Militia et Litterae: Die beiden Niklaus Zrìnyi und Europa 9783484366411, 9783484971141

Miklos Zrínyi the Elder (died 1566) and his great-grandson and namesake (died 1664), the general, politician, poet and e

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German Pages 469 [472] Year 2009

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Table of contents :
Frontmatter
Inhalt
Vorwort
I. Historische Diagnosen und Konstellationen
Verschiedene Loyalitten in einer Familie
Mythological and Real Heritage
Die beiden Zrínyis in der deutschsprachigen Flugschriftenliteratur des 16. und 17. Jahrhunderts
The mediators: Zrínyi and Johann Philipp von Schönborn
Serini 1664, Made in England
Sagredo et Zrínyi, 1663–1664
The stronghold of New Serinwar/Novi Zrin/Zrínyi-Újvár (1661–1664) – A Part of Croatian and Hungarian History
II. Erinnerungen, Fiktionen und Mythen: Die Zrínyis in der europäischen Literatur
Miklós Zrínyi der Ältere (um 1508–1566) in der neulateinischen Dichtung Siebenbürgens im 16. Jahrhundert
Das Zrínyi-Album (Wittenberg 1587) im Lichte der neueren Forschung
Die Topoi des nationalen Selbstverständnisses bei Zrínyi
Poetik der Leidenschaften in Zrínyis barocker Gedichtsammlung
Der Fall von Sziget im historischen Kontext des europäischen Heldenepos
Der Jägertod des Türkenhelden
Matthias Abeles Grabschriften auf den ungarischen Rebellen Péter Zrinyi
Zrinius ad Sigethum
Siegreiche Verlierer und empfindsame Amazonen
Theodor Körners Zriny-Drama und die Faszination von Tod und Niederlage
Theodor Körners Zriny
Zrinyi im historischen Roman des 19. Jahrhunderts und der deutsche Philhellenismus
III. Aspekte der bildenden Kunst
Zur Ikonographie der beiden Nikolaus Zrínyi
IV. Forschungsberichte
Zrinski Family in the Croatian Historiographic Discourse
Miklós Zrínyi in Post-World War II – Scholarly Literature in Hungary
V. Dokumentation
Die Zrínyis und Europa
Backmatter
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Militia et Litterae: Die beiden Niklaus Zrìnyi und Europa
 9783484366411, 9783484971141

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Frhe Neuzeit Band 141 Studien und Dokumente zur deutschen Literatur und Kultur im europischen Kontext Herausgegeben von Achim Aurnhammer, Wilhelm Khlmann, Jan-Dirk Mller, Martin Mulsow und Friedrich Vollhardt

Militia et Litterae Die beiden Nikolaus Zrnyi und Europa Herausgegeben von Wilhelm Khlmann und Gbor Tsks unter Mitarbeit von Sndor Bene

Max Niemeyer Verlag Tbingen 2009

n

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet ber http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-484-36641-1

ISSN 0934-5531

 Max Niemeyer Verlag, Tbingen 2009 Ein Imprint der Walter de Gruyter GmbH & Co. KG http://www.niemeyer.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschtzt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulssig und strafbar. Das gilt insbesondere fr Vervielfltigungen, bersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Gedruckt auf alterungsbestndigem Papier. Satz: epline, Kirchheim unter Teck Gesamtherstellung: Hubert und Co., Gçttingen

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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I. Historische Diagnosen und Konstellationen Ge´za Pa´lffy Verschiedene Loyalitten in einer Familie Das kroatisch-ungarische Geschlecht Zrinski/Zrı´nyi in der »supranationalen« Aristokratie der Habsburgermonarchie im 16. und 17. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Damir Karbic´ Mythological and Real Heritage Use of Genealogy and History in Political Schemes of the Counts of Zrin/Zrı´nyi/Zrinski and Their Medieval Ancestors .

33

No´ra G. Etnyi Die beiden Zrı´nyis in der deutschsprachigen Flugschriftenliteratur des 16. und 17. Jahrhunderts . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

52

gnes R. Vrkonyi The mediators: Zrı´nyi and Johann Philipp von Scho¨nborn . . .

72

Zsombor Tth Serini 1664, Made in England . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

82

Bla Ko¨peczi Sagredo et Zrı´nyi, 1663–1664 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

98

Hrvoje Petric´ ´ jva´r The stronghold of New Serinwar/Novi Zrin/Zrı´nyi-U (1661–1664) – A Part of Croatian and Hungarian History. . . . 106

VI

Inhalt

II. Erinnerungen, Fiktionen und Mythen: Die Zrnyis in der europ‰ischen Literatur Hermann Wiegand Miklo´s Zrı´nyi der ltere (um 1508–1566) in der neulateinischen Dichtung Siebenbu¨rgens im 16. Jahrhundert Zum 10. Buch der Ruina Pannonica von Christian Schesaeus. . 137 Andrs Szab Das Zrı´nyi-Album (Wittenberg 1587) im Lichte der neueren Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151 Istvn Bitskey Die Topoi des nationalen Selbstverstndnisses bei Zrı´nyi . . . . . 159 Gyula Laczhzi Poetik der Leidenschaften in Zrı´nyis barocker Gedichtsammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 Lszl Szo¨rnyi Der Fall von Sziget im historischen Kontext des europischen Heldenepos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185 Wilhelm Ku¨hlmann Der Jgertod des Tu¨rkenhelden Zu einer Mu¨nchener Gedenkpredigt und zu den fru¨hen deutschen Memorialschriften auf Nikolaus Zrı´nyi (gest. 1664) 198 Dieter Breuer Matthias Abeles Grabschriften auf den ungarischen Rebellen Pe´ter Zrinyi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225 Mrta Zsuzsanna Pintr Zrinius ad Sigethum The´orie dramatique et pratique du the´aˆtre dans l œuvre d Andreas Friz S. J. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 242 Robert Seidel Siegreiche Verlierer und empfindsame Amazonen Friedrich August Clemens Werthes Trauerspiel Niklas Zrini oder die Belagerung von Sigeth (1790). . . . . . . . . . 258

Inhalt

VII

Roman Luckscheiter Theodor Ko¨rners Zriny-Drama und die Faszination von Tod und Niederlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274 Klmn Kovcs Theodor Ko¨rners Zriny Die Wiedergeburt des Nikolaus Zrı´nyi um 1800 . . . . . . . . . . . . 285 Bernhard Walcher Zrinyi im historischen Roman des 19. Jahrhunderts und der deutsche Philhellenismus Joseph Alois Falckhs Roman Paul Juranitsch oder Die Tu¨rken vor Sigeth (1828) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 304

III. Aspekte der bildenden Kunst Ga´bor Tu¨ske´s Zur Ikonographie der beiden Nikolaus Zrı´nyi . . . . . . . . . . . . . 319

IV. Forschungsberichte Natasˇa Sˇtefanec Zrinski Family in the Croatian Historiographic Discourse A Case-Study of the Construction in National Identity . . . . . . 391 Sa´ndor Bene Miklo´s Zrı´nyi in Post-World War II Scholarly Literature in Hungary The Past and Present of Interdisciplinary Research . . . . . . . . . 411

V. Dokumentation E´va Knapp Die Zrı´nyis und Europa Katalog der Kabinettausstellung in der Bibliothek der Lora´nd Eo¨tvo¨s Universitt Budapest . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 433

Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 453

Vorwort

Vom 10. bis 14. Oktober 2007 fand an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest das internationale Kolloquium »Militia et litterae: Ungarnbilder und historisches Selbstverstndnis in der europischen Geschichte, Literatur und bildenden Kunst am Beispiel der beiden Nikolaus Zrı´nyi« statt, veranstaltet durch das Institut fu¨r Literaturwissenschaft der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und das Germanistische Seminar der Universitt Heidelberg. Der vorliegende Band enthlt die Ertrge dieses Kolloquiums. Die Jahrhunderte u¨bergreifenden Verknu¨pfungen der deutschen Geschichte mit der Vergangenheit Ungarns und Kroatiens sind allgemein bekannt, und es ist kein Zufall, dass eine Tagung zu einem solchen Thema in Zusammenarbeit mit deutschen, kroatischen und ungarischen Kollegen in Budapest durchgefu¨hrt wurde. Das 1955 gegru¨ndete Institut fu¨r Literaturwissenschaft der Ungarischen Akademie der Wissenschaften ist seit Jahrzehnten eine zentrale Stelle der Zrı´nyi-Forschung. Eine bis heute als Standardwerk geltende Monographie u¨ber den Dichter Zrı´nyi wurde 1964 von Tibor Klaniczay, dem spteren Institutsdirektor, geschrieben. Seitdem wird fast jedes Jahr eine Quellenedition, ein Aufsatz oder ein Beitrag von Institutskollegen u¨ber Zrı´nyi publiziert. Im Jahre 1987 fu¨hrte das Institut eine Zrı´nyi-Tagung in Debrecen durch; ein Teil der damaligen Referenten war erfreulicherweise auch jetzt dabei. Institutsmitglied und Mitveranstalter des jetzigen Kolloquiums, Sa´ndor Bene, der vor mehreren Jahren eine Monographie u¨ber die Legendenbildung um den Tod des Dichters Zrı´nyi verfasste, bereitet zur Zeit eine umfangreiche Quellensammlung vor, in der die wichtigeren Dokumente zum europischen Ruhm der Zrı´nyis zum ersten Mal zusammengefu¨hrt werden. Die Universitt Heidelberg pflegt seit langem den wissenschaftlichen Kontakt zu Ungarn, insbesondere zum Institut fu¨r Literaturwissenschaft und zur Lora´nd Eo¨tvo¨s Universitt. Im Germanistischen Seminar von Heidelberg haben mehrere ungarische Kollegen ihre Kenntnisse zur deutschen und zur neulateinischen Literatur Europas erweitern ko¨nnen; auch in den von Wilhelm Ku¨hlmann herausgegebenen Schriftenreihen und Sammelbnden tauchen immer wieder ungarische Auto-

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Vorwort

ren auf. So z. B. in dem 2004 zusammen mit Anton Schindling herausgegebenen Tagungsband »Deutschland und Ungarn in ihren Bildungsund Wissenschaftsbeziehungen whrend der Renaissance« sowie in dem 2000 zusammen mit Bodo Guthmu¨ller publizierten Band, in dem die Zrı´nyis mehrmals erwhnt werden und dessen Titel die Thematik des Budapester Kolloquiums beru¨hrt: »Europa und die Tu¨rken in der Renaissance«. In der ungarischen Geschichte des 16./17. Jahrhunderts finden sich mehrere namhafte Soldaten, die sich neben dem Krieg auch mit der Dichtung auf hohem Niveau beschftigten und so die physische Erhaltung des Landes und die literarische Formierung des historischen Selbstverstndnisses gleichzeitig als ihre Aufgabe betrachteten. Unter ihnen ragt der Dichter, Militrwissenschaftler und Heerfu¨hrer Nikolaus (Miklo´s/Nikola) Zrı´nyi (Zrinski), Urenkel des gleichnamigen Festungskommandanten von Sziget, bei weitem heraus. In der Zeit der Tu¨rkenkriege waren sie beide europaweit bekannt; ihre Erinnerung blieb in der deutschen, kroatischen und ungarischen Literatur bis zum 19. Jahrhundert lebendig. Fu¨r die mitteleuropische Geschichte sind beide exemplarische Figuren geworden, die eine reiche literarische und bildku¨nstlerische Traditionsbildung angeregt und wesentlich zur regionalen Identittsbildung beigetragen haben. Nikolaus Zrı´nyi d. . zeichnete sich zuerst 1542 in den Kmpfen bei Buda/Ofen aus und war vom gleichen Jahr bis 1556 Banus von Kroatien. Fu¨nf Jahre spter u¨bernahm er die Verteidigung der su¨dungarischen Festung Sziget. Als Sultan Suleiman der Prchtige mit einer er¨ bermacht im August 1566 vor Sziget erschien, leistete er dru¨ckenden U mit seiner kleinen Schar heldenhaften Widerstand. Durch seinen beispielhaften Kampf und Tod stieg er in die Reihe der Großen der ungarischen und kroatischen Geschichte auf und avancierte bald zu einer symbolischen Gestalt in der europischen Tu¨rkenliteratur. Eine ku¨nstlerisch besonders anspruchsvolle Bearbeitung des Zrı´nyiStoffes wurde fast hundert Jahre spter von seinem gleichnamigen Urenkel in einem ungarischsprachigen Epos vorgenommen. Nikolaus Zrı´nyi d. J. war ein humanistisch gebildeter Schriftsteller, Politiker, Feldherr und Dichter, der an den Kmpfen des Dreißigjhrigen Krieges in Nordungarn teilgenommen und zu Beginn der 1660er Jahre durch seine politischen Vorstellungen und militrischen Erfolge die Aufmerksamkeit Europas auf sich gelenkt hat. Nach dem Winterfeldzug 1663/64, der die erste große siegreiche Kriegsunternehmung der Christenheit gegen die Tu¨rken auf dem Festland seit mehr als fu¨nfzig Jahren war, wurde er aus aller Herren Lnder beglu¨ckwu¨nscht. In seiner Perso¨nlichkeit, seiner Dichtung, seinen Prosaschriften und in seinen Kriegstaten summieren sich die zentralen Probleme des zeit-

Vorwort

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geno¨ssischen Ungarn und der europischen Politik der Zeit. Sein Werk bietet einen Schlu¨ssel zum Verstehen der ungarischen Wirklichkeit in der Epoche, beleuchtet aber auch bisher wenig erschlossene Tendenzen in der fru¨hneuzeitlichen Geschichte Europas. Das Epos »Obsidio Szigetianae« (u¨bersetzt als »Der Fall von Sziget«) wurde in Zrı´nyis Gedichtband 1651 in Wien publiziert, um dann von seinem Bruder, dem 1671 wegen Hochverrat hingerichteten Peter Zrı´nyi, ins Kroatische u¨bertragen und in Venedig herausgegeben zu werden. Aufgrund dieser Arbeiten zhlen sie zu den Klassikern der ungarischen bzw. der kroatischen Literatur. Nikolaus Zrı´nyis d. J. tragischer Tod bei einer Wildschweinjagd im November 1664 wurde in ganz Europa betrauert und fand ebenfalls zahlreiche literarische Bearbeitungen. Zrı´nyi ist der einzige Eposdichter in der Weltliteratur, der auch Soldat und Feldherr war und die Details der Kmpfe aus eigener Erfahrung, mit den Kenntnissen des Militrfachmannes darstellen konnte. Sein durchkomponierter Gedichtband, in dessen Zentrum dieses Epos steht, ist nach La´szlo´ Szo¨re´nyi als jugendliches Selbstportrt, als eine Reihe von Rollenversuchen und Metamorphosen des Autors zu deuten. Mit seinen Prosaschriften schuf Zrı´nyi eine eigenstndige militrwissenschaftliche Literatur, eine moderne politische Theorie und eine historisch-politische Publizistik von Rang. Dadurch geho¨rt er zu den wenigen kriegswissenschaftlichen Schriftstellern, Feldherren und Politikern der Zeit, die Praxis und Theorie auf hohem Niveau verknu¨pfen. Er hatte einen wesentlichen Anteil daran, dass sich der Rheinbund der Sache des internationalen Zusammenschlusses gegen die Tu¨rken annahm, 1664 mit dem Krieg gegen die Osmanen begonnen und die tu¨rkische Bedrohung wieder einmal zum Katalysator einer komplexen sozialen Selbstverstndigung in Europa wurde. ¨ berlieferungsgeschichte Wenn wir nun einen kurzen Blick auf die U der beiden Zrı´nyi-Figuren werfen, ko¨nnen wir feststellen, dass Zrı´nyi von Sziget insgesamt bis zum 19. Jahrhundert, der Dichter jedoch nur bis etwa 1700 als literarisches Thema im westlichen Europa, vor allem im Alten Reich, prsent war. In Ungarn und Kroatien sind sie bis heute gegenwrtig und stellen einen festen Bestandteil des historischen Be¨ berlieferung, die u¨ber nawusstseins dar. Die imposante literarische U tionale, territoriale und konfessionelle Grenzen hinweg fast alle Textsorten der pragmatischen Publizistik und der fiktionalen Gestaltung erfasste, wird durch eine Reihe bedeutender Autoren markiert, wie z. B. Hans Sachs, Christian Schesus, Pavao Ritter Vitezovic´, Pa´l Esterha´zy, Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen, Theodor Ko¨rner, Ka´lma´n Miksza´th und Mo´r Jo´kai. Dazu kommen zahlreiche anonyme Werke oder Scho¨pfungen heute so gut wie vergessener Schriftsteller, von denen einige Texte in diesem Band vorgestellt werden. Es

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Vorwort

kann nicht allein mit wissenschaftsgeschichtlichen Gru¨nden erklrt werden, wenn der Name Zrı´nyi zusammen mit der Geschichte der europischen Eingliederung des fru¨hneuzeitlichen Ungarns dem kriegswissenschaftlichen, politischen und literarischen Bewusstsein im heutigen Europa fast vollkommen entfallen ist. Aus dem Gesagten ergaben sich die Zielsetzungen unseres Kolloquiums. Die Hauptziele lagen darin, anhand von zwei paradigmatischen Figuren sowie durch die Zusammenfu¨hrung verschiedener Disziplinen und Arbeitsmethoden ein Bild vom historischen Selbstverstndnis Ungarns in der fru¨hen Neuzeit aufzuzeichnen, zur Erschliessung der Entstehungsgeschichte und Formierung der Ungarnbilder in der deutschen Literatur beizutragen und in einer vergleichenden Betrachtung zu einer Phnomenologie und Typologie der Beziehungen von Krieg und Literatur zu gelangen. Es ging vor allem um eine kriti¨ berlieferung als transnatiosche Darstellung der europischen Zrı´nyi-U ¨ nalem Paradigma fru¨hneuzeitlicher Offentlichkeit, um ihre Entstehung, Ausdifferenzierung, Struktur und Funktionen, um eine Untersuchung ihrer Qualitt und ihrer Eigenbewegung, weiterhin um die Benennung ¨ berlieferungstrger und um die Identifizierung der traditionslender U kenden politischen, konfessionellen und anderen Interessen. Als Ergebnis der Tagung wurden bisher unbekannte kulturelle Vermittlungs- und Rezeptionsprozesse sichtbar, verschu¨ttete historische Traditionen bewusst gemacht und Wandlungen des Ungarnbildes in der neueren deutschen Literatur greifbar. Hinzu kommt, dass Ungarn u¨ber reiche historische Erfahrungen mit dem Osmanischen Reich verfu¨gt, die auch im Hinblick auf eine mo¨gliche Aufnahme der Tu¨rkei in die Europische Union nicht unwichtig sein ko¨nnten. Durch die Zusammenfu¨hrung von etwa fu¨nfzig Humboldtianern, Nachwuchswissenschaftlern, anderen Wissenschaftlern und Gsten aus vier Lndern fo¨rderte die im Rahmen eines Humboldt-Kollegs veranstaltete Tagung die internationale Zusammenarbeit mehrerer Disziplinen, strkte die regionale und fachliche Vernetzung der Humboldtianer, weckte das Interesse des wissenschaftlichen Nachwuchses an der Humboldt-Stiftung und unterstu¨tzte den interkulturellen Dialog in Europa. Im einzelnen ergeben sich, stichworthaft verku¨rzt, folgende Aspekte, Themen, Perspektiven und Ergebnisse der einzelnen Beitrge. Entgegen lteren nationalromantischen Vorstellungen zeichnet Ge´za Pa´lffy die engen Verflechtungen des Geschlechts der Zrı´nyi mit der Fu¨hrungsschicht der Habsburger Monarchie. Das hier vorwaltende aristokratische, auch politisch instrumentierte Selbstverstndnis schlug sich auch in genealogischen Konstruktionen und historischen Erinnerungen nieder, die zuru¨ck bis ins Mittelalter reichen (dazu der Beitrag von Damir Karbic´). Einen instruktiven Eindruck von der außerordentlichen, ja

Vorwort

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geradezu spektakulren publizistischen Resonanz, die beide Zrı´nyis in der deutschsprachigen Flugschriftenliteratur fanden, vermittelt der aus umfassender Quellenkenntnis gescho¨pfte Beitrag von No´ra G. Ete´nyi. Hier wie in den anderen Aufstzen werden besonders die Fortschritte der neueren ungarischen Forschung dokumentarisch erfaßt und verarbeitet. In die deutsche Reichsgeschichte fu¨hrt der Beitrag von gnes R. Va´rkonyi, indem sie die wichtige Rolle des Mainzer Erzbischofs Philipp von Scho¨nborn in der internationalen antiosmanischen Allianzpolitik darlegt. Auf englische Publikationen und die hier sichtbare ethnographische Topik verweist Zsombor To´th, die Konnexionen der italienischen, im besonderen der venetianischen Politik rekonstruiert Be´la Ko¨peczi vor allem am Beispiel der Schriften des Diplomaten Giovanni Sagredo. Die Geschichte der von den Zrı´nyis erbauten und verteidigten »neuen Festung« Serinwar im ungarisch-kroatischen Grenzgebiet erlutert im einzelnen Hrvoje Petric´. Nach diesen Aufstzen, die den historischen Grundriß des Geschehens ins Licht ru¨cken, mithin die Faktoren und Voraussetzungen ero¨rtern, von denen die geschichtliche Rolle der Zrı´nyi-Familie bestimmt war, widmet sich der zweite Teil der Beitrge der nationalen und internationalen literarischen Ausstrahlung. Hermann Wiegand fu¨hrt in die lateinische Dichtung Siebenbu¨rgens und analysiert das von Christian Schesaeus nach antiken Mustern modellierte Heldenepos Ruina Pannonica im Umkreis der einschlgigen lateinischen Tu¨rkendichtung. Auf den beginnenden Zrı´nyi-Kult verweist eine von Andra´s Szabo´ vorgestellte, 1587 in Wittenberg vero¨ffentlichte Textanthologie verschiedener Autoren (sog. Zrı´nyi-Album). Selbstverstndlich wurden auch die von Nikolaus Zrı´nyi d. J. verfaßten und fu¨r die ungarische Literaturgeschichte wichtigen Werke beru¨cksichtigt. Istva´n Bitskey illustriert im Detail das hier erkennbare, durchaus kritische nationale Selbstverstndnis, Gyula Laczha´zi setzt sich im Horizont der europischen Renaissanceliteratur mit den Gedichten Zrı´nyis d. J. auseinander, whrend La´szlo´ Szo¨re´nyi noch einmal Zrı´nyis Epos untersucht, diesmal unter Gesichtspunkten der textuellen Faktur und der Anregungen antiker und rinascimentaler Modelle. Der to¨dliche Unglu¨cksfall Zrı´nyis d. J. erregte großes europisches Aufsehen. Fru¨he deutsche Zeugnisse dieser Reaktion untersucht Wilhelm Ku¨hlmann am Beispiel einer in Mu¨nchen gehaltenen Gedchtnispredigt, von der aus der Bogen gezogen wird zu zeitgleichen oberdeutschen Versdichtungen, zu einer Tu¨binger Epicediensammlung und zur Verarbeitung des Geschehens in der kompilatorischen und narrativen Literatur des spteren 17. Jahrhunderts. Den Blick auf Pe´ter Zrı´nyi, der als Verschwo¨rer und Rebell von den Habsburgern hingerichtet wurde, lenkt anschließend Dieter Breuer, indem er die diesbezu¨glichen Gedichte, Grabschriften und Kommentare

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Vorwort

des kaisertreuen obero¨sterreichischen Schriftstellers Matthias Abele vorstellt. Die folgenden Beitrge wenden sich der Zrı´nyi-Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts zu, in der die lteren Quellen verarbeitet wurden. Ma´rta Zsuzsanna Pinte´r liefert einen wertvollen Beitrag zur Geschichte der katholischen Literatur Ungarns, indem sie das Œuvre des Jesuiten Andreas Friz und dabei besonders dessen Zrinius ad Sigethum betiteltes, mehrfach nachgedrucktes Drama in weiteren literarhistorischen Konnexionen untersucht. Robert Seidel stellt das Trauerspiel Niklas Zrinyi oder die Belagerung von Sigeth (1790) aus der Feder des Clemens August Friedrich Werthes vor, expliziert Intentionen, Kollisionen und Strukturen, hebt dabei auch die Tatsache hervor, dass Werthes zeitweise (1784–1791) als Professor der Scho¨nen Wissenschaften an der Universitt in Pest wirkte. Von Werthes aus fu¨hrt thematisch ein direkter Weg zu Theodor Ko¨rners beru¨hmtem, bis ins 20. Jahrhundert oft gedrucktem Zrinyi-Drama. Roman Luckscheiter skizziert Grundzu¨ge der Konfliktgestaltung, auch Impulse des thematischen Interesses im Zeitalter der antinapoleonischen Befreiungskriege und befragt den Text nach Indizien einer »romantischen Todessehnsucht«. Unter anderen Aspekten wendet sich Ka´lma´n Kova´cs materialreicher Beitrag ebenfalls Ko¨rners Theaterstu¨ck zu. Hier dominieren der Nachweis und die Auswertung der unmittelbaren und spteren Rezeption in Gestalt der Auf¨ bersetzungen und der journalistischen ußerungen. An fu¨hrungen, U den Schluß des genuin literaturhistorischen Vortragsteils der Tagung ru¨ckt Bernhard Walchers Studie u¨ber den historischen Roman eines heute vergessenen deutschen Autors aus dem Jahre 1828, der die Geschichte des lteren Zrı´nyi offenbar bewußt auf dem Hintergrund des griechischen Befreiungskampfes gegen die Tu¨rken erzhlt. Zeugnisse der bildenden Kunst beschftigen Ga´bor Tu¨ske´s. Er fu¨hrt anhand einer weitlufigen Dokumentationen das Bild der Zrı´nyis in einem sehr weiten Radius der ikonographischen Motive und Modelle, der funktionalen Einbindungen und historisch-semiotischen Bedeutungsnuancen vor. Dem schließen sich Natasˇa Sˇtefanec mit einem forschungsgeschichtlichen Grundriß der Zrı´nyi-Diskurse in der kroatischen Historiographie sowie Sa´ndor Bene mit einem umfassenden Bericht u¨ber die ungarischen Forschungen nach dem 2. Weltkrieg an. E´va Knapp fu¨hrt schließlich ein in die von ihr zusammengestellte, das Kolloquium begleitende Kabinettausstellung der Lora´nd Eo¨tvo¨s Universitt Budapest. Der beigegebene Ausstellungskatalog verweist auf Exponate, die auch zu weiteren Forschungen anregen. Die Budapester Veranstaltung beschrnkte sich, wie schon angedeutet, nicht nur auf die mehr als zwanzig wissenschaftlichen Vortrge, sondern umfaßte außerdem ein Abendkonzert, eine Ausstellungsero¨ff-

Vorwort

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nung und einen Theaterabend. Die Rahmenprogramme wurden auf das Tagungsthema genau abgestimmt; sie waren als o¨ffentliche Veranstaltungen gedacht und zusammen mit Partnerinstitutionen durchgefu¨hrt. ¨ ffentlichkeit erreichen. So konnte das Kolloquium eine gro¨ßere O Die Vortrge fanden statt im Prunksaal des Gyula-Illye´s-Archivs, einer Arbeitsstelle des Instituts fu¨r Literaturwissenschaft der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, wodurch die Zrı´nyi-Rezeption in der ungarischen Lyrik der zweiten Hlfte des 20. Jahrhunderts in der Tagung vertreten wurde. 1956 schrieb Illye´s das Gedicht Zrı´nyi, der Dichter, das ein Doppelportrt des Beschwo¨rten und des Beschwo¨rers im Jahre des ungarischen Aufstandes darstellt. Sein Gedicht Hommage fu¨r Zrı´nyi von Sziget ist ein Ansporn zum Standhalten und zum Erkmpfen des eigenen Todes. Das Gedicht Mors bona, nihil aliud paraphrasiert im Titel den zweiten Wahlspruch des Dichters Zrı´nyi (»Sors bona, nihil aliud«) und fasst die Lebensphilosophie von Illye´s u¨ber den Zenit des Mannesalters hinaus zusammen. Das Gedicht Peroratio: Schlußrede stellt schließlich eine mit Allusionen auf Zrı´nyis Werke gespickte, freie Paraphrase der Peroratio in Zrı´nyis Gedichtband dar. Das Vorbild fu¨r das letzte Gedicht war die Schlußrede in Ovids Metamorphoses, aus den Illye´s einige Verse wortwo¨rtlich u¨bernahm und diese auf sich selbst bezog. Die vier Gedichte belegen die vielfachen Anregungen, die Illye´s aus dem geistigen Erbe der Zrı´nyis erhalten hat und zeigen zugleich ihre besondere Bedeutung fu¨r die moderne ungarische Literatur. Das Kolloquium wre ohne die großzu¨gige Unterstu¨tzung der Fo¨rderer nicht zustandegekommen. Unser Dank gilt zuallererst der Alexander von Humboldt-Stiftung und der Fritz Thyssen-Stiftung, die maßgeblich zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben. Weitere Sponsoren des Kolloquiums waren die Ungarische Akademie der Wissenschaften und die Miklo´s Zrı´nyi Universitt fu¨r Landesverteidigung. Auch ihnen gebu¨hrt unser Dank fu¨r ihren Beitrag. Ebenso dankbar sind wir all denen, die an der Vorbereitung des Kolloquiums in irgendeiner Form mitgewirkt haben. So vor allem den drei Mitarbeitern des Instituts fu¨r Literaturwissenschaft, Re´ka Lengyel, MA, Dr. Rumen Istva´n Cso¨rsz und Dr. Be´la Hegedu¨s, dem Generaldirektor der Bibliothek an der Lora´nd Eo¨tvo¨s Universitt, Dr. La´szlo´ Szo¨gi, und der Leiterin der Manuskriptabteilung der UB, Prof. Dr. E´va Knapp, weiterhin allen Mitwirkenden am Konzert und am Theaterabend. In Heidelberg haben sich um die redaktionelle Arbeit Frau Oberstudienrtin i. R. Hanna Leybrand und Herr Reinhard Gruhl verdient gemacht. Auch ihnen gilt unser Dank. Heidelberg und Budapest, im November 2008 Wilhelm Ku¨hlmann / Ga´bor Tu¨ske´s

I. Historische Diagnosen und Konstellationen

Ge´za Pa´lffy

Verschiedene Loyalitten in einer Familie Das kroatisch-ungarische Geschlecht Zrinski/Zrı´nyi in der »supranationalen« Aristokratie der Habsburgermonarchie im 16. und 17. Jahrhundert

Dank ungarischer und kroatischer Forschungsarbeit in Geschichte, Literatur und bildender Kunst geho¨rt das kroatisch-ungarische Geschlecht Zrinski/Zrı´nyi zu den verhltnismßig gut bekannten mitteleuropischen Aristokratenfamilien. Zur Bekanntheit der Familie leisteten in erster Linie zwei Familienmitglieder mit ihrer politisch-militrischen sowie literarischen Ttigkeit einen unvergnglichen Beitrag: Nikolaus, der bei der Verteidigung der Festung Szigetva´r 1566 den Ehrentod fand sowie Nikolaus, Dichter und Heerfu¨hrer, Ban von Kroatien und Slawonien, der in den Tu¨rkenkriegen 1663 bis 1664 eine wichtige Rolle spielte. Die zwei ›Nikoluse‹ blieben Jahrhunderte lang paradigmatische Perso¨nlichkeiten der ungarischen und kroatischen Geschichte sowie des historischen Gedchtnisses beider Lnder und Nationen. Die Geschichtsschreibung, die Literatur und die Literaturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts machten aus ihnen Nationalhelden, um die die ungarisch-kroatische Forschung und das historische Gedchtnis beider Vo¨lker – miteinander wetteifernd – einen erbitterten Kampf austrugen. In der nationalen Identittsbildung beider Lnder spielten die zwei Gestalten eine besonders wichtige Rolle. In der nationalromantischen Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhunderts wurden die zwei Zrı´nyis zu Figuren der ungarischen und der kroatischen nationalen Identitt, aber auch zu emblematischen Perso¨nlichkeiten der nationalen Unabhngigkeit. Perso¨nlichkeiten, die nicht nur gegen die Osmanen kmpften, sondern sich auch fu¨r die Unabhngigkeit ihres Landes und ihrer Nation gegenu¨ber den Habsburgern und dem Wiener Hof einsetzten. Diese bis in unsere Tage andauernde Sicht soll an drei Beispielen aufgezeigt werden. Sogar die Autoren der neuesten Studien sind der Meinung, und so wird es auch heute noch in Mittelschulen in Ungarn unterrichtet, dass der Dichter Nikolaus in seinen militrwissenschaftlichen Abhandlungen die Aufstellung einer unabhngigen, ungarischen Nationalarmee forderte, dass er im Herbst 1663 der militrische Oberbefehlshaber des Ungarischen Ko¨nigreiches gegen die Osmanen war und dass er im Winter 1664 seinen beru¨hmten Feldzug unabhngig von der Wiener

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Ge´za Pa´lffy

Kriegsfu¨hrung, das heißt ohne Erlaubnis des Wiener Hofkriegsrates durchfu¨hrte.1 Der vorliegende Beitrag mo¨chte diese einseitige Sicht, welche sich whrend der nationalen Identittssuche des 19. und 20. Jahrhunderts herausbildete, anhand neuer Forschungsergebnisse nuancieren. In erster Linie mo¨chte ich untersuchen, welchen Stellenwert die Familie Zrı´nyi in der Aristokratie und in der politischen Elite des Ungarischen Ko¨nigreiches sowie in der Habsburgermonarchie hatte. Diese Bemerkungen sollten darum besonders wichtig sein, weil trotz der ansehnlichen Fachliteratur die politisch-militrische Karriere beider Nikolaus Zrı´nyi noch einer modernen Aufarbeitung harrt. Wie wir sehen werden, wurden bis jetzt sogar Teile der wichtigsten mter bzw. Funktionen der zwei Zrı´nyis ungenau interpretiert. Meiner Meinung nach ko¨nnen wir aber ihre Karriere nur dann realistischer als bisher begreifen, wenn wir uns Klarheit u¨ber ihren Wirkungskreis und u¨ber die Rolle des Ungarischen Ko¨nigreiches innerhalb der Habsburgermonarchie des 16. und 17. Jahrhunderts verschaffen; oder anders formuliert: wenn wir die gemeinsame ungarisch-kroatische und o¨sterreichische Geschichte nicht auf Grundlage der vorgefassten Meinungen der nationalen Identittssuche des 19. Jahrhunderts untersuchen, sondern im System der politischen Zustnde und im Staatsrahmen der Fru¨hen Neuzeit. Dies bietet uns auch Gelegenheit, dass wir mit Hilfe des Beispiels der Zrı´nyis einen Beitrag zur nderung der hungarozentrischen Geschichtsschreibung leisten und so zu einem objektiveren Bild von Ungarn und Kroatien im 16. und 17. Jahrhundert gelangen.2

Das Reich der Stephanskrone in der Habsburgermonarchie: Starke Zentralisierung und starkes Stndetum Die ungarische Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhunderts war mehrheitlich der Meinung, dass das Ungarische Ko¨nigreich in der Fru¨hen Neuzeit bloß ein Pufferstaat und eine Kolonie der Habsburgermo1

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Ge´za Perje´s: Count Miklo´s Zrı´nyi (1620–1664). In: A Millennium of Hungarian Military History. Hg. von Be´la K. Kira´ly und La´szlo´ Veszpre´my. Boulder–Highland Lakes 2002, S. 136–158, hier S. 156; gnes R. Va´rkonyi: Euro´pai ja´te´kte´r – magyar politika 1657–1664 [Europischer Spielraum – ungarische Politik 1657–1664]. In: Az e´rtelem ba´torsa´ga. Tanulma´nyok Perje´s Ge´za emle´ke´re. Hg. von Ga´bor Hausner. Budapest 2005, S. 577–617, hier S. 604–606. Vgl. neuerdings Natasˇa Sˇtefanec: Brac´a Nikola i Petar Zrinski. Velikasˇka obitelj u srednjoeuropskim vojno-politicˇko-ekonomskim konstelacijama [Die Bru¨der Nikolaus und Peter Zrı´nyi. Eine Aristokratenfamilie im militrischen, politischen und wirtschaftlichen Kontext Mitteleuropas]. In: Zrinski i Europa. Hg. von Jadranka Damjanov. Zagreb 2000, S. 387–399.

Das kroatisch-ungarische Geschlecht Zrinski/Zrı´nyi

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narchie war, fu¨r dessen Wohlergehen die den Absolutismus anstrebenden Habsburger nur sehr wenig u¨brig hatten. Dieses negative Bild wurde jedoch in den vergangenen Jahrzehnten von den internationalen und ungarischen Untersuchungen – anhand neuer Quellen – weitgehend nuanciert. Whrend in der internationalen Forschung bezu¨glich des 16. Jahrhunderts von Absolutismus keine Rede mehr ist, und im Fall des 17. und 18. Jahrhunderts auch von Gebiet zu Gebiet differenziert wird,3 beweisen die neuesten ungarischen Arbeiten, dass das Ko¨nigreich Ungarn ein – aus verschiedener Sicht – herausragendes Ansehen in der Monarchie genoss, welche Mitte des 16. Jahrhunderts entstanden ist. Erstens: Das Ko¨nigreich Ungarn wurde in der neu entstandenen ¨ Turkenabwehr – als Resultat enger Zusammenarbeit der ungarischen Stnde mit dem 1556 gegru¨ndeten Wiener Hofkriegsrat – zum Bollwerk der Habsburgermonarchie. Das heißt, Ungarn wurde kein Pufferstaat, sondern organischer Teil der Monarchie. Und ab den 1540er-Jahren organisierten die Habsburger aus ihren o¨sterreichischen, deutschen und bo¨hmischen Territorien zur Finanzierung dieser neuen Grenzverteidigung regelmßige militrische und finanzielle Unterstu¨tzung. Zweitens: Dank dem Viehhandel nach dem Westen und auch dank der Kupfergewinnung verfu¨gte das Ko¨nigreich Ungarn – trotz stndiger Kriege – noch immer u¨ber ein ansehnliches staatliches Einkommen in der zweiten Hlfte des 16. Jahrhunderts, pro Jahr etwa 750.000 bis 850.000 Rheinische Gulden. Diese Summe war ungefhr ein Drittel des Einkommens der gesamten Monarchie (s. Tabelle 1). Das ungarische Frontland wurde somit eine der wichtigsten Einkommensquellen des Staatskonglomerates der Habsburger. Drittens: Der blu¨hende Rinderhandel machte Ungarn auch zur Korn- und Speisekammer der o¨sterreichisch-deutschen Lnder sowie der Habsburger Hofhaltung. Viertens: Das Reich der Stephanskrone war – auch in seiner verringerten Gro¨ße von ungefhr 120.000 km2 – fast so groß, wie die Lnder der Bo¨hmischen Krone oder wie die o¨sterreichischen Erblnder. Schließlich: Dank seiner Gro¨ße und seiner Bedeutung im Mittelalter hatte Ungarn fu¨r die fu¨hrende Schicht der Monarchie ein bedeutendes politisches Gewicht und eine reprsentative Kraft. Das Ko¨nigreich Ungarn stand innerhalb der Habsburgermonarchie nach dem Heiligen Ro¨mischen Reich und vor den Lndern der Bo¨hmischen Krone auf dem zweiten Platz, wie die Titulatur und die verschiedenen Zeremonien

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Die Habsburgermonarchie 1620 bis 1740. Leistungen und Grenzen des Absolutismusparadigmas. Hg. von Petr Mat a und Thomas Winkelbauer. Stuttgart 2006.

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Ge´za Pa´lffy

Tabelle 1: Das Ko¨nigreich Ungarn bzw. die o¨sterreichischen Erblnder und die Lnder der Bo¨hmischen Krone um 1600 im Vergleich Ko¨nigreich Ungarn

Erblande

Bo¨hmische Krone

Gebiet in km2

ca. 120.000

110.000

125.000

Bevo¨lkerungszahl

1,800.000

2,390.000

2,950.000

Jahreseinkommen in Rhein. fl.

ca. 750–850.000

ca. 800–900.000

ca. 700–800.000

(z. B. Kaiserbegrbnisse) der Habsburgerherrscher Zeugnis davon ablegen.4 Wegen dieser vielfltigen Bedeutung des Ungarischen Ko¨nigreiches war die militrische und finanzpolitische Zentralisierung des Habsburgerhofes in Ungarn besonders ausgeprgt. Dies war allerdings nur in Zusammenarbeit mit den ungarischen Stnden und Aristokraten zu verwirklichen, da diese weiterhin u¨ber beachtliches politisches Gewicht verfu¨gten und in der Innenpolitik, der Grenzverteidigung und der lokalen Fu¨hrung des Finanzwesens im Lande eine entscheidende Rolle spielten. Das Ungarische Ko¨nigreich blieb so im 16. und 17. Jahrhundert unter der Fu¨hrung habsburgischer Regierungsbeho¨rden und mit Hilfe der ungarisch-kroatischen Aristokratie eine erfolgreich zentralisierte und u¨ber eine einflussreiche politische Elite verfu¨gende Stndemonarchie. Starke Zentralisierung und starkes Stndetum haben sich also in Ungarn nicht gegenseitig ausgeschlossen! Mitglieder der politischen Elite des Landes waren nmlich auf beiden Ebenen in entscheidendem Masse vertreten. Die Entstehung und dann das Funktionieren dieser dualistischen Staatseinrichtung waren jedoch sowohl fu¨r den Habsburgerhof als auch fu¨r die Stnde nur auf Kosten von Kompromissen und beidseitigen Verzichten mo¨glich.5

Kitt der Habsburgermonarchie: Die »supranationale« Aristokratie Mitteleuropas Whrend bei der Fu¨hrung des Ungarischen Ko¨nigreiches eine etwa aus fu¨nfzig Familien bestehende ungarisch-kroatische Großherrenelite die bestimmende Rolle spielte, war in der Fu¨hrung der Habsburgermonar4

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Dazu zusammenfassend Ge´za Pa´lffy: A Magyar Kira´lysa´g a 16. sza´zadi Habsburg Monarchia´ban [Das Ungarische Ko¨nigreich in der Habsburgermonarchie im 16. Jahrhundert]. In: Sza´zadok 141 (2007), S. 1075–1120; ausfu¨hrlicher Ders.: The Kingdom of Hungary and the Habsburg Monarchy in the Sixteenth Century. New York 2009. Ge´za Pa´lffy: Der Wiener Hof und die ungarischen Stnde im 16. Jahrhundert. In: ¨ sterreichische Geschichtsforschung 109 (2001), Mitteilungen des Instituts fu¨r O S. 346–381.

Das kroatisch-ungarische Geschlecht Zrinski/Zrı´nyi

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chie seit der Mitte des 16. Jahrhunderts immer mehr eine u¨ber der nationalen Zugeho¨rigkeit stehende Aristokratie maßgebend. Diese Familien verfu¨gten in mehreren Lndern der Monarchie u¨ber Adelstitel und erwarben auch gro¨ßere Gu¨ter in diesen Territorien. Zudem versahen sie wichtige mter sowohl am Habsburgerhof als auch in den einzelnen Lndern. Das heißt, sie u¨bten nicht nur in der zentralen Fu¨hrung der Monarchie und am Habsburgerhof wichtige Funktionen aus, sondern auch in der staatlichen und stndischen Fu¨hrung ihres Landes. Ihre Interessen und ihr Beziehungsnetz reichten somit u¨ber die Grenzen, waren teilweise u¨ber- oder supranational, sowohl im damaligen (stndische Nation), als auch im modernen (ethnisch-kulturellen) Sinne des Wortes. Mitglieder solcher Familien hatten gleichzeitig mehrere Indigenate (»Staatsbu¨rgerschaft«), sprachen mehrere Sprachen und waren oft fhig, sogar in vier-fu¨nf Sprachen problemlos zu kommunizieren.6 Obwohl sich die Zusammensetzung dieser supra- oder u¨bernationalen Aristokratie in der Fru¨hen Neuzeit o¨fters nderte, war ihr Einfluss dank ihrer Gu¨ter, mter und verwandtschaftlichen Beziehungen fu¨r die gesamte Monarchie von ho¨chster Bedeutung. Mit Recht nennt der o¨sterreichische Forscher Thomas Winkelbauer diese Klasse den Kitt der Habsburgermonarchie.7 Aus diesem Grunde stu¨tzten sich die Habsburgerherrscher auf diese Schicht, zuerst zur Erreichung ihrer Ziele wie Modernisierung und Zentralisierung bzw. spter zur Erreichung absolutistischer Ziele. Das mit Hof und Dynastie sympathisierende und an diese angebundene Netz der Aristokraten reprsentierte so nicht nur eine ernsthafte politische, sondern auch gewichtige wirtschaftliche Macht. Gleichzeitig waren diese Familien auch die Hauptstu¨tzen von geistigen, religio¨sen und ku¨nstlerischen Tendenzen, zuerst des Humanismus, dann der Sptrenaissance bzw. Reformation und endlich auch der katholischen Erneuerung bzw. des Barock. Diese Aristokraten wurden so auch die Motoren der kulturellen Beziehungen des fru¨hneuzeitlichen Habsburgerstaates.8 Und weil in der zweiten Hlfte des 16. Jahrhunderts das Ko¨nigreich Ungarn zu einem entscheidenden Land der Monarchie wurde, stießen auch einzelne Familien der ungarisch-kroatischen Großherrenelite zu dieser supranationalen Aristokratie. Wie wir am Beispiel

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7

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Thomas Winkelbauer: Landhaus und Hofburg. Elemente der politischen Kultur ¨ sterreich under Habsburgermonarchie in der Fru¨hen Neuzeit am Beispiel von O ter der Enns. In: Political Culture in Central Europe (10th–20th Century). Bd. I. Middle Ages and Early Modern Era. Hg. von Halina Manikowska, Jaroslav Pa´nek und Martin Holy´. Prague 2005, S. 299–331, hier S. 305–312. Thomas Winkelbauer: Stndefreiheit und Fu¨rstenmacht. Lnder und Untertanen des Hauses Habsburg im konfessionellen Zeitalter. Bd. 1. Wien 2003, S. 191–194. Robert J[ohn] W[eston] Evans: Das Werden der Habsburgermonarchie 1550–1700. Gesellschaft, Kultur, Institutionen. Wien 21989.

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Ge´za Pa´lffy

der zwei Nikolaus Zrı´nyi noch sehen werden, traf dies fu¨r diese kroatisch-ungarische Aristokratenfamilie im erheblichen Ausmaß zu.

Verschiedene Loyalitten und Identitten der Aristokraten Infolge des Dargelegten sind sowohl fu¨r die supranationale Aristokratie der Monarchie wie auch im Falle der ungarisch-kroatischen politischen Elite eine Reihe verschiedener Identitten und Loyalitten nachweisbar. Obwohl diese Vielfalt von einigen Stro¨mungen der ungarischen Geschichtsschreibung wie auch von der allgemeinen Meinung bis zum heutigen Tage nur zo¨gernd anerkannt wird – vorwiegend aufgrund der Schwarz-Weiß-Malerei der in den Kategorien von »Nationalheld« und »Verrter« denkenden romantischen Geschichtsschreibung des 19. und 20. Jahrhunderts –, wird dies von der o¨sterreichischen, deutschen und tschechischen Forschung der letzten drei Jahrzehnte detailliert bewiesen; und nicht nur bezu¨glich der fu¨hrenden Aristokraten der Monarchie, sondern auch betreffend der stndische Elite einiger kleinerer oder gro¨ßerer Lnder. Whrend der gesamten Fru¨hen Neuzeit standen sich fu¨r die Letzteren folgende Loyalitten, Identitten und auch Formen des Selbstbewusstseins in einem stndigen Kampf gegenu¨ber: Loyalitt zur Habsburgerdynastie oder zum Erzherzog, der das Gebiet regierte; Wahrung der stndischen Privilegien und Freiheiten sowie der Schutz des »alten Herkommens«; sprachliche und religio¨se Identitt; Landespartikularismus; die Zugeho¨rigkeit zur deutschen Nation oder zur natio Bohemica; nicht zu sprechen vom Privatum, vom Eigeninteresse.9 Vom Standpunkt der Familie Zrı´nyi her ist es nu¨tzlich, 9

Ohne Anspruch auf Vollstndigkeit: Winfried Schulze: Landesdefension und Staatsbildung. Studien zum Kriegswesen des innero¨sterreichischen Territorialstaates (1564–1619). Wien–Ko¨ln–Graz 1973; Jaroslav Pa´nek: Stavovska´ opozice a jejı´ za´pas s Habsburky 1547–1577. K politicke´ krizi feuda´lnı´ trˇ´ıdy v prˇedbeˇlohorske´m cˇeske´m sta´teˇ [Die Stndeopposition und ihr Kampf gegen die Habsburger 1577–1577. Zur politischen Krise der Feudalklasse in Bo¨hmen vor der Schlacht beim Weissen Berg]. Praha 1982; Crown, Church and Estates. Central European Politics in the Sixteenth and Seventeenth Centuries. Hg. von R[obert] J[ohn] W[eston] Evans und T[revor] V. Thomas. London 1991; Joachim Bahlcke: Regionalismus und Staatsintegration im Widerstreit. Die Lnder der Bo¨hmischen Krone im ersten Jahrhundert der Habsburgerherrschaft (1526–1619). Mu¨nchen 1994; Stnde und Landesherrschaft in Ostmitteleuropa in der fru¨hen Neuzeit. Hg. von Hugo Weczerka. Marburg an der Lahn 1995; Stndefreiheit und Staats¨ bernationale Gemeinsamkeiten in der politischen gestaltung in Ostmitteleuropa. U Kultur vom 16.–18. Jahrhundert. Hg. von Joachim Bahlcke, Hans-Ju¨rgen Bo¨melburg und Norbert Kersken. Leipzig 1996; Zdeneˇk Vybı´ral: Politicka´ komunikace aristokraticke´ spolecˇnosti cˇesky´ch zemı´ na pocˇa´tku novoveˇku [Die politische Kommunikation der Aristokratengesellschaft der bo¨hmischen Lnder zu Beginn

Das kroatisch-ungarische Geschlecht Zrinski/Zrı´nyi

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das Beispiel der innero¨sterreichischen Lnder (Steiermark, Krnten, Krain) – welche ja Nachbarn der ungarisch-kroatischen Gebiete waren – zu erwhnen. Im Falle dieser Lnder wies der deutsche Historiker Winfried Schulze auf ein auf den ersten Blick sich widersprechendes Selbstbewusstsein und auf mehrere Loyalitten hin.10 Das war im Falle des Ungarischen Ko¨nigreiches nicht anders. Im Gegenteil: die spezielle staatsrechtliche Konstruktion Ungarns sowie die grundlegenden nderungen nach der Schlacht bei Moha´cs hat dies noch verstrkt. Obwohl die fru¨hneuzeitliche Geschichtsforschung dies o¨fters vergisst: das Reich der Stephanskrone innerhalb der Habsburgermonarchie war in sich selbst ein kleinerer, spezifischer, zusammengesetzter Staat. Einerseits bestand seit 1102 ein ungarisch-kroatischer Staatenbund, der im Prinzip eine Personalunion, in der Wirklichkeit aber eine Realunion war. Andererseits existierten bereits im Sptmittelalter innerhalb des Ungarischen Ko¨nigreiches zwei autonome Gebiete: Siebenbu¨rgen und, vom Standpunkt der Zrı´nyis aus gesehen besonders wichtig, Slawonien. Das letztere Gebiet fing zudem an, sich seit Mitte des 16. Jahrhunderts infolge osmanischer Eroberungen sukzessive mit dem Ko¨nigreich Kroatien zusammenzuschließen, das gleichzeitig seiner su¨dlichen Gebiete verlustig ging.11 Neben den sich zusammenschließenden kroatisch-slawonischen Gebieten wurde auch das Ko¨nigreich Ungarn in drei große Kreise geteilt: Transdanubien, den Cisdanubischen Kreis und Oberungarn. Doch die partikularen, lokalen sowie privaten Interessen der Aristokraten dieser Regionen divergierten oft markant. So hatten zum Beispiel die Familien Drasˇkovic´, Erdo˝dy, Frankopan und Zrinski, die ihre Gu¨ter in Kroatien-Slawonien hatten, ganz andere politische Interessen als die Batthya´nys und Na´dasdys von

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ˇ eske´ Budeˇjovice 2005; Arno Strohmeyer: Konfessionskonflikt und der Neuzeit]. C Herrschaftsordnung. Widerstandsrecht bei den o¨sterreichischen Stnden (1550–1650). Mainz 2006; Bu¨ndnispartner und Konkurrenten der Landesfu¨rsten? Die Stnde in der Habsburgermonarchie. Hg. von Gerhard Ammerer et alii. Wien–Mu¨nchen 2007. ¨ sterreichische Gesamtstaatsidee und stndische VersammlunWinfried Schulze: O gen im 16. Jahrhundert. In: Territoriale Identitt und politische Kultur in der Fru¨hen Neuzeit. Hg. von R. Stauber und Marco Bellabarba. Bologna 1998, S. 147–166, insbes. S. 164–166. Nada Klaic´: »Ostaci ostataka« Hrvatske i Slavonije u XVI. st. (od mohacˇke bitke do seljacˇke bune 1573 g.) [»Der Rest der Resten« von Kroatien und Slavonien im 16. Jh. (von der Schlacht bei Moha´cs zum Bauernaufstand im Jahr 1573] In: Arhivski vjesnik 16 (1973), S. 253–325; Ge´za Pa´lffy: Hrvatska i Slavonija u sklopu Ugarske Kraljevine u 16.–17. stoljec´u (s posebnim osvrtom na politicˇke, vojne i drusˇtvene odnose) [Kroatien und Slavonien im Bund des Ungarischen Ko¨nigreichs im 16./17. Jh. (hinsichtlich politischer, militrischer und wirtschaftlicher Beziehungen)]. In: Hrvatsko-mad¯arski odnosi 1102.–1918. Zbornik radova. Hg. von Milan Kruhek. Zagreb 2004, S. 113–123.

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Ge´za Pa´lffy

Transdanubien oder gar die in Oberungarn riesigen Einfluss besitzenden Familien Ba´thory, Pere´nyi oder Ra´ko´czi. Die verschiedenen Loyalitten und Identitten wurden noch verstrkt, da der Hof der ungarischen Herrscher nach 1526 fu¨r eine lange Zeit ins Ausland (nach Wien und dann voru¨bergehend nach Prag) verlegt wurde, und die zentrale Fu¨hrung von Ungarns Militr- und Finanzverwaltung von neuen Regierungsbeho¨rden der Habsburger u¨bernommen wurde. Trotzdem war eine Fu¨hrungsrolle ungarisch-kroatischer Aristokraten auf lokaler Ebene in der Militr- und Finanzverwaltung unentbehrlich. Diese Magnaten waren, neben einigen geistlichen Wu¨rdentrgern und einflussreichen Adeligen, die wichtigsten Reprsentanten stndischer Politik und des stndischen Widerstandes, aber auch Amtsinhaber oberster Landes- und stndischer Wu¨rden.12 hnliche Loyalitten und Identitten lebten nebeneinander, prallten in ihrem Fall aber stark auch aufeinander, wie bei den o¨sterreichischen oder bo¨hmischen Großherren: Treue zum Herrscher; Bewahrung ungarischer Staatlichkeit; Weiterfu¨hrung von Traditionen des Reiches der Stephanskrone; Schutz der Freiheiten des ungarischen Stndetums bzw. des »alten Herkommens« sowie der stndischen Privilegien; die Identitt und das Selbstbewusstsein in den erwhnten Kreisen; verschiedene politische und verwandtschaftliche Bestrebungen; schließlich auch die Wahrung eigener Interessen. Zudem konnten in der zweiten Hlfte des 16. Jahrhunderts noch konfessionelle und sprachliche Zugeho¨rigkeit die Loyalitt und Identitt markant beeinflussen. Das heißt, auch im Falle eines einzigen obersten Landeswu¨rdentrgers konnte je nach Bindung an Deus, Regia Maiestas, Corona Hungarica, Patria, Natio Hungarica, Antiqua Libertas et Consuetudo, Bonum Publicum und Privatum seine Entscheidung in einem gegebenen Fall grundverschieden beeinflusst werden, was eine Auswirkung auf seine politische Rolle oder gar seine ganze Karriere hatte. All dies war aus verschiedenen spezifischen Gru¨nden auch fu¨r die Familie Zrı´nyi zutreffend.

Nikolaus IV. Zrı´nyi im Dienste des Wiener Hofes und der ungarischen Stnde Die urspru¨nglich zu den Vornehmen des mittelalterlichen Kroatischen Ko¨nigreiches geho¨renden Zrı´nyis13 verdanken es dem Helden von Szigetva´r (1566), Nikolaus, dass sie Mitglieder der politischen Elite des 12

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Ge´za Pa´lffy: Zentralisierung und Lokalverwaltung. Die Schwierigkeiten des Absolutismus in Ungarn von 1526 bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts. In: Mat a und Winkelbauer (wie Anm. 3), S. 279–299. S. dazu den Beitrag von Damir Karbic´ in diesem Band.

Das kroatisch-ungarische Geschlecht Zrinski/Zrı´nyi

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Ko¨nigreichs Ungarn und spter der supranationalen Aristokratie der Habsburgermonarchie wurden. Diese einschneidende Vernderung kann bestens anhand der von Zrı´nyi u¨bernommenen mter verfolgt werden, auch anhand seiner Besitzungen, ja sogar am Schicksaal seiner Ehefrauen und Kinder.14 All die Vernderungen bereicherten wesentlich die fru¨here Loyalitt und Identitt der Familie, aber zum Teil vernderten sie sie. hnlich seinen Ahnen war auch Nikolaus Zrı´nyi zuerst im Grenzschutz und in der Verwaltung der kroatischen und slawonischen Gebiete gegen den Ansturm der Osmanen aufgefallen. Nachdem er 1529 an der Verteidigung von Wien teilnahm, kmpfte er als Hauptmann von 400 kroatischen Husaren im Herbst 1542 im erfolglosen Kampf zur Befreiung von Buda (Ofen) und Pest. Seine damaligen Heldentaten waren grundlegend dafu¨r verantwortlich, dass ihn Ko¨nig Ferdinand I. (1526–1564) am Ende des Jahres zum Ban von Kroatien und Slawonien ernannte. In dieser Funktion trug Zrı´nyi whrend anderthalb Jahrzehnten maßgeblich zur Organisation der Tu¨rkenabwehr in den stndig abnehmenden kroatisch-slawonischen Gebieten bei. Sein Ru¨cktritt vom Amt 1556 zeigte jedoch, dass er wichtige Vorbehalte bezu¨glich der Mo¨glichkeiten einer erfolgreichen Verteidigung dieser Gebiete hatte – auch trotz jhrlicher finanzieller Unterstu¨tzung des Ausbaus vom Grenzschutz durch die Stnde von Steiermark, Krnten und Krain. Trotz seines Ru¨cktrittes gab Zrı´nyi die Verteidigung der Scholle seiner Ahnen nicht auf. Zum Schutz seinen Burgen in den Komitaten Agram/Zagreb und Kreuz (in erster Linie des namensgebenden Zrin sowie Gvozdansko, Medveva´r, Krupa, Ozalj, Rakonok usw.) hielt er – neben seinen eigenen Truppen – im Sold des Herrschers in den 1550er und 1560er Jahren mehrere hundert Reiter und Fußknechte.15 Und obwohl er die alten Familiengu¨ter nicht aufgab, wechselte er doch seine Strategie, hnlich der Familie Batthya´ny, welche aus Slawonien nach Westungarn u¨bersiedelte. Wegen der immer hufiger werdenden osmanischen Gefahr verlegte er sowohl seinen Familiensitz als auch seine politisch-militrische Ttigkeit vom Komitat Agram in das Gebiet no¨rdlich der Drau – aber nicht so weit wie die Batthya´nys, die Residen-

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Zu den wichtigsten Lebensdaten von Zrı´nyi: Samu Baraba´s: Codex epistolaris et diplomaticus Comitis Nicolai de Zrinio. Bd. 1–2. Budapest 1898–1899; Ferenc Salamon: Az elso˝ Zrı´nyiek [Die ersten Zrı´nyis]. Pest 1865; Matija Mesic´: Zˇivot Nikole Zrinjskoga sigetskoga junaka [Das Leben von Nikolaus Zrı´nyi, der Held von Sziget]. Zagreb 1866; Ka´lma´n Benda: Zrı´nyi Miklo´s a szigetva´ri ho˝s [Nikolaus Zrı´nyi, der Held von Sziget]. Szigetva´r 1993. Kriegsarchiv, Wien [im Weiteren KA]; Sonderreihe des Wiener Hofkriegsrates, Bestallungen [Bestallungen] No. 40 (1557); KA Protokolle des Wiener Hofkriegsrates [HKR Prot.] Reg. Bd. 141, fol. 16 (1560).

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Ge´za Pa´lffy

zen (Gu¨ssing, Schlaining, Rechnitz) im geschu¨tzten Hinterland, im Komitat Eisenburg erwarben –, sondern unmittelbar an der Grenze Slawoniens, in die Burg Tschakathurn (ung. Csa´ktornya) auf der Murinsel im Komitat Zala sowie in die Burg Csurgo´, im Komitat Somogy. Von da aus konnten noch seine Besitzungen in Slawonien und Kroatien u¨berwacht werden, andererseits ermo¨glichte das Gebiet Murinsel gute Beziehungen zur Steiermark. Seit Ende der 1540er Jahre wurden dann die Burg und Herrschaft Tschakathurn fu¨r lange Zeit die wichtigste Residenz und das Familienlandgut der Zrı´nyis.16 Auch wenn davon die ungarische und kroatische Geschichtsschreibung wenig Kenntnis nimmt, wurden somit die Zrı´nyis – neben den Familien Batthya´ny, Ba´nffy, Na´dasdy, Sze´chy – bereits Mitte des 16. Jahrhunderts zu den gro¨ßten Grundbesitzern Transdanubiens und somit die gro¨ßten des Ungarischen Ko¨nigreiches.17 Die neuen mter von Nikolaus veranschaulichen deutlich den auf lange Sicht das Schicksal der Familie Zrı´nyi bestimmenden Strategiewechsel. Im Herbst 1557 wurde er erneut einer der ho¨chsten Wu¨rdentrger des Ungarischen Ko¨nigreiches, Schatzmeister (lat. tavernicorum regalium magister), sowie im November 1561 Oberhauptmann der Grenzfestung Szigetva´r in Su¨d-Transdanubien. Zustzlich zu diesem Amt erwarb er Ende 1563 noch das Amt des Kreisgenerals von Transdanubien, in harter Konkurrenz mit Franz Tahy aus Slawonien und Ladislaus Ba´nffy aus Transdanubien. Whrend er also als Grenzoberhauptmann von Szigetva´r in erster Linie ein »Vertreter« des Wiener Hofkriegsrates war, konnte er als Kreisgeneral die militrische Rechtssphre der Stnde strken.18 Zrı´nyi stand so von 1563 bis zu seinem Tode gleichzeitig im Dienste des Wiener Hofes und der ungarischen Stnde. Dank diesem Kompromiss leitete er in diesen Jahren weitgehend die Grenzverteidigung zwischen dem Plattensee und der Drau. Er brachte die Interessen des Habsburgerherrschers (Regia Maiestas), der Natio Hungarica, das heißt der Stnde sowie der Corona Hungarica (die Interessen des Ungarischen Ko¨nigreiches) mit den Privatinteressen (Privatum) der Zrı´nyis geschickt in Einklang. Der von Szigetva´r aus geleitete Transdanubische Grenzschutz garantierte gleichzeitig den 16

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ˇ akovec Vladimir Kalsˇan: Med¯imurska povijest [Die Geschichte der Murinsel]. C 2007, S. 57–64. Ferenc Maksay: Magyarorsza´g birtokviszonyai a 16. sza´zad ko¨zepe´n [Die Gutsverhltnisse Ungarns in der Mitte des 16. Jahrhunderts]. Bd. 1. Budapest 1991, S. 9–12. Ge´za Pa´lffy: The Origins and Development of the Border Defence System Against the Ottoman Empire in Hungary (Up to the Early Eighteenth Century). In: Ottomans, Hungarians, and Habsburgs in Central Europe: The Military Confines in the Era of the Ottoman Conquest. Hg. von Ge´za Da´vid und Pa´l Fodor. Leiden–Boston–Ko¨ln 2000, S. 3–69, hier S. 38.

Das kroatisch-ungarische Geschlecht Zrinski/Zrı´nyi

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Frieden seiner Besitzungen in der Murinsel und in Csurgo´. Der kroatisch-ungarische Aristokrat konnte also mit außergewo¨hnlichem Geschick, aber sicher nicht problemlos, seine sich stndig vermehrenden Loyalitten, Identitten und Interessen in Einklang bringen. Mehr noch: Der ehemalige kroatische Rittmeister schaffte in zwei Jahrzehnten den Sprung in die supranationale Elite der Habsburgermonarchie. Andersherum: Der in 1566 fu¨r sein kroatisches und gleichzeitig ungarisches Vaterland als Held gefallener Magnat wurde einer der ußerst ho¨fisch gesinnten Aristokraten des Ko¨nigreichs Ungarn. Dies bezeugen verschiedene Tatsachen anschaulich. Erstens: Sein in der Hauptstadt der Monarchie, an der Wiener Freyung gekauftes Haus19 – ein hnliches besaß damals nur der Palatin von Ungarn, Thomas Na´dasdy, und der am Wiener Hof erzogene Johann Petho˝, Oberhauptmann von Komorn. Zweitens: Sein Sohn Georg (Juraj), der zuerst am Hof von Erzherzog Rudolf und Ernst als Edelknabe und dann als Truchsess am Hof Kaiser Maximilians diente.20 Die ho¨fische und dynastische Gesinnung von Nikolaus zeigen ebenfalls seine Ehen und die Ehen seiner Kinder (s. Genealogie 1).21 Seine erste Ehe schloss Zrı´nyi im Juni 1543 noch in der Nhe der tu¨rkischslawonischen Grenze, in der Burg von Ozalj im Komitat Agram, mit Katarina, Tochter der uralten kroatischen Familie Frankopan. In seiner zweiten Ehe im September 1564 nahm er jedoch in der Burg von Eberau (ung. Monyoro´kere´k) im Komitat Eisenburg, in der Nhe der ge¨ sterreich-Ungarn die bo¨hmische Eva z schu¨tzten Grenzen von O Rozˇmberka (Rosenberg) zur Frau. Einige Jahre danach, 1568, fu¨hrte dann sein Sohn Georg in Muraszombat (ebenfalls im Komitat Eisenburg) Anna von Arco, Tochter des Tiroler Pyrcho Graf von Arco und Margarethe Sze´chy, sowie in zweiter Ehe 1577 in Radkersburg (Steiermark) die steirische Sophie Barbara von Stubenberg zum Altar. Auch sein Sohn Johann, aus seiner zweiten Ehe, der in Bo¨hmen und dann am Hof zu Prag erzogen wurde (tsch. Jan Zrinsky´), hatte schließlich eine bo¨hmische Frau, Marie Magdale´na z Kolovrat (Kolowrat).22 19

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Hofkammerarchiv, Wien [im Weiteren HKA], Hofquatiersbu¨cher No. 1 (1563), fol. 47r. 1561–1562: Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien [im Weiteren HHStA]; Obersthofmeisteramt [OMeA], Sonderreihe, Schachtel 182, No. 41, fol. 7, No. 42, fol. 7; 1566: Nikolaus Mameranus: Kurtze und eigentliche Verzeychnus der Teilnehmer am Reichstag zu Augsburg 1566 [Faksimileausgabe]. Eingel. von Hans JgerSunstenau. Neustadt an der Aisch 1985, unpaginiert; zum Lebenslauf von Georg neuerdings: Natasˇa Sˇtefanec: Heretik Njegova Velicˇanstva. Povijest o Jurju IV. Zrinskom i njegovu rodu [Ein Hretiker Seiner Ko¨niglichen Majestt: Die Geschichte von Juraj Zrinski V. und seiner Familie]. Zagreb 2001. Dazu insbes. HKA Familienakten Z 71, fol. 1–61, ebd. S 70, fol. 1–12, ebd. D–T 61, fol. passim.

Genealogie 1: Die Familie Zrnyi in der supranationalen und der ungarischen Aristokratie in der zweiten Hlfte des 16. Jahrhunderts

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Das kroatisch-ungarische Geschlecht Zrinski/Zrı´nyi

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Zwar sagen diese Familiennamen gar fu¨r einen Teil der Forscher dieser Epoche wenig, doch erweisen sich allein die Herkunftsorte dieser Frauen als vielsagend. Die neusten Forschungen zeigen sogar – wie dies aus der Genealogie 1 auch hervorgeht –, dass das Arco-Salm-Ungnad-, das Pernsˇtejn-Rozˇmberk-Kolovrat-Lobkovic- und das Sze´kely-Sze´chyThurzo´-Zrı´nyi-Familien-Beziehungssystem den Anfang der Entstehung der supranationalen Aristokratie der Habsburgermonarchie bedeutete. In diesem verwandtschaftlichen Beziehungsnetz haben reihenweise o¨sterreichisch-deutsche, bo¨hmisch-mhrische und ungarisch-kroatische Magnaten Ehen geschlossen, des o¨fteren heirateten sie ihre eigenen Halb- oder Stiefgeschwister.23 Es seien nur die aufgezhlten Verwandten der Zrı´nyi erwhnt: Die Rozˇmberk und Kolovrat geho¨rten zur ho¨chsten Schicht der stndischen Elite der Bo¨hmischen Krone, die Stubenberg zur Elite der Steiermark und einige der Arco und die mit ihnen verwandten Mitglieder der Familien Salm waren oberste Wu¨rdentrger am Wiener Kaiserhof. Dank dieser Ehen also kam die Familie Zrı´nyi mit der obersten Elite der Monarchie in enge Beziehung, deren zahlreiche Mitglieder in den o¨sterreichischen, bo¨hmischen, mhrischen Lndern der Habsburger und im Ko¨nigreich Ungarn u¨ber ein Indigenat verfu¨gten. So ko¨nnen wir uns auch u¨ber die wenig bekannte Tatsache nicht wundern, dass der Held von Szigetva´r und sein Sohn Georg seit Ende 1563 auch u¨ber mhrisches Inkolat verfu¨gten.24 Nikolaus selbst musste sich aber unter seinen vornehmen Verwandten nicht schmen. Sein Name wurde am Pressburger Reichstag im Herbst 1563 fu¨r das ho¨chste Amt des Ungarischen Ko¨nigreiches, fu¨r das Amt des Palatins, gehandelt. Und beim Wiener Begrbnis von Ferdinand I. im August 1565, dem wichtigsten Ereignis in der Machtreprsentation der Habsburgermonarchie, durfte er die Kopie der Heiligen Krone von Ungarn im Trauerzug tragen (s. Abb. 1).25 Eine der bekanntesten Helden der gemeinsamen ungarisch-kroatischen Geschichte war somit gleichzeitig hervorragendes Mitglied der suprana22

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Neuerdings dazu Va´clav Bu˚zˇek: Aliance Rozˇmberku˚, Zrinsky´ch ze Serynu a Novohradsky´ch z Kolovrat na pocˇa´tku 17. stoletı´ [Der Bund der Familien Rosenberg, Zrı´nyi und Neuhaus von Kolovrat am Anfang des 17. Jahrhunderts]. In: Jihocˇesky´ sbornı´k historicky´ 65 (1996), S. 10–25. Va´clav Bu˚zˇek und Ge´za Pa´lffy: Integrating the Nobility from the Bohemian and Hungarian Lands at the Court of Ferdinand. In: Historica: Historical Sciences in the Czech Republic, Series Nova 10 (2003), S. 53–92, hier S. 71–75. August von Doerr: Verzeichnis der Inkolats-Ertheilungen und Aufnahmen in den Herrenstand in Mhren aus den Jahren 1531–1620. Prag 1903, S. 4, No. 29. Ge´za Pa´lffy: Ungarn in der Habsburgermonarchie: Ungarische Herrschaftszeichen an der Wiener Begrbniszeremonie Ferdinands I. 1565. In: Wien und seine WienerInnen. Ein historischer Streifzug durch Wien u¨ber Jahrhunderte. Hg. von Martin Scheutz und Vlasta Valesˇ. Wien–Ko¨ln–Wiemar 2008, 29–46, hier S. 42–44.

Abbildung 1: Ungarische Insignien im Leichenzug Ferdinands I. Wien, August 1565 ( Wien Museum)

24 Ge´za Pa´lffy

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tionalen und dynastietreuen Aristokratie der Habsburgermonarchie und auch der stndischen Elite des Ungarischen Ko¨nigreiches.

Nikolaus VII. Zrı´nyi im Dienste der Habsburgerdynastie und des Ungarischen Ko¨nigreiches Obwohl es noch verwunderlicher klingen mag, dasselbe trifft im Wesentlichen auch auf die wichtigste Gestalt der ungarischen Literatur und der Militrwissenschaft des 17. Jahrhunderts zu. Jeder Ungar ist heute noch stolz darauf, dass es Zrı´nyi war, der das erste ungarische Epos (Obsidio Szigetiana, 1645 bis 1648) schrieb, die ersten ungarischen Liebesgedichte publizierte, eine der gro¨ßten Spezialbibliotheken im ganzen Karpatenbecken besaß, und dass sein Ideal ein starkes und von einem ungarischen Ko¨nig gefu¨hrtes Ko¨nigreich war, wie zu Zeiten des Matthias Corvinus (1458–1490).26 All dies schloss jedoch nicht aus, dass er durch seine mter und seine Frauen gleichzeitig ein hervorragendes Mitglied der ungarischen politischen Elite, aber auch ein bestimmendes Mitglied der Aristokratie der Habsburgermonarchie sein konnte. Obwohl wir, was Zrı´nyi angeht, u¨ber eine kaum zu u¨berblickende Literatur verfu¨gen,27 wurden mehrere seiner wichtigsten mter bis zum heutigen Tag nur ungenu¨gend gewu¨rdigt. Der jung verwaiste Aristokrat war – nach seinen Studien bei den Jesuiten in Graz, Tyrnau und Wien sowie nach einer Italienreise – bereits vom 30. Dezember 1637 an Kmmerer von Ferdinand III.28 Er diente vielleicht eine kurze Zeit tatschlich am Wiener Hof. Danach lebte Zrı´nyi jahrelang in Tschakathurn, wo er seinem Vater (Georg) folgend ab Mai 1640 auch Erboberhauptmann des Ungarischen Ko¨nigs in der Grenzburg Le´gra´d und in der Murinsel wurde.29 Das heißt, er verteidigte seine Gu¨ter, seinem Urgroßvater gleich, als ko¨niglicher Oberhauptmann und auch mit Hilfe der Hofkammer. Dann nahm er 1642 bis 1646 mit den kroatischen und ungarischen Husarenregimenten am Dreißigjhrigen Krieg aktiv teil. Als Anerkennung seiner Dienste wurde er am 26. Jnner 1646 Generalfeldwachtmeister der neu sich formierenden, stndigen Armee der 26 27

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S. ausfu¨hrlich die Beitrge von Istva´n Bitskey und La´szlo´ Szo¨re´nyi in diesem Band. Ohne Anspruch auf Vollstndigkeit: Ka´roly Sze´chy: Gro´f Zrı´nyi Miklo´s 1620–1664 [Graf Nikolaus Zrı´nyi, 1620–1664]. Bd. I–V. Budapest 1896–1902; Tibor Klaniczay: Zrı´nyi Miklo´s [Nikolaus Zrı´nyi]. Budapest 21964; Ge´za Perje´s: Zrı´nyi Miklo´s e´s kora [Nikolaus Zrı´nyi und seine Zeit]. Budapest 22002. HHStA OMeA Sonderreihe, Eidbu¨cher Kart. 19, Bd. 1, p. 189; ebd. Oberstkmmereramt, Reihe F, C 2, p. 25; ebd. Sonderreihe, Schachtel 184, No. 83, fol. 1. »capitaneus sive praefectus confinii Leogradiensis et inibi constitutorum praesidiariorum, uti etiam Insulae Muracko¨es« KA Bestallungen No. 1331 (3. Mai 1640).

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Ge´za Pa´lffy

Habsburger.30 Nach unserem bisherigen Wissen war er der erste ungarische Aristokrat, der diesen Generaltitel tragen durfte, wie es an seinem fru¨hesten Portrt 1646 ersichtlich ist (»per EXERC[ITUS] GER[MANI]cos VIG[ILIARUM] SVP[REMUS] PRAEF[ECTUS]«, s. Abb. 2).31 Nach einem guten Jahr – gleich seinem Vater und Urgroßvater – folgte Zrı´nyi im Amt des Ban von Kroatien und Slawonien dem Johann Drasˇkovic´, der im Herbst 1646 am Pressburger Reichstag zum ungarischen Palatin gewhlt worden war. Natu¨rlich behielt er auch die Oberhauptmannschaft in Murinsel. So war Zrı´nyi seit Ende der 1640er Jahre gleichzeitig hochrangiger Offizier der stndigen Armee der Habsburgerdynastie und politisch-militrischer Wu¨rdentrger des Ungarischen Ko¨nigreiches, whrend er mit Unterstu¨tzung der Hofkammer auch seine eigenen Gu¨ter verteidigen konnte. Das heißt, auch er verteidigte gleichzeitig die Interessen der Regia Maiestas, der Corona Hungarica, der ungarischen und kroatischen Patria, wie er auch als oberster Landeswu¨rdentrger die Interessen der Stnde wahrnahm, und all dies mit seinem Privatum geschickt, aber natu¨rlich nicht ohne politische bzw. innere Konflikte, in Einklang brachte. Vom Anfang Februar 1660 wurde Nikolaus Zrı´nyi auch noch geheimer Rat,32 das heißt Mitglied des obersten beratenden Gremiums der Habsburgermonarchie, und den Obersten Landesrichter (lat. iudex curiae regiae) Paul Pa´lffy ausgenommen33 zwar als erster jener ungarischen Aristokraten, die nicht Palatin von Ungarn waren, da diese – neben den Erzbischo¨fen von Gran – im 17. Jahrhundert quasi ex officio den Titel des Geheimrates (lat. intimus consiliarius) fu¨hrten. Als im Mrz 1660 und im Fru¨hling 1662 der Geheime Rat und die ungarische politische Elite die Frage des Krieges gegen die Osmanen beriet – es ist kein Irrtum –, nahm Zrı´nyi nicht unter den ungarischen Rten, sondern bei den geheimen Rten Platz (s. Tabelle 2).34 Anders formuliert: Neben den vornehmen ungarischen Landesmtern (Ban, ungarischer ko¨niglicher Oberststallmeister und ungarischer Rat) war er Mitglied der leiten30

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Ebd. No. 1293; vgl. Sze´chy (wie Anm. 27), Bd. I, Kapitel »A ta´bormester« [Der Generalfeldwachtmeister]. Ungarisches Nationalmuseum, Budapest, Historisches Bildarchiv, 175.1939 Gr. Venetianische Depeschen vom Kaiserhofe (Dispacci di Germania). 2. Abt. I. Bd. 1657, April–1661, Juli. Bearb. von Alfred Francis Pribram. Wien 1901, S. 385, No. 143; vgl. HKA Hoffinanz Ungarn rote Nr. 207, Konv. 1660 Mrz, fol. 285–288. Anna Funda´rkova´: Tajny´ radca Pavol Pa´lfi [Paul Pa´lffy der geheime Rat]. In: Pa´lfiovci v novoveku. Vzostup vy´znamne´ho uhorske´ho sˇl achticke´ho rodu. Zbornı´k z vedeckej konferencie Bratislava 20. ma´ja 2003. Hg. von Anna Funda´rkova´ und Ge´za Pa´lffy. Bratislava–Budapest 2003, S. 47–62. Allgemeines Verwaltungsarchiv, Wien; Familienarchiv Trauttmansdorff Aa 3 Varia, Kart. 120, fol. 25r–v.

Das kroatisch-ungarische Geschlecht Zrinski/Zrı´nyi

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Abbildung 2: Nikolaus Zrnyi als Generalfeldwachtmeister, ungarischer ko¨niglicher Oberststallmeister und Erboberhauptmann der Grenzburg Lgrd (Elias Widemann, 1646) ( Ungarisches Nationalmuseum, Budapest)

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Ge´za Pa´lffy

Tabelle 2: Sitzordnung der Kriegskonferenz, Wien, 1. Mrz 1662 Geheimer Rte

Ungarische Rte

Wenzel Eusebius von Lobkowitz Hofkriegsratsprsident

Georg Lippay Erzbischof von Gran

Johann Weikhard von Auersperg ehemaliger Obersthofmeister

Georg Szelepcse´nyi Erzbischof von Kalocsa

Johann Ferdinand von Portia Obersthofmeister

Franz Na´dasdy Oberstlandesrichter Ungarns

Johann Franz Trautson

Thomas Pa´lffy Bischof von Waitzen

Johann Adolf von Schwarzenberg

Georg Erdo˝dy ungarischer ko¨niglicher Oberstkmmerer

¨ ttingen Ernst von O Reichshofratsprsident

Stephan Zichy Prsident der Ungarischen Kammer

Hannibal von Gonzaga Hofkriegsratsvizeprsident



Franz Wessele´nyi Palatin Ungarns



Nikolaus Zrı´nyi Ban in Kroatien und Slawonien



Christoph von Dorsch geheimer Referendarius

Andreas Ruttkay ungarischer Hofsekretr

den Elite der gesamten Monarchie, obwohl er an den Wiener Sitzungen regelmßig nicht teilnehmen konnte. Und trotzdem war er im Herbst 1663 nicht der militrische Oberbefehlshaber von Ungarn, sondern im Auftrag von Ko¨nig Leopold I. nur Stellvertreter des kranken Palatin Franz Wessele´nyi, und war fu¨r dessen militrischen Ttigkeitsbereich als Kreisgeneral von Transdanubien (lat. supremus et generalis capitaneus) zustndig.35 In dieser Funktion arbeitete er eng mit dem die kaiserlichen Regimente fu¨hrenden Feldmarschall Raimundo Montecuccoli zusammen. Im September 1663 verfassten sie sogar gemeinsam die Plne einer Winteroffensive gegen die Osmanen. So war im Gegensatz zur Auffassung der Hauptstro¨mung der ungarischen Geschichtsschreibung, dieser Feldzug keine private Aktion Zrı´nyis, insbesondere darum nicht, weil es gerade der Hofkriegsrat war, der die in dieser großen Diversion – wie man es damals nannte – mitkmpfenden deutschen Reichstruppen und o¨sterreichischen Kontingente Zrı´nyi beigeordnet hatte.36

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¨ ber eine ungelo¨ste Ge´za Pa´lffy: A Zrı´nyi-kutata´s egyik megoldatlan ke´rde´se´ro˝l [U Frage der Zrı´nyi-Forschung]. Zrı´nyi Miklo´s hadimustra´ja a Vas megyei Vat mellett 1663. szeptember 17-e´n [Nikolaus Zrı´nyis Heeresschau bei Vat, Komitat Vas, 17. September 1663]. In: To¨rte´nelmi Szemle 49 (2007), S. 263–288. KA HKR Prot. Reg. Bd. 327, fol. 171, fol. 176, fol. 308–310, ebd. Exp. Bd. 328, fol. 16, etc.

