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German Pages 1052 Year 2008
Tilman Nagel
Mohammed Leben und Legende
R. Oldenbourg Verlag München 2008
UXORI ET FILIO
Dieses Werk wurde gefördert durch einen einjährigen Forschungsaufenthalt am Historischen Kolleg in München. Das Historische Kolleg, dessen Träger die „Stiftung zur Förderung der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und des Historischen Kollegs“ ist, wird finanziert aus Mitteln des Freistaates Bayern und privater Zuwendungsgeber.
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© 2008 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Rosenheimer Straße 145, D-81671 München oldenbourg.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Dieter Vollendorf Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier (chlorfrei gebleicht) Druck: Memminger Mediencentrum, Memmingen Bindung: Buchbinderei Klotz, Jettingen-Scheppach ISBN 978-3-486-58534-6
Inhaltsverzeichnis Detailliertes Inhaltsverzeichnis ................................................................... 7 Hinweis fr den Leser................................................................................ 17 Kapitel I: Die Kaaba 1. Abrahams Bau........................................................................................ 19 2. Quaij, der Quraiöite.............................................................................. 27 3. Von Abd Manf zu Abd al-MuÅÅalib .................................................... 41 4. Handel, Krieg und Kult.......................................................................... 48 5. Abd al-MuÅÅalib und das ÑJahr des Elefantenì...................................... 68 6. Die Kaaba in den Jahrzehnten des bergangs zum Islam ................... 78 Kapitel II: Ein heidnischer Prophet 1. Von den ÑEingebungenì zur ÑHerabsendung des Buchesì.................. 87 2. Die Jahrzehnte bis zur Berufung........................................................... 95 3. Gnostische Anfnge..............................................................................110 4. Anst e zum Eingottglauben ...............................................................117 5. Die Wahrheit der ÑLesungì und Mohammeds Selbstbewu tsein .......130 6. Vorbilder fr den Eingottglauben ........................................................146 7. Der Weg zum Ñheidnischen Prophetenì..............................................162 8. Andere Propheten im damaligen Arabien ...........................................180 Kapitel III: Die Vertreibung 1. Mohammed und die Ban Maz m ....................................................187 2. Jenseits des Klangefges ......................................................................199 3. Das Exil in thiopien............................................................................208 4. Die chtung der Höimiten ..................................................................221 5. Die Frage nach der Macht in Mekka ....................................................235 6. Die Vertreibung ....................................................................................250 Kapitel IV: Der Glaube 1. Die Vervollkommnung der Riten .........................................................271 2. Die Nutzbarmachung der ÑLesungì .....................................................285 3. Krieg gegen Mekka...............................................................................297 4. Der Glaube............................................................................................314 5. Die Unterwerfung der Frauen ..............................................................324 6. Die Andersglubigen............................................................................336 7. Die Fortsetzung des Krieges gegen Mekka..........................................352 8. Vorboten der Niederlage der Mekkaner ñ oder ihres Sieges? .............366 Kapitel V: Der Dschihad 1. Das Gemeinwesen der Glaubenskrieger .............................................383 2. Der Einmarsch in Mekka ......................................................................402 3. Dynamik nach au en ...........................................................................429 4. Radikalisierung im Innern ....................................................................452 5. Mohammeds Tod..................................................................................465 6. Das Ausgreifen der Bewegung.............................................................467 7. Der Zwiegehrnte ................................................................................484
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Inhaltsverzeichnis
Kapitel VI: Die Hedschra 1. Der sterbende Prophet .........................................................................491 2. Der Umbruch ........................................................................................507 3. Die Erfindung der islamischen Gerechtigkeit......................................513 4. Die Festigung des religisen Fundaments...........................................529 5. Grenzen der Bewegung? ......................................................................546 6. Ideal und Wirklichkeit..........................................................................553 Kapitel VII: Die Fitna 1. Der ÑGarten der Quraiöitenì .................................................................565 2. Das Kalifat UÅmn b. Affns (reg. 644ñ656).......................................576 3. Die Wiederkehr Mohammeds ..............................................................587 4. Die Ermordung UÅmns.......................................................................597 5. Die ÑKamelschlachtì .............................................................................609 6. iffn ......................................................................................................624 Kapitel VIII: Der Islam 1. Die Himmelfahrt des Propheten ..........................................................643 2. Das Kalifat Abdallh b. az-Zubairs (684ñ692) ....................................652 3. Mohammed und die Omaijaden ..........................................................676 4. Die Autoritt des Propheten.................................................................690 5. Der Islam...............................................................................................703 6. Mohammed ñ Legenden und Geschichte ............................................719 Anmerkungen der Kapitel I bis VIII.........................................................739 Anhang Einfhrung in den Gegenstand 1. Stand der Forschung.............................................................................835 2. Eigene Forschungen .............................................................................843 3. berblick ber den Inhalt ....................................................................846 Zustze......................................................................................................873 Genealogische Tafeln...............................................................................980 Landkarten ................................................................................................997 Zeittafel .....................................................................................................999 Indices 1. Begriffe und Sachen ...........................................................................1005 2. Personen .............................................................................................1014 3. Arabische Termini...............................................................................1026 4. Zitierte bzw. erwhnte Koranstellen..................................................1028 Literaturverzeichnis ................................................................................1039 Zur Transliteration arabischer Wrter....................................................1052
Detailliertes Inhaltsverzeichnis Kapitel I: Die Kaaba 1. Abrahams Bau Die gttliche und die von Menschenhand gemachte Kaaba (19) ñ Von Mamre nach Mekka (20) ñ Ismael und die Herrschaft ber die Araber (23) ñ Die jemenische Landnahme und die uziten (25) 2. Quaij, der Quraiöite Der Machtanspruch der Quraiöiten (27) ñ Das Ende der jemenischen Macht im Hedschas und der Aufstieg der Quraiöiten (28) ñ Genealogie und Herrschaft (30) ñ Muar und Raba (32) ñ Wer ist Quraiö? (32) ñ Die Inbesitznahme Mekkas durch Quaij (33) ñ Die Usurpation des Kultes (35) ñ Quaij als Stifterfigur (39) 3. Von Abd Manf zu Abd al-MuÅÅalib Der Streit um das Erbe Quaijs (41) ñ Die Schwurbnde der ÑBlutleckerì und der ÑParfmiertenì (41) ñ Höim b. Abd Manf gegen Asad b. Abd al-Uzz (42) ñ Höims Verdienste (44) ñ Höims Verbindungen nach Medina (44) ñ Höims Rivalitt mit Abd äams, sein Zusammengehen mit den uziten (45) 4. Handel, Krieg und Kult Die Leistung der Quraiöiten und Mohammeds Lebenswerk (48) ñ Die Abö (48) ñ Die Fir-Kriege (50) ñ Die Sicherung der Handelswege (52) ñ Das Zusammenwirken mit den Ban Tamm und seine Bedeutung fr den Kult (53) ñ Der Schwurbund der ÑHerausragendenì (54) ñ Die Kultgemeinschaft Abrahams und die ÑStrengenì (55) ñ ÑHeiligì und Ñprofanì (58) ñ Die politische Bedeutung von Ñheiligì und Ñprofanì (59) ñ Mekka und die anderen Marktorte Arabiens (60) ñ Mekka, die anderen Wallfahrtsorte und die hochreligise Durchdringung Arabiens (62) ñ Der mekkanische Allah und die anderen Gtter (65) 5. Abd al-MuÅÅalib und das ÑJahr des Elefantenî Das Wunder des Scheiterns Abrahas (68) ñ Abd al-MuÅÅalib und Abraha (69) ñ Die thiopier und Abd al-MuÅÅalib (70) ñ Mekka, aÅ-Äif und der Schatten der Gro mchte (72) ñ Die Ban Asad b. Abd al-Uzz und Byzanz (74) ñ Die Iraner im Jemen (76) ñ Die Schwche des Byzantinischen Reiches (77) 6. Die Kaaba in den Jahrzehnten des bergangs zum Islam Abd al-MuÅÅalib und der ÑHerr des Hausesì (78) ñ Der Neubau der Kaaba und die diesbezglichen Legenden (80) ñ Christentum und Wallfahrten in Arabien (82) ñ Die Kaaba in frhislamischer Zeit (83) Kapitel II: Ein heidnischer Prophet 1. Von den ÑEingebungenì zur ÑHerabsendung des Buchesì Die muslimische Frage nach der Redlichkeit Mohammeds (87) ñ ÑEingebungì und Leiden (88) ñ Die Ausblendung des Leidens (90) ñ Sure 96: Am Anfang war das Buch (91) ñ Die ÑEingebungenì und das ÑBuchì (91) ñ Das ÑHerabsendenì (93) ñ ÑSchriftì und ÑBuchì (94)
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2. Die Jahrzehnte bis zur Berufung Legenden um die Zeugung Mohammeds (95) ñ Mohammed, Spro einer uxorilokalen Verbindung (97) ñ Die Geburt Mohammeds: Datum und Ort (98) ñ Der Name ÑMohammedì (100) ñ Mohammeds Amme (101) ñ Als Knabe in Medina (103) ñ In der Obhut seines Onkels Ab Älib (103) ñ Erwartete man einen heidnischen Propheten? (105) ñ Die Ehe mit ada (106) ñ Mohammeds Kinder mit ada (107) ñ Die Berufung (108) 3. Gnostische Anfnge Die Reinheit (110) ñ Mohammed, der Ñ bierì (111) ñ Der Ñhchste Herrì als Schpfer (113) ñ Frhe Relativierung des Gnostizismus (114) ñ Hochreligise Sinnstiftung (115) 4. Anst e zum Eingottglauben Sure 53 und der Beginn der Verkndigungen (117) ñ Der Hundsstern (119) ñ Dem Ñhchsten Herrnì gebhrt der erste Rang (121) ñ Spuren hochreligiser berlieferung (122) ñ Personaler Gott, Schpfer und Welterhalter (126) ñ Schpfer des Guten wie des Bsen (129) 5. Die Wahrheit der ÑLesungì und Mohammeds Selbstbewu tsein Die Redeweise der Wahrsager (130) ñ Die Bekrftigung der Botschaft (132) ñ Die Autorisierung des Boten (133) ñ Mohammed, der ÑZaubererì (136) ñ Mohammeds Monopol auf Unterrichtung aus dem Verborgenen (136) ñ Die Gesandten vor Mohammed (137) ñ Gesandter, ÑBuchì und ÑLesungì (138) ñ Die Authentizitt der niedergeschriebenen ÑLesungì (140) ñ Von der mekkanischen zur medinensischen ÑLesungì (141) ñ Der Ramadan, Gedenkmonat der ÑHerabsendungì (143) ñ Selbstrechtfertigung mit der ÑLesungì (144) ñ Vorbehalte der ÑLeute der Schriftì (145) 6. Vorbilder fr den Eingottglauben Ein fremder Lehrer? (146) ñ Die Frage nach der Herkunft des Stoffs (148) ñ Die koranische Josefsgeschichte (150) ñ Josef bei Ephrm (151) ñ Josef bei Romanos dem Snger (152) ñ Endzeitszenerien (154) ñ anfen als Vermittler des Stoffs (155) ñ anfische Dichtung und koranische Rede (156) ñ Zaid b. Amrs Einflu auf Mohammed (158) ñ Zaids Islam (161) 7. Der Weg zum Ñheidnischen Prophetenì Abrahams Glaubenspraxis ohne Erschwernisse (162) ñ Ab Qais, ein anf aus Medina (164) ñ Umn b. Ma n und sein Kreis (165) ñ Das bequeme anfentum (166) ñ Der anfische Allah und sein Kosmos (167) ñ Die Aneignung der Gestalt Abrahams und die Erwhltheit der Anhngerschaft Mohammeds (169) ñ Die ÑMuslimeì (171) ñ Die Prgung durch das anfentum und die Verarbeitung des Ñbiischenì Erbes (173) ñ Allah ist das Licht (176) ñ Der Gesandte Allahs (177) 8. Andere Propheten im damaligen Arabien Ein koranisches Indiz fr das Warten auf einen arabischen Propheten (180) ñ lid b. Sinn (182) ñ Äala (183) ñ al-Aswad al-Ans und Musailima (183) ñ Sa von den Ban Tamm(185) Kapitel III: Die Vertreibung 1. Mohammed und die Ban Maz m Auslegungen der Prophetenvita: mekkanische Erinnerungssttten (187) ñ Auslegungen der Prophetenvita: die ersten Anhnger (188) ñ Zuerst die
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eigene Sippe warnen? (191) ñ Die Rivalitten unter den quraiöitischen Sippen (192) ñ Die Bedeutung der Ban Maz m (193) ñ Die Verschrfung der ererbten Konflikte (195) ñ Versuche zur Beilegung der Konflikte (197) 2. Jenseits des Klangefges Erste Wahrnehmung des Gesandten Allahs in Medina (199) ñ Warnung der Pilger in Mekka (200) ñ Peinigung der ÑSchwachenì (201) ñ Mohammeds Distanz zu den ÑSchwachenì (202) ñ Unvermgen der altarabischen Gesellschaft zu einer stimmigen Antwort auf Mohammed (204) ñ Vorzeichen des unbeabsichtigten Neuen (205) ñ Universalitt der Botschaft, Partikularitt der Machtinteressen (207) 3. Das Exil in thiopien Exil und Hedschra (208) ñ Die erste Ñislamischeì Gemeinde und die erste Auswanderung nach thiopien (210) ñ Die Ñsatanischenì Verse und die zweite Auswanderung (212) ñ Die Lage im Exil (213) ñ Das Exil und die gro e Politik (214) ñ Mohammed und thiopien (216) ñ Antichristliche Ausgestaltung der Berichte ber das Exil (218) ñ Mohammed und das Christentum am Beginn des thiopischen Exils (220) 4. Die chtung der Höimiten Widerwille gegen die Niederwerfung (221) ñ Verschrfung der Kritik an Mohammed (222) ñ Prfung durch seine Feinde (223) ñ Der Ablauf der Ereignisse (226) ñ Die chtung (227) ñ Die Hintergrnde der chtung (229) ñ Das Ende der chtung (230) ñ Der Nutzen der berkommenen Ordnung (231) ñ Die Zuspitzung der anfischen Gottesidee (233) 5. Die Frage nach der Macht in Mekka Der Tod adas und Ab Älibs (235) ñ Das Abenteuer in aÅ-Äif (235) ñ Das Echo im Koran (238) ñ Die Frage nach der Macht (240) ñ Mose und Mohammed (242) ñ Die Uneinigkeit der quraiöitischen Klane (243) ñ Die Himmelfahrt des Gesandten Allahs (244) ñ Das Problem der Nachtreise des Propheten (246) ñ Der Ñfernste Gebetsplatzì (247) ñ Das Streben nach der Reform der Riten (248) 6. Die Vertreibung Mohammeds Deutung: Vertreibung und Hinderung am Kult (250) ñ Vertreibung und Hedschra (251) ñ Keine gezielte Gemeindebildung in Mekka (252) ñ Die Entstehung der medinensischen Gemeinde (253) ñ Zur Geschichte Medinas (254) ñ Weiteres zur Entstehung der medinensischen Gemeinde (256) ñ Der Beginn der Auswanderung (256) ñ Schutzsuche bei fremden Stmmen (258) ñ Die Begegnungen bei al-Aqaba: alWqids Bericht (262) ñ Die Begegnungen bei al-Aqaba: Ibn Isqs Bericht (263) ñ Allahs Befehl, Krieg zu fhren (265) ñ Mohammeds Flucht aus Mekka (266) ñ Zusammenfassung und berleitung (269) Kapitel IV: Der Glaube 1. Die Vervollkommnung der Riten Ankunft in Medina (271) ñ Der Gebetsplatz des Propheten (272) ñ Freitagsgottesdienst und Gebetsruf (273) ñ Die Gebetszeiten (276) ñ Die Gebetsrichtung (278) ñ Die Regelung des Ramadanfastens (281) ñ Die Riten der Wallfahrt (282)
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2. Die Nutzbarmachung der ÑLesungì Die Bedeutung der ÑLesungì fr die neuartige Gemeinschaft (285) ñ Der Zwang zur Klarheit (286) ñ berblick ber den Inhalt von Sure 2 (289) ñ Zurckweisung der jdisch-christlichen Sublimierung des Opfers (291) ñ Das Zerwrfnis mit den Juden (292) ñ Der Rckbezug auf Abraham (293) ñ Regeln der anfischen Gemeinschaft (294) ñ Die Lebensmitte der neuen Gemeinschaft (297) 3. Krieg gegen Mekka Die Kriegszge, Kern des Wirkens Mohammeds in Medina (297) ñ Erste Aktivitten gegen Mekka (298) ñ Strung des mekkanischen Handelsverkehrs nach aö-äam (300) ñ Ma nahmen zur Festigung der inneren Sicherheit (302) ñ Die Vorgeschichte der Schlacht bei Badr (303) ñ Das Vorgehen der Mekkaner gem den islamischen Quellen (304) ñ Uneinigkeit in den Reihen der Mekkaner (305) ñ Rechtfertigungen von seiten der Medinenser (307) ñ Die Schlacht (308) ñ Zerrttung der berkommenen Beziehungen durch den Ha (311) ñ Beute und Lsegeld (312) 4. Der Glaube Die neue Gemeinschaft und die altarabische Gesellschaft (314) ñ Mohammeds Deutung: Sure 8 (316) ñ Die Glubigen (317) ñ Allahs Eingreifen und die Aufrechterhaltung der Kampfmoral (317) ñ Medinensische Opposition gegen Mohammed (320) ñ Die wahrhaft Glubigen und die Auswanderung (322) ñ Die ÑHelferì (324) 5. Die Unterwerfung der Frauen Auflsung der Ehe durch bertritt eines Partners zum Islam (324) ñ Frauen als wertvolles Eigentum (325) ñ Vorislamische Eheformen (326) ñ Die ersten Ehen Mohammeds (328) ñ Die Bestimmungen in Sure 4: eine neue Form der Ehe (329) ñ Versto ung und Ehehindernisse (330) ñ Die Sicherung der Genealogie (331) ñ Die Unterwerfung der Frauen (332) ñ Der religise Hintergrund dieser Unterwerfung (334) 6. Die Andersglubigen Merkmale der von Mohammed gestifteten Gemeinschaft (336) ñ Die ÑSchriftbesitzerì (337) ñ Die glubigen und die unglubigen ÑSchriftbesitzerì (338) ñ Scheidung zwischen Glubigen und Unglubigen (339) ñ Forderungen an die Andersglubigen (340) ñ Der rde Ton, ein Zeichen der Schwche (342) ñ Die sogenannte Gemeindeordnung (342) ñ Medina nach der Schlacht bei Badr (345) ñ Die Meuchelmorde an Kab b. al-Aöraf und anderen (347) ñ Die Wendung gegen die jdischen Stmme (349) ñ Die Vertreibung der Ban Qainuq (350) 7. Die Fortsetzung des Krieges gegen Mekka Einschchterung der medinensischen Gegner (352) ñ Die ersten Kriegszge nach der Schlacht bei Badr (352) ñ Mekkanische Vorbereitungen auf die Revanche (353) ñ Die Schlacht bei Uud (354) ñ Die Ausweitung des Konflikts (357) ñ Die Vertreibung der Ban n-Nar (359) ñ Das Ñzurckgeholteì bewegliche und unbewegliche Gut (360) ñ Das Bndnis gegen Mohammed (362) ñ Vorboten der Dschihadbewegung (363) ñ Spannungen unter den Glubigen (364) ñ Die Halsbandaffre (365) 8. Vorboten der Niederlage der Mekkaner ñ oder ihres Sieges? Der ÑGrabenkriegì (366) ñ Zweideutiges Verhalten der Ban Quraia (368) ñ Das Massaker an den Ban Quraia (369) ñ Die Verteilung des
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Vermgens der Ban Quraia (370) ñ Die ÑParteiungenì (371) ñ Die Verrohung der Sitten (373) ñ Die Sicherung der Gebiete im Norden von Medina (374) ñ Fhlungnahme mit Herakleios (375) ñ Der Entschlu zur Ñkleinen Wallfahrtì (376) ñ Die Unterredungen bei al-udaibja (377) ñ Der Inhalt des Abkommens (378) ñ Ein belastender Kompromi (379) Kapitel V: Der Dschihad 1. Das Gemeinwesen der Glaubenskrieger Die Umformung der Anhngerschaft des Propheten (383) ñ Die Dschihadbewegung und ihre Einknfte (384) ñ Wandlungen des Begriffs Dschihad (386) ñ Der Geist der Glubigkeit (388) ñ Das gute Darlehen (390) ñ Der Beutekrieg im Norden (392) ñ Die Eroberung aibars (393) ñ Die Verteilung der Beute und der Ertrge des Landes (396) ñ Die Kopfsteuer (398) ñ Die Luterungsgabe und die adaqt (399) ñ Die Verstetigung der adaqt (400) 2. Der Einmarsch in Mekka Die Rckkehr der Byzantiner nach aö-äam (402) ñ Die Anziehungskraft des Glaubenskriegertums (403) ñ Unmut ber den Vertrag von al-udaibja (404) ñ Schwindende Bedeutung der frhen Auswanderung (406) ñ Mohammeds Ñkleineì Wallfahrt (408) ñ Die ersten berlufer (409) ñ Streit zwischen den frhen und den spten Auswanderern (410) ñ Bruch des Vertrags von al-udaibja (412) ñ Mohammeds Vorbereitungen auf den Krieg gegen Mekka (413) ñ Dramatischer Umschwung der politischen Verhltnisse? (413) ñ Die Bekehrung Ab Sufjn b. arbs zum Islam (415) ñ Mohammeds Annherung an die Quraiöiten, Bedeutungsverlust der ÑHelferì und der frhen Auswanderer (416) ñ Der Einzug in Mekka (418) ñ Die Rede an der Kaaba (420) ñ Das Wesen der muslimischen Gemeinschaft nach der Einnahme von Mekka (421) ñ Die berhhung der Gestalt des Propheten (423) ñ Die Islamisierung Mekkas und seiner Umgebung (424) ñ Mohammeds Angst vor bergriffen (425) ñ Die Schlacht bei unain (425) ñ Ergebnisloser Vorsto nach aÅ-Äif (426) ñ Reichtmer fr die Prominenten (427) 3. Dynamik nach au en Harte Kritik der ÑHelferì an Mohammed (429) ñ Weitere kriegerische Aktivitten (430) ñ Mohammeds Machtanspruch und die gro e Politik (431) ñ Gesandtschaften und Ma nahmen der Missionierung (433) ñ Wendung gegen das Christentum (436) ñ Die Furcht der Medinenser vor einem Konflikt mit Byzanz (437) ñ Der kriegerische Prophet und seine Kmpfer (438) ñ Eroberungen sdlich der Grenze zum byzantinischen Reich (439) ñ Die Unterwerfung der Christen von Narn (441) ñ Pressionen gegen die Beigeseller (442) ñ Der Bruch der bereinkunft mit den Beigesellern (444) ñ Der Inhalt von Sure 9 (446) ñ Mohammeds letzte Wallfahrt (448) ñ Der universale Machtanspruch (449) 4. Radikalisierung im Innern Die Brchigkeit der Macht Mohammeds (452) ñ Opponenten in Medina (455) ñ Die Opposition und die vorislamischen medinensischen Klanrivalitten (456) ñ Mohammeds medinensische ÑInnenpolitikì im Lichte dieser Rivalitten (458) ñ Die Verlierer unter den Medinensern (459) ñ Die
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ÑGegenmoscheeì (460) ñ Ein Blick von au en (461) ñ Scharfe Abgrenzung gegen die ÑUnglubigenì (462) ñ Allahs ÑGrenzenì (464) 5. Mohammeds Tod Der geplante Feldzug nach aö-äam (465) ñ Sicherung von Machtpositionen (466) 6. Das Ausgreifen der Bewegung Die Regelung der Nachfolge (467) ñ Der Abfall der Stmme, neue Propheten (469) ñ Kriege in Ostarabien (471) ñ Der bergang in die Eroberungskriege (475) ñ lid b. al-Wald und der Beginn der Kriege gegen die Sasaniden (476) ñ Nordostarabien und aö-äam (477) ñ Die Kriege in aö-äam (479) ñ Die Eroberung des Irak und das Vordringen nach Iran (480) ñ Basra und Kufa, die Heerlagerstdte (482) ñ Der Einfall in gypten (483) 7. Der Zwiegehrnte Der Zwiegehrnte im Koran (484) ñ Der Zwiegehrnte bei Abraham in Mekka (485) ñ Der jemenische Zwiegehrnte (487) Kapitel VI: Die Hedschra 1. Der sterbende Prophet Ein Giftanschlag auf Mohammed (491) ñ Die Krankheit zum Tode (491) ñ Die Hervorhebung Ab Bakrs (493) ñ Die knftige Rolle Als (493) ñ Mohammed und iöa (494) ñ Die Diskreditierung Umars (495) ñ Die Sterblichkeit des Propheten und der Fortbestand des Gemeinwesens (496) ñ Die Legitimierung des Kalifats Ab Bakrs (496) ñ Der konstruierte Vorrang iöas (498) ñ iöa und die Lehrautoritt der Prophetengenossen (500) ñ Brgen des ÑWissensì (502) ñ Die Funktionen der Prophetenvita (504) ñ Von Mohammed zum Islam (506) 2. Der Umbruch Eine Charakterisierung des Kalifats Umars (507) ñ Anst ige Mittelvergabe und Ab arrs Kritik (508) - Umar als Vorbild (510) ñ Die Verteilung der Einknfte durch Ab Bakr (510) ñ Das Anwachsen der Bevlkerung von Medina (511) ñ Fremde Kulturtechniken (512) 3. Die Erfindung der islamischen Gerechtigkeit Umars Trennung zwischen ffentlichen und privaten Geldern (513) ñ Lebensunterhalt, adaqt (513) ñ Umars ÑFiskalismusì (518) ñ Der von Allah vorgesehene Lebensunterhalt (518) ñ Vom Gemeineigentum zum Privatbesitz (520) ñ Dotationen statt Privatbesitzes (521) ñ Die Schaffung des ÑDiwansì (522) ñ Die Gemeinschaft der Dotationsempfnger (524) ñ Umars anfische Ideale (526) ñ Die frhen Auswanderer, ein ÑVerdienstadelì (527) 4. Die Festigung des religisen Fundaments Die Sammlung der ÑLesungì (529) ñ Der muaritische Charakter der ÑLesungì (530) ñ Das Beharren auf Abgrenzung der ÑLesungì gegen andere Texte (533) ñ Das mangelnde Charisma der ÑNachfolgerì (535) ñ Verdunklung der Leistungen der Auswanderer durch den erinnerten Propheten: das Beispiel der tarw (536) ñ Das Verbot des Weingenusses (538) ñ Bestimmungen zum Familienrecht (540) ñ Die Entscheidungsbefugnis des Kalifen und ihre nachtrgliche Rechtfertigung (541) ñ Die Grundla-
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gen der Ñbesten Gemeinschaftì: Zusammenfassung (543) ñ Der Symbolcharakter der Hedschrazeitrechnung (544) 5. Grenzen der Bewegung? Umars Reisen (546) ñ Anzeichen fr das Erlahmen der Dschihadbewegung (548) ñ Araber und andere: die Problematik der Genealogie (549) ñ Kennzeichen der Ñbesten Gemeinschaftì (550) ñ Die ÑInsel der Araberì (551) 6. Ideal und Wirklichkeit Der arabische Charakter der Ñbesten Gemeinschaftì (553) ñ Das anfentum als die den Stammeszwist berwindende Idee (555) ñ ÑBeduinisierung nach vollzogener Hedschraì (557) ñ Die Wiederkehr des ÑVterruhmsì (558) ñ Das Anwachsen des Klanprestiges der Nachfahren Abd al-MuÅÅalibs (559) ñ Die Umwandlung der anfischen Ideale (561) Kapitel VII: Die Fitna 1. Der ÑGarten der Quraiöitenì Eine Episode um erworbene Verdienste und vornehme Herkunft (565) ñ Umn wird in die Querelen verwickelt (567) ñ Die religise Verbrmung des Konflikts (569) ñ Eine Rebellion in Kufa (569) ñ Ein Blick auf die wirtschaftlichen Verhltnisse (572) ñ Neue Kampfgemeinschaften (574) ñ Der Reichtum der alten Genossen (574) 2. Das Kalifat Umn b. Affns (reg. 644-656) Von Umar zu Umn (576) ñ Das Gremium der Wahlmnner (576) ñ Die Wahl Umns (578) ñ Die Vereinheitlichung der ÑLesungì (579) ñ Die basrischen Querelen (581) ñ Mi achtung der Grundstze Umars (583) ñ Landbesitz schafft Loyalitt (584) ñ Die Klagen ber Umn (585) 3. Die Wiederkehr Mohammeds Der Dschihad gert ins Zwielicht (587) ñ Die angebliche Verdrehung der Lehren durch Abdallh b. Saba (588) ñ Abdallh b. Saba, der Unruhestifter (589) ñ Das ÑVermgen Allahsì (590) ñ Abdallh b. Saba in gypten (592) ñ Unbefugte Inanspruchnahme der Autoritt des Propheten (595) 4. Die Ermordung Umns Beratungen ber die Beilegung der Krise (597) ñ Der Inhalt der Beschwerden gegen Umn und dessen Antwort (598) ñ Umns ÑNepotismusì (601) ñ Die ÑGlubigen und die ÑMuslimeì (602) ñ Das Zeugnis der Prophetengenossen und die im Koran grndende Legalitt (603) ñ Vom Vorrang im Dschihad zum Vorrang im ÑWissenì (604) ñ Die Ereignisse bis zur Ermordung Umns (605) 5. Die ÑKamelschlachtì Die Unzulnglichkeit des Korans in der Fitna (609) ñ Ursachen der Autoritt der Prophetengenossen (611) ñ Ein Verteidiger Umns (612) ñ Glaubenspraxis und Krieg (613) ñ Al wird zum Kalifen erhoben (614) ñ Als Ñantiquraiöitischeì Haltung (616) ñ Die Herkunft der ersten Amtstrger Als (617) ñ Der Ruf nach Rache fr den Tod Umns (618) ñ Der Kampf um den Irak (619) ñ iöa und Äala (620) ñ Verfolgung der Anhnger Als in Basra (620) ñ Als Vorsto gegen Basra (621) ñ Die ÑKamelschlachtì (622)
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6. iffn Die Prinzipien der Herrschaft Als (624) ñ Al in der Hand der Aufrhrer (625) ñ Kmpfe zwischen Al und Muwija (625) ñ Al verliert gypten (626) ñ Ergebnislose Bemhungen um einen Huldigungseid Muwijas (627) ñ Die Kmpfe von iffn (629) ñ Dschihad gegen Glaubensbrder (629) ñ Al und die Rabiten (630) ñ Der Verlauf der Schlacht (631) ñ Die Verabredung eines Schiedsgerichts (632) ñ Noch einmal: der Unterschied zwischen Glaube und Islam (633) ñ Die Sezession (635) ñ Die beiden Treffen der Schiedsmnner (636) ñ Als Kriege gegen die Sezessionisten (637) - Muwija in der Offensive (637) ñ Die Resultate der Fitna (638) ñ Die Legitimation Muwijas (640) Kapitel VIII: Der Islam 1. Die Himmelfahrt des Propheten Die Nachtreise nach Jerusalem (643) ñ Die Himmelfahrt von Jerusalem aus (644) ñ Die ltere Fassung: die Himmelfahrt von Mekka aus (646) ñ Die Nachtreise und die Hinwendung zum anfentum (647) ñ Weitere Fassungen (650) ñ Himmelfahrt und ÑWissenì (650) 2. Das Kalifat Abdallh b. az-Zubairs Die Schlacht auf dem Lavafeld (652) ñ Die Mohammedfrmmigkeit (654) ñ Streit um die Anerkennung des Kalifats Jazds (654) ñ Die Ergreifung der Herrschaft durch Abdallh b. az-Zubair (655) ñ Der Zusammenbruch der omaijadischen Herrschaft (657) ñ Die Lnder des zubairidischen Kalifats (658) ñ Religion und Stammeszwist (660) ñ Ibn az-Zubairs Kampf um Kufa (661) ñ Ibn az-Zubairs Unkenntnis der neuen irakischen Gesellschaft (662) ñ Glcklicher Erfolg im Irak (664) ñ Die Untersttzer alMutrs (665) ñ Die Sttzen des Kalifats Ibn az-Zubairs (667) ñ Ein Rckblick auf Umars Muaritentum (669) ñ Der konservative Charakter des Kalifats Ibn az-Zubairs (671) ñ Resmierende Bewertung (672) 3. Mohammed und die Omaijaden Das Recht der Abd Manf-Quraiöiten auf Herrschaft (676) ñ Die Festigung der omaijadischen Macht (676) ñ Die Omaijaden und aö-äam (677) ñ Der Prophet als der Garant der omaijadischen Herrschaft (680) ñ Muwija und Ab Huraira: das Verfgen ber das ÑWissenì (682) ñ Marwn b. al-akams Lebensweg (684) ñ Vom eigenen Entscheiden zur Inanspruchnahme der Autoritt des Propheten (686) ñ Das Wirken Kab alAbrs und die in seinem Namen verbreitete Propaganda (687) 4. Die Autoritt des Propheten Die Legitimitt des ad (690) ñ Umars eigenverantwortliche Entscheidungen und deren Umwandlung in ade (691) ñ Der Einsicht in die Glaubenspraxis entspringende Entscheidungen (694) ñ Die Okkupation der Einsicht in die Glaubenspraxis durch den Propheten (696) ñ Zweideutiger Charakter der unbeschrnkten Autoritt des verklrten Propheten (699) ñ Die Hauptquelle des ad: die jngeren Prophetengenossen (700) ñ Das bergewicht von Themen der Glaubenspraxis (701) 5. Der Islam Vom Dschihad zum Ritenvollzug (703) ñ Magische Formeln (704) ñ Die Aufwertung des islm (705) ñ Umdeutung des kmpferischen Begriffs
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des Glaubens (707) ñ Der Islam tritt in den Vordergrund (708) ñ Die Ñfnf Sulenì (710) ñ Die berbietung der Pflichtriten (711) ñ Ritenvollzug anstelle ethischen Handelns (714) ñ Die Riten und die Herrschaft (716) 6. Mohammed ñ Legenden und Geschichte Der historische Mohammed verschwindet hinter dem Ñislamischenì (719) ñ Der Felsendom, Monument des Islams (720) ñ Einfgung des Lebenswerks Mohammeds in die mekkanische Stadtgeschichte: die omaijadische Auslegung (725) ñ Die höimitische Auslegung (726) ñ Mohammeds Umdeutung der al-Aqaba-Vereinbarung: Ausgangspunkt der ÑLeidensgeschichteì (728) ñ Zwischenbemerkung zur Funktion der Motive fremder Herkunft in der Prophetenvita (730) ñ Die Hedschra als das wichtigste Gestaltungsprinzip der Prophetenlegende (731) ñ Das Hedschrakonzept und die Entstehung des Sunnitentums (733) ñ Die Person Mohammeds (735)
Hinweis fr den Leser Da der Islam diejenige unter den Weltreligionen sei, die im hellen Lichte der dokumentierten Geschichte entstand, ist eine hufig geu erte Feststellung. Das vorliegende Buch unternimmt es, dieser Feststellung eine Grundlage zu geben. Es schildert den Lebensweg jenes Mannes mit Namen Mohammed, der im Arabien des frhen 7. Jahrhunderts n. Chr. den Anspruch erhob, der letzte von Allah berufene Prophet zu sein. Unter nchternem und furchtlosem Befragen der au erordentlich vielfltigen arabisch-islamischen Quellen und unter Heranziehung der im Vergleich dazu sprlichen einschlgigen berlieferungen anderer Herkunft entsteht ein facettenreiches Bild von den religisen und machtpolitischen Bestrebungen Mohammeds, die vor dem Panorama der arabischen Kultur jener Zeit sowie der erbitterten Kriege zwischen Byzanz und Iran nachgezeichnet und analysiert werden. Im Koran, dem vielschichtigen Selbstzeugnis Mohammeds, steht dem Historiker zustzlich zu den erwhnten eine hchst farbige Quelle zur Verfgung, die ihm die Gelegenheit gibt, mit den Augen jenes Mannes auf die Vorgnge zu blicken, die in die Herausbildung eines neuartigen Gemeinwesens mit einem eigentmlichen religis-politischen Charakter mnden. Als ÑProphetenì oder ÑGesandten Allahsì bezeichne ich Mohammed nur im uneigentlichen Sinn und nur in Anlehnung an die Redeweise der Quellen ber ihn; diese sind, wie gesagt, fast ausschlie lich muslimischer Herkunft. Der Glaube der Muslime, da der Koran Allahs unmittelbare Rede sei, ist selbstverstndlich jeder wissenschaftlichen Beurteilung, jeder Falsifikation oder Verifikation, unzugnglich. Die Forschung mu sich an das halten, was als gesichert gelten kann, nmlich da die Worte des Korans von Mohammed ausgingen, da er sie als Rede Allahs verstanden wissen wollte und da ein Teil seiner arabischen Zeitgenossen diese Behauptung ernstnahm und daraus weitreichende Konsequenzen zog. Deren Verwirklichung im Alltag beeinflu te ihrerseits die Vorstellungen, die sich die frhen Muslime von Mohammed und von dem Prophetentum machten, das sie ihm zuerkannten: Die dokumentierte und die erinnerte Geschichte treten auseinander. Wir werden diesem Sachverhalt bis in die zweite Hlfte des 7. Jahrhunderts hinein nachgehen, bis in jene Epoche, in der sich die Grundzge der Erinnerung der Muslime an die Entstehungsgeschichte ihrer Religion und ihres Gemeinwesens verfestigt haben. Mit den weiteren Entwicklungslinien des muslimischen Bildes vom Propheten bis in die Neuzeit hinein beschftigt sich die Studie Allahs Liebling. Ursprung und Erscheinungsformen des Mohammedglaubens, die im unmittelbaren Zusammenhang mit der vorliegenden ausgearbeitet wurde. Geschichtsschreibung entsteht aus der hartnckig bohrenden Auseinandersetzung mit dem, was die Quellen berichten. Erst nach der ins einzelne gehenden Kenntnisnahme des berlieferten sind verallgemeinernde Schlsse mglich. Das ist eine Binsenweisheit, die man in der LebenMohammed-Forschung leider vielfach mi achtet. Das mannigfaltige, beraus umfangreiche Material ist im brigen mit zahllosen Einzelpersonen verknpft und spiegelt das in Kategorien der Verwandtschaft urtei-
18 lende Weltverstndnis seiner Urheber wider. Dieser Sachverhalt darf bei der Darstellung nicht vllig bersprungen werden. Er mu vielmehr so weit nachgezeichnet werden, da die Schlsse, die aus der berlieferung zu ziehen sind, plausibel werden. Ein geringer Teil der Geduld, die beim Studium der Quellen aufzubringen war, wird daher auch dem Leser abverlangt. ber das Verhltnis meiner Untersuchungen zur bisherigen LebenMohammed-Forschung setze ich den Leser in der Einf hrung in den Gegenstand am Beginn des Anhangs ins Bild; dort findet sich auch ein Abri des Gedankenganges der Darstellung. Ferner enthlt der Anhang neben dem blichen Apparat zahlreiche genealogische Tafeln. Bei letzteren achte ich nicht auf Vollstndigkeit, sondern lediglich darauf, da sich der Leser einen berblick ber die Verwandtschaftsbeziehungen wichtiger im Text genannter Personen verschaffen kann; die Kenntnis dieser Verbindungen, des Ordnungssystems der altarabischen Gesellschaft, ermglicht erst eigentlich das Verstndnis der zu schildernden Geschehnisse. Im Register der Personen verweist eine in Klammern gesetzte rmische Zahl gegebenenfalls auf die genealogische Tafel, die zu Rate zu ziehen ist. Den Kern des Anhangs bilden jedoch die Zustze zu den Anmerkungen. Wenn eine Anmerkung einen Zusatz hat, wird dies durch /Z/ verdeutlicht. Die Zustze selber sind in der Reihenfolge der Kapitel und darin wiederum nach den Nummern der Anmerkungen geordnet. Sie enthalten Materialien vorwiegend religions- und kulturgeschichtlichen Inhalts, mit deren Hilfe dem Leser der Hintergrund der geschilderten Ereignisse erlutert und veranschaulicht werden soll. Viele Jahre voller Anstrengungen stecken in dem endlich fertiggestellten Buch. Ohne das Stipendium des Historischen Kollegs in Mnchen, wo ich vom Herbst 2005 bis zum Herbst 2006 ungestrt und in einer der geistigen Arbeit frderlichen Atmosphre ttig sein konnte, wre ich gleichwohl nicht zum Abschlu gekommen. Mein tiefempfundener Dank gilt daher dieser wunderbaren Institution und allen, die sich ihr Wohl und Gedeihen angelegen sein lassen. Herr Dr. Viktor Golinets war in Mnchen mein wissenschaftlicher Mitarbeiter; er setzte die genealogischen Tafeln, las den ganzen Hauptteil und gab mir viele wertvolle Literaturhinweise. Herr Andreas Herdt MA unterzog im Sommer 2007 den ganzen Text einer peinlich genauen Lektre, entdeckte manche Unstimmigkeit und schlug einige Ergnzungen vor, die in den Anmerkungen gekennzeichnet sind. Au erdem fertigte er die Indices der Personen, der arabischen Termini und der Koranstellen an. Frau Natalja Plechistova MA war bei der Beschaffung und Aufbereitung der Landkarten behilflich. Herr Dr. Martin Jagonak enthllte mir manche Geheimnisse der EDV und machte mir dadurch die Anfertigung des Umbruchs mglich. Ihnen allen gilt mein aufrichtiger, herzlicher Dank. Vor allen anderen aber danke ich meiner lieben Frau; da sie eine Korrektur las, ist wahrlich der geringste Teil der Untersttzung und Aufmunterung, die sie mir und meiner Arbeit unermdlich schenkt. Dransfeld, im September 2007
Tilman Nagel
Kapitel I: Die Kaaba 1. Abrahams Bau Am Anfang, vierzig Jahre vor der Schpfung der Himmel und der Erde, war die Kaaba der Schaum ber dem Wasser; von ihr her breitete Allah das Land aus. So lehrt es Kab al-Abr, der in der vorislamischen Heilsgeschichte bewanderte Jude, der zur Regierungszeit des Kalifen Umar (reg. 634-644) aus dem Jemen nach Medina gekommen ist und den Islam angenommen hat.1 Ibn al-Abbs (gest. 688), ein Vetter des Propheten Mohammed, wei es noch genauer: In der Zeit vor der Schaffung der Himmel und der Erde schwebte der Thron Allahs ber dem Wasser; Allah entfachte einen Sturm, der an der Stelle der Kaaba eine Sandbank hervortreten lie , einer Kuppel hnlich. Unterhalb von ihr verfertigte Allah die sieben Erdschichten; sie schwankten und schwankten, worauf der Schpfer sie mittels tiefwurzelnder Berge festpflockte. Der erste Berg war der Mekka berragende Ab Qubais, und die Stadt nennt man Ñdie Mutter der Ortschaftenì. Muhid b. abr (gest. 722), ein mekkanischer Gelehrter, teilt uns darber hinaus mit, schon zweitausend Jahre vor Schaffung der Erde habe Allah jene erwhnte Stelle freigelegt, deren Fundament bis zur siebten und letzten Schicht hinabreiche.2 Mit diesen berlieferungen leitet Ab l-Wald al-Azraq (gest. ca. 858) sein gro es Werk ber die Geschichte Mekkas ein. Die heilige Stadt beherbergt den Mittelpunkt der Schpfung: Alle Lnder lagern sich um den Ort der Kaaba; deren Grundmauern ruhen auf der tiefsten Erde. Und unmittelbar ber ihr, jenseits des siebten Himmels, befindet sich der Thron Allahs; die Achse des Kosmos verluft durch die Kaaba. Dies versichert uns eine andere Legende: Als Adam aus dem Paradies versto en worden war, vermi te er schmerzlich den Gesang, der dort stndig erklingt; Allah fhrte ihn an den Ort des knftigen Mekka, und Gabriel fegte mit einem gewaltigen Flgelschlag das Erdreich von der Bodenerhebung, auf welche die Kaaba gesetzt werden sollte; andere Engel schleppten aus verschiedenen Gegenden der Welt mchtige Felsbrocken herbei und lie en sie dort hinab; so wurden die Grundmauern gelegt, und nun schwebte das Ñvielbesuchte Hausì vom Himmel hernieder und wurde auf den Felsstcken abgesetzt. Das Haus bestand, wie Kab alAbr wei , aus einem riesigen ausgehhlten Rubin; Allah befahl Adam, es zu umkreisen, gleich wie die Engel oben den Thron des Hchsten. Als spter die Flut ber die sndhafte Menschheit hereinbrach, wurde das Ñvielbesuchte Hausì wieder in den Himmel emporgezogen.3 Da an dem Ort, wo dieses einst gestanden hatte, heilige Krfte walteten, geriet nicht in Vergessenheit, nachdem sich die Fluten verlaufen hatten. Allah beschlo , wie einst Adam so nun Abraham die Riten zu lehren; er zeigte ihm den Ort, beauftragte ihn mit dem Bau eines neuen ÑHausesì, und Abraham machte sich ans Werk. Sein Sohn Ismael schleppte die Steine herbei, aus denen er die Mauer fgte ñ bis in eine Hhe von neun Ellen. Es entstand ein Geviert, eine Einfriedung ohne Dach, deren Ecken nach den Himmelsrichtungen gelegen waren: Die
Die gttliche und die von Menschenhand gemachte Kaaba
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Von Mamre nach Mekka
I. Die Kaaba
sdliche Ecke nannte man die jemenische; rechter Hand von ihr dehnte sich die Mauer einunddrei ig Ellen weit nach Nordosten bis zur stlichen Ecke, die spter die irakische hei en sollte; von dort schritt man die Stirnwand entlang und erreichte nach zweiundzwanzig Ellen den nrdlichsten Punkt des Gebudes, die syrische Ecke; der westlichste Punkt war von da zweiunddrei ig Ellen entfernt und zwanzig von der jemenischen Ecke.4 Die annhernd rechtwinklige Einfriedung konnte durch eine Lcke betreten werden, die Abraham in der nach Nordosten weisenden Lngswand freigelassen hatte. Er verzichtete im brigen darauf, die Fugen des Gemuers mit Lehm auszuschmieren, sondern setzte lediglich die unbehauenen Steine fest aufeinander. Als er bis zur stlichen Ecke gelangt war, bat er seinen Sohn, er mge ein besonders markantes Felsstck suchen. Es war der Engel Gabriel, der Ismael den funkelnden Meteoriten brachte, der noch heute an jener Stelle der Kaaba zu sehen ist, inzwischen freilich geschwrzt wegen der zahllosen sndigen Hnde, die ihn in heidnischer Zeit berhrten. Im Innern des Bauwerks, zur Rechten des Eingangs, hob Abraham eine Grube aus; in ihr wurden die Votivgaben verwahrt, die die Wallfahrer dem Heiligtum stifteten. So war nun der krafthaltige Ort, zu dem seit dem Rckgang der Flut die Menschen gepilgert waren, um die Vergebung ihrer Verfehlungen zu erflehen,5 wie zu Adams Zeiten durch ein Gebude gekennzeichnet, ein menschengemachtes allerdings, und der Meteorit lehrte, von wo aus man mit dem Umschreiten der Achse des Kosmos beginnen sollte. Was knnen wir mit diesen Legenden anfangen? Tragen sie berhaupt zum Verstndnis des islamischen Propheten und seiner Gedankenwelt bei? Haben wir nicht trichte Fabeleien vor uns, angeregt durch jenen Vers des Korans (Sure 2, 127), der von der Errichtung des ÑHausesì durch Abraham und Ismael erzhlt? In der Tat sind die Bemerkungen ber die Schaffung der Kaaba vor aller brigen Kreatur erst nach Mohammeds Tod entstanden, wofr der Name Kab al-Abrs zeugt, eines Juden, der zum Islam bertrat und in der frhen Omaijadenzeit wirkte. Das mekkanische Heiligtum wie auch die Gestalt des Propheten wurden damals zu den entscheidenden Gegebenheiten einer vor allem Irdischen einsetzenden Heilsgeschichte erhoben. In anderem Zusammenhang mu dies weiter geklrt werden. Frs erste verweilen wir jedoch bei Abraham, genauer bei dem Pilgerkult, den ihm die heidnischen Araber widmeten. Dieser Kult ist nicht erst im Koran und in anderem frharabischen Schrifttum bezeugt, sondern auch unabhngig davon. In den eben zitierten berlieferungen wird lteres Gedankengut lediglich in einen auf Mekka ausgerichteten Wortlaut bertragen. Das lteste Zeugnis verlegt diesen Kult nmlich nicht nach Mekka. Gegen Ende des 5. Jahrhunderts schrieb Sozomenos in seiner Kirchengeschichte ber eine auch von heidnischen Arabern aufgesuchte Pilgersttte, die, bei Hebron gelegen, sich bis in die Regierungszeit des Kaisers Konstantin regen Zuspruchs erfreute. Bei ÑMambrì ñ den berhmten Terebinthen des Mamre (Gen 13, 18), wo Abraham sich einst niedergelassen hatte ñ habe man alljhrlich im Sommer Zeremonien gefeiert, an denen sich Araber in gro er Zahl beteiligt htten. Obgleich deren Zelte stets dicht an dicht gestanden htten, habe niemand die guten Sitten verletzt; aus Ehrfurcht vor dem heiligen Ort
1. Abrahams Bau
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htten sich die Wallfahrer des Geschlechtsverkehrs enthalten. Au er einem Gebude an der Terebinthe Abrahams sei dort nur freies Gelnde gewesen. Der Brunnen, den Abraham einst gegraben habe, sei mit Votivgaben vollgestopft und zu nichts mehr nutze gewesen. Juden, Christen und Heiden seien als Pilger gekommen; die Juden, um des Patriarchen zu gedenken; die Christen, weil dort der erschienen sei, der sich spter als der Erlser erwiesen habe; die Heiden schlie lich in Erinnerung an die Engel, die Abraham aufgesucht htten. berdies hren wir von Sozomenos, da die Heiden bei Gelegenheit dieser Wallfahrt Tiere opferten, Rinder, Hunde, Ziegenbcke, Hhne. Als der Kaiser von diesem Treiben erfahren habe, sei den Bischfen in Palstina der Befehl zugegangen, solche Profanierung des heiligen Ortes zu unterbinden, den Opferaltar und die hlzernen Idole zu zerschlagen und eine Kirche zu errichten.6 Vereinzelt st t man in der Sptantike auf Spuren einer Verehrung Abrahams, die sich vom biblischen Hintergrund gelst hat; auf deren theologischen Gehalt und auf die Frage nach dessen Bedeutung fr Mohammeds Verkndigung mssen wir spter zu sprechen kommen. Vorerst sei nur an das heilsgeschichtlich bedeutsame Erleben Abrahams bei den Terebinthen von Mamre erinnert, das, folgt man den Worten Sozomenosí, die heidnischen arabischen Wallfahrer dorthin lockte. Dem Patriarchen war ein Fremder mit zwei Begleitern erschienen. Die ehrfurchtgebietende Aura des Unbekannten beeindruckte Abraham tief. Er bat Sarah, den Ankmmlingen ein Gastmahl zu bereiten. Nachdem man gespeist hatte, erkundigte sich der Fremde nach Sarah und sagte voraus, da sie ein Kind gebren werde. Unglubig lachte sie bei diesen Worten; sie und Abraham waren dafr zu alt. Der Fremde lie diesen Einwand nicht gelten; Gott sei alles mglich, beharrte er (Gen 18, 2ñ15). Fr die christlichen Wallfahrer nach ÑMambrì war jener Unbekannte niemand anders als der Heiland selber, der schon damals Wunder wirkte, genau wie viel spter, als Palstina eine rmische Provinz geworden war. Von dieser christlichen Inanspruchnahme Abrahams wird noch zu reden sein. In den ltesten Suren des Korans wird nirgends ausfhrlich von Abraham erzhlt. Erst in den letzten Jahren vor der Hedschra rckt er in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit Mohammeds. So hei t es damals in Sure 11: ÑUnsere (d.h. Allahs) Gesandten brachten Abraham die Freudenbotschaft: ÇFriede!ë Er erwiderte: ÇFriede!ë und setzte ihnen sogleich ein gebratenes Kalb vor. Wie er bemerkte, da ihre Hnde es nicht berhrten,7 fand er dies befremdlich, und Furcht vor ihnen beschlich ihn. ÇFrchte dich nicht! Wir sind zum Volk Lots geschickt!ë sagten sie. Abrahams Frau stand dabei. Sie lachte. Wir (d.h. Allah) verhie en ihr die Geburt Isaaks und spter Jakobs, worauf sie entgegnete: ÇWeh mir, soll ich gebren, wo ich doch ein altes Weib bin und mein Ehemann ein Greis? Das ist wirklich seltsam!ë Jene fragten: ÇWunderst du dich ber Allahs Fgung? Die Barmherzigkeit und der Segen Allahs seien ber euch, ihr Leute des Hauses! Er ist hoch zu rhmen!ëì (Vers 69ñ73). In Mohammeds Vorstellung spielt die Szene in Mekka, worauf die Wendung Ñihr Leute des Hausesì hinweist: Er denkt bei dieser Wendung an sich selber und an die brigen Nachkommen seines Gro vaters Abd al-MuÅÅalib.8 Aus einer weiteren Passage, die ebenfalls aus seiner sptmekkanischen Periode
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I. Die Kaaba
stammt, erhellt noch klarer, da das Ereignis von Mamre, nur noch flchtig angedeutet, von der Vorstellung absorbiert wird, Mekka sei der Mittelpunkt der Heilsgeschichte der Menschheit. ÑWir (d.h. Allah) verhie en Abraham einen klugen Knaben. Und als er mit ihm den (Ort des rituellen) Lauf(es) (zwischen a- af und al-Marwa) erreicht hatte,9 sprach er: ÇMein lieber Sohn, mir trumte, wie ich dich opfere. Schau, was du nun fr richtig hltst!ë Er antwortete: ÇVterchen, tu wie dir aufgetragen! Du wirst mich, so Allah will, geduldig finden.ë Als beide (das Gesicht zu Allah, also zur Kaaba) gewandt hatten10 und Abraham den Sohn auf die Stirn niedergeworfen hatte, da riefen wir ihm zu: ÇAbraham! Du hast dem Traum geglaubt. So aber belohnen wir die, die recht handeln. Dies ist wirklich eine klare Prfung!ë Und wir lsten (den Sohn) durch ein gro es Opfertier aus und hinterlie en (Abraham) unter den Sptgeborenen (gro en Ruhm). Friede sei ber ihm! So belohnen wir die, die recht handeln. Er zhlt zu unseren glubigen Knechten. Und wir verhie en ihm Isaak, der ein Prophet und einer der Frommen sein wrde, und wir segneten ihn und Isaak. In der Nachkommenschaft beider gibt es einige, die recht handeln, aber auch andere, die offensichtlich wider sich selber freveln.ì (Sure 37, 101ñ113). Die Ankndigung der Geburt eines Sohnes ñ es mu Ismael sein, denn von der Verhei ung Isaaks ist erst nach der Opferung die Rede ñ enthlt keinen Hinweis mehr auf den Hain von Mamre; das, wie im Koran blich, nur in wenigen knappen Strichen skizzierte dramatische Ereignis luft vor einer mekkanischen Kulisse ab. Abd al-MuÅÅalib, so erzhlte man sich, hatte geschworen, er werde Allah einen Sohn opfern, und auch ihm gewhrte Allah im letzten Augenblick Schonung; die Mohammedlegenden verbinden die Zeugung des Gesandten Allahs mit diesem Geschehen.11 Etwas lter als die Suren 11 und 37 ist Sure 14, die mit ÑAbrahamì berschrieben wurde. Dies weist uns auf ihr Kernthema hin, auf die Verse, die man fr besonders wichtig hielt: ÑDamals sagte Abraham: ÇO mein Herr! Mach diese Ortschaft (d.h. Mekka) sicher! Gib, da ich und meine Shne die Verehrung der Idole meiden! O mein Herr! Diese Idole haben schon viele Menschen in die Irre gefhrt. (Und davor bewahre auch alle) die mir folgen; denn sie gehren zu mir. Und wer sich mir widersetzt ñ nun, du bist verzeihend und barmherzig! O unser Herr! Ich habe einige meiner Nachkommen in einem Tal angesiedelt, in dem es keinen Ackerbau gibt, bei deinem geheiligten Haus. O unser Herr, sie sollen das rituelle Gebet verrichten. Gib, da das Herz einiger Leute Zuneigung zu ihnen fa t, ernhre sie von den Frchten, vielleicht werden sie sich dankbar zeigen! O unser Herr, du wei t, was wir verbergen und was wir offenlegen. Allah bleibt nichts verborgen, weder auf der Erde noch im Himmel. Preis sei Allah, der mir trotz meinem Greisenalter Ismael und Isaak geschenkt hat! Mein Herr erhrt das Bitten! O mein Herr, mach, da ich das rituelle Gebet einhalte, desgleichen meine Nachkommen, und nimm mein Bitten an! O unser Herr, verzeih mir und meinen Eltern und den Glubigen am Tag der Abrechnung!ëì (Vers 35ñ41). Erst nach Mohammed werden diese Andeutungen durch Anleihen beim Alten Testament und der daraus schpfenden Literatur ergnzt, wobei die Schwierigkeiten, die die nahtlose Verbindung der arabischen
1. Abrahams Bau
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mit der jdischen berlieferung bereitet, zutage treten. Abraham, so lautet eine weit verbreitete Fassung der Geschichte,12 flchtete aus seinem Heimatland, wo ihn der bse Tyrann Nimrod gepeinigt hatte.13 Er Ñwanderte zu Allah ausì.14 Zusammen mit seiner Base Sarah, die er geheiratet hatte, gelangte er nach gypten. Der Teufel flsterte dem Pharao etwas von der ungewhnlichen Schnheit Sarahs zu und weckte dadurch die Begierde des Herrschers. Sarah mu te vor ihn treten, doch noch ehe er sie packen konnte, verdorrte ihm die Hand. Erschrocken schwor er, er werde Sarah nie wieder belstigen, wenn sie nur erreiche, da seine Hand heile. Auf Sarahs Bitte erfllte Allah diesen Wunsch; dankbar schenkte ihr der Pharao eine Magd, Hagar. Sarah, die von ihrer Unfruchtbarkeit wu te, gab die Magd ihrem Ehemann weiter. In jenen Tagen fand auch die Begegnung mit den Fremden statt, die Sarah die Geburt eines Sohnes verhie en. Ismael und Isaak kamen ungefhr zur selben Zeit zur Welt. Mit Kummer bemerkte Sarah, da Abraham den Sohn der Magd bevorzugte. In ihrer Eifersucht konnte sie ihren Gatten schlie lich dazu berreden, Hagar und Ismael zu versto en. Abraham riet Sarah sogar, sie solle Hagar beschneiden und ihr berdies die Ohren durchbohren. Beides wurde fortan unter den heidnischen Frauen blich.15 Hagar und ihr Sohn wurden in der wasserlosen Einde des nachmaligen Mekka ausgesetzt. Um sie vor dem Verdursten zu retten, lie Allah dort den Zemzembrunnen hervorquellen. Wegen dieser Wasserstelle siedelten sich Leute aus dem Stamm der urhum bei Hagar an. Ismael bettigte sich, sobald er herangewachsen war, als Jger. Nach dem Tode Hagars suchte Abraham mehrmals Mekka auf; von Allah erhielt er den Felsblock, auf den er sich stellte, als er die Mauern der Kaaba auffhrte, bis in eine Hhe von neun Ellen, wie wir hrten. Noch heute kann man diesen Stein mit einem Fu abdruck Abrahams im Hof der Gro en Mosche von Mekka besichtigen. Auf Anraten Abrahams heiratete Ismael in den Stamm urhum ein; als Abraham nmlich whrend eines seiner Besuche in Mekka den Wohllaut des Arabischen hrte, keimte in ihm der Wunsch, seine Nachkommen mchten sich dieser Sprache bedienen. Ismael freite um Rala, eine Tochter des urhumitischen Stammesfhrers Mu b. Amr,16 die ihm zwlf Shne gebar (vgl. Gen 17, 12), unter ihnen Nbit, Qaidr und QaÅ r. Nach seinem Tode begrub man Ismael wie zuvor schon seine Mutter im Innern der halbkreisfrmigen Umzunung, die noch heute vor der nordstlichen Querwand der Kaaba zu sehen ist. Abraham hatte sie als eine Hrde fr seine Ziegen aus den sten des Arak-Baumes17 gebaut, sein Sohn hatte sie zu demselben Zweck genutzt.18 ñ Nbit kmmerte sich nach dem Tod des Vaters um die Kaaba und die Pilgerriten. Er und sein Bruder Qaidr sind es, auf die sich die Stammbume der Ismael-Araber zurckfhren lassen, nicht aber auf QaÅ r,19 und das kam so: Als Nbit gestorben war, ging das Wchteramt an der Kaaba auf Mu b. Amr, den Gro vater mtterlicherseits, ber und damit letzten Endes an die urhumiten. Mu und seine Sippe siedelten am oberen Ende Mekkas und erhoben den Zehnten von allen, die von dort aus das Heiligtum besuchen wollten. As-Samaida, das Oberhaupt der Familie QaÅ rs, beherrschte dagegen das Gelnde von al-Ajd sdsdstlich der Kaaba.
Ismael und die Herrschaft der Araber
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I. Die Kaaba
Beide machten sich zunchst keine Konkurrenz und lebten friedlich miteinander. Freilich waren beide Gruppen, da sie aus dem Jemen stammten, an eine feste Obrigkeit gewhnt. Wenigstens bevor sie zu einer Karawanenreise aufbrachen, whlten sie stets einen der ihrigen zum ÑKnigì. In Mekka beanspruchte as-Samaida eines Tages das Knigtum und wollte es ber die ganze Ansiedlung ausdehnen. Es entspann sich ein heftiges Gefecht zwischen beiden Parteiungen, bei dem die urhumiten unter Mu die Oberhand gewannen. QaÅ r und sein Anhang wurden verdrngt, Mu schwang sich zum ÑKnigì von Mekka auf.20 ñ Will man Ismael zum Stammvater der Araber erheben, dann mu man die biblische berlieferung mit einer anderen, genuin arabischen verschmelzen, in der die Erinnerung an die eigenen Genealogien fortlebt. QaÅ r ñ sein Name fehlt in der biblischen Liste der Shne Ismaels (Gen 25, 12ñ14; 1. Chronik 1, 29ñ31)21 ñ steht fr einen Teil des Arabertums, der wegen seines frevelhaften Verhaltens aus Mekka versto en wurde; der mit dem Besitz der Kaaba verbundene Herrschaftsanspruch ber alle Araber tritt in dieser Legende unverhohlen zu Tage; er war schon vor Mohammeds Auftreten ein Politikum ersten Ranges und wurde durch dessen Wirken erheblich verschrft. Eine andere Fassung der Legenden um die Nachkommen Ismaels und deren Aufgehen im Arabertum betrachtet die urhumiten und die Familie QaÅ rs als zwei eigenstndige Gemeinschaften jemenischen Ursprungs; den urhumiten ist es vergnnt, durch die Verschwgerung mit Ismael ein Teil der durch die Treue zum Kaabakult gekennzeichneten Ñrechtglubigenì Araber zu werden; QaÅ r und seine Sippe setzt man dagegen mit den Amalekitern gleich, den Erzfeinden der Israeliten.22 ÑDann machte Allah, da die Nachkommen Ismaels und die urhumiten, ihre Verwandten in der mtterlichen Linie, sich ausbreiteten. Die urhumiten waren die Herren des ÇHausesë, und die Nachfahren Ismaels machten ihnen dies um der Verwandtschaft willen nicht streitig. Als ihnen Mekka zu eng wurde, verteilten sie sich ber das Land. Zu welchem Stamm sie auch kamen, in welchem Ort sie sich auch niederlie en, wegen ihrer Glaubenspraxis, nmlich der abrahamischen, verlieh ihnen Allah die Oberhand, so da sie endlich das ganze Land fllten und die Amalekiter von dort vertrieben.ì23 Mit dem Bekenntnis zu Abraham und dem Vollzug der Riten, die er auf Gehei Allahs stiftete, verknpft sich die Herrschaft; dem muslimischen Autor, der die legendenhafte Geschichte des alten Mekka zusammenfa t, ist diese Vorstellung geradezu selbstverstndlich. Weshalb aber verloren die urhumiten, was sie einst gewonnen und mit stiller Zustimmung der Shne Ismaels genossen hatten? Sie verstanden es nicht, die sittliche Lauterkeit, wie sie den Wchtern der Kaaba angemessen ist, zu bewahren sowie sich zgig zu vermehren. Mu, ein Urenkel des gleichnamigen Stammesfhrers, warnte vor den schlimmen Folgen der Lasterhaftigkeit, aber man wollte nicht auf ihn hren. ñ Wir werden diese Motive in Mohammeds ltesten Verkndigungen wiederfinden. ñ Als einige urhumiten gar versuchten, die in der Kaaba hinterlegten Schtze zu stehlen, verbarg Mu sie heimlich im Zemzembrunnen, den er danach zuschttete. Unterdessen rckten Stmme aus dem Jemen, aus Marib, nach Norden vor; sie hofften, entwe-
1. Abrahams Bau
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der in Syrien oder im Irak gnstige Lebensverhltnisse anzutreffen. Sie baten die urhumiten um vorbergehende Untersttzung, bis sie ausgekundschaftet haben wrden, wohin sie weiterziehen knnten. Doch die hochmtigen Herren Mekkas verweigerten die Gastfreundschaft; die Fremden nahmen sich nun mit Gewalt, was ihnen nach gutem Brauch zustand. Mu und sein Anhang hatten sich aus dem Kampf herausgehalten und retteten damit ihr Leben; sie flchteten nach Qanaun,24 wo ihre Nachfahren, so hei t es in der auf al-Azraqs Werk fu enden berlieferung des uziten Isq b. Muammad,25 Ñbis heuteì wohnen.26 Die brigen urhumiten wurden gettet oder in alle Winde zerstreut. So kam es, da die sdarabischen uziten die Herrschaft ber Mekka errangen; noch in der Zeit Mohammeds spielten sie in der Stadt eine, wenn auch untergeordnete, Rolle. Seitdem die Quraiöiten, ein sich unmittelbar auf Ismael berufender Stamm, das Heiligtum in ihre Gewalt gebracht hatten und sich anschickten, ihre Macht ber ganz Arabien auszudehnen, werden die uziten auf den Hinweis Wert gelegt haben, da sie seinerzeit nach der Vertreibung der urhumiten bereitwillig die Nachkommen Ismaels in ihrer Mitte aufgenommen htten.27 Der Sieg jemenischer Einwanderer ber die urhumiten bildet ein Schlsselereignis in der erinnerten Geschichte der Araber der vor- und frhislamischen Epoche. Denn nicht nur die Verhltnisse in Mekka sollen fr lange Zeit hierdurch bestimmt worden sein. Wie al-Azraq erzhlt, befiel die Eroberer, kaum da sie die Stadt und das ÑHausì in Besitz genommen hatten, eine schlimme Fieberseuche. Was zu tun sei, fragten sie ihre Wahrsagerin. Wer ber ausreichend Proviant und krftige Kamele verfge, der mge in den Oman ziehen, riet sie ñ und das wurden die Azd Umn; wer sich zutraue, harte Entbehrungen auszuhalten, der mge sich mit der kmmerlichen Nahrung durchschlagen, die ihm die ArakBume in der Niederung von Marr28 bten ñ das waren die uziten; wenn jemand die im sumpfigen Gelnde verwurzelten Bume bevorzuge, dann solle er in das palmenreiche Jarib einwandern ñ diesem Hinweis folgten die Aus und die azra; Wein und ein Leben in Luxus werde man im fernen Bostra und in al-Awr29 genie en ñ die l afna der Ban assn machte sich dorthin auf; feine Gewnder, edle Pferde, viele Schtze, aber auch Blutvergie en erwarteten die Ankmmlinge im Irak ñ die Sippe des uaima al-Abraö,30 die assniden in al-ra und die Sippe des Muarriq31 fanden den Gewinn zu verlockend. Im Kreise der medinensischen ÑHelferì Mohammeds wird man diese Geschichte ber die sdarabische Landnahme in Verse setzen; im erbitterten Stammeszwist der Omaijadenzeit, der eine mittelbare Folge des Auftretens Mohammeds und des hierdurch verschrften Gegensatzes zwischen Sdund Nordarabern war, wird alles dies zu einer gleichsam lebendigen Gegenwart erweckt werden.32 Luaij hie der erste uzite, der Mekka regierte und sich um die Kaaba kmmerte. Er verehelichte sich mit einer urhumitin, die ihm einen Sohn gebar, den er Amr nannte. Mit diesem Amr, einem Mann von sagenhaftem Reichtum, verbindet die berlieferung schwerwiegende Umgestaltungen des Kaabakultes. Das Vermgen, ber das er verfgen konnte, bestand vor allem aus riesigen Viehherden; er konnte es sich
Die jemenische Landnahme und die uziten
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I. Die Kaaba
leisten, die Pilger mit einer Delikatesse zu bewirten, dem puren Fett aus den Hckern geschlachteter Kamele. Man erzhlt, da er einige in frhislamischer Zeit noch gebte Bruche der Kamelzchter gestiftet habe. Stuten, die zehnmal hintereinander weibliche Fohlen zur Welt gebracht hatten, wurden Ñfreigelassenì; sie durften nicht mehr geritten oder gemolken werden, niemand hatte das Recht, sie von einem Weideplatz oder einer Wasserstelle fortzuscheuchen; nach einer anderen berlieferung erfolgte die ÑFreilassungì schon nach dem sechsten rein weiblichen Wurf; dem letzten weiblichen Fohlen schlitzte man die Ohren, es verblieb bei dem Muttertier; enthielt der sechste Wurf ein mnnliches Fohlen, wurde dieses sofort geschlachtet und verzehrt. Kamelstuten wurden im brigen auch in Erfllung von Gelbden freigesetzt, etwa nach der Rckkehr von einer gefhrlichen Reise oder nach der Genesung von einer schweren Krankheit. Auch fr erfolgreiche Deckhengste soll Amr die Befreiung von jeder Indienstnahme verfgt haben. Dank der Gro zgigkeit Amrs ñ er habe den Wallfahrern vielfach reiche Geschenke gemacht ñ sei der mekkanische Kult sehr beliebt geworden. Mohammed jedoch werden zornige Verwnschungen ber Amr in den Mund gelegt; er habe, so der Prophet, jenen reichen Heiden in der Hlle gesehen, die Eingeweide hinter sich herzerrend. Dieses wenig schne Bild wird fter heraufbeschworen, wenn es um dem Propheten verha te Personen geht.33 Amr nmlich sei von den Sitten des echten abrahamischen Gottsuchertums abgewichen, als dessen berufenen Erben Mohammed sich verstand. In al-Marwa und a- af habe Amr zwei steinerne Idole aufrichten lassen, die man whrend des rituellen Laufes habe berhren sollen. Noch bler kreidet ihm die islamische berlieferung an, da er von einer Reise nach Ht, einer Ortschaft im Gebiet des Fruchtbaren Halbmondes,34 eine Statue des Gottes Hubal mitbrachte und in der Kaaba aufstellte; die heidnischen Quraiö pflegten spter vor ihr die Lospfeile zu werfen. Solche Neuerungen htten einen der uziten derart verdrossen, da er sich mit seinem mchtigen Stammesgenossen angelegt, dabei freilich den krzeren gezogen habe und aus Mekka verjagt worden sei.35 Da der Kaabakult unter den sdarabischen uziten entartet sei, wird schon unter den vorislamischen Quraiöiten eine gngige Vorstellung gewesen sein. Sie mu ten doch begrnden, weshalb sie in den Besitz Mekkas und der Kaaba gelangt waren. Sie behaupteten von sich, in gerader Linie von Ismael abzustammen, was sie geeignet erscheinen lassen konnte, den echten abrahamischen Riten Geltung zu verschaffen. Fnfhundert Jahre sollen die uziten ihr Unwesen getrieben haben, bis es endlich dem Quraiöiten Quaij glckte, ihnen die Herrschaft zu entwinden. Mit diesem Quaij erreichen wir, wenn wir die berlieferte Ahnenreihe Mohammeds gelten lassen, das Ende des 5. Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung. Was ber ihn berichtet wird, hat wenigstens in einiger Hinsicht eine Grundlage in der an anderen Quellen berprfbaren Ereignisgeschichte der Arabischen Halbinsel; es sind nicht mehr nur Legenden, die man allein wegen ihrer spteren politischen Auswirkungen betrachten mu .
2. Quaij, der Quraiöite
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2. Quaij, der Quraiöite Stammbume bringen Ordnung in eine Gesellschaft, die keine von der Persnlichkeit und dem Ansehen der Ahnen unabhngige Einrichtungen der Herrschaft kennt, eine Gesellschaft zudem, die nur in Teilen se haft ist. Das fein verstelte genealogische Gefge, vordergrndig als Blutsverwandtschaft ausgelegt, stiftet vielschichtige Loyalittsbindungen, die allerdings in stndiger Vernderung begriffen sind; zahllos sind die Beispiele fr den Wechsel einer sich auf einen bestimmten Ahnherrn zurckfhrenden Einheit von einer Position innerhalb des Gefges zu einer anderen, ja manchmal an einen ihr bis dahin gnzlich fremden Platz.36 Kme es allein auf die Blutsbande an, dann wre eine solche den Lebensumstnden oder den sich wandelnden Machtverhltnissen geschuldete Vertauschung des Platzes gar nicht denkbar; und knnte man sich von einer solchen Vertauschung keine entsprechende Verlagerung der Loyalitten versprechen, dann wre der Versuch der Quraiöiten, sich als das erste und edelste Geschlecht der Araber auszugeben und alle anderen Stmme als ihnen im Range untergeordnet, reine Torheit. Zahlreiche Bilder waren im Umlauf, mit denen man den Anspruch der Quraiöiten auf Herrschaft ber die Araber propagierte: Die Quraiöiten verhalten sich zu den brigen Arabern wie ein mchtiger Stamm zu seinen sten; die Araber gleichen dem Ringpanzer, den die Krieger, die Quraiöiten, angelegt haben; das Arabertum ist ein starker Raubvogel, die Quraiöiten sind seine Brust, die brigen Stmme die Schwingen.37 Lail al-Ajalja,38 eine Dichterin, die wegen ihrer Verse ber ihren Geliebten, den Briganten Tauba, zu einem etwas skandalumwitterten Ruhm gekommen war, versicherte dem Kalifen Muwija b. ab Sufjn (reg. 660ñ680), im gro en Verband der Muar gebhre den Quraiöiten die Fhrerschaft; die Ban
Tamm seien wie der Nacken und der Bauch, die Qais schlie lich die Reiter, den Klauen der Raubtiere hnlich. Mohammed war von der ungewhnlichen Sendung seines Stammes durchdrungen, wie an seinem Handeln zweifelsfrei abzulesen ist. Was Wunder, da man ihm Aussprche zuschreibt, in denen er die Quraiöiten als das Salz seiner Gemeinde preist und voraussagt, da er alle Araber bezwingen werde, sollte Allah ihm die Macht ber die Quraiöiten in die Hand spielen.39 Aus frhislamischer Zeit stammen die meisten Zeugnisse dieses quraiöitischen Machtanspruchs. Wer ihn verfocht, dem stand freilich vor Augen, da der Grundstein fr die glaubwrdige Behauptung dieses Anspruchs erst wenige Generationen zuvor gelegt worden war. Denn in der fernen Vergangenheit, so wu te es wiederum Muwija, hatten die Quraiöiten nur den vereinzelten Flicken an den Rndern des Prachtgewandes des Arabertums geglichen; vertrieben waren sie aus dem heiligen Bezirk ihres Herrn, das Erbe und das Land ihres Ahnherrn war ihnen entrissen worden; dann aber habe Allah ihnen das Verlorene wiederbeschafft: ÑUnd er benannte euch um eurer Einheit willen mit einem Namen, durch den er euch von allen anderen Arabern abtrennte und die Rnke der anderen Vlker abwehrte. Ç...Weil die Quraiöiten Abkommen schlie en, Abkommen schlie en (fr die Karawanen-) Reisen im Winter
Der Machtanspruch der Quraiöiten
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Das Ende der jemenischen Macht und der Aufstieg der Quraiöiten
I. Die Kaaba
und im Sommer, sollen sie dem Herrn dieses Hauses dienen)!ë (Sure 106, 1ñ3). Seid also auf Eintracht aus!ì Die Quraiöiten bilden einen Stamm, der sich auf einen gemeinsamen Vater zurckfhrt, belehrt Muwija die Zuhrer weiter. Es sei schandbar, da unter ihnen Zwist wuchere, verursacht durch den Umstand, da die Vorfahren mtterlicherseits verschiedenen anderen Zweigen des Arabertums zuzurechnen seien. Nicht die mtterlichen Linien der Herkunft drften das starke Band einer Loyalitt knpfen, sondern allein die vterliche; darauf beharrt Muwija.40 ñ Mohammed forderte fr die muslimische Gesellschaft rigoros patrilineare Verwandtschaftsverhltnisse.41 ñ Die vterliche Linie ist durch Allah ausdrcklich hervorgehoben worden, als er dem Propheten Sure 106 herabsandte, die die praktischen Folgen der quraiöitischen Sonderstellung rhmt: Karawanenreisen im Winter und im Sommer vermag dieser Stamm alljhrlich zu organisieren, und sein Ansehen bei den Arabern beruht auf der engen kultischen Bindung an den Herrn des ÑHausesì. Sure 106, die zu den ltesten Offenbarungen gehrt, verrt, da Mohammed von der Sonderrolle der Quraiöiten genauso berzeugt war wie spter der Kalif Muwija, der sie mit Blick auf die Streitigkeiten seiner Zeit beschwrt. Muwija legt sich freilich die Vergangenheit gem seinen Interessen zurecht, denn Mohammed hatte in Sure 106 keineswegs alle Quraiöiten gemeint, und den Klan, aus dem Muwija stammte, gerade nicht. Um dies alles zu verstehen, mssen wir uns im einzelnen mit den Beziehungen der quraiöitischen Klane zueinander beschftigen; der Lebensweg Mohammeds ist, wie nicht anders zu erwarten, in vieler Hinsicht hiervon bestimmt. ñ Der berragende Part in der Geschichte, die sich die Quraiöiten von ihrer Ausnahmerolle innerhalb des Arabertums erzhlten, fllt einem gewissen Quaij zu. Gem dem genealogischen Ordnungssystem lebte er fnf Generationen vor Mohammed. Sollte sich hinter den berlieferungen, die sich um Quaij ranken, die Erinnerung an eine historische Gestalt verbergen, so m te man sie im letzten Drittel des fnften nachchristlichen Jahrhunderts ansetzen. Quaij bleibt als Individuum schattenhaft. Aber es wird berliefert, ihm sei die Einsicht gekommen, da er und seine Sippe von Ismael abstammten; er habe sich bei den ÑSchriftbesitzernì, den Christen und Juden, ber all dies kundig gemacht und dann ein ÑKnigtumì errungen, mithin Macht, die ber seinen eigenen Stamm hinausging. Seine Gro tat aber ist die ÑSammlung der Quraiöitenì,42 er fhrte die unter der Stammesgemeinschaft der Kinna verstreuten kleinen Zeltgruppen von verschiedener Richtung her im heiligen Bezirk von Mekka zusammen, und hieraus soll sich auch der Name des neuen Verbandes ableiten ñ die Wortwurzel q-r-ö meine ebenjenes ÑSammelnì.43 Doch gibt es auch andere Erklrungen des Namens ÑQuraiöì.44 Dies alles ntigt einen, sich nher mit der verwirrenden berlieferung zu den Genealogien einzulassen. Schlie lich mu te doch den Arabern des 6. und 7. Jahrhunderts plausibel gemacht werden, weshalb die Gewalt ber Mekka und die Kaaba von den uziten an einen anderen Stamm berging und mit welchem Recht die neuen Inhaber aus dem Besitz der Kaaba einen Anspruch auf die Herrschaft ber das Arabertum ableiten durften. Die uziten galten, wie erinnerlich, als die Nachfah-
2. Quaij, der Quraiöite
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ren aus dem Jemen nach Norden eingewanderter Stmme; nach dem Ende von Marib und dem Zusammenbruch des jemenischen Knigtums sollen sie ihre Heimat aufgegeben haben. Es wird allerdings auch erzhlt, da das mekkanische Heiligtum zum Interessenbereich jemenischer Herrscher gehrt habe. Dies setzt eine Erneuerung des jemenischen Knigtums nach der Katastrophe von Marib voraus; denn es soll zu einer Zeit, als die Aus und die azra schon in Jarib siedelten, geschehen sein, da ein jemenischer Herrscher in den Hedschas zog, Mekka besuchte und als erster die Kaaba mit einem berwurf verzierte.45 Diese Begebenheit wird am ausfhrlichsten von Ibn Isq (gest. 767) in seiner Prophetenvita wiedergegeben. Die Aus und die azra in Jarib befinden sich augenscheinlich in einem Abhngigkeitsverhltnis zu den imjarischen Herrschern des Jemen. Der azraitische Klan der Ban Ad b. an-Nar ttete einen Vertrauten des fernen Knigs Asad Ab Karib, der sich daraufhin zu einem Kriegszug in den Norden herausgefordert sah. Auf dem Rckweg in den Jemen hielt er sich sechs Tage in Mekka auf, vollzog die Riten an der Kaaba und stiftete wegen eines Traumgesichtes einen aus Palmblttern geflochtenen Behang fr das Gebude. Au erdem untersagte er den Dienern der Kaaba, sich dem Heiligtum mit Blut, verendeten Tieren oder mit Lappen zu nhern, die von Frauen als Monatsbinden benutzt worden waren. Er lie ferner den Zugang zum Inneren durch eine Tr nebst Schlo versperren. Wieder im Jemen, so berichtet Ibn Isq weiter, bekehrte sich der Knig zum Christentum, stie damit aber auf den erbitterten Widerstand seines Volkes. Aus Jarib hatte er zwei gelehrte Juden mit sich gefhrt, die nun in einem Gottesurteil die Wahrheit ihres Glaubens unter Beweis stellten und fortan das Judentum im Jemen verbreiteten.46 Die Zugehrigkeit Mekkas zum nrdlichen Hinterland jemenischer Herrscher erhellt auch aus einer anderen berlieferung. Al-Fkih, ein von al-Azraq abhngiger Historiograph des 9. Jahrhunderts, beschreibt die Mekka unterstellten Verwaltungsbezirke und bedient sich dabei des allein fr die jemenische Herrschaft blichen Begriffs al-ma lf.47 Sie erstreckten sich nach Norden nur etwas mehr als eine Tagereise weit, erreichten im Sden aber das zwanzig Tagereisen entfernte Narn.48 Sollten die imjarischen Knige tatschlich mit kriegerischen Mitteln ihre Belange im Hedschas zu wahren versucht haben, dann wird das Ende ihres Einflusses auf das mekkanische Heiligtum fr sie ein Politikum ersten Ranges gewesen sein. Desweiteren kommen die Interessen der beiden Gro mchte ins Spiel, die um die Vormacht auf der Arabischen Halbinsel rangen. Schon lange setzten das Byzantinische Reich und der Iran der Sasaniden alles daran, dort einander auszustechen. Der mit dem Namen Quaijs verbundene Umsturz der innerhedschasischen Ordnung fllt in eine Zeit, in der die Byzantiner im Vorteil waren. Auf mittelbare Weise dehnten sie ihren Einflu bis in den Sden Arabiens aus. Im Jahre 502 schlo Byzanz mit den Ban Kinda ein Bndnis; deren Streif- und Siedlungsgebiet lag in Palstina, doch erstreckte sich ihre Macht viel weiter nach Arabien hinein, zumindest bis in den Hedschas. Die politische Lage gestaltete sich fr die Byzantiner noch gnstiger, als 523 eine thiopische Flotte im Jemen landete und ÑArabia felixì vom Negus abhngig
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Genealogie und Herrschaft
I. Die Kaaba
wurde; an ihn schickte Kaiser Justinian (reg. 527ñ565) um 530 einen Gesandten, der ihn wahrscheinlich fr eine Zusammenarbeit gegen die Sasaniden gewinnen sollte. Um dieselbe Zeit begehrten die im Jemen ansssig gewordenen thiopischen Besatzungstruppen gegen ihren Oberherrn auf der anderen Seite des Roten Meeres auf. Es gelang Abraha, einem ihrer Anfhrer, die Macht ber das Land an sich zu rei en. In der Mitte der vierziger Jahre unternahm er einen Feldzug in den Hedschas gegen die Stammesfderation der Maadd, von der gleich zu reden sein wird. Diese Tatsache ist so zu deuten, da die thiopischen Invasoren sich das Bestreben der imjarischen Knige, ihre Herrschaft bis in den Hedschas hinein abzusichern, zu eigen machten; Abraha war dabei mglicherweise mit den Byzantinern im Bunde,49 denen der Aufstieg einer ihnen feindlich gesonnenen Kraft in einer fr die Verbindungen nach Sdarabien wichtigen Region nicht gleichgltig sein konnte. Einige Jahrzehnte spter setzten die Sasaniden alles daran, nun ihrerseits den Jemen zu unterwerfen; zuerst kurz nach 570 erreichte ein iranisches Expeditionskorps das Land; die eigentliche Inbesitznahme durch die Iraner erfolgte vermutlich 595. Die Nachkommen dieser Eindringlinge werden uns in Mohammeds Lebensgeschichte begegnen. Da die Bemhungen Irans, ber das Vasallenfrstentum in Hira hinaus bis in den Hedschas hinein sich arabische Stmme gewogen zu machen, weit in die Vergangenheit zurckreichen, kann man vermuten. So wird berliefert, da ÑSsn b. Bbakì50 einst der Kaaba goldene Gertschaften geschenkt habe.51 Es soll sich um jene Schtze gehandelt haben, die der gesetzestreue Mu, wie gehrt, im Zemzembrunnen vergrub, um sie vor seinen diebischen Stammesgenossen zu verbergen. Quaij hatte sich offenbar von ÑSchriftbesitzernì, nmlich Juden oder Christen, sagen lassen, da er von Ismael abstamme. Allerdings wurden sich die Genealogen ber die Namen und die Anzahl der Zwischenglieder, die ihn von Abrahams und Hagars Sohn trennten, nicht einig.52 Ferner stritt man heftig darber, ob es mglich sei, alle Araber, auch die jemenischen, mit einem oder mehreren Gliedern dieser Ahnenreihe zu verbinden, sie also in ein einziges genealogisches System einzufgen; der quraiöitische Fhrungsanspruch erforderte dies mit Bestimmtheit. Adnn und dessen vorhin als Namengeber einer Stammesfderation erwhnter Sohn Maadd besetzen die Knotenpunkte, die sich die Verfechter eines von den Quraiöiten dominierten Arabertums zunutze machten. In der von Ibn Isq berlieferten Fassung der in quraiöitischem Sinne aufgebauten Genealogie steht Adnn in der Folge der Geschlechter nach Ismael auf dem siebten Rang. ÑVon Adnn aus verzweigten sich die Stmme der Nachkommenschaft Ismaelsì, schreibt er und fhrt fort: ÑAdnn zeugte zwei Mnner, Maadd und Akk.ì Ibn Hiöm (gest. 834), einer der Bearbeiter der Prophetenvita Ibn Isqs, bringt hier wie so oft einige Ñsdarabischeì Korrekturen an: Akk und sein Anhang zogen in den Jemen, heirateten dort in den Stamm der Aöarj n ein, die sich ber viele Ahnen auf QaÅn zurckfhren, einen Ahnherrn, der nicht in Ismael seinen Vorvater hat und, zhlt man die Zwischenglieder, weit vor diesem gelebt haben mu ; Ñdas Siedlungsgebiet der (Ban Akk und der Aöarj n) wurde eines, desgleichen die Sprache.ì Ganz abwegig wre es
2. Quaij, der Quraiöite
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daher, in den Nachkommen jenes Akk die Jemenier zu sehen, die einst aus Marib nach Norden wanderten; in Wahrheit leiten auch die Akk ihre Abstammung von QaÅn her. Ebenso wenig sind die im Zuge der islamischen Eroberungen des 7. Jahrhunderts nach Chorasan verschlagenen Akk ferne Enkel Adnns. So sieht es Ibn Hiöm.53 Das durch das quraiöitische Machtstreben und dessen zunchst verdeckte, dann ganz offene Frderung durch Mohammed aus dem Geleis geratene Arabertum durchlebte in dem Zeitraum, den wir zu untersuchen vorhaben, die Erschtterung seiner berkommenen Ordnungsvorstellungen; womglich war es das erste Mal, da ein Stamm sich anschickte, gleichsam die ganze vielfltige in Legenden gekleidete Vergangenheit aller brigen zu okkupieren, damit sie als seine minderrangigen Blutsverwandten erschienen. Maadd ist eine Schlsselfigur der erinnerten Geschichte der Quraiöiten. Bei ihm lassen sie die Ausgestaltung des genealogischen Systems beginnen, in welchem sie sich die Spitze vorbehalten. Fr die religise Legitimierung sorgt Quaij, indem er sich Mekkas und der Kaaba bemchtigt und seine Abstammung von Ismael Ñwiederentdecktì. Mohammed teilte diese Sicht der Geschichte; ber Maadd b. Adnn b. Udad hinaus pflegte er seinen Stammbaum nicht zu verfolgen, denn alles, was man ber ltere Glieder zu wissen glaubte, sei ein Lgengebru der Genealogen. ñ Stammesformationen, die sich als eigenstndig betrachtet hatten, wurden von der Forderung, sich in eine fremde Ahnenreihe einzufgen, auseinandergerissen. Ibn Hiöm wies, wie eben geschildert, die Behauptung zurck, Akk sei ein Bruder Maadds und daher ein Nachkomme Ismaels. Der Quraiöite al-Muab az-Zubair (gest. 870), Verfasser eines Handbuches der Genealogie seines Stammes, teilt dem Leser in lakonischer Krze die Folgen einer solchen Zerstrung der Stammesberlieferung mit: ÑAdnn zeugte Maadd... und Akk... Alle Akk im Osten fhren ihre Herkunft auf al-Azd zurckì, den Namengeber einer Ñsdarabischenì Formation, die uns schon begegnet ist; Ñsie sagen dementsprechend: Akk b. Adnn b. Abdallh b. al-Azdì und fgen den legendren Adnn nicht in eine von Ismael ausgehende Ahnenkette ein. ÑAlle anderen Akk in den Lndernì der Arabischen Halbinsel und der in frhislamischer Zeit eroberten Gebiete Ñund im Jemen leiten dagegen ihren Stammbaum von Adnn b. Udad abì54 und unterwerfen sich somit dem quraiöitischen Anspruch. Maadd, der Sohn Adnns, zeugte Nizr und Qua; deren Mutter war eine urhumitin, berichtet az-Zubair weiter. Der Stamm der Qua habe sich jedoch bisweilen als imjarisch ausgegeben: Qua b. Mlik b. imjar b. Saba. Wer dies behaupte, sage ferner, jener Mlik habe seinen Sohn Qua mit einer Saberin namens Akbara gezeugt, die, noch vor der Niederkunft, von Maadd geehelicht worden sei; Qua sei Ñauf dem Ruhebett des Maadd geborenì worden. Indem az-Zubair dies erzhlt ñ vielleicht sollte man eher sagen: konstruiert ñ, hllt er das quitische Beharren auf einer Ñsdarabischenì, nicht ismaelitischen Abstammung in eine Aura des nach islamischem Recht Verwerflichen, soll doch Mohammed den Grundsatz verkndet haben: ÑDas Kind gehrt (der Abstammung nach zu dem Inhaber) des Bettes (in dem es zur Welt kommt)!ì Die Omaijaden sollen dieses Wort des Propheten ebenfalls
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Muar und Raba
Wer ist Quraiö?
I. Die Kaaba
mi achtet haben, wie die abbasidische Propaganda nicht mde wurde zu behaupten, und jene Quiten stehen ihnen offensichtlich im Ungehorsam gegen ein gttliches Gebot in nichts nach! Viel spter kommen wir auf Mohammeds Ausspruch und auf seine Bemhungen um die Sicherstellung des Wissens von der Abstammung eines jeden zurck. Der Streit um die Genealogie der Qua dient uns hier nur als ein Beispiel fr die Auswirkungen, die die von den Quraiöiten angestrebte Neuordnung des Arabertums haben konnte. ÑSei ein Quit, la dich nicht zu einem Nizriten machen!ì hei t es in einem Gedicht, das az-Zubair als eine Stimme seiner Gegner zitiert;55 so reden die, die in widerislamischer Weise die Unabhngigkeit des Stammes vom quraiöitischen genealogischen System verfechten! Umgekehrt hei t es von quraiöitischer Warte aus, alle Nachkommen Maadds mit Ausnahme allein Nizrs htten sich mit fremden Stmmen vermischt, und Nizrs Sohn Muar drfe man, so Mohammed, berhaupt nicht mit einem bsen Wort bedenken, denn er sei schon Muslim gewesen.56 Muar und Raba hei en die beiden herausragenden Shne Nizrs, der eine geboren von einer Frau von den Ban Akk b. Adnn, der andere von einer urhumitin. Man nennt Muar und Raba Ñdie beiden Reinen unter den Nachfahren Ismaelsì, vermutlich deshalb, weil sich die Nachkommen eines ihrer Brder als ÑSdaraberì verstanden haben sollen und man ihnen einen solchen Fehltritt nicht nachsagen konnte. Zwei Geschlechter weiter, bei Mudrika b. Iljs b. Muar, macht az-Zubair seine Leser erneut auf ihm unerwnschte Ansichten aufmerksam: Die Mutter Mudrikas, eine Quitin, habe den Beinamen indif57 getragen, und so seien er und seine Brder als die Ban indif zu Ansehen gelangt. Unter diese Ban indif rechnet die quraiöitische Genealogie nun auch den Stammvater der uziten; entsprechend macht sie den unerme lich reichen Amr b. Luaij zu einem Urenkel jener Quitin, was die uziten freilich zurckweisen. Da aber Mohammed jenen wegen seiner ÑEntstellungenì des Kaabakultes in die Hlle versetzten Amr als einen Spro der indif bestimmt haben soll, gelten alle uzitischen Einwnde fr nichts: ÑDer Gesandte Allahs wei es besser, und was er sagt, ist die Wahrheit.ì58 Wiederum zwei Generationen weiter trifft man auf Kinna b. uzaima b. Mudrika, und erneut werden einige bedeutende Stmme ber einen Halbbruder an die Quraiöiten gebunden: Die nach ihrem Selbstverstndnis Ñsdarabischenì um, mila und Lam ñ letztere stellen das Frstenhaus von Hira! ñ sollen von Asad b. uzaima abstammen; ber die Schwester einer der Ehefrauen uzaimas sollen zudem die Ban Tamm, ein wichtiger Bndnispartner der Quraiöiten, in die Verwandtschaft gehren. Zu den Shnen Kinnas zhlt an-Nar. Manche Genealogen lehren, da jeder, der seinen Stammbaum in mnnlicher Linie auf ihn zurckfhren kann, ein Quraiöite ist. Es gibt jedoch quraiöitische Kenner der Materie, die dies bestreiten und erst in an-Nars Enkel Fihr b. Mlik b. anNar ihren gemeinsamen Ahnherrn erkennen wollen.59 Diese Meinung verficht auch az-Zubair; schlie lich ist Quraiö der berlieferte Beiname Fihrs.60 Er erzhlt im brigen auch eine andere Geschichte zur Erklrung des Stammesnamens: Quraiö hie ein Urenkel an-Nars, der den Ban
2. Quaij, der Quraiöite
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Kinna als Karawanenfhrer diente; ÑQuraiöí Karawane kommt!ì pflegte man zu rufen, wenn die Hndler zurckkehrten, und bald habe man unter dem Wort den Stamm verstanden, dem die Karawane gehrte ñ die Organisation des Fernhandels ist die Ttigkeit, die die Quraiöiten seit eh und je als die ihnen angemessene betrachten drfen, das ist die Vorstellung, die allen Angehrigen anderer Stmme vermittelt werden soll. Gehen wir wieder zwei Generationen weiter! Luaij b. lib b. Fihr hatte zahlreiche Shne; zwei von ihnen, Kab und mir sind die Ahnherren der Sippen, die sich spter unter der Fhrung von Quaij in der Bodenmulde ansiedeln werden, in der sich die Kaaba und der Zemzembrunnen befinden. Zu diesen ÑTalquraiöitenì rechnete man au erdem zwei Klane, die von al-ri b. Fihr, also einem Onkel Kabs und mirs, abstammten.61 Ein Teil der Nachkommen des mir b. Luaij sowie Angehrige anderer auf Fihr zurckgehender Linien vollzogen diesen entscheidenden Schritt nicht und hie en deshalb die ÑQuraiöiten der u eren Gegendenì. Mehrere von Shnen Luaijs hergeleitete Verbnde gingen berdies in anderen Stmmen auf; eine Sippe wanderte sogar in den Oman aus. Unter Luaijs Enkeln rckt nun Kilb, der Vater Quaijs, in unser Blickfeld. Kilbs Mutter gehrte zwar zu den Ban Kinna, war aber selbst nach der weiteren der beiden Auslegungen des Begriffes keine Quraiöitin. Ihr Vater war ein gewisser Surair, und mit ihm gelangen wir wieder in den Umkreis der Pilgerriten. Surair nmlich soll als erster die Schalttage in den Kalender eingefgt haben, damit dieser sich dem Sonnenjahr angleiche. In der Umzunung an der Nordwestseite der Kaaba und an deren Pforte htten von da an die Inhaber dieser Funktion, die unter den Nachkommen eines Neffen Surairs vererbt worden sei, bis in die Zeit Mohammeds diesbezgliche Entscheidungen verkndet62 und damit wirksam in die Stammespolitik eingegriffen. Denn die sichere Kenntnis von Beginn und Ende der heiligen Monate, in denen die Waffen ruhen mu ten, beeinflu te die Planung von Raubzgen und Blutfehden, die einen wesentlichen Teil des Lebensinhalts ausmachten. Mit Kilbs Ehefrau FÅima, der Mutter Quaijs, gelangt man noch weiter in den Kreis jener jemenischen Araber hinein, die mit dem Kaabakult befa t waren. Sad b. Sajal aus dem Stamm der Azd äan a63 war ihr Vater. Ihm sagt man das Verdienst nach, da er der erste gewesen sei, der die Kaaba mit festem Mauerwerk gegen die zerstrerische Kraft des bei Regengssen auftretenden Sturzbaches habe schtzen lassen.64 Seine Sippe soll, wie wir von den Azd bereits wissen, aus Marib in den Hedschas gekommen sein. Sie verschwgerte sich mit den Ban d-Dl b. Bakr b. Abd Mant b. Kinna, war demnach in quraiöitischer Sicht zwar Ñsdarabischerì Abstammung, aber doch dank der zwischen ihrem Vater und der Kinna-Sippe geknpften Verbindungen in die ismaelitische Genealogie eingefgt. FÅima gebar Kilb einen Sohn namens Murra. Danach blieb sie lange kinderlos, ehe sie mit Quaij niederkam, der eigentlich Zaid hie . ber Quaijs Kindheit erzhlte man sich folgendes: Unmittelbar nach der Geburt Quaijs starb dessen Vater; die Mutter ging mit einem Quiten, Raba b. arm, eine neue Ehe ein und nahm den Sugling mit in dessen Heimat nach Sar, einem Ort, der im Tal von Tabuk zu suchen ist, eben noch zum Hedschas gehrig, unmittelbar sdlich der
Die Inbesitznahme Mekkas durch Quaij
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I. Die Kaaba
Grenze zu aö-äam.65 Dort wuchs Quaij auf, zusammen mit seinem Halbbruder Riz und mit den Stiefbrdern, die Raba mit verschiedenen anderen Frauen gezeugt hatte. Bei einer Rauferei rief ihm einer seiner Gegner zu: ÑGeh doch in deine Heimat und zu deinem Stamm! Du gehrst nicht zu uns!ì FÅima klrte ihren verstrten Sohn ber seine Herkunft auf, und von da an hielt es Quaij nicht mehr in Sar; mit der nchsten Pilgerkarawane zog er nach Mekka. Dort traf er seinen lteren Bruder wieder, der frh vergreist war und bereits das Augenlicht verloren hatte. Mit Erfolg freite Quaij um ubb, die Tochter des uzitischen Kaabawchters. Dieser starb bald darauf und bermachte das Amt seinem Sohn, der bei den Wallfahrern allerdings kein hohes Ansehen geno . Als sie ihm die blichen Gaben verweigerten, mu te Quaij ihm aushelfen. Dieser kaufte ihm schlie lich das Wchteramt gegen einige Viehherden ab; bse Zungen, die die uziten anschwrzen wollen, behaupten, ein Schlauch Wein und eine Laute seien der Preis gewesen.66 Quaij brachte sich, wie in der damaligen arabischen Gesellschaft nicht unblich, mit Rubereien durch; den Grundstein fr sein Vermgen legte er, indem er einen thiopischen Kaufmann berfiel, der in Mekka gute Geschfte gemacht und die Rckreise angetreten hatte.67 Wenn wir uns ins Gedchtnis rufen, da in der Zeit, in die man die bernahme der Macht in Mekka durch die Quraiöiten datieren mu , der Ort im Bereich der Interessen der thiopischen Besatzungstruppen lag, die vom Jemen aus operierten, dann erhlt der erwhnte Kriegszug des Abraha seinen Sinn. Quaij zhlte zu den Maadd, die das Hauptziel des Vorsto es gewesen sein sollen ñ da jener maadditische Klan, der sich in Mekka festsetzte, einmal unter dem Namen Quraiö zu Ruhm kommen sollte, konnte man noch nicht wissen. Deutlich war in den vierziger Jahren des 6. Jahrhunderts aber schon, da Mekka eine politische Ausrichtung gewhlt hatte, die fortan eine Botm igkeit gegenber den Ñsdarabischenì Herrschern und damit auch eine Gefgigkeit gegenber Byzanz unwahrscheinlich machte. Allerdings hatte man schwerlich voraussehen knnen, da die prekre Lage, in die Quaij sich und seinen Klan durch die Usurpation des heiligen Bezirks gebracht hatte, Krfte freisetzen werde, mit deren Hilfe die Quraiöiten sich nicht nur dort behaupten, sondern weit ber Mekka hinaus Einflu gewinnen sollten. Diese Krfte waren nicht nur kriegerischer Natur, sondern ergaben sich auch aus dem religis-politischen Gehalt, der zusammen mit dem Anspruch, von Ismael abzustammen, propagiert wurde: Der Ursprung der Quraiöiten wurde in einer uneinholbaren Weise aufgewertet; die Herkunftslegenden der brigen Stmme mu ten sich am quraiöitischen Anspruch messen lassen, sei es, da man sie ihm einpa te, sei es, da man ihn zurckzuweisen suchte. So glatt, wie Ibn Isq es erzhlt, wird die Inbesitznahme Mekkas allerdings nicht vonstatten gegangen sein. In einer anderen berlieferung hei t es: ÑAls sich die Shne Quaijs ausbreiteten, sein Vermgen wuchs und sein Ansehen stieg, starb (sein Schwiegervater). Da erkannte Quaij, da er mehr Recht auf die Kaaba und Mekka habe als die uziten und die Ban Bakr (b. Abd Mant b. Kinna, die zu den uziten hielten), da nmlich die Quraiöiten den Zweig der reinen Nachkommen Ismaels,
2. Quaij, der Quraiöite
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des Sohnes Abrahams, darstellten. Also sprach Quaij Mnner von den Quraiöiten und den Ban Kinna hierauf an und forderte sie auf, die uziten und die Ban Bakr aus Mekka zu vertreiben.ì Das tatschliche Geschehen knnte sich eher in anderen berlieferungen widerspiegeln, die Quaij frs erste in arger Bedrngnis zeigen, so da er und sein Anhang mit allem Herkommen brechen mu ten: Sie lie en sich auf Dauer in der unmittelbaren Nhe des Heiligtums nieder, was ihnen zunchst die Geringschtzung der Sippen eintrug, die am alten Brauch festhielten und streng den profanen Alltag vom Ritenvollzug trennten.68 Au erdem erbat Quaij Hilfe bei seinem Halbbruder Riz. Als freilich die Macht ber die Kaaba und Mekka gesichert war, schufen, wie wir verfolgen werden, die Quraiöiten eine Reihe von ñ wenn auch rohen ñ Institutionen, deren Zweck eine die Stmme bergreifende Zhmung des Fehdewesens und damit eng verbunden die Sicherung des Handelsverkehrs war. Hierbei beriefen sie sich auf die durch Abraham und Ismael berhhte sakrale Bedeutung der Kaaba und nutzten sie fr den Aufbau eines Gefges von Loyalitten, das mglichst viele arabische Stmme einschlo und den Gepflogenheiten entsprechend als ein Verwandtschaftssystem aufgefa t wurde. Selbst nach Mohammeds Tod waren viele fhrende Quraiöiten unbeirrbar bemht, diesem Ideal zum Sieg zu verhelfen; sie begriffen nicht, da mit der Gestalt Abrahams letzten Endes ein religises Moment verknpft war, das eine auf fiktiver Blutsverwandtschaft beruhende Gesellschaftsordnung sprengen mu te. Auch Mohammed selber ist dieser Umstand nicht zu Bewu tsein gekommen; ungewollt brachte jedoch sein Wirken dieses Moment zur Entfaltung, nicht zuletzt weil der Dschihad die quraiöitische Macht ber die Grenzen Arabiens hinaustrug und berdies jedem Teilnehmer eine von der Abstammung ganz unabhngige Mglichkeit des Erwerbs von Verdienst und Rang erffnete. Darum zersetzten sich schon seit der Mitte des 7. Jahrhunderts die genealogisch geprgten Ordnungsvorstellungen und entlie en aus sich das, was wir den Islam nennen. Die Inanspruchnahme einer bei Abraham ihren Anfang nehmenden Abstammung des Arabertums machte die Umdeutung der legendren Vorgeschichte aller Stmme, abgesehen nur von den Quraiöiten, notwendig, wie eben schon gesagt wurde;69 an Beispielen haben wir dies beobachtet. Desgleichen mu te die Vergangenheit der Kaaba neu bestimmt werden, auch dies ein Vorgang, der sich bis in die omaijadische Epoche hinein erstreckte; aus ihr stammen die Belege, die sie fr ein vor aller Zeit geschaffenes Bauwerk erklren. Das, was wir bislang dargelegt haben, ist demnach eine dem Leitgedanken der abrahamischen Herkunft der Quraiöiten verpflichtete Geschichtsdeutung; eine andere ist uns fr Mekka nicht berliefert. Womit wir es von nun an zu tun haben werden, ist die unter diesem Leitgedanken betriebene Politik der Neuankmmlinge auf der unbersichtlichen Bhne Arabiens. Damit kehren wir zu Quaij und seinen um die Kaaba zusammengedrngten Gefolgsleuten zurck. Riz, einige seiner Geschwister und eine gr ere Anzahl Quiten eilten tatschlich nach Mekka, augenscheinlich als Wallfahrer. Bei Arafa entbrannte whrend des Vollzugs der Riten ein Kampf. Bis damals hatte eine Sippe, die man fa nannte,
Die Usurpation des Kultes
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I. Die Kaaba
die Aufgabe inne, das Zeichen zum Aufbruch von der nordstlich von Mekka gelegenen Anhhe Arafa zu geben, wo die Menge am neunten Tag des Pilgermonats zu lagern pflegt. Desgleichen amtierten die fa am folgenden Tag im Tal von Min, wo auf deren Wink hin Kieselsteine gegen den Satan zu schleudern waren. Stets hatten sich die fa der Ungeduld der Pilger zu erwehren, die nicht abwarten wollten, bis die Sonne den Zenit berschritt und der rechte Augenblick eingetreten war.70 ñ Die
fa waren brigens Vettern der Ban Tamm, und man brachte ihren Stammbaum ber Iljs b. Muar mit der Maadd-Linie zusammen, weswegen sie zwar Ñreine Nachfahrenì Ismaels, aber eben keine Quraiöiten sind.71 ñ Quaij, die vielen Kinniten, die fr ihn Partei ergriffen, sowie die quitischen Pilger unter Riz trafen sich und machten den fa das Recht streitig, das Zeichen zum Steinewerfen zu geben; zur Durchsetzung seiner Forderung wendete Quaij Gewalt an, die fa unterlagen. Dann mu ten die mit den Ban Bakr verbndeten uziten zusehen, wie man sie ihrer althergebrachten Aufgaben an der Kaaba beraubte. Um der Fehde ein Ende zu setzen, rief man einen Schiedsmann an, der sich den neuen Krfteverhltnissen anzupassen wu te: An der Kaaba und in Mekka ñ und das hie , nicht bei Arafa und nicht im Tal von Min ñ sollte von nun an Quaij das Sagen haben; alle Blutschuld, deren Begleichung die uziten und die Ban Bakr nach dem Kampf von ihm htten fordern drfen, sollte Ñniedergelegt sein, so da er sie mit den F en zermalmtì ñ der gleichen Formel wird sich Mohammed bedienen, sobald er von Medina aus mit seiner Gefolgschaft seine Vaterstadt in Besitz genommen hat. ñ Die Verlierer dagegen mu ten fr die Toten und Verletzten unter ihren Feinden das Wergeld erlegen.72 Die uziten waren nun all ihrer mter ledig. Quaij legte es aber nicht darauf an, auch die brigen Aufgaben, die mit der Wallfahrt zu tun hatten, in seiner Hand zu vereinigen. Aus der Sicht des spteren muslimischen Berichterstatters, vermutlich Ibn Isqs, zeigte er vielmehr eine befremdliche Zurckhaltung bei der ÑWiederherstellungì der von den ÑSdarabernì angeblich verflschten abrahamischen Kultbruche. Es werden ihm und seinem Klan nmlich noch die Machtmittel gefehlt haben, um ihre Interessen den Stmmen au erhalb Mekkas aufzuzwingen. berdies wurden die au erhalb der Stadt gebten Pilgerriten seit langem von kinnitischen Klanen beaufsichtigt, mit denen er sich schwerlich htte anlegen drfen. So begngte er sich damit, mglichst viele Sippen seiner engeren Verwandtschaft ñ eben Quraiöiten ñ in den heiligen Bezirk zu holen. Was au erhalb der kleinen Ansiedlung vor sich ging, blieb gem dem Schiedsspruch in der Verantwortung derjenigen, die sich seit alters her darum gekmmert hatten. Folglich durften die fa weiter amtieren; als diese Familie ausstarb, wurden ihre Pflichten der Sippe des
afwn b. al-ri bertragen, die zu den ñ kinnitischen ñ Ban Tamm zhlte und mit den fa am engsten verwandt war. Erst Mohammed ordnete diese Angelegenheit neu.73 Das wichtige Amt des Ermittelns der Schalttage verblieb seinen bisherigen Inhabern. Ebenso wenig wurden die angestammten Rechte der Ban Zaid b. Adwn b. Amr74 angetastet, einer Sippe des mchtigen Verbandes der Qais Ailn. Ihre Aufgabe war es, in al-Muzdalifa, wohin die Menge von Arafa aus nach dem dort von
2. Quaij, der Quraiöite
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den fa gegebenen Zeichen gestrmt war, den Abzug nach Min zu befehlen,75 wo dann wieder ein Mitglied der fa die Zeremonie des Steinigens freigab. Adwn war aber auch aus anderen Grnden eine fr die Quraiöiten hchst wichtige politische Gr e. Denn von ihm stammten die Mnner ab, die das whrend der heiligen Monate in der ferneren und danach nheren Umgebung Mekkas ablaufende Marktgeschehen kontrollierten. Nach al-Azraq wurde der Handel alljhrlich in Uk, das zwei Tagereisen sdstlich von Mekka und eine Tagereise von aÅ-Äif entfernt liegt,76 mit Beginn des Monats l-Qada erffnet und dauerte dort zwanzig Tage; dann zog man nach Maanna, nher an Mekka heran, und sobald der Pilgermonat angebrochen war, lie man sich in lMaz dicht bei Arafa nieder, von wo aus man am achten Tag die eigentlichen Pilgerriten aufnahm.77 Den Ban Adwn b. Amr hatte die Region um aÅ-Äif gehrt; sie waren allerdings unter den Druck der Ban aqf geraten, eines Stammes, den man unter die Nachkommen des Maadd einreihte, bisweilen jedoch zu einer Hawzin genannten Gemeinschaft rechnete. Die Ban aqf sollen mit Hilfe der zu den Hawzin zhlenden Ban mir b. aaa, die whrend des Sommers die Gegend von aÅ-Äif aufzusuchen pflegten, sonst aber im Nadschd umherstreiften, das zum Ackerbau geeignete Land in ihren Besitz gebracht haben. Zu Lasten der Ban Adwn sollen beide eine Art von Zusammenarbeit verabredet haben, bei der die Ban mir b. aaa sich ganz ihrer beduinischen Lebensweise hingeben durften, die aqafiten allerdings gegen Angriffe feindlicher Stmme schtzen mu ten; als Entgelt versprachen ihnen die Ban aqf die Hlfte des Ernteertrages. AÅ-Äif soll sich nach diesem Abkommen zu einer wohlhabenden Gemeinde entwickelt haben; die aqafiten verfgten schlie lich ber so viel Geld, da sie die Stadt mit einer Mauer absichern konnten und den Ban mir b. aaa die vereinbarten Ackerfrchte verweigerten.78 Mekka, das nichts sein eigen nennen durfte als die Kaaba und die Pilgersttten in unmittelbarer Nhe, konnte sich im Wohlstand kaum mit aÅ-Äif messen. Doch was Quaij und seinen Nachfahren Gewicht verlieh, das war der unmittelbare Einflu auf den mit der Wallfahrt vereinten Handel, und diesen Einflu konnte man nur bewahren, wenn man die Ban Adwn nicht verprellte; allerdings war dieser Vorteil nur um den Preis der erbitterten Feindschaft der aqafiten in aÅ-Äif zu haben. Abd al-MuÅÅalib wird sich im Kampf gegen aÅ-Ä if hervortun, dafr aber nicht den Dank aller brigen quraiöitischen Sippen ernten; einige werden ihm einen unguten machtpolitischen Ehrgeiz vorwerfen, und man wird auch Mohammeds Prophetentum unter diesem Blickwinkel bewerten. Schlielich wird sich der Gesandte Allahs in ein zwielichtiges Verh ltnis zur gef hrlichen und wohlhabenden Nebenbuhlerin Mekkas begeben ñ der Anla fr seine quraiöitischen Feinde, alles daranzusetzen, ihn endlich loszuwerden. Da man damals auch in aÅ-Ä if keine Verwendung fr ihn gehabt hatte, lie er dessen Bewohner im Jahre 630, gleich nach dem Triumph ber seine Heimatstadt, teuer entgelten. Doch sind wir mit diesen Bemerkungen dem Gang der Ereignisse schon weit vorausgeeilt. Es bleibt noch eine vierte Sippe zu erwhnen, auf deren Dienste Quaij nicht verzichten mochte: Auch die Ban Murra
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Quaij als Stifterfigur
I. Die Kaaba
b. Auf behielten ihre Vorrechte,79 und diese waren in der Tat erstaunlich und von einer Art, da Quaij sie kaum htte schmlern knnen. Sie genossen nmlich unter den gro en Stammesverbnden der Qais und aÅafn ber den Zeitraum von acht Monaten eines jeden Jahres Immunitt, konnten sich unter ihnen also frei bewegen, ohne einen bergriff befrchten zu mssen.80 Wie die Ban Murra b. Auf es zu dieser Ausnahmestellung brachten, ist nicht zu ermitteln. Sie sollen selber einmal ein Sanktuarium nach dem Vorbild Mekkas gegrndet haben, das von einem Quiten vernichtet worden sein soll.81 In der quraiöitisch zurechtgebogenen frhen Geschichte Mekkas hat Luaij b. lib b. Fihr etliche Shne, deren Nachkommenschaft von fremden Stmmen aufgesogen wurde. Zu diesen gehrt Auf, der eines Tages mit einer Karawane durch das Land der Ban aÅafn... b. Qais Ailn zog; der Zufall wollte es, da Auf nach einer Rast die Reisegesellschaft verpa te und allein zurckblieb. Er fand sich damit ab und erkannte die Genealogie der Sippe, die ihn aufnahm, fr die seinige an. Von seinem Sohn Murra leitete sich jener Klan her, der das unschtzbare Vorrecht des achtmonatigen unbehelligten Umherreisens innehatte. Umar b. al-aÅÅb (reg. 634ñ644) stellte eines Tages fest, da , wre er je in der Verlegenheit, die Zugehrigkeit zu einer fremden Sippe erwerben oder eine solche in den eigenen Stamm einfgen zu mssen, dies am ehesten die Ban Murra b. Auf sein knnten, in denen man seinesgleichen erkenne.82 Auf Quaij fhrten die Quraiöiten zu Mohammeds Zeit fast alles zurck, was ihren Alltag und die Politik bestimmte, die ihre Anfhrer verantworteten. Desgleichen war das Bild ihres Ortes im wesentlichen, so glaubten sie, von ihm geprgt worden. Er hatte den herausragenden Klanen die Grundstcke zugeteilt, auf denen sie unmittelbar bei der Kaaba ihre Huser errichtet hatten; zwischen dem Kultbau und den privaten Anwesen war nur ein Gang fr die rituelle Umkreisung freigelassen worden. Quaij kmmerte sich auch darum, der Kaaba ein neues Aussehen zu geben. Er ri das alte Gemuer nieder und fhrte an dessen Stelle einen besseren Bau auf. Da er diesen mit einem Dach habe versehen lassen, steht im Widerspruch zu anderen berlieferungen, nach denen die Kaaba bis in die Jugendzeit des Propheten ein offenes Geviert gewesen ist. Quaij scheute sich nicht, bei der tiefgreifenden Umgestaltung des heiligen Ortes mit einem weiteren Tabu zu brechen ñ er fllte die dort wachsenden Bume, die bis dahin als unantastbar gegolten hatten.83 Unklarheit herrscht in der berlieferung ber den Grundri dieser quaijschen Kaaba. Entsprach dieser wirklich den Ma en des lteren Bauwerks? Der Streit dreht sich um die Frage, ob die halbkreisfrmige Umzunung, die Ismael als Viehstall genutzt haben soll, ein Teil der Kaaba ist oder nicht. Quaij jedenfalls gingen die Mittel aus, so da er nur einige wenige Ellen weit den Boden des Halbkreises in sein rechteckiges Gebude einbeziehen konnte. Der Durchmesser der Umzunung ist nmlich gr er als die Lnge der Querwand der Kaaba; man knnte das Rechteck also noch um einiges verlngern, ehe die nordstliche und die nordwestliche Ecke auf dem Halbkreis zu liegen kmen, was wnschenswert wre, da der rituelle Umgang au en an der Umzunung entlangzufhren hat; reichte die Kaaba bis an den Halbkreis, wre eine irr-
2. Quaij, der Quraiöite
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tmliche Verkrzung des Umgangs durch den umzunten Raum hindurch ausgeschlossen.84 ñ Da die Kaaba zum ersten Mal ein Dach erhalten habe und au erdem nicht auf vollem Grundri wiedererrichtet worden sei, wird auch ber den Neubau erzhlt, der nach dem ÑJahr des Elefantenì unternommen wurde; womglich hat man diese Gegebenheiten in die Zeit Quaijs zurckgespiegelt. Quaij soll ferner die Grenzen des heiligen Bezirks genau bestimmt und durch Steinmale markiert haben. Da in islamischer Zeit die Grenzen erheblich ausgedehnt wurden und die Angaben hierber in den Quellen weit auseinandergehen,85 verbieten sich Mutma ungen ber den Umfang, den das geschtzte Territorium in vorislamischer Zeit hatte. Ohnehin hatten damals die Riten der Quraiöiten nicht mit denjenigen der brigen Wallfahrer bereingestimmt. Erstere pflegten sich nur bis alMuzdalifa von der Kaaba zu entfernen, whrend alle brigen nach Arafa hinauszogen. ÑWir sind die Leute Allahs!ì behaupteten die Quraiöiten, um ihr abweichendes Verhalten zu begrnden; sie sprchen whrend der Riten nicht mit den Fremden. Vereinzelt mi achteten Quraiöiten diesen Brauch und stellten sich zu den anderen Arabern. Dergleichen wird beispielsweise äaiba b. Raba86 aus dem Klan der Ban Abd äams nachgesagt, einem der schrfsten Gegner Mohammeds. Bekleidet mit schwarzen Gewndern, sa er auf einem Kamelhengst, dessen Zaumzeug ebenfalls geschwrzt war. Schon vor der Berufung soll Mohammed es ihm gleichgetan haben.87 Schlie lich wird Quaij ein Turm zugeschrieben, der sich in der Nhe von al-Muzdalifa befindet, wo die Wallfahrer die Nacht zum Zehnten des Pilgermonats, des Schlachtetages, zubringen, um dann, nach den Zeremonien des Steinigens, die Opfertiere zu tten. Seit dem Kalifat Hr n ar-Raöds (reg. 786ñ809) entzndet man in der fraglichen Nacht Lichter auf diesem Turm, vielleicht geht dieser Brauch aber auch schon auf Quaij zurck.88 Quaij, sei er nun eine historische Gestalt oder eine Figur legendenhafter Berichte, errang aber nicht nur wegen der ihm zugeschriebenen Bauwerke und der folgenreichen Verletzungen des Herkommens einen so nachhaltigen Einflu auf die Vorstellungen, die sich die Quraiöiten von ihrem Rang innerhalb des Arabertums machten, einem Rang, den ihnen nicht wenige Stmme zugestanden, wie wir hren werden. Es gelang ihm, die auf die Kaaba bezglichen Pilgerriten den neuen Erfordernissen entsprechend zu reorganisieren, dadurch die Anziehungskraft Mekkas zu erhhen und den hieraus resultierenden Zuwachs an Ansehen und Macht seiner eigenen Nachkommenschaft zu sichern. ÑAdel und Fhrerschaft der Quraiöiten lagen in der Heidenzeit bei den Shnen des Quaij; ihm macht sie niemand streitig, niemand vermochte sich im Ruhm ber sie zu erheben... Die Quraiöiten nannten sechs Ruhmestitel ihr eigen, die nur (bestimmten Nachkommen des Quaij), nicht aber den brigen Klanen der Quraiöiten zukamen. Es sind dies das Pfrtneramt der Kaaba, die Trnkung der Pilger, die Speisung der Pilger, die Ratsversammlung, die Standarte, der Oberbefehl (im Krieg). Als arb b. Umaija (b. Abd äams b. Abd Manf b. Quaij) gestorben war, der nach alMuÅÅalib (b. Abd Manf b. Quaij) das Oberhaupt gewesen war, da verteilten sich Fhrerschaft und Adel unter den Nachkommen des Abd
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I. Die Kaaba
Manf (auf die Linien der Höim, der Umaija, der al-MuÅÅalib, der Naufal und der Asad b. Abd al-Uzz)... Die Ruhmestitel der Quraiöiten unter dem Islam sind drei: das Prophetentum, das Kalifat, die Beratschlagung...ì89 Ein Teil der Quraiöiten ñ noch nicht einmal alle die Sippen, die mit Quaij ihren Wohnsitz an die Kaaba verlegt hatten ñ betrachtete sich als so eng dem Kultort verpflichtet, da von dem ungehinderten Gang der dort gebten Riten nicht allein die eigene Ehre abhing; der ganze Daseinszweck erfllte sich in der Aufrechterhaltung der Wallfahrt. Das Leben gewann seine Wrde durch die dem Heiligtum niemals versagte Dienstbarkeit. Dies ist ein Zug, den man sonst in der umfangreichen berlieferung zum vorislamischen Arabien nicht wiederfindet; da es andere, dem mekkanischen vergleichbare Heiligtmer gab, mag es sich fr die dort ttigen Sippen hnlich verhalten haben. Als Quaij die Steinhuser um die Kaaba bauen lie , habe er seinem Anhang eingeschrft, da die hier wohnenden Quraiöiten die Obhut Allahs genssen. Ein Fremder, von seinen Feinden verfolgt oder als Reisender ohne Schutz, darf nach altarabischem Rechtsbrauch um vorbergehende Obhut und Sicherheit fr Leib und Leben nachsuchen;90 indem sich jene quraiöitischen Sippen auf ein herkmmliches Rechtsinstitut beriefen und die an der Kaaba verehrte Gottheit als ihren bleibenden Schutzherrn benannten, stifteten sie ein Verhltnis zu ihm, das enger war, als man es zuvor gekannt hatte. Die Pilger, die nun das Heiligtum umkreisten, waren Gste der Quraiöiten und zugleich Gste der Gottheit, und deren Gste hatten Anspruch auf die Frsorge der vom Schutz durch die Gottheit begnstigten Anwohner; die Quraiöiten verstanden sich als die ÑLeute Allahsì (arab.: ahl allh).91 Daher oblagen ihnen Aufgaben, die weit ber das hinausgingen, was man bis dahin unter dem Wchteramt an der Kaaba verstanden hatte. Das ÑHaus des Ratesì, das man nahe der Kaaba baute, suchten die Quraiöiten auf, um sich ber ihre Angelegenheiten zu einigen; hierbei hatten sich die Nachkommen Quaijs und deren Eidgenossen einen Vorrang vor den anderen Klanen ausbedungen: Deren Mitglieder durften erst an den Versammlungen teilnehmen, wenn sie das vierzigste Lebensjahr vollendet hatten. Im brigen wurden dort die Knaben beschnitten. Desweiteren berichten die Quellen von einem eigenartigen Brauch, dem sich die Mdchen zu unterziehen hatten, sobald sie zum ersten Mal an einer Monatsblutung litten. Mglicherweise handelt es sich ebenfalls um einen Ritus der Beschneidung, die ja, wie vorhin erwhnt, als ein fr die heidnischen Frauen verpflichtender Brauch angesehen wurde, den Abraham auf Verlangen Sarahs eingefhrt haben soll. Die Mdchen wurden in das ÑHaus des Ratesì gefhrt, wo man ihnen das Hemd aufri ; dann erhielten sie gleichsam von den Obersten des Stammes ein neues Hemd; sie wurden darauf zu ihren Sippen zurckgeschickt und waren fortan vom Leben au erhalb ihres Wohnsitzes ausgeschlossen. In diesem Zusammenhang taucht das arabische Wort ad-dn auf, das eine Kultpraxis bezeichnet.92 Es mag an dieser Stelle ein Anachronismus sein, der dem spteren, muslimischen Berichterstatter Ibn Isq unterlaufen ist. Allerdings wird bald, wenn vom quraiöitischen Kultbund der nachquaijschen Zeit zu
3. Von Abd Manf zu Abd al-MuÅÅalib
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handeln ist, wiederum eine Wortwahl festzustellen sein, die verrt, da man diesen deutlich von den gngigen Eidgenossenschaften zu unterscheiden wu te, indem man ihn als dem dn frderlich kennzeichnet. ñ Die Versorgung der Pilger mit Trinkwasser war eine schwierige Aufgabe. Quaij soll mehrere Brunnen gegraben haben, dennoch mu te das Wasser in der Regel in Schluchen von au erhalb des heiligen Bezirks auf Kamelen herbeigeholt werden. Es wurde in gro e irdene Trge gegossen, die man an der Kaaba aufgestellt hatte. Man versuchte, den Geschmack zu verbessern, indem man es mit Rosinen versetzte. ñ Auch die Zufuhr von Nahrungsmitteln erforderte erhebliche Anstrengungen. Quaij verlangte den quraiöitischen Klanen regelm ige Zahlungen ab, um die ntigen Vorrte zu beschaffen. Noch in islamischer Zeit fhlten sich Kalifen und Sultane verpflichtet, bei Min die Pilger zu bewirten. ñ Ob auch die Quaij zugeschriebenen mter der Fhrerschaft im Krieg und der Verwahrung der quraiöitischen Standarte mit dem Heiligtum in Zusammenhang gebracht wurden, ist unbekannt.93 Mit dem Namen Quaijs verbindet die berlieferung nicht nur die Schaffung des sich in den skizzierten Institutionen darstellenden Typus der Bindung eines Stammes an eine Gottheit von berregionaler Ausstrahlung. Quaij erscheint darber hinaus auch als ein weiser Mann, dem seine Nachkommenschaft Lebensmaximen verdankt. ÑMeidet den Wein!ì soll er seinen Shnen empfohlen haben, Ñdenn er tut zwar dem Krper gut, aber er verdirbt den Geist!ì94
3. Von Abd Manf zu Abd al-MuÅÅalib Quaij hatte mit der uzitin ubb vier Shne, von denen Abd Manf und Abd ad-Dr die Geschicke der quraiöitischen Kultgemeinschaft bestimmen sollten. So jedenfalls sieht es in der Rckschau aus; das Ansehen und die Macht, die die Abd Manf-Klane zur Zeit Mohammeds erreicht hatten, sollen bereits durch Quaijs Vermchtnis begrndet worden und deshalb unanfechtbar legitim sein. Trotzdem war nicht ganz zu verwischen, da die Sippe des ltesten Sohnes, Abd ad-Drs, ursprnglich vier der sechs mter innegehabt hatte, nmlich das Pfrtneramt, das ÑHaus des Ratesì, die Standarte und die Speisung der Wallfahrer; ber die Fhrerschaft auf Kriegszgen macht die diesbezgliche berlieferung des Ibn ab bit (gest. 812/3)95 keine Aussage; sie bringt au erdem den Streit, bei dem ber die Neuverteilung der mter entschieden wurde, mit dem Neubau der Kaaba in Zusammenhang, der etwa ein Jahrzehnt vor Mohammeds Berufungserlebnis stattfand, was allen sonstigen Nachrichten widerspricht. Jedenfalls fhrten die Zwistigkeiten unter den QuaijSippen nach Ibn ab bit dazu, da den Ban Abd ad-Dr das prestigetrchtige Amt der Pilgerspeisung entwunden wurde; es fiel an die Nachkommen des Asad b. Abd al-Uzz, eines Enkels Quaijs.96 Alle anderen Quellen verlegen das Zerwrfnis ber das Erbe Quaijs in eine frhere Zeit. Abd Manf, obschon jnger als Abd ad-Dr, habe diesen an Ehren und Ruhm berstrahlt, was den Eltern mi fallen habe; dennoch htten sie sich bereitgefunden, diese beiden Shne ñ unter
Der Streit um das Erbe Quaijs
Die Schwurb nde der ÑBlutleckerì und der ÑParf miertenì
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Höim b. Abd Manf gegen Asad b. Abd al-Uzz
I. Die Kaaba
Ausschlu der brigen ñ mit gleichen Erbteilen zu bedenken. Abd adDr htten sie das Pfrtneramt, das ÑHaus des Ratesì und die Kriegsstandarte anvertraut, Abd Manf hingegen die Kriegfhrung sowie die Trnkung und Speisung der Pilger.97 In dieser berlieferung spiegeln sich die Verhltnisse wider, wie sie zu Lebzeiten Mohammeds waren. Die Ban
Asad b. Abd al-Uzz, zu denen seine erste Ehefrau ada gehrte, kommen nicht mehr vor, den Grund hierfr werden wir spter erfahren. In weiteren Fassungen, die unter anderen der Genealoge Hiöm b. alKalb (gest. 819 oder 821) aufzeichnete, wurden die Nachkommen Abd Manfs von Eifersucht auf die Ban Abd ad-Dr ergriffen, denen sie sich ebenbrtig fhlten. Sie verlangten die Auslieferung des Schlssels zur Kaaba, beanspruchten also das wichtigste der sechs mter fr sich. Dieser Zwist spaltete schlie lich die quraiöitischen Sippen. Die Klane Sahm, von Huai, einem Onkel Quaijs vterlicherseits abstammend,98 uma, ihr Namengeber ist ein Enkel des eben erwhnten Huai,99 Maz m, ihr Ahnherr ist ein Gro neffe Kilbs,100 und Ad, dieser ist wiederum ein Onkel Quaijs,101 verschworen sich mit den Ban Abd ad-Dr und besiegelten ihren Bund, indem sie die Hnde in das Blut geschlachteter Kamele eintauchten; jemand von den Ban Ad soll etwas Blut aufgeleckt haben, eine Nachricht, bei der es den muslimischen Erzhler sicher schauderte, da ihm der Genu von Blut strikt untersagt ist. Jedenfalls wurde der Partei Abd ad-Drs der Spottname ÑBlutleckerì angehngt, der alles andere als schmeichelhaft war und, da die Spaltung bis in die islamische Geschichte hinein fortdauerte, noch die Nachkommen diskreditierte. Demgegenber war der Anhang Abd Manfs im Vorteil; diese Gruppe wurde unter dem Namen Ñdie Parfmiertenì berhmt, weil alle Eidgenossen die Hnde mit einer wohlriechenden Flssigkeit benetzten. Mit den Ban Abd Manf hielten es damals die Sippen des Zuhra, eines Bruders Quaijs,102 des Taim b. Murra, eines Onkels Quaijs,103 des vorhin erwhnten Enkels Asad b. Abd al-Uzz104 und des al-ri b. Fihr, eines Ururgro onkels Quaijs.105 Je zwei Sippen rsteten zum Kampf gegeneinander,106 doch wurde das Schlimmste abgewendet. Man vereinbarte, da das Pfrtneramt, das ÑHaus des Ratesì und die Standarte bei den Ban Abd ad-Dr verbleiben sollten; die Ban Asad b. Abd al-Uzz erhielten die Pilgerspeisung zugesprochen.107 In einer weiteren Darstellung der Geschicke der quaijschen mter, die den Streit der Klane mit Schweigen bergeht, verwalten die Ban
Abd Manf von Anfang an auch die Speisung der Wallfahrer, und es wird wortreich erzhlt, wie Höim, ein Sohn Abd Manfs, unermdlich fr die ÑGste Allahsì sorgt: ÑHöim b. Abd Manf gab unter Verwendung der Mittel, die ihm von seiten der Quraiöiten zugeflossen waren, zu jeder Pilgerzeit den Leuten zu essen. Er kaufte von jenen Geldern Mehl. Au erdem nahm man von jedem Opfertier, sei es ein Kamel, ein Rind oder ein Schaf, einen Oberschenkel. Dies alles brachte man zusammen, schtzte dementsprechend das Mehl ab und bewirtete damit die Wallfahrer. So verfuhr er, bis man in einem Jahr von schlimmer Drre heimgesucht wurde. Da machte sich Höim nach aö-äam auf, kaufte von dem Geld, das zusammengekommen war, Mehl und Trockengebck, brachte es zur Pilgerzeit nach Mekka, zerbrselte das Gebck, lie Kamelstuten
3. Von Abd Manf zu Abd al-MuÅÅalib
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schlachten, das Fleisch kochen und die Gebckstckchen hineinbrokken. Diese Speise setzte er den Leuten vor, die vllig ausgehungert waren, und hie sie sich sattessen. Wegen dieser Tat wurde er Höim, d.i. der Zerbrckeler, genannt; sein eigentlicher Name war Amr... Höim behielt dieses Vorgehen bei, bis er starb; dann pflegte sein Sohn Abd alMuÅÅalib dies zu tun, ...dann dessen Sohn Ab Älib, bis der Islam kam.ì108 So lautet die Entstehungslegende des Klans der Ban Höim, aus dem der Prophet Mohammed hervorgehen sollte. Nicht auszuschlie en ist, da Höim, dem man gro en Reichtum nachsagte, tatschlich die mit hchstem Ansehen verbundene Aufgabe der Pilgerspeisung auf solche Weise an sich brachte. Wrde und Rang eines Mannes zeigten sich an der Bedeutung seiner Gste und an der Manier, wie er sie mit seiner Freigebigkeit geradezu erdrckte ñ womglich gar unter Vernichtung seiner und seiner Angehrigen Lebensgrundlagen.109 Um wieviel mehr hatte man sich abzuverlangen, wenn es galt, die ÑGste Allahsì zu umsorgen? Da im brigen zwischen den Ban Abd Manf und den Ban Asad b. Abd al-Uzz eine Rivalitt bestand und letztere in den Hintergrund gedrngt wurden, l t sich aus einer Episode schlie en, in der ein gewisser Rib b. Jamur aus dem Stamm der Ban anm, in der Genealogie Nachkommen eines Bruders von Kinna b. uzaima, wegen einer Blutfehde seine entfernten Verwandten, die Quraiöiten in Mekka, um Untersttzung bittet. Die Ban Asad b. Abd al-Uzz gewhren sie ihm, worauf man ihn erstaunt fragt: ÑDu gehst mit dem unheilvollsten Klan der Quraiöiten einen Bund ein?ì Rib berlegte es sich nun anders und whlte die Ban Umaija, Shne des Abd äams b. Abd Manf, zu Eidgenossen.110 Weshalb die Ban Asad b. Abd al-Uzz ihrem Verbndeten Unglck bringen knnten, wird uns hier nicht mitgeteilt. Wir werden an das oben bemerkte Verschweigen des Namens der Sippe erinnert. Vorerst bleibt festzuhalten, da der Aufstieg der Ban Abd Manf, vor allem der Sippen Höim und Abd äams, auch an ein Geschehen geknpft ist, ber dessen Einzelheiten die gngigen Quellen Stillschweigen bewahren; diese wurden nach Mohammeds Tod zusammengetragen, also in einer Zeit, als die Ban Abd Manf ber ein Weltreich geboten ñ ihre Herrschaft mu te demnach von Anfang an durch Allah geplant worden sein. Die Shne Abd Manfs ñ mit denen man die Mitte des 6. Jahrhunderts n. Chr. erreicht ñ erscheinen in der berlieferung als diejenigen Quraiöiten, die die politischen Voraussetzungen fr einen die ganze Arabische Halbinsel berspannenden Handelsverkehr schaffen. Der lteste von ihnen, al-MuÅÅalib, soll zum Negus nach Aksum gereist sein, um mit ihm ein Abkommen zu schlie en. Höim habe in aö-äam das Wohlwollen der Byzantiner eingeholt. ñ Die Quelle nennt den Kaiser Herakleios (reg. 610ñ641), was natrlich ein Anachronismus ist; sein Name steht in den frhislamischen Quellen aber nicht fr diesen einen Herrscher, sondern allgemein fr den in der syrischen Provinz regierenden byzantinischen Statthalter. ñ Naufal b. Abd Manf endlich knpfte mit den Sasaniden und ihren in Hira herrschenden arabischen Vasallen Beziehungen an. Der in Sure 106 erwhnte Brauch der Quraiöiten, fr ihre Karawanen einen Geleitschutz zu organisieren ñ dessen Nutzen sie zu unermdlichem Dienst am ÑHerrn dieses Hausesì verpflichtet (Vers 3) ñ, soll auf
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Höims Verdienste
Höims Verbindungen nach Medina
I. Die Kaaba
Höim zurckgehen. Im Winter zogen sie in den Jemen und von dort nach thiopien, wo sie gern gesehene Gste des Negus gewesen sein sollen. Im Sommer reisten sie nach Norden, wenigstens bis zur Stadt Gaza, manchmal sogar bis nach Ankara oder an den Hof in Konstantinopel.111 ñ Da Sure 106 nur die Handelsaktivitten nennt, die in den berlieferungen zur Stadtgeschichte Mekkas Höim und al-MuÅÅalib zugeschrieben werden, die brigen, nmlich diejenigen Naufals, jedoch verschweigt, mssen wir diesen Text als von Mohammed in Umlauf gesetzte Propaganda fr den eigenen Klan und die mit ihm im Schwurbund der ÑHerausragendenì zusammengeschlossenen Sippen verstehen. Diese Eidgenossenschaft wurde, wie im folgenden dargelegt wird, vermutlich zur Jugendzeit Mohammeds gestiftet und spielte noch whrend seines Auftretens als Gesandter Allahs eine wichtige Rolle, wie an der sogenannten Ñ chtung der Höimitenì abzulesen ist. Das Wohlwollen der Machthaber in den vergleichsweise fest gefgten gro en Reichen im Norden, Osten und Sden zu erringen, war vermutlich der leichtere Teil des Geschftes, den Handelsverkehr ber die Halbinsel hinweg aufzubauen und zu sichern. Schwieriger knnte es gewesen sein, mit den Stmmen, deren Streifgebiete durchquert werden mu ten, dauerhafte Vereinbarungen zu treffen. Da dergleichen mglich war, erfuhren wir am Beispiel der von Umar b. al-aÅÅb so sehr geschtzten Ban Murra b. Auf; auch bei ihnen war der heilige Ort, den sie innehatten, die Voraussetzung fr ihren Erfolg gewesen. Die Quiten hatten ihn zerstrt, den Quraiöiten dagegen hatten sie den entscheidenden Dienst fr den Aufstieg geleistet. ñ Höim erkaufte sich die Friedfertigkeit der zwischen Mekka und der Grenze zu aö-äam lebenden Araber, indem er ihnen zusagte, die Quraiöiten wrden auch deren Handelsgter transportieren, kostenfrei selbstverstndlich. Der byzantinische Kaiser soll Höim berdies nicht nur ein Handelsprivileg ausgefertigt, sondern auch ein Schreiben an den Negus bergeben haben, in dem dieser gebeten worden sei, die Quraiöiten seinen Machtbereich betreten zu lassen. Der alljhrlich in den Sden reisenden Karawane mag diese Empfehlung von Nutzen gewesen sein. Höim gilt nicht nur als der Lenker all dieser Unternehmungen, er soll sich auch selber an ihnen bis ins hohe Alter beteiligt haben. Nach Syrien fhrte der Weg ber Medina.112 An einem ÑMarkt der Nabaterì113 gehei enen Ort, der von Medina aus berwacht wurde, hatte in einem Jahr eine beraus vornehme Dame namens Salm bt. Amr aus dem azraitischen Klan der Ban Ad b. an-Nar114 das Sagen. Sie wurde fr so mchtig angesehen, da sie selber ber die Ehen bestimmen konnte, die sie einging. Höims Werben erhrte sie, weswegen dieser auf der Stelle eine Hochzeitsfeier veranstalten lie . Als Höim die Reise fortgesetzt und Gaza erreicht hatte, erkrankte er und starb, erst fnfundzwanzig Jahre alt. Salm aber gebar einen Sohn, dem man den Namen Abd al-MuÅÅalib gab. Ihm fiel das Erbe des Vaters zu.115 ñ So erzhlte Abdallh b. Naufal b. alri (gest. 703), wie sein Urgro vater Höim eine verwandtschaftliche Beziehung mit den arabischen Stmmen von Medina gestiftet hatte. Abdallh hatte allen Grund, an seine medinensische Herkunft zu erinnern, war er doch unter Muwija I. mit den Aufgaben eines Q s dieser
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Stadt betraut worden; er soll brigens der erste gewesen sein, den man dort in dieses Amt berief.116 Ereignisse, die zeitlich weiter auseinanderliegen, werden in dieser Erzhlung auf die Spanne einer einzigen Karawanenreise zusammengezogen. Neben Abd al-MuÅÅalib hatte Höim nach dem Zeugnis der genealogischen berlieferung auch eine Tochter von Salm. Diese und Abd al-MuÅÅalib waren ber ihre beiden Stiefbrder Amr und Mabad zudem mit dem zweiten gro en Stammesverband von Medina, den Ban Aus, verschwgert, worauf Abdallh b. Naufal b. alri anspielt, indem er Salms ersten Ehemann ausdrcklich erwhnt: Uaia b. al-ul, ein Name, der damals einen guten Klang gehabt haben mu , hatte dieser Mann doch eines der gro en befestigten Gehfte errichten lassen, fr die das Oasengebiet von Medina berhmt war.117 brigens hatte Höim, wiederum nach Ausweis des quraiöitischen Stammbaumes, auch mit einer weiteren azraitin Kinder.118 Man darf daher annehmen, da Abdallh b. Naufal b. al-rií Bericht im wesentlichen den Tatsachen entspricht: Im Zuge der Sicherung der Karawanenwege nach Norden entstanden enge Verbindungen zwischen den Quraiöiten und zumindest einem der beiden arabischen Stammesverbnde von Medina, den Ban azra. Unangefochten blieb Höim, der Sohn Abd Manfs, in seiner Vaterstadt Mekka nicht. Die Rivalitt mit dem Bruderklan der Abd äams b. Abd Manf soll sich an dem gro en Erfolg Höims entzndet haben. Freilich wollte sich dieser, von seinem Neffen Umaija b. Abd äams zum Zweikampf herausgefordert, auf ein derartiges Wagnis nicht einlassen; er begegnete solcher Anma ung mit der Zusage, er werde Ñfnfzig Kamelstuten mit schwarzer Pupille in der Talmulde von Mekka schlachtenì. Dem konnte Umaija nur die Ankndigung entgegensetzen, er werde Mekka fr zehn Jahre fernbleiben, wenn Höim sein Versprechen wahrmache. Ein uzitischer Wahrsager mu te entscheiden, wer von beiden die prestigereichere Tat in Aussicht gestellt hatte, und es wird uns nach Lage der Dinge nicht wundern, da der Urteilsspruch zugunsten Höims ausfiel. Umaija hatte die Stadt zu verlassen. Er wich nach aö-äam aus, wo er etliche ñ fr die frhe islamischen Geschichte sehr folgenreiche ñ Jahre zubrachte, Ñund das war der Beginn der Feindschaft zwischen den Höimiten und den Omaijadenì.119 Umaija brigens scheint sich im Gebiet westlich des Sees Genezareth aufgehalten zu haben; er zeugte dort einen Sohn, den er spter adoptierte.120 ñ Auch ber heftigen Zwist unter anderen quraiöitischen Sippen unterrichten uns die Quellen. Fehden flammten aus bisweilen nichtigen Anlssen auf; die unterliegende Partei suchte nach Untersttzung durch unbeteiligte Klane, um der Vertreibung aus Mekka zu entgehen; Eidgenossenschaften wurden geschlossen.121 Es fhrte zu weit, wollte man dies alles errtern. Allein solche Ereignisse haben wir hier nachzuzeichnen, die erkennbar bis in die Zeit Mohammeds nachwirkten, und dazu gehrt der Bndnisschwur Abd al-MuÅÅalibs mit den uziten. Die Vorgeschichte dieser Eidgenossenschaft wird wie folgt erzhlt: Als al-MuÅÅalib b. Abd Manf starb, bemchtigte sich sein Halbbruder Naufal der hinterlassenen Liegenschaften; da aber al-MuÅÅalib stets seinem Neffen Abd al-MuÅÅalib zur Seite gestanden hatte, fhlte dieser sich jetzt bedroht, und in seiner Not
Höims Rivalit t mit Abd äams, sein Zusammengehen mit den uziten
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rief er die azraitischen Ban n-Nar um Hilfe, jene medinensische Sippe, in der er seine Kindheit verbracht hatte. ñ Mohammed wird, als die Lage in Mekka sich fr ihn gefhrlich zuspitzt, Untersttzung von Medinensern vorwiegend aus dieser Sippe erhalten. ñ Die Ban n-Nar erschienen mit etlichen Kriegern in Mekka und zwangen Naufal zur Rckgabe des usurpierten Landes. Gegen die Feindschaft, die vom Klan des Abd äams ausging, nutzte eine solche einmalige Intervention nicht. Sie veranla te aber die uziten, sich offen auf die Seite Abd al-MuÅÅalibs zu schlagen; sie htten angeblich mit ihm Mitleid bekommen, und schlie lich rechneten sie ebenso zu seinen Vorfahren wie die azraitischen Ban n-Nar,122 meinten sie. Die Wortfhrer der uziten waren damals die Ban Amr b. Raba; sie hielten sich zugute, da es ihr gleichnamiger Ahnherr gewesen war, der einst dem Regiment der urhumiten ber das Heiligtum ein Ende bereitet hatte.123 Wie erinnerlich, erzhlten sich die uziten davon, wie sie seinerzeit ohne Zgern die Shne Ismaels bei sich aufgenommen hatten.124 Nun also traf man sich mit Abd al-MuÅÅalib und einigen Quraiöiten, unter diesen niemand aus den schon lnger zusammenhaltenden Sippen der Ban Abd äams b. Abd Manf und Naufal b. Abd Manf, und unterbreitete den folgenden Vorschlag: Wenn sogar die azraiten dank ehelichen Banden einen herausragenden Platz in der quraiöitischen Genealogie einnhmen, um wie viel mehr stnde dergleichen den uziten zu; erstens gehre man zum selben Geschlecht wie die azraiten ñ eine Anspielung auf die Legenden von der Zerstreuung der jemenischen Araber nach der Auswanderung aus dem Gebiet von Marib;125 der alte Groll, den man gegen die Quraiöiten gehegt habe, sei lngst verraucht; es sei an der Zeit, eine Eidgenossenschaft zu bilden, zumal man wie Nachbarn nebeneinander wohne, was von den medinensischen azraiten nun einmal nicht gelte; ohnehin habe Abd al-MuÅÅalib in zwei uzitische Sippen eingeheiratet;126 was liege nher, als sich zu einer engen Gemeinschaft zusammenzuschlie en? Die bereinkunft wurde niedergeschrieben und in der Kaaba aufgehngt; sie hatte den folgenden Wortlaut: ÑIn deinem Namen, o Allah! Dies ist, worauf sich Abd al-MuÅÅalib b. Höim und die uzitischen Mnner der Amr b. Raba und die auf ihrer Seite Stehenden der Sippen Aslam und Mlik, zweier Shne des Af b. ria,127 die Treue zuschwren: gegenseitiger Schutz und Trutz, solange ein Meer eine Flocke der Muschelwolle benetzt128 ñ ein vereinender, nicht ein trennender Bundeseid sei es, die Alten den Alten, die Jungen den Jungen, die Anwesenden den Abwesenden! Sie verschwren und verpflichten sich in festestem Bunde, in unverbrchlicher Verpflichtung, die nicht aufgekndigt oder gebrochen werden soll, solange eine Sonne ber einem abr129 aufgeht und in einer Wste ein Kamel schreit, solange die beiden Rauhen130 stehen und in Mekka ein Mensch lebt ñ zu einem Bund der Ewigkeit, fr die Dauer der Zeit, den das Aufgehen der Sonne festigen und die Finsternis der Nacht bekrftigen soll. Abd alMuÅÅalib und seine Shne und wer mit ihnen ist, nicht aber die brigen Ban n-Nar b. Kinna, und die Mnner der uziten untersttzen, helfen, strken einander. Abd al-MuÅÅalib obliegt es, (den uziten), die sich ihm anschlie en, gegen jeden, der an ihnen Blutrache verben will,
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zu helfen, zu Lande und zu Wasser, in der Ebene und im Gebirge, und den uziten obliegt es, Abd al-MuÅÅalib, seinen Shnen und wer mit ihm ist, gegen alle Araber zu helfen, im Osten wie im Westen, im rauhen Hochland wie in der weiten Wstenebene. Allah bieten (die Bndnispartner) als Brgen auf, und wie gut vermag er zu brgen!ì131 Die Sachwalterschaft fr diesen Bund ging von Abd al-MuÅÅalib an seinen Sohn Ab Älib ber, der ein Oheim Mohammeds war und diesem in den frhen Jahren nie den ntigen Rckhalt verweigerte.132 ñ Der Gesandte Allahs durfte sich noch im Kampf um aibar auf die Loyalitt der Ban
Aslam verlassen, die diese einst Abd al-MuÅÅalib zugeschworen hatten.133 Es mag sein, da die berlieferung die Feindseligkeiten zwischen den Höimiten und den Nachfahren des Abd äams bertreibt. Der Antagonismus dieser beiden Abd Manf-Sippen gewinnt whrend der letzen Lebensjahre Mohammeds in dem von ihm gegrndeten Gemeinwesen an Gewicht, findet neue Nahrung unter dem Kalifen Umar b. al-aÅÅb, der den Sippenstolz am liebsten aus der muslimischen Gesellschaft ausmerzen wrde, und entwickelt sich unaufhaltsam zu einer Konstante des politischen Geschicks der frhislamischen Welt. Womglich klaubt man in jenen Jahrzehnten alles zusammen, was belegen mochte, da es sich schon immer so verhalten habe. Da die Omaijaden dabei in einem ungnstigen Licht erscheinen, ist nicht zuletzt dem Eifer jener berlieferer geschuldet, sie sich seit der Mitte des 8. Jahrhunderts den höimitischen Abbasiden, den Siegern ber ihre omaijadischen Rivalen, verpflichtet fhlten. So hei t es etwa, arb b. Umaija habe eines Tages einige mekkanische Burschen dazu angestiftet, einen jdischen Kaufmann, der in der Tihama von Markt zu Markt wanderte, zu berauben und zu tten. Abd al-MuÅÅalib habe geltend gemacht, da dies ein Verbrechen gewesen sei, da jener Mann unter seinem Fremdenschutz gestanden habe; er verlangte von arb, er solle ihm das Blutgeld fr das Opfer auszahlen. Hieraus entwickelte sich ein Zerwrfnis, um dessen Schlichtung man angeblich sogar den Negus anging. Dieser wollte sich allerdings nicht in die arabischen Hndel einmischen, weswegen man sich mit einem Schiedsmann geringeren Prestiges zufriedengeben mu te. Abd alMuÅÅalib habe arb die Zechgenossenschaft aufgekndigt und ihn derart unter Druck gesetzt, da er sich endlich bequemt habe, den Hinterbliebenen des Juden einhundert Kamele als Entschdigung zu bergeben. Zu seinem Vertrauten whlte Abd al-MuÅÅalib fortan einen gewissen Abdallh b. udn aus der Sippe der Ban Taim b. Murra, einen Mann mit legendren Reichtmern, von dem noch die Rede sein wird.134 Aus ebendieser Sippe wird Ab Bakr, Mohammeds Vertrauter, stammen. Die Episode um arb b. Umaija fhrt uns vor Augen, wie sehr allein schon die Gelegenheit, Geschfte zu treiben, von den persnlichen Beziehungen zu Stammesfhrern abhing, die ber so hohes Ansehen verfgten, da man nicht wagen konnte, ihren Schtzlingen ein Hrchen zu krmmen. Das ungewhnlich enge Verhltnis zur Gottheit des mekkanischen Kultes verlieh den Quraiöiten Einflu weit ber ihre Stadt hinaus, aber es konnte seine den Stammesfrieden stiftende Kraft nur entfalten, wenn sie selber einig waren. Dies war die erste Bedingung ihrer Macht. Die zweite besagte, da sie die Mglichkeit gewinnen mu ten, ihre In-
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I. Die Kaaba
teressen notfalls mit Gewalt zur Geltung zu bringen; aus ihrer, der quraiöitischen Sicht der Dinge waren diese eigenen Interessen gewisserma en selbstverstndlich, nmlich ganz diejenigen einer die Stmme bergreifenden Allgemeinheit; aus der Sicht der brigen Araber jedoch waren es die Belange eines fremden Stammes, die sich bisweilen mit denen anderer decken konnten.
4. Handel, Krieg und Kult Die Leistung der Quraiöiten und Mohammeds Lebenswerk
Die Abö
Kurz gesagt, die Quraiöiten sahen sich vor die Aufgabe gestellt, eine ber Mekka hinausgreifende politische Ordnung zu gewhrleisten, zu deren Aufrechterhaltung sie militrische Mittel einsetzen konnten; und war diese Aufgabe erst gelst, dann wiederum war die religise Beziehung der fremden Stmme zum mekkanischen Heiligtum neu zu justieren, und zwar so, da mglichst viele unterschiedliche Gemeinschaften in ein Verhltnis zu den Quraiöiten eintraten, dessen Ausgestaltung von diesen allein bestimmt werden konnte. Die rein genealogisch aufgefa te Loyalitt war durch ein anderes Moment zu ergnzen, gewi noch nicht abzulsen. Alles dies entfaltet sich durch das Wirken Mohammeds mit einer vorher nicht geahnten Durchschlagskraft, die Voraussetzungen hierfr wurden jedoch schon in der zweiten Hlfte des 6. Jahrhunderts geschaffen. Was damals geschah und jetzt zu beschreiben ist, war zunchst defensiver Natur. Man litt unter dem Unfrieden einer Gesellschaft, der die Abstammung und der ÑVterruhmì mehr galten als die selbstverantwortete Tat des einzelnen, und man reagierte in unterschiedlicher Weise auf dieses Leiden, bis hin zum anfentum, das jene beiden Werte verwarf. Erst Mohammed ersetzte nach dem Abkommen von al-udaibja die stammesbergreifende militrische Organisation, die die heidnischen Quraiöiten aufgebaut hatten, durch eine offensive Kampfgemeinschaft, die sich dem ÑDschihad auf dem Pfade Allahsì widmete. Und diese Umwandlung erfolgte in enger Verquickung mit der von ihm verkndeten Botschaft, deren Inhalt im Prinzip viel radikaler, als es seinen heidnischen quraiöitischen Ahnen denkbar gewesen war, die Genealogie, das berkommene Ordnungssystem der Gesellschaft, in Frage stellte und neu definierte. Es verwundert nicht, da viele dem von ihm gewiesenen Weg nur zaudernd oder gar nicht folgen wollten; ja, Mohammed selber wird zeit seines Lebens nicht bereit sein, aus seiner Botschaft beherzt diese Konsequenzen zu ziehen. Widmen wir uns vorerst den wesentlich bescheideneren Zielen der Quraiöiten in den Tagen Abd al-MuÅÅalibs und unmittelbar nach ihm! Wir dringen damit bis in die Zeit gegen 600 vor. Denn Abd al-MuÅÅalib verstarb hochbetagt, als Ohrmazd IV. (reg. 578ñ590) der Schah der Sasaniden war.135 ñ Zuvrderst hatten sich die Quraiöiten um die Sicherung der Tihama Sorgen zu machen. Es durfte ihnen nicht gleichgltig sein, wer dort das Sagen hatte. Sie selber wren zu gering an Zahl gewesen, um auf Dauer in dem fr den Karawanenverkehr unentbehrlichen Kstenstreifen ihren politischen Willen durchzusetzen. Es blieb ihnen nichts anderes brig, als hierfr einen Bund zu nutzen, den sie schon unter
4. Handel, Krieg und Kult
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Abd Manf aus verschiedenen Stmmen zusammengefgt hatten ñ und der, glaubt man der berlieferung, ursprnglich den Sinn gehabt hatte, den Quraiöiten das berleben an der Kaaba zu sichern. Es sind dies die ÑAbö der Quraiöitenì, ber deren Geschichte wir zunchst einige Worte sagen mssen. Sie bildeten bis in die Zeit des Propheten eine gefrchtete Kampftruppe; in Erinnerung an die Schlacht von Uud, die Mohammed gegen die Mekkaner verlor, dichtete der Medinenser Kab b. Mlik: ÑWir trafen auf eine Meereswoge, mitten darin die Abö, einige barhuptig, andere verschleiert.ì Die Abö waren die Eidgenossen des alri b. Abd Mant b. Kinna, eines Neffen an-Nars, mit dem, wie erinnerlich, manche Genealogen die Quraiöiten beginnen lassen. Des nheren handelte es sich um zwei Sippen, die sich auf Jaia b. al-Haun b. uzaima zurckfhrten, der seinerseits wiederum ein Neffe des Kinna gewesen sein soll; sie hie en Aal und Dö. Mit im Bunde waren zwei uzitische Sippen, die Ban l-aj und die Ban l-MuÅaliq.136 Ibn ab bit verlegt die Entstehung dieses Bundes in eine Zeit, in der die Quraiöiten sich angstvoll in Mekka duckten, womit, wie man aus einer anderen berlieferung erfhrt, die Epoche Abd Manfs gemeint sein mag.137 Jedenfalls durften die Quraiöiten auf die Untersttzung durch die Quiten nicht mehr rechnen, und die Feindschaft mit den Ban Bakr war wieder aufgeflammt. ñ Die Ban Bakr b. Abd Mant hatten zusammen mit den uziten gegen Quaij gestanden; die Aufrechnung des ihnen aus den Kmpfen gegen ihn zustehenden Wergeldes war ihnen verweigert worden. Wegen dieser Niederlage gegen Quaij waren sie in die Abhngigkeit von den Quraiöiten gelangt; sie sahen sich, anders als die uziten, die freilich in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Nachkommen Quaijs lebten, nach dessen Tod offenbar aller Verpflichtungen gegen die Herren von Mekka ledig. ñ Nun, unter Abd Manf, schien es, als m ten sich die Quraiöiten wieder vor den Ban Bakr frchten. Ein Pilger von den Ban l-ri b. Abd Mant b. Kinna soll sie in Mekka jedenfalls in einer hchst unerquicklichen Lage angetroffen haben. Emprt ber die Schutzlosigkeit der Quraiöiten, fdelte er den Schutzbund mit den genannten Sippen ein, den man am Berge ubö, zehn Meilen von der Stadt entfernt, besiegelte.138 Der Anfhrer der Ban l-ri gab berdies Abd Manf eine Tochter zur Frau.139 Das Gewicht, das diese Abö in der quraiöitischen Politik erlangten, war schlie lich so gro , da die Aal und die Dö, die man auch unter dem gemeinsamen Namen al-Qra zusammenfa te, sich den Herren der Kaaba ebenbrtig fhlen durften und in deren Klan der Ban Zuhra b. Kilb aufgenommen wurden.140 Ein Ereignis jenseits der innerquraiöitischen Querelen, von denen die Quellen so ausfhrlich berichten, macht uns am Ende des 6. Jahrhunderts anschaulich, wie das Bndnis der Abö au erhalb des unmittelbaren Machtbereichs der Quraiöiten auf ein Mindestma an Landfrieden hinwirkte. In einem Hungerjahr wanderten die Ban Lai, eine Untergruppe der Ban Bakr,141 aus dem Hochland hinab in die Tihama sdlich von Mekka. Sie hatten in der al-Qra genannten Gemeinschaft der Aal und Dö einen Schutzherrn, Auwf, der seinerseits mit zwei Quraiöiten einen Schwurbund geschlossen hatte. Auf ihn stie en die Ban Lai, und wider
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Die FirKriege
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alles Recht verabredeten sich einige von ihnen dazu, des Nachts Auwfs Kamele fortzutreiben und sich anzueignen. Bei dem berfall erschlugen sie einen seiner Shne. Dieses Verbrechen durfte nicht ungeshnt bleiben; der Geschdigte wandte sich an seine beiden quraiöitischen Eidgenossen, man forderte Ersatz fr die mittlerweile geschlachteten Tiere sowie den Vollzug der Blutrache an dem Mrder. Dieses Verlangen wurde zurckgewiesen, worauf sich beide Seiten zum Kampf rsteten und von den Quraiö auch die Abö aufgeboten wurden. Auf der Seite der Ban Lai zogen die brigen Ban Bakr in den Krieg. Die Entscheidungsschlacht wird uns, wie so oft, als beraus erbittert geschildert; die Quraiöiten und die Abö htten die Scheiden ihrer Schwerter zerbrochen: Nur Sieg oder Tod, nichts Drittes, sollte den Kampf endigen. Die Truppen der Ban Bakr seien vllig aufgerieben worden; wer nicht gefallen sei, habe sich in den heiligen Bezirk geflchtet, um das Leben zu retten. Aber man habe sie dort nicht geduldet. Die Ban Lai vertrieb man aus der Tihama und hoffte, so die Ordnung wiederherzustellen. Dies erwies sich als ein Irrtum. Sie fanden Untersttzung bei anderen Stmmen, die Kmpfe flammten wieder auf und zogen sich in die Lnge; keineswegs waren die Quraiöiten und die Abö stndig im Vorteil. Selbst ihre Standarte geriet einmal in hchste Gefahr. Der letzte Waffengang fhrte zu einem Schiedsgericht, dessen Ergebnis verrt, da es die Mekkaner mit einem gleichwertigen Gegner zu tun gehabt hatten. Beide Parteien rechneten die Verluste an Menschenleben gegeneinander auf; da es keinen berlegenen Sieger gab, ging es nicht an, das Blutgeld, das dem Verlierer zustand, Ñunter den F en zu zermalmenì, wie es einst zugunsten Quaijs geschehen war.142 Die Entschdigung, die den Verwundeten auszuzahlen war, soll sich auf den Wert von 1300 Kamelen belaufen haben; Sad b. al-, ein Neffe arb b. Umaijas,143 beglich diese Kosten aus seinem Vermgen.144 Mit der letzten Schlacht gegen die Ban Lai brach die Zeit der Bewhrung des Bndnisses mit den Abö an. Es ist die Periode der vier sogenannten Fir-Kriege,145 deren erste wohl nur kleinere Gefechte gewesen sind. Ihnen allen ist gemeinsam, da ihr Anla eine mehr oder minder schwere Strung des whrend der heiligen Monate ablaufenden Handels war. Der vierte Vorfall war von besonderem Gewicht, da er eine Karawane des Frsten von Hira betraf. Der Schuldige war ein Mann von den Qais Ailn, ein Herumtreiber und Tunichtgut, wie sie in den Quellen zur altarabischen Geschichte ab und an begegnen. Ihn hatte es nach Hira gerade zu dem Zeitpunkt verschlagen, als man dort die Karawane nach Uk zusammenstellte und einen Fhrer suchte, der sie ohne Verluste an ihr Ziel bringen konnte. Der Fremde bot seine Dienste an, aber der Frst griff dann doch lieber auf einen bewhrten Mann zurck, obwohl er seit einiger Zeit mit den Qaisiten eine Fehde ausfocht und seine Karawanen von diesen schon mehrfach berfallen worden waren. Der Fremde von den Qais Ailn, durch die Zurcksetzung gekrnkt, pa te unterwegs einen gnstigen Augenblick ab, zu dem er den Fhrer allein berraschte, und ttete ihn. Dann sorgte er dafr, da seine Untat schnell in Uk bekannt wurde. Die Quraiö zogen sich daraufhin eilends nach Mekka in den heiligen Bezirk zurck; es war Pilgerzeit, und in Uk
4. Handel, Krieg und Kult
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wimmelte es von Qaisiten, denen man sich im Falle offener Feindseligkeiten nicht gewachsen fhlte. Der Handel kam zum Erliegen; bers Jahr, so lautete die Parole, sollten die Waffen entscheiden. Die Quraiöiten nutzten die Frist, um die Abö zusammenzuziehen und auszursten. Allein Abdallh b. udn soll eintausend Kinniten auf Reitkamelen herbeigefhrt haben. Alle bedeutenden Klane ernannten einen der Ihrigen zum Anfhrer ihres Kontingents; demjenigen der Ban
Höim soll ein junger Mann namens Mohammed angehrt haben, der sptere Prophet. Doch auch die Qais Ailn blieben nicht unttig. Sie mobilisierten ihre Untergruppen, so die Ban Sulaim,146 einen mchtigen Verband der Stammesgemeinschaft der Hawzin, die sich anscheinend vollstndig in den Krieg gegen die Quraiöiten hineinziehen lie . Starke Verbndete der Qais Ailn waren au erdem die Ban aqf aus aÅ-Äif nebst ihren Eidgenossen.147 Es war, als trieben die Dinge auf die Entscheidung zu, wer im mittleren Hedschas zu bestimmen haben werde und ob das quraiöitische Mekka den Rang, zu dem es sich emporgearbeitet hatte, werde verteidigen knnen. Die Feinde der Quraiöiten erreichten zuerst Uk; dort zankten sie sich ausgiebig darber, wem sie das Kommando anvertrauen sollten. Dann rckten die Quraiöiten heran. Bei ihnen hatte arb b. Umaija den Oberbefehl inne. Seine Brder waren um ihn, sie alle in Panzerhemden gekleidet. Vor der Schlacht legten sie sich die F e in Fesseln, durch die sie, vor allem aber ihre Truppen, an der Flucht vor dem Feind gehindert sein wollten: Ein Zurckweichen durfte es nicht geben. Wie blich, ging dem Gefecht ein Zweikampf voraus, der fr die quraiöitische Seite vom Anfhrer der Abö ausgetragen wurde. Nachdem dieser schwer verletzt worden war, brach die Schlacht los. Sie nahm zunchst einen fr die Mekkaner wenig verhei ungsvollen Verlauf. Die Ban Bakr, die nach ihren Niederlagen gegen die Quraiöiten diesen hatten Heeresfolge leisten mssen, entwichen aus dem Getmmel, sobald sie bemerkten, was sich anbahnte. Warum die Dinge schlie lich doch eine andere Wende nahmen, bleibt unklar. berliefert ist, da die Ban l-ri b. Abd Mant, der Kern der Abö, sich am mutigsten in das Kampfgeschehen strzten und vor den Quraiöiten die Front bildeten. Einhundert Mnner sollen an jenem Tag unter der Standarte der Ban l-ri gefallen sein. Auch die Fhrer der Gegenseite griffen zum u ersten, um ihren Truppen das Fliehen zu einer Sache der Schande zu machen, und lie en sich Fesseln anlegen. ber die Dauer der Gefechte sind die Angaben widersprchlich. Nach der ausfhrlichsten Darstellung war der Kampf bei Uk der vierte, der in dieser Angelegenheit ausgetragen wurde, und je ein Jahr hatte die voraufgehenden Gefechte voneinander getrennt. Es ist nicht auszuschlie en, da die denkwrdigen Ereignisse dieser Schlachten in den Quellen nicht immer sauber unterschieden werden. Deutlich wird in jedem Fall, da die Quraiöiten einer Niederlage entgingen, ihre Feinde allerdings auch nicht triumphierten. Beide Parteien rechneten das ihnen zustehende Blutgeld aus, und man kam zu dem Ergebnis, da die Quraiöiten betrchtliche Zahlungen zu leisten hatten. Das war nicht sogleich mglich, weswegen drei von ihnen, darunter arb b. Umaija, jeweils einen Sohn als Geisel an die Feinde bergeben mu ten.148 Ab Sufjn b.
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Die Sicherung der Handelswege
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arb, einer der Leidtragenden, wird uns demnchst als ein zher Widersacher Mohammeds begegnen. Da sich der quraiöitische Klan, der, ohne das Leben seiner Mitglieder zu schonen, fr die Interessen Mekkas gekmpft hatte, nicht wenig spter von einem Mann wie jenem jungen Mohammed das Heft aus der Hand nehmen lassen wollte, wird man verstehen. Die Fir-Kriege, deren letzten man ungefhr auf das Jahr 590 datieren kann,149 wurden zumindest mittelbar durch Schdigungen des Warenverkehrs und des Handels verursacht. Die Abö spielten in den geschilderten Auseinandersetzungen die Rolle einer Miliz, die zur Wahrung des Friedens im Einklang mit den quraiöitischen Interessen die Waffen fhrte. Daneben aber beruhte die Macht der Mekkaner, die sich, wie eben gezeigt, im Kriege nur mit Mhe gegen gr ere Stammesverbnde behaupteten, auf den Loyalitts- und Freundschaftsbindungen, die sie zu vielen Klanfhrern unterhielten, ohne da diesen Bindungen auch nur der leiseste Anschein einer institutionellen Verstetigung zugekommen wre. Je dichter das Netz geknpft war, desto sicherer konnten die Quraiöiten sein, sich niemals einer allzu gro en und festgefgten Koalition gegenberzusehen. So standen einzelne Stammesfhrer der Ban aÅafn, die in ihrer Gesamtheit den Quraiöiten nicht wohlgesonnen waren,150 in einem freundschaftlichen Verhltnis zu Mekka.151 Der vielleicht wichtigste Knoten in diesem Netz waren die Ban Tamm. Im genealogischen System gehrt Tamm zu den Nachkommen Muars; er ist dessen Urenkel, Tamm b. Murr b. Udd b. Muar lautet die Ahnenreihe.152 Der Karawanenverkehr von Nordosten, aus dem Gebiet der lamidischen Frsten, mu te sich in D mat al-andal um eine quraiöitische Eskorte bemhen, denn von dort an bewegte man sich auf muaritischem Territorium. ÑDie Quraiöiten ben fr uns alle die religisen Pflichten aus, die uns Ismael als unser Erbteil vermachteì, sagten die Muariten, unter denen jene sich als das durch die Abstammung von an-Nar oder Fihr153 aus der Gesamtheit der Nachkommen Muars herausgehobene Haupt begriffen. Da die Ban Tamm den starken Nacken und Leib des von den Quraiöiten gefhrten Arabertums bildeten, haben wir ebenfalls schon gehrt.154 Jeder Hndler, der vom Jemen oder vom Hedschas her aufgebrochen war, erbat sich den Schutz durch die Quraiöiten, solange er im Lande der Muariten reiste. ÑDenn diese behelligten keinen muaritischen Hndler, und ebenso wenig htte er von den Eidgenossen der Muariten etwas zu befrchten gehabt... Die Ban Kalb (b. Wabara, ein Stamm der Quiten) lie en daher die Kaufleute in Frieden, hatten sie doch ein Bndnis mit den Ban Tamm.ì Auch die sdarabischen Ban
Äaiji behinderten den Warenverkehr nicht, da sie mit den muaritischen Ban Asad eine bereinkunft geschlossen hatten; sobald die Kaufleute auf Åaijiitischem Gebiet eingetroffen waren, entrichteten sie eine Abgabe und erhielten Begleitschutz.155 Mit diesen Nachrichten bekommen wir einen kleinen Teil des politischen Gebildes zu fassen, von dem in der schon zitierten Sure 106 gesprochen wird: Das erfolgreiche ÑZusammenfgenì der Karawanen, wie die koranischen Worte oft gedeutet werden, setzt Vereinbarungen mit vielen Stmmen voraus; das Verdienst, sie ausgehandelt zu haben, darf natrlich nicht Höim b. Abd Manf allein gut-
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geschrieben werden. ÑDie Sachwalter des ÇZusammenfgensë unter den Quraiöiten sind diejenigen, durch deren Wirken Allah sie erhhteì, schreibt Muammad b. abb, Ñund es sind die, durch die er die Armen in ihrer Mitte erquickt. ÇZusammenfgenë meint nmlich die bereinknfte (mit den anderen Stmmen). (Die Sachwalter des ÇZusammenfgensë sind also) Höim, Abd äams, al-MuÅÅalib und Naufal, die Shne Abd Manfs.ì156 Bei der Beschftigung mit den innerquraiöitischen Verhltnissen wurden wir auf das hohe Ma an Prestige aufmerksam, das diese vier dank ihren Unternehmungen genossen. Whrend Höim in jedem Jahr zwei Karawanen zusammengestellt haben soll, wie Mohammed im Koran behauptet, nmlich die Sommer- und die Winterkarawane nach aö-äam, soll sich Abd äams dem Verkehr mit thiopien gewidmet haben, whrend al-MuÅÅalib den Jemen und Naufal den Irak bereisten. ÑEin jeder von diesen vier war der Anfhrer der Kaufleute, die mit ihm zu seinem Reiseziel aufbrachen. Denn (ein jeder) hatte (fr die Quraiöiten) Abkommen157 bei den Knigen und ltesten der Stmme (in aö-äam) ausgehandelt.ì158 Dank den berlieferungen ber die Ban Tamm gewinnen wir Einblick in das politische Vorgehen der Quraiöiten; sie errangen mit Geschick die Zustimmung fremder Stmme fr den Handelsaustausch, von dem sie selber den gr ten Nutzen hatten, an dem sie die anderen jedoch teilhaben lie en, da die Kaufleute Gebhren fr das Durchqueren der Streifgebiete aufzubringen hatten. Unter den Muar-Arabern wurde diese Politik als der Vollzug des Vermchtnisses Ismaels betrachtet; jedenfalls gaben die Quraiöiten sie dafr aus. Da man ihnen glaubte, zeigen die Beispiele der Ban Tamm und der Ban Asad b. uzaima b. Mudrika, die ihre nicht zu Muar gehrenden Eidgenossen auf die mekkanische Sache verpflichteten. Die Ban Tamm arbeiteten besonders eng mit den Quraiöiten zusammen, und so nimmt es nicht wunder, da sie sich bei der Abhaltung der Mrkte und der Leitung der Wallfahrtsriten einen herausragenden Part sichern konnten. Nach dem Zeugnis von Muammad b. abb dienten Tammiten als Anfhrer der Zeremonien und amtierten als ÑRichterì auf dem Markt von Uk.159 Die letztgenannte Aufgabe hatte vor ihnen mir b. arib von den Ban Adwn, die zum Verband der Qais Ailn rechneten,160 versehen, und wir hrten, da Quaij bei der bernahme Mekkas wohlweislich die Verhltnisse au erhalb der Stadt nicht angerhrt hatte. Der Aufstieg der Ban Tamm erzwang offensichtlich eine nderung, und laut Ibn abb gaben die Tammiten das Richteramt in Uk bis zum Aufkommen des Islams nicht mehr aus den Hnden. Ebenfalls die Einweisung der Pilgerscharen in die Riten an den Kultsttten au erhalb Mekkas, nach Quaijs Tod wie schon zuvor von den fa wahrgenommen, ging an die Tammiten ber. ÑDie Fhrer der Araber whrend der Wallfahrt und die ÇRichterë in Uk stellten nach mir b. arib die Ban Tamm; die Wchter ber die Glaubenspraxis und die Kustoden (des Gebudes) der Gebetsrichtung waren die Quraiöiten, und diejenigen, die (den Arabern) ber die Riten Ausknfte erteilten, das waren die Ban Mlik b. Kinna.ì161 In den Jahrzehnten nach Quaij hatte sich die enge Zusammenarbeit zwischen den Ban Tamm und den Quraiöiten herausgebildet und die berkommene Ordnung der Dinge umgestaltet. Da diese Tatsachen
Das Zusammenwirken mit den Ban Tamm und seine Bedeutung f r den Kult
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Der Schwurbund der ÑHerausragendenì
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sich in Schwurbndnissen zwischen einzelnen Quraiöiten und Tammiten niederschlugen, liegt nahe. Da aber auch Ehen zwischen den Angehrigen beider Stmme geschlossen wurden, verdient hervorgehoben zu werden, denn die Quraiöiten zeigten sich hierin gewhnlich sehr whlerisch.162 Einen Gteraustausch, frei von schweren Strungen und weder von Raub noch Mord unterbrochen, zu gewhrleisten, war ein Unterfangen, das die mannigfaltigsten Anstrengungen erforderte und keineswegs ohne die althergebrachte rein persnliche Komponente auskommen konnte. Wesentlich und in seiner tiefen Wirkung neuartig war das religise Element, das allen quraiöitischen Ma nahmen eine die Augenblicke der handelspolitischen Unterredungen und des Geschftsverkehrs berdauernde Bedeutsamkeit verlieh; vermutlich war es vor allem dieses Element, weniger die von den Quraiöiten nicht sonderlich erfolgreich aufgebotene Kampfkraft, das Stmme und Klane bewegte, die Raubgelste ein ums andere Mal hintanzustellen, Gelste, deren Ausleben in der damaligen arabischen Gesellschaft doch nicht unehrenhaft war, sobald es sich gegen die Besitztmer von Menschen richtete, mit denen einen kein durch Verschwgerung oder Abstammung begrndetes Zusammengehrigkeitsgefhl verband.163 ber den religisen Boden der in Sure 106 erwhnten Vereinbarungen wird gleich zu sprechen sein; er unterlegt dem ererbten genealogischen System eine neue Ordnung, die sich aus einem gegenber allen Arabern erhobenen Geltungsanspruch des mekkanischen Kultes ergibt und die damit einem allgemeinen, nicht mehr an die Ehre eines Stammes oder einer Sippe gebundenen Grundsatz zur Beachtung verhelfen will ñ ein bis dahin unerhrtes Ansinnen. Sobald der letzte der Fir-Kriege ausgefochten und der l-Qada, der erste der drei heiligen Monate, angebrochen war, hatten die Quraiöiten die Gelegenheit, zu Hause zu beweisen, da es ihnen gegeben war, zugunsten des Geschftsfriedens vom vordergrndigen Nutzen ihrer eigenen Klane abzusehen. Den Bericht ber das Ereignis verdanken wir akm b. izm (gest. zwischen 670 und 679), einem Neffen von Mohammeds erster Frau.164 Der Fall war dieser: Kaufleute, seien sie Araber oder von anderer Herkunft, wurden bisweilen, wen wundert es, in Mekka betrogen; diesmal war al- b. al-Wil aus dem Klan der Sahm der Bsewicht, das Opfer ein Mann von den Ban Zubaid; al- mochte sich zu seinem schndlichen Vorgehen berechtigt fhlen, da einer der beltter, die Auwfs Sohn erschlagen und dadurch den Krieg gegen die Ban
Bakr ausgelst hatten, aus ebenjener Sippe gekommen war.165 Wie dem auch sei, der Geschdigte wandte sich an die Mitglieder des Schwurbundes der ÑBlutleckerì, zu dem ja auch die Sahm zhlten. Sie wollten von seinen Klagen aber nichts wissen und jagten ihn fort. Der Fremde erklomm den Berg Ab Qubais, der den Kern des Ortes berragt, und schrie hinab, um fr sich Hilfe zu finden: Ñ(Ein Fremder steht hier), den man um seine Ware geprellt hat, hier im Tal von Mekka, fern von seinem Stamm und dessen Kriegern...!ì Die Abd Manf-Sippen Höim und alMuÅÅalib, ferner die Sippen Zuhra und Taim b. Murra nahmen sich der Sache an. Es handelte sich mithin um den Kern des Schwurbundes der ÑParfmiertenì,166 abzglich wichtiger Abd Manf-Sippen wie der Ban
Abd äams und der Ban Naufal. Man traf sich im Haus des reichen Tai-
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miten167 Abdallh b. udn, wo man sich, einander mit hocherhobenen Hnden berhrend, versprach, stets auf der Seite desjenigen zu stehen, dem ein Unrecht geschehe, und dafr zu sorgen, da er Genugtuung erhalte, Ñsolange ein Meer eine Flocke der Muschelwolle benetztì. An Vortrefflichkeit berragte diese Eidgenossenschaft die beiden lteren, die die quraiöitischen Klane miteinander eingegangen waren, so hei t es in einer berlieferung; und darauf spiele der Name an: der Schwurbund Ñder Herausragendenì, die die Ethik der beiden frheren Bnde hinter sich gelassen und berwunden htten.168 Diese Deutung ist vermutlich erst spter dem Begriff unterlegt worden, um den es hier geht. Wahrscheinlich meint er nichts weiter als die Verabredung, in niemandes Hnden Gter zu dulden, die dieser im Begriff stehe, sich widerrechtlich anzueignen.169 Wie ein Beispiel lehrt, fiel hierunter auch der Raub von Frauen: Der eben schon erwhnte al- b. Wil aus dem Klan Sahm berfiel einen Kaufmann, der nach Mekka gereist war, und brachte dessen Tochter in seine Gewalt. Der Vater wandte sich an die Schwurgenossen, die unverzglich der Beschwerde nachgingen, den Schuldigen stellten und die Herausgabe des Mdchens erzwangen; sie lie en sich nicht dadurch umstimmen, da der Entfhrer an die gemeinsame Zugehrigkeit zu den Quraiöiten appellierte.170 In frhislamischer Zeit stritt man sich darber, wer die Partner dieser Vereinbarung gewesen seien. akm b. izm meinte, da sich auch die Ban l-ri b. Fihr beteiligt htten, desgleichen die Ban Asad b. Abd al-Uzz.171 Da man letztere aus der quraiöitischen Erinnerung zu tilgen suchte, bemerkten wie bereits an einem anderen Beispiel.172 Mohammed selber, als Höimit, war in die Abmachung einbezogen. ÑIch wrde nicht einmal rotes Weidevieh173 gegen einen Schwur eintauschen, bei dem ich im Hause des Ibn udn zugegen war, und (noch weniger wnschte ich mir jene Kostbarkeit) fr einen Bruch dieses Schwurs! Höim, Zuhra und Taim versprachen einander mit Eiden, da sie fr den ungerecht Behandelten Partei ergreifen wollten, solange ein Meer eine Flocke Muschelwolle benetzt...ì soll Mohammed bekannt haben.174 Da es in den frhen Offenbarungen, die er empfing, immer wieder um die Verwerflichkeit unrechtm iger Bereicherung geht, darf man folgern, da ihn diese Frage, ber die man in seiner Umgebung schon lange debattierte, ebenfalls stark aufwhlte. Es war energisch zu bekrftigen, da das kurzerhand befriedigte Verlangen nach prestigetrchtigem Besitz keineswegs mit dem Mantel der Sippensolidaritt zugedeckt werden darf. Der Bundesschwur setzt schon ein Mindestma an Einsicht darin voraus, da gerade diese Solidaritt im Interesse eines nicht mit ihr zu vereinbarenden allgemeinen Prinzips zu berwinden sei. Sich solcher Einsicht zu verschlie en, das ist die Torheit, vor der Mohammed, seitdem er sich vom hchsten Herrn angesprochen fhlt, seine Stammesgenossen warnt. Damit kommen wir zum religis bestimmten Fundament des quraiöitischen Strebens nach Herrschaft ber das Arabertum. Das genealogische Ordnungssystem sollte keineswegs abgeschafft werden, es sollte vielmehr mit einem neuen Sinn aufgeladen werden, der sich aus der Behauptung ergab, Ismael sei der Ahnherr. Das Arabertum wurde dadurch zu einer in Stmme und Sippen gegliederten Kultgemeinschaft umgedeu-
Die Kultgemeinschaft Abrahams und die ÑStrengenì
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tet; der Rang einer jeden Gruppierung innerhalb dieser folgte aus der Nhe zum von Abraham errichteten Kultbau und zu dessen Sachwaltern, den Quraiöiten. Die Regelung des Geschehens auf den Mrkten in der Umgebung von Mekka und die Zeremonien an den Heiligtmern au erhalb der Talmulde hatten die Quraiöiten denen berlassen, die seit Alters her damit befa t waren; dann war dies alles in die Befugnis der Ban
Tamm bergegangen, mit denen sie sich in wichtigen weiteren Interessen einig wu ten. Die Kaaba vor allem anderen, das war der Besitz, der den Quraiöiten ihre besondere Wrde verlieh, die Kultsttte fr den hchsten Herrn Allah, auf den hin das ganze Geflecht aus IsmaelGenealogie, Pilgerriten, Politik und Handel ausgerichtet war, das man mit dem Begriff der religisen Praxis, ad-dn,175 benannte. Dieser dn wies einen Kern auf, der, einem Magneten vergleichbar, die Ergebenheit Au enstehender auf den Kaabakult ñ und damit auf die Quraiöiten hin ñ lenkte. Eine Bruderschaft mit dem Namen Ñdie Strengenì verkrperte diesen Kern. Ibn Isq setzt uns ber die Einzelheiten ins Bild: ÑDie Quraiöiten verfielen ñ ich wei nicht, ob vor der Sache mit dem Elefanten176 oder danach ñ auf eine bestimmte Ansicht, die sie in Umlauf setzten. ÇWirë, so sagten sie, Çsind die Shne Abrahams, die Leute der von ihm gestifteten Unverletzlichkeit, die Obmnner seines Hauses, die Bewohner Mekkas. Kein Araber hat einen Anspruch, dem unsrigen hnlich; keiner hat eine Wohnsttte wie wir; keinem erkennen die Araber zu, was sie uns zuerkennen. Darum schtzt nichts, das erlaubt ist, als so gewichtig ein wie das Verbotene, das ihr scheut! Solltet ihr in diesen Fehler verfallen, dann werden die Araber eure Unverletzlichkeit geringachten.ë Man sagte auch, die Quraiöiten htten das Erlaubte als ebenso schwerwiegend wie das Verbotene betrachtet. Deswegen htten sie davon abgelassen, bei Arafa zu stehen und danach von dort loszulaufen, obgleich sie wu ten und auch besttigten, da Arafa zu den Kultorten und (die beiden rituellen Handlungen) zur Wallfahrt und zur Glaubenspraxis Abrahams gehrten; sie aber hielten dafr, da es allein den brigen Arabern gestattet sei, dort zu stehen und dann loszulaufen. Denn die Quraiöiten behaupteten von sich: ÇWir sind die Leute des heiligen Bezirks; es ziemt sich fr uns nicht, den Ort unserer Unverletzlichkeit zu verlassen und andere Sttten so zu ehren, wie wir, die Strengen, diesen (Ort unserer Unverletzlichkeit) ehren. Die Strengen nmlich sind die Leute des heiligen Bezirks.ë Danach verordneten sie allen Arabern, die von ihnen gezeugt worden waren, ob sie nun innerhalb oder au erhalb des heiligen Bezirks wohnten, die gleichen Vorschriften. Da sie von den Quraiöiten gezeugt worden waren, sollte ihnen das gleiche gestattet oder verboten sein wie diesen. Zusammen mit ihnen waren die Kinniten und die uziten diesen Bestimmungen beigetreten.ì177 Die Rigorositt der religisen Bruche sondert die Quraiöiten sowie alle, die von ihnen Ñgezeugtì worden waren, aus der Gemeinschaft der brigen Araber aus. Dadurch wird die Abstammung keineswegs gleichgltig; im Gegenteil, sie legt nicht mehr nur die Stellung innerhalb des genealogischen Gefges fest, sie befrachtet diese Stellung mit einem eigentmlichen spirituellen Gehalt. brigens erweitert sich ab Kilb, dem
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Vater Quaijs, das Blickfeld der quraiöitischen genealogischen berlieferung: Bis zu ihm werden fast durchgehend nur die Shne eines Mannes aufgezhlt; man nennt bestenfalls deren Mutter, die Tchter aber spielen, da fr die Systematik ohne Belang, keine Rolle. Von Kilb an werden meist auch Tchter erwhnt, und man vermerkt ferner, mit wem sie verheiratet waren und welche Kinder sie gebaren. ÑDie Araber, die von den Quraiöiten gezeugt worden warenì, meint augenscheinlich auch die Nachkommen in der weiblichen Linie,178 worin sich ebenfalls das Hinzutreten des neuen, anders definierten Moments der Einordnung bezeugt. Was allen brigen erlaubt war, das sollten Ñdie Strengenì nicht auch tun drfen, schreibt Ibn Isq; bei Arafa warten und dann mit dem rituellen Lauf beginnen, so hielten es alle Pilger, und dieser Brauch war durch Abraham begrndet worden. Trotzdem sollten die Quraiöiten sich scheuen, die Erlaubnis zur Teilnahme an diesem Abschnitt der Riten zu beanspruchen; sie sollten der folgenreichen Tatsache, da sie die Leute des Hauses waren, stets eingedenk bleiben und ihren ÑOrt der Unverletzlichkeitì nicht verlassen: Die Kaaba selber hie doch Ñdie Strengeì,179 bildete also den Ausschlie lichkeit fordernden Mittelpunkt der Kultgemeinschaft. Doch reichte der Verzicht auf einige Riten nicht aus; die enge Verbundenheit mit der Kaaba gebot eine Reihe weiterer Verhaltensweisen. Laut Ibn Isq glaubten Ñdie Strengenì desweiteren, ihnen sei es untersagt, Ñim Weihezustand Hartkse180 oder klares Butterfett herzustellen; ebenso wenig durften sie im Weihezustand ein Zelt aus Tierhaaren betreten, und nur in einem aus Leder gefertigten durften sie Schatten suchen.ì181 Aus anderen Quellen erfhrt man etliche weitere Gebote und Verbote: Es war nicht zulssig, einen Sugling von der Brust der Amme zu entfernen, ehe er nicht des Trinkens berdrssig war; weder Haare noch Zehen- oder Fu ngel durften geschnitten werden; die Frauen hatten das Spinnen und Weben einzustellen; der Verzehr von Fleisch war verboten, desgleichen der Gebrauch von wohlriechenden "len und Salben; es mu ten neue Gewnder angelegt werden, die Kaaba war nur bekleidet und beschuht zu umkreisen, denn der Boden des Gebetsplatzes sollte wegen seiner Heiligkeit nicht mit blo en F en berhrt werden; seltsam auch das Verbot, die Huser ñ oder Zelte? ñ durch den Eingang zu betreten. Im brigen seien Ñdie Strengenì in al-Muzdalifa geblieben ñ eben nicht bis Arafa hinausgezogen ñ und seien von dort aus aufgebrochen, um a- af und al-Marwa zu umschreiten, zwei sehr nahe bei der Kaaba gelegene heilige Orte.182 ÑDannì, fhrt Ibn Isq fort, Ñerweiterten sie die Bestimmungen und sagten: ÇDen Leuten, die aus dem profanen Gebiet kommen, ist es nicht gestattet, Speisen zu verzehren, die sie von dort mitbringen, sofern sie zum Vollzug der Wallfahrt (im Monat l-ia) oder der (au erhalb dieser Zeit mglichen) Pilgerriten angereist sind. Desgleichen drfen sie, sobald sie das rituelle Umschreiten (der Kaaba) beginnen wollen, dies nur in den Kleidern der ÇStrengenë tun. Wenn sie sich solche nicht verschaffen knnen, dann mssen sie die Kaaba nackend umschreiten. Wenn ein Mann oder eine Frau, die kein Gewand der ÇStrengenë finden, sich ehrenhaft und freigebig zeigen mchten, dann sollen sie die Kaaba in einem Gewand umkreisen, das sie aus dem Profanen mitgebracht
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ÑHeiligì und Ñprofanì
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haben; freilich mu dieses Gewand unmittelbar nach dem Ende der Zeremonie abgelegt werden; der Trger darf es danach nicht mehr verwenden, weder er noch jemand anders darf es fortan noch berhren.ì Die Araber htten sich tatschlich diesen Regelungen unterworfen; die Mnner seien nackt um die Kaaba geschritten, die Frauen htten sich zuvor bis auf ein Hemd entkleidet.183 Im Zusammenhang mit diesen Vorschriften taucht, den Gegensatz zum Heiligen bezeichnend, der Begriff des Profanen auf. Er ist nun nher zu klren, da er fr das Verstndnis des religis-politischen Charakters der quraiöitischen Kultgemeinschaft grundlegend ist. Es wurde hinreichend deutlich, da der Grad der Rigorositt in den rituellen Pflichten die Stellung der Stmme in der auf Ismael hin geordneten Genealogie bestimmen soll. Die Quraiöiten bilden den Kern, Ñdie Strengenì, erweitert um einige andere Stmme, die dieser Kultgemeinschaft beigetreten sind. Um welche es sich dabei handelt, wird nicht deutlich, weil die Angaben allzu sehr schwanken. Die uziten werden genannt, oft auch die Kinniten, vereinzelt die Ban mir b. aaa, die Ban Adwn und andere.184 Wahrscheinlich sind nicht die ganzen Stmme gemeint, sondern jeweils einige ihrer Sippen oder sogar nur Individuen. Diesen auf strenge Riten Verpflichteten stehen die Profanen gegenber, wobei mit diesem Wort (arab.: al-illa) nicht ausgesagt ist, da sie an der Wallfahrt nicht beteiligt sind oder deren Vollzug gar zu unterbinden suchten. Es wird ber sie berichtet: ÑSie verboten das Jagen whrend (der Tage) der Zeremonien, allerdings nicht au erhalb des heiligen Bezirks. Whrend dieser Zeit waren sie einander zugetan, der Reiche unter ihnen verschenkte sein Vermgen oder den gr ten Teil, und die Armen klrten das Butterfett und schoren an Wolle, weichen Filzhaaren und gewhnlichen Fellhaaren so viel, da sie damit auskommen konnten. Sie pflegten nichts anderes anzuziehen als eben die Kleidung, in der sie die Zeremonien begangen hatten, und sie legten keine neuen an. Sie betraten weder Haus noch Zelt durch den Eingang; kein Schatten durfte sie khlen, solange sie im Weihezustand waren. Allerdings salbten sie sich ein und a en Fleisch, wie sie berhaupt die Zeit der Riten im ppigsten berflu zubrachten. Wenn sie aber dann nach Mekka hineinzogen, spendeten sie all ihre Schuhe und Kleider als Almosen und mieteten sich Gewnder von den ÇStrengenë; denn sie hielten die Kaaba fr zu erhaben, als da sie sie ohne neue Kleidung und unbeschuht htten umrunden und den (Boden) mit blo en F en berhren drfen. Konnten sie keine Gewnder von den ÇStrengenë erhalten, vollzogen sie den Umlauf nackend. Ein jeder Mann von den Profanen hatte einen al-irm genannten Partner unter den ÇStrengenë, dessen Gewnder er bekam, aber wer keines fand, umkreiste sie nackend. Die Profanen mieteten sich die Gewnder fr den Umlauf erst bei ihrer Rckkehr (von den Zeremonien in der Umgebung Mekkas), denn sobald sie zur Pilgerschaft aufgebrochen waren, hielten sie es fr unstatthaft, vor dem Erreichen ihrer Lagerpltze etwas zu kaufen oder zu verkaufen. Der Gesandte Allahs war der irm des Ij b. imr al-Muöi gewesen, der, wenn er nach Mekka kam, in den Gewndern des Gottesgesandten die Kaaba umkreiste.ì185
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Die Profanen pilgern ebenfalls nach Mekka; sie achten whrend der Zeremonien die Heiligkeit des Territoriums und befolgen einen Teil der Vorschriften, denen sich die ÑStrengenì unterwerfen. Ihre Feierlichkeiten zeichnen sich allerdings durch frohen Genu aus und verschaffen den Mittellosen die Gelegenheit, sich fr die nchste Zeit mit haltbaren Nahrungsmitteln ñ die man beim Umherziehen wegen des Mangels an Brennholz vermutlich nicht erzeugen konnte ñ und mit Rohmaterialien zu versorgen, aus denen man Filz fr die Zelte herstellt. Neue Gewnder fr die Riten an der Kaaba leisten sie sich nicht, sie leihen sich das Ntige gegen Geld, vielleicht ein eintrgliches Geschft fr die Quraiöiten. Whrend die ÑStrengenì ihre Huser oder Zelte in den Tagen der Pilgerriten von hinten betreten (vgl. Sure 2, 189),186 verzichten die Profanen auf jeglichen Schutz vor Klte und Hitze.187 Dadurch unterscheiden sie sich von einer dritten Gruppierung, die es in dieser Hinsicht mit den ÑStrengenì hlt, im brigen aber im Weihezustand die Regeln der Profanen befolgt. In den Quellen werden diese Leute als die Ñschmutzig Grauenì bezeichnet ñ wenn das Wort hier tatschlich diesen ihm sonst zukommenden Sinn hat, was aber zweifelhaft erscheint. Jedenfalls unterwerfen sie sich den Kleidersitten, die die ÑStrengenì beim Umschreiten der Kaaba beachten; sie sorgen also fr neue Gewnder. Im brigen aber vollziehen sie die Riten vom Stehen bei Arafa an, wie sie bei den Profanen blich sind.188 Deutlich erkennen wir die Klassifizierung der Araber je nach den rituellen Vorschriften ñ und damit nach der Botm igkeit gegenber den Sachwaltern des ÑHausesì. Nun sind die Begriffe, die man bei der Beschreibung dieser Gegebenheiten verwendet, mehrdeutig; zumindest bei zweien ist eine politische Komponente im Spiel, die nicht unmittelbar auf den Ablauf der Riten Bezug nimmt. Das arabische Wort al-murim n benennt nicht nur alle Personen, die whrend der Pilgertage in den Weihezustand treten, sondern in allgemeiner Weise alle die arabischen Stmme, die den religisen Geltungsanspruch des mekkanischen Heiligtums und der Quraiöiten anerkennen und demgem dorthin wallfahrten. In diesem allgemeinen Sinn schlie t der Begriff alle diejenigen ein, die mit Blick auf den Ritenvollzug als die Profanen und die Ñschmutzig Grauenì angesprochen werden. Mohammeds schon erwhnter irm Ij b. imr aus der Sippe der Ban Muöi b. Drim, zum weitverzweigten Verband der Ban Tamm gehrend,189 bietet ein Beispiel fr die zweite, umfassendere Bedeutung des Wortes al-murim n. Denn Ij rechnet unter die Profanen, wenn man sein Verhalten whrend der Riten an der Kaaba in den Blick nimmt; als murim gilt er nur im Weihezustand. Betrachtet man allerdings seine politische Stellung zu den Quraiöiten, diejenige eines Tammiten, dann ist er Mitglied eines Stammes, der die Heiligkeit Mekkas ñ und damit den durch Abraham und Ismael erhhten Rang der Quraiöiten ñ billigt und deswegen zu den murim n zhlt. Letztere setzen sich in diesem Sinne aus den ÑStrengenì, des weiteren aus den Ñschmutzig Grauenì und auch aus den Profanen zusammen, die nach Mekka pilgern. Ihnen allen steht eine Reihe von Stmmen gegenber, die den dn der Quraiöiten ablehnen, darum auch nicht den ÑOrt der Unverletzlichkeitì und die heiligen Monate respektie-
Die politische Bedeutung von Ñheiligì und Ñprofanì
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Mekka und die anderen Marktorte Arabiens
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ren. Sie hei en die ÑProfaniererì, al-muill n. Zu ihnen gehren Klane der Qua, Äaiji, aam, Bakr b. Abd Mant, mir b. aaa. Vollkommene Sicherheit ber die Reichweite der Ñismaelschen Glaubenspraxisì wird man kaum gewinnen knnen. Man mu damit rechnen, da die Dinge im Flu waren. ñ Daneben machen einige Sippen fremder Stmme die Verteidigung des quraiöitischen heiligen Bezirks und der dort gepflegten Riten zu ihrer Aufgabe. Es werden die Ban Amr b. Tamm, die Ban anala b. Zaid Mant b. Tamm ñ aus einer ihrer Untergruppen stammte Mohammeds irm ñ und andere genannt. Sie trugen whrend der heiligen Monate Waffen, um bergriffe gegen den quraiöitischen dn zu verhindern oder zu ahnden.190 Aus den Quellen gewinnt man demnach ein detailreiches und farbiges Bild von den ehrgeizigen Bestrebungen der Quraiöiten. Handelsinteressen, militrische Gewalt, Eidgenossenschaften und geschickte Ausnutzung der Mglichkeiten, die das genealogische Ordnungssystem zur Erringung von politischem Einflu bietet, verquicken sich und werden durch die Vorstellung berwlbt, da die Riten an der Kaaba dem allen eine religise Rechtfertigung verleihen, die in der berlieferung von Abraham und Ismael wurzelt. ñ Das Gemlde, das wir mit groben Pinselstrichen entworfen haben, wre allerdings unvollstndig, wenn nicht einmal angedeutet wrde, in welchem gr eren Zusammenhang die Quraiöiten ihre Ziele zu verfolgen hatten. Darum gelte ein rascher Blick den brigen Marktorten auf der Arabischen Halbinsel und danach den anderen Pilgersttten, gegen die sich die Nachkommen des Quaij zu behaupten hatten. Muammad b. abb setzt den ersten wichtigen Markt im altarabischen Kalenderjahr191 auf den dritten Monat, den Rab alauwal. Dieser Markt wurde in D mat al-andal abgehalten; bis zur Mitte des Monats war die Beteiligung lebhaft, in der zweiten Hlfte flaute sie ab. Die Ban Kalb b. Wabara und eine Untergruppe der Ban Äaiji gewhrten den Besuchern den Fremdenschutz. Die Herrschaft ber den Ort wurde zwischen den Kinditen und den assniden alljhrlich durch einen Wettstreit neu bestimmt.192 Dieser ÑKnigì genannte Herrscher erhob den Zehnten und hatte das Recht, als erster seine Waren zu verkaufen. Die hedschasischen und jemenischen Hndler, die D mat alandal aufsuchten, beanspruchten bei ihrer Reise durch das muaritische Gebiet die von den Quraiöiten organisierte Eskortierung. Wer vom Zweistromland dorthin zog, war auf eine entsprechende Hilfe durch den Stammesverband der Raba angewiesen. Raba war der Bruder Muars, ihr Vater war, wie erinnerlich, Nizr b. Maadd. ñ Al-Muöaqqar im Gebiet von Haar193 war der nchste gro e Markt; er fiel auf den sechsten Monat, den umd al-ira. Persische Kaufleute, die ber den Golf anreisten, boten dort ihre Waren feil, und deshalb waren die sasanidischen Herrscher bestrebt, jenen Ort ihrem Einflu zu unterwerfen. Die Ban
Abd al-Qais194 und die uns vertrauten Ban Tamm sorgten fr die Unversehrtheit der Reisenden. Die Ban Tamm stellten den ÑKnigì. Dieser war von den Sasaniden eingesetzt worden und gehrte wie Mohammeds irm in die Sippe der Drimiten, wenn auch in einen anderen Zweig.195 ñ Ohnehin bedienten sich die Sasaniden seit eh und je arabischer Stmme, um weite Gebiete der Halbinsel zu kontrollieren. Auf einen Nar b.
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Raba fhrten sich die Lamiden in Hira196 zurck, Vasallen der Sasaniden. Im omanischen ur ñ und damit sind wir wieder beim Warenaustausch ñ begann der Handel am ersten Tag des Raab, des siebten Monats, dauerte fnf Tage und wurde durch die von den Iranern hiermit beauftragte Sippe der Ban l-Mustakr geleitet, wiederum unter Einziehung des Zehnten. Diese waren in gleicher Weise in Dab197 ttig, und zwar am letzten Tag des Raab; im Hafen von Dab wurden Gter aus bersee, aus Indien und China, umgeschlagen. ñ Keinen Zehnten erhob man in aö-äir, an der Kste des Indischen Ozeans gute einhundert Kilometer stlich von al-Mukall gelegen; die Ban Murib b. Harab aus dem zu den Quiten gerechneten Stamm der Ban Mahra lie en sich den Schutz der Karawanen angelegen sein, die ihre Geschfte in der Mitte des Monats äabn abwickelten. ñ Vom 1. bis 12. Ramadan war Aden an der Reihe; da dieses Gebiet wie auch Sanaa, wohin man sich danach begab, von den Nachkommen des persischen Expeditionskorps verwaltet wurden, mu te man den Zehnten entrichten; es entfielen hier freilich die Kosten fr die Eskortierung, die angesichts der politischen Gegebenheiten nicht ntig war. ñ Ar-Rbija in Hadramaut, das keine Region Ñmit Herrschaftì war, erreichte man dagegen nur mit Begleitschutz. Die Quraiöiten verlie en sich hierin auf die Nachfahren des sagenumwobenen Herrschers ur b. Amr, des ÑKoloquintenessersì,198 eines ÑKnigsì aus dem Stamm der Ban Kinda. Diese hatten in den drei iger Jahren des 6. Jahrhunderts vorbergehend ganz Innerarabien in ihre Gewalt gebracht; im Norden waren sie zu Mohammeds Zeit vielfach in anderen Stmmen aufgegangen, kmpften aber in D mat al-andal noch um ihren alten Besitz und das ÑMarktknigtumì. Andere Hndler, die in ar-Rbija Geschfte machen wollten, mu ten sich mit einem weniger vornehmen Schutz begngen; fr sie war die kinditische Sippe Masr q b. Wil zustndig. Die Kinditen hatten brigens ihre Macht nie auf Mekka ausdehnen knnen. In der bevorzugten Behandlung der quraiöitischen Kaufleute mag zum Ausdruck kommen, da die Sippe Quaijs in der Bltezeit der Kinditen schon als diesen ebenbrtig gegolten hatte. Die Geschfte in ar-Rbija wurden zur selben Zeit wie in Uk gettigt, nmlich ab Mitte l-Qada. Von Uk, wir erinnern uns, brach man am Beginn des zwlften Monats, des l-ia, nach Maz auf, um bald danach die Pilgerriten zu vollziehen. In den Muarram, den ersten Monat des neuen Jahres, fielen die Mrkte von aibar und von ar in der Jamma; ber beide wird nichts Nheres berliefert.199 Die Markttage wanderten im Laufe eines Sonnenjahres im Uhrzeigersinn einmal um die Arabische Halbinsel. Wo es eine Obrigkeit gab, wurde der Zehnte erhoben. Auffllig ist, da im Jemen, wo die Sasaniden militrisch eingegriffen hatten, die Notwendigkeit der Eskortierung entfiel. Anders verhielt es sich an der Kste des Golfes und am Rande des Zweistromlandes: Die Chosroen hatten arabische Vertrauenssippen, die den Zehnten wahrscheinlich an ihre Oberherren abfhren mu ten. Jedenfalls waren diese Vasallen anscheinend ohne ein Heer, das Schutzabkommen berflssig gemacht htte. Mekka und seine Umgebung waren keiner Fremdherrschaft untertan; die Quraiöiten hatten die Sicherheit der Kaufleute mit Hilfe der in diesen Dingen erfahrenen Ban Tamm organi-
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Mekka, die anderen Wallfahrtsorte und die hochreligise Durchdringung Arabiens
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siert, die in gleicher Weise den Sasaniden am arabischen Ufer des Golfs dienten. Die Vermutung drngt sich auf, da die enge Verbindung der Quraiöiten mit den Ban Tamm, die zwischen der Machtergreifung Quaijs und dem ausgehenden 6. Jahrhundert zustande gekommen sein mu , vom iranischen Streben nach Ausweitung des Einflusses bis an das Rote Meer zeugt. Die Quraiöiten htten sich, wenn dies zutrifft, geschmeidig diesem Wunsch angepa t, ohne ihre Unabhngigkeit200 fahren zu lassen. Noch etwas anderes mu hier angemerkt werden: In aö-äir, das wie Mekka unabhngig gewesen sein soll, trieb man den Handel ebenfalls in der Nachbarschaft eines heiligen Ortes, nmlich des Grabes des Propheten H d, den Mohammed im Koran als einen seiner Vorlufer rhmt. ñ Im Islam geriet dieses nicht von einer Zentrale aus gesteuerte Marktwesen in Verfall; vor allem die abbasidische Metropole Bagdad bentigte keinen ber Innerarabien verlaufenden Handelsverkehr. Es gab aber auch schariatische Bedenken gegen die mit einer vorislamischen Tradition behafteten Bruche. Dies scheint dafr ausschlaggebend gewesen zu sein, da im Jahre 812/3 der abbasidische Statthalter in Mekka auf Empfehlung der Rechtsgelehrten den letzten heidnischen Marktort zerstren lie .201 Die politische Bedeutung Mekkas whrend der Jahre, in denen Mohammed heranreifte, haben wir nun abschtzen gelernt, zunchst von innen her und dann auch im Zusammenhang mit den Verhltnissen auf der Halbinsel im ganzen. Wie aber ist der religise Rang der Stadt zu bewerten, wenn man ganz Arabien in den Blick nimmt? Die Kaaba war bei weitem nicht der einzige heilige Ort, zu dem man pilgerte. Viele andere sind uns bekannt, auch solche, an denen wie in Mekka eine Wchtersippe amtierte. Das Echo einiger dieser Kulte hallt im Koran wider. ÑGebt eure Gtter nicht auf, weder Wadd, noch Suw, Ja , Ja q oder Nasr!ì l t Mohammed die Feinde Noahs rufen, als dieser sie zum Eingottglauben bekehren will (Sure 71, 23). Hiöm b. al-Kalb sammelte die Nachrichten ber die heidnische Religion in seinem ÑBuch der Gtzenbilderì, und daher ist fr uns das, was der Koran bietet, etwas mehr als eine Aneinanderreihung von Namen. Wadd war die Gottheit der Kalbiten und wurde in D mat al-andal verehrt, wo sich eine Sippe dem Kult widmete. In dem sieben Stationen westlich von Medina gelegenen Dorf Janbu202 war Suw beheimatet. Ja hatte sein Heiligtum in uraö, dem Bezirk des oberen Nadschd.203 Ja qs Kultsttte lag an einem Ort zwei Tagereisen nrdlich von Sanaa, Nasr galt als eine Gottheit der imjariten. Ibn al-Kalb merkt an, da diese in ihrer Dichtung nirgends Nasrs gedenken, was damit zu erklren sei, da sie zum Judentum bergetreten seien. Die imjariten htten brigens in Sanaa ein Rim genanntes Gebude besessen, bei dem sie einen Opferkult gepflegt htten; nach dem Feldzug des Tubba in den Norden, bei dem er aus Medina zwei Rabbiner mitgebracht habe, seien diese Bruche aufgegeben worden. Ohnehin ist Ibn al-Kalb der berzeugung, da die Dichtung der Araber, die wichtigste Quelle fr die Kenntnis der vorislamischen Zeit, nicht sehr weit in die Vergangenheit vor der Berufung Mohammeds zurckreiche.204 Ibn al-Kalbs Aussagen ber das Judentum der imjariten enthalten einen geschichtlichen Kern, der unsere Aufmerksamkeit verdient. Bei
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dem Tubba, der aus Medina zwei Rabbiner mit in sein Land genommen haben soll, handelt es sich um den in sdarabischen Inschriften belegten Herrscher Abkarib Asad (ca. 384 bis 434 nachweisbar). Auf der Rckkehr von einem Feldzug in den Irak macht er, so die in frhislamischer Zeit aufgezeichnete berlieferung, in Medina Station; die beiden Rabbiner warnen ihn, er drfe auf keinen Fall dem Heiligtum Abrahams in Mekka einen Schaden zufgen; es sei durch Abraham errichtet worden. Im Traum empfngt Asad den Befehl, die Kaaba mit einem Tuch zu umhllen, und so geschieht es, wie wir schon hrten. Im Jemen zurck, gewinnt er nach einem Gottesurteil seine Untertanen fr das Judentum und trgt den beiden Rabbinern auf, das heidnische Kultgebude Rim zu zerstren. Nach dem Zeugnis altsdarabischer Inschriften wandte sich schon Asads Gro vater arn Juhanim (nachweisbar ca. 324ñ375) vom Polytheismus ab; sein Sohn Malkkarib Juhamin sowie dessen Shne Asad und Aiman riefen keine lokalen Gottheiten mehr an, sondern den ÑHerrn des Himmelsì. Das Judentum drngte die zwischen 339 und 344 durch Konstantinus II. (reg. 337ñ361) von afr aus ins Werk gesetzte christliche Missionierung in den Hintergrund, freilich ohne da es im Sden der Halbinsel gleichsam per Dekret zur alleinigen Religion htte erhoben werden knnen. In dieser Hinsicht vermittelt die frhislamische berlieferung ein falsches Bild. Viel eher darf man von einem Monotheismus sprechen, der sich in keiner eindeutigen dogmatischen u erung auf eine der beiden miteinander wetteifernden Hochreligionen festlegt. In dieser Epoche wird im Arabischen ein Grundbestand an monotheistischen Vorstellungen und Begriffen heimisch, die man im anfentum der Zeit Mohammeds und eben auch bei diesem selber wiederfindet. Syrische bzw. jdisch-aramische Wrter wie alt fr Gebet und zakt fr die Luterungsgabe tauchen in altsdarabischen Inschriften auf. Ilh fr Gott und ar-Ramn, Ñder Barmherzigeì, als Gottes wohl hufigsten Beinamen verdankt Mohammed dieser zu seinen Lebzeiten schon lange whrenden Anreicherung des Arabischen mit den aus dem Norden wie auch aus dem Jemen bzw. thiopien stammenden religisen Ideen: Der eine Gott ist Ñder Herr des Himmels und der Erdeì, Ñder Herr der Lebenden und der Totenì, er ist Ñder Hoheì, Ñder Geprieseneì; der Ort, an dem man diesen Gott verehrt, hei t masid; der eine Gott ist es, der diejenigen, die ihn anrufen, Ñerhrtì. Erst im frhen 6. Jahrhundert nimmt mit Nuws der einzige imjarische Knig, der sich einen jdischen Namen zulegt, nmlich J suf, eine Politik der gewaltsamen Frderung des Judentums auf: Er l t die Christen in Nadschran verfolgen, denen dann der Herrscher von Aksum zu Hilfe kommt. Abraha, der Anfhrer der von ihm in den Jemen entsandten Truppen, wird sich unabhngig machen; sein Enkel wird eine Streitmacht gegen Mekka schicken, ohne die Stadt in seinen Besitz zu bringen.205 Angesichts der hochreligisen Durchdringung der arabischen Gedankenwelt verwundert es nicht, da die fnf in der Noah-Sure erwhnten Gottheiten im Leben der Quraiöiten eine geminderte Rolle spielten. Und al-Lt, al-Uzz und Mant, von denen in Sure 53, Vers 19 bis 23 die Rede ist, waren keine eigenstndigen Gottheiten mehr: Wohl im Einklang mit dem nicht nher bestimmbaren monotheistischen Gedankengut fa ten
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die Quraiöiten sie als Tchter Allahs auf und erhofften sich deren Frsprache beim hchsten Herrn; nach Ibn al-Kalb sollen die Quraiöiten beim Umschreiten der Kaaba Bitten dieses Inhalts hergesagt haben ñ Worte, die sich Mohammed irrtmlich zueigen gemacht, dann aber als satanische Einflsterungen aus seiner Offenbarung ausgeschieden haben soll, wie wir hren werden. Ibn al-Kalb hlt Mant fr die lteste Gttin dieser Trias, denn Personennamen wie Abd Mant, ÑKnecht der Mantì, treffe man im genealogischen System schon viele Generationen vor Mohammed an. An der Kste des Roten Meeres, zwischen der geographischen Breite von Mekka und Medina, sei ihr Standbild gewesen, von allen Arabern verehrt, am innigsten freilich von den medinensischen Stmmen Aus und azra. Sie pilgerten dorthin und vollzogen Riten, hnlich denen in Mekka. Die assniden hatten dem Schatz jenes Heiligtums zwei Schwerter gestiftet, waren demnach um die Wahrung ihres Einflusses in der Tihama bemht. Nachdem Mohammed diese Kultsttte im Jahre 630 hatte zerstren lassen, schenkte er eines davon seinem Vetter und Schwiegersohn Al b. ab Älib, das berhmte l-Faqr.206 ñ AlLt wird von Ibn al-Kalb als die zweitlteste Gttin betrachtet; am Beginn des 7. Jahrhunderts stand ihr wichtigstes Heiligtum in aÅ-Äif. Sie wurde dort an einem Felsblock verehrt, ber dem man ein Bauwerk errichtet hatte, das der Kaaba in Mekka hnelte; den Ban aqf, dem in aÅ-Äif dominierenden Stamm, gehrte die Sippe der Wchter an. Das Tal, in dem sich dieser Kultort befand, war ebenso wie das Gebiet um Mekka als heilig aus dem profanen Umland herausgesondert. Die Anziehungskraft der al-Lt mu betrchtlich gewesen sein; wie man erzhlt, beteiligten sich auch die Quraiöiten an den ihr gewidmeten Zeremonien. berdies war es Brauch, die Kaaba von aÅ-Äif genau wie die mekkanische mit einem Vorhang zu bedecken.207 Sicher war diese Stadt die schrfste Konkurrentin Mekkas. ñ Zuletzt zu al-Uzz, die im altarabischen Pantheon den Platz der Venus besetzte! Die arabisch-islamische berlieferung, aus der man sich des nheren ber die religisen Verhltnisse am Vorabend des Auftretens Mohammeds unterrichten mu ,208 erinnert sich hieran freilich nicht mehr. Unweit Mekkas, rechterhand des Weges in den Irak, war al-Uzzs Heiligtum, ebenfalls in einem Gebude, ber das jedoch nichts Nheres mitgeteilt wird. Bei den Quraiöiten geno sie hchstes Ansehen; man pflegte zu ihr hinauszuziehen, um ihr Votivgaben zu berbringen. Auch Mohammed tat dies vor seiner Berufung; es wird erzhlt, da er der Gttin einmal ein Schaf opferte. Zustzlich hatten die Quraiöiten fr al-Lt einen eigenen heiligen Bezirk bestimmt; Ibn alKalb schlie t dies aus einem Gedicht, ohne hierzu genauere Angaben beibringen zu knnen.209 Es sind wenig weitere Einzelheiten berliefert; andere Gottheiten sind schon fr Hiöm b. al-Kalb, unseren wichtigsten Gewhrsmann, kaum mehr als blo e Namen. Den heidnischen Mekkanern waren jene Gottheiten, wie aus den Beispielen al-Lts und al-Uzzs erhellt, keineswegs gleichgltig. Auch wenn sie selber sie nicht verehrt htten, wren sie ihnen Ehrerbietung schuldig gewesen. Denn manche Stmme, die zum mekkanischen heiligen Bezirk pilgerten, wu ten sich jenen eng verbunden. Die medinensischen Aus und azra richteten ihre Wallfahrt so ein,
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da sie die Zeremonien nicht bei den Quraiöiten beendeten, sondern bei der Gttin Mant am Roten Meer. Nicht schon in Mekka, wo sie auf den rituellen Lauf zwischen a- af und al-Marwa verzichteten, sondern erst dort hoben sie den Weihezustand auf und schoren sich das Haupthaar.210 hnlich hielten es andere Stmme mit al-Uzz ñ erst an deren Kultort schlossen sie die Wallfahrt ab, und es ist nicht klar ersichtlich, ob nicht manche Quraiöiten genauso verfuhren. Wir wissen, da die Ban äaibn, die zum mchtigen Verband der Ban Sulaim gehrenden Wchter des al-Uzz-Heiligtums, Schwurgenossen der Höimiten waren.211 Auf vielfltige Weise hatten sich die Quraiöiten also im verwickelten Geflecht der arabischen Stmme untereinander einzurichten. Um uns einen berblick zu verschaffen, haben wir das berlieferte Material unter dem Gesichtspunkt der Kultgemeinschaft, dann unter dem des Handels und der Sicherung der Karawanenreisen betrachtet und dabei die Einflu nahme der Gro mchte auf diese Verhltnisse kurz zur Sprache gebracht. Nun wird uns deutlich, da auch die Kultgemeinschaften keine fest umrissenen Gefge bildeten, sondern da ein und derselbe Stamm mehreren solcher Gemeinschaften angehren konnte. Das fhrt uns zu der Frage, ob es berhaupt einen dem mekkanischen Kult eigentmlichen religisen Gehalt gegeben hat. War dieser womglich berall gleich, und waren nur Tradition sowie politische und wirtschaftliche Interessen dafr entscheidend, welche Pilgersttten man aufsuchte? Sind die Berufung auf Abraham und Ismael und daran geknpft der quraiöitische Glaube an einen hchsten Herrn erst nach der Offenbarung des Korans zu Kernthemen einer erinnerten Vergangenheit gemacht worden, die dem Prophetentum des in diesem Stamm aufgewachsenen Mohammed angepa t sein sollte? Die genaue berprfung der durch den Filter der muslimischen Glubigkeit gegangenen Nachrichten ber die Vorgeschichte des Islams hat uns zuerst zum Mythos der Schaffung der Kaaba schon vor den Himmeln und der Erde gefhrt, zur Deutung der Kaaba als des Mittelpunktes des Kosmos, und danach zur Errichtung des Bauwerks durch Abraham. Es ist unbestreitbar, da diese Themen erst im Zuge des Einstrmens hochreligiser berlieferung, das durch Mohammeds Verkndigung verstrkt wurde, mit vielerlei Einzelheiten ausgeschmckt wurden. Aber ist deshalb wirklich auszuschlie en, da die Inbesitznahme Mekkas durch die Quraiöiten, Quaij zugeschrieben, unter Berufung auf Abraham und Ismael erfolgte? Man hat ins Feld gefhrt, da , weil ÑIbrhmì und ÑIsmlì in den Namen vorislamischer Araber nicht vorkommen, eine sptere Erdichtung der Ñismaelitischenì Vorgeschichte Mohammeds wahrscheinlich sei.212 Doch erinnern wir uns, da eine heidnische arabische Abrahamverehrung unabhngig von muslimischen Quellen und weit vor der Entstehungszeit des Islams bezeugt ist. ÑHeidnischì hei t zudem auch, da diese Verehrung noch keinen Eingottglauben voraussetzt, sondern die berkommene Kultpraxis lediglich bereichert. Altarabische Personennamen wurden vielfach mit dem Wort abd, d.h. Knecht, gebildet, dem der Name einer Gottheit folgte. Ibn al-Kalb kommt in seiner Abhandlung ber die ÑGtzenì mehrfach hierauf zu sprechen.213 Die fromme Verehrung einer bestimmten Gottheit, die besondere Verbundenheit mit dieser einen, wurde so zum Ausdruck ge-
Der mekkanische Allah und die anderen Gtter
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bracht. Da man sich nach einer fr einen religisen Stiftungsakt berhmten Person benannt htte, wird nicht berliefert; ein schnelles Eindringen von ÑIbrhmì und ÑIsmlì in den Katalog der blichen Personennamen wre schwerlich zu erwarten gewesen. Die Berufung auf die aus Palstina stammende hochreligise berlieferung, die das Handeln des von Gott angesprochenen Menschen in den Mittelpunkt rckt, war der Sache nach im Hedschas etwas vllig Neues. Abraham und Ismael ffneten zudem den Weg zu einem sehr viel allgemeineren Verstndnis vom Wesen und Wirken des Transzendenten; dieses Wirken lie sich am Ende nicht mehr im heidnischen Polytheismus fassen, in den je an unterschiedlichen Orten angeflehten Numina, die dem Menschen diese oder jene Gunst erweisen sollen. Man darf noch nicht vom Eingottglauben sprechen; es handelt sich, wie angedeutet, um den Weg dorthin, dessen Beginn mit Quaijs Gestalt verknpft ist, und Mohammed hat diesen Weg rascher und entschlossener durchmessen als viele seiner Landsleute. Unter welchen Umstnden und mit welchen Folgen dies geschah, das aufzuhellen ist das Ziel dieser Studie. Wie aber haben wir uns das vorislamische Nebeneinander von Vielgtterei und einer Ahnung von Monotheismus vorzustellen? ÑWas meint ihr wohl von al-Lt und al-Uzz und Mant, der dritten, anderen? Ihr solltet die mnnlichen Nachkommen haben, und Er die weiblichen? Eine wahrhaft ungerechte Einteilung!ì Diese Worte Mohammeds (Sure 53, 19ñ22), in die frhe Zeit seines Prophetentums zu datieren, geben Aufschlu darber, wie die Mekkaner Vielgtterei und Monotheismus miteinander in Einklang brachten, und zwar mittels eines Verwandtschaftsverhltnisses: Die drei sollen Tchter des Gottes Allah sein. Das weckt nun den Unmut Mohammeds, weil man doch schlecht dem hchsten Herrn zuschreiben kann, was man sich selber ganz und gar nicht wnscht, nmlich ausschlie lich Tchter.214 Allah wurde als ein Sippenoberhaupt gedacht, die Gottheiten, nach denen man seine Kinder rief und denen man in Erwartung von Gunsterweisen opferte, das waren Ñdie hoch (zum Himmel fliegenden) Kraniche al-Lt, al-Uzz und Mantì, deren Frsprache bei Allah man erhoffen durfte. So jedenfalls bezeugten es die Quraiöiten beim Umschreiten der Kaaba: Allah war der hchste Herr, ein zu gewaltiger und mchtiger Herrscher, als da man sich ihm auf eigene Faust htte nhern mgen. ñ Mohammed wird den Mekkanern gerade dies zumuten; ein solches die Konventionen mi achtendes Verhalten war freilich allzu befremdlich, so da der Prophet selber bald zum Frsprecher seiner Glaubensgemeinschaft aufrcken mu te. ñ Da Allah in vorislamischer Zeit zum Vater der drei Gttinnen geworden war, zeigt im brigen, da dieses quraiöitische Pantheon mit der altarabischen berlieferung gebrochen hat, in der al-Lt als die Mutter der Gtter gegolten hatte.215 ber das Verhltnis Allahs zu den Gottheiten wissen wir im brigen wesentlich mehr, als aus dem obigen Abschnitt des Korans abgeleitet werden kann. Heiden, die Ackerbau betrieben, teilten ihr Land auf; ein Stck weihten sie Allah, das andere den ihnen erreichbar erscheinenden Gottheiten. Dabei achteten sie darauf, da letzteren der volle fr sie vorgesehene Anteil an Saaten und Wasser zufiel, hatten aber nichts dagegen
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einzuwenden, wenn der Allah geweihte Boden zu kurz kam.216 Bei dessen Tchtern glaubten sie eher eine Untersttzung erwirken zu knnen. Wenn sich die Pilger dem Heiligtum einer Gottheit zuwandten, bekundeten sie ihre Hingabe und Ehrfurcht durch bestimmte Formeln, die sie laut riefen. Dieser heidnische Brauch hat sich in den islamischen Pilgerriten erhalten. ÑZu deinen Diensten, o Allah, zu deinen Diensten!ì hie es schon vor der Umgestaltung der Zeremonien durch Mohammed. Viele der heidnischen Formeln, die von den nmlichen Worten eingeleitet wurden, sind berliefert: ÑZu deinen Diensten, o Allah, zu deinen Diensten! Zu deinen Diensten! Wir sind Knechte, ein jeder beglckt und bereit! Du bist unser gepriesener Herr! Gib uns unseren Besitz heraus und reiche Jagdbeute!ì Dies sagte man, wenn man den Kultort Nasrs betrat. Auf hnliche Weise versicherte man Ja q und Ja der treuen Devotion, doch wnschte man sich von beiden keine materiellen Gter; man bat vielmehr um die Gewogenheit des Gottes, der, wie es in der Anrufung des Ja q wrtlich hei t, einem das Bse verha t machen sollte. Die Ban Tamm, ja alle Nachkommen des Udd, beteten eine Gottheit namens äums an; ihr hatte man ein Heiligtum gebaut, das von der tammitischen Sippe Aus b. Muöin gewartet wurde.217 Diesem äums nherten sie sich mit dem blichen Ruf und fgten hinzu, da sie, fromme Wallfahrer, die sie seien, keine Strapaze als zu gro empfnden. Schickten sich die Ban Tamm dagegen an, die mekkanischen Zeremonien zu vollziehen, dann lautete ihr Versprechen: ÑÇZu deinen Diensten, o Allah, zu deinen Diensten! Zu deinen Diensten!ë sagen die Tamm. ÇSchon lnger sahest du, da sie ihre Gtzen hinter sich lie en und ihren Herrn aufrichtig anbeteten. Nun pilgern sie zu dem allein, der sie erschuf. Zu dem, der (allein) die Macht errang und (die Kaaba) baute. Mekka und was er erschuf, gehrt dem Herrn!ëì Doch nicht nur an der Kaaba leistete man solche situationsbedingten Bekenntnisse zum ÑHerrnì. Die Ban
Mai, ein jemenischer Verband,218 verehrten Ja : Ñ...Dir zu Diensten, Herr des Hundssterns, Herr der hchsten Himmel, Herr von al-Lt und von al-Uzz!ì Ungewi ist, welchem Gott dieser Ruf der Ban Qais Ailn galt: Ñ...Du bist der Barmherzige (arab.: ar-ramn)! Zu dir eilen die Qais Ailn, zu Fu und beritten, die Alten und die Jungen, vor dem Barmherzigen sind sie alle demtig und auch die Gottheiten!ì219 Es ist eine Reihe weiterer Formeln bekannt, in denen die berlegenheit Allahs ber die Gottheiten beschworen wird: Er ist der Herr der Idole.220 Kehren wir nun in den Kreis der Quraiöiten zurck! Alle Nizriten verwendeten laut Ibn al-Kalb in vorislamischer Zeit diese Worte: ÑDir zu Diensten, o Allah, dir zu Diensten! Dir zu Diensten! Du hast keine Teilhaber ñ au er solchen, die du besitzt! Du besitzt sie und alles, was sie besitzen!ì Sie bekannten die Einsheit Allahs, verwarfen aber nicht die brigen Gtter, sondern unterstellten sie dem Einen,221 um sie, wie schon dargelegt, als Frsprecher und Vermittler anzurufen. Genau jener Worte sollen sich die Quraiöiten auch bedient haben, wenn sie sich an das in der Kaaba aufgerichtete Idol Isf wandten. Der Kultbund der ÑStrengenì, die uziten, alle Kinniten und die Ban mir b. aaa sollen ñ wahrscheinlich whrend der Zeremonien an der Kaaba ñ ihre Hingabe an Allah in derselben Weise kundgegeben haben. Die ÑStrengenì kann-
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ten zudem auch diese Worte: Ñ...Dir zu Diensten! Du bist der Herr des Hundssterns! Darum hilf ihnen222 wider ihre Feinde, Herr der dritten, anderen, und Herr von al-Lt und al-Uzz und der unverletzlichen Kaaba und (von jedem Ort), wo du angerufen wirst: ÇWir kommen zu dir voller Furcht, uns leiten die hageren Reittiere hierher nach langer Reise.ë Die Idole lie en sie hinter sich, denn sie sind leer und nichtig!ì223 Ibn alKalb macht den Leser, nachdem er die nizritische Formel zitiert hat, auf Sure 12, Vers 106 aufmerksam: ÑDie meisten von ihnenì ñ nmlich von den Mekkanern ñ Ñglauben nicht an Allah, ohne ihm jemanden beizugesellen.ì Mohammed u ert diesen Satz, nachdem er den Mekkanern von Josef erzhlt hat, und zwar so lebendig, als sei er selber dabeigewesen; aber er hat alles von Allah als eine Offenbarung empfangen! Eigentlich m ten die Mekkaner begreifen, wozu dieser Allah fhig ist; sie knnten alles dies auch an den ÑZeichen im Himmel und auf der Erdeì ablesen (Sure 12, 102ñ105). Doch verblendet, wie sie nach Mohammeds Meinung sind, halten sie trotzdem an den Teilhabern fest. In Spuren l t sich eine Religiositt belegen, die die heidnische Vielgtterei durch einen noch tastenden Glauben an einen hchsten Herrn zu ergnzen und damit zu entkrften beginnt. Dieser Gott, von den ÑStrengenì ñ wie auch von den Ban Mai ñ als der Herr des Hundssterns224 gepriesen, tritt an die Spitze des Pantheons; al-Lt, al-Uzz und Mant, Ñdie dritte, andereì, sind seine Tchter. In welchem Verhltnis die brigen Gottheiten zu ihm stehen, erfahren wir nicht. In Sure 53 nimmt Mohammed das auf, was er als Mitglied des Kultbundes der ÑStrengenì ber diesen Allah wu te: Dieser, der Herr des Hundssterns (Vers 49), ist der Vater der drei Gttinnen. Mohammed aber hat ihn geschaut, und seit dieser bestrzenden Erfahrung ist er sich sicher, da man in so unentschiedener Weise, wie es seine kompromi lerischen Landsleute tun, nicht mehr mit dem hchsten Herrn umgehen darf.
5. Abd al-MuÅÅalib und das ÑJahr des Elefantenì Das Wunder des Scheiterns Abrahas
Unter den Gesichtspunkten des Krieges, des Handels und der Riten errterten wir die gesellschaftlichen und religisen Voraussetzungen, gem denen man das Auftreten des mekkanischen Propheten zu erwgen hat. Nunmehr nhern wir uns der Ereignishistorie, die in das, was bis hierher dargelegt wurde, verflochten ist, aber um der leichteren berschaubarkeit willen im Hintergrund gehalten wurde. Das frheste Datum der mekkanischen Geschichte, das wir eindeutig mit unserer Zeitrechnung in Beziehung setzen knnen, ist der Muarram ñ der erste Monat im arabischen Kalender ñ des Jahres 882 der seleukidischen ra. Diese beginnt im Herbst des Jahres 312 v. Chr.; zu jenem Zeitpunkt soll das Reich der Seleukiden gegrndet worden sein. Das 882. Jahr fngt demgem am 1. Oktober 570 n. Chr. an; da der Monat Muarram, wenn man den vorhin beschriebenen Brauch des Einfgens von Schalttagen bercksichtigt, in den Winter fllt, darf man ihn auf die Wende von 570 auf 571 verlegen.225 Was sich damals zutrug, hinterlie in der Erinnerung der Mekkaner einen so nachhaltigen Eindruck, da etliche fr lngere Zeit danach
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datierten, obwohl man sich blicherweise nach den Regierungsjahren der sasanidischen Chosroen richtete. Hinter den zwei Zeitrechnungen verbirgt sich ein ernstes politisches Zerwrfnis, und in eine der beiden Parteiungen wird Mohammed hineingeboren: Es ist diejenige, deren Protagonist sein Gro vater Abd al-MuÅÅalib ist. Folgen wir zunchst der Darstellung der Geschehnisse aus der Sicht dieser Seite! In jenem Winter war Abraha al-Aöram, der thiopische Militrmachthaber im Jemen, mit einem gro en Heer in den Norden vorgesto en; bei al-Muammas,226 zweidrittel Parasangen von Mekka in Richtung aÅ-Äif entfernt, war er unter Umstnden gescheitert, die man als ein Wunder ansah: Der Kriegselefant, den die thiopier mit sich fhrten, hatte sich geweigert, in das geheiligte Gebiet einzurcken, und war selbst mit brachialer Gewalt nicht von der Stelle zu bewegen gewesen; die Angreifer lagerten sich dort fr die Nacht; des Morgens vernahm man pltzlich ein Prasseln wie von Schlo en; Scharen von Vgeln flogen vom Roten Meer heran, in den Krallen und Schnbeln Steine, die sie auf die erschrockenen thiopier niederregnen lie en; entsetzt flchteten die Feinde, sofern sie nicht von den Steinen erschlagen wurden; wer entkam, mu te erleben, wie sich seine Wunden zu Pocken auswuchsen, an denen er dann zugrundeging; Abraha selber kam um, desgleichen sein Sohn, der Negus,227 der die Vorhut befehligt hatte.228 So erzhlte man sich den Hergang in Mohammeds Umgebung. Ob dieser Sohn mehr war als nur ein Prtendent und ob es sich bei dieser Nachricht nicht um ein Mi verstndnis handelt, bleibt offen. Jedenfalls wurde das Ereignis in vielen Versen besungen, und der gerade von sich reden machende Prophet widmet ihm eine seiner frhesten Suren: ÑHast du nicht gesehen, wie dein Herr mit den Besitzern des Elefanten verfuhr? Lie er ihren Anschlag nicht scheitern? Vgel sandte er in Scharen wider sie; sie bewarfen sie mit Steinen aus Ton ñ und er machte, da die Feinde wie abgefressene Halme dalagen!ì (Sure 105). Die Geschichtsberlieferung kennt Genaueres als dies, und sie gibt uns hinreichende Indizien fr die Stellung, die Mekka im letzten Drittel des 6. Jahrhunderts auf der politischen Bhne Arabiens zu verteidigen hatte. Gehen wir um fnf Jahrzehnte zurck, dann treffen wir auf das uns schon bekannte Datum 523: Eine thiopische Flotte war im Jemen gelandet, der Negus hatte das Land unterworfen. Abraha, einer der thiopischen Militrfhrer, putschte spter gegen seinen Vorgesetzten, ttete ihn und ri die Macht an sich. In den vierziger Jahren drang er zum ersten Mal in den Hedschas vor, um die Maadd in die Schranken zu weisen; da er sich dabei byzantinischer Untersttzung erfreute, ist nicht auszuschlie en.229 Nach der arabischen berlieferung herrschten der Negus bzw. dessen Militrfhrer 72 Jahre im Jemen,230 demnach bis 595.231 Vier Regenten folgten in dieser Zeit aufeinander: ArjÅ, den Abraha umbrachte, um selber zu regieren, dann Abrahas Sohn Jaks m und zuletzt dessen Bruder Masr q.232 Da Abraha den ñ zweiten ñ Feldzug der thiopier im Winter 570 auf 571 ebenfalls anfhrte, ist nicht von vornherein auszuschlie en, setzt allerdings eine ungewhnlich lange Regentschaft voraus. Nach der arabischen berlieferung ging der zweiten Unternehmung der Versuch voraus, den hedschasischen Wallfahrtssttten das Wasser ab-
Abd alMuÅÅalib und Abraha
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Die thiopier und Abd alMuÅÅalib
I. Die Kaaba
zugraben und das Christentum zu frdern. Zu diesem Zweck errichtete man in Sanaa eine prchtige Kirche. Abraha bemhte sich zunchst um eine mittelbare Frderung seiner Vorhaben. Er whlte aus den Arabern, die um seine Gunst buhlten, einen gewissen Muammad b. uz, der dem Stamm der Ban Sulaim angehrte. Ihn krnte er zu seinem Vasallenregenten und erteilte ihm die Order, fr die Pilgerfahrt nach Sanaa zu werben. Bei der Erfllung dieses Auftrages fand jener den Tod; wahrscheinlich wurde er in der Tihama erschlagen.233 Der Zorn Abrahas soll aber vor allem durch einen Frevel erregt worden sein, den sich ein Mann von den Ban Fuqaim b. Drim, jener Sippe, die in Mekka mit der Festlegung der Schalttage befa t war, zuschulden kommen lie : Der Bsewicht verrichtete in Abrahas Prunkbau seine Notdurft.234 Abraha war nun entschlossen, Mekka zu zerstren. Widerstand, der sich auf dem Feldzug in den Hedschas regte, wurde berwltigt; so wurden zwei Sippen der Ban aam besiegt, deren Anfhrer sich im Angesicht des Todes bereiterklrte, Abraha den weiteren Weg durch Arabien zu weisen. Als dieser vor aÅ-Äif auftauchte, beeilten sich die Ban aqf, ihm ihren Gehorsam zu versichern; nicht die Gttin al-Lt sei es, um die es gehe, sondern die Kaaba in Mekka, zu der man Abraha gern fhren werde, beteuerten sie. An der schon erwhnten "rtlichkeit al-Muammas schlug Abraha sein Lager auf und entsandte eine Streifschar gegen Mekka, die sich unterwegs einiger Viehherden bemchtigte; darunter waren zweihundert Kamelstuten, die Abd al-MuÅÅalib b. Höim gehrten. Die Quraiöiten redeten untereinander zunchst von mutigem Kampf. Dann traf bei ihnen ein Kommissr Abrahas ein; dieser richtete ihnen aus, sie brauchten kein Blutvergie en zu befrchten; sie m ten sich nur darein fgen, da man die Kaaba zerstren werde. Nun begab sich Abd alMuÅÅalib als Sprecher der Quraiöiten in das Lager der Feinde und erbat von Abraha die Rckerstattung der geraubten Kamelstuten. Zu der Gefahr, die ber der Kaaba schwebte, u erte er sich nicht. Der Feldherr war darber erstaunt und mu te sich von Abd al-MuÅÅalib sagen lassen, er, der Quraiöite, sei nun einmal blo der Herr der Stuten, die Kaaba habe ihren eigenen Herrn, der sie wohl zu schtzen wisse. Ganz so wird es nicht gewesen sein, denn wir hren auch, da man Abraha ein Drittel des Viehs der Tihama anbot, wenn er nur auf die Zerstrung der Kaaba verzichte. Offenbar ging Abraha hierauf nicht ein. Abd al-MuÅÅalib kam nach Mekka zurck und riet den Bewohnern, den Ort zu verlassen und sich in den umliegenden Schluchten zu verstecken, um dem Wten eines plndernden Heeres zu entgehen. Dann entfernte er den Ring an der Tr der Kaaba und bersandte ihn dem Feldherrn. Und pltzlich das Wunder: Der gefangene aamitische Stammeslteste flsterte dem gro en Kriegselefanten ins Ohr, er mge sich nicht von der Stelle rhren, und die Verstocktheit, mit der das Tier diesem Ansinnen nachkam, reizte Abrahas Truppen derart, da sie es auf grausame Weise zu Tode folterten ñ und danach wurden sie von der gttlichen Rache heimgesucht, wie uns schon erzhlt wurde.235 Das ist die mekkanische ñ genauer: die auf die Nachfahren Abd alMuÅÅalibs zurckgehende ñ Fassung des Geschehens. Diejenige der Ban
aqf aus aÅ-Äif, die uns ein Enkel des al-Anas b. äarq,236 eines im
5. Abd al-MuÅÅalib und das ÑJahr des Elefantenì
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Mekka des Propheten wichtigen Mannes aus diesem Stamm, erzhlt, handelt nicht von einem bewu t inszenierten Affront gegen Abraha, sondern schlicht von Habgier und Bereicherung. Ein Enkel Abrahas war nach Mekka gepilgert und hatte auf dem Rckweg in einer Kirche in Nadschran Station gemacht. Diese wurde von durchreisenden Mekkanern ausgeplndert, worauf Abraha schwor, er werde zur Rache die Kaaba zerstren. Er schickte eine Streifschar unter seinem Gefolgsmann äimr237 b. Maf d, der sich von einem aamiten den Weg zeigen lie . Von Durst gepeinigt, erreichte man aÅ-Äif, von wo aus man den Trupp nach Mekka weiterwies. Dort eignete man sich Abd al-MuÅÅalibs Kamelherde an und trieb sie fort; da Abd al-MuÅÅalib einen Bekannten unter den Jemeniten hatte, gelang es ihm, den thiopischen Anfhrer um Rckgabe zu bitten. Diese Bitte wurde erhrt. Zur Verwunderung des thiopiers ersuchte ihn Abd al-MuÅÅalib aber nicht um die Schonung Mekkas und der Kaaba; weswegen er dies angeblich nicht fr ntig hielt, wissen wir bereits. Sobald äimr den Angriff auf Mekka befahl, ereigneten sich jene Wunder; Abd al-MuÅÅalib, auf das Schlimmste gefa t, entsandte nach lngerem angstvollen Warten seinen ltesten Sohn al-ri, damit dieser in Erfahrung bringe, was vorgefallen sei. Er kam mit der Nachricht vom Untergang der Feinde zurck. ÑDa zogen Abd al-MuÅÅalib und seine Gefhrten hinaus und nahmen die Gter (der Toten) an sich. Diese Gter bildeten den Grundstein des Vermgens der Ban Abd al-MuÅÅalib.ì238 Diese Fassung verdient in mehrfacher Hinsicht unsere Aufmerksamkeit. Sie deutet auf ein Pilgerwesen, dem christliche Beimengungen womglich nicht ganz fremd gewesen sind; doch bleibt das diesbezgliche Material zu drftig, auch wenn man die Angabe hinzunimmt, in der Kaaba habe sich neben anderen Darstellungen ein Bild Mariens befunden.239 Wichtiger aber ist die Erkenntnis, da es eine Abd al-MuÅÅalib mit Vorbehalt betrachtende berlieferung gibt, der die geschnte gegenberzustellen ist. Letztere wertet die Leistung des Gro vaters des Propheten auf, indem sie nicht einen einfachen Kommandanten, sondern Abraha selber vor Mekka scheitern l t, was erhebliche chronologische Schwierigkeiten nach sich zieht; diese verschwinden, wenn man nicht mehr Abraha, sondern seinen Enkel als den Urheber des Unternehmens ansetzt. Ruft man sich berdies die Rivalitt zwischen den Nachkommen Höims und denjenigen des Abd äams in Erinnerung, dann ergibt es einen Sinn, da letztere ihre Aktivitten auf thiopien ausrichteten.240 Die Fir-Kriege fhrten dann zu einer Vernderung der Machtverhltnisse unter den Abd Manf-Klanen und zu einem Wechsel in ihren jeweiligen au erquraiöitischen Prferenzen; den Nutzen hiervon hatten jedoch nicht Abd alMuÅÅalib und seine Shne, worber gleich im einzelnen zu sprechen sein wird. Fr Abd al-MuÅÅalib und seine Sippe war die Sache mit dem Elefanten der Eckstein ihres Ansehens, jedenfalls bildeten sie sich das ein, und eine im Lichte der spteren Geschehnisse wertende berlieferung setzt das Prestige, das Abd al-MuÅÅalib und sein Klan fr sich in Anspruch nahmen, mit demjenigen der Quraiöiten insgesamt gleich. ñ Die Omaijaden allerdings werden ihre Herrschaft so gerade nicht rechtfertigen; die Angelegenheit mit dem Elefanten werden sie mit Schweigen bergehen, sie
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Mekka, aÅ-Ä if und der Schatten der Grom chte
I. Die Kaaba
werden sich allein auf Sure 106, auf das Sichern der Handelswege, berufen. ñ Ibn Isq freilich hlt sich, wie in abbasidischer Zeit nicht anders zu erwarten, an Abd al-MuÅÅalib: Dank dessen Wirken erlangten die Quraiöiten die Gewi heit, da sie die ÑLeute Allahsì seien, und zahlreich sind die Verse, in denen ihre wunderbare Errettung gerhmt wird. Älib b. ab Älib, ein Vetter Mohammeds, allerdings erheblich lter als dieser und niemals zum Islam bergetreten,241 fa t das unerhrte Ereignis in diese Worte: ÑWu tet ihr nicht, was ber den Krieg von Dis gesagt wurde, und ber das Heer des Ab Jaks m, 242 als es jene Schlucht anfllte? ñ Wre da nicht Allah als Verteidiger gewesen, und nichts au er ihm (hilft), ihr selber httet nicht vermocht, eure Leute zu schtzen!ì243 In den Krieg um Dis, einen Stammeszwist, wren die Quraiöiten fast hineingezogen worden;244 darauf scheint Älib anzuspielen. Allah selber hlt seine Hand ber sie, davon waren die Quraiöiten wohl wirklich berzeugt, als sie spter die oben geschilderten Fir-Kriege ausfochten und dabei weiter das Bewu tsein von ihrer Sonderstellung ausbildeten, berdies auch die Kraft fanden, ihre inneren Verhltnisse so zu ordnen, da die unmittelbare Befriedigung der Habgier zugunsten mglicher langfristiger Gewinne unterbunden wurde, die nur bei Wahrung eines Mindestma es an Rechtssicherheit zu erwarten waren. Abdallh b. azZibar, der Lobdichter der heidnischen Quraiöiten whrend ihres Kampfes gegen Mohammed,245 lie sich ber die Niederlage der thiopier so vernehmen: ÑGepeinigt wichen sie von der Talschaft Mekkas zurck. Seit ewigen Zeiten vergriff sich niemand am heiligen Bezirk! ñ Der Hundsstern war (noch) nicht geschaffen in jenen Nchten, als (Mekka) schon fr unverletzlich erklrt wurde. Keinen Mchtigen gibt es, der es anzutasten gewagt htte! ñ Frag doch den Heerfhrer nach ihr, was er erlebte! Wer Mekka kennt, wird es den Unwissenden sagen. ñ Sechzigtausend kehrten nicht in die Heimat zurck, und die Kranken berlebten die Heimkehr nicht lange.ì246 Da das Heiligtum schon vor aller Zeit geschaffen worden sei, klingt hier an; diese Vorstellung wird mit dem durch Mohammed verursachten Einflie en weiterer hochreligiser berlieferung verfestigt, wofr wir bereits Beispiele kennen.247 Von Abd al-MuÅÅalib spricht Abdallh b. az-Zibar nicht. Doch nicht um das Selbstbewu tsein der Quraiöiten und um die Achtung, die die brigen Araber ihnen zollten, ist es uns hier zu tun, obschon beides wirkmchtige Gegebenheiten sind. Was aus dem Scheitern des vom Enkel Abrahas befohlenen Feldzugs im ÑJahr des Elefantenì folgte, das war eine langfristige Entscheidung ber die Position Mekkas im Ringen der beiden Gro mchte um das bergewicht auf der Arabischen Halbinsel, und diese Entscheidung fiel so aus, da sie Abd al-MuÅÅalib auf die Lnge der Zeit keine Vorteile eintrug. Am Ende der Fir-Kriege, vermutlich knapp zwei Jahrzehnte nach dem thiopischen Vorsto , konnten die Mekkaner Forderungen an die Ban aqf in aÅ-Äif stellen und ntigten ihnen einen Schwurbund auf, der jene verpflichtete, den Quraiöiten einen friedfertigen Zutritt zum Heiligtum bei aÅ-Äif zu gewhren, was umgekehrt auch fr die Ban aqf in Mekka gelten sollte. Da die aqafiten sich lieber mit den Ban Abd äams zusammentaten als mit der Sippe, die sie an ihre einstige Partnerschaft mit den von Allah
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vernichteten thiopiern erinnerte, liegt nahe. Als Mohammed seine Lehren zu verknden begann, war dieser Bund noch in Kraft, denn wir finden aqafiten an der Seite seiner quraiöitischen Widersacher, ja, diese Allianz wird bis in die letzten Lebensjahre Mohammeds hinein Auswirkungen haben, brigens ganz berraschende, und erst ihr Zerfall wird ihm die Inbesitznahme seiner Heimatstadt erlauben. Ursprnglich freilich hatten die aqafiten diesen Bundeseid verweigern wollen, und zwar mit dem Argument, ihr Ahnherr habe ihr Heiligtum in eigener Arbeit aus dem Felsen gehauen, whrend die Quraiöiten sich die Hinterlassenschaft Abrahams nur htten anzueignen brauchen.248 Weder die Sasaniden noch die Byzantiner hatten aktiv in die Auseinandersetzungen eingegriffen. Dies war offensichtlich auch gar nicht vorgesehen gewesen. Nach vielen Kriegen hatten sich beide Reiche im Jahre 561 endlich auf einen Frieden einigen knnen. Man hatte vereinbart, da es den arabischen Vasallenfrsten, den assniden auf byzantinischer und den Lamiden auf iranischer Seite, verboten sein sollte, auf eigene Faust Feindseligkeiten zu erffnen. Ferner hatte man festgelegt, da der Warenschmuggel ber die byzantinisch-sasanidische Grenze unterbunden werden msse; es seien die offiziellen bergnge zu passieren. Der jahrzehntelange Zweikampf hatte augenscheinlich die Verhltnisse in den arabischen Interessensphren beider Staaten zerrttet. Dies knnte erklren, warum Handelskarawanen von Hira oder aus den Hfen am Persischen Golf nach Mekka und von dort aus weiter nach Sden und vor allem nach Norden, nach Palstina, reichen Ertrag versprochen hatten.249 Nach dem ÑJahr des Elefantenì, das fr den Versuch der Errichtung einer christlichen und daher letzten Endes byzantinischen Hegemonie in Arabien steht, lag eine Ausrichtung quraiöitischer Politik auf die Sasaniden nahe, und daher nimmt es nicht wunder, da man in Mekka nicht nur nach den Regierungsjahren der Chosroen zu datieren begann, sondern sich auch sonst dem iranischen Einflu ffnete. Nicht aus dem Norden, sondern aus dem Osten, aus Hira, sollen die Quraiöiten die Kunst des Schreibens in der Kursive bernommen haben; auch wird berliefert, da sich manche unter ihnen zum Dualismus bekannten.250 Noch als Mohammed in Medina wirkte, bildete dies einen beliebten Stoff fr Polemiken. Den aqafiten und ihren Eidgenossen, den Ban
Abd äams, stellte man in der Anhngerschaft des Propheten die Ñguteì Schwurgenossenschaft der Ban Höim mit den medinensischen ÑHelfernì gegenber; denn, wie Mohammeds Lobdichter assn b. bit in Versen empfahl, wenn Ñdie aqafiten euch mit ihrem Ruhm zu bertreffen suchen, dann antwortet nur: ÇDann wollen wir die Sache mit Ab
Ril nennen! Euer Ahnherr in alter Zeit war der denkbar belste, und ihr gleicht ihm aufs Haar!ëì Ab Ril soll der Mann gewesen sein, der den Elefanten und das ganze Heer des Enkels Abrahas gegen Mekka fhrte; doch in dem ha erfllten Gerede wird er gleich zum Urvater aller aqafiten, und diese wiederum sollen niemand anders sein als die versprengten Reste des untergegangenen Volkes der am d, denen Mohammed in seinen mekkanischen Suren nachsagt, sie htten einen zu ihnen entsandten Propheten, li, der Lge geziehen und dessen Gebot bertreten, eine freiweidende Kamelstute unbehelligt zu lassen;251 sie htten das Tier
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Die Ban Asad b. Abd alUzz und Byzanz
I. Die Kaaba
gettet, und zur Strafe seien ihre Behausungen durch ein Erdbeben zerstrt worden (Sure 7, 73ñ79). Noch lter ist Vers 17 f. von Sure 85, wo die Truppen der am d in einem Atemzug mit denjenigen Pharaos genannt werden: Allah vernichtete sie. Der Pharao aber steht, wie wir sehen werden, fr die quraiöitischen Feinde des Gesandten Allahs,252 so da hier deren aqafitische Verbndete gemeint sein werden. In Kufa, wo brigens die Sippe des al-Anas b. äarq ber ein Anwesen verfgte,253 legte Al b. ab Älib (reg. 656ñ660) seinem Groll gegen die aqafiten in einer Ansprache keine Zgel an: ÑIch hatte vor, den Ban aqf die Kopfsteuer (arab.: al-izja) abzuverlangen. Denn aqf war ein Sklave des Propheten li gewesen. Dieser hatte ihn zu einem der adaqa-Eintreiber geschickt, der diesen Tribut ihm mit auf den Rckweg gab. aqf aber floh und lie sich im heiligen Bezirk (von aÅ-Äif) nieder. Mohammed hat die engste Bindung an li (und nicht die Nachfahren des aqf). Euch aber rufe ich als Zeugen dafr an, da ich die aqafiten hiermit wieder zu Sklaven erklre!ì254 Was vor dem Auftreten Mohammeds geschehen war, wurde mit der Verkndigung seiner Botschaft keineswegs vergessen. Im Gegenteil, es schlgt sich in seinen Worten nieder, es bestimmt seine Sicht auf die arabischen Verhltnisse, und es berhrt unmittelbar die Geschicke der jungen islamischen Gemeinschaft, wie an diesem Beispiel deutlich wird. Die Ban Abd ad-Dr hatten vier der sechs auf Quaij zurckgefhrten mter verwaltet, darunter das hchst ehrenvolle der Pilgerspeisung. Infolge innerquraiöitischer Zerwrfnisse verloren sie es an die Ban Asad b. Abd al-Uzz, die Sippe eines Enkels Quaijs. Es war uns schon aufgefallen, da es berlieferungen gibt, die die Pilgerspeisung nach dem Zwist unter Verschweigen der Ban Asad b. Abd al-Uzz sogleich auf die Sippen der Shne des Abd Manf bergehen lassen und ausfhrlich von den Taten erzhlen, mit denen Höim b. Abd Manf sich um die Versorgung der Wallfahrer verdient macht. Die Ban Asad b. Abd alUzz werden berdies als der unheilvollste Klan der Quraiöiten gebrandmarkt, mit dem man besser keine Eidgenossenschaft eingeht.255 In der Begegnung mit Abrahas Enkel trat uns nun Höims Sohn Abd al-MuÅÅalib als der glaubensstarke Held entgegen, der in unerschtterlichem Vertrauen auf den ÑHerrn der Kaabaì handelt und redet: Ihm ist er aufs engste verbunden, und deshalb ist er der befugte Sachwalter der quraiöitischen Belange. In einer anderen Geschichte ist Abd al-MuÅÅalib sogar bereit, fr die Durchsetzung der Rechte des ÑHerrn der Kaabaì einen seiner Shne zu opfern: Im Traum hatte er den Auftrag empfangen, den gnzlich verschtteten Zemzembrunnen, den ÑBrunnen unseres Vaters Ismaelì,256 von neuem auszuschachten; man kannte nicht einmal mehr die Stelle, an der sich dieser einst befunden hatte; die Quraiöiten murrten ber Abd al-MuÅÅalibs Vorgehen, begann er doch genau zwischen zwei den Gottheiten Isf und an-Nila geweihten Sttten zu graben und dadurch deren Kult zu behindern; um die Mekkaner zu besnftigen, gelobte er, er werde seinen zehnten Sohn, sobald dieser herangewachsen sei, Allah an der Kaaba opfern.257 Man ahnt schon, da dies ausgerechnet Abdallh, der knftige Vater Mohammeds, sein wird. Doch davon spter mehr!
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Nicht nur weil das unerhrte Kommende sich in der Vergangenheit ankndigen mu , verschwinden die Ban Asad b. Abd al-Uzz aus den Ruhmestiteln der Geschichte der Quraiöiten, die sie fast ganz den Nachkommen des Abd Manf berlassen mssen, und unter diesen wieder den Höimiten; diese erlangten durch ungewhnliches Handeln ñ in stetem Einklang mit dem ÑHerrn der Kaabaì ñ das Amt der Speisung und nun, dank Abd al-MuÅÅalibs Tatkraft, auch dasjenige der Trnkung der Pilger. Wenn die Geschichte der Höimiten zu der Geschichte der Quraiöiten schlechthin aufgewertet wird, dann kommt darin auch zum Ausdruck, da die Entscheidung, die das ÑJahr des Elefantenì gebracht hatte, die Ban Asad b. Abd al-Uzz zu den erklrten Verlierern im Ringen um die politische Ausrichtung Mekkas abstempelte. Sie nmlich waren fr ein Zusammengehen mit den Byzantinern eingetreten. Hiervon wissen wir durch Ab Amr aö-äaibn, einen geradezu besessenen Sammler und Aufzeichner von Beduinendichtung und tiefen Kenner des Arabischen, der 825 in hohem Alter starb.258 Er berichtet: Umn b. al-uwairi b. Asad b. Abd al-Uzz berredete den assnidischen Frsten, er solle ihm ein Patent ausfertigen, in dem er, Umn, zum Regenten ber die Quraiöiten erhoben und mit dem Einziehen von Abgaben bevollmchtigt, mithin in den Rang eines ÑKnigsì nach dem vorhin beschriebenen Muster erhoben werde. Der assnide lie sich hierauf ein; bis zum Heiligtum der Mant am Roten Meer, wo die Aus und die azra ihre Wallfahrt zu beenden pflegten,259 reichte sein Einflu , wie wir schon hrten; warum ihn nicht bis nach Mekka ausweiten? Die Quraiöiten gaben aber nichts auf das Diplom der assniden, das Umn ihnen vorwies, und jagten ihn davon. Er machte sich jetzt auf den Weg nach Byzanz, wo ihn nach langem Antichambrieren der Kaiser in Audienz empfing und gern hrte, da Umn, einer von den ÑLeuten der Kaaba, des unverletzlichen Hauses Allahsì, ihm alle Araber untertan machen werde. Ausgestattet mit einem Schreiben des Kaisers, reitend auf einem Maultier mit goldenem Sattel, stellte sich Umn auf der Rckreise wieder bei dem assnidischen Frsten ein. Dieser, Amr b. ab äamir,260 mu te ihn gewhren lassen, und so inhaftierte Umn etliche Quraiöiten, die er bei Hofe antraf.261 Ehe er nach Mekka aufbrechen konnte, verstarb er, wie man munkelt, durch seinen unfreiwilligen Gastgeber vergiftet.262 Im brigen bewahrt auch die Familie az-Zubairs, den Mohammed seinen Jnger nannte, die Erinnerung an Umn, der nicht allzu weitlufig mit diesem verwandt war. In al-Muab az-Zubairs (gest. 850/1) Werk ber die Genealogie der Quraiöiten erfhrt man, da Umn sich mit dem hohen byzantinischen Titel ÑPatrikiosì263 schmckte. Die Quraiöiten htten sich von alledem sehr wohl beeindrucken lassen. Einem Enkel Asad b. Abd al-Uzzs sollen dann aber doch ernste Bedenken gekommen sein. Die Quraiöiten seien frei (arab.: laq), Ñsie beherrschen niemanden und werden (von niemandem) beherrscht!ì264 Allein in der Unabhngigkeit von beiden Gro mchten liegt ihre Strke; diese Ungebundenheit jetzt, da von Sden her ein Druck zur besonderen Bercksichtigung byzantinischer Interessen nicht mehr ausgebt werden konnte, aus freien Stcken aufzugeben, wre in der Tat tricht gewesen. Az-Zubair b. Bakkr (gest. 870), ebenfalls ein Nachkomme az-Zubairs,265 stellt uns den
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Die Iraner im Jemen
I. Die Kaaba
politischen Hintergrund, vor dem man damals den Schritt Umns bewerten mu te, noch klarer vor Augen. Gleich wie der sasanidische Schah einen Vizeknig in Sanaa hatte, so sollte Umn ber Mekka herrschen. ÑEin Knig in der Tihama! Erschreckt wie die Wildesel scheuten (die Quraiöiten vor Umn).ì266 Da man die Ban Asad b. Abd al-Uzz zu Lebzeiten Abd al-MuÅÅalibs als den unheilvollsten Klan der Quraiöiten schmhte, wie uns vorhin bezeugt wurde, hat angesichts der vllig entgegengesetzten politischen Ambitionen einen sehr handfesten Hintergrund. Man kann vermuten, da der Widerstreit zwischen beiden Parteiungen nicht erst um 600 seinen Anfang nahm; Umn soll den Weg zu den assniden und in die Kaiserstadt nach der Inbesitznahme des Jemen durch die Sasaniden angetreten haben, die nach Ibn Isqs bereits zitierter Datierung in das Jahr 595 fiel. Vermutlich war jenes einschneidende Ereignis der Anla dafr, da eine schon lnger schwelende Rivalitt sich in einem offenen Konflikt entlud ñ als was knnte man die Gefangennahme von Stammesgenossen aus Abd Manf-Sippen sonst bezeichnen? Zu klren, weil von erheblicher Tragweite fr die frheste Geschichte des Islams, bleibt freilich die Frage, wie und wann die Sasaniden nach dem Jemen griffen. Die Angaben hierber gehen weit auseinander. Wie Ibn Isq berichtet, wurde Masr q, der letzte der vier thiopischen Regenten, durch Wahriz, den Anfhrer des iranischen Expeditionskorps, erschossen.267 Die Vorgeschichte dieses Ereignisses schildert Ibn Isq so: Saif b. Jazan, ein jemenitischer Frst,268 reiste zum Kaiser in Byzanz, um mit dessen Hilfe das Joch der thiopier abzuschtteln. In Konstantinopel war man nicht geneigt, etwas gegen seine christlichen Verbndeten zu unternehmen. Saif brach unverrichteterdinge auf und begab sich nun nach Hira zu anNumn b. al-Munir, dem Vasallen Chosroes. Sonderliches Interesse am Jemen zeigte auch der Schah nicht, aber immerhin lie er acht Schiffe mit je einhundert Mann Besatzung ñ es handelte sich um Strafgefangene ñ ausrsten. Sechs erreichten die hadramische Kste. Saif b. Jazan war mit den Persern gereist; nach deren Sieg wurde er zum Knig erhoben.269 Vergleichen wir hiermit, was Hiöm b. al-Kalb berliefert! Er przisiert den Namen des persischen Herrschers: Chosrau Anuschirwan (reg. 531ñ 578). Damit diese Identifizierung stimmt, mu er den Namen des lamidischen Frsten ñ bei Ibn Isq ist es an-Numn b. al-Munir (reg. ca. 580ñ602)270 ñ abndern: ÑIch vermute, der (genannte Lamide) ist Amr b. Hind (reg. 554ñ569).ì271 Nur wenn man wie Hiöm b. al-Kalb den in der berlieferung erwhnten Chosrau mit Chosrau Anuschirwan gleichsetzt und die dadurch notwendig gewordene Austauschung des Namens des Vasallenfrsten guthei t, dagegen die in mehreren Quellen bezeugte Dauer der thiopischen Herrschaft im Jemen ñ 72 Jahre ñ verwirft, kann man die iranische Invasion und die Ttung Masr qs schon fr 570 ansetzen.272 Wegen Hiöm b. al-Kalbs Vermutung wurde das Ereignis durch den Annalisten aÅ-Äabar (gest. 923), den bedeutendsten Kompilator von Nachrichten zur vor- und frhislamischen Geschichte, in die Regierungszeit Chosrau Anuschirwans eingeordnet; Ibn al-Kalb berliefert allerdings auch, Wahriz sei, nach Iran zurckgekehrt, unter jenem Schah gestorben. Anuschirwan habe dann einen Nachfolger in den Jemen ge-
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schickt, der spter von Ohrmazd IV. (reg. 578ñ590) wegen vieler beltaten habe abberufen werden mssen; dann sei ein Mann namens alMarwazn als Statthalter eingesetzt worden, der sich mit einer Jemenitin verehelicht habe.273 Nur unter gro em spekulativen Aufwand lassen sich die bisher angefhrten Nachrichten Ibn Isqs und Hiöm b. al-Kalbs harmonisieren.274 Auch Ibn Isq wei von der Rckkehr des Wahriz nach Iran, und zwar nachdem Saif b. Jazan die Herrschaft ber den Jemen bertragen worden sei. Saif habe sich mit Greueltaten gegen die im Lande verbliebenen thiopier hervorgetan. Allerdings habe er einige von ihnen als seine Garde ausgewhlt; sie htten Lanzen vor ihm hertragen mssen. Eines Tages htten sie gemeutert und ihren grausamen Herrn gettet, was die Ergreifung der Macht durch einen anderen thiopier ermglicht habe. Daraufhin sei Wahriz ein zweites Mal von Chosrau ñ wieder bleibt der Name des sasanidischen Schahs unspezifiziert ñ in den Jemen abgeordnet worden, diesmal mit viertausend Mann. Nachdem Wahriz alle thiopier habe ber die Klinge springen lassen und dieser Erfolg an den Hof des Schahs gemeldet worden sei, habe man Wahriz auf Dauer zum Befehlshaber des Jemen ernannt. Folgen wir Ibn Isq weiter, dann blieb Wahriz fortan im Land, wo er Steuern fr die Sasaniden einzog. Nach seinem Tod traten ein Sohn, dann ein Enkel und schlie lich ein Urenkel an seine Stelle. Letzterer fiel beim Schah in Ungnade und entging, an den Hof einbestellt, nur dank der Frsprache eines der Gro en des Reiches der Hinrichtung. Der Herrscher entsandte jetzt einen gewissen Bn in den Jemen, der das Land bis in die Zeit der Prophetenschaft Mohammeds verwaltete.275 Es empfiehlt sich angesichts dieser berlieferungen, die iranische Besitzergreifung als einen Vorgang zu betrachten, der sich ber einen lngeren Zeitraum erstreckte und keinesfalls die Herrschaft der thiopier mit einem Schlag beendete ñ wie in der Erzhlung von dem Schu , mit dem Wahriz Abrahas Sohn Masr q erledigt haben soll, vorgegeben wird. Es ist durchaus mglich, da der erste Vorsto Wahrizí noch unter Chosrau Anuschirwan erfolgte. Die zweite, wesentlich umfangreichere Expedition, die durch die vorbergehende Restaurierung der thiopischen Macht ausgelst wurde, knnte dann unter Chosrau Parwez (reg. 590ñ 628) angeordnet worden sein; auf sie mag die Episode der Ttung Masr qs anspielen, in der Wahriz als ein alter Mann geschildert wird. Chosrau Parwiz, ein u erst tatkrftiger Herrscher, verschaffte seinem Reich zum letzten Mal die Offensive gegen die Byzantiner, und das nicht nur im Jemen, wo deren Stellung ohnehin schwach war, sondern ab 602 auch in Palstina ñ das Ñechteì Kreuz Christi wurde aus Jerusalem in die sasanidische Residenzstadt Ktesiphon verbracht ñ und in Untergypten. Erst nach langwierigen Kmpfen und unter gro en Anstrengungen sollte es Kaiser Herakleios (reg. 610ñ641) gelingen, den Dingen eine Wende zugunsten Konstantinopels zu geben. Um das Jahr 600, und damit kehren wir nach Mekka zurck, war es in den Augen der nchternen Beobachter der weltpolitischen Lage eine Torheit, sich durch ein Anbndeln mit den Byzantinern den Unmut der Sasaniden zuzuziehen. Die iranische Herrschaft im Jemen stabilisierte
Die Schw che des Byzantinischen Reiches
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I. Die Kaaba
sich; ein Versuch jemenitischer Stammesfhrer, Bn aus Sanaa zu vertreiben, mi lang, da die Ban Hamdn,276 ein mchtiger nrdlich von Sanaa lebender Verband, mit den Persern eine Eidgenossenschaft schlossen.277 Ohnehin hatten die Sasaniden, sobald sich Wahriz im Jemen endgltig festgesetzt hatte, ihre Interessen an der Arabischen Halbinsel neu und weiter als vorher bestimmen mssen. Eine Sendung jemenitischer Gelder und Kostbarkeiten an den Chosrau wurde im Gebiet der tammitischen Ban Jarb von diesen ausgeraubt, allerdings gegen den energischen Widerspruch der brigen Tammiten. Der Schah sann darauf, die Ban Tamm zu zchtigen, und ein arabischer Neider, der ihnen bei den Sasaniden den Rang ablaufen wollte, fand sich schnell: al-Haua, ein Mann von den ostarabischen Ban anfa. Er wurde mit einem Boten zum iranischen Statthalter in Haar geschickt, man lockte zahlreiche Tammiten in die Festung al-Muöaqqar, ttete die Mnner und verschleppte die Knaben nach Iran, wo viele von ihnen verschnitten wurden. Erst als die Muslime Jahrzehnte spter IÅar eroberten, kehrten einige wenige berlebende in die Heimat zurck.278 Dieses Beispiel lehrt, da der iranische Einflu auf der Halbinsel seit der Intervention im Jemen ein ungekanntes Ausma annahm. Das mu te man in Rechnung stellen, wenn man die Unabhngigkeit Mekkas bewahren wollte. Der Zusammenbruch der byzantinischen Macht in Arabien und das Vordringen der Sasaniden sind die beiden einander ergnzenden politischen Entwicklungen, deren Zeuge Mohammed wurde. In Sure 30 l t er dies anklingen. Wegen seines angespannten Verhltnisses zu den fhrenden Quraiöiten konnte ihm das ganz und gar nicht recht sein, und so setzt er dem die Hoffnung auf einen Umschwung entgegen. In Medina erlebte er, wie die Arbeit, die Herakleios in Angriff genommen hatte, Frchte zu tragen begann, doch das kam ihm dann auch nicht mehr zupa . Dies alles werden wir an anderem Orte erfahren.
6. Die Kaaba in den Jahrzehnten des bergangs zum Islam Abd alMuÅÅalib und der ÑHerr des Hausesì
In der islamischen Erinnerung an die Zeit unmittelbar vor dem Auftreten Mohammeds hat dessen Gro vater Abd al-MuÅÅalib den herausragenden Part inne. In Wahrheit werden andere Personen wie Abdallh b. udn, arb b. Umaija oder Hiöm b. al-Mura, ein Maz mite, weit einflu reicher gewesen sein,279 aber aus der Rckschau soll das verstndlicherweise nicht gelten. Trotzdem lohnt sich ein genauer Blick auf die Abd al-MuÅÅalib betreffenden Nachrichten, denn man gewinnt aus ihnen wertvolle Hinweise auf die Gottesverehrung, die sich um den Kaabakult als ihren Mittelpunkt entwickelt hatte. ÑBei Allah, ich behte und schtze dich weiterhin, aber ich fhle, da mein Inneres nicht bereit ist, die Glaubenspraxis Abd al-MuÅÅalibs aufzugeben. Ich werde folglich mit den gleichen berzeugungen sterben wie er.ì Das soll Ab Älib seinem Neffen Mohammed bekannt haben, als dieser mit seinen seltsamen Reden zwar manche jungen Mnner beeindruckt, die Mehrzahl der Mekkaner aber gegen sich aufgebracht hatte und mit entschiedener Ablehnung rechnen mu te.280 Wie wir schon sahen, erscheint Abd al-MuÅÅalib als
6. Die Kaaba in den Jahrzehnten des bergangs zum Islam
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der Held, der im Vertrauen auf den ÑHerrn des Hausesì den Ring an der Kaabatr Abraha aushndigen l t, nur um den Untergang des Angreifers desto sicherer herbeizufhren. So wird der Gro vater Mohammeds denn als der Stifter einer vertieften Frmmigkeit gefeiert, die im Glauben an jenen Allah wurzelt, der an der Kaaba verehrt wird. Ausdruck dieser Frmmigkeit war ein Brauch, dem spter auch Mohammed folgen sollte: Abd al-MuÅÅalib zog sich whrend des Ramadan zum nahen Berg ir zurck; dort suchte er einen Monat lang ein sndenfreies Leben in Andacht vor Allah und b te fr seine Schuld, indem er die Armen speiste. Die Quraiöiten sollen diese Sitte nachgeahmt haben, so da schon in vorislamischer Zeit die spteren Ramadanbruche entstanden. Abd alMuÅÅalib sei beim Erscheinen der Mondsichel des Ramadan zu dem Berg aufgebrochen und erst zurckgekehrt, wenn in gleicher Weise das Zeichen fr den Beginn des Monats äauwl sichtbar geworden war. Er und alle, die seinem Vorbild folgten, betraten ihre Huser nach der Rckkunft erst, nachdem sie die Kaaba siebenmal umrundet hatten.281 ñ brigens scheint man Abd al-MuÅÅalibs rituellen Aufenthalt auf dem Berg ir mit der wunderbaren Errettung vor den thiopiern Abrahas in Verbindung gebracht zu haben. Sobald Abd al-MuÅÅalib die Rckgabe der geraubten Kamele erwirkt hatte, weihte er sie als Opfertiere und trieb sie in den heiligen Bezirk; die plndernden thiopier wrden sich an ihnen vergreifen und, so seine Berechnung, sich dadurch den Zorn des ÑHerrnì zuziehen. Er selber und einige Begleiter brachten sich einstweilen auf dem Berg ir in Sicherheit und kamen erst nach dem Untergang des Heeres in die Stadt zurck. ÑO Allah, jeder Mann verteidigt sein Reittier, verteidige auch du dein rechtm iges Eigentum! ñ Nicht ihr Kreuz und nicht ihr Michael282 soll morgen ber deine Macht triumphieren. ñ Solltest du sie doch zum Ort unserer Gebetsrichtung (arab.: al-qibla)283 lassen, dann mu dir pltzlich etwas bles in den Sinn gekommen sein!ì Mit diesen Worten soll Abd al-MuÅÅalib sein Vorgehen gerechtfertigt haben.284 Die enge Beziehung zu jenem ÑHerrn des Hausesì belegen zwei weitere Ereignisse, die den Quraiöiten im Gedchtnis blieben: die schon gestreifte Bereitschaft Abd al-MuÅÅalibs, einen seiner Shne zu opfern, und sein Mitwirken beim Neubau der Kaaba. Den Zemzembrunnen hatte er nach einem Traum an der geschauten Stelle gegraben; um den abweisenden Quraiöiten begreiflich zu machen, da er auf Befehl des ÑHerrnì gehandelt hatte, tat er das Gelbde, er werde, wenn ihm sein zehnter Sohn geboren werde, diesen, sobald er herangewachsen sei, dem Allah der Kaaba zum Opfer darbringen. Die Quraiöiten hatten nmlich gemeint, sie brauchten sich von einem Manne wie Abd al-MuÅÅalib, der zum Zeitpunkt des Geschehens erst einen Sohn hatte, nichts vorschreiben zu lassen. Etwa fnf Jahre vor Abrahas Kriegszug war der Augenblick gekommen, das Gelbde zu erfllen. Im Angesichte der Gottheit Hubal warf man, wie blich, die Lospfeile, und es ergab sich, da Abdallh ausersehen war.285 Mit Entsetzen erkannten die Anwesenden, da Abd al-MuÅÅalib daranging, das Vorhaben auszufhren. Man berredete ihn, bei einer Wahrsagerin in aibar Aufschlu ber die Hhe des Wergeldes zu suchen, mit dem sich der ÑHerr der Kaabaì zufriedengeben
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Der Neubau der Kaaba und die diesbez glichen Legenden
I. Die Kaaba
werde, falls Abdallh geschont werde. Kamele in einer noch unbestimmten Menge seien ntig, entschied die Wahrsagerin und riet, die genaue Anzahl wiederum vor Hubal durch die Lospfeile zu ermitteln. So geschah es, und man kam zu dem Ergebnis, da einhundert ausreichend seien. Abd al-MuÅÅalib starb zwischen 578 und 581.286 In die Zeit danach fllt der Neubau der Kaaba. Das ÑHausì war damals noch ohne Dach; die Tcher, mit denen man es behngte, wurden von innen an den Wnden befestigt. Neue wurden einfach ber die alten geworfen, so da im Laufe der Zeit viele Schichten Stoff bereinander zu liegen kamen. Das Unglck wollte es, da eines Tages Funken aus einem Kohlebecken die Tcher in Brand setzten. Die durch hufige Sturzbche ohnehin beschdigten Mauern waren nach dem Feuer vollends baufllig geworden. Eine Renovierung von Grund auf war dringend geboten, aber die Quraiöiten trauten sich nicht, ans Werk zu gehen; sie frchteten die Strafe Allahs fr den Fall, da sie sich an den Wnden seines Heiligtums zu schaffen machten. Irgendwann um diese Zeit strandete an der Kste des Roten Meeres ein byzantinisches Schiff, das Holz geladen hatte. Diesen Baustoff kaufte man der Besatzung ab und brachte ihn nach Mekka. Ein koptischer Zimmermann, der sich mit an Bord befunden hatte, sollte beim Neubau der Kaaba behilflich sein. Man teilte die quraiöitischen Klane in vier Gruppen, von denen jede eine Wand zugeteilt bekam und die ntigen Steine herbeischleppen sollte. Zuvor freilich mu ten die brchigen alten Mauern abgerissen werden. Niemand rhrte die Hand, bis sich alWald b. al-Mura von den Ban Maz m, einer der damals fhrenden Sippen, ein Herz fa te und unter Flehen, Allah mge, was nun geschehen werde, nicht mi verstehen, mit der Spitzhacke auf die Wnde einschlug. Die Umstehenden folgten diesem Beispiel nicht; sie wollten lieber abwarten, ob al-Wald die folgende Nacht berleben werde; falls nicht, dann htte Allah das Vorhaben verworfen. Er verwarf es nicht, und so fuhr man am nchsten Tage fort und gelangte an die Stelle, an der sich die im Brunnen mit den Votivgaben hausende Schlange287 in der Sonne zu wrmen pflegte. Vor ihr frchtete man sich sehr, doch ein riesiger Vogel griff sie sich, und so war auch dieses Hindernis beseitigt. Al-Wald mahnte die Mekkaner, fr den Bau der Kaaba drften sie nur Geld ausgeben, das sie auf einwandfreie Weise verdient htten;288 es drfe weder durch Wucher, noch durch Glckspiel oder Prostitution erworben sein. Nachdem man die Wnde abgetragen hatte, stie man auf Fundamente, die aus riesigen Felsbrocken bestanden. Es gelang nicht, sie von der Stelle zu bewegen. Man versuchte, einen von ihnen mit der Spitzhacke ein wenig zu lockern; er zerbrach in zwei Stcke. Als man das eine etwas verschoben hatte, glitt es in die ursprngliche Lage zurck, Funken stoben, und ganz Mekka erbebte. Da verzichtete man lieber auf die weitere Erkundung der Fundamente. Indem die Arbeiten voranschritten, bemerkte man, da Materialien und Geld nicht ausreichen wrden, die Wnde der Kaaba bis an die halbkreisfrmige Umgrenzung heranzufhren, die Ismael als Viehhrde genutzt haben soll. Es mu te dort ein Zwischenraum bleiben; die Querwand, die zwischen den beiden Enden des Halbkreises zu errichten war, bedurfte deswegen eines eigenen Fundamentes, das innerhalb des ur-
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sprnglichen Gevierts der Kaaba gelegt wurde, sechs Ellen und eine Spanne von der einstigen den Halbkreis berhrenden Mauer entfernt. berdies beschlo man, die Tr nicht ebenerdig einzusetzen, sondern so hoch, da sie nur ber eine Leiter zu erreichen war. Man wollte ein Auge darauf haben, wer die Kaaba betrat, und man wollte vermeiden, da das Innere jedes Mal berflutet wurde, wenn sich Sturzbche in die Niederung hinab ergossen. Das Idol des Hubal entfernte man aus der Kaaba und stellte es, solange die Arbeiten dauerten, am ÑStandplatz Abrahamsì auf; die Kostbarkeiten, die fr das Heiligtum gestiftet worden waren, darunter die zwei Hrner des Bockes, den Abraham einst anstatt seines Sohne hatte opfern drfen, gab man einem Mitglied der Sippe Abd adDr in Verwahrung, die seit den Tagen Quaijs die Schlssel der Kaaba htete. Die Wnde schichtete man abwechselnd aus Steinen und aus Holz auf. Unter denen, die die Steine herbeitrugen, treffen wir Mohammed, der damals noch ein junger Bursche war. An dem gottgeflligen Werk wollte er wie viele andere teilhaben. Wie er nun auf dem Nacken einen Felsbrocken schleppte, hrte er pltzlich eine Stimme: ÑAchte auf deine Bl e!ì Vor Schreck strzte er zu Boden. Nie mehr soll man hiernach die Schamgegend Mohammeds unbedeckt gesehen haben. Damals aber nahm ihn sein Onkel al-Abbs in den Arm und begtigte ihn: ÑLeg doch einen Teil deines Gewandes auf die Schulter, damit du vor den Steinen geschtzt bist!ì Doch al-Abbs hatte den Zwischenfall mi deutet. ÑNur weil ich mich entbl t habe, traf mich diesì, entgegnete Mohammed und zog seinen Lendenschurz fester.289 Da al-Abbs in dieser Episode auftaucht, macht einen argwhnisch; berall wu te die Dynastie der Abbasiden (im Irak von 749 bis 1258) ihren Ahnherrn in der engsten Umgebung Mohammeds zu plazieren. Bemerkenswert aber ist, da hier dem wohl kaum Zwanzigjhrigen die erste ihn zu Boden rei ende Audition zugeschrieben wird.290 Im brigen werden wir viel spter bei ihm wieder auf die rigorose Tabuisierung der Schamgegend sto en ñ ein schroffer Gegensatz zur sexuellen Besessenheit, die nach islamischer berlieferung sein letztes Lebensjahrzehnt berschattet. Endlich war man mit dem Bau so weit vorangeschritten, da man den schwarzen Meteoriten einfgen mu te. Unter den Quraiöiten entbrannte ein Streit darber, wem die Ehre dieser Handlung berlassen werden durfte. Der Legende nach machte Ab Umaija b. al-Mura, ein Bruder des vorhin erwhnten al-Wald und zugleich Schwiegersohn Abd alMuÅÅalibs,291 den Vorschlag, man mge den ersten Besten, der herzukomme, zum Schiedsmann bestellen. Man ahnt, da dies niemand anders als Mohammed hatte sein knnen, hier schon mit dem schmckenden Beiwort Ñder Zuverlssigeì apostrophiert, das er sich doch erst in den Diensten seiner nachmaligen Ehefrau ada erworben haben soll. Wie dem auch sei, er fand sogleich die Lsung: Er lie sich den Meteoriten in sein Gewand legen, das er aufhielt dergestalt, da je ein Vertreter der vier Gruppen den Saum fassen und man den heiligen Gegenstand gemeinsam an den Bestimmungsort bringen konnte. Noch bis ins spte 7. Jahrhundert hinein erzhlte man sich dieses Ereignis auch ganz anders: Abd ar-Ramn, der hinkende, ein Schutzbefohlener des Muammad b.
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Christentum und Wallfahrten in Arabien
I. Die Kaaba
Raba b. al-ri b. Abd al-MuÅÅalib,292 behauptete, durch den sechsten Imam der Schiiten Muammad al-Bqir (gest. 731) danach befragt, es sei niemand anders als der greise Abd al-MuÅÅalib gewesen, der jene Aufgabe ausgefhrt habe, und assn b. bit, Mohammeds medinensischer Lobdichter, sei Zeuge gewesen. Wahrscheinlich sind beide Fassungen gelogen. Abd al-MuÅÅalib erlebte den Bau der Kaaba nicht mehr; denn beim Tod des Gro vaters soll Mohammed gerade acht Jahre als gewesen sein.293 Man lernt aus diesen Legenden, wie eifrig sich schon die frhen Muslime bemhten, die Vergangenheit zum Nutzen ihres Propheten und seiner Sippe umzugestalten. Die Kaaba wurde mit einem flachen Dach versehen; es wurde mittels einer Regenrinne entwssert, die ber der Flche des Halbkreises endete. Um das Dach zu sttzen, stellte man im Innern sechs Pfeiler in zwei Dreierreihen auf. Sie ma en achtzehn Ellen; ohnehin war das neue Bauwerk doppelt so hoch wie das alte. Die Hhe von neunzehn Ellen wurde mit sechzehn Stein- und fnfzehn Holzschichten erreicht. Im Innern wurden das Dach, die Wnde und die Pfeiler mit Bildern verziert, mit Darstellungen von Propheten, Bumen, Engeln; es war eine Abbildung Abrahams darunter, in der Gestalt eines Mannes, der Lospfeile austeilt, ferner ein Bild mit Jesus und Maria. In einigen Berichten ist zu lesen, da Jesus und Maria auf einem der Pfeiler zu sehen gewesen seien, es ist nicht klar, ob als Gemlde oder Relief. Eine Pilgerin von den assniden soll, als sie diese Darstellung bemerkte, freudig berrascht gewesen sein: ÑMaria ist Araberin geworden!ì Widersprchlich sind die Angaben darber, was mit den Abbildungen geschah, als Mohammed im Jahre 630 in seine Vaterstadt einzog und die Kaaba in Besitz nahm. Er soll das heilige Gebude nicht eher betreten haben, als bis man die Gemlde allesamt weggewischt hatte. Nach anderen Aussagen inspizierte er das Innere hchstpersnlich und lie alles entfernen, so auch den Abraham mit den Lospfeilen, nicht aber das Bild Mariens oder Mariens und Jesu. Auch die Hrner des Bockes durften natrlich nicht vernichtet werden, da sie an Abraham erinnerten. Mohammed lie sie zuhngen, damit sich die Beter nicht durch deren Anblick abgelenkt fhlten.294 ñ Dies gibt uns Anla , die Frage nach dem Christentum in Mekka kurz zu streifen. Abd al-MuÅÅalibs Verse, die er bei Abrahas Angriff gegen Mekka gesprochen haben soll, lehnten die Religion des Kreuzes rundweg ab. Jene assnidin hingegen knnte Christin gewesen sein; gleichwohl wallfahrtete sie nach Mekka. Ibn Isq erlutert die religisen Verhltnisse mit folgenden Worten: ÑNunmehr wollte Allah seinem Propheten die Ehre geben, sich durch diesen der Knechte erbarmen und sich wider diese einen Beweisgrund sichern.295 Damals befolgten die Araber etliche unterschiedliche Glaubenspraktiken, obschon die Hochachtung vor dem Geheiligten, die Wallfahrt zum ÇHausë und die Bewahrung der bei ihnen bekannten auf Abraham zurckgehenden berlieferungen sie vereinte, behaupteten sie doch, seiner Religionsgemeinschaft (arab.: al-milla) anzugehren. Daher pflegten sie zum ÇHausë zu pilgern ñ bei allen Unterschieden in ihren (sonstigen religisen) Belangen.ì296 Auch die arabischen Christen pilgerten gern zu solchen Kultsttten, wenn auch Mekka in diesem Zusammenhang nicht eigens erwhnt wird. Was Ibn Isq verschweigt, hinge-
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gen schon Sozomenos anspricht, waren die Tieropfer, die den Arabern als unentbehrlich galten und ihnen den bertritt zum Christentum vermutlich erschwerten. Bei den Quraiöiten brigens machte laut Ibn Isq der heidnische Polytheismus jenes religise Moment aus, das sie neben dem abrahamischen Erbe kultivierten: ÑDie Quraiöiten verehrten die Kaaba, umkreisten sie und flehten bei ihr um Allahs Verzeihung. Trotzdem verehrten sie auch die Gtzen, gaben ihnen einen Anteil an den Opfern, pilgerten und hielten an den (vorgeschriebenen Stellen) das rituelle Warten ein.ì297 Abraha scheint diese Verhltnisse genau durchschaut zu haben, als er Sanaa zum Pilgerort der Araber hatte erheben wollen: Wenn er die Gewogenheit und Botm igkeit der Araber gewinnen wollte, dann mittels eines allseits anerkannten Pilgerheiligtums; ob der Hochgott, dem die Wallfahrt galt, in einem christlichen oder heidnischen Zusammenhang angebetet wurde, war eine zweitrangige Frage ñ wie denn der bereits erwhnte hochreligise Einflu nur selten zu einer klaren Entscheidung fr das Judentum oder das Christentum gefhrt hat. Was die Menschen von einer solchen Entscheidung abhielt, werden wir hren, auch aus dem Munde Mohammeds. Die Entstehung des Islams fhrte zu einer Abnderung der Pilgerriten, ohne da diese in ihrer religisen Substanz von Mohammed angetastet worden wren; es mu te lediglich deutlich werden, da Allah keine Teilhaber neben sich duldete, und wren sie auch von ihm abhngig. Die Beschreibung dieser Abnderungen bleibt einer spteren Gelegenheit vorbehalten, desgleichen die Errterung der Ma nahmen, mit denen man dem starken Anschwellen des Pilgerstromes Rechnung zu tragen suchte, seit die Eroberungszge Mohammeds und seiner ersten Nachfolger den Herrschaftsbereich muslimischer Araber in unvorhersehbarer Weise ausgeweitet hatten. Auf die Kaaba selber, um die es in diesem Kapitel geht, wirkte sich dies nicht unmittelbar aus. Bis zum Ende der Periode, die wir in dieser Studie in den Blick nehmen, stand sie zweimal im Mittelpunkt muslimischer Aufmerksamkeit. Im Jahr 64 h (begann am 30. August 683) lie Abdallh b. az-Zubair, Kalif in Mekka, die Kaaba vollstndig abrei en und neu aufbauen. Im Sptherbst 683 hatte man ihn, der Muwijas Sohn und Nachfolger Jazd die Huldigung verweigert hatte, vergeblich in Mekka belagert. Man hatte die Stadt mit Wurfmaschinen beschossen, dabei auch die Kaaba beschdigt, ohne Ibn az-Zubair zum Einlenken bewegen zu knnen. Noch whrend dieser Ereignisse fing die Kaaba Feuer, wohl nicht, weil man brennende Scheite in die Stadt geschleudert htte, sondern wegen einer Unachtsamkeit der Belagerten. Wie schon bei dem Unglck in vorislamischer Zeit wurden die Tcher, mit denen sie behngt war, als erstes ein Raub der Flammen; die hlzernen Schichten, die in die Wnde eingefgt waren, boten dem Feuer reichlich Nahrung, und so blieb nur eine Ruine brig. Dieses Unglck fiel auf den 13. Rab al-auwal (10. November 683). Nur zwei Wochen spter wurde in Mekka bekannt, da Jazd verstorben sei; da ein geeigneter Nachfolger nicht zur Verfgung stand, brach der Druck, den die Omaijaden gegen Ibn az-Zubair ausgebt hatten, vllig zusammen. Er konnte seine Macht festigen und begann noch im selben Jahr mit dem Wiederaufbau der Kaaba.298
Die Kaaba in fr hislamischer Zeit
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I. Die Kaaba
Man erinnerte sich damals, da die Kaaba einst bis in den Halbkreis der Viehhrde hineingereicht hatte. Daran hielt man sich jetzt. Ohnehin mu Ibn az-Zubairs Bauwerk ganz anders ausgesehen haben als die in Flammen aufgegangene quraiöitische Kaaba. Nicht nur der Grundri war, wie gesagt, gr er; man verwendete nun auch wertvolle Materialien, die zum Teil aus dem Jemen herangeschafft wurden. Desweiteren wurde das Gebude wesentlich hher, und man versah es mit zwei ebenerdigen Tren. Die Arbeiter waren hinter Vorhngen am Werk, so da die Pilger die Kaaba umrunden konnten, ohne befrchten zu mssen, man knne dies als eine Verehrung des Treibens auf der Baustelle mi deuten. Den Meteoriten verwahrte man unterdessen, in ein Seidentuch eingeschlagen, in einer Truhe. Er war whrend des Brandes zersprungen. Ibn az-Zubair lie deshalb eine silberne Fassung anfertigen, wie sie heute noch zu sehen ist. Als der Tag des Einsetzens des Kultobjektes gekommen war, berlie Ibn az-Zubair diese ehrenvolle Aufgabe einem seiner Shne; ein Mitglied aus der Sippe der Schlsselwrter der Kaaba assistierte. Solange dieser Vorgang dauerte, verharrte der Kalif in inbrnstigem Gebet. Die beiden Beauftragten trugen den schwarzen Stein durch die andchtige Menge und verschwanden hinter dem Vorhang. Nachdem sie den Stein befestigt hatten, riefen sie ÑAllhu akbarì, Ibn az-Zubair beendete sein Gebet. Manche Quraiöiten waren ber dieses ganze Geschehen heftig erzrnt: Man hatte sie nicht herbeigerufen, und so erregten sie sich ber Ibn az-Zubairs Eigenmchtigkeit, hatten doch einst die Altvorderen, wie man zu wissen meinte, dem herzutretenden Mohammed die Leitung jener hchst bedeutsamen Angelegenheit anvertraut, und dieser hatte alle quraiöitischen Sippen daran beteiligt.299 Doch konnte sich auch Ibn az-Zubair durch den Propheten gerechtfertigt fhlen, zumindest soweit der jetzige Grundri betroffen war. Mohammeds Lieblingsfrau iöa, die Tochter Ab Bakrs, habe ihren Gatten einmal nach dem richtigen Aussehen der Kaaba gefragt, und dieser habe geantwortet: ÑDeine Leuteì ñ d.h. die quraiöitischen Klane au er den Höimiten; man beachte die Distanzierung!300 ñ Ñhaben die Kaaba zu knapp gebaut. Htten deine Leute nicht erst vor kurzem den Unglauben abgelegt, htte ich an dem (Bau) wiederhergestellt, was sie weglie en. Sollten deine Leute eines Tages darauf verfallen, ihn (in seiner Gnze) zu errichten, dann komm! Ich will dir zeigen, was sie weglie en!ì Mohammed wies auf eine Strecke von etwa sieben Ellen und fuhr fort: ÑAuch gbe ich der Kaaba zwei Tren, ebenerdig eingebaut, eine stliche, durch die man hineingeht, eine westliche, durch die man hinaustritt.ì301 Der omaijadische Kalif Abd al-Malik b. Marwn (reg. 685ñ705) schickte im Jahre 73 h (begann am 23. Mai 692) seinen fhigsten Mann, al-a b. J suf, in den Hedschas, um der Herrschaft Ibn az-Zubairs ein Ende zu setzen; alles, was je unter die Gewalt islamischer Waffen gefallen war, sollte wieder in den Hnden des Kalifen in Damaskus vereint sein.302 Am 17. umd l-ira (2. November 692)303 fand Ibn az-Zubair im Kampf gegen die berlegende Streitmacht den Tod. Bereits im darauffolgenden Jahr ging al-a b. J suf daran, die Kaaba wieder auf den Grundri zurckzufhren, auf welchem sie die Quraiöiten seinerzeit, noch vor Mohammeds Prophetenschaft, errichtet hatten.304 Was dies alles ber das
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Lebenswerk Mohammeds, dessen Auslegung in der frhesten Geschichte des Islams und berhaupt ber die Beschaffenheit dieser Religion aussagt, wird sich uns im Fortgang dieser Studie erschlie en.
Kapitel II: Ein heidnischer Prophet 1. Von den ÑEingebungenì zur ÑHerabsendung des Buchesì Wie war das mit den Offenbarungen Allahs? Was erlebte, durchlitt sein Gesandter beim Empfang der Eingebungen, und wann geschah das zum ersten Mal? Anders gefragt: Welches sind die ltesten Worte des Korans, und wie ging es dann weiter mit den Verkndigungen bis zum Lebensende des Propheten? Fr den Muslim ist es selbstverstndlich, da er ber dies alles genau Bescheid wei : Es fing mit Sure 96 an; Mohammed, schon vor der Geburt, ja, vor dem Beginn aller Schpfung von Allah zum letzten und gr ten Gesandten erwhlt, empfing ber den Botenengel Gabriel die gttliche Rede, bisweilen unter Anzeichen heftigen Leidens. ber dreiundzwanzig Jahre erstreckte sich dieses Geschehen. Der Koran ist identisch mit jener Rede; sie prgte sich dem Gedchtnis Mohammeds ein, der sie Stck fr Stck so verkndete, wie er sie entgegennahm, vollstndig und fehlerlos, zunchst im engsten Kreis seiner Familie und Freunde, spter in aller "ffentlichkeit. So ist es nach muslimischer berzeugung gewesen, und so mu es gewesen sein, wenn man Gewi heit darber haben will, da der Koran den unverflschten Text der Rede Allahs an seinen Gesandten enthlt, nicht weniger als dies ñ aber auch nicht mehr, was ebenso verhngnisvoll wre. Hitzige Debatten ber derartige Fragen waren allzu bald aufgeflammt, Fragen die eindeutig beantwortet werden mu ten, wenn der Islam als die damals jngste Religion der Menschheit irgend Bestand haben sollte, als die Religion, deren Bekenner behaupteten und bis heute behaupten, das echte, unverkrzte, unverflschte Wort Allahs zu hten; allein hierauf grnden sie ihren uneingeschrnkten Wahrheits- und Machtanspruch. Was wre gewesen, wenn Allah seinem Propheten die Kraft gegeben htte, einen Teil der Botschaft zu verschweigen? Wenn dem so gewesen wre, woher knnten die Muslime dann die Gewi heit nehmen, da Mohammed von dieser Kraft nie Gebrauch machte? Die Verfechter des islamischen Rationalismus setzten auf die Integritt der Persnlichkeit des Propheten ñ wre er nicht durch und durch redlich gewesen, wre er auch nicht zum Boten erwhlt worden. Alle Zweifel vermochte solch ein Zirkelschlu nicht auszurumen, und so war man erst dann auf der sicheren Seite, wenn man fr die uneingeschrnkte Bestimmung aller Worte und Handlungen Mohammeds durch Allah eintrat. Die Wahlverwandtschaft des Islams mit einem rigiden Determinismus ergibt sich schon aus dieser Frage nach der Echtheit der koranischen Botschaft. Noch zu Mohammeds Lebzeiten stie man auf dieses Problem, damals in der Auseinandersetzung mit den ÑSchriftbesitzernì, die sich natrlich nicht von einem Manne, der sich als einen neuen ñ und deshalb als den authentischen ñ Sprecher Allahs verstand, der Unwissenheit, wenn nicht gar der Verlogenheit in Sachen des Glaubens zeihen lassen wollten. In der sptmedinensischen Sure 5 polemisiert Mohammed gegen die Juden und Christen, die seiner Verkndigung kein Vertrauen schenken und daher keine Aussicht auf das Paradies htten. ÑGesandterì, l t er Allah,
Die muslimische Frage nach der Redlichkeit Mohammeds
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ÑEingebungì und Leiden
II. Ein heidnischer Prophet
sein Alter ego, sprechen, Ñrichte aus, was dir aus der Gegenwart deines Herrn herabgeschickt wird! Wenn du das nicht tust, dann richtest du deine Botschaft nicht ausì und wrest demzufolge auch gar kein Gesandter, drftest dich also auch nicht ber Juden und Christen erhaben dnken ñ so wird der Muslim diesen Vers mit Blick auf die Frage nach der vollkommenen Zuverlssigkeit Mohammeds lesen.1 Eigentlich geht es hier aber gar nicht um die Redlichkeit des Gesandten. Seine Worte zielen vielmehr auf die widerspenstigen ÑSchriftbesitzerì, mit deren Gegenwehr er rechnet: ÑWenn du das nicht tust, dann richtest du deine Botschaft nicht aus, obwohl Allah dich vor den (deine Prophetenschaft verwerfenden) Menschen schtzt. Er leitet die Unglubigen nicht recht!ì (Sure 5, 67). Dies ist der ursprngliche Zusammenhang, aus dem man spter den, wie man glaubte, entscheidenden Satz ÑWenn du das nicht tust...ì herauslste, um einen klaren, auf Allah selber rckfhrbaren Beleg dafr in den Hnden zu haben, da der Prophet unter allen erdenklichen Umstnden redlich und zuverlssig seine Aufgaben erfllt habe. Dies nmlich ist der Hintergrund, vor dem die Muslime die berlieferungen ber den Beginn der ÑEingebungenì wahrnehmen. Mit diesem Begriff, der ein von fremder Macht inspiriertes Reden meint und nicht auf das Prophetentum beschrnkt ist,2 bezeichnet Mohammed sein Verknden zunchst. Auch im ad finden sich Belege fr die berzeugung, da mit ÑEingebungenì alles seinen Anfang genommen hat. Al-Bur (gest. 870), dessen Sammlung des ad die Muslime die hchste Autoritt zuschreiben, wirft gleich zu Beginn seines Werkes die Frage auf: ÑWie begannen die Eingebungen an den Gesandten Allahs, und was meint des erhabenen Allah Wort: ÇWir lassen dir Eingebungen zustrmen wie einst dem Noah und den Propheten nach ihmë (Sure 4, 163)?ì Ehe al-Bur zum Thema kommt, flicht er ein Wort Mohammeds ein, das vom zweiten Kalifen Umar (reg. 634ñ644) verbrgt wird: ÑDie Taten werden nach den Absichten (bewertet); jedermann wird (am Jngsten Tag) erhalten, was er beabsichtigte. Wessen Hedschra sich auf irdisches Gut richtet, das er haben mchte, oder auf eine Frau, die er zu heiraten begehrt, nun, dessen Hedschra fhrt eben dorthin, wohin er sie vollzieht!ì Eindringlicher kann man den Muslim kaum mahnen, da er das, wovon nun die Rede sein wird, in gefestigtem Ernst und ganz und gar nach dem Paradies trachtend in sich aufnehmen mge; enthalten ist in dieser Sentenz freilich auch ein genereller Pardon fr den Propheten; sollte ihm in dem einen oder anderen Fall ein Versehen bei der bermittlung unterlaufen sein ñ seine Absichten waren grundstzlich lauter. Nach diesem Einschub ist der Leser oder Zuhrer hinreichend vorbereitet: Al-ri b. Hiöm3 befragte den Propheten, wie er die Augenblicke erlebe, in denen er gttliche Eingebungen empfange. ÑBisweilen kommt zu mir ein Gerusch wie das Klingen einer Glocke; dies ist fr mich der heftigste (Zustand); dann aber weicht dies von mir, sobald ich von ihm her in mich aufgenommen habe, was er sagte. Manchmal tritt vor mich ein Engel in der Gestalt eines Mannes; er spricht mich an, so da ich in mich aufnehme, was er sagt.ì iöa, die jngste unter Mohammeds Ehefrauen, fgte dem hinzu: ÑIch sah, wie an einem eiskalten Tag die Eingebung auf ihn herabkam und dann von ihm wich: Von seiner Stirn perlte der Schwei .ì Das Leiden
1. Von den ÑEingebungenì zur ÑHerabsendung des Buchesì
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beim Empfangen der ÑEingebungenì l t man in einen Vorgang der Belehrung einmnden; das Krankhafte wird zu einem Vorzeichen verharmlost, das dem Propheten ankndigt, da die bermittlung einer Botschaft bevorsteht, die er in ungeteilter Aufmerksamkeit entgegenzunehmen hat. Die Aussage al-ri b. Hiöms legt den Begriff der ÑEingebungì demnach mit Blick auf den Glauben aus, da alles, was der Koran enthlt, das klare, wahre Wort Allahs sei. Dieser Glaube mu seine Besttigung schon in den ltesten Stzen finden, die Mohammed bergeben wurden. Ja, am besten wre es, wenn dieser Glaube in den frhesten Worten des Korans auf den Begriff gebracht wrde, gewisserma en als eine Richtschnur fr den Propheten, vor allem aber als eine ÑLeseanweisungì fr alle brigen Menschen. Dieser Wunsch war mit der berlieferten Geschichte des Korans natrlich nicht zu vereinbaren, und deshalb verwundert es nicht, da die Ansichten ber die lteste ÑEingebungì auseinandergehen. Schlagen wir noch einmal bei al-Bur nach! Wieder bemht er iöa, von der Urwa b. azZubair4 (gest. ca. 711) folgendes in Erfahrung gebracht haben will: ÑDen Anfang der Eingebungen an den Gesandten Allahs bildete das fromme Trumen; jeder Traum, den er hatte, kam zu ihm wie das Licht bei Tagesanbruch. Spter wurde ihm das Alleinsein lieb, und er gab sich in der Hhle des Berges ir der einsamen Andacht hin. Es war eine Gottesanbetung, die etliche Nchte dauerte, ehe er zu seiner Familie zurckkehrte. Er nahm Proviant mit, dann kehrte er zu ada zurck, holte erneut Proviant. Schlie lich kam (eines Tages) die Wahrheit auf ihn nieder, whrend er in jener Hhle des Berges ir weilte: Ein Engel trat zu ihm und befahl: ÇRezitiere!ë und er antwortete: ÇIch kann nicht rezitieren.ëì Der Bericht wechselt nun in die erste Person, Mohammed selber erscheint als Erzhler: ÑDa packte mich der Engel und pre te mich, bis ich es nicht mehr aushalten konnte;5 dann lie er mich los und befahl: ÇRezitiere!ë Ich erwiderte: ÇIch kann nicht rezitieren.ëì Erneut wurde Mohammed niedergedrckt, freigelassen, noch einmal berwltigt, dann endlich teilte ihm der Engel mit, was er rezitieren sollte: ÑRezitiere: ÇIm Namen deines Herrn, der erschafft, den Menschen aus einem Blutgerinnsel erschafft! Dein Herr ist der edelmtigste!ëì (Sure 96, 1ñ4). Unvermittelt hat nun wieder iöa das Wort: ÑMit pochendem Herzen brachte der Gesandte (die Worte) nach Hause zurck. Er trat zu ada bt. uwailid ein und rief: ÇHllt mich ein! Hllt mich ein!ë und man hllte ihn in ein Gewand, bis das Entsetzen von ihm gewichen war. Dann erzhlte er ada, was sich zugetragen hatte: ÇIch frchtete um mein Leben!ë ÇNicht doch!ë begtigte ihn ada, Çbei Allah! Er wird dich nicht in Schande strzen. Du achtest doch die Verwandtschaft und trgst die Last der Mittellosen unter ihnen, du sorgst fr den Unterhalt der Habenichtse, bewirtest den Gast, hilfst bei Schicksalsschlgen, die Allah verhngt.ë6 ada begab sich mit ihm zu Waraqa b. Naufal b. Asad b. Abd al-Uzz, ihrem Vetter, der in der Heidenzeit Christ geworden war, die hebrische Schrift beherrschte und in dieser Sprache etliches aus dem Evangelium niederzuschreiben pflegte.7 Mittlerweile war er, ein Greis, schon erblindet. ada bat ihn: ÇVetter, hr dir einmal deinen Neffen8 an!ë ÇWorauf bist du verfallen, Neffe?ë fragte Waraqa, und der Gesandte Allahs berichtete ihm,
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Die Ausblendung des Leidens
II. Ein heidnischer Prophet
was er gesehen hatte. Da belehrte ihn Waraqa: ÇDas ist der Nomos,9 den Allah auf Mose herabsandte. O wre ich jetzt jung! O knnte ich erleben, wie deine Leute dich vertreiben!ë ÇWerden sie mich denn vertreiben?ë fragte Mohammed, worauf jener entgegnete: ÇGewi ! Denn noch jeder, der etwas verkndete, wie du es tust, wurde angefeindet. Sollte ich deinen Tag noch erleben, dann stehe ich dir mit allen Krften bei.ë Bald darauf aber verstarb Waraqa b. Naufal, und die Eingebungen unterblieben.ì Al-Bur fgt nun eine berlieferung an, in der Mohammed jenen Engel, der ihn in der Hhle bedrngt hat, auf einem Thron zwischen Himmel und Erde schaut; erschreckt flieht Mohammed nach Hause, begehrt, da man ihn einhlle, und vernimmt, wie Allah ihm die folgenden Worte herabsendet: ÑDer du dich (in dein Gewand) gehllt hast! Steh auf und warne! Preise deinen Herrn! Reinige deine Kleider! Meide den Schmutz!ì (Sure 74, 1ñ5). Es schlie en sich ade an, die das Leiden, das die Entgegennahme der Offenbarungen fr Mohammed mit sich bringt, mglichst ausblenden. Er bewegt, solange die Pein anhlt, in eigentmlicher Weise die Lippen, was Allah als eine Unart mi billigt, weshalb er Mohammed Sure 75, Vers 16 bis 19 kundgibt: ÑBeweg deine Zunge nichtì ñ von den Lippen ist im Koran gar nicht die Rede ñ Ñum den (Vortrag der Offenbarung) zu bereilen! Allein uns obliegt es, (die Worte) zusammenzufgen und zu rezitierenì ñ was meine, sie in Mohammeds Herzen, dem Sitz des Verstandes,10 zu komponieren, so da er sie danach vortragen kann ñ Ñund wenn wir (den Koran) rezitiert haben, dann erst folge mit dem Vortragen! Ferner obliegt uns dann die Erluterung (der Worte).ì Seit dieser Mahnung habe der Gesandte stets abgewartet, bis der Botenengel Gabriel geendigt und ihn verlassen hatte; danach erst habe er die betreffenden Worte getreu vorgetragen.11 Das Leiden, die berwltigung sind in dieser berlieferung getilgt; was bleibt, ist ein geradezu buchhalterischer Vorgang. Sowohl die seelische Pein, die Todesfurcht angesichts des Zwanges, der von einer berlegenen Macht ausgebt wird, als auch die Vorstellung eines streng kontrollierten Einfl ens der Worte dienen der Glaubhaftmachung einer vollstndigen und unverflschten Wiedergabe der Rede Allahs durch seinen Propheten. Je nach dem, welches der beiden Verfahren als das plausiblere betrachtet wird, wechseln die Angaben ber die ersten Worte der koranischen Offenbarung. Hierbei ist zu beobachten, da die frhislamische Gelehrsamkeit dazu neigt, die Begrndung der Zuverlssigkeit Mohammeds mit dem jede eigene Willensregung ausschlie enden Leiden zugunsten der Lehrer-Schler-Situation zurckzudrngen. Dies geschieht, obschon in der Prophetenvita bis in die letzten Lebensjahre Mohammeds immer wieder Ereignisse geschildert werden, bei denen Eingebungen mit Anfllen der angedeuteten Art verbunden sind. Wirft man einen kritischen Blick auf die von Urwa b. az-Zubair bezeugte berlieferung, die bei al-Bur das Kernstck des Themas ÑBeginn der Eingebungenì ausmacht, so springt ins Auge, da sie im Sinne der Lehrer-Schler-Situation berarbeitet ist. Das Zitat aus Sure 96, der Angelpunkt, unterbricht die Erzhlung iöas; danach hren wir, wie Mohammed nach Hause eilt und fleht: ÑHllt mich ein!ì ñ ein Ausruf, der,
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wie man aus dem anschlie enden ad erfhrt, die Vision des, wie es dort hei t, Engels auf dem Thron zwischen Himmel und Erde voraussetzt; den stimmigen Fortgang der Handlung bilden die ersten Verse von Sure 74, also die Forderung, sich von dem Entsetzen freizumachen, die Mitmenschen zu warnen und allen Schmutz zu meiden. Durch die Einfgung von Sure 96 soll die den Glauben an die Belehrung strende berlieferung korrigiert werden, die in Sure 74, Vers 1 bis 5 die ltesten Stze des Korans sieht. Wir werden erfahren, da hinter dieser Abschattung von Sure 74 mehr steckt als nur die Bekrftigung des genannten Glaubens. Zunchst bleiben wir bei den Harmonisierungsversuchen. Denn die Erinnerung daran, da alles mit Sure 74 begonnen hatte, war allzu verbreitet, als da man sie einfach htte beiseiteschieben knnen. Um trotzdem das Lehrer-Schler-Konzept zu retten,12 fhrt man eine Distinktion in die Debatte ein: Der ÑBeginn der Eingebungenì mochte mit der Vision zusammenhngen; Sure 96 sei in jedem Fall die erste Sure, die herabgesandt worden sei.13 In der ltesten Zeit wu te man noch genau, da jene Verse von Sure 74 vor Sure 96 entstanden waren. bir b. Abdallh al-Anr (gest. um 693), der letzte unter den medinensischen Prophetengenossen,14 erzhlte, wie Mohammed auf dem Berg ir unter dem Nachbarschaftsschutz (arab.: al-iwr) Allahs weilte, dann ins Tal hinabstieg, wo ihn das Gesicht berwltigte; in panischem Schrecken flchtete er nach Hause, lie sich verhllen und empfing dann die Aufforderung, sich zu erheben und die Menschen zu warnen.15 Wir trafen auf birs berlieferung auch bei al-Bur, und sie ist ebenso in die zweite kanonische Sammlung, diejenige des Muslim b. ala (gest. 874/5), aufgenommen worden16 ñ beide Male allerdings mit einer charakteristischen Vernderung: Nachdem Allah Sure 96 offenbart habe, sei eine Unterbrechung (arab.: al-fatra) in den Eingebungen eingetreten, die dann mit Sure 74, Vers 1 bis 5 ein Ende gefunden habe.17 Die angesehensten zwei ad-Sammler, und sicher nicht erst sie,18 bogen sich die Nachrichten ber den Anfang des Prophetentums Mohammeds im Sinne der ihnen gelufigen Unterrichtspraktiken zurecht; da wesentlich weiter reichende Beweggrnde hinter diesem Vorgehen standen, wird sich, wie angedeutet, herausstellen. Ubaid b. Umair (gest. 687/8), ein mekkanischer Erbauungsprediger,19 verantwortet eine Fassung der Entstehung der ersten Offenbarung, bei ihm ebenfalls Sure 96, die nur in den wichtigsten Motiven ñ Andachtsbungen im Ramadan auf dem Berg ir, Traum von der Gewaltanwendung durch den Engel,20 dann Vortrag von Sure 96, Ñund ich rezitierte sie, als sei sie mir ins Herz geschriebenì ñ derjenigen hnelt, die al-Bur ber Urwa b. az-Zubair der iöa verdankt; bei Ubaid redet Gabriel den Propheten freilich nicht einfach an, sondern zeigt ihm zuvor Ñeinen berzug aus Brokat, darin ein Buchì, und dann erst bedrngt er ihn: ÑRezitiere!ì Als dies endlich geschehen ist, hrt der nunmehrige Prophet eine Stimme: ÑO Mohammed, du bist der Gesandte Allahs, und ich bin Gabriel!ì21 Deutlicher kann man die Grndung des Amtes des Gesandten auf dem ÑBuchì nicht hervorheben; nachdrcklicher wird uns nirgends vor Augen gestellt, da die Idee eines ÑBuchesì am ÑBeginn der Eingebungenì bereits eine theologische berformung des Ursprnglichen ist, als deren
Sure 96: Am Anfang war das Buch
Die ÑEingebungenì und das ÑBuchì
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II. Ein heidnischer Prophet
wichtigster Beleg Sure 96 herangezogen wird. Dieser Befund ist nun anhand weiterer koranischer Fingerzeige zu erhrten. In Sure 53, einem Schlsseltext aus der frhen Periode seines Auftretens, verwendet Mohammed mehrfach Ableitungen aus der Wurzel w--j, die das bermitteln von Vorstellungen bezeichnet und gemeinhin mit Ñeingeben, einfl enì bersetzt wird. Mohammed, Ñeuer Gefhrteì, wie er sich in Vers 2 nennt, redet nicht aus eigenem Gutdnken, Ñes ist vielmehr nichts anderes als eine Eingebung, die ihm eingefl t wirdì (Vers 4). In bestrzender Nhe zeigt sich ihm der Bote des hchsten Herrn, nur Ñzwei Spannweiten eines Bogens entfernt oder noch nher, und gab seinem Knecht ein, was er ihm eingabì (Vers 10 f.). Durch das ÑEingebenì werden vorwiegend in den zu mekkanischer Zeit22 entstandenen koranischen Erzhlungen vom Lebensschicksal frherer Propheten Situationen beschrieben, in denen Allah den handelnden Personen Anweisungen erteilt, die fr den Fortgang des Geschehens entscheidend sind. ÑUnd wir (d.h. Allah) gaben der Mutter Moses ein: ÇSuge ihn! Wenn du aber um ihn frchtest, dann wirf ihn in den Flu und frchte dich nicht und sei nicht traurig! Wir sind schon dabei, ihn dir zurckzugeben, wir stehen im Begriff, ihn zu einem Gesandten zu machenëì (Sure 28, 7). Ñ(Dem Noah) gaben wir ein: ÇBaue das Schiff unter unseren Augen und gem der von uns kommenden Eingebung! Wenn dann unsere Fgung ergeht und der Ofen kocht,23 dann bring von allem ein Paar hinein, desgleichen deine Sippe, abgesehen von jenen Mitgliedern, gegen die ein Spruch bereits ergangen ist. Sprich mich nicht auf diejenigen an, die frevelten! Sie werden ertrnkt werden!ëì (Sure 23, 27). Eine solche Eingebung kann sich auf Vorgnge beziehen, die angesichts der im Augenblick herrschenden Umstnde nicht im mindesten vorausgeahnt werden knnen. Elf der Shne Jakobs schmieden das Komplott gegen Josef, Ñund als sie ihn (von zu Hause) mitnahmen und beschlossen, ihn auf den Boden der Grube zu werfen, da gaben wir ihm ein: ÇDu wirst ihnen von dieser Tat berichten, ohne da sie merken (da du es bist)!ëì (Sure 12, 15). Gttliche Eingebungen bestimmen den Lebensweg der Gesandten vor Mohammed, und sie zeichnen ihm den seinigen vor: ÑSprich: ÇIch bin keine Neuigkeit unter den Gesandten; auch wei ich nicht, was mit mir und euch geschehen wird. Ich folge allein dem, was mir eingegeben wird. Ich bin nur ein deutlicher Warner!ëì (Sure 46, 9). Erst in sptmekkanischen Suren wird Ñeingebenì mit einem nominalen Akkusativobjekt verbunden, wird also die Ñeingefl teì wrtliche Rede zu einem Begriff abstrahiert. Man soll Mildttigkeit ben, sich dabei aber nicht ruinieren; man soll die Unzucht unterlassen; bei Geschften soll man redlich sein, desgleichen beim Vollzug der Blutrache; man kmmere sich nicht um Dinge, von denen man nichts versteht; man meide alle berheblichkeit: Das alles Ñgehrt zu der Weisheit, die dein Herr dir eingabì (Sure 17, 39). Unter den Eingebungen Allahs kann man jetzt etwas sehr Allgemeines verstehen: die Fgung oder Bestimmung (arab.: alamr), die er, als er die Welt aus dem Nichts schuf, allem, was zu dieser Welt gehrt, Ñeingabì. Alles Geschehen, das whrend der Dauer der Welt abluft, verdankt sich dieser Fgung. Allah bildete die sieben Himmel und fl te einem jeden die ihm zugedachte Fgung ein (Sure 41, 12). Am
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bergang zur sptmekkanischen Lebensperiode Mohammeds entstand Sure 18. In ihr ist zum ersten Mal das ÑBuchì das Objekt des Eingebens: ÑRezitiere, was dir vom Buch deines Herrn eingegeben wurde...ì (Vers 27). Fast wrtlich wiederholt sich dieser Satz in Sure 29, Vers 45. Sptmekkanisch sind die folgenden Worte: ÑWas wir dir vom Buche eingaben, ist die Wahrheit und besttigt, was davor warì (Sure 35, 31). ÑEine arabische Lesung (arab.: al-qurn)ì ist in Sure 42, Vers 7 der Gegenstand der Eingebung; in derselben Sure treffen wir auf die folgende Formulierung: ÑSo fl ten wir dir einen Geist (arab.: ar-r ) von unserer Fgung (arab.: al-amr) ein; du wu test weder, was das Buch, noch was der Glaube sei. Und wir machten das (was wir dir einfl ten) zu einem Licht, mit dem wir die unter unseren Dienern, die uns belieben, auf den rechten Weg leiten. Du fhrst wirklich zu einer geraden Stra eì (Sure 42, 52). Zur selben Zeit kommen Bildungen aus der Wurzel n-z-l in Gebrauch; sie stehen fr die Vorstellung des Herabsendens und werden nicht mit einzelnen wrtlich wiedergegebenen Anweisungen verbunden. Allah weigert sich, fr manche Handlungen eine Vollmacht herabzusenden; folglich sind sie ungesetzlich: Gtzen anzubeten schickt sich aus diesem Grunde nicht (Sure 7, 71); die Heiden verehren an Allahs Stelle etwas, wozu er keine Vollmacht herabsandte (Sure 22, 71).24 Wenn Mohammed die Heiden fragt, woher sie den Lebensunterhalt nehmen und wer wohl den Regen herabschickt, so antworten sie, das sei Allah; sie sind jedoch ganz unverstndige Leute, weil sie daraus nicht die Schlsse ziehen wollen,25 die sich dem Propheten unentwegt aufdrngen: ÑDas diesseitige Leben ist nichts als Spiel und Tndeleiì (Sure 29, 63 f.), weil es in sich selber keinen Bestand hat, sondern ganz und gar von Allah abhngt, so da der Kluge ein glckliches Jenseits anstrebt. Gleich wie Allah den Regen herabschickt und dadurch den Menschen das irdische Dasein berhaupt erst ermglicht, so auch die ÑRettungì (arab.: al-furqn), die sein Knecht Mohammed empfngt, um die Menschen zu warnen und ihnen die Gelegenheit zum Heilserwerb zu schenken; Ñer, dem die Herrschaft ber die Himmel und die Erde eignet, der sich keinen Sohn nahm, keinen Teilhaber an der Herrschaft hat; der alles schafft und allem darauf das rechte Ma verleiht. (Die Unglubigen) aber whlten sich Gtter unter ihm, die nichts erschaffen. In Wahrheit werden sie erschaffen; sie vermgen aus sich selber (anderen) weder Schaden noch Nutzen zuzufgen; sie gebieten weder ber Tod noch Leben, noch ber die Auferweckung...ì (Sure 25, 1ñ3). Sowohl das materielle als auch das spirituelle Dasein verdanken sich dem Herabsenden. Das Vorgehen Allahs mit der Schpfung wie auch die religise Deutung dieses Vorgehens nehmen ihren Ursprung in ihm, und diese Deutung manifestiert sich in der Botschaft, die Mohammed ausrichtet: im Buch bzw. im Koran. Der Anfang von Sure 18 ruft den Mekkanern dieses Gefge von Ideen in Erinnerung; seit der mittleren Periode des Wirkens in seiner Vaterstadt hat Mohammed ber diese Zusammenhnge Klarheit gewonnen: ÑPreis sei Allah, der seinem Knecht das Buch herabsandte, ohne da er darin irgendeine Krummheit belassen htte, (herabsandte) als ein gerades (Buch), damit (der Prophet) vor dem schlimmen Unheil warne, das von Allah ausgehen
Das ÑHerabsendenì
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ÑSchriftì und ÑBuchì
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wird, und den Glaubenden, die fromme Werke tun, verhei e, da sie guten Lohn empfangen werden, indem sie ewig im (Paradies) bleiben werden. Und damit (Mohammed) die warne, die behaupten: ÇAllah nahm sich einen Sohn.ë Weder sie noch ihre Vter wissen von diesen Dingen. Schndlich ist das Wort, das ihren Mund verl t! Sie verbreiten nichts als Lge! Womglich grmst du dich zu Tode vor lauter Bedauern ber sie, wenn sie diese Rede nicht glauben: Wir haben auf der Erde alles zu deren Zierat geschaffen, um die Menschen auf die Probe zu stellen, wer unter ihnen am besten handelt; und wir werden alles auf der Erde in eine kahle Flche verwandelnì (Sure 18, 1ñ8). Die Offenbarung des ÑBuchesì, in Mohammeds Ausdrucksweise das Herabsenden, bildet ein Element in einer Reihung von Gedanken, die in den ersten Versen von Sure 74, der ltesten ÑEingebungì, selbst in Andeutungen noch nicht zu finden ist. Aus den handgreiflichen, situationsbezogenen Eingebungen mu erst die allgemeine Botschaft werden, die den Menschen an sich betrifft und deshalb rezitiert, jedermann bekanntgemacht werden soll. ÑEingebungenì empfangen viele Menschen, so etwa die Dichter; mit der ÑHerabsendung eines Buchesì begnadet zu werden, bleibt einem Propheten vorbehalten. Die Kundgabe des ÑHerabgesandtenì hinterl t einen dauerhaften Eindruck, wenn der Inhalt Ñgeradeì, nicht Ñkrummì ist, wenn mithin eine berlegene Autoritt fr die Wahrheit und Richtigkeit brgt und eine entsprechende Vollmacht erteilt hat. Man beobachtet daher, wie seit der mittelmekkanischen Schaffensperiode Mohammeds die Rede vom Herabsenden blich wird und sich mit der Idee des heiligen Buches verbindet, Offenbarung mithin zur Unterweisung eines Lernenden wird; Sure 96 l t dies anklingen. Auf diese au erordentlich folgenreiche Vernderung werden wir in Krze zu sprechen kommen. Zum Abschlu dieses Teilkapitels ist noch ein Blick auf den Wandel der Bedeutung des Wortes kitb, ÑSchriftì oder ÑBuchì, zu richten. Dieser Wandel besttigt die gerade skizzierte Entwicklung. Die frhesten koranischen Belege meinen noch nicht ein Buch, das herabzusenden ist. ÑSchriftì erscheint vielmehr als ein Verzeichnis, das sich in der Gegenwart Allahs befindet und alle Handlungen eines jeden Menschen enthlt. Die Heiden wollen, wie wir schon hrten, nicht wahrhaben, da sie aus eigener Kraft nichts in ihrem Leben auszurichten vermgen, sondern Allahs Schpfermacht alles festlegt. Es gibt nichts, das sie nicht ihm verdankten; er auch wird sie der ewigen Verdammnis anheimgeben: ÑDer Tag der Entscheidung ist schon abgemachtì (Sure 78, 17). Trotzdem Ñsind die Unglubigen nicht auf die Abrechnung gefa t. Sie leugneten die Wunderzeichenì ñ das ununterbrochene schpferische Handeln Allahs ñ Ñvllig ab. Doch wir haben alles in einer Schrift nachgezhltì (Sure 78, 27ñ29). In der schon erwhnten Sure 18 im 49. Vers und in der sptmekkanischen Sure 39, Vers 69 malt Mohammed das Geschehen am Jngsten Tag nher aus: Jene Schrift wird herbeigebracht; was in ihr verzeichnet ist, bildet die Grundlage der Aburteilung. In Sure 17, Vers 71 wird jedem Menschen ein eigenes Dokument ausgehndigt. Gegen Ende der mekkanischen Zeit taucht die Vorstellung auf, jeder von einem Propheten angefhrten Glaubensgemeinschaft werde je eine ÑSchriftì vorbehalten sein (Sure 45, 28 f.; vgl. Sure 10, 47).
2. Die Jahrzehnte bis zur Berufung
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Ein solches ÑBuchì ist aber nicht allein als ein Register vergangener Taten gedacht; es ereignet sich im Weltenlauf nichts, was nicht in einer bei Allah aufbewahrten Schrift niedergelegt wre. ÑEs gibt kein Tier auf Erden, dessen Ernhrung nicht Allah oblge; er wei , wo es gezeugt und wo es zur Welt gebracht wird (vgl. Sure 6, 98). Alles ist in einer klaren Schrift verzeichnetì (Sure 11, 6; vgl. Sure 6, 59 und Sure 20, 52 und 75; ferner Sure 34, 1ñ3).26 Erst allmhlich setzt sich der Sinn Ñheilige Schrift, von Allah herabgesandtì durch; Mohammed knpft dabei an das Vorbild anderer heiliger Bcher an: ÑSo sandten wir dir das Buch hinab. Die, denen wir schon vorher das Buch hinabsandten, glauben daran, und auch unter diesen hier gibt es einige, die daran glauben. Nur die Unglubigen streiten unsere Wunderzeichen ab.ì Er trage nichts vor, das er anderswo abgeschrieben habe, beteuert Mohammed, aber die Heiden wollten handfestere Wunderzeichen sehen als die Worte, die Allah ihm ins Herz gesenkt habe. ÑGengt es ihnen denn nicht, da wir auf dich das Buch hinabsandten, aus dem ihnen vorgetragen wird?ì (Sure 29, 47ñ51; vgl. Sure 7, 196 und Sure 16, 64). Die Nte, die sich Mohammed damit einhandelte, da er sich auf ein heiliges Buch zu berufen begann und einzelne Suren in schriftliche Form bringen lie , werden wir in aller Eindringlichkeit kennenlernen. Im Augenblick soll uns die Einsicht gengen, da die Gleichsetzung der Offenbarung mit der Herabsendung eines Buches, dessen Inhalt wegen seiner Tragweite und Allgemeingltigkeit zu rezitieren sei, keineswegs zum ltesten Ideengut Mohammeds gehrte, sondern sich im Verlaufe seines Auftretens in Mekka herausbildete und erst in Medina eine nicht vorhersehbare Wirkmchtigkeit erlangte. Die Erinnerung an die ltere Art von Eingebung, deren Begleiterscheinung schweres krperliches und seelisches Leiden gewesen war, ging nicht verloren; auch solche Zustnde waren geeignet, die Wahrheit und Vollstndigkeit des Kundgegebenen zu untermauern, allerdings nur unter der Voraussetzung, da jeder Anfall tatschlich ein Offenbarungsgeschehen gewesen sei. Sofern nicht, dann blieben zumindest mit Hinblick auf die Vollstndigkeit unausrumbare Zweifel. Diese Erkenntnis legt uns nahe, nunmehr die berlieferung ber die frhen Jahre Mohammeds genauer in den Blick zu nehmen.
2. Die Jahrzehnte bis zur Berufung Es kann nicht erstaunen, da die sprlichen Nachrichten ber Mohammeds Geburt und ber sein Leben vor der Prophetenschaft durch Legenden berwuchert wurden. Schon bald nach seinem Tod setzten die fhrenden quraiöitischen Klane, deren prominente Mitglieder erst spt den Weg zum Islam betreten hatten und sich infolgedessen jetzt von den alten Auswanderern berspielt sahen, zahlreiche berlieferungen in Umlauf, in denen sie den von Allah erwhlten Gesandten als dessen edelstes Geschpf rhmten ñ damit etwas von diesem Glanze auf sie abfalle. Denn sie waren hchst ungehalten darber, da nach den atemberaubenden Geschehnissen der jngsten Vergangenheit Mnner das Sagen an sich gerissen hatten, deren Sippen im heidnischen Mekka nicht
Legenden um die Zeugung Mohammeds
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viel gegolten hatten; dem Verdienst um den Islam, auf das sich jene beriefen, wollten sie das entgegenstellen, was in der Gesellschaft nach gutem Brauch und Herkommen das Ansehen begrndete: Ansehen und Rang der Vter, ja der Vorfahren in der mnnlichen Linie berhaupt. So wie sich die Dinge nach dem Triumph Mohammeds nun einmal gestaltet hatten, war er gewi der ruhmreichste aller Quraiöiten, und die Strahlen seines Ruhmes trafen alle die, die mit ihm und seinen Vtern nah verwandt waren. Da sich sein Lebenswerk berdies auf eine im heidnischen Arabien zwar bekannte, aber nie zuvor auf einen Zeitgenossen bezogene Bildersprache sttzte, lag es nahe, deren Motive jetzt fr die Legenden zu nutzen, mit denen man die Herkunft und die frhen Jahre des Gesandten ausschmckte, dem man fortan nicht nahe genug gestanden haben konnte. Ein zweiter Beweggrund trat hinzu, wirkmchtiger vielleicht noch als der beschriebene: Mohammed wurde ab der Mitte des 7. Jahrhunderts zum einzigen Vermittler von Heilswissen erhoben, und was unter Heilswissen zu verstehen sei, das wurde immer ausgreifender interpretiert. Nicht nur die Rede Allahs, auch smtliche Worte und Handlungen, die von seinem Propheten ausgegangen waren oder ausgegangen sein sollten, wurden zu Belegen fr dessen Monopol auf das Heilswissen und auf die Verkndigung dieses Wissens. War aber sein ganzer Lebenslauf erst einmal hierfr in Anspruch genommen, dann mu ten sich seit seiner Geburt, am besten sogar seit der Zeugung, Zeichen der Erwhltheit finden.27 Da seine Prophetenschaft ein uranfnglich von Allah geschaffenes Licht sei, welches sich im Samen des erwhlten Geschlechts von Generation zu Generation fortgepflanzt habe ñ und demgem alle Mitglieder der Sippe erhhe, in der die Weitergabe vonstatten gegangen sei ñ, das war vielleicht der beliebteste Gedanke jener aufkommenden berlieferung. Die Nachkommen Abd Manfs waren, nahm man dies ernst, vor allen brigen Quraiöiten ausgezeichnet, insbesondere vor denjenigen, deren Cliquen in Mekka herrschten; unter den Abd Manf-Klanen ragten die Familie Höims, und noch einen Schritt weiter eingeengt, diejenige Abd al-MuÅÅalibs hervor. Dessen eigentmliche Glaubenspraxis pa te vorzglich zur Konstruktion eines solchen Erbganges, so vorzglich, da man aus der Rckschau nicht mehr klar zu unterscheiden vermag, was daran fromme Erfindung und was Wahrheit ist. Bereits auf Abd alMuÅÅalibs Stirn, glaubt der Genealoge Dafal (gest. 685) zu wissen, glnzten Ñdas Licht der Prophetenschaft und die Macht der (baldigen) Herrschaftì.28 Um zu beweisen, da er mit vollem Recht den Zemzembrunnen wieder ausgeschachtet habe und dadurch an Abrahams Kultstiftung anknpfe, gelobte er, einen seiner Shne zu opfern. Es traf Abdallh, Mohammeds knftigen Vater. Man bedrngte Abd al-MuÅÅalib, von diesem Vorhaben abzulassen; auch Abraham hatte Ismael zuletzt nicht hergeben mssen (vgl. Sure 37, 102ñ110).29 Die vor dem Standbild Hubals geworfenen Lospfeile bestimmten die Anzahl der Kamele, die zu schlachten waren, um den hchsten Herrn, der auf das Menschenopfer verzichten mu te, zufriedenzustellen. Nachdem diese Entscheidung gefallen war, so erzhlt uns Ibn Isq, nahm Abd al-MuÅÅalib seinen geretteten Sohn bei der Hand, um mit ihm einen folgenreichen Gang zu machen. An der
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Kaaba sa eine junge Frau ñ eine Schwester Waraqa b. Naufals aus dem Klan der Ban Asad b. Abd al-Uzz soll es gewesen sein. Sie blickte dem Burschen ins Gesicht und fragte: ÑWohin gehst du, Abdallh?ì ÑMit meinem Vaterì, antwortete dieser, worauf die Frau keck erwidert habe: ÑGenau so viele Kamele sollst du haben, wie fr dich geopfert wurden! Wohne mir sofort bei!ì Der gehorsame Abdallh schlug dieses Angebot aus: ÑIch bin mit meinem Vater! Ich kann ihm nicht zuwiderhandeln, mich nicht von ihm trennen.ì Ob so bereits auf eine ganz andere Art als spter durch die Ehe Mohammeds mit ada ein enges Blutsband zwischen dem Klan Abd al-MuÅÅalibs und den Ban Asad b. Abd al-Uzz gestiftet worden wre, darin ist sich die islamische berlieferung nicht sicher. Es knnte auch sein, da jene herausfordernden Worte von einer aamitin namens FÅima bt. Murr gesprochen worden seien, von einer der schnsten, liebreizendsten, keuschesten Frauen berhaupt, die mit der Schwester Waraqa b. Naufals die Nhe zu hochreligisem Gedankengut gemeinsam gehabt haben soll. Die aamitin habe sogar selber Ñdie Bcher gelesenÖ und das Licht der Prophetenschaft in Abdallhs Gesicht erkanntì.30 Folgen wir weiter Ibn Isq! Abdallh hat sich nicht verfhren lassen, sondern ist an der Hand des Vaters auf dem Weg zu der Braut, die dieser fr ihn ausgesucht hat: Es ist mina bt. Wahb, die Tochter eines Mannes aus der Sippe der Ban Zuhra; im Text Ibn Isqs ist Wahb, wie nicht anders zu erwarten, der ÑHerr der Ban Zuhra, was Abstammung und Ehre angehtì, und hnlich lobend mu man sich ber mina u ern. Was unsere Aufmerksamkeit verdient, ist der Umstand, da mina mtterlicherseits tatschlich weitlufig mit den Ban Asad b. Abd al-Uzz und daher mit Waraqa b. Naufal verwandt ist; noch mehr Gewicht mu man der mtterlichen Verwandtschaft Wahbs beimessen, die in die uziten hineinreicht; Wahbs uzitischer Gro vater hatte, wie wir hren werden, nachhaltigen Einflu auf die Gottesvorstellungen Mohammeds. Im brigen bestand zwischen Abd al-MuÅÅalib und den uziten ein Bndnis, das seiner Sippe in dem sich innerhalb der Ban Abd Manf anbahnenden Konflikt zwischen den Nachkommen Höims und den Ban Abd äams den Rcken strkte.31 Die Bindungen an die Ban Zuhra, die im Streit um die quaijschen mter die Partei Abd Manfs ergriffen und dem Schwurbund der ÑParfmiertenì beigetreten waren,32 bedurften anscheinend ebenfalls der Pflege. ÑMan behauptetì, so Ibn Isq, Ñda Abdallh, sobald ihm das Besitzrecht ber mina gegeben war, unverzglich bei ihr eintrat und sie beschlief. Dann verlie er sie wieder. Darauf kam er zu der Frau, die ihm jene Sache angetragen hatte. Er fragte sie: ÇWas ist mit dir, da du mir heute nicht mehr anbietest, was du mir gestern antrugst?ë Sie antwortete: ÇDas Licht, das gestern mit dir war, hat dich verlassen. Was soll ich heute mit dir?ë Von ihrem Bruder Waraqa b. Naufal, der ein Christ geworden und den Schriften gefolgt war, hatte sie nmlich gehrt, da in dieser Gemeinde (arab.: al-umma) ein Prophet auftreten werde.ì33 Muammad b. Umar al-Wqid (gest. 823), dessen unermdlichem Eifer fr die Realien der Prophetenvita wir unschtzbare Kenntnisse verdanken, liefert uns die nchternen Tatsachen, die hinter der Geschichte
Mohammed, Spro einer uxorilokalen Verbindung
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Die Geburt Mohammeds: Datum und Ort
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stecken. Er hat sie von einem Nachfahren34 des Wuhaib b. Abd Manf az-Zuhr erfragt; jener Wuhaib35 war der Onkel minas gewesen, unter dessen Obhut sie aufgewachsen war. Aber auch in der Nachkommenschaft Als hatte man al-Wqid folgendes erzhlt: Eines Tages war Abd al-MuÅÅalib zusammen mit seinem Sohn Abdallh bei jenem Wuhaib erschienen, um zwei Ehen anzubahnen: Abd al-MuÅÅalib selber hatte sich Hla, eine Tochter Wuhaibs, ausgesucht, mina hatte er Abdallh zugedacht. Diese Ehen lagen ganz im Sinne der engen Beziehungen, die einst zwischen den beiden und anderen Klanen mittels des Schwurbundes der ÑParfmiertenì geknpft worden waren und die man zwei Jahrzehnte darauf, anscheinend schon unter Ausschlu der Ban Asad b. Abd alUzz,36 im ÑSchwurbund der Herausragendenì bekrftigt hatte. Abd alMuÅÅalibs Brautwerbung wurde erhrt; Ñso fand die Verehelichung Abd al-MuÅÅalibs und Abdallhs in einer (einzigen) Geschftssitzung37 statt. Hla bt. Wuhaib gebar amza b. Abd al-MuÅÅalib, der infolgedessen nach dem Stammbaum der Onkel des Gesandten Allahs und zugleich dessen Milchbruder war.ì Aus anderen Quellen hat man al-Wqids berlieferung ergnzt: ÑAls Abdallh b. Abd al-MuÅÅalib mina bt. Wahb heiratete, blieb er bei ihr drei Tage. Dies war bei ihnen der Brauch, wenn ein Mann die Ehe mit seiner Frau bei deren Sippe vollzog.ì38 Damit sind wir besser ber die Verbindung unterrichtet, aus der Mohammed hervorging. Da sie sich in die Klanallianzen einfgt, wurde gerade festgestellt. Es handelte sich nicht um eine der kostspieligen Kaufehen, bei denen die erworbene Gattin die Sippe verlie , in die sie hineingeboren war, um in diejenige des Ehemannes berzuwechseln. Der verabredete Preis war in einem solchen Fall der abgebenden Sippe auszuhndigen. Weit verbreitet war die billigere Form der Ehe ñ wenn man nach unseren Ma stben diesen Begriff hier berhaupt verwenden soll; sie lief auf gekauften Beischlaf hinaus, der im Anwesen, das die Sippe der Braut bewohnte, ausgebt wurde. Das Entgelt flo , wenigstens dem Rechtsbrauche nach, der Frau zu, der es im brigen nicht verwehrt war, mehrere Verbindungen dieser Art zu unterhalten.39 In Ibn Isqs Darstellung wird der Vorgang nur angedeutet, da es dem Muslim peinlich ist, da hier eine Eheform praktiziert worden war, die Mohammed spter verworfen hatte:40 Abdallh trat unverzglich bei mina ein, um die Ehe zu vollziehen, sobald die Geschftssitzung, bei der sich sein Vater und Wuhaib handelseinig geworden waren, ihr Ende gefunden hatte. Spter, als Mohammed, der Spro dieser Liaison, zum jungen Mann herangewachsen war, kam auch fr ihn, den Habenichts, eine Kaufehe nicht in Frage, und so blieb er schlie lich als Beischlfer im Haus der ada, der er seit einiger Zeit in ihren alltglichen Geschften dienstbar geworden war. ber ein eigenes Anwesen verfgte Mohammed in Mekka nie, und wir werden auf Indizien dafr sto en, da seine Unbehaustheit auch von ada nicht in dem Ma e aufgehoben wurde, wie es die hagiographische berlieferung gern she. Als Geburtsdatum Mohammeds wird gemeinhin das ÑJahr des Elefantenì angegeben, welches dem 882. Jahr der seleukidischen ra und dem 40. Jahr der Herrschaft des Sasaniden Chosrau Anuschirwan entsprechen soll.41 Da dieser Schah 531 n. Chr. den Thron bestieg, dieses Jahr dem-
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nach das erste seiner Herrschaft ist, fllt das 40. auf 570, genauer auf die Zeit nach dem iranischen Neujahr jenes Jahres, das von 568 bis 571 jeweils am 2. Juli begangen wurde.42 Mohammed soll jedoch bei seinem Tode 632 das Alter von 63 Jahren erreicht haben; weil der reine Mondkalender unter Ausschlu der Schalttage erst in Sure 9, also nach der Inbesitznahme Mekkas, fr verbindlich erklrt wurde, ist die Geburt Mohammeds im Jahr 568/9 anzusetzen, was mit einer anderen Nachricht bereinstimmt, derzufolge er im 38. Regierungsjahr Anuschirwans zur Welt gekommen sei.43 Als Geburtstag Mohammeds wird schon von Ibn Isq der 12. Rab al-auwal genannt. Doch war man sich noch im ausgehenden 12. Jahrhundert dessen nicht vllig sicher. Nur am Monat Rab alauwal zweifelte man nicht; da Mohammed an einem Montag geboren worden sei, ffnete man die durch den abbasidischen Kalifen an-Nir liDn Allh (reg. 1180ñ1225) reich ausgestattete, sonst unzugngliche mekkanische Gedenksttte whrend dieses Monats an jedem Montag fr die frommen Beter.44 Als Gkburi (gest. 1233), der Atabeg von Irbil, seit etwa 1191 gro e Feiern zur Geburt Mohammeds veranstaltete, lie er den Termin von Jahr zu Jahr zwischen dem 8. und dem 12. Rab alauwal wechseln.45 Bei aller Unsicherheit des den Schaltmonaten unterworfenen heidnischen Kalenders deckt sich der Rab al-auwal ungefhr mit dem Mrz, so da der Mrz 569 das wahrscheinlichste Datum ist. Da 569 nicht auf das ÑJahr des Elefantenì pa t, entkrftet unsere berlegungen nicht. Der Untergang Abrahas, in Wirklichkeit eines Feldherrn seines Enkels, war, wie dargelegt wurde, nach dem Verstndnis der Quraiöiten, zumindest der Nachkommen Abd al-MuÅÅalibs unter ihnen, das Ereignis, mit dem Allah ihnen und ihrer Glaubenspraxis den Weg zur Beherrschung der Araber geebnet hatte. Was ñ aus der Rckschau ñ damals erkennbar geworden war, erfllte sich im Lebensweg Mohammeds, und daher die zeitliche Verknpfung.46 Unklarer noch als der Tag der Geburt ist der Ort. Es fllt auf, da sich die frhen mekkanischen Stadtchroniken ber ein Geburtshaus Mohammeds ausschweigen; eine diesbezgliche Gedenksttte kennen sie nicht. Noch as-Suhail (gest. 1185/6), der Kommentator der von Ibn Hiöm (gest. 834) besorgten berarbeitung Ibn Isqs, nennt zwei mgliche Orte: in der den Ban Höim gehrenden Bergschlucht, in der diese spter zusammen mit den Ban l-MuÅÅalib die Jahre der chtung zubringen mu ten; in einem Haus bei a- af, das von Hr n ar-Raöds (reg. 786ñ809) Ehefrau Zubaida erworben und zu einer Moschee umgebaut wurde. Al ad-Dn MulaÅj (gest. 1361) spricht in seiner Prophetenbiographie von zwei weiteren Orten, nmlich vom mekkanischen Stadtteil ar-Radm und von Usfn, einer Ansiedlung am Rande der Tihama, zwei Tagereisen von Mekka entfernt. Ar-Radm hie eine Stelle in Mekka, an der die Ban uma whrend einer Fehde gegen die Ban Murib b. Fihr einen Schutzwall aus den Leichen der Gefallenen aufgeschichtet haben sollen. Weswegen Mohammed dort geboren, ja auch beschnitten, berufen und in den Himmel hinaufgehoben worden sein soll, l t sich nicht aufklren. Hingegen hat die Nachricht, da Mohammed in Usfn zur Welt gekommen sei, manches fr sich. Die Gegend war von uziten bewohnt; zu diesem Stamm, der Mekka vor der Ankunft Quaijs
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Der Name ÑMohammedì
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beherrscht haben soll, hatte Abd al-MuÅÅalib enge Verbindungen geknpft. berdies war minas Gro mutter vterlicherseits die uzitin Qaila, deren Vater Waz religise Vorstellungen pflegte, die in der ersten ffentlichen Verkndigung Mohammeds ihr Echo finden werden.47 Von Medina aus wird Mohammed zuerst im Gebiet von Usfn gegen seine mekkanischen Widersacher aktiv, freilich mit Untersttzung durch Klane der Ban Bakr b. Abd Mant, bei denen er seine ersten Lebensjahre in der Obhut der Amme alma zugebracht hatte. Einem uzitischen Dichter schreibt man Lobverse auf Abd Manf b. Quaij zu, in denen er dessen Shne offensichtlich wegen ihrer weitgespannten Handelsunternehmungen rhmt; Naufal ruht in einem Grab an der Karawanenroute zwischen der Tihama und dem Irak ñ einen anderen Hinweis auf Naufals Pflege der Beziehungen mit den Sasaniden kennen wir schon.48 Abd äams sei bei Mekka zur letzten Ruhe gebettet worden; im Jemen habe alMuÅÅalib den Tod gefunden, Höim in Gaza.49 Durch die berlieferung, Mohammed sei in Usfn geboren, wird unsere Aufmerksamkeit auf die Regionen gelenkt, auf die sich Höims Interessen erstreckten. Das gilt auch fr den Namen ÑMohammedì, wie jetzt zu errtern ist.50 Das neugeborene Kind erhielt wahrscheinlich den Namen Quam. Es gibt berlieferungen, in denen man den Propheten sprechen l t: ÑIch bin der Gesandte der Erquickung und der gewaltigen Schlachten. Ich bin Quam!ì Hieran schlie t sich der Versuch an, diesen Eigennamen in ein Epitheton umzudeuten: ÑEin quam ist jemand, der vollkommen ist und (alle positiven Eigenschaften in sich) vereint.ì Oft folgt auf die Glosse eine Reihung von Wrtern, mit denen Mohammed im Koran bezeichnet wird, z.B. Ñder sich in ein Gewand gehllt hatì, Ñder Warnerì, Ñder Verknderì, Ñdas Lichtì. Dies alles hat mit dem Eigennamen natrlich nichts zu tun. Frommer Eifer machte Jahrhunderte spter dreihundert, ja sogar tausend solcher schmckenden Beiwrter fr den Gesandten Allahs ausfindig, was hier aber nicht zur Debatte steht.51 Da arabische Heiden ber einen knftigen Propheten spekulierten, der als ein zu preisender, als ein muammad, zu titulieren sein werde, ist mehrfach bezeugt und hngt mit der schon erwhnten hochreligisen Durchdringung Arabiens zusammen. Diese Erwartung scheint sich auf die Muariten beschrnkt zu haben. Gegen die Mitte des 6. Jahrhunderts, whrend des Zerfalls des kurzlebigen kinditischen Reiches, soll der Drimite Sufjn b. Muöi einen seiner Shne Muammad genannt haben, nachdem er in aö-äam durch einen Mnch darber unterrichtet worden sei, da unter den Muariten ein Prophet dieses Namens erscheinen werde. Der Sippe des Muöi gehrte brigens Mohammeds irm an.52 Zu den wenigen Personen, die vor dem Gesandten Allahs diesen Namen trugen, zhlt ferner Muammad b. Uaia b. al-ul, ein Sohn eines Gatten jener Salm, mit der Höim Mohammeds Gro vater Abd al-MuÅÅalib zeugte.53 Da Beinamen zu Eigennamen mutieren ñ und dann auch grammatisch54 als solche behandelt werden ñ, ist nicht eben selten; Quaij soll ursprnglich Zaid gehei en haben. Jedenfalls l t uns der Name ÑMohammedì auf die ber Medina verlaufenden Beziehungen der Höimiten nach aö-äam aufmerken, die fr den Lebensweg des islamischen Propheten schicksalhaft sein werden.
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Abd al-MuÅÅalib brachte seinen neugeborenen Enkel in die Kaaba, um Allah zu danken und dessen Segen herabzuflehen, so will es die hagiographische Ausgestaltung der Vita. In einer Parallelberlieferung Ibn Isqs ist es, der Wahrheit eher entsprechend, der Gott Hubal, dem das Kind dargeboten wurde.55 Der Sugling wurde mina bald weggenommen; Abd al-MuÅÅalib soll sich selber nach einer Amme umgeschaut haben. Der Grund hierfr wird nur mangelhaft deutlich. Naheliegend ist der Gedanke, da der Knabe so frh wie irgend mglich dem Einflu seiner Mutter entzogen werden sollte, damit er Bindungen an die Sippe Abd al-MuÅÅalibs entwickle, zu der sie ja nicht gehrte. Ibn Isq behauptet, Mohammed sei bereits Halbwaise gewesen, als er einer fremden Frau bergeben wurde, ein Umstand, der die Trennung vom Klan der Ban Zuhra noch dringlicher erscheinen lassen konnte. Wann Abdallh starb, ist umstritten. Als vorzuziehen gilt den frhen berlieferern die Nachricht, dies sei noch whrend der Schwangerschaft minas geschehen; nach anderen Quellen war Mohammed allerdings schon sieben oder gar 28 Monate alt. Letzteres stimmt am ehesten mit einer berlieferung berein, derzufolge Abdallh als achtzehnjhriger junger Mann im 42. Regierungsjahr Anuschirwans den Tod fand.56 Es steht im brigen fest, da Abdallh in Medina starb; man wu te, da er dort in Ñan-Nbias Hausì beerdigt worden war. Dieses scheint ein Teil der Wohnburg der Ban Ad b. an-Nar gewesen zu sein. In diese Sippe hatte einst Höim, Mohammeds Urgro vater, eingeheiratet. Er war, wie erinnerlich, nach dem Vollzug der Ehe mit Salm bt. Amr weitergezogen und in Gaza einer Krankheit erlegen. Also war Abd al-MuÅÅalib erst nach dem Tod seines Vaters geboren worden;57 der Verdacht, es werde ebendieser Sachverhalt von den frhen berlieferern auch auf Mohammed bezogen, beschleicht einen ñ Mohammed, ein zweiter Abd al-MuÅÅalib? Doch sind die bereinstimmungen so genau wiederum nicht, da man sich bei dieser Hypothese beruhigen drfte: Höim stirbt nmlich in Gaza, und Abd al-MuÅÅalib verbringt seine ganze Kindheit in Medina, was von Mohammed nicht gilt. Das Grab des Vaters Mohammeds war brigens um 800 in Medina noch bekannt; Ibn ab bit, der uns als berlieferer schon begegnet ist, hat es sich zeigen lassen,58 und al-Wqid bekrftigt, da sich die Kundigen darin einig seien, da Abdallh auf dem Rckweg aus aö-äam in Medina erkrankt, verstorben und an dem angegebenen Ort zur letzten Ruhe gebettet worden sei.59 Anders als einst Salm bt. Amr, die ber ihre Ehen selber bestimmte, hat mina augenscheinlich nicht die Mglichkeit, in dem Kontrakt, mit dem man die uxorilokale Verbindung mit Abdallh besiegelt, sich die Erziehung ihres Kindes vorzubehalten. Salm dagegen war eine eigenstndig handelnde Frau gewesen und hatte sich von Höim ausdrcklich ausbedungen, da das gemeinsame Kind bei ihr aufwachsen werde; Abd al-MuÅÅalib war erst im Alter von acht Jahren nach Mekka gelangt.60 Mohammed wird Beduinenfrauen angeboten, die nach Mekka kommen, um fr die Stdter Suglinge zu nhren. Es trifft sich, da junge Mtter aus der Sippe der Ban Sad b. Bakr61 nach derartigen Gelegenheiten suchen, um ihren u erst kargen Lebensunterhalt ein wenig aufzubessern, wie es hei t. Fr Mohammed findet sich zunchst keine Interessen-
Mohammeds Amme
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tin; sein Vater lebt nicht mehr, und es ist daher ungewi , wer fr den Ammenlohn aufkommen wird. Endlich nimmt sich alma bt. ab uaib, die noch ohne Ziehkind ist, des Suglings an. Wie zu erwarten, kann es fortan nicht ohne Wunder abgehen. Denn schon auf dem Weg zu den Streifgebieten der Ban Sad b. Bakr, wo Mohammed seine ersten Lebensjahre verbringen wird, entquillt almas eben noch verdorrten Brsten Milch in so reichlicher Menge, da sie nicht nur ihren fremden Zgling, sondern auch das eigene Kind, das dem Verhungern nahe gewesen ist, zu nhren vermag. Und diese ppigkeit bertrgt sich auf das Vieh der Familie, das im unfruchtbaren Land der Ban Sad b. Bakr gewhnlich Not leidet. Zwei Jahre blieb Mohammed bei den Ban Sad b. Bakr. Als er entwhnt war, brachte ihn alma nach Mekka zurck. Doch mina habe ihr Kind nicht entgegennehmen wollen; sie habe um seine Gesundheit gefrchtet, da das Klima in Mekka so verderblich sei. Deswegen wuchs Mohammed weiter bei alma heran. Da er die Redeweise der Ban
Sad zeitlebens nicht verlor, trbte spter vielleicht ein wenig den Anspruch, der Ñarabischsteì unter den Quraiöiten zu sein,62 die ihrerseits ihre Fhrerschaft auch mit dem Beherrschen der reinsten Form des Arabischen begrndeten, welche eben die quraiöitische sei. In diesen zweiten Aufenthalt bei den Ban Sad b. Bakr fllt ein Ereignis, dem die Heiligenlegenden um Mohammed viel Aufmerksamkeit widmen. Als er vier Jahre alt geworden war und eines Tages mit seinen Milchgeschwistern beim Vieh spielte, Ñtraten dort zwei Engel zu ihm, schlitzten ihm den Leib auf und entnahmen ein schwarzes Blutgerinnsel, warfen es beiseite und wuschen ihm den Leib mit Eiswasser aus, das in einer goldenen Schssel war. Darauf wogen sie ihn gegen tausend Menschen aus seiner Glaubensgemeinschaft auf, und er wog schwerer. Einer der beiden sagte zum anderen: ÇLa ihn! Selbst wenn wir ihn gegen seine Gemeinschaft insgesamt aufwgen, wre er schwerer!ë Einer der Milchbrder kam schreiend zu alma gerannt: ÇHilf meinem quraiöitischen Bruder!ë alma und ihr Mann eilten herzu und trafen den Gesandten Allahs mit wchserner Hautfarbe an.ì alma brachte ihn zu mina und erzhlte, was vorgefallen war. ñ In einer lteren Fassung dieser Legende ist Mohammed bereits zum Gesandten Allahs berufen, als ihm das Herz aus der Brust genommen und gereinigt wird; dies geschah, bevor er in den Himmel aufstieg. Dieses visionre Erleben widerfuhr Mohammed achtzehn Monate vor dem Weggang aus Mekka, in einer Zeit, als er mit Nachdruck, doch zunchst vergeblich, auf die allgemeine Beachtung seiner dem einen Allah gewidmeten Riten pochte. Die Vorverlegung des Wunders der Brustffnung in die frheste Kindheit ist eine Folge der gegen Ende unserer Studien zu beschreibenden muslimischen Glaubensberzeugung, Mohammed sei whrend seines ganzen Daseins unfehlbar gewesen. Spuren dieser Vorstellungen haben wir schon kennengelernt. ñ ÑWir hten ihn wie unseren Augapfel!ì beteuerte alma, und so kam sie mit mina berein, ihn noch einmal mitzunehmen. Er verbrachte ungefhr ein weiteres Jahr bei alma, und sie duldete es nicht, da er sich entfernte. Pltzlich bemerkte sie, wie ihm eine Wolke Schatten spendete, stehenblieb, wenn er stand, mit ihm zog, wenn er seines Weges ging. Dies er-
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schreckte alma so sehr, da sie ihn nun nach Mekka begleitete, um ihn endgltig seiner leiblichen Mutter zurckzugeben. Er war damals fnf Jahre alt. In Mekka verlor sie ihn in der Menge, suchte verzweifelt, konnte ihn aber nicht wiederfinden. Erst als Abd al-MuÅÅalib den Allah der Kaaba um Hilfe bat, sprte man das Kind in der Stadt auf.63 Der Amme alma bewahrte Mohammed zeit seines Lebens eine tiefe Zuneigung; die Bindung an sie berdauerte alles. Selbst als er ein gefrchteter Machthaber geworden war, begegnete er ihr mit Hochachtung, vielleicht sogar mit echter Sohnesliebe.64 Doch auch in den Tagen, als er noch ganz von ada abhing, bat alma ihn nicht vergebens um Hilfe fr ihre hungernde Sippe.65 ñ Nachdem Mohammed etwa ein Jahr in Mekka gelebt hatte, reiste mina mit dem Knaben nach Medina zu den Ban Ad b. an-Nar; sie wurde von Umm Aiman begleitet, einer Sklavin, die sich um Mohammed zu kmmern hatte.66 In Medina brachten sie einen Monat in dem Gehft an-Nbias zu, in dem sein Vater gestorben und begraben worden war. An diesen Besuch soll sich Mohammed spter haben erinnern knnen. Er erkannte, als er nach Medina geflchtet war, das Gehft der Ban Ad b. an-Nar wieder: ÑAuf diesem Wohnturm spielte ich mit Ansa, einem Mdchen von den ÇHelfernë, und mit einigen Jungen aus meiner mtterlichen Verwandtschaft brachte ich einen Vogel zum Fliegen, der sich immer wieder dort niederlie .ì ÑUnd hierì, so fuhr er fort, Ñstieg meine Mutter mit mir ab; innen ist die Grabsttte meines Vaters Abdallh b. Abd al-MuÅÅalib. Ich erlernte das Schwimmen im Brunnen der Ban Ad b. an-Nar.ì Einige Juden, die ihn sich damals anschauten, sollen sogleich bemerkt haben, da er der knftige Prophet sei, und dies der Ort, zu dem er auswandern werde. Auf der Rckreise, bei dem Flecken al-Abw, starb mina. Jetzt war Mohammed Vollwaise. Viel spter, im Jahre 628, wird Mohammed wieder durch al-Abw kommen; er wird die Grabsttte herrichten lassen und daran vor Rhrung weinen, sich der Liebe entsinnend, mit der seine Mutter ihm zugetan gewesen war.67 Zwei Jahre nach dem Tod minas war auch Abd al-MuÅÅalib, Mohammeds Gro vater, nicht mehr unter den Lebenden. Der Knabe kam nun in die Obhut seines Onkels Ab Älib. Ihn preisen die Quellen in den hchsten Tnen: Er soll sich frmlich zerrissen haben, um seinem Neffen und Mndel ein angenehmes Leben zu machen. Ab Älib Ñhatte kein Vermgen. Aber er liebte Mohammed so sehr wie keines seiner eigenen Kinder. Immer schlief er an seiner Seite, und wenn Mohammed das Haus verlie , ging Ab Älib mit ihm... Ihn bevorzugte Ab Älib, wenn Speisen gereicht wurden. A die Sippe Ab Älibs..., so wurden sie nicht satt. Speiste aber mit ihnen der (knftige) Gesandte Allahs, so sttigten sich alle... Darum sagte Ab Älib: ÇDu bist gesegnet.ë Die (anderen) Knaben wachten mit Schlaf in den Augen und zottig auf, der Gesandte Allahs aber mit Pomade im Haar und mit schwarzgefrbten Lidern.ì68 Die vielen berlieferungen dieser Art sollen belegen, da Ab
Älib bereits wu te, wen er da in der Mitte seiner Kinderschar aufzog. Sure 93, Vers 7 scheint eine, wenn auch sehr allgemeine, Anspielung auf diese Kindheitsjahre zu sein: ÑHat (dein Herr) dich nicht als eine Waise angetroffen und dir Unterkunft verschafft?ì Da es mit der Wertschtzung
Als Knabe in Medina
In der Obhut seines Onkels Ab Älib
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fr den Neffen in Wirklichkeit so weit nicht hergewesen sein kann, erfhrt man nur nebenbei. Mohammed hatte eines Tages ein Auge auf Umm Hni, eine Tochter Ab Älibs, geworfen und begehrte sie zur Ehefrau. Ab Älib wies dieses Ansinnen zurck und gab sie lieber einem bedeutenderen Manne,69 dessen Sippe damals zur mekkanischen Elite zhlte, nmlich Hubaira b. ab Wahb von den Ban Maz m, deren wichtiger Part beim Neubau der Kaaba uns wieder ins Gedchtnis kommt. Umm Hni nahm erst im Jahre 630 bei Mohammeds Einzug in seine Vaterstadt den Islam an und trennte sich von ihrem Gatten, der dem Heidentum treu blieb.70 Auch die nun erneuerte Werbung Mohammeds erhrte sie nicht; sie entwand sich ihm mit dem Hinweis auf ihre in anderem Geiste erzogenen Kinder, die ihn krnken knnten. Allah berdeckte die fr seinen Gesandten peinliche Abfuhr, indem er sie wie das Befolgen eines Gesetzes erscheinen lie : ÑProphet! Wir erlauben dir (den Geschlechtsverkehr mit) deinen Ehefrauen, denen du ihren Lohn gegeben hast, sowie mit deinen Sklavinnen, die Allah dir als Beute zuschlug, ferner mit den Tchtern deiner Onkel und Tanten in vterlicher und mtterlicher Linie, die mit dir die Hedschra vollzogen haben, ferner mit jeder glubigen Frau, sofern diese sich dem Propheten schenkt und dieser sie zum Beischlaf begehrt...ì (Sure 33, 50). Umm Hni war die Tochter seines Onkels, aber Ñausgewandertì war sie nicht ñ und somit htte Allah diese Beziehung gar nicht gutgehei en. Ab Älib, um auf diesen zurckzukommen, wu te im brigen, was er der Sippensolidaritt schuldig war, und er bewies dies spter unter u erst harten Umstnden, als ihm und seiner Sippe die Distanzierung von seinem als Gesandter Allahs auftretenden Mndel viel Leid erspart htte. Zu solchem Verrat war Ab Älib aber nicht zu bewegen; vielleicht htte die Preisgabe des einen auch gar nicht den Druck von der ganzen Sippe genommen, denn allein um Mohammeds willen bedrngte man die Höimiten offensichtlich nicht. Allerdings blieben Ab Älib die religisen Ideen und die Frmmigkeitsriten seines Neffen auf immer fremd. Die Mohammedlegende nutzt trotzdem die Gestalt des Oheims, um dem andchtigen Zuhrer oder Leser darzutun, wie sich schon im Jngling die Auserwhltheit allen Kundigen zeigt, die von Allahs Heilsplan wissen. Ab Älib beteiligte sich eines Tages an einer Handelskarawane nach aöäam, und er nahm sein Mndel mit auf die Reise. In Bostra traf man auf einen Mnch namens Bar; dieser lebte, seit er der Welt entsagt hatte, in einer Klause und gab sich dem Studium der heiligen Bcher hin. Die quraiöitischen Kaufleute kannten ihn schon viele Jahre, er aber hatte von ihnen nie Notiz genommen. So wunderten sie sich sehr, als Bar sie mit einem Gastmahl empfing. Er hatte nmlich schon aus der Ferne gesehen, da unter den Reisenden der knftige Gesandte Allahs war, hatte diesem doch unablssig eine Wolke Schatten gespendet. Im brigen hatte Bar, sobald die Ankmmlinge sich zur Rast niedergesetzt hatten, augenblicklich bemerkt, wer unter ihnen der Auserwhlte sein mu te ñ die Zweige des Baumes, unter dem Mohammed ruhte, hatten sich ber diesem zu einem dichten Laubdach geschlossen. Der Mnch bat die Reisenden zu sich, und alle folgten seiner Einladung bis auf Mohammed, der, als der jngste in der Gesellschaft, unter jenem Baum zurckbleiben und
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das Gepck bewachen mu te. Bar bemngelte sein Fehlen und drang darauf, ihn zu holen. Dies geschah, und man begann zu speisen. Unterdessen musterte ihn der Mnch und fand, da der Bursche genau den Beschreibungen entsprach, die in den Schriften berliefert waren. ÑBei al-Lt und al-Uzz!ì so sprach Bar ihn an, Ñbeantworte mir genau meine Fragen!ì Der Mnch hatte gehrt, wie die Fremden sich mit jenen Worten anredeten, doch Mohammed unterbrach ihn sogleich und verbat sich die Erwhnung jener Namen, die ihm verha t seien wie nichts sonst auf der Welt. Nachdem der fromme Leser auf diese Weise erfahren hat, da Mohammed von Jugend auf den quraiöitischen Kult verabscheut habe ñ was natrlich nicht den Tatsachen entspricht ñ, erkundigt sich Bar ber die Art der Trume Mohammeds, und auch sie ist ganz so, wie es sich fr einen Propheten ziemt. Endlich schaute er sich Mohammeds entbl ten Rcken an und entdeckte zwischen den Schulterblttern genau an der geweissagten Stelle das Mal der Prophetenschaft. Es hatte, wie Ibn Hiöm seine Vorlage Ibn Isq ergnzt, die Gr e, die ein Schrpfkopf beansprucht. Nun war fr Bar jeglicher Zweifel ausgerumt. ÑKehr mit deinem Neffen in sein Land zurck!ì mahnte er Ab Älib, Ñund schtze ihn vor den Juden! Denn wenn sie ihn sehen und an ihm erkennen, was ich erkannte, dann werden sie ihm bles antun. Deinem Neffen hier ist Gro es aufgetragen!ì Diese Warnung nahm sich Ab Älib zu Herzen; er brachte Mohammed schleunigst nach Mekka zurck. ÑSo wuchs der Gesandte Allahs zum Manne heran; stets beschirmte und bewahrte Allah ihn vor dem Schmutz des Heidentums, weil er ihn beehren und mit der Gesandtschaft betrauen wollte. Schlie lich bertraf Mohammed alle Mitmenschen an Mannestugend und gutem Wesen; er wurde der edelste an Verdienst, gewhrte am freundlichsten Schutz, zeigte am meisten Bedachtsamkeit, sprach am wahrhaftigsten, handelte am redlichsten, hielt sich weiter als alle anderen von unzchtigen Worten und von blen Eigenschaften fern, die den Menschen beschmutzen; er war durch und durch rechtschaffen und edel dergestalt, da er unter seinen Leuten den Beinamen der Redliche bekam.ì Ibn Isq fgt hier, gleichsam als Rechtfertigung fr das berschwengliche Lob, eine Episode an, die uns aus anderem Zusammenhang bekannt ist: Als Knabe spielte Mohammed mit seinen Altersgenossen; sie alle hatten den Lendenschurz gelst, um ihn unter die Steine zu legen, die sie auf dem Nacken trugen; pltzlich erhielt Mohammed einen schmerzhaften Hieb, er wu te nicht, woher, und hrte eine Stimme: ÑBind dir deinen Schurz um!ì Das tat er eilends und schleppte fortan die Steine auf dem blo en Nacken.71 Das Drohende, das Mohammeds Leben berschattet, ist hier gnzlich verharmlost, das Geschehen aus dem Bereich des Furchterregenden herausgerckt. Allah korrigiert seinen Liebling auch in den unschuldigsten Nachlssigkeiten, eben weil den spteren Propheten die Gemeinde in allem nachahmen wird, um den rechten Weg zu wandeln. Von dem Vorfall beim Bau der Kaaba, von Mohammeds Fallsucht, von seinem Leiden beim Empfang der Worte Allahs ahnt man nichts; wie bei den Berichten ber die ÑEingebungenì wird das Krankhafte ausgeblendet.72 Schon in der Kindheit war Mohammeds Verhalten tadellos und von voll-
Erwartete man einen heidnischen Propheten?
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Die Ehe mit ada
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kommenem islamischen Anstand, soll der Zuhrer glauben ñ ganz so, wie es die Barlegende nahelegt. Im brigen sollen whrend jener Karawanenreise auch andere Schriftbesitzer in Mohammed den Propheten der Heiden erkannt haben.73 Da dies alles fromme Erdichtung sei, darf man, was die Person Mohammeds betrifft, behaupten. Doch verbirgt sich hinter diesen ÑVoraussagen nach Eintritt des Ereignissesì eine andere fr das Verstndnis der Lebensgeschichte Mohammeds hchst wichtige Frage: War im arabischen Heidentum damals wirklich die Hoffnung verbreitet, es werde ein Prophet kommen und eine Botschaft berbringen, dank deren man in der Heilsgeschichte den gleichen Rang wie die Juden und Christen erwerben werde? Mohammed selber verwendet im Koran mehrfach Wendungen, die in diese Richtung weisen. ÑWas meint ihr wohlì, spricht er seine mekkanischen Widersacher an, Ñwenn (die Schrift) nun wirklich von Allah kommt und ihr sie leugnet, jemand von den Ban Isrl aber etwas dergleichen bezeugt und dann daran glaubt, ihr jedoch trotzdem (die Schrift) hochmtig verwerft? Allah leitet die Frevler nicht recht. Die Unglubigen sagen von denen, die glauben: ÇWre tatschlich etwas Gutes daran, wren sie uns darin nicht zuvorgekommen.ë Eben weil sie sich durch (die Schrift) nicht leiten lassen, werden sie sagen: ÇDas sind alte Lgen!ë Davor aber gab es schon die Schrift des Mose als Anleitung und als einen (Erweis) der (gttlichen) Barmherzigkeit, und dies hier ist eine (jene frhere) besttigende Schrift in arabischer Sprache, die die Frevler warnen soll und denen, die gut handeln, eine Freudenbotschaft istì (Sure 46, 10ñ12). Ist diese Sicht der Dinge allein diejenige Mohammeds, geboren aus der Not, seine Prophetenschaft aus der Geschichte zu rechtfertigen, oder macht er sich Vorstellungen zunutze, die, wie verschwommen auch immer, eine eigenstndige arabische Heilsbotschaft ertrumten? Bei der Errterung des Namens Mohammed stie en wir auf die ersten Indizien hierfr. Erst spter, wenn wir in Inhalt und Form der frhen Verkndigungen Mohammeds eingedrungen sein werden, knnen wir auf festerem Boden diese Frage errtern, und wir werden sie unter einem anderen Blickwinkel noch einmal anschneiden, sobald es um das Verhltnis der Muslime zu den Juden in Medina gehen wird. ber die Jahrzehnte von der Kindheit bis zum Berufungserlebnis sind die Nachrichten am sprlichsten. Mohammed nahm am gewhnlichen Leben der Quraiöiten teil, anscheinend ohne da er in irgendeiner Weise aufgefallen wre. Er war Mitglied im Bund der ÑStrengenì, opferte den Gottheiten, kmpfte in den Fir-Kriegen; auf alles dies haben wir schon hingewiesen. Als der Schwurbund der ÑHerausragendenì geschlossen wurde, war er zugegen, worauf er sich, wie bereits angemerkt, viel zugute hielt. Die Ehe mit ada bt. uwailid b. Asad b. Abd al-Uzz ist das wichtigste Ereignis, das die Quellen aus jenen Jahrzehnten melden. In der von Legenden eingesponnenen Fassung, die sich bei Ibn Isq findet, hren wir dazu dies: ada war eine vornehme, vermgende Kauffrau, die ihren Handel durch Angestellte erledigen lie , welche sie fr die Karawanenreisen in Dienst nahm und wohl auch zu Teilhabern ihrer Geschfte machte; da sie von Mohammeds Redlichkeit erfahren hatte, trug sie ihm an, zusammen mit ihrem Sklaven Maisara nach aö-äam zu
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ziehen. ñ Tatschlich schickte sie ihn und einen anderen Mann lediglich nach uböa, einem Marktflecken in der Tihama. ñ In der Nhe einer Klause setzte sich Mohammed unter einen Baum um zu rasten; der Mnch trat heraus und bedeutete Maisara, unter jenem Baum ruhten nur Propheten. Nach Erledigung der Geschfte bemerkte Maisara zudem, wie zwei Engel Mohammed in der Mittagshitze Schatten spendeten. Die Waren, die Mohammed nach Mekka brachte, lie en sich mit hohem Gewinn losschlagen. Maisara erzhlte seiner Herrin auch von dem, was er unterwegs beobachtet hatte. Daraufhin erklrte sich ada ihrem Angestellten und trug ihm die Ehe an. Es versteht sich von selbst, da ada bei Ibn Isq die edelste und reichste aller Quraiöitinnen ist und ihre Sippe sich nichts sehnlicher wnscht als die Verbindung mit diesem Mohammed. So wurde man sich rasch einig: Auf zwanzig junge Kamelstuten belief sich die Morgengabe, die Mohammed aufbringen mu te.74 Wie erinnerlich, genossen die Ban Abd al-Uzz unter den Klanen der Quraiöiten nicht den besten Ruf, weil sie mit politischen und ñ wie sich zeigen wird ñ religisen Ansichten liebugelten, die nach dem ÑJahr des Elefantenì auf wenig Beifall rechnen durften. Fr eine Einheirat in diesen Klan kam Mohammed also in Frage. Da man dort nach ihm Ausschau gehalten htte, besttigen die Quellen nicht. Bei der Eheschlie ung mit Mohammed soll ada schon vierzig Jahre alt gewesen sein. Sie hatte mehrere Ehen hinter sich. Zuerst soll sie ihrem Vetter zweiten Grades Waraqa b. Naufal versprochen gewesen sein. Ihr erster Gatte wurde aber ein Tammit, ein Eidgenosse der Ban Abd ad-Dr, von dem sie zwei Shne hatte. Dann heiratete sie den Maz miten Atq b. bid, darauf einen weiteren Mann aus dieser damals wohl angesehensten quraiöitischen Sippe. Auch mit diesen Mnnern hatte sie Kinder.75 Jetzt also ging sie die Ehe mit dem fnfzehn Jahre jngeren Mohammed ein; es handelte sich um eines der uxorilokalen Verhltnisse, wie wir sie schon kennengelernt haben. Die islamische berlieferung mchte das nicht wahrhaben; deshalb redet man von einer Morgengabe, entweder sollen es, wie es vorhin hie , zwanzig Kamele gewesen sein oder, wie auch behauptet wird, zwlfeinhalb Uqija Silber; mit ebendieser Summe pflegte er spter seine zahlreichen Ehefrauen zu bedenken.76 In den Quellen ergreift stets ada die Initiative; ihr Onkel Amr b. Asad ist es, der die Formalitten erledigt. Um dieses Geschehen rankt sich brigens eine Burleske: adas Vater soll mit der Heirat ganz und gar nicht einverstanden gewesen sein; seine Tochter sorgte dafr, da er gengend Wein zu trinken bekam, danach nahm alles seinen Gang, und als er aus dem Rausch erwachte, sah er sich vor vollendete Tatsachen gestellt. Er griff zu den Waffen, desgleichen die Höimiten, aber schlie lich legte sich der Tumult. Nach anderen Quellen war uwailid jedoch nicht mehr am Leben, als seine Tochter die vermeintliche Mesalliance einging.77 So mag diese Anekdote denn nichts weiter sein als der Widerschein der uns bekannten Animositten gegen die Ban Asad b. Abd al-Uzz. Trotz adas vorgercktem Alter hatte Mohammed mit ihr sechs Kinder: Der erste Sohn, al-Qsim, brachte ihm den Beinamen Ab l-Qsim ein; es folgten vier Tchter, Zainab, Ruqaija, FÅima und Umm Kul m, und dann wieder ein Sohn, Abdallh. Es gelang Mohammed, Zainab mit
Mohammeds Kinder mit ada
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Die Berufung
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einem nahen Verwandten adas, Ab l- b. ar-Rab, zu verheiraten; dieser brachte einiges Interesse fr die religisen Ideen seines Schwiegervaters auf, bekehrte sich aber erst zum Islam, als man Mohammed aus Mekka verjagt hatte.78 Weniger Glck hatte er mit der Familie, in die er Ruqaija und Umm Kul m vermittelt hatte. Sie wurden mit Utba und Utaiba verbandelt, den beiden Shnen seines Onkels Abd al-Uzz b. Abd al-MuÅÅalib. Dieser sollte sich dann ber das Prophetentum seines Neffen mehr als befremdet zeigen. Mohammed bedachte ihn deswegen mit einer wsten Beschimpfung und schmhte ihn als den ÑVater des Hllenfeuersì, Ab Lahab.79 In der islamischen Geschichtsberlieferung blieb diese Verleumdung an Abd al-Uzz hngen, ist sie doch in den Koran eingegangen (Sure 111). Auf dringenden Wunsch ihrer Eltern mu ten sich Utba und Utaiba von den beiden Tchtern des Gottesgesandten trennen, der seine Taktlosigkeiten als Wort Allahs ausgab.80 Mohammed verehelichte nun Ruqaija mit einem seiner jugendlichen Verehrer, mit Umn b. Affn aus der Sippe der Ban Abd äams; nach dem frhen Tod Ruqaijas trug er diesem auch die Hand Umm Kul ms an. FÅima, die zweitjngste unter seinen Tchtern, gab er Al b. ab Älib, seinem Vetter, zur Frau; dies geschah allerdings erst in Medina. Wenig Glck hatte er mit den Shnen. Al-Qsim starb im Suglingsalter; Abdallh, dem letzten ihm von ada geborenen Kind, war ebenfalls nur ein sehr kurzes Erdendasein beschieden. Als Mohammed auch ihn hatte beerdigen mssen, hhnte einer seiner Feinde, nun sei der Prophet ganz ohne mnnliche Nachkommen, sei somit nach den Vorstellungen der patrilinearen Stammesgesellschaft ein Gescheiterter. Mohammed zahlte die Beleidigung in gleicher Mnze zurck,81 wiederum in Form eines Wortes Allahs (Sure 108, 3). ñ berblickt man diese Daten, dann beschleichen einen Zweifel, ob ada bei der Eheschlie ung mit Mohammed wirklich schon vierzig Jahre alt gewesen ist. Nach der gngigen Chronologie wurde Mohammed als vierzigjhriger Mann von Allah berufen; ada hatte damals mithin das 55. Lebensjahr vollendet, und erst danach soll sie mit Abdallh niedergekommen sein. Darf man das fr wahr halten? Vermutlich sind die Angaben ber das Alter, das ada und Mohammed je an den entscheidenden Wendepunkten des Lebens erreicht hatten, systematisiert worden, wobei die Vierzig gewhlt wurde, da sie als ein Symbol der Vollkommenheit galt: Die vierzigjhrige ada wird die Gattin des knftigen Propheten; der vierzigjhrige Mohammed empfngt seine Berufung.82 Wenn wir uns diesem Ereignis jetzt noch einmal zuwenden, werden wir vollends unsicher, ob es sich auf einen bestimmten Zeitpunkt festlegen l t. Der Beginn der ÑEingebungenì wurde mit zwei sehr unterschiedlichen Offenbarungstexten verknpft: mit der Aufforderung an Mohammed, sich zu erheben und seine Mitmenschen zu warnen, sowie mit dem Befehl: ÑRezitiere!ì Beide gehren je einem anderen Stadium der Entwicklung des prophetischen Bewu tseins an. Zuerst wird Mohammed ein bestimmtes Handeln aufgetragen; die Worte, mit denen er die Warnung verknden soll, sind noch nicht vorgegeben. Dies ist erst bei der zweiten Anweisung der Fall. Im nchsten Teilkapitel ist dieser Unterschied genauer zu untersuchen. Jetzt sei lediglich dargelegt, da man mit
2. Die Jahrzehnte bis zur Berufung
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einer Periode der Ungewi heit und Unsicherheit Mohammeds zu rechnen hat. Wie sollte er die krankhaften Zustnde bewerten, die er seit seiner Kindheit durchlitt? Macht man sich den Blick frei von der Voreingenommenheit der spteren theologischen Prinzipien, die einen klar benennbaren Anfang bentigen, um mit Genauigkeit zu sagen, was Allahs Rede ist und was nicht, dann sto en wir auf das, was die mit dieser Theologie zusammen Gestalt gewinnende Prophetenvita beiseitegedrngt, aber nicht vollstndig getilgt hat. Ibn Hiöm (gest. 834), der Schpfer der am weitesten verbreiteten Fassung der Prophetenvita Ibn Isqs, lschte sehr sorgfltig alles das aus dem Text, was das Bild stren konnte, das der sich um 800 formierende sunnitische Islam vom Propheten bentigte.83 J nus b. Bukair (gest. 814),84 ein anderer Tradent des Werkes Ibn Isqs, ist noch nicht so befangen. Bei ihm findet sich, auf Muammad al-Bqir (gest. 731), einen Urenkel Al b. ab Älibs, zurckgefhrt,85 diese Aussage: ÑIn Mekka traf den Gesandten Allahs fter der bse Blick; er wurde (jedesmal) pltzlich von ihm attackiert. Das geschah, bevor die Eingebungen auf ihn herabkamen. ada bt. uwailid schickte dann stets nach einem alten Weib in Mekka, das ihn hiergegen (durch Zauberei) feien sollte. Als aber auf ihn der Koran herabgesandt wurde und ihn dann in gleicher Weise wie zuvor der bse Blick traf und ada fragte: ÇGesandter Allahs! Soll ich nicht nach jenem alten Weib schicken, damit es dich feie?ë da antwortete er: ÇJetzt nicht!ëì86 Die Feiung geschah, indem Knoten in einen Faden geschlungen und bespien oder angeblasen wurden.87 Dies ist genau das Verfahren, gegen das sich Mohammed in Sure 113 verwahrt: ÑIch nehme meine Zuflucht beim Herrn des Frhlichts... vor dem bel der Knotenblserinnen...ì Nach muslimischer berlieferung ist Sure 113 kurz vor Sure 53 offenbart worden,88 mit der Mohammeds ffentliches Predigen beginnt. Den Dienst einer ÑKnotenblserinì braucht er nicht mehr, seitdem er mit sich ins reine gekommen ist und zu wissen glaubt, mit wem er es zu tun hat. Fr die muslimischen Gelehrten zwei Jahrhunderte spter, die sich bem igt fhlen, den ganzen Lebensvollzug des Muslims in Allahs Gesetz zu bannen, dessen Inhalt einzig und allein durch die Person des Propheten verbrgt ist und nicht an innerweltlichen Kriterien berprft werden kann, mu te es ein bengstigender Gedanke sein, da letzten Endes eine persnliche Entscheidung Mohammeds den Zeitpunkt bestimmt haben sollte, zu dem er der Gesandte Allahs geworden sei.89 Der moderne Historiker, der von solchen Nten frei ist, tut also gut daran, die vierzig Lebensjahre adas bei der Verehelichung mit Mohammed und dessen vierzig Jahre bei der Berufung nicht wrtlich zu nehmen; wenn Mohammeds Sohn Abdallh erst nach diesem Zeitpunkt geboren worden sein soll, dann mu man nicht annehmen, ada sei bei der Niederkunft eine ñ zumindest nach damaligen Verhltnissen ñ Greisin von 55 Jahren gewesen. Das Leiden Mohammeds, das laut den Quellen sptestens seit dem Neubau der Kaaba auftrat, berschattete dessen Ehe mit ihr. In frhen, noch nicht nach Ma gabe der klaren Trennung zwischen der Zeit vor und nach dem ÑBeginn der Eingebungenì gegliederten Nachrichten ber Mohammeds Lebensdaten bemerkt man diesbezglich erhebliche Unsicherheiten. Der herausragende medinensi-
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sche Rechtsgelehrte Sad b. al-Masaijab (gest. 718/9) nimmt an, da der Koran erst auf Mohammed herabgesandt wurde, nachdem er das 43. Lebensjahr vollendet hatte; dies vorausgesetzt, kommt man auf zwei je zehn Jahre lange Phasen des prophetischen Wirkens in Mekka und in Medina. Letzteres soll auch der nahezu als allwissend geltende Ibn alAbbs behauptet haben; allerdings wird ihm auch die Meinung zugeschrieben, in Mekka habe Mohammed dreizehn Jahre lang Offenbarungen empfangen. Ferner gibt es die Ansicht, Mohammed habe in Mekka fnfzehn Jahre lang Botschaften von Allah erhalten, also seit seinem vollendeten 38. Lebensjahr. Auch dem pflichtet Ibn al-Abbs bei: ÑDer Gesandte Allahs blieb (als Prophet) fnfzehn Jahre in Mekka; davon sah er sieben Jahre lang Lichterscheinungen und hrte Stimmen; acht Jahre lang wurden ihm Eingebungen zuteil.ì90 Das Leiden Mohammeds, so sagten wir, berschattete seine Ehe mit ada; doch gelang es, diesem Leiden einen positiven Inhalt zu geben, der mit dem anfischen Gedankengut zusammenhing, das in der Sippe adas kursierte. Die religise berlieferung der ÑStrengenì, die Mohammed gelufig war, erfuhr auf diese Weise eine allmhliche Erweiterung und Vertiefung. Diesem Vorgang wenden wir uns jetzt zu.