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hnlich seinem Urgroßvater wurde Zrı´nyi auch durch seine Ehefrauen durch und durch an die Elite der Habsburgermonarchie gebunden (s. Genealogie 2). Obwohl der Name seiner ersten Frau, Maria Eusebia Drasˇkovic´, kroatisch klingt, stammte ihre Mutter, Anna Veronika Freiin von Eibiswald aus einer bekannten steirischen Familie, whrend ihr Vater, Kaspar II. nebst seinem ungarischen Rats- und Grafentitel und trotz seiner Gu¨ter in Slawonien auch Freiherr von Luttenberg in der Steiermark war. Also wurde Zrı´nyis erste Frau, die in seinen ungarischen Liebesgedichten erwhnte Viola, weder in Ungarn noch in Kroatien geboren, sondern in Graz; ihre Taufpaten stammten aus Kreisen des steirischen Hochadels und sogar die Hochzeit im Februar 1646 hielten sie nicht in Ungarn oder Kroatien, sondern in der Drasˇkovic´-Burg Brauneck in der Steiermark.37 Anschließend an die fru¨h (1650) verstorbene erste Frau whlte Zrı´nyi seine zweite Frau aus noch ho¨heren Gesellschaftskreisen. Obwohl die Mutter von Maria Sophie Lo¨bl, einer Wiener Hofdame (von 1642 bis 1649),38 Anna Katharina Ra´ttkay, aus einer beru¨hmten kroatischungarischen Familie stammte – das heißt, auch in Adern von Maria Sophie floss gleichzeitig o¨sterreichisches, kroatisches und ungarisches Blut –, war der steirische Vater, Johann Christoph Lo¨bl von Greinburg an der Wende der Jahre 1620–1630 bis zu seinem Tode (1638) Stadtguardiaoberst Wiens und einige Jahre auch Prsident des Wiener Hofkriegsrates; der dank seinem Felddienst in Ungarn gegen Gabriel Bethlen und seiner ungarischen Verwandtschaft von 1625 an auch ungarisches Indigenat hatte.39 Der Ban von Kroatien und Slawonien und einer der bedeutendsten Former des fru¨hneuzeitlichen ungarischen nationalen Selbstbewusstseins heiratete also die Tochter des ehemaligen »Verteidigungsministers« der Habsburgermonarchie und Befehlshabers der Kaiserstadt Wien! Ihre Hochzeit am 22. April 1652 hielten sie auch nicht in Ungarn, sondern in der Schottenkirche von Wien.40 Der ungarisch-kroatische Magnat festigte also mit seinen mtern und seinen Heiraten den Platz seiner Familie in der supranationalen Aristokratie der Monarchie. Er musste sich in diesen Gesellschaftskreisen u¨berhaupt nicht schmen: 1655, das heißt sehr jung, tauchte sein 37

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Ludwig Schiviz von Schiwizhofen: Der Adel in Matriken der Stadt Graz. Graz 1909, S. 53, 203, 271. Katrin Keller: Hofdamen. Amtstrgerinnen im Wiener Hofstaat des 17. Jahrhunderts. Wien–Ko¨ln–Weimar 2005, S. 295–296. Alois Veltze´: Die Wiener Stadtguardia (1531–1741.). In: Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines zu Wien 36–37 (1902), S. 1–213, hier S. 151–152; Corpus Juris Hungarici. 1608–1657. e´vi to¨rve´nyczikkek [Gesetzartikel aus den Jahren 1608–1657]. Hg. von Markus Dezso˝. Budapest 1900, S. 272–275. Philipp Georg Graf Gudenus: Der Adel in der Trauungsmatrik der Pfarre (Unsere Liebe Frau zu den) Schotten in Wien 1600–1675. Wien 1972, S. 9.

Genealogie 2: Heiratsbeziehungen von Nikolaus Zrnyi (1620–1664)

30 Ge´za Pa´lffy

Das kroatisch-ungarische Geschlecht Zrinski/Zrı´nyi

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Name fu¨r den ho¨chsten Posten des Ungarischen Ko¨nigreiches, fu¨r das Amt des Palatins auf,41 und seine Verdienste wurden in Wien durchaus anerkannt. Dies zeigt deutlich – neben seinem Titel als Generalfeldwachtmeister und geheimer Rat – auch die Tatsache, dass er im Herbst 1663 die militrischen Funktionen des Palatin Franz Wessele´nyi u¨bernahm; aber auch, dass er mit Julius Wolfgang Graf von Hohenlohe im Winter 1664 die so erfolgreichen ungarischen, kroatischen, steirischen und deutschen Truppen anfu¨hrte, welche in einer großen Diversionsaktion auf osmanisches Territorium bis zur Bru¨cke von Esze´k eindrangen. Dieser Feldzug brachte Zrı´nyi europaweit großen Ruhm ein.42 In der Tagespolitik aber dachte Zrı´nyi nie an ein von der Habsburgermonarchie abgetrenntes, selbstndiges Ungarn, so wie man sich dies – gemß den eigenen Trumen – im 19. und 20. Jahrhundert vorstellte. Wie viele andere ungarische Aristokraten tat er aber alles, dass das Ungarische Ko¨nigreich im Rahmen der Habsburgermonarchie immer gro¨ßere Selbstndigkeit erreichte, dass die Traditionen des Reiches der Stephanskrone – auch wenn das Ko¨nigreich Ungarn territorial kleiner geworden war – erhalten blieben und dass die ungarische politische Elite ihren großen Einfluss in der Fu¨hrung des Landes wahren konnte. Doch beim Schutz seiner eigenen Interessen sowie derjenigen des Ungarischen Ko¨nigreiches musste er auch einige ernste Konflikte mit dem ´ j-Zrı´nyiva´r) in Wiener Hof oder gar den Aufbau von Neu-Serinwar (U 43 Kauf nehmen. In seinen in der damaligen Zeit einzigartigen militrwissenschaftlichen Abhandlungen in ungarischer Sprache trat er jedoch nicht fu¨r eine selbstndige, ungarische Nationalarmee ein, sondern fu¨r stndige bewegliche ungarische Truppen, welche an den Grenzen gegen die Osmanen jederzeit eingesetzt werden konnten.

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Ga´bor Va´rkonyi: Wessele´nyi Ferenc na´dorra´ va´laszta´sa [Die Palatinwahl von Franz Wessele´nyi]. In: Mindennapi va´laszta´sok. Tanulma´nyok Pe´ter Katalin 70. szu¨lete´snapja´ra. CD-ROM. Hg. von Gabriella Erde´lyi und Pe´ter Tusor. Budapest 2007, S. 87–110, insbes. S. 88–90. No´ra G. Ete´nyi: Hadszı´nte´r e´s nyilva´nossa´g. A magyarorsza´gi to¨ro¨k ha´boru´ hı´rei ¨ ffentlichkeit. Die Nacha 17. sza´zadi ne´met u´jsa´gokban [Kriegsschauplatz und O richten des Tu¨rkenkrieges in Ungarn in den deutschen Zeitungen vom 17. Jahrhundert]. Budapest 2003, insbes. S. 159–176, vgl. auch die Studien von gnes R. Va´rkonyi und No´ra G. Ete´nyi in diesem Band. Hrvoje Petric´, Dragutin Feletar und Petar Feletar: Novi Zrin. Zrinska utvrda na Muri (1661–1664) [Neu Serinwar. Eine Zrı´nyi-Festung an der Mur (1661–1664)]. Donja Dubrava–Zagreb 2001; Ga´bor Hausner, Lajos Ne´gyesi und Ferenc Papp: ´ jva´r hely»Juhakol« a szo˝lo˝hegyen [»Schafstall« am Weinberg]. Kı´se´rlet Zrı´nyi-U zete´nek meghata´roza´sa´ra [Versuch zur Bestimmung der Lage von Neu-Serinwar]. In: Hadto¨rte´nelmi Ko¨zleme´nyek 118 (2005), S. 835–862.

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Ge´za Pa´lffy

Epilog: Loyalitt und Patriotismus im fru¨hneuzeitlichen Ungarn Dank der politisch-militrischen Bettigung sowie der Ehen der zwei ›Nikoluse‹ wurde die Familie Zrı´nyi seit der Mitte des 16. Jahrhunderts wichtiges Mitglied der politischen-stndischen Elite des Ungarischen Ko¨nigreiches (der Stnde von Ungarn und Kroatien-Slawonien) und gleichzeitig der supranationalen Aristokratie der Habsburgermonarchie. Wie in Ungarn selbst eine starke Zentralisierung mit dem starken Stndetum kompatibel war, so war auch, meiner Meinung nach, die Treue zum Herrscher und zur Dynastie mit dem Patriotismus, mit der Verteidigung der Interessen des Ungarischen Ko¨nigreiches und der stndischen Nation vereinbar – natu¨rlich nicht problemlos und nicht ohne Konflikte. Das hier aufgezeigte internationale Beziehungssystem der zwei Nikolaus Zrı´nyi beweist aber auch, welche bestimmende Rolle ungarisch-kroatische Aristokraten, die mit dem Habsburgerhof und der Aristokratie der Monarchie enge Beziehungen pflegten, in der Erhaltung und Weiterentwicklung ihrer Patria und ihrer stndischen Nation spielten. Dabei konnten bzw. mussten sie verschiedene Loyalitten und Identitten in Einklang bringen – wenn auch nicht in der Art und Weise, wie sich dies die nationalromantischen Geschichtsschreibungen des 19. und 20. Jahrhunderts gemß ihrem Zeitgeist vorstellten.

Damir Karbic´

Mythological and Real Heritage Use of Genealogy and History in Political Schemes of the Counts of Zrin/Zrı´nyi/Zrinski and Their Medieval Ancestors

As the family of the counts of Zrin (Zrı´nyi in Hungarian and Zrinski in Croatian) played an important role in the history of the late medieval and early modern Kingdom of Hungary-Croatia, they have been widely discussed by historians, both medievalists and early modernists. The same may be stated for their ancestors, the counts of Bribir of the Sˇubic´ kindred, who played a particularly important role in Hungarian and Croatian history at the turn from the thirteenth to the fourteenth century, especially in the installation of the Angevins as kings of Hungary. In order to achieve their goals, both the counts of Bribir of the medieval and the Zrı´nyi/Zrinski of the early modern period had to utilise a number of different means, among which genealogical (in the case of the Zrı´nyi/Zrinski) or historical (in the case of their medieval ancestors) constructions were not of the least importance.1 Taking into account that the family history of the counts of Bribir and Zrin can be followed through an unbroken genealogical line for more than six centuries and over seventeen generations, it can be easily deduced that over this long period the structure of the family did not remain unchanged, as did not also the way the members of the family used to call themselves. In spite of its simplicity, this premise did not always appear so clear not only to the later historians,2 but also to the contemporaries, including the members of the family themselves, posing in front of them a set of conundrums and provoking confusion. 1

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In the following text the medieval members of the kindred and family with their seat in Bribir shall be, for reason of consistency and simplicity, generally referred to as the Sˇubic´i and those early modern ones as the Zrı´nyi. For the discussion of the kindred name Sˇubic´, see below. The fact that family structure fundamentally changed over time has been discovered by historians only recently, as a result of the influence of anthropology on historical research. The break through in that respect was made by the researchers dealing with the Early Modern Period, such as Peter Laslett, Jean Louis Flandrin and Michael Mitterauer, and was a little later transferred also to the research of medieval period. The best synthesis of the changes of family structures during the Middle Ages, see in David Herlihy: Medieval Households. Cambridge (Mass.) 1985.

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Damir Karbic´

Thus, it is not strange that already at their times the later members of the family, particularly Counts Nicholas and Peter, invested certain effort in researching their family history. However, as is already said above, this gave them also an opportunity for constructing the past that might suit better to their political and social role and plans than might the reality.

Historiography of the Sˇubic´i Before passing on the matter itself, it is important to stress that it were not only the Zrı´nyi themselves who created genealogical schemes, but also historians, those of their times and even more those writing about them later, and because of that it is necessary to present how the attitude towards their medieval ancestors changed over time. The first level which should be looked upon in that context is what was the general picture historians had or created. In that respect the historical writing about the medieval counts of Bribir may be divided into three major phases. The first phase was characterized by a rather negative view of their role. This attitude was general among historians writing earlier than the nineteenth century. There were two main reasons. The first was that they were judged mainly under the influence of Micha Madii s chronicle (more or less contemporary to them, but strongly biased by the interests of the commune of Split),3 and thus branded as tyrants and enemies of the communal liberties of the Dalmatian cities. The second was that they were 3

This chronicle is until now published several times, but still there is no critical edition. It was discovered and published for the first time by Ioannes Lucius (see below) in his work: De regno Dalmatiae et Croatiae. Amsterdam: Blaeu, 1666, pp. 371–380 (reprinted in: Scriptores rerum Hungaricarum veteres ac genuini. Johann Georg Schwandtner [ed.]. Vol. 3. Vienna: Kraus, 1748, together with the sources published in it; Micha s chronicle is on pp. 636–653). The newest, but relatively hardly accessible edition was published by Vitaliano Brunelli under the title: Incipit historia edita per Micam Madii de Barbazanis de Spaleto de gestis Romanorum imperatorum et summorum pontificum pars secundae partis de anno Domini MCCXC. In: Programma dell I. R. Ginnasio superiore di prima classe in Zara alla fine dell anno scolastico 1877–78 (1878), pp. 3–61 (reprinted in: Archivio storico per la Dalmazia 1 [1926], no. 1, pp. 33–36, no. 2, pp. 33–36, no. 3, pp. 45–48, no. 4, pp. 41–48, no. 5, pp. 45–48, no. 6, pp. 45–47). There is a Croatian translation and a commentary of Vladimir Rismondo published in: Legende i kronike [Readings on the Saints and Chronicles]. Vedran Gligo i Hrvoje Morovic´ (eds.). Split 1977, pp. 151–184 (facsimile edition of the oldest extant manuscript pp. 365–386). Currently a new edition and a Hungarian translation has been prepared by E´va Hala´sz, a young Hungarian scholar. For more details on Micha and his work, see Ferdo Sˇisˇic´: Miha Madijev de Barbazanis. In: Rad JAZU 153 (1903), pp. 1–46.

Use of Genealogy and History in Political Schemes

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considered rebels against royal authority, and thus automatically negative figures for the legitimist historians. The two reasons were usually combined. The first historian to write in some detail on the family of the counts of Bribir was John Lucˇic´-Lucius, by origin a patrician of Trogir, living mostly in Rome. In his book on the history of Croatia and Dalmatia, Lucius correctly pointed out their importance, and even sympathized with them to a certain extent.4 He was a very critical historian, interested basically in discovering the truth, but because of his origins he was also to a certain extent biased against them, as they were in conflict with the cities. He could not accept the idea that the revolt of a commune might be anything but an answer to aristocratic aggression, even though his ancestors were actually supporters of the Sˇubic´i during these events and not the supporters of their enemies (what he very well knew). In spite of this prejudices, he gave the first short summary of the period of the greatest expansion of the Sˇubic´i, and published or copied many valuable sources, among others the chronicle of Micha Madii itself. The influence of Lucius, even though it was not his deliberate intention, lent the aforementioned negative view a long life. The most antagonistic view was presented by Lucius s colleague and compatriot Paul Andreis, who did not offer many new insights into the facts, but intensified the rhetoric.5 Similar views were expressed by other historians, such as Daniele Farlati6 and Istva´n Katona,7 partly influenced by Lucius, and partly because they treated the Sˇubic´i as rebels against the king.8 4

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Lucius, De regno. Lucius wrote about the counts of Bribir also in other works, first of all in the history of his native city of Trogir (Giovanni Lucio: Memorie istoriche di Tragurio ora detto Trau`. Venice: Curti, 1673–74; there is also a Croatian edition available, translated by Jakov Stipisˇic´, and including a commentary: see Ivan Lucic´: Povijesna svjedocˇanstva o Trogiru [Historical Evidence on Trogir] 1–2, transl. Jakov Stipisˇic´. Split 1979). For more details on Lucius, the role of the Sˇubic´i in his works, and his relationship with Count Peter of Zrin, see Miroslav Kurelac: »Illyricum hodiernum« Ivana Lucˇic´a i ban Petar Zrinjski [»Illyricum Hodiernum« of John Lucˇic´ and Ban Peter of Zrin]. In: Zbornik Historijskog instituta JAZU 6 (1969), pp. 143–155; id.: Prilog Ivana Luciusa-Lucˇic´a povijesti roda Zrinskih i njegove veze s banom Petrom Zrinskim [A Contribution of John Lucius-Lucˇic´ to the history of the Zrinski kindred and his connections to Ban Peter of Zrin]. Zbornik Historijskog instituta JAZU 8 (1977), pp. 101–131; id.: Ivan Lucˇic´ Lucius: otac hrvatske historiographije [John Lucˇic´-Lucius: Father of Croatian Historiography]. Zagreb 1994). Paolo Andreis: Storia della citta` di Trau`. Marko Perojevic´ (ed.). Split 1908; Croatian translation and commentary: Pavao Andreis: Povijest grada Trogira [A history of Trogir] 1–2. Split 1977). Daniel [Daniele] Farlati: Illyricum sacrum. Vols. 3–5. Venice: S. Coleti, 1765–75. Stephanus Katona: Historia critica regum Hungariae. Vol. 8. Buda 1788). For a list of older works dealing with the Sˇubic´i and a brief review, see Miljenko Pandzˇic´: Diplomaticˇko-povijesna analiza povelje hrvatsko-ugarskoga kralja An-

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The second phase of the treatment of the Sˇubic´i came with Romanticism. The image was highly improved and their history, at least in Croatia and sometimes in Hungary, was presented in a much brighter light. For Croatian historians their period became a glorious epoch of Croatian history,9 while for Hungarians they received some sympathy as ancestors of the Zrı´nyi, as the family received a distinguished position in Hungarian romantic historiography of the nineteenth century (however, because of different reasons the idea of the connection of the Sˇubic´i and the counts of Bribir did not become a common view of Hungarian historians, but on that a little later). Among Hungarian historians, particularly inclined towards the Sˇubic´i was Ferenc Salamon,10 while most Hungarian studies from that time treated them still in a rather negative light, partly because they were misled by Lucius and partly because they were biased by the nineteenth-century clashes between Hungarian and Croatian politicians (see, for example, the studies of Antal Po´r).11 In spite of their anachronistic premises the works done on the Sˇubic´i during the nineteenth century and the first half of the twentieth are of good quality, at least in establishing the facts and general lines of political development, while they were rarely related to any other aspect of history.12

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drije II (III) kojom se bribirskom knezu, hrvatskom banu Pavlu Sˇubic´u podjeljuje nasljedno banstvo (1293. g.) [Diplomatic and Historical Analysis of a Charter of King Andrew III Granting Hereditary Banship to a Count of Bribir, Ban Paul Sˇubic´ of Croatia (1293)]. Arhivski vjesnik 16 (1973), pp. 327–360. Among Croatian historians of that period particularly important were Ivan Kukuljevic´ Sakcinski, who wrote the first modern monograph on the history of the counts of Zrin in Croatia and Vjekoslav Klaic´, who, among other things, wrote the first synthesis of the history of the counts of Bribir from the earliest mentions to the mid-fourteenth century. See: Ivan Kukuljevic´ Sakcinski: Zrin grad i njegovi gospodari [Castle of Zrin and its lords]. Zagreb 1883; Vjekoslav Klaic´: Bribirski knezovi od plemena Sˇubic´ do god. 1347. [Counts of Bribir of the Sˇubic´ kindred]. Zagreb 1897. Ferenc Salamon: Az elso˝ Zrinyiek [The earliest Zrı´nyi]. Budapest 1865. See, for example, Antal Po´r: Subic´ II Mladen buka´sa (1322) [The fall of Mladen II Sˇubic´]. In: Sza´zadok 28 (1894), pp. 807–815; id.: Za´ra la´zada´sa Velencze ellen (1311.-1313.) [The uprising of Zadar against Venice]. In: Sza´zadok 28 (1894), pp. 135–142. A better treatment was given to the Sˇubic´i by Ba´lint Ho´man: Gli Angioini di Napoli in Ungheria 1290–1403. Rome 1938 (Studi e documenti 8). For more details and a list of nineteenth and twentieth century Croatian works on the family of the counts of Bribir see Damir Karbic´: Sˇubic´i Bribirski do gubitka nasljedne banske cˇasti (1322.) [The Sˇubic´i of Bribir until the Loss of the Hereditary Position of the Croatian Ban (1322)]. In: Zbornik Odsjeka za povijesne znanosti Zavoda za povijesne i drusˇtvene znanosti HAZU 22 (2004), pp. 2–3. The Hungarian version of that article: id.: A brebiri Subicsok az o¨ro¨ko¨s ba´ni cı´m elveszte´se´ig (1322). In: A Zrı´nyiek a magyar e´s a horva´t histo´ria´ban [The Zrı´nyi/Zrinski in Hungarian and Croatian history]. Sa´ndor Bene and Ga´bor Hausner (eds.). Budapest 2007, pp. 15–16 and 32. For a more comprehensive

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The third period started around the middle of the twentieth century and is marked by a disconnection of the Sˇubic´i from the role of fighters for a national cause (although it must be stated that even in the earlier period this image was not overemphasized) and an attempt to understand them as medieval aristocrats following their own dynastic politics. The range of problems of scholarly interest also widened to include more structural approaches, and although political history still prevailed, studies were now more focused on establishing general lines and patterns of their actions rather than in mere facts. In Croatian historiography, major breaking through was made by Nada Klaic´.13 Besides her, other scholars also contributed to the subject.14 Hungarian historiography did not pay much attention to the Sˇubic´i, and basically continued to see them as ones of the oligarchs, but contributed significantly to a better understanding of the period in general, which must be acknowledged particularly in the cases of Jeno˝ Szu˝cs and Pa´l Engel.15 The second level of the historical treatment of the Sˇubic´i and their connection to the Zrı´nyi was concentrated on the issue of the relationship between different terms used for denoting them in the sources. This issue was in fact very much connected to the image historians had about each of them, as is demonstrated above, but also corresponded to political agenda, first that of the Zrı´nyi in the seventeenth century and afterwards that of Hungarian and Croatian national politics of the nineteenth and the twentieth centuries. The development of the discussion is already very well demonstrated by Sa´ndor Bene, who has shown the implications of the post-Trianon policy and the rapprochement of Hungary and Italy in that period, which, in a way resurrected the old Renaissance and early modern fashion of finding Roman ancestors where possible and impossible.16 However, the rea-

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list, see id.: The Sˇubic´i of Bribir. A Case Study of a Croatian Medieval Kindred. Budapest 1999 (unpublished Ph.D. Thesis), pp. 14–19. See, in the first place, her study: Paulus de Berberio, banus Croatorum dominus et Bosne. In: Arhivski vjesnik 17–18 (1974–75), pp. 409–423. Her research on the Sˇubic´i was further elaborated in her major work Povijest Hrvata u razvijenom srednjem vijeku [History of Croatians in the Late Middle Ages] (Zagreb 1976), as well as throughout her other works regarding history of Zadar, Trogir and Bosnia. For a more comprehensive list see Karbic´: The Sˇubic´i, pp. 18–19. For more details, see: Karbic´: Sˇubic´i Bribirski, p. 3; id.: A brebiri Subicsok, pp. 16 and 32; for a more comprehensive list, see: Karbic´, The Sˇubic´i, pp. 19–22. See, for example, Jeno˝ Szu˝cs: Az utolso´ rpa´dok [The last rpa´ds]. Budapest 1993. Pa´l Engel: The Realm of St. Stephen. London 2001. Sa´ndor Bene: A Zrı´nyiek: egy csala´dto¨rte´net to¨rte´nete [The Zrı´nyi: a History of the Family History] In: A Zrı´nyiek, Bene and Hausner (eds.), pp. 271–319. An earlier version of that article, referring to the debate itself, is published also in Croatian: Sa´ndor Bene: Politika i genealogija (Ponesˇto o podrijetlu Zrinskih)

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sons for the antipathy of some Hungarian historians towards the name of the Sˇubic´i and identification of them with the ancestors of the Zrı´nyi was due also to the fact that the Sˇubic´i were one among the twelve Croatian noble kindreds of the so called Pacta conventa or Qualiter, which was in the second half of the nineteenth and in the beginning of the twentieth century the object of a heated debate regarding position of Croatia within the Realm of Saint Stephen, both on political and on historical level, between them and their Croatian colleagues.17

The Sˇubic´i and the Zrı´nyi Another reason for starting the discussion of the connection between the counts of Bribir and those called the Sˇubic´i was connected with the fact that the most of the leading actors of the history of the kindred (including the ancestors of the Zrı´nyi, but also the ancestors of those kinsmen staying in Bribir after the middle of the fourteenth century) did not yet used this name, but called themselves (in sources exclusively written in Latin) Breberienses. However, there is no doubt that all of them belonged to the same kindred in genealogical sense and genea-

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[Politics and Genealogy (Few Words on the Origin of the Zrı´nyi)], Hrvatski sjever. Knjizˇevnost-kultura-znanost 1 (1996), no. 2–3, pp. 108–128. The Pacta conventa retells the events leading to the union of Croatia with Hungary at the beginning of the twelfth century. According to that account, King Coloman was elected by representatives of the twelve noble kindreds, among which were also the Sˇubic´i, and because of that the kindreds of the electors were granted special status. The account was apparently written by a clergyman in the fourteenth century, as may be guessed from the terminology used for the kindreds. The kindred was translated as tribus, a term never used in legal texts, but which, with regard to their number, carries a clear Biblical association (a comparison of the twelve Croatian noble kindreds with the twelve tribes of Israel). However, the story itself was probably formulated within the circle of the Croatian middling and lesser nobility, most probably during the period when the power of the counts of Bribir was on its peak or immediately afterwards, and become a part of the ideology of the Croatian nobility during the Angevin period. See Damir Karbic´: Defining the position of Croatia during the restoration of royal power (1345– 1361). In: The Man of Many Devices, Who Wandered Full Many Ways. Festschrift in Honor of Ja´nos M. Bak. Bala´zs Nagy and Marcell Sebo˝k (eds.). Budapest 1999, pp. 523–524. For the nineteenth-century debate between Croatian and Hungarian historians regarding Pacta conventa, see Nada Klaic´: Povijest Hrvata u ranom srednjem vijeku [History of Croatians in the Early Middle Ages]. Zagreb 1974, pp. 31–33, 511–517; id.: Povijest Hrvata u razvijenom, pp. 603–606; Stjepan Antoljak: Pacta ili concordia od 1102. [Pacta or concordia of 1102]. Zagreb 1980; Tomislav Raukar: Hrvatsko srednjovjekovlje [Croatian Middle Ages]. Zagreb 1997, pp. 59–60. An example of the text of the account can be found in Tadija Smicˇiklas et alii: Codex diplomaticus regni Croatiae, Dalmatiae et Slavoniae (henceforth: CD). Vol. 2. Zagreb 1904, doc. 5, pp. 8–9.

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logical lines can be followed unbroken since the middle of the twelfth century (in the case of some branches, there are some genealogical connections which cannot be ascertained with the hundred percent certainty, but in cases of the more important branches, including that of the Zrı´nyi there is no doubt at all). In fact, all later Sˇubic´i were the descendants of two men, Counts Miroslav and Vucˇina, who lived at the end of the twelfth century and in the beginning of the thirteenth century.18 The kindred as a whole was in the earliest period of its existence called Bribirsˇcˇic´ (Berberistici, Broboristici, Berberistich).19 From the thirteenth century, as the common name, its Latin variant Breberienses,20 or de Breberio,21 was used both as a name and a predicate (comites Breberienses). The later kindred s name, Sˇubic´, is for the first time recorded at the end of the twelfth century, apparently as a personal name.22 As a kindred s name it was mentioned in 1311 in the case of Vuksˇa, son of Vucˇeta.23 It was used several times more in the first half of the fourteenth century,24 and from the middle of the same century (thus, exactly at the time when, or little after, the Zrı´nyi left Bribir for Slavonia) it became almost exclusive way of denoting the members in documents.25 To the middle of the fourteenth century belongs also the only case when members of the main branch (Count Mladen III and Count Paul of Ostrovica, the father of the first count of Zrin, George) are directly referred to with the family name Sˇubic´.26 The 18

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For connections between different branches of the kindred see the detailed discussion in Karbic´, The Sˇubic´i, pp. 148–160. CD 1, doc. 85/1–2, p. 117, doc. 116, pp. 149–150, doc. 122, p. 156; doc. 125–126, pp. 161–163, doc. 149, p. 189. It was first recorded around 1227; see: Thomae archidiaconi Spalatensis Historia Salonitanorum atque Spalatinorum pontificum. Archdeacon Thomas of Split: History of the Bishops of Salona and Split. Damir Karbic´, Mirjana Matijevic´ Sokol, Olga Peric´ and James Ross Sweeney (eds.). Budapest-New York 2006 (henceforth: Thomas), chap. 32, pp. 210–211. For the last time it is mentioned in 1337; see Kaptolski arhiv u Splitu [Archive of the Chapter of Split], Ostavsˇtina Ivana Lucˇic´a-Luciusa [Documents copied by John Lucˇic´-Lucius], Scr. B, (henceforth: Kasp, Lucius). Vol. 538, fol. 185–187; a recent manuscript copy in Arhiv Hrvatske akademije znanosti i umjetnosti [Archive of Croatian Academy of Sciences and Arts]. Ostavsˇtina Ivana Lucˇic´a-Luciusa [Documents copied by John Lucˇic´-Lucius] (henceforth: AHAZU, Lucius). Vol. 15, pp. 48–53. As early as the end of the twelfth century, a certain Prvica, married to a member of the Lapcˇani kindred, was identified as »de Briberio« (CD 2, doc. 274, p. 290). CD 2, doc. 181, p. 186. As a family name it was apparently used for the first time around 1219 (CD 3, doc. 152, p. 178). CD 8, doc. 234, pp. 282–283. CD 8, doc. 335, p. 412; CD 10, doc. 334, pp. 474–476, doc. 377, pp. 531–533; KASp, Lucius, vol. 538, fol. 191–192, AHAZU, Lucius, vol. 15, pp. 54–55. From 1360 it was used more than a hundred times. This is recorded in the mid-fourteenth century chronicle Obsidio Iadrensis (lib. 1, cap. 4), written by an anonymous clergyman of Zadar and describing contempor-

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reason why the name of the Sˇubic´i was chosen by the kinsmen as a common appellative is not clear, but this development and its chronology is rather consistent with that of the kindred names of Polish noble kindreds, as researched by Jan Pakulski, and it can be also observed in cases of other Croatian noble kindreds of the period (the Kacˇic´i of Nadin, the Lasnicˇic´i, the Svacˇic´i, the Gusic´i, and so on).27 There is also no doubt that the Zrı´nyi of the fifteenth and early sixteenth century acknowledged their kinship relations with the kinsmen staying in Bribir. Moreover, they were rather interested in keeping contact, as well as in strengthening their position there. Some traces of this may already be seen in connection to Count Gregory, the youngest son of Ban Paul I and uncle of the first count of Zrin, George I, son of Count Paul II of Ostrovica, who himself concluded the exchange treaty of Ostrovica for Zrin with King Louis and was also included in royal grant. Count Gregory apparently even moved back in the 1360s or 1370s after he came to be on bad terms and split with his nephew Count George of Zrin.28 He bought certain estates in Crno, a village near Zadar in 1363, when he held the position of the count of Rab.29 His widow, an Italian noblewoman by the name of Catherine de Camino, apparently lived in Bribir after his death.30 In 1408 Count Peter of Zrin concluded the mutual inheritance treaty with Viceban James Nikolic´,31 a member of another branch of the kindred, which was implemented after the death of James s wife Prija in the 1460s or 1470s and

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ary Venetian siege of the city. The Obsidio Iadrensis was first published by Lucius and re-printed by Schwandtner together with the aforementioned chronicle of Micha Madii and other historical sources. For the critical edition see Obsidio Iadrensis. Opsada Zadra. Branimir Glavicˇic´, Vladimir Vratovic´, Miroslav Kurelac, Damir Karbic´ and Zoran Ladic´ (eds.). Zagreb 2007 (Monumenta spectantia historiam Slavorum Meridionalium [henceforth: MSHSM]. Vol. 54. Scriptores. Vol. 6.). The reference to the name Sˇubic´ is on pp. 126–127. Jan Pakulski: The Development of Clan Names in Medieval Poland. History & Society in Central Europe 2 (1994), pp. 85–96. Ferdo Sˇisˇic´: Nekoliko isprava iz pocˇetka XV. stoljec´a [Some charters from the beginning of the fifteenth century]. Starine 39 (1938), doc. 12, pp. 157–160. Gregory and George apparently quarrelled, which led to Gregory s abandoning of Zrin and taking for himself the county of Buzˇani. He later even sold the county to King Louis without George s consent. CD 13, doc. 233, pp. 311–313. For Catherine s life in Bribir see the documents published in Damir Karbic´, Maja Katusˇic´ and Ana Pisacˇic´ (eds.): Velika biljezˇnica Zadarskog kaptola. Quaternus magnus Capituli Iadrensis, Srednjovjekovni registri Zadarskoga i splitskoga kaptola. Vol. 2. Zagreb 2007, doc. 34, pp. 86–89, doc. 36–39, pp. 92–104, Appendix, doc. 1, pp. 265–268. Ivan Bojnicˇic´: Jakov Bribirski od plemena Sˇubic´ [James of Bribir of the Sˇubic´ kindred]. In: Vjesnik kr. hrvatsko-slavonsko-dalmatinskog zemaljskog arhiva (henceforth: VZA) 1 (1899), pp. 88–89.

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by which the Zrı´nyi inherited considerable number of villages between Zadar and Bribir, as well as parts in Bribir.32 However, it is not probable that they did not keep some property there even earlier (they had a tomb in the Franciscan church of Bribir, which served as the common graveyard and the cultic centre of the kindred).33 Even before the 1460s, the documents show that the Zrı´nyi were present in Bribir. In August 1451 members of different branches (the Ugrinic´i, the Obradic´i, the Markovic´i and Stojnic´i) and the aforementioned Viceban James of the Banic´i and Count Paul of Zrin, as representatives of the kindred, protested in front of the chapter of Knin against the attacks of some enemies on their estates and the castle of Bribir itself.34 The Zrı´nyi (as did also all other members of the Sˇubic´i) also continued to use the kindred s coat-of-arms (with one or two eagle s wings),35 even after the castle of Bribir was lost to the Ottomans in 1522, which was in fact decisive blow to the kindred s cohesion in general.36

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More details on the events see in Bojnicˇic´: Jakov Bribirski; id.: Josˇ jedan prilog za povjest banovca Jakova od plemena Sˇubic´ [Another new contribution to the history of Viceban James of the Sˇubic´ kindred]. In: VZA 1 (1899), pp. 197–198; Mladen Ancˇic´: Parba za dio naslijed¯a banovca Jakova Sˇubic´a Bribirskog [A law-suit regarding a part of the inheritance of Viceban James Sˇubic´ of Bribir]. In: Radovi Zadar 36 (1994), pp. 309–352. This fact is attested by the last will of Count Paul of Ostrovica: Sˇime Ljubic´: Listine o odnosˇajih izmed¯u juzˇnoga Slavenstva i Mletacˇke republike [Papers concerning relations between southern Slavs and the Venetian Republic]. Vol. 2. Zagreb 1870 (MSHSM 2 [further: Listine]), doc. 672, p. 419. For the role of St. Mary s church in maintaining kindred s cohesion see more in: Damir Karbic´, »Utjecaj velikasˇkog roda Sˇubic´a na sˇirenje i razvoj franjevaca u Hrvatskoj i Dalmaciji s posebnim osvrtom na skradinsko-bribirsko podrucˇje« [The Influence of the Aristocratic Kindred of the Sˇubic´i on the Spreading and Development of the Franciscans in Croatia and Dalmatia with Particular Reference to the area of Skradin and Bribir], in: Zbornik o Pavlu Posilovic´u. Pavao Knezovic´, Marinko Sˇisˇak, Milivoj Zenic´ (eds.). Sˇibenik 2001, pp. 147–166, and id.: The Sˇubic´i, pp. 303–317 Magyar Orsza´gos Leve´lta´r [State archive of Hungary], Budapest (henceforth: MOL), Diplomatikai leve´lta´r (henceforth: DL) 14475. For the use of a common symbol as a means for maintaining kindred s cohesion of the Sˇubic´i, see Karbic´, The Sˇubic´i, pp. 439–444 and 453. It is worth noting that exactly the heraldic symbols (eagl s wings) were the trigger which provoked Lucius to start exploring genealogical connection of the Zrı´nyi of his time and the thirteenth and fourteenth century Sˇubic´i (Kurelac, »Prilog Ivana Luciusa-Lucˇic´a,« pp. 105–106. On Bribir as the main seat of the kindred and the importance in maintaining its cohesion see Karbic´, The Sˇubic´i, pp. 412–421 and 451–453. For a general discussion of the process of dissolution and Diaspora of Croatian noble kindreds during the Ottoman advance see Ivan Jurkovic´, The Fate of the Croatian Noble Families in the Face of Ottoman Advance (unpublished Ph.D. Thesis, Budapest: CEU, 2004).

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An additional reason why the Zrı´nyi of the Early Modern Age did not »remember« their heritage was also the fact that medieval kinship structure was rather different than that of their period. Moreover, as was already mentioned, even within the medieval period there were significant differences among different types of kinship structures. The basic form of kinship structure of nobility, the kindred itself (called in Latin genus or generatio, in Croatian pleme and in Hungarian nemzetse´g)37 was in the early period a bilaterally organised (cognatic) structure, while since that time it changed into a patrilinear (agnatic) structure. This change happened, as it seems, all over Europe, starting in the tenth century in Catalonia, France and Italy and spreading gradually towards East and North, reaching Croatia and Hungary in the twelfth century. However, this was not the end of changes and agnatic kindreds created by that change started to fall apart into individual families, leaving behind only weak memories, already from the fourteenth century. In Croatian case, the dissolution of kindreds went more slowly than in Hungary and medieval Slavonia, partly because of the fact that since the fourteenth century the area was frequently exposed to military and political instability in which belonging to wider kinship groups might be beneficiary and partly because of the Mediterranean character of its society, to end in the sixteenth century with their complete disintegration after the loss of their ancestral territories in the Ottoman conquests.38 Thus, few generations later, remembrance of medieval kinship structure was only very vague, enabling the noblemen of that period to start researching it from a fresh start or even to create more suitable past. In the case of the Zrı´nyi of the seventeenth century, counts and bans Nicholas and Peter, they were interested in their genealogy, partly gen37

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For more details on this kinship structure in medieval Croatia (in comparison with the situation in Hungary) see: Damir Karbic´, »Hrvatski plemic´ki rod i obicˇajno pravo. Pokusˇaj analize« [Croatian noble kindred and customary law. An attempt at its analysis], Zbornik Odsjeka za povijesne znanosti Zavoda za povijesne i drusˇtvene znanosti HAZU (further: Zbornik Odsjeka) 16 (1998), pp. 73– 117. This article is a translated and slightly modified version of my MA Thesis of the same title (written in English) defended at the Central European University in Budapest in 1994. The term pleme in itself created certain confusion among Croatian historians of the nineteenth and the first half of the twentieth century, because its modern meaning signifies tribe, while the term for kindred became another word, »rod.« Thus, the discussion frequently became even more complicated, but since it did not have greater influence on the discussion between Croatian and Hungarian historians about the origin of the Zrı´nyi (even though it had certain bearing on the discussion of the relationship between the counts of Bribir and the other Sˇubic´i within Croatian historiography), I shall here leave it out of discussion. For the description of the whole process in more details, see Karbic´, The Sˇubic´i, pp. 189–212. For transformation from bilinear kindreds of the Early Middle Ages to new agnatic structures in the West see Herlihy, Medieval Households, pp. 82–98.

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uinely, and partly because this interest was influenced by their political goals, as was demonstrated by Sa´ndor Bene and Miroslav Kurelac. As political goals of higher or lesser importance changed, thus changed also proposals of their heritage constructed mostly by their court historian Mark Forstall. Even before him, the first historian of that period who spoke about their ancestors and identified them with the Sˇubic´i »of Ostrovica« was George Rattkay in his book Memoria regum et banorum Dalmatiae, Croatiae et Slavoniae (published in 1652).39 Independently from Rattkay, on the basis of similarity of their coat-of-arms Lucius formulated the hypothesis that the Zrı´nyi descended from the Sˇubic´i of Bribir and mentioned it to Count Peter of Zrin when they met in Venice in 1654.40 At that time, Forstall was already working on his Stemmatographia mavortiae familiae comitum de Zrin (finished 1663– 1664) where he declined the connection between the Zrı´nyi and the Sˇubic´i and advocated thesis that the Zrı´nyi descended from »the kings of Goths, that is Slavs,« in particular of certain Ostrovius, and the bans of Bosnia. This hypothesis was in fact just a literary construct based on the twelfth-century historical work »Regnum Sclavorum« of the socalled Priest from Dioclea (which actually does not mention anything really connected with neither the Sˇubic´i nor, even less, the Zrı´nyi, since they still did not exist when it was written) and on the similarity of names of Ostrovius with Ostrovica,41 but it suited the interests of the Zrı´nyi in their resistance to the Habsburgs by proclaiming them as descendants of sovereign rulers.42 After Count Nicholas s death, from 1665 the situation changed and Count Peter became more and more interested in strengthening his connections with Venice. This influenced on the one side the interest in finding Roman ancestors, which Forstall had found among the Roman Sulpicii (to whom belonged emperor Galba), but also to his acceptance that they were identical with medieval Sˇubic´i (whose name was for that purpose corrupted into Subitii).43 However, it also brought him back into contact with Lucius, which 39 40 41

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Bene, Politika, p. 115. Kurelac, Prilog, pp. 105–106. The more usual name for Ostrovius is Ostroilo, but Forstall bend it to create greater similarity to the name of Ostrovica. However, Ostrovica was not an original seat of the Sˇubic´i. It was one of the castles held by Ban Paul in 1308, but it is not known when and how he got hold of it. It became the residence of Counts Paul and Gregory during the factional fighting among the Sˇubic´i in the late 1330s to become the ground of the later power of the Zrı´nyi by the exchange of 1347. For more details, see Karbic´, The Sˇubic´i, pp. 430–434. For more details on political plans of the Zrı´nyi and the place of Forstall s work in them, see Bene, Politika, pp. 117–120. Forstall was, in fact, using similar method as in the case of connecting Ostroilo (changed to Ostrovius) with Ostrovica.

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started a fruitful discussion regarding the origins of the Zrı´nyi. It is worth noting that political goals did not prevail over scholarly reasoning (in the first place because of the influence of Lucius, in that respect very scrupulous and critical historian and an enemy of genealogical fashions characteristic for court historiography of the time, even though he was sincere sympathizer of Ban Peter). Lucius never accepted the aforementioned equation of the Sulpitii and the Sˇubic´i, but helped Forstall in researching connections between the Zrı´nyi and them, as well as provided him with numerous data on Ban Paul and other members of his family and their political connections with Venice, royal court, papacy and other political factors of their times. In that respect, it is worth noting that Ban Peter mostly accepted his reasoning, but his tragic end in Wiener Neustadt did not allow us to see in which directions it would be used in political context.44 Another important issue, although rather different from the one discussed until now, is what was ideological use of genealogy or history in the case of the medieval Sˇubic´i, that is in the case of Ban Paul I, his brothers, sons and grandsons. The problem for that discussion is first and foremost that the sources at our disposal are mostly some kind of indirect sources, more mirroring the policy of Ban Paul and his successors than describing it. There is no chronicles done on their behalf and expressing their political views, as is the case with chronicles done on the behalf of the Angevin court or Venice. Even, there is no extant archive of Bribir or some other central institutions of Croatia of their times and most of the data at our disposal are in fact those coming from the archives of Venice, papacy or Dalmatian cities under the control of the Sˇubic´i or of Venice at that time (there is also a number of documents coming from the Angevin archives of Naples, published by the historians during the nineteenth and the twentieth century, originals of which were lost in the Second World War). Even though these sources are rather abundant, they are often misleading because of their point of view, focussing on the interests of their producers or recipients (Venice, papacy, cities) and not on the Sˇubic´i and issues of general and higher politics. Even the royal documents of Naples are of similar quality for the study of the Sˇubic´i. Thus, the picture we can reconstruct from them is rather peripheral. However, since the documents are abundant, something can be done on the reconstruction of the policy of Ban Paul I and his successors. It is evident that Ban Paul was skilful and rather cunning politician who utilized for his goals all possible means at his disposal. He played on 44

For more details, see Kurelac, Prilog, pp. 108–122; Bene, Politika, pp. 120–126 and id., A Zrı´nyiek, pp. 299–304.

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the card of supporting papacy against its secular enemies (including in that description the Venetians during the war of Ferrara) to the point that his son Mladen II openly stated that he is belonging to the parte guelpha. The Sˇubic´i tried to present themselves as Catholic rulers fighting heresy (in Bosnia), schism (in case of the Serbs), protecting Franciscans and other ecclesiastical structures, apparently even trying to promote a female member of the kindred, Ban Paul s sister Stanislava to sainthood. They kept good relations with military orders (both Templars and Hospitalers).45 In secular terms they developed an elaborate system of diplomacy and acquiring supporters by employing them into higher offices in territories under their control.46 They also continuously tried to present themselves as loyal royal agents. However, genealogy apparently did not play greater role in these schemes (with the exception of stressing the kinship connection with Queen Mary of Naples, but even that seem to be initiated by the Angevins and not by the Sˇubic´i). They concluded certain dynastic marriages, but they were apparently also founded in current political plans and not in order to receive some historical legitimation.47

Formation and Propagandistic Use of King Zvonimir s Legend Still, there was a point where use of historical tradition also played a role in their political propaganda. It is connected with two stories, that of King Zvonimir and that of the Pacta conventa. The first of them seems to be more connected and I would like to discuss here the possibility that the Sˇubic´i had influenced the establishment of the legend of the eleventh-century Croatian King Zvonimir as an archetype of the ideal Christian ruler in support of their policy, while the other probably evolved based on the memory of their period in the early Angevin period. The Sˇubic´i probably needed a specific legend similar to the legends of early medieval holy kings, which would then, in a way, sanctify their semi-independent position towards the crown. In order to explore this possibility I shall try to reconstruct the formation of his legend and, afterwards, I shall try to explain the reasons why, in my opinion, this story may be connected to the Sˇubic´i. The historical person of King Zvonimir apparently belonged to the cadet line of the Croatian royal dynasty, which was expelled from the Croatian kingdom during dynastic fighting at the beginning of the eleventh century, and settled in Hungary. Zvonimir married Helen, 45 46

For more details, see Karbic´, The Sˇubic´i, pp. 328–363. For more details, see Karbic´, The Sˇubic´i, pp. 249–299.

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daughter of the Hungarian king Be´la I, and sister of the later king Ladislas I. He became duke of Slavonia, and soon after, he also established contacts with his relative, the Croatian king Peter Kresˇimir IV, who appointed him Croatian ban (at that time most probably supreme commander of the northwestern border of Croatia, as well as the king s deputy). After the king s death and resignation of the king s nephew Stephen (later King Stephen II), Zvonimir became king of Croatia in 1075. As such, he swore allegiance to Pope Gregory VII, and was crowned king of Croatia and Dalmatia (annihilating in this way the former Byzantine theoretical sovereignty over Dalmatia). During his reign he supported the pope during the Investiture struggle, participated in southern Italian Norman campaigns against Byzantium, and supported church reform in Croatia and Dalmatia. King Zvonimir s death in 1089 opened a new period of dynastic struggles between different pretenders, since his son Radovan died before him. These ended with the acceptance of Queen Helen s nephew, the Hungarian king Coloman, as king of Croatia in 1102, and the union of Croatia with Hungary.48 Although Zvonimir was not the last king of independent Croatia (he was followed by Kings Stephen II, lmos, Peter, and probably also Slavac), he was remembered as such by later tradition. This was probably highly influenced by Zvonimir s attitude toward the church. In the first half of the twelfth century he was still frequently used as a point of reference for several donations to the church.49 In spite of that, it seems that his tradition was not very strong during the twelfth and the thirteenth centuries. His support for church reform, as well as events in Croatia after his death, were reported in the chronicle written by Thomas, the archdeacon of Split in the 1260s,50 but only the turn of the century led to the new revival of Zvonimir s popularity and the creation of his legend. 47 48

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For more details, see Karbic´, The Sˇubic´i, pp. 161–167. For the historical Zvonimir, see Ivo Goldstein: Hrvatski rani srednji vijek [Croatian Early Middle Ages]. Zagreb: Novi Liber-Zavod za hrvatsku povijest 1995, pp. 372–454. For the problem of King Zvonimir s legend, see especially the article of Ivo Goldstein: »Kako, kada i zasˇto je nastala legenda o nasilnoj smrti kralja Zvonimira? (Prinos proucˇavanju mehanizma nastajanja legendi u hrvatskom srednjovjekovnom drusˇtvu)« [How, when, and why did the legend of King Zvonimir s violent death come about? (A contribution to the study of the mechanism of creation of legends in Croatian medieval society)]. In: Radovi Instituta za hrvatsku povijest 17 (1984), pp. 35–54, and a volume edited by the same historian: Zvonimir kralj hrvatski. Zbornik radova [Zvonimir, a king of Croatia. A collection of papers]. Zagreb: HAZU-Zavod za hrvatsku povijest, 1997. CD 2, doc. 100, p. 106; CD 2, doc. 208, p. 221; CD 2, doc. 210, pp. 225–226; CD 2, doc. 277, pp. 293–294; CD 2, doc. 331, p. 358; CD 3, doc. 81, p. 100; CD 3, doc. 323, p. 348–350. Thomas, chap. 16–17, pp. 88–93.

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There are several legendary accounts about King Zvonimir s death. It seems that the oldest is one from the beginning of the fourteenth century, most probably originating in Split or Trogir. In this very fragmentary version (generally with confused chronology) events are placed in 1092 when the king of the Franks and a Hungarian king Andrew were preparing a crusade. King Andrew proposed to King Zvonimir that he join them. Zvonimir accepted this proposal with enthusiasm and ordered the Croats to convene in the valley of Petrovo polje (the karst situated to the south of Knin, east of Bribir, and north of Sˇibenik) within three months. The king personally attended the meeting. The Croats tried to avoid participation in the crusade, but the king remained firm and tried to encourage them. Seeing that the king would not give up the idea of the crusade, some of the men plotted against the king, attacked him, and wounded him mortally. Zvonimir did not die immediately, but before his death he made a will in which he adopted the Hungarian king Andrew and proclaimed him his successor, since he did not have a son, but only two daughters. He ordered King Andrew to avenge him and appointed as guardian of his daughters a certain George Snacˇic´. Zvonimir made also some other legacies, but they were not listed in the source. After that, he died and was buried in the monastery of St. Mary in Bribir in the bishopric of St. Mary. The source continues with the description of Andrew s crusade (described as successful) and the crusade of the French king Philip (actually inspired by the Egyptian crusade of St. Louis), and afterwards explains events leading to the coming of Coloman to the Croatian throne.51 Another important version of King Zvonimir s legend is recorded in its Croatian version from the fifteenth century. The story itself was most probably made during the reign of King Louis I the Great in the second half of the fourteenth century. This version is much more detailed and Zvonimir s figure much more elaborated. King Zvonimir is described as the ideal Christian king and his epoch as an golden age. The basic plot remains the same, but there are certain differences. The year recorded in this version is 1079, but this is most probably due to the differences between the Glagolithic and Cyrillic way of noting dates; thus, it should be 1089, which is actually the correct date of the death of the historical Zvonimir. The invitation to the crusade was this time sent by the pope and Holy Roman Emperor. The king did not convene the army, but held a diet with barons and nobles, this 51

Miroslav Kurelac: Povijesni zapis nazvan »Anonimna kronika« u rukopisu Naucˇne biblioteke u Zadru [A historical note called »Anonymous chronicle« in a manuscript of the Scientific library of Zadar]. In: Historijski zbornik 23–24 (1970–71), pp. 363–374.

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Damir Karbic´

time in Kosovo valley near Knin, in order to read them the pope s and emperor s letters, and to invoke their enthusiasm for the cause. In spite of that, the crowd did not want to go to the crusade, and what was even worse, attacked the king and killed him »as the Jews killed Christ.« Before he died, King Zvonimir cursed the Croats: his curse was that they should never have »a lord of their language« after him. As the consequence of this event, the Hungarian king Be´la came, avenged Zvonimir, conquered Croatia and became the Croatian king.52 Besides these two versions of the legend, there is also an epitaph of the king inserted in another version of the legend, but this version seems quite learned and it is very hard to establish the date when it was recorded. According to this narrative Zvonimir is buried in Knin, and an epitaph was placed at his grave. Contrary to this version, the epitaph can be dated to the fourteenth century, since it shows remarkable similarities to the epitaph placed on the grave of Count Mladen III.53 It is possible that both epitaphs were written by the same author, most probably a clergymen from Trogir or Split. After the fourteenth century, there emerged also some other versions, but I shall leave them out of the discussion, because they do not contribute to the possible connection between Zvonimir s cult and the Sˇubic´i. There are several reasons why I am assuming that Zvonimir s cult was used as a model of ruler and an element in their »propaganda« by the Sˇubic´i. Unfortunately, data directly pointing to this are quite scarce, but there is some circumstantial evidence. The first piece of evidence is presented by fragments of an inscription dated in 1405. The inscription was found in two groups of fragments, some found during the archaeological excavations of the former Franciscan convent of St. Mary in Bribir, and some as spolia in the parish church of St. Anthony the Abbot in Ostrovica, a village in the immediate neighbourhood of Bribir.54 The church of St. Anthony was built after the expulsion of the Ottomans at the beginning of the eighteenth century. The text of the inscription cannot be reconstructed, but King Zvonimir s name is clearly visible on the largest of the fragments.55 Although the inscription is later than Ban Paul s time, the

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Ferdo Sˇisˇic´: O smrti hrvatskoga kralja Zvonimira [Regarding the death of the Croatian king Zvonimir]. In: Vjesnik Hrvatskog arheolosˇkog drusˇtva N. S. 8 (1905), pp. 1–29. Josip Bratulic´, »Legenda o kralju Zvonimiru« [King Zvonimir s legend], in Goldstein (ed.), Zvonimir, pp. 235–240. Bibliotheca Marciana (Venice), Manuscripts, Legacy of Giuseppe Praga (sign.: Cod. Marc. It. VI, 507 /=12301/, Praga III, no. 15–16). … firma quorum rex Zonemer … A good photograph of this fragment of the inscription is published in: Vedrana Delonga and Toncˇi Buric´. Ostrovica kod

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connection of the inscription with him can be supported by a Latin note, found by the Zaratin historian Giuseppe Praga, stating that Ban Paul had made a memorial slab to King Zvonimir in the church of St. Mary. But this short note cannot be dated, nor its provenience established.56 Thus, it is possible that the extant inscription might have been modelled upon this older one, during some rebuilding or refurbishing of the church. The second piece of evidence is the letter of Ban Paul and his brother George to Pope Boniface VIII, asking for papal adjudication in the succession crisis after the extinction of the rpa´ds, in which he stated that Croatia had been a fief of the Holy See since the time of King Zvonimir, and thus nobody could be king in it if he were not confirmed by the pope. He also pointed to the fact that St. Stephen had received the crown from Rome, showing that thus the king of Hungary also needed to be confirmed by the pope. Zvonimir was there clearly used as a means of political propaganda. Unfortunately, the letter is not preserved in the original, but in an extensive summary in one eighteenth-century historical treatise. Still, its contents seem authentic.57 The third piece of evidence for this issue may be the fact that the earliest extant version of the legend mentions St. Mary s church in Bribir as King Zvonimir s burial place, as well as a locality near Bribir as the place of his death. This is quite an anachronism, and could hardly have been invented at any other moment than when the Sˇubic´i were at their peak. Prior to that period Bribir did not play any particular role: it was a seat of the county, like many others, just as it was to be at a later date after the period in question. An additional reason why I am inclined to see a connection between the Sˇubic´i and King Zvonimir is more speculative and is based on historical circumstances. The earliest version fits into the period of their power, simultaneous with the fall of Acre and revived interest in crusading, which is present in every Zvonimir s legend. It is also worth mentioning that in this version of the legend, Zvonimir apparently left Croatia to King Andrew as a crusader, and not as a relative, although

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Bribira [Ostrovica near Bribir] (Split: Muzej hrvatskih arheolosˇkih spomenika, 1998), p. 16. Notandum quod Paulus banus in Berberio in ecclesia S[anctae] M[ariae] poni fecit inscriptionem pro Zvonimiro rege (Legacy of G. Praga, no. 18); since Praga was mostly working in the Historical archive in Zadar and Bibliotheca Parravia (today the core of the Scientific Library in Zadar) there is a possibility that this note still may be found, but up to now I have not succeeded in doing so. Adam Balthasar Krcˇelic´ [Kerchelich]: Historiarum cathedralis ecclesiae Zagrabiensis partis primae tomus primus. Zagreb: Rainer-Zerauscheg-Jandera s. d., pp. 97–99.

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he had daughters. Since the whole account is only a fragment of a presumably larger work, it remains a possibility that some direct connection between them and Zvonimir had been established, especially since Bribir is mentioned as his supposed burial place. As far as is known, the Sˇubic´i never claimed a royal relationship, as some other noble kindreds did (especially the Karinjani in the 1360s),58 but this may be due to the lack of sources. It seems that the initiative for promoting King Zvonimir s cult had a great effect in semi-popular tradition. In the second half of the fourteenth century, Zvonimir apparently became a part of the ideology of the lesser nobility in Croatia and he was referred to at diets.59 At that time the second version of the legend was formulated, and it was apparently modelled on the fate of Count Mladen III (himself a popular figure in the tradition of the areas surrounding his main seat, the castle of Klis, well into the early modern period). Although Mladen III never succeeded in regaining the level of authority his grandfather Ban Paul and his uncle Ban Mladen II had, his personal efforts in the direction of restoring their power promoted him to the rank of the king s most dangerous and most decisive opponent in Croatia. He was, actually, the first among the Sˇubic´i who was openly rebellious and who was trying to become really independent from the king. He apparently had a kind of personal charisma commanding great sympathies among his followers. His biography also contributed to that. He succeeded his father rather young and in quite unfavourable circumstances, but he succeeded in keeping his dominion. He mostly succeeded in defeating his Croatian opponents, and till the very end continued to fight against the king.60 According to a letter of the prior of the Hospitallers of Vrana, he was about to receive promotion to the previously non-existent title of marchio Sclavonie from the Venetian doge and to start an offensive 58

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For more details, see Ivan Majnaric´: Rod Karinjana krajem XIV. i tijekom prve polovice XV. stopljec´a [The Karinjani Kindred at the End of the Fourteenth and during the First Half of the Fifteenth Century]. In: Zbornik Odsjeka za povijesne znanosti Zavoda za povijesne i drusˇtvene znanosti HAZU 25 (2007), pp. 25–37. Damir Karbic´, »Defining,« pp. 523–524. Up to now, historians, based on the erroneously interpreted peace treaty between Count Nelipac and the counts of Bribir from 1336, considered the former as the most powerful magnate and the king s opponent in Croatia in the second quarter of the fourteenth century. See for example Dane Gruber: Nelipic´, knez cetinski i kninski [Nelipic, count of Cetina and Knin]. Zagreb: Narodne novine, 1886, pp. 39–40 and Klaic´, Bribirski knezovi, str. 147, from which this attitude is taken over by later authors. The original document extant within the legacy of Lucius (KASp, Lucius, vol. 542, fol. 327–328 ; AHAZU, vol. 4, pp. 25–28) does not leave any doubt that the winning side in the conflict were Mladen III and his supporters and that Nelipac was seriously defeated. With that victory Mladen fully regained its supremacy over other Croatian magnates.

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against royal forces in Croatia.61 This plan was never realized, since he died of the plague at the age of some 35 years during the final negotiations with Venetians in Trogir in 1348.62 His sudden death might have seemed to contemporaries to be a result of divine punishment. Since he was not seen as a sinner personally, it is quite probable that contemporaries tried to see it as a result of greater divine justice. Thus, »the curse of King Zvonimir« that Croats would never have a »lord of their own language« apparently was inspired by Count Mladen s death, since no other Croatian lord ever reached so elevated and independent status, or had such transparent claims to it.

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CD 11, doc. 337, pp. 444–445; Lelja Dobronic´: Vitesˇki redovi. Templari i Ivanovci u Hrvatskoj [The knightly orders. The Templars and Hospitallers in Croatia]. Zagreb: Krsˇc´anska sadasˇnjost 1984, p. 116. The older historiography erroneously maintained that Mladen was ill at that time and that he came to Trogir because of some medical treatment. See Klaic´, Bribirski knezovi, p. 168; Dane Gruber, »Vojevanje Ljudevita I. u Dalmaciji s hrvatskim velmozˇami i s Mlecˇanima i t. d. (1342–1348.)« [Struggle of Louis I with Croatian lords and the Venetians in Dalmatia (1342–1348)], Izvjesˇc´e kralj. velike gimnazije u Pozˇegi koncem sˇkolske godine 1887./88. (1888), pp. 94. In that way the impression of his impotence and unimportance in Croatian politics of that time was even more strengthened.

No´ra G. Etnyi

Die beiden Zrı´nyis in der deutschsprachigen Flugschriftenliteratur des 16. und 17. Jahrhunderts

Auf einem im Jahre 1663 in Augsburg publizierten Flugblatt wurde der in ungarischer Adelstracht gekleidete Nikolaus Zrı´nyi mit gezu¨cktem Schwert in der Hand auf einem springenden Pferd dargestellt.1 Zu beiden Seiten des Bildes waren die Verse eines ihn anpreisenden, ußerst niveauvollen Lobgedichtes zu lesen. Mit guter Feder zog der Poet eine Parallele zwischen Zrı´nyi und den alttestamentlichen Gestalten Josua und Gideon, dem Erretter der Makkaber. An antiken Vorbildern hob er Julius Caesar, Pompeius, Octavian und Alexander den Großen hervor. Zrı´nyis ruhmreiche Taten erinnerten den Autor an die herausragenden Gestalten der ju¨ngeren Vergangenheit wie Tilly, Pappenheim und Gustav Adolf. Dieses durch die vielen Beispiele etwas u¨berladene Gedicht imponiert nicht allein durch das hohe Bildungsniveau des Autors, sondern auch durch seine Unvoreingenommenheit. Er fu¨hrte dem Leser große Konkurrenten vor Augen. Konfessionelle Bedenken beeinflussten ihn nicht bei der Auswahl der Parallelgestalten, unter denen er nicht nur ausgezeichnete Soldaten und Feldherren, sondern auch wichtige politische Akteure und Herrscher nannte. In der zweiten Gedichthlfte zitierte er als maßgebliches Vorbild der Familie Zrı´nyi die Tat des »alten« Nikolaus Zrı´nyi immerwhrenden Gedenkens herbei. Dieser habe Szigetva´r bis zum letzten Blutstropfen verteidigt, als die Tu¨rken wegen der Su¨nden der Christen Mord, Raub und Brand begangen htten. Nun kmpfe aber der neue Nikolaus Zrı´nyi mit gleichem Erfolg und Glu¨ck gegen die Tu¨rken und es bestehe Hoffnung, dass der neuer-

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Das Exemplar: Ungarische Nationalbibliothek Sze´che´nyi, Budapest, App. M. 481. »Warhafftige und Eigendliche Bildnuss dess Hochgebornen Herrn, Herrn Niclas Grafen von Serin, Ihr Kays. May. Camer-Herr, in Croatien, Ober-Hauptmann, und der Ungarischen Vo¨lcker wider die Tu¨rcken Obristen Generals.« Gizella Cennerne´ Wilhelmb: A Zrı´nyi-csala´d ikonogra´fia´ja [Die Ikonographie der Familie Zrı´nyi]. Budapest 1997, S. 127. D 58. John Roger Paas: The German political Broasdsheet 1600–1700. Volume 9. 1662–1670. Wiesbaden 2007, S. 138. P-2679. Diese Publikation wurde im Rahmen eines OTKA-Projektes (Ungarischer Fo¨rderungsfonds fu¨r die wissenschaftliche Forschung), Projektnummer F 046270, eines Eo¨tvo¨s Stipendiums und eines Kuno Klebelsberg Stipendiums vorbereitet.

Die beiden Zrı´nyis in der deutschsprachigen Flugschriftenliteratur

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liche Krieg mit einem gu¨nstigen Frieden zum Abschluss gebracht werden ko¨nne. Zwei Zeilen unter dem Gedicht erluterten das Leben des Familienvorbilds nher: Das altehrwu¨rdige grfliche Haus Zrı´nyi sei schon seit lngerem das Bollwerk der Christenheit gewesen. Nach der großen unglu¨cklichen Schlacht, in der auch Ko¨nig Ludwig II. ums Leben gekommen sei, habe der alte Zrı´nyi erfolgreich die Verteidigung an der Raab organisiert und zahlreiche Angriffe des tu¨rkischen »Bluthundes« zuru¨ckgeschlagen. Nach der Schilderung der vergangenen Ereignisse, die nicht ganz frei von geographischen und chronologischen Irrtu¨mern ist – z. B. wird die Schlacht bei Moha´cs auf 1523 datiert – wurden die Taten des neuen Zrı´nyi ausfu¨hrlich dargestellt und durch Hintergrundinformationen ergnzt: Sein Lieblingspferd heiße Jonas, er habe die Ko¨pfe von hingerichteten Tu¨rken rund um sein Schloss zur Schau gestellt, er halte u¨ber 500 beru¨hmte Tu¨rken in seinem Schloss gefangen und habe sogar eine beru¨hmte tu¨rkische Dame gefangen genommen, fu¨r die er ein Lo¨segeld in Ho¨he von 60.000 Taler erhalten habe. Neben diesen romanhaften Einzelheiten kam der Autor auch auf die altehrwu¨rdige Familienburg an der Mur zu sprechen und wusste zu berichten, dass Zrı´nyi auch eine neue, mit hohen Mauern befestigte und von Su¨mpfen umgebene Burg, die sog. Zrı´nyi-Neuburg errichtet habe. Der Verleger, Elias Wellho¨ffer, prsentierte diese informative, das Geschlecht Zrı´nyi anpreisende Flugschrift mit vollem Stolz, die man ¨ berschrift am Liebfrauentor in Augsburg erhalten konnte. Oblaut U wohl das Flugblatt nicht unmittelbar mit einem konkreten Ereignis in Verbindung gebracht werden kann, verrt schon allein der Titel ziemlich viel, indem er von Zrı´nyis Wu¨rden nicht nur die Titel »Kaiserlicher Kmmerer« und »Kroatischer Ban« nannte, sondern auch ihn als den Obersten General (Obristen General) der gegen die Tu¨rken vorru¨ckenden ungarischen Heere vorstellte. Dies wie auch der Hinweis auf Zrı´nyis Wahl am 17. September 1663 spricht dafu¨r, dass der Autor gut informiert war.2 Elias Welho¨ffer vero¨ffentlichte whrend des Krieges 1663–64 zahlreiche Flugbltter und gedruckte Nachrichtenbltter zu den ungarischen Ereignissen. Die Angaben zu der besprochenen, Zrı´nyi anpreisenden Vero¨ffentlichung wird er von einem der Flugbltter des Nu¨rnberger Verlegers Johann Hoffmann genommen haben. Darauf ¨ bereinstimmungen zwischen den Texten weisen die buchstblichen U der beiden Vero¨ffentlichungen hin. Der Nu¨rnberger Verleger hat – dank des beru¨hmten Kupferstechers Lucas Schnitzer – Zrı´nyis Resi2

Ge´za Pa´lffy: Zrı´nyi Miklo´s hadimustra´ja a Vas megyei Vat mellett 1663. szeptember 17-e´n [Nikolaus Zrı´nyis Heeresschau bei Vat 1663]. In: To¨rte´nelmi Szemle XLIX (2007), S. 263–288.

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No´ra G. Etnyi

denz in Csa´ktornya auch auf einem Kupferstich dargestellt. Hier waren die aufgesteckten tu¨rkischen Ko¨pfe und eine von einem Militringenieur angefertigte Zeichnung u¨ber die im Bau befindliche Zrı´nyi-Neuburg zu sehen.3 Unter Verwendung dieser beiden Flugbltter vero¨ffentlichte der Augsburger Verleger Antoni Hannas ein Flugblatt, auf dem er den Grundriss der Burg von Csa´ktornya und Zrı´nyis Reiterportrait aufeinander projizierte.4 Der kurze, nur sechszeilige Text pries Zrı´nyi an und unterstrich die Bedeutung der Errichtung von Zrı´nyi-Neuburg. Zrı´nyis Burgbau lo¨ste mitten in der Friedenszeit ein breites Echo in der ¨ ffentlichkeit aus; von Seiten der Hohen Pforte wurde sie als FriedensO bruch betrachtet.5 Von dieser auf Flugblttern als mchtig und stark dargestellten Burg war allgemein bekannt, dass die Hohe Pforte die Schleifung dieser Festung zur Bedingung des Friedensschlusses machte.6 Das in Frankfurt am Main herausgebrachte Diarium Europaeum, ¨ berschau der europischen Ereignisse das im Halbjahreszyklus eine U und dazu wichtige Hintergrundkenntnisse bot, teilte schon 1661 Zrı´nyis Bu¨stenbild und im Hintergrund eine Zeichnung dieser im Bau befindlichen Burg mit. Whrend das Zielpublikum des Diarium die gebildete politische und kulturelle Elite war, wollte man mit den Flugblttern die ¨ ffentlichkeit u¨ber wichtige Ereignisse und maßgebliche Perbreitere O so¨nlichkeiten informieren. Der Intention nach sollten sie Interesse erwecken, leicht merkbare Informationen vermitteln und nicht zuletzt die o¨ffentliche Meinung beeinflussen. Noch vor seinem erfolgreichen Winterfeldzug wurde der Dichter und Feldherr Zrı´nyi – dank der Zrı´nyiNeuburg und dank seiner Kriegserfolge im August und im November 3

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¨ sterreichische Natonalbibliothek (O ¨ NB) FlugschrifApp. M 342. Eine Version: O tensammlung (Flu) 1663/5. Warhafft- und eigentlich Geometrischer Grund-Riss, des alten Grflichen Haus Serin War, und der hernach neuerbauten Vestung Serin-War u¨ber der Traba liegend in Sclavonien nach der Scala durch einen Inschiener in Grundriss gebracht. Berlin YA 9400m 1663. VD 17 1: 6204357. P-2670. Varianten: Paas (wie Anm. 1) P-2668. P-2669. P-2671. P-2672. App. M. 486. Magyar Nemzeti Mu´zeum To¨rte´nelmi Ke´pcsarnok (MNM TKCs) [Ungarisches Nationalmuseum, Historisches Bildarchiv] 10.340. P-2600. Wolfgang Harms: Die deutschen illustrierten Flugbltter. II. Historica. Tu¨bingen ¨ NB Flu 1663/4. »Recht-eigentlicher Abriss und Bildung der 1989, S. 355. 610.o. O neu-aufgebauten Ungarischen Vestung Neu-Serin, sampt derp Schanzen, und wie solche von der Tu¨rcken albereit angefochten: mit […] Abbildung der Vestung Clausenburg.« Magyar e´s magyar vonatkoza´su´ ro¨plapok, u´jsa´glapok, ro¨piratok az Orsza´gos Sze´che´nyi Ko¨nyvta´rban 1480–1718 [Ungarn und Ungarn betreffende Flugbltter, Flugschriften und Zeitungen in der Nationalbibliothek Budapest]. Hg. von Ilona Hubay. Budapest 1948, Nr. 623; Universittsbibliothek Mu¨nchen (UBM) 4 Hist. 4017/3; »Relation Von Wiederkunft des Kyserl: Abgesandters H. Barons de Goys, aus dem Tu¨rckischen Lager und zweyter Niderlage der Tu¨rcken in Croatien, durch beyde H. H. Grafen von Hohenloh und Serini mit Gott, verrichtet M. December. A. 1663.«

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16637 – auf zahlreichen, an o¨ffentlichen Pltzen ausgehngten Flugschriften dargestellt. Die Parallele zwischen den beiden Zrı´nyis war in den Berichten bereits vor dem Winterfeldzug prsent. Wohl noch im Jahre 1663 wurde ein Lobgedicht vero¨ffentlicht, in dem beide Zrı´nyis angepriesen wurden.8 Auf dem Titelblatt ist Zrı´nyi mit charakteristischen Gesichtszu¨gen, in ungarischer Adelstracht auf einem springenden Pferd abgebildet. Neu dabei ist, dass man zum Bild zwei allgemeinverstndliche und leicht merkbare Gedichte prsentierte. Das in Zrı´nyis Mund gelegte Lied (»geistliches Lied«) bringt zwar wenig Konkretes, aber der tapfer kmpfende Zrı´nyi gelobte im Namen Gottes, dass er zum Gedenken an den ruhmreichen Tod seines Großvaters und an die Verteidigung von Szigetva´r die Macht der Tu¨rken brechen werde. Hierzu erbat er die Hilfe des Heiligen Ro¨mischen Reiches.9 Das zweite Gedicht besteht aus einem Gesprch Zrı´nyis mit dem Großvezir, in dem 7

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UBM 4 Hist 4015/9 »Herrliche Victori, und Schreiben von Seiner Excell. Herrn Grafen Niclas von Serin, de dato den 28. Novemb. 1663. Wie er mit wenigem Volck, durch sonderbare Schickung Gottes, die Tartarn umb Tu¨rcken geschlagen, geschehen an der muhr bey Canischa.« App. H. 864. »Ein gantz Wahrhafftes Copey-schreiben an Ihre Kays. May. Dess theuren Helden Graf Niclas von Serin, de dato den 29. Nov. von seiner durch Gott ganz wunderbarlich erhaltenen Victori, ein Tag zuvor nemblich, den 28. Novemb. 1663.« Mo´nika Imregh: Francesco Moneta Ro´ma´ban kiadott besza´molo´ja Zrı´nyi Miklo´s 1663–64-i csata´iro´l [In Rom publizierter Bericht von Francesco Moneta u¨ber die Schlachten von Nicolaus Zrinyi in den Jahren 1663/1664]. La´szlo´ Sztano´: Olasz besza´molo´ Zrı´nyi Miklo´s 1663. november 27-e´n vı´vott Mura menti csata´ja´ro´l [Italianischer Bericht u¨ber Nicolaus Zrı´nyis Schlacht neben dem Muhr am 27. November 1663]. Eleono´ra Peta´k: Illusztra´lt velencei ro¨plap Zrı´nyi Pe´ter 1663. okto´ber 16-i csata´ja´ro´l [Venezisches Flugblatt u¨ber die Schlacht von Peter Zrı´nyi im 16. Oktober 1663]. In: Hadto¨rte´nelmi Ko¨zleme´nyek 98 (1985), S. 660–675, 676–681, 682–689. Katalin Pe´ter: Zrı´nyi Miklo´s angol rajongo´i [Englische Schwrmer fu¨r Zrı´nyi]. In: Angol e´letrajz Zrı´nyi Miklo´sro´l. London, 1664. Hg. von Sa´ndor Iva´n Kova´cs. Budapest 1987 (Zrı´nyi-ko¨nyvta´r II.), S. 27–63; Gyo¨rgy Go¨mo¨ri: Adale´kok az 1663–64-es angliai Zrı´nyi-kultusz to¨rte´nete´hez [Ergnzungen zur Geschichte des Zrinyi-Kultus in England in den Jahren 1663/1664]. In: Zrı´nyi-dolgozatok. V. Hg. von Sa´ndor Iva´n Kova´cs. Budapest 1988, S. 65–96. Peter Broucek: Tu¨rkenjahr 1663 und Niedero¨sterreich. In: Jahrbuch fu¨r Landeskunde von Niedero¨sterreich. Neue Folge 1974, S. 179–208. Sa´ndor Apponyi: Hungarica. Magyar vonatkoza´su´ ku¨lfo¨ldi nyomtatva´nyok (= App. H.). I–II. Budapest 1900–1902; Ders.: Hungarica Ungarn betreffende im Auslande gedruckte Bu¨cher und Flugschriften. III–IV. Neue Sammlung. I–II. Besorgt von L. De´zsi. Mu¨nchen 1926–1927. (Im Folgenden: App.) App. H. 936. »Von Grafen Serin, wie er bisz an sein End wider die Tu¨rcken ritterlich streiten wolle. Item ein Gesprch dem tapfferen Helden, und dem Tu¨rckischen Blut-Hund Primo Vezier, wie er der Christenheit trauen thut, hinwiderumb wie ihme der Graf von Serin antwortet…« Senol Ozyu¨rt: Die Tu¨rkenlieder und das Tu¨rkenbild in der deutschen Volksu¨berlieferung von 16. bis zum 20. Jahrhundert. Mu¨nchen 1972, S. 216–220, 253–255. Meike Hollenbeck: Die Tu¨rkenpublizistik im 17. Jahrhundert – Spiegel der Ver¨ sterreichische Geschichtshltnisse im Reich? In: Mitteilungen des Instituts fu¨r O

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u¨ber zahlreiche unterhaltsame Einzelheiten hinaus die Entschlossenheit und die Erfolge der Christen herausgestellt werden. Die traditionell als Bollwerk der Christenheit prsentierten Zrı´nyiGu¨ter und Burgen verliehen auch der im Bau befindlichen Zrı´nyi-Neuburg Legitimitt. Der Augsburger Antoni Hannas, der auffllig viele Zrı´nyi-Publikationen verlegte, brachte bereits 1661 einen Druck heraus, in dem die Parallele zwischen den beiden Zrı´nyis auftauchte.10 Der gereimte Bericht bot eine Zusammenfassung zum tu¨rkischen Vorstoß in Siebenbu¨rgen, die aufflligerweise mit dem Melodiehinweis »In dess Graf Niclas von Serin Melodey zu singen« versehen war. Dieses Gedicht, das den Kampf des Fu¨rsten Ja´nos Keme´ny gegen die Tu¨rken thematisierte, weist ¨ bereinstimmungen mit einem zum ersten Mal 1618 verbuchstbliche U ¨offentlichten und 1625 erneut aufgelegten Loblied auf Nikolaus Zrı´nyi d. .11 Der Autor ging unter den Kriegsereignissen des Jahres 1661 auch auf die Zrı´nyi-Neuburg ein, deren Bedeutung er fu¨r die Abwehr der aus der tu¨rkischen Burg Kanizsa ausgehenden Angriffe betonte.12

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forschung 107 (1999), S. 111–130. Jutta Schumann: Das politisch-militrische Flugblatt in der zweiten Hlfte des 17. Jahrhunderts als Nachrichtenmedium und Propagandamittel. In: Das illustrierte Flugblatt in der Kultur der Fru¨hen Neuzeit. Hrsg. v. Wolfgang Harms, Michael Schilling. Frankfurt am Main 1998 ¨ ffentlichkeit der Entschei(Mikrokosmos 50), S. 226–258. No´ra G. Ete´nyi: Die O dungstrger. Der Reichstag zu Regensburg im Spiegel der Nu¨rnberger Gesandtenberichte in den Jahren 1663–1664. In: Collegium Hungaricum-Studien. Band 1. Hg. von Ga´bor Ujva´ry und Do´ra Kerekes. Wien 2002, S. 99–156. Magyar e´s magyar vonatkoza´su´ ro¨plapok (wie Anm. 6), Nr. 600a. Xerokopie vom Original der Deutschen Staatsbibliothek, Berlin »Siebenbu¨rgische und Tu¨rckische Newe Zeytung, oder glaubhafftige Relation, Was sich biss anhero zwischen der Ro¨mischen Kayserlichen und Tu¨rckischen Armee begeben und zugetragen. Darinn vermeldet wird, wie jmmerlich der Tu¨rck viel tausent Christen welchgefu¨hrt, und wie die Christen hinwider einen sattlichen Sieg wider die Tu¨rcken erhalten. In dess Graf Niclas von Serin Melodey zu singen. Die ander Zeitung Wie die Tyrannische Tu¨rcken in Siebenbu¨rgen mit den Christen hausen, mit Alt und Jungen Leuten… schden…« Ausgpurg, bey Marx Antoni Hannas. Be´la Leffler: Magyar vonatkoza´su´ ne´met ne´pe´nekek 1556–1697 [Deutsche Volkslieder mit Ungarnthematik]. In: Sza´zadok XLV (1911), S. 424–425. App. H. 741. »Ein scho¨n Lied, von Graffen Nicolaus von Serin. Gedruckt zu Freybergk, bey Georg Hoffman Anno 1618.« ´ jva´r e´s az istenek [Neu-Serinwar und die Go¨tter]. In: Katalin S. Ne´meth: Zrı´nyi-U Irodalomto¨rte´neti Ko¨zleme´nyek 93 (1989), S. 568–570. Ga´bor Hausner, Lajos Ne´gyesi, Ferenc Papp: »Juhakol a szo˝lo˝hegyen« [»Schafstall im Weinberg«]. Kı´se´rlet ´ jva´r helyzete´nek meghata´roza´sa´ra [Experiment zur Determination der Zrı´nyi-U Postition des Neu-Serinwar]. In: Hadto¨rte´nelmi Ko¨zleme´nyek 118 (2005), ´ jva´r e´s ostroma Jacob S. 842–853. Gyo¨rgy Domokos, Ga´bor Hausner: Zrı´nyi-U von Holst helyszı´nrajza tu¨kre´ben [Belagerung Neu-Serinwarw im Spiegel des Plans von Jacob von Holst]. In: Portre´ e´s ima´zs [Portrait und Image]. Politikai propaganda e´s reprezenta´cio´ a kora u´jkorban [Politische Propaganda und Reprsentation in der Fru¨hen Neuzeit]. Hg. von No´ra G. Ete´nyi und Ildiko´ Horn. Budapest 2008, S. 241–264.

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Der whrend der Tu¨rkenkriege der Jahre 1663/64 um die Familie Zrı´nyi entfaltete Kult wurde von modernen Propagandabestrebungen und von lebendigen Traditionen getragen. Fu¨r das Fortleben der Traditionen war entscheidend, dass die Belagerung von Szigetva´r durch die Tu¨rken im Jahre 1566 und der Opfertod des alten Zrı´nyi im spten 16. Jahrhundert eine bisher noch nie da gewesene, vielfltige und moderne Propagandattigkeit hervorriefen. Fu¨r die Effektivitt dieser Propaganda sind mehrere Faktoren zu nennen. Wichtig vor allem war, dass sich die Berichterstattung grundstzlich nderte, indem man die Ereignisse nicht erst nach dem Abschluss der Kriegshandlungen, zusammenfassend mitteilte, sondern schon gleichzeitig mit der Belagerung u¨ber den tu¨rkischen Feldzug des Jahres 1566 die Reichso¨ffentlichkeit informierte. Der Informationsaustausch war nicht zuletzt durch die Anwesenheit von Reichstruppen in Ungarn, insbesondere durch das kaiserliche Lager bei Gyo¨r begu¨nstigt. Der Augsburger Verleger Hans Zimmermann brachte zwischen dem 8. und 11. September einen Einzeldruck mit Nachrichten aus den kaiserlichen Heereslagern zwischen ¨ ber die Belagerung von Gyula verGyo¨r und Koma´rom heraus.13 U o¨ffentlichte er einen zustzlichen Bericht.14 Die stndig wachsende Bedeutung von Reprsentation und Propaganda wird auch Kaiser Maximilian II. gesehen haben. Sowohl der kaiserliche Hof als auch die Reichsstnde waren wegen der Tu¨rkenhilfe ¨ ffentlichkeit u¨ber die tu¨rkischen daran interessiert, dass die breite O Angriffe und u¨ber die Gro¨ße der Gefahr unterrichtet wurde.15 Der Nu¨rnberger Prediger Wolfgang Schmaeltz von St. Lorenz lobte als Augenzeuge den Kaiser fu¨r die Organisation des Feldzuges im Jahre 1566, stellte das Lager der versammelten christlichen Heere vor und wu¨rdigte die Belagerung von Szigetva´r und die Standhaftigkeit der von Zrı´nyi gefu¨hrten Verteidiger in einer eingehenden Darstellung.16 Auch die 13

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Universittsbibliothek Augsburg, Oettingen-Wallerstein Bibliothek (UBA OWB) 02. IV. 13. 4. 142. Angeb. 13. »Auszug Newer Zeytung, auss der Ro¨mischen Kayserlichen Majestate Feldlager in Hungern zwischen Raab und Gamorren von 8. und 11. Tag September Anno 1566. Gedruckt zu Augsburg, durch Hans Zimmermann« UBA OWB 02. IV. 13. 4. 142. Angeb. 16. »Zeittung, Wie vorbewu¨st, So ist der Tu¨rckisch Obrist, von der Statt Jula, abgezogen…« Christine M. Gigler: »Gaistliche Kriegsru¨stung«. Die Tu¨rkenpredigten des Gurker Bischofs Urban Sagstetter (1566/1567). In: Das Osmanische Reich und Habsburgermonarchie (Akten des internationalen Kongresses zum 150-jhrigen Betse¨ sterreichische Geschichtsforschung Wien, 22–25. Septemhen des Instituts fu¨r O ber, 2004.) Hrsg. Marlene Kurz, Martin Scheutz, Karl Vocelka, Thomas Winkel¨ G 48. Band), S. 213–227. bauer. Wien, Mu¨nchen 2005 (MIO Stadtbibliothek Augsburg. 4 Gs 2359 Tu¨rkenkriege 101. »Ein New Lied, Gemacht zu ehren dem Durchleuchtigisten Fu¨rsten unnd Herren, Herren Ferdinand Erzherzogen zu Oesterreich als General Feldhauptmann dieses Zugs in Hungern

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von Militringenieuren angefertigten Grundrisszeichnungen des kaiserlichen Lagers wurden gedruckt.17 Parallel dazu prsentierte man der ¨ ffentlichkeit in Form von bebilderten Berichten wesentliche breiteren O Informationen u¨ber die Belagerung von Szigetva´r, in denen auch der Grundriss der Burg realistisch wiedergegeben war. Im Auftrag der Fugger wurde sogar eine Karte gedruckt, auf der die Kriegsereignisse des Jahres 1566 verzeichnet waren. Das heldenhafte Beispiel von Szigetva´r wurde neben den deutschen und italienischen Publikationen auch in franzo¨sischen und spanischen Berichten thematisiert.18 Der parallel verlaufene Seekrieg, die Belagerung von Rhodos stellte allen die Strke des Osmanischen Heeres klar vor Augen. Hans Zimmermann teilte in seinen Publikationen vom 12. und vom 21. August neben den Nachrichten vom ungarischen Kriegsschauplatz auch die Neuigkeiten von Venedig mit.19 Die kurze Vero¨ffentlichung des Nu¨rnberger Verlegers Valentin Geyssler behandelte die wichtigsten Ereignisse vom ungarischen Kriegsschauplatz bis zur Adria.20 Den Ereignissen

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durch Wolffgang Schmalz Pfarrherrn zu Sankt Laurenzen auff dem Steynfeld, Im Thulner Melodey« Zolta´n Sze´kely: Nicolo Angielini 1566-os rajza Gyo˝r va´ra´ro´l e´s Miksa csa´sza´r ta´bora´ro´l [Nicolo Angielini s Zeichnung u¨ber die Festung Raab und den Lager des Kaisers Maximilian II.]. In: Arrabona Mu´zeumi Ko¨zleme´nyek 2004. 42. 2. 167–82. Gizella Cennerne´ Wilhelmb: A Zrı´nyi csala´d to¨ro¨kellenes harcai a XVI–XVII. sza´zad ke´pzo˝mu˝ve´szete´ben [Die Tu¨rkenkmpfe der Familie Zrı´nyi in der bildenden Kunst des 16. und 17. Jahrhunderts]. In: Szigetva´ri Emle´kko¨nyv. Hg. von Lajos Ru´zsa´s. Budapest 1966, S. 345–364. Eniko˝ Buza´si: Zrı´nyi e´s a ke´so˝renesza´nsz vite´zi allego´ria [Zrı´nyi und die Allegorie der Tapferkeit in der Sptrenaissance]. A szigetva´ri ho˝s festett apoteo´zisa [Die gemalte Apotheose des Helden von Sziget]. In: Collectanea Tiburtiana. Tanulma´nyok Klaniczay Tibor tisztelete´re. Hg. von Ge´za Galavics, Ja´nos Herner, Ba´lint Keseru˝ Ba´lint. Szeged 1990 (Adatta´r a XVI–XVIII. sza´zadi szellemi mozgalmaink to¨rte´nete´hez 10.), S. 431–442.; Gizella Cennerne´ Wilhelmb: A Zrı´nyiek ikonogra´fiai hı´rneve [Der Ruhm der Zrı´nyis in der Ikonographie]. In: Somogy 1988/1. Erzse´bet Kira´ly: Az euro´pai kereszte´ny ho˝s mı´tosza e´s a szigetva´ri ho˝s. [Mythos des europischen christlichen Helden und der Held von Sigetwar). In: Somogy 1991/6, S. 31–37. Ge´za Galavics: Ko¨ssu¨nk kardot az poga´ny ellen [Lasset uns umgu¨rten mit dem Schwert gegen die Heiden]. To¨ro¨k ha´boru´k e´s ke´pzo˝mu˝ve´szet. [Tu¨rkenkriege und bildende Kunst]. Budapest 1986, S. 14–16, 20–24. gnes R. Va´rkonyi: Zrı´nyi, »The Hero upon whom providance hath devolved the fate of Europe« In: Europica varietas – Hungarica varietas 1526–1762 Selected Studies. Budapest 2000, S. 103–149. Ga´bor Tu¨ske´s: A szigetva´ri e´s a ko¨lto˝ Zrı´nyi Miklo´s ke´pi a´bra´zola´sai [Zur Ikonographie der beiden Nikolaus Zrı´nyi]. In: A Zrı´nyiek a magyar e´s a horva´t histo´ria´ban. Hg. von Sa´ndor Bene und Ga´bor Hausner. Budapest 2007, S. 220. UBA OWB 02. IV. 13. 4. 142. Angeb 12. »Newe Zeytung, vom XXI. Augusti aus Wien Anno 1566. Gedruckt zu Augspurg. Hans Zimmermann« Stadtbibliothek Nu¨rnberg Hist. 117. 4. Beibd. 17. »Auszug etlicher Zeitungen von der Tu¨rcken Kriegshandlung vor Zigeth und andern Orten im Ko¨nigreich Hungern auch auf dem Adriatischen Meer 1566.«

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in den Monaten August und September widmete er sogar eine eigene Darstellung.21 Eine weitere Nu¨rnberger Vero¨ffentlichung bezog sich ausgesprochen auf den Bericht von Zrı´nyis Sekretr.22 Neben den in die Kriegshandlungen verwickelten Mchten trug auch ¨ ffentlichdie kirchliche Propaganda wesentlich zur Informierung der O keit bei. In den Kirchen wurde – wenn auch ohne konkreten Bezug – das Opfer der ›Athleten Christi‹ gewu¨rdigt und fu¨r die Bollwerke der Christenheit gebetet bzw. ihrer gedacht. Im Jahre 1566 wurde das Gebet des Erzbischofs von Canterbury um Schutz vor den Tu¨rken wo¨chentlich dreimal gebetet. Auch Jakob Andreae, der beru¨hmte Universittskanzler und Tu¨binger Propst, gedachte der Verteidiger von Szigetva´r in der Sammlung seiner Tu¨rkenpredigten, die er in der Kirche St. Georg gehalten hatte.23 Die Argumente wurden in erster Linie dem christlichen Normensystem entnommen und zielten auf die Strkung der Zusammengeho¨rigkeit ab.24 Daru¨ber hinaus fu¨hrte man aber auch rationale, alltgliche Argumente ins Feld. Eine in Dillingen gedruckte Zusammenfassung bot beginnend mit dem 5. August detaillierte Informationen daru¨ber, wie die Belagerung von Gyula auf dem anderen Ende des ungarischen Kriegsschauplatzes vor sich gegangen war und wie sich einst Nikolaus Zrı´nyi auf den letzten Ausfall von der Burg vorbereitet hatte. Zugleich wurde auch mitgeteilt, dass der schwere tu¨rkische Angriff auf die ungarischen Gebiete den Fleischpreis auf den Mrkten in Augsburg und 21

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Stadtbibliothek Nu¨rnberg Hist. 117. 4. Beibd. 22. »Warhaffter Auszug und Bericht, was sich im Christlichen Kayserlichen Veldzug, wider die Tu¨rcken, vom 22. Augusti an, biss auf den September diss 1566 zugetragen.« Stadtbibliothek Nu¨rnberg Hist. 117. Beibd. 2. »Ein verzeichnus von des Thewren Heldens des Grauen von Serin, aussgestanden not, in derselben Befestigung zu Siget im Jahr MDCLXVI von seiner G. Secretarrio beschrieben, welcher con den Tu¨rcken gefangen gewesen, und newlicher Zeit wider erledigt worden ist. Nu¨rnberg 1566.« Ma´rta Fata: Studenten aus Ungarn und Siebenbu¨rgen an der Universitt Tu¨bingen. Eine 500 Jahre lange Beziehungs- und Wirkungsgeschichte. In: Peregrinatio Hungarica. Studenten aus Ungarn an deutschen und o¨sterreichischen Hochschulen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Hg. von Ma´rta Fata, Gyula Kurucz, Anton Schindling. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2006, S. 241. Winfried Schulze: Reich und Tu¨rkengefahr im spten 16. Jahrhundert. Studien zu den politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen einer usseren Bedrohung. Mu¨nchen 1978; Maximilian Grothaus: »Der Erbfeind christlichen Namens«. Studien zum Tu¨rkenfeindbild in der Kultur der Habsburger Monarchei zwischen 16. und 17. Jahrhundert. Graz 1986; Wilhelm Ku¨hlmann: Der Poet und das Reich. Politische, kontextuelle und sthetische Dimensionen der humanistischen Tu¨rkenlyrik in Deutschland. In: Europa und die Tu¨rken in der Renaissance. Hg. von Bodo Guthmu¨ller und Wilhelm Ku¨hlmann. Tu¨bingen 2000, S. 193–248; Almut Ho¨fert: Den Feind beschrieben »Tu¨rkengefahr« und europisches Wissen u¨ber das Osmanische Reichs 1450–1600. Frankfurt am Main – New York 2003 (Campus Historische Studien 35).

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Ulm nach oben treiben werde. Die Hilfeleistung gegen die Tu¨rken stehe daher – so die Schlussfolgerung – im Interesse der gesamten »Teutscher Nation«.25 ¨ ber die Erkrankung des Sultans Soliman und u¨ber seinen eine Zeit U lang verheimlichten Tod berichtete man in Sonderausgaben. Dabei wurde der Belagerung von Szigetva´r die Bedeutung eines Wendepunktes beigemessen. Nach der Friedenspolitik Ferdinands I. wurden zunchst an den Thronantritt Maximilians II. große Erwartungen geknu¨pft. Der 1568 geschlossene Frieden von Edirne brachte aber dann nicht nur den tu¨rkischen Angriff zum Abschluss, sondern er setzte auch der Hoffnung auf einen großen Krieg gegen die Tu¨rken ein Ende. Daher kehrte der ungarische Hochadel gestu¨tzt auf die Erfahrung von 1566 ganz bewusst seine militrische Leistung vor der Reichso¨ffentlichkeit hervor. Der Heldentod von Nikolaus Zrı´nyi fu¨r die Heimat, fu¨r den Herrscher und fu¨r die Christenheit, seine Opferbereitschaft fu¨r die Interessen des Ungarischen Ko¨nigreichs waren wichtige Argumente fu¨r einen aktiv gefu¨hrten Tu¨rkenkrieg. Nikolaus Zrı´nyi ist der erste ungarische Soldatenheld, der noch zu seinen Lebzeiten ein Ganzko¨rper-Portrait erhalten hat, und zwar sowohl in Harnisch als auch in ungarischer Adelstracht. Neben den im Auftrag der Familie Zrı´nyi entstandenen Gemlden wurde sein Gedenken auf zahlreichen Kupferstichen verewigt, die gerade in dieser Zeit zunehmend den Charakter eines Mas¨ ber die Belagerung von Szigetva´r berichteten senartikels annahmen. U der humanistische Geschichtsschreiber Miklo´s Istva´nffy und Hieronymus Ortelius. Letzterer stellte sie in seinem Werk u¨ber die Geschichte der ungarischen Tu¨rkenkriege, die er mit 1395 beginnen ließ, als allgemeines und immerwhrendes Vorbild heraus. Der Ruhm Zrı´nyis ¨ ffentlichkeit war gleichermaßen in der Elitekultur und in der breiten O prsent. In der um 1630 gemalten Portraitgalerie des hochadeligen Schlosses Beauregard war Nikolaus Zrı´nyis Bild unter den Portraits der zeitgeno¨ssischen franzo¨sischen Ko¨nige platziert. Dies alles belegt die weite rumliche und zeitliche Ausstrahlung seiner Gestalt. Whrend der »langen tu¨rkischen Kriege« berichteten dann die gedruckten Zeitungen schon von den Erfolgen des Nachkommens Gyo¨rgy Zrı´nyi. Seine Rolle wurde in offiziellen Kriegsnachrichten, Berichten und sogar in »Tu¨rckenliedern« thematisiert. Ein Nu¨rnberger »Tu¨rckenlied« ¨ bergabe der Stadt Gyo¨r an die Tu¨rken prangerte aus der Zeit nach der U 25

UBA OWB 02. IV. 13. 4. 142. Angeb. 14. »Newe Zytung von dem 5. Augusti. Diss 66. Jars, auss Wienn von der vesten Stat und Schloss Jula« und Zsuzsanna Ga´lffy: A to¨ro¨k 1566. e´vi magyarorsza´gi hadja´rata a ne´met u´jsa´girodalom tu¨kre´ben [Der Tu¨rkische Feldzug in Ungarn im Jahre 1566 im Spiegel der deutschen Zeitungsliteratur]. In: Tanulma´nyok fe´l e´vezred magyar to¨rte´nelme´bo˝l. Hg. von Gergely Feje´rdy. Piliscsaba 2002, S. 29, 30, 31, 32, 34.

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die Irrtu¨mer der politischen und militrischen Elite an. Mit den Worten »ich habe alles getan, was in meiner Macht stand« wurde allein Gyo¨rgy Zrı´nyi von der Schuld der generellen Fehlleistung freigestellt.26 Zur Weitertradierung von Zrı´nyis Gedenken htte allerdings allein seine Prsenz in der Berichterstattung nicht ausgereicht. Bei den u¨ber den Fall von Szigetva´r verfassten, allgemeinverstndlichen und leicht merkbaren Historienliedern war noch der Melodiehinweis »Im Thon Wie II. Ludwig singt« angebracht. Diese Melodie lebte nach 1566 unter der Bezeichnung »Nikolaus Zrı´nyis Melodie« weiter. Das Lied von Lorentz Wessel unter dem Titel »Ein schoen new Lied von den Graffen und theuren Ritter und Helden Graf Niclaus von Serin« erlebte mehrere unterschiedliche Auflagen. Auch ein Lied u¨ber die Belagerung von Stuhlweißenburg im Jahr 1601 brachte den Melodiehinweis »Wie Grafen Serini singt«. Der Hinweis »Wie Grafen Serini singt« tauchte whrend des Dreißigjhrigen Krieges auch ohne konkreten Bezug zu Ungarn auf. In den 1620er und 1630er Jahren wurden Nachrichten aus Prag, Basel und Magdeburg mit Nikolaus Zrı´nyis Melodie vorgetragen. Nach den Vero¨ffentlichungen von Matthus Franck u¨ber die Verteidigung Szigetva´rs von 1566 kann man die Verbreitung des Zrı´nyi-Melodiehinweises mehrfach mit Augsburg in Verbindung bringen. An dieser Stelle sei erwhnt, dass das eingangs analysierte Flugblatt von 1663 mit der Parallele zwischen Zrı´nyis und Tillys Kriegstaten durch den Melodiehinweis vorbereitet wurde, da man Tillys Taten bereits 1630 und 1631 mit dem Melodiehinweis »Wie Grafen Serini singt« verlegt wurden. Zrı´nyis Melodie wurde auch im Historienlied u¨ber den Fall von E´rseku´jva´r 1663 als allgemein bekannt angegeben.27 Die Parallele zwischen dem Feldherrn und Dichter, dem neuen Nikolaus Zrı´nyi und dem Szigetva´rer Helden, dem alten Zrı´nyi war bereits 1663 allgemein gelufig und wurde whrend des Winterfeldzuges noch weiter ausgebaut, als sich die Nachricht verbreitete, dass die Zuru¨ckeroberung des uralten Zrı´nyi-Sitzes Szigetva´r gelungen sei. 26

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No´ra G. Ete´nyi: Rezeption und Vertrieb von ungarischen Zeitungsberichten in Nu¨rnberg im 17. Jahrhundert. In: Ungarn-Jahrbuch. Zeitschrift fu¨r interdisziplinre Hungarologie. Hg. von Zsolt K. Lengyel. Mu¨nchen 2007 (Band 28. Jahrgang 2005–2007), S. 347–359. Be´la Szalai: A 15 e´ves ha´boru´ a´bra´zola´sai a frankfurti va´sa´ri tudo´sı´ta´sokban [Die Darstellung des langen Tu¨rkenkrieges in einer Frankfurter Messrelation]. In: Magyar va´rak, va´rosok, falvak metszeteken 1515–1800. I. A mai Magyarorsza´g. Kiege´szı´te´sek 1. [Ungarische Burgen, Stdte, Do¨rfer auf Stichen. 1515–1800. Band I. Das Gebiet des heutigen Ungarn]. Hg. von Be´la Szalai. Budapest 2003, S. 12–24. No´ra G. Ete´nyi: Szigetva´r 1664-es ostroma? Egy te´ves hı´r analı´zise e´s a Zrı´nyihagyoma´ny [Die Belagerung von Szigetva´r im Jahre 1664? Die Analyse eines ¨ berlieferung]. In: To¨rte´nelmi Szemle XLI falschen Berichts und die Zrı´nyi-U (1999), S. 209–228.

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¨ ber diesen Winterfeldzug brachte man europaweit zahlreiche PuU blikationen heraus. Es gab dutzendweise Varianten und Kopien von jenen tagebuchartigen Berichten u¨ber die Ereignisse zwischen dem 18. Januar und dem 17. Februar 1664, als Nikolaus Zrı´nyi mit seinem 9000 Personen starken Heer und Wolfgang Julius Hohenlohe an der Spitze eines 9000 Personen zhlenden Hilfcorps des Rheinischen Bundes 250 km tief in das von den Tu¨rken besetzte Gebiet vorstießen. Dabei zogen sie zweimal an Szigetva´r vorbei, zum ersten Mal am 26/27. Januar, nach der Eroberung von Berzence und Babocsa und dann whrend des Ru¨ckzugs am 9. Februar.28 In den Nachrichten wurde wahrscheinlich der erste Vorbeimarsch aufgegriffen; man berichtete daru¨ber, dass die Verteidiger auf die Vorbeiziehenden geschossen htten, und die falsche Nachricht von Szigetva´rs Belagerung bzw. Einnahme verbreitete sich bereits Anfang Februar. Kanonen in entsprechender Anzahl werden aber die vorstoßenden Heere nicht mitgefu¨hrt haben. Folglich waren sie auch nicht im Stande, Szigetva´r unter Belagerung zu nehmen. Die irrtu¨mliche Nachricht ko¨nnte auch davon herru¨hren, dass man »Sigeth« mit der Burg Segesd verwechselte, die in der Tat whrend des Winterfeldzuges eingenommen wurde. Die hohen Erwartungen werden wohl auch durch das Jubilum motiviert gewesen sein.29 Es wird in mehreren Drucken betont, dass seit u¨ber 100 Jahren kein mit dem Winterfeldzug vergleichbarer Erfolg u¨ber die Tu¨rken errungen wurde. Die Vero¨ffentlichung zollte Zrı´nyi und Hohenlohe gleichermaßen Lob. Auf dem Titelblatt wurden die Hilfstruppen eingehend aufgelistet, unter ihnen die Bayern, Schwaben sowie die Truppen von Batthya´ny und Na´dasdy. Das Titelblatt stellte den Winterfeldzug als den gro¨ßten Erfolg im Kampf gegen die Tu¨rken seit 100 Jahren heraus.30 28

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Ka´roly Sze´chy: Gro´f Zrı´nyi Miklo´s 1620–1664 [Graf Nikolaus Zrı´nyi 1620–1664]. Band V. Budapest 1902, S. 46–107. Tibor Klaniczay: Zrı´nyi Miklo´s [Nikolaus Zrı´nyi]. Budapest 1964, S. 751–760. gnes R. Va´rkonyi: La coalition internationale contre les Turcs et la politique e´trange`re hongroise en 1663–1664. In: E´tudes Historiques 1970 publie´es a´ l occasion du XIV Congre`s International des Sciences Historiques par la Commission Nationale des Historiens Hongrois I. Budapest 1975, S. 399–427. Ge´za Perje´s: Zrı´nyi Miklo´s [Nikolaus Zrı´nyi]. Budapest 1965, S. 345–354.; Ders.: Zrı´nyi e´s az 1663–64-es nagy to¨ro¨k ha´boru´ [Nikolaus Zrı´nyi und der grosse Tu¨rkenkrieg in den Jahren 1663/1664]. In: Zrı´nyi Ko¨nyvta´r III. Pa´l Esterha´zy: Mars Hungaricus. Hg. von Emma Iva´nyi. Budapest 1989, S. 25–99. Sa´ndor Bene: Adale´kok Zrı´nyi Miklo´s te´li hadja´rata´nak to¨rte´nete´hez [Ergnzungen zur Geschichte des Winterfeldzuges von Nikolaus Zrı´nyi]. In: Hadto¨rte´nelmi Ko¨zleme´nyek 106 (1993)/3, S. 69–73. Johannes Burkhardt: Das Reformationsjahrhundert. Deutsche Geschichte zwischen Medienrevolution und Institutionenbildung 1517–1617. Stuttgart 2002, S. 9–16. UBA OWB 02. IV. 13. 4. 198. Angeb. 3.: »Mercurius Seriniano-Hohenloho-Turcicus. Das ist Ho¨chst Ruhm- und denckwu¨rdiger Verlauff Weltku¨ndiger Geschichten, So nechst Go¨ttlichem beystand, von Ih. Hochgraefl. Excell. Herrn. Niclas

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Auch die bei Christoph Fischers in Regensburg erschienene Publikation betonte die einzigartige Bedeutung des Sieges und hob die Rolle der Heere von Batthya´ny, Na´dasdy und Esterha´zy extra hervor.31 ¨ ber die Belagerung von Szigetva´r wurden eigens drei Flugbltter U publiziert,32 in denen neben neuen Informationen der Verlauf vergangener Kriegshandlungen regelmßig rekapituliert wurde. In den bebilderten Berichten u¨ber die Belagerung von Kanizsa teilte man die Eroberung der Burg durch die Tu¨rken im Jahr 1600 und sogar die Nachricht mit, dass Orsolya Kanizsai als Erbe zu Tama´s Na´dasdy, dem spteren Palatin, gekommen sei. In den Flugblttern u¨ber die fiktive Belagerung von Szigetva´r im Jahre 1664 wurden der erfolglose tu¨rkische Angriff von 1556 und die Eroberung durch die Tu¨rken im Jahre 1566 u¨ber das u¨bliche Maß der Berichterstattung hinausgehend detailliert beschrieben. Der Grund dafu¨r war, dass man u¨ber die fiktive Belagerung keine genauen Angaben in Erfahrung bringen konnte, whrend authentische lateinische und deutschsprachige Chroniken u¨ber die Belagerung von 1566 in großer Zahl zur Verfu¨gung standen. Die detaillierten Berichte beriefen sich auf die Werke von Ferenc Forga´ch, Miklo´s Istva´nffy und Ortelius. Die im Buch von Ortelius erschienenen Siebmacher-Stiche dienten zur Vorlage fu¨r zahlreiche Kupferstiche, die allerdings das tu¨rkische Lager in das Lager von Zrı´nyi und von Hohenlohe umbenannten. Die falsche Nachricht u¨ber die Einnahme von Szigetva´r tauchte allerdings nicht nur in der sensationsfreudigen Berichterstattung der Flugbltter auf, sondern auch in den Wochenzeitungen, die durchaus Authentizitt anstrebten. Auch die zuverlssige Mu¨nchener »Ordentliche Wochentliche Post Zeitung« berichtete unter Heranziehung von Wiener Nachrichten u¨ber die Einnahme von Szigetva´r. Die Verleger dieser Zeitung waren bestrebt, nur kontrollierte, aus mehreren Quellen besttigte Nachrichten mitzuteilen. Der Triumph von Szigetva´r wurde aus Gyo¨r und aufgrund von kroatischen Nachrichten auch aus Graz besttigt. Obwohl ein Bericht aus der Feder von Nikolaus Zrı´nyi nicht vorlag, meldete man aus Csa´ktornya, dass die vom Feldherrn vorausgeschickte, u¨beraus reiche Beute auf die Einnahme von Festung und Palais von Szigetva´r schließen ließe. Die kurzen, aber genauen

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von Serin, generalen in Hungarn, Ban in Croatien und Windische Land, seithero dessen im September dess entwichenen 1663 […] 1664.« UBA OWB 02. IV. 13. 4. 198. Angeb. 4.: »Nachdem bissanhero von der Ho¨chstru¨hm- und denckwu¨rdigern, auch von weit mehr, als u¨ber Hundert Jahren wider den Erb-Feind christlichen Namens nicht tentirten Entreprise […].« App. M. 374. (Ro¨pl. 652.); MNM TKCs 829. Drugulin 2605. P-2693. App. M. 404. P-2692. Ohne Kupferstich: App. M. 334.. »Eigentlicher Abriss der Eroberung der Weitberu¨hmten Vo¨stung Sigeth in Nider Ungern durch Herrn Generalissimum Graf Niclas von Serin […].«

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Nachrichten der Wochenzeitungen und die Sensationsmeldungen der Flugbltter fanden in den Informationen der gedruckten Nachrichtenbltter weitere Ergnzung, die ebenfalls die Nachricht vom Sieg bei Szigetva´r aufgriffen. Ein Wiener Druck mit Nachrichten u¨ber die Zeit zwischen dem 30. Januar und dem 6. Februar 1664 berichtete aufgrund von Wiener Nachrichten u¨ber die Einnahme von Szigetva´r und wies auf den Opfertod des Großvaters Nikolaus Zrı´nyi hin.33 Daru¨ber hinaus sind zwei gesondert erschienene Nachrichtenbltter u¨ber die Bedeutung von Szigetva´r herausgebracht worden.34 Als Sonderausgabe Szigetva´r wurde jener Druck publiziert, der aufflligerweise nicht u¨ber die Neuigkeiten berichtete, sondern die Belagerung von Szigetva´r im 16. Jahrhundert und die geographische Lage der Festung thematisierte. Unter Bezugnahme auf Soproner Nachrichten nach dem 11. Februar wurde hier u¨ber die Einnahme von 12 befestigten Pltzen, u¨ber die Brandschatzung von Pe´cs und zuletzt u¨ber die Erstu¨rmung und Einnahme der Vorstadt und der Stadt Szigetva´r, u¨ber den »Triumph des zweiten Nikolaus Zrı´nyi« berichtetet.35 Die falsche Nachricht wurde durch die Vero¨ffentlichung des »eigenhndigen« Berichts von Nikolaus Zrı´nyi (vom 9. Februar) bzw. von Hohenlohe (vom 10./20. Februar) und des Tagebuches des Militringenieurs Wassenhoven widerlegt. Unter den hervorgehobenen Wiener Nachrichten vom 16. Februar wurde die Meldung gebracht, dass man Szigetva´r doch nicht eingenommen habe.36 Eine Vero¨ffentlichung mit Nachrichten aus Graz, Preßburg, Wien und Sopron betonte die Tapferkeit der Tu¨rken von Pe´cs und Szigetva´r; in den Soproner Meldungen wurde betont, dass man sich durch den Feldzug eine gu¨nstige Ausgangsposition zur Belagerung von Szigetva´r und

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Bayerische Staatsbibliothek, Mu¨nchen (= BSBM); BSBM Turc. 87/38. (UBM Hist. 4018/9.) Copia Schreibens auss dem Hungarischen Feldlger und Relation, von glu¨cklichen progress der sieghafften Waffen Herrn Grafens Serini […]. Katalin S. Ne´meth: Ungarische Drucke und Hungarica 1480–1720. Katalog der Herzog August Bibliothek Wolfenbu¨ttel. Mu¨nchen–New York–London–Paris 1993, H 143: »Beschreibung Der Ungarischen Hauptvestung Sigeth, Wie selbige Anfangs erbauet, nachmals von den Tu¨rcken unterschiedlich belagert und endlich eingenommen […].« und H 144: »Beschreibung Haupt-Vestung Sigeth, Wie selbige Anfangs erbauet, nachmals von den Tu¨rcken unterscheidlich beelagert und endlich eingenommen.« UBM Hist 4018/46 (BSBM Turc. 87/37.) »Beschreibung der Hungarischen Haupt-Vestung Zygeth […] Nicolao Serini A. 1566 im Monat September ritterlich verfochten, jedoch an die Tu¨rken verlohren hangen: aber nun wiederum in diesem 1664. Jahr und M. Februario von dessen Fu¨rtrefflichen Ur-Enckel dem zweyten Helden Nicolao Serini […] erobert.« UBM Hist 4018/17. »Relation aus der beyder Herren Generalen und Grafen von Serini und Hohenloh eigenen Schreiben extrahirt von glu¨cklichen porgress der christlichen Waffen in der Hungarischen Tu¨rckey: samt einem Journal, was… merkwu¨rdiges passirt…«

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Kanizsa verschafft habe.37 Auf einem weiteren Flugblatt wurde betont, dass die Belagerung von Szigetva´r und Kanizsa unmittelbar bevorstehe.38 Die falsche Information wurde auch auf diplomatischen Kanlen schnell weitergeleitet. Laut Tagebucheintrag des bayerischen Kurfu¨rsten u¨ber die Ereignisse des Regensburger Reichstages habe der Bischof von Nyitra (der Kanzler Gyo¨gy Szelepcse´nyi) bei einer Audienz u¨ber die Einnahme von Szigetva´r erzhlt.39 Auch beim Gesandten von Venedig war die Nachricht als genaue Information verbucht. Er berief sich auf die Mitteilungen von Zrı´nyis Militringenieur Wassenhoven.40 Auch der Bericht des franzo¨sischen Botschafters in Wien, Jeucourt wies mehrfach zwischen dem 6. und 27. Februar auf die Einnahme von Szigetva´r hin.41 Der in Regensburg anwesende brandenburgische Gesandte Andreas Neumann meldete u¨ber die am 27. Februar erfolgten Klarstellung, dass die Einnahme von Sziget und Pe´cs zwar nicht gelungen sei, aber nach der Zersto¨rung der Bru¨cke bei Esze´k werde man die genannten Orte und auch Kanizsa leichter einnehmen ko¨nnen.42 Es ist nicht auszuschließen, dass die Nachricht u¨ber die Einnahme von Szigetva´r einen politischen Hintergrund hatte. Die Einnahme dieser wichtigen Burg konnte die Bedeutung des Winterfeldzuges noch mehr hervorheben. Die Nachricht u¨ber den Sieg bei Sziget war auch in den Verhandlungen des Reichstages prsent, in denen man gerade u¨ber die Konzeption des Tu¨rkenkrieges beriet. Kaiser Leopold und die Mitglieder des Geheimen Rates erwarteten von den Reichstnden Beitrge fu¨r einen Verteidigungskrieg. Nach dem Westflischen Frieden aber sahen die Reichsstnde, insbesondere die Kurfu¨rsten, die Chance zu einer Zusammenfassung der Krfte gegen die Tu¨rken gekommen und wollten 37

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App. H. 896. (UBM Hist. 4018/51. BSBM Turc. 88/3/b) »Continuation, mit mehrerern Umbstnden, von Serinischen Zug in die Hungarische Tu¨rckey: sambt einem Bericht ausz Ober-Hungarn von desz Tu¨rckischen Kaysers grosser Kriegsru¨stung« MNM TKCs T-830. Cennerne´, (wie Anm. 1) 1997, S. 154. D 127. P-2702. »Rechteigentliche Abbildung der Stadt Sigeth und Vestung Canischa […].« Bayerisches Staatsarchiv Kasten schwartz 4455. Fol. 59–60. »Diarium Aller Curialien Nach Ihrer Churfu¨rstl Meines Gosten Herrn […] ankunfft nach Regensburg.« Sa´ndor Bene: (wie Anm. 28), S. 69–73. Pe´ter Bı´ro´: A francia Ku¨lu¨gyi Leve´lta´r Zrı´nyi Miklo´sra e´s az 1663–64. e´vi hazai eseme´nyekre vonatkozo´ iratai. Molna´r Sa´ndor ma´solatai. Zrı´nyi Miklo´s ke´t levele e´s ke´t leve´l Zrı´nyiro˝l [Daten aus dem Franzo¨sischen Archiv fu¨r Außenangelegenheit zu Miklo´s Zrı´nyi und zu den Ereignissen des Jahres 1663–64. Die Kopien von Sa´ndor Molna´r. Zwei Briefe von Miklo´s Zrı´nyi und zwei Briefe u¨ber Miklo´s Zrı´nyi]. In: Zrı´nyi-dolgozatok VI. Hg. von Sa´ndor Iva´n Kova´cs. Budapest 1989, S. 63–76, 77–179, 179–198. Henrik Marczali: Regesta´k a ku¨lfo¨ldi leve´lta´rakbo´l [Regesten aus den auslndischen Archiven] In: To¨rte´nelmi Ta´r (1881), S. 132.

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Hilfstruppen zu einem Angriffskrieg entsenden.43 Die Propaganda fu¨r den Winterfeldzug untermauerte die Politik des Erzbischofs von Mainz, Johann Philipp von Scho¨nborn, der als Prsident des Rheinischen Bundes eine Schlu¨sselrolle hatte und einen aktiven Part in einem Krieg gegen die Tu¨rken u¨bernehmen wollte.44 Zum ungarischen Tu¨rkenkrieg der Jahre 1663–64 entsandten alle Reichsstdte und Reichsfu¨rstentu¨mer Hilfstruppen.45 Auch die aktive politische und militrische Rolle des ungarischen Hochadels wurde nicht nur auf den Kriegschaupltzen, sondern auch in der Reichso¨ffentlichkeit wahrgenommen. Die Ergebnisse des Winterfeldzuges deuteten einerseits auf die zu erwartenden Erfolge eines Angriffskrieges hin und unterstrichen mit dem Hinweis auf die Vorbereitung der Belagerung von Kanizsa die Rolle von Nikolaus Zrı´nyi als ¨ ber die Fu¨hrung der vereinten Hilfstruppen wurde auf Initiator. U dem Reichstag vom Dezember 1663 bis in den fru¨hen Fru¨hling 1664 verhandelt, eine Einigung kam aber nicht zustande. Die falsche Nachricht u¨ber die Einnahme von Szigetva´r geriet ausgerechnet in der kritischen Entscheidungsphase der Verhandlungen in die Schlagzeilen. Peter Zrı´nyi htte Gelegenheit gehabt, die Nachricht u¨ber den Sieg bei Szigetva´r verbreiten zu lassen. Die falsche Sensation htte aber die Ergebnisse des Winterfeldzuges in den Schatten stellen ko¨nnen. Wegen Zrı´nyis Einstellung zum Ruhm und wegen der Gefahr einer Enttu43

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Helmut Neuhaus: Von Reichstagen zu Reichstag. Reichsstndische Beratungsformen von der Mitte des 16. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts. In: Reichsstndische Libertt und Habsburgisches Kaisertum. Hg. von Heinz Duchhardt und Matthias Schnettger. Mainz 1999 (Vero¨ffentlichungen des Instituts fu¨r Europische Geschichte, Abteilung Universalgeschichte, Beiheft 48.), S. 135–151. Matthias Schnettger: Der Reichsdeputationstag 1655–1663. Kaiser und Stnde zwischen Westflischem Frieden und Immerwhrendem Reichstag. Mu¨nster 1996 (Schriftenreihe der Vereinigung zur Erforschung der Neueren Geschichte E. V. 24). gnes R. Va´rkonyi (wie Anm. 28.), S. 399–427.; gnes R. Va´rkonyi: Euro´pai ja´te´kte´r – magyar politika 1657–1664 [Europische Scena – ungarische Politik]. In: Az e´rtelem ba´torsa´ga. Tanulma´nyok Perje´s Ge´za emle´ke´re. Hg. von Ga´bor Hausner. Budapest 2005, S. 577–617; No´ra G. Ete´nyi: Hadszı´nte´r e´s nyilva´nossa´g. A magyarorsza´gi to¨ro¨k ha´boru´ hı´rei a 17. sza´zadi ne´met u´jsa´gokban [Kriegsschau¨ ffentlichkeit. Ungarische Tu¨rkenkriege in deutschen Zeitungen des platz und O 17. Jahrhunderts]. Budapest 2003. Anton Schindling: Die Anfnge des Immerwhrenden Reichstag zu Regensburg: Stndevertretung und Staatskunst nach dem Westflischen Frieden. Mainz 1991. Johannes Burkhardt: Verfassungsprofil und Leistungsbilanz des Immerwhrenden Reichstags. Zur Evaluierung einer fru¨hmodernen Institution. In: Reichsstndische Libertat und Habsburgisches Kaisertum. Hg. von Heinz Duchhardt und Matthias Schnettger. Mainz 1999 (Vero¨ffentlichungen des Instituts fu¨r Europische Geschichte, Abteilung Universalgeschichte, Beiheft 48.), S. 151–185. Martin Wrede: Das Reich und seine Feinde. Politische Feindbilder in der Reichspatriotischen Publizistik zwischen westflischem Frieden und siebenjhrigem Krieg. Mainz 2004, S. 69–118.

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schung ist es kaum wahrscheinlich, dass die Propaganda von Zrı´nyis oder von Scho¨nborns Kreisen ausgegangen sei. Fu¨r die Verbreitung der falschen Nachricht spielten vielmehr die aufgestauten Erwartungen und die Hoffnung auf eine wirkliche Wende, die nicht zuletzt durch die ¨ fstndige Prsenz der Parallele zwischen den beiden Zrı´nyis in der O fentlichkeit des 16. und des 17. Jahrhunderts genhrt wurden. Das heldenhafte Szigetva´rer Vorbild wurde bereits in einer Publikation von 1663 aktualisiert, die eine Neuauflage einer damals 97 Jahre alten Relation darstellte und die großartige Verteidigungsleistung des Jahres 1566 sowie Zrı´nyis letzten Ausfall auf die Tu¨rken verewigte. Dieser Neueauflage fu¨gte man das kurze Stoßgebet hinzu: »Gott lass auch nun Serin noch mehr sehr in die Feinde dringen, und sie biss hin ins Heydenthum zu ihrer Schande zwingen.«46 In einer weiteren, 200 Seiten starken Publikation wurde die Mitteilung der aktuellen Informationen, so des Tagebuches u¨ber den Winterfeldzuge auf zehn Seiten beschrnkt. Auf den restlichen Seiten wurden Orationen von Erasmus, Pius II. und Georgius Agricola vero¨ffentlicht. Ferner wurden dem Leser hier das Werk von Samuel Budina u¨ber die Belagerung von Szigetva´r, deren lateinische und deutsche Beschreibung von Ferenc Forga´ch, ein Bild u¨ber die Belagerung des Jahres 1566 und sogar das Todes- und Familienwappen wie auch die Grabinschrift des Helden Nikolaus Zrı´nyi prsentiert.47 Ein Exemplar dieses durch den Nu¨rnberger Verlag Endter zusammengestellten Bandes ist heute noch in Tu¨bingen einzusehen.48 Die falsche Nachricht u¨ber die Einnahme von Szigetva´r rief anscheinend doch keine große Enttuschung hervor. Allein Montecuccoli ußerte sich in verchtlichen Worten zum Winterfeldzug, was mo¨glichherweise mit der irrtu¨mlich in Umlauf gebrachten Nachricht von der Zuru¨ckeroberung von Szigetva´r in Verbindung gebracht werden kann. Die Parallele zwischen den beiden Zrı´nyis wurde auch auf jenem Flugblatt dezidiert aufgegriffen, das im Juli 1664, zur Zeit der politi46

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App. H. 2065. »97 Jhrige Relation Von dem tapffren Ritter, dem Alten Grafen Niclas von Serin, wie derselbe Anno 1566 […] Sigeth hart belagert […] erobert worden.« App. H. 894. (BSBM Turc. 96/1.) »Auserlesene christliche und u¨beraus scho¨ne Ermahnungen, Rathschlge und Werbungen von dem Tu¨rcken Krieg.« Kupferstich mit Beschreibung des Winterfeldzuges von 1664 (BSBM Turc 88/8., Eur. 79/7. und UBM Hist 4018/49.) Universittsbibliothek Tu¨bingen Fo XI. 29a R. 4. N.24. »Auserlesene, Christliche und u¨beraus scho¨ne Ermahlungen, Rathschlage und Werbungen von dem Tu¨rcken-Krieg. In Unterschiedlichen Reichs Versammlungen, mehrentheils o¨ffentlich gehalten. […] In Verlegung Johann Andreas Endter und Wolffgang des Ju¨ngern Seel Erben. Anno 1664«.

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schen und militrischen Krise erschien.49 Zu dieser Zeit hat Nikolaus Zrı´nyi bereits seine Vorteile und die Initiative im Krieg verloren, obwohl er in mehreren Jahren ein internationales politisches Beziehungssystem ausgebaut, whrend des Winterfeldzuges große Beru¨hmtheit erlangt, wertvolle Geschenke vom franzo¨sischen Ko¨nig und vom Papst erhalten und nicht zuletzt große Erfahrung auf dem Gebiet der Kriegsfu¨hrung gegen die Tu¨rken gesammelt hatte. Ein kleinformatiges, mit einem Holzstich illustriertes Flugblatt prsentierte ein Gedicht u¨ber die ju¨ngsten Ereignisse und hob Zrı´nyis Rolle als Initiator hervor. Laut diesem Gedicht brenne in Zrı´nyis Herzen ein u¨ber den Tod des Großvaters und u¨ber den Verlust von Sziget empfundener Schmerz; die ruhmvolle und allgemein bekannte50 Heldentat des alten Zrı´nyi diene ihm zum Vorbild im Krieg gegen die Tu¨rken. Zrı´nyi (ein Ritter vor der Welt) habe bereits mit 20 Jahren noch unter Ferdinand III. große Erfolge im Kampf gegen die Tu¨rken erzielt. (Der Bericht geht auch auf eine Jagd ein, bei der Zrı´nyi mit einem einzigen Schwerthieb einen mchtigen Keiler niedergestreckt haben soll.) Das Gedicht behandelt eingehend den Bau von Zrı´nyi-Neuburg, das einen wichtigen Schutz ¨ berflle auf das Gebiet des Ko¨niggegen die tu¨rkischen Angriffe und U reichs Ungarn biete. Der Autor vertrat zugleich die Meinung, dass die Hohe Pforte durch die Errichtung von Zrı´nyi-Neuburg sich zu einem Feldzug gegen Ungarn veranlasst gesehen habe. Zur Abwehr habe Kaiser Leopold vom Reich Hilfe verlangt und dementsprechend sei ein starkes Heer entsandt worden. Whrend des Winterfeldzugs habe man die Tu¨rken u¨berraschen ko¨nnen. Zugleich habe der Großvezir Zrı´nyi-Neuburg mit einem starken Heer unter Belagerung genommen. Zrı´nyi habe sein Heer von der Belagerung Kanizsas zuru¨ckziehen mu¨ssen und selbst Zrı´nyi-Neuburg sei von den Tu¨rken eingenommen worden. Zum Schluß schlug der Autor vor: »Ihr lieben Freund und Herren nun ho¨ret solches an, diss Lied sing ich zu Ehren dem werthen Ritters man. Graff Niclaus von Serin, dass ihm Gott Gleich verley, dass er mo¨ge einnehmen alles in der Tu¨rckey.« Diese vereinfachende Zusammenfassung der Ereignisse strkte den Zrı´nyi-Kult zu einem Zeitpunkt, als sich der kaiserliche Hof nach dem Abbruch der Belagerung von Kanizsa und nach der Sprengung von Zrı´nyi-Neuburg im Sinne eines markanten politischen und militrischen Richtungswechsel Raimondo Montecuccoli mit der Fu¨hrung des kaiserlichen Reichsheeres und der 49

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App. M. 356. P-2733. Cennerne´ 1997 (wie Anm. 1), S. 175. D 179. »Warhafftige Relation, Von den Helden Thaten und Verrichtungen Ihrer Hoch-Grffl. Excell. Herrn Nicolaus, Grafen von Serin, Ober Feld-Herrn Kais. May. In Ungarn, Ban, Croaten und Wiedisch Land, etc. […] Wie ein jedweder frommer Christ in beygefu¨gten Gefange weithufftiger vernehmen wird.« Nach dem Autor des Gedichts »wie es in seinem Lied gemeld.«

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Hilfstruppen des Rheinischen Bundes beauftragt hatte.51 Ganz unten auf dem Flugblatt steht gleichsam zur Ermunterung die kurze Nachricht u¨ber den Sieg von Raduit Souches bei Garamszentbenedek vom 19. Juli. Die Argumentation mit den zwei Zrı´nyis taucht auch in Publikationen auf, die zwischen Nikolaus und Pe´ter Zrı´nyi eine Parallele sahen. Schon aus dem Jahr 1661 ist ein gedrucktes Nachrichtenblatt bekannt, in dem die gemeinsamen Erfolge von Nikolaus und Pe´ter Zrı´nyi gegen die Tu¨rken hervorgehoben wurden.52 In einer Varasder Nachricht vom 16. September 1661 wurde u¨ber den Angriff von zwei Paschas mit einem 20.000 Mann starken Heer auf Zrı´nyi-Neuburg berichtet. Die Gefahr sei zunchst von Pe´ter Zrı´nyi abgewehrt, dann durch den gemeinsamen Auftritt der beiden Bru¨der gebannt worden.53 Insbesondere nach dem glanzvollen Erfolg des Winterfeldzuges wurden Publikationen vero¨ffentlicht, in denen beide Zrı´nyis gepriesen und neben den Leistungen von Nikolaus auch die von Pe´ter herausgestrichen wurden. Pe´ter Zrı´nyi brach am 2. Februar von der in Brand gesteckten Bru¨cke zu Esze´k zum Reichstag nach Regensburg auf, um diesen großartigen Erfolg dem u¨ber die Hilfeleistung und u¨ber die Konzeption der Tu¨rkenkriege beratenden Reichstag perso¨nlich zu prsentieren. Durch die ¨ ffentlichkeit des ¨ bergabe der Nachricht an den Kaiser vor der O U Reichstages erhielt Pe´ter Zrı´nyi die Gelegenheit, sich perso¨nlich mit den anwesenden Kurfu¨rsten und Gesandten zu treffen. Der Mainzer Erzbischof und zugleich Reichskanzler Johann Philipp Scho¨nborn gab einen Empfang ihm zu Ehren, und auch mit dem bayerischen Kur51

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Georg Wagner: Das Tu¨rkenjahr 1664. Eine europische Bewhrung. Eisenstadt 1964.; Ge´za Perje´s: Zrı´nyi Miklo´s [Nikolaus Zrı´nyi]. Budapest 1965, S. 345–354; Ge´za Perje´s 1989 (wie Anm. 28), S. 25–99. Jean Be´renger: La politique ottomane de Le´opold Ier dans les premie´res anne´es de son re´gne (1657–1665). In: Az e´rtelem ba´torsa´ga (wie Anm. 44), S. 91–105. Jutta Schumann: Die andere Sonne. Kaiserbild und Medienstrategien im Zeitalter Leopolds I. Hg. von Johannes Burkhardt, Theo Stammen. Berlin 2003 (Colloquia Augustana 17), S. 103–116. Magyar e´s magyar vonatkoza´su´ ro¨plapok (wie Anm. 6) Nr. 601/b. Aussfu¨hrliche Relation Von Ihro Excell: Herrn Herrn Generalen Feldt-Zeugmeistern Baron de Souches untergebene Armee Neben unterschiedlichen Extract-Schreiben auss Ungarn, Anno 1661. No´ra G. Ete´nyi: Ero˝pro´ba a harctereken e´s a propaganda´ban [Kraftprobe auf dem Kriegsschauplatz und in der Propaganda]. »Nyilva´¨ ffentliche Chroniken zu 1660 nos kro´nika´k« euro´pai eseme´nyekro˝l 1660-bo´l [O u¨ber europische Ereignisse]. In: Az e´rtelem ba´torsa´ga (wie Anm. 44), S. 201–225. »unweit der neuen Insul oder Vestung ihr Lger geschlagen und sich derselben entweder zu bemchtigen, oder ganz und gar zu demolieren beordet seyn. Ihr Excell. Des Herrn Graffen Serini Bruder Graff Peter befind sich auch allda und wollen denen ankommenen Tu¨rcken mit ihrer Mannschafft (so sich in die 10 000 starck befindet) entgegen gehen […] und gleichwolen seynd beede Serini gesinnet gewesen an die Tu¨rcken einen Straff zu thun.«

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fu¨rsten traf sich Pe´ter Zrı´nyi perso¨nlich.54 Er, wie auch der ebenfalls eingetroffene Militringenieur Wassenhoven konnten die nachrichtenhungrigen Verlage mit konkreten Informationen, Militrberichten und Kriegstagebu¨chern versorgen. Durch die perso¨nliche Anwesenheit von Pe´ter Zrı´nyi war auch die Konjunktur der an seine Person anknu¨pfenden Vero¨ffentlichungen bedingt. Der Regensburger Drucker Christoph Fischer brachte ein Gedicht heraus,55 das ausschließlich Pe´ter Zrı´nyis Ruhm hervorkehrte und diesen mit Pompeius, Hannibal und Achill verglich. Auf einem Flugblatt, das die Zersto¨rung der Bru¨cke zu Esze´k mit einer kleinformatigen Karte von der Mur-Region nher erlutern wollte, ist das Doppelportrait von Nikolaus und Pe´ter Zrı´nyi zu sehen. Die Lobgedichte des Sigmund von Birken in der Reiterportrait-Reihe des Kupferstechers Jacob Sandrart u¨ber die Feldherren des Krieges 1663/64 zeugen davon, dass man die Zrı´nyi-Bru¨der miteinander verwechselte und Pe´ter Zrı´nyi auf dem Pegasus darstellte.56 Das Familienvorbild war auch fu¨r Pe´ter Zrı´nyi verpflichtend: Zur kroatischen Version des Syrena-Bandes bestellte er von Giacomo Piccini einen Kupferstich u¨ber Nikolaus und Pe´ter Zrı´nyi.57 54

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Sa´ndor Bene: Zrı´nyi-levelek 1664-bo˝l [Briefe von Nikolaus Zrı´nyi im Jahre 1664]. In: Irodalomto¨rte´neti Ko¨zleme´nyek 96 (1992), S. 225–242. gnes R. Va´rkonyi 1975 (wie Anm. 28), S. 399–427. gnes R. Va´rkonyi: Apafi – Zrı´nyi – Comenius. Erde´ly a nemzetko¨zi to¨ro¨kellenes ha´boru´ban [Siebenbu¨rgen im internationalen Krieg gegen die Tu¨rken]. In: Jako´ Zsigmond Emle´kko¨nyv. Hg. von Andra´s Kova´cs, Ga´bor Sipos, Sa´ndor Tonk. Kolozsva´r 1996, S. 502–524. Katalin Ne´meth S.: Die vergessenen Propagandisten von Comenius: Johann Jakob Redinger und Christian Hoburg. In: Comenius-Jahrbuch, 7 (1999); gnes R. Va´rkonyi 2000 (wie Anm. 18), S. 103–149.; No´ra G. Ete´nyi 2003 (wie Anm. 44), S. 201–219. gnes R. Va´rkonyi 2005 (wie Anm. 44), S. 604–612. Magyar e´s magyar vonatkoza´su´ ro¨plapok (wie Anm. 10), Nr. 656/a »Der Welt-Be¨ berwinder Dem Hoch Wohlgebornen Grafen von Herrn Herr, ru¨hmte Tu¨rcken-U Petro Zrini, Dero Ro¨m. Kays. Mayest, Rath und Cammerern, der Croatischen und Meer Grnnizen Vice Generalen […] Joannes Franciscus Fulonius Gedruckt zu Regenspurg bey Christoff Fischern Im Jahr 1664.« John Roger Paas: Unbekannte Gedichte und Lieder des Sigmund von Birken. Amsterdam, Atlanta GA 1990 (Chloe. Beihefte zum Daphnis. Band 11); Ders.: Zusammenarbeit in der Herstellung illustrierter Werke im Barockzeitalter: Sigmund von Birken (1626–1681) und Nu¨rnberger Ku¨nstler und Verleger. In: Wolfenbu¨tteler Barock-Nachrichten 24 (1997)/1, S. 217–239; Blake Lee Spahr: The Archives of the Pegnischer Blumenorden. Berkeley 1960. Renate Ju¨rgensen: Utile cum dulci. Die Blu¨tezeit des Pegnischen Blumenordens in Nu¨rnberg 1644 bis 1744. Wiesbaden 1994; Der Franken Rom. Nu¨rnbergs Blu¨tezeit in der zweiten Hlfte des 17. Jahrhunderts. Hg. von John Roger Paas. Wiesbaden 1995. Tibor Klaniczay: Zrı´nyi Miklo´s [Nikolaus Zrı´nyi]. Budapest 1964, S. 788–790. Tibor Klaniczay: Zrı´nyi, Velence e´s az a´llamrezon irodalma [Zrı´nyi, Venedig und die Literatur der Staatrson]. In: Ders.: A mu´lt nagy korszakai. Budapest 1973, S. 353–363; Sa´ndor Iva´n Kova´cs: A lı´rikus Zrı´nyi [Zrı´nyi der Lyriker]. Budapest 1985, S. 96–100; Tibor Klaniczay: Zrı´nyi olvasma´nyaihoz: Vittorio Siri [Zur Lektu¨re von Zrı´nyi: Vittorio Siri]. In: Irodalomto¨rte´neti Ko¨zleme´nyek 74

Die beiden Zrı´nyis in der deutschsprachigen Flugschriftenliteratur

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Ein 1664 vero¨ffentlichtes Lobgedicht mit zweistimmiger Melodie hob gleichermaßen die Rolle von Nikolaus und Pe´ter Zrı´nyi hervor.58 Das Gedicht verku¨ndete zunchst den Ruhm des um die Verteidigung von Szigetva´r verdienten Nikolaus Zrı´nyi, um spter beide Zrı´nyi-Bru¨der als Verteidiger der ungarischen und der kroatischen Gebiete anzupreisen. Laut dieses Gedichts stellt Zrı´nyi-Neuburg eine gute Mo¨glichkeit dar, Kanizsa im Auge zu behalten. Obwohl in diesem Gedicht die einzelnen Kriegshandlungen nicht thematisiert wurden, stellte der Autor die Strkung des ungarisch-kroatischen Verteidigungssystems sowie den Schutz der steirischen und krainischen Gebiete als dringende Aufgabe heraus. Mit dem Namen Nikolaus Zrı´nyi verknu¨pfte er die Stadt Karlsburg/Karlovac. Der Schluss macht abermals deutlich, dass das Familienvorbild sowohl in der Kombination des alten mit dem neuen Nikolaus Zrı´nyi, als auch in der Verknu¨pfung beider Bru¨der den vollbrachten Taten zustzliche Bedeutung verleiht: »Dich erhalten Vtterlich, (Nechst Gott) und ganz Bru¨derlich, Zween Serini, einer Lini, Angebohrten, auserkohren, Vivant, Vivant ewiglich.«

58

(1970), S. 687; Ge´za Galavics 1986 (wie Anm. 18), S. 78–79.; Sa´ndor Bene: Zrı´nyi testve´rek az Ismeretlenek Akade´mia´ja´n (Velencei karneva´l) [Die Bru¨der Zrı´nyi in der Akademie der Unbekannten (Venetianischer Karneval)]. In: Irodalomto¨rte´neti Ko¨zleme´nyek 97 (1993), S. 650–668. App. H. 938. UBM 4 Hist 4018/ 3 »Zu Ehren, Neuaufgeseztes Lied, Beyder Herrn Grafen von Serin, Herrn Niclas und Herrn Petern, beyden Gebru¨dern, In Noten zur Music u¨bergeben, Im Jahr, 1664.«

gnes R. Vrkonyi

The mediators: Zrı´nyi and Johann Philipp von Scho¨nborn

Count Miklo´s Zrı´nyi, Ban of Croatia, and Archbishop Johann Philipp von Scho¨nborn, Elector of Mainz, President of the League of the Rhine never met in the flesh. However, their names have come down to us, in close association in the history of the efforts to establish a balance of power, to bring about an international coalition with the view of recapturing Turkish occupied territories.1 In this paper I am going to sketch out a few problems of the period of history they shared, between 1648 and 1664 with reference to the genesis of the new concept of Europe. The Peace Treaty of Westphalia which formed the basis of their connections offered different challenges. It was for the purpose of establishing a European balance of power that the League of the Rhine was formed. At the same time it was made absolutely clear in the course of the negotiations that as long as the Ottoman power was present in the very centre of Europe the hope of establishing peace and a balance of power was very remote. In 1645 when the opponents sat down to the conference table the Ottoman Empire started military operations against the Venetians on the Isle of Crete, the most important stronghold of the maritime republic. This happened precisely when the European powers were, at long last, thinking earnestly of making peace and negotiating a treaty concluding the Thirty Years War, »the Sick Man of the Bosporus« was taking steps that would guarantee Ottoman dominance in the Eastern Mediterranean.2 1

2

First summarized by gnes R.Va´rkonyi: La coalition internationale contre les Turcs et la politique e´trange`re hongroise en 1663–1664. In: E´tudes Historiques Hongroises 1975 publie´es a` l occasion du XIVe Congre`s International des Sciences Historiques par la Commission Nationale des Historiens Hongrois. Vol. I. Budapest 1975, 399–427; Id.: To¨ro¨k vila´g e´s magyar ku¨lpolitika [Turkish Times and Hungarian Foreign Policy]. Budapest 1975. 91; Id.: Euro´pa Zrı´nyije [The Zrinyi of Europe]. Irodalomto¨rte´neti Ko¨zleme´nyek, 100 (1996), 1–39. Pax optima rerum. Beitrge zur Geschichte des Westflischen Friedens 1648. Hrsg. von Eric Ho¨vel, unter Mitwirkung von J. Bauermann, B. Peus u. a. Mu¨nster 1948. Eckehard Eickhoff: Venedig, Wien und die Osmanen. Umbruch in Su¨dosteuropa 1645–1700. Mu¨nchen 1973, 27–40, 183; Istva´n Hiller: Feind im Frieden. Die Rolle des osmanischen Reiches in der europischen Politik zur Zeit des West-

Zrı´nyi and Johann Philipp von Scho¨nborn

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It was in 1648 that Zrı´nyi presented his programme for an international anti-Turkish war. From historical experience Zrı´nyi concluded that the Ottoman power could be defeated only if the whole Christian world acted in unison. This meant that the inclusion of the Habsburg Empire and the German Principalities was as much demanded as establishing contacts with other European powers. The initiative was to be taken by the Hungarians. Both in military affairs and in the establishment of international relations. In order to gain the support of foreign powers for Hungary, Zrı´nyi and his circle had established links with Venice, the Protestent countries, and had got in touch with Rome. They had used the French, Dutch and English diplomatic connections of the Principality of Transylvania, and the cultural and protocolar relations of the Kingdom. For about a century the German Principalities had contributed the »Tu¨rkenhilfe« and other substantial sums for the maintenance of the line of border fortresses. Trade with Hungary was flourishing, a great number of young Hungarians studied at German universities. In the course of the »Kavalierstour« aristocratic young men visited the princely courts, and, as prescribed ceremonially, the Habsburg ruler was to appear as King of Hungary in the society of Hungary s high dignitaires at court celebrations and the ceremony of the German Electors electing the Emperor. All this was, however, not enough for an efficient international policy. A real change took place when Zrı´nyi got in touch with the President of the League of the Rhine.3 If our present kvowledge is correct, this happened in 1657. In a letter of a later date Zrı´nyi writes: »I who am more thoroughly obliged to your Eminence and Majesty …« When exactly this more thorough obligation set in, is not known for the time being. What is, however, certain, is that as early as the Imperial Diet of Frankfurt, in 1658 the influence of Archbishop Johann Philipp von Scho¨nborn on the cause of Hungary was manifest.

3

flischen Friedens. In: Der Westflische Friede. Diplomatie – politische Zsur – kulturelles Umfeld – Rezeptionsgeschichte. (Historische Zeitschrift, Beihefte N. F., 26) Ed. by Heinz Duchhardt. Mu¨nchen 1998, 393–404. A. Che´ruel: E´tude sur la Ligue ou alliance du Rhin. Paris 1884; B. Auerbach: La Ligue du Rhin et la traite´ de Ratisbonne. Paris 1887, 117–148; Georg Metz: Johann Philipp von Scho¨nborn, Kurfu¨rst von Mainz, Bischof von Wu¨rzburg und Worms 1605–1673. I–II. Jena 1897–1899; Heinz Duchhardt: Der Kurfu¨rst von Mainz als europischer Vermittler. Projekte und Aktivitten Johann Philipps von Scho¨nborn in den Jahrzehnten nach dem Westflischen Frieden. In: Studien zur Friedensvermittlung in der fru¨hen Neuzeit. Hrsg. von Heinz Duchhardt. Wiesbaden 1979, 2–22; Karl Otmar von Aretin: Die Kriegsassoziationen in der Politik der Mainzer Kurfu¨rsten Johann Philipp und Lothar Franz von Scho¨nborn 1648–1711. In: Das Reich, Friedensgarantie und europisches Gleichgewicht 1648–1806. Hg. von Karl Otmar von Aretin. Stuttgart 1986.

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The year 1657 is of decisive importance in the history of the region. As early as the beginning of the year, informers reported that the new Grand Vizier Ko¨pru¨lu¨ Mehmed was planning to attack Venice from the rear, via Croatia, and Friuli. Gyo¨rgy II Ra´ko´czi was launching a campaign against Poland in alliance with Sweden. Ferdinand III died, and seventeen-year-old King Leopold was facing a hectic period of electioneering in Frankfurt with the view of gaining the imperial crown. And it was in this year that the League of the Rhine started its activity. Zrı´nyi expected that Ra´ko´czi would seize the Polish throne, and following that, Poland would join the powers making preparations against the Turks. However, Ra´ko´czi s campaigns failed, and the Grand Vizier Ko¨pru¨lu¨ Mehmed demanded of him to abdicate. But Ra´ko´czi resorted to arms, counting on support from Emperor Leopold I and the whole Christian world. The Hofkriegsrat which dictated the Habsburg Empire s eastern policy sought to preserve the status quo vis-a-vis the Sublime Porte. On the other hand Hungarian politicians did their best to persuade the German Princes to vote for Leopold only on condition that the latter was ready to go to war against the Turks. One of the first things the League of the Rhine dealt with was the cause of Transylvania, and they offered aid to the country. With his armed forces, with his tolerant, open policy, his wide-ranging diplomacy Johann Philipp wished to play the mediator s part between the Habsburg Empire and France, and not only recognized that the League must make common cause with the nations on the eastern fringes of Central Europe, but undertook to spearhead the organization of the international coalition against the Ottoman Empire. Leopold accepted the condition to send an army to Transylvania and to organize an international anti-Turkish alliance. However, the imperial and royal forces stopped at the Transylvanian border, and Gyo¨rgy II Ra´ko´czi was mortally wounded in the battle fought against the forces of Ali, Pasha of Buda. The Turks captured Va´rad »the easternmost bulwark of Christianity« 1660.4 The new Prince of Transylvania, Ja´nos Keme´ny trusting that the king would help him, repudiated the Turkish protectorate. The Habsburg government did send troups to Transylvania, under the command of Count Rajmondo Montecuccoli. But, in order to preserve the peace, Duke Porcia came to an arrangement with Istanbul, and when Montecuccoli got word from Pasha Ali that he had managed to have a new Prince chosen in the person of Miha´ly 4

Der Ungarischen Herren Consiliariorum So zu Grtz versamlet, Meinungen, wegen geschehenen Angriffs auff Wardeyn. Orsza´gos Sze´che´nyi Ko¨nyvta´r, Ke´ziratta´r [National Sze´che´nyi Library, Manuscript Dept.] (henceforth OSzKK) App. H. 855.

Zrı´nyi and Johann Philipp von Scho¨nborn

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Apafi, he turned back immediately. Also Prince Ja´nos Keme´ny, lost his life in a battle, fighting unaided against the Turks superior in numbers. The new Grand Vizier, the young and gifted Ko¨pru¨lu¨ Ahmed revived the old plan of attacking Venice then successful as a maritime power, by land, via Friuli. But Zrı´nyi built a fortress in the Mura region. Zrı´nyiujva´r was an offence against the Habsburg-Turkish peace, and turned out to be a »casus belli«. Johann Philipp was fully aware of the significance of the anti-Turkish war; he received detailed reports from Pozsony to the same effect, from his charge´ d affaires Wilderich von Waldendorf. In 1663 Ko¨pru¨lu¨ Ahmed launched a large-scale campaign to destroy Zrı´nyiu´jva´r, to extend his power over Croatia and what had been left of the Kingdom of Hungary, and to capture Vienna. It was already an open secret that the League of he Rhine was collaborating with the Hungarians. The Palatine, Ferenc Wessele´nyi issued a national circular on May 22nd 1663 to the effect that considerable foreign armed forces were expected to enter the country in the following month, and indeed, forces about 6 to 7 thousand strong were sent by Johann Philipp Scho¨nborn under Lieutenant General Count Wolfgang Julius Hohenlohe to join Zrı´nyi. Zrı´nyi and the League of the Rhine wanted to wage an offensive war. That was what guided Johann Philipp s diplomatic activity in Versailles and Rome. That was indicated by three manifestos issued in 1663 similar in their conception. The Exclamatio written by the Flemish diplomat Busbequius had been reprinted several times since 1572 but now it was, for the first time, issued in German as well, in a bilingual edition. »Defensive war«, the original phrase had been replaced by »offensive war.«5 In his famous manifesto, An Antidote to Turkish Opium,6 Zrı´nyi 5

6

Augerii Gislenii Busbequi trium caesarum legati Exclamatio sive de re militari contra turcam instituenda consilium. Neben einem vor allbereit 140 Jahren herausgegebenen Anschlag eines Zugs wider die Tu¨rken, dem gu¨nstigen Leser zu Lieb hiebey gedrukt in diesem nunmehro zu End laufenden 1663-sten Jahre. OSzKK App.2062. Miklo´s Zrı´nyi: Az to¨ro¨k fium ellen valo´ orvossa´g [An Antidote to Turkish Opium]. In: Id.: Pro´zai mu˝vei. Ne´gyesy La´szlo´ hagyate´ka´bo´l Kova´cs Sa´ndor Iva´n vezete´se´vel sajto´ ala´ rendezte az ELTE Re´gi Magyar Irodalomto¨rte´neti Tansze´ke´nek Zrı´nyi szemina´riuma [Edited from the Posthumous Papers of La´szlo´ Ne´gyesy under the direction of Sa´ndor Iva´n Kova´cs by the members of the Zrı´nyi Seminar of the Department of Old Hungarian Literary History in Lora´nd Eo¨tvo¨s University]. Budapest 1985, 28, 31–32; gnes R. Va´rkonyi: Apafi – Zrı´nyi – Comenius. Erde´ly a nemzetko¨zi to¨ro¨kellenes ha´boru´ban [Transylvania in the International Anti-Turkish War]. In: Jako´ Zsigmond Emle´kko¨nyv. Ed. by Andra´s Kova´cs, Ga´bor Sipos, Sa´ndor Tonk. Cluj-Kolozsva´r 1996, 502–524; Levente Nagy: Zrı´nyi e´s Erde´ly. A ko¨lto˝ Zrı´nyi Miklo´s irodalmi e´s politikai kapcsolatai Erde´llyel [Zrı´nyi and Transylvania. The Literary and political contacts of the poet Miklo´s Zrı´nyi with Transylvania]. Budapest 2003.

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borrowed the principal chain of ideas and the rhetorical structure from the Exclamatio, adjusting its contents to the deplorable conditions in Hungary. In the Oratio issued in the name of Turenne the French general, King Louis XIV was addressed, and urged to destroy the Turkish Empire, and make it possible for French forces to fight together with the Hungarians and Germans. The three manifestos emphasized in unison the cooperation of the French, the Hungarians and the Germans. It is interesting to note that prior to Busbequius s manifesto a project had been publishad entitled Das ist ein Anschlag eines Zugs wider die Tu¨rken. According to its introduction the Anschlag was written at the beginning of the 16th century. Its contents, however, contradicts this date. It refers to the economic interdependence of the countries of Europe. It claims that there will be greater security in Europe when the Turks have been defeated. In the meantime Ko¨pru¨lu¨ Ahmed had captured E´rseku´jva´r/Neuhusel/Nowe´ Za´mky, the central fortress of Northern Hungary, a bulwark of Vienna, and hordes of Tartars and Janizaries plundered the Austrian provinces, Moravia and Silesia. The Habsburg government sent out envoys with letters asking for help, the imperial court fled to Linz, and at this hour of extreme peril Leopold, acting as King of Hungary, appointed Zrı´nyi to be commander-in-chief of the country, with the title »totius Nationis Hungariae Dux.« An inspection of troops was held at Vatt in the western part of Transdanubia, in September 1663 and the high dignitaries of the Kingdom of Hungary, Palatine Count Ferenc Wessele´nyi, Lord Chief Justice Count Ferenc Na´dasdy and Zrı´nyi, Ban of Croatia came to an agreement that they would ask for help even from foreign powers, if that was in the interest of the country. It was then only that the Palatine s envoy, Miha´ly Bory set out for Regensburg. The plan of an international anti-Turkish alliance, and an offensive war was formulated in the Vortrag dass man nicht defensive sondern offensive mit den Tu¨rken kriegen soll, the proposal discussed by the League of the Rhine on 31 October 1663.7 The Vortrag made it clear that the Sultan was preparing to capture the Austrian hereditary provinces and the German Principalities. If, however, the Principalities and the European countries would join arms, now they would be able to break the power of the Ottomans. What was needed was an international alliance of the German Princes, the Habsburg Empire, Hungary, the Principality of Transylvania, France, Spain, Venice, Rome. The Per7

Vortrag dass man nicht defensive sondern offensive mit den Tu¨rken kriegen soll. 31. Okt. 1663. Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien (henceforth HHStA), Mainzer Erzkanzlerarchiv Reichstagsakten, Militaria, Fasc. 15. Konv 8.

Zrı´nyi and Johann Philipp von Scho¨nborn

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sians were ready to take up arms, as were the Poles and Russians as well. Venice was already at war with the Turks, and the Kingdom of Hungary was also fighting them. Not long after, the armies of the League arrived in Hungary. General Hohenlohe reached the Hungarian border in December 1663 with an army of about ten thousand soldiers. From a report he sent to Johann Philipp we know that on 12 December he had a conference with Zrı´nyi in Csa´ktornya, and worked out the overture to the offensive war, a detailed plan of the winter campaign. However, the Emperor s consent was missing.8 Emperor Leopold arrived in Regensburg on 23 December.9 These were the days when all Europe was in Regensburg. Besides the Emperor Leopold and Johann Philipp there were present Duke Porcia, the Bishop of Strassburg, the Duke of Lotharingia, and practically all of the electors. Several countries had sent their diplomatic representatives. Gyo¨rgy Szelepcse´nyi, Chancellor of the King of Hungary, was in Regensburg, and other Hungarian delegates were on their way: Palatine Wessele´nyi s envoy, the Lutheran magistrate, Miha´ly Bory, and the delegates of the Hungarian towns and counties. The merchant Istva´n Moro, Zrı´nyi s Venetian agent, was there already, and Wassenhofen, his military engineer.10 The Habsburg government insisted on a defensive war. The fundamental principles of this had been worked out by Montecuccoli, and at its session in May 1663 the Hofkriegsrat accepted them: no risks should be taken. This plan was diametrically opposed to the idea of an offensive war. Emperor Leopold rejected the idea of an offensive campaign, and deprived Zrı´nyi of his commandership. On the other hand, Johann Philipp instructed Lieutenant General Hohenlohe to support Zrı´nyi in all his military operations, since he himself had always had a high opinion of Zrı´nyi s military experience, honesty and heroism. He should, therefore, greet the two Zrı´nyi broth8

9 10

Wolfgang Hohenlohe to Johann Philipp Scho¨nborn 7. Dez. 1663. HHStA Mainzer Erzkanzlerarchiv Reichstagsakten. Fasc 219. T. 7. No 194. The funeral oration delivered in 1699 at Hohenlohe s funeral gives an account in detail concerning his friendship with Zrı´nyi and his participation in the Hungarian anti-Turkish war of 1663/64. No´ra G. Ete´nyi: Wolfgang Julius Hohenlohe Zrı´nyi-kultusza [Wolfgang Julius Hohenlohe s Cult of Zrı´nyi]. In: Portre´ e´s ima´zs. Politikai propaganda e´s reprezenta´cio´ a kora u´jkorban. Ed. by No´ra G. Ete´nyi, Ildiko´ Horn. Budapest 2008, 444–447. R.Va´rkonyi: To¨ro¨k vila´g e´s magyar ku¨lpolitika (see note 1), 4–6, 81. Gyo¨rgy Szelepcse´nyi Chancellor of the King to Johann Rottal, 22. Dez. 1663. Ratisbona. Magyar Orsza´gos Leve´lta´r [National Archives of Hungary], Budapest (henceforth MOL) P 507. Na´dasdy leve´lta´r (Na´dasdy Archives), Fasc. 15 A V. No 535.

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ers, the Ban Miklo´s and his younger brother Captain Pe´ter. He should assure them of his friendly disposition and high esteem.11 Hohenlohe informed President Johann Philipp of the exact plan of the winter campaign on 11 January 1664. He quoted Zrı´nyi s opinion according to which no feat of arms had been performed for the past hundred years that would have been more useful. 12 In a letter also dated 11 January, Zrı´nyi thanked Johann Philipp for helping him: »I who am but an unworthy minister and commander-inchief of this country, cannot keep silent now without incurring the charge of disgraceful ingratitude, so I express most humble thanks in the name of the country.« This piece of writing is an important document of the preparation of the international coalition as well. »All Christendom is fully aware of the fact that the happiness of our country depends on the happiness of Your Eminence and Majesty.«13 It clearly indicates the purpose of the international coalition, the reconquest of Turkish occupied territories, that is an offensive war was to be launched. Hungarian and Croatian troops and soldiers of the League of the Rhine set out on 21 January 1664. The forces that crossed the southern Turkish line of defence of Transdanubia were about 26.000 strong, and they penetrated well into Turkish territory. Johann Philipp wrote to Zrı´nyi from Regensburg on 22 January. The President of the League of the Rhine spoke very highly of Zrı´nyi, emphasizing that he himself did not deserve his thanks, for it was Zrı´nyi who earned the laurels in those difficult times, with his courage, prudence, and indomitable strength of mind. Johann Philipp trusted that Zrı´nyi and his allies would defeat the Turkish emperor.14 The winter campaign of Zrı´nyi and Hohenlohe was ultimately highly successful.15 After the first pieces of information were made public, 11

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13

14

15

Johann Philipp Scho¨nborn to Wolfgang Hohenlohe, 29. Dez. 1663. Regensburg. HHStA, Mainzer Erzkanzlerarchiv Reichstagsakten, Fasc. 219 Tom. 7. No 198. Wolfgang Hohenlohe to Johann Philipp Scho¨nborn, 11. Jan. 1664. HHStA, Mainzer Erzkanzlerarchiv Reichstagsakten Fasc. 219 Tom. 7. Nr. 198. Miklo´s Zrı´nyi to Johann Philipp Scho¨nborn, 11. Jan. 1664. Csa´ktornya. HHStA Mainzer Erzkanzlerarchiv Reichstagsakten, Fasc. 219 Tom. 7. Nr. 142. Johann Philipp Scho¨nborn to Miklo´s Zrı´nyi, 22. Jan. 1664. Regensburg. (Draft) HHStA Mainzer Erzkanzlerarchiv Reichstagsakten, Fasc. 219 Tom. 7. No 91. Georg Wagner: Das Tu¨rkenjahr 1664. Eine europische Bewhrung. Raimund Montecuccoli, die Schlacht von St. Gotthard-Mogersdorf und der Friede von Eisenburg (Vasva´r). Eisenstadt 1964; Ge´za Perje´s: Zrı´nyi e´s az 1663–1664-es nagy to¨ro¨k ha´boru´. In: Pa´l Esterha´zy: Mars Hungaricus. Ed., transl. by Emma Iva´nyi, Ga´bor Hausner. Budapest 1989; Sa´ndor Bene: Adale´kok Zrı´nyi Miklo´s te´li hadja´rata´nak to¨rte´nete´hez [Contributions to the history of Miklo´s Zrı´nyi s winter campaign]. In: Hadto¨rte´neti Ko¨zleme´nyek 106 (1993), 3, 69–73; Ferenc To´th: Saint- Gotthard 1664. Une bataille europe´enne. Paris 2007.

Zrı´nyi and Johann Philipp von Scho¨nborn

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Pe´ter Zrı´nyi and Ferenc Frangepa´n arrived in Regensburg with the news of the success of the winter campaign. On 14 February 1664, Johann Philipp gave a banquet to celebrate the victory where he seated Pe´ter Zrı´nyi next to himself. Also, he received a detailed report from General Hohenlohe: they had captured several fortresses, destroyed the bridge over the Drava, set about one hundred Christian prisoners free, and captured an exceedingly rich prize: they had cut off the main line of supply of the Ottomans. They mananged to prepare the spring campaign well. There were celebrations all over Europe. For more than half a century this had been the first victorious undertaking of Christendom on land against the Turks. Pope Alexander VII saluted Zrı´nyi with signal favour and presents. The French King made him a present of a sum of money in token of his good wishes. Emperor Leopold called the Ban of Croatia the saviour of the Empire. The winter campaign had the significant result: Count Peter Strozzi, Emperor Leopold s special envoy to Paris reported that King Louis XIV was going to give a substantial grant, and was going to send troops. The great international reputation of the successful winter campaign gave a new impetus to the alliance of the European powers. Palatine Ferenc Wessele´nyi expressed his thanks in a gilt-edged letter, and he forwarded duplicate copies of the official Report of the President of the League of the Rhine to all counties and municipalities for information.16 Gyo¨rgy Lippay, Archbishop of Esztergom expressed his gratitude in the name of Hungary to Johann Philipp for »uniting the great powers of Europe« against the Ottoman Empire. In 1664 a book was published in London, The Conduct and Character of Count Nicolas Serini, on the opening pages of which the following could be read: »The Excellent Count Serini seems to be the Heroe upon whom Providence hath devolved the Fates of Europe. […] In a word, what manner of Heroe he is, upon his success or overthrow the Western world seems to stand or fall.«17 The chapters dealing with Zrı´nyi s life and policy ara followed by George Castriot s biography.18 George Castriot fought in the 15th century in the southern part of the Balkans against the Turks, in alliance with Ja´nos Hunyadi.19 The vo16

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19

Ferenc Wessele´nyi to Johann Philipp Scho¨nborn, Stubnya, 27. Febr. 1664. HHStA Mainzer Erzkanzlerarchiv, Reichstagsakten, Fasc. 219 Tom. 7. Nr. 192. The Conduct and Character of Count Nicholas Serini. London 1664. To the Reader. Facsimile edition: In: Angol e´letrajz Zrı´nyi Miklo´sro´l [English biography of Miklo´s Zrı´nyi], London, 1664. Ed. by Sa´ndor Iva´n Kova´cs. Budapest 1987. The Life and Actions of George Castriot Sirnamed Scanderbeg, the other Champion of Christendom. In: The Conduct and Character of Count Nicholas Serini (see note 17), 112–144. The Albanian national hero called himself »Athleta Christi«. With contemporary technical literature: Angol e´letrajz Zrı´nyi Miklo´sro´l (see note 17), 419–421.

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lume ends with the story of Tamberlain who wanted to overthrow the Ottoman Empire from within. The key-word of the English Life of Zrı´nyi is Europe. This concept of Europe includes Central Europe, and through Castriot the Balkans as well. In the work which calls Zrı´nyi the pledge of the future, Johann Philipp s influence cannot be simply ignored. Mention is made of the position of the German princes. Zrı´nyi is referred to as one who »supports the drooping glory of Germany«. Johann Philipp sided with Zrı´nyi in the debate on who should be the commander-in-chief of the international war. Johann Philipp was the only one to mention Castriot a` propos of Zrı´nyi who, »uniting his forces with those of the allies will defeat the Turkish Emperor s army, as Castriot did, for the good and benefit of all Christendom«. The letter in which Johann Philipp draws a parallel between Zrı´nyi and George Castriot was sent from Regensburg to Csa´ktornya on 22 January 1664.20 Writing in his capacity as President of the League of the Rhine, four days after Emperor Leopold cancelled the winter campaign, Johann Philipp was, more than likely, replying to Zrı´nyi and Hohenlohe s letter of 11 January. In this letter Johann Philipp emphasizes Zrı´nyi s excellent soldierly virtues and capacity for military leadership, and expresses his hope that, uniting his forces with that of the alliance, he will, like a latter-day Castriot, triumph over the sultans s army, to the immense benefit of Christendom. Of all the sources dating to a time prior to the winter campaign, this letter is, to the best of my knowledge, the only one to contain the Zrı´nyiCastriot parallel. What does it mean that in his letter Johann Philipp likened Zrı´nyi to George Castriot? The outstanding personalities of the anti-Turkish war were generally spoken of with reference to biblical parables, characters taken from the Old Testament, and likened to the heroes of classical antiquity. »The Hungarian Mars« was a sobriquet used for Zrı´nyi by contemporaries.21 On the other hand, Johann Philipp takes a 15th-century hero from the Balkans to parallel Zrı´nyi who is called the saviour of Europe in his English biography. »This is he who hath set bounds to the fears of Europe, and the hopes of Asia.«22 In my opinion this is another instance of the genesis of the new concept of Europe charac20

21

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Johann Philipp Scho¨nborn to Zrı´nyi, Regensburg, 22. Jan. 1664. HHStA Mainzer Erzkanzlerarchiv Reichstagsakten, Fasc. 219 Tom. 7. Nr. 91. Comes Paulus Esterhazy: Mars Hungaricus sive tractatus de bello Turcico eiusdemque primordio ac fine. In: Pa´l Esterha´zy: Mars Hungaricus (see note 15), 227, 234, 256, 274; Sa´ndor Bene: Zrı´nyi mint »Magyar Mars« [Zrı´nyi as »Hungarian Mars«]. In: Ibid. 387–407. The Conduct and Character of Count Nicholas Serini (see note 17), 110.

Zrı´nyi and Johann Philipp von Scho¨nborn

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teristic of Johann Philipp s policy. Both in Hungary fighting for its freedom, and in Zrı´nyi s English biography, Europe consisted not only of Hungary, Transylvania, Austria, Bohemia, and Moravia, but the Balkans as well, exemplified by the person of Castriot. That is to say that, similarly to Zrı´nyi Johann Philipp also regarded the eastern borderland of Central Europe as an organic part of the Continent. Let me end on a note of warning: we should keep alive the story of the co-operation of Johann Philipp and Miklo´s Zrı´nyi, the two 17th century statesmen who acted as mediators between Western and Central Europe.