3. Gnostische Anfnge Die Reinheit
Die ersten fnf Verse von Sure 96 dienen dem Zweck, u erungen, die Mohammed im Zustande des Leidens getan hat und deren Wortlaut in Erinnerung geblieben ist, als Teile eines zu rezitierenden durch Allah herabgesandten Buches auszuweisen. Die lteren von dem Medinenser bir b. Abdallh al-Anr und Muammad al-Bqir berlieferten Berichte, der Ruf Allahs habe Mohammed whrend eines der Anflle getroffen und noch nicht den Befehl des Rezitierens enthalten, wurden unterdrckt oder im Sinne des Buchkonzepts berarbeitet. Dieser Umstand weist uns den Weg zur Analyse des Inhalts der frhen Offenbarungen: Wir betrachten zunchst jene wenigen Passagen des Korans, in denen sich Mohammed als Warner angesprochen sieht, ohne da bereits vom Auftrag des Verkndens die Rede ist, und gehen dann zu der Vision oder den Visionen ber, die nach der berlieferung der Anla fr den entsetzten Schrei ÑHllt mich ein!ì gewesen sind; sie werden in Sure 53 in einigem zeitlichen Abstand geschildert und mit einer Reihe von theologisch aussagekrftigen Begriffen verknpft.91 ÑSteh auf und warne! Und deinen Herrn, den rhme! Und deine Kleider, die reinige! Und den Schmutz (arab.: ar-ruz), den meide!ì Mit diesem Mahnruf, den Mohammed an sich gerichtet fhlt, bewegt er sich noch in den Vorstellungen der ÑStrengenì. In ihren Riten ging es neben anderem um die Reinheit der Gewnder, die die Pilger beim Umlauf um die Kaaba tragen, sofern sie ihn nicht nackend vollziehen wollen. Die fr die wichtigste Handlung des mekkanischen Wallfahrtskultes vorgeschriebene Reinheit soll Mohammed fortan grundstzlich beachten. Der an der Kaaba verehrte Allah, der hchste Herr, verlangt, da man sich ihm immer so und nicht anders nhere. Wahrscheinlich ist hiermit schon
3. Gnostische Anfnge
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der Gedanke einer Reinheit des Handelns und der Gesinnung verknpft. In Sure 7, die Mohammed kurz vor der Vertreibung aus seiner Vaterstadt verkndet, nimmt er diese Fragen wieder in den Blick: Allah schuf die Kleidung, damit der Mensch die Scham verberge, doch redete ihm der Satan ein, er mge sie getrost wieder ablegen; derart Abscheuliches befiehlt Allah selbstverstndlich nicht; sich an den Kultsttten zu enthllen, das ist der Brauch der irregeleiteten Vter; man solle daher in ordentlicher Kleidung die Riten vollziehen (Sure 7, 26ñ33). In diesen jngeren Versen ist der immaterielle Aspekt angemessener Kleidung mitbedacht, wenn es hei t, die Kleidung der Gottesfurcht sei von hherem Wert als die aus Stoff (Vers 26). Aber auch ber das, was Schmutz ist, erfahren wir in Sure 7 mehr. Es sind beispielsweise die Plagen, die Allah in der Zeit Moses ber die gypter hinabsandte; das Unheil, das Bse, wird mit dem Strafgericht (arab.: ar-riz) in eins gesetzt (Vers 133ñ135). Ganz in diesem Sinn hei t es in Sure 8, Vers 11, vor der Schlacht bei Badr habe Allah Ñauf euch Wasser vom Himmel herabgegossen, um euch dadurch rein zu machen, den Schmutz (arab.: ar-riz) des Satans von euch zu entfernenì und um den Kmpfern Mut einzufl en.92 Die Mekkaner wu ten sich, sobald sie von Mohammeds religisen Ideen erfuhren, ihren eigenen Reim darauf zu machen. In Hira hatten sie den Manichismus kennengelernt, einige von ihnen sollen sich gegenber dieser gnostischen Religion aufgeschlossen gezeigt haben. Vom Islam und von Muslimen spricht Mohammed in den frhen Suren ja berhaupt nicht. In den Augen seiner Umgebung war er ein Ñ bierì, und entsprechend bezeichneten sie seine Lehren. Sie stellten damit eine Verbindung zwischen seinem Beharren auf der rituellen Reinheit und dem Gedankengut gnostischer Frmmigkeit her. Mohammed selber hat sich nie ausdrcklich als einen Angehrigen dieser Tradition bezeichnet; spter, in Medina, setzt er sich deutlich von ihr ab. Denn dann erwhnt er im Koran die Sabier, mit denen er vielleicht die Anhnger des harranischen Kultes meinte;93 neben den Juden und den Christen zhlen sie zu den Gemeinschaften, die Allah am Jngsten Tag aburteilen wird. Laut Mohammed haben sie mit den Muslimen gemein, da sie an Allah und das Weltgericht glauben (Sure 2, 62 und Sure 5, 69). In Sure 22, Vers 17 werden zustzlich die Magier genannt: Zwischen den Muslimen, den Juden, Christen, Sabiern und Magiern sowie den ÑBeigesellernì wird Allah am Ende der Zeit trennen. In Mekka, am Beginn seines Auftretens, war immerhin deutlich, da er weder zum Judentum noch zum Christentum bergetreten war; die religisen Bruche, die die Quraiöiten ihren Vtern zu verdanken meinten, mi billigte er, und so verfiel man darauf, da er ein Ñ bierì geworden sei. Man warf ihm im Zusammenhang hiermit vor, da er mit seinen seltsamen Ansichten die Quraiöiten spalte und deren Weltklugheit wie deren Kult fr nichtig erklre. Im Zuge der politischen Ausrichtung der fhrenden Klane auf das Sasanidenreich wird man die ber Hira nach Innerarabien einsickernde dualitische Frmmigkeit kennengelernt haben. Die Ñ bierì, an die Mohammed seine Gegner erinnerte, wird man allerdings in Palstina suchen mssen; der Sternenhimmel scheint in ihrer Religion eine besondere Bedeutung gehabt zu haben.94 Einem solchen Ñ bierì jedenfalls brauche man keine
Mohammed, der Ñbi erì
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Ehrerbietung zu erzeigen, schrfte Hind, die Mutter Muwijas, ihrem Mann Ab Sufjn ein.95 Da Mohammed seine Glaubensgenossen ermuntert haben soll, wei e Kleidung zu tragen, da diese die vortrefflichste sei,96 erinnert einen an die wei en Gewnder der manichischen electi. Im Koran haben sich berdies, und zwar ausschlie lich in mekkanischen Versen, Spuren gnostischer Religiositt erhalten. Wir werden darber belehrt, da Allah den Menschen in der vorzglichsten Ausrichtung97 geschaffen, ihn dann gleichwohl zum ÑUntersten der Unterenì erniedrigt hat ñ abgesehen von denen, die glauben und fromme Werke tun: Sie empfangen einen Lohn, der keinesfalls als eine Gnadengabe gewertet werden darf (Sure 95). Das Paradies, ein Ort, durch den Ñuntenì das Wasser flie t (z.B. Sure 2, 25) ñ eine Reminiszenz an den durch das Wasser und den Leviathan von der Welt hermetisch abgeschlossenen Bereich des guten Gottes? ñ ist den ÑAllah Nahegebrachtenì unter den Menschen zugesagt; des weiteren gibt es zu seiner Rechten diejenigen, die sich das Paradies verdienen, und zu seiner Linken die Verworfenen. Diese Dreiteilung der Heilsnhe (Sure 56, 7ñ14 und 88ñ94), die sonst im Koran nicht vorkommt, spiegelt die gnostische Einteilung der Menschen in Hyliker, Psychiker und Pneumatiker wider. Hervorzuheben ist endlich eine Passage aus Sure 74. Die Hlle msse jedermann zur Warnung gereichen, Ñdenen unter euch, die vorankommen wollen oder zurckbleiben. Jede Seele ist Geisel dessen, was sie erwarbì (Vers 32ñ38). Der Bagdader Religionsgeschichtler und Theologe aö-äahrastn (gest. 1154) ist der einzige mir bekannte muslimische Autor, dem aufgefallen ist, da sich hinter diesen koranischen Stzen ein Problem verbirgt. Er legt ausfhrlich dar, was das Ñ biertumì sei; eine klar umrissene Gruppe hat er dabei nicht im Auge, jedoch ist der Bezug zu Formulierungen Mohammeds deutlich: Die Reinheit sei das wesentliche Element der Ñbiischenì Frmmigkeit; die Reinheit ñ im materiellen wie im immateriellen Sinn? ñ herbeizufhren, sei ein Akt des ÑErwerbensì (arab.: al-kasb) (vgl. Sure 74, 38), fr den jeder Mensch selber verantwortlich sei. Diesen Ansichten stellt aö-äahrastn gegenber, was er als Ñunsere Lehreì charakterisiert, nmlich die, wie er berzeugt ist, bereits als islamisch zu bezeichnende Religion der heidnischen arabischen Gottsucher, der anfen. Der Kernbegriff ihres Glaubens sei die ursprnglich von Allah jedem Menschen anerschaffene Seinsart (arab: al-fiÅra). Er spielt damit auf Sure 30, Vers 30 an, die in sptmekkanischer Zeit entstand; dort hei t es: ÑRichte dein Gesicht als ein Gottsucherì ñ als ein anf ñ Ñauf die Glaubenspraxis! Denn dies ist die (eigentliche) Seinsart, gem der Allah die Menschen geschaffen hat. Es gibt keine Mglichkeit, die Schpfung Allahs auszutauschen...ì und dadurch sich selber mittels eigenen ÑErwerbensì fr das Paradies zu qualifizieren.98 Aus einem anderen Blickwinkel werden wir den Widerstreit zwischen den Ñ biernì und den anfen gegen Ende dieses Kapitels erneut aufgreifen. In den schon mehrfach zitierten Anfangsversen von Sure 74 wird die Aufforderung, die Mitmenschen zu warnen, mit der Notwendigkeit begrndet, allen Schmutz zu meiden; nur so verdient man sich den Eintritt ins Paradies. Dem knnen einige hnliche Aussagen an die Seite gestellt werden, die nach der muslimischen berlieferung in jene Jahre gehren,
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in denen Mohammed die berzeugung gewonnen hat, vom Ñhchsten Herrnì angeredet zu werden, aber mit seinen Vorstellungen noch nicht an die "ffentlichkeit treten zu sollen.99 In Sure 92 schrft Allah seinem Propheten ein, da nur der, der sich freigebig und gottesfrchtig zeigt, mit einem guten Ende rechnen darf; Allah behlt sich das erste und das letzte Wort vor. ÑSo warne ich euch vor einem lodernden Feuer, in dem niemand anders als der Verdammte schmoren wird, der leugnete und sich abwandte. Entrinnen wird (dem Feuer) der Gottesfrchtige, der sein Vermgen hergibt und sich dadurch lutert. Niemand hat bei (Allah) eine fromme Tat gut, so da sie ihm entgolten werden m te ñ (der Gottesfrchtige spendet allein) im Streben nach dem Antlitz des hchsten Herrn, und deswegen wird er Zufriedenheit finden!ì (Sure 92, 14ñ21). Am Ende von Sure 74 kommt Mohammed wiederum auf die Warnung zu sprechen, die er auszurichten hat: Im Angesicht der drohenden Hllenqualen ist jeder Mensch selber dafr verantwortlich, ob er Ñvorankommen oder zurckbleibenì will; Ñdiejenigen zur Rechtenì, die aus den Grten in den Feuerschlund hinabschauen, fragen die Gepeinigten: ÑÇWas ebnete euch den Weg in die Hlle?ë Jene antworten: ÇWir beteten nicht, speisten nicht die Armen, schwtzten mit den Schwtzern, leugneten den Tag des Gerichts ñ bis uns das Unabwendbare berkam!ë Niemandes Frbitte nutzt ihnen! Warum stoben sie vor der Mahnung zurck wie aufgeschreckte Wildesel, die vor einem mchtigen Lwen fliehen? Gewi , jeder von ihnen mchte ausgebreitete Bltter gezeigt bekommen! Doch nein! Sie frchten das Ende nicht! Dabei ist dies eine Mahnung. Von wem (Allah) es will, der merkt sie sich...ì (Sure 74, 35ñ55). Der Ñhchste Herrì, der selber (Sure 53, 5ñ10) oder dessen Bote (Sure 81, 19ñ23) sich Mohammed in den verstrenden Visionen gezeigt hatte, war fr ihn vermutlich nie der ganz und gar jenseitige, m ige gute Gott der Gnostiker, sondern wurde, eben weil er sich mitgeteilt hatte, als ein mit dem Diesseits befa ter Gott erfahren. Ebenso wenig zweifelte Mohammed allerdings daran, da Allah von anderer Art war als die brigen Gottheiten, die man in Arabien anbetete, anders auch als die Gttinnen, die man in Mekka als Allahs Tchter ansah und mit denen man eine ersprie liche Beziehung pflegte. Den Ñhchsten Herrnì kann man nicht erweichen oder gnstig stimmen; das wu ten auch die Heiden.100 Darum eben hielten sie sich lieber an seine Tchter. Nach Mohammeds Erkenntnis ist das eine verhngnisvolle Fehleinschtzung: Gerade auf den Ñhchsten Herrnì kommt es an, er ist unentwegt zu preisen, und zwar ohne jeden Hintergedanken an irdischen Gewinn. Er schlie lich ist es, der ohne Unterla alles hervorbringt, wie Mohammed in Sure 87 auseinandersetzt: ÑRhme den Namen deines hchsten Herrn, der schafft und dann gerade ausrichtet, der alles bemi t und dann auf den rechten Pfad leitet; der die Wiese hervorsprie en und dann verdorren l t, dunkelgrauem Schaum hnlich. Wir werden dir vorzutragen geben, und du wirst es nicht vergessen, abgesehen von dem, bei dem Allah es so will. Er kennt das Offene und das Verborgene. Wir geleiten dich zum (jenseitigen) Glck. So mahne, wo die Mahnung noch ntzt! Wer sich frchtet, wird sich mahnen lassen. Der Verdammte aber, der dann im gro en Feuer schmort, meidet alle Mahnung; weder sterben kann er darin noch
Der Ñhchste Herrì als Schpfer
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Fr he Relativierung des Gnostizismus
II. Ein heidnischer Prophet
leben. Glckselig wird, wer sich lutert, den Namen seines Herrn erwhnt und betet. Doch ihr bevorzugt das diesseitige Leben. Dabei ist das jenseitige besser und dauerhafter. Dies steht wirklich in den frheren Blttern, den Blttern Abrahams und Moses.ì Den Eingangsvers, vielleicht aber auch die ganze Sure 87, hielt Ubaid b. Umair al-Lai (gest. 687/8), Inhaber eines alten Koranexemplars, fr die lteste Offenbarung ñ eine Ansicht, die stillschweigend voraussetzt, das anfische Gotteskonzept sei das ursprngliche. In Sure 87 stimmt nmlich der Grund fr das Mahnen und Warnen nicht mehr mit dem in Sure 74 berein: Allah schafft alles, was der Mensch zum Leben braucht; Allah vernichtet es auch, der Mensch verfgt ber nichts, erst recht nicht ber sein Jenseits. Beunruhigend ist diese neue Erkenntnis. Den Heiden allerdings wird sie ebenso wenig geschmeckt haben wie die Ñgnostischeì. Denn die Vorstellung, es gebe ein Jenseits, erachteten sie fr abwegig und lcherlich. Der Tod, dessen waren sie sich sicher, war etwas Endgltiges, er war die unwiderrufliche Vernichtung, auf die alles Dasein zulief. Einzig und allein in dem Ruhm, den man mit prestigetrchtigen Taten erworben hat, lebt man bei seinen Nachfahren weiter, in der kollektiven Erinnerung des als Blutsgemeinschaft aufgefa ten Stammes. Die verrinnende Zeit ist gleichsam die personifizierte Zerstrerin. ÑO Unheil, das in den Tagen und in der Zeit liegt, wenn du zugrunde gehst, und in dem Wechsel der Nchte, die eine auf die andere folgen!ì klagte lAba von den Ban Adwn b. Amr, ein vorislamischer Dichter und Brigant, als eine den eigenen Stamm zerrttende Blutfehde nicht abzuwenden war. Im hohen Alter begann l-Aba sein ganzes Vermgen zu verteilen, um durch bersteigerte Freigebigkeit Nachruhm zu erwerben; als ihm seine Verwandten tadelnd in den Arm fielen, rechtfertigte er sich: ÑNchte und Tage gemeinsam vernichten uns, und harsch greift die Zeit den Jngling an! So liegt nichts Seltsames in dem, was mich traf, wenn ich nun ein mir selber ekler Graubart und Glatzkopf geworden bin, ich, der einst im Glanze der Jugend strahlte, da man ihn fr eine erquikkende Wasserstelle htte halten knnen, ich, dem aus dem fremden Stamm die Mdchen zuzwinkerten ñ bis jene Glanzzeiten vergingen, fr immer dahinschwanden!ì101 ÑIst die Zeit etwas anderes als das Heute, das Gestern oder das Morgen? So geht der Zeitenlauf unter uns hin und her! Er bringt ber uns eine Nacht, dann ihren folgenden Tag. Wir sind nicht so, da wir bleiben; die Zeit aber hrt nie auf! Wir haben eine bestimmte Frist, die nicht vorher zu Ende geht. (Der Zeit) folgend, gelangen wir schlie lich zu (unserer Frist).ì Dies antwortete der Dichter tim aÅ-Ä, als man ihn wegen seiner spter sprichwrtlich gewordenen unm igen Freigebigkeit zur Rede stellte.102 Die gnostische Vorstellung vom m igen Ñhchsten Herrnì war zwar mit dem Brauch vereinbar, Allah bei den Opfergaben nur wenig zu bedenken, seine Tchter dagegen um so mehr. Als die eine Gegebenheit, auf die man sein Dasein ausrichten solle, um in einer jenseitigen Existenz, an die man kaum glauben mochte, einen entsprechenden Lohn zu empfangen, taugte jedoch eher ein aktiv bestimmender Gott. Im engsten Familienkreis konnte Mohammed entsprechende Anregungen erhalten, worauf bald einzugehen ist. Im Heidentum war man der Ansicht, die
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Natur trage in sich die Kraft zu leben, die Zeit aber zerstre alles, was ins Leben trete. Doch war in Arabien schon vor dem Islam der Glaube an einen Gott eingedrungen, der die Welt aus dem Nichts geschaffen habe. Beschrnkte man Gottes schpferisches Tun auf den ÑAnfangì, dann ersparte man sich die Pflicht, ihm stndig Dankbarkeit zu erweisen und auf seinen Richterspruch am Ende der Zeit gefa t zu sein. Man sorgte sich um die alltglichen Dinge und sicherte sich dafr den Beistand der Gottheiten, die man Ñschon immerì verehrt hatte; als Erzeuger dieser Gottheiten war der Schpfer zu respektieren, aber er rckte nicht in den Mittelpunkt des Kultes. Das hochreligise Gedankengut setzte demgegenber auf eine Abrechnung, sei es mittels der eigenverantwortlichen Schaffung einer Anwartschaft auf das Paradies, sei es im Zuge des Abtragens der Dankesschuld gegen den Schpfergott, dessen Handeln, wie man einzusehen lernte, nicht nur Ñam Anfangì, sondern ununterbrochen von berragender Bedeutung ist. Beides war den heidnischen Arabern fremd. Sie Ñglaubten an die Wahrsagekunst. Doch diejenigen unter ihnen, die in die heiligen Schriften Einblick genommen hatten, bekannten, da es Paradies und Hlle gebeì, lesen wir in einer Darstellung der Vorgeschichte des Islams aus dem 10. Jahrhundert. In der hochreligisen Weltanschauung wandelt sich die Furcht vor der Zeit, der alles auf dieser Welt ohnmchtig ausgeliefert ist, in das Bangen vor dem Gericht am Ende der Tage ñ auch dies eine bedrohliche Aussicht, aber immerhin doch ein Ereignis, auf das man sich im irdischen Leben vorbereiten kann. Der Knig von Hira an-Numn b. al-Munir (reg. 580ñ602)103 ritt mit seinem christlichen Dichter Ad b. Zaid zur Jagd aus; dieser erinnerte den Herrscher whrenddessen daran, da vieles von dem, woran man gerade vorberkomme, von nichts anderem als der Vergnglichkeit des diesseitigen Daseins und von der Zerstrungswut der Zeit knde. ÑDu willst mich mahnenì, versetzte der Herrscher, Ñdoch welches ist der Weg, auf dem man Rettung erlangt?ì Ad antwortete: ÑDu mu t die Verehrung der Gtzen aufgeben, nur noch den einen Gott anbeten und dich zum Glauben an Jesus Christus, den Sohn der Maria, bekehren!ì Diesem Rat folgte an-Numn und verlieh seinem Leben dadurch einen ber das Diesseits hinausweisenden Sinn: Zeit und Schicksal, wovon die Wahrsager zu knden pflegen, sind keine eigenstndigen Mchte; sie werden nur nach dem Ratschlu des einen Schpfers ttig, dem der auferstandene Mensch eines Tages gegenbertreten wird. ÑNichts ist bleibend vor dem Fatum ñ au er dem Antlitz des gepriesenen Allschpfersì, so drckte Ad b. Zaid in einem Vers die das Heidentum berwindende Botschaft aus.104 Das Thema des unermdlichen Schpfertums Allahs verschaffte sich Gehr in den frhen Verkndigungen Mohammeds, wie gezeigt wurde; da es eigentlich in einem unauflsbaren Spannungsverhltnis zum Gedanken der selbstverantwortlichen Vorbereitung auf das Jenseits steht, trat damals noch nicht zutage: Allah schafft und bemi t alles, er macht, da das frische Gras emporwchst, und da er es so will, verdorrt es wieder, hei t es in Sure 87, und Allah geleitet auch zum jenseitigen Glck (Vers 8). Ein Werk des Fatums oder der Zeit ist dies alles nicht, sondern allein der unentwegten, alles bestimmenden Sorge des Ñhchsten Herrnì
Hochreligise Sinnstiftung
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um diese Welt. Ihn also mu man frchten; das ist es, woran eindringlich zu erinnern Mohammed sich aufgerufen fhlt. Eine grundstzliche Debatte hierber hat er zu Anfang seiner Prophetenschaft freilich nicht zu fhren. Wie wir wissen, trat er mit seiner Botschaft noch nicht an die "ffentlichkeit, doch in dem Klan, zu dem ada gehrte, war entsprechendes Gedankengut nichts Ungewhnliches. Erst spter, als er die Mekkaner insgesamt ansprach und hierdurch die religis-politischen Verhltnisse seiner Vaterstadt von Grund auf zu ndern trachtete, entzndete sich nicht zuletzt an der Lehre von der Auferstehung und dem folgenden Endgericht eine erbitterte Polemik. Sie fand ihren Niederschlag in den Suren jener Zeit. ÑWas meinst du wohl von dem, der sich eine unbegrndete Meinung zum Gott nahm, von dem also, den Allah wissentlich in die Irre fhrte, dem er Ohren und Herz versiegelte und die Augen mit einer Hlle verdeckte ñ knnte ihn, nachdem Allah so mit ihm verfahren ist, noch irgend jemand auf den rechten Weg leiten? Wollt ihr euch nicht mahnen lassen? Wenn ihnen unsere Verse deutlich vorgetragen werden, haben sie kein anderes Argument anzufhren als: ÇDann bringt doch einmal unsere (verstorbenen) Vter herbei, wenn ihr die Wahrheit sagt!ë Sie wenden nmlich ein: ÇEs gibt nur unser diesseitiges Leben. Hier sterben und leben wir, und nichts anderes vernichtet uns als die ewige Zeit!ë Sie haben ber alles das gar kein Wissen, sie stellen nur Mutma ungen an. Sprich: ÇAllah ruft euch ins Leben, l t euch dann sterben, sammelt euch darauf zum Tag der Auferstehung, woran kein Zweifel mglich ist.ë Die meisten Menschen wissen allerdings nicht Bescheid. Allah hat die Herrschaft ber die Himmel und die Erde inne, und am Tag, da die Stunde anbricht ñ an jenem Tag werden die Schwtzer die Verlierer seinì (Sure 45, 23ñ27). Mohammed, ein schlichter Mensch wie alle anderen auch, wolle mit seinen Verkndigungen lediglich einen Vorrang vor den brigen behaupten, wirft man ihm vor; wenn er Allah genehm wre, m te dieser doch Engel herabsenden, meinen die Feinde des Propheten (Sure 23, 24). ÑEs gibt nur unser diesseitiges Leben, wir sterben und wir leben hier, wir werden nicht auferweckt. (Mohammed) ist nichts als ein Mann, der ber Allah Lgen ersonnen hat. Wir werden ihm nicht glauben!ì (Sure 23, 27 f.; vgl. Sure 6, 29). Dies sind, wie angemerkt, die Debatten, die Mohammed bevorstehen. Ihm selber ist am Beginn seiner Prophetenschaft zunchst deutlich geworden, da fr den Menschen das Transzendente so bestimmend ist, da zur Wahrung einer das Heil sichernden Beziehung mit ihm die Reinheit verstetigt werden mu . Denn den Menschen erwartet ein Endgericht. Das Transzendente bzw. die Verbindung mit ihm gab sich Mohammed jedoch in einer personalisierten Weise kund und wurde durch ihn daher nicht als ein abstraktes Prinzip erfahren. Deswegen wurde ihm schnell bewu t, da die Vorsorge fr das Jenseits im Angesicht eines unermdlichen Schpfergottes zu leisten ist und da sie vor allem in der vorbehaltlosen dankbaren Anerkennung seines Wirkens besteht. Am Beginn von Sure 87 spricht Mohammed diesen Gedanken aus. Dieser Allah, der Ñhchste Herrì, ist die eine Gegebenheit, die im Leben des Geschpfes berhaupt von Gewicht ist. Wer glckselig werden will, mu des Herrn geziemend gedenken und das rituelle Gebet ausben (Sure 87, 15) ñ hier
4. Anste zum Eingottglauben
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eine der frhesten Erwhnungen der fr den Islam kennzeichnenden Form der Gottesverehrung. Vor allem aber mu der Mensch, wie schon gesagt, sich lutern. Von Beginn an hat Mohammed hierbei die rein u erliche Freiheit von Schmutz ebenso im Auge wie eine Luterung von den Folgen eines wider Allahs Bestimmen gerichteten Handelns: Nur als reiner, geluterter darf der Mensch beim Vollzug des Ritus vor Allah treten. Als einem Mitglied der Kultgemeinschaft der ÑStrengenì war Mohammed bewu t, da die Verehrung des Herrn der Kaaba das Tragen neuer, reiner Gewnder erforderte ñ oder solcher, die von den ÑStrengenì stammten und fr deren rituelle Unbedenklichkeit letztere brgten.105 Sich zu lutern, um vor Allah zu treten frei von jeder materiellen wie ideellen Befleckung, wird zum Inbegriff der Ñislamischenì Lebenshaltung. Das gnostische Gebot ist hierin noch erkennbar, jedoch ist es zugeschnitten auf die Vorstellung vom stndig ttigen, alles bestimmenden Schpfergott: Der Ritenvollzug, die Bekundung der Dankbarkeit gegen Allah, ist das Handeln des Muslims schlechthin, nicht die eigenstndige Meisterung des Diesseits. Diese wird zur heidnischen Eigensucht herabgewrdigt, zum undankbaren Streben nach Vernderung des durch Allah Bestimmten. Da kaum jemand von derartigen Regungen frei ist, wird hier eine andere Art von b ender Selbstreinigung notwendig, die sogenannte Luterungsgabe (arab.: az-zakt), die man aus seinem Vermgen spendet (Sure 92, 18; 87, 14), und dies mu ohne Hintergedanken geschehen, allein Ñim Streben nach dem Antlitz des Çhchsten Herrnëì (Sure 92, 20). Mit dem ÑAntlitz des Çhchsten Herrnëì greift Mohammed den Ausdruck auf, der uns eben bei dem Christen Ad b. Zaid begegnet ist, also aus der in Arabien eindringenden hochreligisen Gedankenwelt stammt. In Mohammeds Verkndigung wird das Bild, das dieser Ausdruck evoziert, eine prgende Wirkung entfalten; sie wird Mohammed dazu fhren, Allah als sein personales Gegenber aufzufassen und sich selber als den einen durch Allah erwhlten Sachwalter, dem dieser nichts abschlgt. Es bedeutet zugleich das Ende des Bundes der ÑStrengenì; denn jeder, der in der Kenntnis seiner Geschpflichkeit auch im Alltag sich immer wieder dem Antlitz des Ñhchsten Herrnì zuwendet, hat notgedrungen stndig fr seine rituelle Reinheit zu sorgen, und er hat dies fr sich selber zu tun, im besten Fall vereint mit Glaubensgenossen, nicht mehr aber im Gefge der berkommenen religisen Institutionen, die ein auf Dauer gestelltes Ringen um Reinheit nicht untersttzen. Mohammeds Verkndigung tastet daher die Grundlagen der quraiöitischen Macht an. Doch darber mehr im nchsten Kapitel!
4. Anst e zum Eingottglauben Indem Mohammed mit seinen Vorstellungen den intimen Kreis seiner Sippe verl t, betritt er unwiderruflich den Weg, der ihn in den unvershnlichen Konflikt mit den Gro en seiner Heimatstadt fhren wird. Da Mohammed sich schon frh zu diesem Schritt gedrngt fhlte, deutet er in Sure 87, Vers 6 f. an: ÑWir werden dir vorzutragen geben, und du wirst
Sure 53 und der Beginn der Verk ndigung
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II. Ein heidnischer Prophet
es nicht vergessen, abgesehen von dem, bei dem Allah es will.ì Was fr die "ffentlichkeit taugt, mu nicht mit dem bereinstimmen, was zuvor als das Wort des hchsten Herrn entgegengenommen wurde. Wenn sich der Prophet an einen weiteren Kreis wendet, mu er einen Aufri seiner Gedanken vorzeigen knnen und sich als den befugten Sprecher Allahs legitimieren. Dies geschieht in Sure 53. Die in der islamischen berlieferung vertretene Meinung, sie markiere den Beginn seiner ffentlichen Verkndigung, 106 erweist sich nach einer Analyse des Inhalts als berzeugend. Sure 53 beginnt mit einer Schwurformel, wie sie die Wahrsager benutzten. Weitere Beispiele hierfr werden wir kennenlernen.107 ÑBeim Siebengestirn, wenn es sinkt! Euer Gefhrte geht nicht in die Irre und ist nicht fehlgeleitet! Er redet nicht nach Belieben! Es ist nichts anderes als eine Eingebung, die ihm eingegeben wird. Jemand mit starken Krften hat sie ihn gelehrt, jemand mit Macht. Er hatte sich aufrecht (auf den Thron) gesetzt, dort ganz oben am Horizont. Dann kam er nher und lie sich herab, zwei Bogenspannweiten oder nher. Nun gab er seinem Knecht ein, was er ihm eingab. Das Herz lgt nicht, was es sah. Wollt ihr (dem Gesandten Allahs) bestreiten, was er sieht? Und er sah ihn ein anders Mal herabkommen, beim Christdorn108 ganz am Ende, dort, wo der Garten mit dem Ruheplatz ist. Da bedeckte etwas den Christdorn. Der Blick wich nicht, war aber auch nicht aufdringlich. Er hatte von den Wunderzeichen seines Herrn das gr te gesehenì (Vers 1ñ18). Die Schilderung der Visionen, von denen eine in den ltesten Worten des Korans (Sure 74, 1ñ5) zu Buche geschlagen sein mag, nimmt das erste Viertel der Sure ein: Mohammed beruft sich darauf, da er den hier nicht ausdrcklich genannten Boten des Ñhchsten Herrnì geschaut hat. ñ Erst die sptere theologische Reflexion mchte in ihm Gabriel erkennen.109 ñ Von diesem Hchsten ist Mohammeds Rede autorisiert worden.110 Doch hren wir weiter Sure 53: Die Gttinnen al-Lt, al-Uzz und Mant knnen gegen diesen Herrn nicht aufkommen. So lautet der erste Teil der Botschaft, mit der sich Mohammed an die Mekkaner wendet: ÑWas meint ihr von al-Lt, al-Uzz und von Mant, der anderen, dritten? Euch behaltet ihr die Shne vor, ihm (sollen blo ) die Tchter gehren? Das ist eine ungerechte Verteilung!ì (Vers 19ñ22). Mohammed kritisiert die Mekkaner, weil sie Allah weniger Prestige zugestehen wollen, als sie fr sich selber beanspruchen; dieses Verhalten zeigen die Heiden auch sonst, indem sie es mit den Opfern fr ihn weniger genau nehmen. Von den ihnen nher stehenden ÑTchtern Allahsì erhoffen sie sich eher eine Hilfe in den Nten des Alltags.111 ñ Der nun folgende Vers fllt stilistisch wie inhaltlich aus dem Rahmen; er ist um ein Vielfaches lnger als die anderen und setzt bereits einen Disput ber das Thema der Vielgtterei voraus, gehrt demnach einer spteren Zeit an. Mohammed fa t hier die Argumente zusammen, die er auch an anderen Stellen des Korans in zahlreichen Abwandlungen vortrgt: Ñ(Die Gttinnen) sind nichts weiter als Namen, die ihr und eure Vter ersonnen haben. Allah hat (fr das Ersinnen dieser Namen) keine Vollmacht herabgesandt. (Die Gegner des Gesandten) folgen allein ihren Vermutungen und dem, was sie sich zurechtlegen, und dies, obgleich zu ihnen schon die Rechtleitung von ihrem Herrn gekommen ist!ì (Vers 23). ñ Danach nimmt der Text den mit
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dem emprten Hinweis auf die ungerechte Verteilung von Tchtern und Shnen unterbrochenen Gedankengang wieder auf: ÑOder wird dem Menschen etwa zuteil, was er wnscht? Allah gehren das Jenseits und das Diesseits!ì (Vers 24 f.). Das Geschlecht ihrer Kinder knnen die Menschen nun einmal nicht bestimmen. Ihre Macht reicht nicht aus, um ihren Wnschen Erfllung zu ertrotzen; denn Allah verfgt nach eigenem Ratschlu ber das Jenseits und das Diesseits. Insofern sind alle Spekulationen, die den Ma stab des Menschen an das Handeln Allahs anlegen, m ig. ñ Mohammed unterbricht jetzt ein weiteres Mal den ursprnglichen Text: Der Glaube, die zu Unrecht als weiblich angesehenen Engel knnten aus eigener Machtvollkommenheit bei Allah Frbitte einlegen, ist irrig;112 der Prophet soll sich von den Einwnden seiner allein nach irdischen Gtern strebenden Gegner nicht beeindrucken lassen. Diese spter eingefgten Erluterungen bereiten die Zuhrer auf den Fortgang des ursprnglichen Textes ab Vers 33 vor, auf die Gei elung der Unwissenheit derjenigen, die sich von dem mahnenden Propheten abwenden; sie liefern nachtrglich die Begrndung fr die Mahnungen. Der Einschub lautet: ÑWieviele Engel gibt es in den Himmeln, deren Frsprache vergeblich ist, es sei denn, Allah htte sie ihnen zugunsten derjenigen erlaubt, fr die er dies will und an denen er Wohlgefallen hat! Wer nicht an das Jenseits glaubt, benennt die Engel mit weiblichen Namen. (Solche Leute) haben kein Wissen davon und folgen nur ihren Mutma ungen; diese treffen aber nie die Wahrheit. Wende dich ab von denen, die unsere Mahnung mi achten und auf nichts (anderes) als auf das diesseitige Leben aus sind! Das ist nun einmal ihr Anteil am Wissen. Dein Herr kennt am ehesten diejenigen, die vom Weg abirren, und auch die, die sich rechtleiten lassen. Allah gehrt, was in den Himmeln und auf der Erde ist; er will denen, die bles taten, ihr Handeln entgelten, und diejenigen, die Gutes taten, mit dem Paradies belohnen, jene nmlich, die die schweren Snden und widerwrtigen Taten meiden ñ bis auf l liche Verfehlungen. Denn dein Herr ist weitherzig beim Verzeihen, kennt er euch doch ganz genau, da er euch aus Erde schuf und da ihr als Frucht im Leib eurer Mtter heranwuchset. Darum haltet euch nicht fr gelutert! Er wei am besten, wer gottesfrchtig istì (Vers 26ñ32). Nach diesen Erwgungen nun wieder die knappen, ausdrucksstarken Stze: ÑWas meinst du von dem, der sich abwendet? Der nur wenig gibt und knausert? Wei er vom Verborgenen, so da er es sieht? Oder wurde ihm nicht gesagt, was in den Schriftstcken des Mose steht? Und Abrahams, der (alles) erfllte? Da niemand die Last eines anderen trgt? Da dem Menschen nur zuteil wird, wonach er strebt? Und da man das Ergebnis des Strebens sehen wird? Da ihm dann voll entgolten wird? Da bei deinem Herrn alles endet? Da er es ist, der lachen und weinen macht? Sterben und leben l t? Da er das Paar schafft, mnnlich und weiblich? Aus einem Samentropfen, wenn dieser hervorgesto en wird? Da (Allah) auch die andere Hervorbringung (am Jngsten Tag) obliegt? Da er Reichtum und Besitz schenkt? Da er der Herr des Hundssterns ist? Da er das alte Volk der d vernichtete? Und die am d, und niemanden am Leben lie ? Und davor die Leute Noahs? Sie waren frevlerisch und aufsssig! Da er die dem Untergang geweihte (Stadt)113 zu-
Der Hundsstern
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II. Ein heidnischer Prophet
grunderichtete und dabei ganz bedeckte? Welche Wohltaten deines Herrn willst du bestreiten? Dies ist eine von den ersten Warnungen. Die Katastrophe steht bevor! Au er Allah vermag niemand sie abzuwenden! Ihr wundert euch ber solche Rede? Ihr lacht? Ihr weint nicht? Frivol wie ihr seid? Werft euch (lieber) vor Allah nieder und betet (ihn) an!ì (Vers 33ñ62). Auf zweierlei Art stellt Mohammed in Sure 53 einen Bezug zwischen seiner Verkndigung und der heidnischen Religion her. Allah ist der Herr des Hundssterns (Vers 49), sagt er, und er kommt auf die Engel zu sprechen (Vers 26). ÑDir zu Diensten, Herr des Hundssterns, Herr der hchsten Himmel, Herr von al-Lt und al-Uzz!ì riefen die jemenischen Mai am Heiligtum ihrer Gottheit Ja .114 Auch in Mohammeds Umgebung geno der Hundsstern Verehrung, insbesondere unter den uziten. Wahb b. Abd Manf, sein Gro vater mtterlicherseits, war ber seine Mutter Qaila mit jenem Stamm verwandt. Qaila war die Tochter eines uziten namens Waz b. lib, der Ñder erste war, der den Hundsstern anbeteteì.115 Hierzu lesen wir bei al-Muab az-Zubair: ÑWaz sagte: ÇDer Hundsstern berquert den Himmel in der Breite. Ich sehe am Himmel nichts sonst, weder Sonne noch Mond noch Stern, was ihn in der Breite berqueren wrde.ë Die Araber nennen den Hundsstern den Çberquererë, weil er den Himmel in der Breite berquert. Waz hat den Beinamen Ab Kaböa, mit dem die Quraiöiten den Gesandten Allahs in Verbindung zu bringen pflegten. Die Araber vermuten nmlich, da kein Mensch anders handelt als nach einer Ader, deren hnlichkeit (mit derjenigen eines anderen) ihn (zu entsprechendem Handeln) drngt. Als der Gesandte Allahs sich der Glaubenspraxis (arab.: ad-dn) der Quraiöiten widersetzte, sprachen diese: ÇIhn drngte Ab Kaböa dazu.ë Denn dieser hatte sich den Leuten widersetzt, indem er den Hundsstern anbetete, und deswegen brachten sie den Gesandten Allahs mit ihm in Verbindung. Ab Kaböa war ein Anfhrer unter den uziten gewesen, und man tadelte den Gesandten Allahs mit dieser Bezeichnung (Ibn ab Kaböa) keineswegs fr irgendeinen Mangel, den er an den Tag gelegt htte. Man wollte nur die hnlichkeit mit dem Zuwiderhandeln Ab
Kaböas deutlich machen und sagte deshalb: ÇEr widersetzte sich wie Ab
Kaböa.ëì116 Allzu verschreckt waren die Mekkaner ber Mohammeds Worte zunchst anscheinend nicht. Erst in dem in Sure 53 eingeschobenen Vers 23 verwirft er die Vielgtterei in Bausch und Bogen: Sie ist das Anrufen blo er Namen. Da Allah der hchste Herr sei, das war ihnen gelufig, seitdem das hochreligise Gedankengut bei ihnen Fu gefa t hatte: Allah ist Ñder Herr des Himmelsì, und Waz schien diesen Herrn des Himmels im Hundsstern erkannt zu haben. So nehmen die Mekkaner vorerst Mohammeds Mahnungen nur als etwas wahr, das dem Eigensinn des Waz hnelt; dieser hatte den Hundsstern fr die mchtigste Gottheit gehalten, und Mohammed meint nun, das sei Allah ñ der offenbar dem Ja gleicht, den die jemenischen Ban Mai117 als den Herrn des Hundssterns anrufen und als Herrn auch von al-Lt und al-Uzz; der Hundsstern mag der ÑHerr des Himmelsì sein oder ein geschaffenes Wesen, wie schon Abdallh b. az-Zibar in seinem Gedicht ber den Abzug Abrahas aus dem Hedschas anmerkt,118 wichtig ist doch nur, da
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man ihn wie auch jene drei Gttinnen um Hilfe anflehen kann. Aber da diese so sehr geschtzten Frsprecherinnen blo e Namen sein sollten, noch dazu von ihren Verehrern selber erfundene, das wird den Mekkanern zu weit gehen. Eine solche Verhhnung ihrer Religion werden sie sich nicht mehr gefallen lassen. Die zweite Anspielung auf die heidnische Religion ist die Nennung der Engel. Der Kalif Hr n ar-Raöd (reg. 786ñ809) lie fr den byzantinischen Kaiser Konstantin VI. ein Schreiben aufsetzen, in dem dieser aufgefordert wurde, Muslim zu werden. Viel mehr als die erfolgreiche Machtentfaltung des Islams, die schon mit Mohammed begann, kann Hr n nicht aufbieten, um seine Forderung plausibel zu machen. Jedoch weist er darauf hin, da die vorislamischen Araber ñ wie die Christen ñ die Engel verehrt htten.119 Bereits Sozomenos hatte von heidnischen Arabern berichtet, die nach Hebron pilgerten, um dort des Erscheinens der drei Engel bei Abraham zu gedenken. Diese hatten dem Patriarchen verkndet, da seine Ehefrau trotz ihrem vorgerckten Alter ein Kind gebren werde. Mohammed erzhlt die Geschichte in Sure 51, die aus seiner frhmekkanischen Wirkensperiode stammt: Abraham bewirtet die drei Fremden mit einem gebratenen Kalb; sie berbringen ihm die Botschaft, ber die sich Sarah eher emprt als erfreut zeigt, doch die Gesandten beharren dabei ñ alles werde geschehen, wie der Herr es beschlossen habe. Mohammed geht darauf gleich zu dem Thema ber, das ihn damals besonders beschftigt; denn die Fremden besttigen Abraham, da sie zu einem sndigen Volk geschickt worden seien, das durch vom Himmel herabstrzende gebrannte Lehmbrocken vernichtet werden solle (Vers 24ñ37). In Sure 53 berhrt Mohammed demnach zweimal Gedankengut, das im Heidentum wurzelt, sich aber dem Eingottglauben ffnet, und spitzt es im Sinne seiner berzeugungen zu: Der Hundsstern ist das mchtigste aller Gestirne, doch ber ihm steht Allah; die Engel, als machtvolle Wesen verehrt, vielleicht mit den Gttinnen gleichgesetzt, vermgen nichts aus eigener Kraft, sie verknden nur, was ein ganz anderer beschlie t und bewirkt, und da sie weiblich sind, ist keineswegs ausgemacht. Worin also liegt das Besondere der Worte Mohammeds, worin die Abweichung vom Herkommen? Sagen wir zunchst, worin es nicht ñ genauer: noch nicht ñ zu suchen ist: in der Verkndung eines kompromi losen Eingottglaubens. Davon fehlt in den ltesten Suren jede eindeutige Spur, und auch in Sure 53 ist die diesbezgliche Klrung erst nachtrglich eingefgt worden, wie bereits dargelegt. Mohammed will nicht dulden, da die Mekkaner dem Ñhchsten Herrnì nur Tchter zugestehen, sich selber aber die Shne vorbehalten ñ der Ñhchste Herrì mu im Gegenteil auch das hchste Prestige genie en! Aber gradlinig verlief Mohammeds Weg zum Eingottglauben eben nicht. Denn als sich die Mglichkeit abzeichnete, durch ein Entgegenkommen in der Frage der Gttinnen die Mekkaner zur Ausbung der von ihm geforderten Riten zu bewegen und dadurch fr sich und seine Anhnger ein freundliches Klima zu schaffen, nutzte er sie. Als hoch in den Himmel hinauffliegende Kraniche (?), Ñderen Frsprache man erhoffen darfì, mgen jene drei weiterhin verehrt werden, rumte er in zwei Versen ein. Er fgte
Dem Ñhchsten Herrnì geb hrt der erste Rang
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Spuren hochreligiser berlieferung
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diese Worte entweder gleich im Anschlu an Vers 20 Ñ...und von Mant, der dritten?ì in den lteren Text ein oder hinter der Kritik an der skandalsen Aufteilung von Tchtern und Shnen. In einen den Engeln vergleichbaren Rang wurden al-Lt, al-Uzz und Mant demnach erhoben. Mit der noch zu errternden Wende zum klar ausgesprochenen Eingottglauben wurden jene Worte zu Ñsatanischen Versenì, Mohammed auf perfide Art unterschoben.120 Jedenfalls bereute er, als er nach Medina vertrieben worden war, ausdrcklich seine Kompromi bereitschaft und lastete sie den Machinationen des Teufels an (Sure 22, 52ñ55).121 ñ An der Stelle in Sure 53, wo vermutlich die Ñsatanischen Verseì ber die Frbitte der Gttinnen bei Allah gestanden hatten, erfhrt man jetzt, jene seien nichts als leere Namen, zu deren Verehrung Allah keine Vollmacht erteilt habe (vgl. Sure 6, 81), wie denn auch jegliche Frbitte von seiner ausdrcklichen Erlaubnis abhnge. Mohammed will die Rangfolge, die die Gestalten des mekkanischen Pantheons nach seiner Ansicht innehaben, auch in der Kultpraxis verwirklicht sehen. Das ist, ins Positive gewendet, das Ziel, das er zunchst ansteuert, ein Ziel, das mit seinem Streben nach Verstetigung der Reinheit im Einklang steht. Es gengt nicht, Allah whrend des Vollzugs der Pilgerriten als den Ñhchsten Herrnì anzurufen und ihn in jenen Augenblicken entsprechend zu verehren! Er ist der unermdlich Schaffende, er gibt Reichtum und Armut, l t das Viehfutter grnen und wieder verdorren, bildet jeden Menschen im Mutterleib heran. Dies sind jederzeit im Alltag beobachtbare Erscheinungen seines Schaffens, und so alltglich wie diese Erscheinungen mu auch die Verehrung des Ñhchsten Herrnì werden. Hinter ihm haben alle brigen Numina zurckzustehen, selbst der Hundsstern. Der Ñhchste Herrì nmlich hat berhaupt alles Geschehen im Diesseits in seiner Hand. Hiervon vermag freilich nicht jeder Mensch Erkenntnis zu erlangen, sondern nur die wenigen, denen er einen Einblick in das Verborgene gewhrt (Sure 53, 35). Dort und in den Schriftstcken Moses und Abrahams wird man darber belehrt, wie der Ñhchste Herrì alles bestimmt, Leben und Sterben, Lachen und Weinen, das erste Aufwachsen im Diesseits und das zweite am Tag der Auferstehung und des Gerichts. ñ Spter, erst gegen Ende seiner mekkanischen Jahre, wird Mohammed ebendiese Vorstellung, das Schauen in das Verborgene und aus ihr folgend die Einsicht in die Einsheit des Schpfergottes, am Lebensweg des Ñheidnischenì Abraham entfalten. ñ So genau ist alles festgelegt, hren wir in Sure 53 weiter, da niemand die einem anderen zugeteilte Last wird tragen mssen und jeder zweifelsfrei vor Augen haben wird, wonach er in seinem irdischen Leben dank Allahs Ratschlu strebte. Mohammed knpft mit diesen Erwgungen ein Band zur hochreligisen berlieferung seiner Umwelt, ohne da man przise bestimmen knnte, ob diese berlieferung in seinem Fall jdisch oder christlich geprgt ist. Denn der Hinweis auf Mose und Abraham und ihre Schriften fhrt einen mitnichten geradeswegs zum Judentum. Welches wre wohl die Schrift, die der Abraham des Alten Testaments von Gott erhalten htte? Und war nicht, was Mose auf dem Berg Sinai empfing, eine Aufzeichnung von Gesetzen? Davon ist in Sure 53 auch zwischen den Zeilen nicht
4. Anste zum Eingottglauben
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die Rede. Es geht einzig und allein um das Geschehen, das Allah festlegt und ins Werk setzt, es geht um das Wissen vom ÑVerborgenenì. In Sure 87 stie en wir auf die gleiche Gedankenfhrung: Allah, der Ñhchste Herrì, bringt alles hervor und fhrt den, den er glcklich machen will, ans Ziel; wegen solcher Flle des Wirkens Allahs steht es dem Menschen wohl an, sich zu lutern und des Jenseits eingedenk zu sein; dies sei der Inhalt der Schriftstcke Abrahams und Moses. Ebenso Sure 80, die unmittelbar nach Sure 53 offenbart worden sein soll: Mohammed hat sich unwirsch von einem Blinden abgewandt, der ihn aufgesucht hatte; vielleicht wollte gerade dieser Blinde sich lutern, whrend die Reichen, um die der Gesandte Allahs sich bemht, an dergleichen nicht einmal denken. Das, was vorgetragen wird, ist Ñeine Mahnung; wer will, bewahrt das im Gedchtnis. Sie steht auf Schriftstcken, die man in Ehren hlt, hoch emporgehoben und gereinigt, in den Hnden von Schreibern, edlen und frommen. Verflucht sei der Mensch! Wie undankbar er ist!ì (Vers 11ñ17). Allah schafft einen jeden Menschen aus einem Tropfen Sperma und geleitet ihn nach der Geburt durch alle Abschnitte des Lebens, versorgt ihn mit allem ñ und wird ihn vor dem Gericht von den Toten erwecken, und ganz allein, verlassen von Freunden und Verwandten, wird ein jeder Rechenschaft ablegen mssen (Vers 18ñ37). Es geht Mohammed demnach nicht um Gebote, deren Befolgung ein gnstiges Urteil bewirken wird. Etwas viel Allgemeineres steht auf dem Spiel: die Anerkennung der alles umfassenden Schpfungsttigkeit Allahs; sie leichtfertig zu bersehen oder gar zu leugnen (Vers 17), das zieht die Verdammnis nach sich (Vers 38ñ42).122 Im Buch Exodus besteigt Mose den Berg Sinai und nimmt die Tafeln mit dem Gesetz entgegen. Das Buch der Jubilen, das in der Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. niedergeschrieben wurde, zeichnet dieses Geschehen nicht mehr in der Form eines Berichtes nach; hier ist es vielmehr ein Engel, der im Namen Gottes redet, und was Mose bermittelt wird, ist wesentlich mehr als ein Gesetz: ÑSchreibe auf vom Beginn der Schpfung bis wann gebaut wird mein Heiligtum unter ihnen fr die Ewigkeit der Ewigkeiten!ì befiehlt Gott dem Engel, der seinerseits dessen Worte Mose diktiert.123 Auch Abraham lernte, so das Buch der Jubilen, die Schriften der Vter und kopierte sie;124 nach dem Midrasch Genesis rabb zeigte Gott ihm die Hlle sowie auch die Reiche, in denen die Juden im Exil leben wrden, ferner die Gesetzgebung und den Tempel, also Gegebenheiten, die erst nach Abrahams Tod offenkundig werden sollten; Gott gewhrte ihm Einblicke in die Geheimnisse des Diesseits und des Jenseits und in alles, was sich bis zur Ankunft des Messias ereignen wrde.125 In seinen spten mekkanischen Jahren wird Mohammed diese Vorstellung, wie schon angedeutet, eingehend errtern und dabei den Ñheidnischenì Abraham zum Urmonotheisten und zu seinem unbertrefflichen Vorbild stilisieren. Davon kann in Sure 53 noch keine Rede sein, aber es wird deutlich, da die Schriftstcke Moses und Abrahams, von denen er spricht, nichts mit dem Ñmosaischenì Gesetz zu tun haben, das ja erst nach Abraham in die Welt kam. Eben deswegen taugte die Gestalt Abrahams zum Knder des Glaubens an einen allmchtigen Schpfergott au erhalb und unabhngig
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II. Ein heidnischer Prophet
vom Judentum mit seiner vom Gesetz geprgten Lebensmitte, au erhalb auch des noch jngeren Christentums. Dies erkannte nicht erst das arabische Heidentum mit seiner zum ersten Mal von Sozomenos bezeugten kultischen Verehrung des Patriarchen und schon gar nicht Mohammed. Diese Gedanken sind viel lter. Es gibt nicht wenige Belege fr eine Ausstrahlung des jdischen Monotheismus ber das durch sein Gesetz gebundene Judentum hinaus. Da waren die ÑGottesfrchtigenì (griech.: Pl. theosebeis), Menschen, die die Synagogen aufsuchten, vielleicht auch an den dort ausgebten Kulthandlungen teilnahmen, ohne vollgltige Konvertiten zu sein. Seit dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert, seit der Entstehungszeit des Buches der Jubilen, sind die ÑGottesfrchtigenì im Umkreis von Synagogengemeinden bezeugt; der Apostel Paulus erwhnt sie; ab dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert finden sich epigraphische Belege von ihnen. Wie zahlreich sie waren, l t sich nicht ermitteln. Laut einer in Aphrodisias entdeckten Inschrift rekrutierten sie sich vor allem aus der stdtischen Handwerkerschaft. Man hat vermutet, da sie eine den christlichen Katechumenen vergleichbare Gemeinschaft bildeten, der die Gleichstellung mit den Vollmitgliedern verwehrt blieb, zumal sie sich wohl nicht beschneiden lie en.126 Strabo von Amaseia (64/3 v. Chr.ñ23/6 n. Chr.), der berhmte Geograph, u erte in seinem Kapitel ber das Judentum Ansichten, die den ÑGottesfrchtigenì wie auch den gleich zu beschreibenden Anschauungen des Apostels Paulus vorarbeiten. Mose habe eine reine, bildlose Gottesverehrung eingefhrt, da ihm die gyptischen und griechischen Kulte zuwider gewesen seien. Der Gott, den er verkndet habe, sei ein universaler Schpfer gewesen, dessen Anbetung den Menschen keinerlei Beschwernisse abgefordert habe ñ ein Gedanke, auf den wir auch bei Mohammed treffen werden, ohne da natrlich irgendeine Beziehung zwischen ihm und Strabo unterstellt werden knnte. Die Nachfolger Moses, so hei t es weiter, htten sich allmhlich von jenem reinen Kult abgewandt und seien dem Aberglauben verfallen; beschwerliche Speisegebote und die Beschneidung seien die Ergebnisse einer Verflschung der schlichten, lauteren Lehre Moses. In dieser Sicht auf ihn und sein Wirken hat man das Echo einer hellenistischen Reformbewegung innerhalb des Judentums erkennen wollen; nhere Einzelheiten hat man jedoch nicht ausfindig machen knnen.127 Noch entschiedener begnstigte das frhe Christentum einen nicht auf der Gestalt des Mose, sondern auf Abraham aufbauenden Monotheismus. Als Jesus nach Jericho kam, so lesen wir bei Lukas im 19. Kapitel, da war es Zachus, der reiche Zllner, der ihn bei sich aufnahm; da sich Jesus mit diesem Manne eingelassen hatte, fand man emprend. Zachus versprach ihm, er wolle die Hlfte seines Vermgens den Armen schenken, und sollte er jemanden betrogen haben, dann werde er den Schaden in vierfacher Hhe ersetzen. Darauf versicherte ihm Jesus: ÑHeute hast du mit deiner ganzen Familie die Rettung erfahren. Denn trotz allem bist auch du ein Nachkomme Abrahams. Der Menschensohn ist gekommen, um die Verlorenen zu suchen und zu retten.ì Paulus bringt die sich hier ankndigende Ablsung des Heilsgewinns von der Einhaltung des mosaischen Gesetzes auf den Begriff: Gott hat Abraham nicht wegen gesetzesfrommer Taten angenommen, sondern allein weil dieser sich fest auf
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die Zusagen des Einen verlie . Selbst wer Ñkeine Leistungen vorzuweisen hat, aber dem vertraut, der den Schuldigen freispricht, findet durch sein Vertrauen bei Gott Anerkennungì (Rmer 4, 5). Dies gilt nach Paulus sowohl fr die Beschnittenen als auch fr die Unbeschnittenen; Gott nahm Abraham schon vor der Beschneidung an. ÑGewi ist Abraham auch der Vater der Beschnittenen: Aber nicht alle Beschnittenen sind Abrahams Kinder, sondern nur die, die Gott ebenso vertrauen wie unser Vater Abraham, als er noch nicht beschnitten warì (Rmer 4, 12). Abraham ist zwar der Stammvater Israels; doch indem er mehr als nur das ist, bereitet er das Erlsungswerk Jesu vor, der der Stammvater der neuen Menschheit ist (Rmer 5, 12). Abraham ist nmlich der Patriarch, auf den sich auch die Heiden berufen drfen, wie Paulus hervorhebt. Der Segen, der auf Abraham ruht, wird ein Segen fr alle Vlker sein; man verlangt allerdings von ihnen, da sie in vergleichbarer Weise auf Gott ihr Vertrauen setzen.128 ÑWer dagegen durch die Erfllung desì ñ mosaischen ñ ÑGesetzes bei Gott Anerkennung zu finden sucht, lebt unter einem Fluch. Denn es hei t: ÇFluch ber jeden, der nicht alle Bestimmungen dieses Gesetzes genau befolgt!ë Es ist aber unmglich, da jemand das Gesetz befolgen und dadurch vor Gott bestehen kann; denn es hei t ja auch: ÇWer Gott vertraut, kann vor ihm bestehen und wird lebenëì (Galater 3, 10ñ12). Diese Anstze sind in der frhen christlichen Literatur in vielfltiger Weise ausgebaut worden; eine eingehende Darlegung verbietet sich hier. Es seien nur kurz das apologetische Schrifttum und dessen Grundgedanken skizziert, da man dort wieder auf einen universalistisch gedeuteten Abraham sowie auf mancherlei heilsgeschichtliche Vorstellungen st t, die sich Mohammed mutatis mutandis zunutze machen wird. So schreibt Justinus (gest. um 165), der aus Palstina stammte, da alle Menschen, die Ñgem dem logosì gelebt htten, Christen gewesen seien; unter den Griechen benennt er Sokrates und Heraklit als Beispiele, Ñunter den Barbaren Abrahamì.129 Dieser steht mithin fr einen Menschen, der nicht das mosaische Gesetz bentigte, um ein gottgeflliges Leben zu fhren ñ ein christliches avant la lettre. Die christliche Geschichte beginnt, wenn man sich diese Vorstellung zueigen macht, nicht erst mit der Geburt des Heilands, sie fllt vielmehr mit der Weltgeschichte in eins und nimmt mit Gottes Schpfungstat ihren Anfang. Marcianus Aristides aus Athen, schon vor Justinus wirkend und das Christentum als ein philosophisches System auffassend, betonte den Monotheismus als den Kern der neuen Lehre, fr deren Wahrheit ihr bernatrlicher Ursprung brge; die glubigen Christen htten nach wie vor Anteil an der gttlichen Inspiration; ihre u erungen seien daher der auf reinen Verstandesberlegungen fu enden herkmmlichen Philosophie berlegen. Deswegen kann die von Gott selber herrhrende Wahrheit in der schlichten Form der Predigt verkndet werden und bedarf keiner ausgefeilten wissenschaftlichen Propdeutik. Die Weltgeschichte ist demnach, wie Justinus darlegt, der mit der Schpfung einsetzende Vorgang der Selbstentfaltung des gttlichen logos, dessen menschgewordene Verkrperung Jesus Christus war. Die christliche Geschichte ist so alt wie die Welt, darum beginnt die Zeitrechnung mit der Schpfung.
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Personaler Gott, Schpfer und Welterhalter
II. Ein heidnischer Prophet
Es ist folgerichtig, da Minucius Felix (gest. um 200) und Tertullian (gest. um 220), jene Anstze ausbauend, das Christentum als die Herleitung des Monotheismus aus dem Ñaufgeschlagenen Buch der Schpfungì130 verstehen wollen. Die Philosophen htten die Mglichkeit gehabt, die Wahrheit zu entdecken ñ und sie haben sie noch! Aber es ist in diese prinzipiell vernnftige Welt ein Element des Bsen eingedrungen, das nach Minucius durch die Dmonen verkrpert wird. Ihnen ist anzulasten, da die natrliche, nicht durch die Gestalt Christi geleitete Erkenntnis, mit der sich die Philosophen begngen mssen, weit hinter dem Ziel zurckbleibt. Zumal den knftigen Weltenbrand, in dem das Diesseits vernichtet werden wird, vermgen die Philosophen nicht vorauszusehen. Diesbezglich sind nicht sie die Vorlufer der Christen, sondern die Propheten der alten Zeit. Die Lehre vom drohenden Weltgericht l t sich nicht aus der dem Menschen mglichen Einsicht in das Wirken des gttlichen logos erschlie en; sie mu durch Prophetie vermittelt werden. Dies kann nur durch Menschen geschehen, die gnzlich fr den logos geffnet sind, dem Dmonischen also keine Gelegenheit zur Entfaltung seiner Macht einrumen. Von dieser Seite her ist nmlich alles, was die Philosophen und die Dichter verkndet haben, zwar nicht vollends, aber doch auch geprgt. Diese Ansicht vertrat Theophilos, Bischof von Antiochien und Zeitgenosse des Minucius Felix. In eben dem Ma , in welchem sich Dichter und Philosophen diesem Einflu entziehen, manifestiert sich in ihren Worten die Weisheit Gottes. Daher liegt die Vermutung nahe, da alle Menschen, die Offenbarungen empfangen, in einen Zustand der Ekstase, zumindest aber der Abschottung gegen das zudringliche Diesseitige und infolgedessen der ungetrbten Empfangsbereitschaft fr den logos eintreten. Die frhchristliche Literatur findet dementsprechend zu der Vorstellung, da der Inhalt der Offenbarungen, die die Propheten des Alten Testaments bermittelten, im wesentlichen stets der gleiche war, ihre ÑNamen haben lediglich chronologische Bedeutungì.131 Das Gerst der mit der Schpfung beginnenden Weltgeschichte bilden jene Augenblicke des unmittelbaren Erscheinens des das ganze Diesseits durchwaltenden gttlichen logos.132 Kehren wir jetzt noch einmal in die Zeit der hellenistischen Durchdringung des Judentums zurck! Abraham, so sagt es das Buch der Jubilen, folgte dem Gesetz, noch ohne da dieses durch Mose berbracht worden war. In mosaischer Sicht tritt in der Gestalt Abrahams das in die Weltgeschichte ein, was durch Isaak und Jakob hindurch im gesetzestreuen Volk Israel als gottgewollte Wirklichkeit jedermann erkennbar wird. Der kosmopolitische Geist der hellenistischen Epoche drngt jedoch zu einer anderen Auslegung: Laut Philon von Alexandrien ist Abraham das Ñlebendeì Gesetz, so wie dies alle anderen Patriarchen gewesen seien. In Abraham und in ihnen kommt der dem gttlichen Wirken innewohnende nomos zur Erscheinung, der nicht auf ein einziges Volk beschrnkt und nicht fr ein einziges gedacht sein kann. Hinter den fr Israel erlassenen Vorschriften des Kultes steht eine verallgemeinerbare Ethik. Diesen Gedanken voraussetzend, legt Philon in der Abhandlung De specialibus legibus dar, da man den Schpfer der Welt nur nach seinen in dieser Welt beobachtbaren Wirkungen beschreiben kann; eine
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unmittelbare Benennung Gottes durch die an das Diesseits Gebundenen ist ausgeschlossen. Kyrios und theos, die in der Septuaginta verwendeten Wrter fr Gott, bezeichnen je unterschiedliche Aspekte seines Bestimmens ber den Lauf dieser Welt: Theos verweist auf sein gndiges Geben, kyrios auf sein Herrschen, Strafen, Vernichten. Allein in Exodus 3, Vers 14 findet Philon einen, wie er meint, theos und kyrios auf hherer Ebene vereinenden Begriff. ÑIch bin, der ich sein werdeì, sagt Gott zu Mose. ÑIch bin der Seiendeì, lautet die bersetzung dieser Stelle in der Septuaginta, ho n, im genus masculinum. Gott ist der Welt entrckt, in ihr nur an den Wirkungen seines Handelns erkennbar, und dennoch ist er kein gesichtsloses Wirkungsprinzip, sondern ein als eine Person aufzufassender Gott. Als ein solcher hat er sich, wie Philon in seiner Schrift De Deo ausfhrt, einst Abraham gezeigt. ÑDenn was einen Vergleich ertrgt von (all) dem, was bezglich Gottes denkbar ist, (mu ) mit den gr eren Augen der Seele gesehen werden. Denn wenn die Erscheinung des Seienden... aufleuchtet, l t der Stehende einen vorbergehenden Lichtschein wie Strahlen aufgehen; spter kommt er ber dem Scheitel zu stehen... Diejenigen nun, denen wie von Mittagshelligkeit die ganze Seele erfllt ist, werden mit Recht gemeint (in den Worten): Als (Abraham) seine Augen erhob, sah er...(Gen 18, 2)ì jenen Fremden mit dessen zwei Begleitern, die ihn im Hain von Mamre aufsuchten; Philon redet von jener Szene, die laut Sozomenos den Juden, Christen und arabischen Heiden heilig war.133 ÑDenn auch diejenigen, die in der Heiligen Schrift bung haben, betrachten (bei sich) jenes ÇErkenne dich selbstë. Auf das menschliche Glck verzichtend (...), ffnen sie die Augen, werden sehend und erblicken, was oben schwebt, und erforschen die gttliche Natur.ì In Anlehnung an Gen 18 schildert Philon nun die gttliche Natur. Sie bildet den Mittelpunkt des Kosmos, der als ein riesenhafter Mensch vorgestellt ist: ÑDas Stehen der Welt ñ sozusagen (ihre, d.h. der Seraphim) F e ñ (sind) Erde und Wasser; das Sehen ñ sozusagen (ihr) Gesicht ñ (sind) Luft und Himmel. Die Krfte aber sind wie mit ihren eigenen Fu sohlen von einem Ende der Welt bis zum anderen ausgespannt; und zwei (der Flgel der Seraphim) bedecken und umschlie en wohlgeschtzt die F e des Alls, (d.h.) die niederen Teile seiner Materie, Erde und Wasser, und (zwei weitere Flgel)134 das Gesicht, (nmlich) Luft und Himmel, die emporstrebenden Elemente. Hierbei steht nichts von (Gottes) vertrautem Besitz abseits, sondern (alles) erhebt sich weit in die Hhe und umgibt ringsum den in der Mitte (befindlichen) Herrscher und Vater...ì Was Abraham in Mamre schaut und Philon mit diesem Bild zu verdeutlichen sucht, ist die Einheit alles Diesseitigen ñ eine Einheit insofern, als es nichts gibt, was nicht mit dem Einen in Verbindung stnde. Bei sich selber beginnend, vermag der mit dem Schauen begnadete Mensch zu erkennen (vgl. Sure 41, 53), wie er als Teil der von Gott erschaffenen und erhaltenen Welt von Ñdem Seiendenì abhngt (vgl. Sure 11, 56), ohne dessen Wesen auf den Begriff bringen zu knnen. Mohammed bernahm in seiner Verkndigung hierfr das weit anschaulichere Bild des Herrschers auf dem Thron; wir werden erfahren, woher. Sowohl in der berlieferung ber die Vision, die seiner Berufung zum Warner vor-
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anging, als auch in Sure 53 ist Allah der oben, auf dem Thron oder an der hchsten Stelle der Kimmung sich Zeigende. Philon begriff diesen ÑSeiendenì, den theos oder kyrios, als den Erhalter alles Geschaffenen: ÑSiehst du, welch herrliche Leistung er in (der) Abraham (-Geschichte) besttigt? Erde und Wasser und Luft und Himmel l t der Schpfer an sich hngen, spannt sie durch (seine) Vorsehung auf und hebt die Welt empor wie mit Wchtern: mit seinen Wchtern, den Krften, befestigt er (sie) von au en zu(m Zwecke der) Bewahrung und des Bestehenbleibens der vollkommensten Geschpfe. Den Neid aber (...) hlt er weit von sich fern und ist in (seiner) Gro zgigkeit der Allerfreigebigste. Sein Abbild und das der Krfte hat er zu uns gesandt (als) Helfer (in) Schmerzen und beln, an denen (jeder) teilhat, der aus der sterblichen Natur entstanden ist.ì135 Die in diesem Gottesbild Philons zum Ausdruck gebrachte hchst prekre Verbindung zwischen gttlicher Transzendenz und Immanenz folgt aus dem Bestreben, den personalen Gott der Schpfung und Bestimmer der Geschicke seines Volkes Israel in einen allgemeinen, fr die Welt an sich zustndigen umzudeuten. Er bewahrt bei Philon zwar die Zge einer Person, ist aber zugleich das alles durchdringende und gestaltende Prinzip. Der Wunsch, diese beiden nicht miteinander zu vereinbarenden Grundstze wenigstens so weit umzumodellieren, da sie nebeneinander gedacht werden knnen, beherrscht, wie wir schon andeuteten, die frhe christliche Theologie und wird in der islamischen zum Kernthema aller intellektuellen Anstrengungen werden ñ und schlie lich in Ritenbesessenheit und Denkverboten enden, die die Verzweiflung ber das Mi lingen dieser Anstrengungen betuben.136 Die frhe christliche Theologie fragt: Wie kann der Urgrund alles dessen, was ins Sein tritt, eine sprechende Person sein, die als eine solche, nmlich mit den Merkmalen der Diesseitigen ausgestattet, den Propheten erscheint? ÑDas Gttliche, das sich auf Erden hrbar und sichtbar kundgibt, kann nur das gttliche Wort sein. Da aber nach der Fundamentalanschauung der Apologeten das Princip der Religion, d.h. die Wahrheitserkenntniss, auch das Princip der Welt ist, so muss jenes gttliche Wort, welches die richtige Erkenntniss der Welt bringt, identisch sein mit der gttlichen Vernunft, welche die Welt selbst hervorgebracht hat, d.h. der Logos ist nicht nur die schaffende Vernunft Gottes, sondern auch das Offenbarungswort Gottes.ì137 In knappster Weise fa t Adolf von Harnack die Schlu folgerung aus der bezeichneten Problematik zusammen. Er zeigt aber auch, wie schon das frhe Christentum lernte, die aus dieser resultierende Spannung nicht nur auszuhalten, sondern auch fr den Weg des Menschen durch das Diesseits fruchtbar zu machen. Da Gott dem Menschen die Vernunft schenkte, erffnete er ihm die Mglichkeit, in eigener Freiheit und Verantwortung Ñeinen heiligen Wandel in Nachahmung der Vollkommenheit Gottesì zu fhren; der Mensch selber soll sich zur Tugend anhalten, er soll schon hier und jetzt Ñvon der Erde zu dem Vater des Lichts eilenì. Das sittliche Naturgesetz, von dem die christlichen Apologeten reden und Ñdas sie in den Sprchen Jesu am klarsten und schnsten reproducirt finden, stellt an den Menschen die Anforderung, sich ber seine Natur zu erheben und demgem auch in eine Verbindung
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mit seinen Nebenmenschen zu treten, welche ber den natrlichen Verbindungen liegt. Es ist nicht sowohl das Gesetz der Liebe, das Alles regieren soll (...); es ist das Gesetz, welches fr den vollkommenen erhabenen Geist gilt, der weil er das vornehmste Wesen auf dieser Erde ist, zu vornehm fr sie ist.ì138 Jeder Christ ist aufgerufen, sich den in der Welt herrschenden Dmonen zu widersetzen, und allen, denen dies gelingt, gewhrt Gott durch Inspiration tiefergehende Erkenntnisse der Wahrheit, von der sie als Propheten knden.139 Menschen von unterschiedlichen Graden der Vollkommenheit leben als Christen nebeneinander, die civitas Dei ist, wie Augustinus lehrte, in Anstzen, aber eben nur in Anstzen, in der civitas terrena vorhanden. Es ist fr die Christen auch nicht so, da Gottes Hineinwirken in seine Schpfung alles, also auch das Bse, umschlsse ñ weswegen letzten Endes der Mensch gar nicht die Mglichkeit htte, diesem Bsen zu widerstehen. Theos, der schenkende und frsorgende Aspekt Gottes, und kyrios, der rchende und strafende, hatten sich bei Philon in Ñdem Seiendenì vereint. Ob das allumfassende Prinzip, das Philon postuliert hatte, auch das Bse verantwortete, war anscheinend offen. In Mohammeds Verkndigung dagegen wird letzteres zweifelsfrei bekrftigt: In den Schriftstcken Moses und Abrahams ist alles festgelegt, und der Mensch, dessen Handeln Allah bestimmt, wird am Ende genau sehen, worauf dieses von Allah bestimmte Handeln hinausgelaufen ist. So sind denn Allahs Strafen ñ wie alles, was von ihm ausgeht ñ unbestreitbare ÑWohltatenì. Dies hren wir schon in Sure 53, Vers 55; in Sure 55 wird Mohammed diese berzeugung seinen Anhngern in u erst beeindruckenden Wendungen einschrfen. Einen Zwiespalt zwischen den von Allah gewirkten Taten und Worten eines jeden Menschen und einem anderen, schuldhaft unterlassenen richtigen Tun und Reden gibt es nicht ñ weswegen Mohammed, wie wir sehen werden, jede Art von Askese als eine Verflschung wahrer Glubigkeit schroff ablehnt. Ferner folgt aus der vlligen Ineinssetzung des von Allah gewirkten tatschlichen Handelns des Menschen mit dem ihm mglichen, da ein Muslim niemals wie der die Dmonen niederringende Christ ein Prophet werden kann, der die Wahrheit, die Gott ihn lehrt, offenbart.140 Ein asketisches Leben kann Mohammed deshalb nicht als Beleg fr die Berechtigung seines Anspruches, ein Prophet zu sein, ins Feld fhren. Er hat nichts weiter vorzuweisen als seine Behauptung, Allah habe ihn zum Warner berufen, nichts weiter als die eigene Aussage, was er als ÑLesungì vortrage, sei Allahs unmittelbare Rede an ihn. Wenn Waraqa b. Naufal seiner Nichte ada erlutert, zu Mohammed sei der Ñgro e nomos gekommen, der (schon) zu Mose kamì,141 dann ist dies das Mi verstndnis eines Christen. Von einem Gesetz, das dem Menschen die Mglichkeit des berwindens dessen, was gegeben ist und nach islamischer Sicht von Allah fortwhrend gegeben wird, zugesteht, ist im Koran nirgends die Rede. In Sure 53 und in den anderen frhen Eingebungen, die Mohammed empfangen zu haben glaubte, ist zwar von Strafen die Rede, mit denen Allah unbotm ige Vlkerschaften heimsucht, und deren Verhalten wird mit Begriffen wie ÑSndeì (arab.: al-im) oder Ñabscheuliche Handlungì (arab.: alfiöa, Pl. al-fawiö) gebrandmarkt (z.B. Sure 42, 37); doch was denn
Schpfer des Guten wie des Bsen
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durch Allah gefordert werde, bleibt im allgemeinen: Man soll eben Verfehlungen meiden sowie das rituelle Gebet vollziehen und die Luterungsgabe abfhren und untereinander des Rates pflegen und Wohlttigkeit ben (z.B. Sure 42, 38). Da mit dem logos, fr den es im Koran den Begriff al-amr gibt, auch ein zu beachtender nomos in das Diesseits einflie e, dieser Gedanke liegt Mohammed fern. So konnte denn auch die islamische berlieferung mit dem von Waraqa b. Naufal gebrauchten Begriff an-nm s nichts anfangen und erklrte ihn als Ñden Wahrer des Geheimnissesì ñ nmlich des gttlichen Bestimmens ñ Ñder (Mohammed) schauen l t, was er anderen verhlltì.142 Wir mssen, um weiter in die von Mohammed verkndeten Lehren einzudringen, der uns gewiesenen Spur folgen und fragen, wie er sein Monopol auf die Prophetenschaft durchficht, wo ihm doch die Mglichkeit des Vorlebens einer das Alltgliche hinter sich lassenden Ethik fehlt.
5. Die Wahrheit der ÑLesungì und Mohammeds Selbstbewu tsein Die Redeweise der Wahrsager
Als sich Abd al-MuÅÅalib von dem Gelbde befreien wollte, seinen Sohn Abdallh dem Herrn der Kaaba zu opfern, lie er sich in aibar von einer berhmten Wahrsagerin raten; diese konnte ihm allerdings nicht auf den Kopf zu sagen, was er tun solle, sondern mu te ihn um einen Tag vertrsten. Erst dann, so versprach sie, werde ihr ÑFolgerì (arab.: attbi) sie aufgesucht und ihr die richtige Antwort bermittelt haben.143 Aus dieser Episode erfhrt man, was man sich im vorislamischen Arabien unter inspiriertem Sprechen vorstellte: Ein Geist, der dem zu bernatrlicher Rede Berufenen attachiert ist, flstert diesem zu gegebener Zeit die Nachrichten aus dem verborgenen Seinsbereich ein, der dem gewhnlichen Menschen verschlossen bleibt. Zur Verstndigung bedienen sich der Frager wie auch der Ratgeber einer aus dem Alltglichen herausgehobenen Sprechweise, die durch Schwurformeln, durch Reimprosa, bisweilen auch durch Verse gekennzeichnet ist. Am hufigsten wird in diesen Versen das ar-raaz genannte Metrum eingesetzt.144 Wahrsager wurden oft in Anspruch genommen, um zu entscheiden, wer von zwei Mnnern der edlere, vortrefflichere sei. Zwei Beispiele wollen wir betrachten, um uns ein Bild von der Redeweise zu machen, die Mohammed einsetzte und mit deren Meistern er daher zu konkurrieren hatte. Mlik b. Umaila von den Ban Abd ad-Dr und der uzite Umaira b. Hir waren Eigentmer je eines edlen Rennpferdes. Eines Tages begegneten sie sich und kamen, wen wundert es, auf die Vorzge ihrer Tiere zu sprechen; keiner von beiden wollte zugestehen, da dasjenige des anderen mehr gute Eigenschaften aufweise als das seine, und so verabredeten sie ein Wettrennen. Dieses nahm einen regelwidrigen Verlauf, da jemand von den Ban Abd ad-Dr das Pferd des uziten irritierte und, wie Umaira felsenfest behauptete, am sicheren Sieg hinderte. Ein Kleinkrieg zwischen den beiden Klanen lag in der Luft. Das Unheil wurde jedoch vermieden, indem man sich darauf verstndigte, einen
5. Die Wahrheit der ÑLesungì
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Wahrsager zu befragen; zu wessen Ungunsten dieser entscheiden werde, der sollte einhundert Pferde und Kamele aufbringen. Beide Parteien machten sich auf den Weg zu Uzz145 Salama. Der eigentliche Name des Wahrsagers sei Salama gewesen, erfahren wir, Uzz habe sein ÑSatanì (arab.: aö-öaiÅn) gehei en. Unterwegs fand man einen verendeten Geier, den klaubte man auf und verbarg ihn in einem Tuch. ÑWir haben etwas fr dich versteckt! Sag uns, was es ist!ì erffneten die Besucher das Gesprch, um den Wahrsager zu prfen und sich Gewi heit ber dessen Verbindung zum Verborgenen zu verschaffen. Salama antwortete in Reimprosa: ÑEinen geflgelten Langhals habt ihr mir versteckt, ein schwarzwei es Langbein; dringt er in den Himmel, zieht er Kreise; strzt er sich nieder, spaltet er (die Beute); einen Scharfkralligen; er lebt und nutzt sich (langsam) ab.ì146 ÑGenauer!ì beharrten die Besucher. ÑIch schwre beim Licht und beim Mond! Bei der Klarheit und der ewigen Zeit! Bei den Winden und beim Gestalten!147 Ihr habt mir den Kadaver eines Geiers versteckt, in einem Tuch aus Haar, bei einem Burschen von den Ban Nar!ì ÑRichtig!ì besttigten jene und baten nun um die Entscheidung, die der Wahrsager in raaz-Versen vortrug: ÑIch schwre bei al-Marwa und den (anderen) Kultorten! Beim Schlachtplatz der Opfertiere in Mekka! Bei jedem, der auf starkem Kamel dorthin pilgert, das zu Sprngen angetrieben wird oder zu ausgreifendem Schreiten! Bei jedem Pilger, der das mit Tchern bedeckte Haus Allahs ansteuert! Der Glanz des Ruhmes und stolzen Wesens liegt ganz bei Umaira b. Hir! Darum zurck, Bruder (der Sippe Abd) ad-Dr, dein Glck ist gestrauchelt!ì Der Unterlegene bereute in bitteren Versen den Gang zum Wahrsager.148 Im zweiten Beispiel geht es um die Rivalitt zwischen den Nachkommen des Quaij und der quraiöitischen Sippe der Ban Maz m, die beim Neubau der Kaaba das Sagen hatte. ÑZu uns gehrt Suwaid b. Harm!ì prahlte Ab Raba b. al-Mura. Dessen Vater al-Mura war in seiner Zeit der angesehenste Maz mit149 gewesen; einer seiner Enkel war Amr, von Mohammed mit dem Spottnamen Ab ahl, ÑVater der ungehobelten heidnischen Gesinnungì, belegt, einer der hartnckigsten Feinde des Propheten. Suwaid b. Harm, aus einem anderen Zweig der Ban Maz m, galt als der erste, der die Wallfahrer in Mekka mit Milch bewirtet hatte.150 Solch eine herausfordernde Erwhnung eines Maz miten konnte Usaid b. ab l-#,151 ein Enkel Umaijas, nicht auf sich beruhen lassen. ÑDie Shne des Quaij sind edler. Abdallh b. Umar (b. Maz m) ist doch nur deshalb edel, weil seine Mutter Barra eine Tochter Quaijs war!152 Allein durch sie erlangte er, was er erlangte.ì Usaid zhlte die herausragenden Mnner unter den Nachkommen Quaijs auf und fuhr fort: ÑWir haben die Pilgermter der Versorgung mit Speisen und Getrnken inne; das Wchteramt, die Standarte, die Ratsversammlung unterstehen uns.ì Man rief zum Ehrenstreit auf, wobei Usaid festlegte: ÑWenn ich dich bezwinge, dann nehme ich dir dein Vermgen, und wenn du mich bezwingst, dann nimmst du das meinige.ì Man bestimmte einen uzitischen Wahrsager, machte sich auf den Weg zu ihm, wobei man eine Kamelherde mit sich fhrte, die der Sieger wrde opfern drfen. Whrend der Reise las man eine Taube auf und gab sie einem jungen Mann namens Usma in Verwahrung, nachdem man sie in Strau en-
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Die Bekr ftigung der Botschaft
II. Ein heidnischer Prophet
federn gehllt hatte. ÑWas haben wir fr dich verborgen?ì fragten sie den Wahrsager. ÑBei einer Wolke, der eine andere folgt und aus der es dann ber der Tihama blitzt und aus deren Gie bchen Akazien und Grser schie en! Ihr habt mir das Junge einer Taube oder ihrer Schwester, der Wildtaube, versteckt, in den Flaumfedern des Strau en, bei deinem Diener Usma!ì ÑSo urteile!ì forderte man. ÑBeim Herrn der hochaufragenden Festverwurzelten! Bei den schwarzen Steinen,153 zwischen denen die Skorpione hausen! Solange ein Schiff ber das Meer fhrt! Usaid selber ist das weite Meer! Leugnet nicht den Vorrang, der ihm dank seinem Onkel gebhrt! Beim Herrn des Himmels,154 der Erde, des Wassers und alles dessen, was uns vom Berge ir herberleuchtet! Unbestreitbar steht Usaid dem Ab Raba voran!ì ÑIst Quaij vortrefflicher als Maz m?ì wollte man weiter wissen. ÑBeim Herrn der schnaubend Dahinrennenden! Der Freie gleicht nie dem elenden Knecht, der zurcksteht155 gegenber dem, der seine Sippe unten in Mekka ansiedelte!ì Usaid als der Sieger opferte die mitgefhrten Kamele und erhielt nach der Rckkehr das ganze Vermgen Ab Rabas. Eine Schwester Usaids war mit Ab
ahl verheiratet; sie flehte ihren Bruder an, er mge Mitleid mit dem Verlierer haben, worauf er Ab Raba das Verwettete zurckerstattete.156 Viele frhe Suren halten sich ganz in diesem Stil der Wahrsager; er ist die Redeweise, in der Entscheidungen von gr ter Tragweite geu ert werden, Entscheidungen, denen sich die Betroffenen nicht entziehen knnen, sofern sie sich nicht au erhalb der allgemein anerkannten Sittlichkeit stellen wollen. Was die Wahrsager mitteilen, sind Botschaften, die sie nicht aus sich selber heraus formulieren; es sind vielmehr Worte, die ein ÑSatanì oder ein ÑFolgerì ihnen eingeben. Man wird schwerlich behaupten wollen, da sich Mohammed diese Vorstellungen gezielt zunutze machte, um seinen u erungen Gewicht zu verleihen. Es war ihm einfach selbstverstndlich, da das, was er als Eingebung des hchsten Herrn empfand, so und nicht anders ausgesprochen wurde. Eine spezifische Art prophetischer Rede, die von der Allgemeinheit als eine solche spontan erkannt und anerkannt htte werden knnen, gab es im damaligen Arabien nicht. Dies bedeutet, da fr Mohammed die Schwre, die er den Eingebungen voranstellte, und deren in Anspielungen gekleidete Botschaften einer Konvention entsprachen, die nicht in Frage stand: ÑDarum zurck, Bruder (der Sippe Abd) ad-Dr, dein Glck ist gestrauchelt!ì ÑUsaid selber ist das weite Meer!ì Wie der Inhalt einiger seiner frhen Verkndigungen sich innerhalb der Grundstze der ÑStrengenì bewegte, so sprengte auch die Form zunchst nicht das berkommene. ÑBei denen, die schnaubend dahinrennen! Bei denen, die Funken stieben lassen! Bei denen, die morgens angreifen, Staub aufwirbeln, pltzlich mitten in einer Schar (ihrer Feinde) auftauchen! Der Mensch ist wirklich aufsssig gegen seinen Herrn! Der Mensch selber ist Zeuge hierfr: Heftig begehrt er irdische Gter! Wei er etwa nicht: Wenn nach oben gekehrt wird, was in den Grbern ist, und wenn zum Vorschein kommt, was sich im Herzen der Menschen verbirgt, an jenem Tag wird ihr Herr sie genau kennen!ì (Sure 100). In der Wirkung der Bekrftigung durch Eide verwandt ist ein anderes in frhen Suren hufiges Stilmittel: Es werden die Schrecknisse des Jng-
5. Die Wahrheit der ÑLesungì
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sten Tages ausgemalt; in kurzen mit Ñwennì eingeleiteten Stzen sucht Mohammed seinen Zuhrern Furcht vor dem Gericht einzufl en. Dieses Thema ist den Wahrsagern fremd; es hat auch nichts mit den Fragen zu tun, die man ihnen vorlegt. Ohne vorerst zu erwgen, woher Mohammed die Anregungen fr diese Motive erhalten haben knnte, seien Sure 82 und Sure 81 wiedergegeben, die uns zum Problem des Inhalts der ltesten Offenbarungen zurckfhren werden, das wir schon mehrfach angeschnitten haben. ÑWenn sich der Himmel spaltet! Wenn sich die Sterne verstreuen! Wenn man die Meere zum Abflie en bringt! Wenn die Grber durchwhlt werden! Dann wei eine jede Seele, was sie getan und gelassen hat! O Mensch, warum tuschst du dich ber deinen edelmtigen Herrn, der dich geschaffen, gerade und richtig gebildet hat? Wie es ihm beliebte, hat er dich zusammengesetzt. Doch nein! Ihr leugnet das Gericht ab! Aber ber euch sind Wchter gestellt, edle, aufzeichnende, die wissen, was ihr tut. Die Frommen sind im Paradies. Die beltter sind in der Hlle. Sie schmoren in ihr am Tag des Gerichts. Nie mehr kommen sie heraus. Woher wei t du, was der Tag des Gerichts ist? Noch einmal: Woher wei t du, was der Tag des Gerichts ist? (Das Gericht wird gehalten) am Tag, da keine Seele fr eine andere etwas vermag. Das Sagen hat dann nur Allah!ì (Sure 82). Allah formte jeden Menschen, wie es ihm beliebte, und indem der Mensch das Diesseits durchma , ohne da er sich darber im klaren gewesen wre, wozu er von Allah bestimmt worden war, wurde all sein Handeln aufgezeichnet, und nun wird dem Menschen dieses Register vorgewiesen, damit er begreife, wie sein irdisches Dasein abgelaufen ist und da es tatschlich so abgelaufen ist. In Sure 81 verbindet Mohammed die Schilderung des Weltenendes mit den Schwren, die die Wahrheit einer Botschaft beeiden; diese selber wird uns in knappen Anspielungen ins Gedchtnis gerufen. ÑWenn die Sonne eingerollt wird! Wenn sich die Sterne trben! Wenn die Berge von der Stelle rcken! Wenn man die hochtrchtigen Kamelstuten vernachlssigt! Wenn sich die wilden Tiere sammeln! Wenn sich die Meere bis zum berlaufen fllen! Wenn die Seelen (mit den Leibern) gepaart werden! Wenn das lebendig verscharrte Mdchen gefragt wird, um welcher Schuld willen es gettet wurde! Wenn die Schriftstcke ausgebreitet werden! Wenn vom Himmel die Decke weggezogen wird! Wenn das Hllenfeuer entfacht wird! Wenn man das Paradies herbeibringt! Dann erfhrt eine jede Seele, (welche Werke) sie beigebracht hat. Doch nein! Ich schwre bei den Planeten, die vorberziehen, sich verbergen! Bei der Nacht, wenn sie weicht! Beim Morgen, wenn er erstrahlt! Dies ist die Rede eines edlen Gesandten, eines mit Macht, einflu reich beim Thronenden, (eines Gesandten) dem man gehorcht, eines zuverlssigen! Euer Gefhrte ist nicht besessen. Er schaute ihn am klaren Horizont! Er enthlt euch das Verborgene nicht vor. Das sind nicht die Worte eines Satans, den man mit Steinen verjagt! Wozu versteigt ihr euch? Es ist nichts als eine Mahnung fr alle Menschen, fr die unter euch, die den geraden Weg gehen wollen. Ihr aber wollt nicht, es sei denn, Allah, der Herr aller Menschen, wollte es!ì (Sure 81). Die letzten Worte klingen wie eine angefgte, noch ganz rohe theologische Erluterung: An eurem Wollen liegt nichts, denn es gibt in Wirk-
Die Autorisierung des Boten
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lichkeit nur Allahs Wollen. ñ Weder ist ein ÑSatanì die Quelle dessen, was Mohammed verkndet (Sure 81, 25), noch ist er von einem Dmon besessen. Was er vortrgt, ist die Mahnung, die er demjenigen verdankt, den er Ñam klaren Horizontì wahrnahm. Die Worte aus dem Verborgenen wird Mohammed niemals fr sich behalten; denn er empfing sie von einem redlichen, aber auch einflu reichen Boten des Herrn auf dem Thron. Diesem dienen Schreiber, die alles aufzeichnen, was im Diesseits gem gttlicher Fgung geschieht. Ihm unterstehen aber auch jene in den Schwren erwhnten Wesen: Sie bermitteln die Worte des thronenden Herrn, und damit erfllen sie eine Aufgabe, die sie in den u erungen der Wahrsager noch nicht haben; letztere reden ihrem ÑSatanì oder ÑFolgerì nach dem Mund ñ Mohammed will aber gerade nicht in den Ruf gelangen, aus solch einer Quelle zu schpfen! Und so werden jene Wesen zu einer Vorstufe des Botenengels Gabriel. ÑBei denen, die am Zgel zerren, bis es sie wrgt! Bei denen, die sich munter tummeln! Bei denen, die rasch dahinschweben! Bei denen, die im Rennen gewinnen! Bei denen, die eine (gttliche) Fgung (arab.: al-amr) lenken! Am Tag, da die Erde einmal erbebt und gleich darauf ein zweites Mal: Die Herzen werden dann ngstlich pochen...ì (Sure 79, 1ñ8). hnlich Sure 77: ÑBei denen, die losgelassen sind, mit fliegender Mhne! Bei denen, die wie ein Sturm daherbrausen! Bei denen, die ausgreifende Schritte tun,157 dann etwas deutlich machen, dann eine Mahnung verknden, zur Entschuldigung und zur Warnung! Was euch angedroht wird, trifft gewi ein!ì (Vers 1ñ7). Hier skizziert Mohammed zunchst die berbringer und nennt danach ihre Aufgabe. Die sptere Koranauslegung hat mit den rasch laufenden Tieren, die uns auch in den Schwren der Wahrsager begegnet sind, nichts mehr anzufangen gewu t. Deshalb neigte sie dazu, ohne Umschweife von Botenengeln zu reden.158 ñ Der frhen mekkanischen Periode der Prophetie Mohammeds gehrt ferner Sure 51 an, die wie folgt beginnt: ÑBei denen, die Staub aufwirbeln! Bei denen, die eine Last tragen! Bei denen, die leichtf ig laufen! Bei denen, die eine gttliche Fgung austeilen! Was euch angedroht wird, ist wahr! Das Gericht wird hereinbrechenì (Vers 1ñ6). Schon den mittelmekkanischen Offenbarungen rechnet man Sure 37 zu.159 Hier findet Mohammed unzweideutig Anschlu an die religise Bilderwelt des heidnischen Eingottglaubens der sogenannten anfen, von denen noch ausfhrlich die Rede sein wird. Es ist in Sure 37 nicht mehr der Ñhchste Herrì, der ihn anspricht, sondern der eine Allah, und dieser ist von Wchtern, Engeln, umgeben, wie schon Philon ihn beschrieben hat, und Engel werden nun zu den berbringern der Botschaft: ÑBei denen, die in Reihen stehen! Die dann abwehren, dann eine Mahnung vortragen! Euer Gott ist wahrlich ein einziger, der Herr der Himmel und der Erde und dessen, was zwischen beidem ist, der Herr der Ostgegenden! Den untersten Himmel haben wir mit den Sternen verziert. Dies dient auch dem Schutz gegen jeden widerspenstigen Satan: Sie vermgen die oberste Ratsversammlung nicht zu belauschen! Von allen Seiten bewirft man sie, um sie zu verjagen, und sie erhalten eine lang dauernde Strafe. Einige nur erhaschen etwas, und dann folgt ihnen eine flammende Sternschnuppe hinterdreinì (Vers 1ñ 10).
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Mohammed drngt sich den Zuhrern als der autorisierte Verknder der Botschaften aus dem Verborgenen auf. Wie es bis jetzt war, nmlich da die ÑSataneì, die Dmonen oder die ÑFolgerì ihren Medien die bernatrlichen Kenntnisse einflsterten, so darf es nicht weiterhin bleiben. Wenn Mohammed als der berbringer der Worte des einen Allah ernstgenommen werden will, dann mu er zuallererst sein Monopol auf den befugten Zugang zum Verborgenen durchfechten. Seine Anhnger jedenfalls gestanden ihm dieses Monopol zu, und fortan gengte es, wenn er Ñbei der ÇLesungë (arab.: al-qurn) mit der Mahnungì (Sure 38, 1), Ñbei der weisen ÇLesungëì (Sure 36, 1), Ñbei der rhmenswerten ÇLesungëì (Sure 50, 1) oder Ñbeim klaren Buchì (Sure 43, 1 und 44, 1) schwor. Der Schritt zur Verschriftlichung ist nun nicht mehr weit. In dieselbe Zeit gehren Einleitungsformeln wie: ÑDies sind die Wunderzeichen des Buches und einer klaren ÇLesungëì (Sure 15, 1) oder Ñdies sind die Wunderzeichen des klaren Buchesì (Sure 26, 1; vgl. Sure 27, 1).160 Die Polemiken, die Mohammed inzwischen zu fhren hat, finden ihren Widerhall in den damals entstehenden Abschnitten des Korans. Der Streit entzndet sich an den Worten, die er vortrgt, und an seinem Beharren auf unwidersprochener Autoritt, die er aus diesen Worten ableitet ñ an jenem Grundton herrischen Rechthabens, der islamische u erungen gegenber Andersglubigen bis in die Gegenwart verunziert. Allah, des Gesandten Alter ego,161 legt ihm die Fragen in den Mund, mit denen er die Einwnde der kritischen Zuhrer abwehren und seinerseits zum Angriff bergehen soll. Folgen wir weiter dem Text von Sure 37! ÑSo frag (deine Gegner) um Aufschlu , ob sie schwieriger zu schaffen waren oder wen wir sonst noch schaffen; wir schufen sie aus klebrigem Lehm.ì Allah macht geltend, da selbst die Menschen, deren Gestaltung ihm das meiste Geschick abverlangte, doch sein Werk sind; dies bedenkend, sollten die Mekkaner begreifen, da sie Allah unausgesetzte Verehrung schulden. ÑDoch du wunderst dich ñ sie spotten darber, und wenn man sie mahnt, winken sie ab; und wenn sie ein Wunderzeichen sehen, machen sie es lcherlich und sagen: ÇOffensichtlich nichts als Zauber!ëì (Verse 11ñ 15). Den gleichen Stand der Dinge bezeugt Sure 51. Die einfhrenden Schwre beziehen sich auf jene dahineilenden Tiere, die Ñeine Fgung austeilenì:162 Die Stunde des Gerichts wird eintreffen! Dennoch schlagen viele Menschen solche Warnungen in den Wind und zeigen sich hartherzig gegen die Bedrftigen. ÑAuf der Erde gibt es Wunderzeichen fr diejenigen, die Gewi heit erlangen, und auch an ihnen selber ñ wollt ihr nicht genau hinschauen? Und im Himmel ist euer Lebensunterhalt und alles, was euch versprochen wird. Beim Herrn des Himmels und der Erde, dies ist so wahr (wie die Behauptung), da ihr sprechen knnt!ì (Vers 20ñ23). Nun folgt die Geschichte von den drei fremden Besuchern bei Abraham, die mit der Ankndigung der Zerstrung von Sodom und Gomorrha ihren Hhepunkt erreicht. In jenen sndigen Stdten gab es nur ein Haus mit glubigen Bewohnern; diese wurden vor dem Ausbruch der Katastrophe in Sicherheit gebracht. In Sodom und Gomorrha Ñlie en wir ein Wunderzeichen fr diejenigen zurck, die die schmerzhafte Strafe frchtenì (Vers 37). Auch der Herrscher von gypten mu te gewarnt
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Mohammed, der ÑZaubererì
Mohammeds Monopol auf Unterrichtung aus dem Verborgenen
II. Ein heidnischer Prophet
werden; Mose nahm dies Ñmit klarer Vollmachtì (Vers 38) auf sich, doch der gottlose Pharao meinte: ÑEin Zauberer oder ein Besessener!ì So geht es immer, das ist das Fazit, das Mohammed am Ende zieht: ÑFlchtet zu Allah! Ich bin euch ein klarer Warner, der von ihm kommt. In dieser Art kam zu den (Menschen) vor (der Zeit der Mekkaner) nie ein Gesandter, ohne da (dessen Zeitgenossen) gesagt htten: ÇEin Zauberer oder ein Besessener!ëì (Vers 51 f.). Nur denen, die ohnehin glauben, nutzt solche Mahnung. Dabei fordert Mohammed fr die berbringung gar keinen Unterhalt ñ wie ihn vermutlich die Wahrsager forderten. Denn die Mittel zur Lebensfristung kommen allein von Allah. Nur um diesen Allah zu verehren, wurden die Menschen und die Dschinnen geschaffen. Darum wehe denjenigen, die undankbar und ohne Glauben sind (Vers 53ñ60)! Der Vorwurf, Mohammed sei ein Zauberer, dessen Worte den Menschen die Vernunft raubten,163 oder ein von einem Dmon Besessener, taucht in den Suren der mittleren mekkanischen Periode mehrfach auf (Sure 15, 6; Sure 26, 27; Sure 54, 9), und er wird, wie gerade deutlich wurde, von Mohammed in die ltere Geschichte zurckgespiegelt. Was er erlebt, haben, so meint er, auch die vor ihm von Allah Berufenen erdulden mssen. Mit ihnen wei er sich jetzt auf einer Stufe; seine Erfahrungen mssen auch die ihrigen gewesen sein. Damit tritt er endgltig aus dem Schatten der Frmmigkeit der ÑStrengenì und ihres Ñhchsten Herrnì heraus. Die genaueren Umstnde werden wir im nchsten Teilkapitel betrachten. Zunchst haben wir zu errtern, wie er Abstand zu den ererbten Vorstellungen vom inspirierten Reden der Wahrsager und Dichter gewinnt. Offenbarung, die Eingebung aus dem Verborgenen, das ist fr ihn inzwischen zu einem Geschehen geworden, das jene nicht mehr fr sich behaupten drfen. Die dahineilenden Botentiere werden ersetzt durch die nun auch wortwrtlich genannten Engel: ÑAlif-lmr.164 Jenes sind die Verse des Buches und einer klaren Lesung. Die Undankbaren wren vielleicht gerne Menschen, die (ihr Gesicht ganz zu Allah) wenden.165 La sie! Sollen sie essen und genie en, soll die Hoffnung sie ablenken ñ sie werden es erfahren! Wir haben nie eine Ortschaft zerstrt, ohne da sie eine festgesetzte Schrift166 gehabt htte. Keine Gemeinschaft kommt der ihr (zugemessenen) Frist zuvor, keine schiebt sie hinaus. Sie sagen: ÇDu, dem die Mahnung herabgesandt wurde! Du bist besessen! Wie wre es, wenn du uns die Engel vorwiesest, wenn du wirklich die Wahrheit sagst?ë Wir schicken die Engel nur mit der Wahrheit herab, folglich haben sie keinen Aufschub zu erhoffen. Wir sind es, die die Mahnung herabschicken, und wir schtzen sie auch (vgl. Sure 37, 8ñ 10). Wir sandten schon vor dir (Propheten) zu den verschiedenen Gruppen der alten Vlker, und nie kam ein Gesandter zu ihnen, ohne da sie ihn verspottet httenì (Sure 15, 1ñ11). Die Dschinnen, das hrten wir schon, vermgen nicht mehr am Himmel zu lauschen. Mohammed bestreitet nicht, da frher dergleichen geschah. Aber jetzt, da er sich seines Prophetentums gewi geworden ist, hat es damit ein Ende. Er allein genie t fortan das Privileg, von Allah Botschaften zu empfangen, und zwar solche, die ausdrcklich an ihn, den Gesandten, gerichtet sind; was er bermittelt, sind nicht Satzfetzen, die er mit List erhaschen m te. Einige Dschinnen hrten zu, wie etwas
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aus der mohammedschen ÑLesungì vorgetragen wurde, und sie sagten danach ihren Artgenossen: ÑÇUnser Herr, dessen Glck alles bertreffen mge, nahm sich keine Gattin und keinen Sohn.167 Die Dummkpfe unter uns haben ganz Abwegiges ber Allah verbreitet. Wir meinen aber, da Menschen und Dschinnen nicht mehr ber Allah Lgen verbreiten werden; und da Mnner (aus dem Geschlecht) der Menschenëì ñ nmlich die Dichter und die Wahrsager ñ ÑÇbei Mnnern (aus dem Geschlecht) der Dschinnen Zuflucht suchten, die sie aber noch tiefer in ihre Schlechtigkeiten verstrickten; da sie nmlich wie ihr (Menschen) nicht vermuteten, da Allah jemanden von den Toten auferwecke.ë Sie sagten ferner: ÇWir haben den Himmel erkundet und gefunden, da er jetzt angefllt ist mit starken Wchtern und mit Sternschnuppen. Frher hockten wir dort wie Zuhrer. Lauscht jetzt jemand, dann findet er, da auf ihn eine Sternschnuppe lauert. Daher wissen wir nicht mehr, ob fr die Erdbewohner Unheil im Werke ist oder ob ihr Herr sie auf den rechten Weg leiten willëì (Sure 72, 3ñ10). Mit der Wahrsagerei ist es endgltig vorbei. Sure 26 fa t das Selbstbewu tsein, das Mohammed bis in die mittlere Phase seines Auftretens in Mekka entwickelt, eindrucksvoll zusammen. Kennzeichnend fr das nunmehr erreichte Verstndnis von seiner Berufung ist die stndige Bezugnahme auf die vor ihm von Allah bestellten Gesandten. Sie alle, glaubt er, befanden sich in einer hnlichen Lage wie er, stie en auf die gleiche Ablehnung, wurden aber endlich durch ein Zeichen Allahs auf unwiderlegbare Weise besttigt ñ ein Geschehen, das den zweifelschtigen Mekkanern noch bevorsteht und fr sie ebenso furchtbar sein wird wie fr die Menschen der Vergangenheit. ÑÄ-snmm. Jenes sind die Wunderzeichen des klaren Buches. Womglich grmst du dich, weil sie unglubig bleiben. Wenn wir wollen, senden wir ihnen vom Himmel ein Wunderzeichen hinab, und daraufhin werden sie immerfort demtig den Nacken beugen. (Doch) der Barmherzige erteilt ihnen stets aufs neue eine Mahnung, aber sie bergehen sie (jedesmal). Sie erklren es fr Lge, doch die Kunde von dem, worber sie spotteten, wird sie noch erreichen! Haben sie sich denn nie das Land angeschaut, wieviel wir dort hervorsprie en lassen von jeglicher edlen Art? Darin liegt doch ein Wunderzeichen, die meisten von ihnen aber glauben nicht! Dein Herr ist der Mchtige, Barmherzige!ì (Sure 26, 1ñ9). Alles, was Allah wirkt ñ und das sind alle Dinge des Diesseits, dem Menschen ntzliche genau so wie die Schrecknisse und Katastrophen, die ber ihn hereinbrechen, und es sind die Worte, die er ber die Gesandten an den Menschen richtet ñ alles, was Allah wirkt, sind Wunderzeichen, die der Verfgung und dem Handlungsvermgen der Geschpfe ein fr allemal entzogen bleiben. Dies zu begreifen, es an den alltglichen Vorgngen in der Welt um einen her abzulesen, weigern sich die Mekkaner; sie spotten ber die Mahnung. Aus den Geschichten der Gesandten vor ihm wei Mohammed aber, da Allah bald das drastische Zeichen einer Katastrophe setzen wird; darauf vertraut Mohammed. Die ÑWunderzeichen des klaren Buchesì sind genau so wahr wie das alltgliche Geschehen in der Natur, und diese Wahrheit wird sich in jedem Falle erweisen ñ was diese Worte von dem Gerede der Wahrsager und Dichter unterscheidet, die sich auf lgenhafte Einflsterungen verlassen.
Die Gesandten vor Mohammed
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Gesandter, ÑBuchì und ÑLesungì
II. Ein heidnischer Prophet
Mose und sein Streit mit dem Pharao (Sure 26, 10ñ67) sind das erste Beispiel, das Mohammed anfhrt. ÑDein Herr ist der Mchtige, Barmherzige!ì (Sure 26, 68). Abraham und die Gtzendiener, denen dieser entgegentritt, werden dann ins Gedchtnis gerufen. ÑDein Herr ist der Mchtige, Barmherzige!ì (Sure 26, 104). Noah, die d mit ihrem Propheten H d, die am d und li, Lot und die sndigen Stdte, den Propheten äuaib, sie alle und den Untergang der Unglubigen, mit dem ihre Geschichten stets enden, hlt Mohammed den Mekkanern vor, und am Ende einer jeden l t er sein Alter ego versichern: ÑDein Herr ist der Mchtige, Barmherzige!ì (Sure 26, Verse 122, 140, 159, 175, 191). Noch gewhrt Allah den Zweiflern und Spttern Aufschub, aber wer kann wissen, wielange? ÑDie Satane bringen das Buch nicht herab. Das ziemt sich nicht fr sie, und sie knnen es auch nicht, denn man hlt sie vom Zuhren fern. Darum ruf neben Allah keinen anderen Gott an! Du wrdest sonst bestraft werden. Doch warne deine nchsten Angehrigenì ñ wie es Abraham, Lot und andere Propheten taten ñ Ñund sei mit den Glubigen nachsichtig, die dir folgen! Sollte man sich dir widersetzen, dann sag: ÇFr das, was ihr macht, bin ich nicht verantwortlich!ë Und verla dich auf den Mchtigen, Barmherzigen, der dich sieht, wenn du dich (zum rituellen Gebet) aufstellst und wie du dich in der Schar derjenigen hin und herwendest, die sich niederwerfen. Er hrt und wei alles. Soll ich euch mitteilen, auf wen die Satane hinabsteigen? Auf jeden sndigen Schwindler! Sie lauschen. Die meisten von ihnen sind Lgner. Desgleichen die Dichter ñ ihnen folgen die Toren. Hast du nicht gesehen, wie die (Dichter) verwirrt in jedem Tal umherirren und da sie sagen, was sie nicht tun?ì (Sure 26, 210ñ226). Denn die Worte, bestenfalls bruchstckhaft erlauscht, die sie von den Satanen zugeflstert bekommen und dann verknden, mssen sich als falsch erweisen, eben weil sie nicht ein Teil der unaufhrlich von Allah gewirkten Wunderzeichen sind. Ganz anders verhlt es sich mit den Glubigen, wie der letzte, wegen seines vom ganzen Text der Sure abweichenden Stils als nachtrgliche Erluterung anzusehende Vers beteuert: ÑAbgesehen von denen, die glauben, fromme Werke tun, Allahs oft gedenken und triumphieren, nachdem man ihnen Unrecht zugefgt hat. Diejenigen, die das Unrecht begingen, werden erfahren, worauf es mit ihnen hinausluftì (Sure 26, 227). Zu der berzeugung, von dem alles lenkenden Allah unmittelbar oder ber einen Boten angesprochen zu werden, gesellt sich die Vorstellung, selber ein Bote des Einen zu sein und deswegen am Ende einer langen Reihe von Vorgngern mit vergleichbarem Schicksal zu stehen. Mit der unerschtterlichen Gewi heit, die Wahrheit zu verknden, deren die Wahrsager und Dichter gar nicht mehr habhaft werden knnen, verbindet sich ferner der Glaube, da die in Worte gefa ten Wunderzeichen Allahs mehr sind als ein einmaliger Appell wie etwa: ÑSteh auf und warne!ì (Sure 74, 2). Die Worte gelten vielmehr ber den Augenblick ihrer Verkndigung hinaus und gehren daher in das Ñklare Buchì. Dieser Begriff ist, fr sich genommen, mehrdeutig. Verbergen sich dahinter die ÑSchriftstckeì Abrahams und Moses, von denen in den ltesten Offenbarungen die Rede war? Das Wort ÑBuchì (arab.: al-kitb) meint in der frhesten Zeit eine Aufzeichnung von Ereignissen (Sure 78, 29) und be-
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hlt diese Bedeutung bis in die mittelmekkanische Periode bei (Sure 17, 71), von der wir hier handeln, ja, hat im Zusammenhang mit der Schilderung des Endgerichts kurz vor der Vertreibung Mohammeds aus Mekka noch ebendiesen Sinn (Sure 39, 69). Dennoch tritt in den Jahren, in denen Mohammed an die mekkanische "ffentlichkeit geht, eine weitere Bedeutung hinzu, die unmittelbar auf jene folgenreiche Erweiterung seines Selbstverstndnisses verweist. ÑÄ-sn. Jenes sind die Wunderzeichen der ÇLesungë (arab.: al-qurn) und eines klaren Buches, die als Rechtleitung und frohe Botschaft den Glubigen mitgeteilt werden, denjenigen, die das rituelle Gebet verrichten, die Luterungsgabe abfhren und sich des Jenseits gewi sindì (Sure 27, 1ñ3). Diese Verse leiten Sure 27 ein, die unmittelbar nach Sure 26 entstanden sein soll. In der Gemeinde, die sich um Mohammed schart, bilden die Worte, die er als Allahs Offenbarung verkndet, neben den Riten das krftigste Bindemittel. Sie werden vorgetragen, um die richtige religise Gesinnung zu erzeugen und festzuhalten ñ eine Aufgabe, die die Sprche der Wahrsager niemals zu erfllen hatten. Sie konnte freilich nur geleistet werden, indem man die Texte in eine feste Form brachte, die zum liturgischen Vortrag geeignet war. Einfhrungsverse wie jene von Sure 26 und der Aufbau des Textes, der den Zweck der ÑSchulungì unschwer erkennen l t, belegen, wie weit sich Mohammed inzwischen von seinen Anfngen entfernt hat. Es ist bezeugt, da solche komponierten Suren in verschriftlichter Form kursierten, und es gibt keinen Grund, diese berlieferung anzuzweifeln. Wir hren, da abbb b. al-Aratt, Schutzbefohlener einer uzitin und Eidgenosse der quraiöitischen Ban Zuhra,168 FÅima, die Schwester des spteren Kalifen Umar b. al-aÅÅb, und deren Ehemann heimlich in der ÑLesungì unterwies. Umar, damals noch ein erbitterter Feind Mohammeds, dessen Liebugeln mit dem anfentum ihm vermutlich suspekt war,169 vernahm zufllig das Gemurmel, trat erbost hinzu und lie seiner Wut freien Lauf. FÅima konnte das Schriftstck (arab.: aafa), auf dem der Text von Sure 20 stand, gerade noch verbergen. Als Umars Jhzorn verraucht war, lie er sich die Bltter aushndigen und las den Text, nachdem er sich auf Bitten seiner Schwester rituell gereinigt hatte. Er bemerkte die Kraft der mohammedschen Worte und erfuhr nun selber, was er den Anhngern der neuen Glaubenspraxis bisher vorgeworfen hatte: nmlich da sie sich von der ÑLesungì den Kopf verdrehen lie en.170 Unter den Gelehrten der ersten Jahrhunderte nach der Hedschra hielt sich die Erinnerung daran, da die Verschriftlichung der von Mohammed als Offenbarungen prsentierten Texte schon in Mekka ihren Anfang nahm. Hierbei handelte es sich um durchkonstruierte und damit zum liturgischen Gebrauch zubereitete ÑLesungenì, deren Gesamtheit man mit dem Wort ÑBuchì zu benennen begann. Unter Berufung auf Ibn al-Abbs (gest. 688) schreibt der in Raij wirkende Gelehrte Ibn a-$urais (gest. 906): ÑWenn ein Erffnungsvers einer Sure in Mekka herabgesandt wurde, wurde sie in Mekka niedergeschrieben. Dann pflegte Allah ihr hinzuzufgen, was ihm beliebte.ì171 In der Tat enthlt der Koran siebzehn aus jener Periode172 stammende Suren, deren Einleitungsverse in unterschiedlicher Weise darlegen, da der sich anschlie ende Text als Teil
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Die Authentizit t der niedergeschriebenen ÑLesungì
II. Ein heidnischer Prophet
eines von Allah auf Mohammed hinabgesandten Buches zu verstehen sei. In drei Fllen taucht das ÑBuchì in einer Schwurformel auf; die neue Selbstauslegung des Propheten und seiner Verkndigung verbirgt sich hier noch unter der obsolet werdenden Redeweise: ÑBeim klaren Buch!ì beginnen Sure 43 und 44; und Sure 52 setzt so ein: ÑBeim Berg Sinai! Und bei einem geschriebenen Buch auf entfaltetem Pergament! Beim vielbesuchten Haus (d.h. der Kaaba)! Beim emporgehobenen Himmelsdach! Beim wohlgefllten Meer!ì Diesen Wendungen eng verwandt sind die einleitenden Worte der ebenfalls mekkanischen Sure 36 ÑBei der weisen ÇLesungë!ì, 38 ÑBei der ÇLesungë mit der Mahnung!ì und 50 ÑBei der hochlblichen ÇLesungë!ì Dies ntigt uns zur Beantwortung der Frage, ob Mohammed die Begriffe ÑBuchì und ÑLesungì in gleicher Bedeutung verwendet. Die ersten Worte von Sure 15 legen die Vermutung nahe, da dem nicht so ist: ÑAlif-lm-r. Jenes sind die Wunderzeichen des Buches und einer Lesungì, sagt er dort, unterscheidet also zwischen beiden, ohne freilich Aufschlu darber zu geben, worin der Unterschied bestehe. Die Schwurformeln vor den Suren 43 und 44 helfen uns weiter. Ñ-mm. Beim klaren Buch! Wir haben es zu einer arabischen ÇLesungë gemacht, vielleicht begreift ihr! Es ist bei uns in der Urschrift des Buches, (es ist) erhaben und weise. Sollen wir euch die Mahnung denn vorenthalten, weil ihr Leute seid, die (alles) verschleudern?ì (Sure 43, 1ñ5). Das Ñklare Buchì tritt im Augenblick der Verkndigung als ÑLesungì in Erscheinung; auch in diesem Zustand bleibt es authentisch, nmlich eine Wiedergabe dessen, was in der Urschrift in der unmittelbaren Gegenwart Allahs steht. Man knnte auf den Gedanken verfallen, fr die Mekkaner, die allzu sorglos mit den Gaben Allahs umgehen, wre sein authentisches Wort zu kostbar, doch hat Allah, wie man in den folgenden Versen belehrt wird, schon vor Mohammed Propheten berufen, denen man zu ihrer Zeit mit hnlicher Mi achtung begegnet war. Die ÑLesungì ist als die auf Mohammeds Umgebung zugeschnittene Fassung der Urschrift zu deuten; indem diese ÑLesungì in ein ÑBuchì umgewandelt, also niedergeschrieben wird, tritt die Klarheit, die Festigkeit ihres Sinnes, vollends zutage. In Schrift gefa t und damit zum arabischen diesseitigen Reprsentanten des himmlischen Originals erhoben, ist das ÑBuchì in Mohammeds Augen der schlagendste Beweis dafr, da die Stmpereien der Wahrsager und Dichter, die zum Besten geben, was manche Dschinnen oder Satane aufschnappten, im Vergleich zu seinen Offenbarungen lppisches Gefasel waren. Das, was er den Mekkanern als Ñklares Buchì vorlegt, hat Allah ihm gezielt und mit voller Absicht bermittelt: Ñ-mm. Beim klaren Buch! Wir sandten es in einer gesegneten Nacht herab, wir waren Warner. In (jener Nacht) wird jegliche Art weiser Fgung entschieden, als eine Fgung, die von uns her kommt, denn wir schickten Gesandte aus. (Dies geschieht) aus Barmherzigkeit seitens deines Herrn. Er ist der Allhrende, Allwissende, der Herr der Himmel und der Erde und dessen, was zwischen beidem ist. (Davon seid ihr berzeugt), wenn ihr Gewi heit erlangt. Es gibt keinen Gott au er ihm. Er bringt euch ins Leben und l t euch sterben, euer Herr und der Herr eurer Vorvter! Aber (die Mekkaner) vertndeln sich in ihrem Zwei-
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felì (Sure 44, 1ñ9). Der eine Allah begnadet seinen erwhlten Gesandten in einer gesegneten Nacht mit dem Ñklaren Buchì, das als ein Ausschnitt aus der alle Schpfung gestaltenden weisen Fgung bergeben wird. Die Verschriftlichung der ÑLesungì ist somit eine wesentliche Ma nahme zur Erhhung der Autoritt Mohammeds; erst indem er das ÑBuchì darbietet, zeigt er sich nach eigenem Verstndnis als der berufene Sprecher Allahs. Dieser Allah ist nicht mehr der Ñhchste Herrì, sondern der einzige. Diesem wesentlichen Umbruch in Mohammeds Gottesidee, der die scharfen Konflikte mit den Mekkanern heraufbeschwrt, wenden wir uns in Krze wieder zu. Nicht in einem Zuge wurde aus der ÑLesungì das ÑBuchì, und nicht alles, was heute an frhen Eingebungen im Koran versammelt ist, war ein Teil der ÑLesungì. Nur eine begrenzte Zahl von Texten aus mekkanischer Zeit beginnt mit Versen, die auf das ÑBuchì Bezug nehmen. ÑEin Buch, das dir herabgesandt wurdeì (Sure 7; vgl. Sure 14; 18; 20 ÑLesungì; 32; 39; 40; 41; 45; 46) oder ÑJenes sind die Verse des klaren Buchesì (Sure 26; 27 Ñder ÇLesungë und eines klaren Buchesì; 28; 31; 10 Ñdes ewigen Buchesì) oder ÑEin Buch, dessen Verse festgefgt und dann (gleich Perlen) aneinandergereiht wurdenì (Sure 11; vgl. Sure 41), dies sind die Formeln, die Mohammed verwendet, und zwar bis in die frhmedinensische Zeit hinein. ÑJenes ist das Buch, in dem nichts Zweifelhaftes ist!ì Diese Einleitung der etwa anderthalb Jahre nach der Hedschra entstandenen Sure 2 greift Stze aus der sptmekkanischen Sure 10 auf: ÑDiese ÇLesungë ist nicht so, da sie erlogen, also ohne Allah (zustande gekommen sein knnte). Sie ist vielmehr eine Besttigung dessen, was vor ihr war, und eine ins einzelne gehende Erluterung des Buches, nichts Zweifelhaftes ist darin; sie ist vom Herrn der Welten. Wollen sie etwa behaupten: ÇEr hat sie erlogenë? Sprich: ÇDann bringt doch eine Sure gleicher Art bei und ruft anstelle Allahs an, wen ihr knnt!ëì (Sure 10, 37 f.). Der Gesandte zu sein und das ÑBuchì zu berbringen, das gehrt nun fr Mohammed zusammen. Vor allem weil er ein ÑBuchì bermittelt, ist er Allahs Gesandter und steht seinen Vorgngern in nichts nach: ÑAlif-lm-mm. Allah: Es gibt keinen Gott au er ihm, dem Lebendigen und ewig Bestndigen. Er sandte auf dich das Buch mit der Wahrheit herab. Dieses besttigt, was davor (an Offenbarungen) ergangen war. Und er sandte die Tora und das Evangelium herab, vorher, und dies als Rechtleitung fr die Menschen. Und er sandte die Entscheidung herab...ì (Sure 3, 1ñ4; vgl. Sure 44, 4). Die Lage, in der sich Mohammed in Medina befindet, kann er mit seinen mekkanischen Erfahrungen und Anschauungen nicht meistern. Der Inhalt der Suren 2 und 3 weicht daher stark von dem der mekkanischen ab, worauf hier noch nicht einzugehen ist. Die Zugehrigkeit zum ÑBuchì wird jedoch nach dem blichen Muster hervorgehoben. Ja, um sich den medinensischen Juden gegenber als Prophet auszuweisen, braucht er das ÑBuchì womglich noch dringender als in Mekka. Sure 3 spiegelt seine Enttuschung und seinen Zorn darber wider, da die Juden ihm die kalte Schulter zeigten (z.B. Vers 65ñ80, 93ñ110).173 In den jngeren medinensischen Suren fehlt von da an eine entsprechende Einleitung. Sie wenden sich unmittelbar an die eigene Anhngerschaft (z.B.
Von der mekkanischen zur medinensischen ÑLesungì
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II. Ein heidnischer Prophet
Sure 4 und 5) oder an ihn selber (z.B. Sure 65 und 66) und rechnen nicht mehr mit einer friedlichen Bekehrung der Andersglubigen. Der Verzicht auf jene formelhaften Wendungen mag berdies dadurch zu erklren sein, da Mohammed jetzt ber mehrere Schreiber verfgte, die die Offenbarungen aufzeichneten, so da eine nicht sogleich schriftlich festgehaltene ÑLesungì nicht mehr entstand. Da es Texte einer mndlich weitergegebenen ÑLesungì bis in die medinensische Zeit gab, belegen die ersten Verse von Sure 12: ÑAlif-lm-r. Jenes sind die Verse des klaren Buches. Wir sandten es als eine arabische ÇLesungí herab. Vielleicht begreift ihr! (vgl. Sure 43, 3). Wir erzhlen dir am schnsten, indem wir dir diese ÇLesungë eingaben, auch wenn du vorher einer der Mi achtenden warst...ì (Vers 1ñ3). Nach islamischer berlieferung wurde Sure 12 bereits in Mekka offenbart, aber erst in Medina stellte Mohammed ihr diese Einleitung voran: Erst jetzt wurde dieser Teil der ÑLesungì zu einem Abschnitt im Ñklaren Buchì. Die Grnde, die ihn bewogen haben mochten, diesen Text jetzt zu bercksichtigen, nachdem er ihn zuvor Ñmi achtetì hatte, knnten in der Politik gegenber den Quraiöiten zu suchen sein. Denn in dem ebenfalls erst in Medina entstandenen Vers 7 hei t es: ÑIn Josef und seinen Brdern lagen Zeichen fr die Fragenden.ì Aus Mekka vertrieben und daher der Geborgenheit in seinem Klan ledig, hegte er die Hoffnung, da Allah ihm Genugtuung von den Feinden verschaffen werde, wie sie einst Josef zuteil geworden war.174 Einen mglichen Grund, in Mekka auf Sure 12 zu verzichten, werden wir in Krze kennenlernen. In Medina ereignete sich brigens ein Skandal um die Niederschrift der ÑLesungì. Abdallh b. Sad b. ab Sar aus dem quraiöitischen Zweig der Ban mir b. Luaij zeichnete nach dem Diktat Mohammeds einige Offenbarungen auf. Ein Vers endete mit der Formulierung Ñder Allhrende, Allwissendeì, Abdallh aber notierte Ñder Allwissende, Weiseì. Wie gewhnlich ñ und wie spter in der muslimischen Gelehrsamkeit allgemein blich ñ lie sich Mohammed zur Kontrolle die Niederschrift vortragen und bemerkte dabei nicht, da Abdallh eine Wendung ausgetauscht hatte. Abdallh verlor den Glauben daran, da Mohammed Eingebungen empfange, und flchtete nach Mekka.175 Den meisten Quellen ist dieser Vorfall u erst unangenehm. Ibn Hiöm hat ihn, sofern er sich in Ibn Isqs Text befunden haben sollte, herausgestrichen. Anderswo hei t es schwammig, Abdallh habe fr den Gesandten Allahs geschrieben, dann habe der Satan ihn ausgleiten lassen, worauf er sich den Unglubigen in Mekka angeschlossen habe.176 Als Mohammed im Januar 630 in seine Vaterstadt einzog, gehrte Abdallh natrlich zu den Todeskandidaten. Glcklicherweise war er ein Milchbruder Umn b. Affns, und diesem gelang es, den nchtern denkenden Mann zu retten.177 Nach Mohammeds Tod zeichnete sich Abdallh bei den Eroberungskriegen in Nordafrika aus.178 Unbekannt bleiben der Zeitpunkt und die Umstnde der Niederschrift der gro en Zahl kurzer mekkanischer Suren, die entweder mit Schwren nach Art der Wahrsager erffnet werden,179 mit Drohungen oder Warnungen beginnen180 oder keiner dieser beiden Gruppen zuzuordnen sind.181 Man darf vermuten, da sie beim Tod des Propheten in schriftli-
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cher Fassung vorlagen. Die Schilderungen der Redaktionsttigkeit, die wenige Jahre danach aufgenommen wurde, setzen voraus, da die Texte der Suren zur Verfgung standen, und kreisen um die Frage, wie diese anzuordnen seien. Die Vorstellung, jede Sure sei erst jetzt aus einzelnen Fragmenten der Offenbarung zusammengestckelt worden, entspringt der immer wieder zitierten berlieferung, derzufolge einer der Schreiber Mohammeds, Zaid b. bit, den Auftrag Ab Bakrs (reg. 632ñ634) erhalten habe, den Text des Korans zusammenzutragen und niederzuschreiben; mit anderen Worten, es sollte ein Korpus aller Einzelteile der ÑLesungì angelegt werden, damit das ÑBuchì in seiner Gesamtheit zuhanden sei. Zaid habe sich die Texte zusammensuchen mssen, hei t es weiter, sie htten sich auf Palmzweigen, auf Schulter- und Rippenknochen von Tieren, auf Stoffetzen gefunden und nicht zuletzt Ñin den Herzen der Mnnerì. Zaid habe die Texte im Kopf gehabt, aber stets nach einem schriftlichen Beleg gefahndet. Genau so sei Ubaij b. Kab, ein anderer Schreiber Mohammeds, verfahren.182 Wenn man sich ins Gedchtnis ruft, da die Verse der ÑLesungì damals seit zwei Jahrzehnten tglich rezitiert wurden und zum Leben der Muslime gehrten wie Nahrung oder Kleidung, dann leuchtet schwerlich ein, wie unter Mohammeds ersten Nachfolgern ein Flickenteppich kaum oder gar nicht bekannter Fragmente fr das von ihm hinterlassene ÑBuchì htte ausgegeben werden knnen. In bereinstimmung mit dem von ihm in Mekka entwickelten Verstndnis vom Gottesgesandtentum, das er in Medina in Anbetracht der angedeuteten neuen Erfordernisse umformulieren wird,183 trieb er zu seinen Lebzeiten die Arbeit an der Niederschrift der ÑLesungì voran, behielt sich jedoch vor, immer wieder redigierend in die zu seinem ÑBuchì gewordenen Texte einzugreifen. Hiervon spricht er ganz unverblmt schon in der sptmekkanischen Sure 16, Vers 101, wobei er sich natrlich auf sein Alter ego als den Urheber der Revisionen beruft. Nun behauptet Sure 97, die die Gedanken von Sure 44, Vers 4 fortspinnt, die Herabkunft der Offenbarung zu einem klar umrissenen Zeitpunkt: ÑWir sandten (die Lesung) in der Nacht der (gttlichen) Macht herab. Woher wei t du, was die Nacht der Macht ist? Die Nacht der Macht ist besser als tausend Monate. In ihr steigen die Engel und der Geist, jegliche Art gttlicher Fgung, mit Erlaubnis ihres Herrn herab. Heil bedeutet sie ñ bis zum Anbruch der Morgendmmerung.ì Diese Sure, die von manchen frhen Quellen fr medinensisch gehalten wird,184 knnte mit Sure 2, Vers 185 inhaltlich zusammenhngen; dort ist freilich davon die Rede, da der ganze Monat Ramadan als der Zeitraum anzusehen sei, in dem Allah den Koran offenbart habe. Wenn Mohammed eine Sure hatte niederschreiben lassen, betrachtete er sie, wie gesagt, nicht als einen abgeschlossenen und daher unvernderlichen Text. Allah pflegte ihr dann noch hinzuzufgen, was ihm beliebte; so drckte sich Ibn a-$urais aus. Auf eben diesen Sachverhalt, jedoch auf die medinensische Periode bezogen, deuten berlieferungen, Mohammed habe immer im Ramadan den ganzen Text der Offenbarung dem Engel Gabriel vorgetragen,185 sich also stets aufs neue ein Plazet fr das ÑBuchì in der jeweils aktuellen Fassung holen mssen. Da er in der Auseinandersetzung mit den Juden von Medina betonte, da die Lebendigkeit dessen,
Der Ramadan, Gedenkmonat der ÑHerabsendungì
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Selbstrechtfertigung mit der ÑLesungì
II. Ein heidnischer Prophet
was er als Allahs Rede verkndete, ihm eine hhere Autoritt verschaffe, als sie die auf ein in der Schrift erstarrtes Wort angewiesenen Feinde beanspruchen knnten, erahnen wir das Dilemma, in das er um seines ÑBuchesì willen geraten war. In Mekka war dieses ÑBuchì der markanteste Beleg fr seine grundstzliche berlegenheit ber die Wahrsager und Dichter gewesen, die gleich ihm behaupteten, ihnen sei das Verborgene zugnglich. In Medina galt sein ÑBuchì den Juden fr nichts, und Mohammed erkannte zudem schnell, da ihm, wollte er im Namen Allahs herrschen, dieser Allah am besten stndig die erforderlichen Direktiven bermittelte. ÑWenn alle Bume auf Erden Schreibrohre wren und das Meer, das aus sieben dahinterliegenden Meeren Zuflu erhielte, (Tinte), selbst dann gingen die Worte Allahs noch nicht zu Ende! Allah ist mchtig und weise!ì (Sure 31, 27; vgl. Sure 18, 107ñ110).186 Mit den letzten Erwgungen haben wir schon ber den Rahmen dieses Kapitels hinausgegriffen. Was auf den Propheten in Medina nach der Vertreibung aus Mekka wartete und wie er sich auf die vllig vernderte Lebenslage einstellte, ist spter eingehend zu errtern. Kehren wir nach Mekka zurck und werfen wir noch einmal einen Blick auf das ÑBuchì! Was dieser Besitz fr Mohammed im Kampf um Anerkennung bedeutete, wurde bereits angesprochen. Da er berechtigt war, die ihm von Allah anvertrauten Worte niederzuschreiben, unterstrich er mit Versen, die nach muslimischer Auffassung die lteste Sure ñ nicht: Offenbarung ñ bilden. ÑRezitiere im Namen deines Herrn, der geschaffen hat, geschaffen hat den Menschen aus einem Blutklumpen! Rezitiere! Denn dein Herr ist der edelmtigste, der das Schreibrohr (zu gebrauchen) gelehrt hat, den Menschen gelehrt hat, was dieser nicht wu te!ì (Sure 96, 1ñ5). Der unermdliche Schpfer187 selber lehrt das Schreiben, damit man seine Botschaft schwarz auf wei vor sich hat. Dennoch, so hei t es in Sure 96 weiter, setzt man sich ber diese Botschaft hinweg, versucht sogar, den Vollzug der Riten zu behindern, doch wird die Frevler schlie lich die verdiente Strafe ereilen. Der Gedankengang dieser Verse, die die Niederschrift des Offenbarungstextes rechtfertigen, deckt sich mit demjenigen in den Einleitungsversen von Sure 43 und 44, die wir vorhin besprachen: Obwohl die von Allah gelehrte Kunst des Schreibens ausgebt wird, st t Mohammed auf Ablehnung. Sure 68, deren mekkanische Verse188 unmittelbar nach Sure 96 offenbart worden sein sollen, variiert das nmliche Thema: ÑN n. Beim Schreibrohr und bei dem, was man niederschreibt! Dank der Gnade deines Herrn bist du nicht (von einem Dmon) besessen. Du wirst deinen verdienten Lohn bekommen! Du bist von hchst ehrenwertem Wesen. Du und sie, ihr werdet sehen, wer von euch verfhrt wurde! Dein Herr wei am besten, wer von seinem Weg abirrte, und er kennt die am besten, die den rechten Weg gehen! Gehorche nicht den Leugnern! Ihnen gefiele es, wenn du (ihnen) schne Worte machtest, und sie tten es dann auch. Gehorche keinem Verchtlichen, der immerfort schwrt, die Leute aufhetzt, Gerchte ausstreut, das Gute verhindert, den Anstand verletzt, sndigt, (gehorche) keinem Rpel, der sich dazwischendrngt, weil er reich an Vermgen und Shnen ist! Trgt man ihm unsere Wunderzeichen vor, winkt er ab: ÇMrchen der Altvorderen!ëì (Sure 68, 1ñ15). Wegen ihrer Borniertheit wird am Ende die Strafe ber
5. Die Wahrheit der ÑLesungì
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die Feinde kommen; sie haben kein ÑBuchì, in dem sie studieren knnten (Vers 37), sie haben keinesfalls die Gewi heit, da alles so ausgehen wird, wie sie es sich wnschen; nie hat ihnen Allah dergleichen unter Eid zugesagt (Vers 39). Wenn sie sich ihrer Sache so sicher sind, dann sollen sie doch die Gefhrten Allahs, auf die sie zhlen, herbeizitieren, sobald der Tag der Abrechnung angebrochen sein wird. Ñberla ruhig mir diejenigen, die solche Rede fr Lge erklren! Wir werden sie Schritt fr Schritt ins Verderben fhren, ohne da sie es merken. Ich gewhre ihnen Aufschub, aber meine Tcke ist verl lich... Nehmen sie etwa Einblick in das Verborgene, so da sie es niederschreiben?ì (Vers 44ñ47). Der Rckhalt, den Mohammed aus der niedergeschriebenen Offenbarung gewinnt, deutet sich hier an. Im Laufe der Auseinandersetzungen mit den Zweiflern und Spttern unter den Mekkanern beruft er sich dann nicht mehr auf das ÑBuchì, um sich zu verteidigen. Er geht zum Angriff ber und fordert seine Gegner heraus: ÑDann bringt doch eine Sure gleicher Art bei und ruft anstelle Allahs an, wen ihr knnt!ì (Sure 10, 38). Auch in Sure 11, Vers 13 wirft er ihnen den Fehdehandschuh hin: ÑOder sie sagen: ÇEr hat sich (die Lesung) zusammengelogen.ë Sprich: ÇDann bringt doch zehn Suren bei, (der Lesung) vergleichbar und (von euch) zusammengelogen! Ruft anstelle Allahs an, wen ihr knnt, wenn (ihr meint), die Wahrheit zu sagen!ëì Zum letzten Mal tritt Mohammed in der frhmedinensischen Sure 2 mit diesem Argument den Feinden entgegen. Er wiederholt ñ zum wievielten Mal? ñ da man Allah verehren msse, ihn, der alles erschafft und ernhrt, von dem mithin einzig und allein die Offenbarung herkommen kann (Vers 21 f.). ÑWenn ihr im Zweifel ber das seid, was wir auf unseren Knecht herabsandten, dann bringt doch eine vergleichbare Sure bei und ruft eure Zeugen an, die ihr anstelle Allahs (zu haben glaubt) ñ, wenn (ihr meint), die Wahrheit zu sagen! Wenn ihr dies nicht tut, und ihr werdet es nicht tunì ñ nmlich eure Behauptung durch das Ersinnen einer gleichen Sure erhrten ñ Ñdann htet euch vor einem Feuer, dessen Brennstoff die Menschen und die Steine sind, vorbereitet fr die Unglubigen!ì (Vers 23 f.). Sure 2 und die ebenfalls in die Anfangszeit des Wirkens in Medina gehrende Sure 3 sind die letzten, die mit einer das ÑBuchì hervorhebenden Einleitung versehen sind, und es ist kein Zufall, da Mohammed nun auch zum letzten Mal die Schriftlichkeit seiner ihm, wie er meint, von Allah zustrmenden Verkndigungen als Beleg fr deren unbezweifelbare Wahrheit ins Feld fhrt.189 Wie schon vorhin angedeutet, traf er in Medina auf ganz andere Gegner als in seiner Heimatstadt. Mit einem ÑBuchì vermochte er die Juden nicht zu beeindrucken; sie dachten nicht daran, in ihm begeistert den Fortsetzer und Vollender des Werkes ihrer Propheten der Vergangenheit zu empfangen, wie er sich geschmeichelt haben mochte. In Mekka, vor seinen heidnischen Landsleuten, durfte er sich auf die Gesandten der Vergangenheit berufen, wofr wir einige Beispiele hrten; sich in deren Schicksal einzubeschreiben, mochte ihm die Achtung mancher Heiden eintragen, zumal er dies in einer die Gefhle aufwhlenden ÑLesungì zum Besten gab. In Medina lebten die Erben einer solchen von prophetischen Verkndigungen geprgten Vergangenheit, und sie werden sich ber die Naivitt oder Unverfrorenheit jenes Flchtlings gewun-
Vorbehalte der ÑLeute der Schriftì
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dert, vielleicht auch amsiert haben, der sich in gnzlicher Verkennung der Tatsachen ihren Patriarchen gleich dnkte und die Stirn hatte, seine im Vergleich zur Themenflle der Tora kmmerlichen Papyrusbltter als dieser ebenbrtig, wenn nicht gar berlegen auszugeben. Die Ablehnung durch die Juden erschtterte Mohammed zutiefst, kratzte vorbergehend auch an seinem Selbstbewu tsein.190 Sure 3 l t bereits ahnen, auf welche Weise er sich aus diesen Anfechtungen befreien wird: ÑIhr Leute der Schrift, weswegen streitet ihr gegen mich um Abrahams willen, wo doch Tora und Evangelium erst nach ihm herabgesandt wurden? Seht ihr das denn nicht ein?... Weswegen also streitet ihr gegen mich um einer Sache willen, von der ihr kein Wissen habt? Allah wei es, ihr nicht! Abraham war weder Jude noch Christ, vielmehr war er ein heidnischer Monotheist (arab.: al-anf), der (sein Gesicht zu Allah) gewandt hatte,191 und gehrte nicht zu den Beigesellern (unter den Heiden)!ì (Vers 65ñ67). Da er und seine Anhngerschaft hinter die heiligen Schriften der Juden und Christen zurckgehen, wird Mohammed zum wichtigsten Argument gegen die ÑSchriftbesitzerì, zu einem Argument, das ihm mit der bernahme des Gedankengutes der anfen zugefallen war, ohne da er dessen Tragweite in seinen mekkanischen Auseinandersetzungen schon htte erkennen knnen. In Medina wird es ihm helfen, die Eigenstndigkeit seiner Verkndigung gegenber Tora und Evangelium zu behaupten, eine Eigenstndigkeit, die sich aus der Authentizitt des fortwhrenden Angesprochenseins durch Allah in Verbindung mit der Berufung auf den Ñvorjdischenì und erst recht Ñvorchristlichenì Abraham ergibt: Die ÑSchriftbesitzerì haben ein ÑBuchì, das schon lange ein Gegenstand gelehrter ñ und wie Mohammed polemisch unterstellt: den Sinn verdrehender ñ Debatten ist; er selber aber hat eine unmittelbare Beziehung zu dem einen Schpfer.192 Da das Fehlen eines abgeschlossenen ÑBuchesì berdies der Verwirklichung autokratischer Herrschaft in hohem Ma e dienlich ist, mu als die geschichtsmchtige Folge des frhmedinensischen Konflikts um Mohammeds Offenbarungstexte angesehen werden. Er verstand es bald, im rechten Augenblick ÑHerabsendungenì mit einem seinem jeweiligen Anliegen gnstigen Inhalt zu empfangen. Die sich um solche Vorgnge rankende berlieferung scheut sich nicht, zur Aussonderung solcher autoritativen Worte aus dem alltglichen Reden erneut auf Mohammeds Fallsucht zurckzugreifen.
6. Vorbilder fr den Eingottglauben Ein fremder Lehrer?
In Mekka unterschied Mohammed seit dem Beginn der Niederschrift der ihm von Allah bermittelten Eingebungen zwischen der ÑLesungì und dem ÑBuchì. Erstere konnte zunchst ungeschrieben bleiben und erhielt in diesem Falle, wie wir aus dem Beispiel der Sure 12 schlossen, keine einleitenden Formulierungen. Was man des genaueren unter ihr zu verstehen hat, zeigen einige Koranzitate. ÑEs ist wahrhaftig eine edle ÇLesungë in einem verhllten Buch. Nur die (rituell) Geluterten berhren es. Es ist eine Herabsendung von seiten des Herrn der Welten. Und ber solche Rede wollt ihr schne Worte machen?ì (Sure 56, 77ñ81). Das
6. Vorbilder f r den Eingottglauben
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ÑBuchì, verhllt und geschtzt wie eine Perle (vgl. Sure 27, 49 und 52, 24), ist die materielle Erscheinungsform der ÑLesungì, braucht diese aber nicht ganz zu umfassen (vgl. Sure 15, 1), ja, kann das gar nicht. Denn ihrem Wesen nach ist die ÑLesungì mehr als Worte, die einen Inhalt bermitteln. ÑSprich: ÇDie Wahrheit ist gekommen, die Lge wurde zunichte! Die Lge wird stets zunichte!ë Wir schicken von der ÇLesungë das herab, was Heilung und Barmherzigkeit fr die Glubigen ist. Die Frevler nehmen (durch die ÇLesungë) immer mehr Schadenì (Sure 17, 81 f.). So bt die ÑLesungì eine Wirkung auf die Glubigen aus, die Mohammed als belehrend und deswegen alle Bangigkeit besnftigend beschreibt; ihre Worte entfalten zudem Krfte, die den Satan abwehren. In Sure 16, die in die spte Periode seines Wirkens in Mekka gehrt, greift er diese Vorstellungen auf und verbindet sie mit einer Zurckweisung von Verdchtigungen, die seine Feinde ausstreuen. ÑWer, sei es Mann oder Frau, fromm handelt und dabei glubig ist, den werden wir wahrlich zu einem (rituell) guten Leben beleben und mit Schnerem belohnen, als er geleistet hat. Wenn du die ÇLesungë vortrgst, dann rufe Allah um Schutz gegen den Satan an, den man steinige! Er hat (seitens Allahs) keine Vollmacht ber die, die glauben und sich auf ihren Herrn verlassen. Seine Vollmacht erstreckt sich nur auf die, die sich ihn zum Freund whlen, und diejenigen, die (Allah andere Gtter) beigesellen. Wenn wir ein Wunderzeichen gegen ein anderes austauschen ñ und Allah wei am besten, was er herabsendet ñ, sagen sie: ÇDu bist ein Schwindler!ë Die meisten von ihnen wissen nicht Bescheid. Entgegne: ÇDer heilige Geist hat (die ÇLesungë) mit der Wahrheit von seiten deines Herrn herabgebracht, um diejenigen zu bestrken, die glauben, sowie als Rechtleitung und Freudenbotschaft fr die, die (das Gesicht ganz zu Allah) wenden.ë Wir wissen sehr wohl, was sie sagen: ÇEin Mensch lehrt ihn das!ë Die Sprache dessen, zu dem sie neigen, ist aber nicht arabisch, und das hier ist klare arabische Sprache!ì (Vers 97ñ103). Mohammed hatte nmlich in der lteren Sure 17 hervorgehoben, da Allah um ihn und seine Anhnger einen gegen die Machinationen des Bsen abgeschirmten Bereich schafft; die Feinde vermgen dieser Kraft nicht standzuhalten und ziehen sich zurck: ÑWenn du die ÇLesungë vortrgst, lassen wir zwischen dir und denen, die nicht an das Jenseits glauben, einen Vorhang herab, verhllen ihnen das Herz, so da sie nicht begreifen, und verstopfen ihnen die Ohren. Wenn du in der ÇLesungë allein deinen Herrn erwhnst, weichen sie erschreckt vor dir zurck. Wir wissen am besten, weswegen sie zuhren, wenn sie dir zuhren, besprechen sich die Frevler doch hierber insgeheim und sagen dann: ÇIhr Glubigen folgt niemand anderem als einem verzauberten Mannëì (Vers 45ñ47). Der Verdacht, Mohammed empfange das, was er als ÑLesungì gttlicher Offenbarungen vortrug, von irgendeinem Fremden, womglich jemandem, der nicht einmal Araber war, wog schwer und lie das Versprechen, die Worte htten eine heilende, belebende Wirkung, ins Leere gehen. Wer mochte, wenn sich dieser Verdacht erhrten lie , noch an die Mchtigkeit dieser Worte glauben oder die Behauptung ernstnehmen, Allah selber mahne die Menschen und werde die in der ÑLesungì angekndigten Ereignisse so gewi eintreten lassen, wie es gewi sei,
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Die Frage nach der Herkunft des Stoffs
II. Ein heidnischer Prophet
da die ÑLesungì sein Wort ist? Das, was Allah ihn lehrt, ist keineswegs mit der von den Dschinnen manchen Menschen eingeflsterten Dichtung zu vergleichen, es ist ÑMahnung und klare ÇLesungëì (Sure 36, 69) ñ so versucht Mohammed den Unterschied auf den Begriff zu bringen (vgl. Sure 38, 1). Die ÑLesungì stellt eine Mahnung dar, die, sofern man sie beherzigt, eine Wandlung auslst: Der Mensch wird seiner Geschpflichkeit inne, und damit wird ihm zur Gewi heit, da er dem Gericht nicht entgehen wird. Diese Perspektive erneuert sein Leben von Grund auf und heilt ihn ñ das ist nicht nur im bertragenen Sinn verstanden. In Sure 17 fhrt Mohammed demgem fort, seine unglubigen Gegner legten sich eine fehlerhafte Deutung ihres Daseins zurecht: ÑSie wenden ein: ÇWenn wir zu Knochen und kleinen Splittern zerfallen sind, dann sollen wir zu einer neuen Schpfung auferweckt werden?ë Entgegne: ÇOb Steine oder Eisen oder sonst etwas Geschaffenes, das in eurem Sinn schwierig (aufzuerwecken) ist!ë Sie werden fragen: ÇUnd wer sollte uns wiederherstellen?ë Antworte: ÇDerjenige, der euch das erste Mal geschaffen hat!ë Sie werden vor dir den Kopf schtteln und fragen: ÇWann?ë Antworte: ÇVielleicht bald (nach eurem Tod). Nmlich an dem Tag, da er euch ruft, und ihr werdet ihm antworten, ihn preisend, und vermuten, ihr seiet nur kurze Zeit (in den Grbern) gewesenëì (Sure 17, 48ñ52). Immer wieder sah sich Mohammed in Mekka mit der Frage nach der den Menschen wandelnden Wirkung der ÑLesungì konfrontiert. Diese Wandlung wird durch das hervorgerufen, was bei ihm ÑMahnungì (arab.: a-ikr) hei t, und man verknpft die Frage danach mit dem Begehren, mehr ber die Herkunft des Stoffes zu erfahren, in den diese Botschaft gekleidet ist. ÑWir haben in der ÇLesungë Gleichnisse jeglicher Art geprgt ñ vielleicht wrden sie sich mahnen lassen! ñ als eine arabische ÇLesungë, an der nichts Krummes ist ñ vielleicht wrden sie Allah frchten! Allah prgte ein Gleichnis von einem Mann, den znkische Leute gemeinsam zueigen haben, und von einem anderen, der jemandem allein gehrt. Sind jene beiden (Sklaven) wohl einander gleich? Lob sei Allah! Die meisten von ihnen wissen nicht Bescheid! Du wirst sterben, und sie werden sterben, und dann, am Tag der Auferstehung, werdet ihr bei eurem Herrn streiten!ì (Sure 39, 27ñ31). Um der ÑMahnungì Nachdruck zu verleihen ñ einzig ein Mensch, der nur einen Eigentmer hat, kann einen Ñgeradenì, in sich stimmigen Text hervorbringen ñ, ist Mohammed auf immer neue Gleichnisse (arab.: al-maal), auch auf Erzhlungen angewiesen. In Sure 54, einer der frhesten aus der mittelmekkanischen Periode, beteuert der Prophet: ÑWir haben die ÇLesungë leichtgemacht, damit sie zur Mahnung tauge. Gibt es jemanden, der sich mahnen l t? Die d ziehen (ihren Gottesgesandten) der Lge ñ und wie waren meine Strafe, meine Warnungen!ì (Vers 17 f.). ÑWir haben die ÇLesungë leichtgemacht, damit sie zur Mahnung tauge. Gibt es jemanden, der sich mahnen l t? Die am d leugneten die Warnungenì (Vers 22 f.). Noch zweimal hren wir die Beteuerung und die Frage; auch das Volk Lots und der Pharao setzen sich ber alle Mahnungen hinweg (Vers 32 und 40). ÑWir haben den Menschen in dieser ÇLesungë Gleichnisse von jeglicher Art geprgt. Wenn du ihnen ein Wunderzeichen bringst, sagen die Unglubigen tatschlich: ÇIhr seid nichts als Lgner!ë So versiegelt Allah die Herzen derjenigen, die
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nicht wissen. Fasse dich in Geduld! Allahs Versprechen ist wahr. Die aber, die keine Gewi heit erlangen, sollen dich wirklich nicht geringachten!ì (Sure 30, 58ñ60). Allah verteilte die ÑLesungì auf etliche einander im Inhalt hnliche Texte, damit sein Prophet sie in vielen Variationen vortragen konnte (Sure 17, 106).193 Das macht nun auch fr uns die Frage nach der Herkunft des Stoffes dringlich, den Mohammed zu diesem Zweck einsetzte. Da er ihn nicht aus sich selber schpfte, war, wie Sure 16, Vers 103 andeutet, den sachlich Urteilenden unter den Mekkanern klar. ber Sklaven fremder Herkunft drang die hochreligise berlieferung in die Stadt ein, worber wir noch etwas mehr hren werden. Der Koran, die ÑLesungì, so versichert Mohammed in Sure 41, Vers 2 bis 4, sei eine Schrift, deren Verse wie Perlen auf einer Kette aneinandergereiht wurden; einzelne besonders auffllige Pretiosen waren dazwischengefgt. Ebendies hielten manche Mekkaner fr kritikwrdig; jedenfalls begrndeten sie mit ebendieser Beschaffenheit der ÑLesungì ihren Unglauben. ÑWennì, so l t Mohammed sein Alter ego im 44. Vers derselben Sure sprechen, Ñwir (den Koran) als eine nicht-arabische Lesung hervorgebracht htten, wrden (die Gegner) einwenden: ÇWenn die Verse (der ÇLesungë) nicht zusammen mit solchen (fremdartigen) Stcken aufgereiht wren (dann wrden wir dir glauben)! Eine nicht-arabische (ÇLesungë) und eine arabische (zugleich, was soll das)?ë194 Sprich: Ç(Der Koran) bedeutet fr die, die glauben, Rechtleitung und Heilung. Diejenigen, die nicht glauben, haben verstopfte Ohren; sie vermgen ihn nicht zu sehen. Man ruft sie von einem viel zu fernen Ort her.ë Auch dem Mose gaben wir die Schrift. Danach stritt man sich ber sie. Gbe es nicht ein Wort, ergangen von seiten deines Herrn, dann wre schon zwischen ihnen entschieden. So jedoch befinden sie sich noch in Argwohn und Zweifelì (Vers 44 f.). Die Anklnge an Geschichten, die in anderen Sprachen umliefen, wurden von den Mekkanern nicht berhrt; Mohammed rechtfertigt sich, indem er seinen Feinden vorhlt, da sie ihn, trge er jene Geschichten in der Originalsprache vor, erst recht nicht als einen arabischen Propheten anerkennen wrden. Dies alles u ert er, indem er sich gegen den allgemeinen Verdacht zur Wehr setzen mu , im Koran finde sich nichtiges, unwahres Geschwtz (Vers 41 f.). Nein, beharrt er, Ñwas dir gesagt wird, ist genau das gleiche, was den Gesandten vor dir gesagt wurdeì (Vers 43), denen ihre Zeitgenossen ebenfalls nicht abnahmen, da sie eine vom Himmel kommende Botschaft vortrugen. Woran aber mochten die Mekkaner denken, wenn sie hrten, wie Mohammed und seine Anhnger in unterschiedlichen Fassungen die Geschichten jener Vlker rezitierten, die die Mahnungen ihrer Propheten in den Wind geschlagen hatten und dafr schwer bestraft worden waren? Der Stoff, der von Mohammed in den verschiedenen Suren in eine je eigentmliche Form gegossen wird, entstammt letzten Endes dem Alten und dem Neuen Testament; doch hat der arabische Gesandte Allahs ihn dort nicht unmittelbar entlehnt. Jede einzelne Erzhlung hatte, ehe sie aus der in der Heiligen Schrift bezeugten Fassung in den Koran gelangte, eine lange Geschichte hinter sich, der wir uns in dieser Studie ber Mohammeds Leben nicht zu widmen brauchen. Woran uns liegt, ist die Beantwortung der Frage nach der letzten Quelle,
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Die koranische Josefsgeschichte
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nach derjenigen, der Mohammed seinen Erzhlstoff entlehnte, da sie ihm unmittelbar zugnglich war. Die Josefssure (Sure 12) hilft uns dabei auf die Sprnge. Sie galt schon in Mekka als ein Teil der von Mohammed rezitierten ÑLesungì, wurde jedoch, wie vorhin gezeigt, erst in frhmedinensischer Zeit dem ÑBuchì einverleibt; im Rckblick auf den in Sure 41, Vers 44 angedeuteten Vorbehalt der Mekkaner gegen fremden Stoff ahnen wir, weshalb Mohammed noch in Medina in den Einfhrungsversen (Sure 12, 1ñ3) so stark den arabischen Charakter der Erzhlung betont. Es seien zunchst die Charakteristika dieser koranischen Erzhlung herausgearbeitet. Der erste inhaltlich zusammengehrige Abschnitt umfa t die Verse 4 bis 18. Josef trumt, wie elf Sterne, die Sonne und der Mond vor ihm niederfallen. Jakob, dem er davon berichtet, erkennt sofort, da Allah diesen Sohn vor allen Brdern erwhlt und zu etwas Herausragendem ausersehen hat; was mit Abraham und Isaak seinen Anfang nahm, die Hinneigung Allahs zu einigen Menschen, um kundzutun, wie er allein den Weg aller Schpfung bestimme, setzt sich mit Josef fort; Jakob ist sich dessen gewi , da hiermit fr ihn und Josef schwere Prfungen verbunden sein werden, die man in zuversichtlicher Geduld auf sich nehmen mu . ñ Mohammed mochte an sich selber denken, wie denn berhaupt die Erzhlungen der ÑLesungì stets das Schicksal ihres Verknders widerspiegeln. ñ Da Jakob seinen Sohn Josef im Wissen um dessen Erwhlung den Brdern vorzieht, nimmt das Unheil seinen Lauf. Jene schmieden ein Komplott gegen den Liebling des Vaters, dem sie vortuschen, ein Wolf habe Josef gettet. ÑNein!ì entgegnet ihnen Jakob, Ñvielmehr hat euch eure Seele eine Untat eingeflstert. Doch ist Geduld angebracht. Allah sei um Hilfe angefleht gegen das, was ihr mir beschreibt!ì (Vers 18). Im zweiten Teil, in den Versen 19 bis 53, wird Josef nach gypten verkauft und gelangt in den Haushalt des im Koran namenlosen dortigen Machthabers. Dessen Gattin findet Gefallen an dem jungen Mann und versucht, ihn zu verfhren, und Josef erwidert ihre Zuneigung; Ñhtte er nicht einen Fingerzeig seines Herrn gesehen (htte er gesndigt). Dieser (Fingerzeig) erging, damit wir das bel und die Unzucht von ihm abwendeten. Denn er gehrte doch zu unseren erwhlten Dienernì (Vers 24). Die verschmhte Liebhaberin beschuldigt Josef bei ihrem Gatten, sich ihr in unlauterer Absicht genhert zu haben, worauf Josef ins Gefngnis geworfen wird. Dort wirbt er mit den von Mohammed ein ums andere Mal benutzten Argumenten fr den Eingottglauben (Vers 37ñ40) und deutet die Trume zunchst der Mitgefangenen und danach diejenigen des Herrschers. Dieser l t ihn schlie lich zu sich fhren, und Josef bekommt die Gelegenheit, seine Unschuld zu beweisen: Nach jener verfnglichen Szene war sein Hemd von hinten zerrissen gewesen, ein Indiz dafr, da er der Gattin des Machthabers hatte entwischen wollen. Diese hatte damals berdies ein Gastmahl fr ihre Freundinnen ausrichten lassen, bei dem sie diesen die strahlende Schnheit Josefs vorgefhrt hatte; Josef hatte eintreten mssen, als die Damen gerade mit den Obstmessern hantierten, und von dem Anblick berwltigt, hatten sie sich in die Finger geschnitten. Auch von diesem Vorfall erfuhr der Machthaber jetzt, und so lie er Josef frei. Dieser kommentiert die Wende zum Guten:
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Ñ...Allah fhrt die Tcke der Verrter nicht zum Ziel. Aber ich will auch meine Seele nicht fr unschuldig erklren. Die Seele treibt stets zum Bsen, es sei denn, mein Herr erbarmte sichì (Vers 52 f.). Nur die von Allah ins Werk gesetzte List schlgt zum Guten aus (vgl. Sure 7, 189; 8, 30; 68, 45), sie allein erreicht ihre Absicht. In den durch die Trume des Herrschers angekndigten Hungerjahren mssen auch die Brder Josefs nach gypten reisen, um Nahrung zu erwerben. Josef erkennt sie, und Allah gibt ihm eine List ein, damit er den jngsten unter ihnen bei sich zurckbehalten kann (Vers 76). Das Jahr darauf kommen sie erneut. Jakob hat auch den Schmerz ber den Verlust seines jngsten Sohnes in unerschtterlicher Geduld ertragen, ist aber vor Gram erblindet. Josef gibt sich diesmal den Brdern zu erkennen und trgt ihnen auf, Jakob und die ganze Sippe nach gypten zu holen. Als sie wieder bei ihm eintreffen, fallen sie aus Dankbarkeit vor ihm nieder. An Jakob gewandt, sagt Josef: ÑVterchen, dies ist die Deutung meines Traums von frher. Allah hat ihn Wirklichkeit werden lassen. Er hat gut an mir gehandelt..., nachdem der Satan zwischen mir und meinen Brdern Zwietracht gest hatte. Mein Herr geht schlau in dem vor, was er will!... Mein Herr, du hast mir Herrschergewalt gegeben und mich die Deutung der Geschichten gelehrt... Nimm mich dereinst als jemanden zu dir, der (dir das Gesicht) zuwendet (arab.: muslim), und vereine mich mit den Frommen!ì (Vers 100 f.). In Mekka, wo dieser Text entstand, wollte Mohammed ihn als ein Beispiel fr Allahs nicht im voraus abzusehendes Vorgehen mit seinen Erwhlten verstanden wissen. ÑSchon vor dir haben wir aus der Einwohnerschaft der Stdte nur Mnner ausgesandt, denen wir Eingebungen zustrmen lie en. Sind denn die Leugner nie durch das Land gereist und haben sich angeschaut, wie es mit denen geendet hat, die vor ihnen lebten?... Als schlie lich die Gesandten verzweifelten und meinten, sie seien belogen worden, erreichte sie unsere Hilfe...ì (Vers 109 f.). In Medina, wo der Text in die Schrift eingereiht wurde, sah Mohammed in ihm ein besonders gut auf ihn zutreffendes Beispiel (Vers 7) fr Allahs List ñ mit Josef teilte er, der Prophet, das Schicksal, in die Fremde verschlagen worden zu sein. Der Montag der Karwoche wird im Christentum dem Andenken Josefs gewidmet; in seinem Leiden ist die Passion des Erlsers vorweggenommen, sein Triumph ist eine Vorankndigung der Errettung der Welt. Diese Auslegung der Geschichte sicherte ihr die Aufmerksamkeit der christlichen Erbauungsliteratur. Es kam jedoch eine gewichtige Erweiterung der Thematik hinzu, die den Josef der sptjdischen und frhchristlichen berlieferung von der im Buch Genesis (Kap. 37 und 39ñ50) gezeichneten Gestalt unterscheidet. Den Kern der alttestamentlichen Fassung bilden das Verhltnis Josefs zu seinen Brdern und die besondere Zuneigung des Vaters, deren Grund erst in gypten vollends klar wird: Nachdem Josef die Trume des Pharao gedeutet hat, erkennt selbst dieser, da Josef durch den Geist Gottes erleuchtet ist (Gen 41, 38). Das au erbiblische jdische Schrifttum hebt demgem Josefs Weisheit hervor, beschftigt sich aber auch schon mit seiner unanfechtbaren Tugendhaftigkeit.195 Der letztgenannte Gesichtspunkt beherrscht die Bearbeitung des Stoffes durch Ephrm den Syrer (gest. 373), einen der Stifter der frh-
Josef bei Ephr m
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Josef bei Romanos dem S nger
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christlichen Hymnendichtung. Fr ihn symbolisiert Josefs Weg nach gypten die Herabkunft des Erlsers; denn Josef ringt seine fleischliche Begierde nieder und schmachtet danach zwei Jahre schuldlos im Gefngnis, so wie Jesus, der berwinder der Welt, drei Tage in der Hlle leidet, bevor in seiner Auferstehung die Glorie der Gottesherrschaft jedermann erkennbar wird. So ist Josef nicht einfach ein ehrbarer Jngling; er ist laut Ephrm der Quell aller Schamhaftigkeit, durch und durch Feind der Wollust. Er ist schon zum Verwalter gyptens aufgestiegen, als die Gattin Potiphars ihn zu verfhren trachtet. Josef lehnt es ab, seinen Herrn zu hintergehen, wei er doch, da man Gott nicht tuschen kann. ÑBefreie mich von dieser Frau!ì fleht er den Hchsten an, Ñdamit ich nicht durch bse Handlungen die Sittlichkeit meiner Vorfahren verletze!ì Das liebestolle Weib stellt ihm nach, er flchtet in Panik, seinen Mantel in ihren Hnden zurcklassend. Diese Krnkung nimmt die Frau nicht hin; sie verleumdet Josef bei ihrem Gatten, der den vermeintlichen beltter ins Gefngnis wirft. Wegen seiner Fertigkeiten in der Traumdeutung wird der Pharao auf ihn aufmerksam; nachdem Josef diesem die sieben fetten und die sieben mageren Jahre geweissagt hat, beschleicht Potiphar die Angst, zumal seine Frau nun bekennt, da in Wahrheit sie es gewesen ist, die den Sklaven zum Beischlaf habe zwingen wollen. Sie rt ihrem Ehemann, mit einem prunkvollen Fest zu Ehren Josefs das Unrecht wiedergutzumachen.196 Hiernach berichtet Ephrm von den Reisen der Brder Josefs nach gypten. Romanos der Snger (ca. 490ñ560), ein Syrer, der lange in Konstantinopel wirkte, griff die von Ephrm zur ersten Blte gebrachte Hymnenliteratur auf und verschaffte ihr im griechischsprachigen Raum gro e Beliebtheit. Es kursierten auch syrische Fassungen. Unter seinen vielen erhalten gebliebenen Hymnen finden sich zwei, die sich mit Josef beschftigen. Die eine behandelt ausschlie lich die Versuchung, was die Wichtigkeit gerade dieser Episode seiner Lebensgeschichte bezeugt. Enge thematische Parallelen zwischen der Josefssure und der Dichtung Romanosí ntigen uns einen Augenblick zum Verweilen; wir werden berdies erkennen, in welcher Weise das Leitmotiv der christlichen Hymne in Mohammeds Wiedergabe des Stoffes gleichsam verfremdet wird ñ was uns spter zu weiteren Aussagen ber die Eigenheiten seines Denkens fhren wird, die im Zusammenhang mit der genaueren Zergliederung seines Selbstverstndnisses errtert werden mssen. Zunchst sei an die entscheidenden Stze im Koran erinnert! ÑGib ihm eine ehrenvolle Bleibe, vielleicht haben wir Nutzen von ihm oder knnen ihn als Sohn annehmen!ì weist der hohe Herr in Sure 12, Vers 21 seine Ehefrau an, nachdem er Josef gekauft und ihr bergeben hat. Da er der Diener des hohen Herrn sei, der ihn gut behandelt habe, ist fr Josef das schlagendste Argument, mit dem er die Verfhrungsknste der Frau abwehrt: ÑDie Missetter werden nicht glcklich!ì (Vers 23). Freilich ist er nicht wirklich abgeneigt, den Regungen seiner Wollust nachzugeben, Ñund wenn er nicht einen Fingerzeig von seinem Herrnì, also von Allah, gesehen htte, wre es um seine Unschuld geschehen gewesen. Allah aber wollte Ñdas Schlechte und die Unzucht von ihm abwendenì, denn Josef zhlte zu seinen Ñaufrichtigen Knechtenì (Vers 24).
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Bei Romanos, dem die christliche Sicht auf Josef selbstverstndlich ist, bedeutet der Sklavenstand Josefs weit mehr als nur einen Hinweis auf die besondere Niedertracht des angebotenen Betrugs. ÑDie gesetzwidrige Tat verkehrte die Ordnung der Dinge in ihr Gegenteilì, sagt Romanos in der vierten Strophe der Hymne ÑDie Versuchung des Josefì; denn Ñder Sklave, Meister seiner leiblichen Begierden, beherrschte seine Leidenschaften, die Herrin aber wurde zur Kriegsgefangenen ihrer Sndenì und deswegen gleichsam in die Sklaverei verkauft.197 Was sich in der Affre zwischen Josef und Potiphars Gattin abspielt, ist nicht einfach eine Kabale. Es geht um die Verkehrung der Ordnung der Schpfung, die zu beklagen ist, sobald Lste und Begierden den Menschen knechten, und der wahre Herr der Welt ist derjenige, der die Mchte der Verwirrung in die Schranken zu weisen vermag ñ so wie einst Jesus, knnen wir im Anschlu an Ephrms Josefshymnus hinzufgen: Jesus stieg in das Reich des Bsen hinab, um es glanzvoll zu berwinden, und Josef mu te im gyptischen Gefngnis ausharren, weil er standhaft um die Bewahrung der rechten Ordnung der Welt gekmpft hatte. Wie im Koran ñ Ñsie schlo die Tren und rief: ÇKomm her!ëì (Vers 23) ñ trifft auch bei Romanos die Frau alle Ma nahmen planvoll, um zu ihrem Ziel zu gelangen; bei Ephrm spielt ihr noch der Zufall in die Hnde. Wie in der nachkoranischen islamischen Erbauungsliteratur folgt nun bei Romanos ein langes Zwiegesprch, in dem die Frau ihrem Sklaven auf verschiedenste Weise den Fehltritt schmackhaft machen will.198 Josef aber l t sich nicht beeindrucken. Wie zwei Athleten im Ring tragen er und Potiphars Gattin in Romanosí Darstellung den Kampf zwischen dem Guten und dem Bsen aus, Josef sekundiert durch die Keuschheit, sie durch die Wollust. Gott, von oben zuschauend, krnt den Sieger mit reichem Lob, denn Ñsein niemals schlafendes Auge hlt alles im Blickì.199 Die gypterin packt Josef am Gewand, auf ihrer Seite streitet der Teufel, Josef aber genie t die Untersttzung der M igung, die ihm rt: ÑSoll doch das Gewand zerrei en, wenn nur der Leib des Ma vollen keinen Schaden nimmt! Als Sieger wird er vom Schiedsrichter des Kampfes ein unzerstrbares Gewand empfangen, denn dessen niemals schlafendes Auge hlt alles im Blick.ì200 Viel krzer fa t Romanos die Verfhrungsszene in der Hymne, in der er das ganze Leben Josefs darstellt. ÑWenn du mich meines Gewandes beraubst, dann entbl t du mich doch nicht meiner klugen M igungì, sagt Josef dort seiner Widersacherin. ÑEin Verkauf hat mich zu deinem Sklaven gemacht, dem pflichte ich bei. Aber angesichts deiner Tat bin ich Herr. Ich hoffe auf Gott. Nimm mein Gewand! Denn er herrscht ñ gro ist allein der Herr, unser Erlser!ì Das Gewand, das bei der Verfhrerin zurckbleibt, ist ein Beweisstck ñ zugunsten Josefs, nicht zu ihren Gunsten. Denn wenn sie vor ihm floh, weshalb hlt sie es dann in den Hnden? Man knnte meinen, der Sklave, der sich von ihr befreit hat, sei der Snder, doch in Wahrheit ist er der strahlende Sieger, der ruft: ÑGro ist allein der Herr, unser Erlser!ì201 Die koranische Szene, in der die Tterin berfhrt wird ñ Ñwenn sein Hemd von vorn zerrissen ist, dann sagt sie die Wahrheit, und er lgtì (Vers 26) ñ, ist bei Romanos vorgeprgt, aber welch ein Unterschied in der Auslegung des Geschehens! Was in Roma-
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Endzeitszenerien
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nosí Hymnus als die Wiederherstellung der richtigen Ordnung der Welt erscheint, als ein Niederringen des Bsen, Widergttlichen, verwandelt sich bei Mohammed in den Beweis dafr, da die List Allahs der menschlichen unendlich berlegen ist: ÑUnd als (der Herr ber gypten) sah, da (Josefs) Hemd von hinten zerrissen war, sprach er: ÇDies ist ein Beispiel fr eure Listigkeit, (ihr Frauen), eure Listigkeit ist schlimm! Du aber, Josef, wende dich von dergleichen ab! Und du, (Frau), bitte fr deinen Fehltritt um Verzeihung! Du hast eine Snde begangen!ëì (Vers 28 f.). Allah ist es, der nicht zuschaut, sondern dafr sorgt, da die Plne der Verfhrerin vereitelt werden; griffe er nicht ein, erlge Josef ihnen (Vers 33). Indem Allah so vorgeht, bewirkt allein er, da am Ende obsiegt, was er fr gerecht und richtig erkannt hat. Mohammed hat sich dies immer wieder selber versichert, worauf oben hingewiesen wurde. Wir werden erkennen, da es nicht von ungefhr ist, da fr Mohammed der Kampf gegen das Bse und der Einsatz der eigenen Krfte, das Thema, um das die Josefshymnen Ephrms und Romanosí kreisen, bei aller bereinstimmung in den Erzhlmotiven au er Betracht bleiben. Auf eine unmittelbare Bekanntschaft Mohammeds mit den in griechischer Sprache geschriebenen Hymnen Romanosí, den sogenannten kontakia, deutet nichts. Da sie ins Syrische bertragen wurden, ist bezeugt. Ob Mohammed allerdings unmittelbar aus der syrischen Fassung htte schpfen knnen, ist fraglich; es htte sich um Ñnicht arabische Lesungenì (vgl. Sure 41, 44) gehandelt. Jedoch lag der Stoff nicht allein der Josefsgeschichte in einer fr ihn leicht zugnglichen, nmlich arabischen Version vor, wie gleich deutlich werden wird. Dem Inhalte nach202 kann man Romanosí kontakia in drei Themenbereiche einteilen, von denen zwei breite berschneidungen mit koranischem Stoff aufweisen: Es handelt sich erstens um Motive aus dem Alten und Neuen Testament, wofr die Josefserzhlung als ein Beispiel besprochen wurde; des weiteren um Bu - und Erbauungshymnen. Das dritte Thema, Romanosí umfangreiche Behandlung der christlichen Hagiographie,203 fehlt natrlich im Koran. Eine umfassende Analyse der den Hymnen und dem Koran gemeinsamen Erzhlungen und Motive steht noch aus204 und ist im Rahmen einer Mohammedbiographie auch nicht zu leisten. Es seien hier nur die den Bu hymnen zuzurechnenden Darstellungen des Weltendes und des Gerichts erwhnt. So haben Romanos bzw. Ephrm mit dem Koran das Abwiegen der Taten gemeinsam (Sure 7, 8 f.; 21, 47; 23, 102 f.; 101, 6);205 den Menschen werden vor der Aburteilung Schriftrollen ausgehndigt, in denen ihre Werke verzeichnet sind (Sure 17, 71; 19, 19 f.; 84, 7 und 10);206 die Vernichtung der Welt erfolgt nicht, indem wie in der Apokalypse Feuer vom Himmel fllt, das Feuer gehrt vielmehr ganz der Hlle an (z.B. Sure 101, 11);207 der Himmel mit den Gestirnen wird eingerollt (Sure 81, 1).208 Die Dichtung der schon erwhnten heidnischen Monotheisten, der anfen209 (vgl. Sure 3, 67), nimmt vielfach auf das Weltgericht Bezug: An jenem Tag werden die Menschen in Scharen zusammengetrieben, und jeder wird vor dem anderen einen Vorteil zu ergattern suchen (vgl. Sure 64, 9), alle Vorsicht wird man fahrenlassen; auf einem ebenen, harten Hochland werden sie sich wiederfinden; der Thron, die Waage und die Schriften senken sich herab, und die Abrechnung be-
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ginnt, dichtet z.B. Umaija b. ab - alt.210 Diese Zeilen sind nicht zuletzt deshalb aufschlu reich, weil sie ein Charakteristikum der christlichen Gerichtsszenen aufweisen, das auch der Koran kennt, und somit die Mittlerrolle der anfen zwischen der christlichen Bildersprache und dem, was Mohammed in seinen ÑWunderzeichenì aus ihr macht, belegen: Der Thron, und zwar der leere Thron, getragen von acht Engeln, wird fr den herabkommenden Weltenrichter bereitgestellt (Sure 69, 15ñ 17);211 aber natrlich deutet im Koran nichts darauf hin, da die Erscheinung des erhhten Herrn bevorsteht. Fr ein solches unmittelbar auf Christus verweisendes Motiv hat Mohammed keine Verwendung. Vielmehr wird im Koran immer wieder darauf hingewiesen, da sich Allah unmittelbar nach der Schaffung der Welt aus dem Nichts auf seinen Thron setzt, um diese Welt zu regieren. Die Bereitstellung (griech.: hetoimasia) eines leeren Throns am Jngsten Tag ist in der anfischen bzw. koranischen Eschatologie eine eigenartige Doppelung des Geschehens: Allah wechselt, bevor er das Gericht halten wird, von einem Thron auf einen anderen. Dies ist notwenig, weil bei den anfen und im Koran aus dem am Ende der Zeiten die Schpfung aburteilenden Christus der von Anfang an alles lenkende und bestimmende Allah geworden ist. In den christlichen Endzeitszenerien hingegen gehrt das Herbeischaffen des leeren Throns, auf dem Christus dann als Richter Platz nimmt, in eine schlssige Ereignisfolge. Der koranische Allah, der seit der Schaffung der Welt diese von seinem Thron aus regiert, erscheint somit als eine aus dem Endzeitkontext herausgelste Anleihe bei der christlichen Eschatologie.212 Fassen wir zusammen: Womit Mohammed seine den u erungen der Wahrsager nachempfundenen Eingebungen anreicherte, das war ein Erzhlstoff, der in aö-äam weit verbreitet war. Die anfen im Hedschas kannten ihn ebenso; ihnen zugehrige Dichter setzten ihn in arabische Verse. Allein die ÑLesungì, den liturgischen Vortrag dieses Stoffes in arabischer Sprache ñ den in der christlichen Liturgie vorgetragenen Hymnen vergleichbar,213 vermutlich auch in der Melodie ñ mssen wir als eine Neuerung ansehen, was Mohammed, wie gezeigt, ja auch im Koran andeutet. Den Inhalt durfte der Gesandte Allahs als bekannt voraussetzen; was htten die Zuhrer sonst wohl mit seinen sprunghaften, das Geschehen eher flchtig skizzierenden als im Zusammenhang entwickelnden ÑWunderzeichenì anfangen sollen? Aus der ganz in den berkommenen metrischen Regeln gehaltenen Dichtung der anfen wu te man, wovon die Rede ging, und auch die anfische Auslegung des seinem Ursprunge nach christlichen Stoffes wird bekannt gewesen sein; hierzu ist gleich noch einiges zu sagen. In dieser Dichtung hatten sich die kulturellen Beziehungen zwischen dem Hedschas und Syrien und Palstina sowie dem Zweistromland niedergeschlagen. Mit aö-äam war Mohammed enger verbunden, als es die in die Aura der Heiligenlegenden getauchten Erzhlungen von seinen Karawanenreisen gen Norden vermuten lassen. Jacob von Edessa (gest. 708), seit 684 mit einer lngeren Unterbrechung Bischof der genannten Stadt und mit den muslimischen Invasoren aus eigener Erfahrung vertraut,214 schreibt, da Mohammed als Hndler Ñnach Palstina, in das Gebiet der Araber und in das Land Phnizien von Tyrosì
anfen als Vermittler des Stoffs
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anfische Dichtung und koranische Rede
II. Ein heidnischer Prophet
gelangt sei. Als ÑGebiet der Araberì bezeichnete man damals die Gegend von Nissibin, zwischen dem Oberlauf von Tigris und Chabur gelegen, in die zahlreiche Beduinen eingesickert waren.215 Hchst bemerkenswert ist berdies die Nachricht, da Mohammed dem aus Syrien oder Palstina stammenden arabischen Christen Tamm ad-Dr zum Lohn fr gute Dienste von Medina aus Lndereien nahe bei Hebron bereignen konnte. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als die muslimischen Angriffskriege gegen aö-äam noch nicht begonnen hatten. Der islamischen Geschichtsberlieferung pa t diese Nachricht nicht ins Konzept, weshalb man flugs behauptet, der Prophet, der selbstverstndlich die Zukunft voraussehe, habe im Vorgriff auf die Eroberungen gehandelt. Der Text besagt freilich, Mohammed habe in aö-äam nur das eine Stck Land besessen, gestattet also jene Auslegung nicht.216 Quraiöitischer Landbesitz bei Hebron ñ dies ruft uns die Zeilen ins Gedchtnis, die Sozomenos ber den von Kaiser Konstantin vernichteten Abrahamkult von Hebron schrieb. Mehr als die Mglichkeit eines Zusammenhanges zwischen jener Zerstrung und der Grndung eines quraiöitischen Gegenstckes in Mekka l t sich allerdings daraus nicht folgern. Die arabisch-islamische berlieferung bewahrt uns etliche Fragmente der anfischen Dichtung auf. Zaid b. Amr b. Nufail ist der Urheber der folgenden Verse: ÑAllah schenke ich mein Lob und mein Rhmen und eine festgefgte Rede, eine auf ewig kraftvolle, eine bleibende ñ dem hchsten Herrscher, ber dem kein Gott steht und dem kein Herr nahekommt. O Mensch, hte dich vor deinem Ende, denn vor Allah verbirgst du nicht die heimlichste Regung! Hte dich, stelle niemals neben Allah einen anderen, denn der rechte Pfad ist nun deutlich geworden! Gnade, (o Allah), die Dschinnen waren die Hoffnung (der Menschen), du aber bist mein Herr, unser Herr, du bist meine Hoffnung. An dir als meinem Herrn, o Allah, habe ich meine Genge, au er dir, Allah, werde ich nie einen zweiten Gott verehren. Ich verehre einen Herrn, der einen erhrt,217 nicht einen, der auf ewig keinen Rufer vernimmt. Du bist es, der aus gro er Gnade und Barmherzigkeit zu Mose einen Boten schickte, der ihn aufforderte: ÇGeh mit Aaron, ruft den Pharao, den Tyrannen, zu Allah! Und sprecht zu ihm: Hast etwa du diese (Erde) ohne Pflcke fest ausgerichtet, so da sie sicher ruht, wie sie ist? Und sprecht zu ihm: Hast etwa du diesen (Himmel) ohne Sttze emporgehoben? Welch geschickter Baumeister du dann wrest! Und sprecht zu ihm: Hast etwa du mitten auf dem (Himmel) eine Leuchte angebracht, die den Weg weist, wenn die Nacht alles einhllt? Und sprecht zu ihm: Wer schickt des Morgens die Sonne aus, und alles Land, das sie berhrt, erstrahlt? Und sprecht zu ihm: Wer l t die Saat im Boden keimen, damit das Kraut hervorsprie t und (im Winde) schwankt? Wer treibt an der Spitze der Halme das Getreide hervor?ë Wer es genau erfa t, sieht darin Wunderzeichen. Du bist es, durch dessen Huld Jonas errettet wurde; Nchte hatte er im Leib des Fisches ausgeharrt. O Herr, priese ich deinen Namen noch so viel, ich beginge (trotzdem) viele Snden ñ (sie lasten auf mir) au er denen, die du vergibst. Darum, Herr der Knechte, la mir deine Wohltaten, deine Barmherzigkeit (allzeit) zustrmen; segne meine Shne und mein Vermgen!ì218
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Was Zaid b. Amr, dessen Einflu auf die Entwicklung der religisen Vorstellungen Mohammeds betrchtlich war, in die gelufige Form arabischer Poesie kleidete, findet man in Sure 79 als ÑLesungì, also in der fr die Mekkaner neuen Gattung, die, wie sie klagten, manchen unter ihnen den Verstand raubte: Die andeutende, dunkle Redeweise der Wahrsager, gefllt mit einem Inhalt, den man zwar kannte, so aber noch nie vernommen hatte, auf betrende Art verfremdet. Am Beginn von Sure 79 werden jene Wesen beschworen, die rasch und unaufhaltsam heranpreschen, die gttliche Fgung lenkend.219 Dann sofort die Endzeitszenerie: ÑAm Tag, da die Erde einmal erbebt und gleich darauf ein zweites Mal! Die Herzen werden dann ngstlich pochen, die Blicke demtig gesenkt! (Die Mekkaner) fragen: ÇSollen wir an den Anfang zurckgebracht werden ñ und das, wo wir doch schon morsche Knochen geworden sein werden?ë Sie sagen ferner: ÇDas ist dann eine verlustreiche Wendung der Dinge!ë Nichts als ein einziger Schrei, und schon sind sie wieder wach!ì Unvermittelt folgt ein Hinweis auf Mose: ÑHast du die Geschichte ber Mose gehrt? Einst rief ihn sein Herr im heiligen Tal Äuwan: ÇGeh zum Pharao! Er ist ein Tyrann. Sprich zu ihm: Mchtest du dich nicht lutern (arab.: tazakk) und da ich dich zu deinem Herrn weise, damit du demtig wirst?ë Und Mose zeigte ihm das gr te Wunderzeichen, der Pharao aber zieh ihn der Lge und blieb widerspenstig, wandte sich ab und ging, sammelte und rief herbei, sagte dann: ÇIch bin euer hchster Herr!ë Allah berzog ihn im Diesseits und im Jenseits mit harter Strafe. Darin liegt eine Mahnung fr die Demtigenì (Vers 21ñ26). Wer sich wie der Pharao solchen Worten verschlie t, den mag vielleicht der Hinweis auf Allahs Schpfung zur Besinnung bringen: ÑSeid ihr (Menschen) schwieriger zu schaffen oder der Himmel? Er hat ihn gebaut, sein Dach emporgehoben und geradegerichtet, er machte an ihm die Nacht dunkel, lie an ihm das Morgenlicht erstrahlen, ebnete danach das Land, trieb daraus Wasser und Wiesen hervor, verankerte die Berge, euch und eurem Vieh zum Nie brauchì (Vers 27ñ33). Und pltzlich wieder das Ende: ÑWenn die gro e berschwemmung kommt, am Tag, da der Mensch sich dessen erinnert, was er erstrebte, und da die Hlle allen vorgefhrt wird ñ wer dann tyrannisch war und das Diesseits vorzog, dessen Bleibe wird die Hlle sein...ì (Vers 34ñ39). Am Schlu folgen Stze, die belegen, wie sehr Mohammed mit solchen Reden die Mekkaner erregte: ÑSie fragen dich nach der Stunde, wann sie sein werde ñ wie knntest du davon sprechen? Bei deinem Herrn liegt das Ende (des Diesseits)! Du hast nur diejenigen zu warnen, die die Stunde frchten. Am Tag, da (die Erde) erbeben wird, wird es ihnen vorkommen, als htten sie nur einen Abend oder den nchsten Morgen gelebt!ì (Vers 42ñ46). Die Gedankengnge Zaids und Mohammeds sind die gleichen: ÑTyrannischì, aufsssig gegen Allah ist jeder, der dessen unentwegt wirkende allsorgende Schpferkraft mi achtet. Zaid legt dies in ebenm ig gebundener Rede dar ñ er erkennt diesen Zusammenhang, er wei , da sein Gotteslob angesichts der Flle, die ihm zuteil wird, beschmend gering ausfllt. Und noch etwas wei er gewi : Der Allah, der dies alles erschafft und in der Weltgeschichte Beispiele dafr gab, da sein Wirken auch das Schicksal der Menschen bestimmt, dieser Allah kann nur ein
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Zaid b. Amrs Einflu auf Mohammed
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einziger sein; nur Toren setzten ihre Hoffnung einst auf die Dschinnen. ñ Mohammed trgt dies alles in einer ganz anderen Diktion vor, frei von den Zwngen eines Versma es, aber doch seine Worte der Alltagsprosa entrei end dank den Reimen, auf die er die einzelnen Aussagen auslauten l t; in der bersetzung fehlen sie. Mohammeds ÑWunderzeichenì, wenn auch keinem Metrum unterworfen, sind durchweg krzer als Zaids Verse, die mit Ausnahme des ersten nur am Ende eines jeden zweiten einen Reim aufweisen. Die ÑLesungì vermag in schnellerer Folge von einem rhetorischen Hhepunkt zum nchsten zu eilen. Sie ist infolgedessen, darin vermutlich den Sprchen der Wahrsager verwandt, viel eher in der Lage, die Zuhrer zu packen; Zaids Verse zeigen demgegenber den Charakter einer Darlegung, womglich gar einer reinen Selbstvergewisserung: Er ist es, der der einzig richtigen Glaubenspraxis folgt und dem einen Schpfer die diesem zustehende Verehrung zollt. Anklnge an die in Arabien gepflegte Gattung der Weisheitsdichtung sind nicht zu berhren. Die ÑLesungì dagegen verzichtet in ihren frhesten Passagen darauf, dem Zuhrer Schlu folgerungen nahezubringen; sie will ihn mit ihren eindringlichen Worten geradezu berwltigen, ihm die einzig vernnftig erscheinende Konsequenz aufntigen und ihn zu einer dementsprechenden Handlung zwingen: Er soll sich lutern, wie es Mose einst vom Pharao forderte. Statt theologischer Klarheit also ein leidenschaftlicher Mahnruf, sich angesichts des drohenden Weltgerichts zu ndern. Dieser Drang zur berwltigung bleibt fr Mohammed charakteristisch und macht uns verstndlich, da er in allen Stationen seiner Prophetenschaft, die wir verfolgen werden, das ihm aus naheliegenden Grnden ratsam Erscheinende als den unmittelbaren Willen Allahs verkndete. Auf das, was man gemeinhin als den religisen Kern seiner Botschaft betrachtet, auf den Eingottglauben, mu te er durch Zaid b. Amr gesto en werden; so jedenfalls will es eine berlieferung, die den Zweck verfolgt, die Inanspruchnahme des anfentums durch den Gesandten Allahs zu legitimieren. Sie verlegt diesen Vorgang in die Zeit vor dem ÑBeginn der Eingebungenì. Der Koran indessen bezeugt, da Mohammed in seinen Verlautbarungen die Mekkaner nicht sofort zum Eingottglauben aufrief. Vermutlich war ihm klar, was ihn erwartete, sobald er die religisen Vorstellungen und die in ihnen wurzelnden Riten antastete ñ das Schicksal des aus Mekka vertriebenen Zaid b. Amrs konnte ihm eine Warnung sein; und es ist, wie ausfhrlich dargelegt wurde, wenig wahrscheinlich, da ihn bei Beginn seines Verkndens und Rezitierens schon der Eingottglaube umtrieb. Wir wrden ohnehin fehlgehen, wenn wir die muslimische Deutung, man habe Mohammed sogleich als den einen jenseits aller Stammesloyalitten stehenden Gesandten Allahs identifiziert, stillschweigend unserer Analyse zugrundelegten. brigens besagt die ltere islamische Geschichtsberlieferung, da Mohammed erst dann die Vielgtterei angriff, als er glaubte, hinreichend Rckhalt in seiner wachsenden Anhngerschar zu haben.220 Doch darber spter! Zu Mohammeds Belehrung durch Zaid b. Amr wei Ibn Isq folgendes zu berichten: Zaid b. Amr war der erste, der den knftigen Gesandten Allahs vom Gtzendienst abbringen wollte; eines Tages kehrte Mohammed mit seinem Sklaven Zaid b. ria aus aÅ-Äif von einer Reise zurck;
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oberhalb Mekkas trafen die beiden auf den anfen Zaid b. Amr, den man aus der Stadt vertrieben hatte, weil er sich von der heidnischen Vielgtterei abgewendet hatte; die beiden Reisenden fhrten Proviant mit sich und luden den Verbannten zum Essen ein; jener aber wollte nicht mithalten, als er bemerkte, da es sich um das Fleisch von Tieren handelte, die man vor Gtzenbildern geschlachtet hatte; er klrte Mohammed ber die Torheit der Verehrung von Idolen auf, Ñdie weder schaden noch ntzen knnenì,221 wie es auch im Koran hufig hei t. In den mittleren Jahren des mekkanischen Wirkens Mohammeds taucht dieses Argument dort auf. So wendet sich Mohammed in Sure 20, Vers 89 an seine Zuhrer, denen er gerade die Geschichte vom goldenen Kalb erzhlt hat: ÑSehen (die Israeliten) nicht, da es ihnen keine Antwort gibt und ihnen weder zu schaden noch zu nutzen vermag?ì Nach dieser rhetorischen Frage222 setzt Mohammed seinen Bericht fort. Da Sure 20 in schriftlicher Form zirkulierte und den Wutausbruch Umar b. al-aÅÅbs ausgelst haben soll, der seiner Bekehrung unmittelbar vorausgegangen sei, haben wir schon erfahren. Den zweiten frhen Beleg findet man in der ebenfalls schon errterten Sure 26; hier ist es Abraham, der sein Volk fragt, weswegen es Gtzen verehre; man wisse doch, da diese nicht hren, nicht schaden oder ntzen; einzig weil es eine Sitte der Vorvter sei, halte man an dem Kult der Idole fest (Vers 72 f.).223 Seit jener Begegnung mit dem aus Mekka verbannten Zaid b. Amr habe Mohammed nie wieder das Wort eines Gtzen zu erlauschen begehrt, hei t es; er habe von nun an Bescheid gewu t und den Idolen keine Opfer mehr dargebracht.224 In der muslimischen Erinnerung mchte man den Zeitpunkt der Abkehr Mohammeds von der berkommenen Kultpraxis, wie gesagt, mglichst weit zurckverlegen; ein junger Bursche sei er damals gewesen. Allerdings war er erst nach der Eheschlie ung mit ada in den Besitz von Zaid b. ria gelangt. Dieser war als Jngling von Beduinen geraubt worden, als er mit seiner Mutter deren Stamm besucht hatte; auf dem Markt von Uk hatte man ihn zum Verkauf angeboten, wo ihn akm b. izm, ein Neffe adas, fr 400 Dirham225 erstand und ihr schenkte; diese gab ihn an Mohammed weiter, der ihn spter freigelassen haben soll.226 Es wird den Tatsachen entsprechen, da Zaid seinen Herrn bei dessen vergeblichem Versuch begleitete, in aÅ-Äif Fu zu fassen,227 ein Ereignis, das in das zehnte Jahr der Prophetenschaft datiert wird. Da man Mohammed erst so spt ber den Monotheismus belehrt haben soll, ist denn doch nicht glaubhaft. berdies war Zaid b. Amr b. Nufail zu diesem Zeitpunkt schon lange tot. Es mu eine andere, sehr viel frhere Reise nach aÅ-Äif gemeint sein, von der wir sonst nichts wissen; die Episode wird brigens auch ohne Nennung Zaid b. al-rias berliefert. Da Mohammed entscheidende Anregungen zur anfischen Ausdeutung seiner Verkndigungen aus adas Umgebung empfing, l t sich nicht nur aus deren verwandtschaftlichen Verbindungen zu Waraqa b. Naufal und zu Zaid b. Amr folgern. Es wird ausdrcklich bezeugt, da ada, wie brigens auch Mohammed selber, mit zwei Sklaven christlicher oder jdischer Herkunft, die in Mekka Sbel schmiedeten, Bekanntschaft geschlossen hatte; diese beiden, die einem Juden gehrten, waren sowohl in der Tora wie auch
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im Evangelium bewandert und verstanden wie Waraqa hebrisch, vielleicht sogar griechisch. Auf diese Bekanntschaft spielen die vorhin zitierten Verse von Sure 16 an.228 Mohammed verwahrt sich dort in Vers 103 gegen den Verdacht, er lasse sich in den Sachen seiner Verkndigung belehren, und erst recht die Mohammedlegende spterer Zeit mu alles daransetzen, diese berlieferung zu unterdrcken, denn wie sollte der Koran sonst Allahs wrtliche Rede sein? Die Fiktion des analphabetischen Propheten soll helfen, ihn in dieser Hinsicht gegen jeden Argwohn zu schtzen, handelt ihren Verfechtern allerdings neue Schwierigkeiten ein. Doch dazu an anderer Stelle! In den frhesten ÑEingebungenì htet sich Mohammed, unmi verstndlich einen Eingottglauben zu verknden. Je mehr Stoff er jedoch der christlichen Hymnenliteratur oder der anfischen Dichtung entlehnte, desto schwieriger mochte es werden, in der ÑLesungì den Schlu folgerungen auszuweichen, die dieser Stoff nun einmal nahelegte. Gerade in den belehrenden Versen der anfen dienten die Hinweise auf Allahs frsorgliches Schpfungshandeln und auf sein Vorgehen in der Geschichte sowie auf deren schreckenerregendes Ende der Begrndung des Eingottglaubens. Man kannte die Gedichte Zaid b. Amrs und hatte ihn wegen seiner Ideen aus der Stadt verjagt. Wenn Mohammed nun in einer Redeweise, die derjenigen der Wahrsager entwuchs, vom Ende des Diesseits, von Mose und Abraham, vom unermdlich ttigen Allah sprach, dann konnten sich die Mekkaner fragen: Wrde Mohammed in seiner ÑLesungì bald hnliches vortragen wie Zaid b. Amr in seinen Gedichten? ÑSoll ich meinen Kult einem Herrn widmen oder deren tausend, wenn die Welt so mannigfaltig in Erscheinung tritt?ì229 fragte sich Zaid und gab sogleich die fr seine Mitmenschen bestrzende Antwort: ÑAl-Lt und alUzz setze ich beide ab; so handelt der Starke, Ausharrende! Weder alUzz verehre ich noch deren zwei Tchter; die beiden Idole der Ban
Amr230 suche ich nicht auf, auch Hubal nicht, der uns seit Urzeiten ein Herr war ñ meine kluge Vorsicht ist zu gering (als da ich mich von meinem Eingottglauben abbringen lassen drfte)! Stattdessen staune ich: Wie viele Dinge bringen einen in den Nchten zum Staunen und an den Tagen, Dinge, die der Scharfblickende erkennt! (Er sieht), da Allah viele Mnner vernichtete, die sich auf Untaten verlegt hatten; da er andere am Leben lie um der Frmmigkeit einiger Leute willen, so da das Kind der Frevler heranwuchs ñ und whrend man sich (ber Allahs mgliche Rache) beruhigt hatte, kehrte dieser eines Tages zurck, wie der vom Regen benetzte Zweig unvermittelt ergrnt. Ich aber verehre den Barmherzigen, meinen Herrn, damit der Vergebende meine Verfehlungen verzeihe. Darum bewahrt euch die Furcht vor Allah, eurem Herrn! Solange ihr sie euch bewahrt, geht ihr nicht zugrunde. Du siehst, die Bleibe der Frommen sind die Grten; auf die Undankbaren (arab.: Pl. al-kuffr) aber warten die Hitze des Hllenfeuers und eine Entehrung im (diesseitigen) Leben, und wenn sie sterben, dann begegnet ihnen, was die Herzen beklommen macht.ì231 Die Wunder des nchtlichen Himmels und alles, was der Tag in helles Licht taucht, lenken unsere Gedanken zu dem Einen hin, der schon oft die Unachtsamen strafte, sie freilich bisweilen auch in Sicherheit wiegte, wollte er doch nicht mit den Bsen die Gottes-
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frchtigen tten, die in ihrer Mitte lebten ñ eine Anspielung auf Lot, dessen Geschichte Mohammed vielfach im Koran erzhlt: Allah bewahrte die Angehrigen seiner Boten vor dem Strafgericht,232 und nur weil er, der Prophet, selber in Mekka lebte, konnte Allah diese Stadt nicht zerstren, wird Mohammed spter in Medina beteuern (Sure 8, 33).233 Zaid b. Amr wei auch schon wie Mohammed, da Allah sehr bedacht vorgeht; gegen seine Tcke kann sich niemand schtzen (Sure 73, 11; 86, 17; vgl. Sure 3, 54). Will man seinem Zorn entrinnen, mu man ihn, den Barmherzigen, verehren, frchten, um Verzeihung anflehen. Man mu sich, folgt man dem Rat Zaid b. Amrs, verhalten, wie sich spontan die ganze Schpfung verhlt ñ mit Ausnahme des Menschen, dem mit dem Verstand auch die Mglichkeit des Eigensinns geschenkt wurde. Der Mensch mu in einer willentlichen Geste allen Eigensinn fahrenlassen und dadurch zu dem allem Geschaffenen angemessenen Verhalten gegenber dem Schpfer finden: ÑIch wende mein Gesicht (arab.: aslamtu wah-) ganz zu dem, zu dem die Erde (das ihrige) wendet, sie, die schwere Felsen trgt. (Allah) breitete sie hin, und als er sah, da sie auf dem Wasser ruhte, verankerte er auf ihr die Berge. Ich wende mein Gesicht ganz zu dem, zu dem die Wolke (das ihrige) wendet, sie, die reines s es Wasser trgt. Wenn sie an einen Ort geleitet wird, dann gie t sie aus Wasserschluchen den Regen darauf hinab.ì234 In diesen Versen gebraucht Zaid b. Amr das Verbum, aus dem sich die Bezeichnung fr die Religion entwickeln wird, deren Kern Mohammed dem Gedankengut einiger dem polytheistischen Heidentum entwachsender Zeitgenossen entnahm und im neuartigen Gewand der arabischen ÑLesungì zu einem unvorhersehbaren Siegeszug verhalf: Islam. In ebendem Sinn, in dem Zaid b. Amr aslama, Ñjemandem etwas ganz anheimgebenì in den obigen Versen zweimal verwendet, taucht es schon in einer der Anrufungen auf, mit denen sich die Pilger den Kultorten der verschiedenen Gottheiten nherten und der jeweils dort verehrten eine im Augenblick ausschlie lich ihr geltende Devotion zusicherten.235 Die imjariten beteten Nasr an und riefen: ÑDir zu Diensten, o Allah, dir zu Diensten, im Auftrage von Knigen und Frsten, den verstndigen und bedachtsamen, die die Verwandtschaftsbindungen achten und sich nie dem Sndhaften nherten; um (irdisches Streben) abzutun und (das Gesicht dir) zuzuwenden,236 demtigten sie sich vor dem Herrn der Menschen, gehorchen nur ihm allein unter allen ihren erhabenen Gottheiten und Idolen!ì237 Was die imjariten ihrem Nasr fr die Zeit der Anwesenheit am Kultort zusagen, das soll nach Zaid b. Amrs berzeugung Allah gewhrt werden, nmlich eine uneingeschrnkte Verehrung ohne jeden Seitenblick auf andere Numina ñ die in Zaids Augen gar keine sind, da sie sich nicht am Schpfungshandeln zu beteiligen vermgen. Und diese Verehrung Allahs soll dauerhaft sein und nie wieder einem anderen gezollt werden. Mohammeds religises Bewu tsein war aus einem vergleichbaren Anla erwacht: Bei ihm war es die rituelle Reinheit, die nicht nur einige festliche Augenblicke im Leben des Menschen prgen, sondern es ganz formen sollte. Der Islam im Sinne Zaid b. Amrs, die Verstetigung der Hinwendung zu dem einen Schpfer, beherrscht Mohammeds religise Gedankenwelt am Beginn seines Prophetentums jedoch nicht. In
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den ltesten Suren fehlen der Begriff und seine Ableitungen ganz. Zuerst erscheint das Wort muslim in Sure 68, Vers 35: Den Gottesfrchtigen verhei t Allah Grten; Ñsollen wir etwa die, die (ihr Gesicht zu Allah) wenden, mit den Frevlern gleichstellen?ì Schuldlose, zu Allah gewandte Menschen meint das Wort auch in Sure 51, Vers 36; es sind die Vertrauten Lots, die unter Frevlern leben mssen (Sure 51, Vers 32). ÑUnter uns sind einige, die (das Gesicht zu Allah) wandten, und andere, die vom rechten Pfad abweichen; wer (das Gesicht ganz zu Allah) wendet, der beflei igt sich der rechten Leitungì, bekennen die Dschinnen in Sure 72, Vers 14. In dieser bereits in die mittelmekkanische Phase gehrenden Textstelle ist im Koran zum ersten Mal vom Islam als der das Heil sichernden religisen Geste die Rede, durch die sich, wie Zaid b. Amr dichtete, die Monotheisten von den brigen Menschen unterscheiden. Erst von jetzt an wird der ÑIslamì zu einem wichtigen Thema der mohammedschen Verkndigungen. Der mekkanische Gesandte Allahs begann seine Laufbahn mit einem engen Thema, der rituellen Reinheit, fand dann aber den Weg zur anfischen Frmmigkeit, die, von einem klaren Eingottglauben geprgt, das ganze Dasein des Menschen vor Allah, den einen Schpfer und unermdlich ttigen Lenker des Diesseits, stellen will. Die bernahme des von den anfen benutzten Erzhlstoffes, dargeboten in der ÑLesungì, fhrte Mohammed diesbezglich zur Klarheit, was durch die Episode der Begegnung mit dem verbannten Zaid b. Amr zum Ausdruck gebracht wird. Indem sich Mohammed das anfentum aneignete, schuf er seinen Verkndigungen einen wirksamen Resonanzboden und konnte sich als den Erfller anfischer Hoffnungen auf das Kommen eines Ñarabischen Prophetenì ausgeben.
7. Der Weg zum Ñheidnischen Prophetenì Abrahams Glaubenspraxis ohne Erschwernisse
Zaid b. Amr war mit seinen Vorstellungen auf die schroffe Ablehnung der meisten Mekkaner gesto en. Sein Onkel al-aÅÅb, der Vater des spteren Kalifen Umar (reg. 634ñ644), hatte Zaid derart zugesetzt, da dieser Mekka verlie und fortan am Berg ir hauste.238 So lautet die dramatische Fassung seiner Geschichte, die Umar b. al-aÅÅbs Feindseligkeit gegen die frhesten Anhnger Mohammeds vorwegnehmen soll, was freilich irrefhrend ist, da Umar selber dem anfentum zuneigte. Sein Zorn ber Mohammed speiste sich eher daraus, da dieser mit seiner ÑLesungì in den Kreisen der anfen Eindruck machte und sich deren Gedankengut aneignete. Nach einer anderen Fassung, die wir al-Wqid verdanken, behelligten die Mekkaner Zaid nicht, obwohl er die Verehrung der Idole verwarf und nach der ÑGlaubenspraxis Abrahamsì suchte; dem Judentum oder dem Christentum mochte er sich nicht anschlie en, hei t es. Er wendete sich bei seinen Gebeten zur Kaaba hin, da er keine sichere Kenntnis ber Allahs rituelle Vorschriften habe erlangen knnen. Den Mekkanern fiel er dadurch auf, da er den Brauch, neugeborene Mdchen im Sand zu verscharren, ablehnte. Suglinge, denen die Sippen diesen Tod zugedacht hatten, kaufte er um einen hohen Preis frei, einen Sklaven, ein Pferd, ein Kamel. In Sure 81, Vers 8 gei elt Mohammed
7. Der Weg zum Ñheidnischen Propetenì
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diese barbarische Unsitte und macht sich auch hierin eine Idee Zaid b. Amrs zueigen. Zaid habe sich endlich, so al-Wqid, zum Berg ir zurckgezogen, um sich ganz der Andacht zu widmen. Die Mekkaner htten ihn den Mnch genannt.239 Er selber war der berzeugung gewesen, er sei der einzige Quraiöite, der wirklich dem Glauben Abrahams anhnge; nur fehle ihm die authentische, von Allah erlassene Kultpraxis.240 Da Zaid b. Amr nach einem anderen als dem in Mekka gngigen Glauben forschte und sich auf seinen Karawanenreisen nicht nur um den Preis der Waren kmmerte, wird mehrfach bezeugt. Er soll die Rabbiner und Mnche nach ihrer Religion ausgefragt haben, dabei bis in die Gegend von Mossul gelangt sein und das ganze Land aö-äam durchwandert haben. Zuletzt sei er davon berzeugt gewesen, da unter den Mekkanern ein Prophet aufstehen werde, der die Menschen zur ÑGlaubenspraxis Abrahams, dem anfentumì (arab.: dn Ibrhm al-anfja) rufen werde. Ñanfentumì steht in diesem Text Ibn Isqs in einem Gegensatz zum Judentum (arab.: al-jah dja) und Christentum (arab.: an-narnja), die in aö-äam vorherrschten. Beide htten Zaid b. Amr nicht zugesagt, weshalb er nach Mekka zurckgekehrt sei.241 In einer anderen berlieferung erfahren wir den Grund fr diese Ablehnung. In aö-äam sei Zaid einem Juden begegnet und habe ihm eingestanden, da er eigentlich selber schon Jude sei. Sein Gegenber habe die Begeisterung gedmpft: ÑDu gehrst nicht zu unserer Glaubenspraxis, bevor du nicht deinen Anteil am Zorn Allahs trgst!ì Vor diesem Zorn fliehe er doch gerade, erwiderte Zaid, und wenn es mglich sei, wolle er von diesem Zorn nicht getroffen werden. Dann bleibe nur die Glaubenspraxis Abrahams, die anfische, habe der Jude gemeint. Darauf sei Zaid mit einem Christen zusammengekommen und habe wiederum freudig geu ert, er schlie e sich dem Christentum an. Das gehe nur, wenn er bereit sei, seinen Anteil am Fluch Allahs auf sich zu nehmen. Auch das habe Zaid abgeschreckt, und erneut sei er auf die Glaubenspraxis Abrahams hingewiesen worden.242 Judentum und Christentum verfgen zwar ber einen geregelten Kult, aber der Mensch, der ihn vollzieht, handelt sich das Unheilsverhltnis ein, in dem Jude und Christ nach dieser Auffassung in gleicher Weise stehen: Den Einen zu verehren, meint nicht zuletzt, an der Verringerung einer Urschuld zu arbeiten. Sie kennt das anfentum nicht; ihm fehlt allerdings die durch den Einen gestiftete Kultpraxis, ber die Juden und Christen seit langem verfgen. Ein Prophet werde sie bringen, so hoffte man offenbar im anfentum; sie ist der erwartete nm s, von dem Waraqa b. Naufal redete, als er von den Eingebungen gehrt hatte, die Mohammed zuteil geworden waren.243 Abraham, der weder Jude noch Christ war (Sure 3, 67), ist die ideale Grnderfigur fr die vom Zorn und Fluch Allahs unbehelligte Gottesverehrung; ebenso verstndlich ist, da Mohammed, als er seine Kultpraxis zu formulieren beginnt, Wert auf die Feststellung legen wird, da sie, anfisch wie sie sei, von allen durch Allah gar nicht angeordneten Beschwernissen frei sei, Beschwernissen, die in seiner Sicht auf das Abweichen der Juden und Christen von den ursprnglichen Normen zurckzufhren sind und den Zorn wie den Fluch Allahs herausforderten. ñ hnlich hatte Paulus
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Ab Qais, ein anf aus Medina
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argumentiert: Wer durch die Erfllung des mosaischen Gesetzes Gottes Wohlwollen zu ertrotzen suche, der lebe in Wahrheit unter Gottes Fluch (Gal 3, 9 f.). ñ Allah sandte Boten mit Schriften aus, so Jesus mit dem Evangelium, die Christen aber brachten eigenmchtig das Mnchtum auf, das ihnen gar nicht auferlegt worden war (Sure 57, 26 f.). Auch die Juden zerstritten sich, nachdem sie klare Anweisungen entgegengenommen hatten (Sure 10, 93). Um dieses Frevels willen mssen sie strenge Speisegebote beachten, die in den ursprnglichen Vorschriften nicht enthalten gewesen waren (Sure 4, 160). Es wre verwerflich, alle die Speisen, deren Verzehr Allah gestattete, nach der Kundgabe der wahren Glaubenspraxis durch Mohammed aufs neue zu verbieten (Sure 5, 87). Denn die wahre Glaubenspraxis luft auf Erleichterung hinaus, nicht auf Erschwernis (Sure 2, 185). Da Mohammed mit diesem Pochen auf die Leichtigkeit des nm s keineswegs bei allen anfen Anklang fand, werden wir hren. Die fr Zaid b. Amr bezeugten Vorstellungen trieben ihn jedenfalls dazu, seine Inanspruchnahme des anfentums mit dem Nachdenken ber neue Regeln des Kults zu verbinden. Vor allem unter diesem Blickwinkel bildete der Weg zum Eingottglauben, den er eingeschlagen hatte, eine Bedrohung fr die althergebrachten mekkanischen Verhltnisse. Zaid b. Amr erlebte dies nicht mehr. Er ist nach al-Wqid in der Zeit gestorben, als die Mekkaner den Neubau der Kaaba errichteten.244 Sein Sohn Sad folgte sehr frh dem Ruf Mohammeds und bekannte sich als einer der ersten zu ihm. Obwohl Sad in der Geschichte des Islams keinen herausragenden Part spielt, zhlt er zu jenen zehn Gefhrten, denen der Prophet zusicherte, da sie nach ihrem Tod sofort in das Paradies einziehen wrden.245 Im brigen weissagte Mohammed: ÑZaid b. Amr b. Nufail wird (am Jngsten Tag) als eine (eigene) Glaubensgemeinschaft auferweckt werden.ì In den ersten Jahrzehnten nach dem Tod des Propheten geno dieser Vorlufer Mohammeds unter manchen Muslimen eine besondere Verehrung; sie flehten Allahs Erbarmen und Vergebung auf ihn herab. Diesen Brauch bezeugt der Rechtsgelehrte Sad b. al-Musaijab (gest. 718/9).246 Mit Zaid b. Amr bringen die Quellen den Medinenser Ab Qais b. alAslat in Verbindung. Auch er trumte von einem anfentum abrahamischer Prgung, das in seinem heilsgeschichtlichen Rang dem Judentum und dem Christentum gleich, wenn nicht berlegen sein sollte. In Jarib nannte man Ab Qais den anfen, d.h. den ÑHeidenì (arab.: al-anf); im Syrischen, von wo dieser Begriff entlehnt worden war,247 hatte er vermutlich einen abwertenden Beigeschmack, und auch bei den Arabern, die ihn fr sich verwendeten, drckte er einen ñ allerdings behebbaren ñ Mangel aus: Noch ist die arabische Religion, in der Idole angebetet werden, den beiden Hochreligionen unterlegen; denn die Gtzenverehrung ist ein Irrtum, der freilich nicht einfach dadurch geheilt werden kann, da man sich zum Judentum oder ñ wie es der christliche Dichter Ad b. Zaid dem Herrscher von Hira vorschlug ñ zum Christentum bekehrt. Die Riten dieser beiden Religionen werden von Zaid b. Amr und Ab Qais b. al-Aslat als fremdartig empfunden, sie suchten eine eigenstndige, einem monotheistischen ÑHeidentumì angepa te Kultpraxis;
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dank dieser noch nicht gefundenen neuartigen Kultpraxis sollte das, was die Juden und Christen geringschtzig als das arabische Heidentum bezeichneten, umgewandelt und aufgewertet werden. Immerhin erkannte das arabische Heidentum bereits in Abraham eine Gestalt, die religise Verehrung verdiente: Abraham war als ÑHeideì von Allah erwhlt worden, damals, als jene drei Engel erschienen waren, um ihm die Geburt eines Sohnes zu verknden. Als ÑHeideì wurde Abraham zum Inbild des Allah gehorsamen Menschen, suchte und fand er doch Allahs Gnade. War ein ÑHeideì nicht mit besserem Recht ein ÑGottsucherì, als ein Jude oder Christ dies waren, die aus ihren heiligen Schriften die Botschaften des Einen bereits genau kannten und erfahren hatten, wie dieser Eine verehrt zu werden wnschte? ÑHeideì, anf, meint demnach einen Frommen, der sich der Erwhltheit durch Allah schon gewi ist, aber noch danach fragen mu , was fr ihn aus dieser Gewi heit folgt. Und das ist jedenfalls nicht der Eintritt in eine der beiden Hochreligionen, denn ein solcher Schritt hbe das ÑHeidentumì auf, den abrahamischen Status innerhalb der Heilsgeschichte! ÑWollte es der Herr, wir wren Judenì, dichtete Ab Qais, Ñdoch entspricht die Glaubenspraxis der Juden nicht diesen Formen (die wir pflegen). Wollte es der Herr, wren wir Christen zusammen mit den Mnchen auf dem Berge von Galila. Doch wurden wir, als wir geschaffen wurden, so geschaffen, da unsere Glaubensausbung Çheidnischë bleibt von Geschlecht zu Geschlecht. Wir treiben die Opfertiere, die ergeben in Fesseln einherziehen ñ nur den Widerrist gibt ihre Bedeckung248 frei.ì249 Wenn die Araber nur die ihnen eigentmlichen, mit Tieropfern verbundenen Pilgerriten vollziehen knnen, die ihnen so sehr am Herzen liegen, dann wollen sie sich gern auf einen Eingottglauben einlassen. Davon haben wir schon gehrt.250 Mohammed stellte sich in Mekka einige Zeit nach seiner Berufung ausdrcklich in die Tradition der heidnischen Gottsucher. Seine Auseinandersetzung mit Umn b. Ma n von den Ban uma ist dafr der klarste Beleg. Die berlieferung bewahrt die Erinnerung daran, da Umn ein treuer Gefolgsmann Mohammeds geworden war, nach Medina flchtete, in der Schlacht bei Badr mitfocht und kurze Zeit spter starb; er soll der erste Tote gewesen sein, den die Muslime in Medina zu Grabe trugen.251 In Mekka war er ñ unabhngig von Mohammeds Prophetentum ñ als ein Verfechter des Eingottglaubens aufgetreten: Alles in der Welt sei nichtig, abgesehen von Allah; alles Schne gehe zu Ende. Darber klagten auch die Anhnger der berkommenen heidnischen Religion; das Fatum, die Zeit zerstre alles. So sei es in der Tat, pflichtete Umn ihnen bei, doch beharrte er darauf, da das Paradies, dem die Bekenner des einen Schpfergottes entgegensehen drften, ohne Ende sei. Dieser neue Gedanke sei eine Torheit, warf man ihm vor. Eines Tages, er war schon Gefolgsmann Mohammeds, artete der Zwist in eine handfeste Prgelei aus, bei der Umn ein Auge einb te. Trotzdem blieb er bei seiner Meinung. Obwohl sich die Muslime damals in einer gefhrlichen Lage befanden, worber Nheres im nchsten Kapitel auszufhren sein wird, vertrat er ferner die Auffassung, der Nachbarschutz (arab.: al-iwr) Allahs sei wirksamer als derjenige des mchtigen Maz miten al-Wald b. al-Mura:252 Der Glaube an den allsorgenden
Umn b. Man und sein Kreis
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Das bequeme anfentum
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Schpfer setzt die Rechtsbruche der Menschen au er Kraft, weil dieser Schpfer alles Trachten seiner Geschpfe auf sich zieht. Ob das heidnische Gottsuchertum einen mit dieser religisen Vorstellung begrndeten vollstndigen Neubau der Riten und aller Lebensbruche anstrebte, ist freilich nicht klar. Ab Qais b. al-Aslat jedenfalls wollte die Pilgerriten beibehalten, vielleicht in abgewandelter Form. Eine asketische Lebensfhrung widersprach dem heidnischen Gottsuchertum zwar nicht, solange sie sich nicht in Riten verfestigte, die den Zorn oder den Fluch Allahs hervorriefen. Aber Mohammed stand allen religis begrndeten Beschwernissen, die ein Mann wie Umn b. Ma n aus der Pflicht des Geschpfes zu unbedingter Hinwendung zum allsorgenden Schpfer ableitete, ablehnend gegenber. Umn war brigens in Mekka nicht der einzige Sucher nach einer neuen Glaubenspraxis, der in dieser Hinsicht anders als Mohammed dachte, und auch au erhalb der Stadt setzte man vielfach den Eingottglauben mit Enthaltsamkeit gleich. Offensichtlich hatte Mohammed Mhe, seine dem religis nur durchschnittlich begabten Menschen entgegenkommende Meinung durchzufechten. Es ist bezeugt, da Umn und seine Parteignger dafr eintraten, auf den Verzehr von Fleisch zu verzichten, was fr eine im erheblichen Ma e von der Viehzucht lebende Bevlkerung eine tiefgreifende, wenn nicht gar unmgliche Umstellung gewesen wre. Desweiteren forderten sie die Selbstentmannung. Mohammed soll sie hiervon abgebracht haben; es genge, streng zu fasten, wodurch der Geschlechtstrieb abgettet werde. Mit bereifer soll Umn diesen Rat befolgt haben, so da er seine Ehefrau in peinlicher Weise vernachlssigte. Tagsber faste er, nachts widme er sich ganz dem Gebet, beschwerte sich diese beim Gesandten Allahs. Dieser soll Umn bei der nchsten Gelegenheit belehrt haben: ÑHast du nicht an mir ein Beispiel? Dein Auge hat Anteil an dir, auch dein Leib hat Anteil an dir, und deine Frau hat ein Recht auf dich! Darum bete und schlafe, i und faste!ì Mohammed soll ihm, in einem Schlagwort zusammengefa t, seine ganz anderen berzeugungen so auseinandergesetzt haben: ÑAllah berief mich zur (Verkndung des) gro zgigen anfentums (arab.: al-anfja as-sama), nicht des Mnchtums (arab.: ar-rahbnja).ì Fr den Erfolg seiner Predigt war solche Laxheit von Vorteil, aber er hatte noch lngere Zeit gegen eine asketische Strmung in seiner Anhngerschaft zu kmpfen, und diese Strmung verschwand nicht spurlos. Ihr kam er entgegen, indem er sich schrittweise zum Verbot des Weingenusses durchrang, das Umn und sein Kreis schon lange propagierten.253 Noch gegen Ende seiner Zeit in Mekka rhmt Mohammed den Wein als eine der Gaben, die Allah in seiner treusorgenden Gte den Menschen schenkt: ÑUnd auch am Wein habt ihr ein Beispiel (fr Allahs Wirken); wir machen fr euch aus dem Kot und dem Blut in den Leibern (der Tiere) reine Milch zum Lschen des Durstes, bekmmlich den Trinkenden, und ebenso von den Frchten der Dattelpalmen und der Weinreben. Von diesen erhaltet ihr ein berauschendes Getrnk und gute Nahrung. Hierin liegt ein Wunderzeichen fr Leute, die ihren Verstand gebrauchenì (Sure 16, 66 f.). In frhmedinensischer Zeit kommen ihm die ersten Bedenken; der Wein und das Glcksspiel brchten einigen Nutzen, doch sei es eine Snde,
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ihnen zu frnen (Sure 2, 219); vor allem zum Gebet drfe man nicht angetrunken erscheinen (Sure 4, 43). Erst gegen Ende seines Lebens erkannte er, da der Wein wie auch das Glcksspiel, die steinernen Idole und die Lospfeile vom Satan ersonnen worden waren, um die Menschen vom rituellen Gebet und vom Gottesgedenken abzubringen, und deshalb verboten werden m ten (Sure 5, 90 f.). Da der Islam die Form des heidnischen Gottsuchertums sei, die die Bereitschaft des Menschen zum Verzicht und zur Askese nicht strapaziere, blieb fr Mohammed jedoch au er Frage. Das Bekenntnis zu dem einen Allah und die regelm ige Teilnahme an den Riten sind fr den Gewinn des Paradieses ausreichend. ÑIn der Glaubenspraxis (arab.: ad-dn) gibt es keinen Zwangì, nun, da der rechte Weg, der Islam, sich klar vom polytheistischen Heidentum abhebe (Sure 2, 256),254 beteuert Mohammed etwa anderthalb Jahre nach der Hedschra; in derselben Sure verfgt er, ganz im Sinne jener Gro zgigkeit, erhebliche Erleichterungen fr das Ramadanfasten (Sure 2, 184 f. und 187).255 Mohammeds Eingottglaube soll einen bequemen, das Ausleben der Triebe nicht allzu sehr hemmenden Lebenszuschnitt gestatten. Da dies dem Propheten gerade in den ersten Jahren nach der Vertreibung aus Mekka am Herzen lag, verwundert nicht. Er brauchte alle Krfte fr die Rckgewinnung dieser Stadt und ihres Pilgerheiligtums. Wir haben es jedoch zunchst noch mit seinen mekkanischen Gedanken und Verkndigungen zu tun, und es bleibt uns, die Frage zu klren, wie er damals das heidnische Gottsuchertum auffa te, dem er sich zum Nutzen seiner eigenen Ziele eng verbunden hatte. Dieser Themenkomplex ist unter mehreren Gesichtspunkten in Angriff zu nehmen. Wir werden uns einen flchtigen Eindruck vom Einflu des Ñgottsucherischenì Ideengutes auf den Koran verschaffen und dabei nach dem heilsgeschichtlichen, theologischen und anthropologischen Inhalt jener Ideen fragen und am Schlu das Problem streifen, ob die anfen tatschlich einen Propheten erwarteten, um in dieser Hinsicht zu den Juden und Christen aufzuschlie en, eine Erwartung, die, wenn es sie denn gegeben haben sollte, Mohammeds Ambitionen htte begnstigen knnen. Al-MuÅahhar b. Ähir al-Maqdis, ein Autor des 10. Jahrhunderts, von dem man au er seinem Namen kaum etwas wei ,256 stellt die ihm bekannte Geschichte der Menschheit in einen engen Zusammenhang mit Betrachtungen ber den Kosmos, dessen Geschaffenheit beweisbar sei. Nach mutazilitischer Manier sieht er ihn als ein Gefge aufeinander einwirkender Entitten, weshalb der Verstand die Mglichkeit hat, die Welt und die Geschehnisse in ihr auf den Begriff zu bringen. Allerdings mu selbst ein kluger Mensch gewrtigen, da er ohne die Hilfe offenbarter Texte mit seinen Deutungen in die Irre geht. Wer die Ewigkeit der Welt lehrt oder Kosmogonien ersinnt, die sich nicht mit den Aussagen der mohammedschen Offenbarungen decken, verdient zwar einige Beachtung, die feste Grundlage des Nachdenkens ber derartige Themen bleibt aber der Koran.257 In diesem wird den Menschen mitgeteilt, da Allah sieben Himmel geschaffen hat, die in Schichten bereinanderliegen (Sure 67, 3 und 71, 15). Einzelheiten sagt der Koran nicht; man sto e demgem auf ganz unterschiedliche Ansichten darber, woraus jene
Der anfische Allah und sein Kosmos
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Schichten bestnden, aber al-Maqdis hlt den Streit hierber fr nebenschlich, da der Stoff, aus dem die Krper der Himmel geformt seien, ohnehin ganz anders beschaffen sei als alles Irdische. Mehrfach bezeugt ist die Auffassung, der erste Himmel sei ein riesiger Smaragd, den man Birqi nenne. Al-Maqdis zitiert hierzu aus einem Gedicht, das der anf Umaija b. ab - alt geschmiedet hat; an anderem Ort ist es vollstndig erhalten. Birqi, so Umaija, gleicht einem windstillen Meer; Engel sind an dessen Rand postiert; beschattet werden sie vom zweiten Himmel, einer Kuppel, deren Farbe derjenigen einer mit Wasser gefllten Glasschale hnelt. ÑUnser Herr stellte sie meisterhaft her, als er sie (d.h. die Schale oder alle sieben Himmel) baute, indem er fr sich allein blieb.ì258 Die brigen Verse unterschlgt al-Maqdis. In ihnen erfahren wir, da Allah im siebten Himmel auf einem Thron west, der wie ein mit Edelsteinen verzierter Tragsessel beschaffen ist. Viele Engel verharren vor Allah in Anbetung; zahllose andere durchfliegen mit seinen Anweisungen die Himmel. Der Thron, auf dem Allah wie ein Knig Platz genommen hat, wird von vier Cherubim getragen, einem in Gestalt eines Mannes, der zweite ein Stier, der dritte ein Adler, der vierte ein Lwe.259 Anklnge an dieses Bild sind uns bereits begegnet, nmlich am Beginn von Sure 37: ÑBei den (Engeln, die) in Reihen stehen, die Zudringlichen abwehren, eine gttliche Mahnung verlesen! Euer Gott ist einer, der Herr der Himmel und der Erde und dessen, was dazwischen ist...ì260 An die Sprche der Wahrsager erinnert hier nur die Schwurformel, sagten wir. Das Bild, das Mohammed in den Zuhrern aufruft, ist diesen aus den Worten der anfen vertraut: Allah schuf die Welt, zog sich dann an seinen streng bewachten Herrscherhof zurck, von dem aus er alles regiert, abgeschirmt gegen jeden Versuch eines Eingriffes in sein Wirken und gegen alles Auskundschaften. Nur mit Allahs ausdrcklicher Erlaubnis drfen der ÑGeist und die Engelì in der ÑNacht der (gttlichen) Machtì herabkommen und seine Fgung (arab.: al-amr) in das Diesseits bringen, zu der auch der Koran gehrt (Sure 97) ñ eine Beschreibung des Offenbarungsvorganges, die uns darber aufklrt, was sich hinter den in den Schwren genannten die Botschaft austeilenden Wesen verbirgt. In Sure 37 tritt die anfische Ikonologie vollends zutage und drngt Mohammed, dem Bild entsprechend, zur unzweideutigen Benennung ihrer theologischen Konsequenz: Allah ist einer. In der Prophetenberlieferung hielt sich die Kenntnis davon, da Mohammed Allah geschaut hatte, auf einem Thron sitzend und dieser getragen von vier Engeln in den erwhnten Gestalten.261 Was der heidnische Gottsucher Umaija und der heidnische Prophet Mohammed im Auge haben, sind die im byzantinischen Machtbereich schon vor dem Jahr 500 auftauchenden Darstellungen der Majestas Domini: Der Architekt des Weltalls, nmlich Christus, wird vom viergestaltigen Evangelium getragen, verkrpert durch die Cherubim, die, so Irenus (gest. ca. 200), ÑBilder der Wirksamkeit des Gottessohnesì sind: Der Lwe symbolisiert dessen Tatkraft; der junge Stier das Amt des Opferpriesters, das Christus innehat; der Mensch die Inkarnation und der Adler Ñdie Gabe des Geistes, die der Kirche zufliegtì.262 Die Bildersprache der heidnischen Monotheisten, der christlichen Kunst entlehnt, aber ihrer spezifisch christlichen Botschaft beraubt, wie
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wir schon einmal beobachteten,263 prgt Mohammeds Gottesverstndnis; da er sich die Verse Umaijas gerne vortragen lie , ist bezeugt.264 Wie Zaid b. Amr, der sich als den einzigen echten Abrahamverehrer rhmte, verwarf auch Umaija jede andere Glaubenspraxis als die anfische, legte sie aber im Sinne Umn b. Ma ns aus, also nicht Ñweitherzigì, sondern durch einen asketischen Einschlag gekennzeichnet. Diese Meinungsverschiedenheit knnte ein Grund dafr gewesen sein, da Mohammed ihn bereits in der sptmekkanischen Sure 7 scharf tadelt: ÑVerlies ihnen die Nachricht von demjenigen, dem wir unsere Wunderzeichen brachten, der sich dann aber von ihnen zurckzog!ì (Vers 175). Schwerwiegender knnte fr Mohammed damals aber noch das Debakel in aÅ-Äif, der Heimatstadt Umaijas, gewesen sein. Angesichts der wachsenden Nte in Mekka war Mohammed dorthin ausgewichen, aber man hatte ihm die kalte Schulter gezeigt. Fortan, zumal in Medina, setzte Mohammed dann ganz auf den weitherzigen heidnischen Monotheismus und mu te in den Augen Umaijas als ein erfolgreicher Opportunist erscheinen, der das Wasser des Gottsuchertums geschickt auf seine Mhlen lenkte. Wen wird es wundern, wenn Umaija die Quraiöiten, die bei Badr eine Niederlage gegen Mohammed erlitten hatten, mit Versen zum energischen Kampf aufstachelte?265 In Mekka wuchs Mohammeds Verkndigung mit dem Gedankengut des heidnischen Gottsuchertums zusammen; in Medina lie er dann jegliche Zurckhaltung fallen und behauptete, der alleinige wahre Erbe des von Abraham gegrndeten heidnischen Eingottglaubens zu sein. Den entscheidenden Schritt tat er mit seinen noch in Mekka einsetzenden berlegungen zur Gestalt Abrahams als des ersten anfen und Begrnders des ÑIslamsì, die in den ersten medinensischen Jahren durch die Aussage abgeschlossen wurden, Abraham und Ismael htten einst die anfischen Riten, nach denen man in Mohammeds Zeit suchte, gestiftet. Es gelte nun, sie durch ihn, den Gesandten Allahs, wiederzubeleben; der ersehnte, anfische nm s ist also lngst bekannt und wird durch ihn, Mohammed, von neuem zur Richtschnur erhoben. Als Mohammed kurz nach seiner Berufung noch von den ÑSchriftstcken Moses und Abrahamsì gesprochen hatte, war diese Wendung der Dinge noch nicht abzusehen gewesen. In Sure 37, in der Mohammed, wie geschildert, das anfische Bild des Kosmos andeutet und sich gentigt sieht, in klaren Worten zum Eingottglauben aufzurufen, l t er sich einige Zeilen spter etwas nher ber Abraham aus. Dieser erkennt die Unsinnigkeit der Vielgtterei, der sein Volk frnt; unter dem Vorwand, er sei krank, bleibt er eines Tages den polytheistischen Riten fern und macht sich daran, einige Idole zu zertrmmern (Vers 83ñ98).266 Hieran schlie t sich die Episode von der Verhei ung der Geburt eines Sohnes an, der, nachdem er so weit herangewachsen ist, da er die Pilgerriten vollziehen kann, von Abraham geopfert werden soll, dann aber durch Allah ausgelst wird; es mu sich um Ismael handeln, denn nach diesem Geschehen weissagt man Abraham die Geburt eines zweiten Sohnes, Isaaks (Vers 99ñ113).267 In der mittleren Periode seines Wirkens in Mekka beschftigt sich Mohammed fter mit Abraham, so in Sure 26, Vers 69ñ89, wo es wieder um die Absurditt der Verehrung von Idolen geht, die Ñweder ntzen noch
Die Aneignung der Gestalt Abrahams und die Erw hltheit der Anh ngerschaft Mohammeds
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schadenì, whrend es doch der ÑHerr der Weltenì ist, der Ñmich schuf und nun auf den rechten Weg fhrt, der mir zu essen und zu trinken gibt... und mich (vor dem Gericht) auferweckt...ì (vgl. auch Sure 19, 41ñ 49). Die ausfhrlichste Darstellung des Streitens Abrahams gegen den Gtzenkult findet sich in Sure 21, ebenfalls aus jener Periode. Hier erfahren wir auch, da man Abraham zur Strafe fr den Frevel an den Bildnissen verbrennen will, was Allah jedoch vereitelt (Vers 51ñ73). In all diesen mittelmekkanischen Passagen taucht der Begriff des heidnischen Gottsuchers, des anfen, noch nicht auf. Das gilt auch noch fr die bereits in die spte mekkanische Phase eingeordnete Sure 14, die den Namen Abrahams als berschrift trgt. Eines aber hat sich gendert: Die Gestalt Abrahams, deren Beheimatung in Mekka man bis zu jenem Zeitpunkt allenfalls aus Sure 37, Vers 102 ÑAls (sein Sohn) so weit herangewachsen war, da er mit (Abraham) den (rituellen) Lauf vollziehen konnte...ì herauslesen durfte, wird hier ausdrcklich als der Stifter des mekkanischen Kultes gepriesen: Ñ(Einstmals) flehte Abraham: ÇHerr, mach diese Ortschaft sicher und halte mich und meine Shne davon ab, da wir die Gtzen verehren! Herr, denn diese haben schon viele Menschen in die Irre gefhrt. Wer also mir folgt, der gehrt zu mir; und wer sich mir widersetzt ñ nun, du bist verzeihend und barmherzig! Unser Herr, jetzt siedle ich einige meiner Nachkommen in einem Tal ohne Ackerfrchte bei deinem geheiligten Haus an, damit sie das rituelle Gebet vollziehen. Mach du, da Menschenherzen ihnen zugetan sind und ernhre (jene Nachkommen) mit Frchten, vielleicht werden sie es dir danken. Unser Herr, du wei t, was wir in uns verbergen und was wir offen u ern.ë Nichts auf Erden und im Himmel bleibt Allah verborgen. ÇPreis sei Allah, der mir trotz meinem Greisenalter Ismael und Isaak geschenkt hat! Mein Herr erhrt stets das Bitten. Herr, mach, da ich das rituelle Gebet einhalte, und auch (die Menschen) aus meiner Nachkommenschaft! Unser Herr, nimm mein Bitten an! Unser Herr, verzeih mir, meinen Eltern und den Glubigen am Tag der Abrechnung!ëì (Vers 35ñ42). Die gefhrdete Lage Mekkas in einer unfruchtbaren Talschaft wird mehr als aufgewogen durch das Ñheilige Hausì; doch sind die, die dort stndig den Riten nachkommen, auf das Wohlwollen der brigen Menschen angewiesen: Abraham, seine Nachfahren und alle, die mit ihnen sind, belegt Mohammed hier mit dem Begriff der Glubigen (arab.: al-mumin n), der in Medina die kampfbereiten Gefolgsleute des Propheten bezeichnen wird. Dank ihrem Eingottglauben bilden sie schon in diesen mekkanischen Versen eine von den brigen Menschen abgesonderte Gemeinschaft ñ nach dem Vorbild Abrahams und seiner Sippe, der ein heidnischer Monotheist war, kein Anbeter der weiblichen Gottheiten Mekkas, die laut Sure 14, Vers 36 Ñviele Menschen in die Irre fhrtenì.268 In Sure 16, Vers 120 bis 123 kennzeichnet Mohammed den Urvater der ÑGlubigenì nun als den Ñanfenì Abraham; das anfentum wird somit zum Kristallisationspunkt der Anhngerschaft erklrt, die sich um den mekkanischen Propheten schart und die dank dem anfentum ihres religisen ñ und genealogischen ñ Ahnherrn sich von allen brigen Gemeinschaften unterscheidet. Wie dieser Unterschied auszulegen ist, erlutert Mohammed
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in Sure 6, die ebenfalls noch in Mekka entstand. ÑDamals sagte Abraham zu seinem Vater zar: ÇHltst du etwa Gtzenbilder fr Gtter? Ich meine, du und dein Volk, ihr befindet euch eindeutig im Irrtum.ë ñ So zeigen wir Abraham (unser) Herrschen ber die Himmel und die Erde und da er einer von denen sein sollte, die Gewi heit erlangen. ñ Als nun die Nacht ber ihn hereinbrach, erblickte er einen Stern und sprach: ÇDas ist mein Herr!ë Wie der Stern jedoch unterging, sagte (Abraham): ÇIch mag nicht die, die untergehen.ë Dann sah er den Mond, der eben emporstieg, und sprach wiederum: ÇDas ist mein Herr!ë Doch als auch (der Mond) unterging, sagte er: ÇWenn mein Herr mich nicht rechtleitet, mu ich einer von denen sein, die dem Irrtum verfallen.ë Endlich erblickte er die Sonne, die eben emporstieg, und sprach: ÇDas da ist mein Herr, es ist am gr ten!ë Doch wie auch sie unterging, rief er: ÇMein Volk! Mit denen, die ihr (dem Einen) beigesellt, habe ich nichts mehr zu tun! Als ein Gottsucher wende ich das Gesicht dem zu, der die Himmel und die Erde geschaffen hat, ich bin kein Beigeseller!ë Da stritt sein Volk mit ihm. Er aber sagte: ÇWollt ihr mit mir ber Allah streiten, wo er mich doch rechtgeleitet hat? Die, die ihr ihm beigesellt, frchte ich nicht ñ es sei denn, Allah wollte etwas (das eurem Gtzendienst gliche). Mein Herr umfa t alles mit seinem Wissen. Wollt ihr euch dessen nicht erinnern? Und wie sollte ich die frchten, die ihr ihm beigesellt, wo ihr euch nicht einmal davor frchtet, Allah etwas beizugesellen, zu dem er euch keinerlei Vollmacht herabgesandt hat? Welche der beiden Parteien kann eher auf Sicherheit rechnen? (Antwortet), wenn ihr (es) wi t! Diejenige, die glaubt und ihrem Glauben kein Unrecht beimischt, die hat die Sicherheit und geht den rechten Weg!ë Dies ist unser Argument, das wir Abraham wider sein Volk gaben. Wir erhhen um Stufen, wen wir wollen. Dein Herr ist weise und allwissendì (Vers 74ñ83).269 Die letzten Stze lassen die Lage anklingen, in der sich Mohammed in seiner Heimatstadt befand; seine Feinde fragten, was an ihm denn Besonderes sei, da er sich erkhnen drfe, die althergebrachten Sitten zu verwerfen. Um des Glaubens willen, den Abraham durch die Geste der Hinwendung des Gesichts zu dem einen Allschpfer veranschaulicht, lst er sich aus der Gemeinschaft mit seinem Stamm ñ und so auch Mohammed. Abraham wie Mohammed handeln nur gem der Vollmacht, die Allah ihnen herabsandte (Vers 81), und zur Gtzenanbetung hat Allah nun einmal keine Vollmacht erteilt. ÑSprich: ÇMich hat Allah zu einer geraden Stra e geleitet, die ich als richtige Glaubenspraxis befolge. Dies ist die Gemeinschaft Abrahams, der ein anf war, nicht ein Gtzenverehrer!ëì l t Mohammed sein Alter ego gegen Ende derselben Sure versichern (Vers 161). In Medina wird Mohammed noch energischer auf sein anfentum pochen und ein ums andere Mal behaupten, er stehe in der unmittelbaren Nachfolge Abrahams: ÑFhrt um Allahs willen den ihm zustehenden Dschihad! Er erwhlte euch und erlegte euch in der Glaubenspraxis (arab.: ad-dn) keine Lasten auf ñ nach Art der Gemeinschaft (arab.: almilla) eures Vaters Abraham (lebt ihr)! (Allah) nannte euch schon frher und (jetzt) hier Leute, die (das Gesicht zu ihm) wenden (arab.: almuslim n), damit der Gesandte gegen euch Zeugnis ablege und ihr gegen die (brigen) Menschen. Darum vollzieht das rituelle Gebet, ent-
Die ÑMuslimeì
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richtet die Luterungsgabe und haltet euch an Allah, der euer Schutzherr ist ñ welch guter Schutzherr und Helfer!ì (Sure 22, 78). Deutlicher als noch in Mekka rckt er die, wie er es sieht, Vorzge des weitherzigen anfentums in den Vordergrund. In der mekkanischen Sure 15 verweigert der Satan Allah den Gehorsam und wirft sich nicht vor dem aus Lehm geformten Adam nieder. Allah gestattet es seinem Widersacher, die knftigen Menschen mit jeglicher Art von List und Tcke zu verfhren und ihrem Schpfer abspenstig zu machen: Erfolg werde der Satan ohnehin nur bei denjenigen haben, die Allah ihm anheimgibt (Vers 26ñ43). Eine Bewhrung unter dem Zorn oder dem Fluch Allahs ist dem einzelnen aus eigener Kraft nicht mehr mglich, sein Jenseitsschicksal ist durch den Schpfer im voraus festgelegt. In Medina wird die Versto ung Adams und Evas aus dem Paradies gnzlich aus dem Zusammenhang mit der Bewhrung herausgetrennt. Mohammed verschweigt nun die Folge des Ungehorsams des Satans, nmlich, da Allah eine gro e Anzahl von Menschen dessen Verfhrungsknsten ausliefert. Nachdem Adam und Eva von den verbotenen Frchten genossen haben, verweist Allah sie und den Satan des Paradieses; die Menschen und ihr Verfhrer werden einander feind sein. Doch schon im Augenblick der Vertreibung nimmt Adam trstende Worte entgegen: Allah in seiner Barmherzigkeit wendet sich ihm wieder zu; sobald den Menschen durch Allah die Rechtleitung bermittelt wird ñ mit dieser Formulierung ist Mohammed wieder ganz in seiner Gegenwart angekommen ñ braucht allen, die ihr folgen, um ihr glckliches Jenseits nicht bange zu sein (Sure 2, 34ñ38). Die Bequemlichkeit der auf Abraham zurckgefhrten weitherzigen Glaubenspraxis dient Mohammed, seit er in Medina wirkt, zum Vorwand, von seinen Gefolgsleuten als ein Allah geschuldetes Entgegenkommen die bedenkenlose Bereitschaft zum Krieg gegen Andersglubige zu fordern; am Tag des Gerichts kann der Prophet gegen Anhnger, die es hierin an Eifer haben fehlen lassen, bezeugen, da sie durch ihn von jenen Erwartungen Allahs unterrichtet wurden, so wie seine willfhrigen Anhnger in der gleichen Sache gegen alle brigen Menschen auftreten werden. Abraham erhielt von Allah den ÑOrt des Hausesì zugewiesen: ÑGeselle mir nichts bei und reinige mein Haus fr die, die es umkreisen, fr die, die sich dort zum Gebet aufstellen, fr die, die sich (beim Beten) nach vorne beugen und niederwerfen!ì (Sure 22, 26). Der Bau der Kaaba durch Abraham und Ismael findet erst jetzt, in frhmedinensischer Zeit, Eingang in den Koran (Sure 2, 124ñ140); Abraham bittet Allah, unter den Nachkommen einen Gesandten aus ihrer Mitte zu berufen, Ñder ihnen deine Wunderzeichen vortrgt, sie das Buch und die Weisheit lehrt und sie lutert...ì (Vers 129). Mohammeds Gegner wenden ein: ÑSeid Juden oder Christen, dann geht ihr den rechten Weg!ì Und so sollen die Muslime den Einwand entkrften: ÑVielmehr der Gemeinschaft Abrahams (gilt es beizutreten), der ein anf war, nicht einer von den Beigesellern!ì (Vers 135). Denn Ñwer hat eine bessere Glaubenspraxis als jemand, der das Gesicht ganz zu Allah wendet und dabei gut handelt und der Gemeinschaft Abrahams folgt, der ein anf war. Allah erkor sich Abraham zum Freundì (Sure 4, 125).270 Doch kehren wir vorerst wieder nach Mekka zurck!
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Indem sich Mohammed das anfentum und die Gestalt Abrahams nutzbar macht, fordert er die berkommene Ordnung seiner Heimatstadt heraus. Diese Machtprobe verliert er; die Umstnde werden wir im nchsten Kapitel untersuchen. In seinem neuen, gezwungenerma en au erhalb Mekkas liegenden Arbeitsfeld nutzt er dann das anfentum als ein vorzgliches Instrument der Integration, das seine Anhngerschaft wirksam gegen hochreligise Einflsse abschirmen und ihr zugleich das Ziel des Machtkampfes, in den er sich eingelassen hatte, deutlicher noch, als dies in seiner Heimat je mglich htte sein knnen, vor Augen stellen sollte: Die Inbesitznahme der Kaaba, nach Lage der Dinge nur mit Waffengewalt zu erreichen, wird zum religis untermauerten Daseinsgrund der vorerst im Exil agierenden Gemeinschaft der Erben Abrahams. Nicht alle anfen waren mit dieser Nutzbarmachung ihrer religisen Ideen einverstanden, und manche leisteten ihm bis zu seinem Tod zhen Widerstand. Der wichtigste Grund hierfr lag in seiner Unfhigkeit, den Gedanken an die Erwhltheit der Quraiöiten und insbesondere Abd alMuÅÅalibs fahren zu lassen.271 Die Aneignung des anfentums war aber mehr als die Stiftung eines effektvollen Grndungsmythos. Sie brachte eine tiefgreifende Vernderung in Mohammeds Auffassung vom Verhltnis des Menschen zu Allah mit sich. Der Prophet scheint sich in Mekka dieser Tatsache nicht bewu t geworden zu sein, und falls doch, so gibt es dafr kein klares Zeugnis. Erst in Medina distanziert er sich unzweideutig von seinen lteren Ansichten. Dem schon erwhnten Bagdader Gelehrten aö-äahrastn ist dieser Bruch aufgefallen, und zwar dank seinen umfassenden Kenntnissen der Religionsgeschichte, die er in einem ñ von der Orientforschung hufig benutzten ñ Handbuch zusammentrug. Ein Kernthema dieser Geschichte ist bei ihm, wie ebenfalls bereits angedeutet, die Auseinandersetzung zwischen einer anfischen und einer sabischen Strmung. Was er unter der sabischen versteht, l t sich wie folgt skizzieren: Die Sabier begreifen die materielle Welt als ein durch geisthafte Krfte gesteuertes Gebilde; diese Krfte, von manchen Richtungen dieser Strmung mit den Planeten gleichgesetzt, unterstehen in einer nicht klar auf den Begriff gebrachten Art dem Schpfer der Welt; dieser wird nicht als ein unermdlich ttiger Gott gedacht; er ist vielmehr ein weiser Meister, der sich mit seinem Werkstck nach dessen Fertigstellung nicht weiter einl t; der Mensch mu daher wissen, da er niemals mit Gottes erhabenem Sein in Berhrung kommen kann; ihm bleiben als Vermittlerinstanzen jene in Gottes Nhe gerckten Geistwesen, deren Essenz und Handeln vollkommen lauter (arab.: muÅahhar) sind, so da sie von allem Materiellen und dessen Begleiterscheinungen wie Krperlichkeit und Vernderlichkeit mit Bezug auf Raum und Zeit nicht betroffen werden. Ihre Lauterkeit ist ihnen, schreibt aö-äahrastn, von Gott anerschaffen, und sie sind ihm deshalb auf ewig gehorsam. ÑIhnen knnen wir uns nhern, auf sie verlassen wir uns. Daher sind sie unsere Herren und Gtter, unsere Helfer und Frbitter bei (dem hchsten) Gott, der der Herr der Herren und der Gott der Gtter ist. Infolgedessen obliegt es uns, unsere Seelen vom Schmutz der Begierden unserer Natur zu reinigen...ì Der Charakter des Menschen mu von den Einflssen der Lste und des
Die Pr gung durch das anfentum und die Verarbeitung des Ñbi ischenì Erbes
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Zorns gelutert werden, Ñund dies erfolgt allein durch unser Erwerben (arab.: al-iktisb), durch unsere Selbstbeherrschung und indem wir unsere Seelen der schmutzigen Begierden entwhnenì, wofr man die Hilfe der Geistwesen erflehen kann. Dies geschieht durch Gebete, Luterungsgaben, Fasten, Opfer, aber auch durch magische Praktiken. Der Mensch selber mu sich bereitmachen fr den Empfang jener Zuwendung, die ihn auf seinem Heilsweg voranbringt. ÑMit uns verhlt es sich genauso wie mit jemandem, der behauptet, ihm wrden Eingebungen zuteilì, sagen die Sabier bei aö-äahrastn. Die Propheten seien im brigen anders als jene Geistwesen ganz aus Materie, sie essen und trinken und gleichen den gewhnlichen Menschen in der Gestalt ñ weswegen sollte man diesen Propheten gehorchen? ÑWenn ihr einem Menschen, wie ihr selber es seid, gehorcht, dann seid ihr wirklich Verliererì (Sure 23, 34). In diesem Koranzitat fa t aö-äahrastn die ablehnende Haltung der Sabier gegenber dem anfischen Prophetentum zusammen. Die Sabier verlassen sich also auf ihre eigenen Krfte; diese mssen aufgewendet werden, damit einem die Geistwesen bei der Annherung an Gott oder das Gttliche behilflich sind. Die anfische Sicht der Dinge, Ñunsere Lehreì, skizziert aö-äahrastn demgegenber mit dem Begriff der ursprnglichen Veranlagung (arab.: al-fiÅra).272 Aö-äahrastn schildert den Zwiespalt zwischen sabischer und anfischer Religiositt aus dem Blickwinkel des Gelehrten, dem ein reiches Fachwissen zu Gebote steht und der seinen Gegenstand mit mancherlei Gesichtspunkten ergnzt, die zu Mohammeds Zeiten unbekannt oder noch nicht auf den Begriff gebracht waren. Au erdem setzt er voraus, da das Sabiertum der falsche Glaube sei; die Wortwurzel, aus der sich der Name herleite, bezeichne ein Abweichen vom richtigen Pfad, demjenigen der Propheten, belehrt er den Leser. Versuchen wir, zu den aus Mohammeds Zeit berlieferten Fakten vorzudringen! mir b. ab Waqq aus dem quraiöitischen Klan der Ban Zuhra, ein Bruder des spter so berhmten Prophetengenossen Sad, trat auf dessen Drngen der noch sehr kleinen Anhngerschar Mohammeds bei; mirs Mutter war darber so entsetzt, da sie schwor, sie wolle nicht eher wieder essen oder trinken noch einen schattigen Platz aufsuchen, bis ihr verfhrter Sohn das Ñ biertumì aufgebe. Sad, der Verfhrer, kam hinzu und prophezeite der Mutter, sie werde so schnell in der Hlle landen, da sie ohnehin nichts mehr zu essen und zu trinken brauche. Mohammed kommentierte diesen Vorfall spter so: ÑWenn deine Eltern dich dazu bringen wollen, da du mir (d.h. Allah) beigesellst, wovon du gar kein Wissen hast, dann gehorche ihnen nicht, aber behandle sie im Diesseits, wie es recht und billig ist. Folge dem Pfad derjenigen, die sich zu mir kehrten! Endlich werdet ihr alle zu mir zurckkommen; dann werde ich euch mitteilen, was ihr tatetì (Sure 31, 15).273 Da Umar b. al-aÅÅb anfangs ein erklrter Feind Mohammeds war, hrten wir. Gegrtet mit dem Schwert, machte er sich auf den Weg zum Propheten, zu Ñdiesem bier, der die Quraiöiten spaltet, ihr bedachtsames Entscheidungsvermgen trbt, ihre Gtter schmht und ihre Vorvter kritisiertì. Die sich anbahnende blutige Affre ging dann aber anders als erwartet aus; Umar lie sich, wie erinnerlich, von den Worten der ÑLesungì bestricken und hatte
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sein Damaskuserlebnis. Wie al-Wqid erzhlt, vertraute Umar dem Schwatzhaftesten unter allen Quraiöiten seine Bekehrung an, damit dieser die Neuigkeit berall ausposaune. Das tat jener dann auch; Umar sei
bier geworden, verbreitete jener, worauf Umar richtiggestellt habe: ÑEr lgt. Vielmehr habe ich (mein Gesicht ganz zu Allah) gewendet und mich der Glaubenspraxis Mohammeds angeschlossen.ì274 Manchen Quraiöiten galt Mohammed als ein Ñ bierì, er selber und seine Anhnger bezeichneten sich nicht so. Nimmt man an, da die Quraiöiten eine gewisse Vorstellung von den durch aö-äahrastn beschriebenen Lehren hatten, so mag hinter ihrer verwunderten Frage, wieso einem einfachen Mann aus ihrer Mitte Offenbarungen zuteil wrden (Sure 23, 24; 7, 63 und 69; 10, 2; 11, 27; 38, 4 und 7ñ8; 54, 23ñ26), mehr als blo e Gereiztheit ber Mohammeds Anma ung stecken. Den Mekkanern mu te aufgefallen sein, da die Mitglieder des Kreises um Mohammed tglich rituelle Waschungen durchfhrten275 und dadurch die Gebote der ÑStrengenì bererfllten. Von der rituellen Reinheit ist schon in der frhesten erhaltenen Eingebung die Rede, und FÅima, die Schwester Umars, besteht darauf, da dieser sich rituell reinige, bevor sie ihm die Bltter aushndigen kann, die den Text von Sure 20 enthalten. Die ÑLesungì darf nur von Reinen berhrt werden (Sure 56, 79), ist sie doch gegen jegliche Befleckung zu schtzen (Sure 80, 14). ÑMeide den Schmutz (arab.: ar-riz)!ì lautet es weiter in der ltesten Eingebung, und noch gegen Ende des Lebens fa t Mohammed den Sinn seiner Verkndigungen so zusammen: ÑIhr Leute der Kaaba, Allah will von euch den Schmutz (arab.: ar-ris) nehmen und euch durch und durch reinigenì (Sure 33, 33). Inzwischen galt ihm alles als Befleckung, was der neuen Religion widersprach: Weingenu , Glcksspiel, Verzehr von Schweinefleisch (Sure 5, 90 und 6, 145), desgleichen die Gtzenverehrung (Sure 22, 30). Reinheit und Unreinheit wandelten sich in Antonyme, mit denen man die Grenze zwischen Dazugehrigkeit und Andersheit beschreiben kann. In medinensischer Zeit tauchen auch die Sabier selber im Koran auf: Die ÑGlubigenì sowie die Juden, Christen, Zoroastrier und Ñdiejenigen, die beigesellenì, werden durch Allah im Gericht voneinander geschieden (Sure 22, 17); mit Ausnahme der zuletzt genannten werden alle, also auch die Sabier, einen Lohn fr ihr Erdenleben empfangen, glaubten sie doch an Allah und an die Auferstehung (Sure 2, 62 und 5, 69). Diese sprlichen Belege gengen gewi nicht, um Sicherheit darber zu gewinnen, woran die Mekkaner dachten, als sie Mohammed vermutlich in polemischer Absicht unter die Sabier einreihten, und ebenso wenig wissen wir, wen Mohammed in Medina neben den Muslimen, Juden, Christen und Zoroastriern im Auge hatte.276 Die Spuren gnostischer Denkungsart, die sich im Koran finden, wurden schon errtert. Auch beschrieben wir, wie Mohammed bereits in Mekka erklrterma en eine andere, nmlich die anfische Tradition fr sich beansprucht.277 In einer etwas verworrenen Passage ber die Unsinnigkeit der Gtzenverehrung erteilt ihm sein Alter ego unvermittelt diesen Ratschlag: ÑRichte dein Gesicht zur (wahren) Glaubenspraxis hin wie ein anf! Das gilt als die ursprngliche Art (arab.: al-fiÅra), nach der Allah die Leute schuf. Nie-
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Allah ist das Licht
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mand vermag die Schpfung Allahs auszutauschen! Das ist die richtige Religion. Aber die meisten Menschen wissen nicht Bescheidì (Sure 30, 30). Alle Menschen mssen nach anfischer Ansicht bzw. nach dem, was Mohammed dafr ausgibt, in der Wesensart bleiben, in der Allah sie hervorbrachte. Niemand hat die Mglichkeit, sich durch Askese und durch Selbstreinigung der Hilfe der Geistwesen zu versichern, um so auf seinem Heilsweg voranzuschreiten. Jene in die Nhe des guten Gottes gerckten Geistwesen von vollkommener Lauterkeit ermglichen den Gnostikern die Verbindung mit diesem Einen, dem fr die gewhnlichen Menschen Unerreichbaren, sagt aö-äahrastn. Derartige zum Heil verhelfende Nebenbuhler duldet Mohammed nicht, und erst recht nicht die Konkurrenz der mit der Selbstreinigung befa ten Gnostiker. Deshalb darf der heidnische Prophet es auch nicht billigen, da ein Mann wie Umn b. Ma n sich kasteit, um sich auf eigene Weise dem Einen zu nhern. Es gibt nur die Glaubenspraxis, die einst von Abraham gestiftet wurde und als deren Erben sich Mohammed nun begreift. Sie bertrgt das abrahamische Erleben der Hinwendung zum Einen, den islm im wrtlichen Sinn, in die Rituale des Gebets, des Fastens, der Luterungsgabe. Die Reinheit, die Lebensmitte gnostischer Frommer, wird keineswegs an den Rand geschoben, aber sie verliert, indem sie zur Vorbedingung fr den regelgerechten Ritenvollzug entwertet wird, ihren eigentlichen Zweck, nmlich das wirksamste Mittel der Selbsterlsung zu sein. Und noch etwas ist anzumerken: In der gnostischen Religiositt ist ein Prophet ein ganz gewhnlicher Mensch; einen hohen Rang nehmen dagegen diejenigen ein, die den Weg der Selbstluterung eingeschlagen haben. Fr Mohammed ist es jedoch der Status des Gottesgesandten, der ihn ber die gewhnlichen Sterblichen hinaushebt. Ihnen wird in Sure 30, Vers 30 das Erwerben jeglichen hheren religisen Ranges verwehrt. Das medinensische Reden von ÑAllah und seinem Gesandtenì und der damit verbundene Machtanspruch Mohammeds deuten sich an. Der von Mohammed seit seiner mittelmekkanischen Zeit verkndete Allah ist kein Ñhchster Herrì, der ber anderen den Menschen seinsm ig berlegenen Wesen steht. Er ist nun, wie wir anhand vieler Zeugnisse darlegten, entschieden der Eine und Einzige. Da der Lauf der Welt von den mittleren Instanzen bestimmt werde, die der eigentliche Schpfer gewhren lasse, das mochte man im vorislamischen arabischen Heidentum glauben, und das mochte sich mit dem gnostischen Weltbild gerade noch vertragen.278 In Medina aber verwirft Mohammed in einem khnen Bild alle gnostische Frmmigkeit, deren Kern ja in einer mhevollen Selbstheiligung des Menschen durch die Aneignung mglichst vieler Lichtpartikel besteht. ÑAllah ist das Licht der Himmel und der Erdeì, so beginnt Mohammed den berhmten Lichtvers (Sure 24, 35); sich Schritt fr Schritt und mit eigenen Krften dem Lichte anzuverwandeln, ist dem Propheten eine ebenso abwegige Vorstellung wie die Vermutung, man knne sich selber vergttlichen. Das Licht, das Allah selber ist, manifestiert sich, stets auf ihn verweisend, im ganzen Schpfungsgeschehen; es ist wohl eine der Erscheinungsformen seiner Fgung (arab.: al-amr). Dies ergibt sich aus den Erluterungen, die Mohammed an die obige Aussage anschlie t: ÑMit seinem Licht verhlt es sich wie mit einer Ni-
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sche, in der eine Lampe steht. Die Lampe ist von einem Glas umhllt, und dieses funkelt wie ein Stern; sie wird vom ("l eines) gesegneten Olivenbaumes gespeist, der weder dem Osten noch dem Westen angehrt. Sein "l leuchtet fast schon, noch bevor das Feuer es berhrt hat ñ Licht ber Licht! Allah leitet zu seinem Lichte hin, wen er will, und prgt den Menschen Gleichnisse. Allah wei alles.ì Ob der Mensch auf dem Heilsweg vorankommen oder zurckbleiben will (Sure 74, 37), hatte in frhmekkanischer Zeit noch als eine Entscheidung eben des Menschen gegolten. Das ist jetzt, in Medina, grundlegend anders geworden. Denn da alle Kreatur in dem je von Allah bestimmten Ma zu ihm, dem Einen, hingewandt ist, hat sie in ebenjenem Ma Anteil an seiner Lichthaftigkeit. So bleibt dem Menschen die getreue Erfllung der Ritualpflichten; sie wird durch Allah reichlich belohnt, zumal wenn die Muslime sich nicht in ihrem Eifer durch weltliche Geschfte beeintrchtigen lassen. Wer aber auf eigene Rechnung handelt und somit nicht Allah als den Lenker alles Geschehens in dieser Welt anerkennt, der gleicht jemandem, der einer Luftspiegelung hinterherhastet, oder jemandem, der im finsteren Meer versinkt, ÑFinsternis ber Finsternis! Wem Allah kein Licht schenkt, der hat kein Licht!ì (Sure 24, 36ñ40). Wir sehen, wie der anfische Monotheismus, in dem ein bei vielen Vlkerschaften beobachteter Glaube an eine allmchtige und alles lenkende Schpfergottheit weiterlebt,279 angereichert allerdings mit Motiven der christlichen Verkndigung jener Epoche, jegliche Selbstheiligung ausschlie t. An ihre Stelle tritt die von Allah selber gewirkte Hingewandtheit der Kreatur zu ihm ñ oder auch die ebenso aus seinem Ratschlu folgende Abgewandtheit von ihm. Und so steht dem einen Schpfer die Kreatur ohne jeglichen Bereich der Vermittlung gegenber, eine Vorstellung, auf die wir bereits in Philons Harmonisierung des jdischen Schpfergottes mit hellenistischem Ideengut trafen. Indem Mohammed schon in Mekka die Abhngigkeit alles Seienden von Allahs unabnderlichem Schpferratschlu zu betonen beginnt, erffnet er eben die Front, an der er spter in Medina weiterkmpfen mu , als er gegen die jdische Lehre von Gottes Ruhen am Sabbat angeht und auf dem niemals unterbrochenen Handeln Allahs beharrt (Sure 2, 255 und 55, 29): Der Allah der anfen erkor sich Mohammed zu seinem Sprecher und stattete ihn mit dem ÑBuchì aus, dem Zeichen der nicht mehr in Zweifel zu ziehenden Autoritt; nur er, Mohammed, ist befugt, den islm in Arabien einzupflanzen, den Gehorsam gegen den einen Allah. Wie drfte es jetzt noch die Gelegenheit zu selbstgewirkter Erlsung geben? Schon in der mittelmekkanischen Phase verbindet sich mit Mohammeds Verkndigung ein Herrschaftsanspruch280 ñ die Mekkaner haben dies deutlich empfunden, wie wir im nchsten Kapitel erfahren werden, und sie haben dementsprechend reagiert. Um den Kampf gegen die Quraiöiten zu gewinnen, den er von Medina aus fhren mu te, propagierte er noch einmal die Heilswichtigkeit des ÑErwerbensì. Aber er lie keinen Zweifel daran, da sich dieses ÑErwerbenì nur in einem engen, von ihm bzw. Allah vorgegebenen Rahmen entfalten durfte. Aö-äahrastn fhrte aus, da die Sabier die in Gottes Nhe gerckten Geistwesen als Vermittler betrachten und als Frbitter beim hchsten
Der Gesandte Allahs
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Gott, der der Herr aller Herren ist.281 Es lt sich nicht ermitteln, ob Mohammed einst hnliche Gedanken gehabt und ob er sich selber als einen solchen Erwhlten empfunden hatte. Es fllt jedoch auf, da er erst ganz am Ende seiner mekkanischen Jahre von sich selber als von einem Propheten zu sprechen beginnt. Bis in die Zeit kurz vor der Vertreibung ist er immer nur der Bote, der Gesandte (arab.: ar-rasl). Er bezieht allerdings dieses Wort nicht von Anfang an auf sich selber. So heit es in Sure 81, was er vortrage, seien die Worte eines vortrefflichen Gesandten, der beim Herrn des Throns ber Ansehen und Einflu verfge; es sei nicht das Gefasel eines Dichters, nicht das Lgengespinst eines Teufels, den man steinigen sollte (Vers 19ñ25). Es knnte hier auch ein Himmelsbote gemeint sein. Erst mit der Aneignung des biblischen Erzhlstoffs wagt sich Mohammed daran, sich selber deutlich als einen Gesandten zu beschreiben, und zwar vorerst mittelbar. So beschwrt er am Beginn von Sure 51 die Wesen, die eine Botschaft, diejenige vom Endgericht, bermitteln, beeidet die Wahrheit seiner Aussagen und geht dann auf seine Dispute mit den Mekkanern ein, die ihn spttisch nach dem Zeitpunkt des Jngsten Tags fragen. Auch Abraham und Mose seien verlacht worden; die d htten sich ber die Warnungen lustig gemacht, die man ihnen erteilt habe, und sie alle seien ihrem Schicksal nicht entgangen! Auch zu den Vlkern und Stmmen, die vor den Quraiöiten lebten, kamen Gesandte, die man als Besessene oder Zauberer verhhnte (Vers 52). Indem Mohammed seine frivolen Zeitgenossen an das schlimme Geschick erinnert, das ber Menschen hnlichen Leichtsinns hereinbrach, stellt er sich in eine Reihe von Gottesboten, und auf diese Weise wird er einer von ihnen (vgl. Sure 36, 30). Aus den ÑEingebungenì wurde, wie gezeigt, ein ÑBuchì. Mohammed findet sich selber in dem Stoff wieder, den er aufgreift und in zahlreichen Varianten mit der Klage ber sein eigenes Erleben verquickt. Aus dem Ñhchsten Herrnì, dem nicht klar konturierten Entsender des Boten, wird der alles schaffende und erhaltende Allah, der Ñeinen Geist aus seiner Fgungì (Sure 17, 85) abordnet, der Mohammed unterrichten soll. Aus dem namenlosen Gesandten des Ñhchsten Herrnì wird der Engel Gabriel, eine Gestalt jener hochreligisen berlieferung, die Mohammed nun zur Selbstdeutung heranzieht; er ist die Quelle der mahnenden Beispiele, die jetzt vorgetragen werden. Der Gesandte des Ñhchsten Herrnì gehrte nicht dem Diesseits an, er enthllte sich dem Schauenden. Das Schauen aber spielt in der Begegnung mit Gabriel keine Rolle mehr; der Engel gibt Worte weiter. Der alles bestimmende eine Allah hat einen Gesandten, der ein Mensch aus Fleisch und Blut ist, Speisen zu sich nimmt, auf der Strae umherwandert (Sure 25, 7): Der Vorgang der Offenbarung ist textbezogener und Ñalltglicherì geworden, wofr der Begriff des Herabsendens steht, und das, was herabgesendet worden ist, nimmt als ein Buch mit liturgischen ÑLesungenì greifbare Gestalt an. Der Begriff ÑProphetì (arab.: an-nab) wird in den mekkanischen Suren nur selten verwendet und zunchst ausschlielich auf die Hauptfiguren der jdisch-christlichen berlieferung bezogen: Abraham erhlt die frohe Kunde, da Isaak ein Prophet sein werde (Sure 37, 112); in Sure 19, Vers 30 sagt Jesus von Allah, dieser habe ihm die Schrift gegeben und ihn
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zum Propheten gemacht; danach werden Abraham (Vers 41), Isaak und Jakob (Vers 49), Mose (Vers 51), Ismael (Vers 54) und Idrs (Vers 56) als Propheten bezeichnet; in der sptmekkanischen Zeit werden sie zu einer Kette heiligm iger Mnner vereint, die Allah mit Ñder Schrift, der Urteilskraft und der Prophetieì begnadete (Sure 6, 84ñ89). Wiederum erst mit der Klage ber die Verstocktheit der von Allah zur Strafe vernichteten Vlker gewinnt Mohammed selber Anschlu an diese Reihe (Sure 43, 6 f.): Da er ber deren Propheten zu berichten hat, was ihm selber widerfhrt, zhlt er zu ihnen (vgl. Sure 25, 31). Fr jeden Propheten bestimmt Allah Feinde (Sure 6, 112)! Der Begriff ÑProphetì ist mit dem berbringen der Schrift verknpft, und da Mohammed in der sptmekkanischen Periode eine im Entstehen begriffene Schrift vorweist, darf er sich selber einen Propheten nennen. Aber was ist der Inhalt dieser Schrift? Er geht ber die Mitteilungen hinaus, die ein Gesandter Allahs berbringt. Dieser verkndet lediglich, da die Menschen ihr ganzes Dasein Allah verdanken. Der Prophet jedoch lehrt sie, welche Ritualpraxis aus dieser allgemeinen Einsicht zu folgen hat. Eben diese Aufgabe bernimmt Mohammed in Sure 7. Dort droht er den fhrenden Mnnern seiner Vaterstadt kaum verhohlen mit dem Schicksal des tyrannischen Pharao, also mit einem Umsturz der Verhltnisse.282 Whrend Mose die Gesetzestafeln entgegennahm, hatten die Israeliten das goldene Kalb angebetet; um solche Verfehlungen knftighin zu unterbinden, ernannte er siebzig Obmnner. Er flehte Allah um Vergebung an. Dieser erwiderte, er strafe, wen er wolle, seine Barmherzigkeit hingegen sei grenzenlos; sie werde denen zugute kommen, die Ñgottesfrchtig sind, die Luterungsgabe leisten und an unsere Wunderzeichen glauben, denen, die dem Gesandten, dem heidnischen Propheten (arab.: an-nab al-umm) folgen, den sie in der Tora und im Evangelium niedergeschrieben finden, der ihnen das Billigenswerte befiehlt, das Abscheuliche verbietet, ihnen das rituell Unbedenkliche erlaubt, das Schlechte untersagt und ihnen die Brde und die Ketten abnimmt, die auf ihnen lasteten. Diejenigen, die an ihn glauben, ihm helfen, ihn untersttzen und dem Licht folgen, das mit ihm herabgesandt wurde, das sind die Glckseligen! Sprich: ÇIhr Menschen! Ich bin der Gesandte Allahs an euch alle, Allahs, dem die Herrschaft ber die Himmel und die Erde gehrt, au er dem es keinen Gott gibt, Allahs, der Leben und Tod bewirkt. Glaubt also an Allah und an seinen Gesandten, den heidnischen Propheten, der selber an Allah und dessen Worte glaubt! Folgt ihm, hoffentlich whlt ihr den richtigen Weg!ëì (Sure 7, 156ñ158). In unmi verstndlicher Schroffheit erhebt Mohammed nunmehr den Anspruch, als Gesandter Allahs zugleich der heidnische Prophet zu sein, derjenige mithin, der den Heiden die Schrift bringt und sie in dem durch Allah selber gestifteten Kult unterweist. Damit befreit er sie nicht nur vom Makel der Minderwertigkeit gegenber den Juden und Christen, sondern versetzt sie sogleich in den Rang der berlegenen (vgl. Sure 2, 135 f.); denn er ist es jetzt, der als einziger berufen ist, die durch Allah verfgte authentische Lebensordnung zu verknden. Und darum sind nicht nur die Heiden, sondern auch die Juden und Christen aufgefordert, ihm zu folgen. ñ Mohammed stand damals schon mit einigen Medinensern in
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Verbindung; da man ihn aus Mekka vertreiben werde, konnte er nicht wissen, als Prophet aber mu te er im Namen Allahs den nm s erlassen, der allgemein verbindlich sein sollte. Sobald er in Medina eingetroffen war,283 nahm er dies in Angriff, Sure 2 ist die erste Frucht dieser Bemhungen. Die entscheidende Frage, die von da an sowohl den Schriftbesitzern als auch den Heiden (arab.: al-ummj n)284 zu stellen ist, lautet, ob man wie er das Gesicht ganz zu Allah wende. Denn die einzige Glaubenspraxis, die Allah billigt, wird nun einmal durch den islm, die Geste der ursprnglichen Seinsart aller Geschpfe, versinnbildlicht (Sure 3, 18ñ 20). ÑGesandter Allahsì wird in Medina die am meisten benutzte Selbstbezeichnung Mohammeds bleiben; als Gesandter Allahs wird er das alltgliche Leben kommentieren, vor allem die Kriege und die machtpolitischen Verwicklungen, in die er sich einl t; als dem Gesandten Allahs wird ihm sein Alter ego die ihm zusagenden Anordnungen in den Mund legen. Die Ansicht, als ein Gesandter mit dem Verknden eines himmlischen Buches zu vorwiegend liturgischer Verwendung betraut zu sein, wird sich rasch wandeln. Sure 3 ist die letzte, der noch eine Buchstabengruppe vorangestellt ist, die sie als zum liturgischen Kanon zugehrig kennzeichnet. Schon Sure 2, die auch noch zu diesem Kanon zhlt, weicht wegen ihres von glaubenspraktischen Vorschriften durchsetzten Inhalts erheblich vom Charakter der mekkanischen Teile der ÑLesungì ab. Da Mohammed nun, da er fr seine Offenbarungen eine Art Tagesaktualitt behauptete, auf der Unabschlie barkeit der Rede Allahs beharrte, wurde erwhnt.285 Da er ein gewhnlicher Mensch sei, geriet ihm in Medina aus dem Blick: Er ist der Gesandte Allahs und das ÑSiegel der Prophetenì,286 und dank diesen Eigenschaften gelten fr ihn die Beziehungen, wie sie blicherweise unter Menschen bestehen, eben nicht (Sure 33, 40). Die Juden freilich machten gegen ihn geltend, seine Behauptung sei nichts als Anma ung, da Propheten nur in aö-äam auftrten, niemals aber im Hedschas.287 Mohammed antwortete hierauf mit Sure 17, Vers 73 bis 80: Beinahe htte man ihn dazu verleitet, die offenbarten Worte nach den Wnschen der Juden zu ndern, fast auch htten sie ihn verjagt; in der ihm durch Allah verliehenen Standhaftigkeit solle er unentwegt die Riten verrichten und an der Wahrheit festhalten.288
8. Andere Propheten im damaligen Arabien Ein koranisches Indiz f r das Warten auf einen arabischen Propheten
Da die Heilsgeschichte auf ihn zulaufe, hat Mohammed in Medina ungeniert verkndet: ÑWas in den Himmeln und auf der Erde ist, spricht Allah Lobpreisungen, denn er ist der Mchtige, Weise. Ihr, die ihr glaubt, warum sagt ihr, was ihr nicht tut? Allah ist es u erst verha t, da ihr sagt, was ihr nicht tut! Allah liebt diejenigen, die auf seinem Pfade kmpfen in einer Reihe, als wren sie ein festverfugtes Bauwerk. Einstmals sagte Mose zu seinem Volk: ÇMein Volk, weshalb krnkt ihr mich, wo ihr doch wi t, da ich Allahs Gesandter zu euch bin?ë Als sie abwichen, lie Allah ihre Herzen erst recht abweichen, denn er leitet Frevler nicht auf den richtigen Weg. Einstmals sagte Jesus, der Sohn Marias: ÇIsraeliten! Ich
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bin der Gesandte Allahs zu euch, wobei ich die Tora, die vor mir offenbart wurde, besttige und einen Gesandten ankndige, der nach mir kommen und Amad hei en wird.ë Und als (Mohammed) ihnen Beweise brachte, winkten sie ab: ÇDas ist deutlich Zauberei!ëì (Sure 61, 1ñ6). Wer sich glubig nennt, der mu bereitwillig die Pflichten eines Glubigen auf sich nehmen und sich in Mohammeds Heer einreihen. Oft wird Mohammed in Medina dergleichen von seinen Anhngern verlangen, und wie so manches Mal legt er die u erungen des Unmuts, den er empfindet, den Gottesmnnern der Vergangenheit in den Mund ñ wie Allah, so verblassen auch sie vllig zu seinem Alter ego, was wir am Beispiel Josefs beobachteten. In Sure 61 verweist er unvermittelt auf ein angebliches Wort Jesu, der das Kommen des Gesandten Allahs geweissagt habe: Wer das wohl erwgt, der mu sich doch, wie Mohammed hofft, ohne langes Zgern seinem Kommando unterstellen. ÑAmadì, zu deutsch Ñhochgerhmtì, ist aus derselben Wurzel gebildet wie ÑMohammedì. Man hat deshalb Amad hier nach einer in muslimischen Korankommentaren hufig anzutreffenden Deutung als einen Eigennamen verstanden und ein verstecktes Zitat aus dem Johannesevangelium vermutet: Jesus verspricht, da Gott der Gemeinde einen ÑBeistandì schicken werde, den Heiligen Geist (Joh 14, 16 und 26). ñ Mit ÑBeistandì gibt Luther das griechische parakltos wieder. ñ Das griechische Wort sei passend zum Sinn des arabischen amad in periklytos, Ñhochberhmtì verlesen worden, behaupten die Verfechter der These des Evangelienzitats. Frhe Korankommentare kennen diese Deutung jedoch nicht. Wahrscheinlich wollte Mohammed an dieser Stelle nur sagen: Ñ...der nach mir kommen und dessen Name hochgerhmt sein wird.ì Doch gibt es eine Textvariante zu Sure 33, Vers 40, die im Sinne einer Inanspruchnahme umlaufender Verhei ungen aufzufassen ist. Dort ist anders, als vorhin erwhnt, nicht nur vom ÑSiegel der Prophetenì die Rede, sondern Jesus stellt fest: ÑIch bin der Gesandte Allahs an euch, und ich kndige euch einen Propheten an, dessen Gemeinschaft die letzte der Gemeinschaften sein und mit dem Allah die (Reihe der ) Propheten und Gesandten abschlie en (arab.: ja timu) wird.ì289 Man wird demnach einrumen, da Mohammed ñ mglicherweise manichische ñ Verhei ungen aufgreift, die von einem knftigen Gottesgesandten handelten. Wre dies nicht der Fall, dann wren die ersten Stze von Sure 61 schwerlich ein Argument, das die zaudernden ÑGlubigenì zugunsten der Ziele Mohammeds htte beeinflussen knnen. Diese berlegung gibt uns den Anla , mit anderen Augen auf die Legenden zu schauen, in denen der jugendliche Mohammed als der knftige Prophet erkannt wird. Nicht da man dies nun fr eine Tatsache halten sollte! Der springende Punkt ist vielmehr, da man die Hypothese wagen darf, da Mohammeds Prophetentum einer Zeitstrmung entgegenkam, ohne die er nicht ber den Rang eines kleinen Sektenfhrers htte hinauswachsen knnen. In diesen Zusammenhang gehrt vielleicht auch die berlieferung, derzufolge er ursprnglich Quam gehei en habe. Einige Araber, so wird uns versichert, htten sich Ñder Geprieseneì (arab.: Muammad) genannt, da das Gercht umgegangen sei, die Zeit sei gekommen, in der ein arabischer Prophet dieses Namens zu erwarten sei.290 Inwieweit unser
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lid b. Sinn
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Mohammed seinen Erfolg einem solchen Hintergrund oder nur ihn betreffenden gnstigen Gegebenheiten bzw. den eigenen Fhigkeiten zu verdanken hat, wird man kaum jemals sicher klren knnen; aber diese Frage darf uns gleichwohl beschftigen. Mu nicht auch seine Aneignung des anfentums, dessen Verfechter eines von Allah autorisierten Ritus harrten, als die Inanspruchnahme einer der Prophetie aufgeschlossenen Zeitstimmung verstanden werden? Zum Abschlu dieses Kapitels ber den heidnischen Propheten wollen wir daher die sprlichen Nachrichten berblicken, die uns ber arabische Vorlufer bzw. Nebenbuhler Mohammeds unterrichten und als Zeugnisse jener Stimmung gelten knnen. Zu einem nicht nher benennbaren Zeitpunkt suchten drei Mnner von den Ban Abs den Propheten in Medina auf. Die Koranleser, die dieser zu ihrem Stamm ñ der zu den Qais Ailn rechnete ñ geschickt habe, htten erklrt, ohne eine Hedschra knnten sie niemals vollgltige Muslime werden. Jene drei wollten aus berufenem Munde wissen, ob sie nun wirklich ihre beduinische Lebensweise aufgeben m ten, um sich fr Mohammeds militrische Unternehmungen bereitzuhalten.291 ÑFrchtet Allah, wo immer ihr seid!ì beschied sie dieser und lie sich danach von ihnen ber deren Propheten lid b. Sinn ins Bild setzen. lid habe keine ñ mnnlichen ñ Nachkommen, erfuhr er. ÑEin Prophet, den dessen Stamm verlorì, kommentierte Mohammed und klrte hernach, allwissend, wie er war, die Anwesenden vollends ber lids Schicksal auf.292 Wir hingegen mssen uns mit anderen Quellen begngen. Ibn al-Kalb erzhlt, lid sei ein Prophet gewesen, dem Eingebungen zuteil wurden; manche vermerken ausdrcklich, und sicher mit Mohammed im Blick, jener Absite sei der erste Nachfahre Ismaels, der von Allah berufen worden sei.293 berdies wei Ibn al-Kalb von zwei aufsehenerregenden Wundertaten lids zu berichten: Mit einer Peitsche trieb er ein Feuer, das auf einem Lavafeld wtete, in den Erdboden zurck und brachte es sogar zum Verlschen; wenn der Stamm unter einer Drre litt, breitete lid ber einem Felsblock sein Gewand aus, und sogleich setzte ergiebiger Regen ein, der nicht aufhrte, bis der Prophet das Gewand wieder an sich nahm. Wieso aber gab sein Stamm ihn preis? Kurz vor dem Tod hatte er seinen Leuten aufgetragen, sie sollten sein Grab aufscharren und ihn herausholen, sobald ein schwanzloser Wildesel es umschreite und beschnffele; man werde ihn, lid, lebend antreffen, und er wolle ihnen dann weissagen, was bis zum Jngsten Tag geschehen werde. Als ein Wildesel sich verhielt, wie angekndigt, fehlte den Absiten jedoch der Mut, zu tun, wie ihnen befohlen worden war; sie frchteten, von anderen Stmmen als Leichenfledderer verspottet zu werden, und so gaben sie ihren Propheten preis.294 Irgendwelche Anhaltspunkte ber die Zeit, in der lid anzusetzen ist, scheint man nicht zu berliefern; eine Tochter von ihm soll zu Mohammed gekommen und dem Islam beigetreten sein.295 Immerhin war die Erinnerung an ihn in frhislamischer Zeit so lebendig, da ein quraiöitischer Autor des 9. Jahrhunderts, der uns gut bekannte Ab Abdallh Muab az-Zubair (gest. 851), indigniert anmerkte, die Absiten htten mit dem Hinweis auf jenen lid die Einmaligkeit Mohammeds in Zweifel ziehen wollen.296
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Gefhrlicher als solche legendenumwobenen Gestalten der Vergangenheit waren Personen, die zu Lebzeiten Mohammeds das Prophetentum beanspruchten und auf diese Weise Krfte gegen ihn mobilisierten. Dieser Umstand wird nicht der unwichtigste Anla fr die Abfassung von Sure 61, Vers 1 bis 6 gewesen sein ñ Konkurrenten, die sich in vergleichbarer Weise die vagen Hoffnungen auf eine Botschaft Allahs an die Araber zueigen machten, mu ten als Schwindler hingestellt werden. Die muslimische Geschichtsdeutung neigt dazu, die Nebenbuhler als bse Gegenpropheten anzuschwrzen, die ihr Unwesen in dem Augenblick begonnen htten, als Mohammed von der sogenannten Abschiedswallfahrt im Mrz 632 zurckgekehrt und erkrankt war. Die Nachricht von dem Leiden Ñverbreitete sich wie im Flug, und so rebellierten al-Aswad im Jemen und Musailima in der Jamama, ...und dann auch Äulaia im Gebiet der Ban Asad, nachdem Mohammed sich schon erholt hatte. Darauf aber, im Muarram (des Jahres 11) (begann am 29. Mrz 632), befielen ihn die Schmerzen, in denen ihn Allah zu sich nahm.ì In dieser berlieferung, die aÅ-Äabar anfhrt, wagen sich die ÑGegenprophetenì erst aus der Deckung, als Mohammed vom Tod gezeichnet ist; aÅ-Äabar begrndet die Rebellionen mit der Weigerung der Stmme, die sich zum Islam bekehrt hatten, die vom Propheten geforderten Steuern (arab.: Pl. a-adaqt) abzufhren.297 Schon durch diese Bemerkung wird das Geschehen in eine viel lngere zeitliche Perspektive gerckt. Äulaia ñ diese Diminutivform von Äala298 belegt die Abwertung des Mannes durch die berlieferung ñ b. uwailid von den Ban Asad war nmlich in Wirklichkeit viel eher in Aktivitten gegen Mohammed verstrickt. Knappe drei Jahre nach der Hedschra hatte Mohammed diesen Stamm, in dem Äala zusammen mit seinem Bruder Salama das Sagen hatte, berfallen und ausrauben lassen.299 Da wir Äala dann unter den quraiöitischen Verbndeten finden, die im sogenannten Grabenkrieg des Frhjahrs 627 den letzten Versuch unternahmen, Mohammed niederzuringen, verwundert nicht.300 Solange dieser lebte, unterwarf sich Äala ihm nicht; er behauptete vielmehr, selber ein Prophet zu sein. In den Kriegen unmittelbar nach Mohammeds Tod, in denen es um die Zchtigung abtrnniger Stmme und um die Ausdehnung der medinensischen Herrschaft auf die ganze Halbinsel ging, leistete Äala zhen Widerstand, mu te aber zuletzt klein beigeben.301 Umar b. al-aÅÅb gab ihm und seinem Anhang die Gelegenheit, sich im Irak bei den Feldzgen gegen die Sasaniden auszuzeichnen, beharrte aber darauf, da er nie in eine Statthalterschaft berufen werden drfe. Das Mi trauen beruhte brigens auf Gegenseitigkeit.302 Äala blieb fortan mit irakischen Angelegenheiten befa t; zuletzt begegnet er uns in Kufa nach den Wirren, die die Ermordung Umns im Jahre 656 verursacht hatte.303 Ebenfalls schon zu Lebzeiten Mohammeds erhob sich al-Aswad alAns und wehrte sich dagegen, da jener Prophet im fernen Medina den Jemen unterjocht hatte, mit Hilfe der Nachkommen der sasanidischen Okkupanten die Macht ausbte und Steuern einziehen lie . Auch alAswad gerierte sich als ein Prophet und wirkte Wunder. Mohammeds Abgesandte, unter ihnen der spter hochgerhmte Mu b. abal, ergriffen die Flucht. Der Einflu bereich al-Aswads dehnte sich im Norden
Äala
Al-Aswad al-Ans und Musailima
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bis nach aÅ-Äif, im Osten bis nach al-As aus. In den Ban Mai hatte er den wichtigsten Rckhalt; er lie sich bei ihnen durch Amr b. Madkarib vertreten, einen Mann, den wir im Kalifat Umars zusammen mit dem gerade genannten Äala im Irak antreffen.304 Ungefhr zu der Zeit, als Mohammed in Medina starb, wurde al-Aswad von zwei ÑPersernì umgebracht.305 ñ Mohammeds medinensisches Herrschaftsgebilde war mithin nicht das einzige seiner Art auf der Arabischen Halbinsel. Denn auch Äala und al-Aswad wirkten ber ihren jeweiligen Stamm hinaus, indem sie sich des Prophetentums bedienten. Der gefhrlichste Rivale des Quraiöiten erhob sich jedoch im Osten; es war Musailima von den Ban anfa, in den islamischen Quellen ñ und andere gibt es ber ihn nicht ñ fast durchgngig mit dem Epitheton Ñder Lgenboldì geschmckt. Laut Ibn Isq trat er erst im Jahr 10 der Hedschra (begann am 9. April 631) in Mohammeds Gesichtskreis. Musailima war einer der Gesandten der Ban anfa, die damals wie zahlreiche andere Stmme der Halbinsel Abordnungen zu Mohammed schickten, der ihnen in den Jahren zuvor auf unmi verstndliche Weise die Botschaft bermittelt hatte, sie htten sich ihm zu unterwerfen. In der Regel bekundeten die Gesandtschaften die Ergebenheit ihres Stammes gegenber dem medinensischen Emporkmmling und traten damit ñ so sieht es zumindest die muslimische Geschichtsschreibung ñ der neuen Religion und deren politischem Machtbereich bei. Mohammed entlie die Abordnungen huldreich und gab ihnen jemanden mit auf den Weg, der den betreffenden Stamm im Islam unterweisen sollte. Auch die Ban anfa reisten nach Medina; unter ihnen war Musailima, der sich freilich Mohammed nicht unterwarf. Die Quellen berichten entweder, Musailima sei au erhalb Medinas beim Tro zurckgeblieben, oder wir hren, die Ban anfa htten ihn, durch einen Vorhang abgeschirmt, vor Mohammed gefhrt, der ihm in der Unterredung kaltschnuzig zu verstehen gab, er werde nicht auf den geringsten Zipfel seiner Macht verzichten.306 Whrend des Aufenthaltes in Medina soll ein Mitglied der Abordnung im Koran geschult worden sein; von einer Unterwerfung unter Mohammed ist aber nirgends die Rede, und die Delegation kehrte ohne muslimische Begleitung in die Heimat zurck. Sie habe aber, so al-Wqid, ein besonderes Andenken an den quraiöitischen Propheten mitnehmen drfen: etwas von dem Wasser, mit dem dieser seine rituelle Waschung vollzogen hatte. Trotzdem fhlten sich Musailima und die Ban anfa zu nichts verpflichtet; jener Mann, der in Medina Teile des Korans auswendig gelernt hatte, bezeugte vielmehr, da Mohammed seinen Konkurrenten als einen Teilhaber an der Prophetenschaft anerkannt habe.307 So ist es gut mglich, da sich Musailima nach dem berraschenden Tod Mohammeds als dessen rechtm igen Erben betrachtete, wogegen die Quraiöiten darauf beharrten, es gebe nach dem Ableben ihres Propheten keinen weiteren.308 Mohammed hatte keine mnnlichen Erben; sein prophetisches Herrschertum wrde mit seinem Tod verwaisen. Er selber verstand sich in der sptmedinensischen Sure 33, Vers 40 unter dieser Voraussetzung als den Beglaubiger aller frheren Propheten (arab.: tam an-nabjn).309 Diese Wendung konnte man nun gut gegen alle Prtendenten ins Feld fhren, die gegen den quraiöitischen Machtanspruch aufbegehrten.
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Musailima wird sich aber nicht, wie die muslimischen Quellen vorspiegeln, erst nach seinem Besuch in Medina als einen Propheten empfunden haben. Gleich nachdem Mohammed sich 628 bei al-udaibja mit seinen mekkanischen Feinden geeinigt hatte, schickte er, wie oben angedeutet, an zahlreiche arabische Stmme Botschaften, in denen er ihnen den Islam und damit seine Herrschaft aufntigte. Ein derartiges Schreiben war damals laut al-Wqid auch an Musailima abgegangen; dieser hatte geantwortet, er sei ein Prophet genau so gut wie der Absender und schlage daher vor, das Land mit diesem zu teilen; die Quraiöiten jedenfalls seien Leute, Ñdie nicht recht und billig handelnì. Der Prophet Musailima warnt demnach seinen ÑAmtsgenossenì vor dem Zusammengehen mit jenen mekkanischen Krften, die bis zum Vertragsschlu von aludaibja dessen erbittertste Feinde gewesen sind. Aber Mohammed, sein Ziel zum Greifen nah vor Augen, l t sich nicht mehr wankend machen; er sendet as-Sib, einen Bruder seines ÑJngersì az-Zubair b. alAuwm, mit einem weiteren Brief zu Musailima, der nichts als einen Fluch enthlt und die Unterstellung, Musailima verbreite Lgen ber Allah, der alles Land nun einmal demjenigen zum Erbteil gebe, den er dafr ausersehe (Sure 7, 128).310 Da sich Mohammed bei al-udaibja mit den Quraiöiten zusammengetan hatte, machte auch den Ban Tamm Sorge, die mit diesen in einem Bndnisverhltnis standen und eine wichtige Aufgabe bei der Gestaltung der Pilgerriten versahen.311 Da es damit ein Ende haben wrde, wenn Mohammed seine bereits zu Beginn seines Wirkens in Medina im Koran bekanntgegebenen Vorstellungen vom Ablauf der Zeremonien durchsetzen sollte,312 mu te ihnen klar sein. Unter den Ban Tamm trat nun eine Prophetin auf, Sa gehei en, deren Botschaft lautete: ÑIhr Glubigen, Gottesfrchtigen! Uns gehrt eine Hlfte des Landes, den Quraiöiten die andere! Freilich sind die Quraiöiten Leute, die unrecht handeln.ì Mit dieser schlichten Offenbarung gewann sie die Tammiten fr sich, denen sie mittels einer weiteren Eingebung nahelegte, zuerst die Ban anfa mit ihrem Musailima zu vernichten. Dieser hrte davon und schmeichelte ihr, indem er ihr vorschlug, man solle doch im persnlichen Gesprch ermitteln, wer von ihnen beiden die trefflichsten Offenbarungen empfange. So geschah es, man tat sich zusammen, verlor aber den Krieg gegen Mohammeds Nachfolger Ab Bakr. Musailima kam in den Kmpfen zu Tode, Sa nahm darauf den Islam an.313 Die Auslotung der geschichtlichen Umstnde, unter denen ÑÄulaiaì, al-Aswad al-Ans, Musailima und Sa auftraten, bleibt einem spteren Kapitel unserer Lebensbeschreibung Mohammeds vorbehalten. Da die anfische Erwartung einer gottgewollten Glaubenspraxis das Aufkommen eines heidnischen Ñabrahamischenì Prophetentums begnstigte, darf man annehmen, gerade weil den islamischen Quellen so viel daran liegt, dies zu verdunkeln. Die Wortfhrer der Juden von Medina betrachteten dergleichen mit Mi behagen, ja hielten dies alles fr ein Mi verstndnis. Unter den Arabern gebe es in Wirklichkeit gar kein Prophetentum, sondern lediglich ÑKnigeì, hielten sie ihrem ehemaligen Glaubensbruder Abdallh b. Salm vor, nachdem sich dieser zum Islam bekehrt hatte.314 Doch was den Juden von Medina als ausgemacht galt,
Sa von den Ban Tamm
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nmlich da unter den Heiden nie ein Prophet auftreten werde, weshalb man sie, da ohne nm s, als Vertragspartner nicht fr voll zu nehmen brauche (vgl. Sure 3, 75), sollte sich als ein verhngnisvoller Irrtum erweisen.315
Kapitel III: Die Vertreibung 1. Mohammed und die Ban Maz m ÑDas einstige Wohnhaus adas war genau dasjenige, das noch heute unter ihrem Namen bekannt ist... Wie man sagt, erwarb es Muwija (reg. 660ñ680) und baute es zu einer Moschee um, in der die Leute beten konnten, und zwar baute er es so um, wie es bis heute ohne Vernderung erhalten ist. Mit der Steinplatte, die der Eintretende gleich an der Tr zu seiner Linken findet, hat es die folgende Bewandtnis: Der Gottesgesandte kauerte darunter und suchte Schutz vor den Geschossen, wenn diese aus den Husern des Ab Lahab und des aqafiten Ad b. (ab) amr, das hinter dem Anwesen des Ibn Alqama liegt, auf ihn niederhagelten. Die Steinplatte mi t eine Elle und eine Handspanne mal eine Elle.ì1 Der Geschichtsschreiber aÅ-Äabar (gest. 923) flicht diese Bemerkung in seine Darstellung der ersten Jahre des Wirkens Mohammeds ein. Man wird ihm den denkwrdigen Ort gezeigt haben, als er 854, gerade sechzehnjhrig, in Mekka weilte und whrenddessen auch Studien zur Historie der Quraiöiten trieb.2 Jahrhunderte spter, als Taq ad-Dn alFs (1373ñ1428/9) an seiner Topographie der heiligen Stadt der Muslime arbeitete, war aus dem Haus der ada ein Pilgerheiligtum geworden, das drei Sttten der Andacht barg: den Ort, an dem ada mit FÅima niedergekommen war, daneben die ÑKuppel der Eingebungenì und daran anschlie end den eben erwhnten Schutzraum. Diesen beschreibt al-Fs als ein Gela von viereindrittel mal dreizweidrittel Ellen. Da Mohammed den gr ten Teil der mekkanischen Jahre seines Auftretens bei ada verbracht hatte, mu te ihr Haus dasjenige sein, in das die meiste Segenskraft eingestrmt war, und so kann al-Fs von vielen Bauma nahmen berichten, mit denen dort muslimische Herrscher ihr Jenseitsverdienst mehrten; von den ursprnglichen Mauern wird er kaum noch etwas zu sehen bekommen haben. Ein weiterer Ort der Erinnerung, den die Pilger um 1400 aufsuchten, bezeugte ihnen ebenfalls die Leidensgeschichte ihres Propheten in dessen Heimatstadt: Der Maz mite alArqam b. ab l-Arqam, von dem wir noch hren werden, hatte ihm Unterschlupf gewhrt, und so haftet auch an dessen Anwesen Segenskraft, wenn auch in geringerem Ma e.3 Doch gehen wir noch einmal in die Epoche des jungen aÅ-Äabar zurck! Damals trug der uns wohlbekannte al-Azraq den Stoff fr sein Werk ber Mekka zusammen, und er wei natrlich von den Dingen, die aÅ-Äabar schildert. Muwija, bereits Kalif, habe die Grenzen des Anwesens adas genau festlegen lassen und einen Mauerdurchbruch zu dem Haus seines Vaters Ab Sufjn b. arb in Auftrag gegeben. Mohammed nmlich hatte, als er 630 kampflos in die Stadt eingerckt war, ausrufen lassen, da jeder in Sicherheit sei, der sich zu Ab Sufjn rette. Das neue, muslimische Herrschertum der Omaijaden knpft an die mekkanischen Anfnge des Islams an; es verbindet sich mit der Sttte, von der her die neue Ordnung der Dinge ihren Ursprung nahm, und diese Ordnung, das sollte nun jedermann demonstriert werden, war schon
Auslegungen der Prophetenvita: mekkanische Erinnerungsst tten
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III. Die Vertreibung
immer eine quraiöitische gewesen, so wahr Muwija dem Geschlechte des Propheten angehrte! Was aber hatte es dann mit jener Steinplatte auf sich, dem Symbol der Verfolgung durch die Quraiöiten? Alle kenntnisreichen Leute, die al-Azraq danach ausfragte, um eine Besttigung fr das zu erlangen, was sich der gemeine Mann darber erzhlte, winkten ab. Die plausibelste Erklrung fr die Platte sei folgende: In alter Zeit htten die Mekkaner in ihre Huser solche steinernen Borde eingebaut, um darauf Gertschaften zu verwahren oder auch Haustiere zu halten. Sein Gro vater, so al-Azraq, habe diese Vorrichtung noch in mehreren Gebuden gesehen, und um nichts anderes handele es sich.4 Zwei ganz unterschiedliche Deutungen der mekkanischen Jahre Mohammeds treten uns hier entgegen. Muwija kaufte adas Haus und eignete sich dadurch die Erinnerungssttte an, die in Mekka wie keine andere vom Wirken des Gesandten Allahs kndete, hatte er dort doch, bestrzt und verstrt, zum ersten Mal von seiner Berufung Zeugnis gegeben. Muwija vereinte sie mit dem Wohnort seines Vaters, wo Mohammed die Vershnung mit all den Mekkanern hatte ausrufen lassen, die zuvor wider ihn gestritten hatten ñ indem die ehemaligen Gegner das Haus Ab Sufjns betreten, vollendet sich Mohammeds Lebenswerk, und Muwija ist der legitime Erbe dieses Werkes. Diese Auslegung der Entstehung des Islams ging zusammen mit den Damaszener Omaijaden in der Mitte des 8. Jahrhunderts unter. Es obsiegte diejenige, die die Jahre, die Mohammed seit seiner Berufung im Hause seiner Ehefrau verbrachte, einzig als eine Leidensgeschichte versteht. Ab Sufjns Anwesen kommt bei al-Fs nicht mehr vor, und das Wohnhaus adas sowie einige andere "rtlichkeiten weisen nun, weil sie den Empfang und die Weitergabe der Offenbarungen bezeugen, eine unschtzbar wertvolle, dichte spirituelle Kraft auf, an der die Pilger in alle Zukunft teilhaben drfen; gleichzeitig knden diese Sttten davon, da die Mehrzahl der mekkanischen Zeitgenossen Mohammeds seiner Botschaft mit ungehemmtem Ha entgegengetreten war. Die Herrschaft eines Sohnes Ab Sufjns ist unter diesem Blickwinkel gerade nicht die Erfllung, sondern die ruchlose Zweckentfremdung des mohammedschen Prophetentums; aber Allah lie den Sieg der Frevler nicht zu. Al-Fs nennt zwei weitere heilige Huser Mekkas, dasjenige Ab Bakrs, des, wie man ñ wenigstens im Sunnitentum ñ glaubt, ersten Anhngers Mohammeds, und dasjenige von al-Abbs, dem Oheim des Propheten. Diese beiden Pilgerorte brgen dem sunnitischen Muslim dafr, da alles, wie es gekommen ist, gem Allahs Willen und daher zu Recht so gekommen ist. Ab Bakr (reg. 632ñ 634) wurde der erste Nachfolger Mohammeds, den er einst auf der gefahrenreichen Flucht nach Medina begleitet hatte; nicht ein prominenter Quraiöite, sondern der erste unter den gottesfrchtigen Muslimen beerbte den Propheten. Und nachdem Mohammed zum ersten Mal von Allahs Boten angesprochen worden war, hatten sich vor ihm sogar die Steine verneigt, und einen dieser Steine zeigte man zur Zeit al-Fss den Wallfahrern, eingebaut in eine Wand des Hauses Ab Bakrs, des ersten glubigen Menschen nach dem Propheten, und man pflegte diesen Stein zu berhren, den unsterblichen Zeugen fr den Beginn des einzig wahren Glaubens. Al-Abbs schlie lich, der Ahnherr der Dynastie, deren Herr-
1. Mohammed und die Ban Ma z m
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schaftsideologie sich aus der Verneinung alles Omaijadischen speiste, brgte fr den unbeirrbaren, jedoch klug die eigene Unverletzlichkeit wahrenden Kampf fr die Sache Allahs und seines Gesandten. Im Haus al-Abbsí, das al-Fs als einen Sufikonvent beschreibt, htete man eine grne Standarte5 ñ vermutlich hielt man sie fr diejenige Mohammeds.6 Schon bei Ibn Isq, der den Beginn der Abbasidenherrschaft erlebte und fr al-Man r (reg. 754ñ775) ttig wurde, bemerkt man, wie man alAbbs, der selber der neuen Religion nie beigetreten war, und seiner Sippe einen herausragenden Platz in der Prophetenbiographie erschleicht. Die Baugeschichte Mekkas nimmt eine dementsprechende Wende, deren Zeugnisse fr al-Fs von unbezweifelbarer geschichtlicher Wahrheit knden. Wenn man die Vorgnge im Mekka Mohammeds durchschauen will, dann mu man, wie deutlich geworden ist, hinter jene Auslegungen zurckzugehen versuchen. Man darf sich nicht vom omaijadischen Bild des zielstrebig und letzten Endes mit dem Wohlwollen der fhrenden Mekkaner seine Mission erfllenden Propheten beeindrucken lassen, zumal dieses Bild durch den schwerlich wegzudeutenden Fleck der Vertreibung besudelt ist; man darf aber ebensowenig den leidenden Mohammed, aus dem nach der Hedschra dank Allahs wundersamem Wirken ein triumphierender wird, unbesehen fr den historischen halten. Einen Faden, der uns durch die berlieferungen zu Mohammeds mekkanischen Jahren fhrt, bekommt man leider auch nicht in die Hnde, wenn man die hchst widersprchlichen Berichte ber die Zusammensetzung seiner ltesten Anhngerschaft durchmustert. AÅ-Äabar, dessen Studium in Mekka wir vorhin erwhnten, trug zu diesem Thema vielerlei zusammen, wobei er sich vor allem auf die Vorarbeiten al-Wqids sttzte. Dieser hatte feststellen mssen, da man die Wahrheit ber diesen Gegenstand nicht in Erfahrung bringen knne. Die frhesten Sammler von Materialien zur Prophetenvita, Urwa b. az-Zubair (gest. 712/3 oder 718) und az-Zuhr (gest. 741),7 nennen Mohammeds Sklaven Zaid b. ria als den ersten Mann, der sich seiner Lehre angeschlossen habe; die erste Frau ist selbstverstndlich ada.8 Die Vermutung liegt nahe, da wir hier die offizise Meinung der Omaijaden und ihrer Parteignger vor uns haben: In adas Haus beginnt die Geschichte von Mohammeds Prophetentum ñ und im benachbarten Haus Ab
Sufjns findet sie ihren Abschlu , ganz wie Muwija I. es hatte dokumentieren lassen. Ibn Isq dagegen schreibt, ada habe sich zum Islam bekehrt, und gleich danach seien die Eingebungen unterbrochen worden.9 Als diese fr Mohammed schmerzliche Zeit bohrenden Selbstzweifels vorber gewesen sei, habe er sich, angeleitet von Gabriel, den Vollzug des rituellen Gebets mit je zwei Bewegungsablufen (arab.: arraka) zur Pflicht gemacht. ÑDannì, so zitiert aÅ-Äabar aus Ibn Isq, Ñnahm Zaid b. ria, der Freigelassene Mohammeds, den Islam an. Dieser war der erste Mann, der dem Islam beitrat und das rituelle Gebet ausbte ñ nach Al b. ab Älib. Darauf wurde Ab Bakr b. ab Qufa Muslim, und sobald dies geschehen war, bekundete er seinen Islam und rief zu Allah und seinem Gesandten auf.ì10 In aÅ-Äabars wrtlichen Zitaten aus Ibn Isq, die allerdings die bei diesem stehenden Erluterungen
Auslegungen der Prophetenvita: die ersten Anh nger
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III. Die Vertreibung
berspringen, wird berdeutlich, da man Als Namen in eine ltere ihn mit Schweigen bergehende berlieferung eingeschoben hat. Bei Ibn Isq wird dieser Umstand ein wenig kaschiert; denn hinter dem Bericht ber die Stiftung des rituellen Gebets steht ein Abschnitt, der Al, den damals etwa zehnjhrigen Knaben, als den ersten muslimischen Mann bezeichnet. Hieran schlie t sich der Satz an, der die ltere Version bietet und mit der Bemerkung Ñnach Al b. ab Älibì durch Ibn Isq auf den in der Abbasidenzeit erwnschten Inhalt eingestellt werden mu .11 Al eingerechnet, wre demnach Ab Bakr der dritte Anhnger Mohammeds gewesen. Ibn Isq, und ihn abschreibend aÅ-Äabar, erwhnen des weiteren Ab Bakrs Einsatz fr die neue Religion, preisen die gro e Beliebtheit dieses Mannes, rhmen seine umfassende Kenntnis der quraiöitischen Genealogie. Deswegen und auch um des Geschickes willen, das er im Handel an den Tag gelegt habe, sei jedermann gern mit ihm zusammengekommen. ÑDa begann (Ab Bakr), diejenigen seines Klans, denen er unter seinen Besuchern und Gesprchspartnern vertraute, (zum Glauben an) Allah und dessen Gesandten aufzufordern.ì12 Laut Ibn Isq leisteten fnf Mnner diesem Ruf Folge; es waren Umn b. Affn, az-Zubair b. al-Auwm, Abd ar-Ramn b. Auf, Sad b. ab Waqq und Äala b. Ubaidallh. Damit haben wir, Al und Ab Bakr hinzugerechnet, sieben der zehn prominenten Muslime beieinander, denen Mohammed ob ihrer Verdienste um seine Sache verhei en haben soll, da sie nach dem Tod unverzglich ins Paradies eingehen wrden. Die brigen drei sind Zaid b. Amr b. Nufails Sohn Sad, Umar b. alaÅÅb und nicht zuletzt er, Mohammed, selber; auf manchen Listen berl t er allerdings Ab Ubaida b. al-arr seinen Platz.13 Die ersten Erfolge in der Werbung werden nicht dem Propheten selber, sondern Ab Bakr gutgeschrieben; Ibn Hiöm, dem bekanntesten berarbeiter Ibn Isqs, ist dies nicht ganz geheuer, und er merkt an, die Worte, mit denen Ab Bakr dies Verdienst zugesprochen wird, stammten nicht vom Verfasser der Prophetenvita.14 In der Rezension des J nus b. Bukair, die man zur berprfung heranziehen kann, findet sich, wenn auch in einer anderen Formulierung, genau die von Ibn Hiöm angezweifelte Aussage;15 Ibn Isq war demnach der berzeugung, da Ab Bakr der Kristallisationspunkt gewesen sei, um den herum sich schon in Mekka die Sttzen des Islams gesammelt htten, die sich nach dem Tod Mohammeds fr die einzigen berufenen Fortsetzer seines Werkes ansahen. Diese Meinung wird freilich durch eine im Wissen um den weiteren Verlauf der Geschichte konstruierte Liste konterkariert, die, ohne Ab Bakr hervorzuheben, die Namen berhmter ÑAuswandererì (arab.: Pl. al-muhir n) enthlt:16 Die zehn und sie alle waren Ñvon Anfang anì die Vorkmpfer des wahren Glaubens, den sie nach der Hedschra, die in dieser Sicht der Vergangenheit den eigentlichen Grndungsakt des islamischen Gemeinwesens darstellt, in Medina zum von Allah gewollten Triumph fhrten. AÅ-Äabar kennt berdies eine berlieferung, in der sich Sad b. ab Waqq, von seinem Sohn Muammad danach befragt, ob Ab Bakr der erste Muslim gewesen sei, so geu ert haben soll: ÑNein! Vor ihm nahmen mehr als fnfzig den Islam an. Doch war Ab Bakr, was seinen Islam angeht, der vortrefflichste von uns allen.ì Es wird den Tatsachen
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entsprechen, da Mohammed durch Ab Bakr Anhnger zugefhrt wurden, die spter einen herausragenden Part spielen sollten. Auch vor dem Weggang des Propheten aus Mekka leistete er ihm entscheidende Dienste. Nicht ohne Grund konnte sich Ab Bakr im Jahre 632 als der erste Nachfolger des Gesandten Allahs behaupten, womit er brigens das Mi fallen mancher Abd Manf-Quraiöiten erregte, und so mgen sich berlieferungen erklren, die seine Leistungen schmlern sollen. In Rechnung stellen mu man berdies, da das anfentum in Ab Bakrs Sippe, den Ban Taim b. Murra, nicht unwillkommen war. Abdallh b. udn, seinerzeit vielleicht der einflu reichste Klangenosse, verkehrte mit Umaija b. ab - alt auf freundschaftlichem Fu e und lehnte zudem den Genu von Wein ab.17 Wir drfen im brigen nicht voraussetzen, da Mohammed am Wohnsitz adas Werbung fr seine Botschaft betrieben hat. Durch die Heirat war ihm kein Verfgungsrecht ber das Anwesen zugefallen; er konnte sich dort gem der uxorilokalen Ehe, die er mit ihr fhrte, nur mit ihrer Zustimmung aufhalten. An die "ffentlichkeit war er getreten, nachdem er seine Frau gebeten hatte, die mit den Eingebungen verbundenen Anflle nicht mehr durch ÑKnotenblserinnenì behandeln zu lassen. Ob er in jenem Augenblick bereits ber Anhnger verfgte, bleibt unklar. Aufmerksamkeit erregte er, als er Zweifel am hergebrachten Gtterkult ausste, vermutlich mit der Verkndigung von Sure 53. Nun ffnete ihm der vorhin erwhnte al-Arqam b. ab l-Arqam, auf einer Liste der siebte unter seinen frhesten Gefolgsleuten, sein Haus und gestattete ihm, dort Mission zu treiben; vor dem Zugriff erboster quraiöitischer Widersacher war Mohammed hier sicher. Doch wird dieser Vorteil die Spannungen erhht und dazu beigetragen haben, da sich die Feinde des Gesandten Allahs schlie lich zur chtung der Höimiten durchrangen, wovon wir hren werden. Das Anwesen al-Arqams lag an der Grenze zwischen dem oberen und dem unteren Mekka, ganz in der Nhe der Kultsttte a- af, man konnte auf die Pilger hinabblicken, die den rituellen Lauf vollzogen. ber diesen Umstand verrgert, pre te es ber ein Jahrhundert spter der abbasidische Kalif al-Man r (reg. 754ñ775) dem Enkel al-Arqams ab und wies es seinen Gnstlingen zu. In jenen Tagen war es als das ÑHaus des Islamsì bekannt, da viele zu Ruhm Gekommene dort den Schritt zum neuen Glauben getan hatten. Unter ihnen waren Umar b. al-aÅÅb sowie Muab b. Umair von den Ban Abd ad-Dr gewesen, den seine Familie einsperrte, als sie von seinem bertritt erfuhr. Ihn treffen wir dann unter den Exilanten in thiopien, danach diente er dem Gesandten Allahs, indem er nach Medina zog und die azraiten, mit denen Mohammed eine Vereinbarung geschlossen hatte, im Koran unterwies.18 Viel Aufschlu ber den Beginn einer etwaigen Gemeindebildung und ber deren Begleitumstnde gewinnen wir aus alldem nicht, und wir werden sehen, da man entsprechende Hinweise vergeblich suchen wrde. In der muslimischen Geschichtsschreibung hat man den Mangel an diesbezglicher berlieferung durch Zitate aus dem Koran berbrckt, die auf den frhesten Stand der Dinge, wie man sich ihn vorstellte, zu passen schienen: Drei Jahre lie Allah seinen Gesandten im ungewissen, ehe er erneut Gabriel mit dem Ausrichten von Botschaften beauf-
Zuerst die eigene Sippe warnen?
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Die Rivalit ten unter den quraiöitischen Sippen
III. Die Vertreibung
tragte;19 der Prophet solle sich zuallererst an die eigene Sippe wenden, lauteten sie. Dies leitet man aus dem in die berlieferung eingebauten Koranzitat (Sure 26, 214) ab: ÑWarne deine Sippe, die, die dir am nchsten stehen!ì Allah soll diesen Befehl nach der Bekehrung der oben erwhnten knftigen Auswanderer erteilt haben, zusammen mit der in Sure 15, Vers 94 niedergelegten Aufforderung: ÑVerknde nun offen, was dir aufgetragen wird, und wende dich von den Beigesellern ab!ì Beide Texte gehren jedoch in die mittlere mekkanische Periode und knnen daher nicht als Zeugen fr den Beginn des ffentlichen Wirkens Mohammeds in Anspruch genommen werden. AÅ-Äabar freilich suggeriert genau dies, obschon sich mit dieser berlieferung bei ihm wie in seiner Quelle, Ibn Isq, der Bericht ber einen Totschlag verbindet, den Sad b. ab Waqq an einem Mekkaner verbt haben soll, der die Anhnger Mohammeds am Vollzug ihrer Gebetsriten habe hindern wollen; damals, so hren wir, htten jene ihren Kult vor der Allgemeinheit verborgen gehalten und sich in Schluchten au erhalb der Stadt getroffen. Dieser Umstand scheint aÅ-Äabar dazu verleitet zu haben, die berlieferung auf die frhesten Anfnge der Verkndigung zu beziehen. Liest man die beiden Koranstellen im weiteren Zusammenhang, dann wird sofort klar, da in Wahrheit bereits von den Auswirkungen die Rede ist, die Mohammeds ffentliches Auftreten mit sich brachte. Seine Anhnger sehen sich dem Spott ihrer Mitmenschen und womglich handfesten Drangsalierungen ausgesetzt, so da er es fr gerechtfertigt hlt, mit den weniger Standhaften Nachsicht zu ben (Sure 26, 215 f.). Der Aufbau einer Gemeinde jenseits der bestehenden Klangrenzen kommt fr ihn nicht in Frage; diesen Konsequenzen seiner Botschaft verweigert er sich. Hierfr werden wir weitere Indizien finden. AÅ-Äabar stellte demgegenber im Einklang mit der abbasidischen Herrschaftsideologie eine Verbindung zwischen den in die berlieferung eingebetteten Koranversen und dem Beginn des ffentlichen Predigens Mohammeds her: Dieses hatte selbstverstndlich zuerst den Wrdigsten, nmlich den höimitischen Ahnherren der Dynastie, zu gelten, deren Nachkommen auf diese Weise eine unbertreffliche religise Legitimation erhielten. Bei Ibn Isq, wie gesagt, findet sich diese falsche Fhrte noch nicht. Sad b. ab Waqqí Untat, Ñdas erste Blut, das um des Islams willen vergossen wurdeì, sowie die Koranverse fallen bei ihm in eine Zeit, in der sich Mohammeds Botschaft bereits in Mekka ausgebreitet und Aufsehen erregt hat.20 In der höimitischen Sicht der Dinge jedenfalls l t sich Mohammed durch Allah den Ratschlag erteilen, die Warnungen vor dem Endgericht und ebenso vor den schon hier zu gewrtigenden schweren Strafen insbesondere der eigenen Sippe einzuschrfen. Eine unmittelbare Beantwortung der Frage nach den Anfngen der muslimischen Gemeinde in Mekka verweigern uns die Quellen allem Anschein nach; wir verzichten vorerst darauf, setzen aber auch nicht voraus, da Mohammeds Offenbarungen zunchst fr den engen Kreis seiner Sippe und erst dann fr einen gr eren bestimmt gewesen seien ñ wir bekommen als Entschdigung einen Schlssel in die Hand, der uns die Pforte zum Verstndnis der Vorgnge seit dem ersten ffentlichen Predigen Mohammeds entriegelt. Lassen wir uns von az-Zuhr eine Geschichte erzhlen! Ab Sufjn b.
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arb aus dem mit den Ban Höim rivalisierenden Abd äams-Zweig der Nachkommen Abd Manfs, der in der muslimischen Geschichtsberlieferung als Ab ahl21 verhhnte Maz mite Amr b. Hiöm b. al-Mura und der aqafite al-Anas b. äarq, ein Eidgenosse der quraiöitischen Ban Zuhra, schlichen sich eines Nachts, ohne voneinander zu wissen, an das Haus Mohammeds, um zu lauschen, was dieser whrend des rituellen Gebets murmelte. Nachdem Mohammed geendigt hatte, stie en die drei unversehens aufeinander; von der Begegnung peinlich berhrt, versprachen sie sich, eine solche Unvorsichtigkeit nicht zu wiederholen, knnten doch weniger gefestigte Sippenmitglieder sich durch das schlechte Vorbild zu hnlichem Tun verleiten lassen. Indessen hielten sie sich nicht an ihre Zusage, und als sie sich in den folgenden Nchten zum dritten Mal in die Quere gekommen waren, beschlo der aqafite, am Morgen die anderen beiden aufzusuchen. Was er von jenen Worten denke, fragte er als ersten Ab Sufjn. Dieser antwortete ausweichend, den Sinn einiger verstehe er, die anderen seien ihm unklar. So gehe es ihm auch, schwor der aqafite und begab sich zu Amr b. Hiöm. ÑWas hast du von Mohammed vernommen?ì ÑWas soll ich schon vernommen haben!ì erwiderte Amr. ÑWir (Maz miten) und die Ban Abd Manf wetteiferten um die Ehre ñ sie speisten die Pilger, und wir taten es; sie gaben ihnen Reittiere, und wir taten es; sie spendeten ihnen, und wir taten es, bis sie, als wir (Rivalen) uns aufs u erste anstrengten und zwei im Rennen laufenden Pferden glichen, unvermittelt sagten: ÇWir haben aber auch einen Propheten, der Eingebungen aus dem Himmel empfngt!ë Wann sollen wir (jetzt) je (mit ihnen) gleichziehen? Bei Allah, wir werden niemals an Mohammed glauben!ì22 Usaid b. ab l-#, ein Enkel Umaijas und daher von Abd Manf und weiter von Quaij abstammend, konnte es nicht auf sich beruhen lassen, da Ab Raba b. al-Mura, der Maz mite, damit prahlte, da Suwaid b. Harm, demselben Zweig der Quraiöiten angehrig, der erste gewesen sei, der die Pilger mit Milch bekstigt hatte, die Maz miten mithin den Ban Abd Manf an Rang vergleichbar seien. Was knne solche gleichsam privat gebte Freigebigkeit schon bedeuten angesichts der althergebrachten mter, die von den Nachfahren Quaijs versehen wrden, hatte Usaid, wie erinnerlich, aufgetrumpft. berhaupt drfe man die Maz miten nur deswegen als edel betrachten, weil einer ihrer Vorfahren mit einer Tochter Quaijs verheiratet gewesen sei. Quaij sei vortrefflicher als Maz m, so hatte damals auch der Wahrsager entschieden, den man zur Schlichtung des Streites aufgesucht hatte.23 In den Ban Maz m waren den Nachkommen des Abd Manf, vor allem denjenigen Abd al-MuÅÅalibs, ehrgeizige Nebenbuhler erwachsen, die fr sich das gleiche Prestige forderten; auch sie waren in der Lage, fr die Pilger zu sorgen. Hatte nicht ein Maz mite, al-Wald b. al-Mura, beim Neubau der Kaaba das Wort gefhrt?24 Und hatte nicht dessen Bruder Hiöm, der Vater des in der muslimischen Erinnerung so ma los geschmhten ÑAb ahlì, zusammen mit arb, dem Vater Ab Sufjns, und mit dem sagenhaft reichen Abdallh b. udn das leuchtende Dreigestirn der mekkanischen Vornehmen gebildet?25 Zahlreich sind die Belege fr das gro e Ansehen,26 das die Ban Maz m genossen; ber Hiöm b. al-Mura aber
Die Bedeutung der Ban Mazm
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III. Die Vertreibung
sagt man sogar, da die Quraiöiten nach dem Jahr seines Todes datiert htten. ñ ÑDiese hier sind unter ihren Leuten wie die Ban l-Mura unter den Quraiöitenì, wird Mohammed sinnieren, als er das Geprnge beobachtet, mit dem die durch ihn ausgewiesenen Ban n-Nar Medina verlassen.27 In Mohammeds Offenbarungen freilich finden sich keinerlei Anspielungen auf das Gewicht, das die Ban Maz m in den Angelegenheiten Mekkas gewonnen hatten. Im Gegenteil, in zwei der ltesten Suren geht das Quraiöitentum ganz im Ruhm der Nachkommen Abd Manfs, ja, strenggenommen sogar Höims, auf. Sure 106 rhmt die politische Klugheit der Quraiöiten, die den alljhrlichen Handelskarawanen das Durchqueren fremder Stammesgebiete ermglicht ñ in der berlieferung zur vorislamischen Geschichte Mekkas fllt das Verdienst allein den Shnen Abd Manfs zu.28 Eine Generation spter ist es Abd al-MuÅÅalib, der Gro vater Mohammeds, der dank seinem unerschtterlichen Vertrauen auf den ÑHerrn des Hausesì die Inbesitznahme Mekkas durch Abraha vereitelt haben soll. Wenn Mohammed auf dieses Ereignis in Sure 105 zu sprechen kommt,29 dann ist fr den damaligen mekkanischen Zuhrer klar: Hier preist er die Heldentaten der eigenen Sippe und tadelt zugleich die Maz miten und deren ganz andere politische Ausrichtung; ebenjener Ab Raba b. al-Mura, der den Streit mit Usaid b. ab l-# vom Zaune brach, hatte seinen Sohn Abdallh mit einer Tochter Abrahas verheiratet! ñ Diese blieb brigens Christin und lebte bis in die Regierungszeit Umars.30 ñ Die Art der Gottesverehrung, die man auf Abd al-MuÅÅalib zurckfhrte und die fr Mohammeds Onkel Ab Älib das hchste Gut war, das es unter allen Umstnden zu bewahren galt, lie sich schwerlich mit jenen religis-politischen Neigungen der Maz miten vereinbaren, wie sie sich uns nun andeuten. Da Abd al-MuÅÅalib die Angelegenheiten Mekkas dominiere, war unter dessen Nachkommen allerdings nur noch eine schne Erinnerung ñ ob die Wirklichkeit ihr je ganz entsprochen hatte, wissen wir nicht. Bezeugt ist jedoch, wie spter zu berichten sein wird, der Zerfall der inneren Einheit des mekkanischen Quraiöitentums, die nach dem Tod Abd al-MuÅÅalibs fr einige Zeit noch durch arb b. Umaija b. Abd äams verkrpert worden war.31 Ab Älib machte sich den neuen Glauben, den sein Neffe und Mndel verkndete, niemals zueigen, doch die Kluft, die ihn wegen der Geschichte seiner Sippe von den Ban Maz m trennte, war breit genug, wohl nicht zuletzt verursacht durch einen Groll gegen die homines novi. In der spteren muslimischen Erinnerung wird die eingetretene Entwicklung zu einem polyzentrischen Quraiöitentum getilgt; eine von Abd al-MuÅÅalib zu Mohammed fhrende Linie reprsentiert die Geschichte der Quraiöiten schlechthin; die Geburt Mohammeds wird in das ÑJahr des Elefantenì verlegt ñ eine Fiktion, wie wir sahen; ihr Zweck ist nunmehr deutlich. Die Ban
Maz m, auf dem besten Wege, die Nachkommen Abd Manfs an Rang einzuholen, wenn nicht gar zu bertreffen, sahen sich durch das Auftreten eines Sehers im Kreise ihrer Rivalen am Erreichen ihrer Ziele gehindert. Da von ihnen der hartnckigste und erbittertste Widerstand gegen Mohammed und seine Anhngerschar ausging, berrascht einen nicht, auch wenn es unter ihnen einige Abtrnnige gab.
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Mohammeds Verkndigungen verschrften mithin einen Konflikt, der schon lange schwelte. Die Erben Abd al-MuÅÅalibs sollten auf keinen Fall klein beigeben; davon will Mohammed sie in Sure 26 berzeugen. Die Offenbarungen, die er von Allah entgegennimmt, erhhen nicht nur ihn, sondern seine ganze Sippe, und sie ziehen eine Scheidelinie zwischen der eigenen, erwhlten Sippe und den anderen. Wenn die Beigeseller Mohammed kritisieren, dann kann stets die Frage nach der Rangordnung der quraiöitischen Klane mitschwingen, und wenn Mohammed und sein Alter ego die Unglubigen schmhen, dann mssen sich vor allem jene Klane angesprochen fhlen, die nicht die Erben der Glaubenspraxis Abd al-MuÅÅalibs sind. Dies ist der Stand der Dinge, als Mohammed am Beginn der mittleren Phase seines Wirkens in Mekka zum Eingottglauben findet und dabei in den Lebensschicksalen der Propheten vor ihm die Deutung der eigenen Lage entdeckt. Den Stoff dieser Geschichten kennt er, wie wir darlegten, aus den Versen der anfen und aus der christlichen Hymnik, deren Vorbild in Sure 26 so beraus klar durchscheint. Wie in den kontakia des Romanos die Strophen oft den gleichen Schlu vers aufweisen, so wird der Inhalt von Sure 26 durch die am Ende eines jeden Abschnittes wiederkehrenden Worte ÑDein Herr ist der Mchtige, Barmherzige!ì gegliedert. Und was in jedem Abschnitt vorgetragen wird, das eben zeigt, da es nur die engste Umgebung eines Propheten verdient, vor dem Zorn Allahs gewarnt zu werden. Mose und die Errettung seiner Getreuen vor den heranstrmenden Truppen des Pharao bilden das erste Exempel: ÑDarin liegt wirklich ein Zeichen! Die meisten von ihnen glauben aber nicht. Dein Herr ist der Mchtige, Barmherzige!ì (Vers 67 f.). Wie ernst man Abrahams Botschaft von dem einen Allah htte nehmen mssen, bemerken seine Zeitgenossen erst, als sie in den Hllenschlund hinunterstrzen; umsonst jammern sie, flehen um eine zweite Gelegenheit, um wiedergutzumachen, was sie vertndelt haben. ÑDarin liegt wahrlich ein Zeichen! Die meisten von ihnen glauben aber nicht. Dein Herr...ì (Vers 103 f.). Noah verzweifelt am Unglauben seines Volkes; nur wer die Worte beherzigt, die er unermdlich verkndet, entrinnt der Flut. ÑDarin liegt wahrlich ein Zeichen...ì (Vers 121 f.). Vergeblich warnte H d das Volk der d; Ñnie wird uns eine Strafe treffenì, hielten sie ihm entgegen. Allah aber zgerte nicht, sie zu vernichten, auch dies ein bedrkkendes Zeichen (Vers 139 f.). Die gleiche Erfahrung machten die am d, die ihrem Propheten li keinen Glauben schenkten (Vers 158 f.). Lot rief sein Volk zum Gehorsam gegen Allah, doch statt in sich zu gehen, drohte es, den lstigen Mahner zu vertreiben (Vers 167). Allah rettete ihn und seine Sippe, alle brigen hatten das Leben verwirkt ñ ebenfalls ein mahnendes Zeichen (Vers 174 f.), vielleicht zugleich eine Anspielung auf Zaid b. Amr b. Nufail, den man um seiner Glaubenspraxis willen aus Mekka vertrieben hatte. Auf Lot folgt äuaib; er forderte den Stamm, zu dem Allah ihn entsandt haben soll, zu ehrlichem Gebrauch von Waage und Hohlma auf. ÑDu bist in einem Zauber befangen!ì entgegnete man ihm. ÑDu bist nichts als ein gewhnlicher Mensch wie wir.ì Darum halten wir deine Behauptung, du seiest Allahs Bote an uns, fr eine Lge. ÑLa doch Stcke vom Himmel auf uns herabfallen, wenn du die Wahrheit sagst!ì Unvermittelt traf sie Allahs Strafe. ÑDarin liegt wahrlich ein Zei-
Die Versch rfung der ererbten Konflikte
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III. Die Vertreibung
chen!...ì (Vers 190 f.). Und auch die Josefsgeschichte wird Mohammed in Mekka mit ebendieser Intention erzhlt haben; als er sie in Medina in seine niedergeschriebene Lesung aufnimmt, fgt er ihr Vers 7 hinzu, in dem er ausdrcklich auf die ÑZeichenì hinweist, die sie enthalte. Mit solchen Exempla setzt Mohammed seinen mekkanischen Zuhrern zu, jagt ihnen Schrecken auf Schrecken ein, und zuletzt, bei den arabischen Propheten H d, li und äuaib, erlaubt ihm der Stoff so viel Freiheit, da er kaum verhllt die Verhltnisse seiner Stadt aufs Korn nimmt. Und nach diesen Exempla kommt er auf sich selber und auf seine Botschaft zu sprechen: Sie wird durch den Herrn der Welten herabgesandt, der Ñzuverlssige Geistì bermittelt sie, damit er, Mohammed, die notwendigen Warnungen vortragen knne, und zwar in klarer arabischer Sprache, weil anders erst recht niemand den Worten Glauben schenkte. So aber dringen sie auch den belttern ins Herz; beeindrucken lassen sich diese allerdings nicht ñ bis pltzlich die Strafe ber sie kommt! Dann werden sie um Aufschub flehen; doch sie hatten genug Zeit, und nun ist die Frist verstrichen. ÑNie vernichteten wir eine Ortschaft, ohne da wir sie vorher gewarnt htten!ì (Vers 208). Im brigen knnen die Satane nicht mehr die oberste Ratsversammlung belauschen. ÑDarum ruf neben Allah keinen anderen Gott an! Du httest dann eine Strafe zu gewrtigen. Warne deine Sippe, diejenigen, die dir am nchsten stehen, und sei nachsichtig gegen die Glubigen, die dir folgen! Doch wenn sie sich dir widersetzen, dann sprich: ÇIch bin unschuldig an dem, was ihr tut.ëì (Vers 213ñ216). Nicht Mohammed ist fr das verantwortlich, was die Zweifler und Sptter ereilen wird. Mit äuaib, dem letzten Beispiel, ist der Prophet vollends im Mekka seiner Tage und in der Ruhmesgeschichte seiner Sippe angekommen. Den ÑSchwurbund der Herausragendenì, geschlossen gegen unlautere Geschftspraktiken, schtzte Mohammed wie keine andere der vorislamischen Eidgenossenschaften, und Höim hatte dabei das Wort gefhrt.32 äuaib ist es im brigen, der hier genau die Streitgesprche durchsteht, mit denen sich Mohammed, wie wir noch sehen werden, abzuplagen hat: Gleichsam als Probe fr die angedrohten Strafen mge Allah auf Bitten des Mahners einige Stcke vom Himmel herabstrzen lassen! Doch fr dergleichen Vorfhrungen gibt sich Allah nicht her; er bermittelt, wie Mohammed im Schlu teil von Sure 26 noch einmal hervorhebt, durch den Mund seiner Gesandten die Warnung, und zu einem dem Menschen unbekannten Zeitpunkt straft er die Unglubigen und Leichtfertigen. Darum soll Mohammed wenigstens seine nchsten Angehrigen ermahnen, sie vor allem, denn die Beispiele lehren, da sie am ehesten hren und daher der Vernichtung entgehen. Was mit den brigen Glubigen geschieht und was sie tun, das mag Mohammed mit freundlichem Wohlwollen betrachten. Sollten sie fehlgehen, so wird man es ihm nicht anlasten. Die Gesellschaft, der Mohammed die gttliche Botschaft ausrichtet, ist von der Sippensolidaritt geprgt, und es gibt keine Anzeichen dafr, da dies auf ihn selber nicht zugetroffen htte. Es versteht sich von selbst, da die Mekkaner unter ebendieser Leitidee die Worte des Propheten hren. Nur allmhlich werden Anstze einer Aushhlung der berkommenen gesellschaftlichen Normen greifbar, womit wir uns in
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anderem Zusammenhang befassen werden. Jetzt, am Beginn der mittelmekkanischen Zeit, geraten Mohammed die ÑGlubigenì ñ deren Verbindung mit ihm nur auf der gemeinsamen religisen berzeugung beruht ñ schon in den Blick, aber das Wohl der eigenen Sippe hat ungleich mehr Gewicht. Sucht man nach dem Zeitpunkt der Grndung einer spezifisch religisen Gemeinschaft als dem Augenblick des Beginns der islamischen Geschichte, dann sucht man nach etwas, das es nie hat geben knnen. Indem sich Mohammed, wie wir im vorigen Kapitel beschrieben, dessen bewu t wurde, da es der eine Schpfergott sei, den er verknden solle, wurde diese Verkndigung zuallererst zur Brde fr seine Sippe, die sich selber als Erbin Abd al-MuÅÅalibs sah; andere quraiöitische Sippen hatten ein anderes Erbe, und der gemeinsame Nenner des Quraiöitentums nahm sich unter je anderem Blickwinkel je etwas anders aus. Da Mohammeds Worte auch au erhalb seiner Sippe Aufmerksamkeit, Zustimmung und endlich sogar Gehorsam fanden, war eine Tatsache, die sich wenigstens zum Teil dem anfentum verdankte, das sich ja nicht mehr um den Menschen als einen Stammesangehrigen sorgte, sondern um den Menschen an sich. Damit konnte man im Rahmen der ererbten gesellschaftlichen Ordnung zunchst noch nichts anfangen, und Mohammed wird sich sein Leben lang nicht wirklich mit diesem die berkommenen Schranken der Gesellschaft niederrei enden Grundzug seiner Verkndigung anfreunden knnen. Innerhalb der von Sippensolidaritten gespaltenen Einwohnerschaft Mekkas hatten seine Verkndigungen die Folge, da die ererbten Rivalitten und Animositten an Schrfe zunahmen. Dies ist die Entwicklung der Dinge, die zur Vertreibung Mohammeds aus Mekka fhrt. Da seine Geschichte damit nicht endet, verdankt er einigen Gegebenheiten, die sich schon in Mekka herausbilden und dann, befreit vom bermchtigen Einflu des quraiöitischen Stammeserbes, ihre Wirkung entfalten knnen. Es wird sich freilich zeigen, da Mohammed selber sich, sobald die Gelegenheit herangereift war, gern von jenem Erbe einholen lie ñ unter der Bedingung jedoch, da er das Sagen hatte und die Quraiöiten insgesamt sich als seine Sippe, die ihm am nchsten stehe, begriffen. Der Weg bis dorthin sollte, als ihm Sure 26 eingegeben wurde, noch mehr als ein Jahrzehnt dauern. Die Maz miten mu ten sich durch Mohammeds Offenbarungen brskiert und herausgefordert sehen. Die Grnde dafr haben wir errtert. Es lag fr die Fhrer nicht nur dieser Sippe auf der Hand, da man ein friedliches Zusammenleben der quraiöitischen Klane auf die Dauer nur werde sichern knnen, wenn man den Nachkommen Abd al-MuÅÅalibs jenen Mohammed nhme. Da dessen Ermordung eine Blutfehde mit unabsehbaren Wendungen nach sich gezogen htte, versuchte man zunchst, Ab Älib dazu zu bewegen, die Predigten seines Mndels zu unterbinden. Als diese Bitten nichts fruchteten und Mohammed in aller Freimtigkeit von der Nichtigkeit aller Gottheiten au er Allah redete, wurden mehrere einflu reiche Quraiöiten, unter ihnen al-Wald b. al-Mura und Amr b. Hiöm von den Ban
Maz m, Ab Sufjn b. arb aus dem mit den Höimiten rivalisierenden Bruderklan der Ban Abd äams und al-Aswad b. al-MuÅÅalib von den Ban Asad b. Abd al-Uzz, erneut bei Ab Älib vorstellig: Mohammed
Versuche zur Beilegung der Konflikte
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III. Die Vertreibung
unterlasse es nicht, die quraiöitische Glaubenspraxis zu tadeln, die Vorvter des Irrtums zu zeihen, ja, berhaupt die ganze kluge Bedachtsamkeit, die man sich seit alters her angelegen sein lasse, fr tricht zu erklren; da Ab Älib doch selber vom Inhalt solchen Geredes nicht berzeugt sei, mge er ihnen Mohammed entweder ausliefern oder ihn sonstwie zum Schweigen bringen. In der Familie des vorhin erwhnten al-Anas b. äarq erzhlte man sich noch zu Lebzeiten Ibn Isqs, da Mohammed daraufhin mit bewegenden Worten seinem Onkel versichert habe, er werde nie und nimmer seine Ansichten fahrenlassen, und wenn es ihn das Leben koste. Ab Älib habe sich damit abfinden mssen und versprochen, er werde ihn nie den Feinden ausliefern33 ñ was ja auch gegen alle gebotene Sippensolidaritt versto en htte. Da unterbreiteten jene Quraiöiten Ab Älib ein Angebot: ÑDies hier ist Umra b. al-Wald (b. al-Mura von den Ban Maz m), der auffallendste und schnste Bursche unter den Quraiöiten. Nimm ihn; sein Verstand und seine Untersttzung mgen dir ntzen! Nimm ihn an Sohnes Statt an, er ist dein! Liefere uns dafr deinen Neffen aus, den, der deiner und deiner Vter Glaubenspraxis zuwiderhandelt, der die Eintracht deines Stammes zerstrt und dessen kluge Bedachtsamkeit als tricht schmht! Wir wollen ihn tten. So ist es nichts weiter, als (da ) ein Mann fr einen anderen (gegeben wird).ì Ab Älib verwahrte sich gegen dieses Ansinnen: ÑIhr gebt mir euren Sohn, ich ernhre ihn fr euch, und ich gebe euch meinen Sohn, und ihr ttet ihn! Das, bei Allah, wird niemals sein!ì Al-MuÅim b. Ad, ein Sohn Naufal b. Abd Manfs, redete Ab Älib zu; er mge erkennen, da die Quraiöiten ihm Gerechtigkeit widerfahren lassen wollten. Doch Ab Älib blieb fest; ihm mochte es scheinen, als fchte er nicht nur fr die Belange der Nachkommen Abd al-MuÅÅalibs, sondern auch fr die viel lteren aller Abd Manf-Quraiöiten, als deren ranghchste er gewi die eigene engere Verwandtschaft ansah. Jedenfalls erhob er den Vorwurf, al-MuÅim, der Sohn des Naufal b. Abd Manf, habe die Seite gewechselt und helfe nun den anderen quraiöitischen Sippen gegen die eigene Gemeinschaft. Als unverzeihlich mu te solch ein Verrat gelten; die Shne Naufal b. Abd Manfs wie auch diejenigen Abd äams b. Abd Manfs machten sich gemein mit den anderen Klanen, den Taim b. Murra, den Maz m und den Zuhra, mit jenen, die doch letzten Endes die Diener der Ban Abd Manf seien ñ ihnen verschafften sie eine unbillige Ebenbrtigkeit.34 Umra b. al-Wald war unter den jungen, reichen Quraiöiten eine bekannte Erscheinung, berchtigt fr seinen lockeren, dem Wein ergebenen Lebensstil und fr seine Verse. Einiges von dem, was sich von seiner Dichtkunst erhalten hat, zeugt nicht von irgendwelchem Feingefhl gegenber den Traditionen, denen sich Ab Älib und Mohammed verpflichtet wu ten. Vielmehr l t es das Ungestm erahnen, mit dem damals die Maz miten um die Gleichrangigkeit kmpften. Mit Musfir b. ab Amr,35 einem Enkel Abd äams b. Abd Manfs, geriet Umra des fteren aneinander, ob vor oder nach jenem Angebot, l t sich nicht ermitteln, und in Versen behauptete jeder von beiden, die edleren Vorfahren zu haben.36 Ibn Isq brigens kennt ein lngeres Gedicht Musfirs, in welchem dieser den Zemzembrunnen, aus dem man die Pilger
2. Jenseits des Klangef ges
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versorgt, als den triftigsten Grund fr den Stolz der Ban Abd Manf herausstreicht, Ñund dem Neider schlagen wir das Auge ausì.37 Nicht nur unter den Nachkommen Abd al-MuÅÅalibs war man sich der Wrde bewu t geblieben, die sich aus der Geschichte des mekkanischen Heiligtums seit den Tagen Abd Manfs ergab. In Kenntnis solcher Einzelheiten wagen wir eine Vermutung zu den Absichten, die jene Quraiöiten mit ihrem Vorschlag verfolgten: Es ging nicht allein um die Beseitigung des Strenfrieds Mohammed, fr den ein nicht eben unbedeutender Ersatzmann gestellt werden sollte; durch die Adoption, die gestiftete Vaterschaft Ab Älibs an einem Maz miten, wre das Prestige der Abd Manf-Klane, insbesondere dasjenige Abd al-MuÅÅalibs, auf jene Emporkmmlinge ausgedehnt worden. Die unheilvolle Rivalitt zwischen ihnen und den angestammten Inhabern der hchsten Ehren der Wallfahrerstadt wre entschrft worden. Mohammed verhinderte dies, und so trieben die Dinge auf einen Entscheidungskampf zu, in dem er eine wichtige Nebenrolle spielte.
2. Jenseits des Klangefges Indessen wurde die Angelegenheit mit jenem merkwrdigen Mohammed, der von sich sagte, er verknde die Rede des einen Schpfergottes, auch au erhalb Mekkas bekannt. In Jarib, wohin einige Quraiöiten enge Beziehungen pflegten, wu te man sehr gut darber Bescheid, was in Mekka vorging. Ab Qais b. al-Aslat, jener Mann, von dem es hei t, er habe hnlich wie Zaid b. Amr b. Nufail nach einer gottgegebenen Kultpraxis gesucht, Judentum und Christentum jedoch als unarabisch verworfen, soll in einem lngeren Gedicht die Quraiöiten davor gewarnt haben, sich ber Mohammed zu entzweien. Ihn sollten sie in Frieden lassen und stets daran denken, wie Allah sie begnstigt habe, nicht zuletzt im ÑJahr des Elefantenì. Ab Qais kannte die Verhltnisse in Mekka aus eigener Anschauung; verehelicht mit einer Tochter des Asad b. Abd al-Uzz, hatte er viele Jahre dort zugebracht. ñ Nebenbei bemerkt, war Ab Qais dank dieser Ehe ein angeheirateter Onkel adas.38 ñ Doch nicht nur in Jarib, auch anderswo hatte man von Mohammed gehrt, ja, man bekannte sich vereinzelt auch zu seinen Lehren ñ was immer dies in der Wirklichkeit bedeutet haben mag. Ibn Isq fa t das damit verknpfte Geschehen, das sich ber einen lngeren Zeitraum erstreckte, so zusammen: ÑDann spornten die Quraiöiten einander an, gegen die Gefhrten des Gottesgesandten, die mit ihm den Islam angenommen hatten und bei ihren Stmmen lebten, vorzugehen. Also griff jeder Stamm die in seiner Mitte lebenden Muslime an; man qulte sie und wollte sie von ihrer Glaubenspraxis abbringen. Allah aber schtzte seinen Gesandten mit der Hilfe Ab Älibs, seines Oheims. Als dieser nmlich sah, was die Quraiöiten taten, erhob er sich unter den Ban Höim und Ban lMuÅÅalib (b. Abd Manf) und rief sie auf, so wie er den Gesandten Allahs zu schtzen und zu verteidigen. Sie scharten sich um (Ab Älib), fochten an seiner Seite und kamen damit seiner Forderung nach, abgesehen nur von (Mohammeds Onkel vterlicherseits) Ab Lahab (Abd al-Uzz
Erste Wahrnehmung des Gesandten Allahs in Medina
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Warnung der Pilger in Mekka
III. Die Vertreibung
b. Abd al-MuÅÅalib), dem verfluchten Feind Allahs.ì Dessen Sohn Utba hatte ohnehin seine eigenen Konsequenzen aus den, wie er es wohl sah, verderblichen Extravaganzen seines Vetters gezogen: Er verstie Ruqaija, eine Tochter Mohammeds, und auch sein Bruder Utaiba trennte sich von seiner Ehefrau Umm Kul m, ebenfalls einer Tochter des Gesandten Allahs. ÑIch glaube nicht an den Herrn des ÇSiebengestirns, wenn es sinkt!ë (Sure 53, 1)ì soll Utba Mohammed entgegengerufen haben ñ ein mittelbarer Beleg brigens fr die Nachricht, da sich dieser mit Sure 53 an die "ffentlichkeit gewandt habe. Ruqaija wurde mit Umn verheiratet und ging mit ihm nach thiopien. Utba aber soll von Mohammed verflucht und auf einer Karawanenreise nach aö-äam von einem Lwen gefressen worden sein.39 Die Weigerung Ab Älibs, um eines Ausgleichs willen das Prestige des eigenen Klans hinzugeben, blieb nicht folgenlos. Es war aber nicht so, da man nun, da man Mohammed auch au erhalb Mekkas wahrnahm und schon allein deswegen das religis-politische Gefge, von dessen Unversehrtheit so viel fr die Quraiöiten abhing, in Gefahr geriet, zielstrebig gegen die Quelle dieser Gefahr vorgegangen wre. Die Normen der Sippensolidaritt waren, wie wir beobachteten, zwar in einiger Hinsicht bereits eingeschrnkt; man hatte in Mekka Mechanismen gefunden, mit deren Hilfe man zugunsten lebenswichtiger gemeinsamer Interessen den Egoismus einzelner Personen oder Klane zgeln konnte.40 Freilich handelte es sich bei Mohammeds Gottesgesandtenschaft um eine neuartige Erscheinung, auf die die gngigen Kriterien nicht pa ten. Vor allem die ÑLesungì, mit der Mohammed, so der Vorwurf, viele Menschen betre, bereitete seinen Feinden Kopfzerbrechen. Ibn Isq erzhlt, da al-Wald b. al-Mura unmittelbar vor Beginn der Pilgersaison fhrende Quraiöiten zusammenrief. Man msse, legte er dar, eine einheitliche Ansicht darber finden, was jener Mohammed sei; die fremden Stmme wrden gewi Aufschlu ber ihn erbitten, und dann drfe nicht jeder Quraiöite eine andere Antwort geben. Man mge sich darauf einigen ihn als einen Wahrsager zu beschreiben, lautete ein Vorschlag. Nein, wandten andere ein, was er vortrage, hnele nicht der Reimprosa und dem Gemurmel der Wahrsager; viel eher sei er von einem Dmon besessen. Das knne man auch nicht behaupten, denn die Zuckungen und Krmpfe Besessener schttelten ihn beim Rezitieren nicht. Man solle ihn als einen Dichter ausgeben. Auch diesen Gedanken lie man wieder fallen; Mohammeds Verse gehorchten nicht den Regeln der arabischen Poesie. So sei er ein Zauberer! Keinesfalls, er komme ohne die Hantierungen der Zauberer aus. Alles sei unzutreffend, mu te man einrumen. Doch eigne seinen Worten eine verfhrerische Kraft, und insofern drfe man sehr wohl von Zauber sprechen, von einem Zauber, Ñder einen Mann von seinem Vater, einen anderen von seinem Bruder, den dritten von seiner Ehefrau, den vierten von seiner Sippe trenntì. Da dem so war, konnte niemand abstreiten. Mit dieser Einsicht gingen jene Quraiöiten auseinander; sie pa ten die eintreffenden Wallfahrer ab und warnten sie vor jenem Mann.41 Die Wirkung des Korans auf viele Zeitgenossen Mohammeds ist hier anschaulich beschrieben; als ein Beispiel haben wir das Zerwrfnis
2. Jenseits des Klangef ges
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Umar b. al-aÅÅbs mit seiner Schwester kennengelernt.42 Einzelgnger wie Zaid b. Amr hatte man isolieren knnen, falls sie sich nicht aus eigenem Antrieb absonderten. Die Verse der anfen enthielten zwar alles, was der Vielgtterei, der Grundlage des Pilgerwesens, entgegenstand; aber diese Verse drngten niemanden, hieraus weitreichende Schlu folgerungen fr die Mitmenschen zu ziehen. Der anf sprach nur fr sich selber und fr die, die ohnehin seiner Meinung waren. Mit Mohammed verhielt es sich ganz anders. Er hatte Anhnger, die seine ÑLesungì weitertrugen und dabei, wie die Heiden bestrzt erkannten, Zweifel an der Richtigkeit der Ñklugen Bedachtsamkeitì ausstreuten ñ ohne allerdings zu sagen, was denn zu tun sei, sobald man sich jene Zweifel zu Herzen nehme. Auch die Klane, dank deren Solidaritt sich Mohammed sicher fhlen durfte, scherten ja mitnichten aus den ererbten Verhaltensmustern aus. Ab Älib, so hrten wir, fa te den Anschlag auf das Leben seines Mndels, in den er hatte einwilligen sollen, nicht als einen Versuch auf, einen die Belange Mekkas gefhrdenden Eiferer zum Schweigen zu bringen, sondern als einen Angriff auf die eigene Sippe und deren Ehre. Und dementsprechend handelte er; er rief die Ban Höim zum Zusammenstehen auf, und nur Abd al-Uzz b. Abd al-MuÅÅalib verweigerte ihm die Gefolgschaft, die Ehen von Mohammeds Tchtern Ruqaija und Umm Kul m, die mit Shnen Abd al-Uzzs verheiratet waren, wurden, wie erwhnt aufgelst. Mohammed hatte, indem er diesen Onkel in Sure 111 als ÑVater der Hllenflammenì verunglimpft hatte, "l ins Feuer gegossen.43 Ab Älib mobilisierte zudem die Untersttzung der Ban lMuÅÅalib b. Abd Manf. Er griff damit auf eine seit langem bestehende Beziehung zurck. Al-MuÅÅalib, der lteste Sohn Abd Manfs, galt als der Erbe des whrend einer Karawanenreise nach aö-äam verstorbenen Höim.44 Spter soll al-MuÅÅalib sich in besonderer Weise der Sicherung der Handelsrouten in den Jemen angenommen haben.45 Sein Tod gab Naufal, dem jngsten der vier herausragenden Shne Abd Manfs, die Gelegenheit sich an einem den Höimiten gehrenden Grundstck in Mekka zu vergreifen. Um dieses Unrecht abzuwehren, mu te Höims Sohn Abd al-MuÅÅalib die Untersttzung der in Jarib ansssigen Ban n-Nar in Anspruch nehmen; Höim hatte, wie erinnerlich, in diese azraitische Sippe eingeheiratet.46 Jenseits der Schwurbnde, die wir im ersten Kapitel beschrieben, wirkten sich demnach kleinere Zwistigkeiten auf das Tagesgeschehen aus und machten den innerquraiöitischen Streit auch au erhalb Mekkas sprbar. Was in der Sicht der muslimischen Geschichtsschreiber als der selbstlose Schutz erscheint, den der Heide Ab
Älib als ein Werkzeug Allahs dessen Gesandtem gewhrt, damit dessen Mission von Erfolg gekrnt werde, haben wir als die ungebrochene Wirksamkeit altarabischer Gesinnung zu verstehen. Hierin liegt eine merkwrdige Ironie der Geschichte: Mohammed, der den heidnischen Stolz auf die Machtmittel des Menschen, auf Besitz und einflu reiche Verwandtschaft, gei elt (Sure 26, 88; deutlicher noch in sptmekkanischer Zeit in Sure 34, 34ñ37), zieht selber hieraus den allergr ten Nutzen. Viele seiner frhen Anhnger hatten ein viel ungnstigeres Los. Es waren dies alle jene, die innerhalb der Stammesgesellschaft nur geringes Ansehen genossen, weil sie Au enseiter waren. Der Koran und
Peinigung der ÑSchwachenì
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Mohammeds Distanz zu den ÑSchwachenì
III. Die Vertreibung
die muslimische Geschichtsberlieferung belegen diese Personen mit dem Begriff der Ñfr schwach Befundenenì (arab.: Pl. al-musta af n), Ñschwachì eben nach den geltenden gesellschaftlichen Ma stben.47 Das waren einzelne, die in einem unfreien Status lebten oder bestenfalls eine Eidgenossenschaft mit einer mekkanischen Sippe hatten eingehen knnen; handelte es sich um Araber, so war ihre Sippe (arab.: al-aöra) nicht in Mekka oder der nheren Umgebung beheimatet, so da sie nicht ber das Recht der Unverletzlichkeit (arab.: al-mana) verfgten. Ein anschauliches Beispiel bietet uhaib b. Sinn, ein Mann, der seiner Geburt nach zum nizritischen Zweig der Nordaraber gehrte. Die Familie lebte im Gebiet von Mossul; sein Vater oder Onkel diente den Sasaniden als Statthalter in al-Ubulla im Sden des Zweistromlandes. Whrend eines der vielen Kriege zwischen den Sasaniden und dem Byzantinischen Reich geriet er in Gefangenschaft und wuchs danach in griechischer Umgebung auf, so da er nur noch gebrochen arabisch sprechen konnte. Die Ban Kalb erstanden ihn durch Kauf und brachten ihn nach Mekka, wo Abdallh b. udn ihn erwarb und ihm die Freiheit schenkte. Die Nachkommen uhaibs erzhlten eine ehrenvollere Version; danach floh er aus byzantinischem Gewahrsam, sobald er zum Jngling herangereift war, fand den Weg nach Mekka und ging dort mit Abdallh b. udn eine Eidgenossenschaft ein. Ungefhr als drei igster trat er zum Islam ber, und als die Gegner der neuen Religion mit den Verfolgungen begannen, machten sie in ihm einen ÑSchwachenì aus und folterten ihn.48 Es fllt auf, da erst sptmekkanische Suren dieses Thema berhren, ber das gleich einige Einzelheiten zu sagen sind. Die berlieferungen zur Prophetenvita hingegen sprechen unzweideutig davon, da die Peinigung der Ñschwachenì Mitglieder in der Anhngerschaft Mohammeds bald nach dem Bekanntwerden seiner monotheistischen Eingebungen, also sehr frh, einsetzte. Betrachten wir zunchst die koranischen ñ wie gesagt, sptmekkanischen ñ Belege in ihrem Zusammenhang! In Sure 7 trgt Mohammed den ihn ablehnenden Mekkanern ñ zum wievielten Mal? ñ die Geschichte seiner Vorgnger vor, malt den Zweifelnden aus, welch bses Ende es mit den Feinden der gttlichen Rede nahm. Im Vergleich zu den lteren Bearbeitungen dieser Thematik drngt sich Mohammeds eigenes Erleben immer mehr in den Vordergrund und berlagert die ursprnglichen Erzhlungen, die beispielsweise in Sure 26 noch das Wesentliche sind. Die d, so hatte er dort geschildert, schlugen die Warnungen ihres Propheten H d in den Wind; die am d durchtrennten der geweihten Kamelin lis, den sie unter einem Zauber stehend whnten (Sure 26, 153), die Flechsen, und die Strafe Allahs folgte unvermittelt. In Sure 7 ist es nun die Ratsversammlung (arab. al-mala) der Unglubigen, die mit H d ein Gesprch fhrt: ÑWir sehen dich mit Dummheit (arab.: as-safha) geschlagen; wir sind der Ansicht, da du ein Lgner bist.ì Mit dem Wort ÑDummheitì spielt Mohammed auf den Vorwurf seiner Feinde an, seine ÑLesungì werte die Ñkluge Bedachtsamkeitì zur Torheit ab (arab.: jusaffihu). Nach Rekapitulierung des Streits ber die Vielgtterei, zu der Allah keine Vollmacht herabsandte, nimmt das Unheil seinen Lauf. Bis auf H ds Sippe werden die d ausgelscht. Auch die Ratsversammlung der am d, Ñdiejenigen aus dem Stamme
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lis, die hochmtig waren, fragten die fr schwach Befundenen, nmlich die Glubigen in ihren Reihen: ÇWi t ihr denn (sicher), da li von seiten seines Herrn gesandt wurde?ëì Obwohl jene bejahten, ttete man die Kamelin und forderte li heraus: ÑWenn du wirklich ein Gottesgesandter bist, dann bewirke doch, was du uns androhst!ì (Vers 75ñ79). Als Fazit der Geschichte von Mose und dem Pharao hei t es in Vers 137: ÑWir gaben den Leuten, die man fr schwach befand, den Osten und den Westen des Landes, das wir segnen. So vollendete sich das schnste Wort deines Herrn an den Ban Isrl, weil sie Geduld bten. Wir zerschmetterten, was der Pharao und sein Volk vollbracht und errichtet hatten.ì Eng hiermit verbunden sind die Formulierungen am Beginn von Sure 28: Der Pharao teilt seine Untertanen in Gruppen ein; eine von ihnen betrachtet er als schwach, so da man ihre Shne ttet und nur die Frauen am Leben l t; Allah aber will gerade den Schwachen die Erde zum Erbe geben und sie zu Anfhrern erhhen (Vers 4 f.). In Sure 34 erklren die Leugner des einen Allah, nie und nimmer wollten sie an die ÑLesungì glauben. Am Ende der Zeiten, angesichts der ber sie verhngten Strafen, beklagen sich die fr schwach Befundenen bei den Mchtigen: ÑWret ihr nicht gewesen, dann wren wir glubig (geblieben).ì Diese entgegnen, wenn jene wirklich im Glauben verwurzelt gewesen wren, htten sie ihn doch nicht aufgegeben; an ihrem Unheil seien sie selber schuld ñ es trifft sie nun mit vollem Recht (Vers 31ñ33). In den medinensischen Offenbarungen tauchen die fr schwach Befundenen noch vereinzelt auf; ihr Los, dasjenige der in Mekka Zurckgebliebenen, soll die Gefolgsleute Mohammeds zu tapferem Kampf gegen die Quraiöiten anspornen (Sure 4, 75); wer es irgend ermglichen kann, der mu aber den Weg zu Mohammed suchen und nach Medina auswandern (Sure 4, Vers 97 f.). Fr Mohammed ist der Zustand des an Rang Schwachen, den er selber ja nicht kennt, in dieser Zeit noch keine Herausforderung. Wie er am Beginn der mittelmekkanischen Zeit in Sure 26, Vers 214 f. verkndet hat, ist es ihm um das Heil seiner engeren Sippe zu tun. Die brigen Glubigen beurteilt er milde; wenn sie sich abwenden, dann ist er dafr nicht verantwortlich ñ ganz so, wie er es gegen Ende des mekkanischen Abschnittes seiner Prophetenschaft in Sure 34 noch einmal unmi verstndlich klarstellt. Seine quraiöitischen Widersacher suchten nach der Schilderung Ibn Isqs der Zerwrfnisse in ihren Klanen dadurch Herr zu werden, da sie, ein jeder in seinem Bereich, diejenigen Muslime, die als schwach galten, grausamen Folterungen aussetzten; sie sollten von ihrem neuen Glauben abfallen. Man prgelte sie, entzog ihnen Speisen und Getrnke, lie sie in der Mittagshitze schmachten. Einige sagten sich vom Islam los, andere hielten den Qualen stand. Bill, der sptere Gebetsrufer Mohammeds, ein Sohn einer abessinischen Sklavin, lebte in der Sippe der Ban uma; sein Rang in der Stammesgesellschaft war der eines muwallad,49 dem die Ebenbrtigkeit mit den gewhnlichen Mitgliedern der Sippe unerreichbar blieb. Umaija b. alaf von den Ban uma fesselte ihn, legte ihn zur Mittagszeit in der prallen Sonne auf den Rcken und wlzte ihm einen schweren Stein auf die Brust. Ab Bakr tadelte Umaija b. alaf fr diese Bestialitt; dieser hingegen warf Ab Bakr vor,
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Unvermgen der altarabischen Gesellschaft zu einer stimmigen Antwort auf Mohammed
III. Die Vertreibung
er habe Bill verdorben. Ab Bakr sah sich gentigt, dem Gefolterten das Leben zu retten; er lste ihn aus, indem er Umaija einen anderen krftigen Negersklaven bereignete, also eine Transaktion vornahm, wie man sie Ab Älib angesonnen hatte.50 ñ Eidgenossen der Ban Maz m waren Ammr und sein Vater Jsir; von Geburt gehrten sie einem jemenitischen Stamm an. Jsir und zwei seiner Brder hatte es einst nach Mekka verschlagen, von wo sie einen anderen Bruder, der anscheinend verschleppt worden war, zurckholen sollten. Jsir blieb in der Fremde ñ vielleicht hatte er als Tauschobjekt herhalten mssen ñ und lebte als Sklave bei Ab uaifa b. al-Mura al-Maz m. Dieser verheiratete ihn und lie ihn frei, als der Sohn Ammr geboren wurde. Jsir und mit ihm Ammr erlangten den Status von Eidgenossen Ab uaifas, in dessen Anwesen sie nach wie vor wohnten. Als nach dessen Tod die Lehren Mohammeds bekannt wurden, fanden sie im Vater und im Sohn ergebene Anhnger. Beide und auch Jsirs Ehefrau peinigte man in der schon beschriebenen Weise. ÑHaltet durch, Familie Jsirs!ì soll Mohammed gerufen haben, als er an ihnen vorbeikam, Ñim Paradies seht ihr euch wieder!ì51 Die Frau sei unter den Torturen gestorben, hei t es in manchen Quellen, was aber ein Irrtum sein mag. Denn in anderen Berichten wird sie nach dem Tode Jsirs einem Sklaven aus Byzanz angetraut. Ammr jedenfalls verleugnete seine Zugehrigkeit zum Islam, was er Mohammed spter gestand. Der 106. Vers der sptmekkanischen Sure 16, in dem der Prophet den unter der Folter wankend gewordenen Muslimen anders als in Sure 34 Verzeihung in Aussicht stellt, soll mit Blick auf Flle wie denjenigen Ammr b. Jsirs entstanden sein.52 Innerhalb der quraiöitischen Sippen hatte Mohammeds Botschaft ebenfalls Zuspruch gefunden; vor allem junge Mnner scheinen fr sie aufgeschlossen gewesen zu sein. Zwar rangen sich ungenannte Quraiöiten zu der Meinung durch, man drfe dem allen nicht tatenlos zusehen: Doch als man Hiöm b. al-Wald b. al-Mura davon in Kenntnis setzte, da man seinen Bruder al-Wald, der ein Muslim geworden war, auf handgreifliche Weise von seinem Glauben abbringen wolle, willigte er zwar ein, da man alle, die diesen Schritt getan hatten, auf das heftigste tadle. Aber ihr Leben drfe nicht in Gefahr geraten. Die Ban Maz m wrden anderenfalls unnachsichtig Blutrache nehmen. Demnach wird man von einer systematischen Verfolgung der Muslime, die den gro en Sippen angehrten, nicht reden drfen. Im bei a- af gelegenen Haus des Maz miten al-Arqam b. ab l-Arqam konnte Mohammed in der ersten Zeit seines Auftretens unbehelligt den Islam predigen und Anhnger werben; der letzte, den er dort fr seine Sache gewann, soll Umar b. alaÅÅb gewesen sein.53 Nur an den minderrangigen Anhngern Mohammeds, und das war eine berschaubare Anzahl, konnte man sein Mtchen khlen; der Zwist zwischen den Gegnern und den Befrwortern der Lehren Mohammeds erschien, insoweit sich Mitglieder der quraiöitischen Klane auf dessen Seite geschlagen hatten, eben entweder als ein Zerwrfnis entsprechend den in der Stadtgeschichte berlieferten Animositten oder als ein Generationenkonflikt. Ein zielstrebiges und in den Einzelheiten abgestimmtes Vorgehen der Feinde Mohammeds, das dem besonderen Charakter der von ihm ausgehenden Gefhrdung des ber-
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kommenen gerecht geworden wre, ist nicht zu erkennen. Da der Verbreiter jener beunruhigenden ÑLesungenì selber in anderen als den ererbten gesellschaftlich-politischen Kategorien dachte, ist zu bezweifeln. Frh ist Mohammed hingegen deutlich geworden, da mit der Lehre von der Nichtigkeit der Vielgtterei die Frage nach der Macht in Mekka gestellt worden war; hierber ist noch ausfhrlich zu handeln. Die Muster, gem denen diese Frage beantwortet werden konnte, hielt die Geschichte der Stadt bereit; und fr den Höimiten Mohammed hie dies, vor allem die Gestalt Quaijs, des, wie man meinte, Wiederbegrnders des abrahamischen Kaabakultes, gab die Richtung vor. Die gesellschaftliche Wirklichkeit der religisen Bewegung, die von den Eingebungen Mohammeds zwar nicht in Gang gebracht, doch zumindest gefrdert worden war, entsprach diesen Vorstellungen nicht; dies kann man an der Zusammensetzung der Mitgliedschaft ablesen. Denn niemand fragte diejenigen, die sich dem Kult des einen Allah verschrieben, nach ihrer Klanzugehrigkeit oder nach ihrem Verhltnis zu den Erben Quaijs oder Abd Manfs. Unabhngig hiervon und jenseits jeder dadurch bedingten klanspezifischen Funktion oder Praxis beim Vollzug des alten Kultes wurde durch den bertritt zum Islam eine neue Form religisen Handelns gestiftet, der langsam eine neue gesellschaftliche Wirklichkeit folgte. Das Beispiel aÅ-Äufail b. Amrs b. Äuraifs von den Ban Daus,54 einem zu den Qais Ailn gehrenden Stamm, zeigt uns diesen sich ber Jahre erstreckenden Vorgang in seinen kennzeichnenden Zgen. AÅ-Äufail kam in jener Zeit nach Mekka, als die am Alten festhaltenden Quraiöiten Mohammed als den Zerstrer ihrer Ordnung erkannt hatten. Wie sie sich vorgenommen hatten, warnten sie die Fremden, so auch aÅ-Äufail, vor dem verfhrerischen Singsang jenes Mannes. Gehorsam steckte sich der Dausite einen Baumwollpfropfen in die Ohren. Doch auf dem Gebetsplatz an der Kaaba kam er in der Nhe Mohammeds zu stehen und hrte notgedrungen einiges von dessen ÑLesungì, und das beeindruckte ihn so tief, da er den Islam annahm: Er sprach Ñdas Zeugnis der Wahrheitì, was vermutlich die Formel ÑEs gibt keinen Gott au er Allahì meint. AÅ-Äufail versprach Mohammed, den nicht geringen Einflu , den er auf die Ban Daus ausbe, fr die Ausbreitung des neuen Glaubens zu nutzen, ein Vorhaben, fr das der Gesandte Allahs dessen Hilfe herabrief. Zu seinem Vater zurckgekehrt, sprach aÅÄufail: ÑDu gehrst nicht mehr zu mir und ich nicht zu dir!ì Der Islam, die neue Kultpraxis des Mohammed, trenne sie voneinander. Der Vater erklrte sich bereit, dem Glauben des Sohnes zu folgen, der darauf forderte: ÑGeh und wasch dich und reinige deine Kleider! Dann komm zurck, damit ich dir beibringe, was man mir beigebracht hat!ì Nachdem der Vater der Aufforderung entsprochen hatte, trug der Sohn ihm den Islam an, und der Vater bekehrte sich. In hnlicher Weise drngte aÅ-Äufail seine Ehefrau zum bertritt. Reinigung, das wird in diesem Zusammenhang klar, meint gerade auch die Absage an den Kult der vom Stamm verehrten Gottheit, in diesem Falle eines ö-äarj genannten Idols, dessen heiliger Bezirk an einem sprlichen Wasserlauf lag, der einen Berg hinabrann. Ansonsten fand aÅ-Äufail nicht den erhofften Anklang; so begab er sich noch einmal nach Mekka, um sich ber Mohammed mehr
Vorzeichen des unbeabsichtigten Neuen
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III. Die Vertreibung
Rckendeckung durch Allah zu verschaffen. Ob das half, erfahren wir nicht. Jedenfalls blieb aÅ-Äufail bei seinem Stamm, bis Mohammed im sechsten Jahr nach der Hedschra ein Abkommen mit seinen quraiöitischen Feinden geschlossen hatte und zur Stillung der Kampfeslust, die wegen der gtlichen Einigung unbefriedigt geblieben war, die nrdlich von Medina gelegene vorwiegend von Juden besiedelte Oase aibar belagerte. Zwischen siebzig und achtzig Muslime konnte aÅ-Äufail dem Propheten zufhren, und erst jetzt wurde aus der neuen Kultpraxis fr deren dausitische Anhnger auch eine neue gesellschaftliche Wirklichkeit. Deren prgendes Merkmal waren der kriegerische Einsatz gegen die verbliebenen Verfechter des berkommenen Kultes und berhaupt die Gewaltanwendung fr die Sache Allahs und seines Gesandten. AÅ-Äufail und sein Sohn Amr lie en es hieran nicht fehlen und schlugen sich auch nach Mohammeds Tod ebenso unbeirrt gegen die in muslimischer Sicht falschen Propheten Äulaia und Musailima.55 Mohammed selber hatte gewi alles Interesse daran, da man seine Lehren verkndete und ihnen Anhnger gewann. Der bertritt zum Islam wird als ein sehr einfacher Vorgang geschildert, der keineswegs durch ihn selber geleitet werden mu . Jeder Muslim kann das Bekenntnis eines Neophyten entgegennehmen; die rituelle Luterung, die Abkehr von der Vielgtterei, war mit einer Waschung der Person und einer Reinigung der Kleider verbunden ñ ganz nach dem Muster der frhesten Erfahrungen Mohammeds. Nheres wird leider nicht mitgeteilt. Vllig unabhngig von Mohammed, von dem Mann also, der die Lehren und deren Formulierung in der ÑLesungì verantwortete, bildeten sich Gruppen von Menschen, die mit der altarabischen Religion brachen; der neue Kult hatte fr sie, wenn sie au erhalb Mekkas lebten, keinen tglich erfahrbaren rumlichen Bezugspunkt mehr, da die fortbestehenden Stammesheiligtmer ja nicht Allah gewidmet wurden. Und auch ein zeitlicher Bezugspunkt im Jahreslauf fehlte ihnen ñ ein nicht geringer Mangel in einer Gesellschaft, deren Religionsausbung fest in einen Pilgerkalender eingebettet war. In den Quellen gibt es keinerlei Hinweise darauf, da Mohammed in Mekka, wo alles dies gegeben war, auch wenn es in seinen Augen einer Vernderung von Grund auf bedurfte, berhaupt die prekre Lebenslage dieser Muslime begriff. Als den Stifter einer spezifisch religisen, Ñislamischenì Gemeinschaft kann man ihn gerade nicht charakterisieren, und seine Geschichte seit dem mittelmekkanischen Abschnitt seines Auftretens ist die Geschichte des Vermeidens der gesellschaftlichen Folgen, die seine Botschaft zeitigte, des Vermeidens, indem er diese Folgen so umlenkte, da sie in seine von der unbertrefflichen Wrde Quaijs, Abd Manfs, Höims, Abd al-MuÅÅalibs durchdrungenen berzeugungen hineinpa ten. Der Tod wird ihn ereilen, als er dieses Ziel nahezu erreicht hat. Aber unter der nach seinen Vorstellungen gestalteten Oberflche des medinensischen Gemeinwesens sind lngst die Krfte herangewachsen, die seinem Lebenswerk eine andere, mit seinen Lehren weit eher bereinstimmende Deutung geben und daher eine andere gesellschaftliche Wirklichkeit nicht nur zulassen, sondern sogar fordern. Diese Krfte keimen schon in den mittelmekkanischen Jahren. Mohammed aber ist fr sie blind, wie uns sein weiterer Weg lehrt.
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Eine Episode, die aus der Zeit berliefert wird, in der Umar b. al-aÅÅb schon lange Muslim ist und Ab Älib sein Ende nahen fhlt, bekrftigt diesen Befund. Amr b. Hiöm, Umaija b. alaf, Ab Sufjn b. arb und andere tonangebende Feinde des Islams kamen in jenen Tagen zu Mohammeds Beschtzer und baten diesen um eine Geflligkeit: Er solle seinem Mndel das Versprechen abnehmen, da er ihnen nie die Herrschaft ber Mekka entrei en werde. Nicht nur au erhalb Mekkas, sondern auch in der Stadt selber hatte Mohammed im Verlauf von etwa zehn Jahren seit seiner Berufung viele Anhnger gewonnen, und er drohte in seinen Offenbarungen, wie wir sehen werden, ganz unverhllt mit der Vertreibung der Mchtigen, weil sie nicht dem wahren Kult, dem des einen Schpfergottes, anhingen. Auch Quaij, das wu te jeder Mekkaner, war unter solchen Umstnden und unter solcher Rechtfertigung zur Herrschaft ber die Stadt und den Kultort gelangt. ÑAb Älibì, sprachen jene, Ñdu kennst unser Verhltnis zu dir, und nun steht dir bevor, was du siehst, und wir frchten um dich. Du kennst auch unseren Streit mit deinem Neffen. Ruf ihn herbei und nimm ihm zu unseren Gunsten ein Versprechen ab, und uns eines zu seinen Gunsten! Er soll von uns ablassen, und wir wollen von ihm ablassen...ì Jeder mge an der von ihm fr richtig gehaltenen Glaubenspraxis festhalten. In der Tat, griff der herbeigeholte Mohammed ihren Vorschlag zum Scheine auf, bedrfe es nur eines einzigen Wortes von seiten seiner Feinde, Ñdurch das ihr die Araber beherrschen werdet und durch das sich euch die Nichtaraber unterwerfen... Ihr bekennt: ÇEs gibt keinen Gott au er Allah!ë und widersagt allen anderen, die ihr neben ihm verehrt.ì Dazu konnten sich jene nicht verstehen, und sie verlie en Ab Älib in der festen Absicht, bei der Glaubenspraxis ihrer Vter zu beharren und die Tatsachen, die sich von nun an ergeben wrden, entscheiden zu lassen.56 Ibn Isq kennt eine weitere berlieferung dieses Inhalts. In ihr fordert Mohammed die Quraiöiten auf: ÑFolgt mir, gehorcht meinem Befehl, denn er ist die (gttliche) Rechtleitung und die wahre Glaubenspraxis; dann wird Allah euch Strke verleihen und euch vor den (brigen) Menschen schtzen und euch Gter und Shne gewhren (Sure 71, 11)!ì Jene erwiderten: ÑWenn wir mit dir der (gttlichen) Rechtleitung folgen, dann wird man uns aus unserem Land fortrei en!ì Darauf sandte Allah diese Offenbarung herab: ÑHaben wir ihnen nicht als Wohnplatz ein sicheres geheiligtes Gebiet geschenkt, zu dem Frchte jeglicher Art gebracht werden ñ als ein Lebensunterhalt, der von uns stammt? Die meisten von ihnen wissen aber nicht Bescheidì (Sure 28, 57).57 Sure 28, auf die diese Mohammed in den Mund gelegten Worte anspielen, entstand gegen das Ende des mekkanischen Lebensabschnittes Mohammeds; neben vielen anderen spter zu errternden Passagen des Korans bezeugt auch sie, wie fest sich der Prophet inzwischen auf die Fortsetzung der mit Quaij beginnenden Geschichte seiner Sippe versteift hat, auf eine Fortsetzung allerdings nach Ma gabe seiner, wie er es sah, unmittelbar von Allah stammenden Rechtleitung. Schon Quaijs Schritt, die Ansiedlung der von ihm beherrschten Sippen um den Sitz Allahs herum, mitten im geheiligten Bezirk, war von Allah selber gewnscht worden; wie knnte nun die endgltige Ausrichtung des Kultes auf den einen Allah die von jenen Quraiöiten befrchteten Folgen haben?
Universalit t der Botschaft, Partikularit t der Machtinteressen
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III. Die Vertreibung
In Mohammeds Vorstellung wird diese Vernderung der Glaubenspraxis etwas ganz anderes bewirken: die Herrschaft der Quraiöiten ber alle Araber und schlie lich auch die bernahme der von Allah selber gestifteten Riten durch alle brigen Vlker.
3. Das Exil in thiopien Exil und Hedschra
Um dieser Bestimmung des Blickwinkels willen, unter dem der Höimit Mohammed sich selber und sein Werk betrachtete, mu ten wir dem Gang der Ereignisse im von der ÑLesungì in Verwirrung gestrzten Mekka um einige Jahre vorauseilen. Wir kehren wieder in die Zeit zurck, in der die quraiöitischen Klane, die durch die mohammedschen Verkndigungen ihre alten Zwistigkeiten verschrft und ihr gegenseitiges Verhltnis in Frage gestellt sahen, sich noch der Hoffnung hingaben, den Schwelbrand auszutreten, indem sie die gesellschaftlich minderrangigen Muslime durch Folter zum Widerruf zwangen und den brigen ñ meist jungen Leuten ñ auf andere Weise den ÑIslamì auszutreiben suchten. Laut Ibn Isq riet Mohammed in dieser Lage den Freien unter seinen Anhngern, sie sollten nach thiopien auswandern, bis Allah die Bedrngnis, die sie zu Hause erlitten, aufgehoben haben werde; der Negus sei ein Mann, der niemanden ungerecht behandle. ÑSo zogen zu jener Zeit die Muslime unter den Gefhrten des Gottesgesandten nach thiopien fort, weil sie die Heimsuchung frchteten und mit ihrer Glaubenspraxis zu Allah flchten wollten. Dies war die erste Auswanderung (arab.: alhira) im Islam.ì58 Soweit Ibn Isq, fr den aus der Rckschau selbstverstndlich alles durch Mohammed geplant und angeordnet gewesen sein mu . Ibn Hiöm verweist in seiner berarbeitung des Textes auf keinerlei berlieferungen, die eine solche Annahme sttzen knnten. Vielmehr folgen bei ihm sogleich umfangreiche Listen, die die Auswanderer eines jeden Klans erfassen; insgesamt sind es dreiundachtzig Personen.59 Da man auf solche Listen nicht viel geben darf, weil sie zusammengestellt wurden, um spter, als dank den erfolgreichen Eroberungszgen Kriegsbeute in ungeahnter Flle in den Hnden der muslimischen Fhrer zusammenstrmte, aus dem frhen Verdienst um den Islam Dotationsansprche abzuleiten, deutete schon al-Wqid an. Das trifft auch auf diesen Fall zu; das Ausweichen nach thiopien soll bereits als eine Hedschra gewertet werden, um all denen, die daran beteiligt gewesen waren, und auch deren Nachkommen, einen hohen Rang im von Medina aus geleiteten Gemeinwesen der ÑAuswandererì (arab.: Pl. almuhir n) zu sichern. Etliche der Flchtlinge hatten nmlich erst so spt den Weg aus thiopien in den Hedschas zurckgefunden, da sie sich in Medina gleichsam ins gemachte Bett hatten legen knnen und den berlebenskampf Mohammeds gegen seine Vaterstadt versumt hatten. Der Kalif Umar b. al-aÅÅb (reg. 634ñ644), zu dessen Regierungszeit diese Fragen akut wurden, htte diesen Leuten deshalb am liebsten den Status eines ÑAuswanderersì vorenthalten.60 Whrend Ibn Isq, wie Ibn Hiöm ihn wiedergibt, den Unterschied zwischen der Auswanderung nach thiopien und der Hedschra nach Medina verwischt,
3. Das Exil in thiopien
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indem er beide Vorgnge mit demselben Wort ÑHedschraì benennt und sie nur dem Zeitpunkt nach voneinander trennt, hlt er in der berlieferung des J nus b. Bukair beides grundstzlich auseinander: ÑAls die Plage heftig und die Heimsuchung unertrglich hart geworden war, vergriff man sich an den Gefhrten des Gottesgesandten. Die letzte Heimsuchung, die diejenigen Muslime, die die Hedschra vollzogen, (aus Mekka) vertrieb, erfolgte nach (dem Weggang) derjenigen, die vor ihnen in das Land thiopien ausgezogen waren.ì61 Nur die Ñletzte Heimsuchungì mndet hier in eine Hedschra. Ibn Isq schlie t bei J nus b. Bukair an die eben zitierte allgemeine Bemerkung eine bei az-Zuhr entlehnte berlieferung an, die dieser auf Umm Salama zurckfhrt. Bei ihr handelt es sich um eine Maz mitin, die Ehefrau eines Klangenossen namens Abdallh b. Abd al-Asad, der einer der ersten Quraiöiten war, die wegen des Glaubens nach thiopien flohen,62 worber gleich Genaueres zu sagen ist. Er war ein Milchbruder Mohammeds, und seine Mutter Barra war eine Tochter Abd al-MuÅÅalibs.63 Im brigen zhlte Abdallh b. Abd al-Asad zu denjenigen, die ungefhr zur Zeit der Hedschra aus dem afrikanischen Exil zurckkehrten und sich in Medina in das Gemeinwesen des Propheten eingliederten. Abdallh nahm an dessen Kriegen gegen Mekka teil und erlag am 8. umd l-ira des Jahres 4 (15. November 625) einer schweren Verwundung. Vier Monate spter heiratete Mohammed die Witwe, der danach noch ein langes Leben beschieden war; sie starb erst im Herbst 679.64 Laut az-Zuhr erzhlte Umm Salama einem Klangenossen, dem Maz miten Ab Bakr b. Abd ar-Ramn (gest. 711/2),65 da man den Gefhrten Mohammeds das Leben in Mekka immer schwerer gemacht habe; man habe den Abfall vom neuen Glauben erzwingen wollen. Der Gottesgesandte habe ihnen nicht beistehen knnen; er selber Ñgeno den Schutz (arab.: al-mana) seiner Sippe und seines Onkels; ihn traf nichts von all dem Abscheulichen, das seine Gefhrten erlittenì. Da habe Mohammed empfohlen, die Betroffenen sollten beim Negus Zuflucht suchen; dieser sei ein gerechter Mann und werde niemandem etwas antun.66 Ibn Hiöm unterdrckt diese berlieferung, stellt sie Mohammed doch in ein wenig vorteilhaftes Licht: Er hat nichts Vergleichbares zu erdulden; fr seine Anhnger setzt er sich nicht wirklich ein. Wie wir aus dem Koran erfuhren, liegt ihm vor allem seine Sippe am Herzen. Hat er tatschlich den Muslimen aus anderen Klanen geraten, sich in thiopien in Sicherheit zu bringen? Mglich ist dies immerhin. Die Handelsbeziehungen nach thiopien waren zuerst von al-MuÅÅalib b. Abd Manf auf eine sichere Grundlage gestellt worden; er, so hei t es, habe mit dem Negus einen Schwurbund geschlossen, durch den die quraiöitischen Kaufleute ungefhrdeten Zugang zu seinem Reich erhielten. Höim habe das gleiche beim Statthalter des Herakleios erwirkt.67 Um den quraiöitischen Karawanen eine unbehelligte Reise in den Jemen zu ermglichen, von wo aus man die Waren ber das Rote Meer verfrachtete, scheint sich al-MuÅÅalib danach vorwiegend im Sden Arabiens aufgehalten zu haben, wo er in Radmn68 stlich von Sanaa verstarb. Aus Muammad b. abbs berblick ber die Geschichte der Quraiöiten erfahren wir, da sich nun Abd äams des thiopienhandels angenommen
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Die erste Ñislamischeì Gemeinde und die erste Auswanderung nach thiopien
III. Die Vertreibung
habe.69 Spter jedoch, gegen Ende des 6. Jahrhunderts, sind die Höimiten und die Nachfahren des Abd äams miteinander zerfallen; wegen der Schlichtung ihres Streites wenden sie sich sogar an den Negus, der es aber ablehnt, sich in ihre Angelegenheiten zu mischen.70 In der sich durch das Auftreten Mohammeds verschrfenden Rivalitt zwischen den Klanen werden die Höimiten und die Ban l-MuÅÅalib, Mitglieder des Schwurbundes Ñder Herausragendenì, auf ihre Verdienste um die gro en Karawanen nach Norden und Sden gepocht haben; im Koran ist davon, wie gehrt, die Rede. Da Abraha seinen thiopischen Oberherrn abgeschttelt und im Jemen als Usurpator geherrscht hatte, konnten die Höimiten und mit ihnen die Ban l-MuÅÅalib hoffen, jenseits des Roten Meeres nicht unwillkommen zu sein, zumal sich die Nachkommen Abd al-MuÅÅalibs mit ihrem Sieg gegen die Abtrnnigen brsteten. Was aber fr die Beurteilung der Grnde der Flucht nach thiopien noch mehr Gewicht hat, ist die Tatsache, da auf den Listen der Name afars, eines Sohnes Ab Älibs, auftaucht.71 Zu den allerersten, die in das afrikanische Knigreich aufbrachen, gehrt afar nicht, aber anders als der eben erwhnte Abdallh b. Abd al-Asad, der maz mitische Milchbruder Mohammeds, verlie er sein Exil erst, als sich dieser aibars bemchtigt hatte.72 Da ein Maz mite, selbst wenn er nach damaliger arabischer Vorstellung eng mit Mohammed verwandt war, von dem Höimiten Ab Älib keine Solidaritt erwarten konnte und daher den Weg in die Fremde bevorzugte, leuchtet vielleicht noch ein. Weswegen aber Ab
Älib seinem leiblichen Sohn afar den Schutz versagt haben sollte, den er seinem Mndel Mohammed so selbstlos gewhrte, ist nicht zu erklren ñ es sei denn, man interpretierte die in der berlieferung Umm Salamas am frhesten bezeugte und von Ibn Isq in seinen Vorbemerkungen zur Schilderung der Flucht nach thiopien aufgegriffene Behauptung, Mohammed habe seine Anhnger ausdrcklich dorthin geschickt, als den Versuch, diesen nachtrglich zum Herrn des Geschehens zu erheben: Die Bedrngnis wurde zu arg, und da fiel Mohammed ein, da die Leidenden doch zum Negus ausweichen knnten. Lassen wir aber diese Deutung fallen, dann nhern wir uns ein wenig der Wahrheit, und die besagt, da Personen, die den Islam annahmen, sehr wohl Glieder ihrer Solidargemeinschaft bleiben konnten, offensichtlich innerhalb dieser geduldet wurden und keinesfalls zu fliehen brauchten. Wir haben das Beispiel aÅ-Äufail b. Amrs kennengelernt und wollen uns ein weiteres, sehr erhellendes anschauen. ÑDer Prophet befahl uns, mit afar b. ab Älib in das Land des Negus fortzuziehen. Davon erfuhren die Quraiöiten, und sie schickten Amr b. al- und Umra b. alWald (an ihn); sie hatten fr den Negus ein Geschenk zusammengebracht. So kamen wir und (die quraiöitische Gesandtschaft gleichzeitig) beim Negus an.ì Diese Aussage will ein gewisser Ab Burda von seinem berhmten Vater, dem kufischen Statthalter Ab M s al-Aöar (gest. vermutlich 662), gehrt haben: Der Rang seiner Sippe in der frhislamischen Zeit wird dadurch bestimmt, da sie Ñvon Anfang anì den Anweisungen des Propheten gefolgt sein soll; und in dieser berlieferung ist es Mohammed selber, der die Order gibt, man habe sich afar anzuschlie en und nach thiopien zu reisen. In Wahrheit, das wu ten die Kenner
3. Das Exil in thiopien
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der Prophetenvita wie Ibn Isq, M s b. Uqba (gest. 758) oder Ab
Maöar (gest. 786),73 war Ab M s nie in thiopien gewesen. Er war vielmehr bald nach Mohammeds Berufung nach Mekka gekommen, war dort dem Islam beigetreten und zu seinem Stamm zurckgekehrt. Erst als Mohammed aibar belagerte, hatte er sich mit etlichen Stammesgenossen bei ihm eingefunden. Da etwa zur selben Zeit die letzten Rckkehrer aus thiopien eintrafen, schlugen ihn manche berlieferer dieser Gruppe zu.74 Sie konnten sich nur schwer vorstellen, da ein so angesehener Mann, der unter Umar eine wichtige Statthalterschaft innehatte, keinerlei ÑAuswanderungì geltend machen konnte.75 Warum aber blieben in Mekka die muslimischen Mitglieder angesehener Sippen und Stmme unbehelligt, ja, wurden sogar zur Rckkehr aufgefordert? Die naheliegendste Erklrung lautet, da man ihren politischen Ehrgeiz frchtete. afars Reise zum Negus m te unter diesem Gesichtspunkt in einem ganz anderen Licht erscheinen: Er suchte den Negus zugunsten Mohammeds in die klaninternen Streitereien Mekkas hineinzuziehen. Aber da die Quellen schweigen, hat man es bei dieser Vermutung zu belassen. Der Islam konnte sich demnach unabhngig vom unmittelbaren Einwirken Mohammeds ausbreiten. Da der Aufbruch mehrerer Quraiöiten nach thiopien durch Verfolgungen erzwungen und durch seinen Ratschlage veranla t wurde, kann daher kaum stimmen. Ja, es erscheint unglaubwrdig, wenn man sich die Tatsache vor Augen fhrt, da Umn b. Ma n der Anfhrer der thiopienfahrer gewesen ist,76 ein Mann, der, wie erinnerlich, im Gegensatz zu Mohammed ein strenges anfentum verfocht und gegen das Diesseits eine asketische Haltung an den Tag legte.77 Als sich im Exil das Gercht verbreitete, in Mekka praktiziere man inzwischen den mohammedschen Gebetsritus, brach man in die Heimat auf. Man mu te freilich schnell einsehen, da man sich hatte tuschen lassen. ber die Umstnde dieses Irrtums ist gleich einiges zu sagen. Zu allem bel konnten die Heimkehrer nicht mehr fr sich beanspruchen, als Mitglieder ihrer jeweiligen Sippe unverletzlich zu sein; sie hatten durch das Ausweichen in die Fremde augenscheinlich den ihnen angeborenen Status verloren, womglich auch bewu t aufgegeben. Allerdings erhielten die beiden, die nicht heimlich, sondern offen in ihre Vaterstadt zurckgekommen waren, dann doch den Fremdenschutz (arab.: al-iwr) einflu reicher Quraiöiten. Es handelte sich um Umn b. Ma n, der zunchst dank diesem Rechtsinstitut der Stammesgesellschaft in Sicherheit lebte, dann aber erkannte, da diese Art von Sicherheit nicht diejenige sei, die zu seinem Glauben an den einen Allah passe. Er verzichtete in aller "ffentlichkeit auf den ihm von dem Maz miten al-Wald b. al-Mura gewhrten Fremdenschutz. Nur Allah, so behauptete Umn, gewhrleiste die Unversehrtheit von Leib und Leben. Es sei berdies schndlich, sich auf einen Heiden zu verlassen, whrend gleichzeitig Glubige verfolgt wrden.78 Der zweite war Abdallh b. Abd alAsad; fr dessen Sicherheit brgte Ab Älib.79 Wen aber htte Umn b. Ma ns scharfe Kritik an diesem Vorgehen peinlicher berhren sollen als eben jenen Mohammed, der in dieser Sicht der Dinge nicht die bitteren Konsequenzen aus seinen schnen Worten zu ziehen bereit war, aber, wie wir schon wissen, mit der Entscheidung fr das weitherzige
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Die Ñsatanischenì Verse und die zweite Auswanderung
III. Die Vertreibung
monotheistische Heidentum seinen machtpolitischen Aufstieg vorbereitete? Eben hierzu scheint er nachtrglich das nicht von ihm gesteuerte Ausweichen einiger anfen nach thiopien genutzt zu haben. Abd alMuÅÅalibs Ruhm beruhte auf der Abwehr der christlichen Abtrnnigen des Negus, die im Jemen regierten. Jetzt waren einige Mohammeds Gedankengut Nahestehende um der Riten willen zum Negus ausgewichen, von dem sie gut aufgenommen worden waren. Weshalb sollte der Gesandte Allahs diese Tatsache nicht als ein Druckmittel gegen seine quraiöitischen Feinde einsetzen? Eine Allianz, wie unbestimmt auch immer, mit dem christlichen Herrscher, der zudem mit Byzanz in Verbindung stand ñ weshalb nicht? Die politischen Neigungen im Klan adas erwhnten wir; am Beginn von Sure 30 sollte Mohammed bald selber verknden, da er es nun, anders als die einflu reichen quraiöitischen Sippen seiner Tage, mit den Byzantinern hielt. Damit bekommen wir einen anderen Zipfel der Tatsachen in die Hand, die sich unter der berlieferung vom thiopischen Exil verbergen. ñ Jahrzehnte spter, whrend des Kalifats Ibn az-Zubairs, wird sich die Interessengleichheit der hedschasischen Muslime mit dem Negus und den Byzantinern auf berraschende Weise von neuem einstellen, wieder zu Lasten des fhrenden quraiöitischen Klans.80 ñ In der von Ibn Hiöm unabhngigen Geschichtsberlieferung beginnt der eben beschriebene Auszug einiger mekkanischer Muslime im Raab des fnften Jahres nach der Berufung Mohammeds. Elf Mnner, unter ihnen Umn b. Ma n und Abdallh b. Abd al-Asad, nicht aber afar b. ab Älib, setzten sich heimlich nach aö-äuaiba ab, dem damaligen Hafen Mekkas am Roten Meer, bezahlten einen halben Dinar fr die berfahrt und konnten dann in thiopien frei von allen Belstigungen Allah entsprechend ihren neuen Riten verehren. In Mekka spielten sich unterdessen Vorgnge ab, die Ibn Hiöm vorsichtshalber berspringt: Die Affre mit den Ñsatanischen Versenì ist zu peinlich, als da sie weitererzhlt werden durfte. Ibn Isq kannte sie natrlich, wie wir aus J nus b. Bukairs berarbeitung der Prophetenvita wissen: Beim Rezitieren von Sure 53, derjenigen, mit der Mohammed sich an die "ffentlichkeit gewagt hatte, fgte er nun an die Erwhnung der Gottheiten al-Lt, al-Uzz und Mant die Bemerkung an, da man deren Frbitte bei Allah erhoffen drfe. Seine quraiöitischen Feinde waren darber erleichtert. Da Allah allein ber Leben und Tod bestimme, wollten sie nun anerkennen, wurde doch im Gegenzug die Religion ihrer Vter, die Anbetung jener Vermittlerinnen, nicht mehr als verwerflich gebrandmarkt. Ein Ausgleich zwischen den Konfliktparteien schien greifbar nahe. Die mchtigen Klanfhrer brachten es ber sich, den neumodischen Gebetsritus Mohammeds gutzuhei en und die mit Widerwillen betrachteten Prosternationen zu vollziehen. Die Kunde von der bernahme gerade dieser zuvor anscheinend strikt abgelehnten Neuerung durch die Quraiöiten gelangte schnell nach thiopien; der wichtigste Grund fr das Exil schien weggefallen zu sein, und so kehrten jene elf schon nach drei Monaten in die Heimat zurck.81 Mohammed, vielleicht auf Untersttzung von au en hoffend, widerrief seine Zugestndnisse ñ und erklrte sie spter in Medina, wie gezeigt, fr Einflsterungen des Satans. Mit solchem Taktieren
3. Das Exil in thiopien
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verschlimmerte er die Lage der mekkanischen Muslime entscheidend, und jetzt erst reisten jene dreiundachtzig Mnner ab, unter ihnen afar; dies ist das Ereignis, mit dem bei Ibn Hiöm die thiopische Episode beginnt.Und diese zweite Auswanderung nach thiopien ist nun ein so ernstes Politikum, da die Quraiöiten sich um Gegenma nahmen bemhen. Denn ein Zusammengehen der Anhnger des Unruhe stiftenden Enkels Abd al-MuÅÅalibs mit dem Negus kann sich sehr wohl auf das labile Krfteverhltnis unter den Klanen auswirken. Deshalb sandten die Quraiöiten Amr b. al- und Umra b. al-Wald ber das Rote Meer. Noch einmal, mit dem Weggang nach aÅ Äif, wird Mohammed die politischen Verhltnisse falsch einschtzen; danach aber machten die Mekkaner den entscheidenden Fehler, ihn unbedingt loswerden zu wollen.82 Die Nachrichten ber das Leben der Flchtlinge in thiopien sind zu drftig, als da wir uns eine klare Vorstellung von ihren dortigen Verhltnissen machen knnten. Das einzige, wovon wir erfahren, ist die ungewisse politische Lage, in der sich die Fremden befanden. Die Herrschaft des Negus war nmlich keineswegs gefestigt. Sein Vater und Vorvorgnger war einer Verschwrung einiger Hflinge zum Opfer gefallen. Der Bruder des Vaters hatte zwlf Shne, und man befrchtete, da die Dynastie untergehen knnte, falls der legitime Herrscher, dem nur ein einziger Sohn beschieden war, auf dem Thron verbliebe. Man ermordete den Negus und inthronisierte an dessen Stelle den kinderreichen Bruder. Nun fgte es sich, da der seiner Anwartschaft auf die Herrschaft beraubte einzige Sohn des Ermordeten dank seiner Begabung und Zuverlssigkeit das Vertrauen des regierenden Onkels errang und die Hflinge frchteten, dieser knne gerade ihn zu seinem Nachfolger bestimmen, eine Aussicht, die den Mrdern naturgem nicht behagte. Ihre Clique bemchtigte sich des jungen Mannes und verkaufte ihn auf dem Sklavenmarkt fr sechshundert Silberdirham. Noch am selben Abend soll der Onkel whrend eines Unwetters vom Blitz erschlagen worden sein. Da bereuten die Verbrecher ihre Untaten, zumal sich alle zwlf Shne des vom Schicksal ins Jenseits Befrderten als untauglich erwiesen. Zum Glck machte man den Hndler ausfindig, nahm ihm den vermeintlichen Sklaven ab und krnte ihn, den rechtm igen Thronfolger. Spter lie dieser Herrscher einem Kaufmann, der sich beklagte, man habe ihm einst einen von ihm erworbenen Sklaven entrissen, Gerechtigkeit widerfahren ñ ohne zu ahnen, da es sich um seinen eigenen Fall handelte. Man mge dem Klger entweder den Kaufpreis zurckerstatten oder ihm sein rechtm iges Eigentum aushndigen. Die Hflinge beeilten sich, dem Hndler das Geld zu bergeben. ÑAllah nahm von mir keine Bestechung an, als er mich in meine Herrschaft einsetzte; so brauche ich nun um der Herrschaft willen nicht bestechlich zu sein. Die Untertanen gehorchten nicht um meinetwillen, so da ich ihnen um der (Bewahrung der) Herrschaft willen gehorchen m teì, soll der neue Knig geu ert haben, als er den Sachverhalt durchschaute. So gab er ein Zeugnis seiner aufrechten Gesinnung.83 Die enge Verbindung dieses Herrschers mit den Asylanten brachte ihn bald in Bedrngnis; man warf ihm vor, die angestammte christliche Kultpraxis verlassen zu haben und unter den Einflu der Fremden geraten zu sein. Eine Rebellion brach aus. Der Herrscher riet
Die Lage im Exil
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Das Exil und die groe Politik
III. Die Vertreibung
afar und den anderen Muslimen, sich fr den Fall seiner Niederlage auf die Flucht vorzubereiten. Er selber legte sich an der rechten Schulter unter das Gewand einen Fetzen, auf dem geschrieben stand: Es gibt keinen Gott au er Allah, und Mohammed ist sein Knecht und Gesandter. Jesus, der Sohn der Maria, ist sein Knecht, Gesandter und Geist, sein Wort, das er Maria einhauchte.ì Durch diesen Talisman gestrkt, trat er den Feinden entgegen, fragte, was sie ihm vorzuwerfen htten. Nichts, au er da er seinen Glauben gendert habe und jetzt behaupte, Jesus sei der Knecht Gottes, wo es doch christliche Lehre sei, da er Gottes Sohn ist. ÑEr ist der Sohn Marias!ì erwiderte der Negus, fgte nichts hinzu, sondern berhrte mit der Hand die rechte Schulter, fr seine Feinde unerkennbar die der christlichen zuwiderlaufende Lehre bekrftigend. Jene waren zufrieden und beendeten die Rebellion.84 In einer anderen berlieferung sind es die Exilanten, die durch den Negus nach ihren religisen Lehren ausgefragt werden. Den heidnischen Quraiöiten war es nmlich nicht recht gewesen, da Mitglieder ihres Stammes, die mit dem Herkommen gebrochen hatten, in thiopien Sicherheit genossen. Darum hatten sie Amr b. al- von den Ban Sahm85 und den Maz miten Abdallh b. ab Raba86 mit Geschenken an den Negus gesandt, um ihn gegen die Fremden einzunehmen. Die beiden schwrzten ihre Stammesgenossen als gefhrliche Narren an, die berdies keineswegs zum in thiopien herrschenden Christentum bergetreten seien, sondern einer eigenen Lehre anhingen. Allerdings frchteten Amr und Abdallh, der Knig werde sich selber ein Bild von den Glaubensvorstellungen der Exilanten machen wollen. Genau darauf bestand der Herrscher, und afar b. ab Älib fhrte aus: Man komme aus einem Volk, das Idole anbete und anst ige Sitten pflege; der neue Glaube, der Islam, untersage dies alles. Als ein Zeugnis fr den Geist des Islams trug afar die Maria gewidmete Sure 19 vor, die in der Tat aus derselben Zeit stammt, in der Sure 26 offenbart wurde, also in die Jahre der Verschlechterung der Beziehungen unter den quraiöitischen Klanen gehrt. Der Negus wollte nun genau erfahren, was Mohammed ber Jesus lehre. ÑEr ist der Knecht, der Gesandte, der Geist Allahs, dessen Wort, der Jungfrau Maria eingehaucht.ì Dies alles, so der Herrscher, treffe wirklich auf Jesus zu, und so bleibe den Fremden das Asyl erhalten. Die anwesenden Patriarchen schnaubten allerdings vor Wut, denn die Gottessohnschaft Jesu war mit Stillschweigen bergangen worden. Die quraiöitischen Abgesandten aber mu ten unverrichteterdinge heimreisen; selbst ihre Geschenke wies man zurck. In diesem Zusammenhang soll der Negus gesagt haben: ÑAllah nahm von mir keine Bestechung an...ì Der Verdacht kam auf, da der Herrscher sich durch die Asylanten vom wahren Glauben habe abbringen lassen, doch wurde der Aufstand schnell niedergeschlagen, und die Fremden durften in thiopien bleiben. Einige Zeit spter kehrten etliche nach Mekka zurck87 ñ wie wir wissen, als sich in Medina eine muslimische Gemeinde zu bilden begann ñ, andere fanden erst den Weg zu Mohammed, als sich dessen Triumph ber seine mekkanischen Feinde abzeichnete. Die Episode des thiopischen Exils bleibt in mancher Hinsicht rtselhaft. Zuallererst stellt sich die Frage, wie sie sich in die Rivalitten der
3. Das Exil in thiopien
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quraiöitischen Sippen und in deren unterschiedliche politische Neigungen einordnet. Die Beziehungen nach Afrika waren von al-MuÅÅalib geknpft oder zumindest vorbereitet worden; Abd äams pflegte sie weiter. Die Verbindungen nach Hira und damit in das Sasanidische Reich waren das Werk Naufal b. Abd Manfs, eines Halbbruders von Höim, alMuÅÅalib und Abd äams.88 Abd al-MuÅÅalib erachtete die Linie Naufals anscheinend nicht fr ebenbrtig; als dessen Sohn Ad zwischen a- af und al-Marwa einen Brunnen zur Erquickung der Wallfahrer graben lassen wollte, widersetzte sich Abd al-MuÅÅalib lange diesem Vorhaben89 ñ hnlich wie man dem Maz miten Ab Raba b. al-Mura den Hinweis auf die Verdienste seines Klangenossen Suwaid b. Harm um die Speisung der Fremden nicht ohne herabsetzende Kommentierung durchgehen lie . Eiferschtig wachten die Nachkommen der Shne Höim, alMuÅÅalib und Abd äams, die Abd Manf mit einer Frau von den Ban
Sulaim gezeugt hatte,90 ber ihre einst unangefochtene Fhrung in den kultischen Angelegenheiten. Da ausgerechnet al-MuÅim b. Ad b. Naufal dem Gesandten Allahs spter, nach dessen kurzem Aufenthalt in aÅÄif, Nachbarschutz gewhren sollte,91 mag auch mit der Au enseiterstellung der Ban Naufal b. Abd Manf gegenber den Nachkommen seiner Halbbrder zu erklren sein. Die Ban Abd äams werden jedenfalls nicht mit Freude bemerkt haben, da der in Mekka von den Ban
Höim und den Ban l-MuÅÅalib ausgehende Widerstand gegen ihre Ambitionen nunmehr nach thiopien getragen wurde, das sie seit einiger Zeit als ihr Zustndigkeitsgebiet betrachteten.92 Damit begab man sich nmlich in die byzantinische Interessensphre, und dieser Umstand wird uns spter noch einmal auf die Ban Abd äams hinweisen: Im syrisch-palstinensischen Raum, in den Mohammed in seinen letzten Lebensjahren seine Herrschaft auszudehnen trachtet, haben die Ban Abd äams, nicht etwa die Höimiten, eine Hausmacht. Doch schon vorher, gegen Ende seines Wirkens in Mekka, deutet Mohammed an, da er die Geschicke des Byzantinischen Reiches aufmerksam verfolgt: Die Byzantiner verloren 613 Damaskus und 614 Jerusalem an die Sasaniden, aber er setzt diesem von ihm wohl mit Unbehagen beobachteten Geschehen die Hoffnung auf eine Wende entgegen, ber die sich die ÑGlubigenì freuen wrden (Sure 30, 2ñ5).93 Das Verhltnis zwischen dem Negus, der die Exilanten aufgenommen hatte, und Mohammed gestaltete sich freundlich, sobald letzterer die Gemeinde in Medina leitete. Der Negus lie ihm als Geschenk einen goldenen Siegelring berbringen, den Mohammed jedoch an seine Enkelin Umma weiterreichte; Umma entstammte der Ehe seiner Tochter Zainab mit Ab l b. ar-Rab von den Ban Abd äams.94 Au erdem bersandte ihm der Negus zwei schwarze Pantoffeln95 sowie drei Zeremonialstbe (arab.: alanaza), jeder etwa von der halben Lnge eines gewhnlichen Speeres. Der Gebetsrufer Bill trug einen solchen Stab fortan beim Fest des Fastenbrechens und beim Opferfest vor dem Propheten her, wenn dieser zum Gebetsplatz schritt. Dort wurde der Stab in den Boden gesteckt und markierte die Gebetsrichtung. Er blieb bis unter Umn (reg. 644ñ656) als ein Zeichen der Wrde des Oberhauptes der Muslime in Gebrauch, danach verwendeten ihn die medinensischen Statthalter der Kalifen.96 In
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Mohammed und thiopien
III. Die Vertreibung
den Tagen, als Mohammed Umm Salama, die Witwe Abdallh b. Abd al-Asads, ehelichte, brachte er Gegengeschenke auf den Weg. Er soll schon geahnt haben, da sie ihren Empfnger nicht mehr erreichen wrden. Und so war es auch. Man sandte sie zurck, da der Negus, der die Muslime so zuvorkommend behandelte, verstorben war. Mohammed verteilte die Kostbarkeiten an seinen Harem.97 Zwischen dem Abkommen von al-udaibja und dem Eroberungskrieg gegen die Oase aibar bat Mohammed den Nachfolger des verstorbenen Negus, er mge ihm Umm abba antrauen, eine Tochter Ab
Sufjn b. arbs, deren Ehemann Ubaidallh b. aö Christ geworden war; der Herrscher habe diesem Wunsch entsprochen, so da Umm abba als Gattin des Propheten die Reise nach Medina angetreten habe, zusammen mit den bis zu jenem spten Zeitpunkt in thiopien verbliebenen restlichen Exilanten. Diesen die Rckkehr zu erleichtern, hatte Mohammed ebenfalls gebeten, und der afrikanische Herrscher habe dafr zwei Schiffe zur Verfgung gestellt. Wie Umm abba unter diesen Umstnden in den Harem gelangt sei, den sich der Prophet als Oberhaupt der muslimischen Gemeinde in Medina schuf, wird, mit mancherlei Einzelheiten ausgeschmckt, erzhlt.98 Dem steht der kurze Hinweis entgegen, sie sei mit ihrer in thiopien geborenen Tochter zurckgekehrt, und zwar nach Mekka ñ mithin etwa sechs Jahre eher als nach der vorigen Version.99 Dieser Spur folgend, st t man auf die Nachricht, Umn b. Affn, ein Urenkel von Umaija b. Abd äams und frher Anhnger Mohammeds, habe die Ehe Umm abbas mit dem Propheten eingefdelt. Da auch Umn in thiopien gewesen war, aber zu den dreiunddrei ig Exilanten gehrte, die kurz vor der Vertreibung Mohammeds aus Mekka zusammen mit anderen Muslimen die Gemeinde der ÑAuswandererì in Medina grndeten, mu die Vereinbarung der Ehe mit der Tochter Ab Sufjn b. arbs, eines erklrten Feindes des Propheten, in diese Periode folgenreicher Entscheidungen fallen. Dieser Kontrakt, wenn es ihn denn gegeben haben sollte, wre als der Versuch eines Ausgleichs zwischen den Gegnern zu deuten, der aber nicht zu Ende gefhrt wurde. Erst nach dem Vertrag von al-udaibja, so hei t es in diesem Zusammenhang weiter, habe das Eheversprechen eingelst werden knnen; in Medina habe der Prophet die Tochter Ab Sufjns geheiratet, wobei Umn das Gastmahl ausgerichtet habe.100 Die schne Geschichte mit dem Negus, der auf Bitten Mohammeds als Ehestifter ttig wird, wre demnach frei erfunden ñ zu welchem Zweck? Zwei Antworten auf diese Frage sind mglich. Wenn Mohammed so kurz vor der Hedschra nach einer Vershnung mit seinen Feinden gestrebt htte, was wre es dann mit seinem heroischen Dulden und Leiden in Mekka, dem in der muslimischen Geschichtserinnerung so pointiert herausgearbeiteten Grund fr die Hedschra und fr die sich aus ihr ergebende Stiftung eines spezifisch muslimischen Gemeinwesens? Diese Problematik werden wir im Schlu teil dieses Kapitels aufgreifen. Die zweite Antwort nimmt das Verhltnis der Muslime zu den thiopischen Christen und zum Christentum im allgemeinen in den Blick. Liest man die Erzhlung von der Verheiratung Umm abbas durch den Negus, gewinnt man den Eindruck, dieser sei eine Art Weisungs-
3. Das Exil in thiopien
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empfnger Mohammeds gewesen: Er bereitet auf dessen Wunsch die Ehe vor; er trifft zudem die notwendigen Ma nahmen, damit die letzten noch in thiopien weilenden Muslime, wie vom Propheten gefordert, nach Medina reisen knnen. Nun hat Ibn Isq von seinem Vater Isq b. Jasr101 folgendes gehrt: ÑIch habe Ab Naizar, den Sohn des Negus, gesehen. Nie kam mir ein arabischer oder fremder Mann unter die Augen, der stattlicher, gr er an Gestalt und von blendenderem u eren gewesen wre als er! Al b. ab Älib hatte ihn bei einem Hndler in Mekka entdeckt, ihn diesem abgekauft und freigelassen, um dem Sohn zu entgelten, was der Vater afar (b. ab Älib) und dessen Leuten an Gutem getan hatte. Ich fragte meinen Vater: ÇWar Ab Naizar so schwarz wie die thiopier?ë ÇHttest du ihn selber gesehenë, lautete die Antwort, Çdu httest ihn fr einen Araber gehalten!ëì Isqs Vater Jasr war als junger Bursche im Jahre 12 (begann am 18. Mrz 633) nach der Niederlage der Sasaniden gegen lid b. al-Wald bei Ain at-Tamr in den Besitz von Abdallh b. Qais gelangt, einem Mann aus der Sippe der Ban lMuÅÅalib, verbrachte sein Leben also in einer den höimitischen Angelegenheiten zugetanen Umgebung. Bei Ain at-Tamr, unweit Anbar im Irak gelegen, hatte lid b. al-Wald nach dem Vorbild des ein Jahr zuvor gestorbenen Propheten102 die besiegten Mnner erschlagen und deren Frauen gefangengenommen; in einem nahegelegenen Kloster war er dann auf eine gr ere Anzahl junger Burschen gesto en, die als Sklaven veru ert wurden.103 Aus deren Nachkommenschaft ging eine Reihe bedeutender frhislamischer Gelehrter hervor, die, wie Jasr, sein Sohn und sein Enkel, in unmittelbarer Berhrung mit den fhrenden Kreisen der Muslime aufwuchsen. Isq also hatte einen Sohn des Negus kennengelernt. ber ihn brachte Ibn Isq dank Gewhrsleuten aus dem asanitischen Zweig der Nachfahren Als weiteres in Erfahrung: Eines Tages seien zu Ab Naizar einige thiopier gekommen, die Al b. ab Älib einen Monat lang bewirtet habe; sie htten berichtet, thiopien werde von politischen Wirren geplagt, und so mge doch der Sohn des Herrschers mit ihnen in ihre Heimat ziehen und die Macht ergreifen. Ab
Naizar wies diesen Vorschlag zurck; er sei inzwischen Muslim geworden.104 Der Widerhall der vorhin nacherzhlten Geschichte ber den in die Sklaverei verkauften Knigssohn ist nicht zu berhren. Einen Anschlu an berlieferte Ereignisse finden wir, indem wir uns ins Gedchtnis rufen, da die Maz mitin Umm Salama bald nach dem November 625 Mohammeds Ehefrau wurde, und im Zusammenhang damit wurde uns mitgeteilt, da die dem Negus von seiten Mohammeds zugedachten Geschenke ihn nicht mehr erreichten. Erst hiernach soll der Prophet die Gesandtschaft mit den beiden Forderungen nach thiopien geschickt haben; deren erste, die Stiftung der Ehe mit Umm abba, drfen wir vielleicht in das Reich der Legende verweisen; ohnehin ist umstritten, wer berhaupt in dieser Angelegenheit Mohammeds Botschafter gewesen sei. Was dagegen die Episode von Umm abbas thiopischer Verheiratung in Verbindung mit den eben zitierten Nachrichten Ibn Isqs andeutet, ist die Verschlechterung der Beziehungen der Muslime mit den Christen, vermutlich gerade auch mit thiopien, wo nach dem Tod des
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Antichristliche Ausgestaltung der Berichte ber das Exil
III. Die Vertreibung
araberfreundlichen Negus die Anhnger der neuen Religion womglich unerwnscht waren. Wohin htten sich die letzten Exilanten wenden sollen, wenn nicht nach Medina? Da Mohammed sie ausdrcklich zu sich gerufen habe, ist eine Behauptung, die der Untermauerung der, wie wir sahen, whrend des Kalifats Umars umstrittenen Zugehrigkeit der Exilanten zu den ÑAuswanderernì dient; deren Ñechteì, medinensische Gruppe hatte schlie lich die Kriege gegen Mekka ausgefochten und bestand jetzt verstndlicherweise auf einer bevorzugten Behandlung. Als die letzten Exilanten nach Medina kamen, hatten sich in thiopien die Verhltnisse wahrscheinlich tiefgreifend verndert; einige Jahrzehnte danach mag sich eine der dort streitenden Parteien des au er Landes verkauften Sohnes des Negus erinnert haben. ñ Die thiopischen Angelegenheiten werden wir spter noch einmal berprfen, und zwar im Lichte von Einsichten, die wir uns erst noch erarbeiten mssen.105 Aufschlu reich ist jedoch, da wir in den berlieferungen zum thiopischen Exil eine Reihe von Hinweisen auf die Anfnge einer Auseinandersetzung zwischen dem auftrumpfenden Islam und dem Christentum vor uns haben. In der Episode von Umm abbas Verehelichung, deren Text, wie dargelegt, schwerlich vor der Zeit Umars entstanden ist, wird die scharfe Konfrontation bereits als eine Tatsache vorausgesetzt, was fr die Jahre des thiopischen Exils kaum zutreffen kann. Und so soll es zu jenem eigenartigen Vorgang gekommen sein: Umm abba sieht ihren Ehemann Ubaidallh b. aö im Traum, er ist ganz h lich und entstellt; am nchsten Morgen gesteht er ihr, da er Christ geworden ist; das sei er schon vor dem bertritt zum Islam gewesen, verteidigt er sich, und nun kehre er zu seiner alten Religion zurck; vom Angsttraum seiner Frau l t er sich nicht beeindrucken; er spricht fortan tchtig dem Wein zu. ñ Wie erinnerlich, gehrt das Weinverbot nicht zum Grundbestand der mohammedschen Lehren, sondern wird erst in sptmedinensischer Zeit verhngt.106 ñ Die Erzhlung setzt noch nicht voraus, da die den Ñwahren Glaubenì bekennende Umm abba nicht mit einem christlichen Scheusal verheiratet sein darf. Aber ihr Ehemann stirbt glcklicherweise bald an der Trunksucht, und kaum ist die erst in sptmedinensischen Suren angeordnete Wartefrist (arab.: al-idda) (Sure 33, 49 und 65, 1ñ4) verstrichen, hat sie wieder einen Traum, den sie nicht anders zu deuten wei denn als Ankndigung der baldigen Eheschlie ung mit dem Propheten im fernen Medina. Eine Zofe des Negus berbringt ihr die freudige Botschaft, da dieser tatschlich ber den Knig um ihre Hand anhalte. Diese Zofe, so erfahren wir spter ausfhrlich, ist eine heimliche Muslimin, die sich nichts sehnlicher wnscht, als da Umm abba den knftigen Gatten von ihr gr e, worber dieser, sobald ihm das zu Ohren gekommen ist, gutmtig schmunzeln mu . Noch aber spielt die Handlung in thiopien, wo der Negus, dem schriftlichen Begehren Mohammeds entsprechend, die Exilanten zusammenruft, in einer kurzen Ansprache Allah rhmt, bezeugt, da es au er diesem keinen Gott gebe und da Mohammed dessen Knecht und Gesandter sei, jener nmlich, den schon Jesus, der Sohn Marias, verhei en habe. Nach dem Willen dieses Propheten verheirate er Umm abba und stifte ihr eine Brautgabe von vierhundert Dinaren. Dann ergreift lid b. Sad das Wort, der in
3. Das Exil in thiopien
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dieser Fassung die Rolle des Abgesandten hat, bekundet seinen Glauben an den einen Allah und daran, da dieser Eine Mohammed Ñmit der Rechtleitung und mit der wahren Glaubenspraxis geschickt hat, um diese ber jegliche andere Glaubenspraxis obsiegen zu lassen, selbst wenn es den Beigesellern mi fieleì (Sure 9, 33). Hiermit, so lid weiter, sei nun die Ehe Umm abbas mit dem Gottesgesandten geschlossen. Der feierliche Akt ist beendet, die Anwesenden wollen aufbrechen, doch der Botschafter Mohammeds belehrt sie, da nach islamischem Brauch jetzt das Hochzeitsmahl folge ñ an dem teilzunehmen nach der Scharia die Pflicht eines jeden Eingeladenen ist.107 Vor dem Abschied gibt die Zofe Umm abba alles zurck, was diese ihr einst geschenkt hat, und berreicht ihr zudem viele wohlriechende Substanzen, die die Ehefrauen des Negus in Verwendung gehabt haben und auf dessen Gehei nun der Gattin Mohammeds verehren ñ und dieser duldet es, da sie in Medina davon Gebrauch macht.108 Frhestens ein Jahr nach der Einnahme Mekkas durch Mohammed kann diese den Leser unangenehm berhrende Mischung aus Triumphalismus und Kitsch entstanden sein; dieser Zeitpunkt ergibt sich aus dem Zitat von Sure 9, in der der Prophet einseitig die den Heiden, den ÑBeigesellernì, gegebene Zusage aufkndigt, sie drften die Pilgerfahrt nach Mekka gem ihren angestammten Riten vollziehen. Auch Christen und Juden werden nun zu Feinden des Ñwahren Glaubensì erklrt, die man bekriegen msse, bis sie, jeder einzelne von ihnen fr sich, in demtiger Haltung den muslimischen Siegern den Tribut entrichteten (Sure 9, 29). Im brigen enthlt der Text, worauf schon aufmerksam gemacht wurde, Aussagen, die in der zu Mohammeds Zeit noch lngst nicht existierenden Schariawissenschaft genutzt werden;109 folglich ist er in manchen Passagen noch jnger. Auch die brigen berlieferungen zur thiopischen Angelegenheit spiegeln eine Haltung gegenber dem Christentum wider, die es in mittelmekkanischer Zeit, in die sie zurckzugehen vortuschen, noch nicht gegeben hat. Dies trifft auch auf den Bericht ber die Prfung der Glaubenslehren der Asylanten zu. Jesus wie auch der Prophet Mohammed sind Knechte Allahs; mittelbar wird in dieser Aussage die Gottessohnschaft Jesu zurckgewiesen: Jesus, der Sohn Marias, der Gesandte und Geist Allahs, ist lediglich dessen Wort, das der Schpfer Maria einhaucht. Diese Stze, die in unserer Geschichte der um seine Herrschaft kmpfende Negus auf einem Talisman bei sich trgt, sind der medinensischen Sure 4, Vers 171 entnommen. ÑIhr Leute der Schrift!ì fordert Mohammed die Andersglubigen auf, Ñgeht in eurem Glauben nicht zu weit, sondern sagt ber Allah nur die Wahrheit: Der Messias Jesus, der Sohn der Maria, ist nur der Gesandte Allahs und dessen Wort, das er Maria einhauchte, und gehrt zu seinem Geist. Glaubt deshalb an Allah und seine Gesandten und sprecht nicht: ÇDrei!ë La t das sein! Das ist fr euch besser. Allah ist nur ein einziger Gott, gepriesen sei er! (Er ist so einzigartig), da er kein Kind hat. Ihm gehrt alles, was in den Himmeln und auf der Erde ist...ì Alles au er dem einen Allah ist dessen Werk und Eigentum und kann deshalb nicht mit ihm wesensgleich sein; genau dies m te aber nach Mohammeds Vorstellung fr einen Sohn gelten. In der Sure 19, die man in die Zeit datiert, in denen die dreiundachtzig Muslime in
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Mohammed und das Christentum am Beginn des thiopischen Exils
III. Die Vertreibung
thiopien Zuflucht fanden, ist dieser Gedanke schon zu entdecken, er ist aber noch nicht zum Dogma zugespitzt, wie es in der eben zitierten Sure 4 der Fall ist. Die Heranbildung eines Menschen im Mutterleib, in der mittelmekkanischen Periode in Sure 23, Vers 13 f. zum Thema gemacht, erklrt sich einzig und allein als ein Schpfungshandeln Allahs; jeder Mensch durchluft diese Stadien, weil Allah gewhnlich so verfhrt. Letzten Endes aber sind Zeugung und Geburt Vorgnge, die allein von Allahs Ratschlu abhngen. In Sure 19 hren wir zunchst, wie er im Falle Johannesí des Tufers eingriff; dessen Mutter litt unter Unfruchtbarkeit und empfing trotzdem (Vers 2ñ15). Noch wunderbarer verhielt es sich mit Jesus: Maria sonderte sich von ihrer Sippe ab, und der Geist Allahs erschien ihr in der Gestalt eines Menschen. ñ Da Allah ihr etwas von seinem Geist einhauchte, wird in diesem Text noch nicht gesagt. ñ Ohne von einem Mann berhrt worden zu sein, sollte Maria gebren; dies war von Allah so beschlossen, und darum geschah es: ÑDas ist Jesus, der Sohn der Maria, gem der wahren Ansicht, ber die man allerdings streitet. Es ziemt sich fr Allah nicht, sich einen Sohn zu nehmen. Gepriesen ist er! Wenn er etwas verfgt, dann sagt er nur: ÇSei!ë und es ist. Allah ist mein Herr und euer Herr. Deswegen betet ihn an! Das ist die gerade Stra eì (Vers 34ñ36). Allah hat keine Tchter. Die Beigeseller mi achten diese Wahrheit, meint Mohammed. Doch war er in dieser Hinsicht damals zu Zugestndnissen bereit; er rang noch mit dem Problem der Einsheit Allahs. Wenn er den Heiden die Vielgtterei austreiben wollte, dann mu te er sich auch gegen die christliche Lehre der Gottessohnschaft Jesu wenden. Eben dies unternimmt er in Sure 19, und das Argument, das er sowohl gegen die Heiden als auch die Christen ins Feld fhrt, ist die unablssig wirkende Schpferkraft Allahs; alles, was ins Dasein tritt und damit dem Diesseits angehrt, ist allein durch sie. So steht die gesamte Schpfung, und selbstverstndlich auch Jesus, vor dem Einen in der anbetenden Haltung des Knechtes; dies hat Mohammed schon in der frhmekkanischen Sure 51, Vers 56 dargelegt. Die unerschtterliche Bekundung dieser Haltung ist es, was Allah dazu bewegen kann, auf in der Sicht des Menschen wunderbare Weise vorzugehen: Zacharias verstummt und zertrennt auf diese Weise die Verbindungen zu den Mitmenschen, Maria sondert sich von ihrer unglubigen Umgebung ab (Vers 10 f. und 16), und dann nimmt das Geschehen seinen Lauf. Das gleiche widerfhrt Abraham; er verwirft die Vielgtterei seiner Sippe und Ñals er sich von ihnen und von dem, was sie neben Allah anbeten, getrennt hatte, schenkten wir ihm Isaak und Jakob...ì (Vers 49). Mit Mose hielt Allah Zwiesprache, Ñund wir schenkten ihm aus unserer Barmherzigkeit seinen Bruder Aaron...ì (Vers 53). Alle unter solchen Umstnden Gezeugten wurden Propheten, desgleichen Ismael und Idris. ÑJene Propheten aus der Nachkommenschaft Adams, die wir mit Noah (in der Arche ber die Fluten) trugen, aus der Nachkommenschaft Abrahams und Israels, die wir auf den rechten Weg fhrten und auserwhlten, jene sind es, die, wenn ihnen die Wunderzeichen des Barmherzigen vorgetragen werden, sich zur Prosternation niederwerfen und weinenì (Vers 58). Wir kennen damit den Horizont, vor dem Mohammed am Beginn des thiopischen Exils einiger Anhnger das
4. Die chtung der Höimiten
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Christentum wahrnahm. Die Grundlage seiner Beurteilung bildet, wie auch bei der Ablehnung der mekkanischen Vielgtterei, das ununterbrochen wirkende Schpfertum Allahs. Kleine von den brigen Menschen abgesonderte Zirkel haben zu verschiedenen Epochen der Heilsgeschichte das Wesen dieses Schpfertums richtig erfa t und auch erkannt, da man als Geschpf zur ebenso ununterbrochenen Anbetung des Einen gehalten ist. Diese Anbetung schlie t die Niederwerfung ein, sobald die Botschaft vom Wirken dieses Einen rezitiert wird. Dies war der Ritus gewesen, den die thiopienfahrer im Exil ungestrt zu vollziehen hofften.110 Die verschwommenen Formulierungen von Sure 19, Vers 58 deuten an, da es seit Adam immer wieder Gruppen gab, die den durch Allahs Schpfertum bedingten Ritus ausbten; diese Gruppen sind einerseits durch ihre Abstammung definiert, andererseits durch eine Erwhlung. Die gesellschaftliche Wirklichkeit ñ oder besser: Zweideutigkeit ñ des entstehenden Islams kann mit diesen Aussagen zusammengebracht werden; da Mohammed selber von der Erwhlung seiner Sippe berzeugt war, haben wir gehrt.
4. Die chtung der Höimiten Was Mohammed vortrug, raubte wenig gefestigten Menschen nach Ansicht der Mekkaner den Verstand. Die ÑLesungenì, deren Vorbild in den christlichen Hymnen zu finden ist, waren etwas Fremdartiges. Woher hatte Mohammed dies alles? So fragte man sich, und man u erte unterschiedliche Vermutungen. War es ein Mann aus der Jamama, der ihm dies alles beibrachte?111 Oder lernte er dies alles bei seinen hufigen Besuchen in al-Marwa, wo er sich bei einem christlichen Sklaven aufhielt, der das Eigentum des reichen aram-Klans war, der mit arb b. Umaija in einem Schwurbund stand?112 In der sptmekkanischen Sure 16 weist Mohammed die letztere Verdchtigung zurck; derjenige, den man als seinen Einflsterer ansehe, knne nicht arabisch sprechen, die ÑLesungì aber sei arabisch (Vers 103).113 Von thiopien her, wahrscheinlich durch die dort weilenden Exilanten, wurde bei etlichen Christen aus Narn das Interesse an Mohammed geweckt. Sie suchten ihn in Mekka auf und lie en sich von ihm ber seine Botschaft ins Bild setzen. Er trug ihnen aus seiner ÑLesungì vor, und sie konnten die Trnen nicht zurckhalten.114 Der Negus selber soll ebenfalls eine Abordnung nach Mekka entsandt haben, damit man ihm aus erster Hand ber Mohammed berichte.115 Die heidnischen Mekkaner hatten allen Grund, mit Mi trauen auf jenen Höimiten zu schauen, dessen aufsehenerregende und verstrende Worte sie an eine fremde religise Welt gemahnten. Um des inneren Friedens der Stadt willen hatten sie sich vorbergehend dem mohammedschen Gebetsritus anbequemt, den Niederwerfungen, die aus ebenjener ihnen fremden christlichen Umgebung stammten. Im orthodoxen Christentum vollzog die Gemeinde die Proskynesis, sobald der Priester und der Diakon die Opfergaben in das Schiff der Kirche hineintrugen; das Mysterium der Gegenwart Christi rechtfertigt, ja erfordert diesen Akt der Glubigen, die in diesen Augenblicken sich unmittelbar dem Hch-
Widerwille gegen die Niederwerfung
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Versch rfung der Kritik an Mohammed
III. Die Vertreibung
sten gegenber sehen. In der lateinischen Kirche nahm man daran Ansto , da solche Verehrung schon vor der Wandlung stattfand, durch die doch die Gegenwart erst eigentlich gestiftet werde.116 Fr Mohammed war die Anwesenheit vor dem Einen, der Islam im wrtlichen Sinn, in der Zeitspanne gegeben, in der die ÑLesungì erklang; einer vorausgehenden Weihehandlung bedurfte es nicht117 ñ ein Umstand, der der Vergleichbarkeit mit dem orthodoxen Ritus frderlich war. Whrend die heidnischen Mekkaner die Prosternation ablehnten, worauf schon verwiesen wurde, beharrte Mohammed nicht nur in Sure 19 auf dieser Kultgeste. Der lteste Beleg findet sich bereits in Sure 84; Mohammed hat sich noch nicht dem anfentum geffnet, sondern verkndet noch die Selbstheiligung durch Luterung: ÑNein! Ich schwre bei der Abenddmmerung! Bei der Nacht und allem, was sie einhllt! Beim Mond, wenn er die Flle erreicht! Ihr werdet Schicht nach Schicht118 besteigen! Weshalb glauben sie nicht? Weshalb werfen sie sich nicht nieder, wenn ihnen die ÇLesungë rezitiert wird?ì (Vers 16ñ21). In die mittelmekkanische Zeit gehrt Sure 17, Vers 107; Mohammed erinnert hier an das Vorbild Ñderjenigen, denen schon vor (dem Koran) das Wissen gegeben wurdeì; sie werfen sich bei der Rezitation nieder und berhren mit dem Kinn den Erdboden. Sure 32, Mohammeds letzten Jahren in Mekka zuzuweisen, trgt die berschrift ÑDie Prosternationì. Unmi verstndlich stellt sein Alter ego fest: ÑNur die glauben an unsere Wunderzeichen, die, werden sie ihnen (durch den Vortrag) ins Gedchtnis gerufen, sich niederwerfen und ihren Herrn rhmen und dabei keinerlei Hochmut zeigenì (Vers 15).119 Mohammeds Bestreben, den Zuhrern der ÑLesungì eine Niederwerfung vorzuschreiben, stie nicht nur bei den Heiden, sondern auch in der eigenen Anhngerschaft auf Widerstand. Umar b. al-aÅÅb soll dieser Geste skeptisch bis ablehnend gegenbergestanden haben. So bildete sich ein Kanon von vier bis hchstens fnfzehn Koranversen heraus, bei deren Erklingen die Prosternation vollzogen werden sollte. Die Einzelheiten knnen wir hier nicht verfolgen.120 Den Feinden Mohammeds jedenfalls war neben der ÑLesungì selber gerade diese Ritualhandlung ein Dorn im Auge. Sie trug zur Erhhung der Spannungen bei, wenn man ihm auch nicht ernsthaft nach dem Leben zu trachten wagte. Man trieb aber mit ihm manchen Schabernack, dessen Anla die Niederwerfung war. So soll Uqba b. ab MuaiÅ, ein Urenkel Umaijas,121 Mohammed auf den Nacken getreten haben, als dieser einmal im Gebet vor der Kaaba lag. Ab ahl bewarf ihn, der bei anderer Gelegenheit wieder in dieser Pose verharrte, mit Steinen.122 Eines Tages trafen Ab ahl und andere auf den betenden Mohammed, und da fiel ihnen ein, da man Tags zuvor eine Kamelin geschlachtet hatte. Sie besorgten sich die Haut, die den Ftus umhllt hatte, und legten die eklige Masse dem in Prosternation Verharrenden auf die Schultern. Er rhrte sich nicht; jemand holte seine Tochter FÅima, damals noch ein kleines Mdchen, die ihren Vater von dem Unrat befreite.123 Der Koran selber gab den Mekkanern den meisten Anla , Mohammed zuzusetzen. Am lebhaftesten scheint der Streit in der mittelmekkanischen Periode ausgetragen worden zu sein. Mit der Aneignung des anfentums war, wie bereits errtert (vgl. Sure 41, 44), die Aufnahme von als
4. Die chtung der Höimiten
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fremdartig empfundenem Erzhlgut verbunden. Die Mglichkeiten einer plausiblen Datierung der zu diesem Thema berlieferten Episoden fehlen. Deshalb betrachten wir sie hier im Zusammenhang. Fr Mohammed war es in jenen Jahren unabdingbar geworden, sich gegenber seinen Feinden als Gesandter Allahs zu beweisen. Damals begann die schriftliche Aufzeichnung der Offenbarungen, wie wir im vorigen Kapitel verfolgen konnten. Man begehrte von ihm allerdings unzweideutige Zeichen dafr, da das intime Verhltnis zu Allah, dessen er sich rhmte, auch wirklich bestehe. Es mu te sich in greifbaren Geschehnissen niederschlagen. Den Koran erlerne er, so warf man ihm vor, oder er habe sich ihn selber zusammengereimt. Ein Bote des Einen sei berdies kein gewhnlicher Mensch,124 der Speisen zu sich nehme und auf den Mrkten umhergehe. Wenigstens sollte ein Engel erscheinen; mit solch einem himmlischen Boten gemeinsam vorgetragene Warnungen seien glaubwrdiger. Und wenn Mohammed mit Allah auf vertrautem Fu verkehre, wieso beschaffe er sich nicht einen Schatz oder einen Garten mit Frchten (Sure 25, 4ñ8)? Mohammed konnte auf solche Herausforderungen nur antworten, da sein alltglicher Lebenszuschnitt von Allah beabsichtigt sei; Wunderttern laufe jedermann nach (Sure 25, 20). In Sure 17, die aus derselben Zeit stammt, wird dieser Gedanke etwas genauer ausgefhrt. Er solle eine Quelle aus dem Boden hervorsprudeln lassen oder einen Garten mit Palmen und Weinstcken vorzeigen; oder er solle den Himmel in Stcken auf die Mekkaner herabstrzen lassen, wie er ihnen androhe; oder er mge selber in den Himmel hinaufsteigen und das Buch herunterholen. Dies alles wre vergeblich, wendet Mohammed ein. Gewi , wenn die Bewohner der Erde, die es zu bekehren gelte, Engel wren, dann htte Allah ihnen einen Engel vom Himmel als Botschafter geschickt (Sure 17, 90ñ95).125 Die Menschen aber, so ist zu folgern, haben mit einem Menschen als Gesandten Allahs vorlieb zu nehmen.126 Der schon mehrfach erwhnte Verdacht, Mohammed lasse sich von einem Fremden in der Religion unterweisen, schien seinen mekkanischen Gegnern begrndet. Wenn er nmlich behauptete, er empfange sein Wissen von Allah, dann mu te es mglich sein, die Probe aufs Exempel zu machen, indem man sich von irgendjemand Geschichten erzhlen lie , von denen Mohammed keine Kenntnis haben konnte. Man wrde ihn danach fragen; Allah wrde ihm sicher unverzglich das Ntige mitteilen ñ und wenn nicht, dann wre sein Anspruch widerlegt. In der Tat brachte man ihn in arge Verlegenheit, und das wird so erzhlt: An-Nar b. al-ri, ein Mann von den Ban Abd ad-Dr,127 der durch die Ban Abd Manf aus dem Erbe Quaijs gedrngten Sippe,128 war voller Ha auf Mohammed; in Hira hatte an-Nar die iranischen Erzhlungen ber Rustam und Isfandijr129 kennengelernt; wann immer der Gesandte Allahs seine Warnungen vor dem schlimmen Ende, das es mit den unglubigen Vlkern genommen hatte, zum Besten gab, stellte sich an-Nar ein, um ihm mit seinen wesentlich unterhaltsameren Erzhlungen die Zuhrer abspenstig zu machen. Als ÑGeschichten der Altvorderenì soll an-Nar Mohammeds Warnungen, deren Inhalt wir uns am Beispiel von Sure 26 vor Augen fhrten, lcherlich gemacht haben (Sure 68, 15). Besonders deutlich spiegelt Sure 25, Vers 4 bis 5 jenen Spott
Pr fung durch seine Feinde
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III. Die Vertreibung
wider: ÑDie, die undankbar (gegen Allah) sind, sagen: ÇDas ist nichts als Schwindel, den er sich zusammendichtet, und andere Leute helfen ihm dabei.ë Damit begehen (die Sptter) ein schlimmes Unrecht! Sie sprechen weiter: ÇGeschichten der Altvorderen! Er schreibt sie sich auf, whrend sie ihm diktiert werden, morgens und am Abend.ëì Was er rezitiere, werde aus dem Himmel herabgesandt, beharrt Mohammed demgegenber, und zwar nicht nur an dieser Stelle seiner ÑLesungì, sondern viele Male. Seine Feinde wollten ihn nicht so einfach davonkommen lassen. Sie schickten an-Nar zusammen mit Uqba b. ab MuaiÅ zu den Rabbinern nach Medina; diese mu ten, da sie sich selber auf Propheten beriefen, doch wissen, wie man einen echten von einem falschen unterscheidet. Nach drei Dingen solle man Mohammed fragen, schlugen die Rabbiner vor, und wenn er darauf die richtige Antwort kenne, dann sei er ein Prophet, und wenn nicht, dann ein Aufschneider. Da hatte es in der fernen Vergangenheit einige junge Burschen gegeben, denen ein wundersames Schicksal widerfahren war ñ was hatte es mit ihnen auf sich gehabt? Es lebte einmal ein Mann, der durch die ganze Welt zog und dabei in den fernsten Osten wie auch den fernsten Westen vordrang ñ wie lautet seine Geschichte? Und schlie lich: Was ist der Geist (arab.: ar-r ), auf den sich Mohammed immer wieder beruft? ñ Sure 18 enthlt die Antwort auf die ersten beiden Fragen, wobei im brigen nur ein Teil der Alexandersage, von der die Rede ist, in Mekka offenbart, der andere erst in Medina hinzugefgt worden sein soll. Die dritte Frage findet sich als ein medinensischer Einschub in Sure 17, Vers 85 kurz angesprochen. Die Diskussion um das Wesen der Offenbarung und um die Legitimation Mohammeds als eines hier und jetzt fortlaufend von Allah angeredeten Propheten kam erst in Medina auf die Tagesordnung; erst dort traf sein Anspruch auf die jdische Gelehrsamkeit, die sich auf ein abgeschlossenes Korpus prophetischer Texte sttzte.130 Vermutlich gehrt die Debatte um den Geist noch nicht in die mekkanische Zeit. ñ Nachdem jene beiden zurckgekehrt waren, begab man sich zu Mohammed und legte ihm die Fragen vor. ÑMorgen werde ich euch Bescheid gebenì, versprach dieser. Aber er vermochte die Zusage nicht einzuhalten. Fnfzehn Tage verstrichen, und er kam ins Gerede. Dann endlich, so Ibn Isq, sei Gabriel erschienen und habe ihm von Allah Sure 18 berbracht. Die Verzgerung, das ist die muslimische Erklrung fr diesen peinlichen Umstand, sei als eine Zurechtweisung aufzufassen; denn Mohammed hatte vergessen, die Zusage mit einem ÑSo Allah willì abzuschlie en.131 Sure 18 beginnt mit einem Hinweis auf die Schrift, die Allah auf seinen Knecht herabsende und wegen dieser Herkunft ohne Fehl und Tadel sei. Den Glubigen stehe reicher Lohn in Aussicht; aber alle, die Allah ein Kind zuschrieben, sollten sich wegen ihrer diesbezglichen Unwissenheit warnen lassen. Doch grmen mge sich Mohammed ber ihren Unglauben nicht, denn Allah habe alles in seiner Gewalt; er versehe die Erde mit grnem Schmuck, und dann lasse er diesen verdorren, und so, wie ihm dies ein leichtes sei, so auch das Los, das er jenen Mnnern bereitet hatte, die einst in einer Hhle Zuflucht suchten (Vers 1ñ10). ñ Da Sure 18 an das Ende der mittelmekkanischen Periode datiert wird,132 in eine Zeit, in der, wie wir vorhin gehrt haben, die Distanzierung vom
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polytheistischen Heidentum allmhlich zur Distanzierung auch vom Judentum und vom Christentum erweitert wird, knnte die Affre um die Befragung Mohammeds auch nach der chtung der Höimiten spielen. Nun werden bisweilen die einfhrenden Verse als eine Hinzufgung aus medinensischer Zeit aufgefa t; sollte dies zutreffen, dann wre die Datierung an das Ende der mittelmekkanischen Zeit nicht zwingend, und die Einordnung der Befragung in die Reihe der Ereignisse, die der chtung vorausgingen und die Stimmung gegen Mohammed und seine Sippe verschrften, wre plausibel. Keine dieser beiden Mglichkeiten kann ausgeschlossen werden.133 ñ Allah mge ihnen einen Weg aus ihrer Bedrngnis zeigen, hatten jene jungen Burschen gefleht. Sobald sie die Hhle betreten hatten, schlug ihnen Allah aufs Ohr, so da sie fr lange Zeit betubt waren. Vor den bergriffen ihrer der Vielgtterei anhngenden Landsleute waren sie jetzt sicher. Sie schliefen, und ihr Anblick htte jedem, der sie so entdeckt htte, einen Schrecken eingejagt. Am Eingang lag ihr Hund, ebenfalls in tiefem Schlaf. Irgendwann weckte Allah sie auf, und sie vermeinten, nur einen Tag oder noch weniger in der Hhle geruht zu haben. Einer von ihnen sollte in der Stadt etwas zu essen einkaufen, mit gr ter Vorsicht freilich, weil sie glaubten, sich vor ihren Verfolgern in acht nehmen zu mssen, was lngst nicht mehr ntig war. ber der Hhle errichtete man spter einen Kultbau (Vers 11ñ21). Ganz zufrieden waren Mohammeds Feinde mit dieser Erzhlung nicht; sie wollten genau wissen, wie viele Schlfer es gewesen waren, drei, fnf oder sieben. Das wisse nur Allah, antwortete Mohammed, und dann folgt auch im Koran die schon erwhnte Zurechtweisung: ÑSag nie bei einer Sache: ÇDas werde ich morgen tun!ë ohne ÇVorausgesetzt, da Allah es willë! Gedenke deines Herrn, wenn du etwas vergessen hast, und sprich: ÇVielleicht wird mich mein Herr zu etwas anleiten, das richtiger ist (als das Unterlassene)!ëì (Vers 23 f.). Ob die Schlfer 309 Jahre in ihrer Hhle blieben, wie man berichtet, sei ungewi ; wie Allah ein Geschehen entscheide, sei nur ihm selber bekannt (Vers 25 f.).134 ÑVerlies du aus der Schrift deines Herrn, was dir eingegeben wurde! Seine Worte vermag niemand (gegen andere) auszutauschen. Du wirst au er ihm niemanden finden, an den du dich wenden knntest!ì (Vers 27). So spricht sich Mohammed den Mut zu, den er bentigt, um mit den Anwrfen fertigzuwerden. Er solle sich, so hei t es weiter, zuversichtlich an seine Anhnger halten, denen das Paradies versprochen sei. Ein Echo auf das Weglassen des ÑSo Allah willì, die kurz zuvor gergte Unachtsamkeit Mohammeds, folgt dann in einem Gleichnis: Ein Eigentmer ertragreicher Grten brstet sich mit seinem Reichtum gegenber einem rmeren. Dieser verwahrt sich gegen jegliche Prahlerei; Allah, der den Menschen zuerst aus Lehm geformt hat und danach je als Individuum aus einem Samentropfen heranbildet, vermag die Grten unvermittelt zu vernichten. Der Reiche wre daher gut beraten, jedesmal bei Betreten seines Besitzes zu sagen: ÑWas Allah will, (geschieht)! Es gibt keine Macht und keine Kraft au er bei Allah. Wenn du meinst, ich htte weniger Vermgen und Shne, so wird mein Herr mir vielleicht etwas Besseres geben als deinen Garten...ì (Vers 39 f.). Dieses Thema wird in den nchsten Versen abgewandelt, immer mit Blick auf die heidnische ber-
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Der Ablauf der Ereignisse
III. Die Vertreibung
zeugung, irdische Gter, zu denen auch Shne zhlen, machten den Wert des Menschen aus. Im Endgericht wird es darauf gar nicht ankommen; vergebens werden die Heiden auf die Frsprache der vermeintlichen Kinder Allahs rechnen. Nach einer knappen Anspielung auf die Straflegenden ñ Allah hat die Stdte der selbstherrlichen Vlkerschaften zerstrt, die nicht an sein allumfassendes Bestimmen glaubten ñ beginnt die Erzhlung von Mose und seinem Burschen, der in der spteren islamischen Legendenliteratur den Namen al-ir oder al-air135 trgt: Die dem antiken Alexanderroman entlehnte Gestalt belehrt im Koran den Propheten Mose136 an drei Beispielen darber, da Allah besser als jeder Mensch alles durchschaut und stets entsprechend diesem dem Menschen unerreichbaren Wissen vorgeht; das Handeln Allahs erscheint dem irdischen Beobachter oftmals sinnlos und willkrlich, ein irriger Eindruck, der dem beschrnkten Horizont des Menschen geschuldet ist (Vers 60ñ 82). ñ Hierauf folgt die wahrscheinlich erst in Medina hinzugefgte Geschichte vom Zwiegehrnten,137 der, nachdem er im Osten wie im Westen den Rand der Welt erkundet hat, einen Damm gegen die frevlerischen Gog und Magog errichtet. Am Ende spricht der Zwiegehrnte selber aus, worum es in dieser Sure geht: Da er jenes Werk vollenden konnte, Ñist ein Zeichen fr die Barmherzigkeit, die mein Herr erzeigt. Wenn freilich das Versprechen meines Herrn eintritt, dann wird er (den Damm) zu einem flachen Hgel einebnen. Die Verhei ung meines Herrn bewahrheitet sich!ì (Vers 83ñ98).138 ñ Ab Vers 102 fllt Mohammed in die Schelte der Beigeseller zurck: ÑVermeinen die Unglubigen etwa, sie drften meine Knechte neben mir zu ihren Vertrauten whlen? Den Unglubigen haben wir die Hlle als Bleibe zubereitet!ì Und er hebt den wunderbaren Lohn hervor, den dereinst die Glubigen empfangen werden. Jawohl, wiederholt er, er ist ein Mensch wie die anderen Mekkaner, aber er erhlt Eingebungen. ÑEuer Gott ist ein einziger! Wer seinen Herrn zu treffen begehrt, der mge rechtschaffen handeln und der Verehrung seines Herrn keinen einzigen (anderen) beigesellen!ì (Vers 102ñ110). Die Antwort Mohammeds auf die Prfung, der ihn einige Mekkaner unterzogen, lief mithin auf eine schroffe Bekrftigung des von ihm fr wahr Erkannten hinaus. Wenn seine Gegner Bilanz zogen, dann mu ten sie sich eingestehen, da die Eindmmung des vom Gesandten Allahs in Umlauf gesetzten Gedankenguts bis dahin nicht sehr erfolgreich verlaufen war. Die ÑLesungì und ihre Lehren machten bei den Stmmen au erhalb Mekkas Eindruck. Eine ganze Reihe von Mekkanern, auch solche aus angesehenen Klanen, hatte sich so weit mit Mohammed eingelassen, da sie den von ihm eingefhrten Kult Allahs als des einzigen Gottes fr ihre neue Lebensmitte ansahen und nach thiopien auswichen, um die Riten ungestrt zu praktizieren; die Ñsatanischen Verseì hatten diesen unerhrten Bruch mit der Solidargemeinschaft nicht kitten und die kultische Einheit der Quraiöiten nicht wiederherstellen knnen; ohnehin war Mohammed bald wieder anderen Sinnes geworden, und eine noch gr ere Schar ging ins afrikanische Exil. Diese Ereignisse fallen in die zweite Hlfte des fnften Jahres nach Mohammeds Berufung. So jedenfalls schildert uns al-Wqid die Abfolge des Geschehens; von ihm stammt auch die Datierung,139 wobei er offensichtlich eine Zeitspanne von unge-
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fhr dreizehn Jahren zwischen den ersten ÑEingebungenì und der Hedschra ansetzt.140 Da die an einem im Sinne der spteren Funktionen der Prophetengestalt geschnten Lebenslauf Mohammeds interessierte berlieferung, fr die zumindest Ibn Hiöm steht, wenn nicht gar schon Ibn Isq, eine absichtsvolle Verwirrung herbeifhrte, wurde vorhin errtert. Das herausragende Ereignis des sechsten Jahres war dann die berraschende Bekehrung Umar b. al-aÅÅbs zum Islam, von der wir ebenfalls hrten. Laut al-Wqid entwickelten sich die Dinge so weiter: ÑAls die Quraiöiten erfuhren, was der Negus afar (b. ab Älib) und dessen Gefhrten (an Gutem) getan und da er sie gro zgig aufgenommen hatte, mi fiel ihnen das, und sie zrnten dem Gottesgesandten und seinen Anhngern. Sie kamen berein, ihn zu tten, und setzten ein Schriftstck zu Lasten der Höimiten auf, nmlich da sie mit ihnen keinen Ehevertrag eingehen und keinen Handel abschlie en und (berhaupt) nicht (mehr) mit ihnen verkehren wollten. Es war Man r b. Ikrima al-Abdar, der dieses Dokument niederschrieb, und danach verdorrte ihm die Hand. Man hngte es im Innern der Kaaba auf. Andere sagen, es wurde bei Umm aluls bt. al-Muarriba al-analja, einer Tante mtterlicherseits von Ab
ahl, verwahrt.ì Die Nachfahren Abd ad-Drs, das sahen wir bereits am Beispiel an-Nar b. al-rií, waren unter den Gegnern Mohammeds eine treibende Kraft. ñ Auch an-Nar wird brigens als Schreiber des Dokuments genannt.141 ñ Das Zerwrfnis unter den Erben Quaijs142 macht sich weiterhin bemerkbar. Die Ban Abd ad-Dr hatten einst die prestigetrchtigen mter der Versorgung der Pilger mit Speisen und Getrnken und der Kriegfhrung nicht halten knnen; ihnen waren das ÑHaus der Beratschlagungì verblieben, das Pfrtneramt an der Kaaba und die Verwahrung der Standarte. Zu den Ban Abd ad-Dr hatten damals die Ban Maz m gehalten, desweiteren die Klane Sahm, uma und Ad. Letzteren gehrt Umar b. al-aÅÅb an, bis in jene Tage einer der erbittertsten Feinde Mohammeds; auf ihn scheint sich al-Wqids Bemerkung zu beziehen, man habe ein Mordkomplott gegen den Propheten geschmiedet, denn Umar hegte die Absicht, ihn zu tten. Er fhrte sie nicht aus, weil man ihn warnte, die Ban Abd Manf wrden eine solche Untat nicht hinnehmen.143 Da Umar Muslim wurde, wird fr die Feinde Mohammeds ein Alarmzeichen gewesen sein, das sie zu energischerem Handeln drngte. Das Ergebnis war die schriftliche chtung, die mit dem Beginn des siebten Jahres nach der Berufung Mohammeds in Kraft trat. Der von al-Wqid genannte Schreiber Man r b. Ikrima b. mir b. Höim b. Abd Manf b. Abd ad-Dr, dessen Name auch bei Ibn Isq auftaucht,144 ist in al-Muab az-Zubairs Buch ber die Genealogie der Quraiöiten nicht zu finden. Sein Vater Ikrima allerdings wird dort erwhnt, und zwar als ein Dichter; sein Bruder Ba b. mir sei der Schreiber gewesen, dem dann die Hand verdorrte. Neben Ikrima und Ba hatte mir laut az-Zubair einen dritten Sohn mit Namen Man r; dieser hatte das ÑHaus der Beratschlagungì inne; noch in vorislamischer Zeit habe er es an akm b. izm b. uwailid veru ert, einen Neffen adas, der gro es Ansehen geno und erst zum Islam bertrat, als Mohammed 630 in Mekka eingezogen war.145 Auch einen Gro neffen
Die chtung
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III. Die Vertreibung
mirs, Man r b. Abd äurabl b. Höim, hat die genealogische Literatur als Schreiber des Dokuments anzubieten,146 so da wir in dieser Frage keine Entscheidung treffen knnen. Das ÑHaus der Beratschlagungì blieb brigens nach einer anderen berlieferung im Besitz der abdaritischen Sippe der Ban mir b. Höim; ihr und nicht akm b. izm soll es Muwija (reg. 660ñ680) fr 100 000 Silberdirham abgekauft haben, um es als Residenz zu nutzen, wenn er als Pilger in Mekka weilte.147 Die Ban Abd ad-Dr, das sei hier kurz eingeflochten, gehrten in der Mehrzahl zu den hartnckigen Verteidigern des vorislamischen Mekka; sie trugen in den Kriegen gegen Mohammed die quraiöitische Standarte, wie es ihre ererbte Pflicht war, und entrichteten dabei einen hohen Blutzoll. Allein in der Schlacht von Uud fielen mehrere Fahnentrger aus dieser Sippe, darunter ein gewisser al-uls,148 in dem man den Sohn der vorhin erwhnten Umm al-uls, der mglichen Verwahrerin der Vereinbarung ber die chtung der Höimiten, vermuten darf. Al-Wqid fhrt fort: ÑSie schlossen die Ban Höim in der Schlucht Ab Älibs ein, und zwar in der Nacht zum ersten Tag des Muarram des siebten Jahres nach der Berufung Mohammeds. Die Ban l-MuÅÅalib b. Abd Manf stellten sich Ab Älib in dessen Schlucht zur Seite, zusammen mit den Ban Höim. Ab Lahab jedoch ging hinaus zu den Quraiöiten und stand ihnen gegen die Ban Höim und die Ban l-MuÅÅalib bei. Man schnitt ihnen die Zufuhr von Getreide und allen Gtern ab, und sie verlie en die Schlucht nur zur Pilgerzeit, bis sie gro e Not litten und man die Stimmen ihrer kleinen Kinder jenseits der Schlucht (wimmern) hren konnte. Da gab es einige Quraiöiten, die dies erfreute, andere aber bedrckte es, und diese meinten: ÇSchaut, was Man r b. Ikrima begangen hat!ë Drei Jahre hielten sie sich in der Schlucht auf, dann lie Allah seinen Gesandten wissen, wie es um das Dokument stand und da die Wrmer alle mit Frevel und Unrecht beschriebenen Stellen gefressen hatten und nur das brig geblieben war, worauf Allah erwhnt wurde. Der Gottesgesandte erzhlte dies Ab Älib, der seinerseits seine Brder davon in Kenntnis setzte. Sie gingen hinaus zum Gebetsplatz (an der Kaaba), wo Ab Älib den unglubigen Quraiöiten sagte: ÇMein Neffe teilte mir mit ñ und er hat mich noch nie angelogen ñ, da Allah euer Dokument den Wrmern preisgab. Sie zernagten daran alles, worauf Frevel und Unrecht standen, und es blieb nur alles das brig, worauf Allah erwhnt wurde. Wenn mein Neffe die Wahrheit spricht, dann gebt ihr eure bse Absicht auf; wenn er aber lgt, dann liefere ich ihn aus, und ihr mgt ihn tten oder am Leben lassen.ë Jene entgegneten: ÇDu l t uns Gerechtigkeit widerfahren.ë Man schickte nach dem Dokument und ffnete es, und es war tatschlich so, wie der Gesandte Allahs gesagt hatte. Verlegen und beschmt standen sie da, worauf Ab Älib fragte: ÇWeswegen werden wir noch gefangengehalten und von der Au enwelt abgeschnitten, da doch nun die Sache klar ist?ë Er und seine Begleiter drngten sich zwischen die Kaaba und die Vorhnge, mit denen sie bedeckt war, und (Ab
Älib) flehte: ÇO Allah, hilf uns gegen diejenigen, die uns Unrecht antaten, die Verwandtschaftsbande trennten und ihnen verbotene Dinge wider uns zulie en!ë Dann kehrten sie in die Schlucht zurck. Einige Quraiöiten aber machten sich wegen des Bsen, das sie den Ban Höim
4. Die chtung der Höimiten
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zugefgt hatten, Vorwrfe, unter ihnen MuÅim b. Ad, Ad b. Qais, Zama b. al-Aswad, Ab l-Batar b. Hiöm und Zuhair b. ab Umaija. Sie legten Waffen an, gingen zu den Ban Höim und Ban l-MuÅÅalib hinaus und trugen149 ihnen auf, in ihre Wohnsttten zurckzukehren. So geschah es und als die (brigen) Quraiöiten dies bemerkten, zeigten sie sich bestrzt und erkannten, da jene (ihnen die Höimiten) nicht ausliefern wrden. Deren Auszug aus der Schlucht erfolgte im zehnten Berufungsjahr.ì150 Die chtung der Höimiten und der Ban l-MuÅÅalib begann am ersten Tag des siebten Jahres des Auftretens Mohammeds. Wie die berlieferung nahelegt, war der Zorn der brigen quraiöitischen Klane nicht erst durch den Gesandten Allahs geweckt worden. Die Zwistigkeiten, die schlie lich zu diesem Gewaltakt fhrten, reichten weiter zurck, und ihre Ursache war der herausgehobene Rang, den sich die Höimiten, vor allem die Nachkommen Abd al-MuÅÅalibs, anma ten. Die Abwehr der thiopischen Feinde, die Stiftung eines besonderen Kultes, nmlich die rituellen Andachtsbungen am Berg ir im Ramadan,151 das Ausheben des Zemzembrunnens, legitimiert durch das Anerbieten, einen Sohn zu opfern,152 das waren fr die Stadt u erst prgende Vorgnge, die die Verwandten Abd al-MuÅÅalibs zu ihrem eigenen Ruhm anfhrten. Auch bei der Unterbindung der bergriffe der Ban Bakr b. Abd Mant soll Abd al-MuÅÅalib das entscheidende Wort gesprochen haben; man schreibt ihm das Verdienst zu, die Abö zusammengebracht und whrend der blutigen Schlacht von t Nakf in der Tihama den Oberbefehl ber die quraiöitischen Truppen innegehabt zu haben.153 Mohammed hatte sich ohne Bedenken in die quraiöitische Parteiung eingefgt, die in seinem Gro vater den Mann pries, dem Mekka zu verdanken habe, was es sei; dies lehrten uns Sure 105 und Sure 106. Aber die Wirklichkeit war schon seit seiner Jugend eine andere: Beim Neubau der Kaaba waren die Ban Maz m die treibende Kraft gewesen; die Ban Abd äams hatten durch die Eidgenossenschaft mit den Ban aqf aus aÅ-Äif Gewicht gewonnen; iranischer Einflu gelangte nach Mekka.154 In der Sippe adas aber blickte man, wie erwhnt, nach Byzanz, was die politischen Bestrebungen von Umn b. al-uwairi belegen, die, so die mekkanische Geschichtserinnerung, auf schroffe Ablehnung stie en.155 Etwa ein Jahr nach dem Beginn der chtung schlug sich die Rivalitt zwischen den iranfreundlichen und den nach Byzanz ausgerichteten quraiöitischen Klanen im Koran nieder. ÑDie Byzantiner wurden besiegt, in einem ganz nahen Gebiet. Doch werden sie, nachdem man sie bezwungen hat, ihrerseits siegen, in ein paar Jahren. Allah steht die Fgung zu Gebote, vorher und nachher, und dann freuen sich die Glubigen ber den Triumph, den Allah verleiht, wem er will. Er ist der Mchtige, Barmherzigeì (Sure 30, 2ñ5). Allah wird sein Versprechen erfllen, davon zeigt sich Mohammed berzeugt (Vers 6). Bostra und Arut seien die Ortschaften, die er meine, wu ten die Kommentatoren. Dort seien die Armeen der Byzantiner und der nach Westen vorrckenden Sasaniden aufeinandergesto en, und die Schlachten seien nicht gut fr die Byzantiner ausgegangen. Die Beigeseller unter den Quraiöiten htten ber diese Nachrichten frohlockt, die Muslime aber seien bedrckt ge-
Die Hintergr nde der chtung
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Das Ende der chtung
III. Die Vertreibung
wesen. Denn die Iraner kennten kein heiliges Buch, Ñund auch wir sind ummj nì, htten sie den Anhngern Mohammeds vorgehalten, Ñund unsere Brder, die Iraner, gewannen ber eure Brderì, die Byzantiner, die als Christen Schriftbesitzer seien, die Oberhand. Die quraiöitischen Heiden glaubten, jetzt brauchten sie seitens der Muslime nichts mehr zu befrchten.156 Nachdem Mohammed die obigen Verse von Sure 30 verkndet hatte, machte Ab Bakr sie unter den Quraiöiten bekannt. Diese wollten wissen, wann die nach Lage der Dinge so unwahrscheinliche Wende eintreten werde. Sie boten ihm eine Wette an, denn die vorausgesagte Niederlage werde nicht kommen. Doch, habe Ab Bakr beharrt, in einigen Jahren! Dabei whlte er einen Begriff fr Ñeinigeì, der eine Anzahl von drei bis neun bezeichnet. Der Einsatz betrug zehn zugerittene Kamelstuten. Die volle Frist von neun Jahren brauchten die Muslime gar nicht zu warten. Schon nach sieben Jahren, ungefhr zum Zeitpunkt der Schlacht von Badr, htten die Byzantiner einen Sieg errungen.157 Eine genaue Zuordnung der Schlachten des byzantinisch-sasanidischen Krieges zu den Aussagen der arabischen Quellen ist nicht mglich. Immerhin waren die Muslime selbst nach dem Tode Mohammeds noch brennend an weiteren Nachrichten hierber interessiert. Umar b. al-aÅÅb (reg. 634ñ644) fragte Hurmuzn, den iranischen Herrn von Chuzistan, den man im Jahr 17 (begann am 23. Januar 638) als Besiegten nach Medina gebracht hatte,158 nach dem Verlauf der Kmpfe aus, und durch ihn erfuhr man wohl davon, da eine bedrohliche Lage im Osten des Reiches die Krfte der Sasaniden gebunden hatte, so da sich Herakleios hatte behaupten knnen.159 Die eigenartige Fernwirkung, die das byzantinisch-sasanidische Verhltnis auf den politischen Werdegang Mohammeds ausbt, werden wir noch fter beobachten. Sobald Mohammed fnf Jahre ber Medina geherrscht haben wird, wird der byzantinische Kaiser in aö-äam einrcken; der Gesandte Allahs wird einen Botschafter zu ihm nach Hims schicken und sich berdies ermutigt sehen, durch eine eigenartige Unternehmung, halb Wallfahrt, halb Feldzug, die Mekkaner herauszufordern. Der Lohn wird das Abkommen von al-udaibja sein.160 Doch richten wir jetzt unseren Blick wieder auf die Gechteten und ihr Schicksal! Den Bericht alWqids ergnzende Angaben aus Ibn Isqs Prophetenvita verdeutlichen, da die chtung nicht von Dauer sein konnte, da zu viele verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den Höimiten und den Ban lMuÅÅalib einerseits und den brigen Quraiöiten andererseits eine strenge Einhaltung des Abkommens unmglich machten. Da war Hiöm b. Amr b. Raba, ein Mann von den quraiöitischen Ban ama b. Mlik, deren Stammbaum erst in Luaij, einem Enkel Quraiöí, sich mit demjenigen der meisten mekkanischen Sippen vereinigt. Da er sich fr Mohammeds Ideen erwrmt htte, ist nirgends bezeugt; im Gegenteil, er blieb Heide, bis der Prophet Mekka besetzte, und zhlte dann zu den Prominenten, denen in den darauffolgenden Kriegen ein gro er Teil der Beute zugestanden wurde, damit ihr Herz dem Islam zuneige. Whrend der chtung verschaffte Hiöm b. Amr trotzdem den Höimiten heimlich Lebensmittel und rettete sie vor dem Hungertod. Wieder scheint die Sippensolidaritt das Motiv gewesen zu sein, war Hiöm doch der Sohn des Stiefbruders
4. Die chtung der Höimiten
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von an-Nala b. Höim b. Abd Manf. Mohammeds medinensischer Ruhmredner assn b. bit wird spter Hiöm b. Amr b. Rabas Verdienste in Versen besingen: Im Unterschied zu anderen Quraiöiten wu te dieser Mann seiner Pflicht zu gengen und schtzte die Verfolgten.161 Laut Ibn Isq war es auch Hiöm b. Amr, der den Maz miten Zuhair b. ab Umaija berredete, den chtungsvertrag zu brechen. Zuhairs Mutter war eine Tochter Abd al-MuÅÅalibs; wie knne man dulden, da die Verwandtschaft in mtterlicher Linie von allen zwischenmenschlichen Beziehungen ausgeschlossen werde? Al-MuÅim b. Ad war selber ein Nachkomme Abd Manfs, wenn auch von dessen Sohn Naufal, gegen den sich Höim und al-MuÅÅalib einst zusammengetan hatten; aber durfte das jetzt zhlen? Zama b. al-Aswad, ein Urenkel Asad b. Abd alUzzs und damit ein enger Verwandter adas, hatte eben deswegen allen Grund, das Los der Gechteten zu lindern. Sein Vater war einer von denen gewesen, die mit Mohammed ihren Spott getrieben hatten; Zama selber und zwei seiner Brder fielen spter bei Badr auf der Seite der heidnischen Mekkaner.162 Ab l-Batar b. Hiöm war wie Zama ein Nachfahre des Asad b. Abd al-Uzz; bei Badr focht er ebenfalls im Heer der Mekkaner; Mohammed soll angeordnet haben, da man ihn wegen seiner Verdienste um die Aufhebung der chtung nicht tten mge, doch es kam anders. Ab l-Batar verlangte auch fr seinen Freund Pardon; als man dies verweigerte, strzte er sich auf einen muslimischen Feind und fiel im Kampf.163 Nach Ibn Isq kamen diese Mnner berein, sie wollten die Quraiöiten dazu bewegen, die chtung zurckzunehmen; alMuÅim machte sich erbtig, das ominse Schriftstck zu zerrei en, wogegen Ab ahl lebhaften Einspruch erhoben haben soll. Ibn Isq fhrt jetzt Ab Älib in die Erzhlung ein, der diesen Wortwechsel hrte und daraufhin den Streitenden von der Voraussage seines Neffen berichtete, derzufolge das Dokument, sobald man es ffne, ohnehin zernagt sein werde. Gleichwohl wird der Rest auch noch zerfetzt, und Ab Älib fa te das Geschehen in einem lngeren Gedicht zusammen.164 Lassen wir die Wundergeschichte beiseite, dann erkennen wir deutlich, da sowohl die chtung selber als auch deren Annullierung die Wirkmchtigkeit der berkommenen gesellschaftlichen Ordnung bekrftigen. Der Konflikt zwischen den Ban Abd Manf und den Ban Abd ad-Dr um die durch Quaij gestifteten mter lag, wie wir schon feststellten, den Vorgngen zugrunde. Die Glaubenspraxis des Abd al-MuÅÅalib, zu der sich Ab Älib bekannte, schien den Höimiten und ihren Eidgenossen innerhalb der quraiöitischen Klane einen besonderen Rang zu sichern, und Mohammed, so legten es die rivalisierenden Sippen aus, baute auf diesem Fundament weiter, indem er die ÑLesungì rezitierte, die Reinigungsriten und die Prosternation einfhrte und bei den Stmmen au erhalb Mekkas fr seine Neuerungen werben lie . Wenn Ab Älib sich auch die Ideen seines Mndels nicht zueigen machte, so konnten sie doch auf die Lnge der Zeit den brigen Klanen den Weg zu Ruhm und Ansehen erschweren. Ab Älib war nicht bereit gewesen, Mohammed dem Begehren fhrender Quraiöiten nach einer Ausgewogenheit des Prestiges der Sippen zu opfern, ein Begehren, das vor allem die Ban
Maz m umtrieb, seit sie beim Neubau der Kaaba einen entscheidenden
Der Nutzen der berkommenen Ordnung
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III. Die Vertreibung
Part gespielt hatten. Darum mu te sich der Groll jetzt gegen die Höimiten insgesamt und gegen ihre Eidgenossen wenden, und die Ban
Abd ad-Dr, die frhesten Verlierer im Wettstreit um die Fhrung, sind als die Drahtzieher eine glaubwrdige Besetzung. ñ Die Gegenkrfte, die sich im Laufe von zwei Jahren sammelten, sind, wie dargelegt, ebenso fest im vorislamischen Denken verwurzelt; ihr Kampf gegen den nach Medina vertriebenen Gesandten Allahs wird dies besttigen. Ihre Beweggrnde weisen auf die Brchigkeit und Unbestndigkeit der vorislamischen Ordnung hin, sofern diese auf mehr als Blutsverwandtschaft oder Verschwgerung errichtet war. Eidgenossenschaften hatten ihr Gewicht, aber sie b ten an bindender Kraft ein, je weiter sie in die Vergangenheit entschwanden und ihre Grenzen durch Ehebeziehungen mit au erhalb des Bundes stehenden Sippen verwischt wurden. Verschwgerungen brachten die Vereinbarung zur chtung der Höimiten und der Ban lMuÅÅalib zu Fall, keineswegs irgendeine Vorliebe fr Mohammeds Sache. So werden die Verhltnisse auch bei dem von al-Wqid in diesem Zusammenhang genannten Ad b. Qais liegen, einem Mann von den im Schwurbund der ÑBlutleckerì mit den Ban Abd ad-Dr vereinten Ban
Sahm. Er zhlte ebenfalls zu den Quraiöiten, deren Herzen Mohammed nach dem Einzug in seine Vaterstadt durch reiche Beute fr den Islam einnehmen mu te.165 Die Beharrungskraft des heidnischen gesellschaftlichen Gefges war, so mu man resmieren, Mohammed von gr tem Nutzen. Von den Nachteilen, die dem einzelnen aus der Befolgung der von ihm propagierten Riten erwachsen mochten, blieb er weitgehend verschont. Andere, nicht er, fhlten sich gedrngt, diese Riten zur Grundlage einer neuen Gemeinschaft zu machen, und sie trugen dementsprechend die Lasten des Exils. Er aber war in seiner Sippe geborgen, deren enge Bindung an das rituelle Geschehen um die Kaaba ihm vermutlich eine Selbstverstndlichkeit war. Die Unwirksamkeit und die hieraus folgende Aufhebung der chtung besttigten ihm, da er sich auf dem richtigen Weg befand und berufen war, den mekkanischen Kult von Grund auf umzugestalten und auf den Eingottglauben auszurichten. ñ Da mit solch einem Vorhaben stets die Frage nach der Macht in Mekka verbunden war, wu te er aus der Geschichte seiner Stadt. ñ Abraham und das anfentum beanspruchten nun mehr und mehr seine Aufmerksamkeit. Es erscheint daher keineswegs wirklichkeitsfern, da Ibn Isq in jene Zeit eine Anzahl von Auseinandersetzungen um den Eingottglauben verlegt, in denen Mohammed den Vorwurf des Polytheismus nicht nur gegen die heidnischen Araber, sondern auch gegen Juden und Christen richtet, hierdurch das anfentum zur einzig wahren Religion erhebend.166 Der Weg hin zu einem solchen Verstndnis von seiner Mission nahm, wie gezeigt, in Mekka seinen Anfang, wahrscheinlich schon vor der chtung,167 und erreichte in den frhmedinensischen Jahren sein z.B. in Sure 3, Vers 67 barsch formuliertes Ziel. In Sure 30, die whrend der chtung entstand, empfahl er zum ersten Mal das Bekenntnis zum anfentum und warf die Vorstellung von der das Heil gewhrleistenden Hingeschaffenheit zu Allah in die Debatte (Vers 30).168 Die Auseinandersetzungen um den anfischen Eingottglauben fanden ihren Widerhall in
4. Die chtung der Höimiten
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den der mittelmekkanischen Zeit angehrenden Suren 21 und 43. Eine sichere Datierung der Diskussionen auf die Jahre der chtung der Höimiten ist nicht mglich, sie ist immerhin wahrscheinlich; folgt man Ibn Isq, so haben die Reibereien whrend jener Bedrngnis stattgefunden. Gelegenheiten hierzu gab es, denn den Gechteten war die Teilnahme an den Pilgerriten gestattet. Der Bericht ber die Debatten trgt wesentlich zur Erhellung von Mohammeds Selbstverstndnis in der zweiten Hlfte seiner mekkanischen Jahre bei. Seine Unnachgiebigkeit hatte weitreichende Folgen: Sie fhrte zu einer vorbergehenden Aussto ung aus dem Gemeinwesen der Quraiöiten und dadurch zu einer partiellen Freisetzung der die berkommene religis-politische Ordnung bersteigenden Zge seiner Botschaft. Deswegen lohnt es sich, hier noch einmal auf jene Debatten einzugehen. Mohammed sa einst auf dem Gebetsplatz an der Kaaba und erklrte seine Vorstellungen etlichen Quraiöiten, unter ihnen al-Wald b. alMura, dem vielleicht einflu reichsten unter den Maz miten. An-Nar b. al-ri kam hinzu und erhob Einwnde gegen das, was der Gesandte Allahs vortrug; dieser aber brachte seinen Widerpart schnell zum Verstummen und rezitierte ihm zuletzt Sure 21, Vers 98 bis 100: ÑIhr und das, was ihr anstelle Allahs anbetet, seid alle Brennstoff fr die Hlle. Ihr seid im Begriff, in sie hinabzufahren. Wren diese hier Gtter, so fhren sie nicht in sie hinunter! Alle aber mssen ewig in ihr bleiben. Laut werden sie darin seufzen und selber nichts hrenì, nmlich vom Wohllaut, der die Paradiesbewohner umgibt, die ihrerseits nicht durch die Schreie der Verdammten gestrt werden. Was an-Nar dem Propheten entgegengehalten hatte, wird verschwiegen. Es l t sich aber aus dem Fortgang der Erzhlung erschlie en. Mohammed verlie den Ort als Sieger. Im selben Augenblick tauchte Abdallh b. az-Zibar von den Ban Sahm auf, ein Mann, der sich als Verseschmied Ansehen erworben hatte und sogleich von al-Wald b. al-Mura aufgefordert wurde, die Niederlage an-Nars, der dem Ñ(Enkel-) Sohn Abd al-MuÅÅalibsì nicht habe Paroli bieten knnen, vergessen zu machen. Er wolle die Scharte schon auswetzen, versprach Abdallh zuversichtlich. Man mge Mohammed doch einmal fragen, ob alle diejenigen, die man neben Allah anbete, zusammen mit ihren Verehrern tatschlich in die Hlle kmen; denn Ñwir (Heiden) verehren die Engel, die Juden Esra, die Christen Jesus, den Sohn der Mariaì. Al-Wald war von dieser Fangfrage entzckt; dachte man nmlich Mohammeds Behauptung folgerichtig zu Ende, dann schmorten nicht nur die zu Engeln umgewandelten Gttinnen al-Lt, al-Uzz und Mant zusammen mit den Heiden im Hllenfeuer, sondern auch Esra und die Juden, Jesus und die Christen. ñ Es hat sich in einer arabischen Quelle der Hinweis erhalten, da eine jdische Sekte in Palstina gelehrt habe, Esra sei Gottes Sohn, zwar nicht leiblich, aber von Gott selber mit diesem Wort bezeichnet, um ihm die gebhrende Ehrung zuteil werden zu lassen, gleich wie Gott Abraham fr seinen Freund erklrt habe.169 ñ Als man Mohammed dieses Argument hinterbrachte, wu te er es zu entkrften: Gemeint sei, jeder, der es selber wnsche, anstelle Allahs angebetet zu werden, der werde zusammen mit seinen Verehrern verdammt werden, und es seien nur die Satane, die solche verqueren Wnsche u er-
Die Zuspitzung der anfischen Gottesidee
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III. Die Vertreibung
ten. Hierauf bezgen sich die Verse 101 bis 102 von Sure 21: ÑDiejenigen, denen von uns schon vorher das Schnste zugesagt wurde, werden von (der Hlle) ferngehalten; sie vernehmen kein Gerusch von ihr, da sie auf ewig an dem Ort verweilen, den sie begehrten.ì Jesus und Esra seien gemeint; die Allah gehorsamen Rabbiner und Mnche, die von Irrenden verehrt wrden, fielen ebensowenig dem Feuer anheim. Die Ansicht der gerade erwhnten jdischen Sekte deckt sich mit dem, was an anderer Stelle in Sure 21 vorgetragen wird und ebenfalls in die von Ibn Isq wiedergegebenen Streitigkeiten eingegangen ist. Die Mekkaner setzten die Tchter Allahs mit den Engeln (arab.: Pl. al-malika) gleich und griffen damit eine Bezeichnung auf, die in ihrem Heidentum nicht heimisch war, sondern aus ebender hochreligisen berlieferung stammte, aus der sich Mohammed so frei bediente. Die Heiden, nimmt Mohammed hierzu Stellung, Ñsagen: ÇDer Barmherzige nahm sich ein Kind.ë Gepriesen sei er! Das sind doch nur (durch ihn) geehrte Diener! Sie vermgen ihm nicht mit dem Wort zuvorzukommen, wo sie doch nur gem seiner Fgung handeln. Er wei , was vor und was hinter ihnen ist, und sie legen nur fr den Frsprache ein, an dem er Wohlgefallen findet, denn da sie ihn frchten, scheuen sie sich (vor einer ihm unerwnschten Frsprache). Wenn jemand von ihnen sagt: ÇIch bin ein Gott neben Allahë, dann werden wir diesen mit der Hlle bestrafen ñ so bestrafen wir die Frevlerì (Vers 26ñ29). Wie bereits in anderem Zusammenhang errtert, l t die Lehre von der fortwhrenden Bestimmung alles Geschaffenen durch Allah den Gedanken an eine wirksame Frsprache durch andere ñ wie sie Mohammed in den Ñsatanischen Versenì zugestanden hatte ñ nicht zu; nur um einige von ihm geschaffene Gestalten in besonderer Weise zu ehren, hat er ihnen einen Rang verliehen, den manche irrtmlich als den eines Kindes Allahs auffassen. Aber jene Geschpfe verfgen ber keinerlei eigene Bestimmungsmacht; sie knnen Allah niemals mit einem Schpfungswort ins Handwerk pfuschen. ñ In Sure 43 deutet Mohammed an, er selber habe Jesus in die Debatte ber die von den Mekkanern angebeteten Gttinnen eingefhrt; die Gestalt Jesu sollte die Heiden lehren, was es allenfalls hei en knne, ein Kind Allahs zu sein. Aber die Mekkaner verstanden es, diese Absicht sogleich in ihr Gegenteil zu verkehren. ÑAls der Sohn der Maria als ein Beispiel genannt wurde, schau, da lachten deine Leute lauthals darber!170 Sie entgegneten: ÇSind unsere Gtter besser oder er?ëì Die Mekkaner mchten also gar nicht begreifen, worauf Mohammed hinauswill; sie sehen in Jesus eine Vermittlergestalt, ihren drei Gttinnen hnlich, und sie w ten gerne, ob er mehr ausrichten kann als jene. Aber es gibt nun einmal keine Vermittler, und somit entfallen fr einen Teil der in und um Mekka gebten Wallfahrtsbruche die Voraussetzungen. Mohammed fhrt fort: ÑNur um ein Argument zu haben, hielten sie dir nun (Jesus) als ein Beispiel vor. Sie sind eben znkische Laute. (Jesus) ist doch nur ein Knecht, dem wir Wohltaten erwiesen und den wir den Ban Isrl als ein Beispiel gaben. Wollten wir es, dann knnten wir aus eurer Mitte Engel erwhlen, die auf der Erde (eure Stelle) einnhmen. Dies ist (jedoch) ein Wissen von der (letzten) Stunde. Zieht sie auf keinen Fall in Zweifel, sondern folgt mir! Das ist die gerade Stra e!ì (Sure 43, 57ñ61).171
5. Die Frage nach der Macht in Mekka
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5. Die Frage nach der Macht in Mekka Das Ende des zehnten Jahres nach der Berufung brachte fr Mohammed eine Reihe einschneidender Ereignisse, deren relative Chronologie unangefochten ist. Nachdem die Höimiten und die Ban l-MuÅÅalib die Schlucht hatten verlassen drfen, trafen den Gesandten Allahs zwei harte Schicksalsschlge. Gegen Ende des Monats äauwl starb ada, am ersten Tag des l-Qada, etwas mehr als einen Monat spter, auch sein Onkel Ab Älib.172 Die Quraiöiten sahen sich ermutigt, Mohammed nun mehr als zuvor zuzusetzen. Doch noch einmal durfte er sich auf das Zusammengehrigkeitsgefhl der Höimiten verlassen, wie al-Wqid in Erfahrung brachte. Sein vielgeschmhter Onkel Abd al-Uzz b. Abd alMuÅÅalib, ÑAb Lahabì, verbat sich jegliche bergriffe gegen seinen Neffen, riet diesem allerdings, Mekka den Rcken zu kehren und anderswo eine Bleibe zu suchen. Dies wurde die Politik, mit der die Quraiöiten von jetzt an das Problem zu lsen und ihre alte Ordnung zu bewahren hofften. Mohammed wu te diese Kompromi bereitschaft wenig zu schtzen; von au erhalb Mekkas konnte er schwerlich die Vernderung des Kaabakultes ins Werk setzen, die ihm als die unabdingbare Folge seines Eingottglaubens dringlich war. Da es bei der Glaubenspraxis seines Gro vaters Abd al-MuÅÅalib, die Ab Lahab genauso fr verbindlich hielt wie der kurz zuvor verstorbene Ab Älib, nicht werde bleiben knnen, machte Mohammed just in jenen Tagen unmi verstndlich klar. Abd alMuÅÅalib war kein Muslim gewesen, und so konnte auch er nach dem Tod nirgendwo anders gelandet sein als in der Hlle. Mit solchem Gerede, das sich angesichts seines gleich zu schildernden Schrittes geradezu peinlich opportunistisch ausnimmt, brachte Mohammed die Mekkaner erneut gegen sich auf, und man legte ihm dringend nahe, er mge verschwinden. Begleitet nur von seinem Diener Zaid b. al-ria, machte er sich auf den Weg nach aÅ-Äif.173 Die Ban aqf, seit langem Rivalen der Quraiöiten ñ zumindest derjenigen, die sich am Erbe Abd al-MuÅÅalibs orientierten ñ, wrden ihn freudig willkommen hei en und ihm Sicherheit (arab.: al-mana)174 vor allen bergriffen durch Angehrige seines Stammes gewhren. Das jedenfalls hoffte er, und er wird sich der Geschichte des Vorsto es der jemenitischen thiopier in den Hedschas erinnert haben. Die Pilgerzentren auszuschalten, die die Loyalitt der arabischen Stmme gegen die Machthaber im Jemen gar nicht erst gedeihen lie en, war das Ziel gewesen, und die Mnner, die damals in aÅ-Äif das Sagen gehabt hatten, waren auf den Gedanken verfallen, die Eindringlinge nach Mekka zu verweisen. Abd al-MuÅÅalibs Charakterstrke und sein Vertrauen auf den an der Kaaba verehrten Allah hatten, so glaubten zumindest die Höimiten, die Gefahr von der Stadt abgewendet. Wenn Mohammed jetzt bei diesen Nebenbuhlern Mekkas Rckhalt suchte, verriet er damit, was man wenigstens in seiner Sippe als die bis in die Gegenwart wirksame Leistung des gro en Vorfahren betrachtete. AÅ-Äif wird aber Mohammed nicht nur aus Grnden schlichter Opportunitt als eine vorteilhafte Wahl erschienen sein; der Ort verfgte wie Mekka ber ein Heiligtum, an dem eine
Der Tod adas und Ab Älibs
Das Abenteuer in aÅ-Ä if
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Gottheit angebetet wurde. Die Voraussetzungen fr die Ausbung seines Ritus, der, wie gehrt, die Proskynesis in Gegenwart des Hchsten vorsah, waren auch in aÅ-Äif gegeben. ñ Spter, in Medina, war das nicht der Fall, und dieser Mangel strzte Mohammed zunchst in Ratlosigkeit, wie sein Alter ego im Koran einrumt. ñ AÅ-Äif taucht in der Lebensgeschichte Mohammeds seit seiner Berufung mehrfach auf, ohne da der heutige Beobachter sich einen Reim auf die Rolle machen knnte, die es fr den Propheten spielte: Auf der Rckkehr von einer Reise dorthin soll ihn Zaid b. Amr b. Nufail von der Nichtigkeit des Gtzendienstes berzeugt haben; als er die Eingebungen publik machte, die er empfing, waren es die Ban aqf, die ber den Sinn des Auftretens zahlreicher Sternschnuppen rtselten; Mohammed griff die Mutma ungen ber dieses Naturschauspiel auf und deutete es in einer ihm ntzlichen Weise;175 Quraiöiten, die in aÅ-Äif Grundbesitz hatten, sollen in Mekka darauf gedrungen haben, da man sich durch jenen Mohammed nicht vom Glauben der Vter abbringen lassen mge. Hiöm b. Urwa b. az-Zubair (gest. 762/3) hat diese Sicht der Dinge von seinem Vater (gest. ca. 711) bernommen, einem der ersten, die systematisch Nachrichten ber das Leben Mohammeds zusammentrugen; Urwa hatte eine Anfrage des Kalifen Abd al-Malik (reg. 685ñ705) entsprechend beantwortet und jenen Quraiöiten aus aÅ-Äif die Schuld176 an der einsetzenden Verfolgung der Muslime zugeschoben, der bald die Auswanderung nach thiopien gefolgt war.177 Der Koran htte einer bedeutenden Persnlichkeit aus Mekka oder aÅ-Äif offenbart werden mssen, hatten zudem die mit den Ban aqf auf freundschaftlichem Fu verkehrenden Quraiöiten178 gemeint. Urwa darf hier nicht allzu deutlich werden, denn die Vorfahren des Kalifen waren in erster Linie betroffen. In Sure 43, Vers 31 f. erinnert Mohammed an diese Diskussionen, in denen sich das Erstaunen ber den Vorrang widerspiegelt, den der Ñ bierì fr sich zu fordern wagte.179 ÑTeilen sie etwa die Barmherzigkeit deines Herrn zu? Wir verteilen unter sie den ihnen (zustehenden) Unterhalt im diesseitigen Leben und erhhen die einen von ihnen ber die anderen um Stufen, damit die einen die anderen als Diener einsetzen knnen. Die Barmherzigkeit deines Herrn ist besser als alles Gut, das sie aufhufen.ì Unter den Quraiöiten, die gute Beziehungen mit aÅ-Äif pflegten, finden wir keinen Höimiten. Die ÑGlaubenspraxis des Abd al-MuÅÅalibì konnte einem guten Verhltnis zu dieser Stadt nicht frderlich sein. Jetzt aber hatte Mohammed festgestellt, da auch Abd al-MuÅÅalib im Hllenfeuer wimmere und heule, und das mochte ihn zu dem Wahn verleiten, man werde ihn in aÅ-Äif mit offenen Armen empfangen. Bei Ibn Isq ist es Muammad b. Kab al-Qura (gest. 736),180 der erzhlt, was nun geschah: ÑAls der Gesandte Allahs nach aÅ-Äif gelangt war, begab er sich zu einigen aqafiten, die damals die Edlen und Herren des Stammes waren. Dies waren drei Brder, nmlich Abd Jlail, Mas d und abb, die Shne des Amr b. Umair b. Auf b. Uqda b. ijara181 b. Auf b. aqf; einer von ihnen war mit einer Quraiöitin aus der Sippe der Ban uma182 verheiratet.ì Nachkommen des ijara haben wir bereits kennengelernt; zu ihnen gehrt al-Anas b. äarq, ein Eidgenosse der Ban Zuhra, der einst hatte wissen wollen, was es mit jenem seltsamen
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Mohammed auf sich habe, und in dessen Familie man berlieferte, wie man in aÅ-Äif die vielen Sternschnuppen ausgelegt hatte, auf die sich Mohammed berief, um sein Monopol auf den Zugang zum Verborgenen abzusichern;183 ferner zhlt Umaija b. ab - alt zu dieser Sippe, der Dichter, der den in der christlichen Hymnik verarbeiteten Stoff auf arabisch bekanntmachte. Umaijas Mutter war brigens Ruqaija, eine Tochter des Abd äams b. Abd Manf.184 Die sich von ijara herleitende Linie vornehmer aqafiten zog es so lange wie mglich vor, sich nicht mit Mohammed einzulassen. Anders die Nachfahren des Muattib b. Mlik b. Kab b. Amr b. Auf b. aqf; zu ihnen gehrte Urwa b. Mas d, ein Gesandter, den die aqafiten an Mohammed abfertigten, als dieser bei aludaibja ein Abkommen mit den Mekkanern geschlossen hatte und daher auch fr aÅ-Äif eine ernstzunehmende politische Gr e geworden war. Nachdem Mohammed Anfang 630 Mekka besetzt hatte, riet Urwa seinen Stammesgenossen, sich zum Islam zu bekehren, sie wollten davon aber nichts wissen und tteten ihn. Auch der in der frhen Omaijadenzeit berhmte Prophetengefhrte al-Mura b. äuba (gest. 670) war Mitglied dieses aqafitischen Klans wie brigens auch al-a b. J suf (gest. 714), einer der klgsten und strengsten Verwalter, den die Damaszener Omaijaden je hatten.185 Mohammed knpfte, indem er nach aÅ-Äif reiste, in voller Absicht Verbindungen mit den aqafiten an, die bisher, soweit wir unterrichtet sind, keinerlei Sympathien fr ihn und sein Prophetentum gezeigt hatten. Dies ist nicht anders zu begreifen, als da er von einem radikalen Bruch mit Mekka und einer gnzlichen Neugestaltung der politisch-religisen Machtverhltnisse trumte. Wahrscheinlich vermutete er, dank den engen inhaltlichen bereinstimmungen zwischen den Versen Umaija b. ab - alts und der ÑLesungì werde man ihn nicht abweisen. Muammad b. Kab al-Qura fhrt fort: ÑDer Gesandte Allahs setzte sich zu ihnen, rief sie zu Allah und sprach sie darauf an, da er zu ihnen gekommen sei, damit sie ihm Hilfe gewhrten zugunsten des Islams und sich mit ihm gegen diejenigen Quraiöiten erhben, die ihm Widerstand leisteten. Da entgegnete ihm einer, er werde eher die Bedeckung der Kaaba herunterfetzen als da er glaube, da Mohammed von Allah geschickt sei. Ein anderer rief: ÇFand Allah etwa keinen anderen als dich, den er htte senden knnen?ë Der dritte bekrftigte: ÇBei Allah, nie werde ich mit dir reden! Solltest du tatschlich ein Gesandter Allahs sein, wie du behauptest, dann wrest du viel zu gewaltig, als da ich dir antworten drfte. Und solltest du ber Allah Lgen verbreiten, dann ziemte es sich fr mich (erst recht) nicht, mit dir zu sprechen!ë Der Gesandte Allahs stand auf und verlie jene, da er am Guten, das er von den Ban aqf erhofft hatte, verzweifelte. Er hatte sie aber gebeten: ÇWas immer ihr tut, bewahrt ber mich Stillschweigen!ë Der Gesandte Allahs wollte nmlich nicht, da sein Stamm (dies alles) ber ihn erfahre, denn dies wrde (die Quraiöiten) gegen ihn aufbringen. (Die aqafiten) hielten sich aber nicht daran, sondern hetzten ihre Schwachkpfe und Sklaven gegen ihn auf. Diese schalten ihn und machten um ihn ein Geschrei, so da sich um ihn viele Leute sammelten und ihn schlie lich ntigten, im Garten von Utba und äaiba, den beiden Shnen von Raba (b. Abd äams b. Abd Manf),186 Zuflucht
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Das Echo im Koran
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zu suchen.ì ñ Bei Badr werden diese beiden sich aus der mekkanischen Schlachtreihe lsen und, freilich mit tdlichem Ausgang fr sie selber, Parteignger Mohammeds zum Zweikampf herausfordern. Utba und äaiba waren in ihrem Garten, wohin der Pbel Mohammed nicht zu folgen wagte. Im Schatten einer Weinrebe sank dieser erschpft zu Boden, mit Allah Zwiesprache haltend: ÑDir klage ich meine geringe Kraft, meinen Mangel an klugem Rat, meine Verchtlichkeit in den Augen der Leute. Barmherzigster, du bist der Herr derjenigen, die man fr schwach befindet (arab.: Pl. al-musta af n). Du bist mein Herr! An wen verweist du mich? An einen Fernen, der mich mrrisch anblickt? An einen Feind, dem du Macht ber mich gabst?ì Wenn Allah ihm nur nicht zrne, dann wolle er auch nicht verzagen. ÑAls Utba und äaiba bemerkten, was ihm widerfuhr, regte sich ihr Mitleid mit ihm.ì Sie trugen einem christlichen Sklaven auf, er mge Mohammed auf einer Schale eine Weintraube bringen. Woher er stamme, fragte ihn Mohammed freundlich; aus Ninive, antwortete der Sklave ñ aus der Stadt des frommen Jonas, ergnzte Mohammed, und das sei sein Bruder, ein Prophet wie er. Indem der Sklave dies hrte, berschttete er Mohammed mit Kssen, was Utba und äaiba zu der bissigen Bemerkung veranla te, binnen weniger Augenblicke sei es diesem gelungen, den Sklaven zu verderben. Wenig spter machte sich der Gesandte Allahs auf den Heimweg nach Mekka. Als er des Nachts sein rituelles Gebet verrichtete, lauschten ihm etliche Dschinnen aus Nisibin und nahmen unverzglich den Islam an, ein Vorfall, von dem in der sptmekkanischen Sure 46, Vers 29 bis 31 die Rede ist.187 So findet das Fiasko von aÅ-Äif wenigstens in der Vorstellung Mohammeds ein vershnliches Ende. Die zugespitzte, scharfe Wendung gegen die eigenen weiteren und auch engeren Stammesverwandten, der Hintergrund des versuchten Paktierens mit den Feinden, liegt in den sptmekkanischen Suren offen zutage. Besonders deutlich wurde uns dies schon an der Aneignung der Gestalt Abrahams durch Mohammed. In Sure 6 macht er ihn zu seinem unmittelbaren Vorgnger und verwirft auf diese Weise die gesamte erinnerte Geschichte der Kaaba und der Quraiöiten. Vor ihm war es Abraham, der, nachdem ihm Allah Einblick in das allumfassende Lenken des Geschaffenen gewhrt hatte, die Nichtigkeit jeglicher Art von Vielgtterei erkannte und eine unberwindbare Grenze zwischen sich und seinem Volk zog. ÑWollt ihr mit mir ber Allah streiten, wo er mich doch rechtgeleitet hat?ì l t Mohammed ihn in Sure 6, Vers 80 sagen. Und selber u ert er sich so: ÑSprich: ÇMich hat Allah zu einer geraden Stra e geleitet, die ich als richtige Glaubenspraxis befolge. Dies ist die Gemeinschaft Abrahams, der ein anf war, nicht ein Gtzendiener!ëì (Sure 6, 161).188 ñ Die politische Botschaft, die Mohammed den Mekkanern auszurichten hat, verdichtet sich zu einer unverhohlenen Drohung mit dem Untergang ihrer Stadt, sofern sie ihm nicht willfhrig sei; diese Botschaft verknpft er mit der Geschichte Moses, die er in zwei Eingebungen jener Jahre, in Sure 28 und Sure 7, eingehend behandelt. In Sure 28 erzhlt er uns dies: Pharao war ein Tyrann, der seine Herrschergewalt dadurch festigte, da er die Untertanen in Parteiungen aufspaltete; eine von ihnen unterdrckte er und ttete alle ihre Mnner, ob-
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wohl Allah doch vorhatte, denen, die man fr schwach ansah,189 das ganze Land als Erbe zu bermachen. ñ Es sei eingeflochten, da nur in Suren aus den letzten mekkanischen Jahren, in denen Mohammed es sich mit allen quraiöitischen Klanen verscherzt hat, die Randfiguren der Stammesgesellschaft in der ÑLesungì als ein mglicherweise wichtiger Teil der Anhngerschaft des neuen Glaubens bedacht werden; dies pa t zu ihrer Erwhnung in der Episode von aÅ-Äif, als Mohammed Grund hatte, sich selber als einen fr schwach Befundenen zu bedauern. In Medina, unter vllig vernderten Umstnden, ist die Aufmerksamkeit fr sie wieder verschwunden.190 ñ Allah wies die Mutter des Suglings Mose an, diesen zu stillen, ihn jedoch bei Gefahr auf dem Nil auszusetzen; sie werde ihr Kind rasch zurckerhalten. So geschieht es tatschlich, denn Mose, von der Frau des Pharao aus dem Wasser geborgen, trinkt nur an der Brust einer bestimmten Amme, und diese ist niemand anders als eben seine leibliche Mutter. Nachdem er herangewachsen ist, erschlgt er, als er einen Streit schlichten will, einen gypter. ÑDas hat der Satan vollbrachtì, erkennt Mose und erlangt sogleich Allahs Verzeihung.191 Die Folge aber ist, da die Gro en der Stadt darber beratschlagen, wie sie Mose beseitigen knnten; er wird gewarnt und flieht (Vers 21). In Midjan dient er als Hirte; nach Ablauf der ausgehandelten Frist zieht er mit seiner Familie fort. An einem Berghang entdeckt er einen brennenden Busch; Allah gibt sich ihm zu erkennen und zeigt ihm zwei Wunder, mit denen er den Unglauben Pharaos berwinden wird: Sobald er den Hirtenstab hinwirft, verwandelt sich dieser in eine Schlange; und wenn er die Hand in den Schlitz seines Gewandes steckt und wieder hervorzieht, erscheint sie wei wie vom Aussatz befallen. Solcherma en fr seine Aufgabe gerstet, tritt er vor Pharao, der sich wie einen Gott verehren l t. Die Beglaubigungswunder, die Allah fr seinen Boten wirkt, machen aber keinen Eindruck; es sei nichts weiter als Zauberei, und au erdem habe man von den Vorvtern nie etwas vernommen, das den Worten Moses geglichen htte (Vers 36). So ist die Strafe Allahs nicht mehr aufzuhalten: Pharao und seine Soldaten ertrinken im Meer. Hieran knpft Mohammed einige Betrachtungen. Er ist nicht dabeigewesen, als Allah Mose aus dem brennenden Busch heraus ansprach, und trotzdem wei er genau darber Bescheid ñ Allah teilt alles dies seinem Gesandten mit, um den Warnungen, die dieser zu berbringen hat, Nachdruck zu verleihen. Nun mgen die Gegner Mohammeds fragen, weshalb dieser nicht die gleichen Wunder vorfhre wie Mose. Darauf ist zu antworten, da die Mekkaner ohnehin dies alles als faulen Zauber verspotten wrden. Eine Schrift, aus der sie eine bessere Rechtleitung schpfen knnten, vermgen sie allerdings auch nicht vorzuweisen (Vers 43ñ51).192 Die Schrift, die Mohammed ihnen vorgelegt hat, sollen sie als sein Beglaubigungswunder anerkennen. Es steht aber nicht in der Macht des Gesandten, die Mekkaner auf den richtigen Weg zu fhren; das vermag nur Allah. Sie entschuldigen ihre Verstocktheit mit der Behauptung, sobald sie sich zur Rechtleitung bekehrten, werde man sie aus ihrem Land fortschleppen, ein nichtiger Vorwand, wie Mohammed betont, denn Allah hat den Quraiöiten den heiligen Bezirk geschenkt, in den gengend Lebensmittel gebracht werden (Vers 57). Die neue Glaubens-
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praxis, die Mohammed verkndet, wird den Mekkanern keineswegs das gesicherte Dasein rauben. Da der Kaabakult freilich tiefgreifend verndert werden mu , wird Mohammed bald in seinen ersten medinensischen Eingebungen darlegen. Aber die Verehrung des einen Allah verlangt von den Quraiöiten nicht im mindesten den Verzicht auf ihren besonderen Rang unter den Arabern. Was sie allerdings nicht au er acht lassen drfen, erfahren sie in den nchsten Versen: Jede Stadt, die Allahs Botschaft hochmtig in den Wind schlug, wurde bald darauf dem Erdboden gleichgemacht; stets war es so, da Allah einen Warner berief, der den Menschen nahezubringen suchte, da nicht der irdische Besitz das sei, worauf es im Diesseits ankomme; wer dieser irrigen Meinung sei, der werde teuer dafr bezahlen mssen. Dies verdeutlicht Mohammed an der Gestalt des Korah, eines reichen und gewaltttigen Zeitgenossen Moses; Allah lie diesen Frevler mitsamt seinem Anhang zur Strafe in der Erde versinken (Vers 58ñ84).193 In Sure 7, die nher zum Ende der mekkanischen Jahre offenbart wurde als Sure 28, sind die Anspielungen auf die Frage nach der Macht, die Mohammed aufgeworfen hatte, noch deutlicher. Durch den ganzen Text ziehen sich die Auseinandersetzungen mit den fhrenden Quraiöiten, oft als die Ratsversammlung der Unglubigen apostrophiert: Allah strkt Mohammed den Rcken; der Gesandte mge sich ber den Unglauben der Feinde nicht grmen, denn die Strafe berkommt sie gerade dann, wenn sie berhaupt nicht damit rechnen; die Hochmtigen, die ber den Mahnruf spotten, verhalten sich wie einst der Satan, der es ablehnte, sich auf Allahs Gehei vor dem aus Lehm gebildeten Adam niederzuwerfen;194 alle Menschen, die in hnlicher Weise vom eigenen Verstand Gebrauch machen, folgen jenem falschen Vorbild, sind durch den Satan verfhrt (Vers 1ñ18). Da schon die Vter einen falschen Kult praktizierten, entschuldigt nichts. Wenn Allah einen Boten aussendet, mu man befolgen, was durch diesen verkndet wird (Vers 28 und 35ñ39). Mit Paradies oder Hlle wird den Menschen ihr Tun vergolten, je nach dem, ob sie die Schrift, die ihnen durch den Boten berbracht wurde, beherzigen oder nicht; am Tag des Gerichts wird es fr einen Gesinnungswandel zu spt sein, niemand wird noch einmal in das irdische Leben zurckgebracht werden, niemand wird die Gelegenheit erhalten, in einem zweiten Dasein die Fehler und Vergehen wiedergutzumachen, die er im ersten verschuldete (Vers 52 f.). Noah, H d, li und Lot erinnerten ihre Vlker vergeblich daran, da kein Frevler dem Zorn Allahs entrinnt. Wie schon in Sure 26195 ist auch hier äuaib der Vorlufer Mohammeds, dem dieser sich am engsten anzuverwandeln vermag. ÑIhr Leute! Verehrt Allah!ì l t er äuaib sagen, Ñeinen anderen Gott habt ihr nicht. Der klare Beweis hierfr ist schon von eurem Herrn an euch gelangt. Darum gebt volles Ma und Gewicht und schmlert den Menschen nicht, was ihnen zusteht!196 Stiftet kein Verderben im Land, seitdem es in einen guten Zustand versetzt worden ist! Das ist fr euch am ersprie lichsten, wenn irgend ihr glubig seid. Und hockt nicht an jeder Stra e, indem ihr die Glubigen bedroht und vom Pfade Allahs abzubringen trachtet, ja, indem ihr wnscht, da dieser Pfad krumm sei. Denkt an die Zeit zurck, da ihr gering an Zahl wart ñ Allah hat euch zahlreich gemacht! Schaut, welches
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Ende es mit den Missettern genommen hat!ì (Vers 85 f.). Dies sagt Mohammed besonders den Nachfahren jener Mekkaner, die sich mit Quaij unmittelbar an der Kaaba angesiedelt hatten.197 ÑWenn einige unter euch an das glauben, zu dessen Verkndigung ich gesandt wurde, andere aber nicht, dann harrt aus, bis Allah zwischen uns entscheidet...!ì mahnt äuaib. ÑDie Ratsversammlung, diejenigen seines Volkes, die hochmtig waren, sprachen: Çäuaib, wir werden dich und die Glubigen mit dir gewi vertreiben, es sei denn, ihr kehrtet in unsere Religionsgemeinschaft zurck!ë (äuaib) entgegnete: ÇUnd sollten wir dies ablehnen (was wre dann)? Wir m ten ber Allah Lgen verbreiten, sollten wir in eure Religionsgemeinschaft zurckkehren, nachdem Allah uns aus ihr gerettet hat. Es kommt uns nicht zu, in sie zurckzukehren, au er wenn Allah, unser Herr, es so wollte.198 Unser Herr umfa t alles mit seinem Wissen, auf ihn verlassen wir uns. Herr, entscheide zwischen uns und unserem Volk nach der Wahrheit, du bist der beste aller Entscheidenden!ë Darauf erwiderte die Ratsversammlung,199 diejenigen, die unglubig waren: ÇWenn ihr äuaib folgt, dann gehrt ihr zu den Verlierern!ëì (Vers 86ñ90). Ein heftiger Erdsto brachte ihre Huser zum Einsturz, doch äuaib bedauerte dieses Ende seiner Feinde nicht. Wie knnen die Bewohner der Ortschaften heutzutage sich davor sicher whnen, da Allahs Gewalt pltzlich ber sie hereinbricht? (Vers 96ñ98). Die Zuhrer sind jetzt auf die lngste Erzhlung in Sure 7 eingestimmt: Mose wurde zu Pharao und zu dessen Ratsversammlung entsandt, um ihnen Allahs Wunderzeichen vorzufhren und ihnen Kunde vom Schicksal aller Hochmtigen zu geben. ÑMose sagte: ÇPharao, ich bin ein Gesandter vom Herrn der Welten! Es ziemt sich also, da ich ber Allah nur die Wahrheit spreche. Ich bin mit einem Beweis von eurem Herrn gekommen. La die Kinder Israel mit mir ziehen!ë Pharao erwiderte: ÇWenn du mit einem Wunderzeichen gekommen bist, dann la es sehen, sofern du nicht lgst!ë Da warf Mose seinen Stab hin, und sogleich wand sich da vllig deutlich eine Schlange. Und er zog seine Hand heraus, und sogleich erschien sie den Zuschauern ganz wei . Darauf rief die Ratsversammlung der Leute Pharaos: ÇDieser da ist ein gelehrter Zauberer! Er will euch aus eurem Land vertreiben! Was also werdet ihr befehlen?ë Und sie sagten (zu Pharao): ÇHalte ihn und seinen Bruder hin und schicke in die Stdte Boten, die die Menschen versammeln. Sie sollen dir einen jeden gelehrten Zauberer bringen!ë Die Zauberer kamen zu Pharao. Sie fragten: ÇWir erhalten doch Lohn, wenn wir die Sieger sein werden?ë Er antwortete: ÇGewi , und ihr werdet zu meinem engsten Kreis gehren!ëì Die gypter warfen zuerst ihre Stbe, vermochten aber nur die Blicke zu tuschen, so da die Umstehenden meinten, Schlangen zu sehen. Dann warf Mose auf Eingebung Allahs den Stab, und dieser Stab verschlang alles, was jene vorgaukelten. ÑSo wurden (die Zauberer) dort bezwungen und fanden sich gedemtigt. Die Zauberer warfen sich nieder und riefen: ÇWir glauben an den Herrn der Welten, den Herrn Moses und Aarons!ëì Diese Wende der Dinge emprte Pharao, der den Zauberern Strafen androhte, wie sie fr Aufruhr verhngt werden. ÑIhr seid in den Glauben an Mose eingetreten, bevor ich es erlaubte. Dies sind Rnke, die ihr in der Stadt geschmiedet habt, um ihre Bewohner aus ihr zu vertreiben.ì
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Mose und Mohammed
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Die Israeliten mu ten von nun an mit dem Zorn des Herrschers rechnen, Mose rief sie zur Standhaftigkeit auf. Die unglubigen gypter aber leugneten hartnckig die Gefahr, in der sie schwebten: ÑÇWelches Wunderzeichen du uns auch immer bringst, um uns zu verzaubern, wir werden dir nicht glauben!ë So schickten wir ber sie die Flut, die Heuschrecken, Luse, Frsche, das Blut ñ (alles) klare Zeichen. Sie aber blieben hochmtig... Dann rchten wir uns an ihnen und ersuften sie im Meer, weil sie unsere Wunderzeichen leugneten und sich wissentlich ber sie hinwegsetzten. Den zuvor fr schwach Befundenen gaben wir den Osten und den Westen des Landes als ihr Erbteil...ì (Vers 104ñ137). Mohammed fhrt in der Erzhlung mit der Episode von der Anbetung des goldenen Kalbs fort. Whrend Mose aus Allahs Hand die Gesetzestafeln entgegennimmt, fallen die Israeliten vom Eingottglauben ab. ÑUnd als Mose voller Zorn und Gram (ber solche Untreue) zurckgekommen war, rief er: ÇWie bel habt ihr gehandelt, als ihr nach meinem Weggehen meine Stelle einnahmt! Wolltet ihr die Fgung eures Herrn beschleunigen?ë Er warf die Tafeln hin, packte seinen Bruder am Kopf und zerrte ihn an sich. ÇSohn meiner Mutterë, wehrte sich Aaron, Çdie Leute hielten mich fr schwach und htten mich beinahe umgebracht! Mache mich nicht zum Gesptt meiner Feinde, zhle mich nicht zu den Frevlern!ëì (Vers 150). Wen die ÑHochmtigenì als schwach ansehen, den vermgen sie vom richtigen Glauben abzubringen ñ den Beweggrund nennt Mohammed zwischen den Zeilen: Die Heiden mchten gern wissen, ob die Strafen, die ihnen fr den Fall des Beharrens auf den Lehren ihrer Vter immer wieder angedroht werden, auch tatschlich eintreffen. Die Israeliten bekamen ja keineswegs sofort die Folgen ihres Rckfalls in das Heidentum zu spren. Mohammed erklrt dies damit, da Mose zu Allah flehte, er mge nicht alle um der Untat einiger Toren willen zugrunderichten. Allah straft, wen er will, seine Barmherzigkeit schenkt er jedem, der gottesfrchtig ist, die Luterungsgabe zahlt und an die Wunderzeichen glaubt (Vers 155 f.). Mohammed aber ist der Bote (arab.: ar-ras l), der als der Ñheidnische Prophetì (arab.: an-nab al-umm)200 berufen wurde, jene Glaubenspraxis zu verknden, die den Weg zu einem guten Jenseits ebnet. Allah geleitete die Israeliten durch die Wste und gab ihnen eine Stadt als einen neuen Wohnsitz. Als etliche unter ihnen wieder vom Eingottglauben abfielen, ahndete Allah dies schwer (Vers 160ñ 162). ñ Dies ist die Gedankenwelt, in der Mohammed lebte, seitdem er des Schutzes durch Ab Älib ledig geworden war. Seine mekkanischen Gegner schmhte er als die auf Bses sinnende Ratsversammlung der Hochmtigen, mit denen es fr ihn kein Auskommen geben durfte. Entweder sie oder er, so lauten seine Parolen, und wenn sie, dann ist das Schicksal Mekkas besiegelt. Ab ahl, der Wortfhrer der Maz miten, ist fr Mohammed niemand anders als der ÑPharao dieser Glaubensgemeinschaftì (arab.: al-umma), der Araber vermutlich; und als es wenige Jahre spter bei Badr zur ersten gro en Schlacht zwischen den Muslimen und den heidnischen Mekkanern kommt, da wei Mohammed genau: Durch den Hohlweg von ar-Rau, den er passieren mu , ist einst auch Mose gezogen mit siebzigtausend Israeliten.201 Er lebt sich in seinen letzten mekkanischen Jahren ganz in die Gestalt des Mose hinein. Rettung,
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daran glaubt er fest, ist allein mglich, wenn er wie einst Mose die Fhrung in den Hnden hat. Da er skrupellos genug ist, dies auf dem Umweg ber die aqafiten von aÅ-Äif erreichen zu wollen, offenbart ein erstaunliches Ma an Verblendung. Aber er ist sich seiner Sache sicher; Allahs Zorn wrde im Falle, da die Mekkaner ihn, den Propheten, ablehnen, gewi ber die Stadt hereinbrechen. Mutwillig herausfordern l t sich Allah freilich nicht, das schrfte schon Mose den kecken Gtzendienern seines Volkes ein, und Mohammed sagt es in fast gleichlautenden Worten seinen Stammesgenossen in der sptmekkanischen Sure 16, Vers 1: ÑAllahs Fgung liegt schon vor! Verlangt daher von ihm keine Beschleunigung!ì In der Tat, wenn die Strafe hier und jetzt eintrfe, dann erhielte der Prophet keine Gelegenheit, wie Mose zum Herrscher in Allahs Namen zu werden. Und um nichts Geringeres geht es Mohammed in jenen Jahren. Da er sich durch das beabsichtigte Paktieren mit den Ban aqf in seiner Heimatstadt vllig kompromittiert hatte, wird niemanden wundern. Selbst unter den Shnen des Abd al-MuÅÅalib fand sich niemand mehr, der den Abenteurer in Schutz genommen htte. Mohammed durfte sich jetzt wirklich wie jemand fhlen, der ein Au enseiter der Stammesgesellschaft war, ein als schwach Befundener. Wer sollte ihm Sicherheit (arab.: al-iwr) vor bergriffen gewhren? Ihm kam al-Anas b. äarq in den Sinn, doch dieser hatte eine berzeugende Entschuldigung: Als Eidgenosse habe er nicht das Recht, gegen die Sippen, mit denen er im Bunde stehe, ein Schutzversprechen zu geben. Der nchste, an den sich Mohammed wandte, war Suhail b. Amr, und mit ihm tritt eine im weiteren Verlauf der Geschichte hchst bedeutsame Gestalt in unseren Gesichtskreis. Nach dem Tode Abd al-MuÅÅalibs hatte zunchst dessen Neffe zweiten Grades arb b. Umaija b. Abd äams als Fhrer der quraiöitischen Angelegenheiten gegolten. Danach aber, und das ist genau der Zeitraum, in welchem Mohammed als Gesandter Allahs aufzutreten begann, war unter den Klanen eine Unsicherheit entstanden, wem eigentlich das Sagen gebhre. Die Höimiten hielten sich an Ab Älib, vielleicht auch an einige seiner Brder. Die Ban l-MuÅÅalib, die Ban Umaija, die Ban Naufal b. Abd Manf scharten sich je um eigene Wortfhrer. Und nicht nur die einzelnen Abd-Manf-Klane strebten nach Selbstndigkeit, auch andere Sippen wie die Ban Maz m mit Hiöm b. alMura und die Ban Ad mit Amr b. Nufail ñ dessen Sohn Zaid wir bereits kennen ñ erhoben ihre Stimme, und dies nicht nur zaghaft, wie das Beispiel der Maz miten lehrte. Ein gewisser Amr b. Abd äams war der Mann, der in jenen Tagen einer recht weitlufig mit den brigen Quraiöitenklanen verwandten Sippe Gewicht verlieh, den Ban mir b. Luaij.202 Fihr, mit dem Beinamen Quraiö, hatte einen Urenkel Kab b. Luaij; er ist der Ahnherr der mekkanischen Sippen. Kab hatte mehrere Geschwister, darunter einen Bruder mit Namen mir b. Luaij, und von ihm stammt Amr b. Abd äams her. Auf dessen Sohn Suhail b. Amr, damals ein Mann in den besten Jahren,203 setzte Mohammed also nun seine Hoffnungen, vermutlich wegen der genealogischen Ferne zu den brigen quraiöitischen Linien. Doch Suhail lie ihn wissen, die Ban
mir b. Luaij pflegten niemandem gegen die Ban Kab b. Luaij Si-
Die Uneinigkeit der quraiöitischen Klane
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Die Himmelfahrt des Gesandten Allahs
III. Die Vertreibung
cherheit zu garantieren. So blieb zuletzt nur al-MuÅim b. Ad, der Sohn des Naufal b. Abd Manf, der schon an der Aufhebung der chtung der Höimiten und der Ban l-MuÅÅalib mitgewirkt hatte; er erbarmte sich des Gesandten Allahs.204 Die Uneinigkeit der quraiöitischen Klane und die Vielzahl ihrer Wortfhrer sind nicht zu gering zu veranschlagen, wenn man Mohammeds so khn und mutig erscheinende Beharrlichkeit whrend seiner letzten mekkanischen Jahre beurteilen will. Vielleicht ist es kein Zufall, da er, als er in Sure 7 von Mose erzhlt, darauf hinweist, da Allah die Israeliten in zwlf Stmme aufgeteilt habe (Vers 160). In diese Zeit der Zersplitterung und des Ringens um die Macht fllt eine Ma nahme, mit der Mohammed seinen Einflu zu verstrken und sein Prestige zu erhhen suchte: die Propagierung seiner Himmelfahrt. Laut al-Wqid wurde der Gottesgesandte am Mittag des 17. Ramadan, anderthalb Jahre vor der Vertreibung, in den Himmel entrckt. Schon seit langem habe er Allah darum gebeten, einen Blick in das Paradies und in die Hlle tun zu drfen. Whrend er nun an jenem denkwrdigen Tag Mittagsschlaf gehalten habe, seien Gabriel und Michael an sein Lager getreten und htten ihn zum Mitkommen aufgefordert; an der Kaaba zwischen dem Zemzembrunnen und dem Standplatz Abrahams sei fr ihn eine wunderbar anzuschauende Leiter aufgerichtet worden, die beiden Engel htten ihn ergriffen und seien mit ihm emporgestiegen durch alle sieben Himmel bis zum fernsten Christdorn (vgl. Sure 53, 14), von wo aus er Paradies und Hlle habe sehen knnen; in jedem Himmel seien ihm die dort beheimateten Propheten begegnet; im siebten habe er das kratzende Gerusch vernommen, das die Schreibfedern verursachten, die Allahs ununterbrochenes Bestimmen festhielten. Auf die Erde herab brachte Mohammed das Gebot, fnfmal am Tag das rituelle Gebet zu vollziehen; Gabriel begleitete ihn auf dem Abstieg, um ihm hier unten jeweils zum vorgeschriebenen Zeitpunkt vorzubeten und dadurch alle Unklarheiten ber den Ritus auszurumen. Soweit al-Wqid.205 ñ In jngeren Fassungen wird Mohammed von Jerusalem aus in den Himmel emporgetragen; damit dies geschehen kann, wird er in einer nchtlichen Reise von Mekka aus dorthin versetzt. Die Vision dieser Reise hatte Mohammed jedoch erst sechs Monate nach seiner Himmelfahrt. Wie schon im Falle der Ñsatanischen Verseì hat man hier tief in die berlieferung zur Prophetenvita eingegriffen, um sie Erfordernissen anzupassen, mit denen wir uns spter beschftigen werden. Wenn Mohammed von Jerusalem in den Himmel hinaufgefahren ist, dann mu er zuvor in die heilige Stadt gelangt sein. Was lag nher, als der Nachtreise, fr die er Allah im Eingangsvers von Sure 17 preist, diesen Zweck zu unterstellen? Von seiner Himmelfahrt spricht Mohammed im Koran nie. In den der mittleren mekkanischen Periode angehrenden Offenbarungen l t er sich aber zweimal darber aus, da ein Aufstieg in den Himmel die Gegner mitnichten wohlwollend gegen ihn stimmen wrde. ÑKein Gesandter kommt zu (seinem Volk), ohne da dieses ber ihn spottetì, klagt er in Sure 15, Vers 11. Man hrt die Mahnungen, aber sie fruchten nichts; Ñselbst wenn wir ber ihnen eine Pforte des Himmels ffneten und (die Zweifler) dann (immer wieder) in ihn hinaufsteigen knnten, sprchen
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sie: ÇUnsere Blicke wurden trunken gemacht, nur das ist es! Man hat uns verzaubert!ëì (Sure 15, 15). Das hartnckige Fragen nach den Engeln, die ihm die Eingebungen herabbrchten, hatte Mohammed zu dieser Darlegung veranla t. Die Engel werden erst am Ende der Zeiten herabgeschickt, hatte er geantwortet, erst dann, wenn das Diesseits zerstrt wird, und deshalb sei das Begehren der Mekkaner, schon jetzt Engel zu sehen, ganz tricht. Sogar wenn die Zweifler selber die Himmel erkunden drften, wren sie nicht von Mohammeds Botschaft berzeugt, weswegen sollte er dann hinaufzusteigen wnschen? In Sure 17 wird die gleiche Thematik ein zweites Mal aufgerollt. Die ÑLesungì ist unnachahmlich, alle Menschen und Dschinnen knnen nicht einmal in gemeinsamer Anstrengung etwas Vergleichbares zustande bringen. Das behauptet Mohammed hier; die Mekkaner aber wollen diese Behauptung nur gelten lassen, wenn sie jene berirdische Kraft, der dies alles entspringen soll, auch wirklich wahrnehmen knnen: Sie soll Mohammed einen Weingarten mit Wasserquellen schenken oder den Himmel in Stcken herabstrzen lassen, oder der Prophet mge Allah oder die Engel herbeizitieren. Und wie wre es, wenn Mohammed einmal selber emporstiege und eine Schrift herunterholte? Nein, entgegnet er; nur wenn die Erde von Engeln bewohnt wrde, nur dann htte Allah einen Engel ihresgleichen als Boten geschickt; sie wird aber von Menschen bevlkert, und folglich kann nur ein Mensch als Bote erwhlt werden (Sure 17, 88ñ95), dem, so ist zu ergnzen, nur das seinem Geschlechte Mgliche zu Gebote steht. In den letzten mekkanischen Jahren hat Mohammed solche Zurckhaltung aufgegeben. Jetzt streut man das Gercht von seinem Aufstieg in den Himmel aus. Nach der Affre in aÅ-Äif werden ihn seine Feinde auf Dauer nicht mehr in Mekka dulden; Ab Lahab hat ihm dies schon vorher zu verstehen gegeben. Es mu sich fr Mohammed eine andere Bleibe finden. Der Gesandte Allahs aber will sich in der heiligen Stadt behaupten und au erhalb von ihr Verbndete suchen. Sollte er damals doch an einen Weggang gedacht haben, dann hchstens als eine vorbergehende Notlsung, wie er kurz darauf behaupten wird.206 Da es nach Mohammeds nunmehriger Meinung einem Gesandten Allahs wohl anstand, die jenseitigen Verhltnisse persnlich in Augenschein zu nehmen, lehrt uns die aus jener Zeit stammende Darstellung des Weges Abrahams zur Ñislamischenì Gotteserkenntnis: Allah gewhrte ihm Einblick in das Bestimmen ber die Schpfung (Sure 6, 75). Was in den lteren Suren 15 und 17 noch als ein widersinniges, weil seinen Zweck ohnehin verfehlendes Verlangen erscheint, wird nun, da die Frage nach der Macht in Mekka und damit nach der Befugnis, die Riten umzugestalten, aufgeworfen ist, zu einem wesentlichen Merkmal prophetischen Wirkens erhoben. In spteren Fassungen der Himmelfahrt handelt Mohammed, beraten von Mose, mit Allah die Fnfzahl der Pflichtgebete aus und verschmht, als ihm zur Erfrischung unterschiedliche Getrnke angeboten werden, den Wein, der den Menschen aus der ihm von Allah anerschaffenen Hingewandtheit (arab.: al-fiÅra) zu seinem Schpfer und Lenker rei t. Da diese Thematik erst in Medina akut wurde, zeigten wir.207 Die Himmelfahrt des Propheten beglaubigt nunmehr das Ñweitherzigeì anfentum als den Inbegriff des Islams, zumal sich nach dieser Legende
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Das Problem der Nachtreise des Propheten
III. Die Vertreibung
die Fnfzahl der Gebete ebenfalls einer erheblichen Minderung der ursprnglich von Allah vorgesehenen Ritualpflichten verdankt. In Mekka folgt, wie erwhnt, der Himmelfahrt ein halbes Jahr spter die Vision von der Nachtreise. ber diesen Vorfall hat al-Wqid aus vielerlei Quellen Aussagen zusammengetragen. Mohammed soll die Reise in der Nacht zum 17. Rab al-auwal ein Jahr vor der Hedschra erlebt haben; sie soll in der Schlucht Ab Älibs begonnen und nach Jerusalem gefhrt haben. Ein wei es geflgeltes Reittier, Burq gehei en, nicht ganz Esel, nicht ganz Maultier, habe der Prophet besteigen mssen; mit jedem Schritt habe es den Horizont erreicht, so da man binnen kurzem am Ziel gewesen sei; Gabriel habe den Reisenden begleitet und das Tier in der heiligen Stadt an dem Pflock festgebunden, den schon die frheren Propheten zu diesem Zweck benutzt htten. Abraham, Mose und Jesus htten sich sogleich eingestellt, auf Gabriels Anweisung habe Mohammed ihnen vorgebetet. In Mekka aber htten die Ban Abd alMuÅÅalib den Propheten in jener Nacht vermi t, al-Abbs habe sich auf die Suche gemacht und nach ihm gerufen, endlich habe Mohammed ihm geantwortet und von seinem Erlebnis erzhlt. Im Bericht seiner Base Umm Hni bt. ab Älib beginnt die Nachtreise in deren Haus; nach der Rckkehr warnt ihn Umm Hni; er msse verschweigen, was ihm widerfuhr, da man ihn anderenfalls als einen Aufschneider verlachen werde. Er hlt sich nicht an diesen Rat, und die Folgen bleiben nicht aus. Als er sich bei Gabriel ber die Zweifelsucht der Mekkaner beschwert, versichert ihm dieser, zumindest Ab Bakr sei von der Wahrheit seiner Worte berzeugt. Als die Quraiöiten Mohammed ber Jerusalem ausfragen, um ihn der Lge zu berfhren, erscheint die Stadt vor seinem geistigen Auge, und er vermag sie genau zu beschreiben.208 Den Ausgangspunkt der Legende bilden die ersten Verse von Sure 17: ÑPreis sei dem, der seinen Knecht des Nachts vom geheiligten Gebetsplatz (an der Kaaba) zum fernsten Gebetsplatz (arab.: al-masid al-aq) reisen lie , dessen Umgebung wir segneten. Wir wollten ihn einiges von unseren Wunderzeichen schauen lassen. (Allah) hrt und sieht alles.ì Danach wendet sich der Koran Mose und den Israeliten zu: Mose empfing das ÑBuchì, es diente den Israeliten als Rechtleitung, den Nachkommen Noahs, die in der Arche errettet wurden; zweimal wrden sie Unheil anrichten, so hei t es im Buch; das erste Mal wurden sie zur Strafe verjagt, aber Allah fhrte sie wieder zurck, doch wehe, wenn die zweite Vernichtung beginnt! Die Feinde werden die Israeliten entehren, sie werden in ihren Gebetsplatz eindringen, wie beim ersten Mal! Doch noch ist es nicht zu spt. Denn die ÑLesungì sagt den Glubigen, die das Rechte tun, gro en Lohn zu (Vers 1ñ9). Es schlie en sich weitere Mahnungen an, ab Vers 42 l t Mohammed seine Auseinandersetzungen mit den Mekkanern Revue passieren, um in Vers 60 noch einmal auf den Anfang zurckzukommen: ÑEinstmals sagten wir dir: ÇDein Herr kennt die Menschen durch und durch. Den Traum, den wir dich trumen lie en, machten wir zu einer Anfechtung fr die Menschen, desgleichen den verfluchten Baum in der ÇLesungë, und wir jagten ihnen Furcht ein, und doch bestrkt sie dies in ihrer schlimmen Widerspenstigkeit.ëì Ob man diese Worte auf die Nachtreise beziehen darf, ist vllig ungewi .209 Der Zu-
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sammenhang, in dem Sure 17, Vers 60 von einer Vision bzw. von einem Traum spricht, ist ebender, in dem sich die Verse 88 bis 95 unter anderem ber einen Aufstieg in den Himmel u ern: Solcherlei Wunder beeindrucken die Zweifler nicht, und deshalb braucht Allah sie auch nicht zu vollbringen. Was dem Glubigen den Angstschwei auf die Stirn treibt, l t den Sptter gnzlich kalt; nicht einmal der furchterregende Baum Zaqq m, der im tiefsten Hllenschlund gedeiht und dessen Frchte Teufelskpfe sind (vgl. Sure 37, 62ñ68), vermag ihn zu schrecken. Da al-Wqids Erzhlung von der Nachtreise als Vorgeschichte zur Himmelfahrt taugt, ist einzusehen; mit Burq lieferte sie das passende Reittier, das den Propheten, wenn man beide Geschichten miteinander verbindet, von Jerusalem aus in den Himmel hinaufzutragen vermochte und ihm sowie Gabriel und Michael den beschwerlichen Aufstieg ber die Leiter ersparte. Es fragt sich freilich, mit welchem Grund man annimmt, der Ñfernste Gebetsplatzì in Sure 17, Vers 1 meine die Jerusalemer "rtlichkeit dieses Namens. Die erst nachtrglich hergestellte Verbindung zwischen der Nachtreise und der ebenso nachtrglich nach Jerusalem verlegten Himmelfahrt rechtfertigt dergleichen nicht. Schon einmal freilich, im Zusammenhang mit Hebron, stie en wir auf eine nicht nher aufklrbare Beziehung Mohammeds nach aö-äam;210 da man in Mekka von Jerusalem wu te, kann man schwerlich bestreiten. Schlie lich verrichtete Mohammed seine rituellen Gebete an der Kaaba, indem er sich vor ihr nach Norden, nach Jerusalem gewendet aufstellte. Was der Prophet damals mit dem Namen dieser Stadt verband, erfuhren wir: Jeder Ort, dessen Bewohner die Botschaft Allahs zurckweisen, wird vernichtet werden (Sure 28, 58 f.), und auch mit Jerusalem machte er keine Ausnahme, obwohl er selber die Israeliten dorthin gefhrt hatte (Sure 7, 161 f.). Gleichwohl ist zu prfen, was uns ber Mekka, seinen geheiligten und seinen fernsten Gebetsplatz berliefert wird. Denn niemand anders als die mekkanischen Quraiöiten sollten sich ja angesprochen fhlen: Einst mi achteten die Israeliten die Gesetze, die Mose von Allah erhalten hatte; Allah schickte seine Diener gegen die Ungehorsamen und lie deren Stadt ñ Jerusalem ñ verwsten (Sure 17, 5); die zweite Zerstrung einer heiligen Stadt bei erneuter Ablehnung der gttlichen Gesetze steht noch aus (Vers 6ñ7); sie droht Mekka. In al-Fss ausfhrlicher Topographie Mekkas und der umliegenden Orte entdeckt man nheres zum Ñfernsten Gebetsplatzì. Der Mekkaner Zijd b. Muammad b. Äriq211 machte einst in Begleitung des Gelehrten Muhid b. abr (gest. 722) die sogenannte kleine Pilgerfahrt. Von alirna212 aus, das auf dem Weg von aÅ-Äif nach Mekka liegt, betraten sie das geheiligte Gebiet und nahmen den Weihezustand an, und zwar Ñhinter dem Tal, wo die Steinmale aufgeschichtet sindì. So habe es einst auch der Prophet gemacht ñ wie im weiteren Verlauf der Beschreibung deutlich wird, bei seiner Rckkehr vom Kriegszug gegen aÅ-Äif im Vorfrhling des Jahres 630. Der Gebetsplatz Ñdort ganz hintenì sei von einem Quraiöiten angelegt worden, der in der Nhe auch einige Palmen angepflanzt habe. Dieser Kultort hie , eben weil er an der u ersten Grenze des geheiligten Bezirks lag, der Ñfernste Gebetsplatzì (arab.: almasid al-aq). Einen anderen, den wir ebenfalls an diesem Weg nach
Der Ñfernste Gebetsplatzì
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Das Streben nach der Reform der Riten
III. Die Vertreibung
Mekka suchen mssen, bezeichnete man als den Ñnchstenì (arab.: almasid al-adn), hergerichtet ebenfalls von einem Quraiöiten oder nach einer anderen berlieferung von einem uziten.213 Als Mohammed von der Belagerung aÅ-Äifs zurckgekommen sei, habe er beim Ñfernsten Gebetsplatzì den Weihezustand angenommen; dies geschah im lQada (begann am 20. Februar 630) des Jahres 8 der Hedschra.214 AlWqid brachte ber den Ñfernsten Gebetsplatzì noch folgendes in Erfahrung: ÑVon (al-irna) aus treten die Mekkaner alljhrlich in der Nacht zum 17. l-Qada in den Weihezustand ein.ì Noch al-Fs lernte den Brauch der Mekkaner kennen, am 16. l-Qada nach al-irna hinauszuziehen, den 17. dort zu verbringen und dann in der Nacht zum 18. nach dem Pflichtgebet, welches zu vollziehen ist, sobald die Sonne hinter dem Horizont versunken ist, im Weihezustand nach Mekka zurckzuwandern. In manchen Jahren, wenn die Gegend zu unsicher war, verlie man al-irna auch schon bei Tage.215 Auf diesen Brauch nimmt der Anfang von Sure 17 Bezug. Wahrscheinlich sind diese Verse nach Mohammeds Vision einer Nachtreise entstanden und dieser Sure vorangestellt worden, denn in ihr ist, wie erwhnt, von einem Traumgesicht die Rede (Vers 60). Es ist zudem die Zeit, in der Mohammed sich bewu t als den Ñheidnischen Prophetenì ausgibt. Er bringt die wahre Glaubensordnung (Sure 7, 157); sie abzulehnen hei t, die zweite, die letzte Zerstrung heraufzubeschwren, deren Opfer Mekka und die verstockten Quraiöiten sein werden. Den Ort der ersten Zerstrung, vielleicht auch dessen unzerstrbares himmlisches Abbild, hat er geschaut. Allah gab seinen Leuten, damals den Israeliten, eine zweite Gelegenheit. Was aber wird sein, wenn die jetzigen ÑLeute Allahsì, die Quraiöiten, die dank Mohammed die wahren Erben Moses und der Israeliten geworden sind, diese Gelegenheit verspielen (vgl. Sure 17, 6ñ8)? 216 Laut al-Wqid erlebte der Prophet die Vision von der Nachtreise zum Ñfernsten Gebetsplatzì im Rab al-auwal, mithin nicht zu dem Zeitpunkt, an dem man nach al-irna hinauszuziehen pflegte. Der Eingangsvers von Sure 17 knnte demnach auch als ein Beleg fr die durch die Himmelfahrt bekrftigte Befugnis Mohammeds gelesen werden, die geltenden Ritualvorschriften zu verndern. Insbesondere auf die rituellen Gebete erstreckte sich sein Gestaltungseifer. Ob schon damals die Fnfzahl festgelegt wurde, l t sich weder besttigen noch ausschlie en. Soviel ist deutlich: Mohammed hielt in Mekka das von den Quraiöiten gebte Vormittagsgebet (arab.: alt a - u) ein, das mglicherweise ab dem Erscheinen der Sonnenscheibe bis zu deren Hchststand durchgefhrt werden konnte. Mohammed fgte ein zweites Gebet hinzu, nmlich am spten Nachmittag, das seine Stammesgenossen jedoch ablehnten. Die Zweizahl der Pflichtgebete spiegelt sich vermutlich noch in der den mittelmekkanischen Jahren zugerechneten Sure 30 wider: ÑIhm gebhrt das Lob in den Himmeln und auf der Erde ñ und des Abends und wenn ihr den Mittag erreichtì (Vers 18). In Medina schiebt Mohammed vor diesen Vers einen anderen ein: ÑPreis sei Allah, wenn ihr in den Abend und wenn ihr in den Morgen eintretet!ì Ebenfalls in Medina wurde in Sure 11 ein Vers eingefgt, der auf die Vermehrung der tglichen Pflichtgebete hinweist: ÑVollziehe das Gebet an den beiden Enden des Tages und nahe
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am Beginn der Nacht!ì (Vers 114). In der frhmedinensischen Sure 2 ist neben den bereits genannten noch von einem mittleren Pflichtgebet die Rede, das man entweder mit dem in Sure 30, Vers 18 belegten Gebet zur Mittagszeit oder mit dem am Nachmittag (arab.: alt al-ar) gleichsetzt. Al-Wqid berliefert uns einen bemerkenswerten Text, der auf die Absichten verweist, die Mohammed mit der Stiftung der Gebetszeiten verfolgte, die er deutlich von denen der Heiden absetzte. Ein Mann von den Ban Sulaim, der des Gtzendienstes berdrssig war, traf in Mekka zufllig auf den noch nicht ffentlich predigenden Propheten. Dieser machte ihn mit dem Eingottglauben bekannt und riet ihm, sich ihm anzuschlie en, sobald die Botschaft des Islams frei verkndet werde. Als der Sulamite hrte, Mohammed sei ausgewandert, da die Mekkaner ihn htten tten wollen, eilte er nach Medina und lie sich dort in den Dingen unterweisen, die Allah in der Zwischenzeit seinen Propheten gelehrt hatte, nmlich in den Einzelheiten der rituellen Waschung und in den Gebetszeiten. ÑWenn du das Frhgebet verrichten mchtest, dann nimm davon Abstand, bis die Sonne aufgegangen ist, und wenn sie aufgegangen ist, dann bete erst, wenn sie emporgestiegen ist. Denn sie steigt zwischen den beiden Hrnern des Teufels empor, und zu diesem Zeitpunkt werfen sich die Unglubigen vor ihr nieder. Sobald sie die Hhe von einer oder zwei Lanzen erreicht hat, dann bete, denn nun wird das Gebet durch Allahs Gegenwart gesegnet und bezeugt, und zwar bis die Lanze ihren Schatten genau vor sich wirft.ì Dann, zur Mittagsstunde, falle die Hlle vor ihr nieder, das Gebet in Gegenwart Allahs sei erst wieder sinnvoll, wenn die Sonne sich nach Westen zu neigen beginnt. Auch im Augenblick des Versinkens der Sonne drfe man nicht beten; sie befinde sich erneut zwischen den Hrnern des Teufels und werde dann nur von den Unglubigen verehrt.217 ñ Bald nach seiner Ankunft in Medina wird Mohammed brigens auch die Pilgerriten so verndern, da vom Sonnenlauf markierte Zeitpunkte gerade nicht mehr das kultische Geschehen untergliedern; wir werden auf diese Fragen zurckkommen. Vllige Klarheit ber die Herausbildung der fnf Pflichtgebete l t sich aus dem Koran und auch aus der Prophetenbiographie nicht gewinnen; wichtig ist jedoch die Erkenntnis, da Mohammed gegen Ende seines Wirkens in Mekka an einer Umgestaltung der berkommenen Riten arbeitete, wobei er sich von der Vorstellung leiten lie , da man Allah, dem stndig schaffenden und bestimmenden Gott, mglichst in jedem Abschnitt des Tageslaufs eine Andacht widme und dazu aus dem profanen Lebensvollzug heraustrete.218 In die Gegenwart Allahs soll man sich ber einen lngeren Zeitraum versetzen knnen; die kurzen Momente, in denen der Sonnenball den Horizont berquert oder den Zenit durchmi t, bleiben den Unglubigen berlassen. Sobald Mohammed die Gelegenheit erhlt, die Riten nach seinen Einsichten festzulegen, tut er dies ohne Zaudern, wie die frhmedinensische Sure 2 bezeugt. Was er hier anordnet, ist, wir ahnen es jetzt, schon in den letzten Jahren in Mekka vorbereitet worden. Auch die Vision von der Nachtreise zum Ñfernsten Gebetsplatzì deutet, wie schon angemerkt, vermutlich auf eine Vernderung ererbter Riten hin; die Quraiöiten begaben sich nicht im Rab al-auwal, sondern im l-Qada nach al-irna. Und wichtiger noch: Allah fhrte
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III. Die Vertreibung
seinen Knecht Mohammed des Nachts dorthin ñ wie man in den reformierten Pilgerriten auch erst nach dem Versinken des Sonnenballs von Araft aufbricht und nicht schon vorher, wie es in vorislamischer Zeit blich gewesen war. Als ein nur von den Mekkanern gebter Brauch mu te der Aufenthalt am Ñfernsten Gebetsplatzì allerdings den Muslimen aus dem Blick geraten, sobald sich die medinensische Gemeinde gefestigt hatte. Himmelfahrt und Nachtreise erweisen sich somit als zwei Geschehnisse, die Mohammeds Machtehrgeiz belegen: Er hat von Allah den Befehl zur Neuordnung der Riten im Einklang mit dem zuerst von Abraham praktizierten ÑIslamì empfangen. Seinen quraiöitischen Feinden erschien dies als eine unerhrte Herausforderung.
6. Die Vertreibung Mohammeds Deutung: Vertreibung und Hinderung am Kult
Mohammed blickt im Koran mehrfach auf seine Vertreibung aus Mekka zurck; mit Bezug auf die eigene Person spricht er niemals von einer Auswanderung (arab.: al-hira).219 So sagt sein Alter ego in Sure 47, Vers 13: ÑWie manche Ortschaft, die mchtiger war als die deinige, die dich vertrieben hat (arab.: a raat-ka), haben wir schon vernichtet, und (ihre Bewohner) fanden keinen Beistand!ì In Sure 8 erwgt er sein eigenes Schicksal, kommt aber auch auf seine Glaubensgenossen zu sprechen: ÑDamals schmiedeten die Unglubigen Rnke wider dich, um dich festzusetzen, zu tten oder zu vertreiben. Sie schmiedeten Rnke, und auch Allah schmiedet Rnke, er aber am besten! Jedesmal wenn man ihnen unsere Wunderzeichen vortrug, sagten sie: ÇWir haben es schon gehrt. Wollten wir es, dann knnten wir Vergleichbares u ern. Das sind doch nichts als die Geschichten der Altvorderen!ë Auch sprachen sie damals: ÇAllah, wenn dies wirklich die Wahrheit ist, die von dir kommt, dann la doch aus dem Himmel Steine auf uns herabregnen oder vollstrecke an uns eine schmerzhafte Strafe!ëì Nicht weil derartige Zeichen ohne Wirkung bleiben wrden, wie Mohammed in Mekka resignierend feststellte, verzichtete Allah auf sie; jetzt nennt der Prophet einen anderen Grund: ÑAllah hatte sie doch gar nicht bestrafen knnen, whrend du noch unter ihnen weiltest, und er htte sie auch nicht bestraft, sofern sie um Verzeihung gebeten httenì (Vers 30ñ33). Inzwischen hat sich die Lage vollkommen verndert; die Mekkaner, die dem vertriebenen Mohammed und seinen Anhngern nicht die Teilnahme an den Pilgerriten erlauben, werden dem Zorn Allahs nicht entrinnen; dies nicht zuletzt, weil der Kult, den sie an der Kaaba praktizieren, nur aus albernem Gepfeife und Geklatsche besteht (Vers 34 f.). ÑIhr, die ihr glaubt!ì l t der Prophet in der sptmedinensischen Sure 60 Allah verknden, Ñnehmt euch nicht meine und eure Feinde zu Vertrauten, indem ihr ihnen Liebe erzeigt! Sie hatten doch die zu euch kommende Wahrheit verworfen und dabei den Gesandten und euch vertrieben, weil ihr an Allah, euren Herrn, glaubtet.ì Im Krieg gegen die heidnischen Mekkaner darf es keinerlei Vertraulichkeiten mit ihnen geben; denn sobald man auf sie st t, wollen sie den Anhngern Mohammeds den Abfall vom Islam schmackhaft machen; doch mgen die Schwankenden wohl bedenken, da am Tag des Ge-
6. Die Vertreibung
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richts streng nach der Glubigkeit und ohne Rcksicht auf die Verwandtschaft entschieden wird. Schon Abraham wu te, da er sogar fr den eigenen Vater vergebens Verzeihung erflehen werde (Sure 60, 1ñ4). Im Januar 630, als Mohammed ber das heidnische Mekka triumphierte, soll er ausgerufen haben: ÑDu bist Allahs bestes Stck Erde, du bist Allahs Stck Erde, das ich am meisten liebe! Wre ich nicht aus dir vertrieben worden, ich wre nie fortgegangen!ì220 In Sure 2, in der Mohammed zum ersten Mal ins einzelne gehende rituelle Vorschriften fr seine Anhngerschaft erl t, betrachtet er diese insgesamt als eine Schar, die von ihrem angestammten Kultort vertrieben wurde und daher die Aufgabe hat, mit Waffengewalt die Rckkehr zu erstreiten: ÑKmpft auf dem Pfade Allahs gegen diejenigen, die euch bekmpfen, verbt aber keine Exzesse! Allah liebt nicht diejenigen, die Exzesse begehen. Ttet (eure Feinde), wo immer ihr sie trefft, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben! Die Verfhrung (zum Abfall vom Islam) ist schlimmer als das Tten! Bekmpft sie aber nicht am geheiligten Gebetsplatz (an der Kaaba), ehe sie ihrerseits euch dort bekmpfen. Und wenn sie euch bekmpfen, dann ttet sie! So vergilt man den Unglubigen!ì (Vers 190 f.). Das Band, das Mohammed und seine Anhnger vereinen soll, ist die Vertreibung ñ die neue Umgebung, in der sie leben, Medina, spielt in diesen Versen noch keine Rolle. Das Denken Mohammeds ist auf die mekkanische Geschichte fixiert, so wie er sie kennt: Das Ringen um den richtigen, Allah geflligen Kult geht immer auch darum, die Verfechter des falschen zu vertreiben.221 Unter diesem Gesichtspunkt nimmt Mohammed die Anhnger des Islams wahr, die sich seit lngerem in Medina eingefunden haben, bevor er Mekka verlassen mu . Bereits bei der Errterung des thiopischen Exils jener Muslime, die ungestrt ihren Kult auszuben wnschten, wurde deutlich, da der Prophet und seine Anhngerschaft keine Einheit bildeten, sondern sich in getrennten Lebenskreisen bewegten. Hier Mohammed, Nachkomme Abd al-MuÅÅalibs und, jedenfalls sahen es manche Mekkaner so, vom Ehrgeiz angetrieben, dessen Erbe zu mehren ñ da die ersten Muslime, von den Worten der ÑLesungì berauscht und von dem Bestreben durchdrungen, Allah auf ihre Weise zu verehren. Die Geschichte des Wirkens des Propheten in Mekka, wie wir sie dem Koran und der biographischen berlieferung entnehmen, ist von diesem Zwiespalt durchzogen. Das Prophetentum, ganz durch die Vergangenheit der Sippe seines Trgers geprgt, verschmilzt nicht mit den Anhngern zu einer Gemeinde, die nach Lage der Dinge eine Gemeinde jenseits der berkommenen religis-politischen Ordnungen htte werden mssen. Nichts bezeugt dies klarer als Mohammeds einsamer Gang nach aÅ-Äif. Und auch in Medina denkt er noch in den alten Kategorien, wie Sure 2, Vers 190 f. belegt. Die Hedschra der Muslime und die Vertreibung Mohammeds sind zwei Vorgnge, die eine einzige Ursache haben, jedoch voneinander unabhngig verlaufen. Es ist nicht so, da eine Gemeinde samt ihrem Oberhaupt durch die Quraiöiten ausgesto en worden wre. Vielmehr bildete sich eine Gemeinde mit einem Oberhaupt erst in Medina, und dies unter erheblichen Hemmnissen, wie wir erfahren werden. Wenn wir verstehen wollen, was die Vertreibung fr Mohammed bedeutete und
Vertreibung und Hedschra
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Keine gezielte Gemeindebildung in Mekka
III. Die Vertreibung
welche erstaunlichen Folgen sie zeitigte, mssen wir die mekkanische Vorgeschichte dieser medinensischen Gemeindebildung entsprechend unseren Erkenntnissen ber zwei Linien verfolgen, zum einen ber die Geschicke der Anhngerschaft, zum anderen ber die Person Mohammed. Erst in Medina werden sich die beiden Linien vereinen, und unter welchen Ereignissen und unter welchen Erweiterungen oder Umdeutungen der mohammedschen Lehren dies geschieht, ist der Gegenstand der folgenden Kapitel. Jetzt ist allein geboten, die beiden Linien nachzuzeichnen, und den Anfang machen wir mit der Anhngerschaft. Das Beispiel der Ñfr schwach Befundenenì sowie der Anhnger, die Mohammed in anderen Stmmen hatte, ohne da eine feste Verbindung mit ihnen aufgebaut worden wre, veranschaulicht den vlligen Mangel an Initiativen zur Formung einer spezifisch religisen muslimischen Gemeinde in Mekka. Wie wir erfuhren, konzentrierte er sein Werben auf die eigene Sippe. Die Gewinnung der ersten acht Glaubensgenossen aus anderen Kreisen stellt Ibn Isq als das Verdienst Ab Bakrs dar.222 Danach zhlt er weitere frhe Muslime auf, ohne da sichtbar wrde, ob Mohammed bei ihrem bertritt zum Islam eine Rolle gespielt hat. Zu dieser Gruppe gehrt ein gewisser al-Arqam b. ab l-Arqam (gest. 634),223 ein Maz mite, dessen voller Name al-Arqam b. Abd Manf b. Asad b. Abdallh b. Umar b. Maz m lautet.224 Dieser Mann besa bei a- af ein Haus, in dem Mohammed, wie schon erwhnt, fortan heimlich Gefolgsleute geworben haben soll, und zwar bis in die Zeit, als Umar b. alaÅÅb sich vom Saulus zum Paulus wandelte.225 Da al-Arqam zu den seinerzeit mchtigen Ban Maz m zhlte, wird Mohammed sich in dessen Anwesen sicher gefhlt haben. Al-Arqam war einer der Schwurgenossen des ÑBundes der Herausragendenì, vielleicht sogar dessen damaliger Sachwalter.226 In den ersten Jahrzehnten des abbasidischen Kalifats wurde das Haus den Mekkapilgern noch gezeigt; es schlo damals einen Gebetsplatz ein, jenen Raum, in dem sich der Prophet mit seiner Gefolgschaft getroffen habe, um mit ihnen die ÑLesungì einzuben.227 Worin in jenen Tagen der ÑRufì (arab.: ad-dawa) zum Islam bestanden haben knnte, lassen die Quellen offen. In vorislamischer Zeit bezeichnete der Begriff die Zugehrigkeit zur Solidargemeinschaft einer Sippe; das Wort erscheint in der berlieferung, wenn dargelegt werden soll, da gem der Genealogie und gem den Schwurverhltnissen eigentlich eine andere als die gegebene Solidarbindung vorliegen m te. So wohnten in dem befestigten medinensischen Gehft Rti Eidgenossen des jdischen Klans der Ban Za r b. uöam, die sich genealogisch als Brder der arabischen Sippe der Ban Abd al-Aöhal b. uöam verstanden; der ÑRufì jener Eidgenossen htte dem jdischen Klan, mit dem sie zusammen wohnten, zugestanden, war aber an die Ban Abd al-Aöhal gebunden.228 Der Begriff wurde bis in die abbasidische Zeit hinein im alten Sinne verwendet. Der Kalif al-Mahd (reg. 775ñ785) trennte den ÑRufì der jemenischen Sippe der Ban - alt, die einst eine Eidgenossenschaft mit den quraiöitischen Ban uma eingegangen waren, aus deren Gemeinschaft heraus und ordnete ihn den brigen Eidgenossen der Ban lAbbs b. Abd al-MuÅÅalib zu; den Unterhalt bezogen die Ban - alt aber weiterhin aus den Dotationen, die den Ban uma zustanden.229
6. Die Vertreibung
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Da Mohammed in frhislamischer Zeit einen ÑRufì ausgegeben htte, der auf eine muslimische, die Stammesgrenzen berschreitende Gemeinschaft hingearbeitet htte, ist nirgends bezeugt. In Anbetracht der Hinwendung zur eigenen Sippe ist dergleichen unwahrscheinlich. Man wird sich am besten an die Einsicht halten, da man in Mekka von einer zielstrebigen, die Stammesgrenzen berschreitenden Proselytenmacherei Mohammeds nicht sprechen darf; diese mu te ihm um so ferner liegen, je mehr er sich berufen fhlte, in der Nachfolge seiner Ahnen und Abrahams dem Kaabakult die dem einen Allah angemessene Form zu verleihen und berhaupt den Menschen, die an diesem heiligen Ort lebten, den wahren Gottesdienst aufzuntigen. Gewi sah er es gern, wenn auch Personen, deren Alltag sich fern von Mekka abspielte, seine Botschaft zu hren begehrten und sie in ihre Stmme hineintrugen, es ist aber in den berlieferungen zur mekkanischen Periode nirgends zu erkennen, da er ber die Frage nachgedacht htte, wie man fern der Kaaba unter ganz anderen Voraussetzungen eine islamische Verehrung des Einen htte praktizieren sollen. Auf dieses Problem wurde er erst in seiner letzten mekkanischen Zeit gesto en, ja, eigentlich erst, als er in Medina angekommen war. Dort nmlich traf er auf eine muslimische Gemeinschaft, die sich eigenstndig herausgebildet hatte. Sie mu te er zunchst seinem Herrschaftsanspruch gefgig machen, was nicht ohne Widerstand abging. Die in Sure 2 niedergelegten Regelungen stellten ein wesentliches Mittel dieser Unterwerfung dar ñ man knnte von einer Unterwerfung durch die Erhhung des Organisationsgrades sprechen. Das andere Mittel, von Mohammed weit schwieriger zu handhaben, war die Einbeziehung der medinensischen Muslime in seine auf die Gewinnung der Macht ber das mekkanische Heiligtum ausgerichtete Politik. Wie aber war die medinensische Gemeinschaft entstanden? In der muslimischen Geschichtsberlieferung finden wir hierzu gengend Nachrichten, die sich in einem wichtigen Punkt mit dem decken, was wir schon mehrfach in anderem Zusammenhang ermittelten: Begegnungen mit Mohammed gaben den Ansto dafr, da von seiner Botschaft berzeugte seine Lehren au erhalb Mekkas verbreiteten. Sie fielen auf fruchtbaren Boden, wie wir an einigen Beispielen erkannten.230 Erinnern wir uns an Ab Qais b. al-Aslat, den medinensischen anfen! In der Biographie seines Sohnes Mian bemerkt al-Wqid, da der medinensische Verband der Ban azra bei Ankunft des Propheten zur Gnze islamisiert gewesen sei; im zweiten gro en Stamm, den Ban Aus, habe es ebenfalls muslimische Klane gegeben, nmlich die Ban Abd al-Aöhal, die sich ausnahmslos zum Islam bekannt htten, sowie die Klane Afar, ria, Muwija und Amr b. Auf. Lediglich die Sippen der Aus Mant unter Fhrung des Ab Qais htten abseits gestanden, und das sei so gekommen: Ab Qais kehrte eines Tages aus Mekka zurck und begegnete dem Anfhrer der azraiten Abdallh b. Ubaij; ihm schwrmte Ab Qais von den Lehren des mekkanischen Propheten vor, worauf Abdallh spttisch anmerkte, er, Ab Qais, wolle sich anscheinend vor dem Krieg gegen die azraiten drcken ñ deren Glaubensbruder er mit dem bertritt zum Islam geworden wre. Den Verdacht der Feigheit habe Ab Qais nicht auf sich sitzen lassen wollen, und so habe er ge-
Die Entstehung der medinensischen Gemeinde
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Zur Geschichte Medinas
III. Die Vertreibung
schworen, er werde erst nach Ablauf eines Jahres Muslim werden. Whrend dieser Frist sei er verstorben.231 Diese Anekdote ist sicher erfunden; denn sie gibt Abdallh b. Ubaij, einem der schrfsten medinensischen Kritiker Mohammeds, die Schuld an Ab Qaisí Zaudern. Wenn wir daran zurckdenken, da spter auch der anfe Umaija b. ab - alt den bertritt zum Islam verweigerte und dafr mit bsen Worten belegt wurde, und auch daran, da Mohammed in jenen Jahren vielerlei Anstrengungen unternahm, um sich die anfische Tradition anzueignen, erscheint Ab
Qaisí Zurckhaltung in einem anderen Licht: Man mochte sich fragen, ob der Quraiöite wirklich der Prophet war, auf den man wartete. Indessen sind wir gentigt, wenigstens einen flchtigen Blick in die Geschichte Medinas zu tun, wie sie damals erzhlt wurde. Die Stammesverbnde Aus und azra fhren sich auf einen gemeinsamen jemenischen Ahnherrn namens ria zurck; nach Jarib sollen sie gelangt sein, nachdem dessen Gro vater Amr b. mir durch Wahrsager vor dem baldigen Bersten des Dammes in Marib gewarnt worden und deshalb mit seinem Anhang nach Norden aufgebrochen sein soll. Die uziten htten den Hedschas in Besitz genommen, die assniden aö-äam; die Aus und die azra seien, wie gesagt, in dem von Juden besiedelten Gebiet von Jarib untergekommen. Sie seien dem jdischen Herrscher untertan gewesen, selbst das jus primae noctis htten sie ihm zugestehen mssen. Ein assnidischer Frst habe diesem bel ein Ende bereitet, indem er auf einem vorgeblich gegen den Jemen gerichteten Feldzug bei Jarib kampiert, die jdischen Vornehmen zu einem Gastmahl eingeladen und meuchlings ermordet habe. Mit der Freiheit von jdischer Herrschaft vermochten die Aus und die azra allerdings nichts Rechtes anzufangen; sie verstrickten sich in Blutfehden, mit deren Einzelheiten wir uns nicht befassen mssen.232 In den uns betreffenden Jahren war Ab Qais, der Anfhrer der Ausiten, der vielen Niederlagen seiner Klane berdrssig und suchte eine Gelegenheit, sich aus den Hndeln zurckzuziehen. Ein Ausgleich schien nach einem der seltenen Siege der Ausiten mglich. Man vereinbarte, da die azraiten, da ihre Feinde drei Tote mehr zu beklagen hatten, ein entsprechendes Blutgeld aufbringen sollten. Dies geschah auch, aber die Ausiten tteten trotzdem drei junge azraiten, worauf der erste der medinensischen Fir-Kriege ausbrach, so benannt wegen des Frevels, der ihn ausgelst hatte. Nach einem weiteren Gefecht, in dem die Ausiten vernichtend geschlagen wurden, entschlossen sich deren Klane Amr b. Auf und Aus Mant, mit den azraiten doch noch zu einer friedlichen Einigung zu gelangen; die Ban Afar und die Ban Abd al-Aöhal beharrten dagegen auf der Fortsetzung der Blutfehde und wollten lieber Medina verlassen als nachgeben. Sie suchten darum in Mekka um ein Bndnis mit den Quraiöiten gegen die azraiten nach, das Ab ahl aber zu hintertreiben wu te. Er frchtete, ein Bundesgenosse, der so viele Menschen aufbieten konnte, werde den Quraiöiten seinen Willen aufzwingen und diese schlie lich aus ihren ñ ja vllig von der Zufuhr von Nahrungsmitteln abhngigen ñ Wohnsitzen vertreiben. Nach einer anderen berlieferung wohnten die fnfzehn Abgesandten whrend ihres Aufenthaltes in Mekka bei Utba b. Raba b. Abd äams; dieser lehnte ein Bndnis ebenfalls ab. Denn bei
6. Die Vertreibung
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der gro en Entfernung wre ein rechtzeitiges Eingreifen gar nicht mglich. Mohammed soll bei den Fremden fr seine Ideen geworben haben.233 Diese Bemerkung soll wahrscheinlich den Eindruck erwecken, als wre Mohammed schon sehr frh mit den medinensischen Belangen befa t gewesen. Dieser Eindruck trgt jedoch, wie sich herausstellen wird. In die Zwistigkeiten der beiden medinensischen Bruderverbnde waren zwei der dortigen jdischen Stmme verwickelt, die Ban n-Nar und die Ban Quraia; sie waren mit den Ausiten eine Eidgenossenschaft eingegangen. Der zweite medinensische Fir-Krieg entbrannte wiederum nach der Ermordung von Geiseln; diesmal begingen jdische Sippen das Verbrechen. In die Zeit unmittelbar vor dem Eindringen des Islams fllt die Schlacht von Bu, das blutigste Krftemessen in dieser verworrenen Historie; auf Seiten der Ban Aus fochten die beiden jdischen Stmme ñ Bu liegt auf dem Territorium der Ban Quraia ñ sowie die beduinischen Ban Muzaina. Die azraiten wurden besiegt, ihre Huser in Schutt und Asche gelegt, die Palmgrten verwstet. Im siebten Jahr seit der Berufung Mohammeds, sechs Jahre vor der Hedschra, soll sich dies ereignet haben.234 Die Koalitionen, die sich in dieser erinnerten Geschichte Medinas abzeichnen, werden fr Mohammeds politisches Wirken Bedeutung erlangen. Zugleich zeigen uns diese berlieferungen, da zwischen Mekka und Medina althergebrachte Verbindungen bestanden, wie sie ja auch aus der Vergangenheit des Klans des Gesandten Allahs bekannt sind. Da die heidnischen Araber aus Jarib zudem nach Mekka pilgerten, ist es nicht verwunderlich, da durch ihn in Umlauf gesetztes Gedankengut in Verbindung mit dem anfentum schon Jahre vor seiner Vertreibung in die Sippen der Ausiten und azraiten einsickerte, wenn auch die obigen Aussagen al-Wqids bertrieben sein mgen. Die ersten namentlich bekannten Medinenser, die mit dem Propheten in Berhrung kamen, waren akwn b. Qais und Asad b. Zurra, zwei azraiten. Sie waren nach Mekka zu Utba b. Raba b. Abd äams gereist, damit dieser einen Streit schlichte, der zwischen ihnen entstanden war. Utba hatte zu den Quraiöiten gehrt, die Ab Älib als Ersatz fr seinen Schtzling Mohammed einen anderen Mann hatten stellen wollen. Whrend ihres Aufenthaltes in Mekka erfuhren akwn und Asad von der Botschaft jenes Mohammed und lie en sich bekehren. akwn soll in Mekka geblieben sein, wohingegen Asad fortan fr die Verbreitung des Islams in seiner Heimat sorgte.235 Zu den ersten Muslimen in Jarib zhlte ferner Ab lHaiam b. at-Taijihn, ein Eidgenosse der ausitischen Ban Abd al-Aöhal. Er soll schon lange dem Gtzendienst abgeschworen und den Eingottglauben bekannt haben, ehe er in Mekka zum Islam bertrat.236 Wie aÅÄufail b. Amr von den Ban Daus, Amr b. Abasa von den Qais Ailn ñ jener Mann, der sich, als er Mohammed Jahre nach der Annahme des Islams wieder begegnete, die Gebetszeiten erklren lie ñ, wie $imd von den Azd äan a237 oder der Wegelagerer Ab arr al-ifr, der bei einem zuflligen Treffen mit Mohammed in Uk dessen Anhnger wurde und geraubtes Gut von da an erst in Besitz nahm, wenn er ÑEs gibt keinen Gott au er Allahì gesprochen hatte,238 wie alle diese wurden auch die ersten medinensischen Muslime Anhnger der Sache Mohammeds,
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Weiteres zur Entstehung der medinensischen Gemeinde
Der Beginn der ÑAuswanderungì
III. Die Vertreibung
ohne da dies sofort bestimmte gesellschaftliche oder politische Folgen gehabt htte. Asad b. Zurra schreibt man das Verdienst zu, in Medina einen Gebetsplatz eingerichtet zu haben. Er legte ihn auf einem bis dahin als Kamelhrde genutzten Gelnde an, das zwei Brdern aus dem azraitischen Klan der Ban Mlik b. an-Nar gehrte. Ob dies der erste medinensische Gebetsplatz war, ist allerdings zweifelhaft, und man betont die Bedeutung dieses Ortes vielleicht nur deshalb, weil er spter von Mohammed bernommen und ausgebaut wurde.239 Auch hierfr wurden, wie wir gleich sehen, die Voraussetzungen bereits vor der Vertreibung geschaffen. Jedenfalls besagt eine andere berlieferung, da die ÑLesungì in Jarib zum ersten Mal auf dem Gebetsplatz der Ban Zuraiq erklungen sei.240 Rfi b. Mlik aus dieser Sippe und Mu b. Afr, azraite auch er, hatten einst die sogenannte kleine Pilgerfahrt unternommen und waren dabei von Mohammed fr seine Botschaft gewonnen worden. Die von ihnen angelegte Andachtssttte mu man in Qub suchen, einem vorwiegend von Ausiten bewohnten Gebiet Medinas, wo aber auch die azraitischen Ban Zuraiq siedelten.241 Wie gesagt, war es jedoch die Grndung Asad b. Zurras, die sich der besonderen Aufmerksamkeit Mohammeds erfreute. Er entsandte dorthin einen gewissen Ibn Umm Makt m sowie Muab b. Umair, einen Angehrigen der quraiöitischen Ban Abd ad-Dr; dieser sollte den medinensischen Glaubensbrdern die ÑLesungì beibringen. Auch soll man dort schon eine Vorform des Freitagsgottesdienstes abgehalten haben,242 was keinesfalls ein Anachronismus zu sein braucht. Diese wichtige kultische Veranstaltung, deren Besuch von Mohammed in Medina zur Pflicht erhoben wurde, scheint unabhngig von ihm entstanden zu sein. Schlie lich hatte es in Medina keinen ffentlichen heidnischen Kult gegeben, dem man eine anfische Deutung htte unterlegen knnen. Sad b. ab Waqq, jener ungestme Anhnger Mohammeds, der sich rhmen durfte, der erste Muslim zu sein, der einen Glaubensfeind erschlug ñ er gilt zudem als der erste, der auf einem vom Propheten angeordneten Feldzug einen Pfeil abscho 243 ñ, dieser Sad hatte einen Bruder namens Utba, der in Mekka einen Quraiöiten ermordet und dadurch eine Blutschuld auf sich geladen hatte. Utba floh nach Jarib, wo er bei den Ban Amr b. Auf Unterschlupf fand. Dies geschah bereits vor der Schlacht von Bu. Er kam zu Wohlstand, wie, wissen wir nicht, und erwarb ein Haus und einen Garten. Als sich Sad und ein weiterer Bruder, Umair, nach Jarib absetzten, nahmen sie bei ihm Quartier.244 Es war demnach mglich, sich in Jarib der Verfolgung durch die Quraiöiten zu entziehen. Diese Gelegenheit nutzte ab etwa 620 eine steigende Anzahl von mekkanischen Muslimen. Den Anfang machte der uns gut bekannte Maz mite Ab Salama Abdallh b. Abd al-Asad. Darin stimmen die Nachrichten, die al-Wqid und Ibn Isq vortragen, berein. Erhebliche Unterschiede ergeben sich jedoch bei der Datierung. Ibn Isq fhrt an, was man sich unter den Nachkommen Ab Salamas ber dessen Weggang aus Mekka erzhlte, und datiert dieses Ereignis auf ein Jahr vor der Huldigung, die der Prophet bei Aqaba entgegennahm. Damit ist vermutlich die vor seiner Vertreibung letzte Begegnung Mohammeds mit eini-
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gen Anhngern aus Jarib gemeint. Ab Salama, so erzhlte man Ibn Isq, hatte seine Ehefrau, die spter den Propheten heiraten sollte, auf ein Kamel gesetzt, das er am Halfter fhrte. Die Maz miten waren ber sein Vorhaben emprt und wollten nicht zulassen, da er fortzog. Sie entrissen ihm die Zgel und trennten seine Ehefrau von ihrem Sugling. Whrend Ab Salama seine Haut rettete, hielt man die Mutter und das Kind ein Jahr in Mekka fest; erst dann erbarmten sich die Maz miten der Frau, gaben ihr den Sohn zurck und berlie en ihr ein Kamel, auf dem sie ohne Begleitung nach Jarib ritt.245 ñ Al-Wqid beruft sich auf die Version der Ban Amr b. Auf, die Ab Salama beherbergten. Dieser sei am 10. Muarram bei ihnen eingetroffen, der Gottesgesandte am 12. Rab al-auwal; Ñso lagen zwischen dem ersten der Auswanderer, die dann kamen und sich bei den Ban Amr b. Auf niederlie en, und dem letzten zwei Monateì.246 Demnach htte der Vorgang, den man Hedschra nennt, nur etliche Wochen gedauert; bei Ibn Isq erstreckt er sich ber einen Zeitraum von mehr als einem Jahr. Ebenfalls in der Ansiedlung Qub, dem Dorf der Ban Amr b. Auf, fanden mir b. Raba und Abdallh b. aö Asyl. mir war ein Eidgenosse der quraiöitischen Ban Ad b. Kab; al-aÅÅb, der Vater Umars, soll ihn sogar adoptiert haben. Einer der frhesten Anhnger Mohammeds, war mir um der ungehinderten Ritualpraxis willen nach thiopien gezogen, dann aber wie einige andere nach Mekka zurckgekehrt, um nun in Jarib eine Bleibe zu suchen.247 Abdallh b. aö, ein Eidgenosse der Ban Umaija b. Abd äams, ber seine Mutter Umaima bt. Abd al-MuÅÅalib b. Höim aber eng mit Mohammed verwandt,248 verlie Mekka mit seiner ganzen Familie, so da sein Haus leer zurckblieb. Hiernach, so Ibn Isq, seien die Muslime Ñin Scharenì nach Jarib ausgewandert,249 unter anderen auch die Sippe des Umn b. Ma n. Eine besondere Gruppe unter den Flchtlingen bildeten die Junggesellen. Sie kamen alle bei Sad b. aiama unter; dieser gehrte nicht zu den Ban Amr b. Auf, sondern zu einem Klan der Aus Mant, der sich in Qub angesiedelt hatte.250 Angeblich mi gnnten die Ban Amr b. Auf einander die Ankmmlinge, weshalb man das Los geworfen habe, um zu vereinbaren, wer bei wem wohnen solle.251 Die Ban Amr b. Auf jedenfalls trugen den gr ten Teil der Last, andere medinensische Sippen werden nur vereinzelt genannt und scheinen sich nur dazu bequemt zu haben, wenn Verwandtschaftsbindungen dies nahelegten. Umn b. Affn beispielsweise erhielt bei den azraitischen Ban Ad b. an-Nar eine Bleibe; aus diesem Klan stammte, wie erinnerlich, Salm bt. Amr, mit der Höim einst den Bund der Ehe geschlossen hatte; Salm gebar Abd al-MuÅÅalib,252 und eine seiner Tchter war die Mutter Umns. Bei den Ban Ad b. an-Nar brigens hatte Mohammed in seiner Kindheit einige Zeit zugebracht.253 Mit Abstand die meisten Flchtlinge, und offenbar jene, die nicht mit den Medinensern versippt, sondern die einfach nur Glaubensbrder waren, lebten in Qub. Wenn man sich die blutigen Geschehnisse vergegenwrtigt, die das Verhltnis der Ausiten und azraiten berschatteten, neigt man dem Urteil zu, die Zuwanderer seien eine willkommene Verstrkung der Kampfkraft der Ban Amr b. Auf gewesen. Im Oasen-
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Schutzsuche bei fremden St mmen
III. Die Vertreibung
gebiet von Medina herrschten wirtschaftliche Umstnde, die sich von denen im ganz auf die Zufuhr von Nahrungsmitteln angewiesenen Mekka vllig unterschieden; dort mochte, wie Ab ahl erkannte, der Gewinn einer gr eren Schar von Bundesgenossen rasch zu einer Notlage fhren, in der die Waffen htten entscheiden mssen, wer die knappen Mittel der Lebensfristung verzehren durfte. In Medina konnte man sich Verbndete, Glaubensbrder, eher leisten. Mohammed freilich verstand diesen Zusammenhang bei seiner Ankunft in Medina noch nicht, er fhlte sich bei den Verwandten, den Ban n-Nar, besser aufgehoben. Ihren Gebetsplatz hatte er durch die Entsendung des Muab b. Umair schon legitimiert. Was Qub betrifft, so fehlen diesbezgliche Nachrichten. Als Vorbeter fungierte dort ein gewisser Slim, ein Schutzbefohlener des Ab uaifa, eines Urenkels von Abd äams. Slim selber war in Jarib bestens bekannt; denn er hatte einer von dort stammenden Frau gehrt, die mit Ab uaifa verheiratet gewesen war. Nach anderer berlieferung hatte zwischen Slims Eigentmerin und Ab uaifa keine Verbindung bestanden; sie hatte Slim freigelassen, und dieser war dann ein Eidgenosse Ab uaifas geworden, eines der frhen Anhnger Mohammeds.254 Ob der Ort, an dem Slim den Zuwanderern vorbetete, derselbe ist, an dem die Ban Zuraiq die vorhin erwhnte Kultsttte eingerichtet hatten, ist fraglich. Festzuhalten bleibt jedoch, da es im Gebiet von Jarib vor der Ankunft Mohammeds zumindest zwei muslimische Gebetspltze gab. Der eine, derjenige bei den Ban Amr b. Auf, war unabhngig von der Einflu nahme des Gesandten Allahs entstanden;255 die Grndung des Asad b. Zurra dagegen hatte dessen mittelbare Zustimmung erhalten. Damit wenden wir unseren Blick wieder Mohammed zu. Als er unverrichteterdinge aus aÅ-Äif zurckgekehrt war und sich dem Schutz MuÅim b. Ads hatte anvertrauen mssen, schien der Widerspruch zwischen den Drohreden, mit denen er in der ÑLesungì die ihm feindlich gesonnenen Mekkaner berzog, und seiner tatschlichen Lage eklatant zu sein. Er wu te aber seine Widersacher an ihrer empfindlichsten Stelle zu attackieren, nmlich bei ihren Beziehungen zu den fremden Stmmen, die alljhrlich die Heiligtmer aufsuchten und deren Wohlwollen den Handel und berhaupt den Bestand der quraiöitischen Ansiedlung gewhrleistete. Schon in den Jahren zuvor hatte Mohammed, sich ber die den ÑStrengenì auferlegten Verbote hinwegsetzend,256 Verbindungen zu Mitgliedern anderer Stmme geknpft, und sie von der Wahrheit seiner Botschaft zu berzeugen gesucht.257 Der einzige Quraiöit, der in dieser Weise gegen das Herkommen verstie , war Mohammed nicht. So wei man von äaiba b. Raba,258 einem Enkel des Abd äams, da dieser es ebenso hielt. äaiba war zusammen mit Umn b. al-uwairi, dem Verwandten adas, Christ geworden259 und konnte infolgedessen nicht anerkennen, da der eine Allah nur an der Kaaba verehrt wurde, nicht aber an den Kultsttten au erhalb Mekkas, die gem der berlieferten Kultpraxis anderen Gottheiten geweiht waren und an denen die Quraiöiten nach der von Quaij ausgehandelten Vereinbarung nichts verloren hatten. Mohammed wird die Pilgerriten so umgestalten, da an allen Sttten des Einen gedacht wird; er greift damit auf, was der hochre-
6. Die Vertreibung
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ligise Einflu , der sich unter anderem im anfentum niederschlug, nahelegte. Anzumerken ist, da äaiba sich nie Mohammed anschlo , sondern im Kampf gegen ihn bei Badr den Tod fand ñ wie schon fter beobachtet, waren die monotheistischen Vorstellungen, die sich zur Geltung brachten, nicht wirkmchtig genug, um ein klanbergreifendes Gemeinwesen zu begrnden. Nun aber, so drckt sich Ibn Isq aus, Ñbot (Mohammed) sich selber (den Stmmen) anì, mit anderen Worten, er erstrebte eine gem den Grundstzen des Gewohnheitsrechts abgesicherte, fr seine Ziele ntzliche Verbindung. ÑEr lie sie wissen, da er ein (von Allah) entsandter Prophet sei, und bat sie, ihm Glauben zu schenken und Schutz (arab.: al-mana) zu gewhren, damit er ihnen darlegen knne, wozu Allah ihn berufen habeì, schreibt Ibn Isq.260 Ganz ohne Beispiel ist die Aufnahme eines politisch mi liebigen Mannes in einen fremden Stamm nicht. An-Numn b. al-Munir (gest. 602), der Frst von Hira, war mit seinem Oberherrn, dem Schah der Sasaniden, in einen heftigen Konflikt geraten, frchtete um sein Leben und suchte in seiner Not nach einem Stamm, der ihn aufnehmen und beschtzen wrde. Nicht einmal die Ban Äaiji, denen zwei seiner Frauen angehrten, mochten solch ein Risiko eingehen; die Furcht vor den Sasaniden war zu gro . Endlich hatte eine kleine Sippe den Mut, aber an-Numn lehnte ab; sie seien zu schwach, um einen Angriff abzuwehren. Zuletzt fand sich bei den Ban äaibn ein Stammesfhrer, der den Frsten Ñvor allem schtzenì wollte, Ñwovor er sich selber, sein Gesinde und seine Frauen sowie seine Kinder schtzeì. Dieser Mann, Hni b. Qaba,261 war ein angesehener Anfhrer der Stammesfderation der Raba; im genealogischen System ist Raba ein Bruder Muars und steht an der Spitze des Bundes, den die Quraiöiten zu beherrschen trachteten.262 Die Sasaniden hatten sich die Gewogenheit der Raba erkaufen wollen, indem sie Hnis Urgro vater mtterlicherseits263 die Ertrge der Gegend um Ubulla im unteren Irak berschrieben (arab.: aÅ-Åuma). Hni wurde seinen gefhrlichen Schtzling schnell wieder los; er berredete den Frsten, es sei besser, sich dem Schah zu F en zu werfen, als den Rest des Lebens in Furcht zu verbringen. Der Vorschlag war verhngnisvoll, an-Numn wurde in Ktesiphon gefesselt und starb in Gefangenschaft.264 Wenige Jahre danach erlitten die Sasaniden auf dem Gebiet der Ban Bakr b. Wil, eines rabitischen Stammes, eine Niederlage; Mohammed soll hierber hchst erfreut gewesen sein: Endlich gelinge es den Arabern, sich gegen die Perser Genugtuung zu verschaffen, Ñund dank meiner siegten sieì. Die Kmpfe zogen sich ber eine lngere Zeitspanne hin,265 und da sie in Arabien eine fr die Sasaniden ungnstige Stimmung erzeugten, liegt nahe. Den Ban äaibn werden wir gleich wieder begegnen. Ab Bakr, der in den Quellen der Mann ist, der fr Mohammed die Fden zieht, hatte sie als eine mgliche Zuflucht ins Auge gefa t. Diese Nachricht klingt angesichts der skizzierten Vorgnge nicht abwegig. berdies soll sich Ab Bakrs einflu reicher Klangenosse Abdallh b. udn in jenen Gegenden ausgekannt haben.266 So streifen wir denn auch bei dieser Gelegenheit wieder die Rivalitt zwischen Konstantinopel und Ktesiphon, genauer: ihren Widerhall in den quraiöitischen Affren.
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III. Die Vertreibung
Somit leuchtet ein, bei welchen Stmmen der Gesandte Allahs ein offenes Ohr fr sein Anliegen zu finden hoffte. Es werden die Ban Kinda genannt, die Ban Kalb, die Ban anfa und schlie lich die Ban mir b. aaa, durchweg Gruppierungen, die au erhalb des genealogischen Systems standen, das die Quraiöiten zu dominieren begehrten. Den Ban
Kinda begegneten wir schon in D mat al-andal, wo sie zu Lebzeiten Mohammeds mit den Ban Kalb b. Wabara um die Vorherrschaft ber das Marktgeschehen stritten.267 Zu den jemenischen Ban Hamdn gehrte ein Mann, der den Vorschlag, Mohammed zu schtzen, mit dem Leben bezahlte; seine Stammesgenossen erschlugen ihn, als er ihnen mit diesem Gedanken kam.268 Der quraiöitischen Glaubenspraxis ablehnend standen die Ban mir b. aaa gegenber;269 folgt man einem Bericht az-Zuhrs, so erkannten einige von ihnen, welche Gelegenheit ihnen durch die Anfrage Mohammeds in die Hnde gespielt wurde. Wenn man diesen Propheten willkommen hei e, werde man mit seiner Hilfe die Araber insgesamt unterwerfen. Man wollte von Mohammed wissen, ob denn die Herrschaft, sobald Allah alle Widersacher beseitigt habe, auch wirklich bei den Ban mir bleiben werde. Die Antwort sei ausweichend gewesen, weshalb man das Anerbieten des Gesandten Allahs zurckgewiesen habe; fr einen Fremden habe man nicht die Kastanien aus dem Feuer holen wollen. Diese Stze mgen angesichts der bitteren Erfahrungen, die die Aus und die azra mit Mohammed machen sollten, den Ban mir in den Mund gelegt worden sein. Da Mohammed damals den von ihm angesprochenen Stmmen die Vorherrschaft in Aussicht gestellt habe, ist allerdings nicht auszuschlie en, wenn man an den Inhalt der von ihm in jenen Jahren verkndeten Offenbarungen denkt. Zum ersten Mal habe ein Nachkomme Ismaels solche Ansprche erhoben, u erte eine andere Stimme der Ban mir und bedauerte die vertane Gelegenheit. Da die Quraiöiten Emporkmmlinge seien, die, anders als die jemenischen Stmme, noch nie eine Krone getragen htten, wird spter in der sdarabischen Polemik gegen das Kalifat der Omaijaden mit Nachdruck betont.270 Die schroffste Abfuhr soll sich Mohammed bei den Ban anfa geholt haben; sie verfolgten im Osten der Arabischen Halbinsel eigene Ziele und konnten bald darauf ebenfalls mit einem Propheten aufwarten.271 ber ein Zusammentreffen Ab Bakrs mit einer Gruppe von Wallfahrern der Ban äaibn sind wir etwas genauer unterrichtet. Unter ihnen soll sich der schon erwhnte Hni b. Qaba befunden haben sowie alMuann b. ria, der unter dem Kalifat Umar b. al-aÅÅbs in den Kriegen gegen die Sasaniden von sich reden machen wird.272 Ab Bakr fragte sie nach ihren Lebensverhltnissen aus, vor allem nach ihrer Kampfkraft. Mehr als tausend Bewaffnete knnten sie aufbieten, erfuhr er, der Eifer, sich gegen bergriffe zu wehren (arab.: al-mana), sei unbezhmbar. Schlachtrosse seien ihnen teurer als Kinder, Kriegsgertschaften wichtiger als Milchvieh. Der Sieg werde allerdings von Allah bestimmt, einmal falle er ihnen zu, ein anderes Mal den Feinden. Ob Ab Bakr ein Quraiöit sei, erkundigten sich nun die Ban äaibn ihrerseits. Das bot ihm die Gelegenheit, den Gesandten Allahs in das Gesprch einzubeziehen, der einen Abri seiner Lehren gab. Neben anderen Koranstellen soll Mo-
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hammed Sure 16, Vers 90 zitiert haben: ÑAllah befiehlt euch Gerechtigkeit und gutes Handeln und den Verwandten (das Ihrige) zukommen zu lassen. Er verbietet Abscheuliches und Tadelnswertes und Gewalt (gegeneinander). Er mahnt euch. Vielleicht seid ihr dessen eingedenk!ì273 Hni b. Qaba u erte sich zurckhaltend; es wre unklug, nach einer zuflligen Begegnung die alte Glaubenspraxis zu verwerfen und eine neue zu bernehmen. Al-Muann trat als der Sprecher in Kriegsangelegenheiten auf und schlo sich Hnis Meinung an, fgte aber hinzu: ÑWenn du mchtest, da wir dir Zuflucht gewhren und dich im Gebiet der Wasserstellen der Araber schtzen, nicht aber bei den Kanlen Chosraus, dann tun wir dies.ì Die Ban äaibn htten nmlich mit dem Schah eine Vereinbarung getroffen, weder selber Unfrieden zu stiften, noch einen Aufrhrer zu decken. ÑDas, wofr du wirbst, mi fllt den Knigen!ì Dem konnte Mohammed nichts anderes entgegenhalten als seine Zuversicht, Allah werde die Glaubenden zum Triumph fhren. Auch die Ban Bakr b. Wil, die in gleicher Weise angesprochen wurden, lehnten Mohammeds Bitte nicht rundweg ab. Sie verwiesen auf ihre vielen Gefechte gegen die Perser; wenn sie diesen Feind endgltig besiegt htten, wollten sie sich mit dem Ersuchen befassen. Diese Unterhandlungen sind auf die drittletzte Pilgersaison zu datieren, die Mohammed in Mekka erlebte, nach muslimischer Rechnung mithin auf das Ende des elften Jahres nach seiner Berufung.274 Mit seinem Werben um die Untersttzung durch rabitische Stmme und durch solche, die nicht in die Ismael-Genealogie eingefgt waren, mu te Mohammed seine quraiöitischen Feinde aufs hchste alarmieren. Die Unabhngigkeit Mekkas beruhte doch auf der Loyalitt der IsmaelAraber und im weiteren auf dem Verzicht auf eine allzu deutliche Parteinahme in politischen Hndeln; wie Ab ahl erkannt hatte, mu te man Schwurgemeinschaften mit mchtigen Stmmen meiden, wenn die Gefahr bestand, hierdurch an politischer Bewegungsfreiheit einzub en. Betrachtet man Ibn abbs Aufzhlung von Eidgenossenschaften, an denen Quraiöiten beteiligt waren, so gelangt man zu dem Ergebnis, da es sich fast ausschlie lich um Abmachungen mit einzelnen Personen oder kleinen Verbnden handelt, die auf diese Weise ihren Platz im mekkanischen Gemeinwesen finden.275 Daneben stehen die Eidgenossenschaften, die die innerquraiöitischen Machtverhltnisse stabilisieren ñ der Bund der ÑBlutleckerì, der ÑParfmiertenì, der ÑHerausragendenì.276 Verpflichtungen gegenber gr eren Verbnden ging man nur ein, wenn man unangefochten das Sagen behielt; dies war bei den Abö der Fall oder beim Abkommen mit den uziten.277 Auch mit den Ban aqf und Teilen der Ban Daus hatten die Quraiöiten eine Eidgenossenschaft gebildet; beide Seiten sicherten einander zu, sie drften das heilige Gebiet des Schwurpartners ungehindert betreten. Die Initiative zu dieser Abmachung, die man leider nicht datieren kann, war von den Quraiöiten ausgegangen.278 Als Mohammed sich nach aÅ-Äif absetzte, hatte er also damit rechnen drfen, da man ihn dort nicht behelligen werde. Darin freilich, da er die Ban aqf gegen ihre quraiöitischen Schwurgenossen werde aufstacheln knnen, hatte er sich verkalkuliert. Der Grimm gegen die so erfolgreichen quraiöitischen Rivalen war nicht so heftig, da er die
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Die Begegnungen bei al-Aqaba: al-Wqids Bericht
III. Die Vertreibung
Ban aqf zu Unbesonnenheiten htte verfhren knnen. Erst viel spter sollte er, wahrscheinlich ohne da er es beabsichtigt htte, der Grund fr den Zerfall dieser Beziehung sein. Vorerst also suchte Mohammed nach Helfershelfern, die ihrer Abneigung gegen die quraiöitischen Machtansprche ohne Bedenken nachgaben. Diese Suche war, so mu te er erkennen, ziemlich schwierig. Die Kontaktaufnahme mit den medinensischen Aus und azra ñ auch sie waren jemenische Araber ñ zeichnen unsere Quellen als einen von Mohammed mit Geschick und Geduld ber mehrere Jahre ins Werk gesetzten Vorgang, an dessen Ende seine knftigen ÑHelferì (arab.: Pl. alanr) ihm zusagten, sie wollten sich ohne Vorbehalt auch an seinen Kriegszgen beteiligen. Dies jedenfalls versichert Ibn Isq. Bei alWqid fllt die Vereinbarung nicht ganz so eindeutig zugunsten Mohammeds aus, wie wir gleich sehen werden. Lange Zeit, so al-Wqids Gewhrsmnner, bemhte sich der Prophet vergebens um die Untersttzung jemenischer Stmme ñ es werden hier zustzlich zu den von Ibn Isq aufgezhlten noch weitere genannt.279 Al-Wqid l t berdies offen, ob auch schon die allerersten medinensischen Anhnger in der Absicht geworben wurden, dem Gesandten Schutz zu gewhren. Da dies unwahrscheinlich ist, sahen wir. Folgt man der aus al-Wqids Angaben zu erschlie enden Chronologie, so fllt die erste al-AqabaBegegnung, diejenige mit den zwlf Medinensern, in die Monate zwischen den beiden Visionen von der Himmelfahrt und von der Nachtreise. Zwei fr den Eingottglauben aufgeschlossene Medinenser, den azraiten Asad b. Zurra und den Ausiten Ab l-Haiam b. at-Taijihn, hatte Mohammed schon vorher fr seine Lehren gewonnen. Nun also stellten sich die Medinenser zu zwlft bei der "rtlichkeit al-Aqaba ein280 und leisteten Mohammed den sogenannten ÑTreueid der Frauenì: Sie wollten Allah niemanden beigesellen, nicht stehlen, nicht huren, nicht ihre Kinder tten, keine Verleumdungen ausstreuen und sich dem Gesandten Allahs in nichts widersetzen, was recht und billig ist (vgl. Sure 60, 12). Wenn sie diese Verpflichtungen einhielten, so hei t es weiter, dann gewnnen sie dereinst das Paradies; wenn sie sie verletzten, dann bleibe das Urteil Allah anheimgestellt, der sie entweder bestrafen oder ihnen verzeihen werde. Da sie Mohammed Schutz gewhren oder gar unter seinem Befehl in den Krieg ziehen sollten, davon ist nicht die Rede. Asad b. Zurra, einer der zwlf, habe fortan in Medina den Freitagsgottesdienst abgehalten; als Koranlehrer habe Mohammed bald darauf Muab b. Umair und Ibn Umm Makt m entsandt.281 Im zwlften Jahr der Prophetenschaft, knapp zweieinviertel Jahre nach der Reise nach aÅ-Äif, steht ein Weggang Mohammeds aus Mekka nach Medina offensichtlich noch nicht zur Debatte. Was uns al-Wqid schildert, ist der wohl erste Versuch Mohammeds, au erhalb seiner Vaterstadt eine muslimische Niederlassung zu grnden, die ñ dank der Ttigkeit Muab b. Umairs und Ibn Umm Makt ms sowie dank dem Versprechen Asad b. Zurras, im folgenden Jahr wieder nach Mekka zu pilgern ñ in einer wenn auch lockeren Verbindung mit ihm bleibt. Im Zusammenhang mit den mehrfach erwhnten Bekehrungen von einzelnen Mitgliedern au erhalb Mekkas lebender Stmme wird Vergleichba-
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res nicht berichtet. Ein Jahr spter kommen die Muslime, wie zugesagt, erneut nach Mekka, diesmal sollen es dreiundsiebzig Mnner und zwei Frauen282 gewesen sein. Unter den etwa fnfhundert Pilgern aus Medina bilden sie immer noch eine Minderheit. Heimlich in der Nacht trifft man sich mit Mohammed, wieder bei al-Aqaba. Und nun geht es, glaubt man der berlieferung, tatschlich um ein Schutzversprechen. Al-Abbs b. Abd al-MuÅÅalib ist auf der Seite Mohammeds mit von der Partie. Das erregt unseren Argwohn gegen den Wahrheitsgehalt der berlieferung; man mu aber bedenken, da al-Abbs nach dem Tod Ab Älibs dessen Aufgabe als Beschtzer des Neffen bernommen haben knnte. In eben dieser Rolle lassen die Quellen ihn nun agieren, und er beharrt gegenber den Medinensern darauf, da Mohammed nach wie vor in seiner Sippe alle erdenkliche Sicherheit genie e und keineswegs nach Medina ausweichen msse. Ihm antwortet einer der Pilger, sie wollten ihr Herzblut fr den Gesandten vergie en und wrden ihrem einmal gegebenen Wort ewig treu bleiben; selbst der Verlust des Vermgens oder der Tod der Edelsten unter ihnen wrden sie nicht wankend machen. So vollzog man denn den Akt der Huldigung. Danach whlte Mohammed aus der Schar der Medinenser zwlf Obmnner, nach dem Vorbild Moses am Sinai (vgl. Sure 5, 12) und unter Berufung auf die Jnger Jesu. Als dies geschehen war, weckte der Satan die Mekkaner mit lautem Geschrei: Mohammed und die bier mit ihm htten sich gegen die Quraiöiten verschworen. Einer der Medinenser zckte sogleich das Schwert, doch Mohammed wies ihn zurecht: Noch habe man den Befehl Allahs zum Krieg nicht empfangen. Sobald sich am nchsten Morgen die medinensischen Muslime aus der Schar ihrer ahnungslosen Landsleute abgesetzt hatten, versuchten die Mekkaner, der Flchtigen habhaft zu werden. Sie fa ten nur einen, Sad b. Ubda, den man aber laufen lie , nachdem MuÅim b. Ad und al-ri, ein Enkel des Umaija b. Abd äams, ein Wort fr ihn eingelegt hatten;283 Sad war mit beiden einen Vertrag ber Fremdenschutz (arab.: al-iwr) eingegangen, der auch in dieser Lage beachtet werden mu te.284 Ibn Isq bietet im gro en und ganzen den gleichen Ablauf der Geschehnisse. Er verrt uns jedoch zustzlich, warum den azraiten daran gelegen war, Mohammed in ihrer Mitte zu haben. Als dieser im zehnten Jahr seiner Prophetenschaft zum ersten Mal jene Mnner um Asad b. Zurra traf, fragte er sie, ob sie Schutzbefohlene (arab.: Pl. al-mawl) der Juden seien. Sie bejahten dies, und Mohammed trug ihnen den Islam an. ÑZu dem, womit Allah ihren Wunsch, Muslime zu werden, weckte, gehrt folgendes: Mit ihnen in ihren Ortschaften wohnten Juden, die ein (heiliges) Buch und Wissen besa en; die (azraiten) aber waren Beigeseller und Gtzenverehrer. Von den Juden waren sie in ihren Ortschaften mit Krieg berzogen worden; sobald ein Streit zwischen ihnen und den Juden aufflammte, drohten diese ihnen: ÇNun wird ein Prophet berufen, seine Zeit ist nahegekommen. Ihm werden wir folgen, und an seiner Seite werden wir euch dann tten, wie die d (in) Iram gettet wurden!ëì (vgl. Sure 89, 6 f.). Mohammed sei der angekndigte Prophet, htten die azraiten erkannt, und man msse den Juden bei ihm zuvorkommen.285 Noch an einer zweiten Stelle erwhnt Ibn Isq die Proble-
Die Begegnungen bei al-Aqaba: Ibn Isqs Bericht
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matik des Verhltnisses der medinensischen Beigeseller zu den Juden, und zwar aus Anla der zweiten Begegnung bei al-Aqaba. Einer der Medinenser bittet den Propheten, die Huldigung entgegenzunehmen; die Kriegskunst habe man von den Vorvtern ererbt. Sobald Mohammed nach Medina komme, fuhr ein anderer azraite fort, werde man die Bindungen an die Juden zertrennen; aber drfe man sich darauf verlassen, da der Prophet, habe Allah ihn erst einmal zum Sieg gefhrt, nicht nach Mekka zurckkehren werde? Mohammed soll mit der Formel geantwortet haben, die man beim Abschlu eines Schutzbundes zu sprechen pflegte: ÑDas Blut (des einen) ist das Blut (des anderen), wird das Blut (des einen) ungercht vergossen, so auch das Blut (des anderen);286 ich gehre zu euch, ihr zu mir, ich bekriege, wen ihr bekriegt, ich halte Frieden, mit wem ihr Frieden haltet!ì287 Da die Juden auf die heidnischen Mitbewohner Medinas herabschauten, eben weil diese Heiden waren, wird durch den Koran besttigt: Unter den medinensischen Juden vertraten einige die Ansicht, die ummj n drfe man um ihr Vermgen prellen; sie knnten gegen den Betrug nicht vorgehen (Sure 3, 75), weil ihnen ein gttliches Gesetz fehle.288 Ein weiterer wesentlicher Grund fr die Abneigung der medinensischen Araber gegen die jdischen Mitbewohner wird bei der Schilderung der Begegnungen mit Mohammed verschwiegen. Der sasanidische ÑMarkgraf der Steppeì dehnte in vorislamischer Zeit seinen Einflu bis in die Tihama aus und lie durch die Ban n-Nar und die Ban Quraia, die mchtigsten jdischen Stmme, Abgaben einziehen; sie stellten die ÑKnigeì, die, wie fr etliche Marktorte bezeugt,289 die Belange des fernen Chosrau zur Geltung brachten.290 Die Fernwirkung des sasanidisch-byzantinischen Zweikampfes war also auch in Medina sprbar. Nachdem Ibn Isq geschildert hat, wie man am Ende der zweiten Begegnung Mohammed gehuldigt hat, fragt diesen einer der Medinenser, ob man am folgenden Tag nicht mit dem Schwert auf die bei Min versammelten Feinde losgehen solle. ÑDas ist uns nicht aufgetragenì, wehrt Mohammed diesen Vorschlag ab.291 Die Quraiöiten, so erzhlt Ibn Isq weiter, htten vom Treueid der Medinenser Wind bekommen, die Anhnger Mohammeds festzunehmen versucht und htten, wie auch alWqid berichtete, Sad b. Ubda erwischt. Nach Medina zurckgekehrt, htten die Eidgenossen Mohammeds ihren Glaubenseifer unter Beweis gestellt, indem sie das hlzerne Idol, das der Vater eines der Ihrigen in seinem Haus verehrte, des Nachts gestohlen und in eine Jauchegrube geworfen htten. Das Gtzenbild vermochte nicht zu verhindern, da ihm solcher Frevel widerfuhr, und daran habe der Vater erkannt, da das Heidentum ein Irrtum sei. Unvermittelt springt Ibn Isq dann wieder zur zweiten Begegnung bei al-Aqaba zurck ñ er nennt sie jetzt Ñdie letzteì. ÑEs fand die Huldigung zur Heeresfolge stattì, lesen wir nun, und zwar Ñals Allah seinem Gesandten das Kmpfen erlaubteì. Hierbei erlegte Mohammed den ÑHelfernì Bedingungen auf, die weit ber das hinausgehen, was sie ihm im ersten Huldigungsakt, der ÑWeiberhuldigungì, zugesagt hatten; sie verpflichteten sich, am ÑKrieg gegen den Roten und den Schwarzenì, also gegen jedermann, teilzunehmen. ÑWir schworen dem Gesandten Allahs das Hren und Gehorchen zu, in Bedrngnis und
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Erleichterung, im Erquicklichen wie im Unerquicklichen; ihm sollte der Vorrang vor uns zustehen; und (wir schworen), da wir die Befehlsgewalt niemals denen streitig machen wollten, denen sie zukam; da wir die Wahrheit sagen wollten, wo immer wir seien; da wir im Eifer um die Sache Allahs niemandes Tadel frchten wollten.ì292 Es folgt jetzt das Verzeichnis der fnfundsiebzig Personen, die bei der zweiten Begegnung Mohammed die Treue schworen. Ibn Isq erweckt den Eindruck, als habe dieser Eid die gerade erwhnte bedingungslose Heeresfolge eingeschlossen ñ was aber, wie wir schon erfuhren, keineswegs der Fall ist. Um seiner Behauptung Nachdruck zu verleihen, kommt er unmittelbar nach dem Namensverzeichnis noch einmal auf diesen Gegenstand zurck und schildert, wie Mohammed von Allah den Befehl zum Kriegfhren empfngt ñ wenige Seiten vorher hat Ibn Isq angemerkt, da ebendieser Befehl in der damaligen Lage nicht ergangen sei. Jetzt also doch, und Ibn Isq formuliert dies ohne Bezugnahme auf eine Quelle: ÑVor der Huldigung von al-Aqaba waren dem Gesandten Allahs weder der Krieg noch das Blutvergie en erlaubt worden. Er hatte allein den Auftrag, zu Allah zu rufen, Krnkungen geduldig zu ertragen und (jedem) Toren zu verzeihen. Die Quraiöiten aber hatten den Auswanderern (arab.: Pl. al-muhir n), die (seinen Worten) folgten, derart zugesetzt, da sie sie von ihrer Glaubenspraxis abzubringen suchten und aus ihrer Heimat vertrieben. (Die Muslime) waren also entweder an der Ausbung ihrer Glaubenspraxis gehindert oder durch die Quraiöiten gepeinigt, oder sie waren Flchtlinge im Lande, die sich vor jenen in Sicherheit bringen wollten, einige in thiopien, andere in Medina und in allen mglichen weiteren Gegenden. Als die Quraiöiten sich allzu sehr gegen Allah erfrechten, die Ehrung, die er ihnen angedeihen lassen wollte, ausschlugen, seinen Propheten fr einen Lgner erklrten und alle diejenigen qulten und verjagten, die Allah als den Einen anbeteten, seinem Propheten Glauben schenkten und sich an der Kultpraxis Allahs festklammerten, da gestattete Allah seinem Gesandten das Kmpfen und den Triumph ber die, die wider (die Muslime) unrecht handelten und Frevel verbten.ì Die ersten Koranverse, die, so Urwa b. az-Zubair, diese Erlaubnis verkndet htten, lauteten: ÑDenen, die bekmpft werden, indem man ihnen Unrecht antut, ist (der Krieg) gestattet. Allah hat die Macht, sie zum Sieg zu fhren. Denen (ist der Krieg gestattet), die aus ihren Wohnsitzen vertrieben wurden ohne einen (triftigen) Rechtsgrund, sondern nur weil sie sagen: ÇUnser Herr ist Allah!ë Verteidigte Allah die Menschen nicht, die einen mit Untersttzung durch die anderen, dann wrden Klausen, Klster, (Sttten der) rituellen Gebete und (Orte der) Proskynesis, an denen hufig der Name Allahs erwhnt wird, zerstrt. Allah aber wird gewi jenen den Sieg verleihen, die ihrerseits ihm den Sieg verleihen wollen. Allah ist stark und mchtig. Denen (gestattet Allah den Krieg), die, gibt man ihnen auf der Erde Macht, das rituelle Gebet vollziehen, die Luterungsgabe abfhren, befehlen, was recht und billig ist, und verwerfen, was tadelnswert ist. Auf Allah luft alles zuì (Sure 22, 39ñ 41).293 Die frhen muslimischen Korangelehrten sind sich ber die Entstehungszeit von Sure 22 uneins. Manche verlegen sie noch in Mohammeds
Allahs Befehl, Krieg zu f hren
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Mohammeds Flucht aus Mekka
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mekkanische Zeit, nehmen jedoch an, da einige der Verse, darunter die von Ibn Isq ber Urwa b. az-Zubair zitierten, medinensisch seien, was, da in ihnen die Vertreibung aus Mekka vorausgesetzt wird, plausibel ist. Andere verlegen die Offenbarung ganz nach Medina; der bekannte Theologe und Prediger al-asan al-Bar (gest. 728) behauptet, sie sei whrend eines Feldzuges entstanden.294 Als ein Zeugnis fr den Wortlaut des Ñletztenì Schwures bei al-Aqaba, den Ibn Isq, wie errtert, recht ungeschickt in die Erzhlung ber die Verbindung von Mohammed mit den Medinensern einfgt, taugen jene Verse demnach gerade nicht. Das ficht Ibn Isq aber nicht an. Unter der Bedingung, da man den Muslimen Unrecht zufge ñ und wann diese Bedingung erfllt ist, bestimmen sie selber ñ und vorausgesetzt, da Mohammed nichts anderes als die Ausbreitung des Islams im Schilde fhre, sei ihm das Kriegfhren erlaubt worden, und schon damals htten sich die ÑHelferì verpflichtet, ihm ohne zu fragen zu folgen. ÑKmpft gegen (die Andersglubigen), bis es keine Anfechtung (arab.: al-fitna) mehr gibt und die Glaubenspraxis (zur Gnze) Allah gewidmet istì, diese Aufforderung aus der ebenfalls medinensischen Sure 2 (Vers 193) zitiert Ibn Isq zur weiteren Untermauerung seiner Behauptungen. Diese stammen sicher nicht von ihm selber; sie entsprechen vielmehr genau jener Deutung des Lebensweges Mohammeds, die im Mekka der Abbasidenzeit den Pilgern eingeschrft wurde: Die Leiden des Propheten in Mekka rechtfertigen seine kriegerische Politik in Medina; seine Feldzge geschahen auf Allahs Weisung. Und der hatten sich auch die ÑHelferì unterzuordnen; sie hatten, so lautet nun die fr geschichtliche Wahrheit genommene Legende, auf dem Ñletztenì Treffen bei al-Aqaba dem Propheten unbedingten Gehorsam zugeschworen und ihm damit die Heeresfolge zugesagt; ihre eigenen Belange mu ten von nun an ganz au er Betracht bleiben, selbst nach dem Tode Mohammeds wrden sie nicht darauf pochen, in den Angelegenheiten des muslimischen Gemeinwesens ein eigenes Wrtchen mitzureden. Eben dies wollten sich die ÑHelferì im Jahre 632 aber nicht nehmen lassen, und sptestens unter dem Eindruck der folgenreichen Krise, die das Ableben des Propheten auslste, unterschob man den Medinensern jene Versprechen, die Ibn Isq in seine Erzhlung einfgt. Da die Behauptung einer Pflicht zur Heeresfolge auch schon gegen Ende des Lebens Mohammeds aufgekommen sein kann, werden wir hren. Ibn Isqs Bericht ber die bei al-Aqaba getroffenen Vereinbarungen endet also mit einer dreisten Geschichtsklitterung. Zu wessen Gunsten sie ursprnglich ins Werk gesetzt wurde und welche Folgen sie zeitigte, wird uns spter beschftigen. Im Augenblick mag uns die Einsicht gengen, da das Trugbild eines in Mekka so furchtbar leidenden Mohammed die zweite Seite dieser geflschten Mnze ist: Ohne dieses Leiden keine berzeugende Rechtfertigung der kommenden Kriege! Vllig von hagiographischen Zutaten verdeckt ist in den Quellen die Schilderung des Wegganges Mohammeds aus seiner Vaterstadt, der ÑHedschraì mithin, die er im Koran als eine Vertreibung auffa t. Sie fand etwa drei Monate nach der zweiten Begegnung bei al-Aqaba statt. Als Tatsache ist festzuhalten, da die Vereinbarung, die die Geschichtsschreibung die ÑWeiberhuldigungì nennt, in Medina ein fr die mekkanischen Muslime gn-
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stiges Klima schuf. Wie erinnerlich, begannen sie dorthin auszuwandern, um sich den Anfeindungen in ihrer Heimat zu entziehen. Auch etliche der in thiopien weilenden Exilanten erachteten den durch das erste alAqaba-Abkommen bewirkten religis-politischen Wandel in Arabien fr so tiefgreifend, da sie zurckkehrten, um sich in die entstehende medinensische Gemeinde einzureihen. Diese war in der Tat die erste, die sich am Herkunftsort der Mehrheit ihrer Mitglieder der Duldung durch die andersglubige Nachbarschaft erfreuen durfte. Mohammed allerdings mu te in dem Jahr, das zwischen dem ersten und dem zweiten Treffen bei al-Aqaba liegt, zur Kenntnis nehmen, da sein Vorhaben, die quraiöitischen Feinde durch das Anknpfen von Verbindungen mit jemenischen Stmmen unter Druck zu setzen, nicht die gewnschte Wirkung zeitigte: Mit der Auswanderung vieler seiner Anhnger wurde seine Lage immer prekrer; da seine Interessen nicht diejenigen seiner Anhnger waren, wird ihm jetzt schmerzlich bewu t geworden sein, denn von dem Ziel, den Kaabakult umzugestalten und dadurch die Macht an sich zu bringen, entfernte er sich jedesmal einen Schritt, wenn ein Muslim Mekka verlie . Da sein Trachten ganz auf die eigene Sippe fixiert gewesen war, erwies sich nun als verhngnisvoll. So war ihm nichts anderes geblieben, als schlie lich bei seinen medinensischen Anhngern fr sich selber um Fremdenschutz (arab.: al-iwr) nachzusuchen, der ihm beim zweiten al-Aqaba-Treffen ja auch zugestanden wurde. Ibn Isq berichtet erst im Anschlu an die ñ fiktive ñ Erlaubnis zum Kriegfhren von der Auswanderung der Anhnger des Propheten und erweckt so den Eindruck einer zeitlichen Folge: Zuerst brachte Mohammed die Regelungen fr seine knftige Machtausbung unter Dach und Fach, dann schickte er seine Anhnger los, und endlich machte er sich selber auf den Weg. Dies ist, wie dargelegt, die Legende, die darauf achtet, da der Prophet, von Allah angeleitet, stets als der Herr der Dinge erscheint. Whrend die Muslime sich aus Mekka wegstahlen, so Ibn Isq, harrte Mohammed geduldig aus, bis Allah auch ihm die Hedschra gestattete; au er seinem engen Freund Ab Bakr und seinem Vetter Al b. ab Älib gab es keinen freien Muslim mehr in der Stadt.295 Beide bernehmen im legendenhaft ausgeschmckten Geschehen nun einen Part, der spter zur Rechtfertigung bestimmter Herrschaftsansprche benutzt wird und daher schwerlich als geschichtliche Wirklichkeit gewertet werden kann. Ab Bakr, der erste Nachfolger Mohammeds, bat diesen damals, so hren wir, um die Erlaubnis zur Hedschra; Mohammed riet ihm, nichts zu berstrzen, denn Allah selber werde ihm einen Weggefhrten ausersehen. So traf Ab Bakr die Vorbereitungen fr sich selber und fr den ihm noch unbekannten Gefhrten,296 der dann niemand anders als der Gesandte sein sollte: Allah stiftete das intime Verhltnis zwischen beiden und erkor auf diese Weise den nchst Mohammed wichtigsten Mann in der knftigen muslimischen Gemeinde. ñ Noch wundersamer ging es mit Al zu. Die Quraiöiten bemerkten, da Mohammed fast ohne Anhang in Mekka zurckgeblieben war, und berieten, was zu tun sei; in der Gestalt eines Fremden mischte sich der Satan unter sie. Er mi billigte den Vorschlag, durch Vertreibung Mohammeds den Strungen des inneren Friedens ein Ende zu bereiten; der Prophet knne mit seiner ge-
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wandten Zunge die Stmme gegen Mekka aufhetzen. Und so kam es, da Ab ahl auf ein Mordkomplott verfiel; jede Sippe sollte ein Mitglied stellen, und gemeinsam sollten sie Mohammed umbringen. Die Blutschuld werde nicht klar zuzuordnen sein, und so werde die Untat ohne Rache bleiben. In dieser hchsten Gefahr griff Gabriel ein und warnte den Propheten. Dieser gab seinem Vetter Al sein Nachtgewand und befahl, er mge sich an seiner Stelle auf das Ruhebett legen. Als die Verschwrer sich zu Mohammeds Wohnhaus geschlichen hatten, trat dieser pltzlich vor sie und schleuderte ihnen eine Handvoll Staub entgegen. Sie erblindeten fr einen Augenblick, und so wurde der Anschlag vereitelt. Zusammen mit Ab Bakr machte sich Mohammed dann auf den Weg nach Medina. Aus Furcht vor quraiöitischen Hschern mu ten sie sich zunchst drei Tage in einer Hhle verstecken. Ab Bakrs Sohn Abdallh hrte sich heimlich um und brachte die Plne der Feinde in Erfahrung; mir b. Fuhaira, ein Schutzbefohlener Ab Bakrs, versorgte die Flchtlinge mit Milch und Fleisch.297 Die Nachstellungen der Quraiöiten fhrten zu nichts, obwohl man einhundert Kamele fr die Ergreifung Mohammeds ausgelobt hatte. Ab Bakrs Familie hatte keine Kenntnis von dem Ort, an den Mohammed und er sich begeben wollten. Seine Tochter Asm handelte sich eine krftige Ohrfeige ein, als sie Ab ahl ber das Ziel der beiden keine Auskunft erteilen konnte. Nachdem alles Fahnden ergebnislos geblieben war, kam, wie vorher verabredet worden war, mir b. Fuhaira mit einem Fhrer zur Hhle; auf einem sicheren Weg ging die Reise nun ohne Hindernisse vonstatten. Den ngstlich in Mekka auf eine Nachricht wartenden Angehrigen Ab Bakrs berbrachte ein Dschinn in verschlsselten Worten die erlsende Botschaft vom glcklichen Ende der Hedschra.298 Wenn wir wissen wollen, was der Weggang aus Mekka fr Mohammed selber bedeutete, dann mssen wir uns von dem Wust der spteren Auslegungen des Geschehens befreien, deren Herkunft und Folgen wir zu gegebener Zeit zur Sprache bringen werden. Der Gesandte Allahs betrachtete sich und seine Anhnger (vgl. Sure 22, 40) als Vertriebene; davon redet er zu wiederholten Malen im Koran, wie wir zu Beginn dieses Teilkapitels erkannten. Um Vertreibung ging es zuletzt vermutlich auch seinen quraiöitischen Feinden, denen in der Legende erst der Satan etwas Bseres suggerieren mu . Das Mordkomplott als der Gipfelpunkt des Leidensweges und die bedingungslose Heeresfolge sind die Fiktionen, die fr die Verknpfung des Anfangs aller muslimischen Geschichte mit der von Allah und Mohammed planvoll gesteuerten Hedschra unentbehrlich sind. Mit dem tatschlichen Geschehen, wie es uns die Quellen trotz solchen berlagerungen mitteilen, haben sie nichts zu tun. Wir beobachten einen zh an ererbten religis-gesellschaftlichen Leitbildern festhaltenden Mohammed, fr den die Vertreibung keineswegs der eigentliche Beginn des politischen Wirkens ist, sondern ein retardierendes Moment auf dem Weg zur Macht: ÑDer dir die ÇLesungë auferlegt hat, ist wahrlich schon im Begriff, dich zu einer Rckkehr zurckzubringen. Sprich: ÇMein Herr wei am besten, wer den Menschen die Rechtleitung berbrachte und wer sich eindeutig im Irrtum befindet!ëì (Sure 28, 85).
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Diese Worte, auf dem Wege nach Medina entstanden,299 erffnen uns eine von spteren Umdeutungen freie, wirklichkeitsnahe Sicht auf das Geschehen, dessen Folgen wir uns im nchsten Kapitel zuzuwenden haben. Sie unterliegen den Voraussetzungen, die wir bis hierhin erarbeitet haben. Das Ausweichen einiger anfen nach thiopien, ein Vorgang, der keineswegs vom Gesandten Allahs veranla t worden war, zeigte die Brchigkeit der innerquraiöitischen Verhltnisse: Das anfentum ist eine neue Form der Frmmigkeit, die die althergebrachten Grundstze der Sippensolidaritt in Frage zu stellen geeignet ist, jedoch fr sich genommen noch keine gesellschaftsbildene Wirkung zeitigt. Mohammed, der Enkel Abd al-MuÅÅalibs, hatte in den Suren 105 und 106 dessen Erbe als die fr den Bestand des quraiöitischen Mekka entscheidende Gegebenheit gerhmt. Sich mit dem anfentum verbindend, trat er whrend der thiopienaffre nicht mehr nur als Redender, sondern als politisch Handelnder in Erscheinung. Er eignete sich das anfentum gleichsam an, nutzte es aber zur Frderung der Belange der eigenen, höimitischen Solidargemeinschaft. Daher beobachten wir von da an eine eigentmliche Zweiheit bzw. Parallelitt in den Ereignissen, die zur Entstehung des Islams fhren: Da ist zum einen, und in die Zeit vor Mohammeds Berufung zurckreichend, die anfische Frmmigkeitsbewegung, die viele Klane erfa t hat und so stark gewesen sein mu , da sich die ihr fernstehenden mekkanischen Fhrer gentigt sahen, den in den Ñsatanischenì Versen beschriebenen Kompromi zu suchen, um die Exilanten zur Rckkehr zu bewegen ñ zum anderen wirkt in Mekka der Gesandte Allahs, der das anfentum zum eigentlichen Inhalt seiner Verkndigungen erklrt und es als die dem Streben seines Gro vaters nach Vormacht angemessene Religiositt auffa t. Diese Zweiheit setzt sich in der eben beschriebenen Vorgeschichte der Vertreibung fort ñ mekkanische Fromme grnden ihre eigene Gemeinde in Medina ñ und sie wird auch in der neuen Umgebung nicht berwunden, sondern lediglich durch die ÑHelferì verkompliziert werden; auch diese wird Mohammed seinen klangebundenen Interessen unter der Vorspiegelung universalreligiser Ziele dienstbar machen. Die Kriege gegen Mekka werden diesen Widerspruch zunchst verdecken. Sobald Mohammed jedoch die Gelegenheit zur Einigung mit seinen mekkanischen Widersachern bekommen wird, wird er den quraiöitischen Charakter seiner Herrschaft hervortreten lassen, was jedoch nicht ohne Widerspruch bleiben wird. Allenfalls vom Höimitischen zum Gesamtquraiöiischen wird sich demnach, den Umstnden entsprechend, sein politischer Blickwinkel weiten. Aufgelst wird die sein Lebenswerk durchziehende Unstimmigkeit erst in dem Bild des in Mekka leidenden, dann nach dem Bestehen vieler Fhrnisse in Medina triumphierenden Grnders des Islams, in einem Bild, das die Hedschra zum Schlsselereignis seiner Vita erklrt.
Zusammenfassung und berleitung
Kapitel IV: Der Glaube 1. Die Vervollkommnung der Riten Am 4. Rab al-auwal (16. September 622) hatten Mohammed und Ab
Bakr die Hhle verlassen. In Medina, so hei t es, wurde der Prophet erwartet. Bei den Ban Amr b. Auf soll man in Jubel ausgebrochen sein, als man die Reisenden kommen sah. Diese begaben sich zuerst nach Qub,1 wo die meisten mekkanischen Asylanten eine Bleibe gefunden hatten. Im Schatten einer Palme ruhten sich die Ankmmlinge aus, von Menschen umringt. Viele unter den Neugierigen wu ten nicht, welcher der beiden Mnner der Prophet sei; erst als der Schatten weitergewandert war und der besorgte Ab Bakr seinen berwurf ber den der Sonne ausgesetzten Mohammed hielt, schlo man aus dieser Geste, wer der von Allah Berufene sein msse.2 Immer wieder berichten die Quellen von Ab Bakrs unermdlicher Frsorge fr den Propheten, und es ist nicht zu sagen, was Wahrheit ist und was erdichtet wurde, um einem Bild von der frhen Geschichte des Islams Vorschub zu leisten, das bis in die Gegenwart nachwirkt. Wir werden darber ausfhrlich zu handeln haben. Da Mohammed ohne Ehefrau war, erhielt er wie die Junggesellen bei Sad b. aiama eine Unterkunft; nach einer anderen berlieferung weilte er dort nur tagsber, whrend er die Nchte in dem Anwesen des Kul m b. Hidm zubrachte, einer weiteren Absteige der Auswanderer. Ab Bakr bezog etwa eine Meile oberhalb von Qub, das am Rande des Wd BuÅn liegt, ein Quartier in einer as-Sun genannten Festung, die den Ban l-ri b. al-azra gehrte.3 Laut Ibn Isq blieb Mohammed nur vier Nchte bei den Ban Amr b. Auf; in dieser Zeit habe er dort mit dem Herrichten eines Gebetsplatzes begonnen.4 Dies ist vermutlich falsch, denn die Ban Amr b. Auf verfgten, wie wir schon wissen, lngst ber eine muslimische Kultsttte. Mohammed fhlte sich allerdings gedrngt, die Gastfreundschaft dieser medinensischen Sippe abzuschtteln. Jene ÑHelferì, die ihm enger verbunden waren, wohnten in einem anderen Teil des Oasengebietes. Unter Fhrung Asad b. Zurras, den er seit mindestens zwei Jahren schtzte und dessen islamische Glaubenspraxis er durch die Entsendung der Koranleser Muab b. Umair und Ibn Umm Makt m gleichsam lizenziert hatte, war etwa zwei Meilen nrdlich von Qub der zweite medinensische Schwerpunkt der neuen Religion herangewachsen. Den Weg dorthin ging Mohammed, so die berlieferung, nicht mit einem Mal. Den ersten Freitagsgottesdienst soll er vielmehr noch in der Nhe von Qub, nmlich bei den Ban Slim b. Amr b. Auf, geleitet haben, die ihn auch zum Bleiben aufgefordert htten. Er habe dies mit dem Hinweis abgelehnt, erst dort, wo sich sein von Allah gefhrtes Reitkamel niederknien werde, drfe er wohnen. In verschiedenen Fassungen wird nun erzhlt, wie die Sippen Medinas dem Gesandten Allahs eine Unterkunft antragen, wohl auch die Zgel des Tieres ergreifen, um eine Entscheidung zu ihren Gunsten zu erzwingen. Mohammed aber wehrt alle diese Versuche ab, selbst bei den Ban Ad b. an-Nar, die dank Höims Ehe5 mit seinem
Ankunft in Medina
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Der Gebetsplatz des Propheten
IV. Der Glaube
quraiöitischen Klan verschwgert sind. Erst bei den Ban Mlik b. anNar l t sich das Tier zu Boden. Ab Aij b lid b. Zaid, dieser Sippe zugehrig,6 ldt den Propheten zu sich ein. Bei ihm erkundigt sich Mohammed nach einem Stck Land, das er gesehen und fr eine Kultsttte geeignet gefunden hat. Es gehre zwei Waisenkindern, deren Vormund Asad b. Zurra sei, erfhrt er. Das trifft sich gut; er bittet Ab Bakr, der sein Vermgen aus Mekka mitgebracht hat, einen angemessenen Kaufpreis zu entrichten. Denn als Geschenk will er das Grundstck nicht haben, und zuletzt sind die ÑHelferì doch bereit, von Ab Bakr zehn Dinare entgegenzunehmen. Der Bau kann beginnen. Whrend dieser Zeit, insgesamt sieben Monate, residiert Mohammed bei Ab Aij b, einem Mann, der spter gro en Ruhm als Glaubenskrieger erringen sollte. Die Phantasie der Muslime l t ihn sogar bis vor die Mauern von Konstantinopel gelangen, wo sein vermeintliches Grab bis auf den heutigen Tag ein Ort der Volksfrmmigkeit ist. Vermutlich fand Ab Aij b um 670 auf einem der zahlreichen von den Omaijaden gegen das Byzantinische Reich vorgetragenen Feldzge den Tod.7 ñ Eine weitere wichtige Gestalt der medinensischen Jahre Mohammeds taucht ebenfalls gleich bei seinem Eintreffen bei den Ban Mlik b. an-Nar auf. Es ist der zum selben Zweig dieser Sippe wie Ab Aij b zhlende Zaid b. bit; noch ein Halbwchsiger, wird er dem hohen Gast vorgestellt. Als Willkommensgru , so erzhlt man, berreicht Zaid dem Propheten eine Schssel mit Speisen, nachdem Asad b. Zurra das dem Lenken Allahs berlassene Kamel dann doch am Zgel gepackt und an die richtige Stelle gefhrt hat; also mu man der Vorsehung nachhelfen, damit Mohammed zu dem medinensischen Klan gelangt, dessen Botm igkeit er sich am ehesten sicher sein durfte.8 Zaid b. bit aber beeindruckt Mohammed, indem er siebzehn Suren auswendig vortrgt. Nach der Schlacht bei Badr l t er ihn zu einem seiner Schreiber ausbilden und befiehlt ihm auch, die Schrift der Juden zu erlernen. Zustzlich habe sich Zaid das Syrische angeeignet.9 Asad b. Zurra hatte den Gebetsplatz, den er fr sich und die medinensischen Muslime eingerichtet hatte, einfrieden lassen. Nach dem Vorbild Mohammeds in Mekka wandte man sich auch hier beim Vollzug der Riten nach Norden, nach Jerusalem. Die Angaben darber, wie der Prophet Asads Anlage verbessern und erweitern lie , sind in sich widersprchlich; Arbeiten, die er zu unterschiedlichen Zeitpunkten in Angriff nahm, werden in der berlieferung bisweilen zu einem einzigen Vorgang zusammengefa t. Nachdem er im Jahre 628 aibar erobert und dabei viel Vermgen an sich gebracht hatte, lie er den Umfang der ursprnglichen Einfriedung verdoppeln.10 Erst auf diesen Bau bezieht sich die Angabe, der Gebetsplatz habe einhundert Ellen im Quadrat gemessen. Die Stirnwand, seinerzeit noch die Nordseite, hatte in der auf Asad zurckgehenden Umzunung nur eine Lnge von siebzig Ellen gehabt, die Tiefe sechzig Ellen, was die Hlfte des sechs Jahre spter festgelegten Umfanges ergibt. Es finden sich sogar noch genauere Zahlen: 54 und zwei drittel Ellen mal 63 Ellen, woraus sich eine Flche von etwa 3444 Quadratellen errechnet.11 Durch drei Eingnge konnte man den Platz betreten, je einen im Sden, Westen und Osten. Durch den Einla im
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Osten, der in frhislamischer Zeit nach der in unmittelbarer Nhe wohnenden Familie Umns benannt wurde und heute Gabrielspforte hei t, pflegte Mohammed seinen Weg auf den Gebetsplatz zu nehmen. Schon sechzehn Monate nach dessen Ankunft in Medina mu te das Bauwerk verndert werden; der Gesandte Allahs verlegte, wie wir noch im einzelnen erfahren werden, die Gebetsrichtung von Jerusalem nach Mekka, so da der Einla in der sdlichen Umzunung geschlossen und ein Zugang durch die nrdliche geffnet wurde. Wahrscheinlich erklrt sich die Unebenm igkeit des Grundrisses aus einigen im Zuge der Verlegung der Gebetsrichtung fr notwendig erachteten Korrekturen. Der Legende nach wurden die Schwierigkeiten, die das Bestimmen der Richtung bereitete, in der die Kaaba lag, durch das Eingreifen Gabriels berwunden; er ermglichte es dem Propheten, fr einen Augenblick nach Mekka zu blicken, danach rckte er alle dazwischenliegenden Berge und Bume wieder an ihren Ort. Da der erste, auf Asad zurckgehende Gebetsplatz mit einer steinernen Mauer eingefriedet gewesen sei, wird zumindest in einer wichtigen Quelle bestritten. Nach Ibn Zabla (gest. nach 814), dem man die meisten Nachrichten ber das frhislamische Medina verdankt, baute man erst vier Jahre nach der Hedschra anstelle einer aus Palmwedeln aufgerichteten Umzunung eine Mauer.12 Diese war zunchst nur mannshoch oder um eine Spanne hher und soll mittags im Sden ñ der nunmehrigen Gebetsrichtung ñ einen Schatten von einer Elle geworfen haben; hatte sich der Schatten auf die doppelte Lnge ausgedehnt, war die Zeit des Nachmittagsgebets herangekommen. Wohl an dieser Sdwand hatte man auch eine notdrftige Bedachung hergestellt, ebenfalls aus Palmwedeln; zur Absttzung hatte man einige Pfeiler aufgerichtet. Auf diesen Zustand bezieht sich Mohammeds Wort: Ñ(Blo ) eine aus Zweigen gebaute Htte wie diejenige Moses, Hirsestroh13 und einige Stcke! Doch (das Leben) ist flchtiger noch als solches (Ungemach)!ì14 Fr die nach der Ausplnderung aibars in Angriff genommene Vergr erung des Gebetsplatzes auf einhundert Ellen im Quadrat erwarb Mohammed von den Ban n-Nar ein Gartengrundstck. Die Palmen, die dort wuchsen, lie er abhacken, die Reste eines Friedhofs beseitigen. Man grub die Knochen aus und entfernte sie. Etliche verfallene Bauten machte man dem Erdboden gleich, hervorsickerndes Grundwasser leitete man ab, und so schuf man ein geeignetes Terrain fr den Neubau. Dessen Mauern wurden auf Steine gegrndet und aus Ziegeln erbaut. Die Palmenstmme verwendete man als Trger fr eine Beschattung, die aber sicher nicht den ganzen Platz bedeckte.15 Die Verhltnisse, die Mohammed in Medina antraf, zwangen ihm demnach vielfltige Entscheidungen auf, die die Ausgestaltung der von ihm in Mekka so selbstverstndlich dem berkommenen angepa ten Kultpraxis berhrten. An die mekkanischen Vorbilder konnte man sich nicht einfach anlehnen, wenn manche Beobachter auch meinten, Mohammed imitiere sie nach Mglichkeit.16 In Wirklichkeit lie er sich in erstaunlichem Ma e von den ÑHelfernì um Asad b. Zurra fhren. Die folgenreichste Neuerung, die ihren Anfang in der durch die ÑWeiberhuldigungì legitimierten Gemeinde nimmt, ist der Freitagsgottesdienst. Da der Pro-
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phet in Mekka Vergleichbares praktiziert habe, hren wir nirgends. Asad b. Zurra, whrend der zweiten Begegnung bei al-Aqaba zum obersten der zwlf Obmnner berufen, kmmerte sich besonders eifrig um die Ausbreitung des Islams in Medina. Er leitete dort die rituellen Gebete, und er fhrte am Vortag des jdischen Sabbat eine zustzliche Andacht ein, ber deren Form und Inhalt wir nichts wissen.17 Wie anl lich der Festlegung der fnf Gebetszeiten geschildert,18 sollte der islamische Kult keine Verwechslung mit den Riten der Andersglubigen erlauben. Dieser Grundsatz galt offensichtlich auch bei der Wahl des Freitags zum Termin fr den wichtigsten Akt der Gottesverehrung in der Woche. Die neue Glaubenspraxis, die den Heiden die Gleichrangigkeit mit den Juden eintragen sollte, durfte der jdischen mglichst nicht hneln; das hatte schon der Medinenser Ab Qais b. al-Aslat betont. Das anfentum, dessen Gedankengut Mohammed mittlerweile als das seinige ausgab, sei die einzig wahre Religion, hatte auch Umaija b. ab - alt verkndet.19 Die ersten mekkanischen Auswanderer, denen die Ausbung ihrer Riten in der Gegenwart des im Kultbau der Kaaba anwesenden Allah eine Selbstverstndlichkeit gewesen war, scheinen einen solchen Drang zur Abgrenzung nicht versprt zu haben. In Qub hielt man stets am Sonnabend einen Gottesdienst ab, und noch Jahrzehnte spter war die Erinnerung daran nicht erloschen, da hier die ruhmreichen mekkanischen Bekenner des Islams wie Ab Bakr und Umar b. al-aÅÅb unter ihrem Vorbeter, dem Schutzbefohlenen des Ab uaifa, ihren Glauben praktiziert hatten. Die Andachten am Sonnabend wurden noch von Abdallh (gest. ca. 692), dem Sohn Umars, besucht.20 Die Ausnahmestellung von Qub bezeugen zudem etliche berlieferungen, die sich bei Ibn Sad finden. Jener Gebetsplatz sei auf die Gottesfurcht gegrndet ñ und das soll hei en, nicht auf eine ausdrckliche Anweisung durch Mohammed eingerichtet worden. Mehrfach wird uns versichert, der Gesandte Allahs habe Qub aufgesucht, am Sonnabend oder am Montag; auch soll er empfohlen haben, dort zu beten, wie er selber es an jedem Montag und Donnerstag getan habe ñ zu jenen Zeiten mithin, an denen man in Mekka stets die Kaaba betreten hatte.21 Bei dem wegen der nderung der Gebetsrichtung notwendig gewordenen Umbau soll er selber mit Hand angelegt und Steine herbeigeschleppt haben; wieder ist es Gabriel, der ihm die richtige Position der Mauern zeigt. Was ber die Moschee des Asad b. Zurra erzhlt wird, bertrgt man augenscheinlich auf Qub, weist dabei jedoch auf den Rangunterschied hin: Wer in Qub betet, erwirbt das gleiche religise Verdienst wie jemand, der die nicht an die heilige Zeit gebundene kleine Wallfahrt nach Mekka vollzieht.22 Fr die frhen Auswanderer freilich symbolisierte der Gebetsplatz von Qub den Grndungsmythos ihres islamischen Gemeinwesens, das nicht mit demjenigen Asad b. Zurras gleichzusetzen ist: ÑLge die Moschee von Qub irgendwo fern am Horizont, wir trieben (unsere) Kamele trotzdem dorthin!ì soll Umar b. al-aÅÅb beteuert haben.23 Mohammed aber, der schon seit der ÑWeiberhuldigungì und noch fester seit dem zweiten Schwur bei al-Aqaba an die Gruppe um Asad b. Zurra gebunden war, versteifte sich, indem er sich bei den Ban Mlik b. anNar niederlie , auf die deutliche Abgrenzung seiner Glaubenspraxis
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von den jdischen Bruchen. Wir werden dies noch fter bemerken. Hier sei Sure 62 zitiert, die in frhmedinensischer Zeit offenbart wurde24 und den Freitagsgottesdienst nebst dem Gebetsruf als Allahs Gebot hinstellt: Allah ist es, Ñder unter den Heiden einen Gesandten aus deren Mitte berief, der ihnen seine Wunderzeichen vortrgt, sie lutert, sie die Schrift und die Weisheit lehrt, wenn sie auch zuvor sich unbestritten im Irrtum befandenì (Vers 2). Letzteres warfen die Juden den heidnischen Medinensern immer wieder vor, wie wir hrten. Mohammed rumt nun ein, da etliche unter den Heiden noch nicht den Weg zum Islam betreten haben; Allah schenkt eben seine Huld, wem er will (Vers 3ñ4). Die Juden jedenfalls, denen Allah die Tora aufbrdete, die sie aber nicht zu tragen und zu beherzigen vermgen, gleichen Eseln, die man mit heiligen Schriften beladen hat ñ solch ein beschmendes Bild geben sie ab; sie sind Leute, die Allahs Offenbarungen an Mohammed leugnen (Vers 5). ÑSprich: ÇIhr, die ihr Juden seid! Wenn ihr behauptet, ihr und niemand sonst seiet Allahs Vertraute, dann wnscht euch doch den Tod, wenn ihr ehrlich seid!ë Doch (den Tod) wnschen sie sich nie und nimmer ñ angesichts dessen, was sie an Werken vorzuweisen haben! Allah kennt die Frevler sehr genau. Sprich: ÇDer Tod, den ihr flieht, wird euch gewi begegnen, und dann werdet ihr vor den gebracht, der das Verborgene und das Offenkundige wei . Er wird euch dann mitteilen, welche Taten ihr beginget!ëì (Vers 6-8). Nachdem Mohammed seinem Groll gegen die Juden, dessen Grnde wir im nchsten Teilkapitel nher kennenlernen werden, freien Lauf gelassen hat, wendet er sich an Ñdie, die glauben. Wenn am Freitag das Gebet angekndigt wird,25 dann eilt zum Gottesgedenken und unterbrecht den Handel! Das ist besser fr euch, sofern ihr Bescheid wi t! Nach dem Ende des Gebets geht wieder auseinander, erstrebt Allahs Huld und gedenket seiner oft, vielleicht werdet ihr glckselig!ì (Vers 9 f.). Indessen l t sich zum Mi vergngen Mohammeds nicht jeder Muslim von diesem Mahnruf beeindrucken: ÑWenn sie aber ein Geschft oder ein Amsement wittern, dann strzen sie darauf los und lassen dich (beim Gebet) stehen. Sprich: ÇWas Allah bereithlt, ist besser als jedes Amsement und Geschft. Allah ernhrt euch am besten!ëì (Vers 11). Der Freitagsgottesdienst, die wesentliche Neuerung, die Mohammed sich zueigen machte, war von seinem azraitischen Anhang ausgegangen. Das gleiche trifft auf den Brauch zu, den Beginn der Gebete von einer erhhten Stelle an der Moschee herab ankndigen zu lassen. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem man die neue Gebetsrichtung einfhrte, schickte man einen Ausrufer durch die Gassen; Sure 62 knnte dieses berholte Verfahren widerspiegeln. Man berlegte jedoch, wie man wirkungsvoller auf das Herannahen des Zeitpunktes des Gottesdienstes aufmerksam machen knne. Man erwog die Verwendung des Widderhorns oder der Schlaghlzer. Aber wenn man sich von den Schriftbesitzern unterscheiden wollte, kam beides nicht in Frage. Da hatte der azraite Abdallh b. Zaid26 den klrenden Traum, und zwar nach der Fertigstellung des ersten von Mohammed befohlenen Umbaues des von Asad eingerichteten Gebetsplatzes:27 Abdallh wollte einem Fremden ein Schlagholz abkaufen, dieser aber versicherte ihm, er wisse etwas Besseres, und lehrte
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Die Gebetszeiten
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ihn den Wortlaut des Gebetsrufes: ÑAllah ist gro ! Ich bezeuge, da es keinen Gott au er Allah gibt. Ich bezeuge, da Mohammed der Gesandte Allahs ist. Auf zum Gebet! Auf zum Heil! Allah ist gro ! Allah ist gro !ì Der azraite eilte zum Propheten, der sogleich Bill anwies, sich die Stze einzuprgen und fortan mit ihnen vom Dach eines benachbarten Hauses herab das Nahen der Gebetszeit anzukndigen. Al-Wqid fgt hinzu, da die Muslime au erhalb der Gebetszeiten weiterhin auf die alte Art zusammengerufen wurden; sollte irgendeine wichtige Neuigkeit, beispielsweise ein Sieg der muslimischen Krieger, bekanntgegeben werden, dann hie es nach wie vor: ÑDas Gebet fr alle!ì28 Angemerkt sei noch, da die berlieferungen zu diesem Thema eine aufkeimende Rivalitt zwischen den medinensischen ÑHelfernì und jenen mekkanischen Auswanderern andeuten, die durch Mohammeds bersiedlung zu den Ban Mlik b. an-Nar ins Hintertreffen zu geraten schienen. Als Umar, so lesen wir bei Ibn Isq, zum ersten Mal Bill hrte, strzte er zum Propheten: Genau diese Worte habe er gerade getrumt! Auch kennt Ibn Isq eine Fassung, in der Abdallh b. Zaid gar nicht vorkommt; Mohammed selber empfngt den Gebetsruf, und als Umar von seinem Traum berichtet, mu er sich sagen lassen, die gttliche Eingebung sei ihm nun einmal zuvorgekommen.29 Al-Wqid, aber auch andere Kenner der frhislamischen Geschichte, verteilen die Einfhrung der noch heute gebruchlichen fnf Pflichtgebete auf mehrere Schritte. In Mekka verrichtete Mohammed zunchst nur ein Abendgebet; spter fgte er eines am Morgen hinzu. Diesen Zustand spiegelt die noch in die mittlere mekkanische Zeit gehrende Sure 17 wider: ÑVollziehe das rituelle Gebet, sobald sich die Sonne (zum Untergehen) neigt (und) bis die Dunkelheit der Nacht eingetreten ist, (und halte) die ÇLesungë des frhen Morgens ein! An ihr soll man (allgemein) teilnehmen!ì (Vers 78). Bereits in Mekka spaltete Mohammed die Gebete an den beiden Enden des lichten Tages auf, so da es nun vier Pflichtgebete gab. Diesen Vorgang deutet die schon zitierte berlieferung an, in der sich ein Sulamite vom gerade nach Mekka gekommenen Propheten ber die Pflichtgebete und deren Zeitpunkt belehren l t. Auf keinen Fall darf man eines von ihnen verrichten, whrend die Sonnenscheibe den Horizont oder den Zenit berquert.30 Dieser Grundsatz gilt noch heute; die Gebetszeiten werden nicht durch einen bestimmten Punkt auf der gedachten tglichen Kreisbahn markiert. Vielmehr weist man ihnen lngere Zeitspannen jenseits jener drei Augenblicke zu. Das Morgengebet ist gltig, wenn man es zwischen dem ersten Morgengrauen und bis zum Aufgang der Sonne vollzieht; das dem Sulamiten aufgegebene Gebet am Vormittag geschieht am besten, wenn die Sonne Ñzwei Lanzen hochì am Himmel steht. hnlich liegen die Verhltnisse nach dem Sonnenuntergang: Das mit diesem Wort (arab.: alt al-marib) benannte Gebet ist in Wirklichkeit nach dem Versinken der Sonne zu verrichten, und ihm folgt das ÑGebet des (spten) Abendsì (arab.: alt al-iö), dessen Zeitraum die Nachtstunden vom Einbruch der Dunkelheit bis zum Morgengrauen sind. Durch diese vier Gebete wre der tgliche Sonnenlauf im ganzen, nicht nur einige wenige seiner Stationen, als vom Schpfer immerwhrend ins Werk gesetzt kenntlich gemacht.31 Aus zwei Beweggrnden je-
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doch wich Mohammed ñ vermutlich in Medina ñ von diesem einfachen Schema ab. Der eine ist in dem Bestreben zu sehen, sich von allen anderen religisen Kulten abzuheben; das auch von den heidnischen Quraiöiten gebte Gebet am Vormittag wurde demnach als strend empfunden. Der zweite, schwchere Grund liegt in Mohammeds Einsicht, da der lichte Tag in erster Linie dem Broterwerb vorbehalten bleiben msse (vgl. Sure 73, 7). Sure 2, etwa anderthalb Jahre nach der Hedschra entstanden, verkndet die Vernderung der bis dahin geltenden Regelungen, wodurch beiden Beweggrnden Genge geschieht: ÑHaltet die Gebete ein, sowie das mittlere Gebet!ì (Vers 238). Entweder das ÑMittagsgebetì (arab.: alt a-uhr) oder das ÑNachmittagsgebetì (arab.: alt alar) vermuten die muslimischen Gelehrten hinter dem hier genannten mittleren. Am meisten hat die zweite Deutung fr sich.32 Denn das Vormittagsgebet ist ja keineswegs in den seit medinensischer Zeit befolgten Regelungen getilgt, sein Beginn wurde nur verschoben, bis die Sonne den Zenit berschritten hat. Daher bleibt der Zeitraum, in dem sie am Himmel emporsteigt, von einer pflichtgem en Verehrung Allahs frei. Neu dagegen ist das Nachmittagsgebet, in der Tat das mittlere zwischen den beiden nach Sonnenuntergang und zur Nacht und den beiden vor Sonnenaufgang und danach, letzteres verlegt auf die Zeit nach dem Durchqueren des Zenits. Die rechte Zeitspanne fr den Vollzug des Nachmittagsgebets setzt ein, sobald diejenige des Mittagsgebets abgelaufen ist, nmlich sobald die Gegenstnde einen Schatten werfen, der ihrer tatschlichen Hhe entspricht, und sie erstreckt sich bis zu den Augenblicken vor dem Versinken der Sonnenscheibe. Mohammed u ert sich im Koran nur in Andeutungen ber die Gebetszeiten. berhaupt kann man dem Koran nur in Ausnahmefllen handfeste Einzelheiten ber den Vollzug der Riten abgewinnen. Schon bei der Errterung des in der ÑLesungì verarbeiteten Erzhlstoffs bemerkten wir, da Mohammed recht selten Sachverhalte hinreichend klar und vollstndig darlegt; allzu oft begngt er sich mit Hinweisen und Anspielungen. Wem die alltgliche Glaubenspraxis der Muslime gelufig war, dem war nicht zweifelhaft, was jeweils zur Debatte stand, und er wu te vermutlich auf der Stelle, was etwa mit dem Ñmittleren Gebetì gemeint war. Fr alle, die nicht Ñdabeiì waren, ergaben sich aus solcher Unbestimmtheit der Wendungen mannigfache Schwierigkeiten, und die Anzahl der Ratlosen stieg rasch, seitdem die Herrschergewalt des Islams von Kriegern, deren erdrckende Mehrheit selber in den Riten noch wenig eingebt war, weit ber den Hedschas hinausgetragen wurde. Mit den Folgen, deren Verstndnis fr eine sachgerechte Beurteilung des Lebenswerkes Mohammeds und einiger prgender Eigenheiten des Islams unentbehrlich ist, werden wir uns in den letzten drei Kapiteln ausfhrlich beschftigen. Was die Bewegungsabfolge des einzelnen rituellen Gebets betrifft, so suchen wir im Koran vergebens nach Aufschlu ; die Geschichtsberlieferung sowie deren zu einer ewigen Gegenwart umgeschmolzene Quintessenz, das ad, belehren uns aber darber, da in Mekka die Gebete je zwei Bewegungsabfolgen (arab.: ar-raka)33 aufwiesen. In Medina galt diese Regel zunchst weiter, aber schon einen Monat nach seiner Ankunft soll Mohammed vier Bewegungsabfolgen je
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Die Gebetsrichtung
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Gebet verlangt haben.34 Heutzutage sind fr das Morgengebet nur zwei Abfolgen obligatorisch, ansonsten vier. Gebete, die unter besonderen Umstnden verrichtet werden, etwa auf Reisen oder whrend eines Feldzuges, sofern eine Attacke der Feinde droht, drfen verkrzt werden. Wie sich die heute scheinbar so ewig-unumst liche ñ und scheinbar von Mohammed selber in allen Einzelheiten erlassene ñ Glaubenspraxis herausgebildet hat, werden wir wegen des Charakters der Quellen kaum je zufriedenstellend in Erfahrung bringen. Die beklagte Lckenhaftigkeit und mangelnde Genauigkeit, mit der Mohammed selbst Kernfragen der Glaubenspraxis behandelte, zeigt sich auch im Falle der Gebetsrichtung. Fr den muslimischen Kultus, der den Menschen, wie eingehend errtert, von Angesicht zu Angesicht Allah gegenberstellt, ist diese Frage keine Kleinigkeit. Und der Allah, den der Koran verkndet, ist noch lngst nicht der Eine Unfa bare, zu dem ihn drei Jahrhunderte theologischer Diskussionen endlich selbst im Sunnitentum machen werden, sondern er ist ein als Person wahrgenommenes Gegenber, wie uns beispielsweise eine Episode lehrt, in der Umars Sohn Abdallh zusammen mit Urwa b. az-Zubair auftritt, dem eifrigen Sammler von Nachrichten zur Prophetenbiographie. Urwa wnschte sich eine Tochter Abdallhs zur Frau; der Zufall wollte es, da er diesen eines Tages beim Umschreiten der Kaaba erblickte. Beherzt ergriff er die Gelegenheit beim Schopfe und trug Abdallh sein Anliegen vor. Dieser beachtete den Freier aber nicht im mindesten; Urwa schlo daraus auf eine Ablehnung, erneuerte seinen Wunsch aber spter in Medina. Abdallh erfllte die Bitte unverzglich und entschuldigte sein abweisendes Verhalten in Mekka: ÑDu erwischtest mich gerade beim Umschreiten und sprachst von meiner Tochter. Allah und ich aber, wir hatten einander gerade vor den Augen, und das war es, was mich hinderte, dir bezglich (der Tochter) zu antworten.ì35 ñ In Mekka betete Mohammed stets mit Blick auf die Kaaba, und zwar so, da er sich vor deren sdlicher Wand befand, mithin nach Jerusalem orientiert.36 In Medina behielt man diese Gebetsrichtung bei, aber sie war hier ihres eigentlichen Sinnes beraubt. Denn nicht das ferne Jerusalem, mit dessen Tempel das mekkanische Heiligtum in einer von Mohammed nicht nher erluterten Beziehung stand, konnte fr die in Medina zu whlende Position entscheidend sein, sondern allein der Ort, an dem das im Koran so eindringlich geschilderte Stehen vor Allah von Angesicht zu Angesicht nach anfischer berzeugung seinen Ursprung genommen hatte. Die ÑHinwendung des Gesichts zu Allahì, der islm, ist eben noch nicht zu einer blo en Metapher oder gar zu einem auf etwas Unanschauliches verweisenden Appellativum entleert, sondern umschreibt noch das Erleben der Gegenwart vor dem Einen. Die Bekrftigung der Ñursprnglichen Wesensartì (arab.: al-fiÅra), in der Allah die Menschen geschaffen habe, ist der Sinn aller muslimischen Riten, insbesondere aber der Pflichtgebete. Nichts rituell Unreines darf durch sein Dazwischentreten diese unmittelbare Verbindung stren. Am sinnflligsten wird dieser Grundsatz in einer oft zitierten berlieferung, in der Mohammed den Auswurf, den er am Boden seines medinensischen Gebetsplatzes entdeckt, unverzglich entfernen und danach die betreffende Stelle mit einem wohlriechenden "l37 einreiben
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l t. Kein Beter wolle, da Allah sich von ihm abwende, soll er die Anwesenden belehrt haben, und deshalb drfe man weder nach rechts noch nach vorn, sondern allenfalls nach links seinen Auswurf absondern; am besten verberge man ihn jedoch in der Gewandfalte. Denn wer sich zum rituellen Gebet bereitmache, habe Allah unmittelbar vor dem Gesicht.38 Ein Ort einer solchen unmittelbaren Anwesenheit vor Allahs Antlitz fehlte in Medina zunchst. Die Riten der Muslime, wie sie etwa in der Gruppe um Asad b. Zurra ausgebt wurden, werden daher fr den zeit seines Lebens an die mekkanische Ausnahmesituation gewhnten Propheten, der sich dank seiner Mitgliedschaft im Bund der ÑStrengenì und seiner Zugehrigkeit zu den Nachkommen Abd al-MuÅÅalibs in einem besonders engen Verhltnis zum Allah der Kaaba wu te, mit einem beklemmenden Mangel behaftet gewesen sein. Dieser Umstand wirft brigens noch einmal Licht auf die nur auf den ersten Blick befremdliche Tatsache, da Mohammed, solange sein Verbleiben in Mekka gesichert war, wenig Interesse an der au erhalb seiner Heimatstadt entstehenden Anhngerschaft bekundete ñ wie htte er an einem anderen Ort das vorfinden knnen, woraus er tagtglich das hchste Ma an innerer Besttigung seiner Berufung gewann? Allenfalls in aÅ-Äif wre dies mglich gewesen. Nun aber, in Medina, gab es nichts dergleichen, und im Koran spricht ihn sein Alter ego auf die Verwirrung an, unter der er litt: ÑWir sehen manchmal, wie du das zum Himmel erhobene Gesicht hin und herwendest. Wir wollen dir eine Gebetsrichtung anweisen, mit der du zufrieden bist. Wende also das Gesicht in Richtung des heiligen Gebetsplatzes! Wo immer ihr seid, wendet das Gesicht dorthin! Diejenigen, denen die Schrift gebracht wurde, wissen, da dies die Wahrheit ist, die von deinem Herrn kommt. Allah geht nicht ber das hinweg, was sie tun. Selbst wenn du denen, die die Schrift erhielten, jegliches Wunderzeichen bringst, werden sie deiner Gebetsrichtung nicht folgen. Niemand folgt der Gebetsrichtung eines anderen. Solltest du auf ihre Mutma ungen hren, nachdem du nunmehr das Wissen empfangen hast, wrest du einer von denen, die Unrecht tunì (Sure 2, 144 f.). Indem Mohammed die Kaaba zur Gebetsrichtung whlte, gab er ein religis-politisches Ziel vor, das er in dem whrend seines Rittes nach Medina entstandenen Koranvers bereits mittelbar formuliert hatte.39 In Sure 2, in der Mitte seines zweiten Exiljahres konzipiert, um die in Sure 7, Vers 157 f. in Aussicht gestellte Ñheidnischeì Glaubenspraxis zu schaffen, versteht er sich zu Worten, die an Deutlichkeit schwerlich zu bertreffen sind: ÑBekmpft um der Sache Allahs willen diejenigen, die euch bekmpfen, la t euch aber keine Ma losigkeiten zuschulden kommen! Allah liebt diejenigen nicht, die ber das rechte Ma hinausgehen. Ttet (eure Feinde), wo immer ihr sie antrefft, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben!Ö Bekmpft sie aber nicht am geheiligten Gebetsplatz, ehe sie ihrerseits euch dort bekmpfen! Und wenn sie euch bekmpfen, dann ttet sie!ì (Vers 190 f.). Um ebendiese Zeit gelang es dem Propheten, die zaudernden Medinenser, oder wenigstens die Bedenkenlosen unter seinen ÑHelfernì, zum Mitwirken bei berfllen auf mekkanische Karawanen zu berreden. Da sich die muslimischen Beter nunmehr in
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die Richtung der Kaaba wenden mu ten, unterstrich den Daseinszweck, den Mohammed der jungen Gemeinde zudachte, und brachte ihn jedermann mehrmals tglich zum Bewu tsein. So war der Austausch der Gebetsrichtung ein folgenschwerer Schritt, nicht allerdings ein Schritt, fr den der Prophet das Urheberrecht htte beanspruchen drfen. Schon Zaid b. Amr b. Nufail hatte, als man ihm den Zutritt zur Kaaba verweigerte, sich au erhalb Mekkas so zum Gebet aufgestellt, da er das Gesicht in ihre Richtung kehrte.40 Einer der Obmnner der ÑHelferì, al-Bar b. Mar r, hatte ebenfalls diesen Brauch gepflegt. ÑEr starb in Medina im afar (begann am 15. August 622), einen Monat vor der Ankunft des Prophetenì, lesen wir ber ihn, und weiter: ÑIn seinem Vermchtnis hatte er angeordnet, er wolle (mit dem Gesicht) zur Kaaba hingewandt (bestattet werden). Er hatte schon vor der Verlegung der Gebetsrichtung zu ihr hingewandt die Gebete vollzogen ñ und so wurde er, wie gewnscht, bestattet. Der Gesandte Allahs kam (dann) nach Medina und betete am Grab al-Bars.ì Eines Tages hatte die Witwe fr Mohammed und einige seiner Gefhrten ein Mahl zubereitet. Nachdem es verzehrt war, verrichtete Mohammed das Mittagsgebet, die ersten zwei Bewegungsablufe noch nach Norden, dann wendete er sich nach Mekka und fhrte die restlichen beiden Abfolgen nach Sden aus. Der kleine Gebetsplatz in der den azraitischen Ban Ubaid b. Salima gehrenden Ortschaft urb,41 auf dem dieser Gottesdienst stattfand, wurde unter dem Namen ÑMoschee der beiden Gebetsrichtungenì berhmt. Ungefhr zwei Monate vor der Schlacht von Badr soll dieses denkwrdige Ereignis geschehen sein, in der Mitte des Monats äabn42 (begann am 28. Januar 624) oder Raab (begann am 26. Februar 624); die Unsicherheit in der Datierung rhrt daher, da auch das Gebot des Ramadanfastens in jene Zeit fllt und man nicht auseinanderzuhalten vermochte, in welchem Monat die eine Neuerung und in welchem die andere verfgt worden war.43 Ibn Isq, dessen Eingenommenheit gegen die ÑHelferì wir schon anl lich der Mohammed angeblich von Allah erteilten Erlaubnis zum Kriegfhren kennenlernten, will auch in diesem Fall nicht gelten lassen, da Mohammed ihnen gefolgt sei. Von einem Nachfahren des Kab b. Mlik, der wie al-Bar ein Mitglied der verzweigten Sippe der azraitischen Ban Salima war,44 hat er sich folgendes erzhlen lassen: Zusammen mit al-Bar habe man sich auf jene Wallfahrt begeben, deren Hhepunkt die zweite Begegnung mit Mohammed sein sollte; beim Verlassen Medinas habe al-Bar den Mitreisenden die Einsicht kundgetan, da man Ñdiesem Gebudeì, der Kaaba, niemals den Rcken zukehren drfe; in Richtung auf sie wolle er fortan seine Riten vollziehen; man habe eingewandt, soweit man wisse, htten bislang alle Propheten beim Gebet nach aö-äam geblickt, so jetzt auch Mohammed, dem man nicht zuwiderhandeln wolle. In Mekka habe man diesen sogleich nach seiner Meinung befragen wollen, habe aber nicht gewu t, wie er aussehe; man habe nur al-Abbs b. Abd al-MuÅÅalib wegen dessen zahlreicher Handelsreisen gekannt. Mohammed sei, so beschied man die Medinenser, jener Mann, der stndig neben al-Abbs sitze. Nachdem Ibn Isq dergestalt dem Legitimationsbedrfnis der Dynastie, unter der er zu arbeiten
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hatte, Genge getan hat, kann er dem Leser mitteilen, was der Prophet zu al-Bars Gebetsrichtung gesagt haben soll, nmlich: ÑDu hieltest (zuvor) eine ein; am besten wrest du bei ihr geblieben.ì Das Wort Mohammeds sei al-Bar Befehl gewesen, fhrt Ibn Isq fort; nur seine Sippe behaupte, er habe sich stets zur Kaaba gekehrt, aber Ñwir wissen es besserì. Ibn Hiöm zitiert im Anschlu hieran allerdings einen Vers aus einem lngeren Gedicht, in dem ein Abkmmling der ÑHelferì die Verdienste seiner Vorfahren rhmt: ÑZu uns gehrt der, der als erster unter allen Kultsttten sich die Kaaba des Barmherzigen zur Gebetsrichtung erwhlte.ì45 In der Mitte des 8. Jahrhunderts ist der Gedanke schon anst ig, da Regeln, die von den Muslimen allgemein befolgt werden, vor allem solche des Kultes, die sich ja grundstzlich nicht aus irgendwelchen Gegebenheiten des Diesseits herleiten lassen, sondern fr sich selber stehen mssen, nicht auf Mohammeds alleinige Anweisung zurckgehen sollen. Die Geschichte, die allmhlich zur Aneinanderreihung der Situationen verengt wird, in denen der Prophet Regelungen verkndet, hat sich jenem dogmatischen Erfordernis anzubequemen. Die Stiftung des Ramadanfastens fllt, wie eben erwhnt, in die nmlichen Monate, genauer gesagt, die Festlegung der Bestimmungen, die das muslimische Fasten als einen Brauch des Ñweitherzigen anfentumsì ausweisen. Wie schon Ñdenjenigen vor euchì, es scheinen die Juden und die Christen gemeint zu sein, ist den Muslimen das Fasten vorgeschrieben, und zwar fr eine genau benannte Zahl von Tagen; sollte jemand krank oder auf Reisen sein, so mag er das Fasten zu anderer Zeit nachholen. Wer ber gengend Vermgen verfgt, mag stattdessen einen Armen verkstigen. Auch bei pnktlicher Befolgung des Fastens ist eine solche Spende angebracht. Auf keinen Fall darf man sich leichtfertig durch Wohlttigkeit von der Beschwernis der Enthaltsamkeit befreien (Sure 2, 184). Im folgenden Vers fgt Mohammed eine Begrndung fr das Fastengebot bei: ÑDer Monat Ramadan ist es, in dem die ÇLesungë herabgesandt wurde als eine Rechtleitung fr die Menschen, und zwar in klaren Worten der Rechtleitung und Rettung.ì Zugleich verleiht er jetzt den Bestimmungen Eindeutigkeit, indem er sie fast wrtlich wiederholt, jedoch auf die Nennung der ersatzweisen Armenspeisung verzichtet. Stattdessen hei t es: ÑAllah will es euch leichtmachen, nicht mhseligì, woran sich die Mahnung anschlie t: ÑIhr sollt die Zahl erfllen und Allah dafr rhmen, da er euch rechtleitete. Vielleicht werdet ihr dankbar seinì (Vers 185). Nur noch als Bu e fr versumtes Fasten sollen die Muslime fortan einen Armen bewirten; jeder mu sich des Essens und Trinkens enthalten. Nach der Zusage Allahs, er werde den erhren, der ihn anrufe, kommt Mohammed noch einmal auf das Fasten zu sprechen. Offensichtlich sammelte er schlechte Erfahrungen mit der Ritentreue mancher seiner Anhnger. Denn er gesteht jetzt zu, da in den Nchten der Fastenzeit der Geschlechtsverkehr statthaft sein soll, da Mann und Frau einender so eng verbunden seien wie Krper und Kleidung. Vorher war der Verkehr anscheinend verboten gewesen, denn Mohammed beklagt, da die Muslime durch bertretung dieser Regel Ñsich selber betrogenì, d.h. sich um die Anrechenbarkeit des Fastens auf ihr Jenseitsverdienst gebracht htten. So mge man nun nach solcher Milderung der
Die Regelung des Ramadanfastens
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Die Riten der Wallfahrt
IV. Der Glaube
Vorschriften vollziehen, was Allah befahl; sobald man im Morgengrauen einen schwarzen Faden von einem wei en unterscheiden knne, habe man das Fasten bis zum Abend einzuhalten. Untersagt bleibe der Geschlechtsverkehr jedoch allen, die sich zu einem den Ramadan whrenden rituellen Aufenthalt an einem Gebetsplatz entschlossen haben; Ñdies sind die Grenzen (arab.: Pl. al-ud d) Allahs, darum kommt ihnen nicht (zu) naheÖì (Vers 187). Die Fastenbestimmungen von Sure 2 haben eine Vorgeschichte, wie aus Vers 185 und 187 zu folgern ist. Sie bleibt leider ebenso schemenhaft wie die der fnf rituellen Gebete. Auffllig ist al-Wqids Meinung, der Ramadan sei bereits ein Jahr vorher, also Anfang 623, zum Fastenmonat bestimmt worden.46 Dies knnte erklren, weshalb Mohammed in Vers 184 Vorschriften erl t, die er in Vers 185 zunchst przisiert und in Vers 187 nach einer Mahnung Allahs an seine Knechte, sie sollten seinen Worten folgen und an ihn glauben, in ihren Auswirkungen auf den Geschlechtstrieb der Mnner abmildert, weil er gesehen hat, da diese ihnen nicht gewachsen sind. Vom Fasten im Ramadan ist im brigen der Brauch zu unterscheiden, am 10. Muarram auf Essen und Trinken zu verzichten. Dieses Fasten am zehnten Tag des neuen Jahres (arab.: ö r) knnte sich an jdische Vorbilder anlehnen. Das Wort, mit dem dieser Ritus bezeichnet wird, ist ñ wie allerdings die meisten Begriffe des islamischen Kultes ñ nicht arabischen Ursprungs; vielleicht bezieht es sich auf den jdischen Vershnungstag, den 10. des Monats Tischri.47 Falsch ist die Vermutung, Mohammed habe hier ganz bewu t einen jdischen Brauch aufgegriffen, um in Medina die Juden fr sich zu gewinnen. Man fhlte sich zu dieser Ansicht gedrngt, weil man der ebenfalls irrigen Meinung war, das Beten in Richtung aö-äam sei eine freundliche Geste an die medinensische Judenheit gewesen;48 man bersah dabei, da Mohammed schon in Mekka, als er an ein Verlassen seiner Heimatstadt noch keinen Gedanken verschwendete, sich so vor die Kaaba stellte, da er nach Norden, nach aö-äam, blickte. hnlich verhlt es sich mit dem ö r-Fasten. Abdallh b. Umar wu te hierber dies: ÑDer Prophet fastete am ö r-Tag und befahl, an ihm zu fasten. Als aber der Ramadan zur Pflicht gemacht wurde, gab man jenes (Fasten) auf.ì Urwa b. az-Zubair lie sich von iöa berichten: ÑIn der Heidenzeit hielten die Quraiöiten die ö r-Fasten ein. Dann befahl (auch) der Gesandte Allahs, an jenem Tag zu fasten. Schlie lich wurde der Ramadan vorgeschrieben. Der Gesandte Allahs sagte, wer (weiterhin) am ö r-Tag fasten wolle, der mge es tun.ì49 Sehr eingehend beschftigt sich Mohammed in jenen Jahren mit den Pilgerriten, der Lebensgrundlage seiner Vaterstadt. Nicht nur in Sure 2 geht er auf dieses Thema ein, sondern auch in Sure 22, deren Zugehrigkeit zu den medinensischen Eingebungen umstritten ist. Sollte sie wirklich im Kern mekkanisch sein, wre sein in diesem Text an den Tag gelegtes Beharren auf einer tiefgreifenden Vernderung des Kaabakultes ein zustzliches Zeugnis dafr, da er die Konfrontation mit den fhrenden Quraiöiten suchte und deren Entmachtung anstrebte. Denn alles, was er mit dem mekkanischen Kult Allahs im Sinn hatte, lief auf die Vernichtung der gesellschaftlichen und politischen Voraussetzungen hinaus, die
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diesen seit den Tagen Quaijs ermglicht hatten. In Sure 22 betont Mohammed den Nutzen, den die Pilger aus den Opfertieren ziehen sollen. Denn der geheiligte Gebetsplatz mit dem Haus, das Abraham auf Befehl Allahs baute, wurde durch den Schpfer allen Menschen in gleicher Weise zum Ort der Anbetung bestimmt, sowohl denen, die sich stndig dort aufhalten, als auch den Wanderhirten (Vers 25). Mit dieser Bemerkung stellt Mohammed das besondere Verhltnis, das die Quraiöiten mit Allah pflegen, mittelbar in Frage. Die Wallfahrer mgen herbeistrmen, Ñdamit sie einen (vielfltigen) Nutzen, der ihnen zuteil wird, erfahren und an festgelegten Tagen den Namen Allahs ber dem Vieh, das wir ihnen als Lebensunterhalt gewhren, aussprechen. ÇE t davon und speist den Elenden, Armen!ëì (Vers 28). Da das Fleisch der Opfertiere oder auch nur ein Anteil davon den Quraiöiten zustehe, wird nicht erwhnt. Im vorislamischen Mekka galt aber die Regel, da die Pilger die aus dem profanen Gebiet mitgefhrten Speisen nicht im heiligen Bezirk verzehren durften.50 Das Vieh mit Ausnahme jener Tiere, deren Genu verboten ist, soll den Pilgern gestattet sein, ergnzt Mohammed in Vers 30 und hebt hervor, da die Beachtung der Regeln der Gottesverehrung und die Abkehr von jeglichem Gtzendienst den Kern der Riten ausmachten ñ als anfen wenden sich die Wallfahrer von den Beigesellern ab (Vers 31). ÑJeder Religionsgemeinschaft stifteten wir Riten, damit sie Allahs Namen ber dem Vieh ausspreche, das er ihr als Lebensunterhalt schenktÖì (Vers 34). Wesentlich deutlicher stemmt sich Mohammed in Sure 2 gegen das Herkommen und die Interessen der Quraiöiten. ÑMan fragt dich nach den Neumonden. Sprich: ÇSie sind die Zeitpunkte fr die Menschen und fr die Wallfahrt.ë Es ist kein Zeichen von Frmmigkeit, da ihr die Huser von hinten betretet. Fromm ist, wer Allah frchtet. Darum betretet die Huser durch die Tr und frchtet Allah, vielleicht werdet ihr dann glckselig!ì (Sure 2, 189). Es mu te bekannt sein, wann in einem bestimmten Jahr der Monat l-ia begann; die Festlegung von Schaltmonaten war eine wesentliche Voraussetzung fr den reibungslosen Ablauf nicht nur der Riten am Heiligtum selber. Wenn Unsicherheit ber das rechte Datum herrschte, dann wurden unter Umstnden auch die Abmachungen, die die Anreise aus allen Gegenden der Arabischen Halbinsel ermglichten, nicht beachtet. Die Aufhebung der Schaltmonate und eine rein nach den Neumonden vorrckende Zeitrechnung bedeuten in Mohammeds Augen vermutlich einen wesentlichen Schritt hin zur vollstndigen Einpassung der Menschen in den von Allah gelenkten Lauf der Dinge, zur vollkommenen Geltung der Ñursprnglichen Wesensartì. Den Quraiöiten entzieht er dadurch die Grundlage ihres politischen Kalkls, waren sie doch darauf angewiesen, ihre Pilgersaison und ihre Mrkte in das ber ganz Arabien ausgedehnte nach dem Sonnenkalender geregelte Handels- und Wallfahrtsgeschehen einzufgen. Der von Mohammed erst gegen Ende seines Lebens als allein gltig vorgeschriebene Mondkalender setzt die Beherrschung der gesamten Halbinsel und die Macht voraus, zu beliebiger Jahreszeit die Karawanenrouten zu sichern; er zerstrt mithin den von Ibn al-Kalb beschriebenen Zyklus vorislamischer Wallfahrts- und Markttage und erhebt die Kaaba zum Ma aller Dinge. Ob
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IV. Der Glaube
Mohammed sich dieser Folgen schon bewu t war, als er am Beginn seiner medinensischen Jahre den obigen Vers verkndete, knnen wir nicht wissen. Die Einfhrung des Mondkalenders nach dem Einmarsch in Mekka und zu einer Zeit, da dem Propheten in Medina die Stmme von weither ihre Aufwartung machten, diente jedenfalls der Festigung seines Machtmonopols. Der mekkanische Kult, wie Sure 2 ihn ins Auge fa t, kennt nur noch einen Ritus, der fr jedermann in gleicher Weise gilt. Die ÑStrengenì, die gegenber den auswrtigen Verehrern Allahs eine Sonderstellung behaupteten, verlieren ihre Aufgaben und Vorrechte; ihr Brauch, whrend der Pilgertage ihre Wohnsttte allenfalls von hinten zu betreten, ist sinnlos geworden. Dieser egalitre Zug findet sich schon in Mohammeds ltester Eingebung, die die nicht spezifizierte Aufforderung enthielt, die Kleidung zu reinigen. Alles, was Mohammed, der Warner, als Allahs Willen verkndete, war im Grundsatz an die Menschen allgemein gerichtet; da er die Vorteile, die er wegen seiner Nhe zu Allah fr sich erhoffte, am liebsten auch der eigenen Sippe gesichert wissen wollte, steht dem nicht entgegen. Die Regeln des Kultes sind fr alle dieselben. Die Frmmigkeit, so sagte er uns, erkenne man nicht daran, da jemand die besonderen Bruche der ÑStrengenì befolge (Vers 189). Die ÑStrengenì waren nicht nach Araft hinausgezogen, sondern in al-Muzdalifa geblieben.51 Auch diese Sitte wird nun aufgehoben. Es gilt ohne Einschrnkung: ÑWenn ihr von Araft aus den Lauf vollzogen habt, dann gedenket Allahs an der heiligen Kultsttte, nmlich gedenket seiner auf gleiche Art, wie er seinerseits euch rechtgeleitet hat, obwohl ihr zuvor zu den Irrenden gehrtet! Nunmehr beginnt den rituellen Lauf von dort, wo die (brigen) Leute ihn beginnen!ì (Vers 198 f.). berhaupt sind alle Kultsttten in und um Mekka, die seit grauer Vorzeit unterschiedlichen Gottheiten geweiht waren, von nun an der Verehrung des einen Allah gestiftet. So werden a- af und al-Marwa umgewidmet, und daher ist es keine Snde, wenn ein Muslim sie umschreitet (Vers 158). Da sich Mohammed mit solchen Vorstellungen schon in Mekka an die "ffentlichkeit wagte, hrten wir. Die Quraiöiten konnten, sobald sie ihnen zu Ohren kamen, schwerlich die Folgen verkennen, die sich fr sie aus dem mohammedschen Eingottglauben ergeben mu ten. Sie werden mit Sorge bemerkt haben, da das berleben ihres Gemeinwesens, dessen Ausnahmestellung sie Quaij zu verdanken hatten, durch die Worte des Gesandten Allahs aufs Spiel gesetzt wurde. Der eine Allah, so wurde ihnen gesagt, steht zu allen Geschpfen im selben Verhltnis, Vorrechte duldet er nicht. In Sure 7, Vers 123 f. droht der Pharao den Zauberern, die sich zu seiner berraschung als Anhnger Moses entpuppen: ÑDas sind Rnke, die ihr in der Stadt eingefdelt habt, um die Bewohner aus ihr zu vertreiben! Ich werde euch wechselweise Hand und Fu abschlagen und dann kreuzigen lassen!ì Gegen Ende seines Lebens wird Mohammed einen vergleichbaren Hochverrat, nun freilich an ÑAllah und seinem Gesandtenì, mit eben dieser Strafe ahnden wollen (Sure 5, 33). In Mekka mit seinem eingespielten, mit politischen und wirtschaftlichen Interessen verquickten und von einer machtbewu ten Fhrungsschicht getragenen Kult hatte Mohammed mit seinem Eingottglauben
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allenfalls als Strenfried gegolten. Eine eigene Kultgemeinschaft aufzubauen, hatte auch ihm selber noch nicht in den Sinn kommen knnen. Es hatte nichts Neues geschaffen werden sollen, vielmehr war es darum gegangen, das Bestehende von, wie er meinte, Verflschungen zu reinigen. In Medina hingegen erwies sich diese Sicht der Dinge als unmglich; es gab keinen seit langem gebten Kult. Er mu te vielmehr erst geschaffen werden, und hierin waren ihm die ÑHelferì bereits um mehr als ein Jahr voraus: Gebetsplatz, Freitagsgottesdienst, Gebetsruf und vielleicht auch das Fasten im Ramadan haben ihre Wurzeln nicht in Anordnungen Mohammeds, sondern in unabhngig von ihm entstandenen Praktiken. Diesen prgt er in Sure 2 seinen Stempel auf, den des Ñheidnischenì Propheten, verleiht ihnen eine von Allah abgeleitete Autoritt und macht sie damit zum wesentlichen Merkmal einer Abgrenzung gegen alle Andersglubigen. Dies alles ist seinem neuen Lebenskreis geschuldet ñ sein Sinnen und Trachten bleibt jedoch auf Mekka und die Kaaba gerichtet, deren heilgeschichtlichen Rang er gerade in Sure 2 mit der Schilderung des Wirkens Abrahams und Ismaels an jenem Orte hervorhebt.
2. Die Nutzbarmachung der ÑLesungì Die Erkenntnis, da Allah der hchste Herr, ja, da er der Eine ist, verlangt eine Ausweitung aller Riten der Verehrung, die berdies nur ihm gewidmet sein drfen. Wir beobachteten dies gerade an den tiefgreifenden Vernderungen der Regeln der Wallfahrt, davor schon an der Verallgemeinerung der von den ÑStrengenì und ihren irms einzuhaltenden Reinheit der Kleidung, die man bei der Anbetung trgt, und das nicht mehr nur whrend des Umschreitens der Kaaba, sondern fortan sogar bei den tglichen Pflichtriten; wir erfuhren, da dem Einen nicht nur einzelne Punkte des Sonnenlaufs, sondern durch eine entsprechende Terminierung der Gebetszeiten ganze Abschnitte als Spannen dankbarer Hinwendung geweiht werden mssen; das Ertnen seines Wortes verlangt eine mit der Proskynesis bekundete rckhaltlose Ehrerbietung, die mittels der Ausrichtung zur Kaaba zumindest symbolisch die krperliche Anwesenheit des Beters vor dem Einen herstellt. Die Ausdehnung des Fastens gehrt ebenfalls in diesen Zusammenhang.52 Den Sinn gerade dieser Anordnung teilt uns Mohammed in Sure 2, Vers 185 mit: Im Ramadan ist die ÑLesungì herabgesandt worden, als Rechtleitung fr alle Menschen. Schon manche Quraiöiten nutzten den Ramadan, wie wir hrten, als einen Monat der Einkehr und der Andacht und suchten am Berg ir Abstand vom Alltag.53 In bung dieses Brauches hatte sich Mohammed einst von der Erscheinung Allahs berwltigt gefhlt. Den Tag ber zu fasten, bereitet den Menschen darauf vor, sich des Nachts in tiefer Andacht dem Wirken und den Worten des Einen zu ffnen. In Sure 73 berichtet Mohammed von solchen nchtlichen Erfahrungen: Vor allem was whrend der Vigilien erlebt wird, prgt sich fest ein und l t sich am klarsten ausdrcken. In einem langen, wohl medinensischen Zusatz zu dieser Sure fhrt er aus, da er zusammen mit einigen Anhngern Vigilien halte; jene nhmen es damit leider nicht so genau, wie es wn-
Die Bedeutung der ÑLesungì f r die neuartige Gemeinschaft
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Der Zwang zur Klarheit
IV. Der Glaube
schenswert wre; Allah habe dafr allerdings Verstndnis, und so mgen jene dann wenigstens so viel aus der ÑLesungì rezitieren, wie ihnen ertrglich dnke (Sure 73, 20). Wenn es nunmehr hei t, es solle im Ramadan eigens der Herabsendung des Korans gedacht werden, dann dient das Fasten tagsber der "ffnung des Menschen fr die gttliche Rechtleitung. Was in Mekka gem Sure 97 auf eine einzige Nacht im Ramadan, die ÑNacht der (gttlichen) Machtì,54 beschrnkt war, soll fortan whrend des ganzen Monats durchlebt werden. Der ÑLesungì einen ganzen Monat verstrkter Aufmerksamkeit zu verschaffen, war unter den in Medina herrschenden Umstnden ein geschickt gewhlter Schritt, denn anders als in Mekka, wo es kein spezifisch muslimisches Gemeinwesen gegeben hatte ñ und wegen Mohammeds Verwurzelung in der quraiöitischen berlieferung auch gar nicht hatte geben knnen ñ, mu te in Medina ein solches gestiftet werden. Asad b. Zurras kleine Gruppe hatte den Kern gebildet; aus diesem bescheidenen Anfang schmiedete Mohammed durch die Vervollkommnung der Riten, die seinen starken Drang zur Frderung der Gemeinschaftlichkeit verraten, sowie durch weitere in Krze zu errternde Ma nahmen ein religis-politisches Gebilde, wie es in Arabien, soweit wir wissen, noch nie bestanden hatte. Er legte, vermutlich ohne sich dessen bewu t zu sein, ein festes Fundament, das auch im wechselnden Kriegsglck und angesichts der wenig ehrenvollen Kompromisse, die er schlie en mu te, tragfhig blieb. Die stabile Armierung der Grundmauern bildete die ÑLesungì, die ihren Charakter gegenber den mekkanischen Partien vernderte. Dies ist spter im einzelnen darzulegen, sobald wir die Ereignisse, deren Zeuge Mohammed war und die er bis zu einem gewissen Grade bestimmte, besser berblicken. Es sei nur angemerkt, da vieles, was er fortan als Eingebung verkndete, wie eine handfeste Regelung begriffen werden sollte, nach der sich der einzelne Muslim oder die ganze Gemeinde zu richten hatte. In Mekka war dergleichen noch nicht erforderlich gewesen. Die Verschriftlichung der Offenbarungen, mit der man dort schon begonnen hatte, erlangte in dieser neuen, beispiellosen Lage erheblich mehr Gewicht. Das ÑBuchì wird die Voraussetzung fr die Prophetenschaft in ihrer medinensischen, ausgeweiteten Bedeutung. Wie wir bereits zeigten, hat man, um Mohammeds Offenbarungen von Anfang an als ÑBuchì erscheinen zu lassen, in die berlieferungen ber die erste Eingebung Zitate aus Sure 96 eingeschoben und die dort hineingehrenden Verse von Sure 74 getilgt.55 Es kann aber kaum verwundern, da sich die Erinnerung daran hielt, da Sure 96 von Mohammed erst in Medina in Umlauf gesetzt wurde. Dies berichtet der im frhen Sunnitentum geschtzte56 Tradent as-Sib b. Jazd (624/5ñ699):57 ÑAls Allah ÇRezitiere im Namen deines Herrn, der geschaffen hat!ë (Sure 96, 1ñ2) auf seinen Gesandten herabgeschickt hatte, kam dieser zu Ubaij b. Kabì, einem der medinensischen Schreiber der Eingebungen, Ñund sagte: ÇGabriel befahl mir, dich aufzusuchen, damit du dir diese Sure aneignest und sie auswendig lernst.ë Ubaij b. Kab fragte: ÇO Gesandter Allahs, hat Allah wirklich mich genannt?ë ÇJaë, antwortete Mohammed.ì58 Was Mohammed in Medina in der ÑLesungì mitteilt, wird nmlich zur Norm einer Gemeinschaft, fr deren Glieder das altarabische Herkom-
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men noch selbstverstndlich ist, die jedoch spren, da sie in einem Sonderstatus leben, der sich aus dem Bekenntnis zur neuen Religion ergibt. Die ÑLesungì als das beim gemeinsamen Vollzug der Riten auf mannigfache Weise gegenwrtige Wort, das Allah an Mohammed gerichtet habe, wird zum autoritativen Kristallisationspunkt des Selbstverstndnisses der Gemeinde, verleiht ihr Gewi heit betreffs ihrer Mission und zeigt ihr ihre Andersheit, die die Folge ihrer Erwhltheit ist. Fr den Propheten und seine Rede Allahs hat dies nicht nur angenehme Auswirkungen. Unter den Bekennern des Islams nimmt man den Inhalt jetzt, da er den Alltag teils auslegt, teils bestimmt, viel ernster als zuvor, und eben deswegen zeigen sich die Vorboten einer Textglubigkeit, die am liebsten alles ungefragt billigen mchte; denn allzu hartnckiges Fragen knnte die Mangelhaftigkeit der Gedankenfhrung und die Widersprchlichkeit einiger Aussagen ans Tageslicht bringen und dadurch Zweifel an der unumst lichen Wahrheit sen. Man lese als Beispiel den 20. Vers von Sure 73: Wie soll man es denn nun mit den Vigilien halten, was ist Pflicht, worauf darf unter welchen Umstnden verzichtet werden? Eine Episode, die freilich erst in die sptere medinensische Zeit fllt, verweist auf den Wandel, dem der Charakter der ÑLesungì unterworfen ist, seitdem sie mehr als nur Mahnung, Erbauung und Belehrung ber Allah und die Welt sein mu : Die beiden Shne des al- b. Wil, der erst 628 zu Mohammed bergewechselte Amr und dessen Bruder Hiöm,59 der zu den muslimischen Exilanten in thiopien gehrt hatte, wurden eines Tages Zeugen eines Streites ber den Inhalt einiger Koranverse; in der hitzigen Debatte, die neben Mohammeds Wohnsttte ausbrach und die dieser daher verfolgen konnte, spielte man einzelne Verse gegeneinander aus; zornig trat der Prophet unter die Streitenden; wegen solcherlei Zwistes seien die Glaubensgemeinschaften frherer Zeiten untergegangen, rief er, die einzelnen Passagen des Korans htten allein den Zweck, einander zu bekrftigen. Pltzlich, so endet die Szene, habe er die beiseitestehenden Hiöm und Amr bemerkt, und diese fhlten sich tief beglckt, weil er sie nicht mit dem Vorfall in Verbindung brachte.60 Von Mohammeds Warte aus betrachtet, ist jegliche Meinungsverschiedenheit eine frevelhafte Auflehnung. In mekkanischen Suren galt der Zwist, der die Menschen trotz der Verkndigung einer gttlichen Botschaft peinigte, als ein rgernis, das Allah am Jngsten Tag durch seinen endgltigen Urteilsspruch beheben werde (vgl. Sure 10, 93; 16, 39 und 124; 32, 25; 39, 46; 45, 17). Mit solch einer Vertagung durfte es in Medina nicht sein Bewenden haben. ÑDie Menschen waren einst eine einzige Gemeinschaftì, doziert der Gesandte Allahs in Sure 2, Vers 213. ÑDann schickte Allah die Propheten als Freudenboten und als Warner und sandte zusammen mit ihnen das Buch mit der Wahrheit hinab, damit es unter den Menschen ber das entscheide, worber sie uneins waren. Diejenigen, denen es gebracht worden war, wurden darber erst uneins, als sie klare Worte erhalten hatten, (und zwar stritten sie) in Auflehnung gegeneinander! Allah fhrte mit seiner Erlaubnis die Glubigen zur (richtigen Ansicht ber) die Wahrheit, ber die sie vorher gestritten hatten. Allah geleitet, wen er will, zur geraden Stra e.ì Die Glubigen, nmlich die Gefolgsleute Mohammeds, fanden mit Allahs Zustimmung den richtigen
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IV. Der Glaube
Weg. Kein Abweichen darf mehr hingenommen werden, wie es whrend frherer Prophetenschaften geschehen war. Glubigkeit bedeutet kritiklose Gefolgschaft. Dieses Ideal setzt das Vorhandensein eindeutig bezeugter Offenbarungen voraus, und deshalb wurde in Medina mglichst alles, was Mohammed als eine gttliche Eingebung verlautbarte, schriftlich fixiert. Da er sich vorbehielt, die Offenbarungen im Ramadan zu revidieren, haben wir schon gehrt.61 Nicht ohne Grund wissen wir von vielen Einschben, mit denen er mekkanische Aussagen an die medinensischen Erfordernisse anpa te: Aus Mahnungen und Warnungen mu ten Gebote und Verbote werden.62 Da die ÑLesungì wegen dieser neuen Zweckbestimmung ihre Sprachkraft einb te, kann kaum erstaunen. Die Verse wurden lnger, verschachtelter, der Reim wurde durch austauschbare Allerweltsprdikate Allahs notdrftig gewahrt. Um so empfindlicher reagierte Mohammed auf Kritik. Den Skandal um Abdallh b. Sad b. ab Sar erwhnten wir schon. Er hatte entdeckt, da der Prophet es mit jenen Schlu klauseln seiner Verse nicht so genau nahm. ÑDas, was ich niederschrieb, wurde mir eingegeben, genau wie Mohammed Eingebungen empfngtì, spottete er und floh nach Mekka.63 Die Kritik Abdallh b. Sads wirft ein Schlaglicht auf die prekre Lage, in der sich Mohammed in Medina zu Anfang befand. Hier sttzte ihn kein altbewhrtes, in der Gesellschaft verankertes Gefge von gewachsenen Loyalitten; die medinensischen ÑHelferì, deren wichtigster Obmann, Asad b. Zurra, schon ein halbes Jahr nach Mohammeds Ankunft gestorben war, gaben ihm Halt, weil sie in ihm den Gesandten Allahs sahen. Doch wehe, wenn Zweifel an seinem Prophetentum um sich gegriffen htten! In den frhmedinensischen Suren spricht er daher ein ums andere Mal von der Klarheit der Verse, der ÑWunderzeichen Allahsì. Dieses Thema berhrte er auch schon in Mekka ñ wenn Mohammed seinen Landsleuten klare, beweiskrftige Verse vortrgt, fordern die Verstockten unter ihnen eine andere ÑLesungì (Sure 10, 15); sie geben trotz den klaren Versen vor, nicht zu wissen, ob sie oder er und seine Anhnger die Besseren sind (Sure 19, 73) ñ nun aber, zumal in Sure 2, werden aus seinen Hinweisen auf die Klarheit der vorgetragenen Worte geradezu Beschwrungen: ÑSo verdeutlicht Allah seine Wunderzeichen (allen) Menschen ñ hoffentlich werden sie von Gottesfrucht erfa t!ì (Sure 2, 187). ÑSo verdeutlicht euch Allah seine Wunderzeichen ñ hoffentlich denkt ihr darber nach!ì (Vers 219 und 266). ÑAllah verdeutlicht seine Wunderzeichen (allen) Menschen ñ hoffentlich lassen sie sich mahnen!ì (Vers 221). ÑSo verdeutlicht Allah euch seine Wunderzeichen ñ hoffentlich kommt ihr zu Verstand!ì (Vers 242). ÑSo verdeutlicht Allah euch seine Wunderzeichen ñ hoffentlich la t ihr euch den rechten Weg fhren!ì (Sure 3, 103). Solche Beschwrungen richten sich nicht nur an die eigene Anhngerschaft, sondern auch an jene, deren selbstndiges Denken er frchten mu . Das sind zum einen viele Juden, die ihm ablehnend gegenberstehen. Denen, die Ñglubig geworden sindì, tuschen sie eine hnliche Gesinnung vor, unter ihresgleichen aber tuscheln sie: ÑWollt ihr (den Muslimen) etwa mitteilen, was Allah euch einst erffnete, damit sie (am Jngsten Tag) mit (ebendem, was ihr ihnen mitteiltet) vor eurem Herrn wider euch
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streiten? Habt ihr denn keinen Verstand?ì (Sure 2, 76). Aber auch viele Heiden denken nicht daran, sich von Mohammed fr seine Ziele einspannen zu lassen: ÑSie wissen das Buch nicht, es sei denn als Wunsch (vorstellungen). Sie haben nichts als Vermutungen. Wehe denen, die mit ihren Hnden das Buch schreiben und dann sagen: ÇDies stammt von Allah!ë Sie wollen um einen geringen Preis damit Handel treiben. Darum wehe ihnen um dessen willen, was ihre Hnde schrieben! Wehe ihnen um dessen willen, was sie erwarben!ì (Sure 2, Vers 78 f.). Diese Heiden erachten Mohammeds Buch nur fr ein geringwertiges Gut. Selbst unter den anfisch Gesinnten folgen ihm, dem Fremdling, lngst nicht alle, wie er erfahren wird. In Sure 3, Vers 20 mu er sich eingestehen, da ihm in Medina wie schon in Mekka nichts bleibt, als die Juden und die Heiden zum Islam zu rufen ñ ob jene auf den Ruf eingehen, liegt nicht in seiner Hand. Die Kriege, in die er Medina zwang, krftigten jedoch in einer von ihm selber nicht geahnten Weise das zu Anfang so schwankende Fundament seiner Stellung im Exil. In Sure 2, die aus der Mitte des zweiten Jahres nach der Hedschra stammt, bemht er sich, einen Abri des von ihm propagierten Glaubens und der darin wurzelnden Alltagsregelungen zu geben. Bei der Errterung der neuen Riten haben wir diese Quelle mehrfach benutzt. Wollen wir die Aufgabe, die der Offenbarung jetzt angesonnen wird, verstehen, so ist wenigstens ein flchtiger Blick auf diesen Text als ganzen geboten. Die Sure beginnt mit der Buchstabenkombination alif-lm-mm, die wahrscheinlich fr den Begriff ÑWasserì (arab.: al-m) steht und auf den wichtigsten Stoff verweist, durch den sich Allah als der stndige Schpfer und Erhalter des Diesseits manifestiert.64 Das ÑBuchì, ber jeden Zweifel erhaben, dient den Gottesfrchtigen als Rechtleitung, jenen, die Ñan das Verborgene glauben, das rituelle Gebet verrichten und von dem spenden, was wir ihnen als Unterhalt gewhren; die an das glauben, was dir und schon vor dir herabgesandt wurde, und die fest vom Jenseits berzeugt sindì. Jene werden die Glckseligkeit erlangen (Vers 1ñ5). Nach dieser sehr rohen Bestimmung dessen, was der Inhalt des Glaubens ist, geht Mohammed zu einer Schmhung des ÑUnglaubensì und jeglicher Kritik ber: Wer au erhalb der muslimischen Gemeinschaft bleibt, hat ein von Allah versiegeltes Herz und vermag, so mssen wir folgern, den mohammedschen Anweisungen aus dem Verborgenen kein Vertrauen zu schenken. Die Zgernden sind taub wie das blde Vieh, verblendet wie jemand, dem ein Blitz das Sehvermgen raubte (Vers 6ñ20). Allah, dem stndig sorgenden Schpfer, haben alle Menschen zu dienen, und das bedeutet vor allem, sie haben auf Mohammed zu hren. Was in Mekka in Streitgesprche einbezogen war, die Aufforderung an die Widersacher, doch eine den seinigen vergleichbare Sure zu dichten (Sure 10, 38; 11, 13; 52, 33 f.), erscheint jetzt als eine handfeste Drohung mit der Hlle, sofern man nicht den Worten des Propheten gehorche: ÑWenn ihr an dem zweifelt, was wir unserem Knecht hinabsandten, dann bringt doch eine gleichartige Sure bei und ruft eure Zeugen an, die ihr unter Allah habt ñ sofern ihr die Wahrheit sprecht! Wenn ihr dies tut ñ freilich werdet ihr es nicht tun! ñ dann htet euch vor dem Hllenfeuer, das fr die Unglubigen vorbereitet ist und in dem Menschen und Steine verbrennen!ì
berblick ber den Inhalt von Sure 2
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IV. Der Glaube
(Vers 23 f.). Da die pure Alltglichkeit des Ñweitherzigen anfentumsì, zu dem Mohammed in jener Zeit den Weg gefunden hatte, keinerlei ethische Zumutungen rechtfertigt, mithin keine das Alltgliche bersteigenden sittlichen Forderungen erhebt, in deren Erfllung der Prophet das die Anhngerschaft einende Vorbild htte sein knnen, bleiben neben den Riten nur die mit Drohungen untermauerte, auf Allah zurckgefhrte Herrschergewalt und der durch Krieg erzwungene Triumph als Grundlagen des Gemeinwesens. Gte, Verzeihen, Mildttigkeit treten lediglich als individuelle Verhaltensweisen in Erscheinung, lobenswert zwar, wenn sie einem Muslim zugute kommen, aber weder dogmatisch noch institutionell verstetigt.65 Wer glaubt, und das meint, wer Mohammed gehorcht, dem wird das Paradies zugesagt; da Allah zu jeder Zeit das Leben schafft, mu auch die Auferweckung der Toten am Ende der Zeiten wahr sein (Vers 28 f.). Adam, zusammen mit Eva durch den Satan zum bertreten des Gebotes Allahs verfhrt, nimmt schon, indem Allah ihn aus dem Paradies verst t, die Verhei ung der Rckkehr entgegen; wer der gttlichen Rechtleitung folgt, darf auf dieses Versprechen bauen (Vers 37ñ39). Es schlie t sich ein langer Abschnitt an, in dem Mohammed die Lebensgeschichte Moses als ein Exempel seiner Auslegung von Glauben und Herrschaft darstellt (Vers 40ñ93). Hier sto en wir auf den Kern seiner damaligen Botschaft. In mehrfacher Weise nimmt er auf das Bezug, was er in Sure 7, Vers 157 f. summarisch angekndigt hat, und hebt dabei hervor, da er aufs neue das ewige Gesetz bringe ñ dessen nochmalige Verdrehung Allah nicht zulassen werde, wie hinzuzufgen ist. Nach der Errettung aus gypten ziehen die Israeliten in der Wste umher, verfallen in ihrem Wankelmut auf die Anbetung eines goldenen Kalbes, sind unzufrieden mit den Speisen, die Allah ihnen gewhrt, wren am liebsten wieder in gypten. ÑErniedrigung und Elend kamen ber sieì, schlie t Mohammed diesen Abschnitt und blickt dabei schon in die nachmosaische Geschichte. ÑSie verfielen dem Zorn Allahs, da sie nicht an seine Zeichen glaubten und ohne alles Recht die Propheten tteten, widersetzlich waren und die Gebote bertratenì (Sure 2, 61). Doch htten Juden, Christen, Sabier, alle die, die an Allah und den Jngsten Tag glauben, im Augenblick, da der Ñheidnischeì Prophet berufen wurde, die Gelegenheit, sich von der Furcht vor dem Jngsten Tag zu befreien, sofern sie endlich Ñtun, was recht istì (Vers 62), nmlich den durch Mohammed im Namen Allahs angeordneten Riten folgen. ñ Die Israeliten aber wandten sich von den wahren mosaischen Gesetzen ab, einige wurden wegen der Verletzung der Sabbatruhe in Affen verwandelt (Vers 65). Nun kommt Mohammed auf den schwerwiegendsten Versto gegen Allahs Ritualordnung zu sprechen: ÑDamals (in der Wste) sagte Mose seinem Volk: ÇAllah befiehlt euch, eine Kuh zu opfern!ë Sie entgegneten: ÇTreibst du Spott mit uns?ë Er beharrte: ÇDa sei Allah vor, da ich ein Unwissender bin!ëì Auf Wunsch der Zweifelnden bringt Mose Einzelheiten ber das Opfertier in Erfahrung: Eine Kuh mittleren Alters mu es sein, von krftiger gelber Farbe, makellos und noch nie zum Arbeiten eingesetzt. Erst nach diesen genauen Angaben lassen sie sich berzeugen und suchen ein entsprechendes Stck Vieh aus; Ñbeinahe htten sie es nicht
2. Die Nutzbarmachung der ÑLesungì
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getan!ì (Vers 67ñ71). Diese Verse sind ein Widerschein von Numeri 19: Gott befiehlt Mose und Aaron, eine Kuh zu schlachten und zu verbrennen, ihre Asche soll verwahrt bleiben und dem Wasser zugesetzt werden, mit dem man jemanden reinigt, der mit einem Leichnam in Kontakt gekommen ist (Vers 11). In mi deuteter Form taucht diese Bestimmung auch in Sure 2 auf. Werde ein Toter mit einem Teil der geschlachteten Kuh berhrt, dann erwache er zum Leben und lege Zeugnis wider seinen Mrder ab (Vers 73). Aus dem Reinigungsritual wird bei Mohammed mithin ein von Allah befohlenes Tieropfer, das diesen veranla t, seine im Koran immer wieder beschworene Macht zur Auferweckung der Toten unter Beweis zu stellen: ÑSo macht Allah die Toten lebendig und zeigt euch seine WunderzeichenÖì (Vers 73). Rekapitulieren wir kurz, was wir bereits ber Mohammeds Ort in der vorderasiatischen Religionsgeschichte gehrt haben! Der medinensische anfe Ab Qais hatte geklagt, weder Judentum noch Christentum seien annehmbare Religionen, da sie keine mit Tieropfern verbundenen Wallfahrten kannten. Schon bei Sozomenos kann man nachlesen, da in Hebron die heidnisch-arabischen Pilger Tiere darbrachten, ein Brauch, der durch Kaiser Konstantin verboten worden sei. Die Sublimierung des Opfers, wie sie in den beiden Hochreligionen statthat, erscheint aus anfischer Sicht wie ein Versto gegen Allahs Gebot, das er Abraham kundgab, als dieser im Begriff war, den eigenen Sohn zu opfern. Nun auch noch das Schlachten eines Tieres zu verweigern, das belegt einen so verstockten Ungehorsam, da Allah seinen Zorn ber die Schuldigen ausgie t; Juden und Christen sind seitdem nicht mehr mit Allah im reinen. Gerade das aber wollen die anfen sein ñ und Mohammed ist es, der ihnen diesen Traum erfllt. Ihn erkor sich Allah zum Propheten, zum berbringer der das Tieropfer einschlie enden und daher wahren Glaubenspraxis, die auch Mose verkndet hatte. Dieser aber hatte nur einmal den Willen Allahs durchsetzen knnen, danach hatten die Israeliten ihn mi achtet. Nicht umsonst wird Sure 2 nach der Kuh benannt; sie ist das Symbol dafr, da Allah, indem er seinen Gesandten zum Ñheidnischenì Propheten erhob, erneut und letztmalig die authentische Glaubenspraxis herabsandte ñ fr das anfentum, das ihm diesen Ritus nie vorenthalten wird. Denn es ist die ÑStra e derjenigen, denen (Allah) wohltut und nicht zrnt, derjenigen, die nicht in die Irre gehenì, wie es in klarer Abgrenzung zu Juden und Christen in der ebenfalls in Medina entstandenen Sure 1 hei t. Sie wurde mit vollem Recht in der heute geltenden Koranfassung an die Spitze gestellt. Sie ist die Quintessenz des mohammedschen Wirkens, seitdem er sich auch als Propheten betrachtete. Mohammed verstand sie aber auch als eine dringende Aufforderung an die Anhnger der anderen Hocheligionen, ihren Ungehorsam und ihren Irrtum aufzugeben, herrsche doch abgesehen von der Frage der Opfer in den wesentlichen Teilen des Glaubens zwischen dem, was er verkndete, und dem, was sie lehrten, vollkommene bereinstimmung: Sie alle beteten zu dem einen Allah und bereiteten sich auf das Endgericht vor (Sure 2, 62). ber seine Warnungen spottend, beanspruchten Juden und Christen ein besonders enges Verhltnis zu Allah und vermeinten, sie wrden der Hlle entrinnen ñ welch eine Selbsttuschung! Ein gutes En-
Zur ckweisung der j dischchristlichen Sublimierung des Opfers
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Das Zerw rfnis mit den Juden
IV. Der Glaube
de werde es nur mit denen unter ihnen nehmen, die Allah frchteten und gut handelten (vgl. Sure 2, 111 f.), vor allem durch den Vollzug der richtigen Riten. Ganz und gar verworfen werden allerdings die Beigeseller, etwa jene, die nach dem Brauch der ums-Brder ihre Behausungen whrend der heiligen Zeit von hinten betreten. Dergleichen ist kein Zeichen von Frmmigkeit; der wahrhaft Fromme betritt sein Haus oder Zelt durch den Eingang wie gewhnlich, denn es zhlt allein die Gottesfurcht (Vers 189). Den anfischen Riten wohnt nichts Zwanghaftes, Unnatrliches inne, und nun, da diese Riten offenbar geworden sind, kann es keinen Zweifel daran geben, da man ihnen zu folgen hat, nicht aber dem falschen Brauch (arab.: aÅ-Å t) (Vers 256).66 Aber nicht die Beigeseller sind fr Mohammed jetzt das gr te rgernis, sondern die Juden. Sie lassen sich nicht davon beeindrucken, da Mohammed ihnen erklrt, weshalb Allah ihnen zrne. Im Gegenteil, sie feinden ihn an und dnken sich ihm und den Heiden berlegen. Wenn sie es ernst meinten, dann sollten sie sich den Tod herbeiwnschen, um mglichst rasch in der Nhe des Einen zu sein. In Wirklichkeit klammern sie sich jedoch zher als die Heiden ans Leben (Vers 94ñ96). Sie geben nichts auf Mohammeds Prophetien, weshalb er sie als Widersacher Allahs und seiner himmlischen Mchte beschimpft: ÑWenn jemand Allah, seinen Engeln, seinen Gesandten, Gabriel und Michael67 feind ist ñ nun, Allah ist der Feind aller Unglubigen!ì (Vers 97 f.). Unglubig sind alle, die sich nicht seinen Ansichten unterwerfen. Die Juden setzen sich ber alles hinweg, was er vortrgt; fr solches Fehlverhalten findet er, wie schon vorhin, Beispiele in ihrer Geschichte (Vers 99ñ105). Auf lngst verfestigte Offenbarungstexte sttzen sich die Juden; bei Mohammed aber ist alles noch im Flu . Da auch Muslime Unstimmigkeiten entdeckten und da Abdallh b. Sad b. ab Sar das sacrificium intellectus, das man ihm abforderte, nicht mehr erbringen wollte, rufen die folgenden Verse in Erinnerung: ÑEin Wunderzeichen, das wir tilgen oder in Vergessenheit geraten lassen, ersetzen wir durch ein besseres oder ein gleichwertiges. Wei t du nicht, da Allah alles vermag? Wei t du nicht, da ihm die Herrschaft ber die Himmel und die Erde eignet? Da ihr au er ihm keinen Freund und Untersttzer habt? Oder wollt ihr euren Gesandten fragen, so wie vorher Mose gefragt wurde? Wer den Unglauben gegen den Glauben eintauscht, der verfehlt den richtigen Wegì (Vers 106ñ108). Auf vielfltige Weise hatten einst die Juden Mose mit Fragen in Bedrngnis gebracht. Und die Fragen und Zweifel hatten nichts Gutes bewirkt! Darum sollen die Anhnger des Propheten unbesehen hinnehmen, was er ihnen als Allahs Rede vortrgt. Mohammed begrndet dieses Ansinnen, indem er hervorhebt, da die medinensischen Juden erleichtert wren, wenn die Muslime ins Heidentum zurckfielen, denn dann htten sie wieder die bevorzugte Stellung inne, mit der sie sich seit langem vor den Arabern brsteten. ÑViele der ÇLeute der Schriftë mchten euch am liebsten, nachdem ihr zum Glauben gefunden habt, wieder zu Unglubigen machen. Da ihnen schon frher die Wahrheit verdeutlicht wurde, empfinden sie nun nmlich ihrerseits Neid (auf euch). bt Nachsicht gegen sie, bis Allah entscheidet! Allah hat zu allem Macht.ì Eifrig sollen die Muslime ihre Riten vollziehen, sie werden den
2. Die Nutzbarmachung der ÑLesungì
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verdienten Lohn empfangen. Ñ(Die ÇSchriftbesitzerë) behaupten: ÇDas Paradies werden nur die betreten, die Juden oder Christen sind.ë Das sind ihre Wunschvorstellungen! Sprich: ÇZeigt euren Beweis, wenn ihr (sicher seid, die) Wahrheit zu sagen!ë Nein! Vielmehr derjenige, der das Gesicht ganz zu Allah wendet und dabei Gutes tut, dem steht sein Lohn bei Allah bereitÖì (Vers 109ñ112). Doch nicht nur zwischen Juden und Christen auf der einen und den heidnischen Arabern auf der anderen Seite verluft ein Graben. Juden und Christen sprechen sich gegenseitig die Zugehrigkeit zur wahren Religion ab. Selbst die Heiden, die noch gar nicht ber Wissen verfgen, verurteilen alle, die nicht ihres Glaubens sind. Und alle drei Gruppierungen sind gegen ihn, wie Mohammed klagt: Die Heiden lehnen ihn ab, weil Allah ihnen kein eindeutiges Zeichen sandte, durch das ihnen Mohammeds Prophetentum besttigt worden wre; Juden und Christen wollen lediglich Proselyten fr ihre Religion gewinnen, aber lsen sie die Schrift, die sie einst von Allah erhielten, dann m ten sie die Berechtigung der Ansprche Mohammeds anerkennen (Vers 113ñ121).68 Mohammeds Alter ego spricht die ÑBan Isrlì hierauf unmittelbar an: Allah habe sie in der Vergangenheit vor aller Welt ausgezeichnet ñ was aber werden sie im Gericht vorbringen, wenn sie sich jetzt als dieser Auszeichnung unwrdig erweisen (Vers 122 f.)? Die Erinnerung an Abraham, den Vorvater der Juden, aber auch Stifter des Kaabakultes, m te die Juden doch veranlassen, Mohammeds Botschaft aufzugreifen. Abraham und die Kaaba, die dieser zusammen mit Ismael erbaut habe, werden gegen die Juden, die sich dem Machtanspruch des zugereisten Mekkaners nicht beugen wollen, in aller Ausfhrlichkeit ausgespielt. Auf Befehl Allahs errichteten beide die Kaaba, fhrten die Pilgerriten ein, erflehten von Allah Segen: ÑUnser Herr, nimm dies von uns an! Du bist der Allhrende, Allwissende! Unser Herr, mach, da wir beide (das Gesicht zu dir) wenden, mach aus unseren Nachkommen eine Gemeinschaft, die (das Gesicht) zu dir wendet!69 Zeig uns unsere Riten und kehre du dich zu uns! Du bist der Barmherzige, der sich immer (den Geschpfen) zukehrt!ì (Vers 127 f.). Mit diesen Stzen untermauert Mohammed seine Forderung, auch Juden und Christen htten sich ihm zu fgen. Klipp und klar bringt dies ein anderer frhmedinensischer Abschnitt der ÑLesungì auf den Begriff: ÑIhr Leute der Schrift! Auf zu einem geraden Wort zwischen uns und euch! Wir wollen allein Allah anbeten und ihm nichts beigesellen! Auch soll keiner von uns den anderen als Herrn betrachten ñ was nur Allah zusteht. Und wenn sich (die Schriftbesitzer) nicht darauf einlassen, dann sagt: ÇBezeugt (wenigstens), da wir (das Gesicht Allah) zuwenden!ëì (Sure 3, 64) nmlich da wir ÑMuslimeì sind und die wahre Religion, die Religion Abrahams, bekennen. ÑIhr Schriftbesitzer!ì fhrt Mohammed fort, Ñweswegen streitet ihr ber Abraham? Tora und Evangelium sind doch erst nach ihm herabgesandt wordenì und knden daher von einem Kult, der keineswegs gegen den mekkanischen Propheten ins Feld gefhrt werden darf, der doch der wahre Erbe Abrahams ist. ÑHabt ihr denn keinen Verstand? Ihr strittet (mit mir) schon ber Dinge, von denen ihr (tatschlich) Wissen habt. Warum aber streitet ihr ber Dinge, von denen ihr kein Wissen habt? Allah wei (davon), ihr aber
Der R ckbezug auf Abraham
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Regeln der anfischen Gemeinschaft
IV. Der Glaube
nicht. Abraham war weder Jude noch Christ, vielmehr ein Çmuslimischerë anf, kein Beigeseller. Am nchsten stehen Abraham diejenigen, die ihm seinerzeit folgten, und dieser Prophet hier und diejenigen, die zum Glauben fanden. Allah ist der Freund der Glaubendenì (Sure 3, 65ñ68). Allen Propheten vor Mohammed, die einen Teil des himmlischen Buches und einige Weisheit berbrachten, nahm Allah die Verpflichtung ab, da sie ñ gemeint sind sie und die von ihnen gegrndeten Gemeinschaften ñ dem Gesandten, der kommen und sie besttigen werde, Untersttzung gewhren und an ihn glauben wrden. Wie knnen sie jetzt etwas anderes begehren als die Glaubenspraxis Allahs, dem alle in den Himmeln und auf der Erde das Gesicht zuwenden, freiwillig oder gezwungen (Sure 3, 81ñ83)? Zurck zur Sure 2! Mohammed ist, indem er den Glauben und die Kultpraxis Abrahams fortzusetzen sich anheischig macht, der Mann, dem sowohl die Heiden als auch die Juden und Christen Gefolgschaft schuldig sind; auf Abrahams Flehen ist er von Allah berufen worden. ÑUnser Herr!ì bat Abraham, Ñberufe (in unserer Nachkommenschaft) einen Gesandten aus ihrer Mitte, der ihnen deine Wunderzeichen vortrgt, sie das ÇBuchë und die Weisheit lehrt und sie lutertÖì (Sure 2, 129). Nur Toren wollen nicht der Glaubensgemeinschaft Abrahams angehren, des im Diesseits Erwhlten, im Jenseits vorbildlich Frommen. Einst befahl ihm Allah: ÑWende (das Gesicht zu Allah)!ì und er willigte ein: ÑIch wende (das Gesicht) zum Herrn der Welten!ì Diesen Ritus bermachte Abraham ñ und spter auch Jakob ñ den Shnen und Enkeln. Wenn jetzt die Juden und Christen darauf beharren, man msse sich zu ihrer Religion bekehren, dann ist ihnen zu erwidern: Mitnichten, Ñvielmehr (tretet) der Glaubensgemeinschaft Abrahams bei, der ein anf war!ì (Vers 135). Indem Ismael, Isaak, Jakob, Mose und Jesus in der Erbfolge Abrahams stehen, ist Mohammed auch deren Erbe und folglich, als der von Abraham ersehnte anfische Prophet, der Herr ber die Juden und Christen, die in bswilliger Absicht die Zeugnisse, die Allah diesbezglich gegeben hat, unterschlagen (Vers 136ñ141). Die Verlegung der Gebetsrichtung von Jerusalem nach Mekka wird in diesem Zusammenhang zum unbersehbaren Zeichen dafr, da Mohammed das ihm zustehende Erbe angetreten hat; sie ist streng einzuhalten, Ñdamit die Leute kein Argument gegen euch habenì (Vers 150) und euch unterstellen, ihr seiet euch eures Ranges bei Allah nicht bewu t. Die neue Gebetsrichtung ist das Kennzeichen fr die Zugehrigkeit zu der einzigen von Allah gestifteten Glaubensgemeinschaft, aus der die Juden und Christen sich fortgestohlen haben. Mohammed wendet sich nun den ernsten Konsequenzen zu, die die Mitgliedschaft in der Glaubensgemeinschaft Abrahams angesichts der politischen Lage nach sich ziehen wird. Wer auf dem Pfade Allahs gettet wird, lebt in Wahrheit weiter, der Gemeinschaft steht diese Tatsache leider nicht vor Augen. ÑWir werden euch mit einiger Angst und mit Hunger und Mangel an Gtern und Frchten und (mit dem Verslust von) Menschenleben prfen. bermittle den Ausharrenden eine frohe Botschaft!ì (Vers 155). Auf einen kurzen, die Pilgerriten betreffenden Absatz, den wir bereits errterten, folgen Verse, die sich in den blichen Topoi ber den Gegensatz von Gehorsam gegen Allah und Frevel auslassen.
2. Die Nutzbarmachung der ÑLesungì
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Dann wendet sich Mohammed einigen Vorschriften zu, die seine anfische Gemeinde zu beachten hat. Das Fleisch von verendeten Tieren und solchen, bei deren Schlachtung nicht Allahs gedacht wurde, sowie ganz allgemein Blut und Schweinefleisch drfen nicht verzehrt werden (Vers 173). Immer wieder wird das Gesagte mit Warnungen vor dem Hllenfeuer, mit lobenden Worten fr die Gehorsamen umrahmt. Frmmigkeit beweist sich nicht im eifrigen Vollzug der Gebetsriten allein, sondern mu im reichlichen Spenden fr die Gemeinde sichtbar werden (Vers 177). Deren friedliches Zusammenleben erfordert Regelungen zur Blutrache (Vers 178 f.) und zum Erbrecht (Vers 180ñ182). Hiernach legt er die besprochenen Vorschriften zum Ramadanfasten dar. Ausfhrlich u ert er sich dann ber die Wallfahrt, deren kultische Bruche tiefgreifend verndert werden sollen, wie wir hrten. Da Mohammed in dem Augenblick, in dem er sich so eingehend hiermit befa te, gar nicht die Mglichkeit gehabt htte, nach Mekka zu pilgern, macht uns wieder darauf aufmerksam, da sein Sinnen und Trachten trotz des erzwungenen Ortswechsels ganz in seinem quraiöitischen Herkommen befangen blieb, ja da diese Ausrichtung durch die Art und Weise, wie er seinen Machtanspruch rechtfertigte, sogar bekrftigt wurde: Ihrem Ursprunge nach bildeten alle Menschen eine einzige Gemeinschaft; nachdem sie sich entzweit hatten, sandte Allah Propheten aus, die durch die Verkndigung seines Wortes die Eintracht wiederherstellen sollten; ebendiese Aufgabe hat jetzt Mohammed zu erfllen (Vers 213). In dieser berzeugung blickt er nach Mekka. Wein und Glcksspiele sind nicht verboten, aber man sollte sie meiden. Das Vermgen der Waisen ist ehrlich zu verwalten. Mit heidnischen Frauen darf man erst dann eine Ehe eingehen, wenn sie zum Islam bergetreten sind; den Verkehr mit menstruierenden Frauen unterlasse man; ansonsten aber betrachte der Mann die Frauen als ein Saatfeld, das er nach Belieben aufsuchen mag (Vers 219ñ223). In einem lngeren Abschnitt regelt Mohammed die Versto ung und einige damit zusammenhngende Fragen (Vers 226ñ238). Je weiter man gegen das Ende von Sure 2 gelangt, desto schmerzlicher vermi t man einen roten Faden. Das Verbot von Wucherzinsen und die Anweisung, Schuldverhltnisse schriftlich festzuhalten (Vers 275ñ284), lassen noch einmal die Thematik anklingen, die ihm anscheinend besonders am Herzen lag: allen erdenklichen Arten von Zwistigkeiten in seiner Anhngerschaft vorzubeugen. Immer wieder untermischt er seine Ausfhrungen mit Appellen an die Bereitschaft zum Spenden und zum Kampf und spielt dabei auf Geschichten an, die im Alten Testament ihren Ursprung haben und von den Zuhrern im Sinne seiner Ermahnungen ausgelegt werden sollen. Und zwischendurch ein heftiges Dringen auf Anerkennung seines alle Vorgnger bertreffenden Ranges: ÑDies sind die Wunderzeichen Allahs! Wir tragen sie dir der Wahrheit gem vor. Du gehrst wirklich zu den Gesandten!ì (Vers 252). Schon die frheren Gesandten Allahs waren einander im Range nicht gleich ñ noch in Vers 136 hatte er das Gegenteil behauptet: Zwischen den Gottesmnnern der Vergangenheit drfe man keine Unterschiede feststellen (vgl. auch Vers 285). Nun also doch, denn einen oder mehrere von ihnen hat Allah unmittelbar angeredet, und so
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IV. Der Glaube
kam Zwietracht auf; manche Menschen sind glubig, manche nicht, und daher kmpfen sie gegeneinander. Da dies gegen Allahs Willen geschehe, drfe man keineswegs annehmen (Vers 253), denn er hat alles in der Hand, unermdlich lenkt er seine Schpfung (Vers 255). ñ Auch der Krieg gegen Mekka, den Mohammed in jenen Tagen so zielstrebig vorbereitet, ist von Allah gewollt. ñ Die vermutlich durch die Wirkung des Wassers versinnbildlichte sich unablssig entfaltende Schpferkraft erfordert ganz selbstverstndlich die Beachtung der islamischen Riten. Da nmlich dank der Wiederverkndung des Islams die Wahrheit durch jedermann leicht vom Irrtum unterschieden werden knne und somit unmittelbar einleuchte, drfe nicht davon die Rede sein, da in der unumgnglichen Anerkennung dieser Wahrheit des Islams irgendetwas Zwanghaftes, dem Verstand Gewalt Antuendes liege (Vers 256).70 ÑAllah ist der Freund derjenigen, die glauben. Er fhrt sie aus der Finsternis ins Licht.ì Die Gtzendiener verfallen der Hlle (Vers 257). Ganz am Ende kommt Mohammed noch einmal auf den Inhalt des Glaubens zurck. ÑDer Gesandte glaubt an das, was von seiten seines Herrn auf ihn herabgesandt wird, desgleichen die Glubigen, ein jeder glaubt an Allah, seine Engel, Bcher, Gesandten, und wir machen zwischen keinem seiner Gesandten einen Unterschied. (Die Glubigen) sprechen: ÇWir hren und gehorchen. Schenk uns deine Vergebung, unser Herr! Bei dir endet alles. Allah belastet niemanden mit mehr, als er zu tragen vermag; zu seinen Gunsten werden die von ihm erworbenen (guten Taten) angerechnet, zu seinen Lasten (die bsen). Unser Herr, tadle uns nicht, wenn wir etwas vergessen oder einen Fehler machen! Unser Herr, lade uns keine allzu schwere Brde auf, wie du es bei denen tatest, die vor uns waren!71 Belade uns nicht mit Brden, die wir nicht zu tragen vermgen! Vergib und verzeih uns, erbarme dich unser! Du bist unser Schutzherr. Fhre uns zum Sieg gegen die Unglubigen!ì (Vers 285 f.). Unwidersprochener Gehorsam gegen den Gesandten Allahs, den Erben und Sachwalter der durch Abraham auf Allahs Befehl gestifteten Riten, und der Triumph im Kampf, mit dem Mohammed diesem Erbe wieder Geltung erstreitet, bilden den Grundton, der die Einzelbestimmungen, die Sure 2 verkndet, immer wieder berlagert. Eine Grndung, wenn nicht der Gemeinschaft selbst, so doch wenigstens des Gemeinschaftsgefhls auf irgendeine Art innerweltlicher Askese wird ausdrcklich abgelehnt. Denn, wie Mohammed spter feststellen wird, das Mnchtum ist eine Erfindung der Christen; sie wollten auf diese Weise die Verehrung Allahs vertiefen. Aber weil Allah ihnen das Mnchtum nicht vorgeschrieben hatte, gerieten sie mit ihren diesbezglichen Regelungen auf nicht nher benannte Abwege (Sure 57, 27). Auch die jdischen Speiseverbote, die strenger als die muslimischen sind, erklren sich nach Ansicht des Propheten als eigenmchtige Erweiterungen der ursprnglichen, Ñanfischenì Gebote und sind deshalb verwerflich (Sure 3, 93ñ97). Bei anderer Gelegenheit meint er, Allah habe den Juden solche Erschwernisse auferlegt, weil sie durch das Fordern von Wucherzinsen seine Gesetze verletzt htten (Sure 4, 160 f.; 6, 146; 16, 118). Zorn und Fluch lasten eben auf den eigensinnigen Bekennern dieser beiden Religionen.
3. Krieg gegen Mekka
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Als Lebensmitte der neuen, muslimischen Gemeinschaft taugen demnach nur das von Allah ganz auf die Wesensart der von ihm geschaffenen Menschen zugeschnittene Gesetz ñ das einzig und allein in den Worten Mohammeds zu finden ist72 ñ und das Eisen: ÑWir schickten unsere Gesandten mit klaren Worten aus und lie en zusammen mit ihnen das ÇBuchë und die Waage hinab, damit die Menschen das richtige Ma befolgten. Und wir lie en das Eisen hinab. Es brgt fr starke Kampfkraft und bietet (weiteren) Nutzen fr die Menschen; Allah wollte nmlich wissen, wer ihn und seine Gesandten (auch) im Verborgenen untersttzt. Allah ist stark und mchtigì (Sure 57, 25). Diese Stze verkndete Mohammed wahrscheinlich nach der Niederlage bei Uud,73 und sie drkken aus, was in der Kuhsure noch unausgesprochen blieb. Wie eine Glossierung dieser beiden nun von Mohammed selber hervorgehobenen integrierenden Gegebenheiten des muslimischen Gemeinwesens wirkt die folgende Episode, die sich bei unain zugetragen haben soll: Kurz nach dem Einmarsch in Mekka fhrte der Prophet sein nunmehr um die quraiöitischen Streitkrfte vergr ertes Heer gegen eine Koalition ihm feindlich gesonnener Stmme; wider Erwarten wandten sich die ÑHelferì zur Flucht. Es war sein Oheim al-Abbs b. Abd al-MuÅÅalib, den er in seiner Not bat, sie mit einem Schlachtruf zum Standhalten zu bewegen. Das Nachrufen der Namen der einzelnen Sippen bewirkte nichts. ÑIhr Leute des Samura-Baumes!ì unter dem sie im Jahre 628 auf dem Zug nach al-udaibja Mohammed die Heeresfolge zugeschworen hatten, und ÑIhr Leute der Kuhsure!ì solle er rufen, riet Mohammed, und in der Tat, dieser Appell an die beiden Fundamente der Gemeinde veranla te die Flchtenden zur Umkehr.74
Die Lebensmitte der neuen Gemeinschaft
3. Krieg gegen Mekka Mit der Verkndung der Umgestaltung der Pilgerriten hatte Mohammed in aller Offenheit ausgesprochen, da er den Umsturz der mekkanischen Verhltnisse anstrebte. Die Macht ber das von Abraham errichtete Heiligtum wrde ÑAllah und seinem Gesandtenì zufallen; ÑAllah und sein Gesandterì erscheinen in Sure 2 als Instanzen, denen man unbedingten Gehorsam schuldet: Der Wucherzins (arab.: ar-rib) ist fortan verboten, hei t es in Sure 2, Vers 278, und wer sich dem nicht fgt, dem sei Ñein Krieg von seiten Allahs und seines Gesandten angesagtì (Vers 279). Dutzende Male bezieht sich der in Medina entstandene Teil der ÑLesungì auf ÑAllah und seinen Gesandtenì;75 nur ein einziges Mal dagegen st t man auf diese Formulierung in einer mekkanischen Offenbarung, nmlich in Sure 72, wo es, der damaligen Lebenssituation des Propheten entsprechend, um die bermittlung der gttlichen Botschaft (arab.: ar-risla) geht, von der die Dschinnen nichts zu erhaschen vermgen. ÑWer sich Allah und seinem Gesandten widersetzt, dem ist das Hllenfeuer bereitetÖì (Vers 23). Jetzt, in Medina, wird der Ungehorsam nicht nur mit einer Jenseitsstrafe geahndet, er lst vielmehr auch den Einsatz irdischer Gewalt aus. Als Mohammed die Kuhsure verkndete, anderthalb Jahre nach der Hedschra, und sich in ihr ausdrcklich als den wahren Erben
Die Kriegsz ge, Kern des Wirkens Mohammeds in Medina
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Erste Aktivit ten gegen Mekka
IV. Der Glaube
Abrahams rhmte, waren dies nicht etwa programmatische Worte, denen das Handeln erst folgen sollte. Der Krieg gegen Mekka hatte lngst begonnen, und die Botschaft von Sure 2 galt vornehmlich der Anhngerschar Mohammeds, insbesondere den medinensischen ÑHelfernì, ohne deren tatkrftiges Mitwirken die Sache des Propheten kaum Aussicht auf Erfolg gehabt htte. Nach muslimischem Geschichtsverstndnis machen die ÑKriegszgeì (arab.: Pl. al-maz) den Kern des Handelns Mohammeds in Medina aus.76 Ihre Chronologie und ihre Begleitumstnde sind sorgfltig berliefert worden. Al-Wqid (gest. 823), der sich dieses Gegenstandes mit gro er Umsicht, ja mit Detailversessenheit annahm, besuchte nicht nur die Schaupltze des Geschehens, sondern trug auch die Dokumente zusammen, die manche Stmme seit der Zeit Mohammeds aufbewahrten, und zeichnete auf, was ihnen in Erinnerung geblieben war.77 Die Ergebnisse seines Forscherflei es, die im wesentlichen auf uns gekommen sind, erffnen die Mglichkeit, die Darstellung Ibn Isqs zu kontrollieren, und gewhren damit Einblick in die vielfltigen Bemhungen um eine dogmatische berformung der erinnerten Geschichte. Diese Zwischenbemerkung ebnet uns den Weg zur Errterung der kriegerischen Ma nahmen, mit denen Mohammed schon wenige Monate nach seiner Ankunft in Medina begann; vor diesem Hintergrund, wir deuteten es an, sind sowohl die Vervollstndigung der rituellen Vorschriften als auch Nutzbarmachung der ÑLesungì als eines Werkzeugs unentwegter Indoktrinierung zu bewerten. amza b. Abd al-MuÅÅalib, einem Oheim Mohammeds, schreibt man die Ehre zu, die erste Standarte, die der Prophet an eine Lanze geknpft habe, ins Feld gefhrt zu haben. Mit je fnfzehn Auswanderern und ÑHelfernì sei amza im Ramadan, sieben Monate nach der Hedschra, an die Kste des Roten Meeres aufgebrochen, um eine quraiöitische Karawane zu berfallen, die aus aö-äam erwartet wurde. Fast wre es zum Kampf gekommen, jedoch Mad b. Amr von den Ban uhaina, ein Eidgenosse beider Seiten, habe ihn verhindern knnen, so da amza mit leeren Hnden zurckgekehrt sei. Dies berliefert al-Wqid. Bei Ibn Isq ist dieser Raubzug bereits der zweite seiner Art. Vorher sei Ubaida b. al-ri aus der Sippe des alMuÅÅalib b. Abd Manf b. Quaij, die in Mekka zusammen mit den Ban
Abd al-MuÅÅalib der chtung ausgesetzt gewesen war, im Auftrag Mohammeds in die Gegend von al-ufa vorgedrungen, habe unterwegs eine gr ere Schar Quraiöiten getroffen, aber wohl den Kampf nicht gewagt. Nur Sad b. ab Waqq habe einen Pfeil verschossen, den ersten, den ein Muslim in einem Krieg riskierte. Laut al-Wqid wurde Ubaida jedoch einen Monat spter als amza abkommandiert. Diese Unstimmigkeiten lassen sich so erklren: Es geht nicht um die Chronologie der Ereignisse, sondern um das Verdienst, der erste von Mohammed beauftragte Befehlshaber gewesen zu sein; die beiden Autoren haben je einen anderen im Auge, dem sie diese Ehre zuerkennen mchten, entweder dem Oheim des Propheten oder jenem Ubaida, der bald darauf bei Badr neben amza als Einzelkmpfer vor die muslimische Schlachtreihe trat und, schwer verwundet, von diesem gerettet wurde, jedoch wenig spter seinen Verletzungen erlag.78
3. Krieg gegen Mekka
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Whrend al-Wqid amza, dem in der spteren muslimischen Historiographie vielgefeierten Helden,79 den Vorzug einrumt, setzt Ibn Isq ihn erst an die dritte Stelle, gesteht Ubaida die zweite zu und behlt die erste, wir ahnen es, Mohammed selber vor: Elf Monate nach der Hedschra, im afar des Jahres 2 (begann am 4. August 623), verlie dieser Medina, um die Quraiöiten und deren Verbndete, die Ban $amra b. Bakr b. Abd Mant, zu attackieren. Bei al-Abw, dem Ort, an dem seine Mutter begraben war, traf er auf den Stammesfhrer der Ban $amra, mit dem er ein Abkommen schlo .80 Der Stammesverband der Ban Bakr b. Abd Mant war einst gegen Quaij gestanden und hatte die uziten untersttzt, denen jener die Herrschaft ber den mekkanischen Kult entrissen hatte;81 die Beziehungen der Quraiöiten zu den Ban Bakr waren daher lange spannungsgeladen, ehe sich in Mohammeds Zeit neue Allianzen herausgebildet hatten.82 Damals lebte der bakritische Klan der Ban $amra immer noch zusammen mit einigen uziten, und zwar sechsunddrei ig Meilen nrdlich Mekkas am Rande der Kstenebene bei Usfn.83 Indem er mit ihnen sowie mit ihren weitlufigen Verwandten, den Ban Mudli b. Murra b. Kinna,84 ein friedfertiges Verhltnis in die Wege leitete, schuf er eine wichtige Voraussetzung fr die Eroberung Mekkas; er bedrohte von nun an die nach aö-äam fhrenden Handelsstra en. Laut Ibn Sad erreichte er die Vereinbarung, da man sich gegenseitig nicht bekriegen werde; die Ban $amra sollen sich darber hinaus verpflichtet haben, seine Feinde nicht zu untersttzen.85 Ibn Isq betrachtet diese Unternehmung als den ersten muslimischen Kriegszug, weil eben alles mit Mohammed anfangen mu . Hlt man sich an die berlieferte Chronologie, dann waren amza und nach diesem Ubaida noch vor ihm, jedoch in seinem Auftrag, zum Kampf ausgerckt. Ein ergebnisloser Streifzug unter Sad b. ab Waqq ist ebenfalls noch zu vermelden. Dann erst wagte sich der Gesandte Allahs persnlich aus dem Weichbild Medinas heraus und erzielte den eben geschilderten diplomatischen Erfolg ñ in einem Landstrich, der ihm womglich seit den Tagen der frhesten Kindheit bekannt war.86 Hchst aufschlu reich sind etliche in die Berichte eingestreute Bemerkungen. So schreibt Ibn Isq zu amzas Feldzug: Ñ(Er hatte) drei ig Berittene mit sich, unter ihnen niemanden von den ,Helfernë.ì87 Bei alWqid dagegen liest man, je fnfzehn Auswanderer und ÑHelferì htten seinem Kommando unterstanden: Das Ideal einer Gemeinschaft, an der beide Gruppierungen gleichberechtigt Anteil haben, wird an den Beginn der medinensischen Kriegsgeschichte gestellt, die berdies nicht ñ wie bei Ibn Isq ñ von Mohammed selber, sondern von einem Auswanderer im Auftrage des Propheten eingeleitet wird. Al-Wqid fgt allerdings sofort eine berlieferung an, die jenes Idealbild zweifelhaft erscheinen l t. Sie stammt nicht aus dem Milieu der Auswanderer und ihrer Nachkommen, sondern geht auf zwei Tradenten zurck, deren Vter, Maz miten, erst beim Einrcken Mohammeds in Mekka den Islam annahmen: Sad b. al-Musaijab88 und Abd ar-Ramn b. Sad b. Jarb 89 (gest. 727). ÑDer Gesandte Allahsì, stellten sie richtig, Ñschickte niemanden von den ,Helfernë in den Kampf, bevor er selber den Feldzug nach Badr anfhrte. Er vermutete nmlich, da sie ihn nicht untersttzen wrden.ì90 Aus der-
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Strungen des mekkanischen Handelsverkehrs nach aö-äa m
IV. Der Glaube
selben Quelle hat al-Wqid eine ergnzende Aussage, die sich vllig mit dem deckt, was wir vorhin ber den Inhalt der zweiten Vereinbarung von al-Aqaba erschlossen: ÑDie ,Helferë hatten sich ihm gegenber (lediglich) verpflichtet, ihn auf ihrem Gebiet (arab.: ad-dr) (in Medina) zu schtzen.ì91 Mohammed bereitete demnach ohne die Mithilfe der Medinenser seinen Krieg gegen Mekka vor. Allein mekkanische Auswanderer schickte er zur Erkundung aus und um die Quraiöiten zu berfallen und auszurauben. Da die Medinenser diese Aktivitten mit gemischten Gefhlen beobachteten, werden wir sehen. Zunchst mssen wir den Gang der Ereignisse bis gegen Ende des zweiten Jahres seines Aufenthaltes bei den ÑHelfernì verfolgen. Danach werden wir uns den inneren Verhltnissen Medinas zuwenden. Der Widerstand gegen einen von einer sektiererischen Minderheit der Einheimischen herbeigeholten Mann, der der Gesandte Allahs zu sein behauptete und Anstalten machte, sich mit diesem Anspruch zum Herrn der Oase aufzuschwingen und deren Bewohner in langwierige Kriege gegen Mekka zu verwickeln, war keineswegs geringfgig. Mit politischem Geschick, aber auch mit Kaltschnuzigkeit und Ruchlosigkeit wu te Mohammed ihn zu brechen, und nicht zuletzt kam ihm in brenzligen Situationen sein Alter ego zu Hilfe, das er immer virtuoser seinen vielfltigen Belangen nutzbar zu machen lernte. Wir werden dies an zahlreichen Beispielen aus den medinensischen Partien der ÑLesungì aufzeigen. Der Feldzug nach al-Abw war mit einem politischen Erfolg gekrnt worden; die Ban $amra hatten versprochen, nicht mit den Quraiöiten gemeinsame Sache zu machen. Dies ermunterte Mohammed, im dreizehnten Monat nach der Hedschra (September 623) nach BuwÅ92 auszurcken, um einer quraiöitischen Karawane aufzulauern. Er stie somit in ein strategisch wichtiges Gebiet vor, westsdwestlich von Medina, durch das sich die von aö-äam nach Mekka ziehenden Karawanen bewegten und das au erdem mehrere kleine Hfen aufwies, die von gypten aus angelaufen wurden.93 Fr dieses Mal blieb Mohammed ohne Erfolg. Die quraiöitische Karawane, zweitausendfnfhundert Lastkamele, wurde von einer starken Eskorte bewacht. Der Prophet Ñkehrte zurck, ohne auf eine Kriegslist (des Feindes) getroffen zu seinì,94 wie es bei ergebnislosen Unternehmungen oft hei t,95 eine Formel, die den Anschein erwekken soll, Gewalt sei immer von den Feinden ausgegangen.96 Noch im selben Monat gelangte Mohammed zum ersten Mal in die Nhe von Badr, wo sich in Blde jene Schlacht ereignen sollte, die den Muslimen die berzeugung vermittelte, Allah stehe unverbrchlich auf ihrer Seite, und die ihre medinensischen Gegner ins Unrecht zu setzen schien. Jetzt ging es nur um frei weidendes Vieh, das Medinensern gehrte und geraubt worden war; dergleichen durfte nicht durchgehen. Ein viertel Jahr spter wagte er erneut einen Vorsto in jene Gegend, diesmal mit ruberischem Ziel; ihm war zu Ohren gekommen, die Mekkaner htten kostbare Gter nach aö-äam abgefertigt. Aber dieser Feldzug blieb ohne Ergebnis. Denn die Karawane hatte den Ort, wo er ihr auflauern wollte, schon passiert.97 Mohammed beschrnkte seine kriegerischen Aktivitten nicht auf die Tihama. Im heiligen Monat Raab (begann am 29. Dezember 623) schick-
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te er Abdallh b. aö al-Asad,98 einen der aus thiopien zurckgekehrten Exilanten, nach Sden, bis in die unmittelbare Nhe Mekkas. Bei Nala, zwischen Mekka und aÅ-Äif gelegen, berraschte Abdallh einige Quraiöiten; sogleich den Kampf aufzunehmen, fhlten sich die Muslime nicht stark genug. Sie tuschten vor, unterwegs zur kleinen Wallfahrt zu sein, die ja jederzeit mglich ist. Im brigen wre eine Attacke gegen die Mekkaner anrchig gewesen, denn man war noch im Raab, in dem alles Kmpfen verboten ist. Es war, so glaubte man, der letzte Tag des Monats; aber wrde man bis zum Anbruch des darauffolgenden Monats äabn warten, htten die Feinde das heilige Gebiet erreicht und wren in Sicherheit gewesen. Abdallh und seine Mannen kamen daher zu der Einsicht, man wisse nicht genau, ob der Raab vorber sei. Im Zweifel war es besser, die Gelegenheit zu nutzen und loszuschlagen. Man berrumpelte die Karawane und machte zwei Gefangene, erlitt aber auch selber Verluste. An die berlieferung vom Gefecht bei Nala, an dem auf muslimischer Seite nur ein Dutzend Mnner beteiligt waren, knpfen sich eine Reihe folgenschwerer Regelungen. Da war die Frage nach der Statthaftigkeit von Kampfhandlungen zu einem Zeitpunkt, an dem die guten Sitten sie untersagt htten. Mohammed entschied, da man sich im Interesse Allahs ber diese hinwegsetzen drfe: ÑSie fragen dich nach dem heiligen Monat, dem Kmpfen in ihm. Sprich: ,Das Kmpfen in ihm ist schwerwiegend. Das Abhalten vom Pfad Allahs, der Unglaube betreffs Allahs und (seines) geheiligten Gebetsplatzes und die Vertreibung seiner Leute von diesem wiegen bei Allah schwerer!ë Die Anfechtung ist schlimmer als das Tten; sie bekmpfen euch doch unablssig, um euch nach Mglichkeit von einer (bestimmten) Glaubenspraxis abzubringen. Wer unter euch von seiner Glaubenspraxis abfllt und dann als Unglubiger stirbt, dessen irdische und jenseitige Werke sind verfehlt, und er wird auf ewig im Hllenfeuer weilenì (Sure 2, 217; vgl. Vers 191). Zum ersten Mal stellte sich ferner die Frage, wie man die Kriegsbeute verteilen solle. Ein Fnftel, so entschied Mohammed, msse Allah, d.h. ihm und seinen Ambitionen, vorbehalten bleiben (vgl. Sure 8, 41). Endlich ist hervorzuheben, da Abdallh b. aö, als Mohammed ihn abordnete, mit dem Titel ÑHeerfhrer der Glubigenì (arab.: amr al-muminn)99 ausgezeichnet worden war. Vom Kalifat Umar b. al-aÅÅbs (reg. 634ñ644) an wird dieser Titel fr islamische Herrscher blich werden; sobald wir errtern, was die ÑLesungì in den medinensischen Jahren, die uns jetzt beschftigen, unter den Glubigen versteht, wird uns die Tragweite dieses nur scheinbar beilufigen Vorganges bewu t werden. Der Sinn des Vorsto es nach Nala erschlie t sich uns erst, wenn wir uns den Zusammenhang vergegenwrtigen, in den die Quellen ihn einordnen. Eine Karawane nach aö-äam war Mohammed gerade entwischt; er konnte abschtzen, wann sie zurckkehren werde. Die Stadt, in der die Quraiöiten ihre Gter umschlugen, war Gaza. Man unterrichtete die Reisenden davon, da sie mit knapper Not einem berfall entronnen waren, und diese frchteten nun, da sie auf dem Rckweg von einem weit besser vorbereiteten Feind gestellt wrden. Unbegrndet war diese Furcht nicht. Denn beim Streifzug des Abdallh b. aö war es weniger um Beute gegangen als um die Erkundung der Plne der Mekkaner zur
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Manahmen zur Festigung der inneren Sicherheit
IV. Der Glaube
Sicherung der erwarteten Karawane, vermutlich auch darum, sie ber die wahren Absichten Mohammeds im ungewissen zu lassen ñ wrde er vielleicht gar nicht in der Tihama losschlagen? In jedem Falle war die Lage der aus Gaza anreisenden Kaufleute alles andere als beruhigend, da man zudem hrte, da Mohammed mit den Ban Bakr ein Abkommen geschlossen hatte.100 Mohammed seinerseits wollte frh genug vom Herannahen des Handelszuges Kenntnis erlangen. Er schickte zwei Spher aus, die sich an der Kste unweit Janbus bei einem Mann von den Ban
uhaina Fremdenschutz erbaten. Mit eigenen Augen sahen sie die quraiöitische Karawane und vermochten den Wert der mitgefhrten Gter abzuschtzen. Bei der nchstbesten Gelegenheit ritten sie nach Medina zurck. Die Kaufleute freilich waren mi trauisch und fragten den Gastgeber der beiden aus; habe er Spione Mohammeds bemerkt? Der Mann soll seine Kenntnisse standhaft geleugnet haben. Als er spter einmal selber nach Medina kam, wollte Mohammed ihm zum Lohn dafr die Ertrge der Ortschaft Janbu berschreiben; er sei schon zu alt, erwiderte jener, die Einknfte sollten lieber seinem Neffen zugewiesen werden. Mohammed kam diesem Wunsch nach.101 Dies sind die wesentlichen Ereignisse, vor deren Hintergrund Mohammed die Sure 2 schuf. Es ging ihm um die Macht in Mekka und um die Neugestaltung des Kultes an der Kaaba. Er wu te aber nicht, inwieweit er bei der Verwirklichung seiner Plne auf die Mithilfe der Ausiten und der azraiten rechnen durfte. bit b. Qais b. äamms,102 der azraitische Redner (arab.: al- aÅb) der Medinenser, hatte Mohammed, sobald dieser eingetroffen war, unmi verstndlich darauf hingewiesen, wozu die Gastgeber verpflichtet waren: ÑWir schtzen dich, wovor wir uns selber und unsere Kinder schtzen.ì103 Das entsprach dem Herkommen, wie wir aus dem Bericht ber das Asyl an-Numn b. al-Munirs bei den Ban äaibn wissen.104 Mohammed mu te die Medinenser erst in seine Feindschaft gegen Mekka, das ihn vertrieben hatte, hineinziehen. Offensichtlich gelang ihm dies, indem er an das Band des gemeinsamen Glaubens appellierte. Was die Quellen hierber berichten, werden wir kennenlernen. Doch der Gesandte Allahs verlie sich nicht allein darauf, auch nicht allein auf die regelm igen Kulthandlungen, in denen das Gedankengut seines ÑBuchesì vermittelt wurde. Ein wichtiges Symbol der Zusammengehrigkeit, das auch au erhalb der Gottesdienste seine Wirkung entfalten konnte, war der ÑFriedensgru ì, der unter den Muslimen die berkommenen Formeln abzulsen hatte: Wer as-Salm ñ ÑFriede!ì ñ sagte, gab sich als einer der Ñzum Paradies Bestimmtenì zu erkennen105 ñ das man, wie wir hren werden, am ehesten ber die Teilnahme am Glaubenskrieg erreichte. Desweiteren verbrderte er je einen mekkanischen Asylanten mit einem Ausiten oder azraiten. Bereits in Mekka verband er einige seiner Anhnger auf diese Weise, etwa az-Zubair b. al-Auwm mit Abdallh b. Mas d.106 Diese mekkanische Verbrderung besagte lediglich, da die beiden Betroffenen einander ber die Klangrenzen hinweg untersttzen sollten. Anders in Medina: Dort sollte das zwischen einem Auswanderer und einem Ausiten oder azraiten gestiftete enge Verhltnis auch das Recht einschlie en, einander zu beerben. Als aber bei Badr viele Muslime gefallen waren, wurde diese Bestim-
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mung rasch aufgehoben (Sure 8, 75).107 Zuletzt ist Sure 2, Vers 178 zu erwhnen; dort verfgt Mohammed, da im Falle von Verbrechen gegen Leib und Leben ein Wergeld (arab.: ad-dija) auszuhandeln sei, damit man endlose Fehden vermeide. Die Quraiöiten betrachteten diese Bestimmung als eine altehrwrdige Regel, die einst ihr Ahnherr an-Nar b. Kinna b. uzaima ersonnen und durchgesetzt habe.108 In Medina dagegen hatten sich die Ausiten und die azraiten darauf geeinigt, da nur dann ein Wergeld vereinbart werden knne, wenn eine Bluttat im Wohnturm oder im Palmengarten des Opfers geschehen war. Das bedeutete, da nur dort, nicht aber auf anderem Gelnde, ein Schutz vor bergriffen bestand.109 Nicht zu Unrecht erinnerte Mohammed daran, da nur eine unabhngig vom Territorium fllig werdende Vergeltung bzw. Ersatzleistung das Leben sichere (Sure 2, 179). Wenn er erfolgreich gegen Mekka zu Felde ziehen wollte, dann mu te er die ungezgelten Kmpfe, unter denen Medina bisher so sehr gelitten hatte, mglichst unterbinden. Zurck zur Vorgeschichte des ersten Krftemessens Mohammeds mit den Mekkanern! Badr war eine wasserreiche "rtlichkeit, die von Reisenden gern als Rastplatz genutzt wurde. berdies fanden dort alljhrlich Markttage statt.110 Ab Sufjn, der Fhrer der aus aö-äam zurckkehrenden mekkanischen Karawane, hatte zunchst beabsichtigt, wie blich bei Badr haltzumachen. Als amza b. Abd al-MuÅÅalib im Jahr vorher in die Tihama vorgerckt war ñ ging es diesem schon damals um die Jahr fr Jahr durchgefhrte quraiöitische Handelsunternehmung? ñ hatte Mad b. Amr Feindseligkeiten zwischen den muslimischen Angreifern und den Mekkanern verhindert. Jetzt erkundigte sich Ab Sufjn bei Mad, was er ber Mohammeds Aktivitten wisse. Mad antwortete zgernd, ihm seien zwei fremde Kamelreiter aufgefallen. Ab Sufjn lie sich genau zeigen, wo, und entdeckte an dem bezeichneten Ort Kamellosung; indem er diese in Augenschein nahm, wurde ihm klar, da die Tiere Futter erhalten hatten, wie es in Medina gebruchlich war. Er verzichtete daraufhin auf die gewohnte Rast bei Badr und trieb die Karawane zu u erster Eile an.111 Es konnte nun keinen Zweifel mehr an den Plnen Mohammeds geben. Schon in aö-äam war Ab Sufjn gewarnt worden, und er hatte einen Kamelhirten, den er in Dienst genommen hatte, nach Mekka vorausgeschickt, um die Quraiöiten zu alarmieren; mit einer Streitmacht, so hatte er vorgeschlagen, sollten sie ihm entgegenziehen.112 An der Dringlichkeit der Bitte lie der Hirte, wie ihm aufgetragen war, keinen Zweifel: Die Ohren seines Reittieres schlitzte er auf,113 um kundzutun, da es nach Erfllung dieser wichtigen Mission zu den frei weidenden, nicht mehr zu nutzenden zhle; den Sattel legte er verkehrt herum auf, das Gewand zerri er sich vorn und hinten, und, in diesem Aufzug in die Stadt einreitend, rief er unablssig um Hilfe.114 Tatschlich konnte er die Mekkaner vom Ernst der Lage berzeugen. Ab ahl zog die Kmpfer zusammen, die die Stadt aufbieten konnte. Doch man wurde mit Schrecken gewahr, da man, wenn diese nun abrckten, Frauen und Kinder schutzlos zurcklie e ñ eine leichte Beute fr die Ban Bakr, mit denen man wieder einmal in Blutfehde lag. Da war es allemal besser, man nahm Frauen und Wertgegenstnde mit auf den Kriegszug, obwohl man das kommende Unheil geahnt habe.
Die Vorgeschichte der Schlacht bei Badr
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Das Vorgehen der Mekkaner gem den islamischen Quellen
IV. Der Glaube
Denn die Stadt, so wird erzhlt, sei bei der Ankunft des Boten Ab
Sufjns in einer wenig hoffnungsfrohen Stimmung gewesen. tika bt. Abd al-MuÅÅalib, eine mit dem Maz miten Ab Umaija b. al-Mura verheiratete Tante des Propheten,115 habe einen Traum gehabt, der Unheil verhei en habe: Ein fremder Reiter ruft die Mekkaner zu einem Gefecht, in dem sie den Tod finden werden. Damit kommen wir wieder in den Bereich der abbasidischen Mohammedlegenden: tika erzhlt diesen Traum niemand anderem als ihrem Bruder al-Abbs, der kurz danach mit Ab ahl in einen Streit gert; Ab ahl will nmlich keine bse Vorbedeutung erkennen, sondern mokiert sich darber, da sich mittlerweile sogar die Frauen der Ban Abd al-MuÅÅalib die Prophetie anma en. Das Erscheinen des Eilboten Ab Sufjns hindert al-Abbs daran, von Ab ahl Genugtuung fr die respektlosen Worte zu fordern.116 AlAbbs, der Heide, ist eben schon lngst ein verkappter Anhnger Mohammeds und wei , was kommen wird und mu ; die Ausrstung einer quraiöitischen Streitmacht, von Ab ahl hastig ins Werk gesetzt, bedeutet ihm nichts weiter als Hoffart wider Allah und ein frevelhaftes Anrennen gegen dessen unabnderlichen Ratschlu . Die Quraiöiten unter Ab ahl rckten nach Norden ab, begleitet von zahlreichen Frauen; die Grnde hierfr wurden eben genannt. Jener Mad b. Amr von den Ban uhaina wu te von dem Feldzug Ab
ahls; in Mekka sei kein Quraiöite, keine Quraöitin zurckgeblieben, die ein Vermgen von zwanzig Silberdirhem117 oder mehr besa en.118 In der muslimisch gefrbten Historiographie erscheint das ganze Unternehmen, wie angedeutet, als eine von Luxus und Hoffart begleitete Freveltat, die ob ihrer Verwerflichkeit scheitern mu te. Den Ausgangspunkt dieser Deutung bildet Sure 8, Vers 47; Mohammed stellt den eigenen Anhngern die besiegten Mekkaner als ein abschreckendes Beispiel fr Hochmut und Selbstberschtzung dar: ÑSeid nicht wie diejenigen, die berheblich und um bei den Menschen Eindruck zu schinden ihre Wohnsitze verlie en!...ì Welche unangenehmen Fragen Mohammed mit dem Anschwrzen seiner Feinde berspielen wollte, werden wir erfahren. Die berlieferung malt diese koranischen Vorgaben mit krftigen Farben aus: Unterwegs htten sich die Quraiöiten die Langeweile von Sngerinnen vertreiben lassen, htten bei jedem Halt Kamele geschlachtet, Wettkmpfe im Lanzenwerfen veranstaltet ñ kurz, htten es am Ernst fehlen lassen. Der Unterschied zu den um der Sache Allahs willen aufbrechenden Kriegern soll den Lesern vor Augen treten. Neunhundertundfnfzig kampffhige Mnner htten die Mekkaner aufgeboten und ñ welch ein Reichtum! ñ einhundert Pferde, die den Prominenten gehrt htten, drei ig allein den Ban Maz m, und jeder Pferdebesitzer habe ein Panzerhemd getragen, und selbst unter den Fu soldaten seien einige damit ausgerstet gewesen; noch dazu htten die Quraiöiten ber siebenhundert Kamele verfgt!119 Die Wohlhabenden, Gottlosen zogen den frommen, drftig ausgestatteten, aber opferbereiten Mnnern Mohammeds entgegen. Sobald die Quraiöiten al-ufa erreicht hatten, widerfuhr uhaim b. a- alt, einem Angehrigen der Sippe al-MuÅÅalib b. Abd Manfs, im Halbschlaf ein Gesicht: Ein Mann kam auf einem Pferd herbeigeritten, er fhrte ein Kamel an seiner Seite; ÑUtba b. Raba, äaiba b. Raba, Ab l-
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akam b. Hiöm, Umaija b. alaf sind gefallenì, verkndete er und nannte weitere Mnner, die in Krze bei Badr den Tod finden sollten; dann schnitt er dem Kamel die Kehle an und trieb es in das Lager, und jedes Zelt wurde vom hervorspritzenden Blut befleckt. ÑNoch ein Prophet, diesmal von den Ban l-MuÅÅalib!ì soll Ab ahl gehhnt haben, als man ihm von diesem Traum erzhlte.120 Trume gehren nach einer im damaligen Arabien verbreiteten Vorstellung zur Prophetie. Einen siebzigsten Teil von ihr, nach einer anderen Fassung einen sechsundvierzigsten, machen sie aus, habe Mohammed einmal gemeint.121 Was der aufmerksame Leser der Quellen vorerst notiert, ist der auffllige Umstand, da im heraufziehenden Krieg die Protagonisten fr eben jene quraiöitischen Lager stehen, die einander schon in der Affre um die chtung der Höimiten gegenbergetreten waren: Ab ahl, der Maz mite, und Ab Sufjn, der Nachkomme des Abd äams, auf der einen Seite, auf der anderen Höimiten und Angehrige der Ban lMuÅÅalib. Mohammed entsandte zunchst Ubaida b. al-ri von den Ban l-MuÅÅalib und danach den eigenen Onkel amza b. Abd alMuÅÅalib in Gefechte gegen Mekka, ehe er sich nun selber beteiligte. Einer ausdrcklichen Legitimierung bedarf es fr die Fhrerschaft Ubaidas und amzas nicht, sie setzten einfach den in Mekka ausgebrochenen Zwist fort. Abdallh b. aö dagegen, der zu keiner der beiden Sippen zhlt, nicht einmal ein Quraiöite ist, sondern dem Verband der Ban Asad b. uzaima angehrt, allerdings zu einer Sippe, die mit den Ban Abd äams eine Eidgenossenschaft eingegangen ist,122 bentigt als Kommandeur einer Streifschar eigens eine Rechtfertigung; ihm verleiht Mohammed den Rang eines ÑHeerfhrers der Glubigenì und bezieht sich damit auf die religis-politische Gemeinschaft, die im Begriff ist, die berkommenen Grenzlinien zu bersteigen und neue festzulegen. Da die Mutter Abdallhs eine Tante Mohammeds ist, Umaima bt. Abd alMuÅÅalib,123 mag der Ernennung frderlich gewesen sein. ñ Im mekkanischen Heer wird die gechtete Partei durch tika bt. Abd al-MuÅÅalib und uhaim b. a- alt vertreten, die, obwohl keine Anhnger Mohammeds, das blutige Ende der Vorherrschaft Ab ahls, des Maz miten, und Ab Sufjns, des Urenkels von Abd äams, weissagen. Wie zuvor Mohammed, so trifft nun tika und uhaim der Vorwurf, sich die Prophetie anzuma en, und ruft uns die Anfnge der Auseinandersetzungen Mohammeds mit den in jenen Tagen mchtigen Sippen ins Gedchtnis zurck. Ab Sufjn hatte seine Karawane zur Eile angetrieben. Deswegen verpa te er das ihm entgegenziehende quraiöitische Heer. Sobald er sicheres Gebiet erreicht hatte, lie er es vom glcklichen Ende seiner Handelsreise unterrichten. In al-ufa, wo uhaim seinen bsen Traum gehabt haben soll, scheint Ab Sufjns Bote die Quraiöiten eingeholt zu haben. Dort jedenfalls beschlo der aqafite al-Anas b. äarq, ein Eidgenosse der Ban Zuhra, er werde nach Mekka umkehren; es gebe nichts mehr zu verteidigen. Die Ban Zuhra lie en Ab ahl im Stich, desgleichen einzelne Mitglieder anderer Sippen. Allein die Ban Ad b. Kab blieben vollzhlig bei der Stange. Ab ahl drang auf Fortsetzung des Feldzugs, wohl nicht, um Mohammed eine Niederlage beizubringen. Folgt man
Uneinigkeit in den Reihen der Mekkaner
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IV. Der Glaube
den Berichten, so rechnete er nicht mehr mit einem Gefecht gegen den vertriebenen Gesandten Allahs, von dessen Wirken in Medina er sich vermutlich ein ganz falsches Bild machte. Die Karawane, die die Begehrlichkeit Mohammeds und seines Anhangs geweckt hatte, war entkommen. Bewegte man sich in den Bahnen der herkmmlichen Vorstellungen, dann war ein Angriff auf eine mekkanische Streitmacht auszuschlie en; denn ohne Untersttzung durch die Aus und die azra wre das ein aussichtsloses Unterfangen gewesen. Mohammed war zudem deren Schtzling; sein Status war zu gering, als da er ihnen einen Krieg gegen Mekka htte aufntigen knnen. Sie hatten sich bislang ja auch nicht an den von ihm ausgeheckten berfllen beteiligt. Viel ernster aber war die Gefahr eines Zusammenwirkens Mohammeds und der Auswanderer mit den Ban Bakr; mit ihnen hatte er, das wird nicht geheim geblieben sein, bereits eine Verabredung getroffen. Man mu te zeigen, wer der Herr in jener strategisch so wichtigen Gegend war. Ab ahl hielt es daher fr dringend geraten, nicht auf der Stelle zurckzukehren, sondern den Stmmen zu demonstrieren, da man das Prestige zu wahren gewillt war. Man solle bis Badr weiterziehen, befand Ab ahl. Ob der Zeitpunkt des dortigen Markttages gerade gekommen war, erfahren wir nicht; es ist nicht wahrscheinlich. So haftete dem Unternehmen, das Ab ahl durchsetzte, trotz allem politischen Kalkl etwas Befremdliches an. Drei Tage, hatte er angeordnet, werde man bei Badr verweilen und sich mit dem Verzehr von reichlich Fleisch, mit dem Genu von Wein und Gesang eine angenehme Zeit machen, ganz wie es uns von altarabischen Festlichkeiten erzhlt wird.124 Die Stmme wrden, so hoffte Ab ahl, von diesem Geschehen hren, Ñund sie werden uns danach auf immer respektierenì.125 Da die Mekkaner die Lage falsch beurteilten, ja falsch beurteilen mu ten, liegt nach der Analyse der Voraussetzungen fr ihre Entscheidungen auf der Hand. Auch jene, die umkehrten, taten dies nicht in Kenntnis der neuartigen politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten, denen man sich knftig gegenbersehen wrde, sondern aus ganz eigenschtigen Beweggrnden. Natrlich wu te man in Mekka, da Mohammed in seinem Exil alles daransetzte, die Quraiöiten in Bedrngnis zu bringen. Sad b. Mu, ein Ausite aus der Sippe der Ban Abd alAöhal und durch Muab b. Umair fr den Islam gewonnen,126 war noch kurz vor der Schlacht bei Badr nach Mekka gereist, um die Riten der kleinen Wallfahrt zu vollziehen; dort mu te er sich die Vorwrfe Umaija b. alafs anhren, bei dem er Quartier genommen hatte. Die Medinenser htten Mohammed eine Bleibe verschafft, und nun gefhrde dieser die mekkanischen Interessen. Sad hielt dem entgegen, er selber und seine Leute wollten die Sicherheit der Karawanenroute gewhrleisten,127 eine Aussage, die Umaija wenig glaubwrdig erschienen sei. Als die Mekkaner sich bald darauf ermannen mu ten, der erwarteten Karawane entgegenzuziehen, wre Umaija b. alaf am liebsten zu Hause geblieben; erst als man ihm weibische Feigheit vorgehalten habe, habe er sich zum Aufbruch durchringen knnen.128 Wenn Sad b. Mu damals tatschlich die Sicherheit der Route zugesagt haben sollte, dann wre dies ein leeres Versprechen, wenn nicht gar eine Tuschung gewesen. Denn er sollte es
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sein, der auf dem Weg in den Kampf die letzten Zweifel Mohammeds an der Loyalitt der medinensischen Begleiter zerstreute,129 als klar geworden war, da es sich nicht um einen Raubberfall handeln werde. Was bewog die medinensischen Muslime, sich ber das bewhrte Fremdenrecht hinwegzusetzen und sich durch ihren Schtzling in einen Krieg gegen dessen Feinde verstricken zu lassen? ÑMohammed, und mit ihm die bier von euren jungen Mnnern und von den Leuten aus Jaribì,130 so beschrieb man in Mekka den Feind und hob dabei die neue Glaubenspraxis als dessen einendes Band hervor. Diese Ansicht wird durch eine Episode in Medina besttigt. ubaib b. J suf und Qais b. Muarri waren zwei fr ihre Kriegsknste bekannte Haudegen, mit dem Islam aber hatten sie sich bis dahin nicht anfreunden knnen. Als Mohammed mit vierundsiebzig Auswanderern und ungefhr zweihundert ÑHelfernì von Medina aufbrach, wollten jene beiden nicht zurckstehen. Sie ritten hinterher, holten Mohammed ein und baten ihn, er mge sie am Beutezug beteiligen. Er forderte, sie sollten auf der Stelle den Islam annehmen; dies lehnten sie zunchst ab, wobei ubaib daran erinnerte, Mohammed sei doch Ñder Sohn unserer Schwester und unser Schtzlingì. Was fr ubaib gem dem heidnischen Rechtsempfinden berzeugende Grnde zum Mittun waren, lie der Prophet nicht gelten. ubaib berlegte es sich vor der Schlacht doch noch anders, trat zum Islam ber und stellte im Kampf seine Tchtigkeit unter Beweis. Qais dagegen mu te unverrichteterdinge nach Medina zurckkehren. Sobald die Muslime dort siegreich und mit Gtern beladen eingetroffen waren, bemerkte er, was ihm entgangen war, und wurde nun ebenfalls Muslim. Die Zugehrigkeit zur neuen Religion war die Voraussetzung fr die Beteiligung an den Raubzgen ñ ein u erst ntzlicher Schachzug Mohammeds. Was sich bereits in der Berufung des Abdallh b. aö zum ÑHeerfhrer der Glubigenì ankndigt, setzt er zielsicher fort: Nur unter seiner von Allah bekrftigten Macht, die sich im Vollzug der Riten und in der ein ums andere Mal rezitierten ÑLesungì ein fr Arabien neuartiges Fundament geschaffen hat, darf das Kriegshandwerk ausgebt werden, das nunmehr wie ein Privileg der Rechtglubigen erscheint. Eine Szene, die al-Wqid berliefert, bringt diese Vorstellungen, deren Niederschlag im Koran wir im einzelnen studieren werden, sehr lebendig zum Ausdruck. Erst in der Nhe von Badr erffnet Mohammed den Mnnern, die mit ihm aus Medina fortzogen, was ihnen bevorstehe: Ein berfall auf die nur von geringen Krften eskortierte Karawane oder aber eine Schlacht gegen die von Mekka aufgebotenen Truppen. Sei man bereit, ihm unter diesen Umstnden zu folgen? Zuerst u ert Ab Bakr bedingungslose Zustimmung, dann Umar b. al-aÅÅb; nie wrden die hochmtigen Quraiöiten, so Umar, freiwillig auf ihre Macht verzichten. ÑSie werden dich bekriegenì, sagt er zu Mohammed, Ñdarum rste du dich zum Kampf!ì Jetzt ergreift al-Miqdd b. Amr das Wort, ein mit einer Base Mohammeds verheirateter, frh zum Islam bergetretener Eidgenosse der Ban Zuhra; er erinnert an Mose und die Ban Isrl, deren koranische Geschichte bei den Muslimen Medinas populr war;131 schon in Mekka war sie von Mohammed benutzt worden, um den Kampf gegen die quraiöitischen Klanfhrer zum Ringen Moses gegen den bsartigen
Rechtfertigungen von seiten der Medinenser
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Die Schlacht
IV. Der Glaube
Pharao zu stilisieren. ñ Bis weit in die Epoche des Damaszener Kalifats hinein begegnet man diesen Motiven; sie spielen auf einen Zwist an, in dem unter vernderten politischen Voraussetzungen die sptmekkanische und frhmedinensische Frontlinie fortbesteht. ñ Al-Miqdd beteuert, man werde Mohammed nicht im Stich lassen, wie es einst die Ban Isrl mit ihrem Propheten getan htten, als sie diesem gesagt htten: ÑGeh du mit deinem Herrn, kmpft ihr beide! Wir werden hier abwartenì (Sure 5, 24). Nein, man werde mit Mohammed ziehen, selbst wenn er es fr ntig halte, an der Kste bis weit in Richtung Jemen vorzurcken ñ und damit riskiert htte, da die Mekkaner den Rckweg abschnitten. Der Gesandte Allahs dankte al-Miqdd fr diese ermutigenden Worte und wandte sich dann an die ÑHelferì, um auch deren Meinung zu hren. Denn er befrchtete, da sie nur auf medinensischem Territorium zu ihm stnden, ihm aber bei einem Vorsto auf fremdes Gebiet die Gefolgschaft verweigern wrden. Sie hatten ihm lediglich versprochen, ihn dort zu schtzen, wo sie sich selber und ihre Shne zu verteidigen bereit seien; das wird hier ausdrcklich noch einmal angemerkt. Ausgerechnet Sad b. Mu sei es gewesen, der alle diesbezglichen Bedenken Mohammeds in bewegenden Worten zerstreut habe. ÑVielleicht zeigt dir Allah an uns (Medinensern), was in dir frohen Mut weckt.ì132 Die Szenerie ist, wie unschwer zu erkennen, erdichtet; allein schon das Zitat aus Sure 5, der wahrscheinlich sptesten Eingebung, steht fr eine ganz andere politische und militrische Lage:133 Aus Mose, dem khnen Streiter fr die Sache Allahs, wird Mose, der Fhrer in das heilige Land, geworden sein (vgl. Sure 5, 20ñ26). Was aber den Kern jener Episode ausmacht, das ist die Verknpfung des Schicksals der ausitischen und azraitischen Muslime mit einem Herrscherwillen, der kein Vorbild in der bodenstndigen berlieferung hat und das Gewohnheitsrecht mi achtet; sein Argument ist der Kampf Ñauf dem Pfad Allahsì. Diese folgenreiche Wende, in die die ÑHelferì hineinschlitterten, vermutlich teils aus Beutegier, teils aus Eifer fr die Sache Allahs, wird in der obigen fiktiven Beratung als ein bewu ter Akt der Selbstverpflichtung ausgegeben: Erst in dem Augenblick, da die etwa zweihundert ÑHelferì zweifelsfrei ihre Loyalitt bekrftigt haben, legt die Truppe die Waffen an, und Mohammed verteilt drei Standarten ñ der kriegerische Charakter der Unternehmung wird damit sichtbar bekundet. Sie ist eine Konsequenz des Glaubens, der die Beteiligten eint und ihnen das Ziel vorgibt. Aber wir hren, da es drei Standarten sind, je eine fr die Auswanderer, die Ausiten und die azraiten, und jede Gruppierung hat ihren eigenen Schlachtruf.134 Der Krieg Ñauf dem Pfad Allahsì und die Befehlsgewalt, die sich dessen Prophet aneignet, erzeugen ein Zusammenwirken, das freilich ber die durch den Glauben gerechtfertigten Zwecke nicht hinausgreift. Auswanderer und ÑHelferì verschmelzen nicht zu einer neuen Einheit jenseits der ererbten Bindungen tatschlicher oder fiktiver Verwandtschaft. Mohammed war seinem Heer in Begleitung eines einzigen Kriegers ñ ber dessen Identitt die Quellen streiten; wem soll man diese Ehre andichten? ñ vorausgeritten, um die Lage auszukundschaften. Man traf auf jemanden von den Ban $amra, der vom Herannahen der Mekkaner
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gehrt hatte und wu te, da diese hinter einer Dne in genau derselben Talschaft lagerten. Die Warnung beherzigend, rckte man, sorgsam Dekkung suchend, bis nach Badr vor, das man in der Nacht zum 17. Ramadan (14. Mrz 624) erreichte. Mohammed lie das Gelnde rekognoszieren, und dabei berraschte man an einem Brunnenloch mehrere Wasserholer, die entkamen und ihren Truppen die Ankunft Mohammeds meldeten.135 Die Schwachstelle der Feinde erkennend, soll Mohammed eilig alle Brunnen der Gegend haben zuschtten lassen; nur einer, der reichlich Wasser gab, blieb unberhrt; man legte ein Becken an, so da stets der eigene Bedarf gedeckt werden konnte. Die Mekkaner versprten jedoch bald Wasserknappheit, sie mu ten an der einzigen ergiebigen Wasserstelle frher oder spter die Entscheidung suchen.136 In der Tat rckten am Morgen die Quraiöiten nahe heran, machten Halt und entsandten einige Mnner, die Wasser beschaffen sollten. Mohammed lie sie gewhren, weshalb sich unter den Mekkanern Zuversicht ausgebreitet habe; die Schlacht, so habe man gehofft, werde sich vermeiden lassen. Der Quraiöite Utba b. Raba erklrte sogar seine Bereitschaft, aus seiner Tasche das Wergeld zu zahlen, das die Muslime fr seinen Eidgenossen Amr b. al-aram htten aufbringen mssen. Dieser war bei Nala durch den Pfeilschu eines der unter dem Befehl von Abdallh b. aö stehenden Krieger gettet worden.137 Sobald man sich auf die Hhe der Summe geeinigt habe, werde man nach Mekka zurckkehren. Der Feldzug der Quraiöiten htte in diesem Fall wie eine der blichen Unternehmungen zur Regelung einer Blutfehde ausgesehen, keine der Seiten htte das Gesicht verloren. Die Schuld am Scheitern dieses Plans schieben die Quellen Ab ahl zu; dieser habe unbeirrbar auf der Schlacht bestanden. Nach einer anderen berlieferung mu te das Unheil seinen Lauf nehmen, weil der Bruder des getteten Amr b. al-aram nach Rache geschrien habe.138 Die Schilderung des Kriegsgeschehens folgt dem blichen Muster. ÑIch verpflichte mich vor Allah, ich werde an ihrem Wasserbecken trinken oder es zerstren, oder ich werde sterben, ehe ich es erreiche!ì gelobte der Maz mite al-Aswad b. Abd al-Asad und trat aus den Reihen der Mekkaner hervor. Wenn die Muslime nicht ihre Ehre einb en wollten, mu te sich jemand aus ihrer Mitte zum Zweikampf bereitfinden. Dies war amza b. Abd al-MuÅÅalib. Nahe am Becken trafen beide aufeinander, und amza durchtrennte mit einem Schwertstreich dem Herausforderer einen Unterschenkel; doch um sein Gelbde zu erfllen, kroch der Verwundete, dem das Blut aus dem Bein spritzte, auf das Becken zu und strzte sich hinein. Erst jetzt gelang es amza, ihn zu tten. Nun stellte sich Utba b. Raba nebst seinem Sohn al-Wald und seinem Bruder äaiba b. Raba zum Gefecht. Ihnen traten drei ÑHelferì entgegen, doch dies wollten die drei Quraiöiten nicht hinnehmen. Zwar seien die ÑHelferì edler Herkunft, aber drei Ebenbrtige aus dem Stamm der Quraiöiten sollten die Gegner sein. ñ Fr die Mekkaner lag, wie betont, der bevorstehenden Schlacht immer noch das Zerwrfnis zugrunde, das Mohammed durch sein Prophetentum verschrft hatte, der Machtkampf zwischen den Höimiten und den Ban l-MuÅÅalib b. Abd Manf auf der einen Seite und vielen Klanen auf der anderen, vor allem den Ma-
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z miten und den Ban Abd äams.139 Da diese alten Grenzlinien dank Mohammeds Wirken in Medina wenigstens zum Teil obsolet wurden, lag au erhalb des Gesichtskreises der Quraiöiten. Ubaida b. al-ri, amza und Al b. ab Älib wurden von Mohammed in den Kampf geschickt, und hiermit fgte auch er sich dem Herkommen, dessen Beachtung die Mekkaner erwarteten. Wieder sto en wir auf die eigentmliche Verschrnkung der althergebrachten Gepflogenheiten mit einigen Konsequenzen aus den darber hinausweisenden Zgen der Botschaft von dem einen Allah. ñ Al und amza entschieden ihre Duelle rasch fr sich und tteten danach Utba b. Raba, der Ubaidas Angriff abgewehrt hatte. Erst jetzt wurden die Schlachtreihen handgemein.140 Was ber das u erst blutige, von Grausamkeiten geprgte Geschehen berliefert wird, ist mit Legenden durchmischt, die sptere Machtverhltnisse legitimieren sollen. Mohammed selber griff in die Gefechte nicht ein; er hatte die Order gegeben, man mge die Schlachtreihe nach Mglichkeit geschlossen halten, die Bgen spannen und erst, wenn man die Pfeile verschossen habe, den Kampf Mann gegen Mann beginnen.141 Fr den Gesandten Allahs hatte man in der Nhe einen Sonnenschutz errichtet; von dort aus betrachtete er die Entwicklung des Ringens. Sad b. Mu soll es gewesen sein, dem er diese Bequemlichkeit zu verdanken hatte; man werde, so schlug Sad vor, Reittiere bereitstellen, auf denen sich Mohammed im Falle einer Niederlage nach Medina absetzen knne. Dort seien einige seiner Anhnger, die ihn ebenso geliebt htten wie die ÑHelferì, zurckgeblieben; htten jene geahnt, da ein wirklicher Krieg bevorstand, wren auch sie ins Feld gezogen.142 Da Mohammed nach der Vertreibung zusammen mit Ab Bakr etliche Tage in einer Hhle zugebracht haben soll, mu er laut einer berlieferung auch jetzt unter dem Schutzdach dem Propheten Gesellschaft leisten, und zwar er allein, wie man ausdrcklich hinzufgt. Ab Bakr ist es, der ihm rt, Allah um den Sieg anzuflehen; Allah werde seine Zusage einhalten. Mohammed, des Triumphes gewi , war eingeschlummert, als Ab Bakr ihn mit dieser Bitte bedrngte. Er erwachte und beruhigte den ngstlichen: Gabriel und andere Engel griffen gerade in die Schlacht ein, versicherte er. Trotzdem trat er vor die Htte und schleuderte eine Handvoll Kieselsteine in Richtung der Feinde, und sie begannen zu weichen.143 Die Muslime jagten ihnen nach und tteten viele von ihnen. Manchen Mekkanern lie Mohammed Schonung angedeihen, so dem Ab l-Batar b. Hiöm b. alri b. Asad b. Abd al-Uzz, einem Verwandten adas, der sich fr die Aufhebung der chtung eingesetzt und die Betroffenen mit Lebensmitteln versorgt hatte.144 Auch al-Abbs solle man nicht antasten. Dieser Befehl habe den Widerspruch Ab uaifas, eines Sohnes Utba b. Rabas, ausgelst. Warum solle man, so fragte dieser schon lange erprobte Anhnger Mohammeds, die eigenen Verwandten, die Vter, Shne, Brder, die unter den mekkanischen Standarten gefochten hatten, ohne jede Nachsicht niedermetzeln, al-Abbs aber nicht? Der Prophet, ob solcher Aufsssigkeit verwirrt, wandte sich an Umar b. al-aÅÅb, der sogleich Ab uaifa habe enthaupten wollen; Unbotm igkeiten, im sich herausbildenden Sprachgebrauch der Gemeinde unter dem Begriff der ÑHeucheleiì (arab.: an-nifq) zu einem Gesinnungsverbrechen er-
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klrt, sind rcksichtslos zu verfolgen. Warum Umar sein Urteil nicht vollstreckte, erfahren wir nicht; Ab uaifa habe hinfort in Reue und in Furcht vor den jenseitigen Folgen seiner Widerworte gelebt, die nur der Tod im Kampf um die Sache Allahs tilgen wrde; im Krieg gegen Musailima wurde ihm diese Gnade zuteil. Die Quellen belehren uns, al-Abbs drfe nicht von den Waffen der Muslime berhrt werden; denn es gehe nicht an, da das Gesicht145 des Oheims des Propheten durch Schwerthiebe verunstaltet werde.146 ñ Al-Abbs, Ab Bakr, Umar: In auf die sptere Geschichte verweisendem Zusammenhang hat man Episoden um diese drei in die Nachrichten ber die Schlacht eingeflochten. Was an der Schilderung der Schlacht auffllt, sind die vielen Hinweise auf die Erbitterung, mit der gefochten wurde. Zwischen Ab Bakr und seinem Sohn Abd ar-Ramn regierte der blanke Ha .147 Unter ehemals befreundeten Mnnern darf es angesichts des Kampfes auf dem Pfade Allahs keine Milde, keine Regung des Erbarmens mehr geben; das Bekenntnis des einen zum Islam zerschneidet alle Bande. Abd ar-Ramn b. Auf hatte mit Umaija b. alaf auf vertrautem Fu gestanden; das galt nicht mehr; was jetzt zhlte, war allein, da Umaija einst Bill gepeinigt hatte, und dieser forderte nun Rache; Abd ar-Ramn hielt seinen einstigen Freund fest, damit andere an diesem ihr Mtchen khlen konnten. Den Todessto versetzte Umaija der Medinenser ubaib b. J suf, der Muslim geworden war, um an dem Raubzug teilzunehmen. Er eignete sich eine Tochter Umaijas an, vor der er damit prahlte, wie er ihren Vater erschlug. Als man einer ihrer Schwestern nach Mohammeds Einzug in Mekka den Helden zeigte, der ihrem Bruder Al b. Umaija bei Badr einen Fu abgeschlagen hatte, antwortete diese beflissen: ÑErinnert uns nicht an die, die als Beigeseller gettet wurden!ì148 Das war die Gesinnung, die Mohammed sich wnschte: Wer nicht den Weg zum Islam gegangen war, dessen Name sollte aus dem Gedchtnis der Muslime gelscht werden. Auf dem Pfad Allahs sind alle herkmmlichen gesellschaftlichen Grenzen, jegliche Sitten der Mitmenschlichkeit aufgehoben. Als die Schlacht geschlagen ist, entdeckt Abdallh b. Mas d, einst ein Sklave Ab ahls, den Anfhrer der Mekkaner unter den Verwundeten. ÑDu bist hoch aufgestiegen, Viehhirteì, spricht Ab ahl, und als Abdallh ankndigt, er werde ihn nun tten, erwidert dieser, es sei nicht das erste Mal, da ein Knecht seinen Herrn ermorde; was ihn wirklich schmerze, sei der Tod durch die Hand eines Sklaven. Wenn Abdallh doch wenigstens ein quraiöitischer Eidgenosse oder gar ein Mitglied des feindlichen, aber ebenbrtigen Bundes der ÑParfmiertenì wre! Abdallh erschlgt ihn, raubt die Waffen und die Rstung und bringt beides dem Gesandten Allahs, der sich hoch erfreut zeigt. Striemen habe er an Ab ahls Leib gesehen, erzhlt Abdallh, worauf Mohammed ihn aufklrt, das seien die Spuren der Peitschenhiebe der Engel. Ab Salama, der maz mitische Muslim, emprt sich ber die Freveltat des Sklaven an seinem Klangenossen und verschweigt dies dem Propheten nicht. Doch Abdallh b. Mas d ist ber die Rechtfertigung nicht im Zweifel: Keiner hat den Gesandten Allahs bsartiger angefeindet als Ab ahl. Von da an Ñhrte man Ab Salama immer wieder fr die Worte ber Ab ahl um Vergebung flehenì.149
Zerr ttung der berkommenen Beziehungen durch den Ha
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Beute und Lsegeld
IV. Der Glaube
Die gefallenen mekkanischen Anfhrer lie Mohammed in den Brunnen werfen, ein Ereignis, das sein Lobdichter assn b. bit spter in rhmende Verse setzte. assn hatte seine Wortkunst bereits im Dienste abala b. al-Aihams, eines assnidischen Frsten in aö-äam, ausgebt und wu te brigens auf dem gleichen Felde wie Mohammed, nmlich dem der Reimprosa, zu brillieren.150 Wie die arabischen ÑKnigeì,151 so betrachtete auch Mohammed die Dichtkunst mit einigem Mi trauen (vgl. Sure 26, 224ñ227),152 mochte aber keinesfalls auf die Propaganda eines ihm hrigen Poeten verzichten. assn verstand es, seine Verse nach den alten Konventionen zu schmieden, sie aber im Inhalt den neuen Bedrfnissen anzupassen. So beginnt er sein Triumphlied ber den Sieg bei Badr mit der blichen Erinnerung an eine ferne Geliebte; die Spuren des Lagers ihres Stammes sind fast schon vom Wind verweht, die sprlichen Reste wecken wehmtige Empfindungen. ÑDoch fort mit diesem erlogenen Tand!ì ruft sich der Dichter zur Ordnung. Gedenken wir lieber der ppigen Beute, die uns Allah am Morgen des Tages von Badr bescherte! Eine heldenhafte Schar, Junge wie Alte, sie alle schlugen sich fr Mohammed, und sie lie en Utba und äaiba tot auf dem Felde zurck, desgleichen Ab ahl und manche anderen, deren Namen einen guten Klang gehabt hatten. ÑDer Gesandte Allahs rief (den Feinden) zu, als wir sie scharenweise in den Brunnen warfen: ,Habt ihr nun erkannt, da meine Worte die Wahrheit waren, wo doch Allahs Sache die Herzen bezwingt?ë Sie blieben stumm, und htten sie geredet, dann htten sie gesagt: ,Du hast recht, deine Ansicht war richtig!ëì153 Mithin verweigerte Mohammed den Gefallenen die Bestattung, mit Ausnahme Umaija b. alafs, dessen aufgedunsenen Leib man nicht mehr aus dem Panzerhemd zu lsen vermochte, weshalb man ihn hastig unter Sand und Steinen verscharrte. Keine Spur sollte von jenen bleiben, die der Botschaft Allahs nicht gefolgt waren. Der Hohn des Propheten traf auch jene wenigen, die, obwohl sie in Mekka Muslime geworden waren, ihre Vaterstadt nicht verlassen hatten und jetzt im Krieg gegen ihre Glaubensgenossen gettet worden waren. Ibn Isq nennt insgesamt fnf Personen, darunter zwei Maz miten, jedoch keinen Höimiten und niemanden aus der Sippe des al-MuÅÅalib b. Abd Manf,154 was uns noch einmal an die Spaltung der quraiöitischen Klane erinnert, die im Hintergrund das Geschehen mitbestimmte. ÑJene, die wider sich selber frevelten, wurden von den Engeln geholt, die fragten: ,Wie verhielt es sich mit euch?ë Sie antworteten: ,Wir gehrten zu denen, die man im Lande fr schwach befandë, worauf (die Engel weiter) fragten: ,War denn Allahs Land nicht weit genug, so da ihr darin httet auswandern knnen?ë Ihre Bleibe wird die Hlle sein ñ ein schreckliches Ende!ì (Sure 4, 97); nur diejenigen, die mit Gewalt an der Flucht aus Mekka gehindert worden seien, brauchten solche Bestrafung nicht zu gewrtigen (Vers 98). Nach der Schlacht waren noch manche Dinge zu regeln. Die Beutestcke, die die nicht unmittelbar an den Gefechten Beteiligten eingeheimst hatten, weckten die Begehrlichkeit der anderen, die meinten, nur dank ihrem entschlossenen Kmpfen htten jene sich bereichern knnen. Mohammed entschied, da alle fraglichen Gegenstnde ihm zu bergeben seien, und verschenkte sie dann nach Gutdnken.155 Wertvol-
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ler noch als die Beute, die, wenn wir die Umstnde bedenken, unter denen die Mekkaner aufgebrochen waren, alles andere als gering gewesen sein wird, waren die Gefangenen; in Sure 8 wird Mohammeds Alter ego ihm brigens verbieten, an die Inbesitznahme von Gefangenen zu denken, ehe der Feind endgltig besiegt ist. Betrge zwischen eintausend und viertausend Silderdirhem Lsegeld lie en sich fr einen Mekkaner erpressen.156 Zum Vergleich: Der bei den Muslimen in Medina bliche Kaufpreis fr eine Frau, im durch Mohammed den Bedrfnissen seiner Kampfgemeinschaft angepa ten Eherecht als Morgengabe benannt, belief sich auf fnfhundert Dirhem; diese Summe jedenfalls pflegte er fr seine zahlreichen Gattinnen aufzuwenden. In langsamem Zuge fhrte man die Gefangenen nach Medina. Die ihm besonders verha ten Uqba b. ab MuaiÅ und an-Nar b. al-ri ñ der versucht hatte, ihm mit Geschichten aus der iranischen berlieferung das Publikum abspenstig zu machen157 ñ lie Mohammed unterwegs ermorden. Sobald man in Mekka von der Katastrophe erfahren hatte, entschlo man sich, die Totenbeweinung auszusetzen. Mohammed sollte nicht frohlocken, und vor allem durfte man den Preis der Gefangenen nicht durch unbesonnene Handlungen in die Hhe treiben. Abwarten war geboten, und genauestens in Erfahrung bringen, was in Medina vor sich ging. Mohammed hatte die Gefangenen einzelnen verdienten Genossen zugeteilt (vgl. Sure 8, 67), so da die betroffenen quraiöitischen Klane sich mit jenen ins Benehmen setzen mu ten. Der Prophet mischte sich allerdings vielfach in diese Angelegenheiten ein und erwirkte die kostenlose Freilassung des einen oder anderen, sofern diese ihm versprachen, sich nie wieder an Kriegen gegen Medina zu beteiligen.158 Auch ein Tauschhandel wird berichtet: Ab l- b. ar-Rab von den Ban Abd äams erlangte die Freiheit, nachdem er dafr gesorgt hatte, da seine Ehefrau, Mohammeds Tochter Zainab, nach Medina gebracht wurde. In Mekka war man mit dieser Abmachung ganz und gar nicht zufrieden, vermutlich weil sie darauf hinauslief, da Heiden ihre dem Islam zugerechneten Ehefrauen herausgeben sollten. Zwei Mnner, die Zainab bei ihrer Abreise aus Mekka bedroht hatten, lie Mohammed spter umbringen. Die Geschichte mit Ab l- und Zainab nahm dagegen ein glckliches Ende. Um die Zeit, als Mohammed Mekka seiner Gewalt unterwarf, wurde Ab l- von einer muslimischen Streifschar berfallen und nach Medina verschleppt, wo Zainab ihm Schutz gewhrte, und da er nun den Islam annahm, erhielt er sie als Gattin zurck.159 Ungefhr zwei Monate nach dem Ende der Schlacht, im Monat lQada (begann am 25. April 624), waren die meisten quraiöitischen Gefangenen ausgelst.160 Von einer bemerkenswerten Einzelheit berichtet uns Ibn Sad: In Mekka sei die Kunst des Schreibens weit verbreitet gewesen, in Medina hingegen nicht; wenn die Quraiöiten fr einen des Schreibens kundigen Gefangenen das Geld nicht aufzubringen vermochten, dann mu te dieser seine Fertigkeit an zehn junge Medinenser weitergeben, dann wurde er nach Mekka entlassen. Einer jener Schler war Zaid b. bit,161 der Mohammed bei dessen Eintreffen in Medina mit seinen Korankenntnissen beeindruckt hatte. Unversehens beleuchtet dieses Detail die kulturellen Verhltnisse in Medina: Die Juden, aus deren Mitte
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IV. Der Glaube
die Sasaniden ihre Steuereinnehmer gewhlt hatten, waren den vom Ackerbau und der Palmenwirtschaft lebenden azraitischen und ausitischen ummj n in vieler Hinsicht berlegen, und dieser berlegenheit waren sie sich sehr wohl bewu t. Wir werden ihr bei der Schilderung ihrer Beziehungen zu Mohammed des fteren begegnen. Aber auch die im Handel versierten Quraiöiten waren den ÑHelfernì in manchem voraus. Mohammed, der gerade in Sure 2, Vers 282 die schriftliche Fixierung von Vermgensschulden angeordnet hatte und der, wie wir aus der ÑLesungì schlossen, in Mekka mit der Verschriftlichung seiner Eingebungen begonnen hatte, meinte tatschlich etwas Niedergeschriebenes, wenn er am Anfang der Kuhsure das ÑBuchì zum religisen wie auch den Alltag regelnden Fundament des muslimischen Gemeinwesens bestimmte.
4. Der Glaube Die neue Gemeinschaft und die altarabische Gesellschaft
Den Sieg von Badr verdankte Mohammed dem Umstand, da zum ersten Mal die mekkanischen Auswanderer und ein gro er Teil seiner medinensischen Anhnger zusammen gefochten hatten. Wie berliefert wird, sollen die Worte, die Sad b. Mu sprach, als der Raubzug wegen des Wechsels des zu erwartenden Feindes unvermutet zu einem echten Kriegszug wurde, dies ermglicht haben. Es wird sich gleich zeigen, da man mit Hilfe des Korans tiefer in die Begleitumstnde dieses folgenreichen Vorganges einzudringen vermag. Mohammed spricht in Sure 8, in der er das Geschehen Revue passieren l t und die aus jener Wende der Dinge geborene Kampfgemeinschaft der Glubigen als eine von Allah gewollte, frderhin verpflichtende Tatsache zu charakterisieren bestrebt ist, ganz unverblmt ber die prekre Lage, in der er sich damals befand. Bevor wir dieses erhellende Zeugnis eingehend errtern, mssen wir der Frage nachgehen, wie sich bis zu jenem Zeitpunkt das Verhltnis zwischen den zugewanderten Muslimen und ihren medinensischen Glaubensgenossen, die im Oasengebiet in der Minderzahl waren,162 entwikkelt hatte. Der gemeinsame Vollzug der Riten, bestimmte Regelungen des Alltags und nicht zuletzt das hufige Vortragen der ÑLesungì mgen ein Gemeinschaftsgefhl zum Keimen gebracht haben, das ber die Blutsbande hinausgriff und zu den Beziehungen hinzutrat, die zwischen beiden Gruppierungen im Einklang mit dem Rechtsstatus des geschtzten Fremdlings und des Schutzherrn galten. Mit dem Asyl in Medina war Mohammed in Abhngigkeiten geraten, die ihm eigentlich htten nahelegen mssen, sein Prophetentum, das so heftige Konflikte verursachte, vorerst hintanzustellen. Dies tat er aber nicht, und wenn man sich vergegenwrtigt, wie er in den ersten Jahren nach seiner Ankunft handelte, gelangt man zu dem Schlu , da er trotz der gegenber Mekka so grundlegend anderen Verhltnisse in der mekkanisch-quraiöitischen Sicht auf die damalige arabische Gesellschaft befangen blieb. Zunchst mu te er sich der Loyalitt jener Auswanderer versichern, die vor ihm und unabhngig von ihm nach Medina gekommen waren und bei den Ban Amr b. Auf ein Obdach gefunden hatten. Mohammed, in Mekka ganz auf seine Heimatstadt und die Beziehungen
4. Der Glaube
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der eigenen Sippe (arab.: al-aöra) zur Kaaba ausgerichtet, hatte sich nie, wie wir schon fter anmerkten, um tragfhige Verbindungen zu Anhngern bemht, die au erhalb des quraiöitischen heiligen Bezirks lebten. Gerade weil er die baldige Rckkehr nach Mekka anstrebte, durfte er nun nicht auf die Ergebenheit jener Flchtlinge verzichten. Sie waren, noch vor seinen ÑHelfernì, die Mnner, denen er genealogisch am nchsten stand. Whrend er in Mekka die ma gebenden Quraiöiten nicht fr die tiefgreifenden Vernderungen des Kaabakults und der neuen Lehren ber Allah hatte gewinnen knnen, erffnete sich ihm jetzt die Gelegenheit, eine ihm hrige quraiöitische Anhngerschaft um sich zu scharen, als Rckhalt fr seine knftige Herrschaft am Pilgerheiligtum. Bis zu seiner Vertreibung hatte Mohammed stets auf die Sicherheit rechnen drfen, die er an der Kaaba, dem Kultort Allahs, wie selbstverstndlich geno ; jetzt war es fr ihn unerl lich, ber jene Quraiöiten zu verfgen, die dem Machtbereich ihrer mekkanischen Stammesbrder entkommen waren: Sie betrachtete er als die Speerspitze im Kampf gegen die alte Ordnung, auf sie wrde er sich sttzen mssen, wenn er sein Ziel, die Einnahme Mekkas, erreicht haben wrde. ñ Da sich die Dinge anders entwickeln sollten, war damals nicht zu ahnen. ñ Aus der Hoffnung Mohammeds auf eine baldige, siegreiche Rckkehr ergab sich die besondere Bedeutung, die die frhen Auswanderer fr ihn erlangten. Man darf im brigen nicht bersehen, da Mohammed in Medina als ein Verfechter des anfentums wahrgenommen wurde ñ als einen solchen gab er sich schon seit geraumer Zeit aus ñ und deswegen unter dem Druck von Nebenbuhlern stand; der Rckbezug auf die Kaaba lag nahe, um sich von jenen abzuheben. Wir erinnern uns in diesem Zusammenhang an Ab Qais b. al-Aslat; dieser anfe verfgte ber gro en Einflu auf die Sippen der Aus Allh, die das Bekenntnis zum Islam, mithin zu Mohammeds Auslegung des anfentums, lange hinauszgerten.163 Anders handelten die Ban Amr b. Auf, die, ohne Mohammed verpflichtet zu sein, mekkanische Auswanderer beherbergten und diesem zunchst folgten, als er nach Medina gekommen war. Spter aber spielten sie in der Affre um die sogenannte ÑGegenmoscheeì die fhrende Rolle,164 wobei wiederum Meinungsverschiedenheiten um das rechte Verstndnis des anfentums den Ausschlag gegeben haben knnten. Sowohl der quraiöitische Blick auf die altarabische Gesellschaft165 als auch die Unsicherheit hinsichtlich der anfischen Konkurrenten mgen Mohammed veranla t haben, unter den Auswanderern und den ÑHelfernì die erwhnten Eidgenossenschaften zu stiften.166 Die wichtigste Rechtsfolge der Verbrderung besagte, da im Falle des Todes des einen der andere dessen Vermgen erbte, nicht aber die ñ mglicherweise andersglubigen ñ Verwandten. In der auf tatschlicher oder, soweit es das politische Mit- und Gegeneinander der Sippen und Stmme betraf, auf fiktiver Blutsverwandtschaft beruhenden Gesellschaftsordnung sah sich Mohammed aber schon nach der Schlacht von Badr gezwungen, diese Bestimmung, die nun htte angewendet werden mssen, zurckzunehmen (vgl. Sure 8, 75). Vielleicht fhlte er seine Position dank dem Sieg derart gefestigt, da er meinte, einer so ungewhnlichen Verklammerung der Mitglieder seiner Gemeinschaft nicht mehr zu bedrfen. Auch die Abma-
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Mohammeds Deutung: Sure 8
IV. Der Glaube
chungen mit den Juden, die er vor Badr geschlossen hatte und ber die wir in Krze einiges hren werden, wurden nicht mehr beachtet; stattdessen lie Mohammed fortan die Andersglubigen bedenkenlos seine Macht fhlen. Studiert man die berlieferungen zur medinensischen Verbrderung bei Ibn Isq bzw. Ibn Hiöm, ohne sich aus anderen Quellen Einsicht in die Schwierigkeiten verschafft zu haben, mit denen Mohammed in Medina zu ringen hatte, dann wird einem der Irrtum aufgedrngt, es sei damals um die Legitimierung spterer höimitischer Herrschaft gegangen. Mohammed verbindet je einen Auswanderer und einen ÑHelferì miteinander. Den Bericht hierber leitet wohl schon Ibn Isq mit einer aufflligen Ausnahme ein: ÑVerbrdert euch um Allahs willen!ì befiehlt Mohammed und fhrt fort: ÑDieser ist mein Bruder!ì Mit diesen Worten fa t er seinen Vetter Al b. ab Älib bei der Hand. ÑSo wurden der Gesandte Allahs, der Herr aller Gesandten, der Imam aller Gottesfrchtigen, der Gesandte des Herrn der Welten, der unter den Gottesdienern nicht seinesgleichen hat, und Al b. ab Älib zu Brdern.ì167 Ibn Isq baut den Bericht so auf, da das Geschehen aus der Sicht seiner abbasidischen Frderer, die sich unter al-Man r (reg. 754ñ775) noch als die rechtm igen Erben Als ausgaben,168 wenigstens als dessen mittelbare Bestimmung zum Nachfolger gedeutet werden konnte. Eine derartige Manipulation der Vergangenheit war in diesem Falle vor allem deshalb mglich, weil die medinensische Verbrderung, wie schon angemerkt, in der sich herausbildenden muslimischen Gesellschaft nur schwache Spuren hinterlie . Diese neue Gesellschaft grndete sich keineswegs auf die Zerschlagung der Stmme und die Schaffung einer spezifisch religisen einenden Mitte, sondern auf die unbegrenzte Ausweitung der quraiöitischen Hegemonie, die sich als die Erfllung des durch Allah seinem ÑFreundì Abraham (Sure 4, 125) erteilten Auftrags zur Errichtung des mekkanischen Kultes legitimierte: In Mekka wurde der islm zuerst praktiziert, der Quraiöit Mohammed gibt ihm seine wahre, ursprngliche Gestalt zurck, und so soll der islm in die ganze Welt ausstrahlen. Um den Charakter der in Medina gestifteten muslimischen Urgemeinde zu erfassen, brauchen wir uns nicht allein auf die Geschichtsschreibung zu sttzen. In Sure 8, die, wie Ibn Isq unterstreicht, kurz nach dem Triumph von Badr Ñim ganzen herabgesandt wurdeì,169 liegt uns ein einzigartiges Zeugnis dafr vor, wie Mohammed selber damals sein Wirken und sein Werk begriff. In den ersten Versen stellt er klar, da die Beutestcke (arab.: Pl. al-anfl), die man den erschlagenen Feinden abnimmt, etwa das Schwert oder das Panzerhemd, ÑAllah und seinem Gesandtenì auszuhndigen sind. Mohammed behlt sich das Recht vor, nach eigenem Gutdnken damit zu verfahren. Solche Einzelstcke sind von jenen Gtern zu unterscheiden, die durch die Sieger als eine kriegfhrende Gemeinschaft in Besitz genommen werden, mithin vom Tro und etwaigen Handelswaren. Dieses Beutegut (arab.: al-anma) fllt nur zu einem Fnftel ÑAllah und seinem Gesandtenì zu; spter, mit der Stiftung des Dschihads als einer nicht allen Muslimen obliegenden gottgeflligen Aktivitt, wird eine dritte Art von Beute hinzukommen, nmlich das eroberte Land und die darauf erzielten Ertrge.