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Miklo´s Zrı´nyi (1620–1664) was the great grandson of another Miklo´s Zrı´nyi, who had died in a most heroic manner during the desperate siege of Sziget, in 1566. Our Zrı´nyi, the descendant of a catholic, Croatian aristocrat family, entered Hungarian literary and historical scholarship as the greatest poet of the Hungarian baroque literature2 and a fearful commander during the winter military expedition of 1664. As a soldier and nobleman, he had proved to be worthy successor of his most remarkable forefathers, although he did not die gloriously on the battlefield, but in a strange hunting accident, fueling the anti-Habsburg sentiments and passions of the contemporaries. At the present moment, while two national traditions are disputing the (copy)right over the Croatian noble and Hungarian poet, who is the same person, Miklo´s Zrı´nyi, it might turn out that there could have been a third claim too. A special historical source3 suggests that although the Catholic Zrı´nyi might have been swearing in Croatian during military combat and producing high quality baroque poetry in Hungarian, yet the early modern Europe, or at least a part of it, used to know him as the Protestant hero of the Christendom. This paper, as a case study, will endeavour to decipher the anthropological relevancies of the different threads within the cultural construction of Miklo´s Zrı´nyi s European reception and cult. I will proceed by introducing the different narratives, according to the anthro1 2

3

This article was written up with the support of OTKA Grant nr. TS049863. Imre Ba´n: Zrı´nyi Miklo´s [Miklo´s Zrı´nyi]. In: A magyar irodalom to¨rte´nete 1600to´l 1772-ig. Ed. Tibor Klaniczay. Budapest: Akade´miai Kiado´, 1964, p. 159–183; Zrı´nyi-dolgozatok [Papers on Zrı´nyi]. Ed. Sa´ndor Iva´n Kova´cs. Budapest 1983– 1989, I–IV.; Sa´ndor Sı´k: Zrı´nyi Miklo´s [Miklo´s Zrı´nyi]. Budapest 1940; Ge´za Perje´s: Zrı´nyi e´s kora [Zrı´nyi and His Age]. Budapest 1965; Iva´n Kova´cs Sa´ndor: Zrı´nyi-tanulma´nyok [Studies on Zrı´nyi]. Budapest 1979; Az elso˝ Zrı´nyi-u¨le´sszak [The First Session on Zrı´nyi]. Ed. Andra´s Laczko´. Somogy 1990; Erzse´bet Kira´ly: Tasso e´s Zrı´nyi [Tasso and Zrı´nyi]. Budapest 1989. The Conduct and Character of Count Nicholas Serini, Protestant Generalissimo of the Auxiliaries in Hungary, The most Prudent and Resolved Champion of Christendom. London: 1664; facsimile edition, ed. Iva´n Sa´ndor Kova´cs, Budapest: Zrı´nyi Katonai Kiado´ 1987.

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pological dichotomy of central/native vs. peripheral/external in order to construe the poetical and political implications of this case as a cultural translation and transfer. Moreover, my article aims to interpret this special source, taking account of both iconographical and textual changes as well so that I could evaluate the process of confessionally oriented reception. The analyses of the visual representations will be completed by an anthropological and poetical assessment of the text. Finally, I will argue that this case as a cultural encounter, promotes an illustration about how otherness was translated or appropriated in early modern European Protestantism.

The Hungarian4 Zrı´nyi: the Central/Native Reading Due to the early death of his father, Miklo´s, together with his brother Pe´ter, who was to be executed for conspiracy by the Habsburgs, was educated under the close observation of Pe´ter Pa´zma´ny, the most important leader of Hungarian counter-reformation. Although, Zrı´nyi was an educated man, fond of reading and writing with an excellent command in several languages, including, of course Turkish as well, he decided to give up his studies in philosophy. He must have been untouched by the neo-scholastic sophistication of Catholic method applied in the teaching of philosophy. Furthermore, probably, the calling of a sacred family heritage, or the perspective of glory and promotion as the defensor patriae constituted an overly powerful temptation for such a brilliant young man. Accordingly, he hurried to participate to the Thirty Years War as the general of Croatia, during 1642 and 1645. Then, he was obliged to continue the fight against the Ottomans, who represented a permanent thread and danger for his estates situated at the southern border between the Hungarian Kingdom and Ottoman Empire. Thus, without the military help or any kind of Habsburg support, he engaged into a long-term skirmish with the pagans. As soon as the war broke out again in 1663, Zrı´nyi, nourishing high expectation from the Habsburg s assistance, in spite of his glorious deeds, was to experience bitter dis4

I am completely aware of the fact that the Hungarian Zrı´nyi s origins are in contradiction with my assertion. This time, due to the special issues raised, I am more interested in his cultural identity, or in his self-definition as a famous man, military commander and poet, therefore I promote his Hungarian roots. After all, he had written Hungarian poetry, or as a political man his ambitions were related to the restoration of Hungarian kingdom, therefore I consider that the qualification of Zrı´nyi as a Hungarian, especially in the context of early modern self/definition, can be regarded as an accurate one.

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appointment and dismay. While not just Zrı´nyi, but more or less the Habsburg-loyal nobility of Upper Hungary, supported and participated in the war against the Turks to liberate Hungary, the Habsburg Empire notwithstanding the expectation of her Hungarian allies and supporters signed the humiliating peace treaty of Vasva´r (1664). A high price was to be paid for this political misjudgment. Once it had become clear that the Habsburg administration was more preoccupied with the war against France in order to maintain the empire in the center of the main political struggles of Europe, the Hungarian reaction was reified by the riots to follow organized under the flag of Emericus Tho¨ko¨ly and Franciscus Ra´ko´czi. In this political context, Zrı´nyi more and more estranged and disgusted from the ruthless pragmatism of Habsburg empirial policy, despite his European fame earned in the winter of 1664, retired to his estates and dedicate his life to literature again. By this time Zrı´nyi could easily be considered a gifted writer, because he produced a remarkable amount of precious poetry and prose. His main work, the heroic poem narrating the glorious military deeds and sacrifice of his great grandfather, the Obsidio Sigethiana5 was followed by poems and prose writings (political and military pamphlets) as well. However, Zrı´nyi s domestic felicity came suddenly to an end in November 1664, when the count, in the company of some friends and a special guest6 decided to go hunting. According to the eyewitness s account a wounded beast, a boar killed the brave count to the desperation of a whole nation.7 Thus, Zrı´nyi the greatest baroque poet, a famous soldier and commander passed from this wicked world into a better one, glorified as a man who loved his country, home(s) and nation(s). Croatians and Hungarians mourn and remember him ever since.

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Zrı´nyi had written the heroic poem during 1645 and 1648, which then became the greatest Hungarian baroque enterprise of the period. I refer to Miklo´s Bethlen, who had come to his court to receive a »proper education« for a young aristocrat. This explanation, alluding to the particularities of the Hungarian familiar system, it is probably only a half-truth. The young Bethlen, the son of Ja´nos Bethlen, the chancellor of Transylvania, might have had a secret political reason as well to join Zrı´nyi. However, since his stay coincided with the unfortunate event of Zrı´nyi s dead, he in the quality of an eyewitness, although sometimes after 1708, recorded it in his memoirs: Bethlen Miklo´s E´lete Leı´ra´sa Maga´to´l [Autobiography of Miklo´s Bethlen]. In: Keme´ny Ja´nos e´s Bethlen Miklo´s mu˝vei. Ed. E´va V. Windisch. Budapest: Sze´pirodalmi Ko¨nyvkiado´ 1980, p. 601–603. Bethlen s narrative was analyzed by Sa´ndor Bene and Gelle´rt Boria´n in order to provide, within the limits of existing sources, a more reliable explanation. See Sa´ndor Bene and Gelle´rt Boria´n: Zrı´nyi e´s a vadkan. Budapest: Helikon Kiado´ 1988.

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The English Serini: the Peripheral/External Reading The book entitled, The Conduct and Character of Count Nicholas Serini, Protestant Generalissimo of the Auxiliaries in Hungary, The most Prudent and Resolved Champion of Christendom, was sold in the bookstore at the Flower Street in London, at the end of 1664. By the time the book became a bestseller, its Hungarian hero, Miklo´s Zrı´nyi that is Count Nicholas Serini, had been dead. However, the English gentlemen and women still went on buying this extremely interesting book. Indeed, an infrequent book, which has no author, unless one credits with this function the literate person hiding behind the mysterious O.C monogram, that is the signature added to the epistola dedicatoria.8 All the same, the booklet, proposes an ›original‹ approach to the life and character of the famous and talented military commander and poet. In order to fulfill the ›orientalist‹ demands of the readership, or maybe to manipulate their predisposition to buy and read something extremely interesting and rare, the description of Zrı´nyi s life is completed by the curriculum of two other exotic characters: George Castriot9 and Tamberlain.10 The book resembling a travelogue does not consist only of the portrayal of the aforementioned three excellent men, all of them brave and most heroic enemies of the Ottomans, but it also provides a narrative as well, about the distant countries, where these men belong to. In fact, as a description shares a number of similarities with the travel accounts, but its main function seem to be the ethnographic and historical depiction of the environments, in which these men acted. Yet, one has to admit the fact that the mysterious author or authors were not experts at all in history and geography. Their continuous difficulty in differentiating Germany from the Kingdom of Hungary has been paralleled by an unsettlingly inaccurate display of historical data. For instance, much to the surprise of the native (Hungarian) readers, one can learn that Lewis of Hungary and Ferdinand of Bohemia were disputing the Hungarian crown.11 Due to these kinds of erroneous information this written source, in the Hungarian reception, has been declared an unreliable one for Hungarian historiography and literary history. The native interpreters rejected this source relying solely on historical considerations. The native cult of Zrı´nyi seemed to be incompatible with this external reading. 8 9 10 11

The Conduct and Character, A3r-Br. Ibid., p. 112–146. Ibid., p. 147–168. Ibid., p. 11.

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The Ethnographic Source and its Authority After the linguistic turn, or the metahistory launched by Hayden White, one, even as a native, can hardly pretend total historical cognition or knowledge. Anthropology as well, after the writing culture debate12 is confronted with the same relativism and partial access to ethnographic phenomena. Moreover, once the alleged superiority of the native anthropologist has been discredited,13 it became clear the situated and fragmented character of all knowledge. Postmodernity in anthropology consists of a prolonged crisis of representation. The failure of the participant observation as a method displayed during the fieldwork in order to interpret cultural otherness, sometimes through the mediation of informants, reveals the arbitrary and somehow accidental process of writing up the ethnographic account, as the expression of an understanding resembling an allegory.14 The author(s),15 the other and the self, including the field or the subject of the study are exposed to the impact of anthropological inquiry as a scientific process, but the result is ambiguous.16 Has understanding/translation just taken place? My approach follows the theoretical considerations of post-modern anthropology, with a special regard to the (After) Writing Culture the12

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First, a report was published about the results of the seminar followed by the famous volume, defined as the milestone of postmodernity in anthropology: George Marcus and James Clifford: The Making of Ethnographic Texts: A Preliminary Report. In: Current Anthropology, vol. 26, no. 2 (1985), p. 267–271; Writing Culture: the Poetics and Politics of Ethnography. Ed. James Clifford and George Marcus. Berkeley: University of California Press 1986. Kirin Narayan: How native is a »Native« Anthropologist ? In: American Anthropologist, vol. 95, no. 3 (1993), p. 671–686. James Clifford: On Ethnographic Allegory. In: Writing Culture: The Poetics and Politics of Ethnography. Ed. James Clifford and George Marcus. Berkeley: University of California Press 1986, p. 98–121. The problematic notion and the accessory speculations about the death of author have been transferred from literature to anthropology. Thus the ethnographic account, often produced with the decisive contribution and cooperation of native informants, is pertinently confronted with the questions: who is the author or what is he compiling, translating or (re)inventing? For further details see Lisa Ede and Andrea A. Lunsford: Collaboration and Concepts on Authorship. In: PMLA, vol. 116, no. 2 (2001), p. 354–369. I refer to the influence of literary theory upon social sciences. It has recently come to the front the thesis suggesting the difficulty of differentiating the ethnographic narrative from literature. The ever-increasing influence of rhetoric and poetics, just like in the case of historical representation, seem to erase the narrow and overlapping boundary between fictitious and scientific narrative. See: Rose de Angelis: Introduction to Between Anthropology and Literature: Interdisciplinary Discourse. Ed. Rose De Angelis. London: Routledge 2002, p. 1–7. For further details and perspectives, see: Anthropology and Literature. Ed. P. Benson. Urbane: University of Illinois Press 1993.

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ory. Since, one can possess always just partial truths,17 even as a native anthropologist, every researcher, historian and anthropologist as well is confronted with such a dazzling complexity, often embedded in obscuring historical perspectives that interpretive attempts seems faint and futile efforts. Being native, while attempting to understand cultural otherness, even in one s own culture, the anthropologist and, I may add, the historian must subdue himself to the enactment of hybridity.18 It is this hybrid identity, consisting of a personal self and an ethnographic self that should be consciously reflected whenever one engages in any cultural contact or encounter. The world, and implicitly the culture, has been made up of mixed multicultural entities for the native and for the anthropologist as well. He who attempts to decipher it, needs to perceive it as such. Therefore, I consider this whole affair over Serini, a remarkable episode of an early modern cultural encounter between the predominantly Puritan England and the Reformed Hungary, revealing not solely historical, but mostly anthropological implications. Therefore, I intend to classify this English text as an ethnographic source promoting a possible/plausible representation of the Hungarian hero, Miklo´s Zrı´nyi s cult. Consequently, the Hungarian reception consisting of a vehement enumeration of mistakes found in the text, in fact, illustrates how this cultural encounter is rendered into an imaginary opposition between the central/native (Hungarian) and the peripheral/external (English) variant/interpretation of the same cultural phenomenon. Yet, according to the latest developments of cultural anthropology,19 the central/

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James Clifford: Introduction to Writing Culture: the Poetics and Politics of Ethnography. Ed. James Clifford and George Marcus. Berkeley: University of California Press, 1986, p. 6. Narayan: How native is a »Native Anthropologist«? (see note 13), p. 681. There is a famous analogy in cultural anthropology, in fact, a debate about the legitimacy and validity of the outsider anthropologist versus the native anthropologist. I am referring to the debate between Marshal Sahlins and Obeyesekere Gananath, during which, the native anthropologist gave a subversive criticism of Sahlins s interpretation. Yet, today the advantage of being native, while engaged in anthropological fieldwork, is not widely accepted. The criticism of the Geertzian concept of local knowledge and the problem of reflexivity in postmodern anthropology are further argument underscoring the complexity of this issue. For further details see: Marshall David Sahlins: Historical Metaphor and Mythical Realities: Structures in the Early History of Sandwich Islands Kingdom. Ann Arbor: University of Michigan Press 1986; Obeyesekere Gananath: The Apotheosis of Captain Cook: European Mythmaking in the Pacific. Princeton: University Press 1992; Hendry Joy: Other People s World. An Introduction to Cultural and Social Anthropology. New York: New York University Press 1999; Alan Barnard: History and Theory in Anthropology. Cambridge: Cambridge University Press 2000.

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native variant implying the ethnographic authority20 of Hungarian historical scholarship as a sort of a local knowledge,21 cannot claim to be exclusively accurate in judging such a phenomenon. Moreover, I do consider that the difference between the native/central and non-native/peripheral reading is not a qualitative one, it is just the discrepancy between two types of ethnographic authorities. Therefore, my interpretation, instead of providing further arguments impugning the external (English) account, will attempt to construe the poetics and politics of the ethnographic narrative.22 For the book, published anonymously, sets forth a challenging perspective upon the concept of literary and iconographical translation, political transfer and cultural transformation. Moreover, the historical character of Zrı´nyi/Serini was transmuted into a topoi or locus of the ultimate hero or princeps inherited from ancient literary or historical narratives, which performs the function of a model meant to legitimate the validity of a cultural construction (puritan martyrology) or a political agenda (the Christian duty to fight against the pagans). In order to demonstrate the solidity of these assumptions I will proceed to the interpretation. In a first step I analyze the imagery, and then I turn my attention to the text in order to decipher the inherent cultural codes and reconstruct its rhetorical structure.

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A classic example, illustrating how the ethnographic authority could disguise shortcomings or contradiction in a given interpretation and compensate with interpretive virtuosity, is the one written by Vincent Crapanzano about Geertz s deep play. See: Vincent Crapanzano: Hermes Dilemma: the Making of Subversion on Ethnographic Description. In: Writing Culture: the Poetics and Politics of Ethnography. Ed. James Clifford and George Marcus. Berkeley: University of California Press 1986, p. 51–76. I refer to Geertz s term and concept, heavily criticized by both anthropologists and historians. Paul Shankman: The Thick and the Thin: On the Interpretive Theoretical Program of Clifford Geertz. In: Current anthropology, vol. 25, no. 3 (1984), p. 261–280; William H. Sewell Jr.: Geertz, Cultural Systems, and History: from Synchrony to Transformation. In: Representations no. 59 (1997), p. 35–55; Aletta Biersback: Local Knowledge, Local History. In: The New Cultural History. Ed. Lynn Hunt. Los Angeles, Berkeley, London: University of California Press 1989, p. 72–96; Jacques Revel: Microanalyses and the Construction of the Social. In: Histories. French Construction of the Past. Eds. Jacques Revel and Lynn Hunt. New York: New York Press 1995, p. 493–501. James Clifford definition of culture renders this aim more articulate: »Culture as composed of seriously contested codes and representations; they assume that the poetic and the political are inseparable, that science is in, not above historical and linguistic processes.« (Clifford, Introduction, p. 2).

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The True (sic!) Effigies of Count Nicolaj Serini Besides the incontestable recognition that the English text provides a fake portrait23 of Zrı´nyi, it is worth studying this visual representation. Moreover, if we compare this portrait24 to one of the most notorious portraits of Zrı´nyi25 the resulting differences reveal a few aspects of this type of visual translation, too. The first set of modifications is related to the face of the hero. Zrı´nyi s almost untidy hair was replaced by a fashionable haircut, the typically Hungarian aquiline nose was eliminated and a definitely more attractive one was added. Zrı´nyi s moustache was transformed into a more stylish one completed by a little, chick beard. The genuine warrior figure was fashioned into a gentleman, a real heartbreaker or a dandy. Furthermore, the modifications operated at the level of attire, are also deeply meaningful. Zrı´nyi s apparel, reflecting the type of arm he used to command, that is the light cavalry, was replaced with elements borrowed from the representational repertoire of western military tradition. Thus, Zrı´nyi s characteristically Hungarian clothes were replaced by a suit of light armor, totally in contradiction with the military reality of the time, since the light cavalry was not equipped with armor. The elegance and stylishness, also emphasized in this image, are provided by the use of a scarf and a shawl. It is almost certain, that the engraver of the portrait, while envisaging the Protestant Generalissimo relied on the existing western stereotypes. The artist missed one basic consideration when he redesigned Zrı´nyi s imagery. He neglected, or simply did not know the fact that Hungarian nobility, especially those involved in continuous combat with the Ottomans, fashioned their identity as a group, reclining on the military attributes of one particular arm: the light cavalry, which was to be known later as the Hungarian Hussar. For this arm, the only effective military device against Ottoman light cavalry, resembling to each other in several considerations, was invented, experienced and improved during the everyday combat with the Turks in the borderland area. Zrı´nyi was also trained first of all in this type of war, since his estates were situated in fiercely disputed borderlands, where the cavalry garrisoned in Hungarian and Turkish fortresses often attacked in hit 23

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Gizella Wilhelmb dedicated a whole book to the collection and evaluation of the iconographic representations of the Zrı´nyi family and its members. This portrait has been qualified by her as a fictitious image in western attire. See: Gizella Cennerne´ Wilhelmb: A Zrı´nyi csala´d ikonogra´fia´ja [The Iconography of the Zrı´nyi Family]. Budapest: Balassi Kiado´ 1997, p. 138. See Fig. 1. The source of this image is: Cennerne´ Wilhelmb, ibid. 137, D 82. See Fig. 2. The source of this image is: Ibid., 134, D 77.

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Figure 1. John Chantry: The Poet Miklo´s Zrı´nyi, 1664

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Figure 2. Gerhard Bouttats: The Poet Miklo´s Zrı´nyi, 1664

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raids. The nature of this combat demanded speed, mobility and courage always depending upon the element of surprise, or ambush. To be able to perform this type of military action a special arm, light cavalry, was needed. The conclusion is that the attempt of visually representing the Hungarian Zrı´nyi as Protestant generalissimo and hero of Christendom was conceived in an inadequate military and historical context. Despite this shortcoming, as a translation or a transfer is a well functioning construction, especially for those western readers, who did not ever see a Hungarian hussar or never heard about the special features of the borderland warfare. This first major transformation, detectable at the level of visual representation, points toward this translation as a modeling process of how a special (native/central) knowledge or perception of reality is transposed into a universal (peripheral, external) set.

The Catholic Zrı´nyi as a Godly Puritan The most important change in Zrı´nyi s character, as a result of the translation, is the modification of his confessional identity. Thus the Catholic Zrı´nyi becomes Serini, the godly puritan, outstanding example not only for his military virtues or manhood, but for his religiosity as well. The last and most considerable observable in him, and that which much imports the State of Christendom, is his Religion, which he useth not as an Artifice of power, but as the Ornament and Comfort of his own Soul […].26

The immediate historical context of 1664 suggests that in spite of the restoration (1660), Puritan religiosity or religious and political nonconformity, were still present and decisive for the mentality and reading habits of the Commonwealth. Moreover, Puritan devotional literature consisting of a large variety of sermons, conduct books and meditations managed to shape a special readership preoccupied with the practice of piety (praxis pietatis) and the conviction of election (certitudo salutis). While the elegant and exotic depiction of Zrı´nyi must have been the perfect bait for women readers, the godly divine spirituality of the great hero fulfilled the various expectation of a homogeneous readership. After all, a true early modern gentleman must have been endowed with the virtue of the piety as well, not only with military skills. Hence, the exotic Hungarian, daringly challenging the pagans, provides a moving example of Christianity as well. The Protestant gen26

The Conduct and Character, p. 97.

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eralissimo of Christendom consists of a most perfect combination of spiritual and physical qualities; the manly bravery and godly religiosity resembles Cromwell s roundheads, or even the Lord Protector himself. Such a poignant coincidence, one could remark… However, Zrı´nyi is represented as the most perseverant practitioner of puritan religiosity and piety. One can learn about him Indeed his piety is as spreading as his command; and there is no man within the one, but must partake of the other: Yet his own deportment is most remarkable; all his Enterprises begin with Prayer, and some of them with Psalms, which at once inspire his Souldiers, and blesse his undertakings […]. He is not more careful of his Christian respects to all those persons and things that bear any relation to God […].27

Furthermore, Zrı´nyi s religiosity is beyond any human hypocrisy, a charge often raised against Puritan divines, because his religious practice is imbued in the most important Christian and human values and duties. [His] Practical Piety, consisting of the honour due to God, obedience to princes, Justice, mutual Love, resolution and Patience; together with whatsoever things are good, whatsoever things are honest, whatsoever things are pure […].28

All the same, it is possible to surmise that the unknown author followed a Puritan pattern of religiosity, based upon the concept of practice of piety, that is, a special modus vivendi, consisting of regular prayers, meditations and various religious performances. The occurrence of term observation (observatio), a key term in the theology of the Puritan Ames,29 in fact, refers to this aforementioned practice undertaken by Puritans. The observation, in early modern Puritan practice was the equivalent of a spiritual activity, which automatically supposed the suspension of all earthly preoccupation for the sake of a total spiritual dedication. In this particular context becomes extremely telling the assertion He [Serini] promotes the observation of the Lords day.30

This Puritan religiosity founded on the puritan piety, and its relevant terms, including the observation, the cases of conscience or the impor27 28 29

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Ibid., p. 108–109. Ibid., p. 103. »De observantia in genere […]. Modus observantiae hominum est: cum subjectione respicere voluntatem Dei; quia homines per observantiam applicant suam voluntatem ad voluntatem Dei implendem, qua Deus aliquid praecipit illis pro authoritate sua, quae omnia arguunt subjectionem.« Cf. Guilielmus Amesius: Medulla Theologica illustrata. Franequerae 1670, p. 5. The Conduct and Character, p. 99.

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tance of contemplative duties, is completed by another set of considerations. Thus, a further link to the neo/Calvinist and Puritan heritage is grounded on Zrı´nyi s allegedly Anti-Catholic standpoint concerning the organization and the different rites of the of the church. Much to our surprise, Zrı´nyi is declared to be the promoter of Puritan simplicity since He deplores much the use of Images in the Christian Church.31

His Puritan and Presbyterian convictions about Church organization are doubled by a genuine Calvinist authority and predisposition toward social control culminating again in Anti-Catholic criticism. […] he hath a peculiar respect for a sober and prudent Clergy […] whose Austerity and Reverence in external Worship, makes way for Religion to enter through the eye to the heart […] the same Councils are observed necessary for Princes in relation to Religion […] the Church being of that nature, that if soar too high, it choaks Vertue and Piety in the superfluous Ceremonies, which like too much Paint in Rome, adulterate the face of Truth; but if she be kept too low, then it wants Decency and Order […].32

The conclusion is, perhaps, unavoidable that the process of translation, quite similar with the translation of the imagery, again is focused upon the possible demands and expectations of the market. The Catholic Zrı´nyi has become a Puritan Serini, depicted as a gentleman and western military commander. Besides all theoretical speculation, of course, one should keep in mind a relevant detail, the book is sold in the Puritan England, for a mostly Protestant readership. The sudden interest of English society in the exotic world of Eastern Europe, is also business, a complex affair oriented by military, economic and political interest.

The Discourse of the Translation: Politics and Poetics The political agenda behind this narrative is not ambiguous at all. During the 1650 s and 1660 s England became more and more interested in the Eastern European region. That is why, the latest war (1663–1664) suddenly and unexpectedly ended by the peace treaty of Vasva´r had a vivid reception in England. The political and economic perspectives remained focused upon the Eastern area of Europe, which was to be liberated by the Christian at the end of the century.33 Nonetheless, the

31 32 33

Ibid., p. 98. Ibid., p. 100–101 The treaty of Karlowicze (1699) sealed the reconfiguration of a new political order in Eastern Europe. The Ottomans were forced to give up the major parts of their conquest.

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booklet about Zrı´nyi, was preceded in England by other strange publications, in terms of ambiguous authorship or sources of translation and compilation. Two publications without authors34 and a translation by James Howell refer to the ever-growing interest of English society and public opinion. All these works agreed with this latest book upon one major idea, namely, the Christian duty of liberating Europe from the pagan threat. The poetical features are closely related to this political agenda, in fact, their main function is to deliver the political message. In order to produce the necessary impact upon the targeted readership they displayed some classical elements of the ancient rhetorical tradition. All the same, the description as a poetical device was chosen from the common rhetorical heritage of Aristotle, Cicero and Quintilian. All of them agree that within the wild category of topoi (loci), there is a special set of arguments, related to the Person (argumenta a persona). This set of arguments, consisting of 15 different categories, covers all the necessary aspect of a description. Accordingly the rhetorical pattern proposes the following features to be necessarily mentioned when depicting a person: 1. Familia, genus, 2. Natio, 3. Patria, 4. Sexus, 5. Aetas, 6. Educatio, 7. Habitus corporis, 8. Fortuna, 9. Conditio, 10. Animi natura, 11. Studia, 12. Quid affectet quisque, 13. Ante acta dictaque, 14. Nomen, 15. Argumenta ad hominem

Applied to the case of Serini it becomes clear, how importantly and decisively contributed this pattern to the articulation of the discourse depicting the protestant generalissimo. If we confront the model with the structure of the books, in terms of chapters functioning as components of the description, the result is suggestive: 1. The Famous Serinis Ancestors, his Grandfather, and Father (Familia, genus); 2. The incomparable Counts own brave undertakings (Ante acta dictaque); 3. His great Prudence and Conduct (Quid affectet quisque); 4. His Temper, Education, Virtues (Animi natura, Educatio, Conditio); 5. His great parallel Scanderberg (comparatio). Yet, the simple usage of this rhetorical pattern (argumenta a persona) solely would not have been enough to display the political and poetical particularities of this complex discourse. Two further rhetorical concepts were employed in order to obtain the counted results. The first is the accomodatio, a term referring to those oral or written modifica34

A New Survey of the Turkish Empire and Government. London 1663; A Brief Account of the Turks Late Expedition Against the Kingdom of Hungary. London 1663; Ja´nos Nada´nyi: Florus Hungaricus, transl. James Howell. London 1664.

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Zsombor T th

tions of a text, which are executed in order to meet the expectations of the audience or readership, or to transform a complex, or a culturally alien phenomena intelligible for an average audience readership. Thus the accommodation, in our case, functions as a poetical device undertaking literary and anthropological functions. The culturally alien character of Zrı´nyi, had to be translated in such a way as to eliminate its anthropologically relevant otherness and narrated in a literary genre which could meet the literary and confessional expectations, prejudices and demands of a certain audience. Consequently, the modifications of both imagery and text are partially carried out by this poetical process, meant to domesticate and accommodate this unusual cultural and historical phenomenon to the ethnocentrism and culturally limited understanding of the English readership. The anthropologist, Vincent Crapanzano, justly asserted about the use of accomodatio in the work of the ethnographer that »he must render the foreign familiar and preserve its very foreignness at one and the same time.«35 A good illustration is provided by the repeated efforts to depict Zrı´nyi familiar (Calvinist, dressed up according to Western fashion) but in the meantime distant and exotic. The second poetical device closely connected to the accomodatio is the applicatio that is the application, namely the author s effort to integrate a distant cultural and historical phenomenon in a familiar context. The Hungarian Zrı´nyi was promoted in a typically English cultural and historical framework. These twofold procedures were somehow dialectically displayed, for they mutually and simultaneously shaped the evolution of the translation as a discourse. The accommodation and application emerge into a final result, that is the poetics of appropriation. All the formerly introduced and analyzed procedures and concepts were employed to accomplish the poetical process of appropriation. After having transformed, then accommodated and applied to English cultural and historical contexts Zrı´nyi was appropriated in order to promote the values of the translating culture. Therefore, the translation has altered into a process of cultural and political transfer culminating in the act of appropriation. In spite of a vague orientalism, Zrı´ny as an exotic and famous warrior, his character is used in order to validate a political agenda and a cultural/confessional tradition (Puritanism) both serving the interest of the Commonwealth. Hence, the catholic Zrı´nyi became Serini, the Protestant Champion of Christendom.

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Crapanzano: Hermes s Dilemma (see note 20), p. 52.

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Conclusion The twofold, confessional/textual modifications, involving in the process of representation the translations of both images and texts, it certainly suggests that the constructed text and image have been modified with the declared aim of meeting the expectations of special types of readers. The unknown author proved not only his literally skills in compiling the available Latin and Hungarian (?) sources about Serini, but acted as an experienced anthropologist, who wisely adjusted the possibilities of the text to the demands of the market. According to Talal Asad: »All good translations seeks to reproduce the structure of an alien discourse within the translator s own language. How that structure (or coherence) is reproduced will, of course, depend on the genre concerned, on the resources of translator s language, as well as on the on interests of the translator and/or his readership.«36 The historical and anthropological significance of this phenomenon reaches beyond the narrow-minded and ethnocentric concerns of Hungarian historiography. It is an important example, underscoring the view that cultural encounter and translation as literary, iconographical, and cultural transformation of otherness have deeply contributed to the shaping of the imagination of early modern protestant communities. Although, the historical character of Serini in an attempt to replace the highly esteemed Miklo´s Zrı´nyi, was refused by the discourse of Hungarian historiography, but the hero Serini, as the Champion of Christendom, we have to admit, paid a last but most remarkable tribute to the great poet and warrior.

36

Talal Asad: The Concept of Cultural Translation in British Social Anthropology. In: Writing Culture: the Poetics and Politics of Ethnography. Ed. James Clifford and George Marcus. Berkeley: University of California Press 1986, p. 156.

Bla Ko¨peczi

Sagredo et Zrı´nyi, 1663–16641

La vie de Sagredo Giovanni (en dialecte ve´nitien Zuanne) Sagredo est ne´ en 1617 a` Venise dans une famille de patriciens et il est mort en 1682 dans la meˆme ville a` l age de 65 ans.2 Apre`s avoir fait ses e´tudes de droit, il est alle´ avec une 1

Le contexte plus vaste du rapport traite´ est la re´volution informatique du milieu du 17e sie`cle, pendant laquelle les nouvelles manuscrites (et souvent confidentielles) sont filtre´es dans la presse, et ont fait partie des campagnes de propagande de l e´poque. L auteur a traite´ l e´cho du journalisme europe´en relatif a` la guerre d inde´pendance contre les Habsbourg conduite par Emeric Tho¨ko¨ly dans une monographie (Be´la Ko¨peczi: Staatsrson und christliche Solidaritt: Die ungarischen Aufstnde und Europa in der zweiten Hlfte des 17. Jahrhunderts. Budapest – Wien 1983). Dans ce livre il a insiste´ sur leurs ante´ce´dents: dans les anne´es 1660, le roˆle de Nicolas Zrı´nyi et de Sagredo dans le fac¸onnage de l opinion publique. Le contexte plus restreint est en connexion avec la guerre turque de la Hongrie en 1663–1664, la ligne de conduite politique officielle de Venise pre´sente aussi dans la diplomatie, et l e´cho de la guerre dans la presse et dans l historiographie de l e´poque. La bibliographie re´cente relevant l importance de l activite´ diplomatique de Sagredo confirme les affirmations de la pre´sente e´tude. Cf. Jean Be´renger: Francia-magyar kapcsolatok a Wessele´nyi-o¨sszeesku¨ve´s ideje´n [Les rapports franc¸ais-hongrois au temps de la conspiration de Wessele´nyi]. In: To¨rte´nelmi Szemle 9 (1967), p. 275–291; Ekkehard Eickhoff: Venezia, Vienna e i turchi: Bufera nel Sud-Est Europeo 1645–1700. Milano 1991, p. 187–238 (l e´dition originale allemande – Venedig, Wien und die Osmanen: Umbruch in Su¨dosteuropa 1645–1700. Stuttgart 1988 – e´dition remanie´e et augmente´e); Magda Ja´szay: Velence e´s Magyarorsza´g: Egy szomsze´dsa´g ku¨zdelmes to¨rte´nete [Venice et Hongrie: L histoire laborieuse d un voisinage]. Budapest 1990, p. 297–302; Sa´ndor Bene: Zrı´nyi-levelek 1664-bo˝l [Les lettres de Zrı´nyi de 1664]. In: Irodalomto¨rte´neti Ko¨zleme´nyek 96 (1992), p. 225–242; Sa´ndor Bene: A Zrı´nyi testve´rek az Ismeretlenek Akade´mia´ja´n (Velencei karneva´l) [Les fre`res Zrı´nyi a` l Acade´mie des Inconnus]. In : Irodalomto¨rte´neti Ko¨zleme´nyek 97 (1993), p. 650–668. La deuxie`me partie de l ouvrage de Sagredo, reste´e en manuscrit (Biblioteca del Museo Civico Correr di Venezia, Ms. P. D. 342. c. IV.), consacre´e a` l histoire turque (Memorie istoriche de

monarchi ottomanni), cite´e ci-apre`s, contient des sources encore non expose´es et tre`s importantes pour la recherche. Il est aussi ne´cessaire de comparer la traduction allemande partielle (Die Neu-ero¨ffnete Ottomannische Pforte, Bestehend: Erstlichen, in einer […] Beschreibung deß gantzen Tu¨rckischen Staats- und Got¨ bersetzt, aus des Ricaut […] Zweytens Einer wolgefaßten tesdienstes […] U Außfu¨hrlichen Historia der vornehmsten Geschichten aller Ottomannischen Monarchen […] Aus deß […] Giovanni Sagredo Italianischer Beschreibung und ge-

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ambassade pour saluer l ave`nement au troˆne de Louis XIV. Il fut nomme´ ambassadeur a` Paris, sous Cromwell en Angleterre, puis sous Le´opold a` Vienne. Rentrant a` Venise, il a appuye´ le ge´ne´ral Morosini, qui a de´fendu Cre`te contre les Turcs. On lui a offert le poste de doge, mais il devait abdiquer e´tant attaque´ par ses ennemis. En 1667 il a publie´ un poe`me Larcadia in Brenta Overo la melanconia sbandita ou` il ce´le´brait le carnaval de la re´gion. En 1667 et en 1679 il a propose´ une sorte de de´mocratisation de l administration, mais ses propositions furent repousse´es.3 En 1670 il a fait paraıˆtre en franc¸ais sa Relation de la cour de Vienne faite au Doge de Venise par le Sieur Sagredo apre`s son retour dAllemaigne a` Venise. Son principal ouvrage, publie´ en italien en 1673, en franc¸ais et en espagnol, fut les Memorie istoriche de Monarchi Ottomani.

Nicolas Zrı´nyi Tibor Klaniczay, qui a publie´ la biographie de Nicolas Zrı´nyi, se servant des relazioni de Alvise Molin et de Sagredo, rapporte sur leur activite´.4 Molin fut consterne´ par l attitude de l arme´e impe´riale face aux e´ve´nements de la Transylvanie, attaque´e par les Turcs. Ces derniers ont tue´ dans les combats les princes Georges II Ra´ko´czi et Jean Keme´ny, ils ont envahi le pays et occupe´ la ville de Va´rad (Oradea).5 Devenu ambassadeur, Sagredo rencontre Zrı´nyi et il lui conseille de ne pas envoyer une sorte de manifeste a` l Empereur pour l inciter a` la guerre contre les Turcs.6 Il est informe´ que Zrı´nyi e´difie une forteresse, ´ jva´r, contre les Turcs.7 La cour de Vienne refuse de nommer Zrı´nyi-U

2

3 4 5 6 7

meltem Ricaut ebenmssig u¨bersetzt, Augsburg, J. J. Scho¨nig, 1694) avec la variante originale italienne. L e´tude de Be´la Ko¨peczi attire avant tout l attention sur le grave oubli de la recherche de l e´poque: les rapports diplomatiques viennois de Giovanni Sagredo, qui sont arrive´s de Venise a` Vienne en conse´quence du traite´ de paix de Villafranca en 1867, puis transporte´s a` Venise apre`s la premie`re guerre mondiale (leur place de conservation actuelle: Archivio di Stato di Venezia, Dispacci al Senato, Germania, filze 118–125), constituent en effet aujourd hui des sources ine´dites. De`s lors qu ils demeurent moins lisibles a` cause de l humidite´, leur publication serait bienvenue le plus toˆt possible. [Note du re´dacteur.] Storia di Venezia delle origini fino alla caduta della Serenissima. VII. La Venezia barocca, a cura di Gino Benzoni e Gaetano Cozzi, Istituto dell Enciclopedia Italiana »Giovanni Treccani«. Roma 1997. Le premier chapitre fut e´crit par ce dernier. N. Conigliano: Giovanni Sagredo. Venezia 1934. Tibor Klaniczay: Zrı´nyi Miklo´s [Nicolas Zrı´nyi]. Budapest 1964. Idem, p. 711. Idem, p. 696. Il parle de sa « correspondance secre`te » avec Zrı´nyi. Idem, p. 783.

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Zrı´nyi ge´ne´ral de la forteresse de Varasd sous la pression du ministre principal, Porcia.8 Il e´crit au doge que Zrı´nyi voudrait envoyer une autre manifeste a` l Empereur.9 Enfin Klaniczay cite une lettre de Sagredo ou` celui-ci rapporte que Zrı´nyi fut tue´ par un sanglier. Ici il ne s agit pas d une relazione, mais d une de´peˆche qu on retrouve dans les Archives de Venise sous le titre Dispacci degli Ambasciatori. Germania. Senato III, publie´ en 1913 par un chercheur hongrois.10

Sagredo dans ses de´peˆches sur Zrı´nyi Dans ses de´peˆches envoye´es au doge, Sagredo parle non seulement de la monarchie des Habsbourgs, mais aussi des autres pays de l Europe Orientale et Occidentale. A propos de la Transylvanie il rapporte que les Turcs ont nomme´ Michel Apafi prince de Transylvanie sans demander l avis des Ordres.11 Il informe le doge de l attitude de la cour de Vienne qui veut accepter cette nomination.12 Il soutient que les Turcs veulent faire de´molir la forteresse de Zrı´nyi bien qu elle de´fende non seulement la Hongrie, mais e´galement l Autriche.13 Le 10 septembre Zrı´nyi quitte la die`te de Presbourg parce qu il veut de´fendre sa forteresse. Selon lui les e´ve´nements de la Transylvanie et de Hongrie auront des conse´quences importantes non seulement pour Vienne mais en ge´ne´ral pour l Europe.14 Il s inte´resse particulie`rement a` la de´fense de la ville de Kolozsva´r (Cluj), de´fendue par un Italien, et il croit que le prince Apafi est preˆt a` l occuper.15 Au de´but de 1663 il affirme que l aversion entre les Hongrois et les Allemands s aigrit. Les « he´re´tiques » de la Hongrie Supe´rieure protestent devant le palatin a` cause des de´crets de la die`te divise´s entre eux.16 C est la premie`re fois ou` il parle des « he´re´tiques », en ge´ne´ral il ne s inte´resse point aux proble`mes religieux. Il est de plus en plus inte´resse´ par l attitude de Zrı´nyi qui veut absolument de´fendre sa forteresse. Il se souvient du courage de son aı¨eul qui a de´fendu la forteresse de Sziget contre le Sultan. Il de´clare : « Che 8 9

10 11 12 13 14 15 16

Idem, p. 784. Dispacci degli Ambasciatori. Germania. Senato. III. Vol. 121, p. 118–120; et Arthur Weber: Sagredo Zrı´nyi Miklo´s hala´la´ro´l [Sagredo sur la mort de Nicolas Zrı´nyi]. In: Sza´zadok 47 (1913), p. 221–223. Dispacci, p. 136. Idem, p. 456 et suiv. Idem, p. 160. Idem, p. 213. Dispacci, vol. 122, p. 10–11. Idem, p. 137. Idem, p. 331.

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l esempio de suo Avo, chi se sacrifica generosamente sua vita defendendo la Piazza di Zigenth, assediata da Turchi, non soccorsa da Christiani. » En franc¸ais : « Suivant l exemple de son aı¨eul qui s est sacrifie´ de plein cœur par sa vie de´fendant la forteresse de Sziget, attaque´e par les Turcs et non appuye´e par les Chre´tiens. » Il va sans dire que le comte a parle´ de son e´pope´e de de´fense de Sziget (Obsidio Szigetianae), mais c est Sagredo qui ajoute que la forteresse ne fut pas aide´e par les chre´tiens, dans ce cas par des Impe´riaux. Il ajoute a` cette de´peˆche la remarque suivante : il a une correspondance secre`te avec Zrı´nyi et avec les Hongrois : « Ho sempre nutrito secreta corrispondenza col conte Zrinio e con gli Ongari. » Il ajoute : « senza dare alcuna gelosia alla Corte. » Cette dernie`re remarque a de l importance : Venise, qui s est trouve´ en guerre contre les Ottomans avait besoin de l aide des Habsbourg.

La mort de Zrı´nyi Sagredo rapporte qu Apafi est preˆt a` se mettre d accord avec la cour de Vienne et il y envoie ses ambassadeurs.17 A l invitation de Zrı´nyi, le comte da´m Batthya´nyi veut attaquer Kanizsa, occupe´e par les Turcs, contre l interdiction de la cour de Vienne.18 Le 7 juillet 1662 il raconte que Zrı´nyi avait rencontre´ le ge´ne´ral Montecuccoli ou` il l attaque parce qu il n a pas de´fendu la Transylvanie contre les Turcs. Le ge´ne´ral lui re´pond qu il n avait rec¸u aucun ordre la`-dessus. Zrı´nyi re´plique avec ironie : « Con pure insorti dispacci et con tese corde et mordaci. » En franc¸ais : « Avec un vrai de´plaisir bien place´s et avec une diatribe violente et mordante. »19 Il reproduit donc les paroles du ge´ne´ral. Nous sommes en 1662 ou` le ge´ne´ral autrichien publie en latin un texte sous le titre Lucerna caesarea discurrens cum Comiti Zrinio (Lumie`res de Caesar avec le conte Zrı´nyi) ou` il de´clare que Zrı´nyi a attaque´ la forteresse de Kanizsa, de´fendue par les Turcs, sans rendre compte des forces ennemies. (Plus tard il de´clare que la pasquille n a pas e´te´ e´crite par lui.) Zrı´nyi re´pond, lui aussi en latin : Datum ad haec responsum per Banum Croatiae (Date a` la re´ponse par le ban de Croatie) ou` il fustige l attitude de Montecuccoli face aux e´ve´nements de la Transylvanie et dans la dernie`re phrase il de´clare : « Mais le plus petit capitaine hongrois ne te suis pas, il faut faire la guerre non en the´orie, mais avec l e´pe´e sur le champs de bataille. »20 Sagredo se souvient de cette discussion. 17 18 19 20

Dispacci, vol. 124, p. 10–11. Idem, p. 64 verso. Dispacci, vol. 125, p. 2–4. Ferenc Kanyaro´: Montecuccoli e´s Zrı´nyi vita´ja [1662] [De de´bat entre Montecuccoli et Zrı´nyi]. To¨rte´nelmi Ta´r 1887, p. 641–652; et rpa´d Marko´: Zrı´nyi Miklo´s

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En 1664 les Turcs de´clarent la guerre et ils veulent attaquer Vienne. Autrichiens, Allemands et un de´tachement franc¸ais essayent de se de´fendre. Sagredo suit leurs mouvements et il parle de la bataille de Szentgotha´rd ou` il loue le courage des Franc¸ais.21 C est avec stupe´faction quand il entend que la Cour de Vienne a signe´ la paix de Vasva´r avec les Turcs.22 C est dans le volume 125 des Dispacci ou` nous trouvons la lettre du 8 novembre 1664 quand il annonce au doge la mort de Zrı´nyi. Le document est peu lisible, mais on peut tout de meˆme de´chiffrer : « Serenissimo Principe ! Stuco e molesto aviso disavantagissimo alla Christianita` convengo portare alla S. S. V. V. con la recente. E` morto il Conte Niccolo de Serino di morte piu` infelice e piu` sfortunato che rapresentare spossa […] lo ha risparmiato da mille pericoli di guerra per farlo cader tra divertimenti di caccia. » Et il ajoute : « La Corte ha inteso questo successo con alegrissima anima. » En franc¸ais : « Se´re´nissime Prince ! Je rapporte une nouvelle contrariante et de´sagre´able pour la chre´tiente´ a` Votre Altesse par cette lettre. Est mort le conte Nicolas Zrı´nyi d une mort peu heureuse et infortune´e qu on puisse s imaginer […]. Lui, qui fut e´pargne´ par mille dangers dans les guerres devait succomber aux divertissements de la chasse […]. La Cour fut informe´ de cet e´ve´nement avec une aˆme tre`s alle`gre. »23 Il faut retenir surtout cette dernie`re phrase. Quelles sont les circonstances de cette mort ? Le conte Nicolas Bethlen dans son Autobiographie nous raconte qu il a assiste´ a` la chasse de Zrı´nyi. Elle fut de´ja` termine´e quand un « Jger » a de´clare´ en croate au conte qu il a blesse´ un sanglier. Celui-ci a essaye´ de le tuer, mais le sanglier l a attaque´ et l a tue´. Il a vu le corps du ge´ne´ral qui fut blesse´ a` la teˆte par trois blessures, sur la gauche a` travers l os de la teˆte par le dent de la beˆte, elle a tranche´ la peau de la teˆte au dessus du front. « Ceux qui se trouvaient a` coˆte´ de lui essayaient de l aider mais c e´tait de´ja` trop tard. Les plaintes dans la foreˆt e´taient atroces, l enfant le plus petit l avait pleure´ […]. C e´tait la fin de Nicolas Zrı´nyi. »24 Donc un te´moin oculaire nous de´clare qu il fut tue´ par un sanglier.

21 22 23 24

levelei [Les lettres de Nicolas Zrı´nyi]. Budapest 1950, p. 109. La place de conservation des manuscrits de Lucerna di Cesare: Cortona, Biblioteca del Comune e dell Accademia Etrusca, ms. 243, IX, ff 255–280; Biblioteca Apostolica Vaticana, fondo Chigi, O. III. 38, ff 245–307; voir Sa´ndor Bene: Lipo´t csa´sza´r me´csese [La veilleuse de l empereur Le´opold]. In: »Mint sok fa´t gyu¨mo¨lccsel.«: Tanulma´nyok Kova´cs Sa´ndor Iva´n tisztelete´re. Ge´za Orlovszky, Istva´n Csillag (e´d.). Budapest 1997, p. 43–53. Marko´, op. cit., a` partir de p. 93. Idem, p. 133. Idem, p. 222. ¨ ne´letrajz [Autobiographie]. Re´d. V. E´va Windisch. Vol. I. BuMiklo´s Bethlen: O dapest 1953, p. 207–208.

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Un historien italien, Galeazzo Gualdo Priorato, qui vivait a` Vienne a publie´ en 1670 le premier volume d un ouvrage sous le titre Historia di Leopoldo Cesare ou` il de´clare que Zrı´nyi fut tue´ par un sanglier. Il raconte que le conte e´tait « un chevalier valeureux, pleure´ par toute la chre´tiente´. » Il fait son e´loge, il ne lui reproche qu un seul fait, c est d avoir aime´ la discussion. Par la` il fait allusion a` ses discussions avec Montecuccoli, et a` ce propos il fait appel a` la prudence.25 Mais quelle surprise ? Dans le troisie`me volume, paru en 1674, il invente une autre histoire. « Morto il Conte Niccolo [Zrı´nyi] l anno 1664 mentre si trovava nella caccia, non mai uccizo da un cingiale, come se ne sparsa la fama, ma da un colpo d archebuggio sotto l odio, la cui palla se gli trovava poi nella testa. » En franc¸ais : « En 1664 est mort le conte Nicolas [Zrı´nyi] dans la chasse, mais ne fut tue´ par un sanglier, comme le bruit s est re´pandu, mais par la haine d un coup d arquebuse, dont le tranchant fut trouve´ sur sa teˆte. »26 Certains historiens hongrois ont donne´ foi a` ce te´moignage et ils ont affirme´ qu il fut tue´.27 Nous croyons que c est le conte Bethlen qui avait raison.

Le rapport de 1665 Quant il revient a` Venise, il e´crit un rapport sur sa mission de Vienne.28 Il affirme qu il s est occupe´ peu de questions religieuses, ce sont les affaires politiques et militaires qui l ont inte´resse´. Il conside`re que l Empire Ottoman repre´sente une puissance forte, tandis que les Chre´tiens sont divise´s. Il rappelle que la perte de Va´rad et de E´rseku´jva´r/Nove´ Za´mky est importante pour l e´volution en Europe. Il fait l e´loge de l arme´e turque et parle de « la mode´ration » et de « frugalite´ » des soldats. Par contre il soutient que les Allemands ont commis partout des rapts et qu ils aiment trop le vin. Le grand-vizir s est pre´pare´ au sie`ge de Vienne ou`, selon lui, « re´gnait peu d ordre et beaucoup de confusion. » Le ministre principal, Porcia « avait peur du bruit des armes et il ne posse´dait pas une bonne e´paule pour un poids si lourd. » Il reconnaıˆt que Montecuccoli est sorti vainqueur de la bataille de Szentgott-

25 26 27

28

Priorato, op. cit., vol. I., p. 583–585. Idem, vol. III., p. 230. Ka´lma´n Dervarics: Gro´f Zrı´nyi Miklo´s a ko¨lto˝ hala´la [La mort du poe`te Nicolas Zrı´nyi]. Szombathely 1881. Ce rapport fut publie´ par Adam Wolf: Drei diplomatische Relationen aus der Zeit Kaiser Leopolds I. In: Archiv fu¨r Kunde o¨sterreichischer Geschichts-Quellen. Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien (e´d.) 27 (1859), p. 303 et suiv.

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ha´rd, mais il loue avant tout le courage des Franc¸ais. « Sans leur bravoure le sort de la bataille aurait pu eˆtre douteux. » Pourquoi tout de meˆme la paix de Vasva´r ? Il e´nume`re les conditions. L Espagne fut menace´e par les Portugais. La peur des Allemands d une nouvelle guerre. L attaque de la France face a` une arme´e impe´riale affaiblie. Vienne n avait pas l argent suffisant. Les Hongrois ne voulaient pas y contribuer. « Anco l aversione tra gli Alemanni e Ongari non diede poco impulso. » En franc¸ais : « Aussi l aversion entre les Allemands et les Hongrois y a donne´ de l impulsion. » Pour les ministres impe´riaux les Turcs pouvaient retenir les Hongrois de la re´volte. Donc ils se souciaient peu de la libe´ration de la Hongrie. « Ricupero da quei popoli la liberta`, non tolerebbero il dominio Alemanno. » Vienne s est contente´ de la perte de Va´rad et d E´rseku´jva´r car les Turcs auraient pu contribuer a` l encerclement du peuple. La paix de Vasva´r a consterne´ l Europe et surtout les Hongrois. « Les Turcs veulent les subjuguer, les Allemands ne veulent pas les de´fendre. » (Turchi gli vogliono opprimere, Alemanni che non vogliono diffendere.) Les maux ont commence´ en Transylvanie ou` les princes furent tue´s et les peuples opprime´s. « La perte de la Transylvanie pre´sente un danger pour l Europe et surtout pour l Allemagne. » A ce propos il se souvient de Nicolas Zrı´nyi et de sa mort. Il re´pe`te au doge les caracte´ristiques du ge´ne´ral hongrois : son courage, sa valeur, ses qualite´s excellentes, son cre´dit, sa discre´tion, et qu il e´tait le principal ennemi des Turcs. « Sa mort fut suivie par une consternation en Hongrie. » Etant mort, les Hongrois sont reste´s sans chef reconnu, sans direction, sans conseil. « Zrı´nyi e´tait preˆt apre`s Vasva´r de soutenir avec 6000 hommes Venise contre les Turcs. Il reconnaıˆt le courage de Pierre Zrı´nyi, mais il conside`re que ‹ son cre´dit › n atteint pas celui de son fre`re. « La Corte appena colla dissimulazione ne pote maschierare la sua allegrezza della perdita d huomo, pietra de lo scandalo. » En franc¸ais : « La Cour pouvait a` peine masquer son alle´gresse de la perte d un homme, pierre de scandale. » D apre`s lui les Turcs ont obtenu deux choses : les Hongrois ne seront plus aide´s et ils pouvaient entrer dans le Frioul. De ce point de vue, il a cherche´ d obtenir des preuves, mais sans succe`s. Il essaie de parler des relations de Vienne avec les puissances de l Europe, avec les princes allemands, avec le Danemark, avec la Pologne, avec l Espagne, avec le Pape, avec la Savoie, avec Florence, Mantoue, Mode`ne. Il pre´sente e´galement la Cour. L Empereur « s inte´resse a` l arme´e, a` l Eglise, a` la musique et a` la chasse. Il a d esprit, bien qu il a des doutes en lui-meˆme et il conside`re qu il est lourd pour lui la conduite des affaires et il essaie de les mettre sur d autres e´paules. » Sagredo haı¨t le ministre Porcia qui vient de mourir et il e´nume`re les

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autres personnalite´s de la cour et leurs caracte`res. Sur sa mission il affirme : « Ho incontrato la piu spumosa ambasciata. » En franc¸ais : « J ai rencontre´ une ambassade e´pineuse. » Au de´but on l avait conside´re´ avec de´fiance, puis il a essaye´ de s accomoder. Ici il revient aux Hongrois. « Non praticando con gli Ongari, ne con il Serini, se non di notte, con cautela e senza osservazione per essentermi dall odio. » En franc¸ais : « J ai pratique´ avec les Hongrois et avec Zrı´nyi pendant la nuit, avec prudence de ne pas e´veiller de la haine. » Comme nous avons vu Giovanni Sagredo fut un diplomate excellent dans sa mission de Vienne, il n aimait pas la Cour, il avait de bonnes relations avec Nicolas Zrı´nyi et les Hongrois. Il me´rite donc notre attention.

Hrvoje Petric´

The stronghold of New Serinwar/Novi Zrin/ ´ jva´r (1661–1664) – A Part of Croatian Zrı´nyi-U and Hungarian History

Throughout the entire 17th century, the river Mura was a borderline between the Habsburg and the Ottoman Empire, or rather, between the Ottomans and the rest of the unconquered catholic Kingdom of Hungary. On the Christians side, the tiny region called Med¯imurje/Murako¨z was turned into a border defense outpost, with built small strongholds. A central defense stronghold was that of Legrad/Le´gra´d (on the estuary of river Mura into Drava. These strongholds belonged to Med¯imurje/Murako¨z or Legrad/Le´gra´d captaincy military headquarters, commanded by the respectful and influential noble family of Zrinski/Zrı´nyi, who owned and ran a large Med¯imurje manor and estate. It was the initiative of the Zrinski/Zrı´nyi family that in 1661 the stronghold New Serinwar/Novi ´ jva´r was built on the territory of the Ottoman Empire, Zrin/Zrı´nyi-U thus having an offensive not a defensive purpose. This is to remind of ´ jand warn us about the importance New Serinwar/Novi Zrin/Zrı´nyi-U va´r stronghold had in one segment of the Habsburg-Ottoman border territory in a few very important years of the second half of the 17th century. This paper offers a perspective from a single border stronghold, to help to analyze its role in a wider historic process on this borderline contact area of the Habsburg Empire and the Ottoman Empire.

Sources and Historiography One of the well-known historic sources of the New Serinwar/Novi Zrin/ ˇ elebija. He ´ jva´r stronghold is surely the travelogues of Evlija C Zrı´nyi-U ´ mentions New Serinwar/Novi Zrin/Zrı´nyi-Ujva´r by the names Kecˇkivar (Kedzˇkivar) and Jeni kal a (Yeni kala), meaning, Novigrad (new ˇ elebija describes the stronghold of New Serinwar/Novi Zrin/ town). C ´ jva´r, but also the conquests made by the soldiers of Novi Zrin/ Zrı´nyi-U ´ jva´r, as well as the Ottomans destroying and burning it down Zrı´nyi-U to the ground.1 Plenty of records on the Zrinski family, thus on Novi 1

ˇ elebi: Putopisi, Odlomci o jugoslovenskim zemljama [Itineraries: ExcerpEvlija C tions on the Southern Slav Territories]. Sarajevo 1973, p. 250, 458, 478, 479, 492, 493, 496–499, 503–506, 512.

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´ jva´r as well, were collected by Marko Forstal in his writZrin/Zrı´nyi-U ings called Stemmatographia.2 In order to gain a deep insight in Novi ´ jva´r we have to take a look into the records of the general Zrin/Zrı´nyi-U and field marshal Raimund Montecuccoli, in which he gives valuable data as a witness of many battles to defend this stronghold. Montecuccoli s writings were published in several prints.3 A number of data can be found in the work of Pa´l Esterha´zy Mars Hungaricus4 with a map of ´ jva´r attached.5 Martin Meyer published many imNovi Zrin/Zrı´nyi-U portant facts and graphic drawings about the stronghold Novi Zrin/ ´ jva´r.6 Valuable pieces of information on this stronghold are Zrı´nyi-U also to be found in the book of Josip Bedekovic´,7 in a documentation of Hrvatski kolegij in of Vienna,8 as well as in the archives of the Croatian parliament.9 A part of this documentation related to Novi ´ jva´r and its surrounding area is kept in Hungary, with Zrin/Zrı´nyi-U parts of them already published.10 As for many contributions to the historiography of Novi Zrin/ ´ jva´r stronghold, I will list only a few most important and conZrı´nyi-U tradicting data mentioned both by Croatian and Hungarian historians. Rudolf Horvat, a Croatian historian, in his book on the history of Med¯imurje/Murako¨z claims that Novi Zrin was situated on the right bank of the River Mura, namely, on the territory of today s Republic of 2

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Nacionalna i sveucˇilisˇna knjizˇnica Zagreb, R 3031, M. Forstall, Stemmatographia mavortiae familiae comitum de Zrin. Raimund Montecuccoli: Ausgewhlte Schriften. Vol. 2–4. Wien, Leipzig 1899– 1901, vol. 2, p. 412, 415, 417–419, 422, 424, 444, 492; vol. 3, p. 342, 346, 349, 371, 378, 379, 381; vol. 4, p. 86, 90. Pa´l Esterha´zy: Mars Hungaricus. Emma Iva´nyi (ed.). Budapest 1989, p. 129, 130, 149, 159, 162, 164–168, 178, 227, 242, 251–252, 254–258, 263, 267, 325–328, 358. Magyar Orsza´gos Leve´lta´r [State Archives of Hungary], Budapest, T 2. XXXII. K., 1064. »Geometrische Delineation vnd abbildung der Zrinischen Schantz Zrinwahr an dem Muhrflusse, welche erobert worden Anno 1661. Von dem Tu¨rcken belgert ao. 1664. den 3 Juny. Den 30 Dito erobert, letzlich gesprnget, verbrandt vndt gntzlich Demoliret. Von Ihnen verlassen worden darauff gefolgten 7. July desselbig Jahrs.« Martin Meyer: Ortelius redivivus et continuatus od. die Ungarischen Kriegs-Empo¨rungen. Hist. Beschreibung von 1395–1605 durch Hier. Ortelius mit einer Continuation v. 1607–1665. Vermehrt durch Mt. Meyern. Vol. 2. Nu¨rnberg 1665, p. 192, 193, 197, 198, 201, 202, 204, 211, 216–219, 262, 274, 286–291, etc. Josip Bedekovic´: Natale solum magni Ecclesiae doctoris sancti Hieronymi in ruderibus Stridonis occultatum […]. Pars I. Neostadii Austriae 1752, p. 285 Kamilo Docˇkal: Hrvatski kolegij u Becˇu (1624–1784.) [The Croatian College in Vienna, 1624–1784]. Wien-Zagreb 1996, p. 147. Zapisnici Hrvatskog Sabora (ZHS) [Acts of the Croatian Diet] 1. Zagreb 1958, p. 253. Zala megye to¨rte´nelmi olvaso´ko¨nyve, Helyto¨rte´neti szo¨veggyu˝jteme´ny [A Reader to the History of Zala County: Chrestomathy to the Local History]. Zalaegerszeg 1996, p. 109–116.

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Croatia.11 Croatian geographer and historian Dragutin Feletar sup´ jva´r had been on the ported Horvat s theory that Novi Zrin/Zrı´nyi-U area of today s Croatia, i. e. in his monograph on the history of Med¯imurje/Murako¨z12 or his monograph on Legrad.13 ´ jva´r in a greater However, from many papers on Novi Zrin/Zrı´nyi-U 14 context, I will single out the book of Ge´za Perje´s. Less and more recent research of Hungarian archeologists and historians on Novi ´ jva´r were shown by the Hungarian archeologist La´szlo´ Zrin/Zrı´nyi-U ´ jva´r, based Va´ndor in his paper on the locality of Novi Zrin/Zrı´nyi-U on a research of archeological and historic documents. Summing up previous results and investigating his own research into this topic, he ´ jva´r close to the established the actual location of Novi Zrin/Zrı´nyi-U left bank of Mura, that is, on the territory of today s Republic of Hungary.15 It is exactly this research of La´szlo´ Va´ndor, that changed Dragutin Feletar s opinion and made him accept Va´ndor s theory, advising this change in a separate article on this stronghold.16 Despite this, Croatian art historian Andrej Zˇmegacˇ, in his paper on Novi Zrin/ ´ jva´r tried to prove that Novi Zrin/Zrı´nyi-U ´ jva´r manor was Zrı´nyi-U situated on the right bank of Mura, while the left side had in his opinion only a modest stronghold to ›serve as a bridge or span between the two banks‹. The same author was wrong to assume that if, in 1664, »the Ottomans destroyed only the stronghold on the left side, there still would have been the manor to survive«.17 Zˇmegacˇ later corrected his wrong assumptions.18 11

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Rudolf Horvat: Povijest Med¯imurja [The History of Med¯imurja / Murako¨z]. Varazˇdin 1907; Rudolf Horvat: Poviest Med¯imurja [The History of Med¯imurja / Murako¨z]. Zagreb 1944, p. 89–101, 112–118. Dragutin Feletar: Iz povijesti Med¯imurja [From the History of Med¯imurja / Murˇ akovec 1968, p. 61–64. ako¨z]. C ˇ akovec 1971, p. 83–97; Dragutin Feletar: A Zrı´nyiek Dragutin Feletar: Legrad. C e´s Le´gra´d [The Zrı´nyis and Le´gra´d / Legrad]. In: Irodalomismeret IV/1–2. Budapest 1993, p. 27–28. Ge´za Perje´s: Zrı´nyi Miklo´s e´s kora [Miklo´s Zrı´nyi and His Times]. Budapest 1965. ´ jva´r helye´nek ke´rde´se re´ge´szeti e´s to¨rte´neti dokumentuLa´szlo´ Va´ndor: Zrı´nyi-U mok alapja´n [The Question of the Position of New Serinwar in the Light of the Historical and Archeological Sources]. In: Somogy 1992/5, p. 26–30; La´szlo´ Va´ndor: A to¨ro¨k birodalom hata´ra´n [On the Frontier of the Turkish Empire]. In: Ke´pek 1100 esztendo˝ zalai to¨rte´ne´seibo˝l. Zalaegerszeg 1996, str. 25. Dragutin Feletar: Novi Zrin – simbol otpora Hrvata i karizme Zrinskih [New Serinwar – Symbol of the Croatian Resistance and of the Charisma of the Zrı´nyis]. In: Podravski zbornik sv. 19–20. Koprivnica 1994, p. 43–52. Andrej Zˇmegacˇ: Novi pogled na Novi Zrin [A New Survey of New Serinwar]. In: Kaj 2. Zagreb 1998, p. 57–63. Andrej Zˇmegacˇ: Bastioni kontinentalne Hrvatske [Strongholds of the Continental Croatia]. Zagreb 2000, p. 76–77.

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´ jva´r, based on the From the most recent works on Novi Zrin/Zrı´nyi-U original sources, I point out the stronghold chronicles written by Hrvoje Petric´, Dragutin Feletar and Petar Feletar19, as well as a study of the ´ jva´r location, written by Ga´bor Hausner, Lajos Ne´Novi Zrin/Zrı´nyi-U gyesi and Ferenc Papp.20 Both papers concur and agree that the former stronghold Novi Zrin was situated on the left bank of the river Mura.

The Building of New Serinwar After numerous battles, invasions, pillages and conquests, peace negotiations and a signed treaty in 1606 (Peace at Zˇitva), in the mid-17th century the main focus of tensions in southwest Hungary was the direction of Nagykanizsa–Legrad. Both the Croatian and Hungarian defenses were in the process of relative improvement and reinforcement, yet the Ottoman reigned Kanizˇa and the neighboring areas and survived until 1690.21 At the end of 1661, Nikola Zrinski/Zrı´nyi Miklo´s himself financed the building of ten cannons, and paid for plenty of other armory and ˇ akovec/Csa´ktornya Nikola Zrinski deequipment. In May 1661, near C feated the Ottomans with thousand troops. Following his attack their army s transports of food and military supplies were supposedly guarded by ten thousand Ottoman soldiers. He defeated them and confiscated the goods worth of hundred thousand talirs.22 Med¯imurje region was seriously endangered by the Ottoman stronghold in Kanizˇa. In 1660, Kanizˇa was struck by lightning and badly ravaged by fire, so Nikola Zrinski was able to defeat them more easily. King Leopold, however, did not allow that the stronghold should be overtaken, as this could have been a cause to start a war. Since he was not allowed to overtake Nagykanizsa (Kanizˇa), Nikola Zrinski, as a counter-measure, had to build up an efficient new stronghold himself.23 19

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Hrvoje Petric´, D. Feletar, P. Feletar: Novi Zrin. Zrinska utvrda na Muri (1661– 1664) [New Serinwar: Zrı´nyi s Fortress at the Mura River, 1661–1664]. Donja Dubrava, Zagreb 2001. Ga´bor Hausner, Lajos Ne´gyesi, Ferenc Papp: »Tor« usred vinograda na brijegu. Pokusˇaj odred¯ivanja lokacije Novog Zrina [Sheepfold in the Vineyard on the Hill: ˇ asopis za An Attempt to Define the Location of New Serinwar]. In: Podravina. C multidisciplinarna istrazˇivanja 10. Koprivnica 2006, p. 28–49. Feletar: Novi Zrin (see note 16), p. 45. Magyarorsza´g to¨rte´nete 1526–1686 [History of Hungary 1526–1686]. Vol. 2. gnes R. Va´rkonyi (ed.). Budapest 1987, p. 1088. Meyer: Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 192, 193, 197, 198, 201, 202, 204, 211, 216–219, 262, 274, 286–291 etc. (Ortelius redivivus et continuatus), p. 180; Horvat: Poviest Med¯imurja, Zagreb 1944 (see note 11), p. 89.

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For the Zrinski family the current stronghold of Legrad/Le´gra´d was not favorable to defend Med¯imurje/Murako¨z, neither from a defense point of view, nor as a starting point for further raids on the Ottomans in Hungary. River Drava and a wide range of backwater surrounded Legrad/Le´gra´d. The Zrinski family needed a well-reinforced stronghold on the left bank of the river, so they could run efficient and quick military campaigns on the territory of Kanizˇa.24 Kanizˇa, from 22nd October 1600, in Turkish hands, was posing a threat to Zrinski manors and estates in Med¯imurje, ever since, the Zrinskis were chief initiators to defeat and overtake Kanizˇa. Unfortunately, after a failed attempt by the Christians to take Kanizˇa in 1601, there was never again sufficient military strength to drive the Ottomans out of Kanizˇa. The stronghold s defense lines opposite Nagykanizsa, from Legrad/Le´gra´d to Kiskoma´rom, were actually the weakest ones near Legrad. The outstanding military strategist Nikola Zrinski, who later on initiated the building of Novi Zrin stronghold to create a passage towards Nagykanizsa, recognized this fact.25 In order to defend themselves from the Ottomans, the Zrinski family planned to upgrade and further fortify the existing Legrad stronghold at first26, even if it posed a less favorable solution. However, the flooding in 1660 and 1661, taking off the soil and eroding the banks of Drava all the way up to the Legrad stronghold, endangering the fortification itself, made him change his mind.27 Prior to the Ottoman invasions, the Zrinskis owned some lands in Hungary too, along the rivers Mura and Drava: from 1546 the manors of Kakonje and Belezne; from 1548, some manors near Csurgo´. Despite the opposition of the royal court in Vienna, who held a truce with the Ottomans, the Zrinski family opted for a risky move: they started to build a new stronghold on the Hungarian side of Mura, the stronghold of Novi Zrin. Although at first it had been built almost in secrecy, it was nevertheless helped financially by the Croatian parliament and some other key political players. Later on, Novi Zrin became a thorn in the eyes of the Ottomans, and one of the controversial issues in negotiations between the Ottoman royal court, the Porta and the

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Feletar: Legrad (see note 13), p. 79–83; Feleta´r: Novi Zrin (see note 16), p. 45. ´ jva´r helye´nek ke´rde´se (see note 15), p. 26–27. La´szlo´ Va´ndor: Zrı´nyi-U Milan Kruhek, Krajisˇke utvrde i obrana Hrvatskog kraljevstva [Borderland Fortresses and the Defence of the Croatian Kingdom]. Zagreb 1995, p. 281–282, 338, 345; Natasˇa Sˇtefanec, Heretik Njegova Velicˇanstva, Povijest o Jurju IV. Zrinskom i njegovom rodu [The Heretic of His Majesty: History of Juraj IV. Zrinski / Gyo¨rgy IV. Zrı´nyi and His Kinship]. Zagreb 2001, p. 28–30. Feletar: Legrad (see note 213), p. 79–83.

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Vienna royal court in 1664. This itself speaks of the significance of this new fortification and well-chosen location.28 ´ jva´r by Nikola Zrinski angered The building of Novi Zrin/Zrı´nyi-U not only Ottoman border armies, but also the opposition of the Habsburg empire who wanted to keep peace at any cost. The building of this new fortification presented a provocation for the Ottomans, which was followed by numerous attacks; at the same time, peace negotiations included proposals to tear down the stronghold as a prerequisite for the Vasˇvar Peace Treaty.29 ´ jva´r at Kakonja Nikola Zrinski started building Novi Zrin/Zrı´nyi-U site, where once the old fortification Kecskeva´r had stood; based on ruins and remains that the currents of river Mura washed away once. Kecskeva´r once existed until 1566, with the commander-in-chief of the time, Nikola Sˇubic´ Zrinski.30 Since the first day of building Novi Zrin, the Grand Vizier Ko¨pru¨lu¨ Mehmet-pasha (1656–1661) was raging over it; Sidi Ahmed-pasha was the governor of Kanizˇa (instead of Budim). There were many accusations against Sidi Ahmed-pasha, with sixteen official (»hatisherif«) decrees by the Sultan to claim his head. In June 1661 Sidi Ahmed-pasha was killed. Most probably, Nikola Zrinski initiated the building of Novi ´ jva´r on 14th June 1661. The new fortification was just a Zrin/Zrı´nyi-U few miles away from Legrad, on the left bank of Mura, where once the stream Kanizˇnica had joined Mura from the north.31 The place where the fortification had started was accurately preserved in a graphic sketch at the Hungarian National library Orsza´gos Sze´che´nyi Ko¨nyvta´r in Budapest.32 Supposedly Nikola Zrinski received a permission from the Sultan himself to build a sheep corral and sheep-pen for a herd on the left bank of the river Mura (the bank held by the Ottomans), to ›keep them safe from wolves‹. When the Kanizˇa pasha saw that Zrinski was building a military fortification, he got worried and sent messengers to inquire who had given him a permit to build a fortification; Nikola Zrinski ironically retorted that the bastion cannons were in place so ›that soldiers can fire at wolves and bears‹.33 When deciding on the actual spot and advantages of the location to build a new fortification, 28 29 30 31

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Feletar: Novi Zrin (see note 16), p. 45. ´ jva´r helye´nek ke´rde´se (see note 15), p. 27. Va´ndor: Zrı´nyi-U Jeno˝ Haller: Le´gra´d to¨rte´nete [History of Le´gra´d / Legrad]. Esze´k 1912, p. 33. Joseph von Hammer: Historija Turskog (Osmanskog) Carstva [History of the Turkish / Ottoman Empire]. Vol. 2. Zagreb 1979, p. 458–459. Orsza´gos Sze´che´nyi Ko¨nyvta´r [National Library of Hungary], Budapest, TR 340. The title of the graphic is »Il forte di Sdrino«. Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 197–198.

´ jva´r, Ortelius redivivus et continuatus od. die Ungarischen KriegsFigure 1. The stronghold New Serinwar/Novi Zrin/Zrı´nyi-U Empo¨rungen, 1665.

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Nikola Zrinski wanted to build a stronghold that will serve both in offensive raids and in defense. In order to secure some peace for the builders, Nikola Zrinski decided to scare off the Ottomans first. In April 1661 Vienna received an Ottoman messenger with complaints that Zrinski torched down nine villages under the Ottomans, killed a number of the Ottomans and confiscated a few thousands of cattle. The messenger requested that the Habsburg court bans raids from Zrinski on the Ottoman territory. Yet, this attempt failed, as Nikola followed these with new raids on the territory of the Ottoman Empire (mostly in areas surrounding Kanizˇa).34 ´ jva´r was drafted by the The building plan for Novi Zrin/Zrı´nyi-U military architect called Wassenhoven, adjusting it to the groundwork of the former fortification of Kecskeva´r. Serfs of Krizˇevacˇka and Varazˇdinska counties were taking turns and shifts in building Novi Zrin, personally overseen by Nikola Zrinski.35 At Kakonja, Nikola Zrinski himself allegedly carried dirt in cartwheel, at the same time using an army (approximately five thousand troops) to protect the builders from the Ottomans. At the end of May, Kanizˇa pasha Ahmed Seidski with two thousand Spahi-cavalry troops, went to inspect the Kakonja building site. He wanted to know from Nikola Zrinski what he was building there, who explained it was sheep-pen for sheep herds. Ahmed pasha evidently was frightened and immediately consulted the Ottoman court. In return, the Sultan was disturbed enough to send a large army (supposedly fifteen thousand Janissary troops), led by Muhammad-pasha. However, this huge army did not attack, but withdrew to Kanizˇa.36 ´ jva´r continued. In spring 1662, the building of Novi Zrin/Zrı´nyi-U The Croatian parliament, Sabor, on its session held in Zagreb on 27th February, 1662 brought a resolution: the building of Novi Zrin should be supported by the following districts and serfs from the noblemen: Franjo Gubasoczi, Ivan Kisˇ, Toma Hreliacz and Volfgang Buzˇanic´; judiciary from Varazˇdinska county, and both districts of Krizˇevacˇka county. The listed noblemen were obliged to provide two serf workers on each dim (land lot); those were to be sent to participate in the building of Novi Zrin.37 During the initial phase of building the Ottoman forces did not dare to leave Kanizˇa. Among others who opposed Novi Zrin there was also a military commander called Lobkovitz; meanwhile he changed his 34 35 36 37

Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 192–193. Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 198, 201–202. Haller: Le´gra´d to¨rte´nete (see note 30), p. 34. ZHS, 1, p. 253.

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mind about this question. Prince de Portia supported Zrinski, as he himself was a landowner with a large manor nearby. De Portia advocated Zrinski s cause to Franjo Nadasdy, asking him to help to curb the opposition of the royal court of Vienna; he also sought support from Stjepan Zichyj. The building of the fortification building bothered the imperial army commander of Vienna Raimundo Montecuccoli,38 as well as King Leopold, from whom Zrinski requested a permission to build; and above all, the Ottomans. Later on, due to Zrinski s provocations, the court of Vienna demanded from Zrinski to tear down his fortification. However, Nikola refused.39 In July 1661, the Imperial army commander Raimundo Montecuccoli was ordered to move to Erdelj, and Nikola Zrinski to stop with the building immediately. He was ordered to bring down the already built bulwarks and cut the bastions in half. Zrinski retorted: ›he is at disposal and is ready to give his last drop of blood for Christianity […] and those who are airheads and do not think of consequences, he recommends to be judged by God.‹40 Novi Zrin nevertheless continued to fortify. The stronghold was mostly finished by Christmas 1661. Just above the main gates there was a Zrinski coat-of-arms with the following motto ›Sors bona, nihil aliud‹ (just a littlebit of luck and nothing else). Above the coat-of-arms there was another motto: ›Nemo me impune lacesset‹ (no attacks will go unpunished). At the ceremony of putting up the last tile of the roof of the fortification, Zrinski sent a message to King Leopold: ›If the entire Turkish army stationed in Hungary would attack us here, this stronghold would stand in defiance.‹ In his letter to the Royal war council, dated on 5th July 1661, Nikola Zrinski wrote the following remarks on the location and position of the fortification Novi Zrin: This position and its advantages are impossible to geographically be explained in a simple letter; your lordships will be better informed in person, by master Wassenhofen; from a military point of view, this position represents the shield and a bridge to the entire Med¯imurje; to all those borderline areas Slavonia had alongside River Drava. Whoever is the master of this hillside fortification, shall also be the master of all islets of both rivers, Mura and Drava. If the Ottomans (as they already planned) take the hill by force, no other fortification will ever stop them, including Koprivnica stronghold, in their raid and in their occupation of Slavonia. The truth is, that in the past sixty years no Turk ever took notice of this place, until this Pasha, who came with two thousand troops in May, personally 38

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Georg Schreiber: Raimondo Montecuccoli – Feldherr, Schriftsteller und Kavalier. Ein Lebensbild aus dem Barock. Graz 2000. Haller: Le´gra´d to¨rte´nete (see note 30), p. 34. Tibor Klaniczay, Csaba Csapodi (eds.): Zrı´nyi Miklo´s o¨sszes mu˝vei [The Complete Works of Miklo´s Zrı´nyi]. Vol. 2. Budapest 1958, p. 307.

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inspected the site and wanted to take the hill, but I already outsmarted him and was here before. This is the first reason why I could not delay any further. If the Pasha weren t here, I would not be forced and would wait for a better opportunity. Namely, even if the Ottomans did not want to take the spot, I would have to do it for the following reasons: Firstly, Drava flooded Legrad and the flood ran down a number of homes, and the very fortification is only twenty feet away from the river; I could not guarantee that by next year the entire Legrad fortification would not just slide into the river; where should I go next? where should I move the fortification, as Legrad has no safe location from flooding? Secondly, this hill is so close to Legrad that it is within reach of a cannon ball; besides, since my reign on the islet, more than two hundred men were already killed because of it; this hill you can use as an outlook post for all supply transfers all the way to Legrad and Kotoriba and capture the cargo and the troops. Thirdly, from Legrad to Kotoriba we have nine outposts that I have to maintain, partly at my own expense, partly from royal wages; however, it s so delayed and is so minor that you can consider it non-existing. This long route I no longer can defend and pay on my own. This hilltop will provide me savings, and replace 6 outposts; indeed, it requires more troops than the ones I kept at six outposts, yet it will be easier for me to maintain and upkeep the troops at the fortification as well as meadows, plow fields and other advantages; on the other hand, Legrad area is so damaged by flooding that many people are already thinking of leaving it. Fourthly, if war threatens as we suspect, or at least the false peace we had, if the Ottomans attack Koma´rom (as they did a few years ago), or aim to inflict damage elsewhere in the Empire, I will not be able to come to rescue, if only the Ottomans would be in charge of this hilltop; all they would need is 50 men on that hill, even without the fortification. On the other hand, with my own fortification built here, I can cut off the escape route for the Ottomans, should they dare to attack further toward Styria or elsewhere, hence, they will not dare to attack at all. Fifthly, if there were war against the Ottomans, the entire neighboring area would have no other secure place for an army with a safe passage toward Kanizˇa, Brezˇnica (Berzence), Segesd and Siget. If only this spot had been known when the Christians were in siege of Kanizˇa, Germany and Italy would not have had bad memories of Kanizˇa. Sixthly, if this position, as I hope, is perfected, and if by any chance we receive even slight military support from His Imperial Majesty, I guarantee to Your Eminencies that soon Kanizˇa will be swept by calamity, many thousands of Christians liberated and delivered from the tyranny of the Ottomans, that Styria will be peaceful and enjoy the freedom and rest, even if Kanizˇa remains in the hands of the Ottomans. Seventhly, if this good fortification is built, never again will the islets Med¯iˇ akovec be attacked as easily as they are now. These are the reasons, murje and C my lords that forced me to build this stronghold; these reasons should encourage every good Christian, defender of the faith, the homelands and the faithful Emperor s servant. If there is something to complain about or advocate against, or this creates obstacles, I beg you to take these into consideration […].41

In his letter dated 30th June 1663, Nikola Zrinski wrote to Giovanni Sagredo about Novi Zrin:

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Zrinski i Europa [The Zrı´nyis and Europe]. Vol. 2. Zagreb 2003, p. 321–323.

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My fortification, if not a match to Breisach or Dunquerque, is still far better than any of the local strongholds like Ivanic´, Krizˇ, Petrinja, or any other Military Borders (except for Koprivnica), better fortified and with a better military position and more quality buildings than others. The rumour that it does not provide a defense against attacks on Styria, but only my islet, is pure ignorance and envy […] as safe defense or possible loss of the enemies directly involve freedom or capture of Styria, since it – lacking any other defense – borders with this region directly.42

Between lines, we can read the criticism of a military engineer, colonel Jacob von Holiest, against Novi Zrin. On orders from the Royal war council, in spring 1662 Holst came as supervisor and inspected the fortification in order to establish whether it was so great that songs were sung in its honor; whether the stronghold could provide defence against attacks; whether further improvements are possible. The supervisor concluded that the stronghold could not be defended, stating that ›due to its location, it cannot be moved or improved.‹43 The stronghold of Novi Zrin comprised of two parts: a larger fortification on the left bank of Mura, and a minor fortification on its right bank. Between them, there was a river islet with a drawing bridge to connect the two fortifications.44 Around the larger fort, there was a walled area with barns, pigsties, cattle, forty-seven homes for servants and a number of water mills; bulwarks and bastions had twenty-four cannons, manned by eight hundred infantry and four hundred cavalry troops. Novi Zrin was also well supplied with gunpowder, food and other necessary stuff.45 In the following text we shall focus on three different descriptions of Novi Zrin stronghold. One of them is brought by Nikola Zrinski s supporter; the second one by his opponent on the Christian side; the third one is the Ottoman view of the fortification. An excellent description of Novi Zrin was left by a faithful supporter of Zrinski, a young man named Pavao (Pa´l) Eszterha´zy, in the work entitled Mars Hungaricus, written soon after the fall of Novi Zrin: Novi Zrin, formerly known as Bolondos Castle, served the Zrinski family, who in gratitude let it in the hands of one of their faithful servants […]; in time, however, the fortifications like Siget, Babocˇa and recently Kanizˇa fell […], the place was completely ravaged. Until recently, the place had been totally uninhabitable and remained in ruins, until honorable count Nikola Zrinski – Croatia, Slavonnia and Dalmatia – viceroy, with the intention to disturb Kanizˇa Ottomans, never clearly saw […] the rightness […] of this place, as it could be used to attack and raid enemy lands and cause damage – as from the north it neighbors with Kanizˇa, 42

43 44 45

Zrı´nyi Miklo´s va´logatott levelei [Selected Letters of Miklo´s Zrı´nyi]. Sa´ndor Bene and Ga´bor Hausner (ed.). Budapest 1997, p. 135. Gualdo Priorato: Historia di Leopoldo Cesare. Vol. 2. Wien 1670, p. 106–107. Petric´, Feletar, P. Feletar, Novi Zrin (see note 19), p. 32–33. Haller: Le´gra´d to¨rte´nete (see note 30), p. 35–36.