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Nachdem Mohammed am Beginn von Sure 8 die geplnderten Einzelstcke fr sich beansprucht hat, mahnt er zur Gottesfurcht; die Glubigen sollen untereinander jedes bse Wort meiden und ÑAllah und seinem Gesandtenì gehorchen (Vers 1). Dann beschreibt er die Eigenschaften dieser Glubigen: Sie sind Ñdiejenigen, deren Herz vor Furcht erschauert, wenn man Allah nennt; deren Glaube zunimmt, wenn ihnen Allahs Wunderzeichen vorgetragen werden; jene, die sich auf Allah verlassen, das rituelle Gebet einhalten und von dem, was wirì ñ nmlich Allah ñ Ñihnen als Lebensunterhalt gewhren, Spenden abfhren. Das sind die wahrhaft Glubigen. Hohe Rnge haben sie bei ihrem Herrn inne, Vergebung und edler Lebensunterhalt werden ihnen zuteil ñ gleichwie dein Herr dich gem der Wahrheit aus deinem Haus (in Medina) hinausfhrte (in die Schlacht). Einige der Glubigen waren dagegen und stritten mit dir ber die Wahrheit, obschon sie ihnen deutlich gemacht worden war ñ (sie stritten) als wrden sie sehenden Auges in den Tod gefhrt! (Erinnert euch daran, da Allah) euch damals eine der beiden Gruppenì ñ entweder die quraiöitische Handelskarawane oder die ihr entgegenziehende Schutztruppe170 ñ Ñversprach und ihr wnschtet, es wre diejenige ohne Kampfkraftì ñ also die Handelskarawane ñ Ñgewesen; da Allah aber durch seine Worte die Wahrheit als wahr erweisen und die Unglubigen ausrotten wollte, damit sich die Wahrheit als wahr und die Lge als Lge erweise, selbst wenn dies den Verbrechern zuwider wre!ì (Vers 2ñ8). In Mohammeds Vorstellung wird der Sieg bei Badr zum entscheidenden Kriterium fr die Wahrheit seiner Botschaft und die Berechtigung seines Machtanspruchs. Die wahrhaft Glubigen haben nie daran gezweifelt, da es sich so verhlt; die Skeptiker sind jetzt eines Besseren belehrt. Manche Muslime hatten, wie Mohammed einrumt, seine Entschlsse mit Mi trauen beobachtet. Sie waren mit ihm aus Medina fortgezogen, offensichtlich in der Hoffnung auf leichte Beute. Sad b. Mu hatte unterwegs die Loyalitt der ÑHelferì sichergestellt, und zwar als man erkannte, da man die Handelskarawane versumt hatte, dafr aber die mit einem Gro teil der quraiöitischen Habe beladene Schutztruppe treffen werde.171 Anscheinend hatte man sich darauf verlassen, da ein Prophet mit bernatrlichen Krften ausgestattet sei: Gegen den Gesandten Allahs werde niemand die Waffen zu erheben wagen.172 Fr manche wird es eine bse berraschung gewesen sein, als Mohammed seinen Mitstreitern erffnete: ÑMekka wirft euch seine besten Shne entgegen!ì173 Ein Zurck scheint es nicht mehr gegeben zu haben. Den Verlauf der Schlacht kennen wir schon; Mohammeds Truppen lagerten in unmittelbarer Nhe der notdrftig zu einem Becken ausgebauten Wasserstelle. Man wartete ab, und erst in einem gnstigen Augenblick schlo man die Reihen und provozierte die blichen Zweikmpfe, worauf das allgemeine Hauen und Stechen losbrach. Und so spiegelt sich das Geschehen in Sure 8 wider: Ñ(Gedenket, als ihr) euren Herrn um Hilfe anflehtet! Er war euch zu Willen: ,Ich bin dabei, euch mit tausend Engeln hintereinander zu untersttzen!ë Allah aber verstandì ñ dieses Versprechen ñ Ñnur als eine Freudenbotschaft und damit eure Herzen zuversichtlich wrden. Denn der Sieg kommt von niemandem als von Allah!ì (Vers 9 f.). Mohammeds Anwesenheit garan-
Die Gl ubigen
Allahs Eingreifen und die Aufrechterhaltung der Kampfmoral
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IV. Der Glaube
tierte Allahs Eingreifen und daher den Triumph, wenn auch in anderer Weise, als manche es sich erhofft hatten. Ñ(Damals) als er euch einschlummern lie dank der Sicherheit, die er gewhrte, und Wasser auf euch hinabschickte, um euch dadurch zu reinigen, den Schmutz des Satans von euch zu nehmen, euch die Herzen zu festigen und den F en somit Halt zu gebenì (Vers 11). Mohammed l t sich in diesen Stzen auf eine heikle Gratwanderung ein. Da er mehr als ein gewhnlicher Truppenfhrer sei, war durch die Tatsache der verlustreichen Schlacht in ein Zwielicht gerckt worden. Allah hatte himmlische Untersttzung zugesagt, so mu es jetzt lauten, eine Untersttzung, die freilich nicht sichtbar wurde, sondern allein weil sie angekndigt wurde, die Muslime beflgelte und mit den herrlichsten Hoffnungen erfllte, so da sie, des Sieges gewi , die Nacht in unerschtterlicher Gefa theit zubrachten. Laut Ibn Isq regnete es, was die Quraiöiten daran hinderte, frher, als es Mohammed lieb gewesen wre, an die Wasserstelle vorzusto en.174 So luterte Allah die Herzen von der satanischen Zweifelsucht.175 Ñ(Damals, als) dein Herr den Engeln eingab: ,Ich bin mit euch. Darum gebt denen, die glauben, Standhaftigkeit! Den Unglubigen werde ich Entsetzen einfl en. Trennt ihnen das Haupt vom Rumpf, desgleichen jeden Finger!176 Das deswegen, weil sie gegen Allah und seinen Gesandten widerspenstig waren!ë Denn wer gegen Allah und seinen Gesandten widerspenstig ist, fr den gilt: Allah straft hart. ,Das ist nun (die Strafe), schmeckt sie! (Und wi t), da die Unglubigen auch noch die Hllenstrafe erwartet!ëì (Vers 12ñ14). Allah hat in die Schlacht eingegriffen, das versichert Mohammed spter noch einmal; aber wie dies im einzelnen geschah, bleibt undeutlich. Die Legenden um Badr, die bald reichlich sprossen, wissen selbstverstndlich Genaueres; die Striemen am Leichnam Ab ahls sind bescheidene Vorboten einer wuchernden Wunderliteratur.177 Mohammed aber mu in dieser Hinsicht Zurckhaltung ben. Fr ihn ist anderes wichtig: Auf seiner Seite zu stehen, derjenigen Allahs und der Wahrheit, darauf kommt es an. Diesen Gedanken schrft er seinen Anhngern, den Glubigen, ein: ÑIhr, die ihr glaubt! Wenn ihr im Felde den Unglubigen begegnet, dann kehrt ihnen auf keinen Fall den Rcken zu!ì Nur um erneut in das Gefecht einzugreifen, wre ein Zurckweichen statthaft. Wer ohne solch einen Beweggrund flieht, dem zrnt Allah, und der Hlle wird er verfallen (Vers 15 f.). Trotz allem ist es so, da nicht die Krieger Mohammeds den Sieg ber die Mekkaner erkmpften; das war allein Allahs Werk ñ und daher war es letzten Endes doch die Gegenwart des Propheten, die die ÑGlubigenì zum Triumph fhrte. ÑDenn nicht ihr ttetet sie, sondern Allah ttete sie. Und nicht du schossest, als du schossest, sondern Allah scho . Allah wollte, da die Glubigen durch sein Wirken Heldentaten vollbrachten. Allah hrt und wei alles.ì Er macht, da die List der Unglubigen scheitert. ÑWenn ihr um einen Sieg bittet, so ist er euch doch schon gewhrt worden. Wenn ihr darum jetzt (vom Verlangen nach weiteren Siegen) Abstand nehmt, dann ist dies fr euch am besten. Verlangt es euch (spter?) wieder danach, so werden auch wir wieder (entsprechend handeln). Eure Truppen selber, und wren sie noch so zahlreich, werden euch nmlich nichts nutzen; (was allein nutzt, ist), da Allah mit den Glubigen istì (Vers 17ñ19). Allah bedient sich
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seiner Gefolgsleute, darunter des Propheten, um die Mekkaner zu vernichten; insofern ist Mohammed tatschlich von einer Kraft umgeben, die jeder anderen dem Wesen nach berlegen ist. Da sich die Feinde dem Propheten unterwerfen knnten, ohne da es zum Schu wechsel kommt, ist freilich eine trichte Hoffnung. Da der Prophet im Auftrag Allahs handelt, wie der erstaunliche Triumph bei Badr belegt, mu den Muslimen der bedingungslose Gehorsam gegen ÑAllah und seinen Gesandtenì abgefordert werden. Es darf nicht sein wie beim blden Vieh, das man ansprechen mag, das aber nie etwas vernimmt; nein, mit ganzem Herzen178 hat man Allah zu folgen, schlie lich wird man am Jngsten Tag vor ihn treten. Nicht nur die Muslime, die Freveltaten begehen, werden Anfechtungen durchstehen mssen; ein Blick in die Vergangenheit der Anhngerschaft Mohammeds zeigt dies: ÑErinnert euch! Einst wart ihr wenige, im Lande fr schwach erachtet,179 und frchtetet, die Menschen knnten euch entfhren. (Allah) aber verschaffte euch Unterkunft, strkte euch durch den Sieg, den er bewirkte, und ernhrte euch mit rituell unbedenklichen Dingen. Vielleicht seid ihr dankbar.ì Die Glubigen ñ wegen der Anspielung auf die mekkanische Vergangenheit sind hier nur die Auswanderer gemeint ñ haben allen Grund, ÑAllah und seinen Gesandtenì nicht zu hintergehen; sie haben ihre Pflichten wahrzunehmen (Vers 20ñ27). Der Besitz und die Shne mgen fr viele Glubige eine Versuchung sein; angesichts des bergro en Lohns, den Allah verspricht, darf sie aber niemanden bezwingen. Es ist noch gar nicht lange her, da dachten die Mekkaner darber nach, wie sie den Propheten unschdlich machen knnten, ob sie ihn tten oder vertreiben sollten. Die Wunderzeichen, die er vortrug, verspotteten sie als die Mrchen der Altvorderen; wenn das alles wahr sei, dann solle Allah doch Steine auf sie herniederregnen lassen180 oder sie sonstwie strafen. Das konnte Allah damals aber nicht, da ja sein Gesandter noch unter ihnen weilte. berdies wollte er sie nicht strafen, ohne ihnen eine ñ nunmehr vertane ñ Gelegenheit zur Abbitte einzurumen. Das alles war damals. Jetzt hat sich die Lage vollkommen verndert; Allah schmiedet eben subtilere Rnke als die Menschen. Weshalb sollte er nun, unter ganz neuen Verhltnissen, die Ahndung weiter hinausschieben, zumal die Mekkaner Mohammed und seinen Anhngern den Zutritt zum Pilgerheiligtum verwehren (Vers 28ñ34)? Sowohl in Sure 2, Vers 217, als auch in Sure 22, Vers 25, beklagt Mohammed diese, wie er es sieht, quraiöitische Ungehrigkeit. Seitdem er verjagt worden ist, kann der nchst dem Gebet wichtigste Ritus des anfentums durch ihn und die Auswanderer nicht vollzogen werden. Das Beispiel des Sad b. Mu, dem wir noch kurz vor Badr in Mekka begegneten, lehrt, da diese Beschrnkung die ÑHelferì zunchst nicht betraf. Was Mohammeds Unwillen besonders erregt, ist der, wie er meint, falsche, entstellte Kult, den die Quraiöiten nach wie vor praktizieren, obwohl ihm doch von Allah mitgeteilt wurde, wie es richtig ist. Ja, die Quraiöiten wenden viel Geld auf, um alles beim alten zu belassen und die Muslime dem Pfad Allahs abspenstig zu machen. Die Mekkaner aber werden dem Zorn Allahs nicht entrinnen. Die Pflicht der Glubigen freilich ist es, so lange zu kmpfen, bis es jene Art der Anfechtung nicht mehr gibt und allein die
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Medinensische Opposition gegen Mohammed
IV. Der Glaube
Kultpraxis Allahs herrscht. Sollten die Unglubigen mit ihrem frevlerischen Treiben aufhren, wird Allah ihnen vielleicht verzeihen; wenn nicht, dann seien sie an die Straflegenden erinnert (Vers 34ñ40)! Ein Fnftel der gemeinschaftlich erbeuteten Gter gehrt ÑAllah und seinem Gesandtenì, den Verwandten, Waisen, Armen und den muslimischen Kriegern (arab.: Sg. ibn as-sabl); der Glaube an Allah schlie t die Anerkennung dieser Regelung ein, die am Tag von Badr auf Mohammed herabgesandt worden sei (Vers 41). Der folgende Vers erhellt die Rechtfertigungsnte, unter denen Mohammed trotz seines Sieges stand, der so viele Opfer gekostet hatte und eben deswegen kaum fr ein bezwingendes Prophetentum in Anschlag gebracht werden konnte, wie viele seiner Anhnger es sich ausmalten. Bei Badr hatten die Quraiöiten und die Muslime ihre Stellungen bezogen; die Karawane mit dem Tro lagerte Ñunterhalb von euchì. ÑWenn ihr euch gegenseitig eine Zusage gegeben httet, dann httet ihr euch nicht ber das Datum einigen knnen. Aber Allah wollte eine Angelegenheit zu Ende bringen, die bereits erledigt war. Und es sollte der, der starb, mit einem klaren Beweis sterben; und es sollte, wer am Leben blieb, ebenfalls mit einem klaren Beweis berleben. Allah hrt und wei allesì (Vers 42). Es htte, so unterstellen einige mit Blick auf die zahlreichen Gefallenen, die Mglichkeit bestanden, den Kampf zu vertagen ñ wie es beispielsweise whrend der Fir-Kriege geschehen war.181 Allah aber war der eigentliche Handelnde, hlt Mohammed solchen Einwendungen entgegen, und durch seinen Ratschlu bekommt jedes Einzelschicksal seinen nicht mehr anzuzweifelnden Sinn. berdies htten sich die Beteiligten ohnehin nie auf einen Termin fr eine Entscheidungsschlacht einigen knnen. Warum aber hatte Allah seinen Propheten trumen lassen, die Zahl der Feinde sei gering (Vers 43)? Tuscht Allah etwa seinen auserwhlten Gesandten, lautet die peinliche Frage, die hier anklingt. Natrlich nicht, antwortet Mohammed. Doch htte Allah enthllt, wie zahlreich die Truppen der Mekkaner sein wrden, htte der Prophet dies sogleich seinen Anhngern mitteilen mssen, und Verzagtheit htte sie ergriffen. Sie wren ber das weitere Vorgehen in Streit geraten und am Ende gescheitert. Allah flsterte beiden Seiten ein, der Feind sei schwach; dies war die Voraussetzung dafr, da sein Ratschlu vollzogen wurde. Nichts anderes ergibt sich somit aus den Bedenken, die man nach dem Sieg im Umkreis Mohammeds erhob, als da jeder Glubige ÑAllah und seinem Gesandtenì gehorchen und jeden Zwist unterdrcken mu ; dann wird man keine Mi erfolge beklagen. ÑAllah ist mit den Ausharrenden.ì Wie anders hatte es sich mit den Quraiöiten verhalten, die mit stolz geschwellter Brust Mekka verlassen hatten (Vers 43ñ47)! Ihr Ziel, die Menschen vom Pfad Allahs abzubringen, war frevelhaft, und der Streit um das richtige Vorgehen gegen Mohammed fhrte in die Niederlage. Vers 48 von Sure 8 knnte erst im Zusammenhang mit dem Grabenkrieg entstanden sein; der Reim sondert ihn aus der Umgebung aus:182 Der Satan verleitete die Mekkaner zu ihren bsen Taten, machte sich aber aus dem Staube, als es ernst wurde. ñ Nach diesem kurzen Zwischenstck nennt Mohammed zum ersten Mal jene Kritiker beim Namen, die ihn trotz seines Triumphes mit ihren Fragen und Bedenken in die
4. Der Glaube
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Enge getrieben hatten: ÑDamals sagten die Heuchler (arab.: Pl. al-munfiq n) und diejenigen, in deren Herzen eine Krankheit ist: ,Ihre Glaubenspraxis betrte die (Glubigen).ë Wer auf Allah vertraut, (der wei ), da Allah mchtig und weise istì (Vers 49). Die hier und auch sonst oft als Heuchler verunglimpften Bedachtsamen unter den Medinensern waren fr Mohammed mehr als blo ein rgernis. Sie bildeten gewi keine einheitliche Gruppierung. In Qub, bei den Ban Amr b. Auf, war der Prophet nur kurze Zeit geblieben; er hatte sich dann bei den azraiten um Asad b. Zurra niedergelassen. Als er nun auszog, die aus aö-äam heimkehrende quraiöitische Handelskarawane auszurauben, schickte er von ar-Rau aus einen gewissen im b. Ad, einen Eidgenossen der ÑHelferì, nach Medina zurck, und zwar als seinen Bevollmchtigten in Qub; ihm waren nicht nher bezeichnete unangenehme Nachrichten ber die Bewohner jenes Teiles der Oase zu Ohren gekommen.183 In dem Gebiet lebten die ausitischen Sippen aÅma, Wqif, Umaija und Wil, die vor der Ankunft Mohammeds eine Allianz mit den jdischen Ban n-Nar und Ban Quraia geschlossen und wohl auch unter dem Kommando von Ab Qais b. al-Aslat, dem Mohammed ablehnenden anfen, an den erbitterten innermedinensischen Kmpfen teilgenommen hatten.184 Doch nicht dieser Unsicherheitsfaktor scheint Mohammeds Vorsichtsma nahme ausgelst zu haben, vermutlich auch nicht die Angst vor Abdallh b. Ubaij, einem azraiten, den die Quellen als das Oberhaupt der ÑHeuchlerì brandmarken.185 Gewi durften Abdallhs Vergangenheit und sein Rang unter den Medinensern nicht unterschtzt werden. Denn auf ihn als ihre hchste Autoritt hatten sich die zerstrittenen Aus und azra einst einigen knnen. An seine Seite hatten sie den Ausiten Ab
mir Abd Amr b. aif gestellt, dem sie wegen seines asketischen Lebenswandels den Beinamen Ñder Mnchì gegeben hatten. Abdallh b. Ubaij, fr den man damals als Insignium seiner Herrscherwrde ein Perlendiadem angefertigt haben soll, verhielt sich Mohammed gegenber zunchst abwartend; da sich die Mehrzahl der azraiten dem neuen Glauben zuwandte, konnte Abdallh nicht verhindern, und schlie lich trat er selber ber, wahrscheinlich nicht aus innerer berzeugung. Ab
mir dagegen verlangte von Mohammed nhere Aufklrung ber den Islam, den dieser als Ñdas anfentum, die Glaubenspraxis Abrahamsì beschrieb. Das lie Ab mir nicht gelten; es sei etwas daruntergemischt, das nicht dazugehre, tadelte er. Mglicherweise liegt hierin eine Kritik an der auch in Mohammeds Anhngerschaft nicht allseits gutgehei enen ÑWeitherzigkeitì des anfentums des Propheten. Jedenfalls erklrte Ab mir den höimitischen Flchtling fr einen Lgner und setzte sich vorsichtshalber nach Mekka ab. Dort lebte er, bis Mohammed die Stadt in Besitz nahm. ber aÅ-Äif verschlug es Ab mir zuletzt nach aö-äam.186 Abdallh b. Ubaij harrte in Medina aus und arrangierte sich vorerst mit Mohammed und dem Islam. Spter, noch nicht im Zusammenhang mit der Schlacht von Badr, zog er den Zorn des Propheten auf sich. Da Mohammed noch vor diesem Ereignis einen Vertrauensmann zu den Ban Amr b. Auf entsandte, wird, wenn wir alle diese Nachrichten erwgen, mit seinem Argwohn gegen manche Ausiten zu
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Die wahrhaft Gl ubigen und die Auswanderung
IV. Der Glaube
tun gehabt haben. Wie die Affre um die ÑGegenmoscheeì im Jahre 9 (begann am 20. April 630) zeigen wird, waren etliche Ausiten der Ban
Amr b. Auf mit dem Regiment Mohammeds unzufrieden.187 Womglich hatten sie die vielen mekkanischen Flchtlinge im Interesse eines anfentums aufgenommen, das eben nicht demjenigen Mohammeds entsprach, weshalb dieser denn auch nur wenige Tage in Qub verweilt hatte und lieber zu Asad b. Zurra und dessen Leuten weitergezogen war. Da der Ausite Abd Amr b. aif, der schrfste Kritiker, nach Mekka geflohen war, knnte es Mohammed ratsam erschienen sein, die Ban
Amr b. Auf beobachten zu lassen, besonders seit bekannt geworden war, da eine Schlacht bevorstand und nicht das risikofreie Ausplndern einer Karawane. In Sure 8 spricht sich Mohammed nach der Erwhnung der ÑHeuchlerì Mut zu: ÑKnntest du sehen, (wie es ist), wenn die Engel die Unglubigen zu sich holen und ihnen dabei aufs Gesicht und auf den Hintern schlagen: ,Schmeckt nun die Strafe des Hllenfeuers!ëì Diese ÑHeuchlerì handelten verwerflich wie der Pharao! Niemand ist darum Allah verha ter als die Unglubigen, Ñvor allem die unter ihnen, mit denen du etwas vereinbart hast und die dann ihr Versprechen bei jeder Gelegenheit brechen, ohne Gottesfurcht, wie sie sind. Solltest du sie im Krieg treffen, dann jage mit ihnen auch gleich die fort, die hinter ihnen stehen! Vielleicht werden sie sich mahnen lassen. Und wenn du von Leuten Verrat frchten solltest, dann schleudere ihnen unzweideutig (den Verrat vor die F e)! Allah liebt die Verrter nichtì (Vers 50ñ58). Es gilt, sich fr den Kampf zu rsten. Sollten die Feinde dem Frieden zuneigen, mag man sich darauf einlassen. Allah wird Beistand leisten, Ñder dich strkte, indem er dir den Sieg schenkte, und durch die Glubigen. (Allah) einte ihre Herzen. Wendetest du alles Geld auf der Erde auf, du eintest ihre Herzen nicht, Allah aber stiftete Eintracht unter ihnenÖì (Vers 59ñ64). ÑProphet! Sporne die Glubigen zum Kmpfen an! Wenn unter euch zwanzig sind, die ausharren, besiegen sie zweihundert. Und wenn unter euch hundert sind, besiegen sie tausend Unglubige, da diese uneinsichtige Leute sind. Jetzt aber verschafft euch Allah Erleichterung, erkannte er doch in euch eine Schwche. Wenn unter euch einhundert sind, die ausharren, besiegen sie zweihundert, und wenn unter euch tausend sind, besiegen sie zweitausend ñ mit Allahs Erlaubnis. Allah ist mit den Ausharrenden!ì (Vers 65 f.). Einem Propheten sei es erst gestattet, Kriegsgefangene zu machen, wenn der Feind endgltig in die Flucht geschlagen wurde, moniert Mohammed; seine Truppen hatten sich bei Badr anders verhalten und dabei irdischen Gewinn im Auge gehabt. ÑGbe es nicht schon eine Verfgung von seiten Allahs, dann htte euch wegen der (voreilig) genommenen (Gefangenen) eine gewaltige Strafe getroffen! Doch zehrt nun von dem, was ihr erbeutetet, sofern dies erlaubt und rituell unbedenklich ist!...ì (Vers 67ñ69). Im brigen mge man den Gefangenen eine Erleichterung ihres Loses in Aussicht stellen, sofern sie sich zum Islam bekennen (Vers 70 f.). Nach diesen Stzen, die praktischen Fragen gewidmet sind, kommt Mohammed unvermittelt auf die Thematik zurck, die ihn schon am Anfang der Sure so sehr bedrngte. Im von Allah bewirkten Sieg bei Badr
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ist die neue Gemeinschaft, der er voransteht, diejenige der Glubigen, sichtbar geworden. Deren Grundlagen gilt es zu wahren und zu festigen. Das besagen die letzten vier Verse, die den Eindruck eines Mahnrufs erwecken. ÑDiejenigen, die glubig wurden, auswanderten und mit ihrem Vermgen und ihrem Leben auf dem Pfade Allahs den Dschihad fhrten, und diejenigen, die die ersteren beherbergten und untersttzten, sind einander freund. Mit denen aber, die glubig wurden ohne auszuwandern haltet ihr keine Freundschaft, bevor sie nicht auch auswandern. Wenn sie euch um der Glaubenspraxis willen um Hilfe bitten, so m t ihr sie ihnen gewhren, allerdings nicht (zum Kampf) gegen Leute, mit denen ihr in einem Vertragsverhltnis steht. Allah durchschaut, was ihr tut. Diejenigen, die unglubig sind, sind einander freund. Wenn ihr nicht dementsprechend vorgeht, wird es im Lande Anfechtung geben und gro es Verderben. Diejenigen, die glubig wurden, auswanderten und auf dem Pfade Allahs den Dschihad fhrten, sowie diejenigen, die (erstere) beherbergten und untersttzten, das sind die wahrhaft Glubigen. Vergebung und edler Lebensunterhalt werden ihnen zuteil. Diejenigen, die spter glubig wurden und auswanderten und zusammen mit euch den Dschihad fhrten, die gehren ebenfalls zu euch. Die Verwandten allerdings stehen, so lautet die Vorschrift Allahs, einander noch nher. Allah wei allesì (Vers 72ñ75). Die beiden Verbrderungen hatten ein neues Merkmal der Zugehrigkeit zu einer Gemeinschaft ins Bewu tsein gehoben: das Bekenntnis zur Botschaft Mohammeds. Der Vollzug der muslimischen Glaubenspraxis hatte zwar schon die Asylanten in thiopien geeint, aber der Verknder dieser Riten hatte abseits gestanden; er betrachtete sein Wirken aus der Sicht eines Höimiten, dessen Lebensmitte die Kaaba ist. Diesen Blickwinkel bewahrte er auch nach der Schlacht von Badr. Fr seine Anhngerschaft trat jedoch eine tiefgreifende Vernderung ein. Die muslimischen Riten zu praktizieren, war von jetzt an nicht mehr der entscheidende Beleg fr die Zugehrigkeit zur Gemeinschaft des Propheten. Es war vielmehr gefordert, sich Ñmit seinem Vermgen und seinem Lebenì am Krieg zu beteiligen. Mitleid mit in der Schlacht gefallenen Glaubensbrdern, denen man unterstellte, sie seien aus freien Stcken in Mekka geblieben, kannte Mohammed nicht. Im Gegenteil, jene hatten eine schwere Schuld auf sich geladen, indem sie es versumt hatten, sich dem Befehl Ab ahls zu verweigern. Sie htten auswandern mssen, meinte Mohammed in Sure 4, Vers 97. Erst die Auswanderung, nicht schon das Bekenntnis zum Islam nebst Einhaltung der Pflichtriten begrndet fortan die Mitgliedschaft in der Gemeinschaft des Propheten; ihr, der Gemeinschaft der ÑGlubigenì, stellt Mohammed in Sure 8 die Grndungsurkunde aus: Wer ihr vollgltiges Mitglied sein will, der mu sich Mohammed fr dessen militrische Unternehmungen stndig zur Verfgung halten. Jedes Handeln, das hinter diesem Erfordernis zurckbleibt, zeugt nicht von wahrhafter Glubigkeit. Schon in den ersten Versen von Sure 8 spricht er von den wahrhaft Glubigen. Dies seien jene, die ihm gehorcht und sich dem Feldzug angeschlossen htten, der angeordnet worden sei, damit die Wahrheit obsiege. Und dann spannt Mohammed den Bogen bis zum vorletzten Vers, in dem, gleichsam als Fazit, die
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Die ÑHelferì
IV. Der Glaube
wahrhaft Glubigen beschrieben werden: Das sind nur die, die ausgewandert sind, was aber nicht meint, da nach seiner Ankunft in Medina die Tr zur wahren Glubigkeit zugeschlagen worden wre. Auch eine sptere Hedschra begrndet eine vollgltige Mitgliedschaft in diesem Kreis. Indem die ÑHelferì dem Propheten die Basis fr seine die Wahrheit zum Triumph fhrenden Kriege zur Verfgung stellen und ihn nach Krften untersttzen, zhlen auch sie zu den Glubigen. Es gelingt Mohammed nicht, die Glubigkeit so zu bestimmen, da der Unterschied zwischen ÑAuswanderernì und ÑHelfernì htte verschwinden knnen. Letzteren verbleibt ein geringerer Rang: Sie Ñbeherbergen und untersttzenì diejenigen, die zuerst erwhnt werden. Sie sind eben lediglich ÑHelferì, Medina ist nicht der Ort, den die Gemeinschaft der Glubigen als den ihrigen begreifen darf. Das ist und bleibt Mekka, um dessen Eroberung es Mohammed einzig und allein geht, wie er schon whrend seiner Flucht freimtig bekannte (Sure 28, 85). Die ÑHelferì werden sich keineswegs in Mekka ansiedeln, sobald die Stadt in Mohammeds Hnden sein wird. Und unter den ÑAuswanderernì scheint Mohammed gem den damaligen Verhltnissen allein die mekkanischen Flchtlinge zu verstehen. Erst als auf beiden Seiten fremde Stmme in die Kmpfe hineingezogen werden, wird es notwendig, den Begriff des ÑAuswanderersì neu zu bestimmen, wobei das Bemhen zu erkennen ist, den Ñersten Auswanderernì einen bevorzugten Rang zu bewahren. Am Ende von Sure 8 l t Mohammed den Gedanken fallen, von dem die zweite Verbrderung zeugte: eine spezifisch religise Gemeinschaft zu errichten. Schon in Mekka hatte er deutlich gemacht, da seine Eingebungen sich vor allem an seine nchsten Sippenangehrigen richteten (Sure 26, 214), jetzt betont er dies wieder. Nach Allahs Gesetzeswillen sind die Sippenangehrigen einander enger verbunden als die ÑGlubigenì. Der durch einen bewu ten Akt des Beitritts, mit dem der einzelne seine herkmmlichen Bindungen durchtrennt, erworbenen und im Einsatz von Vermgen und Leben erprobten Mitgliedschaft traut Mohammed weniger zu als dem gewachsenen Geflecht familirer und tribaler Bindungen. Frs erste macht sich diese Folgewidrigkeit nur in Irritationen bemerkbar, die angesichts der gewaltigen Kraftanstrengungen, die der Krieg gegen Mekka erfordert, noch keine nachhaltigen Auswirkungen zeitigen. Lange aber wird es nicht dauern, und sie wird zu einem Konflikt herangewachsen sein, der keine einvernehmliche Lsung mehr zul t und wie ein h liches Leitmotiv die islamische Geschichte durchzieht.
5. Die Unterwerfung der Frauen Auflsung der Ehe durch bertritt eines Partners zum Islam
ÑHeiratet keine Beigesellerinnen, ehe sie glubig werden! (Jede) glubige Sklavin ist besser als eine Beigesellerin, selbst wenn euch diese (noch so sehr) gefallen sollte. Und gebt eure Frauen keinen Beigesellern in die Ehe, bevor diese glubig werden! Denn (jeder) glubige Sklave ist besser als ein Beigeseller, selbst wenn euch dieser (noch so sehr) gefallen sollte. Jene (Heiden) nmlich rufen zum Hllenfeuer, Allah aber zum Paradies
5. Die Unterwerfung der Frauen
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und zur Vergebung ñ mit seiner Erlaubnis ñ und legt seine Wunderzeichen den Menschen ganz deutlich dar. Vielleicht werden sie sich mahnen lassenì (Sure 2, 221). Die mit den beiden Verbrderungen markierte Grenze zwischen den muslimischen Glubigen und den Andersglubigen gilt auch fr die Ehe. Hieran erinnert Mohammed in diesen Stzen aus der Kuhsure, die aus der Zeit kurz vor der Schlacht bei Badr stammt. Wie der Islam althergebrachte Loyalittsverhltnisse in Frage stellte und nur dann nicht antastete, wenn sie Mohammeds erklrtem Ziel, der Erringung der Macht ber die Kaaba, dienlich waren, so gerieten die Ehen in die Gefahr der Auflsung, sobald einer der Partner Muslim geworden war. Ab l- b. ar-Rab war gezwungen worden, seine Gattin, Mohammeds Tochter Zainab, als Gegenleistung fr seine Befreiung nach Medina zu schicken, und erst als er spter den Islam annahm, wurde sie wieder seine Frau; in Mekka hatte man die berstellung Zainabs mit Gewalt verhindern wollen, denn es ging an die Mannesehre der Quraiöiten, wenn sie duldeten, da Mohammed auf diese Weise Macht ber ihren wertvollsten Besitz, ihre Frauen, erlangte. Viel tiefer als in die Beziehungen der Sippen und Stmme untereinander griff die Ausbreitung des neuen Glaubens in die Eheverhltnisse ein, in den Lebenskreis des einzelnen. Was Mohammed in Sure 2 nur andeutet, die Ausrichtung ehelicher Verbindungen an den Belangen der Gemeinschaft der Glubigen, formuliert er etwa zwei oder drei Jahre spter in Vorschriften, die sich in Sure 4 finden, die mit dem Titel ÑDie Frauenì versehen wurde. Die gestiftete Solidaritt zwischen Mnnern unterschiedlicher Stmme wurde, wie errtert, rasch aufgegeben; denn Mohammed hatte die Herrschaft seiner Sippe im Auge. Nirgends gibt er zu erkennen, da ihm die berwindung des genealogischen Ordnungssystems der altarabischen Gesellschaft am Herzen gelegen htte. Erst als fremde Vlker unter das Joch der arabischmuslimischen Eroberer gezwungen wurden, kam die Frage aufs Tapet, ob jenes System eine unabdingbare Voraussetzung fr eine Lebensfhrung nach Ma gabe des Islams sei, und nur unter langwierigen Zwistigkeiten gelang die Abtrennung der Religion von der Genealogie.188 Die mohammedschen Ehebestimmungen hatten, ganz im Gegenteil, die Festigung der patrilinearen Abstammung bezweckt; sie hatten die Herrschaft eines jeden ñ muslimischen ñ Mannes ber seine Frau oder seine Frauen sichern und dadurch die Stabilitt der Kampfgemeinschaft der ÑGlubigenì189 erhhen sollen. Sie verstrkten zudem die Anziehungskraft dieser Gemeinschaft, weil nun nirgendwo sonst im damaligen Arabien ein Mann so kostengnstig Eigner einer Frau werden und so unangefochten ihr Herr sein konnte. Mohammed versumte nicht, diesem in der Tat neuen Verhltnis zwischen Mann und Frau eine tiefere, religise Auslegung zu verschaffen. Ab ahl nahm auf dem Kriegszug nach Badr viele Frauen mit; sie durften nicht in Mekka bleiben, weil feindliche Stmme sie htten rauben knnen. Frauen stellten, wie schon angedeutet, den kostbarsten Besitz eines Stammes dar. Fielen sie im Krieg dem Feind in die Hnde, konnte dieser sie auf den Mrkten veru ern.190 Lohnender aber war es fr den Sieger, sie zur Ehe zu zwingen. ubaib b. J suf eignete sich eine Tochter des von ihm erschlagenen Umaija b. alaf an und machte sie zu seiner
Frauen als wertvolles Eigentum
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Vorislamische Eheformen
IV. Der Glaube
Ehefrau; deren Schwester wollte, als Mohammed Mekka besetzte, nicht mehr an ihren Vater erinnert sein. Nach der berlieferung begrndete sie dies mit dem Heidentum Umaijas. Was unausgesprochen bleibt, ist Umaijas Ehrverlust, der mit der Preisgabe der Tochter verbunden war. Die Angst hiervor war, dafr gibt es viele Zeugnisse, mindestens so gro wie die vor dem materiellen Schaden, den eine Niederlage nach sich zog. Frauen waren ein wertvoller, aber eben auch ein heikler Besitz einer Sippe oder eines Stammes. Und so leuchtet es ein, da man ihre Zahl in berschaubaren Grenzen hielt. Neugeborene Mdchen wurden bisweilen verscharrt, wogegen Mohammed in einer der ltesten Suren seine Stimme erhebt (Sure 81, 8). Unter den Ban Tamm soll dieser Brauch besonders verbreitet gewesen sein.191 Der Tammite Qais b. im kam im Jahre 9 (begann am 20. April 630) nach Medina, um etliche Gefangene auszulsen. Damals soll er Mohammed bekannt haben, aus Furcht vor Entehrung alle seine neugeborenen Tchter vergraben zu lassen; als eine seiner Frauen in seiner Abwesenheit mit einer Tochter niedergekommen sei, habe sie diese rasch zu Verwandten weggegeben, er aber, Qais, habe sich auch Jahre spter nicht vom Anblick des herausgeputzten Mdchens, das ihm nun vorgefhrt worden sei, erweichen lassen, es eigenhndig in eine Grube gelegt und mit Sand bedeckt. Erklrt wird diese anscheinend auch damals ungewhnliche Hartherzigkeit mit der Krnkung durch eine Nichte, die, in Gefangenschaft geraten, sich nicht freikaufen lassen wollte, sondern lieber die Ehefrau eines Sohnes des Siegers blieb.192 Unumstritten war der barbarische Brauch zu Mohammeds Zeit nicht mehr. aaa b. Nija, der Gro vater des unter den Damaszener Omaijaden berhmten tammitischen Dichters al-Farazdaq (gest. 728), erwarb sich hohe Anerkennung, weil er gegen Geld viele neugeborene Mdchen vor dem grausamen Tod rettete.193 ñ Zu unterscheiden von dieser Art des ÑEhrenmordesì ist die Ttung von Kindern aus materieller Not; Mohammed untersagt sie in Sure 6, Vers 151 mit dem Hinweis, da der Lebensunterhalt durch Allah festgelegt werde. Der Wortlaut zeigt, da auch Knaben von diesem Schicksal betroffen waren. Wenn die Verringerung der Zahl der Esser bisweilen als Grund fr das Verscharren der Mdchen genannt wird, dann mag es sich im Einzelfall so verhalten haben.194 Zu bedenken bleibt aber, da die vornehmen Sippen gro en Wert auf die Ebenbrtigkeit der Freier legten; mit der Knappheit des Angebots steigt der Preis, ein Gesichtspunkt, der bei der Errterung dieses Themas nicht vernachlssigt werden darf. Denn bei weitem nicht jeder heiratsfhige und heiratswillige Mann vermochte in den Besitz einer Ehefrau zu gelangen. Er mu te sie gegen einen Preis, den er mit den mnnlichen Verwandten der Auserwhlten auszuhandeln hatte, erwerben; dieser Preis (arab.: al-mahr) fiel nicht der Braut zu, sondern deren Sippe, durch die sie veru ert wurde.195 In einer Gesellschaft, in der Raubzge nichts Ungewhnliches waren, gehrten, wie angedeutet, die Frauen der geschlagenen Feinde zu den Gtern, die die Sieger sich aneigneten, und so war der Raub neben dem nur wenigen mglichen Kauf der zweite Weg, eine Ehefrau zu gewinnen, die in den eigenen Besitz berging und fortan in der Sippe des Mannes lebte. Eines
5. Die Unterwerfung der Frauen
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allerdings galt fr beide Flle in gleicher Weise: Die Frau war ein Teil des Eigentums des Mannes geworden und verfgte ber keinerlei Mglichkeiten der Selbstbestimmung ñ was Mohammed in Sure 4 bekrftigen wird. Der Rechtsstatus der durch Kauf oder Raub erworbenen Ehefrau unterschied sich von dem einer Sklavin nur darin, da letztere weiterverkauft werden konnte.196 Daneben gab es im alten Arabien eine Form legaler Beziehungen zwischen Mann und Frau, die man als gekauften Geschlechtsverkehr bezeichnen kann. Wir lernten sie kennen, als Abd al-MuÅÅalib seinen Sohn Abdallh mit mina bt. Wahb zusammenbrachte. Das Entgelt (arab.: aadq), das die Frau erhielt, scheint ihr Eigentum gewesen zu sein. Sie selber verblieb in der Sippengemeinschaft, in die hinein sie geboren war, und wenn man sich die sprlichen Nachrichten ber die Kindheit Mohammeds in Erinnerung ruft, mu auch die Erziehung des aus einer solchen Verbindung hervorgegangenen Sohnes der Mutter obgelegen haben. Als Sugling jedoch war Mohammed einer Amme von den Ban
Bakr bergeben worden, zu der er noch als Erwachsener eine tiefe Zuneigung hegte. Mglicherweise war es blich, Shne aus einer solchen uxorilokalen Verbindung durch Ammen aufziehen zu lassen, wenn deren sptere Eingliederung in die Sippe des Vaters verabredet worden war. Ein solcher Brauch wrde die in der berlieferung ber die frhe Kindheit Mohammeds vorausgesetzte Erwerbsm igkeit des Stillens fremder Kinder erklren, vielleicht auch die hohe Wertschtzung der Milchbruderschaft, die als eine durch die Sippe des Erzeugers gelenkte Stiftung einer Bindung aufzufassen wre, durch die die Erinnerung an die leibliche Mutter berdeckt werden sollte. Dies alles bleibt aber eine Vermutung, solange eine grndliche Auswertung der reichen Quellen zum vor- und frhislamischen Arabien noch aussteht.197 Beim gekauften Geschlechtsverkehr bewahrte die Frau ñ oder besser: die Sippe der Frau ñ gegenber dem Kunden die berlegene Position. Salm bt. Amr aus dem azraitischen Klan der Ban Ad b. an-Nar allerdings war, wie ausdrcklich betont wird, eine so starke Persnlichkeit, da sie sich die Mnner, denen sie sich hingeben wollte, selber aussuchte. Einer von ihnen war Höim b. Abd Manf, und dessen Sohn Abd al-MuÅÅalib behielt sie in Medina, bis man ihn im Knabenalter nach Mekka holte. Die Ehe Mohammeds mit ada gehrt, worauf wir schon hinwiesen, ebenfalls diesem Typus an, und auch ada beanspruchte offensichtlich das Recht, selber ber ihre Beziehungen zu entscheiden. Die kolportierte Posse um die erschlichene oder umgangene Einwilligung ihres Vaters deutet darauf hin, da das Recht der Frau auf Selbstbestimmung198 nicht unumstritten war. So war nach den Aussagen der Quellen der Geschlechtsverkehr, bei dem Abdallh seinen Sohn Mohammed zeugte, zwischen Abd al-MuÅÅalib und minas Vater ausgehandelt worden. Da bei solchen Verbindungen die Grenzen zur Prostitution flie end waren, drngt sich dem Betrachter auf. Gleichwohl wird in der berlieferung zwischen beidem getrennt. Eine Frau konnte mit mehreren Mnnern gleichzeitig ein kufliches Verhltnis pflegen; sie blieb jedoch der sozialen Kontrolle durch ihre Sippe unterworfen, und vielfach waren diese Beziehungen auf eine unbestimmte Dauer angelegt. Hurerei zhlte
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Die ersten Ehen Mohammeds
IV. Der Glaube
dagegen zu den Vergngungen, mit denen man sich die nicht eben seltenen Markttage vers en konnte; sie war gechtet, wie man Sure 19 entnehmen kann. ÑWoher sollte ich einen Knaben bekommenì, wehrt Maria bestrzt die Ankndigung ihrer Schwangerschaft ab, Ñwo mich doch nie ein Mann berhrt hat und ich keine Hure bin?ì (Vers 20; vgl. Vers 28). Es leuchtet ein, da Mohammed gerade die uxorilokalen Verbindungen ein Dorn im Auge waren. Bei der Kauf- und der Raubehe war die Frau, die fest in den Lebenskreis ihres Mannes einbezogen war, gnzlich von diesem abhngig, und es nderte sich daran nichts, wenn dieser zum Islam bertrat, gleichviel ob sie diesem Schritt folgte oder nicht. Anders aber standen die Dinge, wenn ein Muslim den kuflichen Geschlechtsverkehr praktizierte, was ja in einer Sippe geschehen mochte, die den neuen Glauben ablehnte. Der unbedingten Botm igkeit, die Mohammed von seinen Glaubensgenossen im Krieg gegen Mekka verlangte, konnten derartige Beziehungen nur abtrglich sein. Nach dem Tode adas hatte Mohammed zunchst Sauda bt. Zamaa geheiratet, die Witwe des nach thiopien ins Exil gegangenen as-Sakrn b. Amr aus der quraiöitischen Linie des mir b. Luaij; Saudas Mutter brigens entstammte den Ban Ad b. an-Nar199 und scheint eine Nichte der vorhin erwhnten Salm gewesen zu sein. ber die Art dieser Ehe des Propheten schweigen sich die Quellen aus. Sie versichern jedoch, da Sauda der Sinn nicht mehr recht nach Mnnern gestanden habe, weil sie damals schon in einem vorgerckten Alter gewesen sei. Da sie erst im äauwl (begann am 8. September 674) des Jahres 54 starb,200 klingt dies nicht sehr glaubwrdig. Wohl nur um zu begrnden, warum iöa, die Tochter Ab Bakrs, so schnell und so vollstndig das Herz des Gesandten Allahs fr sich einnahm, wie dies spter von interessierten Kreisen propagiert wurde, erzhlt man in diesem Zusammenhang von Saudas freiwilligem Verzicht auf Ñihren Tag und ihre Nachtì mit ihm ñ zugunsten iöas natrlich.201 Eine Kaufehe zu schlie en war Mohammed nicht in der Lage. Kurze Zeit nach adas Tod gab er seinem Freund Ab Bakr zu verstehen, da dessen damals, drei Jahre vor der Hedschra, sechsjhrige Tochter seine knftige Ehefrau sein solle, wobei offenbar an ein uxorilokales Verhltnis gedacht war. Mit diesem Wunsch brachte er Ab Bakr in nicht geringe Verlegenheit. Denn dieser hatte iöa bereits ubair b. MuÅim aus der Sippe der Ban Naufal b. Abd Manf versprochen. Dessen Vater MuÅim b. Ad war jener Mann, der kurz darauf Mohammed nach der Rckkehr aus aÅ-Äif Fremdenschutz gewhren sollte. Jedenfalls gelang es, die Sache im Sinne Mohammeds zu regeln, und bald nach der Hedschra, iöa hatte inzwischen das Alter von neun Jahren erreicht, vollzog der Dreiundfnfzigjhrige die Ehe mit ihr. Al-Wqid brachte ber die nheren Umstnde folgendes in Erfahrung: Als nach der Hedschra Äala b. Ubaidallh, wie Ab Bakr der quraiöitischen Sippe Taim b. Murra zugehrig,202 zusammen mit Mohammeds Sklaven Zaid b. ria einige Tchter des Propheten, Sauda bt. Zamaa sowie Frauen aus der Familie Ab
Bakrs nach Medina geholt hatte, kam iöa bei ihrem Vater unter; die Mitglieder der Familie Mohammeds bezogen Rume, die unmittelbar an
5. Die Unterwerfung der Frauen
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den im Bau begriffenen Gebetsplatz grenzten. Warum er iöa denn immer noch nicht zum Weib begehre, wollte Ab Bakr von seinem Freund wissen; es fehle ihm das Geld zum Entrichten des Preises (arab.: a-adq), antwortete dieser, worauf ihm Ab Bakr fnfhundert Silberdirhem zukommen lie ; Ñdannì, so soll iöa erzhlt haben, Ñvollzog er mit mir die Ehe in diesem meinem Haus, in dem ich noch wohne, in ebendem, in welchem der Gesandte Allahs verstarb.ì Fr sich selber lie Mohammed aus seinem an den Gebetsplatz grenzenden Wohngemach eine Pforte brechen, genau gegenber der Tr iöas. ÑUnd mit Sauda vollzog er die Ehe in einem der Rume neben dem meinigen; er pflegte sich damals bei ihr aufzuhalten.ì203 So die berlieferung al-Wqids. Dieser bemerkenswerte Text, dem wir uns bei der Errterung der Legenden um iöa noch einmal zuwenden mssen,204 soll uns vorerst nur in zweierlei Hinsicht belehren. Wir entnehmen ihm, da Mohammed in seiner frhen medinensischen Zeit mit Sauda eine Ehe fhrte, in der diese als eine gekaufte Frau behandelt wurde, die sich im Besitz und im stndigen Kontakt mit dem Gatten befindet. Um mit iöa Geschlechtsverkehr zu haben, bentigte er dagegen Geld; Ab Bakr schenkte es dem Mittellosen; es wird mit dem Begriff bezeichnet, der den Lohn der in ihrer Sippe bleibenden Frau meint. Die Summe belief sich, wie schon in anderem Zusammenhang erwhnt, auf die Hlfte des Mindestbetrages, den man zur Auslsung eines mnnlichen Kriegsgefangenen aufwenden mu te. Damit gehen wir zu den allgemeinen Ausfhrungen Mohammeds in Sure 4 ber. Er nhert sich dort seinem Gegenstand, indem er sich zunchst mit der Frage des Unterhalts beschftigt. Dies ist nicht verwunderlich, denn was ihn zu seinen Erwgungen herausfordert, sind allein die ungewhnlichen Verhltnisse, die unter den mekkanischen Auswanderern herrschen. Was au erhalb dieser Gruppe vorgeht, also bei den ÑHelfernì und bei den Andersglubigen, bedarf keiner Regelung. Allah hat die Menschen aus einer einzigen Seele geschaffen, so beginnt er, und aus dieser dann ein Paar; von diesem Paar her bildete er darauf die vielen Mnner und Frauen ñ deswegen verdienen Allah und die solcherma en gestiftete Blutsverwandtschaft hchste Wertschtzung (Sure 4, 1). Wie schon im Schlu vers von Sure 8 unterstreicht Mohammed die Bindungen des Blutes; sie sind das Fundament aller Ordnung in der Gesellschaft. Und sie sind die einzige ihm einleuchtende Voraussetzung fr ein selbstloses Verhltnis zwischen Menschen, wenn auch noch nicht dessen Garant. Denn an Sippenangehrige richtet sich sein dringender Rat, das Vermgen der Waisen, zu deren Vormund man bestellt sei, nur ja nicht zu veruntreuen. Sollte jemand ñ wegen eigener Not ñ nicht in der Lage sein, das Vermgen verwaister Mdchen gerecht, mithin uneigenntzig zu verwalten, dann sollte er sie heiraten, zwei, drei oder vier, sofern kein Ehehindernis vorliegt. Wenn jemand frchte, er knne nicht einer jeden seiner Gattinnen den gleichen Preis auszahlen, dann mge er nur eine ehelichen oder mit seinen Sklavinnen den Beischlaf ausben: ÑDas bewahrt am ehesten vor Mittellosigkeitì (Vers 2 f.).205 ÑUnd gebt den Frauen ihr Eheentgelt (arab.: Pl. a-aduqt) wie ein Geschenk! Wenn sie euch jedoch etwas davon freiwillig zubilligen, dann verbraucht es ohne Bedenkenì (Vers 4).
Die Bestimmungen in Sure 4: eine neue Form der Ehe
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Verstoung und Ehehindernisse
IV. Der Glaube
Das hier verwendete Wort fr Eheentgelt wird als ein Synonym206 des Begriffes verstanden, der die Entlohnung der in ihrer Sippe wohnenden Frau meint. Die Bezeichnung des Kaufpreises (arab.: al-mahr), um den ein Mann seine Gattin erwirbt, kommt im Koran dagegen nicht vor. In der Tat wre ein entsprechendes Geschft im Kreise der Auswanderer kaum mglich gewesen; unter ihnen gab es keine wohlbehaltenen, vollzhligen Sippenverbnde, die eine entsprechende Vereinbarung htten aushandeln knnen. Der Islam und als dessen Folge der Krieg hatten sie zerrissen; Mohammed bedauerte dies, wie er am Beginn von Sure 4 versichert. Unter den gegebenen Verhltnissen, so erkannte er, war nur eine Form der Ehe mglich, die sowohl der Kaufehe als auch der uxorilokalen Verbindung hnelte: Die Frauen selber, die eben nicht mit der Zustimmung der Sachwalter der gesamten Sippe heirateten, nahmen den Kaufpreis (arab.: al-mahr) nicht entgegen, wohl aber das Entgelt fr den Geschlechtsverkehr; und trotzdem waren sie, da sie nicht bei ihren Sippen wohnten, der Gewalt der Mnner so ausgeliefert, als htten diese sie gekauft. Insbesondere die verwaisten Tchter im Kampf getteter Auswanderer hatten unter dieser im herkmmlichen Gewohnheitsrecht nicht vorgesehenen Zwischenposition zu leiden. Diesen Personenkreis hat Mohammed in den ersten Versen von Sure 4 im Auge, was auch aus seinen weiteren Erwgungen erhellt: Den Leichtfertigen unter ihnen darf man das Vermgen der Eltern noch nicht anvertrauen; sobald die Waisen aber heiratsfhig und erkennbar vernnftig geworden sind, darf man ihnen die Hinterlassenschaft nicht verweigern (Vers 5 f.). Mnner wie Frauen bekommen ihren Anteil daran, wobei, wie Mohammed nun an Beispielen darlegt, das Erbe eines Mannes sich auf das Doppelte des Erbes der Frau beluft (Vers 7ñ12). Gegen Ende der Sure spricht Mohammed das Thema der Waisen noch einmal an. In der Schrift, so mahnt er, ist nachzulesen, wie Mdchen, deren Vormundschaft man bernommen hat und die man nicht heiraten mchte, zu behandeln sind; auf keinen Fall darf man sie um ihr Erbe prellen, ebenso wenig wie verwaiste Knaben (Vers 127). Alle diese Darlegungen sind im Lichte der Ehen Mohammeds zu lesen. Er selber hatte nie eine Frau erworben; Sauda bt. Zamaa, bei der er in Medina zunchst wohnte, war ihm unter besonderen Umstnden zugefallen ñ Witwe eines Muslims, Abstammung von den Ban Ad b. an-Nar. Mit iöa verbrachte er nur bestimmte Zeiten, wie aus den Berichten ber die Besuchsregelungen erhellt und ber die Tage, die ihr ihre Nebenbuhlerinnen freiwillig zugebilligt htten. Die zahlreichen weiteren Heiraten des Propheten fhrten ebenfalls nicht zur Grndung eines Hausstandes mit ihm als dem Herrn und in einer Gemeinschaft aller Ehefrauen, diese hatten vielmehr ihre eigenen Wohnungen, wo sie ihn, wenn man den berlieferungen folgt, regelm ig zum Beischlaf empfingen. Falls eine Frau frchte, ihr Gatte (arab.: al-bal) wolle sich von ihr abwenden, dann sollte sie sich mit ihm gtlich ber eine Abfindung einigen. Dabei drfe nicht der Geiz das Handeln des Mannes bestimmen, obschon ausgeschlossen sei, da er bei jeder Versto ung die jeweils Betroffene in gleicher Weise wie die vorherigen werde versorgen knnen; es solle wenigstens nicht zu groben Unbilligkeiten kommen (Vers
5. Die Unterwerfung der Frauen
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127ñ130). In diesen Stzen deutet Mohammed noch einmal an, was ihn veranla te, sich mit den Pflichten gegenber den Frauen auseinanderzusetzen. Es sind die ungewhnlichen Verhltnisse, in die die Auswanderer geraten sind. Wenn sie ihre Ehefrauen versto en, dann sind diese ohne jeden Lebensunterhalt, da sie nicht in ihre Sippen zurckkehren knnen, vielleicht auch nicht sollen. So mu der Erwerber,207 falls eine gtliche Einigung der Partner nicht zustande kommt, der Versto enen einige Mittel berlassen, damit diese, wie Mohammed sich ausdrckt, nicht der Kamelstute gleiche, deren Zgel man loslie , ohne sie ganz von ihr zu nehmen ñ nicht mehr unter dem Regiment des Ehemanns, aber auch nicht ganz frei (Vers 129). Von den zerbrochenen Ehen geht Mohammed zu den Ehehindernissen ber, ein nicht ganz abwegiger Gedankensprung, denn nach seinen Vorstellungen sollte es unter seinen Anhngern keine alleinstehenden Frauen geben. Die eigene Mutter wie auch die brigen Ehefrauen des Vaters208 darf ein Mann nicht heiraten, ebenso wenig seine Schwestern, seine Tanten vterlicherseits und mtterlicherseits, seine Basen sowie alle Frauen aus der nchsten Milchverwandtschaft und die Mtter und Stieftchter seiner Ehefrau, sofern er mit letzterer bereits Geschlechtsverkehr hatte; wenn nicht, dann sind ihm diese Stieftchter erlaubt. Mit den Ehefrauen der Shne darf er ebenfalls keine Verbindung eingehen, auch nicht mit zwei Schwestern gleichzeitig. Sollte eine Ehe der letzteren Art geschlossen worden sein, bevor Sure 4 verkndet wurde, so mag sie fortbestehen. Verboten sind schlie lich die ehrbaren, freien Ehefrauen anderer Mnner. Unbeschrnkt drfen hingegen die Sklavinnen zum Beischlaf genutzt werden. Erlaubt ist ferner der Verkehr mit allen Frauen, die nicht in eine der zuvor genannten Kategorien gehren, Ñals ehrbare, der Unzucht abholde Mnner drft ihr sie euch gegen (Zahlung aus) eurem Vermgen (zu verschaffen) suchen. Und allen, an denen ihr Genu hattet,209 m t ihr ihren Lohn als ein Pflichtteil geben.ì Darber hinausreichende Vereinbarungen sind ebenfalls statthaft. Wer nicht so bemittelt ist, da er sich den Verkehr mit ehrbaren, freien Frauen leisten kann, der behelfe sich mit muslimischen Sklavinnen. Der gemeinsame Glaube ist ein festes Band; mit Erlaubnis der Eigentmer mge man sich gegen Lohn den Beischlaf mit ihnen sichern. Solch eine Beziehung verlangt den betreffenden Frauen von nun an einen ehrbaren, die Unzucht meidenden Lebenswandel ab; sollten sie es daran fehlen lassen, trifft sie allerdings nur das halbe Ma der fr freie Frauen in solchen Fllen vorgesehenen Strafen. Diese Erleichterungen verkndet Allah allen, die in Bedrngnis kommen knnten (Vers 24 f.) ñ vermutlich wegen der Knappheit ihrer Mittel. Allah legt alles deutlich dar und wendet sich den Muslimen gndig zu. Die Mnner freilich, die ungehemmt ihrer Wollust nachgeben, irren vom rechten Pfad ab. Allah ist sich dessen bewu t, da er den Menschen als ein schwaches Wesen schuf; deshalb will er ihm die Lasten verringern (Vers 26ñ28). Klarer l t sich schwerlich ausdrcken, da Sure 4 einem sexuellen Notstand steuern will, der die Auswanderer bedrngt. Die Ehe mit den weiblichen Mndeln ist der einfachste Ausweg, aber er stand sicher nur wenigen offen. Daher mu te man den Beischlaf gegen Lohn (arab.: Pl. al-u r) einkaufen, wobei aus dem Koran nicht ersichtlich ist, inwieweit
Die Sicherung der Genealogie
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Die Unterwerfung der Frauen
IV. Der Glaube
solche Beziehungen von Dauer sein sollten. Als sich Jahrzehnte danach das islamische Recht herausbildete, fand man von der ja keineswegs untergegangenen Kaufehe in den Offenbarungen keine Spur. Man las sie faute de mieu aus den Versen 24 und 25 von Sure 4 heraus, indem man den dort genannten Lohn zum Kaufpreis umdeutete, was freilich den Inhalt verflscht. Denn das hier gebrauchte arabische al-u r bezeichnet nichts anderes als ein Entgelt fr geleistete Dienste.210 Die Weiterentwicklung der koranischen Bestimmungen steht jetzt aber nicht zur Debatte, sondern die Frage, wie Mohammed in Sure 4 die Rechte und Pflichten der solcherma en in Dienst genommenen Frauen auffa t. Das fhrt uns zu der erstaunlichen Erkenntnis, da er sie aufs strengste dem Geldgeber unterwirft, viel strenger gewi , als dies bei den uxorilokalen Verbindungen der damaligen Zeit der Fall gewesen sein kann. Den Beweggrund hierfr nennt er schon in Sure 2: Alle versto enen Frauen haben vor einer neuen Ehe drei Monatsblutungen abzuwarten, damit man sicher wisse, ob sie von ihrem ehemaligen Gatten schwanger sind (Sure 2, 228ñ 235). Die uxorilokale Ehe wird durch diese Forderung vllig umgestaltet; indem die fr die Gewhrung des Beischlafs entlohnte Frau nur mit einem Mann ein solches Verhltnis eingehen darf ñ diese Vorschrift verbirgt sich hinter dem Begriff der Ehrbarkeit ñ und jeder Wechsel des Geschlechtspartners den Bestimmungen der Wartefrist gengen mu , werden Zweifel ber eine etwaige Vaterschaft ausgeschlossen. Schon in Mekka hatte Mohammed die Ansicht geu ert, die mit der Zeugung ihren Anfang nehmende Schaffung eines jeden Menschen durch Allah (vgl. Sure 75, 37 f.; 92, 3; 53, 45) sei ein Handeln, dessen Sinn sich im Gefge der Blutsverwandtschaft und Verschwgerung enthlle (Sure 25, 54), und in Medina sollte er seine Vorstellungen nher erlutern: ÑWir schufen euch aus einem mnnlichen und einem weiblichen (Element) und teilten euch in Vlker und Stmme ein, damit ihr einander erkennen solltetÖì (Sure 49, 13). Ein Mensch, dessen Eltern nicht benannt werden knnen, ist kein wirklicher Mensch.211 Ehe wir uns diesem Gedanken zuwenden, soll in knapper Zusammenfassung errtert werden, wie Sure 4 die Frauen zu Dienerinnen des Mannes macht, ja eigentlich zu dessen Gefangenen ohne jede eigene Entscheidungsmacht ñ weswegen der Mann pfleglich mit ihnen umgehen solle.212 Die Schwche des Menschen, die Allah sehr gut kennt (Sure 4, 28), zeigt sich nicht zuletzt in der Habgier; die Muslime sollten einander weder bervorteilen noch die Gaben neiden, die Allah in seiner Huld einigen von ihnen gewhrt, anderen aber vorenthlt. Mnner wie Frauen empfangen an allem den ihnen angemessenen Anteil213 ñ gemeint ist: an der Hinterlassenschaft eines Verstorbenen (Vers 29ñ33). Hatte Mohammed schon in Sure 2, Vers 282, festgestellt, da bei der Beurkundung von Geldschulden das Zeugnis einer Frau lediglich halb so viel gilt wie das eines Mannes, so verallgemeinert er nun den im Vergleich zum Mann geringen Wert der Frau; dies ist, wie die Gedankenfhrung nahelegt, das Ergebnis gttlichen Bestimmens, hiergegen anzugehen, wre ein Zeichen von Gier. Denn Ñdie Mnner stehen ber den Frauen, weil Allah die einen ber die anderen erhob und weil (die Mnner fr sie Mittel) aus ihrem Vermgen aufwendenì. hnlich u erte sich Mohammed vorher
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schon in Sure 2, Vers 228, allerdings mit engem Bezug darauf, da selbst nach rechtskrftiger Versto ung Mann und Frau gegeneinander Rechte und Pflichten haben, bis die Wartefrist abgelaufen ist. Jetzt also betont er eine grundstzliche Rangfolge, die aus Allahs Ratschlu hergeleitet und in den Unterhaltszahlungen greifbar wird. Der mindere Rang der Frau soll sich in ihrem Verhalten ausdrcken: ÑDie frommen (Frauen) sind daher demtig und diskret, weil auch Allah das Intime achtet. Jene aber, deren Widerspenstigkeit ihr frchtet, die ermahnt, meidet im Bett und schlagt, und wenn sie euch gehorchen, geht nicht weiter gegen sie vor! Allah ist erhaben und gro ì (Sure 4, 34). Um Zwistigkeiten auszurumen, empfehle sich die Bestellung eines Schiedsmannes (Vers 35). Leichtfertig und nur, weil ihm etwas gegen den Strich geht, sollte ein Mann sich nicht von einer Frau trennen, und wenn sich die Trennung nicht vermeiden l t, darf er von dem Entgelt, das er ihr aushndigte, nichts wieder an sich bringen (Vers 19ñ21). Echte Demut der Frau gegenber dem Mann erweist sich vor allem darin, da ihr Verhalten ber jeden Verdacht der Untreue erhaben ist. Um eines Fehltrittes berfhrt zu werden, bedarf es des Zeugnisses von vier Mnnern; sollten sie bereinstimmend aussagen, dann mu die betreffende Frau bis zu ihrem Tod im Haus eingesperrt bleiben, es sei denn, Allah fnde irgendeine andere Mglichkeit der Bereinigung des Vorfalls (Vers 15).214 Die Unterwerfung der Frauen ist in Mohammeds Denken ein wesentliches Merkmal der von ihm verkndeten Glaubenspraxis. So wichtig ist sie ihm, da er sie in der Ansprache erwhnt, die er whrend seiner letzten Wallfahrt hlt.215 Viele Muslime betrachten das, was er damals verkndet, als eine Art Vermchtnis. ber die Frauen hei t es dort: ÑIhr Leute! Die Frauen haben einen Anspruch gegen euch, und ihr habt einen Anspruch gegen sie. Denn es obliegt ihnen, da sie niemandem erlauben, sich in euer Bett zu legen, und niemandem, den ihr verabscheut, gestatten, euer Haus zu betreten, es sei denn mit eurer Erlaubnis. Handeln sie dem zuwider, so gilt, da Allah euch gestattet hat, sie im Bett zu meiden und sie zu schlagen, allerdings ohne sie grausam zu qulen. Wenn sie dann ihr Fehlverhalten aufgeben und euch gehorchen, dann stehen ihnen Nahrung und Kleidung zu, wie es recht und billig ist. Die Frauen sind bei euch wie Kriegsgefangene (arab.: Pl. f. al-awn), die ber nichts aus eigener Macht verfgen. Ihr aber habt sie von Allah zu treuen Hnden erhalten, dank seinem Wort verfgt ihr ber ihre Scheide. Darum seid gottesfrchtig im Umgang mit den Frauen und nehmt euch ihrer im Guten an!ì216 Kriegsgefangene in Ketten, das ist die Assoziation, den der von Mohammed verwendete Begriff weckt.217 Anas b. Mlik, ein Diener Mohammeds und allgemein geschtzter Tradent, wei zu berichten, da die Amme Ibrhms, des im Suglingsalter verstorbenen Shnchens des Propheten, an diesen Vorstellungen Ansto nahm: ÑO Gesandter Allahs, den Mnnern verkndest du Gutes, warum nicht auch den Frauen?ì Er entgegnete: ÑIst denn keine von euch damit zufrieden, da ihr, wenn sie von ihrem Ehemann schwanger ist und dieser gut zu ihr steht, der Jenseitslohn eines fastenden und in den Glaubenskrieg ziehenden Mannes zukommt? Und da , wenn die Wehen einsetzen, niemand im Himmel und auf der Erde wei , welch ein Augentrost in ihr
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Der religise Hintergrund dieser Unterwerfung
IV. Der Glaube
verborgen ist? Und da ihr, wenn sie niedergekommen ist, fr jeden Schluck ihrer Milch, den ihr Kind trinkt, fr jedes Saugen eine gute Tat (auf ihrem Jenseitskonto) angerechnet wird?ì218 ÑWenn ich jemandem aus dieser Gemeinde befehlen knnte, sich vor einem anderen niederzuwerfen, dann der Ehefrau, sich vor ihrem Gatten (arab.: al-bal) niederzuwerfenì, soll der Gesandte Allahs bei einer anderen Gelegenheit befunden haben.219 Fr Mohammed war die Ausbung des Beischlafs Kern und Inbegriff des Verhltnisses von Mann und Frau. Wie Krper und Kleidung gehren beide einander zu, eine populre Anschauung, die auch in der Liebesdichtung ihren Platz hat: Die Gespielin gleicht einer Decke, die den Mann im Sommer gegen die Hitze, im Winter gegen die Klte schtzt.220 In Sure 2, Vers 187, begrndet Mohammed die Erlaubnis, auch im Ramadan den Geschlechtsverkehr zu genie en, mit ebendieser engen Zusammengehrigkeit; und wer wollte nicht einsehen, da , wenn die Dinge sich so verhalten, ein muslimischer Mann schwerlich mit einer Heidin Intimitten pflegen kann (Sure 2, 221)? Denn ist die bildliche Vorstellung des Bedeckens erst mit jenem religisen Sinn aufgeladen, der, wie am Beispiel der Glubigkeit aufgezeigt, in der Leistung um des Islams willen die Lebensmitte der von Mohammed gefhrten Gemeinschaft findet, dann darf die der Bestimmung durch den muslimischen Mann anheimgegebene Frau nicht mehr ber sich selber verfgen oder gar den Islam ablehnen. Denn die Verbundenheit beider, die das Bild ausdrckt, ist durch Allah gewollt und in seinem Schpfungshandeln begrndet ñ um das die Heiden sich nicht kmmern. Damit kehren wir zur Errterung der religisen Anschauungen zurck, die in den Augen des Propheten die Unterwerfung der Frau unter den Mann nicht nur rechtfertigen, sondern gebieten. Blutsverwandtschaft und Verschwgerung, die im Vorgang der Zeugung den Beginn der Schaffung eines jeden Menschen markieren, sind die beiden Pfeiler des von Allah errichteten Ordnungssystems der Gesellschaft. Und sie sind dies seit dem Anfang aller Schpfung. ÑIhr Leute! Frchtet euren Herrn, der euch aus einer einzigen Seele schuf und aus dieser (ihr) Paar, und aus (dessen) beiden (Einzelexemplaren) viele Mnner und die Frauen! Und frchtet Allah, in dessen Namen ihr einander (um Beistand) bittet, und die Blutsverwandtschaft! Allah beobachtet euch genau!ì (Sure 4, 1). Aus diesen Stzen entwickelt Mohammed alles, was er in Sure 4 ber die Frauen darlegt. Im Koran wird Eva nicht aus der Rippe Adams gebildet, sondern sie entstammt mit Adam Ñeiner einzigen Seeleì, die in einer zweiten Schpfungstat zu jener Zweiheit weitergeformt wurde, wie sie fortan in jedem Akt des Zeugens wirksam wird. So sagt Mohammed in Sure 7, Vers 189: Ñ(Allah) ist es, der euch aus einer einzigen Seele schuf, dann aus ihr ein Paar bildete, damit erì ñ nmlich der Mann ñ Ñihr zugetan sei. Und als er sie bedeckte, wurde sie mit einer leicht ertrglichen Schwangerschaft geschwngertÖì Ganz hnlich lautet es in Sure 39, Vers 6: Himmel und Erde wurden von Allah errichtet, die Gestirne in ihre Bahnen eingewiesen, damit sie dem Menschen zunutze seien; Ñer schuf euch aus einer einzigen Seele, dann bildete er aus ihr das Paarì ñ womit die Schpfung des Menschen vollendet ist ñ Ñund er sand-
5. Die Unterwerfung der Frauen
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te zu euch acht Stck Vieh in Paaren herab. Er schafft euch im Leib eurer MtterÖì Das erste, auf den Menschen nur hindeutende Geschpf, hier als ÑSeeleì oder ÑSelbstì (arab.: an-nafs) bezeichnet, enthlt das Paar, die Sonderung in ein weibliches und ein mnnliches Exemplar, schon in sich; denn dieses Paar wird aus dem ersten Geschpf, der einen Seele, Ñgemachtì. Das erste Geschpf ist demnach von androgyner Natur, eine Reminiszenz gnostischer Vorstellungen.221 Die im Geschlechtsakt statthabende Vereinigung ist in Mohammeds Sicht nicht das Verschmelzen zweier dem Ursprunge nach unterschiedlicher Wesen, sondern das Einswerden von zwei Erscheinungsweisen eines einzigen Wesens. Diesen Gedanken spricht er in Sure 6, Vers 98 unmi verstndlich aus: ÑEr ist es, der euch aufwachsen lie aus einer einzigen Seele. Daher (gibt es nun) den Augenblick, an dem (der ausgesto ene Same) Halt findet (vgl. Sure 23, 13), und den Augenblick der Niederkunft. Wir setzten die Wunderzeichen fr Leute auseinander, die einsichtig sind.ì Der Urmensch, den Allah bildete, war eine einheitliche ÑSeeleì, ein einziges ÑSelbstì, und wurde in einem zweiten Schpfungsakt in die fr das Diesseits kennzeichnende Zweiheit aufgespalten. Mohammed zeigt sich hier im Banne einer Urgeschichte des Menschen, die vermutlich an Genesis 1, Vers 27 anknpft; dort hei t es lapidar, da Gott den ersten Menschen nach seinem Bilde gestaltete, und ohne weitere Erklrung wird darauf mitgeteilt: ÑAls Mann und Frau schuf er sie.ì Bereits Philon von Alexandrien unterschied zwischen dem ersten Menschen, der als ein geistiges, nicht krperliches, weder mnnliches noch weibliches Wesen aufgefa t wurde, und dem zweiten, krperlichen, der in mnnlichen und weiblichen Einzelexemplaren auftritt;222 in deren Vereinigung, und das scheint Mohammeds Gemt zu faszinieren, kommt ein ums andere Mal die ursprnglich von Allah geschaffene Einheit zum Ausdruck.223 In der Sptantike war die Idee des androgynen geistigen Urmenschen weit verbreitet. Augustinus kmpfte gegen sie an; denn die aus der Rippe geschaffene Eva war Adam als Gefhrtin gegeben worden, der Geschlechtsverkehr mit ihr war nicht als der Nachvollzug einer ursprnglichen Einheit gerechtfertigt. Enthaltsamkeit und Jungfrulichkeit konnten unter dieser Voraussetzung nicht als eine Verweigerung des Ursprnglichen mi verstanden, sondern als gottgefllige Lebenshaltung gepriesen werden.224 Da eine solche Askese Mohammed gnzlich fern lag, wissen wir schon. Zur Begrndung dieser Weltzugewandtheit haben wir bisher allein das Ñweitherzige anfentumì herangezogen. Indem wir uns nun die koranischen Aussagen ber die Schpfung des Menschen vergegenwrtigen, enthllt sich eine weitere Quelle fr Mohammeds so aufflliges Rhmen des Geschlechtsverkehrs: ÑZu (Allahs) Wunderzeichen zhlt, da er fr euch Gegenstcke eurer selbst schuf, damit ihr mit ihnen vertrauten Umgang pflegtet, und er schuf unter euch Liebe und Barmherzigkeit. Darin liegen Zeichen fr Leute, die nachdenkenì (Sure 30, 21; vgl. Sure 16, 72). Die durch die gemeinsame Herkunft bedingte Unauflsbarkeit der Polaritt zwischen Mann und Frau fhrt, wie diese Worte belegen, freilich nicht zu einer Gleichwertigkeit der beiden Pole; obwohl Mann und Frau der einen ÑUrseeleì entstammen, ist die Frau nur das
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IV. Der Glaube
ergnzende Gegenstck225 zum Mann. Er und nur er ist es, der in dem von ihm dominierten Geschlechtsakt die ursprngliche Einheit zur Erscheinung bringt, denn die von Allah intendierte Ñbeste Gemeinschaftì ist patrilinear verfa t ñ und damit entfernt sich Mohammed weit von den Zielen der gnostischen Skepsis gegenber dem Diesseits und seiner Ñfinsterenì Ordnung.
6. Die Andersglubigen Merkmale der von Mohammed gestifteten Gemeinschaft
Der Glaube vereint die muslimischen Stammesteile und Sippen im Krieg gegen Mekka. Allein zu diesem Zweck stellt er zwischen ihnen eine Vereinigung her. Aber auch im Kultus wird eine die Blutsverwandtschaft und Verschwgerung bersteigende Einheit sichtbar. Was freilich den profanen Alltag betrifft, so wird die berkommene Ordnung keineswegs au er Kraft gesetzt. Allein fr die Auswanderer sind Sonderregelungen vonnten. Ihr Status l t sich zwar in der Kategorie des berlieferten Schutzrechts erfassen, aber es haften ihnen doch Eigentmlichkeiten an, die jenseits des blichen liegen: Ihre Zahl ist so gro , da sie schon deswegen eine eigene Gemeinschaft bilden; diese hat im Propheten einen eigenen Sprecher und politischen Fhrer und hrt zudem auf eine religise Botschaft, die seit lngerem einen erheblichen Teil der Bewohner Medinas, die ÑHelferì, in ihren Bann zieht. Die von Mohammed gestiftete Verbrderung zwischen den Auswanderern und den ÑHelfernì wurde, als sie sich nach der verlustreichen Schlacht bei Badr in einem durch den ÑGlaubenì und nicht durch die Verwandtschaft bestimmten Erbgang htte bewhren knnen, wenn nicht zurckgezogen, so doch in ihren praktischen Wirkungen aufgehoben. Auf diesem wichtigen Gebiet des profanen Lebens sollte alles beim alten bleiben. Eine den Erfordernissen einer au ergewhnlichen Lage angepa te Regelung des Verhltnisses zwischen Mnnern und Frauen war ebenfalls nur fr die Auswanderer geboten; wie sie ausfiel, hrten wir gerade. Eheliche Bindungen zwischen Auswanderern und ÑHelfernì waren selten. Mohammed selber, obwohl doch mtterlicherseits mit den ÑHelfernì verwandt, heiratete nie eine Ausitin oder azraitin.226 Unter seinen elf Gattinnen, die Ibn Isq aufzhlt, sind sechs Quraiöitinnen; die fnf anderen gehrten zu Stmmen, die fr die Mekkaner von politischem Gewicht waren wie die Ban
mir b. aaa oder mit denen die Ban Abd al-MuÅÅalib einen Bund geschlossen hatten wie die uziten. Mit mehreren weiteren war die Ehe bereits ausgehandelt worden, Mohammed vollzog sie jedoch nicht.227 Unter den prominenten Auswanderern banden sich Umar b. alaÅÅb und sein Bruder Zaid an einen medinensischen Klan, nmlich an die Ban Amr b. Auf, die vor Mohammeds Ankunft vielen Flchtlingen eine Herberge gewhrt hatten. Ab Bakr (gest. 634) nahm eine Tochter seines medinensischen ÑBrudersì zur Frau, wahrscheinlich aber erst, als er schon zum Nachfolger Mohammeds ausgerufen worden war; die dieser Ehe entstammende Tochter namens Umm Kul m wurde erst nach Ab Bakrs Tod geboren.228 Der neue Glaube zerri zwar die eine oder andere nach den herkmmlichen Gewohnheiten der Partnerwahl ge-
6. Die Andersglubigen
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schlossene Ehe, schuf aber seinerseits keine neuen, an der Glaubenszugehrigkeit orientierte Mglichkeiten der Partnerwahl. Auch unter diesem Gesichtspunkt werden wir zu der Erkenntnis geleitet, da die Auswanderer und die ÑHelferì im Alltagsleben keineswegs zu einer Einheit zusammenwachsen. Nur bei der Verrichtung der Riten und im Krieg sind sie vereinigt. Dementsprechend nimmt Mohammed die ÑGlubigenì in Sure 4 als eine Kampfgemeinschaft in den Blick. ÑIhr, die ihr glaubt! Seid auf der Hut! Rckt nur in einer Schar aus oder allesamt!ì (Vers 71), mahnt er. Die Lage ist zu unsicher, als da seine Anhnger einzeln ihren Unterschlupf verlassen drften. Und grollend vermerkt er, da manche aus seiner Anhngerschaft trdeln, sobald ein Feldzug angesagt ist; bei einer Niederlage der ÑGlubigenì danken sie Allah dafr, da sie nicht betroffen sind, bei einem Sieg allerdings wren sie gerne mit von der Partie gewesen (Vers 72 f.). ÑAlle, die das diesseitige Leben fr das jenseitige verkaufen, mgen auf dem Pfade Allahs kmpfen. Und wer dies tut und dabei den Tod findet oder bezwungen wird, dem werden wir einen gro artigen Lohn geben. Weshalb also wollt ihr nicht auf dem Pfade Allahs kmpfen und fr die als schwach befundenen Mnner, Frauen und Kinder (in Mekka), die flehen: ,Unser Herr! Fhr uns aus dieser Stadt hinaus, deren Bewohner Frevler sind! Gib du uns einen Freund, einen, der uns hilft!ëì (Vers 74 f.). Scharf rgt Mohammed Glaubensgenossen, die Allah weniger frchten als die Menschen und hoffen, dem Tod zu entkommen. ÑWarum hast du uns das Kmpfen auferlegt?ì fragen sie Allah, und doch erreicht sie der Tod dort, wo er ihnen bestimmt ist, und htten sie sich auch in hohen Trmen verborgen. Diese Toren, die nicht verstehen wollen, was auf dem Spiel steht, setzen dem Propheten mit ihrer Kritik zu; denn wenn ihnen ein Vorteil erwchst, behaupten sie, er sei ihnen von Allah gewhrt worden, aber fr jegliches bel machen sie Mohammed verantwortlich. Nein, entgegnet er, das bel kommt stets aus einem selber! Noch recht brchig ist die Gemeinschaft der ÑGlubigenì; wenn man die in Mekka zurckgehaltenen Muslime nachholen knnte, wre dies eine willkommene Verstrkung. Mohammed wird bald Schritte unternehmen, um das zu erreichen, zunchst ohne Erfolg. Nachdem ihm die ÑHeuchlerì in den Sinn gekommen sind und er sie in die tiefste Hlle gewnscht hat (Sure 4, 145), scheint es ihm geraten, nher auf den Unterschied zwischen Glauben und Unglauben einzugehen. Es ist verwerflich, lediglich an Allah zu glauben, nicht aber an dessen Gesandte; nur die Menschen werden im Jenseits belohnt, die an Allah und an alle Boten glauben, die er ausschickte (Vers 150ñ152), also auch an Mohammed, der, wie in der Kuhsure dargelegt, den von Allah gewnschten Opferritus befolgt. Es gilt also: Wer die frheren achtet, der darf ihn, der jetzt seines Amtes waltet, nicht ablehnen. Und nun l t Mohammed seinem Zorn gegen die ÑSchriftbesitzerì freien Lauf: Heute fordern sie ihn auf, er mge ein Buch aus dem Himmel herabholen, frher, in den Zeiten Moses waren sie noch unverschmter; sie begehrten, Allah mit eigenen Augen zu sehen, worauf ein Blitz sie niederstreckte; bald danach beteten sie ein Kalb an, obwohl sie klare Beweise fr die Einsheit des Schpfergottes erhalten hatten; nur indem Allah den Berg Sinai emporhob und drohend
Die ÑSchriftbesitzerì
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Die gl ubigen und die ungl ubigen ÑSchriftbesitzerì
IV. Der Glaube
ber ihnen hin und herschttelte, lie en sie sich bewegen, die Gesetze der Tora anzunehmen.229 ÑDoch weil sie diese Verpflichtung brachen, weil sie nicht an die Wunderzeichen Allahs glaubten, weil sie ohne rechtm igen Grund230 die Propheten tteten und sagten: ,Unsere Herzen sind nun einmal unbeschnitten!ë ñ (in Wahrheit) hat Allah sie ihnen mit ihrem Unglauben versiegelt, so da sie nicht glauben knnen ñ und weil sie nicht glauben und Maria in schamloser Weise verleumdeten und weil sie sagten: ,Wir tteten Jesus, den Sohn der Maria, den Gesandten Allahs!ë ñ dabei tteten sie gar nicht ihn, kreuzigten auch nicht ihn, sondern (einen anderen, der) in ihren Augen (dem Aussehen Jesu) hnlich war, und wer (in dieser Hinsicht) ber Jesus anderer Meinung ist, der befindet sich im Zweifel; sie haben darber kein Wissen, sondern folgen blo en Vermutungen; sie haben keineswegs die Gewi heit, da sie ihn tteten; vielmehr erhob Allah ihn zu sich, Allah ist mchtig und weise; es gibt unter den Schriftbesitzern niemanden, der nicht vor (Jesu) Tod (am Ende der Zeiten) an ihn glauben wird, und am Tag der Auferstehung wird Jesus gegen sie aussagen ñ weil also die Juden frevelten, verboten wir ihnen rituell unbedenkliche Speisen, die ihnen erlaubt worden waren, desgleichen weil sie viele Menschen vom Pfade Allahs abkehren, weil sie Wucherzinsen nehmen, obgleich diese ihnen untersagt wurden, (schlie lich) weil sie wider alles Recht das Vermgen der Menschen verzehren. Wir aber halten fr die Unglubigen unter ihnen eine schmerzhafte Strafe bereitì (Vers 155ñ161). Kaum wei sich der Prophet vor Wut und Emprung zu fassen ber die Ablehnung, die er von seiten der ÑSchriftbesitzerì erfhrt. In Medina sind dies vornehmlich Juden, und sie sind es auch, die sich die Geschichte Jesu hinter die Ohren schreiben sollen: Ihre Vorfahren waren so tricht, zu glauben, da sie Jesus, einen Gesandten Allahs, gekreuzigt htten; welch eine Selbsttuschung ñ denn Allah unterschob ihnen einen anderen Mann und entrckte Jesus in seine unmittelbare Gegenwart, wo er bis auf den Tag lebt!231 Niemals wird Allah einen seiner Gesandten den Feinden berantworten, das sollen die Juden in Medina den Worten Mohammeds entnehmen.232 Sie sollten die Mahnungen beherzigen, eben weil sie mit der Zurckweisung Jesu Schiffbruch erlitten! ñ Mohammed aber mu darauf achten, da der Jesus, der bei Allah lebt, ein sterblicher Prophet bleibt. Hatte er in Mekka noch Jesu Tod und sptere Auferstehung in gleicher Weise vorausgesetzt wie bei jedem gewhnlichen Menschen (vgl. Sure 19, 33), so mu er sich jetzt, in Ansehung der neuen polemischen Bedrfnisse, verbessern: Der zu Allah emporgehobene Jesus lebt noch, er wird den Endsieg gegen den Unglauben erstreiten und erst danach sterben, um kurz darauf, vor Beginn des Jngsten Gerichts, auferweckt zu werden. Wie Allah einst die Juden nur unter massiven Drohungen zur Annahme der Gebote der Tora ntigen konnte und wie sie hochmtig das Prophetentum Jesu verwarfen, so struben sie sich auch jetzt heftig gegen den Gottesgesandten Mohammed. Allah strafte sie schon, indem er ihnen Speisegebote auferlegte (vgl. Sure 6, 146), die in der ursprnglichen, der anfischen Kultpraxis fehlen. Doch gibt es auch andere ÑSchriftbesitzerì, glaubt Mohammed zu wissen: nmlich solche, die uner-
6. Die Andersglubigen
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schtterlich an ihrem Wissen von Allahs Vorgehen mit dieser Welt festhalten und deswegen an die Eingebungen glauben, die Mohammed in gleicher Weise wie vor ihm Noah empfngt, wie Abraham, Ismael, Isaak, Jakob, alle Stmme Israels, wie Jesus, Hiob, Jonas, Aaron, David, wie Mose, den Allah unmittelbar anredete, wie zahllose andere Propheten, von denen Allah Mohammed keine Kunde gab; alle ÑSchriftbesitzerì, die solcherma en aus dem Heilsgeschehen der Vergangenheit auf die Wahrheit der Botschaft Mohammeds schlie en, werden im Jenseits reichen Lohn entgegennehmen. Den Unglubigen dagegen ist die Hlle bereitet (Sure 4, Verse 162ñ170). Und nun, nachdem er auf so umfassende Art seinen Wahrheitsanspruch ausgedrckt hat, kommt er noch einmal auf Jesus zu sprechen; was er vorhin ber diesen u erte, knnte, so frchtet er, mi verstanden werden. ÑIhr Schriftbesitzer! bt in eurer Glaubenslehre Zurckhaltung und sagt ber Allah nur die Wahrheit! Der Messias Jesus, der Sohn Marias, ist der Gesandte und das Wort Allahs, das dieser Maria einfl te, ist Geist233 von ihm. Darum glaubt an Allah und seine Gesandten und sagt nicht: ÇDrei!ë La t das! Das ist besser fr euch. Allah ist nur ein Gott, gepriesen sei er, zu erhaben, als da er einen Sohn htte!ì Der eine Allah, dem die Himmel und die Erde gehren, ist so gewaltig, da sich weder der Messias noch die hchsten Engel fr zu erhaben einschtzen, ihm zu dienen (Vers 171ñ173). Was Mohammed den Juden in Sure 4 vorwirft, hat er schon in Sure 2 dargelegt; ja, dort ist alles bis ins einzelne ausgebreitet: Die Juden nutzen Moses Abwesenheit, um das Kalb anzubeten; sie verlangten, Allah zu schauen; obwohl Allah sie auf dem Zug durch die Wste mit kstlichen Speisen versorgte, wollten sie seine Gesetze nicht freiwillig annehmen; sie bertraten das Gebot der Sabbatruhe, sie weigerten sich lngere Zeit, eine Kuh als Schlachtopfer darzubringen, und dies, obwohl Allah dies ausdrcklich von ihnen gefordert hatte (Sure 2, 51ñ86). ñ Ab Qais b. alAslat, der medinensische anfe, hatte in einem Gedicht geklagt, da das Judentum und das Christentum eben deshalb nicht nach arabischer Art seien, weil beide keine an einen Wallfahrtsort getriebenen, geschmckten Opfertiere kennten.234 Nun, mit Mohammeds ÑBuchì und mit den Riten, die es vorschreibt, ist dem Mangel, unter dem die ummj n litten, abgeholfen; sie haben ihren Propheten und eine, die einzig authentische, Offenbarung, und diese sieht selbstverstndlich vor, da man Allah Tieropfer darbringt. Mose und andere Gesandte nach ihm, schlie lich auch Jesus wurden von den Juden fr Lgner erklrt (Sure 2, 87), so wre es geradezu vermessen, von ihnen zu erwarten, da sie nun Mohammed anerkennen (Sure 2, 75)! Dies alles war dem Gesandten Allahs schon vor der Schlacht bei Badr bewu t. In Sure 4 ist der Ton jedoch ungleich bitterer; schroffer als zuvor fordert er Anerkennung, in einem einzigen atemlosen Satz (Vers 171ñ173) hat er alles zusammengefa t, was fr ihn spreche, und er droht mit Allahs Eingreifen, das schon zu Zeiten Jesu der Bosheit der Juden die Wirkung genommen habe. Ganz deutlich trennt Mohammed zwischen den Glubigen und den Unglubigen in Sure 3, die er nach der Niederlage bei Uud verkndete. Dort war er in Todesgefahr geraten (vgl. Sure 3, 144ñ146), eine hchst unerwnschte Wende der Dinge, die der Erklrung bedurfte und in ihm
Scheidung zwischen Gl ubigen und Ungl ubigen
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Forderungen an die Andersgl ubigen
IV. Der Glaube
den Drang zur Selbstvergewisserung nhrte. Auf diesen Charakterzug von Sure 3 werden wir bei der Schilderung jener Ereignisse eingehen. Jetzt merken wir nur auf die strikte Abgrenzung: ÑDie Glubigen drfen sich nicht die Unglubigen anstelle der Glubigen zu Freunden whlen. Wer dies tut, hat kein rechtes Verhltnis zu Allah. (Eine Ausnahme ist nur dann zulssig), wenn ihr euch sehr vor ihnen frchtet. Doch Allah warnt euch vor sich selber, zu ihm nmlich fhrt euch der Weg (in jedem Fall)!ì (Vers 28). Allah durchschaut die Beweggrnde der Handlungen genau; manchem mag der Tag des Gerichts so fern erscheinen, da er alle Gedanken daran leicht verdrngt, aber pltzlich wird es so weit sein, und dann werden alle, die jetzt auf einen Ausgleich mit den Andersglubigen aus sind, sehnlich die Vergangenheit zurckwnschen. Wer klug ist, der wei : Der Gehorsam gegen Allah und seinen Gesandten ist gerade jetzt der Ma stab allen Verhaltens (Vers 29ñ32). Allah erwhlte Adam, Noah, die Sippen Abrahams und Imrns und brachte dadurch schon vor der Berufung Mohammeds seine Herrschaft zur Geltung (Vers 33): Wie in Sure 4 betrachtet Mohammed die Menschheitsgeschichte als eine Kette von Ma nahmen, mit denen Allah ein ums andere Mal die von ihm fr tauglich erachtete Form der Gemeinschaft stiftete. Ma nahmen, denen bis jetzt aber kein dauerhafter Erfolg beschieden war, eben weil sich viele Menschen nur halbherzig auf sie einlie en oder sich womglich ganz versagten. Imrn hei t in der ÑLesungì der Vater Marias;235 diese wird von ihrer Mutter dem Tempeldienst geweiht. Mohammed erzhlt dies, um den Frevel der Juden, die Jesus ablehnten, als besonders skandals hinzustellen: Schon an Maria htten sie die Zeichen der Erwhltheit erkennen mssen; um wieviel gr er ist die Schuld, die sie mit der Zurckweisung des Messias auf sich luden (Vers 34ñ57)! Wozu Mohammed die Geschichte Jesu in jenen Tagen benutzte, ist uns seit der Errterung von Sure 4 bewu t; hier, in Sure 3, werden wir nun mitten in die Auseinandersetzungen mit den ÑSchriftbesitzernì hineingefhrt: Jesus ist wie Adam aus Lehm geschaffen und daher nicht der Sohn Gottes, sondern einer der Propheten Allahs ñ und genau deshalb taugt seine Geschichte als Warnung fr alle, die nun Mohammeds Prophetentum ablehnen. Da Jesus mit Adam wesensgleich, mithin durch und durch Mensch sei, ist der Eckstein, auf dem Mohammed seine Polemik gegen die ÑSchriftbesitzerì aufbaut; Jesus ist ein gewhnlicher Mensch, und trotzdem lie Allah ihn nicht im Stich, duldete nicht, da man ihn ttete, sondern holte ihn in seine Gegenwart ñ das berzeugendste Beispiel fr den Beistand, auf den sich die Gesandten Allahs verlassen drfen. ÑWenn jemand gegen dich streitet, nachdem du die Wahrheit erhieltest, dann sag: ,Auf denn, wir wollen unsere Shne und eure Shne, unsere Frauen und eure Frauen, uns selber und euch zusammenrufen und gegeneinander einen Eid leisten und bewirken, da der Fluch Allahs die Lgner treffe!ëì (Vers 61). Mohammed ist sich sicher, da er recht hat. Ein letztes, klares, entscheidendes Wort will er den ÑSchriftbesitzernì abpressen: Sie sollen offen zugeben, da er und seine Anhnger Allah dienen, ihn als den einzigen Gott bekennen, ihm das Gesicht ganz zuwenden, Muslime sind (Vers 58ñ64) ñ kurz, da sie in der unmittelbaren Nachfolge Abrahams stehen, dessen Weg zum islm Mohammed in seinen letzten mek-
6. Die Andersglubigen
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kanischen Jahren den Anhngern eindrcklich vor Augen gestellt hatte.236 Jetzt, als die Andersglubigen nichts von ihm wissen wollen, belegt das Erbe Abrahams, das er in Sure 2 wortreich geschildert hat, nicht nur seinen Anspruch auf Herrschaft ber die Kaaba, sondern auch sein Recht auf die Ergebenheit der ÑSchriftbesitzerì. Seine Argumentation entspringt keineswegs allein der Enttuschung ber die Ablehnung durch die Juden! Dies ist nur die eine Seite, diejenige, fr die die Inanspruchnahme der Gestalt Jesu steht. Die Abgrenzung gegen die Andersglubigen enthlt ebenso gut die schroffe Forderung, Mohammeds Bindungen an Abraham ernstzunehmen und hieraus die einzig mgliche Schlu folgerung zu ziehen, nmlich ebenfalls Muslim zu werden. Demgem mndet der mit den berlegungen zur Wesensgleichheit von Jesus und Adam einsetzende Abschnitt von Sure 3 ñ ber die Zwischenstationen des Vorschlags eines Gottesurteils und die Aufforderung, ihn und seine Schar als ÑMuslimeì anzuerkennen ñ in eine barsche Abwertung jeglicher Religion au er derjenigen des anfen Abraham: ÑIhr Schriftbesitzer! Weshalb streitet ihr (mit mir) ber Abraham, wo doch Tora und Evangelium erst nach ihm herabgesandt wurden? Habt ihr gar keinen Verstand? Ihr seid Leute, die ber etwas streiten, wovon sie kein Wissen haben. Weshalb streitet ihr (mit mir) ber Dinge, von denen ihr kein Wissen habt? Allah hingegen wei es, ihr nicht! Abraham war weder Jude noch Christ. Er war vielmehr ein anf, der (das Gesicht ganz zu Allah) wandte, er war kein Beigeseller. Die Menschen, die Abraham am nchsten stehen, sind doch die, die ihm (seinerzeit) folgten, sowie dieser Prophet hier und diejenigen, die glubig wurden! Allah ist der Freund der Glubigenì (Vers 65ñ68). berhaupt hlt es Mohammed in Sure 3 fr angebracht, den Medinensern in rdem Ton einzuschrfen, da er nunmehr eine rckhaltlose Parteinahme zu seinen Gunsten erwartet. Allah selber bezeuge sich als den einzigen Gott; alle Wissenden, alle Engel pflichteten ihm darin bei. Daher gelte: ÑDie (einzige) Glaubenspraxis ist in den Augen Allahs der Islam. Die Schriftbesitzer entzweiten sich erst, nachdem sie das Wissen (von diesem Sachverhalt) empfangen hatten. Da wollte einer von ihnen gegenber dem anderen im Vorteil seinì ñ wie ihnen Mohammed in Sure 2, Vers 111 bis 113 vorgeworfen hatte ñ Ñwer aber nicht an die Wunderzeichen Allahs glaubt, (der wird erleben), da Allah schnell abrechnet! Wenn sie mit dir streiten, dann sag: ,Ich wende das Gesicht zu Allah, und auch diejenigen, die mir folgen!ë Und frag die Schriftbesitzer und die ummj n: ,Wendet auch ihr?ë Und wenn sie dies tun, dann haben sie den rechten Weg gefundenÖì (Vers 18-20). Indem Mohammed diese Stze verkndet, stellt er sich allen Medinensern, die ihm noch nicht gehorchen, als eine mit einer religisen Mission beauftragte, zu ihnen entsandte Herrschergestalt gegenber; in der Botm igkeit, die er verlangt, wird der bisher bedeutsame Widerstreit zwischen den Juden und den ummj n aufgelst. Wenn manche ÑSchriftbesitzerì hoffen, sie drften sich seinem Machtanspruch entziehen, da sie, die Bekenner eines vom Himmel herabgesandten Glaubens, schlimmstenfalls nur einige Tage im Hllenfeuer verbringen m ten,237 dann erliegen sie einer verhngnisvollen Tuschung. Denn Allah, der die Herrschaft nach seinem unanfechtbaren Ratschlu vergibt, fllt seine Urteile streng nach dem irdischen
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Der r de Ton, ein Zeichen der Schw che
Die sogenannte Gemeindeordnung
IV. Der Glaube
Verdienst; da allen, die nicht Muslime werden, die ewige Verdammnis bevorsteht, wird Mohammed nicht mde zu wiederholen (Vers 21ñ26). Nirgends im Koran l t sich nachweisen, da Mohammed in den ÑSchriftbesitzernì Gemeinschaften wahrgenommen htte, denen er von gleich zu gleich htte begegnen sollen. Seine Empfindungen angesichts der Skepsis und Feindseligkeit der Juden reichen von erstauntem Bedauern, vielleicht sogar mit einem Anflug von Selbstzweifeln, bis zu wtenden Zurechtweisungen;238 er hatte, als er von Asad b. Zurra und seinem Kreis in die medinensischen Angelegenheiten hineingezogen wurde, sich wohl tatschlich geschmeichelt, die mit dem Prophetentum Vertrauten wrden sich freudig seinen Worten fgen. Da dergleichen nicht eintrat, hatte sich vermutlich schon vor der Schlacht bei Badr herausgestellt. Nach diesem Sieg redete er, wie die Suren 3 und 4 zeigen, aus einer Position der Strke mit ihnen, einer scheinhaften Strke freilich, die er nur deshalb hatte, weil er sie sich herausnahm. Es war ein Auftrumpfen, das nicht durchweg in Selbstgewi heit verankert war, sondern bisweilen der Einsicht entsprang, da es ein Zurck nicht gab. Ein von Ibn Isq berlieferter Text, den man in der Geschichtsforschung als Gemeindeordnung bezeichnet hat, deckt die innere Schwche der Stellung Mohammeds in seinen ersten medinensischen Jahren auf und ergnzt in erhellender Weise die Aussagen der ÑLesungì. ÑDer Gesandte Allahs fertigte ein Schriftstck aus, die ,Auswandererë und die ,Helferë betreffend, in dem er mit den Juden eine Vereinbarung schlo , sie in ihrer Glaubenspraxis und ihrem Vermgen besttigte sowie zu ihren Gunsten und zu ihren Lasten Bedingungen festlegte.ì Diesen irrefhrenden Satz stellt Ibn Isq dem Text voran. Die Vereinbarung bezieht sich aber keineswegs auf die medinensischen Juden insgesamt, sondern nimmt lediglich in einigen Passagen die jdischen Mitglieder der Sippen in den Blick, deren Muslime sich Mohammed zur Verfgung stellten, und nur auf diese Sippen sind die Bestimmungen zurechtgeschnitten. Da Mohammed sich nach seiner Ankunft in Medina mit den drei rein jdischen Stmmen ins Benehmen setzte, ist mehrfach bezeugt; der Inhalt dieser Abmachungen ist nicht berliefert.239 Mit ihnen hat Ibn Isqs Text jedoch nichts zu schaffen, wie schon die Eingangsklausel belegt: ÑDies ist ein Schriftstck von seiten Mohammeds, des Propheten ñ Allah spreche zu ihm gewandt Gebete und entbiete ihm den Friedensgru 240 ñ zwischen den Glubigen und den Muslimen von den Quraiöiten und aus Jarib nebst denen, die ihnen nachgeordnet sind, sich ihnen daher anschlossen und an ihrer Seite den Dschihad fhrten.ì Das Abkommen dient demnach der Festigung der Gemeinschaft der unter dem Banner des Propheten Kmpfenden. ÑSie bilden eine Gemeinschaft (arab.: al-umma) unter Ausschlu der brigen Menschen. Die quraiöitischen Auswanderer bilden einen blutrechtlichen Sippenverband gem ihrer (althergebrachten) Ordnung.ì Am Beginn und am Ende von Sure 8 hatte Mohammed die Kampfgemeinschaft zwischen den ÑAuswanderernì und den ÑHelfernì beschworen. Im Triumph bei Badr hatte sie bewiesen, wessen sie fhig war; Mohammed hatte allerdings im letzten Vers von Sure 8 eine Einschrnkung verkndet: Die herkmmlichen Rechte und Pflichten der Sippen blieben von der durch den Glauben gestifteten neu-
6. Die Andersglubigen
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artigen Vereinigung unberhrt.241 Mit eben dieser Thematik beschftigt sich die Vereinbarung: Die Kosten des Kampfes, hier die Aufwendungen fr den Freikauf Gefangener, mssen nach wie vor durch die auf Blutsverwandtschaft beruhenden Solidargemeinschaften beglichen werden. Die quraiöitischen Auswanderer, so hei t es im Schriftstck weiter, Ñlsen ihre Gefangenen aus auf allgemein bliche Art und in der unter den Glubigen zu beachtenden Gerechtigkeitì. In nahezu gleichlautenden Formulierungen werden nun etliche medinensische Sippen erwhnt, die sich den kriegerischen Plnen Mohammeds zur Verfgung stellten. ÑDie Ban Auf bilden einen blutrechtlichen Sippenverband und erlegen Wergeld wie frher; eine jede Gruppe lst ihre Gefangenen aus auf bliche Art und in der unter den Glubigen zu beachtenden Gerechtigkeit.ì Das gleiche wird fr die Ban Sida, Ban l-ri, Ban uöam, Ban nNar, Ban Amr b. Auf, Ban n-Nabt und Ban l-Aus festgestellt. ÑDie Glubigen geben jedem berschuldeten aus ihrer Mitte (das Geld fr) einen Freikauf in der blichen Weise oder zur Regelung einer Blutschuld.ì Diese Bestimmungen gehen natrlich nicht, wie man bisweilen vermutet hat,242 in die Zeit vor Badr zurck. Sie htten sich in jenen frhen medinensischen Jahren recht befremdlich ausgenommen, da man doch wu te, da Mohammed zwar den Schutz eines Fremden geno , jedoch nicht im mindesten das Recht hatte, die ÑHelferì in kriegerische Unternehmungen au erhalb der Oase zu verwickeln. Erst nach der verlorenen Schlacht von Uud, deren Geschichte wir in Krze schildern werden, waren Bestimmungen wie die obigen notwendig. Eine neue Trgerschaft des Blutrechts lie sich nicht finden; aber Mohammed mahnt, da die Glubigen einer jeden Sippe sich beim Auslsen der jeweiligen Gefangenen hervortun sollen, und zwar durch Gerechtigkeit (arab.: al-qisÅ), will sagen, ohne sich um die nun einmal flligen Kosten zu drcken. Eine solche das Interesse der Gemeinschaft ber das eigene stellende Haltung verlangt er ihnen in Sure 4, Vers 175 ganz allgemein ab. Hatte Mohammed in Sure 8, wie dann auch in Sure 4, seinen Gefolgsleuten eingeschrft, da sie stets einander freund sein m ten und keinesfalls mit Andersglubigen auf vertraulichem Fu stehen durften, so formt die Vereinbarung diesen Appell in eine Vorschrift um. Ein Glubiger darf nicht mit dem Schutzbefohlenen (arab.: al-maul) eines anderen Glubigen eine Eidgenossenschaft eingehen ñ wodurch unter den Anhngern Mohammeds Zerwrfnisse entstehen knnten; man mge vielmehr bestrebt sein, jeden zu zgeln, der Zwietracht se. Selbst wenn der Unruhestifter der Sohn eines Glubigen wre, drfe man nicht vor Zurechtweisungen zurckschrecken. Ferner darf niemals ein glubiger Mann den Tod eines Unglubigen an einem Glubigen rchen, nie einen Unglubigen gegen einen Glaubensbruder untersttzen. Denn der Schutz (arab.: a-imma) Allahs ist ein einziger; alle Glubigen genie en ihn in gleicher Weise. Beilufig werden nun zum ersten Mal die Juden erwhnt: Sofern sie Ñfolgenì, haben sie das gleiche Recht auf Schutz und Untersttzung. Die eben genannten Vorschriften gelten fr Friedenszeiten; was sich anschlie t, bezieht sich auf den Kriegszustand. Kein glubiger Kmpfer darf auf eigene Faust und zu Lasten der Gemeinschaft einen Frieden
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IV. Der Glaube
schlie en; die Glubigen helfen einander mit Reittieren aus; sie vollziehen die Blutrache fr jeden ihrer Gefallenen ñ auf Kriegszgen offensichtlich ohne Ansehung der Sippenzugehrigkeit; sie dulden nicht, da ein Beigeseller Quraiöiten oder deren Vermgen seinem Schutz unterstellt. Wird ein Glubiger das Opfer eines Totschlags, verbt durch einen Glaubensbruder, dann mu die Gemeinschaft der Glubigen ñ wiederum nicht die betroffene Sippe ñ den Vollzug der Blutrache oder die Vereinbarung eines Wergeldes betreiben. Wie schon mehrfach angemerkt, zeigt sich diese Gemeinschaft allein im Kampf, unter dem unmittelbaren oder delegierten Befehl Mohammeds. Schon in Mekka hatte dieser den Muslimen in anderen Stmmen nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt; die Macht der Sippensolidaritt htte anderes wahrscheinlich gar nicht zugelassen. Erst jetzt in der medinensischen Ausnahmesituation, und auch da nur whrend der Anspannung aller Krfte im Krieg, wird eine die Grenzen der Sippen hinter sich lassende Gemeinschaft sichtbar. Deren Mitglieder, die sich Ñdieses Dokument zueigen machenì, verpflichten sich ganz allgemein, keinen beltter zu untersttzen, der die Bestimmungen anficht. Vielmehr sollen alle Streitflle vor Allah und Mohammed gebracht werden ñ ein weiterer Hinweis auf die unmittelbare Bindung der Glubigen an Mohammed. Im Kriegsfalle, so hei t es weiter, stehen die Juden den Glubigen zur Seite. ÑDie Juden der Ban Auf bilden (dann) mit den Glubigen eine Gemeinschaft (arab.: al-umma). Den Juden (verbleibt trotzdem) ihre Glaubenspraxis, den Muslimen die ihrige; (dies gilt fr) ihre Schutzbefohlenen wie fr sie selber, abgesehen von jenen, die freveln und sndigen, die (ohnehin nur) sich selber und ihre Familie in den Untergang rei en.ì Fr die Juden der Ban n-Nar, Sida, uöam, Aus, äuÅaiba und alaba sowie fr deren Schutzbefohlene gelten die nmlichen Bestimmungen. Alle Personen, die von diesen Vorschriften des Verhaltens im Krieg betroffen sind, drfen nur mit Mohammeds Zustimmung einen Waffengang unternehmen; allein wenn jemand Talio fr eine Verwundung einfordert, mag er dies ohne ausdrckliche Erlaubnis tun. Im brigen knnen unbedachte Aktionen einzelner die in diesem Dokument beschriebene Kriegsgemeinschaft nicht zu einer Untersttzung verpflichten. Alle Juden und Muslime, die sich diesen Regeln unterwerfen, tragen jeweils fr sich die Unterhaltskosten; sie helfen einander ehrlich, wie denn auch niemand seinen Eidgenossen verrt. Solange man sich dagegen im Kampf befindet, gibt es fr die Juden und die Glubigen eine gemeinsame Kasse. Gegen Ende wendet sich der Text noch einmal den alltglichen Lebensverhltnissen in Jarib zu. Im Oasengebiet sollen alle, die der Vereinbarung beigetreten sind, Sicherheit genie en. Sie bilden also eine die Sippengrenzen bergreifende politische Gemeinschaft, zu deren Sachwalter Mohammed sich berufen fhlt: Streitflle sind ihm vorzulegen, hei t es noch einmal. Ausgeschlossen aus dieser Gemeinschaft sind ausdrcklich die mekkanischen Quraiöiten und deren Verbndete. Zu ihren Gunsten darf das Rechtsinstitut des Fremdenschutzes nicht angewendet werden. Denn in Geschlossenheit soll man die Angriffe auf Jarib abwehren, in Geschlossenheit auch etwaige Friedensabsprachen einhalten, die auf Initiative der Glubigen zustande kommen. Die Partner der Vereinba-
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rung, die nicht zu den Glubigen zhlen, drfen ñ bei Wahrung der Interessen Jaribs? ñ ebenfalls Friedensvertrge aushandeln, allerdings nicht mit Gruppierungen, die gegen die Anhnger der islamischen Glaubenspraxis Krieg fhren. Angehngt ist eine Klausel, derzufolge auch die Juden der Ausiten den Inhalt des Dokuments als verbindlich anerkennen sollen.243 Die in der Vereinbarung genannten Klane Auf, al-ri, Sida, uöam und an-Nar sind azraiten; die Amr b. Auf und die an-Nabt gehren zu den Ausiten. Die Ban alaba, zu denen als eine Untergruppe ein Klan mit dem Namen Ban afna gerechnet wird, sind ein weitgehend judaisierter Verband, der seine Abstammung auf den Gro vater der Aus und der azra zurckfhrt. Die Identitt der Ban äuÅaiba244 ñ mglicherweise ist der Name entstellt ñ bleibt ungewi . Die im ersten Teil des Dokuments erwhnten Ban l-Aus sind vielleicht als ein Sammelname zu verstehen, unter dem kleine ausitische Sippen zusammengefa t werden. Sie mssen offenbar von den am Ende der Vereinbarung genannten Aus ñ ohne ÑBan ì ñ unterschieden werden; der au er der Reihe stehende Passus knnte sich auf die Aus Mant bzw. Aus Allh beziehen, die nur zgerlich,245 vermutlich erst nach der Niederschrift der Vereinbarung, zum Islam bertraten. Wie schon angedeutet, sind die ÑLeute dieses Dokumentsì246 keineswegs alle Bewohner des Oasengebiets von Medina. Die gro en jdischen Stmme werden mit keinem Wort erwhnt. Insofern weckt der in der Forschung verwendete Begriff ÑGemeindeordnungì oder gar ÑVerfassungì247 vollkommen falsche Vorstellungen. Mohammed dachte nicht im entferntesten daran, in Medina ein Gemeinwesen zu errichten, in dem allen Bewohnern ohne Ansehung ihres Verhltnisses zum Islam ihre verbrieften Rechte und Pflichten zuerkannt worden wren. Eine solche Deutung ist in modernen westlichen Begriffen befangen. Es war ihm lediglich darum zu tun, da die Klane, die mit ihm zusammenarbeiteten, untereinander Frieden wahrten, die blutrechtlichen Verbnde intakt blieben, die Juden der Verbndeten sich nicht ausgeschlossen fhlten, da anderenfalls gefhrliche Reibereien zu befrchten waren, und nicht zuletzt darum, da sein Anhang sich nicht durch mekkanische Intrigen entzweien lie . Denn Mohammed wu te natrlich, da Ab Sufjn die Niederlage bei Badr keineswegs hinnahm, sondern auf baldige Rache sann. Ab Sufjn hatte darum den Quraiöiten die Totenbeweinung und das Rezitieren von Trauergedichten verboten, da beides, so meinte er wohl nicht zu Unrecht, geeignet war, die Wut und den Schmerz zu mildern.248 Aber nicht nur das! In einem khnen Handstreich drang Ab Sufjn eines Nachts auf medinensisches Gebiet vor, fand bei einem Juden der Ban n-Nar Unterkunft und horchte ihn nach Mohammeds Plnen aus. Im Morgengrauen ritt er mit seinen Begleitern davon, berraschte im Tal al-Urai einen der ÑHelferì, der zusammen mit einem Tagelhner auf dem Feld arbeitete. Ab Sufjn ttete beide und verbrannte dort zwei Huser und die Ernte. Dies geschah im Juni 624. Mohammed verfolgte ihn vergebens.249 In diese Monate fllt ferner das durch den Quraiöiten Umair b. Wahb von den Ban uma versuchte Attentat auf Mohammed. Noch als dieser in Mekka lebte, soll sich Umair mit Beleidigungen gegen ihn hervor-
Medina nach der Schlacht bei Badr
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IV. Der Glaube
getan haben. Jetzt wurde sein Sohn als Kriegsgefangener in Medina festgehalten; der Vater hatte also einen plausiblen Grund, sich dorthin auf den Weg zu machen. Er vereinbarte mit seinem Klangenossen afwn b. Umaija,250 da dieser, sollte der Anschlag mi lingen, fr die noch nicht beglichenen Schulden des Attentters aufkommen werde. Kaum war Umair in Medina eingetroffen, da schpfte angeblich Umar b. al-aÅÅb Verdacht, Mohammed aber lie den Ankmmling zu sich holen und sagte ihm ins Gesicht, welches der wahre Zweck sei, der ihn nach Medina gefhrt habe. Umair war bestrzt, glaubte, da Mohammed tatschlich ÑNachrichten aus dem Himmelì erhalte, und bekannte sich zum Islam, worauf der Prophet ihm verzieh und den Sohn freilie . Zurck in Mekka, warb Umair fr Mohammed und dessen Religion, und viele Mekkaner sollen nun ebenfalls zum Islam bergetreten sein. afwn aber richtete nie mehr ein Wort an ihn.251 Dies in aller Krze zur Lage Mohammeds in Medina, und sie sollte fr ihn noch viel gefhrlicher werden. Doch noch sind wir bei den Andersglubigen. Die jdischen Mitglieder der mit Mohammed verbndeten Sippen hatten kaum voraussehen knnen, da der bertritt ihrer Klangenossen zum Islam diese in einen Krieg hineinziehen wrde, in dem es um die Interessen des Verknders der neuen Religion ging. Berhrte dies die Juden berhaupt? Sobald man freilich die Blutsverwandtschaft in Anschlag brachte, dann waren auch sie zur Solidaritt verpflichtet. Deshalb betont die Vereinbarung das Fortbestehen der Sippenverbnde ber die Grenzen der Bekenntnisse hinweg. Die Aufgaben, die die Sippen erfllen mu ten, standen nach dem Gewohnheitsrecht fest: der Freikauf der Gefangenen und die Regelung der Talio. Dies sollte weiter gelten. Das Dokument spricht in diesem Zusammenhang ausdrcklich von Muslimen, was, wie erinnerlich, diejenigen meint, die die in Medina so rasch fortentwickelten Riten vollzogen. Der Krieg erst l t die Grenzen der Sippen verschwinden, und auch die so schroffe Markierung, die die Juden als die Inhaber einer himmlischen Botschaft von den ummj n trennt, wird wenigstens insoweit aufgehoben, als erstere sich dem Kommando beugen mssen, das der seit einigen Jahren in Medina wirkende Ñheidnische Prophetì252 (Sure 7, 157 f.) fr sich allein beansprucht. Den Juden ist dies nicht leicht gefallen, wofr es zahlreiche Zeugnisse gibt; Mohammed selber kannte das Ressentiment, das sie gegen die ummj n hegten (Sure 3, 75), und im Triumph wird er die Beigeseller ebenso sehr geringschtzen, ja, fr rechtlos erklren.253 Im zweiten Abschnitt der Vereinbarung, in der Mohammed den Juden der verbndeten Klane ihre Glaubenspraxis bel t, dies aber mit ihrer Unterordnung unter die Belange der ÑGemeinschaft der Glubigenì verknpft, wird das Grundmuster des spteren islamischen Gemeinwesens sichtbar, in dem allen Andersglubigen ein minderer Rang zugewiesen wird. Im dritten und letzten Teil kommt Mohammed noch einmal auf das ganze Jarib zu sprechen und warnt alle die, die der Vereinbarung fernbleiben, vor jeglicher Schdigung der Interessen der sich im Krieg verwirklichenden ÑGemeinschaft der Glubigenì. Auch in Zeiten der Waffenruhe wird sie dergleichen nicht dulden. Was dies meint, ist, wenn wir die Niederlage bei
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Uud als den terminus post quem fr die Niederschrift ansetzen, in Einzelfllen bereits auf erschreckende Art offenbar geworden. Denn die Juden, die nicht einem mit Mohammed verbndeten Klan angehrten, gewahrten gleich nach der Schlacht von Badr, da schwere Zeiten auf sie zukamen. Ihnen konnte schwerlich entgangen sein, da jene Ausiten und azraiten, die ihn herbeigeholt hatten, in ihm den Mann sahen, mit dessen Hilfe sie sich aus ihrer Unterlegenheit erheben und ihnen gleichrangig werden wollten. Als Mohammed aus Medina abrckte, um Ab Sufjns Karawane auszurauben, und seinen Trupp westlich des Oasengebietes musterte, klrte ihn ein begeisterter Anhnger aus der azraitischen Sippe der Ban Salima darber auf, da man einst an eben diesem Ort die Krfte gesammelt habe, um die Juden von usaika zu berfallen, und man habe damals einen glnzenden Sieg errungen, und so seien jene Juden den Ban Salima bis auf den Tag untertan254 ñ ein Indiz fr die Erwartungen, die die Aus und azra in den herbeigeholten Propheten setzten.255 Als Kab b. al-Aöraf, einer der Anfhrer der jdischen Ban n-Nar,256 vom Ausgang des Unternehmens erfuhr, floh er nach Mekka. Dort kam er bei Ab Wada b. $ubaira von den Ban Sahm unter. Dieser war bei Badr in Gefangenschaft geraten,257 doch anscheinend bald ausgelst worden. Er zhlte zu den Spitzen der quraiöitischen Gesellschaft; sein Zechgenosse war der Maz mite Ab
Umaija b. al-Mura, und die beiden hatten dadurch von sich reden gemacht, da sie Gste ñ vielleicht Pilger? ñ mit einem Honiggetrnk bewirteten.258 Im Hause Ab Wadas dichtete Kab b. al-Aöraf seine berhmten Verse, in denen er den Tod der Edlen am Wasserbecken von Badr beweinte, zugleich aber ankndigte, da al-ri b. Hiöm (b. al-Mura al-Maz m) schon im Begriff sei, die Scharte auszuwetzen.259 Al-ri hatte bei Badr die quraiöitische Reiterei befehligt, war jedoch dem Kampfgetmmel mit heiler Haut entronnen, was ihm Schmhverse von seiten des azraitischen Dichters assn b. bit eintrug, der mehr und mehr in die Rolle des Propagandisten des Propheten hineinwuchs.260 Kabs Worte der Trauer und des Rufes nach Revanche verbreiteten sich in Mekka, und entgegen dem ausdrcklichen Wunsch Ab Sufjns gaben sie den Ansto zu bewegender Totenklage. ÑEinen Monat lang beweinten die Quraiöiten ihre Gefallenen, und in jedem Haus in Mekka vernahm man das Klagen. Die Frauen schnitten sich die Haare ab, man brachte das Kamel oder Pferd eines Getteten und stellte es in die Mitte einer jammernden Menschenmenge. Die Frauen verhngten die Gassen, versperrten die Wege und verlie en die Huser um zu klagen. Man erkannte, da die Trume tikas und uhaims die Wahrheit gezeigt hatten.ì261 assn b. bits Schmhverse gegen die Quraiöiten, die Kab beherbergten, sollen so krftig gewesen sein, da man diesem schlie lich die Gastfreundschaft aufgekndigt habe; notgedrungen sei er nach Medina zurckgekehrt. ÑWer schafft mir Kab b. al-Aöraf vom Hals?ì soll Mohammed seine Anhnger gefragt haben, als er davon erfuhr. Muammad b. Maslama, ein Eidgenosse der ausitischen Ban Abd al-Aöhal,262 war zu dem Verbrechen bereit; ihm schlossen sich drei weitere Mitglieder dieser Sippe263 an sowie ein ausitischer Schwager Muammad b. Maslamas.264 Sad b. Mu, jener Mann von den Ban Abd al-Aöhal, der dem Prophe-
Die Meuchelmorde an Kab b. alAöraf und anderen
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IV. Der Glaube
ten auf dem Zug in die Schlacht die Loyalitt der ÑHelferì zugesichert hatte, wurde von Mohammed zum Anfhrer des Mordunternehmens ernannt:265 Die Zugehrigkeit zum Islam vermag jede frhere Bindung zu trennen, und dies mu unter Beweis gestellt werden. Die ausitischen Ban Abd al-Aöhal, die einst in den Quraiöiten, wenn auch vergeblich, Bundesgenossen gesucht hatten, tten jetzt den Sprecher der quraiöitischen Sache, und ungeheuerlicher noch, ihr Anfhrer Sad b. Mu leitet das Komplott, dem ein herausragender Mann jenes jdischen Stammes zum Opfer fllt, dem die Ausiten bei Bu ihren Sieg verdankten. Das liegt auf der gleichen Linie wie die vorhin notierte gefhllose Abkehr von engsten Verwandten, die sich nicht Mohammed anschlossen. In einer Mondnacht im Rab al-auwal (begann am 22. August 624) machten sich die von hchster Stelle autorisierten Mrder auf den Weg. Am Wohnort des Opfers angekommen, lockten sie es heraus, versprachen, mit ihm den Rest der Nacht in geselliger Runde zu verbringen. Kab, arglos wie er war, folgte ihnen. ÑWunderbar parfmierte Haare hast du!ì sagte der, der Kab am vertrautesten war, und fuhr ihm immer wieder mit der Hand in die dichten Locken. Pltzlich packte er fest zu und schrie: ÑTtet den Feind Allahs!ì Die anderen schlugen mit dem Schwert auf Kab ein, doch weil dieser sich an den heimtckischen Freund klammerte, zeigten die Hiebe nicht die erhoffte Wirkung. Muammad b. Maslama nahm ein langes, am Ende zugespitztes Eisen, das er mit sich fhrte, und trieb es dem Verletzten in den Bauchnabel bis tief in den Leib hinein. ÑDa kreischte der Feind Allahs auf, und oben auf allen Wohntrmen der Juden entzndete man Feuer.ì Jegliche Hilfe indessen kam zu spt, wenn auch einer der Tter in einem Handgemenge verwundet wurde. Kabs abgetrennten Kopf schleppten die Verbrecher zu Mohammed. Sobald sie sich dessen Wohnsitz genhert hatten und in Sicherheit waren, riefen sie: ÑAllhu akbar!ì und der Prophet unterbrach sein rituelles Nachtgebet: ÑAllhu akbar!ì ÑGlcklich seien eure Gesichter!ì begr te er sie. ÑUnd das deinige, Gesandter Allahs!ì erwiderten sie und warfen ihm den Kopf vor die F e. Da pries er Allah fr den Tod Kabs, dann spie er in die Wunde des verletzten Mrders, und sie verheilte.266 Dies ist, was alWqid ber jene gr liche Untat zu berichten hat. Bereits vorher hatten zwei abscheuliche Morde eine Atmosphre des Terrors erzeugt. Am bt. Marwn, eine Jdin,267 hatte sich in obsznen Versen schon vor der Schlacht bei Badr dagegen gewandt, da sich einige Ausiten und azraiten einem Dahergelaufenen268 unterwarfen; tricht sei es, auf einen solchen Mann irgendwelche Hoffnungen zu setzen. ñ hnliche Ansichten wurden auch Kab b. al-Aöraf nachgesagt. ñ Einer der Verwandten von Ams Ehemann gelobte, er werde die Sptterin umbringen, sobald Mohammed unversehrt aus dem Krieg gegen Mekka zurckgekehrt sei. Kaum war dies geschehen, stahl sich jener eifrige Muslim des Nachts in ihr Haus, nahm ihr immerhin den Sugling von der Brust und erschlug die Ahnungslose mit dem Schwert. Mit einem Anflug von Schuldgefhlen suchte der Mrder am Morgen den Propheten auf, der ihn aber beruhigte: ÑUm ihretwillen gehen keine zwei Ziegen mit den Hrnern aufeinander los!ì269 Der Verbrecher sei ein Mann, der im Verborgenen Allah und dessen Gesandten untersttze, dem Einen in uner-
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schtterlichem Gehorsam ergeben. Auch assn b. bit rhmte ihn, und in der Sippe der Gemeuchelten breitete sich fortan der Islam aus, nachdem zuvor die Anhnger dieser Religion sich htten bedeckt halten mssen.270 Auch der greise Ab Afak, ein jdischer Proselyt von den Ban Amr b. Auf,271 war wegen seiner Ansichten den Siegern von Badr ein Dorn im Auge. Ein zu den besonders bigotten ÑWeinernì272 zhlender Eiferer erstach ihn, wiederum in der Nacht, und eine muslimische Lobdichterin besang dieses Heldenstck: ÑAb Afak! Ein anfe beschenkte dich am Ende der Nacht mit einem Dolchstich ñ nimm ihn trotz deinem Greisenalter!ì273 In Sure 2, aus der Zeit vor Badr, entdeckt man zahlreiche Spuren des Grolls, den Mohammed gegen die Juden empfand. Sie glauben an Allah und an das kommende Weltgericht, sind aber nicht bereit, ihn als ihren neuen Propheten anzuerkennen (Vers 8ñ20). Die Schrfe seiner Worte verrt, da ihm nichts an einem Ausgleich liegt. Da die Juden ihn ablehnen, wei er nicht anders zu deuten, als da sie ihrem Bund mit Allah untreu geworden sind (Vers 40ñ44). Wie knnten sie sonst vermuten, eine etwaige Jenseitsstrafe werde in ihrem Fall nur wenige Tage dauern (Vers 80)? Im brigen haben sie bereits die verhngnisvollen diesseitigen Folgen ihrer Treulosigkeit zu tragen; denn sie bilden nicht mehr eine eintrchtige Gemeinschaft, sondern sind untereinander zerstritten (Vers 83ñ85).274 Mohammed spielt darauf an, da in den Zwistigkeiten vor seiner Ankunft einer der rein jdischen Stmme, die Ban Qainuq, Eidgenossen der azraiten geworden waren, die beiden anderen, die Ban n-Nar und die Ban Quraia, aber mit den Ausiten einen Bund geschlossen hatten.275 Bei der Schlacht von Bu, dem Hhepunkt des innermedinensischen Brgerkrieges,276 hatten Juden auf beiden Seiten gekmpft. Und jetzt versuchten sie, unter Anspielung auf jene Ereignisse einen Keil zwischen die ausitischen und die azraitischen Muslime zu treiben.277 Das mu te Mohammed weit mehr beunruhigen als manche hmische Bemerkung ber sein Prophetentum, die er einzustecken hatte. Schon beim frhen Tod Asad b. Zurras hatte man gemunkelt, nun sehe man, da er kein Gesandter Allahs sei, denn sonst htte Allah seinen Freund am Leben gelassen.278 Als eines Tages eines seiner Kamele entlaufen war, konnte sich ein Jude nicht die spitze Bemerkung verkneifen, was man wohl von den Jenseitsbotschaften eines Propheten halten solle, der bei einem so alltglichen Vorfall nicht weniger ratlos sei als ein gewhnlicher Mensch.279 Nach dem Sieg ber die Quraiöiten sah Mohammed den Augenblick gekommen, den Druck auf die Juden zu verstrken. Er betrat deren Lehrhaus und rief sie zum Islam, worauf sich ein Wortwechsel ber Abraham entspann. Aus diesem Anla sollen ihm die oben errterten Verse der Sure 3 eingegeben worden sein, in denen er sich als dessen einzigen legitimen Erben hinstellte. Ein anderes Mal legte er einer gr eren Zahl von Juden, die sich nach seiner Einladung auf dem Markt der Ban Qainuq eingefunden hatten, in drohenden Reden den bertritt zum Islam nahe. Die Versammelten lie en sich aber nicht ins Bockshorn jagen; sie erwiderten selbstsicher, ihn und seine Gefolgsleute brauchten sie nicht zu frchten, er berschtze sich, weil er ein paar Quraiöiten gettet habe;
Die Wendung gegen die j dischen St mme
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Die Vertreibung der Ban Qainuq
IV. Der Glaube
sollte es einmal zum Kampf gegen ihn kommen, dann werde er es mit kriegserprobten Mnnern zu tun haben.280 ñ Wie gehrt, wurde die Ansicht, der Sieg bei Badr sei nur von geringem militrischem Wert, auch in seinen eigenen Reihen laut; er brachte diese Meinung schnell zum Verstummen. ñ Nur wenige Juden lie en sich zum bertritt drngen, und ihnen riefen die ehemaligen Glaubensgenossen hinterher, sie seien wahrlich nicht die Besten ihrer Religion gewesen.281 Diese wenigen Impressionen mssen gengen, um den Hintergrund zu skizzieren, vor dem Mohammed Sure 3 schuf. ÑSprichì, riet ihm sein Alter ego, Ñ,Ihr Leute der Schrift! Weswegen wollt ihr die, die glubig wurden, vom Pfad Allahs abhalten? Ihr wnscht, da er krumm gebogen sei, und knnt doch selber (das Gegenteil) bezeugen! Allah verschlie t vor eurem Tun nicht die Augen!ëì Die Glubigen sollen sich vor den falschen Ratschlgen der Schriftbesitzer in acht nehmen. Aber, so fragt er sich selber zuversichtlich, wie sollten sie in den Unglauben zurckfallen, Ñwo euch doch die Wunderzeichen Allahs vorgetragen werden und sein Gesandter in eurer Mitte weilt? Wer bei Allah Zuflucht sucht, der wurde zu einer geraden Stra e gefhrtì (Sure 3, 99ñ101). Darum auch beteuert Mohammed: ÑIhr seid die beste Gemeinschaft, die fr die Menschen gestiftet wurde. Ihr befehlt, was zu billigen ist, verbietet, was zu tadeln ist, und glaubt an Allah. Wenn die Schriftbesitzer ebenfalls glubig wrden, wre es besser fr sie. Unter diesen gibt es einige, die glauben, doch die meisten von ihnen sind Missetterì (Vers 110). Und fast beschwrend klingt die Warnung an den eigenen Anhang: ÑWhlt euch keine Vertrauten, die nicht aus euren eigenen Kreisen stammen! (Eure Feinde) lassen nichts unversucht, euch zu verwirren, und shen euch gerne in Bedrngnis. Schon ihr Reden offenbart den Ha , aber was sie im Herzen verbergen, ist weit schlimmer! Wir haben euch die Wunderzeichen erklrt, (bedenkt sie), wenn ihr verstndig seid!ì (Vers 118).282 So vergiftet war das Klima, da schon ein lcherlicher Anla unabsehbare Folgen auslste ñ Folgen einer Art allerdings, da Mohammed sich in seiner Politik der Verschrfung des Terrors gegen die Andersglubigen besttigt fhlen konnte. Mitte April 624, kaum einen Monat nach Badr, bedrngte er, wie erwhnt, die Ban Qainuq mit dem Ansinnen, sie sollten Muslime werden. Der jdische Stamm stand, wie erwhnt, in einem Schwurbund mit den azraiten, bei denen nach dem Tod Asad b. Zurras der Einflu Mohammeds weiter gewachsen war, hatte er sich doch in dessen Nachfolge die Wrde des muslimischen Obmannes der Ban n-Nar angeeignet.283 Da ihm jetzt die jdischen Eidgenossen der azraiten in den Blick gerieten, hat demnach eine gewisse Folgerichtigkeit. Im Krieg, so hrten wir, ist der Glaube, der den Islam voraussetzt, das verl liche Band, sofern keine Blutsverwandtschaft wirken kann. Eine Eidgenossenschaft dagegen kann man leicht kndigen. Die Ban Qainuq wiesen seine Zumutungen zurck. In einer hitzigen Auseinandersetzung sagten sie, sie wollten von dem uns im einzelnen nicht bekannten Bund, den sie bei seiner Ankunft in Medina verabredet hatten, nichts mehr wissen. ñ Gegen die drei rein jdischen Stmme, deren knftiges Verhalten schwer auszurechnen gewesen war, hatte sich Mohammed vermutlich auf die herkmmliche Weise abgesichert; dies ist die
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Tatsache, die Ibn Isq andeutet, bevor er die ÑGemeindeordnungì zitiert, die ihrerseits nicht auf einen Bndnisschwur Bezug nimmt. Sie betraf, wie ausgefhrt, einen ganz anderen Personenkreis und entstand unter anderen Voraussetzungen. ñ Ein beleidigender Scherz, von einem der Ban Qainuq auf Kosten einer Araberin verbt, brachte einen Muslim so in Rage, da er den Schuldigen erschlug. Nun war es mit der Geduld der Ban Qainuq vorbei. Sie tteten ihrerseits den Mrder, erklrten sich jeder Verpflichtung gegen Mohammed ledig, verschanzten sich in ihren Wohntrmen. Zwei Wochen lang wurden sie belagert, dann sahen sie die Aussichtslosigkeit ihrer Lage ein. Laut Vers 58 von Sure 8, der auf dieses Geschehen bezogen wird, erhielt der Prophet von seinem Alter ego den Rat, sobald er frchten msse, ein Stamm wolle ihn hintergehen, solle er alle getroffenen Verabredungen fr null und nichtig ausrufen. Demnach htte Mohammed selber die Gelegenheit ergriffen, die Zahl seiner offenen oder versteckten Feinde zu verringern. Was die Wahrheit ist, kann man nicht entscheiden. Der Ausgang des Zwistes ist allerdings nicht umstritten: Die Ban Qainuq, denen die anderen jdischen Stmme nicht beisprangen, kapitulierten; sie verlie en ihre geschtzten Wohnsitze und lieferten sich Mohammed auf Gedeih und Verderb aus. Dieser befahl, man solle ihnen die Hnde auf dem Rcken fesseln. Abdallh b. Ubaij, seit langer Zeit ein Eidgenosse der Ban
Qainuq, stellte Mohammed deswegen erzrnt zur Rede; viel verdanke er, Ibn Ubaij, seinen jdischen Verbndeten, die ihm schon bei Bu zu Seite gestanden htten. Die Fesseln wurden ihnen abgenommen. Das Leben wolle er jenen Juden schenken, entschied Mohammed, aber sie sollten vertrieben werden. Da sich Abdallh nicht als gefgig erwiesen hatte, wandte der Gesandte Allahs sich an Ubda b. a- mit, einen der azraitischen Obmnner, die bei al-Aqaba berufen worden waren. Auch Ubda war ein Eidgenosse der Ban Qainuq. Er zgerte nicht, sich zur berwachung der Vertreibung herzugeben, der die Konfiszierung des wertvollen Eigentums vorausging. Es fanden sich darunter etliche Waffen und Panzerhemden, mit denen neben anderen die verdienten Genossen Muammad b. Maslama und Sad b. Mu bedacht wurden. Da die Ban Qainuq vor allem von der Goldschmiedekunst lebten, wird sich dieser Coup gelohnt haben. Mohammed ntigte sie berdies zum Verzicht auf unbeglichene Forderungen, und deshalb brauchte ihm vor allzu heftigem Unmut unter den Medinensern nicht bange zu sein. Die Opfer besa en im Oasengebiet kein bebautes Land, so da sie vermutlich die Aussicht, anderswo einen Neuanfang zu wagen, mehr verlockte als das Los, als Zwangsmuslime in Medina zu bleiben. Sie zogen nach Arut ab, einer Ortschaft Ñam Rande von aö-äamì, die man zur Region von Amman rechnete.284 Abdallh b. Ubaij betrachtete Ubdas Handlungsweise als einen schmhlichen Verrat an gemeinsamen Verbndeten, mu te sich aber dahingehend belehren lassen, man drfe einer dahinschwindenden Sache nicht nachtrauern: ÑDie Herzen haben sich gendert, der Islam tilgte die alten Verpflichtungen.ì285
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IV. Der Glaube
7. Die Fortsetzung des Krieges gegen Mekka Einsch chterung der medinensischen Gegner
Erste Kriegsz ge nach der Schlacht bei Badr
Die Morde an Am bt. Marwn und Ab Afak knnen noch als Untaten gewertet werden, die ihren Grund in lokalen Animositten hatten ñ im Spott ber Mohammed und ber die Torheit seiner medinensischen Gefolgsleute. Die Vertreibung der Ban Qainuq war womglich das letzte Glied in einer Verkettung unglcklicher Umstnde. Doch sptestens das abscheuliche Verbrechen an Kab b. al-Aöraf, das bald danach begangen wurde, macht deutlich, da der Krieg gegen Mekka ganz und gar das Handeln Mohammeds beherrschte. Kab hatte sofort nach dem Triumph des Gesandten Allahs Medina verlassen, war in Mekka als Propagandist der quraiöitischen Sache aufgetreten, hatte dann in die Heimat zurckkehren mssen; zu seinem Unglck war dort inzwischen auf eine Zurcknahme der Politik der Einschchterung Andersglubiger nicht mehr zu hoffen. Im Gegenteil, die in den damaligen ÑEingebungenì dominierende schroffe Abgrenzung der Muslime von den sich nicht den mohammedschen Riten anbequemenden ÑSchriftbesitzernì und die auf vielfltige Weise abgewandelte Behauptung, die kampfbereiten ÑGlubigenì bildeten die beste je von Allah gestiftete Gemeinschaft, ergnzten einander zum Zwecke der Aufpeitschung der Leidenschaften ñ der Eifer fr den Krieg gegen Mekka durfte nicht erlahmen. Denn anstelle der Quraiöiten wollte Mohammed selber das Sagen ber die Sttten der Wallfahrt haben, diesem Ziel mu te er nher kommen, koste es, was es wolle. Darum ist die Ermordung Kab b. al-Aörafs ein Symbol dafr, da in Mohammeds Gedanken inzwischen die von Allah kommende Wahrheit und die eigenen Machtinteressen vllig deckungsgleich geworden waren; alle, die Mohammed bei der Durchsetzung dieser Wahrheit in den Weg treten, mssen der Vernichtung preisgegeben werden. Die Verschrfung des Terrors im Innern und die Anspannung aller Krfte nach au en, im Kampf gegen Mekka, erweisen sich somit als die zwei Seiten dieses einen gegen die Vielfalt des Wirklichen und gegen die Forderungen der Moral tauben und blinden Machtwillens, und dementsprechend lassen sich die Ereignisse, die nun zu schildern sein werden, nicht mehr in innermedinensische und kriegerische scheiden. Auf dem Gebiet des Religisen ist bis zu Mohammeds Tod ohnehin keine Vertiefung, auch keine Diversifizierung mehr zu erkennen. Er wiederholt das, was ihm fester geistiger Besitz geworden ist, damit er ein ums andere Mal die Entfaltung seiner Macht rechtfertige. ñ Im Hause der Ramla bt. al-ri286 nahm er den Ban n-Nar die Verpflichtung ab, nie wieder die Muslime zu kritisieren, sofern sie sich das Schicksal Kab b. al-Aörafs ersparen wollten, und fortan Ñhteten und ngstigten sie sich, sie waren seit (dessen) Ermordung erniedrigtì.287 Ab Sufjns nchtlicher Vorsto auf das Oasengebiet und seine Kontakte mit den Ban n-Nar waren Mohammed nicht verborgen geblieben. Um die zweihundert Berittene sollen Ab Sufjn bis in die Nhe Medinas begleitet haben; sie erwarteten seine Rckkehr von der Zusammenkunft. Bei ihnen traf er wohlbehalten ein, nachdem er sich den schon erwhnten berfall auf einen der ÑHelferì und dessen Sklaven
7. Die Fortsetzung des Krieges gegen Mekka
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hatte zuschulden kommen lassen.288 Diese Herausforderung sprach sich rasch herum, Mohammed setzte den abrckenden Feinden nach, vermochte sie aber nicht einzuholen. Anfang Juli 624 wurde in Medina bekannt, da sich etwa 200 km sdstlich289 an der von Mekka nach aöäam fhrenden Pilgerstra e die Ban Sulaim und die Ban aÅafn zusammenrotteten. Das konnte angesichts des Kriegszustandes nichts Gutes bedeuten. Mohammed eilte mit einem Trupp in jene Gegend, traf dort aber nur gro e Viehherden und etliche Hirten an; deren Stammesgenossen hatten sich zum Wasserholen entfernt. Die Zahl der Kamele, die Mohammed in die Hnde fielen, war so hoch, da nach der Einbehaltung des fr ihn selber bestimmten Beutefnftels jeder der etwa zweihundert ÑGlubigenì um sieben Tiere reicher war.290 Es lohnte sich mithin, fr die Sache des Islams zu kmpfen. In den ersten Septembertagen 624, anscheinend kurz nach der Ermordung Kab b. al-Aörafs, mu te Mohammed sich erneut mit den Ban aÅafn befassen. Diesmal konnte er vierhundertfnfzig Krieger aufbieten. Der Feind stellte sich allerdings nicht zur Schlacht, sondern zerstreute sich in die Berge. Mohammed soll bei diesem Feldzug nur dank seiner Kaltbltigkeit dem Tode entronnen sein.291 Ende Oktober rckte er wieder in jene Gegend vor; das ÑBergwerk der Ban Sulaimì war sein Ziel, aber die Feinde lie en es nicht auf einen Waffengang ankommen.292 Wenn diese Vorst e auch keinerlei greifbare Ergebnisse einbrachten, so strzten sie die Quraiöiten doch in erhebliche Verlegenheiten. Denn die Kstenstra e nach aö-äam war, wie die Vorgeschichte der Schlacht bei Badr gezeigt hatte, fr die Handelskarawanen nicht mehr nutzbar, seit Mohammed die dort lebenden Stmme zu Bndnispartnern gewonnen hatte. Jetzt schnitt er auch die Inlandsroute nach Norden ab. Es blieb den Mekkanern nichts anderes, als das Wagnis einzugehen, zunchst dem Weg in den Irak zu folgen und dann in Richtung Norden Wstengebiete zu durchqueren, die man gewhnlich mied. berdies war dieser Weg nicht im Sommer gangbar, in der seit altersher blichen Zeit der Karawane nach aö-äam, sondern nur im Winter. afwn b. Umaija wollte sich auf das Risiko einlassen und machte auch einen geeigneten Fhrer ausfindig. In Medina erfuhren die Ban n-Nar von dieser Unternehmung, und durch einen Zutrger, der bei ihnen davon hatte reden hren, gelangte die Neuigkeit auch zu Mohammed. Dieser schickte seinen Sklaven Zaid b. ria mit einhundert Mann los, die Karawane wurde gestellt und ausgeraubt. Das Beutefnftel belief sich auf 20 000 Silberdirhem,293 woraus sich errechnen l t, da auf jeden Beteiligten ein hbsches Smmchen entfiel. Unterdessen waren die Mekkaner nicht unttig geblieben. Die Gter, die Ab Sufjn wohlbehalten aus aö-äam herbeigeholt hatte, wurden im Versammlungshaus gelagert. Die Kaufherren waren der berzeugung, da es fr diesmal vernnftig sei, auf den Genu der Einknfte zu verzichten und stattdessen ein Heer auszursten, um Mohammed den entscheidenden Schlag zu versetzen. Aus ihren Handelswaren sollen die Quraiöiten im Durchschnitt einen Gewinn von einhundert Prozent erwirtschaftet haben, einen Dinar je Dinar eingebrachten Kapitals.294 Sie verwendeten dies Geld nun, um mglichst viele Bundesgenossen zu
Mekkanische Vorbereitungen auf die Revanche
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Die Schlacht bei Uud
IV. Der Glaube
kaufen. Die Angeben hierzu gehen nicht ins Detail; einzig die Ban
aqf, die ja schon lange mit den quraiöitischen Klanen gemeinsame Sache machten, die Abd al-MuÅÅalibs Nachkommen feindlich gesonnen waren, werden namentlich genannt. Ihr Aufgebot umfa te einhundert Berittene, die die doppelte Anzahl an Pferden zur Verfgung hatten. Im ganzen brachte es die quraiöitische Streitmacht auf dreitausend Kmpfer, unter ihnen siebenhundert mit Panzern geschtzte. Den Transport versahen dreitausend Kamele ñ wenn es stimmt, eine beeindruckende Herde, die freilich auch mit Futter und Wasser versorgt werden mu te.295 Im quraiöitischen Heer befand sich zudem eine fnfzig Mann starke Einheit, die von besonderer Bedeutung war. Es waren Ausiten, angefhrt durch jenen Ab mir, den seine Anhnger Ñden Mnchì nannten;296 in den meisten islamischen Quellen schmckt ihn das Epitheton Ñder Missetterì. Er werde die auf Mohammeds Seite fechtenden Klangenossen zum Strecken ihrer Waffen bewegen, versprach er den Mekkanern.297 Damit die Quraiöiten nicht im entscheidenden Augenblick der Kampfgeist verlasse, fhrte man etliche vornehme Damen mit sich; sie wrden die Mnner anfeuern. Auch dachte man daran, Mohammed mit den Gebeinen seiner Mutter zu erpressen, die man in al-Abw exhumieren wollte. Diesen Plan lie man aber fallen, weil man frchten mu te, die Ban
Bakr oder die uziten knnten auf die Idee kommen, sich zu gleichen Zwecken die Knochen verstorbener Quraiöitinnen zu verschaffen.298 Der Berg Uud spaltet das weitlufige fr Acker- und Gartenbau nutzbare Gelnde nrdlich von Medina in einen stlichen und einen westlichen Teil. Den stlichen, al-Urai, durch das Wd Qant gebildet, hatte Ab Sufjn verwsten lassen. Das wesentlich gr ere westliche Gebiet, al-urf oder in lterer Zeit einfach al-Ir, Ñdie mit Bschen bestandene Niederungì, gehei en, war nun das Ziel der mekkanischen Armee. Dort vereinigten sich mehrere Wds zu einer breiteren Ebene mit Brunnen, deren Wasserspiegel nicht allzu tief lag;299 dort auch hatten viele ÑAuswandererì Felder angelegt. Den Quraiöiten bot dieses Gelnde den geeigneten Lagerplatz, um den Angriff vorzubereiten. Sie lie en ihren Pferden und Kamelen gengend Zeit, sich sattzufressen. Der Schaden fr die Medinenser war betrchtlich, und so wurden unter ihnen Stimmen laut, man msse die sicheren Positionen in Medina rumen und in einer Schlacht au erhalb des besiedelten Gebietes die Entscheidung suchen. Vor allem die jungen unter den Anhngern Mohammeds traten hierfr ein, whrend die lteren Genossen vor den mglichen verheerenden Folgen warnten. Abdallh b. Ubaij zumal, der sich auf seine Kriegserfahrungen berief, hielt das Risiko eines Angriffes auf die Quraiöiten fr nicht einschtzbar und wies im brigen noch einmal darauf hin, da die ÑHelferì sich nur verpflichtet htten, Mohammed in Medina zu schtzen, nicht aber au erhalb der Siedlung. Man hrte aber nicht auf ihn, sondern suchte die Entscheidung. Abdallh hielt daher seine Mnner aus der sich entwickelnden Schlacht heraus,300 die die Muslime offensichtlich ohne reifliche strategische berlegungen begonnen hatten. Fr die Angreifer endete sie, wie unter diesen Umstnden zu erwarten gewesen war, mit einem Debakel. In die Darstellung des Geschehens sind Motive aus der Badr-Erzhlung eingedrungen, so etwa, da die Beu-
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tegier der ÑGlubigenì einen fast schon errungenen Sieg zunichte gemacht habe;301 bei Badr war die vorschnelle Inbesitznahme von Gefangenen zu tadeln gewesen (Sure 8, 67). Ferner sollen auch bei Uud die Streiter Mohammeds von Schlfrigkeit befallen worden sein, nicht aber die Feinde, und die Engel seien diesmal der Partei des Gesandten Allah nicht zu Hilfe geeilt.302 Man focht mit u erster Hrte und Erbitterung ñ ÑTte!ì lautete die Kampfparole der ÑGlubigenì ñ und schreckte auch vor Verstmmelungen der gefallenen Gegner nicht zurck.303 amza b. Abd al-MuÅÅalib, Mohammeds Onkel, fiel durch die Hand von Waö, einem abessinischen Sklaven ubair b. MuÅims; zum Beweis fr den Tod eines der von den Quraiöiten am meisten gefrchteten Feinde ñ berdies eines leiblichen Sohnes Abd al-MuÅÅalibs, des in den Augen der Mekkaner Schuldigen an der nun schon so lange whrenden Spaltung der quraiöitischen Klane ñ trennte Waö die Leber aus dem Krper amzas heraus und zeigte sie seinem Herrn.304 Irgendwann verbreitete sich unter den ÑGlubigenì das Gercht, auch der Prophet sei erschlagen worden. Etliche prominente Anhnger Mohammeds, unter ihnen Umn und anscheinend auch Umar, suchten ihr Heil in der Flucht; die Reihen der Muslime lsten sich auf.305 Bei Uud focht der Gesandte Allahs in der Tat zusammen mit seinen Truppen; ein Zuschauen, wie es ihm bei Badr vergnnt gewesen sein soll, war diesmal nicht mglich. Und wie blich und in zahlreichen arabischen Schlachtenschilderungen bezeugt, schrie auch er den Feinden Worte der Selbstvergewisserung entgegen: ÑIch bin der Sohn der (drei) tikas! Ich bin der Prophet ñ das ist keine Lge! Ich bin der Sohn des Abd al-MuÅÅalib!ì306 tika bt. Hill war die Mutter Abd Manfs, tika bt. Murra die Mutter Höims, tika bt. al-Auqa b. Murra b. Hill die Mutter Wahbs, des Gro vaters Mohammeds mtterlicherseits ñ jede dieser Frauen entstammte den Ban akwn b. alaba,307 einer Sippe des mchtigen Verbandes der Ban Sulaim. Die quraiöitische Linie, die in der berlieferten mekkanischen Stadtgeschichte den fhrenden Part innehat und der erst zu Mohammeds Zeiten in den Ban Maz m ernsthafte Nebenbuhler erwachsen waren, stammte demnach mtterlicherseits von den Ban Sulaim her: Quaij zeugte Abd Manf mit der Sulamitin tika bt. Hill b. Fli b. Hill; Murra b. Hill b. Fli b. akwn b. alaba schlo einen Schwurbund mit Abd Manf, der tika bt. Murra heiratete, die ihm Höim, Abd äams und al-MuÅÅalib gebar. Die von Mohammed als Urgro mutter in Anspruch genommene tika ist eine Tochter des al-Auqa b. Murra b. Hill.308 In anderem Zusammenhang hrten wir allerdings, da diese Urgro mutter, die Mutter Wahbs, die uzitin Qaila gewesen sei.309 Auflsen l t sich dieser Widerspruch nicht. Doch verdient es Aufmerksamkeit, da Mohammed gerade in dem Augenblick, in dem er um die Kontrolle des stlichen, das Inland durchquerenden Pilgerweges ringt, die Verwandtschaft mit den Ban Sulaim betont: Sie sind der entscheidende Dominostein in diesem Machtspiel. Die beiden ersten tikas heben zudem die Quaij-Abd Manf-Linie der Quraiö hervor ñ eine Spitze gegen die inzwischen einflu reichen Ban
Maz m. Die Berufung auf Abd al-MuÅÅalib schlie lich spricht den innerquraiöitischen Konflikt an, der mit Mohammeds Prophetentum dramatisch an Schrfe gewann ñ der Streit um die Vorherrschaft der auf Abd al-
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IV. Der Glaube
MuÅÅalib zurckgefhrten Glaubenspraxis, deren politische Seite in der Glorifizierung der Abwehr der Attacke ÑAbrahasì auf Mekka bestand. Ein wichtiger Grund fr die Niederlage der Medinenser war, wie erwhnt, das Gercht, Mohammed sei zu Tode getroffen.310 In der Tat war er im Nahkampf schwer am Kopf verwundet worden und auf die Knie niedergestrzt. Entweder hatte er sich in einer Bodenvertiefung vor weiteren Hieben schtzen wollen, oder aber er war in eines der Lcher gefallen, die der Ausite Ab mir hatte ausheben lassen, um einen Angriff auf die quraiöitischen Stellungen zu behindern. Vor einer der nchsten Schlachten wird Mohammed eine hnliche Kriegslist anwenden.311 Hchstes Verdienst erwarb sich Äala b. Ubaidallh, indem er Mohammed aus dieser bedrohlichen Lage befreite. Bei Ibn Isq freilich darf Äala nur den Assistenten der Rettungsaktion abgeben, die von Al b. ab Älib ins Werk gesetzt wird312 ñ wieder wird ein Zerwrfnis aus der Zeit nach Mohammed in die Geschehnisse zu seinen Lebzeiten zurckgespiegelt und den kommenden Geschlechtern mitgeteilt, welche Partei im Recht ist, nmlich diejenige Als gegenber den Anhngern Äalas.313 ÑWer ist ein Mann, fr uns sein Leben zu verkaufen?ì314 soll der Prophet in seiner Bedrngnis ausgerufen haben. Etliche schlugen sich fr ihn in die Bresche, gaben ihr Leben fr das seinige hin. Es glckte, den Verwundeten in einer Schlucht am Fu e des Berges Uud in Sicherheit zu bringen. Als man die Muslime endlich darauf aufmerksam gemacht hatte, da Mohammed noch lebte, war es mit dem kopflosen Flchten vorbei, aber eine Wende vermochte man dem Gefecht nicht mehr zu geben. Neben den Heldentaten einzelner, von denen die Quellen erzhlen, nehmen sich die Nachrichten ber das Ende der Schlacht eigenartig unbestimmt aus. Wie es schon bei den quraiöitischen Fir-Kriegen geschehen war, vereinbarte man mit wechselseitigem Rufen ein neues Krftemessen, Ñbei Badr315 in einem Jahrì.316 Statt ihren Sieg zu nutzen, zogen sich die Mekkaner zurck und verschafften den Muslimen dadurch die Gelegenheit, ihre Krfte zu sammeln und den Abrckenden zu folgen. An einem Sonnabend in der Mitte des Monats äauwl (begann am 17. Mrz 625) hatte Mohammed diese Niederlage hinnehmen mssen. Schon am nchsten Morgen habe er die noch ermatteten Truppen wieder zu den Waffen gerufen; die Mekkaner sollten argwhnen, er habe betrchtliche Reserven in der Hinterhand, und dies sollte sie davon abschrecken, noch einmal anzugreifen. Bis zum folgenden Mittwoch lagerten die ÑGlubigenì in ungefhr acht Meilen Entfernung von Medina, und sein khnes Tuschungsmanver hatte Erfolg. Seine vertrauten Beziehungen mit den uziten trugen hierzu einiges bei. Diese, ob Beigeseller oder Muslime, waren ihm insgeheim zugetan und unterrichteten ihn ber alles, was in der Kstenebene vorfiel. Ihr Anfhrer Mabad, obschon damals noch Heide, berzeugte den zu einem zweiten Angriff entschlossenen Ab Sufjn, da es besser sei, frs erste alles auf sich beruhen zu lassen. berdies machte afwn b. Umaija geltend, es sei unvernnftig, einen durch die Niederlage aufs u erste gereizten Feind ohne Not herauszufordern. So durfte der Prophet doch noch fast wie ein Sieger nach Medina zurckkehren, denn die Quraiöiten hatten, halb getuscht, halb in eigener Klgelei befangen, die
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vielleicht beste Gelegenheit, ihn zu vernichten, vertndelt. Anders Mohammed ñ er suchte mit Folgerichtigkeit und ohne jede Nachsicht den Nutzen seiner Sache. Als er vor Medina lagerte, gingen ihm Ab Azza von den Ban uma und Muwija b. al-Mura von den Ban Abd äams ins Netz. Ab Azza war schon bei Badr in muslimische Gefangenschaft geraten, jetzt machte Mohammed kurzen Proze mit ihm; noch einmal wollte er nicht gegen ihn kmpfen mssen. Muwijas, eines Abd Manf-Quraiöiten, entledigte er sich auf elegantere, fr ihn unverfnglichere Art; Umn, Muwijas engster Verwandter unter den ÑGlubigenì, erwirkte einen dreitgigen Pardon, danach mu te sich Muwija verbergen. Mohammed wu te, wo, und er schickte Ammr b. Jsir und seinen Sklaven Zaid b. ria, die ihn ermordeten.317 Fr Mohammed konnte sich die politische Bilanz des militrischen Debakels sehen lassen, jedenfalls was seine Stellung gegenber den Mekkanern anging. Anders bot sich ihm die Lage in Medina selber dar, wo der seit der Schlacht bei Badr aufgekommene und eifrig genhrte Mythos seiner Unbesiegbarkeit ins Wanken geriet. Allah habe fr ihn und, genau betrachtet, an seiner Statt gefochten, hatte er in Sure 8 verkndet. Und jetzt? Mohammed ist kein Prophet, wu ten die Juden nun; denn wenn er einer wre, htte er dann in solche Bedrngnis kommen knnen? Auch die Skeptiker um Abdallh b. Ubaij, die ÑHeuchlerì, sahen sich besttigt, obwohl dieser niemals frmlich seine Loyalitt zu Mohammed in Frage stellte. Seinen Sohn tadelte er allerdings heftig, weil dieser mit anderen Hei spornen die Quraiöiten angegriffen hatte und dabei schwer verletzt worden war. Seit langem hielt Ibn Ubaij jeden Freitag eine Predigt, in der er die Sache des Islams, die er trotz allem zu der seinigen gemacht hatte, rhmte und die Zuhrer aufforderte, den Gesandten Allahs zu untersttzen. Als er nun wie gewhnlich das Wort ergreifen wollte, hinderten ihn etliche ÑHelferì daran und beschimpften ihn als Feind Allahs. Besonders Ubda b. a- mit und Ab Aij b, bei dem Mohammed zu Anfang seines Aufenthalts in Medina eine Zeitlang gewohnt hatte, taten sich hierbei hervor. Ibn Ubaij verlie den Ort; unter diesen Leuten, das wurde ihm deutlich, hatte er nichts mehr verloren. Ihnen hatte Mohammed den Verstand verdreht, nur die Sichtweise des Propheten war in ihren Augen gltig: Ihren Rat, er mge Mohammed um Vergebung anflehen, damit dieser Allahs Verzeihung fr die abweichende Auffassung von der Lage der Dinge erwirke, wies Ibn Ubaij schroff zurck. Er wollte sich sein nchternes Urteil bewahren.318 Mit dem unberlegten Abzug der siegreichen Quraiöiten war die Zeit, in der ihr Konflikt mit Mohammed im wesentlichen zwischen ihnen und ihm nebst seinen ÑHelfernì ausgetragen wurde, unwiderruflich vorbei. Das zeigten schon die nchsten Monate, in denen immer mehr vorher unbeteiligte Stmme in die Auseinandersetzungen hineingezogen wurden. Mi trauen und Verrat, die seit eh und je ihr Verhltnis zueinander vergifteten, verschrften sich in dem Ma e, wie der Islam an Gewicht gewann. In einem der vorislamischen Kriege, die die Quraiöiten um die Festigung ihres Einflusses auf die Tihama gegen die Ban Bakr fochten, hatten ersteren Klane beigestanden, die man unter dem Namen al-Qra zusammenfa te und die unter die Abö aufgenommen worden wa-
Die Ausweitung des Konflikts
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IV. Der Glaube
ren.319 Einige Mnner aus diesen Sippen suchten Mohammed in Medina auf, bekundeten, da es bei ihnen Muslime gebe und da man den Wunsch hege, den Koran und die Riten der neuen Glaubenspraxis genauer kennenzulernen. Mohammed, der jetzt mit den Ban Bakr gegen die Quraiöiten in Mekka verbndet war, schickte arglos sechs seiner Mnner mit den heimreisenden al-Qra. Unterwegs berfiel man die sechs; man wolle sie nicht tten, sagte man ihnen, man wolle sie als Gefangene den Quraiöiten ausliefern und dafr einigen Lohn einheimsen. Drei der berrumpelten mochten sich auf nichts einlassen, zckten das Schwert und erlagen der bermacht. Einem der Getteten, der seinem Ekel vor den Beigesellern stets heftigen Ausdruck verliehen hatte, wollte man den Kopf vom Rumpf trennen, um ihn der Heidin zu verkaufen, deren Shne er erschlagen hatte; sie begehrte, aus der Hirnschale Wein zu trinken. Allah aber verhinderte, da es dazu kam, denn zu viele Wespen umschwirrten den Leichnam, den dann unerwartet ein Sturzbach fortri : Allah honorierte so das Gelbde des Getteten, nie die Haut eines Beigesellers zu berhren, so die Pointe dieser erbaulichen Erzhlung. Der vierte Gefangene wurde nach einem Fluchtversuch ermordet. Die letzten beiden wurden von den Quraiöiten aufgekauft und zum Vollzug der Blutrache gettet. Staunend bemerkten die Mekkaner bei dem Schauspiel die fanatische Liebe zu Mohammed, durch die sich die Opfer auszeichneten.320 ñ Lange zurckliegende Ereignisse, hier der Kampf der Quraiöiten gegen die Ban Bakr, bestimmen die Parteinahme; islamische Anschauungen, etwa die am Merkmal der rituellen Reinheit aufgewiesene unberbrckbare Kluft zwischen den Muslimen und den Beigesellern, schlie en jeden Ausgleich aus. Da sich Stmme ber den Islam belehren lassen wollten, ohne da deren Anfhrer den bertritt zum Islam erwogen, wird mehrfach bezeugt. Die Art, in der Mohammed den Mekkanern getrotzt hatte, wird manchen beeindruckt haben; sich mit ihm gut zu stellen, war ratsam. Im Sommer 625 erschien mir b. Mlik, ein Anfhrer der Ban mir b.
aaa, in Medina und machte Mohammed seine Aufwartung, wollte ihm berdies zwei Pferde und zwei Reitkamele schenken. Der Prophet verweigerte die Entgegennahme, da er Beigeseller einer solchen Geste nicht fr wrdig erachtete, und forderte den Besucher auf, Muslim zu werden. mir u erte sich hinhaltend, riet aber Mohammed, einige seiner Anhnger zu den Bewohnern des Nedschd zu schicken; so knne er dort den Islam ausbreiten. Diesen Vorteil wollte sich Mohammed nicht entgehen lassen; die Aussicht, den Quraiöiten in den Gebieten nrdlich und nordstlich von Mekka Paroli zu bieten, war zu verlockend. Freilich frchtete er die Beduinen des Nedschd, doch mir gelobte, den Abgesandten Fremdenschutz zu gewhren. Im brigen entsprach eine solche Abmachung einem schon lnger eingespielten Brauch: Gegen eine bestimmte Menge Datteln verschaffte mir b. Mlik medinensischen Reisenden Sicherheit im Nedschd.321 Deshalb lie sich Mohammed auf das Unternehmen ein. Er beauftragte mit der Mission siebzig seiner eifrigsten Frommen, die man Koranleser nannte. Diese pflegten sich des Abends irgendwo im Oasengebiet zu versammeln, gemeinsam die Botschaft des Propheten zu studieren und zu beten; gegen Morgen schleppten sie
7. Die Fortsetzung des Krieges gegen Mekka
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Trinkwasser und Brennholz zu den Unterknften Mohammeds und seiner Frauen.322 Diese Gemeinschaft begab sich nun auf die Reise. Bei Bir Ma na machte man Halt; hier verlief die Grenze zwischen den Gebieten der Ban Sulaim und der Ban mir b. aaa, zu deren mchtigstem Anfhrer mir b. aÅ-Äufail man Boten schickte, um sich Klarheit ber die Gltigkeit des von mir b. Mlik gewhrten Fremdenschutzes zu verschaffen. Letzterer war bereits vorher durch jene Gegend gezogen und hatte kundgetan, da er fr die Unversehrtheit der Anhnger Mohammeds brge. mir b. aÅ-Äufail wollte freilich von den Zusagen seines Onkels nichts wissen,323 ttete kurzerhand den Boten und forderte den ganzen Stamm zum Kampf gegen die Ankmmlinge auf, fand aber kein Gehr. Mehr Glck hatte er bei einigen Klanen der Ban
Sulaim. Mit ihnen tat er sich zusammen, berfiel die Koranleser und erschlug sie. Die Nachrichten von diesem Desaster und vom schrecklichen Schicksal der sechs zu den al-Qra entsandten Mnner sollen Mohammed an ein und demselben Tag erreicht haben.324 Dem Massaker bei Bir Ma na waren zwei Koranleser entgangen, weil sie sich vom Lagerplatz entfernt hatten, um die zum Weiden freigelassenen Reittiere zurckzuholen. Die beiden wurden jedoch ebenfalls von mir b. aÅ-Äufail aufgegriffen. Er ttete einen, lie den anderen aber laufen, nachdem er ihm zum Zeichen der Erniedrigung die Stirnlocke abgeschnitten hatte. Unweit Medinas stie der dem Tode Entronnene auf zwei Mnner aus dem Stamme mirs, ahnte aber nicht, da Mohammed ihnen Pardon gewhrt hatte. Der Rckkehrer machte mit ihnen zusammen Rast und als sie eingeschlummert waren, ermordete er sie. Stolz berichtete er dann dem Propheten von seiner Rachetat; dieser aber erschrak: Sein Schutzversprechen hatte ebenfalls nichts gegolten.325 Die Versuche, im Nedschd ebenso zuverlssig wie in der Tihama den Einflu des Propheten zu etablieren, waren vorerst gescheitert. Noch waren die altarabischen gesellschaftlichen Bindungen, so die Milchbruderschaft Mohammeds mit den Ban Bakr, wirksamer als eine Loyalitt, die durch die Zugehrigkeit zum Islam htte gestiftet werden sollen. Einzelne Mnner allerdings, die in der unmittelbaren Nhe zum Propheten gelebt hatten, hatten den Au enstehenden die Kraft der Bindung an ihn vor Augen gefhrt. Je lnger sich Mohammed den Quraiöiten widersetzte, desto mehr Ansehen gewann er als ein arabischer Fhrer. Seine religise Botschaft mochte vielen Klanoberhuptern, die bisher von den Ereignissen hchstens mittelbar betroffen waren, gleichgltig oder unverstndlich geblieben sein. Da er inzwischen politisches Gewicht hatte, war nicht zu leugnen. Aus der Rckschau will es scheinen, als htte er in dieser offenen Situation, die nach Uud eingetreten war, zielstrebig durch die Enteignung von Gemeinschaften, die keine angestammten Glieder der berkommenen genealogischen Ordnung waren, die materielle Grundlage fr seine weiteren Erfolge gelegt. Das ist aber nicht richtig. Vielmehr spielte ihm der Zwist mit mir b. aÅ-Äufail unversehens die Gelegenheit hierzu in die Hnde. Dieser nmlich setzte sich unverzglich mit Mohammed in Verbindung, sobald ihm die Ermordung der beiden Stammesgenossen zu Ohren gekommen war. Das fllige Wergeld konnte Mohammed nicht aufbringen. Darum begab er sich zu den Ban n-Nar,
Die Vertreibung der Ban n-Nar
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Das Ñzur ckgeholteì bewegliche und unbewegliche Gut
IV. Der Glaube
um von ihnen Hilfe zu erbitten. Dieser jdische Stamm hatte mit den Ban mir b. aaa einen Schwurbund geschlossen, so da der Prophet vielleicht einen m igenden Einflu auf die geschdigte Sippe erhoffte. Whrend der Unterredungen bei den Ban n-Nar habe ihn pltzlich ein ungutes Gefhl beschlichen; dank einem Wink aus dem Himmel habe er erkannt, da man einen Anschlag auf ihn einfdele. Unter einem Vorwand brach er die Verhandlungen ab und entkam. Die Ban n-Nar ihrerseits verschanzten sich, die Rache Mohammeds frchtend, in ihren Wohntrmen und mu ten von dort aus zuschauen, wie man viele ihrer Palmen fllte und verbrannte. Abdallh b. Ubaij und einige andere azraiten ermunterten die Ban n-Nar zum Durchhalten und versprachen wohl auch Hilfe, wenn es zum Kampf kommen sollte. Lange widerstanden die Belagerten nicht, zumal sie ihre Existenzgrundlage in Medina zum Teil vernichtet sahen. Sie einigten sich mit Mohammed darauf, da man ihr Leben schone und ihnen gestatte, aus Medina fortzuziehen, wobei sie alle Habe, die ihre Kamele tragen konnten, mitnehmen durften, abgesehen von ihren Waffen. Die Ban n-Nar, hei t es, htten das Unheil heraufziehen sehen: Durch Mohammed, den Ñstets lachenden Mrderì, den ÑAnkmmling aus dem Sdenì, jenen Mann, der auf einem Kamelhengst reitet und einen weiten Umhang trgt, das Schwert auf der Schulter, der nur mit einem Krmel entlohnt, der kein Wunderzeichen vorweist, der in Weisheitssprchen redet, durch diesen Mohammed sei das anfentum so in Verruf gebracht worden, da sich Ab mir, Ñder Mnchì, im Zorn davon abgewendet habe.326 Dieser Coup gegen die Ban n-Nar gelang Mohammed im Sptsommer 625. Das Gewicht der skeptischen unter den ÑHelfernì wurde vermindert, unangenehme Kritiker327 wurden beseitigt. Allerdings ging er das Risiko ein, es sich mit den mchtigen Ban aÅafn zu verderben, die ebenfalls Verbndete der Ban n-Nar waren. Letztere hatten ohnehin zahlreiche Schwurgenossen; in aibar verfgten sie zudem ber ausgedehnte Besitzungen. Die meisten von ihnen begaben sich dorthin, einige auch nach aö-äam.328 Muammad b. Maslama berwachte die Ausweisung sowie die Registrierung der zurckgelassenen Gter. Umar b. alaÅÅb, so wird erzhlt, forderte Mohammed auf, die Beute gem den vor kurzem eingefhrten Regeln zu verteilen. Dies lehnte der Prophet ab und berief sich auf eine gewisserma en taufrische Eingebung, in der es hie : ÑWas Allah seinem Gesandten von den Bewohnern der Orte zurckholt, das gehrt Allah, dem Gesandten, (dessen) nahen Verwandten, den Waisen, Armen und den Kmpfern auf dem Pfade, damit es nicht unter den Reichen von Hand zu Hand weitergegeben wird. Was euch der Gesandte zuteilt, das nehmt, und was er euch verbietet, das la t! Und frchtet Allah, denn er straft streng! Es gehrt den armen Auswanderern, die aus ihren Behausungen und ihrem Besitz vertrieben wurden, Allahs Huld und Wohlgefallen begehren und Allah und seinen Gesandten untersttzen ñ sie sind die Aufrichtigen. Und auch die, die in ihrer Heimat wohnen und den Glauben schon vor (der Ankunft der Auswanderer zum festen Eigentum) erwhlten, jetzt diejenigen lieben, die zu ihnen auswanderten, und im Herzen keine Gier nach deren Besitz hegen, sondern (jene) mehr als sich selber bedenken, auch wenn sie selber Mangel lei-
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den sollten ñ wer sich vor der eigenen Habsucht zu bewahren wei , das sind die, die glckselig werden!ì (Sure 59, 7ñ9). ñ Die Lndereien der Ban n-Nar behielt Mohammed demnach auf Allahs ausdrcklichen Wunsch fr sich und einige Auswanderer; den ÑHelfernì gab er schne Worte. Auf dem fr sich selber beschlagnahmten Land lie er Gerste anbauen und bestritt aus dem Ertrag sowie aus dem Erls der Datteln, die man von den verschonten Palmen erntete, den Unterhalt fr sich, seine Ehefrauen und die Nachkommen Abd al-MuÅÅalibs.329 Die berschsse wurden zum Ankauf von Waffen verwendet. Die ÑHelferì sollen freiwillig auf die gleichberechtigte Beteiligung am Land und an der beweglichen Habe der Ban n-Nar verzichtet haben, eben damit die Auswanderer in die Lage versetzt wrden, von nun an selber den Lebensunterhalt zu erarbeiten.330 Ibn Isq fa t diese Empfnger unter der Bezeichnung Ñdie ersten Auswandererì zusammen,331 einem Begriff, der bald von gro em politischen Gewicht sein sollte. Lediglich zwei Angehrige der Ban nNar retteten ihr Vermgen, allerdings um den Preis des bertritts zum Islam.332 Die propagandistische Auswertung des Geschehens findet sich in Sure 59, die laut Ibn Isq Ñinsgesamtì333 herabgesandt wurde, hnlich wie Sure 8 nach dem Sieg bei Badr. Sie beginnt mit einem Lob Allahs, der Ñdie Schriftbesitzer, die unglubig sind, aus ihren Wohnsitzen vertriebì, und zwar Ñzur ersten Versammlungì, eine unklare Formulierung, die wahrscheinlich ein diesseitiges Strafgericht meint, whrend ja die der Endzeit vorausgehende ÑVersammlungì, die der vom Tode Auferweckten, in aö-äam vonstatten gehen soll.334 Allah jagte den Ban n-Nar ein solches Entsetzen ein, da sie die Flucht vorzogen und sogar eigenhndig ihre Huser unbewohnbar machten (Sure 59, 2). ñ Sie entfernten den Sturz ber ihren Haustren.335 ñ Allah sah fr sie die Verbannung vor, weil sie seinen Gesandten anfeindeten. Die Palmen, die Ñihr flltet oder die ihr stehenlie etì, waren eben jene, ber die Allah gerade so entschieden hatte (Vers 4);336 auch das verpnte Abschlagen der Palmen war vollauf gerechtfertigt, ja ausdrcklich von Allah gewollt gewesen. Der Unglaube, den Mohammed den Ban n-Nar nachsagt (Vers 2), l t sie ihres Landbesitzes verlustig gehen (Vers 7): ÑWas Allah fr seinen Gesandten von den Bewohnern der Ortschaften zurckholte, dafr brauchtet ihr weder Pferde noch (andere) Reittiere in Galopp zu versetzen. Vielmehr verleiht Allah seinen Gesandten Gewalt ber alle, von denen er es will. Allah hat zu allem Macht!ì (Vers 6). Mittelbar wird in diesen beiden Versen ein von der Religionszugehrigkeit abgeleitetes Eigentumsrecht begrndet. ber die Verteilung des Ñzurckgeholtenì Gutes oder Landes entscheidet niemand anders als der Prophet selber. Die ÑHelferì opferten selbstlos ihr Eigentum fr die ÑAuswandererì (Vers 8 f.), was fortan in geringerem Ma notwendig sein wird. Wie eben gehrt, bedachte Mohammed die Ñersten Auswandererì; wer die Hedschra spter vollzog, mu dafr Verstndnis haben: ÑDiejenigen, die nach ihnen kamen, sprechen: ,Unser Herr, vergib uns und unseren Brdern, die uns im Glauben voraneilten! Nhre in unseren Herzen keinen Groll gegen die, die (vor uns) glubig wurdenÖ!ëì (Vers 10). Hiernach l t sich Mohammed recht unverblmt ber seine dpierten medinensischen Widersa-
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Das B ndnis gegen Mohammed
IV. Der Glaube
cher aus: Die ÑHeuchlerì versprechen den Juden Untersttzung, kndigen sogar an, sie wollten notfalls mit ihnen Medina verlassen, aber wenn es so weit ist, rhren sie sich nicht; die Juden ihrerseits prahlen mit ihrer Kriegserfahrenheit, sie sind jedoch untereinander uneins und haben vor den Muslimen Angst, kurz, ÑHeuchlerì und Juden sind Maulhelden (Vers 11ñ15). Die ÑHeuchlerì zumal benehmen sich wie der Satan, der die Menschen verfhrt, und wenn sie sndigen, sucht er das Weite und sagt: ÑIch frchte AllahÖì (Vers 16). Die erste Woche des l-Qada pflegte man in Badr Markt zu halten.337 Im Frhjahr 626 stand daher die Revanche an, die Ab Sufjn bei Uud eingefordert hatte. Schon im Januar brach Mohammed auf, um mit seinen Truppen am vereinbarten Ort die Ankunft des Feindes abzuwarten. Auch Ab Sufjn hatte Mekka verlassen, gelangte aber allenfalls bis Usfn. Sptestens dort kam ihm die Einsicht, da angesichts der Drre, die damals herrschte, eine Revancheschlacht nicht zu verantworten war. Er kehrte um.338 Fr Mohammed wre es zweifellos vorteilhafter gewesen, er htte den Erfolg des Jahres 624 wiederholen knnen. So aber traf er unverrichteterdinge wieder in Medina ein. Seine Lage war trotz der Vertreibung der Ban n-Nar und der Bereicherung an deren Habe und trotz aller Propaganda nicht durchweg befriedigend. Er bemerkte, da man an einem gro en Stammesbndnis gegen ihn arbeitete, wobei die Initiative entweder von den Mekkanern oder den Juden ausging.339 Von aibar aus, wohin sich viele Angehrige der Ban n-Nar geflchtet hatten, suchten etliche Mitglieder dieses Klans, begleitet von dem gewesenen anfen Ab mir sowie einem Ausiten aus der den Muslimen feindlich gesonnenen Sippe der Ban Wil, Mekka auf und warben fr ein breites Kriegsbndnis gegen Mohammed, in dem die Ban Sulaim und die Ban aÅafn eine wichtige Rolle spielen sollten. Schon mit diesen Plnen strte man die Kreise Mohammeds empfindlich, denn auch er versuchte, wie schon gehrt, jene Stmme auf seine Seite zu ziehen. Mit einer der schillerndsten Figuren der Ban aÅafn, dem ihrer Sippe der Ban Fazra angehrenden Beduinenfhrer Ujaina b. in, hatte er ein Stillhalteabkommen erreicht, das bis in den Winter 626 auf 627 galt.340 In Mekka kamen die Feinde Mohammeds unter anderem berein, man werde den Ban aÅafn eine Dattelernte aibars bereignen, was Ujaina b. in zum Frontwechsel veranla te.341 Mit wachsender Nervositt nahm Mohammed diese Entwicklungen zur Kenntnis. Wenn er sich und seinen engsten Vertrauten auch die materielle Lage erleichtert hatte, so fehlten ihm doch noch die Mglichkeiten einer gro zgigen Mittelverteilung. Voller Sorge blickte er nicht nur auf alles, was stlich von Medina geschah. Im Sptsommer 626 war ihm zu Ohren gekommen, da sich bei D mat al-andal Beduinen sammelten, um die Karawanen, die mit Lebensmitteln nach Sden zogen, auszurauben; auch ging das Gercht, zahlreiche Beduinen wollten sich zusammen mit den Kaufleuten nach Medina auf den Weg machen. Arabien nrdlich von Medina betrachtete Mohammed aber als seinen Rckzugsraum, falls es im Krieg mit den Quraiöiten hart auf hart kommen sollte. Er dachte daran, sich vorsichtig dem byzantinischen Gebiet zu nhern, ohne den Argwohn des ÑKaisersì zu wecken. Schon in Mekka hatte er fr die ÑRhomerì Partei ergriffen ñ
7. Die Fortsetzung des Krieges gegen Mekka
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im Gegensatz zu den damals fhrenden quraiöitischen Sippen, die sich fr die Sasaniden erwrmten, sich allerdings nicht von ihnen abhngig machten.342 Mit einer gr eren Truppe marschierte Mohammed aus Medina ab; er berfiel bei D mat al-andal die Hirten, die bei dem Vieh zurckgeblieben waren. Sobald die Versammelten davon erfuhren, stoben sie auseinander.343 Selbst in der unmittelbaren Nhe von Medina forderte man ihn heraus. Bei al-Murais, nur wenige Stationen vom Oasengebiet entfernt an der Route nach Mekka,344 zog der Anfhrer der Ban l-MuÅaliq Kmpfer zusammen, wie Mohammed hrte. Das mu te ihn alarmieren, denn dieser uzitische Klan war wie er selber ein Verbndeter der Ban Mudli. Der gewaltsame Tod jener sechs Abgesandten erschien jetzt in einem neuen Licht: Die Quraiöiten waren im Begriff, die Abö, zu denen die Ban l-MuÅaliq ebenso zhlten wie die al-Qra, gegen ihn zu mobilisieren, offenbar um ihm die Kontrolle ber die Tihama zu entwinden. Was er begonnen hatte, nmlich die Sperrung der mekkanischen Karawanenwege nach aö-äam, wandten die Quraiöiten jetzt gegen ihn selber. Da er so entschlossen nach D mat al-andal vorgesto en war, erwies sich als berlebenswichtig, wenn er nicht htte eingekreist werden wollen. Nach dem Scheitern der Einflu nahme auf die Ban Sulaim und die Ban mir b. aaa und damit auch der Abriegelung der inlndischen Verbindung zwischen Mekka und aö-äam schien nun die Herrschaft ber den Kstenweg ebenfalls in Gefahr. Um Genaueres zu ermitteln, entsandte Mohammed einen Spion, Buraida vom Stamm der Ban Aslam b. Af, und empfahl ihm, sich bei den Feinden einzuschmeicheln, indem er ihnen verspreche, sie durch die Krieger seiner Sippe zu verstrken. Buraida soll Mohammed zum ersten Mal begegnet sein, als dieser, aus Mekka vertrieben, auf der Reise nach Medina al-amm, unweit Usfn,345 passierte. Mohammed habe Buraida sogleich fr seine Lehre eingenommen, doch sei ihm dieser nicht unverzglich nach Medina gefolgt, sondern habe sich erst nach der Schlacht von Badr in die Schar der Glaubenskrieger eingereiht.346 Nun stellte er sich dem Propheten fr den heiklen Dienst zur Verfgung; das Anerbieten, den Ban l-MuÅaliq weitere Krfte zuzufhren, htte deren Mi trauen erregen knnen, denn die Ban Aslam gehren nicht in den Kreis jener uzitischen Sippen, die wie die Ban l-MuÅaliq Glieder der Abö347 geworden waren, sondern zu den uzitischen Eidgenossen Abd al-MuÅÅalibs.348 Buraidas Bericht ntigte Mohammed, sofort Medina zu verlassen, um ein Anwachsen der feindlichen Scharen zu verhindern. Einen gegnerischen Spher, den er unterwegs abfing, lie er tten; angesichts solch grimmer Entschlossenheit sollten die Feinde von Furcht befallen werden. Dem als sehr diszipliniert geschilderten Angriff der Krieger Mohammeds hielten die Ban lMuÅaliq nicht stand. Ihre Helfershelfer hatten sich bereits in alle Winde zerstreut, sobald sich das Gercht ausgebreitet hatte, es werde ernst mit dem Kmpfen.349 Mohammed behauptete seine Macht in der Tihama. Doch nicht dieser fr den weiteren Gang der kriegerischen Ereignisse bedeutsame Umstand beherrscht die muslimische Erinnerung an das Gefecht bei alMurais, sondern einige Affren, in denen sich ein Ri innerhalb der
Vorboten der Dschihadbewegung
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Spannungen unter den ÑGl ubigenì
IV. Der Glaube
ÑGemeinschaft der Glubigenì ankndigt, der u erst weitreichende Folgen zeitigen wird. Viele ÑHeuchlerì seien diesmal mit Mohammed ins Feld gezogen, freilich einzig und allein in der Hoffnung auf irdischen Gewinn und weil die Wegstrecke so angenehm kurz gewesen sei,350 wird unterstellt. Jedenfalls nahm Mohammed noch am Ort des Kampfes wichtige Przisierungen der bisher gebten Verteilung der Beute vor. Aus dem Fnftel, das ihm zustand, den sogenannten adaqt, befriedigte er nur noch Wnsche der Bedrftigen und der Waisen; jeder, der reich war oder seinen Lebensunterhalt selber erarbeiten konnte, durfte nicht mehr auf Geschenke rechnen. Die Krieger selber empfingen ñ neben dem jeweiligen Anteil aus ihren vier Beutefnfteln ñ keine weiteren Gratifikationen; denn sie sollten aus den Ertrgen des durch Allah fr die ÑGlubigenì Ñzurckgeholtenì Gutes und Landes (arab.: al-fai) ihren Unterhalt beziehen. Als Gegenleistung hatten sie den Kriegsdienst (arab.: al-ihd) zu erbringen.351 Mohammed schuf sich auf diese Weise eine ihm ergebene Truppe, die, anders als die ÑHelferì, im Dschihad ihren einzigen Daseinszweck fand. Den ÑHelfernì konnte dies nicht gefallen, denn sie wurden auf einen minder wichtigen Rang abgedrngt. Eine ganz unerwartete Begebenheit bewirkte zudem, da sie sich um den besten Teil ihres Gewinns betrogen sahen, und das kam so: Unter den zweihundert Kriegsgefangenen war auch uwairija, die bezaubernd schne Tochter des Anfhrers der Ban l-MuÅaliq; bei der Beuteteilung fiel sie dem azraiten bit b. Qais, dem ÑPrediger des Gottesgesandtenì,352 und einem seiner Neffen zu. bit ntigte ihr einen Vertrag zum Selbstfreikauf auf, der einen Preis von neun Uqija Gold353 festsetzte. Was nun folgt, legt al-Wqid Mohammeds damals etwa dreizehnjhriger Gattin iöa in den Mund: Als Bittstellerin suchte uwairija den Propheten auf; bit b. Qais hatte seinen Neffen bereits abgefunden und besa das kostbare Beutestck nun ganz allein; den sehr hohen Preis knne sie nie und nimmer aufbringen, und deshalb flehe sie Mohammed um Hilfe an; dieser verfiel im Nu ihren Reizen, sagte ihr die Erlegung der geforderten Summe zu und machte ihr einen Heiratsantrag, den sie beglckt annahm. bit lie sie frei, nachdem er das Geld erhalten hatte, und Mohammed verehelichte sich mit ihr. Sobald die bereits auf die Sieger verteilten Ban
l-MuÅaliq davon erfuhren, begannen sie mit ihrem Schicksal zu hadern; wie sollten sie, nunmehr mit dem Propheten verschwgert, noch das Eigentum seiner Anhnger sein? Man mu te ihnen allen die Freiheit gewhren. Um etwa die Hlfte verminderten sich die mglichen Einknfte aus dem menschlichen Beutegut dank dieser Eskapade Mohammeds,354 bei der ein herausragender ÑHelferì dpiert worden war. Die Spannungen zwischen den quraiöitischen Auswanderern und den ÑHelfernì entluden sich zudem in einem handfesten Streit, der aus einem nichtigen Anla aufflammte: Ein Eidgenosse der Ban Slim b. Auf ñ zu ihnen gehrte der einstige anfe Ab mir355 ñ und ein Dienstmann Umar b. al-aÅÅbs kamen einander ins Gehege, als sie ihre Wasserschluche aus einem Brunnen emporzogen. Der ÑHelferì rief die azraiten herbei, der Dienstmann die Quraiöiten; die Waffen in der Hand, standen die Parteiungen einander gegenber. Die ÑHelferì wollten nicht klein beigeben, und erst als die Auswanderer Ubda b. a- mit um
7. Die Fortsetzung des Krieges gegen Mekka
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Vermittlung gebeten hatten, gelang es, den Tumult beizulegen, ohne Mohammed davon in Kenntnis zu setzen. Abdallh b. Ubaij hrte von dem Vorfall und geriet in heftigen Zorn, weil die quraiöitischen Auswanderer sich wie eine herkmmliche Blutsgemeinschaft verhalten hatten. Es herrschte keineswegs Eintracht zwischen jenen und den ÑHelfernì, wie ja auch dem Koran zu entnehmen ist. Mohammed unterscheidet klar zwischen den Auswanderern, die er als die eigentlichen Verfechter seiner Sache betrachtet, und jenen, die die aus Mekka Vertriebenen beherbergen und untersttzen. Die Flchtlinge gewinnen, wie wir sahen, seit der Aneignung der Lndereien der Ban n-Nar an Eigenstndigkeit. Ibn Ubaij soll von jetzt an geahnt haben, wie sich die Dinge entwickeln wrden: Die Auswanderer entzweien sich Ñmit uns und versuchen, uns in unserer Heimat zu berwinden. Sie leugnen unsere Wohltaten. Bei Allah, mit uns und den quraiöitischen Lumpen steht es, wie das Sprichwort sagt: Mste deinen Hund, dann fri t er dich!ì356 Whrend des Rckmarsches von al-Murais ereignete sich ein Vorfall, der Jahrzehnte lang, ja bis auf den heutigen Tag, dem muslimischen Parteienzwist Nahrung gab. Wir zeichnen das Geschehen aus der Sicht der Gruppierung nach, als deren einende Gestalt sich iöa, die ÑMutter der Glubigenì, in den Vordergrund schieben wird.357 Erneut tritt sie selber als Erzhlerin auf: Mohammed habe stets das Los entscheiden lassen, welche zwei unter seinen vielen Ehegattinnen ihn auf einem Feldzug begleiten durften, und diesmal sei das Los auf Umm Salama und auf sie gefallen; von ihr habe er sich ohnehin nie trennen mgen; auf dem Rckweg von al-Murais habe Mohammed gegen Ende der Nacht eine Rast befohlen; ihr, iöa, sei das Halsband abhanden gekommen, und deshalb habe der Prophet das Zeichen zum Aufbruch hinausgezgert, obwohl es zu tagen begonnen habe und die Zeit des Frhgebets herangekommen sei; am Rastplatz sei kein Wasser fr die rituelle Waschung aufzutreiben gewesen; ein Ausite von den Ban Abd al-Aöhal, Mohammed seit den Begegnungen bei al-Aqaba bekannt,358 habe diesen auf die prekre Lage aufmerksam gemacht; doch unverzglich habe Allah seinem Propheten aus der Verlegenheit geholfen, indem er ihm eingegeben habe, da beim Fehlen von Wasser die Reinigung mit sauberem Sand gestattet sei (vgl. Sure 5, 6). Als Kommentierung liest man, die Bekenner der lteren Religionen drften nur in Gotteshusern beten, Mohammed aber habe Allah die ganze Erde als einen rituell reinen Ort freigegeben; wo immer die Muslime zur Gebetszeit seien, dort sollten sie ihrer Pflicht nachkommen. Man rckte mit dem ganzen Heer ein kleines Stck vor, fand ein geeignetes ebenes Gelnde und verrichtete das Frhgebet. In dieser Fassung besteht der Skandal allein in der durch iöas Unaufmerksamkeit verursachten Notwendigkeit, eine Ersatzreinigung vorzunehmen. Da der Vers, der dieses Verfahren rechtfertigt, aus Sure 5, vermutlich der jngsten, stammt und der Inhalt der Kommentierung ebenfalls in jene spte Zeit gehrt,359 scheint diese Version zur Entlastung iöas erdichtet zu sein. Al-Wqid verknpft sie ziemlich unbeholfen mit einer zweiten, in der es um weit Verfnglicheres geht.360 Sie beginnt ebenfalls mit Mohammeds Brauch, durch das Los die Gattinnen zu bestimmen, die ihn begleiten
Die Halsbandaff re
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IV. Der Glaube
drfen. Damit man das Kommende versteht, erfhrt man, da die Verkstigung des mohammedschen Harems damals noch so bescheiden gewesen sei, da die Diener, die eine verhllte Kamelsnfte auf das Reittier heben mu ten, nicht sagen konnten, ob darin eine der Damen sa oder nicht. Kurz bevor man Medina erreichte, befahl der Prophet eine Rast. Da es finster war, verlie iöa ihre Snfte und schlug sich in die Bsche, um die Notdurft zu verrichten. Whrenddessen entglitt ihr, ohne da sie es gewahr wurde, ein Halsband aus jemenitischen Onyxperlen. Als sie wieder beim Lager war, brach man gerade auf; da erst bemerkte sie den Verlust und eilte zurck, um das Halsband zu suchen. Sie war bald wieder zur Stelle, aber die Karawane war schon fort. iöa hatte Glck im Unglck, denn nach einiger Zeit traf die Nachhut ein, deren Anfhrer sie zu Mohammeds Heer geleitete, wo man ihr Fehlen noch gar nicht entdeckt hatte. Abdallh b. Ubaij soll einer derjenigen gewesen sein, die an dem Vorkommnis ablasen, da Mohammeds Mannesehre verletzt worden sei. Doch auch im Harem des Propheten rumorte es, weil einige seiner Gattinnen auf iöa eiferschtig waren und ihr gern einen Fehltritt angehngt htten. Eine Untersuchung des Ereignisses, bei der sich Al b. ab Älib mit besonderer Strenge hervorgetan haben soll, frderte nur haltlosen Klatsch zutage. Man gelangte zu dem Schlu , da neben einigen anderen vor allem assn b. bit, der als Verseschmied der islamischen Sache schon gute Dienste geleistet hatte, und amna, eine Schwester von Mohammeds Ehefrau Zainab bt. aö,361 die Verleumdungen in Umlauf gesetzt htten (vgl. Sure 24, 11ñ20). Die Beschuldigten wurden mit der Auspeitschung (Sure 24, 4) bestraft, die Allah just rechtzeitig in einer Offenbarung verfgte.362
8. Vorboten der Niederlage der Mekkaner ñ oder ihres Sieges? Der ÑGrabenkriegì
Der Kriegszug nach al-Murais, dessen Begleitumstnde klrendes Licht auf die innere Entwicklung des muslimischen Gemeinwesens werfen, war, wenn wir jetzt wieder den Zweikampf Mohammeds mit den mekkanischen Quraiöiten in den Blick nehmen, eine unbedeutende Episode. Nach wie vor sahen sich er und seine ÑGlubigenì von einem Zusammengehen der Mekkaner mit den Juden nrdlich von Medina bedroht. Gerade letztere wrden, das stand nach der Vertreibung der Ban nNar au er Frage, alles daransetzen, die Macht jenes Emporkmmlings einzudmmen. Ebenso wenig konnte man daran zweifeln, da ein Krieg gegen Mohammed nur dann zu gewinnen war, wenn man die Ban
aÅafn und die Ban Sulaim an sich band. Wie schon erwhnt, hatten sich nach der Absage der Revancheschlacht bei Badr einige Juden der Ban n-Nar sowie der anfe Ab mir und ein Ausite aus dem Mohammed ablehnenden Sippenverband der Ban Wil zu Ab Sufjn begeben, um darber zu beratschlagen, wie man den gemeinsamen Feind bezwingen knne.363 An der Kaaba hatte man ein Bndnis beschworen, wobei die jdischen Unterhndler den Quraiöiten versichert
8. Vorboten der Niederlage ñ oder des Sieges?
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haben sollen, da sie, die Bewohner Mekkas und Hter des Hauses Allahs, die Ñdie fetthckrigen Opferkamele schlachten, den Pilgern zu trinken geben und die Idole anbetenì, im Gegensatz zu Mohammed die richtige Glaubenspraxis befolgten. Die politisch bedingte Bekrftigung der Wahrheit des mekkanischen Kultes erbitterte den Propheten so sehr, da sein Kommentar dazu Eingang in den Koran fand. ÑHast du nicht jene gesehen, die einen Anteil an der Schrift erhielten? Sie glauben (jetzt) an das Idol364 und an den Gtzen und sagen den Unglubigen, diese befnden sich eher auf dem rechten Weg als die Glubigenì (Sure 4, 51). Diese hmische Bemerkung steht in einem lngeren Abschnitt, in dem Mohammed darber klagt, da die Juden, die ÑSchriftbesitzerì, sein Prophetentum nicht als die Besttigung ihres Glaubens, der immerhin einen Teil seiner Schrift ausmache (vgl. Sure 3, 81), anerkennen. Aus den von den ihrigen abweichenden Reinheitsgeboten der Muslime ziehen sie den Schlu , da nur sie selber vor Allah als rein gelten knnten; doch Allah entscheide hierber nach eigenen Erwgungen (Sure 4, 44ñ57, hier Vers 49). Die jdischen und die ausitischen Bndniswerber waren aus Mekka zu den Ban aÅafn weitergezogen; ihnen versprachen sie, wie wir schon wissen, eine Jahresernte Datteln der Oase aibar. Auch die Quraiöiten trachteten fremde Stmme fr ihre Sache zu gewinnen und forderten berdies die Abö auf, sich zum Feldzug gegen Medina zu sammeln. Nach der Rckkehr von al-Murais wurde Mohammed erst eigentlich mit den Ergebnissen der jdisch-quraiöitischen Zusammenarbeit konfrontiert. Eine kleine Gruppe uziten hatte die Vorbereitungen der Mekkaner beobachtet und war zu Mohammed geeilt, um ihn zu warnen. Durch die schlimmen Erfahrungen von Uud gewitzigt, entschied er sich, diesmal auf einen Angriff zu verzichten. Stattdessen sah man sich im Oasengebiet nach einem Gelnde um, das man leicht zur Verteidigung herrichten konnte. Als geeignet erschien ein Terrain sdlich des Berges Sal. Den Berg im Rcken, hob man in aller Hast einen Graben aus, der einen gro en Teil des Ñunterenì Medina sicherte; das sich sdlich daran anschlie ende Ñobereì Medina, Qub und die Siedlungsgebiete der Ban nNar sowie der Ban Quraia, blieben notgedrungen ungeschtzt. Die Ban Quraia, der letzte jdische Stamm in Medina, lieh den Muslimen die so dringend bentigten Hacken, Schaufeln und Tragekrbe. Unentwegt trieb Mohammed seine Mannen zur Arbeit an; denn man wu te inzwischen, da die Feinde ein beeindruckendes Heer von etwa zehntausend Kmpfern zusammengebracht hatten, darunter eine starke Reiterei. Gerade dieser Teil der Angreifer sollte durch den Graben zur Wirkungslosigkeit verdammt werden. In seinem Schutz, im Sden des Berges, der die von Norden vordringenden Feinde, sollten sie attackieren, zu einem krfteraubenden Schwenk nach links zwingen wrde, lie Mohammed seine ÑGlubigenì lagern. Al-Wqid berichtet, da das Heer der Koalitionre aus mehreren keineswegs zu einer Einheit verschmolzenen Teilen bestand. Die Quraiöiten mit ihren Abö zhlten etwa viertausend Mann; ihnen hatten sich auf dem Marsch nach Medina siebenhundert Sulamiten angeschlossen, befehligt von einem Eidgenossen arb b. Umaijas, des Vaters Ab Sufjns.
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Zweideutiges Verhalten der Ban Quraia
IV. Der Glaube
Im Aufgebot des Stammesverbandes der Ban aÅafn befand sich auch Ujaina b. in mit eintausend Kmpfern der Ban Fazra. Nie und nimmer htte Mohammed damals in vergleichbarer Weise Stmme au erhalb Medinas fr sich mobilisieren knnen; was ihm die Anstrengungen, die er zu diesem Zweck bis dahin unternommen hatte, eingetragen hatten, ist uns noch in Erinnerung. Als der Kopf der von den Quraiöiten gefhrten Kriegskoalition galt Ab Sufjn, allerdings verfgte er nicht ber eine dementsprechende Befehlsgewalt. Die Quraiöiten und die Abö besetzten das Gebiet nordwestlich des Sal, im wesentlichen das Wd l-Aqq. Weiter im Norden, in unmittelbarer Nhe des Berges Uud, lagerten sich die Ban aÅafn. Dies alles geschah nach al-Wqid am 8. l-Qada des Jahres 5 (1. April 627). Seit diesem Tage waren die Koalitionstruppen freilich mehr mit logistischen Problemen als mit der Vorbereitung auf das Gefecht befa t. Denn als sie eintrafen, stand kein Getreide mehr auf dem Halm, und selbst das Stroh hatten die Medinenser fortgeschafft. Die Quraiöiten trieben ihre Kamele in das Gestrpp, das das Wd l-Aqq sumte; die Pferde aber konnten mit so kargem Futter nicht auskommen, man war auf die mitgebrachte Hirse365 angewiesen. Vierhundert Pferde fhrten die Quraiöiten mit sich, dreihundert die Ban aÅafn, insgesamt eine beeindruckende Streitmacht, die jedoch mit jedem Tag, der ohne Kampf verstrich, an Wirkung verlor.366 Whrend die ÑGlubigenì an dem Befestigungswerk arbeiteten ñ den einzelnen Sippen sowie den quraiöitischen Muslimen waren bestimmte Abschnitte zugewiesen ñ, hatten sich die Frauen in den Wohntrmen aufzuhalten. Wenigstens zur Mittagszeit, wenn ein Angriff nicht zu gewrtigen war, wollten einige der Kmpfer bei ihren Ehefrauen nach dem rechten sehen, was Mohammed mit Sorge bemerkte. Nur in Waffen sollten sie das Ñobereì Medina betreten, befahl er; denn es war nicht mehr ausgemacht, da sich die dort wohnenden Ban Quraia wenigstens neutral verhielten.367 Mohammed selber brauchte brigens whrend jener Tage den Freuden des Ehelebens nicht zu entsagen; fr ihn hatte man ein Zelt aus Leder verfertigt, in dem ihm iöa, Umm Salama und Zainab bt. aö abwechselnd zur Verfgung standen.368 Doch zurck zu den Ban
Quraia! Zunchst sollen sie sich dem Drngen des ujaij b. AÅab, eines Angehrigen der Ban n-Nar, widersetzt haben, der sie in ein Bndnis mit den Quraiöiten hineinziehen wollte. Bald aber wurde in Mohammeds Lager das Gercht laut, sie htten das Werben der Koalitionre nun doch erhrt. Az-Zubair b. al-Auwm, ein enger Verwandter von Mohammeds erster Frau ada, wagte sich in die Nhe der Wohntrme der Ban
Quraia und beobachtete Kriegsvorbereitungen ñ was geschah, war daher klar. Mohammed lobte az-Zubair fr seinen mutigen Einsatz als seinen Jnger (arab.: al-awr).369 Sad b. Ubda, Sad b. Mu und Usaid b. al-uair, drei ÑHelferì, die Eidgenossen der Ban Quraia waren, nahmen mit ihnen Verbindung auf ñ es blieb dabei, Mohammeds Lage hatte sich schlagartig verschlechtert! Die Ungewi heit darber, wie sich dieser Frontwechsel auswirken werde, belastete die Muslime schwer. Den Belagerern war allerdings bewu t, da sie sich nicht auf ein endloses Hinauszgern der Entscheidung einlassen durften. Ihre Anfhrer erkundeten die Befestigungen,
8. Vorboten der Niederlage ñ oder des Sieges?
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entdeckten eine Bresche, vermuteten aber eine Kriegslist und sahen daher von dem Versuch ab, von dort aus in das geschtzte Gelnde einzubrechen. So blieb es bei einigen einzelnen Gefechten, bei denen der Maz mite Naufal b. Abdallh b. al-Mura den Tod fand. Mohammed lehnte es ab, dessen Leichnam, herauszugeben; es handle sich um nichts weiter als den Kadaver eines Esels. Nach mancherlei Geplnkel bereiteten sich beide Seiten ohne gro en Elan darauf vor, am folgenden Tag eine Entscheidung herbeizufhren. Nicht nur die Angreifer, sondern auch die Verteidiger litten inzwischen Hunger und beklagten zudem eine fr die Jahreszeit ungewhnlich kalte Witterung. Fr die Muslime war das Ausharren eine Frage von Leben und Tod, nicht aber fr alle Verbndeten der Quraiöiten. Mohammed erkannte diese Schwche seiner Feinde; schon lngst hatte er begonnen, unter den Koalitionren Zwietracht zu sen. Vom Wankelmut Ujaina b. ins wu te er, und al-ri b. Auf von den Ban Murra, einer Untergruppe der Ban aÅafn, war gleichfalls nicht gewillt, unter so ungnstigen Begleitumstnden gegen den Propheten zu kmpfen.370 Natrlich wollten sie sich dies von Mohammed honorieren lassen, nmlich mit der halben Dattelernte Medinas. Er handelte sie auf ein Drittel herunter, doch als man daranging, einen Vertrag aufzusetzen, zerstritt man sich. Da die Ban aÅafn entschlossen die Quraiöiten untersttzen wrden, war aber nicht mehr zu befrchten. Sie betrachteten die Mglichkeit einer unangefochteten quraiöitischen Herrschaft in Nordwestarabien mit gemischten Gefhlen. Die Quellen berichten au erdem von einem berlufer, der Mi stimmungen zwischen den Verbndeten schrte, indem er ihnen vor Augen stellte, wie unterschiedlich in Wahrheit ihre Interessen seien und da jede Partei die anderen fr eigenntzige Ziele einzuspannen trachte. Die Ban Quraia erklrten nun, sie wrden an dem verabredeten Angriff nicht teilnehmen, denn er falle auf einen Sabbat. In der Nacht zum Sabbat begann ein heftiger Wind zu blasen, Hunger und Klte machten beiden Seiten mehr als zuvor zu schaffen. Furcht, gepaart mit Mi trauen, zermrbten die Krfte der Verbndeten. In dieser Lage gab Ab Sufjn ñ wieder einmal ñ den Krieg verloren. Er hie die Quraiöiten aufsitzen und deckte ihren Rckzug mit zweihundert Reitern. Auch die Beduinenstmme gingen auseinander, ohne da es zu einer Kampfhandlung gekommen wre. ÑMir verhalf der Frhlingswind zum Sieg, die d wurden vom Herbstwind vernichtet!ì (vgl. Sure 69, 9), soll Mohammed gesagt haben.371 Zurck blieben in seiner Reichweite die Ban Quraia.372 Noch am selben Tag, am 15. April 627,373 zog Mohammed mit seinen Kriegern in das Ñobereì Medina hinauf und setzte die Ban Quraia in ihren Wohntrmen fest. Nach etwa drei Wochen baten sie, da sie Eidgenossen der Ausiten waren, der Gesandte Allahs mge ihnen einen gewissen Ab Lubba von den Ban Amr b. Auf schicken, mit dem sie sich beraten wollten. Als Ab Lubba bei ihnen eingetroffen war, bestrmten sie ihn mit der Frage, ob sie sich wie einst die Ban Qainuq dem Propheten bergeben sollten. ÑJawohl!ì antwortete Ab Lubba und strich sich mit der Hand ber die Kehle, ihnen andeutend, was ihnen bevorstand. Noch ehe Ab Lubba den ersten Schritt zur Rckkehr getan habe, sei er in tiefe Verzweiflung ber seinen Verrat am Gesandten Allahs ge-
Das Massaker an den Ban Quraia
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Die Verteilung des Vermgens der Ban Quraia
IV. Der Glaube
strzt; aus Scham sei er ihm nicht unter die Augen getreten; in der Moschee habe er sich an einen Pfeiler binden lassen, von dem er erst gelst werden wollte, wenn Allah ihm verziehen habe. Vor dem Morgengebet gab Allah seinem Gesandten zu wissen, da er Ab Lubba vergeben habe, und Mohammed hchstpersnlich band die Fessel los.374 Die Ausiten erbaten vom Propheten fr ihre Schutzgenossen die gleichen Bedingungen, die er den azraiten fr die Ban Qainuq zugestanden hatte. Statt eine Entscheidung zu fllen, wusch er sich die Hnde in Unschuld; der Ausite Sad b. Mu solle urteilen. Dieser, ein Ñwohlbeleibter, schner Mannì, mu te auf einem Esel herbeigeholt werden, da er durch einen Pfeilschu verwundet worden war. ÑSteht auf vor eurem Herrn!ì befahl Mohammed, als Sad eintraf, und die ÑAuswandererì stritten sich spter mit den ÑHelfernì darber, ob dieser Befehl ihnen beiden gegolten habe oder nur letzteren. Von Mohammed abgewandt ñ ihm vermochte er vor Ehrerbietung nicht ins Gesicht zu blicken ñ verkndete Sad den von ihm erwarteten Richterspruch: ÑDie Mnner sollen gettet werden, die Gter verteilt, die Kinder und Frauen gefangengenommen.ì375 Die dem Tode Geweihten, die Schtzungen bewegen sich zwischen sechshundert und neunhundert, wurden in einem Hof der Ban n-Nar zusammengepfercht; auf dem Markt lie Mohammed Gruben ausheben, und dann wurden die Mnner gruppenweise massakriert. Az-Zubair und Al b. ab Älib leiteten die Aktion, die Mohammed als Zuschauer verfolgte; Mitglieder aller ausitischen Klane hatten sie auszufhren. Alle sollten an den Eidgenossen in gleicher Weise schuldig werden. Bis zum nchsten Morgen dauerte das Morden.376 Die Gter und Gertschaften aus den Wohntrmen schleppte man auf einem Haufen zusammen. Das besondere Interesse der berlieferer fanden eintausendfnfhundert Schwerter, dreihundert Kettenhemden, zweitausend Lanzen, eintausendfnfhundert Schilde sowie Krge mit Wein, den man weggo .377 Endlich ging es an das Verteilen. ÑDie Zahl der Gefangenen, Frauen und Kinder, belief sich auf eintausend. Der Gesandte Allahs sonderte sein Fnftel aus, bevor die Beute veru ert wurde. Er teilte die Gefangenen in fnf Gruppen und nahm eine davon; einige lie er frei, andere verschenkte er, wieder andere wies er nach seinem Belieben Dritten als Diener zu. Genauso verfuhr er mit dem Hausrat; er wurde verteilt, bevor (die Anteile der anderen) verkauft wurden; desgleichen die Dattelpalmen: (Mohammeds) Fnftel wurde (vom brigen Bestand) abgetrennt. ber das ganze Gut (nebst den Gefangenen), das in fnf Partien geteilt worden war, lie er die Lospfeile entscheiden. Auf einen von diesen war ÇFr Allahë geschrieben. Dann wurde gelost, und auf welche Partie sein Pfeil hindeutete, die nahm er, ohne da er (das Recht) der Vorauswahl ausgebt htte. Sein Fnftel vertraute er Mamja b. az az-Zubaid an. Dieser war es, der die (Mohammed zugefallene) Beute (als Geschenke) an die Muslime ausgab.ì378 Da der Prophet hierfr bei al-Murais Richtlinien verkndet hatte, ist uns erinnerlich. Mamja, ein Eidgenosse der quraiöitischen Ban Sahm und Rckkehrer aus thiopien,379 scheint fortan mehrfach mit solchen Aufgaben betraut worden zu sein. ñ Nun zu den vier Fnfteln, die den insgesamt etwa dreitausend muslimischen Kmpfern gehrten! Die Palmengrten wurden vier Grup-
8. Vorboten der Niederlage ñ oder des Sieges?
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pen von ausitischen und azraitischen Sippen bereignet. Aus den Gefangenen und den Gertschaften wurden ñ rechnerisch ñ dreitausendundzweiundsiebzig dem Wert nach gleichgro e Anteile gebildet; es waren auf muslimischer Seite sechsunddrei ig Streitrosse im Einsatz gewesen, und fr jedes waren zwei Anteile in Anschlag zu bringen, so hatte es Mohammed schon bei al-Murais angeordnet. Da der ermittelte Wert eines jeden Anteils im Einzelfall kaum in Gefangenen oder Gtern darstellbar war, wurde der Handel mit den Anteilen freigegeben. Der Fall der uwairija gewhrte uns Einblick in das Verfahren; bit b. Qais erhielt sie zusammen mit einem Neffen, dem er dessen Anteil abkaufte, um dann fr sich allein Gewinn aus ihr zu schlagen, was durch die willkrliche Festsetzung einer hohen Freikaufsumme hatte geschehen sollen. Es ist schwer vorstellbar, da alle dreitausend Krieger, jeder fr sich, den errechneten Anteil in Beutegut umzusetzen oder gegen Geld zu veru ern suchten. Vermutlich erledigten diesen Schacher die Klanfhrer. Die Grenzen zwischen Verteilung und eintrglicher Geschftemacherei waren berdies flie end. Wer vermgend war, bemhte sich, seine Beute durch den Zukauf fremder Anteile in ein gnstig erworbenes Handelsgut zu verwandeln und anderswo auf den Markt zu bringen ñ was bit b. Qais in ganz bescheidenem Umfang geplant hatte, betrieben andere in gr erem Stil. Denn Beuteteilung bedeutete stets ein vorbergehendes berangebot an Menschen und Waren, aus dem kapitalkrftige Kaufleute einen gro en Gewinn erzielten. So erwarb ein Jude namens Ab ö-äam von Mohammed zwei Mtter mit je drei Kindern um einhundertfnfzig Dinare, offenbar ein sehr gnstiger Preis. Desweiteren schickte Mohammed seinen ergebenen Anhnger Sad b. Ubda mit einem Teil der Beutegefangenen nach aö-äam; sie sollten dort losgeschlagen werden, fr den Erls sollte er Waffen kaufen. Andere Gefangene veru erte Mohammed an seine zahlungskrftigen Genossen Umn b. Affn und Abd ar-Ramn b. Auf. Von beiden machte Umn das mit Abstand bessere Geschft; Abd ar-Ramn hatte ihm die Wahl zwischen den jungen und den lteren Frauen gelassen, und Umn war so klug, die lteren zu nehmen ñ diese, und nicht die jungen, trugen Wertgegenstnde bei sich.380 Muammad b. Maslama, den wir als skrupellosen Mrder kennenlernten, setzte eine Mutter und deren zwei Shne fr fnfundvierzig Dinare ab; das entsprach dem rechnerischen Wert von drei Anteilen, die ihm, dem Eigentmer eines Pferdes, aus der gesamten Beute zustanden. Wieweit diese Zahlen reprsentativ sind, bleibt unklar. Als Abnehmer von Gefangenen traten brigens viele Juden in Erscheinung, die aus aibar und selbst aus Taim anreisten.381 In Sure 33 ÑDie Parteiungenì, womit die Koalitionre gemeint sind, schlgt Mohammed einen unverhohlen drohenden Ton gegen alle an, die ihn whrend der zwei Wochen des Grabenkrieges nicht mutig und selbstlos genug untersttzt hatten. Das war ja auch eine bedrckende und zudem entbehrungsreiche Zeit gewesen, in der beide Seiten frchteten, eine Entscheidung zu ihren Ungunsten stehe unmittelbar bevor, und beide Seiten hatten nicht gewu t, wie sie das Unheil, das sie sprten, htten abwenden sollen, von einer verhei ungsvollen Initiative ganz zu schweigen. Allah erwies den Muslimen jedoch Gnade, meint Moham-
Die ÑParteiungenì
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IV. Der Glaube
med; er sandte den Sturm, der den Feinden schwer zu schaffen machte, sowie Heere, die unsichtbar blieben. ñ Das kennen wir schon aus Mohammeds Darlegungen ber den Sieg bei Badr. ñ Vielen Glubigen stockte vor Angst das Herz. Weil jeglicher Erfolg in weite Ferne gerckt zu sein schien, erwogen manche, Mohammed im Stich zu lassen. Aber vor Allah und seinem Ratschlu kann man nicht fliehen, gleichviel, ob dieser Ratschlu Gutes oder Bses bedeutet. Auch jetzt noch schwanken etliche in ihrer Treue zum Propheten; denn die Beduinen knnten pltzlich zurckkehren. Alle Zagenden sollten sich an ihm, dem Gesandten Allahs, und an seiner Standhaftigkeit ein Beispiel nehmen (Sure 33, 9ñ 24). ÑAllah wehrte die Unglubigen in all ihrem Groll ab und ersparte den Glubigen das Kmpfen. Allah ist stark und mchtig. Und die ÇSchriftbesitzerë, die (den Unglubigen) beistanden, holte er aus ihren Wohntrmen herab und schleuderte ihnen Entsetzen ins Herz; die einen ttetet ihr, die anderen nahmt ihr gefangen! Euch gab er ihr Land als Erbteil und ihre Wohnsitze und Gter, sowie (weiteres) Land, das ihr noch nicht betreten hattet. Allah hat zu allem Machtì (Vers 25ñ27). Unverhllt wird hier das ñ mit dem Schwert durchzusetzende ñ Eigentumsrecht der Muslime an allen Lndereien und Besitztmern der Andersglubigen formuliert, klarer noch als zuvor in Sure 59. Auffllig ist in Sure 33 ferner, da sich Mohammed mehr und mehr vom Umgang mit den gewhnlichen Menschen absondert. Sad b. Mu hatte beim Urteilsspruch ber die Ban Quraia ihm vor ehrerbietiger Scheu nicht ins Gesicht blicken knnen, hrten wir. Jetzt sind es die Ehefrauen Mohammeds, die, da sie mit ihm in engster Gemeinschaft leben (vgl. Sure 2, 187), vor der Berhrung mit dem Alltag geschtzt werden mssen: Haben schon die gewhnlichen Glubigen demtig alles hinzunehmen, was Allah und sein Gesandter ihnen vorschreiben (Vers 35 f.), dann sind den Ehefrauen Mohammeds Gehorsam und Unterwrfigkeit in ganz besonderem Ma abzuverlangen; Allah entgilt ihnen gutes wie anst iges Verhalten mit doppeltem Lohn, doppelter Strafe; so wre es am besten, sie mischten sich gar nicht mehr unter die Leute (Vers 30ñ35). Darum verbietet Mohammed seinen Glubigen, ohne ausdrckliche Aufforderung eine seiner Wohnungen zu betreten, und lasse sich ein Gesprch mit einer seiner Frauen nicht umgehen, dann nur, indem sie hinter einem Vorhang verborgen bleibt (Vers 53). Die wenig Gefestigten unter den Muslimen Ñrechnen damit, da die Parteiungen noch gar nicht abgezogen sind; und wenn sie kommen, dann wren (jene unsicheren Kantonisten) am liebsten in der Steppe bei den Beduinen und erkundigten sich danach, wie es euch geht. Wren sie (noch) unter euch, dann kmpften sie nur halbherzigì (Vers 20). So schtzt Mohammed die Lage nach dem Ende des Grabenkrieges ein; um in Medina die wenig Zuverlssigen vom Verrat abzuhalten, mu er nach wie vor scharf beobachten, was au erhalb des Oasengebietes vor sich geht, und, wenn ntig, rcksichtslos zuschlagen. Bei Urana, nahe dem Kultort Arafa, scharte der Lijnite382 Sufjn b. lid im Bunde mit den Abö Beduinen um sich, angeblich um Medina anzugreifen. Im Juni 627 meldete sich bei Mohammed ein Eidgenosse der azraitischen Ban
Salima, der sich auf sein Gehei als uzite bei Sufjn b. lid ein-
8. Vorboten der Niederlage ñ oder des Sieges?
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schmeichelte und diesen bei der ersten Gelegenheit ermordete. Wenig spter fhrte Mohammed einen kleinen Trupp in die Tihama, um den Quraiöiten Furcht einzufl en.383 Ende August raubte Ujaina b. in eine Herde Kamelstuten, die Mohammed auf verschiedenen Feldzgen in die Hnde gefallen waren. Die als Milchvieh gehaltenen Tiere standen in einem mit verkrppeltem Wald und Gebsch bewachsenen Gelnde etwa acht Meilen von Medina entfernt.384 Sobald dieser berfall bekannt wurde, setzte man den Dieben nach und jagte ihnen die Hlfte der Tiere wieder ab.385 Aus dem Sptwinter 628 wird ein hnlicher bergriff auf Mohammeds Kamelstuten berichtet, diesmal sechs Meilen sdlich im oberen Wd BuÅn.386 Auch die Juden lie en das Massaker an den Ban Quraia nicht auf sich beruhen. Man schmiedete in aibar Plne, bei denen man auf die unzuverlssigen Beduinen von vornherein verzichtete. Man versprach sich mehr Erfolg, wenn man die Juden aus Fadak, Taim und dem ÑTal der Ortschaftenì387 als Bundesgenossen gewnne; im brigen sei aibar viel besser befestigt, als es die medinensischen Wohntrme der Ban
Quraia gewesen seien. Au erdem war man davon berzeugt, da Mohammed niemals Medina verlassen werde, um irgendwo einen Ort zu belagern.388 Unvernnftig war diese Meinung nicht; ob Mohammed eine lngere Abwesenheit von Medina riskieren durfte, war keineswegs ausgemacht. Inwieweit er ber die berlegungen der Juden in aibar unterrichtet war, wissen wir nicht. Seinen Terror jedenfalls lie er auch dorthin tragen. Der Jude Sallm b. ab l-uqaiq, ein Angehriger der Ban nNar, der sich um das Zustandekommen der im Grabenkrieg gescheiterten Koalition verdient gemacht hatte, sollte dafr mit dem Tode b en. Fnf Mnner der Ban Salima wollten durch einen Meuchelmord den azraiten den gleichen Ruhm sichern, wie ihn die Ausiten durch die Ttung Kab b. al-Aörafs errungen hatten. Mohammed war es zufrieden, und jene fnf schlichen sich in aibar ein, fanden unbemerkt den Weg in Sallms Schlafgemach und erstachen ihn auf dem Nachtlager.389 Auf aibar hatte der Prophet ohnehin ein Auge geworfen. Im Ramadan des Jahres 6 (begann am 14. Januar 628) fhrte Abdallh b. Rawa, ein ihm seit den Aqaba-Treffen ergebener azraite, einen kleinen Trupp zur Erkundung der Lage dorthin. Zwei Monate danach, Sallm war inzwischen ermordet worden, war Abdallh b. Rawa wieder in aibar, diesmal nicht in verdeckter Mission, sondern mit dem Auftrag, dem neuen Wortfhrer der Juden, Usair, ein Anerbieten Mohammeds zu unterbreiten: Wenn Usair sich dem Propheten unterwerfe, dann drfe er als dessen Statthalter weiterhin in aibar seines Amtes walten. Nach einigem Zgern machte sich Usair auf die Reise nach Medina; man war des stndigen Kriegfhrens berdrssig. Unterwegs verdchtigten die muslimischen Begleiter den Juden, er plane Verrat, und machten sein Gefolge nieder. Er selber scheint entkommen zu sein, wenn auch schwer verwundet. Mohammed hatte freilich die Ermordung Usairs gewnscht, wie man erzhlt.390 Unter dem Vorwand, die Belange ÑAllahs und seines Gesandtenì seien die oberste Maxime des Handelns, brechen die Sitten weg, die bis dahin das Zusammenleben der Menschen mglich gemacht haben, ein friedli-
Die Verrohung der Sitten
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Die Sicherung der Gebiete im Norden von Medina
IV. Der Glaube
ches Zusammenleben gewi nicht, aber eines, in dem bestimmte Verhaltensregeln im gro en und ganzen beachtet wurden. Mohammed, angetrieben von seinem Alter ego Allah, nimmt sich das Recht, sie beiseitezufegen. Die widerwrtigen Meuchelmorde, die er in Auftrag gibt, knden hiervon. Ja, das Abschlachten der Ban Quraia nutzt er dazu, jedermann vor Augen zu fhren, da alles berkommene nichts mehr gilt, sobald die eigenschtigsten Belange Allahs, will sagen, Mohammeds, im Spiele sind: Er zwingt die Ausiten, die eigenen Schwurgenossen umzubringen. Und diese Ungeheuerlichkeit ist keine einmalige Entgleisung; Mord im Auftrag Mohammeds wird zur nachahmenswerten Ruhmestat. Wie erwhnt, drngen sich einige azraiten danach, endlich auch ihrerseits fr ÑAllah und seinen Gesandtenì aufs schmhlichste alle Normen fahren zu lassen. ÑZu dem, wodurch Allah seinem Gesandten einen Vorteil verschaffte, gehrt, da die beiden Stmme der ,Helferë, die Aus und die azra, in Gegenwart des Gesandten Allahs wie zwei (kmpfende) Kamelhengste gegeneinander hochsprangen. Taten die Ausiten etwas, woraus der Gesandte Allahs seinen Nutzen zog, dann sagten die azraiten sofort: ,Bei Allah, ihr stecht uns doch nicht etwa dadurch beim Gesandten Allahs aus, und im Eifer um den Islam?ë Sie lassen nicht locker, bis sie etwas Vergleichbares zustande bringen. Und wenn die azraiten etwas machen, dann sprechen die Ausiten derartiges.ì391 So u ert sich Ibn Isq zu diesem Thema. Nicht alle Ausiten und azraiten werden sich an diesem Wettlauf um die Zerstrung des Sittlichen beteiligt haben, aber die es taten, das sind in der Erinnerung die herausragenden Gestalten. An die Stelle der heidnischen Moral vermochte das Ñweitherzige anfentumì nichts weiter zu setzen als den politischen und militrischen Erfolg. ÑDer Islam schneidet alles ab, was vorher war. Und die Hedschra trennt alles ab, was vorher war.ì Wenn es opportun erscheint, darf das, was der Islam abschneidet, sogar eine Handlung sein, die gegen die Interessen der Muslime gerichtet gewesen war.392 Ein anderer Ma stab als der augenblickliche Machtzuwachs, bewirkt durch ein formales Bekenntnis zum Islam, ist Mohammed inzwischen fremd. Seine Macht bringt er immer fter offensiv zur Geltung. Das Ziel, das er dabei verfolgt, ist die Sicherung des Gebietes nrdlich von Medina bis an die Grenze zum Byzantinischen Reich. Im Rcken sollte ihm keine Gefahr drohen, wenn er sich von nun an ganz der Inbesitznahme seiner Vaterstadt widmete. Schon vor dem Grabenkrieg hatte er begonnen, nach Norden hin seinen Einflu durchzusetzen, allerdings unter der Bedingung, da der ÑKaiserì nicht irritiert werde ñ eine Vorsicht, deren Frchte erst Mohammeds Nachfolger ernteten, als sie kaum gehindert in aö-äam einfielen, fr dessen Verteidigung Herakleios (reg. 610ñ641) nur wenige Mittel bereitgestellt hatte, da es ihm ungefhrdet erschienen war.393 Im äabn (begann am 16. Dezember 627) des Jahres 6 entsandte Mohammed den frhen Auswanderer Abd ar-Ramn b. Auf nach D mat al-andal. Er sollte dort die Bevlkerung zur Annahme des Islams auffordern. Dies tat er mit einigem Erfolg, denn eine kalbitische Sippe, deren Anfhrer Christ war, trat zum neuen Glauben ber, und Abd arRamn verschwgerte sich mit ihm. Die unter den Sasaniden bliche Kopfsteuer (arab.: al-izja) der Christen fhrte der Kalbite weiter ab,394
8. Vorboten der Niederlage ñ oder des Sieges?
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vermutlich um keine Verwicklungen auszulsen. Mit Mohammeds Politik, in jenem Grenzraum alle Konflikte mit ihm berlegenen Mchten zu meiden, pa t dies zusammen. Zur selben Zeit stie Al b. ab Älib nach Fadak vor; die zu den Ban aÅafn gehrenden Ban Sad zgen dort Kmpfer zusammen, hatte Mohammed vernommen. Als Truppen berraschten die Feinde und jagten sie auseinander.395 Anfang 628 brach Mohammeds Freigelassener Zaid b. ria nach aö-äam auf, um dort Handel zu treiben. Vor Erreichen des ÑTals der Ortschaftenì wurde er von Beduinen der Ban Fazra ausgeraubt. Unverzglich ordnete Mohammed eine Strafexpedition an.396 Kurz, Mohammed setzte alles daran, da sich zwischen ihm und aö-äam keine feindliche Machtzusammenballung entwickeln konnte. Im Dezember 627 hatte Herakleios bei Niniveh die Sasaniden geschlagen. Bis in den April 628 operierte sein Heer im nrdlichen Irak, war aber auch der Hauptstadt Ktesiphon gefhrlich nahe gekommen. Die persischen Truppen in aö-äam mischten sich in die Kmpfe nicht ein,397 was auf einen fortschreitenden Zerfall der sasanidischen Herrschaft schlie en l t. Im Jahre 614 hatten sie Herakleios mit dem aufsehenerregenden Raub des Heiligen Kreuzes aus Jerusalem gedemtigt, nun sank ihre Macht dahin. Whrend des Jahres 628 konzentrierten sich die persischen Truppen im Raum um Antiochien. Herakleios marschierte ab April in Richtung Westen; seine Route ist unbekannt.398 Dies sind die Ereignisse, in deren Licht wir die Schritte zumindest auch betrachten mssen, die Mohammed in diesem Jahr unternahm. ÑAm Ende des Jahres 6 oder am Anfang des Jahres 7ì (begann am 11. Mai 628) wurde sein Botschafter Dija al-Kalb vom Kaiser in dessen Residenz in Hims empfangen; man habe sich auf eine Waffenruhe verstndigt.399 Auf der Rckreise wurde Dija von Beduinen des Stammes um berfallen und buchstblich bis aufs Hemd ausgeplndert; andere Beduinen kamen ihm zu Hilfe, und so erhielt er wenigstens sein Gepck zurck. In zerrissenen Kleidern hielt er Mohammed in Medina Vortrag. Nun hatte der Prophet bereits eine umitische Sippe fr sich gewonnen, deren Anfhrer ihm einen frmlichen Besuch abgestattet hatte. Der Prophet hatte ihm ein Schreiben folgenden Inhalts mitgegeben: ÑAn NN und seine Sippe insgesamt sowie an alle, die mit ihr (in den Islam) eintraten, um (andere) zu Allah und zu seinem Gesandten zu rufen: Diejenigen, die Folge leisten, gehren zur Partei Allahs400 und seines Gesandten; wer sich abkehrt, dem wird fr zwei Monate Pardon gewhrt.ì Diese umiten eilten an den Ort, an dem man Dija so bel mitgespielt hatte, trafen die Schuldigen aber nicht an. Mohammed selber ordnete eine fnfhundert Mann starke Truppe ab, gefhrt von Zaid b. ria, die schlie lich doch der Ruber habhaft wurde und sie ttete. Manche Beduinen, die Zaid auf diesem Streifzug antraf, behaupteten, Muslime zu sein. Sofern sie die erste Sure aufsagen konnten, lie man dies gelten.401 aibar zu gewinnen, indem man einen fhrenden Mann der Ansiedlung nach Medina holte, wo er den Islam annehmen sollte, um dann als Statthalter des Propheten zurckzukehren, das hatte dem Muster entsprochen, das Mohammed damals zu befolgen begann. Ob es im Falle des Juden ernsthaft hatte eingehalten werden sollen, wird von der islami-
F hlungnahme mit Herakleios
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Der Entschlu zur Ñkleinen Wallfahrtì
IV. Der Glaube
schen berlieferung selber in Zweifel gezogen. Dem Bericht ber Zaids Strafexpedition ist im brigen zu entnehmen, da der Islam mittlerweile in die nomadisierende Bevlkerung einsickerte; in Medina wu te man nicht mehr, welche Klane schon dazugehrten. Mit einem im Namen Mohammeds ausgefertigten Schreiben autorisiert ñ und das hie , mit einer stets zum Eingreifen bereiten Macht im Rcken ñ, wurden die Bekehrten zur Werbung angespornt. Wenn man die weiteren Ereignisse berblickt, will es scheinen, als habe Mohammed nach dem Ende des Grabenkrieges und nach der Vernichtung der Ban Quraia zielstrebig den Schritt in die Wege geleitet, der ihm die Erfllung seines seit der Vertreibung aus Mekka gehegten Wunsches bringen sollte: die Einfhrung seiner Pilgerriten und damit die Herrschaft ber Mekka. Denn noch whrend die eben geschilderten Ereignisse abliefen, kam Mohammed zu dem Schlu , es sei an der Zeit, als Wallfahrer die Kaaba aufzusuchen. Im äauwl des Jahres 6 (begann am 13. Februar 628) gab er in Medina diese Absicht kund. Verschlagen, wie er war, mied er die erst im April anstehende eigentliche Pilgersaison, sondern beschied sich mit der nicht an feste Daten gebundenen Ñkleinen Wallfahrtì (arab.: alumra); er wrde so nicht den Anweisungen der heidnischen Verwalter der Pilgerdienste gehorchen mssen. Oder spekulierte er darauf, da ihm so kurz vor den turnusm igen Festtagen ein Handstreich gelingen knnte, der ihn ans Ziel seines Lebens brchte? Was ihn wirklich zu seinem Entschlu bewog, verschweigen die Quellen. Al-Wqids Gewhrsleute erzhlen von einem Traum, in dem er von Arafa aus nach Mekka gezogen sei und den Schlssel der Kaaba empfangen habe. Whrend des Monats äauwl (endete am 12. Mrz 628) lie er bei Medina die Opfertiere zusammentreiben und schmcken, insgesamt siebzig Stck Vieh, je eines fr zehn Mann, am ersten Tag des l-Qada machte er sich auf den Weg.402 Den Quellen zufolge verzichteten er und die Pilger ausdrcklich auf die Mitnahme von Waffen, abgesehen von einem Schwert je Mann. Es sollte den Anschein haben, da man nichts anderes als den Vollzug der Riten beabsichtige. Doch eine gr ere Anzahl bewaffneter Krieger, die nicht in den Weihezustand eintraten, begleitete seinen Zug.403 Au erdem schickte er einen Erkundungstrupp von zwanzig Reitern voraus. Diesem folgten die Opfertiere nebst den fr sie verantwortlichen Wrtern. Er selber befand sich in der Schar der Wallfahrer, die schon kurz nach dem Verlassen Medinas den Weihezustand annahmen. Unterwegs versuchte Mohammed vergeblich, Beduinen zum Mitziehen zu bewegen. Sie argwhnten, er werde nicht lebend zurckkommen, sei er doch gar nicht in der Lage zu kmpfen.404 Mohammed whlte den Weg durch die Tihama. Bald erfuhr er, da die Quraiöiten Truppen abgeordnet hatten, die ihm den Zutritt zum heiligen Bezirk verwehren sollten. Was wrden die Araber von den Quraiöiten denken, wenn diese jemanden, mit dem sie sich im Kriegszustand befanden, gegen ihren Willen zu den Kultsttten vordringen lie en?405 Mit ihrem Prestige, der wichtigsten Grundlage ihrer Macht, wre es vorbei. Unter dem Kommando des Maz miten lid b. al-Wald b. al-Mura errichteten die durch aqafiten und Abö verstrkten Quraiöiten im Balda-Tal westlich von Mekka ein Lager. Doch schon die zweihundert
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Mann umfassende mekkanische Reiterei, die ausgeschwrmt war, um die Wallfahrer viel weiter vorn406 abzufangen, erwies sich als ein unberwindliches Hindernis. Mohammed und seine Wallfahrer sahen sich pltzlich dieser Streitmacht gegenber. Zu einem Gefecht kam es jedoch nicht, weil er sich entschied, auszuweichen. lid zog hieraus offenbar den Schlu , der Prophet habe seine Plne aufgegeben, und kehrte in das Lager zurck. Mohammed seinerseits machte in der Nhe des Ortes aludaibja halt, nrdlich von Mekka gelegen. Erneut bleiben die Grnde im dunkeln. Seine Kamelstute habe nicht weitergehen wollen, wird erzhlt, und er habe sogleich erkannt, da das Tier von derselben Kraft festgehalten werde, die einst zu Zeiten Abd al-MuÅÅalibs dem Elefanten ÑAbrahasì das Vorrcken auf Mekka unmglich gemacht habe.407 Vermutlich war Mohammed zu Bewu tsein gekommen, da ein Mekka, dessen Ansehen durch einen erzwungenen oder erschlichenen Zutritt schwer geschdigt worden wre, nicht der Gewinn sein konnte, um den er seit Jahren Krieg fhrte. Die schon mehrfach beobachteten guten Beziehungen Mohammeds zu den uziten erwiesen sich auch in dieser unbersichtlichen Lage als sehr ntzlich. Ein gewisser Budail b. Warq, dem spter bei Mohammeds Inbesitznahme von Mekka eine wichtige Aufgabe zufallen sollte, diente sich ihm als Unterhndler an. Schon whrend einer vorangegangenen Begegnung hatte dieser uzite Mohammed vor der Entschlossenheit der Mekkaner gewarnt;408 jetzt berbrachte er ihm die Botschaft, die Quraiöiten wollten lieber zugrunde gehen, als ihm den Weg zur Kaaba freigeben. Mohammed entgegnete, man werde nur die Riten vollziehen; wer ihn und die Muslime daran hindere, gegen den werde man kmpfen; die Quraiöiten seien doch vom vielen Kriegfhren erschpft; darum schlage er ihnen eine Frist vor, whrend der sie Sicherheit genie en sollten; als Gegenleistung erwarte man, da man freien Umgang mit den in Krze anreisenden Wallfahrern haben drfe; lie en diese sich vom Islam berzeugen, dann htten die Quraiöiten die Wahl: Entweder trten auch sie dem Islam bei, oder sie stellten sich noch einmal zur Schlacht, und zwar mit allen Verstrkungen, die sie whrend der Friedensfrist wrden sammeln knnen.409 Einem Quraiöiten, der sich als Kommissr bei Mohammed einstellte, sagte er das gleiche. Danach kam der Anfhrer der Abö; beim Anblick der hungernden Opfertiere berzeugte er sich von der Redlichkeit Mohammeds und drohte den Quraiöiten, er werde das Bndnis mit ihnen aufkndigen, wenn man den muslimischen Pilgern nicht gestatte, was man ihnen nicht verwehren drfe. Nun beauftragten die Mekkaner den aqafiten Urwa b. Mas d, dessen Mutter brigens eine Tochter des Abd äams b. Abd Manf war,410 im Gesprch mit Mohammed eine Lsung des Konflikts zu suchen. Die Unterredungen bei Mohammed verliefen jedoch ergebnislos, zumal Urwa dort auf seinen nahen Verwandten al-Mura b. äuba traf, dessen Mordtaten er kurz zuvor durch das Zahlen von Wergeld fr dreizehn Personen hatte shnen mssen. Al-Mura hatte mithin die Seiten gewechselt ñ Islam und Hedschra schneiden ab, was vorher war.411 Was Urwa in das Lager der Mekkaner mitnahm, war ein verstrender Eindruck von der fanatischen Ergebenheit, die manche unter den ÑGlubigenì gegenber
Die Unterredungen bei al-udaibja
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Der Inhalt des Abkommens
IV. Der Glaube
dem Propheten an den Tag legten; selbst wenn dieser ausspeie, strzten sie herzu, um den Rotz zu berhren und der darin vermuteten Kraft teilhaftig zu werden. Auch Mohammed brachte Unterhndler auf den Weg, zuletzt Umn b. Affn, bei dem man sicher war, da die Mekkaner ihn nicht antasten wrden, war er doch als Urenkel des Umaija b. Abd äams b. Abd Manf ein Gro neffe des Ab Sufjn b. arb b. Umaija. Ob Umn nicht die Kaaba umrunden wolle, fragte man ihn, als er die Botschaft Mohammeds ausgerichtet hatte. Auf keinen Fall eher als der Prophet, antwortete Umn, worauf man ihn in Mekka festhielt.412 Bei den auf seine Rckkehr wartenden Pilgern und Reisenden verbreitete sich das Gercht, er sei gettet worden. Sollten die Mekkaner doch einen Gewaltstreich im Schilde fhren? Die Muslime wurden von Angst ergriffen, und Mohammed mu te seine ganze Autoritt in die Waagschale werfen, um einer Panik vorzubeugen. Allah trage ihm auf, allen Anwesenden einen Huldigungseid abzuverlangen, mit dem sie sich verpflichteten, nicht zu fliehen. Diese ÑHuldigung der (unbedingten) Zustimmungì nahm Mohammed im Schatten eines Baumes entgegen, eine Szene, die er in Sure 48, Vers 18 seinen Anhngern ins Gedchtnis rufen wird. Spter behauptete man, die ÑGlubigenì htten damals versprochen, fr seine Sache zu sterben, was aber eine Dramatisierung ist.413 Spione in Mohammeds Lager meldeten den Quraiöiten diesen Vorgang, worauf diese einen Botschafter bevollmchtigten, ernsthaft ein Abkommen auszuhandeln. Dieser, Suhail b. Amr aus der Linie mir b. Luaij, hatte schon beim Freikauf der quraiöitischen Gefangenen nach der Schlacht von Badr Erfahrungen mit den Muslimen sammeln knnen.414 In al-udaibja wurde man sich bald einig. Doch ehe es an die Niederschrift des Ergebnisses ging, erhoben Umar b. al-aÅÅb und, durch ihn angestiftet, Ab Bakr Einspruch dagegen, da der Gesandte Allahs sich mit den Beigesellern von gleich zu gleich ins Benehmen setze. Diese Szene verweist auf kommende Spannungen im Gemeinwesen der ÑGlubigenì und steht daher im Verdacht, Fiktion zu sein. In der Tat setzte Suhail b. Amr durch, da in der Einleitungsformel des Schriftstckes die heidnischen Worte ÑIn deinem Namen, o Allahì statt der muslimischen Wendung ÑIm Namen Allahs, des Barmherzigen, des Erbarmersì gebraucht wurden. Ferner wurde Mohammed nicht als ÑGesandter Allahsì tituliert und somit auch nicht als ein solcher anerkannt, sondern tauchte schlicht als ÑMuammad b. Abdallhì auf. So lautet der berlieferte Text des Vertrags von al-udaibja: ÑDies ist (die Bedingung), zu der Muammad b. Abdallh mit Suhail b. Amr einen Ausgleich abschlie t: Beide vereinbaren, von den Menschen die Last des Krieges fr einen Zeitraum von zehn Jahren zu nehmen, whrend deren sie sicher sind und voneinander ablassen, und zwar unter der Voraussetzung, da Mohammed alle, die von den Quraiöiten ohne Zustimmung ihres Vormunds zu ihm kommen, zu ihnen zurckschickt. Kommt jedoch jemand von den Leuten um Mohammed zu den Quraiöiten, schikken sie den Betreffenden nicht zurck. Zwischen uns soll der Kleiderbeutel (des Grolls) zugenht sein; weder heimliches Stehlen noch offenes Rauben soll geschehen. Wer mit Mohammed einen Bund und Ver-
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trag schlie en will, der tue es. Wer mit den Quraiöiten einen Bund und Vertrag schlie en will, der tue es.ì Die uziten htten sogleich die Gelegenheit beim Schopf ergriffen und sich mit Mohammed verbndet, die Ban Bakr hingegen htten ein Zusammengehen mit den Quraiöiten vorgezogen. Hiernach nennt Ibn Isq eine weitere Bestimmung, wobei unklar bleibt, ob sie ein Teil der schriftlichen Vereinbarung war: ÑDa du in diesem Jahr zurckgehst und nicht gegen unseren Willen Mekka betrittst. Im nchsten Jahr aber verlassen wir (vor deiner Ankunft die Stadt); du ziehst dann in sie hinein und verweilst darin drei Tage und fhrst mit dir die Waffen eines Reitenden, Schwerter in der Scheide; nur mit dieser Bewaffnung betrittst du (Mekka).ì415 Nehmen wir an, Mohammed habe seine Anhnger tatschlich unter Anspielung auf jenen Traum auf die Reise nach Mekka gelockt ñ in der Rckschau wird er sich nach wie vor auf ihn berufen (Sure 48, 27) ñ, dann war ihm unter dem Zwang der Verhltnisse nichts anderes brig geblieben, als ein hohes Risiko einzugehen: Im Traum war er, der Prophet, bis zur Kaaba gelangt; die Wirklichkeit sah anders aus. Ein unangenehmer Zwischenfall, der sich noch in al-udaibja zutrug, war geeignet, seine Autoritt weiter zu untergraben. Noch whrend man die Vereinbarung niederschrieb, tauchte Ab andal auf, Suhail b. Amrs Sohn, die F e in Ketten; er war seinen quraiöitischen Bewachern entwischt und hoffte, sich endlich Mohammed anzuschlie en, von dessen Botschaft er berzeugt war. Der Vater packte ihn am Kragen und schlug ihm ins Gesicht; gegenber Mohammed bestand er darauf, da die Vereinbarung schon in Kraft sei, und Mohammed mu te dies einrumen. Ab andal wurde zu den Quraiöiten zurckgeschleppt; nichts als Vertrstungen hatte Mohammed ihm zu bieten gehabt. Nicht alle Muslime ertrugen dies mit Gleichmut. Die Zelte der verhinderten Wallfahrer waren knapp au erhalb des heiligen Bezirks aufgeschlagen worden. Zum Beten hatte Mohammed schon mehrfach die Grenze berschritten, und nun, nach dem Ende der Verhandlungen, schlachtete man auf geheiligtem Boden die Opfertiere und schor sich das Haupthaar. Dann begab man sich auf den Heimweg.416 Es war offensichtlich, da den Propheten der bisher so sichere Instinkt fr das Durchsetzbare getrogen, die Fortune ihn verlassen hatte. Statt zu triumphieren, statt die Masse der nach Mekka strmenden Pilger auf seine Seite zu ziehen, statt die mekkanischen Riten nach seinen schon vor Jahren verkndeten Grundstzen umzugestalten, erlitt er eine Abfuhr, ohne allerdings ganz das Gesicht zu verlieren. Er wrde im folgenden Jahr die Zeremonien an der Kaaba durchfhren, freilich mit seinen Anhngern allein, und das hie nichts anderes, als da man nicht daran dachte, sich seinen neuen Regelungen anzubequemen. Da er bei der Form des Vertrags nachgeben mu te und berdies zu dem Zugestndnis gezwungen wurde, Bekenner des Islams, die ohne Billigung ihres Vormunds oder Herrn zu ihm kamen, abzuweisen, wird manchen seiner ÑGlubigenì nachdenklich gestimmt haben. Die Niederlage bei Uud und die Qualen whrend des Grabenkrieges waren schon schwer zu begrnden gewesen, wenn man davon berzeugt war, alles, was Mohammed unternahm, sei durch Allah geplant und werde letzten Endes
Ein belastender Kompromi
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IV. Der Glaube
auch durch Allah ins Werk gesetzt. ÑNicht du schossest, als du schossestÖì (Sure 8, 17), so hatte es nach dem Sieg bei Badr noch verhei ungsvoll gelautet. Jetzt, auf dem Rckmarsch von al-udaibja, mu te ihm sein Alter ego einflstern, welches die richtige Lesart des soeben Erlebten sei: ÑWir haben dir einen klaren Erfolg beschieden!ì (Sure 48, 1). Und damit dies jeder einsehe, ist es ntzlich, noch einmal in wenigen Stzen den Zuhrern die Lehren einzuschrfen, um deren Verwirklichung willen sie alles auf sich nehmen: Mit diesem Erfolg bekundet Allah, da er seinem Gesandten alle Verfehlungen, ob sie weit zurckliegen oder erst vor kurzem geschahen, vergibt und seine Wohltaten an ihm vollendet, ja ihn eine gerade Stra e (vgl. Sure 1, 6) fhrt, hin zum Triumph; den ÑGlubigenì senkte Allah die Zuversicht ins Herz, die seine Gegenwart (arab.: as-sakna) spendet; auf Erden und im Himmel stehen Allah Heerscharen zu Gebote, will er doch den ÑGlubigenì das Paradies ffnen; und die Hlle wartet auf die ÑHeuchlerì und auf die Beigeseller, auf alle, die Allah Bses zutrauen, jenem Allah, der die Heerscharen im Himmel und auf der Erde befehligt und der mchtig und weise ist (Vers 2ñ7). Seinem Gesandten hat man zu gehorchen ohne zu fragen; nicht ihm huldigt man nmlich, sondern Allah selber: ÑDie Hand Allahs liegt (in Wahrheit) auf der Hand (der Huldigenden)ì (Vers 10). Dies begriffen die Beduinen nicht, als sie dem Zug nach Mekka mit der Entschuldigung fernblieben, sie m ten sich um ihr Vieh und ihre Familien kmmern ñ als ob sie in der Lage wren, dergleichen ohne Allahs Handeln zu leisten! Was sie sagten, war ja auch nur ein Vorwand gewesen; sie setzten stillschweigend voraus, da der Gesandte und die ÑGlubigenì in den Untergang zgen. Man sollte ihnen, die ganz unverstndig sind und Allahs Vorgehen nicht begreifen, knftig einhmmern, da es um ihr Jenseitsschicksal geht, wenn sie zum Krieg gerufen werden ñ Gehorsam wird mit dem Paradies belohnt (Vers 11ñ17)! ÑAllah hatte Wohlgefallen an den ,Glubigenë, als sie dir unter dem Baum huldigten! So erfuhr er, wie es in ihren Herzen aussieht, worauf er seine Gegenwart auf sie herabsandte und sie mit einem baldigen Erfolg belohnte, wie auch mit viel Beute, die sie erhalten (werden)Ö Allah versprach euch viel Beute, die ihr erhalten (werdet). Jetzt gab er euch schon diese und hielt die Hnde der Menschen von euch ab. Dies sollte ein Zeichen fr die ,Glubigenë sein, und damit er euch eine gerade Stra e fhreì (Vers 18ñ20). ñ Mit dem Zeichen allein, mit der Bekrftigung des Glaubens, die man aus dem Geschehen bei al-udaibja ableiten knnte, darf es nicht sein Bewenden haben. Mit welcher Beute Allah die ÑGlubigenì schon jetzt entlohnte, bleibt verschwommen; Mohammed lenkt die Gedanken sogleich auf die erfreuliche Tatsache, da Allah die Mekkaner daran hinderte, die muslimischen Wallfahrer anzugreifen. Wenn die ÑGlubigenì auch dabei leer ausgingen, so stellt Allah wenigstens Ñandere (Beute) in Aussicht, deren ihr euch noch nicht bemchtigtet, die er aber schon erfa t hatì (Vers 21). Im brigen ist Mohammed felsenfest davon berzeugt, da , htte es ein Gefecht gegeben, die Unglubigen in die Flucht geschlagen worden wren ñ dies ist nun einmal Allahs Brauch: ÑEr ist es, der ihre Hnde von euch, eure Hnde von ihnen abhielt in jenem (nach) Mekka (fhrenden)
8. Vorboten der Niederlage ñ oder des Sieges?
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Tal, nachdem er euch frher bereits den Triumph ber sie verliehen hatteÖ Sie sind es, die nicht glauben und euch vom geheiligten Gebetsplatz fernhielten sowie eure Opfertiere, damit sie nicht die (ritualgem e) Schlachtsttte erreichten.ì Hatte Mohammed schon in Sure 8, Vers 33 behauptet, Allah htte die Mekkaner gar nicht eher als bei Badr strafen knnen, eben weil er, der Prophet, sich noch in der Stadt befunden habe, so erklrt er nun sein Zurckbleiben hinter den gesteckten Zielen damit, da ein Kampf die unbekannten glubigen Mnner und Frauen in Mekka in Bedrngnis gebracht htte. Die Mekkaner wrden von der rohen und ungezgelten Raserei des Heidentums beherrscht, der Gesandte Allahs und die ÑGlubigenì hingegen lie en sich von der Gegenwart des Einen bestimmen (Sure 48, 22ñ26). ÑAllah sagte seinem Gesandten in dessen Traum die Wahrheit: ,Ihr werdet gewi den geheiligten Gebetsplatz betreten, so Allah will, in Sicherheit, das Haupthaar entweder geschoren oder gekrzt,417 ohne da ihr euch frchtet.ë Denn Allah wei , was ihr nicht wi t. Deswegen schob er davor einen baldigen Erfolg ein.ì Denn schlie lich entsandte Allah seinen Propheten, um die wahre Glaubensordnung obsiegen zu lassen (Vers 27 f.). Damit wird aus dem Ñklaren Erfolgì, den man angeblich bei al-udaibja errang ñ mit dem es freilich nicht so weit her war und der Anla zu weiterer Kritik geben wird ñ unversehens ein Ñbaldiger Erfolgì, den Allah seinen ÑGlubigenì zu schenken im Begriff ist. Raffiniert berspielt Mohammed so die Unzulnglichkeiten der Wirklichkeit. Und nun mndet Sure 48 in eine Selbstvergewisserung, in der schon als Tatsache gepriesen wird, was die widrigen Umstnde noch nicht zulassen: ÑMohammed, der Gesandte Allahs, und die, die mit ihm sind, zeigen sich hart gegen die Unglubigen, aber barmherzig untereinander. Du siehst, wie sie sich im Gebet niederwerfen, da sie die Huld und das Wohlgefallen Allahs erstreben. Ihr Mal im Gesicht ist die Spur des Niederwerfens.418 So werden sie in der Tora beschrieben.419 Und im Evangelium erscheinen sie als eine Aussaat, deren Triebe (Allah) hervorbringt und dann verstrkt, so da sie krftig werden und (die Frucht) schlie lich aufrecht auf Halmen steht und den Bauern gefllt.420 Die Unglubigen will (Allah auf diese Weise) erzrnen. Denen aber, die glauben und fromme Werke tun, verspricht er Vergebung und gewaltigen Lohnì (Vers 29).
Kapitel V: Der Dschihad 1. Das Gemeinwesen der Glaubenskrieger In Sure 59 hatte Mohammed erklrt, da die Habe und die Lndereien der Ban n-Nar, deren er sich bemchtigte, keineswegs als eine im Zuge von Kmpfen gemachte Beute zu betrachten seien; es handle sich vielmehr um bewegliche und unbewegliche Gter, die ÑAllah fr seinen Gesandten von den Bewohnern der Ortschaften zurckholteì (Vers 7). Die auf dem Land erwirtschafteten Ertrge sollten all jenen zugute kommen, die durch die Auswanderung nach Medina ihre Lebensgrundlage verloren hatten; Mohammed dachte vor allem an die Nachfahren Abd alMuÅÅalibs. Nach der Schilderung des Kampfes bei al-Murais taucht in der berlieferung erneut der Begriff des durch Allah fr seinen Gesandten zurckgeholten Gutes und Bodens (arab.: al-fai) auf. Im Zusammenhang damit wird deutlich, in welche Richtung sich das medinensische Gemeinwesen entwickeln wird: Mohammed macht sich von der Untersttzung frei, die ihm die ÑHelferì gewhren ñ von einer zunehmend unsicheren Untersttzung, wenn wir z.B. an die Umtriebe Ab mirs denken. Es soll eine allein von ihm abhngige Gemeinschaft heranwachsen, fr deren Bestand der Zugriff auf Kriegsbeute, auf die Ertrge des von unterworfener Hand bearbeiteten Landes und auf die Tribute fr den Islam gewonnener, aber dem Propheten nicht unmittelbar unterstellter Stmme und Sippen lebensnotwendig und zugleich prgend ist. Wir haben dies schon kurz angesprochen;1 es gilt nun, diese Vernderung in ihrer ganzen Tragweite zu verstehen. Urwa b. az-Zubair, der schon oft zitierte Sammler von Nachrichten ber jene Zeit, in der sein Vater einen herausragenden Part innehatte, und Abdallh b. Abdallh b. al-ri b. Naufal b. al-ri b. Abd al-MuÅÅalib (gest. 717/8)2 setzen uns gemeinsam ber eine Anordnung ins Bild, die Mohammed bei al-Murais erlassen haben soll. ñ Der Klan der Ban
l-ri b. Abd al-MuÅÅalib, dies sei hier angemerkt, wahrte bis in die Abbasidenzeit hinein seinen Anspruch auf das entscheidende Wort im islamischen Gemeinwesen, war sein Ahnherr doch der lteste Sohn Abd alMuÅÅalibs gewesen; von politischem Erfolg war das Pochen auf das Erstgeburtsrecht allerdings nie gekrnt worden.3 Die Verbindung mit den Zubairiden reicht bis in die medinensische Zeit zurck: Naufals Bruder Raba heiratete eine Tochter az-Zubairs und erhielt nach der Eroberung aibars einen jhrlichen Ernteanteil von einhundert Kamellasten zugesprochen,4 womit wir uns mitten in unserem Thema befinden. ñ Denn was wir zu beschreiben ansetzen, die Eroberung aibars nrdlich von Medina, wird in der eben erwhnten Anordnung gleichsam vorweggenommen. Bei al-udaibja waren Mohammeds Kmpfer leer ausgegangen; er fa te fr sie einen Ñbaldigen Erfolgì ins Auge, womglich unter Voraussetzungen, die er schon bei al-Murais geschaffen hatte. Unsere beiden Gewhrsmnner berichten anl lich jenes Sieges nmlich folgendes: ÑDer Gesandte Allahs beauftragte mit der Aufsicht ber das Beutefnftel der Muslime5 den Mamja b. az az-Zubaid.ì Die beiden notie-
Die Umformung der Anh ngerschaft des Propheten
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Die Dschihadbewegung und ihre Eink nfte
V. Der Dschihad
ren dies ausdrcklich, da sich zu dieser Aufgabe der riite Abd alMuÅÅalib b. Raba und ein Nachkomme des Abbs gedrngt hatten, von Mohammed aber bergangen worden waren. Mamja war ein Eidgenosse der quraiöitischen Ban Sahm; er war frh zum Islam bergetreten und nach thiopien ins Exil gezogen. Die Verwaltung der Kriegsbeute wollte Mohammed offensichtlich nicht den Mitgliedern einflu reicher Sippen anvertrauen;6 sie schien ihm in den Hnden einer Person, die seine Kreatur war, besser aufgehoben: Mamjas Vater entstammte den Ban Mai, seine Mutter war eine imjaritin; immerhin war eine Stiefschwester von ihm mit al-Abbs b. Abd al-MuÅÅalib verehelicht,7 so da er eine, wenn auch nicht gerade enge, Beziehung zu den durch das Prophetentum Mohammeds aus allen Quraiöiten herausgehobenen Klanen vorweisen konnte. ÑMamjaì, so schildern die beiden seine Ttigkeit, Ñsammelte die Kriegsbeute ein. Die Abgaben (arab.: a-adaqa, Pl. a-adaqt) waren fr sich gesondert (erfa t); diejenigen, die (aus dem Ertrag des durch Allah) zurckgeholten (Landes) befriedigt wurden, erhielten keinen Anteil (aus dem Aufkommen) der Abgaben zugewiesen, und diejenigen, die aus den adaqt befriedigt wurden, waren von dem (Ertrag aus dem) zurckgegebenen (Land) ausgeschlossen. Aus den adaqt verteilte er an die Waisen, die Armen und die Schwachen. Sobald ein Waisenknabe die Geschlechtsreife erreichte, wurde er der Gruppe der aus dem (Ertrag des) zurckgegebenen (Landes) zu Befriedigenden zugewiesen und aus dem Kreis der adaqa-Berechtigten gestrichen. Nunmehr oblag ihm der Dschihad. Lehnte er die Beteiligung am Dschihad ab, erhielt er nichts mehr aus der adaqa, und man stellte es ihm frei, durch Erwerb selber fr sich zu sorgen. Der Gesandte Allahs schickte keinen Bittsteller fort. Einmal kamen zu ihm zwei Mnner und erbaten sich von ihm etwas aus dem Beutefnftel. Er sagte: ÇWenn ihr wollt, gebe ich euch etwas davon. Doch ein Reicher, jemand, der so stark ist, da er seinen Lebensunterhalt erwirbt, hat keinen Anteil daran.ëì8 Diese berlieferung ist unter zwei Gesichtspunkten aufschlu reich: Zum einen knpft sie an die Vorstellungen an, die in Sure 59 verkndet und danach durch Mohammed verwirklicht wurden, nmlich da die Teilnahme am Glaubenskrieg zur Voraussetzung fr den Bezug von Dotationen aus den Ertrgen eroberten Landes wurde; wer solche erhlt, soll nicht mehr aus dem Beutefnftel bedacht werden, das den bedrftigen muslimischen Nichtkombattanten zur Verfgung steht. Zum anderen ist die Verwendung des Begriffs adaqa zu beachten, deren Aufkommen in diesem Fall nicht klar von der Kriegsbeute unterschieden wird. Der Grund wird darin liegen, da Mohammed, wie erinnerlich, um der schnen uwairija willen der nunmehrigen Verschwgerung mit den Ban l-MuÅaliq Rechnung tragen mu te und diese nicht mehr als besiegte Feinde behandeln konnte. Desweiteren hrt man, whrend der Gefechte habe sich herausgestellt, da etliche Feinde bereits Muslime geworden waren; durfte man sie ausplndern? So taucht denn hier das Wort adaqa auf, das bald die Tribute bezeichnen wird, die ein zum Islam bergetretener Stamm zu leisten hat. Whrend der Ereignisse von al-Murais und unmittelbar darauf ñ iöas Halsbandaffre ñ trbte sich Mohammeds Verhltnis zu den ÑHelfernì
1. Das Gemeinwesen der Glaubenskrieger
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ein. Die adaqa im eben genannten Sinn wird neben dem Ñzurckgeholten Gutì zum zweiten Mittel, mit dem er die ÑHelferì entbehrlich macht. Der Begriff begegnet einem schon in Sure 2 und 4, ist mithin bereits damals mit einem islamischen Inhalt befrachtet. Undeutlich spricht der Gesandte Allahs in Sure 4, wie bereits in Sure 2, Vers 78,9 vom Unmut, den seine Ma nahmen bei manchen Medinensern erregen, die ihn eigentlich untersttzen sollten: ÑWir sandten dir die Schrift mit der Wahrheit hinab, damit du unter den Menschen entschiedest gem dem, was Allah dir zeigte. La dich nicht auf einen Streit (mit Allah) zugunsten der Verrter ein!ì (Vers 105). Denn Allah verachtet sie, und sie schaden sich selber; nicht den Propheten, sondern allein sich selber fhrten jene in die Irre (Vers 106ñ113). ÑAllah sandte auf dich das Buch und die Weisheit (die man fr Entscheidungen bentigt) hinab und lehrte dich, was du nicht wu test; Allahs Hulderweise dir gegenber sind au erordentlich. In vielem von ihrem heimlichen Gerede liegt nichts Gutes. (Gutes ist nur anzutreffen, wenn) jemand eine Gabe (arab.: a-adaqa), etwas, das dem lblichen Brauch entspricht oder einen Ausgleich unter den Menschen herbeifhrt, anordnet.ì Wer so handelt, nur um das Wohlgefallen Allahs zu gewinnen, der wird seinen verdienten Lohn empfangen; wer aber jetzt, wo ihm die Rechtleitung klargeworden ist (vgl. Sure 2, 256), einen anderen Weg als denjenigen der Glubigen einschlgt und gegen den Gesandten Allahs stichelt, mit dem wird es ein bses Ende nehmen (Sure 4, 113ñ115). Mohammeds Prophetentum ist bei den medinensischen Muslimen nicht unangefochten; sie nehmen seine Beschlsse nicht unwidersprochen hin, und er mu ein ums andere Mal daran erinnern, da er als der Ñheidnische Prophetì mit dem Buch ausgezeichnet wurde; hinter ihm steht die Autoritt des Einen. Eine adaqa abzufhren, gehrt angesichts dieses Sachverhalts zum Besten, womit man seinen Glauben bekrftigen kann. Gehen wir zu Sure 2 zurck! Dort finden wir noch deutlicher die adaqa als eine Shnegabe beschrieben. Wer wegen einer Erkrankung oder weil ihn das Ungeziefer im Haupthaar allzu sehr plagt, die Pilgerriten vorzeitig beendet, der mu eine adaqa entrichten oder eine andere Bu leistung auf sich nehmen (Vers 196). Die Glubigen gleichen dem keimenden Saatgut; am gnstigsten wre es, wenn sie einander in freundlichen Worten und in milder Nachsicht zugetan wren ñ jeder adaqa, der doch wieder nur Krnkung und Mi helligkeiten folgten, wre dies vorzuziehen (Vers 263). Darum warnt Mohammed: ÑIhr, die ihr glaubt! Macht eure adaqa-Gaben nicht ungltig, indem ihr sie wie krnkende Wohltaten austeilt, so wie jemand, der sein Vermgen herschenkt, um vor den Leuten gro zu tun, obwohl er gar nicht an Allah und den Jngsten Tag glaubtÖ!ì (Vers 264). Zum einen hngt die adaqa mit der Festigung der um den Propheten im Entstehen begriffenen Gemeinschaft zusammen; wird sie, wie in Sure 4 vorausgesetzt, freiwillig gespendet, dann ist dies zu begr en. Die redliche und treue Beziehung zu Mohammed und den Glubigen kann sie allerdings nicht gnzlich ersetzen; im Vergleich mit solch einer lblichen Gesinnung bleibt sie eine Verhaltensweise zweiter Wahl. Die adaqa ist nur geeignet, einen Mangel wettzumachen oder abzub en, sei es eine ungengende Ritenerfllung, sei
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Wandlungen des Begriffs Dschihad
V. Der Dschihad
es ein Schwanken in der Ergebenheit gegenber Allah und seinem Gesandten; ein Muslim, dessen Fhrung makellos ist, wird nie vor der Notwendigkeit stehen, eine adaqa aufzubringen. Ganz im Sinne einer mit unzureichender Loyalitt begrndeten Shne gebraucht Mohammed das Wort in der spten Sure 9, Vers 103: Er l t sich von Allah raten, dem Vermgen einiger Beduinen, die ihm Treue vorheuchelten, sie ihm aber in einem entscheidenden Augenblick versagten, eine Ñadaqa zu entnehmen, durch die du (die Delinquenten) reinigst und luterstÖì10 Die adaqa, die nach dem Feldzug von al-Murais den Besiegten abverlangt wird, rechtfertigt sich demnach durch den Vorwurf, jene Muslime, die sich auf der Seite der Feinde befunden hatten, seien nicht bereit gewesen, aus ihrem bertritt zum Islam die unerl lichen Schlu folgerungen zu ziehen. Die Vermutung, Urwa b. az-Zubair und Abdallh b. Abdallh al-ri htten die Unterscheidung zwischen fai und adaqa in ihren Bericht ber Mamjas Vorgehen bei al-Murais hineininterpretiert, also Verhltnisse, die erst etwas spter vorherrschten, zurckdatiert, vielleicht allein deshalb, weil sie meinten, Mamja sei an jenem Ort zum ersten Mal ttig geworden, l t sich nicht zwingend von der Hand weisen. Sie kann aus den berlieferten Nachrichten jedoch auch nicht bekrftigt werden. Auf alle Flle entwickeln sich fai und adaqa unmittelbar nach al-udaibja zu den beiden ertragreichsten Quellen, aus denen das von Mohammed gefhrte Gemeinwesen Allahs seine Einknfte bezieht. Hierbei dient die adaqa der inneren Festigung der Gemeinschaft der Glubigen ñ nicht: der Muslime ñ, whrend die nach wie vor willkommene Kriegsbeute, vor allem aber die stetig flie enden Einnahmen aus dem eroberten Land, die Aufrechterhaltung des Dschihads ermglichen, der nunmehr als ein Krieg zur Ausdehnung des Machtbereichs des Propheten verstanden wird. Durch die Vertreibung der Ban n-Nar, deren Lndereien vorzugsweise den Ban Abd al-MuÅÅalib zugeteilt werden, und dann durch das Abkommen von al-udaibja, das fr die Dauer von zehn Jahren die mekkanischen Quraiöiten als Feinde ausschalten soll, lsen sich Mohammed und die Auswanderer aus der Abhngigkeit von den ÑHelfernì, denen nur noch die Rolle des fnften Rades am Wagen bleibt. Wir werden dies erkennen, indem wir die Ereignisse unmittelbar nach al-udaibja Revue passieren lassen, deren wichtigste Folge die Stiftung des Dschihads als der dauerhaften Aufgabe einer kriegerischen, durch Landrente alimentierten Elite der ÑGlubigenì war. Im Zuge der Eroberung von aibar tritt uns dies zum ersten Mal deutlich vor Augen, und vllig mit Recht wertet auch das muslimische Geschichtsverstndnis dieses Geschehen als ein Schlsselereignis. Zuvor wollen wir uns jedoch auf die Wandlungen besinnen, die der Begriff Dschihad bis in diese Zeit durchlief. In den mekkanischen Suren gebraucht Mohammed dieses Verbalnomen nur einmal, und zwar zusammen mit einer finiten Form des entsprechenden Verbums. Wenn Allah gewollt htte, dann htte er nicht nur in Mekka, sondern an jedem Ort einen Warner berufen; Allah verzichtete darauf, und folglich lautet sein Befehl: ÑGehorche den Unglubigen nicht, sondern fhre mit ihm (d.h. mit dem Koran?) gegen sie einen gro en Dschihad!ì (Sure 52, 25).
1. Das Gemeinwesen der Glaubenskrieger
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Zu den Waffen zu greifen, war Mohammed damals noch nicht in der Lage. Wahrscheinlich denkt er an einen Kampf, der die Zauberwirkung nutzt, die man der koranischen Rede nachsagte.11 ÑDschihadì meint hier das Ringen um neue Anhnger. In hnlicher Bedeutung trifft man das Wort ñ in einer finiten Verbform ñ ein zweites Mal in einer mekkanischen Offenbarung: Die Eltern Ñbedrngenì den zum Islam bekehrten Sohn, er mge zum Glauben der Vter zurckfinden (Sure 31, 15) ñ auch hier also die energische Aufforderung zum Gesinnungswandel. Kommen wir nun nach Medina! Die Zahl der Belege vervielfacht sich jetzt. In den ersten Versen von Sure 29, die als medinensisch gelten,12 tauchen noch einmal die Eltern auf, die alles daransetzen, ihre Kinder vom Islam abzubringen (Vers 8). Kurz davor liest man die Zusage Allahs, da jeder, der den Dschihad zur Herzensangelegenheit mache, solches zum eigenen jenseitigen Nutzen tue; denn Allah sei auf derlei Anstrengungen der Menschen nicht angewiesen (Vers 6). Worin der Dschihad in Medina besteht, das erklrt Mohammed schon in Sure 2 mit wnschenswerter Offenheit. Man will von ihm wissen, ob es zulssig sei, das feindliche Mekka im geheiligten Monat anzugreifen, in dem die Waffen doch schweigen mssen. Ein Krieg zu dieser Zeit sei in der Tat ein schweres Verbrechen, antwortet Mohammed; aber seien die Verfehlungen der Quraiöiten, die die Muslime aus ihrer Mitte vertrieben htten und nun am Vollzug der Pilgerriten hinderten, nicht weit schlimmer? Die Quraiöiten, fhrt er fort, werden nicht aufhren, euch von eurem Glauben abzubringen ñ wehe denen unter euch, die schwach werden! (Vers 217). ÑDiejenigen aber, die glauben, und diejenigen, die auswanderten und auf dem Pfade Allahs den Dschihad fhren, das sind die, die auf die Barmherzigkeit Allahs hoffenÖì (Vers 218). Der Dschihad ist, woran der Zusammenhang keinen Zweifel l t, eine kriegerische Anstrengung. Allerdings spricht Mohammed hier noch aus der an anderem Ort geschilderten Stellung des Nutznie ers medinensischen Fremdenschutzes heraus; allein Ñdiejenigen, die auswandertenì, werden als die Trger des Dschihads gedacht.13 Die Riten des Islams, der natrlichen, von Allah selber fr die Geschpfe gestifteten Glaubenspraxis, sind keine so drckende Brde, da der Dschihad eine unbillig harte Forderung wre (Sure 2, 256 und 22, 77 f.). Daher kann Mohammed nach dem Sieg von Badr davon sprechen, da auch die ÑHelferì ihren Beitrag zu seinen kriegerischen Unternehmungen zu leisten haben ñ sie sind jetzt ja ohnehin den Quraiöiten ins Visier geraten. Gleichwohl bleibt die ÑAuswanderungì die Voraussetzung dafr, da man jemanden tatschlich als einen muhid betrachten darf. Der Dschihad bleibt in Mohammeds Vorstellung zu allererst das Geschft der um die Macht ber Mekka kmpfenden Vertriebenen. ÑDiejenigen, die glubig wurden, auswanderten und mit ihrem Vermgen und ihrem Leben auf dem Pfade Allahs den Dschihad fhrten, und diejenigen, die die ersteren beherbergten und untersttzten, sind einander freundì, hie es in Sure 8, Vers 72; mit denen, die womglich ebenfalls den neuen Glauben annahmen, aber nicht den Weg nach Medina fanden, darf man nicht befreundet sein; anderenfalls knnte es Ñim Lande Anfechtung geben und gro es Verderbenì, warnt Mohammed. Der Blickwinkel, aus
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Der Geist der Gl ubigkeit
V. Der Dschihad
dem er urteilt und Anordnungen trifft, bleibt stets derjenige des vertriebenen Zuwanderers, dem der Gedanke, er knne in Medina heimisch werden, gnzlich fernliegt. Und so rhmt er am Ende von Sure 8 das Verhltnis, das Auswanderer und ÑHelferì miteinander eingegangen sind; dem Dschihad widmen sich aber selbst an dieser Stelle nur die Auswanderer und jene, die nach Mohammeds Ankunft von anderswoher zu ihm stie en. Da Auswanderer und ÑHelferì als die Ñwahrhaft Glubigenì gepriesen werden, deutet nicht an, da beide Gruppen zu einer Einheit verschmelzen.14 Aus der Zeit nach Badr stammen Verse, die dem flchtigen Leser den Eindruck vermitteln, der Dschihad sei nun eine Leistung geworden, mit der jeder, gleichviel ob Auswanderer oder ÑHelferì, Jenseitsverdienst anhufen kann: Allah prft genau, wen er ins Paradies hineinl t, und die muhid n drfen auf eine Bevorzugung rechnen (Sure 3, 142), ja, sie stehen im Ansehen weit ber jenen, die zu Hause Ñsitzenbleibenì (Sure 4, 95 f.). Darum tadelt Sure 47, Vers 31 die besonneneren Anhnger des Propheten scharf; Allah droht ihnen, er werde sie auf die Probe stellen, und dann werde man sehen, wer bereit sei, den Dschihad zu fhren, und wer nicht. Schon vor dem Vorsto nach al-udaibja forderte Mohammed den Dschihad auch von all jenen, die seinen Befehlen nicht bedenkenlos folgten und die er deswegen als ÑHeuchlerì verunglimpfte ñ naturgem waren dies vorwiegend ÑHelferì, denn den Auswanderern blieb ohnehin keine andere Wahl, als sich rckhaltlos auf seine Seite zu schlagen. ÑIhr, die ihr glaubt!ì ruft er in Sure 66, Vers 8 bis 9, Ñbt aufrichtige Bu e vor Allah, dann wird euer Herr euch vielleicht eure Missetaten verzeihen und euch in Grten geleiten, durch die unten Bche flie en, am Tag, da Allah den Propheten und die, die mit ihm glubig wurden, nicht blo stellen wird! Ihr Licht strahlt von ihnen her und in ihrer Rechten. Sie flehen: ÇUnser Herr! Vollende uns unser Licht und vergib uns! Denn du bist zu allem mchtig!ë Prophet! Fhre den Dschihad gegen die Unglubigen und die ÇHeuchlerë! Sei hart gegen sie! Ihre Bleibe wird die Hlle sein, welch ein bles Ende!ì In Sure 9 wird Mohammed diese Stze aufgreifen und seiner Wut freien Lauf lassen; mit einer adaqa werden sich jene, die aus dem Islam nicht die ihm erwnschten Konsequenzen zogen, keineswegs mehr loskaufen knnen.15 Doch bleiben wir bei den Verlautbarungen, die in den Zeitraum zwischen dem Grabenkrieg und al-udaibja gehren!16 Die Abschnitte aus Sure 4, Sure 47 und Sure 66 wurden zitiert, weil in ihnen der Gedanke des Dschihad angesprochen wird. Sieht man von ihm einmal ab, dann fllt ganz allgemein der kriegslsterne Ton auf, den Mohammed in jenen Jahren ein ums andere Mal anschlgt. Er bildet die schrille Begleitmusik des rapiden Bedeutungsverlustes der ÑHelferì und der Umwandlung der ÑGemeinschaft der Glubigenì in ein Gemeinwesen, dessen raison dítre der Dschihad darstellt, die Unterjochung Andersglubiger zum Zwecke der Alimentierung einer Kriegerclique, die sich als die Sachwalterin der Botschaft Allahs versteht.17 Um nicht mit endlosen Wiederholungen den Leser zu ermden, seien nur einige Beispiele betrachtet! Wir wenden uns zunchst Sure 47 zu. Sie setzt mit der Feststellung ein, da Allah die Werke der Unglubigen fehlschlagen l t (Vers 1); Mohammed denkt dabei
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an die Mekkaner, die ihn einst vertrieben und nun selber den Untergang zu gewrtigen haben (Vers 13). Den Glubigen aber, die gem dem handeln, was auf Mohammed herabgesendet wurde, vergibt Allah alle Fehltritte. ÑSobald ihr die Unglubigen trefft, dann gilt es, ihnen (mit dem Schwert) den Nacken abzuschlagen, und wenn ihr sie endlich niedergerungen habt, dann legt sie in Fesseln! Ihr knnt sie spter entweder begnadigen oder gegen Lsegeld freilassen. (So handelt) bis der Krieg vorber ist! Wenn Allah es wollte, verschaffte er sich selber den Triumph ber sie. Aber er will die einen von euch durch die anderen auf die Probe stellen. All denen, die auf dem Pfade Allahs gettet werden, l t er die Werke nicht fehlgehenì (Vers 4). Sie werden in das Paradies eingehen (Vers 5 f.). Den Glubigen strkt Allah den Rcken, doch Verderben allen anderen! Ihnen nmlich ist zuwider, was Allah seinem Gesandten offenbarte. Wie diejenigen vor ihnen, die nicht an ihre Propheten glaubten, wird Allah sie vernichten ñ die fast verwehten Spuren jener Frevler knnen sich die Feinde Mohammeds anschauen, ihnen wird es genauso ergehen (Vers 7ñ12). Wie unterschiedlich ist das Los der Paradiesbewohner und der Hlleninsassen (Vers 14 f.)! Trotz allem frchtet Mohammed die kritischen Fragen von Gegnern, die ihm zwar zuhren, dann aber seinen Anhngern mit Zweifeln zusetzen. Und selbst diese shen es am liebsten, wenn eine Sure herabgesandt wrde, die ohne Wenn und Aber zum Krieg aufforderte; wenn eine solche Offenbarung kme, wrden die ÑHeuchlerì allerdings sogleich von Todesfurcht gepackt. Gehorsam und geziemende Worte sind das Mindeste, was man von den Standhaften im Ernstfall verlangen kann; darf sich Mohammed wenigstens ihrer sicher sein? ÑWerdet ihr, wenn ihr euch womglich abwendet, (stattdessen) Unheil im Lande stiften und die Verwandtschaftsbindungen zerrei en?ì (Vers 16ñ22). ber solche Ungewi heiten vermag sich Mohammed nur mit Drohungen hinwegzutrsten: Das Ende der Schwankenden wird furchtbar sein (Vers 23ñ32). Mohammed schlie t mit dem Mahnruf, nur ja Allah und seinem Gesandten zu gehorchen und nicht vor der Zeit den Frieden mit den Feinden zu suchen, sondern sich mit allen Mitteln fr die Sache Allahs einzusetzen (Vers 33ñ38). In einem breiteren Rahmen errtert Mohammed in Sure 57 ÑDas Eisenì seine Lage. Allah ist der allwissende, alles lenkende Schpfer, er kennt die innersten Regungen der Menschen, die ihm eines Tages Rede und Antwort stehen werden; daher ist es unerl lich, dem Gesandten Glauben zu schenken und dessen Unternehmungen zumindest mit Spenden zu untersttzen (Vers 1ñ10). ÑWer gibt Allah ein gutes Darlehen, damit Allah es ihm am Jngsten Tag vervielfacheÖ?ì (Vers 11). Der Prophet fhrt die Menschen aus der Finsternis ins Licht (Vers 9), und im Endgericht werden die ÑHeuchlerì den ins Paradies einziehenden Glubigen nachrufen: ÑWartet auf uns, wir wollen etwas von eurem Licht nehmen!ì ÑZurck mit euch!ì wird eine Stimme grollen, Ñsucht euch das Licht anderswo!ì und eine unberwindliche Mauer wird emporgezogen mit einem verschlossenen Tor, das den Ort der Barmherzigkeit von dem der Hllenqualen trennt (Vers 12ñ15). Die Glubigen werden das Licht haben, die anderen verfallen ewiger Pein; was knnte da ntzlicher sein, als um die Gunst Allahs zu wetteifern? Freilich ist alles irdische Gesche-
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Das gute Darlehen
V. Der Dschihad
hen von Allah vorherbestimmt, und so auch, wer spenden wird und wer sich abwendet (Vers 16ñ24). ÑWir schickten unsere Gesandten mit klaren Beweisen und mit diesen Gesandten die Schrift und die Waage, damit die Menschen Gerechtigkeit walten lie en. Und wir schickten das Eisen hinab. Es birgt gewaltige Kampfkraft in sich und andere Arten von Nutzen fr die Menschen, und (Allah sandte es hinab), damit er wisse, wer ihn und seine Gesandten auch im Verborgenen untersttztÖì (Vers 25). Noah, Abraham und Jesus nennt Mohammed als Beispiele, nicht ohne den Christen das Mnchtum vorzuhalten, das sie aus eigenem Antrieb gestiftet htten.18 ÑIhr, die ihr glaubt! Frchtet Allah und glaubt an seinen Gesandten, dann gibt er euch das doppelte Ma an seiner Barmherzigkeit und ein Licht, in dem ihr einhergehen knntÖì (Vers 28). Die Schriftbesitzer drfen nicht meinen, sie stnden in der Gnade Allahs (vgl. Sure 2, 111 f.) ñ welch ein Irrtum, denn Allah verteilt seine Huld nach seinem Belieben (Vers 29)! Nicht nur ein, wie Sure 47 zeigte, wenig gezgelter Triumphalismus gegenber den Mekkanern, gepaart freilich mit Argwohn gegen die Medinenser, untermalt die kriegerischen u erungen Mohammeds, es drngen sich eine Reihe weiterer Motive in den Vordergrund. Wenn auch, wie Sure 57 betont, alles von Allah vorherbestimmt ist, lohnt es sich doch, ihm ein Ñgutes Darlehenì zu berlassen; der Gewinn wird beraus reich sein. Das ñ im Sinne Mohammeds ñ rechte Handeln wird gewogen werden (Sure 57, 25), und zwar schon durch den Propheten, der das Buch erhalten hat. Situationsbedingt berlagert die Werkgerechtigkeit, deren einziger Ma stab die machtpolitischen Ziele Mohammeds sind, die Lehre von der allumfassenden Vorherbestimmung, ohne da der Widerspruch erkannt wrde. Das Thema der Werkgerechtigkeit beherrscht denn auch die mit Recht in diesen Lebensabschnitt Mohammeds ñ und nicht in seine Anfnge19 ñ datierte Sure 99: Am Ende der Tage wird die Erde erbeben und die in ihr bestatteten Toten hervorsto en; sie werden ihrer Taten ansichtig, Ñund wer auch nur das Gewicht eines Stubchens an Gutem tat, wird es sehen, und wer nur das Gewicht eines Stubchens an Bsem tat, wird es sehen!ì Der Gegensatz zwischen den zum Gehorsam Bereiten, die auf alles Fragen verzichten, und allen brigen Menschen wird zu dem zwischen Licht und Finsternis zugespitzt, wie mehrfach anklang. In Sure 24, ebenfalls aus diesen Jahren, bildet dieser Gegensatz das Kernthema. Zunchst beschftigt sie sich allerdings mit dem Skandal um iöa, der die zwischen den Auswanderern und den ÑHelfernì schwelenden Konflikte unversehens entfachte.20 Mohammed ist bemht, den Schaden einzudmmen, indem er eine strenge Bestrafung des Ehebruchs einfhrt, desgleichen fr die nicht durch Zeugen erhrtete Beschuldigung, die Ehe gebrochen zu haben, und assn b. bit, der verdiente medinensische Lobredner des Propheten, sah sich unter den ersten Opfern dieses Gesetzes. Jegliche zweideutige Situation, so weiter die Sorge des Propheten, soll knftighin unterbunden sein; beim Betreten fremder Wohnungen lasse man Vorsicht walten, man warte, bis man hineingebeten werde! Begegnen Mnner und Frauen einander in der "ffentlichkeit, dann sollen beide Seiten die Blicke auf den Boden heften. Um der Unzucht vorzubeugen, verheirate man die Ledigen ñ die Bedin-
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gungen hierfr hatte Mohammed kurz vorher in Sure 4 wesentlich erleichtert (Sure 24, Vers 2ñ33 und 58ñ61).21 Allah selber, hei t es unvermittelt, ist das Licht,22 und zu diesem Licht fhrt er diejenigen hin, die ihm belieben (Vers 35). Die Handlungen der Unglubigen seien dagegen nichts als Luftspiegelungen, schlimmer noch, sie Ñsind wie die Finsternis ber der tiefen See, ber die eine Woge hinweggeht und ber diese eine zweite, und darber eine Wolke ñ eine Finsternis ber der anderen! Zieht jemand die Hand (aus dem Gewand), vermag er sie kaum wahrzunehmen. Wem Allah kein Licht gibt, der hat eben kein Licht!ì (Vers 40). Allah ist unentwegt ttig, bestimmt alles, und alles ist ein Zeichen, das auf ihn hindeutet (Vers 41ñ46). Bei solcher Klarheit dessen, was Mohammed verkndet, kann es ihn nur befremden, da manche zwar ÑJa, ja!ì sagen, wenn er auf jene Zeichen hinweist, ihm aber nicht gehorchen, wenn er ihnen etwas abverlangt, das ihnen gegen den Strich geht. Sie schworen, sie wollten mit ihm ins Feld ziehen, aber als es so weit war, drckten sie sich (Vers 47ñ54). Wenn der Gesandte Allahs etwas fordert, dann ist das doch etwas ganz anderes, als wenn ein gewhnlicher Mensch ein Ansinnen u ert! Wirklich glubig ist nur, wer auf Schritt und Tritt Mohammeds Wnsche im Auge hat (Vers 62ñ64). ñ Die schon in einem anderen Zusammenhang beobachtete Entrckung Mohammeds aus der Gemeinschaft mit den brigen Menschen23 schlgt sich auch in den Wendungen des Korans nieder. Zum Geist des Gemeinwesens der Glaubenskrieger, der sich zwischen dem Grabenkrieg und al-udaibja herausbildet, gehrt die rigorose Trennung zwischen den beflissenen Glubigen auf der einen und allen anderen Menschen auf der anderen Seite. In denkbarer Schrfe formuliert Mohammed in Sure 98 noch einmal die Voraussetzungen, unter denen er einst sein Wirken in Medina begann, und erhebt sie zum unerbittlichen Ma stab fr alles Handeln: ÑDie Unglubigen unter den Besitzern der Schrift und unter den Beigesellern (wollten) sich erst (von ihren Irrtmern) losrei en, wenn zu ihnen ein klarer Beweis kme: ein Gesandter von seiten Allahs, der ihnen aus lauteren Schriftrollen vortrgt, die unbestreitbare Bcher enthalten.24 Doch diejenigen, die (in der Vergangenheit) das Buch empfangen hatten, waren wieder uneins geworden, nachdem der klare Beweis an sie gelangt war. Dabei wurde ihnen nichts weiter befohlen, als Allah zu dienen, indem sie ihm aufrichtig als Gottsucher (arab.: Pl. unaf) die Glaubenspraxis widmeten, das rituelle Gebet vollzogen und die Luterungsgabe entrichteten. Dies nmlich ist die Glaubenspraxis des unbestreitbaren (Beweises). Die Unglubigen, als da sind die Schriftbesitzer und die Beigeseller, bleiben auf ewig im Feuer der Gehenna; sie sind die belsten Geschpfe! Diejenigen, die glubig wurden und fromme Werke tun, das sind die besten Geschpfe! Der Lohn, der fr sie bei ihrem Herrn bereitsteht, sind die Grten Eden, durch die unten Bche flie en; ewig bleiben sie dort. Allah fand an ihnen Wohlgefallen und sie an ihm ñ so geschieht es dem, der seinen Herrn frchtet!ì ñ Fnf Jahre Erfahrung als ein Prophet Ñmit einem Buchì, als der er nach Medina aufgebrochen war, haben in Mohammed die Erkenntnis geweckt, da es ihm nicht anders ergehe als seinen Vorgngern; die Offenbarung ist keine Garantie fr die Eintracht im Gehorsam
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Der Beutekrieg im Norden
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gegen Allah. Mohammed zieht daraus den Schlu , da er in seinem Machtbereich jedem eine unzweideutige Entscheidung abverlangen mu ; zu seinen Gunsten wird sie fallen, wenn sie nicht nur eine religise bleibt, sondern die Aussicht auf irdischen Gewinn und damit auf Bedeutung in einem Gemeinwesen erffnet, dessen Fundament ebenjene Ñrichtigeì Entscheidung bildet. Hiermit haben wir uns den Weg zu den Ereignissen gebahnt, die nun zu schildern sind. Gegen Ende des Jahres 6 war Mohammed wieder in Medina eingetroffen. Angesichts seiner kompromi losen, scharfmacherischen Worte, die er seit dem Grabenkrieg in der ÑLesungì verkndete, durfte man das Ergebnis des Vorsto es in Richtung Mekka kaum als glanzvoll werten. Im Gegenteil, es gab viele Enttuschte. Wessen man Zeuge geworden war, das war weit hinter dem zurckgeblieben, was man einem unverbrchlich von Allah untersttzten Propheten zugetraut hatte, der fr das Licht und die Wahrheit und gegen die der Hlle verfallenen Mchte der Finsternis focht. Er brauchte also den Ñbaldigen Erfolgì, von dem er in Sure 48, Vers 27 gesprochen hatte. Wo er ihn suchen werde, war bereits festgelegt. aibar und das sich von dort nach Norden erstreckende ÑTal der Ortschaftenì waren lohnende Ziele. Den Krieg dorthin zu tragen, konnte man als einen Schachzug zur Sicherung Medinas ausgeben, denn die Juden von aibar waren mit den Beduinen der aÅafn-Stmme im Bunde. Der Meuchelmord an Sallm b. ab l-uqaiq hatte die Bewohner schon alarmiert. Als Mohammed sie etwa zur Zeit seines Vorsto es gegen Mekka unmi verstndlich zur Anerkennung seines Prophetentums und damit zur Unterwerfung auffordern lie , hatten sie sich unentschlossen gezeigt und waren zunchst auf sein Ansinnen eingegangen; Usair, ihr Wortfhrer, war auf der Reise nach Medina nur knapp einem Komplott entronnen.25 Ob sich im Umgang mit Mohammed und seinen, wie beschrieben, aufgestachelten Leuten nach diesen Vorgngen ein Einlenken auszahle, darber zu debattieren blieb den Bewohnern von aibar wenig Zeit. Gerade zwei Monate nach der Rckkehr von al-udaibja, am Beginn des Monats Rab al-auwal (begann am 9. Juli 628) des Jahres 7, brach Mohammed mit seinen Glaubenskriegern auf. Zuvor hatte es in Medina einen Streit darber gegeben, ob auch jene, die das Risiko des gefahrvollen Marsches gegen Mekka gemieden hatten, an diesem Feldzug, der die Aussicht auf Beute erffnete, teilnehmen durften. ÑDank seinem Getreide, seinem fetten Fleisch und seinem Vieh ist (aibar) das landwirtschaftliche Gebiet des Hedschas!ì wu te man. Mohammed stellte richtig: ÑÇZieht nicht mit mir aus, es sei denn, ihr wnschtet den Dschihad! Beute wird es (fr euch) nicht geben.ë Er sandte einen Ausrufer los, der kundgab: ÇMit uns soll nur der ausziehen, der den Dschihad zu praktizieren begehrt! Beute wird es nicht geben.ëì26 Der gegenber al-udaibja vollkommen vernderte Charakter dieser Unternehmung tritt deutlich zutage. Wenige Monate zuvor war die Zusammenfassung aller Krfte die unerl liche Voraussetzung fr einen Erfolg gewesen, und es hatte Mohammed tief beunruhigt, da sich eine nicht geringe Zahl in Medina lebender Muslime seinem Ruf entzogen hatte. Die ÑHuldigung der (unbedingten) Zustimmungì hatte dann aus den Willigen
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eine Gemeinschaft geschmiedet, die sich aus den Glubigen, den Auswanderern und ihren ÑHelfernì, heraushob; im Angesicht der Todesgefahr war eine Gruppierung sichtbar geworden, die den in der ÑLesungì schon oft beschworenen Dschihad auf sich nehmen, ja in ihm den Daseinszweck erkennen wrde. Die Beschrnkung des Kreises der Kmpfer auf diejenigen, die fortan, jenseits der Zugehrigkeit zu den Auswanderern oder ÑHelfernì, diese Vorstellungen pflegen und verwirklichen wrden, war die naheliegende Schlu folgerung aus dem Geschehen vor und bei al-udaibja. Sie war, wie gezeigt, durch das Zerwrfnis zwischen den Auswanderern und den ÑHelfernì und durch die beschriebene Verschrfung der Verlautbarungen in der ÑLesungì vorbereitet, vielleicht auch durch die Art der Nutzbarmachung des Sieges von al-Murais; dies wird allerdings erst nach der Eroberung von aibar erkennbar werden. Zweierlei mu te die dringende Sorge Mohammeds auf diesem Feldzug sein: Der erschreckende Mangel an Bedarfsgtern und Kriegsgert war zu beheben, und man hatte alles daranzusetzen, eine Vereinigung der Juden aibars mit ihren Verbndeten, den Ban aÅafn, zu vereiteln. Die in Medina verbliebenen Juden forderten von den Muslimen alle Kredite zurck, als sie gewahr wurden, man rste gegen aibar. Abdallh b. adrad al-Aslam hei t der bei al-udaibja erprobte Held einer Episode, in der es eben um diese Frage geht; er zahlt seinen jdischen Glubiger auf Anraten Mohammeds aus und verhkert zu diesem Zweck einen Teil seiner Kleidung. Einem anderen, vllig mittellosen Muslim schenkt Mohammed ein Gewand, das dieser aber veru ert, um fr sich und seine Familie ein wenig Proviant zu beschaffen.27 Wie Medina bestand aibar aus wehrhaften Wohntrmen, die verstreut im bebauten Land lagen; sie hatten Zugang zu flie endem Wasser, was ausdrcklich angemerkt wird. Eine muslimische Vorhut griff einen Spion auf und erfuhr nach einigem Hin und Her, da die Juden die Ankunft der aÅafnBeduinen erwarteten, die man ber die herannahende Gefahr unterrichtet hatte. aibar selbst vermochte eintausend gepanzerte Kmpfer aufzubieten; von diesen untersttzt, hatten die Ban aÅafn stets den Angriffen getrotzt, die andere Stmme gegen sie gefhrt hatten. Nun sollten sie sich revanchieren. In aibar war man sich allerdings darber im klaren, da man sich auf die Treue dieser Verbndeten nicht allzu fest verlassen durfte, und deshalb hatte man ihnen fr die so dringend bentigten Dienste die Hlfte der Jahresernte an Datteln in Aussicht gestellt.28 Jeden Tag vor dem Morgengrauen versetzten die Juden ihre Truppen in Alarmbereitschaft. Trotzdem war man unangenehm berrascht, als man eines Tages in der Frhe zur Feldarbeit gehen wollte und dabei auf die Feinde traf. Man flchtete in die Wohntrme zurck, und es begann eine Zeit gegenseitigen Belauerns. Die Angreifer lagen unter dem stndigen Beschu durch die Verteidiger; Mohammed mu te sich bequemen, einen rckwrtigen Lagerplatz zu suchen. Erste Plnkeleien, whrend der Mittagshitze ausgetragen,29 blieben ohne Ergebnis, die Inbesitznahme eines Vorratsturmes mi lang. Die Situation der muhid n war alles andere als vielversprechend, zumal ber die Absichten der beduinischen Bundesgenossen der Juden Unklarheit herrschte. Nach einigen Tagen diente sich Mohammed ein berlufer an: Die Juden des Wohnturmes, den die
Die Eroberung aibars
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Muslime zu erobern im Begriff stnden, seien allnchtlich dabei, sich in einen andern fortzuschleichen; es seien nur noch wenige Verteidiger zurckgeblieben, und das, obwohl in dem Turm ein gro es Waffendepot sei, von dessen Existenz angeblich nur der Verrter Genaueres wu te. Dergestalt ermuntert, griffen die Muslime beherzt an und fanden in der Tat nur einige junge Burschen vor. In einem unterirdischen Gela entdeckten sie Schwerter, Kettenhemden und Helme, ferner die Teile einer Wurfmaschine und zwei Sturmdcher. Man verwendete das Kriegsgert bei der Einnahme des Gebudes, in das sich die Juden geflchtet hatten, und brachte rasch weitere befestigte Gehfte in Besitz.30 Die Versorgungslage der muhid n hatte sich schlagartig verbessert. Nur Ujaina b. in, der Anfhrer der Ban aÅafn, vermochte fortan den Erfolg Mohammeds noch zu bedrohen. In der Tat bot Ujaina eine gro e Zahl von Kriegern auf und eilte aibar zu Hilfe. Anscheinend traf er dort aber erst ein, als der Sieg der Muslime sich schon abzeichnete. In den Quellen wird erzhlt, Mohammed habe ihn von der Erfllung der Bndnisverpflichtungen abhalten wollen und ihm als Lohn fr die Untreue ebenfalls die Hlfte der Dattelernte aibars versprochen. Noch whrend der Unterredung sei, man wei nicht, woher, der Ruf erschallt: Ñaif! Bringt eure Leute in Sicherheit!ì Augenblicklich sei es mit dem Kampfeswillen der Ban aÅafn vorbei gewesen; denn in aif, einer noch zu Medina gerechneten "rtlichkeit,31 hatten die Beduinen ihre kriegsuntauglichen Angehrigen zurckgelassen, und deren Unversehrtheit sei ihnen enger am Herzen gelegen als die Abwehrschlacht um aibar. Dies wird eine legendenhafte Ausschmckung sein, die die Wunderttigkeit Mohammeds hervorheben soll. Denn nach einer anderen Fassung schickt Mohammed den ÑHelferì Sad b. Ubda zu Ujaina b. in, der sich mit seinen Mannen bereits in einem befestigten Bauwerk befindet; Sad soll ihn zum Verrat an den Juden bewegen, den Ujaina jedoch ablehnt. Nachdem Sad unverrichteterdinge zurckgekehrt ist, versucht man es des Nachts mit einer List. Man nhert sich dem von den Beduinen gehaltenen Wohnturm und ruft: ÑZu Hilfe in aif!ì was die erwnschte Wirkung auslst.32 ñ Wie dem auch sei, die Juden sehen sich im Krieg gegen die Angreifer auf sich selber gestellt, und was jetzt in der muslimischen Geschichtsberlieferung folgt, ist eher ein Heldenepos als ein nchterner Bericht. Die Verteidiger wehren sich mit Mut und Geschick, der Sieg der muhid n l t lange auf sich warten. Vor allem Sad b. Ubda und die ÑHelferì versagen, so da sich Mohammed zuletzt gezwungen sieht, seinen Vetter und Schwiegersohn Al b. ab Älib in das Treffen zu schicken, obwohl dieser durch ein Augenleiden behindert ist. Der Prophet heilt es mit seinem Speichel, und Al ist dann der einzige, der den zum Angriff bergehenden Juden standhlt und ihren Anfhrer im Zweikampf ttet. Die Verteidiger flchten sich in ihren Wohnturm, Al setzt ihnen nach; am Gebude angelangt, schtzt er sich vor den auf ihn niederhagelnden Geschossen, indem er eine Tr aus den Angeln rei t und als Schild verwendet. Es beginnt ein Gemetzel Mann gegen Mann, in dem alle prominenten Juden fallen, unter ihnen auch Usair,33 der wenige Monate vorher dem heimtckischen Anschlag der Emissre Mohammeds entronnen ist.34
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Mohammed spornte die Seinen zum Dschihad an, und sie bemchtigten sich eines befestigten Gehfts nach dem anderen. Unter den muslimischen Kmpfern werden unvermittelt die Ban Aslam genannt; sie waren einst zusammen mit den uziten einen Schwurbund mit Abd alMuÅÅalib eingegangen,35 der bis zu jenem Tag ihre Loyalitt bestimmte. Sie litten, so klagten sie Mohammed, schlimm unter dem Hunger. Von seinen Worten angefeuert, erfochten sie sich den Zutritt zu einem Gebude, in dem reichlich Nahrungsmittel gespeichert waren. ÑNimm diesen Streich, denn ich bin ein Bursche von den Ban ifr!ì36 rief ein muhid, indem er einen der Verteidiger erschlug. Durch einen solchen in der Heidenzeit blichen Ausruf werde das Verdienst, das er im Dschihad erworben habe, entwertet, vermutete man erschreckt, aber Mohammed zerstreute die Bedenken.37 Die Ban Aslam und die Ban ifr drangen in das besagte Gehft ein, und als auf dem Dach das ÑAllhu akbarì erklang, gaben sich die Verteidiger geschlagen. Gerste, Datteln, Butter, Honig, "l, fettes Fleisch fielen den Ausgehungerten in die Hnde, E geschirr aus Messing und aus Ton, dazu vielerlei Kriegsgert. Mohammed erlaubte die Benutzung des Geschirrs, nachdem man es rituell gereinigt hatte. berdies verzichtete er darauf, das zum Lebensunterhalt Notwendige auf die spter zu teilende Kriegsbeute anrechnen zu lassen. Diese war bergro , denn es fanden sich in aibar wertvolle Stoffe und andere Handelsgter, freilich auch Krge mit berauschenden Getrnken. Ujaina b. in soll nicht schlecht gestaunt haben, als er mit ansehen mu te, ber welche Vorrte seine Bundesgenossen verfgt hatten, ohne ihn daran teilhaben zu lassen.38 Da die Juden ihre Frauen und auch die meisten Kinder aus den gefhrdeten Wohntrmen evakuiert hatten und diejenigen, die zurckgeblieben waren, im Kampfgetmmel hatten entkommen knnen, hatte man keine gewinnversprechenden Gefangenen gemacht. Man hatte aber in Erfahrung gebracht, da sich in einem al-Katba genannten befestigten Gehft inzwischen mehr als zweitausend Frauen und Kinder aufhielten. Mohammed handelte einen bergabevertrag aus, der den Mnnern und Kindern Unversehrtheit zusicherte, als Gegenleistung aber die Auslieferung aller beweglichen Habe bis auf ein Kleidungsstck je Person verlangte. Die Insassen von al-Katba unterliefen das Abkommen, indem sie vieles an Stammesgenossen verkauften, denen der Zugang ja nun nicht mehr verwehrt wurde. Das Geld und die Wertsachen versteckte man vor den Plnderern. Mit diesem unbehelligten Verkehr war es aber bald zu Ende. Denn sobald die zuallererst belagerten Wohntrme eingenommen waren, wandten sich Mohammeds Krieger mit all ihren Krften al-Katba und einigen anderen Gebuden in der Nhe zu. Die muhid n probierten die aufgefundenen Belagerungsmaschinen aus, aber ausschlaggebend fr den Erfolg war, da die Eingeschlossenen nach zwei Wochen den Mut sinken lie en und Mohammed um eine Mglichkeit zum Abzug baten. Dieser forderte von ihnen gegen die Schonung der jdischen Truppen und der Kinder die Rumung aibars; die Juden sollten fortziehen, und zwar unter Zurcklassung ihrer ganzen Habe, abgesehen von je einem Kleidungsstck. Au erdem sollten sie des ÑSchutzes (arab.: aimma) Allahs und seines Gesandtenì verlustig sein, wenn sie irgendet-
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Die Verteilung der Beute und der Ertr ge des Landes
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was von ihrem Eigentum den Plnderern entzogen. Kettenhemden, Schwerter, Bgen und Kcher, Lanzen eigneten sich diese in gro en Mengen an, dazu Stoffe, Geschirr, Gold und Silber. Die mekkanischen Muslime wu ten zudem, da die jdische Sippe des Ab l-uqaiq in einer Kamelhaut einen Schatz an Schmuckstcken verwahrte, die sie zu festlichen Gelegenheiten, etwa zu Hochzeiten, auslieh. Kinna b. ab luqaiq gab vor, man habe diesen Schatz aufgewendet, um sich auf den Krieg vorzubereiten. Mohammed lie einigen Druck ausben, und es dauerte nicht lange, bis ein Verwandter Kinnas das Versteck verriet. Goldene Reifen fr den Unter- und den Oberarm und die Fessel, goldene Ohrringe, Ketten, Siegelringe, besetzt mit Edelsteinen und Perlen, ein gro er Fingerring aus dem Onyx von Zofar ñ ein betrchtliches Vermgen kam zum Vorschein,39 das geeignet war, die Anziehungskraft des Dschihad zu steigern. Das Gut, das die Muslime beim berfall auf aibar an sich brachten, setzte sich aus den whrend des Kampfgeschehens geraubten Gegenstnden sowie aus den gem dem ÑAbkommenì ausgelieferten Vermgenswerten zusammen. Da die besiegte Bevlkerung nicht muslimisch gewesen war, fielen keine adaqt an. Die muhid n wurden aus den vier Fnfteln der Beute befriedigt. Dabei erwies es sich als schwierig, die Veruntreuung von Kriegsbeute und konfisziertem Eigentum zu unterbinden. Mohammed bemhte sich, diesen Mi stnden zu steuern, indem er den Schuldigen furchtbare Hllenqualen ankndigte.40 Den Bestimmungen nach sollte das Beutegut ausschlie lich an Kombattanten gelangen, doch hat Mohammed selber diese Regelung durchbrochen. So war eine Gruppe der Ban Daus nach aibar gezogen, um sich Mohammed anzuschlie en,41 griff aber nicht mehr in die Kmpfe ein; hnlich verhielt es sich mit einigen Mnnern von den Ban l-Aöa. Sie alle beteiligte Mohammed an der Kriegsbeute, wie es hei t, mit Erlaubnis der brigen muhid n. Ansonsten achtete man freilich darauf, da vor allen anderen die Helden von al-udaibja ihren Lohn empfingen. Nur in einzelnen begrndeten Ausnahmen sind anscheinend andere Personen bedacht worden.42 Wie schon nach der Vertreibung der Ban n-Nar bildete das bewirtschaftete Land den wichtigsten Teil des von Allah fr seinen Gesandten Ñzurckgeholtenì Guts; in Sure 59 hatte Mohammed dargelegt, da er allein berechtigt sei, darber zu verfgen.43 aibar erzeugte betrchtliche Mengen an Datteln; unter den Palmen baute man zudem Gerste an. Nach ihrer Niederlage baten die Juden den Propheten darum, er mge von der Vertreibung Abstand nehmen; stattdessen sollte ihm die Hlfte des jhrlichen Ertrags gehren, und zwar auf unbestimmte Zeit. Mohammed lie sich hierauf ein, und die Abmachung wurde bis in den Anfang des Kalifats Umar b. al-aÅÅbs (reg. 634ñ644) hinein beachtet, dann in manchen Einzelheiten verndert.44 Jedes Jahr schickten die Muslime einen Vertrauensmann nach aibar, der den Wert der voraussichtlichen Ernte abzuschtzen hatte; dabei kam es verstndlicherweise zu Reibereien mit den Juden. Denn man erlegte die Hlfte des erwarteten Ertrags als ein Fixum den Juden auf, so da diese, wenn die Ernte hher ausfiel, den berschu behalten durften, bei geringerem Aufkommen jedoch fr die Dek-
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kungslcke geradestehen mu ten. Auch die Teilung der tatschlichen Ernte stand zur Debatte; in diesem Fall htten die Muslime in schlechten Jahren die Ausflle anteilig mittragen mssen. Das Interesse an festen regelm igen Einknften gewann schlie lich die Oberhand; sie wurden mit 20 000 ÑKamellastenì veranschlagt.45 Das Land, das zu den zuerst eroberten Wohntrmen, an-NaÅh und aöäiqq, gehrte, gestand Mohammed den muhid n zu; es wurde auf sie alle in zwei getrennten Verfahren verteilt. Ihre Zahl belief sich, wie Zaid b. bit ermittelte, auf eintausendvierhundert; es waren ferner zweihundert Pferde zu bercksichtigen, fr die nach dem schon geschildertem Brauch46 je ein doppelter Anteil berechnet wurde. Da man sich nicht in der Lage sah, eintausendachthundert Anteile einzeln zu vergeben, fa te man die Empfnger zu achtzehn Hundertschaften zusammen; jede von ihnen wurde einem Obmann unterstellt, der das Entgelt der Ertrge entgegenzunehmen und fr alles weitere zu sorgen hatte. Die Hlfte des Wertes eines jeden Anteils war allerdings als Rcklage zur Deckung unvorhergesehener Kosten einzubehalten. Da man die Verwaltung dieser Mittel nicht in jedem Fall einem Angehrigen der betreffenden Gruppierung zutraute, findet man auf der Liste der Obleute klangvolle Namen wie Al b. ab Älib, Umar b. al-aÅÅb, Abd ar-Ramn b. Auf, Äala b. Ubaidallh, az-Zubair b. al-Auwm. Wie auch bei Beuteteilungen blich, setzte sogleich ein schwungvoller Handel mit den Anrechten ein. Mohammed selber soll einem Mann von den Ban ifr um zwei Kamele den Anteil abgekauft haben, was als ein fr den Propheten eintrgliches Geschft angesehen wurde. Umar b. al-aÅÅb verstand es im brigen, Mohammed einiges abzuhandeln und zustzlich smtliche Anrechte der Ausiten in seinen Besitz zu bringen; es l t aufhorchen, da fr sie kein eigener Obmann erwhnt wird. Selbst der Ausite Muammad b. Maslama, ein Eidgenosse der Ban Abd al-Aöhal47 und daher der Keimzelle des medinensischen Islams eng verbunden, wird nicht unter den Obleuten genannt; er kaufte einige der den Ban Aslam zugewiesenen Anteile.48 Man darf demnach unterstellen, da die Ñersten Auswandererì sich am Ende weit besser standen als die brigen Kmpfer. Das befestigte Gehft von al-Katba war, wie erinnerlich, durch eine ñ freilich abgepre te ñ Vereinbarung den Muslimen zugefallen, genauer gesagt, dem Propheten, und er verfgte nach eigenem Gutdnken hierber. Ein knappes Jahrhundert spter war das dem omaijadischen Kalifen Umar b. Abd al-Azz (reg. 717ñ720) nicht recht glaubhaft, denn zu seiner Zeit hatte man begonnen, nach dem normsetzenden Handeln Mohammeds zu suchen. Man konnte sich nicht mehr vorstellen, da dieser seine eigenen ñ bzw. die nunmehr als gttlich geltenden ñ Vorschriften mi achtet haben sollte, und deshalb durfte al-Katba nichts anderes als das Beutefnftel ÑAllahs und seines Gesandtenì gewesen sein. Umar b. Abd al-Azz beauftragte seinen medinensischen Q Ab Bakr b. izm (gest. um 738),49 bei Amra, einer in der Obhut iöas aufgewachsenen Enkelin Asad b. Zurras,50 Erkundigungen ber diese Angelegenheit einzuziehen. Das Ergebnis fiel beruhigend aus: Mohammed habe al-Katba zur Beute erklrt; er habe einen von fnf getrockneten Kamelkotballen entsprechend markiert, um seinen Beuteanteil aus-
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Die Kopfsteuer
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zulosen; dabei habe er gefleht, Allah mge diesen einen fr sich auswhlen, und so sei es dann auch gekommen.51 Dies schreibt al-Wqid. Anders Ibn Isq: ÑDann teilte der Gesandte Allahs al-KatbaÖ unter seine Verwandten und Ehefrauen aufì, hei t es bei ihm lakonisch, Ñsowie unter (andere) Muslime und Frauen, denen er (einiges) davon zuwies.ì Die Liste der begnstigten Personen und der jeweiligen Anzahl von ÑKamellastenì ist umfangreich und bunt, und Mohammed ergnzte sie noch lange nach der Eroberung von aibar.52 Auf Gehei des Engels Gabriel habe er aus den Einknften von al-Katba vor allem die Ban Höim, die Ban l-MuÅÅalib und die Ban Abd Ja untersttzt,53 die beiden Sippen, die von den brigen quraiöitischen Klanen einst gechtet worden waren, sowie die Nachkommen eines Bruders seiner Mutter mina bt. Wahb, Abd Ja mit Namen.54 Da diese Anrechte streng von den durch den Dschihad erworbenen zu unterscheiden sind, geht schon aus ihrer Bezeichnung hervor: Sie hei en ÑSpeisungì (arab.: aÅ-Åuma).55 ber die weitere Geschichte dieser ÑSpeisungenì machte al-Wqid einiges ausfindig. Al, Ab Bakr und Umar b. al-aÅÅb sollen ihre Anteile den Armen und Waisen oder dem Ankauf von Waffen gestiftet haben. Im brigen seien die Anrechte zunchst vererbbar gewesen; Umar jedoch habe sie nach dem Ableben der Begnstigten einziehen wollen, sei mit diesem Plan aber auf heftigen Widerstand gesto en. Ausnahmen habe er trotzdem nur fr die Nachkommen der Ehefrauen Mohammeds geduldet. Umars Nachfolger Umn b. Affn (reg. 644ñ656) machte die Annullierung der ÑSpeisungì Zaid b. rias, die dessen Sohn Usma beanspruchte, wohl deshalb rckgngig, weil Zaid als der Sklave und dann Freigelassene des Propheten wie dessen Ehefrauen zeit seines Lebens in einem Abhngigkeitsverhltnis zu diesem gestanden hatte. Mit berhmten Genossen wie az-Zubair b. al-Auwm scheint Umn den Konflikt erfolgreich durchgestanden zu haben. Die berlieferung ist jedoch keineswegs einheitlich, so da eine hinreichende Klarheit nicht zu erzielen ist.56 Trotzdem werden wir auf diesen Gegenstand zurckkommen mssen. Mohammed erschlo sich in jenen Tagen weitere Einnahmequellen. "stlich von aibar lag Fadak, ebenfalls von Juden bewohnt. Wie zuvor im Falle aibars schickte er auch dorthin die Botschaft, man mge zum Islam bertreten; da der Prophet inzwischen aibar belagerte, verlieh der Forderung Nachdruck. Dennoch zgerte man in Fadak die Antwort hinaus, bis man von den Triumphen der muhid n hrte. Der Entsandte der Muslime machte sich zusammen mit einem einheimischen Unterhndler auf den Weg nach aibar; dieser wollte bei Mohammed wenigstens erreichen, da man, vom Krieg verschont, mit aller Habe Fadak verlassen durfte. Wenn die Datteln reif seien, werde man zurckkehren und sie ernten. Fr diesen Vorschlag konnte sich Mohammed nicht erwrmen. Er zwang die Juden, weiter ihr Land zu bestellen, jedoch auf die Hlfte des Ertrags zu verzichten.57 Diese Einknfte, fr deren Erzielung Ñkeine Reiterei in Galopp versetzt worden warì, standen demgem ausschlie lich dem Propheten zur Verfgung.58 ñ Bevor Mohammed nach Medina zurckkehrte, soll er noch einen Abstecher nach Norden in das ÑTal der Ortschaftenì unternommen haben, in ein Gebiet hinein, das man nicht mehr zum Hedschas, sondern bereits zu aö-äam rechnete. Die
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jdischen Bewohner jener Gegend bis hinauf nach Taim wurden vom Schrecken erfa t und fanden sich zur Zahlung einer Kopfsteuer (arab.: al-izja) bereit, ohne da es zu Kampfhandlungen gekommen wre.59 Das Massaker an den Ban Quraia hatte die Juden auch in dieser Gegend alarmiert,60 doch sie hatten sich nicht zusammen mit ihren Leidensgenossen zu einer Abwehr der Feinde aufraffen knnen. Auf den Begriff der Kopfsteuer stie en wir schon anl lich Abd arRamn b. Aufs Werbemission, die ihn um die Wende von 627 auf 628 in das Gebiet von D mat al-andal gefhrt hatte. Kopfsteuer wird in diesem Zusammenhang die Abgabe genannt, die ein christlicher Araber an den Herrscher der Sasaniden abzufhren hatte.61 Jetzt taucht das Wort erneut auf, wieder auf die Bewohner einer Region jenseits des Hedschas bezogen. In diesem Falle ist allerdings Mohammed derjenige, der die Abgabe eintreiben l t. Wir wissen nicht, ob die betroffenen Juden eine gleichnamige Steuer ihren vorherigen Oberherren zahlten. Indessen deutet sich hier jene Form islamischer Herrschaft ber Andersglubige an, die in wenigen Jahren weite Teile Vorderasiens prgen sollte. Im Umkehrschlu war aus der Tatsache, da die Kopfsteuer jenseits der Grenzen des Hedschas erhoben wurde, zu folgern, da in Arabien selber, wo diese steuerliche Nutzbarmachung andersglubiger Minderheiten keine Vorgeschichte hatte, kein anderer Glaube als der Islam geduldet werde; Umar b. al-aÅÅb wird diesen Grundsatz zu einer der Leitlinien seiner Politik machen.62 Frs erste war die Kopfsteuer allerdings noch ohne Gewicht. Denn das Gemeinwesen der muhid n schuf sich seine finanzielle Basis vornehmlich durch den kriegerischen Akt selber, durch den Dschihad; freilich trat neben die im Kampf errungene Beute nun auch das eroberte Territorium als eine Quelle verstetigter Einknfte. Bei der Zuweisung solcher Landrenten hatte Mohammed allerdings das letzte Wort; da vier Fnftel der Beute an die Krieger fielen, war dagegen eine ausgemachte Sache. Den bebauten Boden, der durch den Besiegten abgepre te Vertrge gewonnen wurde, betrachtete Mohammed als sein Eigentum; er berlie es den bisherigen Eigentmern zur Bewirtschaftung und verteilte die Ertrge nach seinem Gutdnken. Als weitere Einnahmequellen des muslimischen Gemeinwesens ist die Luterungsgabe (arab.: az-zakt) zu erwhnen, ber die man fr diese Zeit fast nichts wei ;63 vermutlich trgt sie noch einen freiwilligen Charakter. Anders die adaqt, die im Begriff sind, sich zu einer Steuer zu entwickeln, die Zge eines Tributs trgt, der von minderrangigen Angehrigen des Gemeinwesens aufzubringen ist ñ eben als Ausgleich fr die unzureichende Untersttzung, die dessen Daseinszweck von ihrer Seite erhlt. Aus den adaqt drfen Mohammed und seine Familie nichts fr sich verwenden, denn die adaqt sind Ñder Schmutz der Leuteì,64 hei t es, und das stimmt mit dem berein, was vorhin aus dem Koran hierber ermittelt wurde. Wie vermerkt, stie en zu Mohammed, als er bei aibar lagerte, Angehrige mehrerer Stmme, vermutlich um sich an diesem Dschihad zu beteiligen. Wir hrten von den Ban Daus65 ñ unter denen der Jngling Ab Huraira war, der in der frhen Geschichte des Islams eine bedeutende Rolle spielen sollte ñ sowie von den Ban l-Aöa;66 beiden Gruppen wurde die Bereitschaft zum Dschihad gelohnt. Der Er-
Die L uterungsgabe und die adaqt
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Die Verstetigung der adaqt
V. Der Dschihad
folg Mohammeds lie ihn in den Augen der Araber als einen der ephemeren ÑKnigeì erscheinen, denen man zu huldigen hatte, ohne da damit die feste Eingliederung in ein von Institutionen getragenes Machtgefge beabsichtigt gewesen wre. Nach dem Sieg bei aibar und in verstrktem Ma e nach der knapp anderthalb Jahre spter geglckten Inbesitznahme Mekkas stellten sich beim Gesandten Allahs zahlreiche Abordnungen von Stmmen ein, die ihre Ergebenheit bekundeten und dadurch den Zugriff des neuen Mchtigen abzuwehren hofften. Sie alle zu muhid n zu machen, wre ein Ding der Unmglichkeit gewesen, allein schon aus logistischen Grnden. Im Sinne der Grundstze des heranwachsenden Gemeinwesens wre dies zwar wnschenswert gewesen, und Mohammed belehrte bald, wie wir sehen werden, diejenigen seiner Anhnger, fr die die Beherrschung des Hedschas die Grenze denkbarer Machtausdehnung darstellte, nachdrcklich eines Besseren. Aber abgesehen von den Christen in Narn bot sich in Arabien kein klares Ziel. Die ersten Attacken auf aö-äam, noch zu Lebzeiten Mohammeds unternommen, zeugen von seinen Bemhungen, ein Ventil fr den Druck zu finden, den er selber aufgebaut hatte. Bei aibar hatte er all dies noch nicht erahnen knnen, doch zeichnete sich, wie vorhin dargelegt, die vom Dschihad als dem Daseinszweck des Gemeinwesens her gedachte fiskalische Behandlung von Stmmen ab, die ihn lediglich ihrer Loyalitt versicherten. Am Anfang des Jahres 9 (begann am 20. April 630), und damit greifen wir um des Sachzusammenhangs willen dem Gang der Ereignisse um mehr als anderthalb Jahre vor, entsandte Mohammed seine adaqtEintreiber (arab.: Pl. al-muaddiq n). Al-Wqid berliefert eine Liste von Namen: Zu den Ban Aslam und den Ban ifr begab sich Buraida b. al-uaib, ein Aslamite, der Mohammed whrend dessen Hedschra begegnet war und den Islam angenommen, sich aber erst nach der Schlacht von Uud in Medina eingestellt hatte;67 ein Angehriger der Ban Abd al-Aöhal mu te sich mit den Ban Sulaim und den Ban Muzaina auseinandersetzen; Rfi b. Mak von den Ban uhaina, ein Mann, der an der ÑHuldigung der (unbedingten) Zustimmungì beteiligt gewesen war, sollte die adaqt seines Stammes einziehen;68 Amr b. al, einer der quraiöitischen Abgesandten, die einst den Negus zur Ausweisung der Asylanten hatten bewegen sollen, nach der Eroberung von aibar Muslim geworden, sollte sich der Ban Fazra annehmen; zu den Ban Kilb und den Ban Kab schickte Mohammed jeweils einen Stammesgenossen;69 ein Azdite ging zu den Ban ubjn ab; den Ban
Sad b. Huaim wurden von einem der Ihrigen die adaqt abgefordert.70 Weitere Berichte zeigen, da das Verlangen Mohammeds in manchen Stmmen Emprung auslste, so da es nicht verwundert, wenn etliche, sobald sie 632 vom Tode des Gesandten Allahs hrten, die adaqtEintreiber verjagten und, wie es etwa die Ban ubjn taten, die Muslime in ihren Reihen tteten.71 Die oben genannten Ban Kab waren mglicherweise eine uzitische Sippe; der von al-Wqid ihnen zugeordnete muaddiq Busr b. Sufjn al-Kab jedenfalls gehrte zu den uza. Entweder bei Usfn oder in der Nhe von al-udaibja traf er seinen Stamm an und befahl, das Vieh fr die adaqt zusammenzutrei-
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ben. Die uziten gehorchten. Doch bei ihnen waren Verbnde der Ban Tamm, die dies mit Befremden beobachteten. Dergleichen gehre zum Islam, erfuhren sie, doch sie schworen, nie und nimmer werde Busr eines jener Kamele bekommen, und machten Anstalten, die uziten am Ausliefern der adaqt zu hindern. Busr flchtete unverrichteterdinge. ÑDer Islam hatte damals noch nicht alle Araber erfa tì, erlutert alWqid. Es blieben Widerspenstige, die freilich nach Mohammeds Einzug in Mekka und nach seinem Sieg bei unain vor seinem Schwert zitterten. Im brigen lie der Prophet jene Herausforderung durch die Tammiten nicht ohne gebhrende Antwort: Ujaina b. in, nunmehr auf der Seite Mohammeds, verfolgte die Schuldigen, entdeckte deren Frauen und Kinder und brachte sie als Gefangene nach Medina; die Tammiten schickten einige ihrer Vornehmen dorthin, die zerknirscht die Freilassung der Gefangenen erflehten.72 Hatten sich in diesem Falle fremde Sippen in die Ttigkeit des muaddiq eingemischt und dadurch Mohammed erzrnt, so sind auch Beispiele dafr belegt, da er selber die Initiative ergriff, um Stmme zum Islam und damit zur Zahlung der adaqt zu ntigen. Am bekanntesten ist Al b. ab Älibs Feldzug gegen die Ban Mai im Dezember des Jahres 631. Ibn Sad schildert ihn so: ÑDer Gesandte Allahs schickte Al in den Jemen. Er knpfte ihm eine Standarte (an eine Lanze), wand ihm eigenhndig den Turban um den Kopf und sprach: ÇGeh und wende dich nicht (vom Weg) ab! Wenn du in ihrem Gebiet lagerst, dann nimm den Kampf gegen sie erst auf, wenn sie gegen dich kmpfen!ë Al zog mit dreihundert Berittenen los. Das war die erste berittene Truppe, die in jenes Land, dasjenige der Ban Mai, eindrang. Er ordnete seine Krieger in verschiedene Richtungen ab, worauf sie mit Geplndertem, mit im Kampf gewonnener Beute, mit Frauen, Kindern, Kamelen, Schafen und anderem zurckkamen. Die Verteilung der Kriegsbeute bertrug er Buraida b. al-uaib al-Aslam. Dieser nahm an sich, was ihnen in die Hnde gefallen war. Dann stie Al auf (die Krieger) der (Ban Mai). Er forderte sie zur Annahme des Islams auf.73 Sie aber weigerten sich und schossen mit Pfeilen und Steinen. Da stellte Al seine Truppe in einer Schlachtreihe auf und bergab Mas d b. Sinn as-Salim74 die Standarte. Dann ging Al mit seiner Truppe zum Angriff ber und ttete von den Feinden zwanzig Mann. (Die Ban Mai) stoben auseinander und wandten sich zur Flucht, worauf Al von der Verfolgung absah. Er forderte sie erneut zur Annahme des Islams auf. Sie kamen dem Verlangen eilends nach, einige ihrer Anfhrer huldigten ihm unter Bekundung des bertritts zum Islam und sagten: ÇWir stehen fr diejenigen unseres Stammes ein, die (im Rang) hinter uns sind. Dies hier sind unsere adaqt. Nimm davon den Anteil Allahs!ë Al sammelte die im Kampf geraubten Gter, teilte sie in Fnftel und schreib auf eines (der fnf Lose): ÇFr Allahë.ì Nachdem die anderen vier Fnftel an die Truppen ausgegeben worden waren, kehrte Al zurck und erreichte im Wallfahrtsmonat (begann am 28. Februar 632) Mekka, wo Mohammed zum letzten Mal in seinem Leben die Pilgerriten vollzog.75 ÑSpendet von dem, was wir euch als Lebensunterhalt gewhrten, bevor zu jemandem von euch der Tod kommt und (der Sterbende) dann
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V. Der Dschihad
bittet: ÇMein Herr! Wie wre es, wenn du mir noch ein wenig Aufschub gewhrtest? Ich will dann adaqt geben, und damit werde ich einer der Frommen sein!ëì (Sure 63, 10). So stellt sich der eben geschilderte Sachverhalt aus der Sicht Mohammeds dar. Die adaqt gleichen einen Mangel an glubiger Gesinnung und Handlungsbereitschaft aus (vgl. Sure 9, 75), sie dienen der Festigung des inneren Friedens, wie in Sure 4, Vers 92 vermerkt: Wer ohne rechtm igen Grund ñ ohne sein Recht auf Blutrache wahrzunehmen ñ einen Glubigen umbringt, der mu zur Shne einen muslimischen Sklaven freilassen und der geschdigten Sippe ein Wergeld zahlen, es sei denn, diese verzichte darauf und betrachtete die ihr entgangene Zahlung als eine adaqa. Die als Ausgleich von Unzulnglichkeiten eingehenden Vermgenswerte drfen folgerichtig allein fr die Strkung des Zusammenhalts des Gemeinwesens aufgewendet werden, wie Mohammed in Sure 9, Vers 60 bestimmt, nmlich fr die Bedrftigen, die Verschuldeten, fr den Freikauf von Sklaven, fr die Sicherung der Loyalitt Neubekehrter, fr Leute, die durch das Betreten des ÑPfades Allahsì um ihren Lebensunterhalt kamen; Ñ(zu solchem Gebrauch) verpflichtet (uns) Allah.ì
2. Der Einmarsch in Mekka Die R ckkehr der Byzantiner nach aö-äa m
In der Darstellung des Lebensweges des Gesandten Allahs bersprangen wir nach der Schilderung der Eroberung aibars einige bedeutsame Ereignisse, um uns Einblick in die inneren Verhltnisse des von ihm gestifteten Gemeinwesens zu verschaffen. Es sollte verstndlich werden, woraus sich dessen rasch zunehmende Anziehungskraft speist und wie sich der Schwerpunkt der Politik Mohammeds vom unmittelbar gegen Mekka gerichteten Kampf abwendet und zur Unterwerfung und Ausbeutung Andersglubiger, darunter heidnischer Araber, verlagert. Die Wende in aö-äam, nmlich der Zusammenbruch des persischen Besatzungsregimes und die Rckeroberung des Landes durch Herakleios, ist hierbei ebenfalls in Betracht zu ziehen. Schon die Ereignisse, die zum Vertrag von al-udaibja fhrten, mssen auch im Lichte dieser tiefgreifenden Verschiebung des nahstlichen Machtgefges erwogen werden. Das Ende der sasanidischen Herrschaft ber aö-äam beraubte die Quraiöiten, die in Mekka das Sagen hatten, eines Druckmittels gegen Mohammed; es war fr sie alles andere als eine angenehme Nachricht, da die ÑRhomerì, auf deren knftigen Sieg Mohammed in Mekka hatte setzen mssen (vgl. Sure 30, 2 f.), nun tatschlich nach aö-äam zurckgekehrt waren. Die ersten Verlierer waren allerdings die ÑHelferì. Mohammed hatte sich bei ihnen festgesetzt, nachdem ihm von einer kleinen vorwiegend azraitischen Gruppe gem dem geltenden Gewohnheitsrecht Untersttzung zugesagt worden war. Solange es darum gegangen war, die Mekkaner zu attackieren und ihre Verbindungen nach aö-äam zu stren, sowie um die Zusammenarbeit der Quraiöiten mit den die Routen kontrollierenden Beduinen zu behindern, bildeten die ÑHelferì seinen einzigen Rckhalt, zumal deren Verhltnis zu den Juden nicht spannungsfrei war und letztere damit liebugelten, als Bundesgenossen der Mekkaner
2. Der Einmarsch in Mekka
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aufzutreten. Indem Mohammed die rein jdischen Stmme vertrieb bzw. massakrierte und die jdischen Mitglieder der brigen Stmme in der sogenannten Gemeindeordnung seinen Interessen unterwarf, verminderte sich rasch die Bedeutung, die die ÑHelferì zu Anfang fr ihn gehabt hatten. In dem bei aibar sichtbar werdenden Gemeinwesen der Glaubenskrieger stellt sich keine ihnen allein vorbehaltene Aufgabe mehr. Was wir nun zu beobachten haben, sind die Auswirkungen der im Glaubenskriegertum zutage tretenden Dynamik, zu allererst die Auswirkungen auf die Freund-Feind-Beziehungen zwischen Mohammed und den mekkanischen Quraiöiten, dann aber auch auf das Verhltnis des Gesandten Allahs zu allen anderen arabischen Stmmen. Den damals Betroffenen mag das Verhltnis zu ihm im wesentlichen dem Herkmmlichen geglichen haben: Einem ÑKnigì bezeugte man Ehrerbietung; eine Stammesabordnung wurde durch ihn empfangen, man tauschte Geschenke aus. Neu war die Forderung, adaqt zu leisten. Sie verdeutlicht die zustzliche, religis-politische Dimension, die von Mohammed ins Spiel gebracht wurde. Die Dschihad-Dynamik einerseits und der in den adaqt zum Ausdruck kommende, ber das Streifgebiet der muhid n hinausgreifende Machtanspruch andererseits begleiteten wie Leitmotive die Geschehnisse bis zum Einmarsch Mohammeds in Mekka. In den sich unmittelbar anschlie enden Kriegen gegen aÅ-Äif und gegen den Beduinenverband der Hawzin sollten diese beiden Leitmotive eine neue Einfrbung erhalten. Schon bei aibar zeigte sich die Anziehungskraft, die Mohammeds Dschihad auf arabische Krieger von au erhalb seiner Gemeinschaft ausbte. Die Mekkaner hatten seit langem in den Abö ber verbndete Stmme verfgt. Mohammed selber verfiel, solange er in seiner Heimatstadt lebte, nicht auf den Gedanken, fremde Stmme fr seine Sache zu werben. berdies htten seine Feinde dies schwerlich geduldet. Um zu wissen, wohin er sich wenden sollte, wenn man ihn vertreiben wrde, hatte er sich vielen Stmmen angeboten; aber damit hatte er den Plan aufgegeben, durch einen Umsturz von innen her die Macht zur Vernderung des Kultus zu erringen. In Medina hatte er sich nur mit m igem Erfolg Beistand von au en sichern knnen. Er war aber immerhin gezwungen gewesen, eine eigene Stammespolitik zu entwickeln. Doch erst jetzt, nach dem aus der Not geborenen Dschihad um aibar, begannen seine diesbezglichen Bemhungen greifbare Frchte zu tragen.76 Da die Ban Aslam an seiner Seite mitfochten, erklrten wir mit althergebrachten Verbindungen; bei den Ban Daus und den Aöarj n ist dergleichen nicht erkennbar. Ebenso wenig ist dies bei dem steinreichen ala b. IlÅ. Er war der Inhaber der Goldminen der Ban Sulaim; selber auf einem Raubzug, hrte er von Mohammeds Eroberungsplnen, stellte sich beim Gesandten Allahs ein, trat zum Islam ber und nahm, wie die Quellen andeuten, wenigstens eine Zeitlang an den Kmpfen teil. Im Besitze des gro en Vermgens war freilich nicht al-a selber, sondern seine in Mekka lebende Ehefrau ñ Mohammed wird diese Lebenssituation nicht fremd gewesen sein. Al-a machte sich, sobald die Niederlage der Juden feststand, rasch auf den Weg dorthin, um unter Vorspiegelung falscher Tatsachen das Vermgen zu retten, von
Die Anziehungskraft des Glaubenskriegertums
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Unmut ber den Vertrag von aludaibja
V. Der Dschihad
dem ihm seine Gattin, htte sie von seinem bertritt zum Islam Wind bekommen, keinen Pfifferling berlassen htte. Al-Wqid erzhlt dies alles als eine Posse, in der er al-Abbs die Gelegenheit gibt, sich wieder einmal als ein hellsichtiger, aber verborgener Anhnger des Propheten hervorzutun.77 Der Vertrag von al-udaibja gestattete einer jeden Seite, Bundesgenossen zu werben, schrieb allerdings vor, da es sich um freie Mnner handeln msse. Schon in mekkanischer Zeit hatte man an Mohammed und seinen engsten Gefhrten ein erstaunliches Ma an Gleichgltigkeit gegen das Los der Ñfr schwach Befundenenì bemerkt; auch die Haltung des Propheten zu Muslimen fremder Stmme hatte von verstrender Indifferenz gezeugt. Was damals fr ihn gezhlt hatte, das waren seine Angehrigen gewesen, des weiteren die am Schwurbund der ÑParfmiertenì Beteiligten. Es waren einige Anhnger aus anderen Sippen hinzugekommen, etwa Ab Bakr. Den Kern seiner Gefolgschaft ñ vielleicht besser: seines Wirkungskreises ñ hatte die auf seinen Gro vater Abd alMuÅÅalib zurckgehende innerquraiöitische Parteiung gebildet, die sich gegen andere ihr feindlich gesonnene zu behaupten suchte und dabei, wie die chtung lehrt, ins Hintertreffen zu geraten schien. Wie wir beobachteten, berlagerte diese Konstellation bis weit in die medinensische Zeit hinein die kriegerischen Auseinandersetzungen Mohammeds mit seiner Heimatstadt. Dem entspricht der Befund, da innerhalb der Gemeinschaft der ÑGlubigenì eine Verschmelzung von Auswanderern und ÑHelfernì nahezu gnzlich unterblieb. Die von Abd al-MuÅÅalib her tradierte Sicht der Dinge, gem der die Wahrung der Ebenbrtigkeit mit den fhrenden quraiöitischen Sippen ñ und dann der Vorrang vor ihnen ñ wesentlich waren, mu den Vertrag von al-udaibja als den entscheidenden Schritt zur Erfllung solcher Hoffnungen werten. Der Islam, dessen Frchte im Dschihad und in der einsetzenden Tributpflichtigkeit unterworfener Stmme heranreiften, verlieh jener Sicht nunmehr eine berzeugungskraft, die auch Mohammeds mekkanische Feinde beeindruckte. Manche Anhnger Mohammeds zeigten sich ber sein Verhalten bei al-udaibja irritiert, eben jene nmlich, die, wie es seit Sure 8 als Allahs Anordnung galt, den Kampf gegen die Andersglubigen, vor allem gegen die Mekkaner, zur Lebensmaxime erhoben hatten. Sie hatten den Vermerk berhrt, mit dem Sure 8 abschlie t: Letzten Endes stehen die Verwandten einander nher als die Brder im Glauben. Es ist denkbar, da dieser Vermerk nachtrglich angefgt wurde; belegen l t es sich allerdings nicht. Das ist auch gar nicht ntig; denn da Mohammeds gesellschaftliche Normen weit hinter dem zurckblieben, was er als Botschaft Allahs verkndete, hatte sich ein ums andere Mal gezeigt, und so auch jetzt in der Affre um Ab andal, den Sohn des mekkanischen Unterhndlers Suhail b. Amr. Laut Vertrag gab es ohne die Zustimmung des Vormunds, hier des Vaters, keinen Weg zu Mohammed, und dieser lie es geschehen, da man Ab andal in Ketten legte, als dieser die Aufnahme unter die Glubigen begehrte.78 Die hieraus folgenden Mi helligkeiten wuchsen sich zu einer fr Mohammed gefhrlichen Krise aus, die geeignet schien, den gerade errungenen diplomatischen Erfolg zunichte
2. Der Einmarsch in Mekka
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zu machen. Denn kaum war der Gesandte Allahs nach Medina zurckgekehrt, da wurde seine Vertragstreue erneut auf die Probe gestellt. Ab
Bar, ein Eidgenosse der quraiöitischen Ban Zuhra, wurde bei ihm vorstellig; er sei Muslim, versicherte er, und er sei seinen mekkanischen Herren entkommen. Nicht lange danach traf in Medina ein Bote ein, der ein von al-Anas b. äarq, dem einflu reichen aqafitischen Eidgenossen der Ban Zuhra, und einem Zuhriten unterzeichnetes Schreiben berbrachte, in dem Mohammed aufgefordert wurde, die Zusagen von aludaibja einzuhalten und den Flchtling, der sich ohne die Zustimmung seines quraiöitischen Herrn davongemacht habe, ohne Sumen zurckzuschicken. Mohammed kam der Forderung nach und unterlie jeden Versuch, seinem Glaubensgenossen beizustehen. Allah werde einen Ausweg finden, das war alles, was er dem Enttuschten mit auf die erzwungene Rckreise gab. Unterwegs brachte Ab Bar die Waffen seiner beiden Aufpasser an sich, ttete einen von beiden, mu te den zweiten aber entkommen lassen; dieser floh nach Medina und berichtete Mohammed, was vorgefallen war. Wenig spter traf auch Ab Bar ein, als Kriegsbeute das Schwert und das Kamel des Getteten mit sich fhrend. Der Schutz (arab.: aimma) des Gesandten Allahs sei wirksam gewesen, erklrte Ab Bar; zwar habe der Gesandte selber ihn nicht gewhrt, doch habe Allah dies an dessen Stelle getan. Mohammed nmlich habe ihn, einen Glubigen, den Feinden ausgeliefert; ihm aber sei es gelungen, sich dagegen zur Wehr zu setzen, da man ihn zum Abfall vom Islam zwinge. Ab Bar spielt in dieser Rede auf Offenbarungen wie Sure 2, Vers 193 und Sure 8, Vers 39 an, in denen die Muslime zum Kampf aufgerufen wurden, bis nur noch die Glaubenspraxis Allahs gelte und niemand mehr zum Aufgeben dieser Praxis gedrngt werde. Mohammed habe, fuhr er fort, von ihm verlangt, die Wahrheit zu leugnen. Trotzdem biete er seine Beute an und erwarte vom Gesandten Allahs, da er sie dem Gesetz entsprechend in Fnftel teile. Mohammed lehnte das ab, denn sonst htte er Ab Bar als einen Glaubenskmpfer legalisiert und dadurch den Vertrag von aludaibja gebrochen. Was bis vor kurzem als hchste, unter allen Umstnden zu befolgende Tugend gegolten hatte, das durfte es nun nur noch geben, wenn es sich mit den Bestimmungen jenes Abkommens vertrug. Der bertritt zum Islam hatte seit Badr seine Erfllung im Kampf gegen die Andersglubigen finden sollen; ein ums andere Mal hatte Mohammed das gepredigt. Jetzt aber hatte er sich in eine zwielichtige Lage hineinmanvriert. Urteilt man allerdings von der auf seinen Gro vater zurckgehenden Tradition aus, dann ist die Zurckweisung Ab Bars nur folgerichtig: Weswegen htte ein Au enstehender die fr den Propheten vorteilhafte Wendung des innerquraiöitischen Machtkampfs gefhrden drfen? Immerhin lie Mohammed den Strenfried laufen,79 wohl um nicht bei den vielen, die auf den Islam ihre Hoffnung gesetzt hatten, das Gesicht zu verlieren. Ab Bar bereitete weitere Schwierigkeiten. Er setzte sich in die Tihama ab, um mit einigen Anhngern, die er um sich scharte, nach dem Vorbild des Gesandten Allahs quraiöitischen Karawanen aufzulauern. Die Mitglieder seiner Bande fhlten sich als Muslime, vielleicht als wahre
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Schwindende Bedeutung der fr hen Auswanderung
V. Der Dschihad
Glaubenskmpfer. Als sie eines Tages reiche Beute gemacht hatten, wollten sie Mohammed das Fnftel zusenden. Ab Bar aber belehrte sie ber die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens; denn der Prophet frchte die Schelte der Mekkaner und stehe nicht zu seinen Verpflichtungen. Man begann, ein eigenes Gemeinwesen zu errichten: Ab Bar, den sie als ihren Anfhrer (arab.: al-amr) anerkannten, leitete ihre rituellen Gebete, ihren Freitagsgottesdienst, erlie Vorschriften ñ ganz wie der Gesandte Allahs in Medina.80 Die Quraiöiten wollten diesem belstand ein Ende bereiten; sie forderten von Mohammed, er mge Ab Bar und dessen Leute nach Medina holen und dem eigenen Befehl unterstellen. Der Prophet fgte sich; Ab Bar starb allerdings, bevor man ihn nach Medina bringen konnte. Aus einigen Quellen geht hervor, da neben den Ab
Bar ergebenen Mnnern Beduinen der Stmme Aslam, ifr und uhaina sich an den berfllen beteiligten; Mitglieder dieser Stmme tauchen wenig spter vor aibar auf, wie wir schilderten. Auch Ab
andal soll den Weg zu den Aufrhrern gefunden haben. In verhngnisvoller Weise machten diese Ereignisse81 deutlich, da die Islamannahme lngst nicht jene Botm igkeit stiftete, die Mohammed jetzt, da er ein ernsthafter Mitspieler auf der politischen Bhne geworden war, dringend bentigt htte. War der Islam, auf den er sich unentwegt berief, das entscheidende Bindemittel seiner Gemeinschaft? Oder fand sich dieses doch nur im Erbe Abd al-MuÅÅalibs, in einer innerquraiöitischen Parteiung mithin? Bisher hatte es ausgereicht, nach den Zweckm igkeiten des Tages Vereinbarungen zu treffen und auf jegliche Klrung zu verzichten. Mit den Ban ifr beispielsweise hatte er schon bald nach der Hedschra ein Abkommen geschlossen; es hatte zu den Vorkehrungen gehrt, die er fr den Angriff auf die mekkanischen Verbindungslinien getroffen hatte und ist mit demjenigen zu vergleichen, das er mit den Ban $amra eingegangen war.82 Der Text der Vereinbarung mit den Ban ifr ist bei Ibn Sad berliefert, er lautet: ÑDer Gesandte Allahs schrieb fr die Ban ifr, da sie zu den Muslimen gehren. Ihnen steht zu, was den Muslimen zusteht, sie tragen dieselben Pflichten wie die Muslime. Der Prophet sagt ihnen den Schutz Allahs und seines Gesandten zu, fr ihr Vieh und fr sie selber. Er gewhrt ihnen Untersttzung gegen denjenigen, der ihnen Unrecht antut. Wenn der Prophet sie auffordert, ihn zu untersttzen, dann entsprechen sie (dieser Aufforderung). Ihnen obliegt es, ihm beizustehen, au er gegen diejenigen, die der Prophet um der Glaubenspraxis willen bekriegt ñ solange ein Meer eine Flocke der Muschelwolle benetzt!ì83 Nicht nur die Bekrftigungsformel84 bezeugt das Alter des Textes, sondern vor allem auch der Inhalt. Von der unmittelbaren Teilnahme an seinem Krieg gegen Mekka sind die Ban ifr befreit. Sie gehen mit Mohammed ein Defensivbndnis ein, bleiben aber ansonsten unabhngig. Der Dschihad, wie er sich bis 628 herausbildet, ist etwas ganz anderes. Solange Mohammed noch nicht als ein gleichberechtigter Gegenspieler der mekkanischen Quraiöiten agierte, war diese Konstellation, die man die Ñbeduinische Huldigungì (arab.: al-baia al-arabja) nannte, u erst vorteilhaft. Sie hielt ihm den Rcken frei fr die Verfolgung seiner eigentlichen Ziele. Wenn jedoch die beiden Gegner sich auf ein Stillhalteabkommen einigten, er-
2. Der Einmarsch in Mekka
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wies sich die allzu lockere Bindung an Mohammed als eine Gefahr. Wodurch konnte dieser Mangel behoben werden? Durch die Ausweitung des Instruments der Hedschra ber die ursprngliche Funktion hinaus. Denn ÑHedschraì bedeutete doch nichts anderes, als da einzelne Personen oder Teile eines Stammes nach Medina Ñauswandertenì, dabei ihren Solidarverband aufgaben und sich stattdessen der unmittelbaren Befehlsgewalt eines diesem nicht angehrenden Individuums, des Gesandten Allahs, unterstellten. Im Raab (begann am 26. November 626) des Jahres 5 traf in Medina eine Gesandtschaft der Ban Muzaina ein; es soll sich um die erste Gesandtschaft eines muaritischen85 Stammes gehandelt haben. Insgesamt vierhundert Mann nahmen den Islam an und leisteten einen Huldigungseid. Regelwidrig rechnete Mohammed ihnen dies als Hedschra an; er gestattete ihnen, wie es in der Quelle hei t, Ñdie Hedschra in ihrem Streifgebietì und sagte: ÑIhr seid Auswanderer, wo ihr seid. Kehrt also zu eurem Vieh zurck!ì86 ñ Ohne ein Datum ist der Bericht ber drei Mnner von den Ban Abs. Sie wollten von Mohammed wissen, ob es stimme, da man, ohne die Hedschra zu vollziehen, kein Muslim sein knne. Sie erhielten die beruhigende Antwort, sie drften bei ihrem Vieh bleiben; Allah werde ihnen ihre Taten uneingeschrnkt auf dem Jenseitskonto gutschreiben.87 ñ Wie im Falle der adaqt beobachten wir auch hier Mohammeds Wunsch, die zunchst sehr lockeren Verbindungen, die aus der Islamannahme eines sich nicht seinem Befehl unterstellenden Stammes folgten, zu festigen und zu verstetigen. In anderen Fllen beharrte Mohammed auf der Erfllung der Hedschra im Wortsinn. So hatte er im Frhjahr 629 einen Gesandten nach Bostra geschickt, der unterwegs ermordet worden war. Im umd l- l (begann am 16. August 629) brach Zaid b. ria mit einer Truppe nach Norden auf, um Rache zu nehmen. Bei Muta, einem Dorf im Gebiet des heutigen Amman, erlitt die Schar gegen eine byzantinische Streitmacht eine schwere Niederlage; Zaid, afar b. ab Älib und andere Vertraute Mohammeds fielen. Der unerfllte Auftrag des Propheten hatte gelautet: Andersglubige sollten die Aufforderung erhalten, zum Islam berzutreten; stimmten sie zu, dann waren sie zur Hedschra, zum Verlassen ihres Gebiets, zu drngen; hierdurch knnten sie die Gleichstellung mit den Auswanderern erreichen. Lehnten sie die Hedschra ab, dann blieben sie muslimische Beduinen, deren Handeln freilich der Beurteilung durch Allah unterliege ñ wie dies den drei Absiten zugesichert worden war. Anteile an der Kriegsbeute knnten sie unter dieser Voraussetzung allerdings nie empfangen. Verschlssen sie sich der Botschaft des Propheten ganz und gar, dann werde ihnen die Kopfsteuer auferlegt.88 Der Dschihad, die zu kriegerischer Aktivitt genutzte Auswanderung, war demnach das Einzige, was dem Gemeinwesen inneren Zusammenhalt und damit die Mglichkeit verschaffte, als eine Einheit aufzutreten. Die Vorstellung verbla te, da Auswanderung und Kampf fr den Fortbestand des Gemeinwesens der Muslime ein und dasselbe seien. Indem die Konturen der sich aus der Hedschra ergebenden Verpflichtungen zu verschwimmen begannen, nicht zuletzt durch Sonderregelungen, wie sie der Gesandte Allahs fr die Ban Muzaina verfgt hatte, regte sich von nun an die Eifersucht der Ñersten Auswandererì. Ujaina b. in jeden-
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Mohammeds Ñkleineì Wallfahrt
V. Der Dschihad
falls begrndete mit solcher Eifersucht die Ablehnung des Vorschlags, er mge sich mit den aÅafn, die ihn als ihren Fhrer anerkennten, zu Mohammed begeben, also Ñauswandernì. Man hatte ihm dies in den Monaten nach der Eroberung aibars nahegelegt; er war damals in den Verdacht geraten, noch einmal Medina angreifen zu wollen. Wrde es sich fr ihn lohnen, ein ÑAuswandererì zu sein, und zwar ein spter? Unentschlossen, wie er war, hatte er zunchst die Stimmung der Quraiöiten in Mekka erkunden lassen. Zwar seien die Mekkaner voller Ha auf Mohammed, und sie knnten auch einige Untersttzung von au erhalb erwarten,89 trug man ihm zu; trotzdem seien sie mutlos, w ten sie doch, da die uziten mit Mohammed unter einer Decke steckten und ihm alles verrieten. Die Quraiöiten wollten sich vorerst auf den ausgehandelten Frieden verlassen, der immerhin gewhrleiste, da man bei der herkmmlichen Glaubenspraxis bleiben knne.90 Da Ujaina die Ñersten Auswandererì richtig einschtzte, sollte sich bald zeigen: Im Augenblick, in dem sich der Sieg Mohammeds anbahnt, beginnt das Ringen um die Auslegung dieses Sieges und darum, wer den entscheidenden Anteil daran fr sich verbuchen darf. Fr die au erhalb des Gemeinwesens der Glaubenskrieger Verbliebenen ist es einerseits verlockend, nun rasch die Hedschra zu vollziehen; die Vorteile der Parteinahme fr die Sache des Gesandten Allahs liegen auf der Hand. Aber sie mssen mit der Einfgung in eine Rangordnung erkauft werden, die es so in Arabien noch nicht gegeben hat, in eine Rangordnung, deren Spitzenpltze bereits besetzt sind, wenn es nach der Einschtzung der Ñersten Auswandererì geht. Allein der Dschihad, wie er sich in diesen Jahren herausbildet, erffnet die Mglichkeit, das Verdienst der frhen Hedschra zu berspringen. Die Mekkaner wiegten sich in der Hoffnung, durch den Vertrag von al-udaibja htten sie sich frs erste Luft verschafft, und wenn sie auch von Mohammeds Eroberungen nrdlich von Medina kaum entzckt gewesen sein knnen, so hatten sie immerhin erlebt, wie ihr erklrter Feind im Falle Ab andals und Ab Bars seine Bereitschaft zur Beachtung der Vereinbarungen mit der Tat bewiesen hatte. Vielleicht wrde Mohammed sich auf Dauer mit dem Norden beschftigen und dabei den Byzantinern in die Quere kommen, die dann erledigen wrden, wozu man selber sich nicht aufraffen mochte. Das Debakel von Muta im Sptsommer 629 schien solchen Spekulationen recht zu geben. Zuvor war auch die Nachholung der Ñkleinenì Wallfahrt, die der Vertrag von aludaibja vorsah, so verlaufen, da die Mekkaner, die glauben wollten, alles sei in bester Ordnung, Argumente fr ihr Wunschdenken finden konnten. Die nheren Umstnde werden wie folgt berliefert: Im lQada (begann am 2. Mrz 629) des Jahres 7 ordnete Mohammed an, da alle diejenigen, die mit ihm im Jahr zuvor das Wagnis des Pilgerzuges auf sich genommen hatten, ihre Vorbereitungen fr die Durchfhrung der Riten ñ nunmehr am richtigen Ort ñ treffen sollten. Ungefhr zweitausend Personen, ausschlie lich solche, die zusammen mit dem Propheten die kritischen Tage von al-udaibja berstanden hatten, machten sich nach Mekka auf, unter ihnen etwa einhundert Berittene in vollstndiger Bewaffnung sowie Fu truppen. Im Abkommen hatte man vereinbart, da
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die muslimischen Pilger nur solche Waffen tragen durften, die jeder Reisende blicherweise mit sich fhrte; das Schwert eines jeden Wallfahrers hatte, solange er sich im heiligen Bezirk befand, in der Scheide zu stekken. Bei l-ulaifa, der "rtlichkeit, an der man heute, von Medina kommend, das aram-Gebiet erreicht, machte man Mohammed auf die Verletzung des Vertrags aufmerksam; er aber beharrte, man msse gut gerstete Truppen zumindest in der Nhe haben, und setzte den Weg fort. Die Quraiöiten erschraken, als sie davon hrten, und suchten seine Absichten zu erfahren. Er werde so, wie es ausgemacht sei, die Riten vollfhren, versicherte er und lie die Kampftruppen an einer Stelle zurck, von der aus sie die Grenzsteine im Auge behalten konnten. Die quraiöitischen Bewohner Mekkas flchteten auf die Anhhen, um von dort zuzuschauen, wie sich der Gesandte Allahs, ununterbrochen die an seinen Gott gerichtete Formel der Huldigung ausrufend, dem Heiligsten nherte. Da Mohammed die Opfertiere bei al-Marwa schlachten lie und verkndete, da fortan jeder Pa weg, der nach Mekka hineinfhre, fr diese rituelle Handlung geeignet sei, erregte nicht den Unwillen der Alteingesessenen, wohl aber etwas anderes: Mohammed hatte die Kaaba betreten; unterdessen kam die Zeit des Mittagsgebets, und er wies Bill an, vom Dach der Kaaba herab den Ruf ertnen zu lassen. Mit Schaudern und Entsetzen wurden die Quraiöiten Zeugen dieses Triumphes ihres Feindes.91 Ernsthafte Zwischenflle blieben jedoch, wie erwhnt, aus. Umra, eine Tochter des in der Schlacht bei Uud gefallenen amza b. Abd alMuÅÅalib, nahm man mit auf die Rckreise, ohne da die Quraiöiten hiergegen Einspruch erhoben htten. Nachdem drei Tage verstrichen waren, die Mohammed in einem in der Senke von Mekka aufgeschlagenen Zelt zugebracht hatte, erschien Suhail b. Amr und mahnte ihn barsch zum Abzug. Der Vertrag von al-udaibja erlaubte keinen lngeren Aufenthalt. In Mohammeds Umgebung war man offensichtlich anderer Auffassung: Der Prophet habe in jenen drei Tagen kein Haus betreten, nie unter einem festen Dach geweilt, ein Umstand, aus dem man wohl ableitete, da von einem Aufenthalt im eigentlichen Sinne nicht die Rede sein knne. Wie dem auch sei, die Muslime rumten dann doch bis zum Anbruch der Dunkelheit die Stadt und vereinten sich mit den der Vorsicht halber zurckgelassenen Truppen.92 Obwohl alles glimpflich abgelaufen und Mohammed bei allen Zweideutigkeiten, die er gezeigt hatte, seinen vertraglichen Verpflichtungen nachgekommen war, dmmerte es einigen Mekkanern, da sich ihre Lage von Tag zu Tag verschlechterte. Man hocke wie der Fuchs in seinem Bau, und sobald ein gro er Eimer Wasser hineingegossen werde, msse man das Weite suchen; diese Gedanken soll sich der Maz mite lid b. al-Wald gemacht haben,93 der bei aludaibja die Vorhut der Quraiöiten befehligt hatte. Amr b. al-, einst der quraiöitische Gesandte, der den Negus zur Ausweisung der muslimischen Flchtlinge hatte bewegen sollen, sah die Lage Mekkas hnlich skeptisch. Und noch ein dritter wurde von derartigen ngsten geplagt, nmlich der Abdarite Umn b. Äala. Dieser verlie Mekka zusammen mit lid, bei al-Hada94 stie en beide auf Amr, der bekannte, sich ebenfalls Mohammed unterwerfen zu wollen.95 Die quraiöitische Sache stand
Die ersten berl ufer
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Streit zwischen den fr hen und den sp ten Auswanderern
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schlecht ñ so wenigstens scheint es auf den ersten Blick. Doch bald nahmen die Dinge eine berraschende Wende. Im afar (begann am 31. Mai 629) des Jahres 8 huldigten die drei dem Gesandten Allahs. Zwei Monate spter machte Mohammed von der im Vertrag mit den Mekkanern ihm erffneten Mglichkeit Gebrauch, Bndnispartner zu gewinnen. Schon als das Abkommen von al-udaibja ausgehandelt wurde, waren die uziten durchweg Muslime geworden. Die Stmme in ihrer Umgebung verharrten jedoch im Heidentum. Jetzt hatte Mohammed dort neue Anhnger gefunden, und dies teilte er den Ban Amr, einer uzitischen Sippe, schriftlich mit: Er taste ihre Vertragstreue nicht an, denn niemanden in der Tihama schtze er hher als sie, die sie mit ihm verwandt seien, sowie alle ihre Gefolgsleute, die dem Schwurbund der ÑParfmiertenì angehrten; Ñich sage demjenigen unter ihnen, der die Hedschra vollzieht, das gleiche zu wie mir selber, und vollzge er auch die Hedschra auf seinem (eigenen) Gebiet ñ abgesehen allein davon, da er sich in Mekka zu einem anderen Grund als der gro en oder kleinen Pilgerfahrt96 aufhlt.ì Seien die Ban Amr bislang schon immer vom Gesandten Allahs redlich behandelt worden, so knne man ihnen jetzt melden, da einige Sippen der Ban mir b. aaa zum Islam bergetreten und Ñausgewandertì seien, um dem Propheten zu huldigen; im Erlaubten wie im Verbotenen sei man jetzt miteinander vereint; Ñbei Allah, ich log euch nicht an, und euer Herr mge euch lieben!ì97 Diese Beteuerung klingt, als htte es mit den Beziehungen Mohammeds zu den uziten nicht zum besten gestanden, vielleicht weil sie, obwohl zunchst von Feinden umringt, nicht als ÑAuswandererì betrachtet worden waren. Jedenfalls dient die Zuerkennung der Hedschra hier nur noch der Stiftung einer Loyalitt gegenber dem Gemeinwesen der Glaubenskrieger, die nicht mehr durch das Zerrei en der berkommenen Bindungen bekundet werden mu ñ zu Beginn der medinensischen Zeit war das unabdingbar gewesen. Das Wagnis, das die Ñersten Auswandererì auf sich genommen hatten, war verglichen mit den Verpflichtungen, die die Ban Amr eingingen, ungleich gr er gewesen. Die Hedschra auf dem eigenen Territorium war nunmehr vor allem deswegen mglich, weil diejenigen, denen sie eingerumt wurde, sich nicht mehr einer durch und durch feindseligen Umgebung ausgesetzt sahen ñ die Zuflucht bei den ÑGlubigenì in Medina war nicht mehr erforderlich. Einzig im unmittelbaren Machtbereich des Feindes, in Mekka, sollte der ÑAuswandererì nicht ohne einen zwingenden, nmlich rituellen Grund verweilen. Der dank der Ausbreitung des Islams ber Medina hinaus schwindenden Folgelasten der Hedschra auf der einen Seite entsprach auf der anderen das Streben nach Beteiligung am Dschihad als das neue Merkmal durch die Tat bewiesener Glubigkeit. In Anbetracht solcher rasch vonstatten gehenden Vernderungen war lids Bild vom Fuchs, der tatenlos in seinem Bau verharrte und jederzeit zu gewrtigen hatte, daraus verjagt zu werden, durchaus angebracht. Mohammed waren die quraiöitischen berlufer hchst willkommen; das zeigte sich schon im September 629. Die Stmme des Nordens der Arabischen Halbinsel waren nach al-udaibja von Unrast erfa t worden. Das Ringen zwischen Muslimen und den mekkanischen Heiden wurde viel-
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fach zu ihrer internen Angelegenheit, die Religionszugehrigkeit entzweite die herkmmliche Solidargemeinschaft. Dies war vermutlich eine der Folgen der Ebenbrtigkeit mit Mekka, die Mohammed erlangt hatte. Stammeskoalitionen hatten bis dahin nur die mekkanischen Quraiöiten bilden knnen;98 das Abkommen von al-udaibja gestand beiden Seiten diese Mglichkeit zu, und es l t sich denken, da von nun an darber debattiert wurde, welcher Seite sich eine Sippe, in der es Muslime gab, zuneigen sollte. So war unter den Ban ifr ein erbitterter Streit ausgebrochen, whrend dessen man fast alle Muslime niedermetzelte.99 Bei Muta hatten christliche Quiten die byzantinische Streitmacht gestellt. Quiten und Ban Bal fanden sich nun, im September, zusammen, um Medina anzugreifen. Der Gesandte Allahs bot ÑHelferì und Auswanderer auf, die diese Gefahr im Ansatz beseitigen sollten. Ihnen gesellte er Amr b. al- bei, den Mann aus der quraiöitischen Sippe der Ban Sahm, dessen Vater brigens Umar b. al-aÅÅb geschtzt hatte, als dieser so berraschend dem Zauber der ÑLesungì verfallen war. Amrs Mutter stammte von den Ban Bal ab,100 und Mohammed gedachte, sich diesen Umstand zunutze zu machen. Amr sollte der Fhrer des Trupps sein. Als man in die Nhe des Lagers der Feinde gekommen war, erkannte man, da sie zu zahlreich waren, als da man etwas htte ausrichten knnen. Noch whrend man auf Verstrkung wartete, entbrannte zwischen Amr, der darauf beharrte, das Sagen zu haben, und den wegen ihrer Verdienste um den Islam von ihrem Vorrang berzeugten ein Zwist. Dieser verschrfte sich, als der frhe Auswanderer Ab Ubaida b. al-arr mit weiteren Krften eintraf. Amr wollte nicht dulden, da Ab Ubaida die rituellen Gebete leite und damit als eigentlicher Befehlshaber in Erscheinung trete. Da auch die ÑHelferì die Fhrung beanspruchten, mag eine Zurckspiegelung knftiger Konflikte bereits in diese Vorgnge hinein sein. Amr jedenfalls setzte sich durch, er, der gerade Bekehrte, betete den alten Kmpfern vor. Die militrischen Ergebnisse des Feldzugs waren nicht weltbewegend. Sobald Amrs nunmehr ausreichende Streitmacht den Ban Qua und den Ban Bal auf den Leib rckte, wichen diese zurck und trennten sich; dieses Spiel wiederholte sich etliche Male.101 ñ Der Beobachter dieser Ereignisse wird erneut Zeuge des Endes der frhmedinensischen Gemeinde. Die Quraiöiten in Mekka mssen mit Recht frchten, da die politische Lage, unberechenbar, wie sie sich in jenen Monaten darstellt, zu ihren Ungunsten umschlagen werde. Denn Mohammed als der durch sie selber aufgewertete Herausforderer kann agieren, sich eine neue Politik aufbauen, die im Islam und im Dschihad Wesenszge trgt, die ber das bisher Gngige hinausweisen, es auf die Lnge der Zeit hin auch zerstren, es zunchst aber fr sich nutzen. Der Widerspruch, der hierin liegt, war dem Gesandten Allahs vermutlich nicht bewu t. Leute wie Amr b. al- auf der einen Seite und die alten Genossen auf der anderen sollten schiedlich friedlich miteinander umgehen; das hatte er den Verstrkungen unter Ab Ubaida mit auf den Weg gegeben. Mit der Hedschra auf dem eigenen Gebiet und mit den adaqt hatte Mohammed sich Instrumente geschaffen, mit denen er die Stammesdiplomatie der mekkanischen Quraiöiten nicht nur nachzuahmen, sondern in neuer
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Bruch des Vertrags von al-udaibja
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Form zu verstetigen vermochte. Rckschlge wie bei den Ban ifr konnten, das lehrt der Fortgang der Geschichte, sein Werk nicht mehr gefhrden. Das frhe Verdienst um den Islam verlor dabei an Gewicht. ÑIm Islamì, d.h. unter Muslimen, schlie t man keinen Schwurbund mehr ab; denn die abrahamische Glaubenspraxis mit ihren politischen Konsequenzen soll eine stabile Einheit zwischen allen stiften, die sie Tag fr Tag einhalten. Gibt es hingegen eine Eidgenossenschaft, deren Beteiligte insgesamt in den Islam eingetreten sind, dann gilt sie weiterhin, ja gewinnt durch die Zugehrigkeit ihrer Mitglieder zur Ñwahrenì Religion noch an Kraft. So lautet die Nutzbarmachung der Bestimmungen von aludaibja, wie Mohammed sie sich zurechtlegte. Zwischen den Ban
Bakr b. Kinna und den uziten schwelte seit vorislamischer Zeit eine Blutfehde, und daher war es nicht ohne Bedeutung, da Mohammed mit den uziten den zwischen diesen und Abd al-MuÅÅalib gestifteten Schwurbund gem dem eben erwhnten Grundsatz erneuert hatte. Wie so oft, zeitigte ein lcherlicher Vorfall weitreichende Folgen. Ein uzitischer Bursche war Zeuge geworden, wie ein Bakrite den Gesandten Allahs geschmht hatte; der uzite brachte dem, wie er meinte, beltter eine Kopfwunde bei, worauf die bakritische Sippe der Ban
Nufa mit einigen Fhrern der Quraiöiten Fhlung aufnahm, damit man an den uziten Rache be. Unter den Bakriten hielten sich allein die Ban Mudli abseits, denn sie hatten sich schon vor der Schlacht von Badr verpflichtet, nicht gegen Mohammed Krieg zu fhren.102 Auch Ab
Sufjn b. arb soll sich nicht auf eine Attacke gegen die uziten eingelassen haben. Andere Quraiöiten waren jedoch zum Mittun bereit, und sie verabredeten mit einigen Bakriten einen nchtlichen berfall. Das Opfer war eine bei Mekka lagernde Gruppe von uziten. Einige retteten sich in das aram-Gebiet und fanden in den Husern zweier Stammesgenossen Unterschlupf. Drei Tage belagerte man sie dort. Als sich die Erregung gelegt hatte und man die Leichen von dreiundzwanzig uziten gewahr wurde, beschlich die Quraiöiten Furcht. Denn anders als einen Bruch des Vertrags von al-udaibja konnte man das Geschehene kaum auslegen. Ab Sufjn b. arb verlor in dieser heiklen Situation nicht den Kopf. Fnf Tage nach den Morden machte er sich auf den Weg nach Medina. Dort wollte er noch vor den Nachrichten ber die Untat eintreffen; er wollte Mohammed aufsuchen und ihm versichern, die Mekkaner begehrten eine Bekrftigung und Verlngerung der Abmachungen, die man keine zwei Jahre zuvor geschlossen hatte.103 Die uziten freilich waren schneller. Zwei von ihnen waren bereits bei Mohammed. In Versen, mit denen sie ihn zum Eingreifen aufforderten, beriefen sie sich auf den alten Bund. Wie Ibn Isq berliefert, endeten sie mit einem emprenden, nach Rache schreienden Bild: Die Meuchelmrder metzeln die in Gebetshaltung verharrenden Ahnungslosen nieder.104 Auf halbem Weg nach Medina begegnete Ab Sufjn einer der uzitischen Schreckensboten; von Ab Sufjn zur Rede gestellt, leugnete er, in Medina gewesen zu sein. Ab Sufjn aber glaubte ihm nicht. Er setzte seine Reise fort und bat den Gesandten Allahs um eine Besttigung des Vertrags und um eine Verlngerung der Friedensfrist; denn er, Ab Sufjn, habe seinerzeit den Unterredungen nicht beiwohnen knnen ñ dies der Vorwand, unter dem
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er Mohammed zu einer Revision bewegen wollte.105 Mohammed zeigte sich unerbittlich. Die Frist des Waffenstillstandes bleibe unverndert. Die berlieferung schildert nun, wie Ab Sufjn b. arb die Gro en unter den Auswanderern, danach den ÑHelferì Sad b. Ubda, ja selbst FÅima um ihre guten Dienste bittet ñ doch stets vergeblich: Mohammed allein habe zu entscheiden. Umm abba, eine Tochter Ab Sufjns, war seit etwa zwei Jahren eine der zahlreichen Gattinnen Mohammeds; sie war einst mit Ubaidallh b. aö ins thiopische Exil gegangen; nachdem sie dort verwitwet war, hatte Mohammed den Negus ersucht, sie ihm anzuverloben.106 Als der Vater sie aufsuchte, schob sie eilends das Ruhebett beiseite, auf dem der Gesandte Allahs seinen ehelichen Pflichten nachzukommen pflegte; Ab Sufjn, der unreine Beigeseller, sollte es auf keinen Fall berhren. ñ "fters sto en wir in den Quellen auf diese durch den Islam herbeigefhrte Zerstrung der engsten Bindungen der Verwandtschaft.107 ñ Auch Umm abba wrde kein Wort fr die Sache des Vaters einlegen, das war klar. Dies ist die muslimische Version des Endes des Friedens von al-udaibja; die mekkanische kennen wir nicht. Unverrichteterdinge kehrte Ab Sufjn nach Mekka zurck, wo man ihn verdchtigte, ein Ñ bierì geworden zu sein, denn er war lnger als erwartet fortgeblieben.108 Fr den Gesandten Allahs war der Mord an den dreiundzwanzig uziten ein viel zu willkommener Grund fr einen Krieg gegen Mekka, als da er in irgendeiner Weise sich auf Ab Sufjns Ansinnen htte einlassen wollen. Er befahl, die Vorbereitungen fr einen Feldzug zu treffen, soll sich aber ber das Ziel in Schweigen gehllt haben; zweifelhaft kann es nicht gewesen sein. Den Beduinen in der Umgebung Medinas richtete er aus, sie htten sich im Ramadan (begann am 23. Dezember 629) bei ihm einzufinden. Als Boten dienten ihm Mitglieder der betroffenen Sippen. Au erhalb Medinas hielt er Heerschau und verteilte an die einzelnen Verbnde Standarten. Die Auswanderer stellten laut al-Wqid siebenhundert Mann, darunter dreihundert Berittene, die ÑHelferì dreitausendfnfhundert Fu soldaten und fnfhundert Mann Kavallerie. Da unter den Auswanderern fast jeder zweite zu Pferde in den Krieg ziehen konnte, deutet auf die erheblichen Vermgenswerte hin, die sich diese Gruppe seit dem Kampf um aibar angeeignet hatte. Die Stmme Aslam, Muzaina, uhaina und die Ban Kab von den uza boten jeweils etliche hundert Kmpfer auf; soweit al-Wqid ihnen Kavallerieverbnde zuschreibt, umfa ten diese wesentlich weniger als ein Zehntel des gesamten Kontingents.109 Da so umfangreiche Truppenaushebungen sich wie ein Lauffeuer herumsprachen, verwundert nicht. Ujaina b. in hatte auch davon Wind bekommen. Bei al-Ar, einem Pa zwischen Medina und Mekka, stie er zu Mohammed; dieser verriet ihm nicht, wohin es gehen sollte. Als der Gesandte Allahs dann, wie beschrieben, sein Heer musterte und die Standarten austeilte, wu te Ujaina Bescheid und bereute seine vorschnelle Entscheidung, mitzuziehen. Ein weiterer Beduinenfhrer hatte sich in die Nhe Mohammeds begeben, ebenfalls von der Aussicht auf Kriegsbeute beflgelt. So zogen in Mohammeds Kielwasser Verbnde mit, von denen er nicht wissen konnte, wie sie sich in einer Schlacht verhalten wrden. Unterwegs ergriff man einen Spion der Stammeskon-
Mohammeds Vorbereitungen auf den Krieg gegen Mekka
Dramatischer Umschwung der politischen Verh ltnisse?
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fderation der Hawzin. Von ihm erfuhr Mohammed, da auch sie viele Kmpfer zusammenzogen und zudem die Ban aqf mobilisiert hatten. Diese htten, so der Bericht, Leute nach al-uraö im Norden Asirs110 geschickt, die eine Wurfmaschine und Schutzdcher besorgen sollten, Gert, das man zur Erstrmung eines befestigten Ortes bentigte.111 Fr Mekka konnte dies nichts Gutes bedeuten. In den Fir-Kriegen waren die Ban aqf mit den Hawzin gegen die Quraiöiten gestanden;112 es drngt sich der Verdacht auf, da erstere jetzt ihr Bndnis wiederbelebt hatten, um die Schwche Mekkas zu nutzen. Da Mohammed mit zahlreichen Truppen, denen sich zuletzt noch die Ban Sulaim anschlossen ñ Höims Mutter tika bt. Murra war eine Sulamitin gewesen113 ñ auf seine Heimatstadt zumarschierte, konnte den dortigen Quraiöiten angesichts dieser vielleicht unerwarteten Bedrohung durch die aqafiten in einem ganz neuen Licht erscheinen. Die aqafiten hatten noch fr sie Partei ergriffen, als es gegolten hatte, Mohammeds Pilgerzug im Jahre 6 aufzuhalten; damals war es gegen den Erben Abd al-MuÅÅalibs gegangen, und deshalb hatte man zusammengefunden. Diese Allianz war anscheinend zerbrochen. Es fllt auf, da al-Anas b. äarq, der aqafitische Eidgenosse der Ban Zuhra,114 in den Quellen zum letzten Mal auftaucht, als er, wie geschildert, von Mohammed die Auslieferung Ab Bars fordert. Hat al-Anas kurz darauf Mekka verlassen? Deutete man in aÅ-Äif die in den Quellen beilufig erwhnte Stiftung eines medinensischen aramGebiets115 dahingehend, da Mohammed nach dem Gewinn von aibar das Interesse an seiner Heimatstadt verloren hatte, so da ein enges Zusammengehen mit den Quraiöiten aus der Sicht der aqafiten nicht mehr erforderlich gewesen wre? Oder war, wofr es Indizien gibt, ber die Mekkaner eine Hungersnot gekommen, seitdem sich Mohammed das fruchtbare aibar angeeignet hatte, so da die aqafiten ihre quraiöitischen Bundesgenossen verlie en und sich auf ihre eigenen Ressourcen zurckzogen? War das Ansehen der Quraiöiten bei den aqafiten wegen des Abkommens mit Mohammed so sehr gesunken, da diese daran denken konnten, die Scharte auszuwetzen, die sie im ÑJahr des Elefantenì erlitten hatten? Letzteres ist am ehesten denkbar. Denn als der aqafite Urwa b. Mas d whrend der Unterhandlungen von al-udaibja den Gesandten Allahs aufsuchte, machte er die ihn befremdende Entdeckung, da sein Neffe al-Mura b. äuba, ein Massenmrder, fr dessen dreizehn Opfer er um des Friedens in aÅ-Äif willen das Blutgeld hatte zahlen mssen, hier in bestem Ansehen stand. Ñ(Die Annahme) des Islams schneidet ab, was zuvor war!ì116 Was sollten die aqafiten von ihren mekkanischen Eidgenossen denken, wenn sie sich mit solchen Leuten von gleich zu gleich einigten? Konnte daher der heranziehende Mohammed den in dieser Situation um ihre Existenz frchtenden Quraiöiten nicht wie ein Retter aus hchster Not vorkommen? Vielleicht mu man schon Mohammeds berraschendes Verhalten gegen Ab Sufjn b. al-ri b. Abd al-MuÅÅalib, seinen Vetter und Milchbruder, unter dem Eindruck einer dramatischen Wende der politischen Verhltnisse betrachten: Der Gesandte Allahs rckt nicht als Feind, sondern als Sachwalter vitaler quraiöitischer Belange gegen Mekka vor. Dieser Vetter war sein erklrter Feind gewesen. Er soll sich einst mit der
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hhnischen Forderung hervorgetan haben, wenn Mohammed wirklich ein Prophet sei, dann solle er sich doch einen Palast verschaffen oder in den Himmel hinaufsteigen und ein Buch herabholen (Sure 17, 93). Als Mohammed jetzt bei al-Abw Station machte und ihm von allen Seiten Menschen zustrmten, war unter ihnen auch dieser Ab Sufjn b. alri. Auf welche Weise er Verzeihung erlangte, wird unterschiedlich erzhlt. Auf alle Flle vergab Mohammed ihm und auch dem Maz miten Abdallh b. ab Umaija b. al-Mura,117 noch bevor er in Mekka einrckte.118 Und auch andere prominente Vertreter der mekkanischen Fhrungsschicht machten ihm seine Aufwartung, noch ehe er in seine Heimatstadt einzog. Ist dies lediglich das Zeichen eines feigen Opportunismus oder doch die Folge der Einsicht in die hchst gefhrdete Lage? Bei Marr a-ahrn, nahe an Mekka, schlug Mohammed sein Lager auf. Folgen wir nun dem, was al-Wqid ermittelt hat! Als der Gesandte Allahs am Abend den Vormarsch unterbrochen hatte, Ñbefahl er seinen Leuten, (viele) Feuer zu entznden. Es wurden zehntausend entzndet. Die Quraiöiten (in Mekka) kamen berein, Ab Sufjn b. arb zu entsenden, damit er Erkundigungen einziehe: ÇWenn du Mohammed triffst, dann erbitte von ihm fr uns Fremdenschutz! Solltest du allerdings an seinen Leuten Zeichen der Schwche entdecken, dann erklre ihm den Krieg!ë Ab Sufjn und (mit ihm) akm b. izm119 brachen auf. Unterwegs begegnete ihnen Budail (b. Warq),120 den sie zum Mitgehen aufforderten, und er schlo sich ihnen an. Als sie bis zum Ark-Tal121 bei Marr a-ahrn gelangt waren, erblickten sie die Zelte, das Lager und die Feuersttten, hrten das Wiehern der Pferde, das Brllen der Kamele. ÇDas sind die Ban Kab,122 (die Absicht) des Krieges fhrte sie zusammen!ë Budail wandte ein, da jene Schar zahlreicher sei als die Ban
Kab. ÇSo suchen denn die Hawzin-Beduinen Weide auf unserem Land? Bei Allah, dergleichen ist uns noch nicht vorgekommen. Das Lager gleicht dem der Pilger!ë Nun hatte der Gesandte Allahs Umar b. al-aÅÅb zur Wache eingeteilt, und al-Abbs b. Abd al-MuÅÅalib hatte das Maultier des Gesandten Allahs, Duldul gehei en, bestiegen, um womglich einen Boten an die Quraiöiten ausfindig zu machen, der ihnen melden sollte, da der Gesandte Allahs im Begriff stehe, mit zehntausend Mann bei ihnen einzudringen. Pltzlich vernahm al-Abbs Ab Sufjns Stimme und rief: ÇAb anala!ë ÇZu Diensten, Ab l-Fal!ë erwiderte dieser. ÇIch bin es!ë ÇWas hast du zu vermelden?ë fragte Ab Sufjn, worauf al-Abbs anhob: ÇDas ist der Gesandte Allahs mit zehntausend Muslimen. Nimm den Islam an ñ mgen deine Mutter und deine Sippe deinen Tod beklagen!ë123 Dann trat al-Abbs auf akm b. izm und Budail b. Warq zu: ÇNehmt den Islam an! Ich biete auch euch Fremdenschutz, damit ihr alle zum Gesandten Allahs gelangen knnt. (Ohne solchen Schutz), so frchte ich, werdet ihr in Stcke gehauen, bevor ihr den Propheten erreicht.ëì Al-Abbs geleitet die drei zu Mohammed, der sie die ganze Nacht hindurch verhrt und dann verlangt, da sie sich zum Islam bekehren. akm und Budail gehorchen, Ab Sufjn aber will sich nur auf den ersten Teil des Glaubensbekenntnisses einlassen: ÑEs gibt keinen Gott au er Allah!ì Da Mohammed dessen Gesandter sei, dagegen strube sich sein Inneres noch, er bitte deswegen um Aufschub. Der Prophet zeigt
Die Bekehrung Ab Sufjn b. arbs zum Islam
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Mohammeds Ann herung an die Quraiöiten, Bedeutungsverlust der ÑHelferì und der fr hen Auswanderer
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sich nachsichtig gestimmt, die drei werden Zeugen des rituellen Gebets, das, von Tausenden zugleich ausgefhrt, sie tief beeindruckt, und noch mehr die alles bisher Bekannte bersteigende Ergebenheit der Muslime, die sich, nachdem Mohammed die Waschungen vollzogen hat, um das Wasser balgen, um der darin vermuteten Segenskraft teilhaftig zu werden. Dieser Allah mu auf der Seite Mohammeds stehen, sieht Ab
Sufjn ein, anders sind die Siege dieses Mannes und die Niederlagen der Quraiöiten nicht zu erklren. Was bleibt angesichts solcher Umstnde brig, als auch den zweiten Teil des Glaubensbekenntnisses zu sprechen? Hierauf entwickelt sich zwischen Ab Sufjn und dem Propheten eine Unterredung. ÑMohammed, du ziehst gegen deine Sippe und deinen Ursprung mit einem zusammengewrfelten Haufen zu Felde, manche (deiner Krieger) tragen einen bekannten Namen, manche nicht.ì ÑDas Unrecht, das du begangen hast, ist viel gr er! Ihr habt den Vertrag von al-udaibja gebrochen. Ihr habt sndhafte bergriffe gegen die Ban
Kab untersttzt, und das im heiligen Bezirk Allahs, wo Sicherheit herrschen soll.ì ÑImmerhin sind wir dein Stamm, Gesandter Allahs! Wie wre es, wenn du deinen Zorn und deine Tcke gegen die Hawzin richtetest? Ihre Verwandtschaft zu dir ist um vieles ferner, und sie feinden dich weit heftiger an.ì Mohammed antwortet darauf: ÑIch erhoffe von meinem Herrn, da er mir mit der Einnahme Mekkas, mit der Erhhung des Islams in dieser Stadt und mit der Bezwingung der Hawzin alles zusammen gewhrt und da er mir deren Besitz und deren Nachkommenschaft als Beute zufhrt! Ich erflehe alles dies von Allah!ì124 Al-Wqid berliefert eine weitere Fassung dieser Szene; der Gewhrsmann ist Abdallh b. al-Abbs, und es erstaunt darum nicht, da hier die Rolle des Ahnherrn der Abbasidendynastie noch strker betont wird: Er hlt Ab Sufjn im Lager des Propheten fest und zwingt ihn, der Heerschau beizuwohnen, die ihn von der Aussichtslosigkeit der Situation der Quraiöiten berzeugt. Wie schon mehrfach notiert, nahm al-Abbs erst in jenen Tagen den Islam an.125 Die Geschichtsschreibung der Abbasidenzeit liebt es, ihn als einen Unterhndler im Namen des Gesandten Allahs zu bemhen. Schon bei al-Aqaba l t sie ihn in dieser Rolle auftreten. Dies alles fr bare Mnze zu nehmen, geht nicht an. Glaubwrdig ist dagegen die Wendung Mohammeds gegen die Hawzin und als unmittelbare Folge davon der Verzicht auf Waffengewalt beim Einmarsch in Mekka: Seine machtpolitischen Ziele kommen mit denen der Quraiöiten zur Deckung ñ doch das geht nicht ohne schwerwiegende Zerwrfnisse in den eigenen Reihen ab. Wir springen in einen der Berichte ber die Heerschau hinein, die alAbbs fr Ab Sufjn kommentiert: Nach vielen anderen zieht die Schwadron des Gesandten Allahs an den Beobachtern vorber; von zahllosen Hufen wird schwarzer Staub aufgewirbelt; eine in Eisen gepanzerte Schar, Auswanderer und ÑHelferì dicht an dicht, unter ihnen Umar b. alaÅÅb, mit lauter Stimme die Kmpfer vorantreibend. ÑBei Allah, mit den Ban Ad geht es steil bergauf nach all dem Mangel und all der Erniedrigung!ì merkt Ab Sufjn an, worauf al-Abbs ihn belehrt: ÑAllah erhht, wen er will, auf welche Weise er will. Umar zhlt zu denen, die der Is-
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lam erhhte.ì Das Feldzeichen dieser Schwadron hat der Gesandte Allahs dem azraiten Sad b. Ubda anvertraut. Sobald dieser vorberzieht, ruft er: ÑAb Sufjn! Heute ist der Tag des letzten Gefechts!126 Heute wird die Unverletzlichkeit (Mekkas) aufgehoben! Heute demtigt Allah die Quraiöiten!ì Soll das wirklich geschehen, wo doch Mohammed dafr bekannt ist, da er die Verwandtschaft hochhlt? Zwei der alten Auswanderer bringen Mohammed dazu, Sad das Feldzeichen zu entziehen und es dessen Sohn Qais zu bergeben. Es sollten keine unbeabsichtigten Feindseligkeiten entstehen.127 Al-Wqids Berichte ber die Ereignisse unmittelbar vor der Inbesitznahme Mekkas sind nicht nur zugunsten al-Abbsí zurechtgetrimmt, sie bemhen sich auch um eine Dramatisierung des Geschehens: Ab Sufjn und die brigen Mekkaner wissen, da Mohammed sie mit Krieg berziehen wird, aber sie haben keine Ahnung, wer bei Marr a-ahrn lagert. Dies sind die recht unwahrscheinlichen Voraussetzungen, unter denen die Unterredungen mit al-Abbs so ablaufen knnen, da sie auf den eben geschilderten Zwist mit den ÑHelfernì zusteuern. Wie schon in anderem Zusammenhang errtert, ist die Entwertung des Verdienstes der ÑHelferì um die Sache des Islams die Vorbedingung fr die Errichtung eines auf Dauer angelegten Gemeinwesens, das die Phase stets gefhrdeter Selbstbehauptung hinter sich l t. Diese Wende der Dinge bahnte sich seit lngerem an, unter den besonderen Umstnden des Einzugs in Mekka werden ihre Folgen in aller Schrfe sichtbar: Die ÑHelferì sehen sich um den Lohn ihrer ber Jahre bewiesenen Opferbereitschaft geprellt. Aber nicht nur sie! Auch die Leistungen der Ñersten Auswandererì verlieren an Gewicht, was ebenfalls in einer Szene dargestellt wird, die sich in der Nacht vor dem Einmarsch abgespielt haben soll; ihre Pointe klang eben in der giftigen Bemerkung Ab Sufjns ber Umar bereits an. Nun lesen wir: Al-Abbs hat sich erboten, Ab Sufjn zu Mohammed zu geleiten; niemand soll sich am Anfhrer der Feinde vergreifen, deshalb sitzt Ab Sufjn hinter al-Abbs auf dem Maultier des Propheten. Als man an dem Feuer vorbeireitet, das Umar b. al-aÅÅb entzndet hat, ruft dieser verwundert: ÑWer ist das denn?ì und indem er ihn erkennt, gibt er sich selber die Antwort: ÑAb Sufjn, der Feind Allahs! Gepriesen sei Allah, der dich ohne alle vertraglichen Kautelen in unsere Hand gegeben hat!ì Umar eilt zum Gesandten Allahs, al-Abbs spornt das Maultier an und erreicht diesen zusammen mit Umar. Ungestm fordert Umar die Enthauptung Ab Sufjns. Mohammed aber stellt ihn unter seinen Schutz, und al-Abbs achtet darauf, da der Prophet fortan niemandem mehr das Ohr leiht, verlangt Umar doch unbeirrt den Tod des Anfhrers der Quraiöiten. Schlie lich herrscht al-Abbs den Erregten an: Ob er sich wohl so verhielte, wenn es um ein Mitglied seiner Sippe, der Ban Ad b. Kab, ginge? Doch nur weil das Urteil einem der Nachkommen Abd Manfs gelte, beharre er auf unnachsichtiger Strenge! Umar fhlt sich bei einer Unbedachtsamkeit ertappt und lenkt ein; er habe bei der Bekehrung al-Abbsí zum Islam mehr Freude empfunden, als ihm die Bekehrung des eigenen Vaters bereitet htte.128 ñ Dies ist der zweite Konflikt, der, schon beim Beharren Amr b. al-í auf seiner Befehlsgewalt zutage getreten, von jetzt an immer nachdrcklicher die Geschicke des Ge-
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Der Einzug in Mekka
V. Der Dschihad
meinwesens bestimmt, dessen Gefge im Prinzip so klar und einfach ist ñ oben alle die, die den Dschihad betreiben, eine Stufe darunter die Muslime, die in ihren angestammten Streifgebieten die Riten vollziehen und die adaqt erlegen, und daneben oder ber allem der Gesandte Allahs und sein engster Kreis, allen festen Regeln enthoben. Die Folgen der Spannungen zwischen Prinzip und Wirklichkeit konnte man jetzt noch nicht ahnen; wie sehr darunter die Glaubwrdigkeit Mohammeds litt, zeigte sich bald. Vorerst mssen wir von seinem ñ scheinbaren? ñ Triumph sprechen, dem Einzug in Mekka, dem kein Sieg in einer Schlacht vorausgegangen war, sondern eine unerwartete politische Konstellation, ein Triumph mithin, der nicht im Niederringen des Feindes bestand, vielmehr in der Aneignung seiner Machtinteressen. Was der ehemalige Feind dafr zu leisten hatte, war die formale Annahme des Islams. Hierbei rechnete Mohammed nchtern mit der berzeugungskraft des Geldes, wovon er in Sure 9, Vers 60 ganz unbefangen sprechen wird. Als Ñnoch zehn Nchte des Ramadan des Jahres 8 geblieben warenì,129 d.h. am 12. Januar 630, ritt der Gesandte Allahs in seine Vaterstadt ein. Seine Truppenfhrer drangen von verschiedenen Seiten aus vor. Zwar hatten afwn b. Umaija, Ikrima b. ab ahl und Suhail b. Amr einige Kampfwillige zusammengezogen, einen nennenswerten Widerstand vermochte man allerdings nicht zu organisieren. Nur einige Angehrige des Trupps von lid b. al-Wald, die sich von ihrer Einheit entfernt hatten, wurden erschlagen; etwa ein Dutzend Heiden fielen in den Kmpfen. Mohammed lie sein Zelt im oberen Teil der Stadt aufschlagen.130 Danach fahndete man in seinem Auftrag nach einigen Personen, denen er den Tod zugedacht hatte. Darunter war Abdallh b. Sad b. ab Sar, einst der Schreiber seiner Offenbarungen, der sich enttuscht von Mohammed abgewandt hatte.131 Auf Frsprache Umns schenkte Mohammed ihm das Leben, soll indessen gekrnkt gewesen sein, weil keiner seiner Getreuen aus eigenem Entschlu Abdallh b. Sad umgebracht habe. Weniger Glck hatte ein adaqt-Eintreiber, der den Islam verlassen und nach Mekka geflohen war. Was Mohammed vor allem erbost hatte, das waren die beiden Sngerinnen, die dieser Mann besa ; sie hatten Schmhlieder gegen den Gesandten Allahs zum besten gegeben. Einige andere Personen, die ihn einst beleidigt hatten, entgingen seiner Rache ebenso wenig. Ikrima, der Sohn Ab ahls, flchtete und erlangte spter Verzeihung, nachdem seine Ehefrau Muslimin geworden war.132 Wie nicht anders zu erwarten, vermelden die Quellen nun die bertritte zahlreicher prominenter Quraiöiten zum Islam. Aufsehen erregte die Huldigung von zehn Frauen aus den ersten Kreisen. Unter ihnen war Hind bt. Utba, die bei Uud mehrere Quraiöitinnen angestiftet hatte, die Leichen gefallener Gefhrten Mohammeds zu verstmmeln; sie selber ist in der berlieferung dafr berchtigt, da sie in die Leber des getteten amza b. Abd al-MuÅÅalib gebissen haben soll.133 Die Gattinnen Ikrima b. ab ahls und afwn b. Umaijas gehrten auch zu dieser Gruppe. Mohammed nahm die Bekehrung gndig auf, lie aber nicht zu, da sie beim Huldigungsakt seine entbl te Hand berhrten. Die einen erzhlen, er habe die Hand mit einem Tuch bedeckt, die anderen glauben zu wissen, er habe sie in einen Becher mit Wasser getaucht und
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diesen den Frauen gereicht, damit sie mit diesem Wasser, in das seine Segenskraft bergegangen war, ihre Hnde benetzten.134 In die Berichte ber das, was Mohammed nach der Inbesitznahme Mekkas tat, sind Unstimmigkeiten eingeflossen, die sich aus dem Bedrfnis spterer Parteiungen erklren, fr ihre Protagonisten eine enge Verbundenheit mit dem Propheten zu behaupten. Wie fr die ein Jahr zuvor nachgeholte kleine Wallfahrt vereinbart worden war, sollen auch jetzt die Bewohner des unteren Teils der Stadt auf die umliegenden Berge ausgewichen sein.135 Bei Ibn Isq findet sich dagegen ein Passus, in dem Mohammed dem inzwischen von der Macht des Islams berzeugten Ab Sufjn zusagt, da jeder Mekkaner, der im Gebetsplatz an der Kaaba oder in dessen Haus Zuflucht suche, in Sicherheit sein werde. Wir erkannten an anderer Stelle, da sich hinter dieser berlieferung eine bestimmte Sicht auf die frhe Geschichte des Islams verbirgt.136 ñ Die Mekkaner beobachteten, wie der Gesandte Allahs in voller Rstung auf seinem Reitkamel siebenmal um die Kaaba herumgefhrt wurde. Mit seinem Stab berhrte er jedes Mal die Ecke mit dem schwarzen Stein. Dreihundertsechzig Gtzenbilder htten sich teils in der nheren Umgebung des Heiligtums befunden, teils in dessen Wnde eingelassen, und jedes Mal, wenn er mit dem Stab auf eines von ihnen gedeutet habe, sei es zusammengestrzt. Nach der Umrundung begab sich Mohammed an den ÑStandplatz Abrahamsì; in jenen Tagen war diese Sttte noch unmittelbar an die Wand der Kaaba angebaut.137 Mohammed verrichtete dort, noch immer in Rstung, ein Gebet. Dann wandte er sich dem Zemzembrunnen zu, den, so die mekkanische berlieferung, sein Gro vater Abd alMuÅÅalib wieder freigegraben hatte. ÑIch zge selber einen Ledereimer (mit Wasser) empor, wenn in diesem Fall die Ban Abd al-MuÅÅalib nicht bezwungen wrdenì, sagte Mohammed und verlieh seiner Befrchtung Ausdruck, wegen der durch eine solche Handlung gesteigerten Heiligkeit des Brunnens werde der Streit um dessen Nutzung sich unter den quraiöitischen Klanen zuspitzen und am Ende zuungunsten der Nachkommen seines Gro vaters ausgehen. Ab Sufjn b. al-ri b. Abd alMuÅÅalib ñ nach einer anderen Fassung al-Abbs ñ ergriff an Mohammeds Statt das Seil und gab ihm zu trinken.138 Danach lie sich der Gesandte Allahs den Schlssel zur Kaaba bringen, der bei den Ban Abd ad-Dr verwahrt wurde. Umn b. Äala alAbdar, der kurz zuvor Muslim geworden war, holte ihn herbei. Spter wurden er und sein Neffe äaiba mit dem Pfrtneramt betraut,139 und bei ihren Nachkommen verblieb es. Mohammed lie den Kultbau ffnen und befahl Umn b. Äala, alle Gemlde, die im Innern die Wnde zierten, abzuwischen und die Gtzenbilder zu zerschlagen. So geschah es, bis auf die Darstellung Abrahams Ñin der Gestalt eines Greises mit Lospfeilen in der Handì. Nach dieser Reinigung von den Zeugnissen des heidnischen Kultes betrat der Prophet selber den Raum. Eine andere berlieferung behauptet, es habe sich auch ein Bild Mariens in der Kaaba befunden. Umstritten ist ferner, ob Mohammed nicht auch jenen Abraham unkenntlich machen lie , habe er doch daran Ansto genommen, da man Ñunseren Meisterì mit dem Zuteilen des Geschicks in Verbindung gebracht habe.140 Als Mohammed die Kaaba verlassen wollte,
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Die Rede an der Kaaba
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drngte sich eine dichte Menschentraube vor dem Ausgang. lid b. alWald verschaffte ihm Platz, dann hielt der Gesandte Allahs eine in den Quellen oft zitierte Rede, die das Ende des heidnischen Mekka und den Beginn einer neuen Zeit verkndete. ÑPreis sei Allah,141 der sein Versprechen wahr machte, seinem Knecht den Sieg verlieh und ganz allein die Parteiungen in die Flucht schlug!142 Was sagt ihr (jetzt)? Was vermutet ihr?ì Die Menge erwiderte: ÑWir sagen Gutes, erwarten Gutes! Du bist ein edelmtiger Bruder, der Sohn eines edelmtigen Bruders, du wirst schon recht erwogen haben!ì Mohammed ergriff wieder das Wort: ÑSo rede ich zu euch, wie mein Bruder Josef sprach: ÇKein Tadel treffe euch heute mehr! Allah vergibt, denn er ist der Barmherzigste aller Barmherzigen!ë (Sure 12, 92). Wahrlich, jede Verpflichtung zur Zahlung von Wucherzins, eingegangen in der Heidenzeit, jede Blutschuld, jederlei Vermgen und Vorrang, alles dies sei unter diesen meinen F en,143 mit Ausnahme nur des Pfrtneramtes des Hauses und der Versorgung der Pilger (mit dem Zemzemwasser)! Wahrlich, fr den, der fahrlssig gettet wurde durch Stock oder Peitsche, gilt ein erhhtes Wergeld, einhundert Kamelstuten, davon vierzig trchtige! Allah vertrieb den Hochmut der Heidenzeit, das Prahlen mit den Vorvtern, wie es blich war: Ihr alle stammt von Adam ab, und Adam wurde aus Erde geformt! Der Edelste unter euch ist der Gottesfrchtigste (vgl. Sure 49, 13)!144 Wahrlich, Allah erklrte Mekka zu einem heiligen Bezirk schon an dem Tag, da er die Himmel und die Erde schuf. Mekka war niemandem vor mir profan, und es wird niemandem nach mir profan sein ñ es war mir nur einen Augenblick des heutigen Tages profanì ñ Mohammed deutete mit der Hand eine kurze Zeitspanne an.145 ÑDas jagdbare Wild darf nicht aufgestbert, das Laub nicht von den Struchern geschlagen werden; Aufgefundenes darf jemand nur behalten, wenn er den Fund bekanntgegeben hat; frische Sch linge drfen nicht mehr abgeerntet werden!ì Hier unterbrach ihn al-Abbs mit der Bitte, das wohlriechende Bartgras146 von diesem Verbot auszunehmen; Mohammed willigte ein. Dann fuhr er fort: ÑEs gibt kein Vermchtnis, das einen (bestimmten) Erben (begnstigt).147 Das Kind gehrt (dem Inhaber) des Bettes, in dem es geboren wurde, und der Hurer ist zu steinigen.148 Keine Frau darf etwas aus ihrem Vermgen wegschenken, es sei denn mit Erlaubnis ihres Ehemanns. Ein Muslim ist Bruder eines Muslims, alle Muslime sind Brder, sie sind wie eine einzige Hand gegen alle anderen. Sie stehen alle miteinander fr ihr Blut ein, der fernste von ihnen ntzt ihnen allen, der nchste von ihnen geht zu ihrer aller Lasten eine Verpflichtung ein; die mit starkem Reittier helfen denen, die nur ein schwaches haben; die Leichtbeweglichen helfen den Schwerflligen. Ein Muslim darf nicht (im Zuge der Talio) fr einen Unglubigen gettet werden, desgleichen niemand, der unter einem verbrieften Schutz steht.149 Angehrige zweier unterschiedlicher Religionsgemeinschaften beerben einander nicht. (Beim Einziehen von adaqt soll man die Zahlungspflichtigen) nicht (zwingen), das Vieh an einen fernen Ort treiben zu lassen, oder gar die Eigentmer samt ihrem Vieh an die Grenze ihres Streifgebiets holen; vielmehr sind die adaqt der Muslime nur in deren Zelten und Siedlungen einzufordern. Eine Frau darf nicht von dem geheiratet werden, der
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schon mit deren Tante vterlicherseits oder mtterlicherseits verheiratet ist. Der Beweis obliegt dem, der einen Anspruch erhebt, der Eid dem, der etwas abstreitet. Eine Frau darf nicht weiter als eine Strecke von drei Tagen reisen, ohne von einem mnnlichen Verwandten begleitet zu werden, der ihr so nahesteht, da eine Ehe ausgeschlossen ist. Nach dem Nachmittagsgebet gibt es (bis zum Zeitpunkt, an dem die Sonnenscheibe hinter dem Horizont versunken ist) kein (weiteres) rituelles Gebet; ebenso wenig nach dem Morgengebet (bis zum Mittagsgebet).150 Ich verbiete euch das Fasten an zwei (bestimmten) Tagen, nmlich am Opferfest und am Fest des Fastenbrechens. Ich verbiete euch zwei Arten des Tragens von Kleidung, nmlich so, da jemand, der sich hinkauert, den Rcken und die Beine in sein Gewandtuch hllt, jedoch die Schamgegend gegen den Himmel entbl t, und so, da er eine Partie seines Gewandtuches ber die Schulter wirft und die Schamgegend sichtbar wird. Ich vermute, ihr kennt beides.ì151 Die Kaaba ist der Dreh- und Angelpunkt der von Allah gelenkten Geschichte des Diesseits. Indem Mohammed ebendies an der Kaaba verkndet, verschafft er dem Islam das so lange vermi te Fundament im Anschaulichen, Handgreiflichen. Die Achse der Schpfung ist dem Manne bergeben, dessen Macht sie von Rechts wegen seit der Berufung htte unterstellt sein mssen. Nun, da der Gesandte Allahs nicht als geduldeter Pilger, sondern als Herrscher in Mekka eingezogen ist, vollendet sich die von Allah gestiftete Ordnung des Diesseits. Das ist das Kernthema der Worte Mohammeds; und weil diese Ordnung jetzt endgltig geworden ist, mssen noch einige ihrer Teilaspekte, die Mohammed auf den Ngeln brennen, verkndet werden, mssen Ehehindernisse und Kleidungssitten przisiert, Gebetszeiten erlutert, Verhaltensma regeln fr die Einsammler der adaqt erlassen werden. Das Gemeinwesen, das Mohammed vorschwebt, ist die gesellschaftliche Erscheinungsform seiner Heilsbotschaft. Der Daseinsgrund und der Daseinszweck sind die Herrschaft Allahs; sie ist auszudehnen, und zwar im Dschihad, durch den das Gemeinschaftsgefhl geweckt und lebendig erhalten wird ñ die Muslime sind wie eine einzige Hand gegen alle anderen, der Strkere unter ihnen hilft dem Schwcheren nach Krften. Der Islam ist ein so festes Band, da alle anderen Bindungen, die das Menschengeschlecht kennt, zunichte werden, jene eben, die man in der Heidenzeit besonders schtzte und mit denen man prahlte. Das bedeutet freilich nicht, da die Abstammung zu einer Nebensache entwertet wird. Ganz im Gegenteil! Wie schon anl lich der u erungen Mohammeds zur rechtlichen Stellung der Frau bemerkt,152 soll beispielsweise durch die Festlegung einer Wartefrist nach der Versto ung Gewi heit ber die Genealogie eines jeden Menschen erzielt werden. Kinder, die von Frauen geboren werden, die der Prostitution nachgehen, mssen als Nachkommen des Zuhlters betrachtet werden, da man ber den wahren Erzeuger keine Klarheit gewinnen kann. Die Adoption solcher Kinder durch einen mutma lichen Erzeuger zeitigt erst recht Unsicherheiten in der Abstammung.153 Das Gemeinwesen Allahs zeichnet sich demnach durch zweierlei Art von Geradheit und Schlichtheit aus: Zum ersten erfllt sich sein Daseinszweck in der ganz einfachen Schichtung
Das Wesen der muslimischen Gemeinschaft nach der Einnahme von Mekka
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V. Der Dschihad
seiner Mitglieder ñ diejenigen, die fr seinen Triumph berall auf der Welt kmpfen, stellen den Kern; die adaqt-Zahler bilden die breite Schale der weniger Eifrigen; verklammert sind Kern und Schale durch das Gebot einer die natrlichen Bindungen bersteigenden Brderlichkeit. Zum zweiten soll diese Schichtung auf keinen Fall den Anla fr das Aufleben des als heidnisch verurteilten Stolzes unter neuen Voraussetzungen geben, nmlich nun eines Stolzes auf die Leistungen fr den Islam, whrend man sich zuvor mit den Ruhmestiteln der Ahnen schmckte. Der Stammbaum wird seiner Aufgabe als eines Mittels des Bewahrens der Selbstbewu tsein verleihenden Erinnerung beraubt und darf nur noch dem einzelnen Muslim einen eindeutigen Namen geben, mit dem man dessen Position in einem gro en, aber durchschaubaren Netz klarer Verwandtschaftsbeziehungen beschreibt: So wird er, modern gesprochen, zu einer Nummer unter den vielen seinesgleichen, die alle dem einen Ziel und Zweck verpflichtet sind: die Herrschaft Allahs und seines Gesandten auszudehnen und zu festigen. In Sure 49, die in die Reihe der Offenbarungen gehrt, in denen Mohammed seit dem Grabenkrieg vom Triumph seiner Sache redet,154 u ert er sich so eindeutig in diesem Sinne, da sich der enge Bezug zu den Stzen aufdrngt, die er nach dem Verlassen der Kaaba an die Menge richtete. Er selber, das hebt er am Beginn hervor, steht ber allem und allen; nur mit Bekundungen der Ehrfurcht darf man sich ihm nhern, nur in gedmpftem Ton zu ihm sprechen. Es kann durchaus sein, da die lang ersehnte Einheit durch inneren Zwist gefhrdet wird; man lasse sich ja nicht durch Flsterparolen unsicher machen! ÑWisset, da unter euch der Gesandte Allahs ist. Sollte dieser euch in vielen Dingen gehorchen, dann gerietet ihr rasch in Bedrngnis.ì (Vers 7). Mohammed darf nicht bald diesem, bald jenem das Ohr leihen, die persnlichen Belange einzelner mssen ihm gleichgltig bleiben, und deshalb spricht er sich selber Gefa theit zu: ÑAllah hat euch den Glauben lieb und teuer gemacht, ihn euch im Herzen als schn dargestellt und in euch Abscheu gegen Unglauben, Frevel und Aufsssigkeit gewecktÖì (Vers 7). Darum m te es den Muslimen mglich sein, unter ihnen aufkeimenden Streit zu schlichten; doch darf man, falls unerl lich, nicht den Einsatz von Waffen scheuen, damit die Herrschaft unangefochten Allah gehre (Vers 9). ÑDie Glubigen sind einander Brder!ì (Vers 10). Die einen drfen nicht ber die anderen spotten; niemand darf sich besser dnken als seine Brder und Schwestern. ble Nachrede und versteckte Anspielungen sind verpnt. ÑIhr Menschen! Wir erschufen euch (nur deswegen) aus einem mnnlichen und einem weiblichen Wesen und teilten euch in Vlker und Stmme ein, damit ihr einander erkennen knnt. Bei Allah gilt als der Edelste von euch derjenige, der am meisten Gottesfurcht zeigtì (Vers 13). Behlt man die zwiefache Schlichtheit im Auge, der das muslimische Gemeinwesen gengen soll, dann behaupten die Beduinen zu Unrecht, sie seien glubig; sie sind lediglich Muslime geworden, und Allah wird all ihre Taten genau auf dem Jenseitskonto vermerken. Glubig sind aber nur die, die ohne jeden Vorbehalt Ñmit ihrem Vermgen und ihrem Leben auf dem Pfade Allahs den Dschihad fhrenì (Vers 14 f.). Wenn jene Beduinen sich etwas darauf einbilden, da sie den Islam annahmen,
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dann spricht das fr ihre Verblendung, fr ihre Unkenntnis der wahren Umstnde ihrer Bekehrung, denn diese ist allein Allahs Werk (Vers 16ñ 18). Aufkommender Unmut darber, wie wenig sich das Verdienst um den Islam jetzt, da der Sieg errungen wurde, auszahlte, sei es durch die Berufung in Fhrungspositionen, sei es durch den Gewinn gro en Reichtums, mu te erstickt werden. Das gelang am ehesten, indem man die Person des Propheten berhhte und den alltglichen Geschften entrckte und indem man alles Augenmerk auf die von Allah befohlene Aufgabe lenkte. Angesichts dieser Aufgabe schrumpfte der Einzelne zu einem Niemand, und selbst der Gesandte Allahs trat dem u eren Anschein nach hinter ihr zurck. Um ein Beispiel zu zitieren, greifen wir den Ereignissen ein wenig vor und hren, was al-Mura b. äuba, der verbrecherische aqafite, vom bertritt seines Stammes zum Islam erzhlt! Al-Mura selber war kurz vor al-udaibja Muslim geworden. Die politischen Umstnde, unter denen ihm sein Stamm hierin folgt, werden wir in Krze erfahren. Die aqafiten schickten vor ihrem Eintritt in den Islam eine Abordnung nach Medina, die al-Mura in seinem Haus beherbergte. ÑDer Prophet lie drei Htten aus Palmzweigen auf dem Gebetsplatz errichten. So konnten (die aqafitischen Abgesandten) die nchtlichen Koranlesungen und Andachtsbungen verfolgen und die Reihen der zum Gebet (Aufgestellten) betrachten, dann zum Hause al-Muras zurckkehren, dort essen, sich waschen und bleiben, solange sie wollten, wobei sie immer wieder den Gebetsplatz aufsuchtenÖ Sie hrten auch die Predigt des Propheten, nie aber vernahmen sie, da er (dabei) von sich selber sprach.ì Ihnen fiel es deshalb schwer, den zweiten Teil des Glaubensbekenntnisses abzulegen ñ wie konnte jemand ein mchtiger Herrscher sein, wenn er sich nicht selber rhmte? Erst als Mohammed ihnen versicherte, er selber habe als erster den zweiten Teil gesprochen, bekehrten sie sich zgernd, konnten sie sich doch den Abschied von den Annehmlichkeiten der kuflichen Liebe und des Weins und von den Zerstreuungen des Glcksspiels kaum vorstellen. Aber aÅ-Äif war bereits von muslimischer Bevlkerung umringt, und das Schicksal der mekkanischen Quraiöiten, die am Ende zu keinerlei Widerstand mehr fhig gewesen waren, drohte auch den aqafiten.155 Da Mohammed als Gesandter Allahs so weit ber alle Menschen hinausgehoben war, da dies keiner eigentlichen Erwhnung bedurfte, ja, da er im Grunde mit keinem gewhnlichen Menschen mehr verwandt war, hatte er schon in der Rechtfertigung der anst igen Aneignung einer Ehefrau seines Adoptivsohns Zaid b. ria klargestellt: Er ist niemandes Vater, mithin auch nicht dessen Adoptivvater, der die Gattin des Sohne niemals htte heiraten drfen; er ist vielmehr das Siegel, der Beglaubiger aller vorherigen Propheten (Sure 33, 40), der den echten, den abrahamischen Riten erneute Geltung verschafft hat. Abraham war der erste, der sie im Namen Allahs angeordnet hatte, Mose wollte sie in gleicher Weise beachtet wissen, wie in Sure 2 erlutert wird, und so auch alle weiteren Propheten: Diese und mithin die von ihnen gestifteten Gemeinschaften hatten sich gegenber Allah verpflichtet, an Mohammed, den knftigen Gesandten, zu glauben (Sure 3, 81).156
Die berhhung der Gestalt des Propheten
424 Die Islamisierung Mekkas und seiner Umgebung
V. Der Dschihad
Die aufbrechenden Widersprche zwischen dem Ideal der lauteren Hingabe an die Sache Allahs und dem Beharren auf Rangunterschieden im Verdienst knnen am ehesten berdeckt werden, wenn die vom Ideal beflgelte Bewegung nicht zum Stillstand kommt, sondern unablssig voranschreitet, von Triumph zu Triumph. Die politische Lage, die Mohammed die weitgehend kampflose bernahme Mekkas gestattet hatte, war solchem berspielen der Mi helligkeiten gnstig. Die Erneuerung der Grenzsteine des heiligen Bezirks, die, wie man glaubte, einst Abraham auf Gehei Gabriels aufgestellt und die Quaij nach diesem Vorbild wiedererrichtet hatte, vollendete die symbolische Islamisierung Mekkas. Es blieb noch die Aufgabe, alles Heidnische mit Stumpf und Stiel auszurotten. In vielen Husern befanden sich Gtterfiguren, die man entweihte und zerstrte; die Anfertigung und der Verkauf von Idolen, fr einige Sippen eine gute Einnahmequelle, wurden unterbunden.157 Die heidnischen Kultsttten nahe bei Mekka wurden in die muslimischen Pilgerriten einbezogen. In der ferneren Umgebung Mekkas sollte das Heidentum durch die Zerstrung aller Kultsttten ausgelscht werden. Noch vor dem Ende des Ramadan entsandte Mohammed Streifscharen und befahl, alle zu berfallen, die noch nicht den Weg zum Islam gefunden hatten.158 lid b. al-Wald stie mit drei ig Reitern zu einem Heiligtum der Gttin al-Uzz vor und zerstrte es.159 Nachdem er sich dergestalt bewhrt hatte, vertraute ihm Mohammed eine gr ere Aufgabe an. Er sollte in die Tihama einrcken und dort die Menschen zum bertritt aufrufen. Der Prophet gab ihm Auswanderer und ÑHelferì mit, dazu eine Gruppe Kmpfer von den Ban Sulaim, immerhin dreihundertundfnfzig Mann. Das Ziel waren die Ban ama, die zu den Beduinen der Ban Abd Mant b. Kinna gehrten. Man mu wissen, da lids Vater al-Wald den Shnen als letzten Willen neben anderem die Begleichung der Blutschuld aufgetragen hatte, die die Ban ama durch die Ermordung alFkihs, des Bruders al-Walds, auf sich geladen hatten.160 Als die Ban
ama vom Heranrcken lids erfuhren, vermeinten sie, sie brauchten nichts zu befrchten, waren sie doch inzwischen Muslime geworden. ÑWir sind nun bier!ì riefen sie lid zu,161 und sie legten, von ihm dazu aufgefordert, die Waffen nieder. Dann aber verlangte lid von den Wehrlosen, sie sollten einander fesseln. Einzeln oder zu zweit wurden sie je einem ihrer Feinde bergeben. Am nchsten Tag ordnete lid an, ein jeder mge die ihm berstellten Gefangenen tten. Die Ban Sulaim, die mit den Ban ama ein Hhnchen zu rupfen hatten,162 sollen diesem Befehl bedenkenlos nachgekommen sein, nicht so jedoch die Auswanderer und ÑHelferì.163 In den Quellen ist davon die Rede, da vor allem Umar b. al-aÅÅb scharfe Kritik am Verhalten lids gebt habe. Umars Groll gegen die sptbekehrten Quraiöiten sollte sich Bahn brechen, sobald er Kalif geworden war. Unter den gegebenen Umstnden freilich blieb sein Hinweis auf den Islam als den Tilger heidnischer Blutschuld ohne Folgen. Denn Mohammed selber rang sich nur zu einem moderaten Tadel durch, nachdem lid in der Sache mit einem weiteren Prophetengefhrten aneinandergeraten war. ÑGemach, lid!ì soll der Gesandte Allahs gesagt haben, Ñla dich nicht auf einen Streit mit meinen Genossen ein! Bei Allah, wenn du den ganzen Uud-Berg in Gold bes est und
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alles auf dem Pfade Allahs ausgbest, knntest du (das Verdienst) nicht erreichen, das einer meiner Genossen erwarb, indem er einmal ging und einmal zurckkehrte!ì164 Eine Nebenschlichkeit verrt uns, wie heikel die Lage Mohammeds in Wirklichkeit war, mitten im Kerngebiet seiner ñ bisherigen ñ Feinde. ÑDer Gesandte Allahs blieb fnfzehn Tage in Mekka, wobei er (stets) zwei rakas betete. Am Sonnabend, dem 6. äauwl (27. Januar 630), zog er ab. Er bestellte zum Statthalter ber Mekka den Attb b. Asd, der (den Mekkanern) vorbetete, und betraute Mu b. abal mit der Aufgabe, sie in den Bruchen und religisen Konsequenzen des Islams zu unterweisen.ì165 Attb zhlte zu den Nachkommen des Abd äams und war eben erst zum Islam bergetreten;166 wenn schon Amr b. al- sich von keinem der alten Auswanderer hatte vorbeten lassen wollen, so mu te der Gesandte Allahs in Mekka erst recht auf die Empfindlichkeiten der Unterlegenen Rcksicht nehmen. Aber nicht nur das! Whrend des Aufenthalts in seiner Vaterstadt fhlte er sich so unsicher, da er die verkrzte Fassung des Gebetsritus befolgte ñ nur zwei rakas, wie es im Angesicht der Feinde zulssig ist.167 Mit gro em Heer ñ zu den zehntausend Medinensern und zwlftausend Muslimen anderer Herkunft kamen, so berichten die Quellen, jetzt zweitausend Mekkaner ñ zog er gegen die Hawzin-Beduinen, deren Kriegsvorbereitungen die Quraiöiten in Schrecken versetzt hatten. Nach acht Tagen erreichte man unain, eine Talschaft, gegen aÅ-Äif gelegen. Dort, das hatte sich herumgesprochen, sammelten sich die Hawzin. Wie mehrfach an anderen Beispielen beobachtet,168 ist der Bericht ber die Schlacht mit Motiven aus der Geschichte von Mose durchsetzt: Unter die Muslime hatten sich viele Heiden gemischt; als man an einem mit Votivgaben behngten Baum vorberzog, begehrten auch die Muslime fr sich einen solchen Opferplatz, ein Wunsch, der Mohammed an die Episode mit dem goldenen Kalb erinnert haben soll;169 die Schlacht am 10. äauwl (31. Januar 630) war alles andere als ein leichtes Treffen; nicht viel htte gefehlt, und Mohammed htte als Besiegter unain verlassen mssen, denn er sah sich pltzlich nur noch von wenigen verteidigt: Im Bittgebet Ñsagtest du die Worte, die Allah schon Mose eingegeben hatte, als er vor ihm das Meer spaltete und hinter ihm der Pharao nachrckte!ì170 Unter dem Kampfruf ÑGefhrten der Kuh-Sure!ì171 sollen sich die Muslime gesammelt und schlie lich das Blatt gewendet haben, mit bernatrlichem Beistand, wie schon so oft berichtet wurde, vor allem aber beseelt von dem unbndigen Drang, die Feinde zu tten.172 Die Feinde Mekkas und seit kurzem eben auch wieder Mohammeds, die bei unain keineswegs niedergerungen worden waren, setzten sich aus einem gro en Kontingent der Ban aqf zusammen sowie aus verschiedenen anderen Verbnden. Ihnen allen gemeinsam war ihr Stammvater Hawzin, der im genealogischen System vier Generationen unter Qais Ailn steht.173 Zu den Hawzin-Sippen zhlen auch die Ban Sad b. Bakr, aus deren Mitte Mohammeds Amme stammte. Eine Milchschwester traf er whrend der Schlacht; die ÑHelferì, die gegen die Hawzin einen heftigen Zorn hegten, brachten sie vor ihn, da sie ihren Beteuerungen nicht glaubten.174 Bemerkenswert ist, da der Anfhrer der Hawzin,
Mohammeds Angst vor bergriffen
Die Schlacht bei unain
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Ergebnisloser Vorsto nach aÅ-Ä if
V. Der Dschihad
Mlik b. Auf von den Ban Nar b. Muwija, schon in den berlieferungen zu den letzten Fir-Kriegen auftaucht.175 Wie bereits dargelegt, waren die aqafiten, deren herausragende Mnner seit dem Ende jener Auseinandersetzungen ein gewichtiges Wort in den quraiöitischen Angelegenheiten gehabt hatten, allem Anschein nach in die Feindschaft gegen Mekka zurckgefallen, weil die Fhrung dieser Stadt nicht in der Lage gewesen war, die Zumutungen des Enkels Abd al-MuÅÅalibs mit Strenge abzuweisen. Mohammed seinerseits wandte sich nach der unter gro en Opfern berstandenen Schlacht von unain sogleich gegen aÅ-Äif. In Richtung Nala, wo sieben Jahre zuvor Abdallh b. aö al-Asad, der erste ÑHeerfhrer der Glubigenì, ein Gefecht ausgetragen hatte,176 hatten sich etliche aqafiten abgesetzt; einige Sulamiten verfolgten sie und tteten dort den greisen Duraid b. a- imma, einen berhmten Helden der zu den Hawzin gehrenden Ban uöam, der seinerzeit in den Fir-Kriegen von sich reden gemacht hatte.177 Die Masse der flchtenden Hawzin gelangte zu einem Lagerplatz. Auch dorthin entsandte Mohammed eine Truppe, die etliche der Feinde erschlug. Da die Hawzin in ihre Schranken gewiesen worden wren, kann man aus den Angaben der Quellen mitnichten folgern. Vielmehr verlagerte sich das Geschehen nach aÅ-Äif, wohin sich viele Beduinen zurckzogen, unter ihnen Mlik b. Auf.178 Hatte Mohammed gleich nach dem Einzug in Mekka den Auftrag zur Zerstrung heiliger Orte der Heiden gegeben, so nutzte er den Vorsto gegen aÅ-Äif in gleicher Weise. AÅ-Äufail b. Amr von den Ban Daus, schon vor der Hedschra als ein eifriger Missionar des neuen Glaubens und als Zerstrer eines Heiligtums hervorgetreten,179 war der richtige Mann fr die Vernichtung des Ñder Zweihndigeì genannten Gtzenbildes seines Stammes, das sich in der Nhe befand.180 Der Kern des muslimischen Heeres, das bei unain gekmpft hatte, marschierte auf direktem Weg nach aÅ-Äif, wohingegen die Gefangenen und die Beute nach al-irna bei Mekka verbracht wurden. Unterdessen richteten die aqafiten ihre Burg her und fllten sie mit Vorrten. Auch Mohammed war auf eine lange Belagerung gefa t; denn er lie unweit der Stadt aus Steinmauern eine Moschee erbauen.181 Dann rckte er gegen die Festung vor. Schon dabei zeigte er, wie tief sich der Ha auf aÅ-Äif in ihn eingefressen hatte. Man brachte einen gefangenen aqafiten vor ihn, der in seinem eingefriedeten Garten gearbeitet hatte. Er solle unverzglich den Islam annehmen, herrschte ihn der Gesandte Allahs an, anderenfalls werde man den Garten verbrennen. Der Mann blieb standhaft und kam in dem von Mohammeds Leuten gelegten Feuer um. Sobald man an den Fu der Festung vorgerckt hatte, beschlich einige Muslime eine bange Vorahnung; ob der Befehl zum Erstrmen wirklich auf Allah zurckgehe, wollte man wissen, worauf Mohammed geschwiegen habe. ñ Der gleiche Zweifel wird in den Quellen bald wieder auftauchen. ñ Der Gescho hagel, der die Angreifer empfing, war so dicht, da sie zurckweichen mu ten. Ein Unterhndler, den Mohammed schickte, wurde ermordet. Die Muslime rchten sich und tteten ihrerseits einen aqafitischen Kommissr, einen Bruder des Dichters Umaija b. ab - alt; angenehme Gefhle htte diese Person kaum in Mohammed wecken knnen.182 Die
2. Der Einmarsch in Mekka
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Muslime waren zunchst trotz allem siegesgewi ; die Festung werde das Grab Ab Rils sein, jenes Mannes, der einst Abrahas Heerfhrer auf dem Zug nach Mekka den Weg gewiesen hatte.183 Die Wurfmaschine, die die aqafiten sich aus al-uraö besorgt hatten, stand mitsamt zwei Sturmdchern bereit. Diese wurden jetzt gegen ihre Auftraggeber eingesetzt, allerdings ohne Erfolg. Denn die aqafiten wu ten, wie man die mit Rindsleder bezogenen Dcher wirkungslos machen konnte. Sie warfen glhende Eisenstcke hinab, und das Leder fing Feuer. Mohammeds Aufruf an die Sklaven der Gegenseite, sie wrden die Freiheit erhalten, wenn sie berliefen, fand nur geringen Widerhall. Die wenigen, die sich zum Verrat entschlossen, hatten spter, als die aqafiten Muslime geworden waren, in aÅ-Äif die neue Lehre zu verbreiten; hieraus wurde aber nicht viel, denn ihre ehemaligen Herren lie en sie nicht als Freie gelten. Die Zeit verrann, ohne da eine Entscheidung abzusehen gewesen wre. Ujaina b. in, der Fhrer der aÅafn-Beduinen, wurde als erster ungeduldig. Er sei gar nicht mitgekommen, um hier zu kmpfen; er habe nur dabei sein wollen, wie Mohammed eine Festung erobere, und dann habe er sich eine schne aqafitin schenken lassen wollen, um mit ihr einen Sohn zu zeugen, denn die Ban aqf, so Ujaina, seien ein Ñgesegneter Stammì.184 Die ungewissen Aussichten und das Murren seiner Verbndeten weckten im Propheten die Einsicht, da Allah ihm die Inbesitznahme von aÅ-Äif nicht gestattet habe.185 Das ist der Fluch eines Prophetentums, das sich in allem und jedem auf die Absichten Gottes beruft ñ es kann Mi erfolge kaum vertragen. Unverrichteterdinge zog Mohammed ab. Bei al-irna, einer Wasserstelle nher an Mekka als an aÅ-Äif, hatte man die gefangenen Hawzin und die erbeuteten Tiere zusammengetrieben, nach al-Wqid immerhin sechstausend Menschen sowie 24 000 Kamele und Kleinvieh in unbekannter Zahl.186 Nun sollte es ans Verteilen gehen. Seine engsten Genossen hatte der Gesandte Allahs freilich gleich bei unain bedacht: Abd ar-Ramn b. Auf, Al b. ab Älib, Umar, Umn; desweiteren ubair b. MuÅim,187 der Sohn jenes MuÅim b. Ad, der ihm einst nach dem Fehlschlag von aÅ-Äif Schutz vor den Quraiöiten gewhrt hatte, sie alle und einige andere hatten bereits ein hbsches Mdchen in Besitz nehmen drfen. In al-irna angelangt, mu te Mohammed die Geduld seiner Krieger noch ein wenig strapazieren. Die Ankunft einer Abordnung der Hawzin war angekndigt. Darum ging der Gesandte Allahs zunchst an die Vergabe des Viehs und der geplnderten Wertgegenstnde, unter denen ein Schatz von 4000 Uqija Silber mancherlei Begehrlichkeiten erregte. Zuallererst mu te man die Wnsche jener Prominenten befriedigen, deren ÑHerzen mit dem Islam ausgeshnt werdenì (arab.: al-muallafa qul bu-hum) sollten (Sure 9, 60). Unter ihnen war beispielsweise Ab Sufjn b. arb, der vierzig Uqija Silber erhielt und einhundert Kamele; und was sei mit seinen Shnen Jazd und Muwija, fragte Ab Sufjn. Mohammed lie sich nicht lumpen, beide empfingen den gleichen Anteil. Die Liste der ehemaligen Feinde, die um einiges reicher al-irna verlie en, braucht nicht im einzelnen errtert zu werden. Etliche von ihnen befanden ihren Zugewinn fr zu gering. Al-Abbs b. Mirds, der Anfh-
Reicht mer f r die Prominenten
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rer der Ban Sulaim, mochte dem ganzen Verfahren nicht zustimmen und machte aus seinem Herzen keine Mrdergrube. Denn ihm, der sich mit seinem Stamm Mohammed schon bei Marr a-ahrn angeschlossen hatte,188 billigte man lediglich vier Kamele zu, whrend andere wie der Tammite al-Aqra b. bis mit einhundert belohnt wurden; ber einen solchen Zuwachs an Eigentum drfe sich sogar Ujaina b. in freuen, der wankelmtige Fhrer der aÅafn-Beduinen. Al-Abbsí Zorn wurde weiter aufgestachelt, als Mohammed mit Rcksicht auf die Milchverwandtschaft, die ihn mit den Hawzin verband, nun die Freilassung der Gefangenen in Aussicht stellte,189 vorausgesetzt, Mlik b. Auf, der nach aÅ-Äif geflohen war, bequeme sich zum Gesandten Allahs und trete zum Islam ber. Als Mlik b. Auf diese Bedingung spter tatschlich erfllte, mu te Mohammed die bereits verteilten Mdchen von ihren Besitzern zurckfordern. Da einige der Beschenkten ihre neue Sklavin schon beschlafen hatten, ergaben sich rechtliche Schwierigkeiten. Aber die waren natrlich nur eine Nebensache angesichts der Enttuschung ber die Rckforderung. Al-Abbs b. Mirds verfertigte ein Gedicht, in dem er seine Leistungen bei unain hervorhob und die Taten der anderen durch Mohammed Hochdotierten als drftig hinstellte, so drftig wie sein Lohn, kmmerliche Kamele, gerade einmal in der Anzahl, wie eines Beine hat. Fragwrdig war das ganze Verfahren in der Tat. Handelte es sich bei den verteilten Vermgenswerten um Kriegsbeute oder um Ñzurckgeholtes Gutì? Im letzteren Fall wre Mohammed nach den von ihm selber aufgestellten Regeln berechtigt gewesen, es nach eigenem Gutdnken zu vergeben. Oder mu man von adaqt sprechen, zumindest ab dem Augenblick, in dem der Anfhrer der Hawzin Muslim geworden war? Dies war die Lsung, die Mohammed sich zurechtlegte und die er spter in Sure 9, Vers 60 verkndete. Bei al-irna fand Mohammed einen Ausgleich zwischen den wegen ihrer Milchverwandtschaft mit ihm und zudem wegen der Bekehrung Mlik b. Aufs auf ihrer Freiheit beharrenden Kriegsgefangenen auf der einen Seite und den Forderungen der siegreichen Kmpfer auf der anderen: Das Vieh, nun eben als adaqt zu betrachten, sollte auf die Truppen verteilt werden, die, obwohl noch nicht durchweg muslimisch, nach unain mitgezogen waren; das waren vor allem Angehrige der Stammesverbnde Tamm und aÅafn. Und da die adaqt an keinerlei Einsatz fr den Islam gebunden sind, konnte selbst Mlik b. Auf mit einhundert Kamelen bedacht werden. Er verpflichtete sich, von nun an gegen die aqafiten zu fechten. Dieser Verpflichtung kam er eifrig nach; er plnderte die Gegend um aÅ-Äif aus, so gut es ging, und sandte Mohammed das Beutefnftel zu. ber kurz oder lang wrden die in ihrer Burg eingeschlossenen Ban aqf klein beigeben mssen.190 Wenn man den Blick auf die militrische Seite der letzten Ereignisse richtet, dann hatte Mohammed aus dem wegen einer Lappalie angeordneten Feldzug gegen Mekka einen berraschenden Erfolg gemacht. Da dieser Erfolg in Wirklichkeit teuer erkauft war, das sollte er bald erkennen.