´ jva´r, nearby confluence of the Kanizsa Figure 2. Topographic position of the stronghold New Serinwar/Novi Zrin/Zrı´nyi-U creek, 1663/65

´ jva´r (1661–1664) The stronghold of New Serinwar/Novi Zrin/Zrı´nyi-U

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´ jva´r, Johann Weichard Frh. von Valvasor: Figure 3. The stronghold of New Serinwar/Novi Zrin/Zrı´nyi-U Die Ehre des Herzogthums Crain, 1689.

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from the east with Segesd and Berzence (Brezˇnice) – so he built a fortification in the form and shape you see. His desire was to name it Novi Zrin, after his own name, to distinguish from another stronghold, already in the hands of the Ottomans; this fortification does not look like a regular manor, but more like a military stronghold. On the part, where it narrowly touches the hill, it has deep water trenches; on the northern side it has a lake, built with great effort; from the south and the west, in the direction of Med¯imurje, it is surrounded by the river Mura. Since it was built on a slightly elevated hill, someone coming from Med¯imurje could hardly get close by. However, there is stone or rock whatsoever, the land is sandy; thus, this stronghold of Novi Zrin, no matter how much effort was built in to serve as a fortress, it cannot be truly called a fortified place, primarily due to the surrounding hilltops, that surpass its height, and it could be efficiently attacked by cannon fire.46

An opponent of Nikola Zrinski – Raimondo Monteccucolli, left another description of Novi Zrin. He had a critical review of Novi Zrin: This fortification was built as some primitive village settlement with a bridge that enables crossing of Mura to Kanizˇa; it also serves as a retreat for troops who pillage and raid Ottoman settlements in times of peace; as they retreat, they have a safe heaven here to continue with their plundering preys; this place had no importance, as it lacked bulwarks, protective passages, no shapes, no flanks […] its bulwarks are over-towered by an elevation, where the Ottomans could put their cannons; inside, there was not enough space, the place was open to both flanks, as flanks were not leading to water canals; hence, the fortification is in peril to fall under attack not only in the last hour of siege, but in the first as well. Due to the elevated terrain and a hilltop dominating the area, the stronghold is not suitable for charging outside; it is very narrow, so not too many troops can be placed at the same spot without being crammed and in way of one another; no sufficient defense troops can be held; when being inside the stronghold, one can ask himself where exactly he is; soldiers would simply call it sheep-fold.47

Otherwise, Montecuccoli wrote the following derogatory remark on Novi Zrin: ›Soldiers do not call it a fortification, but a sheep-fold; yet, it could never become even that, not even if they turn a fly into an elephant.‹48 The third description of Novi Zrin is written by the Ottoman travelˇ elebija: ler Evlija C On the banks of river Mura, on wooded and shady backwater, there is a wooden fortification, close to the looks and appearance of Kanizˇa. True, the cursed enemy shaped it as Alexander of Macedonia would: its walls are fifty feet wide, fifty ells high; inside the stronghold, there is a tall, huge tree, grown on its own, with

46 47

48

Esterha´zy: Mars Hungaricus (see note 4), p. 162, 252. Raimondo Montecuccoli: Della guerra col Turco in Ungheria. In: Le opere di Raimondo Montecuccoli. (A cura di Raimondo Luraghi) II. Roma 1988, p. 428–431; Jeno˝ Ro´nai Horva´th: Az 1664-ik e´vi Mura–Ra´ba melle´ki hadja´rat e´s a Szt. Gottha´rdi csata [The Campaign of 1664 in the Region of the Mura and Ra´ba Rivers and the Battle of St. Gotthard]. In: Hadto¨rte´nelmi ko¨zleme´nyek 1891, p. 305–306. Montecuccoli: Ausgewhlte Schriften (see note 3), vol. 4, p. 86.

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leaves protruding from the fortification walls; heavily, deeply rooted, it does not fall for a long time; between bitter-oak and common oak timber, they put a filling of dirt, and thus made a wall; on the inland side, they built seven bastions looking like Alexander s, each carrying forty-fifty baljemez-, kolomburn- and sˇahi-cannons; from the Mura river side, there are no walls to fortify; instead, on that flank they built a bridge made of fifty barges; across this bridge each day troops ˇ akovec and Legrad, and neighboring areas of Med¯imurje march into this from C stronghold; they come to help and bring food every day; bulwarks around the fortification are filled to the brim with water, so much that even a boat could sail there.49

Military actions around New Serinwar In January 1662, the viceroy Nikola Zrinski left Novi Zrin on a war campaign to southern Hungary, pillaging and destroying Ottoman settlements he burned down three marketplaces and twenty-seven villages; killed and captured a great number of the Ottomans; took a handsome loot and several thousands of cattle.50 Nikola Zrinski used one hand to build and the other one to fight. His knights also left for military campaigns. A lawyer Istvan Vitnye´dy in Legrad asked a horse from Menyhe´rt Keczer and showed up at Novi Zrin. There was also Ivan Drasˇkovic´51 with his troops, as well as Kristo´f Batthyany. On the progress of Novi Zrin Valter Leslie advised the Germans. They were appalled that Nikola built up a fortification, as they feared this would harm the existing peace; they scorned Zrinski for hastiness and warned against disturbing the Turks; Nikola would not be bothered by this, sending the architect Wassenhoven to Vienna with blueprints and demanding an appraisal from a German expert Andler on the fort; he later argued that the fortification is outstanding to defend against raids and called it the defense tower of Styria. Nikola Zrinski supposedly had a huge horn to be built, with influx of air from a blacksmith s bellows to blow and produce a warning sound; the horn was to be heard for miles and miles; the recipient of the sound message had to show up in Legrad or Novi Zrin. One sound meant fire, two the approach of the Turks, three betrayal, and an uninterrupted signal meant great danger; it was a sort of a first telephone by Nikola Zrinski in the 17th century.52 49

50 51

52

Evlia Cselebi to¨ro¨k vila´gutazo´ Magyarorsza´gi utaza´sai 1600–1664. [The Journeys in Hungary of Evlia Chelebi, Turkish Traveller 1600–1664] (transl. by Imre Kara´cson). Budapest 1985, p. 572. Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 211. Mladen Sˇvab: Ivan IV. Drasˇkovic´. In: Hrvatski biografski leksikon [Croatian Biographic Lexicon]. Vol. 3. Zagreb 1993, p. 583–586. Haller: Le´gra´d to¨rte´nete (see note 30), p. 34–35.

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The building of this stronghold was in part enabled by financial support from the Venetian Republic. The Emperor was notified of these financing schemes, and one of his ministers in 1664 scornfully addressed the envoy of the Venetian Republic in Vienna in a form of a ›complaint‹.53 Due to scheming and intrigues by Zrinski s enemies, the Emperor sent a Vienna expert, colonel Holstein to inspect Novi Zrin; after which he claimed it could not be defended, due to its unfavorable location. This obviously was not quite true, as if it was totally undefendable, Novi Zrin could not have sustained attacks by ten thousand troops of Kanizˇa pasha in September 1663, neither survive the attacks of nine thousand soldiers of Bosnia pasha in October of the same year. In time, King Leopold gradually came to terms with the building of Novi Zrin, and his military commanders Lobkovitz and Rottal were eventually convinced of the need for this fortification. The Emperor gave standing orders to his generals Spiecka and Leslie to help Nikola Zrinski in case of emergency. Meanwhile, Nikola Zrinski used Legrad fortification, and later on Novi Zrin, to attack the Ottomans. In 1662 he placed a number of landlords (agha) under arrest, which prompted Ali-pasha to submit a formal complaint at the court of Vienna. The royal court secretary Reininger and his interpreter Paniotti received him. In the complaint, Ali-pasha offered eight grand Turkish fortifications be torn down if, in return, the Habsburg Empire and the Christians destroyed Novi Zrin, the ›wasp nest‹ as he called the stronghold. Later on, in a letter, the same Ali-pasha offered Nikola Zrinski the city of Temisˇvar in return. Zrinski forwarded his letter to King Leopold. The letter was read on 30th May 1662 at Pozˇun/Pozsony (today s Bratislava) parliament session, where the ranks celebrated Zrinski for resisting temptation.54 At Pozˇun/Pozsony (today s Bratislava) parliament session, held on 23rd May 1662, Nikola Zrinski proposed a peace treaty with the Ottomans or a plan of counter-attacks and raids into the Ottoman territory.55 During the parliament session, King Leopold I threw a banquet and there signed an approval to destroy Novi Zrin. On 2nd September 1662, while other parliament participants were heading for their homes, Zrinski went to Novi Zrin in hope of rescuing the fortification.56

53

54 55 56

Luc Oresˇkovic´: Luj XIV. i Hrvati [Louis XIV and the Croats] Zagreb 2000, p. 44– 45. Haller: Le´gra´d to¨rte´nete (see note 30), p. 35–36. Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 243, 248. Tibor Klaniczay: Zrı´nyi Miklo´s. Budapest 1964, p. 718.

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ˇ akovec, on 16th September 1662, someOn his way from Pozˇun to C where between Kanizˇa and Siget, he attacked and defeated the Turkish army. King Leopold, on the other hand, tried to salvage the peace with the Turks, so in late 1662 he sent an envoy, baron Gois, to the Ottomans. On 23rd December, 1662 he was given the official terms under which the Ottomans agreed to peace. The terms they demanded were the following: 1) that the king withdraws his armies from Erdelj (Transylvania) and leaves the lands to the Ottomans; 2) that the king compensates the Turks for the damages inflicted by Nikola Zrinski 3) that the king orders that Novi Zrin should be destroyed, etc.57 During the winter of 1662/63, the Ottomans were preparing for a military campaign. All military materials were stored in Kanizˇa, which was about to become a main stronghold for attacks on the Christians territories, with the chief goal of destroying Novi Zrin. Zrinski was cautious and on alert, bringing more stocks to Novi Zrin gunpowder, cannons, and other arms, as well as large quantities of food. Obviously he was preparing for a long-lasting siege. His intentions of fighting back were seriously threatened by an extremely severe and harsh winter, when high snows of 1662 covered all roads and routes and destroyed many roofs. Additionally the wolves leaving forests were attacking people on the roads. In January 1663, the Ottomans, joined by Tartars, attacked Novi Zrin, but were forced to withdraw with severe casualties. After the snow melted in March 1663, Nikola Zrinski and his 3000 troops took avenge on the Turkish villages, and marched right up to Budim where he defeated the Turks, returning to Med¯imurje with plenty of loot and plunder.58 Viceroy Nikola Zrinski called on Croatian nobility and peers to participate in the session of Croatian parliament, held on 26th June 1663 in Varazˇdin. There they came up with a resolution that mobilization and drafting of militarily eligible men should be undertaken.59 The Ottomans planned to conquer and defeat Novi Zrin, while Zrinski decided to defend it until the last drop of his blood. Brothers, Petar and Nikola Zrinski made arrangement that one of them will run Novi Zrin, while the other one will wait for the Ottomans outside the stronghold. On 13rd July 1663 Novi Zrin was approached by an army 57

58 59

Magyarorsza´g to¨rte´nete 1526–1686 (see note 22). Vol. 2, p. 1106; Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 243, 248; Horvat: Poviest Med¯imurja (see note 11), p. 93–94. Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 247–248 ZHS, 1, p. 264–266.

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of several thousands of Ottoman troops, however, the viceroy Nikola chased them away without major casualties.60 A great battle for Novi Zrin fortification took place on 13th August 1663. At that time, Nikola Zrinski was inside the stronghold, while his brother Petar was staying in Radkersburg in Styria, with general Leslie. Suddenly, several thousands of Ottomans, who charged, approached Novi Zrin and right after the first attack entered all the way to the town gates; however, after decisive Croatian defense, they had to withdraw. Thanks to the cannons Nikola Zrinski used to fight back, the Ottomans gave up on siege. In the evening, the viceroy Nikola and his crew left the fortification and chased the Ottomans away. Some estimate that the Ottomans lost 56 men, and the Croats 30 men. At the end of August Nikola Zrinski conquered the fort of Baba near Kanizˇa, from where the Ottomans often commenced attacks on the Christian territories; after having captured this stronghold, Zrinski took all the loot to Novi Zrin.61 Numerous letters of Zrinski sent to the Venetian Republic speak of the king s insufficient support to defense against the Ottomans. The Turks outnumbered troops sent by the Vienna royal court to Zrinski s rescue. By the end of August 1663, Zrinski successfully repelled two attacks by the Ottomans on Novi Zrin, however, the viceroy continued to seek help and warn his people that in case of a new Turkish attack they might not be able to hold the fortification and Novi Zrin might fall ›as his men are leaving‹.62 Among the Ottoman troops attacking Novi Zrin there were mostly Turks from the border area around Kanizˇa, and the Great Vizier added 2000 Tartars, who sailed the boats to erect a bridge over Mura. Nikola Zrinski had his own intelligence system to spy on Tartars and find out about their intentions; however, he failed to find out the exact point where they were to cross Mura; instead, he ordered watch shifts and guards, whom he himself was also a participant of. In the morning of 17th November 1663 some 2000 Tartars crossed Mura with a plan to build a bridge. Zrinski attacked them with only three hundred cavalry troops. It was very cold, and the wet and frozen Tartars fled. Soon Turks came to their rescue, with Kanizˇa-pasha and his infantry. On the other hand, Zrinski also received help and his combined troops and cannons repelled the attack.63 60

61

62 63

Oresˇkovic´: Luj XIV. i Hrvati (see note 53), p. 47; Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 262. Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 270, 274; Horvat, Poviest Med¯imurja (see note 11), p. 95–96. Oresˇkovic´: Luj XIV. i Hrvati (see note 53), p. 47. Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 291–292; Horvat: Poviest Med¯imurja (see note 11), p. 100–101.

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At the Varazˇdin session of the Croatian parliament, held on 12th December 1663 presided over by the viceroy Nikola Zrinski, discussions were held on frequent Turkish raids in Med¯imurje and Podravina. The parliament was in charge of organizing defense for the areas along river Drava, above all, Podravina. In case of future raids of Turks or Tartars, the entire Podravina region of Krizˇevacˇka county was to be alerted and every man fit for fight was to be drafted.64 In November 1663, Kanizˇa-pasha kept his troops away from raids on Med¯imurje. His plan was to attack Novi Zrin during winter. Still, not only Kanizˇa-pasha was preparing for this battle, but also Zrinski himself, who ordered eight cannons and five hundred cents of gunpowder, and plenty of lead from Graz (by boats on river Mura) to Novi Zrin. When Kanizˇa-pasha saw how efficient and well-organized the defense was, he gave up on his plans to attack the fortification and let the extra troops leave Kanizˇa.65 According to resolutions brought by the king s deputies and the ˇ akovec, Croatian viceroy, at a session held on 7th January 1664 in C the main problem was the protection from Tartar raids, as they were stationed in great numbers around Kanizˇa. Later on they moved to Pozˇega and the raids against the Croatian kingdom were whole a lot easier. In order to protect the kingdom, a larger army had to be kept there on permanent basis; this is why two thousand German troops were stationed between Zavrcˇ and Ludbreg.66 The Croatian Diet held another session on 11/12th January 1664 in Zagreb; among other issues, public work in rebuilding and maintaining the fortification was on the agenda. The following regions from Zagorje and Podravina were scheduled to give serfs: Hanzˇic´ (Hansichianus), Kisˇ (Kissianus) and Hreljak (Hreliaczianus).67 During the tough winter of 1663/64 the Imperial army organized defense on Mura and Drava. Count Wolf Julius von Hohenlohe, imperial troops commander, went from Ptuj to Novi Zrin with around six thousand infantry and thousand cavalry troops in mid-January. The assembly point of Croatian troops were under Nikola Zrinski, and count Batthyany, who commanded Hungarian soldiers; general Puchard who led Bavarians; and troops of count Leslie were also assembled there. The entire army had about 23 000 soldiers who left Novi Zrin on 21st January 1664 heading for Brezˇnica (Berzencze),

64 65

66 67

ZHS [Acts of the Croatian Diet], 1, p. 268–272. Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 292; Horvat, Poviest Med¯imurja (sse note 11), p. 101. ZHS, 1, p. 272–274. ZHS, 1, p. str. 277.

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which after a two-day siege, collapsed and surrendered.68 Count Ivan Drasˇkovic´ with his troops crossed Drava near Drnje, also putting pressure on the Turkish forces.69 After having secured victory, Zrinski torched the city of Pecˇuh, yet never claimed the stronghold. After that, he crossed the bridge; advanced to a marketplace called Darda, where they came to a stop. Some 6 km long bridge-head was defending the lines; he torched down the famous bridge and gave the Ottomans a heavy blow.70 In the spring of 1664, Regensburg started military preparations. Montecuccoli s argument was that the majority of troops should be kept in Danube Valley and upper Hungary, and leave only a limited number of troops in Drava Valley. Nikola Zrinski, on the other hand, advocated an all-out attack on all important towns: Varad, E´rsekujva´r and Kanizˇa; military aims were to stretch out the Turkish forces in a long line. There was a military attack when Hungarian royal and other troops on 17th April 1664 came all the way to the fortification wall of Nyitva stronghold. Some ten days later, Zrinski and Hohenlohe attacked the Ottoman convoy with food supplies. They captured and confiscated several thousands of harnessed livestock, with foodstuff and military equipment. All that was shipped to warehouses of Novi Zrin.71 The danger of war was looming over Croatia, which was why the bishop of Zagreb, Petar Petretic´, on orders from the viceroy Nikola Zrinski, called for a diet session in Varazˇdin, held on 17/18th April 1664 that voted in favor of the siege of Kanizˇa. This required additional armies to be sent to help Nikola Zrinski. The Croatian diet decreed that serfs had to provide an armed foot-soldier per three households; furthermore, one-third of the village nobility and half of the armalists should join in, and free royal boroughs like Zagreb, Varazˇdin, Koprivnica and Krizˇevci had to draft half of the footmen. On parliament orders, the armies should gather on 27th April 1664 on meadows by the marketplace of Legrad.72 On 26th April 1664 the German army came up to rescue Novi Zrin, a gathering place for all Christian armies. Nikola Zrinski had already been there with his Med¯imurje soldiers and the viceroy s regiment; Ivan Drasˇkovic´, who led the Croatian army, was waiting at Legrad stronghold. On 27th April 1664 joint Christian armies left Novi Zrin, crossing 68 69 70

71 72

Hammer: Historija Turskog (Osmanskog) Carstva (see note 31), p. 469. Perje´s: Zrı´nyi Miklo´s e´s kora (see note 14), p. 348–349. Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 297–299; Hammer: Historija Turskog (see note 31), 2, p. 469–470. Magyarorsza´g to¨rte´nete 1526–1686 (see note 22), vol. 2, p. 1129–1130. ZHS [Acts of the Croatian Diet] 1, p. 277–278.

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the river Mura and arriving on the same day at the gates of Kanizˇa, comprising the old and the new town at that time. An obstacle and unfavorable fact was that the river Kanizˇnica (Principalis) encircling the fortification swamped the area, so the Christians had to camp at some distance from the stronghold. The siege lasted over a month; the river Kanizˇnica and the marshes separated the Croats and Hungarians from the Germans, so the Ottomans had an easier task with the divided Christians, who also had problems with supplies. The Croats were the only ones to receive food and supplies on regular basis, due to the support of the Croatian parliament; besides, Novi Zrin was a bridge to supply bread for all German regiments, too.73 As Kanizˇa-pasha was planning betrayal and switching sides (he was a runaway Croat and a distant cousin of Nikola Zrinski), his plan was revealed and he was stopped. The Ottomans set up a makeshift pontoon bridge over river Drava and enabled their reinforcement by troops stationing in Slavonia, arranging their arrival in rescue of Hungary, which reinforced the defense of Kanizˇa. This is why on 1st June the emperor decided to withdraw from Kanizˇa siege and leave Novi Zrin and the neighboring area without protection.74 On the same day, the Christians found out that a Tartar military force of sixty thousand troops are 20–25 kms away from Kanizˇa, heading in their direction. After a detailed and difficult council on their plans, the Christians decided to withdraw, or rather, to terminate the siege.75 This was probably helped by the king s decision, too. As the Christians were militarily weaker, sub-commanders Hohenlohe and Strozzi decided to leave the siege of Kanizˇa and withdraw back to the west. Nikola Zrinski was also forced to do the same, having no other alternative; on 1st June 1664 with other Christian commanders he left Kanizˇa and withdrew to Novi Zrin. On 3rd June he was ˇ akovec, looking for joined by the Germans; the viceroy headed to C supplies for all the Christian armies and their horses, as his own supplies were insufficient. In Novi Zrin commander Strozzi left thousand German troops, while the rest of his army withdrew further across river Drava river and Legrad. However, some of the Germans remained and on 4th June 1664 returned to Med¯imurje, building a camp near Novi Zrin, on the right bank of Mura.76 Meanwhile, the Great Vizier was hoping for a fall of Novi Zrin and a quicker advance of the Ottoman forces.77 Now it was the time of peril for Novi Zrin. 73 74 75 76 77

Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 313–320. Oresˇkovic´: Luj XIV. i Hrvati (see note 53), p. 51–52. Magyarorsza´g to¨rte´nete 1526–1686 (see note 22), vol, 2, p. 1131. Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 317–322. Magyarorsza´g to¨rte´nete 1526–1686 (see note 22), vol. 2, p. 1031.

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The Capture of New Serinwar The Ottomans were made up how to win over a triangle river islet on Mura, near the stronghold Novi Zrin. They prepared their cannon targets and their musketeers to charge the islet; at night some three to four hundred Janissary troops swam across the river and started digging in. Commander Strozzi reacted fast, sending cavalry guards, yet they did not dare to cross Mura. Then Strozzi sent captain Quasta there with hundred musketeers who managed to land on the islet. However, the captain was wounded in his arms, and the musketeers withdrew to the right bank of Mura. There was a real danger of Ottomans keeping the islet and using it to penetrate the river defense lines and to cross over to Med¯imurje. In order to stop this, count Strozzi, with 3 officers and 25 cavalry troops from Rappach regiment plunged into the water and at two o clock after midnight they made it to the islet. Despite his wounds in his right arm and shoulder, Strozzi and his men attacked the Janissary troops and chased them away; when they eliminated some three hundred of them, a reinforcement troop of hundredand-fifty German musketeers arrived to rescue. The Ottomans sent their own reinforcement of four hundred Janissary troops on two rafts, but this attempt failed; Germans repelled their attack in a battle that lasted until eight o clock in the morning.78 When the Ottomans appeared in front of Novi Zrin, their first task was to take care of the river crossing, so they came up with rafts. A part of their troops already dug in on the Mura islet, however, count Strozzi and his hundred-and-fifty archers defeated them; they managed to destroy the other two rafts with four hundred Janissary troops as well. Strozzi was joyful as their military attack succeeded, however, after a while he was shot dead. Strozzi s death speeded up the arrival of the chief military commander Montecuccoli, who made it to the camp after 10 days and took over the supreme command over the defense of Novi Zrin and blocked the crossing of Mura. The imperial forces were waiting by the estuary of Mura into Drava, on the left side of Drava; from where a joint imperial military force commanded by Hohenlohe went to Kotoriba, from where alongside Mura there were haidouk-troops commanded by Zrinski, Batthya´nyi and Na´dasdi.79 Soon after his arrival at the battlefield, Montecuccoli ordered not to put armies into jeopardy over Novi Zrin; he pretended to be waiting for Ludwig of Baden and failed to provide defense for the stronghold.80 78 79 80

Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 323–324. Hammer: Historija Turskog (see note 31), vol. 2, p. 473–474. Magyarorsza´g to¨rte´nete 1526–1686 (see note 22), vol. 2, p. 1031.

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The Ottoman forces planned to improve all the crossings and bridges over river Kanizˇnica flowing into Mura near Novi Zrin. Germans interfered by placing cannons on the right bank of Mura and fired them on Turks. On the left bank, the Ottomans built up dams and embankments and fired on the Christians across Mura from there. On the right bank, the German army was building ramparts, putting great effort into the reinforcement of two watch-towers between Novi Zrin and Legrad. This was important, as it was right here that the Turks planned to cross over Mura. General Hohenlohe attacked the Turks with two cannons and a regiment of musketeers and chased them away. In the evening, the Turks attacked Kakonja from the direction of Legrad, but luckily, general Strozzi stopped their advancement. On 5th June 1664, at eight o clock in the morning, the Great Vizier Ko¨pru¨lu¨ initiated the siege of the stronghold. At the same time, Strozzi was informed that a small group of Turks in Pacˇatin was hiding in the bushes.81 In the night from 5th to 6th June, nearby Legrad, some three hundred Tartars managed to secretly come on Mura by rafts, however, on the second day they were defeated.82 Raged by this attempt, general Strozzi with it. colonel Piccolomini and twenty-five armed cavalry troops and hundred-and-fifty musketeers took revenge; they charged into the bushes on the islet, crossing shallow waters, and fought a guerilla battle that lasted until the next morning. The Christians won, defeating and killing almost all the Turks, yet some Janissaries remained firing back.83 On 7th June 1664 the Ottomans, that had been previously chased away from the islet, began removing all their cannons from the left bank of Mura; infantry soon followed, withdrawing back toward Kanizˇa. Count Hohenlohe sent the imperial infantry regiment with five hundred cavalry troops across Drava to Legrad, to the military headquarters of the imperial army; part of the Ottomans returned to the bank of Mura, chased away the Christians on guard there and set up a camp near Novi Zrin, building up ramparts over night and placing two cannon lines firing on the stronghold.84 On the same day, 7th June, the Ottomans extended their trenches to forty paces toward the stronghold, and at four o clock in the afternoon sent a message to the stronghold commander Hohenlohe demanding surrender. Hohenlohe refused, sending commander d Avancourt with 1500 troops to charge, killing many Turks. After that, two new charges followed, and the Turks 81 82

83 84

Haller: Legrad (see note 30), p. 40. Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 322; Horvat: Poviest Med¯imurja (see note 11), p. 112–113. Haller: Legrad (see note 30), p. 40–41. Horvat: Poviest Med¯imurja (see note 11), p. 114–115.

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fought back with three night charges on the fortification; this is when captain Quast got 2 sword wounds and captain Strupp lost his right arm.85 On 8th June 1664 the Ottomans were digging trenches relentlessly, and building ramparts to fortify their own positions against Novi Zrin and for their own protection.86 Then the regular blockade followed, and the number of the guards of Novi Zrin was increased by 500 German footmen, so that the total stronghold army had 2500 men.87 The Ottomans continued their reinforcement throughout the night from 8th to 9th June 1664 approaching Novi Zrin, with some army units getting as close as 50 paces from the walls of the stronghold.88 On 9th June, some three hundred soldiers left the stronghold and charged the Turks, yet this failed; general Hohenlohe in agreement with other generals ordered this particular attack.89 On 9th June, Lt. colonel Zobel received orders to take over the Mura islet, but he was killed in a combat; as a consequence, the Christians gave up the plan to win the islet.90 The Ottomans continued digging trenches, and on 10th June 1664 they neared the stronghold so much that it presented a serious threat to the fortification. On 11th June the Turks erected a rampart on Legrad hill and placed cannons there; meanwhile, Hungarians attacked them from Kotoriba direction. On 13th June a great sorrow befell the stronghold defenders, as one of the best officers of Novi Zrin, Forga´cs Kiss, a son of the Legrad captain Farkasa Kisa, intelligence officer of Nikola Zrinski was killed, after he had been captured by the Turks on his way ˇ akovec, disguised as a peasant and leading reinforto Novi Zrin from C cement of five hundred troops. Nevertheless, five hundred men arrived to help and joined in Spick regiment, filling in for those missing in action.91 From the writings of count Montecuccoli we learn the moral of the situation at Novi Zrin during the siege: I have seen many Turks defeated by the Christians, some lying in the fields, some in their sedan chairs, stubborn and defiant, preferring death by own hand rather than surrendering. I ve seen them in daylight by Novi Zrin, fighting our watch guards and armed with their shields only; they never stopped nor hesitated, as they were falling dead one after another. Twice I saw them wielding their swords or holding them in their mouths, while crossing the river in front of our very eyes; seeing this, similar gestures by brave Spaniards of Charles V, who held their 85 86 87 88

89 90

Haller: Legrad (see note 30), p. 41. Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 325. Haller: Legrad (see note 30), p. 41. Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 325; Horvat: Poviest Med¯imurja (see note 11), p. 114–115. Haller: Legrad (see note 30), p. 41. Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 325.

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swords in their mouth while swimming across Elba, did not seem so appealing after all.92

The Ottomans were firing for ten days at the stronghold and the bridge defense, and on 19th June turned their guns to open fields across Mura where the Christian armies were waiting. The Great Vizier brought some two hundred thousand men in the region between Novi Zrin and Kanizˇa; seventy thousand were professional soldiers, thirty thousand Tartars; the remaining force was comprised of field workers and servants. On 20th June, Montecuccoli called all generals to war council, where they deliberated possible aims and intentions of the Great Vizier. From the Turkish turncoats and deserters, news were received of the Ottomans having ready some thousand sacks of dirt, to clog and fill in the water trenches around Novi Zrin; the Great Vizier prepared lumber to build a bridge, as he planned to cross Mura and fight the Christians on an open field.93 Cavalry regiments of Montecuccoli, Spork, La Corone and Schneidan, led by Nadasdy and Esterhazy came with three thousand and five hundred hussar and thousand and two hundred Hungarian haidouk troops on 20th June; then Montecuccoli had under his command some thirty thousand soldiers. They began a war council with Nikola Zrinski urging a prompt attack, with Montecuccoli opposing it. Two arrested Turkish runaways stated that the Ottomans had seventy thousand troops, which was a good excuse for Montecuccoli who did not want an attack, as his thirty thousand troops were outnumbered by great number and he didn t want to challenge a far greater man power. Nikola Zrinski requested permission that he and his eight thousand knights are allowed to charge against the infamous 70 000 Turks. However, Montecuccoli opposed to this too; he waited for Ludwig, prince of Baden. At the same time, the Turks wanted to cross over Mura to attack the Christians who were hesitant; Nikola Zrinski intended to attack from their flanks.94 On 21st June 1664 Montecuccoli ordered a charge from the stronghold; three thousand troops were selected for the task. However, on their signal to move, stormy weather prevented them from doing so; besides, a Christian changed side and betrayed all their plans to the Turks, spoiling the plan to charge; on 22nd June Christian troops were joined by Petar Zrinski with four thousand Croats, yet, as

91 92

93 94

Haller: Legrad (see note 30), p. 41. Montecuccoli: Ausgewhlte Schriften (see note 3), Bd. 2, Wien, Leipzig 1899, p. 492. Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 328. Haller: Legrad (see note 30), p. 41–42.

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Krajina Military border commander he had no authority to oppose Montecuccoli.95 Some French troops came to rescue Novi Zrin; Regensburg assembly designated the town of Maribor as gathering place for the troops of Louis XIV. Nikola Zrinski declared that the fate of Novi Zrin and its estates will be in jeopardy if the French reinforcement is not soon there. ˇ akovec and took refuge in Vienna; the Nikola s wife with children fled C first French regiment finally arrived to camp by Novi Zrin on 23rd June 1664.96 On 24th June 1664 the Ottomans failed to light up four mines and torched the palisades and bastions on Novi Zrin as the military crew inside chased them away with fierce gun fire; at night, the Great Vizier again tried to light up the palisades, but was successfully prevented from doing so by d Avancourt. The night of 25th June looked as if Turks were planning to charge, yet it never happened. The Ottoman forces planned a sudden attack, killing sixty troops of Hungarian scouts, but Hohenlohe forced them to withdraw. The next day, 26th June, the information that the Ottomans plan a big charge on 27th June leaked out, but it never happened, either.97 Soon Montecuccoli left the neighbouring Legrad, and the soldiers waiting there for their wages that they never received. Thus, they were disappointed and withdrew from their positions.98 Tortured by fear, defenders finally started fleeing from the stronghold of Novi Zrin, toward the river Mura. As the Ottomans broke in the stronghold and took it over, they were slaying mercilessly the German soldiers who were trying to escape across Mura; their bad luck was on the pontoon bridge. During the attack, the Ottomans made a hole in one of the barges which served as pontoon; this prevented the Germans to flee across the river. On the left bank, there were 5 boats, taking in many Germans that they capsized and drowned. Additionally, the Turks were firing at them constantly and many of the drowning men were hit by bullets. Finally, some five hundred Germans survived, and the remaining thousand and two hundred were killed; the Turks captured only twenty of them, and all the rest fell victims.99 A particularly interesting bit of the final battle for Novi Zrin was ˇ elebija: written by Evlija C

95 96 97 98 99

Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 328. Oresˇkovic´: Luj XIV. i Hrvati (see note 53), p. 53. Horvat: Poviest Med¯imurja (see note 11), p. 116. Haller: Legrad (see note 30), p. 47–48. Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 329–330; Horvat: Poviest Med¯imurja (see note 11), p. 116–117.

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This time the decision was brought that all troops charge in a single run; all soldiers charged with the cry on their lips ›Allah! Allah!‹ These battle cries were echoing over the hills; all invisible men and all the sacred souls came to help as our entire army charged as a single combat unit. Luckily, the stronghold walls, bastions and ramparts were full of holes and cracks; yet all the obstacles placed on the stronghold walls and bastions, as well as devilish tricks and traps prevented even a bird to fly over these walls. However, all our troops were charging in unison, zealously like ants and wasps; soldiers were grabbing iron hooks to climb the walls and crawl over others; they penetrated the stronghold, never leaving the enemy time to breathe. As soon as, with Divine help, the flags of Muhammad were placed over the town gates and bastions and I, praised the Lord, studied the ezan calls for prayers; with a sword in my hand I was calling out all Mohammedan battle cries encouraging our warriors to battle. The entire army was wielding their swords at the enemy, penetrated the stronghold and nailed the enemies, defeating and driving them away toward the river; when the enemy saw what helpless position this was, running to save the very lives they charged for the bridge over Mura, hoping to cross over to the other side.100

The Ottomans, in the morning from 7th to 8th July 1664 fired two mines that exploded and disabled and ruptured holes in the flanks of the walls of the walls of Novi Zrin.101 According to Montecuccoli, the destruction of the stronghold ›was a sign of the great respect the Grand Vizier had for his enemy, as it did not just take it over and keep for himself.‹102 Before this, the Turks set fire to wooden palisades, which kept burning all day. After the capture of Novi Zrin, the Grand Vizier prepared to leave and on 10th July sent all his baggage on camels to Kanizˇa; the troops started to leave on 11th July and the last remaining Ottoman forces left around noon on 12th July 1664.103 As Hungarian historians assert, not even Zrinski himself started building his stronghold with having in mind the possibility of an all-out siege of the entire Ottoman army; undisputedly, during the years of 1662 and 1663 he took measures to fortify it, nevertheless; the stronghold, built to host three-to five hundred troops, turned out to be too small and cramped with 1200–1900 troops that were eventually stationed here; during the siege, they could not fit the stronghold so they were inside taking turns every day; at the same time, we cannot neglect the fact that Zrinski s genius picked the spot where to build this fortification – as the Turks with almost forty thousand troops could not charge in a direct attack on hillside, of mere two hundred meter width; deep and wide waterfilled trenches kept invaders away from the fortification walls, making it impossible to drill holes for explosives; however, it favored placing 100 101 102

103

ˇ elebi: Putopis (see note 1), p. 504–505. C Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 331. Montecuccoli:, Ausgewhlte Schriften (see note 3), Bd. 3, Wien, Leipzig 1900, p. 349. Ortelius redivivus et continuatus (see note 6), p. 331; Horvat: Poviest Med¯imurja (see note 11), p. 118.

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mines from the opposite camp; despite the fact that Montecuccoli underestimated the defense capacity of the stronghold, we cannot neglect the fact that with support from the chief army troops stationed in Med¯imurje the fortification was capable of resisting attackers for an entire month.104 We need to search for reasons, why the Imperial army never intervened during the fall of Novi Zrin into the hands of the Ottomans, in a wider context. When the count Raimond Montecuccoli got elected as the commander-in-chief, he received orders to intervene only if during the Turkish attacks, there was a possibility to endanger the Habsburg capital, Vienna. This is why Montecuccoli never made a move, while the Turks invaded Novi Zrin, defenseless without external help. However, when the Great Vizier directed his armies toward Vienna, Montecuccoli stood in his way at St Gothard, or rather, at Mogersdorf. In a battle that followed, the Ottoman armies were forced into the Raba marshes, and the remaining troops were forced to flee. Even though Montecuccoli s victory was complete, he never dared to chase after an already defeated enemy.105 Some survivors from the battle of Novi Zrin also participated and fought the Ottomans here. After his defeat at St Gothard (Mogersdorf), the Great Vizier set up his military camp at Vasˇvar (Eisenburg), and on 10th August 1664 signed the ten article-long Vasˇvar Peace Treaty. According to the clauses of this peace treaty, among other things, ›Novi Zrin was not allowed to be rebuilt, what is more, it specifically mentioned its destruction.‹106 The Peace Treaty of Vasˇvar, despite being a great victory for the Christians, was much more favorable for the Ottoman royal court Porta, than for the Habsburgs, as they not only lost a stronghold Novi Zrin, a cause for the war, but also another important border fortification – Nove Zamky.107 From the perspective of the significance Novi Zrin fortification presented, it is possible to analyze much greater processes on the contact areas where the two empires, the Habsburg and the Ottoman, met. After a long period of relative peace on the border of these two empires, Nikola Zrinski organized and built a stronghold in Novi Zrin, which disturbed the plans of both the Habsburgs and the Ottomans. Novi Zrin was posing a serious threat to the Turks (especially in Kanizˇa), and certainly this was the cause of the war between the Habsburg 104 105

106 107

Hausner, Ne´gyesi i Papp: »Tor« usred vinograda na brijegu (see note 20), p. 48. Pe´ter Hana´k (ed.): Povijest Mad¯arske [A History of Hungary]. Zagreb 1995, p. 85–86.; Pe´ter Hana´k (ed.): One thousand years: A Concise History of Hungary. Budapest 1988. Magyarorsza´g to¨rte´nete 1526–1686 (see note 22), vol. 2, p. 1038–1146. Hammer: Historija Turskog (see note 31), vol. 2, p. 480.

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and the Ottoman forces in 1664. Although Novi Zrin in fact was sacrificed as a scapegoat in exchange for peace, the Ottomans were never satisfied with this accomplishment and charged further towards Vienna, the capital of the Habsburg Empire. This is when the same imperial power players, who once had calmly watched Novi Zrin fall into the hands of the Ottomans, rose and defeated the Turks. This enabled the signing of the Vasˇvar Peace Treaty, with strict stipulations that Novi Zrin should not be restored. The results of Vasˇvar peace were visible in centralist ambitions of parts of the Croatian and Hungarian nobility, gradually turning into a plot of Croatian and Hungarian aristocrats.

II. Erinnerungen, Fiktionen und Mythen: Die Zrnyis in der europ‰ischen Literatur

Hermann Wiegand

Miklo´s Zrı´nyi der ltere (um 1508–1566) in der neulateinischen Dichtung Siebenbu¨rgens im 16. Jahrhundert Zum 10. Buch der Ruina Pannonica von Christian Schesaeus

I. Die heldenhafte Verteidigung von Szigethva´r durch Miklo´s Zrı´nyi den lteren, der sowohl in Ungarn als auch in Kroatien als Nationalheros verehrt wird, fand schon in der zeitgeno¨ssischen Literatur Westeuropas nachhaltigen Widerhall. Kurze Zeit nach dem Tod Zrı´nyis und der letzten Verteidiger der Festung am 8. September 1566 gegen die erdru¨¨ bermacht des tu¨rkischen Heeres unter Sultan Syleiman dem ckende U Prchtigen erschienen zeittypisch Liedpublikationen u¨ber das Schicksal des »thewren Helden Graffen von Serin, wie gar standhafftig und Ritterlich er sich gehalten hat«.1 In ihnen wird nicht nur der Tu¨rke, der »Erbfeind der Christenheit«, als Gegengestalt gegen den christlichen Heros denunziert, sondern auch scharfe Kritik an den europischen »Kriegsleut« (und damit Kaiser Maximilian II.) geu¨bt, die – statt den Verteidigern die dringend beno¨tigte Unterstu¨tzung zu gewhren – »daheim hinterm Ofen beym Wein« gesessen htten.2 Auf die Lieder in deutscher Sprache folgten »Neue Zeitungen« und »Relationen« in tschechischer,3 hoch- und niederdeutscher Sprache.4 Selbst u¨ber den Tod Syleimans im Feldlager zwei Tage vor dem endgu¨ltigen Sturm auf die Festung, der den tu¨rkischen Belagerern von ihren Hauptleuten zunchst verschwiegen wurde, um ihre Kampfmoral nicht zu schwchen und keine Thronwirren auszulo¨sen, wurde die europische, beson¨ ffentlichkeit schnell unterrichtet.5 Auch in den Folders die deutsche O gejahren blieb das Interesse am Schicksal des Verteidigers von Szigethva´r ungebrochen, so wurde etwa 1567 in Nu¨rnberg ein Bericht seines 1

2 3 4 5

Vgl. Carl Go¨llner: Turcica. Die europischen Tu¨rkendrucke des XVI. Jahrhunderts. Bd. II, 1551–1600. Bukarest und Baden-Baden 1968 (Bibliotheca Bibliographica Aureliana XXIII), Nr. 1166, hnlich mit leicht variierenden Titeln auch Nr. 1167–1169. Go¨llner, Turcica (Anm. 1), S. 151. Go¨llner, Turcica (Anm. 1), Nr. 1173 (gedruckt in Prag). Ebd., Nr. 1174 f., 1186. Ebd., Nr. 1185.

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»Secretarius« u¨ber des Thewren Helden, des Grauen von Serin außgestanden not publiziert. Dieser »Secretarius« hatte das Massaker u¨berlebt und war in tu¨rkische Gefangenschaft geraten, aber offenbar schnell wieder »erledigt« (d. h. freigelassen) worden.6 Besonderen Einfluss auf die o¨ffentliche Meinung u¨bte ein Bericht aus, den der Su¨dslawe Samuel Budina 1568 in lateinischer Sprache vero¨ffentlichte. Eigenen Angaben zufolge hatte er ihn in kroatischer Sprache von einem u¨berlebenden Augenzeugen, der Zrı´nyi nahe stand, erhalten.7 Dieser Bericht wurde nicht nur umgehend ins Deutsche u¨bertragen,8 sondern fand auch im lateinischen Original Eingang in die Tu¨rkenkriegskompilationen des fru¨hen 17. Jahrhunderts von Nikolaus Reusner und Bongarsius.9 Weit verbreitet war die Darstellung des Alfonso Ulloa, die zunchst 1569 in spanischer Sprache erschien, dann in umgearbeiteter Form in italienischer und schließlich auch deutscher Sprache.10 Pietro Bizaris zuerst 1573 in lateinischer Sprache publizierte Darstellung des Pannonicum Bellum, sub Maximiliano II. Rom(anorum) et Solymano Turcar(um) imperatoribus gestum cumque arcis Sigethi expugnatione […]11 machte die Gebildeten Westeuropas mit den Kriegsschaupltzen in Ungarn, Siebenbu¨rgen und auf dem Balkan bekannt. Eine erste epische Darstellung des Geschehen bietet das Epos De bello Pannonico Solymanni Imperatoris Turcorum ultimo, libri tres, continentes Iulae et Zygethi expugnationem […], des spteren Stadtpfarrers von Mediasch in Siebenbu¨rgen Christianus Schesaeus, das Gegenstand unserer Ero¨rterung sein soll. Es wurde zusammen mit den Ruinae Pannonicae libri quatuor desselben Autors bereits 1571 in Wittenberg gedruckt und bildet den letzten Teil eines schließlich auf zwo¨lf Bu¨cher angelegten Epos u¨ber den Untergang Pannoniens. Erst die Ausgabe der Opera quae supersunt omnia des Christian Schesaeus durch Franciscus (Ferenc) Csonka, Budapest 1979,12 fu¨gt bisher unpublizierte Teile dieses Epos Ruina Pannonica mit den bereits 1571 vero¨ffentlichten zusammen, so dass das Ganze u¨berblickt werden kann.13 Die De capto Zygethio Historia ist – so be6 7 8 9 10 11 12

13

Ebd., Nr. 1229a. Ebd., Nr. 1234. Ebd., Nr. 1135 f. Ebd., S. 183. Ebd., Nr. 1251–1253, 1270, 1696. Ebd., Nr. 1613. Nicht enthalten in der Ausgabe von Csonka ist die Historia Annae Kendi im lateinischen Original. Sie wurde mit deutscher, rumnischer und ungarischer ¨ bertragung ediert von Joachim Wittstock, Gernot Nussbcher und Andrea U Sza´sz (Hg.): Christian Schesus: Historia Annae Kendi […]. Klausenburg und Gundelsheim 1996. Christianus Schesaeus: Opera quae supersunt omnia. Hg. v. Franciscus Csonka Budapest 1979 (Bibliotheca scriptorum medii recentisque aevorum. Series nova. Redigit Antonius Pirna´t, tom. IV.), S. 107–331.

Zum 10. Buch der Ruina Pannonica von Christian Schesaeus

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titelt – im zehnten Buch dieses Epos, V. 318–850 enthalten. Vorausgeht in demselben Buch die epische Schilderung der Eroberung von Iulia durch die Tu¨rken. Dreizehn Jahre nach der Vero¨ffentlichung dieser epischen Darstellung publizierte der Kroate Brno Krnarutic´ in Venedig seine fiktionale Darstellung Vazetye Sigetta Grada Sloxeno po parni Charnarutichiu Zadraninu.14 Ein beru¨hmter Nachfahr des Helden von Szigethva´r, der ju¨ngere Miklo´s Zrı´nyi, widmete dem Heldentod seines Vorfahren schließlich 1651 seine in der ungarischen Literatur sehr bekannte Obsidio Sigetianae – Szigeti veszedelem.15 Nicht nur in der ungarischen, sondern auch in der deutschen Literatur besonders der Romantik wurde danach der Heldentod Zrı´nyis oft behandelt.16 Ehe wir uns dem Bild der Eroberung Szigethva´rs und vor allem seines Verteidigers in dem Epos des Christian Schesaeus zuwenden, seien kurz die historisch-politischen Ereignisse rekapituliert.

II. Nach der Doppelwahl Ja´nos Za´polyas und Ferdinands I. von Habsburg zum Ko¨nig von Ungarn unterstu¨tzte Syleiman den ungarischen Magnaten gegen den Habsburger in der Absicht, fu¨r das osmanische Reich einen Vorposten zu schaffen und Ungarn zu einem Pufferstaat gegen die habsburgischen Lnder zu machen. Am 29. August 1541 gelang ihm die Einnahme Budas, das zusammen mit mehr als der Hlfte Ungarns den Osmanen anheim fiel. Der fu¨r den unmu¨ndigen Sohn Za´polyas Ja´nos Zsigmond bis 1551 regierende Frater Georg betrieb ein Doppelspiel zwischen Habsburg und der Hohen Pforte, bis er von den Hschern des misstrauischen Ferdinand am 17. Dezember 1551 heimtu¨ckisch ermordet wurde. Freilich konnte sich Ferdinand nicht gegen Syleiman durchsetzen, der den zu dieser Zeit im polnischen Exil lebenden Ja´nos Zsigmond, der am 22. Oktober 1557 in Kolozsva´r14 15

16

Go¨llner, Turcica (Anm. 1), Nr. 1772 (im Register flschlich Nr. 1722!) Dazu vgl. Jo´zsef Jankovics: The Image of the Turks in Hungarian Renaissance Literature. In: Europa und die Tu¨rken in der Renaissance. Hg. v. Bodo Guthmu¨ller und Wilhelm Ku¨hlmann.Tu¨bingen 2000 (Fru¨he Neuzeit 54), S. 267–273, hier S. 272 mit Anm. 8. Vgl. knapp Elisabeth Frenzel: Stoffe der Weltliteratur. Ein Lexikon dichtungsgeschichtlicher Lngsschnitte. 10. u¨berarbeitete und erweiterte Auflage unter Mitarbeit von Sybille Grammetbauer. Stuttgart 2005, S. 973 f. Schesaeus Darstellung findet dort keine Erwhnung. Die Arbeit von Theodor Herold: Friedrich August Clemens Werthes und die deutschen Zrı´ny-Dramen. Biographische und quellenkritische Forschungen. Mu¨nster i. W. 1898, die aus einer Mu¨nsteraner Dissertation hervorgegangen ist, beschrnkt sich auf dramatische Gestaltungen.

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Klausenburg feierlich einzog, zum Fu¨rsten des von Ungarn abhngigen Fu¨rstentums Siebenbu¨rgen machte. 1566 brach der greise Syleiman auf, um gegen die Festung Szigethva´r im Raum von Pe´cs zu ziehen.17 Am 5. August 1566 stand das gewaltige, etwa 100000 Mann starke tu¨rkische Heer vor Szigethva´r, konnte aber die Altstadt erst nach sechzehn Tagen erobern. Die nur noch etwa achthundert Mann starke ungarische Besatzung unter Zrı´nyi zog sich in die gut befestigte innere Burg zuru¨ck. Ein Angebot auf ehrenvolle Kapitulation vom 5. September wies Zrı´nyi, ein treuer Anhnger des Habsburgers, zuru¨ck. In der Nacht vom 5. auf 6. September verschied Syleiman. Am 8. September musste sich Zrı´nyi mit den u¨berlebenden Verteidigern im Turm der Burg verschanzen. Um der Kapitulation zu entgehen, stu¨rzte sich der 58-jhrige Zrı´nyi – den sicheren Tod vor Augen – ohne Panzer mit gezogenem Schwert und mit einem Prachtgewand gekleidet mitten unter die Feinde. Von zwei Kugeln in der Brust getroffen, wurde der schwer verwundete Verteidiger Szigethva´rs von Janitscharen auf einer Lafette zu ihrem Aga getragen, der ihn enthaupten ließ.18 Ein Reichsheer, das sich unter Fu¨hrung des eher zo¨gerlichen Kaisers Maximilians II. an der Donau gesammelt hatte, um Syleiman entgegen zu ziehen und Szigethva´r zu entsetzen, kehrte unverrichteter Dinge um. Maximilian sah sich wegen seines Verhaltens heftiger Kritik auch in der Heimat ausgesetzt, wogegen Zrı´nyi seines Heldenmutes wegen hoch gepriesen wurde.19 Whrend Zrı´nyi zwo¨lf Angriffe der Tu¨rken zuru¨ckgeschlagen habe, ko¨nne man nicht wissen, »wo sein Mayestat den Kopf hinrecken will«.20

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Zu Syleiman vgl. besonders die franzo¨sischen Arbeiten von Andre´ Clot: Soliman le Magnifique. Paris 1983; ferner: Soliman le Magnifique. Catalogue de la Exposition 15 Fe`v. au 14. Mai 1990. Paris 1990, sowie: Soliman le Magnifique et son temps: Actes de Colloque de Paris, Galeries nationales du Grand Palais, 7–10 mars 1990. Hg. von Gilles Veinstein. Paris 1992. Eine kurze, gleichwohl aber detaillierte Schilderung der Geschehnisse findet sich bei Ferenc Majoros und Bernd Rill: Das osmanische Reich 1300–1922. Wiesbaden 2004, S. 241–248. Zu dem Verhltnis der Osmanen zu Siebenbu¨rgen vgl. kurz Ernst D. Petritsch: Das Osmanische Reich und Siebenbu¨rgen im Reformationsjahrhundert. In: Konfessionsbildung und Konfessionalisierung in Siebenbu¨rgen in der Fru¨hen Neuzeit. Hg. v. Volker Leppin/Ulrich A. Wien. Stuttgart 2005 (Quellen und Studien zur Geschichte des o¨stlichen Europa. Bd. 66), S. 15–24. Vgl. dazu Carl Go¨llner: Turcica III. Die Tu¨rkenfrage in der o¨ffentlichen Meinung Europas im 16. Jahrhundert. Bukarest-Baden-Baden 1978 (Bibliotheca Bibliographica Aureliana LXX), S. 144–146. Zitiert nach Go¨llner (Anm. 19), S. 145.

Zum 10. Buch der Ruina Pannonica von Christian Schesaeus

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III. Nur fu¨nf Jahre nach dem Fall Szigethva´rs publizierte der siebenbu¨rgisch-schsische Humanist Christian(us) Schesaeus in Wittenberg drei epische Gedichtbu¨cher De bello Pannonico Solymanni imperatoris Turcorum ultimo libri tres, continentes Iulae et Zygethi expugnationem […] als zweiten Teil seiner Ruina Pannonica. Dort hatte der Sohn eines Stuhlrichters (geb. in Mediasch um 1535) 1555 bis 1558 vor allem als Schu¨ler Philipp Melanchthons, eines entschiedenen Fo¨rderers der neulateinischen Dichtung, studiert.21 Entstanden sind die meisten Bu¨cher whrend Schesaeus Ttigkeit als Pfarrer im siebenbu¨rgischen Tobsdorf und in seiner Geburtstadt Mediasch (ab 1569).22 Die Zwo¨lfzahl der Bu¨cher der Ruina Pannonica lßt zunchst an das Vorbild von Vergils Aeneis denken, und tatschlich sind aus dem Epos des ro¨mischen Nationaldichters auch zahlreiche Wendungen entnommen, wovon der Apparat der Ausgabe von Csonka 1979 eine erste Vorstellung vermitteln kann. Freilich fehlt ein wesentliches Element des vergilischen Epos vo¨llig: die zweite Ebene der Go¨tterhandlung; kaum dass der christliche Gott ganz unansto¨ßig wie schon in der sptantiken christlichen Epik als supremus Tonans apostrophiert wird (etwa X, 369) – und auch da ist durch die Bezeichnung Deus die christliche Konnotation eindeutig.

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Die wichtigere ltere deutschsprachige Literatur zu Schesaeus verzeichnet Hermann Wiegand: Neulateinische Tu¨rkenkriegsepik des deutschen Kulturraums im Reformationsjahrhundert. In: Guthmu¨ller/Ku¨hlmann (Anm. 14), S. 177–192, hier S. 188–192, S. 188 f. Anm. 31. Die ungarische Literatur bis 1979 enthlt Csonka (Anm. 13), 37–41. Dazu ferner Joachim Wittstock: Christian Schesus: Gelegenheitsgedichte, religio¨se Oden, Elegien und das Epos »Pannonische Tru¨mmer«. In: Die deutsche Literatur Siebenbu¨rgens. Von den Anfngen bis 1848. I. Halbband: Mittelalter, Humanismus, Barock. Hg. v. Joachim Wittstock und Stefan Sienerth. Mu¨nchen 1997 (Vero¨ffentl. des Su¨dostdeutschen Kulturwerks. Reihe B: Wissenschaftl Arbeiten. Hg. von Anton Schwob. Bd. 81), S. 155–175, zur Epik S. 166–175 mit weiterer Literatur; ergnzend Lore Poelchau: Christian Schesaeus (1535–1585). Humanistische Dichtung eines siebenbu¨rgischen Geistlichen des 16. Jahrhunderts. In: Lateinische Lyrik der Fru¨hen Neuzeit. Poetische Kleinformen und ihre Funktionen zwischen Renaissance und Aufklrung. Hg. v. Beate Czapla, Ralf Georg Czapla und Robert Seidel. Tu¨bingen 2003 (Fru¨he Neuzeit 77), S. 159–179 mit weiterer Literatur, Dies.: Christian Schesaeus. Ein humanistischer Dichter des 16. Jahrhunderts. In: Leppin/Wien (Anm. 17), S. 211–220 (beide Aufstze behandeln vornehmlich die Lyrik). Auswahlu¨bersetzungen mit vorzu¨glicher Einleitung bei Bernhard Capesius (Hg.): Sie fo¨rderten den Lauf der Dinge. Deutsche Humanisten auf dem Boden Siebenbu¨rgens. Bukarest 1967, S. 231–282 (vornehmlich zum 7. Buch). Wittstock (Anm. 20), S. 155 f. bzw. S. 166. S. 167–172 bietet Wittstock knappe Inhaltsangaben der zwo¨lf Bu¨cher.

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Auf eine andere Spur fu¨hrt das Proo¨mium des ersten Buches der eigentlichen Ruina Pannonica: Die dort evozierten »mutua vulnera« (›wechselseitige Wunden‹ – I,3) lassen an Lucans Bu¨rgerkriegsepos, die Pharsalia denken – und in der Tat handelt Schesaeus u¨ber weite Strecken von dem »bellum civile«, dem Bu¨rgerkrieg unter den Ungarn (den Anhngern Ferdinands und Za´polyas) bzw. den Siebenbu¨rgern, die es dem »Scythicus tyrannus« ermo¨glichen, als Nutznießer und lachender Dritter auf den Plan zu treten.23 Schesaeus ist hier gewiß von seinem Landsmann Stephan Stiero¨chsel-Taurinus beeinflusst, der Lucans Bu¨rgerkriegsepos bereits in seinem lateinischen Epos auf den ungarischen Bauernkrieg Stauromachia rezipiert hatte.24 Das Bild des »tyrannus« (Syleimans) wird vor der Folie des antiken, vor allem ovidischen Barbarenbildes entwickelt.25 Freilich sieht sich Schesaeus dabei vor das Dilemma gestellt, das faktische Bu¨ndnis des von diesem wegen seines Konzepts indirekter Herrschaft favorisierten ju¨ngeren Za´polya mit Syleiman, der Ja´nos Zsigmond faktisch adoptierte,26 gegen Ferdinand zu billigen und zugleich die Tu¨rken als blutru¨nstige Bestien konnotieren zu wollen oder zu mu¨ssen, um dem europischen Tu¨rkenbild zu entsprechen. Zu dem Anschluss an den Prtext von Lucans Pharsalia passt auch die Apostrophierung der Belagerung und Eroberung Szigethva´rs als »historia«, wie ein Zwischentitel nach Vers 317 lautet: DE CAPTO ZYGETHO HISTORIA. Wenn auch der Begriff ›historia‹ in der Fru¨hen Neuzeit sehr schillert,27 ist hier doch zweifelsfrei ein historischer Bericht gemeint, was – da der Autor auf die antike Geschichtsschreibung rekurriert – fiktionale Elemente wie Reden keineswegs ausschließt. Im Gegenteil: Fiktive Reden zur Charakterisierung handelnder Protagonisten sind bekanntlich fester Bestandteil der anti23

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Kurze Bemerkungen zur Rezeptionsgeschichte Lucans in dem Artikel s. v. von David T. Vessey. In: Der Neue Pauly. Bd. 7. Stuttgart-Weimar 1999, Sp. 454–457. Vgl. Stephanus Taurinus Olomucensis: Stauromachia id est cruciatorum bellum servile (Servilis belli Pannonici libri V). Hg. v. Ladislaus Juha´sz. Budapest 1944 (Bibliotheca Scriptorum Medii Recentisque Aevorum. Saeculum XVI.), I, 1: Bella per Ungaricos plus quam servilia campos […]. Zu Taurinus-Stiero¨chsel vgl. Joachim Wittstock. In: Wittstock/Sienerth (Anm. 21), S. 109–116 mit weiterer Literatur. Zum Bild der Tu¨rken und Syleimans bei Schesaeus vgl. Wiegand (Anm. 21), S. 189–192. Kurz vor der Belagerung Szigethva´rs war es am 29. Juni 1566 in der Gegend von Belgrad zu einer sehr freundschaftlichen Begegnung Syleimans mit Ja´nos Zsigmond gekommen. Syleiman schenkte dem jungen Za´polya einen Rubin im Wert von 50000 Dukaten. Vgl. Majoros/Rill (Anm. 18), S. 245. Sie sprechen von einem »Gipfeltreffen« in Semlin, einem Vorort Belgrads. Vgl. dazu Joachim Knape: ›Historie‹ in Mittelalter und fru¨her Neuzeit. Begriffsund gattungsgeschichtliche Untersuchungen im interdisziplinren Kontext. Baden-Baden 1984 (Saecvla Spiritualia, Bd. 109).

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ken Historiographie – soweit sie mit dem Charakter und der Position des Sprechers vereinbar scheinen. Sie ko¨nnen also – ohne den Wahrheitsanspruch des Berichteten zu tangieren – auch in einem zeitgeschichtlichen Epos Platz finden, das dazu noch um typisch epische Bauelemente wie Gleichnisse oder Vergleiche, die in der Historiographie fehlen, erweitert werden kann. Gerade Schesaeus macht in der Episode von Belagerung und Fall Szigethva´rs ausgiebig Gebrauch von der Mo¨glichkeit, die beiden Protagonisten Zrı´nyi und Syleiman durch umfangreiche Reden zu charakterisieren, wobei Schesaeus hufig Rede- bzw. Briefpaare einsetzt, um den jeweiligen Standpunkt Syleimans bzw. Zrı´nyis zu beleuchten.

IV. Die Episode u¨ber die Belagerung und Eroberung Szigethva´rs ist klar von der vorausgehenden u¨ber die Iulias abgegrenzt: Die Lage der Festung an der Grenze Kroatiens wird ebenso thematisiert wie die Funktion Szigethva´rs als Schild des o¨sterreichischen Wien (»scutum Austriacae Viennae« – X, 323). Betont wird, dass Zrı´nyi (»Zerinius«) umsichtig fu¨r eine Verstrkung der Festung durch Mauern gesorgt habe, um einen starken Riegel gegen die tu¨rkische Bedrohung Europas zu bilden. In den Versen X, 336–339 wird Zrı´nyi als epischer Held eingefu¨hrt – bezeichnender Weise als Heerfu¨hrer, der im Auftrag des Kaisers des Heiligen Ro¨mischen Reiches handelt: Protinus imperio Romani Caesaris arcem Ad defendendum28 vi multa intraverat heros Zerinius, meritis, genere et virtute superbus, Nostra virum similem cui nunquam protulit aetas […] [›Sogleich ru¨ckte der Held Zrı´nyi mit großer Macht auf Befehl des Ro¨mischen Kaisers in die Burg ein, um sie zu verteidigen, stolz auf seine Verdienste, seinen Adel und seine Tu¨chtigkeit – unser Zeitalter brachte Seinesgleichen nie wieder hervor.‹]

Dem Heldenmut ihres Anfu¨hrers und seinem »pectus constans« (›tapferen Mut‹) entspricht der seiner Mannschaft, die aus kampfbereiten Ungarn, Slowenen, Deutschen und Kroaten besteht. Zusammen mit der von »Zerinius« verantworteten Zuru¨stung der Burg sollen sie dafu¨r sorgen, dass diese nicht eingenommen werden kann. Freilich – hier fu¨gt Schesaeus wie o¨fter eine gnome¯ ein – die Menschenhand, welche Stdte errichtet, zersto¨rt sie auch von Grund auf (X, 347 f.). Als »Zerinius« 28

Zu bedenken ist, ob nicht statt »defendendum« »defendendam« zu lesen ist (Bezug zu »arcem«). »Defendendum« ist aber natu¨rlich mo¨glich.

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sieht, dass Szigethva´r eingeschlossen ist, versucht er den Mut der Seinen durch eine anfeuernde Rede zu strken. Wie in der antiken Historiographie dient diese Rede (X, 355–385) dazu, den Sprecher zu charakterisieren. Nachdem er ausgefu¨hrt hatte, dass ihnen zwar eine »atra tempestas« und das »belli fatum supremum« drohe, ein gewaltiger Sturm und das Schicksal, im Kampf zu fallen, betont er zugleich, sie du¨rften nicht vor dem gegenwrtigen Los erschrecken, da ihnen und ihren Waffen das Heil des Staates und der Christen anvertraut sei. Ihr Gegner sei von »furor immanis« (›blindwu¨tiger Raserei‹) bestimmt, ein zusammen gewu¨rfelter Haufen, der ganz ohne Ordnung kmpfe und mit gotteslsterlichem Mund den »summus Tonans« (›ho¨chsten Donnerer‹) schmhe. Er selbst schwo¨re, damit seine Soldaten alle Unbill und den Feind leichter ertru¨gen, einen heiligen Eid vor Gott, Herrscher, Vaterland und seinen Soldaten, er werde lebend dem Feind die Burg nicht ausliefern, er wolle mit ihnen leben oder den Tod ertragen: […] Non me, dum vita superstes Cara mihi fuerit, concessurum hostibus arcem, Vivere vobiscum cupio perferreque mortem. (X, 371–373). [›Ich werde, [das schwo¨re ich] solange mir das teuere Leben bleibt, die Burg dem Feind nicht ausliefern, ich will mit euch leben und den Tod auf mich nehmen.‹]

Gott werde ihn bestrafen, wenn er anders denke als seine Zunge spreche. Um sich zu behaupten, fordert er seine Soldaten und Offiziere zur Eintracht auf. Seine Soldaten lsst er ein Gleiches schwo¨ren. Ganz sicher ist er sich seiner Sache aber offensichtlich nicht, denn er verbietet den Soldaten, Botschaften aufzunehmen und weiterzuverbreiten, die u¨ber Geschosse in die Burg gelangten. Ein inmitten der Burg errichtetes Kreuz ist Zeichen der Entschlossenheit der Verteidiger. Man wird sich fragen, wie Christian Schesaeus diese Charakteristik des dem Haus Habsburg und seinem Kaiser treuen Zrı´nyi mit seiner eigenen Sympathie fu¨r Ja´nos Zsigmond Za´polya, der sich gerade mit Syleiman eng verbu¨ndet hatte, vereinbart, denn er macht aus eben dieser Anhnglichkeit Zrı´nyis an den »Ro¨mischen Kaiser« und aus seiner eigenen Parteinahme fu¨r Za´polya keinen Hehl. Offensichtlich geht es ihm aber hier entschieden um den Gegensatz zwischen dem corpus Christianum, dem christlichen Europa, als dessen Vorkmpfer »Zerinius« und seine Mitstreiter gesehen werden, und dem islamischen Herrscher, der als Bedrohung des Abendlandes erscheint. Miklo´s Zrı´nyi figuriert hier als entschlossener Vorkmpfer der christlichen Sache, dessen »virtus« und Vaterlandsliebe gerade auch die Treue zu dem erwhlten Herrn verlangt. Der Streit zwischen Habsburg und dem Haus Za´polya wird deshalb vo¨llig ausgeblendet, ausgeblendet auch die scharfe Kritik, die Kaiser

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Maximilian II. fu¨r seinen zo¨gerlichen Aufmarsch gegen Syleiman gerade im eigenen Lager erfuhr. Gerade diese zo¨gerliche Haltung Maximi¨ ffentlichkeit zur Katastrophe von lians II. musste in den Augen der O Szigethva´r fu¨hren, whrend der Kaiser sich um seine Reputation fu¨r den Fall sorgte, dass er gegen Syleiman eine Niederlage erleiden wu¨rde.29 Des Kaisers eigener Kriegsrat Heggemu¨ller schmte sich in einer ußerung dem Bayernherzog gegenu¨ber, dass man unverrichteter Dinge wieder heimgekehrt sei.30 Mit der ersten Rede des »Zerinius« und seiner unter Eid gegebenen Versicherung, die Burg unter keinen Umstnden lebend u¨bergeben zu wollen, ist das weitere Geschehen vorgezeichnet. Eine Entwicklung des Helden findet nicht statt. Er zeigt sich gleich in seiner ersten Rede als stoisch-christlicher Heros, der den Tod keineswegs fu¨rchtet. Elisabeth Frenzel hat zweifelsohne Recht, wenn sie bezweifelt, dass sich der Zrı´nyi-Stoff fu¨r eine Trago¨die eigne.31 Der ruhigen Unerschu¨tterlichkeit des »Zerinius« kontrastiert in dem epischen Bericht des Christian Schesaeus die vo¨llige Affektbestimmtheit des tu¨rkischen Sultans, der von rasender Wut (»rabies« – X, 389) und gewaltigen ›Zornesfluten‹ (»vasti irarum fluctus« – X, 389) beherrscht wird. Als er freilich sieht, dass die in Vergilischen Farben gezeichneten Anstrengungen der Tu¨rken zur Eroberung der Festung nicht von Erfolg gekro¨nt sind, verlegt er sich in einem Brief an »Zerinius« auf eine scheinrationale Argumentation gegenu¨ber dem von ihm als »fortissime Princeps« (›tapferster Fu¨rst‹, X, 420) apostrophierten »Zerinius«. Gott werde es strafen, wenn er sehe, dass so viele Vo¨lker vernichtet wu¨rden. Beiden Militrfu¨hrern, die schon in vorgeru¨cktem Alter stu¨nden, gebu¨hre der Waffengang nicht, sondern den »iuvenes« (›jungen Mnnern‹). Er selbst, dem es nur noch um die Ruhe und die Erlangung des ewigen Hafens der Seele im Paradies zu tun sei, fordere nur, was ihm nach dem Kriegsrecht zustehe, denn ihm als »summus monarcha«, als ›ho¨chstem Herrscher‹ (X, 428), gebu¨hre die Zahlung von Tributen seitens des Habsburgers. Hier spiegelt die Schilderung des Schesaeus tatschlich das Selbstverstndnis Syleimans, der sich als Weltherrscher und damit als eigentlich legitimer Nachfolger der ro¨mischen Caesaren inszenierte.32 Die Antwort des »Zerinius« (X, 444–462) integriert das schon traditionelle Motiv der Verschlagenheit der Tu¨rken, die nur mit »vis« und »fraus«, ›Gewalt‹ und ›Betrug‹, ihre

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Vgl. Go¨llner, Tu¨rkenfrage (Anm. 19), S. 144 f. Ebd., S. 144. Frenzel (Anm. 16), S. 973. Sie konstatiert zu Recht das Fehlen jeder Entwicklungsmo¨glichkeit des Helden. Vgl. etwa Wiegand (Anm. 21), S. 187.

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Ziele erlangen.33 Der Tu¨rkensultan werde die »ferrea corda« (›das sthlerne Herz‹) des »Zerinius«, nicht durch seine »fucatae loquelae« (seine ›geschminkten Phrasen‹ – X, 445) bezwingen ko¨nnen. Er, »Zerinius«, habe schon in der Blu¨te seiner Jahre die Befehle des Sultans und die ihm angebotenen Ehrungen gering geachtet, um wie viel weniger solle er nun, da sein Leben weit vorgeru¨ckt sei und er Erfahrung gewonnen habe, so von Sinnen sein, als Verrter des Vaterlandes zu gelten, der die Burg preis gebe. Der Weltherrschaftsanspruch Syleimans wird eben dadurch konterkariert, dass sein »imperium« nur durch Gewalt und Trug, erworben sei. Zrı´nyi hebt auf sein »nomen honestum«, seinen ›ehrenhaften Namen‹ (X, 461) ab, den es fu¨r die geliebten Kinder, die Gattin, fu¨r sich selbst und seine Freunde mit »perpetua virtus« zu bewahren gelte. Dafu¨r sei er zu leben, falls no¨tig aber auch zu sterben bereit: »Sive frui vita, seu morte perire necessum sit.« (X, 462). Diese Antwort steigert die Wut des »tyrannus«, der nun seine Gefolgsleute zwingt, bis zur Einnahme der Burg auch um den Preis ihres Lebens zu kmpfen, welches sie fu¨r Allah zu opfern htten. Syleimans Offiziere mu¨ssen freilich ihre Leute zwingen, wieder und wieder unter hohen Verlusten anzugreifen. Als der Sultan die Vergeblichkeit der Angriffe sieht, verflucht er den Erbauer Szigethva´rs. Besser wre es gewesen zu Hause in ruhigem Frieden zu leben. Schließlich evoziert er die edle »gens Othomanorum«, die die Angreifer unterstu¨tzen soll. Zugleich verspricht er den Soldaten fu¨r den Fall der Einnahme Szigethva´rs hohe Belohnun¨ stergen. Der Ru¨ckblick auf die Siege bei Belgrad, Buda, Moha´cs, in O reich und auf Rhodos soll zeigen, dass dem Heerfu¨hrer das Kriegsglu¨ck immer hold gewesen sei. Nur Wien habe ihm bislang widerstanden, nun wolle er entweder sterben oder beide Stdte (scil. Szigethva´r und Wien) erobern. Deserteure werde er unnachsichtig bestrafen. Allah werde auf ihrer Seite sein. Auf der anderen Seite ermuntert »Zerinius in einer mit ins Positive gewendetem sallustischem Wortmaterial«34 operierenden Rede – was von Csonka u¨bersehen wurde – sie sollten nicht den Tu¨rken, die als »Cyclopes« figurieren, und ihren Versprechungen glauben. So wie die thiopier nie ihre Hauptfarbe wechseln wu¨rden noch der Wolf aufho¨ren wu¨rde, in seiner Mordgier um die Schafstlle zu streifen, ebenso wren die Tu¨rken immerzu Feinde der Christen. Wie man sehe, seien

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Vgl. zu diesem Bild Hermann Wiegand: Imago Turcae. Das Tu¨rkenbild der Fru¨hen Neuzeit im Lateinunterricht der Oberstufe. In: Der Altsprachliche Unterricht 6/1993, S. 12–31. Zu der Einleitung: »Ni mihi nota foret multis exercita fatis/Vestra fides, socii, constansque vivida bello/Virtus, verborum vos longa ambage docerem […]« (X, 538–40); vgl. Sallust, Cat. 20: »Ni virtus fidesque vostra spectata mihi foret […]«.

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ihre Anstrengungen bisher vergeblich. Waffen der Christen gegen die unglubigen Feinde seien Fro¨mmigkeit, der erhabene Glaube und die gemeinsamen Rechte (»pietas«, »alma fides« und »communia iura/ Christicolum« – X, 562 f.). Sollten die Christen aber unterliegen, wu¨rden sie wenigstens nicht wie Vieh fallen, sondern wie Heroen in die himmlische Heimat einziehen. Erstmals klingt hier ein Motiv an, welches fu¨r die Sicht des Schesaeus auf die Verteidiger Szigethva´rs wichtig werden wird: Sie fallen als Mrtyrer wie die Blutzeugen der alten Kirche: »Perstat ubi merces tantorum aeterna laborum, /Qualem pro Christo meruerunt vulnera passi«, X, 572 f. (›Dort winkt ihnen der ewige Lohn fu¨r so große Mu¨hsal, wie ihn die verdient haben, die fu¨r Christus Wunden erlitten.‹). Im Folgenden wird der erbitterte Kampf um Szigethva´r geschildert. Suleiman erregt sich nach der Darstellung des Schesaus derart u¨ber die vergeblichen Anstrengungen seiner Soldaten, dass er – wie Herodes – von seinem Thron stu¨rzt und stirbt. In wo¨rtlichem intertextuellem Bezug auf das Ende von Vergils Aeneis (XII, 951 f.) wird der Sultan als »alter Turnus« charakterisiert, womit seine Sache hinreichend als die eines dem Willen Gottes zuwider handelnden »impius« gekennzeichnet ist. Die tu¨rkischen Offiziere verheimlichen ihren Mannschaften den Tod des Sultans, ihre Trnen erklren sie damit, dass Syleiman mit grausamer Todesstrafe drohe, wenn es ihnen nicht gelnge, die Burg zu erobern. Der immer erbitterter gefu¨hrte Kampf veranlasst die christlichen Verteidiger zur Vernichtung all ihres Besitzes, da sie die Ausweglosigkeit ihrer Lage erkennen. Ein Motiv, das schon die antike Historiographie kennt – man denke nur an die Selbstto¨tung der Verteidiger der Festung Masada im Bellum Iudaicum des Flavius Iosephus, deren Historizitt heute in Frage gestellt wird35 – entfaltet Schesaeus sehr wirkungsvoll: Die Verteidiger to¨ten gegenseitig ihre Frauen und Kinder, um sie nicht den Tu¨rken als Beute und Vergewaltigungsopfer zufallen zu lassen. Der Heroismus einer jungen Frau, die statt sich to¨ten zu lassen, lieber mit ihrem Gatten kmpfend fllt, bildet den Ho¨hepunkt dieser epischen Schilderung, die ihre aufru¨ttelnde Wirkung auf die humanistisch geschulten Leser kaum verfehlt haben du¨rfte (X, 675–707). In ihrer bedingungslosen, zum Tod bereiten Treue kontrastiert diese Heroine eindru¨cklich der adligen Ehebrecherin Anna Kendi, deren Historia Schesaeus als umfangreiche Elegie gestaltet und gattungsmischend in die Ruina Pannonica eingefu¨gt hatte.36 35

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Vgl. den Artikel »Masada« von Hanswulf Bloedhorn. In: Der Neue Pauly Bd. 7. Stuttgart–Weimar 1999, Sp. 971 f. mit der neueren Literatur, die die Schilderung der Selbstto¨tung der ju¨dischen Verteidiger Masadas als literarisch vorgeprgt und unhistorisch ansieht. Vgl. die in Anm. 12 zitierte Ausgabe.

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Der letzte Kampf der Verteidiger von Szigethva´r gipfelt in der epi¨ berliefeschen Aristie des »Zerinius«, die – weitgehend der weiteren U rung entsprechend – ausfu¨hrlich erzhlt wird (X, 720–788), allerdings trgt »Zerinius« in seinem letzten Kampf neben prchtiger Kleidung eine Kopfbedeckung mit einem großen Helmbusch.37 Sonst ist er leicht bewaffnet, um den Tu¨rken nicht zu viel Beute zu bieten. Um ihn scharen sich einhundert zu sterben bereite erlesene ungarische Kmpfer. Den Schlu¨ssel zur Festung nimmt er bei dem letzten Ausfall mit, um nicht beschuldigt werden zu ko¨nnen, er habe sie lebend u¨bergeben: »Neve prius liquisse feris puter hostibus arcem,/ Quam mea deficiant vitali membra calore,/ Clavis erit testis, quam mecum in morte reservo«, X, 737–739 – (›und dass man nicht von mir glaubt, ich htte den wilden Feinden die Burg eher u¨bergeben, als meine Glieder die Lebenswrme verloren, wird der Schlu¨ssel bezeugen, den ich bei mir im Tode bewahre.‹). Das Krummschwert, das er im letzten Kampf benutzt, ist dasjenige, mit dem er sich hatte Ruhm erwerben ko¨nnen. In einer letzten Rede feuert er die Mitstreiter unter Anrufung des Namens Christi zum Endkampf auf: In der vordersten Reihe kmpfend fllt »Zerinius«, von Kugeln getroffen, mit ihm die tapferen Ungarn. Ein Deutscher jagt mit Pulver in die Burg eindringende Janitscharen in die Luft. Als die Tu¨rken das abgeschlagene Haupt des »Zerinius« Maximilian u¨bergeben, um ihn mutlos zu machen, bricht der Kaiser in Trnen aus und geleitet das prchtig geschmu¨ckte Haupt zur letzten Ruhe. Selbst die Tu¨rken erweisen dem gefallenen Gegner Ehre. Die Namen der gefallenen Kmpfer sind fu¨r Schesaeus im Buch des Lebens, dem »Viventum liber« (X, 826) verzeichnet. Hier wie in einem poetischen Epitaph am Ende der Erzhlung werden die Verteidiger Szigethva´rs als Kmpfer fu¨r ihre Heimat und fu¨r den christlichen Glauben gefeiert. Als Bekenner Christi stehen sie mit den Mrtyrern der alten Kirche auf einer Stufe: Oppetiere omnes pulcram per vulnera mortem Pro patria et Christum constanti voce professis. Perpetuum in terris nomen coeloque coronam, Martyras eximios florentes inter, adepti. (X, 839–842) [›Alle starben einen Tod, verwundet im Kampf fu¨r die Heimat, scho¨n fu¨r die, die Christus standhaft bekannten. Sie erwarben sich immerwhrenden Ruhm auf Erden und die Krone im Himmel, blu¨hend unter den edelsten Mrtyrern.‹]

Abgerundet wird die epische Darstellung des Schesaeus durch ein elegisches Epitaphium praestantissimi herois Nicolai comitis Serinii ac toti-

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Vgl. Majoros/Rill (Anm. 18), S. 245 f. Ausfu¨hrlich Rudolf Briebrecher: Nikolaus Zrinyi 1566. In: Friedrich Teutsch: Bilder aus der Vaterlndischen Geschichte. Bd. I. Hermannstadt 1895, S. 148–155.

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us Croatiae capitani generalis etc. in achtzehn Distichen.38 Schon zuvor hatte am 21. November 1566, also wenige Wochen nach dem Tod des Helden, in Zagreb der ungarische Dichter Miklo´s Istva´nffy ein neulateinisches elegisches Epitaphium Nicolai comitis de Zrinio, qui 8. die Septembris a(nni) 1566. in Zigeth a Turcis est interfectus verfasst.39 Istvanffy zeigt sich gut informiert. Er weiß z. B., dass die Tu¨rken dem schwer verwundeten Zrı´nyi das Haupt abschlugen (V. 9 f.), nachdem er von einer Kugel getroffen worden war, der Rumpf aber von den Tu¨rken bestattet wurde. Der Dichter hebt die pietas Zrı´nyis hervor und prophezeit, dass der Ruhm des Helden bis zu den Grenzen des Ozeans dringen und in den kommenden Jahren (»venturis annis«) dauern werde. Ganz in eine humanistische Aura taucht Schesaeus sein poetisches Epitaphium Zrı´nyis. Er evoziert Heroen der ro¨mischen Vorzeit wie Horatius Cocles, Curtius und Atilius Regulus, den Helden der horazischen Ode Caelo tonantem credidimus Iovem (III, 5, 13 ff.).40 Auch wenn diese »stoischen« Helden wegen ihrer Vaterlandsliebe geru¨hmt werden mu¨ssen, bewegte eine »iustior causa« den Helden »Serinius«, wie er jetzt genannt wird (V. 19): Er habe Kirchen und Glauben gegen den Tyrannen verteidigt und unverheiratete Jungfrauen vor der Vergewaltigung bewahrt. Sein Namen sei verknu¨pft mit dem seines Widersacher Syleiman: Ergo dum memori Solymanni nomen in aevo, Et tua perpetuo fama vigebit, erit. (V. 31 f.) [›Solange also Syleiman im Gedchtnis der Zeiten sein wird, wird auch dein Name auf Dauer geru¨hmt werden.‹].

Christus werde ihm, der sein Blut fu¨r sein Volk gegeben habe, mit einer Gabe belohnen, die durch sein Blut erworben sei. Auch hier erscheint also Zrı´nyi als christlicher Mrtyrer.

V. Fragt man abschließend nach der Intention der Darstellung des Zerinius durch Schesaeus, seien einige Beobachtungen zusammengetragen: 1. Zrı´nyi und seine Mitkmpfer sterben als Mrtyrer und als Vorkmpfer ihrer Heimat. Schesaeus nimmt damit das Zrı´ny-Bild des ungarischen Dramatikers M. Jo´kai (Szigetva´ri ve´rtanuk 1860) vorweg. 38 39

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Schesaeus ed. Csonka (Anm. 13), 309 f. Vgl. Nicolaus Istvanffy. Carmina. Hg. v. Iosephus Holub et Ladislaus Juha´sz. Lipsiae 1935 (Bibliotheca Scriptorum Medii Recentisque Aevorum: Saecula XVIXVII.), S. 26 f., Nr. 32. Seltsamer Weise verweist Csonka ad locum nicht auf dieses beru¨hmte Gedicht, sondern nur auf Valerius Maximus 1,1,14.

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2. Wiederholt weist Schesaeus darauf hin, dass unter den eintrchtigen Verteidigern Szigethva´rs sich Ungarn, Su¨dslawen und Deutsche befanden, »Quos tellus diversa viros idiomaque linguae/ Discrevit«, (X, 830 f.): ›Mnner, die eine verschiedene Nationalitt und verschiedene Sprache trennte‹. Die Festung ist ein Sperriegel des gesamten corpus Christianum gegen die Tu¨rken. Somit appelliert der siebenbu¨rgische Autor an das christliche Europa, vereint gegen die Tu¨rken zu stehen.41 3. Mit keinem Wort werden die Differenzen zwischen dem Habsburger Maximilian II. und Ja´nos Zsigmond Za´polya, dessen Anhnger Schesaeus an sich ist, im Zusammenhang mit Zrı´nyi erwhnt, der Kaiser des Heiligen Ro¨mischen Reiches im Unterschied zu weiten ¨ berlieferung nicht beschuldigt, seinen treuen Teilen der sonstigen U Palladin im Stich gelassen zu haben. Offensichtlich will Schesaeus mit seiner Darstellung darauf hinwirken, dass die christlichen Herrscher Ungarns sich im Zeichen Zrı´nyis gegen die Tu¨rken einigen. Zrı´nyi als Gefolgsmann des Kaisers und Verteidiger Ungarns eignet sich fu¨r diese Absicht ganz besonders. »Zerinius « Opfertod ist ein Fanal fu¨r den Zusammenschluss der christlichen Europer.

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Zu der Bedeutung der Tu¨rkenkriege fu¨r die Bildung eines christlichen gemeineuropischen Bewusstseins in der Fru¨hen Neuzeit vgl. jetzt knapp Andreas Grießinger: Jenseits des Nationalstaats. Pldoyer fu¨r eine europische Geschichte als Beziehungsgeschichte. In: Informationen fu¨r den Geschichts- und Gemeinschaftskundelehrer 74 (2007), 39–46, hier 43–45 mit Anm. 6–10.

Andrs Szab

Das Zrı´nyi-Album (Wittenberg 1587) im Lichte der neueren Forschung

Vor zwanzig Jahren, genau 400 Jahre nach dem Originaldruck, erschien in Budapest die Faksimileausgabe des sogenannten Zrı´nyi-Albums.1 Eigentlich geht es nun um den einen Teil einer Doppeledition. Der andere Teil ist Johann Sommers Werk Vita Jacobi despotae […], welches mit der beigelegten Studie von Antal Pirna´t ebenfalls herausgegeben wurde.2 Das Urmanuskript beider Werke sandte ein ungarischer Magnat, Freiherr Imre Forga´ch durch seinen Sekretr, Ma´tya´s Ilo´czy Anfang 1586 nach Wittenberg. Der Sekretr aber starb noch im selben Jahr. Das weitere Schicksal dieser Texte nahm Petrus Albinus, Professor fu¨r Poetik und Rektor der Universitt in der Geburtsstadt der Reformation, in die Hand.3 Dieser trug dann Sorge fu¨r ihre Vero¨ffentlichung. Freiherr Imre Forga´ch (1543–1599) ist eine sonderbare Gestalt des Spthumanismus in Ungarn.4 Seine Familie war zum Teil katholisch, zum Teil protestantisch. Mehrere Familienangeho¨rige hatten eine literarische Begabung. Sein lterer Bruder, der katholische Bischof Ferenc (I.) Forga´ch machte sich als Historiograph einen Namen. Sein Werk wurde von einem nchsten Bruder, dem protestantischen Simon ergnzt.5 Imre Forga´ch Cousin, der protestantische Miha´ly peregrinierte in Deutschland und in Italien und wurde hauptschlich durch seine Korrespondenz bekannt; sein beru¨hmtester Briefpartner war Justus

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De Sigetho Hungariae propugnaculo a Turca anno Christi MDLXVI. obsesso et expugnato. […] Wittenberg 1587. Hg. von Pe´ter Ko˝szeghy, Begleitaufsatz von Andra´s Szabo´. Budapest 1987 (Bibliotheca Hungarica Antiqua, XV.). Johannes Sommer: Vita Jacobi despotae Moldavorum reguli. Wittenberg 1587. Hg. von Pe´ter Ko˝szeghy, Begleitaufsatz von Antal Pirna´t. Budapest 1987 (Bibliotheca Hungarica Antiqua, XVI.). Neue Deutsche Biographie. I. Berlin 1953, S. 151. – Siehe noch: http://de.wikipedia.org/wiki/Petrus_Albinus (30. 3. 2008.) Szabo´ (wie Anm. 1), S. 8–12. ¨ ffentlichkeit im 16. Jahrhundert. Der Fall Andra´s Szabo´: Zeitgeschichte und O von Ferenc Forga´ch. In: Freiheitsstufen der Literaturverbreitung. Zensurfragen, verbotene und verfolgte Bu¨cher. Hg. von Jo´zsef Jankovics und S. Katalin Ne´meth. Wiesbaden 1998 (Wolfenbu¨tteler Abhandlungen zur Renaissanceforschung, 18.), S. 37–48.

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Lipsius.6 Der ju¨ngere Bruder Miha´lys, der katholische (II.) Ferenc bemu¨hte sich als Erzbischof von Esztergom um die Strkung der Positio¨ ber die Erziehung von Imre Forga´ch weiß man nen seiner Kirche. U bislang so gut wie nichts. In den Matrikeln auslndischer Universitten taucht sein Name nirgends auf, nichtsdestoweniger zeugen seine Werke und Briefe von einer hohen Bildung. Er hat dreimal geheiratet. Die erste Frau war Erzse´bet Pere´nyi (zwischen 1569 und 1575). Nach ihrem Tod heiratete er 1576 die Tochter von Miklo´s Zrı´nyi, die Witwe von Ferenc Thurzo´, Katalin Zrı´nyi. Nachdem diese ebenfalls verschied, setzten die Beratungen u¨ber eine neue Ehe in Ku¨rze ein. Er hat sich zu einem im damaligen Ungarn ziemlich einmaligen Schritt entschlossen: Durch die Vermittlung des polnischen Ko¨nigs, Istva´n Ba´thory, hielt er um die Hand von Katharina Sidonia an, welche die Kusine des schsischen Kurfu¨rsten August und die Witwe des Herzogs von Teschen war. Die im Februar 1586 in Teschen gefeierte Hochzeit wurde wohl durch politische Plne motiviert, diese aber haben mit dem Tod von Istva´n Ba´thory und dem Kurfu¨rsten August im gleichen Jahr ihren Sinn verloren. Noch dazu ist die dritte Ehe schief gelaufen, und Katharina Sidonia starb auch bald, im Jahre 1589. Infolge der Vermhlung im Jahre 1586 geriet Imre Forga´ch in die Lage, in Sachsen Bu¨cher drucken zu du¨rfen. Daru¨ber hinaus unterhielt er noch zahlreiche Beziehungen. Er geho¨rte zu den Mitgliedern der internationalen respublica litteraria, und zugleich hatte er Kontakt zu den hervorragendsten Gelehrten im zeitgeno¨ssischen Ungarn. Seine Landgu¨ter bewohnten slowakische Lutheraner, und seine dritte Ehe verband ihn mit der lutherischen Orthodoxie. Unter den heimischen und auswrtigen Beziehungen findet man auch noch viele Kryptocalvinisten und Reformierte, und unter den Studenten, deren Ausbildung er selber fo¨rderte, kommen Anhnger beider protestantischen Konfessionen vor. Er hatte eine innige Verbindung zu den Lutheranern Ga´l Husza´r, Pe´ter Bornemisza, Pe´ter Re´vay und Ja´nos Rimay. In gleicher Weise korrespondierte er mit dem kryptocalvinistischen deutschen Pfarrer von Ksmark (Ke´sma´rk, Kezˇmarok) in der Zips, Sebastian Ambrosius,7 und dem reformierten Farkas Kovacso´czy aus Transsylvanien. Unter den auslndischen Briefpartnern verdient der calvinistische Karel 6

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Andra´s Szabo´: Briefe und Korrespondenz im Spthumanismus. Drei Beispiele aus Ungarn: Matthias Thoraconymus, Sebastian Ambrosius Lahm und Miha´ly Forga´ch. In: Republic of Letters, Humanism, Humanities. Selected papers of the workshop held at the Collegium Budapest in cooperation with NIAS between November 25 and 28, 1999. Edited by Marcell Sebo˝k. Budapest 2005 (Collegium Budapest Workshop Series, 15.), S. 183–197. Marcell Sebo˝k: Humanista a hata´ron. A ke´sma´rki Sebastian Ambrosius to¨rte´nete (1554–1600) [Ein Humanist an der Grenze. Die Geschichte des Ksmarker Sebastian Ambrosius]. Budapest 2007.

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Zˇerotı´n aus Mhren zuerst Erwhnung,8 aber hierzu geho¨ren auch noch der in Breslau wohnende Andra´s Dudith, der Wiener Bibliothekar Hugo Blotius,9 und schließlich setzte er sich u¨ber Carolus Liffortius, welcher in einer Hilfsaktion fu¨r die Stadt Genf Unterstu¨tzungen bezog, mit The´odore de Be`ze, dem Nachfolger von Calvin in Genf in Verbindung.10 Seinen Bru¨dern gleich machte er ebenfalls Versuche mit der Geschichtsschreibung, aber leider sind nur ein unvollstndiges historisches Werk und ein in einen Kalender aufgezeichnetes Tagebuch u¨berliefert. Der Herausgeber der Anthologie, Petrus Albinus (Weiss, 1543–1598), ist im schsischen Schneeberg geboren, und wie bereits erwhnt, war er Professor an der Universitt Wittenberg. Zwar zhlte er zu den lutherischen Melanchthonianern, stellte er in den 1570er Jahren gute Kontakte mit dem Coetus in Wittenberg her,11 welcher reformierte ungarische Studenten beherbergte. Mehrere seiner Gelegenheitsgedichte haben diese gedruckt. Kurz nach der Publizierung der Anthologie wurde er Sekretr und Archivar des Kurfu¨rsten, infolge dessen seine Beziehungen zu Ungarn abbrachen. Albinus ist in der deutschen Fachliteratur vor allem als Autor der schsischen Territorialgeschichte beru¨hmt, er geho¨rte eher zur zweiten Linie deutscher Historiker. Das Werk selber gliedert sich in drei Textgruppen, worauf nicht nur die Dedikationen des Albinus und die biographischen Angaben der Autoren hinweisen, sondern ihre Reihenfolge innerhalb der Anthologie wird ebenfals von diesem Konzept bestimmt. Die Manuskripte zur ersten Gruppe hat Imre Forga´ch perso¨nlich in Ungarn gesammelt. Da sind Texte lngst verstorbener Autoren zu lesen, und das Ganze verweist auf die Kontinuitt des Zrı´nyi-Kults. Am Anfang steht das einschlgige Detail aus der zeitgeschichtlichen Arbeit seines Bruders, aber in einer wesentlich vernderten Form. Ferenc Forga´ch hat seine Zeitgenossen mit Vorliebe verteufelt, und Miklo´s Zrı´nyi nannte er Ruber und Mo¨rder, der seine Su¨nden bloß mit seinem Heldentod vergessen machen konnte.12 Imre Forga´ch schrieb den Text um, indem er jedes 8

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Peter Chlumeczky: Carl von Zierotin und seine Zeit 1564–1615. Zweiter oder Beilagen-Band. Bru¨nn 1879, S. XXIII–XXXIII. Johanna von Ernuszt: Die ungarischen Beziehungen des Hugo Blotius. Beitrge zur Geschichte des Humanismus in den Donaulndern aus dem Briefwechsel eines Wiener Humanisten im XVI. Jahrhundert. In: Jahrbuch des Graf Klebelsberg Kuno Instituts fu¨r Ungarische Geschichtsforschung in Wien X (1940), S. 44–46. Sebo˝k (wie Anm. 7), S. 290, 311. Ge´za Szabo´: Geschichte des ungarischen Coetus an der Universitt Wittenberg 1555–1613. Halle (Saale) 1941 (Bibliothek des Protestantismus im mittleren Donauraum 2). Szabo´ (wie Anm. 5).

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Negativum, welches seinen Schwiegervater und die Habsburger betraf, wegließ, und legte einen Textabschnitt des italienischen Historikers Paulus Jovius bei, welcher die Anschuldigung des Mordes im Falle Zrı´nyis dementiert. Dieses ist das erste und fu¨r lange Zeit noch das einzige im Druck erschienene Detail aus Ferenc Forga´chs historischer Arbeit. Die Zeitgenossen haben ihren Inhalt als so belastend empfunden, dass es noch zweihundert Jahre brauchte bis zur Publizierung. Ein gebildeter Historigraph vom niederen Adel, Ga´spa´r Pe´chy, reformierte Geistliche und Lehrer, sowie zwei Sachsen aus Siebenbu¨rgen Johannes Sommer13 und Christian Schesaeus14 sind die weiteren Autoren. Mit ihrem ku¨nstlerischen Niveau ragt die Elegie (Zrinius de se ad proceres Ungariae) von Ba´lint Szikszai Hellopaeus aus diesem Teil hervor. Sie legt dem verstorbenen großen Herrn eine fiktive Abschiedsrede in den Mund. In der Sammlung von Forga´ch sind auch schlesische Autoren zu finden, die er durch seine dritte Frau kennenlernte, und zwar Nicolaus Steinberg (Steinberger, 1543–1610),15 Nicolaus Rhediger von Strissa der Ju¨ngere (1555–1616),16 Bernhard Sturm (†1538)17 und Salomon Besner.18 Ho¨chstwahrscheinlich sandte Forga´ch selber die Illustrationen des Bandes nach Wittenberg; es geht um zwei Zrı´nyi-Abbildungen und um die Zeichnungen der Wappen. Die Holzschnitte hat dann ein deutscher Meister aufgrund der Zeichnungen angefertigt. Aus der weiteren Analyse des Textes geht klar hervor, daß den ltesten Anteil der Anthologietexte nicht Forga´ch, sondern sein fru¨h verstorbener Freund, Ga´spa´r Pe´chy sammelte. Mehrere Autoren lebten nmlich zur Zeit der Erscheinung schon lngst nicht mehr, und in der ersten Hlfte der 70er Jahre, als ihre Gedichte entstanden, war Katalin Zrı´nyi noch nicht die Frau von Forga´ch. Gleichzeitig aber behauptet ein Gelegenheitsgedicht u¨ber Pe´chy, dass dieser Zrı´nyi als Patriarchen des Vaterlandes verehrte. Die zweite Textgruppe des Werkes bilden jene Gelegenheitsgedichte, die die gerade in Wittenberg Studierenden geschrieben haben. Unter den Autoren gibt es slowakische Lutheraner und ungarische Reformier13

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Johannes Sommer: De clade Moldavica elegiae XV. Vita Jacobi Basilici Heraclidis Despotae. Hg. v. Lore Poelchau. Heidelberg 2001 (Bibliotheca neolatina, 8.), S. 10–16. Franciscus Csonka: Christianus Schesaeus: Opera quae supersunt omnia. Budapest 1979. (Bibliotheca Scriptorum Medii Recentisque Aevorum. Series Nova. Tomus IV) Allgemeine Deutsche Biographie. 35. Leipzig 1893, S. 690. Johannes Henricus Cunradus: Silesia togata […].. Edidit Caspar Theophil Schindlerus. Lignicii 1706, S. 240. Nicolaus Henelius ab Hennefeld: Silesiographia renovata […]. Wratislaviae et Lipsiae 1704, S. 425–426. Bisher unbekannter Person.

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te. Einem von ihnen, Miha´ly Czibra´di, kann man auch im ersten Teil mit einem noch zu Hause verfassten Gedicht begegnen. Dieser schrieb neben dem von Petrus Albinus die zweite Widmung an Imre Forga´ch. Die dritte Gruppe besteht aus Epigrammen von Petrus Albinus und aus von ihm anderswoher u¨bernommenen Texten. Wie darauf schon hingewiesen wurde, hat er an der urspru¨nglichen Reihenfolge des Manuskriptes nichts gendert, es wurden nur diese Texte an den Anfang und ans Ende eingeordnet. Er setzt mit den eigenen Gedichten ein, und daneben gibt es noch die Holzschnitte. Dieser erste Block erscheint gleichsam ohne nderung auch in der Doppeledition. Gegen Ende weist Albinus zustzlich darauf hin, dass nun seine Ergnzung folgt. Aus der in Basel erschienenen deutschen Geschichtsanthologie von Simon Schardius19 u¨bernimmt Albinus den Prosabericht des Ferenac ˇ rnko u¨ber die Belagerung Szigetva´rs, den dann Samuel Budina ins C Lateinische u¨bersetzte. Aus derselben Quelle zieht er die Dichtungen von Paulus Fabricius,20 Kaspar Sitnick und Hieronymus Wolf21 heran, und damit endet das Buch. Das Zrı´nyi-Album ist ein typisches Werk des internationalen Spthumanismus.22 Im Deutschen Reich und in Ungarn trug noch die lateinische Sprache die Manifestationen intellektuellen Geistes. Schrieben die Gelehrten fu¨reinander, so gilt das Lateinische als Evidenz. Der Muttersprache bedienten sie sich erst, wenn sie etwas den weniger gebildeten Schichten mitzuteilen hatten. Die lateinische Sprache segregierte auch die Gelehrten (die sich eine Legitimation als eigener Stand zutrauen wollten) von der ungebildeten Welt, sie schuf eine Art alternative Realitt. Fu¨r diejenige, die eine Universitt besucht haben, galten jene literarischen Werke als besonders wertlos, die ungelehrte Autoren in der Muttersprache schufen. Anthologien obigen Genres wurden in diesem Umfeld als Selbstverstndlichkeit angesehen, und bei einem zeitgeno¨ssischen deutschen Druck bedeutet es nichts Besonderes, wenn den Portrts Wappen beigefu¨gt werden, und die Illustrationen mit Gedichten reflektiert werden. In Ungarn hingegen 19

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Simon Schardius: Scriptores Germaniae. Tomus III. Rerum Gestarum, quae incurrerunt in Maximiliani II Caesaris imperium…. Basileae 1574. Johann Christoph Adelung: Fortsetzung und Ergnzungen zu Christian Gottlieb Jo¨chers allgemeinen Gelehrten-Lexicon. Zweyter Bd. C bis I. Leipzig 1787, S. 989–991. Allgemeine Deutsche Biographie. 43. Leipzig 1898, S. 755–757. ¨ ber die Epoche: Spthumanismus. Studien u¨ber das Ende einer kulturhistoriU schen Epoche. Hg. v. Notker Hammerstein und Gerrit Walther. Go¨ttingen 2000, S. 9–18. – Theodor Verweyen: Literarische Evolution um 1600. Epochenschwellen und Epochenprobleme im Blick auf Erich Trunz. Deutsche Literatur zwischen Spthumanismus und Barock. Acht Studien. Mu¨nchen 1995. In: Go¨ttingische Gelehrte Anzeigen 252 (2000), S. 76–100.

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zhlen da noch die bildlichen Darstellungen zu den Seltenheiten; sie erscheinen in gelehrten Kreisen gerade durch die Kontakte mit Westeuropa. Die spthumanistischen Gelehrten bildeten Freundeskreise; das Netzwerk der perso¨nlichen und brieflichen Kontakte, oft ohne Ru¨cksicht auf die konfessionellen Grenzen, wurde u¨ber ganz Europa gespannt. No¨rdlich der Alpen wurden die Akademien noch nicht gegru¨ndet, aber die humanistischen Kreise gelten als Anstze dazu. Imre Forga´ch und seine gelehrten Freunde formierten einen Freundeskreis. Ja´nos Rimay und manche seiner Kameraden haben einen Brief an Justus Lipsius aus Forga´chens Burg datiert. Gleichfalls kann der Coetus, die Gesellschaft ungarischer calvinistischer Studenten in Wittenberg, eine Art Pr-Akademie genannt werden. Die zweite Hlfte der 1580er Jahre, als das Zrı´nyi-Album erschien, war die Blu¨tezeit dieser studentischen Gemeinschaft. Die Zeit zwischen 1586 und 1591 ist an der Universitt Wittenberg und in Sachsen die kryptocalvinistische Epoche zu nennen, und dieser Umstand war fu¨r die reformierten ungarischen Studenten willkommen. In großer Zahl sind da wohlhabende junge Leute aus ungarischen adeligen Familien zu finden, unter ihnen auch der bereits genannte Neffe, Miha´ly Forga´ch. Ein anderer Adliger, der siebenbu¨rgische Freiherr Ferenc Ba´nffy von Losonc wurde auch zum Rektor der Universitt gewhlt. In einer bislang nie da gewesenen Anzahl erschienen die Druckschriften dieser Gesellschaft, hauptschlich lateinischsprachige Gelegenheitsgedichte und Reden.23 In diesem vitalen Milieu gab Albinus das Zrı´nyi-Album heraus, das ein breites Spektrum an ¨ bungsstu¨cken anGelegenheitsgedichte umfasst, von den schulischen U gefangen bis hin zu den Meisterwerken von Ba´lint Szikszai Hellopaeus, Johann Sommer und Christian Schesaeus. Die grenzu¨berschreitende Kooperation von Gelehrten begru¨ndete den Kult einer hervorragenden Perso¨nlichkeit. Whrend fru¨her die humanistischen Biographien die Laufbahn von Schriftstellern, Ku¨nstlern und Wissenschaftlern und unter den Reichen die der Mzene und Gelehrten verewigt hatten, gewannen die positiven Figuren des Mittelalters in der spthumanistischen Zeit wieder an Bedeutung: namhafte Theologen und gegen das Heidentum kmpfende Soldaten als Erben des Rittertums.24 In Italien ist bereits 1575 Tassos La Gerusalemme 23

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Andra´s Szabo´: Die Universitt Wittenberg als zentraler Studienort im 16. Jahrhundert. In: Peregrinatio Hungarica. Studenten aus Ungarn an deutschen und o¨sterreichischen Hochschulen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Hg. von Ma´rta Fata, Gyula Kurucz und Anton Schindling, unter Mitarbeit von Alfred Lutz und Ingomar Senz. Stuttgart 2006 (Contubernium, 64.), S. 55–63. Biographie zwischen Renaissance und Barock. Zwo¨lf Studien. Hg. v. Walter Berschin. Heidelberg 1993.

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liberata zugnglich, welches auf Ariosts Spuren den Heldentyp das ›miles christianus‹ schuf. In Ungarn war es die historische Situation, die Helden von diesem Schlag hervorbrachte. Durch den Feldzug von Su¨leiman II. und seiner Heerfu¨hrer hielt das Osmanische Reich die Mitte des Landes besetzt, und die Tu¨rken bedeuteten eine stndige Bedrohung fu¨r die habsburgische Residenzstadt Wien. Mancher ungarische ¨ bermacht erfolgreich an. Sie waren Heerfu¨hrer kmpfte gegen die U keinesfalls Heilige – die bo¨swillige zeitgeschichtliche Arbeit des Ferenc Forga´ch z. B. sagte ihnen alles Schlimme nach –, ihre Tapferkeit machte sie jedoch zu Helden. Oberbefehlshaber Istva´n Dobo´ verteidigte im Herbst 1552 die Burg Erlau (Eger) siegreich gegen die Tu¨rken; die epische Vershistorie von Sebestye´n Tino´di in ungarischer Sprache verewigte den Triumph in einer lngeren und auch in einer ku¨rzeren Fassung. Der Wittenberger Student, Ma´tya´s Csabai, dessen Studium Dobo´ fo¨rderte, berichtete in einem lateinischsprachigen Gedicht in Distichen u¨ber dieses Erreignis. Csabais Werk erschien sowohl in Ungarn als auch in Wittenberg, und mit Grund kann es als eine Vorlage zum Zrı´nyi-Album angesehen werden.25 1566 bricht der alte Su¨leiman selber an der Spitze seines Heeres nach Ungarn auf. Anfangs schien er Erlau (Eger) besetzen zu wollen, aber er nderte dann seine Route, und fing mit der Belagerung von Szigetva´r an. Htte er es rasch einnehmen ko¨nnen, wre der Weg offen gewesen in Richtung Wien. Womit bzw. mit wem er aber nicht gerechnet hat, war Miklo´s Zrı´nyi, der Oberbefehlshaber mitsamt seinen Soldaten in der Burg. Die o¨sterreichischen, ungarischen und sonstigen Reichsheere lagerten bei Raab (Gyo˝r), aber ihr Anliegen war nicht die Befreiung von Szigetva´r, sondern die Absicherung Wiens. Diese wurden durch die Tatlosigkeit mittlerweile vo¨llig demoralisiert. Nach einmonatiger Belagerung starb Sultan Su¨leiman II. an Altersschwche, aber dieser Umstand wurde seinen Soldaten nicht verraten. In zwei Tagen whlte der Rest der Verteidiger in der bereits zerschossenen Burg statt Kapitulation den Ausbruch mit dem Freitod. Das Siegerheer der Tu¨rken – der Herbst nahte heran, und auf die Nachricht vom Tode des Sultans hin – nahm nun seinen Weg zuru¨ck nach Istambul. Die Tu¨rken hatten zwar gesiegt, aber nicht gewonnen. Ihr eigentliches Ziel, Wien, konnten sie nicht mehr erreichen. Vom Heldentod des Miklo´s Zrı´nyi waren bald ungarische, kroatische, slowakische und deutsche Autoren beeindruckt– dieses Material umfasst das Zrı´nyi-Album. Zwar go¨nnten sich die Habsburger gerne den Triumph nach einzelnen Siegen u¨ber 25

Ma´tya´s Csabai: Encomium arcis Agriae mirabiliter ac vere divinitus servatae A. D. 1552. conscriptum in gratiam suorum patronorum Francisci, Stephani et Dominici Dobo fratrum. Vittebergae 1556.

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die Tu¨rken, nun wurde jedoch ein kroatischer und zugleich ungarischer Magnat zur Zentralfigur eines neuen Kults. Die ungarischsprachige Literatur nimmt diese Ereignisse recht verzo¨gert wahr. Nach dem Vorbild italienischer Epen der Sptrenaissance verherrlicht der Urenkel, Miklo´s Zrı´nyi, seinen Vorfahren Ende der 1640er Jahre in einem barocken Epos, welchen sein Bruder, Pe´ter Zrı´nyi (Petar Zrinski) ins Kroatische u¨bersetzte. In der Zrı´nyischen Bibliothek fehlte das Zrı´nyi-Album natu¨rlich nicht,26 und dieses diente als eine der Hauptquellen zum Zrı´nyiEpos. Das Epos besang den Sieg des Verlierers, und dieses historische Muster gedieh zu einem Mythos, das in der ungarischen Mentalitt bis zum heutigen Tag virulent blieb.

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A Bibliotheca Zriniana to¨rte´nete e´s a´lloma´nya [Geschichte und Bestand der Bibliotheca Zriniana]. Hg. von Tibor Klaniczay. Budapest 1991 (Zrı´nyi Ko¨nyvta´r IV), S. 174–175, 381.

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Die Topoi des nationalen Selbstverstndnisses bei Zrı´nyi

Nikolaus Zrı´nyi d. J. (1620–1664) war nicht nur Dichter und Feldherr, sondern auch ein hervorragender Kenner und wirksamer Gestalter der nationalen Identitt. Das Schicksal seiner Nation konnte er im 17. Jahrhundert aus einer weiten Perspektive u¨berblicken. Seine doppelte Berufung wurde schon im 19. Jahrhundert immer wieder hervorgehoben; den Ho¨hepunkt der Zrı´nyi-Literatur in dieser Zeit bildet eine Studie von Ja´nos Arany, die die ideengeschichtliche und die sthetische Perspektive verbindet. Die neueren Untersuchungen erweiterten Aranys Darstellung mit reicher philologischer Dokumentation und brachten eine Vielzahl von Argumenten fu¨r die Legitimation des von ihm festgestellten Kanons vor.1 Man kann heute mit gutem Grund sagen: Nikolaus Zrı´nyi war in seiner Zeit ein Visionr des ungarischen Schicksals mit dem schrfsten Blick, eine Gestalt, die auch die Aufmerksamkeit Europas auf sich zog und dessen Ttigkeit in der europi¨ ffentlichkeit vielfltig interpretiert wurde. Da sein schriftstelschen O 1

Seit der Monographie von Tibor Klaniczay (Zrı´nyi Miklo´s [Nikolaus Zrı´nyi], Budapest 1964) erschienen zahlreiche Aufstze und Teilstudien, die das Gesamtbild u¨ber Miklo´s Zrı´nyi bedeutend bereicherten. Unseren Gedankengang hat in erster Linie die neuere Forschung inspiriert, hier sollen nur einige Titel erwhnt werden. Amedeo Di Francesco: Concezione etica e modelli epici italiani nell

Assedio di Sziget di Miklo´s Zrı´nyi. In: Venezia e Ungheria nel contesto del Barocco europeo. A cura di Vittore Branca. Firenze 1979, S. 351–369; Sa´ndor Bene, Gelle´rt Boria´n: Zrı´nyi e´s a vadkan [Zrı´nyi und der Eber]. Budapest 1988; Erzse´bet Kira´ly: Tasso e´s Zrı´nyi [Tasso und Zrı´nyi]. Budapest 1989; gnes R. Va´rkonyi: Euro´pa Zrı´nyije [Zrı´nyi von Europa]. In: Irodalomto¨rte´neti Ko¨zleme´nyek 100 (1996), S. 1–39; Elre´d Boria´n: Zrı´nyi Miklo´s a pa´los e´s a jezsuita to¨rte´netı´ra´s tu¨kre´ben [Nikolaus Zrı´nyi im Spiegel der Geschichtsschreibung der Pauliner und der Jesuiten]. Pannonhalma 2004, 129–135; Anna Cerbo: Virgilio nel poema eroico italiano ed ungherese: Torquato Tasso e Miklo´s Zrı´nyi [Vergilius in der italienischen und ungarischen Heldenepik: Torquato Tasso und Nikolaus Zrı´nyi]. In: L eredita´ classica in Italia e in Ungheria dal Rinascimento al Neoclassicismo. A cura di Pe´ter Sa´rko¨zy, Vanessa Martore. Budapest 2004, 322–339. Die ju¨ngste Zusammenfassung von Sa´ndor Iva´n Kova´cs: Az ´ıro´ Zrı´nyi Miklo´s [Nikolaus Zrı´¨ ber die Familie Zrı´nyi vgl.: A Zrı´nyiek a nyi der Schriftsteller]. Budapest 2006. U magyar e´s horva´t histo´ria´ban [Die Zrı´nyis in der ungarischen und kroatischen Geschichte]. Hg. von Sa´ndor Bene und Ga´bor Hausner. Budapest 2007. Unsere Studie entstand mit der Unterstu¨tzung des OTKA-Programms Nr. TS 049863/2005 und K 73139.

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lerisches Werk eine ergiebige Quelle fu¨r die nationale Identitt2 seiner Zeit darstellt, lohnt es sich, die Topoi und die narrativen Figuren des nationalen Selbstverstndnisses in seinen Texten zu u¨berblicken und dadurch sein Bild von den Ungarn zu charakterisieren.3

Religio¨se und regionale Faktoren der nationalen Selbstbetrachtung Fu¨r Zrı´nyi ist die ungarische Nation (natio hungarica) in erster Linie eine Herkunftsgemeinschaft, eine Gemeinschaft derer, die gemeinsam aus »Scitia« kamen, mit Gottes Hilfe alles Unglu¨ck und allen Widerstand besiegten, sich im Karpatenbecken ansiedelten und im »scho¨nen Pannonien, wo Milch und Honig fließen«, ihre neue Heimat gru¨ndeten (fertilitas Pannoniae). Zu ihrer Tapferkeit bekamen die Ungarn die Gnade des »christlichen Glaubens«; sie wurden Mitglieder der Universitas Christiana, hatten heilige Ko¨nige, verteidigten Europa gegen den Islam (propugnaculum Christianitatis), lebten in Frieden und Rechtschaffenheit. Die gemeinsame Vergangenheit, die gemeinsame Geschichte schmiedete also diese Gemeinschaft zur Einheit. Fu¨r ihn ist die Sprache noch kein Symbol der Identitt und keine Kohsionskraft der Gemeinschaft, denn es ist beispielsweise bekannt, dass sich die Bru¨2

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Die Identitt ist eine der Grundbedingungen des menschlichen Daseins, die – in Eriksons Definition – »die soziale Funktion des Ichs« darstellt. Das Identittsbewusstsein ist davon die Meta-Ebene, die die entsprechende Fhigkeit des Individuums (wie z. B. Gedchtnis und Erinnerung) voraussetzt, sich selbst distanziert und abstrakt betrachtet. Vgl. dazu: Erik Erikson: Identitt und Lebenszyklus. Drei Aufstze. Frankfurt am Main 1966. Nach der Definition Erving Goffmans ist die Identitt »das subjektive Empfinden seiner eigenen Situation und seiner eigenen Kontinuitt und Eigenart, das ein Individuum allmhlich als ein Resultat ¨ ber Techniken seiner verschiedenen sozialen Erfahrungen erwirbt.« In: Stigma. U zur Bewltigung beschdigter Identitten. Frankfurt am Main 1967, S. 32; Jan Assmann: Das kulturelle Gedchnis. Schrift, Erinnerung und politische Identitt in fru¨hen Hochkulturen. Mu¨nchen 1992; Aleida Assmann: Erinnerungsrume. Formen und Wandlungen des kulturellen Gedchnisses. Mu¨nchen 1999. Siehe dazu: Ja´nos Harmatta: Historische Vergangenheit und Identittsbewusstsein. In: Acta Antiqua (1996/97), Nr. 1–2, S. 117–126. Von den Texteditionen haben wir die Facsimile des Syrena-Bandes (mit einem Nachwort von Sa´ndor Iva´n Kova´cs, Budapest 1980), die kritische Ausgabe der Prosawerke (Zrı´nyi Miklo´s pro´zai munka´i [Prosawerke von Nikolaus Zrı´nyi]. Hg. von Pe´ter Kulcsa´r. Budapest 2005), und eine neuere Ausgabe der Briefe (Zrı´nyi Miklo´s va´logatott levelei [Ausgewhlte Briefe von Nikolaus Zrı´nyi]. Hg. von Sa´ndor Bene und Ga´bor Hausner. Budapest 1997) verwendet. Die deutschen ¨ bersetzungen der Zrı´nyi-Texten stammen aus der Anthologie: Vom Besten U der alten ungarischen Literatur. Hg. von Tibor Klaniczay. Budapest 1978; aus der deutschen Nachdichtung des Epos: Der Fall von Sziget (Obsidio Sigetiana). ¨ bersetzt von rpa´d Guilleaume, mit einer Einleitung von rpa´d Marko´. BuU dapest 1944.

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der Zrı´nyi gleichzeitig als Ungarn und als Kroaten verstanden.4 Stattdessen bestimmten – unter den von Peter Burke aufgezhlten gemeinschaftsbildenden Faktoren – am ehesten die religio¨se und die regionale Zugeho¨rigkeit sein Selbstbild.5 In seinem Epos Szigeti veszedelem (»Der Fall von Sziget«) wird die Wende deutlich, die sich ab Mitte des 17. Jahrhunderts in der Ideologie der Selbstreprsentation des ungarischen Adels ereignet hatte. Das Hauptkennzeichen fu¨r diese ideologische Konstruktion liegt – laut Sa´ndor Bene – darin, dass nicht mehr in der Habsburgerdynastie das ho¨chste Ideal gesehen wird, sondern in dem von den ungarischen Adelsfamilien verko¨rperte Regnum Hungariae, das unter den Schutz Marias gestellte apostolische Ko¨nigreich. Auf diese – u¨ber eine eigene Geschichte verfu¨gende – politische Entitt beruft sich nun die politische und geistige Elite Ungarns.6 Die Erinnerung an die skythischen Ahnen, die Gestalten von Hunnenko¨nig Attila und Ko¨nig Matthias Corvinus haben nun einen Platz neben dem Kult des Hl. Stephan und der Patrona Hungariae. Die fru¨her in scharfem Gegensatz zueinander stehenden konfessionellen Betrachtungsweisen nhern sich im Zeichen eines gemeinsamen Gedankens – des nationalen Zusammenhalts – einander an.7 Die so zustande gekommene Identitt der Erinnerungsgemeinschaft be4

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Istva´n Csillag, Zsuzsanna Makk, Gabriella Uhl, Andrea Waktor: »Mind magyar, mind horva´t« [Sowohl Ungarisch, als auch Kroatisch]. A »magyar« e´s »horva´t« kifejeze´sek elo˝fordula´sa Zrı´nyi mu˝veiben [Die Ausdru¨cke »ungarisch« und »kroatisch« in den Werken von Zrı´nyi]. In: Zrı´nyi-dolgozatok. Hg. von Sa´ndor Iva´n Kova´cs. Bd. VI. Budapest 1989, S. 281–291. Peter Burke: Languages and Communities in Early Modern Europe. Cambridge 2004. Sa´ndor Bene: Theatrum politicum. Nyilva´nossa´g, ko¨zve´leme´ny e´s irodalom a kora u´jkorban [Publizitt, o¨ffentliche Meinung und Literatur in der Fru¨hen Neuzeit]. Debrecen 1999 (Csokonai Universitas Ko¨nyvta´r 19), S. 386–390. Zu dieser Frage in gro¨ßerem Zusammenhang vgl. Ders.: A hı´r e´s a ko¨zve´leme´ny koncepcio´ja´nak forma´lo´da´sa Zrı´nyi Miklo´s mu˝veiben [Die Entstehung der Konzeption der Nachricht und der o¨ffentlichen Meinung in den Schriften von Zrı´nyi]. In: Irodalomto¨rte´neti Ko¨zleme´nyek 100 (1996) 369–394; Ders.: A to¨rte´neti kommunika´cio´elme´let alkalmaza´sa a magyar politikai eszmeto¨rte´netben [Die Anwendung der historischen Kommunikationstheorie in der ungarischen politischen Ideengeschichte]. A kora u´jkori modell [Das fru¨hneuzeitliche Modell]. In: Irodalomto¨rte´neti Ko¨zleme´nyek 105 (2001), S. 285–315. Zur Rolle der religio¨sen Komponente in der Entwicklung des Nationalbewusstseins im 17. Jahrhundert siehe die Analyse von Philip M. Soergel: »In Bavaria and Austria, on the other hand, religious patriotism was a significant factor, not only in the creation of a particular kind of Catholic consciousness, but in the genesis of territorial identities and in the maintenance of essentially conservative and traditional notions about the common weal.« Philip M. Soergel: Religious Patriotism in Early-Modern Catholicism. In: ›Patria‹ und ›Patrioten‹ vor dem Patriotismus: Pflichten, Rechte, Glauben und Rekonfigurierung europischer Gemeinwesen im 17. Jahrhundert. Hg. von Robert von Friedburg. Wiesbaden 2005 (Wolfenbu¨tteler Arbeiten zur Barockforschung, Bd. 41), S. 104.

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stimmte Zrı´nyis Rollenbewusstsein, seinen auf der Bu¨hne des zeitgeno¨ssischen theatrum politicum eingenommenen Platz. Fu¨r diese Gemeinschaft fu¨hlte er sich verantwortlich, fu¨r sie zog er mit Schwert und Feder in den Kampf. Eine auf diese Weise konstruierte Identitt bedeutete aber fu¨r ihn die Aufgabe, die Lage seiner Gemeinschaft zu beurteilen und sowohl ihre Strken als auch ihre Schwchen zu beru¨cksichtigen. Das von ihm geforderte und formulierte nationale Selbstbild musste sich also im Zeichen der Ambivalenz von laudatio und vituperatio entwickeln. Seine Zugeho¨rigkeit zur Gemeinschaft, seine Identitt bildete sich im Spannungsverhltnis entgegengesetzter Pole aus: Er wandte sich gegen die nationale Unzufriedenheit und su¨ndhafte Passivitt, gegen den selbstvernichtenden inneren – oft auch interkonfessionellen – Streit und formulierte statt dessen das Ideal einer Qualittsgemeinschaft, die zu siegen imstande ist auf Grund ihrer erhabenen Moralitt, ihrer Virtus nach dem Beispiel ihrer heroischen Traditionen. Bereits Ja´nos Arany bemerkte daru¨ber: » […] es ist vor allem seine Nation, auf die er mit seinem Werk einwirken will.«8 Zrı´nyi beherrschte souvern das ganze Arsenal der barocken Rhetorik und Poetik. In der Rhetorikklasse der Wiener Jesuiten erlernten die Schu¨ler – wie in allen europischen Ordensschulen – die Grundlagen der Rhetorik mit Hilfe des populren, seit 1562 praktisch jhrlich aufgelegten Lehrbuches von Cyprianus Soarius (De arte rhetorica libri tres ex Aristotele, Cicerone et Quintiliano deprompti), das offensichtlich auch der junge Zrı´nyi studiert hatte. Es ist durchaus mo¨glich, dass er das gleiche Exemplar der Ko¨lner Ausgabe von 1612 benu¨tzte, in das 1629 Ignac Hynek z Vlasˇime seinen Namen hineinschrieb.9 Das mit Beispielen reichlich versehene und in u¨bersichtliche Tafeln gefasste rhetorische Lehrmaterial des Soarius hatte sich also bereits der junge Zrı´8

9

Wir haben die neueste, mit ausfu¨hrlichem Kommentar versehene Ausgabe der Studie von Ja´nos Arany benu¨tzt: Ja´nos Arany: Tanulma´nyok e´s kritika´k (Studien und Kritik). Hg. von Pa´l S. Varga. Debrecen 1998, S. 112–192, hier: S. 187 (Csokonai Universitas Ko¨nyvta´r, Forra´sok 4). Zu Zrı´nyis Rhetoriklehrbuch vgl.: A Bibliotheca Zriniana to¨rte´nete e´s a´lloma´nya [Geschichte und Bestand der Bibliotheca Zriniana]. Hg. von Tibor Klaniczay. Budapest 1991 (Zrı´nyi-Ko¨nyvta´r 4), S. 430–432, 456–457 (nr. 714). In der den Band einleitenden Studie sagt Ga´bor Hausner u¨ber da´m Zrı´nyis Wiener Lehrbu¨cher, dass »der ein halbes Jahrhundert fru¨her bei Jesuiten zur Schule gegangene Ignac Hynek z Vlasˇime seine Kenntnisse aus gespenstisch hnlichen erworben hat« und erwhnt als Beispiel Soarez. Das ist aber ganz natu¨rlich, da im Lehrplan der Jesuiten in der Fru¨hen Neuzeit immer dasselbe rhetorische Praeceptum verwendet wurde und die Neuauflagen ho¨chstens erweitert wurden. Das Standardwerk zum Thema: Wilfried Barner: Barockrhetorik. Untersuchungen zu ihren geschichtlichen Grundlagen. Tu¨bingen 1970, S. 336 ff. Zum ungarischen Gebrauch der Soarius-Rhetorik vgl.: Retorika´k a barokk korbo´l [Rhetoriklehrbu¨cher aus der Barockzeit]. Hg. von Istva´n Bitskey. Debrecen 2003 (Csokonai Universitas Ko¨nyvta´r, Forra´sok 10), S. 243–248.

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nyi aneignen mu¨ssen, ehe er 1634 seine erfolgreiche Oratio vom Heiligen Ladislaus hielt. In diesem Jahr unterrichtete im Wiener Jesuitengymna¨ ber seine Beziesium Ferdinand Jo¨rgerer (1600–1638) die Rhetorik. U hung zum jungen Zrı´nyi sind aber leider keine weitere Details bekannt.10 Vilmos Frakno´i jedenfalls nannte seine Rede auf Ko¨nig Ladislaus eine verschwenderische Ansammlung rhetorischer Phrasen, Pe´ter Kulcsa´r bezeichnete sie gar als eine »bombastische Wortflut« und auch ju¨ngst ero¨rterte man die Verworrenheit der Satzkonstruktion und die ¨ berladenheit der Stze.11 Die hier mit jugendlichen U ¨ berschwang vorU getragenen Hyperbeln zeigen eindeutig, dass Zrı´nyi sich eben erst die Kunst der Verwendung poetischer und rhetorischer Figuren angeeignet hatte; die Finessen des barocken Redeschmucks hat er also in seinen jungen Jahren gru¨ndlich erlernt. Sein Epos zeigt dagegen, dass er die bekannten Topoi des nationalen Schicksals bereits – angepasst an den Inhalt seiner Gedanken und frei von extremen Sprachornamentik – maßvoll in seinen Text einzubauen wusste. Die Logik des Gedankengangs erforderte, dass die Erzhlung mit der rhetorischen Figur der vituperatio einsetzt. Die zeitgeno¨ssischen ungarischen Intellektuellen (Istva´n Magyari, Pe´ter Pa´zma´ny und andere) hatten bekanntlich bereits seit Beginn des 17. Jahrhunderts leidenschaftlich nach Gru¨nden fu¨r die Zersto¨rung des Landes sowie fu¨r den materiellen und moralischen Niedergang gesucht, wobei sie ihre politischen Bestrebungen oft hinter Glaubenszwist und konfessioneller Polemik verbargen. Die Klage u¨ber die Teilung des Ko¨nigreiches und seinen traurigen Zustand (Querela Hungariae) war am Ende des 16. Jahrhunderts zu einem beliebten Gegenstand von Disputationen und Konsultationen an den mitteleuropischen Universitten geworden, da das tragische Schicksal des einst blu¨henden christlichen Staates besonders geeignet war, um moralische Lehren aus diesem warnenden Beispiel zu ziehen. Diese rhetorischen Disputationen mu¨ssen – so Miha´ly Imre – als ideengeschichtliche und poetologischen Voraussetzungen des Epos von Zrı´nyi beru¨cksichtigt werden.12 10

11

12

Zu Ferdinand Jo¨rgerer vgl.: Catalogi personarum et officiorum Provinciae Austriae S. J. Vol. II. (1600–1640). Coll. et ed. Ladislaus Luka´cs. Romae 1982, S. 631. Pe´ter Kulcsa´r: Zrı´nyi e´s az eszme´nyi fejedelem 1634–1656 [Zrı´nyi und der ideale Fu¨rst 1634–1656]. A Szent La´szlo´-besze´d e´s a Ma´tya´s-elme´lkede´sek [Die HeiligerLadislaus-Reden und die »Betrachtungen u¨ber das Leben des Ko¨nigs Matthias«]. In: Gro´f Zrı´nyi Miklo´s elme´lkede´sei Ma´tya´s kira´lyro´l [Betrachtungen des Grafen Nikolaus Zrinyi u¨ber das Leben von Ko¨nig Matthias]. Hgg. von Sa´ndor Iva´n Kova´cs und Pe´ter Kulcsa´r. Budapest 1990, S. 47–59. Eine deutsche Kurzfassung: Pe´ter Kulcsa´r: Miklo´s Zrı´nyi u¨ber Ko¨nig Matthias. In: Matthias Corvinus and the Humanism in Central Europe. Ed. by Tibor Klaniczay and Jo´zsef Jankovics. Budapest 1994 (Studia Humanitatis, Bd. 10), S. 175–183. Miha´ly Imre: A to¨ro¨k–magyar ku¨zdelmek a XVI–XVII. sza´zadi nyugat-euro´pai retorikai irodalomban [Die ungarisch–tu¨rkischen Kmpfe in der rhetorischen Li-

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Dazu trug weiters noch bei, dass die Tu¨rkengefahr immer drohender am Rand der christlichen Welt auftauchte und die Beurteilung des sich stndig im Kampf mit den Tu¨rken befindlichen Ungarns oft zwischen extremen Positionen pendelte.13 Die Argumente und Gegenargumente ¨ ffentlichkeit waren Zrı´nyi wohlbekannt; die Topoi in der politischen O der nationalen Selbstkritik boten sich ihm also wie von selbst an bei der Exponierung des auslo¨senden Konflikts im Epos. Folglich erkennt das ho¨chste Prinzip des Universums, der »große Allmchtige« gleich zu Beginn selbst, dass die Ungarn »nicht den Weg gehen, den sein Sohn gewiesen habe«, sowie dass sie die moralischen Gebote des Christentums u¨bertreten htten, unbestndig seien und egoistisch handelten. Der Erzhler bedient sich also der Worte des Herrn, um seine Kritik zu ussern und das Su¨ndenregister der Ungarn aufzuzhlen: Doch sein heilger Name findet keine Ehre; Unschuldblut des Sohnes ungewu¨rdigt wre; Gute Taten werden unno¨tig gehalten, Keine Achtung, Ehrung finden mehr die Alten. Leichtsinn, Lotterleben und viel greulich Fluchten, Neid und falscher Ratschlag, Hass und Missgunstsuchen Eckle Unsucht und Verleumdung, gross geworden, Diebstahl, ew ges Toben, ohne End ein Morden! 14

All die aufgelisteten Su¨nden sind die Ursache dafu¨r, dass der »gerechte Zorn« des Herrn u¨ber die Ungarn gekommen sei, weil sie von den alten Sitten der guten Ungarn abgekommen seien. Die Liste der aufgezhlten Su¨nden ist zutreffend und stimmt durchaus mit der selbstgeißelnden Stimme der zeitgeno¨ssischen Prediger u¨berein.

13

14

teratur Westeuropas im 16. und 17. Jahrhundert]. In: In honorem Tama´s Attila. Hg. von Andra´s Go¨ro¨mbei. Debrecen 2000, S. 37–38. Zur Bedeutung der Gattung der Konsultation in der Barockzeit vgl. Andor Tarnai: A consultatio Magyarorsza´gon [Die Gattung consultatio in Ungarn]. In: Irodalomto¨rte´neti Ko¨zleme´nyek 82 (1986), S. 637–657. Die sogenannte »Tu¨rkenhoffnung«, woru¨ber manchmal die internationale Forschungsliteratur spricht, taucht bei Zrı´nyi gar nicht auf. Vgl. dazu Hans-Joachim Kissling: Tu¨rkenfurcht und Tu¨rkenhoffnung im 15./16. Jahrhundert. Zur Geschichte eines »Komplexes«. In: Su¨dost-Forschungen 23 (1964), S. 1–18; Pa´l Fodor: The Simurg and the Dragon. The Ottoman Empire and Hungary (1390–1533). In: Fight against the Turk in Central-Europe in the first Half of the 16th Century. Ed. by Istva´n Zombori. Budapest 2004, S. 9–35. Der Originaltext: »Hogy u˝ szent neve´nek ninchen tiszteleti, / rtatlan Fia ve´re´nek bo¨chu¨leti, / Joszagos chelekedetnek ninch keleti, / Sem o¨reg embernek ninchen tiszteleti: / De sok feslet erko¨lch, e´s nehe´z ka´romla´s, / Irigyse´g, gyu˝lo¨lse´g, e´s hamis tana´chla´s, / Fertelmes fajtalansa´g e´s ra´galmaza´s, / Lopa´s, embero¨le´s e´s o¨ro¨k tobzo´da´s.« Miklo´s Zrı´nyi: Adriai tengernek Syrenaja, Be´cs, 1651, Gesang I, Strophen 9–10.

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Die Nation im Spiegel des feindlichen Lagers Die andere Perspektive der nationalen Selbstkritik bildet das tu¨rkische Lager, dessen Meinung ebenfalls in den Gang der Erzhlung integriert – mit den Worten Aranys »in die Handlung eingebettet« – wird. Der Sultan trgt aus der Perspektive der Eroberer seine Lagebeurteilung vor dem Rat der »Fu¨hrer und Paschas« vor, mit dem Tenor, dass die Ungarn »kopflos seien; sie werden wie ein leckgeschlagenes Schiff im Wind umhergetrieben«. Auch den Topos des flagellum Dei verwendet der die ganze Welt schlagende Sultan als Argument: »Nun ist Gottes Geissel hart auf sie gefallen;/ Geiz und Neid ohn? Ende herrscht jetzt unter allen,/ Keine Liebe, kein gescheiter Rat beim Throne,/ Drum ist im Versinken ihre heil ge Krone.«15 Das alles wird noch durch den Brief des Paschas Arslan von Buda verstrkt, der diese Kritik sogar auf das gesamte christliche Europa ausdehnt und den deutsch-ro¨mischen Kaiser Karl V. sowie den ungarischen Ko¨nig Maximilian auch namentlich schmht – als Fu¨hrer, die »ihre Position haben verloren gehen lassen«, ihre Pflicht vernachlssigt und Szigetva´r, dem Bollwerk des Christentums »unbesorgt« keine Hilfe geleistet htten. Die nationalcharakterologische vituperatio macht also den Grundkonflikt des Epos deutlich. Ausserdem wird sie aus mehreren Perspektiven und als organischer Teil der Erzhlung gebracht. Die Stimme aus dem Himmel, das Urteil des Herrn steht auf der einen, die diesseitigirdische kriegspolitische Realitt sowie die Meinungsußerungen des Sultans und Arslans aus dem tu¨rkischen Lager stehen auf der anderen Seite: All dies scheint die Meinung nahezulegen, dass die Ungarn Bestrafung verdienten und dass sie Gottes strafende Rute (virga Dei) zurecht trfe. Doch neben der mehrfach begru¨ndeten Kritik blitzt auch Hoffnung auf: Wenn nmlich die »hartnckigen Skythen« auf den Tugendpfad zuru¨ckkehrten und womo¨glich – anstatt miteinander zu streiten – sogar zusammenhielten, dann bestehe die Mo¨glichkeit, dass die Strafe aufgehoben werde. Daru¨ber hinaus enthalten die Worte des Herrn auch eine Drohung fu¨r die Eroberer: »Wenn sie sich bekehrt, bereuen ihre Su¨nden, / Will ich statt des Todes neues Leben ku¨nden. / Weh dir, Tu¨rke, meine Geissel hier auf Erden! / Leb nur! – wirst vernichtet, wenn gerecht die werden.«16

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16

»De Isten ostora most sza´llott rea´jok, / Fo¨sve´nyse´g, gyu˝lo¨lse´g uralkodik rajtok, / Ninch szeretet ko¨zto¨k, sem okos tana´chok, / Kie´rt eso˝ben van fe´nyes korona´jok.« Ebd. (wie Anm. 14), Gesang I, 58. »De ha hozza´m te´rnek meg ba´nva´n bu˝no¨ket,/ Hala´lro´l e´letre isme´g hozom u˝ket,/ Jaj To¨ro¨k ne´ked, haragom veszeje´nek,/ Te vagy de elto¨rlek, ha ezek megte´rnek.« Ebd. (wie Anm. 14), Gesang I, 24.

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Diese kritische Intonation des Nationalbewusstseins erfordert besondere Aufmerksamkeit aus zwei Gesichtspunkten. Erstens formal, weil diese Kritik durch ein System von Topoi, die sich in der Zeit des Humanismus und der Reformation herauskristallisiert hatten und miteinander zusammenhngen, ausgedru¨ckt wird. Der zweite Aspekt hngt dagegen mit der Frage zusammen, warum diese Kritik auf diese Weise zur Geschichtsdeutung, zum Selbstverstndniss und zur Selbstbestimmung werden konnte. Es handelt sich dabei nmlich um die Formierung einer nationalen Identitt, die zwar auf der Vergangenheit fusst, aber in erster Linie eine ethische Lehre, ein zukunftsorientierter Wegweiser und eine Bestimmung eines Scheideweges sein mo¨chte und so zur moralischen Allegorie wird. Daraus folgt, dass das Epos zu einem besonderen Werk in der europischen Epik wurde, weil sich in ihm – im Unterschied zu anderen barocken Epen – konkrete und perspektivische nationale Selbstkritik als organischer Teil der Narration findet. Die selbstkritische Konfrontation mit kollektiven Su¨nden fehlt meist auch in der neulateinischen Epik der Zeit. In dieser Epik bestehen die gegen die »Heiden« kmpfenden christlichen Heere immer aus Heroen, deren moralische Erhabenheit nicht in Zweifel gezogen wird. Nur unter den verwendeten imagologischen Topoi und in den volkscharakterologischen Katalogen finden sich auch kritische Urteile u¨ber nationale Charakterzu¨gen. Diese sind jedoch meist schematisch, fu¨gen sich nicht zu einem Gedankensystem und bleiben eher sentenzio¨se Anmerkungen und Losungen, obwohl ihre Langlebigkeit und meinungsbildende Rolle unumstritten sind.

Geschichtsdeutung und politische Bestandsaufnahme Zrı´nyis Epos enthlt dagegen eine gemeinschaftsbildende Geschichtsdeutung, eine realistische Darstellung der politisch-militrischen Lage, sowie eine die Vergangenheit interpretierende und zu ku¨nftigen Taten motivierende Fiktion gleichzeitig. In seinen Prosawerken und Briefen fu¨hrte er dann seine bereits hier entwickelten Gedanken weiter aus. Die fru¨here Fachliteratur hat bereits die Exempelfunktion seiner Prosaschriften erkannt und den mahnend-tadelnden Gestus sowie die Absicht, die Nation wachzuru¨tteln in den Werken Vite´z hadnagy (Tapferer Feldherr, 1650–1653) und Ma´tya´s-elme´lkede´s (Traktat u¨ber Ko¨nig Matthias, 1656–1657), weiterhin die Analyse der Lage Ungarns und die argumentative Leidenschaft in der Propagandaschrift To¨ro¨k a´fium (Heilmittel gegen das tu¨rkische Opium, 1660) mehrmals gewu¨rdigt. Aus diesen Werken ließen sich zahlreiche weitere Varianten der vituperatio als Beispiele anfu¨hren. Es scheint aber fu¨r die Untersuchung von

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Zrı´nyis innerem Bild von seiner Nation ergiebiger zu sein, dieses Bild aus seinen perso¨nlichsten Schriften und aus seinen Briefen zu belegen. So steht beispielsweise in Zrı´nyis Brief an da´m Batthya´ny vom 20. Oktober 1652 die folgende Nachschrift: »Mein lieber Herr Bruder, wir arme Ungarn sind zum Gelchter der Nationen geworden; es gibt niemanden, der uns bedauerte; wenn wir faulenzen, sind wir verlohren und man wird sich nicht einmal an uns erinnern auf Erden.«17 Die darin genannte Erinnerung (mit anderen Worten: der gute Ruf, bona fama) ist fu¨r ihn offenbar wichtiger als alles andere, und zwar in zweifacher Hinsicht: sowohl aus der Perspektive des Individuums als auch aus der der Nation. Der hinterlassene gute Ruf ist fu¨r ihn sogar wichtiger als das Leben: Das suggeriert etwa auch der Brief, den er im Mai 1663 an einen unbekannten Empfnger schrieb. Wenn wir schon sterben mu¨ssen, bemerkt er darin, dann wenigstens »menschlich, tapfer, mit ungarischem Herzen, mit unaussprechbarem Schaden fu¨r unsere Feinde«, und nicht schmhlich, auf Grund von »hectica«. Die Vision vom Tod der Nation lo¨ste bei ihm verzweifelte Fragen aus: »Oh elender, oh entarteter Ungar, von solchen soll ich hoffen, dass Gott vom Himmel herabsteigt und allmchtig alles fu¨r dich tut? Du aber nichts. Dass er einen Engel sende und Sancherib besiegt und du schlafest? Wer ko¨nnte so etwas hoffen, er verdient es bestimmt nicht. Desperate schreibe ich Eurer Gnaden.«18 Dieser ungewohnt bitteren subjektiven ußerung ging sicherlich das Scheitern seiner Plne voraus, denn die Anhufung von rhetorischen Fragen verbirgt angespannte Widerspru¨che. Zrı´nyis damalige Erfahrung war, dass die Nachfahren nicht zur alten virtus zuru¨ckfanden, seine zur Aktivitt motivierende schriftstellerische Ttigkeit werde von ihnen nicht gebu¨hrend aufgenommen und somit habe die schlafende Nation eine Wende zum Besseren gar nicht verdient. Vormals hatten Hoffnung und Ermunterung seine Feder gefu¨hrt – unter diesem Vorzeichen war auch sein Epos entstanden, in dem noch zahlreiche rhetorische Formeln der laudatio den Optimismus in Bezug auf das Schicksal der Nation wach gehalten hatten. Es ist seit den lateinischen Chroniken des Mittelalters ein verbreiteter Topos, die militrischen Tugenden aus der Landnahmezeit zu betonen, die vite´zse´g (d. h. Tapferkeit) der »alten Ungarn« (oder Skythen, bzw. Hunnen) zu erwhnen. Das Selbstverstndnis des ungarischen ¨ ffentlichkeit in Ungarn Adels – man ko¨nnte auch sagen: die politische O – gab sich bis Ende des ersten Drittels des 16. Jahrhunderts mit der 17

18

Zrı´nyi Miklo´s va´logatott levelei [Ausgewhlte Briefe von Nikolaus Zrı´nyi] (wie Anm. 3), S. 60. Zrı´nyi (wie Anm. 3), S. 136–137.

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gewohnten Qualifikation zufrieden, dass Hungaria ein Volk des Schwertes bewohne und sich seine ho¨chsten Werte in seinen militrischen Leistungen zeigten. Noch am Ende des 16. Jahrhunderts wu¨rdigte Ba´lint Balassi die Grenzfestungssoldaten von Eger als Mnner, »von deren Tapferkeit die ganze Welt spricht«, was auf seine eigene Gegenwart bezogen war. Das in Zrı´nyis Briefen gezeichnete Bild sieht dagegen ganz anders aus. Auf Grund der von ihm zusammengestellten rhetorischen Topoi, volkscharakterologischen Schemata und historischen Stereotypen geraten Gegenwart und Vergangenheit in Gegensatz zueinander. An die Stelle der fru¨her in der dedicatio des Epos noch erwhnten »ungeheueren Tapferkeit und zahllosen Verdienste« der ruhmreichen Ahnen tritt nun das Bild der »verfallenen Heimat«. Zrı´nyi versucht die verfahrene Lage mit der Unbestndigkeit des Glu¨cksrades zu erklren: »Lange war das ungarische Fatum mit Ruhm ganz oben auf dem Rad des Glu¨cks, wenn es nun weiter unten ist, dann ist ihm nichts Ungewo¨hnliches in dieser Welt geschehen.« Das Gegenmittel, das antidotum, sei die Bescheidenheit, die »der ungarischen Krone ein wenig Glanz« verschaffen ko¨nne. Zeichen dieser als Glaubensbekenntnis aufgefassten Aktivitt ist sein »kleines Bu¨chlein«, das der Erinnerung an die »mit Tapferkeit glnzenden ruhmreichen Ungarn« gewidmet ist und so die Elemente der eigenen nationalen Schicksalsdeutung mit dem Textcorpus seines Epos verbindet. Auch die Aufzhlung der Bestandteile der geistigen Werteordnung kann zu den laudativen Textformen gerechnet werden, was sowohl im Epos als auch in den Prosatexten an mehreren Stellen zu finden ist. Die bekannteste und die meisten Werte enthaltende Textstelle ist die Rede des Burghauptmannes: Unser Kampf, der strebt nicht nach geringen Dingen: Fu¨r die Christenheit, fu¨rs Land wir Opfer bringen; Fu¨r den Landesherrn und fu¨r das Weib, die Kinder, Auch fu¨r unsre Ehre, Leben wohl nicht minder.19

Die hier aufgezhlten konstitutiven Faktoren der Werteordnung (Respublica Christiana, patria, rex Hungarorum, gens, honestas, vita) werden spter noch ergnzt (fama bona, virtus, humanitas, gloria, laus, aeternitas): »Als Menschen und Helden mu¨sst zurecht euch finden, / So wird man dann ewig unsre Taten ku¨nden.«20 (Gesang V, Strophe 34.)

19

20

»Hartzolnunk peniglen nem aka´rmi oke´rt / Kel, hanem kereszte´ny szerelmes haza´nke´rt / Urunke´rt, felese´gu¨nke´rt, gyermekinke´rt / Magunk tisztesse´ge´e´rt, e´s e´letu¨nke´rt« Syrena-Band, wie Anm. 14, Gesang V, 27. ´ gy marad meg o¨ro¨kke´n az mi sze´p »Mindenke´ppen emberek s vite´zek legyu¨nk, / U hı´ru¨nk.« Syrena-Band (wie Anm. 14), Gesang V, 34.

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Diese Ansammlung von Werten ist Unterpfand sowohl der individuellen als auch der kollektiven Existenz. Zugleich enthlt sie geradezu vollstndig die von den Barockpoetiken fu¨r die Gattung des carmen heroicum vorgeschriebenen inhaltlichen Kategorien. Die Argumentation selbst geht aus der Verknu¨pfung und gemeinsamen Betrachtung des diesseitigen und des jenseitigen Schicksals hervor. Dass – nach dieser Auffassung – der barocke Heroismus die Sphren von Individuum und Nation sowie von Heimat und Glauben verbindet, entspricht durchaus der Gedankenwelt der Gattung Epos. Die Verteidiger der Burg von Sziget (Kroaten und Ungarn) reprsentieren eine ideale, von Su¨nden gereinigte Gemeinschaft, und so entsteht eine Apotheose des Kollektivs, das imstande ist, sich u¨ber diese Teilung zu erheben, und ein Beispiel dafu¨r liefert, dass hochgradige ethische Qualitt ein noch so stiefmu¨tterliches Schicksal zu u¨berwinden vermag. Die Einfu¨gung von Episoden (das Abenteuer bei Siklo´s, die Geschichte der abgefangenen Posttaube) und der Auftritt der himmlischen Scharen im 15. Gesang betten gleichermaßen diesen Gedanken in den Handlungsverlauf ein und lassen ihn zum Hauptthema werden. So kann Zrı´nyi schließlich – trotz der von mehreren Sprechern verstrkten nationalen Selbstkritik – eine hoffnungsfrohe Zukunft und ein zum Besseren wendbares Schicksal aufzeigen oder wenigstens deren Mo¨glichkeit und realistische Chance. »In unseren tapferen Hnden liegt alle Hoffnung«, lautet die Mahnung des Burghauptmannes, und diese Einstellung bestimmte auch die damalige Lage des Dichters und den Kontext seines Werks.

Ungarnbild im letzten Prosawerk In dieser Untersuchung muss auch das Ungarnbild in Zrı´nyis letztem grossem Prosawerk u. d. T. A to¨ro¨k a´fium ellen valo´ orvossa´g (Heilmittel gegen das tu¨rkische Opium, 1663) ins Auge gefasst werden, da dieses Bild dort am ehesten mit der Darstellung und Beurteilung anderer Vo¨lker konfrontiert wird. Ein Fremdbild ist immer auch ein Spiegelbild: Es verrt nicht nur etwas u¨ber den Gegenstand der Darstellung, sondern auch etwas u¨ber die darstellende Perso¨nlichkeit; ihr Selbstbild, ihre Erwartungen gegenu¨ber anderen oder ihren Erwartungshorizont. Die neueren imagologischen Theorien betonen, dass die literarischen Bilder des Fremden nicht auf soziologischen Tatsachen beruhen, sondern bloss auf Stereotypen, Vorstellungen und Meinungen, die aber dennoch zu wirkenden Krften im gesellschaftlichen Prozess werden ko¨nnen.21 21

Reinhard Lauer: Das Bild vom Anderen aus literaturwissenschaftlicher Sicht. In: Das Bild vom Anderen. Identitten, Mentalitten und Stereotypen in multiethnischen europischen Regionen. Hg. von Valeria Heuberger, Arnold Suppan, Elisabeth Vyslozil. Frankfurt am Main u. a. 1999, S. 45–54.

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Es hngt sich mit dem jeweiligen Erkenntnisprozess zusammen, dass der Betrachter nur mit Hilfe seines eigenen Schematismus ein Bild von unbekannten, fremden Phnomen geben kann und dieses mit seinen eigenen Erfahrungen in Einklang zu bringen versucht. Es ist eine andere Frage, wie erfolgreich er damit ist, wie sehr er in der Lage ist, zwischen zwei Optionen das Gleichgewicht zu halten. Denn auf der einen Seite besteht die Mo¨glichkeit zu einer empirischen, soziologischen Annherung, auf der anderen die einer auf Meinungen beruhende Imago (die zum Zerrbild werden kann); eine Ambivalenz, die gerade im Fall von Zrı´nyi nicht außer Acht gelassen werden darf. »So haben wir die ganze Christenheit aufgezhlt« – mit diesem Satz beendet Zrı´nyi sein Tableau der europischen Vo¨lker, in dem er nur die »Großmchte« behandelte. Mit anderen Lndern und Vo¨lkern beschftigte er sich in diesem Zusammenhang nicht. Der Politiker und Heerfu¨hrer Zrı´nyi beurteilte die militrische und politische Lage Ungarns realistisch – zu diesem Schluss gelangt auch Klaniczay in seiner Monogaphie. Seine Schlussfolgerung, dass die Ungarn mit ußerer Hilfe nicht rechnen ko¨nnten, war unter den Bedingungen in der Mitte des 17. Jahrhunderts korrekt. Aber trotz des soziologischen (in diesem ¨ berblicks sickerten Fall vor allem strategischen) Leitprinzips dieses U in seine Meinungsbildung auch volkscharakterologische Elemente, die – unabhngig von der Intention des Verfassers – perso¨nliche Ansichten erkennen lassen. Obwohl diese – dem litrarischen Zeitgeist entsprechend – zu einem guten Teil auf seine Quellen zuru¨ckzufu¨hren sind, kann man ihnen eine gewisse Selbststndigkeit nicht absprechen. Seine ¨ bernahme und Assimilation von Texten und Topoi war kein Werk des U Zufalls, zumal sich die Mosaiksteine nach bestimmten Ordnungsprinzipien zusammenfu¨gen. Es soll hier nicht auf Zrı´nyis Feststellungen u¨ber die militrisch-politische Lage einzelner Lnder nher eingegangen werden (das tat bereits Tibor Klaniczay usserst detailliert), es sollen ausschließlich seine Reflexionen u¨ber den Charakter einzelner Vo¨lker aufgezeigt werden. Zuerst wirft er einen Blick auf die Nachbarvo¨lker: Polen, Deutsche und Italiener. Vom no¨rdlichen Nachbarn Polen erfhrt man, dass er »geschwcht« sei und »sich nicht bemu¨he, weder den neuen guten Ruf noch Lnder zu suchen […].« Zwischen diesen Zeilen wird erneut Zrı´nyis Werteordnung deutlich. Fu¨r dieses Volk sei gegenwrtig das otium charakteristisch; es suche nicht die Mo¨glichkeit, bona fama zu erwerben, es fehle ihm also an virtus, welche eine bedeutende Hilfe sein ko¨nnte in einem grossangelegten Feldzug gegen den Islam. Der andere, der deutsche Nachbar hingegen, komme nicht aus Schwche nicht zu Hilfe, sondern weil er bestndig und gewaltsam seine eigenen Interessen durchzusetzen trachte, doch selbst wenn er

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zu Hilfe kme, wre davon nichts Gutes zu erwarten. Diese Meinung spiegeln u¨brigens auch schon die diesbezu¨glichen Stellen im Epos wider. Die Metonymie von ihrer »auf dem Krebsru¨cken« daherkommenden Hilfe macht am besten Zrı´nyis Ansicht von den Deutschen verstndlich. Einem anderen Vergleich zufolge habe die Hilfe des Imperiums »hnlich dem Aprilwind« nur bewirkt, dass das So¨ldnerheer »nach der Ernte im Herbst, nach der Plu¨nderung unseres Landes«, abgezogen sei und das Land wieder auf sich allein gestellt gelassen habe. Auch bei der reihenweise erfolgten Aufgabe von Burgen habe man die Erfahrung gemacht, dass »die Fremden schuldig seien«. Die Vo¨gte und Heerfu¨hrer, die die ungarischen Krfte in die Hnde der Feinde fallen liessen und die er auch namentlich – dabei meist Istva´nffy folgend – aufzhlt, waren Angeho¨rige dieser Nation. Diesen streitet er zwar nicht vo¨llig den Besitz von virtus ab, da sie »vielleicht anderswo tapfere Generle waren«, doch »unser Land haben sie ohne Nutzen verlassen«; die Habgier habe also ihre Tapferkeit verdrngt. Hier kommt Zrı´nyis eigene Kriegserfahrung, aber auch sein kriegsgeschichtliches Wissen am unmittelbarsten zur Geltung: Die geografische Nhe und die gemeinsame Geschichte neigte die Bilanz seiner Urteile zugunsten der auf Tatsachen beruhenden Imago. Den dritten Nachbarn, die Italiener, kritisiert er nicht, doch hlt er eine Hilfeleistung ihrerseits aufgrund ihrer Zersplitterung fu¨r nicht mo¨glich. Ausser dieser Einschtzung charakterisiert er sie nicht nher. Wegen ihrer geografischen Ferne erwhnt Zrı´nyi die Englnder und die Spanier nur der Vollstndigkeit halber und hat nichts Wesentliches u¨ber sie zu sagen. Dagegen ußert er eine ganz unzweideutige Meinung u¨ber zwei weitere Mchte. Vom »franzo¨sischen Volk« spricht er zunchst mit Anerkennung: »dieses Volk ist sicherlich kriegerisch, ruhmreich, mchtig«, doch – fu¨gt er gleich hinzu – sehe es nur den eigenen Vorteil und sei im Fall des Sieges »unertrglich«, im Falle der Niederlage sogar »nichtsnutzig«. Dieses strenge – nach Klaniczay voreingenommene – Urteil beruht allerdings auf einem volkscharakterologischen Topos. Es genu¨gt hier darauf zu verweisen, dass die beru¨hmte, am Anfang des 18. Jahrhunderts als Zusammenfassung der barocken Imagologie entstandene Wiener Vo¨lkertafel den franzo¨sischen Charakter mit dem Fuchs gleichsetzte.22 Anlass fu¨r dieses Phnomen, das einer genaueren 22

¨ tvo¨s: AkZur Imagologie und zur Volkscharakterologie der Ungarn vgl. Pe´ter O tualisierung alter Klischees. Die Ungarn auf der Vo¨lkertafel. In: Europischer Vo¨lkerspiegel. Imagologisch-ethnographische Studien zu den Vo¨lkertafeln des fru¨hen 18. Jahrhunderts. Hg. von Franz K. Stanzel. Heidelberg 1999, S. 265–282; Istva´n Bitskey: Militia et littera. Volkscharakterologische Ungarn-Topoi in der fru¨hen Neuzeit. In: Das Ungarnbild in der deutschen Literatur der fru¨hen Neuzeit. Hgg. von Dieter Breuer und Ga´bor Tu¨ske´s. Frankfurt am Main u. a. 2005, S. 111–124.

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Istvn Bitskey

Untersuchung bedu¨rfte, gab vielleicht die franzo¨sische Diplomatie, deren Flexibilitt oft in Prinzipienlosigkeit mu¨ndete oder wenigstens danach aussah (etwa ihr tu¨rkisches Bu¨ndnis; ihr Versuch, eine Einheit des europischen Christentums aufzulo¨sen; Papstfeindlichkeit usw.). Dies mag ein Grund fu¨r Zrı´nyis Abneigung gewesen sein. Der andere Grund bestand in der Suggestion ungarischer Geschichtsbeispiele, die sich Zrı´nyi angelesen hatte und die von der Undiszipliniertheit der franzo¨sischen So¨ldner berichteten (die verlorene Schlacht von Nika´poly/Nikopol von 1396 und der Verrat von Pa´pa im Jahre 1600). Seine desillusionierende Meinung wurde also wohl aus zwei Quellen (einer imagologischen und einer geschichtlichen) gespeist. Die fium-Passage, die von den Russen handelt, geht aber noch weiter; die Quellen und Motivationen fu¨r Zrı´nyis in jeder Hinsicht vernichtendes Urteils wurden schon von Tibor Klaniczay aufgedeckt. Deshalb soll nur kurz darauf verweisen werden, dass sich die totale Verurteilung der Russen nach Zrı´nyis Befund auf drei Bereiche bezog: auf ihre Kriegsfu¨hrung, auf ihre Politik und darauf, dass »ihre Tapferkeit lcherlich« sei. Dabei handelt es um eine Umkehr des eigenen Selbstverstndnisses sowie des Bildes von der eigenen Nation ins Negative, um ein Gegenteil der fu¨r ihn wertehaltigen Kategorien. Im Mittelpunkt dieses Fremdbildes steht die Feststellung des Mangels an virtus.

Nationenbild im europischen Kontext Aus dieser außenpolitischen Rundschau geht klar hervor, dass Zrı´nyi ¨ berblick u¨ber die christlichen Großmchte Europas keine mit seinem U Imagologie bieten wollte, sondern in erster Linie eine Argumentation, mit der er bestrebt war, die eigene Nation – dem Anspruch des rhetorischen movere gemss – zu bewegen. Klaniczay meinte zu den obigen Zeilen, dass Zrı´nyi im Wesentlichen Recht habe, aber seine Argumente seien nicht immer glu¨cklich und entsprchen nicht immer der Wirklichkeit. Der Grund dafu¨r – kann nach dem oben Gesagten hinzugefu¨gt werden – liegt darin, dass – entsprechend der Textgestaltungspraxis der Zeit – die einander oft widersprechenden Perspektiven von Imagologie und Empirie im Schreibprozess gleichermaßen eine Rolle spielten und so ein komplexes Gewebe entstand. Jedenfalls war der Verfasser der Propagandaschrift Heilmittel gegen das tu¨rkische Opium bemu¨ht, den Anforderungen der Gattung entsprechend mit Hilfe von gehobenen rhetorischen Mittel zu wirken und das Selbstbild der Nation durch die comparatio mit schrferen Konturen zu zeichnen. Der Vergleich als Stilmittel kommt aber nicht nur bei – fu¨r bloß virtuelle Hilfe brauchbare – Vo¨lkern zum Einsatz, sondern auch beim Stammfeind,

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bei den unter dem Halbmond lebenden Tu¨rken. Das zeigt etwa der folgende rhetorische Fragenkatalog: Warum aber sollten wir untergehen oder verzweifeln, wo doch in unseren Knochen noch Mark ist, in unseren Adern noch Blut fliesst, whrend Gott im Himmel unsere Zuversicht sein kann, whrend unsere Arme noch die Lanze schwingen und unsere Hnde das Schwert fu¨hren ko¨nnen? Ist unser Feind aus einem besondern Holz, oder stammen wir nicht von jenen heldenhaften Ungarn ab, die – gering an Zahl – viele tausend Heiden vertrieben haben? Liegt es denn nicht in der Macht Gottes, die Siege Hunyadis und die Ruhmestaten des Ko¨nigs Matthias durch unsere Kraft erneuern zu lassen? 23

Diese fiktiven Fragen suggerieren natu¨rlich Behauptungen wie: Wir sind nicht niedertrchtiger als irgendein anderes Volk; unsere Feinde sind aus keinem besseren oder edleren Material als wir. Umso mehr, da – und hier folgt das als Umkehrung des Fremdbildes konturierte Selbstbild – »die Historien voll sind vom Ruhm unserer ungarischen Nation und die Welt voll ist von der Erinnerung an sie und es keinen Streifen in Europa gibt, der nicht mit Achtung von unseren Ahnen sprechen wu¨rde; niemals ist das muselmanische Blut in gro¨ßeren Stro¨men geflossen als durch das ungarische Schwert …« Das alles bezieht sich auf die alten Ungarn, auf »unsere tapferen Ahnen«. Dies entspricht dem lteren Ungarnbild, dem aber die Mentalitt der »jetzigen Ungarn« gegenu¨bersteht, die reformiert werden muss, um u¨berhaupt ¨ berleben zu gewhren. Nicht die Fremden verko¨rpern also die ein U virtus, aber auch nicht die gegenwrtigen Ungarn, sondern die Helden der Hunyadi-Zeit, an denen sich die Gegenwart orientieren soll. Dies ist also ein in die Vergangenheit projizierte Gegenwartsbild, eine Bestimmung von Werteverhltnissen, eine gemeinschaftliche Lebenszielmarkierung, d. h. letztendlich eine Selbstdeutung. So formiert sich in Zrı´nyis Texten im Zeichen der Ambivalenz von laudatio und vituperatio eine Mentalitt, deren identittsstiftende Kraft schon bei Herausbildung des fru¨hneuzeitlichen nationalen Selbstverstndnisses eine bestimmende Rolle spielte und die nun von den Mitgliedern der Gemeinschaft virtus forderte und zur Aktivitt motivierte.

23

¨ bersetzung: Vom Zrı´nyi Miklo´s pro´zai mu˝vei (wie Anm. 3), S. 226. Deutsche U Besten der alten ungarischen Literatur (wie Anm. 3), S. 179.

Gyula Laczhzi

Poetik der Leidenschaften in Zrı´nyis barocker Gedichtsammlung

Zwar ist es klar, dass die 1651 in Wien vero¨ffentlichte Gedichtsammlung Zrı´nyis als Einheit aufzufassen ist, doch sind die kleineren Gedichte Zrı´nyis in der Rezeption offensichtlich benachteiligt im Vergleich zum Epos Der Fall von Sziget. Das schlgt sich auch in der Tatsache nieder, dass von der Gedichtsammlung mit Ausnahme des Epos nichts ins Deutsche u¨bersetzt wurde. Zrı´nyis lyrische Dichtung ist jedoch nicht nur eine große Leistung der ungarischen Barocklyrik und gleichzeitig der europischen Lyrik u¨berhaupt; ihre Kenntnis kann einen Beitrag auch zum Verstndnis der europischen Barockliteratur und der Gattungsgeschichte leisten. Es wurde in der Forschung angenommen, dass Zrı´nyi mit dem Gedichtband seiner vor kurzem verstorbenen Frau, Eusebia Maria Draskovich, ein Denkmal setzen wollte. Dagegen kann darauf hingewiesen werden, dass der Inhalt einiger Gedichte schwerlich mit dem Konzept eines Trauerbandes zu vereinbaren ist (es geht um Liebesgedichte, deren Adressat nicht mit der Ehefrau zu identifizieren ist). Zwar mo¨chte ich keinesfalls Wirklichkeitsreferenz und autobiographischen Hintergrund vom Verstndnis der Sammlung ausschließen, wird hier jedoch im Unterschied zu dieser Auffassung die Sammlung als Theater der Leidenschaften behandelt, wobei Theater metaphorisch verstanden wird. Weder fu¨r die Rolle der Affekte noch fu¨r die Bedeutung der Theatralitt in der Literatur des Barock braucht hier argumentiert zu werden. Auf das neue Verhltnis zum Affektischen im Theater der Renaissance wurde bereits durch Walter Benjamin im Ursprung des deutschen Trauerspiels hingewiesen; demgemß ist das Trauerspiel im Kontrast zur Trago¨die »vom Beschauer aus zu verstehen. Er erfhrt, wie auf der Bu¨hne, einem zum Kosmos ganz beziehungslosen Innenraume des Gefu¨hls, Situationen ihm eindringlich vorgestellt werden.«1 Im Lichte neuerer Forschungen wird hier diese Einsicht folgendermaßen weitergefu¨hrt: mit der Durchsetzung von Bu¨hnenauffu¨hrungen im 16. Jahrhun1

Walter Benjamin: Ursprung des deutschen Trauerspiels. In: Gesammelte Schriften. Bd. I/1. Hg. von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhuser. Frankfurt am Main 1974, S. 299.