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3. Dynamik nach au en Die ÑHelferì hatten schon mehrfach Grund gehabt, mit der Behandlung, die der Gesandte Allahs ihnen angedeihen lie , unzufrieden zu sein. Abdallh b. Ubaijs bitteres Wort ber den Hund, den man mstet und der einen zum Dank dafr fri t, wurde nach dem Feldzug gegen die Ban l-MuÅaliq gesprochen. Damals hatte Mohammed um der Befriedigung seiner Wollust willen die Belange seiner ÑHelferì hintangesetzt und ihnen die Mglichkeit genommen, aus den Kriegsgefangenen Kapital zu schlagen.191 Jetzt war den ÑHelfernì der gleiche Tort angetan worden, nur vor den Augen von viel mehr Zeugen, und die Brskierung wog deshalb um so schwerer. assn b. bit, der schon nach dem Feldzug gegen die Ban l-MuÅaliq und nach iöas Halsbandaffre vor einer Kritik am Gesandten Allahs nicht zurckgeschreckt war, konfrontierte diesen in einem Gedicht mit der Frage, weswegen inzwischen die Ban Sulaim, die sich jederzeit aus dem Geschehen zurckzuziehen vermchten, mehr glten als sie, die ÑHelferì, die ihn bei sich aufgenommen und in seinen risikoreichen Kriegen untersttzt htten: Sie htten die Feindschaft der brigen Araber ertragen ñ um Mohammeds willen ñ und htten niemals einfach weglaufen knnen.192 Sad b. Ubda traf mit Mohammed zusammen, als Unmutsu erungen im Tenor jenes Gedichtes bis an dessen Ohr gedrungen waren und seinen Zorn zum Auflodern gebracht hatten. Was an dem Gerede sei, die ÑHelferì seien zwar als Krieger fr den Propheten gut genug, aber wenn es um die Beute gehe, dann habe dieser nur seine eigenen Leute im Auge? Was habe es mit dem Argwohn auf sich, da unbeliebte Anordnungen womglich nicht dem Willen Allahs entsprchen? Sad wich diesen Fragen nicht aus, sondern bekannte freimtig, da er jener Kritik der ÑHelferì uneingeschrnkt beipflichte und ebenfalls auf ein klrendes Wort aus dem Munde des Gesandten Allahs warte: Sei dies alles tatschlich Allahs Wille? Wenn die Zurcksetzung der ÑHelferì ausdrcklich von Allah befohlen sei, dann, aber nur dann, wolle man sie hinnehmen. Mohammed rief die ÑHelferì zusammen, unter die sich einige Auswanderer mischten, und hielt eine Ansprache, die bei Ibn Hiöm und alWqid in einem nahezu bereinstimmenden Wortlaut berliefert ist: ÑIhr ÇHelferë! Da ist ein Gerede, das bei euch (kursiert und) mir zu Ohren kam; da ist ein Groll in euren Herzen! Traf ich nicht bei euch ein, als ihr Irrende wart, und Allah fhrte euch zum rechten Weg? Wart ihr nicht arm, und Allah machte euch reich? Wart ihr nicht untereinander verfeindet, und Allah fhrte eure Herzen zueinander?ì ÑJa, Allah und sein Gesandter gewhren die meiste Huld und Gnade!ì rumten die ÑHelferì ein. ÑWollt ihr mir nicht zu Willen sein, ÇHelferë?ì ÑWorin, Gesandter Allahs? Dem Gesandten Allahs steht es frei, Huld und Gnade zu erweisen.ì ÑGewi , wenn ihr wolltet, knntet ihr mit vollem Recht sagen: ÇDu kamst zu uns als jemand, den man der Lge zieh, wir aber glaubten dir! Du kamst als jemand, den man im Stich gelassen hatte, wir aber standen zu dir! Du kamst als Vertriebener, wir gaben dir Herberge! Du kamst als Mittelloser, wir sorgten fr dich!ë Ihr ÇHelferë! Ihr grollt mir wegen irdischer Gter, mit
Harte Kritik der ÑHelferì an Mohammed
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Weitere kriegerische Aktivit ten
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denen ich Leute freundlich stimmte, damit sie Muslime werden, auf euren Islam aber zhlte ich dabei! Ihr wollt also nicht zugestehen, ihr ÇHelferë, da einige Leute mit Schafen und Kamelen von dannen gehen, whrend ihr mit dem Gesandten Allahs zu eurem Tro zurckkehren werdet? Bei dem, in dessen Hand das Leben Mohammeds liegt, gbe es nicht meine Hedschra, dann wre ich einer der ÇHelferë! Und zgen alle Menschen durch die eine Schlucht und nur die ÇHelferë durch die andere, ich zge mit den ÇHelfernë!193 Ich werde euch die Rechte an Bahrain verbriefen; dieses Land soll nach meinem Tode euch ganz allein gehren. Denn Bahrain wird das vortrefflichste Land sein, auf das sich Allahs Eroberung mittels der ÇHelferë erstrecken wird.ì ÑWas brauchen wir nach deinem Tod noch irdische Gter, Gesandter Allahs?ì ÑFalls nicht, dann werdet ihr nach meinem Tod euch allein gebhrende Vorzge erfahren! Harrt aus, bis ihr Allah und seinen Gesandten wiedertrefft! Ihr seid mit ihm am Wasserbecken194 verabredet, und dieses Becken ist so gro wie die Strekke von Sanaa nach Oman, und die Trinkgef e sind zahlreicher als die Sterne. Allah, erbarme dich der ÇHelferë, ihrer Shne und Enkel!ì Da weinten die Zuhrer, bis die Trnen ihnen den Bart benetzten, und riefen: ÑGesandter Allahs, wir sind mit unseren Anteilen zufrieden!ì Der Gesandte Allahs entfernte sich, und sie gingen ihrer Wege. Den Hinweis auf das Ende aller Zeiten findet man nur bei al-Wqid, desgleichen die Vertrstung mit den Einknften aus Bahrain. Ungewhnlich ist im brigen, da Mohammed in diesen Stzen von seinem Tod spricht; wie wir sehen werden, war man selbst in seiner engsten Umgebung davon berzeugt, ein Prophet sei unsterblich, und auch bei den abtrnnigen Stmmen, die sich nach seinem Tode von Medina lossagten, spielte diese Ansicht eine Rolle. Beschrnken wir die Errterung dieser Rede daher auf den Teil, den beide berlieferer gemeinsam haben und der mit Mohammeds Beteuerung endet, da er, wre er nicht ein Auswanderer, sich in allem den ÑHelfernì anschlsse. Unberhrbar sind die Anspielungen auf die frhe Sure 93: In ihr l t sich der Gesandte Allahs von seinem Alter ego versichern, er sei keineswegs whrend der harten Jugend versto en worden; er werde von Allah reiche Gaben empfangen und dereinst vollauf zufrieden sein. ñ Dieser von Mohammed in seiner Rede nicht zitierte Vers, der unmittelbar vor den rhetorischen Fragen steht, war den ÑHelfernì natrlich gelufig, so da mit der Bezugnahme auf Sure 93 knftiger Lohn implizit zugesagt wurde, was dann in den von al-Wqid berlieferten Stzen spezifiziert wird. ñ Mohammed bernimmt gegenber den ÑHelfernì den Part, den in Sure 93 Allah ihm gegenber beansprucht: Alles, was fr die ÑHelferì berhaupt zhlen kann, verdanken sie dem Propheten, den Islam und mit diesem auch Reichtum und inneren Frieden. Im Vergleich dazu sind die Geschenke, mit denen jene anderen in die Heimat ziehen, geradezu bescheiden; denn die ÑHelferì genie en das unschtzbare Privileg, den Gesandten Allahs Tag fr Tag in ihrer Mitte zu wissen. Einem quraiöitischen Brauch folgend, vollzog Mohammed die Nachtwallfahrt vom Ñu ersten Gebetsplatzì des aram-Gebiets zur Kaaba und kehrte darauf nach Medina zurck.195 AÅ-Äif wurde in den nchsten Monaten so weit zermrbt, da es sich ergab. Der aqafite Urwa b.
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Mas d, einer der mekkanischen Unterhndler bei al-udaibja, soll von sich aus zu Mohammed gekommen sein, sich zum Islam bekannt und versprochen haben, er werde seinen Stamm zur Unterwerfung bewegen. Damit war er allerdings nicht erfolgreich, und als er eines Morgens von seinem Haus herab zum Gebet rief, traf ihn ein Pfeilschu , und er verblutete.196 Dieser Zwischenfall trug Unfrieden in die Reihen der aqafiten, und sie entschlossen sich, eine Abordnung zu Mohammed zu schicken. Diese erreichte Medina im Ramadan (begann am 12. Dezember 630) des Jahres 9. Man werde, richtete sie aus, den Islam annehmen, aber man werde die heidnischen Gtterbilder, die man verehre, behalten, denn anders werde die Bevlkerung eine Unterwerfung unter Mohammed nicht dulden; berdies solle man ihnen die fnf Pflichtgebete erlassen. Gerade auf die letzte Forderung konnte Mohammed nicht eingehen, denn die Gebete seien der Kern seiner Glaubenspraxis. Aber Mohammed ersparte es ihnen, mit eigener Hand die Gtterbilder zu zerstren. Das erledigten fr sie Ab Sufjn b. arb und ihr Stammesgenosse al-Mura b. äuba.197 Den heiligen Bezirk der Stadt entweihte Mohammed allerdings nicht; man durfte dort, bestimmte er, weiterhin nicht jagen oder das Gestruch als Viehfutter nutzen. Zum Bewahrer dieses geschtzten Gebiets (arab.: al-im) bestellte er seinen Genossen Sad b. ab Waqq.198 Durch den Zweck der Vernichtung eines heidnischen Gottesbildes, des al-Fals der Ban Äaiji, wurde brigens ein Feldzug geheiligt, den Mohammed schon im Rab al-ar (begann am 18. Juli 630) befohlen hatte. Angefhrt wurde die Unternehmung von Al b. ab Älib, die Kmpfer stammten ausschlie lich aus den Reihen der ÑHelferì, und sie zerstrten nicht nur die Kultsttte, sondern fllten sich auch Ñdie Hnde mit Gefangenen, mit Kleinvieh und Schafenì.199 Unter den zur Erpressung von Lsegeld Gefangenen, die in einem Pferch am Eingang der Moschee des Propheten eingesperrt waren,200 war auch eine Tochter des Åaijiitischen Stammesfhrers Ad b. tim. Dieser selber hatte dem Angriff Als ausweichen knnen und war nach aö-äam entkommen, weswegen Mohammed seit Muta ein zweites Mal den mit den Byzantinern verbndeten arabischen Stmmen Anla zur Beunruhigung gegeben hatte. Ad brigens hatte das Heidentum aufgegeben und war Christ geworden.201 Im Falle der Ban Äaiji ist das Bestreben Mohammeds, die Stmme unter seine Kontrolle zu bringen, mit einem zweiten Handlungsstrang verwoben, nmlich mit seinen Versuchen, nunmehr auch bei den an den Vorgngen im Hedschas interessierten Mchten Respekt und Zustimmung zu finden und seine Macht auf fremdes Territorium auszudehnen, also genau das zu tun, weswegen die Ban äaibn vor einem Zusammengehen mit ihm zurckgeschreckt waren. Nach den Ereignissen von al-udaibja kaum wieder in Medina, hatte er schon im Muarram (begann am 11. Mai 628) des Jahres 7 sechs Mnner zu den in seinen Augen Gro en der Welt geschickt, um diese zur Annahme des Islams aufzufordern, und das meinte nichts anders als zur Botm igkeit gegen ihn, den Gesandten Allahs. Die Emissre waren in den Gepflogenheiten der Herrscher versiert, die es zu gewinnen galt, verstanden auch deren Sprache. In thiopien fand sein Botschafter freundliche Aufnahme, und der Negus
Mohammeds Machtanspruch und die groe Politik
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erfllte ihm den Wunsch, den letzten Flchtlingen die Reise nach Medina zu ermglichen.202 Wir hrten davon. Der uns ebenfalls schon bekannte Dija al-Kalb trat die Reise nach Bostra an; der dortige Machthaber leitete das fr Herakleios bestimmte Schreiben nach Hims weiter, wo der Kaiser in Erfllung seines Gelbdes, im Falle des Sieges ber die Sasaniden barfu von Konstantinopel nach Jerusalem zu pilgern, eingetroffen war. Herakleiosí Ratgeber versprten keine Lust, Muslime zu werden. Der Frst der assniden, den ein anderer Botschafter aufsuchte, als er in der Ghota, dem Oasengebiet um Damaskus, alles fr den Empfang des Kaisers vorbereitete, war ebenso wenig geneigt, auf die befremdlichen Forderungen einzugehen. Ganz ohne Aussichten war das nachdrckliche Werben Mohammeds aber nicht; der byzantinische Statthalter der Gegend um Amman, ein Araber, lie sich bekehren und trat mit Mohammed in Verbindung. Dieser scheint daraufhin noch mehrmals Boten nach aöäam geschickt zu haben; die Erschlagung eines von ihnen, die den geschilderten Feldzug nach Muta auslste, belegt, da man die Aktivitten des Gesandten Allahs auf dem byzantinischen Gebiet dort als ein rgernis zu empfinden begann. Der Herrscher der Sasaniden zerri das ihm berbrachte Schreiben, was Mohammed, als er davon hrte, zu der Vorhersage veranla t haben soll, mit dieser Handlung habe er das eigene Reich zerrissen. Bn, der Befehlshaber der Iraner im Jemen, entsandte auf Gehei seines Herrschers zwei Boten nach Medina, die etwas ber jenen seltsamen Mohammed in Erfahrung bringen sollten. Als die beiden dort eintrafen, war Chosrau Parwez gerade von seinem Sohn ermordet worden, wovon Mohammed bereits Kunde hatte.203 Mit dieser Untat begannen die Wirren, die zum Untergang des Sasanidenreiches fhrten. Bn und die iranische Kolonie im Jemen traten bald darauf zum Islam ber. Der Patriarch von Alexandrien, ein weiterer Adressat, versicherte, da er gewu t habe, da ein letzter Prophet berufen werde, allerdings in aö-äam. Trotz dieser Unstimmigkeit lie er Mohammed Gewnder berbringen und ein wei es Maultier, Duldul204 gehei en, sowie zwei koptische Mdchen; mit einem von ihnen zeugte Mohammed seinen Sohn Ibrhm, der schon im Suglingsalter starb. Der Negus, Herakleios einmal ber seinen Vasallen in Bostra, ein anderes Mal ber den Frsten der assniden, der Patriarch von Alexandrien, der Schah der Sasaniden, damit sind fnf der Adressaten genannt. Der sechste war Haua b. Al, der Fhrer der Ban anfa im Nordosten der Arabischen Halbinsel. Dieser stand in einem engen Verhltnis zu Chosrau Parwez, der ihm eine mit Perlen besetzte Kopfbedeckung geschenkt hatte; Haua hie deswegen Ñder mit der Kroneì.205 Den Boten Mohammeds nahm er freundlich auf und schlug vor, der Prophet mge ihn an der Herrschaft beteiligen. Da nutzte es wenig, da Haua dessen Abgesandten mit wertvollen Gaben versehen nach Medina zurckschickte. Mohammed stie Verwnschungen aus, als ihm die Antwort bermittelt wurde. Als er zwei Jahre spter in Mekka eingezogen war, soll ihn die Nachricht vom Tode Hauas erreicht haben. Sobald Mohammed bei alirna die Beute verteilt und die Begnstigung der noch nicht im Islam Verwurzelten durchgesetzt hatte, whlte er einen der gerade Bekehrten, den Mekkaner al-Al b. al-aram, fr eine wichtige diplomatische
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Mission aus.206 Al-Als Vater war ein Eidgenosse arb b. Umaijas gewesen; sein Bruder Amr hatte in der Geschichte der Auseinandersetzungen zwischen Mohammed und den mekkanischen Quraiöiten eine Spur hinterlassen: Er war bei Nala gettet worden, als Abdallh b. aö die aus aÅ-Äif nach Mekka ziehende Karawane berfallen hatte. Mohammed hatte sich geweigert, fr die Untat ein Blutgeld zu zahlen. Der Vorfall hatte die Spannungen zwischen beiden Seiten derart verschrft, da manche ihn geradezu als den Anla der Schlacht von Badr betrachten,207 was aber bertrieben ist. Nun also beauftragt Mohammed al-Al b. alaram damit, Bahrain fr den Islam zu gewinnen. Nach dem Tod Hauas ist im Nordosten der Halbinsel al-Munir b. Sawa al-Asba, ein Tammite, der mchtigste Mann. Dieser soll den Islam annehmen, und damit sich in seinem Land der richtige Ritus ausbreite, gesellt Mohammed seinem in diesen Dingen ganz ungebten Botschafter einen jungen Mann bei, Ab Huraira von den Ban Daus, eines der Mitglieder jener Gruppe, die whrend der Belagerung von aibar sich der Sache Allahs verschrieben hatte. Al-Munir lie Mohammed wissen, er folge seiner Aufforderung, wenn auch nicht die ganze Bevlkerung seines Gebiets die Zuneigung zum Islam teile. Im brigen lebten dort auch Juden und Zoroastrier ñ was solle mit ihnen werden? Mohammed gebot, auch diesen sei der bertritt zum Islam zu ermglichen; lehnten sie ihn ab, dann seien sie mit der Kopfsteuer zu belegen. Desweiteren setze der Gesandte Allahs ihn ber die Hhe der adaqt in Kenntnis, die al-Al daraufhin eintrieb.208 Erwgt man diese berlieferungen, dann knnten die nur bei alWqid bezeugten Stze der Ansprache Mohammeds an die ÑHelferì doch einen Grund in der Tagespolitik haben. Al-Wqids Schler Ibn Sad stellt das Material zu den Missionsaktivitten des Gesandten Allahs zusammen. Darin findet sich ein Hinweis auf Jesu Befehl an die Jnger, in alle Welt hinauszugehen und die Vlker das Evangelium zu lehren. Eines Tages nach dem Morgengebet habe der Gesandte Allahs seine Gefhrten um sich versammelt und ihnen ans Herz gelegt, sie sollten in Aufrichtigkeit vor Allah handeln, denn niemand, dem Verantwortung fr andere bertragen sei und der von ihr unredlichen Gebrauch mache, werde das Paradies erlangen. Vor allem aber solle man den Fehler vermeiden, den die Abgesandten Jesu begangen htten: Sie htten nur die Menschen in ihrer unmittelbaren Nhe aufgesucht und die Bewohner ferner Lnder vernachlssigt. Bewunderung sei ihnen allerdings zu zollen, weil sie die Sprachen der Vlker gelernt htten. Was Mohammed von seinen Emissren erwartete, ging weit ber die Unterweisung im neuen Glauben hinaus. Zur bermittlung der Riten im weitesten Sinne kamen in jedem Falle die adaqt hinzu, die auf das Vieh und die Gter erhoben wurden; und wenn es immer wieder hei t, die mit der Aufforderung zum bertritt bedachten Stmme htten Mohammeds Gefhrten und Abgesandte gut zu behandeln,209 dann ist die Androhung von Gewalt fr den gegenteiligen Fall gleich mitzudenken. Ibn Sad gibt den Wortlaut eines undatierten Briefes nach Haar wieder, dem Hauptort Bahrains: ÑIch empfehle euch, Allahs eingedenk zu sein und auf euch selber achtzugeben, damit ihr nicht in die Irre geht, nachdem euch der rechte Weg gewiesen worden istÖ Eure Abordnung kam
Gesandtschaften und Manahmen der Missionierung
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zu mir, und ich lie ihr nur angedeihen, was sie erfreute. Htte ich euch meine ganze Macht spren lassen, dann htte ich euch aus Haar vertrieben. So aber nahm ich die Frsprache desjenigen an, der nicht bei euch weilt, und erzeigte denen, die bei euch sind, meine Huld. Den unter euch, der recht handelt, belaste ich nicht mit der Schuld des Missetters. Wenn meine Befehlshaber zu euch kommen, dann gehorcht ihnen und untersttzt sie gem dem Befehl Allahs und auf seinem Pfade. Wer unter euch eine rechtschaffene Tat vollbringt, dem wird sie weder bei Allah noch bei mir verlorengehen.ì210 Amr b. al- machte sich im l-Qada (begann am 20. Februar 630) des Jahres 8 in den Oman auf. Der dortige Herrscher, der zu den Azd gehrte, wollte zunchst vom Islam nichts wissen; wenn er jenem Mann in Medina die Macht bergebe, was bleibe ihm selber dann noch? Amr lie durchblicken, er werde abreisen und Mohammed Bericht erstatten. Dieser Wink gengte, um den Frsten gefgig zu machen. Fortan war Amr im Oman der eigentliche Herr. Er stellte die adaqt zusammen, Ñurteilte ber die (dortigen) Angelegenheitenì und nutzte das, was er einzog, zur Untersttzung der Bedrftigen. Gute zwei Jahre, bis zum Tode Mohammeds, regierte er so das Land.211 An diesem Beispiel wird deutlich, wie die Ausbreitung des Islams die Zerstrung des gewachsenen politischen und gesellschaftlichen Gefges nicht etwa begnstigt, sondern unmittelbar auslst. Die adaqt, die die Emissre des Gesandten Allahs nach eigenem Ermessen an diejenigen verteilen sollten, die ihnen als geeignete Empfnger erschienen, zerrtteten die berkommene Sippensolidaritt und lie en den Anfhrern kaum eine andere Wahl, als sich an die Spitze der Vernderungen zu stellen. Ihre Macht wurde nicht zuletzt dadurch untergraben, da die Sendboten im Namen Allahs Recht zu sprechen begannen und, wie mehrfach bezeugt ist, in rtliche Konflikte eingriffen. Dazu ein prominenter Fall! Wil b. ur aus Hadramaut, der sich in Medina dem Islam unterworfen hatte, erhielt ein Schreiben ausgehndigt, das die Pflichten und Rechte der ihm unterstehenden Leute wie folgt zusammenfa te: ÑSie sollen das rituelle Gebet einhalten und die Luterungsgabe entrichtenì ñ eine, wie erinnerlich, schon in mekkanischer Zeit oft wiederholte Formel der Charakterisierung muslimischer Gemeinschaft212 ñ Ñsowie die adaqa aus einer freiweidenden Herde von vierzig Stck Vieh abfhren; der Eigentmer braucht die fr eine Notzeit bei seinem Anwesen gehaltenen Tiere nicht zu dieser Herde hinzuzurechnen. Herden drfen nicht zusammengetrieben werdenì ñ um adaqtpflichtige Bestnde von mehr als vierzig Stck Vieh zu bilden ñ Ñund es drfen keinerlei Betrug und bervorteilung geschehen; die Tiere brauchen nicht dem Einnehmer vorgefhrt oder an einem am Rande gelegenen Ort gesammelt zu werden; die Zusammenfgung von getrennten Herden zum Zwecke des Erreichens einer hheren Abgabenquote ist verboten. Die Leute sind verpflichtet, den Streifscharen der Muslime Untersttzung zu gewhren; auf je zehn Mann entfllt, was die arabischen (Pferde) tragen (?). Wer Getreide vor der Reife verkauft, der begeht Wucher.ì Mit dieser Mischung aus Ritualregeln, Vorschriften fr die Einziehung von Abgaben und einem Allah zugeschriebenen Rechtsgrund-
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satz ist Wil nicht zufrieden: ÑGesandter Allahs, besttige mir (das Eigentum) an Land, das ich in der Heidenzeit besa !ì Die ihn begleitenden Vornehmen aus Hadramaut und vom Stammesverband der imjar bezeugen die Rechtm igkeit des Anspruchs Wils, worauf folgendes Dokument aufgesetzt wird: ÑVon Mohammed, dem Propheten, an Wil b. ur, den Frsten von Hadramaut: Du hast nunmehr den Islam angenommen, und ich besttige dir das Eigentum an den Lndereien und Festungen, die sich in deiner Hand befinden, ferner da man dir aus allem ein Zehntel abverlangt. Zwei unbescholtene Mnner sollen dies berprfen. Ich sage dir zu, da dir dabei kein Unrecht angetan werden soll, solange die Glaubenspraxis, der Prophet und die Glubigen hierbei Beistand leisten.ì Ibn Sad merkt zu diesem Text an, die Ban Kinda htten Wil das ÑTal von Hadramautì streitig gemacht, htten ihre Sache auch selber dem Propheten vorgetragen; dessen Entscheidung sei aber wie erwhnt ausgefallen.213 Mohammed setzte sein Urteil durch, indem er Wil b. ur den jungen Muwija b. ab Sufjn mit auf die Rckreise gab.214 Im gro en und ganzen lassen die literarisch berlieferten Schreiben erkennen, da Mohammed seine eigenen Prinzipien einzuhalten bemht ist, wobei er, des Endes der Notwendigkeit einer Hedschra nach Medina eingedenk, den Dschihad gewisserma en dezentralisiert. Einem Nahöal b. Mlik aus dem zu den Qais Ailn zhlenden Stamm der Ban Bhila215 sicherte er schriftlich zu: ÑWer zum Islam bertritt, das rituelle Gebet verrichtet und die Luterungsgabe aufbringt, Allah und dessen Gesandtem gehorcht, aus der Beute das Fnftel Allahs und des Propheten abfhrt, sich die Bekehrung zum Islam bezeugen l t und sich von den Beigesellern trennt, der ist sicher dank dem Sicherheitsversprechen (arab.: al-amn) Allahs, und zu dessen Gunsten entsagt Mohammed jeglichem (mit Gewalt gebten) Unrecht; ferner (gewhrleistet er), da (die Ban Bhila) nicht (zum Krieg) einberufen und nicht zur Zehntsteuer veranlagt werden. Ihr adaqt-Einnehmer wird aus ihrer Mitte stammen.ì216 Bei der Forderung des Zehnten ist eine gewisse Willkr zu beobachten. Freilich ist zu bedenken, da Stmme, die ber wenig oder kein bebaubares Land verfgten, diese Form der Abgaben nicht aufbringen konnten. Den im Böa-Tal siedelnden Verbnden der Ban Bhila, die nur einen Teil ihres Lebensunterhalts als Wanderhirten erwarben, gestand er zu, Weideland unter den Pflug zu nehmen; wer Boden beackere, dem gehre er.217 Der betreffende brauche je drei ig Rinder nur ein bejahrtes Stck Vieh, je vierzig Stck Kleinvieh ein einjhriges Tier und je fnfzig Kamele nur eine ausgewachsene Stute abzuliefern; der Eintreiber msse die adaqt auf den Weiden entgegennehmen.218 Die Ban
aam, ebenfalls teils Nomaden, teils Bauern, haben demgegenber den Zehnten zu entrichten, und zwar auf die Ertrge von Lndereien, die durch Bche leicht zu bewssern sind. Mu das Wasser hingegen unter Einsatz von Kamelen geschpft werden, wird nur ein Zwanzigstel fllig.219 Beim Einsammeln des Zehnten ergeben sich im brigen eine Reihe von Schwierigkeiten, die Mohammed von Fall zu Fall zu regeln sucht. Die Ertrge an Datteln drfen beispielsweise nicht an der Palme geschtzt werden, Ungenauigkeiten sind zu vermeiden; die Frchte mssen
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Wendung gegen das Christentum
V. Der Dschihad
erst auf den Trockenplatz gelangt sein, bevor der Zehnte bemessen werden kann.220 In den von al-Wqid zusammengetragenen Schreiben wird deutlich, da Mohammed das Christentum in jenen Jahren als etwas besonders Unliebsames, Strendes zu begreifen beginnt. Das medinensische Judentum hat er weitgehend vernichtet, abgesehen von den jdischen Mitgliedern der Klane der ÑHelferì; diesen hat er in der sogenannten Gemeindeordnung Schonung zugesagt, solange sie seine Politik nicht behindern. Das Judentum im ÑTal der Ortschaftenì hat er unterjocht. Seine Ambitionen reichen nun weiter, vermutlich so weit, wie Menschen als Glieder des von ihm fr gottgegeben erachteten genealogischen Systems der Araber leben. Das Christentum, das sich seit dem Beginn seiner Geschichte in vorgefundenen politischen Verhltnissen einzurichten verstanden hat und aus seiner Heilsbotschaft nicht die Verpflichtung zu einer grundstrzenden Vernderung irdischer Herrschaft ableitet, hat angesichts der aggressiven Forderungen jenes eigenartigen Propheten durchweg das Nachsehen; nur zu bald mag vielen klar geworden sein, von welchem Geist eine Religion durchdrungen ist, die den Anspruch erhebt, alles Diesseitige nach den fr Allahs Willen ausgegebenen Machtinteressen ihrer Anfhrer umzuformen. Hierfr nur ein Beispiel! Mohammed war es gelungen, den assnidischen Frsten abala b. alAiham zum Eintritt in den Islam zu bewegen. Unter Umar sagte er sich von diesem Glauben wieder los, weil er ihm Dinge abverlangte, die mit den Sitten, die abala selbstverstndlich waren, nicht vereinbart werden konnten. Denn auf dem Markt von Damaskus hatte abala versehentlich einen Mann von den Ban Muzaina getreten, und dieser hatte ihm darauf ins Gesicht geschlagen. Man brachte den Angrifflustigen vor den Statthalter, den frhen Auswanderer Ab Ubaida b. al-arr, der, zum gro en rger des Frsten, von einer Bestrafung absah und, dem Grundsatz der Vergeltung folgend, diesem freistellte, nun seinerseits dem Muzaniten einen Schlag auf die Backe zu versetzen. abala wollte nicht begreifen, da seine frstliche Wange den gleichen Wert wie die eines einfachen Mannes haben sollte und hielt den Islam daher fr eine unzumutbare Religion.221 In den Quellenzeugnissen, die die berlieferung in jene letzten Jahre Mohammeds einordnet, erscheint das Christentum als eine trichte Spielart des Unglaubens. Aijö b. ab Raba222 von den Ban Maz m wird zu den imjariten entsandt: ÑDie Unglubigen, nmlich die Schriftbesitzer und die Beigeseller, lie en erst (von ihren Irrtmern) ab, als zu ihnen (Mohammeds Offenbarung als) ein klarer Beweis (fr den wahren Glauben) gelangteì (Sure 98, 1 f.). Diese Worte soll er den Jemeniten vortragen, denn darauf werden sie nichts Gescheites zu erwidern haben. So lautet der Rat, den Mohammed ihm mit auf die Reise gibt. Juden und Christen haben ihre Daseinsberechtigung eingeb t; ihr Glaube ist nur noch eine schlichte Dummheit. Das ist dem Gesandten Allahs in jener Zeit zu Bewu tsein gekommen; er spricht es in Sure 9, Vers 30 in aller Schrfe aus, und auch diese Worte soll Aijö den imjariten ausrichten: ÑDie Juden sagen, Esra sei der Sohn Allahs. Die Christen sagen, Christus sei der Sohn Allahs. Das sagen die mit dem Mund (und ohne nachzuden-
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ken). Sie plappern die Worte derjenigen nach, die frher unglubig waren. Allah bekmpfe sie! Wie knnen sie nur so sehr die Wahrheit verfehlen!ì223 Einem Bischof lie Mohammed schon vor dem Abkommen von al-udaibja durch den uns bekannten Dija al-Kalb in Anspielung an Sure 4, Vers 171 mitteilen, Jesus, der Sohn Marias, sei der Geist Allahs, ja, das Wort Allahs, das der keuschen Maria eingefl t wurde; er, Mohammed, glaube unterschiedslos an alle Propheten (vgl. Sure 2, 136 und 285; Sure 3, 84). ÑDer Friedensgru sei dem entboten, der der Rechtleitung folgt!ì224 In den Versen 17 bis 19 der aus der letzten Lebenszeit Mohammeds stammenden Sure 5 macht er vor allem den Christen noch einmal klar, da sie keinerlei Sonderstellung bei Allah innehaben; Jesus kann keineswegs etwas gegen Allahs ausdrcklichen Willen ausrichten, Allah belohnt und bestraft, wen er will. So wre es am besten, alle Schriftbesitzer nhmen die Botschaft an, die der nach einer lngeren Unterbrechung in der Reihe der Propheten nunmehr berufene Mohammed verkndet. Mohammeds Zug nach Mekka fiel in den Zeitraum der bereits in Gang gekommenen Expansion der Ñbesten Gemeinschaftì. Die Mission der sechs Botschafter, die er nach dem Vertragsschlu von al-udaibja an die gro en Herrscher in seinem Gesichtskreis geschickt hatte, war die aufflligste der von ihm ergriffenen Ma nahmen gewesen. Im Norden, im Grenzgebiet zu Byzanz, entwickelten sich die Dinge seither aber nicht so, wie er es sich wnschte. Wie schon angedeutet, war der Statthalter in Amman, Farwa b. Amr al-um, Muslim geworden.225 Er hatte dies nach Medina gemeldet und dem Propheten Geschenke bersandt, darunter prachtvolle Gewnder und in Anerkennung des besonderen Ranges des Propheten ein wei es Maultier, hierin dem Beispiel des Patriarchen von Alexandrien folgend. Die Byzantiner erfuhren von Farwas verrterischen Verbindungen, desgleichen von seinem Glaubenswechsel; diesen solle er rckgngig machen, verlangte man.226 Als er diese ernsten Mahnungen mi achtete, wurde er gefangengenommen und hingerichtet.227 Diese Ereignisse knnten noch in die Zeit vor Mohammeds Einzug in Mekka fallen. Im Jahr 630 jedenfalls, als Herakleios in Hims weilte, verdichtete sich in Medina das Gercht, er ziehe im Gebiet um Amman Truppen zusammen, um Medina anzugreifen. Nabatische Hndler, die seit eh und je Medina mit Nachrichten aus aö-äam versorgten, hatten es ausgestreut. Da man in Arabien vor der Kampfkraft und guten Ausrstung der byzantinischen Heere hchsten Respekt hatte, fand man das alles sehr beunruhigend. Mohammed sah sich gentigt, seinerseits einen Feldzug nach Norden vorzubereiten, fr den er nicht nur seine Auswanderer und ÑHelferì und die Stmme um Medina zu den Waffen rief, sondern auch die Mekkaner. Als man aufbrechen wollte, erlebte Mohammed eine unangenehme berraschung: Mit den ÑHelfernì konnte er diesmal nicht so rechnen, wie er es gewohnt war. Einer der wichtigsten Mnner unter ihnen, Abdallh b. Ubaij, hatte zwar viele Kmpfer um sich geschart, trug aber ernsthafte Bedenken vor; der Gesandte Allahs wisse nicht, worauf er sich einlasse.228 Ob viele ÑHelferì dabei waren, als man im Raab (begann am 14. Oktober 630) des Jahres 9, unter gro er Hitze und Durst leidend, nach Norden vorstie , zunchst in Richtung D mat al-andal, ist unklar. Mohammed befahl seinen Truppen dann einen
Die Furcht der Medinenser vor einem Konflikt mit Byzanz
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Der kriegerische Prophet und seine K mpfer
V. Der Dschihad
Schwenk nach Westen, bis er mit seinem Heer Tabuk erreichte, eine kleine Festung, die bereits auf byzantinischem Territorium lag. Von den angeblich zum Losschlagen bereiten Feinden war nichts zu sehen oder in Erfahrung zu bringen. Die berlieferung verknpft mit dem Heereszug nach Tabuk die erstmalige u erung einer Anzahl von Vorstellungen, die fr das Glaubenskmpfertum kennzeichnend sind und die bis in die Gegenwart gern hervorgehoben werden. berall, wo Mohammed Rast machte, lie er einen Gebetsplatz (arab.: al-masid) markieren. Sowohl Ibn Isq als auch al-Wqid zhlen diese "rtlichkeiten auf.229 Abdallh, der Sohn Umar b. al-aÅÅbs, berichtet, wie man damals Wache gestanden habe, wenn der Gesandte Allahs des Nachts vor seinem Zelt Andacht gehalten habe. Stets habe er sich, bevor er das Gebet begonnen habe, mit dem Zahnholz230 den Mund gereinigt. Als er einmal mit den Riten fertig gewesen sei, habe er sich an die Umstehenden gewendet: ÑFnf Dinge wurden mir von Allah gewhrt, die niemandem vor mir gegeben wurden: Ich wurde zu den Menschen insgesamt berufen; zuvor wurde ein Prophet nur zu seinem Volk geschickt. Die (ganze) Erde wurde mir als Gebetsplatz angewiesen, und zwar als rituell rein. Wo immer mich die Gebetszeit erreicht, fhre ich die rituelle Reinigung mit Sand durch und bete dann; vor mir hielt man dergleichen fr Frevel und betete nur in Kirchen und Klstern. Die Kriegsbeute wurde mir gestattet, ich darf sie verbrauchen; vor mir untersagte man sie. Das fnfte, das ist, was es ist.ì Dreimal habe Mohammed diesen Satz wiederholt, ehe man ihn dazu gebracht habe zu verraten, worum es gehe. ÑMir wurde gesagt: ÇBitte! Denn jeder Prophet bat (Allah). (Die Erfllung deiner Bitten) ist euch und denen verhei en, die bezeugen, da es keinen Gott au er Allah gibt.ëì231 Die ad-Sammlungen verzeichnen viele Varianten dieses Ausspruchs, die den Inhalt schrfer fassen: Mit der Bitte ist Mohammeds Recht gemeint, bei Allah fr die Muslime ein gutes Wort einzulegen, so da sie leicht ins Paradies gelangen werden. Sehr hufig ist auch der Zusatz: ÑMir wurde der Sieg zuteil dank dem Schrecken (arab.: ar-rub), den ich ber eine Wegstrecke von einem Monat verbreite.ì232 Nicht selten fgt Mohammed hinzu: ÑIch empfing die Schlssel zu den Schtzen der Erde, sie wurden vor mir niedergelegt.ì233 ñ Man schenkte Mohammed whrend des Feldzuges nach Tabuk ein Pferd. Er lie es stets in der Nhe seines Zeltes anpflocken, da er sich am Wiehern ergtzte. In Medina zurck, vermi te er diese Tne, und fragte den Mann, dem er das Pferd berlassen hatte, nach dem Grund fr das Verstummen. Er habe es verschnitten, bekannte jener, worauf Mohammed ihn belehrte: ÑIn den Stirnlocken der Pferde liegt das Gute, bis zum Tag der Auferstehung. Darum vermehrt die Pferde und berbietet mit ihrem Wiehern den Stolz der Beigeseller! Die Mhnen der Pferde sind ihr warmes Wollkleid, die Schwnze verscheuchen die Fliegen. Bei dem, in dessen Hand mein Leben liegt! Die Blutzeugen kommen am Jngsten Tag daher, das Schwert ber der Schulter, und an keinem Propheten ziehen sie vorbei, ohne da er (ehrerbietig) zurckweicht, selbst an AbrahamÖ ziehen sie vorber, und er weicht vor ihnen zurck, und schlie lich nehmen sie auf Predigtkanzeln von Licht Platz. ÇDas sind die, deren Blut fr den Herrn der Welten vergossen wurde!ë
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sagen die Leute. Das wird sich abspielen, bis Allah ber seine Knechte urteilt.ì234 Mohammed verbrachte die Zeit in Tabuk nicht m ig. lid b. alWald entsandte er mit einer Streifschar nach D mat al-andal; er sollte den Kinditen Ukaidir b. Abd al-Malik, den dortigen christlichen Frsten, zum Islam zwingen. Man bekam ihn zusammen mit einem Bruder bei einem Ausritt zu fassen. lid machte Ukaidir ein Angebot: Wenn er D mat al-andal dem muslimischen Trupp ffne, werde man ihn am Leben lassen. Ukaidir fgte sich, doch die Verwandten in der Festung des Ortes wollten sich nicht ergeben, solange sie ihn in Fesseln sahen. Die Befreiung von den Fesseln hatte Ukaidir teuer zu erkaufen. lid forderte zweitausend Kamele, achthundert Sklaven, vierhundert Panzerhemden, vierhundert Lanzen. Au erdem verpflichtete sich Ukaidir, zusammen mit seinem Bruder zum Gesandten Allahs zu reisen, um sich dessen Urteilsspruch zu unterwerfen. Nach bernahme der Sklaven, Kamele und Waffen brach lid mit den beiden Gefangenen nach Medina auf.235 AlWqid, der alle Schaupltze der frhen islamischen Geschichte erkundete, traf in D mat al-andal jemanden, der ihm das Schreiben zeigte, das Mohammed dem Frsten Ukaidir ausgestellt hatte, und kopierte es. ÑDies ist ein Brief von Mohammed, dem Gesandten Allahs, an Ukaidir, (ausgefertigt), als dieser (dem Ruf) zum Islam folgte und sich von allen Gefhrten (Allahs) und Gtzenbildern lossagte in Gegenwart lid b. al-Walds, des Schwertes Allahs, in D mat al-andal und Umgebung: Uns gehren die Umgegend, nmlich der wasserarme Boden, das unbebaute, das weglose und das nicht betretene Land, die Panzer, die Waffen, die Pferde und die Festung; euch gehren die innerhalb der Einfriedung stehenden Dattelpalmen236 sowie das flie ende Wasser auf dem bebauten Boden. Nach dem (Abfhren des) Fnftels soll euer freiweidendes Vieh nicht (vom unbebauten Land) vertrieben werden, soll auf einzeln anzutreffende Tiere nicht die adaqa erhoben werden, soll euch die Nutzung der Pflanzen (au erhalb der Einfriedung?) nicht verwehrt sein. Euch soll nichts weiter abgefordert werden als der Zehnte des Ertrags der fest eingewurzelten Palmen.237 Ihr habt das rituelle Gebet einzuhalten und die Luterungsgabe abzufhren, wie es recht ist. Ihr m t diese Vereinbarung, diesen Vertrag, beachten; dafr erzeigen wir euch Aufrichtigkeit und erfllen (unsere Zusagen).ì238 Elat beherrschte einen wichtigen Weg aus dem Hedschas nach aöäam und hatte auch als Hafen Bedeutung. Der Frst dieses Ortes, ein christlicher Araber namens Juanna b. R ba, und seine Vornehmen waren bereits vorher Adressaten eines Schreibens Mohammeds gewesen, dessen Inhalt uns al-Wqid ebenfalls berliefert: Ñ(Noch) seid ihr im Frieden (mit mir). Ich preise vor euch Allah, au er dem es keinen Gott gibt. Denn ich wrde nicht gegen euch kmpfen, bevor ich euch schreibe. Nimm also den Islam an oder gib die Kopfsteuer! Und gehorche Allah, seinem Gesandten und den Gesandten seines Gesandten! Behandle sie ehrerbietig und bekleide sie mit schnen Gewndern, nicht mit solchen fr Krieger! Bekleide Zaid mit einem schnen Gewand! Denn mit allem, womit meine Gesandten einverstanden sind, bin auch ich einverstanden. Die Kopfsteuer ist bereits bekannt. Wenn ihr also wollt, da das
Eroberungen s dlich der Grenze zum byzantinischen Reich
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V. Der Dschihad
Festland und das Meer sicher sind, dann gehorche Allah und seinem Gesandten! Jeglicher Anspruch, den ihr hattet, ob zugunsten der Araber oder der Nichtaraber unter euch, wird euch verwehrt; es gilt nur noch der Anspruch Allahs und seines Gesandten (euch gegenber). Wenn ihr (die Gesandten) abweist und nicht zufriedenstellt, nehme ich nichts von euch entgegen, bis ich gegen euch kmpfe und (dabei) die Minderjhrigen gefangennehme und die Erwachsenen tte. Denn ich bin von Allah mit der Wahrheit gesandt, ich glaube an Allah, seine Bcher und seine Gesandten und an den Gesalbten, den Sohn Mariens, (nmlich) da er das Wort Allahs ist (vgl. Sure 4, 171), und ich glaube an ihn, (nmlich) da er der Gesandte Allahs ist. Komm, bevor euch das bel trifft! Denn ich gab meinen Gesandten mit Bezug auf euch Anweisungen. Gib armala drei wasq Gerste! armala legte fr euch Frbitte ein. Wre es nicht um Allahs und um dieses Umstandes willen, dann htte ich euch (keine Botschaft) geschickt, ehe du des Heeres ansichtig geworden wrest. Wenn ihr meinen Gesandten gehorcht, dann wird Allah euch Schutzherr sein, desgleichen Mohammed und alle mit ihm. Meine Gesandten sind äarabl, Ubaij, armala und urai b. Zaid aÅ-Ä. Welche Abmachung sie immer dir auferlegen, ich bin mit ihr einverstanden. Euch wird der Schutz (arab.: a-imma) Allahs und Mohammeds, des Gesandten Allahs, gewhrt. Der Friedensgru sei euch entboten, solange ihr gehorcht. Rstet die Bewohner von Maqn aus, da sie in ihren Ort ziehen!ì In welchem Verhltnis diese zu Elat standen, verschweigen die Quellen. Es ist jedoch ein Schreiben Mohammeds an sie berliefert, das dieser ihren Boten mitgab, die ihn aufgesucht hatten. Womglich fand dieses Treffen bei Tabuk statt, wo Mohammed, wie wir gleich hren werden, mehrere Abgesandte bedrohter Orte empfing, unter ihnen brigens auch jenen Juanna aus Elat. Der Bevlkerung von Maqn, es handelte sich um Juden, teilte Mohammed die Bedingungen mit, unter denen er ihnen den ÑSchutz Allahs und seines Gesandtenì vor all jenen Gefahren versprach, Ñvor denen er sich selber schtzt. Dem Gesandten Allahs gehren eure Tuche und jeder Sklave bei euch sowie alle Pferde und Waffen, abgesehen von denen, auf die der Gesandte Allahs und dessen Gesandte verzichten. Frderhin obliegt euch (die Abgabe) von einem Viertel eurer Dattelernte, von eurem Fischfang, von dem, was eure Frauen spinnen. Dafr seid ihr hiernach aller Kopfsteuer und aller Fron (arab.: as-su ra) ledig.ì Gehorsam gegen Allah und seinen Gesandten werde bewirken, da die Muslime die Edelmtigen unter den Bewohnern von Maqn gro zgig behandeln, den Missettern verzeihen werden. Den ÑGlubigen und Muslimenì schrft Mohammed ein, all denen, die dem Nachbarschaftsschutz Allahs und seines Gesandten unterstehen, kein Unrecht zuzufgen; diesen wird zuletzt das Recht eingerumt, ihren ÑBefehlshaberì (arab.: al-amr) aus ihrer Mitte zu bestimmen.239 Kommen wir wieder zu Mohammed in Tabuk zurck! D mat alandal, Taim und Elat frchteten den Propheten, als die Araber in Scharen den Islam annahmen, schreibt Ibn Sad in Anlehnung an alWqid.240 Juanna b. R ba, durch den bergriff lid b. al-Walds gegen Ukaidir aufgeschreckt, eilte, das Schlimmste abzuwenden und dem Gesandten Allahs ertrgliche Bedingungen abzuringen. Ihn begleiteten Ver-
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treter der sdlich von Elat siedelnden Kstenbewohner. Auch aus Aru und aus arb,241 zwei von Juden bewohnten Orten im sdlichen Grenzraum von aö-äam, stellten sich Abordnungen in Tabuk ein.242 In ungefhr gleichlautenden Schreiben sicherte Mohammed seinen und Allahs Schutz zu, der im Falle der Elater auch die Karawanen und die Schiffe umfa te; niemand drfe sie daran hindern, eine Kameltrnke aufzusuchen oder irgendeine Handelsroute zu whlen, sei es zu Wasser, sei es zu Lande. Sollte jemand der andersglubigen Vertragspartner gegen seine Verpflichtungen versto en, dann knne er sich nicht mit seinem Vermgen vor Verfolgung schtzen; nehme es ihm jemand ñ gemeint ist: ein Muslim ñ ab, dann sei dieses geraubte Gut rituell unbedenklich. Von Sanktionen gegen Muslime, sollten diese die Abkommen brechen, ist nicht die Rede. Als Kopfsteuer hatten die Mnner von Elat jhrlich dreihundert Golddinare zu zahlen, je Kopf einen. Aus dem durch al-Wqid kopierten Dokument, das die Abordnung aus Aru erhalten hatte, ist ersichtlich, da dieser Betrag stets im Raab fllig wurde.243 ñ Mohammed festigte demnach im Jahre 630 seine Herrschaft im Norden und dehnte sie dabei auf Gebiete aus, die man zu aö-äam rechnete und die somit den arabischen Vasallenfrsten der Byzantiner unterstanden. Da er Ñzu den Menschen insgesamtì geschickt sei, dieser Anspruch lschte nach seinem Verstndnis die herkmmlichen politischen Grenzen aus. Die Befangenheit in den Grundstzen der arabischen Stammesgesellschaft machte es ihm freilich unmglich, das universalistische Moment seiner Heilsbotschaft deutlich zur Geltung zu bringen. Der Konflikt zwischen dem von den arabischen Muslimen behaupteten Vorrang ñ Allah whlte einen Araber zu seinem, wie es das Dogma will, letzten Propheten ñ und der dank einem reichen kulturellen Erbe angestrebten Gleichrangigkeit, auf die die anderen dem Islam unterworfenen Vlker pochen werden, ist bis heute nicht gelst. Wenden wir uns fr einen Augenblick von Medina nach Sden! Narn244 war weitgehend christianisiert; dies gilt auch fr einen zu den Mai gehrenden Klan, die Ban l-ri b. Kab,245 die einen eigenen Bischof hatten. Diesem und den Bischfen von Narn teilte Mohammed mit, sie drften ungeschmlert ihre Rechte ausben, solange sie sich ihm gegenber aufrichtig verhielten.246 Al-Wqid kennt ein weiteres leider ebenfalls undatiertes Schreiben, das wie im Falle des obigen Briefs an Juanna b. R ba neue Forderungen erhebt: Er, Mohammed, habe ber Ñjegliche gelbe, wei e und schwarze Fruchtì247 zu verfgen, ber jeden Sklaven der Narner;248 doch sei er willens, ihnen das alles zu belassen und ihnen stattdessen jedes Jahr zweitausend jemenitische Gewnder,249 ein jedes im Gewicht von einer Uqija,250 abzuverlangen, je tausend im Raab und im afar. Auch Vieh aller Art htten sie abzugeben. berdies htten sie die Botschafter des Propheten bis zu zwanzig Tagen zu bewirten, sie aber nicht lnger als einen Monat aufzuhalten. Sollten Unruhen im Jemen es erfordern, htten die Christen in Narn Milchvieh und Reittiere aufzubieten; diese Tiere glten allerdings lediglich als geliehen und wrden zurckerstattet. Danach wiederholt Mohammed seine und Allahs Schutzzusage; Bischfe, Mnche und Stifter von Gtern fr religise Zwecke sollten in ihren Rechten verbleiben. Dann hei t es, Wucher dr-
Die Unterwerfung der Christen von Narn
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Pressionen gegen die Beigeseller
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fe nicht mehr getrieben werden, alte Blutschuld solle aufgehoben sein. Untereinander mge man nach Recht und Billigkeit verfahren, wenn etwas strittig sei.251 Der Schriftwechsel mit Mohammed war das Vorspiel zu einer mit Waffengewalt unternommenen Islamisierung. Im Rab al-auwal (begann am 7. Juni 631) des Jahres 10 brach lid b. al-Wald mit vierhundert Kmpfern zu den Ban l-ri b. Kab auf, versehen mit Mohammeds Befehl, vor dem Einsatz des Schwertes dreimal zur Annahme des Islams aufzurufen. Diese hchst unfreundliche ÑEinladungì konnte man schwerlich ausschlagen. Wie Mohammed es verlangt hatte, brachte lid eine Abordnung des Stammes mit nach Medina; eines der Mitglieder bestellte er, hnlich wie im Falle der Juden von Maqn, zum Befehlshaber der Ban lri b. Kab und beschenkte es;252 im Januar 632 gestattete er die Heimreise.253 Auch die Christen von Narn schickten Vertreter nach Medina; es ist nicht klar, ob es hierzu einer besonderen Intervention wie derjenigen lids gegen die Ban l-ri b. Kab bedurft hatte. In Medina erregten die Narner Aufsehen wegen ihrer feinen Kleidung. Sie mi fiel dem Gesandten Allahs, und er richtete erst das Wort an die Besucher, als sie sich ihm im Habit der Mnche zeigten. Der Aufforderung, Muslime zu werden, widersetzten sie sich standhaft, und als Mohammed sie zu einem Gottesurteil drngte, lehnten sie auch dies ab und erklrten, sie wollten sich mit ihrer unterlegenen Stellung abfinden. Die Bedingungen, unter denen sie sich so den ÑSchutz Allahs und seines Gesandtenì erkauften, entsprechen fast wrtlich denen, die das oben zitierte Schreiben festlegt; womglich ist es mit dem identisch, das jetzt die Abordnung empfing.254 Da die Narner whrend des Kalifats Umar b. al-aÅÅbs wegen ihres christlichen Glaubens aus der Arabischen Halbinsel vertrieben wurden,255 haben sich in die berlieferung ber ihre Unterhandlungen mit Mohammed Aussagen ber die Stellung der Muslime zum Christentum gemischt, die vermutlich noch nicht in diese frhe Zeit gehren.256 Es ergbe ein schiefes Bild, wollte man von den vielfltigen Pressionen, mit denen Mohammed in den Monaten nach der Einnahme Mekkas seine Herrschaft ber ganz Arabien auszudehnen versuchte, nur diejenigen schildern, die sich gegen Juden und Christen richteten. Diese Flle springen unter den zahlreichen literarisch berlieferten Zeugnissen seiner Missionsttigkeit deswegen besonders ins Auge, weil sie in den Regionen, die unter byzantinischer Herrschaft standen, die Kopfsteuer etablieren, die im Zuge der Eroberung weiter Landstriche au erhalb der Arabischen Halbinsel neben der Kriegsbeute zum fiskalischen Rckgrat des islamischen Staates werden wird. Die Christen von Narn, die nach Mohammeds Vorstellung auf arabischem Territorium lebten, waren ihr, wie noch Ab J suf (gest. 798), einer der berhmten Rechtsgelehrten des Zeitalters Hr n ar-Raöds (reg. 786ñ809), ausdrcklich feststellt, niemals unterworfen worden. Ebenso wenig wurden brigens die weitgehend christlichen Ban Talib mit dieser Steuer belegt,257 vermutlich weil sie, au erhalb der Halbinsel auf sasanidischem Territorium lebend, Mohammed zugesagt hatten, ihre Kinder nicht mehr zu taufen.258 Einige wenige Beispiele sollen illustrieren, da Mohammeds Anstrengungen, sich einen einheitlichen Raum der Machtausbung zu schaffen, mit gleicher, wenn
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nicht gar strkerer Wucht auch die Beigeseller trafen. Als er von alirna aus nach Medina zurckreiste, befahl er einer Streifschar, sich gegen Sden zu wenden und die Botm igkeit des gro en Klans der Ban ud259 zu erwirken. Kaum lagerte der Trupp, von einem Sohn Sad b. Ubdas angefhrt, in einem von aÅ-Äif ausgehenden Tal, als sich ein Sprecher dieses Klans einstellte und um Abbruch des Feldzugs bat. Eine Abordnung der Ban ud eilte nach Medina, man nahm den Islam an und huldigte Mohammed. Als dieser im Jahre 632 seine sogenannte ÑAbschiedswallfahrtì vollzog, da beteiligten sich an den Riten schon einhundert Angehrige dieses Klans.260 ñ Farwa b. Musaik aus dem jemenischen Stamm der Ban Murd suchte Mohammed in Medina auf und erklrte, er kndige den kinditischen ÑKnigenì261 den Gehorsam auf und werde fortan dem Gesandten Allahs folgen. Er fand eine Zeitlang Unterkunft bei Sad b. Ubda, erlernte dort den Koran und die islamischen Riten, erhielt schlie lich von Mohammed eine Summe Silber, ein Gewand und einen edlen Kamelhengst und wurde mit dem Auftrag entlassen, die Statthalterschaft ber die jemenischen Stmme zu bernehmen; als adaqt-Eintreiber wurde ihm lid b. Sad b. al-262 beigeordnet, einer der frhesten Anhnger Mohammeds, versehen mit einem Schriftstck, in dem die Abgabequoten aufgezeichnet waren.263 ñ Eine Abordnung der Ban auln, ebenfalls ein jemenischer Stamm,264 traf im äabn (begann am 2. November 631) des Jahres 10 mit Mohammed zusammen. Dieser erkundigte sich, wie es um die von ihnen verehrte Gottheit stehe. Sie htten sich von ihr losgesagt, bedeuteten sie ihm. Nachdem sie ber den Islam belehrt und mit der blichen Summe Edelmetalls265 beschenkt worden waren, reisten sie in ihre Heimat zurck und zerstrten das Gtzenbild.266 Eine Aufzhlung weiterer Feldzge zur Ausbreitung des Islams und weiterer Gesandtschaften, die sich mehr oder weniger freiwillig auf den Weg nach Medina machten, fgte den bereits gewonnenen Erkenntnissen wenig Neues hinzu. Lediglich Al b. ab Älibs schon erwhnter Vorsto in den Sden im Ramadan (begann am 1. Dezember 631) des Jahres 10 sei noch einmal gestreift. Al drang in das Gebiet der Ban Mai ein. Mit seinen dreihundert Kriegern machte er reiche Beute an Vieh und Menschen; die Verteilung lag in den bewhrten Hnden Buraida b. aluaibs. Es war entgegen den Regeln blich geworden, noch auf dem Schlachtfeld an die ruhmreichen Kmpfer zustzliche Gaben aus dem Prophetenfnftel zu verschenken. Diesen Unterschleif unterband Al und achtete darauf, da das ganze Fnftel an Mohammed gelangte. Nach dem Sieg der Muslime waren die Ban Mai bereit, in die neue Religion einzutreten. Man lehrte sie den Koran und klrte sie ber die adaqt auf. Whrend Al dergestalt auf die Ausbreitung des Islams hinarbeitete, kam er mit einem Juden, Kab al-Abr, in Berhrung; dieser habe von der Weissagung gesprochen, derzufolge im Gebiet von Jarib ein Prophet erscheinen werde. Unter dem Kalifat Umars finden wir diesen Kab in Medina; ber seine Spuren im frhen Islam werden wir Nheres erfahren.267 Laut al-Wqid gehrt in den Zusammenhang dieses Feldzuges ein literarisch berliefertes Schreiben, in dem Mohammed sich ber die Hhe der adaqt u ert: Aus einer Herde von 120 Schafen ist je eines von
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Der Bruch der bereinkunft mit den Beigesellern
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40 abzugeben; bersteigt die Zahl der Herdentiere die 120, dann ist bis zu einem Bestand von 200 ein weiteres fllig, bis zu einem Bestand von 300 deren drei. Wesentlich verwickelter sind die adaqt auf Kamelherden zu veranlagen, da hier auch bestimmte Merkmale der Tiere beachtet werden mssen. Bei den Feldfrchten betragen die adaqt, wie schon aus anderer Quelle bekannt, ein Zehntel des Ertrages von natrlich bewssertem Land und ein Zwanzigstel von knstlich bewssertem. Zuletzt wird festgelegt, da alle geschlechtsreifen mnnlichen Personen, die Juden oder Christen bleiben, in jedem Jahr einen Dinar entrichten mssen, ersatzweise den Gegenwert in Gewndern aus gestreiftem Wollstoff.268 Da es sich um Personen auf arabischem Territorium handelt, fehlt in diesem Zusammenhang der Begriff der Kopfsteuer. Wie ebenfalls schon erwhnt, zog Al die adaqt an Ort und Stelle ein und gab sie, wahrscheinlich nur zum Teil, an die Bedrftigen des betreffenden Stammes aus.269 In die Zeit zwischen der Inbesitznahme Mekkas und dem Ende des Jahres 631 fllt ein Ereignis, das in vorzglicher Weise die Mohammed damals beherrschenden Vorstellungen enthllt und dabei den Hintergrund beleuchtet, vor dem die geschilderten Vorgnge zu betrachten sind. Es ist dies die Entstehung von Sure 9, aus der schon mehrfach zitiert wurde. Die Wallfahrt des Jahres 9 traf auf den Mrz 631. Mohammed selber blieb in Medina; an seiner Stelle brach Ab Bakr mit dreihundert Mann nach Mekka auf ñ ein Hinweis darauf, da sich der Gesandte Allahs bei den Quraiöiten noch nicht sicher fhlte, wie bereits aus einem anderen Indiz erschlossen. Mit einigen Beigesellern hatte man ein Jahr zuvor ausgemacht, da auch sie, und zwar nach ihren althergebrachten Riten, die Zeremonien vollfhren durften. Mohammed hatte eigenhndig die Opfertiere gekennzeichnet, die er Ab Bakr mit auf den Weg gab, und er hatte ihn gemahnt, beharrlich den heidnischen Sitten zuwiderzuhandeln und die bald nach der Ankunft in Medina verkndeten islamischen Regeln zu befolgen.270 Laut Ibn Isq oblag den Muslimen und den Beigesellern eine in Mekka verabredete allgemeine Friedenspflicht; au erdem hatte Mohammed mit einigen Stmmen befristete Vertrge geschlossen. Diese Lage betreffend ñ desweiteren jene Muslime tadelnd, die den Propheten vor der eben beendeten Unternehmung gegen aöäam den Gehorsam verweigert hatten ñ sei Sure 9 kurz nach der Abreise der Pilgerkarawane Ñherabgesandtì worden; Al habe sie Ab Bakr unterwegs berbracht. Ibn Isq wertet sie als eine Abrechnung mit den u eren Feinden, den Unglubigen, wozu Mohammed in jenen Tagen auch die Juden und Christen rechnet, und mit den ÑHeuchlernì, den inneren Widersachern, worber im nchsten Teilkapitel zu handeln sein wird. ÑAufkndigung271 von seiten Allahs und seines Gesandten an die Beigeseller, mit denen ihr eine Vereinbarung schlosset!ì so beginnt der Text ohne einleitende Floskeln. Angesprochen sind alle die Heiden, die aus der allgemeinen Friedenszusage Nutzen ziehen, stellt Ibn Isq fest. ÑDarum zieht im Land umher in den vier (heiligen) Monaten und wisset, da ihr Allah nicht in Verlegenheit bringen knnt!ì ñ Ihr seid berall und jederzeit in Allahs Hand. ñ ÑUnd wisset, da Allah die Unglubigen ent-
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ehren will! Und Verlautbarung von seiten Allahs und seines Gesandten an die Menschen am Tag der gro en Wallfahrt, da Allah und sein Gesandter (aller Verpflichtungen) gegenber den Beigesellern ledig sind. Wenn ihrì ñ Unglubigen ñ Ñeuch reumtig bekehrt, dann ist das besser fr euch. Aber wenn ihr euch abwendet, dann wisset, da ihr Allah nicht in Verlegenheit bringen knnt. Drohe den Unglubigen eine schmerzhafte Strafe an! Mit Ausnahme der Beigeseller, mit welchen ihr eine Abmachung traft und die euch danach nichts vorenthielten und niemanden gegen euch untersttzten. Ihnen gegenber beachtet die Vereinbarung bis zum Ende der (ausgemachten) Frist! Allah liebt die Gottesfrchtigen. Wenn die heiligen Monate jedoch vergangen sind, dann ttet die Beigeseller, wo immer ihr sie findet! Packt sie, treibt sie in die Enge, legt ihnen jeden erdenklichen Hinterhalt! Wenn sie sich bekehren, das rituelle Gebet verrichten und die Luterungsgabe abfhren, dann la t sie laufen! Allah verzeiht und ist barmherzig. Wenn ein Beigeseller dich um Nachbarschutz bittet, dann gewhre ihn, damit er die Rede Allahs vernehme; dann geleite ihn auf sicheres Gebiet! (So magst du dich verhalten) weil sie unwissende Leute sind. Wie knnen die Beigeseller berhaupt vor Allah und seinem Gesandten einen Vertrag haben? Das gilt nur fr die, mit denen ihr am heiligen Gebetsplatz eine Abmachung traftì (Sure 9, 1ñ 7). Unter letzteren sind nach Ibn Isq die Ban d-Dl zu verstehen, ein Klan der Ban Bakr, der auf der Seite der Quraiöiten dem Vertrag von aludaibja beigetreten sei; anders als jene htten sie das Abkommen nicht verletzt. Ihnen sei, als Mohammed in Mekka einmarschiert war, die fortdauernde Gltigkeit des Abkommens aus dem Jahre 628 besttigt worden. Nun aber, im Jahre 631, soll auch fr sie der Friede nur noch vier Monate dauern; sie sollen die Zeit haben, in ihr angestammtes Streifgebiet zurckzukehren. Danach aber haben auch sie, sollten sie im Heidentum verharren, den Dschihad zu gewrtigen. ÑTtet die, bei denen ihr keinen Gebetsrufer hrt und keinen Gebetsplatz seht!ì Diese Parole hatte Mohammed nach dem Einmarsch in Mekka und noch vor der Schlacht von unain ausgegeben.272 Ein Jahr spter rechtfertigt er die Aufkndigung der allgemeinen Friedenszusage mit der Behauptung, die Beigeseller seien grundstzlich nicht willens, eine Vereinbarung zu erfllen, sobald sie sprten, da sie Oberwasser htten (Vers 8). Er selber rckt sich mit dieser Unterstellung in ein gnstiges Licht, denn er halte ja einmal gegebene konkrete Zusagen; er macht aber darauf aufmerksam, da deren Verlngerung nicht in Betracht kommt. Wie einst die Juden von Medina ihre heidnisch-arabischen Mitbewohner nicht als ebenbrtige Partner ansahen (vgl. Sure 3, 75), so handelt nun Mohammed selber an den Beigesellern. Um seinen Drohungen Nachdruck zu verleihen, beschimpft er sie als die ÑImame des Unglaubensì. Eidbrchig seien sie; Ñsie beabsichtigten, den Gesandten (Allahs) zu verjagen, und sie sind es, von denen das erste Mal der Angriff gegen euch ausging!ì (Vers 13). Erneut eine Anspielung auf die prekre Lage, in der sich Mohammed vor knapp einem Jahr in Mekka befunden hatte! Und auch das erste Mal, nmlich bei seiner Vertreibung, waren es seine quraiöitischen Widersacher gewesen, die die Initiative ergriffen hatten, um ihn loszuwerden. Darum gilt es, sie mit allen Mitteln niederzukmpfen!
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Der Inhalt von Sure 9
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Bilden sich die ÑGlubigenì etwa ein, sie drften sich jetzt in Sicherheit wiegen vor den Feinden? Der Krieg ist keineswegs vorber! Allah kennt genau diejenigen unter den Anhngern des Islams, die weiter den Dschihad betreiben werden und sich niemanden au er ihm und dem Gesandten und den ÑGlubigenì fr ihren vertrauten Umgang whlen (Vers 9ñ 16)! Diese Bemerkung zielt auf die inneren Schwierigkeiten, denen sich Mohammed seit der Rckkehr von Tabuk gegenbersah. Vorerst bleiben wir bei den mekkanischen Quraiöiten, bei seinem Zorn und den scharfmacherischen Reden gegen die Beigeseller, ja gegen alle, die nicht ihm ergeben sind. Sure 9 fesselt unsere Aufmerksamkeit, ist sie doch eine aussagekrftige Bestandsaufnahme der Lage, ganz aus der Sicht Mohammeds. Die Adressaten sind die Muslime allgemein; dank den Erfolgen in den Kriegen und durch die mehr oder minder gewaltsam betriebenen Ma nahmen der Missionierung ist ihre Schar unbersichtlich gro geworden. Formal sind sie alle zur Botm igkeit gegenber ihm verpflichtet, aber mit der alten Gemeinde der ÑGlubigenì hat das rasch wachsende Gebilde immer weniger gemeinsam. Mohammed fllt es schwer, sich von den frheren Verhltnissen zu lsen, als sein Mahnruf die Mehrheit seiner Anhngerschaft, die sich in Medina aufhielt, unmittelbar erreichte. Neue Mittel zur Kundgabe seiner Ansichten und seines Willens stehen ihm nicht zu Gebote, und darum hebt er in Sure 9 das eine um so mehr hervor, das er seit Jahren mit Meisterschaft handhabt: die Worte seines Alter ego. Da auch sie an Wirkung einzub en beginnen, ahnt man, wenn man ihn klagen hrt: ÑWenn eine Sure herabgesandt wird, (in der es hei t): ÇGlaubt an Allah und fhrt zusammen mit seinem Gesandten den Dschihad!ë dann bitten dich die Wohlhabenden unter ihnen: ÇLa uns (in Ruhe), wir wollen mit denen sein, die (zu Hause) bleiben!ëì Zum Mittun zwingen kann er sie nicht mehr, und so steht ihm nur offen, zu wiederholen, wie sehr es solchen Leuten an der richtigen Einsicht mangele, whrend Ñder Gesandte und diejenigen, die mit ihm glauben und unter Einsatz ihres Vermgens und ihres Lebens den Dschihad fhrenì, dereinst die Glckseligkeit erlangen werden (Vers 86ñ 89). Mohammed macht sich nichts vor: Durch die Suren werden nur diejenigen in ihrem Glauben bestrkt, die ohnehin schon fest in ihm verwurzelt sind. Die brigen, Ñin deren Herzen sich eine Krankheit eingefressen hatì, lassen sich davon kaum beeindrucken und verfangen sich mit ihrer Abwehrhaltung, so Mohammeds Deutung, mehr und mehr in Snden. Ein oder zweimal im Jahr will Allah sie auf die Probe stellen, und jedesmal schlagen sie diese Gelegenheit zur Besinnung in den Wind. Sie stehlen sich eilig davon, sobald eine Sure offenbart wird, und hoffen, da niemand sie dabei beobachtet ñ Allah hat ihr Herz vom Glauben abgewendet! Der Gesandte aus ihrer Mitte, den sie einst ersehnten,273 ist gekommen; er l t sich ihr Wohl angelegen sein. Doch wenn sie ihm nicht folgen, dann kann man ihn nicht fr ihren Unglauben verantwortlich machen (Vers 124ñ129). Frwahr ein befremdlicher Tonfall von Selbstmitleid, der sich in Mohammeds Verlautbarungen genau in der Zeitspanne einschleicht, als sich der Erfolg seiner Politik einstellt! Denn bei den Vermgenden, die auf dem Felde der Ehre mehr zu verlieren als zu gewinnen haben, b t der
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Dschihad seine Anziehungskraft ein. Um so eindringlicher mu Mohammed fr ihn werben und ihn als das eine Merkmal des Glaubens herausstreichen, das jeder unabweisbar bejahte, als er den Schritt zum Heilserwerb tat: ÑAllah kaufte den Glubigen das Leben und das Eigentum ab um den Preis des Paradieses. Sie kmpfen auf dem Pfade Allahs, dabei tten sie und werden gettet ñ diese (Belohnung) gilt als ein wahres Versprechen, gegeben in Tora, Evangelium und Koran. Wer hielte sein Versprechen wohl getreuer ein als Allah? Freut euch also des Tauschgeschfts, das ihr abgeschlossen habt! Das ist der gewaltige Gewinn!ì (Vers 111). Da Allah seinen Kriegern beisteht, hat er doch schon oft bewiesen, zuletzt bei unain: Die Muslime waren damals siegesgewi wegen ihrer zahlenm igen berlegenheit, und doch ntzte sie ihnen nichts; unvermittelt sahen sie wie die Verlierer aus, und erst als Allah seine Zuversicht einfl ende Gegenwart (arab.: as-sakna) herabsandte und ÑHeere, die ihr nicht sahtì, wurden die Hawzin bezwungen (Vers 25 f.). ñ Diese Argumente hat Mohammed seit dem Sieg bei Badr bemht. ñ Darum msse man auch jetzt ohne Zaudern dem Aufruf zum Kriegfhren folgen. Schon als Mohammed, aus Mekka vertrieben, sich mit Ab Bakr in der Hhle vor den Feinden verbarg, in jenem Augenblick hchster Gefahr, halfen die Gegenwart Allahs und ÑHeere, die ihr nicht sahtì ñ deswegen stelle man alle Sorgen um Leben und irdischen Besitz hintan und widme sich dem Dschihad (Vers 38ñ53)! Und wenn schon nicht auf einem in ferne Gegenden fhrenden Feldzug, dann wenigstens gegen die Unglubigen in unmittelbarer Nhe (Vers 123)! So berfllt Mohammed im Augenblick des Triumphes die Angst vor dem Stocken, vor dem Stillstand, dem Rckschritt. Wie berechtigt diese Furcht war, wird sich zeigen. Das Drngen nach Fortsetzung des Kampfes rechtfertigt sich zu jenem Zeitpunkt durch die Aufkndigung der Abmachungen mit den Heiden; beides ist miteinander verbunden wie die zwei Seiten einer Medaille, und das Ziel des Waffeneinsatzes ist die Umgestaltung der mekkanischen Riten; es darf nur noch der von Mohammed festgelegte Ablauf der Zeremonien gelten. Ein neues Ziel wird sich finden, sobald dieses erreicht ist. Die von Ab Bakr geleitete Pilgerkarawane des Jahres 9 wrde freilich noch nicht endgltig die nicht mehr vom Heidentum in Mitleidenschaft gezogenen Riten sichern, in den Augen des Propheten diejenigen Abrahams. Die Vollendung mu te Mohammed sich selber vorbehalten. Es gibt Hinweise darauf, da er davon seit langem trumte. In Sure 2, Vers 217 erklrte er den Krieg gegen die Feinde, die ihm den Zugang zum Gebetsplatz an der Kaaba verwehrten, fr erlaubt, selbst wenn er im geheiligten Pilgermonat ausgetragen werden m te. Seit seinem Eintreffen in Medina beging er dort alljhrlich das Opferfest, wobei unklar ist, zu welchem Zeitpunkt. Schlie lich stiftete er in Medina einen geheiligten Bezirk; diese berlieferung reiht al-Wqid in die Geschehnisse nach der Rckkehr aus Fadak ein, ohne da diese Datierung zwingend wre.274 Ob diese Stiftung irgend etwas mit Pilgerriten zu tun hatte, wissen wir nicht. Erst im zehnten Jahr seines Aufenthalts in Medina, nachdem Ab Bakr zwlf Monate zuvor wohlbehalten aus Mekka zurckgekehrt war, entschlo sich der Gesandte Allahs zu einer ordnungsgem en Wallfahrt. Zuvor hatte er nur die religis weniger
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Mohammeds letzte Wallfahrt
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verdienstvollen zeitunabhngigen Zeremonien (arab.: al-umra) ins Auge zu fassen gewagt, war damit bei al-udaibja noch gescheitert, hatte sie aber vertragsgem ein Jahr spter nachgeholt; selbst als er in Mekka eingerckt war, hatte er sie erst nach der Schlacht gegen die Hawzin und der ergebnislosen Belagerung von aÅ-Äif durchgefhrt,275 und zwar von al-irna aus im Mrz oder April 630.276 Nach der Austeilung der den Hawzin abgenommenen Gter an einflu reiche Mnner und dank der seither mit gr tem Nachdruck betriebenen Ausbreitung des Islams betrachtete Mohammed die Voraussetzungen fr eine eigene ordnungsgem e Wallfahrt als gegeben. Er lie sein Vorhaben ankndigen, und es sammelte sich in Medina eine stattliche Anzahl von Anhngern der neuen Religion, um mit ihm zur Kaaba zu ziehen. Er verkndete aber vorsorglich, da die Auswanderer nach Abschlu der Zeremonien nur drei Tage in Mekka bleiben drften. Am 24. Januar 632, Ñals noch fnf Nchte des l-Qada verblieben warenì, brach die Karawane auf.277 Das Jahr zuvor hatte Ab Bakr darauf achten sollen, da der heidnische Ablauf der Zeremonien unterbunden werde; ob dies Bemhen von Erfolg gekrnt war, verschweigen die Quellen. Sie bringen die nderungen naturgem mit Mohammed in Zusammenhang. In Mekka angekommen, schlug man sein Zelt bei Min auf. Danach zog man mit den Opfertieren nach Arafa. Von dort wurden sie zu gegebener Zeit zum Schlachtplatz gefhrt. Sie waren nach berliefertem Brauch geschmckt und mu ten sich auf drei Beinen dahinschleppen, da der Unterschenkel eines Vorderlaufs mit einem Strick an den Oberschenkel gefesselt war, die bliche Methode, Tiere am Entlaufen zu hindern. Mohammed befahl den Besitzern, auf den Opferkamelen zu reiten, was offenbar den heidnischen Konventionen widersprach. Der wichtigste Versto gegen die heidnischen Bruche lag jedoch darin, da Mohammed als Quraiöite whrend der Zeremonien bis nach Arafa hinauszog; seine Stammesgenossen hatten dies, wie erinnerlich, niemals getan, mit der Ausnahme allein Mohammeds und des anfen äaiba b. Raba b. Abd äams, eines engen Freundes von Umn b. al-uwairi.278 Der Gesandte Allahs verwirklichte eine Idee des anfentums, indem er nun ein weit gr eres Gelnde zum ÑErbe Abrahamsì erklrte. ÑWir reden nicht mit den (gemeinen) Leuten, wir sind die Gefolgsmnner Allahs!ì sollen die Quraiöiten in heidnischer Zeit behauptet und sich von den fremden Pilgerscharen ferngehalten haben.279 Die Entschrnkung des quraiöitischen Selbstverstndnisses, die Einebnung des Rangunterschiedes, der den Sachwaltern der Kaaba bis dahin eingerumt worden war, liegt auf derselben Ebene wie die Ausweitung des Gebots der rituellen Reinheit, die am Anfang des Prophetentums Mohammeds steht, und wie die gnzliche Entgrenzung der Zustndigkeiten des Einen Allah ñ Ñmeine und der Propheten vor mir trefflichste Anrufung (Allahs) lautet: ÇEs gibt keinen Gott au er Allah, er hat keinen Gefhrten, ihm untersteht die Herrschaft, ihm gebhrt das Lob, in seiner Hand liegt das Gute, er schenkt Leben und Tod, er hat Macht zu allem!ëì ñ soll Mohammed nun in Arafa bekundet haben.280 An alle Araber, an alle, die nach Mekka pilgern, richtet sich die anfische Botschaft, die mit Mohammeds Wallfahrt praktizierte Wirklichkeit
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wird. Der anfische Allah bedenkt alle in gleicher Weise mit seiner Frsorge, er erschafft alles, und alles ist zum Nutzen des Menschen vorgesehen. Das Vieh ntzt dem Menschen auf vielerlei Weise, es trgt Lasten an Orte, an die man sie anders nur mit Mhen bringen knnte; und er schuf Ñdie Pferde, die Maultiere, die Esel, damit ihr auf ihnen reitet, und zur ZierdeÖì (Sure 16, 5ñ8). Die Riten drfen nicht dem von Allah bestimmten Zweck der Opfertiere entgegenstehen. Die Verehrung Allahs mu sich in den von ihm festgelegten Lauf der Dinge einfgen. Schon in der Rede, die Mohammed gut zwei Jahre vorher an der Kaaba gehalten hatte, hatte er klargestellt, da man das Abendgebet erst nach dem Versinken der Sonnenscheibe zu beginnen habe. Der Aufbruch von Arafa darf nun ebenfalls erst zu diesem Zeitpunkt erfolgen; die heidnischen Araber liefen bereits los, Ñals die Sonne ber den Berggipfeln stand wie der Turban auf den Kpfen der Mnnerì.281 In der berhmten Ansprache, die Mohammed jetzt whrend des Opferfests hlt, ruft er das Ziel aller anfischen Religion wie folgt in Erinnerung: ÑDas (Einfgen des) Schaltmonats ist ein berma an Undankbarkeit (gegen Allah, d.h. ein berma an Unglaube); die Unglubigen werden (durch diese Praxis) in die Irre gefhrt; sie erklren ihn in einem Jahr fr profan, im anderen fr heilig, um auf diese Weise auf die Zahl zu kommen, die Allah als heilig festsetzteì (Sure 9, Vers 37). ñ Wre der Monat Muarram nmlich immer, mithin auch in Schaltjahren heilig, dann ergben sich in diesen Fllen fnf geheiligte Monate, nicht nur vier, wie es Allahs Regelung verlangt. ñ ÑWahrlich, nun aber hat die Zeit sich einmal gedreht und wieder die Gestalt angenommen, die sie am Tag hatte, da Allah die Himmel und die Erde schuf: Die Zahl der Monate betrgt zwlf gem der gttlichen (Ur-) Schriftì, in der sein Schpfungsplan niedergelegt ist. ÑDavon sind vier geheiligt, drei hintereinander, und zwar l-Qada, l-ia und Muarram, sowie der Raab, der der Monat Muars282 hei t und zwischen umd l-ira und äabn liegt. Und jeder Monat hat neunundzwanzig oder drei ig Tage.283 Habe ich das deutlich bermittelt?ì284 Wenig spter in derselben Ansprache umrei t Mohammed das religis-politische Ziel, das er anstrebt und das zum Greifen nahe zu sein scheint. ÑIhr Leute! Der Satan lie alle Hoffnung fahren, fortan in diesem euren Land angebetet zu werden! Doch ist er damit zufrieden, da man ihm anderswo gehorcht. Ihr erachtet dies fr belanglos, er aber ist damit zufrieden!ì285 Mit der Einfhrung der abrahamischen Pilgerriten wurde dem Teufel in Mekka jetzt jede Mglichkeit genommen, den ihm von Allah zugestandenen Verfhrungsknsten (Sure 15, 37ñ40) nachzugehen; vielleicht meint Ñin diesem Landì jedoch das ganze dem Islam unterworfene Gebiet. Wie dem auch sei, die dem Teufel verbliebenen Mglichkeiten darf man nicht unterschtzen. ÑJeder Muslim ist der Bruder (eines jeden) Muslims, sie sind untereinander nichts als Brder. Kein Muslim darf das Blut und die Habe eines anderen Muslims antasten, es sei denn mit dessen Einverstndnis (vgl. Sure 2, 178). Mir wurde befohlen, gegen (alle brigen) Menschen zu kmpfen, bis sie sagen: ÇEs gibt keinen Gott au er Allah!ë Wenn sie das sagen, dann schtzen sie ihr Blut und ihr Vermgen, und Allah wird ber sie zu Gericht sitzen. Begeht kein Unrecht gegen euresgleichen! Werdet nach meinem Tod nicht wieder un-
Der universale Machtanspruch
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glubig dergestalt, da einer dem anderen den Kopf abschlgt!286 Ich hinterlasse euch etwas, woran (ihr euch halten sollt, um) nicht dem Irrtum zu verfallen: das Buch Allahs!287 Habe ich das klar bermittelt?ì288 Die Ausdehnung der Herrschaft des Gesandten Allahs bedeutet zugleich die Einengung des Wirkungskreises des Satans. Demnach ordnen sich mit der Islamisierung der Erde die Verhltnisse aufs neue so, wie Allah sie beabsichtigt und am Tag der Schpfung eingerichtet hatte. Die Einfhrung des reinen Mondkalenders und der abrahamischen Pilgerriten, das Verbot des Wuchers, die Verkndung des Status der Frauen ñ sie sind die Gefangenen (arab.: Pl. f. al-awn) der Mnner289 ñ und die mglichst vollstndige Unterbindung aus heidnischer Zeit herrhrender Blutfehden ñ Ñ Allah hat euer Blut, euer Vermgen, eure Ehre bis zu dem Tag, an dem ihr ihm begegnen werdet, in gleicher Weise fr heilig erklrt wie diesen Monat jetzt an diesem Ort hier an ebendiesem Tag!ì290 ñ schaffen einen Raum, in dem nach Mohammeds berzeugung Allahs reines Bestimmen herrscht und die Hingewandtheit der Geschpfe zu ihm gewhrleistet ist. In Mekka whrend der letzten Wallfahrt hatte der Gesandte Allahs nur Muslime als Zuhrer. In Sure 9, ein Jahr vorher entstanden, richtet sich sein Blick auch auf die Andersglubigen: Sie stren das Idealbild der einheitlich Allah zugewandten Menschheit, dem Mohammed sich verpflichtet fhlt: ÑMir wurde befohlen, gegen (alle brigen) Menschen zu kmpfen, bis sieÖì ruft er den Pilgern zu. In Sure 9 hat er bereits erlutert, weshalb sich ein unnachsichtiger Kampf gegen die Andersglubigen zu richten hat: ÑDie Juden sagen: ÇEsra ist der Sohn Allahs.ë Die Christen sagen: ÇDer Messias ist der Sohn Allahs.ë So reden sie mit dem Mund (und ohne berlegung); sie schwtzen es denen nach, die schon vorher unglubig waren. Allah bekmpfe sie! Was brachte sie nur auf diesen Irrtum? Sie erkoren sich ihre Rabbiner und Mnche zu Herren anstelle Allahs, desgleichen den Messias, den Sohn der Maria. Dabei war ihnen befohlen worden, nur einen Gott anzubeten, au er dem es keinen gibt ñ gepriesen sei er unter Ausschlu von all dem, was sie ihm beigesellen! Sie wollen das Licht Allahs mit ihrem unberlegten Gerede auslschen, Allah aber will nichts anderes als sein Licht vollenden, auch wenn das den Unglubigen zuwider ist. Er ist es, der seinen Gesandten mit der Rechtleitung schickte und mit der wahren Glaubenspraxis, um diese zum Triumph ber jegliche andere Glaubenspraxis zu fhren, auch wenn das den Beigesellern zuwider ist. Ihr, die ihr glaubt! Viele Rabbiner und Mnche verzehren zu Unrecht das Vermgen der Menschen und halten sie vom Pfad Allahs fern.ì Das zu den Andersglubigen! Noch im selben Vers kommen ihm die wenig Begeisterten unter den eigenen Anhngern in den Sinn, und er fhrt fort: ÑDenen, die Gold und Silber horten und es nicht auf dem Pfade Allahs ausgeben, kndige eine schmerzhafte Strafe an! Am Tag, da ber (ihren gehorteten Schtzen) in das Feuer der Gehenna geblasen wird und mit (dem geschmolzenen Metall) ihnen die Stirn, die Seite und der Rcken verbrannt werden: ÇDas ist es, was ihr fr euch selber gehortet habt! Kostet nun, was ihr gehortet habt!ëì (Sure 9, 30ñ35). Dieser ganze Abschnitt entwickelt sich aus einer unvershnlichen Kampfansage sowohl an die Heiden als auch an die Juden und die Christen: ÑIhr, die ihr glaubt! Die Beigeseller sind nichts weiter als
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Schmutz! Daher drfen sie sich nach diesem Jahrì ñ nmlich 631 ñ Ñnicht mehr dem heiligen Gebetsplatz nhern. Wenn ihr deswegen zu verarmen frchtetì ñ da die Geschfte mit der Versorgung der Pilger, mit dem Ausleihen der Gewnder fr die Umkreisung der Kaaba usw. zurckgehen oder ganz wegfallen ñ Ñso wird euch Allah, wenn er will, in seiner Huld Genge geben. Allah ist wissend und weise. Und kmpft gegen diejenigen unter den Schriftbesitzern, die nicht an Allah und den Jngsten Tag glauben291 und nicht fr verboten erklren, was Allah und sein Gesandter fr verboten erklrten, und nicht die wahre Glaubenspraxis vollziehen, bis sie gedemtigt, ein jeder aus seiner Hand,292 die Kopfsteuer (arab.: alizja) entrichten!ì (Vers 28 f.). Es l t sich nicht entscheiden, ob Mohammed in Sure 9 und ein Jahr danach in der Ansprache beim Opferfest die Araber meinte, als er den Willen bekundete, nicht zu ruhen, bis alle Menschen sich zum Islam bekehren wrden, oder ob er dabei an die ganze ihm bekannte Welt dachte. Vermutlich fiel fr ihn die Menschheit weitgehend mit dem Arabertum in eins, das ja seit Jahrhunderten bis an den Sdsaum des anatolischen Hochlandes siedelte bzw. nomadisierte. Die zu unterwerfenden Schriftbesitzer, die zum Bezahlen der Kopfsteuer gezwungen werden sollen, leben vor allem in aö-äam und am westlichen Teil des Zweistromlandes; nur auf Gemeinschaften im sdlichen aö-äam beziehen sich die literarisch berlieferten Abmachungen, in denen Mohammed die Kopfsteuer durchsetzt. Die bereits nach dem Vertrag von al-udaibja an Herakleios, an den Herrscher der Sasaniden und an den Patriarchen von Alexandrien entsandten Botschafter hatten schwerlich den Auftrag, die Islamisierung jener gesamten Territorien zu erwirken. Sie sollten wahrscheinlich nur den dortigen Arabern den bertritt zum Islam nahelegen. Das anfentum hatte nach der Verehrung eines einzigen Schpfergottes gesucht; sie sollte in einer dem Arabertum angemessenen Form erfolgen und die Opfer- und Pilgerriten, an denen man so sehr hing, nicht behindern. Mohammed begriff seine ÑLesungì als arabisch; wre sie in einer anderen Sprache abgefa t, knnte sie keine Wirkung erzielen (Vgl. Sure 26, 198). Die Araber sind jene ÑSchriftlosenì (arab.: Pl. al-ummj n), zu denen sich Mohammed gesandt wu te; sie hofften seit langem auf einen eigenen Propheten, um von Juden und Christen nicht mehr scheel angesehen zu werden. Als ein Erkennungszeichen betrachteten die heidnischen Araber die Beschneidung. Sie war so selbstverstndlich, da Mohammed ber sie im Koran kein Wort verliert.293 Unter den bei unain gefallenen aqafiten entdeckte man einen Unbeschnittenen. bten die aqafiten diesen Brauch nicht, waren sie womglich keine echten Araber? Das htte sie, so frchtete ihr Stammesgenosse al-Mura b. äuba, ihr Ansehen gekostet, und er beeilte sich, das Gewand eines getteten Vornehmen hochzuheben, damit man sich berzeugen konnte, da alles seine Richtigkeit hatte; der Unbeschnittene sei doch nur ein christlicher Sklave gewesen.294 Der bertritt vom Christentum zum Islam erscheint unter diesem, wie gesagt, im Koran nicht angesprochenen Gesichtspunkt als eine Rckkehr ins Arabertum. Trgt man die Indizien zusammen, zu denen nicht zuletzt das schon fter erwhnte genealogische System der Araber gehrt, dann wird man
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zu dem Schlu kommen, da Mohammed zwar von den Menschen schlechthin redete, in Wirklichkeit aber seine Volksgenossen im Auge hatte. Diese freilich wollte er zu einer gleichfrmigen Gemeinschaft glubiger Muslime zusammenschmieden, die keine ererbten Rangunterschiede mehr kannte. Jeder einzelne sollte vollkommen nach dem Islam, nach dem sich unablssig aktualisierenden Lenken des Schpfers sein Leben ausrichten: So mu te es gewesen sein, als das Diesseits noch ganz neu und unentstellt gewesen war. Die Riten, das fnfmal am Tag praktizierte Pflichtgebet zumal, sollten frderhin fr das unangetastete Fortdauern solcher Gleichfrmigkeit garantieren. Die adaqt sollten deren materielle Grundlage abgeben, den Ausgleich der Lebensverhltnisse. Der Dschihad hatte die Aufmerksamkeit der tatkrftigen Mitglieder auf das u ere, auf die anderen zu fixieren. Hierdurch wurde, zumindest frs erste, eine Bewegung in Gang gehalten, die erst an den Grenzen des bewohnbaren Erdkreises ihr unwiderrufliches Ende finden wrde. Alexander der Gro e, der ÑZwiegehrnteì, wie die Araber ihn nannten, sollte zur Symbolfigur dieser Bewegung werden; im Koran erzhlt Mohammed von ihm (Sure 18, 83ñ98), wahrscheinlich als man ihn nach dieser Gestalt gefragt hat, um sein Wissen auf die Probe zu stellen.
4. Radikalisierung im Innern Die Br chigkeit der Macht Mohammeds
Diese Vision eines sich mittels des Dschihad ausdehnenden, in unentwegter ritueller Praxis zur Gleichgestimmtheit aller Glieder getriebenen Gemeinwesens versuchte Mohammed in Sure 9 und in anderen Verlautbarungen jener Zeit zu propagieren. Die machtpolitischen und gesellschaftlichen Verhltnisse pa ten, wie schon mehrfach angemerkt werden mu te, noch lngst nicht zu dieser Vision. Der Einmarsch in Mekka war ja nur deshalb so reibungslos verlaufen, weil ber der Stadt eine Drohung hing, der die Quraiöiten nur zusammen mit Mohammed Paroli bieten konnten. Und das Wohlverhalten vieler Stammesfhrer gegenber Mohammed war gekauft. Ganz richtig hatte Mohammed erkannt, da vor allem der Schrecken, den er und seine Helfershelfer verbreiteten, ihm die Herrschaft in Medina sicherte, und damit dieser Schrecken sich nicht verflchtige, mu te man immerfort kriegerische Unternehmungen ins Werk setzen und dabei gerade jenen die Gelegenheit geben, sich auszuzeichnen, die bis in die Zeit nach al-udaibja gegen ihn gearbeitet hatten. Hiermit aber stie er die frhen Glubigen, die alten Auswanderer und die ÑHelferì, vor den Kopf. Wie weit durfte er die Umwandlung des Islams in eine quraiöitische Herrschaft dulden, ohne die Ergebenheit seiner bewhrtesten Anhnger aufs Spiel zu setzen? Bei all dem Ruhm, in dem er sich angesichts einer nicht abrei enden Kette von Gesandtschaften nach Medina sonnen durfte, bei aller Anerkennung, die ihm als dem mchtigsten Mann Arabiens nun zuteil wurde, entging ihm nicht, da seine Herrschaft hchst brchig war. Die bereits besprochenen Zitate aus Sure 9 belegen dies, und wir werden, indem wir jetzt den Blick unmittelbar auf Medina richten, weitere Hinweise hierauf finden, auch in noch nicht herangezogenen Passagen von Sure 9.
4. Radikalisierung im Innern
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ÑNun kam zu euch ein Gesandter aus eurer Mitte, den es bekmmert, da ihr in Bedrngnis geratetÖì (Sure 9, 128). Wenn dieser Vers und die sich anschlie ende resignierende Bemerkung, der Gesandte stelle, falls sich die ÑHeuchlerì abwenden sollten, seine Sache Allah anheim, tatschlich schon aus Mekka stammen,295 wie die muslimische berlieferung annimmt, dann hat sie Mohammed nicht ohne Grund in Medina aufgegriffen. Einst hatten die Quraiöiten seinen Anspruch, ein Prophet zu sein, zurckgewiesen, und auch jetzt wurden Zweifel an ihm laut, so da es angebracht war, in Erinnerung zu rufen, da er doch der Mann sei, auf den die anfen so sehnschtig gewartet hatten. Auf dem Feldzug nach Tabuk war ihm eine Kamelstute entlaufen. Vergeblich suchte man sie, was einen ÑHeuchlerì zu der bissigen Frage verleitete, wie man verstehen solle, da jemand unentwegt Nachrichten aus dem Himmel empfange, aber nicht zu sagen vermge, wo sich das Tier befinde. Bei Ibn Isq wird der peinliche Zwischenfall dadurch berspielt, da Mohammed treuherzig bekennt, er wisse natrlich nur, was Allah ihn lehre, und gerade habe dieser ihm mitgeteilt, wo man die Stute suchen msse, und siehe da, man entdeckt sie an dem angegebenen Ort.296 Ein anderes Indiz fr das Abbrckeln seiner Autoritt macht er in Sure 9 selber publik: ÑUnter ihnen sind diejenigen, die den Propheten krnken und sagen: ÇEr ist ein Ohr!ë Antworte: Ç(Jawohl), ein Ohr fr das, was fr euch gut ist! Er glaubt an Allah, und er schenkt den Glubigen Glauben, und er ist barmherzig zu denen, die glauben.ë Denen, die den Gesandten Allahs krnken, steht eine schmerzhafte Strafe bevor. Sie schwren euch bei Allah, um euch zufriedenzustellen, doch Allah und sein Gesandter haben mehr Anrecht darauf, da sie ihn zufrieden stellen, wenn sie denn glubig sind. Wissen sie denn nicht, da demjenigen, der Allah und seinem Gesandten zuwiderhandelt, das Feuer der Gehenna bevorsteht, worin er auf ewig bleiben wird?...ì (Vers 61ñ63). Ein Mann von den ausitischen Ban
Amr b. Auf hatte den Anla zu diesen Ausfhrungen gegeben. ÑMohammed ist ein Ohr! Erzhlt man ihm etwas, dann nimmt er es fr bare Mnze!ì297 hatte jener gestichelt ñ fr einen Propheten, dessen Autoritt mit der Glaubwrdigkeit steht und fllt, eine nicht eben schmeichelhafte Charakterisierung! Man mge doch im Lande umherziehen und schauen, was fr ein Ende all diejenigen genommen haben, die ber ihre Propheten spotteten (vgl. Sure 6, 10 f.)! Mit solchen Aufforderungen suchte sich Mohammed in der letzten Zeit vor der Vertreibung des Hohns seiner quraiöitischen Gegner zu erwehren. In belehrenden Ausfhrungen ber die zuletzt doch eintretenden Folgen der Unglubigkeit wurde das Thema auch in Medina erwhnt (Sure 13, 32); bei den Spttern und ÑHeuchlernì sollte ein Muslim besser nicht sitzen (Sure 4, 140). Dergleichen hielt sich ganz im Allgemeinen. Jetzt aber hat sich die Lage zugespitzt. Wie wir schon hrten, lassen sich die Wohlhabenden von den Offenbarungen nicht mehr recht beeindrucken. Spott und Abkehr vom Wort des Propheten breiten sich in der medinensischen Anhngerschaft aus. Viele hatten ihm vor dem Aufbruch nach Tabuk die Gefolgschaft versagt. In Sure 9 l t er sich zu u erungen ohnmchtiger Wut hinrei en, und der Spott ber ihn ist nur das Stichwort, von dem aus er, womglich ungewollt, Verhltnisse
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V. Der Dschihad
skizziert, die fr ihn bengstigend sein mssen. ÑDie Heuchler sind davor auf der Hut, da eine Sure herabgesandt wird, die ihnen mitteilt, was sie im Herzen verbergen.ì (Vers 64). ñ Da eine Offenbarung nicht mehr viel bewirkt, rumt er an anderer Stelle ein (Vers 86ñ89), wie wir hrten. ñ ÑSprich: ÇSpottet nur! Allah wird ans Licht bringen, wovor ihr euch in acht nehmt!ë Wenn du sie zur Rede stellst, antworten sie: ÇWir plaudern doch nur und spa en!ë Sag: ÇIhr spottetet ber Allah, seine Wunderzeichen und seinen Gesandten! Entschuldigt euch nicht! Ihr wurdet unglubig, obwohl ihr schon den Glauben angenommen hattet!ë Sollten wir einer Gruppe unter euch verzeihen, so werden wir die andere doch bestrafen, denn es waren Verbrecher. Die Heuchler und die Heuchlerinnen stecken zusammen, sie befehlen das Verwerfliche und verbieten, was recht und billig ist, und sie schlie en die Hndeì ñ und spenden nichts ñ Ñsie verga en Allah, worauf auch er sie verga ! Die Heuchler sind die Missetter! Allah versprach den Heuchlern und den Heuchlerinnen und den Unglubigen das Feuer der Gehenna, in dem sie ewig bleiben werden. Damit mssen sie vorlieb nehmen, Allah verfluche sie, eine ewige Strafe wartet auf sie!ì (Vers 65ñ68). Und nun wieder die seit der mekkanischen Zeit sattsam bekannten Drohungen, inzwischen freilich auf Schlagworte verkrzt: Denen vor euch, auch wenn sie reicher an Vermgen und Nachkommen waren, wurde die gerechte Strafe zuteil; ihr schwtzt wie sie, und sie konnten nicht aufhalten, was ber sie verhngt worden war; das Volk Noahs, die d, die am d und alle anderen, von denen Mohammed in Mekka so oft redete, liefern den Beweis dafr, da die Sptter am Ende sich selber am meisten schaden. Die Glubigen ihrerseits stehen zusammen, sie befehlen, was recht und billig ist, verbieten das Verwerfliche (vgl. Sure 3, 110), sie vollziehen die Riten, gehorchen Allah und seinem Gesandten und werden mit dem Paradies belohnt (Sure 9, 69ñ72). ÑProphet! Fhre gegen die Unglubigen und die Heuchler den Dschihad, sei hart gegen sie, ihre Bleibe ist die Gehenna ñ welch bles Ende! Sie schwren bei Allah, sie htten es nicht gesagt. Sie sagten aber sehr wohl das Wort des Unglaubens, und sie wurden unglubig, nachdem sie schon zum Islam bergetreten waren. Sie erstrebten (damit), was sie nicht erreichten. Sie empfanden allein deswegen Groll, weil Allah mit seiner Huld und sein Gesandter sie reich gemacht hatten. Wenn sie sich bekehren, dann ist es besser fr sie. Wenden sie sich ab, wird Allah sie im Diesseits und im Jenseits schmerzhaft bestrafen, und auf der Erde haben sie weder einen Freund noch einen Helferì (Vers 73 f.). Oft schon stellte Mohammed in Medina einen Zusammenhang zwischen dem Bekenntnis zum Islam und der freigebigen Frderung seiner kriegerischen Vorhaben her (vgl. Sure 3, 86ñ92; Sure 63, 1ñ8) und gei elte den mangelnden Einsatz fr seine Ziele als einen Rckfall in den Unglauben (vgl. Sure 4, 136ñ147). Jetzt aber ist ausdrcklich vom ÑWort des Unglaubensì die Rede, und die Geschichtsberlieferung macht Personen namhaft, die gemeint seien. Ibn Isq nennt als den Sptter, dem Mohammed nicht verzieh (Sure 9, 66), wiederum einen Mann von den Ban Amr b. Auf; einem Eidgenossen der azraitischen Ban Salima vergab er. Den Ban Amr b. Auf wird
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auch der Mann zugerechnet, der das ominse ÑWort des Unglaubensì u erte.298 Abdallh b. Ubaij, der azraitische Vornehme, hatte die ihm ergebenen Krieger Mohammed vorenthalten; die Byzantiner seien den Arabern in jeder Hinsicht berlegen, hatte Abdallh gewarnt. Mohammed hatte es hinnehmen mssen, da ein bedeutendes Kontingent an Kmpfern in Medina zurckblieb.299 Gegenber jenen drei anderen Mnnern fhlte er sich stark genug, jegliche Milde zu unterlassen. Sobald er nach Medina zurckgekehrt war, verfgte er deren chtung; er verbot den Muslimen, mit ihnen auch nur ein Wort zu reden. Viele andere, die der stndigen Kriege mde gewesen waren, taten vor Mohammed Bu e und entschuldigten sich fr ihr vermeintliches Versagen. Jene drei folgten deren Beispiel nicht, und Mohammed verstrkte den Druck auf sie; sie drften ihre Frauen nicht mehr berhren, bis Allah entscheide, ob er sich ihnen hochherzig wieder zuwenden wolle. Die Angelegenheit schlug Wellen, die bis auf byzantinisches Gebiet reichten; der Frst der assniden bot einem der Betroffenen Asyl an. Nach fnfzig Tagen hatte Allah es sich endlich anders berlegt ñ er verzieh. Und so schlgt sich der Vorfall in Sure 9 nieder: ÑAllah wandte sich dem Propheten, den Auswanderern und den ÇHelfernë gndig zu, jenen, die (Mohammed) in der Stunde der Bedrngnis gefolgt waren, nachdem die Herzen einiger von ihnen beinahe (vom Wahren) abgeirrt wren. Allah aber wandte sich ihnen gndig zu, er verfhrt mit ihnen barmherzig. Desgleichen den dreien, die geschnitten300 worden waren, bis Allah dann, als den dreien die Welt trotz der Weite zu eng wurde und sie sich auch in ihrem Innern bedrckt fhlten und meinten, es gebe keine Flucht vor Allah als zu ihm hin, sich ihnen gndig zuwandte, damit sie selber sich reumtig ihm zuwendetenÖì (Vers 117 f.). Die Korankommentatoren rtseln, weswegen Allah sich, abgesehen von den dreien, auch des Propheten und der Muslime wieder htte freundlich annehmen sollen, bieten aber keine berzeugende Erklrung an. Mag das auf sich beruhen! Aufschlu reich ist die Identitt jener drei Mnner: Zwei von ihnen, Murra b. ar-Rab und Umaija b. Hill, gehrten den ausitischen Ban Amr b. Auf an, der prominenteste unter ihnen war der Dichter Kab b. Mlik von den Ban Salima, ein azraite, der am zweiten Aqaba-Treffen teilgenommen hatte. Der Klan der Ban Salima war mit drei Mitgliedern schon bei der allerersten Begegnung Mohammeds mit Medinensern vertreten gewesen; die azraitische Sippe der Ban n-Nar hatte damals die restlichen sechs Personen gestellt.301 Das war ein Jahr vor dem ersten sogenannten Aqaba-Treffen gewesen. Dieses fhrte dann fast durchweg azraiten mit Mohammed zusammen; die Ausiten waren lediglich in Gestalt zweier ihrer Eidgenossen beteiligt ñ das waren Ab l-Haiam b. at-Taijihn, der mit den Ban Abd al-Aöhal verbunden war, und Uwaim b. Sida, durch Schwur den Ban Amr b. Auf zugehrig.302 Unter ihnen gilt Ab l-Haiam als derjenige, der nicht erst von der Wahrheit der Botschaft Mohammeds berzeugt werden mu te, sondern selber hnliche Gedanken verfocht.303 Er soll darum bei der zweiten Aqaba-Zusammenkunft entschlossen Mohammed gehuldigt haben,304 der ihn in Medina, womglich nicht zufllig, mit dem das
Opponenten in Medina
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Die Opposition und die vorislamischen medinensischen Klanrivalit ten
V. Der Dschihad
anfentum asketisch auslegenden Umn b. Ma n verbrderte.305 Im Kreise der Ban Amr b. Auf, in Qub, lie en sich dann jene frhen Auswanderer nieder, die schon vor Mohammed nach Medina zogen, unter ihnen Umar b. al-aÅÅb. Mohammed selber war, wie erinnerlich, nach seiner Ankunft in Medina nur kurze Zeit in Qub geblieben und hatte sich darauf von seiner Kamelstute zu den Ban n-Nar fhren lassen. Auch Ab Bakr fand bei azraiten eine Herberge. Bereits beim zuflligen Aufeinandertreffen Mohammeds und einiger Medinenser, noch vor der ersten, verabredeten Begegnung bei al-Aqaba, habe dieser angedeutet, da er mit dem Gedanken spiele, seinen Wirkungskreis aus Mekka zu verlegen. Mohammed befand sich dort in der Tat in einer wenig komfortablen Situation, wie oben ausfhrlich geschildert wurde, und Ab Bakr sondierte die Mglichkeit einer Verbindung mit Stmmen in Ostarabien. Die Medinenser sollen dem Propheten auf seine Andeutungen hin zu bedenken gegeben haben, da der blutige Hhepunkt des Bruderzwistes zwischen den Aus und den azra, die Schlacht bei Bu, erst ein Jahr zurckliege; man sei nicht stark genug, ihn im Ernstfall zu schtzen.306 Dies veranla t uns, in die medinensische Geschichte zurckzublicken. Wie es zu jenem Gemetzel kam, wird wie folgt berliefert: Die azraiten hatten in den seit lngerem andauernden Auseinandersetzungen um den Besitz des nicht von jdischen Klanen gehaltenen bebaubaren Bodens Vorteile gewonnen; da gelang es den Ausiten, die Ban n-Nar und die Ban Quraia auf ihre Seite zu ziehen. Dies beobachteten die azraiten nicht unttig. Sie lie en die Juden wissen, da man Beduinen in gro er Zahl als Verbndete aufbieten werde; obsiege man, dann werde es fr die Ausiten keine Bleibe mehr in Medina geben; unterliege man, dann wrden die Ausiten ihres Erfolges nicht froh werden, da man sie und ihre jdischen Gefhrten mit Hilfe der Beduinen nach Belieben unter Druck setzen werde. Die azraiten waren bereits so stark, da sie den Ban n-Nar und den Ban Quraia vierzig Geiseln abverlangen konnten, die, unter die azraitischen Sippen verteilt, mit ihrem Leben dafr einstehen sollten, da die Juden nicht auf der Seite der Ausiten in den Zwist eingriffen. Eine dieser Sippen, die Ban Baja, nutzte ihre Geisel, um die Juden zu erpressen: Das Land der Ban Baja sei versalzt und versteppt; man werde die Geisel tten, wenn die Juden nicht ihren fruchtbaren Boden rumten. Diese gaben dem Druck nicht nach, worauf viele azraitische Klane tatschlich ihre Geiseln ermordeten ñ bis auf jene Sippen, die in Abdallh b. Ubaij ihren Anfhrer sahen. Dieser mochte sich nicht zu solch einem ungeheuerlichen Verbrechen verstehen.307 Ein Zweig der Ausiten, die Ban n-Nabt, zu denen die Ban Abd alAöhal gehren,308 verband sich um diese Zeit so eng mit den Ban Quraia und den Ban n-Nar, da diese deren Familien bei sich aufnahmen. Von den Ban n-Nabt sei, so die berlieferung, der Ansporn zur Fortsetzung des Krieges gegen die azraiten ausgegangen, durch die sie anscheinend aus ihren Wohnsitzen vertrieben worden waren.309 Die Gefechte von Bu dagegen sollen durch einen Zwischenfall in Gang gesetzt worden sein, auf den wir noch zu sprechen kommen werden, da er sich Jahre spter unmittelbar auf die Politik Mohammeds gegen die
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Ausiten auswirkte. Jedenfalls bedrngten die azraiten in der sich nach den Ereignissen um die Ban n-Nabt zuspitzenden Lage ihren Stammesgenossen Abdallh b. Ubaij, er mge sich an den bevorstehenden Kmpfen beteiligen; man wolle die Ausiten endlich vernichten. Dieses Ziel konnte er unter keinen Umstnden guthei en, und einige weitere azraiten schlossen sich seiner ablehnenden Haltung an. Unter der Fhrung der Ban Baja, deren Skrupellosigkeit andere zur Nachahmung angestiftet hatte, rstete sich die kriegslsterne Mehrheit der azraiten zur Schlacht, und die Gegenseite lie es ebenfalls nicht an den ntigen Vorkehrungen fehlen. Die azraiten mobilisierten zudem ihre beduinischen Eidgenossen, die Ban l-Aöa und die Ban uhaina, die Ausiten riefen die Ban Muzaina zu Hilfe. Ab Qais b. al-Aslat, anf und Dichter der Ban Wil und daher zu den unter dem Namen Aus Allh zusammengefa ten ausitischen Sippen zhlend, die erst nach dem Grabenkrieg zum Islam bertreten sollten,310 setzte sich wie auf der Gegenseite Abdallh b. Ubaij dafr ein, im Falle eines Sieges die Feinde zu schonen. Der uns ebenfalls bekannte Ab mir, Ñder Mnchì, verwarf dagegen jegliche M igung.311 Die entbrennenden Gefechte konzentrierten sich zunchst um Abdallh b. Ubaijs Wohnturm; die azraiten, angefhrt von Sad b. Ubda, setzten sich allerdings erfolgreich zur Wehr.312 Bei Bu, einer den Ban Quraia gehrenden "rtlichkeit, erstritten zuletzt jedoch die Ausiten einen Sieg und lie en die Geschlagenen ihre Rache spren; sie steckten einen Teil der azraitischen Huser und Palmenhaine in Brand, die Ban n-Nar und die Ban Quraia eigneten sich die Rstungen der gefallenen Feinde an. Fr die azraitischen Ban Salima zahlte es sich jetzt aus, da sie nach einem lnger zurckliegenden Gemetzel den Ausiten Sad b. Mu ihrem Schutz unterstellt und dessen Palmen vor der Vernichtung bewahrt hatten. Er revanchierte sich dafr, und so kamen die Ban Salima ungeschoren davon. Auch Abdallh b. Ubaijs Wohnturm blieb erhalten, obwohl nicht wenige Ausiten diesen liebend gern dem Erdboden gleich gemacht htten. Ab Qais b. al-Aslat soll sich entschieden gegen solche Wnsche, sein Mtchen zu khlen, ausgesprochen haben; sie htten die Aussicht auf ein dauerhaftes Zusammenleben der beiden Bruderstmme gnzlich zerstrt.313 Bis zu den Jahren der beiden al-Aqaba-Begegnungen konnten die Wunden des Krieges noch nicht vernarbt sein. Schon davor, als man noch in kluger Einschtzung dieser Tatsache jede Zusage an Mohammed ausgeschlossen hatte, hatten dessen azraitische Verwandte, die Ban
n-Nar, die Mehrzahl seiner Gesprchspartner gestellt. Dieser Klan gehrt zu denen, die sich die Hnde durch den erpresserischen Geiselmord mit Blut besudelt hatten. Am ersten al-Aqaba-Treffen nehmen, wie erwhnt, zwei Schwurgenossen der Ausiten teil, ansonsten nur azraiten, die beim zweiten, das mit der Schutzzusage fr Mohammed endet, ebenfalls die erdrckende Mehrheit bilden. Auf der bei Ibn Isq berlieferten Liste der dreiundsiebzig Mnner und zwei Frauen werden drei Mnner zu den Ban Abd al-Aöhal gerechnet, unter ihnen Ab l-Haiam b. at-Taijihn, drei zu den Ban ria b. al-ri und fnf zu den Ban
Amr b. Auf.314 Mohammed verband sich demnach im gro en und gan-
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Mohammeds medinensische ÑInnenpolitikì im Lichte dieser Rivalit ten
V. Der Dschihad
zen mit den Verlierern von Bu, und unter diesen vor allem mit Klanen, denen es vor kurzem erklrterma en um die Vernichtung der Ausiten gegangen war. Abdallh b. Ubaijs Sippe, die Ban Slim b. anm b. alazra b. ria, bot fr das zweite Treffen nur zwei Mnner auf.315 Bemerkenswert ist ferner, da die Anhnger des Islams, die vor Mohammeds Vertreibung aus Mekka flchteten, durchweg bei den Ban Amr b. Auf unterkamen und dort, in Qub, auf eigene Faust ein Gemeindeleben grndeten. Als Mohammed eintraf, hielt er sich bei ihnen nicht lange auf, sondern nahm bei den azraitischen Verwandten seinen Wohnsitz. Von dort aus begann er seine Intrigen, die, wie ausfhrlich beschrieben, Medina in einen Krieg gegen Mekka verwickelten. Die von Mohammed womglich beabsichtigte Nebenwirkung der Waffengnge mit den Quraiöiten war die berdeckung der noch immer zwischen den Ausiten und den azraiten schwelenden Feindseligkeiten, in die er sich, wenn man es von der Warte der Medinenser aus betrachtet, zugunsten der mit den Höimiten verschwgerten azraiten einmischte. Seine Handlungen legen den Schlu nahe, da er sich dessen bewu t war. Ein unmotivierter Mord, begangen von einem Verbndeten der azraiten an dem Ausiten Suwaid b. a- mit, sei, so erzhlte man sich in Medina, der Tropfen gewesen, der das Fa gegenseitigen Hasses zum berlaufen gebracht und die Schlacht von Bu ausgelst habe. Al-ri, ein Sohn des Opfers, habe nach Mohammeds Eintreffen den Islam angenommen und sei auch mit nach Badr hinausgezogen. Insgeheim habe er nur nach einer Gelegenheit gesucht, den Mord an seinem Vater zu rchen. Diese bot sich nach Mohammeds Niederlage bei Uud. Mohammed erfuhr davon und wu te sogleich, wo er den Schuldigen finden werde; er eilte nach Qub, lie al-ri ergreifen und tten. Die so oft durch Mohammed beschworene Aufhebung der heidnischen Blutfehden durch den Islam, die auch in dieser Episode eine Rolle spielt,316 hatte sehr handgreifliche Grnde: Der Gesandte Allahs wre verloren gewesen, wenn der Zwist zwischen den azraiten und den Ausiten aufgeflammt wre, in dem er sich keineswegs neutral verhielt und in dem die mekkanischen Auswanderer mit Ausnahme Ab Bakrs der Gegenseite verpflichtet waren; das erzwungene Ende der Fehden ntzte vor allem den azraiten, die seit dem Geiselmord in der Blutschuld der jdischen Stmme standen. Durch die sofortige von ihm selber angeordnete, nicht von der geschdigten Sippe in eigener Verantwortung ins Werk gesetzte Ttung des Mrders versuchte Mohammed, einem Rckfall in die Vergangenheit vorzubauen. Im brigen tat er alles, um die Stellung der Ausiten in Medina zu schwchen. Die Vertreibung der Ban n-Nar und die Vernichtung der Ban Quraia, mithin die Ausschaltung der potentesten Bundesgenossen der Ausiten, sind nicht zuletzt in diesem Lichte zu beurteilen. Mit diesen Ma nahmen beraubte er die Ausiten ihres Rckhalts und lockerte zugleich die Abhngigkeit der mekkanischen Auswanderer von ihnen, die ihr materielles Wohl fortan seiner Gunst verdankten. Mindestens ebenso schwerwiegend war die moralische Entwurzelung jener Ausiten, die sich seinem Zwang beugten und Hand an die eigenen Schwurgenossen, die Ban Quraia, legten. Was er damit vermitteln wollte, war klar: Der Islam steht ber der ererbten Moral, die Untat der
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azraiten zhlte nicht mehr, und die scheu lichste Untat, im hchsten Interesse begangen, verwandelt sich in Verdienst; nur ber nach den alten Sitten Gleichschuldige kann der Verknder des Neuen unangefochten herrschen, alle werden zu Handlangern des Unerhrten, das der Lenker der Bewegung jenseits der ererbten Sittlichkeit in einem ebendiesen Handlangern verborgenen Interesse ins Werk setzt. In Mekka noch hatte Mohammed bescheiden gemeint, er sei nur ein Warner und wisse nicht, was Allah mit ihm und seinen Anhngern vorhabe (Sure 46, 9); in Medina brstet er sich damit, ber jeglicher Sittlichkeit zu stehen, denn indem Allah ihm Erfolg gewhrte, gab er zu erkennen, da er ihm alle frhere Schuld und auch die knftige verzeihe (Sure 48, 2).317 Die wenigen Ausiten, die an den al-Aqaba-Treffen teilnahmen, mochten gehofft haben, das anfentum Mohammeds werde ihn zu einer Haltung ber den Parteien ntigen, wie sie die Episode der Ttung al-ri bei oberflchlichem Hinschauen belegt. Nimmt man das ganze medinensische Wirken Mohammeds, so wie wir es den Quellen abgewonnen haben, in den Blick, dann drngt sich die Einsicht auf, da er stets khl seine Belange durchsetzte, die sein Alter ego fr ihn rechtfertigte. Enttuscht soll sich Ab Qais b. al-Aslat, der nie Muslim wurde, in diesem Sinn gegenber Abdallh b. Ubaij geu ert haben.318 Nach dem Grabenkrieg war die Lage der Ausiten so prekr geworden, da auch die letzten ihrer Klane den Islam annahmen. Aber die Vorbehalte gegen Mohammeds kriegerische Machtpolitik blieben bestehen, wie das Beispiel von Murra b. ar-Rab und Umaija b. Hill lehrt, jenen beherzten Mnnern von den Ban Amr b. Auf, die Mohammed nach der Rckkehr von Tabuk chtete. Auch Abdallh b. Ubaij, in der islamischen berlieferung oft als das Oberhaupt der ÑHeuchlerì verunglimpft, war sich selber treu geblieben, doch seine Gefolgsleute gehrten anscheinend zu jenen, die sich bei Mohammed entschuldigten ñ wir werden bald erfahren, in welch einer von Strafandrohungen aufgeheizten Atmosphre dies geschah. Zuvor verdient der Fall Kab b Mliks unsere Aufmerksamkeit. Sein Enkel berliefert einen etwas weitschweifigen Bericht Kabs, in dem dieser beteuert, er habe nicht aus bsem Willen den Aufbruch nach Tabuk versumt, sondern in allzu menschlicher Trgheit die notwendigen Vorbereitungen von einem Tag auf den anderen verschoben, und auf einmal sei es zu spt gewesen. berdies habe der Gesandte Allahs die Gewohnheit gehabt, das Ziel eines bevorstehenden Kriegszugs bestenfalls anzudeuten, um die Feinde mglichst lange ber seine Absichten im unklaren zu lassen. So sei es schon in Falle Badrs gewesen, wohin Kab b. Mlik nicht mitgezogen war; es sei damals nur vom berfall auf die quraiöitische Karawane die Rede gewesen, aber dann habe Allah es so gefgt, da sich die muslimische Streifschar pltzlich einem feindlichen Heer gegenber gesehen habe. Wer immer dem Aufbruch nach Badr ferngeblieben sei, habe sich von Mohammed keine Vorwrfe anhren mssen.319 ñ Wie oben aus etlichen Indizien gefolgert, hatten sich die ÑHelferì bei al-Aqaba eben nicht verpflichtet, mit ihrem Gast und Schtzling in den Krieg zu ziehen. Die Berichte ber die bei der zweiten Begegnung angeblich verabredete Heeresfolge sind eine Flschung, die dem Zweck dient, Mohammed vom berechtigten Vorwurf
Die Verlierer unter den Medinensern
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Die ÑGegenmoscheeì
V. Der Dschihad
der Verletzung des Gastrechts zu entlasten. Die vom Gesandten Allahs mutwillig herbeigefhrte Verstrickung in Kmpfe gegen Mekka mu ten die ÑHelferì durchstehen, wenn sie nicht das Risiko der Vernichtung ihrer eigenen Existenz eingehen wollten. Aber jetzt schien jener Mohammed drauf und dran zu sein, ihnen die byzantinische Militrmacht auf den Hals zu hetzen. Der Feldzug nach Tabuk hatte doch nur deshalb ein glimpfliches Ende genommen, weil die byzantinische Seite, womglich wegen der ungnstigen Jahreszeit, gar keine Truppen in Marsch gesetzt hatte. Als man wieder in Medina war, hatten viele trotz des Druckes, den Mohammed zur Unterbindung knftiger Unbotm igkeiten inszenierte, vom Dschihad genug. Sie verkauften ihre Waffen. Als er davon erfuhr, verbot er das: ÑEine Schar aus meiner Gemeinde wird nicht aufhren, den Dschihad um der Wahrheit willen zu fhren, bis der Antichrist (arab.: ad-Dal) auftreten wird.ì 320 Die Medinenser, die schon vor der Aufnahme Mohammeds von anfischen Ideen angesteckt waren, hatten diese vermutlich mit dessen Hilfe vertiefen wollen; stattdessen fanden sie sich zu Kriegen gentigt, deren Ende, wenn es nach ihm ging, unabsehbar war. Noch einmal wenden wir uns einem lngeren Abschnitt von Sure 9 zu. ÑAn den ersten (arab.: Pl. as-sbiq n) unter den Auswanderern und ÇHelfernë und an jenen, die ihnen mit rechtem Handeln folgten, hat Allah Wohlgefallen, und sie an ihmì, und er bereitete fr sie das Paradies vor. Doch Ñunter den Beduinen in eurer Umgebung sind ÇHeuchlerë, und unter den Medinensern ebenfalls; sie zeigen sich widerspenstig in ihrer Heuchelei, du kennst sie nicht, wir kennen sie und werden sie zweimal bestrafen, und dann werden sie einer gewaltigen (weiteren) Strafe berantwortet! Andere allerdings gestanden ihre Schuld ein. Sie mischten in die gute Tat eine bse.ì Ihnen wird sich Allah wieder gndig zuwenden; durch eine adaqaZahlung wird Allah dazu bewogen, sie wieder als unbescholten zu betrachten (Vers 100ñ103). Irgendwann entdecken Allah und sein Gesandter eben alles! Im Falle einiger briger Missetter ist noch unklar, ob Allah zu vergeben bereit ist (Vers 104ñ106). ÑDann sind da diejenigen, die sich einen Gebetsplatz anlegten, um Schaden zu stiften, sowie aus Unglauben und um einen Keil zwischen die Glubigen zu treiben und um die zu sammeln, die schon vorher gegen Allah und seinen Gesandten Krieg fhrten. Sie schwren jetzt zwar, sie htten (mit dem Bau die) besten Absichten verfolgt, Allah aber bezeugt, da sie lgen! Stelle dich in (jener Moschee) nie zum Gebet auf! Ein Gebetsplatz, der vom ersten Tag an in Gottesfurcht eingerichtet wurde, ist eher geeignet, da du dich darin aufstellst; denn darin finden sich Mnner, die sich lutern mchten, und Allah liebt alle, die sich lutern!ì Wer sein Gebude auf die Gottesfurcht grndet, ist doch vernnftiger als jemand, der es an den Rand des Hllenfeuers setzt. Allah kaufte den Glubigen das Leben und das Vermgen ab, damit sie auf seinem Pfad kmpfen, tten und gettet werden, und er wird sie mit dem Paradies belohnen ñ ein wahrhaft vorteilhafter Tauschhandel fr die Glubigen! Das sind die, Ñdie Bu e ben, (Allah) anbeten, ihn rhmen, (in seinem Dienst) durch die Lande ziehen, sich (im Gebet) verbeugen, sich niederwerfen, das befehlen, was zu billigen ist, das Ver-
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werfliche verbieten und die Grenzen (arab.: Pl. al-ud d) Allahs respektieren! Verhei e den Glubigen (das Beste)!ì (Vers 107ñ112). Die ÑHeuchlerì lie en es nicht nur an Gehorsam und Willfhrigkeit fehlen, sie dachten an eine Absonderung und schufen sich einen eigenen Gebetsplatz ohne die Zustimmung Mohammeds, ja sogar um sich von ihm freizumachen. Die Berichte in den erzhlenden Quellen heben gerade dies hervor: Man habe unter sich sein wollen, und zwar habe man auf die Rckkehr Ab mirs aus aö-äam gewartet, des ÑMnchsì, der bisweilen auch Ñder Judeì genannt wird.321 Das Bauwerk wurde in Qub errichtet, als das zweite seiner Art in diesem Bezirk von Medina. Die erste Moschee war dort von den frhesten Auswanderern gegrndet worden und wurde bis in jene Tage, und auch danach, regelm ig fr Gottesdienste genutzt. Man rechtfertigte, so wird in einer Quelle berliefert, den zweiten Bau damit, da etliche Bewohner von Qub Schwierigkeiten htten, den ersten Gebetsplatz zu erreichen, wenn sich nach Regenfllen ein Sturzbach durch das Tal ergie e. Desweiteren wird versichert, man habe Mohammed sehr wohl um Erlaubnis gebeten, doch als dieser die neue Moschee habe betreten wollen, sei pltzlich der Engel Gabriel auf ihn niedergefahren und habe ihm den 109. Vers von Sure 9 mitgeteilt: ÑWer sein Gebude auf die Gottesfurcht grndetÖì322 Die Urheber des Ñam Rand des Hllenfeuersì eingerichteten Gebetsplatzes stammten allesamt aus den Ban Amr b. Auf; die meisten gehrten der Sippe der Ban Zaid b. Mlik b. Auf b. Amr b. Auf an, zu der auch Ab mir, Ñder Mnchì, zhlte. Dessen Sohn Ab aif soll sich brigens, als die Sippe ñ nach dem Grabenkrieg? ñ den Islam annahm, mit seiner Ehefrau nach Mekka abgesetzt haben. Nach dem Abschlu des Vertrages von aludaibja sei letztere ohne das Einverstndnis ihres Ehemannes nach Medina zurckgekehrt; da ausgehandelt worden war, da abhngige Personen, die auf eigene Faust die Seite wechselten, zurckgeschickt werden mu ten, wurden die Mekkaner in dieser Angelegenheit bei Mohammed vorstellig. Er lehnte ihre Forderung mit dem Hinweis ab, die Vereinbarung beziehe sich nur auf Mnner.323 Die ÑGegenmoscheeì ist ein beredter Beleg fr die fortdauernde Skepsis mancher Medinenser gegen Mohammeds Politik, vielleicht sogar fr die Erbitterung darber, da dieser Mann das anfentum in eine kriegerische Bewegung mit sehr diesseitigen Zielen umgewandelt hatte. Mohammed lie eine solche ins grundstzliche gehende Kritik nicht zu; er gab den Befehl, das Bauwerk zu zerstren. Treten wir fr einen kurzen Augenblick aus dem Umkreis von Medina heraus! Man hatte, wie erwhnt, die ÑGegenmoscheeì in Erwartung der Rckkehr Ab mirs aus aö-äam fertiggestellt und hoffte, er werde dort die Riten leiten.324 Bereits aus dem Jahre 634 gibt es einen auf griechisch geschriebenen Bericht, die doctrina Jacobi, in dem ein aus Palstina stammender Jude mit Namen Justus von den letzten Ereignissen in seiner Heimat erzhlt und dabei ber das Auftreten eines Ñfalschen Prophetenì spricht. Araber htten ein Mitglied der kaiserlichen Garde gettet. ber die Hintergrnde will Justusí Bruder Abraham folgendes in Erfahrung gebracht haben: Ein Prophet sei erschienen und ziehe mit den Sarazenen heran, um die Wiederkunft des Messias zu verknden, so laute ein Ge-
Ein Blick von auen
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Scharfe Abgrenzung gegen die ÑUngl ubigenì
V. Der Dschihad
rcht; bei genauerer Prfung erweise sich dies als ein Irrtum, denn ein Prophet trete nicht mit dem Schwert auf; es handle sich eher um den Antichristen, denn alle, die jenem Mann begegnet seien, hielten sein Prophetentum fr Lge, sei es doch nichts als Blutvergie en; auch behaupte er, im Besitze der Schlssel zum Paradies zu sein, was man nicht glauben knne.325 ñ Die Worte Mohammeds, die wir in diesem und im vorigen Teilkapitel kennenlernten, spiegeln sich in den knappen Stzen der griechischen Quelle wider, und diese wirft auch ein Licht auf das religise Milieu, in das hinein Mohammed wirkte. Chiliastische Erwartungen kursierten, Gedanken an eine Zeitenwende, die durch einen Propheten angekndigt werden sollte, wie dies in der arabischen berlieferung mehrfach bekrftigt wird.326 Als einen ÑFriedensfrstenì stellte man sich den Erwarteten vor. Da es sich mit Mohammed so ganz anders verhielt, war ihm selber und seinem Anhang vollkommen bewu t: Er war die Ausnahme, zum Kriegfhren berufen, und wer ihm hierin folgte, fr den hielt er die Schlssel zur Glckseligkeit bereit, behauptete er geradeheraus. Da viele Medinenser ihm mi trauten, hngt mit ihrer Kenntnis einer so ganz anders gearteten berlieferung zusammen. Um so rigoroser machte Mohammed den strafenden Allah geltend, jenen Einen, dessen ÑGrenzenì man, wie es in Sure 9, Vers 112 in drohendem Ton hie , nicht zu nahe kommen drfe. Von diesen ÑGrenzenì war zuerst in Sure 2 die Rede gewesen. In Vers 187 hatte Mohammed den fastenden Mnnern erlaubt, in den Nchten des Ramadan mit den Ehefrauen zu verkehren, das bis dahin geltende diesbezgliche Verbot war anscheinend allzu oft mi achtet worden. Die nunmehr geltende gro zgige Regel stellt aber eine ÑGrenzeì dar, die keinesfalls mehr verletzt werden darf. In hnlichem Sinne handelten die Verse 229 und 230 von den Grenzen, die bei den Ehebestimmungen nach einer inzwischen in Kraft getretenen Erleichterung unbedingt einzuhalten seien.327 In Sure 9, Vers 112 sowie in Vers 97 verwendet Mohammed das Wort jedoch in einem allgemeinen Zusammenhang: Die Beduinen seien geneigt, sich ber die ÑGrenzenì, die Allah seinem Gesandten verdeutlicht habe, hinwegzusetzen; die wahren Glubigen hteten sich vor einer derartigen Leichtfertigkeit. Was inzwischen unter den ÑGrenzenì zu verstehen ist, legt Mohammed wenigstens in Teilen in Sure 5 dar, mit der nach seiner eigenen Ansicht der Islam vollendet wurde (Vers 3). Sie markieren eine schroffe Trennungslinie zwischen den Muslimen und den Andersglubigen, den Juden und Christen, sofern letztere nicht bereit sind, sich den islamischen Riten und Reinheitsgeboten anzubequemen. Sie sind in diesem Falle als Unglubige zu brandmarken (Vers 17). Allah nahm, so Mohammeds Gedankengang, einstmals den Juden und spter auch den Christen eine Verpflichtung ab ñ gemeint ist: zum Eingottglauben in islamischer Auslegung (Vers 12ñ14). ÑIhr Leute der Schrift! Unser Gesandter ist nunmehrì mit der endgltigen, der uranfnglichen Wahrheit gekommen ñ zweimal redet Mohammeds Alter ego die Andersglubigen an, die doch endlich auf den islamischen Pfad finden sollten (Vers 15 und 19). Er selber, so Mohammed, sei in einer Zeit berufen worden, als es an Gottesboten gefehlt habe, durch die die Juden und die Christen vor ihren Irrtmern htten gewarnt werden knnen (Vers 19). Tora, Evangelium und schlie -
4. Radikalisierung im Innern
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lich die ÑLesungì bezeugten dennoch die ursprnglichen, ewig gleichen Aussagen Allahs. Eigentlich sollten sich Juden und Christen daher in nichts von den Muslimen unterscheiden. In Anbetracht der Tatsache, da Tora und Evangelium je in einer anderen Epoche offenbart wurden, seien Judentum und Christentum als unterschiedliche Wege zu Allah zu werten; dem Inhalte nach seien beide allerdings der koranischen Verkndigung gleich, und aus eben diesem Grunde htten Juden und Christen sich dieser zu unterwerfen (Vers 44ñ50). Da sie in der erdrckenden Mehrzahl daran aber gar nicht dchten, drfe kein Muslim mit ihnen auf freundschaftlichem Fu e verkehren. Allein diejenigen, Ñin deren Herzen sich eine Krankheit eingenistet hatì, nhmen mit ihnen Verbindung auf, weil sich das Blatt zuungunsten der Muslime wenden knnte. ñ Ab
mir wurde aus aö-äam zurckerwartet. ñ Die standfesten Glubigen seien deswegen mehr als befremdet (Vers 51ñ53). ÑIhr, die ihr glaubt! Wer unter euch seinem praktizierten Glauben abtrnnig wird (dessen Schicksal sei Allah berantwortet). Denn Allah wird andere Leute bringen, die er liebt und die ihn lieben, demtig gegen die Glubigen, kraftvoll gegen die Unglubigen. Sie werden auf dem Pfade Allahs den Dschihad betreiben und dabei niemandes Tadel frchtenÖì (Vers 54). Zaghaftigkeit beim Verfolgen der von Allah anvisierten Ziele zahlt sich nicht aus. Als Mose seinem Volk das gelobte Land zeigte, wurde den meisten bange ums Herz; sie frchteten sich vor der Strke der Bewohner, die sie wrden von ihrem Land vertreiben mssen. Vergebens forderte Mose sein Volk zu beherztem Kampf auf, nur zwei Mnner untersttzten ihn: ÑTretet gegen den Willen (der jetzigen Eigentmer) durch die Pforte ein! Und wenn ihr erst eingetreten seid, dann werdet ihr die Oberhand gewinnen. Auf Allah verla t euch, wenn ihr glubig seid!ì (Vers 23). Doch Mose vermochte die Zaudernden nicht zu berzeugen, und so mu te sein Volk vierzig Jahre lang weiter durch die Wste streifen (Vers 24ñ26). ñ Den gleichen Fehler durften die Muslime nicht machen, whrend sie im Begriff standen, aö-äam, das Ñgelobte Landì der Quraiöiten,328 zu erobern. Erste, ermutigende Erfolge hatte Mohammed errungen. Und auf die Unbotm igen in den eigenen Reihen pa te eine andere Erzhlung aus der Tora: Die beiden Shne Adams brachten Allah ein Opfer dar, aber nur eines wurde angenommen, worauf derjenige, der sich von Allah zurckgesetzt sah, dem Bruder den Tod androhte; dieser machte geltend, da nur die Gottesfrchtigen die Gnade Allahs gewinnen knnten; der Erboste lie sich nicht von seinem verbrecherischen Vorhaben abbringen; den Leichnam seines ermordeten Bruders vergrub er, doch ein Rabe scharrte an der Stelle, und die Untat kam ans Licht (Vers 27ñ31). ÑDeswegen schrieben wir den Israeliten vor: Wer jemanden ttet, ohne da der Gettete eine Blutschuld hat oder Unheil im Lande stiftete, der hat gleichsam alle Menschen gettet, und wer ihn am Leben l t, der hat gleichsam alle Menschen am Leben gelassenÖì (Vers 32). Um des inneren Friedens willen, der ein Frieden gem den Anweisungen des Gesandten Allahs ist ñ ihm nicht zu gehorchen, hei t Unheil im Lande stiften ñ darf es keinerlei Streit in Fragen des Kultes geben; nur die wahre, von ihm selber autorisierte Art der Verehrung wird durch Allah gebilligt.329
464 Allahs ÑGrenzenì
V. Der Dschihad
Gleich im nchsten Vers rumt Mohammed alle Zweifel darber aus, wie die Geschichte der im Koran namenlosen Kain und Abel auszulegen ist. ÑDas Entgelt derer, die Allah und seinen Gesandten bekriegen und Unheil im Lande zu stiften beabsichtigen, besteht darin, da sie grausam gettet oder gekreuzigt werden oder da man ihnen die Hnde und F e berkreuz abschlgt oder da sie aus dem Lande gejagt werden. Dies bedeutet fr sie Schimpf und Schande im Diesseits, und im Jenseits steht ihnen eine gewaltige Strafe bevor. Ausgenommen sind nur diejenigen, die sich reumtig bekehren, ehe ihr sie in eure Gewalt bekommt. Wisset, da Allah vergibt und barmherzig istì (Vers 33 f.). Alle, die glauben, whlen den Dschihad auf dem Pfade Allahs als das Mittel, mit dem sie sich die ewige Glckseligkeit verschaffen. Die Unglubigen mgen sich noch so sehr bemhen, die Hlle, in der sie schmoren, wieder zu verlassen, es wird ihnen nie gelingen (Vers 35-37). Die Ttung, Verstmmelung oder Vertreibung eines jeden, der in den Verdacht gert, es nicht mit Allah und dessen Gesandtem zu halten, ist die wirksamste Strafe, mit der Allah seine ÑGrenzeì verteidigt. Es folgen nun Stze, in denen eine zweite ÑGrenzeì gezogen wird: ÑDem Dieb und der Diebin schlagt die Hnde ab als Ahndung fr das, was sie (an bsen Werken) erworben haben und als ein abschreckendes Exempel seitens Allahs!... Wenn jemand reumtig umkehrt, dann wendet sich Allah ihm gndig zuÖì (Vers 38 f.). Sehr rasch wurden weitere Delikte namhaft gemacht, durch die ebenfalls die ÑGrenzenì Allahs verletzt wrden. Die islamische Rechtswissenschaft rechnet hierunter den laut Sure 24, Vers 2 mit Auspeitschung zu bestrafenden unehelichen Geschlechtsverkehr; die Steinigung, die bereits unter Umar b. al-aÅÅb praktiziert wurde, wird mit einer Aussage Allahs begrndet, die nicht in die ÑLesungì eingefgt worden sein soll. Ebenfalls auf Sure 24, und zwar auf Vers 4, sttzt sich die Auspeitschung von Personen, die andere flschlich des unberechtigten Geschlechtsverkehrs bezichtigten. Die Bestimmungen von Sure 24 gehen, wie geschildert, auf iöas Halsbandaffre zurck.330 Mit Auspeitschen wird schlie lich der Genu von berauschenden Getrnken geahndet. Die Verfehlungen, bei denen diese sogenannten koranischen Strafen verhngt werden mssen, tasten nach Mohammeds Vorstellungen die von Allah gestiftete Ordnung an, die doch derjenigen entspricht, die unmittelbar nach der Schaffung der Welt aus dem Nichts geherrscht hatte und deren wesentliche Elemente Mohammed bei der Abschiedswallfahrt beschrieb. Unzucht gefhrdet die Durchschaubarkeit des genealogischen Gefges, Berauschtheit zieht das Sinnen des Menschen von Allah ab und zerstrt daher den Islam in des Wortes eigentlicher Bedeutung. Wird jemand eines der koranischen Delikte berfhrt, dann bleibt dem Richter und dem Oberhaupt des islamischen Gemeinwesens kein Spielraum: Man mu auf die in der ÑLesungì genannte und in der Prophetenberlieferung nher beschriebene Bestrafung erkennen, und diese mu in der "ffentlichkeit vollstreckt werden. Alle Muslime sollen Zeugen des Vorganges sein, mit dem Allahs Souvernitt, die angetastet worden war, wiederhergestellt wird. Anders gewendet, hei t dies: Allah verlangt von den Menschen, die in das Paradies eingehen wollen, absoluten Gehorsam gegen seinen Gesandten, das Unterlassen bestimmter Handlungen
5. Mohammeds Tod
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und die strenge Beachtung ritueller Pflichten. Dieses Thema klang schon an, es wird in Sure 5 ber lange Abschnitte hinweg errtert. Speisevorschriften (Vers 1ñ5; Vers 89ñ96) kennen auch die beiden lteren Religionen, und wenn deren Bekenner Ñtun, was recht istì, nmlich diese Vorschriften in der jetzt wieder auf ihren ursprnglichen Inhalt zurckgefhrten Form befolgen, sowie wenn sie in islamischer Weise an Allah und den Jngsten Tag glauben, dann brauchten sie sich vor dem Gericht nicht zu ngstigen (Vers 69). Da sie dies freilich nicht beachten, darber erzrnt sich Mohammed in Sure 5 fter (Vers 59ñ66; Vers 70ñ81; Vers 110ñ120). Er regelt alles nach dem Willen und den Worten Allahs, wie sollte da jegliche ltere von Allah erlassene, aber durch die Betroffenen verflschte Glaubenspraxis nicht in der neuesten, authentischen aufgehoben sein? Diese letzte und authentische aber mu mit grausamen Strafen vor einer erneuten Vernderung bewahrt, alle Angehrigen des Gemeinwesens Allahs und seines Gesandten mssen nicht allein durch den ununterbrochenen Vollzug der Riten auf Allah ausgerichtet werden. Vielmehr mu ihnen im Freitagsgottesdienst die Wahrheit dieser Bestimmungen ein ums andere Mal ins Gedchtnis gerufen werden, und die Rigorositt des Anspruchs Allahs auf Gehorsam ist ihnen durch die Vollstreckung der koranischen Strafen unzweideutig vor Augen zu stellen. Wie die Freitagspredigt nur durch die vom Oberhaupt des Gemeinwesens autorisierten Personen vorgetragen werden darf, so ist dem Stellvertreter Allahs auch vor dem Vollzug dieser Strafen das letzte Wort vorbehalten.331
5. Mohammeds Tod Kab al-Abr, jener Jude, von dem sich Al b. ab Älib nach seinem Sieg ber die Ban Mai die angeblich in der Tora enthaltenen Hinweise auf einen Propheten in Jarib erklren lie ,332 soll seine Einsichten wie folgt zusammengefa t haben: Ñ(Allah sprach:) Mohammed ist mein erwhlter Diener. Er ist weder grob noch rcksichtslos, brllt nicht auf den Mrkten herum, vergilt Bses nicht mit Bsem, sondern vergibt und verzeiht. Geboren ist er in Mekka, ausgewandert nach Medina, in aö-äam wird er herrschen.ì333 Die schmeichelhafte Charakterisierung mndet teils in eine Prophezeiung nach Eintritt der Ereignisse, teils in eine Ankndigung von Entwicklungen, die uns eingehend beschftigen werden. Indem Kab von Mohammeds Herrschaft ber aö-äam spricht, gibt er die Himmelsrichtung an, in die Mohammed in der letzten Zeit seines Lebens blickte ñ in das Land, aus dem es seinen Ahnherrn Quaij nach Mekka verschlagen hatte und wo die Quraiöiten wahrscheinlich immer noch ber Eigentum verfgten.334 Auch ein ganz persnlicher Beweggrund veranla te Mohammed, in den kriegerischen Anstrengungen gegen aö-äam fortzufahren. Seit bei Muta sein Adoptivsohn Zaid b. ria gefallen war, desgleichen afar b. ab Älib und andere, die Mohammed nahegestanden hatten, brannte in ihm der Wunsch nach Rache, der bei Tabuk nicht befriedigt worden war. Im Mai 632 gab er den Befehl, man mge schleunigst einen Feldzug nach
Der geplante Feldzug nach aö-äa m
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Sicherung von Machtpositionen
V. Der Dschihad
Norden vorbereiten. Er bestellte Usma, Zaid b. rias Sohn, zu sich und trug ihm auf, mit den Glaubenskriegern in die Gegend vorzusto en, in der Zaid den Tod gefunden hatte, und den Ort Ubn, dessen Bewohner Mohammed fr die Schuldigen hielt, niederzubrennen sowie die sterblichen berreste der teuren Gefallenen zu bergen. Das alles solle so rasch geschehen, da der Vormarsch schneller als die Kunde davon sei.335 Ibn Hiöm fa t sich kurz: ÑDer Gesandte Allahs schickte Usma b. Zaid nach aö-äam und befahl ihm, mit der Reiterei in das zu Palstina gehrende Gebiet von al-Balqì ñ dort ist Ubn zu suchen ñ Ñund adDr m einzudringen. Man traf die ntigen Vorkehrungen, und mit Usma zogen alle frhen Auswanderer.ì336 Hinter diesen drren Worten verbirgt sich der Unwille etlicher unter ihnen, denen es nicht pa te, unter einem so jungen Mann zu dienen. Werfen wir wieder einen Blick auf Mohammeds Familienverhltnisse! In Usmas Nachkommenschaft hielt sich die berlieferung, da Zaid, der Sklave, den ada Mohammed geschenkt hatte, der erste mnnliche Anhnger des Propheten gewesen sei,337 nicht aber Ab Bakr oder gar Al, den die Schiiten in dieser Rolle sehen. Zaid war etwa zehn Jahre jnger als Mohammed.338 Dieser scheint ihn bald, nachdem er ihn erhalten hatte, freigelassen und adoptiert zu haben. Zaid ehelichte eine Tochter Ab Lahabs, jenes Onkels Mohammeds, der einer seiner schrfsten Gegner werden sollte; damals, bevor Mohammed sich zum Prophetentum berufen glaubte, hatte er selber zwei seiner Tchter mit Shnen Ab
Lahabs verheiratet. Das Prophetentum und die damit zur Geltung gebrachte Sonderstellung zunchst unter den Nachkommen Abd alMuÅÅalibs und im weiteren Sinne unter allen Quraiöiten zerstrten die Ehebindungen; Zaid verstie die Tochter Ab Lahabs.339 Mohammed fand eine andere Frau fr ihn, nmlich seine Erzieherin Umm Aiman, die neben fnf Kamelen und einer Herde Kleinvieh die Hinterlassenschaft seines Vaters Abdallh ausgemacht hatte.340 Wie Umm Aiman in das Eigentum Abdallhs gelangt war, ist unklar.341 Als Mohammed die Ehe mit ada geschlossen hatte, war Umm Aiman nach Medina verheiratet worden, und zwar mit einem azraiten aus der Sippe al-ri b. alazra. Sie war aber bald aus Medina zurckgekehrt und wurde nun dem wesentlich jngeren Zaid angetraut, der mit ihr Usma zeugte. Dieser sollte jetzt ein Heer befehligen, dessen Kern die alten, prominenten Auswanderer und auch etliche ÑHelferì bildeten. Bei al-urf342 sollten sich die Kmpfer einfinden. Das geschah auch; aber man u erte seine Unzufriedenheit mit dem von Mohammed bestimmten Anfhrer. Besonders heftig beklagte sich der Maz mite Aijö b. ab Raba ber diese, wie er meinte, Fehlentscheidung. Er, ein Neffe lid b. al-Walds, war einer der frhesten Gefolgsleute Mohammeds; er war nach thiopien ins Exil gegangen, nach Medina ausgewandert, dann aber nach Mekka zurckgekehrt und von Ab ahl eine Zeitlang dort festgehalten worden.343 Die Unerfahrenheit Usmas mag freilich nur einer der Grnde fr solchen Widerstand gewesen sein, der Mohammed in hchstem Ma e erzrnte. Der Prophet war in jenen Tagen ernsthaft erkrankt, und man befrchtete das Schlimmste. Es ist verstndlich, da die alten Auswanderer nicht genau zu dem Zeitpunkt von Medina abwesend
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sein wollten, wenn womglich die Macht neu verteilt werden mu te. Die Erinnerung an die rde Art, mit der die Sptbekehrten ihren in den Augen der frhen Muslime ungebhrlichen Einflu zu sichern gedachten, war noch ganz frisch. Umm Aiman riet dem Propheten, er mge Usma so lange in al-urf warten lassen, bis sich die Genesung abzeichne. Doch Mohammed bestand auf dem sofortigen Beginn des Unternehmens.344 Am Sonntag, dem 11. Rab al-auwal des Jahres 11 (6. Juni 632), begab sich Usma in das Lager, wo sich schon viele Krieger eingefunden hatten. Mohammed war an jenem Tag ohne Bewu tsein; durch die Mundwinkel fl te man ihm eine Arznei ein. Tags darauf kam er wieder zu sich, und Usma suchte ihn auf, um sich ins Feld zu verabschieden, kehrte ins Lager zurck und erteilte den Befehl zum Aufbruch. Da erreichte ihn die Nachricht, der Gesandte Allahs liege im Sterben. Von Umar b. al-aÅÅb und Ab Ubaida b. al-arr begleitet, eilte Usma zum Anwesen des Propheten. Am Montagmittag schied der Gesandte Allahs aus dem Leben.345 Die Umstnde seines Todes und die Ereignisse, die sich um ihn ranken, fllen in den Quellen viele Seiten. Mehr Dichtung als Wahrheit, spiegeln sich in diesen Erzhlungen die nach Mohammeds Heimgang geltend gemachten Ansprche auf sein religis-politisches Erbe wider. Die Untersuchung dieser Erzhlungen bleibt dem nchsten Kapitel vorbehalten. Vorerst ist es uns nur darum zu tun, das weitere Ausgreifen der von Mohammed in Gang gesetzten Dynamik des Dschihads zu schildern. Auf diese Weise skizzieren wir den Ereignisrahmen, innerhalb dessen unterschiedliche Deutungen der muslimischen Bewegung aufkommen und erste Versuche unternommen werden, sie zum Stillstand zu bringen bzw. in einen wenn auch ganz unfertigen Staat berzufhren. Es wird sich zeigen, da dies nur unter einschneidenden Vernderungen der koranischen Lehren mglich sein wird ñ Vernderungen, die gleichwohl, damit sie Zustimmung finden, sich als echte Willensbekundungen des Propheten darstellen mssen.
6. Das Ausgreifen der Bewegung ÑKeine Gruppierung unterl t den Dschihad, ohne da Allah sie mit Erniedrigung schlge!ì346 Dieser Satz steht in der Rede, die Ab Bakr gehalten haben soll, als man ihm nach dramatischen Ereignissen die Stellvertreterschaft (arab.: al- ilfa) des Gesandten Allahs zuerkannt hatte. Unmittelbar nach dem Ableben Mohammeds waren nmlich, wie sich im Murren ber seine letzte Entscheidung angedeutet hatte, die Bruchlinien der Ñbesten Gemeinschaftì offen zutage getreten, und es hatte sich gezeigt, da diese Gemeinschaft in Wahrheit nichts anderes gewesen war als eben die Anhngerschaft des Gesandten Allahs. Da er nun fehlte, war ihr die einende Mitte abhanden gekommen, und es gab niemanden ñ und auch keine Institution ñ, die seine Stelle htte ausfllen knnen. Der Groll ber vermeintliche oder tatschliche Zurcksetzungen, die den einen oder anderen Teil der Anhngerschaft unlngst gekrnkt hatten, lie sich nur schwer bezhmen. Der einflu reiche Sad b. Ubda aus
Die Regelung der Nachfolge
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dem azraitischen Klan der Ban Sida hatte bei sich viele ÑHelferì zusammengerufen; sptestens seitdem Mohammed in eigenwilliger Weise diejenigen begnstigt hatte, Ñderen Herzen fr den Islam gewonnen werden solltenì, haderten sie mit ihrem Los und glaubten sich um den Lohn fr ihre unbestreitbaren Verdienste geprellt. Da die Kriegszge fortgesetzt werden sollten, wenn auch nicht gerade gegen Byzanz, stand fr die um Sad Versammelten au er Frage. Aber damit sie sich nicht noch einmal bergangen fhlen mu ten, forderten sie fr sich nun einen eigenen Befehlshaber. Die gro e Mehrheit der Auswanderer hingegen traf sich bei den ausitischen Ban Abd al-Aöhal, ebendort, wo die ersten unter ihnen schon vor Mohammeds Ankunft eine Bleibe gefunden hatten. Der ruhmreichste unter den Ban Abd al-Aöhal, Usaid b. uair, der Sohn ihres Helden in der Schlacht von Bu und einer der drei ausitischen Obmnner, die Mohammed beim zweiten Treffen von al-Aqaba ausgewhlt hatte,347 fhrte in dieser Schar das Wort. Allein Al b. ab Älib, az-Zubair b. al-Auwm und Äala b. Ubaidallh sollen bei FÅima, der Tochter des Propheten geblieben sein, um ihr in diesen schweren Stunden beizustehen und die Vorbereitungen fr die Bestattung Mohammeds zu treffen.348 Die letztere berlieferung scheint unter dem Eindruck der Ereignisse des Brgerkrieges aufgekommen zu sein, der mit der Ermordung Umns im Jahre 656 begann. Mit Al auf der einen, mit az-Zubair und Äala auf der anderen Seite kennzeichnet sie die beiden Parteiungen, die am Anfang jener Ereignisse gegeneinanderstanden und je fr sich beanspruchten, die angeblichen Irrtmer und Fehler des dritten Kalifen im Sinne der wahren Anordnungen des Propheten zu berichtigen. Da unmittelbar nach dem Tod Mohammeds Al und die anderen beiden politische Kraft entfaltet oder dies wenigstens versucht htten, wird nirgendwo bezeugt. Von Gewicht scheint im Medina jener Tage nur die alte Scheidung in Ausiten und azraiten gewesen zu sein. Hierbei waren die Ausiten, die schon vor der Bekanntschaft mit Mohammed im Bruderkrieg gegen die azraiten um Untersttzung durch die Quraiöiten geworben hatten ñ damals freilich vergeblich ñ, nunmehr im Vorteil, eben weil sie jetzt auf die frhen Auswanderer rechnen durften. Unter diesen war es Umar b. al-aÅÅb, der Sad derart unter Druck setzte, da dieser einen Schwcheanfall erlitt. Ab Bakr, der Kandidat der Auswanderer und der mit ihnen verbundenen Ausiten, nahm die Huldigung zum ÑNachfolgerì oder ÑStellvertreter des Gesandten Allahsì entgegen. Dieser Titel ist vermutlich ein Kompromi , da er die Frage der Befehlsgewalt ber die Truppen und damit den Streit um die Beuteverteilung allenfalls mittelbar entscheidet. Sad b. Ubda erkannte diese Wende der Dinge nicht an; er verweigerte Ab Bakr den Treueid, hatte aber nicht mehr gengend Gefolgsleute, um dessen Kalifat in Gefahr zu bringen. Als wenig spter Umar der Nachfolger Ab Bakrs geworden war, zog Sad es vor, nach aö-äam auszuweichen, wo er bald darauf verstorben sein soll.349 Auch in manchen quraiöitischen Klanen konnte man sich Ab Bakr nicht als einen Herrscher vorstellen. berhaupt wollte man in Mekka die Gelegenheit nutzen, um sich vom Islam zu befreien. Doch Suhail b. Amr, der einst mit Mohammed den Vertrag von al-udaibja ausgehan-
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delt hatte, schob dem einen Riegel vor. Er gab zu bedenken, da der Islam durch den Tod des Propheten nicht etwa geschwcht, sondern gestrkt werde. ÑWer unseren Verdacht erregt, dem schlagen wir den Kopf ab!ì Dies sei das lobenswerte Wirken Suhails, das Mohammed prophezeit habe, bemerkt Ibn Isq.350 Suhails Drohung pa t mit der berlieferung zusammen, derzufolge manche Mohammed skeptisch beurteilenden Quraiöiten die Verbindungen mit ihm nicht ganz hatten zerschneiden wollen; vielleicht wrde sein Werben fr den Islam nebenbei dem quraiöitischen Machtstreben ntzen.351 In der Tat erffnete die Aufrechterhaltung der islamischen Bewegung glnzende Aussichten, machtpolitisch wie materiell, so da es eine Torheit gewesen wre, sie einfach auslaufen zu lassen. Natrlich betrachteten die weiter von Mekka und Medina entfernt lebenden Stmme die Ereignisse ganz anders; Profiteure des Dschihad konnten allenfalls einige ihrer Angehrigen werden, den brigen blieben die Lasten der adaqt. Die neuen Riten konnte man weiterhin vollziehen, die Abgaben aber wollte man nicht mehr leisten. Diese Auffassung breitete sich schnell aus und brachte Ab Bakr in arge Schwierigkeiten. Frs erste stand er freilich vor der Frage, was aus den auf Mohammeds Gehei zusammengezogenen und dem Befehl Usmas unterstellten Truppen werden sollte. Trotz vieler Einsprche, die von verschiedenen Seiten geu ert wurden, setzte er durch, da Usma abrckte und die Anordnungen ausfhrte, die er noch von Mohammed entgegengenommen hatte. Nach dem Abschlu des Vertrags von al-udaibja hatte Mohammed, wie wir hrten, etlichen Stmmen in der Umgebung Medinas den Vollzug der Hedschra in ihren eigenen Streifgebieten gestattet;352 sie waren den brigen muhir n im religisen Verdienst und in der Pflicht zur Botm igkeit gegen den Gesandten Allahs gleichgestellt, mu ten sich ihm aber nicht in Medina zur Verfgung halten. Ohnehin htte eine ungehinderte Zunahme der Zahl der Auswanderer die Leistungsfhigkeit der Medinenser berfordert. Auf die Ergebenheit dieser Stmme hoffte Ab Bakr nun, da er sich nach dem Abmarsch Usmas von militrischem Schutz entbl t fand. Denn wohin er nun schaute, berall begann sich Widerstand zu regen, allerorten glaubte man sich der Verpflichtungen ledig, die man eben nur Mohammed gegenber eingegangen war. Wie eine verlassene Herde Kleinvieh in einer regnerischen Winternacht htten sich die Muslime nach dem Verlust ihres Propheten gefhlt, hei t es in einer Quelle.353 Die ersten Anzeichen der schweren Erkrankung des Propheten waren schon im Muarram (begann am 29. Mrz 632) aufgetreten; die Kunde davon hatte sich in Arabien wie ein Lauffeuer verbreitet, und Mohammed hatte noch die fr ihn gewi schmerzlichen Nachrichten von den Erfolgen drei anderer Propheten hren mssen: AlAswad al-Ans schien den Jemen fr sich zu gewinnen, Musailima die Jamama, und Äulaia scharte die Ban Asad, und nicht nur diese, um sich.354 Von der Rebellion im Jemen mu Mohammed wohl bereits zur Zeit seiner Abschiedswallfahrt gehrt haben. Der sich angeblich wie ein Prophet auffhrende al-Aswad al-Ans hatte Sanaa in seinen Besitz gebracht, nachdem dort ein adaqt-Eintreiber aus Medina eingetroffen
Der Abfall der St mme, neue Propheten
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war und den Unwillen der Bevlkerung erregt hatte.355 Ihren Anfang hatte al-Anss Bewegung allerdings in Narn, untersttzt wurde er vor allem von den Ban Mai, mit denen Al b. ab Älib nicht eben sanft umgesprungen war.356 Die muslimischen Quellen ñ andere haben wir nicht ñ schildern al-Aswad als einen Scharlatan, der durch Zauberkunststcke die Herzen der Menschen bestrickt habe.357 Mohammed hatte seine Herrschaft ber den Jemen mit Hilfe der Nachkommen des sasanidischen Expeditionsheeres errichtet.358 Als Bn, sein Vertrauensmann unter jenen sogenannten ÑShnenì, verstarb, teilte Mohammed die jemenische Statthalterschaft auf mehrere Mnner auf; ber Sanaa setzte er einen Sohn Bms.359 Ihm fgte al-Aswad eine Niederlage zu, die muslimischen Statthalter und Steuereintreiber eilten nach Medina zurck oder brachten sich bei benachbarten Stmmen in Sicherheit. Nicht lange danach fiel al-Aswad einem Anschlag zum Opfer, so da die noch vom Propheten ernannten Funktionstrger zurckkehrten und ihre Geschfte wiederaufnahmen. Die fr Ab Bakr erfreulichen Nachrichten hiervon trafen gegen Ende des Monats in Medina ein, in dem Mohammed verschieden war.360 Unmittelbare Gefahr ging dagegen von Äulaia b. uwailid aus, der sich am Anfang des Jahres 9 (begann am 20. April 630) als ein Mitglied der Abordnung der Ban Asad zum Islam bekehrt hatte, es nun aber mit einem eigenen Prophetentum probierte.361 Zum einen war er den Quraiöiten in der Genealogie gleichsam benachbart. Denn in deren Ahnenreihe trifft man auf uzaima b. Mudrika; unter dessen Shnen ist Kinna, der Urgro vater jenes Fihr, dem man den Beinamen Quraiö gab;362 Kinnas Stiefbruder war Asad b. uzaima, und zu einem der wichtigsten Verbnde, die in jenem Asad ihren Stammvater erkennen, zhlen die Ban lAötar, eben jene Sippe, der Äulaia angehrte.363 Zum anderen lag das Gebiet, in dem er agierte, Medina bedrohlich nahe. Sobald Mohammed gestorben war, kamen die adaqt-Eintreiber in gro e Schwierigkeiten. Man verweigerte ihnen die Tribute oder nahm sie ihnen wieder ab, so da sie mit leeren Hnden in Medina eintrafen. Ab Bakr erkannte, da seiner Herrschaft die Grundlage entzogen wurde, und deshalb zeigte er sich unnachgiebig, als ihn in Medina Abordnungen einiger Stmme aufsuchten und ihm vorschlugen, man werde die Riten praktizieren, wie versprochen, wolle aber von den fiskalischen Verpflichtungen befreit werden. Ab Bakrs kompromi lose Haltung ntzte zunchst seinen Gegnern. Äulaia hatte regen Zulauf; au er den Ban aÅafn unter ihrem wankelmtigen Anfhrer Ujaina b. in schlugen sich die Ban
Äaiji auf seine Seite; die Hawzin schwankten, fr wen sie sich entscheiden sollten; unter den Ban Sulaim wandten sich viele Prominente vom medinensischen Regime ab. Die Ban aqf dagegen hielten Ab Bakr die Treue. Die Lage des ÑNachfolgers des Gesandten Allahsì war so prekr, da man jederzeit einen Angriff gegen Medina befrchten mu te. In der Tat drangen die Feinde eines Nachts auf das Oasengebiet vor, konnten allerdings abgewehrt werden. In einem Gefecht zeigte sich Ab Bakr ihnen berlegen.364 Danach entsandte er gegen die Ban Asad einen ihrer muslimischen Stammesgenossen, der ein Schwurbruder der ÑHelferì geworden war. Diesem und einem anderen ÑHelferì bergab er das
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Kommando ber den medinensischen Teil der Streitmacht; ein anderes Kontingent stand unter dem Befehl von lid b. al-Wald, dem allerdings stets das letzte Wort vorbehalten bleiben sollte. Womglich versuchte Ab Bakr auf diese Weise die Forderung der Medinenser nach einem eigenen amr zu erfllen. lid setzte die beiden medinensischen Anfhrer im Vortrupp ein, wo sie den Tod fanden. Im entscheidenden Gefecht besiegte er Äulaia. Ujaina b. in, der sich diesem mit einem Aufgebot von etlichen hundert Kriegern angeschlossen hatte, ersprte rechtzeitig, welchen Lauf die Dinge nahmen, lie die Ban Asad im Stich und erlangte die Verzeihung des ÑNachfolgers des Gesandten Allahsì. Äulaia berlebte die Niederlage und zog sich nach aö-äam zurck. Augenscheinlich betrachtete man aö-äam als eine Region, in die man vor der Verpflichtung zur Zahlung der adaqt und berhaupt vor dem Zugriff des verchtlich ÑAb Falì, ÑVater des entwhnten Jungkamelsì, genannten Ab Bakr ausweichen konnte.365 Schon Usma b. Zaid hatte bei seinem Vorsto nach Norden im Frhsommer 632 hinnehmen mssen, da im Grenzraum zum byzantinischen Reich die gerade erst gegrndete islamische Herrschaft zerbrckelte. Sein Befehl, die dem Islam treu gebliebenen unter den Quiten sollten gegen ihre abtrnnigen Stammesbrder vorgehen, hatte deren Flucht nach D mat al-andal ausgelst. Kein Wunder, da jener Grenzraum, der schon Mohammed so sehr am Herzen gelegen hatte, bald die Aufmerksamkeit Medinas auf sich lenken sollte. Nach dem von lid b. al-Wald erstrittenen Erfolg konnte Ab Bakr aufatmen. Es schlossen sich kleinere Auseinandersetzungen an, in denen einzelne Personen oder Sippen Krnkungen zu rchen suchten, die ihnen bei der mehr oder minder gewaltsamen Bekehrung zum Islam zugefgt worden waren. Da es Einzelaktionen blieben und Ab Bakr rasch zuschlagen lie , gelang es ihm whrend seines kurzen Kalifats, die unmittelbare Gefhrdung Medinas zu beseitigen. Insgesamt zeichneten sich die Kmpfe durch ungewhnliche Grausamkeit aus. lid hatte den besiegten Ban Asad und aÅafn unter der Bedingung Schonung gewhrt, da sie sich erneut zu dem verpflichteten, was sie Mohammed zugesagt hatten; darber hinaus hatte er darauf bestanden, da man ihm alle diejenigen ausliefere, die sich nach dem Tod des Propheten an ihren muslimischen Stammesgenossen vergriffen hatten. Den ihm unter dieser Beschuldigung berstellten aus den Reihen der Ban Asad und aÅafn scheint er vergeben zu haben, nicht jedoch einigen abtrnnigen Anfhrern aus dem Verband der Hawzin. ÑEr verstmmelte diejenigen, die den Islam attackiert hatten. Er verbrannte sie, er zerschmetterte ihnen den Schdel mit Steinen, er strzte sie von Bergen hinab, warf sie kopfber in Brunnen, lie sie mit Pfeilen durchbohren.ì Einen Monat lang soll lid vom Ort seines Sieges aus Vorst e unternommen und unter der Bevlkerung derart gewtet haben, da Ab Bakr sich gentigt gesehen habe, ihn zur M igung zu mahnen.366 In die zweite Hlfte des Jahres 11 fallen die Kmpfe lid b. al-Walds im Osten der Arabischen Halbinsel. Da sich an ihnen der gleitende bergang des Ringens um die Wiederherstellung der unter Mohammed herrschenden Gegebenheiten in eine weiter und weiter ausgreifende Welle
Kriege in Ostarabien
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V. Der Dschihad
von Eroberungen beobachten l t, verdienen sie besondere Aufmerksamkeit. Am Anfang stehen auch hier neue Propheten, genauer gesagt, eine Prophetin und der schon einmal erwhnte Maslama, von den Muslimen als Musailima geschmht.367 Zu bercksichtigen ist ferner die instabile Lage des sasanidischen Iran, wo nach lngeren Wirren Jazdagird III. den Thron bestieg;368 er sollte der letzte seines Herrscherhauses sein. Auch zu den Ban Tamm, von deren Bedeutung fr die Sasaniden wie fr die Quraiöiten in Mekka ausfhrlich die Rede war,369 hatte Mohammed seine adaqt-Eintreiber entsandt. Als diesen der Tod des Propheten zu Ohren kam, zerstritten sie sich darber, wie sie sich jetzt verhalten sollten. Zur selben Zeit trat bei den Ban Talib im unteren Zweistromland eine tammitische Prophetin namens Sa bt. al-ri auf den Plan; mit ihrem Anhang zog sie nach Sden. Ihre Genealogie ist unklar; Einigkeit besteht allerdings darber, da sie der tammitischen Sippe der Ban Jarb b. anala zuzurechnen ist.370 Sie selber und ihre Brder, deren Klane man spter in Kufa wiederfindet, waren jedoch, vielleicht als Schwurgenossen, in den Verband der christlichen Ban Talib aufgenommen worden. Weitere tammitische Sippen, meist den Ban Raba b. anala zugehrend, hatten sich ihr angeschlossen. Soweit diese Christen geworden waren, gaben sie ihren Glauben auf und bekannten sich zu dem, was Sa verkndete.371 Von deren Botschaft wissen wir fast nichts. Da sie aber ber einen Gebetsrufer verfgte, liegt die Vermutung nahe, da ein dem muslimischen vergleichbarer Ritus gepflegt wurde.372 Mglicherweise war auch Sa ein Symptom jenes Konflikts zwischen den Heiden und den Bekennern einer Hochreligion, bei dem in Medina die Aus und die azra gegen die Juden standen, im Zweistromland hingegen randstndige affiliierte Sippen gegen die Ñechtenì, christlichen Ban Talib. Mlik b. Nuwaira, einer der Steuereinnehmer bei den Tammiten, war ein Klangenosse Sas. Die berlieferung preist in ihm einen Dichter und Krieger, der den ÑKnigenì ebenbrtig gewesen sei, jenen Tammiten, denen die Sasaniden an bestimmten Orten die Aufsicht ber das Marktgeschehen zu bertragen pflegten.373 Mlik hatte bei den Ban
anala, zu denen er von Mohammed abgeordnet worden war, die als adaqt zusammengebrachten Tiere unter die Bedrftigen verteilt, sobald er von den Vorgngen in Medina erfahren hatte. Dergleichen hatte in seiner Befugnis gelegen. Sa, in der Absicht, gegen Ab Bakr einen Raubzug anzufhren, hatte Mlik um Untersttzung bitten lassen, sobald sie mit ihrer Gefolgschaft bis al-azn vorgerckt war, der wegen ihrer Gte gerhmten Frhlingsweide der Ban Jarb b. anala, an der Pilgerroute zwischen Kufa und Mekka gelegen.374 Mlik stimmte einer Absprache zu, redete ihr aber den Krieg gegen Ab Bakr aus. Sie solle ber die Ban Tamm herrschen, schlug er vor. Einige Tammiten waren mit diesem Plan nicht einverstanden und flchteten. Statt eines Krieges gegen Ab Bakr flammten Kmpfe unter tammitischen Sippen auf. In dieser Situation richtete sich der Blick der Prophetin und ihres Anhangs auf ein neues Ziel, nmlich die Jamma, wo ein gewisser Maslama Offenbarungen verkndete und in hnlicher Weise agierte wie bis vor kurzem Mohammed in Medina.375
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Haua b. Al (gest. 630) von den Ban anfa, ein Christ, war die berragende Persnlichkeit im Nordosten Arabiens gewesen, als Mohammed den Vertrag von al-udaibja aushandelte. Kurz darauf hatte er auch ihm einen Boten gesandt und ihn zur Annahme des Islams aufgefordert.376 Nach Hauas Tod begann der Aufstieg Maslamas. Das sprliche Material, das ber dessen im Gestus eines Propheten vorgetragene Verkndigungen auf uns gekommen ist, steht unter dem Verdacht, entstellt worden zu sein. Es setzt sich vorwiegend aus Schwren im Stil der Wahrsager bzw. der ltesten Suren zusammen, l t aber auch Anleihen beim Christentum ahnen, so etwa, wenn vom ÑHimmelreichì (arab.: mulk assam) die Rede ist.377 Mit Mohammeds Offenbarungen, wie sie seit seiner Abkehr von der Lehre der Selbstheiligung des Menschen und seiner Hinwendung zum alles bestimmenden einen Allah entstanden, ging Maslamas Gottesbegriff konform: ÑEuer Herrì sieht euch, gr t euch, befreit euch von jeglicher Furcht; am Tag seines Gerichts rettet er euch und erweckt euch zum Leben; uns obliegen, sofern wir fromm sind und keine verworfenen Frevler, rituelle Gebete; die Frommen verbringen den Tag mit Fasten, die Nacht mit Vigilien; dies alles geschieht fr den gro en Herrn, den Herrn der Wolken und des Regens; das Antlitz der Frommen strahlt vor Freude, denn auf Maslamas Rat hin enthalten sie sich der Frauen und des Weines ñ wie glcklich werden sie erst sein, wenn sie das ewige Leben gewinnen und in das Himmelreich emporsteigen! Der Herr kennt ganz genau die Dinge, die sie in ihren Herzen hegen, und seien sie winzig wie ein Senfkorn.378 Mit derartigen Verkndigungen bewegte sich Maslama in den Bahnen des anfentums, freilich nicht des Ñgro zgigenì, das sich Mohammed zueigen gemacht hatte, sondern desjenigen eines Umn b. Ma n. Gegen diesen Maslama, der mit einer Abordnung der Ban anfa in Medina gewesen sein und Mohammed eine Teilung der Herrschaft vorgeschlagen haben soll,379 zog jetzt Sa. ber die Begegnung beider wissen die Quellen nichts Glaubhaftes zu berichten. Jedenfalls wurde eine Schlacht abgewendet, indem Maslama ihr den halben Jahresertrag der nicht nher bezeichneten Feldfrchte der Jamama zugestand. Auf Abmachungen hnlichen Inhalts sind wir bei der Schilderung der Kriege Mohammeds mehrfach gesto en. Sas Kmpfer marschierten in das Zweistromland zurck, nur einige ihrer Vertrauten blieben zur Abwicklung der Tribute in der Jamama. ñ Als Muwija (reg. 660ñ680) am Ende des Brgerkrieges durch Zwangsumsiedlungen seine Herrschaft ber den Irak zu festigen suchte, wurde Sa mit ihrer Sippe nach Kufa verbracht, wo sie den Islam annahm.380 ñ Ihr Rckzug aus der Jamama strzte ihren Stammesverwandten Mlik b. Nuwaira in arge Verlegenheit. Er hielt sich in der Nhe von azn Jarb auf, und nun rckte lid b. alWald gegen ihn vor, ohne von Ab Bakr ausdrcklich damit beauftragt zu sein, wie die Quellen betonen; insbesondere einigen ÑHelfernì in seinen Reihen soll dies nicht recht gewesen sein. Diesen Zgernden gegenber habe sich lid auf den ihm erteilten Oberbefehl berufen und auf die so unverhofft eingetretene Gunst der Stunde, die man nicht ungenutzt verstreichen lassen drfe. Da Mlik seine Leute bereits an die Orte entlassen hatte, wo ihr Vieh weidete, kam es nicht zu einem Ge-
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fecht; lid sandte jedoch Sphtrupps aus, die die einzelnen Sippen der Feinde aufspren, deren Loyalitt zum Islam sichern und ihnen die adaqt abverlangen sollten. Sie griffen auch Mlik und sein Gefolge auf. Angeblich war ein Mi verstndnis der Grund dafr, da er niedergemacht wurde. Diese berlieferung soll lid entschuldigen; sie ist aber schwerlich mit einer anderen Nachricht in Einklang zu bringen, derzufolge er sich Mliks Ehefrau aneignete. Nicht sofort, sondern erst als in Medina die Kunde von lids Vorgehen eingetroffen war, nahm man daran Ansto und erkannte, da man den quraiöitischen Feldherrn einer strengen Kontrolle unterwerfen msse. Auch lie man sich erst herbei, den Gefangenen aus Mliks Anhang die Freiheit zu schenken,381 als dessen Bruder Medina aufgesucht und mit einem Bittgedicht das Herz Ab Bakrs erweicht hatte. Unter Ab Bakrs Nachkommen erzhlte man sich, der ÑNachfolger des Gesandten Allahsì habe lid die Anweisung mit auf den Weg gegeben, er mge genau prfen, ob Gruppen, denen man begegne, den Gebetsruf pflegten; erst wenn man sich vergewissert habe, da es sich nicht um Muslime handele, solle man sie ausrauben, tten, ihre unbewegliche Habe verbrennen. Im Falle Mliks habe sich sogar ein Zeuge dafr gefunden, da dieser ein Muslim sei. lid habe sich davon aber nicht beeindrucken lassen. Als er nach dem Ende der Kmpfe bei azn Jarb in Medina habe Rechenschaft ablegen mssen, habe Umar ihn in ungewhnlich scharfer Form zurechtgewiesen.382 Mit berlieferungen wie dieser wird eine Vorgeschichte des tiefen Konflikts um das religis-politische Erbe Mohammeds gezeichnet; dieser Konflikt wird im Mittelpunkt des folgenden Kapitels stehen. Bei al-BuÅ, jener Wasserstelle, an der man Mlik b. Nuwaira gettet hatte, lagerten die muslimischen Truppen, bis lid aus Medina zurckkehrte, wo er, wie angedeutet, Ab Bakr Rede und Antwort gestanden und dann einen neuen Auftrag empfangen hatte. Diesmal ging es um die Ausschaltung Maslamas. Um die Inbesitznahme Ostarabiens bis hin in den Oman fhrte man schon Krieg, aber ohne die Beseitigung jenes Propheten, in dem man den gefhrlichsten der verbliebenen Feinde erblickte, fhlte man sich in Medina nicht sicher. In Begleitung weiterer Kmpfer war lid wieder in al-BuÅ eingetroffen. Von dort stie er gegen die Jamama vor. Die Ban anfa, die den Nordosten der Arabischen Halbinsel beherrschten, vor allem jene fruchtbare Landschaft, waren gefrchtet; sie konnten sehr viele Krieger aufbieten. Maslama war es gelungen, von Mohammed dorthin entsandte Koranleser fr die eigene Sache einzusetzen; er lie den Gebetsruf unter Erwhnung Mohammeds zu und erweckte dadurch den Anschein, da er mit Medina im Einvernehmen stehe. Dies wird auch von einer anderen Quelle bezeugt, nmlich vom Bericht ber den Besuch der Abordnung der Ban anfa bei Mohammed: Maslama strebte eine friedliche Beilegung des Machtkonflikts an, genau wie mit Sa.383 Ab Bakr und sein quraiöitischer Feldherr hatten sich davon nicht beirren lassen. Am Rande der Jamama, au erhalb des bebauten Landes, stellte lid Maslama und die Ban anfa zur Schlacht; Disziplinlosigkeiten im Heere Maslamas schwchten dessen Kampfkraft, und so errangen die Muslime einen Sieg; Maslama fand den Tod.384
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Nur die wichtigsten Ereignisse der ersten Kriege nach Mohammeds Tod haben wir skizziert. Andere Schaupltze im Osten und Sden der Halbinsel, zu denen die Quellen ebenfalls vielfltiges Material bieten, wurden bergangen. Die frhe muslimische Historiographie, die die Kmpfe im Nordosten Arabiens vermutlich zu Unrecht dem Ziel der Wiedergewinnung bereits islamisierter Gebiete zurechnet, zieht nach lids Triumph ber Maslama einen Strich: Die Schlachten gegen die ÑApostatenì sind nunmehr geschlagen. Aber aus dem, was jetzt gesichert ist, erwchst der Drang nach weiterem. Zwei plausible Ereignisfolgen werden aufgezeigt, beide lassen sich miteinander verweben. Al-Balur (gest. um 890), der neben einem monumentalen Geschichtswerk ber die frhislamische Zeit eine Darstellung der Eroberungszge hinterlassen hat, u ert sich wie folgt: ÑAls Ab Bakr den Kampf gegen die ÇApostatení abgeschlossen hatte, erachtete er es fr gut, Heere nach aö-äam zu entsenden.ì Von einem anderen Autor wird in diesem Zusammenhang berichtet, Ab Bakr habe Amr b. al- und äurabl b. asana, die er zunchst nach Ostarabien abordnete, zustzlich angewiesen, nach Niederwerfung der dortigen Abtrnnigen ohne Sumen in das Gebiet der Qua einzurcken, also in die Gegend nrdlich von Medina.385 AlBalur fhrt fort: ÑDeshalb schrieb Ab Bakr an die Bewohner von Mekka und aÅ-Äif, an die Leute im Jemen386 und an alle Beduinen im Nedschd und Hedschas, um sie fr den Dschihad auszuheben und in ihnen die Lust daran und an der bei den Rhomern zu holenden Kriegsbeute zu entfachen.ì Sein Aufruf sei ein voller Erfolg gewesen, er habe in Medina drei Heere aufstellen knnen, deren Standarten er drei bewhrten Mnnern anvertraut habe. Der erste war lid b. Sad b. al- b. Umaija aus dem Klan der Ban Abd äams, einer der frhesten Anhnger Mohammeds; Umar hielt ihn wegen des notorischen Stolzes auf seinen Klan allerdings fr ungeeignet, weswegen ihn Ab Bakr noch nach dem Abmarsch der Heere durch Jazd b. ab Sufjn, einen Bruder des spteren Kalifen Muwija, ersetzte, einen Sptbekehrten, der Umar besser zusagte und unter seiner Herrschaft zum Statthalter in Palstina aufrckte.387 Die anderen beiden waren äurabl b. asana, ein Schwurgenosse der Ban uma und altbewhrter Muslim, durch das thiopische Exil gleichsam geadelt, und Amr b. al-, der Sptbekehrte, der sich schon zu Lebzeiten Mohammeds mit einigen Altverdienten darber gestritten hatte, wer wem etwas zu befehlen habe.388 Die denkwrdige Zeremonie der Standartenweihe wird auf Donnerstag, den 1. afar (6. April 634) des Jahres 13 datiert.389 Al-Balur kannte sich in der zu seinen Lebzeiten immer noch umkmpften Region nrdlich von Aleppo aus;390 wohl aus diesem Grund nherte er sich der Geschichte der Eroberungen von aö-äam her. Der Kufaner Ibn Aam (gest. ca. 926) entwickelte seinen Gegenstand anders: ÑAls Ab Bakr die Kriege gegen die ÇApostatenë beendet hatte, entschlo er sich, die Nichtaraber, als da sind die Perser und die Rhomer, und (alle) Arten von Unglubigen mit Krieg zu berziehen. Der Anla hierfr lag darin, da der erste unter den Arabern und Nichtarabern, der das Kriegfhren gewohnheitsm ig betrieb, al-Muann b. ria aö-äaibn war. Die Raba (b. Nizr), nmlich die Ban äaibn und andere,391 lie en
Der bergang in die Eroberungskriege
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lid b. alWald und der Beginn der Kriege gegen die Sasaniden
V. Der Dschihad
sich im Irak nieder, weil sie in der Tihama und im Hedschas unter einer Drre zu leiden hatten. Eben deswegen zogen sie in den Irak. Sie gelangten schlie lich in das Gebiet der ÇInselë392 und setzten sich (auch) in der Jamama fest.ì Der Herrscher der Sasaniden gestattete ihnen, dort zu bleiben, bedang sich aber aus, da sie keinen Schaden stifteten. ÑDann jedoch verbten die Perser bergriffe gegen die Araber und peinigten sie aufs u erste. Die Herrschaft lag eben in den Hnden der Perser.ì AlMuann b. ria, der Fhrer der Ban äaibn, setzte sich zur Wehr und griff einzelne persische Ritter393 in der Gegend des spteren Kufa an; er soll damals bereits Muslim gewesen sein. Ab Bakr erfuhr von diesen Kmpfen und ermunterte al-Muann zu weiteren Taten. Sobald sich alMuann der Region bemchtigt hatte, rief er einen Neffen herbei, stattete ihn mit Kmpfern aus und wies ihm Ubulla am Schatt al-Arab als Angriffsziel zu; die Gegend des spteren Basra wurde unterworfen.394 Ab Bakrs Interesse am sasanidisch-arabischen Grenzraum kennen wir schon aus der Zeit, in der Mohammed von Mekka aus nach einem Stamm Ausschau hielt, bei dem er Zuflucht finden k nnte. Der Name alMuanns begegnet uns in den Kriegen gegen die Abtrnnigen zum ersten Mal im Zusammenhang mit Bahrain; er ist einer der Beduinenfrsten, auf die die muslimische Seite zhlt.395 Nach der Niederlage der Ban anfa und dem Tod Maslamas hielt sich lid b. al-Wald lngere Zeit in der Jamama auf. Der Winter von 632 auf 633 stand vor der Tr, die Truppen waren ersch pft, die Verluste waren ungew hnlich hoch gewesen. lid zwang den Besiegten einen Frieden auf, bei dem er sich unter Umgehung der von Mohammed eingefhrten Regelungen die Hlfte der Beute aneignete; da er sich auch die Hlfte der Ertrge zusichern lie, hat allerdings ein Vorbild in der Abmachung von aibar. Wahrscheinlich suchte er whrend der ganzen Zeit Medina nicht auf.396 Im Frhjahr marschierte er, vermutlich im Einvernehmen mit Ab Bakr, nach Norden, am Westufer des Schatt al-Arab entlang, und erreichte Hira. Dabei durchquerte er den Sawd, das fruchtbare Land am Unterlauf des Euphrat. Wie es Mohammed im Falle von Elat gehalten hatte, gewhrte er den Bewohnern einiger Orte Sicherheit an Leib und Leben gegen Zahlung der Kopfsteuer. Als er vor Hira sein Lager aufgeschlagen hatte, begab sich der Åaiji itische Frst, den die Sasaniden dort eingesetzt hatten, zu ihm. Die Quellen legen lid die folgenden Worte in den Mund: ÑIch rufe euch zu Allah und zum Islam. Wenn ihr darauf h rt, dann seid ihr Muslime und habt die gleichen Rechte wie sie. Wenn ihr euch weigert, dann obliegt euch die Kopfsteuer. Wenn ihr auch sie verweigert, nun, ich bin zu euch mit Leuten gekommen, die den Tod heftiger begehren als ihr das Leben ñ wir fhren dann den Dschihad gegen euch, bis Allah zwischen uns und euch entscheidet!ì397 Auf 190 000 Silberdirhem soll sich die erste irakische Kopfsteuer belaufen haben, die nach Medina transportiert wurde.398 lid verpflichtete die Hirenser au erdem dazu, fr ihn Spitzeldienste zu leisten. Unter Ausnutzung der durch al-Muann b. ria und seinen Neffen bewirkten Zermrbung der sasanidischen Herrschaft im sdlichen Zweistromland operierte er dort fast ein Jahr lang. Die berlieferung zeichnet die Vorgnge so, als wren sie stets unter der Fhrung und An-
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weisung Ab Bakrs vonstatten gegangen. Das ist vermutlich falsch. Nicht abwegig erscheint es freilich, da er lid untersttzte, indem er Ij b. anm, einen Verwandten des von ihm nach aö-äam entsandten Ab
Ubaida b. al-arr,399 nach Osten abordnete, damit die im Irak kmpfenden Truppen nicht Gefahr liefen, von einer aus Richtung Ktesiphon ber den Euphrat vorsto enden Streitmacht gestellt zu werden.400 ñ Auf genau diese Weise werden sich gegen Ende des Jahres Perser und Rhomer zur Wehr setzen. ñ Ohne weiter die Einzelheiten zu verfolgen, kann man konstatieren, da im unteren Irak bereits 633 die muslimische Bewegung aus dem zu Lebzeiten Mohammeds unterworfenen Gebiet hinausdrngt. Entscheidendes haben ihr die Sasaniden offensichtlich nicht entgegenzustellen. lid und al-Muann schpfen zudem aus einem Reservoir an Menschen, die aus eigenem Antrieb zu den muslimischen Standarten strmen;401 ob sie alle der schieren Not gehorchen, knnen wir nicht wissen. Bis Anbar am mittleren Euphrat gelangen die Eindringlinge schon in jenen Monaten. Selbst Ktesiphon, die Residenz der Sasaniden, lenkt bereits die Aufmerksamkeit lids auf sich: Er soll einen Hirenser als Boten mit einem Drohbrief dorthin geschickt haben.402 ñ Gegen Ende des Jahres 12, im Winter 633 auf 634, verl t lid den Irak, um zwischen aö-äam und dem sdlichen Zweistromland, auf der ÑInselì mithin, Furcht und Schrecken zu verbreiten. In der Folge treffen zum ersten Mal in gr erer Zahl Kriegsgefangene von weither in Medina ein. Zusammen mit Ij b. anm wtet lid in D mat al-andal, kurz darauf finden wir ihn wieder unweit Hiras, Ktesiphon l t ihm keine Ruhe.403 Das Ende des Ramadan verbringt er, wo der Irak, die ÑInselì und aö-äam ineinander bergehen.404 Genau in jener Gegend hat er im lQada (begann am 7. Januar 634) ein blutiges Gefecht zu bestehen; Perser und Rhomer haben sich zu einer Streitmacht zusammengeschlossen, sind, wie befrchtet, ber den Euphrat gegen lid vorgesto en, werden aber zurckgeschlagen. Danach bergibt er den Befehl einem Vertrauten, sagt ihm, er mge unverzglich nach Hira aufbrechen, er selber werde die Nachhut bilden. Doch das ist eine Finte. Unter strenger Geheimhaltung eilt er nach Sden, auf einem Weg, der als u erst schwierig gilt. Medina und der ÑNachfolger des Gesandten Allahsì kmmern ihn nicht, berraschend trifft er in Mekka ein, vollzieht die Pilgerriten, und ebenso schnell ist er wieder im sdlichen Irak, in Hira.405 Dort erreicht ihn der Befehl Ab Bakrs, ohne Sumen nach aö-äam abzuziehen, wo die drei Heere, die man von Medina aus nach Norden in Marsch gesetzt hat, in eine bedrohliche Lage geraten sind. Ob sich alles so dramatisch abgespielt hat, wie die Quellen es erzhlen, ist fraglich. Wenn Ab Bakr selber, wie manche berliefern, in jenem Jahr die Pilgerriten leitete, dann kann ihm die Anwesenheit lid b. alWalds in Mekka kaum entgangen sein. Auf die Brskierung Ab Bakrs kommt es aber den Quellen an, auf das Zerwrfnis zwischen ihm, dem Busenfreund Mohammeds, und dem sptbekehrten Maz miten, von hochfahrendem Charakter und zu Eigenmchtigkeiten neigend. Da lid in die Kmpfe in aö-äam einzugreifen hatte, als sie fr die Muslime bel auszugehen drohten, wird den Tatsachen entsprechen. Das Jahr 13 (begann am 7. Mrz 634) zeigt die Muslime auf breiter Front in Kriege
Nordostarabien und aö-äa m
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V. Der Dschihad
verstrickt. Aö-äam und das untere Zweistromland bilden einen einzigen Raum militrischer Unternehmungen, wobei freilich die Voraussetzungen, unter denen sie ablaufen, nicht bereinstimmen. Denn auf sasanidischer Seite waren die Bedingungen fr die Zurckschlagung der muslimischen Eindringlinge ungnstiger als im byzantinischen aö-äam. Schon die Schlacht von Qr hatte den sdlichen Irak eines wirksamen Schutzes beraubt. Ijs b. Qaba von den Ban Äaiji, den die Sasaniden als ihren Vasallenfrsten in Hira eingesetzt hatten, war von den Ban
äaibn niedergerungen worden,406 und diese hatten, wie gehrt, wenige Jahre spter das Gebiet zwischen dem Schatt al-Arab und der ÑInselì in der Hand. Indem al-Muann b. ria sich zum Islam bekannte, sicherte er sich einen Rckhalt, wie er ihn zuvor nicht htte finden knnen. Nicht nur wegen der Thronwirren infolge des Verlusts von aö-äam waren die Abwehrkrfte der Sasaniden geschwcht, sondern vor allem wegen der seit Qr ungehinderten arabisch-beduinischen Einwanderung. Wie wir schon wissen, hatte Mohammed ursprnglich erwogen, von Mekka aus in jene Region aufzubrechen; allerdings hatte man ihm einen Schutz auf sasanidischem Territorium abgeschlagen ñ in Medina hatte er zu Anfang unter noch engerer Beschrnkung die Eroberung der Macht in Mekka betreiben mssen, und die Bedenken gegen seine Politik, die auf eine Konfrontation mit der Gro macht Byzanz zusteuerte, waren nie geschwunden. ñ Erst die Ereignisse des Jahres 12 scheinen die Scheu vor Kriegen mit den beiden gro en Reichen zerstreut zu haben. Und dies, obwohl am Grenzsaum zu aö-äam eine vergleichbare Auflsung ñ hier: der byzantinischen ñ Autoritt nicht stattgefunden hatte. Im Gegenteil, man darf damit rechnen, da sie nach dem Siegen Herakleiosí ber die Sasaniden gestrkt worden war. Zudem scheint aö-äam in jenen Jahren von einer Einwanderung in gr erem Stil verschont geblieben zu sein.407 Somit gab es dort keine Araber, denen durch ein Bekenntnis zum Islam ein Vorteil htte entstehen knnen, etwa eine Absicherung innerhalb eines politischen und gesellschaftlichen Gefges, dessen tragende Krfte ihnen mit Vorbehalten begegnet wren. Demnach ist unter dem Kalifat Ab Bakrs im Nordosten Arabiens der Kampf gegen die Abtrnnigen gleitend in die Eroberung fremden Landes bergegangen; die daran beteiligten Stmme durchzogen aber nicht nur den sdlichen Irak, die ÑInselì und auch Streifgebiete westlich davon waren ihnen ebenso vertraut, und so fanden die Geschehnisse im unteren Zweistromland ihren Widerhall bis an den Rand von aö-äam. Daher wird es nicht der pure Zufall sein, da Ab Bakr am Beginn des Jahres 13 die erwhnten Heere dorthin in Marsch setzte; die Gelder, die lid b. al-Wald ihm zugesandt hatte, werden dem Unternehmen frderlich gewesen sein. Ein Zufall ist es freilich ebenso wenig, da die muslimischen Heere auf byzantinischem Boden zunchst keine Triumphe errangen. Ihre Fhrer sollen vielmehr eingesehen haben, da sie Gefahr liefen, nacheinander bezwungen zu werden. Im April 634 sammelten sie sich im Norden des Jordangebiets, allerdings ohne die Truppen wirklich zu vereinen. Die Eiferschteleien unter den Anfhrern schwelten fort; Ab Ubaida und äurabl b. asana htten sich bereitgefunden, zusammen mit Jazd b. ab Sufjn und Amr b. al- die Pflichtgebete zu vollziehen, die beiden
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Sptbekehrten dagegen, Amr und Jazd, htten sich nie zu Ab Ubaida oder äurabl bequemt.408 Wie dem auch sei, die Lage erlaubte den Muslimen nicht, gegen die Byzantiner die Initiative zu ergreifen. Erst als lid b. al-Wald auf der Bildflche erschien, inzwischen war es Sptsommer, nderte sich dies. Glaubt man den Quellen, so gelang es ihm stets, die Truppen im entscheidenden Augenblick anzufeuern; er lie die ÑSure des Dschihadì vortragen, die nach der Schlacht von Badr entstandene Sure 8,409 die sich ja nicht nur mit der Beuteteilung befa t, sondern auch vom Beistand handelt, auf den die Krieger Allahs rechnen drfen.410 lid b. al-Wald hatte sich in der ersten Hlfte des Jahres 634, wie man von ihm gefordert hatte, vom unteren Irak aus nach Westen bewegt. Auf seinem Marsch nach aö-äam zog er eine Blutspur durch das Land; Araber verschiedener Stmme waren seine Opfer ñ was, wie angedeutet, im Zweistromland nicht der Fall gewesen war. ber Tadmur drang er in Syrien ein. Auch Damaskus soll er eingenommen haben. Danach soll er nach Bostra im Haurangebirge vorgerckt sein, um von dort aus zu den seiner harrenden muslimischen Truppen zu sto en. Diese htten ihn zu ihrem Oberbefehlshaber ausgerufen.411 Bei Anadain stellte sich ihnen eine byzantinische Streitmacht entgegen, konnte sie aber nicht aufhalten. Herakleios flchtete aus seiner Residenz in Hims und begab sich nach Antiochien. Dies alles fllt in den Sommer 634, in die Zeit, als Ab Bakr in Medina mit dem Tode rang. Er starb in der Mitte des umd l-ira (begann am 3. Juli 634) des Jahres 13.412 Die Inbesitznahme von aö-äam erfolgte so, wie es nach den Quellen Ab Bakr angeordnet hatte: Amr b. al- bemchtigte sich Palstinas zusammen mit einem Prophetengefhrten, der sich bereits unter Mohammed bewhrt hatte;413 äurabl b. asana blieb im Jordangebiet; Jazd b. ab Sufjn setzte sich in Damaskus fest; Ab Ubaida b. al-arr brachte Hims, die syrische Residenz der byzantinischen Kaiser, in seine Gewalt.414 Im Raab des Jahres 15 (begann am 9. August 636) scheiterte Herakleiosí letzter Versuch, die Okkupanten zu vertreiben. Von Edessa aus hatte er den Krieg vorbereitet, Truppen unter anderem aus Armenien angefordert sowie die christianisierten Araber aus aö-äam, seine Verbndeten aus den Stmmen Lam, um und weitere unter ihrem Frsten abala b. al-Aiham zusammengezogen. Auf islamischer Seite hatte der sich anbahnende Kampf Beunruhigung ausgelst.415 Umar b. al-aÅÅb, seit zwei Jahren ÑNachfolger des Nachfolgers des Gesandten Allahsì, mu te sich Vorwrfe anhren, weil er abala mit dem Beharren auf der Kopfsteuer verprellt hatte. Die Teilnahme an diesem Krieg gegen die Andersglubigen galt als so verdienstvoll, da sich selbst Ab Sufjn, der Vater des Damaszener Statthalters Jazd, obwohl mit ber siebzig Jahren ein Greis, nach aö-äam aufmachte. Zum entscheidenden Treffen kam es am Jarmuk, stlich des Tiberiassees. Die Byzantiner unterlagen erneut. Der muslimischen berlieferung ist vor allem im Gedchtnis geblieben, da die Fu truppen der Feinde in Gruppen aneinandergekettet gewesen seien, damit ihnen keine Flucht mglich sei; gerade diese Ma nahme habe die Niederlage beschleunigt, denn wenn in einer solchen Reihe nur ein einziger sich in Todesfrucht auf den Boden geworfen habe, htten alle anderen sich nicht mehr wehren knnen.416
Die Kriege in aö-äa m
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Die Eroberung des Irak und das Vordringen nach Iran
V. Der Dschihad
Die Stdte in aö-äam, die zwischen 634 und 636 von den Muslimen eingenommen worden waren, hatten Unterwerfungsabkommen ausgehandelt; als Herakleios zur letzten Anspannung der Krfte rief, verweigerten sie sich ihm. Die Repressalien, die sie im Falle eines muslimischen Sieges zu gewrtigen hatten, legten dies nahe. Der byzantinische Kaiser kmpfte also schon um ein Land, dessen Bevlkerung nicht mehr wagte, fr ihn Partei zu ergreifen. Die Katastrophe am Jarmuk zerstrte ihm die Hoffnung, in absehbarer Zeit aö-äam wiederzugewinnen, und selbst Edessa erschien ihm nun zu exponiert, um es erfolgreich zu verteidigen. lid b. al-Wald hatte Qinnasrn erobert und mit den Se haften jener Gegend ein Unterwerfungsabkommen geschlossen. Unterdessen rckten von Sden neue muslimische Streifscharen heran, aus dem Gebiet von Kufa, aus Qarqsij, aus Mossul, aus der ÑInselì und dem Land der Ban
Talib. Herakleios wich nach Samosate aus und sah sich dann gezwungen, den ganzen Sdsaum des anatolischen Hochlandes aufzugeben. Er kehrte nach Konstantinopel zurck. Die muslimischen Geschichtsschreiber wissen nicht genau, ob dies noch im Jahre 15 oder erst im Jahre 16 (begann am 2. Februar 637) geschah. Herakleios rumte auch smtliche Festungen zwischen Alexandrette und Tarsus, zerstrte sie und beorderte die Mannschaften zu sich; die Muslime sollten nichts vorfinden, was ihnen zur Fortsetzung des Krieges gegen das Reich htte dienlich sein knnen.417 So schuf er unbeabsichtigt sehr gnstige Bedingungen fr das Fortleben der Dschihad-Idee, wie Mohammed sie gepredigt hatte: ÑEine Schar aus meiner Gemeinde wird nicht aufhren, den Dschihad um der Wahrheit willen zu fhren...ì418 Ñlid und Ij (b. anm al-Fihr, ein alter Prophetengenosse)419 betraten den Pa weg aus Richtung aö-äam, Umar (b. Mlik) und Abdallh (b. al-Mutamm, die von der ÇInselë und von Mossul herangezogen waren) von der ÇInselë aus. Zuvor hatten sie noch nie den Pa weg betreten. Sie kehrten dann zurck. Dies war das erste Betreten des Pa weges im Islam, und zwar im Jahre 16.ì420 ÑDen Pa weg betretenì, in das Hochland von Anatolien hinaufziehen, und zwar in kriegerischer Absicht, dies wird zum gngigen Ausdruck fr die Dschihad-Aktivitten, fr die Aufrechterhaltung der Bewegung,421 ohne die die Ñbeste Gemeinschaftì ihre Daseinsberechtigung verlre in einer Welt, in der Herrschaft mehr und mehr die Verwaltung eines bereits gewonnenen, nicht mehr gefhrdeten Raumes bedeutete, in einer Welt mithin, die dem Propheten Mohammed unbekannt geblieben war. Im Osten gestalteten sich die Verhltnisse ganz anders. Das Zagrosgebirge erfllte nicht wie der Taurus die Funktion eines Schutzwalls. Nachdem lid b. al-Wald das untere Zweistromland hatte verlassen mssen, fhrte dort al-Muann b. ria mit wechselndem Erfolg Krieg. Die Iraner gaben ihren untereinander zerstrittenen Feldherren die Schuld an der mi lichen Lage. Diese wiederum sollen nun ernsthaft nach einem geeigneten Thronerben Ausschau gehalten und diesen endlich in dem einundzwanzigjhrigen Jazdagird III., einem Enkel Chosrau Anuschirwans, gefunden haben. Die Anstrengungen zur Wiedergewinnung des an die Muslime verlorenen Gebiets wurden aufeinander abgestimmt; alMuann soll diesen Umschwung der Dinge gesprt und sogleich nach Medina gemeldet haben, wo Umar, inzwischen Kalif, unverzglich die
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notwendigen Ma nahmen getroffen habe. Die Bewohner des Sawd hatten sich von den Eroberern abgewandt, worauf die Angreifer auf Gehei des Kalifen an der alten Grenze Verstrkungen gesammelt htten. Im Sptwinter 635 vollzog Umar die Pilgerriten in Mekka, und bei dieser Gelegenheit soll er die Wallfahrer von der Dringlichkeit seiner Anordnung berzeugt haben.422 Das Jahr ber warb man Kmpfer an, die der Kalif dem Befehl von Sad b. ab Waqq unterstellte. Sad, aus dem quraiöitischen Klan der Ban Zuhra, geno unter seinen Glaubensbrdern den Ruhm, der erste gewesen zu sein, der um des Islams willen einen Menschen gettet hatte;423 er gehrt des weiteren zu jenen Zehn, denen Mohammed den sofortigen Einzug ins Paradies zusagte ñ die Grabespein wrde ihnen erspart bleiben. Noch bevor Mohammed die ÑHelferì in seine militrischen Abenteuer hatte verstricken knnen, hatte sich Sad als einer der Mnner verdient gemacht, die die Gelegenheiten fr einen Schlag gegen die mekkanischen Quraiöiten ausgekundschaftet hatten.424 Im Bezirk von Ktesiphon musterte Rustam, der sasanidische Oberkommandierende, sein Heer. Sad hingegen blieb westlich des Euphrat bei al-Qdisja. Rustam rckte dann nach Sden vor, um in die Nhe des Feindes zu gelangen. Er entsandte zwei Spher, die sich einen Muslim griffen und vor Rustam brachten. In der Vorstellung einer muslimischen Quelle entwickelt sich zwischen dem Feldherrn und dem Gefangenen das folgende Gesprch: ÑWeshalb seid ihr gekommen, was wollt ihr?ì mchte Rustam wissen. ÑWir sind gekommen, um zu fordern, was Allah uns versprochen hat!ì ÑNmlich was?ì ÑEuer Land, eure Shne, euer Blut, sofern ihr euch weigert, den Islam anzunehmen!ì ÑUnd wenn ihr vorher gettet werdet?ì ÑAllah hat auch versprochen, da er alle, die vorher gettet werden, ins Paradies bringen wird (vgl. Sure 9, 111). Denen von uns, die berleben, erfllt er, was ich dir sagte. Wir haben die Gewi heit (eines gro en Gewinns vor Augen).ì So sei man denn den Angreifern ausgeliefert, habe Rustam sinniert, worauf ihn der Gefangene belehrt habe: ÑKeineswegs, eure Untaten vielmehr haben euch ausgeliefert! Um ihretwillen hat Allah euch im Stich gelassen... Du wirst nicht gegen Menschen streiten, sondern gegen (Allahs) Ratschlu und Bestimmung!ì In heftigem Zorn befiehlt Rustam, den Gefangenen zu enthaupten. Damit die moralische berlegenheit der gem Allahs Entscheidung Angreifenden den Lesern bewu t werde, folgt nun eine kurze Schilderung von Verbrechen, die Rustams Heer an den Bewohnern des Sawd begangen haben soll.425 Die Schlacht bei al-Qdisja lief an vier Kampftagen ab; sie endete mit dem Tod Rustams und der Niederlage der Iraner, die sich abzuzeichnen begann, sobald die Muslime bemerkt haben sollen, da man die furchterregenden Kriegselefanten au er Gefecht setzen knne, indem man ihnen den Rssel abschlage. Nach dem Sieg bei al-Qdisja drangen die Muslime bis ber den Tigris vor und besetzten das Ausgangsgebiet der fr die Sasaniden lebenswichtigen Route nach Chorasan. ber die Daten dieser Kmpfe konnten sich schon die frhen muslimischen Historiographen nicht einig werden. Al-Wqid verlegt den Sieg bei al-Qdisja in das Jahr 16 (begann am 2. Februar 637), whrend sich Ibn Isq fr das Jahr 15 (begann am 14. Februar 636) ausspricht;426 die-
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Basra und Kufa, die Heerlagerst dte
V. Der Dschihad
ser Meinung gibt man in der Regel den Vorzug. Whrend das Byzantinische Reich stark genug blieb, um Anatolien mehr als vier Jahrhunderte gegen den Ansturm muslimischer Invasoren zu verteidigen, war die Herrschaft der Sasaniden mit der Niederlage bei al-Qdisja tdlich getroffen. Ktesiphon, die glanzvolle Residenz, fiel gleich danach den Eroberern in die Hnde, Jazdagird flchtete nach Osten ñ an eine Sicherung der ÑPa wegeì war berhaupt nicht zu denken. Die Inbesitznahme des Kerns des Zweistromlandes sowie der bergang ber den Tigris und der Einmarsch in den Bezirk al l stie en den Eroberern ein Tor auf, durch das sie ungehindert eindringen konnten, dem nach Osten entfliehenden Jazdagird hinterher, dem es nicht gelang, irgendwo eine dauerhafte Auffanglinie zu errichten. Im Jahre 31 (begann am 24. August 651) wurde er in der Nhe von Merw in einer Wassermhle ermordet. Die Umstnde dieser Untat werden unterschiedlich geschildert. Dabei wird deutlich, da entweder Jazdagird oder die eigenen Leute das Reich verloren gaben und im Zusammenspiel mit Trken, die in die fruchtbaren Regionen Mittelasiens einsickerten, eine fr den Augenblick vorteilhafte Klrung der unbersichtlichen, vllig offenen Situation suchten.427 Im selben Jahr erschien Abdallh b. mir vor Merw und diktierte den Bewohnern seine Friedensbedingungen. Dieser war zwei Jahre zuvor durch den Kalifen Umn (reg. 644ñ656), seinen Verwandten aus der Sippe Abd äams,428 zum Statthalter von Basra bestellt worden, hatte von dort aus die Eroberung der Persis vollendet, deren Metropole Istachr bis in jene Zeit Widerstand geleistet hatte. Danach war er nach Chorasan marschiert.429 Diese Ereignisse lenken unseren Blick nach Basra, das in jenen Tagen in der Nhe des erwhnten Ubulla entstanden war. In den ersten Jahren des Kalifats Umars hatte man jene Gegend als ein Aufmarschgebiet fr Angriffe auf Ahwas gentzt. Allerdings hatten sich die Iraner in Chuzistan mit Erfolg gewehrt. Unter den muslimischen Kmpfern entstand daher der Plan, auf dem westlichen Ufer des Schatt al-Arab eine Relaisstation aufzubauen, von der aus man Attacken vortragen und wo man, von Kriegszgen zurckkehrend, in Sicherheit die Krfte erneuern und in der blichen Form die rituellen Gebete vollziehen konnte. Auf Feldzgen und im Feindesland mu te man sich oft mit dem ÑGebet der Furchtì begngen. Man fa te also eine Art Ansiedlung ñ falls man diesen Ausdruck berhaupt verwenden darf ñ ins Auge, die ganz von den Bedrfnissen der Dschihad Treibenden geprgt war. Angeblich auf Umars Befehl hin setzte sich im Sommer 636 der alte Prophetengefhrte Utba b. azwn mit etwas mehr als dreihundert Kriegern zum Schatt al-Arab in Marsch. Da die Witterung unmittelbar am Wasser unertrglich schwl war, whlte man ein Stck landeinwrts ein geeignetes Gelnde. Unterwegs hatten sich der kleinen Truppe Beduinen angeschlossen, so da etwa fnfhundert von Utba gefhrte Kmpfer als die ersten Einwohner von Basra gelten knnen.430 Die Heerlagerstadt (arab.: al-mir) nahm weitere dorthin strmende Streiter fr die Sache Allahs auf; sie lie en sich, nach Stmmen untereinander abgegrenzt, nur nieder, um mglichst bald in den iranischen Osten aufzubrechen, und zwar auf der von der Geographie vorgegebenen Route ber Chuzistan in die Persis hinein oder nach
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Isfahan. Chorasan, den Nordosten Irans, erreichte man, indem man sich sdlich der unbewohnten Gebiete des Hochlandes hielt und erst am Westsaum des heutigen Afghanistan den Weg nach Norden einschlug.431 Glaubt man den Quellen, dann wurde zu genau derselben Zeit die zweite Heerlagerstadt Mesopotamiens gegrndet, nmlich Kufa. Laut alWqid haben wir uns das so vorzustellen: ÑUmar b. al-aÅÅb befahl Sad b. ab Waqq in einem Schreiben, er mge fr die Muslime ein Gebiet der Hedschra und eine Garnison (arab.: al-qairawn) auswhlen. Zwischen ihm, dem Kalifen, und (den Kriegern) drfe kein Flu liegen. Sad begab sich daraufhin nach Anbar und wollte es zum Lagerplatz bestimmen. Doch litt man dort unter allzu vielen Fliegen, so da Sad an einen anderen Ort zog, der jedoch auch nichts taugte. Schlie lich verlegte er die Truppen (auf das Gelnde des nachmaligen) Kufa. Er setzte die Quartiere fest, teilte den Leuten die Grundstcke zu, wies den Stmmen ihre Wohnpltze an und richtete eine Moschee ein.ì432 Offensichtlich wurde Umar von der Sorge umgetrieben, da eine ganz ohne feste Punkte voranrollende Eroberungswelle zum Zusammenbruch der muslimischen Herrschaft fhren msse: Im Notfall darf kein Flu das Eingreifen von Hilfstruppen erschweren. Im brigen knne man nicht einmal den Beduinen im Nedschd trauen; wenn man alle diejenigen, die gerade aö-äam eingenommen htten, zu neuen Zielen beordere und wenn man die Jemeniten auf weite Feldzge schicke, msse man dann nicht gewrtigen, da die thiopier in den Jemen, die Byzantiner nach aö-äam zurckkehrten? Nur zwei Drittel der Kufaner sollten nach Iran aufbrechen; die anderen m ten zurckbleiben, um den erst krzlich gewonnenen Besitz zu sichern.433 Damit lernen wir die zweite Aufgabe der Heerlagerstdte kennen, nmlich das retardierende Element in einer Entwicklung zu bilden, deren Ende im ungewissen verschwamm. Hinter dem Rhmen des Heldentums der Glaubenskmpfer, dem Thema, das die berlieferung beherrscht, steht jenes zweite freilich weit zurck: Umar soll diese neue Ansiedlung als das Haupt des Islams gepriesen haben, die Kufaner als die Lanze Allahs, als den Schatz des Glaubens, als den Gipfel des Arabertums.434 Die Schlacht bei Nihawend sdwestlich von Hamadan, 640 oder 641 geschlagen, ffnete den Muslimen den Weg nach Medien und die Route in den iranischen Osten am Rande der Gebirgsketten entlang, die sich von Aserbeidschan bis nach Transoxanien erstrecken. Als Umar 644 ermordet wurde, hatte sich auch nach Westen hin eine Lcke aufgetan, durch die fortan arabisch-beduinische Bevlkerung von der Halbinsel abgesaugt wurde. Amr b. al-, den er in Palstina stationiert hatte, war, angeblich gegen den Willen des Kalifen, nach gypten aufgebrochen und hatte das Nildelta erobert. Am Ostufer des Stromes, unweit einer kleinen Festung, war eine weitere Heerlagerstadt im Entstehen begriffen, al-FusÅÅ, die Keimzelle der im Laufe der Geschichte nach Norden gewucherten Stdtelandschaft, die man unter dem Namen Kairo zusammenfa t. Schon unter Umars Nachfolger Umn drangen arabisch-muslimische Krieger weiter nach Westen vor. Sie grndeten in dem von ihnen Ifrqija genannten heutigen Tunesien das Lager al-Qairawn. Die Auslufer der arabisch-muslimischen Bewegung hatten sich binnen weniger Jahrzehnte weit von ihrem Ursprungsgebiet entfernt. Und das
Der Einfall in gypten
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Erstaunliche ist, da selbst die Katastrophe des Brgerkriegs, der nach der Ermordung Umns ausbrach, sie nur vorbergehend abbremste. In den Kpfen vieler Beteiligter schien der Dschihad auf nichts Geringeres zu zielen als auf die Unterwerfung des ganzen Weltkreises unter die Herrschaft Allahs und seiner das Paradies erstrebenden Diener.
7. Der Zwiegehrnte Der Zwiegehrnte im Koran
ÑUnd sie fragen dich nach dem Zwiegehrnten. Antworte: ÇIch werde euch einiges ber ihn vortragen.ë Wir gaben ihm Macht auf der Erde und erffneten ihm zu allem einen Weg. So folgte er einem Weg, bis er zu dem Ort gelangte, an dem die Sonne untergeht. Er entdeckte, da sie in einer schlammigen Quelle untergeht, und er stie dort auf ein Volk. Wir sprachen: ÇZwiegehrnter! Entweder bestrafst du sie, oder du verfhrst mit ihnen gtig.ë Er antwortete: ÇDie Frevler werden wir bestrafen, darauf werden sie vor ihren Herrn gefhrt, und der wird sie (im Jenseits) grausam bestrafen. Wer aber ein frommes Werk tut, dem winkt das Paradies als Entgelt, und wir teilen ihm aus unserer Fgung Erleichterung zu.ë Wieder folgte er einem Weg, bis er den Ort erreichte, an dem die Sonne aufgeht. Er entdeckte, da sie ber Leuten aufgeht, denen wir keinerlei Schutz vor ihr gaben. So ist das! Wir wissen genau, wie es sich mit (dem Zwiegehrnten) verhielt! Wieder folgte er einem Weg, bis er in das Land zwischen den beiden Dmmen vordrang. Vor diesen entdeckte er Leute, die kaum einige Worte verstanden. Sie sprachen: ÇZwiegehrnter! Gog und Magog stiften Unheil auf der Erde. Sollen wir dir Tribut geben unter der Bedingung, da du zwischen uns und ihnen einen Damm errichtest?ë435 Er erwiderte: ÇWorber mein Herr mir Macht verlieh, das zhlt mehr! Darum helft mir krftig, dann werde ich zwischen euch und ihnen einen steinernen Wall bauen! Bringt mir Eisenstcke!ë Und als er einen gleichm igen Wall zwischen beiden Hngen aufgefhrt hatte, befahl er: ÇBlast!ë und sobald er (die Glut) zu (loderndem) Feuer angefacht hatte, befahl er: ÇBringt mir flssiges Metall! Ich will es darbergie en!ë So konnten (Gog und Magog den steinernen Wall) weder erklimmen noch durchbohren. (Der Zwiegehrnte) sprach: ÇDas ist ein Zeichen fr die Barmherzigkeit, die mein Herr erzeigt. Sobald freilich das Versprechen meines Herrn eintreten wird, dann wird er (den Wall) zu einem flachen Hgel einebnen. Das Versprechen meines Herrn bewahrheitet sich!ëì (Sure 18, 83ñ98). Sure 18 enthlt Geschichten, die der Prophet in Mekka vortrug; es hei t, seine Feinde htten sie sich von medinensischen Juden erzhlen lassen, um dann zu berprfen, wie sattelfest dieser Mohammed in den Dingen sei, die die Welt erklren. Wenn er wirklich ein Prophet sein wollte, dann mu te ihm dies alles gelufig sein. Die Alexandergeschichte, die im jdischen Milieu beliebt war,436 gehrte mit zu dem Stoff, ber den Mohammed sich auslassen sollte. Nach islamischer berlieferung wurden die eben zitierten Verse jedoch erst in Medina offenbart und in Sure 18 untergebracht,437 gleichsam als eine Ergnzung zu der allenfalls schattenhaften Anspielung auf Alexander, die sich in den mekkanischen
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Versen von Sure 18 findet: Mose mchte zusammen mit einem Diener den ÑZusammenflu der beiden Meereì erkunden; dabei verfehlen sie die Lebensquelle (Sure 18, 60ñ63). Auch in der Alexandergeschichte begehrt der Held, von jenem Wasser zu trinken, das ihm das ewige Leben beschiede. In der nachkoranischen muslimischen Erzhlung ist es der in Sure 18 erwhnte Begleiter Moses, der den Zwiegehrnten darber aufklrt, da es keinem Menschen oder Dschinn vergnnt sei, dem Tod zu entrinnen.438 Das Ende der Geschichte von jenem Mose, den man in der Koranauslegung gewhnlich vom berbringer der Gesetzestafeln unterscheidet, war demnach die geeignete Stelle, um die in Medina przisierten Aussagen ber den Zwiegehrnten einzufgen. Im mekkanischen Gedankengang folgte auf das Verfehlen des Lebensquells und die im Anschlu hieran an Beispielen aufgewiesene Unfhigkeit Moses, die Entscheidungen Allahs mit eigenen Erwgungen zu ergrnden (Vers 64ñ 82), die Warnung an die Unglubigen, sich nur ja niemand anderen als Allah zum Vertrauten zu whlen (Vers 102). Wer sich auf dergleichen einl t, der verstrickt sich in Irrtmer, die ihm den Heilsgewinn unmglich machen. Die eingefgte Alexandererzhlung lockert diesen Sinnzusammenhang, so da er nachtrglich durch die ebenfalls in Medina entstandenen Verse 99 bis 101 bekrftigt werden mu : ÑUnd wir lassen sie an jenem (Jngsten) Tag durcheinanderwogen. Man st t in die Posaune, worauf wir sie versammeln. Den Unglubigen stellen wir an jenem Tag eindringlich die Hlle vor Augen, jenen, deren Augen vor meiner Mahnung verhllt waren und die nicht zu hren vermochten.ì Die auf diese Art in den Koran eingeschobene sehr knappe Fassung der Erzhlung vom Zwiegehrnten entfaltete, was Mohammed in Medina noch nicht hatte ahnen knnen, in den Jahrzehnten der weit ausgreifenden Eroberungszge ihre Deutungskraft; jetzt zeigte sie den Kriegern, an welchem Geschehen sie teilhatten. In zwei unterschiedlichen Versionen war der Stoff gegen 700 in Umlauf, und beide weisen Anspielungen auf die zurckliegenden beispiellosen Ereignisse auf. Die erste, der wir uns zuwenden, geht in ihrem Kern auf den Gelehrten al-asan al-Bar zurck. Als etwa Drei igjhriger gelangte er 671 in das Amt eines Schreibers unter ar-Rab b. Zijd al-ri, dem Statthalter von Chorasan.439 Eine mittelpersische Fassung des Stoffes wird die Quelle fr al-asans arabischen Text sein, der in einer etwa einhundert Jahre jngeren berarbeitung auf uns gekommen ist.440 Gegen Ende der Erzhlung hren wir davon, wie der Zwiegehrnte sich auf den Weg nach Westen macht, in das Land der Finsternis, wo die Sonne in einer schlammigen Quelle versinkt (Sure 18, 86). Das Lebenswasser, das er in jener unwirtlichen Gegend zu entdecken hofft, bleibt ihm verborgen. Schlie lich erreicht er das Gestade des Okeanos. berwltigt vom Anblick der sich auftrmenden Wogen, ruft er aus: ÑEs gibt keinen Gott au er Allah!ì Die Wunder des Festlandes hat er kennengelernt, nun begehrt er, die Wunder des Meeres zu schauen, und ein Engel fhrt ihn in einem Schiff auf die hohe See hinaus. Nach einer langen Fahrt betritt der Zwiegehrnte wieder das Land, trifft mit den zurckgelassenen Gefhrten zusammen, reist in den Jemen und beschlie t dort, nach Mekka zu pilgern. Im Text steht nun ein Einschub, den der Maz mit Sad b. al-Musaijab (gest. 712/3) verantwor-
Der Zwiegehrnte bei Abraham in Mekka
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tet, ein Mann, der sich gro e Verdienste um das Zusammentragen der Entscheidungen (arab.: al-qa , Pl. al-aq ija) des Propheten und Umar b. al-aÅÅbs erwarb;441 bei der Verfestigung der muslimischen Bewegung zum Islam hat er eine Schlsselrolle inne, worber an anderer Stelle ausfhrlich zu sprechen sein wird. ÑDer Zwiegehrnte zog mit seinem Heer nach Mekka. Da schenkte ihm Ismael, der Sohn Abrahams, einige Khe. Die Gefhrten (des Zwiegehrnten) aber bemchtigten sich des Zemzembrunnens, so da Ismael und seine Shne nicht zum Wasser gelangten und Durst litten. Ihr Durst wurde qualvoll. Da kam Abraham, der Freund Allahs, nach Mekka und traf Ismael und dessen Shne drstend an. Er fragte, was vorgefallen sei, und erhielt (von Ismael) zur Antwort, da der Zwiegehrnte ihm den Brunnen weggenommen habe, worauf Abraham diesen verfluchte. Allah machte, da der Zwiegehrnte den Namen verga , mit dem dieser (ihn) anrief, seine Angelegenheiten regelte und das Heer befehligte. Dem Zwiegehrnten erschien dies befremdlich, und er dachte nach, bis ihm einfiel, da Abraham hierher gekommen war. Deshalb machte sich der Zwiegehrnte auf, Abraham zu begr en. Er traf ihn in aufgebrachter Stimmung an und fragte ihn, was ihn denn so aufgebracht habe. ÇDa du dich des Brunnens meines Sohnes bemchtigtest und ihn und seine Sippe drsten lie est!ë ÇIch wu te nicht, da ihm der Brunnen gehrt. Niemand hat es mir gesagt.ë Abraham versetzte: ÇDiese Khe werden bezeugen, da der Brunnen ihm gehrt!ë Und Allah verlieh ihnen die Sprache, worauf sie besttigten: ÇJa, der Brunnen gehrt Ismael.ë Der Zwiegehrnte sagte weiter: ÇO Freund Allahs, wir werden uns entfernen. Rufe Allah an, damit er zurckgebe, was er mir nahm!ë ÇUnter der Bedingung, da du deine Soldaten au erhalb des heiligen Gebiets l t und keiner von ihnen dieses Haus umkreist, es sei denn in tiefer Demut!ë Der Zwiegehrnte willigte ein, worauf Abraham seinen Herrn anrief und dieser ihm den Namen zurckgab, mit dem er seine Leute lenkte. Der Zwiegehrnte vollzog die Pilgerriten, verabschiedete sich von Abraham und machte sich in Richtung Babel auf den Weg.ì442 Alexander wird in dieser berlieferung, die in die von al-asan alBar ins Arabische gebrachte Erzhlung eingefgt wurde, mit dem abrahamischen Mekka und seinen Bewohnern verbunden, die ihre Herkunft auf Ismael zurckfhren: Derjenige, der die Welt in der Lnge und Breite durchquert und damit von ihr zur Gnze Besitz ergreift, von den bebauten Gegenden wie von den wsten, ist in all seinem Tun gerechtfertigt. Die Kaaba, das von Allah gestiftete Haus seines Kultes, ist durch Abraham und Ismael nach der Sintflut wiedererrichtet worden, und es markiert den Mittelpunkt des Alls.443 Der Kosmos der Alexandererzhlung, die in Iran zu jener Zeit, wie bereits angedeutet, in einer mittelpersischen Fassung zirkulierte, im brigen aber auch in einer syrischen verbreitet war, ist der imaginierte Raum, in den hinein sich die muhid n auf ihren Kriegszgen begeben. Dies betrifft nicht nur den Aufbau des Kosmos ñ die bereinandergeschichteten Scheiben, die in der Mitte durch den Berg Qf gehalten werden, dessen ÑWurzelnì in die Tiefe durch die Unterwelten hindurch reichen ñ,444 sondern auch die voranschreitende Islamisierung; in seiner ganzen Ausdehnung wird er zum Streifgebiet der
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muslimischen Heere, die ihn dem Willen des Einen unterwerfen. Ja, letzteres ist der aktualisierende Sinn, mit dem die Erzhlung aufgeladen wird. So liest man in der syrischen Version, Alexander habe in Sogdien eine gro e Stadt anlegen lassen, der er den Namen Samarkand gegeben habe; er habe befohlen, man mge dort fr eine Gttin einen Tempel bauen. Der Text al-asan al-Bars Ñislamisiertì das Geschehen: Es ist eine Moschee, die der Zwiegehrnte errichtet.445 Die zweite Fassung der Alexandererzhlung macht aus dem Helden einen jemenischen Knig.446 Die Handlung wird in Gang gebracht, indem dieser vier Trume hat, die niemand an seinem Hof zu deuten vermag. Der erste nimmt das schon in der koranischen Figur des Zwiegehrnten angelegte Motiv der Demtigung des Mchtigen vor Allah (Sure 18, 98) auf und spitzt es zu: Das ewige Leben behlt Allah sich allein vor. Im zweiten Traum steigt Alexander in den Himmel hinauf und bringt, von den Sternen begleitet, Sonne und Mond auf die Erde herab. Der dritte deutet ihm die knftige Herrschaft ber Land und Meer an: Er schlingt sie in sich hinein. Im vierten versammeln sich vor ihm alle Menschen und Dschinnen und die Tiere. Nur in Jerusalem, versichern ihm seine Berater, werde er verl lichen Aufschlu finden; dort lebe ein Prophet aus der Nachkommenschaft Isaaks, von ihm werde er erfahren, was es mit den Gesichten auf sich habe. Der Weg aus dem Jemen nach Palstina fhrt natrlich ber Mekka; dort vollzieht der Zwiegehrnte die Riten, von einer Begegnung mit Abraham oder Ismael ist keine Rede.447 Der Prophet, der in Jerusalem die ersehnten Ausknfte erteilt, ist niemand anders als jener Mose,448 der in Sure 18, Vers 60 bis 64 die Lebensquelle verpa t und sich danach von einem Unbekannten die Undurchschaubarkeit des gttlichen Ratschlusses demonstrieren l t. Dem Zwiegehrnten versichert er dieses: ÑAllah hat dir Macht auf Erden gegeben und dir zu allem einen Weg erffnet (vgl. Sure 18, 84). Was die Hlle betrifft, so hast du eine Warnung erhalten. Nimm sie dir zu Herzen! Dein Aufstieg in den Himmel bedeutet gttliches Wissen, das du erlangen wirst. Sonne, Mond, hell funkelnde und schwcher leuchtende Sterne bedeuten, da du alle Herrscher der Erde absetzen wirst und dir alle Mchtigen Folge leisten werden. Da du die Erde ganz verspeistest, besagt, da du ber die Erde und alles, was auf ihr ist, herrschen wirst. Die sieben Meere, die du austrankest, verhei en, da du ber diese sieben Meere fahren und alle Inseln in Besitz nehmen wirst. Auch den Ozean wirst du so weit befahren, da du schlie lich an eine schlammige Quelle kommen wirst, die du nicht berqueren kannst; an jenem Ort wirst du umkehren. Was die Menschen und die Dschinnen angeht, so wirst du die Bewohner des einen Landes in das andere versetzen. Die Tiere werden sich dir unterwerfen und unter deiner Herrschaft keinen Schaden anrichten; sie werden dir vielmehr stets zu Diensten sein. Auch ber die Winde wirst du gebieten. Dein (zweiter) Traum, in dem du Sonne und Mond auf die Erde herabgeholt und hier umhergefhrt hast, bedeutet, da du ber das Land des Sonnenuntergangs hinaus in ein Gebiet der Finsternis vordringen wirst, wo du allein auf dein Wissen angewiesen bist, um dich zurechtzufinden. bernimm die Sache Allahs! Handle im Gehorsam ihm gegenber! Er wird dir beistehen und dir Erfolg verleihen.ì449
Der jemenische Zwiegehrnte
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Der Zwiegehrnte zieht zuerst in den Westen, in die Lnder der Schwarzen. Er setzt dann nach Andalusien ber, entdeckt, da die Sonne in einem schlammigen Loch untergeht (Sure 18, 86). Auf Inseln jenseits von Andalusien leben Menschen ohne Verstand, ohne religises Wissen; er will sie tten, doch Mose, der ihn begleitet, rt ihm, gut zu erwgen, ob man nicht Nachsicht walten lassen solle (Sure 18, 86 f.). Der Zwiegehrnte erfhrt nmlich, da einer seiner jemenischen Vorgnger, Saba,450 jene Unverstndigen dorthin verbannt habe. In der Ferne erblickt er nun einen leuchtend wei en Felsen. Sein Reisegefhrte klrt ihn ber dessen Bewandtnis auf: Als Allah dem Propheten Abraham auftrug, nach Bbilj n ñ so hie das kleine Fort am Ostufer des Nils, wo Amr b. al- seine Lagerstadt grndete451 ñ auszuwandern, schickte der ÑFreund Allahsì einen Heerfhrer nach Westen weiter, damit auch dort die Herrschaft des wahren Glaubens errichtet werde. Die Krieger stie en zunchst bis nach Qam nija452 vor, zu dem Ort, an dem man spter die Heerlagerstadt alQairawn baute. Dann setzten sie nach Andalusien ber, wo sie auf Vlker trafen, die von Japhet abstammten: Basken, Goten, Gallizier, Franken, Berber und andere. Diese tteten den Heerfhrer und Missionar Abrahams und warfen den Leichnam auf einen Abfallhaufen. Geier verschlangen dessen Fleisch und brachten es zu einem glatten, glnzenden Felsen. Hier wird der Gettete am Jngsten Tag auferstehen; Tiere knnen die sterbliche Hlle von Gottesmnnern nicht schnden.453 ñ Soweit der Westfeldzug des Zwiegehrnten und damit verknpfte Ereignisse. Die Eroberung gyptens durch die Muslime, ihr Vordringen nach Nordafrika und schlie lich der Angriff gegen das Reich der Westgoten sind in die Erzhlung eingeflochten: Der Zwiegehrnte befiehlt seinem Heer, die Bewohner von Andalusien zu tten, da sie sich einst dem Abgesandten Abrahams widersetzt htten. Die Inseln im Okeanos jenseits von Andalusien waren das u erste Ziel, zu dem der Zwiegehrnte zu gelangen vermochte. Dort angekommen, verfertigte er Verse folgenden Inhalts: ÑMit meinen Taten berrage ich alle Knige, die keine Araber sind. Denn mit Lanze und Schwert verbreitete ich den Ruf Allahs bis an die westlichen Enden des Diesseits. Allem Eitlen entsagend, zog ich mit meinem Heer in die Welt hinaus, Strapazen nahm ich auf mich. Bei alldem begleitete mich ein frommer Mann, der Offenbarungen empfing und das Verborgene kundtat. In imjarischer Schrift mei elte ich in einen Stein, da nie ein Mensch weiter vordringen werde als ich. In euren Kriegszgen, im Tten der Feinde, der illegitimen Herrscher drft ihr nicht nachlassen. So werdet ihr bald zu einem neuen Feldzug gerufen werden, in den fernsten Osten. Denn auch die Menschen dort sollen die Wahrheit Allahs kennenlernen, die sie vertaten, der Vorhang an Gewalt und Unrecht, mit dem sie sich umgeben, soll durch die gottgewollten Mittel zerrissen werden. Die ewige Zeit (arab.: ad-dahr) vernichtet alles; wer selber zerstrt wird, was knnte der zerstren?ì454 Mose ist unterdessen nach Osten vorausgeschickt worden. ber Qam nija marschiert er nach Bbilj n zurck, spter vereint er sich mit dem Zwiegehrnten und dessen Truppen in aö-äam. Die Andersglubigen flchten sich nach Jerusalem. Mose rt dem Feldherrn, er solle alle, die sich nicht zum Islam bekehren, aus dem dortigen Heiligtum
7. Der Zwiegehrnte
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vertreiben und ihnen die Kopfsteuer auferlegen. Vorbei an den ÑPa wegenì in das Byzantinische Reich ziehen die beiden nach Osten. Bei Nihawend ffnen sich vor ihnen drei Tler. Das eine fhrt nach Armenien ñ unter Umn wurde ein Heer von Kriegern aus der ÑInselì und aö-äam dorthin entsandt455 ñ und dann durch ein Bergland hindurch in eine weite Ebene hinab, die erst am stlichen Ufer des Okeanos endet. Auf den Inseln in jenem Teil des Weltmeeres leben mi gestaltete Vlkerschaften, die sich tagsber vor der Sonnenhitze in Hhlen verkriechen (Sure 18, 89ñ91). Auf dem Rckzug kommt der Zwiegehrnte zwischen zwei Berghngen hindurch ñ diese Gegend wird oft mit Derbent456 gleichgesetzt ñ und errichtet den Damm gegen die Gog und Magog. Danach begehrt er, Indien zu erobern, wo ihn die Demut und die Bedrfnislosigkeit der Brahmanen tief beeindrucken. Unvermittelt finden wir ihn dann in Samarkand. In Merw ttet er wenig spter alle, die nicht in den Islam eintreten. ber Herat dringt er bis nach China vor. Auf dem Rckweg fa t er den Entschlu , nach Mekka zu pilgern, aber noch bevor er den Irak verl t, empfngt er in einem Traum die Kunde von seinem baldigen Tod. Der rtselhafte Mose, den die Muslime auch al-air nennen, verschwindet und zeigt sich erst wieder dem Propheten Mose und danach allen anderen Boten Allahs.457 Der Zwiegehrnte aber erkrankt und zieht, ehe er stirbt, seine Lebensbilanz: Alles ist vergnglich au er dem einen Allah; selbst wenn ihm, dem Welteroberer, mehr als allen anderen Menschen beschieden worden ist, so ist er doch nicht von deren Los frei, ewiges Leben blieb ihm verwehrt, der Aufstieg in den Himmel versperrt; die Frist luft unerbittlich ab, man mu sich fgen und des Urteils Allahs harren ñ Verdammnis oder Glckseligkeit.458
Kapitel VI: Die Hedschra 1. Der sterbende Prophet Sptestens seit der Eroberung von aibar kann es mit der Gesundheit des Gesandten Allahs nicht mehr zum besten gestanden haben. Als damals die Kmpfe abflauten, nachdem die Oase den Angreifern in die Hnde gefallen war, erschien vor Mohammed eine Frau und schmeichelte ihm, dem Sieger, indem sie ihm ein gebratenes Zicklein1 berreichte. Er lie sich nicht zweimal bitten, forderte die anwesenden Gefhrten zum Mithalten auf und whlte fr sich seinen Lieblingsbissen, einen Vorderlauf. Mit den Zhnen ri er sich ein Stck Fleisch heraus, einer der Getreuen folgte seinem Beispiel. Doch kaum hatten beide ihren Bissen verschlungen, da beschlich Mohammed eine bse Ahnung. ÑLa t die Finger davon!ì soll er ausgerufen haben, und dem anderen verfrbte sich das Gesicht, und er begann zu jammern, nur um dem Gesandten Allahs nicht den Appetit zu verderben, habe er verschluckt, was er im Mund hatte. Nach lngeren Qualen verstarb er, whrend es den Propheten nicht so schwer getroffen hatte. Die berlieferer sind sich uneins, ob Mohammed die Tterin umbringen lie oder ihr verzieh. Wenn Mohammed ein Prophet sei, dann msse er erkennen, da man ihm einen vergifteten Braten vorsetze, habe sie zu ihrer Entlastung vorgebracht. Es handelte sich um die Ehefrau des Juden Sallm b. Miökam von den Ban
n-Nar, jenes Mannes, der nach der Niederlage der Quraiöiten bei Badr sich heimlich in Medina mit Ab Sufjn abgesprochen, aber spter seinen Stammesgenossen davon abgeraten hatte, eine Gelegenheit zur Ermordung Mohammeds zu nutzen. Bei der Vertreibung der Ban n-Nar hatte es ihn und seine Familie nach aibar verschlagen, wo er Verantwortung fr den Kampf gegen die Muslime bernommen hatte und zu Tode gekommen war.2 Seine Frau hatte sich erkundigt, welche Fleischstcke Mohammed bevorzuge, und diese mit einem Gift prpariert, das regelm ig auftretende schwere und schmerzhafte Fieberanflle auslst und dadurch die Lebenskraft untergrbt. Als Mohammed auf den Tod erkrankte, war er davon berzeugt, da sein Leiden die Folge jener Vergiftung sei.3 Man streitet darber, bei welcher seiner zahlreichen Ehefrauen und Beischlferinnen ihn die Krankheit zum Tode ereilte. Im spteren Parteienzwist ist dies eine Frage ersten Ranges. Bei Ibn Isq ñ in der Fassung Ibn Hiöms ñ bleibt sie ohne ausdrckliche Antwort. Ibn Isq berichtet folgendes: Gegen Ende des Monats afar oder am Anfang des Rab alauwal (begann am 27. Mai 632) des Jahres 11, als Usma b. Zaid die Krieger fr einen Feldzug nach aö-äam sammelte, verlangte es den Gesandten Allahs eines Nachts, den Friedhof Baq al-arqad4 aufzusuchen und Allah fr die dort Begrabenen um Verzeihung anzuflehen. Seinem Begleiter vertraute er an, Allah habe ihm die Wahl gelassen zwischen allen Schtzen des Diesseits und dem Verbleib darin, bis der Tag des Gerichts und danach der Einzug ins Paradies komme, oder der Begegnung mit Allah und dem sofortigen Gewinn des Paradieses, und da habe
Ein Giftanschlag auf Mohammed
Die Krankheit zum Tode
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VI. Die Hedschra
er die Begegnung mit Allah gewhlt. Ibn Isq ergnzt dies mit einer auf iöa zurckgefhrten berlieferung: Als Mohammed vom Friedhof zurckgekehrt sei, habe sie ber Kopfschmerzen geklagt; die seinen seien viel schlimmer, habe er angedeutet und beteuert, es werde ihr nicht schaden, eher als er zu sterben, wo in diesem Falle doch er selber fr die Bestattungsriten sorgen werde; da habe sie ihn geneckt: ÑBei Allah! Ich sehe dich vor mir ñ sobald du das getan httest, kehrtest du in meine Wohnsttte zurck und verbrchtest darin die Nacht mit einer (anderen) deiner Frauen!ì Der Gesandte Allahs habe geschmunzelt; sein Leiden aber habe sich verstrkt, whrend er, wie gewhnlich, jede Nacht eine andere seiner Frauen aufgesucht habe, und endlich habe es ihn berwltigt; das sei bei Maim na geschehen, doch er habe alle Frauen um die Zustimmung dafr gebeten, da er sich bei iöa pflegen lasse.5 Man habe ihn in deren Wohnung geschleppt. Als sein Zustand unertrglich geworden sei, habe er verlangt, da man ihm Gsse mit dem Wasser aus sieben verschiedenen Brunnen verabreiche. Ibn Isq flicht in diese Darstellung mehrere Berichte ber Willenskundgebungen ein, die Mohammed in jenem Zustand getan haben soll. ñ Die Rume, die er und seine Frauen bewohnten, gingen auf den Gebetsplatz hinaus, und so ist zumindest nicht ausgeschlossen, da er auch in jenen Tagen noch von der Kanzel hinab zu seinen Anhngern sprach. ñ Unter anderem habe er gesagt: ÑAllah gab einem seiner Knechte die Wahl zwischen dem Diesseits und der Gegenwart Allahs, und der Knecht whlte die Gegenwart Allahs!ì Als Ab Bakr diese Worte vernommen habe, seien ihm die Trnen gekommen; sich selber und seine ganze Sippe wolle er fr das Leben Mohammeds hingeben; doch dieser habe zur Besonnenheit gemahnt und dann befohlen: ÑBlickt auf diese Pforten, die auf den Gebetsplatz herausgehen! Schlie t sie alle bis auf diejenige, die zur Wohnsttte Ab
Bakrs fhrt, denn ich kenne niemanden, der mir ein vortrefflicherer Gefhrte gewesen wre als er!ì6 ñ Die Tatsache, da Ab Bakr keine an den Gebetsplatz angrenzende Wohnung besessen hatte und da darber hinaus eine ebenso verbreitete Fassung des Ausspruchs Al b. ab Älib anstelle Ab Bakrs nennt, hat die muslimischen Gelehrten sehr beschftigt. Ihre Diskussionen werden wir in Krze nachzeichnen, um Aufschlu ber den Sinn der Berichte vom sterbenden Propheten zu gewinnen. ñ Noch ein zweites Mal l t man den todkranken Mohammed von der Kanzel herab sprechen: Usma b. Zaid mge seinen Feldzug beginnen; den Kmpfern von Uud, die den Feinden nicht standhielten, solle Allah verzeihen; die Auswanderer sollten sich der ÑHelferì annehmen, denn deren Zahl wachse nicht, wohl aber die der brigen Gruppen. Da Mohammed das Bewu tsein verlor, ging man daran, ihm Medizin durch die Mundwinkel einzufl en, ein Verfahren, das man aus thiopien mitgebracht hatte. Als er zu sich kam, war ihm solche Behandlung nicht recht, und er verlangte, alle in seinem Haus sollten sich zur Strafe der gleichen Prozedur unterziehen, ausgenommen allein sein Onkel alAbbs. Der Zustand verschlechterte sich nun zusehends, die Sprache versagte. Usma b. Zaid eilte aus dem Heerlager herbei; der Sterbende habe eine Hand erhoben und auf den Sohn seines Freigelassenen gelegt. Als die Todesstunde gekommen war, habe der Gesandte Allahs wider
1. Der sterbende Prophet
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Erwarten einige Worte gemurmelt: ÑNein, vielmehr die hchste Gefhrtenschaft (arab.: ar-rafq al-al), im Paradies!ì ñ eine Anspielung auf Sure 4, Vers 69: ÑAlle, die Allah und dem Gesandten gehorchen, die sind bei den Propheten, den Wahrhaften, den Mrtyrern, den Frommen, denen Allah seine Wohltaten erweist ñ welch eine schne Gefhrtenschaft!ì Das Motiv der Wahl zwischen den Schtzen des Diesseits und dem sofortigen Einzug ins Paradies klingt hier noch einmal an: Er wnscht sich unter die Auserwhlten, die, wie auf christlichen Darstellungen des Endzeitgeschehens zu sehen ist, bereits vor Anbruch des Gerichts im Himmlischen Jerusalem weilen.7 Die Erzhlungen ber den sterbenden Propheten bestehen, wie deutlich wird, aus Bruchstcken; nicht einmal eine relative Chronologie l t sich aufstellen, wenn man von der letzten berlieferung absieht. Bei Ibn Isq ist mit der Segnung Usma b. Zaids und den letzten Worten Mohammeds die Thematik noch lngst nicht erschpft. Vielmehr folgt jetzt der fr die Sunniten wichtigste Teil: Der an sein Lager gefesselte Prophet trgt Ab Bakr auf, den in der Moschee Wartenden vorzubeten. Die Erzhlerin ist iöa, Ab Bakrs Tochter: ÑAls der Gesandte Allahs auf das Krankenlager niedergeworfen worden war, bat er: ÇBefehlt Ab Bakr, da er den Leuten (die in der Moschee warteten) vorbete!ë Ich gab zu bedenken: ÇProphet Allahs, Ab Bakr ist ein zartbesaiteter Mann, hat berdies eine schwache Stimme und mu oft weinen, wenn er den Koran vortrgt.ë (Mohammed aber) bat: ÇBefehlt ihm, da er den Leuten vorbete!ë Ich wiederholte meine Bedenken, worauf er bemerkte: ÇIhr (Frauen) seid alle Josefs Verfhrerinnen!ëì ñ wegen der Hartnckigkeit, mit der ihr eure Ziele verfolgt ñ ÑÇBefehlt ihm (endlich), da er den Leuten vorbete!ë Bei Allah, ich u erte meine Bedenken allein deswegen, weil ich wnschte, da diese Pflicht von Ab Bakr genommen wrde; denn ich erkannte, da die Menschen niemals jemanden lieben wrden, der (des Propheten) Stelle einnehmen wrde, ja, da sie ihn bei jedem Vorkommnis als einen Unglcksbringer ansehen wrden. Darum wnschte ich, da man Ab Bakr diese Pflicht nicht auferlege.ì Ibn Isq schiebt hier eine berlieferung ein, die er von az-Zuhr erhielt; dessen Gewhrsmann ist Abdallh b. Zama b. al-Aswad b. al-MuÅÅalib b. Asad, ein den Ban Asad b. Abd al-Uzz zugehriger Mann, der berdies mit dem Propheten nicht nur dank dessen Ehe mit ada verschwgert war; Abdallhs Mutter war eine Schwester von Umm Salama, der maz mitischen Gattin Mohammeds.8 Abdallh b. Zama erzhlt, Bill habe zum Gebet gerufen, der Prophet habe sich nicht imstande gesehen, die Riten zu leiten und habe ihn, Abdallh, aufgefordert, einen geeigneten Imam zu finden; da Ab Bakr abwesend gewesen sei, habe er Umar beauftragt; der Prophet sei allerdings ber dessen schaurige, berlaute Stimme entsetzt gewesen und habe befrchtet, sie werde den Betenden mi fallen. Deswegen sei Ab Bakr herbeizitiert worden, und Umar habe man die Aufgabe entzogen, was er Abdallh b. Zama bel vermerkt habe.9 Ibn Isq setzt die Darstellung mit einer berlieferung Anas b. Mliks fort, eines Dieners Mohammeds: Der Prophet verlie am Tag, an dem er starb, noch einmal seinen Wohnraum und zeigte sich den Betern in der
Die Hervorhebung Ab Bakrs
Die k nftige Rolle Als
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Mohammed und iöa
VI. Die Hedschra
Moschee; der Anblick des scheinbar Genesenden erfreute sie derart, da in ihren Reihen Verwirrung entstand; Ab Bakr leitete den Ritus ordnungsgem bis zum Ende und begab sich darauf in sein Haus in asSun.10 In Ab Bakrs Nachkommenschaft erzhlte man sich, die Muslime seien berzeugt gewesen, da der Prophet ausdrcklich ihn zum Nachfolger bestimmt habe; doch als Umar zwlf Jahre spter auf seinem Sterbebett in dunklen Worten zu verstehen gegeben habe, da er nach dem Vorbild des Propheten alles offenlassen werde ñ und die Einsetzung eines Nachfolgers einem Gremium anvertraue ñ, sei man eines besseren belehrt worden. Am Morgen des Todestages des Propheten soll sich des weiteren diese Episode zugetragen haben: Al b. ab Älib verlie das Krankenlager des Propheten und begegnete dessen Onkel al-Abbs b. Abd al-MuÅÅalib, der sich nach Mohammeds Befinden erkundigte; dieser sei im Begriff zu genesen, versicherte Al. Al-Abbs fa te seinen Neffen bei der Hand und warnte ihn: ÑAl, bei Allah, nach dreien wirst du der Prgelknabe sein.11 Ich schwre bei Allah, ich habe den Tod im Antlitz des Gesandten Allahs erkannt, so wie ich ihn schon immer auf den Gesichtern der Ban Abd al-MuÅÅalib erkannte. La uns zum Gesandten Allahs gehen. Wenn diese Sache bei uns liegt, dann gibt er uns das zu verstehen, und wenn bei jemand anderem, wird er uns das befehlen und uns der Obhut der Menschen anheimgeben.ì Al aber suchte nicht die Klarheit, sondern schlug die Mahnung in den Wind: ÑWenn uns (die Sache) verweigert wird, dann wird sie uns hiernach ohnehin niemand gewhren.ì12 Am spten Vormittag verschied der Gesandte Allahs. In dieser berlieferung reflektiert man ber Mohammeds Tod in Kenntnis der spteren Geschicke der Ñbesten Gemeinschaftì: Nach drei Kalifaten wird sich Al den Zwistigkeiten gegenbersehen, die sich seit dem Dahinscheiden des Propheten aufgehuft haben, und eine Lsung wird er nicht finden; wre es nicht besser gewesen, er htte sich durch Mohammed entweder zu dessen Nachfolger bestimmen oder von jeglichem politischen Ehrgeiz abraten lassen? ñ Ibn Isq ist aber noch nicht am Ende mit den berlieferungen, die man um den sterbenden Propheten rankt, um machtpolitische Ambitionen aus der Rckschau zu rechtfertigen. ber az-Zuhr und Urwa b. az-Zubair hat er einen wiederum von iöa erzhlten Text aufgenommen: Nachdem Mohammed an seinem Todestag zum letzten Mal seinen Gebetsplatz aufgesucht hatte, kehrte er zu ihr zurck und legte sich nieder, den Kopf an ihre Brust gelehnt; ein Mitglied der Sippe Ab Bakrs berbrachte ein grnes Zahnholz, und mit einem Zeichen machte der Sterbende deutlich, da er es benutzen wollte, um die Zhne zu reinigen und den blen Mundgeruch zu vertreiben. ñ Nach muslimischer Vorstellung schtzt Allah diesen nur bei Fastenden.13 ñ Sobald Mohammed damit fertig war, sprte iöa, wie sein Kopf schwerer auf ihr lastete, sein Blick wurde starr; mit den Worten: ÑNein, vielmehr die hchste Gefhrtenschaft, im Paradies!ì tat er seinen letzten Atemzug. iöa beteuerte, nur ihrer Jugend und Unerfahrenheit sei es geschuldet, da er so, an ihrer Brust, gestorben sei, Ñund zwar als ich an der Reihe war! Niemanden habe ich bezglich seiner bervorteilt!ì Sie bettete das Haupt des Toten auf ein Kissen und erhob sich, um mit den brigen Frauen die Klagezeremonien zu beginnen. ñ
1. Der sterbende Prophet
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Wer immer sich auf iöa beruft, um sich als Sachwalter der Hinterlassenschaft des Propheten zu legitimieren, ist im Recht. Eine letzte Thematik knpft Ibn Isq an das Geschehen um das Ende Mohammeds. Den Text fand er ebenfalls bei az-Zuhr, der ihn Sad b. alMusaijab verdankt, dem maz mitischen Gelehrten, der seinerseits ihn von Ab Huraira bermittelt bekommen haben will, dem jungen Prophetengefhrten von den Ban Daus,14 dessen Wirken in der frhislamischen Geschichte weitere Untersuchungen verlangen wird. Umar b. al-aÅÅb soll, als Mohammed nicht mehr unter den Lebenden weilte, ber die Ansicht einiger ÑHeuchlerì, dem Propheten skeptisch gegenberstehender Medinenser, emprt gewesen sein, die behaupteten, der Gesandte Allahs sei tot; das sei eine Unwahrheit, er sei vielmehr zu seinem Herrn gegangen, ganz so, wie einst der Prophet Mose vierzig Tage seinem Volk unsichtbar geblieben, dann aber zurckgekehrt sei ñ nmlich vom Berg Sinai. Er, Umar, wolle jedem die Hnde und die F e abschlagen, der verbreite, Mohammed sei tot ñ und mit diesem Gercht Unfrieden se (vgl. Sure 5, 33). Als Ab Bakr von diesen Drohungen gehrt habe, sei er schnurstracks zu iöa gelaufen und habe sich davon berzeugt, da Mohammeds Leichnam, mit einem Tuch bedeckt, in ihrer Wohnstatt liege. Ab Bakr habe das Tuch gelftet, dem Verstorbenen ins Gesicht geblickt und ihn gek t. ÑDen Tod, den Allah fr dich vorsah, hast du gekostet, und hiernach wird dich kein Tod jemals mehr treffen.ì Danach hastete er zu Umar, unterbrach ihn und entri ihm das Wort: ÑIhr Leute, wenn jemand Mohammed anbetete, nun, Mohammed ist tot! Wer aber Allah anbetet, der wisse, Allah lebt und wird nicht sterben. ÇMohammed ist nichts weiter als ein Gesandter. Vor ihm gingen Gesandte dahin. Wenn er stirbt oder gettet wird, dann fallt ihr also in das zurck, was ihr berwunden habt? Wer in das, was er hinter sich lie , zurckfllt, der kann Allah damit nicht schaden. Allah wird die Dankbaren entlohnen!ë (Sure 3, 144).ì Die Leute griffen dieses Koranzitat auf, Umar jedoch war so bestrzt, da er sich nicht auf den Beinen zu halten vermochte ñ er mu te erkennen, da Mohammed wirklich gestorben war15 und da dies von Allah gewollt war; was er aber von der Botschaft des Dahingeschiedenen verstanden hatte, das war mehr als anfechtbar! Der Gesandte Allahs hatte die letzten Tage seines Lebens in einem Zustand u erster Schwchung zugebracht, der durch einen heftigen Schub seines Leidens verursacht worden war. Sein Bewu tsein war bisweilen getrbt gewesen. Der von ihm selber angeordnete Feldzug Usma b. Zaids wurde hinausgezgert, obwohl sich die Truppen bereits gesammelt hatten. Kurz war der nach dem Ableben Mohammeds ausgetragene Kampf um die Macht, er wurde zugunsten Ab Bakrs entschieden. So lauten die Tatsachen, von denen aus wir den Wirrwarr an berlieferungen ber den sterbenden Propheten zu betrachten haben. Sie verteilen sich auf mehrere Themenkreise, die wir benennen, in Teilen auch sogleich nher beleuchten. Ihre ganze Bedeutung wird sich allerdings erst erschlie en, sobald wir tiefer in die Geschichte der ersten Jahrzehnte nach dem Tod des Propheten eingedrungen sein werden. Wir werden folglich in der Auseinandersetzung mit dieser Geschichte ein ums andere Mal zu diesen Themenkreisen zurckgefhrt.
Die Diskreditierung Umars
496 Die Sterblichkeit des Propheten und der Fortbestand des Gemeinwesens
Die Legitimierung des Kalifats Ab Bakrs
VI. Die Hedschra
Als ersten benennen wir die Frage nach der Sterblichkeit des Gesandten Allahs. Mohammed l t sich unmittelbar vor dem Ausbruch der Krankheit durch seinen Freigelassenen Ab Muwaihiba16 auf den Friedhof hinausfhren. Ihm gesteht er, da Allah ihn vor die Wahl gestellt habe, ob er bis zum Ende der diesseitigen Tage im Genu aller Schtze der Welt leben und danach im Paradies ber all das in noch ppigerem Ma e verfgen wolle oder ob es ihn verlange, Allah zu begegnen, was unverzglich die berirdischen Wonnen eintrage. Mohammed htte demnach die Mglichkeit gehabt weiterzuleben, aber er hat sie mit Bedacht verworfen. Dies macht er mit seinem Sehnen nach der Ñhchsten Gefhrtenschaftì unmittelbar vor Eintritt des Todes unmi verstndlich klar. Durch sein Hinscheiden ist demnach die Botschaft, die er zurckl t, keineswegs entwertet oder gar widerlegt, etwa weil ein wahrer Prophet unsterblich sein m te. Das eben ist es, was Umar laut einigen berlieferungen zunchst nicht zu begreifen vermag ñ die Botschaft und die Macht, die in ihrem Namen errungen und ausgebt wird, sind fr ihn an die Bedingung geknpft, da Mohammed in der Bewegung gegenwrtig ist. Indem Ab Bakr stellvertretend fr den Verstorbenen Usma b. Zaid nach aö-äam schickt sowie den Krieg gegen die Stmme beginnt, fr die alles mit der Person des Propheten stand und fiel,17 und indem man fr die sich Abkehrenden den Begriff der Apostaten prgt, lst man die Hedschra sowie die Verpflichtung zur Zahlung der adaqt aus der Verknpfung mit der einen berragenden Gestalt. Die Hedschra und die adaqt bilden das Prinzip einer neuartigen Gesellschaft, das zu seiner Geltung und Bekrftigung keiner charismatischen Person mehr bedarf, sondern allein des Bekenntnisses zu dem einen Allah, das durch die Pflichtriten stabilisiert wird. Damit ist freilich noch nicht gesagt, wer in diesem Gebilde, der Ñbesten Gemeinschaftì, die Fhrung innehat und mit welchem Recht. De facto war es Ab Bakr, und man kann Grnde dafr anfhren, weswegen dies der Fall war: Man wird darauf verweisen, da die ÑHelferì in der Zeit vor Mohammeds Ableben berall ins Hintertreffen gerieten; die von ihnen erhobene Forderung nach einem eigenen amr wurde von Ab
Bakr, wie angemerkt, aufgegriffen, wenn auch der Maz mite lid b. al-Wald, jedenfalls nach den Quellen, den ñ wohl auch in der Ruchlosigkeit ñ berragenden Feldherrn gab. Ohnehin darf in Zeitrumen au erordentlicher Verdichtung und Beschleunigung des Geschehens nicht mit einem der kritischen Vernunft standhaltenden Handlungsablauf gerechnet werden. Was auf alle Flle fr Ab Bakr sprach, war seine Verschwgerung mit den azraitischen Bal-ri; die ÑHelferì durften ihn, und dergleichen galt nicht einmal fr Mohammed, als einen der Ihrigen ansehen,18 und das eben nicht dank einer lange zurckliegenden Verbindung, sondern einer gegenwrtigen: Ab Bakr hatte abba geheiratet, eine Tochter des bei Uud gefallenen19 ria b. Zaid, die ihm, freilich erst nach seinem Tod, eine Tochter gebar, Umm Kul m; die Ehe bestand aber schon zu Lebzeiten Mohammeds.20 Ein sehr frhes Argument fr die Legitimitt der eingetretenen Tatsachen haben wir in dem Auftrag vor uns, Ab Bakr mge fr den durch seine Krankheit verhinderten Mohammed die Gebete leiten, den wichtig-
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sten Akt der Selbstdarstellung und Selbstvergewisserung der Ñbesten Gemeinschaftì. In Zeiten seiner Abwesenheit von Medina hatte der Gesandte Allahs stets jemanden bestimmt, der seinen Part bernahm. Als er nach al-Abw vorstie und den Vertrag mit den Ban $amra schlo ,21 war es der ÑHelferì Sad b. Ubda von den Ban Sida gewesen, den er dafr ausersehen hatte;22 auch Sad b. Mu von den ausitischen Ban
Abd al-Aöhal setzte er einmal ein.23 Kurz darauf whlte er lieber Mnner, die er aus Mekka kannte, Zaid b. ria24 und Ab Salama b. Abd alAsad al-Maz m;25 schon whrend des Raubzuges nach Badr betraute der Prophet einen Verwandten adas, Ibn Umm Makt m, und dieser nahm die Aufgabe fortan fast immer wahr, wenn Mohammed selber Truppen befehligte.26 Als er Mekka in Besitz genommen hatte und zur Eroberung von aÅ-Äif aufbrach, lie er in Mekka einen aqafitischen Gefolgsmann zurck ñ nicht zu verwechseln mit dem Statthalter Attb b. Asd, der ber Mekka bestellt wurde, als Mohammed nach Medina zurckkehrte.27 Ab Bakr wurde zum ersten Mal auf dem Feldzug nach Tabuk berufen, an der Stelle des Propheten die Riten zu leiten, und zwar bei den Truppen; Mohammed selber fhrte damals das Kommando, weshalb und unter welchen Umstnden er Ab Bakr die prestigetrchtige Aufgabe berlie , ist nicht zu ermitteln. brigens versah bei derselben Gelegenheit Muammad b. Maslama, ein Schwurgenosse der Ban Abd al-Aöhal, diesen Dienst in Medina.28 Einen ÑPlatzhalterì (arab.: al- alfa) zu benennen, das war im brigen ein guter Brauch, und zwar nicht erst seit Mohammed. Man bezeichnete das Mitglied eines Stammes, das im Krieg den Tro und die nicht Kampffhigen zu beschtzen hatte, mit diesem Wort.29 An etwas hnliches wird Mohammed denken, wenn er Allah davon sprechen l t, da er auf der Erde einen ÑPlatzhalterì bestimmen werde, jemanden, der fr den eigentlichen Inhaber von Macht und Ansehen steht ñ einen Vertreter, den Allah ersetzen knnte, wenn er sich als unwrdig entpuppen sollte (vgl. Sure 11, 57). Erst als sich der Begriff alfa mit der Idee angereichert hat, da die ÑPlatzhalterschaftì in einer noch nicht nher beschreibbaren Weise sehr wohl ein charismatisches Element einschlie t, das das in der Hedschra, den adaqt und im Ritenvollzug gettigte Prinzip der Abstraktheit entrei t, erst dann, in Anbetracht dieses hinzugekommenen Erfordernisses, durften die Nachkommen Ab Bakrs nicht mehr dessen sicher sein, da Mohammed ihn bestimmt hatte; denn andere wren womglich wrdiger gewesen. Bezeichnenderweise hei t es jetzt, da Ñman Umar mit Hinblick auf Ab Bakr nicht mit Argwohn begegnetì:30 Da Umar fr Ab
Bakr als den alfa des Gesandten Allahs eingetreten war, darf auch unter dem Gesichtspunkt der nunmehr fr notwendig erachteten hheren Berufung kein Irrtum gewesen sein. Vor allem die Frage, wo Mohammed erkrankte und wo er seine letzten Tage zubrachte, mu folglich so beantwortet werden, da Ab Bakr als der von dem Sterbenden selber ausersehene und daher mit einem entsprechenden Charisma ausgezeichnete Nachfolger zu gelten hat. Um die Tatsachen und die Begleitumstnde an sich kann es nicht mehr gehen, sondern nur noch um das, was sie zu beweisen oder zu widerlegen geeignet erscheinen. Je mehr dies gesprt wird und die religis-politische
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Der konstruierte Vorrang iöas
VI. Die Hedschra
Gedankenwelt der Ñbesten Gemeinschaftì beunruhigt, desto mehr rckt der Umstand in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, da iöa, die Tochter Ab Bakrs, diejenige gewesen sein soll, an deren Brust Mohammed verschied, und iöa, die den Propheten ja um etliche Jahrzehnte berlebte, wird in die rasch um sich greifenden Hndel verstrickt. Sie hat in den berlieferungen und vermutlich auch in der Wirklichkeit die Aufgabe zu bernehmen, nachtrglich die Rechtm igkeit des Kalifats ihres Vaters zu erhrten, und das beginnt damit, da sie zu belegen hat, da der Sterbende mit vollem Recht in ihrer Wohnsttte geweilt hatte; sie habe niemanden bervorteilt, versichert sie. Die Episode, in der es Mohammed unmittelbar vor seinen Leidenstagen auf den Friedhof zieht, setzt voraus, da iöa Zeugin der ersten Anzeichen der Krankheit wird. Offensichtlich hat man das bestritten. Man machte geltend, da er jeder seiner Frauen der Reihe nach eine Nacht zu widmen pflegte; alle sollten an ihm den gleichen Anteil haben; denn nur dem Zeitma nach seien sie sein Eigentum, die Liebe gewhre allein Allah, und zwar nach seinem unergrndbaren Ratschlu .31 Noch whrend der Erkrankung habe sich Mohammed diese Art von Gerechtigkeit abverlangt (vgl. Sure 4, 3). Vertraut man dergestalt auf das Pflichtbewu tsein des Propheten, dann braucht man auch jene berlieferungen nicht zu verwerfen, denen zufolge ihn der Schlag nicht bei iöa trifft, sondern bei Maim na bt. al-ri von den Ban mir b. aaa, der letzten seiner Ehefrauen, die er gegen Ende des Jahres 7 whrend der ihm bei al-udaibja zugesicherten Wallfahrt heiratete. Mohammed war ihr dritter Ehemann; was sie fr den Propheten so anziehend machte, wird uns verschwiegen. Sie war die Witwe eines Mannes aus dem quraiöitischen Zweig der Ban mir b. Luaij, dem nmlichen, welchem der mekkanische Unterhndler Suhail b. Amr angehrte, und da die Heirat durch den noch in Mekka weilenden al-Abbs, den Onkel des Propheten, eingefdelt worden sein soll, darf man politische Beweggrnde annehmen. Bei Sarif, zehn Meilen vor Mekka, wurde die Ehe vollzogen, was gegen Ende des 7. Jahrhunderts, als man Mohammeds Handeln fr eine verbindliche Richtschnur zu halten begann, zu Streitereien darber fhrte, ob der Prophet dies im Weihezustand getan habe oder nicht. Letzteres wre manchen Gelehrten lieber gewesen, und so verlegten sie den Ort des ersten Verkehrs kurzerhand nach Medina.32 Aus irgendeinem Grund mu te der todkranke Mohammed von Maim na zu iöa gelangt sein. Er hatte, das glaubte man zu wissen, seine Frauen selber darum gebeten, ihn von der beschriebenen Pflicht zur Gerechtigkeit zu befreien, und sie hatten zugestimmt. Von zwei Mnnern, deren einer al-Abbs gewesen sein soll, wurde er zu iöas Wohnraum geschleppt dergestalt, da seine schlaff herabhngenden F e zwei Linien in den Sand zogen. ñ Das Bild wird uns gleich noch einmal begegnen. ñ Spter lie man iöa die Szene aus ihrer Warte schildern, wobei man ihr gleich die Begrndung dafr in den Mund legte, da sie so oft fr normsetzende u erungen Mohammeds zu brgen vermochte: Laut einem basrischen Gewhrsmann, dem sie sich sogar ohne Vorhang33 gezeigt haben soll, berichtete sie: ÑImmer wenn der Gesandte Allahs an der Tr (meines Wohnraums) vorberkam, warf er mir ein Wort zu,
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durch das Allah Nutzen stiftete. Eines Tages aber ging er vorbei, ohne etwas zu sagen, und dann noch einmal. Deshalb bat ich eine Magd, mir vor der Tr ein Kissen bereitzulegen. Ich setzte mich also an den Weg, den er nehmen mu te, und wand mir ein Tuch um den Kopf. Da erschien der Gesandte Allahs und fragte: ÇWas ist mit dir?ë Ich antwortete: ÇMir tut der Kopf wehë, worauf er versetzte: ÇUnd mir erst!ë Kurz darauf trug man ihn in einem Gewand herbei und brachte ihn in meinen Wohnraum. Er lie seine Frauen holen, und als sie sich versammelt hatten, sagte er: ÇIch bin krank, ich kann nicht mehr bei euch die Runde machen. Wie wre es, wenn ihr mir gestattetet, da ich bei iöa bleibe?ë Sie willigten ein, und so fiel es mir zu, einen Kranken zu pflegen, was ich zuvor noch nie getan hatte.ì34 Damit alles Geschehen um iöa kreise, war aber nicht nur die Ñrechtm igeì Ausschaltung Maim nas vonnten. Es gibt nmlich auch diese berlieferung: Der Prophet hatte eine Sklavin, eine zum Islam gepre te Jdin namens Raina, die er in einem seiner Palmenhaine untergebracht hatte; bei ihr hielt er oft seine Mittagsruhe ñ sie zhlte eben nicht zu den offiziellen Gattinnen, bei denen er reihum nchtigte, und ausgerechnet bei ihr rhrte ihn der Schlag. Er gelangte dann zu Maim na und danach zu iöa.35 Raina stammte von den Ban n-Nar her, sie war mit einem Mann von den Ban Quraia verheiratet gewesen. Wie erinnerlich, hatte Mohammed die Mnner dieses Stammes niedermetzeln lassen, die Frauen wurden die Sklavinnen der Sieger, und Raina durfte sich schmeicheln, wegen ihrer Schnheit zur Vorauswahl zu zhlen, die der Gesandte Allahs sich von jeglicher Kriegsbeute ausbedang. Nheres ist bei al-Wqid zu lesen: ÑDer Gesandte Allahs schlug ihr vor, sie mge Muslimin werden, doch sie weigerte sich und blieb dem Judentum treu. Er mied sie daraufhin und fhlte sich gekrnkt. Schlie lich rief er Ibn Saja zu sich und legte ihm die Sache dar. Dieser versprach: ÇVater und Mutter gbe ich fr dich hin! Sie wird schon den Islam annehmen!ë (Ibn Saja) begab sich zu ihr und hielt ihr vor: ÇFolge nicht deinen Leuten! Du siehst doch, was ujaij b. AÅab36 ber sie gebracht hat! Werde Muslimin! Der Gesandte Allahs whlt dich fr sich selber!ë Der Gesandte Allahs war mit seinen Gefhrten zusammen, als er den Hall von Sandalen vernahm. ÇDas sind die Sandalen Ibn Sajas, er bringt mir die frohe Botschaft vom Islam Rainas!ë rief er erfreut...!ì Ein Weilchen mu te er sich noch gedulden, sie hatte gerade ihre Regel. Dann aber war es so weit: Mohammed trug ihr sogar die Ehe an, er werde sie in diesem Falle freilassen. Raina aber zog es vor, Sklavin zu bleiben, Ñund er verkehrte mit ihr, bis sie bei ihm starbì.37 ber die Beziehungen Rainas zu Mohammed wird im brigen Widersprchliches berichtet. Manchmal hei t es, er habe sie doch geheiratet, danach aber versto en, weil sie ihm Eifersuchtsszenen gemacht habe. Er habe spter ein zweites Mal mit ihr die Ehe geschlossen. Jedenfalls sei sie vor ihm gestorben.38 Diese letztgenannte Annahme scheint geboten zu sein. Denn eine widerspenstige Schnheit, noch dazu von zweifelhaftem muslimischen Glaubensernst, als eine Hauptperson an dem fr die weiteren Geschicke der Ñbesten Gemeinschaftì so entscheidenden Wendepunkt, das wre doch zu arg. Und damit kommen wir zum letzten Themenkreis, bei dem
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iöa und die Lehrautorit t der Prophetengenossen
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wir uns zeitlich noch etwas weiter vom eigentlichen Ereignis entfernen. Nicht mehr die Begrndung, weshalb der Gesandte Allahs mit Recht in die Obhut iöas gelangte, steht nunmehr zur Debatte, sondern wem man nach dem Ableben des Propheten die Macht, ja die gttliche Vollmacht zugestanden habe, die Ñbeste Gemeinschaftì zu fhren, und dies nach Grundstzen, fr die dieser Nachfolger nun, in der Sicht des ausgehenden 7. Jahrhunderts, mit seiner Persnlichkeit, seinem Charisma gebrgt haben wrde. Kennzeichnend fr Form und Inhalt, die in jener Zeit die berlieferungen ber den sterbenden Propheten annahmen, ist die Fassung, die Ubaidallh b. Abdallh b. Utba b. Mas d verbrgte. Er war der Enkel eines gewissen Utba b. Mas d, und mit diesem dringen wir in den frhen mekkanischen Zirkel der Anhnger Mohammeds ein. Utbas Vater, ein Huailit, war Eidgenosse des quraiöitischen Klans der Ban Zuhra geworden, und man zhlte seine Nachkommen, so auch Utba, kurzerhand zu den Quraiöiten.39 Was wir nun darzulegen haben, ist eingestandenerma en recht verwickelt, doch kann man nicht auf die Einzelheiten verzichten, ohne den springenden Punkt der berlieferung zu verfehlen. Utba b. Mas d hatte einen Bruder Abdallh, der ihn zu Lebzeiten des Propheten an Ruhm weit in den Schatten stellte. Abdallh war in thiopien im Exil gewesen und hatte seit Badr in allen wichtigen Schlachten Mohammeds mitgefochten; dieser hatte ihn mit az-Zubair, dem ÑJngerì, verbrdert und dann, Ñnach der Hedschraì, mit Sad b. Mu von den ausitischen Ban
Abd al-Aöhal, jenem ÑHelferì, der sich so sehr um die Kriegsbereitschaft der Medinenser verdient machte.40 Abdallh b. Mas d habe in Medina fast stndig in nchster Nhe zum Gesandten Allahs gelebt,41 er sei ihm in Kleinigkeiten des Alltags behilflich gewesen, so bei der Pflege der Sandalen.42 Solche kaum zu berbietenden Vorzge hat Utba b. Mas d, der Gro vater unseres berlieferers Ubaidallh, nicht vorzuweisen. In die Schar der Badrkmpfer hat man ihn nur aus Versehen eingereiht; zwar soll auch er in thiopien gewesen sein, aber den Weg nach Medina fand er nicht so schnell. Erst bei Uud soll er den Muslimen mit der Waffe beigestanden haben, allerdings ohne sich im Guten auszuzeichnen, denn er erschlug irrtmlich einen der eigenen Leute.43 Dann aber, unter Umar b. al-aÅÅb (reg. 634ñ644), scheint Utba b. Mas d aus dem blo en Mitlufertum herausgetreten zu sein. Er soll damals sogar ein Kommando innegehabt haben; nheres verschweigen die Quellen. Sie vermerken hingegen mit einer gewissen Verwunderung, da der berhmte Abdallh ber den Tod Utbas getrauert habe; es sei immerhin sein Bruder, habe Abdallh zu bedenken gegeben, trotz allem, was Umar getan habe.44 Was dieser Satz meint, wissen wir nicht. Umar hatte Abdallh Hims als ÑOrt der Hedschraì angewiesen, ihn dann aber nach Kufa versetzt,45 was auf eine Verstimmung hindeuten knnte. Utba hingegen scheint ein ganz ungetrbtes Verhltnis zu Umar gehabt haben. Auch bei Umars Nachfolger Umn (reg. 644ñ656) stand Abdallh nicht im besten Ansehen.46 Denn er hat sich wohl an der in Kufa grassierenden Agitation gegen den Kalifen beteiligt und damit viel Anklang gefunden. Diese Vorgnge werden wir im nchsten Kapitel erhellen. Nachdem Umn in Medina ermordet worden war, wich Al b. ab Älib mit der
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Schar seiner Parteignger nach Kufa aus, und dort durfte er auf die bereitwillige Untersttzung durch Abdallh b. Mas ds Kreis bauen.47 Nicht nur Abdallh b. Mas d sympathisierte mit Al; sein Neffe Abdallh b. Utba, der Vater des uns beschftigenden berlieferers Ubaidallh, wurde ausgerechnet durch den schiitischen Rebellen alMutr im Jahre 66 (begann am 8. August 685) in das Richteramt von Kufa berufen, berstand den Zusammenbruch des Aufstandes und amtierte auch unter dem mit den Omaijaden konkurrierenden zubairidischen Kalifen Abdallh, der als Sohn des ÑJngers des Prophetenì die Herrschaft der Ñalten Auswandererì wiederaufleben lie und bis Ende 692 regierte.48 Abdallh b. Utba vermochte noch auf beiden Schultern zu tragen; berief er sich auf seinen Onkel, dann achteten ihn die Schiiten, erinnerte er an seinen Vater Utba und an dessen gutes Verhltnis zu Umar, dann konnten die Ñalten Auswandererì und deren Shne nichts gegen ihn haben. Da Abdallh b. Utba b. Mas d berdies noch zu Lebzeiten des Propheten geboren worden war, rechnete er rein formal zu dessen Gefhrten; deren rasch wachsende Wertschtzung genie end, ist er im Jahre 74 (begann am 13. Mai 693) verstorben.49 Sein Sohn Ubaidallh (gest. nach 710) gehrt bereits zu jener Generation von Gelehrten, fr die es selbstverstndlich wird, da bei Mohammed und seinen Gefhrten die Antwort auf die Frage zu suchen ist, wie man die Ñbeste Gemeinschaftì nicht nur zu beherrschen, sondern zu gestalten hat. Ubaidallh erlebte, wie der sptere omaijadische Kalif Umar b. Abd alAzz (reg. 717ñ720) whrend seiner Zeit als Statthalter in Medina es sich angelegen sein lie , mglichst viel von dem in Erfahrung zu bringen, was man ber Mohammed und seine Gefhrten wu te. Er stie bei seinen Erkundigungen auch auf Ubaidallh als einen Gewhrsmann. In den Gesprchen mit ihm habe sich der Omaijade nicht ausschlie lich rhmend ber die Prophetengenossen geu ert und sei wegen dieses Mangels an Respekt durch den Gelehrten schroff zurechtgewiesen worden: Das von Allah stammende Wissen und die berlieferungen ber Mohammed und seine Vertrauten seien aller Kritik enthoben; ÑAllah hatte Wohlgefallen an den Glubigen, als sie dir unter dem Baum huldigtenì, hei e es in Sure 48, Vers 16; da niemand gehrt habe, da Allah spter einem der Genannten gezrnt habe, verbiete sich jedes unziemliche Wort ber sie.50 Auch eine theologische Bekrftigung der vlligen Kritiklosigkeit gegenber den heiligm igen Altvorderen kennt Ubaidallh schon: Allein dem Weltenrichter ist ein Urteil ber sie anheimzustellen (arab.: al-ir),51 mgen sie nach menschlichem Ermessen auch Fehler begangen haben. Im Hinblick auf den sterbenden Propheten und die Nachfolgeregelung ist ein Fehler sogar zu vermuten. Denn wre damals alles richtig gewesen, dann wre es dreieinhalb Jahrzehnte spter nicht zur Ermordung Umns und zum Brgerkrieg gekommen. Ubaidallh und sein Kreis waren sich jedoch sicher, da die gro en Prophetengefhrten, auf die sie sich beriefen, gegen jeden Irrtum gefeit gewesen seien. Ihre Brgin fr diese Gewi heit war niemand anders als iöa. Urwa b. az-Zubair und Ubaidallh wurden eines Tages von Umar b. Abd al-Azz empfangen. Das Gesprch kam auf iöa und auf die Ehrerbietung, die der 692 von
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B rgen des ÑWissensì
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den Omaijaden niedergerungene Kalif Abdallh b. az-Zubair gegen die Tochter Ab Bakrs gehegt hatte. Urwa, der jngste Bruder des Bezwungenen und eine der ersten weithin anerkannten Autoritten auf dem Gebiet der Prophetenbiographie, bezeugte unerschrocken, iöa habe stets betont: ÑVom Gesandten Allahs und von meinen Eltern abgesehen, habe ich niemanden so sehr geliebt wie Abdallh b. az-Zubair!ì Dem Omaijaden mi fiel dieses Wort; wie knne der Zubairide jene iöa fr sich allein beanspruchen, wo doch jeder Muslim einen Anteil an ihr habe! ñ iöa rckt zu der Figur schlechthin auf, die den Muslimen die heilswichtige Hinterlassenschaft des Propheten zugnglich macht. ñ Urwa rechtfertigt sich: Die Segenswirkung iöas erstrecke sich natrlich auf alle Muslime, aber sowohl die verwandtschaftliche Nhe52 als auch die tiefe Zuneigung stifteten eine besondere Beziehung zwischen Abdallh b. az-Zubair und ihr. Erregt fordert der Omaijade beide Besucher zum Gehen auf; Ubaidallh hat Urwa in der Szene den Rcken gestrkt, und er unterstreicht seine Haltung durch einige Verse, in denen er den Statthalter daran erinnert, da die alte gesellschaftliche Rangordnung, in der der Nachkomme des Abd äams gewi ganz vorn stnde, untergegangen ist; jetzt, wo vor allem die richtige Ausfhrung des Ritus zhle, hinke Umar b. Abd al-Azz selbst denen hinterdrein, die gemchlichen Schrittes vor ihm wanderten.53 Was entnehmen wir dem allen? Der Ruhm, der sich aus dem engen Umgang mit dem Propheten speist ñ das Beispiel Abdallh b. Mas ds ñ, mu nicht die Grundlage einer spteren Befugnis abgeben, bestimmten Personen aus dem Umkreis Mohammeds Autoritt zuzuschreiben: Nicht ein Nachkomme Abdallh b. Mas ds, sondern des unter Mohammed vergleichsweise unbedeutenden Utba, propagiert iöas umfassende Kenntnis von den Bestimmungen Allahs. Da sie zu Lebzeiten des Propheten sich dies alles mit Flei und Beharrlichkeit angeeignet habe, ist, so lautet der Verdacht, eine Behauptung, in der erst nach dessen Tod entstandene Interessen zum Ausdruck kommen. Dem genannten Ubaidallh b. Abdallh b. Utba b. Mas d soll iöa die Geschichte vom sterbenden Propheten so erzhlt haben: Als den Gesandten Allahs die Krankheit niederdrckte, fragte er, ob die Menschen in der Moschee schon das Gebet verrichtet htten; man verneinte dies und sagte ihm, sie harrten seiner. Er lie einen Trog mit Wasser vor sich hinstellen und wusch sich; dann wollte er sich erheben, aber die Beine versagten ihm den Dienst, und ihm schwanden die Sinne. Als er wieder zu sich kam, fragte er erneut, erhielt die gleiche Antwort, lie wieder Wasser herbeischaffen ñ die Bewu tlosigkeit hatte die rituelle Reinheit aufgehoben ñ und wiederholte die Waschung; als er zum dritten Mal aus einer Ohnmacht erwacht war, sah er ein, da er den Wartenden nicht werde vorbeten knnen. Auf seinen Wunsch holte man Ab Bakr herbei, damit dieser es an seiner Stelle tue; der wollte die Aufgabe an Umar weitergeben, der sich aber mit der Begrndung weigerte, Ab
Bakr habe mehr Recht auf diese Ehre. So leitete dieser fr einige Tage die Gebete, bis es Mohammed etwas besser ging. Zur berraschung der Anwesenden lie er sich eines Nachmittags auf den Gebetsplatz hinausfhren, gesttzt von zwei Mnnern, von denen einer al-Abbs war. Unverzglich rumte Ab Bakr seinen Platz vor der Gemeinde, der Prophet
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duldete dies aber nicht, sondern gab die Anweisung, man mge ihn neben Ab Bakr auf den Boden niederlassen. So geschah es, und Ab Bakr richtete sich genau nach Mohammed, der den Ritus im Sitzen vollzog, und die Gemeinde ihrerseits hielt sich an Ab Bakr. Ubaidallh trug diese Erzhlung Abdallh b. al-Abbs vor, von dem er sehr geschtzt wurde, und der Sohn des an der Szene Beteiligten besttigte sie, fragte aber: ÑHat iöa dir den Mann nicht genannt, der mit al-Abbs war?ì ÑNeinì, erwiderte Ubaidallh, worauf er erfuhr, es habe sich um Al b. ab Älib gehandelt.54 Diese berlieferung und eine Anzahl hnlicher aus anderen Quellen, alle jedoch auf dieselbe Szene bezogen, sind in der ad-Sammlung des Muslim b. al-a (gest. 874/5), einer der angesehensten Autoritten auf diesem Gebiet, unter der folgenden berschrift zu finden: ÑKapitel darber, da der Vorbeter, sobald ein triftiger Entschuldigungsgrund eintritt wie etwa eine Krankheit, eine Reise usw., einen Stellvertreter einsetzt, der den Leuten vorbetet, ferner darber, da alle die, die hinter einem Vorbeter, der wegen der Unfhigkeit zu stehen im Sitzen (den Ritus leitet), ihr Gebet verrichten, zum Stehen verpflichtet sind, sofern sie dazu in der Lage sind, und schlie lich darber, da die Bestimmung, der zum Stehen Fhige msse hinter einem sitzenden Vorbeter sitzend (die Riten durchfhren), abrogiert wurde.ì Diese Wendungen belegen, da man die Verbindlichkeit des in der berlieferung vermittelten ÑWissensì bereits fr eine Selbstverstndlichkeit nimmt; es mu nur noch geklrt werden, welche normsetzenden Aussagen in diesem ÑWissenì verborgen sind ñ in unserem Falle die Benennung eines Vertreters durch den verhinderten Vorbeter sowie das Gebot, jeder Muslim msse den Ritus im Stehen vollziehen, sofern ihm das irgend mglich sei. Dieses Gebot ist freilich nur zu rechtfertigen, wenn die vorliegende berlieferung andere, die einen gegenteiligen Schlu nahelegen, Ñabrogiertì (arab.: nasa a). Mohammeds Diener Anas b. Mlik berichtete nmlich, der Prophet sei einmal vom Pferd gefallen und habe sich schwere Schrfwunden zugezogen. ÑWir statteten ihm einen Krankenbesuch ab; die Zeit des Gebets kam, er betete im Sitzen und wir hinter ihm ebenfalls im Sitzen. Nachdem er den Ritus beendet hatte, erluterte er: ÇDer Vorbeter versieht seine Aufgaben, damit man sich genau nach ihm richte. Wenn er das Allhu akbar spricht, dann auch ihr, wenn er sich niederwirft, dann auch ihr, wenn er (die Arme) hebt, dann auch ihr! Wenn er spricht: Allah hrt dem zu, der ihn lobpreist, dann sagt: Unser Herr! Dir gilt unsere Lobpreisung! Und wenn (der Vorbeter) im Sitzen betet, dann auch ihr, und zwar alle!ëì55 Der ad-Sammlung Muslims ist demnach zu entnehmen, da alles Handeln Mohammeds den Charakter einer ñ durch Allah inspirierten ñ Gesetzgebung trgt. Nicht mehr der berichtete und dadurch zur Geschichte gewordene Vorgang verdient die Aufmerksamkeit des Lesers oder Zuhrers, sondern die im Zuge des Vorgangs bermittelten Normen. Sie mssen ins Bewu tsein des Muslims gehoben werden. Freilich drfen Normen nicht einander widersprechen. Aus der zuletzt zitierten berlieferung ist zu ersehen, da Ñderjenige, dem der Imam vorbetet, diesem folgen mu ì, so Muslims berschrift. Dieses allgemeine Gebot, abgeleitet aus dem Bericht ber Mohammeds Unfall und dabei ausdrck-
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Die Funktionen der Prophetenvita
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lich auch auf das Sitzen beim Ritenvollzug ausgedehnt, wird durch die dem chronologisch spteren Ereignis zu entnehmende Norm insoweit Ñabrogiertì, als sich die Pflicht der peinlich genauen Anpassung der Gesten und Worte an den Vorbeter auf das Sitzen gerade nicht erstreckt.56 Das ursprngliche Interesse an einem Hinweis auf die Rechtm igkeit des Kalifats Ab Bakrs wird mithin von einem wesentlich weiter reichenden, den Alltag des Muslims gestaltenden berlagert, und die Prophetengefhrten, die dieses weitgespannte Interesse befriedigen knnen, mssen eben darum gegen jede noch so leise Kritik geschtzt werden. Ab dem 9. Jahrhundert greift ein Verstndnis der Prophetenvita um sich, das allein auf die Nutzbarmachung der sie betreffenden berlieferungen fr ein, wie man meint, von Allah selber verfgten Rechtssystem zielt. Die Aufmerksamkeit fr den Gesamtzusammenhang des Geschehens schwindet, man forscht vor allem nach ÑAbrogierendemì und ÑAbrogiertemì, im Koran wie im ad, um in den debattierten Einzelfragen zu einer Entscheidung zu kommen. So wird unter der stillschweigenden Annahme, alles, was mit der Person des Propheten zusammenhnge, sei ein berzeitlich gltiges, in der Ñbesten Gemeinschaftì zu verwirklichendes, durch Allah gestiftetes ÑWissenì, die Neugierde des Historikers zu einer anst igen Zudringlichkeit.57 Die Vita des Gesandten Allahs zerfllt in eine unberblickbar gro e Anzahl normativer Akte; ÑGeschichteì gibt es nur zum Zwecke der Behebung der Widersprchlichkeit von einander ausschlie enden berlieferungen und beschrnkt sich auf Vorher-Nachher-Fragen sowie auf Mutma ungen ber die Zuverlssigkeit der auf die Prophetengenossen folgenden Tradenten, denen sich eine eigene Fachliteratur widmet. Die Gestalt des Gesandten Allahs verflchtigt sich fr den ungelehrten wie fr den gelehrten Muslim zu einem gegen den Wandel der Zeiten immunisierten Ideal, dem er, selber ebenfalls von seinen Lebensumstnden absehend, nachzustreben hat.58 Diese fr den Islam grundlegenden Gegebenheiten sind natrlich nicht mehr das Thema einer Mohammedbiographie. Allerdings hat sie aufzuzeigen, wie im Wirken des Propheten und begnstigt durch die Beschaffenheit der Welt, in der er auftrat, jene Gegebenheiten Gestalt annahmen. Daher fhrt uns unsere Untersuchung bis in die Zeit um 700, in der den Sammlern der Prophetenvita bewu t wird, da die Kenntnisse, die sie sich angeeignet haben, heilswichtig sind und ihnen, den Verwaltern dieser Kenntnisse, der Vorrang in der Ñbesten Gemeinschaftì gebhrt. Ubaidallhs Fassung von iöas Bericht fhrt uns genau an die Schwelle jener Epoche, in der aus der berlieferung das Heilswissen wird: Vordergrndig geht es um die Streitfrage nach der Legitimitt des Kalifats Ab Bakrs, und deutlicher noch als bei Ibn Isq wird hier hervorgehoben, da alle Vorgnge bis in die kleinste Kleinigkeit durch Mohammed gewollt und befohlen waren; Ab Bakr war nie und nimmer von dem Ehrgeiz beseelt, nach dem Kalifat zu greifen. Ebenso wenig hat iöa eine eigene ñ nmlich ablehnende ñ Meinung zur Wahl ihres Vaters zum Vorbeter gehabt. Was wissenswert ist, das ist Mohammeds Wort; Umars Ausschlu verdankt sich mittelbar ebenfalls diesem Wort; ein Grund, der ihn htte disqualifizieren knnen, wird nicht erwhnt. Sobald Mohammed, scheinbar genesend, auftritt, will sich Ab Bakr zurckzie-
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hen. ÑAls der Gesandte Allahs herauskam, richteten sich die Blicke auf ihn, und Ab Bakr bemerkte, da dies um des Gesandten willen geschah. Deshalb verlie er den Platz (des Vorbeters), aber Mohammed stie ihn in den Rcken und befahl: ÇBete ihnen vor!ëì59 So steht es bei Ibn Isq. Ubaidallh verknpft diese Szene mit dem Bild des durch alAbbs und Al gesttzten Propheten, die ihn auf seinen ausdrcklichen Wunsch hin neben Ab Bakr plazieren: Niemand darf auch nur den leisesten Zweifel daran u ern, da Mohammed allein Ab Bakr in dem Amt sehen wollte, und Ab Bakr ahmt Mohammed fehlerfrei nach, hier im Gebet und daher auch sonst ñ er ist der von Mohammed selber bestimmte zuverlssige Brge des ÑWissensì. Alle von dieser mittlerweile wichtigsten Botschaft des geschilderten Vorganges ablenkenden Motive sind ausgeschieden, und gerade die Einbeziehung Als, des Intimfeindes iöas,60 ist ein zustzlicher Hinweis auf die ber die blo e Wahrnehmung der Amtsgeschfte des Propheten hinausreichende Funktion, die Ab Bakr nunmehr zugeschrieben wird. Bei Ibn Isq wird Al an dieser Stelle nicht bentigt; in seinem Material geht es noch um die Legitimitt der Nachfolge. Fr Ubaidallh, den Kenner des ÑWissensì, ist Al an dieser Stelle unentbehrlich. Denn das im Entstehen begriffene Schiitentum, gegen das Ubaidallh seinen Anspruch auf die Kennerschaft des ÑWissensì zu verteidigen hatte, erblickte in Ab Bakr den Usurpator, der Al um die unmittelbare Nachfolge brachte und deswegen auch kein Brge des Heilswissens sein kann. Zur Abwehr solcher Vorstellungen mu Al in dieser Szene die Aufgabe eines Gehilfen bernehmen. So deuten die beiden den Propheten sttzenden Mnner das Neue an, das um 700 sprbar wird. Dieses Neue bersteigt die Frage, ob Ab Bakr mit Zustimmung des Propheten als Vorbeter und ÑStellvertreterì amtierte und daher dessen Nachfolger wurde, und verwandelt sie in das grundstzliche Problem, wer denn der befugte, durch Allah selber bestimmte Sachwalter des von der Person Mohammeds her ausstrahlenden Heilwissens sei. Nicht nach eigenem Gutdnken habe er die Tren einiger Mnner schlie en lassen, soll Mohammed seinem Onkel al-Abbs anvertraut haben, auf Anweisung Allahs war dies demnach geschehen.61 Allein die Pforte, die vom Gebetsplatz zu Ab Bakr fhrte, sollte geffnet bleiben, so hrten wir. Doch es gibt andere berlieferungen, in denen Al b. ab Älib der solcherma en Geehrte ist.62 In die Jahrzehnte gegen die Mitte des 8. Jahrhunderts fhren uns Berichte ber die Todesstunde des Propheten, in denen iöa und mit ihr Ab Bakr gegen Al ausgetauscht sind. ÑIch bin eine Stadt des Wissens, und Al ist ihre Pforteì, sagt Mohammed in einer verbreiteten schiitischen berlieferung.63 Unter den Nachkommen Als war man inzwischen berzeugt, da Mohammed keineswegs an iöas Brust verstorben sei; Al habe das Haupt des Dahinscheidenden gehalten und dann den Toten auf den Boden gelegt, untersttzt von dem herbeigerufenen al-Abbs. Dessen Sohn Abdallh wird in einer anderen berlieferung gefragt: ÑStarb der Gesandte Allahs, das Haupt an jemandes Brust gelehnt?ì ÑAn die Brust Als!ì lautet die Antwort, worauf der Fragende zu bedenken gibt, Urwa b. az-Zubair schreibe iöa diese Auszeichnung zu. ÑBist du von Sinnen!ì emprt sich Abdallh b. al-Abbs; das sei Al gewesen, der danach ja auch den
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Von Mohammed zum Islam
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Leichnam gewaschen habe, assistiert von al-Fal b. al-Abbs, nicht aber von al-Abbs selber, denn der Prophet habe allen Abbasiden ñ sofern sie nicht von al-Fal abstammten ñ befohlen, sich frs erste verborgen zu halten.64 Die berlieferungen, die Al an die Stelle von iöa und Ab
Bakr setzen, entstammen wahrscheinlich der frhen Abbasidenzeit;65 die zuletzt genannte setzt voraus, da die umstrzlerische Propaganda, die zunchst im unklaren lie , wer der ersehnte Bezwinger der Omaijaden sein werde, bereits offen fr die Abbasiden warb, was erst gegen die Mitte des 8. Jahrhunderts der Fall war. Mit berlieferungen wie diesen schnitt sich die neue Dynastie allerdings vom sich herausbildenden Sunnitentum ab, dem die Ñalten Auswandererì und Ab Bakr, vor allem aber iöa unentbehrliche Vermittler des ÑWissensì waren.66 iöa wurde eine Rolle zugeschrieben, die sie zu Mohammeds Lebzeiten noch gar nicht hatte innehaben knnen. Die Themenkreise der berlieferung ber den sterbenden Propheten haben wir nunmehr abgeschritten. Der lteste ist die Frage nach der Sterblichkeit des Gesandten Allahs. Mittelbar spielt diese Frage im Kampf gegen die sogenannten Apostaten eine Rolle; whrend des Kalifats Umns wird sie unter vernderten machtpolitischen und gesellschaftlichen Bedingungen wieder auftauchen und bewirken, da sich die muslimische Gedankenwelt mit chiliastischen Ideen anreichert. Die Legitimitt der Nachfolgeregelung bildet die zweite Thematik. Was geschah, ist am ehesten gerechtfertigt, wenn Mohammed selber es so gewollt und ausdrcklich befohlen hat. Was aus dem hinreichend plausiblen Nachweis dieser Legitimitt folgt, kann freilich nicht eindeutig beantwortet werden. Indem man das Problem der Rechtfertigung der Fakten um und umwlzte, stieg iöa, die beim Heimgang des Propheten kaum zwanzig war und bis zu ihrem Tod im Ramadan (begann am 27. Juni 678) des Jahres 5867 die von Mohammeds Botschaft angesto enen tiefgreifenden und widersprchlichen Vernderungen der arabischen Gesellschaft und Mentalitt als Beteiligte erlebte, zu einer Schlsselfigur im Ringen um die gltige Auslegung des vergangenen und gegenwrtigen Geschehens auf. Sie behlt diese Stellung im dritten Themenkreis. Denn die Richtung, in deren berzeugung Ab Bakr ñ in Vertretung aller brigen alten Genossen ñ das Heilswissen von Mohammed empfing und weiterreichte, bentigt weiterhin iöa als Brgin fr ebendiesen Vorgang. Der Mangel der von schiitischer Seite nunmehr in Umlauf gesetzten berlieferung, Mohammed sei an Als Brust gelehnt verschieden, liegt gerade darin, da es ihr an jeglicher Verankerung in der bis dahin gepflegten Erinnerung an den sterbenden Propheten fehlt. Das Schiitentum in seinen vielfltigen Spielarten hat denn auch nicht gewagt, auf das Ausstechen iöas in jener Szene den Anspruch auf die Sachwalterschaft des Heilswissens zu grnden. Zu diesem Zwecke nutzte man vielmehr ein weder bei Ibn Isq noch bei al-Wqid verzeichnetes Wort, das Mohammed am Teich von umm bei al-ufa gesprochen haben soll: ÑWessen Herr ich jetzt bin, dessen Herr soll (knftig) Al sein!ì68 Alle drei Themenkreise sind in die Ereignisse, die in den letzten drei Kapiteln dieser Untersuchung geschildert werden mssen, auf mannigfache Weise verwoben und formen die Grundzge des Bildes, das sich die Muslime seit dem 8. Jahrhundert
2. Der Umbruch
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von ihrem Propheten machen und fr das historisch Ñwahreì halten. Wir wenden uns jetzt dem Medina Umars und Umns zu, dem Mittelpunkt der Bewegung, die, wie beschrieben, in jenen zwei Jahrzehnten keine Grenze zu finden scheint und die berkommene arabische Ordnung aus den Fugen sprengt.
2. Der Umbruch Unvermittelt trat unter dem Kalifat Umars ein tiefgreifender Wandel der Lebensverhltnisse ein, ein Wandel, den der zweite Nachfolger des Propheten keineswegs allein mit den durch diesen propagierten Ideen zu steuern gedachte ñ womit die vorsichtigen Vorbehalte gegen Umar zu erklren sind, die in einigen der eben untersuchten berlieferungen anklangen.69 Fr manche bewirkte dieser Wandel eine ungeahnte Ausweitung des Daseins und der Mglichkeiten, die es bot. Die in Medina den Juden entrissenen Lndereien sowie aibar und Fadak waren nur ein Vorgeschmack dessen gewesen, was nun binnen weniger Jahre auf die Muslime einstrmte. Mit wenigen krftigen Strichen charakterisiert azZuhr den Umbruch: Umar nimmt einen Herrschertitel an, ÑBefehlshaber der Glubigenì (arab.: amr al-muminn); er fhrt die Hedschrazeitrechnung ein, sammelt den Koran, ordnet die zustzlichen Nachtgebete (arab.: Pl. at-tarw) des Ramadan an, regelt den Vollzug der tglichen Riten in Medina neu, indem er fr die Frauen einen eigenen Koranleser beruft; er drckt das Weinverbot durch und ahndet Verst e hiergegen mit achtzig Peitschenhieben... ÑEr war der erste, der die ÇEroberungenë (arab.: Pl. al-fut ) ins Werk setzte; dabei handelte es sich um bebaute Lndereien und Bezirke, auf denen man die Grundsteuer (arab.: al ar) erhob bzw. von denen man die Ertrge der Ç(von Allah den Muslimen) zurckgegebenen Territorienë (arab.: al-fai) einzog. So eroberte er den ganzen Irak, nmlich den Sawad,70 Medien, Aserbeidschan, die Bezirke und Lndereien Basras, Ahwasí und der Persis, die Bezirke von aö-äam mit Ausnahme von Anadain, das schon unter Ab Bakr eingenommen worden war.71 Ferner eroberte Umar die Bezirke der ÇInselë, Mossuls, des Nildeltas, Alexandriens. Als er ermordet wurde, standen seine Reitertruppen vor Raij, dessen Bezirke bereits in die Hnde der Muslime gefallen waren. Umar war der erste, der den Sawad und Medien vermessen lie , den bebauten Boden mit der Grundsteuer belastete, den ÇSchtzlingenë (arab.: ahl a-imma) in den eroberten Regionen die Kopfsteuer aufbrdete, achtundvierzig Dirhem dem Reichen, vierundzwanzig dem Mittleren, zwlf dem Armen, wobei er befand: ÇEin Dirhem im Monat strzt niemanden ins Elend!ë Die Grundsteuer des Sawad und Mediens belief sich unter Umar auf 120 Millionen wf, der wf zu einem und fnf Zwlftel Dirhem gerechnet.72 Umar war der erste, der die Heerlagerstdte einrichtete, Kufa, Basra, diejenigen der ÇInselë, aö-äams, gyptens, Mossuls, und darin Beduinen ansiedelte, deren Stmmen er in Kufa und Basra Quartiere anwies. Er war der erste, der ÇEntscheiderë berief. Er war der erste, der ein Verzeichnis anlegte, die Menschen nach Stmmen geordnet eintragen lie , ihnen Dotationen aus den Çzurckge-
Eine Charakterisierung des Kalifats Umars
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Anstige Mittelvergabe und Ab arrs Kritik
VI. Die Hedschra
gebenen Territorienë anwies und Anteile (am Beutefnftel?) ausgab; die Badrkmpfer bevorzugte er dabei und bercksichtigte die Muslime nach ihren Rngen und nach dem Zeitpunkt ihrer Islamannahme. Er war der erste, der aus gypten Getreide nach al-r73 verschiffen und dann nach Medina transportieren lie .ì Wenn Umar einen Statthalter ernannte, legte er dessen persnliche Einknfte fest und zog, hatte der betreffende hhere erzielt, einen Teil davon fr die Staatskasse ein. Mit solchen mtern betraute er Prophetengenossen wie Amr b. al-, Muwija b. ab Sufjn oder al-Mura b. äuba, whrend er die erstrangigen unter ihnen ñ Umn, Al b. ab Älib, Äala b. Ubaidallh, az-Zubair b. al-Auwm, Abd ar-Ramn b. Auf ñ mit derartigen Aufgaben verschonte, Ñda jene (aus dem zweiten Glied) Tatkraft und Weitblick zeigten und Umar sie zu beaufsichtigen vermochte und sie Respekt vor ihm hattenì. Die Gro en unter den Gefhrten habe er vom Schmutz der Verwaltungsgeschfte74 fernhalten wollen.75 Es htte bermenschlicher Krfte bedurft, um an solch einem dramatischen Wendepunkt zu verhindern, da die Dinge aus dem Ruder liefen. Wessen ordnende Hand wre stark genug gewesen, aufflammende Besitzgier zu zhmen, einen redlichen Geschftsgang zu gewhrleisten, ja, berhaupt die notwendigen Regelungen nicht nur zu erlassen, sondern auch ihre Beachtung zu erzwingen? Nachrichten wie die folgenden sind keine Seltenheit. ÑAls Umn (reg. 644ñ656) dem Marwn b. al-akam jenes Geschenk gemacht sowie dessen Bruder al-ri b. al-akam b. ab l- 300 000 Dirham und Zaid b. bit, dem ÑHelferì, 100 000 Dirham zugeschanzt hatte, begann Ab arr zu sticheln: ÇVerhei e denen, die die Schtze aufhufen, eine schmerzhafte Strafe!ë und das Wort Allahs vorzutragen: ÇUnd denen, die Gold und Silber horten (ohne es auf dem Pfade Allahs zu verwenden)!ë (Sure 9, 34). Marwn b. al-akam hinterbrachte dies Umn, der Ntil, seinen Freigelassenen, zu Ab arr schickte und diesem ausrichten lie : ÇHr auf mit deinen Sticheleien, die mir zu Ohren gekommen sind!ë Ab arr war au er sich: ÇWill Umn mir verbieten, das Buch Allahs zu rezitieren und (dadurch) jemanden zu tadeln, der den Befehl Allahs mi achtet? Bei Allah! Da ich das Wohlgefallen Allahs mittels des Zornes Umns erringe, ist mir lieber und fr mich ersprie licher, als da ich Allah erzrne um des Wohlgefallens Umns willen!ë Diese Antwort brachte den Kalifen auf und krnkte ihn, Ab arr aber blieb gelassen und schwieg frderhin.ì76 Das gro e Geschenk, von dem oben die Rede ist, war das Beutefnftel eines Feldzugs nach Nordafrika, der in das Jahr 34 (begann am 22. Juli 654) zu datieren ist. Marwn nahm an ihm teil, desgleichen sein Sohn Abd al-Malik, der sptere Kalif (reg. 685ñ705). Nun traf es sich, da Marwn, ein Angehriger des Zweiges Ab l- b. Umaija des Klans der Ban Abd äams und daher mit Umn b. Affn b. ab l- eng verwandt, damals eine Tochter des Kalifen heiratete,77 und dieser soll aus dem freudigen Anla dem nunmehrigen Schwiegersohn das ganze Beutefnftel berlassen haben, das eigentlich dem Staatsschatz htte zugefhrt werden mssen. Die gesamte Kriegsbeute habe sich auf die phantastische Summe von 2 520 000 Golddinaren belaufen. Marwns Sohn Abd al-Malik, damals noch ein junger Mann, empfing als gewhnlicher muhid sechshundert Golddinare, vierhun-
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dert fr sein Pferd und zweihundert fr sich selber gem dem uns schon aus Medina bekannten Verteilungsmodus.78 ÑEines Tages fragte Umn: ÇIst es dem Imam79 erlaubt, sich Geld (aus dem Staatsschatz) zu nehmen und es, wenn er wieder zahlungskrftig ist, zurckzuerstatten?ë Kab al-Abr80 entschied, dagegen sei nichts einzuwenden. Ab arr aber sprach: ÇJudensohn, willst du uns etwa unsere Glaubenspraxis lehren?ë Umn wandte sich zu Ab arr: ÇWie oft hast du mich inzwischen beleidigt und wie sehr dich an meinen Gefhrten gerieben! Fort mit dir dorthin, wo deine Einheit stationiert ist!ë Das war in aö-äam; Ab arr war als Mekkapilger gekommen und hatte Umn um die Genehmigung gebeten, am Grab des Gesandten Allahs zu rituellem Aufenthalt (arab.: al-muwara) verweilen zu drfen, was ihm gestattet worden war. Ab arrs Garnison lag aus folgendem Grund in aö-äam: Als er gesehen hatte, da sich die Bauten (Medinas) schon bis zum SalBerg erstreckten, bemerkte er zu Umn, er habe den Propheten sagen hren: ÇWenn die Bauten den Sal erreichen, dann gilt es zu fliehen!í Er wolle lieber nach aö-äam ausweichen und sich dort den Raubzgen (arab.: Sg. al-azwa) widmen. Umn war einverstanden.ì81 ñ Ab arr al-ifr ist eine der Figuren der frhislamischen Geschichte, um die sich Episoden ranken, in denen Enttuschung und Verbitterung ber Ereignisse und Verhltnisse ihren Ausdruck finden, die die Mehrzahl der Muslime nicht mit den Vorstellungen vereinbaren konnte, die sie sich von der Ñbesten Gemeinschaftì machte. Der Groll der Zukurzgekommenen mischt sich darin mit der Pose der moralisch berlegenen, den wahren Idealen Ergebenen, und rckt die berechtigte Kritik an der schamlosen Raffgier derjenigen in ein Zwielicht, die dank glcklichen Umstnden so unvermittelt aus reichlich sprudelnden Quellen schpfen durften. Doch wie htte es anders sein knnen, als da im Mittelpunkt einer berraschend erfolgreichen Eroberungsbewegung Menschenmassen, vor allem Kriegsgefangene, zusammenstrmten und viele Neureiche Wohnsttten anlegten, die gegen die bescheidenen Unterknfte hervorstachen, die man bis vor kurzem fr blich hielt? Der Berg Sal ñ vielleicht sollte man lieber von einer Anhhe sprechen ñ wird als ein Weideplatz erwhnt, man bezog ihn aber in das Marktgelnde ein, das sich im Norden an die Moschee des Propheten und die mit ihr verbundenen Quartiere anschlie t.82 Nach heutigen Ma stben erschrickt Ab arr vor einer recht ma vollen Ausweitung des bebauten Gebiets. Schwerwiegender ist der Finanzskandal, auf den die berlieferung anspielt. Umns Verwalter des Staatsschatzes war Abdallh b. al-Arqam von den quraiöitischen Ban Zuhra; der Kalif hatte ihn von seinem Vorgnger bernommen.83 Eines Tages verlangte Umn von ihm eine Vorauszahlung von 100 000 Dirham. Abdallh billigte ihm das Geld zu, vermerkte aber, da es sich bei dieser Summe um ein spter zu befriedigendes ÑGuthaben der Muslimeì handle; Al, Äala, az-Zubair, Sad b. ab Waqq und Abdallh, ein Sohn des ermordeten Kalifen Umar, sollen mit ihren Unterschriften den Schuldschein beglaubigt haben, und Umn beglich die Schulden pnktlich. Dann aber suchte ihn ein Verwandter aus Mekka auf, Abdallh b. lid b. Asd b. ab l-,84 umgeben von Kriegern, und bat um die Mittel zur Finanzierung eines Raub-
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Umar als Vorbild
Die Verteilung der Eink nfte durch Ab Bakr
VI. Die Hedschra
zugs. Der Kalif fertigte eine Anweisung ber 300 000 Dirham aus allein fr Abdallh b. lid ñ und ber 100 000 Dirham fr jeden der ihn Begleitenden. Diese Betrge erschienen Abdallh b. al-Arqam als Verschwendung, er verweigerte die Auszahlung. Umn zeigte sich emprt; schlie lich war jener doch nur sein Schatzmeister! Ibn al-Arqam soll sich nicht haben einschchtern lassen: ÑIch betrachte mich als den Schatzmeister der Muslime! Dein Schatzmeister (wre) dein Diener. Bei Allah, nie mehr werde ich fr dich den Staatsschatz verwalten!ì Umn mu te sich jemand anderen suchen, bemhte sich aber, Ibn al-Arqam mit einer betrchtlichen Geldsumme zu besnftigen; dieser wies sie zurck.85 Die Quellen erwecken nicht nur in diesem Beispiel den Eindruck, als seien die Verhltnisse unter Umar noch nicht so lax gewesen ñ mit dem Beginn seines Kalifats freilich setzte der Zustrom von Reichtmern nach Medina berhaupt erst ein, wie skizziert wurde. Auch Umar brauchte einmal einen Vorschu aus der ffentlichen Kasse, 80 000 Dirham, wie man sagt. Aber die Schulden lie en ihm keine Ruhe. Er bat seinen Sohn Abdallh, zur Begleichung Gegenstnde aus dem Privatbesitz zu veru ern, und sofern das nicht ausreiche, seinen Klan, die Ban Ad, um Untersttzung anzugehen und schlimmstenfalls die Quraiöiten insgesamt. Abd ar-Ramn b. Auf schlug ihm vor, das geliehene Geld in einen langfristigen Kredit der Staatskasse umzuwandeln. Von dieser Idee war Umar alles andere als begeistert; es knnte doch sein, da er vor der Zurckzahlung sterbe und man dann behaupten werde, man habe einen Teil des einem von Allah zugedachten Vermgens an Umar abtreten mssen. Von der Last solcher Worte wrde er sich nie befreien knnen. Da sei es besser, sich gar nicht erst in eine solche Lage zu begeben. Sein Sohn brgte schlie lich fr den Betrag, und mit dieser Lsung vermochte sich Umar anzufreunden. Unmittelbar nachdem er den Verletzungen erlegen war, die ihm ein Attentter zugefgt hatte, sorgte Abdallh b. Umar dafr, da die Summe an die Staatskasse zurckgezahlt wurde.86 Allgemein rhmt man Umar, weil er eher zur Mildttigkeit als zur Besitzgier geneigt habe. Schon als Mohammed seine Genossen in aibar schadlos stellte, soll Umar die ihm zufallenden Ertrge nicht fr sich verbraucht, sondern zu adaqt erklrt haben. Das Land, auf dem sie erzielt wurden, sicherte er gegen alle Transaktionen ab, mochte es sich um Verkauf, Schenkung oder Vererbung handeln; es erhielt demnach einen Status, den man spter als Stiftung (arab.: al-waqf) definieren wird.87 ÑDen Bedrftigen, den Verwandten, den Sklaven (zum Freikauf), dem Pfade Allahs und jedem, der sich auf ihn begibt, dem Gastì sollten die Ertrge ntzen, Ñwobei nichts dagegen einzuwenden ist, da der Verwalter im Rahmen des blichen davon zehrt und seine Freunde bewirtet, aber eben ohne ein Vermgen anzusammelnì.88 Immer wieder wird man auf die fatalen Auswirkungen gesto en, die der berschnelle, nicht erarbeitete Reichtum ber die Medinenser brachte, besser wohl, ber alle, die in der Dschihadbewegung ein Wort mitredeten. Das Ideal herrscherlichen Umgangs mit den ffentlichen Geldern erblickte man in der unverzglichen, vollstndigen und gleichm igen Austeilung. Von einem Wirtschaften im eigentlichen Sinn konnte keine Rede sein. Bezeichnend fr diese Denkweise89 ist ein Bericht ber das
2. Der Umbruch
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Finanzgebaren Ab Bakrs. Als er der ÑNachfolger des Gesandten Allahsì geworden war, verwahrte er die Staatskasse in seinem Haus in as-Sun. Nicht einmal eine Wache bentigte er zur Sicherung, ein Vorhngeschlo gengte, denn er verteilte alsbald alle Einknfte. Als Ab Bakr seine Residenz in die Nhe der Wirkungssttte des verblichenen Propheten verlegte,90 brachte man auch den Staatsschatz dorthin. ÑEr hatte damals gro e Einnahmen aus dem Bergwerk von al-Qabalja und den Minen der Ban uhaina;91 berdies ffnete man unter dem Kalifat Ab Bakrs das Bergwerk der Ban Sulaim,92 worauf er aus dessen Ertrgen adaqt erhielt.ì Diese Einknfte ñ wie gehrt, gab es au erdem erste Zusendungen aus den Eroberungen im unteren Irak, aber sie werden in diesem Zusammenhang nicht erwhnt ñ pflegte er auszuteilen, und zwar an Hundertschaften. Bei der Errterung der Verwaltung der Kriegsbeute sind wir vereinzelt auf ein vergleichbares Verfahren gesto en. Jetzt gab man Stcke geschmolzenen Goldes oder Silbers aus. Ab Bakr habe dabei keinen Unterschied gemacht Ñzwischen Freien und Sklaven, Mnnern und Frauen, Kindern und Erwachsenenì; berdies habe er Reittiere und Waffen Ñfr den Pfad Allahsì aufgekauft, im Winter einmal die Witwen Medinas mit Stoffen erfreut. In Anwesenheit von Abd ar-Ramn b. Auf, Umn und anderen habe Umar nach dem Tod Ab Bakrs die Staatskasse aufbrechen lassen und nur einen Dirhem vorgefunden. Der Waagemeister bezeugte, da unter dem Kalifat Ab Bakrs etwa 200 000 Dirhem eingekommen waren. ÑAllah mge sich seiner erbarmen!ì rief man in lobender Zustimmung zu diesem Umgang mit dem Staatsschatz.93 Die durch den Reichtum ausgelste Verwirrung der Gemter lie sich am ehesten besnftigen, indem man so rasch wie mglich alle Einnahmen auskehrte. Aber auch das mu te auf Dauer seine plausible Ordnung haben, wenn man nicht unertrgliche Spannungen hervorrufen wollte. Umar wird sich ber diese Frage seine Gedanken machen und zu einem Ergebnis kommen, das das Ziel Ab Bakrs im Auge behlt, jedoch ein Verfahren der Verteilung festlegt, dessen Ma stab die Prinzipien der Ñbesten Gemeinschaftì sind. Unter Umn allerdings brechen sich Krfte Bahn, die zu einem Abrcken von den eben erst gefundenen Regelungen ntigen. Umar war der erste, der Getreide aus gypten nach Medina einfhrte, hrten wir. Das lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die Bevlkerungsentwicklung Medinas. Zum einen war Medina die Durchgangsstation der muhid n geworden, die in wachsenden Zahlen in die Kriegsgebiete im unteren Irak und in aö-äam zogen; sie konnten nicht ohne Ausrstung und Proviant auskommen, was Gewerbetreibende und Hndler in die Stadt lockte, Fremde wie Araber.94 Schon nach der Eroberung aibars hatte man es fr sinnvoll befunden, die Moschee des Propheten zu erweitern; der Eigentmer des bentigten Grundstcks, ein ÑHelferì, mochte es nicht fr Gotteslohn hergeben, so da Umn mit seinem Geld einspringen mu te.95 Unter Umar mu te das Bauwerk in Teilen erneuert werden. Die hlzernen Sulen waren morsch geworden und wurden nun aus Ziegeln gemauert. Nach Sden, in Richtung Mekka, wurde der Gebetsraum vergr ert, die Zahl der Muslime hatte stark zugenommen.96 Im Jahre 18 (begann am 12. Januar 639) schwoll der Zustrom ungewhnlich
Das Anwachsen der Bevlkerung von Medina
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Fremde Kulturtechniken
VI. Die Hedschra
stark an. Eine Drre verursachte eine Hungersnot, Beduinen zogen in gro er Zahl nach Medina. Umar beauftragte seine Statthalter, ihm Nahrungsmittel zu schicken, was auch geschah. Amr b. al- befand sich damals in der Gegend des heutigen Suez und soll dafr gesorgt haben, da gengend Schiffe in See stachen, um die Not in Medina zu lindern.97 Kriegsgefangene, von nun an hufig keine Araber, sondern Griechen oder Angehrige der Vlker des Sasanidenreiches, stellten ein beachtliches Kontingent der Einwohner. Da es in diesem Kreis erbitterte Feinde des Islams und seiner Fhrer geben mu te, war Umar klar. Er verkaufte Gefangene,98 die man ihm als Beutegut zugesandt hatte, und verwehrte ihnen, sofern sie bereits zeugungsfhig waren, das Aufenthaltsrecht in Medina. Von al-Mura b. äuba, seinem Statthalter in Kufa, lie er sich berreden, eine Ausnahme zuzulassen; er habe da, so al-Mura, einen gewissen Ab Lulua an der Hand, einen Mann mit ungewhnlichen Fertigkeiten, geschickt im Schmieden, im Handwerk des Zimmermanns und des Steinmetzen; diesen solle er zu sich beordern, denn den Medinensern werde er auf vielerlei Weise ntzen. In Medina angekommen, beschwerte sich Ab Lulua ber die viel zu hohe monatliche Abgabe, nmlich einhundert Dirhem,99 die al-Mura ihm aufgebrdet habe. Umar meinte aber, angesichts der hochwertigen Ttigkeiten sei dieser Betrag vertretbar. Wtend verlie Ab Lulua den Kalifen, der ihn nach einigen Tagen jedoch zu sich rief, hatte er doch gehrt, der Sklave sei in der Lage, eine Mhle zu bauen, die durch den Wind angetrieben werde. Das sei richtig, und er werde es tun, antwortete Ab Lulua. Heimlich besorgte er sich einen Dolch mit zwei Schneiden, das Heft in der Mitte, lauerte Umar auf, stach dreimal zu und verletzte ihn am Bauch so schwer, da er nach einigen Tagen verstarb.100 Die Episode um Ab Lulua verweist uns auf den dritten Bereich berstrzten Wandels neben dem geraubten Reichtum und dem Zustrom von Menschen unterschiedlicher Herkunft, nmlich das Eindringen von Kulturtechniken, die man im Hedschas hchstens vom Hrensagen gekannt hatte. Abdallh b. mir, im Jahre 29 (begann am 14. September 649) von Umn zum Statthalter von Basra berufen und seitdem mit vielen Feldzgen in den iranischen Raum hinein berhmt geworden,101 kaufte Sklavinnen, die sich auf das Schlagen von Kastagnetten verstanden, und schickte sie nach Medina. Jeden Freitag zeigten sie dort ihre Knste und fanden so viel Anklang, da die Einheimischen sie nachzuahmen begannen. Bald gesellte sich zu den Mdchen ein Perser, der sie mit seiner Art des Gesangs begleitete. Abdallh b. afar b. ab Älib (gest. um 700),102 eine der aufflligen und stilbildenden Persnlichkeiten des Hedschas in der zweiten Hlfte des 7. Jahrhunderts, hatte einen Freigelassenen namens Sib ir, der zu den Vermgenswerten gehrt hatte, die ÑAllah den Muslimen vom Chosrau zurckgeholt hatteì.103 Sofort willigte Abdallh ein, als ihm sein Freigelassener vorschlug, er werde vergleichbare Lieder in arabischer Sprache dichten. brigens war dieser ehemalige Sklave durch den Handel mit Getreide zu Vermgen gekommen; wegen seiner gepflegten Manieren und seiner schnen Stimme hatte er den Zugang zu den Reichen und Mchtigen gefunden, so da er es sich schlie lich erlauben konnte, seine Kunst nur noch weni-
3. Die Erfindung der islamischen Gerechtigkeit
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gen Auserwhlten vorzutragen. Mabad b. Wahb (gest. ca. 743), der erste vielbeachtete arabische Snger, soll ganz von Sib ir geprgt sein.104
3. Die Erfindung der islamischen Gerechtigkeit Die Eigentumsverhltnisse in und um Medina vernderten sich unter Umar b. al-aÅÅb tiefgreifend. aibar, dessen Ertrge Mohammed verdienten Genossen zugewiesen hatte bzw. die von diesen aufgekauft worden waren, sollte nach dem Tod der Begnstigten wieder dem Gemeinwesen zur Verfgung stehen, so entschied der Kalif, konnte sich aber nicht vollstndig durchsetzen.105 Er hing der Vorstellung an, da eine Mehrung des Eigentums ber das zum Lebensunterhalt bentigte Ma hinaus religis bedenklich sei, und er sah auf eine strikte Trennung zwischen privaten Einknften und dem ÑVermgen Allahsì (arab.: ml Allh), wie man damals den durch den Dschihad erzielten Reichtum nannte. Noch als Kalif versuchte Umar, sich durch Fernhandel sein Brot zu verdienen, wobei er, wie vorhin berichtet, streng auf die Trennung von privaten und ffentlichen Geschften achtete.106 ñ Eines Tages beobachteten einige Vertraute des Kalifen, wie eine Sklavin an Umars Haus in Medina vorberging, und bemerkten zueinander: ÑEine Beischlferin des ÇBefehlshabers der Glubigenë!ì Die Sklavin hrte diese Worte und stellte richtig, das sei keinesfalls so, vielmehr sei sie Teil des Staatsschatzes. Umar zitierte die Mnner zu sich und klrte sie auf: Dem ÑVermgen Allahsì drfe er nur so viel entnehmen, da er sich im Winter und im Sommer angemessen kleiden knne, sich Reittiere fr die gro e und die kleine Wallfahrt verschaffe und zusammen mit seiner Familie einen Lebensstil pflege wie der durchschnittliche Quraiöite.107 Der berchtigte Streit Umars mit Ab Huraira ber dessen Privateinknfte, die dieser whrend seiner Statthalterschaft in Bahrain erzielte, l t die gleiche Einstellung erkennen. Der Hergang wird in unterschiedlichen Fassungen erzhlt. Sie stimmen darin berein, da sich Ab Huraira wegen seines betrchtlich angewachsenen Vermgens vor dem Kalifen zu verantworten hatte, der ihn als ÑFeind Allahs und des Buches Allahsì gescholten habe. Ab Huraira rechtfertigte sich: Keineswegs habe er, wie man argwhne, Diebstahl am ÑVermgen Allahsì begangen; er habe die auf ihn entfallenden Beuteanteile aufgespart und sich berdies auf das Zchten von Pferden verlegt, was sich als u erst gewinnbringend erwiesen habe. Warum er nicht von der eigenen Hnde Arbeit lebe, wollte Umar wissen, dergleichen habe doch sogar Josef getan.108 Ab
Huraira hielt dem entgegen, er befrchte, durch eine eigene Erwerbsttigkeit ñ wie der Kalif selber sie ausbte ñ erwchsen ihm zwei oder drei Nachteile: Seine Ehre knnte in den Schmutz gezogen werden, man knnte ihn bervorteilen, vielleicht sogar schlagen, und er selber lie e sich womglich zu unsachlichen Urteilen hinrei en. Umar blieb von diesen Argumenten unbeeindruckt; er beschlagnahmte den gr ten Teil des Privateigentums Ab Hurairas.109 Der Kalif strebte die Verwirklichung einer Gemeinschaft an, die konsequenter noch, als Mohammed es fr ratsam erachtet hatte, die korani-
Umars Trennung zwischen ffentlichen und privaten Geldern
Lebensunterhalt, adaqt
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VI. Die Hedschra
sche Heilsbotschaft als die oberste Richtschnur anerkannte. Mit der Begnstigung der Sptbekehrten hatte der Prophet, wie ausfhrlich gezeigt wurde, die gerade erst gefundenen Ma stbe der Ñbesten Gemeinschaftì au er Kraft gesetzt. Doch war er ohnehin kaum in der Lage, die allgemeinen Schlu folgerungen seiner Botschaft zu begreifen, geschweige denn durchzufechten; die Widersprchlichkeit seines Denkens, das einerseits den Vorteil seiner Sippe, der Ban Abd al-MuÅÅalib, suchte, andererseits die universale Gltigkeit seiner Worte betonte, konnten wir des fteren beobachten.110 Da war Umar aus ganz anderem Holz geschnitzt. Fr ihn galt: Allah teilt jedem einen hinreichenden Lebensunterhalt (arab.: ar-rizq) zu, der in der Regel durch eine nutzbringende Ttigkeit zu erzielen ist. Zu solchen Ttigkeiten rechnet auch der Handel, allerdings mit der Einschrnkung, da Gewinne dem Wert der erbrachten Dienstleistung entsprechen mssen und nicht auf ein Spekulationsgeschft zurckgehen drfen.111 Ab Hurairas Pferdezucht erfllte in Umars Augen nicht diese Bedingung, denn wenn sie so hohe Gewinne eintrug, Gewinne, die weit ber das zum Lebensunterhalt Bentigte hinausgingen, dann wird man von einer unerlaubten berschreitung des von Allah Zugebilligten sprechen mssen. Eine solche berschreitung ist allein im Zuge des Dschihad erlaubt, wie man ja auch im Kampf auf dem Pfad Allahs den Kredit, den man ihm gewhrt, um ein Vielfaches vermehrt zurckerhlt.112 Jeder andere Zugewinn, der ber einen Mindestsatz hinausgeht, unterliegt dem Verdacht der bersteigerung des von Allah Zugeteilten; Nichtkombattanten fhren daher die adaqt ab. Die adaqt, dem Ursprunge nach eine Bu abgabe der dem Dschihad Fernbleibenden, nhern sich somit mehr und mehr einer allgemeinen Luterungsgabe nach Art der zakt, was bei den Schariagelehrten spter erhebliche Verwirrung verursachen wird. Zunchst, in der Epoche Umars, meint man mit den adaqt wie bisher die regelm ig einzuziehenden Tribute. Es kommt jedoch eine neue Bedeutung hinzu, nmlich der einmalige Verzicht auf Eigentum zugunsten der Ñbesten Gemeinschaftì, vor allem wenn dieses Eigentum nicht erarbeiteten Gewinn abwirft. Einige Beispiele sollen erhellen, worum es geht! Mohammed hatte einem Mann, der beim Ausspionieren der Karawane Ab Sufjns behilflich gewesen war, Janbu zum Nie brauch berschrieben, und jener hatte es seinem Neffen vermacht.113 Durch Kauf war der Ort schlie lich in den Besitz Al b. ab Älibs gelangt; dieser erweiterte sein Eigentum und lie einen Brunnen graben. Dabei stie man unverhofft auf eine reichlich sprudelnde Wasserader, breit wie Ñder Hals eines Schlachtkamelsì. Als man Al die gute Nachricht berbrachte, rief er aus: ÑDas wird den Erben freuen!ì Er bestimmte dann das Gelnde zur adaqa Ñfr die Armen und Elenden, fr den Pfad Allahs und den, der ihn geht, komme er aus der Nhe oder aus der Ferne, sei es im Frieden oder im Krieg, bis zu (jenem) Tag, an dem einige Gesichter wei , andere schwarz sein werden ñ damit Allah mein Gesicht vom Feuer abwende und das Feuer von meinem Gesichtì. In einer berlieferung ist nach ÑFrieden oder Kriegì eingefgt: Ñ...als adaqa, die weder verschenkt noch vererbt werden darf, bis Allah es erbt, der die Erde und alle auf ihr erben wird, denn er ist der beste aller Erben!ì Umar b. äabba (gest.
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875/6), dessen ÑGeschichte der lichtvollen Stadt Medinaì wir diese Angaben entnehmen, erlutert ferner: Das Vermgen Als habe mehrere Quellen in Janbu umfa t, darunter die ÑQuelle al-Buairsì (?), die ÑQuelle Ab Naizarsì114 und die ÑQuelle N lsì (?). In Janbu habe Al selber einige Arbeiten geleistet; einige Trnken dort befnden sich im Privatbesitz, und die Inhaber behaupteten, die adaqa-Verwalter htten sie ihnen als Eigentum bertragen, mit Ausnahme nur der ÑN l-Quelleì, in deren Gebiet im brigen Palmen stnden, die der Tochter eines Freigelassenen Als gehrten.115 Die ursprnglichen Bestimmungen wurden nach einhundertundfnfzig Jahren anscheinend nicht mehr im vollen Umfang beachtet, was damit begrndet wird, da Al selber dort gearbeitet und dadurch das Recht erworben hat, den auf diese Weise angeeigneten Boden einem anderen als Eigentum zu bergeben.116 ÑDer baq az-Zubairsì hei t ein ausgedehntes Gelnde in Medina, das sich az-Zubair von Mohammed erbeten hatte. Darauf befanden sich etliche Anwesen, die zu Umar b. äabbas Zeit von verschiedenen Zweigen der Nachkommen des ÑJngers des Prophetenì bewohnt wurden. ÑAlles dies ist eine adaqa az-Zubair b. al-Auwms, wobei er seinen Shnen erlaubte (dort zu wohnen).ì117 In diesem Fall weist der Ausschlu der Grundstcke von allen Vermgenstransaktionen auf eine weitere Facette der Rechtsinstitution der adaqa hin: Der Eigentmer, az-Zubair, verzichtet zwar auf den Gewinn, der durch die Grundstcke zu erzielen wre; die adaqa wird aber, was in Sure 9, Vers 60 nicht vorgesehen ist,118 den eigenen Verwandten zur Nutzung bergeben. Deswegen ist nicht mehr erkennbar, da die Gemeinschaft der Muslime der tatschliche Eigentmer geworden ist. Nebenbei wirken solche Bestimmungen auf eine Festigung der von Mohammed eingefhrten Eheform hin, bei der die Frau grundstzlich in das Haus des Gatten bersiedelt. Az-Zubair verfgte ausdrcklich, da Frauen nur so lange das Wohnrecht besa en, wie sie unverheiratet waren; nach einer Eheschlie ung mu ten sie die adaqaWohnung ihrer Sippe aufgeben.119 Whrend eines Rechtsstreits bekam Umar b. äabba die adaqa-Urkunde zu Gesicht, in der Sad b. ab Waqq seine Immobilien in ÑGemeineigentumì umgewandelt hatte. Der Q Hiöm b. Abdallh al-Maz m120 gestattete es dem Geschichtsschreiber, den Text genau zu kopieren. ÑDies ist ein Schriftstck Sad b. ab Waqqí, (ausgefertigt) fr seine Tochter afa121 nebst deren zwei Tchtern: Das Wohnhaus, oben wie unten, in dem sie jetzt lebt, dient als eine Wohnsttte; es darf weder verkauft, noch vererbt, noch verschenkt werden. Vielmehr ist es ein adaqa-Haus. (Die genannten) Frauen bewohnen es; es darf aber nicht einem Mann zur Wohnung gegeben werden, es sei denn, die beiden Tchter stimmten zu. Zabr, der einen der Tchter, gehrt die Wohnung, in der sie jetzt lebt, des weiteren der Raum Dumaijas, sofern diese auszieht oder stirbt, sowie der angrenzende Raum und der Raum des Brunnens: Dies alles (dient) als Wohnsttte und darf weder verkauft, noch vererbt, noch verschenkt werden. Vielmehr ist es ein adaqa-Haus. Denn der zweiten Tochter (Umm) uair (dient) die Wohnung der Mutter als Wohnsttte. Niedergeschrieben wurde dies zugunsten derjenigen von ihnen, der Unrecht widerfhrt oder die verlassen wird. Doch hat keine von ihnen, sofern sie verheiratet ist, eine
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Wohnsttte in dem Haus, au er unter der eben von mir niedergeschriebenen Bedingung.ì Hiernach trifft Sad weitere Verfgungen, in denen er einigen Shnen Huser bereignet; in keinem Fall verwendet er nun den Begriff der adaqa: Buair erhlt das Wohnhaus seiner Mutter und die darber befindliche Veranda; uaim, Umn und ahmn wird ihr Besitz besttigt; Umar b. Sads Immobilien bestehen aus je der Hlfte dreier anderer Wohngebude.122 Liest man diesen Text, verfllt man auf den Gedanken, mit der Umwandlung von Privateigentum in adaqt habe man ñ zumindest auch ñ den Zweck verfolgt, Frauen, die ohne den Schutz eines Ehemanns lebten, Wohnrechte zu sichern. Prft man jedoch die vielen Flle, die Umar b. äabba anfhrt, dann besttigt sich diese Vermutung nicht. Es stellt sich vielmehr heraus, da ein gro er Teil der Grundstcke in Medina, die die Prophetengefhrten nach der Hedschra in Medina in Besitz genommen hatten ñ auf welche Weise, das bleibt meist im dunkeln ñ, dem Geschftsverkehr entzogen wurde. Sich wandelnde politische und gesellschaftliche Verhltnisse konnten sich daher nur in begrenztem Ma in einem entsprechend vernderten Immobilienbesitz im Mittelpunkt der Ñbesten Gemeinschaftì niederschlagen. Man mu freilich die Frage aufwerfen, ob in jedem Fall die verbrieften Wohnrechte beachtet wurden. ber den Zeitraum hinweg, den es in dieser Studie zu errtern gilt, also bis etwa 700, scheint es so zu sein. Am ehesten knnte man die Umwandlung von privaten Immobilien in scheinbares Gemeineigentum als eine mekkanische Inbesitznahme Medinas beschreiben, die mit der Rechtsfigur der adaqa unumkehrbar gemacht wurde. brigens nicht nur die alten Genossen wie Sad b. ab Waqq oder az-Zubair betrieben solche Transaktionen, sondern auch Sptbekehrte wie lid b. alWald123 oder Abdallh b. Auf aus der Sippe der Ban Zuhra. Letzterer hatte erst am Tag des Einzugs des Propheten in Mekka den Islam angenommen, war nach Medina bergesiedelt und hatte ein Anwesen erworben. Dank adaqa blieb es im Besitz seiner Nachkommen, abgesehen von einem kleinen Teil, der von diesem Schutz ausgenommen gewesen war und durch einen Zubairiden aufgekauft worden war.124 Das Gegenbeispiel bietet Marama b. Naufal az-Zuhr, auch er ein mekkanischer Konvertit der letzten Stunde. Da er sein medinensisches Grundstck in der genannten Weise absicherte, hren wir nicht; Umar b. äabba wei , da der abbasidische Kalif al-Mahd (reg. 775ñ785) einen Teil des Anwesens erwarb und in die erweiterte Moschee einbezog; den anderen Teil eignete sich ein Barmakide an, Ñund ab dann bis heute wurde es ein dem Kalifen gehrender Boden (arab.: a-fija, Pl. a-awf)ì, nmlich nach dem Sturz der Wesirsfamilie im Jahre 803.125 Eine brisante Thematik ist mit all diesen berlieferungen verwoben. Auch der Gesandte Allahs hatte sich Land angeeignet, sowohl in Medina als auch besonders in aibar und Fadak. Seinen Grundbesitz in Medina verdankte er dem Vermchtnis eines jdischen Konvertiten namens Muairq, eines Angehrigen der Ban Qainuq,126 der in der Schlacht von Uud fiel. Es handelte sich dabei um sieben bewsserte und mit Palmen bestandene Parzellen, deren Lage Umar b. äabba beschreibt. Was mit diesen Palmengrten geschah, ist nicht klar. Laut al-Wqid Ñstif-
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teteì sie der Gesandte Allahs im Jahre 7, eine Nachricht, die insofern zweifelhaft ist, als der im frhislamischen Medina noch nicht gebruchliche Terminus waqafa verwendet wird. Al-Wqid berliefert aber auch, Mohammed habe die betreffenden Grundstcke, die Ñzu den Vermgenswerten der Ban n-Nar zhltenì, nach der Rckkehr aus der Schlacht bei Uud verteilt. Wahrscheinlich gehen hier die Angaben ber das Vermchtnis Muairqs und die Nachrichten ber die Nutzung der Lndereien der aus Medina vertriebenen Ban n-Nar durcheinander. Nach az-Zuhr sah der Kalif Umar die Dinge wie folgt: Den Grund und Boden der Ban n-Nar behielt Mohammed fr sich selber und bestritt aus den Ertrgen unvorhersehbare Kosten (arab.: Pl. an-nawib) ñ wie an anderer Stelle geschildert, verwendete er die Einknfte zu unterschiedlichen Zwecken, vom Waffenkauf bis zur Untersttzung seiner Familie und seiner mekkanischen Kampfgenossen.127 ñ Aus Fadaks Ertrgen habe Mohammed, so weiter Umar, die Aufwendungen fr die ÑShne des Pfades (Allahs)ì beglichen; was aibar erwirtschaftete, sei zu zwei Dritteln Ñden Muslimenì zugute gekommen, zu einem Drittel der Prophetenfamilie, und was diese nicht bentigt habe, den Ñarmen Auswanderernì.128 In dieser berlieferung az-Zuhrs haben wir, wie gesagt, die Auslegung Umars vor uns. Als adaqt des Propheten gelten vielfach jene sieben Grten; Umar erwhnt sie nicht einmal. Vielleicht waren sie beim Tode des Propheten wirklich lngst in andere Hnde bergegangen. In Umars Aussage werden die Lndereien, ber die Mohammed verfgte, mit dem Begriff des ÑHerrscherlandesì (arab.: Pl. a-afj)129 bezeichnet, sie sollen also nicht mit den Immobilien vergleichbar sein, die den Genossen zugeteilt worden waren. Folgt man Umar, so konnte es gar kein Land gegeben haben, dessen Rechtsstatus der Prophet, das Oberhaupt der Ñbesten Gemeinschaftì, in eine adaqa htte umwandeln knnen. Wie erinnerlich, hatte er das aibarische Gebiet al-Katba im wesentlichen dafr bestimmt, seine Ehefrauen und Verwandten zu ernhren.130 Umar wollte diese Regelung dergestalt abndern, da die Ertrge nach dem Ableben der Begnstigten wieder dem Fiskus zuflossen. Da die Ehefrauen des Propheten ein Anrecht auf die Alimentation aus den Ertrgen aibars hatten, bestritt er nicht. Aber der Vorstellung, das durch Mohammed bestimmten Zwecken zugedachte Land msse weiterhin und fr immer an jene Zwecke gebunden bleiben, trat er nicht nher. Er vergab aibar neu und stellte die Witwen des Propheten vor die Wahl, die ihnen zustehende Menge an Ackerfrchten zu beziehen oder ein entsprechendes Stck Land in eigener Verantwortung bebauen zu lassen.131 Quer zu all diesem liegt eine vor allem fr die Schiiten wichtige berlieferung ber die Ansprche FÅimas, der Tochter Mohammeds. Sie war nach allem, was wir ber die damaligen Rechtsvorstellungen wissen, in ihrer Eigenschaft als Ehefrau Al b. ab Älibs versorgt. Da Mohammed ihr whrend seines Wirkens in Medina irgendwelche Vermgenswerte bereignet htte, wird nirgends bezeugt. Das gilt auch nicht fr Fadak, das ihm allein zur Nutzung zugefallen war.132 Umar griff nach dieser Oase und vertrieb die Bewohner, nachdem er ihnen ein letztes Mal die ihnen durch Mohammed zugebilligte Hlfte der Ernte berlassen hatte.133
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Umars ÑFiskalismusì
Der von Allah vorgesehene Lebensunterhalt
VI. Die Hedschra
Wie schon bemerkt, betrachtete der Kalif alle mit dem Namen des Propheten verknpften Lndereien ohne Rcksicht auf in der Vergangenheit liegende Besonderheiten als dem ÑStaatì gehrend. Glaubt man nun der vor allem in schiitischen Kreisen beliebten berlieferung, so hat FÅima Ansprche auf die adaqt ihres Vaters geltend gemacht ñ da sie den Propheten nur um ungefhr ein halbes Jahr berlebte, mu sie dies gegenber Ab Bakr getan haben. Wieder schwankt der Wortlaut; es ist vielfach auch ganz unspezifisch vom ÑErbeì die Rede. Ab Bakr habe ihr jegliches Gut verweigert und sich dabei auf ein Wort Mohammeds berufen: ÑWir werden nicht beerbt, und wir hinterlie en keine adaqa; die Familie Mohammeds zehrt allein von diesem Vermgen (Allahs).ì134 Au erdem habe er ihr ins Gedchtnis gerufen, da aibar zur ÑSpeisungì (arab.: aÅ-Åuma) der Angehrigen des Propheten bestimmt gewesen sei;135 der Grund und Boden ist mithin nicht in Mohammeds Privateigentum bergegangen, fr eine adaqa gibt es folglich gar keine Grundlage. berblicken wir, was zur Auseinandersetzung FÅimas mit Ab Bakr berliefert wird, so drngt sich wegen der gnzlich unstimmigen Argumentation die Schlu folgerung auf, es handle sich um eine sptere Erfindung, eine Erfindung allerdings, die Furore machen sollte; noch der Kalif Umar b. Abd al-Azz hielt es fr angebracht, in einem Schreiben auf die Fragen einzugehen und dabei energisch zu unterstreichen, da Abstammung und ererbte Wrden grundstzlich keinen Einflu auf die Vergabe von Mitteln haben drften, die aus den adaqt, dem Beutefnftel oder dem Ñzurckgeholten Gutì (arab.: al-fai) stammten.136 Das von Ab Bakr zitierte angebliche Prophetenwort setzt voraus, da schon der Gesandte Allahs adaqt im Sinne einer Ausschlie ung von Immobilien aus dem Geschftsverkehr gettigt habe. Davon ist nichts bekannt, und so spiegelt die ihm zugeschriebene Aussage Verhltnisse wider, die erst nach seinem Tod eintraten ñ nmlich die Politik Umars, dem daran gelegen war, mglichst viele Lndereien bzw. Ertrge der Kontrolle des Kalifats zu unterwerfen. Die Vererbbarkeit von Anrechten stellte er in Abrede.137 Und damit war vieles unsicher, was die Mekkaner erworben hatten. Der eleganteste Weg, etwaigen Eingriffen zuvorzukommen, war eben die Rechtskonstruktion der adaqa; de jure war das betroffene Hab und Gut kein frei verfgbares Eigentum mehr und diente dem Wohlergehen der Ñbesten Gemeinschaftì, de facto blieb es im Besitz der Sippe des ersten Inhabers. Gro e Teile Medinas wurden auf diese Weise zu unveru erlichen Wohnsitzen zugewanderter Mekkaner und ihrer Nachkommen. Es fllt auf, da Al, der Schwiegersohn Mohammeds, daran keinen bedeutenden Anteil hatte.138 Das Streben nach religisem Verdienst wie auch die Furcht vor den Eingriffen Umars in einen gerade eben errungenen Besitzstand werden die unauflsbar miteinander verquickten Beweggrnde fr die beschriebenen Transaktionen gewesen sein. Umar entwickelte whrend seines Kalifats Vorstellungen darber, was islamische Gerechtigkeit sein knne, und orientierte sich dabei, wie mehrfach angedeutet, am koranischen Begriff des von Allah gewhrten Lebensunterhalts. Das Vorgehen gegen Ab Huraira war kein Einzelfall. Mu b. abal, Statthalter im Jemen schon zu Mohammeds Zeit, wurde aufgefordert, seine dort erzielten
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Einknfte zur Hlfte dem Kalifen zur Verfgung zu stellen; er redete sich zunchst darauf hinaus, da selbst der Prophet nichts dergleichen von ihm verlangt habe. Ein Alptraum soll Mu dann aber doch veranla t haben, Geldbeutel und Gewissen zu erleichtern. Mit Amr b. al-, der ñ angeblich ohne Umars Zustimmung ñ in gypten eingerckt war, focht der Kalif ebenfalls einen Strau aus. Amrs Reichtum sei, seit er in gypten ttig sei, in besorgniserregender Weise angewachsen, monierte der Kalif, worauf sich der Beargwhnte damit verteidigte, er befinde sich nun einmal in einer Gegend, in der Handel und Landwirtschaft gediehen. Es sei nichts Anst iges daran, da er mehr einnehme, als er fr seinen Lebensunterhalt aufwende. Umar lie das nicht gelten. Allen Mnnern, die er irgendwohin auf Posten schickte, soll er von vornherein klargemacht haben, er werde die Hlfte der Einknfte, sofern diese einen bestimmten Betrag berstiegen, fr Ñdie Muslimeì fordern. Er entsandte Muammad b. Maslama,139 den schon mehrfach genannten Ausiten, nach gypten, um einzutreiben, was Amr der Staatskasse schuldete. Amr war erzrnt: ÑEine Zeit, in der uns der Koloquintensohn140 so behandeln kann, ist eine ble Zeit! (Mein Vater) al- b. Wil trug schon Seidengewnder mit Brokat gesumt!ì ñ Was bildete sich also dieser Umar ein? Al- war einst so gro zgig gewesen, eben diesem Umar Nachbarschutz zu gewhren, als die Quraiöiten ihm wegen der unerwarteten Bekehrung zum Islam nachstellten,141 und nun das! ñ Muammad b. Maslama erinnerte Amr an andere Tatsachen: ÑWre nicht die Zeit des Koloquintensohns, den du verabscheust, dann trfe man dich dabei, wie du im Hof deines Hauses Ziegen anbindest, dich ber reichlich Milch freust und ber ein sprliches Ergebnis rgerst!ì142 Im Hungerjahr 639 hatte Amr sich darum gekmmert, da gengend Schiffe den Hedschas mit gyptischem Getreide versorgten. Im Jahr darauf war er in das fruchtbare Nildelta vorgesto en und hatte sich an dessen sdlichem Ende, dort, wo das Tal des Stromes sich so verengt, da man von den Anhhen der einen Seite auf diejenigen der gegenberliegenden blickt, in dem Fort Bbilj n festgesetzt. Um diese Zeit hatte der Kalif Umar bereits Regelungen verkndet, mit denen er die Staatseinknfte in Bahnen zu lenken wnschte, die sich islamischen Grundstzen anpa ten. Was seit al-udaibja und seit der Stiftung des Dschihad als ein Verfahren der Verteilung des ÑVermgens Allahsì praktiziert worden war, konnte sich unter den so rasch und tiefgreifend vernderten Umstnden nicht mehr bewhren. aibar und Fadak hatten noch im Gesichtskreis des Machthabers von Medina gelegen, die Ertrge waren berschaubar gewesen, desgleichen der Kreis der Empfangsberechtigten, der sich aus Angehrigen des Propheten und alten Genossen zusammengesetzt hatte. Im Grunde waren die Einknfte aus der von fremder, nicht muslimischer Hand betriebenen Land- und Gartenwirtschaft eine Gegebenheit, die in die von Mohammed als eine kriegerische Bewegung aufgefa te Ñbeste Gemeinschaftì nicht hineinpa te: Sie war ein statisches Element, setzte eine Verwaltung voraus mit alljhrlich sich wiederholenden Vorgngen, einhergehend mit einer wie auch immer gearteten Bindung jenes statischen, andersglubigen Elements an die Bewegung, die ihren Daseinszweck im Dschihad gegen ebenjene Andersglubigen sah. Das durch die
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Vom Gemeineigentum zum Privatbesitz
VI. Die Hedschra
Grundsteuer, den ar, und durch die Kopfsteuer erzielte ÑVermgen Allahsì war weder mit der Kriegsbeute zu vergleichen, noch mit den adaqt der letzten Lebensjahre Mohammeds, durch deren Zahlung Muslime das Fernbleiben vom Dschihad abb ten. adaqt und Dschihad lie Umar unangetastet, die Hedschra blieb der Nachweis vollgltiger Teilhabe an der von Allah und seinem Propheten gestifteten Gemeinschaft, wenn auch die schon von Mohammed den muaritischen Ban
Muzaina erffnete Mglichkeit, die Hedschra auf dem eigenen Territorium zu vollziehen,143 insofern ausgeweitet wurde, als sie nun auch den Anschlu an die fern von Medina operierenden Truppen bedeuten konnte. Die Bewegung war eben in krzester Zeit ber ihren Ausgangspunkt hinausgewachsen. Der Damaszener Gelehrte al-Wald b. Muslim (gest. ca. 810)144 brachte ber Umars Bodenpolitik folgendes in Erfahrung: ÑUmar und die (brigen) Gefhrten des Gesandten Allahs waren bereinstimmend der Meinung, man msse die Lndereien (der Unterworfenen) in deren Hnden belassen, so da sie sie bestellen und aus (dem Ertrag) die Grundsteuer (arab.: al- ar) fr die Muslime abfhren. Wenn einer von ihnen ein Muslim werde, nehme man die Pflicht zum Abfhren der Grundsteuer von ihm, dafr aber gelange sein Land und sein Haus in den Besitz seiner (christlichen) Dorfgenossen, die nun (auch) die von ihm bis dahin aufgebrachte Grundsteuer abfhren; sie bergeben (allerdings dem Konvertiten) dessen (bewegliches) Vermgen, die Sklaven und die Nutztiere. Dem (neuen Muslim) weist man die ihm gebhrenden Dotationen im Diwan anì ñ worber gleich zu handeln ist ñ Ñdergestalt, da er die gleichen Rechte und Pflichten wie die Muslime hat. (Umar und die Prophetengenossen) waren ganz und gar nicht der Meinung, da der Konvertit, selbst wenn er nun Muslim ist, einen Anspruch auf das Eigentum an seinem bisherigen Land unter seinen (andersglubigen) Gefhrten, seiner Familie und Verwandtschaft hat.ì Sehr deutlich treten uns in diesen Stzen wieder die ganz auf den Kampf und die Ausbeutung der Arbeitskraft der Andersglubigen zhlenden Merkmale der Ñbesten Gemeinschaftì vor Augen. Der ehemals dem Konvertiten gehrende Boden wurde also nicht Eigentum (arab.: a-fija, Pl. a-awf) des muslimischen Fiskus. Dies betont al-Wald und fhrt fort: ÑMan nannte diejenigen, die bei ihrem Glauben und in ihrem Dorf145 blieben, die ÇSchutzbefohlenení (arab.: ahl a-imma) der Muslime. Ferner waren (Umar und die Genossen) der Ansicht, da kein Muslim (den Unterworfenen) gegen deren Willen ihr Land abkaufen drfe. Denn die (Unterworfenen) machten gegen die Muslime geltend, sie htten sie nicht bekmpft, sondern bewirtet und es unterlassen, die Byzantiner, die Feinde der Muslime, zu untersttzen.ì Auch um die Herrschaft der Muslime zu strken, drfe man die Besiegten nicht zur Veru erung ihres Landes ntigen, zumal diese doch schon vor der militrischen Niederlage der Byzantiner um Pardon nachgesucht htten. Selbst einen freiwilligen Verkauf an die Eroberer htten Umar und seinesgleichen abgelehnt; denn sie selber htten die Lndereien, ber die sie schon verfgten, in Stiftungen umgewandelt und dadurch fr alle Zeit dem Immobilienverkehr entzogen, um sich ausschlie lich der Pflicht zum Dschihad zu widmen, Ñbis es keine Anfechtungì mehr geben
3. Die Erfindung der islamischen Gerechtigkeit
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werde (Sure 2, 193). Trotzdem seien umfangreiche Lndereien in das Eigentum des muslimischen Fiskus bergegangen. Das seien die Gter gewesen, die byzantinischen patrikioi gehrt hatten; nachdem diese geflohen waren, habe der Statthalter der Muslime die Hand darauf gelegt. Gegen eine festgesetzte Pacht (arab.: al-qabla), die in den Staatsschatz flo , seien diese ebenfalls vom Immobilienverkehr ausgeschlossenen Gter in Bearbeitung gegeben worden. Dies habe sich unter Umn gendert. Damals habe Muwija, der Statthalter von aö-äam, darum gebeten, einen Teil dieser Pachteinnahmen zur Bestreitung der hohen Kosten verwenden zu drfen, die bei der Wahrung der inneren Sicherheit und zur Aufrechterhaltung der diplomatischen Beziehungen mit Konstantinopel entstnden. Diesem Ersuchen habe Umn stattgegeben, und so habe Muwija in eigener Verantwortung ber die betreffenden Lndereien verfgen knnen. Bald seien sie in den Besitz mancher Quraiöiten und anderer vornehmer Araber bergegangen und handelbares Privateigentum geworden.146 Mit diesem aufschlu reichen Ausblick haben wir schon ber den Gegenstand dieses Kapitels hinausgegriffen. Kommen wir nun zum eigentlichen Thema zurck! Wenn der Vollzug der Hedschra der fr die Zugehrigkeit zum Gemeinwesen entscheidende Sachverhalt sein sollte, dann war Ab Bakrs Verfahren der gleichm igen Auskehrung der Einknfte aus den Bergwerken unvertretbar. Die Abgaben aus dem Erzabbau waren insofern dem ar und der Kopfsteuer vergleichbar, als sie die Zugehrigkeit der Gruben zum islamischen Territorium voraussetzten, jedoch nicht durch Kampfhandlungen gewonnen wurden, weder durch unmittelbare wie den Dschihad, noch durch die Frderung der Kampfbereitschaft mittels adaqt. Sie kamen vielmehr, war das betreffende Gebiet erst einmal unter islamische Herrschaft gefallen, unabhngig vom Kampfgeschehen zustande, mit dem sich die Bewegung manifestierte. Im Grunde hatte Ab Bakr folgerichtig gehandelt, indem er diese Mittel frei verteilte und dabei gerade dringliche Bedrfnisse befriedigte.147 Schwoll jedoch diese Art von Einnahmen allzu stark an und wurden sie ohne Ansehung der Grundzge und Ideale der Kampfgemeinschaft verausgabt, dann mu ten sich ebendiese Ideale verwischen. Umar war nicht der Mann, derartiges zuzulassen. Er schuf ein Dotationssystem, das auf den Verdiensten um die Kampfgemeinschaft der ÑGlubigenì fu te. Nicht umsonst whlte er fr sich den Herrschertitel ÑHeerfhrer der Glubigenì, den Mohammed am Beginn seines Wirkens in Medina Abdallh b. aö al-Asad verliehen hatte, als dieser nach Nala vorstie , um die Karawanenrouten der Mekkaner unsicher zu machen.148 Die Mittel zur Linderung der Hungersnot im Jahre 18, das berdies in aö-äam von einer Seuche berschattet wurde, die viele Opfer forderte, konnten natrlich nur nach Ma gabe der Bedrftigkeit verteilt werden.149 Solch eine ungeregelte Vergabe verbot sich unter gewhnlichen Voraussetzungen, und die Frage, was mit den Einknften, die nicht unmittelbar in den Heerlagern verbraucht wurden, geschehen sollte, mu te in einer mglichst alle Angehrigen des Gemeinwesens zufriedenstellenden Weise gelst werden. Im Muarram (begann am 21. Dezember 640) des Jahres 20 setzte der Kalif ein Gremium ein, das an die Verwirklichung eines
Dotationen statt Privatbesitzes
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Die Schaffung des ÑDiwansì
VI. Die Hedschra
Planes ging, dessen Einzelheiten wahrscheinlich schon seit lngerer Zeit errtert worden waren. Jedenfalls legen die Quellen dies nahe: Man suchte nach einem einfachen, aber plausiblen Prinzip, gem dem man verfahren wollte. Al-Wqids Berichte, die Ibn Sad zusammenstellt, vermitteln einen Einblick in die Vorschlge und erffnen uns zugleich einen Zugang zu den religisen und gesellschaftlichen Idealen, von denen sich Umar leiten lie . Denn die Schaffung eines als Ñislamischì gerecht empfundenen Verteilungssystems weist auf eine im nchsten Schritt zu beschreibende, wesentlich weiter reichende Auslegung des Lebenswerkes Mohammeds und der hierdurch in Gang gesetzten Formung der Ñbesten Gemeinschaftì hin. Dies nun der erste Bericht: ÑUmar b. al-aÅÅb bat die Muslime um Rat bei der Schaffung eines Registers (arab.: ad-dwn). Al b. ab Älib schlug ihm vor: ÇDu verteilst jedes Jahr alles Vermgen, das bei dir eingeht, und hltst nichts davon zurck.ë Umn b. Affn meinte: ÇIch sehe so viel Vermgen, da es fr alle reicht. Wenn sie allerdings nicht gezhlt werden, so da du denjenigen, der schon bedacht wurde, von dem unterscheiden kannst, der noch nichts erhielt, dann, frchte ich, wird die Sache aus dem Ruder laufen.ë Al-Wald b. Hiöm b. al-Mura (von den Ban Maz m) gab zu bedenken: ÇIch kam nach aö-äam und bemerkte, da die dortigen Herrscherëì ñ nmlich die assniden ñ ÑÇein Register anlegten und Heeresbezirke einrichteten. Tue du das gleiche!ë Daran hielt sich Umar. Er rief Aql b. ab Älib, Marama b. Naufal und ubair b. MuÅim zu sich, die unter den Quraiöiten die Kenner der Genealogie waren. Ihnen befahl er: ÇSchreibt die Leute gem ihrem Ort (in der Genealogie) auf!ë Sie begannen mit den Ban Höim, schlossen daran Ab
Bakr und seine Sippe und dann Umar mit seiner Sippe an, entsprechend der Nachfolgerschaft. Als sich Umar dies ansah, u erte er: ÇBei Allah, am liebsten htte ich es so! Aber beginnt mit den Verwandten des Propheten, mit einem nach dem anderen, so da ihr Umar dort eintragt, wohin ihn Allah (in der Genealogie) stellte.ëì150 Ein zweiter Bericht setzt voraus, da das Schema ausgearbeitet ist und dem Kalifen zur Begutachtung vorgelegt wird: Auf die Ban Höim folgen die Ban Taim, dann die Ban Ad; Umar beanstandet dies und verlangt, man solle die Ban
Taim und seine eigene Sippe an den ihnen zukommenden Platz verschieben. Daraufhin werden die Ban Ad bei ihm, der doch zu ihnen gehrt, vorstellig und verlangen den zuvor ihnen eingerumten Rang, was Umar ihnen mit der Begrndung verweigert, er wolle doch nicht um der Befriedigung der Habgier seiner Sippe willen die eigenen Jenseitsverdienste aufs Spiel setzen. Seine beiden Vorgnger, nmlich Mohammed und Ab Bakr, htten einen bestimmten Weg eingeschlagen, und sobald er diesen verlasse, werde man ihm den Gehorsam aufkndigen. ÑBei Allah, den Vorrang im Diesseits und die Belohnung durch Allah, die wir im Jenseits fr unsere Taten erhoffen, erlangen wir allein durch (Vermittlung) Mohammeds.ì Er also mu an der Spitze stehen, seine Sippe sind die vortrefflichsten Araber, und dann folgen die brigen, geordnet nach abnehmender verwandtschaftlicher Nhe zu ihm. Die berlegenheit der Araber ber die anderen Vlker ergibt sich aus der Tatsache, da ihnen der Gesandte Allahs entstammt. Man erwartet jetzt, da
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Umar die Positionen aller Muslime nach der genealogischen Nhe zu Mohammed bestimmt. Genau dies aber geschieht nicht. Selbst wenn jemand mit Mohammed viele Ahnen gemeinsam htte, dann ntzte ihm dies nichts vor Allah, wenn er kein entsprechendes gottgeflliges Handeln vorzuweisen htte; ja, sogar wenn ein Nichtaraber, auf dessen Konto gute Taten verzeichnet sind, vor Allah trte, und mit ihm ein Araber ohne solche Werke, dann stnde jener Nichtaraber nher zu Mohammed als letzterer. ÑWessen Handeln unzulnglich ist, den wird auch der Stammbaum nicht eilends (in das Paradies) bringen!ì151 Wie soll man der Zwickmhle entrinnen? Hren wir den dritten Bericht al-Wqids! ÑAls Umar b. al-aÅÅb sich entschlossen hatte, ein Register anzulegen ñ dies war im Muarram des Jahres 20 ñ, da begann er mit den Ban Höim, und zwar nach Ma gabe der bekundeten Zugehrigkeit (arab.: ad-diwa);152 dann die nchsten und wiederum die nchsten. Wenn Leute einander in der verwandtschaftlichen Nhe gleich waren, dann gab er all denen den Vorrang, die sich am frhesten um den Islam verdient gemacht hatten (arab.: ahl as-sbiqa). Endlich kam er auch zu den ÇHelfernë. Man fragte: ÇMit wem sollen wir beginnen?ë Umar antwortete: ÇBeginnt mit der Gruppe des Sad b. Mu al-Aöhal, und dann wieder der Reihe nach entsprechend der verwandtschaftlichen Nhe zu Sad b. Mu!ëì ñ ÑBeginnenì meint hier, die betreffende Sippe an die ehrenvolle Spitze des Registers stellen, prjudiziert aber nicht die Hhe der Einknfte aller ihrer Mitglieder, die sich je aus der individuellen Leistung fr den Islam errechnet. Sad b. Mu hatte sich, wie geschildert, gro e Verdienste um die Einbeziehung der ÑHelferì in den Krieg gegen die Quraiöiten erworben. ñ ÑDen solcherma en in das Register Eingetragenen wies Umar bestimmte Bezge zu; die frh um den Islam Verdienten und die Kmpfer in den Schlachten (gegen die Mekkaner) bevorzugte er. Ab Bakr dagegen hatte beim Verteilen alle gleichm ig bercksichtigt. Man sprach Umar darauf an, und er rechtfertigte sich: ÇIch kann doch nicht den, der gegen den Gesandten Allahs kmpfte, mit einem anderen gleichstellen, der auf seiner Seite focht!ë Der Kalif begann also mit den Auswanderern und ÇHelfernë, die bei Badr gekmpft hatten; jeder von ihnen erhielt eine jhrliche Dotation von fnftausend Dirhem zugesprochen, einschlie lich ihrer Eidgenossen und Freigelassenen. Alle, die so frh wie die Badrkmpfer den Islam angenommen hatten, nmlich die Exilanten in thiopien, sowie die Kmpfer bei Uud bekamen je viertausend Dirhem. Die Shne der Badrkmpfer empfingen zweitausend Dirhem, abgesehen von al-asan und al-usain, die in die Kategorie ihres Vaters (Al b. ab Älib) eingestuft wurden und je fnftausend Dirhem erhielten, und auch al-Abbs b. Abd al-MuÅÅalib wies er aus dem gleichen Grund (der Nhe zu Mohammed) fnftausend Dirhem zu. Einige berliefern, im Falle al-Abbsí seien es sogar siebentausend gewesen; andere beharren darauf, Umar habe niemanden hher eingeordnet als die Badrkmpfer, nicht gerechnet die Ehefrauen des Propheten. Diesen wies er je zwlftausend Dirhem an, darunter auch uwairija bt. al-ri und afja bt. ujaij. Diese Ansicht wird einhellig vertreten.ì Wer noch vor der Inbesitznahme Mekkas die Hedschra zu Mohammed vollzog, war berechtigt, dreitausend Dirhem entgegenzunehmen, wer in
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Die Gemeinschaft der Dotationsempf nger
VI. Die Hedschra
Mekka zum Islam bertrat, immerhin noch zweitausend, einen Betrag, den Umar auch fr die ganz jungen unter den Shnen der Auswanderer und ÑHelferì vorsah ñ gemeint sind womglich diejenigen, die zu Lebzeiten Mohammeds noch nicht kampffhig gewesen waren. ÑDesweiteren teilte er den Muslimen gem ihrem Rang,153 ihrer Fhigkeit im Rezitieren des Korans und ihrem Dschihad Betrge zu.ì Wer immer noch nicht erfa t war, wurde in eine letzte Kategorie eingereiht, nmlich diejenige der Muslime, die nach Medina kamen; ihnen und auch den Moscheedienern billigte der Kalif noch je fnfundzwanzig Dinar zu, nach dem blichen Umrechnungskurs dreihundert Dirhem.154 Zwischen zweitausend und dreihundert Dirhem je Mann bewegten sich die Dotationen fr die im Jemen, in aö-äam und im Irak kmpfenden Truppen; sollte das ÑVermgen Allahsì noch weiter anwachsen, dann werde jeder eintausend Dirhem fr die Reise, eintausend fr seine Bewaffnung, eintausend fr seine zurckbleibende Familie und eintausend fr sein Reittier bekommen. ppig wurden auch die Frauen der Auswanderer versorgt, je dreitausend Dirhem, hei t es, sogar sechstausend fr afja bt. Abd alMuÅÅalib.155 In besonderer Weise sorgte der Kalif fr den al-Awl156 genannten Teil Medinas, in dem Qub liegt; dort war er mit den meisten anderen Auswanderern untergekommen, nicht aber Mohammed, und auch die Auswahl Sad b. Mus zum Dreh- und Angelpunkt der medinensischen Genealogie belegt eine gewisse Distanz zu Mohammed. In den Quellen findet sich zudem eine Anzahl von Ausnahmen und Sonderregelungen. Das Verdienst um den Islam, das manchen angerechnet wurde, war nicht immer allen einsichtig. Selbst bei seinem Sohn Abdallh handelte sich Umar Kritik ein; er hatte Usma b. Zaid viertausend Dirhem zugesagt, Abdallh aber nur dreitausend, obwohl dieser in viel mehr Schlachten mitgefochten hatte. Usma sei ein Liebling des Propheten gewesen, lautete die Begrndung.157 Die Verteilung, sei es eigenen Vermgens, sei es des Staatsschatzes, betrachtete Umar, wie in mehreren Quellen berichtet wird, als einen vorrangigen Bereich seiner Regierungsttigkeit. Schon whrend der Hungersnot soll er selber Hand angelegt haben, als es galt, eine Beduinenschar von etwa zwanzig Zeltgemeinschaften, die sich bis in die Nhe von Medina geschleppt hatten, mit dem Ntigsten zu versorgen. Spter, bei der Ausgabe von Mitteln gem dem Register, begab er sich in die von uziten besiedelten Landstriche sdwestlich Medinas, um den Berechtigten die Anteile zu berreichen; er lie sich nicht davon abhalten, sogar Frauen die Gelder persnlich auszuhndigen. Berhmt geworden ist eine kurze Ansprache, die as-Sib b. Jazd, einer der durch Umar b. Abd alAzz zu Rate gezogenen Gelehrten,158 verbreitete. In ihr verkndet Umar b. al-aÅÅb: ÑZu diesem ÇVermgen (Allahs)ë steht jeder in einer Rechtsbeziehung, so da er einen Anteil erhlt oder nicht. Und niemand hat einen gr eren Anspruch darauf als ein Sklave, der jemandes Eigentum ist.ì Die Dotation soll ihm helfen, sich freizukaufen (vgl. Sure 2, 177 und Sure 9, 60). ÑUnd mein Anspruch errechnet sich genauso wie jeder andere. Aber wir sind nach unserem jeweiligen Verhltnis zum Buche Allahs geordnet und nach der uns (von Allah) bestimmten Teilhabe am (Lebenswerk) des Gesandten. Daher gilt: der Mann und seine Leistung fr
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den Islam; der Mann und der Zeitpunkt des bertritts zum Islam; der Mann und seine Not159 im Islam; der Mann und sein Bedrfnis.ì Und nun der Schlu satz, der, von aller wirklichkeitsnahen Kenntnisnahme der Verhltnisse unter Umar abgelst, das geflgelte Wort der Verklrung der frhislamischen Zeit geworden ist: ÑBei Allah, wenn ich am Leben bleibe, dann will ich sogar dem Hirten auf den Bergen bei Sanaa seinen Anteil an diesem Vermgen bringen!ì160 Bei den adaqt konnten wir beobachten, wie eine religis-politische Institution, die ursprnglich nur eine klar umrissene Gruppe, nmlich die nicht zur Hedschra bereiten Muslime, zu einer Leistung fr das Gemeinwesen heranzog, auf alle Mitglieder bergriff. Dies konnte geschehen, weil die adaqt den Charakter einer heilswichtigen Ma nahme hatten, deren Vollzug geeignet war, auch den bei strenger Auslegung nicht Verpflichteten Vorteile am Tag des Gerichts zu sichern. Die allgemeinen Vorstellungen ber die Angemessenheit der gttlichen Daseinsvorsorge und die Sndhaftigkeit des Strebens nach einem darber hinausgehenden Besitz bestrkten die ngstlichen in solcher Vorsicht. Die adaqt, ihrer zunchst deutlich umgrenzten Funktion beraubt, begannen mit der Luterungsgabe (arab.: az-zakt) zu einer Einheit zu verschwimmen, deren Grundgedanke in der berzeugung besteht, da alle wie auch immer mit der Ñbesten Gemeinschaftì und dem ÑStaatsschatz Allahsì verknpften Vermgenswerte legitim, und das hei t, ohne das eigene Heil zu gefhrden, verbraucht werden knnen. Die gleiche Idee kommt in der Einrichtung des Dotationsregisters zum Ausdruck. Das Beutefnftel, vor allem aber die Ertrge der von den Andersglubigen bearbeiteten Lndereien und betriebenen Gewerbe ñ ein Beispiel bietet der Ab
Lulua abverlangte ar ñ waren Einknfte, die Allah offensichtlich seinen Anhngern zuwies und die ebendeshalb keineswegs verschmht zu werden brauchten. Der Begriff, der alles dies umschlo , die Beute wie die regelm igen Abgaben, war Ñdas von Allah fr den Gesandten zurckgeholte Gutì (arab.: al-fai); im Koran taucht er in einem ganz bestimmten Zusammenhang auf und weitet sich jetzt auf alle Arten von Einknften aus, mit denen das ÑVermgen Allahsì gespeist wird, abgesehen wohl von der Kopfsteuer.161 Der Staatsschatz Allahs wird vorwiegend mit geraubtem Gut und mit Mitteln gefllt, die den Charakter von Tributen tragen, die besiegte Vlkerschaften zu leisten haben. Die adaqt bzw. die Luterungsgabe macht die Angehrigen der Ñbesten Gemeinschaftì rein fr die Entgegennahme der ihnen in reichem Ma e zuteil werdenden Frsorge Allahs, fr dessen ungeschmlerte Herrschaft ber das Diesseits sie die Waffen erheben. Diesen Lauf der Dinge aufrechtzuerhalten, ist der ureigene Zweck islamischer Machtausbung, und die islamische Gerechtigkeit ist im wesentlichen die dem Zweck der Machtausbung frderliche Verteilung des ÑVermgens Allahsì. Umar kommt das Verdienst zu, diese anfischen Grundstze, zu deren Verwirklichung sich Mohammed wegen seiner Befangenheit im genealogischen Ordnungsdenken und in den Belangen der Erben Abd al-MuÅÅalibs nie hatte entschlie en knnen, expliziert zu haben. Ob seinem Werk Dauer beschieden war, wird sich zeigen. Blicken wir zuvor genauer auf die anfische Gedankenverbindung zwischen dem Bekenntnis zu dem Ei-
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Umars anfische Ideale
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nen und der Aufhebung von Abstammung und ÑVterruhmì als den wichtigsten Merkmalen eines Menschen! Das anfentum betrachtete den Menschen nicht von dem Rang her, den er im genealogischen System innehatte; es nahm ihn vielmehr als jemanden wahr, der als ein einzelner dem alles bestimmenden Allah anheimgegeben war. Diesem allein waren die Pilger- und Opferriten zu widmen, die flschlich in von Stamm zu Stamm anderer Weise verschiedenen Gottheiten zugedacht wurden. Quss b. Sida, ein bisweilen dem Christentum zugerechneter Prediger des 6. Jahrhunderts,162 soll einst auf dem Markt von Uk folgende Worte an die Menge gerichtet haben: ÑIhr Leute, hrt und behaltet im Gedchtnis: Wer lebt, der stirbt, und wer stirbt, der geht dahin! Alles, was kommen soll, das kommt! Finstere Nacht, stiller Tag, ein Himmel mit den Tierkreiszeichen; Sterne, die leuchten; Meere, die anschwellen; Berge, die er verankert hat; Erde, die er hinbreitete; Flsse, die er flie en lie : Im Himmel gibt es wirklich eine Kunde, auf der Erde wirklich lehrreiche Beispiele! Wieso sollten die Menschen da sterben und nicht wiederkehren? Waren sie es zufrieden und blieben (in den Grbern), oder wurden sie dort gelassen und schliefen? Quss schwrt einen sndlosen Eid bei Allah: Allah hat eine Glaubenspraxis, die ihm besser gefllt und die vortrefflicher ist als die eure! Ihr begeht schreckliche Dinge!ì163 Die alles berblendende Gegebenheit des menschlichen Daseins ist der eine Allah, und am Tag des Gerichts wird es sich bewahrheiten, da niemand von der Abrechnung verschont bleibt und unbehelligt den Todesschlaf weiterschlft. Abrechnung aber meint, ganz auf sich selber gestellt zu sein. Auch Mohammed wird im Koran mehrfach daran erinnern, da an jenem Tag die irdischen Ehren und die ruhmreichen Verwandten nicht zhlen werden (vgl. Sure 60, 3).164 In einem ñ wohl fiktiven ñ Zwiegesprch mit dem byzantinischen Kaiser wird Quss b. Sida ganz deutlich. ÑWir erkanntenì, sagt er unter anderem, Ñda die Menschen eine tierische Gestalt haben, doch mit dem Verstand untereinander wetteifern, und wir erkannten, da die Ehre nicht in den Vtern und Mttern begrndet liegt, sondern in einem lobenswerten Charakter. Hierber dichtete ich: ÇIch habe alle Zitzen der Zeit gemolken, dann den reinen Rahm abgeschpft, doch vermochte ich weder Vorrang noch Edles in den Worten des Mannes zu erkennen, der sagt: Ich bin ein Araber! (Bevor wir ihm einen Vorrang zubilligen, mssen) wir sehen, da er sich zu einem edlen Charakter erhebt, so da seine lobenswerten Eigenschaften seine Herkunft verteidigen. Weder der Verstand seines Ahnherrn, der (lngst) gestorben ist, noch der Verstand des Vaters ntzt dem Mann fr seinen Witz, denn der Mann ist nichts als der Sohn des eigenen Selbst, durch es wird er erkannt...ëì165 Ganz so radikal wie Quss b. Sida in diesen Stzen ist nicht einmal Umar b. alaÅÅb, wie wir hren werden. Aber dem Prinzip nach bedeutet das Gemeinwesen des Dschihad die Abkehr von der Stammesgesellschaft; eine Ñislamischeì Gerechtigkeit darf nicht auf dem ererbten Rang beruhen. Im Jahre 1061 schlo der Philologe al-Marz q eine nach Sachthemen geordnete Sammlung von Zeugnissen der alten arabischen Lebensweise ab. Inzwischen verherrlichten die Angehrigen der Schicht der kultivierten Stdter das vorislamische Arabien, vermochten es aber in den Einzel-
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heiten nicht mehr zu verstehen. Mit seinem Buch wollte al-Marz q ihnen den Zugang zu der literarischen berlieferung jener verklrten Zeit erleichtern; das Studium der in Diwanen zusammengestellten poetischen Hinterlassenschaft der gerhmten Alten gehrte zur gehobenen Bildung. Al-Marz qs Werk vermittelt dem Leser einen Eindruck von dem tiefen Bruch, der die Weltauffassung des Arabers der Zeit Mohammeds von derjenigen des Stdters spterer Jahrhunderte trennt. An einer Stelle versucht der Autor, diesen durch den Islam verursachten Bruch in wenigen Stzen zu beschreiben. Hierbei behlt er im Auge, da das Mekka des Propheten schon aus kulturgeographischen Grnden nicht mit einer der Metropolen der mittleren Abbasidenzeit verglichen werden darf. Er hlt vielmehr das Arabien vor und nach der Verkndung des Islams gegeneinander. Bis in die Jahre, in denen jene Religion entstand, bettigten sich die Araber, so schreibt er, auf fnf Feldern: Das erste war die Beteiligung an berfllen auf fremde Stmme und an Plnderungen, wenn gro e Not herrschte, die Anfhrer erhielten ein Viertel der Beute und hatten Vorrechte bei der Auswahl; das zweite waren die Gesandtschaften zu den ÑKnigenì, um Gefangene freizukaufen oder Wergeld auszuhandeln und Frieden zu stiften; das dritte Feld bestand in der Verschnerung des Lebens durch den Umgang mit Kamelen und Pferden (vgl. Sure 16, 8); viertens kommt die Pflege der Dattelpalmen und zuletzt die erbrmliche Mhsal der Tagelhner und Kameltreiber, Ttigkeiten, die jeder Edle flieht. Die ersten vier Bereiche sind, wie al-Marz q belegt, durch u erungen Mohammeds ñ in Wahrheit Sprichwrter ñ geheiligt: ÑDas beste Eigentum sind eine fruchtbare Stute und aufgereihte reich tragende Dattelpalmenì ñ ÑDas Gute ist bis zum Jngsten Tag an die Stirnlocke der Pferde geknpftì ñ ÑDie Pferde rennen nach den Tugenden ihrer Ahnen, und an einem Tag, an dem die Wette gilt, rennen sie je nach dem Glck der Eigentmerì ñ ÑMein Lebensunterhalt liegt in der Spitze der Lanzenì. Im Islam kennt man nur noch vier Ttigkeitsfelder. Die Tagelhner besetzen nach wie vor die unterste Schicht. ber ihnen stehen die Se haften, die an ihren Weidepltzen und auf ihrer Scholle bleiben, sich gengsam ernhren und ihr Los durch ein wenig Handel mildern. Ihnen voraus sind die Beduinen, die Kamele zchten, die vom Regen zum Grnen gebrachten Landstriche aufsuchen und ihre Tiere in den Siedlungen am Rande der Wste und in den Heerlagern vermieten. An der Spitze stehen die Auswanderer, die in die Register eingetragen sind, das islamische Territorium verteidigen, gegen die Andersglubigen vorrcken und gegen sie kmpfen. ÑDas Gute liegt im Schwert, ist mit dem Schwert und wird durch das Schwert errungenì, hat Mohammed in einem unter den Nachkommen Al b. ab Älibs berlieferten Ausspruch festgestellt.166 In dieser Sichtweise findet das vorislamische Kriegertum unter den muhir n seine islamisch berformte Fortsetzung. Alles, was wirklich zhlt, wird mit dem Schwert gewonnen. Bestenfalls die Kamelzchter bekommen jenes edle Kriegsgeschft, dem die muhir n nachgehen, noch in den Blick; abschtzig und voll des Bedauerns schreibt al-Marz q von den an den Ort ihres Broterwerbs Gebundenen; sie leben an der Grenze des Elends. Gewi haben wir in al-Marz qs Stzen keine analysierende Durchdringung des berlieferten vor uns, sondern eine idealty-
Die fr hen Auswanderer, ein ÑVerdienstadelì
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VI. Die Hedschra
pische Zuspitzung. Was er aber zutreffend erfa t, ist der neue, islamische ÑVerdienstadelì, der mittels der Registrierung gestiftet wurde. Umar bedenkt zwar auch Nichtkombattanten, die Ñnach Medina kamenì, aus welchem Grund, wird nicht gesagt; womglich bezieht sich dies noch auf die Hungerflchtlinge. Au er dem Kmpfen rechtfertigen lediglich Ttigkeiten, die das ideologische Fundament des Gemeinwesens ausbauen und bewahren, den Empfang von Dotationen. Umars Register fixiert die Blickrichtung der Unternehmenden und Risikobereiten auf das Kriegshandwerk, dem die Hedschra voranzugehen hat. Zum leuchtenden Exempel werden die frhen Auswanderer und ihre Heldentaten in Medina. Abdallh b. aö ist der erste ÑBefehlshaber der Glubigenì gewesen; die Tradition, die in Abdallh den vorbildlichen Ausdruck gefunden haben soll, erklrt Umar fr verbindlich, indem er diesen Herrschertitel annimmt. Am Anfang der Geschichte des islamischen Gemeinwesens steht eine Hedschra, die nun zur Hedschra schlechthin wird, nachahmenswert zwar, aber doch unerreichbar: Die islamische Gerechtigkeit kennt keine Gleichheit, die frhen Auswanderer sind durch noch so viel Heldenmut nicht mehr von der Spitze zu verdrngen. Auf den Zeitpunkt des Verdienstes Wert zu legen, verdirbt die Kategorie des Verdienstes um den Islam in einer Weise, die Umar kaum ahnte, und legt den Sprengsatz fr die nachhaltige Erschtterung, der die Ñbeste Gemeinschaftì entgegenging. In Keimen deutet sich das Drama in alWqids Berichten an. Weshalb soll man den jungen Shnen der Auswanderer und ÑHelferì Dotationen gewhren, weshalb den Shnen der Badrkmpfer? Und weshalb begnstigt Umar die Bewohner des Stadtteils al-Awl, brigens eine Ma nahme, die durch Umn nicht nur besttigt, sondern sogar erweitert wird?167 Die Hedschra der alten Auswanderer und die Untersttzung, die sie von den Ausiten erfuhren, vermehrt um den Kampf bei Badr, dergleichen ist nie mehr durch irgend jemanden zu erreichen! Die Familie des Propheten ist demgegenber allein durch die Genealogie hervorgehoben. Da man damals al-asan und al-usain derartig beschenkte, ist zu bezweifeln, und das gilt wahrscheinlich auch fr al-Abbs ñ oder betrachtete man ihn als den letzten noch lebenden Onkel Mohammeds aus der vterlichen Linie fr besonders verehrungswrdig?168 Ganz auszuschlie en ist dies nicht. Aber letzten Endes war der Vorrang der Ban Höim im Dotationsregister ohne greifbare Bedeutung, denn die Hhe der Zahlungen errechnete sich nach dem Prinzip der sbiqa.169 Einzig die Frauen Mohammeds waren ihm naturgem nicht unterworfen. Angesichts der Bevorzugung der frhen Auswanderer hat man die mangelnde Hervorhebung der Ban Höim spter als anst ig empfunden; zur Zeit Umars urteilte man noch nach einem anderen Ma stab, wie wir sehen werden. Auffllig und vielleicht als ein spterer Zusatz zu erklren, ist die Formulierung, der Kalif habe seine Listen mit den ÑBan Höim nach Ma gabe der bekundeten Zugehrigkeitì begonnen. Bei allen anderen genealogischen Gruppierungen fehlt diese Bemerkung. Abdallh b. afar b. ab Älib band zur Regierungszeit Abd al-Maliks einen Åitischen Dichter und dessen Brder auf dem Wege solcher Bekundung an die Höimiten.170 Das Anwachsen des Prestiges der Höimiten wird in der zweiten Hlfte des 7. Jahrhunderts
4. Die Festigung des religisen Fundaments
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mit dem ÑVerdienstadelì der frhen Auswanderer in Konflikt geraten ñ ein Vorgang, dessen Spuren sich in die berlieferung vom Entstehen des Registers eingeschlichen haben mgen.
4. Die Festigung des religisen Fundaments Umar setzte den Koranlesern Dotationen aus, hrten wir. Er lie es sich angelegen sein, die Zahl der Kenner der Botschaft des Gesandten Allahs zu erhhen. In den letzten Regierungsjahren betraute er Ab M s alAöar, der zuvor erfolgreich im Gebiet von Ahwas Krieg gefhrt hatte, mit der Statthalterschaft von Basra.171 Ab M s kmmerte sich um die Unterweisung im Koran, und in kaum zwei Monaten hatte er sieben Mnner so weit geschult, da sie die Worte des Propheten auswendig hersagen konnten. Der Statthalter schickte sie zu Umar nach Medina, der jedem von ihnen eine Dotation von zweitausend Dirhem berschrieb.172 Was berichten die Quellen ber den Koran in der Zeit Umars? Da die Verschriftlichung schon in Mekka begann und in Medina fortgesetzt wurde, haben wir oben dargelegt. Mohammed diktierte den Text seinen Schreibern, wobei er es nicht immer peinlich genau nahm, wie wir aus dem Skandal um Abdallh b. Sad b. ab Sar wissen.173 Zwar griff Mohammed immer wieder in die von ihm als Offenbarung bezeichneten Texte ein, und deren Bestand vermehrte sich fortlaufend; in frhmedinensischer Zeit war wahrscheinlich ein Kern von drei ig Suren abgeschlossen. Wieviele darber hinaus als im Text gefestigt betrachtet werden drfen, wissen wir nicht. Die als einzelne Schriftstcke zirkulierenden Suren wurden unter den Anhngern immer wieder vorgetragen, und das gemeinsame Erleben solcher Lesungen bildete ein starkes einigendes Band, wie man aus der Erzhlung ber die Bekehrung Umar b. alaÅÅbs wei und auch aus den Klagen der Mekkaner, die ÑLesungì verdrehe den Unerfahrenen den Kopf. Der in den Gottesdiensten der medinensischen Zeit ununterbrochen gepflegte liturgische Koranvortrag pflanzte den Text in das Gedchtnis der Muslime ein, so da ein Versuch, ganze Passagen zu flschen, zu Lebzeiten Mohammeds nur schwer vorstellbar ist, und auch in den ersten Jahren nach seinem Tod wird dies kaum mglich gewesen sein. Dennoch hatte Umar ein dringendes Interesse daran, ein fr allemal festzulegen, welche Texte Bestandteile der ÑLesungì waren und wie man sie vorzutragen hatte. Als er ermordet wurde, war diese Arbeit noch nicht beendet.174 Von den ÑHelfernì kam der Vorschlag, die Suren der ÑLesungì in einem einzigen Kodex zusammenzustellen. Diesen Gedanken griff er auf, wobei er sich vermutlich auf Vorarbeiten sttzen konnte, die unter Ab
Bakr geleistet worden waren.175 Wer immer unmittelbar aus dem Munde Mohammeds etwas gehrt hatte, das offenbart worden war, der sollte dies niederschreiben und dem Kalifen einreichen; er sollte zwei Brgen fr die Echtheit des Textes aufbieten. Als Schreibmaterialien verwendeten die Leute unter anderem Bretter und die entbltterten Stiele von Palmwedeln.176 Diese berlieferung hat viel Verwirrung gestiftet; sie leistete der Vorstellung Vorschub, die ganze ÑLesungì sei aus solchen
Die Sammlung der ÑLesungì
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Der muaritische Charakter der ÑLesungì
VI. Die Hedschra
Fragmenten zusammengeflickt worden, womglich ohne den Leitfaden von in der Liturgie tagtglich vergegenwrtigten Textabschnitten. Es geht hier aber nur um ergnzende Stcke, die nach Auffassung mancher Zeitzeugen in dieser oder jener Passage zu bercksichtigen seien. Die einschlgigen arabischen Quellen kennen nur zwei Beispiele. So vermi te Zaid b. bit in den ihm zur Verfgung stehenden schriftlichen Zeugnissen den 23. Vers von Sure 33: ÑUnter den Glubigen gibt es Mnner, die getreu erfllen, wozu sie sich Allah gegenber verpflichtet haben.ì Zaid habe den Vers schlie lich bei einem ÑHelferì gefunden. Die unangefochtene Autoritt auf diesem Gebiet scheint unter dem Kalifat Ab Bakrs der azraite Ubaij b. Kab gewesen zu sein. Er diktierte den Text, wie er ihn fr richtig hielt, wobei er ja schon fr den Propheten selber Offenbarungen aufgezeichnet hatte. Als Ubaij nun selber fr die ÑLesungì verantwortlich war, stellte er fest, da man irrtmlich meinte, Sure 9 habe nur 127 Verse. Er bestand aber darauf, da Mohammed ihr zwei hinzugefgt habe: ÑNun kam zu euch ein Gesandter aus eurer Mitte, den es bekmmert, da ihr in Bedrngnis geratet, der sich eurer annimmt und den Glubigen Barmherzigkeit erzeigt. Wenn sie sich abwenden, dann sprich: ÇAllah, au er dem es keinen Gott gibt, ist meine Genge, auf ihn verlasse ich mich, denn er ist der Herr des gewaltigen Thrones.ëì (Vers 128 f.). Mit diesen Versen habe die Herabsendung des Korans ihren Abschlu gefunden; die gttliche Botschaft sei mit dem gleichen Gedanken beendet worden, mit dem sie einst erffnet worden sei, und diesen Grundgedanken fand man in Sure 21 ÑDie Prophetenì: ÑNiemals schickten wir vor dir einen Gesandten, ohne da wir ihm (eine Botschaft) eingegeben htten: ÇEs gibt keinen Gott au er mir, darum betet mich an!ëì (Vers 25). Unter Umar stand die Frage nach der Geschlossenheit der Offenbarung weiterhin auf der Tagesordnung, und wieder suchte man nach einem Beleg fr jene beiden Verse am Ende von Sure 9.177 Nun war es uzaima b. bit178 von den ausitischen Ban Sida, der ihre Echtheit verbrgte. Das Ergebnis der Arbeit Ab Bakrs gelangte in den Besitz Umars. Worum es diesem, der bisweilen in die Arbeiten eingriff, in Wirklichkeit ging, werden wir in zwei Schritten errtern. Im ersten betrachten wir zunchst Umars Ansichten ber die arabische Sprache und Dichtung. Dazu zwei Zeugnisse! Dafal aö-äaibn,179 ein Kenner der arabischen Genealogie, will dabei gewesen sein, als al-Abbs den Kalifen gefragt habe, wen er fr den besten Dichter halte. Umar soll sich wie folgt geu ert haben: ÑImru al-Qais180 ist der Pionier, er grub fr (die Dichter nach ihm) die Quelle ihrer Kunst frei und ffnete eine klare Sicht, indem er sich von einugigen Bedeutungen abkehrte.181 Imru al-Qais ist aber ein Kindite und damit ein jemenischer Araber. Diesen geht jedoch die Sprachreinheit Muars ab, ihre Poesie ist nicht vorzglich.ì Die jemenischen Begriffe, so Dafal, wertete Umar als einugig, nicht ganz treffend, wenn Imru al-Qais auch das Verdienst gebhrt, in vielen Versen zu einer erfreulichen Durchsichtigkeit des Ausdrucks vorgesto en zu sein. Mit der Dichtung der Nachfahren Muars kann sich sein Werk allerdings nicht messen.182 ñ Muar war, daran sei erinnert, der gemeinsame Ahnherr der Quraiöiten und der Ban Tamm, ihrer in Mohammeds Kindheit
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und Jugend so unentbehrlichen Bundesgenossen.183 Selbst zum Muslim erklrte man Muar:184 Eine durch die Neigung zum Monotheismus und durch eine eigentmliche Art zu dichten aus dem Arabertum ausgesonderte Gruppe, nmlich die Muariten,185 scheint fr Umar die Trgerin des Heilsgeschehens zu sein, fr dessen Fortgang er sich verantwortlich wei , eines Geschehens mithin, das weit hinter Mohammed zurckreicht und darum nicht einzig durch ihn verkrpert wird.186 ñ Bereits zwischen 360 und 380 hatte es den Anschein gehabt, als werde der Polytheismus auf der Arabischen Halbinsel durch einen Eingottglauben abgelst werden. afr war um 340 der Ausgangsort einer durch Byzanz initiierten christlichen Missionierung gewesen, danach war der jdische Einflu gewachsen. Infolgedessen waren syrische bzw. jdisch-aramische Fremdwrter in das Sdarabische eingedrungen, die sich, wie erwhnt, mehr als zwei Jahrhunderte spter bei Mohammed wiederfinden. Die religise Umorientierung der Himjariten ging damals nicht zuletzt mit einer sprachlichen Vereinheitlichung einher, der das Hadramautische zum Opfer fiel.187 Auf diese Analogie sei hier verwiesen! Das zweite Zeugnis betrifft Zuhair b. ab Sulm. Neben Imru al-Qais ist er der zweite aus dem damals hochgeschtzten Dreigestirn der gro en Dichter ñ der dritte ist an-Nbia a-ubjn. Zuhair und an-Nbia sind Muariten; whrend letzterer dem Stammesverband der Ban aÅafn angehrt, steht Zuhair in der Genealogie den Quraiöiten nher.188 Wieder wird ber die Frage debattiert, wer der beste Dichter der Araber sei, und Umar, auf dem Weg nach al-bija189 bei Damaskus, spricht sich gegenber Abdallh b. al-Abbs fr Zuhair aus. ÑDenn Zuhair verdunkelte seine Redeweise nicht und mied verwilderte Verse. Auch rhmte er niemanden au er mit den Vorzgen, die dieser tatschlich besa .ì190 Die berlieferung gehrt in ein fiktives Zwiegesprch, in dem Umar darlegt, da das Prophetentum und das Kalifat nicht in ein und derselben quraiöitischen Sippe, nmlich bei den Ban Höim, zusammenkommen drften. Wie werden uns spter mit dieser Frage befassen. Hier gengt die Umar zugeschriebene Ansicht, der Muarite Zuhair verkrpere die Vollendung der arabischen Dichtkunst. In einer anderen Version begrndet der Kalif seine berzeugung in hnlichen Worten: Zuhair spreche von nichts, das er nicht wirklich kenne. Abdallh b. al-Abbs mu die Nacht ber aus den Gedichten Zuhairs vortragen; sobald der Morgen graut, rezitiert man Sure 56 ÑDie hereinbrechende (Katastrophe)ì und beginnt das rituelle Gebet. In der Vorliebe fr Zuhair unterscheidet sich Umar brigens von Mohammed,191 der allerdings der Dichtkunst berhaupt skeptisch gegenberstand. Die Sprache der Nachfahren Muars, das war das Kriterium, dem die ÑLesungì gengen mu te. Deshalb leuchtete dem Kalifen der Vorschlag der ÑHelferì ein, alle Texte des Korans zusammenzufassen. Sie sollten vor der Entstellung im Munde von Rezitierern bewahrt werden, die von den Muariten abweichende sprachliche Gewohnheiten pflegten, und innerhalb des Muaritischen galt allein die Redeweise der Quraiöiten. Dabei legte er gro en Wert auf die korrekte Wiedergabe der Flexionsendungen (arab.: al-irb); wer die ÑLesungì in solch vollkommener Weise rezitiere und dabei sterbe, der gehe ins Paradies ein wie ein im Glaubenskrieg
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VI. Die Hedschra
Getteter.192 Einmal wurde Umar Zeuge, wie ein Huailit statt des quraiöitischen att, d.h. Ñbisì, ein att sprach, und drang sofort auf eine Berichtigung; es sei unverantwortlich, da der im Irak wirkende Korankenner Abdallh b. Mas d, bei dem der Gergte gelernt hatte, derartige Schlampereien durchgehen lasse.193 Da die ÑHelferì jemenische Araber waren, wollte Umar nicht dulden, da sie selber die Berichtigung ausfhrten. ÑIhr seid Leute, deren Sprechweise mit Kauderwelsch durchsetzt ist, und ich lehne es ab, da ihr in der ÇLesungë irgendein Kauderwelsch erzeugt.ì So schroffe Worte waren nicht zu rechtfertigen, denn immerhin rhmte man Ubaij b. Kab von den azraitischen Ban Mlik b. anNar als den ÑHerrn der Koranleserì.194 Umar wirft ihm Fehler vor, die ber sprachliche Unzulnglichkeiten hinausgehen. Bei der Voreingenommenheit des Kalifen fr die Ausiten fragt man sich, ob hier noch etwas anderes im Spiel ist. Vor allem sind Meinungsverschiedenheiten ber die Frage zu verzeichnen, ob die durch Mohammed widerrufenen und durch anderslautende ersetzten Verse nach wie vor als ein Teil der Offenbarung gelten. In Sure 2, Vers 106 behielt sich Mohammeds Alter ego das Recht vor, den fr gttlich ausgegebenen Text zu korrigieren: ÑSollten wir einen Vers abrogieren oder in Vergessenheit geraten lassen, dann bringen wir einen besseren.ì Die in Medina erfolgte Umdeutung des Prophetentums in eine den tagespolitischen Notwendigkeiten verpflichtete Fhrerschaft, die unentwegt der Rechtfertigung durch Allah bedurfte, setzte die Offenheit und Unabschlie barkeit der ÑLesungì voraus. Nachdem Mohammed in Mekka seine Ambitionen zuletzt durch das Vorweisen eines fertigen ÑBuchesì hatte frdern wollen, propagierte er nun mit gro em Nachdruck Eingebung und Herabsendung als einen sein Auftreten begleitenden Vorgang.195 Dem trug Ubaij b. Kab Rechnung. Denn er hatte es sich bei seinen Bemhungen um die Zusammenstellung der Botschaft des Propheten zum Grundsatz gemacht, nichts wegzulassen, was er einmal aus dem Munde Mohammeds als eine Offenbarung gehrt hatte. Umar dagegen war allein auf die letzte Fassung eines Verses, auf den zuletzt geltenden Wortlaut aus. Diesem konnten ganze Stze fehlen. ÑHtte der Sohn Adams ein ganzes Tal, angefllt mit Gold, dann stche ihm ein weiteres, gleiches ins Auge. Doch fllt den Leib des Sohnes Adams nichts als die Erde! Allah aber wendet sich dem zu, der sich ihm reumtig zuwendet.ì Laut Ubaij gehren diese Stze in die ÑLesungì, aber Umar fand dafr keinen Beleg, lie sie weg und mu te sich den Tadel gefallen lassen, er ma e sich ein Urteil an, das ber dem des Gesandten Allahs stehe. Eine andere berlieferung konfrontiert Ubaij b. Kab mit Zaid b. bit, fr den der Kalif Partei ergreift. ÑDamals lie en es die Unglubigen zu, da das Ungestm ihr Herz berwltigte, das Ungestm des Heidentumsì (Sure 48, 26) ñ Ñdoch wenn ihr (Muslime) ebensolches Ungestm gezeigt httet, dann wre der geheiligte Gebetsplatz entweiht worden.ì196 Der zweite Teil des Satzes wurde allein von Ubaij verbrgt; Zaids und Umars krzere Fassung wurde die kanonische. ñ ÑWenn man am Freitag zum Gebet ruft, dann lauft (arab.: fa-sau), Allahs zu gedenken!ì (Sure 62, 9). Dies eine Lesung Ubaij b. Kabs; als Umar davon erfuhr, verlangte er eine Berichtigung, die allerdings nicht im textus receptus be-
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rcksichtigt wurde. Es msse hei en: Ñ...dann geht (arab.: fa-m )...ì ÑUbaijì, soll der Kalif seine Meinung zusammengefa t haben, Ñrezitierte mehr als wir alle das Widerrufene.ì197 Umar war an einer ÑLesungì gelegen, die der reinen muaritischen Ausdrucksweise angepa t war, so knnen wir resmieren, und es kam ihm auf einen Text an, der einen letztgltigen gesicherten Bestand an Versen aufwies, die nicht durch das Zitat widerrufener angefochten werden konnten. Und er wnschte eine ÑLesungì, die sich durch das Merkmal, eine Herabsendung bzw. Eingebung von seiten Allahs zu sein, zweifelsfrei von allen brigen Texten abhob. Hiermit berhren wir den zweiten Beweggrund fr Umars Arbeit am Koran. Bevor wir nher darauf eingehen, ist ein letzter Streit zwischen dem Kalifen und Ubaij b. Kab zu erwhnen. Er dreht sich um Sure 9, Vers 100: ÑDie ersten, die frh (zum Islam) eilten (arab.: as-sbiq n) unter den Auswanderern und ÇHelfernë und diejenigen, die ihnen mit gutem Handeln folgten ñ an denen (allen) hat Allah Wohlgefallen, und sie haben Wohlgefallen an ihm.ì Ihnen sagt Allah das Paradies zu, den hchsten Gewinn. So lautet die von Ubaij bezeugte Fassung, die im kanonischen Text steht. Umar bestritt, da die ÑHelferì ausdrcklich genannt seien; er las: ÑDie ersten, die frh zum Islam eilten, nmlich die Auswanderer, und diejenigen, die ihnen mit guten Handeln folgten...ì198 Der Unterschied ist bemerkenswert: Unmi verstndlich zieht er eine Grenze zwischen den frhen Auswanderern und allen brigen Muslimen; selbst wenn sie sich von Beginn an um den Islam verdient gemacht haben sollten, etwa in der Schlacht von Badr, so sind sie doch nur Muslime, die den Auswanderern im Ñguten Handelnì folgten. Der frhe Auswanderer kann manche ÑHelferì nicht in der sbiqa bertreffen, aber dank der Auswanderung, der Hedschra, ist er ihnen uneinholbar voraus. Wenn die Prophetie als Kommentierung der Machtpolitik betrieben wird, und wir haben dafr viele Beispiele kennengelernt, dann ist nicht auszuschlie en, da Umar recht hat und Mohammed jenen Vers zuletzt unter Auslassung der ÑHelferì vortrug. Zwistigkeiten gab es nach der Inbesitznahme Mekkas genug.199 Da die verkrzte Fassung Umars berzeugungen entsprach und mit den Ereignissen seit dem Tode Mohammeds im Einklang stand, wurde schon zwischen den Zeilen greifbar. Der Kalif bemerkte nicht, wie wegen dieser auf die Hedschra ausgerichteten Sicht des Lebenswerkes des Propheten die Grundfesten seiner Herrschaft zu erodieren begannen. Doch darber spter mehr! Der zweite Beweggrund fr die Vereinigung der Suren der ÑLesungì in einem einzigen Kodex war das Streben nach einer Abgrenzung von allen anderen Textgattungen, das deuteten wir vorhin an. mir b. äarl aöäab (gest. um 720) war seit dem ausgehenden 7. Jahrhundert einer der berragenden Gelehrten des Irak. Von imjarischer Abkunft, war es ihm wie so vielen seinesgleichen beschieden, in den eben erst dem Islam gewonnenen Gebieten aufzuwachsen. Seine Heimat war Kufa. In die Streitereien der sich formierenden ad-Kunde verwickelt, blickte er auf die Anfnge dieses Wissenszweiges zurck ñ er rhmte sich damit, da er fnfhundert Prophetengenossen kennengelernt habe,200 Brgen der Epoche Mohammeds, die inzwischen in einem mehr und mehr verklrten Licht erschien. ÑWer Allah gehorcht, der tut recht, und wer sich gegen
Das Beharren auf Abgrenzung der ÑLesungì gegen andere Texte
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VI. Die Hedschra
ihn oder seinen Gesandten auflehnt, der scheitert. Der Koran nmlich und die Rechtleitung sind der Pfad; beide blieben, als der Gesandte dahinging. Doch ist es, als wre er lebendig, gesund, noch immer unter euch dank dem, was bei euch blieb!ì Diese Verse des in der omaijadenfeindlichen Geschichtserinnerung als Wstling verschrienen Kalifen alWald b. Jazd (reg. 743ñ744)201 charakterisieren treffend die seit der Wende zum 8. Jahrhundert die Muslime beherrschende Mentalitt, die einerseits durch Mnner wie aö-äab hervorgebracht wurde und diesen andererseits ihr Renommee bescherte: In einer verlebendigten Erinnerung an Mohammed mchte man das Dasein zubringen, um sicher zu sein, da man der Rechtleitung teilhaftig ist. Was aö-äab in einem Rckblick auf die Anfnge Kufas mitzuteilen hat, gesttzt auf die Autoritt des ÑHelfersì Qaraa b. Kab, klang in den Ohren seiner Zeitgenossen schon befremdlich. Qaraa, der bis zum Kalifat Als (reg. 656ñ660) in Kufa wirkte, war von Umar dafr ausgewhlt worden, die dortige Bevlkerung in den praktischen Konsequenzen des Islams zu unterrichten.202 ÑWir wollten nach Kufa reisenì, erzhlte Qaraa laut aö-äab, Ñund Umar gab uns bis irr203 das Geleit. Dort vollzog er die kleine rituelle Waschung, danach zweimal die gro e. ÇWi t ihr, warum ich euch das Geleit gab?ë fragte er. ÇJaë, antworteten wir, Çweil wir Gefhrten des Gesandten Allahs sind.ë Er ergriff wieder das Wort: ÇIhr werdet zu Leuten eines Ortes kommen, die den Koran eifrig dahersummen wie die Bienen. Hindert sie daran nicht durch den Vortrag von aden, ihr knntet sie ablenken! Konzentriert euch auf den Koran und berliefert wenig ber den Gesandten Allahs! Und nun geht, ich bin euer Teilhaber.ëì204 Umar berichtigt seine Beauftragten, die meinen, als Gefhrten des verstorbenen Propheten, als erstrangige Brgen alles dessen, was mit ihm zu tun hatte, sollten sie in Kufa auftreten. Gerade dies wnscht er nicht. Im Koran haben die Muslime zur Verfgung, was wirklich wichtig ist ñ Worte von einer, wie wir hrten, einmaligen Beschaffenheit. Was darber hinaus alles geredet wird, darf niemandem den Kopf verdrehen. Die ÑLesungì gengt; auf dieser Grundlage gewinnt man durch sachgem e berlegungen Einsichten in die Erfordernisse der islamischen Lebensfhrung. Die Einstellung Umars besttigt sich auf einem anderen Weg. Al-Qsim (gest. 726/7), ein Enkel Ab Bakrs, war in seiner Zeit ein gesuchter berlieferer des Prophetenad; er pflegte es niederzuschreiben. Jemanden, der ihn bat, ade zu diktieren, belehrte er: ÑIn der Epoche Umar b. al-aÅÅbs nahmen die ade zu. Der Kalif beschwor die Leute, ihm diese (Schriftstcke) zu bringen, und als das geschehen war, befahl er, sie zu verbrennen. ÇEine Mischna wie die Mischna der Schriftbesitzer!ë sagte er (zur Begrndung), und deshalb verwehrte mir alQsim seinerzeit das Niederschreiben von aden.ì205 Die zu Anfang mndlich weitergegebene Auslegung der Tora, die Ableitung einer Flle von Gesetzesbestimmungen aus jenem Grundtext, nennt man die Mischna. Sie wurde seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. in schriftlicher Form festgehalten und bildete eine zweite, wegen ihres Bezugs zum Alltag hufig zu Rate gezogene Quelle religiser Erkenntnis und wohl auch vielfltigen Streits. Als schriftlich fixiertes Referenzwerk durfte es nach Umars Meinung nur die ÑLesungì geben. Niemand sollte sich anheischig
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machen, die durch Allah dem Gesandten eingegebene Rede durch andere Worte zu ergnzen oder zu ersetzen und sie dadurch in ihrer Einmaligkeit abzuwerten. Abdallh b. Mas d, ein huailitischer Eidgenosse der quraiöitischen Ban Zuhra und einer der frhesten Anhnger des Propheten, lebte in Kufa und diktierte den Koran ohne Bezugnahme auf schriftliche Quellen, was Umar gebilligt haben soll206 ñ nicht freilich die mundartliche Einfrbung des Textes, wie schon geschildert. Ausdrcklich gelobt wird Abdallh aber dafr, da er, wenn er ade vortrug, stets den Koran zur Besttigung beizog.207 In Gestalt des ad braute sich etwas zusammen, das nicht zu berblicken war; eine unkontrollierbare Autoritt schob sich zwischen das offenbarte Wort Allahs und die darauf fu ende Herrschaft der alten Auswanderer. Ihr Ansehen litt, wenn man ñ vermeintliche ñ Worte Mohammeds gegen sie ins Feld fhren durfte. Wie empfindlich Umar in allem war, was auch nur von fern an ein Fortleben der Person des Propheten erinnern mochte, zeigt der Streit darber, ob man Knaben die Namen von Gottesgesandten geben drfe. Als Umar Kalif geworden war, untersagte er dies und drang auf eine nderung solcher Namen. Der Maz mite al-ri b. Hiöm b. al-Mura hatte einen Sohn Ibrhm; er mu te ihn fortan Abd ar-Ramn rufen. In einem anderen Fall hatte aus einem Muammad ebenfalls ein Abd ar-Ramn zu werden. Der Kalif machte geltend, es gehe nicht an, da in Verwnschungen, wie sie im Alltag nun einmal gang und gbe seien, der Name des Gesandten Allahs mi braucht und entehrt werde.208 Auf Dauer konnte sich Umar jedoch nicht durchsetzen. Mohammed selber, belehrte man ihn, habe dergleichen geduldet.209 Doch noch der schon mehrfach erwhnte Rechtsgelehrte Sad b. al-Musaijab hielt es fr nicht ratsam, die Kinder nach einem Propheten zu nennen.210 Die frhen Auswanderer vermochten das Charisma Mohammeds, des Gesandten Allahs, nicht vorzuweisen; in der Amtsbezeichnung ÑNachfolgerì oder ÑStellvertreter des Gesandten Allahsì verdeutlichte man den Abstand, der die Kalifen aus ihrer Mitte in dieser Hinsicht von Mohammed trennte. Zumindest aber war Umar der ÑHeerfhrer der Glubigenì, der eigenstndig im Namen der Ñbesten Gemeinschaftì handelte und dies auch konnte, da er Ñam Anfangì die Hedschra vollzogen und seitdem die Geschicke des muslimischen Gemeinwesens in unmittelbarer Nhe zum Propheten mitgestaltet hatte. Darum beanspruchte er die Befugnis, Entscheidungen zu fllen, und zwar nach Ma gabe des Korans, sofern dies mglich war. Der Gedanke an eine vorbergehende Entrcktheit Mohammeds, vergleichbar der Abwesenheit Moses auf dem Berg Sinai, lag Umar nun ganz fern. Einst hatte Ab Bakr ihn davon abbringen mssen; jetzt war es ihm selber ein rgernis, da manche sich nicht mit der ÑLesungì zufrieden geben wollten. Diesen Zeitgenossen erschienen die blo en Worte unzureichend; Spekulationen ber eine Wiederkehr ihres Verknders tauchten auf.211 Wir ahnen, welchen Eindruck Mohammeds Allah in den Mund gelegte u erungen zu den laufenden Geschften hinterlassen hatten ñ was durch Allah sanktioniert worden war, mu te nicht nur richtig sein, es war die Wahrheit. Welches Gewicht konnte da eine Anordnung jener ÑNachfolgerì beanspruchen?
Das mangelnde Charisma der ÑNachfolgerì
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Verdunklung der Leistungen der Auswanderer durch den erinnerten Propheten: das Beispiel der tarw
VI. Die Hedschra
Vor allem unter den jungen Leuten, jenen, die den Propheten erst in den letzten Jahren seines Wirkens erlebt hatten, kam eine eigenartige Stimmung auf. Jene frhen Tage, in denen das Schicksal des Propheten und seiner Anhngerschaft auf des Messers Schneide stand, kannten sie nur vom Hrensagen, jene Tage, in denen Mohammed viel daranzusetzen hatte, die mit Glck, Kaltschnuzigkeit und Gerissenheit erfochtenen Siege als das Ergebnis des Eingreifens Allahs zu deuten und den Anschein zu erwecken, er, der Gesandte Allahs, habe ein Anrecht auf solchen Beistand.212 Sie kannten nur die triumphierende Bewegung, hatten erfahren, wie die Opponenten, die ÑHeuchlerì, und desgleichen die Andersglubigen, klein beigeben mu ten, sie waren im besten Mannesalter die Zeugen der Eroberungen geworden: War schon das Diesseits berauschend, so wrde das Jenseits noch gro artiger sein ñ das Jenseits gleicht dem unerme lichen Ozean, das Diesseits dem Wassertropfen, der am Zeigefinger hngenbleibt, nachdem man ihn in den Ozean hineingetaucht hat. Derartiges habe der Gesandte Allahs verhei en, berlieferte den Kufanern ein Mann, der bei Mohammeds Tod ein junger Bursche gewesen war.213 Das Schwrmen der jungen Leute, die in den Strudel der ausgreifenden Bewegung hineingezogen werden, hinterl t in der frhen Geschichte des Islams eine krftige Spur, die wir eingehend prfen werden. Unter Abd al-Malik, um 700, werden die ade zu einem Problem fr das Kalifat geworden sein; ganz unschuldig sind die Omaijaden daran nicht, denn soweit es ihnen ntzlich schien, frderten sie selber solche Experten fr das vermeintlich unanfechtbar Wahre, so etwa Ab
Huraira. Vor den Medinensern aber fhrt Abd al-Malik nun bewegte Klage: ÑAm meisten seid ihr verpflichtet, an der Grundlage festzuhalten. Aus diesem Osten strmten (inzwischen) zahlreiche ade auf uns ein, die wir nicht kannten und von denen wir nichts anerkannten au er dem, was der Rezitation der ÇLesungë (entspricht). Klammert euch daher an den Inhalt eures Kodex, um den euch der Imam scharte, dem Unrecht widerfuhr! Und erfllt die religisen Pflichten, auf die euch euer Imam einschwor, dem Unrecht widerfuhr!ì ñ Gemeint ist Umn. ñ ÑEr lie sich in allem von Zaid b. bit beraten ñ welch ein vorzglicher Ratgeber fr die Belange des Islams!ì Einvernehmlich htten beide den Umfang des Korans festgelegt und manches, das ihnen seltsam erschienen sei, ausgeschieden.214 Umn, der Nachfolger Umars und Vollender der kanonischen Fassung des Korans, ist fr den mit ihm eng verwandten Omaijaden der eigentliche Urheber;215 doch das Motiv der klaren Abgrenzung der offenbarten ÑLesungì von der ins Unberschaubare wuchernden frommen berlieferung ist auch Abd al-Malik noch einleuchtend. Die islamische Geschichtsberlieferung betrachtet Umar b. al-aÅÅb als den Kalifen, der sich mit unerbittlichem Eifer der Formierung der Ñbesten Gemeinschaftì nach Ma gabe des Korans widmete ñ und eben deshalb widerrufene Verse als strend empfinden mu te, wie im Falle der Verschrfung der Strafe fr den Weingenu deutlich werden wird. Der Kalif bemhte sich um eine regelm ige Unterweisung der Muslime in der ÑLesungì, was vereinzelten Nachrichten zu entnehmen ist. Er griff den Gedanken Ubaij b. Kabs auf, die nchtlichen Gebete im Ramadan zu einem festen Ritus umzugestalten. Im Ramadan, so glaubte man sp-
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testens, seitdem Mohammed in Medina wirkte, sei der Koran durch Allah herabgesandt worden; in jedem Ramadan gehe Mohammed zusammen mit dem Engel Gabriel den Text durch, um etwaige Fehler auszumerzen.216 Nach einer berlieferung, die von Jaj b. Abd ar-Ramn (gest. 722/3),217 einem zur Regierungszeit Umns geborenen Medinenser, und von dessen Zeitgenossen Ab Salama az-Zuhr verbrgt ist, pflegte man schon seit den Zeiten des Propheten in den Nchten des Ramadan lnger als gewhnlich in der Moschee zu bleiben, um zu Allah zu beten. Trug jemand den Koran vor, dann sammelte sich spontan hinter ihm eine kleine Schar Zuhrer, so da in ein und demselben Gebetsraum viele Gruppen nebeneinander ihre Riten verrichteten. Man bat Ubaij b. Kab, dem Wirrwarr ein Ende zu setzen, indem er allein die Rezitation bernahm. Umar kam eines Nachts hinzu und war ber diese Neuerung hchst erfreut. Er befand allerdings, da es verdienstvoll sei, die Zusatzrezitationen, die mit Elementen aus dem Gebetsritus durchsetzt waren, erst gegen Ende der Nacht abzuhalten, damit er selber im Anschlu daran die Morgenalt beginnen knne.218 Die kanonischen ad-Sammlungen dagegen verschieben die Aufmerksamkeit des Lesers, weg von Umar, hin zum Propheten. Am vorliegenden Einzelfall sei dies nur aufgezeigt; in anderem Zusammenhang wird dieser Sachverhalt genauer untersucht werden. Al-Bur beginnt sein Unterkapitel ber die Vorzge des ÑStehensì in den Ramadannchten mit einem ad, das der vorhin erwhnte Ab Salama an seinen Klangenossen Ibn äihb az-Zuhr weiterreichte. Ab Salama berichtet jedoch nicht, wie in der obigen berlieferung, in eigener Rede von der Vernderung des Ritus unter Umar; vielmehr ist hier Ab Huraira adDaus, jener junge Mann, der den Propheten bei aibar kennenlernte, davorgeschaltet, der seinerseits eine angebliche Aussage Mohammeds wiedergibt. Ab Huraira erscheint somit als der Brge, der die entscheidenden Worte, diejenigen des Gesandten Allahs, bezeugt: ÑIch hrte ihn bezglich des Ramadan sagen: ÇWer whrend (des Ramadan) nchtens steht zur Bekundung des Glaubens und um Verdienst zu erwerben, dem werden die bis dahin verbten Snden verziehen.ëì Erst hiernach kommt Ibn äihb az-Zuhr mit einer verkrzten Fassung der oben wiedergegebenen berlieferung zu Wort, freilich ohne da erwhnt wird, da der Ansto zur Umwandlung in einen geregelten Ritus von Ubaij b. Kab ausging. Stattdessen fgt al-Bur, wiederum unter Nennung Ibn äihb az-Zuhrs, jedoch auf Urwa b. az-Zubair zurckgefhrt, ein anderes ad ein,219 in dem Umar empfiehlt, die Gruppen Andchtiger sollten sich hinter Ubaij b. Kab vereinigen. Al-Bur ergnzt die Thematik mit drei weiteren berlieferungen, deren erste ñ Ibn äihb az-Zuhr ber Urwa b. az-Zubair zu iöa ñ nur mitteilt, da Mohammed im Ramadan rituell betete, gemeint ist, in den Nchten. Die zweite ñ mit der nmlichen Kette von Brgen ñ erzhlt, wie Mohammed im Ramadan des Nachts die Moschee aufsucht und sich ihm jedes Mal mehr Beter anschlie en als zuvor, so da endlich der Platz knapp wird und viele die Riten im Freien vollziehen. Daraufhin verkndet der Gesandte Allahs eines Morgens: ÑEuer Eifer in dieser Sache blieb mir nicht verborgen. Aber ich frchtete, da (die Zusatzgebete) euch als Pflicht auferlegt wer-
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Das Verbot des Weingenusses
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den knnten und ihr dafr zu schwach wret.ì Die Sache blieb unentschieden, solange Mohammed lebte; auf alle Flle mu der Eindruck erweckt werden, da die Idee vom Propheten selber stammte. Zuletzt l t al-Bur noch einmal den Gewhrsmann Ab Salama az-Zuhr auftreten; dieser berichtet wieder nicht selber, sondern will von iöa wissen, wie der Gesandte Allahs im Ramadan nchtens gebetet habe. Um elf rakat habe dieser den blichen Ritus erweitert, zuerst vier hintereinander, Ñund frage nicht, wie schn er das machte und wie lange das dauerte!ì dann wieder vier und zuletzt drei. Ob ihn nicht der Schlaf bermanne, ehe die elf vollendet seien, habe sich iöa gesorgt, aber Mohammed habe dergleichen weit von sich gewiesen: ÑMeine Augen schlafen, aber doch nicht mein Herz!ì220 At-Tarw, die Ruhepausen, nennt man diesen strapazisen Ritus der Ramadannchte, der in der Tat nicht zu den Pflichten gehrt, dessen Einhaltung jedoch dringend empfohlen wird.221 In der medinensischen Erinnerung hielt sich das Wissen davon, da die tarw unter Umar eingefhrt worden waren und da Ubaij b. Kab ein gewichtiges Wort dabei mitgesprochen hatte. Im kanonischen ad wird dieses Wissen nicht ausgelscht, sondern es wird so verpackt, da Umars Rolle fast verschwindet. Man l t Ab Huraira mehrfach auftreten; er behauptet, Mohammed habe ihm anvertraut, wieviel Jenseitslohn man gewinnen werde, sobald man die tarw-Gebete und die Rezitationen vollziehe. ber iöa wird der Gesandte Allahs selber in die Debatte eingefhrt, und dieser, in seiner schier unfa baren Gte, wei genau Bescheid, was er seinen Muslimen zumuten darf und was nicht, und Allah hat sich danach gerichtet. So luft denn alles auf den Propheten zu, ohne dessen post factum aufgefundenes Plazet eine Anordnung Umars gar nicht mehr vorstellbar ist. Eine eigenartige Mediatisierung des Wissens und des Handelns tritt ein, hervorgerufen durch den erinnerten Mohammed. Dank den Ramadangebeten steigerte Umar die Herrschaft der ÑLesungì ber Geist und Gemt der Muslime. Ihm lag aber ebenso viel daran, mit den Vorschriften, die sie enthielt, in einer Weise ernst zu machen, wie sie aus Mohammeds Tagen unbekannt war. ÑAbrogierteì Verse des Korans konnten dabei hinderlich sein. So war die Bestrafung des Genusses von Wein nicht schlssig aus der ÑLesungì herzuleiten. Denn erst in Sure 5, Vers 90 f. ringt sich Mohammed zu einem Verbot durch und begrndet es damit, da der Wein wie auch das Losspiel dem Satan dabei hlfen, Zwietracht zu sen. Vorher tadelte er nur jene, die in angetrunkenem Zustand zum rituellen Gebet erschienen; sie sollten erst wieder nchtern geworden sein, ehe sie Allah von Angesicht zu Angesicht gegenberstanden (Sure 4, 43). Den Schaden, den der Wein verursachen konnte, erachtete Mohammed fr gr er als den Nutzen, den er nicht abstritt (Sure 2, 219). Lie man die beiden lteren Verse weiter gelten, dann fand sich im Koran keine eindeutige Grundlage fr ein striktes Weinverbot; denn klipp und klar wurde es nur in der ganz spten Sure 5 ausgesprochen. Umar ging allerdings noch weiter: Er ordnete das Weintrinken, das in seiner Zeit weithin im Schwange war, den Delikten zu, die die Souvernitt Allahs antasten ñ Ehebruch, Diebstahl, Verleumdung, Aufrhrerei ñ und bestimmte als Strafma achtzig Stockhiebe. In Mo-
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hammeds Zeit hatte man auf die Ertappten mit Stcken, Sandalen und mit dem, was man sonst zur Hand hatte, eingeprgelt und deren Tod in Kauf genommen. Da Umar einen zwar nicht minder grausamen, aber immerhin geregelten Strafvollzug einfhrte, der sich nicht mit Mohammed in Verbindung bringen lie , ist noch hinter der Entscheidung Al b. ab Älibs zu erahnen, den Angehrigen der so zu Tode Gekommenen ein Wergeld zu zahlen; die Hinterbliebenen von Delinquenten, die eines anderen Versto es gegen Allah berfhrt worden waren, gingen demgegenber leer aus.222 Um das Weinverbot nicht nur in Medina durchzusetzen, sondern berall in den Lndern, die in der Regierungszeit Umars unterworfen wurden, scheute der Kalif keine Konflikte, selbst nicht mit den von ihm ernannten Statthaltern, und auch nicht, wenn er mit ihnen verschwgert war. Qudma, der Bruder des zum asketischen anfentum neigenden Umn b. Ma n, amtierte in Bahrain; er war mit Umars Schwester
afja223 verheiratet. Ein gewisser al-r d,224 ein Anfhrer der in Bahrain ansssigen Ban Abd Qais, schwrzte Qudma bei seinem Schwager an: Der Statthalter sei einmal betrunken gewesen, und er, al-r d, sehe es als seine Pflicht an, dieses Fehlverhalten zu melden. Ab Huraira, der sich ebenfalls in Bahrain aufgehalten hatte, wurde als Zeuge vernommen. Er zog sich darauf zurck, da er nicht gesehen habe, wie Qudma getrunken habe, allerdings besttigen knne, da jener berauscht gewesen sei und sich habe bergeben mssen. Durch Umar mit den Vorwrfen konfrontiert, berief sich Qudma auf Sure 5, Vers 93: Denen, die glauben und fromme Werke tun, werde nichts von der Nahrung, die sie zu sich nhmen, als Snde angerechnet. Das sei richtig, entgegnete der Kalif, aber alles sei unter den Vorbehalt der Gottesfurcht gestellt, und wer Allah frchte, der genie e nicht, was Allah untersagt habe. Die Strafe wurde vollstreckt, ungeachtet der Mglichkeit, da Qudma sie nicht berleben wrde. Es sei besser, er begegne Allah unter den Peitschenhieben denn als ein Delinquent, fr dessen Verschonung Umar verantwortlich sei. Die Affre erregte Aufsehen, da sie Zge einer Intrige trug. Die Verfehlung Qudmas soll auf einem Feldzug vorgefallen sein; von den Strapazen ausgelaugt, habe eine kleine Schar, darunter der Statthalter, in einem verlassenen Haus Lebensmittel und Wein entdeckt und sich daran gtlich getan.225 Auch bei den anderen Delikten, die mit den koranischen Strafen bedroht sind, kannte Umar kein Pardon. Eine Negerin, die man der Hurerei bezichtigte, wurde ausgepeitscht und fr ein Jahr aus Medina verbannt.226 Die Quellen zeichnen ihn als einen Kalifen, der auch in anderer Hinsicht mit Hrte die Vorschriften des Korans anzuwenden und hierfr feste Regeln durchzusetzen trachtete. Die Hhe des Wergeldes, dessen die Gewalt zgelnde Wirkung Mohammed den ÑHelfernì eindringlich ins Gedchtnis gerufen hatte,227 mu te verbindlich festgelegt werden. Ein erschlagener freier Mann war zu Lebzeiten Mohammeds einhundert Kamele wert, wobei man einen durchschnittlichen Preis von vierzig Silberdirhem fr ein Tier annahm. Die Rinderzchter hatten zweihundert Khe, die Kleinviehhirten zweitausend Schafe, die Weber einhundert vollstndige Bekleidungen (arab.: Sg. al-ulla)228 abzuliefern; wer die Bar-
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Bestimmungen zum Familienrecht
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zahlung vorzog, der war zweihundert Golddinare229 schuldig. Die weiten Kriegszge hatten das Preisgefge zerrttet; die Nachfrage nach Kamelen war au erordentlich gestiegen. Dem trug Umar Rechnung, indem er den Gegenwert des in Kamelen aufzubringenden Wergeldes auf zehntausend, nach anderen Quellen sogar auf zwlftausend Silberdirhem anhob, denen er einen Wert von eintausend Golddinaren zuordnete. Die Weber, die Rinderzchter und Kleinviehhirten blieben von diesen Verschiebungen unberhrt.230 Ein weiterer Bereich, fr den Mohammed zwar Grundzge vorgegeben, aber keine Einzelbestimmungen erlassen hatte, die den sich berstrzenden Vernderungen htten gengen knnen, waren die ehehnlichen Beziehungen. Dem Gesandten Allahs hatte, wie errtert,231 eine Gesellschaft vorgeschwebt, deren Glieder durch ihre Position in einem patrilinearen genealogischen System eindeutig zu benennen sein sollten. Umar hatte sich diese berzeugung zueigen gemacht, wobei er den praktischen Nutzen betonte. Den Streit der Kenner ber die Namen der Nachfahren Ismaels und ber die Zahl der Zwischenglieder, die zwischen den Zeitgenossen und dem Vater der Nordaraber anzusetzen waren, verachtete er als brotlose Kunst. ÑUnser Vater, an dem nicht zu zweifeln ist, das ist Abraham.ì In der ÑLesungì selber ist kein Aufschlu darber zu finden, wieviele Geschlechter man von den d oder den am d entfernt ist. Doch solle jeder seine Abstammung so weit kennen, da er jene Verwandten namhaft machen kann, die ntigenfalls auf seine Hilfe Anspruch haben, und da er Erbfragen zu klren vermag. Auch die Sternkunde, meint Umar, betreibt man nicht um ihrer selbst willen, sondern um die Tages- und Nachtzeit zu ermitteln, sich in fremden Regionen zu orientieren und aus den Mondstationen den Kalender herzuleiten.232 Zahlreiche gefangene Frauen aus fremden Vlkern gelangten whrend der Kriege in den Besitz der siegreichen Muslime. Der Geschlechtsverkehr mit diesen Sklavinnen war den Muslimen erlaubt, daran zweifelte niemand. Aber hatte ein Sohn, der von einer solchen Sklavin geboren worden war, ein Anrecht auf eine Dotation? Der Kalif verneinte das, als ihm diese Frage vorgelegt wurde. ÑDer Sohn ist ein Sklaveì, belehrte er den Bittenden. Dieser zog aus der Antwort eine naheliegende Schlu folgerung und bot Mutter wie Sohn, die unntige Kosten verursachten, auf dem Markt zum Verkauf an. Umar konnte dem gerade noch zuvorkommen und untersagte es, eine Sklavin zu veru ern, die ihrem Herrn einen Sohn geboren hatte (arab.: umm walad). ÑDenn wenn ihr dergleichen tut, dann knnte es geschehen, da jemand, ohne es zu wissen, eine Frau heiratet, mit der er so eng verwandt ist, da sich eine Ehe verbietet.ì233 Dem Eigentumsrecht nach solle man die betreffenden Sklavinnen in den Anteil einrechnen, den ihr Sohn an der Hinterlassenschaft des Vaters zu beanspruchen habe. Das fhrte freilich dazu, da die Halbbrder behaupten konnten, indem der Sohn seine Mutter erbe, seien alle seine Anrechte auf die Hinterlassenschaft des Vaters abgegolten. Eine solche Lsung befriedigte Umar ebenso wenig, und daher verfgte er, da eine Sklavin, die ihrem Eigentmer einen Sohn gebar, im Augenblick des Todes des Erzeugers den Status einer Freien erlangt.234 Die Zeitehe (arab.: al-muta) gefhrdete ebenfalls die Eindeutigkeit der Genealogie.
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Mehrere Flle sind berliefert, in denen Umar geradezu entsetzt diese Form des ñ befristeten ñ Zusammenlebens von Mann und Frau ablehnt. Anscheinend wurden solche der Prostitution nicht unhnlichen Beziehungen damals weithin als unanst ig empfunden; unter Mohammed und Ab Bakr sollen sie gang und gbe gewesen sein, und laut den Berichten wurde Umar auf die Sache nur deshalb aufmerksam, weil aus mehreren Zeitehen Kinder hervorgegangen waren und die Mnner sich dem Unterhalt entziehen wollten. In den geschilderten Fllen handelten die Mutter und die Schwester einer knftigen Gattin auf Zeit die Konditionen aus; daher war die muta-Ehe vielleicht die letzte Bastion weiblicher Selbstbestimmung in der kompromi los auf die Macht des Mannes pochenden Ñbesten Gemeinschaftì. In dieser jedenfalls, und das betonte der Kalif, traut man nur einem mnnlichen Vormund der Braut und mnnlichen Zeugen den ordnungsgem en Abschlu eines Ehevertrags zu.235 Umar lehnte das im Entstehen begriffene ad als eine ma gebliche Grundlage seiner Entscheidungen klipp und klar ab. Was er verfgte, rechtfertigte er allenfalls mit dem Hinweis auf ein bergeordnetes Ziel, etwa die Durchschaubarkeit der Verwandtschaftsverhltnisse. Um sich diesem Ziel zu nhern, war er bereit, einmal getroffene Entscheidungen zu berprfen und, wenn ntig, zu verndern, wie am Beispiel der Sklavin gezeigt wurde, die ihrem Herrn einen Sohn gebar. Da Umar allein den Koran gelten lie , vermochte er seinen Anordnungen natrlich nicht unter Berufung auf ein ihm eigenes Charisma Nachdruck zu verleihen. Es kamen jedoch berlieferungen auf, die diesem Mangel abhelfen sollten; ob sie von Umar selber in Umlauf gesetzt worden sind, bleibt unklar. In den kurzen Texten wird davon erzhlt, da der knftige Kalif schon zu Mohammeds Lebzeiten spontan Ansichten geu ert habe, die mit danach ergangenen Offenbarungen bereingestimmt htten. Einer seiner Shne, vermutlich Abdallh, versicherte: ÑNiemals sandte Allah eine Angelegenheit herab, so da man dazu seine Meinung u erte, und auch Umar die seinige, ohne da die ÇLesungë entsprechend der Meinung Umars herabgesandt worden wre.ì236 Der Sohn nannte drei Gegenstnde, bei denen die bereinstimmung des Vaters mit Allah hervorgetreten sei: der ÑStandplatz Abrahamsì an der Kaaba, der Vorhang, der die Frauen Mohammeds den Blicken fremder Mnner entzog, und die Kriegsgefangenen, die man bei Badr genommen hatte. Umar hatte Mohammed darauf aufmerksam gemacht, da man den ÑStandplatz unseres Vaters Abrahamì zu einem Ort des Gebets erklren sollte, und in Sure 2, Vers 215, in der Mohammed das mekkanische Heiligtum zum religisen Mittelpunkt auch der ausgewanderten und der medinensischen Muslime erhebt, hei t es: ÑEinstmals erwhlten wir das Haus zu einem Ort der Umkehr (zu Allah), zu einem sicheren Platz (und befahlen): ÇNutzt den Standplatz Abrahams fr das rituelle Gebet!ë (Au erdem) trugen wir Abraham und Ismael auf: ÇReinigt mein Haus fr die, die es umkreisen, dort die spirituelle Gegenwart suchen, sich im Gebet beugen und niederwerfen!ëì ñ Umar beobachtete, da es nicht verborgen blieb, wenn die Frauen des Propheten nachts zu einem bestimmten Gelnde eilten. ÑIch konnte dich erkennen!ì rief Umar der hochaufge-
Die Entscheidungsbefugnis des Kalifen und ihre nachtr gliche Rechtfertigung
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schossenen Sauda bt. Zama zu und hoffte dabei, da eine Offenbarung herabkommen werde, die dem einen Riegel vorschiebe. Auch sprach er den Gesandten Allahs darauf an: ÑWie wre es, wenn sich deine Frauen hinter einen Vorhang237 begben, unterhalten sie sich doch mit Frommen wie auch mit Frevlern?ì Endlich wurde Mohammed Sure 33, Vers 53 eingegeben: Ohne zum Essen eingeladen zu sein, drfe niemand in die Wohnungen des Propheten eindringen; nur nach ausdrcklicher Aufforderung drfe man eintreten, keinesfalls solle man vor der Zeit kommen und an der Tr herumlungern; man erscheine im passenden Augenblick, speise mit Mohammed, empfehle sich alsbald und falle ihm nie durch endloses Geschwtz auf die Nerven! Allah nenne die Unhflichkeiten unverblmt. ÑUnd wenn ihr die (Ehefrauen Mohammeds) um etwas bittet, dann hinter einem Vorhang. Das bewahrt ihr und euer Herz am ehesten in Lauterkeit!ì Im brigen drfe niemand nach Mohammeds Tod mit einer jener Frauen eine Ehe eingehen. ñ Whrend Ab Bakr den Propheten drngte, die bei Badr gefangengenommenen Mekkaner am Leben zu lassen und Lsegeld auszuhandeln, verlangte Umar, man mge sie tten, da sie doch die Botschaft des Korans fr eine Lge erklrt und den Verknder verjagt htten. Mohammed neigte trotz allem zu Ab Bakrs Ansicht, doch am Tag nach dem Streit traf Umar beide weinend an. Sie hatten die Jenseitsstrafe geschaut, der jene Muslime ausgesetzt sein wrden, die ihre Gefangenen gegen ein Lsegeld freigelassen hatten. Allah hatte die Verse 67 bis 69 von Sure 8 herabgesandt: ÑKein Prophet darf Kriegsgefangene haben, ehe er (alle) Feinde im Lande unschdlich gemacht hat!ì Wer sich seine Gefangenen hat abkaufen lassen, hat ob solch eines Strebens nach irdischen Gtern eine furchtbare Hllenpein zu gewrtigen; anders steht es mit der Kriegsbeute, deren Nutzung ganz unbedenklich ist.238 Neben diesen drei von einem Sohn Umars verbrgten Ñbereinstimmungenì kennt die Literatur weitere, darunter das schon erwhnte Verbot des Weingenusses. Umar soll es gewesen sein, der Allah um eine Erluterung des angemessenen Umgangs mit dem gefhrlichen Getrnk gebeten haben soll. Daraufhin sei zunchst Sure 2, Vers 219 herabgesandt worden, wo lediglich die Sndhaftigkeit des Genusses hher als ein mglicher Nutzen eingeschtzt wird. Da Umar eine strengere, die Askese unterstreichende Auslegung der Ñanfischenì Religion befrwortet, erinnert uns an Mohammeds Auseinandersetzung mit Umn b. Ma n. Dieser hatte von sich aus dem Wein abgeschworen, und zwar aus ebendem Grund, der Mohammed zu der Mahnung in Sure 4, Vers 43 bewegt, man mge nie mit berauschtem Kopf die Riten vollziehen: Der Wein beeintrchtigt die Ttigkeit des Verstandes,239 der doch dem Menschen nahelegt, sich dem Schpfer zuzuwenden. Mohammed war aber davon berzeugt gewesen, mit dem Ñgro zgigen anfentumì leichter Erfolge zu erzielen. Wie Umar zhlte Umn b. Ma n zu jenen Auswanderern, die sich mit den Ausiten, genauer, mit den Ban Abd alAöhal, verbanden; deren Angehriger Ab l-Haiam b. at-Taijihn wurde Umns ÑBruderì.240 Umars Verschwgerung mit Umn b. Ma n wurde bereits erwhnt. ber das Verhltnis des spteren Kalifen zum inzwischen verstorbenen Umn erzhlte man sich, wie eng es gewesen
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sei; man berichtete allerdings auch von der Enttuschung Umars ber den natrlichen Tod des Schwagers, dem es nicht vergnnt gewesen war, das Leben Ñauf dem Pfade Allahsì zu verlieren. Als aber Mohammed und dann auch Ab Bakr keinen Heldentod starben, habe Umn b. Ma n im Herzen Umars wieder den frheren Rang eingenommen.241 Die strikte Handhabung des in den letzten Lebensmonaten Mohammeds in bereinstimmung mit Umars Bestrebungen herabgesandten Weinverbots ist demnach im Zusammenhang mit der Nhe des Kalifen zu einem anspruchsvollen anfentum zu erwgen. Eine Reihe weiterer Koranverse sollen durch Umar herbeigewnscht bzw. vorausgeahnt worden sein. Als Abdallh b. Ubaij, der gegen den Propheten so kritisch eingestellte azraite, zu Grabe getragen wurde, sprach Mohammed trotz allem ein Totengebet, was Umar als unangebracht tadelte. Bald danach wurden zwei Verse offenbart, die in Sure 9 stehen (Vers 80 und 84) und dem Propheten untersagen, fr jene, die sich ber den Eifer mancher Glubigen lustig machten, Allah um Verzeihung zu bitten oder fr sie den Gebetsritus auszufhren. ñ An einem hei en Tag hielt Umar, leicht bekleidet, seine Mittagsruhe. Ein Junge betrat sein Haus, ohne um Erlaubnis gefragt zu haben, und erblickte Umar in jenem Aufzug, was diesem u erst peinlich war. Sure 24, Vers 58 befiehlt den Sklaven und den noch nicht zeugungsfhigen Knaben, zu drei Zeitpunkten des Tages unbedingt die Erlaubnis zum Eintreten abzuwarten: vor dem Frhgebet; mittags, wenn man sich der Kleidung entledigt hat; nach dem Abendgebet. ñ Andere, ganz belanglose Koranstellen hat man ebenfalls als Belege fr Umars Voraussicht geltend gemacht, ohne da deutlich wre, weshalb. ñ Als man in Medina sich regelm ig zum gemeinschaftlichen Gebet zu versammeln begann, kam die Frage auf, wie man die Gemeindemitglieder herbeiholen solle. Die Ratsche der Christen hielt man fr ungeeignet; Umar dachte sich, man mge bestimmte Worte ausrufen lassen. Als Mohammed in diesem Sinne entschied, beteuerte Umar, er habe genau diesen Plan gehabt.242 Der gr te Teil dieser berlieferungen wurde unter Umars Nachfahren weitererzhlt und hat in die spteren Schriften ber seine Ruhmestitel (arab.: Pl. al-manqib) Eingang gefunden.243 Inwieweit sie schon whrend seines Kalifats in Umlauf waren, wissen wir nicht. Was sich aber in ihnen ausdrckt, ist das Spiegelbild seiner Ablehnung des aufkommenden ad, mithin der Inanspruchnahme der Autoritt des Propheten ber dessen Tod hinaus. Diesem Brauch ñ in Umars Augen war es eine Unsitte ñ setzte er die singulre Beschaffenheit der ÑLesungì entgegen. Klar von allen brigen Textgattungen unterschieden, war sie das einzige, was Autoritt beanspruchen durfte. In den Riten unentwegt vergegenwrtigt, sollte sie im Daseinsvollzug des Muslims die unanfechtbare Richtschnur werden und die berzeugung aller Mitglieder der Ñbesten Gemeinschaftì festigen, da allein die Unterwerfung unter die Ideale der Bewegung, die in der ÑLesungì eindringlich und in vielfacher Wiederholung beschrieben werden, den Gewinn eines glckhaften Jenseits ermglicht ñ welches im Diesseits dank der islamischen Gerechtigkeit vorweggenommen wird, wenn auch nur als ein Abglanz. Was die Idee des Verdienstes um den Islam zum Inhalt hat, ist im Zuge der Schaffung der
Die Grundlagen der Ñbesten Gemeinschaftì: Zusammenfassung
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Der Symbolcharakter der Hedschrazeitrechnung
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Dotationsregister sichtbar geworden. Die Hedschra, d.i. die Einfgung der eigenen Person in die Reihen der muhid n, ist der sinnvollste und ertragreichste Schritt, den ein Mann tun kann. Eines natrlichen Todes zu sterben wie Umn b. Ma n, wie Mohammed und Ab Bakr, stellt in dieser religis-gesellschaftlichen Weltsicht eine fast schon irritierende Abweichung von den Idealen der Bewegung dar, zumindest wenn ein solcher Tod jemanden trifft, dem im Paradies die allerhchsten Rnge vorherbestimmt sein sollen. Im Wandel der Haltung Umars zum friedlichen Sterben Umn b. Ma ns wird eine Ahnung von der Begrenztheit der Bewegung sprbar, von einer Begrenztheit durch das individuelle Lebensschicksal, der, wie wir sehen werden, das Streben des Kalifen nach einer erdrumlichen Begrenzung entspricht. Indessen bleiben wir noch bei der zuerst im Schicksal Umn b. Ma ns zutage getretenen Unmglichkeit, den z.B. in Sure 9, Vers 111 formulierten Verdienstgedanken in seiner koranischen Radikalitt durchzuhalten. Da Umar selber gegen ihn verstie , indem er das erarbeitete Ansehen der frhen muhir n auch deren Shnen zukommen lie , und zwar in klingender Mnze, bezeugt, da man auch in der Ñbesten Gemeinschaftì nicht nur nach der individuellen Leistung beurteilt wird. Eine Gefahr fr seine Grundstze witterte der Kalif jedoch anderswo, wenn sie auch prinzipiell die gleiche war, die ihn zu der erwhnten Unregelm igkeit verfhrt hatte: Es war die Meinung einiger Mitglieder der ÑProphetenfamilieì, wenn Allah eine bestimmte Sippe, nmlich die ihrige, mit der Prophetenschaft begnadet habe, dann knne er doch unmglich wollen, da die ÑNachfolgeschaftì in andere Hnde bergehe.244 Dies alles wird, wie die Quellen andeuten, mit der Frage nach der Hhe der Dotationen verquickt; bei deren Bemessung wurde der aus der vorislamischen Zeit ererbte Rang in den Augen derjenigen, die auf ihn pochen konnten, nicht ausreichend gewrdigt. Es kam hinzu, da angesichts der ungebremst wachsenden Ansprche die verfgbaren Mittel knapp wurden: Die Begnstigten erwarben Kebsweiber und Diener als sichtbare Zeichen ihres neuen Prestiges und forderten entsprechenden Unterhalt, was Umar ablehnte. Das muslimische Gemeinwesen verglich er mit zwei Schiffen in der tosenden See ñ nicht mit einem! ñ und wenn die Passagiere es wnschten, knnten sie je einen Kapitn whlen und ihm folgen oder ihn tten, sofern er ihnen nicht zu Gefallen sei, ihn tten, nicht ihn absetzen, denn das Tten wre die abschreckendste Mahnung fr den Nachfolger. Hten mge man sich vor dem jungen Quraiöiten ñ Al b. ab Älib ñ, der Ñnur schlafen kann, wenn er Beifall bekommen hat, der lacht, wenn (der Kalif) zrnt, und der sich mit den Hhergestellten ebenso anlegt wie mit denen unter ihmì. Scharf kritisierte Umar zudem die besorgniserregende Grppchenbildung unter den Quraiöiten und machte aus seinem berdru an der Herrschaft keinen Hehl.245 Je zielstrebiger er, auch unter Einsatz der eigenen Person, an der Nutzung der Bewegung im Interesse einer durch und durch islamischen Gesellschaft arbeitete, desto hartnckiger erwies sich der im berkommenen verankerte Widerstand, der es freilich lernte, sich in einen islamischen Mantel zu hllen. Unter seinem Nachfolger wird der Konflikt an die Oberflche treten; die erdrckende Mehrheit der Muslime wird sich
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in Bahnen drngen lassen, die zur fiktiven Gestalt des Propheten als eines allwissenden Entscheiders smtlicher denkbaren Fragen und eines unentwegt sorgenden Heilsvermittlers hinfhren. Umar selber verantwortet demgegenber die Ma nahme, die dieser Entwicklung das strkste Hindernis in den Weg stellte. Ob ihm dies bewu t war, bleibt offen, aber man mu die Inkraftsetzung einer mit der Hedschra beginnenden Zeitrechnung vor dem Hintergrund der in der Ñbesten Gemeinschaftì aufkommenden Spannungen betrachten. Es wird dann deutlich, da diese Neuerung nicht blo eine Ma nahme zur Erleichterung der Verwaltung war, sondern ein Schritt von kaum zu berschtzendem politischen Gewicht. Die Fakten, in denen die Quellen durchweg bereinstimmen, sind schnell erzhlt. Umars kufischer Statthalter Ab M s al-Aöar mu te, nachdem er ein Schreiben des Kalifen erhalten hatte, zurckfragen, auf welches Jahr sich die Anordnung beziehe, und schlug vor, sich auf eine Zhlung der Jahre zu einigen. Es wurden mehrere Mglichkeiten in die Debatte geworfen. Die seleukidische ra, nach der sich die Byzantiner richteten und die in Arabien bekannt war,246 erschien ungeeignet, weil sie bereits hohe Zahlen erreicht hatte. Auch die sasanidische Zeitrechnung, die in Herrscherjahren erfolgte, verwarf man, weil sie zu oft neu einsetzte; man hatte sie in Arabien, soweit es sasanidischem Einflu unterlag, verwendet, so auch in Mekka, dessen fhrende Familien sich in Mohammeds Jugend ñ im Gegensatz zu den Ban Abd al-MuÅÅalib ñ nach Nordosten orientiert hatten.247 Wenn es eine eigene Zeitrechnung sein sollte, dann bot es sich an, mit dem historischen Augenblick einzusetzen, an dem die koranische Botschaft, deren einmaligen Charakter Umar so nachdrcklich betonte, zum Fundament der Ñbesten Gemeinschaftì gemacht worden war. Das Jahr der Geburt Mohammeds kam unter dieser Voraussetzung nicht in Betracht, und auch die Berufung zum Propheten nicht, deren Zeitpunkt man, wie gezeigt,248 nicht mit hinreichender Genauigkeit kannte. Zweifelsfrei stand aber das Datum fest, an dem Mohammed aus Mekka vertrieben worden und an dem er in Medina eingetroffen war. In aö-äam begann das Kalenderjahr mit dem Eintritt des Herbstes; und auch im alten Arabien hatte man es so gehalten.249 Eine am Sonnenlauf ausgerichtete Datierung war im Islam nicht mehr mglich, und so wurde der Ramadan als der erste Monat des muslimischen Jahres ins Gesprch gebracht, was der herausragenden Geltung der ÑLesungì am ehesten gerecht geworden wre. Der Ramadan war aber zu weit von dem tatschlichen Datum der Hedschra Mohammeds, dem 12. Rab al-auwal, entfernt, so da man schlie lich den 1. Muarram zum ersten Tag des muslimischen Kalenders whlte. Die Pilgerriten, der religise Hhepunkt eines muslimischen Jahres, seien dann gerade zu Ende, das neue knne beginnen.250 Indem Umars Zeitrechnung zweieinhalb Monate vor Mohammeds Eintreffen in Medina einsetzt, wird sie ein wenig von dessen Person abgelst und umgreift auch die Auswanderer, die schon vor ihm dorthin kamen ñ die Hedschra wird zu einem Ereignis der reinen sbiqa, und auch Mohammeds Weggang aus Mekka, von ihm selber stets als Vertreibung gesehen,251 wird nun eine Hedschra: Er ist jetzt einer der Ñfrhen Auswandererì, der herausragende unter ihnen vielleicht, doch sind sie nach seinem Tod die berechtigten Erben.
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VI. Die Hedschra
Im fnften Jahr seines Kalifats, im Jahre 16 (begann am 2. Februar 637) fhrte Umar diese Zeitrechnung ein. Er war sich darber im klaren, da er damit der noch kurzen Geschichte des muslimischen Gemeinwesens eine ganz bestimmte Auslegung berstlpte. Der Augenblick der Auswanderung, stellte er fest, zog eine Trennungslinie zwischen Wahrheit und Lge. Abraham, der Urtyp des anfen, ist zugleich der Urtyp des Auswanderers: Er flchtete aus seinem Heimatland, in dem der Tyrann Nimrod herrschte, und Ñwanderte zu Allah ausì.252 Die Einfhrung der Hedschrazeitrechnung ist somit als die Vollendung der Einfgung des Lebenswerkes Mohammeds in das anfentum zu deuten, die Herkunft und die Stellung des Propheten in der vorislamischen mekkanischen Gesellschaft b en hierdurch ihre Geltung ein. Es verwundert nicht, da sich Al b. ab Älib eine ganz andere Interpretation der Hedschra zurechtlegte: Mit der Hedschra verlie der Prophet das Herrschaftsgebiet der Vielgtterei.253 Dieser Satz meint etwas ganz anderes als die Worte Umars. Al schaut auf den ganzen Lebenslauf Mohammeds; dieser bleibt die Verklammerung dessen, was vor der Hedschra war, mit dem, was danach kam. Die Schlacht bei Badr kann, und hierin wei er sich mit den fhrenden Klanen der Quraiöiten einig, in die von Abd al-MuÅÅalib ausgelsten Zerwrfnisse eingeordnet werden.254 Sondert die Hedschra hingegen Wahrheit und Lge voneinander, dann ist alles, was davor war, nichtig, und der Schritt ber die Trennlinie ist fr den Propheten und die Auswanderer, die ihn seinerzeit vollzogen, der gleiche. Der Gesandte Allahs ist in dieser Hinsicht nur ein Primus inter pares, und sein Primat liegt allein in dem mit seinem Tod zu Ende gegangenen Empfang der ÑLesungì begrndet. Das alte Mekka mit seiner Rangordnung der quraiöitischen Sippen ist ein Teil jener versunkenen Lge geworden ñ Wahrheit ist allein die Ñbeste Gemeinschaftì mit ihren ganz anderen Ordnungsprinzipien. Abd ar-Ramn b. Auf brachte unmi verstndlich zum Ausdruck, was den alten Auswanderern ihr Weggang aus Mekka bedeutete: Wenn er danach einmal in Mekka weilte, betrat er nie sein Haus, in dem er bis zur Hedschra gewohnt hatte ñ eben weil er von dort aus die Hedschra unternommen hatte.255
5. Grenzen der Bewegung? Umars Reisen
Das Kalifat Umar b. al-aÅÅbs erffnete ungeahnte Ausblicke in den Raum, der Arabien im Westen, Norden und Osten umschlie t: Bislang von berlegenen Gro mchten bewacht und schwerlich gegen deren Willen dem Zugriff der Araber frei ñ denken wir nur an den vergeblichen Versuch Mohammeds, von Mekka in die Grenzregion des sasanidischen Reiches auszuweichen ñ, waren jetzt dank unvorhersehbaren politischen Umstnden die Wchter dort unaufmerksam, wenn nicht gar handlungsunfhig geworden. Die muslimische Bewegung aber war in ihre strmischste Phase eingetreten. Die inneren Verwerfungen, die sich unter Umar, wie dargelegt, klarer abzuzeichnen begannen, nachdem sie bereits zu Mohammeds Lebzeiten sprbar geworden waren, konnten durch die enormen Vermgenswerte, die zu verteilen waren, durch die Schaf-
5. Grenzen der Bewegung?
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fung einer islamischen Gerechtigkeit und durch die Steigerung des religis-ideologischen Propagandadrucks vorerst blockiert werden. Der Kalif betrachtete die Dotationen als ein Mittel zur Festigung seiner Herrschaft, die noch ganz wesentlich von der Gegenwart seiner Person an den Brennpunkten des Geschehens abhing und in dieser Hinsicht die im Medina des Propheten eingespielten Verhltnisse fortsetzte. Darauf weisen nicht nur die Besuche in den uzitischen Gebieten westlich von Medina hin und das zitierte geflgelte Wort, wonach selbst ein Hirte in Sanaa erwarten drfe, da der Kalif ihm den Anteil am ÑVermgen Allahsì bringe. Insgesamt viermal nahm Umar den beschwerlichen Weg nach aö-äam auf sich, wo die muhid n sich damals festsetzten und die Byzantiner bis an den Sdsaum des Taurus zurckdrngten. Zweimal betrat der Kalif im Jahre 16 (begann am 2. Februar 637) den Boden von aö-äam, zweimal brach er im folgenden Jahr von Medina aus dorthin auf, zunchst ohne ans Ziel zu gelangen, da die Seuche, die im Lande wtete, ein Festhalten am Reiseplan nicht ratsam erscheinen lie .256 Das Dotationsregister wurde erst nach diesen Unternehmungen aufgestellt. Doch ging es schon bei der ersten Reise um Vermgensfragen. Die Berichte sind leider etwas knapp, so da man nicht mit Sicherheit erkennen kann, was im Jahre 16 zur Debatte stand. Umar sei nach al-bija bei Damaskus gekommen, um das eroberte Land bzw. dessen veranschlagte Ertrge unter die Muslime zu verteilen; denn da es mit Gewalt (arab.: anwat†) und nicht auf Grund einer Unterwerfungsvereinbarung in Besitz genommen worden sei, htten die ursprnglichen Eigentmer jeden Rechtstitel verloren. Mu b. abal, ein Prophetengenosse, der bereits fr Mohammed ttig gewesen war und nun Umar begleitete, soll dem Kalifen dringend von seinem Vorhaben abgeraten haben. Es werde nach der Landverteilung etwas sehr Unerwnschtes eintreten: Da die Zahl der neuen Eigentmer sich wegen der Verluste an Menschenleben ñ gemeint ist wahrscheinlich, in den fortwhrenden Kriegen ñ verringern werde, befinde sich zuletzt alles in der Hand eines einzigen, und sollten weitere Leute nach aö-äam kommen, m ten sie leer ausgehen und wrden Ñaus dem Islam ausgesperrtì. Der Kalif mge eine Lsung anstreben, die Ñden ersten wie den letztenì befriedige.257 Diese berlieferung deutet an, da das Dotationsregister aus Erwgungen hervorgegangen ist, wie man die von den muhid n getragene Bewegung aufrechterhalten knne; sie drfe nicht wegen des Eigentums am eroberten Land und der daran geknpften ortsgebundenen Interessen allmhlich abgebremst werden, und es wre unklug, sich einen Zwist zwischen Ñdem ersten und dem letztenì einzuhandeln. Die erste, abgebrochene Reise des Jahres 17 ist in einen hnlichen Zusammenhang zu setzen. Viele ñ wohl bereits muslimische ñ Landeigentmer waren an der Seuche gestorben, Erben konnten nicht ausfindig gemacht werden. Im umd l- l (begann am 21. Mai 638) entschlo sich der Kalif, ins heimgesuchte Gebiet vorzusto en und die Hinterlassenschaften, fr die nach islamischem Recht kein Erbe zu ermitteln war, in seiner Eigenschaft als Oberhaupt der Ñbesten Gemeinschaftì anderen Personen zu bereignen. Geplant war womglich eine Rundreise durch alle Regionen im Norden der Halbinsel, in denen sich die Eroberer in
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Anzeichen f r das Erlahmen der Dschihadbewegung
VI. Die Hedschra
jenen Jahren festsetzten. Es wird nmlich behauptet, Umar habe sich zuerst nach Kufa begeben wollen, sei hiervon aber abgebracht worden, weil man ihm weisgemacht habe, jenes Heerlager im Osten sei der Ort, an dem sich neun Zehntel des Bsen, das Allah geschaffen habe, zusammenballten. In der Historiographie bietet diese Verunglimpfung die Gelegenheit, Al b. ab Älib das Wort zu erteilen, damit er fr seinen knftigen Regierungssitz eine Lanze breche: Kufa sei die Kuppel des Islams, ein Lager, dessen Bewohner nach ihrer ersten Hedschra noch eine zweite vollzogen htten. Dies ist ein Geplnkel, erdichtet im Wissen von dem, was zwanzig Jahre spter geschah. Die Bemerkung, die Umar aus Anla seiner dritten, gescheiterten Reise nach aö-äam gemacht haben soll, hat mit solchen Znkereien nichts zu tun, offenbart aber ein Amtsverstndnis, das in die vorhin markierte Richtung deutet: ÑDie Erbteile der Leute in aö-äam sind verlorengegangen. Dort fange ich (mit meiner Rundreise?) an. Ich verteile (die Hinterlassenschaften aufs neue) und verrichte fr die (Muslime), was mir vorschwebt.258 Dann kehre ich (nach Medina) zurck, ziehe durch die Lande und erffne den Bewohnern meinen Befehl.ì259 Erinnert sei daran, da Umar auch die Anteile einzog, die verdiente, aber inzwischen verstorbene Genossen Mohammeds an den Ertrgen von aibar gehalten hatten.260 Der Raum, in dem sich die Bewegung einrichtet und alles nach ihren Gesetzen regelt, kann nicht von einem Punkt aus beherrscht werden. Die islamische Gerechtigkeit verlangt die Gegenwart des ÑNachfolgersì oder ÑStellvertreters des Gesandten Allahsì. So wie nur Mohammed bindende Entscheidungen hatte treffen knnen, so sollte auch dem Kalifen das letzte Wort vorbehalten bleiben. Daher finden wir in seinen Ma nahmen einerseits den Versuch, der Bewegung Dauer zu verleihen, wozu vornehmlich das Dotationsregister taugte, da es auf dem Prinzip der kmpferischen Leistung fr den Islam aufbaut, dadurch immer weiter zu ihr anregt und mit der Beschneidung des Bodeneigentums die Bindung der muhid n an ein bestimmtes Stck Erde verhindert. Andererseits liegt der Nachteil dieser sehr stark auf die persnliche Loyalitt zwischen dem Kalifen und jedem einzelnen Muslim setzenden Machtausbung in der Unmglichkeit, sie in einem sich ausdehnenden Territorium aufrechtzuerhalten. Die Bewegung geht an ihrem Erfolg zugrunde. Am Ende des Kalifats Umars vermerken die Quellen untrgliche Zeichen hierfr. So erreichte den Kalifen eines Tages das Ersuchen seines basrischen Statthalters, man mge zur Ernhrung dieses Militrbezirks Lndereien heranziehen, die den Kufanern unterstanden. Die Zahl der muhid n, die herbeistrmten, sei so stark angewachsen, da die den Basrensern zuflie enden Ertragssteuern nicht mehr ausreichten. Anders als aö-äam lockte der fruchtbare Irak Kriegswillige in Scharen an. Die Kufaner traten jenem Ansinnen entgegen und machten eine eigene Rechnung auf. Der Kalif fand eine Lsung, indem er den verdienten Kmpfern der ersten Stunde und den Teilnehmern an der Schlacht bei al-Qdisja kufisches Land zuwies. Der Gesichtspunkt des Verdienstes um den Islam wurde auch hier zur Geltung gebracht, wogegen man weder in Basra noch in Kufa etwas einwenden konnte, und den neuen in Basra versammelten Krften blieb genug, um die aktuellen Kmpfe durchzustehen. Als Mu-
5. Grenzen der Bewegung?
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wija whrend des Brgerkriegs die vor den Anhngern Als aus Basra und Kufa geflohenen muhid n bei sich aufnahm, mu te er ihnen Unterhalt verschaffen, bevor er sie fr seine Ziele einsetzen konnte. Er erklrte Qinnasrn zu einem Heerlager. Der Ort war bisher Hims nachgeordnet gewesen; nun wurde er eigenstndig, und die zur Ernhrung von Kufa verwendeten Gebiete wie Mossul und Aserbeidschan bis hinauf nach Derbent, auf die Muwija die Hand zu legen vermochte, hatten fortan die Truppen von Qinnasrn zu verkstigen.261 Der Erfolg der Bewegung, deren Trger in Umars Zeit wohl noch ausschlie lich Araber waren, machte den Zugriff auf immer entlegenere Gebiete notwendig, wobei die bergeordneten Interessen des Kalifen zwangslufig mit denen der einzelnen gro en Heerlager in Widerstreit gerieten. Die Ausdehnung wurde zu einer Gefahr, ohne da Umars Ideal eigens zum Thema von Debatten gemacht werden mu te. Dieses Ideal selber trug insofern ein wirkungsvolles Element der Begrenzung in sich, als der Kalif die Mitgliedschaft in der Bewegung mit dem Arabertum gleichsetzte. Hierfr gibt es voneinander unabhngige Zeugnisse. Jazd b. Ubaid (gest. 747/8), ein medinensischer Dichter und berlieferer, fhrte den Gentilnamen as-Sad,262 trat also der Abstammung nach als ein Mitglied der Sippe der Ban Sad b. Bakr b. Hawzin auf, deren Prestige darin bestand, da ihr alma, die Amme des Propheten, entstammte. Mohammed hatte der Frau ein liebevolles Andenken bewahrt, und dessen rhmte sich jetzt die ganze Sippe, der anzugehren daher in der sich formierenden arabisch-islamischen Gesellschaft vorteilhaft war. In Wahrheit war Ubaid, Jazds Vater, ein Mann von den Ban Sulaim gewesen; er war unter Umstnden, die die Quellen nicht erlutern, noch in vorislamischer Zeit in Gefangenschaft geraten und auf dem Markt von
l-Maz an einen Saditen verkauft worden. Als Umar das Kalifat bernommen hatte, legte Ubaid ihm sein Schicksal dar und bat ihn um Hilfe. ÑEin Araber darf nicht den Status eines Gefangenen haben!ì entschied Umar. Der Eigentmer schenke ihm die Freiheit, fuhr der Kalif fort; Ñwenn du willst, bleibe bei ihm oder schlie e dich wieder deinem Stamm anì. Der kraft dieser u erung in den Status des Freien Versetzte blieb mit seinem Sohn, ebenjenem Jazd b. Ubaid, bei den Ban Sad und trat in deren Genealogie ein.263 Es klafft demnach ein kaum zu berbrckender Abstand zwischen Arabern und Nichtarabern: Erstere, und nur sie, sind dank dem Islam eine Menschengruppe von im Rechtsstatus Gleichen geworden; sie sind ebenjene, die sich durch ihre Genealogie definieren, die freilich, um einen im Islam nicht mehr zulssigen Versto gegen dieses Gleichheitsgebot aus der Welt zu schaffen, ber das Institut der Klientelschaft neu bestimmt werden kann. Wenn alle Berichtigungen dieser Art vorgenommen sind, wird dieses Institut seine Aufgabe eingeb t haben. Was Umar nicht voraussehen konnte oder wollte, war der bei vielen unterworfenen Nichtarabern aufkeimende Wunsch, ebenfalls Mitglieder der Ñbesten Gemeinschaftì zu sein. Der Kalif hatte Kriegsgefangene, sofern sie erwachsen waren, mglichst aus Medina verbannt und nur die Halbwchsigen, die man noch an die Sklaverei gewhnen konnte, an seinem Regierungssitz belassen wollen. Da die Befreiung eines Sklaven
Araber und andere: die Problematik der Genealogie
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Kennzeichen der Ñbesten Gemeinschaftì
VI. Die Hedschra
eine religis verdienstvolle Handlung sei, wird er, wie in dem obigen Fall, allein auf die Araber bezogen haben. Er erlebte nicht mehr, wie ausgerechnet ber die Klientelschaft der rein arabische Charakter der Ñbesten Gemeinschaftì verwssert wurde und in einem folgenden Entwicklungsschritt die Genealogie als ein jeden Muslim in ein arabisches Ordnungsgefge hineinpressendes Zwangssystem au er Gebrauch geriet. Die Berber hatten sich dem noch anbequemt, indem sie entdeckten, da sie jemenische Ahnen hatten,264 und schufen sich so ihren Ort im Gemeinwesen, dessen Mitglieder sie wegen der Siege arabisch-muslimischer Waffen geworden waren. Es kam die Stunde der gelehrten Stammbaumkonstrukteure, die alle unter das muslimische Joch gezwungenen Vlker ber Noahs Shne Sem, Ham und Japhet miteinander verbanden.265 Aber da ein Kulturvolk wie die Perser mit einer alten buerlichen und stdtischen Tradition kein dem arabischen hnliches genealogisches Ordnungssystem kannte und sich auch nach dem bertritt zum Islam keines schuf, wurden die diesbezglichen Ansichten Mohammeds, Umars und ihrer muslimischen Zeitgenossen sptestens im 8. Jahrhundert obsolet, und die Klientelschaft wurde dann nicht mehr als das Zugangstor zum Islam durchschritten. Da die Verhltnisse einst anders gewesen waren, war nun der Historiographie zu entnehmen. Dort war festgehalten, da Umar in einer Predigt gemahnt hatte: ÑIhr Muslime! Lernt eure Genealogie, damit ihr eure Verwandtschaftsbindungen stets beachtet! Und lernt den Koran, damit ihr durch ihn erkannt werdet! Und handelt ihm gem , damit ihr zu den durch ihn gefhrten Menschen gehrt...!ì266 Umars Sohn Abdallh (gest. ca. 693) prfte eines seiner Kinder, ob es den eigenen Stammbaum und die Genealogien der ÑMtterì hersagen knne ñ leider mit negativem Ergebnis. Ernsthaft wies Abdallh darauf hin, da man die Verwandtschaft kennen und achten msse.267 Die Genealogie und der arabische Koran268 sind die Merkmale der Bewegung, an deren Spitze Umar steht. Fr die Reinerhaltung der ÑLesungì trug er Sorge, wie schon geschildert. Das aus ihr abgeleitete Benehmen, nicht nur die rituellen Gebete, die Pilgerfahrt und das Ramadanfasten, sondern die Umgangsformen im Alltag, heben die arabischmuslimische Gemeinschaft vom heidnischen Arabertum mit seinen auf Zersplitterung gerichteten ungezgelten Regungen ab, aber auch von anderen Gemeinschaften, etwa der christlichen und der jdischen: Unter den Muslimen soll gelten, da niemals mehr als zwei Personen auf einem Reittier sitzen, da man nie Raubtierfelle als Satteldecken benutzt; an der Kleidung und am Habitus sind die Angehrigen der Ñbesten Gemeinschaftì zu erkennen, sie tragen Lendentcher, ziehen zum Reiten Maultiere vor, verwenden das Zahnholz, schneiden sich die Fingerngel und den Schnurrbart zurecht.269 Wer unter einer Bevlkerung lebt, deren Erscheinungsbild derart vereinheitlicht wurde, befindet sich in einem befriedeten, im eigenen Gebiet. Auf b. Mlik, ein Mann, der bei aibar den Islam annahm und sich dann in Hims ansiedelte,270 soll in einem Traum gesehen haben, wie Umar die Menge der Zeitgenossen um drei Ellen berragte, nmlich als der Mann, der, wenn es um die Sache Allahs ging, vor niemandem zurckschreckte, als der Mann, der mit Recht zum
5. Grenzen der Bewegung?
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Nachfolger des Gesandten Allahs erhoben wurde, und als der Mann, der den Mrtyrertod fand. Als der Kalif aö-äam besuchte, erzhlte man ihm von diesem Traum, und er nahm an den ersten zwei Charakterisierungen keinen Ansto , wohl aber an der letzten. Denn Ñwie sollte ich den Mrtyrertod erleiden, wo ich doch auf der ÇInsel der Araberë wohne, mich nicht an Raubzgen beteilige und (infolgedessen) von den (eigenen) Leuten umgeben bin?ì271 Die ÑInsel der Araberì ist das Territorium des Islams. Was jenseits von ihr liegt, bleibt das Land der Unglubigen. Nur dort kann man noch den Rang des Blutzeugen gewinnen. Es ist allerdings nicht empfehlenswert, sich in jenen fremden Gefilden berm ig lange aufzuhalten. Der Dschihad wird allmhlich aus dem Bereich des in unmittelbarer Nhe Erfahrbaren hinausgerckt. Je ferner die Kampfgebiete lagen, desto lnger dauerten die Feldzge. Umar glaubte, anordnen zu knnen, da die muhid n hchstens sechs Monate von ihren Familien getrennt sein drften.272 Der Aufenthalt in den Lndern jenseits der dem Islam unterworfenen ÑInselì war berdies etwas religis u erst Bedenkliches. Die Krieger in Aserbeidschan machte der Kalif darauf aufmerksam, da man dort Fleisch und Lederkleidung von Tieren verwende, die nicht nach den islamischen Regeln geschlachtet worden seien.273 Der Raum der ÑInsel der Araberì beherbergt eine gleichfrmige Bevlkerung; diese ist nicht nur durch die Sprache und die in ihr offenbarte ÑLesungì geprgt, sondern auch durch die vom Islam bestimmte Lebensweise. Der Fortbestand anderer Gruppen auf dieser ÑInselì ist daher eine rgerliche Unregelm igkeit. Der Kalif war von der Vorstellung beseelt, da es keine zwei Glaubensordnungen in dieser, wie er es sah, durch und durch islamisierten Weltgegend geben durfte. Und er handelte dementsprechend. Die Anfnge der ÑSuberungì Arabiens werden allerdings noch von Mohammed verantwortet. Er kndigte den Heiden die bei der Einnahme seiner Vaterstadt gegebene Zusicherung auf, sie drften weiterhin an der Kaaba die berkommenen Zeremonien verrichten. Den Beigesellern wurde in Sure 9, Vers 1 bis 7 rundweg die Daseinsberechtigung abgesprochen.274 Als einen Befehl des Propheten, die Heiden aus Arabien zu vertreiben, erinnert das ad diesen Vertragsbruch. Doch auch die Vertreibung der Juden aus dem Hedschas und der Christen aus Nadschran soll bereits Mohammed angeordnet haben. Es drften nicht zwei unterschiedliche Gebetsrichtungen auf der ÑInselì gelten, soll er zur Begrndung angefhrt haben. In der ad-Literatur und in schariakundlichen Abhandlungen wird diese Forderung auf verschiedene Weise formuliert.275 Die Geschichtsberlieferung hlt als eine Tatsache fest, da Umar derartige Forderungen verwirklicht habe. Sie trafen die Juden, die nrdlich von aibar verblieben waren und denen Mohammed keine Unterwerfungsabkommen hatte aufzwingen knnen.276 Viel Aufsehen ñ und eine lebhafte Debatte im spteren Schrifttum ber den Umgang mit Andersglubigen ñ erregte die Angelegenheit der Christen von Nadschran, deren Bischfe mit Mohammed einen Unterwerfungsvertrag ausgehandelt hatten, der ihnen wenigstens das Recht belie , gegen die Ablieferung hoher jhrlicher Tribute in ihrer Heimat zu bleiben.277 Umar bestand jedoch unerbittlich auf ihrer Ausweisung, wobei unklar bleibt, ob es um die
Die ÑInsel der Araberì
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VI. Die Hedschra
gesamte christliche Bevlkerung von Nadschran ging oder nur um die Einwohner eines Ortes. Diese hatten, so hei t es, den Islam angenommen, diesen Glauben aber wieder verlassen. Infolgedessen hatte man ihnen den ÑSchutzì (arab.: a-imma) der islamischen Machthaber entzogen. In den Berichten, in denen von der Vertreibung die Rede ist, wird deutlich, wie die Erzhler nach Vorwnden fahnden, um Umars Anordnung zu rechtfertigen.278 Deswegen hat man den Vorgang fr geschichtlich zu halten. Die Vertreibung der Christen aus Nadschran279 mu man in einem Zusammenhang mit den brigen Ma nahmen Umars gegen Juden und Christen erwgen. In aö-äam wurde der Kalif Zeuge von Bruchen, die ihm mi fielen: Die Diakone versahen ihren Gemeindedienst, und man verwendete die Ratsche, um die Glubigen in die Kirche zu rufen. Ein eifriger Muslim soll sich, durch den Unmut des Kalifen veranla t, nach Konstantinopel aufgemacht und dort auf einem Turm nach muslimischer Art zum Gebet aufgefordert haben. Der Kaiser habe sogleich begriffen, da Umar, der neue Herr der Levante und Syriens, die sichtbaren Aktivitten der Christen nicht dulden werde.280 Desweiteren wird berliefert, aus welchem Anla Umar die Christen verpflichtete, in der "ffentlichkeit in einem bestimmten Aufzug zu erscheinen. Eine Frau, die vom Christentum zum Islam bergetreten war, beschwerte sich bei Umars Statthalter in Kufa, ihr Mann schlage sie, um sie zur Aufgabe des neuen Glaubens zu bewegen. Der Statthalter verhngte ber den Ehemann eine Prgelstrafe und lie ihm zur Entehrung die Haare scheren; die Ehe erklrte er fr aufgelst. Der Bestrafte nahm dies nicht hin, sondern machte sich zum Kalifen auf, um ein anderes Urteil zu erwirken. Umar aber gab seinem Beamten recht und ordnete berdies an, da man allen Christen die Stirnlocke abschneide281 ñ mithin ihren minderen, machtlosen Rang sichtbar mache ñ und verbot ihnen, muslimische Kleidung zu tragen: Sie sollten zweifelsfrei zu erkennen sein.282 Aus solchen Einzelma nahmen, die Umar auch auf die Zoroastrier ausdehnte,283 wuchs in den nchsten Jahrzehnten ein Korpus von Bestimmungen zusammen, die die Andersglubigen im islamischen Herrschaftsgebiet zu beachten hatten. Dieses Korpus, obzwar, wie betont, unter dem zweiten ÑNachfolger des Gesandten Allahsì noch lngst nicht vorhanden und in vielen Einzelheiten erst aus spterer Zeit, wird als die Ñumarschen Bedingungenì bezeichnet.284 Es bleibt die geographische Vorstellung abzuklren, die sich hinter dem Begriff der ÑInsel der Araberì verbirgt. Sie hat sich whrend des hier in Rede stehenden Zeitraums erheblich verndert. Wurde der Terminus zunchst nur auf Medina und seine Umgebung angewendet, so umri er bald danach ein Gebiet, zu dem fast ganz Arabien gehrte; ausgeschlossen war nur im Norden das Land von Taim an, im Sden rechnete man den Jemen nicht mit. Bald darauf schwand auch diese Einschrnkung.285 Man begann, die Grenzen des Raums tatschlich als Gewsser, Strme und Meere, aufzufassen. Im Nordosten war dies der Euphrat, im Nordwesten der Nil. Ob die zuvor von den Byzantinern und den Sasaniden beherrschten Gebiete mit zur ÑInselì zhlten, blieb umstritten.286 In den Augen Umars jedenfalls war sie von Wasser umflossen, und das erfllte ihn mit Furcht. Als Amr b. al- das Nildelta erobert hatte, beabsichtigte
6. Ideal und Wirklichkeit
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er, Alexandrien zu seinem Heerlager auszubauen; Umar habe ihm dies untersagt, weil in diesem Falle ein Strom ihn von Medina abschneiden knne.287 Amr selber, der im Hungerjahr die Versorgung des Hedschas zu Schiff gewhrleistet hatte, knnte die Furcht geschrt habe. Als der Kalif ihn fragte, wie es sich mit der Seefahrt verhalte, soll er geantwortet haben: ÑWie Wrmer auf einem Stck Holz, und wenn das Holz zerbricht, ist es um die Wrmer geschehen.ì288 Ihre Besttigung wird diese Abneigung gegen das Meer im Jahre 20 (begann am 21. Dezember 640) gefunden haben: Ein Vorsto ber das Rote Meer nach thiopien endete damit, da viele Muslime ertranken.289
6. Ideal und Wirklichkeit Im Denken Umars und seiner Parteignger war dem Dschihad zwar insofern keine Grenze gesetzt, als er der Beschaffung des Unterhalts der ins Dotationsregister aufgenommenen Muslime diente. Der Endzweck lag allerdings nicht in einer bis an die Rnder des Erdkreises vorangetriebenen Ausdehnung der unmittelbaren Herrschaft des in Medina residierenden ÑNachfolgers des Gesandten Allahsì. Diese war nur fr das Territorium der ÑInsel der Araberì vorgesehen, in deren nrdlichen Gebieten sich die wichtigsten Kmpfe der Regierungszeit Umars abspielten. Erst als man lernte, im Zwiegehrnten, der im Osten wie im Westen den Okeanos erreichte und berall die andersglubigen Vlkerschaften ausrottete, das Richtma gottgeflligen Kmpfens zu erkennen, verschwand Umars Vision. Ein halbes Jahrhundert liegt dazwischen: Um das Jahr 700 fhrte man in Innerasien und im Nordwesten Afrikas Krieg, notgedrungen war man mehr als sechs Monate von zu Hause abwesend, kehrte womglich nie wieder zurck, ffnete fremden Vlkern den Zutritt zum Islam auf dem Weg der Klientelschaft. Die universalistischen Zge der Botschaft des Korans drngten sich in den Vordergrund und entbanden eine ganz andere Sicht auf das Lebenswerk Mohammeds, die sich nicht mit derjenigen Umars vertragen htte. Denn die ÑInsel der Araberì, an die der Kalif dachte, war nur das Kernland der bewohnten Welt, jenseits davon blieben die riesigen Gebiete der Andersglubigen, jener Menschen, die keine Araber waren und daher nicht zu den Muslimen gehren konnten. Whrend dort eine nicht auf Allahs Wort gegrndete, heidnische Sittlichkeit herrschte ñ die einen fortwhrenden Dschihad rechtfertigte ñ, bildete die ÑInselì Allahs Territorium. Dessen religiser, heilsgeschichtlicher Mittelpunkt war die Kaaba,290 zu ihr strmten die Pilger, sie suchten im Idealfall alljhrlich whrend der Wallfahrtsriten auch der Kalif und seine Statthalter auf. Diese Riten zu leiten, wird zu einer hchst symboltrchtigen Aufgabe der muslimischen Machthaber; sind sie selber verhindert, ernennen sie eigens einen Vertreter, der fr sie diese Pflicht wahrnimmt.291 Die Bewohner der ÑInselì sind einheitlich Bekenner des Islams, sie widmen sich Tag fr Tag dem von Allah vorgeschriebenen Kult, sie benutzen untereinander den Friedensgru ,292 sie zeichnen sich durch eine bestimmte Kleidung und Krperpflege aus. Fremde Religionsgemeinschaften haben auf der ÑInselì keinen Platz; soweit sie nicht
Der arabische Charakter der Ñbesten Gemeinschaftì
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VI. Die Hedschra
vertrieben werden knnen, mssen sie sich vom arabisch-islamischen ÑStaatsvolkì deutlich abheben. Ihre Minderrangigkeit, einmal im Jahr durch die mit einer Demutsgeste berreichte Kopfsteuer (Sure 9, 29) offenkundig gemacht, mu auch darberhinaus zum Ausdruck kommen, wie die Ñumarschen Bedingungenì eindringlich vor Augen fhren.293 Das Instrument der Vereinheitlichung der arabisch-muslimischen Bevlkerung ist die ÑLesungì, die, wofr Umar Sorge trgt, in der Sprache der Muariten, des nheren der Quraiöiten, schriftlich zu verbreiten und im Ritenvollzug zu rezitieren ist. In den ltesten Suren streicht Mohammed noch nicht den arabischen Charakter seiner ÑLesungì heraus. Erst in der mittelmekkanischen Periode schneidet er dieses Thema an, so etwa in Sure 20, Vers 113, wo sein Alter ego sagt: ÑIn dieser Art sandten wir (das Buch) als eine arabische ÇLesungë hinab und legten darin die Drohung (mit dem Endgericht) in unterschiedlicher Form dar. Vielleicht ergreift (die Zuhrer) die Gottesfurcht oder bewirkt (das Buch) bei ihnen, da sie (Allahs) gedenken.ì Bei dieser Gelegenheit rufen wir uns ins Gedchtnis zurck, da es das Rezitieren von Sure 20 gewesen war, bei dem Umar seine Schwester ertappt hatte; er hatte seiner Wut freien Lauf gelassen und war dann selber dem ÑZauberì der ÑLesungì verfallen; Umars Gro onkel Zaid b. Amr b. Nufail, dem man noch in frhislamischer Zeit Verehrung zollte,294 war ein herausragender anf gewesen, der sich aus wohlberlegten religisen Grnden weder fr das Christentum noch fr das Judentum hatte entscheiden knnen. Auch auf Umars Verschwgerung mit Umn b. Ma n, dem Ñstrengenì anfen, wurden wir aufmerksam. Die weiteren Verse des Korans, in denen davon die Rede ist, da die ÑLesungì arabisch sei und keineswegs etwas mit den Nichtarabern (arab.: al-aam) zu tun habe, stammen wie der eben zitierte aus der Periode, in der Mohammed um das anfentum wirbt. In Medina berhrt Mohammed diesen Gegenstand nur zweimal. Alle, die das Buch empfingen, freuen sich ber das, was Allah ihnen herabsendet, vermerkt er in Sure 13, Vers 36, um dann fortzufahren, die ÑParteiungenì (arab: Pl. al-azb) hingegen wollten einiges davon nicht gelten lassen; diesen versichert Mohammed im anschlie enden Vers: ÑIn dieser Art sandten wir (das Buch) als einen arabischen Rechtsspruch (arab.: ukm† arabj†) hinab. Schlie t du dich ihren unbegrndeten Meinungen an nach all dem Wissen, das du erhieltest, dann wird dich niemand gegen Allah sichern und schtzen.ì ñ Der zweite medinensische Beleg ist Sure 12, Vers 2: Allah sandte das Ñklare Buchì als eine arabische ÑLesungì hinab. Diese Formulierung greift entsprechende Wendungen auf, die sich in den Einleitungen von zwei mekkanischen Suren finden: ÑEin Buch, dessen Verse (wie Perlen) als eine arabische ÇLesungë aneinandergereiht wurden fr Leute, die wissen, sowie als Freudenbotschaft und als Warnung...ì (Sure 41, 2 f.; vgl. Sure 43, 3). Au erhalb der Einleitungsformeln st t man auf hnliche Beteuerungen: Die ÑLesungì, ein makelloser arabischer Koran, enthlt vielerlei Gleichnisse (Sure 39, 28); frher galt das Buch, das Mose offenbart worden war, und Ñdies ist ein Buch, durch das (jenes) besttigt wird, und zwar in arabischer Sprache...ì (Sure 46, 12; vgl. Sure 26, 195). Allah gab seinem Propheten eine arabische ÑLesungì
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ein, damit dieser Ñdie Mutter der Ortschaften und alle, die in ihrer Umgebung wohnenì, mit der Botschaft Allahs warne (Sure 42, 7). Die ÑLesungì wird nichts ntzen, wenn sie in einer fremden Sprache vorgetragen werden sollte; was Allah seinem Gesandten mitteilt, gab er ganz genau so dessen Vorgngern ein, doch Ñwenn wir (das Buch) als eine nichtarabische ÇLesungë dargelegt httenì, htten sich die hiesigen Adressaten beschwert (Sure 41, 44). ñ Weder mit der jdischen Religion, noch mit der christlichen waren die anfen einverstanden gewesen, jetzt hatten sie die eigene Botschaft, nach der sie so lange gesucht hatten. ñ Der Koran ist keinesfalls ein zweitrangiger, fremdsprachiger Text, den Mohammed irgendein Nicht-Araber lehren knnte; es handelt sich vielmehr um Ñklare arabische Spracheì (Sure 16, 103). Alle zitierten Verse verweisen auf einen polemischen Zusammenhang, in dem Mohammed die Wahrheit seiner Verkndigungen zum einen auf die vorangegangenen Propheten sttzt, zum anderen jedoch fr seine ÑLesungì die Originalitt des arabischen Wortlauts beansprucht. ñ Zu klren wre schlie lich der Begriff der ÑParteiungenì, die laut Sure 13, Vers 36 die Wahrheit eines Teiles der Offenbarung abstreiten und mit dem Hinweis auf deren arabischen Charakter eines Besseren belehrt werden sollen. In drei mekkanischen Versen taucht ebendieser Begriff auf, und zwar in einer Gedankenverknpfung, die derjenigen von Sure 13 entspricht: Zunchst ist von denen die Rede, die an die Offenbarung glauben, dann werden die ÑParteiungenì genannt, die dies nicht tun (Sure 11, 17; 19, 37; 43, 65).295 Drfen wir diese Stellen als eine Beschwrung jener anfen auslegen, die zgerten, in Mohammed den erwarteten berbringer einer arabischen Heilsbotschaft zu erkennen? Um uns von einem anderen Ausgangspunkt her den Fragen zu nhern, die uns die Augen fr die durch Umar b. al-aÅÅb verkrperten religis-politischen Ordnungsvorstellungen ffnen sollen, wenden wir uns kurz dem Dichter an-Nbia al-ad zu, genauer, den berlieferungen, die sich um seinen Namen ranken. Er gilt als einer der Langlebigen, denen manche Sammler der altarabischen Dichtung viel Aufmerksamkeit schenkten.296 Denn ihr Schicksal belegte, da am Ende doch die zerstrerische Zeit den Sieg ber alles Planen und Hoffen des Menschen davontrug. An-Nbia zhlte zu den Ban mir b. aaa, deren Genealogie zu Muar hinauffhrt. Wie es hei t, war er in heidnischer Zeit mit Gedichten hervorgetreten, dann aber fr drei Jahrzehnte verstummt, ehe aufs neue Verse aus ihm Ñherausbrachenì, worauf sein Beiname anNbia anspielt.297 Umar war von ihm angetan, soll sich auch von ihm selber ber dessen Langlebigkeit haben aufklren lassen: Drei Ehefrauen hintereinander sah der Dichter sterben, mit einer jeden will er sechzig Jahre verheiratet gewesen sein. Wie auch immer, Aufsehen erregte er gegen Ende des Kalifats Umar b. al-aÅÅbs, als es unter den bei Isfahan lagernden Klanen ada und Quöair der Ban mir b. aaa zu einem Zerwrfnis kam. Ein quöairitischer Dichter schmhte an-Nbia und die Ban ada; hierauf antwortete dieser mit einem Gedicht, in dem er mit den Ruhmestaten aller Sippen der Ban mir prahlte und nur die Ban
Quöair und vor allem einen weiteren miritischen Klan, die Ban Uqail, ausschlo . Dies zog ihm den glhenden Ha der berhmten uqailiti-
Das anfentum als die den Stammeszwist berwindende Idee
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VI. Die Hedschra
schen Dichterin Lail al-Ajalja zu, die ihm in ihrer Erwiderung nichts schuldig blieb. Die Beleidigungen, die, wie nicht unblich, ins Zotenhafte abglitten, steigerten sich von beiden Seiten her. Am Ende sahen sich die Ban ada derart in ihrer Ehre verletzt, da sie sich hilfesuchend an den Kalifen wenden wollten. Nur eine der Ruhmestaten, die an-Nbia seinen Ahnen zuschreibt, sei knapp wiedergegeben: Der Jemenier äarl al-uf hatte mit den Ban mir eine bereinkunft getroffen; wenn er einen Raubzug unternahm, durfte er deren Streifgebiet ungehindert durchqueren. Eines Tages, auf dem Rckweg von einem Beutegang, kam er mit seinen Kriegern zu den Ban ada, die ihn vereinbarungsgem bewirteten. Seine Mnner waren allerdings ohne Disziplin, sie schlachteten eigenmchtig Vieh, das den Ban ada gehrte. äarl stellte auch keine Wiedergutmachung in Aussicht, und so sannen die Geschdigten auf Rache. Einer von ihnen machte sich auf den Weg, um den Bruderklan, die Ban Quöair, zu mobilisieren. Derweil bereiteten die brigen dem Jemenier und seiner engsten Umgebung ein Gastmahl, in dessen Verlauf sie die Ahnungslosen ermordeten. Als die Ban Quöair hinzukamen, tteten auch sie etliche Jemenier, wogegen die Ban Uqail fr die Fremden Partei ergriffen. Im aufflammenden Zwist der miritischen Bruderklane konnten die berlebenden Jemenier das Weite suchen. Die Nachfahren Muars, und zwar alle, htten sich diesen Meuchelmord an den ÑSdarabernì als ein Bravourstck angerechnet, versichert der berlieferer.298 Die Bedeutung des Klans oder eines ganzen Stammesverbandes ergab sich nach wie vor aus der geglckten Gewaltanwendung gegen andere, vergleichbare Gruppen. Daran hatten die wenigen Jahre der Zugehrigkeit zum Islam nichts ndern knnen. Auffllig ist die auch bei Umar beobachtete Ausrichtung der als ma geblich empfundenen Solidargemeinschaft auf Muar; die Verpflichtung auf die gr ere, die ÑAraberì, mu te durch die Hedschra und den Eintritt in den Islam erst eigens gestiftet werden. Sie htte Schmhreden und die Selbsterhhung durch das Aufzhlen von Verbrechen, begangen an anderen ÑArabernì, untragbar machen mssen. Das scheint man zuletzt vielleicht bemerkt zu haben, weswegen man auf den Gedanken verfiel, den Kalifen mit der Angelegenheit zu befassen. Dessen sich vermutlich aus dem anfentum herleitendes Streben nach einer jenseits solchen Vterruhms liegenden Wrde htte freilich auch den Klgern nicht zum Vorteil ausschlagen drfen. Darber zu spekulieren, ist m ig. An-Nbia jedenfalls bekannte sich zu ebenjenem anfentum. Einer der Mnner sei er gewesen, die ber die Mngel der heidnischen Gesinnung nachgedacht htten,299 lesen wir. Er tadelte den Weingenu ñ wie Umn b. Ma n ñ und lehnte den Rausch ab, da dieser den Verstand in Mitleidenschaft ziehe. Desgleichen verwarf er die Anbetung von Idolen und das Losen mit Pfeilen; er sprach von der Glaubenspraxis Abrahams, fastete, bat angesichts der mglichen Folgen seines Handelns Allah um Vergebung. ÑPreis sei Allah, der keinen Gefhrten hat! Wer dies nicht bekundet, der frevelt wider sich selber!ì begann an-Nbia eines seiner Gedichte. Der Frevel gegen sich selber, der in der Abkehr vom Eingottglauben liegt, ist ein Gedanke, den Mohammed seit der mittelmekkanischen Zeit ein ums andere Mal seinen
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Zuhrern einschrft (vgl. Sure 27, 44; 16, 33; 7, 23 und 160; 2, 57). Man verdchtigte an-Nbia, diesen Vers bei Umaija b. ab - alt entwendet zu haben. An-Nbia wies dies entrstet zurck; dergleichen lasse sich nur ein bler Plagiator zuschulden kommen.300 Zaid b. Amr b. Nufail, Umn b. Ma n, Umaija b. ab - alt, an-Nbia al-ad, in Medina Ab Qais b. al-Aslat ñ was htten diese fnf nach berkommenem Ma stab gemeinsam gehabt? In der Tat, das anfentum war eine Geisteshaltung jenseits aller ererbten Risse und Barrieren, unter denen die Stammesgesellschaft des alten Arabien litt.301 Mohammed hatte sich in seinen Verkndigungen nie wirklich zu solch einer Haltung durchringen knnen, wie ausfhrlich dargelegt wurde. Viel zu sehr war sein Denken davon beherrscht gewesen, da er ein Enkel Abd al-MuÅÅalibs war. Als Umn b. Affn zum Kalifen gewhlt worden war, suchte ihn anNbia auf und bat ihn um die Erlaubnis, sich an seine Weidepltze zurckzuziehen und dort von der Milch seines Viehs zu leben. Umn willigte ein, wies aber darauf hin, da eine solche ÑBeduinisierung nach vollzogener Hedschraì, das Ausscheiden aus den Reihen der muhid n und die Streichung im Dotationsregister, in hchstem Ma e unerwnscht sei.302 In diesem Bericht ber den Besuch des Dichters beim Kalifen wird dem Leser etwas Wichtiges vorenthalten, nmlich der Grund, weswegen damals einige Sonderlinge wieder ÑBeduinenì sein wollten. An-Nbia sagt lakonisch: ÑIch tadle mich selber.ì Dieser Satz folgt auf sein Versprechen, wieder so bescheiden wie einst das Leben zu fristen. Die Hedschra fgte ihn in die Schar der Krieger ein, die ÑAraberì sind,303 an einen Rckzug war dabei eigentlich nicht gedacht. Den gleichen Schritt, jedoch unter erheblich gr erem Aufsehen, tat Ab arr al-ifr, ein Prophetengefhrte, der in aö-äam gegen das Wiedererstarken des genealogischen Ordnungsdenkens agitierte. Er erzrnte Muwija b. ab Sufjn, den Statthalter von Damaskus, ber alle Ma en, und auch der Kalif Umn begann die aufrhrerischen Reden zu frchten. Er verbannte Ab
arr aus Medina nach ar-Rabaa, einem nicht allzu weit entfernten Weidegebiet. Nach einer anderen berlieferung zog sich Ab arr freiwillig dorthin zurck, das war sein Einspruch gegen den berhand nehmenden Luxus am Regierungssitz des ÑNachfolgersì. Um einen Abfall vom Islam zum Beduinentum zu vermeiden, soll er in gewissen Abstnden Medina aufgesucht haben.304 Die Hedschra stiftet in ihrer radikalen Auslegung eine ganz neue Gesellschaftsordnung, die mit der alten auf der Abstammung und dem Vterruhm fu enden nicht zusammenpa t; die neue Ordnung ist dem asketischen anfentum wahlverwandt. Wenn sich, statt da alles nach dem Verdienst um den Islam verteilt wird, eine neureiche Schicht herausbildet, die wie ein Abziehbild der vorislamischen Prominenz aussieht, dann verliert die Hedschra ihren Sinn. Abstammung und Vterruhm waren aber so fest im Denken der Mehrheit verwurzelt, da sie die Ziele der Politik Umars vermutlich nur unter Zugrundelegung jener beiden Kategorien zu beurteilen vermochte. Wenn man aber so dachte, dann war die ÑNachfolgeschaftì, die Ab Bakr und nach ihm Umar angetreten hatten, eine unwrdige Ausnahme vom Gebruchlichen. Schon unter Umn (reg. 644ñ656) und in gesteigertem Ma nach dem gro en Brgerkrieg
ÑBeduinisierung nach vollzogener Hedschraì
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Die Wiederkehr des ÑV terruhmsì
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und dem Scheitern der Politik Al b. ab Älibs errterte man die beiden ersten Kalifate vor dem Hintergrund der vorislamischen Klangeschichte der Quraiöiten: Quaij hatte seinem jngeren Sohn Abd ad-Dr die mit der Wallfahrt befa ten mter anvertraut; dessen Bruder Abd Manf, der sich fr eher geeignet hielt, neidete sie ihm und schmiedete seine Sippe und die Klane Asad b. Abd al-Uzz, Zuhra b. Kilb und Taim b. Murra zu einem Schwurbund zusammen; auch die Angehrigen der Ban lri b. Fihr,305 die in Mekka lebten ñ aus ihrer Mitte stammte Ab
Ubaida b. al-arr ñ traten dieser Eidgenossenschaft bei, die man, wie geschildert, die ÑParfmiertenì nannte. Im Hause Abdallh b. udns, des vermgenden und einflu reichen Taimiten, soll man die Eide geleistet haben. Fr Abd ad-Dr ergriffen andere Klane Partei, nmlich die Ban uma, Maz m, Sahm und Ad b. Kab. Sie bekrftigten ihren Schwur, indem sie die Hnde in eine Schssel mit Kamelblut tauchten; jemand von den Ban Ad b. Kab soll sich das Blut von der Hand geleckt haben, weswegen diese Parteiung als diejenige der ÑBlutleckerì verleumdet wurde.306 Sie vermochten nicht zu verhindern, da die Aufgabe der Versorgung der Pilger mit Speisen und Getrnken an Abd Manf berging. ÑIst es vortrefflicher, da ein ÇParfmierterë das Amt des Befehlshabers innehat oder jemand von den Eidgenossen (der ÇBlutleckerë)?ì Diese Frage stellte Abdallh b. afwn dem Ibn al-Abbs, der sich ohne zu zgern fr die ÑParfmiertenì entschied: Das Kalifat Ab Bakrs war demjenigen Umars vorzuziehen.307 Denn Ab Bakrs Sippe, die Ban Taim b. Murra, hatten, von Abdallh b. udn gefhrt, sich auf die Seite gestellt, die in den Augen des Ibn al-Abbs, eines Enkels Abd al-MuÅÅalibs, die einzig richtige sein konnte. Umar b. al-aÅÅb von den Ban Ad b. Kab dagegen war ñ wie schrecklich! ñ der Nachkomme eines ÑBlutleckersì. Um ganz zu ermessen, worum es in diesem kurzen, womglich erfundenen Wortwechsel geht, nehmen wir Abdallh b. afwn in den Blick. Sein Vater afwn b. Umaija b. alaf al-uma taucht unter den quraiöitischen Fhrern auf, die auf dem Feldzug nach Uud ihre Ehefrauen mitnahmen; diese sollten ihnen in der Schlacht den Rcken strken und sie am Fliehen hindern. Es sind dies Hind bt. Utba, die zuvor mit einem Maz miten verheiratet war, nun aber Ab Sufjn b. arbs Gattin ist ñ und die Mutter von Muwija;308 die Maz mitin Umm akm bt. al-ri, die Ehefrau des ebendieser Sippe angehrenden Ikrima b. ab ahl; FÅima bt. al-Wald b. al-Mura mit ihrem Ehemann al-ri b. Hiöm b. al-Mura, beide Maz miten ñ da er zwei Jahre zuvor die Quraiöiten gegen das Jarib des Propheten gefhrt hatte, war damals dem Juden Kab b. al-Aöraf Anla zu einem Lobgedicht gewesen, zu einem verfrhten allerdings, denn al-ri war aus dem Kampfgetmmel geflohen, bei Uud dagegen hielt er stand,309 das grausame Ende, das Mohammed dem Dichter bereiten lie , fllt uns wieder ein;310 RaiÅa bt. Munabbih, die Ehefrau des Amr b. al- von den Ban Sahm; Sulfa bt. Sad, Gattin des Äala b. ab Äala von den Ban Abd ad-Dr; die aqafitin Barra, die Ehefrau von afwn b. Umaija b. alaf al-uma, Mutter des obigen Abdallh.311 Der Bund der ÑBlutleckerì war mithin gut vertreten unter den quraiöitischen Anfhrern bei Uud, und Abdallh b. afwn hat wie
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Umar b. al-aÅÅb in dieser Eidgenossenschaft seinen ÑVterruhmì. In der Kamelschlacht des Jahres 657 hlt er zu iöa, Äala und azZubair,312 und so verwundert es nicht, da er ein viertel Jahrhundert spter dem mekkanischen Kalifen Abdallh b. az-Zubair dient.313 Doch bereits gegen Muwija (reg. 660ñ680) hat der umaite seine Ansichten mutig verfochten. Der Omaijade war einmal nach Medina gekommen ñ vielleicht handelt es sich um die Reise, die der Kalif unternahm, um seinem Sohn Jazd die Thronfolge zu sichern.314 Schon vor seinem Eintreffen hatte Muwija unverhllte Drohungen gegen Umars Sohn Abdallh ausgesto en, aber Abdallh b. afwn trat dem Kalifen entgegen und ntigte ihn zur M igung.315 Muwijas Vater Ab Sufjn, von der Schlacht bei Badr bis zum Einzug Mohammeds in Mekka der gro e quraiöitische Widersacher des Propheten, soll whrend des Kalifats Umars hellsichtig ausgesprochen haben, welch glnzende Zukunft seinem Sohn mit der Statthalterschaft von Damaskus erffnet wurde: ÑJene Gruppe von muhir n eilte voran, und wir blieben zurck. Das Voraneilen erhhte sie, unser Zurckbleiben beschnitt uns (die Mglichkeiten zur Entfaltung unserer Krfte). Sie wurden Anfhrer, wir Gefolgsleute. Nun bertragen sie euch ein bedeutendes Stck ihrer Macht. Darum widersetzt euch ihnen nicht! Du bist auf dem Weg zu einem Ziel, das du noch nicht erreicht hast, das du aber erreichen wirst.ì316 Zunchst ohne dessen Zutun wich unter Umn solch eine wirklichkeitsnahe Sicht der Dinge dem bellaunigen Messen der Tatsachen an einer vergangenen Wrde, auf die die Gegenwart so anst ig wenig Rcksicht nahm: Al b. ab Älib, der Enkel Abd al-MuÅÅalibs und Schwiegersohn des Propheten, hetzt gegen den Herrscher, der ein Nachfahre des Abd äams ist, und der Herrscher seinerseits fhlt sich gekrnkt, da man vor seiner Zeit nicht nur einen taimitischen, sondern sogar einen aditischen Kalifen geduldet hat, wo doch die Ban Abd Manf, zu denen sich Umn mit vollem Recht zhlt, ein wesentlich gr eres Anrecht auf die Fhrerschaft haben als die Ban Taim b. Murra oder gar die Ban Ad b. Kab.317 Mitten hinein in diese Znkereien fhrt uns der folgende Text. Die Ereignisse, die er schildert, fallen in die Regierungszeit Muwijas. Einige Vornehme unter den Quraiöiten sowie anderer Herkunft pflegten sich in Medina zu einer geselligen Runde zu versammeln, zu der sich auch Shne der frhen Auswanderer einstellten. Man nannte diesen Kreis Ñdas Halsbandì, da er wegen der Prominenz und des Adels seiner Mitglieder einem Halsband aneinandergereihter Perlen glich. ÑMuwija befragte jeden, der (aus Medina) zu ihm kam, nach jenem Halsbandkreis, da er ihm viel Bedeutung beima . Eines Tages, so erzhlt man, wurden sechstausend Dirhem fllig, die Ibn ab Atq einem Kaufmann schuldete.ì ñ Der Schuldner ist ein Urenkel Ab Bakrs; letzterer habe den Beinamen Atq getragen, den Mohammed als Ñden (vor dem Hllenfeuer) Errettetenì gedeutet haben soll.318 ñ ÑDer Kaufmann erschien bei Ibn ab Atq und forderte sein Geld. Dieser erwiderte, er habe es nicht; doch sobald er, Ibn ab Atq, sich im Halsbandkreis eingefunden habe, mge der Kaufmann ihn nach der Nachkommenschaft Abd Manfs fragen. Ibn ab Atq nahm in der Runde neben al-asan b. Al b. ab Älib Platz, und
Das Anwachsen des Klanprestiges der Nachfahren Abd alMuÅÅalibs
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dann bat der Kaufmann: ÇErzhl mir von den Nachfahren Abd Manfs!ë Ibn ab Atq begann: ÇDas ist die Sippe des arb; sie waren Beigeseller, und so auch die (brigen) Menschen, sie wurden Muslime, und so auch die (brigen) Menschen!ë ÇUnd wer weiter?ë beharrte der Kaufmann. ÇDie Ban l-, die Sippe mit den meisten Blutzeugen und edlen Kriegern!ëì ñ Die von al- b. Umaija ausgehende Linie weist in der Tat die ersten omaijadischen Blutzeugen auf, so Abdallh b. Sad b. al-, der bei Badr noch gegen Mohammed gefochten und in Gefangenschaft geraten war; der Prophet lie ihn unter der Auflage frei, medinensische Muslime in der Schreibkunst zu unterrichten;319 Abdallh fiel bei Muta. Sad b. Sad b. al- verlor das Leben im Kampf um aÅ-Äif. Amr b. Sad b. al wurde bei Anadain gettet, desgleichen sein Halbbruder Abn.320 Muwija, der omaijadische Kalif, stammt ber arb von Umaija b. Abd äams ab. Die rivalisierende Linie Marwns nimmt ihren Ausgang bei Ab
l-, einem dritten Sohn Umaijas; ihr gehrte auch Umn b. Affn an. ñ ÑDer Kaufmann wunderte sich: ÇUnd wo bleiben die Ban Abd alMuÅÅalib?ë ÇDummkopf!ë entgegnete Ibn ab Atq, Çdu hast mich doch nur nach den Menschen unter den Nachkommen Abd Manfs gefragt! Httest du dich nach den Engeln unter ihnen erkundigt, dann htte ich zu dir ber die Ban Abd al-MuÅÅalib gesprochen. Zu ihnen gehren der Gesandte Allahs, der Lwe Allahs (amza b. Abd al-MuÅÅalib) und der, der ins Paradies flog (afar b. ab Älib).ëì Solches Rhmen der Ban Abd al-MuÅÅalib hat den berechneten Effekt: Al-asan b. Al ist hellauf begeistert ber diese Worte und bietet Ibn ab Atq an, er werde fr ihn die Schulden tilgen. Diese Posse karikiert das rasch anwachsende religise Prestige der Nachkommen Abd al-MuÅÅalibs, das sich mehr und mehr auf Mohammed konzentrieren wird sowie auf Al, vermutlich wegen der Ehe mit der schon unter Ab Bakr verstorbenen FÅima. Der Bericht ber den Halsbandkreis zeigt im weiteren Verlauf, da nun, etwa drei Jahrzehnte nach Mohammeds Tod, der von Umar favorisierte Gedanke des Ranges gem dem Verdienst in sein Gegenteil verkehrt wird; es kommt nicht auf das in eigener Person geleistete Einstehen fr den Islam an, sondern auf den ÑVterruhmì. Ein Vorbote dieser Vernderung war die Sonderstellung der ÑShne der Auswandererì bei den Dotationen gewesen. Es ist das vergangene Verdienst, das eine neue Nobilitt begrndet, die es allerdings schwer hat, sich gegen die vorislamische zu behaupten. Das anfentum jedenfalls hat ausgespielt, und die Entstehung und der Erfolg der Bewegung, ja, alles was mit dem frhen Islam zu tun hatte, werden unter dem Blickwinkel der Reputation der beteiligten Klane beurteilt. Eiferschteleien und Hme berschatten deren Beziehungen zueinander und prgen die Wahrnehmung der jngsten Vergangenheit und damit zugleich die Vorstellung von dem Gewicht, das eine bestimmte Sippe in der Gegenwart haben sollte. Muwija war so klug, alle Empfindlichkeiten zu achten, auch die der frhen Auswanderer und ihrer Shne. Da erstere dank ihrem bereitwilligen, nicht auf den eigenen Nachteil achtenden Einsatz in einer auf der Hedschra fu enden Gesellschaft hchstes Ansehen genossen, hatte schon sein Vater Ab Sufjn unumwunden anerkannt.
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Solange der Halsbandkreis in Medina bestehe, werde die Stadt blhen, lautete Muwijas berzeugung. Die Zeiten wurden jedoch ungnstig fr die Erfllung solcher Wnsche. Ubaidallh b. Ad (gest. 708/9), ein Nachkomme des Naufal b. Abd Manf, jenes Zweiges, in dem die Genealogie besonders gepflegt wurde,321 hob in der Runde hervor, da niemand so beredt wie Al b. ab Älib gewesen sei und niemand sich so vortrefflich wie dieser auf die Herleitung der lebenspraktischen Konsequenzen der koranischen Botschaft verstanden habe. Der Vater dieses Ubaidallh war erst beim Einzug in Mekka zum Islam bergetreten, nach einer anderen berlieferung war er bei Badr als Heide gefallen.322 Mit frhem Verdienst war es bei ihm also nichts, und so lag die Lobpreisung der Prophetenfamilie nahe, von deren Glanz man auf diese Weise ein wenig auf sich selber lenkte. Ein anwesender Nachfahre des Abd äams lie sich ber die Vorzge Muwijas aus, was einen Enkel Umars dazu herausforderte, die Gerechtigkeit und charakterliche Vollkommenheit dieses Kalifen zu preisen. Ein Maz mite warf erregt ein: ÑIhr scheint allein bei den muhir n einen Vorrang gelten zu lassen! Bei Allah, was haben sie denn weiter vorzuweisen, als da sie den Islam annahmen!ì Er rief allen die Heldentaten seines Klangenossen al-ri b. Hiöm in Erinnerung, der, wie erwhnt, bei Badr zwar vor Mohammeds Streitmacht geflohen war, bei Uud aber ausgeharrt hatte; zum Islam hatte auch er erst gefunden, als Mohammed Mekka besetzte, unter Umar jedoch hatte er sich fr den Dschihad in aö-äam entschieden, den er wie viele andere mit einem hnlichen Lebenslauf als einen, wenn auch versptet betretenen, Weg zu Allah auffa te.323 Ob solcher Mi achtung der Leistungen der frhen Auswanderer packte M s, einen Sohn Äalas, heftiger Zorn: ÑWie kannst du solche Mnner in dieser Runde im gleichen Atemzug mit den muhir n nennen? Bei Allah, sie sind doch nichts anderes als die Sklaven der muhir n, diese schenkten ihnen die Freiheit, nachdem sie sie auf Gedeih und Verderb in ihre Gewalt gebracht hatten!ì M s und der Maz mit gingen aufeinander los, mit Mhe trennte man sie. Der Maz mit beschwerte sich bei Marwn, Muwijas Statthalter in Medina,324 ber die Beleidigung, die ihm widerfahren sei: Er sollte ein Sklave sein, und dann wohl auch die anderen Spr linge vornehmer quraiöitischer Klane, schlie lich gar selbst Muwija, der Kalif! M s suchte bei iöa Schutz, whrend Marwn von der Predigtkanzel Mohammeds herab Verwnschungen gegen ihn ausstie . Als Muwija von dem Zwischenfall hrte, wu te er, da es mit dem Halsbandkreis vorbei war; er verbot Marwn, die Affre je wieder zu erwhnen; die Gemter sollten nicht unntig erregt werden.325 Die frhen Auswanderer wurden durch ihre Shne zu einer Art neuer Nobilitt erhoben. Man pa te sich damit dem in der arabischen Gesellschaft jener Tage geltenden Prinzip der Ableitung des Ranges der Person aus dem Stammbaum (arab.: an-nasab) und dem ÑVterruhmì (arab.: alasab) an. Die anfische Idee des individuell im Angesichte Allahs erarbeiteten Prestiges war eine zu gro e Zumutung, um auf Dauer wirksam zu sein. Sie verschwand allerdings nicht spurlos. Sie wurde vielmehr umgeschmolzen in ein nicht mehr bzw. nicht mehr allein durch das Kriegfhren als den Inbegriff der Glubigkeit erzielbares islamisches
Die Umwandlung der anfischen Ideale
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Prestige; auch Abstammung und ÑVterruhmì konnten es einem nicht verschaffen, wurden jedoch nicht gnzlich entwertet. Wir werden diesen Vorgang in den beiden letzten Kapiteln beobachten. Die Distanz zur Person des Propheten, die nach anfischem Grundsatz vllig hinter der ÑLesungì verschwinden sollte, war dabei nicht durchzuhalten. Denn zum einen warben die Angehrigen der ÑFamilie des Prophetenì mit ihrer Genealogie und luden die Tatsache ihrer verwandtschaftlichen Nhe zum von Allah Erwhlten mit religisem Gehalt auf. Zum anderen glckte es den angesehenen quraiöitischen Klanen, die bis zum Einzug Mohammeds in seine Vaterstadt gegen ÑAbd al-MuÅÅalibì gekmpft hatten, die machtpolitischen Erfolge Mohammeds zu den ihrigen zu machen;326 im Quraiöitentum, zumal in dessen ber Abd Manf definiertem Ausschnitt, schien solches Machtstreben seine Rechtfertigung zu finden.327 berdies schwangen sich die Omaijaden zu Interpreten der Botschaft Mohammeds auf; durch Anleihen bei der jdischen und christlichen berlieferung machten sie sie fr die Bewohner von aö-äam annehmbar, das sie zum Mittelpunkt ihrer Herrschaft whlten. Muwija war es, der das erbauliche Erzhlen (arab.: al-qaa) im Anschlu an den Freitagsgottesdienst, vielleicht auch bei anderen Gelegenheiten, zu einer festen Einrichtung erhob, wie es hei t, in den Tagen des Brgerkriegs. Umar hatte sich gegen eine solche Verwsserung des offenbarten Wortes noch zur Wehr gesetzt,328 was uns nicht berrascht. Die Trger dieser auf eine volksnahe Frmmigkeit zugeschnittenen berlieferung waren meist Personen, die selber den Propheten nicht mehr wirklich kennengelernt, sondern ihn vielleicht nur gesehen oder eine kurze Zeit in seiner Nhe verbracht hatten, jetzt aber um so besser zu wissen glaubten, was dessen Ansichten zu allem Mglichen gewesen waren.329 Dem Zug der Zeit vermochten die frhen Auswanderer und deren Shne nicht zu entrinnen. In Anbetracht der Propaganda der Prophetenfamilie und der unter omaijadischer Obhut ñ und in ebenso gro em Ma e unabhngig davon ñ produzierten ÑErinnerungì an den Gesandten Allahs mu ten auch sie sich in ein Verhltnis zu ihm setzen, das ihn fr sie und ihre Sicht der Dinge zum Sprechen brachte. ber iöa gelang ihnen das. Konnte man im brigen einen glaubwrdigeren Zeugen fr die medinensischen Jahre Mohammeds benennen, die doch, wie Umar betont hatte, die Herrschaft der Wahrheit waren, abgesondert von der Lge durch das Schlsselereignis der Hedschra? ber iöa fhrte der Weg zur Ñauthentischenì Kenntnisnahme gerade jener Jahre, und diese Gewi heit bedeutete ein Festhalten am umarschen Wahrheitsanspruch und zugleich die berbietung der durch die Genealogie verbrgten Nhe zu Mohammed: Man konnte seiner in die Gegenwart hinein fortwirkenden Anleitung teilhaftig werden, ohne sich mit den mekkanischen Klanintrigen zu befassen, die doch nichts weiter als Lge waren. Nicht nur die Shne der alten Auswanderer, auch andere Muslime vermochten ber iöa in den Besitz der medinensischen Wahrheit zu gelangen. Die Exklusivitt, die unter Umar noch einer der Wesenszge des Verdienstgedankens ist, schwindet, obwohl man deren Spuren bis gegen das Ende des 7. Jahrhunderts bemerkt. iöa wird zur ÑMutter der Glubigenì. Abdallh b. afwn al-uma, wie erinnerlich weder den ersten qurai-
6. Ideal und Wirklichkeit
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öitischen Kreisen entstammend noch durch eine sbiqa seines Vaters ausgezeichnet, bezeugt die Rolle, die sie erobert hat. Von ihr selber will er ber die neun Vorzge unterrichtet worden sein, die keine andere Frau mit ihr teile; einzig Maria mag durch Allah in vergleichbarer Weise erwhlt worden sein: ÑDer Engel kam (zum Propheten) in meiner Gestalt herab. Der Gesandte Allahs heiratete mich, als ich sieben Jahre alt war. Mit neun Jahren wurde ich ihm zugefhrt. Beim Vollzug der Ehe war ich Jungfrau, kein Mensch hatte neben ihm einen Anteil an mir. (Mohammed) empfing Eingebungen, whrend er mit mir in ein und dieselbe Decke gehllt war. Ich zhlte zu den Menschen, die ihm am liebsten waren. Bezglich meiner wurde ein Vers der ÇLesungë herabgesandt, an dem die Gemeinschaft beinahe zugrunde gegangen wre. Ich sah Gabriel, au er mir sah ihn keine seiner Frauen. (Mohammed) verstarb in meinem Zimmer, als ihm niemand nahe war au er dem Todesengel und mir.ì330
Kapitel VII: Die Fitna 1. Der ÑGarten der Quraiöitenì Sad b. al-, ein Nachfahre des Umaija b. Abd äams b. Abd Manf in der fnften Generation,1 war beim Tode des Propheten ein Knabe von etwa neun Jahren gewesen. Sein Vater war whrend der Schlacht bei Badr auf der Seite der quraiöitischen Heiden gefallen. Einmal sei Sad, inzwischen ein Jngling, dem Kalifen Umar begegnet und habe dabei den Eindruck vermittelt, da ihm das Treffen nicht gerade angenehm sei. Umar glaubte den Grund fr das Verhalten zu kennen. Nicht er, sondern Al b. ab Älib sei es gewesen, der in jener Schlacht den Vater gettet habe, gab der Kalif zu bedenken, fgte allerdings hinzu, auch wenn der Vater Sads durch seine, Umars, Hand umgekommen wre, she er keinen Anla , sich gegenber dem Sohn zu entschuldigen. ñ Durch die Hedschra, wir erinnern uns, waren fr Umar Wahrheit und Lge und daher auch Recht und Unrecht klar voneinander geschieden worden. ñ ÑBefehlshaber der Glubigenì, antwortete Sad b. al- geistesgegenwrtig, Ñselbst wenn du es gewesen wrest, der meinen Vater ttete, so glte doch, da du im Recht warst und er im Unrecht!ì Der Kalif war mit diesen Worten hoch zufrieden und soll sich lobend ber ein solches Beispiel der klugen Besonnenheit (arab.: al-ilm, Pl. al-alm)2 geu ert haben, wie sie den Quraiöiten eigne.3 Als Einstimmung auf den Bericht ber das verhngnisvolle Geschehen, das sich wenige Jahre spter um die Gestalt Sad b. al-í abspielen wird, ist diese Episode von Ibn Sad, dem beraus verdienstvollen Prosopographen der frhen islamischen Geschichte, geschickt ausgewhlt. An sie schlie t er die Erzhlung von Aufstieg und Fall Sads an, dargelegt aus der Sicht eines der Enkel.4 Sad hatte bereits zur Zeit Umars Nachwuchs und bat den Kalifen daher, das medinensische Anwesen, in dem er wohnte,5 vergr ern zu drfen. Umar kam ihm entgegen, erfllte zwar nicht alle Wnsche, vertrstete Sad aber: ÑNach mir wird einer herrschen, der dir entsprechend deiner Verwandtschaft gibt und dein Bedrfnis befriedigt.ì Nachdem Umar einem Anschlag zum Opfer gefallen war, bestimmte ein Wahlmnnergremium Umn b. Affn (reg. 644ñ656) zum Kalifen, einen Mann, der ebenfalls von Umaija abstammte und in der Tat Sad nichts verweigerte; doch nicht nur das! ÑEr gab mir Anteil an der ihm (durch Allah) anvertrauten (arab.: al-amna) Herrschaftì (vgl. Sure 4, 58 und 33, 72). Sad stand um der Verwandtschaft willen der Weg zum Herrscher stets offen, und als dieser seinen kufischen Statthalter al-Wald b. Uqba b. ab MuaiÅ wegen Trunkenheit bei der Leitung der rituellen Gebete von seinem Posten hatte abberufen mssen, bestimmte er Sad zu dessen Nachfolger.6 Dies geschah im Jahr 29 (begann am 14. September 649), und Sad scheint die Zeit, in der er das Amt innehatte, vor allem zu Feldzgen nach Armenien und an das Kaspische Meer genutzt zu haben.7 Doch nicht allein dadurch suchte er sich auszuzeichnen. Er sah auf Distanz zu seinem Vorgnger. Dessen Vater Uqba b. ab MuaiÅ war einer der hart-
Eine Episode um erworbene Verdienste und vornehme Herkunft
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VII. Die Fitna
nckigsten Feinde Mohammeds gewesen, nach der Schlacht von Badr hatte der Prophet mit ihm keine Gnade gekannt und ihn als Gefangenen gettet. Den Sohn al-Wald mit einer Statthalterschaft zu betrauen, war sicher ein Mi griff Umns gewesen; Sad b. al- empfahl sich daher den Kufanern als dessen genaues Gegenteil: Bevor er zum ersten Mal bei ihnen die Predigtkanzel bestieg, lie er sie rituell reinigen. Die kluge Antwort, die er einst Umar gegeben hatte, und dann dessen Andeutung, da der kommende ÑStellvertreter des Gesandten Allahsì Sad eine glnzende Zukunft erffnen werde, dies alles soll dem Leser klarmachen, da nun ein Mann in Kufa das Heft in die Hand nimmt, dessen Karriere angesichts der im Hinblick auf das frhe Verdienst um den Islam nicht eben ruhmreichen Familientradition durch Umar zwar nicht gefrdert, aber immerhin ohne einschrnkende Bemerkungen angekndigt wurde. Und auch ein verstecktes Eingestndnis des Scheiterns der eigenen Politik ist in den Worten Umars verborgen, die man in der durch Sads Nachfahren im eigenen Sinne zurechtgebogenen Darstellung der Dinge den Kalifen sagen l t. Darber wird gleich nheres darzulegen sein. Ein verwhnter junger Mann sei Sad gewesen, als er die Statthalterschaft in Kufa angetreten habe, zudem ohne jegliches frhere Verdienst (arab.: as-sbiqa), wie sein Enkel in seinem Bericht unumwunden einrumt. Als Sad die rituell gereinigte Kanzel in der Moschee von Kufa bestiegen habe, seien von ihm Worte zu hren gewesen, die die Versammelten heftig erzrnt htten. Diese seien, habe Sad gehhnt, nichts als Nrgler mit einer Neigung zur Widerspenstigkeit und zum Streit; ihnen sei offensichtlich nicht klar, da Ñder Sawad doch nichts anderes als der Garten der Sklavenbrschchen der Quraiöitenì sei.8 Diese unbedachte u erung, die den Kufanern wohl ins Gedchtnis rufen sollte, da sie selber, minderer Abstammung, wie sie in den Augen des Quraiöiten waren, unter der Herrschaft der Mekkaner, die sich dank jenem Mohammed in so wunderbarer Weise ber ganz Arabien ausgedehnt hatte, ohne alles Gewicht seien. Ab Minaf (gest. 774),9 ein irakischer berlieferer, spitzt den aufbrechenden Konflikt in aufschlu reicher Weise zu. Bei ihm entschlpft das emprende Wort dem unerfahrenen Statthalter nicht auf der Kanzel, sondern in einem Gesprch mit einer Reihe eingesessener Kufaner, die als ÑKoranleserì10 bezeichnet werden. Wie nicht unblich, pflegte ein mchtiger Mann wie Sad den Umgang mit den im Arabischen Gebildeten. Eines Tages debattierte man ber das Thema, ob die Ebene oder das Gebirge die vortrefflichere Landschaft sei.11 Einer der Anwesenden sprach sich entschieden fr die Ebene aus, denn dort flssen die Bche unablssig, es wchsen Weizen und Gerste, die Palmen ragten empor, und man werde nur wenige Obstsorten nennen knnen, die in der Ebene nicht ebenso gut wie im Gebirge gediehen. ÑGanz recht,ì fiel ihm Sads Polizeichef ins Wort, Ñich she am liebsten, dies alles gehrte dem Befehlshaber, und euch etwas noch Besseres!ì Letzteres war eine Anspielung auf den Garten Eden ñ in dessen Genu man hienieden natrlich noch nicht gelangt. Der fr die Ordnung Verantwortliche hatte nach diesem unbedachten Satz seine liebe Not damit, die Kufaner zu bndigen. ÑDem Befehlshaber willst du das Bessereì ñ auf Erden nicht Verfgbare ñ Ñvorenthalten? Buhlst du nicht mit unserenì ñ irdischen ñ
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ÑGtern um seine Gunst?ì fuhr Mlik al-Aötar erregt dazwischen, ein Mann von den jemenischen Ban n-Naa. ÑWas verschlgt dir das?ì lautete die Antwort, Ñwenn der Befehlshaber es wnschte, wre dies (alles ohnehin) seines!ì Diese Herausforderung, die den Statthalter zur Willkr geradezu einlud, wies al-Aötar scharf zurck: ÑSelbst wenn er es wollte, er wre nicht dazu imstande (es an sich zu bringen)!ì Bei dieser Wendung des Gesprchs go der Statthalter "l ins Feuer: ÑDer Sawad ist nichts anderes als der Garten der Quraiöiten. Wir nehmen davon, was uns beliebt, und wir lassen brig, was uns beliebt!ì Mlik al-Aötar geriet au er sich: ÑDas behauptest du, wo doch der Sawad das Land ist, in das wir unsere Lanzen steckten, das Land, das (Allah) fr uns zurckholte!ì Und da sie nicht gegen den Statthalter ttlich werden konnten, packten sie den Polizeichef und verprgelten ihn.12 In der irakischen Fassung fllt der ansto erregende Satz in einem Gesprch. Was Sads Enkel erzhlt, steht vermutlich unter dem Eindruck der spteren so beraus heftigen Spannungen zwischen den Omaijaden und den Irakern; mehrere Statthalter traten ihr Amt mit einer Predigt an, in der sie den Irakern ein strenges Regiment androhten.13 Der Enkel wei im brigen von weiteren Vorfllen zu berichten, in denen es um den Widerstreit zwischen den im Dschihad erfochtenen Rechten der Eroberer und dem auf dem Quraiöitentum beruhenden Herrschaftsanspruch geht. Umn kam zu Ohren, wie sein Statthalter die Kufaner gegen sich aufgebracht hatte, und ordnete an, wann immer sich jemand durch einen Befehlshaber beleidigt fhle, solle er dies dem Kalifen mitteilen, der den Schuldigen des Amtes entheben werde. Sad b. al- reiste nach Medina, um die Wogen zu gltten. Den frhen Auswanderern und den wichtigen ÑHelfernì lie er Geschenke berreichen. Auch Al b. ab Älib bedachte er gro zgig, und dieser nahm die Gaben entgegen, wobei er anmerkte, die Omaijaden seien darauf und daran, ihm wenigstens stckweise das Erbe Mohammeds zuzubilligen; wenn er lange genug lebe, dann wolle er sie von diesem Erbe abschtteln, wie der Metzger die Zotten der Kaldaunen ausschttelt.14 Sad rettete frs erste seinen Posten, trotzdem lie er sich das alles keine Lehre sein. Immer wieder kam es, wie sein Enkel erzhlt, zu Reibereien mit Leuten, die sich viel auf ihr frhes Verdienst zugute hielten. So fragte er einmal am Ende des Ramadan, ob jemand die Sichel des Neumondes erblickt habe; es meldete sich ein Einugiger. Der Statthalter machte sich ber ihn lustig ñ ausgerechnet dieser sollte fr den rituell richtigen Zeitpunkt des Fastenbrechens brgen! Der Verspottete setzte sich zur Wehr: Auf dem Pfade Allahs sei er so schwer verwundet worden, bei der Schlacht am Jarm k. Er kmmerte sich nicht weiter um den Statthalter, sondern hob in seinem Haus zusammen mit Gsten gem seiner Erkenntnis die Fasten auf. Solche Mi achtung seiner Autoritt setzte Sad derma en in Wut, da er den Alten verprgeln und dessen Haus niederbrennen lie . Eine Nichte und ein Bruder Sad b. ab Waqqí, des Eroberers des Sawad,15 machten sich daraufhin auf den Weg nach Medina zu eben diesem Sad, der versprach, in der Angelegenheit beim Kalifen vorstellig zu werden und ihn zum Eingreifen aufzufordern. Doch Umn zauderte; er brachte es nicht bers Herz, seinen Statthalter abzuberufen. Er hoffte, den Fall im Zuge einer
Umn wird in die Querelen verwickelt
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statthaften Rache aus der Welt zu schaffen. Die Sippe des Opfers mge Sad verprgeln, au erdem mge man Feuer an dessen Haus legen. Da man in Medina zur Tat schritt und Sads dortiges Anwesen in Brand steckte, soll iöa verhindert haben. Die Sache schien im Sande zu verlaufen. Doch etliche Kufaner verloren die Geduld und brachen nach Medina auf, um den Kalifen zur Rede zu stellen. Nach der sadschen Familienberlieferung waren dies: Mlik al-Aötar von den jemenischen Ban n-Naa,16 denen drei weitere Petenten angehrten, ferner zwei Brder von den Ban Abd,17 zwei Azditen und zwei nicht nher zu identifizierende Mnner. Ihnen allen ist gemeinsam, da sie in der berlieferung zur Prophetenvita nicht auftauchen, aber augenscheinlich bei der Inbesitznahme des unteren Irak eine Rolle gespielt hatten, die ihnen im erst vor kurzem gegrndeten Kufa Einflu sicherte. Nur Mlik al-Aötar sowie Zaid b. n und aaa, die beiden Abditen, werden in der Literatur ber die Prophetengefhrten erwhnt; doch kann man dort bestenfalls fr sie geltend machen, da sie schon in Mohammeds Zeit gelebt haben, ob sie ihm je begegneten, ist zweifelhaft. Dieser Umstand verhinderte aber nicht, da spter ber einen der beiden Abditen ñ er hatte in der Kamelschlacht auf der Seite Al b. ab Älibs gekmpft ñ durch letzteren ein berschwengliches Lob in Umlauf gesetzt wurde, das aus dem Munde Mohammeds stammen sollte.18 Sad hatte vom Vorhaben seiner Kufaner Feinde erfahren und eilte ebenfalls nach Medina. Umn sah sich gezwungen, zwischen beiden Parteien zu entscheiden, und er entschlo sich, den Statthalter im Amt zu belassen. Nach Lage der Dinge hatte er kaum eine andere Mglichkeit, denn die Stabilitt seiner Herrschaft mu te ihm mehr am Herzen liegen, als einen Umsturz zu legalisieren, dessen Rckwirkungen nicht abzuschtzen waren. In der irakischen berlieferung zeigt sich Umn geschickter im Umgang mit den Aufrhrern. Noch bevor sie nach Medina reisen, hat der Kalif von ihrem Unmut gehrt. Er l t ihnen ausrichten, sie mchten sich nach aö-äam begeben, um von dort aus an Kriegszgen zur Ausweitung des islamischen Territoriums teilzunehmen. Auch Sad sendet er eine Botschaft: Er mge den Unruhestiftern den Befehl zum Abmarsch nach aö-äam bermitteln ñ dem diese sicher Folge leisten wrden ñ und sich im brigen einer einwandfreien Amtsfhrung beflei igen. Tatschlich trifft man die Rebellen in der nchsten Szene in einem Gesprch mit Muwija b. ab Sufjn an, dem Statthalter in Damaskus. Er mahnt sie eindringlich, sie befnden sich nun in einem Land, wo man nichts als den Gehorsam kenne, sie sollten deswegen unter allen Umstnden darauf verzichten, Zweifel in die Herzen zu sen. Al-Aötar entgegnet, Allah habe die Wissenden verpflichtet, den Menschen, die danach fragten, das Wissen nicht vorzuenthalten. Muwija ist ber diese Antwort nicht erfreut; die Ankmmlinge seien darauf aus, Unfrieden (arab.: al-fitna) zu schren. Sie sollten Allah frchten, der in Sure 3, Vers 105 warnt: ÑSeid nicht wie jene Leute, die sich zerstritten und untereinander uneins wurden, nachdem sie bereits klare Beweise erhalten hatten!ì Amr b. Zurra anNaa19 ñ sein Name fehlt auf der Liste, die Sads Enkel berliefert ñ erwidert trotzig, sie allein seien es, die durch Allah rechtgeleitet wrden. Muwija l t ihn zusammen mit al-Aötar einsperren; Zaid b. n, der
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ein hohes Ansehen genie t, weil ihm in der Schlacht bei al-Qdisja eine Hand abgeschlagen worden ist, gelingt es jedoch, den Statthalter umzustimmen, ja, dieser erwirkt bei seinem Amtsgenossen in Kufa sogar die Erlaubnis zur Rckkehr. In Hims soll die Aufrhrer die Nachricht erreicht haben, da die Kufaner mittlerweile entschlossen seien, Sad b. al- zu vertreiben. Die Aussichten auf einen solchen Umschwung beschleunigten ihre Heimreise.20 An der Unterredung mit Muwija fllt auf, da nicht mehr der Streit ber die Beachtung des Verdienstes um den Islam und ber die Erwhltheit der Quraiöiten den Kern der Auseinandersetzung bildet. Dieser scheint vielmehr durch eine religise Argumentation zwar nicht verdrngt, aber doch verhllt worden zu sein. Die Wortfhrer der Rebellen nehmen fr sich ein besonderes Wissen in Anspruch, dessen alle brigen Muslime bedrftig seien und zu dem man ihnen den Zugang erffnen msse, sobald sie darum bten. Im Unterschied wohl zu dem auf eine Autoritt vorislamischen Ursprungs pochenden Sad b. al- betrachten jene sich als von Allah gefhrt. Muwija tritt dieser Ansicht nicht im grundstzlichen entgegen ñ sein Vater hatte sich, wie man berliefert, eingestanden, da alle die, die auf den Propheten gesetzt hatten, recht bekommen hatten.21 Muwija lie sich daher auf den Austausch koranischer Aussagen und auf die neue mit deren Hilfe begrndete Redeweise ein: Die Unruhestifter machten sich des Aufwiegelns zur Fitna schuldig, arbeiteten also auf eine Spaltung der Glaubensgemeinschaft hin, deren gottgewollter Zustand die Eintracht sei. Diese Entgegnung des Statthalters wog schwer angesichts der hufigen Anspielungen Mohammeds auf das Verhngnis einer Fitna, deren endgltige Unterbindung er zum wichtigsten Ziel der Glubigen bestimmt hatte: Der Krieg soll fortdauern, bis es nirgendwo noch eine Fitna gibt und alle Glaubenspraxis allein Allah geweiht ist (Sure 2, 193 und 8, 39). Al-Aötar seinerseits hatte sich gegenber Muwija auf Sure 3, Vers 187 berufen: ÑEinstmals nahm Allah denen, die schon vor euch die Schrift empfangen hatten, die Verpflichtung ab: ÇIhr sollt sie die Menschen lehren und habt nichts davon zu verschweigen!ë Sie aber warfen (die Schrift) hinter sich und handelten sich fr sie einen geringen Preis ein ñ wie bel ist, was sie (fr die Schrift) kaufen!ì So steht in dem Gesprch eine Art von Fehlverhalten der frheren Glaubensgemeinschaften gegen eine andere, nmlich gegen die Fitna, deren Verhinderung das erste Anliegen der Machthaber ist. Laut Sads Enkel treffen sich sein Gro vater und die Rebellen zuletzt bei Umn, und der Kalif hrt sich an, was beide Parteien vorzutragen haben. So ist es auch nach az-Zuhr gewesen. Es stellte sich, so berichtet er, bei dieser Unterredung heraus, da man Sad b. al- nichts weiter vorwerfen konnte als seine Behauptung, der Sawad sei der Garten der Quraiöiten. Mit dieser wenig klugen u erung habe er freilich niemandes Integritt (arab.: al-urma) angetastet. Der Kalif drfe eine Abberufung doch nur unter der Voraussetzung befrworten, da man dem Statthalter ble Anordnungen nachweise, der sich keiner seiner Untergebenen zu widersetzen vermge, solange jener im Amt sei. Mit anderen Worten: Nur wenn Sad die ihm unterstellten Leute zu Handlungen gezwungen htte, die gegen das Recht sind, bestnde ein Grund zur Entlassung. Unverrich-
Die religise Verbr mung des Konflikts
Eine Rebellion in Kufa
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VII. Die Fitna
teterdinge machten sich die Beschwerdefhrer auf die Heimreise. Einer von ihnen eilte voraus und hetzte die Kufaner auf: Der Kalif habe die Abberufung verweigert und jenen Mann im Amt besttigt, der den Sawad fr sich reklamiere. Bald traf auch al-Aötar ein und hielt eine Rede, in der er den Propheten, Ab Bakr und Umar pries, Umn aber scharf verurteilte. Wer meine, der Zeitpunkt sei gekommen, die Rechte Allahs zu verteidigen, der mge sich in al-araa einfinden.22 An diesem Ort zwischen Hira und Kufa sammelten sich nun die Aufrhrer um al-Aötar. Sad dagegen zog seine Anhnger in al-Uaib zusammen, einer Station auf der Karawanenroute von Kufa in den Hedschas, am Rande der Steppe gelegen.23 Al-Aötar wies zwei bewhrte Haudegen an, sie sollten je mit einem Heerhaufen von etwa fnfhundert Mann gegen Sad vorrcken und ihn derart aufschrecken, da er die Flucht zu Umn dem Bleiben in Kufa vorziehen werde. Sollte er sich wider Erwarten zur Wehr setzen, dann solle ihn das seinen Kopf kosten. Sad erkannte rechtzeitig die Aussichtslosigkeit seiner Lage und setzte sich nach Medina ab. Die Rebellen waren jetzt im Besitz von Kufa. Al-Aötar beteuerte, alles nur um Allahs und der Kufaner willen eingefdelt zu haben, und schlug vor, man mge Ab M s al-Aöar mit der Leitung der rituellen Gebete und des Krieges an den ñ wie gehrt, bis nach Medien und urn vorgeschobenen ñ kufanischen Grenzorten beauftragen, sowie uaifa b. al-Jamn mit der Verwaltung der Einknfte aus dem Sawad. Ab M s lie sich auf dieses Abenteuer nur unter der Bedingung ein, da man in Kufa die Huldigung fr den Kalifen Umn erneuere, was auch geschah. Somit bestand fr diesen kein Grund, die eingetretenen Tatsachen umzusto en, und Umn sagte zu, bis zu seinem Tod an dieser Lsung der Krise nichts zu ndern. Dies alles spielte sich ab, nachdem Umn etwa ein Jahr vor seiner Ermordung seine Statthalter zur Beratschlagung nach Mekka beordert hatte.24 Die auf Sads Enkel zurckgehende berlieferung und die irakische lassen sich nicht vllig zur Deckung bringen. In der ersteren laufen die Fden der Handlung beim Kalifen Umn zusammen. Ihm tragen die Parteien ihre Beschwerden vor, er fllt die Entscheidungen. Die Iraker hingegen konzentrieren sich strker auf Mlik al-Aötar, vor allem aber wird bei ihnen der Streit mit der Hilfe der neueren, religisen Begriffe ausgefochten, und zwar zwischen al-Aötar als dem Sprecher der Rebellen und Muwija, dem knftigen Kalifen, dessen wichtigste Aufgabe die Befriedung des Irak sein wird. Deswegen mgen in die Berichte, die uns vorliegen, Verhltnisse eingeflossen sein, die zur Zeit des Geschehens noch nicht gegeben waren. Das ndert freilich nichts an der Tatsache, da der als skandals empfundene Ausspruch Sad b. al-í fr das Ende des von Umar b. al-aÅÅb aufgebauten Dotationssystems steht, in dem nach anfischer Art der Vterruhm und die Genealogie zugunsten der individuellen Leistung fr den Islam au er Kraft gesetzt werden sollten. Bei Sad liegt die Mi achtung dieses Grundsatzes auf der Hand, bei seinen Widersachern zeigt er sich erst auf den zweiten Blick. Denn auch unter ihnen findet man Personen, die auf das pochen, was die Vter errangen: Amr b. Zurra gehrt schon der Generation derjenigen an, die sich aus den Leistungen der Vter einen dauerhaften Gewinn sichern
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wollen, und dieser Beweggrund, von Mlik al-Aötar im Streit mit Sad offen geu ert, entspricht dem Prinzip nach den berzeugungen des Statthalters. Um Zurra brigens, Amrs Vater, rankt sich eine berlieferung, in der Mohammed die Auflsung der auf die kmpferische Glubigkeit und damit auf das individuelle Verdienst gegrndeten Ordnung weissagt. Zurra, Mitglied der Gesandtschaft der Ban n-Naa, die Medina kurz vor Mohammeds Tod aufsucht, bittet diesen um die Deutung eines Traums, den er unterwegs gehabt habe: Eine Eselin, die er in der Heimat zurckgelassen hatte, habe ein rotschwarzes, ganz dunkles Schafsbcklein geworfen, und dann sei ein Feuer zwischen dem Trumenden und einem Sohn namens Amr ausgebrochen, hell auflodernd; auch habe er den Frsten von Hira an-Numn b. Munir gesehen, geschmckt mit Ohrgehngen und Armreifen, und eine Alte mit fahlem Haar, die dem Erdboden entstiegen sei. Der Gesandte Allahs fragte, ob im Jemen eine der Sklavinnen Zurras schwanger sei, was dieser bejahte; sie sei inzwischen mit einem Sohn niedergekommen, stellte Mohammed fest, und die dunkle Hautfrbung zeige an, da Zurra bislang allen Mitmenschen verschwiegen habe, da er am Aussatz erkrankt sei; das Feuer aber, Ñdas ist die Fitna, die nach meinem Tod um sich greifen wirdì; was eine Fitna sei, wollte Zurra wissen, und der Prophet antwortete: ÑDie Leute tten ihren Imam und streiten gegeneinanderì ñ wobei Mohammed mit den Fingern einer Hand in unterschiedliche Richtungen zeigte ñ Ñund zuletzt schmeckt dem einen Glubigen das Blut des anderen s er als ein Trunk Wassers; der Frevler wird vermeinen, er tue etwas Gutesì; der gerade geborene Sohn Amr werde diese schlimme Zeit erleben, in der ein Knig Prunk entfalten werde wie einst an-Numn, die Welt aber werde einer hinflligen Greisin gleichen. Und in der Tat, Amr b. Zurra war spter der erste, der Umn fr abgesetzt erklrte.25 Alle Motive, die in diesem Traumgesicht miteinander verwoben sind, beginnen unter dem Kalifat Umns das religis-politische Denken der Muslime zu beherrschen. ÑDas, was die Kufaner mit Sad b. al- taten, war der Anfang der Schwche, die (das Kalifat) Umns befiel, als man gegen ihn aufzubegehren wagteì, meint Sads Enkel.26 Die Ansprche, die die Bewegung der Dschihadkmpfer fortlaufend erzeugte, sollten streng aus der jeweils nachgewiesenen Beteiligung an einem Kriegszug abgeleitet werden. Doch wurden sie, wie es die Gewohnheit des Menschen ist, mit den vermeintlichen Vorrechten der edlen Geburt oder den Taten der Vter vermischt. Dem einen Genge zu tun, hie , anderen zu schmlern, was sie, wie sie glaubten, mit gutem Recht als das ihnen Zukommende betrachteten. Dieser unter Umar noch nicht gegebenen Lage war Umn in der Tat nicht gewachsen, wobei sein Fehler wohl darin zu suchen ist, da er redlich bestrebt war, es allen recht zu machen, in unserem Fall seinem Statthalter in Kufa und dem Quraiöitentum auf der einen Seite und den ñ ehemaligen ñ Glaubenskriegern auf der anderen, die ihr frhes Verdienst um den Islam so auslegten, als m ten sie dessen Frchte niemals mit anderen teilen. Bemerkenswert ist zudem, da die Aufrhrer selber es vorziehen, in der zweiten Reihe zu bleiben, und mit uaifa b. al-Jamn und Ab M s al-Aöar zwei Prophetengenossen in den Vordergrund schieben. Dieser Umstand pa t gut zu der oben err-
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Ein Blick auf die wirtschaftlichen Verh ltnisse
VII. Die Fitna
terten Einkleidung ihrer Forderungen. Ehe wir den hiermit verknpften Fragen nachgehen, wollen wir in einigen groben Strichen das wachsende Mi verhltnis zwischen den Begehrlichkeiten und den Mglichkeiten ihrer Befriedigung zeichnen und bleiben dabei im Irak.27 Unter Umar, das hrten wir, belief sich das Steueraufkommen des Sawad und Mediens auf 120 Millionen wf-Dirhem,28 aus denen alle Dotationen pnktlich beglichen wurden.29 Da Teile dieser Einknfte, die nach Umars Auffassung allein dem ÑVermgen Allahsì zuzuweisen waren, dem Zugriff des islamischen Fiskus entzogen wurden, was ja der Fall war, wenn man Anrechte ehemaliger, womglich gar verstorbener Kmpfer weiter bediente, zerstrte die Grundlage der Besoldung der spteren muhid n. Nicht nur die abnehmende Wirtschaftlichkeit der Raubzge ñ wachsende Entfernungen, daher steigender logistischer Aufwand, desweiteren schwieriges Gelnde in den Gebirgen Mediens, im Kaukasus, an den Rndern des iranischen Hochlandes, sinkender Wert der Kriegsbeute sowie der voraussehbaren Ertrge aus den Ñzurckgeholtenì Territorien ñ setzte der Bewegung Grenzen, die nur noch unter u erstem Zwang zu verschieben waren, sondern eben auch die ungenierte Bereicherung einzelner, denen es gelang, sich entgegen den Prinzipien Ñislamischer Gerechtigkeitì Anteile am eroberten Land zu sichern. Zijd b. ab Sufjn, Muwijas (reg. als Kalif von 660ñ680) Statthalter im Irak, vermochte dem ganzen ihm unterstellten Gebiet, also Basra und dem sdiranischen Hinterland sowie Kufa und den von dort aus erkmpften Regionen des nrdlichen Iran, nur noch 100 Millionen Dirhem abzupressen. Davon erarbeitete Basra 60 Millionen, die wie folgt ausgegeben wurden: 36 Millionen flossen als Dotationen an die Krieger; 16 Millionen gelangten an deren ÑNachwuchsì (arab.: a-urrja); von den restlichen acht Millionen gingen vier an den Kalifen, je zwei waren fr die Verwaltung und fr Rcklagen bestimmt. hnlich verteilte er vermutlich die 40 Millionen, die Kufa zu tragen hatte; jedenfalls berwies er aus dieser Summe nur zwei Drittel von vier Millionen Dirhem nach Damaskus, so da dem Kalifen aus dem Irak insgesamt 6,66 Millionen Dirhem zuflossen. Zijds Sohn Ubaidallh, der dem 53 (begann am 27. Dezember 673) gestorbenen Vater zwei Jahre spter im Amt nachfolgte und es bis ber den Tod Muwijas hinaus behielt,30 bediente den Kalifen mit der bersendung von nur noch sechs Millionen aus Basra und Kufa zusammen. Widersprchlich sind die Angaben zu den Zahlungsterminen. Einmal hei t es, die Kmpfer htten ihre Dotationen am 1. Muarram, also am Beginn des Kalenderjahres, empfangen, nach einer anderen Quelle geschah dies im Monat äabn, Ñund sie fllten ihre Huser mit allen Arten des S en und des Sauren und sahen (im Besitz solcher Vorrte) dem Ramadan entgegenì; der ÑNachwuchsì wurde entweder versorgt, wenn man die Mondsichel des Ramadan erblickt hatte, oder am Beginn des l-ia. Vielleicht schon unter Zijd, in jedem Falle aber unter Ubaidallh schwoll die Zahl der Dotationsberechtigten in Basra erheblich an.31 berdies wendete bereits Zijd betrchtliche Mittel zur Regulierung des Getreidepreises auf. Um einer Teuerung vorzubeugen, lieh er den Hndlern Geld. Sie konnten damit das Korn, das dann an
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die Kmpfer und den ÑNachwuchsì ausgegeben wurde, fr einen um ein Viertel berhhten Preis aufkaufen; sanken die Preise unter das mittlere Niveau, lie er sich die Subventionen durch die Kmpfer zurckzahlen. berdies lockte das Drrejahr, auf das sich diese Angaben beziehen, zahlreiche Beduinensippen nach Basra, wo sie sich eine ausreichende Versorgung erhofften. In seiner Not stellte Zijd die Dotationsberechtigten vor die Wahl, sich entweder mit der Hlfte der ihnen zustehenden Mittel zu begngen ñ in diesem Falle wollte der Statthalter die zur Sippe eines Empfangsberechtigten gehrenden Flchtlinge aus den Vorrten ernhren, ber die er selber verfgte ñ oder bei Belassung der vollen Bezge in eigener Verantwortung fr die hilfesuchenden Verwandten aufzukommen. Fr jeden zustzlichen Esser kalkulierte man eine bestimmte Menge Getreide ein, ferner einhundert Dirhem sowie noch einmal je fnfzig Dirhem zum Fest des Fastenbrechens und zum Opferfest. ÑDenn wenn Beduinen hungern, beginnen sie zu kmpfenì, befand Zijd32 und verriet damit, wie heikel die Lage der Ñbesten Gemeinschaftì war, die sich von einer Bewegung in ein statisches Gemeinwesen wandeln mu te und dabei, soviel war schon erkennbar, nur einen Teil der auf dem Territorium lebenden Bevlkerung wrde eingliedern und in Ruhe halten knnen. Als die Nachricht vom Tod Jazds (reg. 680ñ683), des Sohnes und Nachfolgers Muwijas, in Basra eingetroffen war, hielt Ubaidallh b. Zijd eine Ansprache, um die in Grung geratene Einwohnerschaft zur Ordnung zu rufen und zur Treue gegen die Omaijaden aufzufordern: ÑBasrenser, ihr beschimpft mich also? Bei Allah, ihr m t doch erkennen, da der Ort, zu dem meinen Vater die Hedschra fhrte, an dem ich geboren wurde, wo sich mein Haus befindet, bei und mit euch ist! Als ich ber euch eingesetzt wurde, zhlte man im Register eurer Kmpfer nur 40 000, im Register eurer Kostgnger nur 70 000, heute rechnet man mir in eurem Register 80 000 Kmpfer vor, in dem eurer Kostgnger 120 000! Keinen Verdchtigen, von dem eine Gefahr fr euch zu befrchten war, lie ich frei umherlaufen, ich warf ihn ins Gefngnis. Der Befehlshaber der Glubigen ist tot, die Nachfolge trat sein Sohn Muwija b. Jazd (reg. 683ñ 684) an. Heute stellen die Basrenser die strksten Truppen, euer (durch Allah) zurckgeholtes Land ist das ausgedehnteste, ihr genie t das gr te Ma an Unabhngigkeit von den brigen Menschen. So whlt fr euch selber den Mann, mit dem ihr fr die Leitung eurer Glaubenspraxis und zur Bewahrung eurer Eintracht (arab.: al-ama) am ehesten einverstanden seid ñ ich werde als erster mit ihm einverstanden sein, ihm huldigen und ihn mit Rat und Geld untersttzen! Wenn man sich in aö-äam auf jemanden einigt, mit dem man dort im Hinblick auf die Glaubenspraxis einverstanden ist, dann schlie t ihr euch den Muslimen an!ì Die Zunahme der Zahl der Kmpfer will Ubaidallh sich als Verdienst zuschreiben, die Problematik, die damit verbunden ist, nimmt er nicht wahr. Die Basrenser leisten ihm den Huldigungseid, verlangen dann aber, er solle inhaftierte Charidschiten, auf die er in seiner Rede angespielt hat, freilassen. Sobald er diesem Drngen nachgegeben hat, wendet sich die Stimmung des Volkes, von den Befreiten aufgehetzt, erneut gegen ihn; die Eintracht, die er beschworen hat, ist dahin.33
574 Neue Kampfgemeinschaften
Der Reichtum der alten Genossen
VII. Die Fitna
Die Ausweitung der Zahl der Dotationsberechtigten war lngst nicht allen Unzufriedenen zugute gekommen. Die Kluft zwischen den Begnstigten und den Begehrenden war allzu breit. Den aus welchen Grnden auch immer von den Zuteilungen Ausgeschlossenen blieb nichts weiter als emprtes Schwrmen von einer noch gar nicht lange zurckliegenden Vergangenheit, in der, wie sie meinten, Gerechtigkeit geherrscht hatte, und die politische Seite solcher Schwrmerei waren die Grndung eigener Kampfgemeinschaften und die Ausrufung einer eigenen Bewegung, eines eigenen Dschihads, der, da sie dessen Frchte ernten wrden, der wahre sein mu te, die wirkliche Nachfolge der rechtgeleiteten prophetischen Gemeinde, die durch die gegenwrtigen Machthaber zu einem Knigtum alten Musters, zu einem Regime des Unrechts und des Frevels entstellt worden sei. Bleiben wir hier noch bei den materiellen Gesichtspunkten der Fitna, in deren weiterfhrende Analyse wir in Krze eintreten werden! Wie schamlos die ersten sich bereichert hatten, wie gering die Gelegenheiten der Nachrckenden waren, ebenfalls ein bequemes Auskommen zu finden, dokumentieren berlieferungen vom mrchenhaften Reichtum mancher Prophetengenossen. Als erster sticht uns Abd ar-Ramn b. Auf aus dem Klan der Ban
Zuhra ins Auge. Schon in Medina war sein Vermgen betrchtlich. Den Grundstock bildeten Handelsgeschfte, wobei ihm der ÑHelferì Sad b. ar-Rab, mit dem Mohammed ihn verbrdert hatte, finanzielle Untersttzung zumindest angeboten hatte. Immerhin behauptete Sad von sich, der reichste Mann Medinas zu sein. Abd ar-Ramns Eigentum vermehrte sich rasant, Mohammed erlaubte ihm ausdrcklich, sich in seidene Gewnder zu kleiden.34 berdies wies der Prophet ihm ein Stck Land in aö-äam zu, as-Sall gehei en, das einem Gedicht des Ibn Qais ar-Ruqaijt zufolge bei Bostra zu suchen ist.35 Schon damals war Abd ar-Ramns Reichtum sprichwrtlich, so da der Prophet ihm dringend empfahl, Wohlttigkeit zu ben, damit er ins Paradies gelange. Er verkaufte seinen Anteil an dem Land, das man den Ban n-Nar geraubt hatte, und schenkte den Erls den Witwen Mohammeds. Was konnte ihm nun noch den Weg zu den ewigen Wonnen versperren? Als er im Jahre 32 (begann am 12. August 652) starb, hinterlie er tausend Kamelhengste, dreitausend Schafe, einhundert Pferde; das Land, auf dem er die Ackerfrchte zur Ernhrung der eigenen Gro familie anbauen lie , wurde von zwanzig Kamelen bewssert. ÑZu dem, was er vererbte, gehrte Gold, das man (bei der Verteilung) mit xten in Stcke schlagen mu te.ì Es handelte sich um solch eine Menge, da die mit dieser Arbeit Betrauten sich Blasen an den Hnden holten. Die vier Witwen hatten sich ein Achtel der Hinterlassenschaft zu teilen, und dennoch entfielen auf eine jede von ihnen 80 000 bis 100 000 Dirhem.36 Bei Abd ar-Ramn b. Aufs Vermgen ist nicht abzuschtzen, inwieweit bei der Aufhufung die Aneignung eroberter Lndereien einerseits und das Kaufmannsglck andererseits den Ausschlag gegeben hatten. Anders verhlt es sich bei Äala b. Ubaidallh (gest. 656) von den Ban
Taim b. Murra; ihm war es ja auch vergnnt, einige entscheidende Jahre lnger als Abd ar-Ramn von den Eroberungszgen zu profitieren. Ibn Sad stellt einige Nachrichten zusammen, die, mgen sie im einzelnen
1. Der ÑGarten der Quraiöitenì
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auch bertrieben sein, ein berraschendes Bild zeichnen, berraschend, wenn man sich der Zahlen erinnert, die wir im Zusammenhang mit Zijd b. ab Sufjn und seinem Sohn Ubaidallh kennenlernten. Allein der irakische Landbesitz soll Äala jeden Tag eine Million Wafi-Dirhem eingebracht haben, was sicher ein Irrtum ist; jedes Jahr, knnte gemeint sein. Eine andere Nachricht lautet: ÑEr nahm im Irak 400 000 bis 500 000 (Dirhem) einì ñ in welchem Zeitraum? ñ Ñund im Sartì ñ dem Bergland sdstlich von Mekka, in dem es fruchtbare Tler gab37 ñ Ñungefhr zehntausend Dinare.38 Es kamen Ertrge aus der Landschaft al-Ar hinzuì ñ ebenfalls sdlich des Hedschas in Richtung Jemen gelegen. ñ Ñ(Äala) lie keinen der Ban Taim (b. Murra) unversorgt, sondern schenkte einem jeden den Lebensunterhalt fr sich und seine Angehrigen; er verehelichte ihre Witwen, stattete die Mittellosen mit Dienern aus, beglich die Schulden der Schuldner. Einmal im Jahr, und zwar wenn die Ertrge eingekommen waren, schickte er iöa 10 000 (Dirhem?), fr ubaia atTaim39 bezahlte er (Schulden von) 30 000 Dirhem.ì Muwija fragte einen der Shne Äalas nach dem Wert des Erbes; es habe sich in Mnzen auf 2 200 000 Dirhem und 200 000 Dinare belaufen; die jhrlichen Einnahmen aus dem Irak seien mit 100 000 Dirhem zu beziffern gewesen ñ womit vermutlich der Vermgenszuwachs gemeint ist. Auch als Unternehmer war Äala ttig; er soll der erste gewesen sein, der im Tal Qant bei aÅ-Äif Weizen anbaute ñ ein Hinweis auf den steigenden Bedarf angesichts der Zunahme der Bevlkerung im Hedschas. Muwija zeigte sich sehr beeindruckt. Das gesamte Vermgen, das es nach Äalas Tod zu verteilen galt, wurde, wie mehrfach berliefert wird, auf 30 000 000 Dirhem geschtzt.40 Noch klarer tritt der Zusammenhang zwischen einem enormen Zuwachs an Vermgen und den in Gang gekommenen Eroberungszgen bei az-Zubair b. al-Auwm zutage, dem ÑJngerì Mohammeds. Alle Posten, die er jemals innehatte, sei es das Kommando ber Truppen, sei es das Einziehen von Tributen oder regelm igen Abgaben, bte er auf Kriegszgen aus, die unter dem Propheten oder einem seiner drei Nachfolger unternommen wurden. So kam es, da er, als er in der Kamelschlacht gegen Al b. ab Älib fiel, ber Immobilien sowohl in Kufa und Basra als auch im gyptischen Fustat verfgte, von Medina gar nicht zu reden. Az-Zubair war dabei gewesen, wie sich die Bewegung der muhid n der ertragreichsten unter den an Arabien angrenzenden Lndern bemchtigte. Sein Sohn Abdallh, der sptere mekkanische Kalif, war mit der Verwaltung des Nachlasses beschftigt; sein Vater hatte, wie sich herausstellte, von vielen Leuten Geld zur Verwahrung entgegengenommen, es jedoch stets wie ein zinsloses Darlehen betrachtet und ausgegeben. Man befrchtete deshalb, nun mit Forderungen berhuft zu werden, die das vorhandene Kapital bersteigen knnten. Zur Befriedigung der Glubiger schlug man das Gut al-ba los, das im unteren Gebiet von Medina lag. Az-Zubair hatte es fr 170 000 Dirhem gekauft; jetzt erzielte man einen Preis von ber 3 000 000 Dirhem,41 wobei allerdings ungenannt bleibt, welche Leistungen zur Urbarmachung des Terrains az-Zubair ber die Jahre hinweg erbracht hatte. Denn ursprnglich scheint es sich um ein von Bschen und Bumen berwuchertes Feucht-
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VII. Die Fitna
gebiet gehandelt zu haben, in dem der Prophet der Legende nach eine Abordnung der Raubtiere empfangen hatte, die ihn um Speisegebote angegangen waren.42 Bei dem sprunghaften Anwachsen der Bevlkerung in Medina werden sich die Investitionen schnell amortisiert haben. In vier aufeinanderfolgenden Jahren lie Abdallh b. az-Zubair zur Pilgerzeit in Mekka ausrufen, jeder, dem der Verstorbene etwas schulde, mge sich melden. Die Hinterlassenschaft, die den Erben az-Zubairs nach Ablauf dieser Frist geblieben war, bezifferte man auf 35 200 000 Dirhem; vor Abzug der Schulden habe das Vermgen einen Wert von 51 oder 52 Millionen Dirhem erreicht.43
2. Das Kalifat U mn b. Affns (reg. 644ñ656) Von Umar zu Umn
Das Gremium der Wahlm nner
Umar b. al-aÅÅb hatte das Glck gehabt, das Kalifat am Beginn der von Mohammed initiierten Bewegung innezuhaben. Seine Bemhungen um eine Eingrenzung dieser Bewegung belegen, da ihm die Einsicht gekommen war, es gehe nicht an, den Dingen einfach ihren Lauf zu lassen. Die Voraussetzung, unter der er eine Kontrolle ausben wollte, war freilich, da nicht nur die grundstzlichen Entscheidungen ber Medina liefen, sondern auch das Kriegsmaterial und das Geld sowie, wichtiger noch, die Truppen von dort aus verwaltet wurden. Je weiter die Ereignisse voranschritten, desto illusionrer wurde die Erfllung dieser Bedingung. Umar verschlo sich nicht der Erkenntnis, er msse selber durch sein in stndiger Ausdehnung begriffenes Reich reisen, um die Ñislamische Gerechtigkeitì zu schtzen. Unter Umn htte auch unermdliches Reisen nicht mehr viel gentzt. Die gro en ehemaligen Heerlager hatten, wie wir am Beispiel Kufas und Basras studierten, ein Eigenleben begonnen. Beutegierige Krieger und hungernde Beduinen strmten dorthin, Menschen, von denen man in Medina wohl nichts wu te und die man von dort aus niemals htte lenken knnen. Die Politik Zijd b. ab Sufjns und seines Sohnes Ubaidallh zielte auf eine Strkung Basras, der eigenen Residenz, was in diesem Falle zwar den Interessen der Kalifen in Damaskus entgegenkam, jedoch im gleichen Ma e dem Eigennutz der Statthalter frderlich war. Mitten in der Zeit wachsender Ansprche und fallender Gewinnaussichten, in der Periode eines keimenden Lokalpatriotismus und einsetzender regionaler Sonderentwicklungen wurde Umn zum Kalifen erhoben. Es kommt jetzt darauf an, die im vorigen Teilkapitel skizzierten Entwicklungen mit einem auf sein Kalifat verengten Blick noch einmal zu betrachten. Wir werden auf diese Weise versuchen, die Voraussetzungen und Begleiterscheinungen des Ausbruchs der Fitna genauer zu erfassen. Auf seinem Sterbelager hatte Umar b. al-aÅÅb ein Gremium aus dem Kreis der frhen Auswanderer eingesetzt, das die Frage der Nachfolge entscheiden sollte. Diese Anordnung steht im Einklang mit seinen anfischen berzeugungen, die den Rang einer Person nicht in der Abstammung oder im Vterruhm sehen, sondern allein in den Leistungen der betreffenden Person selber. Indem die frhen Auswanderer mit Mut und Entschlossenheit und ñ von Al abgesehen ñ unabhngig von Moham-
2. Das Kalifat Umn b. Affns (reg. 644ñ656)
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med und ohne dessen Befangenheit im höimitischen Dnkel durch die Hedschra den Schritt der existentiellen Trennung zwischen Lge und Wahrheit vollzogen hatten, hatten sie das gr te ihnen berhaupt denkbare Verdienst erworben. So jedenfalls sah es Umar, und seiner berzeugung entsprach die Zusammensetzung des Wahlausschusses. Da sein Sohn Abdallh ihm im Kalifat folgen knnte, lehnte er rundweg ab; wenn Ab Ubaida b. al-arr noch am Leben wre, dann htte er ihn berufen.44 Ab Ubaida hatte zusammen mit Umn b. Ma n und Abd ar-Ramn b. Auf Ñund ihren Gefhrtenì recht frh den Weg zu Mohammed gefunden,45 gehrte demnach zu jenen anfen, die eine gewisse bereinstimmung ihrer Vorstellungen mit jenen des seit kurzem ffentlich predigenden Propheten entdeckt hatten ñ worin ihnen ihr Glaubensgenosse Umar ja erst spter und unter dramatischen Begleitumstnden gefolgt war.46 Aus diesem engsten Zirkel der alten anfen lebte nur noch Abd ar-Ramn b. Auf, der eine Zeitlang als mglicher Nachfolger galt, sich dann aber mit der Rolle des Knigsmachers begngte. Er wurde in den Ausschu berufen. Umar whlte ferner Sad b. ab Waqq, der von sich behauptete, der dritte Muslim gewesen zu sein; in Medina hatte er bei den ausitischen Ban Amr b. Auf gewohnt, wo schon vorher, freilich nicht aus religisen Grnden, sein Bruder Utba Unterschlupf gefunden hatte.47 Äala b. Ubaidallh und az-Zubair b. al-Auwm gehrten dem Gremium ebenso an wie immerhin zwei Nachfahren Abd Manfs, nmlich Umn b. Affn und Al b. ab Älib, zwei Mnner, die sich whrend der im Jahre 644 eben in Schwung geratenen Eroberungskriege nicht hervorgetan und auch sonst wenig Aufmerksamkeit erregt hatten.48 Der Verlauf der Verhandlungen, an denen Äala wegen Abwesenheit von Medina nicht beteiligt war, l t sich nicht schlssig rekonstruieren. Noch bevor Umar seinen letzten Atemzug tat, hatte man sich zerstritten, so da der Sterbende um eine gtliche Einigung bitten mu te, die binnen drei Tagen nach seinem Tod erreicht werden sollte. Umars Sohn Abdallh erhob in den Beratungen sein Wort, ohne da er als Kandidat htte gelten drfen. Angeblich hatte sich der Kalif selber noch ber den mglichen Ausgang der Wahl geu ert: Entweder Al oder Umn werde das Rennen machen. berdies habe er den ÑHelfernì geraten, auch sie sollten einen Befehlshaber aus ihrer Mitte bestimmen; dies geschah auch, hatte aber keine Folgen. uhaib b. Sinn, auch er ein frher mekkanischer Anhnger des Propheten, sollte whrend der Tage der Beratung die rituellen Gebete leiten und, wenn sich eine Mehrheit von fnf oder vier auf einen Kandidaten geeinigt habe, den einen oder die zwei Abweichler umbringen; bei Stimmengleichstand solle Abdallh b. Umar entscheiden, und wenn man mit diesem Verfahren nicht einverstanden sei, dann solle der Kandidat jener Dreiergruppe das Kalifat erringen, in der sich Abd ar-Ramn b. Auf befinde. Al habe sofort begriffen, da er bei diesem Vorgehen aus dem Spiel ausscheiden werde, denn Sad b. ab Waqq werde seinem Neffen Abd ar-Ramn b. Auf niemals widersprechen, und Umn wiederum sei mit Abd ar-Ramn b. Auf verschwgert; alles werde darauf hinauslaufen, da entweder Umn durch Abd ar-Ramn vorgeschlagen werde oder Abd ar-Ramn durch U-
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Die Wahl Umns
VII. Die Fitna
mn. Diese Einsichten unterbreitet Al niemand anderem als al-Abbs, der ihn daran erinnert, wie er ihn vor Jahr und Tag, als Mohammed auf den Tod erkrankt war, so sehr gedrngt habe, diesem doch wenigstens ein Zeichen abzuringen, durch das die Frage der Nachfolge geklrt worden wre. Die Al in den Mund gelegten Bemerkungen sind Kommentare aus der Rckschau und geben keinen Aufschlu ber die berlegungen, die zur Wahl Umns fhrten. Nach einer anderen berlieferung war es Al selber, der fr den Fall eines Scheiterns seiner Kandidatur die Wahl Umns ins Gesprch gebracht habe. Abd ar-Ramn b. Auf habe nach Befragung aller Wahlmnner kein eindeutiges Ergebnis feststellen knnen, hei t es weiter. Danach habe er zunchst von Al wissen wollen, wie dieser im Falle seiner Ernennung das Amt fhren werde ñ doch wohl gem dem Buch Allahs und dem Vorbild des Propheten, Ab
Bakrs und Umars? Nein, habe Al geantwortet, vielmehr gem seinen eigenen Krften und Einsichten; Umn dagegen habe versprochen, sich am Koran und an den Vorgngern zu orientieren. Beide htten ihre unterschiedlichen Vorstellungen vom Kalifat ffentlich wiederholt, so da Abd ar-Ramn schlie lich, mit dem Turban bekleidet, den ihm einst der Gesandte Allahs schenkte, spontan Umn gehuldigt und dann allen Anwesenden den Treueid auf den neuen Kalifen abverlangt habe.49 Da Abd ar-Ramn b. Auf bei der Wahl Umns eine treibende Kraft gewesen ist, wird man kaum in Abrede stellen knnen. Zweifelhaft ist freilich die Zuspitzung auf die Alternative zwischen Umn und Al, und noch unwahrscheinlicher ist es, da Als Ablehnung, den Koran zu beachten und dem Vorbild der vorherigen Amtsinhaber zu folgen, den Ausschlag gab. Hierin deutet sich ein Vorwurf an, der erst im Zuge der Fitna, und zwar nach dem gewaltsamen Ende Umns, laut wurde. Da Umn zusagte, die Grundzge der Politik seiner Vorgnger nicht zu verlassen, klingt plausibel. Gerade mit diesem Festhalten am Herkommen machte er sich dann viele Feinde, wie wir bereits ahnen und gleich an einigen Beispielen genauer sehen werden. Was ihm die Zustimmung des Gremiums verschaffte, wird aber nicht nur dieses Versprechen der Fortsetzung der Politik Umars ñ und damit der Wahrung der Interessen der frhen Auswanderer ñ gewesen sein, sondern auch die enge Verbundenheit mit Mohammed. Dieser hatte ihm schon in Mekka seine Tochter Ruqaija zur Ehefrau gegeben, die Umn etwa zwei Jahre vor der Hedschra einen Sohn namens Abdallh gebar.50 ñ Zu Umar hatte Mohammed dagegen auf Distanz geachtet: Erst in Medina verheiratete sich der Prophet mit afa, einer verwitweten Tochter Umars; dieser htte sie brigens lieber an der Seite Ab Bakrs oder Umns gesehen.51 ñ Vor allem aber rhrte die engere Verbindung Umns mit Mohammed daher, da beide Nachkommen Abd Manfs waren und somit dem quraiöitischen ÑAdelì angehrten. Wenn Umn auch nicht, wie sein spterer Nebenbuhler Al b. ab Älib, von Abd al-MuÅÅalib abstammte und deswegen ebenso wenig fr jenen Klan stand, dessen durch das Prophetentum Mohammeds gesteigerte Machtansprche den brigen Quraiöiten ein Skandal wurden, so war er doch wenigstens der Vertreter einer Sippe, deren Herrschaft nicht gegen die althergebrachte Rangordnung verstie . Denn als Ab Bakr unter turbulenten Umstnden die Nachfolge
2. Das Kalifat Umn b. Affns (reg. 644ñ656)
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Mohammeds angetreten hatte, war nicht nur Al b. ab Älib zunchst nicht zu einem Treueid zu bewegen gewesen, sondern ebenso wenig lid b. Sad b. al- b. Umaija aus der Sippe der Ban Abd äams, einer der ersten Muslime; er kritisierte damals die Nachfahren Abd Manfs, allen voran Al und Umn, weil sie auf ihre Rechte verzichtet htten. Die gleiche Ansicht vertrat Ab l- b. ar-Rab b. Abd al-Uzz b. Abd äams, der erst kurz vor der Einnahme Mekkas nach Medina verschleppt und Muslim geworden war. Ab l- hatte Als Feldzug in den Jemen mitgemacht; er schlo sich in dem fraglichen Augenblick der Meinung Als an und verweigerte Ab Bakr eine Zeitlang die Anerkennung.52 Indem jetzt Umn die Zgel in die Hand nahm, wurde jener Mangel geheilt. Aber in den zwlf Jahren seit Mohammeds Ableben hatte sich zu viel gendert, als da diese Korrektur sich nun htte gnstig auswirken knnen. Das bedeutendste Vorhaben, das Umn von seinem Vorgnger bernahm,53 war die Vereinheitlichung des Korantextes. Worum es dabei ging, wurde oben geschildert. In Umns Zeit erscheint hierbei uaifa b. al-Jamn als die treibende Kraft, die auf die Vollendung der Arbeit drang. Einen Anla bot ein Kriegszug nach Armenien, an dem Iraker wie Syrer teilnahmen. Die Unterschiedlichkeit der Vortragsweise kam dabei ans Licht. Allerdings scheint es, da sich im Irak selber bereits so viel Konfliktstoff aufgehuft hatte, da man den Versuch einer Vereinheitlichung wagen mu te. Hatten wir schon erfahren, da sich Umar nicht so sehr um einen einheitlichen Inhalt hatte bemhen mssen als vielmehr um die Standardisierung der Aussprache nach den Gepflogenheiten der Muariten, so lag auch im Irak die Schwierigkeit in der unterschiedlichen Einfrbung des Arabischen. In Kufa stand der Vortragsweise Abdallh b. Mas ds ñ den Umar, wie erinnerlich, wegen mangelnder Strenge getadelt hatte ñ diejenige der jemenischen Stmme gegenber. Diese herrschte im Koranexemplar des Ab M s al-Aöar vor. Aus beiden Vortragsweisen lie uaifa eine vereinheitlichte Lesart (arab.: al-arf) herstellen. Mglicherweise verlieh uaifa seinen Wnschen Nachdruck, indem er die Autoritt des Kalifen in Medina ins Spiel brachte, eben weil man im Irak der Streitereien aus eigener Kraft nicht Herr zu werden vermochte. Jedenfalls soll Umn erst durch den Lrm, der sich in Kufa um den richtigen Koran erhoben hatte, zu der Ma nahme angeregt worden sein, mehrere Exemplare der in Medina geschaffenen Fassung in die gro en Heerlager zu senden.54 Die Vorstellung, es knnte im expandierenden Reich eine unberschaubar gro e Anzahl individueller Codices gegeben haben, die sich durch vielfaches Kopieren frei und ohne regulierende Krfte htten auseinanderentwickeln knnen, ist vermutlich falsch. In den Quellen findet sie jedenfalls keine Sttze. Dagegen hren wir von dem Bestreben, die in den zu einem Eigenleben findenden Regionen zirkulierenden Abschriften zu vergleichen, um etwaige Sonderberlieferungen auszumerzen. Den Berichten zufolge vermochte man solche Sondertexte, zumeist wohl Satzfragmente, zu identifizieren und neigte eher dazu, sie zu verwerfen, als sie zu bernehmen.55 Solche Zurckhaltung, die sich vor allem mit dem Namen des von Umar favorisierten Zaid b. bit verbindet, der auch unter Umn seiner
Die Vereinheitlichung der ÑLesungì
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VII. Die Fitna
Linie treu blieb, war in den Heerlagern anscheinend nicht mehr leicht durchzusetzen. Deswegen schickte Umn die Abschriften der in Medina unter ma geblicher Beteiligung Zaids erarbeiteten Fassung dorthin, nach Kufa anscheinend mit dem ausdrcklichen Befehl, den aus den Versionen Abdallh b. Mas ds und Ab M s al-Aöars geschaffenen Koran ñ von dem wir nichts weiter wissen ñ dem seinigen anzupassen. Wie es hei t, gab Umn jedem der vier versendeten Exemplare ein Begleitschreiben mit, in dem er versicherte, drei unterschiedliche Koranversionen habe man in Medina durchgearbeitet, diejenige des Ab d-Dard aus aö-äam und die beiden aus Kufa; obwohl Mohammed noch nicht lange im Grab liege, habe man sie in manchen Punkten nicht zur bereinstimmung bringen knnen; das Schicksal der Christen, deren Offenbarungsschrift in voneinander abweichenden Fassungen kursiere ñ er meint die vier Evangelien ñ, msse den Muslimen erspart bleiben; schlie lich sei der Koran noch frisch; Zaid b. bit habe daher den Auftrag erhalten, unter Zugrundelegung eines bei iöa aufbewahrten Pergamentkorans die Anfertigung der vier Musterexemplare zu leiten. Als eines der vier nach Kufa gebracht worden sei, habe man es mit dem verglichen, das man selber erarbeitet hatte. Ab M s al-Aöar habe vorgeschlagen, man solle die nur im umnschen Koran auffindbaren Sondertexte bernehmen, die eigenen aber ñ also nicht von Zaid b. bit sanktionierte Zustze ñ nicht unterdrcken.56 Da sich Umn von solchen Winkelzgen nicht beirren lie und seinen Text durchsetzte, wird ihn nicht gerade beliebt gemacht haben. Was mit den lteren Exemplaren geschah, ist brigens unklar; meist hei t es, der Kalif habe sie verbrennen lassen. berliefert wird dagegen, da man ihm dazu geraten habe, doch habe ihm der Gedanke, dies zu tun, Mi behagen bereitet. Er habe sie unter einer Stufe seiner Predigtkanzel vergraben lassen,57 anscheinend nachdem er befohlen hatte, sie in kleine Stcke zu zerrei en.58 Den schrfsten Einspruch gegen den Einheitstext vernahm Umn aus Kufa. Abdallh b. Mas d zeigte sich nicht bereit, seinen Koran, den er so niedergeschrieben habe, wie er ihn von Mohammed gehrt habe, auszuliefern und damit der Vernichtung preiszugeben.59 Der Irak ist der Teil des Kalifenreichs, in dem sich der heftigste Widerstand gegen Umn zusammenballt. Am Beispiel Sad b. al-í haben wir davon schon einen Eindruck gewonnen. Der in den Umn feindlich gesonnenen Quellen immer wieder erhobene Vorwurf, der Kalif sei bedenkenlos von den gerechten, muslimischen Grundstzen seines Vorgngers abgewichen, um die Interessen des eigenen Klans zu frdern, l t sich aus den berlieferten Nachrichten nur unvollkommen erhrten und ist in erster Linie Propaganda. Nicht nur bei der Anfertigung des vereinheitlichten Korantextes behielt er die Politik Umars bei, sah sich dann freilich vor die Aufgabe gestellt, sie auch durchzusetzen. Das machte ihn zur Zielscheibe aller Gegner der anfischen Grundstze Umars, whrend man diesem selber ein gutes Andenken bewahrte. Wie vertrackt die Verhltnisse inzwischen geworden waren, verraten uns ja nicht nur die Querelen in Kufa. In Basra waren ihnen Wirrungen vorangegangen, in denen Ab M s al-Aöar, jener Mann, den die Kufaner im Jahre 34 (begann am 22 Juli 654) als den Nachfolger Sad b. al-í durchgesetzt
2. Das Kalifat Umn b. Affns (reg. 644ñ656)
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hatten, einen wichtigen Part innehatte, und wenn wir die basrischen Vorgnge Revue passieren lassen, gewinnen wir eine Ahnung davon, was Sads Enkel mit dem Urteil meinte, der Niedergang der Herrschaft Umns habe mit jener ihm aufgezwungenen Personalentscheidung seinen Anfang genommen. Im Jahr 29 (begann am 14. September 649), als sich in Kufa der Widerstand gegen al-Wald b. Uqba regte, traten auch in Basra ernste Mi helligkeiten zutage. Der eben genannte Ab M s al-Aöar versah dort seit sechs Jahren das Amt des Statthalters, war also noch von Umar eingesetzt worden. Umn hatte ihn in dieser Stellung besttigt. Wie weit muslimische Heere inzwischen nach Osten vorgedrungen waren, erfhrt man aus kurzen Notizen ber Ab M s nachgeordnete Kriegsleute. Einer von ihnen war fr Chorasan zustndig; er war bis in das Ferghanabecken vorgesto en, und auf dem Marsch dorthin hatte er Ñkeinen Landbezirk ohne ein Unterwerfungsabkommen (arab.: a-ul) gelassenì. Ein anderer war ber Sistan bis nach Kabul vorgerckt. Ein dritter hatte an der Sdkste Irans seinen Weg bis nach Mukran gefunden; wie es hei t, war er einmal bis an den Indus gelangt.60 Weniger glorreich entwickelte sich die Herrschaft ber den seit lngerem besetzten Sden und die Mitte Irans.61 #a, zwischen Chuzistan und Isfahan gelegen, erhob sich gegen das muslimische Joch, desgleichen die Kurden, wobei unklar bleibt, welches ihrer damaligen Siedlungsgebiete gemeint ist. Ab M s alAöar mu te hiergegen vorgehen, der Verlust eines Teils der iranischen Kernlande htte die in weiter Ferne kmpfenden Truppen von Basra abgeschnitten. Er rief also zum Dschihad auf und malte den ausgehobenen Kriegern aus, da insbesondere das Fechten als Fu soldat die Aussicht auf ein hohes religises Verdienst erffne. Er fand mit diesen Ausfhrungen zunchst Beifall, einige aber mieden eine vorschnelle Zustimmung. Sie wollten erst sehen, wie Ab M s selber aufbrechen werde. Als der Tag gekommen war, hatte er allein fr seinen Tro vierzig Reittiere zur Verfgung. Mit Mhe lie en sich die Leute beschwichtigen. Diesen Vorfall hinterbrachte man Umn und forderte ihn auf, er mge einen anderen Statthalter ernennen. Jeder beliebige, der ihm einfalle, sei es ein unerfahrener Jngling, sei es ein geistesschwacher Greis, sei besser als dieser Ab M s. Denn dieser habe, so eine weitere Klage, Ñunser Land verzehrt und unter uns die Gesittung der Heidenzeit wiederbelebtì. Umn erkannte, da Ab M s nicht zu halten war, und ersetzte ihn durch Abdallh b. mir,62 einen Nachkommen des abb b. Abd äams,63 des ltesten Bruders Umaijas. Ab M s al-Aöar, den man dem Kalifen in maliziser Weise als einen Mann geschildert hatte, der die Herrschaft ber seinen jemenischen Stamm fr wichtiger erachte als die Statthalterschaft in Basra, zeigte sich ber die Amtsenthebung emprt; er machte seinem rger Luft, indem er verbreitete, es komme jetzt jemand, der erst recht viele Kriegszge anzetteln werde, ein junger Mann von fnfundzwanzig Jahren, der vornehm sei allein dank seinen Gro mttern und Tanten; und dem vertraue man zu allem berflu gleich beide Heere an, das basrische und das von einem aqafiten gefhrte, das ohne den Umweg ber Basra von Bahrain und Oman aus an die iranische Kste des Golfs bergesetzt worden war.64 Abdallh b. mir mu te, kaum im
Die basrischen Querelen
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VII. Die Fitna
Amt, erleben, wie die Persis abtrnnig wurde, bei IÅar entwickelten sich verlustreiche Kmpfe. Zu einem nicht nher bestimmbaren Zeitpunkt griff der Kalif selber in die Verhltnisse im Osten des Reiches ein, indem er etliche neue Basra nachgeordnete Statthalterschaften einrichtete. Dabei kam Balch, das von Kufa aus erobert worden war und nach den damaligen Vorstellungen auch von dort aus htte verwaltet werden sollen, in den basrischen Zustndigkeitsbereich, der von jetzt an den Osten Irans dominierte.65 Schlssiger als viele vereinzelte Hinweise belegt diese kurze Betrachtung der Verhltnisse in Basra, wie wenig die von Umar ersonnene islamische Gerechtigkeit noch in die Wirklichkeit pa te ñ sofern dies je jenseits der Grenzen von Medina der Fall gewesen sein sollte. Ab M s alAöar hatte den Propheten bei aibar kennengelernt und war dem Islam beigetreten. Mit diesem Schritt aber hatte er keineswegs seine jemenische Herkunft abgelegt, war kein Muarite geworden. Da Umar ihn in die Statthalterschaft von Basra eingesetzt hatte, hatte ihm die Gelegenheit zur Ausbung von Macht verschafft, und dergleichen war gem den Vorstellungen, mit denen er gro geworden war, zu allererst, ja eigentlich ausschlie lich die Sache der jemenischen Araber. Noch Muwija, der sich guter Beziehungen zu den jemenischen Stmmen rhmen durfte, hatte gegen dieses Vorurteil, gegen diesen jemenischen Dnkel zu kmpfen.66 Die Heilsbotschaft Mohammeds sollte in muaritischer Fassung rezitiert werden ñ fr Ab M s vermutlich ein befremdliches Ansinnen: Seinen Koran gab es in Kufa und denjenigen Abdallh b. Mas ds, eines frhen Prophetengefhrten, dessen Vater ein Schwurgenosse eines Zuhriten67 gewesen war ñ und insoweit war auch eine muaritische, allerdings von Umar gergte ÑLesungì in Kufa in Gebrauch. Zweifellos empfand Ab M s die amtliche Unterdrckung seines Korans als einen Affront, der ebenso zum Widerstand reizte wie der erste, die Ablsung durch einen jungen Mann ohne irgendwelche Meriten, die ihn fr die schwierige Aufgabe htten empfehlen knnen. Die Solidaritt der Stammesgemeinschaft wird durch den Beitritt zur Ñbesten Gemeinschaftì nicht aufgehoben, sondern allenfalls ergnzt. Als der Kitt einer auf Bereicherung und auf der Ausbeutung der Unterworfenen errichteten Bewegung hatte die Botschaft des Gesandten Allahs ihre Eignung eindrucksvoll belegt; jetzt galt es, den Beweis anzutreten, da sie auch als ein Ordnungsprinzip eines zur Ruhe kommenden, sich mehr und mehr aus eigener Leistung ernhrenden Gemeinwesens taugte. Die Zeichen dafr standen schlecht, wenn Mnner wie Ab M s al-Aöar, der wenigstens eine formale Loyalitt gegenber dem Kalifen wahrte, in den Provinzen an die Macht getragen wurden. Die islamische Gerechtigkeit htte eine Grundlage hierfr abgeben knnen, wre sie nicht von Umar und den brigen frhen Auswanderern als ein Mittel zum Schutz von Privilegien und somit zur Konservierung eines Zustandes der Ñbesten Gemeinschaftì mi braucht worden, der mit jedem Tag, um den man sich von der Hedschra Ñam Anfangì entfernte, weniger der Wirklichkeit entsprach. Selbst Umar hatte dieser fr ihn schmerzlichen Tatsache Tribut zollen mssen: Muwija in Damaskus, Ab M s al-Aöar in Basra, um nur diese zu nennen, htten wegen mangelnder sbiqa nicht in ihre mter
2. Das Kalifat Umn b. Affns (reg. 644ñ656)
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berufen werden drfen. Die Verhltnisse aber schufen sich ihr Recht. Umar, wie gesagt, sah man den Widerspruch noch nach; Umn, dessen Kalifat zum Teil schon den antianfischen Zug der Zeit widerspiegelt, vermochte bei allem redlichen Bemhen den Abgrund zwischen Schein und Sein nicht mehr zu berbrcken. Vergegenwrtigen wir uns noch einmal die basrischen Vorgnge, die wir eben schilderten, und halten wir ihnen berlieferungen wie die folgenden entgegen! Die Mittel, ber die der Kalif verfgte und die er nach den Grundstzen der islamischen Gerechtigkeit zu vergeben hatte, flossen zunchst reichlicher noch als zu Umars Zeit ñ gypten und Nordafrika sowie die Gebiete stlich und nrdlich des Zweistromlandes, also alles, was jenseits der Grenzen der ÑInsel der Araberì lag, wurde erst jetzt ausgebeutet. Die Zuflsse an Geldern und Gtern gerieten vorbergehend au er Kontrolle. Dem berhmten irakischen berlieferer Muammad b. Srn (gest. 729), geboren zwei Jahre vor der Ermordung Umns, zum Broterwerb in der Persis als Sekretr ttig und daher mit fiskalischen Fragen vertraut,68 hatte man vom sagenhaften Reichtum dieser Epoche erzhlt, an deren Ende er das Licht der Welt erblickt hatte: Eine Sklavin wog man in Silberdirhem auf, ein Pferd bezahlte man mit 50 000. Ibn Srns Zeitgenosse al-asan al-Bar (gest. 728) will als ein gerade geschlechtsreif gewordener Bursche noch selber erlebt haben, wie man unter Umn die Leute zur Verteilung rief; selbst Honig und Fett, zwei begehrte Gter, seien in gro en Mengen ausgegeben worden. Kein Tag sei in Medina vergangen, an dem man die Bewohner nicht mit Gtern berschttet htte, einmal mit Lebensmitteln, ein anderes Mal mit Kleidung. ÑDie Feinde stoben auseinander, die zuzuteilenden Gter strmten heran, im Innern stand alles zum besten, des Guten gab es viel, nirgendwo war ein glubiger Muslim, der sich vor seinesgleichen gefrchtet htte.ì ñ Wie sein Vorgnger Umar unterdrckte Umn den heidnischen Brauch der Schmhdichtung, erfahren wir nebenbei. ñ Auf die seit Umar geltenden Ma stbe fr die Verteilung scheint man nicht mehr streng geachtet zu haben. Urwa b. az-Zubair, geboren am Ende des Kalifats Umars, glaubte ber die Tage seiner Kindheit zu wissen: ÑEs gab keinen Muslim, dem nicht ein Anteil vom ÇVermgen Allahsë zugebilligt worden wre.ì Darunter waren einige, die man als einer hohen Zuwendung unwrdig betrachten mu . lid b. Asd, ein Enkel des Abd äams und Bruder jenes Attb, den Mohammed nach dem Einzug in Mekka zu seinem Statthalter berufen hatte, hatte diese Wendung der Dinge als eine Schmach empfunden.69 Bald darauf war er allerdings gegen die ÑAbtrnnigenì ins Feld gezogen und gefallen,70 ein beredtes Beispiel fr einen sptbekehrten Quraiöiten, der sich dann fr die von Mohammed initiierte Bewegung begeisterte, da sie dem Machtanspruch des eigenen Stammes frderlich war. Bei lids Sohn Abdallh pflegte der gleichnamige Sohn des Kalifen Umar Quartier zu nehmen, wenn er Mekka besuchte.71 Einmal beklagte sich Abdallh b. lid, es fehle ihm an den Mitteln, um seine Familie und sein Gesinde durchzubringen ñ ob sein Gast nach der Rckkehr wohl Umn ansprechen und um Untersttzung bitten knne? ÑMach es selber!ì riet Abdallh b. Umar, und so geschah es. Umn lie sich nicht lumpen; die erkleckliche Summe von 100 000 Dirhem zahlte er
Miachtung der Grunds tze Umars
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Landbesitz schafft Loyalit t
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seinem Verwandten aus und gab ihm obendrein noch eine Tochter zur Frau.72 Hatte Umar noch versucht, bebautes Land mglichst dem Fiskus vorzubehalten und eine private Nutzung zu verhindern, so wandte sich Umn von diesem Prinzip ab. Er wies bestimmten Personen Lndereien zu, wobei unklar ist, ob dies nur zum Nie brauch gedacht war oder eine unbefristete bereignung darstellte. Der Gewhrsmann fr die diesbezglichen Nachrichten ist M s (gest. ca. 722), ein Sohn Äala b. Ubaidallhs. M s kannte die irakischen Verhltnisse aus eigener Anschauung; die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er in Kufa.73 Er behauptet, Umn habe etlichen Prophetengefhrten ganze Ortschaften oder Gter berschrieben, die zuvor Teile der Domnen (arab.: Pl. a-awf) der Angehrigen der Chosroen gewesen seien. In einer berlieferung ist von fnf Gefhrten die Rede, nmlich von az-Zubair, Sad b. ab Waqq, Abdallh b. Mas d, abbb b. al-Aratt und Usma, dem Sohn Zaid b. rias. Auf diese Namen sind wir inzwischen schon des fteren gesto en, mit Ausnahme abbbs. Dieser hatte zu dem Zirkel gehrt, der einst gegen den Willen des noch nicht bekehrten Umar die mohammedschen ÑLesungenì studiert hatte.74 In allen wichtigen Schlachten des Propheten hatte er mitgefochten, ohne da die Quellen au ergewhnliche Dinge ber ihn zu vermelden htten. Da er sich in Kufa niederlie , wird mehrfach bezeugt; dort starb er im Jahr 37 (begann am 19. Juni 657), und zwar als Al b. ab Älib von iffn zurckgekehrt war.75 Al vollzog die Totengebete, und so kommt es, da abbb einer der wenigen Prophetengefhrten ist, denen die schiitische Gelehrsamkeit wohlwollend gegenbersteht.76 Da abbb b. al-Aratt die oberste Kategorie der sbiqa erreicht und deshalb laut islamischer Gerechtigkeit hchste Ansprche an den Fiskus stellen darf, steht au er Zweifel. In einer anderen Fassung der berlieferung nennt M s b. Äala auch den eigenen Vater. Die Lndereien Sads und Abdallh b. Mas ds waren den Äala bergebenen benachbart, und diese beiden Nachbarn, merkt M s an, pflegten ihre Gter fr ein Drittel oder ein Viertel des Ertragswerts zu verpachten.77 In einer dritten Fassung erwhnt M s b. Äala vier weitere Begnstigte der umnschen Gro zgigkeit: Ad b. tim, den im Jahre 9 zum Islam bergetretenen Christen von den Ban Äaiji; Sad b. Zaid, vermutlich den Sohn des berhmten anfen Zaid b. Amr b. Nufail; lid b. UrfuÅa, einen Schwurgenossen der Ban Zuhra, der sich in den Eroberungskriegen im unteren Irak seine Sporen verdiente; und zuletzt Ab M s alAöar, von dessen Reichtum wir gerade erfuhren.78 Damit wird uns deutlich, da die Politik Umns in eigenartiger Weise zwar die Grundstze seines Vorgngers beibehielt: Die Landvergaben kamen vorzugsweise Personen zugute, deren Verdienst um den Islam man nicht leugnen konnte. Aber er nutzte die zunchst im berma zuflie enden Mittel auch, um sich von Fall zu Fall die Loyalitt von Mnnern zu erkaufen, deren Gesinnung er sich nicht ganz sicher war. Und das mu te die Unzufriedenheit aller derjenigen schren, die glaubten, sie kmen dabei zu kurz, und die erkannten, da sie bei nchternem Abwgen der Verhltnisse nie die Gelegenheit erhalten wrden, sich in vergleichbarer Weise zu bereichern. Die vornehme Geburt und der Vter-
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ruhm waren in der Ñbesten Gemeinschaftì eben doch nicht aufgehoben, es hatte sich lediglich ein islamischer ÑAdelì dem lteren hinzugesellt, und es gab auffllige berschneidungen zwischen beiden, wie die Beispiele Ab M s al-Aöars in Kufa und in einem anderen Zusammenhang Muwija b. ab Sufjns in Damaskus zeigten. Was durfte man in dieser Lage noch erhoffen, wenn man dem Ruf zum Dschihad folgte und sich etwa in der Gegend von IÅar, deren Reichtmer bereits verteilt worden waren, mit Aufstndischen herumschlug? Die Verhltnisse hatten sich binnen weniger Jahre in rasender Geschwindigkeit verndert, der Rausch, den die schier unerschpflich scheinenden Mittel auslsten, verflog, und ihm folgte ein qulender Kater. Alle belgelaunten fanden den Schuldigen fr ihre Enttuschungen: Der Kalif mu te es sein; er war vom Pfade Umars abgewichen. Das stimmte eigentlich nicht, oder es stimmte nur in einzelnen Fllen, nicht im allgemeinen. Doch auf die einzelnen Flle verwies man, sie wurden immer wieder kolportiert, alles andere bersah man; da das, was Umar angefangen hatte, nicht mehr durchzuhalten war, wollte man nicht wahrhaben. Einem pltzlichen Klimasturz vergleichbar verbreitete sich Mi mut, und die Moralprediger, die schon immer alles gewu t hatten, bekamen Zulauf. Die ÑSchwche Umnsì, von der der Enkel Sad b. al-í gesprochen hatte, grndete in diesem Klimasturz. Die berlieferten Nachrichten bringen diesen Klimasturz nicht unmittelbar auf den Begriff. Sie verdeutlichen ihn in fiktiven Gesprchen, in denen Prophetengefhrten als Anklger Umns auftreten. Drei Beispiele wollen wir betrachten. Der Grundgedanke des ersten lautet: Umns Verdienst um den frhen Islam ist nach formalen Kriterien unanfechtbar, nicht aber nach inhaltlichen, und deshalb nimmt er selber es mit der sbiqa nicht so genau ñ und die Folgen werden nun sprbar. Abd arRamn b. Auf soll Umn mit diesem Vorwurf konfrontiert haben: ÑIch habe dich in dein Amt gebracht, obwohl fr mich selber Dinge sprachen, die du von dir nicht behaupten kannst. Ich kmpfte bei Badr mit, du aber nicht!79 Ich war an der ÇHuldigung der (unbedingten) Zustimmungë beteiligt, du aber nicht!80 Aus der Schlacht bei Uud bist du geflohen, ich aber hielt stand!ì81 Gegen diese Anschuldigungen, die keineswegs aus der Luft gegriffen waren, machte Umn geltend: Der Gesandte Allahs habe ihm vor Badr selber befohlen, er mge zurckbleiben und sich um seine erkrankte Ehefrau, eine Tochter Mohammeds, kmmern, und nach dem Sieg habe der Prophet ihm einen Beuteanteil zugebilligt, dessen Hhe demjenigen eines Kmpfers entsprochen habe; bei der berhmten Huldigung habe er gefehlt, weil er im Auftrag Mohammeds in Mekka Unterredungen gefhrt habe; whrend der Kmpfe bei Uud habe er in der Tat Schuld auf sich geladen, aber Allah und der Prophet htten ihm alles vergeben (vgl. Sure 3, 152 und 155)82 ñ wie drfe man ihn noch eines Fehltritts bezichtigen, dem der Hchste lngst verziehen habe?83 Beim zweiten Beispiel, der Prgelstrafe, die Umn an Ammr b. Jsir vollstrecken lie , geht es um den Nepotismus. Ammr und sein Vater Jsir, ein aus dem Jemen stammender Schwurgenosse des Maz miten Ab uaifa b. al-Mura, zhlen zu den wenigen echten Mrtyrern, die um des Islams willen litten, nicht aber bei der gewaltsamen Ausbreitung
Die Klagen ber Umn
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VII. Die Fitna
ihres Glaubens zu Schaden kamen. Als beide in Mekka gefoltert wurden, hatte der Prophet einige ermunternde Worte fr sie brig, von einem persnlichen Einsatz zur Linderung ihrer Leiden erfahren wir nichts.84 Einige Prophetengenossen, unter ihnen Ammr b. Jsir, seien eines Tages in Medina zusammengetroffen, um sich bei Umn zu beschweren, worber, wird verschwiegen. Sie forderten den Kalifen auf, er mge unverzglich vor sie treten und ihnen Rede und Antwort stehen. Durch einen Boten lie ihnen Umn ausrichten, sie sollten sich bis zu einem Termin, den er ihnen nannte, gedulden. Damit gab man sich zufrieden; einzig Ammr habe darauf beharrt, Umn msse sich auf der Stelle rechtfertigen. Der Bote des Kalifen habe den hartnckigen Beschwerdefhrer ergriffen und derart durchprgeln lassen, da ihm das Bewu tsein schwand. Man habe Ammr in das Haus der Umm Salama, einer Witwe des Propheten, geschleppt, wo er erst gegen Sonnenuntergang wieder zu sich gekommen sei. Das erste, was er danach getan habe, sei das Nachholen der versumten Pflichtgebete gewesen. Als die brigen am verabredeten Tag Umn unter die Augen getreten seien, htten sie ihm au er der brutalen Behandlung Ammrs keine Verfehlungen vorhalten knnen. So lautet eine Version des Skandals.85 Da man so grausam gegen Ammr vorging, mag daran gelegen haben, da er bereits im Ruf eines Stichlers gegen den Kalifen stand.86 Freilich hrt man vereinzelt von der Neigung Umns zu berzogenen Strafen,87 was zur Untergrabung seines Ansehens beigetragen haben mag. Ein anderer Bericht ber den Vorfall versichert, Umn selber habe eine Reihe von Prophetengefhrten zu sich einbestellt. Der Kalif habe sie eindringlich danach ausgefragt, ob sie wirklich davon w ten, da der Gesandte Allahs die Quraiöiten allen brigen Menschen vorgezogen habe, und unter den Quraiöiten wiederum die Ban Höim. ñ In der berlieferung zur Affre um Ammr b. Jsir wird mithin unterstellt, eine den Ansichten des Propheten zuwiderlaufende Auswahl der Amtstrger sei an allem Unglck schuld. ñ Die Prophetengenossen u ern sich nicht, worauf Umn wiederum das Wort ergreift: ÑUnd hielte ich die Schlssel zum Paradies in den Hnden, ich berreichte sie den Ban Umaija, damit sie, angefangen mit dem allerletzten von ihnen, hineinzgen. Bei Allah, ihnen will ich (alles) gewhren, sie will ich zu Statthaltern berufen, gleichviel ob es manchem pa t oder nicht!ì ÑAuch wenn es mir nicht pa t?ì habe ihn Ammr unterbrochen. ÑAuch wenn es dir nicht pa t!ì ÑUnd gegen das Vorbild Ab Bakrs und Umars?ì habe Ammr herausfordernd weitergefragt, worauf Umn nicht geantwortet, sondern jene Strafe angeordnet habe. Dann aber habe den Kalifen diese Unbeherrschtheit gereut, er habe die Ban Umaija verwnscht, um deretwillen er sich versndigt habe. Äala und azZubair habe er geschickt, um durch Wiedergutmachung eine Ausshnung zu erreichen; die habe Ammr ihm jedoch verweigert.88 Neben den Vorwurf des mangelnden Einsatzes fr die Sache des Islams und der absichtsvollen Mi achtung der Anweisungen des Propheten ñ wodurch die Gemeinschaft ins Unglck gestrzt wird ñ tritt die Anklage, einen Verfall der Sitten wenn nicht verursacht, so doch wenigstens tatenlos hingenommen zu haben. Als Zeugen und Berichterstatter der Szene, in der Umn hierfr verantwortlich gemacht wird, bemht
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man den Medinenser Mlik b. Aus b. al-adan (gest. ca. 710).89 Er will zusammen mit dem Kalifen in der Moschee gesessen haben, als pltzlich Ab arr al-ifr erschien. Umn habe diesen nach dem Befinden gefragt. Ab arr habe das Gesicht abgewandt und zu rezitieren begonnen: ÑDie Raffgier hat euch abgelenkt!ì (Sure 102, 1). Die Moschee sei ob seiner drhnenden Stimme erbebt, und indem er die Sure, die den Leichtfertigen die Hllenstrafe ins Gedchtnis ruft, bis zu Ende vorgetragen habe, sei er zu einer Sule geschritten, um dort zwei rakas zu beten. Viele Menschen, unter ihnen der Berichterstatter, htten sich um Ab
arr gedrngt und von ihm nach den Koranversen ein passendes Prophetenwort vernehmen wollen. ÑIch hrte den Gesandten Allahs sagen: ÇAus der Kamelherde ist eine bestimmte adaqa abzufhren, desgleichen von den Rindern, vom Kleinvieh, vom Weizen. Wer Dinare, Dirhem, ungeschmolzenes Gold oder Silber hortet, ohne es auf dem Pfade Allahs auszugeben oder ohne es einem Schuldner (in die Hand) zu zhlen, dem wird dies (alles) zu einem (ungenutzten) Schatz, mit dem man ihm am Tag des Gerichts Brandmale zufgt!ëì ÑFrchte Allah, Ab arr!ì wirft Mlik b. Aus erschrocken ein, Ñbedenke, was du sagst! Alles dies horten die Menschen doch!ì Ab arr fragt ihn, wer er sei und ob er den Koran studiere. In der ÑLesungì warne Allah nmlich ausdrcklich: ÑDenjenigen, die Gold und Silber horten und nicht auf dem Pfade Allahs ausgebenì, sei hinter die Ohren geschrieben, da auf sie eine schmerzhafte Strafe wartet (Sure 9, 34)! In aö-äam hatte Ab arr bereits Muwija mit derartigen Auftritten gegen sich aufgebracht, nun war er in Medina und stiftete auch hier Unruhe ñ ganz gegen seinen Willen, wie er beteuert haben soll; er sei es zufrieden, wenn er fern von allem Geprnge der Mchtigen unter ganz bescheidenen Umstnden sein Leben fristen drfe.90
3. Die Wiederkehr Mohammeds Einst rechtfertigte das Beschreiten des Pfades Allahs jedweden Gewinn; als unrecht galt nur, mit verfgbaren Mitteln zu geizen, die man fr das Beschreiten htte einsetzen knnen. Jetzt soll das Vermgen gleichsam ohne jede Aussicht auf Reichtum fr diesen Zweck geopfert werden, und so sollen es schon die Altvorderen damit gehalten haben. Ist der Dschihad einmal seiner Unschuld verlustig gegangen, dann kann er nur noch mit einer Gesinnung u erster Entsagung betrieben werden, und entsagungsvoll mu er nunmehr von Anfang an gewesen sein. Seine materielle Seite, die Freude, den Andersglubigen den Besitz zu rauben, ihnen die Frchte ihrer Arbeit zu entwinden ñ das Ursprngliche des Dschihad mithin ñ, gilt jetzt als Entartung, und zwar nicht, weil es an sich bse wre, sondern weil der Gewinn bislang nur einigen, nicht allen zugute gekommen ist. Die Verteilung war voreilig und daher unbefriedigend gewesen ñ wer glaubt, bisher bergangen worden zu sein, der wird noch lange ohne Aussicht auf die Erfllung seiner Wnsche kmpfen mssen, dann aber wird der Zeitpunkt erreicht werden, an dem allen alles erfllt werden wird. Solange diese Vollendung nicht eingetreten ist, sind Zwei-
Der Dschihad ger t ins Zwielicht
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Die angebliche Verdrehung der Lehren durch Abdallh b. Saba
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fel an dem, was geschah und geschieht, allemal angebracht: Was verhei en wurde, kommt erst noch. Mittels einer Geschichte, deren Brge Ibn al-Abbs gewesen sein soll, machte man sich begreiflich, was sich innerhalb weniger Jahre so sehr gewandelt hatte, da man sich vom Zeitalter Mohammeds derart getrennt fhlte, als wre alles, was damals als gut und richtig gegolten hatte, nunmehr mit einer Schicht Mehltau berzogen und verdorben: Als Jesus, der die Ban Isrl zu dem von ihm verkndeten Glauben rief, an die siebenhundert Sippen91 bekehrt hatte, befahl Paulus, der Knig: ÑTtet die Christen!ì Er verfolgte die Flchtenden, bis er an die Pa wege92 gelangte und sie entkommen lassen mu te. Die Feinde, ahnte Paulus, wrden auf die Worte der Christen hren und sich zum Angriff gegen ihn rsten. Darum schlug er seinen Mnnern vor, er werde das Knigsgewand ablegen und sich in das Land der Feinde begeben, um unerkannt den Christen falsche Lehren zu predigen. Seine engsten Gefolgsleute versprachen, ihm bei seinem Abenteuer zur Seite zu stehen. Sobald er das gegnerische Lager erreicht hatte, sah er freilich sein Inkognito gelftet; in hchster Gefahr bat er um einen Augenblick Gehr und machte den Christen weis, damals, als er sich gegen sie gewandt habe, sei er durch Jesus seiner Sinne und seines Verstandes beraubt gewesen. Jesus habe ihm beides erst wieder anerschaffen, als er geschworen habe, er werde dem Christentum beitreten und sich knftig als einen der Verfolgten ansehen. Daher sei er nun gekommen, um sie die Tora und das rechte Verhalten zu lehren. Sie m ten ihm allerdings ein Haus bauen, ein bescheidenes nur, dessen Boden mit Asche bestreut sei. Dort widmete er sich der Verehrung Allahs und unterrichtete die Christen. Eines Tages fanden sie die Tr verriegelt. Besorgt wollten sie wissen, ob sie ihn womglich gekrnkt htten. Er verneinte und erffnete ihnen dann, er habe eine Erleuchtung gehabt, derzufolge man fortan eine andere Gebetsrichtung einnehmen msse ñ ob sie ihm darin wohl Folge leisten wrden? Sie stimmten ihm zu. Es vergingen zwei Tage, und wieder schlo sich Paulus ein. Erneut ihre besorgte Frage und wieder die Abnderung eines religisen Gesetzes: Wenn jemand einem anderen etwas schenke und jener das Geschenk zurckweise, werde sich der Geber nicht beleidigt fhlen? Allah, der gro zgigste aller Geber, machte den Menschen alles auf Erden dienstbar (vgl. Sure 16, 5ñ17), wieso erklrten sie dann einiges fr rituell verboten, lehnten den Genu ab und brskierten dadurch den Schpfer? Alles, von der Wanze bis zum Elefanten, sei rituell unbedenklich! Nach weiteren Tagen der Abgeschiedenheit begann Paulus zu lehren: Die Vergeltung von Untaten sei ein Irrtum; wer einen Schlag auf die eine Wange erhalten habe, solle auch die andere hinhalten; wem man einen Teil der Kleidung gestohlen habe, der schenke auch den anderen her ñ und so verzichteten sie von da an auf den Dschihad. Zuletzt forderte Paulus, es drften bei ihm nur noch Jakobus (gest. 578), Nestorius (gest. 451), ÑMalk nì93 und Ñder Glubigeì verbleiben. Diesen vier redete er ein, niemals habe ein Mensch Tonfiguren durch seinen Atem Leben eingehaucht,94 Ausstzige geheilt, Blinde sehend gemacht, Tote auferweckt, den Menschen mitgeteilt, was sie in ihren Husern aufbewahrten (vgl. Sure 3, 49). Nicht ein Mensch kann es gewesen sein, der sich in
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Jesus zeigte, sondern Allah selber, der sich darauf wieder verhllt habe: Jesus war Allahs Sohn, er ist der dritte von dreien (vgl. Sure 5, 73), Vater, Mutter Maria und Sohn. Bei diesen Worten habe den einen Glubigen unter den vieren Entsetzen gepackt; er hatte Jesus mit eigenen Augen gesehen und wollte sich nicht von Paulus zum Irrglauben verfhren lassen. Er und seine Gefhrten, von da an durch die anderen bekmpft, mu ten erneut fliehen; sie fanden bei Juden in aö-äam Unterschlupf. Sobald sich die Juden von der Harmlosigkeit jener Sonderlinge berzeugt hatten, lie en sie sie in Ruhe, und die Glubigen zogen sich in Einsiedeleien und Hhlen zurck, um den wahren Eingottglauben zu bekennen. Sie sind es, deren Mnchtum Mohammed in Sure 57, Vers 27 erwhnt; nur diese unzulssige Neuerung sei an ihnen tadelnswert. Auch in Sure 61, Vers 14 ist von ihnen die Rede. Die ÑInsel der Araberì aber war zuletzt das Gebiet, wo sie sicher waren. Dreiunddrei ig Mnche erlebten das Erscheinen des von ihnen erwarteten Propheten und glaubten an ihn. Was aber Paulus unter den Christen war, das ist in dieser Ñbesten Gemeinschaftì Abdallh b. Saba.95 Wie einst die Lehren Jesu durch Paulus entstellt und dann von den gro en stlichen Kirchen verbreitet worden seien, so erlebe man jetzt eine Verdrehung der Botschaft Mohammeds, und man kann die Person benennen, die sich vor allen anderen diesem teuflischen Tun verschrieben hat: Abdallh b. Saba. ber ihn berichten die Quellen ziemlich ausfhrlich. Er stammte aus Sanaa und war Jude gewesen, bevor er unter dem Kalifat Umns zum Islam bertrat. Mit ihm macht zum ersten Mal ein Muslim von sich reden, wie er in dem umarschen Gesellschaftsgefge gar nicht vorgesehen ist. In der arabischen Genealogie hat er offensichtlich keinen Platz; er ist der Sohn einer Schwarzen, und so lautet auch sein Beiname, unter dem er hufig in den Quellen auftaucht: Ibn asSaud. Er reiht sich, aus welchen Grnden auch immer, nicht unter die muhid n, sondern zieht umher, um die Muslime Ñzum Irrtum zu verleitenì, ganz wie man es von Paulus erzhlt.96 ÑEr begann im Hedschas, dann (war er) in Basra, danach in Kufa, danach in aö-äam. In aö-äam erreichte er jedoch bei niemandem sein Ziel. Sie verjagten ihn, so da er nach gypten weiterzog, wo seine Worte auf fruchtbaren Boden fielen.ì97 Es sei doch seltsam, habe er den gyptern gesagt, da es Leute gebe, die von der Wiederkehr Jesu berzeugt seien,98 aber leugneten, da Mohammed zurckkehren werde. Dabei habe Allah doch selber verkndet: ÑDer dir (die Verkndung) der ÇLesungë auferlegt hat, steht im Begriff, dich zu einer Rckkehr zurckzubringenì (Sure 28, 85). Mohammed habe demnach sogar ein hheres Anrecht auf die Wiederkehr als Jesus. Diese Lehren habe man angenommen, und man habe sich viel mit ihnen beschftigt. Spter soll Abdallh b. Saba eine Anzahl weiterer Lehren in Umlauf gesetzt haben, die der um sich greifenden Unzufriedenheit einen religisen Umhang anpa ten. Der Unmut konnte sich von da an in Parolen hllen, die mehr zu besagen schienen als blo e Anschuldigungen Umns, in Schlagworte berdies, die suggerierten, es gebe einen einfachen und mhelosen Weg aus allen Unannehmlichkeiten. Abdallh b. Saba erklrte, vor Mohammed htten tausend Propheten gelebt, und ein
Abdallh b. Saba , der Unruhestifter
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Das ÑVermgen Allahsì
VII. Die Fitna
jeder von ihnen habe einen Verweser, einen Testamentsvollstrecker (arab.: al-wa), benannt; Mohammeds Verweser sei Al b. ab Älib. Und so wie Mohammed das Siegel der Propheten gewesen sei, sei Al das Siegel der Verweser, der letzte in ihrer Reihe. Das hie aber nicht mehr und nicht weniger, als da die politischen Verhltnisse, wie sie sich nach dem Hinscheiden Mohammeds herausgebildet hatten, illegitim waren. ÑWerì, so fragte Abdallh b. Saba polemisch, Ñist ein blerer Frevler als derjenige, der die Vollstreckung des Vermchtnisses des Gesandten Allahs nicht zulie , ja, sich am Verweser vergriff?ì Umn ist mithin ein Usurpator, und was darf man von solch einem Mann anderes erwarten als Ungerechtigkeiten? Gter und Gelder huft er auf, alles rafft er an sich, ohne dazu befugt zu sein; denn der Verweser, nmlich Al, lebt noch! Das ganze Netz von Amtstrgern, das die Kalifen aufgebaut haben, handelt daher illegal! Man mu die Menschen wachrtteln, mu sie aufrufen, das Billigenswerte einzufordern, das Tadelnswerte zurckzuweisen (vgl. Sure 3, 110), damit berhaupt erst wieder eine Gemeinschaft entsteht, die sich als Erbin des Lebenswerkes des Propheten betrachten darf! So lautete die Botschaft, mit der Abdallh b. Saba um Anhnger warb.99 Dies alles wird uns so mitgeteilt, als htte Abdallh b. Saba erst von gypten aus mit dem Aufwiegeln begonnen. Dieser Eindruck tuscht; nicht erst dort hat er seine Ideen zielstrebig verbreitet. Zum ersten Mal wird er um das Jahr 30 (begann am 4. September 650) greifbar, und zwar in aö-äam, wo er mit Ab arr al-ifr zusammengetroffen sein soll. Ihn habe er angestiftet, sich bei Muwija ber die ungerechten Verhltnisse zu beschweren. Muwija, so schrfte Abdallh b. Saba dem einfltigen Ab arr ein, behaupte, die Schtze, die er horte, seien das ÑVermgen Allahsì ñ eine wohl schon unter Mohammed gebruchliche Bezeichnung fr die ÑStaatskasseì.100 Nun gehre, in religiser Sicht der Dinge, ohnehin alles dem Schpfer, Muwija aber verwende den Begriff, um vorzutuschen, es handle sich nicht um das Eigentum der Muslime. In Wahrheit wolle er ihnen vorenthalten, was ihnen zustehe. ñ An diesem Vorwurf ist etwas Richtiges; denn das ÑVermgen Allahsì speist sich aus den unmittelbaren wie den mittelbaren Einknften, die die Kampfgemeinschaft der Glubigen erzielt, und sie sind zur Aufrechterhaltung der Bewegung auszugeben; wren sie das ÑVermgen der Muslimeì, dann m ten sie jedem, der nach Mekka gewandt betet, zugute kommen, z.B. auch Abdallh b. Saba. Seine Lehren sind ein weiteres Anzeichen dafr, da sich die Bewegung erschpft. ñ Ab arr wurde tatschlich beim Statthalter in Damaskus vorstellig und verrgerte ihn mit dem Zank um die richtige Benennung des Staatsschatzes. Zu allem berflu begann Ab
arr, in aö-äam gegen das Aufhufen von Gtern wie gegen jeden Reichtum zu wettern, wovon wir schon wissen. Der Kalif riet Muwija, da nun die ÑFitna ihr Maul und ihre Augenì zeige und wie eine Raubkatze auf das Schlagen der Beute lauere, jenen Ab arr hflich, aber bestimmt auf den Weg nach Medina zu schicken, wo es dann zu der schon geschilderten Begegnung mit Umn kam. Ab arr hielt auch ihm gegenber mit den von Abdallh b. Saba gelernten Weisheiten nicht hinter dem Berge ñ es msse hei en: ÑVermgen der Muslimeì, und ohne-
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hin sei zu unterbinden, da die Reichen sich etwas von diesem Vermgen aneigneten. Der Kalif entlie ihn, wie schon erzhlt, nach ar-Rabaa, schenkte ihm eine Kamelherde und gestattete ihm, wieder wie ein Beduine zu leben, also die Hedschra rckgngig zu machen und dadurch aus der Bewegung auszuscheiden.101 In aö-äam versuchte Abdallh b. Saba, weitere prominente Prophetengenossen fr seine Ziele einzuspannen. So nahm er mit dem azraiten Ab d-Dard (gest. 652/3) Verbindung auf, einem Mann, der Muwija eine Zeitlang als Q von Damaskus diente,102 sowie mit einem anderen ÑHelferì, nmlich Ubda b. a- mit. Er und Ab d-Dard waren brigens schon von Jazd b. ab Sufjn103 nach aö-äam gerufen worden, um dort die Menschen im neuen Glauben zu unterweisen.104 Bei beiden hatte Abdallh b. Saba weniger Erfolg als bei Ab arr; Ubda brigens soll es gewesen sein, der Muwija ber die Umtriebe des jemenitischen Neubekehrten in Kenntnis setzte.105 Auch jetzt kann es ihn noch nicht nach gypten verschlagen haben, wie man aus dem oben wiedergegebenen summarischen Bericht ber ihn schlie en m te. Im Jahre 33 (begann am 2. August 653) treffen wir Abdallh b. Saba nmlich in Basra. Als Abdallh b. mir das dritte Jahr Statthalter von Basra war, mithin im Jahr 32 (begann am 12. August 652), erfuhr er, da sich unter den Ban Abd al-Qais ein Fremder verberge. Unterkunft gewhre ihm ein gewisser ukaim b. abala, der ein berchtigter Ruber war. Immer wenn die Truppen zum Dschihad abmarschierten, war ukaim dabei, aber dann setzte er sich ab und berfiel sowohl Andersglubige, die in einem Vertragsverhltnis mit den Muslimen standen, wie auch ÑLeute der Gebetsrichtungì. Auf Anweisung Umns hielt Abdallh b. mir den Banditen und seinen Anhang in Basra fest; sie sollten sich eines Besseren besinnen. Der Fremde, der bei ukaim abstieg, war aber niemand anders als Abdallh b. Saba. Er habe sich in Basra fr einen Schriftbesitzer ausgegeben, der sich zum Islam hingezogen fhle und daher die Nhe des Statthalters suche. In Wirklichkeit habe er, allerdings ohne klar seine Absichten zu erffnen, sich das Vertrauen derjenigen erschlichen, die mit den ihnen durch Ibn mir auferlegten Beschrnkungen nicht einverstanden waren; ihnen habe er mancherlei Ideen eingeblasen, worauf der Statthalter ihn zum Verlassen der Ansiedlung aufgefordert habe. Abdallh b. Saba wandte sich nun nach Kufa, wo er ebenso wenig willkommen war, und schlie lich habe ihn sein Weg nach gypten gefhrt. Dort wurde er geduldet, und erst von dort aus knpfte er ein Netz hochverrterischer Verbindungen.106 Sein Aufenthalt in Basra wird in den Quellen zumindest chronologisch mit anderen Vorgngen zusammengebracht, die ein Schlaglicht auf die Bemhungen Umns um die Verankerung islamischer Grundstze in der Gesellschaft werfen. Die harte Bestrafung al-Wald b. Uqbas deutete ja in eben diese Richtung, doch trug sie keineswegs dazu bei, dem Kalifen die Sympathien der breiten Masse zu sichern.107 Jetzt ging es um einen der Freigelassenen Umns, der eine Ehe geschlossen hatte, ohne sich um die in Sure 2, Vers 228 und Sure 65, Vers 1 und 4 vorgeschriebene Wartefrist zu kmmern. Der Kalif lie die Vermhlten trennen und verbannte den Mann von Medina nach Basra. Dort verkehrte der Exilierte
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Abdallh b. Saba in gypten
VII. Die Fitna
mit Abdallh b. mir. Als er nach Medina zurckkehren durfte, brachte er die Nachricht mit, in Basra lebe jemand, der sich durch eine unislamische Enthaltsamkeit108 auszeichne; er meide die Frauen und den Verzehr von Fleisch, noch schlimmer aber: er bleibe dem Freitagsgottesdienst fern und verfechte die Ansicht, die Nachkommen Abrahams seien keiner besonderen Verehrung wrdig. Auch diesen Fall lste Umn durch Verbannung. Der Denunzierte mu te sich nach aö-äam verfgen, wo er allerdings die Wertschtzung Muwijas gewann, zumal er die Beschuldigungen entkrften konnte. Auch andere Flle von Zwangsumsiedlung sind bekannt.109 Abdallh b. Saba brauchte mithin, um die Menschen wirksam zu agitieren, nicht nur auf das ÑVermgen Allahsì zu verweisen. Umn hoffte anscheinend, mit Zwangsma nahmen den islamischen Charakter der Ñbesten Gemeinschaftì zu festigen, bemerkte aber nicht, wie sich eine Atmosphre von Zutrgerei und Verunglimpfung herausbildete. Leicht war es, eine Obrigkeit, die Verleumdungen allzu bereitwillig fr bare Mnze nahm, als ungerecht und despotisch anzuschwrzen, noch dazu bei einer Bevlkerung, die erst seit zwei Jahrzehnten mit einem Gemeinwesen Bekanntschaft machte, dessen einende Kraft jenseits des jeweiligen Stammes entsprang. Gegen Ende des Kalifats Umns war Abdallh b. Saba tatschlich in gypten. Die gro en Heerlagersiedlungen waren alle in Grung geraten. In der einen hrte man, wie bel es in einer anderen stehe, und pries sich glcklich, weil man die ñ tatschlichen oder vermeintlichen ñ Leiden der brigen nicht teilen msse; in Medina aber liefen alle diese Tatarennachrichten zusammen, und wer sie ernstnahm, der mu te den Eindruck gewinnen, da die Verhltnisse berall weit bedrckender seien als am Herrschersitz des ÑBefehlshabers der Glubigenì. Der Kalif fa te den Entschlu , vertrauenswrdige Mnner an die Brennpunkte der Unzufriedenheit zu schicken, die die Wahrheit herausfinden sollten. So geschah es; unter den Entsandten waren Abdallh b. Umar, Usma b. Zaid und Muammad b. Maslama, die sich in Basra, Kufa und aö-äam umschauten. Alle stellten sich bald wieder in Medina ein, mit einer Ausnahme: Ammr b. Jsir, der nach gypten gereist war, blieb aus. Man hegte in Medina bereits schlimme Befrchtungen, begann von seiner Ermordung zu munkeln. Da kam eine Botschaft von Abdallh b. Sad b. ab Sar, dem Statthalter in Fustat. Ammr habe sich mit einigen Unruhestiftern eingelassen und mache mit ihnen gemeinsame Sache. Namentlich genannt wurden Abdallh b. Saba, des weiteren lid b. Mulam, S dn b. umrn und Kinna b. Biör. Diese vier vor allem htten Ammr b. Jsir beschworen, er mge sich von Umn lossagen, denn die Wiederkehr Mohammeds stehe bevor. Selbst in Medina sei man inzwischen dieser berzeugung.110 Auch in der gyptischen berlieferung hielt sich die Kunde davon, da der berhmte Prophetengenosse einst das Land betreten hatte; man wu te, da dies erst unter Umn geschehen war, und zwar Ñin einer Angelegenheit (des Kalifen)ì. Haftengeblieben war ferner die Erinnerung an einen Ausspruch, den er damals tat: ÑFreut euch, denn, bei Allah, obwohl ihr den Gesandten Allahs niemals gesehen habt, ist eure Liebe zu ihm heftiger als diejenige der meisten, die ihn gesehen haben!ì111
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Die Namen der Gesinnungsgenossen Abdallh b. Sabas verraten uns, bei wem seine Worte auf fruchtbaren Boden fielen. Greifen wir um etwa zwei Jahrzehnte zurck, in die Anfnge des Kalifats Umars! Um die immer noch unsicheren Eroberungen im Sden des Irak zu festigen ñ lid b. al-Wald hatte nach aö-äam abgezogen werden mssen ñ, bemhte sich Umar, neue Kmpfer fr den Dschihad im Zweistromland zu begeistern. Die im Jahre 635 angeworbenen Truppen unterstellte er dem Befehl von Sad b. ab Waqq ; es sind jene Krieger, die bald bei al-Qdisja den vielbejubelten Sieg erringen werden.112 Sobald sie abmarschbereit waren, begab sich der Kalif in das Lager, um vor ihnen eine Abschiedspredigt zu halten. Insgesamt soll es sich um viertausend Personen gehandelt haben, Frauen und Kinder eingerechnet; Jemeniten stellten mit Abstand das gr te Aufgebot. Der Aufbruch wurde von einem peinlichen Zwischenfall berschattet. Ungefhr die Hlfte der muhidn, die doch allesamt zur Stabilisierung der Lage im Irak gebraucht wurden, meuterte und weigerte sich, dem Befehl Umars Folge zu leisten; man wolle lieber nach aö-äam als in das Zweistromland ziehen. Schon Mohammed hatte erfahren mssen, da es kaum m glich war, Araber zum Kampf gegen die Sasaniden zu ermuntern. Vor ihnen und ihrer militrischen Strke hatten sie allen Respekt, aö-äam hingegen galt als die bequemere Beute. Vielleicht wute man davon, da Herakleios sich in der Illusion wiegte, von Sden her drohe ihm nur eine geringe Gefahr.113 Jedenfalls mute Umar nachgeben, und so marschierten viel weniger in den Irak, als er erhofft hatte. Kurze Zeit danach, am Beginn des Winters von 635 auf 636, lagerte das Heer im Streifgebiet der Ban Tamm, und dort gelang es, reichlich Verstrkungen anzuwerben, so da man doch mit einem schlagkrftigen Heer den Sasaniden entgegentreten konnte.114 Bei jener denkwrdigen Heerschau, so wird erzhlt, war Umar das Kontingent der jemenischen as-Sak n, die unter die Kinditen eingereiht waren, besonders unangenehm aufgefallen. Einer der Fhrer war der Sak nite Muwija b. udai. Whrend Umar dessen Bataillon gemustert habe, seien ihm dunkelhutige, glatthaarige junge Mnner unter die Augen getreten, und er habe sich befremdet abgewandt ñ vor allem die glatten Haare galten als unarabisch.115 Schlielich betrachtete Umar das Gebilde, an dessen Spitze er stand, als muaritisch.116 Mit Widerwillen habe der Kalif diese Leute wahrgenommen; er habe gezaudert und sich gefragt, ob er, der von deren Unzuverlssigkeit berzeugt war, sie auf einen Feldzug schicken drfe, bei dem es auf Geradheit und Festigkeit ankomme. In der Rckschau habe man die Hellsichtigkeit des Kalifen bewundert, denn unter den Beargw hnten waren ein Mann wie S dn b. umrn, einer der M rder Umns, ferner ein Eidgenosse mit Namen lid b. Mulam, der Mann, der spter Al b. ab Älib erdolchte.117 Muwija b. udai geh rte zu den Meuterern; danach begegnet er uns als Befehlshaber eines Bataillons in der Schlacht am Jarmuk,118 die Herakleios die letzte Hoffnung auf einen Wiedergewinn Syriens und Palstinas raubte.119 Viele der dem Kalifen ungehorsamen Jemenier brachen schlielich mit Amr b. al- nach gypten auf, das den Eindringlingen schutzlos ausgeliefert war. Muwija b. udai hatte darauf die Ehre, als Amrs Bote dem Kalifen in Medina die Erstrmung Alexandriens
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VII. Die Fitna
zu melden.120 Abgesehen von der erwhnten Befehlsverweigerung, lie sich Muwija b. udai in keine weiteren Illoyalitten gegen die Kalifen hineinziehen, und als man Umn ermordet hatte, verfolgte er die Beschuldigten unnachsichtig. Mehr als siebzig Mnner des eigenen Stammes t tete er unter diesem Verdacht.121 In enger verwandtschaftlicher Nhe zu Muwija b. udai stand Kinna b. Biör, der anders als jener ein Anhnger Abdallh b. Sabas wurde; Kinna hatte zu den Mnnern der ersten Stunde in Fustat geh rt, Amr b. al- hatte seinem Klan dort ein Wohnviertel angewiesen.122 Wahrscheinlich war Kinna einer von denen, die sehr frh gegen Amr zu arbeiten begannen. Wiederholt beschwerten sich einige Fustater ber ihren Statthalter bei Umn, der berdies nicht verhindern konnte, da einer seiner Ziehs hne Medina in Richtung gypten verlie, um sich auf die Seite der Murrenden zu schlagen. Diese drckten durch, da Amr b. al- im Jahre 27 (begann am 7. Oktober 647) einen Teil seiner Amtsbefugnisse an Abdallh b. Sad b. ab Sar abtrat, der sogleich einen eintrglichen Raubzug bis in das heutige Tunesien organisierte und sieben Jahre spter noch einmal dorthin aufbrach.123 Bei beiden Kriegszgen zeichnete sich Muwija b. udai aus. Tatschlich blieb Amr der starke Mann in gypten; Abdallh b. Sad verwaltete zwar die Ertrge aus dem bebauten Land und zeichnete fr den Dschihad verantwortlich, Amr aber behielt die prestigetrchtige Aufgabe, die rituellen Gebete in Fustat zu leiten, so da eigentlich er und nicht Abdallh b. Sad b. ab Sar der Stellvertreter des Kalifen war. Diese unentschiedene Situation bot den Unruhestiftern um Kinna b. Biör und S dn b. umrn ein vielversprechendes Ttigkeitsfeld.124 Sie nahmen Abdallh b. Saba mit offenen Armen auf. Im Jahre 34 (begann am 22. Juli 654) rief Umn einige Vertraute zu sich, um im Gesprch mit ihnen zu einer klaren Politik zu finden. In Mekka sollte man sich treffen, und zwar whrend der Pilgerzeremonien. Auch Amr b. al- und Abdallh b. Sad folgten der Aufforderung. Bei den Unterredungen empfahl Abdallh b. mir, den Verhltnissen seiner basrischen Statthalterschaft Rechnung tragend, die Querulanten in einem endlosen Dschihad fern ihrer Heerlagersiedlung zu zermrben.125 In Fustat aber bot die Abwesenheit der beiden Vertreter des Kalifen den Unruhestiftern um Abdallh b. Saba die Gelegenheit, ihre Plne voranzubringen.126 Da es so weit hatte kommen k nnen, ist nicht zuletzt der Unentschlossenheit des Kalifen geschuldet. Noch ehe Abdallh b. Sad nach Mekka beordert worden war, hatte er Umn ber die Whlttigkeit Ammr b. Jsirs in Kenntnis gesetzt und vorgeschlagen, den St renfried dingfest zu machen und zu t ten. In harschen Worten soll sich Umn dergleichen verbeten haben; weder Ammr noch jenen Rebellen drfe ein Haar gekrmmt werden, solange sie nicht ausdrcklich den Kalifen fr abgesetzt erklrten. ÑLa sie schwtzen und tndeln!ì befand Umn ñ in Anlehnung an Mohammeds koranische Redeweise ber die ihm feindlich gesonnenen Mekkaner (vgl. Sure 43, 83; 52, 12; 70, 42), jedoch in v lliger Verkennung der seitdem von Grund auf vernderten Gegebenheiten. Als Umn dann seine Vertrauten zur Beratung nach Mekka befahl, erhielt Abdallh b. Sad den Auftrag, Ammr b. Jsir zu verhaften und mitzubringen; alle brigen blieben unbehelligt. Ammr,
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beklagte sich der Kalif, habe ihn wegen mancher Entschlsse geradezu verleumdet und ihn getadelt, obwohl er doch stets nach Recht und Billigkeit zu entscheiden bestrebt gewesen sei; Allah sei Zeuge dafr, da es ihm, dem Kalifen, immer nur um die Beachtung der von Allah gesetzten Grenzen gegangen sei. Nachdem Umn dies alles noch einmal gegenber Ammr beteuert hatte, lie er diesen frei, und viele htten Ammr, der sich, wenn ffentlich zur Rede gestellt, zwar verteidigt, unter vier Augen aber seine Verirrung eingestanden habe, von da an geschnitten.127 Die Wiederkehr Mohammeds war eines der Schlagworte, mit denen man die Unzufriedenen, die sich in den Heerlagern ansammelten, hatte erregen k nnen. Diejenigen, die selber den Gesandten Allahs niemals gesehen hatten, liebten ihn mehr als die meisten derjenigen, die als Prophetengenossen galten, weil sie ihn erlebt hatten. Umar hatte angeordnet, da man die Mohammed zugeschriebenen Aussprche nicht aufzeichne; einen Text wie die Mischna, der wom glich unkontrolliert weiterwuchern und mit uerungen befrachtet wrde, die unterschiedlichen aktuellen Interessen nutzen sollten, durfte man nach seinen Vorstellungen nicht zulassen. Genau solch eine unbefugte Inanspruchnahme der Autoritt Mohammeds wurde nun gang und gbe, eben bei jenen, die dem Propheten niemals begegnet waren, ihn darum aber desto mehr liebten ñ nmlich als denjenigen, der angeblich die Erfllung ihrer berechtigten wie ihrer unberechtigten Forderungen in der Vergangenheit zugesagt und mit dieser Zusage die Herrscher nach ihm gebunden haben sollte. Umar selber hatte, wie berliefert wird, den Tod des Propheten anfangs nicht wahrhaben wollen, aber hinter dieser Regung war kaum mehr verborgen gewesen als der schlichte Gedanke, da jemand, der von Allah zur bermittlung seiner Rede erkoren worden war, mehr sein msse als ein gew hnlicher Sterblicher.128 Abdallh b. Saba hingegen verwendete die Erwartung einer Wiederkehr Mohammeds zu einem deutlich erkennbaren politischen Zweck: Die Herrschaft, die Umn ausbte, sollte illegitim sein, eine Usurpation von Befugnissen, die der wahre Machthaber in Krze wieder an sich nehmen werde. Die aus Medina kommenden Anordnungen zu durchkreuzen, gegen die Statthalter des Kalifen zu opponieren, das war nicht etwa ein Ausscheren aus der Bewegung, es war vielmehr der Beweis echter Glubigkeit. Diese ñ neue ñ Art der Glubigkeit, von ihren Verfechtern als die einzig wahre und immer schon gebotene ausgegeben, wrde von dem wiederkehrenden Mohammed in ihr vermeintlich angestammtes Recht eingesetzt werden, das von den Herrschenden mibraucht und verdreht worden sei. Wie trefflich die Liebe zu Mohammed das Milieu schuf, in dem man ihm die passenden Worte in den Mund legen konnte, bezeugen ade, die man sich in den jemenischen Klanen erzhlte, die Amr b. al- mit nach Fustat gebracht und dort angesiedelt hatte. Mu b. abal, den der Prophet in den Jemen geschickt und mit der Werbung fr den Islam beauftragt hatte, spielt darin, wie einen nicht erstaunt, einen wichtigen Part. Aus dem Sden zurckgekehrt, gelangte er schon unter Jazd b. ab Sufjn nach aö-äam, wo er, noch jung an Jahren, der Pest erlag. Die meuternden jemenischen muhidn k nnten ihn dort kennengelernt haben, nach gypten gelangte er nicht. Der jemenische Stamm der Mafir
Unbefugte Inanspruchnahme der Autoritt Mohammeds
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zusammen mit den Aöarj n und den Saksik hatte sein Fustater Quartier zuerst in der Nachbarschaft Amrs, danach bekamen sie ein anderes zugewiesen. Unter den Aöarj n und den Saksik kursierten ade, die ihren eigenen Ruhm verkndeten. Der Prophet, hie es da, hatte Mu, als dieser in den Jemen aufbrach, ein Reitkamel geschenkt und ihm befohlen, bis nach al-anad zu reisen; wo immer das Kamel dort niederknien werde, solle er zum Gebet rufen, beten und eine Moschee errichten.129 Daran hatte sich Mu halten wollen, doch sobald er am Ort seines Auftrags angekommen war, blieb das Tier hartnckig auf allen Vieren stehen. Ob es noch ein anderes al-anad gebe, erkundigte sich Mu, und nachdem er sich dorthin durchgefragt hatte, kniete das Tier nieder, und er tat, was Mohammed ihm gesagt hatte. Der Eigentmer des von da an als Moschee genutzten Grundstcks war ein Mann von den Saksik; dieser legte ohne zu z gern einen Huldigungseid auf Mohammed ab und mit ihm etliche der Aöarj n und die Uml k Radmn. Durch Mu von diesem Erfolg in Kenntnis gesetzt, flehte der Prophet Allah an, er m ge den Genannten alle Verfehlungen verzeihen. Ein weiteres ad erzhlte man sich in jenem Quartier in Fustat: Der Gesandte Allahs habe eines Tages in die Runde gefragt, ob seine Zuh rer nicht gern wten, welche die besten Stmme seien; natrlich war man darauf neugierig, und so stellte er fest, das seien ÑUml k Radmn, einige Gruppen unter den Aöarj n, auln, as-Saksik und as-Sak nì.130 Damit sind wir genau beim Gegenteil dessen angelangt, was Umar b. al-aÅÅb beunruhigte, als er die jemenischen Truppen musterte, die in das Zweistromland abrcken sollten. Die Liebe, nicht zu dem wirklichen, gestorbenen Propheten, sondern zu dem imaginierten, niemals erlebten machte derartiges m glich. Sie bot die Gelegenheit, allen Unmut zum Ausdruck zu bringen, den man gegen die bermchtigen Zwnge der Bewegung und der aus ihr folgenden islamischen Gerechtigkeit sowie gegen die schamlosen Nutznieer der letzten Jahre empfand. Ob freilich die Wiederkehr Mohammeds die verlockendste Hoffung derjenigen war, die sich jener Liebe verschrieben hatten, ist anzuzweifeln. Denn vermutlich schon damals waren ganz andere Erwartungen ebenfalls in Umlauf, die besser in die koranische Eschatologie der Auferweckung der Toten und des Endgerichts paten. Nicht ber einen zurckgekehrten Propheten, sondern ber eine abgrundtiefe Verschlimmerung der irdischen Verhltnisse fhrte der Weg zum Besseren, das erst am Ende eintreten wrde. Die Verwirrung des Rechts und die vermeintlich so jammervollen Lebensumstnde wurden als ein unvermeidliches Durchgangsstadium ausgelegt, von dem brigens im Koran noch nicht die Rede ist. Im Gegenteil, der Ñbesten Gemeinschaftì sollte nach Mohammeds Vorstellung ein solches Schicksal ja gerade erspart bleiben! Jetzt aber war, wie man beispielsweise Mu b. abal sprechen lt, anscheinend genau das eingetroffen. Als er auf den Tod erkrankt war, bat man ihn, er m ge einen Satz Mohammeds vortragen, den er Wort fr Wort im Gedchtnis behalten habe. ÑJeder Prophetì, habe der Gesandte Allahs ihm einmal anvertraut, Ñwarnte seine Gemeinschaft vor dem groen Lgner (arab.: ad-Dal), und auch ich warne euch vor ihm. Er sieht nur mit einem Auge, Allah aber mit beiden. Zwischen den Augen (des goen Lgners)
4. Die Ermordung Umns
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steht ÇUnglubigë geschrieben, jedermann kann das lesen, gleichviel ob er das Schreiben gelernt hat oder nicht. Auch der groe Lgner fhrt mit sich Paradies und H lle, nur ist seine H lle (in Wirklichkeit) das Paradies, sein Paradies die H lle!ì131 In gypten folgte man Abdallh b. Saba vor allem in einem: in seiner Lehre, da Al b. ab Älib der Testamentsvollstrecker Mohammeds sei. Angesichts der als unertrglich empfundenen Macht Amr b. al- í, der Ñder Fangzahn und der (alles zermalmende) Mahlsteinì der Araber sei, wie Abdallh b. Saba sich ausdrckte,132 lag in dieser Idee die Verheiung einer Vernderung, die nicht vom Eintreten eines Wunders wie der Rckkunft Mohammeds abhing.
4. Die Ermordung Umns Das Treffen des Kalifen mit seinen wichtigsten Statthaltern und Vertrauten, das am Ende des Jahres 34 whrend der Wallfahrtsriten abgehalten wurde, hatte kein greifbares Ergebnis gezeitigt. Den Teilnehmern war die Mistimmung, die sich berall ausbreitete, natrlich nicht verborgen geblieben. Die Ratschlge, die man Umn gab, waren so unterschiedlich wie die Regionen, denen die Statthalter vorstanden oder in denen sie als Amtstrger des Kalifen ihre Erfahrungen gesammelt hatten. Whrend der in den Kufaner Affren bewanderte Sad b. al- vorschlug, mit Hrte gegen die Rdelsfhrer vorzugehen, die im geheimen agierten und die Schuld am Verfall der Autoritt des Kalifen trgen, und Abdallh b. Sad auf ein Handeln streng nach dem Recht drang, weswegen an den Missettern die ihnen gebhrende Strafe auch tatschlich vollstreckt werden msse, hielt sich Muwija bedeckt; in aö-äam spre man nichts von den Schwierigkeiten, die hier zur Debatte stnden. Schon seit dieser Beratung, bei der die Unentschlossenheit Umns deutlich wurde, habe Muwija das Kalifat angestrebt, unterstellen einige berlieferungen. Äala b. Ubaidallh, az-Zubair b. al-Auwm und Al b. ab Älib seien von seinem Ehrgeiz unangenehm berhrt gewesen, zumal er ihnen ins Gedchtnis gerufen habe, da sie alle drei allein dank ihrer Beziehung zu Mohammed in ihren Sippen zu Ansehen gekommen seien und dieses Ansehen jetzt auch nur bewahren k nnten, sofern sie im Geiste der Botschaft des Propheten handelten, nicht aber um diesseitiges Prestige und Reichtum buhlten.133 ñ Es hat sich nun, wie man an den Teilnehmern der Beraterrunde ersehen kann, die Macht in der Ñbesten Gemeinschaftì von den frhen Auswanderern hinweg zu Mnnern verlagert, die sich durch Tatkraft auszeichnen, aber keine sbiqa aufweisen: Sad b. al- , Muwija b. ab Sufjn und Abdallh b. mir stammen von Umaija ab und fanden erst spt zum Islam, desgleichen Amr b. al- aus der quraiöitischen Sippe der Ban Sahm; einzig Abdallh b. Sad b. ab Sar aus der quraiöitischen Linie der Nachkommen des mir b. Luaij, brigens ein Milchbruder Umns und deshalb von diesem fr die Statthalterschaft in Fustat favorisiert,134 war zwar frh dem neuen Glauben beigetreten, hatte es sich aber mit Mohammed ganz und gar verscherzt, als er dessen Offenbarungen fr unecht erkannt hatte.135 ñ Whrend man in Mekka tagte, rumorte es in den Heerlagersiedlungen weiter; es gelang aber nicht, ei-
Beratungen ber die Beilegung der Krise
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Der Inhalt der Beschwerden gegen Umn und dessen Antwort
VII. Die Fitna
nen Umsturz herbeizufhren. Lediglich in Kufa glaubte man den Augenblick zum Losschlagen fr gekommen. Sad b. al- vermochte die Situation nicht mehr zu meistern, sein Nachfolger wurde Ab M s alAöar, wie wir schon wissen.136 Zu einem Akt der Illoyalitt gegen Umn lie auch Ab M s sich nicht verleiten, so da die Plne der Parteignger Abdallh b. Sabas um die Wende zum Jahr 35 (begann am 11. Juli 655) nirgendwo verwirklicht wurden. Daher verstndigten sich die Aufrhrer untereinander darauf, da sie Vertreter nach Medina schicken wollten, um den Kalifen zur Rede zu stellen. Umn erfuhr von ihrem Eintreffen und lie auskundschaften, worum es ihnen im einzelnen zu tun war. Man wolle, so brachten seine Gewhrsleute in Erfahrung, dem Kalifen Fragen zu Dingen vorlegen, die man den Unzufriedenen Ñins Herz gepflanztì habe; man rechne nicht damit, da der Kalif anderen Sinnes werde, und ebendiese vermeintliche Verstocktheit werde man ntzen, um desto erfolgreicher die Menschen gegen ihn aufzuwiegeln. Bei der kommenden Wallfahrt werde man Umn in den Weg treten und seine Abdankung verlangen; verweigere er sie, werde man ihn umbringen. In Medina seien drei Mnner, die von diesen Plnen wten, nmlich Ammr b. Jsir ñ der mit Abdallh b. Sad aus gypten heimgekehrt war ñ sowie Muammad, ein Sohn Ab Bakrs,137 und Muammad b. ab uaifa,138 jener Ziehsohn Umns, der sich nicht gengend protegiert gefhlt hatte, nach gypten gegangen war und dort die Verbindung mit den Rebellen gesucht hatte.139 Umn lachte ber diese wenigen und, wie er meinte, unbedeutenden Leute, die in Medina seine erklrten Feinde waren, und dachte nicht daran, gegen sie einzuschreiten. Auch die Beschwerdefhrer, die aus Kufa und Fustat angereist waren, nahm er von aller Verfolgung aus, solange sie nicht wirklich Untaten begingen, die mit den in Sure 5 genannten koranischen Strafen zu ahnden seien. Er bot den Fremden sogar die Gelegenheit, ihre Klagen vorzutragen. Sie fhrten folgendes an: Der Kalif habe auf Reisen das rituelle Gebet in vollstndiger Lnge vollzogen, wo es doch nach dem Vorbild des Propheten zu verkrzen sei. ñ Umn verteidigte sich damit, da er die vollstndige Ausfhrung nur dann befohlen habe, wenn er sich auf heimischem Gebiet und nicht im Feindesland befunden habe. Zweitens habe der Kalif Weidegrnde fr den allgemeinen Gebrauch gesperrt. Er habe nichts getan, was nicht schon lange blich gewesen sei, nmlich einen Weidegrund zum Reservat (arab.: al- im) fr die Kamele der muhidn bestimmt;140 als er sein Amt angetreten habe, sei er sowohl an Kamelen als auch an Kleinvieh der reichste Araber gewesen, jetzt besitze er nur noch zwei Reitkamele, wie also sollte er sich an den Reservaten bereichert haben? Drittens habe er den vereinheitlichten Text des Korans fr verbindlich erklrt. Der Koran sei einer und stamme aus einer Quelle. Viertens habe der Kalif seinem Verwandten al- akam b. al- 141 die Rckkehr aus der Verbannung erlaubt. Der Gesandte Allahs habe diesen Enkel von Umaija b. Abd äams, einen seiner rgsten Feinde, nach der Inbesitznahme Mekkas aus der Stadt verbannt, ihn danach aber selber wieder zurckgeholt. Fnftens habe der Kalif junge Mnner mit herausragenden mtern betraut. Seine Vorgnger, betont Umn, handelten
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genau so, man denke nur an Usma b. Zaid, den der Prophet zum Befehlshaber eines Feldzugs ernannte. Sechstens habe Abdallh b. Sad ein Fnftel der Ertrge des von ihm eroberten Landes bekommen. Auch hier verweist der Kalif auf Ab Bakr und Umar; berdies habe er nach dem Einspruch des Heeres diese Entscheidung rckgngig gemacht. Siebtens bevorzuge der Kalif in ungebhrlicher Weise seine Verwandten. Was er ihnen schenkte, stammte aus seinem Privatverm gen, so da den Muslimen nirgends die Rechte geschmlert wurden; in der Tat habe er Lndereien verkauft, deren Ertrge den Auswanderern und ÑHelfernì zustanden, doch habe es dafr gute Grnde gegeben: Wer im eroberten Land bleibe und von dort aus dem Dschihad nachgehe, der stelle dadurch den Lebensunterhalt seiner Familie in der Heimat sicher; kehre er dorthin zurck, drfe sein Anteil am durch den Dschihad gewonnenen Ernteertrag nicht verlorengehen, und deshalb habe er, der Kalif, im Namen des Heimgekehrten dessen Anteile veruert und diesem den Erl s bergeben. Umn hoffte, den Unmut besnftigt zu haben; die Beschwerdefhrer reisten ab, nicht ohne sich darauf geeinigt zu haben, da man sich im kommenden äauwl (begann am 2. April 656) wieder in Medina treffen werde.142 In das Jahr 35 (begann am 11. Juli 655) werden drei Verlautbarungen datiert, die Umn habe verbreiten lassen, um den Argumenten der Rebellen entgegenzutreten. Die Adressaten sind Ñdie Glubigen und die Muslimeì. Ihnen ruft der Kalif in Erinnerung, da Allah sie durch die Verkndung des Islams aus dem religi sen Irrtum herausgefhrt und vor dem Unglauben errettet, ihnen danach desweiteren klare Zeichen fr die Wahrheit offenbart habe: Er schenkte ihnen den Triumph ber die Feinde und berschttete sie mit Wohltaten (Sure 31, 20) und allem, was zur Fristung des Lebens unentbehrlich ist. Zur Bekrftigung dieser Aussage fgt Umn Zitate aus dem Koran an. Die Wohltaten Allahs sind unzhlbar, der Mensch aber kennt keine Dankbarkeit (Sure 14, 34). Besonders ergiebig fr Umns Zwecke erweist sich Sure 3 aus der frhen medinensischen Epoche, in der Mohammed um die Untersttzung der Ausiten und azraiten sowie der in Qub wohnenden Auswanderer rang und die Zersplitterung seines Anhangs gewrtigte.143 Die Glubigen mssen Allah frchten und sollen bis zu ihrem Tod in der Hingewandtheit zu ihm verharren (Vers 102), denn aus ihnen soll eine Gemeinschaft werden, die zum Guten aufruft, gebietet, was recht ist, und alles Verwerfliche verbietet (Vers 104);144 sie drfe um nichts in der Welt in den Fehler der vergangenen Gemeinschaften verfallen, die sich in verfeindete Faktionen zersplitterten; wer mit seinem Glauben einen wohlfeilen Handel treibt, geht seines Anteils an einem angenehmen Jenseits verlustig (Vers 77), eine Warnung, die in Sure 2, Vers 41 ebenfalls ausgesprochen wird. Sure 64, Vers 16 und Sure 5, Vers 7 mahnen zum Gehorsam gegen die Botschaft, die Mohammed berbrachte; Sure 5, Vers 48 richtete sich ursprnglich an den Propheten selber: Er m ge nicht dulden, da seine Feinde ihn im Glauben an das schwankend machten, was ihm herabgesandt worden sei ñ dieser Vers enthlt den Begriff der Fitna, nmlich der Anfechtung der Glaubenstreue. Eben dies geschieht in seinen Tagen, meint Umn. Sure 5, Vers 48 bietet mithin die Diagnose, die der Kalif zu
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den Vorgngen aufstellt, deren Zeuge er wird. Ein Zitat aus Sure 49 unterstreicht diese Auffassung; in Vers 6 heit es: ÑIhr, die ihr glaubt! Wenn euch ein Frevler eine Nachricht bringt, dann erwgt (sie), damit ihr niemandem mit einer Torheit schadet und damit ihr danach euer Handeln nicht bereuen mt!ì Von den mekkanischen Suren zitiert der Kalif lediglich die 16., in der er die Aufforderung findet, man msse die Verpflichtung, die man gegenber Allah eingegangen sei, aufrichtig erfllen (Vers 91); Eide, die man geschworen habe, drfe man nicht mibrauchen, um Zwietracht zu sen, und deshalb wre es ein schlimmer Frevel, wollte man von dem Schwur, den man vor Allah abgelegt hat, um eines kleinen Vorteils willen abrcken (Vers 94 f.). Damit sind wir beim wichtigsten Anklagepunkt, den Umn gegen seine Feinde geltend macht. Sie sagen von sich, sie seien geradsinnige Muslime, die unbeirrbar der Verpflichtung eingedenk seien, die sie vor Allah auf sich genommen htten, als sie seine Glubigen geworden seien; alles, was sie seither antreibe, sei nichts als die Treue zu Allah. In Wahrheit aber, meint Umn, haben sie diese Treue lngst um eines schn den irdischen Gewinns willen verpfndet; mit ihrer Verlogenheit tragen sie den Unfrieden und zuletzt gar die Zwietracht in die Ñbeste Gemeinschaftì hinein. ñ Die beiden anderen Verlautbarungen kommen fast ohne Koranzitate aus und enthllen Umns Gedankengang um so unbefangener. Allah, so mahnt der Kalif die Unruhestifter, wnsche nichts als Gehorsam, keinesfalls sei er mit Widerspenstigkeit, Zwist und Abspaltungen einverstanden. Im Koran habe er den Muslimen die abschreckenden Beispiele untergegangener Glaubensgemeinschaften vor Augen gefhrt. ÑKeine von ihnen fiel der Vernichtung anheim, bevor sie Uneinigkeit zeigte und es keinen Imam mehr gab, der sie htte einen k nnen.ì Auch jetzt werde es wieder so sein: Sobald man nicht mehr in Eintracht die rituellen Gebet vollziehe, werde Allah die Feinde an die Macht bringen, Zweifel ber das Erlaubte und Verbotene wrden um sich greifen. ñ Da die Abweichung Umns von einer durch den Propheten vorgegebenen Gebetsregel auf der Liste seiner Verfehlungen ganz oben stand, besttigt diese dem Islam eigentmliche Wertung des Rituals, von dem aus alle brigen Bereiche des Daseins in den Blick genommen werden. Zeitgleich mit dem Erlahmen der Dschihadbewegung rckt diese Wertung in den Vordergrund, wie wir im letzten Kapitel erfahren werden. Die Quintessenz der Unrast, die das Gemeinwesen befallen hat, sieht Umn in Sure 6, Vers 159 auf den Punkt gebracht: ÑDiejenigen, die ihre Glaubenspraxis (arab.: ad-dn) spalten und sich in Parteiungen (arab.: aö-öa, Pl. aö-öija) aufteilen, sind nicht deine (d.h. Mohammeds) Angelegenheit. Sie sind Allah (und niemandem sonst) berantwortet ñ er wird ihnen (am Jngsten Tag) mitteilen, was sie angerichtet haben.ì Umn will die Aufrhrer genau daran erinnern, was der Koran als das autoritative offenbarte Wort zu ihnen zu sagen hat. ÑMein Volk!ì rief der Prophet äuaib seiner unbotmigen Gemeinde zu, Ñeure Widerspenstigkeit gegen mich wird hoffentlich nicht damit enden, da euch das gleiche trifft wie das Volk des Noah, des H d, des li, und auch das Volk Lots ist
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nicht fern von euch!145 Fleht euren Herrn um Vergebung an, dann wendet euch bu fertig zu ihm! Mein Herr ist barmherzig und voller Liebe!ì146 Das dritte Sendschreiben beginnt wiederum mit der Klage ber jene Leute, die gegen den Kalifen Stimmung machen und dabei vorgeben, sie handelten im Interesse der gttlichen Wahrheit und nicht aus diesseitigen Beweggrnden. Als man ihnen freilich die Wahrheit erffnet habe ñ ein Passus, der sich auf die Aussprache mit den Beschwerdefhrern bezieht ñ, reagierten diese hchst unterschiedlich. Manche ergriffen hastig, was ihnen zustand, andere hielten sich zurck und bekamen spter trotzdem ihr Recht. Wieder andere verschmhten es in unredlicher Absicht, denn sie erstrebten nicht mehr und nicht weniger als die Macht. ÑIn ihren Augen lebe ich schon viel zu lange; was sie sich erhoffen,147 zieht sich in die Lnge, und so beschleunigten sie das Vorherbestimmte.ì148 Jetzt folgt ein Bericht darber, wie sich damals die Errterungen abspielten. Der Kalif versammelte die Gegner sowie die Auswanderer und ÑHelferì in der Moschee und erzielte wenigstens darin eine bereinstimmung, da es geboten sei, streng nach dem Koran zu urteilen und ntigenfalls die Strafen zu vollstrecken, die er vorschreibe. Die Aufrhrer konnten nicht widerlegen, da jemand, der zum Hochverrat auffordert, zu tten ist (vgl. Sure 5, 33).149 Die Rebellen ihrerseits verlangten, da jeder, der mittellos sei, durch das Kalifat ernhrt werden msse; auf diese Weise solle ein Ñguter Brauchì begrndet werden. Um dies zu ermglichen, drften weder das Beutefnftel des Kalifen noch die eingehobenen adaqt angetastet werden. ñ Hier wird erneut deutlich, was die Forderung Abdallh b. Sabas meinte, der Staatsschatz sei das ÑVermgen der Muslimeì, ein Fundus nmlich, aus dem jeder Muslim unabhngig von seiner Leistung fr die Ñbeste Gemeinschaftì durchzufttern sei. Die adaqt und das Beutefnftel des Kalifen verlieren die ursprngliche Zweckbestimmung; die adaqt waren der Beitrag der nicht fr den Dschihad Verfgbaren zur Aufrechterhaltung der Bewegung gewesen, und in gleicher Weise hatte Mohammed sein Beutefnftel verwendet, zur Belohnung au ergewhnlichen Einsatzes wie zum Erkaufen von Loyalitt. ñ Beide Arten von Einknften werden nun der Disposition des Kalifen entzogen; denn in seiner Not stimmte Umn diesem Ansinnen zu. Desweiteren hatte man ihm abgezwungen, er mge Ñkraftvolle und integreì Statthalter ernennen. Nachdem er sich mit den Witwen des Propheten, die zum ersten Mal als politischer Faktor erscheinen, ber dieses Begehren beraten hatte, vergab er den Posten in Fustat wieder an Amr b. al, weil dieser bei seinen Truppen so beliebt sei, und besttigte den Umsturz, der in Kufa vonstatten gegangen war und Ab M s al-Aöar ins Amt getragen hatte.150 Von Medina aus konnte man den entstehenden islamischen Staat offensichtlich nicht mehr lenken. Die Heerlagerstdte hatten binnen zwei Jahrzehnten ein solches Ma an Eigengewicht gewonnen, da die dortigen Notabeln sich die Zgel nicht aus der Hand nehmen lie en. Umar b. al-aÅÅb war umhergereist; sein Gedanke war es gewesen, durch persnliche Anwesenheit die Macht des ÑBefehlshabers der Glubigenì zur Geltung zu bringen und eigenhndig die auf die Bevlkerung entfallenden Dotationen zu verteilen. Schon damals war es vergebliche Hoffung,
Umns ÑNepotismusì
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Die ÑGl ubigenì und die ÑMuslimeì
VII. Die Fitna
auf diese Weise die Ñbeste Gemeinschaftì zusammenhalten zu knnen. In der Zeit Umns war daran berhaupt nicht mehr zu denken, und so ist es folgerichtig, da der Kalif, von den Wallfahrten abgesehen, in Medina blieb. Welche anderen Mglichkeiten, den Lauf der Dinge zu kontrollieren, hatte er, als Mnner seines Vertrauens zu seinen Statthaltern zu ernennen, und das hie nach den in der Alltagswirklichkeit durch die neue Religion ja keineswegs aufgehobenen althergebrachten gesellschaftlichen Ma stben, es mu ten mglichst enge Verwandte sein. Damit trug Umn den Tatsachen Rechnung, die er bei der bernahme des Kalifats vorfand: Weder in Basra und Kufa noch in aö-äam und in Fustat fhrten die frhen Auswanderer das Regiment. Es hat auch nicht den Anschein, als htten sich die frhen Auswanderer ñ die mit Ausnahme Al b. ab Älibs in die Jahre kamen ñ besonders heftig nach Verantwortung jenseits Medinas gedrngt. Nichts spricht dafr, da diejenigen, die einst ein hohes Ma an sbiqa erworben hatten, aus ebendiesem Umstand nun eine Verpflichtung zur Bekrftigung ihrer Hedschra auf den Eroberungszgen versprt htten. Damit schwand allmhlich die Geschftsgrundlage fr Umars islamische Gerechtigkeit; die Einrichtung der Dotationslisten glich aus der Rckschau einer Momentaufnahme; der Augenblick, den diese Listen bezeugten, war vorber und konnte nicht zurckgeholt werden. Da Umn in seinem letzten Jahr Regelungen zustimmen mu te, die einen in der Wirklichkeit lngst herrschenden Sachverhalt legitimierten, nmlich den Verlust der Steuerung der durch die Eroberung fremder Lnder und durch die Ausbeutung der Andersglubigen erzielten Staatseinknfte, enthllt einen tiefgreifenden Wandel der Ñbesten Gemeinschaftì. Die Bewegung erstarrte; wodurch sie in Gang gehalten worden war, immer neue Mengen geraubter Gter und versklavter Menschen, versiegte. Die Anstrengungen, die der Dschihad in fernen Gegenden verlangte, standen in keinem verlockenden Verhltnis mehr zum Ertrag. Was berhaupt noch einkam, sollte gleichm ig verteilt werden, eine verstndliche Forderung, wenn man bedenkt, wie ungeniert einige wenige die ñ einmalige ñ Gunst ihrer Stunde zu nutzen gewu t hatten. Umn richtete seine Sendschreiben an Ñdie Glubigen und die Muslimeì. Diese Adresse ist kein Zufall, sie spiegelt vielmehr genau jenen Wandel wider, dessen Ergebnisse jetzt zutage traten. ÑMuslimì war seit der Stiftung des Dschihad ein minderer Status gewesen; ÑMuslimeì nannte man jene Personen, die sich nicht dem Daseinszweck der mohammedschen Bewegung hatten unterordnen knnen. Was gefordert war, das war jene kmpferische Glubigkeit, die sich in den Jahren bis zum Vertragsschlu von al-udaibja herausgebildet hatte; die Begriffe der Hedschra und des Dschihad hatte sie bereits gekannt. Seit der Bannung der mekkanischen Gefahr hatte man unter beidem den Krieg gegen Andersglubige zum Zwecke der Ausdehnung und der materiellen Bereicherung der Ñbesten Gemeinschaftì zu verstehen, und an diesem Richtma orientierte sich Umar. Abdallh b. Saba hatte scharfsichtig erkannt, da die Trennung zwischen Muslimen und dem Dschihad obliegenden Glubigen inzwischen widersinnig geworden war. Da sich der Dschihad in fernen Gebieten abspielte und zunehmend unergiebig wurde, erschien die Teilnahme
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daran vielen, die sich zum Islam bekehrt hatten, nicht mehr ratsam. Der ÑMuslimì wird zum Durchschnittsmitglied der Ñbesten Gemeinschaftì; die kampfbegeisterten ÑGlubigenì gibt es nach wie vor, aber die Machtausbung ber ein mehr und mehr Ñmuslimischì werdendes Gemeinwesen darf nicht mehr vorwiegend sie im Blick haben. Die aufrhrerischen Reden Abdallh b. Sabas bedeuten in der Tat das Ende des Dschihad ñ nicht, da er ganz htte aufhren mssen, aber es ist sein Ende als des gewichtigsten Daseinsgrundes des Gemeinwesens. Eben dies folgte ja auch aus den Lehren des ÑKnigsì Paulus, mit denen man sich die Propaganda jenes Konvertiten aus Sanaa begreiflich zu machen versuchte. In dem Ma e wie die Kennzeichen der Bewegung in den Hintergrund gerckt wurden ñ ganz wurden sie nie getilgt, wovon die Schwche der Institutionen in allen genuin islamischen Herrschaftsformen zeugt151 ñ, vernderte sich die Auffassung von den Rangstufen innerhalb der Ñbesten Gemeinschaftì. Um die Wende zum Jahr 35 hatten sich, wie geschildert, die Wortfhrer der Unzufriedenen von Mekka nach Medina begeben, um Umn mit ihren Forderungen zu konfrontieren; dieser hatte zwei Vertraute beauftragt, die Fremden auszuhorchen, danach hatte er zum rituellen Gebet in die Moschee rufen lassen, wo er sich vor den Mnnern aus Basra, Kufa und Fustat rechtfertigte. Die Beschwerdefhrer umringten die Predigtkanzel. Bald trafen Ñdie Gefhrten des Gesandten Allahsì ein und bildeten ihrerseits um die Anklger einen engen Kreis. Umn Ñlobte und pries Allah und berichtete (den Prophetengenossen) vom Begehren (jener) Leute. Auch erhoben sich die beiden Mnnerì, um ihren Bericht vorzutragen. ÑDa sagten alle (Gefhrten Mohammeds): ÇTte sie! Denn der Gesandte Allahs sprach: Allahs Fluch komme ber jeden, der fr sich selber oder jemand anderen wirbt, obwohl den Menschen ein Imam voransteht! Ttet deshalb (einen solchen Hochverrter)!ëì In gleichem Sinn habe Umar b. al-aÅÅb befunden, ein Mord sei unter der Voraussetzung erlaubt, da er als Kalif sich an der Ttung beteilige. Von dieser Lizenz wollte Umn aber keinen Gebrauch machen, solange die Beschwerdefhrer weder Unglauben zeigten noch eine Untat begingen, die im Koran mit der Todesstrafe bedroht ist.152 An dieser Schilderung fllt auf, da die Prophetengenossen als die Gruppe des islamischen Gemeinwesens auftreten, der die Entscheidung vorbehalten ist: Sie alle raten dem Kalifen dazu, die Aufrhrer zu tten, und berufen sich dabei auf ein Wort Mohammeds, das kaum von diesem stammt, da innerhalb seiner Anhngerschaft nie an den Austausch seiner Person gegen jemand anders gedacht wurde. Der Widerstand gegen ihn, von dem wir berichteten, lief auf eine Aufkndigung des Islams hinaus, und unmittelbar nach seinem Tod hatte man in den Kriegen gegen die ÑAbtrnnigenì fr den Fortbestand des islamischen Gemeinwesens an sich zu kmpfen. Dergleichen stand jetzt nicht mehr zur Entscheidung an. In der Szene, in der sich Umn vor den Rebellen rechtfertigt, erscheinen diese als eine Minderheit von Ungehorsamen in einer nicht weiter differenzierten Schar von zur Loyalitt gegen den Kalifen, den Imam, Verpflichteten. Herausgehoben sind allein die Gefhrten Mohammeds, die als die Zeitzeugen und Brgen des Wahren, Richtigen aufgefa t werden. Diese Stellung gewannen sie nicht durch ihre Mitgliedschaft in der Bewegung, durch
Das Zeugnis der Prophetengenossen und die im Koran gr ndende Legalit t
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Vom Vorrang im Dschihad zum Vorrang im ÑWissenì
VII. Die Fitna
ihre Teilnahme am Dschihad, sondern eben durch die Bekanntschaft mit Mohammed. Den intimsten Umgang mit dem Propheten hatten seine Ehefrauen, und deshalb treten in einer anderen, weiter oben zitierten Schilderung der Vorgnge die Witwen als die Ratgeberinnen des Kalifen auf den Plan. Auch sie legten die Ttung der Beschwerdefhrer nahe. Das gleiche soll bei anderer Gelegenheit Umar b. al-aÅÅb gefordert haben, allerdings ohne sich auf Mohammed zu berufen. In der Betonung dieser gleichlautenden Vorschlge, die damals durchaus vorgebracht worden sein knnen, liegt bereits die spter immer wieder angefhrte Erklrung des Scheiterns Umns. Ja, in verallgemeinerter Sichtweise erschlie t sich hier dem Muslim die Ursache fr die Katastrophe der Fitna: Als Imam der Ñbesten Gemeinschaftì wich Umn vom Vorbild Mohammeds ab; denn er war zu schwach, um die religispolitische Eintracht ber die Bestimmungen des Korans zu stellen. Genau das nmlich htte er tun mssen, um den Brgerkrieg zu vermeiden, glaubt man zu wissen, jedenfalls aus der Rckschau und von sunnitischer Warte aus geurteilt. Unter dem Eindruck der Folgen, die Umns Festhalten an der koranischen Legalitt zeitigte, sollten Mlik b. Anas (gest. 795) und die sich auf ihn berufende Rechtsschule zu der erschreckenden berzeugung gelangen, da es hinnehmbar sei, wenn der Imam der Ñbesten Gemeinschaftì den dritten Teil von dieser tte, falls es gelte, Abspaltungen zu unterbinden.153 Die Untertanen des Kalifen, des Imams, fr die sich in omaijadischer Zeit der Begriff der Herde (arab.: ar-raja) einbrgern wird, weisen nur insofern in sich eine Rangabstufung auf, als einige wenige Glieder durch die erlebte Nhe des Propheten ausgezeichnet sind und infolgedessen besser als alle brigen wissen, wie in einer au ergewhnlichen Lage zu verfahren ist. Was man unter Umar die sbiqa nannte und auf der Grundlage des Dschihad definierte, ergibt sich von nun an aus der Art und der Intimitt des Umgangs mit dem Propheten. Die Hedschra bleibt ein wesentliches Kriterium fr die neue Rangermittlung, aber man versteht unter ihr ein einmaliges Ereignis, das den Anfang der medinensischen Urgemeinde bildete. Als die Entscheidung zwischen Wahrheit und Lge gilt sie nur noch mit Blick auf jenen vergangenen, unwiederholbaren Zeitpunkt. Fr alle, die spter den Islam annahmen und Mitglieder der Ñbesten Gemeinschaftì wurden, bleibt sie allein deswegen von Belang, weil sie ihnen zum Prfstein wird, mit dem sie die wahren Zeugen von Mohammeds Reden und Handeln von den untauglichen trennen. Unter den neuen Voraussetzungen, denen die Fitna den Weg ebnet, werden die frhen Auswanderer ñ und auch die ÑHelferì, diese jedoch in einem besonderen Argumentationszusammenhang ñ zu Trgern eines Wissens, das allen anderen, den nachfolgenden Geschlechtern zumal, aus eigenen Krften unerreichbar ist, es sei denn, man riefe jene Auswanderer und ÑHelferì als Brgen auf. Im Zuge dieser Wandlung wird zudem die Abstammung, die Umar b. al-aÅÅb als eine Vorbedingung fr einen hohen Rang in der islamischen Gesellschaft abgelehnt hatte, von neuem an Gewicht gewinnen, und zwar insbesondere die Zugehrigkeit zu den Ban Höim. Da Höim ñ und nicht etwa Abd al-MuÅÅalib ñ zum Ahnherrn der Prophetenverwandtschaft bestimmt wurde, liegt nicht nur an der erinnerten quraiöitischen Geschichte;154 die
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Ereignisse der Fitna selber, des Ersten Brgerkriegs, in dem mit Muwija, einem Nachfahren des Abd äams, eines Bruders Höims, die Rolle des Gegenspielers Al b. ab Älibs zufiel, leisteten der Interpretation der islamischen Geschichte als eines Zweikampfes zwischen den Ban Abd äams und den Ban Höim Vorschub. Die Anhnger der Ban Höim zumal unterlegten diesem Zweikampf die Deutung eines Ringens zwischen Recht und Unrecht, zwischen islamisch legitimierter Herrschaft und usurpierter Machtausbung. Mit diesen Betrachtungen sind wir weit ber das letzte Kalifatsjahr Umns hinausgeeilt. Die Berichte ber die Vorgnge, die mit seiner Ermordung endeten, lassen sich kaum zu einem stimmigen Ganzen harmonisieren. Schon ihr Zusammenhang mit dem Treffen, in dessen Verlauf er die Anklagen zu entkrften suchte, ist fraglich. Wahrscheinlich wurde der Kalif bereits in Mekka whrend der Pilgerriten im l-ia (begann am 12. Juni 655) des Jahres 34 von den Beschwerdefhrern angegangen. Muwija soll bei dieser Gelegenheit Umn gedrngt haben, mit ihm nach aö-äam zu reisen, wo er in Sicherheit sein wrde. Wie gehrt, unterstellt man Muwija in Vorwegnahme des Kommenden, er habe bereits damals das Kalifat angestrebt. Auch seine Aufforderung an Äala, az-Zubair und Al b. ab Älib, sie sollten sich den Schutz des Bedrohten angelegen sein lassen, setzt die knftigen Ereignisse voraus und dient der Rechtfertigung des Handelns Muwijas nach dem Mord.155 Den Tatsachen wird entsprechen, da die Aufrhrer dem Kalifen von Mekka nach Medina folgten, wo sie sich fr lngere Zeit niederlie en. Dem Kalifen fehlten Macht und Entschlossenheit, sie zu vertreiben; er fhrte stattdessen mit ihnen die beschriebenen Debatten und bewog sie, nachdem er sich nachgiebig gezeigt hatte, endlich doch zum Abzug. Wie erwhnt, wollte man im äauwl (begann am 2. April 656) erneut in Medina zusammenkommen, und der Zweck dieses geplanten Treffens war vermutlich, Umn zur Abdankung zu zwingen. Der Zeitpunkt war unverdchtig; es konnte sich um den Aufbruch zur Wallfahrt nach Mekka handeln. Den Reisenden in den vier gyptischen Karawanen, jede zwischen sechshundert und tausend Mann stark, war aber klar, da sie in Wahrheit in den Krieg zogen. Unter ihnen befand sich Abdallh b. Saba, das Kommando ber alle vier hatte al-fiq b. arb al-Akk inne, ein Mann jemenischer Herkunft und ein Frderer des Unruhestifters. Auch aus Kufa und Basra sollen sich je vier Gruppen auf den Weg gemacht haben. Zu den Kufanern zhlte man Mlik al-Aötar, die Fhrung insgesamt lag bei jemandem von den Ban mir b. aaa. Die Basrenser vertrauten sich urq b. Zuhair an, einem Tammiten, der unter Umar in der Gegend von Ahwas zum Einsatz gekommen war.156 Die drei Gruppen drangen bis in die Nhe von Medina vor und schlugen an unterschiedlichen Orten ihr Lager auf; man wollte nichts berstrzen, da man gehrt hatte, da sich die Medinenser auf eine Verteidigung eingerichtet hatten. Man wollte zunchst herausfinden, wie sich die Dinge dort seit dem Beginn des Jahres entwickelt hatten. Den Witwen des Propheten sowie Äala, az-Zubair und Al versicherte man insgeheim, man habe nichts weiter als die Wallfahrt im Sinn, beabsichtige aber, den Kalifen im Namen der Statthalter um Entschuldigung fr etwaige Fehltritte zu
Die Ereignisse bis zur Ermordung Umns
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bitten; jene drei berhmten Prophetengefhrten sollten sich damit einverstanden erklren, da man zu diesem Zweck in Medina einrcke. Dieses Ansinnen lehnten die drei ab, und erst recht wollte keiner von ihnen dulden, da man ihm huldige, wie dies die gypter Al, die Kufaner az-Zubair und die Basrenser Äala antrugen.157 Inwieweit diese Schematisierung der Ereignisse den Tatsachen entspricht, bleibe dahingestellt. Da unter den Rebellen Einigkeit nur darber herrschte, was sie nicht wollten, nmlich die Fortdauer des Kalifats Umns, trat verhngnisvoll zutage, sobald dieses erste Ziel erreicht war. Die Rebellen gaben sich den Anschein, unverrichteterdinge die Umgebung Medinas zu verlassen, brachten dann aber in einem berraschungsangriff die wichtigsten Bezirke in ihre Hand. Weshalb sie denn so pltzlich zurckgekommen seien, fragten die Medinenser. Die gypter behaupteten, sie htten ein Schreiben abgefangen, in dem zu lesen sei, da sie alle gettet werden sollten. Verwunderung erregte, da auch die Basrenser und Kufaner von dieser Botschaft erfahren hatten und zur selben Zeit umgekehrt waren. Eine berzeugende Erklrung gab es hierfr nicht. Umn verhielt sich in dieser hchsten Not passiv, lie die Aufrhrer gewhren, gestattete, da sie an den von ihm geleiteten Gebeten teilnahmen, und duldete, da jeder beliebige seine Nhe suchte. Allerdings hatte er Emissre nach aö-äam, gypten, Basra und Kufa geschickt, die dort seine Anhngerschaft mobilisierten. Beim ersten Freitagsgottesdienst nach der Besetzung der Stadt kam es zum Eklat. Als der Kalif in seiner Predigt verkndete, der Prophet verfluche Aufrhrer, weswegen die Eindringlinge ihre Snden durch aufrechte Taten wiedergutmachen sollten, brach ein Tumult los, in dessen Verlauf die wenigen Verteidiger Umns mit einem Hagel von Steinen vertrieben wurden und der Kalif, ernstlich verletzt, nur unter Mhen in seine Residenz gerettet werden konnte. Trotzdem soll er weiter gezgert haben, mit Gewalt gegen die Rebellen, vor allem die gypter, vorzugehen. Seitdem Umn aus der Moschee verjagt worden war, leitete dort al-fiq, der Anfhrer der Fustater, die Riten. Der Wohnsitz des Kalifen wurde von den Feinden eingeschlossen, die in Medina nach Belieben schalteten und walteten.158 Eine andere Quelle berichtet, Umn habe mit den gyptern getrennte Verhandlungen gefhrt und dabei zugesagt, fortan den Medinensern ñ abgesehen von den Prophetengenossen ñ keine Dotationen mehr zu gewhren; die im Kampf geraubten Gter m ten dort verteilt werden, wo man sie sich angeeignet habe, mithin in gypten. Die schon bei anderer Gelegenheit beobachtete Auszehrung der kalifischen Macht schreitet voran. Umn hatte den verwhnten Medinensern nun zu raten, sie sollten sich um ihres Lebensunterhalts willen wieder mit Ackerbau und Viehzucht beschftigen. Dies erschien ihnen als eine unbillige Zumutung; sie glaubten an eine Finte des Kalifen und seiner Sippe und waren u erst erbost. Der Kalif habe seinen Statthalter in Fustat, Abdallh b. Sad, anstiften wollen, die Aufrhrer nach ihrer Heimkehr umzubringen. Diese Botschaft sei den gyptern in die Hnde gefallen. Aufgebracht ber solche Heimtcke, kehrten sie ñ nur sie in dieser Quelle, nicht die Iraker ñ auf der Stelle um und forderten von Umn Rechenschaft. Er stritt alles ab und beharrte darauf, er habe den Brief nicht geschrieben.159
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Wiederum anderes hat al-Wqid ermittelt. Schon im Raab (begann am 4. Januar 656) war von Fustat eine Karawane abgegangen; angeblich wollten die Reisenden in Mekka die Riten der kleinen Wallfahrt vollziehen. Abdallh b. Sad b. ab Sar war alarmiert; durch einen Eilboten, der die Strecke von Fustat nach Medina in elf Tagen zurcklegte, lie er den Kalifen warnen; Muammad b. ab uaifa ñ damals in Fustat ñ sei einer der Drahtzieher. Al, Äala und Ammr b. Jsir waren die Medinenser, die die Rebellen fr sich zu gewinnen hofften; entsprechende Schreiben Muammad b. ab uaifas fhrten sie mit sich. Die vermeintlichen Wallfahrer nahmen, vor Medina lagernd, sogleich mit Al Verbindung auf. Dies kam Umn zu Ohren, und er bat Al, alles zu tun, um die Aufrhrer fernzuhalten; sie sollten nicht in die Residenz des Kalifen eindringen, denn dadurch werde die ehrfurchtgebietende Aura des ÑBefehlshabers der Glubigenì zerstrt. In seiner Not beteuerte Umn nun, er werde alles tun, was Al schon seit langem empfehle ñ vermutlich weitere Zugestndnisse an die Rebellen machen. Dazu sei es wohl zu spt, entgegnete dieser, denn leider habe sich der Kalif stets den Einflsterungen Muwijas, Marwn b. al-akams, Abdallh b. mirs und Sad b. al-í geffnet. Von Stund an werde das ganz anders sein, schwor Umn, was Al endlich doch bewog, sein Bestes zu versuchen. In Begleitung von Auswanderern und ÑHelfernì ñ denen sich Ammr b. Jsir erklrterma en nicht anschlo 160 ñ erschien Al im Lager der Aufrhrer und bewog sie tatschlich zum Abzug. Vermutlich brachte er ihnen die Umn abgerungenen, schriftlich niederlegten Zusagen, von denen im vorigen Bericht die Rede war.161 Marwn wollte sich mit dieser Wende der Dinge nicht abfinden; er blies dem Kalifen ein, bei nchster Gelegenheit von der Predigtkanzel herab zu verkndigen, die gypter seien abgezogen, weil sie htten erkennen mssen, da ihre Forderungen unberechtigt seien. Amr b. al-, der einstige Statthalter von Fustat, wurde Zeuge dieser Predigt und warnte entsetzt vor den schlimmen Folgen solchen Wankelmuts. Umn wurde ausfllig gegen ihn, mu te aber angesichts des Unmuts, den er ausgelst hatte, klein beigeben; er wende sich reuevoll zu Allah, rief er aus.162 Amr, der die Verwaltung der Grundsteuer an Abdallh b. Sad hatte abtreten mssen, bedrngte Umn seit lngerem, diese Anordnung zu widerrufen. Im Ha war man voneinander geschieden, und Amr soll alles darangesetzt haben, Al, Äala und az-Zubair gegen den Kalifen aufzuhetzen. Nach diesem erneuten Zusammensto wich Amr auf seine Gter in Palstina aus. Dort wartete er den Ausgang der Krise ab ñ und geno spter das Ansehen eines berparteilichen. Niemand anders als irgendwelche Hirten irgendwo im Gebirge habe er gegen den Kalifen aufwiegeln wollen, entschuldigte er sich, als ihm fern vom Brennpunkt des Geschehens das ganze Ausma des Desasters der auch von ihm geschrten Fitna bekannt wurde. Eine feste Tr habe die Quraiöiten gegen die brigen Araber abgeschirmt; doch mutwillig htten die Quraiöiten gerade diese Tr eingeschlagen, sagte ihm ein Freund aus einem anderen Stamm. Das, rumte Amr ein, sei in der Tat u erst verhngnisvoll; es sei das nicht vorausgeahnte Ergebnis des Versuchs, das Recht aus dem zum Unrecht fhrenden Geleis herauszuheben.163
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Wegen der Unzuverlssigkeit seiner Zusagen verschlimmerte sich Umns Lage zusehends. Al gab die Haltung des Zuschauers, zu der er sich bis dahin verstanden hatte, nunmehr auf und wandte sich an den Kalifen, um diesen mit aller Deutlichkeit auf den raschen Zerfall seiner Macht hinzuweisen. berall brande Emprung auf, und was werde geschehen, sobald die anderen beiden Pilgerkarawanen, die irakischen, eintrfen? Auf den äauwl war man, wie erinnerlich, verabredet. Dann werde er, so Al, nicht mehr bereit sein, die Wogen zu gltten und sein Ansehen fr den Kalifen in die Bresche zu schlagen. Diese Ankndigung verfehlte ihre Wirkung nicht. Umn verbreitete, er sei zum Verzicht auf das Kalifat entschlossen, vorausgesetzt, die Vornehmen und Mchtigen in Medina hielten dies fr ratsam; sie sollten ihn ihre Ansicht wissen lassen. Erneut fllte er nicht selber eine Entscheidung, sondern machte sich von den Entscheidungen anderer abhngig. Al-Wqid berliefert, da nach der Ankndigung der beabsichtigten Abdankung wieder Marwn b. alakam Einflu auf Umn gewann. Sich zu einem Fehler zu bekennen, fr den man Allah um Vergebung gebeten habe, sei besser, als in einer Regung der Reue, deren wahre Ursache die Furcht sei, voreilig alles aufzugeben. Dieser Mahnung konnte Umn einiges abgewinnen, aber er wagte es nicht, seinen abermaligen Sinneswandel selber kundzutun. Marwn bernahm dies fr ihn und redete in der Tat vielen Medinensern ein, es sei am gnstigsten, wenn alles so bleibe, wie es war. Al b. ab Älib war aufgebracht ñ er fhlte sich nicht zu Unrecht vor den Kopf gesto en und brskiert. So gab es schlie lich niemanden mehr, der sich dem nahenden Unheil entgegengestemmt htte. Das geschilderte Doppelspiel mit den gyptern, ob nun von Umn selber inszeniert oder hinter seinem Rcken, ging ungehindert ber die Bhne. Abdallh b. Sad, der, nachdem er Umn vom Aufbruch der falschen Pilger in Kenntnis gesetzt hatte und sich dann auf Befehl des Kalifen selber nach Medina auf den Weg gemacht hatte, kam nur noch bis Elat.164 Dort hrte er, da die Aufrhrer, ber die hinterhltigen Anordnungen erbost, nicht ihm entgegenzogen, sondern nach Medina zurckgekehrt waren. An eine Vernichtung der Rebellen, die in Anbetracht des Abmarsches des Statthalters aus Fustat anscheinend ins Auge gefa t worden war, konnte man nicht mehr denken. In der letzten Predigt, die Umn in der Moschee hielt, verdammte er, indem er Sure 6, Vers 159 zitierte, alle Feinde als Frevler, die sich von ihrem Glauben getrennt htten. Von zahlreichen Steinen getroffen, strzte er von der Kanzel hinunter und wurde in bewu tlosem Zustand in seine Residenz getragen.165 Unterdessen nutzte Muammad b. ab uaifa die Abwesenheit Abdallh b. Sads von Fustat. Er ri die Macht ber gypten an sich, der Statthalter blieb in Palstina,166 da er weder im Hedschas noch gar in Fustat in Sicherheit gewesen wre. Der Kalif war inzwischen in seiner Residenz eingeschlossen; es kam zu einzelnen Kampfhandlungen, da seine Getreuen, allerdings unkoordiniert, auf die Belagerer schossen. Diese antworteten mit Brandpfeilen, ein Teil des Gebudes ging in Flammen auf. Marwn, Sad b. al- und der aqafite al-Mura b. al-Anas b. äarq unternahmen den Versuch, den Ring der Feinde aufzubrechen, aber vergebens. Al-Mura verlor sein Leben, die brigen hasteten zur Pforte
5. Die ÑKamelschlachtì
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zurck, wo sich ein erbittertes Gefecht entwickelte. In dieser Situation ffnete ein ÑHelferì, dessen Haus der Residenz benachbart war, sein Grundstck fr die Angreifer. Diese drangen von dort her in die Gemcher Umns ein und tteten ihn. Zum Datum dieses Schicksalstages der islamischen Geschichte gibt es keine einheitliche berlieferung. Es fllt in den Monat l-ia (begann am 31. Mai 656) des Jahres 35. Gewhnlich verlegt man den Mord in die Zeit des mekkanischen Opferfestes, das vom 11. bis 13. abgehalten wird. ÑBei meinem Leben, welch ein schreckliches Opfer brachtet ihr dar am Tag der Opfer ñ im Widerstreit gegen den Gesandten Allahs!ì dichtete al-Qsim, ein Sohn Umaija b. ab - alts. Vermutlich trifft der 18. des Monats zu, aber er verdirbt natrlich das schne Gedankenspiel.167
5. Die ÑKamelschlachtì Durch die Ermordung Umns wurde keine einzige der Aufgaben gelst, die in den zwlf Jahren seines Kalifats allmhlich sichtbar geworden waren. Zuletzt hatten sie einen solchen Grad an Dringlichkeit gewonnen, da der ÑBefehlshaber der Glubigenì, von den Verhltnissen berfordert, zwischen den Parteiungen hin und herschwankte. Indem er sich Marwn berantwortete, lie er sich ganz fr die Interessen eines Klans aus seiner Verwandtschaft vereinnahmen. In verzweifelter Unzeitgem heit klammerte er sich an den Koran; in ihm, so wird berichtet, studierte er mit verbissener Beharrlichkeit, whrend um ihn herum die Gefechte tobten und die Feinde schlie lich die Residenz eroberten. Beim Lesen im Koran trafen ihn die tdlichen Stiche. Man mag diese Szene fr eine Kolportage erachten, etwas Wahres brchte sie gleichwohl zum Ausdruck: Der Koran, durch seine und seines Vorgngers Anstrengungen zur einenden Mitte der Ñbesten Gemeinschaftì erhoben, war mit dem Erstarren der Bewegung, auf dessen Symptome und Grnde wir des fteren aufmerksam machten, zu einem Text von gestern geworden. In den Riten, die man in dichter Regelm igkeit vollzog, waren die Worte Allahs stets gegenwrtig; viele Mitglieder des Gemeinwesens werden ganze Passagen auswendig gewu t, noch mehr werden die Verse so gut gekannt haben, da sie, sobald das Vortragen begann, durch den Rezitator gefhrt, htten mitsprechen knnen. Aber was diese Worte in der aktuellen Verwirrung empfehlen mochten, welchen Weg aus dem Zwist sie nahelegten oder gar geboten, das blieb rtselhaft. Wenn Umn sich auf Sure 6, Vers 159 berief und damit seine Feinde als Abweichler brandmarkte, die die Eintracht der im wahren, von Allah selber gestifteten Ritus zusammengeschlossenen Glaubensgemeinschaft zerstrten, so konnten die Aufrhrer gengend andere Stellen anfhren, mit denen sie ihre berzeugungen rechtfertigten. Und endlich htten auch sie ihrerseits Sure 6, Vers 159 nutzen knnen, und zwar gegen den Kalifen. Denn spaltete er nicht die Gemeinschaft, indem er den Einflsterungen seiner Verwandten das Ohr lieh? Gab er dadurch nicht zu erkennen, da ihm das Werk Mohammeds und seiner Gefhrten nicht am Herzen lag, sondern die Belange von Personen, die den Propheten bis kurz vor dessen Tod be-
Die Unzul nglichkeit des Korans in der Fitna
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VII. Die Fitna
kmpft hatten? Konnte man sich eine ruchlosere Abkehr vom Wahren berhaupt denken? Ein noch so aufwhlend in Szene gesetztes Rezitieren der Worte Allahs mochte alle, die der neuen Religion beigetreten waren, zwar anrhren, aber es weckte in ihnen kein einheitliches Wnschen und Wollen. Die Parteivoreingenommenheit des einzelnen wurde allenfalls besttigt, nicht aber aufgehoben. Das aber wre ntig gewesen. Indem der Koran das nicht mehr zu leisten vermochte, enthllte sich die Katastrophe der Fitna in ihrer unheilvollen Tragweite. Die ÑLesungì, zumal whrend der medinensischen Jahre durch Mohammed wie ein Kommentar zu den laufenden Angelegenheiten konzipiert und mit den jeweils wichtigen Verordnungen durchsetzt, erfllte die ihm vom Propheten zugedachte machtpolitische Funktion nur unter einer wesentlichen Bedingung, die ihm selber und seiner Anhngerschar gar nicht zu Bewu tsein kam, weil sie schlicht und einfach gegeben war: Er, der Gesandte Allahs, war gegenwrtig. Auf seine Person hatte jeder, der sich zum Islam bekehrte, und mehr noch jeder, der die Hedschra auf sich nahm, frderhin alles Trachten, Denken und Handeln zu beziehen. Im Koranvortrag, sei es whrend der Riten oder au erhalb ihrer, war er stets mit anwesend, wenn nicht krperlich, so doch als Zeitgenosse, und die Ausdehnung der Herrschaft der Ñbesten Gemeinschaftì begann erst gerade, so da fr einen gro en Teil seiner Anhnger seine rumliche Nhe, wenn schon keine tgliche, so doch immerhin keine ungewhnliche Erfahrung war. Wenn Mohammed in der ÑLesungì eindringlich vor Abspaltungen warnte, die, wie dies bei den vergangenen Religionsgemeinschaften geschehen war, die Aussicht auf das Heil zunichte machen wrden, dann war den Angeredeten nicht nur klar, was auf dem Spiel stand, sondern auch, was sie zu tun hatten. Die Verwandlung der Urgemeinde in eine Bewegung eben in jenem Augenblick, in dem der politische Kompromi ñ mit Mekka ñ unabwendbar geworden war, erweist sich aus der Rckschau als der geniale Schachzug, mit dem die Eindeutigkeit der durch die koranische Botschaft vermittelten religis-politischen Aussagen gewahrt wurde. Die Frage, ob es gerecht sei, da nun auch die Feinde Mohammeds und seiner Gemeinde Ñmitmachenì durften, und dazu oft in fhrender Position, stellte sich bereits, aber sie konnte im Hintergrund gehalten werden. Umar b. alaÅÅb, durch die militrischen Erfolge und die unverhoffte Flle an Beute und Tributen begnstigt, brauchte im Grunde nur fortzusetzen, was nach al-udaibja in Gang gekommen war. Die Stabilisierung des Korantextes und die Unterdrckung einer im Entstehen begriffenen ÑMischnaì waren Ma nahmen zur Sicherung des Erbes des Gesandten Allahs, desgleichen die Stiftung der islamischen Gerechtigkeit. Von seinen Glaubensgenossen wurde dies so verstanden, und auch seine vereinzelt erkennbare Rckkehr zum strengen anfentum mochte man als eine um dieser Sicherung willen unentbehrliche Folgerichtigkeit entschuldigen. Die Interessengegenstze zwischen den Heerlagern und den von dort aus operierenden muhid n einerseits und Medina andererseits kndigten sich an, blieben aber noch ohne gro e Wirkung. Um zu unterbinden, da sich diese Gegenstze einschliffen, bestand Umar darauf, seine Statthalter alljhrlich whrend der Pilgerzeremonien zu treffen; selber
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nahm er ebenfalls Reisen auf sich. Schon Mohammeds adaqt-Beauftragte hatten nur einen Teil des eingezogenen Viehs nach Medina getrieben, den anderen an Ort und Stelle den Bedrftigen bereignet: Der neue Glaube erschien nicht zuletzt als eine Milderung des Gegensatzes zwischen arm und reich, und Umar war von dem Gedanken durchdrungen, diesen Charakterzug unter dem Einsatz ungleich ppigerer Mittel zu bewahren; aber da die neue, islamische Ordnung Diesseits und Jenseits zu einem Ganzen verknpfte, mu te sie auch die Mglichkeit haben, diesen Zusammenhang zu verdeutlichen. Wer fr den Triumph dieser Ordnung sein Vermgen und sein Leben riskiert hatte, sollte mehr erwarten als die Behebung etwaiger Bedrftigkeit. Im Diesseits wie im Jenseits sollte ihm reicher Lohn zuflie en. Deswegen wurde in der Gestalt der sbiqa ein weiteres Kriterium in die Debatte geworfen, und eben dadurch wurden genau die Fragen, die man in den letzten Lebensjahren Mohammeds weggedrngt hatte, in verhngnisvoller Weise wiederbelebt. Gewi gegen Umars Absicht wurde nun der Vterruhm, den das anfentum ablehnte, bedeutsamer als zuvor. Wer nur geringe sbiqa aufzuweisen hatte, wollte den vorislamischen Rang seines Klans nicht einfach mi achtet sehen, und aus dem Verdienst um den Islam wurde mit dem Tod der alten Genossen ein neuer Vterruhm. Je knapper die Mittel wurden, die zur Verteilung gelangten, desto erbitterter wurden vermutlich die Argumente hin und hergewlzt. Und wenn Umar auch das Entstehen einer ÑMischnaì bekmpft hatte, so bildete sie sich unter diesen Verhltnissen heraus, zumal der ungeheure Reichtum einiger weniger die Diskussionen anheizte. Unter dem Propheten hatte, so glaubte man, Gerechtigkeit geherrscht; aber jeder, der dies behauptete, konnte sich etwas anderes darunter vorstellen. Die Parole, Mohammed werde wiederkehren, war anziehend fr alle, deren Idee von Gerechtigkeit keine Erfllung in der Wirklichkeit fand. Solange diese Wiederkehr ausblieb, mu te man sich auf die Zeitzeugen der mohammedschen Verhltnisse berufen: Die Gefhrten und Witwen des Propheten erlangen eine Autoritt, die sich aus dem Scheitern der islamischen Gerechtigkeit speist ñ und aus der Verwendbarkeit der koranischen Botschaft fr ganz unterschiedliche religis-politische Ziele. Das Zeugnis jenes Personenkreises wird, so die Hoffnung, die Ñrichtigeì Auslegung des Korans kenntlich machen. Doch unter den Voraussetzungen der Fitna trgt diese Hoffnung. Auch diese neuartige Autoritt tilgt den Parteienha nicht, den die Fitna gezeitigt hat. Im Gegenteil, die Ermordung Umns war der "ffnung der Bchse der Pandora vergleichbar. Denn die Person des Kalifen, wie unzureichend sein Regieren in den letzten Amtsjahren auch gewesen sein mag, ragte immerhin aus der Epoche des Propheten in die von vielen als skandals wahrgenommene Gegenwart hinein und schien angesichts dieser Wahrnehmung zu belegen, da es das Bessere tatschlich gegeben hatte. Aus der Rckschau wurde selbst Umn zum Symbol einer Eintracht, die mit seinem gewaltsamen Tod unwiederbringlich verloren war. Seine Ermordung nahm sich wie ein Dammbruch aus, der dem aufgestauten Widerstreit ber die Beschaffenheit der Ñbesten Gemeinschaftì freie Bahn gewhrte. Einige getreue Anhnger des Kalifen suchten die
Ursachen der Autorit t der Prophetengenossen
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Ein Verteidiger Umns
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Schuld an dem Unheil, das ber den Islam und seine Bekenner hereinbrach, denn auch bei jenen, die Umn in seinen letzten Tagen den ntigen Beistand versagt hatten. Kab b. Mlik, ein azraite, der Mohammed seit den Begegnungen bei al-Aqaba kannte und einst mit seinen Drohversen die Ban Daus dazu bewog, sich dem Propheten zu unterwerfen,168 fa te in Gedichtform die Sicht der Verteidiger Umns zusammen. Selber hatte Kab gegen die gypter zu den Waffen gegriffen, der Kalif aber hatte ihn und andere von gleicher Gesinnung beschworen, sie sollten von aller Gewalt Abstand nehmen, denn zum u ersten werde es nicht kommen: Ein Mordanschlag auf den ÑBefehlshaber der Glubigenì sei unvorstellbar. Kab hatte sich gefgt, dann hatte er, unttig zu Hause wartend, hren mssen, was am Wohnsitz des Kalifen vorgefallen war. Die ÑHelferì, so hebt er in den Klageversen an, sollten sich ehrlich eingestehen, da ihnen ihr Versagen bei den bergriffen auf den Kalifen Schande und Ha eingetragen habe. Nichts htten sie unternommen, als die Residenz in Flammen aufgegangen sei. Whrend Umn auf Hilfe gehofft habe, habe man zugesehen, wie sich seine Gemcher mit Qualm fllten, habe weggeschaut, als die Feinde bei ihm eindrangen, der lngst durch Hunger und Durst geschwcht gewesen sei. ñ Die Belagerer hatten die Versorgung der Eingeschlossenen unterbunden. ñ Mit Schwertstreichen seien die Bsewichte ber den Kalifen hergefallen. Kab malt sich aus, wie Umn in dieser Todesgefahr die ÑHelferì herbeisehnte, die starke Hand eines bit b. Qais b. äamms, der dem Propheten, kaum da dieser in Medina eingetroffen war, versprach, ihn wie einen der Seinigen zu schtzen,169 den Mut eines Ab Duna, der in der Schlacht bei Uud, von Wunden berst, bei Mohammed ausharrte und ihn vor dem Tod rettete,170 die Khnheit eines bit b. Aqram, der bei al-Muta die Standarte ergriff, als ihr Trger Abdallh b. Rawa gefallen war,171 die Zuverlssigkeit eines Ab Lubba, dem beim Einzug des Gesandten Allahs in Mekka das Banner der Ban Amr b. Auf anvertraut war,172 die Entschlossenheit eines Sad b. Mu, der die ÑHelferì zum Mittun bei Badr drngte und ohne Zaudern das Urteil ber die Ban Quraia fllte,173 die Selbstaufopferung eines al-Munir b. Amr, der bei Bir Ma na sein Leben fr den Islam lie 174 ñ solche Mnner, die es als eine heilige Pflicht ansehen, ihrem Befehlshaber den Sieg zu schenken, die den Gehorsam als den Kern des Glaubens verstehen, Mnner, denen, wenn ohne amr, die ÑGlaubenspraxis beschdigt ist, was ihnen den Aufenthalt an den Orten unmglich machtì, wren in den Tagen, in denen es um Umns Leben ging, vonnten gewesen. Einen hohen Rang wird Allah gewi seinem Freund, dem Kalifen Umn, gewhren, dessen Feinde er erniedrigen wird; denn Mohammed sogar verschwgerte sich mit ihm, rechnete ihn zu seinen redlichen Vertrauten; niemand au er dem Propheten selber war in so reiner Linie mit Maadd verbunden, und darum erkannten ihm die Nachfahren Maadds die Macht zu; zu anderen Zeiten verrieten die ÑHelferì doch nie den Fremden, der bei ihnen Schutz suchte; stark wie sie waren, ergtzten sie sich sogar im mchtigen Mekka; sie gaben dem Bittenden, vernichteten die feindlichen Recken im Kampf ñ htten sich die ÑHelferì doch nur fr Umn in die Bresche geschlagen: Die
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unverbrchlichen Eide, die sie Mohammed geschworen hatten, wie schndlich verga en sie sie!175 Einem ÑBefehlshaberì zu unterstehen, das ist mehr als ein ñ womglich gar vorbergehendes ñ Abhngigkeitsverhltnis, es ist der feste Kern der Glaubenspraxis (arab.: ad-dn); die Glaubenspraxis tritt beim Vollzug der Riten in Erscheinung und genauso im Krieg; ohne eine regelnde Hand, ohne einen amr, fehlt die von Allah den Menschen gestiftete Ordnung, die Menschen wren der Zgellosigkeit, dem Chaos (arab.: alfau ),176 berlassen ñ ebendiesen Begriff verwendet Kab b. Mlik ñ und ein Zusammenleben in Siedlungen, in gr eren Gemeinschaften, wre unmglich. Hier rhren wir an die Wurzel der Furcht vor Abspaltungen, denn Kab b. Mlik wu te noch, wie es in Medina gewesen war, bevor ber die Einfhrung der rituellen Regeln des Islams und von diesen aus fortschreitend weiterer Bestimmungen, wie sie in Sure 2 zusammengestellt sind, mhsam und gegen zhen Widerstand der Frieden zwischen den Ausiten und den azraiten erzwungen worden war. Gbe es nicht einen ÑBefehlshaber der Glubigenì, dann wre die Ruhe dahin, denn das heidnische Ungestm, ber das Mohammed in Sure 48, Vers 26 klagt, entfesselte sogleich die zerstrerischen Krfte. Dies ist, in andere Worte gefa t, die Botschaft, die Kab den ÑHelfernì ins Gedchtnis schreibt. Ihm steht vor Augen, was der Prophet mit der Verkndung des Islams vollbracht hat. Als eine spezifisch religise Lehre erscheint der Islam in seinen Versen nicht, auch das Wort fehlt. Kab beschreibt allein die Auswirkungen dessen, was dank Mohammed zum dn der Medinenser wurde, und diese Wirkungen werden ber die Abstammung von Maadd erst eigentlich zur Geltung gebracht. Am vollkommensten gelang dies dem Gesandten Allahs, der, wie der Dichter unterstellt, in kluger Voraussicht Umn seine Tchter Ruqaija und nach deren frhem Tod Umm Kul m177 zu Ehefrauen gab; nach Kabs Meinung ein unbestreitbarer Hinweis darauf, da Mohammed in ihm seinen Nachfolger sah. Nchst Mohammed war Umn der wrdigste Vertreter der Maadd, ein Argument, das bei der Ratsversammlung178 von Gewicht gewesen sein knnte, die ber die Nachfolge Umar b. aÅÅbs entschied. Die Reue ber die Unttigkeit bedeutete freilich nicht, da Kab b. Mlik mit der schleichenden Ergreifung der Macht durch die Ban Abd äams einverstanden gewesen wre. Woran er erinnert, das sind doch gerade die Heldentaten gegen die hartnckigen Heiden; im Kampf gegen sie war es den ÑHelfernì vergnnt gewesen, an der Seite Mohammeds als Sieger in Mekka einzuziehen. Das erwhnt Kab ausdrcklich, und schon seit langem hatte er in vielen Schmhversen seinen Spott ber die vermeintlichen Verlierer ausgegossen. Mit assn b. bit war ihm gemeinsam, da er sich bei seinen diesbezglichen Knsten der althergebrachten Themen bediente. Der medinensische Dichter, der seinem Wortkrieg gegen die heidnischen Quraiöiten neuartige, islamische Gedanken zugrundegelegt hatte, war Abdallh b. Rawa gewesen. brigens sagt man, die Quraiöiten htten sich zunchst vor allem ber die Verse assns und Kabs gergert, Abdallh b. Rawas Ñislamischeì Giftigkeiten htten sie kalt gelassen. Im Laufe der Jahre ñ je mehr der Islam das Denken zu prgen begann ñ habe sich die quraiöitische Einschtzung ins
Glaubenspraxis und Krieg
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Al wird zum Kalifen erhoben
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Gegenteil verkehrt.179 Damit sto en wir wieder auf den tiefgreifenden Wandel, der die Fitna entband und der durch die Geschehnisse, die sie in Gang gesetzt hatte, vorangetrieben wurde. Fnf Tage blieb Medina nach dem Verbrechen ohne einen ÑBefehlshaberì. Der Rdelsfhrer der gypter al-fiq b. arb soll sich nach jemandem umgesehen haben, den man zum Nachfolger Umns ausrufen knne. Er fand ihn in Al b. ab Älib, der freilich zgerte und nicht gern von einem Gewalttter zum Herrscher erhoben werden wollte. Die Kufaner dachten an az-Zubair, der sich whrend der Ereignisse nicht gezeigt hatte; die Basrenser wnschten sich Äala, der jedoch ebenfalls Zurckhaltung bte.180 Auch Sad b. ab Waqq, ein Mitglied der Ratsversammlung, die zwlf Jahre vorher Umn gewhlt hatte, wurde als Kandidat gehandelt; er setzte sich jedoch ab. Aus anderen Grnden, nmlich weil sie um ihr Leben frchteten, flohen die Omaijaden nach Mekka, namentlich al-Wald b. Uqba, Sad b. al- und Marwn b. alakam. Die in Medina verbliebenen Prophetengefhrten ñ wer damit gemeint ist, bleibt ungewi ñ schlugen, von den gyptern dazu gedrngt, Al b. ab Älib als Kalifen vor. Das Verfahren sollte vermutlich eine Ratsversammlung vortuschen. Al weigerte sich nach wie vor, und man erkannte, da man zumindest das Einverstndnis von Äala und az-Zubair einholen sollte. Vielleicht war die Stimmung unter den Irakern schon umgeschlagen, als man beide herbeischaffte; unter Todesdrohungen erklrten Äala und az-Zubair sich fr Al, wie es hei t, durch die Basrenser und Kufaner mit hhnischen Bemerkungen bedacht. Bei der Huldigung, die danach inszeniert wurde, sollen beide bekundet haben, da sie Al den Treueid nicht aus freien Stcken leisteten.181 Die erste Predigt, die Al als Kalif hielt, rckte den Begriff des Muslims in den Mittelpunkt: Allah sandte das Buch herab, es enthlt eine klare Unterscheidung zwischen dem Guten und dem Bsen; die Wahl, die es zu treffen gilt, kann demnach nicht zweifelhaft sein; des weiteren sind die religisen Pflichten, die Allah den Menschen auferlegt hat, gewissenhaft zu erfllen; wer dem nachkommt, dem wird er das Paradies ffnen; ÑAllah erklrte manches fr unverletzlich, die Unverletzlichkeit des Muslims jedoch stellte er ber jegliche Art von Unverletzlichkeit; er gibt den Muslimen Strke, indem sie ihn aufrichtig als den Einen verehren, denn ein Muslim ist jeder, von dessen Zunge und Hand die brigen Menschen nichts zu frchten haben, es sei denn, aus einem triftigen Grund; einen Muslim darf man nicht antasten au er in Fllen, in denen dies notwendig ist.ì Die Belange der Allgemeinheit mssen im Vordergrund stehen, denn das, was den einzelnen erwartet, ist nichts anderes als der Tod. Die Knechte Allahs zu beschtzen, ist der beste Schutz vor Allahs Zorn; deshalb tragen alle Verantwortung, selbst fr das, was an entlegenen Orten geschieht und sogar fr das Vieh. ÑDenkt daran, wie es war, als ihr im Lande gering an Zahl waret und man euch fr schwach ansah...!ì (Sure 8, 26).182 ñ Ein Muslim ist hier nicht der, der das Gesicht Allah zuwendet. Al deutet den Begriff in Rcksicht auf die verworrene Lage, in der ihm das Kalifat aufgedrngt wurde, in die Bezeichnung fr ein ebendieser Lage angemessenes Verhalten um: ÑMuslimì ist jemand, der sich so benimmt, da seine Mitmenschen wohlbehalten, sicher sind (arab.: sali-
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ma). Die Unantastbarkeit, die die Muslime einander garantieren, steht ber jeder anderen Art von Unversehrtheit, die ein Mensch genie en knnte. Allein Verst e gegen Allahs Gesetz rechtfertigen es, einen Muslim zu behelligen. Die gypter antworten auf dieses Versprechen, mit dem sich Al weit von den Grundstzen der Bewegung entfernt, mit einem frivolen Vers: ÑNimm (das Kalifat), doch sei auf der Hut, Ab lasan! Denn wie ein Halfter streifen wir (dir) die Herrschaft ber!ì183 Die Situation Als war alles andere als komfortabel. Diejenigen, auf deren Druck hin man ihm gehuldigt hatte, prsentierten ihm sogleich ihre Rechnung. Die Erschtterungen, die der Kalifenmord verursacht hatte, waren aber noch lange nicht berstanden, so da Al, ausgehend von der Macht, die die Aufrhrer ihm gewhrt hatten, die Loyalitt der Medinenser htte gewinnen knnen. Wie das Gedicht Kab b. Mliks bezeugte, wurde vielen erst nach und nach bewu t, was eigentlich geschehen war: Mnner hatten die Hand an Umn gelegt, die in der Rangordnung, die bis dahin gegolten und die unter den ma geblichen Leuten niemand angefochten hatte, gar nichts zhlten ñ Aufrhrer wie S dn b. umrn und Kinna b. Biör, bei denen Abdallh b. Saba ein und ausgegangen war, und ein gewisser Amr b. al-amiq, ein uzite, der schon an mehreren Orten sein Glck versucht hatte!184 Die gro en Worte, die Al nach der Huldigung gesprochen hatte, machten ihn gerade bei denen hchst angreifbar, die seinen Aufstieg zum Kalifat gezwungenerma en zugelassen, aber keineswegs gefrdert hatten. Das waren jene Gefhrten Mohammeds, die Umn wegen der Mi achtung guter, althergebrachter Bruche kritisiert hatten, die jedoch noch weniger guthie en, da die Macht ber die Ñbeste Gemeinschaftì durch Aufrhrer ohne jede sbiqa vergeben wurde. Da diese sich zu allem berflu mit ihrer so berraschend gewonnenen Rolle als Knigsmacher brsteten, war mehr als ein rgernis. Die Quellen verraten nicht, wer genau jetzt Al seinen Unmut spren lie ; es sind diejenigen, die Al den Treueid leisteten, nachdem Äala und az-Zubair dies getan hatten, hren wir. Aus diesem Kreis wurde der neue Kalif mit der Forderung konfrontiert, er mge unverzglich gegen die Mrder ein Verfahren einleiten, damit an diesen die koranischen Strafen vollstreckt werden knnten. In dieser Sache, entgegnete Al, seien ihm die Hnde gebunden; wie solle er gegen Leute vorgehen, die Ñuns beherrschen, die wir aber nicht beherrschenì? Die Medinenser, die dieses Ansinnen vortrgen, sollten sich gut umschauen; sie wrden erkennen, da ihre eigenen Sklaven und Beduinen zu Parteigngern der Rebellen geworden seien. Freund und Feind seien miteinander vermischt, wie solle man da der Mrder habhaft werden? Vielleicht werde sich die Lage bald klren, und dann werde man die Frage wieder aufgreifen. Das einzige, wozu Al die Kraft fand, war ein Vorgehen gegen einige Quraiöiten. Ihnen untersagte er, Medina zu verlassen. Die Flucht der Ban Umaija legte dieses Verbot nahe, denn es war nicht zu bezweifeln, da sich unter deren Fahnen die Feinde des Kalifen sammeln wrden. Ansonsten belie Al es bei einem halbherzigen Versuch, wenigstens die Beduinen zu berreden, zu ihren Wasserstellen zurckzukehren. Es erwies sich aber, da sie unter dem Einflu Abdallh b. Sabas standen.
616 Als Ñantiquraiöitischeì Haltung
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Äala und az-Zubair begriffen, da es fr sie in Medina vorerst nichts zu tun gab. Sie zogen es vor, sich auf ihren Gtern bei Basra und Kufa in Sicherheit zu bringen. Unterdessen verlangte ein anderes Problem nach einer raschen Lsung. Was sollte aus den Statthaltern werden, die Umn berufen hatte? Waren sie noch im Amt, solange sie keine gegenteilige Botschaft erreicht hatte? Sollte Al die Posten berhaupt neu besetzen, oder war es ratsam, nichts zu verndern? Hierber gingen die Meinungen in Als Umgebung weit auseinander. Al-Mura b. äuba empfahl einmal dies, ein anderes Mal etwas anderes. Abdallh b. al-Abbs, den Umn kurz vor der Katastrophe mit der Leitung der Pilgerriten betraut hatte, traf nach der Ausrufung Als zum Kalifen wieder in Medina ein. Ihn htte Al am liebsten nach aö-äam geschickt, wo er Muwija htte ablsen sollen. Doch Abdallh hielt dies fr eine schlechte Idee; die Omaijaden seien in die Welt vernarrt, ihnen sei es gleichgltig, wer in Medina der ÑBefehlshaber der Glubigenì sei, solange sie nur ihre Pfrnde behielten. Al aber versteifte sich darauf, er wolle niemanden im Amt dulden, der durch seinen Vorgnger ernannt worden sei.185 Bei Licht betrachtet, blieb Al kaum etwas anderes brig. Denn viel zu eng war sein Name mit der Kritik an Umns mtervergabe verbunden. Htte er hier alles beim alten belassen, dann htte er sein Kalifat gleich zur Verfgung stellen knnen. Als Bttel, der Strafen an quraiöitischen Delinquenten vollstreckte, hatte er sich seit lngerem einen Namen gemacht; sein aufsehenerregendster Fall war die Bestrafung al-Wald b. Uqbas gewesen. Die Quellen sind sich nicht einig, ob Al selber Hand anlegte oder ob er, nachdem sich sein Sohn al-asan geweigert hatte, zur Knute zu greifen, seinen Neffen Abdallh b. afar die Arbeit tun lie und nur darauf achtgab, da kein Hieb zuviel verabreicht wurde.186 Jedenfalls war ein antiquraiöitisches Gehabe, das in den Augen der von Abdallh b. Sabas Lehren Verblendeten dank solchen Episoden glaubwrdig war, das einzige Pfund, mit dem Al wuchern konnte. Zu seinem Vorteil schlug ihm jetzt aus, da er nach Mohammeds Tod Ab
Bakr die Anerkennung verweigert hatte, freilich aus dem inzwischen inopportunen Grund, da er nicht hatte billigen knnen, da ein Quraiöite aus einem nicht von Abd Manf abstammenden Klan die Herrschaft bernahm. Zusammen mit Umn hatte er die Nachkommen Abd Manfs gergt, weil sie es nicht verstanden htten, ihre verbrieften Rechte durchzusetzen. Al hatte seinerzeit dieselbe Meinung verfochten wie Ab Sufjn b. arb, der erst bei Mohammeds Einzug in Mekka Muslim geworden war, wie Ab l- b. ar-Rab, ein Enkel von Abd al-Uzz b. Abd äams,187 oder wie lid b. Sad b. al- b. Umaija, einer der ersten Gefolgsleute Mohammeds.188 Unabhngig von der Haltung zu den im Koran verkndeten Lehren, denen zufolge die Abstammung am Tag des Gerichts fr nichts gelte, sollte in der Frage der Nachfolge eben doch der Vterruhm den Ausschlag geben, ganz im Einklang mit dem Vorbehalt, den Mohammed nach seinem Sieg bei Badr formuliert hatte: Die Auswanderer und die ÑHelferì sind die wahren Glubigen, dazu alle, die erst nach Mohammeds Hedschra zu diesem Kreis sto en, und trotzdem stehen laut dem Buch Allahs die Verwandten einander am nchsten (Sure 8, Vers 74 f.).189 Mittlerweile durfte man nicht mehr wahrhaben, in welchem
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Zusammenhang Al b. ab Älib gegen Ab Bakr opponiert hatte. Man starrte nur noch auf seine Distanz zu Umn, die man als eine Kritik am heidnischen Vterruhm auslegte, und darber hinaus auch als eine Kritik an der sbiqa, dem islamischen Vterruhm. Gegen beides richtete sich die Propaganda Abdallh b. Sabas, beides war den Gleichmachern ein Dorn im Auge; die u eren Umstnde, die ihnen zur Rechtfertigung ihrer Parolen dienten, lernten wir kennen. Das Gerede vom Erbberechtigten, dem Testamentsvollstrecker Mohammeds, drngte Al schlie lich sogar in die Rolle eines Opfers: Htte nicht er der Nachfolger des Gesandten Allahs sein mssen? Waren es nicht finstere Mchte gewesen, die ihn um sein legitimes Erbe gebracht hatten?190 Ein Nebenaspekt dieser Phantasierereien war der bereits erwhnte Streit um die materielle Hinterlassenschaft des Propheten, die Umar FÅima und ihren beiden Shnen vorenthalten haben sollte.191 Zur Beliebtheit Als bei vielen Arabern, die au erhalb der muaritischen bzw. quraiöitischen Genealogie standen, mag berdies beigetragen haben, da er Ehen mit Frauen schlo , deren Stmme nach den von Umar befrworteten Ma stben minderrangig waren. aula bt. afar von den Ban anfa gebar ihm seinen Sohn Muammad, der in den 70er Jahren des 7. Jahrhunderts von manchen schiitischen Kreisen als der verhei ene Endzeitherrscher, der Erneuerer und Vollender des Islams, gefeiert wurde; a- ahb, eine Talibitin, die Mutter seines jngsten Sohnes Umar, war eine der Kriegsgefangenen, die lid b. al-Wald in den Kmpfen gegen die ÑAbtrnnigenì gemacht hatte; zu den Raba-Arabern, nicht zu den Muariten, gehrte die Mutter von al-Abbs b. Al. Auch mit einer aqafitin, einer Tochter des Urwa b. Mas d, war er verheiratet.192 Al b. ab Älib wird in der Tat einen etwas weiteren Gesichtskreis gehabt haben als sein Vorgnger, jedenfalls insoweit es um die Auswahl seiner Amtstrger ging. Die Verhltnisse, denen er sich nach seiner Erhebung zum Kalifen gegenbersah, erzwangen zudem ein gr eres Ma an Offenheit. Vor allem die ÑHelferì bekamen unter ihm zum ersten Mal die Gelegenheit, sich auf wichtigen Posten auszuzeichnen. Sahl b. unaif von den Ban Amr b. Auf ñ mit ihm soll Al durch den Propheten verbrdert worden sein ñ bestimmte er zu seinem Statthalter in aö-äam, spter versetzte er ihn nach Basra.193 Dessen Bruder Umn sollte zuvor die Kalifenmacht Als in Basra vertreten; Umn war auf diese Aufgabe bestens vorbereitet, denn zur Zeit Umars war er im unteren Irak mit der Landvermessung beschftigt gewesen,194 und das hei t wohl auch, mit der Festsetzung von Grundsteuern. Nach Kufa entsandte Al einen Mann von den Ban aur, womit wahrscheinlich ein Klan der Ban Tamm gemeint ist;195 dieser Statthalter konnte, wie hervorgehoben wird, darauf verweisen, da er die Hedschra vollzogen hatte. In den Jemen ordnete er Ubaidallh ab, einen Bruder des Abdallh b. al-Abbs. Einem politischen Manifest kam die Vergabe der Statthalterschaft in Fustat gleich. Al whlte fr dieses in Anbetracht der Zusammensetzung seiner Anhngerschaft besonders wichtige Amt Qais b. Sad aus,196 den Sohn von Sad b. Ubda aus dem azraitischen Klan der Ban Sida. Bei ihnen war nach dem Tod Mohammeds der Ruf laut geworden, den ÑHelfernì msse man einen eigenen Befehlshaber zubilligen. Sie hatten sich, das war unber-
Die Herkunft der ersten Amtstr ger Als
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Der Ruf nach Rache f r den Tod Umns
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sehbar gewesen, durch die unerwartete Vorliebe Mohammeds fr seine sptbekehrten Stammesgenossen hintergangen gefhlt. Qaisí Berufung durfte als eine ausdrckliche Bezugnahme auf diese Affre gewertet werden. In gypten war er zudem kein Fremder. Sdlich der Gro en Moschee von Fustat hatte Amr b. al- ihm ein Grundstck zugeteilt. Nachdem Al ihn zum Statthalter bestellt hatte, errichtete Qais dort ein Gebude, das er als seinen und seiner Nachfolger Amtssitz verstand.197 Man darf sich nicht vorstellen, da es dem neuen Kalifen mit diesen Ernennungen gelungen wre, seine Macht auf alle Provinzen auszudehnen. Sahl b. unaif kam nur bis Tabuk, dann mu te er umkehren; aöäam blieb Al von Anfang an verschlossen. Qais b. Sad wurde in Elat aufgehalten, bis wohin die Truppen Abdallh b. Sads gelangt waren, die Umn zu Hilfe hatten kommen sollen. Qais gab sich als ein versprengter Anhnger des Ermordeten aus, der irgendwo Unterschlupf suche, und man lie ihn laufen, so da er nach gypten gelangte. Die Bewohner von Fustat hatten keine einheitliche Meinung zu den Vorgngen in Medina. Manche schlossen sich Qais an und folgten damit, wie es in der Quelle hei t, der Ñeintrchtigen Gemeinschaftì (arab.: al-ama), jener Richtung also, die sich als die loyalen Gefolgsleute des legitimen ÑBefehlshabersì begriffen und daher weder ohne ein Oberhaupt waren ñ denken wir an die Verse Kab b. Mliks! ñ noch gar einer Abspaltung (arab.: al-furqa) zuneigten. Der Gemeinschaft zugehrig fhlten sich au erdem viele der Rebellen, zumindest so lange, wie Al nicht an ihren Kameraden die Blutrache zu vollziehen sich anschickte. Andere gypter dagegen wollten sich erst dann fr Al erklren, wenn die Mrder Umns hingerichtet seien. Eine alle Seiten befriedigende Lsung lag nicht im Bereich des Mglichen. hnlich entwickelten sich die Verhltnisse in Basra. Kufa hingegen bereitete dem Statthalter Als einen denkbar blen Empfang. Äulaia b. uwailid von den Ban Asad b. uzaima b. Mudrika hatte bereits die Forderung erhoben, man msse den Tod Umns rchen; das Heerlager war fr Al nicht zu gewinnen. Einen Erfolg verbuchte einzig Ubaidallh b. al-Abbs; er sicherte die jemenitischen Tribute und schaffte sie nach Medina. Al sah ein, da er in Kufa und aö-äam eine Wende zu seinen Gunsten nicht erzwingen konnte. Er bersandte Ab M s al-Aöar und Muwija die Botschaft, da sie ihre mter behalten drften. Man erfuhr allerdings in Medina, da die Damaszener, aufgehetzt durch die Zurschaustellung des blutgetrnkten Gewandes Umns, von ihrem Ruf nach Rache nicht ablassen wrden und da man mehr und mehr in Al selber den Hauptverantwortlichen sehe. Auch in Medina war die Atmosphre zum Zerrei en gespannt. Die Anhnger Abdallh b. Sabas machten Anstalten, sich an Als Gesandtem nach Damaskus, einem Muariten, zu vergreifen, weil er die wenig verhei ungsvolle Nachricht aus aö-äam berbracht hatte. Es war die Frage, wielange sich Al noch in Medina werde halten knnen, ohne etwas gegen Muwija zu unternehmen, der ihm kecker als alle seine anderen Feinde trotzte und, wenn die Meldungen aus Damaskus zutrafen, vor einem Krieg nicht zurckschreckte. Sollte Al seinerseits einen Feldzug gegen ÑLeute der Gebetsrichtungì wagen, also gegen Glaubensgenossen? Es blieb ihm, so urteilte er, keine
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andere Wahl. Er hob ein Heer aus, htete sich aber, irgendeinem der Rebellen ein Kommando zu bertragen. Es stehe ein Krieg gegen die Spalter der Glaubensgemeinschaft bevor, schrfte er den Medinensern ein. Von Ab M s in Kufa, Umn b. unaif in Basra und Qais b. Sad in Fustat forderte er Untersttzung an. Die Aussichten auf einen Sieg waren indessen gering. Äala und az-Zubair hatten sich mit Als Einverstndnis nach Mekka begeben, wie sie ihm versicherten, um die kleine Wallfahrt zu verrichten. In Wirklichkeit hatten sie sich mit iöa zusammengetan; sie waren, wie man in Medina erfuhr, inzwischen nach Basra unterwegs.198 Da Al sich dafr entschied, aö-äam mit Muwija auf sich beruhen zu lassen und stattdessen den Griff iöas, Äalas und az-Zubairs nach dem unteren Irak zu vereiteln, ist plausibel. Im Norden war fr ihn nichts zu holen, denn die Rebellen hatten dort wenig Anklang gefunden. Im Irak dagegen hatte er zumindest einen Fu in der Tr; er mu te schauen, wie er sie ganz fr sich ffne, wenn er je seine Macht ber aö-äam durchsetzen wollte, und schon gar nicht durfte er riskieren, da man ihm den Zugang zu den reichen Ressourcen des Irak vllig versperre. Quam b. al-Abbs vertraute er Mekka an, dessen Bruder at-Tammm setzte er ber Medina. Es wrde ein lngerer Feldzug werden; der Plan, die drei und ihren Anhang auf dem Weg von Mekka nach Basra abzufangen, hatte sich nmlich erledigt; sie waren zu schnell gewesen.199 Al scheint sich jetzt mit der Hoffnung geschmeichelt zu haben, er werde in Kufa gengend Zuspruch und Hilfe finden, wenn er erst einmal dort sei; die Stammesfhrer mit der meisten sbiqa werde er fr sich gewinnen. Abdallh b. al-Abbs, der ihn begleitete, mochte daran nicht recht glauben; zu viele von ihnen brannten vor ungestilltem Ehrgeiz, meinte er.200 Doch die Verlagerung des Hauptschauplatzes in den Irak war nicht rckgngig zu machen. ñ In Basra war man ber die Ankunft jener drei nicht sonderlich erfreut. Unwillen erregte vor allem iöa, die, indem sie sich dem Kampf aussetze und in Lebensgefahr begebe, die Wrde, die sie als Witwe des Propheten genie e, verwirke. brigens habe sie selber lange Zeit an Umn kein gutes Haar gelassen, und jetzt auf einmal zeige sie sich berzeugt, da ein Schuldloser gettet worden sei, dessen Blut nach Rache schreie. ñ Ob der Racheruf, der sich mit Sure 2, Vers 178 begrnden lie ,201 gerechtfertigt sei, so lautete inzwischen die Frage, auf die alles zugespitzt wurde. Die Vorwrfe, die man gegen Umn erhoben hatte, rckten in den Hintergrund. Das Sachproblem der sinnvollen Handhabung der islamischen Gerechtigkeit eignete sich nicht mehr, um die Gemter zu erhitzen; es war viel zu kompliziert. Wenn das wichtigste Merkmal eines Muslims nunmehr ein platter, kumpelhafter Comment im Umgang mit seinesgleichen sein sollte, dann war die eine wie die andere Ansicht zu jener Frage denkbar, ja, der Verzicht auf jegliche klare Ansicht wre das Beste gewesen. Die Aufgabe des ÑImamsì, die zerstrerischen Leidenschaften der Masse zu zgeln, war ganz aus dem Blick geraten. Auch in Basra verkrzte sich der Streit auf das Problem, ob man von Al ein Vorgehen gegen die Mrder verlangen msse, und da es dafr unter Bercksichtigung des ausgednnten Begriffs des ÑMuslimsì nicht die Spur einer einvernehmlichen Lsung gab, zersetzte sich gleichsam von
Der Kampf um den Irak
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iöa und Äala
Verfolgung der Anh nger Als in Basra
VII. Die Fitna
selbst die Gefolgschaft, auf die sich Als Statthalter Umn b. unaif bis dahin gesttzt hatte.202 Ohnehin schossen die Mutma ungen und die auf purer Spekulation errichteten Urteile ber die Schuld an der Fitna jetzt ins Kraut. Al sei nur ein Drittel davon anzulasten, ein weiteres Drittel msse iöa tragen und das letzte Äala, hie es beispielsweise.203 Ganz aus der Luft gegriffen ist diese Meinung nicht, wenn man sich vergegenwrtigt, was zum Verhalten der ÑMutter der Glubigenì und Äalas gegenber Umn zu sagen ist. iöa und Äala gehren beide dem Klan der Ban Taim b. Murra an. Ihr gemeinsamer Ahnherr ist Amr b. Kab b. Sad b. Taim b. Murra, der in der Genealogie drei Generationen ber Äala und vier ber iöa steht. Zuerst ist da eine alte Geschichte: Äalas Gro mutter war die Tochter des Wahb b. Abd b. Quaij, der das Amt der Pilgerspeisung (arab.: arrifda) innehatte; dieses war nach den Angaben der berlieferten Stadtsage jedoch von Quaij, der es Abd ad-Dr hatte vererben wollen, auf Abd Manf bergegangen.204 Die Rivalitt mit den Abd Manf-Quraiöiten, die, wie vorhin angemerkt wurde, den Einspruch von Mnnern wie Al, Ab l- b. ar-Rab, Ab Sufjn b. arb und lid b. Sad b. al- gegen das Kalifat Ab Bakrs veranla te, wird auch die Haltung der Ban
Taim b. Murra zu Umn bestimmt haben, und diese Haltung wurde zum Zeitpunkt der bernahme des Kalifats durch Al nicht im mindesten obsolet. Äala rhmte man zudem nach, ihn habe in Bostra ein Mnch danach gefragt, ob in Mekka nicht ein Prophet erschienen sei, ein Sohn Abd al-MuÅÅalibs; in Mekka zurck, habe Äala von der Berufung Mohammeds erfahren und da Ab Bakr sich zu ihm bekenne; Äala folgte sogleich dem Beispiel seines Klangenossen, und beide mu ten sie die Folterung durch Naufal, einen Bruder adas erleiden.205 Äala, so erzhlt man weiter, versorgte Mohammed und Ab Bakr mit Kleidung, die er als Handelsware aus aö-äam mitbrachte;206 und zwar begegnete er den beiden whrend ihrer Flucht nach Medina in der Nhe von al-ufa.207 Wegen der Verbrderung mit Sad b. Zaid b. Amr b. Nufail208 drfen wir zudem annehmen, da Äala der anfischen Auslegung der mohammedschen Botschaft aufgeschlossen gegenberstand, und diese sah keine Rangbestimmung nach Ma gabe des Stammbaums vor. Mit Umm Kul m, einer Tochter Ab Bakrs, war er verheiratet; sie gebar ihm zwei Shne und eine Tochter.209 Schon zu Lebzeiten des Propheten soll er darauf spekuliert haben, auch iöa zur Frau zu nehmen. Sure 33, Vers 53, wo Mohammed sich verbittet, da jemand nach seinem Tod eine seiner Witwen heiratet, soll auf Äalas Ehrgeiz gemnzt sein.210 Da Äala und iöa dem Treiben gegen Umn tatenlos zusahen, weil sie vermuteten, die Aufrhrer arbeiteten ihnen in die Hnde, scheint keineswegs weit hergeholt zu sein. Ob iöa die Rebellen wissentlich anstachelte, ist umstritten.211 Da sie nach der Untat die Rache an den Mrdern forderte, wird ebenfalls den Tatsachen entsprechen. Wie sonst htte sie die Herrschaft Als untergraben knnen, mit dem sie seit der Halsbandaffre berdies noch eine Rechnung offen hatte? Es gelang den dreien zunchst nicht, Basra fr sich zu gewinnen. Umn b. unaif vermochte sie allerdings auch nicht vllig aus dem Heerlager herauszuhalten. Nach einem Geplnkel, das keine Entschei-
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dung brachte, schlossen beide Parteien, jeweils untersttzt von den ÑGlubigen und Muslimen, die auf ihrer Seite standenì, ein Stillhalteabkommen. iöa, Äala und az-Zubair behaupteten, sie seien in friedlicher Absicht angereist; an den Huldigungseid, den die beiden Mnner Al geleistet hatten, fhle man sich freilich nicht gebunden, denn er sei ihnen abgezwungen worden. Man einigte sich darauf, einen Schiedsmann nach Medina zu entsenden; die dortigen Prophetengefhrten sollten sagen, ob es sich wirklich so verhalten habe. Da auf diesem Wege keine Lsung des Konflikts zustandekam, braucht nicht erlutert zu werden. Basra fiel endlich doch den dreien zu. Man khlte an Umn b. unaif sein Mtchen, indem man ihm Haupt- und Barthaare ausraufte, zuletzt sogar die Augenbrauen. Nachdem die Anhnger Als versucht hatten, iöa zu tten, gab es fr die tatschlichen wie fr die vermeintlichen Aufrhrer gegen Umn b. Affn keinen sicheren Ort mehr; allein urq b. Zuhair, einer der basrischen Wortfhrer, entkam. Das Massaker an den Rebellen geschah am 24. Rab al-ar des Jahres 36 (20. Oktober 656). iöa lie einen Bericht von diesen Ereignissen nach Kufa bermitteln, wohl um dort Gefolgsleute zu gewinnen.212 Al seinerseits hoffte ebenfalls, die Kufaner fr seine Sache gnstig zu stimmen. Ab
M s al-Aöar erinnerte die Boten des Kalifen jedoch daran, da er genau wie Al dem Ermordeten einen Treueid geleistet habe und daher die Bestrafung der Verbrecher fr notwendig erachte. Zur selben Zeit, als man in Basra nach dem mi lungenen bergriff auf iöa viele Aufrhrer ausfindig machte und ttete, brach Al mit seinem Heer von Medina in den Irak auf.213 Es war keine tausend Mann stark, doch boten sich ihm Krieger mehrerer Stmme als Verbndete an. Er war allerdings der Auffassung, es reiche aus, wenn sich in seinem Heer lediglich muhir n befnden214 ñ ein Hinweis darauf, da auch er sich vor der vlligen Auflsung der auf der Hedschra fu enden Ordnung frchtete. Bei Qr, dem geschichtstrchtigen Ort, lagerte er lngere Zeit, empfing den entstellten Umn b. unaif und wartete ab, ob es ihm nicht glcken werde, Kufa auf seine Seite zu ziehen, das ja auch von iöa umworben wurde. Ab M s al-Aöar zierte sich noch, dann aber wurde er anderen Sinnes und setzte sich ber die Skrupel hinweg, die ihm angeblich die Verse 29 und 93 von Sure 4 bereiteten: Die Glubigen drfen nicht gegeneinander kmpfen; wenn einer von ihnen einen Glaubensbruder umbringt, dann verfllt er der Hlle. Die Quellen geben ganz unterschiedliche Ansichten zu dem bevorstehenden Krieg wieder, ohne da man ermitteln knnte, was damals wirklich errtert wurde und weshalb die Schlacht unvermeidlich war. Al hatte seinen Sohn al-asan nach Kufa geschickt, und dieser brachte es fertig, da sich neuntausend Kmpfer auf den Weg nach Basra machten, davon an die dreitausend zu Schiff.215 Dieser Erfolg scheint die Zukunft bestimmt zu haben, den Sieg Als bei Basra und seine Bindung an Kufa. Es kamen auf seiner Seite weitere Krieger hinzu, so die Ban Abd al-Qais, die sich ihm auf dem Marsch von Qr nach Basra anschlossen.216 Doch soll Al selbst jetzt noch an eine friedliche Beilegung des Konflikts geglaubt haben. Ein Bote fhrte in seinem Auftrag Unterredungen mit Äala und az-Zubair und lie sich von beiden besttigen, es gehe keinesfalls um den Sturz des
Als Vorsto gegen Basra
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Kalifen, sondern nur um die Blutrache. Das Heidentum, setzte Al in dieser Situation seinen Anhngern auseinander, sei gleichbedeutend mit dem Unheil gewesen; nach dem Tod des Gesandten Allahs sorge der Kalif dafr, da die Gnadengabe der Eintracht (arab.: al-ama) nicht vertan werde; die mi liche Lage, in die die Gemeinschaft (arab.: alumma) geraten sei, sei das bse Werk von Menschen, die irdisches Gut begehrten und es denen neideten, denen Allah solches Gut Ñzurckgeholtì habe, und diese Neider wrden am liebsten die Verkndigung des Islams rckgngig machen. Doch Allah erreiche stets seine Ziele. ÑIch werde morgen abrcken, tut auch ihr dies! Aber keiner von denen soll morgen abrcken, die ihre Hand dem Vorgehen gegen Umn um irgendeiner Angelegenheit willen liehen! Mgen die Unbesonnenen mich von sich selber befreien!ì217 Sich auf solch schlaue Art aus der Affre zu ziehen, den Krieg unter Glaubensbrdern zu umgehen und wissentlich zu dulden, da einige Hei sporne unter den Anhngern Umns den Unwillkommenen ñ ohne deren Whlttigkeit Al doch gar nicht Kalif geworden wre ñ den Garaus machten, das ging einfach nicht mehr. Die Betroffenen, die in Krze gleichsam Freiwild sein sollten, wu ten, da sie eine Minderheit waren. Sollte, wie anscheinend geplant, zwischen Al sowie Äala und az-Zubair eine bereinkunft auf ihre Kosten erzielt werden, etwa des Inhalts, da letztere das Kalifat Als anerkannten und dieser ihnen die Mglichkeit erffnete, durch die Ttung der Mrder Umns das Gesicht zu wahren, dann wre ihr Leben keinen Pfifferling mehr wert. Abdallh b. Saba riet deshalb, die Gefhrdeten sollten sich unter die Menge verteilen und, sobald die Parteien mit ihren Unterhandlungen begnnen, Gefechte provozieren; die Verbnde, aus denen heraus sie zuschlgen, wrden, um sich vor der Gegenwehr der Feinde zu schtzen, unverzglich zu den Waffen greifen, und aus sei es mit der Diplomatie!218 Doch versichern die Quellen, da sich die in Aussicht genommene friedliche Beilegung auch ohne solche Provokationen als eine Fata Morgana erwies. Zwar schreckte az-Zubair davor zurck, in einem fr ihn gnstigen Augenblick Al zu berrumpeln, wie man ihm vorschlug; Al sei mit ihm in ein und derselben Solidargemeinschaft (arab.: ad-diwa),219 und einen solchen Krieg wie den, der ihm aufgezwungen werde, habe es noch nie gegeben ñ womit werde er sich am Tag des Gerichts entschuldigen? Auch Äala erinnerte daran, da beide Parteien Muslime seien. In letzter Minute gelang es einer gr eren Schar von Basrensern, gefhrt von dem Tammiten al-Anaf b. Qais, sich aus dem losbrechenden Gefecht zurckzuziehen. Denn kaum waren die beiden Heere miteinander in Berhrung gekommen, als die Kmpfe mit Heftigkeit entbrannten. Äala fiel nach kurzer Zeit. Az-Zubair entrann der Schlacht, wurde aber in der Nhe durch al-Anaf gestellt und gettet.220 In der muslimischen Erinnerung verbla t der Tod dieser letzten beiden bedeutenden Auswanderer ñ Al b. ab Älib war viel jnger als sie und gewann erst als Bezugsperson der Aufrhrer an Statur ñ gegenber der Gestalt iöas, der mit Abstand jngsten Witwe Mohammeds. In ihrem Namen wird die Botschaft geschrieben, die die Kufaner fr die Verfolgung der Mrder Umns gewinnen soll.221 Sie tritt als Gesprchs-
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partnerin der Abgesandten aus Kufa auf, die in Basra Erkundigungen ber die Plne Äalas und az-Zubairs einholen. Die Szene spielt nach dem Massaker an den etwa sechshundert basrischen Feinden des getteten Kalifen; auf die Blutrache zu verzichten, wre ein Versto gegen die Bestimmungen des Korans, rechtfertigen sich die beiden, die man nachtrglich zur Unterredung hinzugezogen hat. An iöa richtet der Abgesandte der Kufaner sein letztes Wort, bevor das Unheil seinen Lauf nimmt: Mit der Ttung der sechshundert haben Äala und az-Zubair zehnmal soviel Menschen gegen sich aufgebracht, sowohl Muariten als auch Rabiten ñ wie anders wolle man denn nun aus allem heil herauskommen als durch Stillhalten, bis die Erregung sich lege?222 Anscheinend lie en sich die drei von diesen Argumenten berzeugen. Sie verhielten sich passiv, und Al brach nach Basra auf, vermutlich um, wie oben erwhnt, einen Ausgleich zu suchen, was aber vereitelt wurde. Beide Seiten waren schon handgemein geworden, da tauchte Kab b. S r bei iöa auf. Er hatte zu den Basrensern gezhlt, die sich dem Hilferuf Umns nicht verschlossen hatten, sondern bereit gewesen waren, ihm in seinem Kampf gegen die Rebellen beizustehen, die, wie der Kalif sich ausdrckte, den Feinden Mohammeds bei Uud oder whrend des Grabenkriegs zu vergleichen waren.223 Als die drei vor Basra angekommen waren, hatte Kab als der Vertrauensmann beider Parteien bereits in Medina ausforschen lassen, ob Äala und az-Zubair zur Huldigung gezwungen worden waren.224 Kab hastete jetzt zu iöa. ÑKomm schnell herbei, die Leute wollen nur noch Kampf! Vielleicht wird Allah durch dich den Frieden wahren!ì Sie lie sich auf ein Kamel heben, die Snfte, in der sie Platz nahm, war mit Kettenhemden gegen Pfeile gesichert. So gelangte sie ins Kampfgetmmel, als Äala schon tdlich getroffen war und az-Zubair sich absetzte. Viele andere folgten seinem Beispiel, doch als ihnen das Kamel mit iöa in den Blick geriet, da fhrten es die basrischen Muariten in ihre Mitte und bildeten von neuem den Kern einer standhaltenden Truppe; auch die Rabiten und die Jemenier von Basra stellten sich wieder den Kufanern entgegen. iöa befahl Kab, er solle das Kamel freilassen und mit einem Koranexemplar in der Hand vor die Feinde treten. Er gehorchte und strzte, von vielen Geschossen durchbohrt, tot zu Boden. Die Parteignger Abdallh b. Sabas hatten das Sagen an sich gerissen, Al vermochte sie nicht zu m igen. Unversehens wurde iöas Kamel zum Zentrum der Schlacht; sie feuerte ihre Verteidiger zum Ausharren an. Unentschieden wogten die Kmpfe hin und her, die Grausamkeit steigerte sich, man begann, vor allem auf die Beine und Arme der Feinde zu zielen, um die Zahl der Wehrlosen rasch zu erhhen. Im Hauen und Stechen um das Kamel starben viele basrische Muariten, zuletzt aber geriet es in die Hnde der Feinde. Sie hatten dem Tier die Flechsen durchgeschlagen, aufbrllend ging es zu Boden, man zerschnitt die Riemen, mit denen die Snfte auf dem Rcken befestigt war, stellte sie nieder und umringte sie. Den letzten Getreuen iöas gewhrte man Pardon.225 Der erste blutige Bruderkrieg des Islams war zu Ende. Al-Wqid datiert diesen Schicksalstag auf dem 10. umd l-ira des Jahres 36 (4. Dezember 656).226
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6. iffn Die Prinzipien der Herrschaft Als
Der schiitische Parteienha sieht in iöa nichts als eine Kriegstreiberin. Das Bild der bsartigen Witwe, die vom Rcken des Kamels herab eine verblendete Anhngerschar gegen den fr die Sache des wahren Islams kmpfenden Al hetzt,227 l t sich mit der berlieferung nicht vereinbaren. Nicht im Zuge finsterer Machenschaften iöas wurde das Kamel mit ihrer Snfte zum Mittelpunkt einer Schlacht; iöa wurde vielmehr von Kab b. S r in die ausbrechenden Gefechte hineingefhrt, um im letzten Augenblick das Schlimmste zu verhindern. Auf das Ende Äalas und azZubairs hatte dies keinen Einflu mehr, und da sie den Aufrhrern um Abdallh b. Saba bei ihrem Erscheinen zum Symbol der verha ten Realitten und daher zum Ziel des Furors wurde, ist leicht einzusehen. Das genaue Studium der Berichte ber die Kamelschlacht enthllt das Dilemma, in dem sich alle handelnden Personen befanden, ausgenommen nur die Aufrhrer, die nichts zu verlieren hatten und nach dem Massaker von Basra nichts so sehr zu frchten hatten wie eine friedliche bereinkunft unter den Gegnern. Wenn man erwgt, was ber Als Verhalten seit seiner Erhebung zum Kalifen berichtet wird, kommt man nicht an dem Urteil vorbei, da er im Grunde an eine Fortfhrung der Politik der frhen Auswanderer dachte, freilich mit dem Unterschied, da er glaubte, die als skandals angeprangerte Begnstigung von Sippen, die im Islam nicht eben ihre Herzenssache erblickt hatten, korrigieren zu mssen, um den inneren Frieden wiederherzustellen. Nur zu bald, vielleicht schon nach dem Scheitern seines Griffs nach aö-äam, mu ihm klar geworden sein, da er sich mit Krften eingelassen hatte, denen an einer Korrektur nicht im geringsten gelegen war. Der Islam, von dem die Aufrhrer trumten, hatte, wie gezeigt, mit der Bewegung der muhir n und ihrer Art von Gerechtigkeit nichts gemein. An ihr aber hing Al nach wie vor. Seine ersten Berufungen auf Gouverneursposten machten das deutlich. Anders als unter seinen Vorgngern war lediglich, da er die ÑHelferì nicht berging. Aber er achtete darauf, da er keine Kommandostellen an Rebellen vergab und wehrte den Zustrom von Kmpfern ab, die au erhalb der durch eine Hedschra begrndeten Ordnung standen. Da er sich zu solcher Vorsicht gentigt sah, verrt allerdings auch, von welcher Art die Hoffnungen waren, die viele in ihn setzten: Sie nahmen in ihm den berwinder der alten Ordnung wahr, wozu sie sich dank dem Weg, auf dem er zur Macht gelangt war, ermuntert fhlen durften. Im Verlauf der Ereignisse, die in der Kamelschlacht kulminierten, gab er zu erkennen, da ihm an einem Krieg nicht gelegen war. Die Unterredungen zwischen den beiden Parteien wurden von Mnnern gefhrt, die sich gegen die Aufrhrer und fr Umn, mithin fr die Legalitt eingesetzt hatten. Al-Qaq b. Amr, Als Vertrauensmann in Kufa, hatte die gleiche Einstellung wie Kab b. S r, und wahrscheinlich ist es al-Qaqs beherztem Einschreiten zuzuschreiben, da iöa nicht der Kampfeswut der fr Al fechtenden, aber nicht wirklich von ihm kontrollierten Scharen zum Opfer fiel. Die Ñlegalistischenì Krfte hteten sich, die Wrde der Witwe des Propheten antasten
6. iffn
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zu lassen. Einen Unbefugten, der neugierig einen Blick in die auf dem Boden abgesetzte Snfte warf, bestrafte man erbarmungslos: Ihm wurde die Hand abgeschlagen, mit der er den Vorhang beiseitegeschoben hatte, dann wurde er gettet, sein nackter Leichnam verblieb unbestattet auf einem Stck wsten Landes.228 Trotz der Bemhungen um Legalitt geriet Al nach diesem Sieg, den man mit Recht als einen Pyrrhussieg bezeichnen kann, fester als zuvor in die Hnde der Rebellen, und in die Hnde der Kufaner. Denn in der Schlacht, wie sie sich entwickelt hatte, hatten muaritische und rabitische Kufaner mit muaritischen und rabitischen Basrensern die Waffen gekreuzt229 ñ wenn, wie Umar b. al-aÅÅb so offen bekundet hatte, die Botschaft des Propheten eine muaritische und des nheren eine quraiöitische Sache war, dann war auch dies fortan eine berzeugung, die von der Wirklichkeit Lgen gestraft worden war. Welche Machtbasis blieb Al au er dem Kufaner Lokalpatriotismus und eben einem Islam, der sich in ein Moralisieren zu verflchtigen drohte? Der Ausgang der Kamelschlacht machte es den bewahrenden Krften unmglich, sich mit der Herrschaft Als abzufinden. Ihnen war die eintrchtige Gemeinschaft ein hohes Gut. Viele Male beteuert Mohammed im Koran, da seine religise Botschaft eine politische Ordnung stiftet, die durch Abspaltungen zunichte werden knnte. Seitdem Al, wenn auch wider seine Absicht, den Scharen Abdallh b. Sabas das Gesetz seines Handelns hatte zubilligen mssen, war er der Sachwalter des Unfriedens geworden, ein Machthaber zudem, der sich gegen die Anwendung koranischen Rechts strubte. Zumindest konnte man das, was mit ihm und in seiner Umgebung geschah, auf diesen Nenner bringen. Unter den ÑHelfernì war er aus naheliegenden Grnden beliebt,230 aber was nutzte ihm das jetzt, wo sich die Aussichten, je wieder von Medina aus zu regieren, in Rauch auflsten? Neben Kab b. Mlik lie en sich drei weitere ÑHelferì nicht von Al blenden. Noch ehe er nach Basra zog, wollten sie wissen, ob Umn als ein beltter oder unschuldig gettet worden sei. Sie meinten das letztere, aber wenn Al, dem man eine umfassende Kenntnis des Zwistes nachsage, vom Gegenteil berzeugt sei, solle er seine Grnde nennen. Komme auch er zu dem Schlu , da man Umn nichts Schlimmes vorwerfen knne, werde man einrumen, da er, Al, sich in gutem Glauben geirrt habe, also kein Hochverrter sei. Al erwiderte schroff, sein Vorgnger habe in unguter Weise eigenmchtige Entscheidungen getroffen, und diejenigen, die ihm immer noch die Stange hielten, seien zu Unrecht emprt ñ was die Wahrheit sei, werde Allah am Jngsten Tag offenlegen. Der Hinweis, diese Antwort sei unbefriedigend, reizte Al zu der unbedachten u erung, ihm drfe man nicht coram publico widersprechen; er verbannte die unbequemen Frager aus Medina. Es waren au er Kab b. Mlik der Lobdichter des Propheten assn b. bit und an-Numn b. Baör. Bei Muwija waren sie willkommen; den beiden Dichtern zahlte er eine ansehnliche Summe, an-Numn berief er zum Statthalter in Hims, spter in Kufa.231 Nach dem Sieg bei Basra richtete sich Al in Kufa ein; von dort war das gr te Kontingent an Truppen gekommen, denen er seinen Erfolg verdankte, wenn es denn sein Erfolg gewesen war. Er berief jetzt zahlrei-
Al in der Hand der Aufr hrer
K mpfe zwischen Al und Muwija
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Al verliert gypten
VII. Die Fitna
che Statthalter; an den Orten, ber die er sie setzte, l t sich jedoch ablesen, wie begrenzt sein Herrschaftsgebiet war. Es werden Ktesiphon genannt, Isfahan und Hamadan, die Regionen des Sasanidenreichs, die von Kufa aus in Besitz genommen worden waren. Nach Sidschistan entsandte er einen Tammiten, auch fr Chorasan bestimmte er einen Gouverneur. Sobald sich dieser Nischapur nherte, erfuhr er, da die iranische Bevlkerung im Begriff stand, das muslimische Joch abzuwerfen; es waren Steuereinnehmer eingetroffen, die ein ÑChosrau in Kabulì abgeordnet hatte. Doch nach einigen Kmpfen brachte man die Gegend wieder unter Kontrolle. Wichtiger war jedoch die Sicherung des Kufa benachbarten Raumes. Al entsandte seine Vertrauensleute in viele kleinere Ortschaften im mittleren Zweistromland. Den Norden des Fruchtbaren Halbmondes nahm Mlik al-Aötar fr ihn in Besitz; Mossul, Nisibin und Amid waren die wichtigsten Stdte, die er hielt. Die Landstriche, die die Araber als die ÑInselì232 bezeichnen, wrden es sein, in denen sich der Zweikampf zwischen Al und Muwija entscheiden mu te. Denn Muwija hatte Harran, ar-Raqqa, Edessa und Qarqisija in der Hand. berdies trat er mit den Byzantinern in Verbindung und erreichte gegen eine betrchtliche Geldzahlung, da diese ihm whrend des Krieges gegen Al nicht in den Rcken fielen. Verstrkung bekam er zudem von Bewohnern Basras und Kufas, die sich auf die Seite Umns gestellt hatten. Al-Aötar ergriff die Initiative, er rckte nach Harran vor. Zwischen Harran und ar-Raqqa ereignete sich das erste Gefecht zwischen ihm und einigen Muwija ergebenen Truppen.233 Selbstverstndlich versuchte Al, auch andere Regionen seiner Herrschaft zu unterwerfen. Basra bergab er Abdallh b. al-Abbs, nachdem er iöa am 1. Raab des Jahres 36 (24. Dezember 656) mit einem Ehrengeleit nach Medina zurckgeschickt hatte.234 Als der fr die Erhebung der Grundsteuer zustndige Verwalter wurde Abdallh b. al-Abbs brigens Zijd, ein Adoptivsohn Ab Sufjns, beigeordnet; Zijd war whrend der Kmpfe in Basra untergetaucht,235 Al wollte ihn mit diesem Amt an sich binden, vielleicht auch Muwija von seinen redlichen Absichten berzeugen. Schwierigkeiten bereitete gypten. Amr b. al-, der in Palstina den Ausgang der Rebellion gegen Umn abgewartet und aus der Ferne die ersten Schritte des neuen Kalifen beobachtet hatte, erkannte frh, da Muwija die bessere Wahl fr ihn war. Er tat sich mit ihm zusammen, gemeinsam wollte man sich gypten sichern. Muwija htte ohne die Ertrge des Niltals kaum einen Krieg gegen Al durchhalten knnen, dem die reichen Ressourcen des Zweistromlandes zu Gebote standen. Muammad b. ab uaifa, der Parteignger der Rebellen, hatte das Sagen in Fustat; er versuchte, die beiden an der Inbesitznahme des Landes zu hindern, und verschanzte sich zuletzt in al-Arö, einem kleinen Ort nahe der Kste des Mittelmeeres. Seine Hoffnung, den Feinden den Weg zu verlegen, trog; man bescho das Kastell mit Wurfmaschinen, Muammad b. ab uaifa kam dabei ums Leben.236 Unterdessen hatte Al Qais, den Sohn Sad b. Ubdas, zu seinem Statthalter in Fustat ernannt. Dieser traf dort im Rab al-auwal (begann am 17. August 657) des Jahres 37 ein.237 Ihm hatte Al ein Schreiben mit auf den Weg gegeben, das Qais nach seiner Ankunft verlesen sollte. Es richtete sich an Ñdie
6. iffn
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Glubigen und die Muslimeì, legte die Sichtweise des neuen Kalifen auf die jngste Vergangenheit dar und versprach eine Herrschaft, die sich am Buch Allahs und an der Verfahrensweise (arab.: as-sunna) seines Gesandten orientieren und von Redlichkeit gekennzeichnet sein werde. Diese Proklamation wurde nach der berlieferung schon im afar des Jahres 36 ausgefertigt, also mehr als ein Jahr, bevor Qais b. Sad nach Fustat hatte gelangen knnen.238 Auch mit Bezug auf gypten verfolgte Al demnach die Politik, sich nicht der Aufrhrer zu bedienen. Erst als diese in den Kmpfen gegen Muwija ihr Leben gelassen hatten, vermochte Al seine Absichten durchzusetzen, allerdings nur sehr unvollkommen. Denn Qais hielt sich nur wenige Monate in Fustat. In einer Atmosphre von Verrat und falschen Anschuldigungen, von Muwija meisterhaft zur Frderung seiner Ziele genutzt, geriet Qais bei Al in den Verdacht der Unzuverlssigkeit und wurde des Amtes enthoben. Mlik al-Aötar an-Naa stand angeblich in einem besseren Ansehen beim Kalifen, hatte freilich Neider, unter ihnen Abdallh b. afar b. ab Älib. Dieser hatte die Berufung al-Aötars nach gypten angeregt, um dessen Untergang herbeizufhren; vermutlich sollte Al von einem seiner hitzkpfigsten, jeglichem Kompromi abgeneigten Anhnger befreit werden. Al-Aötar starb Anfang Raab (begann am 13. Dezember 657) des Jahres 37 in der Nhe von Suez an einem vergifteten Getrnk.239 Muammad, der Sohn Ab Bakrs, eine treibende Kraft der Aufrhrer, erhielt jetzt die Statthalterschaft; gegen den Rat Qais b. Sads vergriff er sich an allen, die den Ambitionen der Rebellen im Wege gestanden hatten ñ Muwija b. udai war der bekannteste unter ihnen. Dies rief wieder die Omaijaden zusammen mit Amr b. al- auf den Plan; in einem blutigen Gefecht wurden Muammad b. ab Bakrs Gefolgsleute aufgerieben, sein Leichnam wurde geschndet und zusammen mit Eselskadavern verbrannt.240 Nach diesen Ereignissen fiel gypten im afar (begann am 9. Juli 658) 38 wieder an Amr b. al-, der es von da an im Namen Muwijas verwaltete.241 Die bewegte Geschichte gyptens nach der Ermordung Umns belegt das Anwachsen eines zerstrerischen Parteienhasses, desgleichen den ungezgelten Ehrgeiz der Rebellen, denen, wenn sie vorbergehend Macht in den Hnden hielten, M igung und politische Klugheit fremd waren. Die Aussichten Als auf die Behauptung seines Kalifats schwanden daher seit der Kamelschlacht unaufhaltsam. Selbst wenn er, wie gezeigt, das mittlere Zweistromland im Besitz hatte und daher in der Nhe des Gebietes, in dem sich seine Gefechte gegen Muwija abspielen sollten, ber hinreichenden Nachschub verfgte, vermochte er daraus keine langfristigen Vorteile zu ziehen. Im Gegenteil, durch einige ungeschickte Schachzge, die ein berraschendes Ma an Wirklichkeitsferne erkennen lassen, beschleunigte er den Zusammenprall mit Muwija. arr b. Abdallh al-Baal war noch von Umn in die Region um Hamadan geschickt worden, wo er die Herrschaft der Muslime festigte und den Zugang zum iranischen Hochland schtzte. Dieser wichtige Vorposten war Kufa zugeordnet, und so verlangte Al, kaum da er in Kufa eine Bleibe gefunden hatte, von arr einen Huldigungseid. Al teilte ihm mit, die frhen muhir n und die ÑHelferì htten ihn zum
Ergebnislose Bem hungen um einen Huldigungseid Muwijas
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Kalifen erhoben, die eidbrchigen Äala und az-Zubair habe er verfolgt und ausgeschaltet; sein Sohn al-asan sowie Abdallh b. al-Abbs, Ammr b. Jsir und Qais b. Sad b. Ubda htten ihm die Ergebenheit der Kufaner gewonnen.242 arr fand sich in Kufa ein und schwor Al Treue. Auch ein weiterer noch von Umn eingesetzter Feldherr, der in Aserbeidschan Krieg fhrte, ging zu Al ber. Durch diese Erfolge geblendet, fa te Al den Entschlu , jetzt auch Muwija zu einem Huldigungseid aufzufordern. In Damaskus herrschten freilich ganz andere Verhltnisse als im iranischen Hinterland. An-Numn b. Baör hatte das blutgetrnkte Gewand Umns mitgebracht, das, wie schon erwhnt, ffentlich zur Schau gestellt wurde. Das gleiche geschah mit einem Teil der Handflche und mit den Fingern, die Nila, eine Ehefrau Umns, verloren hatte, als sie den ersten Schwerthieb Kinna b. Biörs gegen ihren Ehemann hatte abwehren wollen. Einige Muslime in aö-äam hatten gelobt, sie wollten so lange nicht die gro e Waschung vollziehen, wie die Mrder Umns noch am Leben seien. Nach Lage der Dinge war es Tagtrumerei, dort den Huldigungseid fr Al einzufordern. Aber der Kalif lie sich nicht von seinem Vorhaben abbringen, zumal arr anbot, er werde die heikle Mission bernehmen. Er stehe mit Muwija auf freundschaftlichem Fu , behauptete er, was Al bewog, smtliche Einwnde, die Mlik al-Aötar erhob, in den Wind zu schlagen.243 arr war kurze Zeit vor dem Tod Mohammeds Muslim geworden. Die Ban Bala, denen er angehrte, betrachtete man als Nachfahren der Saber, deren Wohlstand Allah vernichtet hatte, wie in Sure 34 erzhlt wird (Vers 15ñ19). Zehn gro e Stammesverbnde leiten sich von ihnen her, vier von ihnen zogen in den Norden, nach aö-äam, sechs blieben im Sden, unter ihnen die Anmr, die sich in die zwei Stmme der Ban
aam und der Ban Bala aufspalteten.244 Der Gesandte Allahs beauftragte arr, im Jemen l-Kul, einen Nachfahren des sagenumwobenen Herrschers assn b. Tubba,245 fr den Islam zu gewinnen. Noch whrend arr im Sden weilte, erreichte ihn die Nachricht vom Tod des Propheten. Er kehrte nach Medina zurck.246 Als Ab Bakr im Jahr 13 (begann am 7. Mrz 634) ein Heer zusammenrief, das er, in Verfolgung der Plne Mohammeds, nach aö-äam schicken wollte, stellte sich lKul mit einem Kontingent bei ihm ein.247 Diese Schwadron treffen wir in der Schlacht am Jarmuk wieder.248 l-Kul zeichnete sich dann im Kampf um Damaskus aus,249 und auch in den Kriegen, von denen wir gleich zu berichten haben, hat er einen wichtigen Part an der Seite Muwijas inne. arr, der von Umar gefrdert worden war,250 durfte wenigstens hoffen, in Damaskus Gehr zu finden. Denn Mlik al-Aötar, der ebenfalls als Gesandter zur Debatte stand, wre als Sprecher Als wohl nicht einmal empfangen worden, zu eng war sein Name mit dem Beginn der Unbotm igkeiten gegen Umn verbunden. Doch auch arr kehrte unverrichteterdinge zu Al zurck. Der Fehlschlag setzte ihn dem Verdacht aus, er habe den Kalifen verraten; es wre das beste, meinten arrs Feinde, man nhme ihn und seinen Anhang gefangen. Ehe es so weit kam, flchtete sich arr mit seinen Gefolgsleuten nach Qarqisija, wo er sich fortan aus allem heraushielt.251 Al wollte diesen Rckzug, der ihn etliche Truppen kostete, nicht ohne Vergeltung hinnehmen. Er ver-
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wstete arrs Landgut im Gebiet von Kufa, verbrannte dessen Wohnsitz und auch denjenigen eines Vornehmen, der sich arr angeschlossen hatte.252 Ha erfllte Unvernunft bestimmte das Handeln. Am mittleren Euphrat, teils auf dem westlichen Ufer, wurde gekmpft; Muwija verhielt sich zgernd, abwartend, Al dagegen wird in den Quellen als der Angreifer gezeichnet, was naheliegt, da sich unter ihm auf Vernderung drngende Krfte gesammelt hatten, deren Ungestm sich in der Kamelschlacht gezeigt hatte. In der Landschaft iffn trafen die Hauptstreitmchte beider Seiten aufeinander, ohne da sogleich ein allgemeines Blutvergie en begonnen htte. Es ergaben sich vielmehr Gefechte, in denen einzelne Anfhrer einer jeden Partei mit den ihnen zugeordneten Schwadronen gegeneinander antraten. Nach altem Brauch vermied man, alles auf eine Karte zu setzen; man hrt von den blichen Duellen und eben von begrenzten Kmpfen. So verstrich der letzte Monat des Jahres 36. Whrend des folgenden Muarram (begann am 19. Januar 657) lie man die Waffen ruhen; Ñvielleicht wrde Allah einen Ausgleichì253 ins Werk setzen. Gesprche kamen in Gang, in denen die bekannten Argumente ausgetauscht wurden. Al sei, so u ern sich in der berlieferung seine Abgesandten, der ÑHerr der Muslimeì, ihm erkenne man den hchsten Grad der sbiqa zu, alle Muslime stnden auf seiner Seite, abgesehen nur von Muwija und seinen Leuten, denen das gleiche zusto en werde wie Äala und az-Zubair; wenn Muwija seine Ansichten ndere und sich Al unterwerfe, dann seien die Eintracht (arab.: alama) und das gegenseitige Zutrauen (arab.: al-ulfa) zurckgewonnen. Der Omaijade dagegen beharrte darauf, da allein er fr die Eintracht brge; Al habe sie durch seine Attacken gegen den Kalifen Umn zerstrt, ja mehr noch, er halte die Hand ber die beltter; als enger Verwandter des Getteten habe er, Muwija, zweifelsfrei das Recht zur Blutrache. Wenn Al die von ihm selber zunichte gemachte Eintracht wiederherstellen wolle, dann mge er die Mrder ausliefern, und man werde ihm von da an gehorchen.254 Umfangreich ist die berlieferung solcher und hnlicher Wortgefechte, und qulend ist die Lektre, denn stets drehen sich Rede und Gegenrede im Kreis, und auch die Exkurse zur frhesten Geschichte des Islams, die man den Streitenden in den Mund legt, lassen keinen Fixpunkt erkennen, von dem aus man damals in berzeugender Manier eine Lanze fr die eine oder die andere Seite htte brechen knnen. Mit dem bis dahin bekannten und erprobten gedanklichen Rstzeug war keine Entscheidung zu erzielen. Im Keim war das neue Rstzeug, mit dem eine begrndete Parteinahme mglich wurde, allerdings schon nachweisbar, und das geschilderte Patt wurde durch das eruptive Hervorbrechen dieses Neuen zerrissen ñ dergestalt jedoch, da die Eintracht fr immer verloren war: Das, was nach dieser Eruption Islam hei en wird, tritt in Gestalt unterschiedlicher, einander ausschlie ender Heilswege in Erscheinung. Muwijas Part war in diesen dramatischen Vorgngen der einfachste. Er machte geltend, da er fr die Fortsetzung der legalen Verhltnisse streite. Umn, so sagte man in seinem Kreis nach dem Zeugnis der Quellen, sei ein durch Allah Ñrechtgeleiteter Kalifì gewesen, der Ñnach dem Buch Allahs handelte und sich stets der Herrschaft Allahs zuwende-
Die K mpfe von iffn
Dschihad gegen Glaubensbr der
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Al und die Rabiten
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teì.255 Als Partei dagegen mu te beharrlich das Au ergewhnliche betonen, das ihr den Waffengang aufntigte: ÑEin integrer Muslim ist jeder, dessen Glaubenspraxis und dessen Ansichten integer sind. Diese Leute aber, bei Allah, meinen, wenn sie uns zur Aufrechterhaltung der Glaubenspraxis bekmpfen, wir htten diese verdorben, und wenn sie gegen uns zur Wiederbelebung des Rechts Krieg fhren, wir htten es gettet. Doch in Wahrheit kmpfen sie nur fr das Diesseits, damit sie hier Tyrannen... sein knnen.ì Sollten sie obsiegen, dann werde es weitergehen im Stile al-Wald b. Uqbas, Sad b. al-í oder Abdallh b. mirs. Dabei sei doch alles Ñdas Vermgen Allahs, das er fr uns zurckholte mit unseren Schwertern und Lanzen!ì Deswegen be man Gewalt gegen die Frevler, die anders als nach dem Buch Allahs entschieden htten. ÑFr den Dschihad gegen sie soll euch niemandes Tadel treffen!ì Denn wenn sie triumphierten, machten sie eure Glaubenspraxis zuschanden und genauso euer irdisches Gut!256 Auch Al selber ruft den Dschihad in Erinnerung: Allah liebt diejenigen, die auf seinem Pfad Krieg fhren und dem Feind standhalten wie ein unerschtterliches Bollwerk (Sure 61, 4).257 ñ Der Dschihad gegen Glaubensgenossen, das ist in der Tat neu; was auf dem Spiel steht, ist nicht ein Wiedergewinn der Eintracht, indem man die Spalter in die Gemeinschaft zurckzwingt, sondern es ist die wahre Glaubenspraxis berhaupt, an der die Feinde gar keinen Anteil mehr haben. Solche Reden finden sich vor der Schilderung der gro en, mehrere Tage andauernden Entscheidungsschlacht, die nach dem Scheitern der Bemhungen um einen Ausgleich zuletzt doch entbrennt. Ihr Verlauf braucht nicht im einzelnen nachgezeichnet zu werden. Zuerst, das ist dem Wust an Kampfszenen, an Rede und Gegenrede, an Versen zum Ruhm der eigenen Partei, zur Schmhung des Gegners zu entnehmen, geriet Muwijas Zelt in Gefahr. Dann stie er mit verstrkten Krften gegen den rechten Flgel des Heeres Als vor; die Iraker, die dort postiert waren, wichen zurck; auch jemenische Truppen, die ihn, der sich im Zentrum befand, deckten, ergriffen die Flucht; der Kalif rettete sich auf den linken Flgel. Die Muariten, die er hier in Stellung gebracht hatte, gaben sich ebenfalls geschlagen. Allein die Rabiten leisteten zhen Widerstand, und ihnen hatte er es zu danken, da keine vorzeitige Entscheidung gegen ihn fiel.258 Doch getreu der altarabischen Kampfweise des ÑFliehens und Umkehrensì sammelten sich die Kmpfer des nur scheinbar besiegten rechten Flgels, wodurch nun Muwija seinerseits in Bedrngnis kam. Er habe beobachtet, soll Al seinen wieder vorrkkenden Kriegern zugerufen haben, wie sie unter den Angriffen Ñder ungehobelten Unterdrcker und der Beduinen unter den Leuten aus aöäamì zu wanken begannen, doch wisse er, da die Seinen die gewaltigsten Streiter der Araber, ja deren glanzvoller Flor seien, zudem da sie die Nchte mit dem Rezitieren des Korans verbrchten; sie seien es, die zur Wahrheit riefen, whrend jene dem Irrtum erlgen; htten die Seinen sich nicht von neuem zum Angriff gewendet, dann freilich htten sie ein fr allemal ihr glckliches Jenseits verspielt.259 Muwija spornte den Kampfesmut seiner Truppen an, indem er ihnen hohen Lohn versprach. Den imjariten unter dem Kommando von l-Kul sagte er die Ein-
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knfte der Rabiten zu, sollten sie diesen Stammesverband bezwingen; da dessen Angehrige sehr zahlreich waren, hatten die imjariten einen verlockenden Gewinn vor Augen. Ubaidallh b. Umar b. al-aÅÅb war mit in der Schwadron l-Kuls und feuerte die Mannen an: Es gelte jetzt, die Rabiten zu besiegen; wenn dies gelinge, dann habe man endlich die irakischen Mrder Umns vernichtet. Doch die Rabiten wehrten den Vorsto ab, Ubaidallh fiel, l-Kul wurde verwundet.260 Al jedenfalls erfuhr seit der Kamelschlacht ein weiteres Mal, auf welchen Ñnordarabischenì Verband er sich verlassen durfte ñ nicht auf die Muariten, zu denen er selber zhlte, sondern auf deren feindliche Brder, die Rabiten; sie hatten seine Gunst erobert.261 Damit aber brach seinem Kalifat die zweite Sttze weg; da er nicht mehr in der Nachfolge der frhen Auswanderer stehe, war leicht zu erkennen, denn er war durch die an die Macht gekommen, denen das ancien rgime zuwider gewesen war, darber hatten seine Bemhungen um eine die Kontinuitt betonende Personalauswahl nicht hinwegtuschen knnen; jetzt entglitten ihm die Muariten, die doch ñ denken wir an Umar b. al-aÅÅb zurck! ñ die Trger der koranischen Botschaft sein sollten. Drei Tage und drei Nchte soll diese Schlacht von iffn ohne Pause gedauert haben. Man kmpfte bis zur vlligen Ermattung: Die Lanzen waren schlie lich zerbrochen, die Pfeile verschossen, dann hieb man mit den Schwertern aufeinander ein, zuletzt rangen die Feinde miteinander Mann gegen Mann, knieend wehrte man sich mit Bissen seiner Haut. Am Ende blieb nichts als bleierne Erschpfung. Die Araber, liest man in einer berlieferung, kannten einander, und der heidnische Ungeist der Wildheit hatte noch Macht ber sie. Zwar sei diese Schlacht schon in islamischer Zeit geschlagen, aber nur bei wenigen habe man Spuren der neuen Glaubensordnung entdecken knnen. Zu ungestm war noch die Gesittung, als da M igung zum Leitmotiv des Handelns geworden wre.262 Am Morgen nach der dritten Nacht waren die Entkrfteten kaum noch zum Weiterkmpfen zu bewegen. Mlik al-Aötar lie jedoch keine Ausflchte gelten; er ri einige mit zu einer letzten Attacke, indem er ihnen zurief, ob sie nicht gleich ihm Ñdas Leben Allah verkaufenì, entweder siegen oder den Weg zum Hchsten durcheilen wollten. Mit diesen an Sure 9, Vers 111 gemahnenden Worten mobilisierte er so viel Kampfwillen, da er bis tief in die Truppen Muwijas hinein vordrang. In diesem prekren Augenblick kam Amr b. al- auf den Einfall, man mge wieder den Koran ins Spiel bringen, zumal man doch nichts als eine Entscheidung auf seiner Grundlage anstrebe, und wer einer solchen Entscheidung nicht zustimme, der sei nun einmal ein Befrworter der Spaltung (arab.: al-furqa). Dieser Feststellung werde man auch auf Als Seite nicht widersprechen. Lanzen mit daran angehefteten Koranexemplaren habe man hochgehalten, um die Gegenseite auf diesen Vorschlag aufmerksam zu machen.263 Ob man tatschlich so vorging oder auf andere Weise das Anliegen zum Ausdruck brachte, das nach wie vor den Anla der Auseinandersetzungen bildete, ist unerheblich. Bereits im Kampf um Basra, den Äala und az-Zubair gegen Umn b. unaif austrugen, hatte sich alles Argumentieren auf die Frage nach dem Recht auf Blutrache zugespitzt. Fr sie allein konnte man damals eine Antwort nach Ma gabe
Der Verlauf der Schlacht
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Die Verabredung eines Schiedsgerichts
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des Korans berhaupt erwarten, und das galt jetzt, etwa ein knappes Jahr spter, erst recht. Das wesentliche Problem, das die Ñbeste Gemeinschaftì zu bewltigen hatte, das Hervortreten einer muaritisch-quraiöitischen und einer vorerst noch ganz unspezifischen Ñislamischenì Auslegung ihrer Fundamente, konnte gewi kein Gegenstand von Unterredungen sein, obschon deren Zweck die Wiederherstellung der Eintracht war. Vor der Kamelschlacht hatte man sich auf ein Stillhalteabkommen einigen knnen; man hatte einen Schiedsmann ausgesucht, dem aufgegeben wurde, zu ermitteln, ob Äala und az-Zubair tatschlich wider ihren Willen Al gehuldigt hatten. Dieses Thema hatte sich inzwischen erledigt, und so blieb allein die Berechtigung der Forderung nach Blutrache als der formale Gegenstand des Streits. Man darf den Quellen glauben, die behaupten, da der Vorschlag, eine Schlichtung auf der Grundlage des Korans zu suchen, im Lager Als nicht nur Beifall fand. Manche argwhnten, es handle sich um eine Finte. Doch durfte man diesen Appell zurckweisen, wo man selber stets betont hatte, es sei einem der Islam so sehr am Herzen gelegen? Wohl oder bel lie sich Al auf das Spiel der Gegenseite ein,264 obwohl manche seiner Anhnger ñ sie werden die Koranleser genannt ñ strikt dagegen waren. ÑSie hatten ihre Schwerter gezckt, legten sie sich ber die Schulter und sprachen: ÇBefehlshaber der Glubigen, gib diesen Leuten keine Zeit! Wir wollen mit unseren Schwertern zu ihnen gehen, damit Allah zwischen uns und ihnen gem der Wahrheit entscheide!ë Al erwiderte: ÇWir haben den Koran als Schiedsrichter zwischen uns und ihnen gebilligt. Gegen sie zu kmpfen, ist erst wieder erlaubt, wenn wir sehen, was der Koran entscheidet!ëì265 Viele Koranleser der Iraker sowie diejenigen von aö-äam sollen mit diesem Verfahren einverstanden gewesen sein: In den Reihen der irakischen ÑLeserì wurde der Wunsch laut, Ab M s alAöar solle der Schiedsmann der Partei Als sein. Zum Sprecher dieser Gruppierung machte sich al-Aöa b. Qais al-Kind, wie arr b. Abdallh al-Baal ein noch von Umn ernannter Feldherr, der aber, anders als arr, den Weg zu Al gefunden hatte.266 Al wies diesen Vorschlag zunchst schroff zurck; Ab M s habe nie wirklich zu ihm gehalten, habe sich gar verborgen und sei erst aus der Deckung gekommen, nachdem man ihm Sicherheit fr Leib und Leben versprochen habe. Abdallh b. al-Abbs sei ein besserer Mann, sagte Al mit Nachdruck. Nein, hielt ihm al-Aöa entgegen, der sei unannehmbar, er sei zu eng mit ihm, dem Kalifen, verwandt; dann knne dieser gleich selber die Aufgabe ausfhren. Es msse jemand sein, der in der Genealogie von Al wie von Muwija gleich weit entfernt sei. Dann eben Mlik al-Aötar, meinte Al. Nein, der sei ein gefhrlicher Scharfmacher, der allen seine unheilvollen Absichten aufdrnge. Da aber Muwija den Quraiöiten Amr b. al- zu seinem Schiedsmann bestimmte, wollte Al einen ebenbrtigen Unterhndler auswhlen, und darum beharrte er auf Abdallh b. al-Abbs.267 Diese Erwgungen verraten die Spannungen in der Anhngerschaft des Kalifen: Immer noch waren in ihr die legalistischen Elemente, hier vertreten durch al-Aöa mit seinem Einsatz fr Ab M s al-Aöar, sehr einflu reich. Von der Radikalitt, die al-Aötar an den Tag legte, waren lngst nicht alle begeistert.