Poetik der Leidenschaften in Zrı´nyis barocker Gedichtsammlung

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dert entsteht eine neue Rezeptionsstruktur, deren Bedeutung darin zu sehen ist, dass die Spektatoren nicht nur die auf der Bu¨hne dargestellte imaginre Welt wahrnehmen, sondern – die Bu¨hne internalisierend – auch eine Rolle fu¨r einen ußeren Blick spielen. Das Wesen der ›Theatralitt‹ besteht demnach darin, dass vom Zuschauer nicht nur die auf der Bu¨hne dargestellten Werte angeeignet werden, sondern gleichzeitig auch eine spezifische Rezeptionsweise, die sich vom Konzept der Performanz abhebt.2 Dieser Zusammenhang, der sich auch auf andere Gattungen verallgemeinern lsst, ist hier hervorzuheben, da Zrı´nyis Sammlung nicht nur das erste ungarische Epos enthielt und dadurch gattungsgeschichtlich innovativ war, sondern daru¨ber hinaus die erste gedruckte Gedichtsammlung mit u¨berwiegend weltlicher Thematik in ungarischer Sprache war: eine mediale Innovation, die u. a. durch die metafiktionale Schicht des Epos hervorgehoben und mitreflektiert wird. Die Darstellung der Leidenschaften ist in diesem Rahmen zu sehen. Im folgenden wird versucht, das Spezifikum von Zrı´nyis Theater ¨ bersicht der Leidenschaften zu bestimmen. Ich werde zunchst eine U u¨ber die Struktur der Sammlung geben mit einigen Bemerkungen zu den einzelnen Gedichten. Im Anschluss daran mo¨chte ich den Zusammenhang der lyrischen Gedichte mit dem Epos erhellen. Im Mittelpunkt mo¨chte ich diesen Zusammenhang zwischen Epos und Lyrik stellen bzw. die poetologische Problematik, die in der Spannung der subjektiven Leidenschaften und des Epos entsteht. In der Sammlung stehen vor dem Epos zwei Idyllen: diese sind Liebesgedichte, in welchen ein in Liebe verfallener junger Mann u¨ber die Kaltherzigkeit der geliebten Dame namens Viola klagt. Als Vorbild gelten Marinos Idyllen aus der Sampogna. Nach dem Epos folgt ein weiteres, durch Marino inspiriertes Gedicht: die Klagen Ariannas. Auf zwei weitere Gedichte, deren eines ein Dialog (Vorbild: Tassos LAminta), das andere ein Echo-Gedicht ist, folgen die Klagen des Orpheus. Damit endet die Liebesthematik. Nach einigen Epigrammen findet am Ende der Sammlung eine Hymne an das Kruzifix und eine Peroratio Platz. Als mo¨gliche Vorbilder fu¨r diese Konstruktion wurden in der Forschung einerseits zwei ungarische Autoren von der Wende des 16. und 17. Jahrhunderts, Ba´lint Balassi und Ja´nos Rimay, andererseits Catull, Vergil, Scipione Herrico sowie Petrarca genannt. Es wurde angenommen, dass sich die Verteilung der Gedichte auf thematischen und ¨ berlegungen gru¨ndet. Andererseits wurde darauf hingewieformalen U sen, dass die thematische Reihe der Gedichte als Parallele zur Petrarcas Triumfi aufgefasst werden kann. Die thematische Struktur der Gedicht2

William Egginton: An Epistemology of the Stage. Theatricality and Subjectivity in Early Modern Spain. In: New Literary History (1996), S. 391–413.

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sammlung kann mit der Begriffsreihe amore – castita` – morte – fama – tempo – divinita` beschrieben werden.3 Diese Beobachtung wurde durch den Petrarca-Kommentar Velutellos vertieft, der die Auffassung der Liebe als jugendliche Ausschweifung schildert. hnliche Auffassung finden wir auch bei anderen Renaissanceautoren4, die sich in ihrer Meinung wohl auf die Autoritt von Aristoteles und Cicero stu¨tzen konnten. Die Bedeutung dieses Kontextes liegt darin, dass er uns darauf aufmerksam macht, dass u¨ber ein bloßes thematisches Strukturprinzip hinaus in der Struktur der Sammlung die Konturen einer Geschichte des lyrischen Ichs entdeckt werden ko¨nnen: einer Geschichte, die auch durch den Gegensatz von Liebesaffekt und Vernunft beschrieben werden kann. Laut La´szlo´ Szo¨re´nyi kann die Komposition als Wettbewerb dichterischer Gegenstnde, als der Kampf zwischen der Thematik der bukolischen, elegischen und der heroischen poetischen Welt aufgefasst werden.5 Meiner Ansicht nach geht es um mehr als eine bloße thematische Antithetik: es geht um den Kampf zwischen Affekt und Vernunft. Der Gegensatz von Affekt und Vernunft manifestiert sich in einer narrativen Struktur, deren Hauptpfeiler die Stationen der Liebe und das neue Lebensprogramm, die neue Rolle nach der Liebe bilden. Der verliebte Mann ist kein neoplatonischer Liebender, sein Begehren richtet sich auf die Possession der irdischen Scho¨nheit. Mit den Begriffen der aristotelischen Ethik kann er incontinente genannt werden. Als er sich am Ende der Sammlung zum Christus am Kruzifix wendet, ist er vom Liebesaffekt befreit. Dadurch wird die narrative Geschichte zur Entwicklungsgeschichte, zu einem iter spiritualis.

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Vgl. Gyo¨rgy Kira´ly: Zrı´nyi e´s a renesza´nsz [Zrı´nyi und die Renaissance]. In: A filolo´gus kalandoza´sai. Budapest 1980, S. 207–216; sowie Iva´n Sa´ndor Kova´cs: A lı´rikus Zrı´nyi [Zrı´nyi, der Lyriker]. Budapest 1985, S. 87. Nobili: »Tali sono quei giovani de quali mostra di contentarsi M. Tullio nell

Oratione fatta in difesa di Celio. Permettesi alcuna cosa all eta´: sia la giovanezza un pochetto piu` libera: non si nieghi ogni cosa a i piaceri: non soprasti sempre quella vera & dritta ragione, vinca alle volta la voglia, & il piacer la ragione, purche in questo genere si tenga sempre quel termine, & modo.« Flaminio Nobili: Il Trattato dell Amore Humano. Hg. von Pier Desiderio Pasolini. Roma 1895, S. 21. Castiglione: »Non tacero` ancora questo; che e` ch io estimo che, benche` l

amore sensuale in ogni eta` sia malo, pur ne giovani meriti escusazione, e forse in qualche modo sia licito.« Zitat nach Gerhard Regn: Systemunterminierung und Systemtransgression. Zur Petrarkismusproblematik in Marinos ›Rime Amorose‹. In: Der petrarkistische Diskurs. Spielrume und Grenzen. Hg. von Klaus W. Hempfer und Gerhard Regn. Stuttgart 1993, S. 263. La´szlo´ Szo¨re´nyi: Zrı´nyi e´s Vida, avagy a neolatin vergiliusi eposzmodell [Zrı´nyi und Vida, oder das neulateinische Vergilsche Eposmodell]. In: Religio´, retorika, nemzettudat re´gi irodalmunkban. Hg. von Istva´n Bitskey und Szabolcs Ola´h. Debrecen 2005, S. 307.

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Dieser Konflikt meldet sich in dem mit barocker Pathosrhetorik gestalteten Klagelied Ariannas, das vom liebenden Dichter vorgefu¨hrt wird, um dadurch von der Liebesqual befreit zu werden. Diese Problematik konnotiert die Gestalt des Orpheus, die am Ende der Reihe der Gedichte mit Liebesthematik als Allegorie des durch den Verlust seiner Geliebten geplagten Mannes erscheint. Bekanntlich war die Geschichte von Orpheus und Eurydice im 16. und 17. Jahrhundert Trgerin moralphilosophischer Inhalte.6 Oft wurde die Geschichte als Manifestation der zersto¨renden Wirkung der heftigen Leidenschaft verstanden. Die Trago¨die des in die Unterwelt hinuntersteigenden Orpheus besteht in dieser Interpretation darin, dass er zu sehr verliebt ist: es ist die flammende Leidenschaft, die ihn dazu zwingt, trotz des go¨ttlichen Verbots auf die Geliebte zuru¨ckzublicken.7 Andererseits wurde Orpheus als Allegorie der Dichtung verstanden. Zrı´nyis Orpheus-Gedicht ist keine Selbstreflexion der Dichtung, wohl lsst sich aber das Gedicht als Reflexion auf die Leidenschaft auffassen. Fest steht, dass der liebende Mann in der Sammlung seiner ratio folgt: dadurch kann er das Schicksal von Orpheus vermeiden. Sein Weg fu¨hrt nicht in die Trago¨die der ¨ berwinmaßlosen Liebe, sondern ganz im Gegenteil, endet mit der U ¨ dung des Affekts. Der Wille zur Uberwindung des Liebesaffekts meldet sich in der Hymne an das Kruzifix: hier ist aber die Luterung des Affekts schon vollendet; der Held der Sammlung ist schon frei vom Affekt und wendet sich an ho¨here Ziele und Werte. Die innere Geschichte oder mindestens ein Teil davon kann deshalb als der zur rationalen Beherrschung des Affekts fu¨hrende Weg aufgefasst werden. Die Darstellung des Gegensatzes von Affekt und Vernunft, der psychologischen Entwickulng des Ich im Rahmen einer narrativen Struktur geht auf eine lange Tradition in der europischen Dichtung zuru¨ck. Das Urbild ist natu¨rlich Petrarcas Canzoniere. Obzwar in der Forschung keinesfalls unumstritten ist, ob der verliebte Held des Canzoniere am Ende der Gedichtsammlung den richtigen Weg tatschlich findet und betritt oder doch in seinen Verirrungen verstrickt bleibt, kann man jedenfalls die Struktur der Sammlung als Verirrung des verliebten Helden und als Suche des richtigen Weges charakerisieren.8 Die mit moral6

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Vgl. Friedrich Wolfzettel: Die gesuchte Totalitt. Orpheus und Eurydike und das Barock. In: Diskurse des Barock. Hg. von Joachim Ku¨pper. Mu¨nchen 2000, S. 47–94. Zum Beispiel in Petrarcas Secretum oder in Polizianos Orfeo. Francesco Petrarca: Opere latine. Bd. I. Hg. von Antonietta Bufano. Torino 1975, S. 212; Alessandro Poliziano: Stanze, Orfeo, Rime. Hg. von Sergio Marconi. Milano 1981, S. 148–149. Siehe Michael Bernsen: Die Problematisierung lyrischen Sprechens im Mittelalter. Eine Untersuchung zum Diskurswandel der Liebesdichtung von den Provenzalen bis zu Petrarca. Tu¨bingen 2001, S. 92–96.

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philosophischen Implikationen ausgestattete fiktive Rahmengeschichte wird in den petrarkistischen canzonieri der Renaissance teilweise beibehalten, teilweise aber aufgeweicht oder aufgelo¨st.9 Die Auflo¨sung des Rahmens mit moralphilosophischen Implikationen ist auch in der Dichtung Giambattista Marinos zu beobachten, sowohl in den einzelnen Zyklen der Lira, wo eine markant postpetrarkistische Liebeskonzeption entwickelt wurde, als auch in der Sampogna10, die fu¨r Zrı´nyis Idyllen als Imitationsmuster galten.11 Zwar galt Marinos postpetrarkistische Dichtung als Imitationsmuster fu¨r Zrı´nyi, doch unterscheidet sich die mit moralphilosophischen Implikationen ausgestattete Struktur des Syrena-Bandes von Marinos Poetik. Der wesentliche Unterschied zwischen Marino und Zrı´nyi besteht darin, dass bei Zrı´nyi im Kontext der ganzen Sammlung doch der Konflikt zwischen Affekt und moralischer Norm ins Zentrum ru¨ckt. Das Liebeskonzept in Zrı´nyis Sammlung unterscheidet sich wesentlich von den Liebeskonzepten der canzonieri. Gekennzeichnet ist es ¨ bertreibung und offene Erotik; der Liebesaffekt durch Maßlosigkeit, U ist ausschließlich Quelle von Qual und Trauer. Andererseits finden wir in der Sammlung die fu¨r die canzonieri charakteristische psychologische Struktur der Entwicklung. Whrend aber fu¨r die canzonieri der Renaissance die Aufweichung und Infragestellung des Rahmens kennzeichnend ist, kann Zrı´nyis Sammlung als eine geschlossene, mit eindeutigen moralphilosophischen Implikationen ausgestattete Komposition beschrieben werden. Zrı´nyis Lyrik war also inspiriert durch die italienische postpetrarkistische Lyrik, teilt aber mit den petrarkistischen canzonieri einen wichtigen Aspekt: Wie in diesen steht auch bei Zrı´nyi die Narrativierung des Ich im Mittelpunkt.

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Rainer Warning: Imitatio und Intertextualitt. Zur Geschichte lyrischer Dekonstruktion der Amortheologie. In: Interpretation. Das Paradigma der europischen Renaissance-Literatur. Festschrift fu¨r Alfred Noyer-Weidner zum 60. Geburtstag. Hg. v. Klaus Hempfer und Gerhard Regn. Wiesbaden 1983, S. 288–317. Laut Warning wurde der Rahmen (die Geschichte des irrenden Ichs zur Wahrheit) schon durch Petrarca aufgeweicht. Vgl. auch Rainer Warning: Petrarkistische Dialogizitt am Beispiel Ronsards. In: Die Pluralitt der Welten. Aspekte der Renaissance in der Romania. Hg. von Wolf-Dieter Stempel und Karlheinz Stierle. Mu¨nchen 1987, S. 343. Vgl. Gerhard Regn: Systemunterminierung und Systemtransgression. Zur Petrarkismusproblematik in Marinos ›Rime Amorose‹. In: Der petrarkistische Diskurs. Spielrume und Grenzen. Hg. Klaus W. Hempfer und Gerhard Regn. Stuttgart 1993, S. 255–280; sowie Ulrich Schulz-Buschhaus: Intertextualitt und Modernismus bei Giovan Battista Marino. Interpretationen zu den ›Idilli pastorali‹, ›La bruna pastorella‹ und ›La ninfa avara‹. In: Diskurse des Barock. Hg. von Joachim Ku¨pper, Friedrich Wolfzettel. Mu¨nchen 2000, S. 331–357. Kova´cs (wie Anm. 3), S. 174–182.

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Die Geschichte ist nicht vollstndig zu rekonstruieren, ihre moralphilosophische Tendenz kann aber eindeutig festgestellt werden. In diesem Sinne kann das Theater der Leidenschaften in der Sammlung als Schulung der Affekte aufgefasst werden. Das wre natu¨rlich eine einseitige Interpretation, die die Tatsache, dass Zrı´nyi in den Gedichten sehr offen u¨ber die irdischen Leidenschaften spricht, ausklammern wu¨rde. Diese Sicht ist aber keinesfalls notwendig, und der scheinbare Gegensatz lsst sich leicht u¨berwinden, wenn wir etwa an Foucaults ¨ berlegungen u¨ber die Diskurse der Sexualitt denken. U Der Zusammenhang zwischen den lyrischen Gedichten und dem Epos wird hergestellt einerseits durch die Komposition selbst, anderer¨ ber seits sind auch Verweise in den einzelnen Gedichten zu finden. U diese Zusammenhngen hinaus gibt es weitere Verbindungen poetologischer Natur, die im Kontext der Poetik des Epos und des Romans zu sehen sind. Im Mittelpunkt dieser Problematik steht die Spannung zwischen der Poetik der traditionellen Gattung des Epos und den neuen Formen der Subjektivitt in der Renaissance, die ihren Ausdruck in der neuen Gattung des romanzo finden. Diese Spannung manifestiert sich bei Tasso bekanntermaßen vor allem in der Rinaldo-Handlung. Wie das unlngst Barbara Kuhn anhand Tassos Gerusalemme liberata im Zusammenhang mit dem Kirke-Mythos formuliert hat: »Wenn das Epos extradiegetisch definiert werden kann als die Erzhlung der nationalen Vergangenheit, so verlßt Rinaldo intradiegetisch genau diesen kollektiven Raum, um sich statt dessen durch den mythischen oder metaphorischen Raum, das Schloß im Toten Meer oder die Isole Fortunate, auf die Suche nach der eigenen Identitt, dem eigenen Ich zu begeben: ein Ich, das sich, ebenso wie der Roman als werdendes Genre, erst durch seine Metamorphosen und durch die Reflexion seiner selbst konstituiert.«12 Die Dichtung Zrı´nyis, orientiert an die italienische Renaissanceepik, schreibt diese Problematik fort. Das manifestiert sich einerseits in der Liebeshandlung des Epos, die Tassos Rinaldo-Episode folgt, jedoch mit wichtigen Unterschieden; andererseits muss man auch die Bedeutung der lyrischen Subjektivitt fu¨r diese Problematik u¨berlegen. Die Liebeshandlung ist in Zrı´nyis Epos hnlich wie in Tassos Gerusalemme liberata eng mit der Frage der Beherrschbarkeit der Agressivitt, der Leidenschaft des Zorns verbunden. Delima´n, einer der gro¨ßten Helden im Heer Solimans, to¨tet im Zornausbruch seinen Kameraden und Nebenbuhler Rustan, den Ehemann der von Delima´n begehrtenr Tochter Cumilla (XI. Gesang). Im Vergleich zu Tasso besteht der 12

Barbara Kuhn: Mythos und Metapher. Metamorphosen des Kyrke-Mythos in der Literatur der italienischen Renaissance. Mu¨nchen 2003, S. 294.

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Hauptunterschied darin, dass der Zornausbruch, das moralisch schdliche Benehmen, durch Zrı´nyi vom christlichen Lager ins tu¨rkische Heer verlagert wurde. Ein weiterer wichtiger Unterschied ist darin zu sehen, dass, whrend Rinaldo mit den Kategorien der aristotelischen Ethik als incontinente gekennzeichnet werden kann, Zrı´nyis Held Delima´n jedoch intemperante genannt werden kann: er bereut nmlich seine Tat nicht. In der Gerusalemme liberata zeigt die Rinaldo-Handlung, wie die ragione den irrenden Menschen zum richtigen Weg fu¨hrt, wie die Beherrschung des Affekts dem Ziel der Gemeinschaft dienen kann. Deshalb kann Rinaldo zum beispielhaften Helden werden. In Zrı´nyis Epos hingegen finden wir keine moralische Entwicklung. Es sind nicht die Folgen der amoralischen Tat, die erschreckend sind – da Delima´ns Zornausbruch weder Ursache seines eigenen Todes, noch des Ausganges vom Kampf ist –, sondern die Tat an sich. Armida geht eine Metamorphose durch. Cumilla dagegen stirbt: das Romanzo–Element muss eliminiert werden. Aus einer durch die feministische Literaturwissenschaft vertretene Sicht (die hier nicht aufgenommen wird) ko¨nnte das als die Behauptung der maskulinen Dominanz interpretiert werden. Aus poetologischer Sicht besteht das Wesentliche darin, dass das Epos mit diesem Handlungselement sich an den romanzo erinnert und in seine Struktur ein Prinzip integriert, das dem Epos wesenhaft fremd ist. Wichtiger ist aber hier der Zusammenhang zwischen den Liebesaffekten der Lyrik und der Erzhlstrategie des Epos. Es kann nmlich eine Kontinuitt zwischen dem Erzhler des Epos und dem vom Liebesschmerz geplagten Jungen der Lyrik angenommen werden. Ulrich Schulz-Buschaus hat die These formuliert, die ernste Epik der Renaissance sei im Gegensatz zum romanzo durch unperso¨nliche Erzhler gekennzeichnet. Whrend in der unperso¨nlichen Narration der Gerusalemme liberata die Geschichte des Kreuzzuges zur autoritren Wahrheit gehoben wird, bringt das Erzhlkonzept von Ariostos romanzo die Kontingenz der Geschichte zum Ausdruck.13 Zrı´nyis Epos widerspricht jedoch dieser These.14 Der Erzhler ist emotional vielfach in der Handlung involviert und tritt mehrmals in eigener Person auf. Dies wurde im Zusammenhang mit der Autobiographie des Dichters gesehen: nmlich mit der Tatsache, dass er selbst gegen die Tu¨rken gekmpft hatte, wie 13

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Ulrich Schulz-Buschhaus: Flauberts Poetik des deus absconditus und die Erzhltraditionen auktorialer Autoritt und auktorialer Kontingenz. In: Romanistische Zeitschrift (2001), S. 129–148. Eine detaillierte Untersuchung u¨ber die Rolle des Narrators bei Zrı´nyi: Iva´n Sa´ndor Kova´cs: »Ha mit az e´n magyar verseim tehetnek«. A szeme´lyesse´g e´s az elbesze´lo˝ megszo´lala´sai Zrı´nyi eposza´ban [Das Private und das Einsetzen des Erzhlers im Epos von Zrı´nyi]. In: Irodalomto¨rte´net (1998), S. 181–209. Der These von Schulz-Buschhaus widerspricht auch Camo˜es Os Luisiados.

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der Held des Epos. Aus der Perspektive der Gattung ist vielmehr die Subjektivitt des Erzhlers von Bedeutung, die natu¨rlich nicht getrennt werden kann vom Zusammenhang zwischen der Lyrik und dem Epos. Die lyrischen Gedichte, die das Epos in der Sammlung umgeben, vertiefen nmlich die subjektive Charakterisierung des Erzhlers. Merkwu¨rdigerweise stilisiert sich der Erzhler des Epos auch als inspirierter Dichter. Im 14. Gesang lesen wir in einer Reflexion des Nar¨ bersetzung rpa´d Guilleaumes) folgendes: rators (in der U Seht dort, seht des Zrini funkelnd helle Sterne. Seiner Tramontana festgelegte Ferne: Des Ban grosse Taten will ich wiedergeben, Wie der Herr sie meinem Geiste eingegeben.15

Interessant ist diese Passage, da in dieser Hinsicht Zrı´nyi sowohl von Ariosto als auch von Tasso abweicht: weder der eine noch der andere verwendete die Rolle des inspirierten Dichters in seiner epischen Dichtung. Aus welcher Quelle Zrı´nyi den Gedanken der Inspiration kennengelernt hat, wissen wir nicht genau.16 Der Gedanke der inspirierten Dichtung war seit Beginn der Renaissance Bestandteil der Dichtungslehre, obwohl die Auffassungen sehr divergent sind und neben den affirmativen Stimmen auch skeptische zu finden sind.17 Es gab auch zahlreiche Dichter der Renaissance, die diesen Gedanken in ihr Selbstbild integriert haben.18 Inspiration war jedoch nicht nur in der Poetik wich15

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¨ bers. v. rpad Graf Nicolaus Zrı´nyi: Der Fall von Sziget. Obsidio Sigetiana. U Guilleaume´. Eing. v. rpa´d Marko´. Budapest 1944, S. 222. Whrend seiner Reise in Italien als junger Mann besuchte Zrı´nyi auch den Vatikan (u¨ber die Italienreise s. Iva´n Sa´ndor Kova´cs: Az ´ıro´ Zrı´nyi Miklo´s [Miklo´s Zrı´nyi, der Schriftsteller]. Budapest 2006, S. 13–19): dort konnte er auch Raffael¨ berschrift los Poesia–Fresco, die beru¨hmte Darstellung der Inspiration mit der U ¨ ber die ikonologische Darstellung der Inspi›Numine afflatur‹ gesehen haben. U ration in der Renaissance siehe: Robert J. Clemens: Iconography on the Nature and Inspiration of Poetry in Renaissance Emblem Literature. In: PMLA (1955), S. 781–804. Wahrscheinlich besass Zrı´nyi ein Exemplar der Dialoge Sperone Speronis. Vgl. A Bibliotheca Zriniana to¨rte´nete e´s a´lloma´nya [Geschichte und Bestand der Bibliotheca Zriniana]. Hg. v. Iva´n Sa´ndor Kova´cs. Budapest 1991, ¨ ber Speronis Ansichten hinsichtlich der Inspiration siehe Hathaway: S. 144. U The Age of Criticism. Ithaca, New York 1962, S. 402–404. Vgl. Hathaway (wie Anm. 16), S. 399–460; sowie Poe´tiques de la renaissance. Hg. von Perrine Galand-Hallyn, Fernand Hallyn, Gene`ve 2001, S. 91–147. Vgl. Paul Be´nichou: Le Sacre´ de l e´crivain, 1750–1830. Essai sur l ave`nement d un pouvoir spirituel laı¨que dans la France moderne. Paris 1973, S. 12–18; John Huntington: Furious Insolence: the Social Meaning of Poetic Inspiration in the 1590s, Modern Philology (1997), S. 305-326. Weitere Beispiele: F. Patterson: Three cen¨ ber Inspiration in der engturies of French Poetic Theory. Ann Arbor 1935. U lischen Literatur der Renaissance: Courtland D. Baker: Certain Religious Elements in the English Doctrine of the Inspired Poet During the Renaissance. In: ¨ ber Inspiration in der deutschen English Literary History (1939), S. 300–323. U

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tig, sondern auch in anderen Bereichen der Kultur der fru¨hen Neuzeit; diese komplexe Sachlage kann hier nicht weiter diskutiert werden.19 Im Laufe des 17. Jahrhunderts entfaltet sich in den am meisten entwickelten Lndern Europas eine scharfe Kritik am Enthusiasmus;20 gleichzeitig ist das Verschwinden des inspirierten Dichters zu beobachten.21 In der Barockpoetik bleibt aber der Gedanke der Inspiration auch im 17. Jahrhundert lebendig. Die Frage der Inspiration in der epischen Dichtung der Renaissance wurde durch Robert M. Durling am eingehendsten untersucht, der seine Einsichten folgenderweise resu¨miert: »Just as the novel has from the eighteenth century moved toward the central theme of the epistemology of nontranscendent subjectivity, a process that reveals the inner logic of its basic conventions, so the traditional epic, when it was revived in the Renaissance, increasingly revealed the centrality of its fundamental convention, the inspired Narrator. It became less and less feasible to assume the pose of an inspired Poet unless your subject was religious. The last great traditional epic, Paradise Lost, was possible only because of Miltons sublime faith that his prayers to the Spirit were in fact being answered. Less self-confident poets, poets who were uncertain that any supernatural entity would deign to speak through them – Tasso is a good example – often turned to religious subject matter from epic because they believed that a mediated supernatural inspiration was available in ecclesiastical tradition.«22 Es ließe sich natu¨rlich der hier angenommene enge Zusammenhang zwischen inspirierter Dichtung und Selbstvertrauen bestreiten oder wenigstens im Lichte des jeweiligen ideologischen Kontextes verfeinern. Doch ist Durlings Behauptung, dass die Figur des inspirierten Dichters nicht charakteristisch fu¨r die epische Dichtung des 16. und

19

20

21 22

Dichtung: Christoph J. Steppich: Numine afflatur. Die Inspiration des Dichters im Denken der Renaissance. Wiesbaden 2002. B. Kositzke: Enthusiasmus. In: Historisches Wo¨rterbuch der Rhetorik. Bd. II. Hg. v. Gert Ueding. Tu¨bingen 1994, S. 1185–1192. Peter Spoo: Enthusiasmus. In: Europische Schlu¨sselwo¨rter. Bd. II. Mu¨nchen 1964, S. 50–67. Siehe G. Hornig: Inspiration. In: Historisches Wo¨rterbuch der Philosophie. Bd. IV. Hg. Joachim Ritter und Karlfried Gru¨nder. Basel/Stuttgart 1976, S. 401–403. Siehe Michael Heyd: ›Be sober and reasonable‹: the critique of enthusiasm in the seventeenth and early eighteenth centuries. Leiden 1995; sowie u¨ber Henry More: Robert Crocker: Mysticism and enthusiasm in Henry More. In: Henry More (1614–1687). Tercentenary Studies. Hg. v. Sarah Hutton. Dordrecht 1990, ¨ ber Enthusiasmuskritik in den katholischen Lndern: Andrew S. 137–155. U Keitt: Religious Enthusiasm, the Spanish Inquisition and the Disenchantment of the World. In: Journal of the History of Ideas (2004), S. 231–250. Be´nichou (wie Anm. 18), S. 12–18. Robert M. Durling: The Figure of the Poet in Renaissance Epic. Cambridge ¨ ber Inspiration in der franzo¨sischen epischen Dichtung siehe: (Mass.) 1965. U Bruno Meniel: Renaissance de l e´pope´e: la poe´sie e´pique en France de 1572 a` 1623. Paris 2004, S. 490–493.

Poetik der Leidenschaften in Zrı´nyis barocker Gedichtsammlung

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17. Jahrhunderts, sei, zuzustimmen.23 Seine These soll jedenfalls modifiziert werden in Hinsicht des angenommenen Zusammenhanges zwischen Inspiration und religio¨sem Gegenstand. Zrı´nyis Beispiel zeigt, dass die Rolle des inspirierten Dichters in der Mitte des 17. Jahrhunderts auch im Falle eines Epos mit historischem Gegenstand mo¨glich war. Andererseits, falls die durch Durling festgestellte Tendenz akzeptiert wird, geht es keinesfalls um eine lineare Entwicklung, und die Unterschiede in der Poetik von Epos und romanzo sind jedenfalls zu beru¨cksichtigen. Die Rolle der Inspiration in Der Fall von Sziget ist mit dem Projekt der ernsten epischen Dichtung im engen Zusammenhang zu sehen. Wenn Zrı´nyi die Rolle des inspirierten Dichters im Rahmen des Erzhlerdiskurses aufnimmt, folgt er weder Tasso noch Ariosto. Dass der Erzhler Zrı´nyis kein gemeiner Mensch ist, wie der Erzhler des Orlando furioso, trgt wesentlich dazu bei, dass sein Auftritt nicht zur Zunahme der Kontingenz und zum Verlust der Wahrhaftigkeit fu¨hrt. Neben der Rolle des inspirierten Dichters finden wir auch Spuren der Auffassung des Dichters als Hersteller eines Artefakts: in der Vorrede betont Zrı´nyi u. a., dass er den Mord des Sultans durch Zrı´nyi von kroatischen und italienischen Chroniken u¨bernommen hat. Trotz dieser Widerspru¨chlichkeit ist die Behauptung der Inspiration von großer Wichtigkeit. Wie Ulrich Langers Untersuchungen gezeigt haben, ist zwischen der Rolle des Narrators und der des Rezipienten eine symmetrische Relation zu beobachten, und zwar auch im Falle der Renaissanceepik. Whrend im Falle von Ariosto beim Rezipienten das Moment der Kontingenz beobachtet werden kann, strebt Tasso die Eliminierung dieser Kontingenz an.24 In einer Ariosto-Imitation erscheint im Epos Zrı´nyis auch der Rezipient: Dieses Richtgerte bringt zum Port, zum guten: Ich durchkreuzte glu¨cklich weite Meeresfluten; Meine Freunde sehe ich dort scho¨n am Lande, Kamen hin, mit Freude wartend zu dem Strande. (XIV, 3).

Im Unterschied zu Ariosto ist hier keinerlei Mehrdeutigkeit und Kontingenz zu beobachten. Der Zusammenhang zwischen Ariostos Erzhlstrategie und Zrı´nyis Narrator ist aber nur formal: Zrı´nyis Erzhler 23

24

¨ ber Milton siehe John M. Steadman: Milton, Minturno and Scaliger on InspiU ration and the Poet s Character. In: Italica (1963), S. 28–34. Ulrich Langer: Hypothetical Necessity and Fiction in the Early Renaissance. In: Modern Language Notes (1987), S. 55–75; sowie Ulrich Langer: Divine and Poetic Freedom in the Renaissance: Nominalist Theology and Literature in the Renaissance. Princeton 1991.

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bleibt jede Ironie gegenu¨ber der Geschichte fremd. Das Verhltnis des Erzhlers zur Fiktion ist affirmativ; das heißt, Ziel der Metafiktion ist nicht Illusionszersto¨rung, sondern Illusionsbildung.25 Die Figur des inspirierten Poeten ermo¨glicht die Reprsentation des Erzhlers so, dass es nicht zur Kontingenzzunahme fu¨hrt. Die Durchbrechung der Illusion durch den Auftritt des Erzhlers hebt gerade die Fiktionalitt der durch ihn erzhlten Geschichte hervor. Die Hauptfunktion des auf die Handlung des Epos und auf seine eigene Ttigkeit reflektierenden Erzhlers kann im Zusammenhang mit der rhetorischen Kategorie des Ethos gesehen werden: durch seine perso¨nliche Haltung beglaubigt der Erzhler das im Epos dargestellte moralische und politische Ideal. Im Gegensatz zur go¨ttlichen Inspiration des epischen Dichters ist der verliebte Held der kleineren Gedichte, durch eine irdische Liebe inspiriert, die jeglicher Transzendenz bar ist. Das spezifisch Barocke der Sammlung ist in dieser Spannung zwischen subjektiver Leidenschaft und dem Willen zum Epos zu suchen. Die lyrischen Gedichte ko¨nnen deshalb nicht vom Epos getrennt, als bloßer Zusatz gesehen werden, sondern geho¨ren zum Kern der poetologischen Problematik des epischen Projektes. In Zrı´nyis Gedichtsammlung ko¨nnen wir die Reintegration postpetrarkistischer Elemente in einen von der Aristotelischen Ethik geprgten Rahmen beobachten. Dadurch hat Zrı´nyi eine einzigartige poetologische Lo¨sung geschaffen. Deshalb sollte sein Epos auch in den weiteren Diskussionen um die Entwicklung der epischen Dichtung einbezogen werden.

25

Werner Wolf: sthetische Illusion und Illusionsdurchbrechung in der Erzhlkunst. Tu¨bingen 1993, S. 483–486.

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Der Fall von Sziget im historischen Kontext des europischen Heldenepos

Dem Heldenepos von Miklo´s Zrı´nyi wurde ein ganz außerordentliches Nachleben beschert. Der Autor ließ den Gedichtband Az Adriai tengernek syrenaia, der auch das Epos (Obsidio Szigetiana ) enthielt, auf eigene Kosten drucken, verschickte die Exemplare als Geschenk, und kam auf das Werk spter selber kaum zu sprechen. Zerstreute Angaben ¨ ffentlichkeit entging das zeugen von ein paar Lesern, der literarischen O Werk jedoch vo¨llig. Einige begeisterte Dichter und Literaturfo¨rderer entdeckten es im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts, auf eine neue Ausgabe musste es jedoch – denn es ist praktisch unzugnglich geworden – bis Anfang des 19. Jahrhunderts warten, und im literarischen Kanon wurde es nach langwierigen Diskussionen erst in der zweiten Hlfte des 19. Jahrhunderts untergebracht.1 Richtig lebendig wurde es also in gewisser Hinsicht erst fu¨r die Dichter der ungarischen Romantik, fu¨r die Kritiker und Literaturhistoriker des 19. Jahrhunderts, da es ihnen stndig Rezeptions- und Interpretationsprobleme bereitete. Zugleich hatte es auch das Glu¨ck, dass der gro¨ßte ungarische Epiker der Zeit, Ja´nos Arany, in seiner Abhandlung u¨ber dieses Werk (Zrı´nyi e´s Tasso [Zrı´nyi und Tasso], 1859) es endgu¨ltig qualifizierte, ihm obendrein nicht nur in der ungarischen Literatur, sondern in der Gattungsgeschichte der Heldenepik der gesamten Weltliteratur den gebu¨hrenden Platz zuwies. Aranys Studie ist auch vom Gesichtspunkt der Methoden und Erkenntnisse der heutigen Komparatistik aus gesehen von bahnbrechender Bedeutung; ihre Feststellungen sind zum gro¨ßten Teil auch heute noch gu¨ltig und stellen die Experten der lteren ungarischen so-

1

Vgl. Gro´f Zrı´nyi Miklo´s Ko¨lto˝i Mu˝veibo˝l [Aus den dichterischen Werken des Grafen Miklo´s Zrı´nyi]. Hg. v. La´szlo´ Ne´gyesy. I. Budapest 1914 (Gro´f Zrı´nyi ¨ sszes Mu˝vei [Gesammelte Werke von Miklo´s Miklo´s Mu˝vei); Zrı´nyi Miklo´s O Zrı´nyi]. Hg. v. Sa´ndor Iva´n Kova´cs, Pe´ter Kulcsa´r und Ga´bor Hausner. Budapest 2003 (Magyar Remekı´ro´k); Graf Nicolaus Zrı´nyi: Der Fall von Sziget. Obsidio ¨ bers. v. Arpad Guilleaume, Eing. v. Arpad Marko´. Budapest 1944; Sigetiana. U Sa´ndor Iva´n Kova´cs: Uto´szo´ az »Adriai tengernek Syrenaia« hasonma´s-kiada´sa´hoz [Nachwort zur Faksimile-Ausgabe des Werkes »Adriai tengernek Syrenaia«]. Budapest 1980.

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wie der italienischen Literatur und der Komparatistik vor eine stndige Herausforderung, insbesondere deshalb, weil Arany diese Arbeit nicht abgeschlossen hat, einige Teile sind nur in Skizzen erhalten geblieben und erst vor kurzem zum Vorschein gekommen.2 Es war Erzse´bet Kira´ly, die in ihrem Buch (Tasso e´s Zrı´nyi [Tasso und Zrı´nyi ], 1989) den Titel von Arany umkehrend gerade vom europischen Kontext her das von Arany in den Mittelpunkt gestellte Dilemma betrachtete, das die Frage aufwirft, wie ein partikularer nationaler Stoff den Anforderungen eines universalen christlichen Epos entsprechen ko¨nne.3 Die Verfasserin zitiert in ihrer, auf die literarischen Werke genauso wie auf die poetisch-theoretischen Schriften der Zeit eingehenden Analyse die folgende Stelle aus dem Gedankenbuch Zibaldone di pensieri von Giacomo Leopardi (Eintrag von 1823): »Stoff und Haupthelden der Liberata waren mehr als nur national, da sie nicht nur einer, sondern vielen Nationen geho¨rten, da diese alle einer Ansicht waren, sie wurden vom gleichen Geist, Glauben und Interesse in jenen Angelegenheiten angeheizt, die den Stoff des Goffredo bildeten […]. Diese Fragen konnten die Aufmerksamkeit im gro¨ßten Maße wecken, denn zwar war die Begeisterung fu¨r die Kreuzzu¨ge in diesem Jahrhundert bereits erloschen, der Geist des manifesten Hasses gegen die Tu¨rken war jedoch in der Christenheit lebendig […]. Angesichts dieser Umstnde kann die Entscheidung Tassos als sehr weise, zeitgemß und edel betrachtet werden, als einem großen Geist wu¨rdig, der nichts Geringeres tat, als das europische Epos schuf […], in dem das universale Interesse (und dies ist eine Seltenheit) Lebendigkeit und Kraft des Epos nicht schmlerte.«4 Zrı´nyi hat also dadurch, dass er neben dem als Hauptmuster gewhlten und im Vorwort namentlich genannten Homer und Vergil – diese hebt er natu¨rlich deshalb hervor, weil sie die Scho¨pfer und unerreichbare Muster der Gattung Epos und im Sinne des barocken Klassizismus genauso Vorlufer der ungarischen wie aller anderen volkssprachlichen europischen Literaturen waren – als weiteres Muster der imitatio und aemulatio neben vielen italienischen und einigen kroatischen Dichtern eben Tasso whlte, erreicht, dass er sich erfolgreich fu¨r ein modernes, das heißt nicht antikes oder christliches 2

3

4

¨ sszes Mu˝vei. Ja´nos Arany: Zrı´nyi e´s Tasso [Zrı´nyi und Tasso]. In: Arany Ja´nos O Pro´zai Mu˝vek 1 [Gesammelte Werke von Ja´nos Arany. Prosawerke 1]. Hg. v. Ma´ria Keresztury. X. Budapest 1962, S. 330–439; Ja´nos Arany: »Tisztelt ´ıro´ta´rs!«. Ko¨tetben me´g nem szereplo˝ kritikai ´ıra´sok, glossza´k [Bisher unedierte kritische Schriften und Glossen]. Hg. v. Sa´ndor Iva´n Kova´cs et alii. Budapest 1993. Erzse´bet Kira´ly: Tasso e´s Zrı´nyi. A »Szigeti veszedelem« olasz epikai modelljei [Tasso und Zrı´nyi. Italienische epische Modelle des Werkes »Der Fall von Sziget«]. Budapest 1989 (Humanizmus e´s reforma´cio´ 16). Giacomo Leopardi: Zibaldone di pensieri (1823). In: Tutte le opere. Hg. v. Walter Binni, Enrico Ghidetti. II. Firenze o. J., S. 780–781.

Der Fall von Sziget im historischen Kontext des europischen Heldenepos

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Argumentum entschied, das nur durch die wundervolle Maschinerie von Tasso zu bettigen war. (Um jetzt gar nicht davon zu sprechen, dass Tasso, indem er Tancredi und Rinaldo zu Haupthelden erhebt, auch den ersten Schritt in Richtung italienische – sprich: nationale – Thematik tat.) In der symbolischen Ausweitung der historischen Bedeutung der Belagerung von Szigetva´r von einem lokalen Ereignis zu einem Wendepunkt von welthistorischer Dimension sowie in der Umgestaltung des Urgroßvaters, des heldenhaften Verteidigers, der auch die antiken Vorbilder u¨bertrifft, stand Zrı´nyi u¨ber die Familientradition hinaus auch die lateinische Sammlung De Sigetho propugnaculo zur Verfu¨gung.5 Tibor Klaniczay stellte bereits 1964 fest, dass sowohl die epische Konzeption als auch die Umrisse der Darstellung des Haupthelden bereits in dieser Anthologie gegeben waren und dem zuku¨nftigen Dichter, also dem Urenkel, zur Verfu¨gung gestanden haben.6 Diese Feststellung mo¨chte ich mit Hilfe einiger Beispiele illustrieren und um einige Aspekte ergnzen. Fu¨r den wichtigsten Autor halte ich mit Klaniczay den schlesischen Dichter Nicolaus Rhedingerus. Bei ihm findet man am komplexesten die Idee des »siegenden Besiegten«, das heißt den in ein zugespitztes Paradoxon konzentrierten Grundgedanken des Epos. Zrı´nyi wird von den Tu¨rken enthauptet; bei der Schilderung dieses Erreignises kommt der Dichter zur Feststellung: Zrı´nyi sei gro¨ßer als alle ro¨mischen Helden, zumal diese lebend, jener aber scheinbar besiegt, ja sogar enthauptet, triumphiere. Ergo quid invictos iactas Romane Camillos? Quid Fabios? Gentis numina a magna tuae? Vivi illi: hic etiam avulsa cervice triumphat, Illi victores: hic quoque victus ovat.7 [d. h.: Oh, Ro¨mer, warum ru¨hmst Du dich der unbesiegbaren Camilli? Und warum die Fabier? Diese sollen die großen Schutzgeister deiner Nation sein? Jene lebend: dieser (d. h. Zrı´nyi) hlt aber mit aufgeschlitztem Hals seinen Triumphzug, jene jubeln siegend, dieser dagegen besiegt.]

Der Gedankengang wird vom Autor so fortgesetzt, dass die ro¨mischen Helden vom zerbrechlichen Marmor das Leben, das heißt, die ewige Erinnerung, erhofften, dieser habe aber seiner Heimat durch Grber und Grabsteine Leben geschenkt. Jene, also die heldenhaften ro¨mischen Heerfu¨hrer, ließen sich selber ein Zeichen ihres Triumphes setzen, 5

6 7

De Sigetho Hungariae propugnaculo a Turca anno Christi MDLXVI. obsesso et expugnato… Wittenberg 1587. Hg. von Pe´ter Ko˝szeghy, Begleitaufsatz von Andra´s Szabo´. Budapest 1987 (Bibliotheca Hungarica Antiqua, XV.). Tibor Klaniczay: Zrı´nyi Miklo´s. Budapest 1964. Nicolaus Rhedingerus a` Strissa: Aliud in effigiem eiusdem illustris Comitis a` Zrinio, & c. In: De Sigetho Hungariae propugnaculo (wie Anm. 5), fol. G2v.

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Zrı´nyi erhielt dies dagegen vom Feind, als er den Leichnam des fu¨r sein Vaterland gefallenen Helden zuru¨ckschickte. Jene haben nur der Stadt Frieden geschenkt, dieser aber der ganzen Welt. »Illi urbem: hic orbem pacatum reddidit […].« Es ist kaum verwunderlich, wenn der Dichter sein Epigramm mit der Pointe schließt: I nunc, et veteres Heroas suspice: gignit Roma patres patriae, Pannonis ora DEOS8 [d. h.: Geh, und betrachte die alten Helden: Rom gebar seinem Vaterland Vter, Pannonien Go¨tter].

Es ist aber nicht Rhedinger der einzige, der Zrı´nyi zum Gott oder zum Halbgott macht. Den lngsten Panegyrikus in Hexametern schrieb Ma´tya´s Ilo´czy an Ga´spa´r Pe´chy. Darin stellt er Zrı´nyi nicht nur als wesentlich mehr von Go¨ttern abstammend als den von Venus geborenen Aeneas und den angeblich von Jupiter stammenden Scipio vor, sondern schreibt ihm auch die To¨tung Solimans zu. Am Ende des Gedichtes macht er sogar – wie vormals Janus Pannonius im Dichterwettbewerb mit Tito Vespasiano Strozzi in Ferrara9 – den zuku¨nftigen Dichtern einen epischen Themenvorschlag, die fu¨r ihre zu schreibenden Heldengedichte keinen wu¨rdigeren Gegenstand als Zrı´nyi finden ko¨nnen. Meiner Ansicht nach verweist sowohl die fu¨r die ganze Welt Frieden bringende Gottheit, wie auch der alle Heiden bezwingende christliche Heros in verdeckter Form auf Christus, als Beispiel und einzige Quelle fu¨r den wahren Heroismus. Darauf ko¨nnte auch das ebenfalls im Band enthaltene Gedicht des Siebenbu¨rgers Schesaeus hindeuten, in dem der Autor den Helden Zrı´nyi fu¨r wu¨rdig hlt, zu den zu Gott gewordenen Mnnern, das heißt zu den Heiligen zu rechnen, und sogar wagt, das um sein Blut errungene Geschenk mit der Frucht des Blutes Christi zu vergleichen.10 All diese christianisierenden Motive bekommen spter ihre gebu¨hrende Stelle in der Konzeption des Dichters Zrı´nyi. Zahlreiche Epigramme ko¨nnten aus der Anthologie auch dafu¨r angefu¨hrt werden, welche Gemeinschaft oder Gemeinschaften Zrı´nyi von Szigetva´r fu¨r ihren eigenen Helden gehalten haben. Manche halten ihn fu¨r einen Ungarn, das heißt Pannonen; ein unbekannter Autor nennt ihn in seinem Epicedium einfach einen Kroaten (in antikisierter Form: Liburnus), und der aus Laibach stammende Caspar Sitniae spricht von

8 9

10

Ebd., fol. G3r. Vgl. La´szlo´ Szo¨re´nyi: Omnia Calliope concentu temperet uno! Panegirico e poema in Giano Pannonio. In: Camoenae Hungaricae 1 (2004), S. 59–70. Christianus Scheseris (richtig: Schesaeus) Transylvanus: Aliud. In: De Sigetho Hungariae propugnaculo (wie Anm. 5), fol. G4v–H1r.

Der Fall von Sziget im historischen Kontext des europischen Heldenepos

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¨ sterreich und der ganze ihm als von einem Mann, um den Kroatien, O europische Kontinent gleichsam trauern. Terra Liburna gemit, dolet Austria, luget ademptum Ipsum Europaeae nobile clima plagae11 ¨ sterreich, und das [d. h.: Ihn beweint das kroatische Land, es leidet schmerzlich O edle Firmament Europas trauert um seinen Verlust.]

Der deutsche Besnerus nennt ihn in einem geistreichen Wortspiel den Hektor von Szigetva´r (Sigethum), indem er Zrı´nyis Tod mit dem des Helden von Sigeum vergleicht; die Vorgebirge von Sigeum in der Troas bedeuten hier selbstverstndlich Troja.12 Miha´ly Czibra´di salbt sozusagen in seinem an den Sohn des gefallenen Helden, Gyo¨rgy Zrı´nyi, gerichteten Epigramm den jungen Mann, damit dieser das Werk seines Ahnen vollbringt.13 Im Vorwort des Herausgebers Petrus Albinus, und vor allem in der Einleitung von Czibra´di wird ausfu¨hrlich dargestellt, warum der besiegte und gefallene Held trotzdem als Sieger betrachtet werden kann. Der Grund liegt darin, dass Sultan Soliman mit seinem Sieg bei Moha´cs die Eroberung und Verwu¨stung Ungarns erst begonnen habe. Sein wahres Ziel sei die Eroberung des ganzen Landes und die Vernichtung des Bollwerks des Christentums, das heißt des ungarischen Staates, bevor er das Deutsche Reich selber, das Herz des Christentums angreift. Dabei hinderte ihn der Widerstand der Szigetva´rer und das Heldentum von Zrı´nyi. Mit dem Tod Solimans verschwand der unheilvolle Held, der imstande gewesen wre, das Christentum zu vernichten. Zrı´nyi habe also eigentlich gesiegt.14 Albinus hatte u¨beraus geschickt aus einem fru¨heren Basler Druckwerk jenes Gedicht von Hieronymus Wolf (1516–1580) u¨ber Zrı´nyi ausgewhlt, das dem ganzen Album die Krone aufsetzt.15 Wie es Georg Ellinger, der Monograph der deutschen humanistischen Dichtung des 16. Jahrhunderts feststellt, war Wolf, den auch seine Beschftigung mit den byzantinischen Historiographen in diese Richtung trieb, so auf das Thema des Widerstandes gegen die Tu¨rken, das zentrale Motiv seiner ganzen Dichtung, gekommen, dass er dieses im rhetorischen Sinne oft 11 12 13

14

15

De Sigetho Hungariae propugnaculo (wie Anm. 5), fol. O4v. Ebd., fol. G3v. Michael Cibradi: Ad Georgum (sic!) Szrinium (sic!) Comitem illustrem, cujus opera feliciter Ungaria utitur in impediendis Turcarum molitionibus. In: De Sigetho Hungariae propugnaculo (wie Anm. 5), fol. F4r-v. Petrus Albinus Nivemontius: Ad illustrem et magnificum dominum, Emericum Forgach […]. Praefatio. In: De Sigetho Hungariae propugnaculo (wie Anm. 5), fol. A2r–B2r. Hieronymus Wolfius: Comiti Serinio atque praesidio Sigettio Anno, 1566. In: De Sigetho Hungariae propugnaculo (wie Anm. 5), fol. O4v–P2v.

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inhaltslos gebrauchte Motiv mit der gnadenlosen Kritik an den politischen und gesellschaftlichen Umstnden in Deutschland verband.16 Aus diesem Grund schafft er einen zornigen Gott, der – sollten sich die su¨ndigen Christen nicht besinnen – das Land so vernichtet, wie er fru¨her Gomorrah zersto¨rte oder Konstantinopel den Heiden u¨bergab. Sein unerbittlicher Pessimismus war auch spter fu¨r ihn typisch, denn selbst in seinem Gedicht u¨ber die Schlacht bei Lepanto ist er genauso schwarzseherisch wegen der Su¨nden der Christen wie im Gedicht u¨ber Zrı´nyi. Es ist also ein neues Motiv unter den Vorbildern des Dichters Zrı´nyi zu entdecken, das auf die ganze go¨ttliche Maschinerie seines Epos anzuwenden ist. Es ist natu¨rlich ein Unterschied, die an eine Person, in unserem Fall an die Hauptfigur anknu¨pfende heldenhafte Aura zu entwerfen, wozu die lateinischen Lobgedichte geeignet waren, und wieder etwas anderes, ein Heldenepos zu schaffen. Um das Konstruktionsmodell des Epos zustande bringen zu ko¨nnen, musste Zrı´nyi das Angebot der antiken und der modernen Heldenepik abwgen. Im Großen und Ganzen bleibt er bei dem Epos-Modell von Vergil, auch wenn er von Zeit zu Zeit stark archaisiert, Homer imitierend, vor allem im Hinblick auf das iliadische, das heißt Burgbelagerungsthema.17 Es soll hier hervorgehoben werden, dass in ju¨ngster Zeit Farkas Ga´bor Kiss eine aufschlussreiche Analyse der Imitationstheorie und -praxis von Zrı´nyi gewidmet hat.18 Besonders bemerkenswert finde ich, wenn er nachweist, wie Zrı´nyi manche Tasso-Stellen, die auf Vergil-Imitation basieren, bei seinem eigenen imitatio-Verfahren weiter ausschmu¨ckt, indem er auf Ergnzungen von anderen Stellen bei Vergil zuru¨ckgreift; das heißt, er konkurriert mit dem italienischen Meister in der immer vollkommeneren Nachahmung des antiken Modells. Innerhalb des vergilschen Eposmodells – in dessen Rahmen sich ja auch Tasso befindet – halte ich es fu¨r besonders wichtig, die Wirkung des Bibelepos Christias von Hieronymus Vida hervorzuheben.19 Selbst 16

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19

Georg Ellinger: Die neulateinische Lyrik Deutschlands in der ersten Hlfte des sechzehnten Jahrhunderts. Berlin und Leipzig 1939 (Geschichte der neulateinischen Literatur Deutschlands im sechzehten Jahrhundert II). Unvernderter photomechanischer Nachdruck. Berlin 1969, S. 240–243. Vgl. La´szlo´ Szo¨re´nyi: L Obsidio Szigetiana e la tradizone epoca europea. In: Ders.: Arcades ambo. Relazioni letterarie italo-ungheresi e cultura neo-latina. Catanzaro 1999, S. 145–167. Farkas Ga´bor Kiss: Az imitatio elme´lete e´s gyakorlata a Szigeti veszedelemben [Theorie und Praxis der Imitatio im Werk »Der Fall von Sziget«]. In: A magyar irodalom to¨rte´netei a kezdetekto˝l 1800-ig. Hg. v. La´szlo´ Jankovits, Ge´za Orlovszky. Budapest 2007, S. 448–466. Vgl. Mario A. Di Cesare: Vida s Christiad and Vergilian Epic. New York–London 1964.

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die vidaische Technik, dem Muster zu folgen, finde ich verwandt. Denn wenn ein geistreicher Vida-Forscher behaupten konnte, ein idealer Leser sei fu¨r Vida der, der von Kind auf Tag und Nacht Vergil studiert habe, um die intertextuellen Allusionen im Christias, die Topoi oder ¨ ber- und Umeben die durch verschiedene Techniken durchgefu¨hrten U setzungen des nachgeahmten Werkes zu erfassen, dann ist von Zrı´nyi in erho¨htem Maße zu behaupten: Er habe sich einen idealen Leser vorgestellt, der, soweit es geht, mit sich selber identisch ist, der nicht nur die Texte des von ihm geschaffenen Werkes und die des Vergil aufeinander beziehen konnte, sondern diesen Vergleich auf alle nachgeahmten Autoren, antike wie moderne, gleichermaßen auszubreiten vermochte. Und natu¨rlich auch auf die Bibel, denn wie die – leider sporadisch gebliebene – theologisch geprgte Forschung seit dem 19. Jahrhundert festgestellt hat: Zrı´nyi schuf auch eine unerho¨rt starke alt- und neutestamentliche Lesart unter wie hinter seinem Text.20 (Wegen der Betonung dieses Aspekts muss hier auf die Studien von Amedeo Di Francesco und Istva´n Bitskey verwiesen werden.)21 Der Stoff des Epos von Vida ist nichts anderes als die als Reise aufgefasste Unternehmung Christi – im Sinne Vergils also eine ro¨mische Odyssee –, um die Menschheit zu retten. Diese Errettung ist zum Teil die ku¨nftige Spiritualisierung des mo¨rderischen Jerusalems, seine Ausbreitung auf der ganzen Welt mit dem Zentrum in Rom (dies entspricht der Neugeburt Trojas in der Aeneis, der darum gefu¨hrte Kampf ist die ro¨mische Ilias), und zum Teil in den »Penates«, das heißt der Rettung der Ahnen vor dem Niedergang. Dem Letzteren entspricht die zweite Reise Christi nach der Passion, das heißt die Ho¨llenfahrt Christi und das Herauffu¨hren der neutestamentlichen Vter, die auf die Erlo¨sung harrten. Zrı´nyi verschmolz die Geschichtsauffassung im Alten und Neuen Testament sowie deren symbolische Bedeutung bewusst miteinander. In seinem lateinischen Brief an Ja´nos Ruchich (1658) schreibt er, der 20

21

Ferenc Kiss: A Zrı´nyia´sz, mint keresztye´n mu˝e´posz [Die Zriniade als christliches Kunstepos]. In: Debreceni Protesta´ns Lapok (1890), S. 126–127, 145–146, 163, 170–171, 191–192, 201, 211–213, 221–222; Berna´t Heller: A Biblia a ko¨lto˝ Zrı´nyi Miklo´s mu˝veiben [Die Bibel in den Werken von Miklo´s Zrı´nyi]. In: A budapesti rabbike´pzo˝ inte´zet gimna´ziumi e´rtesı´to˝je (1924/1925), S. 1–42; fortgefu¨hrt In: Magyar Zsido´ Szemle (1925), S. 65–106. Amedeo di Francesco: Concezione etica e modelli epici italiani nell »Assedio di Sziget« di Miklo´s Zrı´nyi. In: Venezia ed Ungheria nel contesto del Barocco europeo. Hg. v. Vittore Branca, Leo S. Olschki. Firenze 1979; Istva´n Bitskey: Virtus und Poesie. Selbstbetrachtung und nationale Identitt in den Schriften von Miklo´s Zrı´nyi. In: Ders.: Lebensgemeinschaft und nationale Identitt. Beitrge zur fru¨hneuzeitlichen Kulturgeschichte Ungarns im mitteleuropischen Kontext. Wien 2007, S. 149–184.

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Verfasser des ungarischen Alten Testaments sei Bonfini, whrend der Schreiber, das heißt Aufzeichner des ungarischen Neuen Testaments Miklo´s Istva´nffy sei.22 Dies bedeutet nichts weniger, als dass der Humanist Bonfini, der die Geschichte und den Ruhm der als die alten Ungarn bezeichneten Hunnen ru¨hmt, mit den Verfassern des Alten Testaments gleichzusetzen sei, die in der Geschichte der Juden die Pflichten und Lasten des mit Gott geschlossenen Bu¨ndnisses tragenden, von Gott auserwhlten Volkes verewigten. Zum anderen entspreche das Fall und Erlo¨sung verheißende Neue Testament mit seiner Passionsgeschichte und unendlicher Zukunft sowie mit seinem Versprechen eines Goldenen Zeitalters dem Geschichtswerk von Istva´nffy, das den Niedergang Ungarns unter der Tu¨rkenherrschaft erzhlt, gleichzeitig aber auch jene Heldentat, die das Pfand der ku¨nftigen Restitution ist: das heißt den heldenhaften Mrtyrertod des Miklo´s Zrı´nyi von Szigetva´r. Liest man die Obsidio in diesem Lichte, ist sie nichts anderes als eine verdichtete biblische Geschichte u¨ber die Bestrafung des auserwhlten Volkes wegen seiner Su¨nden und u¨ber einen Helden, der als Liebling Gottes sein Volk durch seine Selbstaufopferung erlo¨st. In dieser Lesart erinnert das Werk in der Tat nicht an Tasso, sondern vielmehr an Vida, der das vergilsche Modell neuformt. (Den ausfu¨hrlichen strukturellen Vergleich habe ich in einer fru¨heren Studie unternommen.)23 Es genu¨gt jedoch nicht, Zrı´nyis Stellung innerhalb der Gruppe der Heldenepenautoren aufgrund des vergilianischen Imitationsmodells zu klren. Sowohl in der Obsidio als auch im ganzen redigierten Gedichtband wie in der einleitenden Widmung gibt es Momente, die in eine andere Richtung verweisen. Viele Forscher werden diese Hinweise missverstanden haben, wie z. B. dass Zrı´nyi das eigene dichterische Ko¨nnen im Vergleich mit dem Waffendienst geringer schtzt oder dass er die Schuld fu¨r die Mangelhaftigkeit seiner Gedichte sich selber zuschreibt. In einer ju¨ngst erschienenen Studie habe ich dafu¨r argumentiert, dass diese Vorwu¨rfe Missverstndnisse der Forscher sind, zumal die Rangordnung von Dichtung und Waffendienst ein auf Polydorus Virgilius zuru¨ckzufu¨hrender rhetorischer Griff ist, und dass die Erwhnung der Mangelhaftigkeit der Gedichte darauf hindeutet, dass Zrı´nyi absichtlich unvollendete Verse (d. h. fehlerhafte oder mangelnde Zeilen)

22

23

¨ sszes Mu˝vei. Levelek [Gesammelte Werke von Miklo´s Zrı´nyi. Zrı´nyi Miklo´s O Briefe]. Hg. v. Csaba Csapodi und Tibor Klaniczay. II. Budapest 1958, S. 521– 525. La´szlo´ Szo¨re´nyi: Il modello epico virgiliano trasformato da Girolamo Vida nella poesia ungherese. In: L eredita` classica in Italia e in Ungheria dal Rinascimento al Neoclassicismo. Hg. v. Pe´ter Sa´rko¨zy. Budapest 2004, S. 241–253.

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in seinem Werk eingebaut hatte, um auch auf diese Weise an entsprechende Stellen in der Aeneis zu erinnern.24 Wenn nun – wie ich hoffe – die Behauptung, Zrı´nyi sei weder ein Tadler von Dichtung noch habe er wegen seiner Gedichte ein schlechtes Gewissen gehabt, als wahrscheinlich erscheint, dann muss nach einem antiken Vorbild gesucht werden, das ihn auch in diesem Zusammenhang zur imitatio angespornt haben mag. Und dies ist meiner Meinung nach nichts anderes als die Elegiensammlung Tristia von Ovid. Wir wissen es von Ka´roly Maro´t, dass die Peroratio und die Aufteilung des Werkes Der Fall von Sziget in fu¨nfzehn Gesnge offenbar auf Ovid zuru¨ckgeht. Maro´t hinterließ der Nachwelt aber auch eine Forschungsaufgabe: »Wir hielten es nicht nur aus ungarischer Sicht, sondern im allgemeinen fu¨r eine fruchtbare Aufgabe, das Verhltnis zwischen dem Ependichter Zrı´nyi und den Metamorphoses als ›Epos‹ nher zu untersuchen.«25 Wie bekannt, handelt eines der beru¨hmtesten Stu¨cke der Tristia (Buch III, Elegie XIV), gerade von den Metamorphoses. Der Autor schreibt von Tomi, aus dem Exil, aus an seinen Freund in Rom; der Freund wollte die Gedichte des unglu¨cklichen Dichters sammeln und vero¨ffentlichen. Ihm werden insbesondere die Metamorphoses empfohlen, die er sozusagen fu¨r vom Scheiterhaufen errettet hielt, zumal er das Manuskript vor dem Exil verbrannt hatte. Ovid beklagt sich also u¨ber das Fragmentarische seines Werkes: Er habe keine Zeit gehabt, seinem Werk den letzten Schliff zu geben, nicht einmal einen richtigen Titel konnte er sich ausdenken; den Gedichten sei das gehetzte Leben des Dichters anzusehen, den der Kampflrm des Feindes jederzeit ablenkt. Obendrein umgibt ihn ein Gewimmel von fremden Sprachen, und die Lauterkeit der Sprache wird wohl wegen der Barbarismen zu wu¨nschen u¨brig lassen. Wie Zrı´nyi diese Motive verwendet, ist sehr typisch: Er legt das Unglatte nahe, berichtet vom Angriff der Tu¨rken aus Kanizsa, wodurch er das Gedicht abbrechen musste, whrend er den Vorwurf des Barbarismus gerade ins Gegenteil wendet, wenn er im Vorwort sich der Sprachmischung ru¨hmt. Wir mu¨ssen auch noch weitere Stellen aus der Tristia in Betracht ziehen. In erster Linie das VII. Stu¨ck des ersten Buches (in den lteren Ausgaben ist dies Elegie VI).

24

25

La´szlo´ Szo¨re´nyi: A szerkesztett versko¨tet mint a szerzo˝ ifju´kori o¨narcke´pe [Redigierter Gedichtband als Selbstbildnis des jungen Authors]. In: A magyar irodalom to¨rte´netei (wie Anm. 18), S. 467–486. Ka´roly Maro´t: Bevezete´s [Einleitung]. In: A ke´tezer e´ves Ovidius. Szemelve´nyek a ko¨lto˝ mu˝veibo˝l [Der zweitausend Jahre alte Ovid. Auslese aus den Werken des Dichters]. Budapest 1957, S. 5–49.

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Auch in der modernen Forschung ist man der Auffassung, dass die Metamorphoses »zwar kein posthumes Werk wie die Aeneis sind, wie dies vom Autor in einer hyperbolischen Metapher behauptet wird; die Quelle wurde aber aufgewu¨hlt, und Ovid hatte weder einen Varus oder einen Tucca; als das Werk zum ersten Mal in die Hnde Senecas des lteren, des ersten Zitierers des Textes, geriet, war der Text bereits in der Tat unsicher und an manchen Stellen missverstndlich«.26 Eine besondere Anziehungskraft du¨rfte das II. Stu¨ck des III. Buches auf Zrı´nyi ausgeu¨bt haben, in dem Ovid daru¨ber klagt, warum ihn sein Schicksal nach Skythien verschlagen habe; er sei ja der Ansicht, dass seine Nation gerade daher stammt. Am Ende des V. Stu¨ckes im III. Buch verku¨ndet der weiß leuchtende Morgenstern auf einem Pferd reitend den Sonnenaufgang (es lohnt sich, dies mit der 1. Strophe des VIII. Gesanges im Fall von Sziget zu vergleichen). Im ersten Stu¨ck des IV. Buches entschuldigt sich Ovid unentwegt fu¨r seine Fehler in ¨ beraus interessant ist es, dass Zrı´nyi wieder ein Geseinen Bu¨chern. U genteil kreiert, indem er sein Werk als das Erstgeborene seines Geistes darstellt. Selbst das Bild der Geburt aus dem Geist, das auf den Jupiter–Minerva-Mythos zuru¨ckgeht, stammt von Ovid. In diesem Stu¨ck betont der verbannte Dichter sein hohes Alter, zumal er selbst ergraut gegen die einfallenden Barbaren kmpfe, mit dem Dichten jedoch nicht aufho¨re. Auch im letzten Werk von Ovid, in den nach den Tristia geschriebenen Epistulae ex Ponto gibt es zahlreiche Passagen u¨ber das Verhltnis zwischen Dichtung und Leben beziehungsweise u¨ber die Rangordnung ihrer Wichtigkeit. Es lohnt sich, aus dem Brief IX. im Buch III., den er an Brutus richtete, zu zitieren, und zwar die Zeilen 7–8., 17–18., 31–32., 45–46: Pace tua, si pax ulla est tua, Pontica tellus, finitimus rapido quam terit hostis equo, […] Nec tibi sunt fontes, laticis nisi paene marini, qui potus dubium sistat alatne sitim. […] Te magis est mirum non hoc euincere, coniunx, inque meis lacrimas posse tenere malis. […] Hanc caue degeneres, ut sint praeconia nostra uera; uide Famae quod tuearis opus.

Die Struktur des Gedichtbandes von Zrı´nyi folgt der im Exil verfassten literarischen Selbstbiographie von Ovid in betrchtlichem Maße. Auf

26

Georges Lafaye: Introduction. In: Ovide: Les Me´tamorphoses. I. Paris 1928, S. I–XXXIV.

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die Liebesgedichte der Jugend folgen das Großepos – die Metamorphoses –, dann die Anklage, Reue und Anflehung. Es ist also zu untersuchen, ob es neben der sehr auffallenden und alleinstehenden Aufteilung in fu¨nfzehn Gesnge in den einzelnen Gesngen auch textuelle oder thematische Reminiszenzen an Ovid nachzuweisen sind. Bei nherer Betrachtung beider Werke ist festzustellen, dass in jedem einzelnen Gesang bei Zrı´nyi bedeutsame Hinweise auf die entsprechenden Bu¨cher der Verwandlungen vorhanden sind. Hier nur einige Beispiele. Im ersten Buch spricht Ovid von der Scho¨pfung des Menschen, von den vier Weltzeitaltern, dann von jenem su¨ndenhaften Zustand, nach dem Jupiter seine Scho¨pfung betrachtet und sich entschließt, die ganze Menschheit durch eine Sintflut auszurotten (Zeilen I.76–312.). Der Zusammenhang mit Zrı´nyis Gott, mit dessen Weltplan sowie mit dem den Su¨nden verfallenen auserwhlten Volk und der geplanten Bestrafung ist offensichtlich. Bei Ovid bu¨ßen die su¨ndigen Emathides, indem sie zu Elstern wurden, nachdem sie den Wettbewerb mit den Musen verloren und ihre Verleumdungen losgeworden waren, denn sie lobten die Giganten und setzten die Go¨tter herab (Buch V. Zeilen 294–334, 661–678.). Bei Zrı´nyi straft jedoch Gott – laut der anfeuernden Rede Zrı´nyis vor seinen Soldaten – im entsprechenden Gesang Soliman deshalb, weil er hochmu¨tig ist, wie der Pharaon Goliath und die Philister und im allgemeinen die Heiden. Ihnen gegenu¨ber erhob Gott die Demu¨tigen: die Juden, die heiligen Ko¨nige und das Kind David (Davids Erwhnung ist hier sogar mit den Musen in eine Parallele zu setzen). Im Buch IX. der Metamorphoses berichtet Jupiter vor der Versammlung der Go¨tter u¨ber den grauenvollen irdischen Tod seines Sohnes Hercules, verku¨ndet zugleich dessen Unsterblichkeit und sagt dessen Apotheose voraus (Zeilen 239–272.). Bei Zrı´nyi ko¨nnen wir demgegenu¨ber das Elogium von Radivoj und Juranics lesen (Gesang IX. Strophen 77–78.). Wie im ro¨mischen Werk die schrecklichen Einzelheiten des qualvollen Todes von Hercules zu erfahren sind, erscheint auch bei Zrı´nyi der blutu¨berstro¨mte Geist des Radivoj vor Deliman, um diesem u¨ber seinen Tod zu berichten. Es ist bemerkenswert, dass der Ton der feierlichen Verku¨ndung von Jupiter bei Zrı´nyi vom Autor selber u¨bernommen wird, indem er in erster Person Singular spricht. Abschließend: Die letzte Episode der Metamorphoses ist »katakterismos«, d. h. die Sternwerdung Caesars. Venus bringt ihn in ihrem Schoß in den Himmel. Caesar schaut auf die Erde hinab, erblickt seinen Sohn, den spteren Augustus, der mchtiger ist als er. Augustus verbietet zwar, ihn ho¨her zu schtzen als den Vater, die Fama erhebt ihn jedoch ho¨her. Ovid sagt voraus, dass spter auch Augustus in den Himmel kommen werde (Buch XV. Zeilen 843–870). Als Zrı´nyi von Sziget am

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Ende des Epos des Dichters Zrı´nyi aus der Burg ausbricht, wird auch er mit einem Kometen verglichen (Gesang XV. Strophe 56). Seine verklrte Seele wird statt von Venus vom Erzengel Gabriel in den Himmel getragen, und der Dichter u¨berlsst die Entscheidung dem Leser, ob er – bei seinem ku¨nftigen Heldentod – fu¨r gro¨ßer oder kleiner gehalten wird als sein Urgroßvater, den er u¨brigens stndig seinen Vater nennt. Seit Ka´roly Maro´t wissen wir, dass die die ganze Bandkomposition abschließende Peroratio eine imitatio des Schlussstu¨ckes ist, das an die oben zitierten Ovid-Passage unmittelbar anknu¨pft. Das zugrunde gehende Ungarntum wird wegen seiner eigenen Schuld verlacht. (Zrı´nyi betont dies unter Heranziehung biblischer Parallelen.) Und der Dichter ist nicht bloß als Mitglied dieser Gemeinschaft, sondern auch als Dichter schuld, und zwar wegen seiner Liebschaften. Zumindest kann das Bekenntnis im Gedicht Feszu¨letre [Ans Kreuz] nur auf diese Weise verstanden werden. Dementsprechend ist es gar nicht so schwer zu skizzieren, wie die Konstruktion des Bandes Syrena auszulegen sei. Das Titelblatt, die Dedicatio sowie das Vorwort An den Leser bilden die erste Einheit, die die Aufnahme der darauffolgenden Gedichte zu steuern gedenkt. Die Stu¨cke Idilium I. und II. sind Dokumente jugendlicher Liebesspiele, allerdings schon mit einem halbwegs tragischen Unterton. Am Ende des II. Gesangs gibt der Jger, das ist das lyrische Ich, an, dass er von Viola zur Liebe des Morgensterns u¨bergeht. Da die Obsidio unmittelbar darauf folgt, in der der Dichter die Mutter Gottes zu seiner Muse whlt, haben wir Grund zur Annahme, der »Morgenstern« sei keine andere verliebte Frau, also eine Konkurrentin von Viola – wie dies in der Fachliteratur angenommen wird –, sondern Maria, die in der VII. Invokation der Lauretanischen Litanei Morgenstern (Stella Matutina) genannt wird. (Freilich wird in den Gedichten nach dem Epos, die wieder erotisch gestimmt sind, der Morgen, der als Stimme der Eifersucht fungiert, als Frau aufgefasst.) Es folgt das Epos als das Antidotum des Liebesleides, als das wahre Beispiel, als der durch den Urvater Miklo´s Zrı´nyi gewiesene Heilsweg, worauf jedoch der Dichter wieder in die tragisch gefrbte Liebesstimmung zuru¨ckfllt (Arianna sı´ra´sa – Die Klage von Arianna) und seinen Versuch, ein Heldenepos zu schreiben, der Macht Amors gegenu¨ber als eitel bewertet. Danach folgt die monumentalste und absurdeste Metamorphose, in der Zrı´nyi als lyrisches Ich, quasi zur Frau geworden, klagt. Von glu¨cklicher Liebe ist keine Spur, von Klage wegen der verstorbenen Ehefrau umso mehr. Eine Giftschlange habe Euridice ums Leben gebracht; der von den Verwandten der fru¨h verstorbenen Eusebia Draskovics angeheuerte Geschichtsschreiber Ferenc Lada´nyi (in kroatisch abgefrbter lateinischer Form Franciscus Ladanji) schreibt spter,

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den Tod der jungen Frau habe das ihr verabreichte Gift verursacht. Diese Nachricht wird auch in anderen Quellen besttigt.27 Es ist also denkbar, dass eine furchtbare Familientrago¨die – Giftkelch und Schwert zusammen bei Cumilla! – die Seele des lyrischen Ichs bei seiner Ho¨llenfahrt gedru¨ckt hat, als plo¨tzlich das Gedicht abbricht und – als Warnung und Wegweiser – Attila, Miklo´s Zrı´nyi von Sziget und eine kleine Gruppe der wichtigsten Helden von Sziget, als Helden der Epigramme erscheinen. Dann kann der Dichter, seine Rollenversuche abschließend, vor dem Gekreuzigten auf die Knie fallen. Den Versuch von Gyo¨rgy Kira´ly aus dem Jahre 1920 ko¨nnen wir im Großen und Ganzen als gu¨ltig betrachten, als er den Aufbau des Syrena-Bandes mit den Triumphi von Petrarca verglichen hatte.28 Ich mo¨chte aber darauf aufmerksam machen, dass das Gedicht Feszu¨letre [Ans Kreuz] vor der Peroratio doch eher mit einem Stu¨ck aus dem Canzoniere in Zusammenhang gebracht werden kann, und zwar mit dem Sonett Nr. 62 Padre del ciel, in dem der Dichter zum Kreuz betet und das als Paraphrase des Vaterunsers betrachtet werden kann. Die aus der Struktur des Bandes hervorgehende Katharsis des lyrischen Ichs ist also in zwei Abschnitte aufzuteilen: Bei dem Kniefall vor dem Gott der Kmpfer leidet er, ruft jedoch die zur Verfu¨gung stehenden Himmelsscharen nicht zur Hilfe – ein Hinweis auf Christias von Vida –, er wird von der Su¨nde der Metamorphosen-Dichtung beziehungsweise der Liebesthematik gelutert, um dann in der Peroratio triumphierend die dichterische Unsterblichkeit, das eigene Heil und seinen mit Freude erwarteten Tod verku¨nden zu ko¨nnen, bei dem er die Heldentat seines Urgroßvaters aus der Dichtung tatkrftig verwirklichen oder vielmehr wiederholen wird. Er werde sich in Asche hu¨llen, aber wir wissen, dass der Pho¨nix aufersteht aus der Asche.

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28

Vgl. Ja´nos Herner–Ge´za Orlovszky: Macska´si Boldizsa´r levele Teleki Miha´lynak, felese´ge hu˝tlense´ge´ro˝l [Brief von Boldizsa´r Macska´si an Miha´ly Teleki u¨ber die Untreue seiner Frau]. In: Lymbus. Magyarsa´gtudoma´nyi forra´sko¨zleme´nyek (2005). Hg. v. Ga´bor Ujva´ry, S. 79–82. Gyo¨rgy Kira´ly: Zrı´nyi e´s a renaissance [Zrı´nyi und die Renaissance]. In: Nyugat (1920), S. 550–556.

Wilhelm Ku¨hlmann

Der Jgertod des Tu¨rkenhelden Zu einer Mu¨nchener Gedenkpredigt und zu den fru¨hen deutschen Memorialschriften auf Nikolaus Zrı´nyi (gest. 1664)

Am Nachmittag des 6. Dezember 1664 betrat der Karmelitermo¨nch Andreas von S. Theresia die Kanzel der Mu¨nchener Kirche St. Nikolaus, und hielt – sinnigerweise am Fest des Namenspatrons – eine Klagred/ oder Leich= vnnd Ehrn=Predigt von dem Christ=ritterlichen Leben vnnd von dem vnvermuetlichen hochbetru¨blichen doch seeligen Ableiben […] Deß […] Nicolai Grafen von Serin. Die Rede, im Druck ein Werk von 35 Seiten (mit dem Gedichtanhang, jedoch ohne die Widmungszuschrift), erschien noch im Jahr 1664 in Mu¨nchen bei Lucas Straub und muß als eine der fru¨hesten Gedenkschriften auf den unglu¨cklichen Tod des beru¨hmten ungarischen Magnaten und Heerfu¨hrers gelten.1 ¨ ber den Autor ist nicht mehr bekannt, als daß er in Augsburg geboren U wurde, 1645 in den Orden eintrat, 1679 eine volumino¨se Sammelausgabe seiner 75 Predigten herausgab und am 26. Juni 1682 in Wien starb, wo er seit etwa 1666 als Prediger wirkte.2 Wir haben es hier zu tun mit 1

2

Der vollstndige Titel lautet (im folgenden zitiert nur mit Angabe der Seitenzahl): Nidergelegte Christliche Tapferkeit. Das ist: Schuldige Klagred / oder Leich= vnnd Ehrn=Predig [sic] von dem Christ=ritterlichen Leben vnnd von dem unvermuetlichen hochbetru¨blichen doch seeligen Ableiben Weyland Ihr Hochgrfliche Excellentz Deß Hoch= vnnd Wolgebornen Herrn / Herrn NICOLAI Grafen von Serin / Der Rom: Kays. Mayt. geheimen Rath / Cammerern / Rittern deß guldenen Fluß /Genr. Feld=Wachtmeistern / in Dalmatien / Croatien / vnd Sclavonien Ban / Obristen Span der Spanschaften Smych vnd Zhaladi / Auch durch das Ko¨nigreich Ungarn Obristen Stallmeistern / vnd bestelten Ober=Hauptmanns zu Segrat / vnd in der Insul Murako¨eß Welche Zu Mu¨nchen in der Churfu¨rstl. Residentz= Hauptstatt deß Hertzogthumbs Bayrn / den 6.Tag Christmonats an dem Hochfeyrtglichen unserer Churfu¨rstl. Kirchen= und seines Namens H. Patrons Fest St. Nicolai bey Volckreichem Gottsdienst auff der Cantzl mit lebhafften Worten hat beygebracht Zu erzeigung seiner schuldigen Dankckbarkeit Der Ehrwu¨rdige P. F. Andreas von S. Theresia Barfu¨ssiger Carmeliter / und Ordinari=Prediger. Mit verwilligung der Obern. Getruckt zu Mu¨nchen / bey Lucas Straub Buchtruckern. Bey Johann Wagner Buchhandlern allhier zufinden. Im Jahr 1664 (Exemplare:. BSB Mu¨nchen und HAB Wolfenbu¨ttel). Die Lebensdaten nach Wilhelm Krause: Chronosticha und Chronico-Cabalistica bei P. Andreas a` S. Theresia, Prediger des Ordens der Karmeliter (gest. 1682). In: Sacerdos et Pastor semper ubique. Festschrift zum 40-jhrigen Priesterjubilum Prlat Univ.-Prof. Dr. Franz Loidl. Hg. von seinen Freunden, Mitarbeitern und Schu¨lern. Wien o. J. (Vero¨ffentlichungen des kirchenhistorischen Instituts der katholisch-theologischen Fakultt der Universitt Wien, Bd. 13), S. 333–346. Hier

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einem Exempel der bis vor wenigen Jahren wissenschaftlich ganz vernachlssigten katholischen oratio funebris,3 d. h. einer Spielart des Texttypus ›Nachruf‹, dessen Geschichte neuerdings von Ralf Georg Bogner umfassend dargestellt wurde. Als Nachrufe haben demgemß »solche Texte zu gelten, die anlßlich eines rezenten Todesfalles einer ¨ ffentlichkeit kommuniziert werden.«4 In wie auch immer gearteten O diesem Fall geht es nicht um eine Leichenpredigt oder eine ›Danksagung‹, die am Grabe des Verstorbenen und im engeren Kreis der Trauergemeinde gehalten wurden und wie wir sie etwa am Beispiel des Andreas Gryphius studieren ko¨nnen.5 Vielmehr stand der Redner hier vor der Aufgabe, rasch und in reprsentativer Form auf die ersten Nachrichten u¨ber das ferne Unglu¨ck Zrinyis zu reagieren, auf die »durch gantz Europa mit Bitterkeit deß Traurens erfu¨llte Zeitung von der vnversehenen hochbetru¨blichen vnnd grausamen Ableibung deß Herrn Grafen von Serin« – so in der »Zuschrifft« an »Johann Anton und Johann Carl Palffij, Grafen von und zu Plassen= und Pllenstein«.6 Pater Andreas will die Nachricht vom Tode Zrinyis »in dieser Woche«, genauer: vor zwei Tagen (S. 3), erhalten haben und setzt diese Nachricht

3

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auch eine nach Orten und Themen chronologisch gegliederte Aufschlu¨sselung des vom Autor publizierten Predigtbandes Tugendreicher Blumen-Bu¨schel. Mu¨nchen 1679, hier der Zrinyi-Nachruf abgedruckt als Nr. 73, S. 830–846 (vorhanden in Bibliothek der Lora´nd Eo¨tvo¨s Universitt Budapest). Pater Andreas ist nicht verzeichnet in dem grundlegenden: Katalog gedruckter deutschsprachiger katholischer Predigtsammlungen […]. Hg. von Werner Welzig. 2 Bde. Wien 1984, 1987; Auszu¨ge des Textes bietet Harriet Nemesku¨rty: Egy Zrinyi-gya´szbesze´d ke´t ku¨lo¨nbo¨zo¨ kiada´sa´ro´l. In: Magyar Ko¨nyvszemle 1981/1, S. 49–57 (freundlicher Hinweis von Ga´bor Tu¨ske´s); dazu auch vorher schon in ungarischer Sprache (Mit ¨ bersetzungen) Ferenc Salamon: Halotti besze´d gro´f Zrı´nyi Miklo´s fo¨lo¨tt U 1664-ben. In: Budapesti Szemle 47 (1886), S. 404–422. (Freundlicher Hinweis von Dr. Ge´za Pa´lffy). Dazu maßgeblich mittlerweile Birgit Boge und Ralf Georg Bogner (Hg.): Oratio Funebris. Die katholische Leichenpredigt der fru¨hen Neuzeit. Zwo¨lf Studien. Mit einem Katalog deutschsprachiger katholischer Leichenpredigten in Einzeldrucken 1576–1799 aus den Bestnden der Stiftsbibliothek Klosterneuburg und der Universittsbibliothek Eichsttt. Amsterdam-Atlanta, GA 1999 (Chloe, Bd. 30); hier ist im abschließenden Katalog der Predigtdrucke (S. 371–776, durch 11 Register erschlossen) der vorliegende Druck erfaßt unter Nr. 38, S. 407 f., dazu drei weitere Predigtdrucke des Autors (Nr. 32, 41 und 48). Ralf Georg Bogner: Der Autor im Nachruf. Formen und Funktionen der literarischen Memorialkultur von der Reformation bis zum Vormrz. Tu¨bingen 2006 (Fru¨he Neuzeit, Bd. 111), hier zit. S. 24. Dazu nun mit allen weiterfu¨hrenden Literaturhinweisen die maßgebliche neue Ausgabe: Andreas Gryphius: Dissertationes funebres oder Leichabdankungen. Hg. von Johann Anselm Steiger. Tu¨bingen 2007 (Gesamtausgabe, Bd. IX). Die Grafen Johann Anton Pa´lffy (1642–1694) und Johann Karl Pa´lffy (geb. 1645) waren So¨hne des habsburgtreuen Palatins und Verwaltungschefs des Komitats Pressburg Paul Pa´lffy; dies nach ungarischen Nachschlagewerken, fu¨r deren Konsultation ich Ga´bor Tu¨ske´s und Zolta´n Szalai danke.