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Die ÑLegalistenì gewannen die Oberhand. Der Inhalt der Vereinbarung wird wie folgt wiedergegeben: ÑDies ist, was Al b. ab Älib und Muwija b. ab Sufjn zu beiderseitigem Nutzen einfordern, Al von den Kufanern und den sie begleitenden Glubigen und Muslimen, die zur (kufanischen) Partei (arab.: aö-öa) gehren, Muwija von den Leuten aus aö-äam und den Glubigen und Muslimen, die mit ihnen sind:268 Wir lassen vom Kampf ab zugunsten des Urteils Allahs und seines Buches, nichts anderes fhrt uns zusammen. Das Buch Allahs gilt fr uns gemeinsam von seinem ersten bis zu seinem letzten Vers, wir wollen leben lassen, was es leben l t, und wir tten, was es ttet. Was die beiden Schiedsmnner fr Recht erkennen, nmlich Ab M s al-Aöar Abdallh b. Qais und Amr b. al- al-Quraö, danach sollen sie handeln. Worber sie nichts im Buch Allahs finden, das sollen sie nach dem gerechten Brauch (arab.: as-sunna), der eint, nicht spaltet, entscheiden.ì Muwija und Al htten zugesagt, sich dem Spruch zu beugen; desgleichen htten sich beide Seiten dafr verbrgt, da , Ñwenn die Entscheidung der beiden zu Lasten der Glubigen ausfllt, Sicherheit, Ordnung und Waffenruhe zwischen diesen herrschen sollen, wo immer sie sind, und zwar fr sie selber, ihr Gesinde, ihr Vermgen, fr ihre Leute, die bei ihnen sind, und fr jene, die abwesend sindì. Beide Schiedsrichter sind gehalten, ein Urteil zu treffen, das die Glaubensgemeinschaft nicht wieder in Krieg und Zersplitterung rei t, nmlich dergestalt, da man beiden den Gehorsam verweigert. Im kommenden Ramadan soll die Entscheidung bekanntgegeben werden, doch drfen die beiden diese Frist im gegenseitigen Einvernehmen hinausschieben. Sollte einer von ihnen sterben, hat der Anfhrer der betreffenden Partei269 einen Ersatzmann auszusuchen. Beide sollen einen zwischen den Territorien der Parteien gelegenen Ort bestimmen, an dem sie sich treffen werden. Nur ausdrcklich von ihnen benannte Personen drfen whrend des Ringens um ein Urteil zugegen sein. Es werden zum Schlu die Mnner aufgezhlt, die die Vereinbarung unterzeichneten.270 Sie wird auf den 16. afar des Jahres 37 (3. August 657) datiert.271 In der Vereinbarung sto en wir auf die schon bekannte Unterscheidung zwischen den Glubigen und den Muslimen; beide Gruppierungen werden angesprochen. Ins Auge springt jedoch eine Bestimmung, die sich allein auf die Glubigen bezieht: Es knne eintreten, da sich die Schiedsmnner auf eine Lsung einigen, die jenen mi falle; trotzdem m ten sie Ruhe und Ordnung bewahren und drften nicht zu den Waffen greifen; im Gegenzug sollten sie selber Unversehrtheit genie en, ihr Eigentum ñ vermutlich ist an das Vieh gedacht, das sie mit sich fhren ñ und alle zu ihren jeweiligen Klanen gehrenden Personen drften nicht angetastet werden. Versetzen wir uns in die Zeit der medinensischen Urgemeinde zurck! Damals bildeten die Glubigen den Kern der Anhngerschaft des Propheten; bis zum Vertrag von al-udaibja trugen sie die Last des Krieges gegen Mekka, danach formte Mohammed aus ihnen die Bewegung, deren Existenzgrundlage der fortwhrende Dschihad war. Die Problematik dieser Hinterlassenschaft Mohammeds wurde unter Umar und schrfer noch unter Umn in unterschiedlichen Facetten deutlich: Das Gemeinwesen, dessen Grenzen sich im Uferlosen verloren,
Noch einmal: Der Unterschied zwischen Glaube und Islam
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war nicht mehr zu beherrschen; die Prinzipien der islamischen Gerechtigkeit erwiesen sich angesichts des Widerspruchs zwischen dem ererbten und dem individuell erworbenen Verdienst um den Islam als wirklichkeitsfremd; je weiter die Gebiete des Krieges gegen die Andersglubigen in blaue Fernen rckten und je ungnstiger sich das Verhltnis zwischen Aufwand und Ertrag gestaltete, desto strker wurde der Drang, ja die Notwendigkeit, es beim Islam zu belassen und auf den Aufstieg zum Glubigen zu verzichten. In dieser Situation hatte Abdallh b. Saba die Frage nach dem ÑStaatsschatz der Muslimeì aufgeworfen und mit ihr die Zukurzgekommenen aufsssig gemacht. Seine Kritik richtete sich gegen die aus der sbiqa abgeleiteten materiellen Ansprche. Da der Begriff der sbiqa selber doppeldeutig war, war auch Abdallh b. Sabas Forderung nach Gleichbehandlung doppeldeutig. Sie konnte die Gleichheit der Ansprche der Muslime wie der Glubigen meinen und damit die der Bewegung zugrundeliegende Spannung zwischen den eigentlichen Kmpfern einerseits und den die adaqt Abfhrenden andererseits aufheben; sie konnte aber auch die Zurckweisung jeglichen nicht erfochtenen Vorrangs meinen sowie die alleinige Bercksichtigung der persnlich im Dschihad erbrachten Leistung. Beide Auslegungen haben wir kennengelernt. Abdallh b. Saba wird zunchst der ersten zugeneigt haben; je weiter sich die Aussichten auf Beute verschlechterten, desto mehr Zuspruch mochte die letztere gewinnen. Vor dem Hintergrund als skandals empfundener Reichtmer der alten Genossen und ihrer Spr linge verwundert dies nicht. Beide Auslegungen entspringen jedoch der einen Tatsache, da die kmpferischen ÑGlubigenì jetzt eben nicht mehr den Kern der Ñbesten Gemeinschaftì bilden, sondern zu einer Ausnahmeerscheinung werden. Wegen ihrer andauernden Kriegsbereitschaft werden sie zum umstrzlerischen Element. Mlik al-Aötar ist als Schiedsmann unannehmbar; er verl t die Umgebung Als und fllt, ehe der Schiedsspruch verkndet wird, bei Suez einem Giftanschlag zum Opfer. Dabei zeigen die Quellen, da Al gerade seiner Beharrlichkeit, seiner Unnachgiebigkeit die gegen Ende der Schlacht bei iffn errungene berlegenheit zu verdanken hatte. In der letzten Nacht, in der das Kampfgeschehen wegen allgemeiner Erschpfung zum Erliegen zu kommen scheint, zwingt er die Regimenter Lanzenlnge um Lanzenlnge zum Vorrcken. Al-Aötar mobilisiert vor allem die Koranleser: ÑWer verkauft Allah das Leben und kmpft an der Seite al-Aötars bis zum Sieg oder bis er zu Allah gelangt?ì ruft er.272 Al sei sich darber im klaren gewesen, da der Appell an den Koran eine Kriegslist Muwijas sei, doch habe er diesen Appell nicht zurckweisen drfen, weil er zumindest dem Anscheine nach den eigenen Absichten entsprochen habe. Kaum habe Al dies seinem engsten Kreis auseinandergesetzt, da sei eine Schar gepanzerter Krieger aufgetaucht, Ñdie Schwerter ber die Schulter gelegt, die Stirn schwarz von den Niederwerfungen (im rituellen Gebet)... und eine Gruppe Koranleser, die spter Charidschiten werden solltenì; sie htten Al beim Namen gerufen, nicht mit seinem Herrschertitel, und ihm gedroht, falls er sich nicht auf das Urteil des Korans einlasse, wollten sie ihn umbringen wie einst Umn. Fr die Beachtung des Korans kmpfe er doch und fr nichts anderes,
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habe Al sich verteidigt. Man solle al-Aötar holen, htten die Koranleser nun verlangt; der habe sich u erst ungehalten darber gezeigt, da man ihn im Augenblick des greifbaren Triumphes aus der Schlacht herausbeordert habe, in Gegenwart Als habe sich zwischen al-Aötar und den Mnnern Ñmit der schwarzen Stirnì ein erregter Disput entwickelt. AlAötar, der fr die sofortige Wiederaufnahme der Gefechte eingetreten sei, habe erst eingelenkt, als er sicher gewesen sei, da Al anders entschieden habe.273 Die Koranleser beider Seiten stimmten, wie erwhnt, dem Schiedsgericht zu, al-Aötar war aus dem Spiel. Nicht aber seine Radikalitt! Man habe doch das Zeichen Allahs, den bevorstehenden Sieg ber Muwija, schon geschaut; deswegen werde er seinen Namen nicht unter die Vereinbarung setzen, werde sich jedoch der Entscheidung Als beugen, u erte sich al-Aötar. Al-Aöa b. Qais alKind hatte die Aufgabe, den Inhalt der Vereinbarung den Truppen Als bekanntzugeben. Bei den Ban Anaza,274 die sich Al mit angeblich viertausend gepanzerten Pferden zur Verfgung gestellt hatten, wurde alAöa zum ersten Mal die Parole entgegengerufen: ÑNur Allah steht die Entscheidung zu!ì Zwei junge Mnner htten sich, nachdem sie dies hinausgeschrien htten, in das Lager Muwijas gestrzt und seien dort gettet worden. Wie ein Lauffeuer habe sich dieser Satz in den Reihen Als verbreitet: Wie knne man Menschen ber die Glaubensordnung Allahs befinden lassen? Welchen Sinn htten die vielen Opfer, die man zu beklagen habe? Zunchst unterschtzte Al die Zahl der mit dem Schiedsgericht Unzufriedenen. Man hatte ihm gemeldet, sie seien vor allem im Stamm der Ban Rsib275 zu finden, doch wurde schnell klar, da man es mit einem Flchenbrand zu tun hatte.276 Miteinander uneins in der Frage ber die Zweckm igkeit des Schiedsgerichts und ob man in die Allah vorbehaltenen Entscheidungen eingreifen drfe und ob man dies wirklich getan habe, kehrten Al und seine Truppen nach Kufa zurck. Alle diejenigen, die ihm die Vereinbarung mit Muwija vorwarfen, betraten nicht mehr mit ihm zusammen die Heerlagerstadt; sie suchten sich eine andere Bleibe und lie en sich bei al-ar r nieder. Sie bekundeten damit, da sie Al nicht mehr fr ihren Imam erachteten. Auf zwlftausend Mann soll sich die Zahl der Sezessionisten belaufen haben. Ihre Huldigung, erklrten sie, gelte Allah und sonst niemandem. Zu ihrem Befehlshaber im Kampf whlten sie den Tammiten äaba b. Rib; die Riten leitete Abdallh b. al-Kauw von den Ban Jaökur;277 alle weiteren Angelegenheiten sollten Gegenstand der Beratung (arab.: aö-ö r) sein, sobald man obsiegt habe, es mithin etwas zu verteilen gebe. Im brigen gelte der Grundsatz Ñdes Befehlens des Billigenswerten und des Tadelns des Verwerflichenì (vgl. Sure 3, 110).278 Diese Regelungen sind von Sure 42, Vers 36 bis 39 inspiriert: ÑAlles, was ihr empfangt, ist das Gut des diesseitigen Lebens. Was fr euch bei Allah bereitsteht, ist fr die, die glauben und auf ihren Herrn vertrauen, besser und verleiht ihnen am ehesten Dauer; fr jene, die die gro en Snden und die Unzucht meiden und, wenn der Zorn ber sie kommt, (von sich aus) dafr um Verzeihung bitten; fr jene, die ihrem Herrn willfahren und das rituelle Gebet verrichten, die ber ihre Angelegenheiten miteinander beratschlagen und die von dem spenden, was wir ihnen als Lebensunterhalt gewhren; fr
Die Sezession
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Die beiden Treffen der Schiedsm nner
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jene, die, wenn man wider sie Gewalt verbt, sich wohl zu behaupten wissen.ì In Aru trafen die beiden Schiedsmnner zusammen. Der Ort liegt Ñan der Grenze von aö-äam und dem Hedschasì und ist nach den Beschreibungen der arabischen Geographen im Sden des heutigen Jordanien zu suchen.279 Ab M s al-Aöar, den die legalistischen Krfte in der Anhngerschaft Als schlie lich als seinen Schiedsmann durchgesetzt hatten, drfte, wenn er den eigenen berzeugungen treu blieb, kaum mit gro em Nachdruck die Position seines Mandanten verfochten haben. Fr Korrekturen an der Regierungsttigkeit Umns hatte er sich ausgesprochen, einen Umsturz hatte er jedoch rundweg abgelehnt, und es gibt keine Zeugnisse dafr, da er seine Meinung gendert hatte. Amr b. al, der in Palstina das Geschehen in Medina abgewartet hatte und dann aus freien Stcken zu Muwija bergegangen war, mochte weniger dessen Schicksal als vielmehr die eigene Rckkehr nach gypten im Auge gehabt haben; deren Vorbedingung war freilich, da Muwija als Sieger aus dem Konflikt hervorging. Man kann sich daher vorstellen, da beide mit ganz unterschiedlichem Schwung die Unterredungen in Angriff nahmen. Amr brauchte im brigen nur auf Aussagen des Korans wie Sure 17, Vers 33 zu verweisen, um sein Gegenber in die Enge zu treiben: ÑTtet niemanden, den Allah fr unverletzlich erklrte, au er aus einem rechtm igen Grund: Wer gegen das Recht gettet wird, dessen Sachwalter erteilen wir hiermit eine Vollmacht. Allerdings darf er (in der Rache) nicht zu weit gehen. Ihm wird doch Untersttzung zuteil.ì Ab M s konnte dem anscheinend nichts entgegensetzen. Schon in der Affre um Sad b. al- hatte er auf der Wiederherstellung der Loyalitt zu Umn bestanden; ihn konnte er nicht gut nachtrglich zum Verbrecher abstempeln. Was sprach fr die Beibehaltung des Kalifats Als? Wohl nur, da dieser ein Gefhrte Mohammeds gewesen war; aber da gab es noch einen anderen Gefhrten als Anwrter, dessen Ansehen nicht durch die Wirren beschdigt worden war: Der Name Sad b. ab Waqqí wurde in die Debatte geworfen. Immerhin war Sad ein Mitglied des Sechsergremiums gewesen, das Umn gewhlt hatte. Doch hatte er sich aus dem politischen Leben zurckgezogen. Weitere frhe Auswanderer waren nicht zu finden ñ au er dem kompromittierten Al. Selbst wenn man Abdallh b. Umar vorschlug, mu te man einrumen, da auch dessen sbiqa nicht an die der ersten Generation heranreichte. Amr meinte, sein eigener Sohn, ebenfalls Abdallh mit Namen, werde fr seine Frmmigkeit weithin gerhmt und knnte auch kandidieren. Muwija habe immerhin den Vorzug, da er, ein namhafter Quraiöite, sich als Sachwalter der Racheforderung Anerkennung erworben habe.280 So lauten die Argumente, die bei Aru ausgetauscht worden sein sollen. Hiervon zu trennen ist anscheinend eine zweite Begegnung, die nach D mat al-andal verlegt wird. Dort, so hei t es, habe sich Ab M s von Amr verleiten lassen, Al fr abgesetzt zu erklren. Da man sich weder auf Muwija oder Abdallh b. Amr b. al-, noch auf Al oder Abdallh b. Umar habe einigen knnen, soll Ab M s geraten haben, beiden, sowohl Al als auch Muwija, das Amt zu nehmen. Die Muslime sollten sich selber ihren Anfhrer whlen. Ab M s als der ltere der
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zwei Schiedsmnner verkndete dieses Urteil, Amr b. al- scheute sich nicht, ihm zu widersprechen: Er erklre ebenfalls Al fr des Kalifats verlustig, halte allerdings an Muwija fest.281 Ob uns die berlieferungen ein einigerma en verl liches Bild vom Verlauf und vom Ergebnis des Schiedsgerichts zeichnen, wissen wir nicht. Nach al-Wqid wurde dieses Urteil im äabn (begann am 3. Dezember 658) des Jahres 38 gefllt, was plausibel ist, wenn man die Zusammenkunft in Aru von der in D mat al-andal unterscheidet, bei der ja eine andere Thematik verhandelt wurde. Bei Aru geht es noch um die Frage der Blutrache. In D mat alandal spricht man ber die Absetzung Als und Muwijas, und vermutlich ist auch die Errterung weiterer Kandidaten in diesen Zusammenhang zu stellen.282 Damit man von der Absetzung beider sprechen kann, mu Muwija erst einmal in aller Form das Kalifat bernommen haben. Dies geschah im l-Qada (begann am 10. April 658) des Jahres 37, mithin zwei Monate nach dem Urteil in Aru, sofern dieses, wie berliefert wird, im Ramadan des Jahres 37 zustande kam.283 Erst nach dem Spruch von D mat al-andal begannen beide Seiten, einander zu verfluchen.284 Der Zerfall der Gefolgschaft Als und die ungewhnlich blutigen Schlachten, die er sich mit den von ihm abgefallenen ehemaligen Untersttzern lieferte, mgen Muwija und seine Partei bewogen haben, die Statthalterschaft in Damaskus zum Kalifat aufzuwerten. Denn noch in das Jahr 37 gehren die ersten Kriege Als gegen die Sezessionisten. Die berlieferung ist nicht hinreichend przise, um festzustellen, ob er auch den Feldzug nach aö-äam schon damals plante oder erst ein Jahr spter, als Muwija Kalif geworden war.285 Ich halte das letztere fr wahrscheinlicher. Das Al in diesem Zusammenhang zugeschriebene Argument, die beiden Schiedsmnner htten ihren Entschlu aufs Geratewohl und ohne Beachtung des Korans und des guten Brauches gefa t, mag sich auf seine Absetzung beziehen; ein solches Urteil ist in der Tat ohne Przedens. Ein Krieg gegen Muwija, der sich fr die Partei Als nun wie ein Usurpator ausnahm, wre leicht zu rechtfertigen gewesen. Aber das unterstellt eine Folgerichtigkeit des Entscheidens, die sich am berlieferten, nicht an den Erfahrungen der Handelnden orientiert und daher fehlgehen knnte. In jedem Fall waren die Jahre 37 und 38 mit Schlachten gegen die Charidschiten ausgefllt. Weder Al noch Muwija scheinen sich in Aru oder D mat al-andal eingefunden zu haben. Die Tagesgeschfte waren dringlicher, und sie drehten sich bei Al vor allem um die, die ihn verlassen hatten. Diese seien keineswegs Rezitierer des Korans, ebenso wenig htten sie Einsicht in die Glaubensordnung, an sbiqa knnten sie nichts vorweisen, den Dschihad htten sie ñ wegen ihrer Sezession? ñ aufgegeben. Im Gebiet von anNahrawn, im mittleren Zweistromland, dezimierte Al diesen Feind, ohne da er vor ihm htte Ruhe finden knnen. Whrend Al in diesen mit u erster Hrte ausgefochtenen internen Kmpfen seine Krfte aufrieb, gelang es Muwija, die Hand auf gypten zu legen, wie bereits geschildert wurde. Auch in den sdlichen Irak streckte er seine Fhler aus. Basra hatte Al seinem Vetter Abdallh b. al-Abbs anvertraut; die charidschitischen Umtriebe erforderten es, da dieser nach Kufa wechselte. Der schon einmal erwhnte Zijd, der spter
Als Kriege gegen die Sezessionisten
Muwija in der Offensive
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Die Resultate der Fitna
VII. Die Fitna
zum Adoptivsohn Ab Sufjns erklrt werden sollte, bemhte sich, fr Al die Stellung zu halten. Ein Abgesandter Muwijas trieb unterdessen in Basra sein Unwesen und nahm erhebliche Teile der Bevlkerung, vor allem die Tammiten, fr den Omaijaden ein. Trotzdem begab sich Zijd auf Befehl Als in die Persis, wo man den Statthalter Sahl b. unaif verjagt hatte. Zijd festigte die islamische Herrschaft nicht nur in der Persis, sondern auch in Kirman. Dies war der einzige nennenswerte Erfolg, den Al in jenen Tagen verbuchen konnte. Im Jahr 39 (begann am 29. Mai 659) sah sich Muwija in der Lage, mehrere Heere gegen Al in Marsch zu setzen. Ain at-Tamr war das Angriffsziel an-Numn b. Baörs, Al vermochte nicht fr ernsthafte Gegenwehr zu sorgen. Eine wesentlich gr ere Streifschar bemchtigte sich Anbars, plnderte die dort eingelagerten Gter und zog sich wieder nach Westen zurck. Zwei weitere Unternehmungen richteten sich gegen Taim und einen nicht identifizierbaren Ort; Beduinen sollten zum Abfhren der adaqt und zum berwechseln auf die Seite Muwijas gezwungen werden. Der Omaijade selber erreichte den Tigris, konnte diese Position aber nicht halten.286 Im darauffolgenden Jahr vermehrte Muwija seine Anstrengungen zur Unterwerfung des Hedschas. Gleichzeitig einigte er sich mit der Gegenseite auf einen Waffenstillstand; er versprach Al, er werde ihm nicht den Irak streitig machen.287 Anstze zu einer Vershnung, die vielleicht gegeben waren, konnten sich jedoch nicht mehr entfalten. Denn Al fiel entweder im Rab al-ir (begann am 14. August 660) oder im Ramadan (begann am 8. Januar 661) des Jahres 40 einem Mordanschlag zum Opfer. Der Tter war der gypter lid b. Mulam,288 dem wir schon unter den Rebellen gegen Umn begegneten, oder ein Stammesgenosse von ihm, Abd ar-Ramn b. Mulam mit Namen und ebenfalls aus gypten.289 Das Verbrechen war das Ergebnis einer charidschitischen Verschwrung; auch Muwija und Amr b. al- hatten gettet werden sollen, doch waren bei ihnen die Attentter nicht zum Ziel gelangt. Als Sohn al-asan, den man im Irak zum Kalifen ausrief, zog es bald darauf vor, gegen eine namhafte Geldsumme zugunsten Muwijas auf das Amt zu verzichten ñ womglich eine Folge des Waffenstillstandsabkommens. Als das ÑJahr der Eintrachtì (arab.: m al-ama) lie der Omaijade das Ende der Fitna feiern. Wenn man die wichtigsten Ereignisse der Fitna aus der berreichen, bisweilen unentwirrbaren berlieferung herausschlt, st t man zu mehreren Leitmotiven des Geschehens und seiner Deutung vor. Wir wiesen mehrfach darauf hin, da das Modell der Ñbesten Gemeinschaftì als einer Bewegung an seine Grenzen gekommen war. Gleichwohl b te der Begriff des Dschihad seine normative Kraft nicht vllig ein. In Als Partei bezeichnete man mit ihm sogar den Kampf gegen Glaubensgenossen, die sich gegen den Kalifen stellten. Die Muslime, auch das wurde schon mehrfach hervorgehoben, traten nunmehr als eine wichtige Kraft im Hintergrund der beschriebenen Vorgnge auf. Sie fhrten nicht die Kmpfe, aber in den berlieferten Predigten und in den von den Quellen zitierten Dokumenten werden sie mitgenannt. Sie gestalten das Geschehen nicht, aber ohne sie ist es nicht verstndlich. In der Bewegung und in der auf sie zugeschnittenen islamischen Gerechtigkeit spielten sie dagegen den
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Part der nicht im vollen Sinne Dazugehrenden. Indem sie jetzt dem Rang nach zu den Glubigen aufrcken, wird das Verdienst, das man im Krieg fr den Islam erwirbt, relativiert. Es ist aber noch nicht zu sehen, was diese Minderung der Wrde des Dschihad im Hinblick auf die unerl liche Frderung der Belange der Ñbesten Gemeinschaftì ausgleichen knnte. Anders gesagt, wie man sich im Frieden um sie verdient machen knne, dazu hatte Mohammed keine Belehrungen hinterlassen. Dieses beunruhigende Vakuum trieb die Charidschiten in die Radikalitt. Der Glaube hatte fr sie alles zu sein; nur mit Bezug auf ihn durfte man sein Leben leben. Ein verschwommener, nicht mehr aus dem Gebrauch der Waffen heraus definierter ÑIslamì war ihnen ohne Sinn; aus dem Dschihad gewann ihre Existenz Bedeutung, jeder erwarb sich im Kampf seinen eigenen Rang in der Gemeinschaft, und das richtige Verhalten, das ÑBefehlen des Billigenswerten und das Verbieten des Verwerflichenì, zeigte sich als eine Facette des immerwhrenden Kampfes. Diesem Ideal folgend, werden sich einige Charidschiten zu der berzeugung versteigen, jeder, der eine schwere Verfehlung begehe, stelle sich au erhalb der Gemeinschaft und msse gettet werden. berdies l t die kmpferische Glubigkeit in ihrer reinen Form nicht zu, da sich Fhrerschaft anders als in der Verwirklichung dieser Glubigkeit legitimiere, und so gibt es keine Fhrerschaft au er im Krieg, und keine Qualitt au er der persnlichen Tchtigkeit berechtigt zu ihrer bernahme. Die islamische Gerechtigkeit enthielt aber auch ein Element des Ererbten. Im Begriff der sbiqa drckte sich die Wichtigkeit des Zeitpunktes des Beitritts aus, mithin ein ber das momentane persnliche Verdienst hinausweisender Sachverhalt. Desweiteren war die Zugehrigkeit zu den Muariten, am besten zu den Quraiöiten, fr die Position im Diwan und somit fr den gesellschaftlichen Rang in Anschlag zu bringen. In den Augen der Charidschiten war dergleichen prinzipiell ausgeschlossen. Fr die verbliebenen Anhnger Als kam die mit dem Muaritentum vermischte Auslegung der sbiqa ebenfalls nicht in Frage, denn nach diesem Ma stab wre der gr te Teil der Partei Als minderrangig gewesen. Bei ihnen mu te sich der Blick auf die nahe Verwandtschaft mit dem Propheten verengen; durch sie waren Al und seine Nachkommen vor allen anderen Menschen ausgezeichnet. Eine wie eng oder locker auch immer geartete Blutsbindung an die ÑSippe Mohammedsì konnten die Anhnger des ÑImamsì niemals in Anspruch nehmen. Mit dem Unterstreichen der Einzigartigkeit der Beziehung Als zum Gesandten Allahs entstand die Notwendigkeit, diese Einzigartigkeit nicht nur zu behaupten, sondern ihr einen Inhalt zu verleihen. In den Jahren des Kalifats Als bemerken wir davon fast nichts; zu sehr war er darauf bedacht, sich den legalistischen Strmungen anzupassen. Das Schlagwort vom Testamentsvollstrecker war allerdings schon geschaffen worden. Ihm fiel in der nach seinem Tode rasch und heftig einsetzenden Mythenbildung in seiner Partei so viel Aufmerksamkeit zu, da au enstehende Beobachter sich des Eindrucks nicht erwehren konnten, da die Erinnerung an den Propheten selber verdunkelt werde; radikale schiitische Richtungen schienen mit der Lehre von Mohammed als dem letzten Gesandten Allahs in Konflikt zu geraten.
640 Die Legitimation Muwijas
VII. Die Fitna
Einzig Muwijas Art, das Quraiöitentum als ein tragendes Merkmal der Gesellschaft zu betonen, machte die uneingeschrnkte Rezeption der Erinnerung an Mohammed mglich. Gegen Ende der Schlacht bei iffn spielt eine Szene, in der Muwija sich darber beklagt, die Quraiöiten aus aö-äam untersttzten ihn nicht einhellig. Al-Wald b. Uqba, den Al einst auf Befehl Umns ausgepeitscht hatte, wies diese Kritik zurck, doch Muwija lie sich nicht davon abbringen; die irakischen Quraiöiten ihrerseits setzten sich fr das Leben Als ein, beharrte er. Ganz im Gegenteil, fiel ihm al-Wald ins Wort, es sei Al, dank dessen Person sie Schutz genssen ñ hier kommt bereits zum Ausdruck, was eben in Kenntnis der reichen frhschiitischen Literatur festgestellt wurde.290 In der berlieferung spricht Marwn b. al-akam die Prestigeprobleme der Partei Muwijas unverblmt aus: Al lehne es ab, einen seiner Shne oder Abdallh b. al-Abbs sowie dessen Brder in einen Zweikampf gegen gleichrangige Gegner aus den Reihen der Quraiöiten von aö-äam zu schicken; und ein Auftrumpfen mit dem Vterruhm sei der Seite Muwijas nicht gut mglich. Denn whle man den Islam zum ma geblichen Gesichtspunkt, dann habe Als Partei das Prophetentum Mohammeds fr sich; greife man auf die Heidenzeit zurck, dann msse man einrumen, da bislang nur Jemenier Knige gewesen seien;291 berufe man sich gegenber allen Arabern auf Quraiö, dann fragen sie, warum man denn nicht den Nachkommen Abd al-MuÅÅalibs den Vorrang zuerkenne. Nur weil er die Erstrmung der Residenz Umns und die Kamelschlacht erlebt habe, bekrftigt Marwn, habe er es nicht ber sich gebracht, fr Al Partei zu ergreifen; dieser sei der Mann mit dem hchsten Vterruhm und der besten Kenntnis von der Glaubenspraxis. Schlie lich soll sich Muwija die Ergebenheit der Quraiöiten in aö-äam durch namhafte Zuwendungen erkauft haben.292 Spter, als die Schiedsmnner in D mat al-andal tagten,293 rief Muwija fhrende Quraiöiten aus anderen Sippen als der seinigen zusammen, um sie fr die geplanten ñ und im Jahre 39 durchgefhrten ñ Feldzge gegen Al zu gewinnen. Unter ihnen befanden sich Abdallh b. az-Zubair und Abdallh b. Umar. Seine Gste hielten ihm vor, der Krieg sei vorber.294 Ergebnisse dieses Treffens sind nicht bekannt. Abdallh b. az-Zubair sollte, nachdem es Muwija nicht gelungen war, auf Dauer eine Vater-Sohn-Thronfolge durchzusetzen, selber das Kalifat an sich rei en.295 ñ Die Stellung der Quraiöiten, die nicht von Abd al-MuÅÅalib abstammten, war in der Partei Als heikel. Fr die Gegenseite galt: Muwijas sbiqa war verglichen mit derjenigen Als nicht beeindruckend, aber wenn das Quraiöitentum und Muar bei den jetzt herrschenden Verhltnissen irgendwo zhlen durften, dann eben nur bei Muwija. Nicht nur mit Geld frderte er seine politischen Belange. Im Lichte seines Ringens um Legitimitt verstehen wir nun, weshalb er in Mekka das Haus adas erwarb und es mit dem seines Vaters Ab
Sufjn verband.296 Nicht die sbiqa, sondern die berwindung der durch Mohammeds Prophetentum verursachten Spaltung der Quraiöiten war der Gesichtspunkt, unter den er sein Kalifat stellte, ja stellen mu te. Indem er dies zur Richtschnur seines Handelns machte, gewann er als der Garant der in der Botschaft Mohammeds enthaltenen Einheit stiftenden Kraft Statur. Die fhrerlos ihren Unbeherrschtheiten und Unbeson-
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nenheiten berlassene heidnische Gesellschaft war das schreckliche Gegenbild, dem auch Mnner, die wie Kab b. Mlik keine Muariten waren, nicht mehr die geringste Sympathie entgegenbringen konnten. Die Bedachtsamkeit (arab.: al-ilm), die die Quellen Muwija nachrhmen, zeigte hier ihren damals geltenden Sinnzusammenhang. Dieser war keineswegs Ñvorislamischì, denn er stand nicht im mindesten fr ein widergttliches Knigtum (arab.: al-mulk), wie die irakisch-abbasidische Polemik spter unermdlich behaupten sollte. Die Bedachtsamkeit und ihre Frchte gaben vielmehr den Boden ab, auf dem sich der ÑIslamì als die Grundordnung eines nicht mehr rein kmpferisch aufgefa ten Gemeinwesens entwickeln konnte.297 Dies geschah eben nicht dort, wo er zuerst ñ durch Abdallh b. Sabas Hinweis auf das ÑVermgen der Muslimeì ñ zum Gegenstand politischer Bestrebungen gemacht worden war. Das hei t natrlich nicht, da unter Muwija die Kriege gegen die Andersglubigen aufgehrt htten. Im Gegenteil, sie wurden energisch vorangetrieben,298 aber sie waren nicht mehr der einzige Daseinszweck der Ñbesten Gemeinschaftì. Um es anders auszudrcken: Der Dschihad wurde zu einer ÑPflicht der hinreichenden Anzahlì (arab.: far al-kifja); wer nicht an ihm teilhatte, erlegte zwar nach wie vor die adaqt, aber diese verloren den Charakter einer Bu leistung und wurden als Almosen verstanden. Im Zuge dieses tiefgreifenden Wandels wuchs dem erinnerten Propheten eine neue, im Laufe der Jahrhunderte immer ausgedehnter interpretierte Aufgabe zu, die uns zum ersten Mal in den Blick fiel, als wir uns mit den berlieferungen ber sein Sterben beschftigten. In seiner Gestalt, in dem, was ber ihn gesagt wird, ist seine Rechtleitung, die er der Urgemeinde vermittelte, nach wie vor lebendig. Sie fhrt den Muslim durch die Fhrnisse des Alltags: Der Islam im uns heute gelufigen Sinn betritt die Bhne der Geschichte.
Kapitel VIII: Der Islam 1. Die Himmelfahrt des Propheten ÑDann brachte man des Nachts den Gesandten Allahs vom geheiligten Gebetsort zum fernsten Gebetsort (arab.: al-masid al-aq), der der Tempel von Jerusalem ist. Der Islam hatte sich damals in Mekka schon unter den Quraiöiten und unter allen Stmmen ausgebreitet.ì Mit diesen Worten leitet Ibn Isq sein Kapitel ber die Nachtreise des Propheten ein, die zum Ort des Aufstiegs in den Himmel fhrt. Eine ganze Reihe von Gewhrsmnnern brgt fr die Wahrheit der Geschichte, die Ñein belehrendes Beispiel fr die Verstndigenì ist und denen, Ñdie glauben und fr wahr halten und sich Allahs vllig gewi sind, eine Bestrkung, ein Zeichen der Rechtleitung und der Barmherzigkeitì bietet. ÑNach seinem souvernen Willen gewhrte Allah ihm eine nchtliche Reise, so da (der Prophet) einiges von Allahs Herrschen, von seiner gewaltigen Macht und von der Kraft schaute, durch die er schafft, was er will.ì Und dies geschah so: Gabriel weckte den Gesandten, der in der halbkreisfrmigen Einfriedung der Kaaba schlummerte, fhrte ihn an die Pforte des Gebetsplatzes und hie ihn auf ein Reittier steigen, das dort wartete. Es war halb wie ein Maultier, halb wie ein Esel, an den Unterschenkeln waren ihm Flgel gewachsen, die die Beine beim Galoppieren weit nach vorn trieben. Als Mohammed es besteigen sollte, scheute es unwillig. Gabriel legte dem Tier die Hand auf die Mhne und fragte vorwurfsvoll: ÑSchmst du dich nicht, Burq? Bei Allah, noch nie ist auf dir ein Knecht Allahs geritten, der ihm lieber gewesen wre als Mohammed!ì Da war das Tier so verlegen, da ihm die Schwei perlen herunterrannen. Fortan war es fgsam. In Windeseile trug es den Gesandten Allahs nach Jerusalem, Gabriel hielt Schritt. Man traf auf eine Schar Propheten, unter ihnen Abraham, Mose und Jesus. Mohammed trat vor sie hin und leitete ein rituelles Gebet. Danach reichte man ihm zwei Gef e, in dem einen war Wein, in dem anderen Milch. Mohammed griff nach dem mit der Milch und rhrte den Wein nicht an. Da sprach Gabriel: ÑDu bist zur ursprnglichen Wesensart (arab.: al-fiÅra) geleitet worden; deine Glaubensgemeinschaft, Mohammed, wurde auf den rechten Weg gewiesen, der Wein ist euch untersagt.ì ñ In einer anderen Fassung wird ihm auch ein Gef mit Wasser dargeboten, das er ebenfalls ablehnt. Htte er daraus getrunken, wre seine Glaubensgemeinschaft gleich derjenigen Noahs in einer Flut umgekommen. ñ Am nchsten Morgen berichtete Mohammed den Quraiöiten von diesem Erlebnis. Sie mochten nicht glauben, da er in einer Nacht von Mekka nach Jerusalem und zurck gereist sein sollte; viele schworen dem Islam ab. Auch Ab Bakr war erstaunt und zeigte sich unglubig, als er erfuhr, wovon Mohammed an der Kaaba erzhlte, meinte dann aber, auch die Offenbarungen kmen in einem kurzen Augenblick vom Himmel herab, sei es nachts oder am Tag. Und als Ab Bakr selber alles aus dem Mund des Propheten gehrt hatte, da war bei ihm keine Spur mehr von den Zweifeln; Mohammed rhmte ihn als den Ñtreu
Die Nachtreise nach Jerusalem
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Die Himmelfahrt von Jerusalem aus
VIII. Der Islam
Glaubendenì (arab.: a-iddq), eine Auslegung dieses Beinamens, die haftenblieb. ber die aber, die wegen dieser Erzhlung des Propheten vom Islam abgefallen waren, liest man in der Offenbarung: ÑMit dem Traum, den wir dir zeigten, beabsichtigten wir, die Menschen in Verwirrung zu strzen, desgleichen mit dem verfluchten Hllenbaum,1 der im Koran (beschrieben ist): Wir versetzen sie in Furcht. Doch treibt sie das immer weiter in ihre Aufsssigkeit hineinì (Sure 17, 60). Wie diese Nachtreise wohl zu verstehen sei, ist schon frh errtert worden. iöa glaubte zu wissen, da Mohammed sich nur mit seinem Geist aus Mekka entfernt habe, sein Leib sei am Ort geblieben. Muwija dagegen sprach von einem Traum besonderer Art, der einen Wahres, Reales erleben lasse. Im gleichen Sinn behauptete az-Zuhr, Mohammed habe Abraham, Mose und Jesus ganz genau beschreiben knnen; berdies habe Abraham ja auch seinem Sohn erffnet, da er im Traum geschaut habe, wie er ihn opfere (Sure 37, 102), also einen tatschlichen Befehl Allahs empfangen habe: Eingebungen werden den Propheten zuteil, gleichviel ob sie wachen oder schlafen. Doch erzhlte man sich die Nachtreise auch ohne derartige Vorbehalte, ganz so als ob Mohammed sie leibhaftig vollfhrt htte. Merkwrdigerweise werden in diesem Falle der Anfang und das Ende in das Haus von Umm Hni bt. ab Älib verlegt; sie war die Frau, um deren Hand Mohammed seinen Onkel Ab
Älib so instndig gebeten hatte. Er hatte sie ihm aber verweigert und Umm Hni mit einem Maz miten verehelicht. Diesem hatte sie einen Sohn namens ada geboren, der bei iffn auf der Seite Als focht.2 Da Umm Hni den Islam annahm, wurde die Verbindung mit dem Maz miten aufgelst. Mohammed, der sie nun bedrngte, mit ihm die Ehe einzugehen, wurde von ihr abgewiesen.3 Jedenfalls wird in dieser Version der wunderbaren Reise angenommen, da Mohammed bei Umm Hni das Nachtgebet vollzieht und danach das Morgengebet. Umm Hni, die als erste erfhrt, was in der Zwischenzeit geschehen ist, mchte ihn daran hindern, den unglubigen Quraiöiten von der Nachtreise zu berichten. Doch er l t sich nicht aufhalten. Den Beweis fr die Wahrheit, verkndet er den Spottenden, knnten sie in Krze selber in Augenschein nehmen. Denn er sei auf dem Hinweg an der Karawane der Ban
NN vorbergekommen; das Gerusch seines Reittiers habe sie aufgeschreckt, eines der Kamele sei durchgegangen, und er habe den Reisenden gezeigt, wohin es geflchtet war. Auf dem Rckweg sei er in der Tihama auf eine andere Karawane gesto en, die dort rastete. Er habe Durst gehabt; da alle schliefen, habe er ohne zu fragen den Deckel von einem Krug genommen, daraus getrunken und ihn wieder verschlossen. Diese Karawane treffe gerade am Rande von Mekka ein, das erste Kamel des Zuges sei so und so beschaffen und mit zwei Scken beladen, der eine schwarz, der andere bunt. Man strzte an den beschriebenen Ort und fand alles, wie Mohammed gesagt hatte. Die Reisenden, denen er auf dem Hinweg den Schrecken eingejagt hatte, waren bereits in Mekka, und auch sie besttigten seine Aussagen.4 Ibn Isq schildert unmittelbar nach der Nachtreise die Himmelfahrt, wobei er als Gewhrsmann vorwiegend Ab Sad al-udr (gest. um 684 oder um 693) heranzieht. Dieser gehrt auch zu den Brgen der Nacht-
1. Die Himmelfahrt des Propheten
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reise, ist dabei aber einer unter vielen. ÑIch vernahm, wie der Gesandte Allahs erzhlte: ÇAls ich erledigt hatte, was in Jerusalem zu tun warëì ñ die Wahl des richtigen Getrnks und das Vorbeten ñ ÑÇbrachte man eine Leiter. Etwas Schneres als sie habe ich noch nie gesehen. Sie ist es, worauf der Sterbende die Augen richtet, wenn seine Stunde schlgt. Mein Begleiter befahl mir, darauf emporzusteigen. Wir gelangten schlie lich an eine der Pforten des Himmels, die man die Pforte der Wchter nennt. An ihr ist ein Engel namens Ismael postiert, der zwlftausend andere unter sich hat, und von diesen hat jeder wiederum zwlftausend unter sich.ë (Ab
Sad) spricht: ÇDer Gesandte Allahs sagte, als er diese berlieferung mitteilte, da die Heere des Herrn nur diesem bekannt seien.ë ÇAls Gabriel mit mir eintrat, fragte der Engel am Tor: Wer ist das? Gabriel antwortete: Das ist Mohammed. ñ Ist er denn schon berufen worden? ñ Ja! ñ Da erflehte der Wchterengel auf mich mit Gesten und Worten (?) den Segen herab.ëì ñ Einer anderen Quelle entstammt ein ausschmckendes Detail, das Ibn Isq hier einschiebt: Einer der Engel starrt dem Gesandten Allahs finster entgegen, kein Hauch von Freundlichkeit hellt seine Miene auf; das sei der Hllenwchter, belehrt Gabriel seinen Schtzling, der einen neugierigen Blick auf das tosende Flammenmeer werfen darf. Dann wird der Hllenschlund wieder zugedeckt. ñ ÑÇAls ich den (der Erde) nchstgelegenen Himmel betrat, sah ich da einen Mann sitzen, dem die Geister der Shne Adams dargeboten wurden. Zu einigen, die ihm gezeigt wurden, sprach er Angenehmes und freute sich: Ein guter Geist aus einem guten Leib! Anderen rief er zu: Pfui! Dabei verdsterten sich seine Gesichtszge: Ein schlechter Geist aus einem schlechten Leib! Wer das sei, erkundigte sich Mohammed bei Gabriel. Dein Vater Adam, lautete die Antwort, ihm werden die Geister seiner Nachkommenschaft gezeigt...ëì Manche der Bsen haben Lefzen wie Kamele, in den Hnden mssen sie Stcke von Glut halten, die sie sich in den Mund werfen, und sie scheiden die Glut unverdaut durch den After wieder aus: Das sind diejenigen, die das Vermgen von Waisenkindern veruntreut haben. Nicht besser ergeht es den Wucherern und den Hurern oder den Frauen, die ihren Mnnern au erehelich gezeugte Kinder unterschoben. Dann beginnt der Aufstieg durch die weiteren Himmel; laut Ab Sad al-udr erzhlte Mohammed, wie er im zweiten Jesus und Johannes den Tufer traf, im dritten Josef, im vierten Idrs,5 von dem es im Koran hei t. ÑWir hoben ihn an einen hohen Ort emporì (Sure 19, 57). Im fnften Himmel fllt Mohammed ein Mann mit wei en Haupthaar und Bart ins Auge, es ist Aaron. Im sechsten begegnet er Mose; seine Hautfarbe ist brunlich, die Hakennase prgt seine markanten Zge. Im siebten Himmel hockt ein Mann auf einem Podest neben der Tr zum Ñvielbesuchten Hausì, dem Urbild der irdischen Kaaba; Tag fr Tag kommen siebzigtausend Engel, sie betreten es und werden erst am Jngsten Tag zurckkehren. ÑEuer Gefhrte sah niemals jemanden, der ihm hnlicher gewesen wreì, versichert Mohammed in der berlieferung Ab Sad al-udrs. Natrlich handelt es sich um Abraham, Ñdeinen Vaterì, wie Gabriel betont. Auf dem Gipfelpunkt der Himmelsreise ergibt sich die Gelegenheit zu einer Stippvisite im Paradies. Eines der Mdchen hat auffallend tiefrote Lippen; es ist Zaid b. ria vorbehalten, dem Schutzbefohlenen Mo-
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Die ltere Fassung: die Himmelfahrt von Mekka aus
VIII. Der Islam
hammeds.6 ber andere Eindrcke des Propheten erfahren wir nichts, denn sogleich beginnt der Abstieg. Als Mohammed an Mose vorbeikommt, fragt dieser, wieviele Gebete Allah ihm und seiner Gemeinde abverlange. ÑFnfzig jeden Tagì, antwortet Mohammed, worauf Mose zu bedenken gibt: ÑDas rituelle Gebet ist beschwerlich, deine Glaubensgemeinschaft aber ist schwach. Geh zu deinem Herrn zurck und bitte ihn um Erleichterung fr dich und deine Glaubensgemeinschaft!ì So geschieht es, doch auch vierzig dnken Mose viel zuviel. ÑJedesmal wenn ich zu Mose zurckkehrte, schickte er mich wieder fort, bis (Allah) meine Last auf fnf Gebete je Tag und Nacht verringert hatte.ì Immer noch verlangt Mose, Mohammed solle Allah etwas abhandeln. Aber nun weigert sich Mohammed und bekennt, er schme sich schon vor Allah und wolle es bei dieser Anzahl belassen. ÑWer unter euch fnf verrichtet, indem er an sie glaubt und sie als fromme Taten fr sich anrechnen l t, dem wird ein Lohn zuteil, als htte er fnfzig gebetet.ì7 Ibn Isq fgt die Nachtreise und die Himmelfahrt zu einer einzigen Ereignisfolge zusammen. So wird es plausibel, da Mohammed von Jerusalem aus in die sieben Himmel emporsteigt, genauer: von Burq hinaufgetragen wird. Ganz anders verhlt es sich bei al-Wqid: ÑDer Gesandte Allahs bat seinen Herrn, er mge ihm das Paradies und die Hlle zeigen. In der Nacht zum Sonnabend, dem 17. Ramadan, achtzehn Monate vor der Hedschra, schlummerte der Prophet des Mittags8 in seinem Haus. Da kamen Gabriel und Michael zu ihm und sprachen: ÇAuf zu dem, worum du Allah batest!ë Und sie gingen mit ihm an einen Ort zwischen dem Standplatz (Abrahams) und dem Zemzembrunnen. Man schaffte eine Leiter herbei, und siehe, sie war so wunderschn anzuschauen wie sonst nichts! Beide stiegen mit ihm (auf der Leiter) in die Himmel empor, in einen nach dem anderen.ì Mohammed traf dort die Propheten, gelangte bis zum ÑChristdorn am u ersten Endeì (Sure 53, 14), und man lie ihn einen Blick auf das Paradies und die Hlle tun. ÑDer Gesandte Allahs erzhlte: ÇAls ich bis in den siebten Himmel vorgedrungen war, vernahm ich nichts weiter als das Kratzen der Schreibrohre.ëì Es wurden ihm die fnf Pflichtgebete auferlegt, Gabriel stieg mit ihm hinab, und Mohammed betete sie zu den vorgeschriebenen Zeiten.9 Al-Wqid verdankt diesen Text Ab Bakr b. Abdallh (b. Muammad) b. ab Sabra (gest. 778/9)10 Ñund anderenì. Auch im ad hat sich die Vorstellung gehalten, da Mohammed von Mekka aus in den Himmel entrckt wurde. Ab arr al-ifr11 verbindet sie mit der Legende von der "ffnung der Brust des Propheten und der Waschung des Inneren mit dem Wasser des Zemzembrunnens. Wie schon errtert, verlegt die sunnitische Rechtglubigkeit dieses Geschehen am liebsten in die Kindheit Mohammeds, hier aber wird es erzhlt, um seine Aufnahmefhigkeit fr jegliche Art von Weisheit (arab.: alikma) und Glauben (arab.: al-mn) verstndlich zu machen. Gabriel bringt eine goldene Schssel herbei, die mit diesen unschtzbaren Gtern gefllt ist, und leert sie in die geffnete Brust. Dann verschlie t er diese, nimmt den Gesandten Allahs bei der Hand und steigt zum ersten Himmel empor, wo man Adam trifft, der beim Anblick der zum Paradies Bestimmten lacht und ber die Verdammten weint. Weiter geht es hin-
1. Die Himmelfahrt des Propheten
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auf, zuletzt, nach der Begegnung mit Abraham, vernimmt Mohammed das Gerusch des Schreibrohrs und darf einen Blick in Paradies und Hlle tun. Nachdem er auf Anraten Moses die Zahl der tglichen Pflichtgebete auf fnf heruntergehandelt hat, gelangt er bis an den fernsten Christdorn und beobachtet, wie dieser von unbeschreibbar schnen Farben eingehllt wird.12 Was ihm einst bei der Berufung widerfahren war, jetzt, whrend der Himmelfahrt, erlebt er es noch einmal, und dies nicht als eine verstrende Vision, sondern als ein beglckendes Schauen in der unerschtterlichen Gewi heit seiner Erwhltheit. Zum knappen Bericht der Gewhrsmnner al-Wqids ist in dem von Ab arr verbrgten ad ein Hinweis auf ÑWeisheit und Glaubenì hinzugefgt worden, der gleich unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird. Sechs Monate nach der Himmelfahrt, so al-Wqid, machte Mohammed von sich reden, indem er sich eines weiteren Wunders rhmte: Er sei ber Nacht in Jerusalem gewesen. So jedenfalls versteht man die Koranstelle, die sich hierauf beziehen soll: ÑPreis sei dem, der seinen Knecht eines Nachts vom heiligen Gebetsplatz (in Mekka) zum fernsten Gebetsplatz (arab.: al-masid al-aq) versetzte, dessen Umgebung wir segneten; wir wollten ihm einiges von unseren Zeichen zeigen. Allah hrt und sieht (alles)ì (Sure 17, 1). Allah sendet mancherlei Zeichen, so hei t es spter in derselben Sure; er will den Menschen Furcht einjagen. So gab er den am d eine geweihte Kamelstute, doch sie lie en sich davon nicht beeindrucken und tteten sie (Vers 59). ÑWir sagten dir doch, dein Herr umfa t die Menschen ganz und gar! Der Traum, den wir dich trumen lie en, sollte den Menschen nichts als eine Anfechtung sein, desgleichen der in der ÇLesungë (erwhnte) Baum. Wir fl en ihnen Furcht ein, doch sie verfangen sich mehr und mehr in hartnckiger Widersetzlichkeitì (Vers 60). Wie Ibn Isq wei auch al-Wqid, da der Gesandte Allahs die betreffende Nacht im Haus von Umm Hni bt. ab Älib zubrachte; dieses lag im Seitental Ab Älibs, wie wir zustzlich erfahren, und als es Morgen wurde, vermi ten die Ban Abd al-MuÅÅalib ihren Verwandten und machten sich auf die Suche.13 ñ Ein Jahr vor seiner Vertreibung ist Mohammed in hchster Gefahr; die Bemhungen, mit anderen arabischen Stmmen Verbindungen anzuknpfen, haben noch keine Ergebnisse gebracht: Diese bedrckende Lage ist der Hintergrund von al-Wqids berlieferung. Wie schon angemerkt, wurde der Eingangsvers von Sure 17, deren briger Text lter ist, nachtrglich hinzugefgt und nimmt auf den 60. Vers dieser Sure Bezug, wo von einem Traumgesicht gesprochen wird. Ursprnglich war es um die Drohworte Moses gegen die Israeliten (Vers 5) und um die Zerstrung Jerusalems gegangen; diese Andeutungen hatten die Mekkaner schrecken sollen.14 Wenn Mohammed jetzt von einem durch Allah auf wunderbare Weise herbeigefhrten Besuch in Jerusalem redete, dann sollten die Mekkaner inzwischen daraus etwas anderes ersehen, nmlich da er durch den Hchsten bevollmchtigt worden sei, die neue, endgltige Glaubensordnung zu verknden. Was fr Mohammed zur Debatte stand, seitdem er sich fest mit dem anfentum eingelassen hatte, war die Stiftung einer diesem angemessenen Glaubenspraxis (arab.: ad-dn). Deren Fehlen wurde, wie erinnerlich, in den Kreisen der Gottsucher schmerzlich beklagt. Mit der Nacht-
Die Nachtreise und die Hinwendung zum anfentum
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VIII. Der Islam
reise verbindet sich eine Aufklrung ber das wahre Wesen dieser Praxis: Sie empfiehlt die Milch, weist den Wein zurck, und deshalb ist nur sie geeignet, die ursprngliche Wesensart (arab.: al-fiÅra) zu bewahren; denn im Judentum wird der Weingenu bei kultischen Handlungen nicht nur geduldet, sondern sogar gefordert, und im Christentum ist er ein wesentliches Element der Eucharistie.15 Da der Wein aber eine berauschende Wirkung hat, schdigt er nach anfischer berzeugung die fiÅra, deren Reinerhaltung gem der im achten Jahr nach der Berufung entstandenen Sure 30 (Vers 30) heilswichtig ist. Alle Kinder, so wird es spter im ad hei en, stehen bei der Geburt in der fiÅra, erst die Erziehung durch andersglubige Eltern nimmt ihnen diese Bestimmung zum Heil und macht aus ihnen Juden, Christen oder Zoroastrier.16 Als sich Mohammed in seinen mittleren mekkanischen Jahren als einen Verfechter des anfentums zu erkennen gegeben hatte, bersah er noch nicht, welche Folgen dies fr sein Verhltnis zu Juden und Christen zeitigen werde; das thiopische Exil etlicher seiner Anhnger bezeugt die Nhe, die zwischen seinem und dem christlichen Kult zu herrschen schien.17 Seine Feinde, und das gilt noch fr Sure 17, sind die Quraiöiten, und zwar vorzugsweise diejenigen von ihnen, die au erhalb des Schwurbundes der ÑParfmiertenì stehen und sich nicht dem Erbe Abd al-MuÅÅalibs verpflichtet fhlen. Kurze Zeit vor seinem Weggang aus Mekka lernte Mohammed jedoch, sich selber als den Ñheidnischen Prophetenì zu begreifen (Sure 7, 157), der Ñgebietet, was recht ist, und verbietet, was verwerflichì ist; er ist es jetzt, der auch den Juden und den Christen die drckenden Fesseln abnimmt, die auf ihnen lasten, seitdem sie von der wahren, der abrahamischen Glaubensordnung abwichen. Im Kerntext von Sure 17 ist Mohammed, wie dargelegt, noch nicht zu diesem Selbstverstndnis vorgedrungen. Dem Verlangen seiner mekkanischen Feinde, er mge, um die Wahrheit seiner Verkndigung unter Beweis zu stellen, eine Quelle hervorsprudeln lassen, einen Garten mit Bchen herbeizaubern, er mge machen, da Stcke vom Himmel herabfallen oder da ein prchtiges Schlo dasteht, all solchen Wnschen hlt er entgegen, da er nichts weiter sei als ein Mensch, den Allah mit einer Botschaft betraute (Vers 93). Selbst wenn er in den Himmel emporstiege und eine Schrift herabbrchte, htten jene den Einwand parat, es handle sich um Blendwerk. Einem Engel ñ wie ihn sich die Mekkaner scheinheilig als Boten ersehnten ñ konnte Allah die Botschaft nicht bergeben, denn Engel laufen nun einmal nicht auf der Erde umher (Vers 95). Dies alles bringt Mohammed den Mekkanern in einer u erst gespannten Lage zu Gehr: Sie erwgen, ihn zu vertreiben (Vers 76), und er seinerseits droht ihnen mit Allahs Tcke, der einst Jerusalem zum Opfer fiel ñ vielleicht steht der Vernichtungsschlag gegen Mekka kurz bevor (Vers 51). Auf dem Festland wie auf dem Meer knnen die Frevler von der Strafe ereilt werden (Vers 66ñ 69). Was Mohammed in Sure 17 noch abgeht, ist die berzeugung, der zweite Abraham zu sein, wie er dies in frhmedinensischer Zeit unverblmt von sich behauptet: ÑAm nchsten stehen Abraham diejenigen, die ihm (zu seiner Zeit) folgten, und dieser Prophet (arab.: an-nab) und
1. Die Himmelfahrt des Propheten
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diejenigen, die glubig wurden. Allah ist der Freund der Glubigenì (Sure 3, 68).18 Erst in Sure 6, die man in die letzte mekkanische Zeit zu datieren hat, gibt er sich ausdrcklich als den Nachfolger Abrahams zu erkennen. ÑMein Herr umfa t alles mit seinem Wissen,ì l t er Abraham sprechen und hat dabei die quraiöitischen Heiden im Blick. ÑWie sollte ich die frchten, die ihr (Allah) beigesellt, wo ihr euch nicht einmal davor frchtet, Allah etwas beizugesellen, zu dem er euch keinerlei Vollmacht herabgesandt hat? Welche der beiden Parteien kann eher auf Sicherheit rechnen?... Diejenige, die glaubt und ihrem Glauben kein Unrecht beimischt, die hat die Sicherheit und geht den richtigen Weg!ì ruft Mohammed seinen Feinden entgegen, und sein Alter ego besttigt ihm: ÑDies ist unser Argument, das wir Abraham wider sein Volk gabenì (Sure 6, 81ñ 83).19 Der Abraham in Sure 6 konnte freilich nur deshalb so zuversichtlich und selbstsicher sprechen, weil Allah in seiner Gte ihm jeglichen noch so leisen Zweifel nahm: ÑSo zeigen wir Abraham (unser) Herrschen (arab.: al-malak t) ber die Himmel und die Erde und damit er einer von denen sein sollte, die Gewi heit erlangenì (Vers 75). Was in diesen Worten angedeutet wird, hat die muslimische Koranauslegung durchweg als eine Entrckung Abrahams in den Himmel aufgefa t, wodurch Allah ihm die Gelegenheit verschaffte, genau zu beobachten, was es mit dem verborgenen gttlichen Walten auf sich hatte. Es ist das fortwhrende, durch den Menschen nicht zu entrtselnde Bestimmen Allahs ber die Schpfung, dessen Abraham ansichtig wurde, ebenjenes Schpfertum des anfischen Gottesverstndnisses, das Mohammed bald im sogenannten Thronvers (Sure 2, 255) preisen wird.20 Die Vision der Himmelfahrt wie die ein halbes Jahr spter verbreitete Episode von der Nachtreise, letztere notdrftig mit dem in der bereits vorhandenen Sure 17 erwhnten Traumgesicht in Verbindung gebracht, sind eng mit Mohammeds nunmehr unmi verstndlich erhobenem Anspruch verbunden, nicht mehr nur ein Gesandter Allahs und ein Warner vor dem Verhngnis des Unglaubens zu sein, sondern als ein Prophet in der Nachfolge Abrahams die endgltige, die anfische Glaubenspraxis zu verknden und durchzusetzen. Sein Lebensschicksal wollte es, da ihm dies in Mekka zunchst nicht glckte; in Medina dagegen schuf er mit Sure 2 eine diesem Ziel gewidmete Verlautbarung. Die bereits vor der Vertreibung aus Mekka auf eine gewaltsame Bereinigung des Konflikts mit den heidnischen Landsleuten ausgerichtete Gesinnung Mohammeds21 scheint allerdings durch die verordnete anfische Glaubenspraxis hindurch. ÑKmpft auf dem Pfade Allahs gegen diejenigen, die euch bekmpfen!ì fordert er. Zu Auswchsen solle es nicht kommen, doch fhrt er fort: ÑTtet sie, wo immer ihr ihrer habhaft werdet, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben! Denn die Anfechtung ist schlimmer als das Tten!ì Nur am geheiligten Gebetsplatz drfe man nicht zu den Waffen greifen, es sei denn, die Quraiöiten tten es selber. ñ Was htten sie sonst tun sollen, wenn sie sich nicht freiwillig unterwerfen wollten? ñ ÑKmpft gegen sie, bis es keine Anfechtung mehr gibt und alle Glaubenspraxis Allah gewidmet ist!ì (Sure 2, 190ñ193). Das Kriegfhren wird, wie geschildert, rasch zum Inbegriff der Glubigkeit; nach al-udaibja wird es der Dschihad sein, der dem Gemeinwesen der ÑGlubigenì die
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Weitere Fassungen
Himmelfahrt und ÑWissenì
VIII. Der Islam
Lebenskraft vermittelt. Der islm, die abrahamische Hinwendung des ganzen Daseins zu dem einen Schpfer, wird zum Ungengenden, Zweitrangigen abgewertet, sofern sie nicht im Dschihad ihre Erfllung findet. Die Verteilungskmpfe und die unaufhebbare Ungleichheit des Prestiges, mithin das Scheitern der islamischen Gerechtigkeit und die Wiederbelebung des Vterruhms, enden damit, da die ÑGlubigenì die Waffen gegeneinander wenden. Unter den Ñfrhen Auswanderernì scheint niemand die Berichte von der Himmelfahrt und der Nachtreise tradiert zu haben. Was Ab arr alifr zur Himmelfahrt berliefert ñ man lutert vor dem Aufstieg Mohammeds Herz und fllt es mit Glaube und Weisheit ñ, luft unter einem weiteren Brgen um, einem gewissen Mlik b. aaa, der zu den azraitischen Ban Mzin b. an-Nar gehrte. Von ihm soll Anas b. Mlik, Mohammeds medinensischer Diener, ebendiese Fassung bernommen und verbreitet haben.22 Anas selber zog freilich eine andere Version vor, in der die Ñmekkanischeì Vorgeschichte fehlt. Ohne da Mohammeds Herz gelutert und mit Weisheit versehen werden m te, stellt man ihm das Reittier zur Verfgung, das ihn ohne Sumen nach Jerusalem trgt. Dort angelangt, bindet es der Gesandte Allahs genau an dem eisernen Ring fest, den schon die Propheten vor ihm fr diesen Zweck ntzten. Nachdem Mohammed das Getrnk der fiÅra gewhlt hat, steigt er durch die Himmel empor. Es ist der siebte, in dem er auf Abraham trifft, der sich mit dem Rcken an das Ñvielbesuchte Hausì lehnt, das Urbild der Kaaba.23 Nach dem Blick hinber ins Paradies feilscht Mohammed mit Allah um die tglichen Pflichtriten.24 Anas schmckte das Geschehen mit weiteren Einzelheiten aus: ÑIn der Nacht, in der man mich reisen lie , kam ich an Leuten vorbei, denen man mit Scheren aus Feuer in die Lippen schnitt. Das waren, erfuhr ich, dem Diesseits verbundene Prediger, die andere zur Frmmigkeit anhielten, sich selber aber verga en (vgl. Sure 2, 44).ì25 hnliches fgte man in Anasí Namen in die Erzhlung vom Aufstieg in den Himmel ein: Mohammed erblickte ÑMenschen mit Fingerngeln aus Messing, mit denen sie sich Gesicht und Brust zerkratztenì; das waren Gauner gewesen, die Ñdas Fleisch der Menschen gefressen und deren Ehre in den Schmutz gezogenì hatten.26 Mancherlei weitere Motive konnten sich an die eine oder die andere berlieferung anlagern, ohne da man noch zwischen Himmelfahrt und Nachtreise unterschieden htte. Bei Abdallh b. Mas d endet die Nachtreise am ÑChristdorn an der u ersten Grenzeì (Sure 53, 14); dieser wachse im sechsten Himmel, und das sei der Ort, an dem Allahs Bestimmen und die hierdurch gelenkte Schpfung aneinandersto en. Die fnf Pflichtgebete und die einer Anrufung Allahs hnelnden letzten Verse von Sure 2 nahm Mohammed dort entgegen, desgleichen die Vergebung, die alle Muslime erlangen werden, die der Vielgtterei endgltig abschwren.27 Auch wu te Abdallh b. Mas d, da Mohammed bei der Nachtreise einer Unterhaltung Abrahams, Moses und Jesu ber die Vorzeichen des Jngsten Tages hatte beiwohnen drfen.28 Das alles hat etwas von der Freude am Fabulieren. Doch sollte man die Tragweite der religisen Ideen nicht unterschtzen, die sich auf diese Weise Ausdruck verschaffen. Um diesen Ideen nherzukommen, wid-
1. Die Himmelfahrt des Propheten
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men wir uns zum Abschlu dieses Teilkapitels der Fassung, die uaifa b. al-Jamn zu verantworten hat. uaifas Lebensschicksal sei zuvor in wenigen Strichen skizziert. Sein Vater, ein Mann von den Ban Abs, war vermutlich wegen einer Blutfehde nach Medina geflohen; dort war er mit den ausitischen Ban Abd al-Aöhal einen Bund eingegangen und hatte sich mit ihnen verschwgert. Die Ausiten zhlen zu den jemenischen Arabern, weshalb man ihn fortan al-Jamn nannte. Wie es hei t, nahmen er und sein Sohn uaifa frh den Islam an, konnten aber bei Badr dem Gesandten Allahs noch nicht beistehen, da sie kurz vorher den Mekkanern in die Hnde gefallen waren. Bei Uud fand al-Jamn den Tod, sein Sohn focht in den weiteren Schlachten des Propheten und machte vor allem unter Umar von sich reden: Der Kalif bertrug ihm die Statthalterschaft von Ktesiphon. uaifa blieb im Irak, wir werden ihm gleich in Kufa begegnen. Er beteiligte sich an den Eroberungskriegen, die von dort aus den nordwestlichen Iran verheerten und Raij und Dinawar unterwarfen. Im Jahre 36 (begann am 30. Januar 656) soll uaifa gestorben sein.29 Der Gesandte Allahs, erzhlte er, habe ihm folgendes anvertraut: ÑMan brachte mir Burq, ein langgestrecktes wei es Reittier, das die Vorderhufe (stets) an den u ersten Rand (des sichtbaren Landes) setzte. Gabriel und ich, wir hielten uns auf seinem Rcken fest, bis ich nach Jerusalem kam. Uns ffneten sich die Pforten des Himmels, ich erblickte das Paradies und die Hlle.ì An dieser Stelle hob uaifa hervor: Ñ(Mohammed) betete nicht in Jerusalem.ì ÑIm Gegenteil!ì unterbrach ihn ein Zuhrer, Ñer betete dort sehr wohl!ì uaifa fuhr den Strenfried unwirsch an: ÑWie hei t du, Glatzkopf? Ich kenne dein Gesicht, aber nicht deinen Namen!ì ÑIch bin Zirr b. ubaiöì, antwortete jener, worauf uaifa nachhakte: ÑWoher wei t du, da Mohammed dort betete?ì Zirr erluterte: ÑAllah spricht: ÇPreis sei dem, der des Nachts seinen Knecht vom geheiligten Gebetsplatz zum fernsten reisen lie , dessen Umgebung wir segneten! Wir wollten ihm etwas von unseren Wunderzeichen zeigen. Allah hrt und sieht alles!ë (Sure 17, 1).ì ÑSo meinst du also, da (Mohammed) dort betete? Htte er das getan, dann wrdet auch ihr dort beten, so wie ihr auf dem geheiligten Gebetsplatz betet.ì Zirr b. ubaiö fgte noch hinzu: ÑUnd Mohammed band das Reittier an dem Ring fest, den die (brigen) Propheten hierzu benutzten.ì ÑFrchtete Mohammed etwa, Burq werde ihm durchgehen, wo doch Allah selber ihm dieses Reittier gegeben hatte?ì wunderte sich uaifa.30 Zirr b. ubaiö macht den kufischen Erzhler von Nachtreise und Himmelfahrt ñ in dieser Reihenfolge laufen bei uaifa die Ereignisse ab ñ darauf aufmerksam, da man dies alles nicht einfach nur berichten darf. Es folgen aus der von Zirr b. ubaiö wie von uaifa fr wahr gehaltenen Geschichte Verpflichtungen, was letzterem nicht hinreichend klar zu sein scheint. Das heilige Gebiet um die Kaaba herum ist gesegnet, wer wrde daran zweifeln, und da man sich hier whrend der Pilgerzeit ins Gebet versenkt, ist unbestritten. Wenn Allah aber auch jene Sttte in Jerusalem segnete, dann hat der Muslim dort die gleichen Pflichten. Mohammed, das berlieferten beispielsweise al-Wqids Gewhrsmnner, hatte in Jerusalem, kaum da er wieder den Boden der Erde betreten hatte, durch Gabriel angeleitet den Ritus in der von Allah gewnschten
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VIII. Der Islam
Weise vollzogen. Zirr b. ubaiö gehrte in Kufa zum Kreis um Abdallh b. Mas d. Einmal, unter dem Kalifat Umns, hatte Zirr Medina besucht, war mit Ubaij b. Kab zusammengetroffen und hatte sich von ihm ber die ÑNacht der gttlichen Machtì (arab.: lailat al-qadr) ins Bild setzen lassen. In Kufa nmlich begingen Abdallh b. Mas d und seine Gefhrten die Nacht zum 27. Ramadan, in der der Koran herabgesandt worden sein soll, nach eigenem Brauch: Sie veranstalteten eine rituelle Reise, bei der sie gefrbte ñ nicht: wei e31 ñ Gewnder trugen und aus Krgen leicht vergorenen Dattelsaft (arab.: an-nab) tranken, Ñwobei sie nichts Schlimmes fandenì, wie ein berlieferer anmerkt.32 In der ÑNacht der gttlichen Machtì wurde der Koran, Allahs ureigenes Wort, auf die Erde herabgesandt. Die Nachtreise nach Jerusalem ist ein gleichartiges Geschehen: ein zweiter Akt der bermittlung gttlicher Normen, deren Verbindlichkeit Zirr b. ubaiö unterstrich. Ab arr al-ifr ist einer der Tradenten der Himmelfahrt Mohammeds; Ab Sad al-udr brgt bei Ibn Isq fr sie und fr die Erzhlung von der Nachtreise nach Jerusalem, freilich in der umgekehrten, der Ñunhistorischenì Reihenfolge. Diese ergibt jedoch am ehesten Sinn, wenn man unter Zugrundelegung von Sure 17, Vers 1 den Propheten nach Jerusalem versetzt, damit er dort in einem von der Herabsendung des Korans unterschiedenen Akt der bermittlung heilswichtigen Wissens die der fiÅra gem en Gebetsriten im Detail vorfhre. Eine solche Verknpfung beider Visionen zu einem einzigen Vorgang macht den erinnerten Propheten erst eigentlich zu einem ber die blo e Verkndung der Rede Allahs hinaus Beachtung und Nachahmung heischenden Vorbild ñ nicht fr den muhid im engeren Verstndnis, sondern fr den Muslim. Dem, was Umar b. al-aÅÅb frchtete, einer ÑMischna wie derjenigen der Schriftbesitzerì,33 wchst Legitimitt zu, sofern ihr Inhalt glaubhaft mit dem Propheten in Zusammenhang gebracht werden kann. Diese ÑMischnaì ist keineswegs nur die Sache von Mnnern wie Ab
arr und Ab Sad, die fr die Kritik an den als ungerecht empfundenen Folgen der Eroberungskriege stehen. Gestalter und Propagandisten dieser neuen, ungeschichtlichen Auffassung vom Propheten und seinem Wirken sind vor allem Muslime, die jung waren, als sie in seinen Bann gerieten. uaifa b. al-Jamn, Mlik b. aaa, Anas b. Mlik, von deren Nachsinnen ber Nachtreise und Himmelfahrt wir erfuhren, mssen wir zu ihnen rechnen, desgleichen auch Abdallh b. Mas d, der, obschon unter die ersten Muslime gezhlt, wesentlich jnger als Mohammed war.34
2. Das Kalifat Abdallh b. az-Zubairs Die Schlacht auf dem Lavafeld
Der l-ia (begann am 1. August 683) des Jahres 63 war fr die Medinenser kein guter Monat: Die Schlacht auf dem Lavafeld endete mit einer dreitgigen Plnderung der Oase. Muwija, der vor ber zwei Jahrzehnten al-asan b. Al mit Geld zum Verzicht auf das Kalifat bewogen und sich seitdem in dem Ruhm gesonnt hatte, er habe nach dem blutigen Brgerkrieg die Ñeintrchtige Gemeinschaftì wiederhergestellt,
2. Das Kalifat Abdallh b. az-Zubairs
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war damals schon drei Jahre tot. Seither hatten sich die Gro en der alten Zeit und viele ihrer Shne geweigert, Muwijas Sohn Jazd, den der Vater zum Nachfolger bestimmt hatte, den Huldigungseid zu schwren. Nun war eine omaijadische Streitmacht vor der Stadt erschienen, hatte beim stlichen Lavafeld (arab.: al-arra) ein Lager aufgeschlagen und war bald darauf zum Angriff bergegangen. Sad b. ab Waqq war einer der vielgerhmten ersten Streiter fr den Propheten gewesen. Jetzt hatte sein Sohn Muammad gegen die Truppen aus aö-äam sein Bestes gegeben, hatte aber einsehen mssen, da die Soldaten des Kalifen berlegen waren. Sie fegten die Verteidiger hinweg und khlten an den Bewohnern Medinas ihr Mtchen. Die betagten Prophetengenossen brachten sich in Sicherheit, unter ihnen Ab Sad al-udr, der sich in einer Hhle verbarg. Ein Syrer sprte ihn auf und drang mit gezcktem Schwert in das Versteck ein. ÑDa zog auch ich blankì, soll Ab Sad spter erzhlt haben, Ñund ging auf ihn los, um ihm einen Schrecken einzujagen, in der Hoffnung, er werde sich von mir abwenden. Er kam aber unbeirrt auf mich zu. Sobald ich erkannt hatte, da es ihm ernst war, steckte ich das Schwert in die Scheide und sagte: ÇSolltest du Hand an mich legen, um mich zu tten, so werde ich jedenfalls nicht ein gleiches versuchen, denn ich frchte Allah, den Herrn der Welten.ë ÇWer bist du denn ñ Allah sei dein Vater anheimgegeben?ë fragte jener. ÇAb Sad al-udr!ë antwortete ich, worauf jener wissen wollte: ÇEtwa der Gefhrte des Gesandten Allahs?ë und indem ich dies bejahte, wich jener von mir zurck.ì35 Ein halbes Jahrhundert nach Mohammeds Tod ist die Ehrfurcht vor den letzten noch lebenden Zeugen der Urgemeinde so weit verbreitet, da Parteigrenzen, ja selbst die Feindschaft im Krieg ihre trennende Kraft einb en knnen. Dabei wird es zur Nebensache, ob der betreffende auf Heldentaten unter dem Banner des Propheten zurckblicken kann oder nicht: An der Schlacht am Berge Uud war Ab Sad noch nicht beteiligt, weil er fr zu jung erachtet worden war; dann aber, so hei t es lakonisch, zog er ins Feld.36 Aus der Rckschau mu te der Prophet die Schlacht auf dem Lavafeld natrlich vorausgeahnt und im Sinne von Mnnern wie Ab Sad, die die Erinnerung an ihn verkrperten, bewertet haben. Auf jenem Lavafeld Ñwerden die Besten meiner Gemeinde gettet werdenì. Abdallh b. Salm, das wird uns in einer mit diesem Ereignis befa ten Sammlung von berlieferungen versichert,37 habe schon zu Lebzeiten Muwijas bemerkt, da es im jdischen Schrifttum einen Hinweis gebe, demzufolge eines Tages an jenem Ort Mnner gettet werden, die am Ende der Zeiten mit geschultertem Schwert auferstehen und mit den Worten vor Allah treten werden: ÑUm deinetwillen fielen wir!ì Und auch unter Umar enthllte sich die Bedeutung jenes Gelndes, als durch dessen felsige Rillen nach einem starken Regen das Wasser rann, ein Wasser, das sich, weil es gerade erst vom Himmel gefallen war, eben noch in segensreicher Nhe zum Thron des Einen befunden hatte. ÑDurch diese Rillen wird das Blut der Menschen flie enì, sagte Kab al-Abr ahnungsschwer, worauf sich Umar weitere Prophezeiungen aus dessen Mund verbat. Abdallh b. azZubairs Neugier aber war geweckt; wann das sein werde, begehrte er zu erfahren. ÑHte dich, (in jenem Augenblick) auf dem Sprung zu sein!ì
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Die Mohammedfrmmigkeit
Streit um die Anerkennung des Kalifats Jazds
VIII. Der Islam
lautete die Antwort. Abd ar-Ramn, ein Sohn des Sad b. Zaid b. Amr,38 dichtete auf die Schlacht diesen Vers: ÑWenn ihr uns am Kampftag des Lavafeldes von Wqim39 ttet, dann sind wir die ersten, die gettet werden und den Islam bekannten!ì40 Der Sieg des syrischen Heeres ber Medina erscheint in dieser Sicht als ein Triumph der gegen den Islam gerichteten Krfte. Da diese von Muwija ausgegangen seien, konnte man allerdings nicht belegen.41 Im Gegenteil, gerade Muwija demonstrierte eine tiefe Mohammedfrmmigkeit. Als er auf den Tod erkrankt war, lie er sich in ein Gewand kleiden, das ihm der Prophet einst geschenkt hatte. In einem Flschchen bewahrte er abgeschnittene Fingerngel des Gesandten Allahs auf; er befahl, sie nun zu Pulver zu zerreiben und ihm in Mund und Augen zu streuen, Ñvielleicht erbarmt sich Allah meiner dank ihrer Segenskraftì.42 Man konnte allerdings auch nicht behaupten, Muwija habe sich mit au ergewhnlichem Eifer um die Propagierung des neuen Glaubens verdient gemacht. Er hatte sich in erster Linie auf das Quraiöitentum berufen und im brigen, den Erfordernissen der Zeit nachgebend, geduldet, da der Dschihad die Bedeutung des Gipfels jeglicher Glubigkeit allmhlich einb te. Damit wurde der Weg frei fr die Herausbildung einer neuartigen Erinnerung an Mohammed und die Urgemeinde, die den islm in den Mittelpunkt rckte und denen, die Zeugen dieses Islams des Propheten geworden waren, ein unbersteigbares Prestige zuwachsen lie , eine sbiqa, die sich nicht mehr mit dem deckte, was Umar mit diesem Begriff hatte ausdrcken wollen. Es galt jetzt der Stolz auf eine Zeitzeugenschaft, wie sie nur die ÑBesten der Gemeindeì in Anspruch nehmen durften, niemand sonst; ein formalisiertes Verfahren der Zuerkennung dieser Zeugenschaft konnte es allerdings nicht geben. Auch die Auffassung von Mohammed wandelte sich von Grund auf. Zuvor war er der Feldherr gewesen, der auf Allahs Anweisung die Glubigen in die Schlachten gegen den ÑUnglaubenì fhrte und sie lehrte, da Allah ihnen zwar das Vermgen und das Leben Ñabgekauftì habe (Sure 9, 111), sie aber zu ÑErbenì alles Landes machen werde (Sure 33, 26); jetzt begann man in ihm den von Allah berufenen Brgen einer Daseinsordnung zu sehen, die ber die Glaubenspraxis und ber die Erringung und Aufrechterhaltung von religiser und politischer Macht weit hinausging. Indem Muwija die islamische Gerechtigkeit umarscher Prgung verblassen lie , leistete er demnach einer ganz anderen Auslegung des Lebenswerkes Mohammeds Vorschub ñ und schuf dadurch gegen sich und sein Herrschertum ein Milieu des Widerstandes, das sich artikulierte, sobald er von der Bhne abtrat. Vor seinem Tod im Raab (begann am 4. April 680) des Jahres 60 hatte Muwija seinen Sohn Jazd als Nachfolger benannt, manche der Statthalter hatten ihn jedoch wissen lassen, sie knnten oder wollten in ihrem Amtsgebiet nicht fr die Einhaltung dieser Anordnung geradestehen. Jazd selber befand sich zu jener Zeit nicht in Damaskus, so da der Kalif zwei seiner erprobten Heerfhrer beauftragte, dem Sohn das Vermchtnis zu berbringen.43 Sobald Jazd nach dem Ableben Muwijas zum Kalifen erhoben worden war, setzte er alles daran, den Treueid der prominentesten Verweigerer zu erzwingen. Seinem Statthalter in Medina
2. Das Kalifat Abdallh b. az-Zubairs
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befahl er, al-usain b. Al, Abdallh b. az-Zubair und Abdallh b. Umar derart zu bedrngen, da sie dem Verlangen nachkommen wrden. Die Folge war, da zuerst Abdallh b. az-Zubair und nach ihm alusain nach Mekka auswichen.44 Nach diesem Fehlschlag besetzte Jazd den Posten des Statthalters in Medina neu und forderte ein entschlosseneres Vorgehen, in erster Linie gegen Ibn az-Zubair. Dieser fand jedoch in Mekka so viel Untersttzung, da er eine von Medina anrckende Truppe abwehren konnte. Aus Jazds gro spuriger Ankndigung, Ibn azZubair werde in Halsfesseln vor ihn treten,45 um ihm zu huldigen, wurde nichts. In Kufa, wo Muwijas treuer Anhnger an-Numn b. Baör die Stellung hielt, glaubten manche den Augenblick gekommen, doch noch einem Sohn Al b. ab Älibs, nmlich al-usain, zur Macht zu verhelfen. Dieser lie sich auf das Abenteuer ein und machte sich von Mekka auf den Weg nach Nordosten. In diesem Vabanquespiel mit tdlichem Ausgang schreibt man Ibn az-Zubair eine zwielichtige Rolle zu. Die Herrschaft stehe nun einmal nicht den Omaijaden zu, sondern uns, den ÑShnen der Auswandererì, und wenn er, Ibn az-Zubair, ber solch einen Anhang verfgte wie al-usain in Kufa, dann w te er nicht, was er Kufa vorziehen sollte. Freilich sei nicht auszuschlie en, das al-usain das Kalifat auch erringen werde, wenn er im Hedschas den Ausgang der Dinge abwarte.46 In Kufa hatte die omaijadische Seite frh erfahren, da sich al-usain mit einer Schar von Aufrhrern nherte. Man traf die ntigen Vorkehrungen und lie ihn gar nicht erst in die Heerlagerstadt hinein. Unversehens befanden sich die Rebellen in einer aussichtslosen Situation; sie konnten sich nicht einmal mit Trinkwasser versorgen. Alusain starb im alles entscheidenden Gefecht, wie man sagt, von dreiunddrei ig Lanzenstichen durchbohrt, von vierunddrei ig Schwerthieben verwundet.47 Seinen Todestag, den man auf den 10. Muarram 61 (10. Oktober 680) verlegt, begehen die Schiiten mit Trauerumzgen und mit Selbstgei elungen ñ zur Shne der Nachlssigkeiten der kufischen Parteignger, die seine Machtbernahme so stmperhaft vorbereitet hatten. Kaum war in Mekka der Tod al-usains bekannt geworden, da begann Ibn az-Zubair die Einwohnerschaft gegen die Omaijaden aufzuwiegeln. Ungefhr dies soll er den Leuten eingeredet haben: Die Iraker, allen voran die Kufaner, seien ble Verrter; sie htten al-usain zu sich gerufen und ihm versprochen, ihn nach Krften zu untersttzen; sobald er aber vor Kufa erschienen sei, htten sie ihn vor eine geradezu ungeheuerliche Wahl gestellt, nmlich er solle sich kampflos und freiwillig dem Statthalter Ubaidallh b. Zijd ausliefern und sich dessen Urteil fgen, oder aber er solle zur Waffe greifen, dann aber ohne die Mithilfe seiner kufischen Anhnger. Wenn Allah, so Ibn az-Zubair weiter, auch niemandem Einblick in das Verborgene gewhre, dergestalt da man den eigenen Tod vorherzusehen vermchte, so sei es al-usain dennoch klar gewesen, da es nur noch gelte, den ehrenvollen Untergang einem Leben in Schande vorzuziehen. ñ In ebendiesen Gedankenbahnen bewegt sich die schiitische Rhetorik der Trauer um al-usain bis auf den heutigen Tag.48 ñ Die omaijadischen Schergen htten sich freilich auch schon an anderen Warnern vergriffen, und was Allah verhngt habe, das trete
Die Ergreifung der Herrschaft durch Abdallh b. az-Zubair
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VIII. Der Islam
ein. Was folge aus alledem? Doch nur, da man den Omaijaden nie und nimmer vertrauen drfe. Wie auch, da sie in al-usain den Mann ermordet htten, der die Nchte in frommer Andacht durchwacht, der tagsber gefastet habe, den Mann, der anders als sie das Recht zur Herrschaft besessen habe, sowohl wegen der Glaubenspraxis, die er bestndig ausgebt habe, als auch wegen des Vorzugs seiner Herkunft! Al-usain, so steigert Ibn az-Zubair seine Agitation, habe niemals die Rezitation der ÑLesungì durch das Singen von Liedern ersetzt, niemals das Weinen aus Furcht vor Allah durch den aufmunternden Gesang nach Art der Kameltreiber, nie das Fasten durch den Genu von Wein, nie das Sitzen im Kreis der Allahs Gedenkenden durch die Teilnahme an einer Jagdpartie. So stachelte Ibn az-Zubair das Ressentiment der gottesfrchtigen Provinzler auf, die sich im Besitz der Kenntnis von der gottgeflligen Lebensweise des Propheten dnkten, und nahm sie gegen den Hof im fernen Damaskus ein, den sie sich gern als einen Sndenpfuhl ausmalen mochten. Viele Mekkaner huldigten heimlich Ibn az-Zubair, Jazds hedschasischer Statthalter scheint von den Umtrieben gewu t zu haben, ohne sie zu unterbinden. Wie schon im Zusammenhang mit der Schlacht auf dem Lavafeld geschildert, kommen auch hier vermeintliche Prophezeiungen ins Spiel. Abdallh, Amr b. al-í frommer, weltabgewandter Sohn, wurde durch den hedschasischen Statthalter Jazds befragt, was die Zukunft bringen werde. Abdallh sei ein Kenner des Buches Daniel49 gewesen und habe folgendes geantwortet: ÑDer bewu te NNì ñ also Ibn azZubair ñ Ñist zweifellos einer der Knige, denen ihre Angelegenheiten glcken, bis sie als Knige sterben werden.ì Diese Weissagung habe den Statthalter einerseits noch mehr gegen Ibn az-Zubair aufgebracht, ihn andererseits jedoch zu einem u erst freundlichen Umgang mit ihm bewogen.50 Im Jahre 62 (begann am 20. September 681) spitzte sich die Lage zu. Ein neuer Gouverneur fr den Hedschas traf in Medina ein, der seine wichtigste Aufgabe nicht darin sah, gegen jene vorzugehen, die die Huldigung verweigerten, sondern die Sklaven und Schutzbefohlenen seines Vorgngers festzunehmen. Dieser befreite seine Leute mit einer List und begab sich zu Jazd nach Damaskus. Er machte dem Kalifen deutlich, da Ibn az-Zubair berall in Medina und Mekka seine Anhnger habe. Man habe nichts anderes tun knnen als nach au en hin gute Miene zum bsen Spiel zu machen. Insgeheim aber habe man Ibn az-Zubairs Anordnungen behindert, wo es mglich war; man habe die Stra en nach Mekka bewacht und sich Kenntnis von allen Personen verschafft, die dorthin reisten; htten diese im Verdacht gestanden, Ibn az-Zubair zu untersttzen, habe man sie festgesetzt. Jazd wechselte noch einmal den Statthalter ber den Hedschas aus. Wenn man eine Abordnung vornehmer Medinenser zu Jazd schicke, wrden sich die Schwierigkeiten ausrumen lassen, hoffte der neue Amtsinhaber. Eine Anzahl geeigneter Mnner reiste an den Hof, unter ihnen Abdallh b. anala, der Sohn des Ñvon den Engeln Gewaschenenì und Enkel des ÑMnchsì Ab
mir.51 Der Kalif behandelte die Medinenser zuvorkommend und stattete sie mit reichen Gaben aus. Die Streitigkeiten jedoch konnten augenscheinlich nicht beigelegt werden. Sobald die Abgesandten zurckge-
2. Das Kalifat Abdallh b. az-Zubairs
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kehrt waren, zogen sie bsartiger als zuvor ber Jazd her: Er beachte nicht die Glaubenspraxis, trinke Wein, vergnge sich mit Sngerinnen, spiele mit Hunden, umgebe sich abends mit schamlosen Burschen ñ kurzum, er sei nicht tragbar, und deshalb erklre man ihn fr abgesetzt.52 Um die Wende von 62 auf 63 schworen viele Medinenser Abdallh b. anala einen Treueid und griffen Jazds Statthalter, die in der Stadt lebenden Omaijaden und deren Freigelassene an sowie alle brigen Quraiöiten, die zum Damaszener Kalifat hielten. An die tausend Menschen sollen es gewesen sein, die ihre Wohnsitze verlie en und sich in das Anwesen Marwn b. al-akams flchteten. Es gelang ihnen, einen Vertrauensmann nach Syrien zu entsenden, der Jazd ber die dramatischen Vorgnge im Hedschas unterrichtete. Als in Medina ruchbar wurde, da der Kalif als Antwort auf ihre Rebellion Truppen in Marsch gesetzt hatte, schlo man Marwn und die Flchtlinge ein und wollte sie zur Aufgabe zwingen. Man werde sie umbringen, es sei denn, sie verpflichteten sich, aus Medina abzuziehen, allerdings ohne dem heranrckenden Feind irgendwelche Hinweise auf die Breschen in der Verteidigung zu geben. In ihrer Not sagten sie dies zu. Mit ihrem Gepck brachen die Vertriebenen nach Norden in das ÑTal der Ortschaftenì auf, wo man auf die von Jazd nach Sden abkommandierten Truppen traf. Marwns Sohn Abd al-Malik, der sptere Kalif, soll es gewesen sein, der den omaijadischen Befehlshabern riet, im Osten Medinas die Entscheidung zu suchen und daher des Morgens, mit der aufgehenden Sonne im Rcken, den Kampf aufzunehmen.53 Den Ausgang des Gefechts kennen wir bereits.54 Die Sieger marschierten nach Mekka weiter, wo Ibn az-Zubair inzwischen als Kalif herrschte. Doch bevor sie dort eintrafen, starb der von Jazd ernannte Feldherr; an seine Stelle trat der dafr vorgesehene Ersatzmann. Bereits im Muarram (begann am 30. August 683) des Jahres 64 riegelte man Mekka von der Au enwelt ab. In die Stadt waren zahlreiche Medinenser und auch etliche Charidschiten geeilt, um Ibn az-Zubair beizustehen. ber ungefhr zwei Monate, bis zum Anfang des Rab al-auwal, zogen sich die Kmpfe hin, ohne da man einer Entscheidung nhergekommen wre. Am 3. Rab al-auwal brachten die Angreifer eine Wurfmaschine in Stellung und beschossen die Stadt. Da sie dabei den Brand der Kaaba verursacht htten, ist ein Propagandamrchen; die Feuersbrunst war auf die Unachtsamkeit eines Mekkaners zurckzufhren.55 Whrend dieser Vorgnge starb Jazd in der Nhe von Hims, und zwar am 14. Rab al-auwal. Sechzehn Tage spter war die Kunde hiervon bei Ibn az-Zubair; die omaijadischen Belagerer hatten noch nichts davon gehrt. Doch wurden sie schnell durch die Eingeschlossenen von dieser Wende der Dinge in Kenntnis gesetzt. Man einigte sich darauf, da die Soldaten aus aö-äam die Kaaba umkreisen drften und dann heimkehren wrden. So geschah es.56 Der berraschende Tod Jazds brachte Muwijas Lebenswerk vollends zum Einsturz. Zwar versuchte man in Damaskus, das Kalifat in seiner Linie zu bewahren, und bestimmte einen Sohn Jazds, Muwija II., zum neuen Herrscher. Der erst im vierzehnten Lebensjahr stehende Jngling starb aber schon knapp zwei Monate spter. Unverhofft war Ibn azZubair die wichtigste Figur auf der politischen Bhne des Islams gewor-
Der Zusammenbruch der omaijadischen Herrschaft
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Die L nder des zubairidischen Kalifats
VIII. Der Islam
den. Da seine Vorstellungen von islamischer Machtausbung nicht denjenigen Muwijas entsprachen, wird im einzelnen darzulegen sein. Soviel sei vorausgeschickt: Zuerst verbreitete Ibn az-Zubair die Parole, der neue Herrscher ber die muslimische Gemeinde msse aus einer Beratschlagung (arab.: aö-ö r) hervorgehen, wie dies ja im Falle Umn b. Affns gewesen war. Es gengt ein Blick auf die grundstrzenden Vernderungen auf der politischen Landkarte, die seitdem eingetreten waren, um die Abwegigkeit dieses Vorschlags zu erkennen. Als einige Monate nach dem Tod Jazds verstrichen waren und auch die Farce um den bedauernswerten Muwija II. ein Ende gefunden hatte, lie Ibn azZubair in diesem Punkte den geheiligten Brauch der Altvorderen fahren und erklrte sich selber zum Kandidaten fr das Kalifat; am 9. Raab (1. Mrz 684) nahm er in Mekka die Huldigung entgegen.57 Der Zerfall der omaijadischen Macht schritt im Jahre 64 in bengstigender Geschwindigkeit voran. Ubaidallh b. Zijd, Jazds Statthalter im Irak, wurde aus Basra vertrieben, nachdem die dortigen Klanfhrer zunchst zugesagt hatten, ihn so lange zu dulden, bis ein neuer Kalif die Zgel in die Hnde genommen haben werde. Als Werber fr den Kalifen Abdallh b. az-Zubair auftauchten, war es mit solcher Vorsicht vorbei, Ubaidallh mu te sich bei einer ihm freundlich gesonnenen Sippe in Sicherheit bringen. Ein Muarite und ein Rabite, so lautete die Absprache unter den Klanfhrern, sollten entscheiden, wer in Basra das Sagen haben werde. Der Muarite dachte an einen Omaijaden, war aber schlie lich damit einverstanden, den Rabiten die Wahl treffen zu lassen; dieser wnschte sich ñ denken wir an Al b. ab Älibs Verhltnis zu den Ban Raba ñ einen Höimiten. Viele Kandidaten dieser Herkunft standen nicht zur Verfgung. Abdallh, ein Sohn von al-ri b. Naufal b. alri b. Abd al-MuÅÅalib b. Höim, erfllte diese Bedingung; doch nicht nur das! Seine Mutter war eine Tochter Ab Sufjns, und ein Onkel hatte in Medina das Amt des Q innegehabt, als dort Marwn b. al-akam der Statthalter Muwijas gewesen war.58 Sehen wir einmal von dieser fast schon wunderbaren Verbindung der widerstreitenden genealogischen Erfordernisse in einem einzigen Stammbaum ab, so knnen wir diesem Mann nach Ausweis der Quellen leider keine weiteren Meriten zuschreiben. Mit der omaijadischen Kontrolle Basras hatte es jedenfalls ein Ende, Ubaidallh b. Zijd machte sich eines Nachts davon, auf einem Esel, wie erzhlt wird, denn das Reiten auf einem Kamel war ihm zu anstrengend geworden.59 Durch den stndigen blutigen Kleinkrieg gegen die Charidschiten war die Macht der Omaijaden im Irak untergraben worden, so wie vorher schon die Herrschaft Al b. ab Älibs. Der Tod al-usains verursachte allerdings weit nachhaltigere Erschtterungen, und diese gingen von Kufa aus, wo man den in Basra zunchst gefundenen Kompromi einer vorlufigen Fortsetzung der Statthalterschaft Ubaidallh b. Zijds rundweg abgelehnt hatte.60 Freilich hatten nicht sogleich den Höimiten anhngende Krfte nach der Macht gegriffen, doch war die Einsetzung eines Nachfolgers fr Ubaidallh durch Klageweiber von den sdarabischen Hamdn, die al-usain betrauerten, empfindlich gestrt worden.61 Ibn az-Zubair, um nachtrgliche Billigung einer diesbezglich von den
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Stammesfhrern getroffenen Entscheidung gebeten, stimmte zu und gewann damit die nach gypten wichtigste Provinz. Auch in aö-äam fand das Kalifat Ibn az-Zubairs weithin Anerkennung, desgleichen im Gebiet der ÑInselì. Einzig der Heeresbezirk Jordanien stand abseits.62 Da die Omaijaden nicht fr immer aus der Herrschaft gedrngt wurden, entschied sich in gypten. Eigentlich hatte Ibn az-Zubair damit rechnen drfen, da er gerade dort tatkrftige Untersttzung finden werde. Denn auf den frhesten Kriegszgen nach Nordafrika hinein hatte er sich ausgezeichnet. Man schrieb ihm das Verdienst zu, den durch den Kaiser von Byzanz eingesetzten Statthalter erschlagen zu haben, und danach sei ihm die hchst ehrenvolle Aufgabe bertragen worden, Umn von der neuen Eroberung Bericht zu erstatten.63 Im äabn (begann am 24. Mrz 684) des Jahres 64 kam in Fustat ein Statthalter Ibn azZubairs an.64 Er brachte eine Gruppe Charidschiten mit ñ Ibn az-Zubair selber hatte whrend der Belagerung vom Kampfeseifer dieser Sektierer seinen Nutzen gehabt. Nun, in gypten, machten sie seinem Statthalter das Regieren schwer, denn sie vergriffen sich an seinem Vorgnger. Der neue Mann distanzierte sich sogleich von ihnen, denn es konnte ihm nichts daran liegen, die Verhltnisse zu ndern, solange sie ihm von Vorteil waren. Die innere Sicherheit und das Amt des Q s waren seit langem in den Hnden eines erfahrenen Haudegens gewesen, der unter Muwija I. und Jazd Hervorragendes geleistet hatte ñ weswegen sollte man diesen ebenfalls des Amtes entheben? So trugen die Unbesonnenheiten der Charidschiten dazu bei, da die etablierten Krfte gar nicht anders konnten, als den Eid auf Ibn az-Zubair abzulegen. Vorerst jedenfalls schien ihnen dies das Vernnftigste zu sein, auch wenn etliche von ihnen lieber einen Omaijaden als Kalifen gehabt htten. Der Omaijade, an den sie dachten, war Marwn b. al-akam.65 Wenige Jahre nach der Hedschra geboren und im heidnischen Mekka aufgewachsen, wird er kaum mit Mohammed und dem Islam in engere Berhrung gekommen sein, bevor unter Umar die ertragreichen Eroberungskriege einsetzten. Der allererste Vorsto nach Nordafrika fiel schon in das Kalifat Umns, und dieser soll seinem jungen Verwandten das Beutefnftel geschenkt haben, das man aus Nordafrika nach Medina geschickt hatte. Damit erregte der Kalif die Gemter aufs heftigste. Wohl nur um diese unbegreifliche Handlung zu erklren, kam die Ansicht auf, Marwn selber sei an dem Unternehmen beteiligt gewesen, ja, er habe dem Umn die Siegesbotschaft berbracht.66 Die Quellen, die sich mit der Eroberung gyptens und Nordafrikas befassen, schweigen sich freilich ber Marwn aus, desgleichen ber seinen Vater, so da man dies alles als Legende werten mu . Dennoch bleibt die Tatsache, da die einflu reichen Mnner gyptens ihren Treueschwur fr Ibn az-Zubair verga en, sobald sich die Gelegenheit bot, an die Seite Marwns zu treten. Indem sie ihn, wie wir sehen werden, nach gypten holten, gaben sie ihm den fr die Zukunft entscheidenden Rckhalt, und Ibn az-Zubair sah sich auf den Hedschas, den Osten und auf das erbittert umkmpfte aö-äam beschrnkt. Unter Muwija I. hatten jene, die sich nun so rasch von Ibn az-Zubair abwandten, bedeutende militrische Erfolge errungen;67 sie hatten in dem durch die Omaijaden aufgenommenen Seekrieg
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Religion und Stammeszwist
VIII. Der Islam
gegen Byzanz68 gekmpft ñ was konnte ihnen da ein Kalif im Hedschas bieten, dem dies alles fremd war? Die Herrschaft ber ein im Entstehen begriffenes Weltreich und das Starren auf die mekkanischen und medinensischen Anfnge, das ging nicht mehr zusammen. Indem Ibn azZubair im Hedschas blieb, aus welchen Grnden auch immer, verspielte er die Gelegenheit, seinem Kalifat eine Zukunft zu geben. Man mu das Jahr 64 als einen jener seltenen Augenblicke in der Geschichte betrachten, in denen auf berraschende Weise dem einen vieles mglich wird, der sich unvermittelt im Besitz der Zgel der Macht sieht. Zgert er, von dieser Gelegenheit beherzten Gebrauch zu machen, dann wird sich alles gegen ihn wenden, und er taumelt dem Untergang entgegen. Der Irak und nebst diesem der Osten des islamischen Reiches, der sich damals schon mit dem riesigen Territorium der Sasaniden deckte, waren dank den basrischen und kufischen Vorgngen Ibn az-Zubair zugefallen, ohne da er im mindesten steuernd eingegriffen htte. Er war gegen Jazd gewesen, und das hatte schon gengt. Wie aber sollte er diejenigen zusammenhalten, die selbst von machtvollen Militrfhrern nur mit Brutalitt daran gehindert worden waren, einander zu zerfleischen? Im fernen Chorasan usurpierte das Oberhaupt der muaritischen Araber Merw und begann einen Krieg gegen den Statthalter von Herat, der den rabitischen Ban Bakr b. Wil angehrte. Die Kmpfe endeten in einem Gemetzel, dem achttausend Bakriten zum Opfer gefallen sein sollen.69 Solchem Stammeszwist (arab.: al-aabja) liegen ererbte Solidaritten und Animositten zugrunde, die durch die Ñislamische Gerechtigkeitì nicht erstickt werden konnten. Indem dieses Erbe in die Auseinandersetzungen um das Konzept der Hedschra und um die Schuld an der Fitna einbezogen wurde, gewann es an religisem Gewicht und bekam sogar eine heilsbedeutsame Komponente: Die Parteignger Als und seiner Nachkommen waren vorwiegend jemenisch oder rabitisch, und dank der berzeugung, Al sei der von Mohammed selber bestimmte Erbberechtigte (arab.: al-wa), verschwammen die Stammeszugehrigkeit und die Parteinahme fr den Ñlegitimenì Imam und die Ñwahreì Glaubensordnung zu einem verhngnisvoll vielschichtigen Ganzen. Diese Entwicklung setzte whrend des Ersten Brgerkriegs ein und schritt unter den Kalifaten Muwijas I. und Jazds rasant fort, ohne da sie aufzuhalten gewesen wre. So hatte al-Mura b. äuba, den Muwija I. in die Statthalterschaft von Kufa berufen hatte, in seinen Predigten stets Al b. ab Älib als den Spalter der eintrchtigen Gemeinschaft verflucht. Um den Kinditen ur b. Ad hatte sich ein kleiner Kreis von Opponenten gesammelt, der dagegenhielt. Um die Wende zum Jahr 50 (begann am 29. Januar 670) hatten sich die Spannungen so verschrft, da es zu einem Zwischenfall kam. Bei einem Gottesdienst begann ein gro er Teil der Zuhrer ber al-Muras Vortrag zu murren. Zuletzt wollte man von dem, was er sagte, nichts mehr wissen. Er solle sie mit seinen Verwnschungen des ÑBefehlshabers der Glubigenì ñ so redeten sie immer noch von Al ñ geflligst verschonen und seine Amtsttigkeit auf das Auszahlen der Dotationen beschrnken. Eine derartige Insubordination durfte man nicht dulden. Al-Mura befahl, man mge ur ergreifen, und es zeigte sich, da
2. Das Kalifat Abdallh b. az-Zubairs
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die mit diesem nahe verwandten Sippen keineswegs bereit waren, fr ihn einzustehen.70 Die Obrigkeit ihrerseits wu te bei der Verfolgung einiger Anhnger urs noch zwischen den Beweggrnden zu unterscheiden, die den einen oder anderen in die Aufsssigkeit getrieben haben mochten: Blo e Wut war geringer zu veranschlagen als die religispolitische Einstellung.71 Zijd b. ab Sufjn, der fr den im äabn (begann am 24. August 670) des Jahres 50 verstorbenen al-Mura72 die Angelegenheit weiter verfolgte, bewegte die Obmnner der Stadtviertel Kufas73 zur Unterzeichnung einer Erklrung, in der festgestellt wurde, da ur den Kalifen verraten und damit die Gemeinschaft verlassen habe.74 Der Delinquent wurde nach Damaskus verbracht und mit einigen ergebenen Gefolgsleuten hingerichtet.75 Als man Ibn az-Zubair die Herrschaft ber Kufa antrgt, ist eine solche Politik der harten Hand nicht mehr mglich. Der Tod al-usains hat die Gemter zu sehr aufgewhlt. Gegen Ende des Jahres 64 ist ein von Ibn az-Zubair bestellter Statthalter, der Ausite Abdallh b. Jazd, in der Heerlagerstadt eingetroffen. Wie viele seiner Herkunft, hat auch er an der Seite Al b. ab Älibs gefochten. Seine Verdienste um den Islam reichen bis zur bewaffneten Pilgerreise nach al-udaibja zurck, die er als Siebzehnjhriger mitmacht.76 Al-Wqid nennt ihn unter den Jngsten, die unmittelbar vom Propheten stammende berlieferungen verbreiteten ñ in einer Zeit schon, in der dies bitter ntig geworden sei.77 Doch selbst einem Mann mit diesem Ansehen gelingt es nicht mehr, Kufa endgltig fr Ibn az-Zubair zu sichern. Seit drei Jahren nmlich, seit dem Tod alusains, ist in Kufa eine Bewegung herangewachsen, die sich zum Ziel gesetzt hat, sich im Kampf um Rache selbst zu opfern. Vor allem will man Ubaidallh b. Zijd beseitigen, der sich Anfang 65 (begann am 18. August 684) anschickt, aus aö-äam zurckzukehren. Abdallh b. Jazd bemht sich vergeblich, die Untersttzung dieser Schiiten, die sich die ÑBu fertigenì nennen, fr sich zu gewinnen. Sie haben, wie sie meinen, schmhlich versagt, als sie al-usain schutzlos den Feinden preisgegeben htten, und zur Shne gelte es nun, die Vertreter der Macht anzugreifen und zu vernichten; gleichviel, ob Abdallh b. Jazd beteuert, er habe doch mit dem Tod des Enkels des Propheten nichts zu tun, mit einer Tragdie, die ihn ebenso schmerze wie sie ñ fr Argumente sind die ÑBu fertigenì nicht mehr zugnglich. Zum Glck fr die Partei Ibn az-Zubairs wenden sie sich gegen das aus aö-äam heranziehende omaijadische Heer, verlassen also Kufa und werfen sich in ein Gefecht, in dem sie vollkommen aufgerieben werden.78 Die Gefhrdung der zubairidischen Herrschaft ber Kufa ist damit freilich noch nicht behoben. Denn bereits als die ÑBu fertigenì sich zu ihrem Opferzug sammeln, ist aus Mekka ein aqafite namens al-Mutr eingetroffen. Er ist seit langem in schiitische Umtriebe verstrickt, Ubaidallh b. Zijd hatte ihn deswegen aus Kufa verbannt. Wir begegnen ihm dann in Mekka, wo er sich an der Seite Ibn az-Zubairs whrend der Belagerung auszeichnet, diesen auch als Kalifen anerkennt. Nun ist er wieder am Ort seiner umstrzlerischen Aktivitten angelangt; die neue, zum Sterben bereite Schar der ÑBu fertigenì kommt ihm bei seinen Ambitionen allerdings ungelegen. Er erklrt, er sei im Auftrag Muammad b. al-anafjas ttig, eines weiteren Sohnes
Ibn az-Zubairs Kampf um Kufa
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Ibn az-Zubairs Unkenntnis der neuen irakischen Gesellschaft
VIII. Der Islam
Al b. ab Älibs, und die Machtbernahme dieses Muammad bereite er vor. Viele Schiiten schenken ihm Glauben, und er wird wesentlich mehr erreichen als jene Eiferer, die au er ebendiesem Eifer wenig ihr eigen nennen konnten, was in der Schlacht zhlt. Al-Mutr hingegen wei die mchtigen sdarabischen Stmme hinter sich, die Hamdn, Kinda, Mai, Nahd, Bala, aam.79 Nur wenige Monate amtierte der Ausite Abdallh b. Jazd in Kufa. Im Ramadan (begann am 22. April 684) des Jahres 64 hatte er seine Ttigkeit dort aufgenommen,80 schon zur Wende zum Jahr 65 war er durch Abdallh b. MuÅ aus dem quraiöitischen Klan der Ban Ad b. Kab abgelst worden.81 Ibn az-Zubair hatte whrend der Belagerung Mekkas gewisserma en als ein Opfer des Kalifen Jazd die Untersttzung ganz unterschiedlicher religis-politischer Parteiungen genossen. Von den Charidschiten war schon die Rede, und al-Mutr, dessen Verbindungen zur entstehenden Schia bekannt waren, hatte sich ebenfalls fr ihn in die Bresche geschlagen. Kaum war mit dem Tod Jazds jedoch die gr te Gefahr berstanden, da war es mit der Zusammenarbeit vorber. Betrachten wir die Politik Ibn az-Zubairs bis zu seinem gewaltsamen Ende im Sptherbst des Jahres 692, so entdecken wir darin keinen Fingerzeig darauf, da er sich irgendwie bemht htte, die Krfte fr sich zu gewinnen, die ihm in der hchsten Not ihre Hilfe nicht versagt hatten. Der Wechsel in der Statthalterschaft Kufas ist kennzeichnend fr dieses Versumnis, oder richtiger: fr diese absichtsvolle Unterlassung. Abdallh b. Jazd wre ein Mann gewesen, der zwar aus der Umgebung Als kam, aber keineswegs den Nachfahren der ñ im Sinne Umars Ñfrhenì ñ Auswanderer feindlich gegenberstand. Immerhin bezog er seine Kenntnisse ber die Anfnge des Islams nicht nur von den gro en ÑHelfernì wie Zaid b. bit oder Sad b. Ubda, sondern berlieferte sie auch nach einer ÑSchrift Umar b. al-aÅÅbsì,82 in der dieser Anweisungen zur Erhebung der adaqt erteilt hatte.83 Abdallh b. MuÅ, der Nachfolger, hatte einen ganz anderen religis-politischen Hintergrund. Er war einer der Wortfhrer gewesen, als die Medinenser nach der Rckkehr ihrer Abgesandten aus Damaskus die Omaijaden aus der Stadt vertrieben. Der Ruf nach einer Beratschlagung war laut geworden, der neue Kalif sollte die Zustimmung (arab.: ar-ri ) aller auf sich vereinen. Bis es so weit war, sollte eine Art Triumvirat die Angelegenheiten Medinas regeln, und dieses Gremium spiegelte in fataler Weise die fr den Hedschas vielleicht noch sinnvolle, anderswo aber lngst berholte Gruppeneinteilung der letzten Jahre Mohammeds und der umarschen Zeit wider: Abdallh b. MuÅ84 sollte die Quraiöiten fhren, Abdallh b. anala die ÑHelferì und Maqil b. Sinn85 die ÑStmme der Auswandererì,86 mit denen vermutlich all jene gemeint sind, denen Mohammed die Hedschra auf ihrem eigenen Streifgebiet gestattete. Die Hedschra jedenfalls wird nach wie vor als der Prfstein fr den Rang in der Ñbesten Gemeinschaftì angesehen. Ibn az-Zubair entsandte Abdallh b. MuÅ nach Kufa und deutete dadurch an, da ihm die gesellschaftliche und religis-politische Wirklichkeit in den Heerlagerstdten unverstndlich geblieben war. Al-Mutr hingegen kannte sich mit ihr aus und wu te sie in kluger Weise fr sich zu nutzen, und so wird er im Irak zum Gegenspieler des zubairidischen
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Kalifats, wobei seine aqafitische Abstammung gegenber dem Quraiöitentum des in Mekka residierenden Herrschers einen zustzlichen Akzent setzt. Von den Reichtmern gyptens abgeschnitten und im Irak, wie sich gleich zeigen wird, zu verlustreichen Kriegen gezwungen, durfte Ibn az-Zubair allzu bald nicht mehr zuversichtlich in die Zukunft blicken. In Kufa hatte man al-Mutr zwar vorbergehend inhaftiert, aber er war binnen kurzem wieder freigekommen. Abdallh, der angesehene Sohn Umar b. al-aÅÅbs, hatte fr den mit ihm verschwgerten87 Unruhestifter ein gutes Wort bei Ibn az-Zubair eingelegt: Man hatte im Hedschas wenig Gespr fr das, was an den Brennpunkten des politischen Geschehens vorging. Al-Mutr zog die wenigen in Kufa verbliebenen ÑBu fertigenì an sich und verstndigte sich auch mit Ibrhm, dem Sohn Mlik alAötars, jenes Mannes, dessen ungezgeltes Streiten fr die Sache Al b. ab Älibs uns noch im Gedchtnis haftet. Der 14. Rab al-auwal (29. Oktober 684) soll der Tag des Losschlagens sein. Abdallh b. MuÅ versucht, von der Festung aus die Gegenwehr zu organisieren, mu aber erkennen, da seine Krfte zu schwach sind. Er verl t Kufa und eilt in den Hedschas zu Ibn az-Zubair. In diesem entscheidenden Augenblick gewinnt die Bewegung eine neue Dimension. Abdallh b. MuÅ hatte, bevor er aus Kufa flchtete, seine Meinung ber den Aufstand gesagt: Es sei, mit ein oder zwei Ausnahmen, der Pbel, der die Herrschaft an sich rei e. Al-Mutr hingegen gab seine Rebellion als einen Kampf fr das Buch Allahs und das verpflichtende Vorbild (arab.: as-sunna) Mohammeds aus, als einen Krieg um die Vergeltung fr das vergossene Blut der Nachkommen des Propheten, einen Dschihad gegen diejenigen, die das Heilige verletzen (arab.: Pl. al-muill n), als eine Verteidigung der Schwachen.88 Mit den Feinden haben er und seine Anhnger nichts mehr zu tun, genau so wenig, wie die Stmme, die die heiligen Bruche des Pilgerns zur Kaaba verachten, mit den Quraiöiten und ihren Verbndeten im Frieden leben knnen. Hierauf spielt al-Mutr mit der Wahl seiner Worte an.89 Solche Reden wurden von den arabischen Klanfhrern als bedrohlich empfunden, so da er einlenken und sie beschwichtigen mu te. Das wiederum mi fiel den Schutzbefohlenen, jenen Muslimen nichtarabischer Herkunft, die vorwiegend ber den Status des versklavten Kriegsgefangenen zum Islam gekommen und bei ihrer Freilassung in das bliche Klientelverhltnis zu ihrem ehemaligen Eigentmer getreten waren. Sie murrten ber al-Mutrs vermeintliche Hinwendung zu den Arabern, worauf er beteuerte, er werde Ñsich an den Missettern rchenì. ber dieses Koranwort ñ es ist der Schlu von Sure 32, Vers 22 ñ htten sich die Schutzbefohlenen gefreut; sie htten sich ausgemalt,90 al-Mutr sei berufen, die Araber, die augenscheinlich wenig auf den Islam gben, zu tten. Denn da sich das Zitat auf die schon lngst zum Islam bergetretenen Araber beziehe, war aus dem nicht eigens angefhrten Teil des Verses ersichtlich: ÑWer ist ein blerer Frevler als der, der durch die Wunderzeichen seines Herrn gemahnt wurde, sich dann aber von ihnen abwandte?ì Das Problem, ber das sich schon Umar b. al-aÅÅb dstere Gedanken gemacht hatte, nmlich die Frage, was aus den vielen nichtarabischen Menschen werden sollte, die in eine Gesellschaft einzufgen wa-
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Gl cklicher Erfolg im Irak
VIII. Der Islam
ren, die als die Ausprgung eines bestimmten genealogischen Systems aufgefa t wurde, stellte sich zwei Generationen nach Mohammeds Tod mit bis dahin ungekannter Schrfe. Umar hatte gehofft, durch eine Verbannung der erwachsenen Gefangenen aus Medina und durch deren kluge Aufteilung auf die Stmme eine Zusammenballung feindseliger Fremdlinge zu unterbinden. Er hatte berdies den Einfall, Araber, die vor dem Islam whrend Stammesfehden gefangengenommen worden waren und bis dahin nicht hatten freigekauft werden knnen, durch nichtarabische Sklaven auszulsen, und zwar durch zwei fremde fr einen Araber.91 bertritte nichtarabischer Personen zum Islam waren unter Umar noch die Ausnahme gewesen. Jetzt aber war kaum noch zu leugnen, da der Islam keine arabische und erst recht keine muaritische Angelegenheit mehr war. Da Medina und Mekka im Verlauf des Ersten Brgerkrieges zu Provinzstdten abgesunken waren, mochte man sich dort noch dem Trumen von den schnen Zeiten Ñam Anfangì berlassen. Im Irak erlaubte die Wirklichkeit dies nicht mehr. Dies begreifend, verschaffte sich al-Mutr den Beistand der Schutzbefohlenen (arab.: al-maul, Pl. al-mawl), die insofern zu seinem vorwiegend sdarabischen Anhang pa ten, als auch diesem im muaritischen Islam mit den Quraiöiten an der Spitze nur ein untergeordneter Rang vorbehalten war. Die Begeisterung und Leidensbereitschaft fr die ÑFamilie des Prophetenì stehen mit der antiquraiöitischen Propaganda al-Mutrs keinesfalls im Widerspruch. Denn Al, al-usain, Muammad b. al-anafja verdienen Verehrung nicht etwa, weil sie Quraiöiten sind, sondern weil in ihren Adern das Blut des Propheten flie t.92 Das Quraiöitentum, das sie mit Muwija, Ibn az-Zubair, Umar b. al-aÅÅb und zahllosen anderen teilen, vermittelt in den Augen der Anhnger al-Mutrs gerade keinen herausragenden Rang. Das Jahr 66 (begann am 8. August 685) sah den Irak im Krieg. Ibrhm b. al-Aötar focht auf Anordnung al-Mutrs gegen Ubaidallh b. Zijd, um diesem die Rckkehr auf seine ehemalige Statthalterschaft zu verwehren. Al-Mutr selber widmete sich der Festigung seiner Macht in Kufa. Als er den Schutzbefohlenen einen Anteil am fai zubilligte, hatte er es sich mit den arabischen Klanfhrern endgltig verscherzt. Die Schutzbefohlenen selber, so belehrte man ihn, seien ein Teil des Gutes, das Allah ihnen Ñzurckgegebenì habe, zusammen mit dem ganzen Land; Ñwir schenkten ihnen die Freiheit und hofften dabei auf Lohn und Dank. Doch dir ist das alles noch nicht genug der Gunst fr sie, und deshalb machst du sie zu Miteigentmern an unserem fai!ì Er wolle das berdenken, versprach al-Mutr; die Beschwerdefhrer ihrerseits sollten ihm als Gegenleistung fr eine Revision der Entscheidung Hilfe im Krieg gegen die Omaijaden und Ibn az-Zubair gewhren. Darauf lie en sich die Klanoberhupter nicht ein.93 Al-Mutr rief Ibrhm b. al-Aötar kurzfristig von seinen eigentlichen Aufgaben zurck und ging gegen die kufischen Widersacher vor; er verfolge die Mrder al-usains, streute er aus, Ñdie Feinde Allahs, seines Buches, seines Gesandten und der Familie seines Gesandten. Wo ist al-usain b. Al? Bringt ihn zu mir! Ihr ttetet denjenigen, ber den ihr im Pflichtritus ein Gebet zu sprechen gehalten seid!ì94 ñ Gegen Ende eines jeden rituellen Gebets ist die Formel herzu-
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sagen: ÑAllah vollziehe zu (Mohammed) hin ein Gebet und entbiete ihm den Friedensgru !ì woran Segenswnsche fr Mohammeds Familie anzuschlie en sind.95 ñ Das Wten al-Mutrs in Kufa mag der Grund dafr gewesen sein, da sich Basra nicht von seinen Parolen anstecken lie . Auch Ibn az-Zubair traute seinem einstigen Kampfgefhrten schon lange nicht mehr. Als al-Mutr ein Heer in den Hedschas in Marsch setzte, angeblich um Ibn az-Zubair gegen die wiedererstarkenden Omaijaden beizustehen, beschlich diesen ein Argwohn; vor Medina wurden die Anrckenden teils niedergemacht, teils in die Flucht geschlagen. berdies wurde Muammad b. al-anafja, dessen Verbindungen zu dem Aufrhrer unklar waren, in Haft genommen. Anfang 67 (begann am 28. Juli 686) besiegte Ibrhm b. al-Aötar die Truppen Ubaidallh b. Zijds; dieser fand in der Schlacht den Tod. Damit war das Zweistromland fast ganz in der Hand al-Mutrs. Allein Basra ganz im Sden hatte sich ihm verweigert, und dorthin entsandte Ibn az-Zubair einen seiner Brder, Muab, der noch im selben Jahr Kufa einnahm. Flchtlinge von dort hatten sein Heer verstrkt; er hatte al-Mutr au erhalb der Stadt geschlagen und ihn dann etliche Monate in der Festung belagert. Zuletzt sah al-Mutr in einem weiteren Ausharren keinen Sinn mehr. Er bereitete sich auf das Sterben vor, indem er an sich die Totenwaschung vornahm und seinen Leib mit Balsam einrieb, dann trat er vor die Festung und wurde niedergehauen.96 Um die Gestalt al-Mutrs ranken sich berlieferungen, die zeigen sollen, wie er und seine Gefolgschaft sich mit ihren religisen Anschauungen und Riten vom Islam entfernten ñ der eben nur von Arabern richtig praktiziert werden kann, das sollte der damalige Zuhrer vermutlich daraus schlie en. Nach dem gewaltsamen Vorgehen gegen die angeblichen Mrder al-usains hrte es al-Mutr nur zu gern, da jemand gesehen haben wollte, wie eine Schar Engel auf schwarz-wei gescheckten Streitrossen in das Gefecht eingegriffen habe; dergleichen hatte ja auch Mohammed mehrfach behauptet. In diesen Tagen gab al-Mutr seinem Feldherrn Ibrhm b. al-Aötar, der in den Krieg gegen Ubaidallh b. Zijd abmarschierte, das Ehrengeleit. Au erhalb Kufas zog ihnen eine Schar ihrer Anhnger entgegen, die ein Maultier mit sich fhrten, auf dem ein Schemel (arab.: al-kurs) befestigt war. Dieser sei, so sagten jene, der jdischen Bundeslade vergleichbar. Sie hatten dabei wahrscheinlich Sure 2, Vers 255 im Sinn: Der Fu schemel Allahs umfa t die Himmel und die Erde, und alles, was er umfa t, unterliegt Allahs unablssigem Bestimmen.97 Die al-Mutr wenig gewogene Geschichtsschreibung vergleicht diesen Schemel lieber mit dem goldenen Kalb und wei zu berichten, da das gute Stck einem "lhndler gehrt und da das Holz, von "lresten gesttigt, wunderbar geglnzt habe; deshalb habe man den Schemel dem leichtglubigen Aufrhrer als den Sitz eines Feldherrn Als aufschwatzen knnen: Es hafte daran noch eine Spur vom Wissen98 ñ das, so ist vielleicht zu ergnzen, diesem seine Ernennung eingetragen habe.99 Es ist nicht auszuschlie en, da manche Schiiten al-Mutr hhere Einsichten nachsagten. Die berzeugung, ein Anfhrer msse ber ein besonderes Charisma verfgen, war schon in Als Anhngerschaft verbreitet und bildete die Grundlage der Verehrung der ÑFamilie des Pro-
Die Unterst tzer al-Mutrs
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phetenì; diese Verehrung nhrte sich, wie schon erwhnt, gerade nicht vom Quraiöitentum Mohammeds, und die irakische Sektengeschichte, zumal des 8. Jahrhunderts, kennt Beispiele dafr, da man Personen unabhngig von ihrer Abstammung ein solches Charisma zuschrieb.100 Nachdem man al-Mutr gettet hatte, fragte man seine beiden Ehefrauen, was sie von ihm dchten. Whrend die eine antwortete, sie halte von ihrem Mann genau dasselbe wie die Frager, meinte die andere, er sei ein frommer Diener Allahs gewesen. Ibn az-Zubair teilte man daraufhin mit, sie habe behauptet, al-Mutr sei ein Prophet gewesen. Auf Befehl des Kalifen wurde sie umgebracht.101 Dies lenkt unseren Blick auf das Milieu, in dem al-Mutr verwurzelt war, und sobald man die nicht eben reichlichen Nachrichten Revue passieren l t, die einem hierber Aufschlu geben knnen, springt einem sogleich der Unterschied zu den hedschasischen Verhltnissen ins Auge. Al-Mutr hatte, wie erwhnt, zwei Ehefrauen. Die eine war eine Tochter des Samura b. undab von den Ban Fazra, eines Eidgenossen der ÑHelferì, der zu omaijadischer Zeit in Basra Zijd b. ab Sufjn vertrat, wenn dieser in Kufa zu tun hatte.102 Der Vater der zweiten war an-Numn b. Baör, jener azraite, der im Ersten Brgerkrieg fr Muwija Partei ergriffen hatte.103 Verschwgert war al-Mutr im brigen mit Abdallh b. Umar; dieser war mit afja verheiratet, einer Schwester alMutrs.104 Samura b. undab, an-Numn b. Baör und Abdallh b. Umar haben eines gemeinsam: Mohammed hatte sie neben einer Anzahl anderer Burschen vor der Schlacht bei Uud ausgemustert, weil sie zu jung fr den Krieg seien. Allein Samura soll den Propheten umgestimmt haben, nachdem er seine Tchtigkeit im Ringen unter Beweis gestellt hatte.105 Als dann der Grabenkrieg bevorstand, wurden etliche der Zurckgewiesenen endlich doch zugelassen, darunter Abdallh b. Umar.106 Erwgt man die politischen Neigungen, die sich aus solchen Bindungen ergeben mochten, so gelangt man bei aller Vorsicht zu dem Ergebnis, da al-Mutr dem Gedanken, die Abd Manf-Quraiöiten seien zum Herrschen berufen,107 ferngestanden haben wird. Desgleichen ist schwer vorstellbar, da er an einem muaritischen Islam interessiert war. Von diesem Leitbild hatte sich auch Abdallh b. Umar gelst, sofern er es je in Anlehnung an seinen Vater vertreten haben sollte. Jedenfalls wre er als ein Verfechter solcher Ideen kaum bei D mat al-andal durch Ab M s al-Aöar als Kandidat fr das Kalifat ins Spiel gebracht worden.108 Auch die Beziehungen der Ban aqf zu den Ausiten und azraiten wren jetzt genauer zu ergrnden, was hier aber unterbleiben mu . Denn wichtiger ist eine Antwort auf die Frage, wie sich der Rckhalt alMutrs bei einer so betrchtlichen Anzahl von Kufanern erklrt. Dies fhrt uns in die Zeit Mohammeds und Umar b. al-aÅÅbs zurck. Mas d b. Amr, der Gro vater al-Mutrs, war einer der drei einflu reichen aqafiten gewesen, die Mohammed aus aÅ-Äif verwiesen, als er dort um Aufnahme nachsuchte.109 Mas ds Sohn Urwa, ein Onkel alMutrs, war mit einer Tochter Ab Sufjns verheiratet und bezeugt insofern die enge Zusammenarbeit, zwischen den aqafiten und einigen quraiöitischen Sippen, auf die wir schon des fteren stie en.110 Dieser
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Urwa hatte im Jahre 9 Mohammeds vergebliche Belagerung aÅ-Äifs nicht miterlebt, da er sich damals in uraö in die Kunst des Baues von Wurfmaschinen einweihen lie . Nach der Schlacht bei unain war er dem Propheten hinterhergeeilt, hatte sich zum Islam bekannt und dann in seiner Heimatstadt fr die Sache Allahs geworben. Diesen Einsatz fr den neuen Glauben hatte er mit dem Leben bezahlt.111 Von Ab Ubaid, al-Mutrs Vater, hren wir zum ersten Mal, als Umar b. al-aÅÅb die unter seinem Vorgnger in Angriff genommene Eroberung des Sawad zu Ende zu bringen befiehlt.112 Nchst lid b. al-Wald und al-Muann b. ria113 schreibt man das gr te Verdienst um diesen Erfolg der Khnheit Ab Ubaids zu. Sobald der Sieg von al-Qdisja errungen worden war, zhlte man in den sdarabischen Stmme an-Naa und Bala eintausendsiebenhundert unversorgte Frauen, so da die muhir n, also die nach ihrer Hedschra sich dem Dschihad widmenden Mnner,114 die freie Auswahl hatten. ÑDie mit den muhir n Verschwgertenì nannte man fortan jene beiden Stmme.115 Im unteren Irak bildete sich demnach schon seit den ausgehenden drei iger Jahren des 7. Jahrhunderts eine arabische Bevlkerung heraus,116 der die fr Umar so bedeutungsvolle Zugehrigkeit zum Muaritentum wenig oder nichts gelten konnte, und al-Mutr erbte das Ansehen, das sein Vater bei ihr genossen hatte. Im Hedschas, wo der Sohn des ÑJngersì Mohammeds erfolgreich dem Omaijaden Jazd Paroli geboten hatte, waren die Umstnde derart von den irakischen verschieden, da es unmglich war, sie zur Richtschnur des Regierens des ganzen Reiches zu whlen. Ibn az-Zubair mochte mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln eine Zeitlang den Zugriff alMutrs oder auch der sich neu formierenden Omaijaden abwehren. Doch fehlte ihm sogar in seinem unmittelbaren Machtbereich die Kraft, den eigenen, veralteten Prinzipien Geltung zu verschaffen. Wie prekr seine Lage war, enthllten die Pilgerzeremonien im l-ia (begann am 7. Juni 688) des Jahres 68. Dem Herkommen nach wre er als der Kalif oder ein von ihm Beauftragter verpflichtet gewesen, den Kult zu leiten. Als der Augenblick gekommen war, das Zeichen zum Verlassen Arafts zu geben, war er aber nicht allein. Neben seiner Standarte erblickte man diejenige Muammad b. al-anafjas, desweiteren diejenige eines Charidschiten und eine der Omaijaden. In wessen Hnden lag die legitime Herrschaft? Immerhin gelang es, den friedlichen Ablauf der Riten zu gewhrleisten.117 Von einer gefestigten Herrschaft Ibn az-Zubairs darf man demnach auch vier Jahre nach dem Tod Jazds nicht sprechen. Sie war, wie schon mehrfach hervorgehoben, ihrer Zeit hinterher. Trotzdem lohnt es sich, einige Nachrichten ber dieses eigenartige Kalifat nher zu prfen, um seiner Bedeutung im geschichtlichen Zusammenhang auf die Spur zu kommen. Die Ergebnisse dieser berprfung werden uns zu einer schrferen Sicht auf die in der Herausbildung begriffene Gesellschaft des Islams und auf die Funktion fhren, die die Erinnerung an Mohammed in ihr gewinnt. Whrend des Kalifats Umar b. al-aÅÅbs stritten sich az-Zubair b. alAuwm und Al b. ab Älib um die Klientelschaft der freigelassenen Sklaven afja bt. Abd al-MuÅÅalibs. Umar entschied, sie gehrten zu azZubair, dem Sohn afjas, nicht zu Al, ihrem Neffen.118 Anzeichen einer
Die St tzen des Kalifats Ibn az-Zubairs
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Abneigung zwischen den Ban Asad b. Abd al-Uzz b. Quaij und anderen quraiöitischen Klanen haben wir schon des fteren bemerkt; erinnert sei an Umn b. al-uwairi und seinen Versuch, sich in Mekka zum Vertreter von byzantinischen Interessen aufzuschwingen:119 Einer der ersten Leidtragenden des Ehrgeizes Umn b. al-uwairií war Sad b. al- gewesen, ein Enkel Umaijas, und aus der Haft ausgelst hatten ihn die Brder seiner maz mitischen Ehefrau.120 Obwohl Abdallh b. azZubair eine Tochter al-asan b. Als und eine Tochter Umn b. Affns zur Frau nahm,121 brachen unter ihm die Animositten zwischen den Abd Manf-Sippen und seinem Klan mit Heftigkeit auf. So soll er von der Predigtkanzel in Mekka herab sich in beleidigender Weise ber den anwesenden Ibn al-Abbs ausgelassen haben: Dieser sei ein Mann, dem Allah das Herz und die Augen blind gemacht habe, behaupte er doch, Allah und der Gesandte htten die Zeitehe gestattet, und gebe auch sonst seine ungebetene Expertenmeinung Ñzu jeder Laus und Ameiseì zum besten, und dies, obwohl er selber, um sich zu bereichern, vor der Kamelschlacht den Staatsschatz Basras beiseitegeschafft habe, so da sich die dortigen Dotationsberechtigten durch das Aufknacken von Dattelkernen htten ernhren mssen, und berhaupt verdiene er den hrtesten Tadel, da er an der Seite Als gegen die ÑMutter der Glubigenì iöa, den ÑJnger des Gesandten Allahsì az-Zubair und gegen denjenigen ins Feld gezogen sei, der Mohammed bei Uud vor dem Schlimmsten geschtzt habe, nmlich Äala.122 Ibn al-Abbs soll ihm in seiner Antwort nichts schuldig geblieben sein; es sei doch nur zu bekannt, was ein jeder quraiöitischer Klan auf dem Kerbholz habe.123 Die engsten Vertrauten, mit denen sich Ibn az-Zubair beriet und die ihm whrend des ersten Angriffs auf Mekka zur Seite standen, waren diese vier: al-Miswar b. Marama; Muab, ein Sohn Abd ar-Ramn b. Aufs; Ubaid b. Umair und dessen Vetter Abdallh b. afwn.124 Ibn azZubair hatte damals die Feinde zurckschlagen knnen, aus dem khnen Wunschtraum Jazds, man werde seinen mekkanischen Herausforderer in Fesseln vor ihn fhren und zur Huldigung zwingen, wurde nichts.125 Wer sind jene vier? Al-Miswar entstammte der quraiöitischen Sippe der Ban Zuhra. Sein Vater Marama b. Naufal, ein hochgerhmter Kenner der Genealogie und der mekkanischen Geschichte, hatte sich von Mohammed und dem Islam ferngehalten. Er gehrte zu denen, die der Prophet nach dem mhsam erkmpften Sieg gegen die Hawzin fr die neue Glaubenspraxis zu kaufen trachtete; fnfzig Kamelhengste war ihm die Gunst Maramas wert.126 Al-Miswars Mutter war eine Schwester Abd ar-Ramn b. Aufs,127 des zuhritischen Prophetengefhrten, der sich bei der Regelung der Nachfolge Umars als der schrfste Rivale Umn b. Affns erwiesen, sich am Ende aber mit der Rolle des Knigsmachers zufriedengegeben hatte.128 Von diesen Vorgngen hatte al-Miswar eine intime Kenntnis, denn er gehrte zum engsten Kreis um Umar und verbrachte die Tage, whrend deren ber die Nachfolge des auf den Tod verletzten Kalifen entschieden wurde, mit seinem Onkel Abd ar-Ramn b. Auf.129 In Umars Umgebung wird er auch mit Abdallh b. az-Zubair in nhere Beziehungen getreten sein.130 Ihm hielt er die Treue, als die Truppen Jazds Mekka belagerten. Von einem der Steine, die durch eine
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Wurfmaschine in die Stadt hineingeschleudert wurden, wurde al-Miswar erschlagen; wie eine dramatische Zuspitzung es will, just in dem Augenblick, als die Nachricht vom Ableben Jazds eintraf. Muab b. Abd ar-Ramn b. Auf war in Medina der Polizeichef Marwn b. al-akams gewesen, des Statthalters Muwijas. Mit harter Hand hatte Muab die innere Ordnung wiederhergestellt, die infolge des Ersten Brgerkriegs zusammengebrochen war. Unter Jazd diente er zunchst noch im selben Amt, bis man ihm den Befehl erteilte, er solle die Huser der Höimiten und Ban Asad b. Abd al-Uzz zerstren, da al-usain und Ibn az-Zubair die Huldigung verweigert hatten. Diesem Ansinnen widersetzte sich Muab, entwich nach Mekka und schlo sich letzterem an.131 ñ Ubaid ist vermutlich ein Sohn Umair b. Wahb alumas,132 des Quraiöiten, der mit seinem Stammesgenossen afwn b. Umaija verabredet hatte, Mohammed in Medina zu ermorden. Wie erzhlt wird, gelang es diesem, Umair fr den Islam zu gewinnen. Das Zerwrfnis, das daraufhin zwischen ihm und afwn aufbrach, wurde erst nach dem Einmarsch in Mekka gekittet, als Umair fr ihn die Vergebung Mohammeds erwirkte.133 afwn kam allerdings nicht ungeschoren davon; er mu te vorbergehend seinen Aufenthalt in Medina nehmen, bis der Prophet ihm die Rckkehr gestattete. In Mekka ist er whrend des Ersten Brgerkriegs gestorben. Das hohe Ansehen, das afwn zeit seines Lebens geno , ging auf seinen Sohn Abdallh ber, der sich vor Muwija brstete, er sei der reichste Quraiöite. Hatte schon sein Vater keines durch die neue Religion begrndeten Ranges bedurft, so galt dies auch fr den Sohn: Abdallh war unter dem Beinamen Ñder Hochmtigeì (arab.: al-mutakabbir) bekannt,134 der im Koran Allah vorbehalten ist (Sure 59, 23) und, auf einen Menschen bezogen, eine wider den Schpfer gerichtete Selbstberhebung meint (Sure 40, 27 und 35). Unter den Ban uma war freilich nicht nur der vermgende afwn berhmt. Aus ihren Reihen stammte auch Umn b. Ma n, wie erinnerlich, einer der Verfechter des strengen anfentums, dessen Verschwgerung mit Umar b. al-aÅÅb bereits hervorgehoben wurde.135 Umar hatte das Gemeinwesen, an dessen Spitze er getreten war, als ein muaritisch geprgtes verstanden, als die ÑInsel der Araberì, auf der es neben dem Islam keine weitere Glaubenspraxis geben durfte. Den religisen Mittelpunkt bildete der heilige Bezirk um Mekka, dessen Grenzen hufig aufs neue zu markieren waren. Als Umar im Jahre 17 (begann am 23. Januar 638) die kleine Wallfahrt vollzog, blieb er zwanzig Tage in Mekka und ordnete abgesehen von der Erweiterung des freien Raumes um die Kaaba die Erneuerung der Grenzsteine des heiligen Bezirkes an. Diese Aufgabe erfllte ein vierkpfiges Gremium, in dem wir auf alMiswars Vater Marama treffen.136 Es ist bemerkenswert, wie sehr sich der zweite ÑNachfolger des Gesandten Allahsì bei dieser hchst wichtigen Ma nahme auf den Sachverstand von Mnnern verlie , die keineswegs einen langen Weg mit dem Propheten zusammen gegangen waren. Einer der Grenzexperten war der Zuhrite al-Azhar b. Abd Auf. Sein Name fllt in der Vita Mohammeds in einem Atemzug mit demjenigen des aqafiten al-Anas b. äarq; diese beiden verfassen den Brief an den Gesandten Allahs, in dem sich die Mekkaner ber die Umtriebe Ab
Ein R ckblick auf Umars Muaritentum
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Bars beschweren.137 Die anderen beiden Mitglieder des Vierergremiums, der Maz mite Sad b. Jarb und uwaiÅib b. Abd al-Uzz von den Ban mir b. Luaij, wurden wie Marama mit je einer Herde Kamelhengste dem Islam gewogen gemacht.138 Maramas Kenntnisse der Vergangenheit Mekkas waren damals berdies in einem anderen Zusammenhang gefragt: Abgesehen von ihm berief der Kalif ubair b. MuÅim und Aql, einen Bruder Al b. ab Älibs, in einen Dreierrat, der Ñdie Menschen nach ihrem Rang aufschreibenì, mithin die Grundlage des Dotationsregisters schaffen sollte.139 Auch diese beiden, ausgewiesene Kenner von Genealogie und Geschichte, kann man nicht eben als Frderer des neuen Glaubens bezeichnen: Aql b. ab Älib war erst bei der Einnahme Mekkas Muslim geworden,140 ubair b. MuÅim allenfalls kurz vorher.141 Zwei kurze Texte verdienen es, zur weiteren Erhellung der religispolitischen Ansichten Umars angesprochen zu werden. Sie sind berdies geeignet, von ganz anderer Warte aus Licht auf das Kalifat Abdallh b. az-Zubairs zu werfen. Al-Miswar b. Marama ist der Urheber einer fr Mohammed wenig schmeichelhaften berlieferung. Ruqaija142 bt. ab
aif b. Höim, die Mutter Maramas, sei es gewesen, die den Gesandten Allahs vor einem nchtlichen Anschlag gewarnt habe ñ einem Mord, wie ihn Mohammed bald darauf in Medina gegen mi liebige Kritiker mehrfach in Auftrag gab. Mohammed habe sich nach dieser Warnung rechtzeitig in Sicherheit gebracht und seinen Vetter Al b. ab Älib, damals noch ein Jngling, berredet, an seiner Stelle auf der gefhrdeten Ruhesttte zu nchtigen.143 Der Prophet als ein Feigling, der das Leben eines nahen Verwandten aufs Spiel setzt ñ das darf natrlich nicht wahr sein! Schon bei Ibn Isq finden wir deshalb alles ins Wunderbare, fr Mohammeds Prophetentum Zeugende gewendet. Denn es ist nun Gabriel, der dem Gesandten Allahs davon abrt, die Nacht im eigenen Bett zuzubringen, und dieser gibt Al zugleich mit der Anweisung die Zusage, da ihm ohnehin nichts geschehen werde.144 ñ Umar b. al-aÅÅb lie , wie eben beschrieben, durch sachkundige Mnner die Grenzen des heiligen Bezirks markieren und folgte damit einem seit langem gebten Brauch. Der Maz mite Sad b. Jarb , den der Kalif neben anderen hierfr heranzog, sei mit dieser Arbeit jedes Jahr befa t gewesen und habe sich daher mit ihr am besten ausgekannt.145 Bei al-Wqid ist Umars Ma nahme mit einer Vorgeschichte versehen: Abraham errichtete die Grenzsteine auf Anweisung Gabriels, Ismael erneuerte sie, ohne da sie von der Stelle gerckt worden wren, danach bernahm Quaij diese Aufgabe und nach ihm der Gesandte Allahs, sobald er sich Mekka angeeignet hatte; zuletzt whlte Umar den erwhnten Dreierrat, der bis in die Regierungszeit Muwijas fr die Markierungen zustndig geblieben sei.146 ñ Der erste Text hebt die Unvollkommenheit des Menschen Mohammeds hervor; in der berarbeiteten Version wird sie bermalt, indem an der Stelle einer Gro tante des Propheten der Engel Gabriel die Warnung bermittelt. Was als anst ig gebrandmarkt werden mu te, erscheint nun als eine Handlung auf gttliches Gehei . Im zweiten Fall ist eine vergleichbare Umdeutung festzustellen. Umar, der sich das Aufzeichnen einer Mischna nach Art der ÑSchriftbesitzerì verbat, folgt einem in Mekka gel-
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tenden Brauch. Hieraus wird ein wiederum durch Gabriel angeordnetes und zuletzt durch den Propheten sanktioniertes Verfahren, aus einem fr den regelgerechten Vollzug der Pilgerriten notwendigen Vorgang wird ein heilsgeschichtlich bedeutsames Ereignis, bei dem Mohammed einen wesentlichen Part bernimmt. In einer auf Ibn al-Abbs zurckgefhrten Fassung ist von Umar nicht mehr die Rede: ÑAbraham war der erste, der die Grenzsteine setzte, deren Orte ihm Gabriel gezeigt hatte. Dann erneuerte sie Ismael, dann Quaij, dann der Gesandte Allahs.ì147 Eine solche Sanktionierung der Normen menschlichen Handelns durch den Propheten, seien sie durch Gabriel vermittelt oder seien sie der durch Mohammeds Handeln unmittelbar sichtbar gemachte Gehalt des gttlichen Gesetzeswillens, war unter dem Kalifat Umars noch undenkbar. Als Ibn az-Zubair in Mekka herrschte, war das Reden ber eine solche Sanktionierung aufgekommen, und sich am Kalifat Umars auszurichten meinte daher, diese neumodischen Neigungen strikt abzulehnen. Davor scheute Ibn az-Zubair nicht zurck. Er kmmerte sich nicht um die damals schon kursierende Legende, Mohammed habe einst beim Neubau der Kaaba alle quraiöitischen Klane an der feierlichen Einfgung des schwarzen Steins beteiligt, sondern vollzog den festlichen Akt nach eigener Einsicht. Wenn man sich allerdings ins Gedchtnis rief, was Mohammed einst iöa anvertraut haben sollte, dann war alles in Ordnung. Denn wenn Ñihre Leuteì das Werk eines Tages vollenden wrden, dann erlangte es sein authentisches Aussehen zurck.148 ÑIhre Leuteì, das sind eben alle die, die sich in der Kamelschlacht um sie geschart hatten, alle die, die genau wu ten, da der sterbende Prophet keinen Abd ManfQuraiöiten und erst recht keinen Höimiten als Fortsetzer seines Werkes in Betracht gezogen hatte.149 Abd al-Malik b. Marwn (reg. 685ñ705), dessen Aufstieg wir in Krze betrachten werden, war sich im klaren darber, da er Ibn az-Zubairs Kaaba nicht als den Mittelpunkt des islamischen Kultus gelten lassen durfte. Aus seinem Herrschaftsgebiet wollte er vorerst keine Wallfahrten nach Mekka mehr dulden. In Jerusalem glaubte man den Felsen zu kennen, von dem aus Mohammed in den Himmel emporgetragen worden war. Genau dort lie er einen Kuppelbau auffhren, behngte ihn wie die Kaaba mit kostbaren Tchern und bestellte die fr die Riten unentbehrlichen Wrter.150 Als sein Feldherr al-a b. J suf Mekka erobert hatte, machte er sich freilich sogleich an die Restaurierung der in diesen Kmpfen erneut beschdigten Kaaba ñ selbstverstndlich nach Ma gabe des Grundrisses, den die Quraiöiten einst gewhlt hatten und der angeblich durch Mohammeds entscheidendes Mitwirken sanktioniert worden war. Wofr Ibn az-Zubair stand, das waren die Ideen, von denen die anfen durchdrungen gewesen waren. Auf den ererbten Vterruhm der Stammesgesellschaft hatten sie nichts gegeben, und deshalb durfte der Zubairide zunchst auf die Sympathie der Charidschiten rechnen. Zh verteidigten sie Ibn az-Zubair gegen die von Jazd entsandten Belagerer, meinten aber, ihr Eifer gelte nicht ihm, sondern der Kaaba. Da sie nach wie vor Umn fr einen unrechtm igen Kalifen ansahen und den Kampf gegen ihn fr geboten, berwarf sich Ibn az-Zubair mit ihnen und geriet in eine bedrohliche Lage.151 Die Herabsetzung Umns bedeutete
Der konservative Charakter des Kalifats Ibn az-Zubairs
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Res mierende Bewertung
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ja auch eine Mi achtung des Vorranges der Ñfrhen Auswandererì, und das war nicht hinnehmbar.152 Ibn az-Zubair sei der Sohn des ÑJngers des Gesandten Allahsì, und doch fordere er Rache fr Umn153 ñ mit dieser Parole warb man fr ihn in aö-äam, und dies keineswegs erfolglos. Man mu te nicht, so lautete die Botschaft, fr die Abd Manf-Quraiöiten eintreten, wenn man die Ermordung Umns fr verwerflich hielt. War dies seinerzeit nicht auch die Haltung Ab M s al-Aöars gewesen, und hatte nicht sogar Al eine Politik verfochten, die nicht gnzlich mit derjenigen der Ñfrhen Auswandererì brach?154 Da die Charidschiten fr einen solchen Standpunkt Sympathie empfanden, konnte man freilich nicht erwarten. Nachdem Ibn az-Zubair mit den Charidschiten zerfallen war, verdarb er es sich auch mit den Schiiten; dies war nach allem, was eben errtert wurde, nur folgerichtig. Ibn az-Zubair habe, so hei t es in einer Quelle, eine schlechte Meinung ber die Ban Höim an den Tag gelegt und die Erwhnung Mohammeds in den religisen Formeln unterlassen; denn die Verwandten des Propheten seien bel, und jedes Mal, wenn dessen Name falle, reckten sie, von Stolz erfllt, die Hlse. Die Inhaftierung Muammad b. al-anafjas wird mit diesen Vernderungen im Ritus in Zusammenhang gebracht,155 was aber nur einer ganz vordergrndigen Interpretation der frhen islamischen Geschichte als eines Kampfes der Höimiten um ihr angebliches Recht156 entspricht. Gem dieser Auslegung schreibt beispielsweise der schiitische Historiograph al-Jaq b (gest. 891/2): Ibn az-Zubair entwickelte eine unbezhmbare Abneigung gegen die Höimiten und offenbarte Feindschaft und Ha gegen sie; dies ging so weit, da er in der Predigt die Formel, Allah mge zu Mohammed ñ und zu dessen Sippe ñ gewandt rituelle Gebete sprechen, schlie lich ganz unterdrckte, und zwar mit dem eben schon genannten Hinweis auf den Dnkel der Höimiten.157 Vielleicht ging die Auslassung der Erwhnung Mohammeds whrend der Riten nicht von Mekka, sondern vom Irak aus, wo Muab b. az-Zubair gegen al-Mutr kmpfte. Dieser rekrutierte einen Teil seines Anhangs aus den Reihen der Sklaven, ein Umstand, der Ibn az-Zubair angst machte,158 denn die Nichtaraber waren in Umar b. al-aÅÅbs muaritisch dominierter Gesellschaft nicht vorgekommen. Al-Mutr versprach ihnen die Freiheit, wenn sie sich ihm anschlssen. Womglich waren die Schutzbefohlenen, die in seiner Bewegung ein so wichtiges Wort mitredeten, solche eben erst befreiten Sklaven. Auch nach Ansicht der kufischen Araber waren es inzwischen zu viele Schutzbefohlene, und sie schlugen Muab b. az-Zubair vor, er mge sie wieder ihren Stmmen berstellen. Doch kannte er eine bessere Lsung: Er lie sie umbringen, angeblich siebenhundert an der Zahl.159 Al-Mutr war im Irak als Bevollmchtigter Muammad b. al-anafjas aufgetreten; dieser htte im Hedschas wenig ausrichten knnen. Aber wre es nicht verstndlich, wenn man angesichts der gesellschaftlichen Grung im Irak, als deren Ursache man die ungute Verherrlichung der Prophetenfamilie ausmachen konnte, dort zuerst auf die Streichung des Namens Mohammeds aus den Riten verfallen wre?160 Versuchen wir nun eine abschlie ende Bewertung des zubairidischen Kalifats und seiner Bedeutung in der Geschichte des frhen Islams! Erin-
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nern wir zuerst erneut an Umars Vorliebe fr die Muariten! Ihr steht ein Fluch gegenber, den Mohammed nach dem Massaker von Bir Ma na161 ausgesto en haben soll: ÑAllah, drcke die Muariten grausam nieder! Schicke ber sie Hungerjahre wie jene Josefs!ì162 mir b. aÅÄufail, der Anfhrer der Ban mir b. aaa, hatte Mohammed gestattet, einige Leute in den Nedschd zu entsenden, damit sie dort den Islam verbreiteten. Diese Mglichkeit war fr den Propheten u erst verlokkend gewesen, hatte er sich doch nun Hoffnung machen drfen, in den von den Quraiöiten beherrschten muaritischen Beduinenstmmen Einflu zu gewinnen. Er schickte eine Anzahl besonders frommer ÑKoranleserì aus den Reihen der ÑHelferì auf den Weg, die jedoch nie ihr Ziel erreichten, sondern an dem genannten Ort niedergehauen wurden. Die Verwnschung wie das Ereignis, worauf sie sich bezieht, belegen, wie Mohammed in seinen medinensischen Jahren aus der muaritischen Solidargemeinschaft ausschert, zumindest vorbergehend ausscheren mu . Er sieht sich ñ vermutlich bei dem erwhnten Treffen ñ mit der Forderung mir b. aÅ-Äufails konfrontiert, seinen Herrschaftsanspruch auf das Ackerland zu beschrnken, whrend mir sich die Filzzelte vorbehalten mchte. Mohammed weist das Ansinnen zurck, worauf jener droht, er werde in Medina mit so vielen Streitrossen einrcken, da an jede Palme eines angebunden werden knne. Wre es Mohammed gelungen, mir auf seine Seite zu ziehen, dann wren die Quraiöiten verloren gewesen, grbelt der Prophet163 ñ und ihm wren der Grabenkrieg und der Zug nach al-udaibja erspart geblieben, drfen wir ergnzen. Trotz dem dort geschlossenen Vertrag fllt ein Zwielicht auf sein Verhltnis zum Muaritentum, denn indem er bis dahin gegen die Quraiöiten Krieg gefhrt hatte, hatte er.es bekmpft. Die Ñersten Auswandererì, die unabhngig von ihm nach Medina gegangen waren, waren in dieser Hinsicht weit weniger belastet, denn nur er war ja der Anstifter der Kriege gewesen. Umar b. al-aÅÅb kann sich daher als den Vorreiter der muaritischen Belange ausgeben; sie knnen eine Grundlage seines Kalifats werden. Da dabei der Vterruhm in Anschlag gebracht werde, wie dies bei den Abd Manf-Quraiöiten fortwhrend geschieht, verboten ihm seine anfischen berzeugungen. Sollte man Al whlen, dann drfe dieser den Leuten ja nicht die Ban Abd al-MuÅÅalib auf den Hals hetzen, sollte Umn berufen werden, dann obliege es diesem, zu den Ban Ab MuaiÅ Abstand zu wahren.164 Diese Worte legt man dem sterbenden Kalifen in den Mund, um deutlich zu machen, welch ein folgenreicher Wendepunkt das Jahr 644 gewesen ist. Und es ist Umar, den Ibn az-Zubair als sein Vorbild betrachtet, ja, den er sogar in den u erlichkeiten nachfft.165 Umar hatte, worauf schon verwiesen wurde, den Islam auf der ÑInsel der Araberì festhalten wollen. Insbesondere scheint ihm die Eroberung gyptens mi fallen zu haben. Gegen Ende des Kalifats Muwijas I. wurde die omaijadische Flotte vor Konstantinopel vernichtet; der Kalif mu te sich zu alljhrlichen Tributzahlungen bereit finden. Whrend der Herrschaft Ibn az-Zubairs stie en byzantinische Kriegsschiffe bis an die palstinensische Kste vor, Askalon, Akkon und Caesaraea wurden zurckerobert. Zu Lande erreichte Kaiser Konstantin IV. (reg. 668ñ685) mit sei-
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nem Heer Mopsuestia. Abd al-Malik handelte mit ihm im Juli 685 einen Vertrag aus, der erheblich hhere Zahlungen vorsah. Dieser Vertrag hatte die Vereinbarung zum Vorbild, die Muwija am Beginn seines Kalifats mit Konstans II. (reg. 641ñ668) geschlossen hatte, um ohne Furcht vor einer byzantinischen Attacke den Krieg gegen Al zum Abschlu zu bringen. Die Abmachung Abd al-Maliks mit den Byzantinern wurde noch zur Regierungszeit des Kaisers Konstantins IV. in die Wege geleitet, ratifiziert jedoch erst unter Justinian II. (reg. 685ñ695).166 Bemerkenswert ist nun, da vor dem Abschlu dieses Vertrags die Truppen Ibn azZubairs durch ein thiopisches Kontingent von zweihundert mit Wurfspie en kmpfenden Soldaten verstrkt worden waren; der Negus habe sie ihm gesandt, hei t es. In den Schlachten gegen Jazds Heer erwiesen sie sich nicht als sonderlich wirkungsvoll; aber sie richteten unter den Fliehenden, denen sie nachsetzten, schwere Verluste an. Ibn az-Zubair befahl sie dann in den Irak, wo sie in Muabs Armee eingegliedert wurden.167 Man mu also annehmen, da man am Hof in Konstantinopel den mit dem Tod Muwijas und der Weigerung Ibn az-Zubairs, Jazd zu huldigen, einsetzenden Zerfall der omaijadischen Herrschaft zur Rckgewinnung aö-äams zu nutzen trachtete. Zu diesem Zweck knpfte man anscheinend an die in die Zeit vor Mohammed zurckgehenden Verbindungen an, die zwischen adas Vetter Umn b. uwairi, dem patrikios, und Byzanz bestanden hatten. Im Kampf um die Macht in Mekka hatte Mohammed damals Sympathie fr die Byzantiner erkennen lassen, und die mit diesen verbndeten thiopier hatten einigen seiner Anhnger Asyl gewhrt. Als Mohammed ein gutes Jahrzehnt spter Mekka in Besitz genommen und sich mit dessen Fhrern ausgeshnt hatte, allen voran mit den Ban Abd äams, war die gegen die Byzantiner freundliche Haltung hinfllig geworden. Warum aber vertaten die Byzantiner die sich ihnen dank dem zubairidischen Kalifat erffnenden Mglichkeiten durch das Abkommen mit Abd al-Malik? Vermutlich aus dem gleichen Grund, aus dem sie Muwija gegen Al untersttzt hatten: Mehr als ein omaijadisches aö-äam frchteten sie eines, das vom Irak aus beherrscht wrde, dem Kernland des einstigen sasanidischen Erzfeindes.168 Auch in den Augen der thiopier war das zubairidische Kalifat offenbar dazu angetan, Erinnerungen an vergangene Verhltnisse zu wecken. Als ein Exil fr Araber, die Verfechter einer hochreligis berformten Ritualpraxis geworden waren, hatte sich thiopien seinerzeit bewhrt. Schon vorher hatte der Negus in Mekka hohes Ansehen genossen. Ihn als ersten ging man in einem Streit zwischen arb b. Umaija und Abd alMuÅÅalib an, aber er verzichtete auf das Schiedsamt, das dann Nufail b. Abd al-Uzz, der Gro vater Umar b. al-aÅÅbs, bernahm. Az-Zubair b. al-Auwm, den man unter die ersten Exilanten rechnet,169 trat in den Kriegsdienst des Herrschers und wurde fr seine Leistungen mit einer Zeremoniallanze (arab.: al-anaza) ausgezeichnet, wie sie Mohammed in Medina benutzte.170 Der Negus hatte mit der Aufnahme der Flchtlinge die Hnde in Arabien im Spiel behalten, was nach dem Abfall Abrahas kein geringer Vorteil war.171 Dem Gro vater des Gesandten Allahs kam ñ jedenfalls in der Sicht der Höimiten ñ das Verdienst der Vernichtung Abrahas zu, und so war es fr den Negus naheliegend, auch mit Mo-
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hammed Artigkeiten auszutauschen, zumal dieser in Sure 30 offen fr die Byzantiner eingetreten und einige Jahre danach aus Mekka vertrieben worden war. Der Vertrag von al-udaibja beendete die Interessenhnlichkeit zwischen dem Negus und dem nunmehrigen Herrscher Mohammed.172 Indem dieser sich mit den fhrenden quraiöitischen Klanen ausshnte, wechselte er zu deren antibyzantinischer Politik ber, die er einst in Sure 30 als zum Scheitern verurteilt getadelt hatte. Der Dschihad als der Inbegriff praktizierter Glubigkeit trieb die Expansion auch nach Norden voran; Umar hoffte vergebens, sie abzubremsen. Er war aus jenen anfischen Kreisen hervorgegangen, denen Mohammed mit seiner Botschaft zunchst ferngestanden hatte. Dann hatte Mohammed die Lehren der anfen aufgegriffen, sie allerdings in seinem Sinne verndert. Als einen Propagandisten ihrer Vorstellungen konnten die anfen ihn trotzdem gelten lassen, jedenfalls bis sie zur Kenntnis nehmen mu ten, da er sich an die hergebrachten Machtverhltnisse Mekkas annherte und dadurch zwangslufig eine andere Rangfolge innerhalb der Ñbesten Gemeinschaftì zur Geltung brachte. Die zwei Jahre zwischen dem Einzug in Mekka und Mohammeds Tod reichten jedoch nicht aus, um Medina dieser neuen Rangfolge zu unterwerfen; anders gesagt, eine Herrschaft der sptbekehrten Mekkaner ber Medina kam nicht zustande. Als man dort um das politische Erbe Mohammeds stritt, waren letztere noch nicht daran beteiligt; sie hatten das Ergebnis des Streits hinzunehmen, nmlich die Herrschaft der Ñfrhen Auswandererì. Von ihrer Kritik haben wir gehrt. Die Gunst der Verhltnisse gewhrte den antibyzantinisch gesonnenen mekkanischen Krften allerdings reiche Entfaltungsmglichkeiten. Die Restriktionen, die Umar den sptbekehrten quraiöitischen Vornehmen hatte auferlegen wollen, wurden schon unter seinem Kalifat von der Wirklichkeit berholt und erwiesen sich unter Umn als vllig obsolet. Dem entspricht, da Mohammed mehr und mehr die Konturen eines allzustndigen Stifters der als umfassend gedachten Ordnung der Ñbesten Gemeinschaftì gewann. In ihm begann man den bermittler einer ihr angemessenen Moral zu erblicken, deren angebliche oder tatschliche Mi achtung die Unzutrglichkeiten hervorgebracht haben sollte, unter denen man litt. Eine solche Stimmung hatte es zu Umars Zeit noch nicht gegeben, und darum hatte er es sich verbitten knnen, den aufkommenden Schwrmereien ber den Propheten allzu viel Beachtung zu zollen. Indem sich Ibn az-Zubair auf Umar berief, weckte er auch jenseits der Reichsgrenzen die Hoffnung auf die Rckkehr zu einer den Byzantinern gewogenen Politik, eine Hoffnung, die sich schnell als trgerisch erweisen sollte. In gypten, wir hrten es, lie en sich diejenigen, die am Seekrieg beteiligt waren, von Ibn az-Zubairs Statthalter nicht beeindrucken. Sobald dort der Omaijade Marwn b. al-akam auftauchte, hielten sie sich an ihn. Dies ist ein Indiz dafr, da sich die Verhltnisse derart gewandelt hatten, da die mohammedsche Auslegung der hochreligis berformten Ritualpraxis, die auf der politischen Ebene mit dem Dschihad, hier gegen Byzanz, einherging, nicht mehr in Frage gestellt werden konnte. Die Ideen, fr die das anfentum gestanden hatte, etwa die Ableitung des Ranges vor Allah und in der Gemeinschaft aus dem Verdienst um deren Sache, hatten ihre Anziehungskraft eingeb t.
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VIII. Der Islam
Selbst Ibn az-Zubair mu sich auf den Vterruhm berufen, wenn er gegen Muwija, dem eine solche Argumentation selbstverstndlich ist, nicht den Krzeren ziehen will.173 Und da zeigt es sich, da er als ein Nachkomme des Asad b. Abd al-Uzz nun einmal weder mit den Höimiten noch den Ban Abd äams mithalten kann.
3. Mohammed und die Omaijaden Das Recht der Abd ManfQuraiöiten auf Herrschaft
Die Festigung der omaijadischen Macht
Als Ab Bakr zum Nachfolger des Gottesgesandten bestellt worden war, soll Ab Sufjn ausgerufen haben, das sei eine schlimme Sache, die nur mit viel Blutvergie en bereinigt werden knne.174 Unter den Nachfahren des Abd äams stand er mit der Meinung, die Herrschaft eines Mannes von den Ban Taim b. Murra sei etwas ganz Unerhrtes, keineswegs allein. Selbst lid b. Sad b. al-,175 einer der ersten Anhnger Mohammeds und dann Exilant in thiopien, wollte sich mit solch einem Bruch des Herkommens nicht abfinden. Da ein solcher Bruch nicht gebilligt werden drfe, lesen wir erneut im Zusammenhang mit prozubairidischen Aktivitten in aö-äam. Unter Muwija I. war das Land in fnf Militrbezirke eingeteilt worden,176 deren wichtigsten, den von Damaskus, der Quraiöite a-$ak b. Qais al-Fihr befehligte. Nachdem Muwija II. gestorben war, liebugelte a-$ak damit, zu Ibn azZubair berzulaufen, der, wie erwhnt, auch in Syrien und Palstina mit vielen Sympathisanten rechnen durfte. Die Damaszener hatten ihrem Kommandanten in der unklaren Lage nach dem Ableben des minderjhrigen Kalifen einen vorlufigen Treueid geleistet, damit die rituellen Gebete in einer auf das Jenseitsverdienst anrechenbaren Weise vollzogen werden konnten.177 hnliches wurde uns aus Basra gemeldet. Marwn b. al-akam trug sich damals, als fr die Omaijaden alles verloren schien, selber mit dem Gedanken, Ibn az-Zubair anzuerkennen. Aber er sah davon ab, als sich ihm unerwartet die Gelegenheit bot, die Witwe Jazds zu heiraten, wodurch die Schutzbefohlenen Muwijas unter seine Kontrolle kamen. Er forderte nun a-$ak heraus und lie ihn wissen, es sei unbegreiflich, wie man jemanden von den Ban Abd al-Uzz sttzen knne, wo doch die Herrschaft den Abd Manf-Quraiöiten gebhre.178 In der gebotenen Krze betrachten wir die wichtigsten Etappen der Konsolidierung des Kalifats Marwns und seines Sohnes Abd al-Malik, ehe wir die Frage nach der Legitimierung der omaijadischen Herrschaft179 aufwerfen. Da sie aus der Zugehrigkeit zu den Abd Manf-Klanen abgeleitet wird und ber diese Zugehrigkeit die Verbindung mit Mohammed als dem inzwischen mit unbeschrnkten Kompetenzen ausgestatteten Stifter des Islams geknpft wird, ahnen wir bereits. ñ Marwn gewann nach der fr ihn so gnstigen Heirat die Untersttzung etlicher Stmme, die an einem omaijadischen Kalifat festhalten wollten. Nunmehr fest davon berzeugt, sich Ibn az-Zubair verweigern zu sollen, erschien er vor Damaskus und bezwang a-$ak in der Schlacht von Mar RhiÅ nordstlich der Stadt; dies geschah im Juli oder in der ersten Augusthlfte 684.180 Die Anhnger Ibn az-Zubairs scheinen sich nicht zu einer entschlossenen Gegenwehr zusammengefunden zu haben. Mar-
3. Mohammed und die Omaijaden
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wn folgte dann der Aufforderung einiger verrterischer Militrfhrer in gypten und bemchtigte sich dieses Landes. Da er dadurch die Getreidezufuhr in den Hedschas unterbrechen konnte, war ein schwerer Schlag fr Ibn az-Zubair.181 Marwn weilte vom Dezember 684 bis zum Februar 685 in gypten, dann wendete er sich wieder Syrien zu. Schon um diese Zeit setzten seine Bemhungen um die Wiedergewinnung des Irak ein, deren Frchte allerdings erst sein Sohn Abd al-Malik ernten sollte. Denn Marwn starb schon im April oder Mai 685.182 Abd al-Malik, der sich in Palstina aufhielt, eilte nach Damaskus und nahm die Huldigung entgegen. Die nchsten sieben Jahre hatte er an der Konsolidierung seiner Macht zu arbeiten. Der erste Schritt, zu dem er sich wenige Monate nach dem Beginn seines Kalifats verstehen mu te, war der schon erwhnte drckende Friedensvertrag mit Byzanz; allerdings bekam er auf diese Weise den Rcken fr den Kampf gegen Ibn az-Zubair frei. Da Ubaidallh b. Zijd bei seinem Versuch, wieder im Irak Fu zu fassen, sein Leben lie , ist uns noch im Gedchtnis. Al-Mutr und Muab b. azZubair fhrten gegeneinander Krieg und zermrbten ihre Krfte, daher brauchte Abd al-Malik trotz dieses Fehlschlags nicht zu befrchten, da man aus dem Irak heraus ihn in aö-äam angreifen werde. Die ÑInselì, das Gebiet zwischen Syrien und dem Zweistromland, war unterdessen in Anarchie verfallen; die arabischen Stmme befehdeten sich nach alter Manier, und die Parteinahme fr die Omaijaden oder die Zubairiden scheint immer noch von Bedeutung gewesen zu sein. Nachdem Abd alMalik im Jahre 689 einen Nebenbuhler bezwungen und anscheinend eigenhndig gettet hatte, widmete er sich der ÑInselì und eroberte im Sommer 690 Qarqisija, das bis dahin von Ibn az-Zubair ergebenen Stmmen gehalten worden war. Vernnftigerweise verlangte Abd al-Malik deren Anfhrern keine Heeresfolge ab, solange Ibn az-Zubair lebte. Es sollten keine Eide gebrochen werden.183 Nach dem Fall von Qarqisija war der Weg zur entscheidenden Schlacht gegen Muab b. az-Zubair frei, die Abd al-Malik 691 schlug. Ein Jahr spter schickte er al-a b. J suf, einen seiner fhigsten Mnner, in den Hedschas. Dieser setzte dem Kalifat Abdallh b. az-Zubairs ein Ende, nachdem Mekka zum zweiten Mal mit Schleudermaschinen beschossen worden war. Eine islamische Gesellschaft ohne das allgegenwrtige Leitbild Mohammed war von jetzt an nicht einmal mehr denkbar. Ihr Kerngebiet war, wenn es nach den Omaijaden ging, nicht der Hedschas, sondern aöäam. Jazd b. ab Sufjn, Muwijas Bruder, war der erste Omaijade, der dort im Auftrag der islamischen Obrigkeit ttig geworden war. Ab Bakr hatte ihn zusammen mit Ab Ubaida b. al-arr und äurabl b. asana in das Gebiet um Amman geschickt. lid b. al-Wald stie aus dem Osten nach aö-äam vor und schlug sein Lager bei Bostra auf, wo die genannten drei auf ihn trafen. Nach einem Unterwerfungsabkommen wurde die Stadt besetzt.184 Das Jahr 18 (begann am 12. Januar 639) ber wtete in aö-äam die Pest, Jazd und die beiden anderen noch von Ab
Bakr berufenen Befehlshaber starben.185 So wurde der Weg frei fr Muwija, der sich mit der Errichtung der Heerlagerstadt bei Qinnasrn Lorbeeren erworben hatte; die aus dem Irak zum Kampf um Syrien Herbeeilenden sollten es als Ausgangsbasis nutzen.186 An der Eroberung Cae-
Die Omaijaden und aö-äa m
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VIII. Der Islam
saraeas im Jahre 19 hatte er ebenfalls Anteil. Die Bezirke, die ihm Umar b. al-aÅÅb zur Verwaltung bergab, umfa ten aber nicht Palstina, sondern Amman, Damaskus und die Bekaaebene. Doch wurde Muwija bald die Zustndigkeit fr ganz aö-äam bertragen.187 Bei einem der Treffen, die Umar mit seinen Statthaltern whrend der Pilgerzeit in Mekka anzuberaumen pflegte, soll Muwija, diensteifrig, wie er war, nicht die eigenen Eltern, sondern zuerst den Kalifen aufgesucht haben. Dieser habe das gergt, worauf sich Muwija ohne Sumen zu seiner Mutter begeben habe. Sie habe ihrem Sohn geraten, stets so zu handeln, wie es dem ÑBefehlshaber der Glubigenì gefalle, denn ihm verdanke er den Aufstieg. Sein Vater Ab Sufjn habe bei derselben Gelegenheit voller Bewunderung ber jene ÑAuswandererì gesprochen, die den brigen Quraiöiten so viel voraushtten; man solle es sich tunlichst nicht mit ihnen verderben.188 Ob diese Worte tatschlich gefallen sind, wissen wir nicht, aber zweifellos handelte Muwija dementsprechend. Er haderte nicht mit dem Schicksal, weil jetzt jemand regierte, der nicht zu den Nachkommen Abd Manfs gehrte, sondern tat alles, was in seinen Krften stand, um die eigene Stellung zu festigen. Er war daher in der Lage, die verwickelten Ereignisse des Ersten Brgerkriegs so zu nutzen, da er als Sieger daraus hervorging. Wenn wir uns nicht von der spteren abbasidischen Propaganda blenden lassen, die an ihm und seiner Dynastie kein gutes Haar l t, dann erkennen wir ein hartnckiges Bemhen um eine Aneignung der Botschaft des Propheten wie auch um eine Verknpfung seiner Gestalt mit dem Vterruhm der Ban Abd äams. Er kaufte, wie erwhnt, in Mekka adas Wohnhaus und vereinte es mit demjenigen Ab Sufjns: Hier hatte Mohammed die Vershnung mit seinen mekkanischen Feinden verkndet.189 Aö-äam wurde zum Hort omaijadischer Macht. Auch nach schwerer Erschtterung war es nicht durch Fremde einzunehmen, wie der Zweite Brgerkrieg erwies. Zu aö-äam hatten die Quraiöiten Beziehungen, die weit in die vorislamische Zeit zurckreichten.190 Zudem war es in den letzten Lebensjahren Mohammeds das Ziel muslimischer Angriffe geworden, sehr zum Unwillen einiger ÑHelferì, wie wir erfuhren. Aus dem wenn berhaupt vorhandenen, dann nur sehr losen Zusammenhalt der Bekenner des anfentums war die aggressive Ñbeste Gemeinschaftì geworden; sie erhob den Anspruch, das ganze Arabertum unter muaritischer Fhrung zu einen, aö-äam aber wurde in der omaijadischen Sicht auf den Islam zum Kerngebiet dieser Gemeinschaft, zu einem Territorium gesteigerter religiser Wrde. In der genealogischen Literatur findet sich die Andeutung, da zwei Zweige der Nachkommenschaft des Abd äams b. Abd Manf in aö-äam lebten, nmlich die Ban Abd Umaija b. Abd äams und die Ban Naufal b. Abd äams.191 Einer der Enkel Naufals heiratete in das Frstenhaus der assniden ein.192 In der Heilsgeschichte, die mit Mohammed zur Erfllung gelangt ist, wird aö-äam zum vorzglichsten Land, wie es in den Texten hei t, die zur Regierungszeit Muwijas in Umlauf kommen. äahr b. auöab, ein Mann aus Hims,193 erzhlt: ÑAls wir den Treueid auf Jazd leisten mu ten, reiste ich nach aö-äam. Man sagte mir, wo Nauf194 wohne, und ich kam zu ihm. Pltzlich erschien jemand, mit einem schwarzen Gewand bekleidet, und
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die Anwesenden machten ihm (respektvoll) Platz. Es war Abdallh b. Amr b. al-. Sobald Nauf ihn erblickt hatte, unterbrach er seinen adVortrag, worauf Abdallh sprach: ÇIch hrte, wie der Gesandte Allahs prophezeite: Es wird eine Hedschra nach der Hedschra geben; die Menschen werden sich dorthin absetzen, wohin Abraham die Hedschra vollzog. Im (Ursprungs-)Land werden nur die belsten bleiben, und (am Jngsten Tag) werden sie von ihren Grbern ausgespien werden, Allahs Innerstes verabscheut sie. Das Feuer wird sie zusammen mit den Affen und den Schweinen aufnehmen ñ es nchtigt mit ihnen, wenn sie schlafen, es hlt mit ihnen Mittagsruhe, und es verzehrt alle, die (von der Hedschra) fernbleiben. Und ich hrte den Gesandten Allahs voraussagen: Meine Gemeinde werden im Osten Leute verlassen, die den Koran rezitieren, ohne da (die Laute) ber das Schlsselbein hinauskommen. Wann immer ein Geschlecht von ihnen (gegen meine Gemeinde) rebelliert, wird es gettet ñ dies wiederholte er mehr als zehnmal ñ bis der Antichrist (arab.: ad-Dal) zusammen mit dem Rest (dieser Bsen) auftreten wird.ì195 Jene beltter, die immer wieder von Osten her die Eintracht stren, sind die Charidschiten; ihr Koranvortrag wird von Allah nicht angenommen.196 Aö-äam ist demgegenber die Zufluchtsttte der Glaubenden, an die sich schon Abraham zurckzog. Die islamische Geschichte wurde von Abraham in Gang gesetzt, und sie mndete schon damals in eine das Heil sichernde Hedschra nach aö-äam, und jetzt, in der von Mohammed gestifteten Gemeinde, ist es wieder so. Die Sicherung aö-äams fr den wahren Glauben ist den Quraiöiten aufgetragen; sie ist eine Pflicht, bei deren Erfllung sie nicht versagen drfen. Das deutete schon Mohammed dunkel in Sure 17, Vers 7 an. Allah habe aöäam gesegnet, erzhlte Kab al-Abr, jenes Gebiet, das sich vom Euphrat bis nach al-Arö erstreckt.197 Wenn am Ende der Zeiten die Welt von Allah zerstrt werden wird, dann wird er aö-äam noch vierzig Jahre verschonen.198 Fnf Stdte, so Kab, wird man im Paradies wiederfinden, Jerusalem, Hims, Damaskus, Bait ibrn in Palstina und afr, die Residenz der jdisch-imjarischen Herrscher, andere fnf werden in der Hlle sein, Konstantinopel, aÅ-Äuwna bei Mopsuestia, Antiochien, Tadmur und Sanaa.199 In den Endzeitkmpfen wird Damaskus die Festung der Muslime sein.200 ñ Nie wurde ein Prophet anderswo berufen als in aöäam, und wenn er nicht dort berufen worden sein sollte, dann wurde er zumindest in einer Nachtreise in jenes Land versetzt. ÑAn drei Ortenì, soll Mohammed festgestellt haben, Ñwurde die ÇLesungë auf mich herabgesandt, in Mekka, in Medina und in aö-äamì ñ nmlich in Jerusalem.201 Was die Botschaft sei, mit der Allah ihn beauftragt habe, wollte jemand vom Propheten wissen. Es sei der Islam, lautete die Antwort, und zwar das Bekenntnis, da Allah einer und Mohammed sein Gesandter sei, da man das rituelle Gebet verrichten und die Luterungsgabe abfhren msse, da man die Ehefrau einzukleiden und zu ernhren habe, und schlie lich da man dort ñ wobei er nach aö-äam deutete ñ zum Jngsten Gericht versammelt werde.202 Einem gewissen Abdallh b. awla, von dem die Quellen nichts weiter berichten, als da er Mohammed kennengelernt habe und im Jahre 58 (begann am 9. November 677) oder 80 (begann am 7. Mrz 699)
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Der Prophet als der Garant der omaijadischen Herrschaft
VIII. Der Islam
in aö-äam gestorben sei,203 schreibt man die Verbrgung des Prophetenwortes zu, das alle diese Vorzge auf den Punkt bringt. ÑWhle mir (ein Land aus), Gesandter Allahs!ì bat er, als Mohammed ihm dunkel zu verstehen gegeben hatte, da Heeresbezirke im Irak, im Jemen und in aöäam entstehen wrden. ÑGeh nach aö-äam!ì lautete die Empfehlung an den Ratlosen. ÑWem das nicht pa t, der soll sich in seinen Jemen aufmachen und aus den Teichen dort sein Wasser holen. Allah garantierte mir fr aö-äam und seine Bewohner!ì Eine zweite Fassung wird noch deutlicher. Nur weil Abdallh b. awla ahnt, da Mohammed sterblich ist, bentigt er den Rat, denn sonst wre er einfach immer in seiner Nhe geblieben. Die Empfehlung, sich nach aö-äam zu verfgen, findet nicht den Beifall des Fragers, so da der Prophet hinzufgt: ÑWei t du eigentlich, was Allah ber aö-äam sagt? Er sagt: ÇO aö-äam, ich halte meine Hand ber dich, du bist mein erlesenstes Land, zu dir fhre ich die besten meiner Knechte, du bist die Peitsche meiner Rache, die Peitsche meiner Strafe, du warnst am klarsten (vor dem Unglauben), in dir wird man sich zum Jngsten Tag versammeln.ë In der Nacht, da ich (nach Jerusalem) reiste, schaute ich eine Sule, die wei wie eine Perle war und von Engeln getragen wurde. ÇWas tragt ihr?ë fragte ich. ÇDie Sule des Islams. Wir haben den Befehl, sie in aö-äam aufzustellen!ë Und whrend ich schlief, trumte mir, da man mir den Koran unter dem Kopfkissen hinwegzog. Ich vermutete, Allah trenne sich von den Bewohnern der Erde, und ich folgte dem Koran mit meinen Blicken, und siehe, er verharrte vor mir, bis man ihn in aö-äam ablegte. Darum geh nach aöäam...!ì204 Die Herrschaft Muwijas, der die Leistung des Propheten Mohammed nicht verwirft, sondern aufgreift und fr sich nutzbar macht, zeigt sich dem seiner Parteiung angehrenden Beobachter als das erhoffte Ergebnis der mittels hochreligiser Vorstellungen bekrftigten quraiöitischen Ambitionen. Auf die Gestalt Mohammeds kann gerade Muwija nicht verzichten; mit ihr verbindet er alles das, was ber das bisher bekannte, wenig stabile und wenig dauerhafte arabische Herrschertum hinausgeht, und das alles stammt unmittelbar von Allah und wurde durch die sich vom menschlichen Ma ablsende Figur seines Gesandten in das Diesseits hinein bermittelt. Ganz anders als das zur Anarchie neigende Charidschitentum, dem sich das Vorbild Mohammeds und seiner beiden ersten Nachfolger im individuellen Dschihad erfllt, ganz anders auch als das Schiitentum, in dem der Prophet durch den Erbberechtigten mediatisiert wird, schaffen sich Muwija und sein Anhang den Propheten zum Garanten des omaijadischen Kalifats um, zu dem einen Menschen, ohne dessen Wirken der Kalif niemals der Stellvertreter Allahs auf Erden htte werden knnen. ÑDie Erde ist Allahs, und ich bin der Stellvertreter (arab.: al- alfa) Allahs, was ich nehme, gehrt mir, was ich den Leuten lasse, das haben sie aus meiner Gnade.ì Solche Worte l t man Muwija sagen.205 Unwidersprochen bleiben sie nicht, aber der Widerspruch belegt vor allem, da sie den Muslimen ungewohnt und unerhrt klangen: Zum ersten Mal leitete man ungeniert ein imperiales politisches Konzept aus dem Lebenswerk Mohammeds ab, vergleichbar dem, das fr den Kaiser in Konstantinopel schon seit langem aus der durch ihn beanspruchten
3. Mohammed und die Omaijaden
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Nachfolge Christi gerechtfertigt wurde.206 Der ÑErzhlerì Ubaid b. Umair al-Lai hatte, als Mekka von den Truppen Jazds umzingelt war, den Kalifen kritisiert; die Truppen aus aö-äam verbaten sich das, denn die religise Wrde Jazds bertreffe diejenige der Kaaba.207 ÑMuwija, der Befehlshaber der Glubigen, war ein Knecht Allahs. Durch diesen Knecht erstickte Allah die vielfltige Fitna und dehnte das Land ausì, so da es der muslimischen Herrschaft untersteht,208 meinte a-$ak b. Qais in der Trauerrede auf den verstorbenen Kalifen,209 mit dem er engen Umgang gepflegt hatte. Diese gttliche Mission, die Muwija erfllte, gab ihm augenscheinlich das Recht, sich nicht als den Nachfolger des Gesandten Allahs (arab.: alfat ras l allh) zu begreifen, sondern als den Stellvertreter Allahs (arab.: alfat allh), wie wir eben hrten. Auf Kab al-Abr, den jdischen Konvertiten,210 geht die heilsgeschichtliche Deutung der Ereignisse zurck, an deren Ende die quraiöitische Herrschaft ber aö-äam steht, die Muwija verwirklicht hat. In der Tora, so Kab, Ñfinden wir Muammad b. Abdallh. Sein Geburtsort ist Mekka; die Sttte, zu der er auswandern wird, ist Medina; seine Herrschaft (arab.: almulk) aber wird er in aö-äam errichten.ì211 Durch das Niederringen der Fitna und die Verlegung des Mittelpunktes des Reiches nach aö-äam beweist sich Muwija als der wahre Erbe des Propheten. Er bemhte sich allerdings vergeblich, Mohammeds Predigtkanzel aus Medina nach Damaskus zu holen.212 Vor Augen gefhrt wird den Muslimen dieser Anspruch aber durch die Aneignung der Kleidung Mohammeds. Das Gewand, in dem dieser die Abordnungen der Stmme empfangen hatte, verblieb im Besitz der Kalifen, berichtet Urwa b. az-Zubair; sie htten es zum Opferfest und zum Fest des Fastenbrechens getragen. Allerdings sei es nicht mehr im ursprnglichen Zustand, fgte er hinzu. Es sei so sehr verschlissen, da man es in einen neuen Stoff habe einfassen mssen. Diese Angaben beziehen sich vermutlich auf die mittlere Omaijadenzeit, in der Urwa sein umfangreiches Material ber Mohammed sammelte. Jedoch ist schon Muwijas Interesse an solchen durch die Berhrung mit dem Propheten geheiligten Erinnerungstcken bezeugt. Fr zwanzigtausend Dirhem erwarb er von Kab b. Zuhair den Mantel, den dieser geschenkt bekommen hatte, als er Mohammed seine berhmten Lobverse vorgetragen hatte.213 Der Dichter rhmte damals den Gesandten Allahs als einen kampfesmutigen Stammesfhrer vorislamischer Prgung, schilderte ihn freilich auch als einen Mann, der ber die Abrechnung am Jngsten Tag predigte und deshalb von dem, der ihn beleidigt hatte, ein rckhaltloses Gestndnis der Schuld erwartete.214 Kab b. Zuhair hatte nmlich den eigenen Bruder, der ein Muslim geworden war, scharf getadelt und emprt gefragt, wie man nur den Glauben der Vter aufgeben und jenem Propheten folgen knne; dies sei ein Zeichen von purer Unvernunft. Als Mohammed diese Worte zu Ohren gekommen waren, hatte er Kab fr vogelfrei erklrt, und nun hatte ihn der Frevler in derart anrhrenden Worten um Verzeihung gebeten! Tief bewegt entledigte sich Mohammed seines Mantels und hngte ihn dem Dichter um die Schultern. Dieses Ereignis fllt in das Jahr 9 (begann am 20. April 630), in jene Tage, in denen Mohammed die Vershnung mit den quraiöitischen Feinden be-
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Muwija und Ab Huraira: das Verf gen ber das ÑWissenì
VIII. Der Islam
trieb, mit jenen neuesten Muslimen, als deren Eifrigste sich Ab Sufjn und Muwija erweisen sollten. Der Mantel (arab.: al-burda) symbolisiert den Beginn jenes Vorganges, auf den a-$ak b. Qais mit dem ÑAusdehnen des Landesì anspielte: Diejenigen, die vorher den gttlichen Heilsplan abgelehnt hatten, waren durch den Akt des Verzeihens in ihn einbezogen worden; sie hatten die Gelegenheit erhalten, sich zu bewhren ñ und sie bewhrten sich, sie errichteten die durch den Propheten angesteuerte Herrschaft in aö-äam, sie erzwangen nach der Fitna die Eintracht und retteten den Heilsplan vor dem Scheitern. Der Mantel, der den Krper des Propheten umschlo , nahm in sich dessen segenspendende Wirkung auf und vermittelt sie dem, der sich in ihn hllt.215 Ein Mantel, vor dem Propheten wie zum Entgegennehmen reicher Gaben aufgehalten, sammelt dessen weise, einer berirdischen Einsicht entstrmende Worte ein, und damit gelangen wir zum zweiten Aspekt der Aneignung Mohammeds durch die Omaijaden. Ab Huraira von den Ban Daus, jener Mann, der bei der Belagerung aibars mit einigen Stammesgenossen zu Mohammed gekommen und zum Islam bergetreten war, redete viel ber den Propheten und ber die Dinge, die dieser getan oder gesagt hatte ñ oder haben sollte. Er rechtfertigte seine Mitteilsamkeit mit einer gro mtigen Handlung, durch die Mohammed ihn ausgezeichnet habe: ÑIch hrte von dir zahlreiche berlieferungen, aber ich vergesse sie danachì, klagte er diesem sein Leid, worauf ihm der Gesandte Allahs riet: ÑHalte deinen Mantel auf!ì Ab Huraira tat es, und Mohammed schpfte mit der Hand etwas in die Vertiefung hinein, dann befahl er: ÑFge (die Stoffrnder) zusammen!ì Seitdem will Ab
Huraira nie wieder ein ad vergessen haben, das er aus dem Munde des Propheten hrte.216 ñ Als Ab Huraira zu Mohammed stie , war er etwa Mitte zwanzig Jahre alt. Nach dessen Tod sagten sich viele Stmme vom Islam los, und nun begegnet uns Ab Huraira im Osten der Halbinsel, wo er sich an den Kriegen gegen die sogenannten Apostaten beteiligte.217 Im Jahre 20 (begann am 21. Dezember 640) trieb er im Auftrag Umars die Abgaben von Bahrain ein218 und geriet, als er nach Medina zurckgekehrt war, in den Verdacht, Gelder veruntreut zu haben. Den Einwand, er habe sich seinen Reichtum durch erfolgreiche Pferdezucht redlich erworben, lie der Kalif nicht gelten und beschlagnahmte einen gro en Teil des Vermgens.219 Das Zerwrfnis mit Umar hatte noch andere Ursachen, auf die wir in Krze zu sprechen kommen. Ab Huraira zog es danach wieder in den Osten, diesmal in die Kufa nachgeordneten Gebiete am Kaukasus und im Sden des Kaspischen Meeres. Schon vor dem Tod Umars war man ber Derbend hinaus in das ÑLand der Trkenì vorgedrungen; deren Herrscher hatte zu Anfang von zielstrebiger Gegenwehr Abstand genommen, weil er es fr mglich hielt, da die Angreifer einen bernatrlichen Schutz genssen. Sobald er seinen Irrtum erkannt hatte, brachte er den Muslimen eine schwere Schlappe bei. Augenzeuge dieser Vorgnge war Ab Huraira; unmittelbar darauf setzte er sich mit den Zurckgeschlagenen nach Gilan und dann nach Gurgan ab.220 Whrend der Fitna stellte er sich auf die Seite Umns. Als die rebellierenden gypter den Kalifen mit Steinen beworfen hatten und der Verwundete in seinen Amtssitz zurckgetragen worden war, zeigte sich
3. Mohammed und die Omaijaden
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Ab Huraira neben Zaid b. bit und Als Sohn al-asan bereit, das Leben im Kampf gegen die Aufrhrer zu riskieren.221 Diese Haltung nderte er whrend des Brgerkrieges nicht. Seit der Ermordung Als leitete er in Medina die rituellen Pflichtgebete, floh aber vorbergehend, als ein Schiit dort die Anerkennung des Kalifats al-asans durchsetzen wollte.222 Das Todesdatum Ab Hurairas ist umstritten. Es werden die Jahre 57 (begann am 14. November 676), 58 oder 59 genannt. Das spteste Datum whlt man, um plausibel zu machen, da Ab Huraira die Totengebete nach dem Hinscheiden der letzten berlebenden Gattinnen des Propheten gesprochen habe, und zwar im Ramadan (begann am 27. Juni 678) 58 fr iöa und im äauwl (begann am 16. Juli 679) 59 fr Umm Salama. Kurz darauf sei er selber gestorben.223 Viel hufiger hei t es allerdings, der Tod habe ihn schon 57 oder 58 ereilt, und dann fehlt der Hinweis auf die beiden Frauen.224 Das Ableben Ab Hurairas war jedenfalls fr die omaijadische Obrigkeit ein herausragendes Ereignis. Der Statthalter in Medina lie es sich nicht nehmen, die Trauerzeremonien persnlich zu leiten, obwohl, wie vermerkt wird, hochangesehene Prophetengefhrten wie Abdallh b. Umar oder Ab Sad al-udr zur Stelle gewesen seien.225 Was verkrperte Ab Huraira fr die Omaijaden? Engen, tglichen Umgang soll er mit dem Propheten gehabt haben. Dies wird auf unterschiedliche Weise erzhlt. Ab Huraira begleitete Mohammed unablssig und erhielt als Gegenleistung soviel Speise, da er sich gerade sattessen konnte. ÑSeine Hand war mit der Hand des Gesandten Allahs, sie wendete sich, wohin der Gesandte sich wendete.ì226 Um nur ja keinen Augenblick des Lebens Mohammeds zu verpassen, nahm er das u erste an Not und Elend auf sich und verzichtete auf jeglichen Broterwerb; er trieb keinen Handel, pflanzte keine Palmensch linge, schnitt keine reifen Fruchtstnde von den Palmen. Er war bei Mohammed zugegen, wenn andere sich fortgemacht hatten, er prgte sich alles ein, sie aber verga en. So speicherte er in sich alles Wissen, entledigte sich aller Sorgen des Alltags, die ihn htten ablenken knnen. Folglich wu te er weit mehr als alle brigen Prophetengefhrten zu berliefern. ÑUnd Allahs gedachte er hufig, dankte ihm fr die Wohltaten, die dieser ihm erwiesen hatte, nachdem er ein armer Tagelhner gewesen war...ì227 Zusammen mit anderen Habenichtsen widmete sich Ab Huraira in Medina ganz und gar der Lobpreisung Allahs; niemand konnte ihn darin bertreffen. Denn bei jedem Rhmen Allahs entnahm er einem Beutel einen Kieselstein und lie ihn fallen. Sobald der Beutel leer war, reichte er ihn einer schwarzen Dienerin, die alle Kiesel auflas und ihm den gefllten Beutel zurckgab. Ebenso hartnckig ging er beim berliefern vor. Er wiederholte die ade ein ums andere Mal, bis alle Anwesenden sie sich gemerkt hatten.228 Derartiges verbreitete man also ber ihn. Lange Jahre war Marwn b. al-akam der Statthalter Muwijas in Medina. Er forderte Ab Huraira auf, alles niederzuschreiben, was er von Mohammed berliefere. Mit diesem Verlangen stie Marwn angeblich auf keine Gegenliebe. Der Statthalter berlistete dann Ab Huraira, und man zeichnete heimlich auf, was dieser vortrug. Eine sptere berprfung ergab, da alles in
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Marwn b. al-akams Lebensweg
VIII. Der Islam
fehlerfreier Weise niedergeschrieben worden war. Mit der geschichtlichen Wirklichkeit in jener frhen islamischen Zeit haben diese erbaulichen Erzhlungen insofern zu tun, als schon unter Umar die Frage errtert worden war, ob das Aufzeichnen von Aussagen Mohammeds, die nicht dem Koran zugeordnet werden konnten, statthaft sei. Der zweite Nachfolger des Gottesgesandten hatte dies strikt verneint. Wenn auch die Aussagen ber Ab Hurairas Haltung zur Verschriftlichung des ad nicht einheitlich sind, so wird er doch fr die frhen Omaijaden zur herausragenden Autoritt auf dem Gebiet der von Umar b. al-aÅÅb abgelehnten Ñislamischen Mischnaì. Man war sich sehr wohl dessen bewu t, da man sich in einen krassen Gegensatz zu ihm begeben hatte. ÑHtte ich die ade, die ich heute berliefere, in der Zeit Umars bermittelt, dann htte er mir den Schdel eingeschlagen!ì ÑErst als Umar verstorben war, durften wir sagen: ÇDer Gesandte Allahs sprach...ëì Die Peitsche des Kalifen hatte man gefrchtet. Jetzt aber war es nicht mehr verpnt, sich auf Worte des Propheten zu berufen und die Autoritt des Toten, die die Omaijaden so dringend bentigten, in die Gegenwart herein zu verlngern. ÑWer absichtlich Lgen ber mich verbreitet, der mag seinen Platz im Hllenfeuer einnehmen!ì habe der Prophet gewarnt. Als Ab Huraira diesen Satz Umar vorgetragen habe, sei dieser vollkommen beruhigt gewesen: Subjektive Ehrlichkeit schtzt den berlieferer vor der Verdammnis. Alles sei nunmehr in bester Ordnung, habe der Kalif befunden, Ab Huraira mge sich frderhin keinen Zwang antun.229 Ob diese Generalabsolution fr jegliche Art Mohammed in den Mund gelegter Worte wirklich schon aus der frhen Omaijadenzeit stammt,230 kann niemand mit Sicherheit sagen. Da sich die Voraussetzungen fr die Umgestaltung des erinnerten Mohammed zu einer unbegrenzbaren Autoritt in Fragen der Glaubenspraxis wie des profanen Alltags bis in die Epoche des Kalifats Muwijas entwickelten, haben wir schon auf mehreren Wegen erkannt: iöa, die jngste der Gattinnen des Propheten, erringt ein kaum nher zu umschreibendes Ansehen als die Vermittlerin authentischen oder scheinbar authentischen Wissens ber Mohammed, der gewnscht habe, die letzten Stunden mit ihr zu verbringen. Von der Wiederkehr des lebendigen Propheten, die Abdallh b. Saba zunchst erhofft hatte, braucht niemand mehr zu trumen. Ungleich weiter reicht die Autoritt, die der tote Gesandte Allahs ausstrahlt, eine noch ganz formlose, biegsame, fr vielerlei Zwecke nutzbare Autoritt. Das omaijadische Kalifat griff nach ihr, Abdallh b. az-Zubair hatte sie in seinem Ha auf die Höimiten verschmht, und Umar war sich noch sicher gewesen, ohne sie auszukommen, wovon das nchste Teilkapitel Nheres berichten wird. Unter Muwija I. ist jedoch lngst eine unumkehrbare Entwicklung im Gang, an deren Ende der Inhalt des Islams von dem bestimmt sein wird, was eine Gruppe von Genossen des Propheten in dessen Namen in Umlauf gesetzt haben wird. Der ganze Islam wre nichtig, falls nicht wahr wre, was sie berliefern, wird ein gutes Jahrhundert spter Hr n ar-Raöd (reg. 786ñ809) mit Schrecken bemerken.231 So weit ist es jetzt noch nicht, aber da es dahin kommen wird, daran haben die ersten Omaijaden nach Krften mitgewirkt, und Ab Huraira ist einer der Mnner gewesen, die ihnen besonders bedenkenlos die von
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Mohammed hergeleitete Autoritt zur Verfgung gestellt haben. Betrachten wir, was wir ber den Lebensweg Marwn b. al-akams wissen, dann ahnen wir, wie tiefgreifend der Wandel war, dem die Botschaft des Propheten in den ersten fnfzig Jahren nach dessen Tod unterlag. Marwn war zu jenem Zeitpunkt acht Jahre alt. Die Jugend und die ersten Mannesjahre verbrachte er in Medina. Umn b. Affn, ein naher Verwandter, zog ihn an sich und beschftigte ihn als Schreiber. Viele Medinenser waren darber hchst erbittert; sie meinten, Marwn be einen unguten Einflu auf den Kalifen aus und trbe dessen Beziehungen zu den alten Gefhrten Mohammeds. Als Umn ihn berreich aus der nordafrikanischen Kriegsbeute bedachte,232 lie en sich die Wogen der Emprung kaum noch gltten. Zu allem berflu entwickelte sich Marwn zu einem scharfen Kritiker Äala b. Ubaidallhs, dem er einen verfehlten Machtehrgeiz vorhielt, und verfeindete sich mit iöa, die wie Äala dem Klan der Ban Taim b. Murra angehrte. Den Hintergrund bildete wahrscheinlich der Streit ber die Frage, ob die Herrschaft den Abd Manf-Quraiöiten vorbehalten bleiben msse. Nachdem Marwn den Kalifen Umn gegen die Aufrhrer verteidigt hatte, stellte er sich denen zur Verfgung, die nach Rache riefen; auf der Seite az-Zubairs, iöas und Äalas focht er in der Kamelschlacht, scho hinterrcks auf letzteren, den er fr den eigentlichen Quell allen bels ansah, und verwundete ihn tdlich. Selber schwer verletzt, entkam Marwn den Gefechten und leistete Al b. ab Älib einen Huldigungseid. In Medina erlebte er das Ende des Ersten Brgerkriegs und den Triumph seines Klangenossen Muwija, der ihn im Jahre 42 (begann am 26. April 662) zum ersten Mal zum Statthalter des einstigen Mittelpunktes des islamischen Reiches ernannte. Mehrfach wurde er jedoch durch andere Verwandte des Kalifen abgelst, und unter Jazd amtierte Marwn berhaupt nicht mehr.233 Man schtzte Marwn falsch ein, wenn man die ungehemmten Schmhungen beim Wort nhme, die vielleicht schon zu seinen Lebzeiten ber ihn und seinen Vater kursierten. In schiitischen Kreisen in Basra erzhlte man sich beispielsweise diese Verwnschung: Marwns Vater al-akam b. ab l- suchte eines Tages um ein Gesprch mit dem Gesandten Allahs nach, der seinem Trsteher befohlen habe: ÑLa t ihn eintreten, diese Schlange oder diesen Sohn einer Schlange, Allah verfluche ihn und jeden, den er zeugt, abgesehen von den Glubigen unter seinen Nachkommen, und das werden nur wenige sein! Im Diesseits werden sie hoch geehrt, im Jenseits erniedrigt, diese Rnkeschmiede und Betrger, die man hier rhmt, whrend sie am (glcklichen) Jenseits keinen Anteil haben!ì234 Die ad-Gelehrten sind sich nicht sicher, ob Mohammed je einen solchen Satz gesprochen habe. Im Januar 630 hatte al-akam den Islam angenommen und war nach Medina bergesiedelt. Dort hatte er eines Tages den Gesandten Allahs in einer intimen Situation berrascht und ihm ins Gesicht gegrinst, worauf Mohammed ihn eine Zeitlang aus Medina nach aÅ-Äif verbannte. In den emprten Bericht ber eine solche Respektlosigkeit mischt man eine Weissagung des Propheten: Er sieht voraus, da sich al-akams Shne auf den Predigtkanzeln breitmachen werden,235 Ñauf ihnen umherspringen werden wie die Affenì, wie
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Vom eigenen Entscheiden zur Inanspruchnahme der Autorit t des Propheten
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eine besonders mi gnstige Fassung lautet.236 Hier ist das Ressentiment der berlieferer herauszuhren, die ihresgleichen fr geeigneter erachten, sich in Sachen des Islams zu bettigen. Denn al-akams Sohn Marwn war als ein eifriger Rezitator des Korans bekannt, als ein Mann, der sich um Einsicht (arab.: al-fiqh) in die lebenspraktischen Konsequenzen des Glaubens bemhte,237 mit Strenge auf die Einhaltung der von Allah gezogenen ÑGrenzenì (arab.: al-ud d) achtete und trotzdem als der kultivierteste unter den jungen Quraiöiten gepriesen wurde.238 Auch konnte man ihm nicht vorwerfen, da er die Lebensleistung der Ñersten Auswandererì geringgeschtzt habe. Bei seiner Amtsfhrung betrachtete er die Entscheidungenì (arab.: Sg. al-qa ), die auf Umar b. al-aÅÅb zurckgingen, als vorbildlich. Whrend seiner Statthalterschaft beauftragte er Ab Salama und Muab, zwei Shne Abd ar-Ramn b. Aufs, mit dem Treffen von ÑEntscheidungenì, was zeigt, da er die Sachkenntnis und das Ansehen der Ñfrhen Auswandererì fr sich zu nutzen bestrebt war.239 Marwn befolgte mithin die von den lteren Prophetengenossen fr gut befundenen Methoden der Entwicklung der Ñbesten Gemeinschaftì: Unter Zugrundelegung des Korans und der in ihm aufgezeigten ÑGrenzenì suchten sie in eigener Verantwortung nach Ñislamischenì Lsungen fr die vielen Fragen, die der Alltag aufwarf. Der Medinenser Qaba b. uaib (gest. ca. 700)240 schildert, wie eine Frau gelobt hatte, ihren Sohn an der Kaaba zu opfern, sofern sie eine nicht nher bezeichnete Tat begehen sollte. Es trat die Bedingung ein, unter der sie ihr Gelbde htte erfllen mssen. In ihrer Not wollte sie von Abdallh b. Umar wissen, wie sie die Ttung des Sohnes umgehen knne. Allah bestehe auf der Erfllung dessen, was man gelobt habe, verbiete allerdings, Angehrige der eigenen Sippe umzubringen. Diese Antwort lie die Frau ratlos. Abdallh b. al-Abbs erinnerte sie an Abd al-MuÅÅalib, dem Allah gestattet hatte, an Stelle des Sohnes einhundert Kamele zu opfern. Die Sache kam Marwn zu Ohren, und dieser befand, ein Gelbde, das eine Widersetzlichkeit gegen Allah ñ hier: das Tten des eigenen Sohnes ñ zum Inhalt habe, sei nichtig; Marwn empfahl der Frau, Bu e zu tun. Diese Entscheidung lste bei den Menschen Bewunderung aus; man erkannte, da Marwn ein zutreffendes Gutachten (arab.: al-fatw) erteilt hatte, und fortan entschied man in hnlichen Fllen, da es kein Gelbde geben drfe, das eine Widersetzlichkeit gegen Allah vorsehe. ñ Eines Tages erkundigte sich Marwn bei einem Enkel Ab M s al-Aöars: ÑIst es richtig, da nach eurer Ansicht (im Erbgang) der Gro vater nicht an die Stelle des Vaters rckt, wenn ein Vater unauffindbar ist?ì ÑJawohlì, bekrftigte der Gefragte, worauf Marwn wissen wollte: ÑWarum ndert ihr das nicht?ì ÑNicht einmal du knntest das ndern!ì beharrte der Enkel Ab M ss. Marwn gab zu bedenken: ÑIch bezeuge zu Lasten Umns, da er zu Lasten Ab Bakrs bezeugte, da dieser den Gro vater an die Position des Vaters rckte, wenn ein Vater unauffindbar war.ì241 Das Ansehen des ersten und des dritten Kalifen htte die Verfechter der anderen Meinung zum Einlenken bewegen sollen. Die eigenverantwortliche Einsicht in die Forderungen, die der Islam gegenber den Mitgliedern der Ñbesten Gemeinschaftì erhebt, fhrt kei-
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neswegs immer zu verwertbaren Ergebnissen. Viel hngt von der Fhigkeit der Sachkenner ab, einen Fall auf den Punkt zu bringen und dann zu einer berzeugenden und praktikablen Lsung zu gelangen, wie dies Marwn beim Problem des Gelbdes glckte. Es gibt ferner Umstnde, bei denen zwei oder mehr plausible Entscheidungen mglich sind. Knnte man dann auf Vorgaben zurckgreifen, wre manches leichter, vor allem wenn die Vorgaben mit einer Autoritt ausgestattet wren, die jeden Widerspruch erstickte. Denn selbst Marwn ist nicht in der Lage, seine Entscheidungen durchzufechten, obwohl er sich auf Ab Bakr und Umn beruft. Wrtlich drfen wir die Episode nicht nehmen, in der Marwn sich mit List eine Mitschrift der berlieferungen Ab Hurairas verschafft. Sie deutet darauf hin, da anders als unter Umar b. al-aÅÅb das Bedrfnis, im Namen einer hheren Autoritt zu sprechen, jetzt auch unter den Herrschenden sprbar geworden war. Marwn galt im brigen fr einen kompetenten ad-Kenner,242 er gehrte ja auch der Generation an, deren Kindheits- oder Jugendjahre noch in die Lebenszeit Mohammeds fielen; die Kriege um die Etablierung des medinensischen Gemeinwesens hatten sie nicht bewu t erlebt, geschweige denn die mekkanischen Auseinandersetzungen um den wahren Kaabakult. Die Ñfrhen Auswandererì hatten nach Mohammeds Tod das Heft in die Hand genommen, die jngeren aber machten sich ihre eigenen Gedanken darber, wie ein Prophet geredet und gehandelt haben m te. Und sie glaubten zu wissen, da es sich gerade so verhalten habe. Sie beriefen sich auf ihn, die Ñfrhen Auswandererì hatten an der Tatsache ihrer Befugnisse genug. Von welcher Art das Material war, das die Jngeren dem Propheten zuschrieben, werden wir uns vergegenwrtigen. Ihnen jedenfalls wird Mohammed nicht nur zum Spender der Legitimitt der Kalifenherrschaft, ihnen wird er zum Ursprung aller Verhaltensnormen, denen die Ñbeste Gemeinschaftì und ihr Oberhaupt verpflichtet sind. Im Idealfall htte der ÑBefehlshaber der Glubigenì dann keinerlei so schwer zur Geltung zu bringende eigene Einsicht mehr ntig. Muwijas Bemhen um die Nutzung der Erinnerung an Mohammed fr die Zwecke des Machterhalts berlagerte sich demnach mit dem unbegrenzbaren Zugewinn an Zustndigkeiten, die man dem Propheten fr den gesamten Lebensvollzug zubilligte: Mohammed wuchs ins bergro e.243 Dies alles wurde dadurch beschleunigt, da sich in der frhen Omaijadenzeit vielfltige Mglichkeiten der Einbeziehung der neuen Religion in die aus aö-äam stammende, seit dem 4. Jahrhundert in die Arabische Halbinsel einsickernde jdisch-christliche berlieferung ergaben. Namen wie Kab al-Abr und Abdallh b. Amr b. al- stehen fr diesen Vorgang, auf dessen Spuren wir schon am Beginn unserer Studien ber Mohammed stie en. Kab al-Abr wu te, da Allah von der Kaaba aus alles Land hinbreitete; sie war von Anfang an der Mittelpunkt des Diesseits. Wie kamen die Verbindungen zwischen Kab und den Omaijaden zustande? Er war ein Neffe jenes l-Kul, der, durch den Propheten umworben, sich unter Ab Bakr fr den ersten gro en Feldzug nach aöäam zur Verfgung gestellt und dann im Kampf um Damaskus Verdienste errungen hatte.244 l-Kul hatte sich in Hims niedergelassen, besa in Damaskus aber etliche Lden. Schlie lich verschaffte ihm Muwija
Das Wirken Kab al-Abrs und die in seinem Namen verbreitete Propaganda
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einen Wohnsitz in der Metropole, und zwar im ÑHaus der Medinenserì.245 Im Brgerkrieg bettigte sich l-Kul als beredter Agent fr die Sache Muwijas.246 Doch erreichte er auf dem Gebiet des Predigens und ÑErzhlensì (arab.: al-qaa) bei weitem nicht den Ruhm seines Neffen. Kab nmlich hatte sich, zunchst aus eigenem Antrieb, ganz auf diese Kunst verlegt, auf das erbauliche Weiterspinnen koranischer Motive, das schon unter Umar aufgekommen war. l-Kul meinte allerdings, da man das nicht ohne Einwilligung des Herrschers praktizieren durfte; Muwija erkannte die Wirksamkeit dieses Mittels der Indoktrinierung und erteilte Kab die Erlaubnis. Auf b. Mlik al-Aöa, der sich whrend des Krieges um aibar dem Islam angeschlossen hatte und in aö-äam zu einigem Ansehen gelangt war,247 steuerte den passenden Satz bei, den er von Mohammed gehrt haben wollte ñ als es die darin beantwortete Frage noch gar nicht gegeben hatte: ÑDie ÇErzhlerë sind von dreierlei Art: Sie sind entweder die Befehlshaber selber oder deren Beauftragte, oder sie sind Schwindler.ì248 Wir drfen nicht hoffen, da wir Kab al-Abrs u erungen im unvernderten Wortlaut vor uns haben. Manches, was man mit ihm in Verbindung bringt, ist nach seinem Tod, der in die letzten Jahre des Kalifats Umns fllt,249 den Ereignissen angepa t worden, so die vorhin zitierte Aufzhlung der fnf verfluchten Stdte: AÅ-Äuwna und Antiochien tauchen in der arabischen Geschichtsberlieferung erst in den Kriegen gegen Byzanz auf, die am Ende der Regierungszeit Abd al-Maliks und kurz danach ausgefochten wurden.250 Es finden sich in den Quellen jedoch Hinweise auf einen gr eren Schlerkreis Kabs,251 so da verstndlich wird, warum sich das von ihm verfochtene Gedankengut verbreiten und erhalten konnte. Wofr Kab Zeugnis ablegte, das war die Eigenart des omaijadischen Herrschertums; jedenfalls wurde er dafr in Anspruch genommen, so etwa von Abd al-Malik, der sich versichern lie , laut einer Weissagung Kabs wrden nach seinem Tod einundzwanzig Kalifen regieren.252 Kab schpfte seine bisweilen kruden Auslassungen ber Allah und die Welt, wie er vorgab, aus der Tora. Selten genug wird dergleichen wirklich so gewesen sein. Zwar taucht in der biographischen berlieferung die schattenhafte Gestalt eines Ab Samaual aus Galila auf, eines Juden, der unter Ab Bakr, vielleicht auch erst unter Muwija zum Islam bertrat und den passenden Beinamen Ab Muslim erhielt. Dessen Worte habe man in Hims weitergegeben, vor allem aber gilt er als der Lehrer Kabs. Ursprnglich habe Ab Samaual eine mnchische Lebensweise gepflegt, sich unter Umar jedoch der profanen Welt geffnet, wie es sich fr einen Muslim ziemt. In ihm haben wir einen Mann vor uns, der, in diesem Falle auf der Grundlage des Judentums, eine religise Deutung und Formung des Alltags predigte, die ihren Ausgang von der Ehrfurcht vor einem allmchtigen Schpfer nahm: Ins Paradies gelangt, wer beim Kauf eines Gewandes, beim Stillen des Hungers, beim Erwerb eines Reittiers Allah dankt ñ denn von ihm einzig und allein rhrt alles her; so steht auch geschrieben, da man im Schrecken vor dem Herrn den Acker bestellt.253 Das Rhmen Allahs und der eifrige Vollzug der Riten wirken sich laut Kab al-Abr auf das Verhalten des Einen gegenber der Schpfung aus:
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ÑAllah gab Mose neben anderem ein: ÇO Mose, gbe es nicht jemanden, der mich lobt, lie e ich keinen Tropfen vom Himmel fallen und kein Blatt aus dem Boden sprie en. O Mose, gbe es nicht jemanden, der mich anbetet, gewhrte ich denen, die sich mir widersetzen, nicht einen Augenblick Aufschub. O Mose, gbe es nicht jemanden, der bezeugt, da kein Gott au er Allah ist, berlie e ich der Gehenna die Macht ber das Diesseits. O Mose, wenn du die Armen triffst, dann frage sie (nach dem Jenseits), wie du die Reichen (danach) ausfragst! Denn wenn du das nicht tust (und sie nicht warnst), dann magst du alles unternehmen, was du wei t ñ oder was du irgend tun kannst ñ, du bist nichts weiter als Staub! Mchtest du, da dich am Tag der Auferstehung nicht der Durst plagt?ë ÇJa, o mein Gott!ë ÇDann sprich oft Gebete fr Mohammed!ëì254 ñ Abdallh b. ab Amad, ein Mann, der Muslim wurde, noch ehe der Gesandte Allahs im Haus al-Arqams fr seine Botschaft zu werben begonnen hatte, stammte aus der Sippe der Ban Asad b. uzaima, die mit den Ban Abd äams einen Schwurbund geschlossen hatte. Eines Tages kehrte er mit reicher Beute von einem Feldzug zu Muwija zurck. Als er diesem gegenber ein Jahr danach Rechnung legen wollte, bemerkte er mit Bestrzung, da das Bargeld verbraucht war. Zufllig begegnete er Kab al-Abr, der ihn beruhigte und ihm riet, sich von den verbliebenen Vermgenswerten Dattelpalmen zuzulegen. ÑDu findest sie im Buch Allahs: Sie sind die nahrungspendenden Bume auf unfruchtbarer Erde, die festverwurzelten im Sumpf. Das beste Eigentum sind sie. Wer sie verkauft, ist ruiniert. Wer sie kauft, hat seine Speise. Wer sie veru ert, gleicht der Asche auf kahlem Felsen, die an einem strmischen Tag fortgeweht wird.ì Abdallh b. ab Amad folgte der Empfehlung.255 ñ Allah schickte Adam Stbe in der Zahl der knftigen Propheten hinab. Adam vermachte sie seinem Sohn Seth; es seien Symbole fr den festen Bund, der zwischen Allah und den Menschen bestehe. ÑUnd immer, wenn du Allahs gedenkstì, mahnte Adam, Ñdann gedenke auch des Namens Mohammeds! Denn als ich noch ein Lehmklo und noch nicht beseelt war, erblickte ich den Namen Mohammeds an einem Bein des Throns.ì Kein Fleck im Himmel sei frei von diesem Namen, auch im Paradies sei er allenthalben zu sehen, die dortigen Engel priesen ihn unablssig.256 ñ ÑIm Buch Allahsì, womit Kab die Tora meinte, Ñfinden wir, da die Erde die Form eines Adlers hat. Der Kopf ist aö-äam, die beiden Flgel sind der Osten und der Westen, der Schwanz ist der Jemen. Den Menschen geht es so lange gut, wie man den Kopf nach Ungeziefer absucht und wie der Kopf (Kraft) aus dem Krper zieht, nicht aber der Krper aus dem Kopf. Denn wenn das geschieht, gehen die Menschen zugrunde. Bei dem, in dessen Hand Kabs Seele ruht, es wird ber die Menschen eine Zeit hereinbrechen, in der keine ÇInsel der Araberë ñ oder keine Lagerstadt ñ mehr sein wird, in der nicht eine Reiterschar aus aö-äam um des Islams willen gegen die dortigen Bewohner kmpfen wird. Ohne den Kampf (der Reiter aus aö-äam) werden jene in den Unglauben zurckfallen.ì257 Was Kab zu Ñerzhlenì hatte, bediente sich frei eines Stoffes, der au erhalb des Korans lag; im letzten Beispiel wird ausdrcklich angemerkt, da er aus der Tora schpfe. Da dies nicht fr bare Mnze genommen werden darf, deuteten wir an. Es ist nicht schwierig, diesen Stoff so ein-
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zusetzen, da der Grnder der neuen Religion in den Mittelpunkt gerckt wird. Diese ist nun gewi nicht mehr die Frucht unterschiedlicher Nhrquellen wie der quraiöitischen Riten und deren Auslegung durch die ÑStrengenì, des gnostischen Gedankenguts und des anfentums, das letzten Endes unter Umar b. al-aÅÅb seine Hochblte erlebte, sondern nur noch das Werk jenes einen Gesandten Allahs, der schon vor aller Zeit erwhlt worden ist. Da er seine Botschaft verkndet hat, verleiht den Omaijaden, die sein Erbe angetreten und auf dem Felde der Machtpolitik verwirklicht haben, das Recht, die Stellvertreterschaft Allahs auszuben. Als Abd al-Malik kurz nach dem Sieg ber Muab b. az-Zubair nach aöäam aufbrach, schrfte er seinem Heer ein, was es mit der ÑVollmachtì (arab.: as-sulÅn) auf sich habe, die er, der Kalif, verkrpere: Er sei der ÑSchatten Allahs auf der Erdeì, er habe Gehorsam und Eintracht (arab.: al-ama) zu fordern.258 An anderer Stelle ist sogar davon die Rede, da Abd al-Malik als der ÑStellvertreterì Allah lieber sei als der Gesandte.259
4. Die Autoritt des Propheten Die Legitimit t des ad
In der Gestalt des Abdallh b. Amr b. al- (gest. ca. 685) treffen wir auf einen weiteren Protagonisten der Ñerzhlerischenì Anreicherung der koranischen Botschaft sowie der unbeschrnkten Inanspruchnahme der Autoritt Mohammeds. In den Auseinandersetzungen zwischen Al b. ab Älib und Muwija brachte die omaijadische Seite diesen Abdallh als einen mglichen ÑBefehlshaber der Glubigenì in die Debatte; seine Frmmigkeit schien ihn zu diesem Amt zu befhigen.260 Man l t ihn auch mit Kab al-Abr zusammentreffen, der seine Einsicht in die Tragweite der Worte des Korans pries. Denn Abdallh hatte festgestellt, da die Erkenntnisse, die die Auguren aus dem Vogelflug gewnnen, letzten Endes nichts anderes seien als die von Allah gewirkten Zeichen. Ebendies bezeuge auch die Tora, hob Kab lobend hervor.261 Ohnehin galt der Sohn des Eroberers von gypten als ein Mann, der Ñdie Bcherì studiert hatte.262 Man schreibt ihm jedoch auch die folgende Behauptung zu: ÑAlles, was ich vom Gesandten Allahs hrte, zeichnete ich auf, um es auswendig zu lernen.ì Man habe ihn gefragt, was er da eigentlich tue; schlie lich sei der Gesandte Allahs nur ein Mensch (vgl. Sure 25, 20), Ñder sich im Zorn wie im Einverstndnis u erte. Deshalb unterlie ich das Aufschreiben und sprach mit dem Gesandten Allahs darber. Dieser befand: ÇSchreib nur! Denn bei dem, in dessen Hand meine Seele liegt, (meinen Mund) verl t nichts als die Wahrheit!ëì263 Diese fiktive Zustimmung Mohammeds zum durch Umar b. al-aÅÅb untersagten Aufzeichnen von angeblichen oder tatschlichen Worten, die nicht in die Offenbarung eingegangen waren, belegt eindrcklich, wie schnell die Berufung auf die Autoritt des Propheten zum Problem wird und wie sehr er der menschlichen Sphre entrckt werden mu . Spricht er nicht oft unter dem Einflu seiner Empfindungen, und darf man das, was er unter solchen Umstnden sagt, als Wahrheit anerkennen, als eine den Willen Allahs ungetrbt wiedergebende u erung, in ihrem Gewicht der ÑLesungì vergleichbar? Man mu es sogar, lautet die Antwort, die Moham-
4. Die Autoritt des Propheten
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med dem Jngling gegeben haben soll. Laut al-Wqid verhielt es sich folgenderma en: Abdallh b. al-Abbs, Abdallh b. Umar, Ab Sad al-udr, Ab Huraira, Abdallh b. Amr b. al-, bir b. Abdallh,264 Rfi b. ad,265 Salama b. Amr b. al-Akwa,266 Ab Wqid al-Lai,267 Abdallh b. Buaina268 und andere Gefhrten des Gesandten Allahs pflegten in Medina ÑGutachtenì zu erteilen, d.h. Urteile ber den Islam und seine lebenspraktischen Konsequenzen zu erlassen, sowie auf Autoritt Mohammeds ade in Umlauf zu setzen, seitdem Umn ermordet worden war; nicht alle von ihnen, schrnkt al-Wqid ein, nmlich nur Ibn al-Abbs, Ab Sad al-udr, Abdallh b. Umar, Ab Huraira und bir b. Abdallh htten sich auf dem Gebiet der ÑGutachtenì in besonderer Weise hervorgetan.269 In jenen Jahren, in denen die Unzufriedenheit ber das Auseinandertreten vom ertrumten Ideal und der Wirklichkeit um sich griff und Abdallh b. Saba nicht wenigen mit dem Gerede von der Wiederkunft Mohammeds den Kopf verdrehte, verlegten sich namhafte Angehrige der Generation, die als junge Burschen Mohammed gesehen hatten, darauf, ihre Meinung dazu zu u ern, wie es eigentlich in der Ñbesten Gemeinschaftì zugehen solle; sie kleideten ihre Ansichten in eine fiktive wrtliche Rede (arab.: al-ad) des Propheten. Sie verschafften damit einer Gattung von Texten Wertschtzung und Anerkennung, die sicher schon vorher kursierten, aber eben noch nicht als irgend verbindlich, d.h. als neben dem Koran zu beachten gegolten hatten. Ma nahmen, die Umar b. al-aÅÅb anordnete, bedurften keiner Besttigung durch Aussagen, deren Echtheit berhaupt nicht nachzuweisen war. Als ÑNachfolger des Nachfolgers des Gesandten Allahsì fllte er jede Entscheidung (arab.: al-qa ) in eigener Verantwortung. Beispiele dafr haben sich als Zitate in spteren Werken erhalten. So hatte Umar eines Tages in Erfahrung gebracht, da etliche Leute Mittel aus dem Staatsschatz bekommen hatten, um den Dschihad zu fhren; sie waren dann ihrer Absicht untreu geworden, weswegen der Kalif anordnete, er habe einen Anspruch auf die betreffenden Mittel, sie m ten rckerstattet werden.270 Von Umars Sorge um die Bewahrung der rituellen Reinheit au erhalb der ÑInsel der Araberì haben wir gehrt. Die muhid n sollten genau prfen, welche Ksesorten gem den Regeln der islamischen Glaubenspraxis erlaubt seien und welche nicht; desgleichen htten sie zu gewhrleisten, da sie sich nie in Felle von Tieren kleideten, die verendet waren und daher als Aas und als unrein zu gelten hatten.271 Bemerkenswerterweise finden sich daneben ade, die die Frage der Genie barkeit des von Andersglubigen erzeugten Kses mit einem Wort des Propheten beantworten; bei Tabuk oder whrend des Einzugs in Mekka soll er sich dazu geu ert haben.272 Angesichts dieser Unklarheit ber den Ort, an dem er die entscheidenden Worte gesprochen haben soll, geht man nicht fehl, wenn man in diesen berlieferungen eine nachtrgliche Berufung auf seine Autoritt erkennt. hnliches haben wir bei der Einfhrung der Riten fr die Ramadannchte beobachtet. Ein weiteres oft erwhntes Beispiel fr die Festlegung von Regeln ohne Bezugnahme auf Mohammed sind die von Umar erlassenen Ausfhrungsbestimmungen fr die Einziehung der adaqt. In der malikitischen Rechtsschule wird der Inhalt seines diesbezglichen Schreibens wie folgt
Umars eigenverantwortliche Entscheidungen und deren Umwandlung in ade
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berliefert: ÑBei vierundzwanzig und weniger Kamelen ist Kleinvieh einzufordern, und zwar ein Schaf auf je fnf Kamele. Beluft sich die Zahl der Kamele auf bis zu fnfunddrei ig, dann wird das weibliche Fohlen einer Zuchtstute fllig und falls ein solches Fohlen nicht vorhanden ist, das mnnliche Fohlen einer Milchstute. Beluft sich die Zahl bis auf fnfundvierzig, dann das weibliche Fohlen einer Milchstute. Beluft sich die Zahl bis auf sechzig, dann eine dreijhrige Stute, die durch einen Hengst gedeckt werden kann. Beluft sich die Zahl bis auf fnfundsiebzig, dann ein Junghengst. Beluft sich die Zahl bis auf neunzig, dann zwei weibliche Fohlen einer Milchstute. Beluft sich die Zahl bis auf einhundertzwanzig, dann zwei dreijhrige Stuten, die gedeckt werden knnen. Geht die Zahl darber hinaus, dann fr je vierzig ein weibliches Fohlen einer Milchstute sowie fr je fnfzig eine dreijhrige Stute...ì Es schlie en sich ebenso detaillierte Bestimmungen bezglich des Kleinviehs an. Die Echtheit dieses Schreibens sei in Medina unumstritten, der Inhalt werde von den Gelehrten anerkannt.273 Die nmlichen Bestimmungen entdeckt man in dem von Schlern aöäfis (gest. 820) zusammengetragenen umfangreichen Handbuch des islamischen Rechts, freilich in einem vllig vernderten Umfeld. Unter der berschrift: ÑWie die adaqa auferlegt wurdeì hei t es dort: Aö-äfi sagt: Uns teilte al-Qsim b. Abdallh b. Umar auf Autoritt von alMuann b. Anas oder von NN b. Anas b. Mlik mit ñ aö-äfi ist sich im Zweifel (ber dieses Glied der Tradentenkette) ñ letzterer auf Autoritt von Anas b. Mlik, welcher sagte: ÑDies ist die adaqa. Spter wurden das Kleinvieh und anderes weggelassen, denn die Menschen verabscheuten das. Im Namen Allahs, des Barmherzigen, Erbarmungsreichen! Dies ist die adaqa-Pflicht, die der Gesandte Allahs den Muslimen aufbrdet, da Allah sie ihm befahl. Wem (die adaqa) den Regeln entsprechend abverlangt wird, der hat sie aufzubringen, und wem mehr abverlangt wird, hat dies nicht aufzubringen. Bei vierundzwanzig und weniger Kamelen ist Kleinvieh einzufordern, und zwar ein Schaf auf je fnf Kamele...ì Es schlie t sich der oben bersetzte Text des Schreibens Umar b. al-aÅÅbs an, am Ende ergnzt um einige Przisierungen fr den Fall, da die vorgesehene dreijhrige Stute oder ein Junghengst nicht greifbar sind.274 Fr aö-äfi ist es nicht mehr denkbar, da der Kalif ohne Rckbezug auf den Propheten etwas so Grundlegendes wie die adaqa geregelt haben sollte. Er leitet den Text dementsprechend vom Propheten selber her unter Einschaltung von Anas b. Mlik, dessen azraitischem Diener. Zehn Jahre soll Anas alt gewesen sein, als seine Mutter ihn dem eben aus Mekka vertriebenen Mohammed bergab, und ber einhundert Jahre soll sein Leben gewhrt haben, das er nach der Teilnahme an den frhen Eroberungskriegen vorwiegend in Basra verbrachte. Aö-äfi hat allerdings keine klaren Vorstellungen davon, wie der Text ber Anas an den Tradenten gelangt sein soll, der ihn ihm bermittelt hat. Jener alQsim b. Abdallh war ein Nachkomme Umar b. al-aÅÅbs in der fnften Generation; er wirkte in Medina, wo er 773 verstarb. Die Gewhrsmnnerkritik seiner Zeit und danach belegt ihn mit abwertenden Charakterisierungen der schrfsten Art, nennt aber, wie meistens, keine konkreten Vorwrfe.275 Laut aö-äfi bezieht Anas b. Mlik den Text auf den
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Gesandten Allahs und weist berdies in einem kurzen Vorspann darauf hin, da von bescheidenen Viehbestnden weniger abzufhren sei als angeordnet; denn die ursprngliche Hhe habe Unwillen erregt. Dann folgen die Basmala und die dem Propheten in den Mund gelegte Bemerkung, da die Vorschrift auf Allahs Gehei erlassen worden und in den festgesetzten Betrgen zu erbringen sei ñ ein eigenartiger Widerspruch zu der Milderung, von der Anas geredet haben soll. Die eigentlichen Bestimmungen stehen im Einklang mit dem, was das Schreiben Umars enthielt, das ñ so der malikitische Autor, den wir vorhin zitierten ñ gemeinhin anerkannt sei. Nach dem Ende der hier von Anas verbrgten Vorschriften kommt aöäfi noch einmal auf die unklare berliefererkette zurck und spricht die erwhnten Przisierungen an: Wenn jemand, der zur bergabe eines jungen Kamelhengstes verpflichtet ist und kein Tier von der geforderten Eigenschaft in seiner Herde hat, mag er stattdessen eine dreijhrige Stute nebst zwei Schafen oder zwanzig Dirhem abfhren, Ñsofern ihm dies nicht schwerflltì. Viele vertrauenswrdige Tradenten kennten diese Fassung, allerdings ohne diesen Zusatz, der alles in der Schwebe l t. ammd b. Salama (gest. 783/4) aus Basra habe sie berliefert, und zwar unter Inanspruchnahme ummas, eines Enkels von Anas, der sich auf den Gro vater berufen habe. Aö-äfi fhrt fort: ÑIm brigen meine ich betreffs des ades Çammd auf Autoritt von Anasë, da letzterer anmerkte: ÇDas Schreiben ber die adaqa auf Autoritt des Gottesgesandten wurde Ab Bakr ausgehndigt.ë Dann zitierte (Anas) den Inhalt, wie ich ihn wiedergab.ì Aus einer anderen Quelle schpft aö-äfi eine weitere Bekrftigung dafr, da dieses Schreiben mit den adaqa-Stzen Ñauf dem Wege der Eingebung (arab.: al-waj) auf den Gesandten Allahs herabgekommen istì. Den umarschen Text hat er bis hierhin einfach ignoriert, jetzt vermag er auf ihn einzugehen: Er enthlt haargenau das gleiche wie die von ammd b. Salama verbrgte berlieferung, konstatiert aö-äfi und atmet auf. Letztere ñ und nicht diejenige des bel beleumdeten al-Qsim b. Abdallh b. Umar ñ betrachtet er als die Grundlage des adaqa-Rechts, dessen Einzelheiten er bald darauf errtert. ber Abdallh, den berhmtesten Sohn Umars, nimmt aö-äfi nunmehr auch von dem Schreiben des Kalifen Notiz, flicht aber sogleich ein, er wisse nicht, ob Abdallh in die Kette der Gewhrsmnner zwischen sich selber und den Propheten den Vater eingeschaltet habe.276 Das Ergebnis dieses kleinen Ausflugs in die Welt des ad und der frhen Schariawissenschaft lautet, da eine gut bezeugte Anordnung Umar b. al-aÅÅbs im Laufe von anderthalb Jahrhunderten zu einem auf den Propheten selber zurckgefhrten Text geworden ist. In diesem Fall hat man die Vernderungen, die hierzu ntig waren, in Basra vorgenommen. In Medina war dergleichen nicht so leicht mglich; Mlik b. Anas (gest. 795), der Grndervater der von dort ausgehenden Rechtsschule, wu te, da Umar der Urheber der adaqa-Stze gewesen war; der Medinenser alQsim, der etwas anderes lehrte, geno einen schlechten Ruf. In Basra dagegen konnte man sich nur den Propheten selber als die Quelle der Vorschriften vorstellen. Man setzte Anas b. Mlik, den Diener Mohammeds, als einen offenbar vielseitig verwendbaren Brgen an den Beginn
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Der Einsicht in die Glaubenspraxis entspringende ÑEntscheidungenì
VIII. Der Islam
einer Tradentenreihe ñ ob er je mit dem Text etwas zu tun hatte, wissen wir nicht. Sein Enkel umma bekleidete in der mittleren Omaijadenzeit in Basra das Amt eines Richters.277 Ob bereits er fr die Umwandlung der kalifischen Anordnung in eine Eingebung verantwortlich ist, bleibt ungewi . Als er seines Amtes waltete, war jedenfalls die Gestalt des Gesandten Allahs so bermchtig geworden, da man zumindest au erhalb Medinas auf den Gedanken verfallen konnte, ÑEntscheidungenì jenseits seiner Autoritt habe es nie gegeben. Eine Geschichte des frhen islamischen fiqh, des schon von Mohammed selber geforderten Strebens nach Einsicht in die Tragweite seiner Botschaft,278 ist noch nicht geschrieben, obschon die Quellen reichlich flie en. Es mu gengen, an einigen Beispielen etwas genauer zu beobachten, was eben geschildert wurde: die Okkupation jener Einsicht durch die verklrte Figur des Propheten. Da dergleichen unter Umar bei der Leitung der Ñbesten Gemeinschaftì noch keine Rolle spielte, zeigt der Fall eines gewissen bis b. Sad. ber ihn erfhrt man, da er in der Umgebung Ab Bakrs ttig war, als dieser die Nachfolge Mohammeds angetreten hatte. Die ÑWissenschaft von den (Gewhrs-) Mnnernì hat herausgefunden, da bis nur von ihm und von FÅima, der Tochter des Propheten, berliefert habe. Mohammed hat er allenfalls gesehen, als Gefhrte darf er nicht eingestuft werden. In dieser Hinsicht nimmt er demnach mit Ab Huraira den gleichen Rang ein, aber anders als jener machte er sich nicht anheischig, alles Erdenkliche mit der Autoritt des Propheten abzusttzen. Trotzdem wirkte er auch als Richter, als ÑEntscheiderì. In aö-äam ansssig, kmpfte er whrend des Ersten Brgerkriegs auf omaijadischer Seite und fiel bei iffn.279 ñ Ab M s al-Aöar wurde im Jahre 17 (begann am 23. Januar 638) durch Umar auf den Posten des Statthalters von Basra berufen.280 Einen langen, engen Umgang mit dem Propheten konnte Ab M s nicht vorweisen, war er doch, wie erinnerlich, zusammen mit den letzten thiopischen Exilanten in Medina eingetroffen. Trotzdem war er es, der die im Heerlager von Basra zusammenstrmenden Araber, von denen viele noch keine Bekanntschaft mit dem Islam gemacht hatten, Ñim Wissen unterrichtete und ihnen Einsicht verschaffteì, offenbar zur Zufriedenheit Umars. Denn er lste Ab
M s nicht schon nach einem Jahr ab, was er sonst oft mit seinen Amtstrgern machte. Neben Umar, Al und Zaid b. bit zhlt man Ab M s zu den berhmten ÑEntscheidernì des frhen Islam.281 Whrend des Kalifats Umars wurde der Maz mite Sad b. al-Musaijab geboren. In der mittleren Omaijadenzeit erwarb er sich den Ruhm des besten Kenners der ÑEinsichtì in die Auswirkungen der Glaubenspraxis. Man sagte ihm nach, da sich niemand so trefflich wie er auf die Bestimmungen ber Ñerlaubtì (arab.: all) und Ñverbotenì (arab.: arm) verstehe. Den Biographen spterer Jahrhunderte ist in Erinnerung geblieben, da sich Sad verl licher als alle anderen Zeitgenossen die ÑEntscheidungenì (arab.: al-qa , Pl. al-aq ija) und die ÑBewertungenì (arab.: al-ukm, Pl. al-akm) von Sachverhalten und Tatbestnden angeeignet habe, die Umar und andere Fhrer der muslimischen Gemeinde fllten.282 Die sich formende Ñbeste Gemeinschaftì gewinnt einen festen Rahmen nicht aus dem, was man in dieser Zeit bereits ad
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nennt, sondern aus den ÑEntscheidungenì und ÑBewertungenì, die jenseits des Korans liegen knnen, aus herrscherlichen Akten mithin, die als Przedenzflle und -urteile knftiges herrscherliches Handeln leiten sollen. Die ÑEntscheidungenì des Propheten selber, Ab Bakrs, Umars und Umns bildeten den Mittelpunkt des Interesses Sads.283 Drei beliebige Beispiele mgen veranschaulichen, worum es ging. Zijd b. ab Sufjn, Muwijas Statthalter im Irak, wurde mit dem Fall konfrontiert, da das Erbe eines Verstorbenen auf zwei hinterbliebene Tanten verteilt werden mu te. Der Koran (vgl. Sure 4, 11 f.) sagt hierber nichts. Zijd erinnerte sich, wie Umar in einem hnlichen Fall Ñentschiedenì hatte: Die Tante vterlicherseits hatte er an die Stelle des Bruders gerckt, die andere an die der Schwester; erstere erhielt zwei Drittel, letztere ein Drittel der Hinterlassenschaft.284 ñ Eine Frau erhielt die Nachricht vom Tod ihres Ehemanns und heiratete zum zweiten Mal; kurze Zeit spter kehrte ihr fr tot gehaltener Ehemann zurck. Umn b. Affn Ñentschiedì, da der erste Ehemann zwischen der Fortsetzung der Ehe oder der Rckerstattung seines Brautgeldes whlen drfe.285 ñ Auch Mohammed traf viele ÑEntscheidungenì, ohne da er offenbarte Grundstze heranzog oder htte heranziehen knnen. iöa hatte bei einer fremden Sippe eine Sklavin durch Kauf erworben und bald danach freigelassen. Daraufhin beanspruchten die ehemaligen Eigentmer der Sklavin das Recht der Klientelschaft fr sich. Mohammed erkannte es jedoch iöa zu, da sie es gewesen war, die ihr die Freiheit geschenkt hatte. Au erdem war die Sklavin mit einem Sklaven verheiratet, der in Unfreiheit blieb; der Prophet lie ihr die Wahl zwischen der Fortsetzung dieser Ehe oder der Auflsung, dann freilich unter der Bedingung der Einhaltung der bei Versto ungen blichen Wartefrist.286 ñ Allmhlich wurden solche ÑEntscheidungenì aus der Ttigkeit des Herrschers oder Statthalters ausgegliedert und auf Spezialisten verlagert, auf ÑEntscheiderì (arab.: al-q , Pl. al-qu t). So hatte Marwn whrend seiner zweiten Amtszeit in Medina einen mit diesem Ttigkeitsfeld befa ten Untergebenen, der zugleich die Polizei befehligte, also im weitesten Sinne fr die praktische Seite der Statthalterschaft geradestand.287 Je blicher es wurde, Befugnisse dergestalt auf andere zu bertragen, desto dringlicher wurde die Frage nach deren Eigenverantwortlichkeit ñ wo lagen die Grenzen ihrer Zustndigkeit, waren sie in ihren ÑEntscheidungenì ebenso ungebunden wie die, fr die sie die Befugnisse wahrnahmen? Zijd b. ab Sufjn berief sich auf eine ÑEntscheidungì Umars; von noch gr erem Gewicht waren vermutlich die ÑEntscheidungenì Mohammeds. Da Sad b. al-Musaijab das entsprechende Material zusammentrug und, obwohl ohne Amt, um Ausknfte angegangen wurde, belegt den zunehmenden Organisationsgrad der Ñbesten Gemeinschaftî. Unterdessen wurde das Fehlen eines unstrittigen Bezugsrahmens fr die tagtglich zu lsenden Probleme immer sprbarer; durch die berhhung des Kalifen zum Stellvertreter Allahs stiftete man zwar eine umfassende religis begrndete Legitimation alles obrigkeitlichen Handelns in der Ñbesten Gemeinschaftì. Aber was hie das im konkreten Einzelfall? Eine Antwort konnte man nur finden, wenn man auch fr jeden Einzelfall religis legitimierte Richtlinien zur Hand hatte. Die berlieferten ÑEnt-
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Die Okkupation der Einsicht in die Glaubenspraxis durch den Propheten
VIII. Der Islam
scheidungenì verlie en allmhlich den Bereich des nach menschlicher Vernunft Billigenswerten und gingen in den des Religisen ber oder, vielleicht angemessener ausgedrckt, wo immer Regelungen gegolten hatten, die sich alltglichen Erwgungen verdankten, mu ten diese fortan im neuen hochreligisen Denken verankert werden, das in der verklrten Gestalt des Propheten seinen allzustndigen Sachwalter entdeckt hatte. Unmerklich, aber unaufhaltsam gewann die berzeugung Raum, da alles, was im Gemeinwesen der Muslime angeordnet, beurteilt oder entschieden wurde, islamisch begrndet sein msse, d.h. es msse mit dem Koran und mit der Gestalt des Propheten in Beziehung stehen. Sad b. al-Musaijab wirkte mitten in dieser geschichtsmchtigen Umdeutung von Herrschaft, die man als die Ausscheidung der praktischen Vernunft aus dem muslimischen Bewu tsein auf den Begriff bringen kann. Sie zeigte sich darin, da sich die Grenzen zwischen menschengemachten Urteilen und dem ad zu verwischen begannen, seitdem man den fiqh mehr und mehr auf die durch berlieferung vermittelte Autoritt des Propheten grndete. Da fiqh und ad nicht in eins fallen konnten, wu te man damals allerdings. Ab Sad al-udr stand in dem Ansehen, unter den Ñjungen ad-Kennernì derjenige gewesen zu sein, der daneben die vortrefflichsten ÑEinsichtenì gehabt habe.288 Viel beschftigte sich ria (gest. 717), ein Sohn Zaid b. bits, mit dem ad, doch fertigte er als einer der hochgeschtzten medinensischen ÑExperten der Einsichtì (arab.: al-faqh, Pl. al-fuqah) Urkunden aus und regelte Erbauseinandersetzungen.289 Sein basrischer Zeitgenosse Abdallh b. Zaid war im ad bestens bewandert, zhlte aber auch zu den scharfsinnigen fuqah und erwies sich als geschickt im ÑEntscheidenì.290 Die Gelehrtenttigkeit umfa te demnach zwei epistemologisch grundverschiedene Bereiche, die fr ein und dasselbe Ziel nutzbar gemacht werden mu ten, fr die Schaffung des hochreligisen Fundaments der Ñbesten Gemeinschaftì. Da dieses Fundament unanfechtbar zu sein hatte, liegt auf der Hand, welcher der beiden Bereiche sich auf Kosten des anderen ausdehnen wrde. Nicht jeder beobachtete dies mit Wohlgefallen. In Kufa geno ammd b. ab Sulaimn (gest. 737) gro e Beliebtheit. Whrend einer Pilgerreise machte er Bekanntschaft mit den hedschasischen Koryphen des ad. Zurck in der Heimatstadt, lie er sich so vernehmen: ÑFreut euch, Kufaner! Eure kleinen Kinder, ja die kleinsten unter ihnen, verfgen ber mehr Einsichtì als jene.291 Gegenteilige Meinungen haben wir schon kennengelernt. Zu Lebzeiten Sad b. al-Musaijabs war das ad erst auf dem Weg dorthin, wo es unter aö-äfi angekommen war: Wer die ÑLesungì hrt, der hrt das Wort Allahs, und zwar nicht nur insofern, als es seine Botschaft ausrichtet, sondern als eine Manifestation seines amr in seiner Schpfung292 ñ die az-Zuhr (gest. 742) zugeschriebene Formalisierung der Verbrgung mit Hilfe einer Gewhrsmnnerkette (arab.: al-isnd) diente der wiederholbaren Erzeugung einer Authentizitt, die jeden, der einem ad-Vortrag lauschte, aufs neue an der Kraft des prophetischen Wortes teilhaben lie , die einst der erste Tradent versprt haben mu te, als er das betreffende Wort293 ñ vorgeblich ñ von Mohammed gehrt hatte. Die formalisierte Verlngerung der Wirksamkeit der Rede Mo-
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hammeds in die Gegenwart der Hrer hinein beschleunigte erheblich den Triumph des ad ber die frei eingesetzte Vernunft. Sobald die u eren Merkmale des ad allgemein anerkannt worden waren, vermehrte sich die ihnen gengende berlieferung in atemberaubender Geschwindigkeit, und bei nchtern denkenden Zeitgenossen wuchsen die Zweifel an der Wahrheit des solcherma en Verbrgten.294 In dieser Not fing man an, die Tradentenkette als ein Kriterium fr die Echtheit des Inhalts des jeweiligen ades zu mi brauchen, und postulierte berdies, da die Altvorderen wie Ab Huraira, nunmehr die Garanten des heilstiftenden Fortwirkens der Worte des imaginierten Propheten, von jedem Tadel freizustellen seien; so, wie man inzwischen berzeugt war, da Mohammed zeit seines Lebens ein fehlerloser, stets Allah ergebener und redlicher Mensch gewesen sein msse ñ anderenfalls knnte man nicht sicher sein, da er die Botschaft Allahs vollstndig und einwandfrei bermittelt habe ñ, so hatten auch seine Genossen aller Kritik berhoben zu sein. Wenn dies nicht gewhrleistet werden konnte, dann wurde dem Islam unweigerlich der Boden entzogen, wie Hr n ar-Raöd bemerken sollte.295 Sad b. al-Musaijab, der Fachmann fr ÑEntscheidungenì, bewegte sich ebenfalls auf dem Feld des ad, wozu er nicht zuletzt dadurch angeregt worden sein mag, da er eine Tochter Ab Hurairas zur Frau hatte:296 Ab Hurairas berlieferungen wu te niemand getreuer wiederzugeben als Sad.297 In seiner Zeit tauchte, was zu erwarten war, die Frage auf, ob die sich herausbildende Autoritt des Propheten selbst die ÑLesungì, die, wie man meinte, authentische Rede Allahs, berspiele. Nicht immer stimmten beide im Inhalt berein. Sad b. al-Musaijab ist Zeuge fr einen der eklatanten Widersprche zwischen einer Vorschrift des Korans und einer im ad dem Propheten zugeschriebenen Handlungsmaxime. In Sure 24, Vers 2 ordnet Mohammed an, Mann und Frau, die der Unzucht berfhrt werden, mit einhundert Peitschenhieben zu bestrafen; da diese Ahndung zum praktizierten Glauben gehre, sollten sich diejenigen, die dem Vollzug beiwohnen, nicht vom Mitleid berwltigen lassen. Sad b. al-Musaijab ñ der angeblich niemals von Umar berlieferte, da er ja bei dessen Tod noch ein Kind gewesen sei ñ hrte in diesem Falle doch ÑUmar auf der Predigtkanzel sagen: ÇVielleicht gibt es Leute, die nach meinem Tod die Steinigung (als Strafe fr die Unzucht) abstreiten werden und dies damit begrnden, da sie dergleichen nicht im Buch Allahs finden. M te ich nicht dem Buch Allahs hinzufgen, was nicht darin steht, (und damit eine Flschung begehen), dann schriebe ich (hinein), da (die Steinigung) wahr ist. Denn der Gesandte Allahs ordnete sie an, desgleichen Ab Bakr, und auch ich lie steinigen.ëì298 Die Steinigung Eheerfahrener scheint in der Tat auf eine au erkoranische ÑEntscheidungì Mohammeds zurckzugehen. Ab Huraira und sein Altersgenosse Zaid b. lid299 behaupten, zwei Mnner htten eines Tages beim Gesandten Allahs vorgesprochen und htten um Aufklrung in einer heiklen Angelegenheit gebeten. Der Sohn des einen habe sich als Tagelhner bei dem anderen verdingt und sei dabei ertappt worden, wie er mit dessen Ehefrau Unzucht getrieben habe. Der Vater, der um das Leben seines Sohnes frchtete, kaufte diesen von dem hintergangenen
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Patron frei, der offensichtlich einen Anspruch auf die Wiederherstellung seiner Ehre durch die Steinigung hatte; der Preis belief sich auf einhundert Schafe und ein Mdchen. Erst nach diesem Handel habe der Vater erfahren, da der Sohn eine Strafe von einhundert Peitschenhieben und einer einjhrigen Verbannung zu gewrtigen habe. Die Steinigung drohe allein der Ehefrau. ñ Im Lichte dieses Falles wurde Sure 24, Vers 2 vermutlich erlassen, um wie bei der Regelung der Blutrache (Sure 2, 178)300 einen bisher von den Betroffenen eigenstndig gehandhabten Strafvollzug in die Glaubenspraxis einzubeziehen und mglichen unkontrollierten Weiterungen zu steuern. ñ Mohammed entschied Ñnach dem Buche Allahsì, die Schafe und das Mdchen seien dem Vater zurckzuerstatten, denn der Sohn werde tatschlich mit Auspeitschung und Verbannung bestraft werden. Dann lie Mohammed die beschuldigte Ehefrau verhren; sollte sie gestndig sein, dann, so forderte er, msse sie gesteinigt werden.301 Dies ist in der Tat eine willkrliche Abweichung vom Inhalt der ÑLesungì. Sad b. al-Musaijab erklrte sie sich so, und zwar nach einer berlieferung von Ab Huraira: Ein Jude und eine nicht nher benannte Frau begingen Unzucht und waren nach jdischem Recht der Steinigung verfallen. Man fragte Mohammed, wie er die Sache sehe; da er fr eine Erleichterung in den Dingen der Glaubenspraxis eintrat, erhoffte man von ihm ein milderes Urteil, an das man sich halten wollte. Man sagte Mohammed im medinensischen Lehrhaus, da die Tora anordne, das Gesicht der beiden Delinquenten zu schwrzen, sie Nacken an Nacken gefesselt auf einen Esel zu setzen und durch den Ort zu fhren. Jemand machte den Propheten jedoch darauf aufmerksam, da die Tora in Wirklichkeit die Steinigung fordere; die Ehebrecher nur dem Spott der Allgemeinheit preiszugeben, sei eine unzulssige Abschwchung der gttlichen Strafnorm. Mohammed habe hierauf die Steinigung verlangt und sich dabei auf Sure 5, Vers 44 berufen: ÑWir sandten die Tora herab. Sie enthlt Licht und Rechtleitung. Die Propheten, die (das Gesicht zu Allah) wandten, urteilen fr die Juden...ì302 Mohammed kann, da die Beschuldigten Juden sind, nur nach dem Gesetz urteilen, das bei ihnen gilt. Eine befriedigende Lsung der Frage, mit der Sad ringt, ist der berlieferung Ab Hurairas nicht abzugewinnen. Im Gegenteil, sie besagt nichts anderes, als da sich der Prophet von dem angeblich durch den Islam berwundenen Gesetz der Juden leiten lie , als er im ersten Fall gegen den Wortlaut des Korans auf die Steinigung einer gestndigen eheerfahrenen Frau erkannte. Womglich waren in der Zeit Sads noch nicht die ade im Umlauf, mit denen man diese Peinlichkeit auf noch peinlichere Weise zu vertuschen suchte: Einmal hei t es, Zaid b. bit habe die entsprechenden Worte nicht niederschreiben mgen, als er den Widerwillen Mohammeds gegen ihren Inhalt gesprt habe, Umar habe natrlich gewu t, da sie herabgesandt worden seien und habe darum in ihrem Sinne entschieden;303 ein anderes Mal wird uns weisgemacht, man habe das Blatt mit dem Steinigungsvers unter iöas Bett verwahrt und es dort in der Aufregung um den sterbenskranken Propheten vergessen, und als man sich daran erinnert habe, habe man entdeckt, da es leider von einem Tierchen gefressen worden sei.304
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Vordergrndig betrachtet, ist die Durchdringung des gesamten Lebens und Denkens der Ñbesten Gemeinschaftì mit hochreligisem Ideengut, welches auf den der Ereignisgeschichte entzogenen Propheten zurckgefhrt wird, ein Sachverhalt, der der Formierung und Stabilisierung von Gesellschaft und Herrschaft dienlich ist. Die Muslime nehmen sich selber in dem Bewu tsein wahr, Glieder eines Gemeinwesens zu sein, das durch einen von Allah berufenen Sprecher gestiftet und mit gttlichen Normen, denen es zu gengen hat, vollstndig ausgestattet worden ist. Da dies mit der in den Quellen zu Buche geschlagenen Geschichte nur bedingt zu tun hat, haben wir im Zuge unserer Untersuchung schon mehrfach angesprochen. Sobald sich jenes Bewu tsein herausgebildet hat, verstrkt es die Krfte, die ebendiese Herausbildung bewirkt haben und die fortan den Vorgang der hochreligisen Auslegung des Lebensvollzugs weiter und weiter vorantreiben. Die Schaffung des schariatischen Rechts im 9. und des Muftiamts im 11. Jahrhundert305 sind Meilensteine auf einem Weg, dessen Ende grundstzlich nicht erreicht werden kann; denn die Welt, vernderlich, wie sie ist, stellt den muslimischen Sachwaltern jener Auslegung fortlaufend neue Aufgaben. Diese Sachwalter nun, und damit kommen wir zum destabilisierenden Effekt des Vorgangs, sind nicht mit den Machthabern identisch und unterstehen auch nicht deren Kontrolle. Vielmehr ist es umgekehrt: Die Sachwalter, die Gelehrten (arab.: al-lim, Pl. al-ulam), erheben den Anspruch, die Herrscher zu zensieren und ihnen zu verdeutlichen, was eine islamische Machtausbung eigentlich sei. Gerade das ad ist die Literaturgattung, in der man ñ von praktischen Zwngen frei ñ den idealisierten Propheten ebenso idealisierte Grundstze verkndigen l t, von denen man zu meinen beginnt, sie seien einst, in seinem Medina, Wirklichkeit gewesen. Gemessen an solchen Grundstzen ist jede Herrschaft unzulnglich, mgen die Mchtigen auch noch so eifrig um den Nachweis einer islamischen Legitimierung bemht sein. Diese subversive Seite der hochreligisen Durchdringung der wahrgenommenen Welt knnen wir die ganze islamische Geschichte hindurch bis in die Gegenwart beobachten.306 Heute zeigen sich die Folgen der Verdrngung der selbstverantwortlich eingesetzten Vernunft und der Rckbindung alles menschlichen Denkens und Handelns an den idealisierten Propheten in einem muslimischen Autismus, der keine jenseits seiner religisen berzeugungen liegenden Prinzipien anerkennt, wie sie fr ein konstruktives Miteinander unterschiedlicher Partner unentbehrlich sind. Die subversiven, das Gemeinwesen zerrttenden Konsequenzen des geschilderten Bewu tseins treten schon in Sad b. al-Musaijabs Lebenslauf zutage. Sad war in Medina, als Abdallh b. az-Zubairs Statthalter die Huldigung einforderte. Der Gelehrte verweigerte sie, wurde festgenommen und ausgepeitscht. Die berlieferung verknpft diese Folterung mit einem Streit wegen der Mi achtung einer koranischen Vorschrift: Der Statthalter hatte eine fnfte Ehefrau geheiratet, noch bevor die Wartefrist der versto enen vierten abgelaufen war. Wer sich so bedenkenlos ber die Regeln Allahs hinwegsetze, mit dem nehme es nur zu bald ein bles Ende. Diese Mahnung Sads fruchtete nichts, er wurde ausgepeitscht ñ und nicht lange danach fand Ibn az-Zubair den Tod.307 Auch mit den
Zweideutiger Charakter der unbeschr nkten Autorit t des verkl rten Propheten
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Die Hauptquelle des ad: die j ngeren Prophetengenossen
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Omaijaden geriet Sad aneinander, und wieder liegt dem Bericht das Muster des Gegensatzes von Macht und muslimischer Daseinsordnung zugrunde. Im Jahre 703 starb der von Abd al-Malik ausersehene Thronfolger, der Kalif benannte an dessen Stelle zwei seiner Shne, al-Wald (reg. 705ñ715) und Sulaimn (reg. 715ñ717), zu Kronprinzen und trug den Statthaltern auf, Treueschwre einzuholen. Wieder weigerte sich Sad, wurde ausgepeitscht und inhaftiert. Darber soll Abd al-Malik verrgert gewesen sein. Man kenne Sads Aufsssigkeit, doch htte der Statthalter, selber ein Maz mite, in Ansehung dieser engen Verwandtschaft Milde walten lassen sollen.308 Ein paar Jahre danach versuchte alWalds Statthalter, mit Schmeicheleien die Loyalitt der Gelehrtenschaft Medinas zu gewinnen; er schtze in ihnen diejenigen, die ihm den Weg zur Wahrheit weisen knnten.309 Als al-Wald im Jahre 710 persnlich nach Medina reiste, war Sad nicht zu bewegen, dem Herrscher die bliche Reverenz zu erzeigen. Er blieb an seinem Gebetsplatz in der Moschee auf dem Boden hocken; sobald der Augenblick des Ritenvollzugs gekommen sei, werde er sich ñ wie es der von Allah gestiftete Ritus verlangt ñ erheben.310 Die Kenner der vom verklrten Propheten ausstrahlenden berlieferung hten die Wahrheit, das hatte Ab Huraira, wie er vorgab, aus dem Munde Mohammeds vernommen. Gegenber diesen Htern der Wahrheit ist der Kalif ein Nichts. Das hatte ihm Sad zu verstehen gegeben. Der Inhalt dieser berlieferung, dem wir uns jetzt zuwenden, wurde von Mnnern verantwortet, die nicht wie Ab Bakr, Umar, Abd ar-Ramn b. Auf und die meisten anderen frhen Auswanderer und ÑHelferì in der einen oder anderen Weise in Medina zum machtpolitischen Erfolg der neuen Glaubenspraxis beigetragen hatten, sondern von jenen, die wegen ihrer spten Geburt erst dann mit der Bewegung in Berhrung gekommen waren, als diese nicht mehr zu bremsen war. Von der Warte eines muslimischen Kenners des entstehenden Islams beschreibt al-Wqid diesen Umstand so: ÑVon den lteren unter den Prophetengenossen berliefert man allein deswegen so wenig, weil sie schon gestorben waren, bevor man ihrer bedurfte. Nur von Umar b. al-aÅÅb und Al b. ab Älib tradiert man viel, weil sie an die Herrschaft gelangt und dann befragt worden waren und ÇEntscheidungenë unter den Menschen zu treffen hatten. Alle Gefhrten des Gesandten Allahs waren Imame, denen man folgt und deren u erungen man im Gedchtnis bewahrt. Sie handelten, man befragte sie um eine ÇBegutachtungë, und sie erteilten sie. Sie hatten ade (aus Mohammeds Mund) gehrt und gaben sie weiter. Doch berlieferten die Alten unter den Genossen wie Ab Bakr, Umn, Äala, az-Zubair, Sad b. ab Waqq, Abd ar-Ramn b. Auf, Ab Ubaida b. al-arr, Sad b. Zaid b. Amr b. Nufail, Ubaij b. Kab, Sad b. Ubda, Ubda b. a- mit, Usaid b. al-uair, Mu b. abal und ihresgleichen weniger als die anderen. Von den Alten ist also nicht eine solche Flle des ad auf uns gekommen wie von den jungen Gefhrten des Gottesgesandten, als da sind bir b. Abdallh, Ab Sad al-udr, Ab Huraira, Abdallh b. Umar b. al-aÅÅb, Abdallh b. Amr b. al-, Abdallh b. al-Abbs, Rfi b. al-ad, Anas b. Mlik, al-Bar b. zib und ihresgleichen. Sie alle rechnet man zu den fuqah unter den Gefhrten des
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Gesandten Allahs. Sie und ihresgleichen waren dem Gesandten Allahs nicht von der Seite gewichen, desweiteren auch noch jngere Mnner als sie, nmlich Uqba b. mir al-uhan,311 Zaid b. lid al-uhan,312 Imrn b. al-uain,313 an-Numn b. Baör,314 Muwija b. ab Sufjn, Sahl b. Sad as-Sid,315 Abdallh b. Jazd al-aÅm,316 Maslama b. Muallad az-Zuraq,317 Raba b. Kab al-Aslam318 sowie Hind und Asm, die beiden Shne319 rias von den Ban Aslam, die dem Gesandten Allahs aufwarteten und sich stndig in seiner Nhe aufhielten. Der gr te Teil der berlieferung und des Wissens befindet sich bei diesen und bei Prophetengefhrten ihresgleichen, denn sie blieben (aus der alten Zeit) und lebten lange. (Damals) bedurfte man ihrer, viele Gefhrten des Gesandten Allahs davor hatten ihr Wissen mit ins Grab genommen, und einige auch noch danach, so da man von ihnen nichts tradiert. Man bentigte sie aber auch nicht, da es viele Prophetengenossen gibt.ì320 Fr al-Wqid ist es unbestreitbar, da es seit den Tagen des Propheten in der Ñbesten Gemeinschaftì das ÑWissenì gibt. Alle, die mit Mohammed in Berhrung kamen, sind daher ÑImameì, haben dieses ÑWissenì unmittelbar von Allahs Boten erfahren, und das ist ein uneinholbarer Vorzug. Die Geschichte des Islams beginnt mit seiner Vollkommenheit. Insofern ist es ein irritierender Makel, da die gro e Masse des zirkulierenden ad nicht auf die frhen Mitstreiter Mohammeds zurckgeht, sondern auf Personen, die jung waren, als sie zum Islam bertraten und den Propheten auf dem Hhepunkt seiner Macht erlebten. AlWqid kennzeichnet sie zudem als fuqah, spricht ihnen also die Fhigkeit zu, sich ber das, was sie in sich aufnahmen, ihre eigenen Gedanken zu machen. Sie berliefern am meisten, schlicht und einfach weil sie noch am Leben waren, als man nach dem von Mohammeds Autoritt gedeckten ÑWissenì zu suchen begann. Die lteren Genossen tradieren nur wenig, mit Ausnahme Umar b. al-aÅÅbs und Al b. ab Älibs, die wegen der Zwnge des Regierens zahlreiche Fragen zu Ñentscheidenì gehabt hatten. Das ad der jngeren Prophetengenossen behandelt vorzugsweise Gegenstnde, die der Glaubenspraxis zuzuordnen sind. Amad b. anbal (gest. 855) rumt in seiner umfangreichen Sammlung ein Kapitel den berlieferungen ein, die man auf Muwija zurckfhrte. Selbst bei ihm spielt die hohe Politik nur eine Nebenrolle. Freilich will er vom Propheten diesen Satz gehrt haben: ÑDie Herrschaft liegt bei den Quraiöiten, und jeden, der sie ihnen streitig macht, strzt Allah auf das Gesicht nieder ñ (diese Zusage gilt) solange die Quraiöiten die richtige Glaubenspraxis befolgen.ì321 Wer die ÑHelferì liebt, der darf sich der Liebe Allahs erfreuen.322 Wer ohne einen Imam stirbt, der stirbt wie ein Heide, wei Muwija von Mohammed ñ man knnte sagen, das seien deutliche Zeichen fr eine Verwendung der berlieferung im Sinne der omaijadischen Herrschaft. Das ist richtig: Der Gesandte Allahs prophezeite, eine Gruppe aus seiner Gemeinde werde immer fr die Sache Allahs eintreten, und wer diese Getreuen im Stich lasse oder bekmpfe, der werde ihnen doch nicht schaden knnen, und sie sind es, die am Jngsten Tag triumphieren werden; diese angeblichen Worte Mohammeds zitierte Muwija in einer Predigt, einer der Anwesenden stand auf und bekrftigte, das seien die
Das bergewicht von Themen der Glaubenspraxis
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Bewohner von aö-äam.323 Wie schon gesagt, ist aber die richtige Glaubenspraxis die unabdingbare Voraussetzung der quraiöitischen, omaijadischen Herrschaft. In mehreren Varianten bezeugt Muwija, da Mohammed unterstrichen habe: ÑWem Allah Gutes antut, dem verleiht er ÇEinsichtë in die Glaubenspraxis.ì Die Elite der Heidenzeit wird auch im Islam die Elite sein, vorausgesetzt, sie beflei igt sich der ÑEinsichtì in den praktizierten Glauben.324 Um ihn geht es immer wieder: Immer wenn der Gebetsrufer an das ÑAuf zum Gebet!ì gelangt war, dann sprach Muwija nach dem Vorbild Mohammeds: ÑEs gibt keine Macht und keine Kraft au er bei Allah!ì ñ er fhrt uns zum Vollzug unserer Pflichten. Bescheidenheit ziere daher unseren Lebenszuschnitt: Der Gesandte Allahs verbot das Tragen von Gewndern, die ganz aus Seide oder aus einem golddurchwirkten Stoff waren, desgleichen das Zusammenfgen kostbarer Stoffe zu einem Kleidungsstck; er verbot das Trinken aus silbernen Gef en. Wer sich damit schmeichelt, da Menschen ihm zu Ehren aufstehen, der hat seinen Platz in der Hlle sicher. Wer trotz dreimaliger Bestrafung zum vierten Mal beim Weingenu berrascht wird, ist zu tten. Lssigkeiten im Ritenvollzug darf es nicht geben; die gro e und die kleine Wallfahrt darf man nicht zu einem einzigen Ritual vereinen; Mohammed duldete es nicht, wenn man ihn beim rituellen Gebet in seinem Bewegungsablauf berholte. Wer versehentlich etwas aus dem Gebetsritus wegl t, der mge sich am Ende zustzlich zweimal niederwerfen. Muwija zeigt, auf welche Art sich Mohammed bei der rituellen Waschung das Wasser ber den Kopf go . Am Ende der Pilgerriten krzte sich Mohammed die Haare mit einer Schere, bezeugt Muwija, und Ibn al-Abbs, dem man dies vortrug, war sich sicher, da dessen berlieferungen vom Propheten einwandfrei seien.325 Bei einer Wallfahrt hielt Muwija eine Ansprache und berief sich dabei auf Mohammed, der eindringlich gewarnt habe: ÑDie Leute der beiden heiligen Bcher spalteten sich in ihrer Glaubenspraxis in zweiundsiebzig Richtungen, und auch diese Gemeinschaft wird sich spalten, sogar in dreiundsiebzig Richtungen, die alle bis auf eine im Hllenfeuer landen werden. Die eine, gerettete ist die eintrchtige Gemeinschaft (arab.: al-ama). In meiner Gemeinde werden Leute auftreten, mit denen die sektiererischen Meinungen einherlaufen werden wie der Hund mit seinem Herrn. In jede Ader, in jedes Gelenk dringen sie ein. Bei Allah, ihr Araber, wenn schon ihr nicht praktiziert, was der Prophet euch auftrug, dann werden andere als ihr es erst recht nicht tun!ì326 Die herausragende heilsgeschichtliche Bedeutung aö-äams ñ das, wie gehrt, das Ende der Welt um vierzig Jahre berdauern wird ñ und die Herrschaft der Quraiöiten sind Themen, deren Verknpfung mit dem Namen Muwijas nicht erstaunt. Die eintrchtige Gemeinschaft sichert ihren Fortbestand nicht aus der Entfaltung militrischer Strke, sondern aus dem genauen Einhalten der Anordnungen des Propheten, die die Riten regeln. Die ÑEinsichtì in die Glaubenspraxis tilgt sogar den Makel heidnischen Aristokratentums und verspteter Islamannahme, sie berechtigt in der islamischen Gesellschaft erneut zur Fhrung. Das Quraiöitentum, vor allem die Zugehrigkeit zur Abd Manf-Linie, die ja auch diejenige des Propheten ist, wird durch Mohammed in vorher un-
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geahnter Weise erhht ñ und die so anders gearteten Ideale des den Vterruhm abwertenden anfentums erscheinen als eine Angelegenheit von gestern. Ibn az-Zubairs Widerwille gegen das stndige Lobpreisen Mohammeds bekundete eine Deutung der Geschehnisse der letzten Jahrzehnte, mit der sich die Mehrheit seiner Zeitgenossen nicht mehr einverstanden erklren mochte. Es ist nmlich keineswegs so, da man in der Betonung des Rituellen und des dn im allgemeinen ein Sonderthema der berlieferung Muwijas vermuten drfte; sie ist fr das ad insgesamt kennzeichnend. Was der Prophet zu seinen Lebzeiten gewollt hatte, war etwas ganz anderes gewesen. Nun mu te der tote seine Autoritt einer Auslegung der Botschaft Allahs leihen, die in seither tiefgreifend vernderten gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten und in einer hochreligis gesttigten Mentalitt ihren Ursprung nimmt.
5. Der Islam Es war allerdings nicht ausgemacht, da die Hedschra, der Erwerb religisen Verdienstes mittels des Dschihad, nunmehr ein Ende hatte. Muwija will von Mohammed gehrt haben, da es mit der Hedschra erst vorbei sein werde, wenn Allah auch die Bu e (arab.: at-tauba) nicht mehr entgegennehme, und das werde erst eintreten, Ñwenn die Sonne im Westen aufgehtì.327 Die Hedschra und der Dschihad werden, wenn man diesen Ausspruch genau bedenkt, in den Islam der Riten einbezogen; sie erscheinen als womglich u erst probate Sonderformen der Stiftung jenes von Zorn und Fluch freien Verhltnisses zwischen Allah und den Menschen, das mit dem Begriff islm bezeichnet wird: Die Bu e, die Ausrichtung des Daseins auf Allah, ist der allgemeine Begriff fr die das Heil sichernde Befindlichkeit, die im Vollzug der Riten stets aufs neue hergestellt und dadurch stabilisiert wird. Die Erfllung der Riten und erst recht deren bererfllung leisten inzwischen das gleiche wie der Dschihad und das mittels des Dschihads Allah gewhrte Darlehen. Da der Dschihad nicht erlahmen drfe, hatte Mohammed seinen Anhngern in seinen letzten Lebensjahren allerdings eingehmmert: ÑWenn eine Sure herabgesandt wird, (in der es hei t): ÇGlaubt an Allah und fhrt zusammen mit seinem Gesandten den Dschihad!ë dann bitten dich die Wohlhabenden unter ihnen: ÇLa uns (in Ruhe), wir wollen mit denen sein, die zu Hause bleiben!ëì Solche Drckeberger werden nicht das Paradies gewinnen, sondern allein Ñder Gesandte und diejenigen, die mit ihm glauben und unter Einsatz ihres Vermgens und Lebens den Dschihad fhrenì (Sure 9, 86 und 88).328 Der Prophet, dessen Autoritt von den Protagonisten der berlieferung in Anspruch genommen wird, ist gewi nicht mehr jener Mann, dessen Alter ego sich mit solchen Worten kundgegeben hat. Im Weltverstndnis des im ad gleichsam neu erfundenen Mohammed schaffen nicht zuallererst die Waffen und die Selbstaufopferung des Glubigen eine Anwartschaft auf das Paradies. Vielmehr ist es jetzt notwendig, sich mit aller Gewissenhaftigkeit den Riten zu widmen. bir b. Abdallh, den al-Wqid unter den eifrigen berlieferern nennt, glaubte, sich an
Vom Dschihad zum Ritenvollzug
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Magische Formeln
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folgendes Versprechen Mohammeds zu erinnern: ÑWenn jemand das Nachtgebet in der Gemeinschaft (arab.: al-ama) vollzieht und danach so lange weiterbetet, wie es ihm angemessen scheint, und schlie lich freie Gebete (arab.: al-witr) verrichtet, bevor er erschpft weggeht, dann ist fr ihn jene Nacht bei der Erhrung von Bitten so, als wre er in der ÇNacht der (gttlichen) Machtë gewesenì, in der einst der Koran herabgeschickt worden sein soll.329 ÑAllah untersttzte euch, indem er ein Gebet empfahl, das besser ist als edle Kamele! Das ist das freie Gebet. Die Zeit dafr legte er fr euch auf die Spanne zwischen dem Nachtgebet und dem Anbruch der Morgendmmerung.ì Buraida b. al-uaib, ein Mann, der im Jahr der Eroberung aibars Muslim geworden war und den es in den gro en Kriegen von Basra nach Merw verschlagen hatte, bezeugte sogar, da Mohammed das Unterlassen der freien Gebete als ein Indiz dafr gewertet hatte, da man nicht zur Ñbesten Gemeinschaftì gehre. In aö-äam hielt man sie ebenfalls fr Pflicht, was Ubda b. a- mit, der berhmte azraitische Helfer, rundweg zurckwies. Er war in seinen letzten Lebensjahren mehrfach mit Muwija, damals Statthalter in Damaskus, wegen religiser Fragen in Streit geraten.330 Mohammed habe, so Ubda, jegliche Abwertung der fnf Pflichtgebete getadelt; diese fnf seien es, die, sorgfltig eingehalten, dem Muslim das Paradies gewhrleisteten.331 bir b. Abdallh behauptete ferner auf Autoritt des Gesandten Allahs: ÑDer Imam ist ein Schutzschild. Wenn er im Stehen betet, dann auch ihr, wenn im Sitzen, dann auch ihr.ì332 Es ist nicht nur so, da sich die Anstrengungen, mit denen man der Hlle entgeht, nicht auf kriegerische Ziele zu richten brauchen; auch die Verantwortlichkeit des einzelnen wird verwssert. Die Gemeinschaft (arab.: al-ama) der brigen ritentreuen Muslime, nicht die Kampfgemeinschaft der Glubigen, ist der Ort, an dem man sich auf ein glckliches Jenseits vorbereitet, und in der bererfllung der Riten besteht jetzt der ertragreiche Handel mit Allah, bei dem man frher Vermgen und Leben einsetzte. Ja, vielleicht ist solch ein Handel gar nicht ntig. Kommt man seinen Ritualpflichten nach, und zwar unter Anleitung eines Imams, dann ist man berdies gegen Irrtmer abgesichert. Sollte dem Imam ein Fehler unterlaufen, wird Allah ihn und nur ihn zur Rechenschaft ziehen. Fr ein Gebet au erhalb der Gemeinschaft ist man dagegen selber verantwortlich. Anas b. Mlik will zugegen gewesen sein, als der Gesandte Allahs seiner Gemeinde verhie : ÑWer vierzig Tage lang in der Gemeinschaft das rituelle Gebet verrichtet und whrend dieser Frist immer schon beim ersten ÇAllhu akbarë des Gebetsrufes anwesend ist, dem wird eine zweifache Befreiung gutgeschrieben: die Befreiung vom Hllenfeuer und die Befreiung von der Heuchelei.ì Ab Huraira zeichnet fr berlieferungen verantwortlich, in denen die rituelle Waschung ganz materiell als ein Abwaschen des Sndenschmutzes aufgefa t wird; auch habe Mohammed beteuert: Die fnf Pflichtgebete, und zwar von Freitag zu Freitag, sind ÑShneleistungen fr die unterdessen (begangenen Verfehlungen), sofern man sich keine schweren Snden zuschulden kommen lie ì.333 Nicht nur rituelle Handlungen sichern einem ein erfreuliches Jenseits. Unberschaubar gro ist die Zahl der ade aus jener frhen Zeit, in
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denen Mohammed das Hersagen bestimmter Formeln rt, die einen hnlichen Nutzen haben, aber auch das Diesseits angenehm zu gestalten helfen. Anas b. Mlik berichtet, der Prophet sei eines Tages Zeuge geworden, wie jemand gefleht habe: ÑO Allah, dich bitte ich, weil dir das Lob gebhrt, es gibt keinen Gott au er dir, dem Wohltter, dem Erbauer der Himmel und der Erde, dem Majesttischen, dem, den man verehrt! Ich bitte dich um das Paradies und suche Zuflucht bei dir vor (den Schrecknissen) des Hllenfeuers!ì Mohammed habe den Anwesenden besttigt: ÑDieser da flehte Allah mit dem Namen (des Wohltters) (arab.: al-mannn) an. Wann immer Allah unter diesem Namen gerufen wird, antwortet er, und wenn er unter diesem Namen gebeten wird, dann gibt er.ì334 Einer Frau von den Ban Sulaim335 empfahl der Prophet, jedesmal wenn man sich an einem Rastplatz niederlasse, die feienden Wrter auszusprechen, die Allah den Muslimen bermittelt hatte (Sure 113 und 114). Bis zum Augenblick des Aufbruchs werde man keinen Schaden erleiden.336 Laut Bar b. zib riet der Gesandte Allahs: ÑWenn du dich (zur Nachtruhe) niederlegst, dann wasche dich vorher wie zum rituellen Gebet! Dann leg dich auf die rechte Seite und sprich: ÇO Allah, ich wende das Gesicht ganz zu dir (aslamtu wah- ilai-ka) und berantworte mich dir! Auch meinen Rcken stelle ich dir anheim, im Verlangen nach dir und in der Furcht vor dir. Man kann nirgendwohin sonst fliehen au er zu dir, und erst recht nicht vor dir! Ich glaube an dein Buch, das du herabgeschickt hast, und an deinen Propheten, den du gesandt hast!ë Sieh zu, da dies deine letzten Worte sind, und solltest du in dieser Nacht sterben, dann stirbst du in der dir anerschaffenen Wesensart (arab.: al-fiÅra).ì337 Mohammed hatte den islm als eine Vorstufe zur wahren Glubigkeit verstanden. Der islm, das ist die einzige von Allah gutgehei ene Glaubenspraxis (arab.: ad-dn) (Sure 3, 19), hatte er in Medina seinen Anhngern versichert, genauer: Er ist deren unabdingbare Voraussetzung, die Abraham erfllte, als er mit Allahs Untersttzung erkannte, da alle Kreatur vom ununterbrochenen Wirken des Einen abhngig ist (Sure 6, 74ñ 83). Diese Erkenntnis manifestiert sich in der Hinwendung des Gesichts zu Allah ñ wodurch die Hinwendung der ganzen Person und ihres Wahrnehmens, Denkens und Wollens zu ihm veranschaulicht wird. Die Glaubenspraxis dient dem Zweck, den islm auf Dauer zu stellen. Der muslim ist sich seiner Geschpflichkeit in ihrer ganzen Tragweite bewu t geworden, ihm ist es Gewi heit, da er die reine, unverflschte Wesensart (arab.: al-fiÅra) bewahrt, in der Allah ihn geschaffen hat (Sure 30, 30). Durch die regelm ige Wiederholung der Riten bestrkt er sich in dieser Gewi heit. Unter den politischen Bedingungen der medinensischen Urgemeinde war es aber zu wenig, wenn man dieses Bewu tsein wachhielt und im getreuen Ritenvollzug ein ums andere Mal bekundete. Die Botschaft vom islm implizierte nmlich die Forderung, in allen Menschen ñ und auch in den Dschinnen, vor denen Mohammed doch ebenfalls gepredigt haben soll ñ die Erkenntnis der Geschpflichkeit und ihrer rituellen Konsequenzen zu wecken: ÑIch habe die Dschinnen und die Menschen nur dazu geschaffen, da sie mir dienenì (Sure 51, 56), d.h. Allah verehren. Alle mssen ihm die Riten widmen, die ihm wegen seines Schpfertums zustehen. Solange dies noch nicht ge-
Die Aufwertung des islm
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schieht, mu der islm durch eine kmpferische Glubigkeit ergnzt werden, die vor dem Einsatz des eigenen Lebens nicht zurckschreckt. Wo immer man die Feinde antreffe, mge man sie tten, denn die Anfechtung (arab.: al-fitna), was hei en soll, die Unterbindung der wahren, islamischen Glaubenspraxis, sei schlimmer als Tten, ruft Mohammed in Sure 2, Vers 191 seinen Anhngern zu. Zu bekmpfen seien die Feinde, Ñbis es keine Anfechtung mehr gibt und die Glaubenspraxis Allah gewidmet ist...ì (Vers 193). Mit dem Vertragsschlu bei al-udaibja war Mohammed der starke Mann von Nordwestarabien geworden. Seine Politik der Feldzge gegen das byzantinische aö-äam wurde von manchen Medinensern abgelehnt. Sie sahen offenbar keine Gefhrdung der Herrschaft des Propheten mehr. Was vor der Schlacht bei Badr verlautbart worden war, hatte in ihren Augen angesichts der von Grund auf vernderten Lage keine Gltigkeit mehr. Doch von tagespolitischen Gegebenheiten lie sich Mohammed nicht mehr beeindrucken. Die Stiftung des Dschihad weitete die Grenzen des Glaubenskrieges derart aus, da man die Aussagen von Sure 2 nicht mehr im ursprnglich gemeinten Sinn auf Mekka zu beziehen brauchte, sondern verallgemeinern konnte. berall, wo nicht der islamische dn praktiziert wird, herrscht Fitna. So trifft es die Tatsachen, wenn Beduinen au erhalb Mekkas darauf verweisen, da sie die Allah gebhrenden Riten vollziehen ñ aber damit darf es nicht sein Bewenden haben: Glubig sind sie erst, wenn sie dem Gesandten Allahs mit all ihrer Habe und in der Bereitschaft, das Leben einzusetzen, fr den Dschihad zur Verfgung stehen (Sure 49, 14 f.). Durch die Erfindung der adaqa wurde die Spaltung der Anhngerschaft Mohammeds in die kriegfhrenden Glubigen und die ihrem Broterwerb nachgehenden Muslime abgewendet. Der Status des Nichtkombattanten blieb zwar dem der muhid n unterlegen, aber er erfllte nun eine unentbehrliche dienende Aufgabe in der Bewegung, die durch den Propheten angesto en und unter dessen ersten Nachfolgern in weite Fernen vorangetrieben worden war. Bis in viele Einzelheiten beobachteten wir, wie die Bewegung sich erschpfte und die Frage nach der gerechten Entlohnung der Anstrengungen eine ganz andere Art von Fitna verursachte. War es berhaupt noch angemessen, die Ñbeste Gemeinschaftì als eine Bewegung zu begreifen? War das, was sich in der Staatskasse anhufte, das ÑVermgen Allahsì, immer noch ein Fonds, der vorzugsweise Ñauf dem Pfade Allahsì, mithin zur Frderung der Bewegung aufzuwenden war?338 Oder handelte es sich nicht eher um das ÑVermgen der Muslimeì? In dieser Fitna, in der man nicht mehr sagen konnte, wo denn der Feind der islamischen Glaubenspraxis zu finden war, wen man also tten sollte, damit alle Verehrung dem Einen zukomme, zersetzen sich endgltig die gesellschaftlichen und religisen Grundlagen der Bewegung: ÑDie Glubigen und die Muslimeì werden in einem Atemzug als Adressaten von Verlautbarungen genannt, in denen die alte Unterscheidung nicht mehr wesentlich ist.339 Auch in den Geschehnissen bei iffn st t man auf diese Wendung.340 Nach der Manier der medinensischen Urgemeinde ÑGlubigeì und ÑMuslimeì zu trennen, ist sinnlos geworden, denn jede der sich befehdenden Parteiungen hat beide Gruppierungen in ihren Reihen. Eine
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Ausnahme machen nur die sich im Ersten Brgerkrieg schnell radikalisierenden Charidschiten, die erst unter Abd al-Malik lernen, sich zu m igen und sich selber auch als ÑMuslimeì zu betrachten, wie es damals der erdrckenden Mehrheit schon selbstverstndlich ist.341 In der Fitna, in der die Ordnung der Bewegung untergeht, drngt sich vielmehr der Unterschied zwischen einer geregelten, geleiteten Glaubenspraxis und der Anarchie in den Vordergrund.342 Den das Heil gewhrleistenden dn gibt es nur unter einem Imam; wer stirbt, ohne einem Imam zu unterstehen, der stirbt wie ein Heide.343 Der praktizierte Glaube verwirklicht sich ausschlie lich in der eintrchtigen Gemeinschaft (arab.: al-ama). Nirgendwo im Koran findet sich ein Versuch, zu bestimmen, was Islam ist. Fr Mohammed war dies kein Gegenstand, der seine Aufmerksamkeit beansprucht htte. Sobald er sich das anfentum angeeignet und Abrahams Weg zum Eingottglauben geschildert hatte, verstand es sich von selbst, da die Gesamtheit der Riten aus dem Akt der Wendung des Daseins zu dem Einen hergeleitet war. Erst ganz am Ende seines Lebens gab der Prophet einen ausdrcklichen Hinweis darauf, da er die Dinge so sah. Mitten in einer Aufzhlung von Speiseverboten l t er Allah sagen: ÑHeute verzweifeln die Unglubigen (im Neid auf) eure Glaubenspraxisì ñ denn nun ist der vom anfentum so hei ersehnte dn endlich da ñ Ñfrchtet daher nicht sie,344 sondern mich!ì ñ Denn Allah hat die richtige Glaubenspraxis jetzt Mohammed bergeben. ñ ÑHeute vollende ich an euch meine Gnade und bin es zufrieden, da ihr den Islam als Glaubenspraxis besitztì (Sure 5, 3). Was Mohammed bis dahin stets weit mehr beschftigte, war der Glaube (arab.: al-mn), der nicht erst in den Kriegen der medinensischen Gemeinde mehr Gewicht als der Islam hatte. Er war, ehe er zum Inbegriff der Kampfbereitschaft wurde, in erster Linie das Bekenntnis ñ gegenber anderen und zur Strkung der eigenen Gemeinschaft: Glauben mu man an den verborgenen Seinsbereich, aus dem Allah das Buch herabsendet (Sure 2, 3 f.), glauben mu man an das Jenseits (Sure 23, 74), an die Wunderzeichen des Schpfers bzw. an die Verse der ÑLesungì (Sure 23, 58), in Medina dann auch an Allah und seinen Gesandten (Sure 24, 62). Dieses, sagen wir, Ñvordschihadischeì Verstndnis des Glaubens wird in der auf die jngeren Prophetengenossen zurckgefhrten berlieferung wiederbelebt. Am bekanntesten ist in diesem Zusammenhang ein ad, als dessen ltester Gewhrsmann meist Ab Huraira firmiert. Eines Tages war der Gesandte Allahs fr jedermann zugnglich. Ein Mann trat auf ihn zu und fragte ihn: ÑGesandter Allahs, was ist der Glaube?ì Mohammed antwortete: ÑDa du an Allah, seine Engel, sein Buch, die Begegnung mit ihm und an seine Gesandten glaubst sowie an die Auferweckung.ì Der Unbekannte fuhr fort: ÑUnd was, Gesandter Allahs, ist der Islam?ì ÑIslam bedeutet, da du Allah verehrst und ihm nichts beigesellst; da du das vorgeschriebene rituelle Gebet verrichtest, die dir auferlegte Luterungsgabe abfhrst und im Ramadan fastest.ì ÑUnd was ist das rechte Handeln?ì ÑDa du Allah verehrst, als ob du ihn shest. Wenn du ihn auch nicht siehst, so sieht er doch dich!ì ÑUnd wann, Gesandter Allahs, bricht die letzte Stunde an?ì ÑDer Gefragte wei das ebenso wenig wie der Fragende. Aber ich will dir ihre Vorzeichen mitteilen: Wenn die Nackten, Barf igen die Oberhup-
Umdeutung des k mpferischen Begriffs des Glaubens
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Der Islam tritt in den Vordergrund
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ter der Menschen sein werden, dann gehrt dies zu den Vorzeichen! Wenn die Kleinviehhirten mit gro en Bauwerken prunken, dann gehrt dies zu ihren Vorzeichen! Insgesamt sind es deren fnf, sie alle kennt nur Allah.ì Dann rezitierte der Prophet: ÑAllah bleibt das Wissen von der Stunde vorbehalten. Er l t es vom Himmel herab regnen, er wei , was im Mutterleib heranwchst. Keine Seele wei , was sie morgen erwerben wird, keine Seele wei , in welchem Land sie sterben wird. Allah ist allwissend und kundig!ì (Sure 31, 34). Nun wandte sich der Fragende zum Gehen, der Gesandte Allahs rief: ÑHolt ihn mir zurck!ì Man wollte es tun, erblickte aber niemanden mehr. Da erklrte der Gesandte Allahs den Anwesenden: ÑDas war Gabriel! Er kam, um die Menschen ihre Glaubenspraxis zu lehren.ì345 Der Glaube wird in diesem ad mit einer an Sure 2, Vers 3 f. angelehnten Formel definiert, auf die man in der im 8. Jahrhundert aufblhenden theologischen Literatur allenthalben trifft.346 Unter der Rubrik des Islam fa t dieser Text die rituellen Konsequenzen des Glaubens an Allah und das Gericht zusammen: Man kehrt sich von der Verehrung alles dessen ab, was nicht er ist, und gibt sich flei ig den Riten hin, die einen in der Hinwendung zu Allah festhalten. Das gute, rechte Handeln (arab.: alisn), ber dessen Ma stbe man nichts erfhrt, vollzieht sich gleichsam unter den Augen Allahs; wenn man dies erwgt, wird man schon nicht gegen dessen Gesetze versto en. Dieser Gedanke wird aber nur angedeutet; die Scharia, das ausgetftelte System vermeintlich gttlicher Bewertungen menschlichen Tuns und Lassens, gibt es auch in Anstzen noch nicht. Indessen erscheinen der Islam und das gute Handeln in einem engen Zusammenhang mit der Vorstellung des Weltgerichts, das sich durch eine Verkehrung der gewhnlichen irdischen Verhltnisse in ihr Gegenteil ankndigt. Die Omaijaden ma en aö-äam einen herausragenden Part im Endzeitgeschehen bei, wie wir vorhin darlegten. Im gefahrvollen diesseitigen Dasein, in dem viele Fallstricke den Menschen zum Straucheln bringen knnen, ist die Glaubenspraxis, der Islam, das einzige, woran man sich festklammern darf. Die Ritentreue entlastet einen von der Furcht, die Aussicht auf ein glckliches Jenseits zu verspielen. Der ungeheure Druck, unter den die durch den Propheten in Medina propagierte kriegerische Glubigkeit den einzelnen setzte und der in der vom Dschihad getragenen Bewegung vermutlich allein durch das Hochgefhl der anfnglichen Siege gemildert wurde, wird nun durch den Islam aufgefangen. Nicht ohne Grund ist es in einem Äala b. Ubaidallh zugeschriebenen ad ein Beduine ñ mit Ñwirrem Haarschopf, rhrender Stimme und unverstndlicher Redeì ñ, der vom Propheten Auskunft ber den Islam begehrt. Mohammed erlutert ihm: ÑFnf rituelle Gebete je Tag und Nacht!ì ÑHabe ich weitere Pflichten?ì ÑNein, es sei denn, du ttest freiwillig (mehr). Sowie das Fasten im Ramadan.ì ÑHabe ich weitere Pflichten?ì ÑNein, es sei denn, du ttest freiwillig (mehr).ì Es obliegt ihm natrlich auch die Luterungsgabe, die gleichfalls freiwillig erhht werden kann. Mit der Beteuerung, alles auf das genaueste einhalten zu wollen, entfernt sich der Beduine, und Mohammed bekrftigt fr die Umstehenden: ÑWenn er es ehrlich meint, dann gewinnt er das Glck im Jenseits.ì347
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Der Islam bernimmt die Aufgabe, die der Glaube in der medinensischen Urgemeinde hatte: An die Stelle des mit dem Eigentum und dem Leben erstrittenen Paradieses tritt das durch die peinliche Einhaltung der kultischen Pflichten errungene ñ und durch fromme Sprche gesicherte, wofr wir ebenfalls Beispiele kennenlernten. Der Islam als ein festes Fundament des Daseins lenkt das Sinnen des Menschen auf Allah als den stndig Schaffenden und wehrt Gedanken an eine eigene Heilsverantwortung ab. Das Zitat aus Sure 31, in das Mohammed die Belehrung Gabriels mnden l t, weist in diese Richtung: Allah bestimmt das Wachsen in der Natur, er bringt den Embryo im Mutterleib zur Reife ñ und hat auch schon das Jenseitsschicksal des noch Ungeborenen festgelegt, wie es in einem vielgenannten ad hei t, in dem die im Koran beschriebene Entwicklung eines kleinen Blutgerinnsels zur voll ausgebildeten Leibesfrucht (vgl. Sure 23, 14 sowie Sure 22, 5) mit Allahs im voraus gefa ten Urteil Ñglckseligì oder Ñverdammtì endet.348 In einer anderen Version wird das ad ber den Fremden Ñin einem glnzendwei en Gewandì, der sich von Mohammed in Glaube und Islam einweihen l t, fr eine noch ganz unbeholfene Diskussion ber die Vorherbestimmung genutzt. In Basra hat ein Mann aus der Anhngerschaft Al b. ab Älibs, ein gewisser Mabad al-uhan,349 nebst einigen anderen, die den Koran studieren, die These aufgebracht, es gebe keine das ganze Leben des Menschen berspannende Festlegung auf Paradies oder Hlle, sondern die gttliche Fgung (arab.: al-amr) sei von Mal zu Mal Ñfrischì. Zwei Mnner aus Basra kommen auf der Pilgerreise zu Abdallh b. Umar b. al-aÅÅb und fragen ihn nach dieser Lehre; er distanziert sich von ihr mit Entschiedenheit: Selbst wenn jemand einen Goldklumpen von der Gr e des Berges Uud aufwendete, wre er Allah doch nichts wert, solange er nicht an dessen uneingeschrnkte Bestimmungsmacht (arab.: al-qadar) glaubt. Sein Vater, fhrt Abdallh fort, sei Zeuge jenes Lehrgesprchs zwischen dem Propheten und Gabriel gewesen. Der Islam, so damals Mohammed, bestehe im zweigliedrigen Glaubensbekenntnis, im rituellen Gebet, in der Luterungsgabe, im Ramadanfasten und in der Wallfahrt nach Mekka, sofern man ber die notwendigen Mittel verfgt; der Glaube ñ hier erst nach dem bereits in fnf, nicht mehr wie vorhin nur in drei Elemente unterteilten Islam genannt ñ erstreckt sich auf Allah, seine Engel, seine Bcher, seine Gesandten und den Jngsten Tag sowie darauf, Ñda du an die (gttliche) Bestimmungsmacht glaubst, enthalte sie Gutes oder Bsesì.350 Mabad wurde wegen seiner abweichenden Lehren unter Abd al-Malik hingerichtet, vermutlich gegen Ende seines bis 705 whrenden Kalifats.351 Die im ad grndende Religion verweist den nach einem glcklichen Jenseits strebenden Menschen auf die Riten, l t ihn aber mit der Frage allein, wie er denn in dieser Welt handeln soll. Unbezweifelbar ist nur, da es mit jedem Menschen auf das hinauslaufen wird, was Allah entschied, bevor der einzelne berhaupt die Gelegenheit bekam, von sich aus etwas zu tun. Da man aus dem Koran, zumal aus den medinensischen Abschnitten, etwas ganz anderes herauslesen konnte, rief die Emprung der Mehrheit hervor, nicht zuletzt des Kalifen; denn die eintrchtige Gemeinschaft existierte doch nur unter der Voraussetzung, da
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Die Ñf nf S ulenì
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Fragen nach der Eigenverantwortung nicht gestellt wurden. Ganz zu ersticken waren derartige Gedanken nicht. Aber sie waren abtrglich fr die Macht der Kalifen, die ebendiese Macht dem unentrtselbaren Entschlu Allahs verdankten, weshalb sie den Untertanen keine Rechenschaft zu schulden meinten.352 Die Disputationen und Zwistigkeiten, die in sptomaijadischer Zeit um solche Themen entflammten, gehren nicht mehr zu unserem Gegenstand. Was wir aus den beiden aden ber die Belehrung Gabriels durch den Propheten ersehen, ist die steigende Bedeutung des Islams als des Fundaments der Ñbesten Gemeinschaftì; zugleich vermitteln sie uns die Gewi heit, da niemand hierber so gut Bescheid wei wie Mohammed, denn der Botenengel Allahs fand an dessen Ausfhrungen nichts auszusetzen. Das Motiv des Auskunft heischenden Beduinen, der ja fr den Heilsgewinn auf den Islam angewiesen ist, da er sich nicht dem Dschihad widmen kann ñ erst in der Epoche der eintrglichen Eroberungen wurde dies anders ñ, taucht im ad mehrfach auf. Ab Aij b, der azraite, bei dem Mohammed, von Qub kommend, fr einige Zeit Quartier nahm, soll bezeugt haben, da sich dem Propheten whrend eines Feldzuges ein Beduine in den Weg stellte, in die Zgel der Kamelstute griff und forderte: ÑGesandter Allahs, sag mir, was mich dem Paradies annhert und vom Hllenfeuer entfernt!ì Der Prophet hielt inne, blickte auf seine Gefhrten und meinte. ÑDieser ist rechtgeleitet.ì Dann, an den Beduinen gewendet, bat er: ÑWas genau war deine Frage?ì Jener wiederholte sie, worauf Mohammed sprach: ÑDu verehrst Allah, gesellst ihm nichts bei, vollziehst das rituelle Gebet, entrichtest die Luterungsgabe, beachtest die Verwandtschaft! Und nun la die Kamelstute los!ì353 Auf Ab
Huraira zurckgefhrt, wird die Szenerie nicht so anschaulich geschildert. ÑZeig mir ein Handeln (arab.: al-amal), das, wenn ich es tue, mich ins Paradies bringt!ì Die ersten drei Empfehlungen sind die gleichen; die Einhaltung der Pflichten, die man engen Verwandten gegenber hat, fehlt, dafr ist das Ramadanfasten hinzugefgt. Der Beduine verspricht, alles genau zu befolgen und wendet sich zum Gehen, whrend Mohammed meint, wer gern einen knftigen Paradiesbewohner sehen wolle, der mge sich jenen Beduinen anschauen.354 In bir b. Abdallhs Fassung kennt man sogar den Namen des Fragers, die Empfehlungen fallen krzer aus: Das rituelle Gebet und die Beachtung von Ñerlaubtì und Ñverbotenì, in einer berlieferung um das Ramadanfasten ergnzt, garantieren den guten Ausgang des Gerichts.355 Die Definition des Islams, die bis heute allgemeine Anerkennung findet, verbindet sich mit dem Namen Abdallh b. Umars. Sie steht bereits in der Szene der Belehrung Gabriels, die der Sohn des Kalifen, sich auf den Vater berufend, den beiden basrischen Pilgern erzhlt, um die Lehren Mabad al-uhans zurckzuweisen. In Fassungen ohne dieses Beiwerk bezieht sich Abdallh b. Umar unmittelbar auf Mohammed, der feststellt: ÑDer Islam wurde auf fnf (Sulen) errichtet: da man Allah fr den einen erklrtì ñ oder: da man Allah verehrt und an niemanden au er ihm glaubt ñ Ñda man das rituelle Gebet vollzieht, da man die Luterungsgabe leistet, da man im Ramadan fastet und da man die Wallfahrt vornimmt.ì Die vierte und die fnfte ÑSuleì wurden auch miteinander vertauscht, worber man sich
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stritt. In der genannten Reihenfolge, die sich durchgesetzt hat, will Abdallh b. Umar die Definition vom Propheten gehrt haben, wie er in einer Version des ades beteuert.356 Die Reihung wird demnach als eine Rangfolge begriffen, und somit erhlt die Wallfahrt, den politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten entsprechend, die geringste Dringlichkeit. Wenn die Umstnde es dem einzelnen ermglichen, soll er sie unternehmen, sagt Abdallh b. Umar den beiden Basrensern. ñ Dem geschichtlichen Mohammed war die Wallfahrt der wichtigste Beweggrund seines Handelns gewesen. Mit den verwickelten Bestimmungen, die sich mit der Gltigkeit des Vollzugs einer jeden der Grundpflichten des Islams und mit den Mglichkeiten beschftigen, Versumtes nachzuholen und fehlerhafte Leistungen zu berichtigen, brauchen wir uns nicht auseinanderzusetzen. Die unberschaubare Flle dieses Stoffes belegt, wie bitter ernst man die Lehre nahm, da der Einzug ins Paradies nicht mehr, wie im Medina Mohammeds, durch kriegerische Glubigkeit gesichert wurde, sondern eben durch die Ritentreue. Galt dies erst einmal fr eine unumst liche Wahrheit, dann erhob sich fr die Eifrigen die Frage, wie man ber das Durchschnittliche hinausgelangen knne, um noch sicherer ber das zu verfgen, was jedem Pflichtbewu ten zugesagt war. Denn man htte es am liebsten schon hier und jetzt wie ein unveru erliches Eigentum gehabt und war bereit, dafr gro e Opfer zu bringen. In Medina war dies, wie gesagt, jenes ÑDarlehenì gewesen, das man Allah mit dem Kampf gegen die Andersglubigen gewhrte. Was aber sollten die Eifrigen tun, wenn der Islam schon den hchstmglichen Gewinn eintrug? Ein dem mnchischen Leben vergleichbares Ausscheiden aus dem Alltag war nur im Sinne der kmpferischen Glubigkeit zulssig gewesen und kam fr die meisten nicht mehr in Frage, und Sonderriten zu Ehren Allahs waren verpnt. Der Islam durfte nicht fr einige wenige erschwert werden, wollte man nicht wie die Juden und Christen dem Zorn und dem Fluch Allahs anheimfallen. So blieb der Weg zu einer Verinnerlichung der Riten, denn deren regelgerechter Vollzug mochte zunchst doch ganz oberflchlich bleiben. ber Anas b. Mlik legt man Mohammed diese Erkenntnis in den Mund: ÑDer Islam ist das der "ffentlichkeit Zugngliche, der Glaube aber ist im Herzen verborgenì, und indem er dies sagte, deutete er sich dreimal an die Brust, Ñdie Gottesfurcht aber ist hier, die Gottesfurcht ist hier!ì357 Schon zu Lebzeiten Mohammeds gab es unter den Muslimen Zirkel, die sich in stndiger Zerknirschung bten und ihr Dasein im gottgeflligen Dienst am Propheten zu verbringen gedachten. Wir erinnern uns an die ÑWeinerì.358 Als eine eigene Gruppe erscheinen die ÑLeute unter dem Schattendachì (arab.: ahl a-uffa). Bevor die Gebetsrichtung auf die Kaaba hin verlegt wurde, vollzog man die Riten vor der ñ gen Jerusalem liegenden ñ Nordwand der medinensischen Moschee; diese war dort ein Stck weit berdacht. Sobald Mohammed entschieden hatte, da man sich nach Mekka wende, nutzten mittellose Anhnger, die in Medina keine Unterkunft fanden, diesen Teil als einen Aufenthaltsort. Sie bildeten keineswegs eine feste Gemeinschaft; vielmehr war alles im Flu je nach den wechselnden Lebensumstnden. Diese ÑLeute des Schatten-
Die berbietung der Pflichtriten
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dachsì werden als wahre Elendsgestalten beschrieben, als ÑAuswandererì, die nicht sogleich in die im Entstehen begriffene Ñbeste Gemeinschaftì eingegliedert werden konnten. In Lumpen gehllt, vom Hunger gezeichnet, wie sie waren, werden sie in der islamischen Frmmigkeitsliteratur zu ÑGsten des Islamsì stilisiert, die das berleben Speisungswundern verdankten. Immerhin fhlten sich die Medinenser bem igt, fr sie Bschel mit reifen Datteln aufzuhngen, um sie vor dem Tod zu bewahren.359 Allerdings sollen sie alles Diesseitige von Herzen verachtet haben, ahnten sie doch, da der ihnen von Mohammed zugesagte knftige Reichtum nicht guttun werde: Der Neid werde ihre Beziehungen zueinander, die in der Not ganz rein und ohne Arg seien, vllig vergiften.360 Da sich jene freiwillig auf die drftigen Lebensumstnde eingelassen htten, um sich desto leichter dem Dienst an Allah hinzugeben, ist eine Legende, die aufkam, als man nach medinensischen Vorbildern fr eine von Gottesfurcht beherrschte und von Skepsis gegen die Welt geprgte vertiefte Sinngebung der Riten fahndete. Da glaubte man zu wissen, da die engsten Verwandten Mohammeds wie dieser selber den vertrauten Umgang mit den ÑLeuten unter dem Schattendachì gesucht htten, um sich deren Sittlichkeit anzueignen und um Nutzen aus deren Anrufungen Allahs zu ziehen, die, wie man gemeint habe, in jedem Fall erhrt wrden.361 Die berlieferungen zur Prophetenvita schweigen sich ber all dies aus ñ da man sich durch weltflchtige Ritenfrmmigkeit Allah gewogen machen knne, war in einer Zeit, in der der Gehorsam gegen Allah und den Gesandten als die hchste Tugend gepriesen wurde, noch nicht vorstellbar gewesen. Man mu ein gutes halbes Jahrhundert weitergehen, um auf solche Lebenshaltungen in einem plausiblen Zusammenhang zu sto en. Wir kehren noch einmal zu Sad b. al-Musaijab zurck. Als ihm gegen Ende seines Lebens das Augenlicht schwand, empfahl man ihm, in der Dmmerung des Morgens und des Abends ins Grne hinauszugehen und sich in der Frische der Natur zu erholen. Er aber wandte ein, da er in solch einem Fall nicht in der Lage sei, seiner Gewohnheit gem im rituellen Gebet zu verharren. Nie, so l t man ihn beteuern, sei der Zeitpunkt einer Ritualpflicht herangekommen, ohne da er schon auf sie vorbereitet gewesen sei und ein entsprechendes Verlangen gesprt habe. ber vierzig Jahre hinweg habe er kein Pflichtgebet versumt, sondern es stets in der Gemeinschaft vollzogen, fnfzig Jahre lang habe er nach der fr das Nachtgebet verrichteten Waschung auch noch am Morgen beten knnen ñ er hatte mithin die Nacht durchwacht; zwanzig Jahre lang habe er vor sich nicht den Nacken eines anderen Beters erblickt, immer sei er so frh zur Stelle gewesen, da er in der ersten Reihe einen Platz gefunden habe. ÑWas unterbricht den Vollzug des rituellen Gebets?ì fragte man ihn, und er antwortete: ÑLasterhaftigkeit! Und die Gottesfurcht schtzt es!ì362 Fein vermochte Sad b. al-Musaijab zwischen der sachgerechten Erfllung und einer das Vorgeschriebene mi achtenden bertreibung zu unterscheiden. Da gab es junge Burschen, die in der Mittagshitze zum Gebetsplatz eilten und die Riten ohne Unterbrechung bis zum Abend ausdehnten. Das sei wahrer Gottesdienst, wenn man doch selber die Kraft dazu htte, seufzte jemand in Sads Gegenwart. Das sei berhaupt
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kein Gottesdienst, widersprach dieser, wahrer Gottesdienst beweise sich in der tiefschrfenden Einsicht in die Glaubenspraxis und im Nachdenken darber, wie Allah mit der Schpfung verfhrt.363 Das Grbeln darber, wie man die starren Regeln des Ritenislams berbieten und zu einer jeglichen Ansatz inhaltsarmer Routine unterbindenden lebendigen Praxis gelangen knne, setzte offenbar in jenen Jahrzehnten ein, in denen man eine die Zeiten berdauernde Definition dieses Islams erarbeitete. Als die ersten Verfechter einer in bersteigerte Gottesfurcht und qulende Selbstbespiegelung hinbergleitenden Ritenfrmmigkeit gelten die Ñacht Asketenì, nicht sonderlich klar fa bare Gestalten der mittleren und spten Omaijadenzeit. Nur eine von ihnen, einen gewissen mir b. Abd Qais, wollen wir genauer betrachten. Er war Tammite und stammte aus Basra. Dort erregte er wegen seines der Grndung einer Familie abgeneigten Lebenswandels und seiner ungewhnlichen Mildttigkeit einiges Aufsehen, man verbreitete ber ihn, Abraham sei nicht besser gewesen als er. Schlie lich verbannte man ihn nach aö-äam, wo er, wenn er nicht an Feldzgen gegen Byzanz teilnahm, den Rest seiner Tage zubrachte. In ihm tritt uns ein Virtuose des berm igen Ritenvollzugs vor Augen. Als er im Sterben lag, sei er in Trnen ausgebrochen, erzhlte man sich; er frchte sich nicht vor dem Tod, habe er versichert, sondern es tue ihm so sehr um den Durst in der Mittagshitze des Sommers und um die Qualen des nchtelangen Gebets in der Winterklte leid.364 Um seine frh sprichwrtlich gewordene Verehrung Allahs365 knpft sich ein Kranz von Aussprchen und Anekdoten. Der herausragende frhislamische Theologe und Frderer ritengebundener Frmmigkeit al-asan al-Bar (gest. 728/9 im Alter von etwa 85 Sonnenjahren) erinnerte sich, da mir b. Abd Qais einen festen Platz in der Moschee hatte. Als er diesen lngere Zeit nicht mehr in Anspruch nahm, argwhnte man, er sei zu den Sektierern abgewandert.366 Zur Rede gestellt, begrndete er sein Fernbleiben mit dem Lrm und dem Durcheinander ñ ist doch die Freitagsmoschee stets auch ein Ort weltlichen Treibens gewesen. Von Sektierern halte er nichts, denn er habe viel mit Prophetentengenossen verkehrt, und die htten unterstrichen, da am Jngsten Tag diejenigen den reinsten Glauben vorweisen knnten, die im Diesseits unermdlich mit sich selber gerechtet htten; wem dagegen im Diesseits die meiste Freude vergnnt sei, der werde am Gerichtstag von Kummer berwltigt; wer jetzt am lngsten lache, der werde dann nur noch weinen. Desweiteren htten jene Prophetengefhrten gelehrt, da Allah die Ritualpflichten angeordnet, Verhaltensnormen gesetzt und feste Grenzen gezogen habe ñ deren Verletzung seine Souvernitt antastet; wer die Pflichten erfllt, die Normen befolgt und sich von den Grenzen fernhlt, der darf das Paradies betreten, ohne vor Allah Rechenschaft ablegen zu mssen; wer die Pflichten erfllt, die Normen befolgt, jedoch die Grenzen berschreitet, dann aber Bu e tut, dem stehen Leiden, Erschtterungen und Schrecknisse bevor, am Ende aber gelangt er doch ins Paradies. Wer seine Ritualpflichten und die Normen einhlt, jedoch stirbt, ohne fr die Verletzung der Grenzen Bu e getan zu haben, der wird Allah als ein Muslim begegnen, und es steht in Allahs Belieben, ob er verzeiht oder bestraft.367 Der ber die Befolgung der
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Ritenvollzug anstelle ethischen Handelns
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Pflichtriten hinausfhrende Umgang mit dem Diesseits richtet sich hier nicht nach au en, auf die kriegerische Unterwerfung der Welt unter die Herrschaft des Islams, sondern nach innen, auf die Beobachtung der Regungen der Seele, die laut Sure 12, Vers 53 unentwegt dazu neigt, den Menschen zur Widerspenstigkeit gegen Allah zu reizen. Die Seele, das Ich, ist demnach die wider den islm gerichtete Kraft im Menschen, die es zu lhmen und auszuschalten gilt. Man wunderte sich ber mir b. Abd Qaisí Bereitschaft zum Verzicht auf alle Annehmlichkeiten ñ wozu die unausgesetzten Qualen? Denn das Paradies werde auch ohne sie gewonnen, die Hlle nicht hierdurch vermieden! Das sei richtig, erwiderte mir, aber die Voraussetzung sei das unermdliche Tadeln der Seele368 ñ die, so mssen wir ergnzen, die Riten ja nicht spontan einhlt und daher tausend Ausflchte entdeckt, um Nachlssigkeiten einrei en zu lassen, und die zudem jeden gelungenen Ritenvollzug nicht Allah, sondern einem eigenen Handlungsvermgen zuschreibt. Mit diesem Irrtum aber wrde der Sinn der Riten vllig verfehlt, denn sie sind der Ausdruck des Knechtsverhltnisses, in dem die Menschen und die Dschinnen zu Allah stehen (vgl. Sure 51, 56). Indem der Islam, die durch die Riten gefestigte und verstetigte Hingewandtheit zu Allah, in die Lebensmitte der Bekenner der neuen Religion rckt und das Dasein nicht mehr im Dschihad die Sinnerfllung findet, wird der Ritenvollzug selber problematisch. Er geschieht, und indem er geschieht, manifestiert sich die eintrchtige Gemeinschaft. Das ist die machtpolitische Seite des Islams, die sich mit dem forum externum begngt. Das war im Grundstzlichen auch schon zu Mohammeds Zeiten so; um unter die Glubigen zu rechnen, war die Hedschra vonnten mit allem, was aus ihr folgte ñ die Spaltung der Anhngerschaft des Propheten in die Muslime und die Glubigen war unvermeidlich. Wenn aber der Islam bereits das u erste ist, dessen sich der Mensch zur Sicherung des Heils beflei igen kann, dann scheint eine vergleichbare Spaltung ausgeschlossen zu sein. Auf Gleichheit waren die Forderungen Abdallh b. Sabas hinausgelaufen. Doch tritt nun eine neue Art der Spaltung auf. Ñmir b. Abd Qais war der vortrefflichste der Allah Dienenden369 und hatte sich tglich tausend Bewegungsablufe370 auferlegt, wobei er vom Aufgang der Sonne bis zum Nachmittag stand und erst dann wegging; ihm waren inzwischen die Unterschenkel und die F e geschwollen. Er sprach: ÇSeele, du wurdest nur zum Gottesdienst geschaffen, du, die du stets zum Bsen rtst (Sure 12, 53)! Bei Allah, ich will so mit dir verfahren, da ein Ruhelager nie etwas von dir zu spren bekommt!ë Er ging hinab in ein Tal, das man das Tal der Raubtiere nannte. Dort lebte ein thiopischer Gottesdiener, umama371 gehei en. mir blieb an einem Ende fr sich allein, umama am anderen, und so verrichteten sie ihre rituellen Gebete vierzig Tage und vierzig Nchte, ohne da der eine sich um den anderen gekmmert htte. Sobald der Zeitpunkt des Pflichtritus herangekommen war, vollzogen sie ihn, danach machten sie sich an die freiwilligen Leistungen. Dann, nach vierzig Tagen, begab sich mir zu umama und fragte: ÇWer bist du, Allah habe Erbarmen mit dir?ë ÇLa mich mit meinen Sorgen allein!ë ÇIch beschwre dich, (sag es mir)!ë ÇIch bin umama.ë Darauf sprach mir: ÇWenn du der umama bist, von
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dem man mir erzhlte, dann bist du der am meisten dem Gottesdienst hingegebene Mensch auf der Erde. Sag mir, was ist die vorzglichste Eigenschaft?ë ÇDazu bin ich zu unvollkommen (in meinem Gottesdienst)! Gbe es nicht die Zeiten der Pflichtgebete und der Niederwerfungen, verbrchte ich am liebsten das Ganze Leben mit nach vorn gebeugtem Krper, das Gesicht zum Boden gesenkt, bis ich Allah begegne. Aber die Ritualpflichten gestatten mir nicht, dies zu tun. Und wer bis du, Allah habe mit dir Erbarmen?ë ÇIch bin mir b. Abd Qais.ë ÇWenn du der mir bist, von dem man mir erzhlte, dann bist du der am meisten dem Gottesdienst hingegebene Mensch. Sag mir, was ist die vortrefflichste Eigenschaft?ë ÇDazu bin ich zu unvollkommen (in meinem Gottesdienst). Aber eine ist mir sehr wichtig: Die Ehrfurcht vor Allah ist in meinem Herzen so gewaltig, da ich nichts frchte au er ihm.ë Da umringten ihn die Raubtiere, eines kam herzu, sprang ihn von hinten an und legte ihm die Vorderpfoten auf die Schulter, er aber rezitierte: ÇDas wird ein Tag sein, an dem man alle Menschen versammelt, ein Tag, den alle erleben werden!ë (Sure 11, 103). Als das Raubtier sprte, da er von ihm keine Notiz nahm, machte es sich fort. Da fragte umama: Çmir, was bedeutet dir das, was ich sah?ë mir antwortete: ÇIch schme mich vor Allah, etwas anderes als ihn zu frchten.ë umama fgte hinzu: ÇVersuchte uns Allah nicht durch unseren Bauch, so da wir, wenn wir etwas essen, auch etwas ausscheiden mssen, dann she mein Herr mich nur, wie ich vornber gebeugt bin oder in der Niederwerfung verharre.ë umama nmlich verrichtete an jedem Tag achthundert Bewegungsfolgen und hielt sich immer noch fr unvollkommen im Gottesdienst und tadelte seine Seele.ì372 Die gleichen Worte, mit denen mir b. Abd Qais seine Kaltbltigkeit gegen die Raubtiere begrndete, verwendete er auch zur Erklrung der Furchtlosigkeit, die er angesichts des Satans zeigte. Iblis, in der Gestalt einer Schlange, wand sich genau auf dem Fleck Erde, auf den sich mir im Gebet niederwarf. Die Schlange verstrmte einen blen Geruch, und daher schob er sie mit der Hand beiseite. Nur weil der Gestank ihn gestrt habe, habe er dies getan; ansonsten sei ihm die Gegenwart des Verfhrers gleichgltig. Da er sich vor nichts anderem als Allah frchte, habe es ihm auch nichts ausgemacht, als ihm die Schlange unter das Gewand gekrochen und am rmelausschnitt wieder zum Vorschein gekommen sei.373 Ein Mann wie mir ist, da er sein Leben so weit, wie irgend mglich, mit der Gottesverehrung zubringt, der Garant fr das Vorhandensein eines von den Verfhrungsknsten des Satans freien Raumes im Diesseits, das Allah im brigen dem von ihm selber geschaffenen Bsen ffnete (Sure 15, 26ñ48). Ñber meine Diener hast du keine Vollmacht, abgesehen von denen, die in die Irre gehen und dir folgenì, belehrte Allah den Satan (Vers 42). Der Gottesdienst (arab.: al-ibda), das Handeln als ein Knecht Allahs, stiftet im Diesseits die Augenblicke und Territorien, in denen der islm in unbeeintrchtigter Weise herrscht. Somit nimmt der Knecht Allahs beispielhaft vorweg, was der Endzweck islamischer Machtausbung ist: Die Ñbeste Gemeinschaftì soll berall und zu jeder Zeit befehlen, was Allah billigt, und verbieten, was er verwirft. Zum ersten Mal wird dieser Gedanke im Koran ausgesprochen, als Luqmn seinem Sohn rt, unbeirrt die Gebete auszuben und dabei in
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Die Riten und die Herrschaft
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der genannten Art die gottgefllige Ordnung zu untersttzen (Sure 31, 17). Befehlen, was Allah billigt, verbieten, was er verwirft, das ist die Aufgabe des Ñheidnischen Prophetenì (Sure 7, 157), in den medinensischen Suren taucht die Formulierung dann mehrfach auf (Sure 3, 104, 110 und 114; Sure 22, 41). Die Heuchler gebrauchen die gleichen Worte (Sure 9, 67), doch folgen daraus nicht die Taten, die die Glubigen leisten (Sure 9, 71) ñ eine Differenzierung, die wir wegen der vernderten Definition von Glubigkeit nun nicht mehr erwarten drfen. Der Ritenvollzug, ergnzt um freiwillige gegen die zum Ungehorsam drngende Seele gerichtete, den Riten entlehnte Formen der Kasteiung, qualifiziert den Gottesdiener zum Mahner der Machthaber, ja erhebt ihn in den Augen des durchschnittlichen Muslims dazu. mir b. Abd Qais wurde eines Tages Zeuge, wie ein Untergebener des Statthalters einen Andersglubigen mi handelte. Ob dieser die Kopfsteuer nicht entrichtet habe, mischte sich mir ein. Das habe er, doch solle er nun den Palast des Statthalters ausfegen. mir erfuhr, da der Andersglubige diesem Ansinnen nicht zugestimmt hatte, man ihn aber nicht laufenlassen wollte. Da breitete er seinen Mantel ber den Bedrngten und sprach zu dem Bttel: ÑAchte niemals den vom Gesandten Allahs gewhrten Schutz (arab.: a-imma) gering!ì So entging der Andersglubige dem erniedrigenden Dienst ñ was, da es die islamische Macht gegenber einem solchen Mann desavouierte, zur Verbannung mirs aus Basra fhrte. Muwija hatte zuvor gehofft, den Unbequemen mundtot zu machen, indem er ihm die Mittel fr den Erwerb einer Frau berbringen lie , doch mir erwies sich als unbestechlich.374 Der Islam als die Lebensmitte der sich auf Mohammed berufenden Religion konzentrierte das Streben nach Heilssicherung wie auch die politisch-gesellschaftliche Erscheinungsweise der Ñbesten Gemeinschaftì auf die gemeinsame Ausbung der Riten. Die Glubigkeit verlor ihren kriegerischen Charakter und war auch nicht mehr heilswichtig, so da fr den einfachen Muslim eine seine Unzulnglichkeit behebende Zusatzleistung nach Art der adaqa weiterhin ntig gewesen wre. Der Abbau der Dschihadgesellschaft brachte insofern mehr Gleichheit. Er bedeutete aber auch eine nachhaltige Schwchung der ohnehin noch unzureichend entwickelten Kalifenherrschaft. Hatte Mohammed in Medina immer wieder darauf bestanden, da die Muslime Allah und ihm, dem Gesandten, Gehorsam schuldeten (z.B. Sure 47, 33), desgleichen jenen, die Befehlsgewalt innehatten (Sure 4, 59), so ist die Leitung der Riten nur noch in sehr ausgednnter Form mit dem Staatsoberhaupt verbunden. Kennzeichnend fr diesen neuen Sachverhalt ist der Begriff ÑImamì mit seiner Bedeutungsbreite. Weder im Sinne eines Fhrers der Ñbesten Gemeinschaftì noch des Leiters der rituellen Gebete wird er von Mohammed im Koran verwendet. Er meint soviel wie die Richtschnur oder den Ma stab (Sure 2, 124; 11, 17; 25, 74; 46, 12), in negativem Zusammenhang ein abschreckendes Beispiel (Sure 15, 79). In Sure 17, Vers 71 bezeichnet das Wort vermutlich die Liste der Taten, die bei Allah fr jede Gemeinschaft getrennt gefhrt und dieser am Tag des Gerichts vorgelegt wird.375 Die Propheten Israels sind Leitsterne, die den von Allah gewiesenen Weg gingen (Sure 21, 73), der Pharao und seine Gefolgsleute dagegen waren
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falsche Vorbilder, die alle, die ihnen verfallen, in die Hlle bringen (Sure 28, 41). Im ad jedoch entwickelt sich eine neue Bedeutung, die dem Vorrang des Islams entspricht. ÑDie Imame gehren zu den Quraiöitenì, soll Mohammed apodiktisch festgestellt und damit den Herrschaftsanspruch seines Stammes zementiert haben.376 Da hier die Kalifen gemeint sind, deren Amt man auch Imamat nennt, steht au er Zweifel. Aber viel hufiger bezeichnet man im ad mit ÑImamì den Vorbeter, dessen Autoritt ebenso wenig angefochten werden darf wie diejenige eines Befehlshabers, mgen beide auch ungerechte, falsche Anweisungen erteilen.377 Dieses Oszillieren des Begriffs ÑImamì zwischen der nahen, alltglich erlebten Autoritt und der fernen des Kalifen fhrt zu der Frage, wer denn jene Inhaber von Befehlsgewalt seien, von denen Mohammed in Sure 4, Vers 59 spricht. In der islamischen politischen Theorie, wie sie sich in den folgenden Jahrhunderten herausbildet, ist selbstverstndlich der Kalif der Erbe der Macht ber die Organisierung der Riten wie auch der Herrschaft ber das Profane, fr dessen Regelung im Sinne des Korans und des ad er zu sorgen hat, und noch die Befugnisse des Imams der Freitagsmoschee des fernsten Ortes leiten sich auf dem Weg einer fiktiven Delegierung von den seinigen ab. Eben deshalb verlangt der Staatsrechtler al-Mward (gest. 1058), da der Kalif die Machtausbung von Usurpatoren legitimiere, indem er sie formal zu seinen Statthaltern ernenne. Denn nur unter dieser Voraussetzung sind die Riten, die Muslime in dem betreffenden Territorium vollziehen, gltig und auf das Jenseitskonto anrechenbar.378 Das ÑImamatì des Erben der politisch-religisen Macht Mohammeds zeigt sich dem einfachen Muslim im Imam der Freitagsmoschee und in dessen Anweisungen. Deren Inhalt resultiert aber keineswegs aus allflligen Erlassen des Kalifen, sondern wurzelt im Koran und im ad, mithin in unmittelbar Allah und seinem Gesandten zugeschriebenen Aussagen, die der intellektuellen Verfgungsgewalt des Kalifen ein fr allemal entzogen bleiben. Sachwalter dieser Aussagen sind vielmehr Personen, deren Beziehungen zur kalifischen Macht sich hchst spannungsreich gestalten. Einen Vorboten dieser in der spten Omaijadenzeit in aller Schrfe hervortretenden Verhltnisse haben wir beim Blick auf Sad b. al-Musaijab kennengelernt. Die erwhnten Spannungen zwischen den berlieferungsgelehrten und den fuqah auf der einen und den Inhabern der politischen und militrischen Gewalt auf der anderen Seite erklren sich aus dem Sieg der Ritenfrmmigkeit ber die kmpferische Glubigkeit. Indem dank diesem Sieg die berlieferer und die fuqah den fr den einfachen Muslim, den es nach Heilsgewi heit verlangt, wichtigsten Teil des Erbes des Propheten beanspruchen und die lebenspraktischen Konsequenzen des islm in ihre Zustndigkeit nehmen, wird der Zugriff des Herrschers auf die Untertanen ñ in omaijadischer Redeweise: auf die Herde ñ in u erst wirksamer Weise mediatisiert. Die berlieferer und die fuqah zwingen den Kalifen ihren Diskurs auf, zum ersten Mal schon um 700, als es um die Frage geht, inwieweit der Hirte fr das Wohl der Herde verantwortlich zu machen ist379 oder ob der Kalif als der ÑSchatten Allahs auf der Erdeì gleichsam als die Silhouette des unablssigen Bestimmens Allahs
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ber seine Schpfung gedeutet werden mu und deshalb von Menschen fr nichts zur Rechenschaft gezogen werden kann. Letzteres zuzugestehen, wre gleichbedeutend mit dem Verzicht der Gelehrten auf die durch den Triumph des Islams gerade errungene Ausnahmestellung gewesen. Schauen wir von dieser Erkenntnis aus auf den Islam der Ritenfrmmigkeit, so enthllt sich unserem Blick, wie gering der Erfolg der von Muwija betriebenen Inanspruchnahme der Autoritt des Propheten war: Die subversiven Zge einer nicht auf genau festgelegte Gegenstandsbereiche eingrenzbaren Autoritt hatte er nicht voraussehen knnen;380 er hatte nicht ahnen knnen, da die berlieferung der jungen Prophetengefhrten, zu denen er selber rechnete, gegen seine Nachfolger verwendet werden sollte, eben weil diese jungen, anders als er selber, nicht mehr zu den Mchtigen gehren wrden. Wenn man mit den eben umrissenen Erkenntnissen das ad berprft, entdeckt man rasch jene Subversivitt: bir b. Abdallh, bir b. Samura,381 Muwija, al-Mura b. äuba, aubn, ein Schutzbefohlener des Propheten, der sich in Hims niederlie ,382 und Uqba b. mir, sie alle verbrgen sich fr ein Wort Mohammeds, das ihnen selber fr ihre Deutung der neuen Religion eine unberbietbare Rechtfertigung zuspricht: ÑEine Gruppe aus meiner Gemeinde wird ohne Unterla fr die Wahrheit kmpfen und dabei bis zum Jngsten Tag die Oberhand behalten.ì ÑDiese Glaubenspraxis wird ununterbrochen Bestand haben, indem eine Schar Muslime fr sie kmpft, bis die Stunde anbricht.ì Auch Zustze werden berliefert, so mehrfach: ÑUnd diejenigen, die diese Gruppe im Stich lassen oder gegen sie vorgehen, werden ihr nicht schaden.ì Einmal hei t es: ÑUnd dann wird Jesus, der Sohn der Maria, herabsteigen, und der Anfhrer (der Krieger fr die Wahrheit) wird ihn auffordern: ÇSei unser Vorbeter!ë Jesus aber wird sich weigern: ÇIhr seid einander Anfhrer!ë Denn so ehrte Allah diese Glaubensgemeinschaft (vor allen anderen).ì383 Von zwei unterschiedlichen Richtungen aus wird das auf den Islam gegrndete Gemeinwesen in Frage gestellt werden. Der Islam, die Ausbung der Riten, ist zwar fortan das Fundament der Ñbesten Gemeinschaftì, aber die Erinnerung an jene Zeit, in der alles auf den Dschihad hingeordnet war, ist damit noch nicht gelscht. Sie ist in das ad eingegangen und kann in Augenblicken, in denen die Inhaber der Macht als unertrglich verdorben gelten, wiederbelebt werden. Die Hedschra und der Krieg gegen die fr unislamisch erachteten Verhltnisse finden ohne weiteres ihre Legitimierung in den einschlgigen Partien der berlieferung.384 Auf einem anderen Blatt steht, da schiitische Gruppen und vor allen Dingen die Charidschiten die strenge Unterscheidung zwischen dem Islam als einer unzureichenden Ritenfrmmigkeit und dem Glauben als dem das Heil sichernden Handeln bewahren, dies freilich, ohne auf das ad als die wesentliche Quelle dessen angewiesen zu sein, wonach sie sich zu richten haben. Sie konservieren damit einen archaischen Zustand der auf Mohammed zurckgehenden Religion. Die Mehrheitsrichtung, die man ab dem 8. Jahrhundert Sunnitentum zu nennen beginnt, wird sich in einer kritischen, oft feindseligen Distanz zum Kalifat herausbilden und nach einem langwierigen Proze der theologischen und gesellschaftlichen Konsolidierung ab dem 10. Jahrhundert zu einer Symbio-
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se mit dem Kalifat finden. Doch indem dies geschieht, wird ñ vorzugsweise auf dem Boden des Sunnitentums ñ diese eben erreichte Verschmelzung von Herrschaft und durch die Gelehrten getragenem Islam von den berbietern der Riten unterminiert. Die in stndigem Rechten mit der Seele weit ber die formale Erfllung hinausgetriebene Ritenfrmmigkeit ringt um die das Heil verbrgende Gegenwrtigkeit des islm, stellt dabei die Unzulnglichkeiten der Herrschaft blo und gewhrt ntigenfalls Schutz vor den Machthabern. Die Anfnge dieser Art von Mediatisierung, die ebenfalls im Islam begrndet ist, konnten wir an mir b. Abd Qais beobachten.
6. Mohammed ñ Legenden und Geschichte Der Mohammed des ad steht fr eine Religion und eine Gesellschaft, die nicht diejenige des Korans und somit auch nicht diejenige des historischen Mohammed ist. Anders gesagt, die unbeschrnkte Autoritt des Gesandten Allahs, die die Ñjungenì Prophetengenossen fr das verlangen, was sie unter seinem Namen in Umlauf setzen, deckt nicht mehr das, worum es dem geschichtlichen Propheten gegangen war. Die Gefhrten Mohammeds, die in der frhen Omaijadenzeit das gro e Wort fhrten, hatten erlebt, wie dieser den Vertrag von al-udaibja schlo und sich, die Widerstnde im Inneren der medinensischen Gemeinde in Kauf nehmend, den machtpolitischen Zielen der mekkanischen Wortfhrer der Quraiöiten anpa te; sie waren Zeugen davon geworden, wie die Ñfrhen Auswandererì, allen voran Umar b. al-aÅÅb, das Ruder herumzurei en versuchten, indem sie die Hedschra zur Trennlinie zwischen Wahrheit und Lge erklrten,385 dadurch die Politik, auf die sich Mohammed in seinen letzten Lebensjahren eingelassen hatte, desavouierten und unter Betonung anfischer Ideale ein auf die Arabische Halbinsel begrenztes meritokratisches Regime ansteuerten, das von den Konsequenzen des leidigen Vterruhms mglichst unbehelligt bleiben sollte; sie standen im besten Mannesalter, als sich die Unerreichbarkeit dieser Ziele abzeichnete und die kmpferische Glubigkeit in einem blutigen Brgerkrieg in Mi kredit gebracht wurde, weil das simple Schema Ñdie Feinde sind die Andersglubigenì nicht mehr stimmte. Prophetengenossen standen zur Verfgung ñ jedenfalls viele von ihnen ñ, als ein siegreicher Muwija auf vielfltige Weise zu verstehen gab, da sein quraiöitisches Regime die Autoritt Mohammeds in bisher ungekannter Intensitt zu nutzen gedachte und damit einem Wunsch entgegenkam, der sich schon vor dem Brgerkrieg bemerkbar gemacht hatte. Schon allein wegen der damaligen Ausdehnung des Reiches, um deretwillen sich die Kriegsschaupltze in ferne Gegenden verlagert hatten, konnte der Dschihad nicht mehr der Bezugspunkt der durch den Propheten gestifteten Religion sein. Die tagtgliche Glaubenspraxis, in der sich die Ñbeste Gemeinschaftì unabhngig von kriegerischen Aktivitten manifestierte, wurde die gleichsam natrliche Lebensmitte. Das bedeutete nicht, da der Dschihad erloschen wre, aber er wurde von einer Sache der Gemeinde zu einer Haupt- und Staatsaktion ñ insbesondere gilt dies fr die
Der historische Mohammed verschwindet hinter dem Ñislamischenì
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Der Felsendom, Monument des Islams
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Seekriege gegen Byzanz, die ein vergleichsweise hohes, Ñprofessionellesì Knnen voraussetzten und nicht mehr fr eifernde Laien taugten. Die Legende von der Himmelfahrt des Propheten war bestens geeignet, diesen noch nie dagewesenen Charakter der Omaijadenherrschaft jedermann ins Bewu tsein zu heben. Mohammed brachte aus dem Himmel die Einzelvorschriften fr die rituellen Gebete herab, die wichtigsten kultischen Handlungen des Islams. Wie einst hinter dem Propheten selber, so versammelten sich jetzt die Muslime hinter ihren Vorbetern, und bei oberflchlicher Betrachtung waren alle Muslime als Diener Allahs untereinander gleich. Der gehorsame Vollzug der Riten gewhrleistete zudem die Eintracht (arab.: al-ama) des muslimischen Gemeinwesens. ñ Das Fernbleiben mir b. Abd Qaisí hatte sogleich Anla zu Argwohn gegeben. ñ Die Gestalt des Propheten als des bermittlers der gottgewollten Riten trat somit in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, denn mittels der Riten trat die Einheit zutage, und diese war ausschlaggebend fr die Legitimitt des ÑStellvertreters Allahsì. Von innen betrachtet, war dies unter Mohammed hnlich gewesen, aber die Umstnde, unter denen er gewirkt hatte, waren ganz andere gewesen: In mekkanischer Zeit hatte sich eine Minderheit im Vollzug der Riten Tag fr Tag ihres Anspruchs vergewissert, gegen die Ansichten der Mehrheit im Besitz der Wahrheit zu sein; die Vision vom Aufstieg in den Himmel wie auch danach diejenige von der Nachtreise hatten der Bekrftigung der Wahrheit im Angesichte der Zweifler und Sptter gedient. Jetzt aber vollzogen viele die Riten, die Macht lag in muslimischen Hnden, Zweifler und Sptter brauchten nicht mehr mundtot gemacht zu werden. Die Himmelfahrt besttigte nun den Muslimen, da die Riten wie auch der Alltag au erhalb der Moschee entsprechend dem Willen Allahs gestaltet seien, fgte sich beides doch der Autoritt des Propheten, der sich der Kalif ausdrcklich unterstellte. Unter Umar und Umn war das noch ganz anders gewesen. Die Himmelfahrt des Propheten und die Episode der Belehrung Gabriels durch ihn, die als ein mit Auszeichnung bestandenes Examen Mohammeds aufgefa t wurde, verliehen den Verhltnissen, wie sie inzwischen der Islam herbeigefhrt hatte, das Gtesiegel unanfechtbarer Legitimitt, und diese kam auch den Kalifen zugute, unter denen diese Verhltnisse vorherrschend geworden waren; die Kalifen mu ten es sich angelegen sein lassen, alles so zu erhalten, wie es jetzt war. Das Symbol dieser neuen, islamischen Ñbesten Gemeinschaftì und der sie bewahrenden und mehrenden Machtausbung ist der Felsendom in Jerusalem. Nachdem sich Mohammed einst mit der Himmelfahrt als der berbringer der von Allah selber gestifteten Riten legitimiert und sich als den Erben des abrahamischen anfentums ausgewiesen hatte, sollte die visionre Inaugenscheinnahme des nach der ersten Zerstrung wiedererrichteten Jerusalem die Quraiöiten unter Druck setzen: Wenn sie ihn und die von ihm berbrachten Gesetze mi achten wrden, dann werde Allah seine jetzigen ÑLeuteì,386 eben die Quraiöiten, in hnlicher Weise strafen wie einst die Juden, und womglich werde es danach nie eine Wende zum Besseren geben. Mit dem Weggang nach Medina wurde der Gesandte Allahs auch zum Ñheidnischen Prophetenì, nach dem Erbe Abra-
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hams trat er auch dasjenige Moses an. Die Bestimmungen, wie er sie vor allem in Sure 2 erlie , gaben der abrahamischen Hinwendung zu dem Einen die Form von Gesetzen. Mose, nicht Abraham, ist daher in der legendenhaften Ausschmckung der Himmelfahrt, die diese Stufe der Entwicklung des Islams widerspiegelt, der Berater Mohammeds. Mit dieser Himmelfahrt von Jerusalem aus vollendet sich die Heilsgeschichte als die erneute Verkndung dessen, was die Juden und die Christen verdorben und verflscht haben. Die in Sure 17, Vers 2 bis 8 ausgesprochene Drohung387 braucht nun nicht mehr aufrechterhalten zu werden. Nebukadnezar oder Titus zerstrten den alten Tempel, die von Mohammed geschaute Wiedererrichtung wird jetzt Wirklichkeit.388 Das ist das Werk der wahren Erben Moses, die sich Mohammed, dem zuverlssigen Gesandten, anschlossen, der eben um der Zuverlssigkeit willen nichts anderes sein wollte als der Gesandte Allahs. Die Quraiöiten sind die ÑLeute Allahsì, soll Mohammed nach der Inbesitznahme Mekkas Attb b. Asd b. ab l-# b. Umaija b. Abd äams versichert haben, dem Omaijaden, der sich an eben jenem Tag zum Islam bekehrt hatte und gleich darauf zum muslimischen Verwalter der Stadt der Kaaba eingesetzt worden war.389 Diese berlieferung ist als eine Zusammenfassung alles dessen geeignet, was die Omaijaden ber sich selber und ber ihr Verhltnis zum lngst verblichenen Propheten glauben mochten. Zufall wird es sein, da die Vollendung des Felsendoms mit dem ÑJahr der Eintrachtì in Verbindung gebracht werden kann. Die Inschrift im Innern des Bauwerks nennt das Jahr 72 (begann am 4. Juni 691) als das Datum der Fertigstellung, die ÑEintrachtì wurde kurz darauf erreicht, als Ibn az-Zubair in Mekka zu Tode gekommen war.390 Allerdings handelt es sich wohl nur um eine nachtrgliche Verknpfung mit einer Bezeichnung, die ursprnglich dem Zeitpunkt gegolten hatte, zu dem al-asan b. Al darauf verzichtet hatte, das politische Erbe seines Vaters anzutreten. Da der Verlauf der Kriege, in denen Abd al-Malik seine Feinde, allen voran die Zubairiden, niederkmpfte, ihn veranla t haben knnte, einen noch gar nicht errungenen Sieg mit solch einem au ergewhnlichen Gebude zu dokumentieren und propagandistisch auszuschlachten, klingt hchst unwahrscheinlich. In Betracht zu ziehen sind dagegen die Indizien, die besagen, die Omaijaden htten sich einen eigenen religisen Mittelpunkt schaffen wollen.391 Der Beweggrund ist freilich nicht in der schlichten Tatsache zu suchen, da Mekka in der Hand der Zubairiden lag. Wre es wirklich um die Verlegung der Pilgersttte gegangen,392 htte Abd al-Malik nicht alles daranzusetzen brauchen, Mekka seiner Herrschaft zu unterwerfen. Was Abd al-Malik und die omaijadischen Kalifen vor ihm prinzipiell vom Kalifat Ibn az-Zubairs unterschied, war die Haltung zum Propheten. Es wurde oben gezeigt, da Ibn az-Zubair die Ansicht verfocht, Mohammed solle nicht stndig whrend des Vollzugs der Riten genannt werden. Die Ñfrhen Auswandererì und die ihnen nacheifernden Shne brauchten ihn nicht als die berragende Autoritt, von deren fiktiver Zustimmung sie in all ihren Entscheidungen abhingen. Sie wu ten selber, was unter Zugrundelegung des Korans jeweils das Richtige sei, sie hielten in dieser Hinsicht an der Verfahrensweise Umar b. al-aÅÅbs fest.393
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An den Beispielen des Setzens der Grenzsteine des aram-Gebiets und der Warnung, die der Prophet unmittelbar vor seiner Flucht aus Mekka erhielt,394 beobachteten wir, wie die Gestalt Gabriels in die berlieferung zur Stiftung wesentlicher Elemente des Kultes und zum Leben Mohammeds eindringt. Gabriel begleitet ihn auf der Nachtreise, steigt mit ihm durch die Himmel empor; Gabriel kommt inkognito, um ihn zu prfen. Der Felsen in Jerusalem, von dem aus der Prophet emporgetragen wurde, markiert jenen Punkt der Erde, an dem Mohammed die ihm zugedachte Aufgabe des Gesandten Allahs als Mensch von Fleisch und Blut wahrgenommen haben soll, nicht blo , wie in Mekka, als die irdische Stimme des Einen. Wir befinden uns an dem Ort, an dem sich das Gesandtentum leibhaft erfllte, weswegen Mohammed fortan nicht mehr nur als der bermittler der Worte, sondern vor allem als der mit seinem ganzen Dasein fr die Wahrheit des Islams Brgende begriffen werden kann. Es braucht hier nicht die Frage errtert zu werden, ob sich nicht auch im Hedschas eine zur Veranschaulichung dieser Vorstellung geeignete Lokalitt htte finden knnen: In diesem Entwicklungsstadium des Islams, das, wie gezeigt, in einer engen Verbindung zu einer bestimmten Auslegung muslimischer Herrschaft steht, lag wahrscheinlich keine andere Mglichkeit nahe. Da Mohammed der Gesandte Allahs sei, ist denn auch die mehrfach wiederholte Aussage der beiden Schriftbnder im Innern der Kuppel. Der Inhalt besteht in Koranzitaten, die mit frei formulierten Stzen untereinander verknpft sind. Das erste Schriftband lautet: Ñ(Basmala) Es gibt keinen Gott au er Allah, er hat keinen Gefhrten. Sprich: Er ist Allah, ein einziger; er ist Allah ganz und gar: er hat nicht gezeugt und wurde nicht gezeugt, und niemand ist ihm ebenb rtig395 (Sure 112). Mohammed ist der Gesandte Allahs (Eulogie). Es gibt keinen Gott au er Allah allein, er hat keinen Gefhrten. Mohammed ist der Gesandte Allahs. Allah und seine Engel vollziehen gegen ihn gewendet das rituelle Gebet.396 Ihr, die ihr glaubt! Vollzieht auch ihr gegen ihn gewendet das rituelle Gebet und gr t ihn mit dem Friedensgru (Sure 33, 56)! (Basmala) Es gibt keinen Gott au er Allah allein. Preis sei Allah, der sich kein Kind nahm, keinen Gefhrten in der Herrschaft hat und keinen Schutzpatron gegen die Erniedrigung (braucht); und preise ihn aufs hchste (Sure 17, 111)! Mohammed ist der Gesandte Allahs. Allah vollziehe gegen ihn gewendet das rituelle Gebet, desgleichen seine Engel und seine Gesandten! Der Friedensgru werde ihm entboten, die Barmherzigkeit Allahs (werde ihm zuteil)! (Basmala) Es gibt keinen Gott au er Allah allein, er hat keinen Gefhrten. Er hat die Herrschaft inne, ihm gebhrt das Lob. Er gibt das Leben und den Tod. Er ist zu allem mchtig (Sure 57, 2). Mohammed ist der Gesandte Allahs. Allah vollziehe gegen ihn gewendet das rituelle Gebet und nehme am Tag der Auferstehung seine Frsprache fr die Gemeinde an! (Basmala) Es gibt keinen Gott au er Allah allein, er hat keinen Gefhrten. Mohammed ist der Gesandte Allahs. Allah vollziehe gegen ihn gewendet das rituelle Gebet!ì Das zweite Schriftband beginnt mit Sure 57, Vers 2 und Sure 33, Vers 56, durch die gleichen Hinweise auf die Einsheit Allahs und auf den Propheten ergnzt. Darauf folgt Sure 4, Vers 171 f.; Mohammed polemisiert hier gegen das christliche Trinitts-
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dogma und kommt zu dem Schlu , da sich Jesus keineswegs dafr zu schade sei, ein Knecht Allahs zu hei en. Auch zu ihm, dem Gesandten und Knecht Jesus, gewendet, vollziehe Allah das rituelle Gebet, der Friedensgru sei ihm entboten (Sure 19, 15). ÑDas ist Jesus, der Sohn der Maria, gem dem Wort der Wahrheit, ber die sie im Zweifel sind. Es ziemt sich f r Allah nicht, da er sich irgendein Kind genommen htte. Wenn er eine Sache entscheidet, dann sagt er zu ihr nur: ÇSei!í und sie ist. Allah ist mein Herr und euer Herr. Ihn verehrt! Das ist eine gerade Strae (Sure 19, 34ñ36)! Allah bezeugt, da es keinen Gott auer ihm gibt, desgleichen (bezeugen es) die Engel und die Wissenden. Er setzt die Gerechtigkeit durch. Es gibt keinen Gott auer ihm, dem Mchtigen, Weisen. Die (wahre) Glaubenspraxis ist bei Allah der Islam. Diejenigen, die das Buch erhalten hatten, wichen (vom Islam) erst ab, als das Wissen zu ihnen gelangt war; sie taten dies, indem sie sich gegeneinander auflehnten. Wer nicht an die Wunderzeichen Allahs glaubt, nun, Allah rechnet schnell ab (Sure 3, 18 f.).ì397 Wie Jesus in den zitierten Stzen des Korans nichts anderes als ein Knecht Allahs ist, so auch Mohammed. Die vermeintliche Behauptung der Christen, Allah habe ein Kind gezeugt ñ es ist hier an die Zeugung vermittels eines Samentropfens (vgl. Sure 75, 37) und die hierdurch ausgelste Entwicklung der Leibesfrucht (vgl. Sure 22, 5) gedacht ñ, wird als abwegig zurckgewiesen. Allahs Schaffen geschieht durch das Wort ÑSei!ì Wenn man dafr pldieren wollte, Jesus sei das Kind (arab.: alwalad) Allahs, dann wre man zur Annahme einer natrlichen Empfngnis gezwungen, was aber nicht zutrifft; denn Jesus entsteht aus dem in der Schpfung wirkenden Wort (arab.: al-kalima) Allahs (Sure 3, 45), doch er ist trotz dieser ihn von allen Menschen unterscheidenden Herkunft genau wie Mohammed nur ein Gesandter Allahs (Sure 4, 171).398 Und so wenig wie Mohammed darf Jesus, der Christus, fr den Weltenherrscher ausgegeben werden, als den ihn das die Wesensgleichheit mit Gott Vater betonende nicaenische Glaubensbekenntnis beschreibt. Nicht Christus, sondern Allah sitzt auf dem von den Engeln umringten Thron, ihm allein gehrt die Herrschaft (arab.: al-mulk), wie es in den beiden Schriftbndern immer wieder hei t. ber die Herkunft des Bildes jenes Allah, der sich nach dem Abschlu der Schaffung der Welt aus dem Nichts sogleich auf den Thron setzt, um sein Werk zu regieren, wurde ausfhrlich gehandelt.399 Die Abgrenzung vom Christentum ist ein Ziel der Erbauer des Felsendoms, das andere ist in der Klrung des Ranges zu suchen, den Mohammed bei Allah einnimmt. Mohammed, der Gesandte Allahs, ist diesem so lieb und wert, da er mitsamt den Engeln und allen frheren Gesandten zu ihm hingewendet rituelle Gebete vollzieht und ihm den Friedensgru entbietet. Welch eine ungeheure Erhhung des vor zwei Generationen verstorbenen Propheten in diesen Stzen liegt, ist den bisherigen Interpreten dieses erstrangigen Zeugnisses einer bersteigerten Mohammedverehrung gar nicht zu Bewu tsein gekommen. In Sure 33, Vers 56, entstanden nach dem Mi erfolg seiner Feinde im Grabenkrieg, ist zum ersten Mal davon die Rede, da Allah und seine Engel sich in dieser Weise dem Gesandten zuwenden. Jetzt wird das Begehren, da dies ein ums andere Mal geschehe, dem Betrachter der Inschrift im-
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mer wieder eingeschrft, und die Aufforderung, die den zweiten Teil des zitierten Verses bildet, ist stets mitzudenken: ÑVollzieht auch ihr gegen ihn gewendet das rituelle Gebet und gr t ihn mit dem Friedensgru !ì Denn er bildet das Fundament der Herrschaft (arab.: al-mulk) Allahs ber das Diesseits, deren praktische Ausbung den Hnden seines Stellvertreters, des Kalifen, anvertraut ist. Die frei formulierten Stze zwischen den Koranzitaten begegnen einem auf Schritt und Tritt im ad. Der im Jordangebiet wirkende unda b. ab Umaija (gest. um 700), der vereinzelt unmittelbar von Mohammed berliefert, obschon natrlich bezweifelt wird, da er je mit ihm in Kontakt geraten sein knnte,400 will von dem Helfer Ubda b. a- mit, dessen Beziehungen zu Muwija erwhnt wurden, dieses Prophetenwort gehrt haben: ÑWer bezeugt, da es keinen Gott au er allein Allah gibt, der keinen Gefhrten hat, und da Mohammed sein Knecht und sein Gesandter ist, und (weiterhin bezeugt), da Jesus der Knecht und der Gesandte Allahs ist sowie das Wort, das er Maria einfl te, und Geist von ihm, ferner da das Paradies und die Hlle Wahrheit sind, den wird der segenspendende und erhabene Allah ins Paradies bringen ohne Beachtung der Taten, die er vorzuweisen hat.ì Hier treffen wir auf eben jenen Gedankengang, den die Inschriften vermitteln wollen, und es wird uns versichert, da es den Gewinn der Glckseligkeit nach sich zieht, wenn man ihn offen bekennt. Einen hnlichen Ertrag bringe es, wenn man auf dem Markt diese Stze ausrufe: ÑEs gibt keinen Gott au er allein Allah! Er hat keinen Gefhrten. Er hatte die Herrschaft inne, ihm gebhrt das Lob. In seiner Hand liegt das Gute. Er gibt das Leben und den Tod. Er ist zu allem mchtig (Sure 57, 2)!ì Alle Snden, habe Mohammed versprochen, seien dem vergeben, der diese Worte unter die Leute bringt. Abdallh, der Sohn Umar b. al-aÅÅbs, bezeuge dies.401 Zu den Mnnern, die in aö-äam mit beharrlichem Eifer die ÑEinsichtì verbreiteten, gehrte Abd ar-Ramn b. anm (gest. 697). Angeblich noch vor dem Tod Mohammeds Muslim geworden, macht er zum ersten Mal whrend der Belagerung Umns von sich reden: Mit einigen in aö-äam lebenden Prophetengefhrten wie Ubda b. a- mit und etlichen aus der nchsten Generation, zu der er selber zhlt, erklrt er seine Bereitschaft, dem bedrngten Kalifen in Medina zu Hilfe zu eilen. Was daraus wurde, ist unbekannt; jedenfalls finden wir Abd ar-Ramn im zweiten Brgerkrieg an der Seite Marwns, mit dem er nach gypten geht. Der Gesandte Allahs habe ihm folgendes zugesichert: ÑWer, bevor er sich vom Abendund Morgengebet erhebt, ausspricht: ÇEs gibt keinen Gott au er allein Allah. Er hat keinen Gefhrten. Bei ihm liegt die Herrschaft, ihm gebhrt das Lob. In seiner Hand ist alles Gute. Er gibt das Leben und den Tod. Er ist zu allem mchtig (Sure 57, 2)ë, und zwar zehnmal, dem werden fr jedes eine Mal zehn gute Taten angerechnet und zehn schlechte getilgt, und ihm wird ein um zehn Stufen erhhter Rang zugeteilt. (Diese Worte) sind fr ihn ein Zufluchtsort gegen alles ble, ja, gegen den Satan, eine Festung, die keine Verfehlung zu ihm dringen l t abgesehen von der Beigesellung, und er wird zu den Leuten mit dem vorzglichsten Tatenregister zhlen ñ au er denjenigen, die ihn mit noch besserer Rede bertreffen.ì402 Am hufigsten st t man im ad auf eine verkrzte Formel,
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der der Hinweis auf das Stiften des Guten und das Bestimmen von Leben und Tod fehlt: ÑEs gibt keinen Gott au er allein Allah. Er hat keinen Gefhrten. Er hat die Herrschaft inne, ihm gebhrt das Lob. Er ist zu allem mchtig (Sure 57, 2).ì Mit diesen Worten kann man beispielsweise soviel Verdienst erwerben wie durch die Freilassung mehrerer Sklaven. Statt des Zitats aus Sure 57 weisen andere ade die Anrufung auf: ÑO Allah, es gibt niemanden, der verweigern knnte, was du gibst, niemanden, der geben knnte, was du verweigerst. Wider dich nutzt dem Eifrigen sein Eifer nichts.ì Fr diese Fassung zeichnet ein Schreiber al-Mura b. äubas verantwortlich; Muwija soll sie in seinen Predigten verwendet haben.403 Der geschichtliche Mohammed, der in Mekka fr die Umgestaltung der Riten nach Ma gabe der ihm zuteil gewordenen Einsichten in das Wirken Allahs kmpfte, der in Mekka scheiterte und in Medina eine zweite Gelegenheit zur Verfolgung seiner Ziele bekam und der schlie lich unter Billigung der quraiöitischen Machtpolitik die Dschihadbewegung ins Leben rief ñ dieser Mohammed ist, wie schon mehrfach betont wurde, nicht der Erluterer des Islams, der, von Jerusalem aus in den Himmel emporgehoben, mit Allah die Riten aushandelt und sie dann die Glubigen lehrt. Der geschichtliche Mohammed ist der Verknder der kmpferischen Glubigkeit und derjenige, der sich weiter reichende Ziele steckte, sobald er in Mekka eingezogen war und die Wallfahrt nach seinen Vorstellungen geregelt hatte. Was die religise Wrde anbelangt, so sahen sich die Quraiöiten fortan in eine Reihe eingefgt, die mit Abraham begann und ber Quaij zu Mohammed fhrte: Sie alle folgten, wir hrten es, mit Bezug auf die Grenzmarkierungen, den durch Gabriel berbrachten Anweisungen Allahs. Abraham baute die Kaaba, setzte die von Allah befohlenen Riten in Kraft und gab sie seinem Sohn Ismael weiter. Amr b. Luaij, nach Auffassung der muaritischen Genealogen der Ahnherr der uziten, begrndete unter den Nachkommen Ismaels den Kult von Steinidolen, den er in Moab kennengelernt hatte.404 ÑDann hielt Quaij dafr, da er auf die Kaaba und die Herrschaft in Mekka ein besseres Recht habe als die uzitenì ñ die wegen ihrer Abstammung vom Stifter des Gtzendienstes ihren Rang nicht verdienten ñ Ñund als die Ban Bakr (b. Abd Mant) und da Quraiö der edelste und reinste Spro Ismaels sei.ì405 Daher ist es gerechtfertigt, da sich Quaij mit Gewalt nahm, was ihm ohnehin zustand. Umar b. al-aÅÅb, der den Vterruhm verwarf und daher dem Lobgesang auf Quaij nichts abgewinnen konnte, soll sich als Kalif diese Geschichten schweigend angehrt haben.406 Die nicht auf Quaij zurckgehenden quraiöitischen Klane knnen sich nicht auf die Ruhmestat berufen, die aus dem Stamm das machte, was er seitdem in Arabien darstellt: den legitimen Verwalter des Erbes Abrahams. Dieses Erbe hat neben der religisen Seite eine machtpolitische, und beide zusammen werden im omaijadischen Kalifat sichtbar. Ab Sufjn und seine Shne, aber auch Marwn b. al-akam, eigneten sich den allzustndigen Propheten an und unterstrichen dadurch, da ihre Herrschaft ber ein auf Ismael und Muar ausgerichtetes Arabertum der gttlichen Vorsehung entsprach. Abd Manf hatte, so lautete ihre Lesart der Vergangenheit Mekkas, nach Quaij die Pilgermter innege-
Einf gung des Lebenswerks Mohammeds in die mekkanische Stadtgeschichte: die omaijadische Auslegung
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Die höimitische Auslegung
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habt; im Augenblick der Ausshnung Ab Sufjns mit Mohammed zeigte Allah in aller Deutlichkeit, welchen Verlauf die Geschichte zu nehmen habe. Amr b. Utba,407 ein Neffe Muwijas, erzhlt, wie sich sein Onkel darber entrstet, da bestimmte Quraiöiten um einer gemeinsamen Mutter willen ein eigenes Gemeinschaftsgefhl entwickeln und gegen andere Quraiöiten zur Geltung bringen; es verhalte sich doch in Wahrheit so, da der Adel (arab.: aö-öaraf) der Quraiöiten in einem gemeinsamen Ahnherrn bestehe. Sich nach der Herkunft mtterlicherseits zu gruppieren, hei e zertrennen, Ñwas Allah verbandì. ñ Mohammeds Beharren auf einer klaren patrilinearen Genealogie entsprach demnach einer von den Quraiöiten gehegten und anscheinend gegen abweichende Vorstellungen in Anschlag gebrachten berzeugung.408 ñ Allah stiftete den auf einen gemeinsamen Stammvater zurckgefhrten Verband der Quraiöiten; hierin lagen das Ansehen und der machtpolitische Erfolg der Quraiöiten in der Vergangenheit, und hierin wird beides auch in der Zukunft liegen, mahnt Muwija und fhrt fort: ÑIhr wi t doch wohl, da ihr einst Flicken an den Rndern der Araber wart. Aus dem heiligen Bezirk eures Herrn wart ihr vertrieben worden, das Erbe eures Vaters und eures Ortes hatte man euch entwunden.ì Fremde Stmme hatten sich Mekkas und des abrahamischen Kultes bemchtigt. ÑDann aber nahm Allah fr euch, was euch genommen worden war, und gab euch um eurer Vereinigung willen einen Namen, der euch aus allen Arabern heraushob. Die Rnke der Nichtaraber lie Allah hierdurch fehlgehen. ÇIndem die Quraiöiten zusammenbringen; indem sie (die Karawanenreise des Sommers und des Winters) zusammenbringenÖë (Sure 106, 1ñ2). Erstrebt daher die Eintracht ñ mge Allah euch mit ihr ehren! ñ denn die Zwietracht warnte euch schon vor ihren Folgen, und die Erfahrung genge als Mahnerin!ì409 Abd äams, das ist hier implizit gesagt, setzte das Werk Quaijs und Abd Manfs fort, denn er und sein Klan hatten die Usurpatoren des Erbes standhaft bekmpft, sein Bruder Höim dagegen hatte mit ihnen, den uziten, paktiert, und auch Mohammed war sich fr ein gutes Verhltnis mit ihnen nicht zu schade gewesen.410 So steht er in der omaijadischen Auslegung der Geschichte und Gegenwart trotz aller berhhung nicht allein. Denn das Wort, das er berbrachte, besttigt die bereits gegebene Sonderstellung der Quraiöiten und verleiht deren Herrschaft eine neue Dimension: die Ritualgesetze des Ñheidnischenì Propheten. Die entscheidene Tat ist aber schon durch Quaij vollzogen worden: Er hat mit Allahs Hilfe die Quraiöiten wieder in ihr mekkanisches Erbe eingesetzt, das sie seitdem verwalten. Wie durch ein Kettenhemd werden sie von den brigen mit ihnen genealogisch verbundenen Stmmen geschtzt; wie die Brust eines Vogels sind die Quraiöiten, der von den Schwingen, den brigen Arabern, in die Lfte getragen wird.411 ber Abd Manf und dessen ebenfalls durch Gewalt gekennzeichnete Verdrngung seines Bruders Abd ad-Dr aus den Pilgermtern gelangt das Erbe Ismaels aber nicht nur zu Abd äams, sondern vor allem zu Höim und zu dessen Sohn Abd al-MuÅÅalib. Um diese beiden Vorfahren Mohammeds rankt sich ein Kranz von Legenden: Höim wetteifert mit Abd äams, sticht ihn in der Vorsorge um die Pilger aus, desgleichen in der Sicherung des Karawanenhandels.412 Abd al-MuÅÅalib gewinnt durch
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die Stiftung einer sich vom Herkommen unterscheidenden Glaubenspraxis einen Vorrang vor den brigen quraiöitischen Sippen und rettet Mekka. Inwieweit diese Ereignisse in das Ringen der Sasaniden und der Byzantiner um die Kontrolle der Arabischen Halbinsel verflochten waren, konnte ein Stck weit aufgeklrt werden, desgleichen die Spannungen, die sich zwischen den quraiöitischen Klanen aufhuften. Sure 105 und 106 belegen, da sich Mohammed die politischen Anschauungen seines Gro vaters zueigen machte, und man erkennt ferner, wie Mohammeds Prophetentum diese Spannungen vertieft und schlie lich zu einer Spaltung der Quraiöiten fhrt, die die chtung der Höimiten und der mit ihnen verbndeten Ban l-MuÅÅalib auslst. Die Berichte ber dieses Geschehen rcken nun die Person Mohammeds derart in den Vordergrund, da der flchtige Leser den Eindruck gewinnt, alles erfolge allein um des Propheten willen, dessen Erwhlung durch Allah den Stammesgenossen eine schwer ertrgliche Tatsache gewesen sei. Damit bemerken wir einen doppelten Beweggrund fr die Legendenbildung um den mekkanischen Mohammed: Jene Jahre mssen eine Leidenszeit sein ñ worauf wir gleich eingehen werden ñ, und alles, was sich um seine Person herum abspielt, ja auch alles, von dem man nur vermuten kann, da er es zur Kenntnis nahm, mu um seinetwillen geschehen sein. Denn dank dem Leuchten auf Abdallhs Stirn, das verschwunden war, sobald er Mohammed gezeugt hatte, dank auch den au ergewhnlichen Zeichen, die mina bt. Wahbs Niederkunft begleiteten, mu te den Mekkanern doch klar geworden sein, was sich in ihrer Mitte ereignete. Und sie bersahen das auch nicht! Denn als sie bei der Fertigstellung des Neubaus der Kaaba nicht wu ten, wie sie den heiligen Stein einfgen sollten, folgten sie dem Rat des jungen Mohammed. Trotzdem wren sie ihn am liebsten losgewesen, und deshalb unterbreiteten sie spter seinem Onkel Ab Älib ein unsittliches Angebot: Sie wollten seiner Sippe anstatt des Propheten einen anderen Mann verschaffen. Verwoben in diese Legenden, die Mohammed schon in seinen frhesten Jahren zum Dreh- und Angelpunkt der quraiöitischen Angelegenheiten machen, ist ein ganz anderer Typ von Episoden, denen zufolge er schon lange vor seiner Berufung auf seine knftigen Aufgaben vorbereitet gewesen sei. Abd al-MuÅÅalib brachte den Neugeborenen in die Kaaba vor Allah ñ in einer noch nicht an diese Erfordernisse angepa ten Fassung hei t es: vor Hubal.413 Dem Kleinkind reinigen Engel die Brust, woraus abzuleiten ist, da Mohammed, noch ehe man von ihm den Gebrauch des Verstandes erwarten durfte, von aller Falschheit und allem Eigensinn frei war ñ so mu ein zuverlssiger Bote sein. Die lebenspraktischen Konsequenzen, die sich aus der ihm demnchst anzuvertrauenden Botschaft Allahs ergeben wrden, vermag er spontan einzuhalten: Als sich beim Schleppen der Steine fr den Bau der Kaaba seine Scham entbl te, wu te er, wie er knftig dergleichen verhindern werde. Er ist nicht nur ein vertrauenswrdiger Bote Allahs, sondern handelt so, wie man es sich in jenen Jahrzehnten ausmalt, als man aus dem, was er in der ÑLesungì vorgetragen hat, vor allem den Islam herausliest. Da seine Visionen von der Himmelfahrt und der Nachtreise, die, als er sie propagiert, der Bekrftigung seiner Warnungen dienen und seinen Anordnun-
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Mohammeds Umdeutung der al-AqabaVereinbarung: Ausgangspunkt der ÑLeidensgeschichteì
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gen als den letzten Gelegenheiten zum Heilserwerb Dringlichkeit verleihen sollen, im nmlichen Sinn umgedeutet werden, haben wir ausfhrlich errtert. Kommen wir jetzt zur Deutung der mekkanischen Jahre seines Prophetentums als einer Leidenszeit! Diese Deutung erlangte unter den Damaszener Omaijaden, wie nicht anders zu erwarten, keine Anerkennung von seiten der Kalifen, wurde aber unter den Abbasiden propagiert und schlug sich in einer Umwandlung der mekkanischen Erinnerungssttten nieder, wie schon geschildert wurde.414 Der Grundstein fr diese Uminterpretation, die eine Verunglimpfung des quraiöitischen Mekka impliziert, wurde vermutlich noch von Mohammed selber gelegt. Wie erinnerlich, war den ÑHelfernì nach der Rckkehr von Tabuk das Kriegfhren endgltig verleidet; wohl zu Recht befrchteten sie, dieser Feldzug sei nur deshalb ohne Schaden abgegangen, weil die Byzantiner keine Gegenwehr aufgeboten htten. Mohammed aber beharrte, der Dschihad werde bis zum Auftreten des Antichristen fortdauern. Zumindest eine Schar aus seiner Gemeinde werde sich ihm unermdlich widmen.415 Betrachtet man die berlieferungen zu Mohammeds Begegnungen mit den Medinensern bei al-Aqaba, die ja laut Ibn Isq in eine Verpflichtung zur Heeresfolge mnden, dann ergibt sich das folgende Bild: Whrend der drittletzten Pilgersaison vor dem Weggang aus Mekka trifft Mohammed einige Medinenser, die ihr Interesse an der neuartigen Verehrung des einen Allah bekunden; das anfentum hat auch in Medina Wurzeln geschlagen. Ein Jahr spter kommt Mohammed wieder mit den genannten Pilgern zusammen, deren Wortfhrer Asad b. Zurra ist. Zwlf von ihnen sollen ihm damals den ÑTreueid der Frauenì geleistet haben, der sie unter anderem zum Eingottglauben, zum Unterlassen von Unzucht usw. verpflichtet und ihnen die Zusage abverlangt, sie wollten sich dem Propheten in nichts widersetzen, was recht und billig sei. Da Mohammed nach Medina kommen knnte, ist noch nicht Gegenstand der Abmachung; er schickt zu ihnen Ibn Umm Makt m und Muab b. Umair, die sie im Koran und in den Riten unterweisen.416 Asad b. Zurra fhrt danach in Medina den Freitagsgottesdienst ein. Er hlt sein Versprechen, Mohammed whrend der folgenden Pilgersaison erneut zu treffen. Die Gemeinde ist inzwischen auf ber siebzig Medinenser angewachsen, die nunmehr schwren, sie seien bereit, Mohammed nach dem altarabischen Recht Schutz zu gewhren. In den Bericht ber diese zweite alAqaba-Begegnung flicht Ibn Isq die angebliche Zusage der Medinenser ein, sie wrden an der Seite des Propheten Ñgegen jeden Roten und Schwarzenì in den Krieg ziehen; um diese erstaunliche Ausweitung der Verpflichtung zu rechtfertigen, beruft sich Mohammed laut Ibn Isq auf Sure 2, Vers 193 und Sure 22, Vers 39 bis 41.417 Nun hat man in der Forschung argumentiert, es habe nur eine Begegnung bei al-Aqaba gegeben, nmlich die, in der die Medinenser dem Propheten die Gewhrung von Fremdenschutz zugesichert htten; hierfr l t sich eine berlieferung Urwa b. az-Zubairs ins Feld fhren.418 Das erste Treffen Mohammeds mit den zwlf Obmnnern sei erfunden worden, um unter Beweis zu stellen, da Mohammeds Lebensweg demjenigen Moses gleiche, der zu seiner Zeit den Israeliten gleichfalls Geset-
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ze auferlegt habe; von einem hnlichen Vorgang handle die Erzhlung ber die erste Zusammenkunft mit den Medinensern. Da es zwlf Obmnner gewesen seien, behaupte man in Anlehnung an die Zahl der Jnger. Fr eine Gestaltung der gesamten berlieferungen zu al-Aqaba nach Ma gabe christlichen Stoffes spreche zudem der Umstand, da an der zweiten Begegnung ber siebzig Personen teilgenommen haben sollen. Dies sei ein Widerschein des 10. Kapitels des Lukasevangeliums, wo geschildert wird, wie Jesus zweiundsiebzig, nach einer Textvariante siebzig, Jnger aussendet. Es sei nicht zu bersehen, da bei der Herausbildung der Legenden um al-Aqaba der Wunsch Pate gestanden habe, Mohammeds Vita den Lebenslufen seiner Vorgnger anzupassen.419 ñ Nun ist die letzte Aussage eine Binsenweisheit; nicht erst die Muslime, Mohammed selber spiegelte, was ihm widerfuhr, in die Geschichten von seinen Vorgngern zurck; Beispiele dafr haben wir mehrfach errtert. Ebendies geschah mit Bezug auf die al-Aqaba-Treffen, und zwar in dem Augenblick, als er nicht mehr auf die unverbrchliche Loyalitt der Medinenser rechnen durfte. ÑAllah nahm die Verpflichtung der Israeliten entgegen, und wir entsandten aus ihrer Mitte zwlf Obmnner. Allah sprach: ÇIch bin mit euch. Wahrhaftig, wenn ihr die rituellen Gebete vollzieht, die Luterungsgabe abfhrt, an meine Gesandten glaubt, sie untersttzt und Allah ein schnes Darlehen gewhrt, dann werde ich euch gewi eure bsen Taten verzeihen und euch in Grten fhren, unter denen Bche flie en. Wer von euch aber hiernach wieder unglubig wird, ist vom geraden Weg abgeirrt!ë Da sie ihre Verpflichtung nicht einhielten, verfluchten wir sie und verhrteten ihnen das Herz, so da sie den Sinn der Worte verdrehen. Sie verga en ihren Anteil an dem, womit man sie warnte. Du gewrtigst immer noch einen Verrat ihrerseits, abgesehen von einigen wenigen. Vergib ihnen und verzeihe! Allah liebt diejenigen, die Gutes tun!ì (Sure 5, 12 f.). Ab mir, den man auch Ñden Mnchì nannte, war in Mohammeds letzten Jahren ein Kopf des medinensischen Widerstands gegen seine Kriegspolitik; er sympathisierte mit dem Judentum. Rufen wir uns das ins Gedchtnis zurck, dann lesen wir diese Passage aus der vermutlich letzten Sure als eine Erinnerung an die Verpflichtungen, die einige Medinenser bei al-Aqaba eingegangen waren. Eine Anspielung auf die Zwlfzahl der Jnger Jesu kann man in diesem Zusammenhang nicht glaubhaft machen. Zu denken wre eher an die zwlf Mnner, die Mose auswhlte, damit sie das Land der Amoriter auskundschafteten (Deuteronomium 1, 23). Auch die Zahl siebzig l t sich auf das Leben Moses beziehen: Man erzhlte sich, da Mose, nachdem er das goldene Kalb zerstrt hatte, Mnner in dieser Zahl aufforderte, mit ihm auf den Sinai hinaufzusteigen und Allah zu besnftigen.420 Die Verpflichtung, die Allah laut Sure 5, Vers 12 den Israeliten abnimmt und fr deren Erfllung die zwlf Obmnner geradestehen sollen, erstreckt sich auf die wesentlichen Riten und auf den Krieg gegen die Andersglubigen; letzteres erhellt aus der Aufforderung, man mge Allah ein Ñschnes Darlehenì gewhren (vgl. Sure 2, 245; Sure 57, 11 und 18 sowie Sure 64, 17). Wie gezeigt wurde, verbirgt sich hinter dieser Formulierung die Vorstellung, da Allah den kmpferischen Einsatz fr seine Sache hoch verzinst.421 Die Abmachungen bei al-Aqaba sahen freilich
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Zwischenbemerkung zur Funktion der Motive fremder Herkunft in der Prophetenvita
VIII. Der Islam
die Pflicht der Heeresfolge gar nicht vor, und wir beobachteten, wie Ibn Isq einen entsprechenden Passus ziemlich ungeschickt mit dem Bericht ber die zweite Begegnung verknpft und dabei die erst in Medina entstandenen Koranverse 193 von Sure 2 und 39 bis 41 von Sure 22 bemht. Jetzt haben wir Grund zu der Vermutung, da schon Mohammed selber in den fr ihn bei aller u erlichen Machtentfaltung so unerquicklichen letzten zwei Lebensjahren den Treffen bei al-Aqaba einen Sinn unterlegte, den sie in Wahrheit nicht gehabt hatten. Hierzu mochte er sich angesichts des Umstandes berechtigt fhlen, da die ÑHelferì doch seit der Schlacht bei Badr fr seine Kriegsplne verfgbar gewesen waren bzw. wegen der durch jenes Ereignis geschaffenen politischen Lage hatten sein mssen. Vor Badr war es offensichtlich umstritten gewesen, ob die ÑHelferì sich auf einen Krieg einlassen sollten. Von den zwlf Obmnnern auf Ibn Isqs Liste422 tauchen nur sechs in al-Wqids Verzeichnis der Badrkmpfer auf. Asad b. Zurra starb neun Monate nach der Hedschra, ist also nicht einzurechnen. Dann bleiben immerhin fnf Obmnner, unter ihnen so prominente wie Ubda b. a- mit und Sad b. Ubda, die nicht ins Feld zogen.423 Mehr als ein halbes Jahrzehnt spter und unter dem Eindruck der Kriege, die man nach Badr durchgestanden hatte, pochte Mohammed seit der Rckkehr von Tabuk auf eine Art durch Fakten geschaffenen Gewohnheitsrechts auf Heeresfolge und unterschob den Abmachungen von al-Aqaba einen entsprechenden Inhalt. Der ÑTreueid der Frauenì, den die zwlf ablegten, wird hierbei zu einer Vorstufe der angeblich beim zweiten Treffen zugesagten uneingeschrnkten Kriegsbereitschaft verflscht. Mohammed selber schuf augenscheinlich mit dieser Umdeutung die Grundlage fr das von Umar b. al-aÅÅb propagierte Verstndnis der Hedschra als der Trennung zwischen Lge und Wahrheit. Helfen uns, um dies alles zu klren, die in den Berichten ñ angeblich oder tatschlich ñ verborgenen Motive aus dem Alten Testament? Waren sie gar die Vorlage fr die Konstruktion einer Geschichte jenseits berlieferter Geschehnisse? In unserem Fall scheinen solche Annahmen in die Irre zu fhren. In Anlehnung an Urwa b. az-Zubair zu dem Schlu zu gelangen, es habe nur eine Begegnung bei al-Aqaba gegeben, ist insofern plausibel, als nur bei einer einzigen, nmlich der letzten, ber die Bedingungen der Aufnahme des Propheten in Medina gesprochen wurde. Die Berichte ber die Unterhandlungen mit den Ban äaibn belehren uns darber, worum es damals ging: Mohammed begehrte den blichen Fremdenschutz, seine Gesprchspartner waren dagegen bestrebt, sicherzustellen, da der von ihnen beherbergte Prophet sich nicht in Hndel jenseits des von ihnen kontrollierten Territoriums einlie , die denen, die ihm Schutz und Unterkunft gewhrten, unkalkulierbare Risiken aufluden. Whrend des Treffens ein Jahr zuvor hatte noch etwas ganz anderes zur Debatte gestanden; von einer Zuflucht in Medina war nicht die Rede gewesen. Folglich gibt es keinen berzeugenden Grund, dieses erste Treffen und die erzielten Abmachungen fr eine Erfindung zu halten, die allein durch einige biblische Motive angeregt sein soll, Motive, die zudem nur unter Verrenkungen in die Texte hineingelesen werden knnen. Es verhlt sich umgekehrt: Zuerst ist die Kenntnis von den Ereignissen da, denen dann
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durch die Bezugnahme auf biblische Motive ein ihnen ursprnglich nicht zukommender Sinn zugeschrieben wird: Der ÑTreueid der Frauenì, den die zwlf schworen, wird in die Geschichte des medinensischen Exils Mohammeds einbezogen, die zweite Begegnung bei al-Aqaba fhrt schon zum Versprechen der Heeresfolge. Ungewollt kommt die Tilgung des ersten Treffens aus der Ereignisgeschichte den Absichten des spten Mohammed entgegen: Da man einmal an einen eigenstndigen Islam in Medina gedacht hatte, verschwindet aus dem Blickfeld. An diesem Beispiel wird deutlich, da es sich nicht empfiehlt, den Legenden aus dem biblischen Umfeld, deren Spuren man berall in der berlieferung zur Vita Mohammeds entdeckt, eine den Ereignisbericht bestimmende Kraft zuzusprechen und, diese Hypothese auf die Spitze treibend, aus dem Gesandten Allahs einen aus literarischen Versatzstkken zusammengefgten Schemen zu machen. Das Ereignis hat stattgefunden, die Erinnerung daran mag durch die weitverbreitete Kenntnis der jdischen und christlichen berlieferung geprgt sein ñ dies ist der Weg, auf dem man sich den Quellen nhern sollte. Der Koran selber besttigt dies auf eindrucksvolle Weise. Denken wir an Sure 7 oder Sure 12 zurck!424 Allerdings wird man einwenden: Und was ist mit den zahlreichen Prophetenwundern, die berliefert werden, mit den Vermehrungen knapper Speise, den ehrfrchtigen Gr en, die Mohammed die Tiere und selbst die Steine entbieten, mit den Worten eines Wolfes an einen Hirten, die diesen veranlassen, zum Propheten zu gehen, mit der Rede eines anderen Wolfes, der vor ihm als der Abgesandte der Raubtiere erscheint?425 Hier haben wir schlichte Zeichen der Bekrftigung des Prophetentums vor uns, erzhlt einzig und allein zum Zweck der Selbstvergewisserung der frhen Muslime, denen der Prophet, wie errtert, zum einzig denkbaren Vermittler heilswichtigen Wissens wird.426 Auf die Nachrichten zum Lebensweg Mohammeds ist der Einflu solcher Wundergeschichten gering. Tiefgreifende, den Stoff verformende Kraft hat dagegen die Uminterpretation der al-Aqaba-Episoden entfaltet, auf die wir nun ein letztes Mal blicken. Wenn die letzte Begegnung bei al-Aqaba mit der von Allah erteilten Erlaubnis zum Kriegfhren und mit der Zusage der ÑHelferì endet, den Propheten dabei mit allen zur Verfgung stehenden Mitteln zu untersttzen, dann bedeutet dies in der Tat, da jetzt die Lge von der Wahrheit geschieden wird. Die Wahrheit drckt sich fortan im Krieg aus, in dem die Lge bezwungen wird. Die Lge ist das, wogegen sich die kriegerische Wahrheit richtet, das vorislamische Mekka. Der bergang erfolgt unvermittelt; was vor der Hedschra war, war das Widergttliche, unter dem der Knder der Wahrheit leiden mu te. Mit der Hedschra wird die Leidenszeit beendet,427 die Epoche der Triumphe bricht an. Umar b. alaÅÅb und seine anfisch geprgte Umgebung bauten auf diese nun tatschlich die Prophetenvita gestaltende Legende ihre Auslegung der Ereignisse, deren Zeugen sie geworden waren, und sie verliehen dieser Auslegung Dauer durch die Einfhrung der Hedschrazeitrechnung. Verbunden mit der bereits beschriebenen Neigung, wichtige Geschehnisse, die sich whrend der mekkanischen Jahre Mohammeds zutrugen, auf ihn und sein Prophetentum zu beziehen, ist diese Herabwrdigung des alten
Die Hedschra als das wichtigste Gestaltungsprinzip der Prophetenlegende
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VIII. Der Islam
Mekka zum schlechthin Falschen das vielleicht folgenreichste legendre Formungsprinzip der sra, das es zu erfassen und, soweit dies berhaupt mglich ist, zu berwinden gilt, um dem historischen Mohammed nherzukommen. Umgekehrt mu man sich bei der Betrachtung der medinensischen Jahre vor einer anderen Folge der Legende von der Zweiteilung der Prophetenschaft Mohammeds in acht nehmen: Diese Jahre waren nicht die Epoche des Triumphes der ÑWahrheitì, sie waren vielmehr voller Unzulnglichkeiten und voller Widersprche, zuletzt von heftigen Spannungen bestimmt, die der politische Umschwung erzeugte, den aludaibja einleitete und den die Inbesitznahme Mekkas abschlo . Erst aus der Kenntnis dieser Mi helligkeiten heraus ist das Geschehen der kommenden Jahrzehnte zu begreifen, und es wird auch einsehbar, weshalb sich der Wunsch zu regen beginnt, diese Spannungen abzufangen in der Gestalt des allzustndigen Propheten des Islams. Das Medina des Propheten ist die Manifestation gottgegebener Wahrheit im Diesseits, und bei der Bekrftigung dieses Glaubenssatzes wchst der These, die Hedschra habe die Wahrheit von der Lge getrennt, mehr Gewicht zu, als der zweite Kalif hatte ahnen knnen. Fr ihn war die Wahrheit allein in der ÑLesungì gegenwrtig; was man jenseits ihrer festlegen und in Regeln fassen mu te, verdankte sich den selbstverantworteten Entscheidungen der hierzu Befugten. Doch seit den Trumen von der Wiederkehr Mohammeds, vor allem aber seit der Entstehung des von jeglichem Fehler, von jeglicher Unvollkommenheit freien Idealbildes, das die jungen Genossen und auch Mnner, die den Propheten gar nicht mehr bewu t erlebt haben konnten, von ihm entwarfen und in angeblich von ihm selber geu erten Worten Ñberliefertenì, mu ten die Berichte ber die medinensischen Jahre durchforstet und von Aussagen gesubert werden, die das Idealbild verunzierten. Abdallh b. Sad b. ab Sar, der an Mohammeds saloppem Umgang mit der Rede Allahs Ansto genommen hatte, war zu einem perfiden Manipulator abzustempeln. berhaupt war der Eindruck zu wecken, da , von wenigen notorischen Querulanten, ÑHeuchlernì, abgesehen, die nichtjdische Bevlkerung Medinas geschlossen hinter dem Gesandten Allahs gestanden habe; die Angelegenheit mit der ÑGegenmoscheeì wird zu einem bedauerlichen, aber rasch bereinigten Einzelfall heruntergespielt; das Murren ber die Bevorzugung der Sptbekehrten l t sich mit einigen treffenden Worten des Propheten aus der Welt schaffen, denn die ÑHelferì sehen ohne weiteres ein, da der Vorteil, ihn in ihrer Mitte zu wissen, durch alle Schtze des Diesseits nicht aufzuwiegen ist. Die berarbeitung des zur medinensischen Urgemeinde berlieferten Stoffs gelang allerdings nicht vollstndig. Zu vielschichtig war das Geschehen, als da sich dem sorgfltig Prfenden nicht eine Flle von Indizien erschlsse, die ihm eine Analyse der Ereignisse ermglichen, bei der vor allem der innere Zusammenhang zwischen dem, was vor, und dem, was nach der Hedschra war, deutlich hervortritt. Zuletzt sei beachtet, da die anfische Deutung des Handelns Mohammeds, die die Hedschra und nicht etwa, wie es den Fakten entsprche, al-udaibja zum entscheidenden Wendepunkt seines Werdeganges bestimmt, den Propheten aus dem Widerstreit zwischen Byzanz und den
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Sasaniden herausrckt. Wie tief der Bruch war, den Mohammed seiner Gemeinde zumutete, als er sich die antibyzantinische Politik der zu jener Zeit fhrenden Mekkaner zueigen machte, lie sich an manchen Indizien ablesen. Unter den Schlagwrtern des endgltigen Hervortretens der Wahrheit und der islamischen Gerechtigkeit konnte man diesen Bruch nebst den Erschtterungen, die er hervorrief, verbergen. Erst unter dem zubairidischen Kalifat wurden noch einmal Sptfolgen jenes dramatischen Umschwungs sichtbar. Das, was durch das Hedschrakonzept Umars verdeckt werden sollte, blieb also dem Sprsinn des Forschers zugnglich. Der Blick des Muslims freilich, befangen in der trgerischen Gewi heit, alles, was mit der Kunstfigur des allzustndigen Propheten des Islams in Verbindung gebracht werde, sei wahr und geschichtlich, drang und dringt nur selten dorthin vor, und aus dem ad gewinnt er gengend plausible Winke, die ihn vor bohrenden Zweifeln und vor allzu neugierigem Weiterfragen bewahren.428 Indessen gehrt dies alles einer Entwicklungsstufe des Islams an, die jenseits des in dieser Studie betrachteten Zeitraums liegt. Bis in die mittlere Omaijadenzeit ist das umarsche Verstndnis von zum Ereignis gewordener Wahrheit noch nicht mit dem Wahrheitsanspruch des ad zu einem Ganzen verschmolzen. Ab Sufjn, Muwija und Personen aus ihrem Umfeld, etwa al-Mura b. äuba, knnen gemeinsam mit Abdallh b. Umar und selbst mit al-asan b. Al als die Knder der Ñjungenì berlieferung auftreten. Dies wird erst anders werden, sobald die ñ von Umar b. al-aÅÅb beabsichtigte ñ Konsequenz der Grenzziehung zwischen Lge und Wahrheit, nmlich die Verbannung des vorislamischen Mekka und seiner Protagonisten in das Reich der Lge, Macht ber das Denken der frommen Gelehrten gewinnt und damit das einsetzt, was vorhin als die Mediatisierung der Herrschergewalt beschrieben wurde. Aus dieser seit etwa 700 zu beobachtenden Perspektivenverschiebung geht das Sunnitentum hervor, fr das mit der Hedschra die Verwirklichung der Wahrheit ihren Anfang nimmt, deren Ansprchen letzten Endes seit dem Tod des Propheten kein Inhaber eines hohen Amtes zu gengen vermag, erst recht nicht jene omaijadischen Kalifen, deren Ahnherren an der medinensischen Verwirklichung der Wahrheit keinen Anteil gehabt, ja sie sogar fast bis zuletzt bekmpft haben. Selbst Umn wird manchen Sunniten jetzt verdchtig, und als im Brgerkrieg zwischen al-Amn (reg. 809ñ813) und al-Mam n (reg. 813ñ 833) radikale sunnitische Eiferer das Loblied Muwijas singen, klingt dies in den Ohren der Zeitgenossen wie eine skandalse Verirrung und schamlose Provokation.429 Da Mohammed in Mekka gelitten und dann in Medina gleichsam ohne bergang triumphiert habe, da mithin die Hedschra ñ ein Begriff, den Mohammed, wie erwhnt, nie auf sich selber bezog ñ zu einem mythischen Einbruch des Gttlichen in das Heidnische stilisiert wird, ist Begleiterscheinung und Stabilisierung des Islams in einem. Die Autoritt des Propheten, die alles beglaubigt, was in seinem Namen in Umlauf gebracht wird, findet auf diese Weise ihre Verankerung in einer von Allah ins Werk gesetzten Heilsgeschichte. Das hat insofern fatale Folgen, als der Inhalt dessen, wofr sein Name zu brgen hat, nicht im entfernte-
Das Hedschrakonzept und die Entstehung des Sunnitentums
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VIII. Der Islam
sten umrissen werden kann. Dieser Inhalt mag in konkreten Ereignissen der medinensischen Geschichte Mohammeds bestehen, er kann aber auch schlichtweg dem entsprechen, was sich eine mehr oder minder fromme Einbildungskraft zurechtlegt. Beispiele haben wir kennengelernt, sie knnten ad nauseam vermehrt werden. Durch die allzu rasche Etablierung der allumfassenden Autoritt entstand ein weiter Raum, in den Gedankensplitter, Maximen, Spruchweisheiten, Interessenbekundungen unterschiedlicher Herkunft hineingesogen wurden. Damit kommt uns die gefhrlichste Schwche, die Paradoxie des Islams zu Bewu tsein: Die Autoritt des allzustndigen Propheten, der Dreh- und Angelpunkt des Islams, ist eine gleichsam freischwebende Gegebenheit und vermag sich an einen beliebigen Inhalt anzulagern. Das ist bis auf den heutigen Tag so: Die Falafel, die ein Garkoch in einem sunnitischen Viertel des in Anarchie versinkenden Bagdad des Jahres 2006 feilbietet, sind den selbsternannten muslimischen Sittenwchtern ein Dorn im Auge, weil es diese Speise zur Zeit des Propheten noch nicht gab, ihr Verzehr also nicht durch ihn gebilligt worden sein kann; fr die Kalaschnikows, mit denen die Eiferer das Leben des Garkochs bedrohen, htte das gleiche zu gelten,430 aber sie dienen natrlich der Aufrechterhaltung des Islams, ihren Gebrauch htte Mohammed daher ohne Zaudern gutgehei en. Schon im frhen 8. Jahrhundert beginnt eine Kritik am ad, die vorgibt, sich an u eren, durch jedermann nachprfbaren Merkmalen zu orientieren, nmlich an der berliefererkette; auf diese Weise gelange man, so der Anspruch, zu objektiven Urteilen ber die Echtheit einer auf Mohammed zurckgefhrten Aussage. In Wirklichkeit aber erfolgte die Kanonbildung des ad in einem informellen, unkontrollierbaren inhaltsbezogenen Konsensverfahren. Die zur gleichen Zeit einsetzende muslimische ÑWissenschaft von den Mnnernì, d.h. den Tradenten, bezeugt dies tausendfach. Immer wieder st t man auf Urteile, in denen ohne Angabe von Grnden ein bestimmter Gewhrsmann mit Bezug auf gewisse berlieferungen einem anderen vorgezogen wird. Vielfach werden allerdings Kriterien genannt. So spielte es eine Rolle, ob die ade, fr die jemand brgte, dem Inhalte nach mit denjenigen anderer bereinstimmten; bei manchen Tradenten wollte man nur das fr echt erkennen, was der Masse Ñfolgteì (arab.: al-mutbaa), obschon man sich darber im klaren war, da hierin grundstzlich kein Ma stab fr Wahrheit liege.431 Bei einzelnen berlieferern wird vermerkt, an sie drfe man sich halten, selbst in Fllen, in denen sie mit ihren aden allein stnden. ber bir al-uf (gest. um 747) wu te man, da er die in seiner Zeit aufkommende Tradentenkette und die unterschiedlichen Arten der Weitergabe von Glied zu Glied auf das sorgfltigste dokumentierte; da er schiitische Ansichten verfocht, hielten manche Kenner seine ade trotzdem fr wertlos.432 berhaupt nimmt im 8. Jahrhundert die Ablehnung von ad-Gelehrten zu, weil sie in dogmatischen Fragen nicht mit dem sich herauskristallisierenden Sunnitentum konform gehen.433 Besonders oft wird in Anschlag gebracht, der Betreffende habe die Lehre von der Bestimmungsmacht des Menschen verfochten.434 Gndiger ging man mit einem Charidschiten um; da er kein Propagandist seiner Rich-
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tung gewesen sei, brauche man sein ad nicht in Bausch und Bogen zu verwerfen.435 De facto bricht in der Epoche der Herausbildung der islamischen Glaubensrichtungen die Zugehrigkeit zu der einen oder anderen von ihnen die Autoritt des allzustndigen Propheten. Ausdrcklich zugegeben wird dies aber nie. Doch wollen wir uns nicht in den riesigen Stoff der Aufspaltung der einen Mohammedfigur in diejenigen der einzelnen Glaubensrichtungen verlieren. Es war uns nur darum zu tun, die Wirkmchtigkeit der Idee der den Lebensvollzug der Muslime legitimierenden Autoritt des Propheten im Zusammenhang mit dem ÑHedschrakonzeptì anzudeuten und auf deren Problematik hinzuweisen. Wir lenken am Schlu , wie es sich gehrt, den Blick noch einmal auf den geschichtlichen Mohammed zurck. Die Debatte, ob er der bedeutendste Mensch der Weltgeschichte gewesen sei,436 mag fr manche Muslime von Interesse sein, desgleichen fr schlichte Gemter, die die Vergangenheit im Guinnes-Buch der Rekorde niedergeschrieben glauben. Auch versage ich es mir, nach der Manier von W. Montgomery Watt berlegungen ber Ñden Mann und seine Gr eì anzustellen, und unfruchtbar ist ebenso die Frage nach den moralischen Standards von Mohammeds Handeln und Reden.437 Da es nicht die unsrigen waren und da sie fr die pluralistische Weltgesellschaft, die heute in aller Munde ist, nicht taugen, bedarf keiner weiteren Begrndung. Wie knnte man das auch erwarten von einem Menschen, der ber all die Jahre seines in den Quellen bezeugten Wirkens hinweg unter einer furchtbaren Last litt: ÑDer du dich in ein Gewand gehllt hast! Steh die Nacht ber, bis auf eine kurze Zeitspanne, die Hlfte oder etwas weniger, oder etwas mehr, und trag die ÇLesungë in wohlabgemessener Sprechweise vor! Denn wir werden schwere Rede auf dich laden. Das nchtliche Stehen438 geht dir am meisten nahe439 und erzwingt den ehrlichsten Ton. Am Tag nmlich bist du vllig abgelenktì (Sure 73, 1ñ7). Dies ist eines der frhesten Zeugnisse seiner Berufung. Anders als den gewhnlichen Menschen wird ihm ein Doppelleben abverlangt. Des Nachts, wenn andere von ihren Tagesgeschften ausruhen, hat er sich dem zu widmen, was ihm aufgeladen wird; der Schlafentzug versetzt ihn in eine Stimmung, in der ihm das, was als wahr erkannt wurde, spontan und ohne alle Strung durch irgendwelche Geschftigkeit aus dem Herzen rinnt. In der Geschftigkeit des Tages, die gewi auch Zeitrume fr die Riten vorsieht, wird der Mensch nicht dem gerecht, was fr ihn das Wichtigste ist. Dies ist die Au enseite der Einsicht Mohammeds, und wre es dabei geblieben, dann htte er sich nicht von unzhligen anderen Menschen unterschieden, denen hnliche Gedanken kommen. Gelegenheiten, diesen als schmerzlich empfundenen Mangel zu berspielen, hatte Mohammed genug: Sein Gro vater Abd al-MuÅÅalib kannte schon den rituellen Aufenthalt am Berg ir; er selber bettigte sich im Bund der ÑStrengenì. Sein Alter ego aber sagte ihm, da von ihm etwas ganz anderes gefordert wurde: ein zweites, ein zustzliches Dasein neben dem alltglichen und gewichtiger noch als dieses. Zuerst Reinigungskulte, dann das anfentum waren fr Mohammed die Anker, die ihm den ersten Halt boten, da es galt, die als bedrohlich empfundenen Forderun-
Die Person Mohammeds
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gen auf den Begriff zu bringen. Eine weitere unentbehrliche Hilfe leistete ihm bei der Suche nach der Auslegung des Erlebten der umlaufende hochreligise Erzhlstoff sei es eschatologischen, sei es erbaulichen Inhalts. Indem er sich diesen Stoff anverwandelte, wurde das, was er zu sagen hatte, fr andere verstndlich, er zog sie in seinen Bann, whrend viele ihn belchelten. Als letztere anl lich seiner u erungen zu Kernfragen des mekkanischen Kultes feststellen mu ten, da er wirklich meinte, wovon er redete, wurde seine Botschaft zum Politikum. Die quraiöitischen Klanrivalitten und die Spannungen zwischen Byzanz und den Sasaniden, die in seinen Werdegang hineinwirkten, haben wir kennengelernt. Als Gesandter Allahs trat er jetzt seinen Widersachern entgegen. Sein Handeln war nicht stets geradlinig und in Anbetracht der Tragweite seines Anspruchs wie auch des religisen Gehalts seiner Botschaft nur selten angemessen; denken wir nur an die nie berwundene Beschrnkung seines Blicks auf die eigene Sippe, spter auf das Mekka der Abd Manf-Quraiöiten, an deren hohem Rang er nicht zweifelte. Die Vertreibung aus Mekka bedeutete fr ihn keinen Bruch; er setzte darauf, da Allah ihn zurckfhren werde. Da daraus nichts wurde, jedenfalls nicht auf Dauer, ermglichte die weltgeschichtlichen Folgen seines Lebenswerkes. Weniger fr ihn selber, dessen Gedanken um Mekka und um die Neuordnung des Kaabakultes ñ und nicht minder um die Usurpierung der quraiöitischen Macht ñ kreisten, als vielmehr fr seine Gefolgsleute hatte sich der universalistische Kern seiner Botschaft schon in den ersten medinensischen Jahren zu entfalten begonnen. Mit der Stiftung einer Gebetsrichtung war, wie es in einer vielleicht noch auf ihn selber zurckgehenden Wendung hei t, die ganze Erde zum Gebetsplatz geworden. Mekka blieb Wallfahrtsort, wurde nie zum Mittelpunkt des islamischen Reiches. Liest man die Berichte ber die medinensischen Kriege und Feldzge genau, dann bemerkt man, wie alles oft auf des Messers Schneide stand und wie sehr Mohammeds Glck, mehr noch allerdings die Unentschlossenheit seiner Feinde, einen fr ihn gnstigen Ausgang der Konflikte herbeifhrte. Die Verfestigung der Riten und die Verschriftlichung der ÑLesungì waren wesentliche Voraussetzungen dafr, da sich seine Anhngerschaft zu einer fr das damalige Arabien neuartigen Gemeinschaft formte, die man frchtete, zuletzt vielleicht sogar respektierte, wie die Ergebenheitsbekundungen von allen Enden der Arabischen Halbinsel nahelegen. Da Mohammed, der Ñheidnische Prophetì, sein Alter ego inzwischen virtuoser als zuvor zur Geltung zu bringen wu te, kann nicht erstaunen; ein besseres Mittel, unter seinen Anhngern seinen Willen durchzusetzen, hatte er nicht, und so wre es tricht gewesen, darauf zu verzichten. Nur den modernen Beobachter befremdet der Gedanke, Allah, der eine Schpfer und Lenker der Welt, kmmere sich um die Haremsquerelen seines Gesandten (Sure 66, 1 f.), tadle den mangelnden Takt mancher Anhnger (Sure 33, 53) oder stelle sicher, da dessen Gattinnen beim Verlassen ihrer Wohnungen nicht belstigt wurden (Sure 33, 59). Die geschichtlichen Gegebenheiten, unter denen dies alles ñ und bald auch ein imaginierter Prophet ñ zur bergeschichtlichen Wahrheit erhoben wurde, erlebte Mohammed nicht mehr. Dafr sorgten die vielen, die nach ihm kamen und sich von seiner Bot-
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schaft und den Riten, durch die diese stabilisiert und unablssig propagiert wird, auf Gedeih und Verderb vereinnahmen lie en; sie machten aus ihm einen bermenschen, das wichtigste, von Allah am meisten geliebte Geschpf und schlie lich sogar das Inbild und den Endzweck gttlichen Schpfertums berhaupt.440 Die Last des zweiten Daseins, die der historische Mohammed nie von sich zu wlzen vermochte und die ihn am Ende so sehr berforderte, da er seinen Gegnern nichts als Unterwerfung oder Tod in Aussicht stellen wollte (vgl. Sure 9, 1ñ29), kommt in solchen hochfliegenden Spekulationen nicht mehr vor. Diese zweite Last zu ermessen und dann nchtern zu erwgen, wie der, dem sie aufgebrdet wurde, mit ihr umging, knnte zu der Erkenntnis fhren, da es seinen Anhngern schlecht ansteht, sich bei allem und jedem unter seine Autoritt zu flchten.
Anmerkungen Kapitel I: Die Kaaba 1
ber ihn Wolfensohn: Ka b al-Abr; im brigen vgl. unten, 687 f. WAM, 3 f. 3 Ebd., 17ñ19; WAN, 26 f. /Z/ 4 WAN, 29 f.; vgl. ebd., 44. Es ist zu beachten, da der Betrachter an der jemenischen Ecke nach S den Ñblicktì, so da linker Hand von ihr in nordstlicher Richtung die Mauer zum stlichen Eckpunkt der Kaaba verl uft (vgl. hierzu /Z/ I 65). 5 WAN, 30 f. 6 Sozomenos, 244ñ249; vgl. ferner Maraval: Lieux saints, 275. 7 Da die Fremden Engel sind, verzehren sie keine irdischen Speisen; sie wollen Abraham jedoch nicht kr nken und tun deshalb so, als en sie (Speyer: Die biblischen Erz hlungen im Qoran, 149). 8 Zur Bedeutung des arabischen ahl al-bait f hrt Paret: Grenzen der Koranforschung aus, es m ten hiermit die ÑLeute des Hausesì, n mlich des Kaabakultes, gemeint sein; er st tzt sich dabei auf die Tatsache, da al-bait im Koran die Kaaba meine. Jedoch scheint es auerhalb des Korans f r diese Bedeutung von ahl al-bait keine Belege zu geben. Hingegen wird die Wendung zur Benennung einer durch einen besonderen Vorzug charakterisierten Sippe gebraucht: Al-uÅai a, der Tradent der Dichtung Zuhair b. ab Sulms sowie der Sippe Zuhairs im allgemeinen, erbittet sich von dessen Sohn Kab ein Gedicht, in welchem Kab sich an erster Stelle r hmen soll, an zweiter aber ihn, den Tradenten. Er begr ndet seine Bitte damit, da er sich durch das Tradieren Ñeurer, der ahl al-bait, Gedichteì groe Verdienste erworben habe (AG2, XVII, 82, Zeile 10). Die Sippe Zuhairs, die hier angesprochen ist, zeichnete sich durch ungewhnlich viele Mitglieder aus, die als Dichter hervortraten (AG2, X, 314 f.). Vgl. im brigen zu Mohammeds Sippengebundenheit unten, Kapitel III, passim sowie /Z/ IV 188, /Z/ V 144. 9 Das Verbum balaa Ñerreichenì l t hier mehrere Deutungen zu; entweder heit es, der zu opfernde Sohn habe das Alter erreicht, in dem er den rituellen Lauf vollziehen kann, oder es ist daran gedacht, da Vater und Sohn gemeinsam die Pilgerriten vollziehen und dabei an jene Stelle im Ritual gelangen, die diesen Lauf vorsieht; die Worte Ñmit ihmì scheinen mir die letztgenannte Deutung nahezulegen. 10 Zur Bedeutung von aslama vgl. unten, 136, 151, 161, 171 f. 11 Vgl. unten, 96. 12 a-alab: Ar is al-malis, 64ñ69 ; dieser Sachverhalt wird in WAN, 34ñ36 zitiert, um Abrahams Wirken in Mekka mit der auf dem Alten Testament beruhenden berlieferung zu verkn pfen und dadurch dem muslimischen Anspruch, da Mohammed der letzte aller Propheten sei und deren Werk aufgegriffen und vollendet habe, Plausibilit t zu verleihen. Ohnehin l t sich beobachten, wie sich die aus Syrien und Pal stina stammende hochreligise berlieferung in Arabien einb rgert und zu einer Ñautochthonenì wird: So soll Adam aus dem Erdreich von Dan , das zu den ma lf von aÅ-Ä if gehrt, gebildet worden sein, und in an-Namn, zwischen Mekka und aÅ-Ä if, soll Allah der Lende Adams die k nftige Menschheit entnommen und ber die das Heil gew hrleistende Verbindung mit Ihm, dem Einen (Sure 7, 172), unterwiesen haben (IST, I/I, 8 und JQ, s.vv. Dan und anNa mn). 13 Vgl. hierzu H. Sch tzinger: Abraham-Nimrod-Legende, 75ñ83 und 106ñ113. 14 Zum Begriff des Auswanderns (arab.: hara) vgl. unten, Kapitel IV bis VI, passim; im obigen Zusammenhang vgl. besonders 541 f. und 544. 15 Zur Beschneidung der Frauen vgl. unten, 40. 16 AG2, XV, 12. 17 Dietrich: Dioskurides, 2. Teil, III, 16: Salvadora persica L, Ñeine Charakterpflanze der subtropischen Steppengebieteì, das z hfasrige Holz wird als Zahnb rste benutzt, die Fr chte sind ebar, das Laub dient als Viehfutter. 18 WAM, 31. 19 WAN, 39. Soweit man heute wei, war Ismael der Name eines protobeduinischen Stammesverbandes, der in Nordarabien zwischen dem 8. und 6. vorchristlichen Jahrhundert nachweisbar ist. Sein kultisches Zentrum war Dmat al-andal. Die Qedar-Araber lebten an der Ostgrenze Syriens. Seit dem beginnenden 5. Jahrhundert v. Chr. werden sie entlang der 2
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Anmerkungen
Weihrauchstrae zwischen Dedan und Narn vermutet (Knauf, passim, besonders 104). Da sich irgendeine Erinnerung an diesen Sachverhalt hinter der muslimischen Erz hlung ber Ismael verbergen knnte, ist wenig wahrscheinlich. F r die Sp tantike vgl. jedoch unten, 65. 20 WAM, 44ñ46; AG2, XV, 12 f. 21 Nebajot erscheint im Arabischen als Nbit oder Nabt, Kedar als Qaidr. QaÅr, der Sohn Ismaels (Ibn al-Ar: al-Kmil, I, 125), darf nicht mit der in Gen. 25, 1 erw hnten Frau Abrahams namens Ketura verwechselt werden, die den fr hen islamischen Gelehrten ebenfalls bekannt war (vgl. al-Jaqb: Ta r , I, 28, ein Zitat aus Gen 25, 1). 22 RGG, 4. Auflage, I, 386 (St. Timm). 23 WAN, 40. 24 Flecken in der N he des St dtchens al-alj, das die mittelalterlichen arabischen Geographen bereits zum Jemen rechnen; es liegt an der K ste des Roten Meeres und ist acht Tagereisen von Mekka entfernt (JQ, s.vv. Qanaun und al-alj). 25 Wahrscheinlich ist Ab Muammad Isq b. Amad al-uz (gest. 921) gemeint, einer der Tradenten des Werkes al-Azraqs (WAM, 3). ber ihn vgl. WAMM, 16 f. 26 AG2, XV, 17. 27 WAM, 54ñ56; WAN, 41; AG2, XV, 17. 28 rtlichkeit, nach al-Wqid f nf Meilen von Mekka entfernt (zitiert bei JQ, s.v. Marr); daher nicht mit Marr a-ahrn zu verwechseln, dessen Entfernung von Mekka laut alHamdn dreizehn Meilen betr gt (HAM, 185). 29 Wasserstelle oder Dorf zwischen Aleppo und Tadmur (JQ, s.v. al-Awr). 30 Herrscher von Hira, ber hmt f r sein in der N he von Ht gelegenes Schlo (JQ, s.v. alBaqqa). 31 D. h. der ÑVerbrennerì, Beiname des Amr b. Hind, des Enkels des al-Munir b. M asSam , eines Herrschers von Hira; er lie eine besiegte Sippe verbrennen (AG1, XIX, 129 f.). 32 WAM, 55; WAMM, 94ñ96. assn b. bit, Mohammeds medinensischer Lobdichter, geht auf die Trennung der uza von ihren brigen s darabischen Verwandten ein; das lange Gedicht, das ihm al-Azraq hier zuschreibt, stammt allerdings nicht von ihm; es nimmt einen Vers (ÑAls wir in die Niederung von Marr hinabstiegen, trennte sich uza in groen Scharen von uns.ì), der den Schlu eines Gedichtes assns bildet (assn b. bit, 119; assn b. bit/Ar, 483, Nr. 318), zum Anla f r ein ausgiebiges Selbstlob jener s darabischen Gemeinschaften. Zur Verteilung der Azd vgl. Shahd: Fifth Century, 67. /Z/ 33 Vgl. Wensinck: Concordance, s.v. qub. Zu den ÑFreilassungenì der Kamele vgl. Lane: Lexicon, s.vv. b--r, -m-j und s-j-b. /Z/ 34 So die n here Lokalisierung in WAM, 58 bzw. WAMM, 100; vermutlich ist Ht am mittleren Euphrat, westnordwestlich von Bagdad gemeint. Laut IHS, I, 79 brachte Amr die HubalStatue aus Moab. Sie soll aus Karneol (arab.: al- aqq) gefertigt gewesen sein; ihr fehlte die rechte Hand, die die Quraiöiten aus Gold nachbilden lieen (FSG, II, 278 f.). Der Hubal-Kult wird im brigen auch mit der Person des uzaima b. Mudrika (zu ihm vgl. unten, 470), des Vaters von Kinna (zu ihm vgl. unten, 32), in Zusammenhang gebracht (JQ, s.v. Hubal). Die Gegenden im mittleren Zweistromland lagen im Gesichtskreis der vorislamischen Araber; Nachkommen des Ijd b. Nizr, eines Bruders Muars, sollen durch die Sasaniden bei Takrit angesiedelt worden und sp ter sogar nach Ankara ñ auf byzantinisches Gebiet ñ gelangt sein (al-Jaqb: Ta r , I, 225 f.). 35 WAM, 58ñ60 und 72 f.; WAMM, 100 f. /Z/ 36 Beispiele s. unten, 30ñ32, 38, 49. 37 Nagel: Staat und Glaubensgemeinschaft, I, 38 f. 38 Ihr Zusammentreffen mit Muwija wird auch bezeugt in AG2, XI, 237 f. 39 NMQ, 24 f. 40 IF, III, 322 f. 41 Vgl. unten, 325, 336. 42 IST, I/I, 29; FSG, II, 68; Nagel: Staat und Glaubensgemeinschaft, I, 40. 43 NMQ, 28 f. 44 Vgl. EI2, s.v. uraysh (V, 434, W.M. Watt); s. ferner unten, Anmerkung 60. 45 FSG, I, 119 f. Wahrscheinlich ist mit mehreren Dammbr chen und anschlieenden Phasen der Konsolidierung zu rechnen. Der letzte in alts darabischen Inschriften belegte Dammbruch f llt in das Jahr 543 n. Chr. (vgl. Glaser: Die Abessinier in Arabien, Inschriften
Anmerkungen
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X und XIX). Die zu Mohammeds Lebzeiten erfolgte Zerstrung wurde offenbar nicht mehr in Inschriften dokumentiert. /Z/ 46 IHS, I, 20ñ28. Der Herrscher Asad Ab Karib ist, wie Inschriften belegen, im ausgehenden 4. und fr hen 5. Jahrhundert n. Chr. anzusetzen (Ryckmans: Líinstitution monarchique, 318; Altheim/Stiehl: Die Araber in der alten Welt, V/1, 374ñ376). /Z/ 47 Lane: Lexicon, s.v. -l-f. 48 WAQ, 50. 49 Shahd: Sixth Century, I/1, 21 f. und 144-146; Ryckmans: Líinstitution monarchique, 325. 50 Vielleicht ist Ardaör I. (reg. 226-241), der Sohn des Ppak, gemeint. 51 FSG, I, 116. 52 az-Zubair: Nasab, 3 f. 53 IHS, I, 8-10. 54 IST, I/I, 28, Zeile 12 sowie 29, Zeile 20-30, Zeile 2; az-Zubair: Nasab, 5. /Z/ 55 az-Zubair, op. cit., 5; IST, I/I, 30, Zeile 4ñ15. /Z/ 56 ber die Bedeutung Muars unter dem Kalifen Umar b. al-aÅÅb (reg. 634ñ644), insbesondere auch f r die Schaffung eines sprachlich vereinheitlichten Korans, vgl. unten, 530. 57 Angeblich bedeutet die in dem Namen verborgene Wortwurzel das stolze Einherschreiten; jedenfalls leiteten die Araber der fr hislamischen Zeit aus diesem Namen den Hinweis auf einen gesellschaftlich gehobenen Rang der Shne dieser Quitin ab. 58 az-Zubair: Nasab, 8. 59 AG2, I, 12. Vgl. FSG, II, 63. 60 az-Zubair: Nasab, 12. Allgemein wird behauptet, da quraiö die Diminutivform von qirö = Hai sein soll; weitere Deutungen FSG, II, 63 f. 61 MHB, 168. 62 Ebd., 157; az-Zubair: Nasab, 13. Die Herausgeber von IHS machen die Mutter Kilbs, einen Hinweis aÅ-Äabars aufgreifend, f lschlich zu einer Urenkelin Fihrs (IHS, I, 108, Zeile 7 f.). Die mit den Schalttagen befate Sippe der Mlik b. Kinna darf jedoch nicht mit den Nachkommen des Mlik b. an-Nar b. Kinna verwechselt werden (vgl. MHB, 178). /Z/ 63 MHB, 52, 456; az-Zubair: Nasab, 14. 64 IHS, I, 109; az-Zubair: Nasab,14. 65 IST, I/I, 36, Zeile 25; JQ, s.v. Sar. /Z/ 66 IST, I/I, 36 f.; TRM, I, 1094. 67 NMQ, 32. 68 IST, I/I, 38; TRM, I, 1094; vgl. ferner FSG, II, 63. 69 Die berlieferung der sogenannten Kampftage der Araber (arab.: aijm al- arab) wurde obsolet; quraiöitischer Stoff fliet nicht in sie ein. /Z/ 70 NMQ, 255 f.; TRM, I, 1095 f. 71 Ibn al-Kalb: amhara, 189. Al-!au b. Murr, der Ahnherr der fa, soll brigens, wie Ibn al-Kalb berliefert, von seiner Mutter in einem Gel bde dem Kaabadienst geweiht worden sein und zum sichtbaren Zeichen daf r ein wollenes Band um den Kopf getragen haben, wovon sich sein Beiname ableite (arab.: a-f = die Wolle). Dies ist eine Volksetymologie, verbunden mit einer tiologie. Laut Dozy: Supplment, I, 853, stammt das Wort aus dem Hebr ischen und bedeutet ÑTempeldienerì. 72 IST, I/I, 38; TRM, I, 1096 f. Vgl. unten, 420. 73 IHS, I, 126 f.; TRM, I, 1098. 74 TRM, I, 1098, Zeile 14. 75 Ebd., I, 1134; vgl. WAM, 129; WAMM, 187 f. Zum Ablauf der Pilgerriten vgl. EI2, s.v. aladjdj (III, 31ñ38, Wensinck/Jomier/Lewis) sowie S. Faroqhi: Herrscher ber Mekka, 23ñ34. 76 al-Af"n, 286. 77 WAM, 129; al-Af"n, 289. 78 Ibn al-Ar: al-Kmil, I, 684 f. 79 TRM, I, 1098. 80 IHS, I, 106 f. Vgl. hierzu Kister: Mecca and the tribes of Arabia, 42. 81 Ibn al-Ar: al-Kmil, I, 503. 82 MUF, arab. Text, 101ñ103; IHS, I, 103. 83 WAN, 43. /Z/ 84 FSG, I, 211ñ214. Der halbkreisfrmige nicht in die Kaaba einbezogene Platz an ihrer nach Nordnordwesten weisenden R ckwand heit al-aÅm, die niedrige Einfriedung selber wird al-ir genannt. Der Platz diente in vorislamischer Zeit als ein Gehege f r Opfertiere.
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Anmerkungen
In islamischer Zeit wurde al-ir als die Einfriedung des Grabes Ismaels verstanden; auch glaubte man, dort seien in alter Zeit Votivgaben gesammelt worden. N heres s. Rubin: The Ka ba. 85 FSG, I, 55ñ66. 86 Seine Genealogie bei az-Zubair: Nasab, 152 f. 87 WQ/Jones, 1102 und 1105. Sp ter, wahrscheinlich bei seiner letzten Pilgerreise, soll Mohammed verk ndet haben, wie weit jeweils das Gel nde reiche, das zu al-Muzdalifa, Arafa und Min gehre; den am uersten Rand von Arafa Stehenden habe er versichert: ÑHaltet euch an eure Kultst tten! (berall dort) befindet ihr euch auf einem Teil des Erbes Abrahams!ì (ebd., 1103 f.). 88 FSG, I, 307 f. und II, 74. 89 MHB, 164 f. Zu den mtern vgl. auch Hawting: The ÑSacred Officesì of Mecca; dem Autor ist die wichtige Rolle, die den Ban Asad b. Abd al-Uzz in diesem Zusammenhang zukommt, allerdings entgangen. 90 EI2, s.v. Djiwr (II, 558 f., Lecerf). 91 TRM, I, 1096ñ1099; WAN, 47. 92 TRM, I, 1097; WAMM, II, 252 f.; FSG, II, 86 f. Da die Beschneidung (IST, I/I, 39) der Knaben wie der M dchen zum quraiöitischen heidnischen, aber durch Abraham legitimierten dn z hlte, hat Mohammed sie nicht abgeschafft. Die Vorstellung, er habe einen radikalen Bruch mit dem Heidentum vollzogen, entstammt, wie wir erkennen werden, dem Gedankengut der muhirn und hat mit der geschichtlichen Wirklichkeit wenig gemein (vgl. unten, 546). So empfahl Mohammed auch die Beschneidung der M dchen (vgl. Lane: Lexicon, s.v. b--r), die laut J. Wellhausen erst erfolgte, wenn sie heiraten konnten oder sollten (Adamek: Kleinkind, 134 f.). Zur auch heute weithin in der islamischen Welt ge bten Praxis der Beschneidung der M dchen vgl. Ohlig: Weltreligion Islam, 150ñ153. Vgl. /Z/ V 293. 93 TRM, I, 1095ñ1099; FSG, II, 87ñ91; WAN, 46 f.; IST, I/I, 36ñ42. 94 IF, VI, 338. 95 Ibn aar: Tahb, VI, 350 f., Nr. 671; al-aÅb: Ta r , X, 440ñ442, Nr. 5603. Sein eigentlicher Name ist Abd al-Azz b. Imrn az-Zuhr; da er bei einem Brand seine Aufzeichnungen verloren hatte und aus dem Ged chtnis vortrug, seien ihm viele Fehler unterlaufen, heit es. Das ung nstige Urteil ber ihn wird aber auch deswegen aufgekommen sein, weil er in engen Beziehungen zum Hof der Barmakiden gestanden hatte (vgl. hierzu auch Nagel: Verstehen oder nachahmen? Grundzge der muslimischen Erinnerung an Mohammed). 96 NMQ, 273ñ275. Der Vorwurf, Ibn ab bit schere sich nicht um die Verdienste der Ahnen der vornehmen Leute, mag darauf beruhen, da er berlieferungen erw hnte, die den damals herrschenden Kreisen, die in Höim ihren Stammvater verehrten, nicht genehm waren. 97 WAM, 66. 98 az-Zubair: Nasab, 400. 99 Ebd., 386. 100 Ebd., 299. 101 Ebd., 346. 102 Ebd., 257. 103 Watt: Mecca, 7. 104 az-Zubair: Nasab, 205. 105 Ebd., 12 und 443. 106 Die Abd Manf gegen die Sahm, die Abd ad-Dr gegen die Asad b. Abd al-Uzz, die Mazm gegen die Taim b. Murra, die uma gegen die Zuhra, die Ad gegen die al-ri b. Fihr. 107 NMQ, 33 f. (laut Ibn al-Kalb?), 50ñ52, 189ñ191 (Ibn al-Kalb). 108 WAM, 67 f.; WAMM, 111 f. 109 Hierf r steht das Ideal der Freigebigkeit (arab.: al-karam) in seiner vorislamischen Auspr gung; es wurde sp ter islamisch umgedeutet. /Z/ 110 NMQ, 237 f. Ri bs Sohn aö heiratete Umaima, eine Tochter des Abd al-MuÅÅalib b. Höim (IST, I/I, 31, 71). Zur Rolle der Kinder des aö in der Vita Mohammeds vgl. unten, 257 sowie 301 und 305. 111 IST, I/I, 43. Vgl. unten, 53.
Anmerkungen
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112 Die Behauptung, ÑMedinaì meine die ÑStadt des Prophetenì Mohammed, der Name sei also erst nach dessen Vertreibung aus Mekka aufgekommen, ist irrig. ÑMedinaì und ÑJaribì werden schon vor Mohammeds Zeit nebeneinander gebraucht (EI2, s.v. al-Madna, V, 994ñ 998, W.M. Watt). 113 Als Nabat er bezeichnen die fr hislamischen Quellen die Ackerbau treibende arabische Bevlkerung in den stlichen Randzonen von aö-äa m und in den westlichen Randzonen des Zweistromlandes (vgl. Altheim/Stiehl: Die Araber in der alten Welt, I, 31ñ39 und 65ñ79; EI, s.v. an.NabaÅ, VII, 834ñ838, D.F. Graf/T. Fahd). Von ihnen unterschieden sich die Araber der Halbinsel durch das genealogische System, das sie entwickelt hatten und um dessen willen sie sich den ÑNabat ernì berlegen d nkten (Nagel: Staat und Glaubensgemeinschaft, I, 147). 114 Salm war eine Schwester der Mutter des hochangesehenen Ausiten Suwaid b. a-mit (nicht zu verwechseln mit einem gleichnamigen azraiten, diesen siehe in Ibn aar: alIba, II, 99, Nr. 3599). Insofern war Mohammed auch mit den Ausiten verschw gert (IU, II, 6 f.). 115 IST, I/I, 46; BAA, I, 70; vgl. Lecker: Early marriage links. 116 Seine Sippe wollte sp ter, nach der Beseitigung der Damaszener Omaijaden, aus verst ndlichen Gr nden von diesem Beleg einer engen Beziehung zu den Herrschern aus dem Klan der Ban Umaija nichts mehr wissen (TRM, III, 2477 f.), hatte sie doch, wie die Abbasiden zu den Höimiten z hlend, aus dem Untergang der Omaijaden Nutzen ziehen wollen. Die Abbasiden, die einzigen Gewinner aus dem Umsturz, machten derartigen Spekulationen der riiten jedoch rasch und gr ndlich ein Ende (Nagel: Untersuchungen, 168 f.). 117 Lecker: Medina, 56. 118 IST, I/I, 46, Zeile 25; az-Zubair: Nasab, 16; zur Verifizierung der Genealogie dieser Frau vgl. die Angaben von Lecker: Medina, 126. 119 NMQ, 97ñ100; IST, I/I, 44. 120 NMQ, 100. Dieser Sohn, Ab Amr, zeugte sp ter mit einer anderen Frau seines Vaters (vgl. das Beispiel az-Zubair: Nasab, 16, Zeile 17) einen Sohn namens Ab MuaiÅ, den Umaija ebenfalls adoptierte. Nachkommen dieses Ab MuaiÅ spielen in der fr hislamischen Geschichte eine von der meist omaijadenfeindlichen berlieferung vielgeschm hte Rolle. ñ Im Islam waren Ehen dieser Art verpnt (Sure 4, 22); vgl. ferner az-Zubair: Nasab, 10. /Z/ 121 Ein Beispiel: NMQ, 80 f. 122 BAA, I, 77 f. Die Mutter Salms stammte aus dem azraitischen Klan der Ban Mzin b. an-Nar, so da Abd al-MuÅÅalib in m tterlicher Linie mit zwei Klanen der Ban nNar verwandt war (az-Zubair: Nasab, 15 f.). 123 TRM, I, 1132 f. 124 Vgl. oben, 25. 125 Vgl. oben, 24 f 126 Aus einer dieser Ehen ging Mohammeds Onkel Ab Lahab hervor, einer seiner erbittertsten Feinde, den er in Sure 111 verflucht. 127 Af b. ria ist in der Genealogie der uziten der Onkel des Amr b. Raba. Die Klane Aslam und Mlik b. Af stehen mithin im Verh ltnis von Vettern zu den Ban Amr b. Raba. 128 Goldgl nzende Fasern einer der Auster hnlichen Muschel, mit denen diese sich an den Felsen im Wasser festsetzt; aus diesen Fasern wurden sehr kostbare Gewebe hergestellt; vgl. hierzu Dozy: Supplment, I, 853, s.v. -w-f. Vgl. unten, Kapitel V, bei Anmerkung 80. 129 Mehrere Anhhen in der Umgebung Mekkas tragen einen mit abr gebildeten Eigennamen. 130 Al-Aöabn, zwei Berge bei al-Aqaba. 131 BAA, I, 69 f.; NMQ, 87. Von einem Schwurbruder erwartete man eine Treue, die derjenigen der eigenen Blutsverwandten gleichkam. Er mute bereit sein, den ÑV terruhmì (arab.: al-asab) der Sippe zu verteidigen, der er sich durch seinen Eid verbunden hatte (vgl. AG2, II, 243, Zeile 5). 132 IST, I/I, 51. Die Fassung Muammad b. abbs (NMQ, 86ñ90) zeigt bereits die Spuren einer in der Abbasidenzeit erfolgten berarbeitung: Nachdem das Schriftst ck in der Kaaba aufgeh ngt worden ist, berichtet einer der auf uzitischer Seite Beteiligten von einem Traum; in Jarib schritten die Nachfahren Abd al-MuÅÅalibs ber die Palmenwipfel hinweg und streuten Datteln unter das Volk; so habe man das medinensische Wirken Mohammeds vorausgesehen, obwohl damals noch nicht einmal dessen Vater geboren gewesen sei.
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Anmerkungen
Ferner f gt Muammad b. abb an, da nach dem Tode Ab Älibs dessen Bruder alAbbs, der Ahnherr der Dynastie, die Sorge f r das B ndnis bernommen habe ñ die Abbasiden sind von Anfang an in die islamische Heilsgeschichte einbezogen, soll der Leser daraus erkennen. 133 Vgl. unten, 395. 134 BAA, I, 71 f.: vgl. ebd., 77 f.; NMQ, 90ñ92. 135 BAA, I, 93: ÑUnter Ohrmazd, dem Sohn des Anuschirwan, w hrend in Hira Qbs b. alMunir regierteì, dessen Herrschaft drei Jahre und vier Monate in die Regierungszeit Ohrmazds hineinreichte (Nldeke: Perser und Araber, 345). Abd al-MuÅÅalibs Tod f llt also in den Zeitraum zwischen 578 und 581. Da die Quraiöiten nach den Herrscherjahren der Sasaniden datierten, ist fter belegt. 136 az-Zubair: Nasab, 9. Auch die Vokalisierung al-Hn und Daiö ist berliefert. N heres zu den Abö findet sich bei Hamidullah: Les Absh sowie in EI, s.v. abash (III, 7 f., W.M. Watt). 137 BAA, I, 59. 138 NMQ, 231 f.; JQ, s.v. ubö. 139 az-Zubair: Nasab, 15, Zeile 17. 140 NMQ, 230. 141 Ibn al-Kalb: amhara, 135 f. 142 Vgl. oben, 36. 143 Ibn al-Kalb: amhara, 44: Sads Ansehen in Mekka soll so gro gewesen sein, da niemand wagte, einen Turban von der gleichen Farbe zu tragen, die der seinige hatte. 144 NMQ, 113ñ123. 145 Da die Verbrechen, durch die diese Kriege ausgelst wurden, in den heiligen Monaten begangen wurden, waren sie eine grbliche Miachtung der religis sanktionierten Ordnung; hierauf soll die Bezeichnung verweisen (IHS, I, 196; Lane: Lexicon, s.v. f--r). Die ausf hrlichste Fassung (AG2, XXII, 54ñ75) untergliedert die Fir-Kriege wie folgt: Man fat unter diesem Namen zwei Ereignisreihen zusammen; die eine enth lt die drei ersten Gefechte, die alle aus ganz nichtigen Anl ssen entstanden waren; in der zweiten Reihe werden die insgesamt f nf Schlachten abgehandelt, die durch die Ermordung des lamidischen Karawanenf hrers ausgelst worden waren. Nur an der ersten dieser f nf Schlachten soll Mohammed nicht beteiligt gewesen sein. 146 Ihre Streifgebiete lagen nrdlich der Linie Mekka-Dschidda (Lecker: Sulaym, XIII und 26 f.). 147 Zu Einzelheiten vgl. unten, 426ñ428. 148 NMQ, 164ñ183; IHS, I, 195ñ198; IST, I/I, 81. 149 Mohammed soll damals etwa zwanzig Jahre alt gewesen sein. Laut IGM, II, 290 f. sind die ersten drei dieser Kriege in das Jahr 10 nach Mohammeds Geburt zu datieren; beim vierten soll Mohammed vierzehn Jahre alt gewesen sein. Er habe damals den erwachsenen Kriegern die Pfeile gereicht (ebd., 296). Ibn al-auz h lt diese Datierung f r die richtige; eine andere verlegt den Krieg in Mohammeds einundzwanzigstes Lebensjahr und kann ihm deswegen den Ruhm zuschreiben, aktiv an der Schlacht beteiligt gewesen zu sein (ebd., 298). 150 Vgl. oben, 38 und unten, 407 f., 427 f. 151 Beispiele: Ujaina b. in von den Ban Fazra (Kister: Mecca and the tribes of Arabia, 40 f.) und die Ban Murra b. Auf (vgl oben, 38). 152 Ibn al-Kalb: amhara, 191. 153 Vgl. oben, 32. 154 Vgl. oben, 27. 155 Kister: Mecca and Tamm, 128 f. 156 Ebd., 125 f. 157 Hier steht das in Sure 106 gebrauchte Wort al-lf. In TRM, I, 1089 und in Anlehnung daran in IGM, II, 212 findet sich hingegen das den Kontext mit Sure 106 ausblendende Wort al- iam. 158 MHB, 162 f., vgl. Kister: Mecca and Tamm, 125 f. TRM, I, 1089 und IGM, II, 212 z hlen im einzelnen auf: Höim kn pfte die Beziehungen zu den ÑKnigenì von aö-äa m an, zu denen der Rm und der !assn; Abd äams zum Negus von thiopien; Naufal zu den Chosroen, weshalb er den Irak und auch aö-äa m frequentierte; al-MuÅÅalib pflegte die Verbindung zu den imjaren im Jemen. ñ Sollten mit den beiden in Sure 106 erw hnten
Anmerkungen
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Karawanen, derjenigen des Sommers und derjenigen des Winters, diejenige Höims in den Norden und diejenige al-MuÅÅalibs zu den imjaren gemeint sein, dann h tte Mohammed gleichwohl den Handel nach thiopien und nach Iran verschwiegen, der in den H nden von Abd äams und Naufal lag, deren Sippen dem Bund der ÑHerausragendenì (vgl. dazu im folgenden sowie /Z/ I 174) nicht beigetreten waren; dieser Bund war aber in den Augen Mohammeds ein besonderes Ruhmesblatt der daran Beteiligten. 159 Auch in Mekka ging w hrend der Pilgerriten der Handel weiter, selbst im unteren Teil der Ansiedlung, wo sich die Kaaba befand (AG2, II, 343, Zeile 12). Vgl. im brigen unten, /Z/ I 175. 160 Ibn al-Kalb: amhara, 472; mir b. arib war ein anerkannter Schiedsmann gewesen (ebd., 312). 161 MHB, 181ñ183; Kister: Mecca and Tamm, 146 f. Die Erw hnung der Gebetsrichtung (arab.: al-qibla) mu in diesem Zusammenhang kein Anachronismus sein; man pflegte vor der Kaaba stehend nach Norden ñ aö-äa m ñ gewandt zu beten. 162 Kister, op. cit., 157ñ160. 163 Ein Beispiel: NMQ, 142 f. Bezeichnenderweise zogen es die Quraiöiten schon in dieser in die vorislamische Zeit fallenden Aff re vor, sie mit dem Einziehen von Wergeld aus der Welt zu schaffen. Mohammeds dem gleichen Tenor verpflichtete Regelung der Blutrache (Sure 2, 178 f.) entspricht ganz den Interessen seines Stammes, dem die Wahrung der Sicherheit des Karawanenverkehrs wichtiger war, als an Schuldigen ihr M tchen zu k hlen. ñ Nebenbei sei ein Brauch erw hnt, der der Auflsung von Spannungen zwischen den quraiöitischen Klanen diente. Auerhalb Mekkas, an einem bestimmten Felsst ck, pflegten sich Mitglieder der Klane zu treffen und sich gegenseitig mit dem Lob der eigenen Sippe und dem Schm hen der anderen zu reizen; diese Treffen endeten mit K mpfen, die aber anscheinend keine ernsthaften Zerw rfnisse nach sich zogen. In islamischer Zeit wurden hieraus ritualisierte K mpfe zwischen den Anh ngern der Höimiten und der Omaijaden (AG2, IX, 174 f.). 164 Seine Mutter entstammte dem gemiedenen Klan der Asad b. Abd al-Uzz (WAM, 118, Zeile 15ñ18). Ibn aar: Tahb, II, 447 f., Nr. 775. 165 NMQ, 114; vgl. oben, 49. Die Ban Zubaid sind ein Verband der Mai (IKC, Register, 608). 166 Vgl. oben, 42. 167 Seine Genealogie bei Ibn al-Kalb, amhara, 82. Nach akm b. izm endete der letzte Fir-Krieg im Monat äauwl (NMQ, 186), nach as-Suhail schon im äabn (SRU, I, 156), der Schwurbund wurde nach beiden Quellen im l-Qada geschlossen. 168 MHB, 167; NMQ, 53 f.; vgl. SRU, I, 158. 169 Lane: Lexicon, 2412, s.v. f--l. 170 NMQ, 55. 171 Ebd., 189. 172 Vgl. oben, 43. 173 H ufig gebrauchter Ausdruck f r etwas sehr Kostbares; weitere Belege bei Wensinck: Concordance, s.v. umr an-na am. 174 IST, I/I, 82; NMQ, 188. Laut IGM, II, 308 und 311 war Mohammed bei diesem Eid zwanzig Jahre alt. /Z/ 175 MHB, 264. /Z/ 176 Vgl. dazu das n chste Teilkapitel. 177 IHS, I, 211 f. /Z/ 178 Das arabische Verbum w-l-d l t diese Auslegung ohne weiteres zu. Vgl. az-Zubair: Nasab, ab Seite 14, Zeile 3; s. ferner Kister: Mecca and Tamm, 132. 179 Kister, op. cit., 139. Vgl. vor allem Fabietti: Organization of the Ñumsì, 355, der den Bund als eine die bloe Verwandtschaft bersteigende, in einem Kult wurzelnde Gesellung beschreibt, sowie auch Dostal: Mecca before the Time of the Prophet, 225ñ227, der den Bund in einen breiteren Zusammenhang mit den Schwurgemeinschaften stellt. /Z/ 180 Milch von Ziegen oder Schafen wird, nachdem man die Butter entzogen hat, durch Kochen eingedickt; die so gewonnene Masse l t man an der Sonne trocknen, bis sie steinhart wird (Lane: Lexicon, s.v. -q-Å). 181 IHS, I, 214. 182 MHB, 179 f.; WAM, 122ñ124. 183 IHS, I, 214 f. /Z/
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Anmerkungen
Kister: Mecca and Tamm, 132. MHB, 180 f. Der irm mute als Gegenleistung der jeweiligen quraiöitischen Sippe das Fleisch seines Opfertieres berlassen (BAA, X, 171 f.). 186 Es sei daran erinnert, da die Errichtung fester Wohnh user an der Kaaba eine mibilligte Neuerung war; manche Araber schm hten Quaij hierf r, wie wir hrten. Wenigstens w hrend der Tage der durch die labbaika-Rufe (vgl. dazu unten, 161) beschworenen besonderen N he des Ñhchsten Herrnì wurde auf diese Weise der Besitz eines Hauses vor ihm Ñverborgenì. 187 Sie bewahren damit den vorquraiöitischen Ritus der Anwesenheit vor der Gottheit in einem unbebauten heiligen Bezirk. Die Riten der ÑStrengenì darf man als eine Kompensation f r den Eingriff in die Vorrechte des Ñhchsten Herrnì deuten, den die Bebauung darstellt. 188 MHB, 181. Ihr Name lautet aÅ-Åuls. Sie nahmen ferner davon Abstand, neugeborene M dchen, wenn diese als unn tze Esser betrachtet wurden, im Sand zu verscharren (vgl. Sure 81, 8). In welchem inhaltlichen Zusammenhang mit den Pilgerriten diese hier mitgeteilte Einzelheit steht, bleibt unklar. 189 Ibn al-Kalb: amhara, 203. 190 Kister: Mecca and Tamm, 142-146. Laut BAA, V, 100 pilgerten die Äaiji und die aam grunds tzlich nicht nach Mekka. 191 Dieses umfat die am Lauf des Mondes ausgerichteten zwlf noch heute im islamischarabischen Mondkalender gebr uchlichen Namen. Dank den schon erw hnten Schaltmonaten konnte dieser Mondkalender immer wieder grob mit dem Sonnenjahr in bereinstimmung gebracht werden (vgl. hierzu ausf hrlich /Z/ I 62). 192 Da in Mekka keine Gromacht ihren Einflu geltend machte (vgl. unten, 74), zogen die Quraiöiten den Zehnten zu eigenem Vorteil ein, zumindest von H ndlern, die aus byzantinischem Gebiet kamen (WAM, 107). Zu den Handelsriten siehe im brigen /Z/ I 164. 193 Das Oasengebiet gegen ber von Bahrain, heute al-As genannt. 194 Abd al-Qais b. Af b. Dum b. adla b. Asab b. Raba b. Nizr, bedeutende Sippe des Verbandes der Raba (Ibn al-Kalb: amhara, 483 f.), in Bahrain sehr einflureich (IKC, Tafel 60, Register S. 430). 195 Ibn al-Kalb: amhara, 201. 196 IKC, Tafel 246; Register S. 382. In der Regel werden die Lamiden f r die S daraber reklamiert, doch werden sie auch f r die Nachkommenschaft des Maadd vereinnahmt (Rothstein: La miden, 42). 197 IKC, Tafel 216, Register S. 264. Dieser Ort wurde in den K mpfen gegen die ÑAbtr nnigenì auf Ab Bakrs Befehl verw stet; die Vornehmen wurden niedergemetzelt, ihre Nachkommen nach Medina verschleppt (JQ, s.v. Dab). Nach al-Af"n: Aswq al- arab, 264 f. ist Dab mit dem heutigen Dubai identisch. 198 kil al-murr. Laut Schmucker: Materia Medica, 464 ist al-murr genauer zu definieren als Ecballium elaterium RICH. 199 MHB, 263ñ268; vgl. die Liste in al-Af"n: Aswq al- arab, 226 f. 200 Die Quraiöiten betonten stets, da sie nie einen Vasallenstatus gehabt, sondern immer frei gewesen seien (Ullmann: Wrterbuch, s.v. laq); vgl. unten, 75. 201 MHB, 266; vgl. z.B. Sure 11. Zerstrung des letzten Marktortes: FSG, II, 283. 202 Nicht mit der gleichnamigen Stadt an der K ste des Roten Meeres zu verwechseln (JQ, s.v. Janbu ). 203 HAM, 117. Vgl. unten, 427. 204 IKR, arab. Text, 6 f. 205 Robin: Le judasme, 102ñ112, 125, 137. 206 MHB, 316; IKR, arab. Text, 8 f. Aus Ibn al-Kalbs Text geht hervor, da die Ban Huail und die uziten ein eigenes Mant-Heiligtum hatten, ber das nichts weiter vermeldet wird. ñ ber die Herkunft von l-Faqr ñ der Name knnte bedeuten: gl nzend wie die Faqr genannten Sterne im Orion ñ gibt es eine andere, weiter verbreitete Geschichte, die jedoch allzu aufdringlich das Heldentum Als w hrend der Schlacht von Badr betont, also an dem sp teren Bild Als modelliert, das ihn zum einzig legitimen Erben des Werkes des Propheten stilisieren mchte: Al entri w hrend der Schlacht das Schwert einem Feinde, schenkte es dem Propheten und erbte es nach dessen Tod (Lane: Lexicon, s.v. f-q-r; daselbst auch eine weitere Erkl rung des Namens). 185
Anmerkungen
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207 IKR, arab. Text, 10 f.; MHB, 315. Ibn al-Kalb berichtet von zwei weiteren Kaaba genannten Kultbauten und vom Versuch eines Mannes von den Ban uhaina, eine Kaaba als Konkurrenz f r die mekkanische zu bauen (IKR, arab. Text, 28). 208 Leider wird im Hedschas kaum arch ologische Forschung betrieben; die Gr nde hierf r sind religis-ideologischer Natur: Man bewahrt, um ja nicht auf die Einmaligkeit Mohammeds und den absoluten Bruch des Islams mit dem vorislamischen Arabertum den Schatten eines Zweifels fallen zu lassen, lieber die Unwissenheit. 209 IKR, arab. Text, 12 f.; Lecker: Ban Sulaym, 37ñ42. 210 IKR, arab. Text, 9; WAMM, I, 125. 211 WAMM, I, 126; und zwar der Ban l-ri b. Abd al-MuÅÅalib, so Lecker: Ban Sulaym, 128ñ130. 212 Vgl. oben, Anmerkung 16. Eine Untersuchung des berlieferten altarabischen und fr hislamischen Bestandes an Personennamen hat ergeben, da ÑIsmlì erst in nachislamischer Zeit und auch dann nur zgernd ñ und vorwiegend in der Nachkommenschaft Al b. ab Älibs ñ vergeben worden ist (Dagorn: La geste díIsmal, vgl. dort die Tabellen 50ñ99 und die anschlieende Interpretation des Befundes). ÑIbrhmì ist dagegen in vorislamischer Zeit vereinzelt als arabischer Personenname belegt (Shahd: Sixth Century, I/1, 122). /Z/ 213 IKR, arab. Text, 8ñ11, 18, 20. 214 Ebd., arab. Text, 12. 215 Ebd., 91; Smith: Religion of the Semites, 56; Fahd: Panthon. Nach J. Henninger: La religion bdouine, 139, kann man den altarabischen Glauben wie folgt beschreiben: Allah ist der Schpfer der Welt und ihr oberster ÑMeisterì, doch in der Kultpraxis r ckt er in den Hintergrund; diese gilt Astralgottheiten, die dem Verehrenden n herstehen. Hierzu vgl. unten, 118 f. Vgl. auch /Z/ II 276. 216 Vgl. Z I /32/. 217 MHB, 312 und 316. 218 IKC, Register, 381 f. 219 Kister: Labbayka, arab. Text, Nr. 3, 16, 26, 33, 37, 41. 220 Ebd., Nr. 43, 50, 52, 53, 55, 56. 221 IKR, arab. Text, 4; vielleicht stammt die Formulierung von Ibn Isq, vgl. Kister, op. cit., Zusatz zu Anm. 3. 222 D.h. den ausw rtigen irms. 223 Kister: Labbayka, arab. Text, Nr. 1, 11, 32, 45. 224 Zur mglichen Bedeutung dieses Ausdrucks vgl. unten (Kister: Labbayka, Zusatz zu Anm. 19: Die uziten beteten laut al-Fkih in der Heidenzeit den Hundsstern an; vgl. unten, 67 f., 72, 120 f.). Ferner heit es, kurz vor Eintritt der Nil berschwemmung erscheine der Hundsstern am Morgenhimmel: Es beginnt das alt gyptische Sothisjahr, das 365 Tage hat; der Hundstern ist eine Gottheit des Wachstums; Lane: Lexicon, s.v. ö- -r, Bedeutung des Sirius f r die Palmenwirtschaft. 225 As-Suhail, zitiert in FSG, I, 189. 226 Auch die Vokalisierung Ñal-Mu"ammisì ist berliefert, vgl. JQ, s.v.; IHS, I, 49: Dort war das Grab des Elefantenf hrers Ab Ri"l zu sehen, das man ñ wie die ÑSataneì bei Min ñ mit Steinen bewarf. 227 So NMQ, 77, Zeile 6. A.F.L. Beeston vermutet (EI, I, 102 f., s.v. Abraha), Abraha habe den wachsenden sasanidischen Einflu im Hedschas beschneiden wollen. 228 NMQ, 70ñ77; vgl. IHS, I, 54ñ56; TRM, I, 941 f. 229 Vgl. oben, 30. 230 TRM, I, 946. 231 Ryckmans: Líinstitution monarchique, 325, datiert das Eindringen der Perser in den Jemen ungef hr zwanzig Jahre zu fr h und zitiert hierf r Hitti: History of the Arabs, 66, wo man freilich f r das Jahr 575, in welchem die persische Invasion stattgefunden haben soll, keinen Quellenhinweis findet. Vgl. unten, 73 f. 232 TRM, I, 946; vgl. Bfaqh: Abraha...tubba an, 104. 233 TRM, I, 934 f.; Lecker: Ban Sulaym, 108 f. 234 TRM, I, 934; Ibn al-Ar: al-Kmil, I, 442. 235 TRM, I, 937ñ945. Vgl. Kister: The Campaign of ulubn, 363ñ365. 236 Vgl. zu ihm unten, Kapitel II, III, V. 237 Vokalisierung nach Ibn aar: Tahb, IV, 364, Funote 4. 238 Ab Nuaim: Dal il, 100ñ105; Ibn ab tim: Tafsr, X, 3464.
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Anmerkungen
Vgl. unten, 82 und 419. /Z/ Vgl. oben, 53. G. A. Lundin kommt in einer eingehenden Studie der Chronologie der Feldz ge Abrahas zu dem Ergebnis, da eine Unternehmung im Jahre 570 nicht mit den brigen, gesicherten Daten zu vereinbaren ist (Lundin: Junaja Aravija, 73-92). 241 IST, IV/I, 28. Er war ein Dichter. In der Schlacht bei Badr k mpfte er auf der Seite der Mekkaner; er ist in dieser Schlacht verschollen (IST, I/I, 77 und TRM, I, 1307 f.). 242 Zum Krieg von Dis vgl. Meyer: Der historische Gehalt, 50ñ55. Aksm b. a-ab alimjar heit der Enkel Abrahas in der berlieferung bei Ibn ab tim und Ab Nuaim (vgl. Anm. 238). 243 IHS, I, 61. Zur Sache vgl. oben, 54. 244 Vgl. Ibn al-Ar: al-Kmil, I, 568: Die Quraiöiten f hlten sich erleichtert, als Qais b. Zuhair, die Hauptfigur des Dis-Krieges, Mekka verlie, ohne da sie auf seine gegen die Kaaba gerichteten Herausforderungen hatten eingehen m ssen. 245 az-Zubair: Nasab, 402. Abdallh trat erst bei der Einnahme Mekkas durch Mohammed zum Islam ber; er wute dann auch den Propheten zu preisen (Ibn aar: al-Iba, II, 308, Nr. 4679). 246 IHS, I, 59. 247 Vgl. oben, 19. 248 NMQ, 232 f. Der aqafite äarq, Vater des al-Anas, der in Mekka zu den Kritikern Mohammeds gehrte und in dessen Familie die gegen die Anspr che Abd al-MuÅÅalibs kritische Fassung der Geschichte Abrahas berliefert wurde, hatte bereits vorher eine Eidgenossenschaft mit der Sippe al-ri b. Zuhra b. Kilb geschlossen (NMQ, 235), ein Umstand, der in der Aff re um Ab Bar, den Sohn des mekkanischen Unterh ndlers bei aludaibja, Suhail b. Amrs, von Bedeutung sein wird; damals lste sich der Bund zwischen den aqafiten und den Mohammed feindlich gesonnenen Quraiöiten auf und ermglichte Mohammed die Einnahme Mekkas (vgl. unten, 413 f.). Die Verbindung zwischen den aqafiten und den Ban Abd äams dokumentiert sich im engen Verh ltnis zwischen Urwa b. Masd und Ab Sufjn (vgl. al-Mu"ra b. äubas Beziehung zu Muwija, Ibn aar: alIba, II, 477, Nr. 5526), ferner darin, da Ab Sufjn ber den aqafiten !ailn b. Salama Handelsverbindungen zu den Sasaniden erhielt (ebd., III, 189 f, Nr. 6924; AG2, XIII, 206 f.). 249 Shahd: Peace Treaty, 192ñ197: Der Warenverkehr zwischen beiden Reichen sollte, so der Vertrag von 561, nur noch ber Daras/Nisibis abgewickelt werden, womit der Karawanenhandel durch Arabien erheblich an Bedeutung h tte einb en m ssen. Zum Schwurbund der Quraiöiten mit den aqafiten s. NMQ, 232 f. 250 Ibn Qutaiba: al-Ma rif, 662. Die Sitte, den M chtigen Naurz- und Mihrgn-Geschenke zu berreichen, hielt sich bis in die Regierungszeit Umars II. (reg. 717ñ720) (IST, V, 276). Auch in aÅ-Ä if machte sich sasanidischer Einflu bemerkbar (IST, V, 371). Abdallh b. udn von den Ban Taim b. Murra, in dessen Haus der Schwurbund der ÑHerausragendenì geschlossen wurde, pflegte gute Beziehungen nach aÅ-Ä if, und zwar zu dem anfischen Dichter Umaija b. ab -alt (AG2, VIII, 327) und verkehrte am Hof der Sasaniden; von dort brachte er einen Diener mit, der eine in Mekka unbekannte S speise zuzubereiten verstand. Abdallh bewirtete damit in Mekka freigebig die Bevlkerung, darunter auch Umaija (ebd., 329 f.). Abdallhs N he zum anfentum wird brigens durch seine Skepsis gegen ber dem Wein bekr ftigt (ebd., 332). 251 Vgl. Z I /33/. 252 Vgl. unten, 241. 253 TRM, II, 655. 254 AG2, IV, 302ñ307, hier 306; brigens hatte assn b. bit in dem genannten Gedicht die aqafiten als die Sklaven der tammitischen Ban Sad b. Zaid Mant geschm ht (AG2, IV, 308). 255 Vgl. oben, 43. 256 IHS, I, 152. 257 Vgl. im folgenden Teilkapitel. 258 Mit zwei Tintenf ssern versehen, pflegte er sich zu den Beduinen zu begeben und nicht eher heimzukehren, ehe er sie leergeschrieben hatte; mehr als achtzig Stammesdiwane sollen wir seinem Flei zu verdanken haben. Er stammte aus Kufa, siedelte aber nach Bagdad ber (al-aÅb: Ta r Badd, VI, 329ñ332, Nr. 3373). 259 Vgl. oben, 65. 240
Anmerkungen
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260 So die Vokalisierung nach Nldeke: Die ghassnidischen Frsten, 53; Amrs Regentschaft f llt in eine nicht n her bestimmbare Zeit zwischen 583 und 614. ÑIbn ab äamirì bezieht sich vermutlich auf den Ahnherrn des Hauses afna, Ab äamir abala (um 500). 261 Unter den Inhaftierten waren Sad b. al- b. Umaija und Ab i b b. Raba von den Ban mir b. Lu aij. Ab i b (vgl. az-Zubair: Nasab, 99) verstarb in der Gefangenschaft, Sad wurde ausgelst (NMQ, 156), woran Utba b. Raba b. Abd äams beteiligt gewesen sein soll. Da letzterer bei Badr auf der Seite der Mekkaner fiel (az-Zubair: Nasab, 152), wird man den ganzen Vorgang nicht weit in das 6. Jahrhundert zur ckverlegen d rfen; vielleicht ist ein Zeitpunkt um 600 zutreffend. Nach al-Wqid (BAA, IX, 464 f.) ging die Initiative zur Verhaftung der Quraiöiten vom Kaiser aus. 262 NMQ, 154ñ156. 263 ÑPatrikiosì ist ein von Kaiser Konstantin dem Groen geschaffener hoher Hofrang. Zu Umn b. al-uwairi als k nftigen ÑKnigì von Mekka vgl. Reallexikon zur byzantinischen Kunst, Bd. II, Stuttgart 1971, Spalte 966, s.v. Hauran. 264 az-Zubair: Nasab, 210. Vgl. oben, 59. 265 Ibn aar: Tahb, III, 312, Nr. 580. 266 Zitiert in FSG, II, 108 f. 267 TRM, I, 949. 268 Vgl. Nldeke: Perser und Araber, 220, Anmerkung 4. Das Geschlecht der Jazan ist seit dem 5. Jahrhundert belegt und war nach der Knigsfamilie das angesehenste unter den imjariten (IKC, Register, 70 f. und 237; Tafel 278). 269 TRM, 945ñ950. 270 Rothstein: La miden, 111. 271 TRM, I, 950, Zeile 12; Shahd: Sixth Century, I/1, 666. 272 So Nldeke: Perser und Araber, 220, Anmerkung 3. Zuletzt hat sich Shahd f r das fr he Datum ausgesprochen (Sixth Century, I/1, 364ñ372). Die beiden Textstellen aus der byzantinischen Historiographie, die er als St tzen seiner Datierung anf hrt, lassen sich allerdings nur mit erheblichen Eingriffen und selbst dann nur unter weitherziger Auslegung des Inhalts mit der persischen Invasion in Verbindung bringen. 273 TRM, I, 988. 274 W. Caskel scheint in der Regel Ibn Isq den Vorzug vor al-Kalb und dessen Sohn Hiöm zu geben, da ersterer auf lterem Material fue (IKC, Register, 69). Im Falle der Beendigung der thiopischen Invasion des Jemens bernimmt Caskel jedoch ohne weitere Errterung das Datum 570. 275 TRM, I, 957 f. Laut Hiöm b. al-Kalb war der Urenkel Wahrizí bereits vllig arabisiert, weshalb man ihn durch Bn ersetzt habe (TRM, I, 1039 f.). 276 Ibn azm: amhara, 392ñ395; IKC, Register, 267, Tafel 176. 277 ar-Rz: an , 94ñ96. Der Text der Vereinbarung ist berliefert; er folgt dem Muster, das wir bei dem Schwurbund zwischen Abd al-MuÅÅalib und den uziten kennengelernt haben (vgl oben, 46). Da die Araber solche Vereinbarungen mit ÑIn deinem Namen, o Allah!ì beginnen, die zoroastrischen Perser die Worte ÑIm Namen des Wohlt ters der Barmherzigkeit und Rechtleitungì verwenden, vereinigte man in dem Dokument beide Formulierungen. Hat hier das islamische ÑIm Namen Allahs, des Barmherzigen, des Allerbarmersì ein Vorbild? ñ Die Hamdn suchten, nachdem sie, durch die Perser unterst tzt, den thiopischen Rebellen (Abraha) hatten widerstehen knnen, bezeichnenderweise bei Mohammed R ckendeckung, nachdem dieser zu einem berregionalen Herrscher aufgestiegen war (IST, VI, 17 f.). 278 TRM, I, 984ñ987. 279 Diese drei werden als die Groen der Quraiöiten jener Tage bezeichnet (BAA, X, 174). 280 BAA, I, 135 und II, 288. 281 BAA, I, 92, 116, wo vermerkt wird, da auch Mohammed diese Sitte befolgte. Ferner FSG, II, 86. 282 Milu-hum. Michael ist der Besch tzer der christlichen Heere. 283 Der Terminus ist keine Erfindung Mohammeds, sondern war bereits Zaid b. Amr b. Nufail bekannt, vgl. unten, 162. 284 IST, I, 56. /Z/ 285 BAA, I, 86 f. 286 IHS, I, 162ñ184. Zum Todesdatum Abd al-MuÅÅalibs vgl. oben, Anmerkung 135.
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Anmerkungen
287 Es wird berliefert, da Mohammed der Ansicht gewesen sei, in einer Schlange verberge sich ein D mon, sei es einer, der den Islam angenommen hat, sei es ein ÑSatanì (WQ/Jones, 475). 288 WAM, 108; Åaijib im Sinne von rituell rein und unbedenklich. Im selben Sinn verwendet Mohammed das Wort im Koran (z.B. Sure 2, 57). 289 JB, 79 (nicht von Ibn Isq); WAM, 107 f. und 114. 290 Die am weitesten verbreitete berarbeitung des Ibn Isq, diejenige des Ibn Hiöm, kennt diese Episode nicht; sie ist aber nicht Ibn Hiöms Rotstift zum Opfer gefallen, der erkl rtermaen ÑDinge, ber die zu sprechen sch ndlich w re oder deren Erw hnung jemanden kr nken knnteì (IHS, I, 4), mit Schweigen bergeht. Vielmehr wird Mohammed hier, noch im Kindesalter, darauf aufmerksam gemacht, da er, wenn er beim Spielen mit anderen Knaben Steine tr gt, den Lendenschurz nicht zum Schutz des Nackens zweckentfremden darf; ein Anfall wird nicht angedeutet (IHS, I, 194; vgl. unten, 89 f.). Damit ist das Geschehen verharmlost worden. Denn wenn Mohammed schon vor seiner Prophetenschaft einen solchen Anfall erlitten haben sollte, dann w re dadurch zweierlei in ein Zwielicht ger ckt: 1. die Berufung im reifen Mannesalter; 2. die unauflsliche Verbindung zwischen solchen Vorg ngen und der bermittlung von Offenbarungen ñ woraus sich desweiteren Zweifel an der gttlichen Herkunft alles dessen ergeben, was Mohammed w hrend derartiger Zust nde uerte und was im Koran zusammengefat wurde. Wir sind hier zum ersten Mal auf den prek ren, f r den Islam jedoch lebenswichtigen Zusammenhang zwischen berichteten Ereignissen der Prophetenvita einerseits und der von ihm behaupteten Wahrheit seines religisen Gehalts gestoen, die auf die Anerkennung bestimmter berlieferter Ereignisse und auf der Leugnung anderer angewiesen ist. Im sp teren Ñkanonischenì ad wird die Begebenheit entsch rft: Al-Abbs r t dem Steine tragenden Mohammed, das Lendentuch ber die Schulter zu legen; da st rzt Mohammed zu Boden, die Augen in den Himmel gerichtet, und bittet al-Abbs, ihm den richtigen Sitz des Tuches zu zeigen ñ nichts von einer Audition, nichts von der Ble. Die Episode ist ihres ñ f r den ÑIslamì unerw nschten ñ Sinnes beraubt (BS, a, 43 = II, 179). 291 az-Zubair: Nasab, 299 f. 292 Ibn aar: Tahb, VI, 290, Nr. 566 nebst Randglosse. 293 JB, 108. Lebensalter Mohammeds beim Tod seines Grovaters: IST, I/I, 75, Zeile 13. 294 WAM, 104ñ118; BAA, I, 108ñ110; IHS, I, 204ñ211; zu den Hrnern: WAM, 114, 155 f. ÑVoller Eifer sind meine Feinde, kein bel gibt es, das sie nicht wider mich erd chten, beim Herrn Mekkas und des Kreuzes!ì dichtet der Christ Ad b. Zaid (AG2, II, 111) und erweckt den Eindruck, es knnte eine christliche Auslegung der mekkanischen Riten gegeben haben, mithin eine Verkn pfung, wie sie Abraha in Sanaa ins Werk zu setzen versucht h tte (vgl. oben, 69 f.). Der Sieg Abd al-MuÅÅalibs w re dann als ein Sieg der abrahamischen Auslegung Mekkas zu interpretieren, zugleich w ren die Beziehungen zu Byzanz, wie der ÑPatrikiosì Umn b. al-uwairi b. Asad b. Abd al-Uzz sie anstrebte (vgl. oben, 74 f.), untragbar geworden. Doch mu dies alles Spekulation bleiben. ñ brigens zirkulierte in den ersten Jahrzehnten nach Mohammeds Tod eine ihm zugeschriebene Aussage, derzufolge ein thiopier die Kaaba zerstren werde (WAM, 193); als Abdallh b. az-Zubair den durch ein Feuer zerstrten Bau niederreien lie, soll er mit dieser Arbeit thiopier beauftragt haben, hoffte er doch, einer von diesen sei der von Mohammed geweissagte Zerstrer der Kaaba, so da der Neubau nicht mehr unter jener Drohung stehe (ebd., 141). Zu Abdallh b. az-Zubairs Verbindungen nach thiopien vgl. unten, 674. 295 Der Prophet teilt den Menschen mit, da sie von Allah geschaffen wurden und vor ihm am J ngsten Tag Rechenschaft ablegen m ssen (vgl. Sure 7, 172). Sie knnen sich, nachdem unter ihnen der Prophet gewirkt hat, vor Allah nicht mehr auf die Unkenntnis dieses Sachverhalts berufen (Sure 4, 165; 6, 149). 296 JB, 120; hnlich al-Jaqb: Ta r , I, 254. 297 JB, 93. 298 TRM, II, 426 f., 537, 592; BAA, V, 369 f.; BAA/Jer, IV/II, 55 f.; mit vielen Einzelheiten WAM, 140ñ154. Al-Wqid hat den Bericht eines Augenzeugen ausfindig gemacht, in dem Unachtsamkeit als Brandursache best tigt wird (AG2, XVIII, 323 f.). 299 WAM, 143 f. 300 Vgl. hierzu unten, 499ñ506. 301 WAM, 146. In der Familie az-Zubairs ist dieses vermeintliche Prophetenwort im Zusammenhang mit dem Vorgehen Ibn az-Zubairs berliefert worden. In berliefererketten, in
Anmerkungen
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denen ein Zubairide fehlt, fehlt auch der Bezug auf die geschichtlichen Umst nde, unter denen diese S tze in Umlauf kamen (BS, a, 43 = II, 179 f.; weitere Belege vgl. Wensinck: Concordance, s.v. ada). 302 TRM, II, 850ñ854. 303 HT, 266. 304 TRM, II, 854.
Kapitel II: Ein heidnischer Prophet 1 Vgl. Imra (Hg.): Ras il, II, 116ñ120. Eine knappe systematische Untersuchung der berlieferungen zur Berufung Mohammeds stammt von T. Andrae (Die legenden von der berufung Muammeds). Er kommt zu dem Ergebnis, da die Annahme, Sure 96 sei die erste Offenbarung gewesen, nicht von Anfang an allgemeine Anerkennung gefunden habe (12 f.). 2 Die Wortwurzel w--j bedeutet, Ñjemandem auf versteckte Weise einen Hinweis gebenì; dies kann durch verschl sselte Rede, durch einen Wink, durch ein paar geschriebene Zeilen geschehen. Unter Bezugnahme auf Sure 6, Vers 112 (sp tmekkanisch) wird festgestellt, da auch Mohammed den eigentlichen Sprecher, n mlich Allah, niemals gesehen habe; die ÑEingebungenì verdankten sich entweder einer Inspirierung, einem Traum oder der Herabsendung eines Buches (al-Murta az-Zabd: T al- ars, XL, 196ñ172). Die islamische theologische Auslegung des Begriffs wirkt hier in die Semantik hinein. 3 Al-ri, ein Sohn des Hiöm b. al-Mu"ra aus dem Klan der Ban Mazm, focht bei Badr und bei Uud auf der Seite der heidnischen Mekkaner und trat erst bei Mohammeds Einzug in seine Heimatstadt zum Islam ber. In der Regierungszeit Umars ging er mit vielen anderen Mekkanern nach aö-äa m, was er nicht als eine Ver nderung seines Wohnsitzes, sondern als einen ÑUmzug zu Allahì verstanden wissen wollte (Ibn aar: al-Iba, I, 293, Nr. 1504) (vgl. unten, 677ñ680). 4 Urwa, ein Bruder des oben, 83 f. genannten Abdallh, ist der wohl j ngste Sohn azZubairs, des Neffen von Mohammeds erster Frau ada (Ibn aar: Tahb, VII, 180ñ185, Nr. 351); Urwa tat sich als Sammler von Nachrichten zur Prophetenvita hervor, die in vielen sp teren Quellen zitiert werden. Zum Umfang seiner Sammlung vgl. Goerke, 5 Im alten Arabien war die Vorstellung weit verbreitet, das gebundene Sprechen des Dichters erfolge unter Zwang, den eine fremde Gewalt ihm antue: Der Dichter ist Ñbesessenì, mu sich einem D mon f gen; bei seinen Mitmenschen erregt er Grauen. /Z/ 6 Text: naw ib al-aqq. Die Formulierung ist f r den fr hesten Islam ungewhnlich, da alaqq im Koran Ñdie Wahrheitì bedeutet (Allah ist die Wahrheit, z.B. Sure 18, 44; 22, 6 und 62; 24, 25; 31, 30), aber f r sich allein stehend, gleichsam als ÑEigennameì, noch nicht vorkommt. Es wird in grammatischer Beziehung auf Allah nur als Pr dikatsnomen oder als Attribut verwendet. Ob al-aqq zu den 99 Gottesnamen gehre, war in der islamischen Theologie umstritten, obwohl das Wort in den blichen Listen aufgef hrt ist (Gimaret: Noms divins, 138ñ142). ñ In der lteren Koranauslegung hrte man aus dem Anruf Ñder du dich eingeh llt hast!ì (Sure 73, 1 und Sure 74, 1) einen Tadel heraus: Mohammed versuchte, sich der ihm von Allah zugedachten Mission zu entziehen. Ein solches auch bei anderen Gestalten der Religionsgeschichte wahrnehmbares Widerstreben wollte man sp ter f r Mohammed nicht mehr gelten lassen. Man deutete die Anrede nun als einen Ausdruck des hohen Respekts, den Allah seinem Sprecher zollte, der in geziemender Kleidung sein Haus verlassen hatte (Rubin: The Shrouded Messenger; vgl. ferner Nagel: Allahs Liebling, 148). 7 Gemeint ist das Syrische. 8 Mohammeds Mutter mina bt. Wahb stammte in m tterlicher Linie von Umm abb, einer Tochter des Asad b. Abd al-Uzz ab (IHS, I, 165; az-Zubair: Nasab, 207, 251). Asad b. Abd al-Uzz war zugleich der Vater von uwailid und Grovater von Waraqa b. Naufal; wahrscheinlich spielen die Worte auf diese weitl ufige Verschw gerung an. 9 arab.: an-nms; ber diesen Begriff vgl. unten, Anmerkung 141. 10 Die sp tere islamische Theologie und Anthropologie werden diese Vorstellungen dahingehend ausbauen, da sie darlegen, wie sich im Herzen der offenkundige und der verborgene Seinsbereich der Schpfung begegnen und wie in dieser Begegnung die Erziehung der ichs chtigen Triebseele durch den ÑGeistì, der der gttlichen F gung angehrt (Sure 17, 85), zur Allah gehorsamen Ñzuversichtlichen Seeleì (Sure 89, 27) erfolgen und damit
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Anmerkungen
dem Verstand zum Triumph verholfen werden kann (vgl. Nagel: Im Offenkundigen, 396ñ 445). 11 BS, bad al-waj. 12 Wie sich zeigen wird, ist die Situation der krankhaften berw ltigung der Sinne des Propheten eine zu unsichere Ausgangslage f r den Beweis der Vollst ndigkeit und Unverf lschtheit der bermittlung der Worte Allahs, zumal man noch wute, da es vor der Berufung solche Zust nde bei Mohammed gegeben hatte. Vgl. unten, 109. 13 Nagel: Einschbe, 121. 14 Ibn aar: Tahb, II, 42 f., Nr. 67. 15 Zitiert in as-SujÅ: al-Itqn, I, 24. 16 MS, mn 255; ferner at-Tirmi: a, tafsr srat 74. 17 Besonders deutlich wird der Sinn dieser Konstruktion in der berarbeitung einer berlieferung durch az-Zuhr (TRM, I, 1155): Die Eingebungen unterblieben, nachdem als erstes St ck des Korans Sure 96, Vers 1 bis 5 offenbart worden war. Ob dieses Ausbleibens tief bek mmert, wollte Mohammed sich von einem hohen Felsen zu Tode st rzen; Gabriel mute ihn hiervon mehrfach abhalten und versicherte ihm, da er ein Prophet sei. Dann, eines Tages, schaute Mohammed den Engel auf einem Thron zwischen Himmel und Erde, eilte entsetzt heim und erhielt dort die Eingebung: ÑDer du dich eingeh llt hast! Steh auf und warne!...ì (Sure 74, 1ñ5). In diesem Bericht az-Zuhrs l t sich besonders klar die Funktion der Erhebung von Sure 96 zur ersten Offenbarung erkennen: Alles Rezitierte ist, weil es rezitiert wird, Offenbarung. Vgl. ferner as-SujÅ: al-Itqn, loc. cit. 18 Wie den bei as-SujÅ, a.a.O. zitierten Belegen zu entnehmen ist, verbreitete Ab Salama (gest. zwischen 712 und 722) ( ber ihn Ibn aar: Tahb, XII, 115ñ118, Nr. 537), ein Sohn des ber hmten Prophetengef hrten Abd ar-Ramn b. Auf, die Fassung, die man womglich als die von den Muhirn bevorzugte ansehen mu. Der Hintergrund knnte die unter den ersten drei Kalifen ins Werk gesetzte Kodifizierung des Korans sein sowie die schroffe Ablehnung der Verschriftlichung einer nichtkanonischen berlieferung, n mlich des sogenannten ad (vgl dazu unten, 530ñ535). 19 Ibn aar: Tahb, VII, 71, Nr. 148. 20 Nur ein Traum soll es gewesen sein, kein wirklicher Anfall! 21 IHS, I, 252 f.; vgl. as-SujÅ: al-Itqn, I, 23 f. Ubaid b. Umair besa ein eigenes Koranexemplar; er hat zudem den Gedanken vertreten, da Sure 87, Vers 1 ñ ÑPreise den Namen deines hchsten Herrn, der schafft!ì ñ die lteste Offenbarung darstelle (Sulaimn b. alAöa: al-Maif, 98 f.). Was die theologische Aussage dieses Verses betrifft, so ist Ubaids Ansicht nicht abwegig: Wir haben hier ltestes Gedankengut Mohammeds vor uns (vgl. unten, 117). U. Rubin hat zeigen knnen, da es in den Eingangsworten von Sure 96 in Anlehnung an eine hebr ische liturgische Redeweise darum geht, den ÑNamen deines Herrn anzurufenì, d.h. zu preisen, und zwar mit den Worten von Sure 96. Dieses Verst ndnis von Sure 96 wurde noch von dem Philologen Ab Ubaida (gest. 825) propagiert (Iqra , 216, 223). Sure 96, Vers 1 w re mithin analog zu Sure 87, Vers 1 zu verstehen. L ling hat Verse Umaija b. ab -alts ausfindig gemacht, die den Eingangsversen von Sure 96 zugrunde liegen d rften (Ur-Qur n, 77), so da eine anfische Vermittlung wahrscheinlich ist. 22 Ich folge weitgehend der von Nldeke aufgestellten Chronologie der Suren (Nldeke/Schwally: Geschichte des Qorns, 66ñ234), die ja stark von der islamischen berlieferung abh ngig ist. Vgl. auch /Z/ II 91. 23 Vgl. Speyer: Die biblischen Erz hlungen im Qoran, 103: ÑJeden Tropfen, den Gott ber das Geschlecht der S ndflut brachte, hatte er gl hend hei in der Hlle gemacht.ì 24 So heit es auch in Sure 53, Vers 23, der allein schon wegen seiner L nge als ein sp terer Einschub in Sure 53 zu erkennen ist; er f gt das in der sp tmekkanischen Sure 7, Vers 71 entwickelte Argument, die Gtzen seien nichts als von den Heiden selber erfundene Namen, in den fr hen Text ein. 25 Wir treffen hier erneut auf die schon in Kapitel I bemerkte Einstellung der heidnischen Mekkaner, zwar Allah als den hchsten Herrn anzuerkennen, sich im praktischen Leben aber lieber auf dessen Tchter zu verlassen (vgl. oben, 66 f.). 26 Nagel: Vom ÑQur nì zur ÑSchriftì, 153-165. Auf den naheliegenden Sinn von mustaqarr und mustauda machte mich Herr Andreas Herdt aufmerksam. 27 Hier ber unterrichtet ausf hrlich der erste Teil meiner Studie Allahs Liebling. 28 AG2, I, 12. 29 Vgl. Nagel: Abraham in Mekka.
Anmerkungen
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30 IST, I/I, 59 f.; BAA, I, 88 ñ hier gehrt die Frau zu den Ban uzaima b. Mudrika (azZubair: Nasab, 8). ber die Ausarbeitung des Motivs des auf Mohammeds Stirn gl nzenden Lichts in der fr hen islamischen Literatur vgl. U. Rubin: Pre-existence and light, 83ñ104. 31 Vgl. oben, 46 sowie ferner az-Zubair: Nasab, 261. 32 Vgl. oben, 42. 33 IHS, I, 164 f. In einer weiteren Fassung ist es Abdallhs eigene Frau, mit der er den Beischlaf begehrt. Sie h lt ihn hin, da sie sich von seinem verschmutzten Gewand abgestoen f hlt. Abdallh s ubert sich und geht spornstreichs zu mina, die anscheinend seine zweite Frau ist. Als er von mina zur ckkommt, ist Ñder weie Fleck zwischen seinen Augenì verschwunden (IHS, I, 166; vgl. IST, I/I, 59, Zeile 25ñ60, Zeile 5). 34 Es handelt sich um den Medinenser Abdallh b. afar az-Zuhr (gest. 786/7) (Ibn aar: Tahb, V, 171ñ173, Nr. 295). 35 az-Zubair: Nasab, 262: Uhaib. 36 Vgl. oben, 55. 37 arab.: al-malis, vgl. /Z/ I 164. Die Gleichzeitigkeit beider Ehen ist wahrscheinlich erfunden, denn nach anderen Quellen soll amza vier Jahre lter als Mohammed gewesen sein (IST, III/I, 4). 38 IST, I/I, 58; vgl. TRM, I, 1081. Hier best tigt sich die Behauptung der biobibliographischen berlieferung, derzufolge al-Wqid ein hervorragender Kenner der Prophetenvita war, jedoch die heidnische Zeit vernachl ssigte (al-aÅb: Ta r Badd, III, 5, Nr. 939; Ibn aar: Tahb, IX, 365, Nr. 604) /Z/ 39 Robertson Smith: Kinship and Marriage, 68 f. 40 Vgl. dazu unten, Kapitel IV, Unterkapitel 5. 41 BAA, I, 100. 42 Vgl. die Tabelle bei Nldeke: Sasaniden, Anhang B. 43 al-Marzq: al-Azmina wal-amkina, II, 268; IST, I/I, 26: Zwischen Jesu Geburt und der Geburt Mohammeds liegen 569 Jahre. Dagegen wute der gyptische Geschichtsschreiber al-Maqrz (gest. 1442), da die Verlegung des Geburtsjahrs Mohammeds in das ÑJahr des Elefantenì unzutreffend ist; er schreibt, Mohammed sei im Jahre 881 der seleukidischen ra geboren (al-Maqrz: Imt , I, 7). Auch war manchen klar, da die 63 Jahre, die Mohammeds Leben w hrte, in Sonnenjahren zu rechnen waren. Dementsprechend kam der Genealoge Da"fal zu der Behauptung, der Prophet sei 65 Jahre ñ n mlich Mondjahre ñ alt geworden (TRM, I, 1835). Der sinnstiftende Charakter der Verbindung der Geburt Mohammeds mit dem abgewehrten Angriff auf Mekka wird besonders eng durch al-alab (gest. 1635) hervorgehoben: Mohammed kam Ñam Tag des Elefantenì zur Welt (IU, I, 58). 44 Ibn ubair: Rila, 114 f. 45 Ibn allikn: Wafajt al-a jn, IV, 118. 46 In fr hislamischer Zeit war diese Verkn pfung des ÑJahrs des Elefantenì mit der Geburt Mohammeds noch nicht Allgemeingut (Conrad: Abraha and Muammad, 234 f.). Ein anderes Beispiel f r die Verkn pfung des Geburtsjahres eines ber hmten Mannes mit einem Ereignis, das im R ckblick auf ihn vorausdeutend ausgelegt wird: Timurs angebliches Geburtsjahr 736 h (Nagel: Timur der Eroberer, 175). 47 Vgl. hierzu unten, 119 f. F r Ibn al-Muqaffa stand fest, da Mohammed ein ÑMann aus der Tihamaì war (Guidi: La lotta, arabischer Text, 29). Noch der Autor einer 1877 geschriebenen Darstellung der Vorgeschichte der Geburt Mohammeds (vgl. hierzu Allahs Liebling, zweiter Teil, Kapitel IV/4) erw hnt, da Usfn als Geburtsort angenommen werde (alulwn: Maukib Rab , 218). 48 Vgl. hierzu oben, 43. 49 Zitiert in JQ, s.v. Radmn. 50 Zur von Ibn ubair beschriebenen Gedenkst tte vgl. Nagel: Allahs Liebling, zweiter Teil, Kapitel IV. 51 al-urn: al-Kmil f u af ar-ril, VII, 65; al-azar: an-Nihja f arb al-aar, IV, 16; al-Ain: Umdat al-qr, XVI, 97; as-SujÅ: Tanwr al-awlik, I, 263. F r den von Dermenghem: La vie de Mahomet, VII, genannten Namen ÑZobathì habe ich keinen Beleg gefunden. Zu Quam vgl auch unten, 181. 52 Vgl. oben, 58. 53 MHB, 130; Ibn aar: al-Iba, III, 508, Nr. 8498 und 379 f., Nr. 7793. 54 Vgl. dazu oben, Z I/239. 55 IHS, I, 168; JB, 45.
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Anmerkungen
56 Nldeke: Sasaniden, 168. Wahrscheinlich setzt diese Angabe voraus, da Mohammed im 40. Regierungsjahr Anuschirwans geboren wurde. 57 Vgl. oben, 44. 58 USM, I, 116; zu Ibn ab bit vgl. Kapitel I, Anmerkung 95. 59 TRM, I, 1082. 60 Ebd., I, 1083. 61 Genealogisch gehren die Ban Sad b. Bakr zu den Hawzin, einem groen Stammesverband, den man zu den Qais Ailn rechnet. Die Abstammungslinie lautet: Sad b. Bakr b. Hawzin b. Manr b. Ikrima b. Qais Ailn. Ein Sohn Sads, in der Genealogie acht Generationen vor almas Vater Ab u aib (dessen Genealogie: IHS, I, 169), war mit der Tochter des Quraiöiten al-ri b. Fihr verheiratet. Al-Abbs b. Abd al-MuÅÅalib hatte einen Schwurgenossen unter den Ban Sad b. Bakr, mit dem er sich verschw gerte (Ibn al-Kalb: amhara, 393 f.). Laut WQ/Jones, 913 verbrachte Mohammed die Jahre bei den Ban Sad b. Bakr im Wd s-Sirar, vier Meilen von Mekka entfernt. Auch Mohammeds Sohn Ibrhm wurde einer Amme gegeben (IST, I/I, 87 und 92). Es wird brigens auch erz hlt, da uwaiba, eine Magd von Mohammeds Onkel Ab Lahab, die erste Amme gewesen sei. uwaiba habe Ab Lahab die freudige Nachricht von der Geburt seines Neffen berbracht und sei zum Dank daf r freigelassen worden (Ibn Kar: Maulid rasl Allh, 21). Da Mohammeds Bindung an seinen Onkel Ab Lahab urspr nglich sehr eng gewesen war, geht auch aus der Tatsache hervor, da Mohammed zwei seiner Tchter mit Shnen Ab Lahabs verheiratete. 62 IST, I/I, 71, Zeile 17. Vgl. im brigen unten, 530 f. und /Z/ II 194. 63 IST, I/I, 70; IHS, I, 168ñ176. Zur Brustffnung vgl. auch Amad b. anbal: Musnad, II, 121, wo man auch nachlesen kann, man habe die Naht auf der Brust Mohammeds noch in seinem Mannesalter sehen knnen. Die Episode mit dem Verschwinden des Kindes ist vermutlich ein Widerschein der Geschichte vom zwlfj hrigen Jesus im Tempel. -ñ Birkelands Analyse der berlieferten Versionen der Legende von der Brustffnung f hrte zu dem erw hnten Ergebnis; die ltere Fassung verschwand nicht ganz aus dem Schrifttum, sie wurde aber ab dem 11. Jahrhundert vom sunnitischen Islam abgelehnt (The Legend of the Opening of Muhammedís Breast, 49, 53). 64 Vgl. unten, 549. 65 IST, I/I, 71, Zeile 19ñ22. 66 Umm Aiman war eine Sklavin minas; nach deren Tod gelangte sie in das Eigentum Mohammeds, der sie freilie, als er ada heiratete (Ibn aar: al-Iba, IV, 432, Nr. 1145). 67 IST, I/I, 73. 68 Ebd., 75 f. 69 MHB, 97 f.; IST, VIII, 32 und 108 f. 70 az-Zubair: Nasab, 39 f. 71 IHS, I, 191ñ194. Die Bar-Legende spielt in einer anderen Fassung erst in der Zeit, als Mohammed bereits in Diensten adas steht; zusammen mit deren Sklaven Maisara unternimmt er die Reise nach aö-äa m, und die Rolle Ab Älibs wird von diesem bernommen (IHS, I, 199); vgl. oben, 102. 72 Vgl. oben, 81und 95. 73 IHS, I, 194. 74 Ebd., I, 198ñ201; bei al-Wqid heit der Mnch Nestor (IST, I/I, 82). Zur Ausgestaltung der Barlegende in der christlich orientalischen Literatur vgl. Ger: The Legend of the Monk Bar. ber Mohammeds Reise nach uböa vgl. TRM, I, 1129, Zeile 5. Dort ist auch zu lesen, da uwailid selber seine Tochter mit Mohammed verehelichte, nachdem eine namentlich nicht genannte freigelassene Sklavin sich als Heiratsvermittlerin bet tigt hatte. /Z/ 75 IST, VIII, 8. 76 Ebd., VIII, 10; BAA, I, 107. 1 Uqija entspricht 40 Dirhem bzw. etwa 125 Gramm (Hinz: Islamische Mae und Gewichte, 35). 77 IST, I/I, 84 f. 78 az-Zubair: Nasab, 22, 230; Ibn aar: al-Iba, IV, 121, Nr. 692. 79 Der Beiname selbst wurde nicht von Mohammed erfunden; Abd al-Uzz hatte ihn wegen seiner Ñflammendenì Gesichtsfarbe erhalten (NMQ, 423). Mohammed nahm also nur eine polemische Umdeutung vor.
Anmerkungen 80
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az-Zubair: Nasab, 22. IST, I/I, 85. 82 akm b. izm war w hrend des Fir-Krieges 33 Jahre alt; er war zwei Jahre lter als seine Tante ada (BAA, IX, 454 f.). ñ Es d rfte der letzte jener Kriege gemeint sein; an ihm nahm auch Mohammed teil. Der letzte Fir-Krieg ist etwa f r das Jahr 590 anzusetzen. Mohammed war ungef hr 21 Jahre alt, seine k nftige Frau 31. ñ Daneben gibt es eine andere berlieferung, derzufolge sie bei der Eheschlieung mit Mohammed erst 28 Jahre alt gewesen ist (Kister: Sons of adja, 85). 83 Vgl. hierzu /Z/ II 38. 84 Suhail Zakkr legt dar, da Ibn Isq die erste Fassung seines Werkes in Medina anfertigte, wo er sich gegen Ende der Omaijadenzeit den Vorwurf der ÑFreigeistereiì (arab.: azzandaqa) und der Bef rwortung der eigenverantwortlichen Bestimmungsmacht (arab.: alqadar) des Menschen (vgl. Z II/38) zuzog, ausgepeitscht und verjagt wurde. Den ueren Anla hierf r gab Ibn Isqs Gewohnheit, in einem Winkel der Moschee von Medina in der N he der Frauen zu sitzen und diesen Unterhaltung zu bieten; damit erregte er den Zorn der bigotten omaijadischen Obrigkeit (JU, VI, 400 f.). Nach dem Untergang der Omaijaden im Jahre 749/750 begab sich Ibn Isq zum abbasidischen Kalifen al-Manr (reg. 754ñ775) und schrieb f r ihn eine zweite Fassung des Werkes. Als al-Manr 760 Bagdad gr ndete, gelangte Ibn Isq ebendorthin, begleitete den Kronprinzen al-Mahd auf einer Reise nach Chorasan und schuf f r ihn eine dritte Version. Jnus b. Bukair tradiert im wesentlichen die
lteste, medinensische Fassung (JB, Vorwort, 12 f.). 85 Das Zwischenglied bildet der Medinenser Abdallh b. ab Bakr al-Anr (Ibn aar: Tahb, V, 164, Nr. 281). 86 JB, 124. Vgl. Nagel: Allahs Liebling, 31. 87 Lane: Lexicon, 1140 s.v. r-q-j. 88 Vgl. unten, 112ñ114: Mohammed tritt an die ffentlichkeit. 89 Aus der Vorstellung, Mohammed habe selber festgelegt, ab wann er der Gesandte Allahs war, knnte sich der von den Schiiten gegen die Sunniten gerichtete Vorwurf entwickelt haben, sie, bzw. die Prophetengenossen, h tten einige den Schiiten g nstige Offenbarungen unterschlagen (vgl. hierzu Tisdall: Shiíah Additions to the Koran). Das Thema wurde jedoch erst um 1000 zwischen beiden Seiten heftig diskutiert, wovon Ibn al-Bqillns (gest. 1013) Darstellung der sunnitischen Position zeugt (Kitb al-intir, 176ñ190). 90 IST, I/I, 151 f. 91 In der bisherigen Forschung ber den Beginn der ÑEingebungenì hat man vor allem die Frage errtert, ob die Botschaft vom g tigen Schpfergott oder vom drohenden Strafgericht zuerst verk ndet worden sei. /Z/ 92 Analog dazu wird das heilstiftende Wirken Allahs als Fett und als Honig vorgestellt, die aus einer Wolke, dem Islam, auf die Menschen niederregnen (Nagel: Im Offenkundigen das Verborgene, 528). 93 ber diese vgl. T. Green: The City of the Moon. 94 BAA, X, 29, 287, 289ñ292. Die Neigungen einiger Quraiöiten zum Manich ismus bezeugt Ibn Qutaiba: Kitb al-ma rif, 621 (vgl. Tardieu: Líarrive des Manichens al-ra). Den Forschungsstand zur Frage des manich ischen Einflusses auf Mohammed res miert Simon; er nennt die beiden Religionen gemeinsamen Z ge (Universalit t des Geltungsanspruchs, Gipfel- und Endpunkt der Heilsgeschichte, Lehre von der Aufeinanderfolge der Gottesgesandten, Wichtigkeit des heiligen Buches), macht aber auch auf die Unterschiede (Mohammeds Beharren auf dem Eingottglauben und auf den Riten als Kern der Glaubenspraxis) aufmerksam. Es gibt sp rliche Hinweise auf eine Gegenwart des Manich ismus im vorislamischen Arabien. Je grer Mohammeds Anh ngerschar wurde, desto mehr sei sein Interesse an einer manich isch-asketischen Lebensweise geschwunden (Simon: Mn and Muammad, 126ñ133). Wir werden zeigen, wie dies mit der Hinwendung zum anfentum zusammenh ngt. ñ Die engen Verb ndeten der Quraiöiten, die Ban Tamm, standen unter dem Einflu des Zoroastrismus (arab.: al-masja) (Ibn azm: amhara, 491; Muhammads irm gehrte zu den Ban Tamm, vgl. oben, 58). Zum Ñbi ertumì Mohammeds vgl. auch K. Rudolph: Die Anf nge Mohammeds, 312. Die Etymologie des Namens hat Tardieu mit berzeugenden Argumenten dargelegt; der Name verweist auf ein im damaligen pal stinensischen Judentum gebr uchliches Wort, das die Ñstratiotikoiì, die Anbeter der himmlischen Heerscharen, bezeichnete und damit Gnostiker meinte (biens coraniques, 42; zur henotheistischen Auslegung des Sternenkults in Mohammeds m tterlicher Ver81
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Anmerkungen
wandtschaft vgl. unten, 120). Pal stinensische Gnostiker sind es nach Tardieu, die im Koran in einem Atemzug mit den ahl al-kitb erw hnt werden (Sure 2, 62; 5, 69; 22, 17) (biens coraniques, 27 f.), nicht harranische. Vgl. unten, 173 f. 95 BAA, V, 14. 96 IST, I/II, 147. Die weien Kleider werden auch bei der Begegnung Ab Sufjns mit Herakleios (vgl. unten, Kapitel V, Anmerkung 227) neben der Beschnittenheit als ein wesentliches Merkmal der von Mohammed gestifteten Religion hervorgehoben (Ibn aar: Fat albr, I, 42ñ45). 97 Text: taqwm. Paret bersetzt: Ñ...den Menschen mit den besten Anweisungen versehenì. Er stellt dahinter allerdings ein Fragezeichen. Ich vermute, da die ÑGeradheitì der Gestalt Adams mitgemeint ist. 98 aö-äahrastn: Milal, II, 95. Zum mglichen gnostischen bzw. manich ischen Ursprung der Selbstbezeichnung Mohammeds als des Gesandten Allahs vgl. K. Rudolph: Die Anf nge Mohammeds, 299. Es ist allerdings zu ber cksichtigen, da Mohammed sich nicht sofort nach der Berufung, sondern erst im Verlauf der mekkanischen Phase seines Auftretens so zu nennen beginnt (vgl. unten, 135, 138, 178). 99 In der relativen Chronologie der Suren folge ich der muslimischen berlieferung, die in knappster Form von as-SujÅ (gest. 1505) zusammengestellt wurde (al-Itqn, I, 25). Sie geht auf den basrischen Korangelehrten bir b. Zaid al-Azd (gest. um 715) zur ck und weicht im brigen nicht wesentlich von den Ergebnissen der europ ischen Forschung ab, wie sie von Theodor Nldeke und Richard Bell auf anderen Wegen erzielt wurden. Ich unterscheide mich von bir b. Zaid und von Nldeke und Bell jedoch mit Bezug auf die Suren 96 und 68, die von ihnen an den Anfang gesetzt werden ñ Sure 68 sicher wegen der Erw hnung des Schreibrohrs. Der Beginn der ÑEingebungenì f llt nicht, wie diese Reihung suggeriert, mit dem Beginn der Verschriftlichung und der Darbietung der ÑEingebungenì in der Form der Ñarabischen Lesungì (arab.: al-qur n al- arab) zusammen, was im Laufe dieses Kapitels deutlich werden wird. Laut bir b. Zaid gilt nach Sure 96 und 68 die folgende Reihung: 73, 74, 1, 111, 81, 87, 92, 89, 93, 94, 103, 100, 108, 102, 107, 109, 105, 113, 114, 112, 53. Sure 53 markiert einen Einschnitt in Mohammeds Prophetenkarriere; sie war, so der Merwer Richter al-usain b. Wqid (gest. 776) (Ibn aar: Tahb, II, 374 f., Nr. 643), die erste, die Mohammed in der ffentlichkeit verk ndete (al-Itqn, loc. cit.). Ein berblick ber die Ansichten der europ ischen Forschung zur Reihung der ltesten Suren findet sich bei Watt: Bellís Introduction, 110. /Z/ 100 Vgl. oben, 66 f. 101 AG2, III, 96, 104. 102 tim aÅ-Ä : Dwn, arabischer Text, 39. 103 ber ihn Nldeke: Sasaniden, 346 f. 104 Nagel: Der Koran, 151ñ153. 105 Vgl. oben, 56 f. 106 Vgl. oben, 113. 107 Der Eid ÑBeim Siebengestirn, wenn es sinkt!ì knnte auf die zur Vertreibung der unbefugt lauschenden D monen gegen diese geschleuderten Sternschnuppen anspielen (vgl. unten, 134 und 137). Zur Sache allgemein s. auch R. Bell: Muhammadís Visions. 108 Vgl. Dietrich: Dioskurides triumphans, II, 144 f. (Nr. 61). 109 Nagel: Die religionsgeschichtlichen Wurzeln des sogenannten Bilderverbots im Islam, 94 f. Da eine Ver nderung im Charakter der ÑEingebungenì durch den Weg an die ffentlichkeit bedingt war, scheint sich in der berlieferung widerzuspiegeln, Mohammed sei zun chst drei Jahre durch Israfil aufgesucht worden, bevor danach Gabriel sein Botenamt angetreten habe (IST, I/I, 127). Vgl. ferner unten, 178. Man rechnete freilich auch in sp terer Zeit damit, da Allah selber dem Propheten erschienen sei. So heit es in al-Brs (gest. 1295) Mantelgedicht (Vers 128) (vgl. Nagel: Allahs Liebling, zweiter Teil, Kapitel IV), Mohammed habe bei seiner Himmelsreise die niemandem sonst vergnnte Ann herung an Allah Ñbis auf zwei Bogenspannweitenì erreicht. Der Bezug auf die bekannte Koranstelle ergibt nur dann einen Sinn, wenn vorausgesetzt wird, da auch in ihr von einer Ann herung an Allah die Rede ist. 110 ÑEr richtete sich aufì, heit es von ihm in Vers 6; mit dem selben Verbum, arabisch: istaw ( al l- arö), wird sp ter zum Ausdruck gebracht, da der Eine sich nach Vollendung seines Schpfungswerkes sogleich auf seinem Thron zurechtsetzt, um es zu regieren (Sure 7, 54; 10, 3; 13, 2; 20, 5; 25, 59; 32, 4; 57, 4).
Anmerkungen
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111 Vgl. oben, 62. Laut J. Henninger: La religion bdouine prislamique, bleibt Allah als der hchste Herr und Schpfer der Welt in der altarabischen Religion stets im Hintergrund; astrale Gottheiten sind f r die Menschen wichtiger, weil sie in das Lebensschicksal eingreifen. Zu koranischen Anspielungen auf einen schon im vorislamischen Mekka verehrten ÑHochgottì vgl. Watt: ÑHigh Godì. 112 In der Aff re um die Ñsatanischen Verseì (vgl. unten, 122) wird diese Lieblingsidee der Mekkaner eine wichtige Rolle spielen. 113 Gemeint ist Sodom, vgl. Speyer: Die biblischen Erz hlungen im Qoran, 156. 114 Vgl. oben, 67. 115 Da dieser Stern in der Heidenzeit verehrt wurde, wei noch Far ad-Dn ar-Rz (Maft al-aib, XXIX, 21, zu Sure 53, 49): Man kannte zwei Hundssterne, den syrischen und den jemenischen; letzterer war derjenige, den man anbetete. Zur Sache vgl. auch Robin: Le judasme, 103ñ105: Die aus der hochreligisen berlieferung stammende Formel vom ÑHerrn der Himmelì ebnet den Weg zum Henotheismus. 116 az-Zubair: Nasab, 261 f. Vgl. oben, 67. Waz b. !lib ist demnach auf dem Weg zu einem astralen (vgl. oben, Anmerkung 111) Eingottglauben gewesen: der Hundsstern als das eine Gestirn, von dem alle anderen abh ngen. Ich verweise auf die Analogie zur Verehrung des Sol invictus, ber die Konstantin den Weg zum Christentum fand. 117 Die Ban Mai gehrten zu den St mmen, die zusammen mit dem Herrscher Nuws Jsuf (vgl. oben, 63) Feldz ge nach Nadschran und in die Tihama unternahmen (Robin: Le judasme, 129). Da sie ihren obersten Gott als den ÑHerrn des Hundssternsì anriefen, knnte bedeuten, da sie sich weiter als andere St mme einem monotheistischen Einflu geffnet hatten. 118 Vgl. oben, 69 f. sowie unten, 132: ÑHerr des Himmelsì als Beispiel f r hochreligise Durchdringung des Heidentums (vgl. oben, 63). 119 afwat (Hg.): amharat ras il al- arab, III, 219. Vgl. Nagel: Allahs Liebling, erster Teil, Kapitel II. 120 Belege bei Nldeke/Schwally: Geschichte des Qorns, I, 100 f. Zum ereignisgeschichtlichen Hintergrund vgl. unten, 212. 121 Nagel: Einschbe, 59. 122 Es sei an die bekannte Tatsache erinnert, da nach koranischem Sprachgebrauch Unglaube (arab.: al-kufr) mit Undank gegen Allah zusammenf llt: ÑÖwie wir zu euch einen Gesandten aus eurer Mitte schickten, der euch unsere Verse vortr gt, euch l utert, euch die Schrift und die Weisheit lehrt, Dinge, von denen ihr nichts wutet. Darum gedenket mein (d.h. Allahs), damit ich eurer gedenke! Danket mir und seid nicht undankbar/ungl ubig!ì (Sure 2, 151 f.). 123 Kratz: Ñ!ffne seinen Mund und seine Ohrenì ñ Wie Abraham Hebr isch lernte, 56 f. 124 Speyer: Die biblischen Erz hlungen im Qoran, 175. 125 Ebd., 166. 126 Reynolds/Tannenbaum: Jews and Godfearers, 78ñ89. 127 Theissen: Die Religion der ersten Christen, 291 f. Zur Gottesverehrung ohne Beschwernisse vgl. unten, 163, 166 und 179. 128 Theissen, op. cit., 375 f. 129 von Campenhausen: Griechische Kirchenv ter, 17. Die Textstelle aus Justinusí Apologie ist wrtlich zitiert bei A. von Harnack: Lehrbuch der Dogmengeschichte, I, 524. Diesem Werk entnehme ich im brigen die Zusammenfassung der Themen des fr hchristlichen apologetischen Schrifttums, auf das ich mich hier beziehe. 130 von Harnack, op. cit., I, 521. 131 Ebd., 524. 132 Ebd., 525. 133 Vgl. oben, 20 f. 134 Die Seraphim haben sechs Fl gel, vgl. LCI, s.v. Engel. 135 Siegert: Abrahams Gottesvision im hellenistischen Judentum, 76ñ82. 136 Die eigentliche Funktion des Verstandes wird es werden, die Unf higkeit zu eigener Erkenntnis zu begreifen und daher die bedingungslose Unterwerfung unter das zu gew hrleisten, was als Allahs Wort und Wille verk ndet wird (Nagel: Die Festung des Glaubens, 331ñ339). Nur der ichlos gewordene Mensch vermag als Allahs Stellvertreter dem Scheine nach in Allahs totales Bestimmen einzugreifen (ders.: Im Offenkundigen das Verborgene, 300 f.).
758 137
Anmerkungen
von Harnack: Dogmengeschichte, I, 531 (im Original ab Ñd.h.ì gesperrt). Ebd., 537. 139 Ebd., 539. 140 Ebd., 539. 141 IHS, I, 254; vgl. oben, 90. In der islamischen Theologie spielt der Begriff des nomos (arab.: an-nms) denn auch keine Rolle; nur im Zusammenhang mit dem eigenen Schauen des Sufis kommt er charakteristischerweise wieder in Gebrauch. Waraqa b. Naufal hat den Begriff aus dem Syrischen bernommen; dort steht er f r das hebr ische ÑToraì: In Gen 26, 5 meint er die gttlichen Gebote, die Abraham befolgte; in Gen 47, 26 bezeichnet er durch Josef verf gtes Recht; in 1 Sam 10, 25 die Satzungen, die Samuel dem Volk bekanntgibt (Brockelmann: Lexicon syriacum, 431). Waraqa b. Naufal bewegte sich im brigen ganz in den Lehren, die Mohammed verk ndete (vgl. das ihm zugeschriebene Gedicht in IGM, II, 373 f., das allerdings aus der Zeit nach dem ffentlichen Auftreten Mohammeds stammt). 142 Vgl. von Harnack, op. cit., I, 525. BS, anbij 21; vgl. SRU, I, 273. 143 IHS, I, 162. 144 Sofern nicht die Reimprosa verwendet wird; vgl. M. Ullmann: Untersuchungen zur Raazpoesie, 9. 145 Name vermutlich durch den Herausgeber entstellt (NMQ, 102, Anmerkung 5). 146 Den Geiern wird Langlebigkeit nachgesagt. 147 al-faÅr; ist gemeint: Beim Gestalten, das in der Natur vor sich geht? 148 NMQ, 102 f. 149 Ibn al-Kalb: amhara, 85. 150 az-Zubair: Nasab, 342. 151 Ebd., 99. 152 Ibn al-Kalb, loc. cit. 153 Text: al-arwa (?) as-sd. bersetzung nicht gesichert. 154 Vgl. oben, 63. 155 Text: m-f-s-. Der Emendationsvorschlag des Herausgebers ermglicht die folgende bersetzung: ÑDer Freie gleicht nicht dem Knecht, der elend ist wegen (des Mannes), derÖì 156 NMQ, 106 f. Eine weitere Episode des Zerw rfnisses zwischen den Ban Mazm und den Ban Abd Manf rankt sich um die Vorgeschichte der Geburt Muwija b. ab Sufjns. Dessen Mutter Hind bt. Utba b. Raba b. Abd äams war mit einem Mazmiten verehelicht, der sie zu Unrecht der Untreue bezichtigte. Die Vertreter beider Sippen trafen sich vor einem Wahrsager wieder, der zugunsten Hinds entschied. Sie lehnte eine Vershnung ab und wurde daraufhin ihrem Vetter zweiten Grades Ab Sufjn zur Frau gegeben, dem sie Muwija gebar (AG2, IX, 53 f.). 157 Vgl. oben, 132: n-ö-r im Zusammenhang mit Å-f-r. 158 Ein Beispiel bei ar-Rz: Maft al-aib, XXX, 233ñ236. 159 Nldeke/Schwally: Geschichte des Qorns, I, 120. 160 Nldeke/Schwally, loc. cit. 161 Ich wende diesen Begriff im Sinne der Ñalternierenden Persnlichkeitì auf Mohammed an, ohne mich zu einer n heren Analyse zu versteigen, zu der mir die Kompetenz fehlt. /Z/ 162 Eine kurze Zusammenfassung der von der muslimischen Exegese bisher vorgetragenen Deutungen der Schw re sowie der von der gyptischen Gelehrten Bint aö-äÅi entwickelten literaturwissenschaftlichen Interpretation findet man in dem Aufsatz von Lamya Kandil: Die Schwre in den mekkanischen Suren. Angeregt durch Hinweise von Angelika Neuwirth: Der Horizont der Offenbarung. Zur Relevanz der einleitenden Schwurserien fr die Suren der frhmekkanischen Zeit, gelangt die Verfasserin zu dem Ergebnis, der koranische Schwur habe unter funktionalen Gesichtspunkten keine Parallelen zu den Schw ren der Wahrsager, weil, wie schon Frau Neuwirth bemerkt (a.a.O., 31), die Schw re in einem deutlich erkennbaren Spannungsverh ltnis zu den darauffolgenden Aussagen der jeweiligen Sure st nden. Diese Behauptung l t sich meines Erachtens nur aufrechterhalten, wenn man ñ nach muslimischer Manier ñ die Einbindung Mohammeds in seine heidnische Umwelt mit dem Beginn der Eingebungen unvermittelt enden lassen will. Dem ist aber nicht so! Mohammed ficht vielmehr sein Monopol auf den Zugang zum Verborgenen mit dem gedanklichen R stzeug durch, das er in dem Milieu vorfindet, in dem er lebt, und das ihm selbstverst ndlich ist. 138
Anmerkungen 163
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Nagel: Einschbe, 137ñ144; vgl. im brigen unten, 195ñ199. Zu den Buchstaben am Beginn mancher Suren vgl. jetzt Ferchl: Die Deutung der Ñr tselhaften Buchstabenì des Korans. 165 Text: muslimn. Vgl. hier ber unten, 171ñ177. 166 Text: kitb ma lm. Hier ist vermutlich der Begriff kitb noch in der Bedeutung des Verzeichnisses der von Allah festgelegten zuk nftigen Ereignisse zu verstehen; in Vers 1 ist dagegen zweifelsfrei die ñ in schriftliche Form gebrachte ñ Offenbarung gemeint. 167 Sure 112, die rigide Formulierung des Eingottglaubens, gehrt mithin in den Kontext der sich verfestigenden Abgrenzung Mohammeds von seiner heidnisch-polytheistischen Umwelt. Vgl. dazu unten, 176, 178ñ180. 168 Ibn aar: al-Iba, I, 416, Nr. 2210. 169 Vgl. hierzu unten, 526, 536ñ540 und 555 f. 170 IHS, I, 367ñ370. 171 Nagel: Einschbe, 115ñ119. Vgl. den Hinweis auf die Parallele zu Mani bei K. Rudolph: Die Anf nge Moammeds, 299. 172 Es kommen die medinensischen Suren 2 und 3 hinzu. Vgl. hierzu auch /Z/ II 194. 173 Zur Datierung von Sure 3 vgl. Nldeke/Schwally: Geschichte des Qorns, I, 192. 174 Ebd., 114 f. Mein australischer Kollege A.H. Johns macht in einem unverffentlichten Aufsatz mit dem Titel Dramatic Dialogue and Human Experience in the Surah of Joseph darauf aufmerksam, da Mohammed bei seinem Einzug in Mekka die milde Behandlung seiner ehemaligen Feinde mit dem Hinweis auf Sure 12 rechtfertigte. Vgl. dazu unten, 420. Sure 13, von der nicht klar ist, ob sie in Mekka oder in Medina offenbart wurde, beginnt ebenfalls noch mit einem Hinweis auf das ÑBuchì: ÑAlif-lm-mm-r. Jenes sind die Verse des Buches...ì Schlielich ist Sure 29 ein weiteres Beispiel f r eine in Mekka offenbarte, aber erst in Medina mit einer Einleitung versehene Sure (vgl. Nagel: Einschbe, 66). 175 WQ/Jones, 855. 176 Ibn aar: al-Iba, III, 317, Nr. 4711. 177 IHS, IV, 51 f. 178 Ibn Abd al-akam: Kitb fut Mir, 110 f. und fter; al-Kind: Kitb al-umar , 11ñ14. 179 Es sind dies die Suren 51ñ53, 69, 75, 77, 79, 85, 86, 89, 90-93, 95, 100, 103. 180 Sure 54, 56, 81ñ84, 88, 101, 104, 111. 181 Sure 70ñ74, 80, 87, 94, 96, 102, 105ñ109, 112-114. 182 Sulaimn b. al-Aöa: al-Maif, 14ñ16. Vgl. hierzu unten, 530, 532. 183 Nagel: Einschbe, 126 f.; vgl. ferner unten, 179 f. 184 Nagel: Einschbe, 94. 185 IST, II/II, 3 f. 186 Nagel: Einschbe, 126. 187 Die Schaffung des Menschen aus einem Blutklumpen spielt auf das ununterbrochene Wirken Allahs an, nicht auf die Schpfung des Menschen Ñam Anfangì, die auch nach Mohammeds Vorstellung aus Lehm erfolgte (Sure 15, 26ñ33). 188 Nagel: Einschbe, 86 f. 189 Im Zusammenhang mit den eben besprochenen Versen der ÑHerausforderungì (arab.: at-taadd) entwickelt sich die Lehre von der Unnachahmbarkeit (arab.: al-i z) des Stils und Inhalts des Korans, in der man nach muslimischer Auffassung das ÑBeglaubigungswunderì Mohammeds zu sehen hat. /Z/ 190 Vgl. unten,336ñ351; ferner Nagel: Einschbe, 21ñ28, 32 f. 191 Text: muslim. Vgl dazu unten, 151. 192 Vgl. dazu Nagel: Mohammeds Haltung zu den anderen Religionen. 193 Sp ter ist ber die Frage gestritten worden, ob die Themenvariierung und die damit einhergehende h ufige Wiederholung ein und desselben Stoffs nicht einen Mangel der Rede Allahs»darstelle und den ÑWundercharakterì des Korans beeintr chtige (vgl. Nagel: Allahs Liebling, 98). 194 Text: fuilat (scil. jtu-h). /Z/ 195 Laut Philon von Alexandrien ist das Diesseits einem Staat vergleichbar, und jeder kann bereits aus dem Wort der Natur erkennen, was er zu tun und zu lassen hat. Der Name Josef wird von Philon als das ÑHinzuf genì durch Gott gedeutet, n mlich von Regeln und Gesetzen, nach denen die Menschen mit den Vorgaben der Natur umgehen und das Diesseits meistern. Dieses ÑHinzuf genì geschieht mittelbar, durch von Gott hierzu ausersehene Menschen, was zur Folge hat, da diese Regeln und Gesetze von Volk zu Volk unterschied164
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Anmerkungen
lich sind (Philo: De Josepho, §§ 28ñ34). Eine hinzugef gte»Vorschrift besagt, da die Juden keinen vor- und auerehelichen Beischlaf dulden, eine Beschr nkung, die legitime Nachkommen garantiert (ebd., § 42, vgl. hierzu auch unten, Kapitel IV, Unterkapitel 5). Deswegen widersetzt sich Josef den Verf hrungsk nsten der Ehefrau seines gyptischen Herrn; ein ethischer Gesichtspunkt tritt hinzu: Es w re verwerflich, den Wohlt ter zu hintergehen. Dank diesen Erw gungen widersteht Josef aus eigener Kraft der Versuchung, anders als im Koran, wo Allah eingreifen mu (Sure 12, 24) (vgl. zur sp teren islamischen Auslegung der Gestalt Josefs meinen Aufsatz: Jsuf, Zulaich und «die Seele, die zum Bsen treibt». Biblischer Stoff in islamischer Deutung, in: Eothen 1993ñ1996, 81ñ95). Auch an diesem Beispiel zeigt sich, wie das von Mohammed propagierte groz gige anfentum den Menschen von der eigenen Anstrengung um ein ethisches Verhalten freistellt, weil es ihm die Kraft dazu abspricht. 196 Ephraem: Due sermoni, 24ñ26, 58 f. 197 Romanos/Grosdidier, I, 266. 198 Nagel: Jsuf (wie Anmerkung 195), 84 f. 199 Romanos/Grosdidier, I, 276ñ278. 200 Ebd., 286ñ288. 201 Ebd., 214ñ218. 202 Zur Problematik des formalen Aufbaus der syrischen Hymnen und zur Frage, inwiefern Romanos ihn in seinen griechischen Adaptierungen ver nderte, vgl. Grosdidier: Romanos le Mlode, 16ñ24. Eine Studie ber die Abh ngigkeit des Korans von der christlichen Hymnenliteratur m te gerade diesen Gesichtspunkt der Form und, falls berhaupt mglich, der Melodie in den Mittelpunkt der Betrachtung r cken. Vorarbeiten hierzu hat A. Neuwirth in ihren Studien zur Komposition der mekkanischen Suren geleistet, allerdings ohne die christliche Hymnenliteratur als ein mgliches Vorbild zu erw hnen. Der Begriff Hymnus wurde zwar in der Forschung vereinzelt auf einige kurze Abschnitte des Korans angewendet, jedoch im Sinne einer sich ber wenige Verse erstreckenden uerung religiser Begeisterung (Neuwirth, op. cit., 184, 192 f., 316). 203 Grosdidier: Romanos le Mlode, 217. 204 Als Quelle jenes im Koran auffindbaren Stoffes hat man bisher stillschweigend das Alte Testament und das darauf beruhende j dische Schrifttum sowie das Neue Testament und die apokryphen Evangelien herangezogen und auf diese Weise grundlegende Einsichten in die Urspr nge der koranischen Erz hlungen gewonnen; die Arbeit von Speyer: Die biblischen Erz hlungen im Qoran (zuerst 1931), ist immer noch das Standardwerk auf diesem Gebiet. Die Untersuchungen von L ling und Luxenberg haben das Verdienst, nicht nach der fernsten, ltesten Quelle koranischer Texte zu fragen, sondern nach Ankn pfungspunkten in Mohammeds Umwelt Ausschau zu halten. Ihr Fehler liegt darin, da sie eine unmittelbare bertragung thiopischer bzw. syrischer Vorlagen ins Arabische annehmen; sie mchten aus dem arabischen Text diese Vorlagen rekonstruieren. Das kann aber hchstens bei kurzen Bruchst cken gelingen, da Mohammed den Stoff, wie wir bereits mehrfach zeigten und wie im Verlauf unserer Darstellung immer wieder deutlich werden wird, frei den eigenen Bed rfnissen anpate. /Z/ 205 Romanos beschreibt das Aufstellen der Waage, desgleichen das groe Hauptverzeichnis aller Taten (Sure 17, 71; vgl. Paret: Kommentar, 304). Es Handelt sich um einen weit verbreiteten Topos, der schon von Umaija b. ab -alt verwendet wird (Hirschberg: Jdische und christliche Lehren, 149 f.). 206 Die Schriftrollen werden gewogen, LCI, IV, 516. 207 Th. Wehofer: Apokalypse des Romanos, 42 f., 48. 208 LCI, IV, 514; vgl. B. Brenk: Die Anf nge der byzantinischen Weltgerichtsdarstellung, 109 f. 209 Da sich die Islamwissenschaft viel zu sehr von dem muslimischen Anspruch beeindrukken lie, der Koran sei ein ÑText ohne Kontextì (diese Formulierung bei M. Radscheit: The Iconography of the Qur n, 176), hat sie diese Dichtung meist voreilig als durch die mohammedsche Offenbarung beeinflut betrachtet und sich dadurch einen kultur-, geistesund literaturgeschichtlichen Zugang zur heiligen Schrift der Muslime versperrt. 210 Schulthe: Umajja ibn Abi alt/Fragmente, 56, Gedicht XLIX. 211 LCI, IV, 306 f. 212 Auch Umaija beh lt den Thron, der sich am Weltende herabsenkt, nat rlich nicht Christus vor, sondern dem Schpfer selber (Schulthe, op. cit., 54, Gedicht XLVI). /Z/
Anmerkungen 213
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Die Strophen der Hymnen knnen einen Refrain aufweisen, wie am Beispiel der beiden Josef gewidmeten Dichtungen Romanosí gezeigt; dergleichen findet sich im Koran in besonders deutlicher Form in Sure 26 und in Sure 55. Man darf daher mit Fug und Recht von einer Rezeption der christlichen Hymnen in der arabischen ÑLesungì sprechen. Die Einzelheiten dieser Rezeption harren noch der Erforschung. Vgl. im brigen /Z/ I 239. 214 Hoyland: Seeing Islam as Others Saw It, 160ñ167. 215 de Pr$mare: Les fondations, 38 f. 216 Ebd., 73ñ75. Ein weiterer Fall: unten, 574. 217 Text: justabu, d.h. (bei dem) man Erhrung findet. 218 IHS, I, 242ñ244. 219 Vgl. oben, 132. /Z/ 220 Watt: Muhammad at Mecca, 100 f.; vgl. im brigen unten, 221ñ223. 221 JB, 118. Vgl. hierzu Kister: ìA Bag of Meatì. 222 Im Text durch die Verwendung des Imperfekts aus dem im Perfekt gehaltenen Bericht herausgehoben. 223 Weitere, sp tere koranische Belege bei Paret: Kommentar, 144 (zu Sure 6, 71). 224 JB, 118; Version ohne Beteiligung Zaid b. rias: BAA, X, 468. 225 Ein Dirhem Silber, in der Regel ein Zwlftel der in den Quellen oft erw hnten Gewichtseinheit Uqija, entspricht ungef hr 3 Gramm. 226 IST, I/II, 179 f.; Ibn aar: al-Iba, I, 563, Nr. 2890. 227 IST, I/I, 142. 228 Belege bei Gilliot: Zur Herkunft der Gew hrsm nner des Propheten, 150ñ156. ñ Ibn Hiöm nahm selbstverst ndlich Ansto daran, da Mohammed von einem Menschen ber den Monotheismus belehrt worden sein sollte, weshalb bei ihm die berlieferung der Belehrung durch Zaid b. Amr fehlt. Der sp tere Mohammedglaube l t nicht zu, da der Prophet nicht schon von Geburt an Monotheist gewesen sein soll; man hilft sich ber die dem entgegenstehenden berlieferungen mit der Lehre von seinem unirdischen Wesenskern hinweg, der den Ungl ubigen nicht unvermittelt h tte enth llt werden d rfen, weil sie sonst gar nichts begriffen h tten. Vgl. hier zu Nagel: Allahs Liebling, 158ñ166. 229 Die Mannigfaltigkeit des Diesseits fordert gerade nicht die Vielgtterei, sondern, wie weiter unten im Gedicht ausgef hrt wird, wegen der Sinnhaftigkeit des Mannigfaltigen den Eingottglauben. 230 Variante: Ban !anm. 231 IHS, I, 241 f. 232 Vgl. Paret: Kommentar, 162, zu Sure 7, 64; mit Bezug auf Lot ebd., 166, zu Sure 7, 83. 233 Nagel: Einschbe, 129. 234 IHS, I, 246. 235 Vgl. oben, 67 f. 236 Text: tanazzuh-an wa-islm(-an). 237 Kister: Labbayka, 39 und 55, Nr. 43. 238 IHS, I, 246. 239 BAA, X, 469. 240 JB, 116. 241 IHS, I, 247; vgl. IST, I/I, 106 sowie IGM, II, 328ñ331. 242 AG2, III, 126 f.; Ibn aar: Tahb, III, 422, Nr. 773. 243 Vgl. oben, 123 f. 244 BAA, X, 468. 245 Zu diesen zehn Prophetengenossen vgl. unten, 190. 246 BAA, X, 467 f. 247 EI, s.v. al-anf. 248 Die schm ckende Bedeckung, durch die sie als Opfertiere kenntlich gemacht sind. 249 IST, IV/II, 94 f.; TMD, XXIV, 248ñ251. 250 Vgl. oben, 68 und 82 f. Vgl. ferner die Aussagen Ibn Isqs in JB 120 sowie JB 93. Vgl. ferner unten, 290 f. 251 Ibn aar: al-Iba, II, 464, Nr. 5453. 252 IHS, II, 9 f. 253 BAA, X, 253ñ258. 254 Dieser Vers wird heute in der Regel als ÑBelegì f r eine angeblich von Mohammed propagierte ÑReligionsfreiheitì angef hrt. Das ist eine Vorspiegelung falscher Tatsachen,
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Anmerkungen
wie die Kenntnisnahme des historischen Zusammenhanges ergibt, in den der Vers gehrt. Nichts lag Mohammed ferner, als den Menschen die Entscheidung ber ihren Glauben anheimzustellen; in den sp teren Kapiteln wird dies deutlich werden. 255 Vgl. unten, 281 f. 256 ber ihn und sein Werk vgl. T. Khalidi: Mu tazilite Historiography, 1ñ12. 257 al-Maqdis: al-Bad , II, 1 und 5. 258 Ebd., II, 7. 259 Schulthe: Umajja b. abi--alt, 83 f. 260 Vgl. oben, 134. 261 Nagel: Die religionsgeschichtlichen Wurzeln, 97. 262 LCI, III, 178 f. s.v. Majestas Christi (F. van der Meer). 263 Vgl. oben, 151 f. und /Z/ II 212. 264 IST, V, 376. 265 AG2, IV, 122. 266 Zur Herkunft der Erz hlmotive vgl. Speyer: Die biblischen Erz hlungen im Qorn, 134ñ 144; vgl. besonders H. Sch tzinger: Ursprung und Entwicklung der arabischen AbrahamNimrod-Legende, 104ñ106 (Abraham zertr mmert die Idole). 267 Vgl. Nagel: Abraham in Mekka, 136. 268 Es wird in diesem Zusammenhang die 3. Person Pl. femininum gebraucht, so da der Bezug auf die in den Ñsatanischen Versenì erw hnten weiblichen Gottheiten, an deren Kult den Mekkanern so viel lag, eindeutig ist. 269 Zu den sp teren Auslegungen dieser f r den islamischen Glauben grundlegenden Verse vgl. Nagel: ÑAbraham der Gottesfreundì. 270 Vgl. Sure 3, 65ñ67; vgl. ferner oben, 151. In der Leben-Mohammed-Forschung des ausgehenden 19. Jahrhunderts zeigte man sich davon berzeugt, da wesentliche Elemente der Verk ndigung Mohammeds erst im Zuge der Auseinandersetzung mit den Juden in Medina formuliert worden seien, so auch die Aussagen ber die Gestalt Abrahams als des Vorl ufers Mohammeds. E. Beck wies dagegen nach, da Abraham durch Mohammed schon in Mekka mit der Kaaba in Verbindung gebracht wurde (Die Gestalt des Abraham, 93 f.). Die berlieferungen zum anfentum wurden allerdings von Beck noch nicht ernstgenommen, so da er Sure 2, Vers 135 (ÑDie Schriftbesitzer sagen: ÇSeid Juden oder Christen!...ëì) allein aus der Abwehrhaltung der Schriftbesitzer gegen Mohammed erkl rt (ebd., 89), ohne an die ltere, anfische Distanzierung von Judentum und Christentum zu denken. 271 Vgl. dazu unten, 423ñ430, 452ñ463, 526ñ528. 272 aö-äahrastn: al-Milal, II, 95-98. K. Rudolph: Die Anf nge Mohammeds, 313, f hrt etliche Termini auf, f r die man gnostischen oder manich ischen Ursprung postuliert hat. Sie beziehen sich auf das Erschlieen eines verborgenen Wissens, das man, auf der Ñgeraden Straeì wandelnd, f r die eigene Erlsung nutzbar macht. 273 BAA, X, 28 f. 274 Ebd., 287ñ290. 275 Wellhausen: Heidentum, 237 f. 276 Vgl. oben, 111ñ113. Eine genaue Darstellung des verschlungenen Weges, den die Forschung bis jetzt zur ckgelegt hat, um die im Koran erw hnten Sabier zu identifizieren, findet man bei T. M. Green: The City of the Moon God, 100ñ123. 277 Vgl. oben, 114 f. 278 In den meisten gnostischen Systemen ist der jenseits der Welt wesende gute Gott letzten Endes unt tig. Von ihm geht die Entstehung der Welt zwar aus, ihr Beginn ist aber eher ein Migeschick als ein gezieltes Handeln des guten Gottes. Ist aber die Vermischung von Licht und Finsternis erst einmal erfolgt, dann bem chtigt sich der Demiurg dieses Gemisches und nimmt sein unheilvolles Tun auf (Jonas: Gnosis und sp tantiker Geist, z.B. I, 279 und 284ñ 320). 279 Vgl. etwa die Beispiele aus Afrika in Eliade: Geschichte der religisen Ideen, IV, 15ñ21. /Z/. 280 Mohammed rechnete schon in Mekka mit Krieg: BAA, XIII, 333. 281 Die Geistwesen benutzen den Menschen gleichsam als Halt bei ihrem Sturz und als Ausgangsstufe f r ihren Wiederaufstieg (Jonas: Gnosis, II, 194 f.); die Menschen haben Anteil an dem kosmischen ÑErlsungsdramaì; die gewhnlichen unter ihnen haben die Pflicht, den electi ihr Ñweltabgewandtes Heiligendaseinì zu ermglichen, bis auch sie nach
Anmerkungen
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langem Umherirren in dieser Welt an den ÑVereinigungsort der Wahrhaftigenì gelangen (ebd., I, 315). 282 Vgl. unten, 240ñ242. Laut W. A. Bijlefeld: A prophet and more than a prophet, 24, der die Verteilung der Begriffe ar-rasl und an-nab im Koran untersucht hat, f llt der Gebrauch von an-nab mit einer st rkeren Betonung der Herkunft Mohammeds von Abraham und Ismael zusammen, was mit der beschriebenen Rezeption des anfentums zu tun hat. Bijlefeld weist im brigen darauf hin, da der Begriff Prophet keineswegs die Gr ndergestalt einer Religion bezeichnen mu, sondern nur einen Verk nder nach der Art Johannes des T ufers, den Jesus in Matth. 11, 9 und 13 als einen solchen nennt (ebd., 27). Im fr hen Christentum war die Prophetie ohnehin als ein Sehertum bekannt, das nicht den Anspruch auf Schaffung eines neuen Glaubens erhob. 283 Vgl. unten, 291-297. Es f llt auf, da in der medinensischen Sure 4, Vers 163 Noah eine ber die brigen Propheten herausgehobene Position einnimmt: Zuerst hat Allah dem Noah, danach den brigen Gesandten, angefangen mit Abraham, Nachrichten eingegeben (vgl. oben, 88 f.); hnlich uert sich Mohammed in der ebenfalls medinensischen Sure 42, Vers 13 (vgl. ferner Sure 33, 7) (vgl. Speyer: Die biblischen Erz hlungen im Qoran, 114). In den mekkanischen Patriarchenlisten (vgl. Paret: Kommentar, 111) fehlt Noah; in den Straflegenden hat er nat rlich seinen Platz vor Abraham (Sure 37, 75ñ82). Es fragt sich, ob es in Medina Spuren noachidischen Gedankenguts gab, die Mohammed veranlat haben knnten, nunmehr Noah in den Vordergrund zu r cken. Unklar ist ferner, was es mit dem in der medinensischen berlieferung von der biblischen Tradition abweichenden Stammbaum Noahs (BAA, I, 7ñ9) auf sich hat. /Z/ 284 Die im heutigen Islam mit Klauen und Z hnen verteidigte Umdeutung der noch nicht mit einer heiligen Schrift Begnadeten in Schreibunkundige verdankt sich einzig dem Wunsch, Mohammed mge als ein Ñanalphabetischer Prophetì so unber hrt von jeder religisen berlieferung gewesen sein wie die Geschworenen eines US-amerikanischen Strafprozesses von dem Gerede ber ihren Fall. /Z/ 285 Vgl. oben, 144. 286 Der Ausdruck soll vermutlich bedeuten, da er alle seine Vorg nger beglaubigt. Als die Versuche, sein Charisma einigen der Nachfahren Al b. ab Älibs zuzusprechen, Ansto erregten, legte man das Wort so aus, als besage es, Mohammed sei der letzte aller Propheten vor dem Anbruch des Gerichts gewesen. 287 Ibn Abd al-Kf, fol. 34 a. 288 Nagel: Einschbe, 46 f. Zu Mohammeds K mpfen in Medina vgl. unten, 315ñ322 und 452ñ463. 289 Vgl. Paret: Kommentar, 476 (zu Sure 61, 6). Die Verbindung zwischen amad und dem in periklytos verlesenen parakl"tos ist mglicherweise, wie Paret meint, erst von Maracci im 17. Jahrhundert hergestellt worden. Noch Far ad-Dn ar-Rz f hrt in seinem Kommentar aus, Jesus habe an den genannten Stellen im Johannesevangelium den Parakleten (alfr.q.lÅ), den Heiligen Geist, verheien; da dieses Wort dem arabischen amad entspreche, behauptet ar-Rz nicht (Maft al-aib, XXIX, 272). In diesem Zusammenhang ist zu erw hnen, da sich Mani f r einen Apostel, einen Gesandten Jesu, hielt und das Wort parakl"tos in diesem Sinne verstand (Beck: Ephr ms Polemik, 20). Man knnte spekulieren, da sich Mohammeds Visionen auf solch einen Gesandten Jesu bezogen und da er dann w hrend der Rezipierung des anfentums, f r das Jesus nur ein Prophet sein konnte, zu der berzeugung gelangte, er selber sei der Gesandte des Einen. Diesen Einen stellte man sich wie den Weltenrichter Christus auf einem Thron sitzend vor ñ freilich nicht, um ber die Welt Gericht zu halten, sondern um sie in jedem Augenblick zu regieren. Sure 61 w re demnach eine Erinnerung an die Anf nge Mohammeds, nun freilich zur Untermauerung seines allumfassenden Herrschaftsanspruches verwendet. Zuletzt hat R. Simon (Mn and Muammad, 130 f.) darauf hingewiesen, da eine f r Sure 33, Vers 40 berlieferte Textvariante unzweideutig die Vorstellungen Manis wiedergibt. 290 MHB, 130. Vgl. ferner oben, 100. 291 Vgl. hierzu unten, 322ñ324, 388ñ391, 520ñ525. 292 IST, I/II, 42. 293 GH, IV, 476. 294 BAA, XIII, 204ñ206; vgl. Ibn al-Kalb: amhara, 443 und 449. 295 Ibn al-Ar: al-Kmil, I, 376. Nach Ausweis der alts darabischen Inschriften mu man ab dem 4. Jahrhundert mit einem Eindringen allgemeiner religiser Vorstellungen j discher
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Anmerkungen
oder christlicher Herkunft rechnen, ohne da man, abgesehen von Nadschran, vor Nuws und der thiopischen Intervention eindeutige Bekenntnisse zu einer der beiden Religionen nachweisen knnte (Lundin: The Jewish Communities, 23 f.). Zeugen dieses unspezifischen hochreligisen Einflusses sind Gestalten wie lid b. Sinn und nicht zuletzt Mohammed. 296 BAA, XIII, 206. Die Erinnerung an lid b. Sinn lielt sich brigens z h; noch im 16. Jahrhundert glaubten einige Muslime im heutigen Algerien, sie h tten ihn ausgegraben (Landau-Tasseron: Unearthing a Pre-Islamic Arabian Prophet). 297 TRM, I, 1750. 298 Vgl. die Namensform in AG2, XIV, 41 =AG1, XV, 244, Zeile 2. 299 Landau-Tasseron: Asad, 8ñ10. 300 WQ/Jones, 470. 301 BAA, XI, 156ñ158. 302 AG2, XIV, 28, 31, 41 = AG1, XV, 220ñ244. 303 TRM, I, 3088; nach einer anderen berlieferung starb er bereits 642 in der Schlacht von Nihawend. Vgl. EI, s.v. Äulaia (X, 603 f., Landau-Tasseron). 304 Ibn al-Ar: al-Kmil, II, 336ñ342. 305 IST, I/II, 389 f. 306 Beide Fassungen in TRM, I, 1737ñ1739. Indem die Ban anfa Musailima gegen die Blicke der gewhnlichen Menschen abschirmen, bringen sie zum Ausdruck, da er in ihren Augen ein charismatischer, von Gott erw hlter Herrscher ist. Dieses Zeremoniell stammt aus Iran. ber den erheblichen Einflu der Sasaniden auf Ostarabien vgl. auch oben, 60ñ62, 78 und unten, 229 f., 259 f. 307 IST, I/II, 56; vgl. die Formulierung TRM, 1738 ult.ñ1739, Zeile 2. 308 ÑMohammed ist der Gesandte Allahs; nach ihm gibt es keinen Propheten mehr, der mit ihm einen Anteil h tteì, mit diesen Worten soll umma b. Ul von den Ban anfa seinen Stamm davor gewarnt haben, Musailima zu folgen (IST, V, 401). 309 Zur Bedeutung dieses Begriffes vgl. Speyer: Die biblischen Erz hlungen im Qoran, 422 f. 310 IST, I/II, 25, Zeile 27 bis 26, Zeile 6. Hiervon zu unterscheiden ist offensichtlich Mohammeds Brief an den ÑKnigì der Ban anfa al-Haua b. Al ( ber ihn vgl. oben, 78), der Mohammeds Ansinnen, er mge sich zum Islam bekehren, ebenfalls ablehnte und darauf hinwies, schlielich sei er der Dichter und Prediger seines Stammes und werde von allen Arabern respektiert; er schlug ebenfalls eine Aufteilung der Herrschaft vor. Mohammed soll ber diese Antwort emprt gewesen sein (IST, I/II, 18). 311 Vgl. oben, 67. 312 Vgl. hier ber unten, 282ñ285. 313 AG2, XVIII, 165ñ167. 314 IHS, II, 220. 315 ÑUnter den Schriftbesitzern gibt es einige, die dir ein qinÅrì ñ vgl. hierzu Hinz: Islamische Mae und Gewichte, 24ñ27 ñ Ñ(an Waren), die du ihnen anvertraust, wieder aush ndigen, und es gibt unter ihnen andere, die dir einen Dinar, den du ihnen anvertraust, nur wieder aush ndigen, solange du sie unter Druck setzen kannst. Sie sagen n mlich: ÇUnter den Heiden kann man nicht gegen uns vorgehen.ëì In den Ñnoachidischen Gebotenì ist eine solche Ungleichbehandlung der Nichtjuden vorgesehen, vgl. /Z/ II 283.
Kapitel III: Die Vertreibung 1
TRM, I, 1130. Gilliot: Exg#se, 34. 3 FSG, I, 272-274. 4 WAMM, II, 199 f. 5 FSG, I, 275. 6 In Wahrheit w hlte erst al-Ma mn (reg. 813ñ833) die gr ne Farbe zu derjenigen seiner sich in besonderer Weise auf den Propheten berufenden Herrschaft (Nagel: Rechtleitung und Kalifat, 425 und 427). 7 ber die Beitr ge dieser beiden Tradenten zur Prophetenvita vgl. Sezgin: GAS, I, 8 TRM, I, 1167. 9 IHS, I, 257 f. 2
Anmerkungen 10
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TRM, I, 1167 f. Die Höimja-Propaganda, die die Abbasiden geschickt f r ihre Belange nutzten, enthielt das gesamte schiitische Repertoire an Geschichtsklitterungen (vgl. Nagel: Untersuchungen zur Entstehung des abbasidischen Kalifats, 121ñ124), von denen sich die Dynastie seit alManr m hsam wieder trennte (ders.: Rechtleitung und Kalifat, 297ñ310). 12 IHS, I, 267; TRM, I, 1168. 13 HdI, 57 f., s.v. al-Ashara al-mubashshara (A.J. Wensinck). 14 IHS, I, 269, Zeile 6. 15 JB, 140, Zeile 5 f. 16 IHS, I, 269ñ280; JB, 143 f. (bei letzterem getrennt von der vorhergehenden berlieferung durch den Bericht ber die Islamannahme Ab arrs und einiger anderer Beduinen, die von sich aus Mohammed aufsuchen). 17 TRM, I, 1167, Zeile 5; AG2, VIII, 327 f. und 332. 18 IGM, II, 364 f.; WAMM, II, 266; IST, III/I, 173 f. 19 Nach einer anderen berlieferung (IST, I/I, 127) wurde Mohammed in jenen drei Jahren von Israfil bedient; indem dieser von Gabriel abgelst wurde, setzte demnach die Verk ndigung der f r das von Allah gestiftete Gemeinwesen grundlegenden Offenbarungen ein. Da der Kern des Korans die schariatische Gesetzgebung sei, steckt hinter dieser Vorstellung. 20 TRM, I, 1169 f.;IHS, I, 280ñ282. Die islamische Geschichts berlieferung unterscheidet, wie bereits angedeutet, die fr hesten Anh nger in solche, die zu Mohammed fanden, noch ehe er Ñdas Haus al-Arqams betratì, und in andere, die Muslime wurden, w hrend er in jenem Haus weilte (Caetani: Annali, I, § 263). Vermutlich lebte er dort vom vierten bis ins sechste Jahr seines Gottesgesandtentums, unter Umst nden gesch tzt auch durch al-Arqams Verbindung mit den uziten, denen dessen Mutter entstammte (Muranyi: Die ersten Muslime von Mekka, 32 f.) wie auch ein Vorfahre Mohammeds, mit dem man dessen Verk ndigung in Zusammenhang brachte, wie schon erw hnt wurde (vgl. oben, 120). 21 ÑVater der Unwissenheitì; Unwissenheit verstanden als das Gegenteil des von Allah stammenden, den Menschen erst eigentlich zivilisierenden Wissens. 22 IHS, I, 337 f. 23 Vgl. oben, 131 f. 24 Vgl. oben, 80. 25 BAA, X, 174. 26 Man lese die Ausf hrungen in az-Zubair: Nasab, 299ñ346. 27 Ebd., 301 und TMD, I, 43; WQ/Jones, 375, Zeile 1. 28 Vgl. oben, 52. 29 Vgl. oben, 69 f. 30 az-Zubair: Nasab, 318 f. 31 NMQ, 331 f. ÑIhr Shne Abd al-MuÅÅalibsì, soll Ab Sufjn zu al-Abbs bemerkt haben, Ñtragt in euch, wie die Quraiöiten nicht aufhren festzustellen, eine gl ckliche und eine unheilvolle Kraft, eine jede von allgemeiner Wirkung!ì Die unheilvolle zeige sich in Mohammed (AG2, VI, 350). 32 Vgl. oben, 54. Da Sure 26, Vers 214 f. auf die Nachfahren Abd Manfs zu beziehen ist, hrte Hiöm b. al-Kalb von seinem Vater (IST, I/I, 42, Zeile 10). 33 IHS, I, 284 f. 34 Ebd., I, 284ñ286; vgl. IST, I/I, 134. 35 So lautet sein Name u.a. bei Ibn al-Kalb: amhara, 51. 36 Vgl. AG2, IX, 49 (AG1, VIII, 48 f.) und XVIII, 122 (AG1, XVI, 158). 37 IHS, I, 158 f. 38 Ebd., I, 302. Die Vermutung Leckers (Studies on Early Islamic Medina, 38), der in seinen Quellen angegebene Stammbaum dieser Frau sei unvollst ndig, mu nicht zutreffen. Asad b. Abd al-Uzz hatte laut az-Zubair: Nasab, 206 mehrere namentlich nicht genannte Tchter, zu denen Ab Qaisí Frau Arnab gehren kann. 39 IHS, I, 287; AG2, XVI, 175 f.; az-Zubair: Nasab, 22 f. 40 Vgl. oben, 49 f. und 54 f. 41 IHS, I, 288 f. 42 Vgl. oben, 139. 43 az-Zubair: Nasab, 22. 44 NMQ, 83; vgl. oben, 45 f. 11
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Anmerkungen
NMQ, 44. Ebd., 84. 47 IST, III/I, 177, Zeile 12 f. Parets bersetzung Ñdie Unterdr cktenì ist ganz irref hrend, kommt aber ñ vermutlich unbewut ñ den heute bevorzugten Ñsozialkritischenì Erkl rungsmustern der islamischen Geschichte entgegen, die sp testens seit der iranischen Revolution zu einem Grundelement der um sich greifenden totalit ren Islamideologie schiitischer wie auch sunnitischer Observanz geworden sind. 48 IST, III/I, 161 f. 49 Ein muwallad ist eine Person, die keine arabische Abstammung aufweisen kann. W hrend im Osten der islamischen Welt der bertritt zum Islam ber die Stiftung einer Klientelschaft, d.h. auf dem Wege der Affiliierung an einen arabischen Stamm erfolgte, schlo der Betreffende in al-Andalus einen ÑVertragì mit der Gemeinschaft der arabisch-islamischen Eroberer. Hierdurch erlangte er den Rechtsstatus eines muwallad. Theoretisch war er nunmehr mit jenen gleichberechtigt, in der Lebenswirklichkeit wurde er jedoch oft als minderrangig angesehen (vgl. hierzu EI, s.v. Muwallad, VII, 807 f., P. Chelmata). 50 IHS, I, 339 f. Weitere Angaben zu den Folterungen IST, III/I, 165 f. 51 JB, 192. Der bse Mazmite Ab ahl soll die Frau gettet haben (IST, III/I, 166), ein Umstand, der einen erst recht mit Mitrauen gegen diese berlieferung erf llt. 52 IHS, I, 342; IST, III/I, 176ñ178. 53 IHS, I, 343; Ibn aar: al-Iba, I, 28, Nr. 73. 54 Ibn al-Kalb: amhara, 471. 55 IHS, II, 22ñ25. 56 Ebd., II, 58 f. 57 JB, 209. 58 IHS, I, 344. 59 Ebd., I, 353. 60 Watt: Mecca, 112. Asm bt. Umais, die Ehefrau afar b. ab Älibs, lie sich durch Mohammed angeblich zusichern, da ihr das Verdienst aus zwei ÑAuswanderungenì zustehe; die Medina-Auswanderer hatten ihr gesagt, da sie nicht in deren Kategorie gehre (IST, VIII, 206) ñ eine R ckspiegelung des unter Umar ausbrechenden Streites um den Rang im Dotationsdiwan in die Zeit Mohammeds. 61 JB, 213. 62 az-Zubair: Nasab, 337. 63 Ibn aar: al-Iba, II, 335, Nr. 4783. 64 IST, VIII, 60 f. 65 Ibn aar: Tahb, XII, 30ñ32, Nr. 141. 66 JB, 213; vgl. IHS, I, 349. 67 IST, I/I, 43. 68 HAM, 55, 103 f. 69 NMQ, 44. 70 IST, I/I, 52. 71 IHS, I, 346. 72 IST, IV/I, 22 f. 73 Ms b. Uqba, ein Sch ler az-Zuhrs, war in Medina t tig und sammelte vor allem Nachrichten ber die Feldz ge (arab.: Pl. al-maz) Mohammeds; in Zitaten bei sp teren Autoren ist ein Teil seiner berlieferungen erhalten (Sezgin: GAS, I, 286 f.). Ab Maöar Na b. Abd ar-Ramn as-Sind besch ftigte sich ebenfalls mit Mohammeds Feldz gen; Fragmente seines Werkes werden in aÅ-Äabars Universalgeschichte zitiert (GAS, I, 291 f.). 74 IST, IV/I, 78. 75 Es ist an diesem Fall deutlich zu erkennen, da die erst sp ter aufgekommene Auffassung, die Hedschra Mohammeds und im Anschlu an sein Vorbild eine Hedschra der prominenten fr hen Muslime sei das Schl sselereignis seiner und ihrer Vita, die Interpretation der Geschichte beherrscht; so soll denn auch das thiopische Exil eine ÑHedschraì gewesen sein. Zur Problematik der Hedschra vgl. Kapitel VI, sowie Kapitel VIII. 76 IHS, I, 345. 77 Vgl. oben, 166. 78 IHS, II, 9; JB, 178 f.; BAA, X, 257. 79 JB, 178. 80 Vgl. unten, 674. 46
Anmerkungen
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81 JB, 177 f.; vgl. ferner IST, I/I, 137 f. Der Vergleich der Gttinnen mit Kranichen ist nicht ungewhnlich, vgl. dazu Walter W. M ller: Adler und Geier als altarabische Gottheiten. 82 Offensichtlich hat Ibn Hiöm an dieser Stelle tief in den Text Ibn Isqs eingegriffen: 1. Da Ibn Hiöm erkl rtermaen Ereignisse nicht erw hnen will, sofern sie nicht unmittelbar mit Mohammed zu tun haben, f llt der Bericht ber die erste, eben nicht von Mohammed veranlate thiopienreise seinem Rotstift zum Opfer. 2. Ibn Hiöm will desweiteren alles verschweigen, was f r Mohammed peinlich sein knnte (IHS, I, 4); daher l t er die Aff re mit den Ñsatanischen Versenì weg. Infolgedessen kann es bei ihm nur eine Auswanderung nach thiopien geben. Was aber f ngt man unter diesen Voraussetzungen mit den Nachrichten von der baldigen R ckkehr der ersten thiopienfahrer an? Man mu sie mit den Nachrichten von der R ckkehr der 33 Exilanten vermischen (IHS, II, 2ñ8), die in Wahrheit erst den Entschlu zur Abreise aus thiopien faten, als die Auswanderung nach Medina in Gang gekommen und Mohammed dorthin vertrieben worden war. Auf dem Weg nach Medina wurden einige der R ckkehrer in Mekka festgehalten; insgesamt schlugen sich 24 von ihnen nach Medina zum Propheten durch und k mpften bei Badr im Jahre 624 in seinem Heer (IST, I/I, 139). Da Ibn Hiöm nicht unterschlagen kann, da die ersten thiopienfahrer zur ckkamen, und zwar nach Mekka, setzt er diese ersten elf M nner mit jenen 33 gleich und bringt die berlieferung vllig widersinnig mitten in den Berichten ber die Verfolgungen unter, denen sich Mohammed, seine Sippe und seine Anh nger nach dem Widerruf des Kompromisses tats chlich ausgesetzt sahen. 83 IHS, I, 363 f.; JB, 217. 84 IHS, I, 365. Die Formel. Jesus sei der Knecht Gottes, taucht sp ter in den Inschriften im Felsendom auf, vgl. unten, 723. Sie stammt, wie dargelegt, nat rlich nicht aus der Zeit des
thiopischen Exils; damals war der Diskussionsstand ein anderer, wie dargelegt wird. Auf jeden Fall gehrt die Formel in den Zusammenhang der muslimischen Zur ckweisung der christlichen Lehren, in dem sie auch im Felsendom verwendet wird, und kann nicht f r ein Ñnicht-trinitarischesì Christentum angef hrt werden. 85 Sein Vater al- b. W il z hlte unter die prominenten Mekkaner; obwohl Heide, hatte er dem im sechsten Jahr nach der Berufung Mohammeds zum Islam bergetretenen Umar b. al-aÅÅb Schutz (arab.: al-man a) gew hrt (az-Zubair: Nasab, 408 f.). 86 Er war ein Halbbruder Amr b. Hiöms (Ab ahls) (az-Zubair: Nasab, 302). 87 IHS, I, 357ñ362; JB, 213ñ216. In der oben, 210 erw hnten, von Ab Burda verb rgten berlieferung wird f lschlich der Ab Älib als Ersatzmann f r Mohammed angebotene Umra b. al-Wald als der zweite Gesandte neben Amr b. al- bezeichnet (so auch azZubair: Nasab, 322). Den Hintergrund dieses Irrtums bildet die Episode von der durch Amr b. al- und Umra b. al-Walds gemeinsam unternommenen Handelsreise nach thiopien. W hrend des Aufenthaltes am Hof soll sich der Schwerenter Umra an eine der Ehefrauen des Negus herangemacht haben. Amr, der auf der Schiffsreise beinahe einem Anschlag Umras zum Opfer gefallen w re, steckte die Aff re dem Herrscher. Dieser versammelte, nachdem er sich durch eine List von der Wahrheit der Beschuldigung berzeugt hatte, seine Zauberinnen, die Umra entkleideten und ihm in die Harnrhre bliesen. Von Stund an war er von Sinnen und lebte bis in die Regierungszeit Umars wie ein wildes Tier in thiopien. Dann zog der genannte Abdallh b. ab Raba aus, um seinen Verwandten zu suchen. Er fand ihn, doch indem er ihn ber hrte, traf Umra wegen des Zaubers der Tod (AG2, IX, 55ñ58, AG1, VIII, 52 f.). 88 Seine Mutter stammte von den Qais Ailn ab (NMQ, 45). 89 az-Zubair: Nasab, 197 f. 90 Ebd., 14. Ihr Name war tika bt. Murra b. Hill, vgl. die genealogische Tafel in: Lecker: The Ban Sulaym, 246. 91 Vgl. hierzu unten, 244. 92 Da Mohammed als ein Nachkomme Abd al-MuÅÅalibs, des ÑBesiegersì eines Feldherrn Abrahas, des von thiopien abgefallenen Kommandanten, die Sympathie des Negus genossen haben knnte, wurde schon angemerkt. 93 Paret: Kommentar, 388. 94 IST, VIII, 27; ferner az-Zubair, Nasab, 157 f. 95 IST, I/II, 169. 96 Ebd., III, 168. 97 Ebd., VIII, 67. 98 Ebd., IV/I, 153 und VIII, 68ñ71. Zur politischen Bedeutung dieses Harems vgl. /Z/ IV 199.
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Anmerkungen
Ebd., VIII, 68, Zeile 10 f. Vgl. die bei Ibn aar: al-Iba, IV, 306, Nr. 434 zusammengetragenen berlieferungen. 101 Isq b. Jasr soll noch Muwija (gest. 680) gesehen haben; er berlieferte unter anderem von al-asan b. Al, hatte also Beziehungen zu den Aliden (Ibn aar: Tahb, I, 257, Nr. 484). 102 Zur Vernichtung der Ban Quraia durch Mohammed vgl. Kapitel IV. 103 TRM, I, 2062ñ2064. 104 JB, 220. 105 Als Mohammeds Gesandte werden genannt: Amr b. Umaija a-%amr (IST, IV/I, 183; VIII, 70) oder lid b. Sad b. al- (IST, VIII, 70). Vgl. unten, 674. 106 Vgl. oben, 166 f. 107 Nach islamischer Auffassung ist es dringend geboten, der Einladung zu einem Gastmahl (arab.: al-walma) Folge zu leisten, zumal wenn es sich um ein Hochzeitsmahl handelt (Ab D d: Sunan, aÅ ima 1). Vgl. EI, s.v. Urs (X, 900 f., W. Heffening). 108 IST, VIII, 68 f. 109 Eine Muslimin darf nicht mit einem Mann verheiratet bleiben, der zu einer anderen Religion bergetreten ist. Der Text bietet im brigen ein schnes Beispiel f r die Zirkelhaftigkeit des Argumentierens der Schariagelehrten mit der Geschichts berlieferung: Die Gelehrten finden in dieser Ñhistorischì legitimiert genau das wieder, was sie zuvor hineingelegt haben, in diesem Falle z.B. die Erlaubnis, die Geschenke Andersgl ubiger anzunehmen. 110 Vgl. oben, 212. /Z/ 111 IHS, I, 332; JB, 199. 112 ber die Herkunft der Ban l-aram vgl. NMQ, 264 f. 113 IHS, II, 33. 114 Ebd., I, 32; JB, 218. 115 JB, 219. 116 Heiler: Die Ostkirchen, 215. Laut Johannes Chrysostomus verwandelt das Einsetzungswort Wein und Brot in das reale Blut und Fleisch Christi; Johannes von Damaskus lehrte, da Wein und Brot keine Abbilder seien, sondern der vergottete Leib des Herrn selber (RGG, I, 18 f.). 117 Die Frage, inwieweit das gttliche, ungeschaffene Sein im Koranvortrag bzw. mittels des Koranvortrages im geschaffenen Sein gegenw rtig wird, sollte die islamische Theologie ausgiebig besch ftigen. /Z/ 118 Nach koranischer Vorstellung, die f r die mittelmekkanische Periode bezeugt ist, liegen die Himmel in Schichten (arab.: aÅ-Åabaq, Pl. aÅ-Åibq) bereinander (Sure 67, 3 und 71, 15). 119 Tottoli: Sud al-Qur n, 376. 120 Ebd., 378ñ393. 121 az-Zubair: Nasab, 99. 122 SRU, II, 48, 51. 123 Die Fassung, in der die Episode berliefert ist, tr gt Z ge einer schiitischen Legende, in der die Rolle FÅimas herausgestrichen werden soll. Die Episode ist zitiert bei G. L ling: Wiederentdeckung, 295 f. Die Deutungen, die L ling aus dem Umstand herausliest, da man f r diesen Ulk die Haut eines Ftus verwendete, unterstellen den Mekkanern ohne jeglichen in den Quellen nachweisbaren Grund tiefgehende Kenntnisse in der Religionsgeschichte der Menschheit. 124 Vgl. dazu oben, 116 und 136. 125 IHS, I, 330 f. Da an dieser Stelle auerdem Sure 13, Vers 31 genannt wird, ist ein Anachronismus; dieser Vers entstand erst in Medina. 126 Nach Mohammeds Tod wird man beginnen, einen berirdischen Wesenskern im Propheten zu suchen. Sein menschliches ueres wird man als eine Verh llung dieses Kerns interpretieren, ohne die Mohammed den Menschen gegen ber gar nicht als bermittler einer gttlichen Botschaft h tte auftreten knnen (Nagel: Allahs Liebling, Teil II, Kapitel 1). 127 az-Zubair: Nasab, 255. 128 Vgl. oben, 41 f. 129 BAA, I, 158. Rustam ist in der iranischen Heldensage ein im Kampf gegen die T rken sehr t chtiger Feldherr, der mehreren aufeinanderfolgenden Herrschern diente, unter ihnen Biötsp. Dieser beauftragte seinen Sohn und Kronprinzen Isfandijr mit weiteren Kriegen gegen die T rken jenseits des Oxus; er errang gl nzende Siege, so da sein Vater f rchtete, 100
Anmerkungen
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der Sohn werde ihm die Herrschaft streitig machen. In einem durch den Vater eingef delten Krieg gegen den zu m chtigen Sohn wird dieser durch Rustam gettet (TRM, I, 681). 130 Nagel: Einschbe, 48 und 123ñ127. 131 IHS, I, 322. 132 Nldeke: Geschichte des Qorns, I, 141ñ143. 133 Da in den Versen zwischen der Geschichte von den Siebenschl fern und jener von Mose und seinem Burschen gegen den heidnischen Stolz auf Besitz und Shne und die auf die Dauer dieser weltlichen G ter setzende Vernunft polemisiert und die Hoffnung, sich im Gericht auf die F rsprache der Vermittlergottheiten verlassen zu d rfen, als vergeblich hingestellt wird, ist es am wahrscheinlichsten, da die einleitenden Verse, in denen es um das Christentum geht, nachtr glich hinzugef gt wurden. Heidentum und Christentum gleichen sich in ihrem Vertrauen auf mehrere bzw. eine Mittlergestalt, sobald man den Mastab von Mohammeds Eingottglauben anlegt, Vermittler von diesseitigem Wohlergehen f r die Heiden, Vermittler auch des Jenseitsheils f r die Christen. Vers 38, als ein medinensischer Einschub ausgewiesen ñ ÑIch geselle meinem Herrn keinen einzigen beiì, sagt in einem Zwiegespr ch ein Muslim einem besitzstolzen Heiden ñ, knnte eine Zuspitzung der Thematik der Beigesellung auf Christentum und Judentum sein (vgl. dazu unten, 436 f.). Die Formulierung begegnet jedoch auch im letzten Vers von Sure 18, der eine bei Vers 102 einsetzende eindeutig gegen die heidnischen Beigeseller gerichtete Passage abschliet. 134 W hrend der Christenverfolgung unter Kaiser Decius (reg. 249ñ251) sollen bei Ephesus einige Knaben in eine Hhle geflohen, dort entdeckt und eingemauert worden sein. Nach der Legende erwachten sie unter Theodosius II. (reg. 408ñ450) (LCI, VIII, 344ñ346, M. Lechner/C. Squarr). Zur islamischen berlieferung vgl. die ausf hrliche Studie von N. de Witt: Les Septs Dormants díEph#se en Islam et en Chrtient. 135 Zur Bedeutung und Herkunft des Namens vgl. Friedlaender: Chadhirlegende, 109ñ122; s. auch EI2, s.v. al-Khair (IV, 903ñ905, A.J. Wensinck). 136 In der islamischen Legendenliteratur ist man sich nicht einig, ob es sich wirklich um den Propheten Mose oder einen anderen Mann dieses Namens handele. 137 Vgl. hier ber Nagel: Alexander der Groe in der frhislamischen Volksliteratur. 138 Vgl. unten, 484 sowie Nagel: Einschbe, 49ñ53. 139 IST, I/I, 136 und 138. 140 Mohammeds Versuch, in aÅ-Ä if Fu zu fassen, f llt nach dieser Datierung in den äauwl des zehnten Jahres; danach folgt die ÑHimmelfahrtì im Ramadan, d.h. im elften Jahr, und zwar achtzehn Monate vor der Hedschra, die folglich f r das dreizehnte Jahr anzusetzen ist (IST, I/I, 142 f.). 141 IHS, I, 376. 142 Vgl. oben, 41 f.. 143 IHS, I, 368; vgl. ebd., 337. 144 Ebd., 375; vgl. TRM, I, 1198. 145 az-Zubair: Nasab, 231; az-Zubair b. Bakkr: amhara, 354. 146 az-Zubair: Nasab, 254 f. 147 WAMM, II, 110. 148 IST, II/I, 28. 149 Im Text steht hier unvermittelt die 3. Person Sg. m. 150 IST, I/I, 139 f. In Al b. Muammad al-Kinns Naör al-laÅ if finden sich Spuren einer von Mohammeds Geburt an z hlenden Chronologie: Im 46. Lebensjahr begann der Boykott; bis zum 50. blieb die diesbez gliche Vereinbarung in der Kaaba aufgeh ngt; in seinem 50. Lebensjahr starben ada und Ab Älib; gegen Ende desselben Lebensjahres versuchte Mohammed in aÅ-Ä if Fu zu fassen (äauwl des Jahres 10 nach seiner Berufung); im 51. Lebensjahr erhielt er Fremdenschutz durch MuÅim b. Ad (24 f.). Vgl. unten, Anmerkung 280 in diesem Kapitel. 151 BAA, I, 92 und 116. 152 Ebd., I, 86 f., Ñf nf Jahre vor dem Elefantenjahríì. 153 Ebd., I, 84 f.; NMQ, 115, hier irrt mlich: al-MuÅÅalib. Vgl. oben, 49ñ51. 154 Vgl. oben, 72 f. 155 Vgl. oben, 75 f. 156 IGM, II, 386 f. Die Niederlage der Byzantiner, auf die Sure 30 anspielt, hat sich Ende 614 im Gebiet von Bostra zugetragen (Gtz: Zum historischen Hintergrund von Sure 30, 1ñ5, 117).
770 157
Anmerkungen
Ebd., II, 387; TMD, I, 370ñ373. F r Fazlur Rahman markiert Sure 30, in der sich Mohammed entschieden f r das anfentum ausspricht (Vers 30ñ32 und 43), den Zeitpunkt der endg ltigen Abkehr vom alten Mekka (vgl. Sure 12, 37ñ40); der Bruch kann nicht mehr gekittet werden, und insofern solle man Sure 30 als eine Ank ndigung des gegen das alte Mekka gerichteten medinensischen Kampfes verstehen (Pre-Foundations of the Muslim Community in Mecca, 17). 158 TRM, I, 2557. 159 TMD, I, 374ñ378. 160 Vgl. unten, 375ñ377. 161 az-Zubair: Nasab, 16 und 432; zu Hiöms Genealogie ebd., 431, wo auch einige Verse zitiert werden, in denen Ab Älib ihm Dank abstattet f r die Bem hungen um die Aufhebung der chtung. Sure 28, Vers 3 ñ ÑPharao war berm tig im Lande und spaltete dessen Bevlkerung in Gruppen, wobei er eine Gruppe von ihnen f r schwach befand, die Shne abschlachtete und die Frauen am Leben lie...ì ñ knnte sich auf die chtung der Höimiten beziehen. Laut Speyer: Die biblischen Erz hlungen im Qoran, 263, l t sich f r diese Aussage keine Parallele in der j disch-christlichen berlieferung beibringen. 162 WQ/Jones, 123; Ibn al-Kalb: amhara, 72; Zamas Schwert war unter dem Namen ÑHundezungeì ber hmt, NMQ, 416. 163 az-Zubair: Nasab, 213 f. 164 IHS, II, 14ñ17. /Z/ 165 Ibn aar: al-Iba, II, 471, Nr. 5488; zur Genealogie vgl. az-Zubair: Nasab, 405. In BAA, I, 272 f. gehrt auch Utba b. Raba, ein Enkel des Abd äams, zu denen, die sich f r ein Ende der chtung einsetzen. Utba focht ebenfalls bei Badr gegen Mohammed (azZubair: Nasab, 152). 166 Vgl. oben, 162 f. 167 Vgl. oben, 220 f. 168 Vgl. oben, 167 f. 169 al-Maqdis: Kitb al-bad , IV, 35. (Vermischung von Davidmessias und Menschensohn im Vierten Buch Esra, vgl. Grzinger: Jdisches Denken, I, 196). 170 Die hier im Text Ibn Isqs (IHS, I, 386, Zeile 9) stehende Erl uterung zu Sure 43, Vers 57 ist philologisch unhaltbar. 171 IHS, I, 384ñ386. 172 IST, I/I, 141, Zeile 13; BAA, I, 273, wo auch Meinungen zusammengetragen sind, denen zufolge ein geringerer zeitlicher Abstand zwischen den beiden Todesf llen gewesen sein soll. IST, I/I, 142, Zeile 5 verlegt Mohammeds Reise nach aÅ-Ä if in das Ende des Monats äauwl; diese Datierung der Reise wird in einer anderen Quelle best tigt (BAA, I, 274). Falls diese Datierung zutrifft, m ten die Todesf lle einige Monate vorher erfolgt sein, denn die Reihenfolge ÑAuszug aus der Schlucht, Tod Ab Älibs, Versuch, in aÅ-Ä if Fu zu fassenì wird nicht in Frage gestellt. 173 IST, I/I, 141 f.; BAA, I, 273 f. Wenn das in BAA, I, 274, Zeile 3, berlieferte Datum richtig ist, verlie Mohammed unmittelbar nach dem Tod adas seine Heimatstadt. Nach IGM, III, 12, geschah dies erst nach dem Tod Ab Älibs; da als Datum der Reise nach aÅ-Ä if wie in BAA, I, 274, das Ende des Monats äauwl des zehnten Jahres seit seiner Berufung angegeben ist, m te ada bereits im Ramadan des genannten Jahres verstorben sein. 174 IHS, II, 60, Zeile 11. 175 Vgl. oben, 134 (IST, I/I, 107). 176 Vgl. oben, 193ñ198. 177 TRM, I, 1180 f. 178 BAA, I, 152. 179 Vgl. oben, 111 f.. 180 Muammad b. Kabs Vater, ein Angehriger des j dischen Stammes der Ban Quraia, berlebte das von Mohammed ver bte Massaker (vgl. unten, 369 f.), weil er damals so jung gewesen war, da ihm noch nicht der Bart spro (Ibn aar: Tahb, IX, 420ñ422, Nr. 689). 181 So die Vokalisierung nach Ibn al-Kalb: amhara, 386. 182 Die Ban uma gehrten dem Bund der ÑBlutleckerì an, der sich um die Ban Abd ad-Dr gebildet hatte (vgl. oben, 42). 183 Vgl. oben, 134 f. und Nagel: Allahs Liebling, 32ñ34. 184 az-Zubair: Nasab, 98. 185 Ibn al-Kalb: amhara, 385ñ392; TRM, I, 1535ñ1537 und 1687ñ1689.
Anmerkungen 186
771
az-Zubair: Nasab, 152. IHS, II, 60ñ63. Sure 72, die viel lter ist, wird in der Erz hlung f lschlich ebenfalls auf dieses Ereignis bezogen. 188 Vgl. oben, 171. 189 Vgl. oben, 202ñ204 190 Sie werden an folgenden Stellen genannt: Sure 7, Vers 75, 137 und 150; Sure 28, Vers 4 f.; Sure 34, Vers 31-33. In Sure 34 spielen die f r schwach Befundenen, wie bereits errtert, eine negative Rolle. 191 Die Beratschlagung der M chtigen ber die Beseitigung der l stigen Mahner ist ein h ufiges Motiv im Koran und d rfte Erfahrungen Mohammeds widerspiegeln. Der Totschlag, den Mose ver bt, wird im Midrasch erw hnt (Speyer: Die biblischen Erz hlungen im Qoran, 246ñ248). 192 Vgl. oben, 139 f. Die nun folgenden Verse 52 bis 55 sind ein Einschub aus medinensischer Zeit und werden hier nicht ber cksichtigt (vgl. Nagel: Einschbe, 64 f.). 193 Speyer: Die biblischen Erz hlungen im Qoran, 342ñ344. 194 Jemand anderen als Allah anzubeten, ist nur dann als die schwerste S nde, als Vielgtterei, zu werten, wenn dies aus eigenem Antrieb geschieht. Wie Abraham in Sure 6, Vers 81 feststellt, ist die Vielgtterei nur deswegen verwerflich, weil Allah keine diesbez gliche ÑVollmachtì erteilt hat. 195 Vgl. oben, 138. 196 Die Hinwendung zu Gott, der ÑIslamì, zeigt sich nicht zuletzt in der Entgegennahme des Lebensunterhalts (arab.: ar-rizq) so, wie Allah ihn bestimmt hat; diesen Unterhalt zu eigenen Gunsten zu vermehren, bedeutet die Abwendung von Allah (Nagel: Islam, §§ 57 f.). 197 Vgl. oben, 34ñ36. 198 Vgl. oben, Anmerkung 194. 199 Auch die amd haben in Sure 7, Vers 75 ihre ÑRatsversammlungì, die den f r schwach Befundenen gegen ber die Miachtung des Prophetentums lis kundtut. 200 Vgl. oben, 179. 201 WQ/Jones, 40 und 46; ar-Rau gehrt zum Bezirk al-Fur und liegt 41 Meilen von Medina entfernt an einem der Wege nach Mekka. 202 NMQ, 331 f. 203 Er starb an der Pest in Emmaus (Ibn aar: al-Iba, II, 94, Nr. 3573), die in das Jahr 17 h (begann am 23. Januar 638) datiert wird. Zu Suhail vgl. auch az-Zubair: Nasab, 417 f. 204 IHS, II, 20; TRM, I, 1203. 205 IST, I/I, 143. 206 Vgl. unten, 268 f. 207 Vgl. oben, 167. 208 IST, I/I, 143-145. ber die Bedeutung von aö-äa m im Zusammenhang mit Mohammeds Sendung vgl. auch unten, 679. 209 Paret: Kommentar, 302, mit Blick auf andere Visionen, auf die der Koran anspielt. 210 Vgl. oben, 156. 211 Seinen Vater nennt Ibn aar: Tahb, IX, 234 f., Nr. 371. 212 Auch die Vokalisierung al-iirrna ist bekannt. 213 FSG, I, 292. Vgl. Guilleaume: Where was al-Masyid al-aq? Dagegen mchte Paret die bei Mekka gelegenen rtlichkeiten bei der Deutung dieses Verses nicht ber cksichtigen (Paret: Die Ñferne Gebetsst tteì in Sure 17, 1), was aber nicht berzeugt. Er findet in diesen Versen eine Anspielung auf die zwei Zerstrungen Jerusalems durch Nebukadnezar und Titus, bersieht aber, da die zweite Zerstrung des in Sure 17 ja nicht genannten Jerusalem nur angedroht wird (Vers 6 f.). 214 WQ/Jones, 958 f. Vgl. hierzu M. Plessner: Muammedís clandestine Umra. 215 FSG, loc. cit. 216 Busse (Muammadís Night Journey, 1ñ4) errtert die bisher zu diesem Gegenstand ge uerten Ansichten und schl gt vor (35ñ37), in dem Begriff al-masid al-aq aus Sure 17, Vers 1 das blicherweise al-bait al-ma mr genannte himmlische Gegenst ck zur Kaaba zu sehen. Da Busse f r diesen Vorschlag keinen ausdr cklichen Quellenbeleg anf hren kann und auerdem den Kontext, in dem die ÑNachtreiseì steht ñ Mohammed als Reformer der Riten ñ, nicht beachtet, mchte ich die Mglichkeit, da Mohammed tats chlich zu einem anderen als dem blichen Zeitpunkt in der Nacht zum Ñfernsten Gebetsplatzì hinauszog und dadurch, wie im Falle der Gebetsriten, seine Befugnis zur nderung des 187
772
Anmerkungen
Kultes demonstrierte, nicht ausschlieen. Zur weiteren Erl uterung der Entwicklungsphase des Selbstverst ndnisses Mohammeds, in die die Nachtreise gehrt, vgl. unten, 646ñ650. 217 IST, IV/I, 158 f.; vgl. U. Rubin: Morning and Evening Prayers, passim und Nagel: Einschbe, 167. 218 Nagel: Das islamische Recht, 48. Da Mohammed in den letzten mekkanischen Jahren dem ÑIslamì entsprechende Riten stiftete, geht auch aus dem Bericht hervor, demzufolge er bei der Bestattung adas zum ersten Mal ein rituelles Gebet zu einem Leichenbeg ngnis durchf hren lie (IST; VIII, 11). /Z/ 219 Zu dieser Thematik vgl. Nagel: Einschbe, 128ñ144. In Sure 33, Vers 50, in sp tmedinensischer Zeit entstanden, gestattet sich Mohammed die Ehe mit seinen Cousinen der v terlichen und der m tterlichen Linie, sofern sie Ñmit dir ausgewandertì sind; hier geht es aber nicht um ein gemeinsames Erleben, sondern um den Rechtsstatus des ÑAuswanderersì. Erst in der Prophetenbiographie (arab.: as-sra) wird, wie U. Rubin (The Life of Muammad, 56 f.) mit Recht hervorhebt, aus der Vertreibung eine Hedschra. Im Koran (vgl. Sure 9, 40) nutze Mohammed die Anspielung auf die Hhle, in der er Ñzu zweitì die Gefahr abwartete, als eine Ñdidaktische gttliche Redeì; in der Prophetenbiographie werde der Weggang Mohammeds aus Mekka in ein wichtiges Ereignis der Gemeindegeschichte umgem nzt und mit vielen Einzelheiten angereichert. In den folgenden Kapiteln wird, so hoffe ich, deutlich werden, wie diese literaturgeschichtliche Diagnose durch die Ereignis- und Ideengeschichte des fr hesten Islams erst eigentlich einsichtig wird. 220 WQ/Jones, 865. Es gibt eine f r das Ansehen Medinas g nstigere Fassung, die man auf die Abschiedswallfahrt verlegt; Mohammed f gt hier hinzu, Allah habe ihn aus dem Land vertrieben, das er, der Prophet, am innigsten geliebt habe; nun mge Allah ihn in dem Land ansiedeln, das er, n mlich Allah, am innigsten liebe ñ und das sei eben Medina gewesen (TMD, XI, 492). 221 Vgl. oben, 25 f., 31 und 34. 222 IHS, I, 267ñ269. 223 Ibn al-Ar: al-Kmil, II, 449; auch ein viel sp teres Sterbedatum wird genannt (ebd., III, 502), das Jahr 55 h (begann am 6. Dezember 674), doch hat man den Mazmiten al-Arqam vielfach mit anderen Personen dieses Namens verwechselt (vgl. IAB, I, 108 f.). 224 IHS, I, 270; Genealogie bei az-Zubair: Nasab, 334. 225 U. Rubin: The Eye of the Beholder, 128ñ130; Einzelheiten der berlieferung bei M. Muranyi: Die ersten Muslime von Mekka ñ soziale Basis einer neuen Religion? 226 ib ilf al-ful, IAB, I, 108. 227 WAMM, II, 260. 228 IST, IV/II, 87; der Name des Gehfts hier irrt mlich Rbi, vgl. JQ, s.v. Rti. Die vorislamische da wa scheint etwas mit dem Wohnsitz der betreffenden Sippe zu tun zu haben (vgl. das Beispiel IST, III/II, 20). Wenn Mohammed im Haus des Arqam eine eigene da wa propagiert haben sollte (vgl. die Formulierungen IST, III/I, 164, 170, 173), dann h tte darin ein politisch folgenreicher Affront gegen die mekkanischen Klanf hrer gelegen. 229 IST, V, 7. 230 Vgl. oben, 205 f. 231 IST, IV/II, 95. 232 Zusammenfassung bei Ibn al-Ar: al-Kmil, I, 655ñ684. Vgl. /Z/ IV 68. 233 IST, III/II, 14 f.; IHS, II, 63ñ67. 234 Ibn al-Ar: al-Kmil, I, 681. Datierung: IGM, II, 385 f. 235 IST, I/I, 146 und III/II, 127 f.; Ibn aar: al-Iba, I, 34, Nr. 111. 236 IST, III/II, 22. 237 Ebd., IV/I, 177 f. 238 Ebd., IV/I, 164, Zeile 20ñ23. 239 IST, I/II, 2 und III/II, 53 und 139. 240 Ebd., I/I, 146 und III/II, 148. 241 Lecker: Medina, 5 und 126. 242 IST, I/I, 148 und 158. Vgl. unten, 274 f. 243 IST, III/I, 99 f.: az-Zubair: Nasab, 94. 244 IST, III/I, 98 f. 245 IHS, II, 112. 246 IST, III/I, 171. 247 Ebd., III/I, 281 f.; IHS, II, 114.
Anmerkungen 248
773
az-Zubair: Nasab, 19. IHS, II, 115; IST, VIII, 177. 250 IST, III/I, 163; Lecker: Medina, 84 f. 251 IST, III/I, 288. 252 Vgl. oben, 44. Vgl. /Z/ IV 68. 253 Vgl. oben, 103. 254 IAB, II, 70 f.; Ibn aar: al-Iba, II, 6, Nr. 3052. Laut IAB, IV, 257 gehrte diese Frau zu den Ban Amr b. Auf. 255 Nagel: Einschbe, 135 f. 256 ber die ÑStrengenì vgl. oben, 57ñ59. 257 Ein Beispiel f r diese Aktivit ten Mohammeds ist Suwaid b. mit von den Ban Amr b. Auf, der schon vor der Schlacht von Bu mit ihm zusammengetroffen war. Suwaid hatte ihm dabei ein Schriftst ck ber den weisen Luqmn (vgl. Sure 31, 12ñ19) gezeigt ñ ein weiterer Beleg f r die Verbreitung des Erz hlgutes, das Mohammed in seiner ÑLesungì in eine im Arabischen bis dahin unbekannte Form go (IHS, II, 67 f.). 258 WQ/Jones, 1102; äaiba pflegte auch den rituellen Aufenthalt im Berg ir (NMQ, 422). 259 MHB, 175; Ibn azm: amhara, 491. äaiba und Umn b. al-uwairi waren Zechgenossen (arab.: an-nadm, Pl. an-nudam ), wie beispielsweise auch Zaid b. Amr b. Nufail b. Asad b. Abd al-Uzz und Waraqa b. Naufal b. Asad b. Abd al-Uzz (NMQ, 365, MHB, 175). Die gesellschaftliche Bedeutung der Zechgenossenschaft ist noch zu ermitteln. 260 IHS, II, 64, Zeile 2 f. 261 Ibn al-Kalb: amhara, 492: Hni b. Qaba b. Hni b. Masd. 262 Vgl. unten, 530ñ532. 263 Sein Name ist Qais b. Masd, vgl. Ibn al-Kalb: amhara, 492. 264 AG2, II, 125 f.; ebd., XXIV, 54. Zu aÅ-Åu ma vgl. unten, 398. 265 TRM, I, 1016. AÅ-Äabar nennt an dieser Stelle eine Reihe von Orten, an denen Schlachten zwischen den Raba und den Sasaniden geschlagen worden sind; welche Zeitr ume jeweils dazwischenlagen, ist unbekannt, so da die Behauptung, Mohammed sei zum Zeitpunkt der Schlacht bereits berufen gewesen (vgl. auch Ibn al-Ar: al-Kmil, I, 489), sehr wohl bei einem dieser Treffen stimmen kann. Das berlieferte Material verbindet alle K mpfe mit dem Ortsnamen Qr (vgl. JQ, s.v.). /Z/ 266 AG2, VIII, 329 f. 267 Vgl. oben, 60. 268 IST, I/II, 73. 269 Vgl. oben, 60. 270 Nagel: Alexander, 92ñ109, besonders 101. 271 IHS, II, 65 f. 272 Vgl. unten, 480ñ482. 273 Da dieser Vers mekkanisch ist, knnte Mohammed ihn vorgetragen haben. Er soll aber auch Sure 6, Vers 151 angef hrt haben; hierbei handelt es sich um einen medinensischen Einschub (Nagel: Einschbe, 26ñ28). Da Sure 16, Vers 90 von sp teren Rechtsgelehrten, in Burhn ad-Dn al-alabs Text (IU, II, 4, Zeile 25) von Izz ad-Dn b. Abd as-Salm (gest. 1262), f r die Quintessenz der mohammedschen Botschaft angesehen wurde, ist vermutlich die ganze Ansprache Mohammeds eine sp tere Konstruktion. 274 IGM, III, 23ñ25; IU, II, 4 f. 275 Beispiele: ria b. al-Auqa geht einen Schwurbund mit Umaija b. Abd äams ein, um ungestrt dem Kaabakult obzuliegen (NMQ, 236 f.); Schwurb nde, um der Blutrache zu entgehen (NMQ, 235, 237, 243); um einen f higen Mann zu gewinnen (NMQ, 239); um Verschw gerungen zu bekr ftigen (NMQ, 239 f., 245). 276 Vgl. oben, 42 und 54 f. 277 Vgl. oben, 46 f. 278 NMQ, 232ñ235. 279 IST, I/I, 145, Zeile 19ñ21. Mohammed sprach diese St mme nicht nur bei Mekka an, sondern auch in Uk, Maanna und Maz. 280 JQ, s.v. al-Aqaba: Zwischen Mekka und Mina; dies geschah im Jahre 11 nach der Berufung. Woher Jqt diese mit den von uns aus al-Wqid (Himmelfahrt achtzehn Monate vor der Hedschra, IST I/I, 143, Zeile 3; Nachtreise zwlf Monate vor der Hedschra, IST I/I, 143, Zeile 19) erschlossenen Zeitangaben nicht bereinstimmende Datierung entlehnt hat, verschweigt er leider. Nach der in IGM berlieferten muslimischen Chronologie, die mit dem 249
774
Anmerkungen
Jahr der Berufung beginnt, f llt die vorletzte mekkanische Pilgersaison Mohammeds auf das Ende seines zwlften Jahres, das vierzehnte Jahr nach der Berufung umfat nur die ersten drei Monate, die Mohammed noch in Mekka zubrachte, und ist ab dem Monat Rab alauwal mit dem Jahr 1 der Hedschra identisch (IGM, III, 45). 281 IST, I/I, 147 f. Ibn Umm Maktm: ebd., I/I, 158, Zeile 26. Der Inhalt dieser Vereinbarung taucht in sp tmedinensischer Zeit in Sure 60, Vers 12 auf; damals, vermutlich nach dem Einzug Mohammeds in Mekka, verpflichtete er Frauen, die Ñgl ubigì geworden waren, zur Einhaltung der genannten Normen. Die Bezeichnung ÑTreueid der Frauenì f r die erste alAqaba-Verpflichtung kann erst jetzt aufgekommen sein. Die zweite al-Aqaba-Verpflichtung wird unter diesem Blickwinkel und im Rahmen der in Kapitel V n her beschriebenen Dschihadidee zu einem Treueid der M nner, der wie selbstverst ndlich die Heeresfolge einschlo. So werden wir auch auf diesem Weg zu der Einsicht gef hrt, da, wie im folgenden dargelegt werden wird, erst unter den machtpolitischen Gegebenheiten der sp tmedinensischen Zeit der in der zweiten al-Aqaba-Vereinbarung gew hrte iwr zu einem Versprechen der Heeresfolge verf lscht wird. ber die in diesem Zusammenhang zu beachtenden medinensischen Klanrivalit ten und Mohammeds keineswegs berparteiliche Politik in Medina (vgl. unten, 456ñ461). 282 IHS, II, 97. 283 IST, I/I, 148ñ150. 284 IHS, II, 92 f. 285 Ebd., II, 70. Einen detaillierten berblick ber das Heidentum in Medina gibt M. Lecker (Idol Worship in Pre-Islamic Medina). Es f llt auf, da eine herausragende Gottheit, vergleichbar dem mekkanischen Allah, fehlt (vgl. die bersicht, ebd., 342 f.). 286 Lane: Lexicon, s.v. d-m-w/j. 287 IHS, II, 85. 288 Vgl. oben, 179 f. 289 Vgl. oben, 61. 290 Ibn urdabah: al-Maslik wal-mamlik, 128; vgl. das Gedicht in JQ (ed. W stenfeld III, 567, Zeile 8) 291 IHS, II, 90. 292 Ebd., II, 97. 293 Ebd., II, 110 f. 294 Nagel: Einschbe, 56. 295 IHS, II, 123 f. 296 Ebd., II, 128. 297 Ebd., II, 130. 298 TRM, I, 1240 f. (aus der ber Urwa b. az-Zubair auf iöa zur ckgef hrten Fassung). 299 Nagel: Einschbe, 65.
Kapitel IV: Der Glaube 1
IST, I/I, 157 f. IHS, II, 137. Lecker: Early Islamic Medina, 6 sowie Karte 2. 4 IHS, II, 139. 5 Vgl. oben, 44. 6 Ibn aar: al-Iba, I, 405, Nr. 2163. 7 Laut al-Wqid wurde im Jahre 54 h (begann am 16. Dezember 673) die Insel Arwad, Ñnahe bei Konstantinopelì, erobert; diese geographische Bestimmung der vor Tartus an der syrischen K ste gelegenen Insel ist freilich abwegig (TRM, II, 163). Rhodos wurde schon ein Jahr vorher besetzt (TRM, II, 157), doch stellt man in der Nachricht hier ber keine Verbindung zu Konstantinopel her. Ab Aijb wird als Teilnehmer an Muwijas Angriff auf Zypern im Jahr 29 (begann am 14. September 649) erw hnt, der ersten muslimischen Unternehmung zur See (BAF, 153 f.). 8 IST, I/I, 160, Zeile 25 ñ 161, Zeile 1. 9 Ibn aar: al-Iba, I, 561, Nr. 2880. 10 IST, I/I, 160, Zeile 25ñ161, Zeile 1. 11 al-Mar": Taqq, 44. 12 Ebd., 43 f. 2 3
Anmerkungen 13
775
Text: t-m- -m, lies: umm, Lane: Lexicon, s.v. -m. IST, I/II, 2; al-Mar", op. cit., 45. Bei ad-Drim: Sunan, muqaddima 6 taucht der erste Teil des Ausspruches in einer ganz anderen Bedeutung auf: arö meint dort eine Vorstufe zur Predigtkanzel; vgl. auch Amad b. anbal: Musnad, VI, 342 und 343, wo mit arö ein (bescheidenes?) Nachtlager gemeint zu sein scheint. 15 IST, I/II, 2 f.; al-Mar", op. cit., 44 f. 16 Vgl. BAA, II, 41. 17 ber die Eigenst ndigkeit von Qub vgl. oben, 257 f.; BAA, I, 282 und IU, II, 9 f. und 12. Angesichts der anfischen Auffassung, da das anfentum der j dischen und der christlichen Kultpraxis Ñreligionsgeschichtlichì vorausliege, erscheint die Wahl des Freitags zum Versammlungstag plausibel. 18 Vgl. oben, 249. 19 Nagel: Abraham in Mekka, 142 und 144. 20 IST, IV/I, 120; USM, 46. 21 Vgl. oben, Z I 183. 22 IST, I/II, 5 f. 23 Ebd., I/II, 6, Zeile 23 f. 24 Nldeke: Geschichte des Qorns, I, 186. 25 Text: ndija. Das im islamischen Ritualrecht gebr uchliche Wort an kommt im Koran in der Bedeutung ÑGebetsrufì nicht vor. In der sp tmedinensischen Sure 9, Vers 3, bezeichnet es die feierliche Kundgabe der R cknahme der Versprechen, die Mohammed den Heiden kurz zuvor gegeben hatte. Das aus an abgeleitete Verbum aana begegnet in Sure 22, Vers 27: Abraham soll allen Menschen die Stiftung der Pilgerriten verknden. Es l t sich nicht ermitteln, ob die Formulierung in Sure 62 den an genannten Gebetsruf voraussetzt oder nicht. Sure 62, Vers 9 ist der einzige koranische Beleg f r die Verbindung des Verbums nd mit a-alt. 26 Ibn aar: Tahb, V, 223 f., Nr. 381. 27 Ebd., 224, Zeile 2: Er tr umte, wie man zum Gebet Ñrufenì (arab.: an-nid ) solle. Ibn aar: al-Iba, II, 312, Nr. 4686: Er tr umte den an. 28 IST, I/II, 7, Zeile 18: a-alta mi atan, d.h. das Gebet in einer (alle) zusammenbringenden Weise. 29 IHS, II, 155 f. 30 Vgl. oben, 248 f. 31 Mglicherweise ist dies der Sinn von Sure 11, Vers 114, einem medinensischen Einschub in Sure 11. 32 Rubin: Morning and Evening Prayers, 57. ÑDie Beigeseller hielten uns (w hrend des Grabenskrieges) vom mittleren Gebet ab ñ mge Allah ihnen den Leib und die Gr ber mit Feuer f llen!ì sagte Mohammed laut Ibn al-Abbs und habe die alt al- ar gemeint (WQ/Jones, 474, Zeile 2). 33 Zur Sache vgl. Watt/Welch: Der Islam, I, 278ñ284. 34 BAA, I, 133 und 301. 35 IST, IV/I, 123. 36 Ebd., I/II, 4; vgl. ferner Nagel: Einschbe, 145ñ148. 37 Text: alq. Laut Fagnan: Additions, 50 handelt es sich um eine Substanz, die Safran sowie nicht n her bestimmte Duftstoffe enth lt. 38 USM, I, 19; Belege im ad bei Wensinck: Concordance, s.v. b--q. 39 Sure 28, Vers 85; vgl. oben, 268 f. 40 BAA, I, 132; vgl. oben, 156ñ162. 41 So zu vokalisieren laut al-Mar": Taqq, 142, Anmerkung 2; vgl. jedoch USM, I, 68, Anmerkung 1. 42 BAA, I, 285; al-Mar", op. cit., 141. 43 IST, I/II, 4. 44 Ibn aar: al-Iba, III, 302, Nr. 7433. 45 IHS, II, 82 f.; vgl. TRM, I, 1219. In den Texten wird fast immer aö-äa m als Gebetsrichtung genannt; Jerusalem (arab.: bait al-maqdis) kommt erst in einer berlieferung vor, die Jnus b. Bukair ber den irakischen Juristen Ibn ab Lail (gest. 765) ohne Zwischenglieder auf Mu b. abal zur ckf hrt (JB, 297). 46 Zitiert bei Nldeke: Geschichte des Qorns, I, 180, Funote. Dies best tigt JB, 298: Als Mohammed nach Medina kam, fastete er am ör -Tag sowie drei Tage in jedem Monat. 14
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Anmerkungen
Danach erlegte er seinen Anh ngern das Ramadanfasten auf, wobei ihnen als Ersatz die Speisung eines Armen gestattet war (Sure 2, 184). Da die meisten lieber einen Armen bewirtet als gefastet h tten, sei Vers 185 offenbart worden, der den in Medina Anwesenden das Fasten als Pflicht auferlegte, verbunden allerdings mit den in Vers 187 verk ndeten Erleichterungen. 47 Ebd., 179, Funote. Die bisher vorgebrachten Theorien ber den j dischen Ursprung des $ör -Fastens finden sich bei Wagtendonk: Fasting in the Koran, 41ñ46&vgl. ferner ebd., 79. 48 Noch Watt: Muhammad at Medina, 199 ( ltere Beispiele bei Nldeke, op. cit., I, 179, Funote) h lt an dieser Vermutung fest, die aber keine Grundlage in den Quellen hat und auerdem stillschweigend voraussetzt, da die berlieferungen ber die vorislamische in Mekka ge bte Religionspraxis samt und sonders Fiktionen seien. Es fragt sich freilich, wieso man jene berlieferungen in fr hislamischer Zeit h tte fingieren sollen, wo doch unser Quellenmaterial viel eher dazu neigt, den Bruch zu betonen, der das Zeitalter des Heidentums un berbr ckbar vom Islam trenne. 49 BS, aum 1. 50 Vgl. oben, 57ñ59 und Z I 183. 51 Vgl. oben, 57. 52 Nldeke: Geschichte des Qorns, 179 schreibt: ÑDiese unerhrte Steigerung l t sich, wie die Umwandlung der Qibla, weder aus prinzipiellen Gedanken des Islm oder aus heidnischen Institutionen herleiten, noch als freie und willk rliche Erfindung betrachten.ì Sie mu also als eine ñ womglich miverstandene ñ Nachahmung eines fremden Rituals aufgefat werden. Diese Deutung setzt voraus, da Mohammed in einem von kultischen berlieferungen leeren Raum heranwuchs und dann, nachdem er in Medina in die Verlegenheit gebracht worden war, eine religis-politische Gemeinde zu f hren, an Riten aufgriff, was er irgend bekommen konnte. Es ist diese auf fatale Weise unhistorische Sicht auf Mohammed und den Beginn des Islams, die es zu berwinden gilt. Die letzten, absurdesten Ausl ufer dieser unhistorischen Sicht ñ die brigens in verbl ffender Weise die dogmatischmuslimische widerspiegelt, derzufolge Mohammed und der Koran Setzungen Allahs ohne geschichtlichen Kontext sind ñ habe ich in der Einfhrung in den Gegenstand beschrieben (vgl. ferner oben, 117). 53 Vgl. oben, 79: Der Aufenthalt am Berg ir gehrte zur Glaubenspraxis des Abd alMuÅÅalib, der sich dessen Nachkommen verpflichtet f hlten. 54 Die Nacht zum 27. Ramadan (Watt/Welch: Der Islam, I, 310). 55 Vgl. oben, 93 f. 56 Umar b. Abd al-Azz lie sich von ihm berliefern, wielange ein ÑAuswandererì nach dem Ende der Pilgerfahrt in Mekka verbleiben durfte (IST, IV/II, 77). 57 TRM, I, 1373; HT, 278. 58 IST, II/II, 103. 59 az-Zubair: Nasab, 409; Ibn aar: al-Iba, III, 604, Nr. 8965. 60 IST, IV/I, 141. 61 Vgl. oben, 143. 62 Nagel: Einschbe, 26ñ28, 45 63 WQ/Jones, 855 f. Vgl. oben, 142. 64 ÑKern des Koransì: IST, VII/I, 49. Ferchl: Die Deutung der Ñr tselhaften Buchstabenì, 97ñ 100, 116ñ128. 65 Die zakt-Gabe dient der L uterung der Person des Gebers, anderes ist dem Koran nicht zu entnehmen (vgl. Nagel: Das islamische Recht, 51ñ55). Die adaqt sind ein der Steuer vergleichbarer Tribut, der den nicht in die medinensische Kampfgemeinschaft eingetretenen Personen bzw. Verb nden abverlangt wird und nach Sure 9, Vers 60 entsprechend den Interessen dieser Kampfgemeinschaft zu verwenden ist (vgl. unten, 399ñ402). 66 N mlich der Gtzenverehrung; vgl. hierzu Jeffery: Foreign Vocabulary, 202 f. 67 Michael war als der Schutzherr der christlichen Heere bekannt, vgl. oben, 79. 68 Da Mohammed auf eine Unterst tzung durch die medinensischen Juden gerechnet habe, wird seit Jahrhunderten in europ ischen Darstellungen seines Lebens behauptet. Einen stichhaltigen Beleg in den Quellen gibt es hierf r nicht. Er forderte, sie sollten ihn anerkennen ñ was etwas ganz anderes ist. /Z/ 69 Vgl. oben, 161ñ166.
Anmerkungen
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70 In diesem Sinne zitiert Mohammed selber einen Teil dieses Verses in der Aufforderung an die Juden von aibar, sich zu ergeben (IHS, II, 193). Da dieser Vers (Sure 2, 256) zur Toleranz aufrufe, wie immer wieder behauptet wird, widerspricht schlicht den Tatsachen. Nirgends im Koran werden Andersgl ubige in ihrer Eigenart geduldet. Dergleichen Vorstellungen lagen Mohammed vllig fern. Von andersgl ubiger Seite dagegen hat man fr h versucht, diesen Teilvers gegen den Druck der islamischen Eroberer und der von ihnen gestellten Obrigkeit einzusetzen; so berief sich auf sie ein christlicher Sklave Umar b. alaÅÅbs (IST, VI, 110). Jene Worte sind, wenn man sie aus ihrem Zusammenhang lst, der einzige koranische Text, den Andersgl ubige den muslimischen Zumutungen entgegenhalten knnen. 71 Ein erneuter Hinweis auf die Weitherzigkeit des anfentums, das Mohammed predigt. 72 Vgl. oben, 130ñ140. 73 Nldeke: Geschichte des Qorns, I, 195. 74 IST, IV/I, 11 f.; die Kuhsure steht f r die einzig wahre Ritualordnung; der Samura-Baum, unter dem man Mohammed den unbedingten Gehorsam in seinen kriegerischen Unternehmungen zuschwren wird, ist das Symbol der kriegerischen Gl ubigkeit. 75 Vgl. die Belege in Muammad Fu d Abd al-Bq: al-Mu am, 316ñ318. 76 Wie M. Hinds erkannt hat, liefen die ltesten Sammlungen von berlieferungen zum Leben Mohammeds unter der Bezeichnung al-maz um. Erst ab dem 3. islamischen Jahrhundert bezog man diesen Begriff im engeren Sinn auf das Wirken des Propheten in Medina (Hinds: Maghz and Sra in Early Islamic Scholarship). Selbst die Jahre in Mekka werden somit unter dem Gesichtspunkt des Kampfes interpretiert. Die maz- B cher des az-Zuhr sowie des Ibn Isq in der Fassung des Jnus b. Bukair beginnen mit dem Ausheben des Zemzembrunnens durch Abd al-MuÅÅalib (Hinds, op. cit., 197) und spiegeln vermutlich das Verst ndnis des Islams als einer Fortsetzung der Glaubenspraxis dieses Vorfahren Mohammeds wider. Wie erinnerlich, hatte die chtung der Sippe des Abd al-MuÅÅalib gegolten; ihr nahm man es bel, da sie in ihren Reihen nun auch einen Propheten hatte 77 Vgl. /Z/ II 38. 78 Ibn aar: al-Iba, II, 449, Nr. 5375. 79 Anscheinend beweinte man ihn erst auf Anweisung Mohammeds (IF, III, 235); Al b. ab Älib erhob ihn zu einer Identifikationsfigur seiner Anh ngerschaft (ebd., IV, 278), brigens zusammen mit Ubaida b. al-ri (ebd., IV, 336). 80 Bei Ibn al-Kalb: amhara, 153 ist von einem Friedensabkommen die Rede. 81 Vgl. oben, 49. 82 So hatte arb b. Umaija mit der Sippe des Nufa b. Ad b. ad-Dl b. Bakr b. Abd Mant eine Eidgenossenschaft geschlossen (NMQ, 265). 83 IST, II/I, 7 Zeile 19 f. 84 ber die Verwandtschaftsverh ltnisse sowie die Verbindung zu den uza unterrichtet Ibn al-Kalb: amhara, 135ñ137. 85 IST, II/I, 3. Der Text eines vergleichbaren Abkommens mit den Ban !ifr wird von alWqid berliefert; darin wird ausdr cklich ausgeschlossen, da sie Mohammed in einem Krieg unterst tzen, den er um der Glaubenspraxis willen f hrt (vgl. unten, 406). 86 WQ/Jones, 9ñ12; IHS, II, 241ñ245; IST, II/I, 2ñ5. Vgl. ferner oben, 100 und 102. 87 IHS, II, 245. 88 Sein Vater al-Musaijab b. azn: Ibn aar: Tahb, X, 152, Nr. 290; er war auf mekkanischer Seite bei den Unterredungen von al-udaibja zugegen. 89 Sein Vater Sad b. Jarb war einer der Quraiöiten, die Umar mit der Erneuerung der Grenzsteine des heiligen Bezirks betraute (Ibn aar: Tahb, IV, 99 f., Nr. 167). 90 WQ/Jones, 10. 91 Ebd., 11. 92 JQ, s.v. BuwÅ. 93 Ebd., s.v. Raw. 94 WQ/Jones, 12; IHS, II, 248; IST, II/I, 3 f. 95 Hierzu A. Fischer in Zeitschrift der Deutschen Morgenl ndischen Gesellschaft LX/1906, 857; Beispiele bei M. Ullmann: Wrterbuch, kf, 485 f. 96 Die Auslegung der Kriege Mohammeds als Verteidigungskriege beruht auf dieser die berlieferten Fakten verdrehenden Sicht, die von den meisten Muslimen und vielen kritiklosen Andersgl ubigen bis in die Gegenwart vehement verfochten wird; sie f gt sich nahtlos mit der Fiktion zusammen, Mohammed sei in Mekka ein unpolitischer Dulder gewesen.
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Anmerkungen
WQ/Jones, 12 f. ; IHS, II, 248ñ250; IST, II/I, 4 f. aö b. Ri b al-Asad (von den Ban Asad b. uzaima, vgl. Ibn al-Kalb: amhara, 168 f.) hatte wegen einer Blutfehde sich nach einem quraiöitischen Eidgenossen umgesehen und war bei den Ban l-Asad b. Abd al-Uzz b. Abd Manf, dem Klan adas, auf Gegenliebe gestoen (NMQ, 237 f.); andere Quraiöiten sollen aö dar ber aufgekl rt haben, da er sich einen unheilvollen Klan ausgesucht habe (NMQ, 357). Durch die Ehe mit Umaima, einer Tochter Abd al-MuÅÅalibs (az-Zubair: Nasab, 19; MHB, 63), verband er sich mit Mohammeds Sippe; aus dieser Ehe ging der genannte Abdallh hervor (vgl. unten, 305). 99 WQ/Jones, 13ñ19; IHS, II, 252, 256; IST, II/I, 5; TRM, I, 1274ñ1279. 100 WQ/Jones, 28. 101 Ebd., 19 f. 102 bit war in der Schlacht bei Bu durch einen Juden der mit den Ausiten verb ndeten Ban Quraia gefangengenommen worden; der Jude hatte zum Zeichen, da bit ihm das Leben verdanke, diesem Stirnlocke abgeschnitten (vgl. das Beispiel unten, 552) und ihn dann freigelassen. Als Mohammed nach dem Grabenkrieg die wehrf higen M nner der Ban Quraia abschlachten lie, erbat sich bit von ihm, er mge ihm jenen ñ inzwischen in hohem Alter stehenden ñ Juden schenken, damit er diesem die Dankesschuld begleichen knne. Mohammed willigte ein (TRM, I, 1495). 103 Ibn aar: al-Iba, I, 195, Nr. 904. 104 Vgl. oben, 259. 105 WQ/Jones, 126; vgl. die Anekdote um den Heiden Ujaina b. in in AG2, XV, 219; vgl. ferner unten, 553. 106 Ibn aar: al-Iba, II, 369, Nr. 4954. Abdallhs Vater Masd, ein Huailite, war wegen einer Blutfehde ein Eidgenosse des Abd b. al-ri von den quraiöitischen Ban Zuhra b. Kilb geworden (NMQ, 245; az-Zubair: Nasab, 265). 107 BAA, I, 318 f. Vgl. unten, 323. 108 BAA, I, 45. 109 AG2, III, 42. 110 IST, II/I, 7, Zeile 22. 111 WQ/Jones, 41. 112 IST, II/I, 7. 113 WQ/Jones, 31; vgl. oben, 26. 114 WQ/Jones, 28 f. 115 az-Zubair: Nasab, 18. 116 IHS, II, 259 f.; WQ/Jones, 29. 117 1 Dirhem entspricht ungef hr 3 Gramm. 118 WQ/Jones, 41. 119 Ebd., 39. 120 IHS, II, 270. 121 MS, ru j 6-9; weitere Belege: Wensinck: Handbook, 61, ÑCertain dreams belong to prophecyì. 122 Ibn al-Kalb: amhara, 168. Die Quraiöiten zwangen die Ban Höim, die in Mekka lebten, mit ihnen gegen ihren Klangenossen Mohammed ins Feld zu ziehen; Ab Lahab befreite sich von der unangenehmen Pflicht, indem er einen Ersatzmann stellte, n mlich al b. Hiöm b. al-Mu"ra al-Mazm, dem er im Gl cksspiel das gesamte Vermgen abgenommen hatte; al- fiel bei Badr (NMQ, 365 f.). Auch diese berlieferung zeigt, da die Quraiöiten die bevorstehende Schlacht gegen Mohammed als eine Fortsetzung des innerquraiöitischen Ringens betrachteten, das mit der chtung seinen letzten Hhepunkt erreicht hatte. 123 IAB, II, 272. 124 Einmal findet sich der Hinweis, da die Markttage von Badr auf den Anfang des lQada fielen (vgl. unten, 362), w hrend die Schlacht im Ramadan stattfand. Zum Treiben und zu den Br uchen w hrend der Markttage vgl. Jacob: Altarabisches Beduinenleben, 99ñ 104. 125 IHS, II, 270 f.; vgl. IST, II/I, 8 f. 126 IST, III/II, 2. 127 Die ausitischen Ban Abd al-Aöhal hatten schon vor l ngerer Zeit Kontakte nach Mekka gekn pft (vgl. oben, 253). 98
Anmerkungen 128
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WQ/Jones, 35 f. Ebd., 48. 130 Ebd., 32. Die Vokalisierung a-ubh ist in a-aba a zu berichtigen. 131 Vgl. oben, 242: Bekannte rtlichkeiten werden mit der Geschichte Moses in Zusammenhang gebracht. 132 WQ/Jones, 47 f.; IHS, II, 267. 133 Vgl. unten, 462ñ465. 134 WQ/Jones, 50; die Schlachtrufe ebd., 71 und IST, II/I, 8. 135 WQ/Jones, 51 f. 136 IHS, II, 272; WQ/Jones, 54 f. 137 WQ/Jones, 14 f. 138 IHS, II, 275. 139 Vgl. oben, 131, 193. 140 IHS, II, 277 f. 141 WQ/Jones, 67. 142 IHS, II, 272 f. 143 Ebd., II, 279 f. Bei al-Wqid ist von einem Zelt Mohammeds die Rede; da Ab Bakr bei ihm war, wird durch einen glossierenden Zusatz in den Text eingef gt, in dem Ab Bakr sonst nicht erw hnt wird (WQ/Jones, 98). Da der Herrscher den Kampf nur beobachtet, d rfte dem Wunsch geschuldet sein, sein Knigsheil nicht zu gef hrden; Steine gegen die Feinde zu schleudern, um sie zu verjagen, ist ebenfalls ein h ufiger Topos.. 144 az-Zubair: Nasab, 213. 145 Da der Oheim zum Fleisch und Blut des Neffen gehrt (vgl. die abbasidische Kalifatsideologie, Nagel: Rechtleitung und Kalifat, 139ñ142 sowie /Z/ VIII 92), wird mit dessen Gesicht zugleich dasjenige des Propheten verunstaltet. Allgemein soll Mohammed empfohlen haben: ÑWenn jemand gegen seinen (Glaubens-)Bruder k mpft, dann soll er dessen Gesicht meidenì (MS, al-birr 112ñ116). Das Gesicht gilt als der Krperteil, der ñ bei M nnern ñ nicht verh llt werden darf, da sich auf ihm die Vorz ge der Persnlichkeit spiegeln. Schlielich schuf Allah Adam Ñnach seinem Gesichtì (ebd., Nr. 115). 146 IHS, II, 281. 147 Ebd., II, 291. 148 WQ/Jones, 83ñ85. 149 Ebd., 90 f. 150 AG2, XV, 157 und 162. 151 Beispiel des Imru al-Qais, AG2, IX, 87 (AG1, VIII, 68). 152 Diese Verse sind ein medinensischer Einschub (Nagel: Einschbe, 63 f.); in Mekka stellte sich f r Mohammed die Frage nach dem Einsatz derartiger Propagandamittel noch nicht. Jetzt heit es, da diejenigen, die zu den Muslimen z hlen, deren Dienste in Anspruch nehmen d rfen (Vers 227). 153 IHS, II, 293 f. 154 Ebd., II, 295; JB, 309. 155 IHS, II, 297; IST, II/I, 11 und 14. 156 IHS, II, 316. Ein Vergleich mit den Kosten von G tern des t glichen Bedarfs ist nicht mglich. Jedoch erreichte unter dem Kalifen Umn (reg. 644ñ656) in Medina der Wert einer Dattelpalme eintausend Dirhem (IST, IV/I, 49), ein Preis, der vermutlich der Teuerung anzulasten ist, die durch das Einstrmen berreicher Kriegsbeute verursacht wurde. 157 Vgl. oben, 223. 158 IHS, II, 314 f. Dies ist der Zusammenhang, in den das in Sure 8, Vers 67 ausgesprochene Verbot gehrt, Gefangene zu machen; nach dem Freikauf knnten sie erneut gegen ihn k mpfen, da ist es besser, sie zu tten. 159 IHS, II, 306ñ314. 160 JB, 310. 161 IST, II/I, 14. 162 Lecker: Early Islamic Medina, 19 weist mit Recht die in der wissenschaftlichen Literatur verbreitete Annahme zur ck, nach Mohammeds Ankunft in Medina habe man sich dort rasch und nahezu vollst ndig zum Islam bekannt. Lecker zeigt (a.a.O., 19ñ49), da der Sippenverband der Aus Allh sich erst nach dem Grabenkrieg zum bertritt bequemte. 163 Lecker, op. cit., 23 f. 164 Ebd., 101 f. 129
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Anmerkungen
165 Muammad b. abb beschreibt die Ausdehnung des Quraiöitentums, die in vorislamischer Zeit mittels der Eidgenossenschaft erfolgte und in islamischer Zeit auf anderer Rechtsgrundlage ñ Verschw gerung, Freundschaft, Schutzgenossenschaft, Klientelschaft ñ fortgesetzt wurde (NMQ, 232ñ248 und 249ñ267). Mohammeds diesbez gliche Manahmen werden als ÑVerbr derungì (arab.: al-mu h), jedoch auch mit dem Verbum lafa (IST, I/II, 1, Zeile 14) bezeichnet, das den heidnischen Vorgang des Schlieens einer Eidgenossenschaft benennt. 166 IST, I/II, 1. Vgl. oben, 303. 167 IHS, II, 150 f. 168 Vgl. die ber hmten Reden aus Anla der Thronerhebung as-Saffs (TRM, III, 33). 169 IHS, II, 322. 170 ar-Rz: Maft al-aib, XV, 103, zu Sure 8, Vers 7. 171 WQ/Jones, 131 f. 172 IHS, II, 258. 173 Ebd., II, 269. 174 Ebd., II, 323. 175 WQ/Jones, 132 nimmt den ÑSchmutz des Satansì wrtlich und f hrt aus, dank dem Regen h tten die Muslime vor dem Pflichtgebet die rituelle Reinheit herstellen knnen. 176 So wird der Inhalt in den Korankommentaren aufgefat, z.B. ar-Rz: Maft al-aib, XV, 109, zu Sure 8, Vers 12 (durch das Abschlagen der Gliedmaen sollten die Feinde kampfunf hig gemacht werden, f hrt ar-Rz aus). 177 Ein fr hes Beispiel daf r bietet eine Predigt Al b. ab Älibs in Kufa: Wie drei heftige Windste erscheinen Gabriel, Michael und Israfil mit ihren Heerscharen und postieren sich zur Rechten, zur Linken und in der Mitte der von Mohammed befehligten Truppen (WQ/Jones, 57 f.). 178 Das Herz als der Sitz des Verstandes soll die Gefolgsleute Mohammeds von der Notwendigkeit des Gehorsams gegen ÑAllah und seinen Gesandtenì berzeugen. 179 Vgl. oben, 202. 180 Indem Vgel Steine auf Abraha herabgeworfen hatten, war dessen Angriff auf Mekka gescheitert, was, wie gezeigt (vgl oben, 70), dem Einflu Abd al-MuÅÅalibs auf Allah zugeschrieben wurde; die den Höimiten reserviert gegen berstehenden quraiöitischen Sippen hielten offensichtlich von dieser Legende nichts, weshalb sie Mohammed aufforderten, gegen sie die gleiche Strafe zu erwirken. Mohammed erfindet einen Ñplausiblenì Grund f r das Ausbleiben dieser Strafe und wertet die Niederlage, die er bei Badr den Quraiöiten beibrachte, anscheinend als die aus dem genannten triftigen Grund durch Allah hinausgezgerte Ahndung quraiöitischer Zweifelsucht, Spottlust und Ungl ubigkeit. 181 Vgl. oben, 51. 182 Paret: Kommentar, 190. 183 IST, III/II, 36; Ibn aar: al-Iba, II, 246, Nr. 4353. 184 Lecker: Early Islamic Medina, 25 f. 185 BAA, I, 325. 186 IHS, II, 234 f.; BAA, I, 334. 187 Lecker: Early Islamic Medina, 136ñ140. 188 Auf die Anf nge dieses Prozesses werden wir in Kapitel VII zu sprechen kommen. Eine grundlegende Untersuchung dieses f r die islamische Geschichte uerst bedeutungsvollen Geschehens steht noch aus. /Z/ 189 Die vielfach vorgetragene Auffassung, Mohammed habe ein Ñbesseresì Gef ge der Familie geschaffen (Watt: Muhammad at Medina, 332) und dadurch der Gleichberechtigung der Frau zum Durchbruch verholfen (die diesbez glichen ÑArgumenteì der Islamapologetik findet man zusammengestellt in Schirrmacher/Spuler-Stegemann, 64ñ66), verkennt vllig die historischen Tatsachen. 190 Smith: Kinship and Marriage, 79 und 284. 191 Ebd., 280. 192 AG2, XV, 69ñ71 (AG1, XII, 150); IST, I/II, 40 und II/I, 116. 193 Nicholson: Literary History, 243. 194 Smith: Kinship and Marriage, 280. 195 Ebd., 73 f. und 78. 196 Ebd., 76 f.
Anmerkungen 197
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Laut Smith: Kinship and Marriage, 70 gehren die Kinder aus einer solchen uxorilokalen Verbindung der Sippe der Mutter; das Beispiel Mohammeds aber zeigt, da andere Regelungen getroffen werden konnten. Daher mute f r Mohammed eine Amme gefunden werden (vgl. oben, 101). 198 Weithin bekannt ist die berlieferung, derzufolge die Frauen in vorislamischer Zeit den Eingang ihres Zeltes auf die gegen berliegende Seite verlegten und dadurch dem Mann, der sie bis dahin aufzusuchen pflegte, zu verstehen gaben, da es damit nun ein Ende habe (AG2, XVII, 387; AG1, XVI, 106). Zur Begr ndung eines uxorilokalen Eheverh ltnisses bentigte die Frau nicht unbedingt einen Vormund (al-Mubarrad: al-Kmil, 264 f.). 199 IST, VIII, 36. /Z/ 200 Ebd., VIII, 39. 201 Da as-Sakrn seine Gattin Sauda nach thiopien mitnehmen konnte, wird er eine Kaufehe gef hrt haben. Durch die Heirat mit Mohammed blieb Sauda in quraiöitischen ÑBesitzì; der in den Quellen f r eine solche ÑNachfolgeì oft verwendete Ausdruck ist alafa alaih, d.h. Ñ(NN) trat die Nachfolge (in der Position des Ehegatten) ber sie anì. 202 Sie haben in Amr b. Kab einen gemeinsamen Urgrovater, der als der Herr der quraiöitischen Ban Taim b. Murra gegolten hatte (az-Zubair: Nasab, 275 und 280). 203 IST, VIII, 42 f. ber die Ausstattung der einzelnen ÑH userì der Frauen Mohammeds vgl. Knieps: Verschleierung, 188. 204 Vgl. unten, 499 nebst Anmerkung 35. 205 Dies ist der naheliegende, sich aus dem Zusammenhang ergebende Sinn des Satzes lika adn al-l ta l (vgl. im brigen ar-Rz: Maft al-aib, IX, 144ñ146, zu Sure 4, Vers 3). 206 Lane: Lexicon, s.v. -d-q. 207 Wie aus dem verwendeten Begriff ba l (vgl. dazu unten, 334) folgt, handelt es sich hier um Ehen, die durch Kauf oder Raub gestiftet wurden. 208 Vgl. hierzu oben; Kapitel I, Anmerkung 120. 209 Das islamische Recht hat, zumindest im Bereich des Sunnitentums, den hier f r die Auswanderer ermglichten k uflichen Geschlechtsverkehr zugunsten der althergebrachten Kaufehe wieder aufgegeben (vgl. die folgende Anmerkung). Im Schiitentum lebt er in der Form der mut a-Ehe fort; doch hielt sich auch im Sunnitentum die Erinnerung daran, da in fr hester islamischer Zeit das ÑGenieenì der Frauen gegen Entgelt mglich war (vgl. Gribetz: Strange Bedfellows, 181 f.). 210 Die Schariagelehrten hatten dann auch ihre liebe Not damit, das ÑEntgeltì, das laut Sure 4, Vers 24 f r den oder nach dem Genu f llig wird, in einen mit dem bergang der Frau in das Eigentum des Mannes zu entrichtenden Preis umzudeuten (vgl. Far ad-Dn ar-Rz: Maft al-aib, X, 40 f., zu Sure 4, Vers 24). Ein analoger Fall f r ÑEntgeltì, in denselben Begriffen ausgedr ckt, ist die in Sure 65, Vers 6 geforderte Entlohnung stillender M tter, sofern diese bereits durch ihre Ehem nner verstoen wurden. 211 Diese Vorstellung hat sich bis in die Gegenwart gehalten. So z hlt man zu den aus der in Sure 30, Vers 30 genannten fiÅra abgeleiteten Ñislamischenì Grundrechten das ÑRecht, einer Mutter Sohn zu seinì (Nagel: Das islamische Recht, 347). 212 Smith: Kinship and Marriage, 78; Ibn Ma: Sunan, nik 3. 213 Es ist mglich, da Mohammed in Sure 4, Vers 32 vom durch T tigkeit erworbenen Eigentum spricht (Bell: The Qur n, Sure 4, 32). Im folgenden Vers ist jedoch eindeutig wieder vom Erbe die Rede. 214 Die Frauen Mohammeds wurden etwa ab dem Jahr 4 (begann am 13. Juni 625) weit sch rferen Vorschriften unterworfen, durch die sie nahezu vllig aus der ffentlichkeit ausgeschlossen wurden. Diese in Sure 33, Vers 53 und 59 sowie in Sure 24, Vers 31 niedergelegten Bestimmungen wurden bald auf alle Musliminnen ausgedehnt (Knieps: Verschleierung, 182ñ226). Die Sonderstellung der Frauen des Propheten blieb nach dessen Tod insofern erhalten, als sie, die ÑM tter der Gl ubigenì, keine neue Ehe eingehen durften. 215 Vgl. unten, 450. 216 IHS, IV, 251; WQ/Jones, 1112 f. 217 Vgl. das Beispiel NMQ, 133, Zeile 3ñ4. 218 BAA, II, 90. 219 Ibn aar: al-Iba, III, 191, Zeile 25 f., Nr. 6924. 220 Belege bei Ullmann: Wrterbuch, II (lm), 314, s.v. lif. Auch das aus dem Koran in die Schariawissenschaft eingegangene Wort f r Ehe, an-nik, meint nach Ansicht der musli-
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Anmerkungen
mischen Rechtsgelehrten urspr nglich das Umarmen, Umfassen oder Bedecken (Nagel: Das islamische Recht, 63). 221 Hierzu Jonas: Gnosis und sp tantiker Geist, I, 346, 354. 222 Speyer: Die biblischen Erz hlungen im Qoran, 60 f. Da Eva aus der Rippe Adams genommen sei, wird erst in Genesis II, Vers 21 f. gesagt, im Zusammenhang mit der Szene, in der Gott Adam die Tiere vorf hrt und durch ihn benennen l t. Die koranische Entsprechung findet sich z.B. in Sure 2, Vers 30 bis 33. An dieser Stelle wird Adam im Koran mit seinem Namen genannt, und er wird als ÑStellvertreterì (arab.: al- alfa) bezeichnet. Es ist nicht auszuschlieen, da der Sinn ÑNachfolgerì, den al- alfa ja ebenfalls hat, mitschwingt, ÑNachfolgerì n mlich der Pr adamiten, deren Existenz man in der Sp tantike aus dem vorhergehenden Bericht (Genesis I, 27) ber die Schpfung des Urmenschen und sein Erscheinen als Mann und Frau folgerte. Da die Menschen auf der Erde ÑNachfolgerì,
al if, nicht n her spezifizierter Wesen sein sollen (Sure 10, 14; weitere Belege: Paret: Kommentar, 156), knnte in diese Richtung deuten. 223 In der Gnosis ist die berzeugung belegt, durch das Ausleben der Fleischeslust f ge man sich dem gttlichen Willen (Leisegang: Die Gnosis, 261). Es wird der mannweibliche Charakter der Urschpfung Ñnachgespieltì. 224 Flasch: Eva und Adam, 21 f. 225 Der Inhalt, den der Begriff zau im Koran hat, ist zweierlei: Er bezeichnet zum einen die polare Zweiheit des m nnlichen und des weiblichen Menschen, die beide Ñaus einer Seeleì (Sure 4, 1; 7, 189; 39, 6) geschaffen wurden; er bezeichnet, wie in Sure 16, Vers 72 und Sure 30, Vers 21 das weibliche Gegenst ck zur m nnlichen Vereinzelung der androgynen ÑUrseeleì (vgl. Lane: Lexicon, 1266 f., s.v. z-w-). Das feministische Schrifttum aus muslimischer Feder mchte aus den Worten Ñschuf euch aus einer einzigen Seeleì eine von Mohammed bzw. Allah beabsichtigte Gleichberechtigung von Mann und Frau herauslesen. Daran denkt Mohammed aber gerade nicht. Er verwendet diese Vorstellung von der Schpfung des Menschen, um das patrilineare Verwandtschaftssystem und die unbedingte Bindung der Frau an den ñ muslimischen ñ Mann zu bekr ftigen. 226 Sauda galt als Quraiöitin, da lediglich ihre Mutter zu den Ban Ad b. an-Nar z hlte. Vgl. /Z/ IV 199. 227 IHS, IV, 293ñ298; SRU, IV, 267 f. Ibn Sad nennt zwlf Gattinnen, mit denen er die Ehe vollzog; die bei Ibn Isq fehlende ist die J din Raina bt. Zaid von den Ban n-Nar, vorher verehelicht mit einem Juden von den Ban Quraia (IST, VIII, 92). Weshalb sie in der Ñkanonischenì berlieferung mit Schweigen bergangen wird, werden wir sehen (vgl. unten, 498ñ500). 228 Nagel: Authority of the Caliphate, 184. 229 Die Herkunft der hier und in Medina auch schon in Sure 2, Vers 51 bis 61 sowie Vers 63 f. und Vers 87 bis 93 von Mohammed aufgegriffenen Motive erl utert Speyer: Die biblischen Erz hlungen im Qoran, 295ñ304. 230 Wie fest Mohammed im berkommenen, durch die Blutsverwandtschaft bestimmten Menschenbild verwurzelt ist, zeigt sich in seiner Auffassung von der Rechtm igkeit des Ttens: Regelungen der Blutrache gew hren einer Sippe einen rechtm igen Grund zur Ermordung eines Angehrigen einer anderen Sippe (vgl. Sure 2, 178 f.); das Tten, das nicht den Gesetzen der Talio folgt, ist lediglich innerhalb der wie eine groe Sippe aufgefaten Gemeinschaft der Muslime ge chtet. /Z/ 231 Mohammed macht sich das doketische Christusverst ndnis zueigen, das zu seiner Zeit von einigen christlichen Strmungen, vor allem jedoch im Manich ismus gelehrt wurde. 232 Vgl. RGG%, s.v. Doketismus, II. Islam (van Ess). 233 Wie aus Sure 19 hervorgeht, meinte Mohammed allerdings nicht, da Jesus ein Geistwesen sei, das sich nur einer menschlichen Verh llung bedient habe. Eine solche Abwertung des Leibes, wie etwa Markion sie mit Bezug aus Jesus vertrat, lag Mohammed vllig fern. 234 Vgl. oben, 165. 235 Im Alten Testament ist Amrm der Vater von Mose und Aaron sowie von deren Schwester Mirjam (4. Mose 26, 59). Diese Mirjam wird von Mohammed mit der Mutter Jesu verwechselt (vgl. Paret: Kommentar, 64 f.). 236 Vgl. oben, 161, 163, 170 f. 237 Andeutung des Fegefeuers? Vgl. auch Nagel: Medinensische Einschbe, 54 (zu Sure 19, 71). 238 Vgl. Nagel: Medinensische Einschbe, 21, 32 f., 43, 51, 61, 63 f., 71, 88.
Anmerkungen 239
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Vgl. WQ/Jones, 176 und IST, II/I, 19, Zeile 14. Diese Eulogie knnte sp ter eingef gt worden sein. 241 Vgl. oben, 323. 242 Watt: Medina, 225. 243 IHS, II, 147ñ150. Ich habe in den Quellen keine zwingenden Gr nde daf r finden knnen, die drei Themenkreise der Vereinbarung ñ Best tigung der blutrechtlichen Verb nde, die Gl ubigen als kriegf hrende Gemeinschaft, das Verh ltnis der j dischen Mitglieder der mit Mohammed verb ndeten Klane zu den kriegf hrenden Gl ubigen ñ auf unterschiedliche Phasen des medinensischen Wirkens Mohammeds zu verteilen; allein die f r sich stehende Nennung der ÑJuden der Ausì (IHS, II, 150, Zeile 5 f.) d rfte ein aus der Geschichte der Islamisierung Medinas zu erkl render Einschub sein. Einen berblick ber die bisher vorgeschlagenen Einteilungen findet man bei G. Schaller: Die ÑGemeindeordnung von Medinaì, 204ñ213. 244 So Wensinck: Joden, 78 f. 245 Lecker: Early Islamic Medina, 19 f. 246 Text: ahl hihi -afa, IHS, II, 149, Zeile 20. 247 Watt: Medina, 221: ÑConstitution of Medinaì. 248 IHS, II, 121. 249 WQ/Jones, 181 f.; SWW, 1265. 250 afwn b. Umaija war in Mekka f r die Lospfeile zust ndig; er war demnach eng mit dem heidnischen Kultgeschehen verbunden (Ibn aar: al-Iba, II, 187, Nr. 4073). 251 IHS, II, 316ñ318. 252 Der Begriff (arab.: an-nab al-umm) entstammt der sp tmekkanischen Zeit, vgl. Nagel: Medinensische Einschbe, 29 und 188, Anmerkung 28. Vgl. ferner oben, 178ñ180. 253 Einzelheiten bei Nagel: Muammads Haltung zu den anderen Religionen, 193. Vgl. ferner unten, 442ñ445. 254 WQ/Jones, 22 f.; USM, 158. 255 Vgl. oben, 254 f. und unten, 456ñ461. 256 Er war, da von einer j dischen Mutter geboren, Jude; sein Vater gehrte zu den Ban Äaiji (Watt: Medina, 18). 257 IST, II/I, 11. 258 NMQ, 367. Ibn abb f hrt an dieser Stelle eine l ngere Liste quraiöitischer Zechgenossen (arab.: an-nadm) an; es handelt sich stets um zwei M nner unterschiedlicher Sippen. Die Zechgenossenschaft war demzufolge eine die Klangrenzen berwindende Einrichtung. 259 WQ/Jones, 122. 260 Ebd., 42, 58, 184ñ187; az-Zubair: Nasab, 301 f.; assn b. bit: Dwn, I, 29ñ33 /Z/ Vgl. auch /Z/ II 219. 261 WQ/Jones, 122, 185 f. 262 Ibn aar: al-Iba, III, 383, Nr. 7806. 263 al-ri b. Aus (IST, III/II, 14), Abbd b. Biör (IST, III/II, 17), Ab N ila Silkn b. Salma (WQ/Jones, 187; Ibn aar: al-Iba, IV, 195, Nr. 1146). 264 Ab Abs b. abr; er war mit einer Schwester Muammad b. Maslamas verheiratet, die zu den wenigen Frauen z hlte, die Mohammed bei al-Aqaba gehuldigt hatten (IST, III/II, 23 f.). 265 WQ/Jones, 187. Kab b. al-Aöraf bet tigte sich als Pfandleiher (IST, II/I, 23), was zu seiner Verhatheit beigetragen haben wird. Vgl. ferner Lecker: Wqids Account, 26. 266 WQ/Jones, 187ñ190. Im Inhalt entspricht dies bis in die Einzelheiten den berlieferungen bei Ibn Isq (IHS, II, 54ñ61); er f gt lediglich hinzu, da die falschen Freunde Kab als agents provocateurs zu uerungen ber die Gefahr verleiteten, in die Medina durch jenen dahergelaufenen Mohammed gebracht werde; da Mohammed die Meuchelmrder auf dem Weg zu ihrem Verbrechen ein St ck weit begleitete und da Mohammed vor allem dar ber erbost gewesen sei, da Kab sich in den der dichterischen Konvention entsprechenden erotischen Einleitungen seiner Qaden ber Musliminnen ausgelassen habe. 267 Lecker: Early Islamic Medina, 38. 268 Text: atw, d.h. jemand, der f lschlich die Zugehrigkeit zu der Gemeinschaft behauptet, in der er sich gerade aufh lt. 269 IHS, III, 58 f. 270 WQ/Jones, 172ñ174; IST, II/I, 18. 271 Lecker: Early Islamic Medina, 52. 240
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Anmerkungen
272 al-bakk n; aÅ-Äabars Liste dieser Personen, die Ibn aar: al-Iba, II, 5, Nr. 3046 erw hnt, konnte ich nicht finden. Jedoch berliefert Ibn Isq ihre Namen (IHS, IV, 161). Amr b. Auf al-Muzan, der sich auf dem Zug nach Badr an die Geschichte Moses erinnert f hlte (vgl. oben, 242), z hlte ebenfalls zu den ÑWeinernì (WQ/Jones, 40). ñ In der ueren Vorhalle der orthodoxen Kirche standen beim Gottesdienst die ÑWeinendenì, die B er des untersten Grades, in der inneren Vorhalle die Katechumenen und die B er hherer Grade (Heiler: Ostkirchen, 190). Letztere knnte man mit den medinensischen ahl a-uffa vergleichen. Vgl. unten, 711. 273 WQ/Jones, 175. 274 Vgl. IHS, II, 177ñ192. 275 Ebd., II, 188-190. Vgl. ber die medinensischen Eidgenossenschaften der Zeit vor Bu vgl. Ibn al-Ar: al-Kmil, I, 677ñ680; ferner Wellhausen: Skizzen und Vorarbeiten, viertes Heft, 31ñ35. 276 Vgl. oben, 254 f. 277 IHS, II, 203ñ206. 278 Ebd., II, 153 f. 279 Ebd., II, 174. 280 Ebd., II, 201; WQ/Jones, 176. 281 IHS, II, 206. 282 Vgl. IHS, II, 206 f. 283 IHS, II, 154. Er mochte sich zu diesem Schritt dank seiner Verwandtschaft berechtigt sehen; Salm, die Mutter Abd al-MuÅÅalibs, gehrte, wie erinnerlich, dieser azraitischen Klangruppe an. Auerdem war ihm die Umgebung seit seiner Kindheit vertraut (vgl. oben, 103). 284 JQ, s.v. Aru t. 285 IHS, III, 50ñ53; WQ/Jones, 176ñ180, verk rzt in TRM, I, 1359ñ1361. 286 oder: bt. al-.d., Ibn aar: al-Iba, IV, 305, Nr. 432. Ramla war eine azraitin aus der Sippe der Ban n-Nar. 287 WQ/Jones, 192. Diese Worte stellen al-Wqids eigene Bewertung dar; angesichts der Tatsache, da die Juden bei der Ankunft Mohammeds die m chtigste und am besten ger stete Bevlkerungsgruppe Medinas darstellten, hinter der die Muslime und die ÑBeigesellerì weit zur ckstanden (Lecker: Wqidís Account, 17 f.), griff Mohammed zum nackten Terror. Das ÑAbkommenì mit den Ban n-Nar soll sich nach dem Tod Mohammeds im Besitz seines Vetters Al befunden haben (ebd., 26). 288 IHS, III, 47 f.; vgl. oben, 345; Lecker: Sulaym, 6. 289 Lecker: Sulaym, XIII. 290 WQ/Jones, 182 f. 291 Ebd., 195 f. 292 Ebd., 196; IHS, III, 50; IST, II/I, 24. Ich folge der Datierung al-Wqids, die von derjenigen Ibn Isqs abweicht. 293 WQ/Jones, 198; IHS, III, 53 f.; IST, II/I, 24 f.; AG2, XVII, 324 f. 294 IST, II/I, 25. 295 WQ/Jones, 203. 296 Vgl. oben, 321. 297 WQ/Jones, 206. 298 WQ/Jones, a.a.O. 299 SWW, 1175 f. 300 IHS, III, 68; WQ/Jones, 210ñ220. 301 WQ/Jones, 229ñ231. 302 Ebd., 235, 296. 303 Ebd., 274, 284, 286, 297. Ab Sufjn entschuldigt die von seinen K mpfern begangenen Verst mmelungen mit dem Ungest m, das von ihnen Besitz ergriff. Mohammed soll solches Ungest m als satanisch und nicht mehr zu rechtfertigen charakterisiert haben (ebd., 305); wenn Mohammed tats chlich zu dieser Einsicht gelangt sein sollte, dann erst nach der Schlacht, denn diese Art der Entehrung des Feindes ist f r beide Seiten bezeugt. 304 WQ/Jones, 332. 305 Ebd., 277; IHS, III, 76, 82. 306 WQ/Jones, 280. 307 az-Zubair: Nasab, 14.
Anmerkungen
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308 Lecker: Ban Sulaym, 108-119, besonders 113. In Wahrheit war Abd Manfs Mutter die uzitin ubb bt. ulail (az-Zubair: Nasab 14). Ibn al-Ar schreibt (al-Kmil, II, 34), da es bekannt gewesen sei, da sich Mohammed in diesem Falle f lschlich eine sulamitische Herkunft beigelegt habe. 309 Vgl. oben, 120. 310 IHS, III, 82. 311 WQ/Jones, 244. Der Vergleich mit den Manahmen der Muslime beim Grabenkrieg wird hier ausdr cklich gezogen. 312 WQ/Jones, 245; IHS, III, 85. 313 Vgl. unten, 614, 620. 314 IHS, III, 86. ÑSein Leben verkaufen, um das Wohlwollen Allahs zu erstrebenì, diese Formulierung begegnet schon in Sure 2, Vers 207 (vgl. auch Sure 4, Vers 74: ÑÖdas diesseitige Leben f r das jenseitige verkaufenÖì). In Sure 9, Vers 111 wird diese Haltung als die f r die Gl ubigen kennzeichnende erscheinen. 315 Text: Badr a-afr . Laut JQ, s.v. Badr, ist ohne Ansehung der in der berlieferung zu ÑBadrì hinzutretenden Epitheta stets dieselbe rtlichkeit gemeint. 316 WQ/Jones, 297; IHS, III, 100. 317 IHS, III, 100ñ111. 318 IHS, III, 111; WQ/Jones, 317ñ319. 319 Vgl. oben, 49; Ibn al-Kalb: amhara, 166ñ168; NMQ, 115. 320 IHS, III, 178ñ181. 321 Lecker: Ban Sulaym, 106. 322 WQ/Jones, 347. 323 mir b. aÅ-Äufail b. Mlik ist der Neffe von mir b. Mlik (vgl. IST, I/II, 51; Ibn aar: al-Iba, II, 258, Nr. 4424). 324 WQ/Jones, 349. 325 Ebd., 351 f. Ein weiteres Beispiel f r den altarabischen Brauch, dem besiegten Feind die Stirnlocke abzuschneiden: TRM, I, 1495. 326 IHS, III, 199ñ201; WQ/Jones, 364ñ367. M.J. Kister kommt nach einer Analyse der verworrenen berlieferungen zu dem Ergebnis, da der Mord an den Missionaren Mohammeds durch einen f r einen bei Badr Gefallenen Blutrache suchenden Klan der Ban Sulaim ver bt und von mir b. aÅ-Äufail zumindest billigend in Kauf genommen wurde; M nner von den zu den Ban mir b. aaa z hlenden Ban Kilb waren an der Untat beteiligt (The Expedition of Bi r Ma na, 356), was im brigen erkl ren knnte, warum Mohammed beim Massaker an den Ban Quraia auch die Mitglieder der mit diesen verb ndeten Ban Kilb, deren er habhaft werden konnte, tten lie. Als Anstifter des Massakers von Bi r Mana scheinen die quraiöitischen Ban Naufal b. Abd Manf eine Rolle im Hintergrund gespielt zu haben. Nach M. Lecker (On arabs of the Ban Kilb, 70) ist jedoch auch denkbar, da der Kampf bei Bi r Mana erst nach dem Grabenkrieg stattfand, wie auch berliefert wird. Dies angenommen, sei das Massaker als eine Rachetat mir b. aÅ-Äufails zu verstehen, vollzogen wegen der Ermordung etlicher mit den Ban Quraia verb ndeter Beduinen. 327 Angeblich betrachteten die Ban n-Nar Mohammed voller Migunst, da sie feststellen muten, da das Prophetentum nicht mehr unter den Nachkommen Aarons heimisch sei, zu denen sie sich selber z hlten (WQ/Jones. 368). 328 WQ/Jones, 373. 329 Ebd., 378, Zeile 7. 330 Ebd., 379. 331 IHS, III, 201, Zeile 16. 332 Ebd., III, 202. 333 Ebd., III, 202, Zeile 8. /Z/ 334 Aö-äa m ist ar al-maöar (BAA, V, 38, Zeile 9). 335 WQ/Jones, 374. 336 Ebd., 381. 337 Ebd., 384. 338 IHS, III, 220; WQ/Jones, 385ñ387. 339 WQ/Jones, 389: Die Mekkaner bem hten sich um den Aufbau einer Koalition; IHS, III, 225: Juden und ein Vertreter der ausitischen Ban W il gingen nach Mekka, um die Quraiöiten zu einem B ndnis zu gewinnen.
786 340
Anmerkungen
WQ/Jones, 422, Zeile 17. Ebd., 443. 342 Vgl. oben, 78. 343 WQ/Jones, 402ñ404. 344 SWW, 1306; vgl. ebd., 1281 (al-Fur ). /Z/ 345 SWW, 1278 f.; JQ, s.v. al-&amm: zwischen Rbi" und al-ufa. 346 Ibn aar: al-Iba, I, 146, Nr. 632. Buraidas Anhang soll, als er den Islam annahm, etwa achtzig Zelte umfat haben (IAB, I, 174). 347 Vgl. oben, 49. 348 Vgl. oben, 46. 349 WQ/Jones, 404ñ407. 350 Ebd., 405. 351 Ebd., 410. Der Begriff al-fai ist im Zusammenhang mit einem generell von Mohammed erhobenen Eigentumsanspruch zu verstehen. 352 IAB, I, 192ñ195. Wie beschrieben, geht die Ñliturgischeì Ausgestaltung des muslimischen Kultus in wesentlichen Teilen auf die ÑHelferì zur ck. 353 In das islamische Recht bernommener heidnischer Vertragstyp, der einem Sklaven die Mglichkeit einr umt, eine vereinbarte Summe Geldes zu beschaffen oder neben den dem Eigent mer geschuldeten Diensten zu erarbeiten, um sich damit die Freiheit zu erkaufen (arab.: al-muktaba). In der medinensischen Sure 24, Vers 33 empfiehlt Mohammed, mit zuverl ssigen Sklaven einen solchen Vertrag abzuschlieen (vgl. EI, s.v. Abd, I, 30, R. Brunschwig). 1 Uqija = 125 Gramm (Hinz: Mae und Gewichte, 35). 354 WQ/Jones, 410 f. Das Skandalse, den Konflikt mit den ÑHelfernì Auslsende im Verhalten Mohammeds wird in einigen berlieferungen berspielt, indem man behauptet, uwairijas Vater habe bei Mohammed die Freilassung seiner Tochter mit dem Hinweis erwirkt, sie sei zu edel, als da sie eine Kriegsgefangene sein d rfe. Mohammed l t ihr daraufhin die Wahl, entweder zu ihrem ñ heidnischen ñ Vater zur ckzukehren oder beim Gesandten Allahs zu bleiben; nat rlich entscheidet sie sich Ñrichtigì (IST, VIII, 84). bit b. Qais und die ÑHelferì kommen hier gar nicht vor und demgem auch nicht der aufbrechende geschichtsm chtige Zwist mit den ÑHelfernì. 355 Lecker: Early Islamic Medina, 124. 356 WQ/Jones, 415 f. ÑLumpenì: albb Quraiö; Abdallh b. Ubaij verwendet hier den Spottnamen, den die Heiden den ÑAuswanderernì gaben (WQ/Jones, 416, Anmerkung 4; vgl. ebd., 581). ñ Ibn Isq (IHS, III, 302ñ309) setzt den Feldzug nach al-Murais ein Jahr zu sp t an (IHS, III, 302, Anmerkung 2). 357 Vgl. unten, 498ñ500, 620. 358 Usaid b. (al-)uair, vgl. Ibn aar: al-Iba, I, 49, Nr. 185. 359 Sie zitiert mittelbar ein Wort, mit dem Mohammed auf dem Feldzug nach Tabuk einen universalen Herrschaftsanspruch verk ndet haben soll (vgl. dazu unten, 437) (Amad b. anbal: Musnad, II, 222 = neue Ausgabe, Nr. 7068; weitere Belege und Varianten bei Ij al-Jaub: aö-äif , I, 168 f.). 360 Sie ist die einzige Version, die Ibn Isq (IHS, III, 310 ff.) und von ihm abh ngige Quellen kennen (z.B. TRM, I, 1518ñ1525). 361 Zainab bt. aö war die Ehefrau Zaid b. rias, des Sklaven Mohammeds, gewesen; Mohammed fand Gefallen an ihr, und Allah, sein Alter ego, riet ihm verst ndnisvoll, er mge sich seine W nsche erf llen (Sure 33, 38 f.), worauf Mohammed Zainab ehelichte. Zainab soll sich viel darauf zugute gehalten haben, da sie die einzige Frau war, die der Prophet dank himmlischer Eingebung geheiratet hatte (IST, VIII, 72 f.). Vgl. /Z/ V 156. 362 WQ/Jones, 426ñ440; IHS, III, 309ñ321. 363 Vgl. oben, 342; WQ/Jones, 442; IHS, III, 225. Al-Wqid erz hlt dies zweimal (WQ/Jones, 389), das erste Mal unmittelbar vor den Vorsten Mohammeds nach Dmat al-andal und al-Murais, die als Reaktion auf die zwischen den Quraiöiten und den Juden vereinbarte Zusammenarbeit zu verstehen sind. Bei der Schilderung des Grabenkrieges drei Monate sp ter kommt er auf diese Vorgeschichte zur ck. 364 Paret: Kommentar, 96. 365 WQ/Jones, 444, Zeile 8: a-urra, lies: a-ura; zur Sache: Dietrich: Dioskurides triumphans, Teil II, 248 (II, 81). 366 WQ/Jones, 444-446. 367 Ebd., 451. 341
Anmerkungen 368
787
Ebd., 454. Ebd., 457. 370 Ebd., 477. Die Genealogie der Ban Murra steht bei Ibn al-Kalb: amhara, 416. Die Ban Murra behaupteten sp ter, sie seien gar nicht an der Koalition gegen Mohammed beteiligt gewesen (WQ/Jones, 443 f.). 371 WQ/Jones, 476. Donner hebt mit Recht die stammespolitische Schw che Mohammeds hervor; erst der Gewinn von aibar habe ihm die Mglichkeit erffnet, in nennenswertem Ma Verb ndete an sich zu ziehen (Donner: Muammadís Political Consolidation, 238ñ 240 und 245). 372 Urwa b. az-Zubair in DNB, III, 398ñ407; IHS, III, 225ñ244; WQ/Jones, 443ñ493, besonders 470ñ490. 373 Datierung nach WQ/Jones, 440 und 446. 374 IHS, III, 247 f.; WQ/Jones, 507 f. 375 IHS, III, 250 f.; WQ/Jones, 510ñ512. 376 WQ/Jones, 515ñ518. 377 Ebd., 510. 378 Ebd., 523, Zeile 14 ñ 524, Zeile 1. 379 Ibn aar: al-Iba, III, 388, Nr. 7823. 380 WQ/Jones, 522 f. 381 Ebd., 524. 382 Die Quraiöiten entstammten der Linie Muar-Iljs-Mudrika-Kinna, die Ban Lijn waren Nachkommen des Huail b. Mudrika. 383 WQ/Jones, 531 f. und 536. 384 Text: al-ba, vgl. SWW, 1276. 385 WQ/Jones, 542. 386 Ebd., 538ñ571; SWW, 1174 f. 387 Das Tal zwischen aibar und Taim , in dem sich eine Ortschaft an die andere reihte (JQ, s.vv. al-Qur und Wd l-qur). 388 WQ/Jones, 530 f. 389 IHS, III, 286ñ288. 390 WQ/Jones, 566ñ568; 568, Zeile 13ñ16. 391 IHS, III, 286, Zeile 12ñ17. 392 Vgl. den Fall des Amr b. al-, IHS, III, 289ñ291. 393 Lilie: Byzanz, 87 f. Eine Analyse der politischen Lage Syriens und Pal stinas vor der arabisch-islamischen Unterwerfung findet man bei Schick: Jordan on the Eve of the Muslim Conquest A.D. 602ñ634. 394 WQ/Jones, 562, Zeile 1. 395 Ebd., 562 f. 396 Ebd., 564 f. 397 Kaegi: Heraclius, 156ñ169 398 Ebd., 178: Herakleios verlie Ganzak am Fu des Zagrosgebirges am 7. April; vgl. ebd., 184. 399 Ibn aar: al-Iba, I, 473 f., Nr. 2390. Diese Gesandtschaft darf nicht mit der Gesandtschaft des al-ri b. Umair al-Azd verwechselt werden, der im Fr hjahr 629 nach Bostra geschickt und unterwegs ermordet worden war, was Mohammed zum Vorsto nach alMu ta veranlate (vgl. unten, 407). 400 Text: izb Allh, n mlich im Gegensatz zu den ÑParteiungenì, die den Grabenkrieg angezettelt und schm hlich verloren hatten, was Mohammed in Sure 33 propagandistisch ausgeschlachtet hatte. 401 WQ/Jones, 556ñ559. 402 Ebd., 573, Zeile 9. 403 Ebd., 575. 404 IHS, III, 321ñ323; WQ/Jones, 571ñ579. 405 WQ/Jones, 579. 406 Bei al-!amm (WQ/Jones, 580, Zeile 18); nach JQ, s.v. al-&amm, wohl nicht mit der gleichnamigen rtlichkeit in der N he Medinas identisch, sondern Ñzwischen Mekka und Medinaì. 407 WQ/Jones, 587. 408 Ebd., 581. 369
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Anmerkungen
409
Ebd., 593; bei Ibn Isq sind diese entscheidenden Vorg nge in sinnentstellender Verk rzung wiedergegeben (IHS, III, 325). 410 Ibn aar: al-Iba, II, 477, Nr. 5526. 411 Al-Mu"ra war mit dreizehn M nnern der Ban Mlik (d.h. der aqafitischen Sippe Mlik b. Kab?, Ibn al-Kalb: amhara, 386 f.), deren Eidgenosse er war, zum Patriarchen nach Alexandrien gereist. Da er in dieser anscheinend der Festigung des Christentums in Arabien dienenden Gesandtschaft der einzige Eidgenosse und somit minderen Ranges war, erhielt er vom Patriarchen nur geringwertige Geschenke. Auf der R ckreise machte er seine dreizehn Gef hrten betrunken, erschlug sie allesamt, eignete sich deren Geschenke an, kam zu Mohammed nach Medina und trat zum Islam ber, der, wie er gehrt hatte, alles abschneide, was vorher gewesen war. Immerhin wollte Mohammed die durch Raubmord erworbenen G ter nicht als Kriegsbeute betrachten und dementsprechend verteilen (IST, IV/II, 25 f.; vgl. WQ/Jones, 596). 412 IHS, III, 329. 413 IHS, III, 330; WQ/Jones, 603 f. 414 az-Zubair: Nasab, 417 f. 415 IHS, III, 332. Bei al-Wqid gehrt der zweite Teil in den Text des Vertrags hinein und ist dementsprechend in der zweiten Person singularis gehalten (WQ/Jones, 611 f.). ñ Der Vertrag von al-udaibja ist von C. E. Dubler und U. Quarella als Ñein Bruch mit der hergebrachten Clan-Organisationì gedeutet worden; der ÑIslam hrt auf, eine arabische Organisation zu seinì und Ñschpft aus diesem Vertrag die Legitimation zur Eigenentwicklungì (Dubler/Quarella: Der Vertrag von udaybiyya, 78ñ81). Dieser Eindruck entsteht, wenn man die Bestimmungen f r sich genommen betrachtet. Mohammed blieb aber in seinen Vorstellungen zur Gesellschaftsordnung und in seinen weiteren Manahmen, wie wir schon oft beobachteten, durch und durch Ñkonservativì; das die Stammesgesellschaft bersteigende Potential seiner Verk ndigungen kam erst nach seinem Tod zur Entfaltung und lste, wie wir sehen werden, die Katastrophe des Ersten B rgerkrieges aus. 416 IHS, III, 332ñ334; WQ/Jones, 613ñ615: Viele versuchten, eine Str hne vom Haupthaar Mohammeds zu ergattern. Kranken gab man Wasser zu trinken, in das man einige seiner abgeschnittenen Haare getunkt hatte. 417 Bei al-udaibja hatten die Muslime untereinander gestritten, ob ein Verk rzen der Haare ausreiche; Mohammed soll dies, nachdem man ihn mehrfach danach gefragt hatte, zugestanden haben (WQ/Jones, 615). 418 Vgl. oben, 222. Bei heutigen muslimischen Eiferern ist die Schwiele auf der Stirn wieder in Mode, nachdem sie bis zum Ende des zweiten Drittels des 20. Jahrhunderts nahezu nie zu sehen gewesen ist. 419 Laut R. Bell eine Anspielung auf 5 Mose 6,8 und 11, 18 (Paret: Kommentar, 453); dort ist freilich davon die Rede, da die Juden sich die Gebote Gottes auf die Stirn binden sollten, damit sie sie stets beherzigten. An eine ostentative Zurschaustellung unerm dlicher Ritenerf llung ist dort jedenfalls nicht gedacht. 420 Ferner Widerhall eines nicht n her bestimmbaren Gleichnisses Jesu (Paret, a.a.O.).
Kapitel V: Der Dschihad 1
Vgl. oben, 360 f. Ibn aar: Tahb, V, 284, Nr. 479. 3 Nagel: Untersuchungen zur Entstehung des abbasidischen Kalifats, 166ñ169. 4 az-Zubair: Nasab, 87. 5 Gemeint ist vermutlich das F nftel, das dem Propheten vorbehalten ist und das er nach Gutd nken an die Muslime verteilen darf (vgl. WQ/Jones, 410, Zeile 3ñ5). 6 Vgl. IST, IV/I, 40 f. sowie Ibn aar: al-Iba, III, 388, Nr. 7823, in Anlehnung an MS: azzakt 167 f. In das betreffende ad ist das Motiv der Rivalit t zwischen den Nachkommen Als, der Mohammeds Schwiegersohn geworden war, und anderen wichtigen quraiöitischen Klanen, vor allem den Zubairiden, eingegangen. 7 Lubba: IST, IV/I, 145 und az-Zubair: Nasab, 27. 8 WQ/Jones, 410. 9 Vgl. oben, 289. 10 In Sure 58, ebenfalls aus der Zeit zwischen dem Grabenkrieg und al-udaibja stammend, verurteilt Mohammed in scharfer Form das heimliche Gerede (arab.: an-naw). Wenn ihm 2
Anmerkungen
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jemand etwas auf diese Art hinterbringen will ñ und daf r irgendeinen Vorteil erwartet? ñ dann soll er vor dem gew nschten Gespr ch unter vier Augen eine adaqa abf hren (Vers 12). 11 Vgl. oben, 135. 12 Nagel: Medinensische Einschbe, 65 f. 13 Vgl. oben, 323. 14 Vgl. oben, 323. 15 Vgl. unten, 446. 16 Es handelt sich dabei um die Suren, die zwischen Sure 33 (Kommentierung des Grabenkriegs, vgl. oben, 371 f.) und Sure 48 (Kommentierung der Ereignisse von al-udaibja) entstanden; es sind dies in dieser Reihenfolge die Suren 60, 4, 99, 57, 47, 13, 55, 76, 65, 98, 59, 24, 22 (in der Regel als mekkanisch gewertet, bis auf einige Verse, vgl. Nagel: Einschbe, 56), 63, 58, 49, 66, 64, 61, 62. 17 Vgl. die bereits in Sure 33 nach Abzug der Koalition re ausgestoenen Drohungen, oben, 372. 18 Vgl. oben, 166, 172. 19 Nagel: Medinensische Einschbe, 94 f. 20 Vgl. oben, 364ñ366. 21 Vgl. oben, 329 f. 22 Vgl. oben, 176 f. 23 Vgl. oben, 372. 24 Vgl. oben, 138 f. 25 Vgl. oben, 373. 26 WQ/Jones, 634, Zeile 7ñ9; IST, II/I, 77. 27 WQ/Jones, 634ñ636. 28 Ebd., 642, Zeile 8ñ13. 29 Ebd., 645, Zeile 7. Den mittelbaren Angaben ber die Jahreszeiten der Ereignisse l t sich entnehmen, da das Geschehen in die unter Umar b. al-aÅÅb eingef hrte HedschraDatierung (vgl. unten, 544ñ546) eingepat wurde. Sonst k me man im vorliegenden Fall auf den Herbst 628. An anderer Stelle (ebd., 646, Zeile 5) heit es, die Muslime seien Ñbei gr ner Fruchtì ( al amaratin ar ; zu amara s. de Goeje: Le Glossaire joint au Liber expugnationis regionum auctore al-Bel'dsor*, Leiden 1866: produit de la terre) angekommen, als das Klima ungesund gewesen sei; sie h tten von den unreifen Fr chten gegessen und danach unter Fieber gelitten. Auf den Herbst treffen derartige Angaben schwerlich zu. 30 WQ/Jones, 647ñ649. 31 SWW, 1192: meist al-afj genannt. 32 WQ/Jones, 652 f. 33 Ebd., 654ñ662. 34 Vgl. oben, 373. 35 Vgl. oben, 46. 36 Die Ban !ifr werden von Mohammed zusammen mit den Ban Aslam als geeignete Bundesgenossen bezeichnet, NMQ, 237. Zu den Ban Aslam vgl. auch WQ/Jones, 782. 37 WQ/Jones, 659 f. 38 Ebd., 665. 39 Ebd., 673. 40 Ebd., 681. 41 Angeblich wurden die Ban Daus durch zwei Verse des medinensischen Dichters Kab b. Mlik so sehr eingesch chtert, da sie sich eilends Mohammed unterwarfen (Ibn aar: alIba, III, 302, Nr. 7433). Da diese Verse aber die Eroberung aibars als bereits abgeschlossen voraussetzen, knnen sie nicht der Anla f r die Annahme des Islams durch die genannte Gruppe von Dausiten gewesen sein. 42 Ebd., 683ñ685. 43 Vgl. oben, 361. 44 Vgl. unten, 510, 513ñ528 (WQ/Jones, 718 ff.) 45 WQ/Jones, 691; eine ÑKamellastì (arab.: al-wasq) betrug als Hohlma etwa 252 Liter und bezeichnete bei Weizen ein Gewicht von 195 kg (Hinz: Islamische Mae und Gewichte, 53). 46 Vgl. oben, 371. 47 Ibn aar: al-Iba, II, 383, Nr. 7806; IST, II/I, 82.
790 48
Anmerkungen
IHS, III, 364 f.; WQ/Jones, 689 f. Ibn aar: Tahb, XII, 38ñ40, Nr. 154. 50 Ebd., XII, 438, Nr. 2851. 51 WQ/Jones, 692. 52 Ebd., 693ñ695; IHS, III, 365ñ367. 53 WQ/Jones, 696. 54 az-Zubair: Nasab, 261 f.; Ibn al-Kalb: amhara, 76; NMQ, 48. 55 Vgl. oben, 259. 56 WQ/Jones, 697ñ699. (Umar war in der Idee des Vorranges der ersten Auswanderer befangen, da allein das fr he Verdienst um den Islam z hlen sollte, vgl. unten, 527 f.). 57 WQ/Jones, 706 f. 58 IHS, III, 368. 59 WQ/Jones, 710 f. 60 Vgl. oben, 373. 61 Vgl. oben, 374. 62 Vgl. unten, 551 f. 63 EI, s.v. Zakt (XI, 407ñ422, A. Zysow). 64 WQ/Jones, 697. 65 Bisweilen wird auch der Dausite aÅ-Äufail b. Amr zu denen gez hlt, die kurz nach der Eroberung aibars, doch noch vor der R ckkehr Mohammeds nach Medina, zu ihm fanden (IST, II/I, 78, Zeile 18). Aber sein Aufenthalt in der Umgebung des Propheten ist erst f r die gem dem Vertrag von al-udaibja nachgeholte Ñkleine Wallfahrtì bezeugt (Ibn aar: al-Iba, II, 225, Nr. 4254). 66 Die Gruppe von Angehrigen des jemenischen Stammes der Aöarjn, deren Schiff auf dem Weg zu Mohammed an die thiopische K ste verweht worden war und die nun zusammen mit den letzten Asylanten, deren R ckkehr Mohammed vom Negus erbeten hatte, sich vor aibar einstellten, wurden anscheinend noch nicht als muhidn gerechnet. Ab Ms al-Aöar taucht erst in der Schlacht bei unain als muslimischer K mpfer auf (WQ/Jones, 916, 959). 67 Ibn aar: al-Iba, I, 146, Nr. 632; nach einer anderen Quelle soll der ÑHelferì Kab b. Mlik diese Aufgabe wahrgenommen haben (WQ/Jones, 973, Zeile 15). 68 Ibn aar: al-Iba, I, 499, Nr. 2547. 69 Es handelt sich um Busr b. Sufjn al-Kab und a-%ak b. Sufjn al-Kilb. Busr hatte Mohammed vor den Mekkanern gewarnt, als dieser auf dem Marsch nach al-udaibja durch Usfn kam (Ibn aar: al-Iba, I, 149, Nr. 646); a-%ak (ebd., II, 206 f., Nr. 4166) wird als Anf hrer eines Feldzuges gegen den eigenen Stamm genannt (WQ/Jones, 7), datiert auf den Rab al-auwal 9 (begann am 18. Juni 630). 70 WQ/Jones, 973. 71 TRM, I, 1877. 72 WQ/Jones, 974ñ980. 73 Text: da -hum il l-islm. Um den oft ñ wie in diesem Fall ñ gewaltsamen Charakter der Bekehrung zum Islam zu bem nteln, pflegt man diese Wendung heutzutage mit Ñzum Islam einladenì wiederzugeben. 74 Identit t nicht sicher; seine nisba wird als al-Aslam oder as-Salim berliefert; er soll ein Eidgenosse der azraitischen Ban Salima gewesen sein (Ibn aar: al-Iba, III, 411, Nr. 7949 f.). 75 IST, II/I, 122. /Z/ 76 Vgl. hierzu Donner: Muammadís Political Consolidation, 245. Zu den Abö vgl. oben, 49ñ51. 77 El-Abed: Mittelalterliche Bergwerke, 14 f.; WQ/Jones, 702ñ704. 78 Vgl. oben, 379. 79 WQ/Jones, 624ñ627. Vermutlich wollte Mohammed nicht das ja immer noch nach heidnischen Mast ben gemessene politische Prestige aufs Spiel setzen, das er gerade gewonnen hatte. Ab Bars Berufung auf die Schutzgarantie (arab.: a-imma) brachte einen solchen heidnischen Aspekt der Machtaus bung zur Sprache (vgl. das Beispiel in AG2, XI, 104, Zeile 5). 80 WQ/Jones, 627. Die Aktivit ten Ab Bars, in die mehrere St mme westlich von Mekka und Medina verstrickt waren, dauerten wahrscheinlich bis etwa zur Inbesitznahme Mekkas durch Mohammed fort (Muranyi: Die Auslieferungsklausel, 290 f.). 49
Anmerkungen 81
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Vgl. Muranyi: Prophetengenossen, 165ñ176. Vgl. oben, 299. 83 IST, I/II, 26 f. 84 Vgl. oben, 46. 85 Die Quraiöiten betrachteten sich selber als die edelsten aller muaritischen Araber (vgl. unten, 530). Wenn jetzt ein muaritischer Stamm Mohammed seine Aufwartung machte, belegt dies eine Verlagerung der Loyalit t von den mekkanischen Quraiöiten weg und zu ihm hin. 86 IST, I/II, 38. 87 Ebd., I/II, 42. 88 WQ/Jones, 757. 89 Es handelt sich um die Ban d-Dl, deren Anf hrer Naufal b. Muwija bei hinreichender Unterst tzung zum Krieg gegen Medina bereit gewesen w re. Naufal wird anl lich des letzten Fir-Krieges neben Abdallh b. udn, Hiöm b. al-Mu"ra und arb b. Umaija als einer der Wortf hrer der quraiöitischen Seite erw hnt (NMQ, 168). 90 WQ/Jones, 729ñ731. 91 Ebd., 731ñ738. Da die Schlachtung der Opfertiere jetzt bei Ñjedem Pawegì mglich sein soll, belegt, da der Ñheilige Bezirkì nur noch einer einzigen Gottheit geweiht ist: Allah und sein Gesandter haben mit den Heiden nichts mehr zu schaffen (Sure 9, 3). 92 WQ/Jones, 738ñ741. 93 Ebd., 744. 94 JQ: al-Hada (sic!), bei Marr a-ahrn und damit laut HAM, 120 zur von den Quraiöiten und uziten kontrollierten Tihama gehrend. 95 WQ/Jones, 748. 96 Mekka ist noch feindliches Gebiet, auf dem sich ein Muslim eben nur zum Zweck des Ritenvollzugs aufhalten darf. Die dieser berlieferung zugrunde liegende Vorstellung, da der Aufenthalt eines Muslims auf dem Territorium der Andersgl ubigen (arab.: dr al-arb) diesen einen Vorteil bringen knne und daher nicht unbegrenzt ausgedehnt werden d rfe, wird sp ter zu einem wichtigen Grundsatz der schariatischen Normen des muslimischen Verh ltnisses zu den Andersgl ubigen ausgebaut werden. 97 WQ/Jones, 749 f.; IST, I/II, 25. 98 Vgl. die vergeblichen Versuche Mohammeds, in fr hmedinensischer Zeit durch Missionierung St mme auf seine Seite zu ziehen, oben, 358 f. 99 WQ/Jones, 752 f. 100 az-Zubair: Nasab, 408. 101 WQ/Jones, 770ñ774; IST, II/I, 96 f. 102 Vgl. oben, 299. 103 WQ/Jones, 782ñ785; IHS, IV, 31ñ35. 104 IHS, IV, 37. 105 WQ/Jones, 792; IHS, IV, 38. 106 IST, VIII, 68ñ71. 107 Vgl. oben, 313. 108 IHS, IV, 38 f.; WQ/Jones, 791ñ795. 109 WQ/Jones, 800 f. 110 HAM, 118: al-uraö liegt am s dlichen Ende des sich nach Norden ffnenden Wd lBöa. 111 WQ/Jones, 805. Die Ban Nar b. Muwija, zu denen Mlik b. Auf, der Anf hrer der Hawzin bei unain, z hlte, waren Eidgenossen der aqafiten (Ibn aar: al-Iba, III, 191, Nr. 6924). 112 NMQ, 172, 182 f. 113 WQ/Jones, 813; vgl. IHS, IV, 121. 114 IST, II/I, 8; vgl. oben, 70. 115 WQ/Jones, 712. 116 Donner: Meccaís Food Supplies and Muammadís Boycott, passim. AG2, XVI, 82. Vgl. oben, 377. 117 Er ist der Bruder der Ehefrau Mohammeds Umm Salama, vgl. Ibn aar: al-Iba, II, 277, Nr. 4543. 118 IHS, IV, 42 f.; WQ/Jones, 806ñ810. 119 Ein Neffe adas, vgl. oben, 54 f. 82
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Anmerkungen
120 Ein uzite; sein Haus in Mekka war eines der beiden gewesen, in das sich die uziten gefl chtet hatten, die dem Gemetzel entronnen waren, das, wie erw hnt, von den Ban Bakr und einigen Quraiöiten angerichtet worden war und den Feldzug Mohammeds ausgelst hatte. 121 JQ, s.v. Ark. 122 d.h. die uziten. 123 Eine Formel des Verw nschens. 124 WQ/Jones, 814ñ816. 125 Weder bei al-Wqid noch bei Ibn Isq wird vom bertritt al-Abbsí zum Islam gesprochen. Ibn Hiöm f gt in Ibn Isqs Text eine auf az-Zuhr zur ckgef hrte Notiz ein, derzufolge al-Abbs Mohammed bis al-ufa entgegengezogen sei, dort den Islam angenommen und Ñdas Wohlgefallen des Prophetenì erlangt habe (IHS, IV, 42). In einer sp teren Propagandaschrift des abbasidischen Kalifats heit es, schon in der Zeit vor Badr habe sich das Ger cht verbreitet, al-Abbs sei zum Islam bergetreten (Istorija, fol. 238 b), was aus der berlieferung gefolgert zu sein scheint, Umar b. al-aÅÅb habe ihn bei den Dotationen (vgl. unten, 522 f.) hher als die Badr-K mpfer eingestuft (Istorija, fol. 141 a). Ein besonders auff lliges Detail der abbasidischen Propaganda ist im brigen darin zu erkennen, da al-Abbs das Reittier des Propheten benutzt, das diesen als den erwarteten Endzeitherrscher ausweist (vgl. unten, Anmerkung 204) ñ eine geradezu peinlich direkte ÑLegitimierungì des Herrschaftsanspruchs der Abbasiden: Sie sind die wahren Erben des Propheten und werden ihre Macht so lange behalten, bis die Endzeit anbricht (vgl. Nagel: Rechtleitung und Kalifat, 96). 126 Text: al-malama = apokalyptischer, in den Untergang f hrender Kampf; so auch mit Bezug auf die Ban n-Nar verwendet (WQ/Jones, 372), vgl. Ullmann: Wrterbuch, II, 371. 127 WQ/Jones, 821; vgl. IHS, IV, 44ñ46. Qais b. Sad b. Ubda wird sp ter unter dem Kalifat Al b. ab Älibs eine wichtige Rolle spielen (vgl unten, 617 f.). 128 IHS, IV, 45. 129 Ebd., IV, 80. 130 Ebd., IV, 48ñ50; WQ/Jones, 823 f. 131 Vgl. oben, 142. 132 IHS, IV, 60. Ikrima ist brigens ein gutes Beispiel f r den raschen Aufstieg der Mohammed bis zur Einnahme Mekkas meist feindlich gesonnenen quraiöitischen Elite. Die Azditen aus der Gegend des heutigen Dubai hatten eine Abordnung nach Medina geschickt und den Islam angenommen; ihren Stammesgenossen uaifa b. al-Jamn hatte Mohammed als muaddiq bei ihnen eingesetzt. Ab Bakr beauftragte w hrend der ÑApostasieì Ikrima mit der erneuten Unterwerfung der Azditen; Ikrima bezwang den Stamm und sandte etliche Azditen, unter ihnen uaifa, als Gefangene nach Medina (so al-Wqid in seinem Kitb ar-ridda, zitiert von Ibn aar: al-Iba, I, 318, Nr. 1648). lid b. al-Wald sowie Jazd und Muwija, die beiden Shne Ab Sufjns, sind die herausragendsten Vertreter dieser Gruppe; im folgenden wird des fteren von ihnen die Rede sein. 133 WQ/Jones, 274 und 286. 134 Ebd., 850 f. 135 Ebd., 831 pu. 136 IHS, IV, 47; vgl. oben, 187. 137 WQ/Jones, 832, Zeile 12; dies stimmt mit den Angaben Mlik b. Anasí berein (FSG, I, 206). 138 Ebd., 832. 139 az-Zubair: Nasab, 253 f. Laut Ibn azm: amhara, 127 wird auch die Meinung vertreten, Umn b. Äalas Nachkommen h tten allein das Anrecht auf dieses Amt. 140 WQ/Jones, 834 f.; IHS, IV, 55. 141 Bei Ibn Isq: ÑEs gibt keinen Gott auer Allah, dem Einen, der keinen Gef hrten hat.ì 142 Anspielung auf den Grabenkrieg als das entscheidende Ereignis im Kampf gegen die mekkanischen Quraiöiten. 143 Aus der Heidenzeit berlieferte Formel, vgl. oben, 36. 144 Hier endet der ñ von Ibn Hiöm verk rzte? ñ Text Ibn Isqs, und zwar mit dem bei alWqid einleitenden Passus: ÑQuraiöiten, was, glaubt ihr wohl, werde ich mit euch machen?ì ÑGutes, edelm tiger Bruder, Sohn eines edelm tigen Bruders!ì ÑSo geht eures Wegs! Ihr seid (fortan von Schuld) frei (arab.: Pl. aÅ-Åulaq )!ì (IHS, IV, 55). Der Begriff aÅ-Åulaq , der in der antiomaijadischen Propaganda eine groe Rolle spielen sollte, fehlt bei al-
Anmerkungen
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Wqid. ber die Verwendung der Genealogie im Alltag der altarabischen Gesellschaft vgl. /Z/ 145 N mlich als er bewaffnet einzog. 146 Text: al-i r, vgl. Dietrich: Dioskurides triumphans, Teil 2, 100. 147 Das islamische Erbrecht ist weitgehend ein Intestaterbrecht. 148 Zur Festigung der genealogischen Beziehungen nach patrilinearem Prinzip vgl. oben, 330ñ333. 149 Dies bezieht sich auf Personengruppen, seien es Muslime oder Andersgl ubige, die auf einem Territorium leben, ber das die muslimische Obrigkeit mit den Andersgl ubigen eine Abmachung getroffen hat. 150 Vgl. oben, 249, 277. 151 WQ/Jones, 835ñ837. 152 Vgl. oben, 332. 153 Vgl. oben, 199; der ber hmteste Fall von Adoption war die durch Muwija veranlate Aufnahme seines f higen irakischen Statthalters Zijd (vgl. unten, 572) in die Herrscherfamilie; die sp tere antiomaijadische Propaganda ergeht sich in w sten Beschimpfungen Muwijas wegen dieses Verstoes gegen Mohammeds Ideal der Eindeutigkeit der Abstammung; die fr hen Abbasiden schlieen die Nachkommen Zijds aus dem Kreis der Quraiöiten aus (Nagel: Rechtleitung und Kalifat, 102 f.). 154 Vgl. oben, 390; Nldeke/Schwally: Geschichte des Qorns, 220ñ222. 155 WQ/Jones, 965 f. 156 Vgl. Nagel: Allahs Liebling, 44. Mohammed erblickte bei seinem freigelassenen Sklaven Zaid b. ria dessen Ehefrau Zainab bt. aö, verliebte sich in sie und begehrte sie zur Frau; Zaid mute sich von ihr trennen. Der Skandal lag vor allem darin, da Zaid von Mohammed als Adoptivsohn betrachtet wurde, Mohammed also die Ehefrau seines Sohnes heiratete. Sein Alter ego befreite ihn aus der Bredouille, indem es ihm eingab, er, Mohammed, sei niemandes Vater, vielmehr sei er der Gesandte Allahs und das Siegel der Propheten (Sure 33, 40) (IST, VIII, 71 f.). Im brigen erleichterte ihm Allah das Gewissen, indem er ihm bei der Himmelfahrt kundgab, da im Paradies auf Zaid eine mindestens ebenso h bsche Jungfrau warte ñ so die fromme Legende (Allahs Liebling, loc. cit.). /Z/ 157 WQ/Jones, 842, 870 f. 158 IHS, IV, 71. 159 WQ/Jones, 873 f. 160 NMQ, 191 f., vgl. ebd., 143; IHS, IV, 74; WQ/Jones, 880. 161 IHS, IV, 73. 162 WQ/Jones, 878. 163 Ebd., 876. 164 IHS, IV, 74. 165 Ebd., IV, 80; WQ/Jones, 889. 166 Ibn aar: al-Iba, II, 451, Nr. 5391. 167 Zum alt al- auf vgl. EI, VIII, 934 f. (G. Monnot). Da sich Mohammed vor dem Zug nach Mekka trotz der zu seinen Gunsten ver nderten politischen Lage seiner Sache nicht sicher war, belegt auch der Umstand, da er, bevor er von Medina aufbrach, mglichst viele ihm ergebene St mme nach Medina beorderte (IST, IV/II, 15, 21, 50, 67). 168 Vgl. oben, 307 169 WQ/Jones, 890 f. 170 Ebd., 901; IHS, IV, 83ñ92. 171 WQ/Jones, 903. 172 WQ/Jones, 905ñ907. ÑTte, tte!ì lautete der Schlachtruf, und allein Salama b. al-Akwa, in dem Mohammed seinen besten Fusoldaten gesehen haben soll (TMD, XXII, 84), soll eigenh ndig siebzehn Feinde vornehmer Herkunft umgebracht haben (ebd., 91 f.). Zur Bedeutung der Hawzin: /Z/ 173 Ibn azm: amhara, 269ñ275 und 468 f. 174 WQ/Jones, 913; vgl. Ibn azm, op. cit., 265. 175 NMQ, 184; AG1, XIX, 81. 176 Vgl. oben, 301. 177 NMQ, 175; IHS, IV, 95ñ97. 178 WQ/Jones, 917. 179 Vgl. oben, 205 f.
794 180
Anmerkungen
+ l-kaffain; IKR, arab. Text, 24 sowie Erl uterungen, 117. WQ/Jones, 870, 922. WQ/Jones, 924. 182 Ebd., 926-928; die berlieferung ber die Belagerung aÅ-Ä ifs enth lt weitere uerungen eines ungez gelten gegenseitigen Hasses (z.B. WQ/Jones, 929 f.). 183 Ebd., 930; dieses Grab wurde noch zur Regierungszeit Umar b. al-aÅÅbs Ñgesteinigtì (Ibn aar: al-Iba, III, 191, Nr. 6924). 184 WQ/Jones, 937. 185 IHS, IV, 127. 186 WQ/Jones, 943. 187 ubair war vermutlich erst beim Einmarsch in Mekka Muslim geworden (Ibn aar: alIba, I, 225 f., Nr. 1091). 188 WQ/Jones, 813. Danach war man darauf aufmerksam geworden, da der Prophet in m tterlicher Linie mit den Ban Sulaim verwandt sei. Noch w hrend des Kampfes um aibar ist al-Abbs b. Mirds nicht auf der Seite Mohammeds, sondern unterrichtet die mekkanischen Quraiöiten ber die Vorg nge (ebd., 701). 189 Vgl. oben, 364. 190 WQ/Jones, 944ñ955; IHS, IV, 130ñ139. 191 Vgl. oben, 365 f.. 192 IHS, IV, 140 f. 193 Hier endet der Text Ibn Hiöms (IHS, IV, 142 f.); es folgt bei ihm unmittelbar die Herabrufung der Barmherzigkeit Allahs auf die ÑHelferì, mit der auch al-Wqid, allerdings erst nach den Zus tzen, die ich ebenfalls wiedergebe, den Text abschliet (WQ/Jones, 958). 194 Am Tag des Gerichts, an dem dr ckende Hitze herrschen wird, erwartet Mohammed die Muslime an einem Wasserbecken; dort d rfen sie sich mit einem k hlen Trunk erfrischen. 195 WQ/Jones, 958 f. 196 Ebd., 961 f. 197 Zur Vorstellung, da die Pflichtgebete den Kern der islamischen Glaubenspraxis bilden, vgl z.B. oben, 212. ber al-Mu"ra vgl. oben, Kapitel IV, Anmerkung 411; WQ/Jones, 968ñ 972; IST, I/II, 52ñ54. 198 WQ/Jones, 973. 199 Ebd., 984ñ989. 200 TRM, I, 1708. 201 IKR, arabischer Text, 37 f.; TRM, I, 1706ñ1710. 202 Vgl. oben, 216. 203 Laut IST, I/II, 16, Zeile 25 wurde Chosrau Parwez im umd l-l (begann am 6. September 628) des Jahres 7 ermordet. 204 Durch das weie Maultier (vgl. oben, Anmerkung 125) wird Mohammed durch den Patriarchen als ein Endzeitherrscher gekennzeichnet, ein deutlicher Akt der Zur ckweisung byzantinischer Herrschaftsanspr che; der byzantinische Statthalter in Amman, der auf gleiche Weise Mohammed Avancen gemacht hatte, bezahlte dies mit seinem Leben (vgl. unten, 437). Dies alles sind weitere mittelbare Belege f r das Vorhandensein von religispolitischen Hoffnungen, die sich Mohammed zunutze machen konnte (vgl. oben, 180ñ186). 205 Ibn Duraid: al-Iötiqq, 348. 206 IST, I/II, 18, Zeile 13. Mohammed hatte die Ban Abd al-Qais in Bahrain aufgefordert, sie sollten zwanzig Delegierte an ihn entsenden; diese waren im Jahr der Einnahme Mekka bei ihm eingetroffen (IST, I/II, 54). Hieran schlo sich die Mission al-Al b. al-arams an. Diesem gab Mohammed ein Schreiben mit auf den Weg, in dem ihnen die Sicherheit ihrer Handelswege zugesagt wurde (vgl. die Drohungen gegen die Bewohner von Elat, unten, 439 f.). Sie ihrerseits wurden verpflichtet, das Heer der Muslime zu unterst tzen; als Gegenleistung sollten sie auf die Beteiligung am Ñzur ckgeholten Gutì (arab.: al-fai ) rechnen d rfen (IST, I/II, 32, Zeile 25-33, Zeile 4). 207 Ibn aar: al-Iba, II, 497 f. sowie Ibn azm: amhara, 232; vgl. oben, 301. 208 IST, I/II, 19. 209 Ebd., 19 f. 210 Ebd., 27. 211 Ebd., 18. 212 Vgl. oben, 117. 213 IST, I/II, 35. 214 Ibn aar: al-Iba, III, 628, Nr. 9100. 181
Anmerkungen 215
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Ibn azm: amhara, 244ñ246. IST, I/II, 33. 217 Dieser Grundsatz ist in das islamische Recht eingegangen (Nagel: Das islamische Recht, 169). 218 IST, I/II, 33. 219 Ebd., 34 f. 220 Ebd., 35. /Z/ 221 Ebd., 20. Die Episode wird auch anders erz hlt; die Pointe bleibt die gleiche: Die subversive Egalit t des Islams steht gegen den althergebrachten Rang (vgl. T. Nagel: Eine Abstammungslegende im mamlukischen 8gypten. Zur Problematik der Legitimation fremdbrtiger Machteliten im Islam, in: Peter Wunderli (Hg.): Herkunft und Ursprung, Sigmaringen 1994, 111ñ118). 222 Auswanderer nach thiopien, dann nach Medina; von Ab ahl nach Mekka gelockt und dann dort festgehalten (Ibn aar: al-Iba, III, 47, Nr. 6123). 223 IST, I/II, 32. Die am Ende von Sure 9, Vers 30 stehende Schm hung der Andersgl ubigen findet sich wrtlich auch in der ebenfalls der sp teren medinensischen Zeit angehrenden Sure 63, Vers 4. 224 IST, I/II, 28. Dieser Brief wird im ad BS, bad al-waj 6, Ab Sufjn in einer Audienz bei Herakleios vorgelesen; w hrend der Verhandlungen bei al-udaibja war Ab Sufjn n mlich nicht im Hedschas, sondern auf einer Handelsreise (Bashear: The Mission, 97). Irrt mlich wird im Verlauf der in diesem ad wiedergegebenen Episode aus dem Kaiser Herakleios ein Bischof dieses Namens (ebd., 104). 225 Vgl. oben, 432 f. 226 IST, I/II, 31. 227 Ebd., 83. In diese Zeit des Waffenstillstandes von al-udaibja f llt auch die Begegnung Ab Sufjns mit Herakleios in Jerusalem (Text : 9lij ), bei der sich der Kaiser ber jenen seltsamen Mohammed ins Bild setzen lie (BS, bad al-waj, 6). 228 WQ/Jones, 995 f. Vgl. /Z/ IV 260. 229 Ebd., 999; IHS, IV, 174 f. 230 Der Gebrauch des Zahnholzes (arab.: as-siwk) soll verhindern, das der Mensch, der vor Allah steht, einen blen Mundgeruch verbreitet. 231 WQ/Jones, 1021 f. 232 Wensinck: Concordance, s.v. ru b (II, 271). 233 Ebd., s.v. azna (II, 28). Die wesentlichen Varianten sind vereinigt in MS, al-masid wa-mawi a-alh, 2-8. 234 WQ/Jones, 1019 f. Auch von diesem Ausspruch finden sich im ad zahlreiche Varianten: Wensinck, op. cit., s.v. air (II, 96); s.v. ail (II, 103); s.v. saif (III, 56). 235 WQ/Jones, 1025-1027; IHS, IV, 169 f. 236 Text: a-mina; vgl. Lane: Lexicon, s.v. -m-n. 237 WQ/Jones, 1030: ÑEuch soll nicht der Zehnte auf euer Haushaltsgut abverlangt werden.ì 238 WQ/Jones, 1030; IST, I/II, 36. 239 Ebd., 28 f. 240 WQ/Jones, 1031; IST, I/II, 37. 241 JQ, s.v. Aru. 242 IHS, IV, 169. 243 WQ/Jones, 1030ñ1032; IST, I/II, 37 f. 244 Stadt an der Weihrauchstrae, im S dwesten des heutigen Saudi-Arabien. Die dortige christliche Gemeinde entstand im 5. Jahrhundert; sie wurde um 520 durch einen s darabischen Herrscher j dischen Glaubens vernichtet und 525 durch die thiopier wiedergegr ndet. 245 Ibn azm: amhara, 284, 416 f. 246 IST, I/II, 21. 247 Der Ausdruck ist nat rlich im bertragenen Sinn zu verstehen und bezieht sich entweder auf Metalle (Gold, Silber, Eisen?) (vgl. Lane: Lexicon, s.v. amra) oder, weniger wahrscheinlich, auf Ertr ge des bebauten ñ Ñschwarzenì ñ und des unbebauten ñ Ñweienì ñ Bodens und einer dritten Art. 248 In diesem Schreiben und in dem vorher zitierten an die Bewohner von Elat kommt klar zum Ausdruck, in welchem Zusammenhang Mohammed den Begriff des Ñzur ckgeholten Gutesì verwendet, vgl. oben, 360 f., 364. Mohammed ist der berzeugung, da ihm als dem 216
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Anmerkungen
Gesandten Allahs und den Muslimen als den ÑGl ubigenì ein allgemeines Eigentumsrecht an allem zusteht. 249 Bestehend aus einem oder zwei feinen T chern. 250 Gemeint ist wahrscheinlich ein der syrischen Uqija (214 g) vergleichbares Gewicht. 251 IST, I/II, 35 f. 252 Die Beschenkung durch den M chtigen ist kein Akt des Wohlwollens, sondern der Indienstnahme und Verpflichtung des Machtlosen. 253 IHS, IV, 239ñ242; IST, I/II, 72. 254 IST, I/II, 84 f. 255 Vgl. dazu unten, 552. 256 Schmucker: Die christliche Minderheit von Narn, bes. 234-247. 257 Ebd., 246. 258 IST, I/II, 55. 259 Ibn azm: amhara, 413. 260 IST, I/II, 63. 261 Vgl. oben, 24, 28, 60 f. 262 Er war ein Angehriger der Ban Abd äams, seine Mutter war eine aqafitin; in doppelter Hinsicht war er demnach eine Ausnahmeerscheinung unter den ersten Muslimen (Ibn aar: al-Iba, I, 406, Nr. 2167). 263 IST, I/II, 63 f. 264 Ibn azm: amhara, 418. 265 Der Ranghchste bekam 500 Silberdirham, der Rangniedrigste 200 Dirham (IST, I/II, 76, Zeile 7 f.). 266 IST, I/II, 61. 267 Vgl. unten, 687ñ690. 268 Text: al-ma fir. Es handelt sich um eine Abart der burd genannten Gew nder; die burda des Propheten wird so beschrieben: Ein dickes wollenes Tuch, sieben und einen halben Fu lang und vier und einen halben Fu breit (Lane: Lexicon, s.v. burd). 269 WQ/Jones, 1079-1085. 270 Ebd., 1077. 271 Die bisweilen vorgeschlagene bersetzung ÑSchutzerkl rungì (vgl. Paret: Der Koran, 132) entbehrt der Grundlage. 272 IHS, IV, 191; IST, II/I, 107. 273 Laut islamischer berlieferung sind die Verse 128 f. bereits in Mekka entstanden (Nldeke/Schwally: Geschichts des Qorns, 226). 274 WQ/Jones, 712; IST, II/I, 124. 275 IHS, IV, 143. 276 WQ/Jones, 1088. 277 Ebd., 1089; IHS, IV, 248; IST, II/I, 135. 278 Vgl. oben, 75. 279 WQ/Jones, 1102ñ1105. 280 Ebd., 1104. 281 Ebd., 1089; IHS, IV, 248. 282 Muar, dem man nachsagt, er sei bereits Muslim gewesen, verkrperte nach quraiöitischer Ansicht das Ismael-Arabertum (vgl. dazu unten, 531 f.). Der Raab wurde besonders von den Muar-Arabern als heilig angesehen; in islamischer Zeit lagerten sich an diese berlieferung weitere Vorstellungen an. Allah erhre besonders w hrend des Raab die an ihn gerichteten Bitten. Eine ausf hrliche Darlegung mit diesem Monat zusammenh ngenden berlieferungen findet man in Abd al-Qdir al-ln: al-&unja, 720ñ761. 283 Die islamischen Monate haben abwechselnd 30 oder 29 Tage (= 354 Tage im Jahr). In den Schaltjahren des islamischen Mondkalenders hat der l-ia, der letzte Monat, ebenfalls 30 Tage. Schaltjahre sind in einem Zyklus von 30 Jahren jeweils das 2., 5., 7., 10., 13., 16., 18., 21., 24., 26. und 29. Jahr. ñ Eine knappe Zusammenfassung sp tantiker Spekulationen ber die Abh ngigkeit der Naturvorg nge von der Zahl 28 und dem Mondlauf, entnommen dem Buch von Philon ber die Weltschpfung, findet sich bei Leisegang: Die Gnosis, 43ñ49. Wir wissen nicht, wieviel von solchem Gedankengut im Arabien der Zeit Mohammeds umlief; doch ahnt man nach der Lekt re dieses Textes, wie vermessen einem das Einf gen eines Schaltmonats erscheinen konnte, wenn man diese Vorstellungen f r bare M nze nahm. Die Annahme D. Ferchls (Die Deutung, 114), die Abk rzungen, die vor
Anmerkungen
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29 Suren stehen, als Hinweise auf bestimmte Themenkomplexe aufzufassen und deren Aneinanderreihung als eine koranische ÑWeltgeschichteì zu interpretieren, ist durchaus plausibel. 284 WQ/Jones, 1112; IHS, IV, 251. 285 Bei Ibn Isq (IHS, IV, 251) heit es: ÑDer Satan lie alle Hoffnung fahren, fortan jemals in diesem euren Land angebetet zu werden. Doch wenn man ihm anderswo gehorcht, so ist er bereits damit einverstanden, n mlich mit solchen Handlungen eurerseits, die ihr f r belanglos erachtet. Darum seid in Dingen eurer Glaubenspraxis vor ihm auf der Hut!ì Die von Mohammed laut dem lteren bei al-Wqid berlieferten Text intendierte Anspornung zur Ausdehnung des Gebietes des Islams, um die Mglichkeiten des Satans einzuschr nken, ist bei Ibn Isq in das Dringen auf eine Ñinnereì Islamisierung gem Koran und Sunna (vgl. unten, Anmerkung 287) umgedeutet worden. Letzteres ist nat rlich ein Anachronismus. 286 Text: jaribu ba u-kum riqba ba in, vgl. Sure 47, Vers 4, wo den Muslimen angeraten wird, so mit den ÑUngl ubigenì zu verfahren. 287 Diese Wendung zeugt f r das hohe Alter der von al-Wqid berlieferten Fassung, der ich folge. Bei Ibn Isq (IHS, IV, 251) heit es: ÑIch hinterlasse euch etwas, dank dem ihr, sofern ihr euch daran haltet, niemals dem Irrtum verfallen werdet, n mlich eine klare Angelegenheit: das Buch Allahs und die sunna seines Propheten!ì 288 WQ/Jones, 1113. Der Kriegsbefehl als eigenst ndiges Verm chtnis: MS, mn, 32 und auch sonst fter im ad (Wensinck: Concordance, V, 298, rechte Spalte). 289 Vgl. oben, 333. 290 WQ/Jones, 1111; IHS, IV, 252. 291 In Mohammeds Vorstellung knnen die Juden und Christen, da sie, wie er meint, neben Allah anderen gttliche Ehren zuteil werden lassen, nicht wirklich an den Einen glauben, und schon gar nicht an den J ngsten Tag, denn sonst w rden sie aus Furcht vor der Strafe von solcher Vielgtterei ablassen. 292 Text: an jadin; ein Beispiel f r den Gebrauch dieser Redensart: AG2, II, 44, Zeile 3 sowie ebd., Anmerkung 3. Jeder m nnliche und geschlechtsreife Jude oder Christ mu den allj hrlich f lligen Dinar persnlich dem muslimischen Eintreiber berreichen und erh lt dabei einen erniedrigenden Schlag auf den Kopf (Bat Yeíor: Der Niedergang des orientalischen Christentums, 82). Zu den Koranstellen, in denen Mohammed in seinen letzten Lebensjahren geradezu mit Wut gegen Juden und Christen zu Felde zieht, gehrt Sure 5, Vers 12 bis 18. Hier erhebt er den Vorwurf, die ÑSchriftbesitzerì h tten die fr here Offenbarung verf lscht. Deshalb wollten sie ihn nicht als den Gesandten Allahs anerkennen; sie behaupteten vielmehr, Allahs G nstlinge zu sein. Dennoch strafe sie Allah, so da diese Behauptung nicht zutreffen knne. Womglich spiegeln sich in diesen S tzen die vorhin beschriebenen Manahmen zur Unterjochung j discher und christlicher Ortschaften wider. 293 Auch im ad spielt das Thema der Beschneidung der Jungen keine groe Rolle. Sie wird neben der weien Kleidung (vgl. oben, 112) als Erkennungsmerkmal des Islams genannt (BS, bad al-waj, 6). Indem der Islam in Vlker hineingetragen wird, die diesen Brauch nicht kennen, wird sie zu einem Akt der Aufnahme in die Glaubensgemeinschaft ausgestaltet. /Z/ 294 WQ/Jones, 911. 295 Laut Ibn Abd al-Kf, dem die Kairiner Koranausgabe folgt (vgl. Nagel: Medinensische Einschbe, 14). 296 IHS, IV, 166 f. 297 Ebd., 195. 298 Ebd., 195 f. 299 WQ/Jones, 995 f. 300 Text: ullif attÖ, d.h. Ñsie wurden zur ckgelassen, bisÖì ber die Ansichten der Korankommentatoren zu dieser Stelle vgl. ar-Rz: Maft al-aib, XVI, 172ñ174. Bei Ibn Isq findet sich mit Bezug auf den koranischen Passus die Aussage, jenen dreien sei verweigert worden, was den brigen, die ja um Verzeihung gebeten h tten, gew hrt worden sei: die Annahme der Entschuldigung. Allah habe die Sache der drei zur ckgelassen, aufgeschoben. So erz hlte man sich die Angelegenheit in der Nachkommenschaft eines der Betroffenen, des Kab b. Mlik (IHS, IV, 181). 301 TRM, I, 1210 f. 302 Ebd., 1212 f.; IST, I/I, 148.
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Anmerkungen
IST, III/II, 21 f. Ebd., I/I, 149 f. 305 Ebd., III/I, 288. 306 Ebd., I/I, 147. 307 AG2, XVII, 119 f.; Lecker: Early Islamic Medina, 2. 308 Lecker, op. cit., 3 und 24. 309 AG2, XVII, 122, Zeile 1. 310 Ibn azm: amhara, 345. 311 AG2, XVII, 123. 312 Ebd., 171 f., falls dieser Kampf wirklich in diesen Zusammenhang gehrt. 313 AG2, XVII, 123ñ128. 314 IHS, II, 97ñ99. 315 Ebd., 108. 316 Ibn azm: amhara, 337 f.; WQ/Jones, 303ñ305. 317 Siebzehn Jahre sollen zwischen diesen beiden uerungen Mohammeds liegen, vgl. Ibn Dija al-Kalb: Kitb al-a i, fol. 221b. 318 Ab Qais, der ausitische Protagonist der M igung, r umt gegen ber Abdallh b. Ubaij, dem azraitischen Protagonisten der M igung, ein, da es ein Fehler war, den Bruderzwist durch den von auen herbeigeholten Mohammed bereinigen zu wollen (Lecker: Early Islamic Medina, 160). 319 IHS, IV, 175ñ178; hier S. 175. 320 IST, II/I, 120, Zeile 16ñ18. /Z/ 321 Lecker: Early Islamic Medina, 92 f. Vgl. /Z/ IV 68. 322 Ebd., 90. 323 Ebd., 108. 324 Ebd., 76. 325 Hoyland: Seeing Islam, 55ñ57. 326 Vgl. oben, 180ñ186 327 Der Begriff der ÑGrenzenì findet sich ferner in Sure 4, Vers 13 f., sowie in Sure 58, Vers 4 und in Sure 65, Vers 1, und zwar stets mit Bezug auf Ehebestimmungen; seine Verallgemeinerung ist, wie gesagt, erst sp testes Gedankengut Mohammeds. 328 Vgl. oben, 308 sowie unten, 465 f.. 329 Sure 5, Vers 32 liegt ein Passus aus der Mischna zugrunde, der lautet: ÑDeshalb ist der Mensch als einer geschaffen worden, um dich zu lehren, da, wer eine Person in Israel vernichtet, so zu betrachten ist, als habe er die ganze Welt vernichtet, wer aber jemanden in Israel erh lt, als habe er die ganze Welt erhaltenì (Speyer: Die biblischen Erz hlungen im Qoran, 88). Dieser Koranvers wird im sogenannten christlich-islamischen Dialog gern zitiert, um zu behaupten, der Islam, der Friede sei, kenne ein generelles Ttungsverbot. In Wahrheit geht es jedoch, wie schon in der j dischen Vorlage, nur um die Einheit und den Erhalt der eigenen Gemeinschaft. 330 Vgl. oben, 365 f. /Z/ 331 Saif b. Umar: Kitb ar-ridda, 32: Umn mahnt die Beachtung dieses seines Rechts ausdr cklich an; ebd., 91: Umn ist bezeichnenderweise der Auffassung, da die Teilnahme an den Eroberungskriegen die Verh ngung einer koranischen Strafe als inopportun erscheinen l t, denn sie knnte unter den Kriegern Unfrieden verursachen. Die unterschiedlichen Interessen ÑAllahsì sind gegeneinander abzuw gen (vgl. ebd., 94). 332 Vgl. oben, 443. 333 IST, I/II, 87. 334 de Pr$mare: Les fondations de líislam, 70. 335 WQ/Jones, 1117; TMD, XXII, 3-8. 336 IHS, IV, 291. Ad-Drm liegt s dlich von Gaza, eine halbe Parasange von der K ste entfernt (JQ, s.v. ad-Drm). 337 BAA, II, 112. 338 Ebd., II, 114: Als Zaid bei Mu ta fiel, war er f nfzig Jahre alt. 339 Ebd., II, 112; az-Zubair: Nasab, 22. 340 IST, VIII, 162. Es handelte sich um awrik-Kamele, solche, die sich vom Zahnb rstenbaum (arab.: al-ark; vgl. hierzu A. Dietrich: Dioskurides triumphans, zweiter Teil, 361 f.: Poterium, Salvadora persica) n hren und deren Milch als besonders gut galt (Lane: Lexicon, s.v. -r-k). 304
Anmerkungen
799
341 Die Genealogie ihres Vaters findet sich in IAB, I, 88. Ihr Sohn Aiman aus der Ehe mit einem azraiten fiel bei unain. 342 Al-urf liegt drei Meilen von Medina entfernt in Richtung aö-äa m (JQ, s.v. al-urf; SWW, 1175 f.). 343 Ibn aar: al-Iba, III, 47, Nr. 6123. 344 IHS, IV, 300; WQ/Jones, 1120. 345 Der Todestag fiel auf ÑMontag, den 12. Rab al-auwalì (7. Juni 632) (WQ/Jones, 1120). ÑMontagì ist vermutlich der richtige Wochentag, Ñder 12.ì knnte hingegen, entsprechend einer verbreiteten Ansicht, wonach die Propheten an dem Datum sterben, an dem sie geboren wurden, ein Konstrukt sein. Laut aÅ-Äabar steht der Wochentag, also der Montag, fest, unklar sei, um welchen Montag im Rab al-auwal es sich handle. AÅ-Äabar f hrt die Ansicht der ÑRechtsgelehrten des Hedschasì an, derzufolge der erste Montag gemeint sei, und zwar Ñnachdem zwei N chte des Rab al-auwal verstrichen warenì; der 2. Rab alauwal war jedoch ein Freitag (TRM, I, 1815). 346 IHS, IV, 311. 347 IHS, II, 87. Usaid b. uair war von Mohammeds Missionar Muab b. Umair f r den Islam gewonnen worden. Muab war, wie bereits erw hnt, nach dem bertritt des azraiten Asad b. Zurra (Ban Mlik b. an-Nar) zum Islam nach Medina gekommen. Usaid war mit Asad weitl ufig verwandt (TRM, I, 1214ñ1216). 348 IHS, IV, 306 f. 349 IST, III/II, 144 f.; ferner Muranyi: Ein neuer Bericht, 233ñ260. 350 IHS, IV, 316. 351 Vgl. oben, 207 352 Vgl. oben, 410. 353 TRM, I, 1848. 354 Ebd., I, 1795. 355 Ebd., I, 1750. 356 Vgl. oben, 443. 357 TRM, I, 1796. 358 Vgl. oben, 76ñ78. 359 TRM, I, 1852 f. 360 Ebd., I, 1860ñ1868. 361 IST, I/II, 39; als Muslim heit er hier noch Äala, wird also nicht mit dem ver chtlichen Diminutiv Äulaia belegt. Als Äulaia sagt man ihm nach, er habe vorgegeben, mit einem Engel mit Namen n-Nn zu verkehren (TRM, I, 1797); Ujaina b. in habe diesen Schwindel entlarvt (ebd., I, 1890 f.). 362 az-Zubair: Nasab, 8ñ12. 363 Ibn al-Kalb: amhara, 166ñ170. Aus diesem Stamm ging al-Malik al-Aötar hervor; ber diesen vgl. unten, 627, 631. 364 TRM, I, 1870 f. 365 Ebd., I, 1887ñ1891. Der Witz liegt darin, da man den Eigennamen Ab Bakr wrtlich als ÑVater des jungen Kamelsì begreift und dann f r ÑBakrì das sinnverwandte ÑFalì setzt; ÑAb Falì existiert nicht als Eigenname. Zu den Ereignissen vgl. auch die Zusammenfassung bei JQ, s.v. Buz a. 366 TRM, I, 1860ñ1868. 367 Vgl. oben, 184. 368 TRM, I, 1869. Jazdagird III. bestieg nach vierj hrigen politischen Wirren den Thron (Christensen, Arthur: LíIran sous les Sassanides, 493). 369 Vgl. oben, 53 f. 370 Ibn al-Kalb: amhara, 221; TRM, I, 1911. 371 TRM, I, 1911. 372 Ibn al-Kalb: amhara, 215. 373 Vgl. oben, 60ñ62. 374 JQ, s.vv. azn Jarb und Faid. 375 TRM, I, 1915. 376 Eickelman: Musaylima, 31 f. 377 Eickelman, op. cit., 40. 378 TRM, I, 1916 f. 379 Vgl. oben, 184.
800 380
Anmerkungen
TRM, I, 1920. Vgl. unten, 640 f. IAK, I, 16ñ22. 382 TRM, I, 1921ñ1929; Ibn aar: al-Iba, IV, 357, Nr. 7696. Einige Verse des Bittgedichts werden berliefert in AG2, XV, 306, wo im brigen die meisten berlieferungen zu dem Fall im Zusammenhang dargeboten werden (AG2, XV, 298ñ308). 383 TRM, I, 1932; IST, I/II, 55 f. 384 TRM, I, 1940ñ1950; BAF, 88. 385 TRM, I, 1930. 386 Dem damaligen Sprachgebrauch entsprechend sind wahrscheinlich die Gebiete s dlich von Mekka gemeint. 387 Ibn aar: al-Iba, III, 656, Nr. 9265. 388 Vgl. oben, 411. 389 BAF, 107 f. Der 6. April 634 fiel auf einen Sonntag. 390 Nach Ibn al-Amd: Ta r alab, zitiert in BAF, Einleitung, 4 f. 391 Vgl. Ibn al-Kalb: amhara, 483 und 489-537. 392 Text: al-azra, gemeint ist azrat Aqr, die Region zwischen aö-äa m und dem Irak, in dem u.a., wie erw hnt, die Prophetin Sa wirkte. 393 Text: Pl. al-aswira, von pers. Sg. siwr; diese waren niedere Adlige, die im sasanidischen Heer dienten; Chosrau Anuschirwan sah sich gentigt, vielen von ihnen ein Pferd und die ntige Ausr stung auf Staatskosten zu stellen; unter seinem Nachfolger Parwez II. (reg. 590ñ628) war die Politik der unmittelbaren Zuordnung der ÑRitterschaftì zum Herrscher nur noch schwer durchzuhalten (Altheim/Stiehl: Ein asiatischer Staat, 134ñ154). Die muslimischen Eroberer stieen demnach in ein zerr ttetes Reich vor. 394 IAK, I, 88ñ90. 395 TRM, I, 1971. 396 Ebd., I, 1952ñ1956 und 2016. 397 Ebd., I, 2017, vgl. auch 2019. 398 Ebd., I, 2019, Zeile 16. 399 Ibn aar: al-Iba, III, 50, Nr. 6140. 400 TRM, I, 2020. 401 Vgl. z.B. TRM, I, 2021. 402 Ebd., I, 2053 und 2077. 403 Ebd., I, 2066ñ2068. 404 Ebd., I, 2073. 405 Ebd., I, 2074ñ2076. 406 Ibn al-Ar: al-Kmil, I, 488ñ490. 407 Vgl. /Z/ I 65. 408 TRM, I, 2091. 409 Ebd., I, 2095. 410 Vgl. oben, 316ñ320. 411 BAF, 110-113. 412 Ebd., 114. In diesen Zusammenhang gehrt auch die Schlacht bei al-Jqa (ebd., 114, Zeile 17), die aÅ-Äabar mit der groen Schlacht am Jarmuk verwechselt (TRM, I, 2088: alWqa; vgl. jedoch TRM, I, 2347ñ2349, nach Ibn Isq). 413 Alqama b. al-Muazziz: Im Rab a-n (begann am 18. Juli 630) des Jahres 9 zog er an die K ste des Roten Meeres, wo thiopische Schiffe gesichtet worden waren (WQ/Jones, 983). 414 TRM, I, 2090; JQ, s.v. im. 415 Die Episode des Besuchs abalas im nunmehr islamischen Mekka ist in der Geschichtserinnerung lebendig geblieben als ein Beleg f r das Aufeinanderstoen der vergangenen Welt, in der die Abstammung noch den Rang eines Menschen bestimmte, mit der neuen, in der sie nur noch den Namen des Einzelnen in einer Masse Gleicher definiert (Nagel: Eine Abstammunglegende, wie Anmerkung 221). Vgl. TRM, I, 2347ñ2349. 416 BAF, 135ñ138; TRM, I, 2099. Der R ckzug Herakleiosí folgte milit rtaktischen bertlegungen (Kaegi: Reflections, 269 f.). Um 640 veranlate der Kaiser einen census, um die Leistungsf higkeit der unter seiner Herrschaft verbliebenen syrischen Gebiete zu ermitteln. Inwieweit bzw. ob diese Manahmen berhaupt noch durchgef hrt wurden, ist unbekannt (ebd., 271). 417 TRM, I, 2394 und 2396. 381
Anmerkungen 418
801
Vgl. oben, 460. Ibn aar: al-Iba, III, 50, Nr. 6140. 420 TRM, I, 2394, Zeile 10ñ12. 421 Auch im Abbasidenreich bildete der ÑSommerfeldzugì (arab.: a- ifa) gegen das Byzantinische Reich ein wesentliches Element der Herrschaftsideologie. Der Oberbefehl ber den ÑSommerfeldzugì wurde meist einem engen Verwandten des Kalifen anvertraut (vgl. EI, s.v. ifa, VIII, 869, Bosworth). 422 TRM, I, 2208ñ2212; mglicherweise hat Umar im Jahre 635 keine Pilgerfahrt unternommen (ebd., I, 2212). 423 Vgl. oben, 256. 424 WQ/Jones, 11. 425 TRM, I, 2254. 426 Ebd., I, 2377. ÑEnde 16ì, meint al-Balur (BAF, 256), was aber kaum stimmen kann, da nach al-Wqid die Eroberung von Ktesiphon sowie von all , dem Bezirk stlich des Tigris am Anfang der Route nach Chorasan, ebenfalls im Jahre 16 erfolgte und den Sieg bei al-Qdisja voraussetzt (BAF, 264). 427 TRM, I, 2872ñ2884. 428 HT, 136; ber seine Abstammung: IAB, II, 359 und az-Zubair: Nasab, 147ñ149: ber ihn wird ñ vermutlich wegen seiner groen milit rischen Erfolge ñ erz hlt, da der Prophet von ihm gesagt habe, er hnele den Ban Abd al-MuÅÅalib mehr als den Ban Abd äams; als Kleinkind habe Abdallh den Speichel des Propheten in sich aufnehmen d rfen, weswegen er auf seinen sp teren Kriegsz gen stets gen gend Wasser entdeckt habe. 429 BAF, 315; TRM, I, 2884. 430 TRM, I, 2377ñ2382; 431 Zusammenfassung der Ereignisse bei Spuler: Iran in frhislamischer Zeit, 5ñ21; das missionarische Bewutsein, in welchem die Muslime die Eroberung betrieben, l t sich daran ermessen, da sie Sure 9, Vers 33 auf ihre in Iran in Umlauf gesetzten M nzen pr gten: Allah berief seinen Gesandten mit der wahren Glaubenspraxis, um dieser den Sieg zu verleihen. 432 BAF, 275. Da al-Wqid den Sieg bei al-Qdisja an das Ende des Jahres 16 verlegt, wird bei ihm Kufa erst im Jahr 17 (begann am 23. Januar 638) gegr ndet. 433 BAF, 302. 434 Ebd., 289; wrtlich: ÑSch del der Araberì bzw. Ñder Beduinenì. 435 ber die Ungereimtheiten dieser Passage vgl. Paret: Kommentar, 320. 436 Die Juden Alexandriens eigneten sich den Stoff des Alexanderromans in der berzeugung an, der Welteroberer sei zum j dischen Glauben bergetreten (Pfister: Grndungsgeschichte, 17 f. und 22 f. sowie ders.: Alexander der Groe, 33). 437 Vgl. oben, 226. 438 Nagel: Alexander, 16. 439 Er zeichnete sich ab 666 im Gebiet von Kabul und Sidschistan aus (HT, 192); im Jahre 50 (begann am 29. Januar 670) kam er nach Nordostiran, wo er Baktrien und Kuhistan unterwarf (ebd., 197). 440 Stang: Legend of Legends, 123ñ130. Stang kannte noch nicht die Belege TMD, XVII, 341ñ 360, die seine Argumentation bekr ftigen. 441 Ibn aar: Tahb, IV, 84ñ88, Nr. 145. 442 British Library Manuscript Add. 5928, fol. 72bñ73a. K he enth llen die Wahrheit, vgl. Sure 2, 73. 443 Vgl. oben, 19 f. 444 Vgl. al-Maqdis: al-Bad , Teil II, 39ñ60 unter Einbeziehung der einschl gigen Koranverse. Eine Ñislamischeì Kosmographie hat sich neben der seit dem 9. Jahrhundert den Muslimen bekannt gewordenen antiken behauptet (vgl. A. Heinen: Islamic Cosmology, 85). 445 Stang, op. cit., 101. 446 Ibrhm b. Muammad, ein Enkel Äala b. Ubaidallhs, macht ihn zum Sohn eines imjariten und einer "assnidischen Frau (TMD, XVII, 332). 447 IHT, 85, Zeile 17ñ19. 448 In den Geschichten ber den Zwiegehrnten verschwimmen der unbekannte Mose aus Sure 18 und sein anonymer Begleiter bisweilen zu einer einzigen Figur (Nagel: Alexander, 12). 449 Nagel: Alexander der Groe, 12 f. 419
802
Anmerkungen
450
Der Zwiegehrnte ist in dieser Version der Alexandererz hlung ein Glied in einer legend ren jemenischen Herrscherfolge (Nagel: Alexander der Groe, 9). 451 Nach islamischer berlieferung wurde dieses Fort von den Sasaniden gebaut, nachdem sie 616 gypten den Byzantinern entrissen hatten (Ibn Abd al-akam: Fut Mir, 34). Diese Lage war strategisch g nstig, da dort der in der Sp tantike gegrabene Kanal vom Golf von Sues her in den Nil m ndet; al-FusÅÅ, die von Amr gegr ndete Heerlagerstadt, liegt unmittelbar nrdlich von Bbiljn. 452 JQ, s.v. Qamnija. In Nordafrika gab es zun chst keine Heerlagerstadt; Vorste bis in das heutige Tunesien fanden schon bald nach der Eroberung gyptens statt, aber erst im Jahre 50 (begann am 29. Januar 670) legte Uqba b. Nfi al-Qairawn an (BAF, 227). 453 Nagel: Alexander, 15 f. 454 IHT, 95 f. 455 BAF, 197. Die verwickelten politischen Verh ltnisse Armeniens waren den Muslimen in den Grundz gen bekannt, vgl. ebd., 192ñ196. 456 Nagel, op. cit., 48 f. Unter dem abbasidischen Kalifen al-Wiq (reg. 842ñ847) erkundete man die Lage jenes Dammes, da dem Herrscher getr umt hatte, das Bauwerk zerbreche. ber Tiflis gelangte man zu den Chasaren, von dort aus reiste man ungef hr zwei Monate nach Osten und entdeckte einen etwa zweihundert Ellen langen Damm, der ein Tal abschlo. In ihm vermutete man jetzt den vom Zwiegehrnten hinterlassenen Bau (ebd., 49). 457 Im muslimischen Volksglauben wie im gelehrten Schrifttum gilt er als ein st ndig anrufbarer Berater, als jemand, der nach dem Tod des Propheten die heilstiftende Verbindung mit dem Verborgenen aufrechterh lt. Die Gelehrtenmeinungen ber ihn stellte Ibn aar al-Asqaln im 15. Jahrhundert ausf hrlich dar (Ibn aar: al-Iba, I, 429-452, Nr. 2270). 458 Nagel, op. cit., 27. Eine Folge des Ñheidnischen Prophetentumsì Mohammeds ist die vllige Ungewiheit des Muslims ber das, was ihm im Jenseits bevorsteht (vgl. Nagel: Geschichte der islamischen Theologie, 75 und 80); zwar trat an die Stelle des heidnischen Fatums der als Person handelnde Allah, aber wegen der ausdr cklichen Ausschaltung einer ber das Hinnehmen des von Allah Bestimmten hinausweisenden Individualethik (vgl. oben, 130, 290, 374) konnte kein Zusammenhang zwischen den ÑWerkenì und dem ÑJenseitsì glaubhaft gemacht werden. In letzter Konsequenz f hrt dies zu der Auffassung, Mohammed sei der Ausgangspunkt des gttlichen Schpfungshandelns und wer an ihn glaube, sei ohnehin zum Paradies bestimmt (hier ber vgl. Nagel: Allahs Liebling, zweiter Teil, Kapitel IV), oder eben zum obsessiven Suchen des Todes im Kampf f r die irdischen Belange ÑAllahsì ñ irref hrend als M rtyrertod bezeichnet; einen solchen Tod f r sich herbeizuf hren, heit, Gewiheit dar ber zu erlangen, da man in das Paradies einziehen wird (vgl. Sure 9, 111).
Kapitel VI: Die Hedschra 1
Bei Ibn Isq ist es ein Schaf. WQ/Jones, 181 f., 365ñ373, 679. 3 Ebd., 679; vgl. IHS, IV, 352 f. 4 Das Wort baq bezeichnet ein Gel nde, dessen B ume abgeholzt wurden, auf dem jedoch die Stubben zur ckblieben; der Baq al-!arqad war urspr nglich mit Christdorn bestanden und diente jetzt als Friedhof (SWW, 1154). Dort war u.a. Mohammeds Sohn Ibrhm bestattet worden, der als S ugling gestorben war (IST, I/I, 92). 5 IHS, IV, 291 f. 6 Ebd., IV, 299. 7 Vgl. die Darstellung der Vorgeschichte des Gerichts und des Gerichts selber in Eva Haustein-Bartsch: Das Jngste Gericht, 4ñ6. Vgl. /Z/ V 320. 8 Ibn aar: Tahb, V, 218 f., Nr. 377: Abdallh fand bei der Erst rmung der Residenz Umns den Tod. 9 IHS, IV, 303; vgl. IST, II/II, 21. 10 IHS, IV, 304, Zeile 7. Ab Bakr hatte eine Frau von den ÑHelfernì geheiratet, n mlich aus der azraitischen Sippe Ban l-ri (Bal-ri) b. al-azra; bei dieser Sippe hatte er sogleich nach seiner Ankunft in Medina ein Quartier gefunden, n mlich in as-Sun (IST, II/II, 17, Zeile 19 f.). 11 Die Redensart meint im Arabischen, auf grausame Art gettet zu werden, vgl. das Beispiel AG2, IX, 83, Zeile 1. 2
Anmerkungen 12
803
IHS, IV, 304, Zeile 15ñ17. Zahlreiche Belege in Wensinck: Handbook, 71 (The agreeable odour of the fasterís breath). 14 Vgl. oben, 396 und unten, 682. 15 IHS, IV, 305 f. 16 IST, I/II, 180. 17 Sie denken im Grunde genau wie Umar. 18 az-Zubair: Nasab, 278. 19 IST, II/I, 31. 20 Ebd., II/II, 17. 21 Vgl. oben, 299 f. 22 IST, II/I, 3, Zeile 14. 23 Ebd., 4, Zeile 1. 24 Ebd., 4, Zeile 10. 25 Ebd., 4, Zeile 18 26 Ebd., 18, Zeile 7; vgl. Ibn aar: al-Iba, II, 523, Nr. 5764. 27 IST, II/I, 105. Bei dem aqafiten handelt es sich um Hubaira b. Sabl, der w hrend der Verhandlungen in al-udaibja zu Mohammed gekommen und Muslim geworden war (Ibn aar: al-Iba, III, 599, Nr. 8935): Der Islam setzt alle Stammesloyalit ten auer Kraft, sofern sie seinen Zielen entgegenstehen. 28 Ebd., 119; Ibn aar: al-Iba, III, 383 f., Nr. 7806. 29 Nagel: Staat und Glaubensgemeinschaft, I, 83. In diesem Sinne ist TRM, I, 2067, Zeile 9 zu verstehen: lid b. al-Wald l t einen alfa in al-ra zur ck. 30 IHS, IV, 304, Zeile 14. 31 IST, II/II, 28. 32 Ebd., VIII, 94ñ100. Vgl. vor allem BAA, II, 81 f. 33 Die Frauen Mohammeds durften sich nach seinem Tod dem gewhnlichen Publikum nicht einmal verschleiert zeigen (vgl. Knieps: Verschleierung, 217ñ226). 34 IST, II/II, 29. 35 BAA, II, 91. Mohammed blieb zeit seines Lebens dem uxorilokalen Ehetyp treu, der auch f r sein Verh ltnis mit seiner angeblichen Lieblingsgattin charakteristisch war, vgl. oben, 329. 36 Ibn Saja ist offensichtlich ein Konvertit, ujaij b. AÅab war einer der z hesten j dischen Feinde Mohammeds. 37 WQ/Jones, 520 f. 38 BAA, II, 92. 39 AG2, IX, 139. 40 Ibn aar: al-Iba, II, 369, Nr. 4954; vgl. oben, 306 f. 41 Er und sein Bruder bewohnten ein Haus unmittelbar Ñhinterì der Moschee des Propheten (IST, III/I, 108, Zeile 5 f.). 42 IST, III/I, 108. 43 WQ/Jones, 301. 44 Ibn aar: al-Iba, II, 456, Nr. 5414. 45 IST, III/I, 111. 46 Ebd., III/I, 113 f. Erst nach einer Intervention az-Zubairs war der Kalif bereit, Abdallh b. Masd die ihm zustehenden Dotationen auszubezahlen. 47 Ebd., III/I, 110. 48 TRM, II, 636, 752, 783; HT, 266. Al-Mutr unterst tzte zun chst Abdallh b. az-Zubair (IST, V, 71). 49 HT, 271. 50 AG2, IX, 151 f.; vgl. oben, 380. 51 AG2, IX, 141; van Ess: Theologie und Gesellschaft, 184ñ220. 52 IST, III/I, 70: Nicht nur Mohammed, sondern auch sein ÑJ ngerì az-Zubair war mit einer Tochter Ab Bakrs verheiratet; die Mutter u.a. von Abdallh und Urwa war Asm bt. ab Bakr. 53 AG2, IX, 142 f. 54 MS, alt, 90. 55 Ebd., alt, 77ñ83. 13
804
Anmerkungen
56 Muslim belegt brigens, da aus der Szene mit dem im Sitzen betenden todkranken Propheten auch das Gegenteil herausgelesen wurde. Sie wird dementsprechend erz hlt: Mohammed gab durch ein Zeichen zu verstehen, alle Anwesenden sollten im Sitzen beten wie er. Nach dem Ende der Riten erl utert Mohammed laut dieser berlieferung: ÑVorher wart ihr nahe daran, euch wie die Perser und die Griechen zu verhalten: Sie stehen vor ihren Herrschern, w hrend diese sitzen. Tut dergleichen nicht, sondern richtet euch nach euren Vorbetern...ì (alt, 84 f.). In dieser berlieferung kommt gut zum Ausdruck, da das rituelle Gebet als ein hoheitlicher Akt aufgefat wird, bei dem der Vorbeter die Stelle des Herrschers ñ n mlich Allahs, in dessen Namen der Prophet spricht ñ einnimmt. /Z/ 57 Vgl. meinen Aufsatz Verstehen oder Nachahmen. Grundtypen der muslimischen Erinnerung an Mohammed. 58 Nagel: Allahs Liebling, erster Teil, Kapitel I, sowie vor allem zweiter Teil, Kapitel III. 59 IHS, IV, 303. 60 Vgl. dazu oben, 366 und unten, 619ñ623. 61 IST, II/II, 26. Da in dieser Anweisung ein starkes Indiz daf r liege, da der Prophet Ab Bakr zum Nachfolger bestimmt habe (SWW, 472), meinte beispielsweise al-aÅÅb (gest. um 850) (Ibn aar: Tahb, V, 331, Nr. 566). 62 Unter den sunnitischen ad-Sammlern berliefern dies Amad b. anbal und an-Nas (SWW, 474). 63 Nagel: Rechtleitung und Kalifat, 185. 64 IST, II/II, 51. Vgl. Nagel: Untersuchungen zur Entstehung des abbasidischen Kalifats, 80 und 82: Noch in den Höimjt des Dichters Kumait (gest. 743) erscheint al-Fal b. alAbbs neben seinem Bruder Abdallh als ein herausragender Vertreter des Höimiten. 65 Al-Wqid, dem ich sie entnehme, war al-Ma mn verpflichtet, was ihn zur Darbietung dieses Stoffes veranlat haben knnte (vgl. /Z/ II 38). B rgen dieser berlieferungen sind die ÑHelferì (zu deren Verh ltnis zu Al vgl. unten, 616ñ618), der Alide Abdallh b. Muammad b. Umar b. Al (starb zur Regierungszeit al-Manrs, Ibn aar: Tahb, VI, 18, Nr. 22) auf Autorit t seines Grovaters bzw. Al b. al-usains, der Iraker aö-äab (gest. ca. 728) und ein Sohn des Charidschiten D d b. al-uain (gest. 752/3) (Ibn aar, op. cit., III, 181 f., Nr. 345). Zum zeitweiligen Zusammengehen der Charidschiten mit den Werbern f r den Umsturz der Omaijaden vgl. Nagel: Untersuchungen zur Entstehung des abbasidischen Kalifats, 141ñ145. 66 Dementsprechend wird iöa in der schiitischen berlieferung abgewertet, vgl. die Beispiele bei Nagel: Rechtleitung und Kalifat, 176 f. und 182. 67 IST, VIII, 54. 68 WQ/Jones, 1096: Mohammed hatte dort einen Gebetsplatz anlegen lassen, den er bei seiner letzten Wallfahrt auf dem Weg nach Mekka aufsuchte. Die schiitische Version findet sich u.a. bei Jaqb: Ta r , II, 112. 69 Umar will zuerst den Tod des Propheten nicht wahrhaben; er war wegen seiner schaurigen Stimme nicht zum Vorbeten geeignet; er deutet auf seinem Sterbebett an, da es keinen Fingerzeig Mohammeds auf Ab Bakr gegeben habe, womit er sich gegen die einhellige Meinung des Sunnitentums stellt; er tat Abdallh b. Masd einen Tort an und frderte den unbedeutenden Utba b. Masd. 70 Vgl. oben, 480 f. 71 Vgl. oben, 478 f. 72 Der wf-Dirhem war in der Persis in Umlauf; er hatte das Gewicht von einem Goldmiql, d.h. 4,233 Gramm (Hinz: Islamische Mae und Gewichte, 2). Andere Arten des Dirhems ñ vermutlich ist der gewhnliche Dirhem gemeint ñ wogen bis zu 30 % weniger (az-Zubair: Nasab, 177); vgl. unten, Anmerkung 154. 73 Hafenort am Roten Meer, drei Tagereisen nrdlich von al-ufa, JQ, s.v. al-r. 74 Bekanntlich sind die durch den islamischen Fiskus eingetriebenen Tribute und Abgaben der ÑSchmutz der Leuteì, vgl. oben, 399. 75 IST, III/I, 202 f.; BAA, X, 322 f. 76 BAA, VI, 166. 77 az-Zubair: Nasab, 112; Umn verschw gerte sich ebenfalls mit Abd al-Malik. 78 Ibn Abd al-akam: Fut Mir, 193 f.; al-Jaqb: Ta r , 165 f., sofern die Verbindung der Gabe mit der Hochzeit nicht schiitische Polemik ist.
Anmerkungen
805
79 Imam hier als Bezeichnung des Oberhaupts der Ñbesten Gemeinschaftì, abgeleitet aus der Funktion des Vorbeters, der die Muslime im Ritenvollzug unmittelbar vor Allah stellt. /Z/ 80 Zu ihm vgl. oben, 443 und 465 sowie unten, 687ñ690. 81 BAA, VI, 166. 82 SWW, 1235; JQ, s.v. Sal . 83 HT, 130, 157. Abdallh b. al-Arqam hatte bei der Inbesitznahme Mekkas durch Mohammed den Islam angenommen und gleich danach dem Propheten als Sekret r gedient. Das groe Vertrauen, das Mohammed ihm entgegengebracht hatte, ermutigte sp ter Umar, ihn mit der Verwaltung der Staatskasse (arab.: bait al-ml) zu beauftragen (Ibn aar: al-Iba, II, 273 f., Nr. 4525). 84 Er z hlte zu den Ban Umaija; er war der Groneffe von Attb b. Asd, den Mohammed als seinen Statthalter in Mekka eingesetzt hatte (Ibn aar: al-Iba, II, 301 f., Nr. 4642 in Verbindung mit II, 451, Nr. 5391). 85 BAA, VI, 173. 86 IST, III/I, 260. 87 Zum Wesen der Stiftung in der Scharia vgl. HdI, s.v. Wa:f (787ñ793, W. Heffening). 88 IST, III/I, 260, Zeile 7ñ10; BAA, X, 295. 89 Als es ein halbes Jahrhundert sp ter mit den eintr glichen Raubz gen und infolgedessen mit dem bedenkenlosen Verteilen vorbei war, verband sich der Wunsch, es mge doch bald wieder so sein, mit den rasch wuchernden chiliastischen Erwartungen: Der ersehnte Endzeitherrscher wird das Geld mit vollen H nden ausstreuen und berhaupt nicht nachrechnen (vgl. Nagel: Untersuchungen zur Entstehung des abbasidischen Kalifats, 95 f.). 90 Es wird sich um das von Umar b. äabba erw hnte Anwesen im Viertel al-Baq, stlich der Moschee des Propheten, handeln, Ñgegen ber dem kleinen Haus Umnsì (USM, I, 242). Sunnitische Gelehrte versuchten, ihm unmittelbar im Westen der Moschee bzw. des Gebetsplatzes eine weitere Wohnung zuzuschreiben, aber anscheinend nur, damit die berlieferung vom ÑSchlieen aller Pforten bis auf diejenige Ab Bakrsì plausibel wird; die Angaben bleiben ganz verschwommen und reden lediglich von einem direkten Zugang zum Gebetsplatz (USM, I, 242 f.; SWW, 717ñ719). 91 Al-Qabalja liegt westlich von Medina, gegen die K ste hin (JQ, s.v. al-Qabalja) und gehrt den Ban uhaina. Im Raab (begann am 25. Oktober 629) des Jahres 8 entsandte Mohammed dorthin dreihundert Auswanderer und ÑHelferì (IST, II/I, 95). 92 Vgl. oben, 403. 93 IST, III/I, 151 f. 94 Ebd., V, 6. 95 SWW, 338. 96 Ebd., 481. 97 TRM, I, 2576 f.; IST, III/I, 227ñ229. 98 Vgl. das Beispiel AG2, VII, 53. 99 Es handelte sich dabei nicht um die Kopfsteuer, sondern um den ar, die Grundsteuer, die von den Ertr gen des von Nichtmuslimen bestellten Bodens abzuf hren war; das Beispiel Ab Lu lu as zeigt, da man auch das Gewerbe mit dem ar belastete (IST, III/I, 250, Zeile 10ñ12). 100 IST, III/I, 250ñ252. 101 HT, 136ñ152. Abdallh b. mir gehrte wie Umn zum Klan der Ban Abd äams, war aber m tterlicherseits mit den Ban Abd al-MuÅÅalib verwandt (IAB, II, 359ñ361); er ist ein gutes Beispiel f r das Bestreben Umns, den Abd Manf-Quraiöiten zu Macht und Einflu zu verhelfen (vgl. dazu unten, 580 f.). 102 Er ist ein in thiopien geborener Sohn afar b. ab Älibs; dieser war, wie erinnerlich, zu Schiff in den Hedschas zur ckgekehrt, als Mohammed Krieg gegen aibar f hrte (Ibn aar: al-Iba, II, 289, Nr. 4591). 103 Text: min fai Kisr, AG2, VIII, 321, Zeile 2. 104 AG2, VIII, 321 f. 105 Vgl. oben, 398. 106 IST, III/I, 199. 107 Ebd., 197 f., wo weitere berlieferungen in diesem Sinne zu finden sind. 108 Vermutlich ist der Getreidehandel gemeint. 109 IST, IV/II, 59 f.
806 110
Anmerkungen
Etwa bei der Analyse von Sure 8, vgl. oben, 316ñ320. Nagel: Islam, § 57, ; ders.: Das islamische Recht, 80 f. 112 Vgl. oben, 390. 113 Vgl. oben, 302. 114 Er ist der oben, 217, genannte Sohn des Negus. 115 USM, I, 220 f. 116 Nach islamischem Recht erwirbt man Eigentum an Grund und Boden nur unter der Voraussetzung, da man sie bearbeitet. 117 USM, I, 230. 118 Allenfalls das Land, das Allah f r Mohammed Ñzur ckgeholtì hat (Sure 59, 7), kann auch den Verwandten berlassen werden; dies ist aber nicht als eine adaqa zu verstehen, jedenfalls nicht, wenn man die Begriffe des Korans ernstnimmt. 119 USM, I, 230. 120 Er amtierte gegen Ende des Kalifats Hrn ar-Raöds (reg. 786ñ809) eine Zeitlang als Q in Medina (Wak, I, 241ñ243). 121 Text: af; vgl. IST, III/I, 97, Zeile 19. 122 USM, I, 238 f. 123 Ebd., I, 244. 124 Ebd., I, 241; Ibn aar: al-Iba, II, 356, Nr. 4870. 125 USM, I, 241; Ibn aar, op. cit., III, 390, Nr. 7840. 126 Meist wird er zu einem der Ban n-Nar erkl rt, was aber vielleicht eine Verwechslung ist, wie man denn auch das durch ihn dem Propheten bermachte Land mit den L ndereien durcheinandergeworfen hat, die Mohammed nach der Vertreibung jener beschlagnahmte. 127 Vgl. oben, 360. 128 USM, I, 173ñ176. 129 Vgl. Dozy: Supplment, I, 839, s.v. -f-w. 130 Vgl. oben, 398. 131 USM, I, 186. 132 Vgl. oben, 398. 133 USM, I, 196. 134 Ebd., loc. cit.; Belege im ad, in der Regel auf alle Propheten und deren Nachkommen bezogen, bei Wensinck: Concordance, VII, 184, rechte Spalte. 135 USM, I, 198; vgl. oben, 397 f. 136 USM, I, 213ñ218. Beide Arten von Eink nften dienten ja gerade der Errichtung des muslimischen, des von Allah durch den Propheten gestifteten Gemeinwesens, dessen Lebensmitte allein das Bekenntnis zum Islam sein sollte. 137 Vgl. oben, 398. 138 USM, I, 223. 139 Er hatte sich bei den K mpfen in gypten ausgezeichnet (Ibn Abd al-akam: Fut Mir, 93). 140 Spottname Umars; gemeint ist die Koloquintenpflanze (arab.: al-antama), die die bitteren Fr chte ñ Umar ñ hervorbringt. 141 az-Zubair: Nasab, 409. Die Ban Sahm, die Sippe Amrs, und die Ban Ad b. Kab, diejenige Umars, gehrten beide zum Bund der ÑBlutleckerì, was die Gew hrung des Schutzes begreiflich macht. 142 BAA, X, 369 f. 143 Vgl. oben, 407. 144 Ibn aar: Tahb, XI, 153-155, Nr. 254. 145 Text: q-r-ba, wohl irrt mlich f r qarja. 146 TMD, II, 204ñ208. 147 Vgl. oben, 511. Da Ab Bakr jedem ñ in Medina Anwesenden? ñ einen gleich groen Anteil an dem ihm zur Verf gung stehenden ÑStaatsschatzì zubilligte, ist auch anderswo bezeugt (Puin: Diwan, 75ñ77). 148 Vgl. oben, 301. 149 Puin: Diwan, 80ñ92. 150 IST, III/I, 212, Zeile 6ñ16; TRM, I, 2750. 151 IST, III/I, 212, Zeile 17ñ213, Zeile 4; TRM, I, 2751. 152 Vgl. hier ber oben, 252. 111
Anmerkungen
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153 Text: al manzili-him (IST, III/I, 214, Zeile 9); gemeint d rfte wieder die Stellung im genealogischen System sein; vgl. IST, III/I, 212, Zeile 13, wo der Zusammenhang keine andere Deutung zul t. 154 Laut Hinz: Islamische W hrungen umgerechnet in Gold, VIII, betrug der Wert des Goldes seit Kaiser Konstantin das Zwlffache des gleichen Gewichts an Silber; die Begriffe Dinar und Dirhem bezeichneten damals in Arabien ein je gleiches Gewicht, n mlich ein Miql, an Gold bzw. an Silber. Vgl. oben, Anmerkung 72. 155 Sie war mit al-Auwm b. uwailid, einem Bruder adas, verheiratet, dem sie azZubair, den ÑJ ngerì Mohammeds, gebar (az-Zubair: Nasab, 20). 156 Lecker: Early Islamic Medina, 1ñ3. 157 IST, III/I, 214 f. 158 Vgl. IST, IV/II, 77. 159 Text: an u-h. Ich bevorzuge die in Funote h) vermerkte Variante an u-h. Die in den Text aufgenommene Lesart ergibt allerdings ebenfalls einen Sinn: Wer im Islam, als Muslim, ein hinreichendes Auskommen hat, der bentigt weniger als der im Anschlu genannte Bed rftige. Es ist aber nirgends belegt, da ein gutes Auskommen der Grund f r die Verweigerung einer Dotation sei. 160 TRM, I, 2752 f. 161 Vgl. oben, 360 f. Lane: Lexicon, 2468, s.v. al-fai macht den Vorgang der Erweiterung der Bedeutung anschaulich: Das Wort soll, so eine Quelle des ausgehenden 8. Jahrhunderts, ein Synonym f r al-anma wie f r al- ar sein und G ter meinen Ñsuch, of the possessions of the unbelievers, as accrues to the Muslims without war, or such as obtained from the believers in a plurality of gods after the laying-down of arms, or such as God has restored (as though it were theirs of right) to the people of his religion, of the possessions of those who have opposed them, without fighting, either by the latterís quitting their homes and leaving them vacant to the Muslims, or by their making peace on the condition of paying a poll-tax or other money or property to save themselves from slaughterì. 162 Zu ihm vgl. Blach*re: Histoire de la littrature arabe, 727 f. Man hat Quss vielfach f r einen Christen erkl rt. Allerdings war qass (sic!) als Beiname f r Personen in Gebrauch, die sich durch eine besonders strenge Wahrnehmung ihrer kultischen Pflichten auszeichneten (AG2, VIII, 334 und 350). In dem Material, das man in AG2, XV, 246ñ250 ber ihn findet, deutet nichts auf ein Bekenntnis Qussí zum Christentum; wie mit Bezug auf den anfen Zaid b. Amr b. Nufail soll Mohammed auch betreffs Quss b. Sida verheien haben, dieser werde als Ñeine eigene Glaubensgemeinschaftì von den Toten auferweckt und abgeurteilt werden (op. cit., VIII, 246). 163 Nagel: Der Koran als Zeugnis einer Zeitenwende, 102. 164 Weitere Belege bei Paret: Kommentar, 61 f. 165 Nagel: Der Koran als Zeugnis einer Zeitenwende, 98. 166 al-Marzq: al-Azmina, II, 330 f.; AG2, XXI, 10 und 226: Der Dschihad ist die vorz glichste Handlung des Muslims. 167 IST, III/I, 214, Zeile 19. Es ist nicht zu entscheiden, ob sich die anschlieenden Angaben ber die Zuteilungen an die Neugeborenen usw. und an die Findelkinder auch noch auf alAwl beziehen. 168 Dem Bruder des Vaters kommt in der damaligen arabischen Gesellschaft ein herausgehobener Rang zu. Dies gilt zum einen beim Erbgang (vgl. hierzu /Z/ VIII 92). Zum anderen war es in Mohammeds Zeit blich geworden, Ehen mit der Base, der Tochter des Onkels v terlicherseits, zu stiften, durch die die kostspieligen Kaufehen umgangen werden konnten (Robertson Smith: Kinship and Marriage, 82). Mohammed freilich hatte seinen Onkel Ab Älib vergeblich um eine Ehe mit dessen Tochter Umm Hni gebeten (vgl. oben, 104). 169 Puin: Diwan, 105 f. 170 AG2, V, 101 f. 171 HT, 128. 172 IST, VII/I, 89. 173 WQ/Jones, 855; vgl. oben, 142. 174 USM, II, 705; IST, III/I, 212, Zeile 4. 175 as-Siistn: Maif, 12ñ16. Meistens wird die Initiative Ab Bakrs mit den verlustreichen Kriegen im Nordosten Arabiens in Verbindung gebracht; dort seien viele Kenner des Korans umgekommen, so da man dringend durch eine Sammlung des Textes die ungeschm lerte F lle der Botschaft sichern m sse (as-Siistn, a.a.O., 14 f.). Bemerkenswert ist
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Anmerkungen
im brigen, da auch in dieser Hinsicht die ÑHelferì auf die Verfestigung und Verstetigung der religisen Praxis dringen, so wie sie es schon bei der Einf hrung gottesdienstlicher Elemente in den Kultus getan hatten. ñ Die bisher in der westlichen Islamwissenschaft vertretenen Ansichten ber die ÑSammlung des Koransì fat H. Motzki in dem Aufsatz The Collection of the Qur n zusammen; sie unterscheiden sich von den meinigen dadurch, da jene die Zuverl ssigkeit von aden zu diesem Gegenstand errtern und ñ ganz unterschiedlich ñ bewerten, nicht aber eine Analyse des Inhalts der gesamten einschl gigen berlieferung vor dem Hintergrund der historischen Gegebenheiten versuchen, von denen die Quellen berichten. 176 USM, II, 705; as-Siistn: Maif, 13ñ17. 177 as-Siistn, op. cit., 14 f. 178 Er war ein Badrk mpfer und focht sp ter an der Seite Al b. ab Älibs (Ibn aar: alIba, I, 425, Nr. 2251). 179 Man wei nicht, ob er den Propheten noch gesehen hat. Er kam im Jahre 65 (begann am 18. August 684) in einem Gefecht in Iran um (Ibn aar: Tahb, II, 211, Nr. 399). 180 ber ihn vgl. Blach*re: Histoire de la littrature arabe, 261ñ263. 181 Lane: Lexicon, 2425, s.v. f-q-r. 182 AG2, VIII, 199. 183 Vgl. oben, 52. 184 BAA, I, 37. 185 Ebd., I, 47 f.: Kab b. Lu aij, von dessen Todesdatum an man die Zeit bis zum ÑJahr des Elefantenì gerechnet habe, hielt Predigten, in denen er auf eine Abrechnung im Jenseits und auf eine kommende Botschaft hingewiesen haben soll, die derjenigen Moses und Jesus vergleichbar sein werde. 186 Umar interessierte sich brigens f r die Verse, die die Dichter ersannen, seit sie Muslime geworden waren (vgl. AG2, XXI, 30). 187 Robin: Le judasme, 102ñ110, bes. 106. 188 Vor Zuhair und an-Nbi"a soll Aus b. aar von den Ban Tamm der bedeutendste Dichter der Muariten gewesen sein (AG2, XI, 70). Ferner AG2, X, 288; az-Zubar: Nasab, 8. 189 ber die vier Reisen Umars nach aö-äa m: TRM, I, 2401. 190 TRM, I, 2769 f.; AG2, X, 288 f. 191 AG2, X, 290 f. 192 BAA, X, 348. 193 USM, II, 711. Abdallh b. Masd war selber ein Huailit, vgl. oben, 500. 194 Ibn aar: al-Iba, I, 19, Nr. 32. 195 Vgl. hierzu oben, 179 f. 196 Wir haben oben die angespannte Lage geschildert, in der sich Mohammed in seiner Heimatstadt befand; mit angelegter R stung umrundete er die Kaaba (vgl. oben, 425). 197 USM, II, 710ñ712. In Muwijas Erinnerung war das Arabische des Korans bei der Redaktion nach der Sprechweise des Sad b. al- b. Sad b. al- b. Umaija ausgerichtet worden; besser als irgend jemand sonst habe Sad die Sprechweise des Propheten zu treffen gewut. Sad war einer der Schreiber der umnschen Musterkorane (Ibn aar: Tahb, IV, 49, Nr. 78). 198 USM, II, 707. 199 Vgl. oben, Kapitel V, Teilkapitel 3 und 4. 200 Ibn aar: Tahb, V, 67, Nr. 110. 201 AG2, VII, 58. Vgl. zu den Versen meinen Aufsatz Verstehen oder nachahmen? Grundtypen der muslimischen Erinnerung an Mohammed. 202 Text: jufaqqihu n-ns, Ibn aar: al-Iba, III, 232, Zeile 1 f., Nr. 7098. BAA, XI, 94: Einen gewissen QusaiÅ b. Usma von den muaritischen Ban Kinna schickte er zu den Beduinen (wo?), damit er sie den Koran lehre. 203 Wasserstelle unweit Medinas an der Route in den Irak, JQ, s.v. irr. 204 IST, VI, 2, Zeile 22ñ27. Vgl. ferner USM, III, 800. 205 Ebd., V, 140, Zeile 3ñ5. 206 BAA, XI, 212. 207 Ebd., XI, 221. 208 IST, V, 2, Zeile 3, sowie 36, Zeile 8; vgl. ebd., V, 37, Zeile 1 und 38, Zeile 17. 209 IST, V, 50; vgl. ebd., V, 52, Zeile 4. 210 Ebd., V, 99, Zeile 3. ber Sad vgl. unten, 694ñ700.
Anmerkungen 211
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Vgl. oben, 495; vgl. unten, 589ñ595. Vgl. oben, 317ñ320 (Eingreifen der Engel). 213 IST, VI, 40. 214 Ebd., V, 173, Zeile 10-14. 215 Vgl. dazu unten, 721, 723, 725 f. 216 Vgl. oben, 288. 217 Ibn aar: Tahb, XI, 249 f., Nr. 399. Der zweite B rge, im Text lediglich mit Ab Salama angegeben, ist wahrscheinlich Jajs Zeitgenosse Ab Salama (b. Abd ar-Ramn azZuhr) (ebd., XII, 115, Nr. 537). 218 USM, II, 713 f. 219 Sie steht in USM, II, 713 f. Dort ist der in den kanonischen ad-Sammlungen ñ soweit ich sehe ñ unbekannte as-S ib b. Jazd als B rge erw hnt, der bei Ibn Sad u.a. mit der berlieferung auftaucht, ein muhir d rfe sich nur drei Tage in Mekka aufhalten (IST, IV/II, 77). 220 BS, fal man qma Raman. 221 EI2, s.v. at-Tarw (X, 222, A.J. Wensinck). 222 USM, II, 731ñ734. 223 Ibn aar: al-Iba, IV, 348, Nr. 651 und III, 228 f., Nr. 7088. 224 Al-rd, ein Christ, war mit der Delegation seines Stammes nach Medina gereist und hatte auf Dr ngen Mohammeds den Islam angenommen. In der Zeit der ÑApostasieì k mpfte er f r die Beibehaltung der neuen Religion (IST, V, 408). 225 USM, III, 843-848; IST, V, 408. 226 USM, III, 852 f. 227 Vgl. oben, 303. 228 Eine ulla bestand aus zwei zueinander gehrenden T chern, die man um die Lende und um den Oberleib wickelte, oder sie war ein einziges Tuch, das ausreichte, den ganzen Krper einzuh llen (Lane: Lexicon, 621, s.v. -l-l). 229 Der Herausgeber emendiert die Zahl zweihundert in tausend, die er der n chsten berlieferung entnimmt, in der es aber um die Angleichung der Geldsumme an die gestiegenen Kamelpreise geht. 230 USM, II, 756ñ758. 231 Vgl. Kapitel IV, Teilkapitel 5. 232 USM, III, 797 f. 233 N mlich im Falle, da er sie ihrem n chsten Eigent mer abkauft. Wurde die Mutter ver uert, als ihr Sohn noch ein Kleinkind war, wird dieser nicht bemerken, wen er da erwirbt. 234 USM, II, 722 f. 235 Ebd., II, 716ñ718. Zur Zeitehe vgl. EI, s.v. al-Muta (VII, 757ñ759, Heffening). Weil der von den Schiiten gehate Umar die Zeitehe verbot, halten sie sie f r erlaubt; sie braucht nach schiitischem Recht nicht vor einem Q geschlossen werden, Zeugen sind ebenfalls entbehrlich. 236 USM, III, 859. 237 Die auf iöa zur ckgef hrte berlieferung, Umar habe Ansto daran genommen, da Mohammeds Frauen ihre Gem cher verlieen und dabei zu erkennen waren, verweist auf die Frage nach der Verh llung der Frauen in der ffentlichkeit. Davon ist in Sure 33, Vers 53 aber gar nicht die Rede, so da die berlieferung hier fehl am Platz ist. Allah ist zu erhaben, um Ñunverh lltì mit einem Menschen zu sprechen, sagt Mohammed in Sure 42, Vers 51. Diese schon in Mekka ge uerte Vorstellung wird auf die durch die Ber hrung mit dem Propheten aus dem Kreis der gewhnlichen Frauen herausgehobenen Gattinnen bertragen und findet im Verbot der Wiederverheiratung ihre naheliegende Schlufolgerung. 238 USM, III, 860ñ862. 239 IST, III/I, 286. Da Umn b. Man die Offenbarung des Weinverbots in Sure 5, Vers 90 f. erlebte, wie diese berlieferung annimmt, ist ein Anachronismus. 240 IST, III/I, 288, Zeile 21. 241 Ebd., 290, Zeile 22ñ27. 242 USM, III, 860ñ868. Vgl. oben, 276. 243 In diesen Werken ist Umar zum Vorreiter des ñ auf dem ad fuenden! ñ Sunnitentums umgestaltet worden. Vgl. dar ber unten, 691ñ694. 212
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Anmerkungen
244 TRM, I, 2769; vgl. ferner die l ppische Anekdote, in der al-usain den Kalifen Umar von der Predigtkanzel des Propheten zerren will, USM, III, 799. 245 TRM, I, 2755 f. 246 Vgl. oben, 98 f. Daneben werden vereinzelt weitere Datierungen bezeugt, so etwa nach dem Todestag des Kab b. Lu aij, nach dem ÑElefantenkriegì, nach dem Todesdatum des Abd al-MuÅÅalib (BAA, I, 47) und nach den Herrscherjahren der Lamiden (ebd., I, 113). Auch die ÑKampftage der Araberì vermochte man zu anderen Ereignissen in eine relative Chronologie zu setzen. Dergleichen ist jedenfalls f r den ÑTag von äib abalaì berliefert: Er habe neunzehn Jahre vor Mohammeds Geburt stattgefunden (AG2, XI, 160). 247 Vgl. oben, 68. 248 Vgl. oben, 99. 249 al-Marzq: al-Azmina, I, 167. 250 USM, II, 758 f.; IGM, IV, 226ñ229. 251 Vgl. Nagel: Medinensische Einschbe, 128, 143. 252 Vgl. oben, 23; BAA, X, 321. 253 TRM, I, 2480. 254 Vgl. oben, 305. 255 BAA, X, 34. 256 TRM, I, 2401 und 2515. 257 BAF, 151 f. 258 Text: wa-uqmu la-hum m f nafs-. Ich bin mir nicht sicher, den Sinn getroffen zu haben. 259 TRM, I, 2515. Text: wa-anbiu ilaihim amr-. Variante: wa-ubd. Die in den Text bernommene Fassung w re zu bersetzen: Und ich stelle ihnen meine Angelegenheit (= Herrschaft) anheim (?). 260 Vgl. oben, 396ñ398. 261 TRM, I, 2672-2675. 262 Ibn aar: Tahb, XI, 349, Nr. 668. 263 AG2, XII, 239. 264 Auch als Muariten galten sie manchen Genealogen. Die ganz unterschiedlichen Hypothesen ber ihren Ursprung (Ibn aldn: Histoire des Berb#res, I, 167ñ185) belegen das Bem hen islamischer Genealogen, die Stichhaltigkeit des genealogischen Ordnungsprinzips in jedem Fall unter Beweis zu stellen. 265 Vgl. /Z/ IV 188. 266 BAA, X, 356. 267 Ebd., X, 451. Die Mitglieder der Höimja-Bewegung (erste H lfte des 8. Jahrhunderts), in der Iraner und in Iran sehaft gewordene arabische Einwanderer zusammenarbeiteten, fielen dadurch auf, da sie keine arabischen Gentilnamen verwendeten, sondern ihre nisba auf den Ort bezogen, den sie bewohnten, was den Ñechtenì Arabern als b urisch und anstig erschien (Nagel: Staat und Glaubensgemeinschaft, I, 147). 268 Vgl. Sure 12, 2: 13, 37; 16, 103; 20, 113; 26, 195; 39, 28; 41, 3; 42, 7; 43, 3; 46, 12. 269 BAA, X, 370. Im ad wird ber die dem Muslim ziemende Kleidung usw. ausf hrlich gehandelt. 270 Ibn aar: al-Iba, III, 43, Nr. 6101. 271 BAA, X, 409. 272 USM, II, 759. 273 IST, VI, 69. Ein von ÑUngl ubigenì nach deren Art zubereitetes Essen ist geeignet, die Muslime zu Ñverderbenì (USM, III, 857). 274 Vgl. oben, 445. 275 Schmucker: Die christliche Minderheit in Narn, 263 (81). 276 Ibn al-Ar: al-Kmil, II, 224. 277 Vgl. oben, 441 f. 278 Schmucker, a.a.O., 255 (73) ñ 269 (87) sowie 280 (98). 279 Schmucker, a.a.O., 275 (93) h lt eine freiwillige Abwanderung f r wahrscheinlich, ohne in den Quellen einen konkreten Anhaltspunkt daf r zu entdecken. Seine Argumentation lautet: Da die Berichte ber die Vertreibung der Christen aus Nadschran innere Unstimmigkeiten ñ etwa in der Begr ndung ñ aufweisen, hat es die Vertreibung wahrscheinlich nicht gegeben. Schmucker setzt die von ihm untersuchten Berichte weder in eine historische Perspektive ñ Beginn der ÑS uberungì unter Mohammed ñ noch in einen Zusammenhang
Anmerkungen
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mit der ber diesen einen von ihm angezweifelten Akt der Vertreibung hinausreichenden berlieferung zur Politik des Kalifen. Aus diesem Unterlassen erkl rt sich sein Schlu: Wird ber etwas in unstimmiger Weise berichtet, hat das Berichtete nicht stattgefunden; da es aber in den Quellen steht, mu es f r etwas anderes stehen, das der Forscher aus freiem Ratschlu setzt. Vgl. zu dieser in der Erforschung der fr hislamischen Geschichte leider oft befolgten Methode vgl. unten, Einf hrung in den Gegenstand, 1. Stand der Forschung. 280 USM, III, 853 f. 281 Vgl. oben, 302. 282 BAA, X, 13. 283 USM, III, 853. 284 Noth: Abgrenzungsprobleme, 310ñ312 hebt bei der Analyse den Aspekt des Selbstschutzes der Muslime hervor; da sie auf christlichem Gebiet, z.B. in Pal stina und Syrien, in der Minderheit gewesen seien, habe man mit Kleidungs- und Krperpflegevorschriften eine muslimische Identit t herstellen m ssen. So empfehle Mohammed in aden den ÑHelfernì, die weien B rte mit Henna gelb oder rot einzuf rben, um sich von den Andersgl ubigen zu unterscheiden. Noth bersieht dabei jedoch, da die Ñumarschen Bedingungenì, nimmt man sie in ihrer Gesamtheit wahr, stets von einer Position der mit Waffengewalt errungenen berlegenheit aus auf die Andersgl ubigen hinabblicken. /Z/ 285 Schmucker, a.a.O., 266 (84). 286 Nagel: Staat und Glaubensgemeinschaft, I, 21ñ23. 287 Ebd., 92 f. Vgl. Noth: Early Arabic Historical Tradition, 134 f., wo der Verfasser zeigt, da das berqueren eines Flusses zu einem wiederholt verwendeten Topos in Berichten ber wichtige Schlachten gegen Andersgl ubige wird, abgeleitet wohl aus den Ereignissen der Schlacht Ñan der Br ckeì (TRM, I, 2174), in der es um den bergang ber den Euphrat und einen mglichen Vorsto nach Ktesiphon ging (vgl. oben, 477). 288 IST, III/I, 204, Zeile 22ñ24. 289 TRM, I, 2595. 290 Diese Vorstellung wird sp ter von der islamischen Geographie aufgegriffen, die Mekka zum Mittelpunkt der Welt und der Weltbeschreibung erhebt. Wie Radtke: Weltgeschichte und Weltbeschreibung, 22, 94 und 96 belegt, war der fr he Universalhistoriker aÅ-Äabar (gest. 923) der Meinung, da die Semiten die Mitte der Erde bewohnten, deren Kern Jerusalem bilde; in der iranischen berlieferung, die die Muslime ebenfalls kannten, haben die Perser die Mitte inne. F r den gyptischen Historiker al-Qu (gest. 1062) ist jedoch bereits Mekka der Mittelpunkt der Welt und das urspr ngliche Siedlungsgebiet der Semiten. 291 Faroqhi: Herrscher ber Mekka, 12 f. und besonders 45ñ60 und 80ñ90, jedoch mit Bezug auf die osmanische Zeit. 292 Vgl. oben, 302. 293 Bat Yeor: Der Niedergang, 82. 294 Vgl. oben, 164. 295 Paret: Kommentar, 233, zu Sure 11, Vers 17. 296 Goldziher: Das Kitb al-mu ammarn, 81 f. 297 AG2, V, 5ñ7. 298 Ebd., 19 f. 299 Oder soll man den Passus bersetzen: ÑEr dachte schon in der Heidenzeit nachì? (AG2, V, 9, Zeile 1). 300 AG2, V, 9 f. 301 Vgl. oben, 38: Umar b. al-aÅÅb bewundert die Ban Murra b. Auf, die jedes Jahr acht Monate umherziehen d rfen, ohne da andere St mme ihnen entgegentreten. 302 AG2, V, 10. 303 Nagel: Staat und Glaubensgemeinschaft, I, 48. 304 Ebd., 52 f. 305 Die quraiöitischen Klane im engeren Sinn stammen von !lib b. Fihr ab (az-Zubair: Nasab, 12 f.). 306 Vgl. oben, 42. 307 BAA, I, 63. 308 az-Zubair: Nasab, 153. 309 Ebd., 301 f. 310 Vgl. oben, 347 f.
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Anmerkungen
311 TRM, I, 1386. Es werden ferner die Mutter des Muab b. Umair genannt, die mit einem anderen Sohn in die Schlacht zog, sowie eine Frau von den Ban l-ri b. Abd Mant b. Kinna. 312 TRM, I, 3105. 313 Ebd., II, 224 f. 314 Dies geschah im Jahre 51 (begann am 18. Januar 671) (HT, 194ñ205). 315 IST, IV/I, 135. 316 BAA, V, 17. Hierzu pat die Nachricht, da der fr he Muslim lid b. Sad b. al- wegen seines Kland nkels durch Jazd b. ab Sufjn ersetzt werden mute (vgl. oben, 475). 317 BAA, VI, 116 f. 318 IST, III/I, 120; eine andere Auslegung: Ibn aar: Tahb, VI, 11, Nr. 15. 319 Vgl. oben, 313. 320 az-Zubair: Nasab, 174. 321 N mlich durch MuÅim b. Ad, einen Groonkel des genannten Ubaidallh (az-Zubair: Nasab, 201, Zeile 2) und sp ter durch einen Neffen zweiten Grades Ubaidallhs (ebd., 203, Zeile 5). berdies hatte MuÅim dem Propheten in hchster Not Fremdenschutz gew hrt (vgl. oben, 244). 322 Ibn aar: Tahb, VII, 36, Nr. 67. 323 az-Zubair: Nasab, 301 f. 324 Marwn wurde von Muwija zum ersten Mal im Jahre 48 (begann am 20. Februar 668) der Statthalterschaft Medinas enthoben (HT, 193), bekleidete dieses Amt jedoch wieder von 54 (begann am 16. Dezember 673) bis 57 (begann am 14. November 676) (HT, 210 und 213). 325 NMQ, 357ñ360. 326 Vgl. oben, 187 f. Ein markantes Beispiel hierf r bietet Ikrima b. ab ahl, der beim Einzug Mohammeds in Mekka noch gegen diesen die Waffen erheben wollte (vgl. oben, 418). Ab Bakr entsandte ihn dann nach Dubai, damit er dort die vom Islam abgefallenen Azditen wieder zum Islam zwinge (Ibn aar: al-Iba, I, 318, Nr. 1648). 327 Nagel: Staat und Glaubensgemeinschaft, I, 24, 38ñ40. 328 USM, I, 10 f. Vgl. den Text in Z VI 56. 329 Ein Beispiel: oben, 534. 330 TRM, I, 1262.
Kapitel VII: Die Fitna 1
Sad b. al- b. Sad ab l-Uaia b. al- b. Umaija b. Abd äams, vgl. IST, V, 19, Zeile 15 f. und az-Zubair: Nasab, 176ñ178. 2 Der Gegensatz zur ungest men Emotionalit t und zum Mangel an Selbstkontrolle, die f r das Heidentum kennzeichnend sein sollen; die Quraiöiten sind, schon bevor Mohammed auftrat, bereits dabei, die heidnische Gesittung aufzugeben. Vgl. /Z/ I 109. 3 IST, V, 20; az-Zubair: Nasab, 176, Zeile 9. 4 Der Erz hler ist Amr, ein Sohn des Jaj b. Sad; letzterer war im zweiten B rgerkrieg ein Gegenspieler Marwns gewesen (az-Zubair: Nasab, 179 f.). 5 Das Anwesen lag in der N he der Moschee des Propheten in der unter Muwija gepflasterten Gasse (SWW, 744). 6 IST, V, 20 f. 7 HT, 138ñ141. 8 IST, V, 21, Zeile 9. 9 ber ihn vgl. Noth: The Early Arabic Historical Tradition, 4 und 6 sowie ders.: Der Charakter der ersten groen Sammlungen von Nachrichten zur frhen Kalifenzeit, in: Der Islam 47/1971, 168ñ199. 10 Da es sich wirklich um ÑKoranleserì handelt, ist von G.H.A. Juynboll angezweifelt worden. Vgl. EI, s.v. urr (V, 499, T. Nagel). 11 Die Literaturgattung des Rangstreits wird in manchen Gegenden der arabischen Welt bis auf den heutigen Tag gepflegt (vgl. E. Wagner: Rangstreitdichtung). 12 AG2, XII, 141 f. 13 Nagel: Staat und Glaubensgemeinschaft, I, 110ñ112; vgl. ferner EI, s.v. al-adjdjdj b. Ysuf (III, 39ñ43, A. Dietrich); ein Beispiel f r seine Beredsamkeit ebenda, 42.
Anmerkungen
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14 Text: Önafa al-qabi t-tirba l-waima (Lane: Lexicon, Supplement, s.v. w--m unter Verweis auf T al- ars, s.v. t-r-b) 15 Vgl. oben, 481. 16 Eine groe Abordnung dieses Stammes war die letzte gewesen, die vor Mohammeds Tod bei ihm in Medina vorgesprochen hatte; die M nner waren durch Mu b. abal f r den Islam gewonnen worden (IST, I/II, 77). Mlik kann nicht unter ihnen gewesen sein, denn er hat Mohammed nie gesehen (Ibn aar: al-Iba, III, 482, Nr. 8341). 17 TRM, I, 2921; Zaid und aaa b. n, Ibn aar: al-Iba, I, 582 f., Nr. 2997. 18 Ibn aar: al-Iba, I, 583, Zeile 1. 19 Sein Vater Zurra war anscheinend ein Mitglied jener in Anmerkung 16 erw hnten letzten durch Mohammed empfangenen Gesandtschaft (Ibn aar: al-Iba, I, 547, Nr. 2795). 20 AG2, XII, 142. Zu Zaid b. n vgl. Ibn aar: al-Iba, I, 582 f., Nr. 2997. 21 Vgl. oben, 559. 22 AG2, XII, 143. 23 JQ, s.v. al- Uaib. 24 IST, V, 22; zum Datum vgl. HT, 145; zur Sache vgl. unten, 597 f. 25 Ibn aar: al-Iba, I, 548, Nr. 2795. 26 IST, V, 22, Zeile 26 f. 27 gypten war die zweite Region, die den Eroberern auergewhnlich hohe Eink nfte sicherte, und auch dort fand die Fitna einen N hrboden, wie im folgenden deutlich werden wird. Zur fiskalischen Nutzbarmachung gyptens vgl. K. Morimoto: The Fiscal Administration of Egypt in the Early Islamic Period. 28 Vgl. oben, 507. 29 BAA, X, 322. 30 Ubaidallh wurde im Jahre 53 nach Chorasan geschickt, wo er sich im Dschihad bew hrte; dann erhielt er die Statthalterschaft in Basra, diejenige seines Vaters, die unter den Omaijaden f r den gesamten Irak zust ndig war (HT, 206, 211 f.). 31 BAA, V, 227 f. 32 Ebd., V, 245. 33 Ebd., VI, 29ñ31. 34 IST, III/I, 92. Als Grund wird ein Hautleiden angegeben bzw. ein Befall durch L use. 35 IST, III/I, 89; as-Sall: JQ, s.v.; zu Mohammeds Landvergaben in aö-äa m vgl. oben, 156 36 IST, III/I, 96 f.; BAA, X, 38 f. 37 HAM, 121 f.; JQ, s.v., spricht unter anderem von Weinreben und Zuckerrohr (letzteres wohl noch nicht im 7. Jahrhundert). 38 Die arabischen Regionen des sasanidischen und diejenigen des byzantinischen Kultureinflusses halten sich z h auch in islamischer Zeit, obwohl ihnen nun die politische Grundlage fehlt. Im ehemals byzantinischen Interessenbereich rechnet man, wie in diesem Beispiel, in Dinaren, im sasanidischen in Dirhem; aus aÅ-Ä if stammt das Datum Ñ882 nach Alexanderì f r den Vorsto des Enkels Abrahas, in Mekka, wo man sich, vermittelt durch die Ban Tamm, dem sasanidischen Einflu geffnet hatte, datierte man nach den Herrscherjahren der Chosroen; die Karawanenrouten, die die Geographen des 9. Jahrhunderts beschreiben, sind im Westen in Meilen angegeben, im Osten in Parasangen. 39 ubaia war erst nach dem Einzug Mohammeds in Mekka Muslim geworden; unter Umar wirkte er in dem Gremium mit, das die Grenzen des aram-Gebiets neu markierte (Ibn aar: al-Iba, II, 176, Nr. 4038). 40 IST, III/I, 157 f.; BAA, X, 124 f. Az-Zubair besa im Irak angeblich eintausend Sklaven, die den ar der L ndereien erarbeiteten, die er sich angeeignet hatte; alle Eink nfte hieraus soll er sofort an die Berechtigten weitergeleitet haben (Ibn aar: Tahb, II, 319, Nr. 592). Wenn diese berlieferung zutrifft, stammte ein Teil der Reicht mer aus L ndereien, die eigentlich dem Fiskus gehrten; die veranschlagten Grundsteuern wurden durch Notablen, hier az-Zubair, eingezogen, die diesen Dienst nat rlich nicht kostenlos leisteten. Die Gegebenheiten, die ber Jahrhunderte hinweg die verh ngnisvolle Schw che der Institutionen des islamischen Staates verursachten ñ und in anderer Form heute noch verursachen ñ w ren demnach seit dem Beginn der islamischen Geschichte wirksam gewesen. 41 N mlich 2 600 000 Dirhem zuz glich des Wertes eines St ckes Land, das man Abdallh b. afar b. ab Älib bereignen mute, der aus dem Verkauf einen berschu ber den Betrag erzielte, den az-Zubair ihm geschuldet hatte (BAA, IX, 426). 42 SWW, IV, 1275 f.
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Anmerkungen
BAA, IX, 426 f. TRM, I, 2776 f. 45 IST, III/I, 298, Zeile 7. 46 Vgl. oben, 165 f. 47 IST, III/I, 98 f. 48 Äala, az-Zubair und Umn sollen, ebenfalls sehr fr h, gemeinsam den Islam angenommen haben (IST, III/I, 37). 49 TRM, I, 2794 f. Der Prophet hatte Umn und Abd ar-Ramn b. Auf miteinander verbr dert (USM, III, 955). Im Jahre 23 (begann am 19. November 643) erlaubte Umar zum ersten Mal den Witwen des Propheten die Wallfahrt nach Mekka; er beauftragte Umn und Abd ar-Ramn b. Auf damit, die Karawane sorgf ltig gegen jeden fremden Blick abzuschirmen (IST, III/I, 95). Eine enge Beziehung zwischen beiden knnte sich angesichts dieser Aufgabe gefestigt haben, die sich dadurch auszeichnete, da sie unmittelbar mit der tabuisierten Sph re des Prophetentums zu schaffen hatte. 50 Dieser Enkel Mohammeds erreichte ein Alter von sechs Jahren und starb im umd l-l (begann am 9. Oktober 625) des Jahres 4 an den Folgen einer Verletzung (IST, III/I, 36 f.). 51 IST, VIII, 56 f.; vgl. /Z/ IV 199. 52 Nagel: Some Considerations, 186. 53 USM, III, 992. 54 Ebd., III, 998 f. Sad b. al- b. Sad b. al- b. Umaija war einer derjenigen, die f r Umn an den Codices arbeiteten; Sad sei f r die Aufgabe besonders geeignet gewesen, weil seine Sprechweise (arab.: al-laha) derjenigen Mohammeds am n chsten gekommen sei (Ibn aar: Tahb, IV, 49, Nr. 78). 55 as-Siistn: al-Maif, 174 ; vgl. oben, 530ñ533. 56 USM, III, 999. 57 Ebd., III, 1003. 58 Ebd., III, 1004 f. 59 Ebd., III, 1005ñ1009. 60 Wink: Al-Hind, I, 201ñ209. 61 Hier hielten sich bis in das fr he 11. Jahrhundert zoroastrische Minderheiten, die dann dem kriegerischen Eifer sunnitischer Sufi-Gemeinschaften zum Opfer fielen (Mamd b. Umn: Firdaus al-muröidja. Die Vita des Scheich Ab Isq al-Kzarn, zitiert bei Nagel: Staat und Glaubensgemeinschaft, I, 401ñ409). 62 TRM, I, 2828ñ2831. 63 az-Zubair: Nasab, 97. 64 TRM, I, 2832. 65 Ebd., I, 2831. 66 Nagel: Alexander der Groe, 115. 67 Ibn aar: al-Iba, II, 368, Nr. 4954. 68 Ibn aar: Tahb, IX, 214ñ216, Nr. 336. 69 WQ/Jones, 738, 846. 70 TRM, I, 1984, 1989, 1998; Ibn aar: al-Iba, I, 401, Nr. 2144. 71 IST, IV/I, 116. 72 USM, III, 1022. E. Gr f hat an einem Beispiel gezeigt, da Umn bestrebt war, ein von der Obrigkeit administriertes, mithin Ñislamischesì Recht durchzusetzen, mit diesem Bestreben jedoch am z hen Widerstand der am obrigkeitsfreien Herkommen Festhaltenden scheiterte (Gr f: Eine wichtige Rechtsdirektive, 129). 73 Ibn aar: Tahb, X, 350 f., Nr. 625. 74 IHS, I, 368ñ370. 75 Mithin gegen Ende des genannten Jahres, vgl. unten, 635. 76 Ibn aar: al-Iba, I, 416, Nr. 2210; abbb wird zu den Ahl a-uffa gerechnet (vgl. Ab Nuaim: iljat al-aulij , I, 359). Vgl. Kapitel IV, Anmerkung 272. 77 Mohammed verlangte, wie wir wissen, die H lfte. Der Text ist indessen auch anders zu deuten, wenn man die Verbform als ein Passiv liest: ÑIch sah, wie beiden ihr Land um ein Drittel und ein Viertel gegeben wurde.ì Dies w rde die Vorwegnahme des sp teren Dienstlehens bedeuten, hier unter der auergewhnlich vorteilhaften Bedingung, da die ÑLehenstr gerì nur ein Drittel bzw. ein Viertel der veranschlagten Ertr ge als Leistungen f r den Fiskus abzugelten h tten. 78 USM, III, 1020 f. 44
Anmerkungen 79
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WQ/Jones, 153 f. Vgl. oben, 378: Umn weilte angeblich w hrenddessen im Auftrage Mohammeds in Mekka. 81 Mohammed bedrohte alle, die bei Uud in ihrer Loyalit t zu ihm schwankend geworden waren, mit dem Tod, sofern sie ihn nicht binnen drei Tagen um Verzeihung angingen. Umn schaffte dies rechtzeitig und hatte danach Gelegenheit, f r einen engen Verwandten die Vergebung Mohammeds zu erwirken (WQ/Jones, 333). 82 WQ/Jones, 323. 83 Ebd., 278 f.; USM, III, 1031 f. 84 Vgl. oben, 201ñ204. 85 USM, III, 1101 f. 86 Ebd., III, 1102, Zeile 3ñ5. Zum besseren Verst ndnis vgl. ferner die Aff re um al-Abbs b. Utba b. ab Lahab und Ammr b. Jsir; beide hatten einander verleumdet, worauf Umn beide gem den im Koran vorgeschriebenen Strafen hatte auspeitschen lassen (Saif b. Umar, 138; TRM, I, 3029). 87 Ein Beispiel: USM, III, 1030 f. 88 Ebd., III, 1099; dort weitere Belege. 89 Ibn aar: Tahb, X, 10 f. Nr. 5. 90 USM, III, 1034 f., wo weitere Belege aufgef hrt sind. Zu Ab arr und seinem Weggang aus Medina nach ar-Rabaa vgl. Cameron: Ab Dharr al-Ghifr. 91 Text: ahl bait, d.h. die jeweils bedeutendste Familie eines Klans, vgl. oben, Anmerkung 8 zu Kapitel I. 92 Text: ad-durb, vgl. oben, 480. Der Text setzt mithin die in aö-äa m seit der Zeit Umars herrschenden Verh ltnisse voraus. 93 So ist vermutlich der Schriftzug zu lesen. Gemeint ist ein fiktiver Gr nder der melchitischen Kirche, der jene syrischen und gyptischen Christen angehrten, die sich die Dogmen des Konzils von Chalkedon (451 n. Chr.) zueigen gemacht hatten. Sie waren damit auf die Seite des Kaisers (syr.: malk; = ÑKnigì) getreten. 94 Ein im Koran erz hltes Wunder Jesu (Sure 3, 49 und 5, 110). 95 Saif b. Umar, 132ñ135. 96 Ebd., 134, Zeile 17 und 135, Zeile 18 (= TRM, I, 2942, Zeile 3). 97 Text: fa-tamara f-him (Saif b. Umar, 136, Zeile 2); fa- tamara f-him (TRM, I, 2942, Zeile 5). Die Stelle ist unklar, somit ist die bersetzung nicht gesichert; Ibn al-Ar hat laut TRM, I, 2942, Funote b. den unklaren Ausdruck durch fa-aqma f-him = Ñer hielt sich bei ihnen aufì ersetzt. 98 Jesu Gestalt in der islamischen Eschatologie vgl. /Z/ V 320. 99 Saif b. Umar, 136; TRM, I, 2942. 100 Vgl. oben, 513ñ520. 101 Vgl. oben, Anmerkung 90. 102 Ibn aar: al-Iba, III, 45 f., Nr. 6117. 103 Vgl. oben, 475. 104 Ibn aar: al-Iba, II, 269, Nr. 4497. 105 Saif b. Umar, 102 f.; TRM, I, 2858ñ2860. 106 TRM, I, 2922. 107 Saif b. Umar, 35. 108 Dieser Vorfall ist ein Beleg daf r, da das Ñgroz gige anfentumì als ein zwingend zu beachtender Grundsatz aufgefat wurde. 109 TRM, I, 2924ñ2927. 110 Saif b. Umar, 137 f.; TRM, I, 2943 f. Es ist bemerkenswert, da aÅ-Äabar, der Saifs Text reproduziert, nur an einer Stelle den Hinweis auf die Lehren von der Wiederkehr Mohammeds nicht getilgt hat, n mlich TRM, I, 2942. Ansonsten, und so auch in dem hier zitierten Text, unterdr ckt aÅ-Äabar diese Aussage. Sie klingt ihm vermutlich zu anstig. 111 Ibn Abd al-akam: Fut Mir, 96, 267 f. Vgl. hierzu unten, 684 und 700 f. 112 Vgl. oben, 481. 113 Vgl. oben, 375, 402, 432. 114 TRM, I, 2218ñ2222. 115 Lane: Lexicon, 1295, s.v. s-b-Å. 116 Vgl. oben, 530ñ532. 117 TRM, I, 2220 f. 80
816 118
Anmerkungen
Ebd., I, 2094. Vgl. oben, 480. 120 Ibn Abd al-akam: Fut Mir, 81. 121 Ebd., 122. 122 Ebd., 125. 123 Nagel: Alexander der Groe, 65 f. 124 Saif b. Umar, 116 f. 125 TRM, I, 2932 f. 126 Saif b. Umar, 116-118. 127 Ebd., 138. 128 Vgl. oben, 495. 129 Wir kennen dieses Erz hlmotiv bereits aus den berlieferungen ber Mohammeds erste Tage in Medina (vgl. oben, 271). 130 Ibn Abd al-akam: Fut Mir, 127 f. 131 Ebd., 306 f. /Z/ 132 Saif b. Umar, 116. 133 TRM, I, 2945ñ2947. 134 Ibn aar: al-Iba, III, 3, Zeile 16, Nr. 5882. 135 Vgl. oben, 142. 136 Vgl. oben, 570. 137 Seine Mutter war eine aamitin; er wurde auf dem R ckweg Mohammeds von der Abschiedswallfahrt geboren und wuchs in der Obhut Al b. ab Älibs auf (Ibn aar: alIba, III. 472, Nr. 8294). 138 Er ist der Sohn des Ab uaifa b. Utba b. Raba b. Abd äams, eines der fr hesten Anh nger Mohammeds, und wurde im thiopischen Exil geboren (IST, III/I, 59). 139 Vgl. oben, 594. 140 Wahrscheinlich handelt es sich um das a-%arja genannte Reservat, da sein Vorg nger Umar f r die Kamele angelegt hatte, die als adaqa abgeliefert wurden und den Glaubenskriegern zur Verf gung standen. Unter Umn hatte die Zahl der adaqa-Tiere derart zugenommen, da das Reservat erweitert und zudem mit einer Tr nke versehen werden mute; die Quelle, aus der sie gespeist wurde, hatte Umn aus seinem Privatvermgen bezahlt (SWW, III, 1092ñ1094). Indem Medina die Funktion einer Ausgangsstation f r einen weit ausgreifenden Dschihad zu bernehmen hatte, ergaben sich f r die Alteingesessenen manche Beschr nkungen und Unbequemlichkeiten. 141 Laut Ibn Sad wurde al-akam durch den Propheten von Medina aus nach aÅ-Ä if verbannt, und erst Umn gestattete ihm die R ckkehr (zitiert in Ibn aar: al-Iba, I, 345, Zeile 22 f., Nr. 1781). Im Gegensatz hierzu heit es an einer anderen Stelle, al-akams Sohn Marwn sei beim Tode Mohammeds acht Jahre alt gewesen und habe mit seinem Vater ununterbrochen in Medina gelebt, bis dieser unter Umn gestorben sei (IST, V, 24). Am meisten brachte die Kritiker auf, da der Kalif al-akams Sohn Marwn reich beschenkte und als seinen Schreiber besch ftigte (IST, V, 24 f.). 142 Saif b. Umar, 150-154; TRM, I, 2952-2954. 143 Vgl. oben, 274 und 456ñ461. 144 In der Fassung, die aÅ-Äabar kopiert hat, wird ausdr cklich auf den 103. Vers von Sure 3 hingewiesen: ÑHaltet alle am Seil Allahs fest und spaltet euch nicht! Gedenkt der Wohltat Allahs an euch: Einst wart ihr Feinde, er aber stiftete Eintracht zwischen euren Herzen, so da ihr dank seiner Wohltat Br der wurdet.ì 145 Es fehlt noch eine Untersuchung der Ñheilsgeschichtlichenì Topographie der Zeitgenossen Mohammeds. Man braucht nur, so Mohammed, im Land umherzureisen, um die Spuren des Handelns Allahs an den Widerspenstigen zu erkennen (Sure 3, 137; 6, 11; 27, 69; 30, 42). Durch den Pa von ar-Rau war einst Mose nach dem Zug durch das Rote Meer mit einer riesigen Armee nach Medina marschiert, glaubte Mohammed; zwei Meilen weiter in Richtung Medina habe Mose das rituelle Gebet verrichtet (WQ/Jones, 40). 146 Saif b. Umar, 154ñ157; TRM, I, 3040ñ3042, Zeile 14. 147 In TRM, I, 3042, Zeile 20 heit es demgegen ber unzweideutig: ÑIhre Hoffnung auf die Befehlshaberschaft (arab.: al-imra) zieht sich in die L nge...ì 148 Saif b. Umar, 157; TRM, I, 3042, Zeile 12ñ20. 149 Saif b. Umar, 157, Zeile 9ñ11; TRM, I, 3043, Zeile 1ñ4. 150 TRM, I, 3043, Zeile 4ñ11. 119
Anmerkungen
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151 Die islamischen Staatslehren sind demgem Lehren der Legitimierung von Herrschaft, nicht Lehren der Verwaltung. 152 TRM, I, 2951, Zeile 6ñ12. 153 Nagel: Festung des Glaubens, 327. 154 Vgl. oben, 44ñ48. 155 TRM, I, 2946-2949. 156 Ibn aar: al-Iba, I, 320, Nr. 1661. 157 Saif b. Umar, 158ñ160; TRM, I, 2954ñ2957. 158 Saif b. Umar, 161ñ164; TRM, I, 2958ñ2962. 159 TRM, I, 2964 f. 160 Umn hatte Sad b. ab Waqq gebeten, Ammr zum Mittun zu bewegen, dann aber, mitrauisch, wie er war, das entscheidende Gespr ch zwischen beiden belauschen lassen. Das war herausgekommen, und Ammr weigerte sich von da an, f r den Kalifen einzutreten (TRM, I, 2970). 161 TRM, I, 2968ñ2971; Liste der prominenten Auswanderer und ÑHelferì: 2971, Zeile 3ñ8; im ganzen sollen es dreiig Mann gewesen sein. 162 TRM, I, 2972. 163 Ebd., I, 2967 f. 164 Ebd., I, 2976ñ2980. 165 Ebd., I, 2999. 166 Ebd., I, 2999, Zeile 17. 167 HT, 154 f.; der 18. l-ia: Saif b. Umar, 208. Die Worte al-Qsims wie auch der Einsatz al-Mu"ra b. al-Anasí zeugen daf r, da sich die aus vorislamischer Zeit stammende Allianz zwischen den aqafiten und den in Mohammeds Zeit f hrenden quraiöitischen Klanen, die vermutlich wegen der Aufnahme al-Mu"ra b. äubas durch Mohammed das Abkommen von al-udaibja nicht mehr mittrugen, nun wieder bew hrte. Muwija hatte brigens versucht, dem bedr ngten Umn mit Truppen zu Hilfe zu kommen; die von abb b. Maslama befehligten K mpfer erfuhren auf dem Marsch nach Medina vom Tod des Kalifen (TMD, XII, 72 f.). 168 Zu den Ban Daus vgl. oben, 396. 169 Ibn aar: al-Iba, I, 195, Nr. 904. 170 WQ/Jones, 256 und 294, Ibn aar: al-Iba, IV, 58, Nr. 173. 171 Ibn aar: al-Iba, I, 190, Nr. 872. 172 Ebd., IV, 168, Nr. 981. 173 Vgl. oben, 370. 174 Zur Sache vgl. oben, 359; zur Person: Ibn aar: al-Iba, IV, 460 f., Nr. 8224. 175 AG2, XVI, 229 f. 176 Text: in jutrak fau, wrtlich: wenn sie sich als herrenlose Leute (arab.: al-f i, Pl. al-fau) selbst berlassen bleiben. 177 Ruqaija starb an dem Tag, an dem die Nachricht vom Sieg bei Badr in Medina eintraf; danach wurde die Ehe mit Umm Kulm geschlossen (az-Zubair: Nasab, 101). 178 Vgl. oben, 577 f. 179 AG2, XVI, 231. /Z/ 180 Saif b. Umar, 232 f. 181 Ebd., 239. 182 Saif b. Umar, 240; TRM, I, 3078 f. 183 Saif b. Umar, 241; TRM, I, 3079. Weitere Verse finden sich an den genannten Fundstellen, jedoch mit so vielen Varianten, da eine Entscheidung f r eine bestimmte bersetzung nicht ratsam ist; der Sinn des zitierten Verses wird allerdings nicht in Frage gestellt. 184 Ibn aar: al-Iba, II, 532 f., Nr. 5818. Er gehrte zu den von Muwija gejagten Mrdern Umns. Unter den M nnern, die die Residenz des Kalifen st rmten, betrachtete man ihn als den Wortf hrer (IST, III/I, 45). 185 Saif b. Umar, 245 f.; TRM, I, 3080ñ3084. 186 USM, 972ñ975. 187 Er war mit Zainab, einer Tochter Mohammeds, verheiratet; da er Heide blieb, wurde die Ehe aufgelst und erst sp ter, als er in Medina Muslim geworden war, wieder geschlossen. Vgl. oben, 325. 188 Nagel: Some Considerations, 185 f. 189 Vgl. oben, 323.
818 190
Anmerkungen
In meiner Studie Rechtleitung und Kalifat habe ich nachgezeichnet, zu welch immer absurderen Behauptungen sich das fr he Schiitentum in dieser Hinsicht verstieg (157ñ224). Da im brigen Al selber inzwischen glaubte, er h tte Mohammed nachfolgen m ssen und sei dreimal schnde ausgebootet worden (TRM, I, 3110 f.), ist durchaus mglich. 191 Vgl. oben, 517 f. 192 az-Zubair: Nasab, 40ñ44. 193 Ibn aar: al-Iba, II, 87, Nr. 3527. 194 Ebd., II, 459, Nr. 5435. 195 In Anlehnung an die Genealogie Sufjn a-aurs, IST, VI, 258. 196 Saif b. Umar, 246; TRM, I, 3087. 197 Ibn Abd al-akam: Fut Mir, 98; Ibn aar: al-Iba, III, 249, Nr. 7177. Das Schicksal Qais b. Sads w hrend der Herrschaft Als und des kurzen Kalifats al-asans sowie schlielich die Huldigung an Muwija beschreibt Vesely in: Die Ansr im Ersten Brgerkrieg. 198 Saif b. Umar, 247ñ251; TRM, I, 3088ñ3093. 199 TRM, I, 3106. 200 Ebd., I, 3113. 201 Vgl. oben, 295. 202 TRM, I, 3119 f. 203 Ebd., I, 3121. 204 IST, III/I, 152; vermutlich haben wir in dieser Aussage einen Rest einer quraiöitischen Geschichte vor uns, in der nicht Abd Manf den Dreh- und Angelpunkt bildet. 205 IST, III/I, 153; az-Zubair: Nasab, 230. 206 IST, III/I, 153, Zeile 19ñ23. 207 Der Ort der Begegnung heit al-arrr und liegt laut JQ, s.v., in der N he von al-ufa. 208 IST, III/I, 154, Zeile 1. 209 Ebd., 152, Zeile 20 f. 210 Ebd., VIII, 145; vgl. Nagel: Some Considerations, 190. 211 IST, III/I, 57. 212 Saif b. Umar, 286-292; TRM, I, 3126ñ3134. 213 TRM, I, 3139. 214 Saif b. Umar, 295 f.; TRM, I, 3142 f. 215 Saif b. Umar, 304; TRM, I, 3152. 216 TRM, I, 3155. 217 Saif b. Umar, 308 f.; TRM, I, 3163. 218 Saif b. Umar, 310 f.; TRM, I, 3163 f. 219 Der Begriff ad-di wa meint die Inanspruchnahme einer de facto nicht gegebenen VaterSohn-Verwandtschaft; er wird aber auch zur Bezeichnung einer tats chlichen, auf Verwandtschaft beruhenden Solidarit tsbindung verwendet. 220 Saif b. Umar, 314, 323 f.; TRM, I, 3170 f. Da az-Zubair auf die diwa verwies, die er mit Al gemeinsam habe, wird mittelbar best tigt durch eine berlieferung, in der es heit, azZubair habe Al versprochen, nicht gegen ihn zu Felde zu ziehen. Az-Zubair sei erst durch seinen Sohn Abdallh dazu gebracht worden, seinen diesbez glichen Eid durch S hnemanahmen zu lsen (AG2, XVIII, 55 f.). 221 Saif b. Umar, 301. 222 Ebd., 301. Vielleicht bezieht sich diese Frage auf Als vorhin erw hnten Vorschlag, er werde sich von den Mrdern Umns absondern. 223 Saif b. Umar, 162 f. 224 Ebd., 284 f. Auch der kufische Unterh ndler al-Qaq b. Amr, den Al nach Basra schickte, gehrte zu den Kreisen, die gegen die Aufr hrer gewirkt hatten (Saif b. Umar, 163). 225 Saif b. Umar, 332; TRM, I, 3209. 226 TRM, I, 3218. 227 Dies ist die schiitische Verzeichnung der Gestalt iöas. 228 TRM, I, 3218. 229 Saif b. Umar, 324. 230 Zur Beliebtheit Als bei den ÑHelfernì findet man einiges bei Vesely: Die Anr im Ersten Brgerkrieg. 231 AG2, XVI, 233 f. 232 Vgl. oben, 476.
Anmerkungen 233
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WS, 5ñ13. Zum Abkommen mit Byzanz vgl. A. Kaplony: Gesandtschaften, 37ñ46. Den Byzantinern mochte der aus dem Irak heraus operierende Al wie ein Fortsetzer sasanidischer Interessen erscheinen und daher als der gef hrlichere Feind. 234 TRM, I, 3231. 235 Ebd., I, 3229. 236 Ebd., I, 3233. Laut al-Kind drang Muwija in gypten ein, berredete Muammad b. ab uaifa, ihn mit den prominentesten Mrdern Umns wie Kinna b. Biör nach Damaskus zu begleiten, wobei ein Austausch von Geiseln gew hrleisten sollte, da zwischen Muwija und den gyptern keine Feindseligkeiten ausbrechen sollten. Vermutlich dachte Muwija an eine Art Gerichtsverfahren; Kinna b. Biör hatte den ersten Schwertstreich gegen Umn gef hrt (TRM, I, 3020). Muwija setzte die Verd chtigten entgegen seinem Versprechen in Pal stina fest. Sie entkamen zwar dem Gef ngnis, wurden aber gestellt und im lia (begann am 21. Mai 657) des Jahres 36 gettet (al-Kind: Kitb al-umar , 19 f.). 237 al-Kind: Kitb al-umar , 20. 238 TRM, I, 3237. 239 al-Kind, op. cit., 23; TRM, I, 3242. 240 al-Kind, op. cit., 29. 241 Ebd., 31; TRM, I, 3248. 242 TRM, I, 3254; WS, 15 f. 243 TRM, I, 3020 und 3254 f. 244 IST, I/I, 20; vgl. /Z/ I 32. 245 Ihm werden Feldz ge in die Jamma, ja bis nach China nachger hmt (TRM, I, 770ñ775, 890ñ892). Sein Vater soll jener Knig gewesen sein, der Jarib/Medina unterwarf; von dort soll er etliche Rabbiner nach Mekka gebracht haben, und schlielich soll er selber zum Judentum bergetreten sein. AÅ-Äabar verlegt dieses Geschehen in die Regierungszeit des Sasaniden Kwd I. (reg. 488ñ531). Es spiegeln sich in diesen Sagen die Kriege der Sasaniden gegen die Hephthaliten wider, an denen Jemenier anscheinend als sasanidische Vasallen beteiligt waren. 246 IST, I/II, 20. 247 TRM, I, 2082. 248 Ebd., I, 2094. 249 Ebd., I, 2152. 250 Ibn aar: al-Iba, I, 232, Nr. 1136. 251 TRM, I, 3256. 252 WS, 60 f. 253 WS, 196; TRM, I, 3272 f. 254 TRM, I, 3275 f. 255 WS, 200; TRM, I, 3277, Zeile 8 f. 256 WS, 247 f.; TRM, I, 3291 f. (nach WS zu berichtigen). 257 WS, 235; TRM, I, 3290. 258 TRM, I, 3292 f. 259 Ebd., I, 3301. 260 Ebd., I, 3312ñ3314. 261 WS, 309, 402. 262 WS, 332, 369; TRM, I, 3327. 263 WS, 478ñ481; TRM, I, 3329. 264 WS, 482ñ494. 265 Ebd., 497. 266 TRM, I, 3254. 267 WS, 499ñ501. 268 Diese Formulierung nach TRM, I, 3336, Zeile 8-10; bei WS, 504 steht eine andere Fassung, in der der Begriff der ö a auf beide Seiten angewandt wird. Bei TRM ist der Text so umgebaut, da das Wort ö a nur noch in Verbindung mit Al auftaucht. Ich halte dies f r eine Manipulation, die die sp teren Verh ltnisse in diese Vereinbarung hineinspiegeln soll: Nur der Anhang Als ñ die Omaijaden lieen diesen Mann von den Gebetskanzeln herab verfluchen ñ ist ÑParteiì, Schia. 269 TRM, I, 3337, Zeile 6: Hier wird der Begriff ö a f r jede der beiden Seiten verwendet, was die in der vorigen Anmerkung vorgetragene berlegung bekr ftigt.
820
Anmerkungen
270 WS, 510 f.; TRM, I, 3336-3338. Der Text WS, 504ñ507 stimmt im Inhalt mit dem von aÅÄabar berein, scheint jedoch um die glossierenden Erweiterungen, die er aufweist, erweitert worden zu sein. Er weicht in einem Punkt von aÅ-Äabar ab, indem er eine Fristverl ngerung nur bis zum Ende der Pilgersaison gestattet (WS, 506, Zeile 8). 271 WS, 508; TRM, I, 3340. 272 WS, 475 f. 273 Ebd., 489ñ492. 274 Die BanAnaza b. Asad waren ein rabitischer Stamm (IKC, Register, 189). 275 Die Ban Rsib waren ein s darabischer (jemenischer) Stamm (IKC, Erl uterungen, 87 f.) 276 WS, 511ñ518. 277 Die Ban Jaökur gehrten zu den rabitischen Ban Bakr b. W il (IKC, Register, 592). 278 TRM, I, 3349. 279 JQ, s.v. Aru. 280 TRM, I, 3354ñ3357. Wahrscheinlich ist ein Teil dieser Argumente erst in Dmat al-andal ausgetauscht worden, vgl. dazu den Text WS, 540 f. 281 TRM, I, 3359. 282 Vgl. unten, 640. 283 HT, 174. 284 TRM, I, 3360. 285 Ebd., I, 3369 f. 286 Ebd., I, 3414ñ3450. 287 Ebd., I, 3452 f. 288 Ebd., I, 2221. 289 Ebd., I, 3457. Amr b. al- entging dem Tod, weil er an dem betreffenden Tag zuf llig nicht in Fustat die Gebete leitete (Ibn aar: Tahb, III, 74, Nr. 142). 290 Vgl. die Darstellung der Radikalisierung dieser Literatur bei Nagel: Rechtleitung und Kalifat, 157ñ207. 291 Wenn der Adel (arab.: aö-öaraf) den Ausschlag gebe, dann, so Ab Ms al-Aöar, habe Ñdie Sippe des Abraha b. a-abbì (TRM, I, 3356, Zeile 3; WS, 541, Zeile 11: ohne Ñdie Sippeì) den Vorrang. Diese Sippe hatte Grundbesitz in Gizeh (Ibn Abd al-akam: Fut Mir, 113), ihre Fr hlingsweiden waren in Memphis (ebd., 142). Wahrscheinlich war diese Sippe mit dem Enkel Abrahas verwandt, der den Feldzug nach Mekka unternahm und scheiterte. Dieser Enkel hie Jaksm (Ab Nuaim: Dal il, 101: -k-ö-w-m) b. a-abb (vgl. oben, 71). In der Tat w re damit ein dem Quraiöitentum weit berlegener ÑAdelì benannt worden, der dem Jemenier Ab Ms als Legitimierung einleuchten mochte. Diese Meinung bedeutete aber einen scharfen Affront gegen die Quraiöiten, vor allem gegen die Nachkommen Abd al-MuÅÅalibs. 292 WS, 462ñ464. 293 Diese berlieferung st tzt die obige These, da es zwei Unterredungen der Schiedsm nner gegeben habe; Muwija schickte al-Mu"ra b. äuba nach Dmat al-andal, der in Erfahrung brachte, man rede von der Absetzung Als und Muwijas; Ab Ms al-Aöar favorisiere Abdallh b. Umar (WS, 540; vgl. oben, 637). 294 WS, 539. 295 Vgl. unten, 655. 296 Vgl. oben, 187. 297 Muwija beweist diesen ilm vor allem im Umgang mit den jemenischen St mmen, z.B. mit den imjariten unter l-Kul oder mit den Ban Akk und den Aöarjn, die er in der Schlacht den irakischen Stammesgenossen gegen berzustellen vermag, ohne da er einen Seitenwechsel Ñseinerì Jemenier bef rchtet (WS, 433). 298 Vgl. hierzu allgemein Ph. Hitti: History of the Arabs, 199ñ223.
Kapitel VIII: Der Islam 1
Vgl. zum Hllenbaum M. Radscheit: Die Ikonographie von Paradies und Hlle im Koran, in: Der Koran und sein religises und kulturelles Umfeld. Kolloquium des Historischen Kollegs vom 22. bis 24. Mai 2006. 2 WS, 463. 3 IST, VIII, 108 f. Vgl. oben, 104; sie hie Fita, nach Ibn al-Kalb jedoch Hind (IST, VIII, 108, Zeile 13), ebenso bei Ibn Isq (IHS, II, 43, Zeile 5).
Anmerkungen 4
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IHS, II, 36ñ44. Diese in Sure 19, Vers 57 und Sure 21, Vers 85 erw hnte Gestalt wird oft mit Henoch verglichen (Gen 5, 23 f.); wie dieser wurde Idrs zu seinen Lebzeiten in den Himmel aufgenommen. In den muslimischen Legenden ber die vorislamischen Propheten und Gottesm nner gilt er als ein frommer Mann, der sich eifrig dem Studium der Offenbarungsschriften gewidmet habe; diese Annahme geht auf eine volkst mliche Deutung seines Namens zur ck (arab. d-r-s = studieren). Desweiteren erscheint er in diesen Legenden als ein Kulturbringer: Er soll der erste gewesen sein, der auf einem Pferd ritt, Gew nder n hte usw. (vgl. a-alab, 42 f.; W. Beltz: Sehnsucht nach dem Paradies, 203 und 207). 6 Zu Mohammeds Aff re mit der Ehefrau Zaids vgl. oben, 423. 7 IHS, II, 44ñ50. Heribert Busse vertritt die Auffassung, die Begriffe bait al-maqdis, almasid al-aq und al-bait al-ma mr bedeuteten ein und dasselbe, n mlich den Wohnsitz Allahs im siebten Himmel, dessen irdisches Gegenbild die Kaaba sei. Die durch Ibn Isq vorgenommene Identifizierung von al-masid al-aq mit dem Felsendom sei erst nach al-Walds Tod im Jahre 715 und dem Abschlu der ersten Bauphase mglich gewesen, als deutlich geworden sei, da der Felsendom in eine Konkurrenz zum mekkanischen Heiligtum trete (Jerusalem in the story of Muammadís Night Journey, 36ñ38). Busse setzt sich nicht mit al-Wqids Datierung der Visionen auseinander und belegt seine Annahme des synonymen Gebrauchs der drei Eigennamen nicht. Aufschlureich sind seine Hinweise auf die Motive aus der apokalyptischen Literatur, die in die Erz hlung eingeflossen sind. Sie verweisen auf die fr he Omaijadenzeit, vgl. z.B. unten, 656. 8 Der Widerspruch zu Ñin der Nachtì l t sich nicht auflsen; vielleicht gehrt ÑNachtì hinter die Zahlenangabe Ñ17ì, wo man es nach dem g ngigen Sprachgebrauch erwartet und in diesem Text vermit. Nach dieser Umstellung w re zu bersetzen: ÑAls der Sonnabend zu siebzehn vergangenen N chten des Ramadan eingetreten war...ì 9 IST, I/I, 143, Zeile 1-9. 10 HT, 468. 11 ber ihn vgl. oben, 590. 12 BS, kitb a-alt 1. 13 IST, I/I, 144. 14 Vgl. oben, 247. 15 Im Judentum soll laut Dtn 14, 26 beim Gemeinschaftsmahl Wein genossen werden, desgleichen beim Passamahl (nach Mk 14, 25). 16 BS, tafsr al-qur n, zu Sure 30; MS, kitb al-qadar, 22-25; AHM/a, III, 233, 253 und fter (vgl. Wensinck: Handbook, 43). 17 Vgl. oben, 212. 18 In Sure 7, Vers 157, der noch mekkanischen ltesten Stelle, an der sich Mohammed als einen Propheten bezeichnet, fehlt der Gedanke der unmittelbaren Nachfolgerschaft Abrahams. In Sure 2 ist er dagegen schon deutlich ausgesprochen: ÑUnser Herr!ì fleht Abraham, Ñberufe unter ihnen einen Gesandten (arab.: ar-rasl) aus ihrer Mitte, der ihnen deine Wunderzeichen vortr gt, sie das Buch und die Weisheit lehrt und sie l utert...!ì (Vers 129). 19 Vgl. oben, 170 f. 20 Im Korankommentar aÅ-Äabars sind die fr hen Auslegungen von Sure 6, Vers 75 zusammengetragen. Sie laufen darauf hinaus, da Allah Abraham zeigt, wie er die Schpfung lenkt und nach souver nem Ratschlu die Menschen in das Paradies oder die Hlle einweist (TGB, zu Sure 6, 75). Zum Begriff al-malakt vgl. Nagel: Im Offenkundigen das Verborgene, 196, 205, 408 f. 21 Vgl. oben, 149 und 240ñ243. 22 Sie steht AHM/a, IV, 207ñ210. Mlik b. aaa stammt nach anderer Ansicht aus demselben Klan wie Anas, n mlich aus den Ban Ad b. an-Nar (Ibn aar: al-Iba, III, 346, Nr. 7639). 23 Vgl. oben, 19. 24 MS, kitb al-mn, 259. 25 AHM/a, III, 120, 180, 231, 239. 26 Ebd., III, 224. 27 Ebd., I, 387. 28 Ebd., I, 375. 29 Ibn aar: Tahb, II, 219 f., Nr. 405. 30 AHM/a, V, 392. 5
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Anmerkungen
31 Vgl. oben, 111 f.; vgl. ferner Ibn aar: Fat al-br, I, 42: Die Muslime heben sich durch das Tragen von weien Gew ndern und durch die Beschneidung von den Untertanen des byzantinischen Kaisers ab. 32 TMD, IXI, 27ñ29. 33 Vgl. oben, 534. 34 IST, III/I, 106 f. 35 TRM, II, 418. 36 Ibn aar: al-Iba, II, 35, Nr. 3196. 37 Es sind zwei Schriften dieses Inhalts bezeugt, vgl. Ibn an-Nadm: Fihrist, 115 und 121. 38 Sad b. Zaid b. Amr b. Nufail gehrt zu den zehn M nnern, denen Mohammed den sofortigen Einzug ins Paradies versprach. 39 Name eines Wohnturms der Ban Abd al-Aöhal, in dessen N he das Feld lag. 40 SWW, 1188 f. 41 Vgl. oben, 640 f. 42 TRM, II, 201. 43 Ebd., II, 196ñ199. Die Omaijaden begr ndeten die umstrittene Tatsache, da Muwija in eigener Machtvollkommenheit seinen Sohn zu seinem Nachfolger bestimmt hatte, mit dem Vorbild Ab Bakrs und Umars, die ja auch nicht nach einer ÑBeratschlagungì das Kalifat erlangt hatten; ihre Gegner, in diesem Fall Ab Bakrs Sohn Abd ar-Ramn, hielten dagegen, die Benennung eines Thronfolgers sei der von den byzantinischen Kaisern ge bte Brauch (al-kim an-Naisbr: Mustadrak, IV, 528, Nr. 8483). 44 TRM, II, 216ñ222. 45 Das Motiv taucht sp ter in einem anderen Zusammenhang noch einmal auf (TRM, II, 397 f.) und dient offensichtlich dazu, die trichte Selbst bersch tzung des Kalifen zu charakterisieren. 46 Ebd., II, 274, 276. 47 Ebd., II, 366. 48 Man vergleiche die Propagandapredigten, die vor und w hrend der iranischen Revolution verbreitet wurden (Nagel: Staat und Glaubensgemeinschaft, II, 321 f.). 49 ber die Kenntnisse der fr hen Muslime vom Buch Daniel vgl. EI, s.v. Dniyl (II, 112, G. Vajda). 50 TRM, II, 399. 51 Ab mir war der sch rfste Kritiker Mohammeds unter den medinensischen anfen gewesen; sein Sohn anala dagegen war Muslim geworden und h tte bei Uud beinahe Ab Sufjn, Jazds Grovater, gettet und war dann in dieser Schlacht gefallen; Mohammed behauptete, die Engel h tten an analas Leichnam die Totenwaschung vollzogen (Ibn aar: al-Iba, I, 360 f., Nr. 1863). 52 TRM, II, 403. 53 Ebd., II, 411. 54 N heres zur Vorgeschichte und zur Schlacht auf dem Lavafeld findet man bei Rotter: Brgerkrieg, 40ñ59. 55 TRM, II, 427; vgl. oben, 83. 56 TRM, II, 427ñ430. 57 HT, 253. 58 az-Zubair: Nasab, 86. 59 TRM, II, 457. 60 Ebd., II, 459ñ461. 61 Ebd., II, 459 unten. 62 Ebd., II, 467. 63 Ibn Abd al-akam: Fut Mir, 183, 185 f. 64 al-Kind: The Governors und Judges, 41. 65 Ebd., 42. 66 Ibn Abd al-akam: Fut Mir, 194. 67 al-Kind, op. cit., 38. 68 Hierzu vgl. Ahrweiler: Byzance et la mer, 14: Laut Theophanes bauten Griechen in Tripolis/Libanon auf Befehl Muwijas die omaijadische Flotte, und zwar noch w hrend dessen Statthalterschaft in aö-äa m. In Konstantinopel begriff man den Ernst der Lage erst, als die Araber nach einer siegreichen Seeschlacht im Jahre 655 die Verbindungen der Hauptstadt des Reiches mit dem westlichen Mittelmeer gef hrdeten (ebd., 17 f.). Eine Zusammenfas-
Anmerkungen
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sung, auf den arabischen Quellen beruhend, bietet W. Hoenerbach: Araber und Mittelmeer. Anf nge und Probleme arabischer Seegeschichte. 69 TRM, II, 495 f. 70 Ebd., II, 117, 122. 71 Ebd., II, 125. 72 HT, 195. 73 ber die Einteilung Kufas in Viertel und ber deren Funktion vgl. EI+, s.v. al-Kfa (V, 345ñ351, Hichem Djat). 74 TRM, II, 132. 75 Ebd., II, 116, 139. 76 Ibn aar: Tahb, VI, 78, Nr. 155. 77 IST, II/II, 127. Vgl. hierzu unten, 700 f. 78 Rotter: Die Umayyaden und der zweite Brgerkrieg, 187 f. 79 Ebd., 100 f. 80 HT, 254. 81 TRM, II, 593. 82 Ibn aar: Tahb, VI, 78, Nr. 155. 83 Vgl. hier ber unten, 691ñ693. 84 Sein Vater al-, d.h. der Ungehorsame, trat bei der Inbesitznahme Mekkas zum Islam ber und gehrte zu denen, die von Mohammed einen unverf nglichen Namen erhielten, in seinem Falle MuÅ, der Gehorsame (Ibn aar: al-Iba, III, 425 f., Nr. 8031). Abdallh selber hielt Ibn az-Zubair bis zu dessen Ende die Treue und fand mit ihm den Tod (ebd., III, 64 f., Nr. 6191). 85 Maqil entstammte den Ban Aöa, einer Unterformation des groen Verbandes der Ban !aÅafn; zu den ÑSt mmen der Auswandererì z hlen die Ban Aöa wohl deswegen, weil sie sich an der Inbesitznahme Mekkas durch Mohammed beteiligten; der Standartentr ger ihres Kontingents soll Maqil gewesen sein. Er soll im brigen die so unislamische Lebensweise Jazds in Erfahrung gebracht und ausposaunt haben (Ibn aar: al-Iba, III, 446, Nr. 8136). 86 HT, 228. 87 TRM, II, 600, Zeile 5. Abdallh b. Umar hatte afja, eine Schwester al-Mutrs, geheiratet (Ibn aar: al-Iba, III, 519, Zeile 22, Nr. 8545). 88 TRM, II, 633 und 691. 89 Ebd., II, 633, Zeile 3. 90 Ebd., II, 634, Zeile 15ñ17. 91 IST, VI/I, 105 f. 92 Wo genau man die Grenze ziehen mu, wer also noch zur ÑFamilie des Prophetenì z hlt und wer nicht, wird in wenigen Jahrzehnten ein Gegenstand ewiger Zankereien werden, mit denen wir uns hier jedoch nicht auseinandersetzen m ssen. /Z/ 93 TRM, II, 650. Da unter den arabischen Anh ngern al-Mutrs von einer Einsicht in die Gleichheit mit den ÑGriechen und Dailamitenì noch lange keine Rede sein konnte, zeigen die Worte, die einer von ihnen an den siegreichen Muab b. az-Zubair richtete: Im Gegensatz zu jenen Vlkern liege man eben gern mit seinesgleichen in Fehde (BAA, VI, 441 f.). 94 TRM, II, 668. Vgl. auch BAA, VI, 401ñ408. 95 N heres bei Watt/Welch: Der Islam, I, 284; zur wrtlichen Bedeutung der Formel all llh alai-hi wa-sallama vgl. Nagel: Allahs Liebling, 146 f. 96 TRM, II, 738. Al-Mutr wurde anscheinend dadurch zum Entsenden von Truppen zu Ibn az-Zubair veranlat, da er gew rtigte, von Basra und von aö-äa m aus in die Zange genommen zu werden; seine wohl nicht ehrlich gemeinte Unterst tzung Ibn az-Zubairs sollte den Omaijaden nahe legen, einen Teil ihrer Truppen gegen den Hedschas zu wenden (BAA, VI, 419). 97 An dem Ort, an dem Allahs F e das Geschaffene ber hren, findet man das unverf lschte gttliche Wissen, wird man sp ter sagen (vgl. Dreher: Das Imamat des islamischen Mystikers Ibn Qas, 39 f.). 98 BAA, VI, 401; TRM, II, 703. 99 Es handelt sich um ada b. Hubaira, den Sohn einer Schwester Als (Ibn al-Ar: alKmil, III, 390). 100 Sad b. Abdallh: al-Maqlt wal-firaq, 37, 81. 101 TRM, II, 743 f.
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Anmerkungen
Ibn aar: al-Iba, II, 78 f., Nr. 3475. Vgl. oben, 625, 638. 104 Vgl. oben, Anmerkung 87. 105 WQ/Jones, 216. 106 Ebd., 453. 107 Vgl. oben, 620. 108 Vgl. oben, 636. 109 IHS, II, 60. 110 Vgl. oben, 72. 111 IHS, IV, 182. 112 TRM, I, 2121. 113 Vgl. oben, 475ñ480. 114 Vgl. oben, 511 und 521ñ525. 115 TRM, I, 2363. 116 Zur Mischbevlkerung, die im s dlichen Irak entstand, vgl. M. Morony: Iraq after the Muslim Conquest, 254ñ264 und 431ñ466. 117 TRM, II, 781-783. 118 BAA, IV, 425. 119 Vgl. oben, 75 f. 120 NMQ, 156. 121 BAA, VII, 141. 122 Ebd., IV, 55 f. 123 Ibn al-Abbs wies auf die peinliche Angelegenheit mit Ausaa hin (IF, IV, 85): 124 BAA, V, 330. 125 Das von Medina nach Mekka entsandte Heer wurde brigens von Amr, einem mit Abdallh b. az-Zubair verfeindeten Bruder, angef hrt; Ibn az-Zubair nahm nach dem Sieg grausame Rache an Amr (BAA, V, 331). 126 IST, II/I, 110. 127 Ebd., VIII, 180. 128 Vgl. oben, 577 f. 129 Ibn aar: al-Iba, III, 419 f., Nr. 7993. 130 Vgl. az-Zubair: Nasab, 237. 131 Ebd., 267 f. 132 In der Zeit, als az-Zubair sein genealogisches Werk zusammentrug, gab es keine Nachkommen Umairs mehr; das heit aber nicht, da dieser kinderlos gewesen w re. AzZubair nennt einen Sohn namens Salm (op. cit., 391). Es ist nicht auszuschlieen, da es sich um Ubaid b. Umair al-Lai handelt, den ÑErz hlerì (arab.: al-q) von Mekka (vgl. unten, 681). 133 WQ/Jones, 853 f. 134 Ibn aar: al-Iba, II, 187 f., Nr. 4073; az-Zubair: Nasab, 389. 135 Vgl. oben, 539. 136 TRM, I, 2528. 137 WQ/Jones, 624. 138 IST, II/I, 110. 139 Ebd., III/I, 212. 140 Ibn aar: al-Iba, II, 494, Nr. 5628. 141 Ebd., I, 225 f., Nr. 1091. 142 So lautet der Name in az-Zubair: Nasab, 16; IST, I/I, 54: Ruqaiqa. 143 IST, VIII, 162. 144 IHS, II, 126 f.; TRM, I, 1231 f. 145 al-Mizz: Tahb al-kaml, XI, 113. 146 WQ/Jones, 842. 147 al-Mamil: Aml, 311, Nr. 329. 148 Vgl. oben, 84. 149 Vgl. oben, 499ñ506. 150 al-Jaqb: Ta r , II, 261. Zur Baugeschichte des Felsendoms s. Caskel: Der Felsendom, 10ñ15; zum Masid al-aq vgl. EI, s.v. al-Masdjid al-A