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Wilhelm Ku¨hlmann

in Analogie zu der traurigen Kunde u¨ber den wenige Monate zuvor von den Tu¨rken geto¨teten »Herrn General Peter Strotzi«, u¨ber dessen Unglu¨ck nicht nur Pater Andreas selbst, sondern in Wien auch ein Kapuziner, Pater Crescentius, eine Leichenpredigt gehalten hatte.7 Einen ausfu¨hrlichen ru¨hmenden Nachruf auf Strotzi (auch: Strozzi, 1626 – gefallen am 9.6. 1664) schrieb u¨brigens der – zeitweise auch poetisch ambitionierte – Graf und Reichshofrat Gottlieb von Windischgrtz (1630–1695), als Brief (Juni 1664) gerichtet an den bekannten Nu¨rnberger Dichter Sigmund von Birken; hier wird auch Zrinyi erwhnt: »[…] nechst gott hat Graf Serini undt der kayßer niemand anders alls Ihm [d. i. Strotzi/ Strozzi; W. K.] zu danken, dass die Inßul undt einfolglich ganz Steyer nicht in des feindes handen ßeyen, graf Serini ist bey dießem bluhtigen gefecht nicht gewest, es seyndt uber 3000. tu¨rken geblieben […].«8 Die gattungsspezifischen Mo¨glichkeiten der Gedenkrede mit ihren traditionellen Teilen der lamentatio, laudatio und consolatio waren von Pater Andreas nun an einen ho¨chst vertrackten Casus anzupassen.9 Der Karmeliter mußte sich die – auch fu¨r uns interessante – textstrategische Frage stellen: Wie sollte man als geistlicher Redner, also letzthin sinnstiftend und trostspendend, mit einem spektakulren Ereignis anscheinend blinder Kontingenz umgehen, wie mit der Tatsache, daß ein eben noch gefeierter Tu¨rkenbezwinger, der Schrecken des »Erbfeindes« (S. 2), im ru¨stigen Alter von 46 Jahren nicht einer Kugel, einer plo¨tzlichen Krankheit oder gar einem Mord10 zum Opfer gefallen war, sondern in der engeren Umgebung seines Schlosses auf der Jagd am 18. November 1664 von einem »gewaltthtigen Schweinszahn« (S. 2), geto¨tet wurde? Daß gerade der Mu¨nchener Carmeliter mit der Gedenkpredigt betraut wurde, hatte offenbar durchaus perso¨nliche Gru¨nde. Pater Andreas berichtet seinen Zuho¨rern nmlich an einer Stelle von seinem Besuch ¨ ber Zeitpunkt und Anlaß diein Zrinyis »Residentz=Schloß« (S. 16). U 7

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9

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Die Predigt von Pater Andreas nicht im Verzeichnis des Sammelbandes bei Krause (wie Anm. 2), auch nicht bei Boge/Bogner (Anm. 3). Hier verzeichnet jedoch die Predigt des Crescentius (gedruckt Wien 1664), S. 407, Katalog Nr. 37. Sigmund von Birken: Der Briefwechsel zwischen Sigmund von Birken und Georg Philipp Harsdo¨rffer, Johann Rist, Justus Georg Schottelius, Johann Wilhelm von Stubenberg und Gottlieb von Windischgrtz. Hg. von Hartmut Laufhu¨tte und Ralf Schuster. 2 Bde.: Teil/Bd. I: Texte, Teil/Bd. II: Apparate und Kommentare. Tu¨bingen 2007, hier Teil/Bd. I, S. 446–451, spez. 450. Dazu, am Genus des Epicediums abgehandelt, nach wie vor grundlegend HansHenrik Krummacher: Das barocke Epicedium. Rhetorische Tradition und deutsche Gelegenheitsdichtung im 17. Jahrhundert. In: Jahrbuch der deutschen Schillergesellschaft 18 (1974), S. 89–147. Zu diesen Todesarten vgl. Rudolf Mohr: Der unverhoffte Tod. Theologie- und kulturgeschichtliche Untersuchungen zu außergewo¨hnlichen Todesfllen in Leichenpredigten. Marburg 1982 (Marburger Personalschriften-Forschungen, Bd. 5).

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ses Besuchs – war der Redner etwa eine Zeitlang auch als Feldprediger ttig? – verlautet nichts, war von mir bisher auch nichts herauszufinden: In dessen Residentz=Schloß Tsackathurn habe ich zweyerlei Sachen mit fleiß beobachtet / deren eine mich vor dem Schloß herauß erschro¨cket hat / die andere in den Zimmern sehr aufferbauet; Dann schro¨cklich ist mir vorkommen / die Dienstbarkeit der gefangenen Tu¨rcken / vnd die auff den Pallisaten vmbgesteckte Ko¨pf der nidergemachten vnChristlichen Feinden: Alles aber was ich in dem Schloß hab angetroffen / geho¨rt und gesehen / war aufferbulich / mehr Geistlich als Soldatisch: vnd wolte GOtt / dass alle Religiosen jhren Geistlichen Stand also in obacht namen /wie Serin seinen von Gott gegebenen Soldaten=beruef fleissig gehalten / und nach ist kommen / bey dem ich die Aigenschafft hab angetroffen / eines vollkommenen Kriegsmann / welcher seyn solle (sagt Plato) wie ein rechtschaffener Hund / der gegen den Haußleuten vnd Bekandten gar scho¨n thut / vnnd sich sehr freundlich erzeiget; grausamb aber / bellend / reissend / vnnd beissend gegen den frembden Mo¨rder und Rauber.

Pater Andreas zeigt sich auch sonst wohlinformiert: Er erwhnt ju¨ngste Briefe Zrinyis an seine Frau in Wien (S. 18), er weiß, daß diese Gattin, »Maria Sophia geborne Lo¨belische Freyin«, auf Wunsch des nun Verstorbenen whrend des letzten Feldzugs in der Wiener Carmeliterkirche »tglich heilige Messen soll[te] lesen lassen« (S. 26), weiß auch, daß Zrinyi selbst vor einem Marienstandbild in dieser Kirche auf den Knien »seine Andacht verrichtet« hat (ebd.). Gerade durch Zrinyis Gattin ergaben sich enge Verbindungen nach Wien, speziell zum Karmeliterorden, denn diese war die Schwester der Maria Euphrosina von Lo¨bl (geb. ca. 1630), verheiratet mit dem mhrischen Adeligen Wenzel von Zaradeck, die das Karmelitinnenkloster in Wien stiftete (Bemu¨hungen darum seit 1661).11 Vor vier Monaten, so heißt es an anderer Stelle, habe der Redner Zrinyi um die Spende siegreicher eroberter tu¨rkischer Fahnen gebeten, vor einigen Wochen sei eine positive Antwort gekommen. Zwei dieser eroberten Tu¨rkenfahnen seien u¨ber Wien auf dem Weg nach Mu¨nchen und sollen »allhier in diser unserer Churfu¨rstlichen Kirchen erscheinen« und auf dem Altar des heiligen Joseph »geopfert und auffgesteckt werden« (S. 20 f.). Auch die Tatsache, daß Pater Andreas einen an Zrinyi gerichteten Brief des Papstes vom 19. April 1664 vollstndig abdrucken kann (S. 23 f.), lßt engere Kontakte zwischen dem Redner und dem Hause Zrinyi vermuten. Ich werde im folgenden einige Beobachtungen zu dieser Gedenkpredigt vortragen, dabei am Rande auch auf andere deutsche Memorial-

11

Dazu Anna Coreth: Kaiserin Maria Eleonore, Witwe Ferdinands III. und die Karmelitinnen, in: Mitteilungen des o¨sterreichischen Staatsarchivs 14 (1961), S. 42–63, spez. 44.

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drucke in Vers und Prosa sowie auf die Rezeption des Unglu¨cksfalls in der spteren deutschen Erzhl- und Kompilationsliteratur des 17. Jahr¨ berhunderts hinweisen.12 Ein erster struktureller und inhaltlicher U blick du¨rfte nu¨tzlich sein. Er illustriert die drei Aufgaben, die sich dem Redner stellen, nmlich 1. den Tod des Verstorbenen zu beklagen, d. h. die Affekte der Trauer und Sympathie zu erregen, zugleich in einer Lobrede die Tugenden und Leistungen des Verstorbenen herauszustellen, 2. die Zuho¨rer dabei u¨ber die historischen und aktuellen Fakten zu informieren, 3. zugleich auch die geistliche Sinnfrage zu stellen und in geeigneter Weise mit Trostangeboten zu beantworten. Es deutet sich folgende rhetorische Disposition an: I Exordium (S. 1–3) 1. Lamentatio in Imagination des Trauerzeremoniells 2. Kombination von Lamentatio und exponierender Laudatio: Z., der Tu¨rkenbezwinger (mit Verseinlage) 3. Situative Selbstreflexion des Redners: Nachricht, Anlaß und Rede II Propositio und Narratio (S. 3–11) 1. Anagrammatische »Denckspruch«-Exegese: die Sinnfrage (S. 3–5) 2. Narratio: Z.s Jagdunglu¨ck im biographischen Zusammenhang (S. 6–7) 3. Exemplifizierende Amplifikation auf der Ebene eines locus communis a) Die Jagd als »Kriegsschuel der Soldatenu¨bung« (S. 7–8) b) Z., zu fru¨h gestorben? – Fru¨her Tod und Tugendruhm (S. 9–11) III Laudatio Z.s (S. 11–31) 1. Z.s militrische »Tugend und Tapferkeit« (S. 11–15) 2. Z.s gottesfu¨rchtiger Wandel – mit Reminiszenz an einen Besuch in Z. s. Schloß (S. 15–17) 3. Seine Sanftmut und Geduld (S. 17–18) 4. Seine marianische Fro¨mmigkeit (S. 18–21) 5. Z. als »christlicher Feldherr« und Beschu¨tzer des katholischen Glaubens (»defensor fidei«): seine Fro¨mmigkeitspraxis und Andachtsu¨bungen – mit biographischer Reminiszenz: Z.s Fahnenspende fu¨r Mu¨nchen und Wien (S. 21–23) 6. Dokumentarisch-Historisches Argumentum a) Anerkennung durch den Papst mit Zitat eines Schreibens (19.4. 1664) von Papst Alexander VII. (S. 23–24) 7. Dokumentarisch-Historisches Argumentum b) Anerkennung durch Spanien ¨ sterreich; seine neuesten militrischen Erfolge, dabei erneuter und das Haus O Rekurs auf seine marianische Fro¨mmigkeit; Vergleich mit Scanderbeg (S. 24–28)

12

Dazu zusammenfassend, auch die vorliegende Predigt kurz erwhnend, Dr. Josef Trostler: Ungarische Stoffe in der deutschen Literatur des XVII. Jahrhunderts. In: Ungarische Rundschau (1915), S. 157–179, zum »Tod des Dichters Zrinyi« S. 171–179.

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IV Geistliche Peroratio (S. 28–31) 1. Meditatio Mortis im anlaßbezogenen biblischen Bildfeld: der Tod als Schnitter, Jger und apokalyptischer Reiter – dynastische Trostperspektive in Wappenexegese (S. 28–31) 2. Appell an die Zuho¨rer (S. 31–32) (V Textanhang im Druck) 1. Lateinisches Epigramm (4 Distichen) nach 1. Makk. 6, 39 (S. 32) 2. Lateinisches Epitaphium Chronologicum (S. 33–35)

Bereits das als Motto vorangesetzte Leitzitat, das dritte Kapitel aus dem ersten biblischen Makkaberbuch, deutet in expliziter Allegorese an, daß der Verstorbene als Tu¨rkenbezwinger gefeiert werden soll. Judas Makkabus, in der militrischen Panegyrik der Fru¨hen Neuzeit fast omniprsent, erscheint als Prfiguration Zrinyis, die gesamte Christenheit ist vorgeprgt im bedrngten Volk Israel. Da die Rede nicht Bestandteil einer Begrbniszeremonie ist, nutzt Pater Andreas das rhetorische Exordium dazu, den Zuho¨rern ein adquates Trauerzeremoniell, eine scho¨ne »Klag=ordnung«, vorab mit Worten, also gleichsam in Gestalt einer rhetorischen Kulisse, wie durch ein Fernrohr akustisch und visuell zu imaginieren. Es ist dies eine Vorstellung, die eigentlich Zrinyis Tod im Kampf, nicht aber den Jagdunfall voraussetzt (S. 1): […] lauter Traurigkeit spu¨r ich / vnnd gedunckt mich nit anderst / als ho¨rte ich auß dem Croatischen Feld einen klglichen Widerhall der schwartz u¨berzogenen Heerpauggen vnd mit Traurfahnen behengten Trompeten: Es ist mir nit anderss/ als erschallete in meinen Ohren das SoldatenSpil / die Trummel vnd Pfeiffen / aber gar zu langsamb / gar zu still / gar zu klglich. Ich bilde mir ein / ich sehe von weitem gleichsamb durch ein Perspectif einen ungewohnlichen Auffzug der Soldaten mit umbkehrten Waffen / under welchen man daher fu¨hrt ein mit schwartzem Tuch biß auf die Erde bedecktes Leibpferdt eines dapfern Helden. Es scheinet als tragte man in scho¨ner Klag=Ordnung durch die Lu¨fft flug=wellende Fahnen / Stendarden und allerley Schilt / auff welchen vnder einer zierlichen Cron ein grausam ergrimbter Track / vnd ein fest=gegru¨nter Thurn [also Zrinyis Wappen, W. K.] gemahlt ist.

Im Anschluß an das Exordium beginnt Pater Andreas scheinbar mit sprachlichen ›Spielereien‹, in denen durch ›Letternwechsel‹ einzelne Sentenzen zielgerichtet transformiert werden (S. 3 f.) Aus »Bonis semper patet« wird »Donis semper patet«, und dieser Wechsel fungiert dann als Muster fu¨r die auktoriale Technik, Zrinyis »Denckspruch« (gedacht also wohl als private ›Imprese‹) »Bona sors, nihil aliud« zunchst in »Bona Mors, nihil aliud« und schließlich in »Bona Mors, est bona sors« zu verwandeln. Es wre zu kurz gegriffen, in diesem Verfahren nur die Lust an modischer Sprachvirtuositt zu vermuten. Denn sowie hier ist die ganze Rede durchsetzt mit anonymen Sentenzen oder sentenzartig zusammengezogenen, marginal adnotierten (in Antiqua gesetzten, demgemß im Frakturtext auffallenden) Zitaten aus der Bi-

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bel (besonders den Psalmen), aus den Kirchenvtern (bes. Cyprianus, Augustinus und Hieronymus), aber auch aus den antiken Schriftstellern (bes. den Historikern, aber auch Horaz und Ovid), im Einzelfall auch aus bekannten Neulateinern (wie dem walisischen Epigrammatiker John Owen). Die fast durchweg lateinischen Zitate werden im Text sofort ins Deutsche u¨bersetzt, nicht selten durch metaphorische, manchmal emblematisch abgeleitete Paraphrasen ergnzt. Im Blick auf diese epochal nicht ungewo¨hnliche Schreibstrategie, die vor einem illustren Publikum die eigene Gelehrsamkeit nicht verbirgt, lßt sich die Predigt ihrer Faktur nach wie folgt charakterisieren: 1. Es handelt sich weitenteils um einen Argumentationsmodus, der – manchmal kettenartig gereiht – die seit der Antike bekannte, im Schulexercitium bis ins 19. Jahrhundert immer wieder eingeu¨bte Technik der sog. ›Chrie‹ anwendet. Unter Chrie verstand man bekanntlich die Formulierung einer sinntrchtigen Handlung, einen historischen Ausspruch oder eine Sentenz, die im gegebenen Zusammenhang auszufalten und zu applizieren waren. Quintilian (inst. 1,9,4) wie auch Aphthonios unterschieden »Ausspruchchrien«, »Handlungschrien« und »gemischte« Chrien.13 2. Jede Rede konstituierte sich seit den antiken Theoretikern, darunter Cicero, im Wechsel der Bezugnahme auf den konkreten Fall oder die aktuelle rhetorische Aufgabe (Hypothesis im Rahmen einer quaestio finita) und deren zielgerichteten Unterordnung des Sachverhaltes unter allgemeine Gesichtspunkte und klassifikatorische Kriterien (Theseis), die auf quastiones infinitae bezogen waren und in den loci communes abrufbar erschienen. In der Translatio hypothesis ad thesin wurden moralische, geistliche oder epistemologische Annahmen, Werte und Postulate fruchtbar gemacht, also allgemeine Sach-, Verhaltens- Handlungskategorien formuliert, welche die argumentative Tiefenstruktur der Rede bestimmten: im 17. Jahrhundert keinesfalls nur in der Predigt, sondern auch in anderen Gattungen wie etwa dem sog. Barocken Trauerspiel. Die Chrie konnte dabei jenseits eines nur ornamentalen Charakters die Funktion eines individuell applizierbaren locus communis u¨bernehmen. Unter diesen Prmissen sind die zahlreichen Zitate auch dieser Rede als autoritative gedankliche Stu¨tzen zu verstehen, die Denkfiguren aufrufen, welche dem Redner und seinem Publikum als universale Wahrheiten gemeinsam waren oder jedenfalls sein konnten oder sollten. In13

Vgl. den Artikel ›Chrie‹ in: Historisches Wo¨rterbuch der Rhetorik. Hg. von Gert Ueding. Bd. 2. Tu¨bingen 1994, S. 190–197 (M. Fauser) sowie zur arguten Verwendung von Chrien bes. Manfred Beetz: Rhetorische Logik. Prmissen deutscher Lyrik vom 17. zum 18. Jahrhundert. Tu¨bingen 1980, S. 190–197.

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dem Pater Andreas – um nur dies zu verfolgen – im Spiel mit Sentenzen schließlich bei dem Dictum »Bona Mors, est bona sors, dann ein gutes End ist ein gutes Loß« (S. 4) angekommen war, musste er – ein fast aussichtsloses Unterfangen – klarmachen, dass es sich in diesem Fall um einen ›guten Tod‹ handelte. Die fundamentale Sinnfrage konnte freilich selbst der fromme Karmeliter nicht anders beantworten als im Hinweis auf den unergru¨ndlichen Willen Gottes, ausgedru¨ckt in einem Psalmzitat (Ps. 30, 16; S. 4 f.).): »Herr/ du bist mein Gott; mein Glu¨ck vnnd Unglu¨ck; mein Leben vnnd mein Todt seynd in deinen Hnden.« Die Anklage, daß der Verblichene zu fru¨h gestorben sei, wird in einer anonymen Prosopopoiie durchaus affektiv evoziert (S. 9): »Mein GOtt! Soll dann dieser so dapfere Held in seinem besten Alter mit gesundem Leib schon gestorben seyn?« Der Redner teilt diese Anfrage, doch handelt es sich um eine rhetorische Prolepse, eine emotionale Provokation, die bald darauf trostreich entkrftet wird mit einer Zitatreihe (S. 9–11), in welcher der Kirchenvater Cyprian (»Non de annis quisque suis, sed de meritis aestimandus«) einen Chor renommierter Stimmen anfu¨hrt (darunter Plinius d. ., Seneca, Ambrosius, Ovid und wiederum der Psalter). Etwaige Sorge darum, daß Zrinyi ohne das Sterbesakrament hingehen mußte, kann der Redner fast mu¨helos mit einem Augustinuszitat (»der kann nit u¨bel sterben / wer wol gelebt hat«) beruhigen (S. 15 f.) Selbstverstndlich unterlßt es der Prediger nicht, seine Zuho¨rer im Detail u¨ber den Verlauf des Jagdunfalls zu informieren. Bedenkt man, daß zwischen dem Unfall und der Ankunft der Nachricht in Mu¨nchen am 4. Dezember nur 16 Tage vergangenen waren, konnte sich Pater Andreas mit seiner Erzhlung wohl kaum schon auf gedruckte ›Zeitungen‹ stu¨tzen, sondern du¨rfte erste briefliche Schilderungen und Gesandtschaftsberichte ausgewertet habe. In diesem Fall kommt der Predigt vielleicht sogar ein gewisser dokumentarischer Quellenwert zu (S. 6 f.):14 Dann da er frisch vnnd gesundt bey der Tafel gesessen/ kommet die Nachricht/ das vil Wildschwein in der Jagt vnd darunder ein gar grosser Pecker seye: waru¨ber er gleich mit den seinigen hinauß geeylet/ vnnd gedachtem Stuck selbst einen Schuß gegeben/ so auch einen andern von seinen Leuten bekommen hat/ aber nit gefallen/ sonder stracks außgerissen/ einen Bauren vmbgebracht/ einen Jger geschdigt/ einen Tragoner weit geworffen/ vnnd sich in einen dicken Buschen gestecket/ so alsdann von allen Anwesenden zertheilter gesucht/ aber leyder von dem Herrn Grafen selbsten gefunden ist worden; Was geschicht? Herodotus sagt: Qui omnia pericula timet, nullum aggreditur. Wer alle Gefahren fu¨rchtet/ greifft kein Gefahr an: Also sag ich hingegen/ wer kein Gefahr fu¨rchtet/ greifft ein jede Gefahr an; Darumben bey diser Gelegenheit last sich Serin gleich von dem Pferdt herunder/ vnd gehet mit den Hunden hinein; Alsbald aber ist sein Diener geho¨rt 14

Vgl. die Schilderung des Unglu¨cks bei Erasmus Francisci (s. u. im Textanhang).

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worden schreyen/ vnd da man zu hu¨lff gelauffen/ ware diser theure Held schon in lauter Blut auf der Erden/ vnd obwolen jhm zu der rechten Seyten in Hals ein solcher Hieb/ daß jhme die Adern seynd entzwey gangen/ von diser Bestien gegeben worden/ auch ein solches Loch in Kopf/ daß es drey Finger gefaßt/ neben noch andern Verletzungen am Fueß vnd Leib/ daß seine anwesende Leut haben anfangen heulen vnd wainen/ hat sich dises Lo¨wen-Hertz auffgerichtet/ dem auff begehren zu sitzen geben worden/ welcher seinen mitleydenden Bedienten zu Trost gesprochen: Es wird schon gut werden/ vnd gleich darauff/ Es wird bald gantz gut werden. Als aber seiner Edelleut einer auß der entgehung deß edlen Bluts die zunahende Schwchungen wargenommen/ hat er jhme vorgebettet/ vnd also zugesprochen: Ewer Excellentz befehlen sein Seel Gott dem HErrn mit wahrer Rew vnd Leyd jhrer Su¨nden/ daru¨ber er dreymal an die Brust geschlagen vnd seinen vnsterblichen Geist auffgeben.

Das Thema Jagd ließ sich mu¨helos amplifizieren unter dem universalen Lemma, daß nmlich die Jagd fu¨r hohe Herren und erst recht fu¨r Feldherrn als Voru¨bung militrischer Unternehmungen gelten durfte (S. 7). Fu¨r den singulren, den tragischen, ja den fast komischen Unfall Zrinyis waren jedoch schwerlich sinn- und ordnungsstiftenden Kategorien zu finden. Hier blieb dem Redner nur die bis heute erprobte Technik, das Sensationelle seines unerho¨rten Charakters zu entkleiden und historische Exempelreihen, d. h. eine Serie analoger vorgngiger Ereignisse zu bilden und auf diese Weise Mo¨glichkeiten einer emotionalen Bewltigung des rettungslos Kontingenten anzubieten. Zwar verfu¨gte jeder Gelehrte, erst recht jeder Prediger des 17. Jahrhunderts u¨ber gedruckte oder handschriftliche Sammlungen exzerpierter Materialien, die unter diverse loci communes gesammelt waren, auch gab es dazu diverse Anleitungsliteratur.15 Doch in diesem Fall ließen die eigenen prparierten Sammlungen den Redner wohl im Stich. Man meint zu spu¨ren, wie sich der gute Pater in die Bibliothek aufmachte, um Nachrichten u¨ber Jagdunflle hoher Herren zu sammeln. Diese Exempel werden in einer imponierenden, bisweilen skurril wirkenden langen Liste von mehr als zehn hnlichen Unglu¨cksfllen vorgefu¨hrt (S. 7 f.), darunter: Alexander d. Gr., der einen Lo¨wen erlegte (nach Plutarch, Alexander, Kap. 40), Basilius, der »Morgenlndische Kayser«, der durch einen Hirsch ums Leben kam, der deutsche Kaiser Ludwig IV., der Bayer, Arnulph, der Lombardenko¨nig, der britannische Ko¨nig Membricius Vetustus, Fasila, ein spanischer Ko¨nig, und Carlmann, Sohn Ludwig des Stammlers (nach Aventin). Zrinyi kann so von waidmnnischer Unfhigkeit freigesprochen werden und gesellt sich noch in seinem tragischen Tod den erlauchtesten Potentaten.

15

Dazu exemplarisch Florian Neumann: Jeremias Drexels Aurifodina und die Ars excerpendi bei den Jesuiten. In: Die Praktiken der Gelehrsamkeit in der Fru¨hen Neuzeit. Hg. von Helmut Zedelmaier und Martin Mulsow. Tu¨bingen 2001 (Fru¨he Neuzeit, Bd. 64), S. 51–62.

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Daß die Suche nach Exempeln auch andere Autoren bewegte, lßt sich verfolgen an einem der fru¨hen deutschen Zrinyi-Nachrufe in Versen, der ebenfalls noch 1664 (ohne Ort, Wien?) gedruckten Poetischen Klage16 aus der Feder des publizistisch ußerst regen, aus dem Elsaß stammenden Wiener Barnabiten und »Ordinari-Predigers« bei St. Michael Florentius Schilling ORSP (1602–1670).17 Das in dreiundzwanzig neunversige Strophen gegliederte Gedicht, ein Beispiel fu¨r das Fortdauern der prosodischen und stilistischen Lizenzen eines genuin oberdeutschen Dichteridioms, ergeht sich selbstverstndlich (ab Strophe 10) im ausfu¨hrlichen Lob des Tu¨rkenbezwingers. Selbst die in Tu¨rkenfurcht weinenden Suglinge beruhigen sich beim Namen ›Serinus‹ (Auszug: Str. 10–14):18 Graf Niclaß von Serin ist dieser groß–Helde / Ein Jger der Tu¨rken und Tartarn zu Felde: Er wurde gehauen / Von einer Wildsauen: Der manchen Barbaren den Rest hat gegeben Verlieret durchs Wilde sein Ritterlichs Leben. O Jammer! O Trauren! Wen solt er nicht tauren / Der Tausent und Tausent das Leben gegeben. Er dienet dem Kaiser aufrichtig im Hertzen / Mit seinen Pistolen und Sbel ohn schertzen: Er wagte sein Leben / So Gott Ihm gegeben / 16

17

18

Genauer Titel: H. Pat. Schillings Poetische Klage / u¨ber die betru¨bte Entleibung Weiland des Hoch= und Wolgebohrnen Herrn / und theuren Heldens / Herrn Niclasen Grafens von Serin / Ro¨m: Keys: Maj: geheimen Rahts, Cammerern / Rittern des Guldenen Fluß / General Feld= Wachtmeistern in Dalmatien / Croatien und Sclavonien /etc. Welcher Auf verworffener Jagt / von einem u¨beraus grossen / und schon beschdigten Wildschwein u¨bereilet/ gefllt / gehauen und schmertzlich erlegt worden / den 18. November / im Jahr / als man aus Tschackathurn schreiben konnte. CoMes serInI VenanDo, ab apro LaesVs perIIt. Gedruckt / im Jahr 1664 (Exemplar HAB Wolfenbu¨ttel). – hnlich ein anderes in der HAB Wolfenbu¨ttel aufbewahrtes Lyricum: F. V. R. Klag-Gedichte, Uber den Grawsamen, unverhofften, To¨dtlichen Hintritt Deß […] Graffen Nicolas von Serin, welcher Den 20. Novemb. Anno 1664. Auff einer Jagd von einem wilden Schweine durch drey Hiebe zu Tode ist niedergehawen worden. [o. O. u J.]. Zu seinen Predigtsammlungen s. Welzig (Anm. 2), Bd. 2, S. 215 und die dort gegebenen Verweise; seine Predigt u¨ber den Hl. Leopold (gehalten Klosterneuburg 1652, gedruckt Wien 1653) ist abgedruckt und kommentiert in Werner Welzig (Hg.): Predigten der Barockzeit. Texte und Kommentar. Wien 1995, S. 121–146, 569–582. Die hier erwhnten und teilweise abgedruckten Lyrica sind einzubeziehen in ein weites literarisches Feld, das ich am anderen Ort mit anderem Schwerpunkt zu umreißen versucht habe: Wilhelm Ku¨hlmann: Der Poet und das Reich – Politische, kontextuelle und sthetische Dimensionen der humanistischen Tu¨rkenlyrik in Deutschland. In: Europa und die Tu¨rken in der Renaissance. Hg. von Bodo Guthmu¨ller und Wilhelm Ku¨hlmann. Tu¨bingen 2000 (Fru¨he Neuzeit, Bd. 54), S. 193–248.

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Wilhelm Ku¨hlmann Dem Kaiser zu schuldigsten Ehren und Nutzen / Die Feinde deß Christlichen Nahmens zu trutzen. Crain / Steyrmarckt und Crnten / Verwundrend erlernten / Wie oft Er die Tu¨rken und Tartarn tht putzen. Die Ungarn / Croaten und unsere Teutschen. Erfahren mit Schaden der Tu¨rken ihr Peitschen / Gehuldigte Bauren / Sich klagen mit Trauren / Wie hart sey der Machometaner regiren / Wann wider die Christen den Sbel sie fu¨hren: Sie mu¨ssen sich ducken / Hergeben den Rucken / Kein Christen=Mensch darff sich vor ihnen nit ru¨hren. Sie lauffen zum Christlichen Keyser der Erden / Ein Hu¨lffe zu finden / erlo¨set zu werden: Stellt dapffere Helde / Mit Waffen ins Felde / Zum kmpffen und streiten / aufs beste sie mo¨chten / Mit Lo¨wischen Mute zur lincken und rechten: Serinische Hande / Halt ritterlich Stande/ Thut o¨ffter dem Keyser den Obsieg erfechten. Dahero sein Nahme weit unter den Tu¨rken / Kond grosse Furcht / Schrecken /und Zittern auswu¨rcken: Gar Kinder in Wiegen / Vom Weinen stillschwiegen / Wann den Serin Vatter und Mutter nur nennten: Wie solches die Tu¨rken auch selbsten bekennten. Wir finden nicht wieder / Den Edelen Ritter / Und wann wir die Erden mit Pferden durchrennten.

Schilling beginnt jedoch mit einer Reihe beru¨hmter Jger, unter denen zwar auch zwei der von Pater Andreas genannten Potentaten, ansonsten aber eher beru¨chtigte biblische und mythologische Figuren auftauchen: von Nimrod u¨ber Diana mit ihren »Damen« und Aktaeon bis hin zu Adonis. Sie werden als warnende Beispiele fu¨r die Gefahren der Jagd berufen, und Zrinyi muß sich hier gefallen lassen, in einem Atemzug mit einem Tyrannen (Nimrod) und mit liebeskranken »Bulern« genannt zu werden (Str. 8): Adonis ein Buler der Venus, im Jagen / Ein Wildes Schwein triebe / und wurde erschlagen/ Kont schreyen: Ihr Fu¨rsten / Seyt bhutsam im Pu¨rsten / Im Jagen und Hetzen! das Wilde bißweilen / Thut dapffere Jger im Jagen ereilen: Erwu¨rgen/ zerreissen/ Erdrucken/ zerbeissen. Behertze Soldaten in Stucke zertheilen.

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Auch Pater Andreas Laudatio auf Zrinyi ru¨hmt, wie zu erwarten, am Anfang und dann immer wieder (bes. S. 11–15) den tapferen und erfolgreichen Feldherrn, den Beschu¨tzer der bedrngten Christen, den Verteidiger Ungarns, der oft berufenen ›Vormauer der Christenheit‹, als die nun vor allem Maria erscheint.19 Daß der »so starcke Arm deß Ro¨mischen Kaysers / vnnd der Catholischen Kirchen« (S. 2) seine Zunge ebenso zu gebrauchen wußte wie den Sbel, so daß man ihn mit einem Buch und einem Sbel abbildete (S. 12), ist nicht vergessen und wird mit sinnreichen Spru¨chen untermauert. Ob Pater Andreas Einblick in das wissenschaftliche und poetische Werk Zrinyis hatte, darum wußte, daß er es mit dem »gebildetsten ungarischen Schriftsteller seiner Zeit« (G. Tu¨ske´s) zu tun hatte,20 geht aus dem Predigttext nicht hervor, ist eher unwahrscheinlich. Auch werden Details des militrischen Geschehens, namentlich des eben vorangegangenen Feldzuges, in dem Zrinyi neben der Bru¨cke von Esseck unter anderem »Fu¨nffkirch und andere Oerter«, glu¨cklich eroberte (S. 25 f.), fast ganz ausgespart. Dies mag damit zusammenhngen, daß die Mu¨nchener Zuho¨rer der Gedenkpredigt – erst recht deren Leser – u¨ber diesen deutsch-ungarischen Feldzug, bei dem auch bayerische Truppen beteiligt waren (s. die folgende Aufstellung unter d!), durch aktuelle Flugbltter und ausfu¨hrlich referierende Flugschriften – manchmal auch mit Erinnerungen an Nicolaus Serinis/Zrinyis Urgroßvater, den Helden von »Zygeth« (s. im folgenden unter c!) – sehr genau informiert waren, von spteren Berichten in Periodica wie dem Theatrum Europaeum21 ganz abgesehen: 19

20

21

Zur Topik s. J. Ja´nos Varga: Europa und »Die Vormauer des Christentums«. Die Entwicklungsgeschichte eines geflu¨gelten Wortes. In: Europa und die Tu¨rken in der Renaissance (Anm. 18), S. 55–63, sowie Miha´ly Imre: Der ungarische Tu¨rkenkrieg als rhetorisches Thema in der Fru¨hen Neuzeit. In: Deutschland und Ungarn in ihren Wissenschaftsbeziehungen whrend der Renaissance. Hg. von Wilhelm Ku¨hlmann und Anton Schindling unter Mitarbeit von Wolfram Hauer. Stuttgart 2004 (Contubernium, Bd. 62), S. 93–107. Dazu Ga´bor Tu¨ske´s: Der Krieg bei Grimmelshausen im Spiegel der militrwissenschaftlichen Werke Miklo´s Zrı´nyis . In: Simpliciana. Schriften der Grimmelshausen-Gesellschaft XXVI (2004), S. 29–59; vgl. auch Istva´n Bitskey: Lebensgemeinschaft und nationale Identitt. Beitrge zur fru¨hneuzeitlichen Kulturgeschichte Ungarns im mitteleuropischen Kontext. Wien 2007, S. 149–184 (»Virtus und Poesie. Selbstbetrachtung und nationale Identitt in den Schriften von Miklo´s Zrı´nyi«). ¨ ber die Jahre 1660 bis 1665 berichtet der neunte Teil. Frankfurt/M. 1672. – U ¨ ber U Ungarn, Siebenbu¨rgen und die Tu¨rkenkriege im Zentrum des deutschen Nachrichtenwesens, auch und gerade in den Jahren 1663/64, nu¨tzlich – auch wegen der weiterfu¨hrenden Literaturangaben – No´ra G. Ete´nyi: Ungarnberichte im Spiegel des Ungarischen Simplicissimus. In: Das Ungarnbild in der deutschen Literatur der fru¨hen Neuzeit. […]. Hg. von Dieter Breuer und Ga´bor Tu¨ske´s. Bern usw. 2005 (Beihefte zu Simpliciana, Beiheft 1), S. 215–252, hier auch S. 247, Abb. 3, ein Augsburger Einblattdruck mit dem Portrt N. Zrinyis als Feldherr auf einem sich heroisch aufbumenden Pferd samt begleitenden Texten in Vers und Prosa, dazu und

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Aus dem einschlgigen deutschsprachigen Bestand seien hier exemplarisch genannt: a) Einblattdruck mit Abbildung (BSB Mu¨nchen): Eigendlicher Abriz Der ju¨ngsten Winter=Expedition / deß Herrn Graven Niclas Serin / nebenst Verzeichniß der fu¨rnehmsten entweder eingenommenen / oder ruinierten Pltze /und einer richtigen Beschreibung des gantzen Verlauffs. Nu¨rnberg: Nikolaus Hoffmann; b) Einblattdruck mit Abbildung (HAB Wolfenbu¨ttel), mit Kommentar abgedruckt in Wolfgang Harms (Hg.): Deutsche illustrierte Flugbltter des 16. und 17. Jahrhunderts. Bd. II. Die Sammlung der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbu¨ttel. Teil 2. Historica. 2. Aufl. Tu¨bingen 1997, Nr. 369: Außfu¨hrliche Erzehlung / was bey der Herrn Grafen von Serini unnd Hohenloh/ Hochgrfl. Excellenzen/ gegen die Tu¨rcken bis an die beru¨hmte Bru¨cke zu Esseck beschehenen Remarquablen Expedition denckwu¨rdig passirt: mit Benennung aller derer Teutschen hohen Officiers/ welche hierbey geblieben sind. Anno 1664. Franckfurt am Mayn/ zufinden bey Wilhelm Serlin; c) Flugschrift (4 Bl., BSB Mu¨nchen): Beschreibung der Hungarischen Haupt-Vestung ZYGETH, welchergestalt dieselbe/ zwar von dem theuren Grafen Nicolao Serini A. 1566. im M. September ritterlich verfochten/ jedoch an die Tu¨rcken verlohren gangen: aber nun widerumb/ in disem 1664. Jahr und M. Februario/ von dessen fu¨rtrefflichen Ur=Enckel dem zweyten Helden Nicolao Serini, ritterlich an die Christen widerumb GOTT sey die Ehre! erobert worden. [o. O. und Namen]; d) Flugschrift (8 Bl., BSB Mu¨nchen): Kurtze/ jedoch warhafft verfaste RELATION der sehr notablen, und weit u¨ber ein hundert Jahr von den Christen wider den Erbfeind nicht tentirter Entreprise oder Anschlags / Welche Ihr Hochgrffl. Excellentz Herr Graff Wolff Julius/ Graff zu Hohenloe / etc. und Gleichen. Mit dero von der Vereinigten Chur= und Fu¨rsten deß Heiligen Ro¨mischen Reichs Ihme anvertrauten Armee in 6000. zu Fuß / und 1100. Pferden / Wie auch Ihr Hochgrfl. Excell. Herr Graff Niclas Zrini / Ban in Croatien / neben seinen selbst eigenen Grntzern / Zu welchen Herr Graff Budiani mit seinen Ungarn ebenmssig gestossen / auch derChurBayerische GeneralWachtmeister von Buchert/ mit 1200. zu Fuß / und 200. Pferd; ingleichen der Herr Graff Leslie Obrister Leutenant / u¨ber 700. von dem Kaiserl. Spu¨ckischen Regiment zu Fuß / dabey sechs Compagnien Piccolominischer Reuter commandirt gewest / Zu Diensten Ihr Kaiserl. Majestt und zur weiteren Flugblattpublizistik s. in diesem Band den Beitrag von No´ra G. Ete´nyi. Zu weiteren Zrinyi-Flugblttern und Flugschriften vgl.: Ungarische Drucke und Hungarica 1480–1720. Katalog der Herzog August Bibliothek Wolfenbu¨ttel. 3 Bd. Bearbeitet von S. Katalin Ne´meth. Mu¨nchen usw. 1993.

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besten der gantzen Christenheit/ Anno 1664. von dem 10.20 Januarii, biß auf den 6.16. Februarii, da man wiederum in der Insel angelangt / vorgenommen 7 und glu¨cklich effectuirt. [o. O. und Namen]; e) Flugschrift – wohl die ausfu¨hrlichste (28 Bl. Mit KupferstichFrontispiz und sehr detaillierten Statistiken; das Vorwort beteuert, die bisher erschienenen »Zeitungen« kritisch zu sammeln, zu »reinigen« und zu sichten; HAB Wolfenbu¨ttel): Schauplatz Serinischer auch anderer Teutschen Tapfern Helden=Thaten / Was nemlich verwichenes 1663. und nochlauffendes 1664. Jahr / Ruhm= und Truckwu¨rdiges von denen in Ungarn Campirenten Christlichen Armeen / Fu¨rstl. und Grfl. Herrn Generalen / mit Gottes Schutz / dem Ro¨m. Reich zu Nutz / und dem Tu¨rckischen Achmet zu Trutz / verrichtet worden / Die Namen ermeldter Helden sind folgende: Ihre HochGrfl. Excellenz Herr Graf Peter und Niclaus Serin. Her Graf Montecuculi. Herr Graf von Hohenloh. Herr Graf de Souches. Fu¨rstl. Gnaden von Sultzbach. Herr Graf von Waldeck. Herr Graf Strozzi/ etc. neben andern Hohen und Nidern Kriegs Officianten. […] gedruckt Im Jahr 1664. [ o. O. und Namen]

Indem der Karmeliter die Kenntnis der in diesem aktuellen Schrifttum ausfu¨hrlich referierten militrischen Lage offenbar voraussetzt, legt er in erster Linie Wert darauf, den geistigen Habitus Zrinyis zu modellieren, in ihm den frommen, von marianischer Fro¨mmigkeit beseelten Katholiken zu zeigen, der angeblich auch und gerade in dieser Beziehung mit dem beru¨hmten Scanderbeg zu vergleichen sei (S. 27). Auf diese Weise wird der ungarische Magnat in den geistigen Raum der ›Pietas Austriaca‹22 einbezogen, und daß er als Marienverehrer erscheint, du¨rfte auch in Mu¨nchen gut angekommen sein, wo man in Maria die ›Patrona Bavariae‹ verehrte. Die ppstliche und die kaiserliche Anerkennung Zrinyis, vom Redner durch Dokumente untermauert (S. 24–27),23 beschwo¨ren in dem Verstorbenen ein genuin katholisches Bu¨ndnis zwischen Ungarn und den Habsburgern. Daß dieses manchmal gefhrdet war, lßt sich allenfalls aus Andeutungen entnehmen, 22

23

¨ sterreichische Fro¨mDazu nach wie vor gu¨ltig Anna Coreth: Pietas Austriaca. O migkeit im Barock. 2. erw. Auflage. Mu¨nchen 1982, hier bes. S. 50–57: »Maria als Generalissima und Patrona bei Ferdinand II. und Ferdinand III.« Dem Redner ko¨nnten Flugblattdrucke bekannt gewesen sein; so z. B: Schreiben Ppstl. Heiligkeit an H. Graf Nicol. Von Serin / Alexander VII. P. P. (Exemplar Thu¨ringische ULB ), oder: Ein gantz Wahrhafftes Copey-schreiben an Ihre Kays. May. Deß theuren Helden Graf Niclas von Serin, de dato den 29. Nov. Von seiner durch Gott gantz Wunderbarlich erhaltenen Victori, ein Tag zuvor, nemblich den 28. Novemb. 1663 (Exemplar BSB Mu¨nchen).

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vielleicht aus einer etwas deplaziert wirkenden Exempelerzhlung ausgerechnet u¨ber den abgefallenen Heinrich VIII., Ko¨nig von England, dessen ppstlichen Titel als »defensor fidei« er auf Zrinyi u¨bertragen wissen will (S. 22 f.). Der durch Zrinyis Unglu¨ck erlittene Verlust kann am Schluß der Predigt in einer biblischen Meditation aufgefangen werden, in welcher die universale und grausame Macht des Todes in einer Reihe etablierter Bilder beschworen und umschrieben wird, die sich mittelbar an den gegebenen Anlaß anschließen (der Tod als Schnitter, Jger und apokalyptischer Reiter). Weltlicher Trost ließ sich finden im Blick auf Zrinynis »noch jungen« Sohn Adam »als seines Helden=Geblu¨ts und edlen Tapferkeit hinderlassenen Erben« (S. 31). Die geistlichen Texte, die ich hier vorstelle, bilden bekanntlich nur einen kleinen Sektor auf dem Feld des mit Zrinyis Tod befaßten Memorialschrifttums in Vers und Prosa. Noch vor Zrinyis Tod entstanden und dem Typus der panegyrisch-historischen Liedpublizistik zuzurechnen ist ein anonymer Druck, der sich in Wolfenbu¨ttel erhalten hat: Zu Ehren/ Neuaufgesetztes Lied/ Beyder Herrn Grafen von Serin / Herrn Niclas und Herrn Petern/ beyden Gebru¨der: In Noten zur Music u¨bergeben/ Im Jahr/ 1664 [o. O. und Namen], ein wohl auch aus dem oberdeutschen Raum stammendes Lied mit der Melodie im »Discantus« und beigegebenem »Bassus« in 24 fu¨nfzeiligen Strophen (mit manchmal nur assonantischen Binnenreimen), von denen ich hier die ersten sechs und die beiden letzten Strophen zitieren mo¨chte:24 1. Graf Serin du edler Held Deine Faust/ die Feinde fllt/ Deine Thaten/ die ermatten/ Feindes Krfften/ blo¨tzlich treffen/ Daß erschallt in gantzer Welt. 2. Deines A[h]nherrn Tapfferkeit/ Der zu Sigeth blutig Streit/ Publiciret/ und floriret/ Gleiches Stammes/ gleiches Nahmens/ Herr Graf Niclas dieser Zeit. 3. Rittermssigs Lo¨wen-Blut/ Ist Serinis Helden-Muth/ Sein Fortuna/ vor der Luna25 Wird uns schutzen/ und viel nutzen/ Dieser edle Nahmen gut.

24 25

Nach dem Exemplar der HAB Wolfenbu¨ttel, Signatur 190.27 Quodl. (9). Also dem Halbmond als Zeichen der Osmanen.

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4. Ungarn und Crabaten all Muß Herr Graf als General/ Commandiren/ und anfu¨hren/ Prosperiren/ avanziren/ Glu¨cklich u¨ber Berg und Thal. 5. Indem sechzig dritten Jahr Er der Ungarn Feldherr war. Vorgestellet / hocherwo¨hlet/ Dieser Ritter/ und Verhu¨tter/ Von so grosser Landsgefahr. 6. O scharpf doppelt schneidend Schwerd Tapfer als ein Held zu Pferd/ Du wirst fegen/ scharpf mit Degen/ Tartarn trutzen/ Tu¨rken stutzen/ Und der Janitscharen Heerd. […] 23. O libes Crain/ und Steyerland/ Wo ist jetzt dein starcke Hand/ Wem vertrauest/ auf wem bauest Der in No¨then/ kunt erretten/ Dich vor Tu¨rcken Schwerd und Brand. 24. Dich erhalten Vtterlich/ (nechst Gott) und gantz Bru¨derlich/ Zween Serini/ einer Lini/ Angebohren/ auserkohren/ Vivant, vivant, ewiglich.

Eine ganz andere, sehr vielfltige Formensprache dominierte im akademischen Publikationssektor. So gab 1665 in Tu¨bingen der Student »Georgius Deoˆmetri« (Gyo¨rgy Do¨mo¨to¨ri oder Do¨mo¨to¨r, geb. ca. 1640 – gest. ca. 1686) wohl auf eigene Kosten eine umfangreiche mehrsprachige Sammlung mit lateinischen und deutschen (durch ein franzo¨sisches, ein ungarisches und zwei griechische Exempel ergnzten) Trauergedichten auf den Verstorbenen heraus und widmete es dessen Bruder. Do¨mo¨to¨ri/Deoˆmetrius/Demetrius hatte die Schule in ¨ denburg besucht und sich am 9. 8. 1662 an der Tu¨binger Universitt O immatrikuliert als »Georg. Demetrius Demetriensis, nobil. Ungaricus, theol. stud. in illustr.«, genoß also offenbar ein herzogliches Stipendium im Tu¨binger Stift, der ›Kaderschmiede der lutherischen Theologen‹.26 Im Jahre 1667 wurde er in Gnaden entlassen (»cum gratia

26

Dazu umfassend Friedrich Hertel (Hg.): In Wahrheit und Freiheit. 450 Jahre Evangelisches Stift in Tu¨bingen. Stuttgart 1986.

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dimissus«).27 Bald darauf (1668) wirkte er als Vizedirektor des evangelischen Kollegs von Eperjes/Presˇov. Landsmannschaftliche Solidaritt, auch in der Ferne, soll in diesem Kasualdruck ebenso artikuliert werden wie eine Grenzen und Konfessionen u¨berschreitende Trauer u¨ber eine Heldenfigur von europischem Rang. Die von insgesamt dreiundzwanzig Beitrgern verfaßte Gedichtsammlung trgt den Titel: HONOR POSTHUMUS, IN ILLUSTRISSIMI QUONDAM COMITIS DOMINI, DOMINI NICOLAI SERINI, REGNORUM CROATIAE, DALMATIAE, SCLAVONIAE, &c. Bani, Luctuosum, & toti Christiano orbi dolendum, e` vivis excessum, scriptus & velut PEGMATE HOC VELUT CHARTACEO Pro Communi omnium affectu tristissimo contestando, ILLUSTRISSIMO DOMINO COMITI, PETRO SERINIO, Fratri ejusdem Germano dilectissimo, Nec non Regnorum CROATIAE, DALMATIAE, SCLAVONIAE, &c. Bano NOVITER ELECTO a` Georgio Deoˆmetri, Hung. Nobili, SS. Th. Cultore, pie` oblatus. Tubingae, Typis Gregorij Kerneri.28 Der Herausgeber hat es geschafft, neben einigen Kommilitonen und Landsleuten zunchst fast die gesamte akademische Prominenz der Tu¨binger Universitt (Nr. I–XII) zu epigrammatischen, u¨berwiegend lateinischen Beileidsepigrammen zu gewinnen. Es tragen mit Epitaphien oder Epicedien bei: 1. (Nr. I, 4 lat. Distichen) Als Rektor der Jurist Ericus Mauritius (1631–1691; Prof. des Staats- und Lehensrechts seit 1660; ADB Bd. 20, 1884, S. 708 f.). 2. (Nr. II, 2 lat. Distichen) Als Kanzler (seit 1662) der Theologieprofessor Tobias Wagner (1598–1680, ADB Bd. 40, 1896, S. 582–584; vgl. Albrecht Beutel: Lehre und Leben in der Predigt der lutherischen Orthodoxie, dargestellt am Beispiel des Tu¨binger Kontroverstheologen und Universittskanzlers Tobias Wagner (1598–1680). In: Zeitschrift fu¨r Theologie und Kirche 93, 1996, S. 419–449). 3. (Nr. III, 3 lat. Distichen) der Theologieprofessor, Stadtpfarrer und »Obersuperattendent« des »Stipendium Illustre« Balthasar Raith (1616–1683; ADB, Bd. 27, 1888, S. 190 f.). 4. (Nr. IV, 2 lat. Distichen) der Theologieprofessor und Stiftsprediger Johann-Adam Osiander (1622–1697; ADB, Bd. 24, 1887, S. 488 f.). 27

28

Die Daten nach: Die Matrikeln der Universitt Tu¨bingen. Bd. 2. 1600–1710. Bearbeitet von Albert Bu¨rk und Wilhelm Wille. Tu¨bingen 1953, S. 306, Nr. 25521; ´ j Magyar Irodalmi Lexikon. Bd. vgl. auch den Artikel »Do¨mo¨to¨ri, Gyo¨rgy«. In: U I. Hg. von La´szlo´ Pe´ter. Budapest 1994, S. 464. Die Gedichte von Do¨mo¨to¨ri sind mit biographischen Hinweisen abgedruckt in: Re´gi Magyar Ko¨lto¨k Ta´ra, XVII. Sza´zad. Bd. 10. Hg. von Imre Varga. Budapest 1981, S. 10–13, 632–638. Benutzt wurde das Exemplar der UB Tu¨bingen.

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5. (Nr. V, 3 lat. Distichen) Christophorus Wo¨lfflin, Professor fu¨r Griechisch und außerordentlicher Professor der Theologie (1625–1688 (Nr. V; DBA). 6. (Nr. VI, lat. Ode mit 6 Strophen) Johann-Antonius Winther, außerordentlicher Professor der Theologie. 7. (Nr. VII 1–2; 3 lat. Distichen und 2 deutsche Distichen) Johannes Conradus Brotbequius (Brotbeck, 1620–1677, seit 1650 Prof. der Astronomie und Physik, seit 1657 auch der Medizin). 8. (Nr. VIII, 2 lat. Distichen) Georg Balthasar Metzger, seit 1661 Medizinprofessor in Tu¨bingen (1623–1687). 9. (Nr. IX, 3 lat. Distichen) Christophorus Caldenbach/Kaldenbach (1613–1698), seit 1656 Professor der Rhetorik und Poetik, bekannter Schriftsteller des 17. Jahrhunderts (vgl. zu ihm Ulrich Mache´, in: Literaturlexikon. Hg von Walther Killy, Bd. 6, 1990, S. 197– 199); Zrinyi erscheint als tragisch endender ›neuer Meleager‹, dem es einst gelang, den kalydonischen Eber zu erlegen (Ovid, met. 8, 385–414) sowie als neuer »Adonis«, der, von Venus betrauert, durch einen Eber starb (Ovid, met. 10, 710–716): Bellonae fulmen rapidum, SERINIUS Heros, Qui toties rigidos fuderat ense Getas; Dum novus horrificum tendit Meleager in aprum, Corpora praecipiti dat lanianda ferae. Parce, Diana, dolis. Olim Cythereis Adonin: Cristias hıˆc MARTEM gens dolet ipsa suum.

10. (Nr. X, 10 lat. Hexameter) Johannes Grafft (1618–1695), Prof. fu¨r Logik und Metaphysik (DBA). 11. (Nr. XI, deutsche Alexandriner) Johann Ulrich Pregitzer (1611– 1672), Prof. fu¨r Geschichte und Moralphilosophie, hier wie auch in den andere Gedichten wird die Trauer der ganzen Christenheit hervorgehoben: Auff Herrn Niclas von Serin/ etc. klglichen Todesfall Was Niclas von Serin mit seinen Krieges=Waffen/ Dem Erbfeind hab geschadt (ob Er gleich jetzt entschlaffen.) Das ist uns Christen wohl/ ja gantzer Welt bekandt. Wie er gefochten hat fu¨r das g mein Vatterlandt. Sein Bogen hat ja nie / wie Jonathans gefehlet; Darumb man billich Ihn auch mit den Helden zehlet. Ohnsterblich ist sein Nahm/ sein Lob bleibt fu¨r und fu¨r/ Ach Leser schaue doch/ betraure Ihn mit mir.

12. (Nr. XII, 3 griechische Distichen) Theodorus Cellarius (1627– 1677), Prof. fu¨r Griechisch und Magister Domus des herzoglichen Stiftes.

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13. (Nr. XIII, 2 lateinische und 2 deutsche Distichen) Georg Scho¨nberg aus Halle/S., Lizentiat der Theologie und kaiserlich gekro¨nter Poet; immatrikuliert am 15. 4. 1663. 29 14. (Nr. XIV, deutsche Langverse: paarweise gereimte trochaeische Achtheber) Christian Betulius, wohl der ltere Bruder (1619–1677) des bekannten Nu¨rnberger Dichters und Pegnitzschfers Sigmund von Birken. 15. (Nr. XV, 2 lateinisch-griechische Distichen) Magister Georg Friedrich Krafft, Repetent des Tu¨binger Stiftes. 16. (Nr. XVI, lngeres deutsches Gedicht in paarweise gereimten Alexandrinern) Johann Ulrich Meurer, Repetent des Tu¨binger Stiftes, der Verfasser versetzt sich anfangs in die Trauer der Ungarn. Was soll der Freuden=Schall vom Barbar dort erreget? Was soll das Pochen? Wie steht Ungarn so beweget? Ich meynt es wre Fried. O Himmel Ungarn bebt/ Und mehr/ dann vor/ bestu¨rzt sein Klage=Lied anhebt. […]

17. (Nr. XVII, lngeres deutsches Gedicht in kreuzweise gereimten Alexandrinern, gerichtet an Zrinyis Witwe: »Klag und Trost der Hochgebornen/ ho¨chstbetru¨bt=hinterlassenen Frauen Grfin«), signiert mit »M. E. W. P. C. H. & E. M.« 18. (Nr. XVIII, 12 paarweise gereimte Alexandriner) Johann Philipp Heuchelin, ein aus Pressburg stammender Theologiestudent, der nicht nach Ungarn zuru¨ckkehrte, vielmehr spter als Pastor im Badischen wirkte; immatrikuliert am 18. 3. 1659.30 19. (Nr. XIX, 1–5) Der Herausgeber liefert gleich fu¨nf Poeme: vier lngere lateinische Beitrge, teils in alkischen Odenstrophen (XIX, 1 und 3), teils in asklepiadeischen Distichen (XIX, 2) oder als epigrammatisches Chronogramm (XIX, 5) verfasst. An alle seine Landsleute (»Ad suos Patriae Accolas in communi«) richtet er ein in ungarischer Sprache geschriebenes strophisches Epicedium (XIX, 4).31 20. (Nr. XX, jeweils 2 lateinische und franzo¨sische Distichen) Petrus Rayot, ein Theologiestudent aus dem damals zu Wu¨rttemberg geho¨renden Montbeliard/Mo¨mpelgard, immatrikuliert am 21. 5. 1661.32 ¨ denburg stammen21. (Nr. XXI, deutsches Sonett) Der aus Sopron/O de Georg Preisegger (»Sempronio-Hungar.«), immatrikuliert am

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S. Matrikeln (wie Anm. 27), S. 308, Nr. 25575. Matrikeln (wie Anm. 27), S. 287, Nr. 24955. Diese Gedichte sind abgedruckt bei Varga (wie Anm. 27). Matrikeln (wie Anm. 27), S. 299, Nr. 25318.

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25. 5. 1664 (mit der Namensform »Preisagger«),33 mit einem »Sonnet u¨ber den traurigen und unverhofften Fall Herrn Grafen Niclas von Serin«: WIeso/ was ho¨r ich doch? Was vor ein grimmes Klagen Erhebt sich Wolcken an? Ach! gantzes Ungarland Wird unverhofft gesetzt in schwartzen Trauer=Stand/ Der kleine Christen=Hauff will fast vor Leid verzagen; Weil ihre Zuversicht wird hin zu Grab getragen: Herr Niclas von Serin/ der offtmals abgewandt Das Tu¨rckisch Heyden=Volck mit ku¨hner Helden=Hand/ Und ru¨hmlich obgesiegt/ der bleibet auff dem Jagen/ Von einem Schwein verletzt/ als Er von seinem Feind In sichrer Friedens=Ruh befreyt zu seyn vermeynt. O Unglu¨cks=volle Freud/ zu lauterm Leid erkohren! Drumb wein und klage nun/ wer immer klagen kann; Dann wir ach! leider ach! den besten Krieges=Mann/ Und alle Menschen=Hu¨lff zugleich mit Ihm verlohren.

¨ denburg: 22. (Nr. XXII, 7 lat. Distichen) Ein weiterer Student aus O Johann Andreas Lochnerus (»Sempron. Hungar.«), immatrikuliert am 13. 7. 1664.34 23. (Nr. XXIII, siebenzeiliges griechisches Epigramm) Unterzeichnet mit den Namensku¨rzeln »H. V. C. H.« Schon Josef Trostler hat in einem Aufsatz von 1915 die weitere Karriere des zum sentimentalen Sensationsstoff gewordenen Unglu¨cksfalls im weiten Bereich der deutschen Erzhlliteratur verfolgt und mit Textauszu¨gen illustriert.35 Den Anfang dieser gattungsspezifischen Reihe machte schon direkt nach Zrı´nyis Tod der bekannte und ußerst produktive Nu¨rnberger Polyhistor Erasmus Francisci (1627–1694),36 der die Geschichte Zrinyis im ersten Teil eines Werkes erzhlt, das sich in der Topik von Ho¨he und Fall spektakulrer Biographien annimmt: Der Hohe Traur-Saal oder Steigen und Fallen grosser Herren […]. Nu¨rnberg 1665 und o¨fter (1669, 1670, 1676; s. unten im Textanhang). Franciscis mehrteiliges, chronologisch geordnetes Zrinyi-Kapitel rekapituliert im weiten Umblick die militrischen Leistungen des Ungarn, auch dessen

33 34 35

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Matrikeln (wie Anm. 27), S. 313, Nr. 25709. Matrikeln (wie Anm. 27), S. 313, Nr. 25751. Trostler: Ungarische Stoffe (wie Anm. 12), hier Kap. III, S. 171–179 (»Der Tod des Dichter Zrinyi«) unter anderem zu Francisci, Jacob Daniel Ernst, Heinrich Anselm von Zigler und Kliphausen, Paul von Winkler und Eberhard Werner Happel. S. zu Francisici mit Bibliographie der Forschung und Werkverzeichnis Gerhard Du¨nnhaupt: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. Zweiter Teil [Bd. II]. Stuttgart 1990, S 1514–1549; ders.: Das Oeuvre des Erasmus Francisci und sein Einfluß auf die Literatur. In: Daphnis 6 (1977), S . 359–364.

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Enttuschungen angesichts der Wiener Politik. Am Ende wird Zrinyis Tod mit einem bemerkenswerten Detailrealismus geschildert, der den – oben zitierten – Bericht des Pater Andreas u¨bertrifft und auf die emotionale und sinnliche Affizierung des Lesers zielt. Da Franciscis vollstndiger und weit nachwirkender Text m. W. nicht neugedruckt, auch nicht elektronisch verfu¨gbar ist, fu¨ge ich ihn im folgenden und abschließenden Textanhang ein.

Textanhang [Auszug aus Erasmus Francisci:] Der Hohe Traur-Saal/ oder Steigen und Fallen grosser Herren: Fu¨rstellend/ Aus allen vier Welt-Theilen/ unterschiedlicher hoher Stands-Staats und Glu¨cks-Personen wunderbare und traurige Verndrungen/ so in den nechsten anderthalb hundert Jahren/ und zum Theil bey heutigen unsren Lufften/ sich gefu¨get. Deren etliche Aus andren Sprachen u¨bersetzt; doch allbie/ mit unsrer Teutschen Mutterzunge/ etwas umstndlicher/ richtiger/ lehrreicher und vo¨lliger/ ausgesprochen und erzehlet: Etliche aber Vermittelst gantz eigner Ausarbeitung allein an das Licht gesetztz/ Und mit zwiefachem/ wiewol kurtzem/ Register versehen durch Erasmus Francisci. Nu¨rnberg/ in Verlegung Michael und Johann Friedr. Endter/ im Jahr 1665. [S. 1157–1173] Die LVIII. Geschicht von dem Herrn Grafen/ Niclas Serini/ Ro¨mischer Keyserl. Maj. weiland geheimen Raht/ u. Ban in Croatien/ und Ungarischem Feldherrn. Inhalt. I. Zwischen Ro¨mischer Keyserl. Maj. und dem Groß. Tu¨rcken spinnet sich ein Krieg an: unterdessen bauen die Grafen von Zerini eine Vestung/ und streiffen glu¨cklich. II. Die Christen werden mit unterschiedlichen Niderlagen gezu¨chtiget. III. Graf Niclas weiset die Tu¨rcken von der Insul Schu¨tta ungesegnet zuru¨ck. IV. Graf Peter klopfft den Csengt Bassa. V. Graf Niclas sechshundert Janitscharen/ VI. Und an der Muer die Tartarn. VII: Wird deßwegen von manchem Christlichen Potentaten geehret. VIII. Zeucht auf Fu¨nffkirchen/ und ruinirt die Essecker-Brucke. IX. Canischa wird umsonst belgert. X. Graf Strozzi bleibt; und Neu-Serin geht u¨ber. XI. Serini reiset nach Wien/ als unterdessen die Tu¨rcken zwey Haupt-Treffen verlieren. XII. Kehrt wieder heim/ und erjagt ihm auf der Jagt einen unglu¨cklichen Tod. WIr haben/ in nechst vorhergegangener Geschicht/ erwehnt/ daß der Ali Bassa den Abaffi zum Fu¨rsten in Siebenbu¨rgen inthronisirt; hingegen die Ro¨mische Keyserliche Majestt sich deß Fu¨rsten Kemini hu¨lfflich angenommen habe. Ob nun zwar/ erzhlter massen/ den Kemini endlich ein unglu¨cklicher Fall im Streit aufrume: starb dennoch mit ihm der Krieg nicht; sondern streckte sich je lnger je weiter. Immassen die unverschmten Tu¨rcken nicht allein alle Oerter/ so in Siebenbu¨rgen von den Keyserlichen besetzt/ besondern auch u¨berdas diejenige Gespanschafften/ so der Fu¨rst Ragosi von der Keyserlichen Majest. als Ko¨nige in Ungarn/ Lehnsweise besessen/ dem Abaffi eingerumt wissen wolten. Gegentheils hielt sich allerho¨chst gemeld-

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te Keys. Maj. solches einzugehn so wenig befugt/ als den Abaffi selbsten/ welcher ohn dero concurrirende hohe Authoritt oder mitzuziehenden aller gndigsten Willen und Belieben/ mehr durchGewalt als Recht/ war aufgeworffen worden/ fu¨r einen rechtmssigen Fu¨rsten von Siebenbu¨rgen zuerkennen. Uber dieses alles/ gab es in Nider Ungarn allerhand Hndel ab/ zwischen den Christen und Tu¨rcken. Herr Graf von Zerini hatte gegen dem alten Schloß Serinwar u¨ber/ eine Schantze angelegt/ die hernach den Nahmen Neu Serinwar bekommen. Welches den Tu¨rcken zu Canischa ein Dorn in den Augen war: weßwegen sie auch/ unter andren Anfordrungen/ insonderheit auf die wieder-Einreissung dieses Schantz-Baues drungen. So hatte auch der Herr General Souche eine starcke Cavalcade gegen Gran und Stulweissenburg gethan/ um in Siebenbu¨rgen dem Kemini ein wenig dadurch Lufft/ und vermittelst sothanen Schreckens den Tu¨rcken eine Diversion oder Zertheilung zu machen. Theils Ungarischer Grafen streifften auch zimlich tieff hinein in das Tu¨rckische/ und wagten ihr Blut um Gut und Beute: fu¨r andren aber/ unser tapfrer Serini selbst; als der zu unterschiedlichen malen sehr glu¨cklich und sieghafft geparthiert/ und sein Schwert vom Blut der Erschlagenen truncken/ seine Leute auch mit reicher Beute und vielen Gefangenen beladen/ zuruck gebracht hatte. II. Aus diesem allem entstund endlich eine offenbare Fehde/ zwischen mehr allerho¨chstgedachter Keyserl. Majest. und Suldan Achmet dem Andren: darinnen die Christen/ Eingangs deß Kriegs/ gewaltig einbu¨ssten. Bey Baracan erlitten sie die erste Niderlage: sintemal Herr Graf Adam Forgatsch durch unrichtige Kundschafft sich zu einem Treffen verleiten/ aber/ weil die Tu¨rcken wol viermal strcker/ von drey biß in vier tausend Mann auf der Wahlstatt oder in der Flucht sitzen ließ: ohne die/ so in die harte Sclaverey/ als gefangne Leute/ verfielen. Hiernechst kam der Reihen an die beru¨hmte Vestung Neuhusel/ darauf das Tu¨rckische Kriegsheer/ so wie es von dem Baracanischen Gemetzel und gestu¨rtztem Christen-Blut schier noch rauchte/ gerades Wegs anzog/ und es mit grosser Heerskrafft/ durch gewaltiges Schiessen und Sturmlauffen/ so lang ngstete/ biß selbiger Real und Hauptplatz/ zu gefhrlichem und ho¨chstnachtheiligem Abbruch der ganzen Christenheit/ voraus deß Ko¨nigreichs Ungarn/ ihnen zu willen werden/ und sich ergeben muste. Noch ließ sich die unbepfhlte Kriegs Flut dieser Barbarn hiemit nicht stillen noch einschrncken: der Wind deß Zorns GOttes bließ sie noch hefftiger auf/ und trieb einen Wellenschlag u¨ber den andern an das Regiments-Schiff deß ho¨chsten Christlichen OberHaupts. Denn unter Belgerung der Vestung Neuhusel/ fielen auch die grausame Tartarn u¨ber die Waag/ ruinirten etliche Teutsche Regimenter/ und trieben das unfern davonstehende Keyserliche Corpo zu einem flu¨chtigen Ru¨ck-marsch nach Preßburg: brachen ferner darauf in Mhren/ durchblitzten das gantze Land mit Flammen und Sebel; pulverisirten ein Dorff nach dem andren; hieben Mnner und Weiber/ Alter und Jugend/ zu Stu¨cken; rissen manches Frauen-Bild/ bey den Haaren/ zur Nothzu¨chtigung! folgends in die traurige Dienstbarkeit; und kehrten zuletzt ungerochen/ mit einer grossen Heerde armer Gefangenen/ wieder um. Daß diese Gste mit so freyem Zu¨gel herum schweifften; dazu gab die Unwilligkeit der Ungarn selbst nicht geringen Anlaß: angesehen dieselbe/ auf unterschiedlich-ergangene Aufbots-Patenta/ dennoch nicht zu Pferde steigen/ und ihrem Vatterlande einen Reuterdienst thun wolten. Etliche OberHungarische Gespanschafften fanden sich zwar zuletzt herbey/ und gingen bey Trentschin mit den Tu¨rcken ein hartes Gnglein: doch behielt der Feind das Feld/ und erschlug ihrer etliche tausend; der Palatinus selbst muste seine Freyheit und Leben durch die Flucht retten. Dergestalt bekam man eine Wunde u¨ber die andre/ und mit den Wunden huffte und vermehrte sich auch der allgemeine Schrecken. III. Hie brauchte man Leute/ die dem Christlichen Schwert erst wiederum einen Glantz und Muth machten/ und die zerschlagene Gemu¨ther der Soldatesca wieder aufrichten mo¨chten. In solcher Confusion und Bestu¨rtzung nun/ gab der Allgu¨tige zum ersten wiederum Heil/ durch die unverzagte und heroische Gebru¨der der Seri-

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nen. Der blosse Schall und Nahm dieser beyder Ungarischen Leuen erweckte unter den Leuten eine Freudigkeit/ und Resolution/ den trutzigen und blutdu¨rftigen Erbfeinde zu begegnen. Graf Niclas/ solte/ gleichwie er der erste oder lteste an Jahren war/ also auch der erste im siegen und ein tapfrer Vorgnger seines Herrn Brudern seyn. Gestaltsam er solches in der Insul Schu¨tt blicken ließ: da die hinu¨ber setzende Tu¨rcken von ihm gar u¨bel bewillkommen worden. Denn er verzoch mit allem Fleiß/ biß ihrer eine gute Anzahl heru¨ber: gru¨ste darauf solche neue Anko¨mmlinge/ mit seinem geringem Hufflein/ so hart und rauh/ dass die wenigsten wieder hinu¨ber kamen/ und denen u¨brigen/ auf der andren Seiten deß Flusses/ die Lust ferner durchzusetzen gar dru¨ber verging. IV. Kurtz nachdem erwieß sein Herr Bruder/ Graf Peter/ daß er nicht allein deß Serinischen Nahmens/ sondern auch der Serinischen Mannheit theilhafft/ und einem so beruffenem Cavallier nicht weniger mit hertzhafftem Muth/ als mit Grflichem Blut verbru¨dert wre. Wie dann aber doch? Er ruckte/ mit ungefhr zwey tausend Man/ dem Tu¨rckischen Tsengi Bassa bey Carlstadt ku¨hn und freudig ins Gesicht/ ohnangesehn jener ihn an Zahlen weit u¨bertraff; und griff ihn an/ wie ein Br/ dem man seine Jungen geraubt/ oder rauben will. Jener begegnete ihm zwar ungestu¨m und hitzig genug! doch bey weitem so ritterlich nicht/ als wie dieser mit ihm umging: welcher der Tu¨rcken schier u¨ber tausend aus dem Sattel putzte/ und zusamt dem Kampff-Platz/ tausend Pferde/ zwo¨lff Standarten/ dazu sehr viel Gefangene/ und u¨berdas kostbarliche Sachen/ behauptete. Also mannlich fu¨hrte dieser brave Held seinen/ beydes aus Teutschen und Ungarn bestehenden Hauffen/ an den Feind/ und revanchirte damit in etwas die Baracanische Niderlage. V. Imgleichen segnete GOtt hiernechst deß Grafen Niclas Serini glu¨ckliche Conduicte, mit einer frischen Victori. Es war ihm verkundschafftet/ daß sechshundert Janitscharen einen grossen Hauffen elender gefangener Christen/ und danebenst einen trefflichen Raub/ nach Gran zu fu¨hren/ auf der Reise wren: derhalben setzte er ihnen mit etlichen Husarischen Trouppen starck nach. Wie die Janitscharen solches erwittern; schliessen sie eine Wagenburg/ und speyen von dannen heraus/ auf ihn und seine Ungarn/ Feuer u¨ber Feuer. Graf Serini/ der nicht zu weichen/ sondern durchzudringen gewohnt war/ befahl theils seiner Ungarn und Croaten vom Pferde zu steigen/ und mit Gewalt einzubrechen. Welches diese auch muthig verrichteten/ und das Blut ihrer daru¨ber erschossenen Spießgenossen u¨berflu¨ssig an dem Feinde rcheten. Alles Fleisch der Tu¨rcken ward Heu/ sie aber der Schnitter/ und den Gefangenen ihre vielbeseufftzte Freyheit wieder/ auch u¨berdas den Uberwindenden eine zimliche Beute zu Theil. VI. Wundergern htte der Groß-Vezier diesen Hochmut/ (also schalt er die Heldenmu¨thigkeit deß unverzagten Rittersmanns) gestrafft: gedachte demnach ihm seinen Zorn recht empfindlich zu machen/ und seine/ deß Herrn Grafens/ eigne Insul zu verheeren. Zu solchem Ende ging er selbst mit ohn gefhr zehntausend Tu¨rcken/ und ein paar tausend Tartarn/ nach der Muer zu/ willens da hinu¨ber/ und alles Land in die Asche zu setzen. Serini hatte solches Anfalls sich nicht versehen/ und in so ghlinger Noth in der Nhe keinen andren Entsatz zu erwarten/ als Gott/ und ein frisches Hertz/ nebenst ein paar hundert Teutschen und Croaten; mit denen er die allbereit in grosser Menge durchgeschwummene Tartarn so stu¨rmisch zuruck trieb/ daß sie den Muer Strom durch ihre Wunden schier gantz in Blut verwandelten/ und wegen eines ungewo¨hnlichen unter ihnen entstandnen Schreckens/ welchen GOtt ohnzweiffel unter sie geschickt/ mitten im Fluß weder vor noch hinter sich kunten/ sondern dem Ungarischem Sebel/ und Teutschen Musqueten-Kugeln ein Schlachtvieh wurden. Nicht wenige dieser wilden Raubvo¨gel riß der Strom selbst zu sich/ und wolte an der Uberwindung/ seinen Fischen zum besten/ auch Theil haben. Der Großvezier/ so den Jammer der Seinigen also ansehen muste/ ließ darauf die Janitscharen herbey kommen/ und hefftig hinu¨ber feuren. Indessen fanden sich auch allgemach etliche Trouppen zu dem Serini/ und antworteten ihnen tapffer. Also char-

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girten sie mit dem Gescho¨ß den u¨brigen gantzen Tag gegeneinander: und waren doch die Tu¨rcken nicht mehr so behertzt/ einen Hinu¨bersatz zu wagen; weil ihnen die blutige Fußtapffen ihrer Cameraden vor Augen stunden. Muste demnach endlich der erboste Großvezier/ mit seiner Fahnen/ wiewol halb unsinnig vor Zorn und Rachgier/ fu¨r dißmal nur wieder mit einer ziemlich langen Nasen/ ab-und davon ziehen. VII. Diese und andre rittermssige Beru¨bungen neigten dem Helden-mu¨thigen Cavallier das Hertz der gantzen Christenheit zu: und beehrten ihn nicht allein Ihre Ro¨m. Keyserl. Majestt/ neben andren grossen Gnaden/ mit der Stelle und Titul eines Ungarischen Generalissimi/ sondern auch die Catholische Ko¨nigliche Majestt mit dem hochansehnlichem Ritter-Orden deß Gu¨ldenen Vellus. So unterließ auch nicht der Aller-Christlichste Ko¨nig in Franckreich/ den Schall seiner Tugenden mit Ko¨niglicher Huld und Gewogenheit zu zieren. Von dem Papste zu Rom/ Alexander dem Siebenden/ ward er so wol einiger Geschencke/ als eines freundlichen und geneigten Lob-Schreibens gewu¨rdigt. VIII. Unterdessen druete hingegen der Wu¨tterich zu Constantinopel/ auf den ku¨nfftigen Sommer deß 1664. Jahrs/ das Ko¨nigreich Ungarn/ so wol auch Mhren/ Schlesien/ Bo¨hmen/ ja das Ro¨mische Reich selbsten/ mit einem gewaltigen Kriegsheer heimzusuchen/ und es noch rger zu machen/ weder er allbereit dieses Jahr u¨ber gethan. Damit nun durch seinen allzuschleunigen Einbruch die Christen nicht u¨bereilet wu¨rden: fu¨hrte Herr Graf Niclas Serini eine ansehnliche Macht von Ungarn und Croaten zusammen/ und nahm/ in Gesellschafft der Teutschen Reichs-AlliantzVo¨lcker/ so dem Generalat deß tapffern Grafen von Hohenloe anvertrauet waren/ auf das Tu¨rckische Gebiet einen wichtigen Einbruch vor: bekam unterschiedliche feindliche kleine Vestungen durch Accord/ und avancirte ferner gerichtes Weges auf die reiche Tu¨rckische Handelstadt Fu¨nffkirchen zu/ welche einer so unvermuthlichen Visite sich nicht hatte versehen/ und desto leichter erstiegen ward. Allhie ließ er hochbesagten Grafen von Hohenloe mit den meisten Teutschen Vo¨lckern stehen/ und marschirte mit unterschiedlichen Regimentern von Teutschen/ Croaten/ und Ungarn/ nach dem Fluß Trab zu/ an den Ort/ da selbiger Strom mit einer u¨beraus prchtigen Bru¨cken/ von 8565. Schritten in die Lnge/ und 17. nach der Breiten/ unfern von Esseck/ bedeckt wurde. Die Tu¨rcken und Tartarn/ so um selbige Revier sich in voller Ordnung prsentirten/ musten dem ersten Ansatz der Seinigen flu¨chtig ausweichen/ und theils unter ihnen/ weil ihre Mitglieder an jenem Ufer fu¨r Forcht selbst angefangen die Bru¨cken anzuzu¨nden/ in der Trab ersauffen. Nachdem die verzagten Hunde also fortgesto¨bert: halff er den Tu¨rcken getrost die Bru¨cken anstecken/ und legte innerhalb 2. Tagen/ ohne Verlust einiges ChristenMenschens/ das gantze hertzliche Gebu in die Aschen. Hernach wurden alle Flecken und Do¨rffer/ auf die vier Meilwegs weit und breit/ von ihm/ in der Wiederkehr/ mit Feuer geruinirt; um dem Feinde allen ku¨nfftigen Unterhalt und Lebens-Mittel dieser Gegend zu verderben. Inmittelst hatten die zu Fu¨nffkirchen gelassene Teutschen Zubereitungen gemacht/ das Schloß anzugreiffen: weil aber Graf Serini dieses fu¨r dißmal nicht rathsam befand; geschahe gesamter Hand wiederum von dannen der Aufbruch. Zogen demnach mit reicher Beute (theils aber auch mit Wunden und erkranckten Leibern) wieder darvon/ in die Winter-Quartier/ und liessen die Stadt Fu¨nffkirchen hinter sich in vollem Brande. IX. Mitten im Fru¨ling deß 1664. Jahrs: ward darauf Canischa von den dreyen Grafen/ Serini/ Hohenlohe/ und Strozzi/ hart belgert/ und beschossen. Weil aber mancherley Beschwerlichkeiten/ fu¨rnemlich die blutige Ausflle der Tu¨rcken/ und das gewiß-treffende canoniren der abtru¨nnigen Teutschen und Franzosen/ so die Vestung defendiren halffen/ ihnen sehr grosse Ungelegenheiten und Verhinderungen schafften; und zuletzt gar der Groß-Vezier mit einer starcken Armade zum Entsatz/ wie ein Pfeil/ geflogen kam: musten sie/ nachdem ihnen das bluthu¨ndische Canischa

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manchen redlichen Soldaten ersebelt oder erschossen/ schleunigst aufbrechen/ und die Belgerung quittiren. Den Serini schmertzte gar hefftig/ daß der Groß-Vezier sich ru¨hmen solte/ er htte seinen Ru¨cken gesehen: kam also sehr ungern dran/ sondern wolte kurtzum den Feinden das Feld disputieren. Man begegnete aber solcher seiner Helden-ku¨hnen Hitze/ mit vernu¨nfftigen Erweisungen/ daß bey jetzigem Zustande nichts/ dann eine gewisse Niderlage/ von den Tu¨rcken wu¨rde zu erholen seyn: darum muste er geschehen lassen/ daß man gesamter Hand sich nach der Schantz Neu Serini retirirte. X. Die Tartarn und Tu¨rcken setzten spornstreichs nach/ und trachteten ohn Unterlaß u¨ber die Muer zu kommen; brachten auch bey dreyhundert wolbeschossene Janitscharen auf eine kleine beschlossene Insul: die aber der resolvirte Graf Strozzi daselbst nicht lang wolte lassen einnisteln; sondern mit einer Anzahl Teutschen bald auf sie loß gieng/ und die meisten niederhieb/ den u¨brigen die Muer zur Begrbniß schenckte: wiewol der rittermssige Cavallier gleich hernach/ als er eben seine Soldaten ihres ru¨hmlichen Verhaltens willen lobte/ und durch seine Wolredenheit zu fernerer Courage anfrischete/ von einer feindlichen Kugel getroffen/ und in die Unsterblichkeit versetzt wurde. Auf diß griff der Feind die Schantze Neu Serin erstlich mit Canonen und Approchen/ folgends auch etlicher Orten mit Sturm an: erhielt doch gleichwol seinen Zwegk nicht/ so lang der kerntapfre Commendant Oberster d Avancourt sein erfahrnes Haupt empor heben kunte. So bald aber dieses durch einen Schuß danieder gelegt; sanck der u¨brigen wiewol starcken Besatzung der Muth/ und wuchß hingegen ihre Kleinmu¨tigkeit dermassen/ dass durch einen blossen Sebel-Sturm der Ort gewonnen ward/ und u¨ber 1500. Mann theils durchs Schwert/ theils flu¨chtig ins Wasser fielen/ und ertruncken. XI. Dem Serini that solches im Hertzen weh/ und empfand er gar hoch/ daß die Teutsche Armee/ auf sein instndiges bitten und begehren/ sich nicht/ entweder zum Entsatz oder Treffen/ presentiren wollen. Die oberste Befehlhaber derselben entschuldigten es/ mit der Gefahr/ so darauf gestanden. Nichts destoweniger machte er sich auf/ und reiste perso¨nlich der Keyserlichen Hofstat zu/ um in einem und andren ein andre Verordnung allda zu suchen. Da erfuhr er nun redlich/ daß ein resolvirter und hitziger Soldat/ bey Hofe/ eine gute Schule der Gedult trifft/ und mit seiner Abfertigung der Zeit und Wolgelegenheit eines hohen Potentaten billig zu erharren hat: Denn wie sehr ihn auch wieder nach seinen Vo¨lckern verlangt; verzochs sichs doch mit seiner Expedirung je lnger je mehr. Inzwischen war es seiner Streitbegierigkeit kein geringes Kreutz/ daß er wegen Abseyns nicht mit agiren kunte/ noch etlichen tapffren Kriegs-Obersten/ die sich im Felde ru¨hmlich hielten/ Gesellschafft leisten/ und lo¨blich nacheyfern. Der stattliche Sieg/ den der Herr Feldmarschall Souche vor Lewentz/ und das harte zweiffelhaffte Getu¨mmel und Treffen bey S. Gotthard/ dabey anfnglich die Christen grossen Verlust erlitten/ zu letzt aber von Gott mit einer herrlichen Victori begnadet worden/ vermischten bey diesem in dem Kasten der Ho¨fflichkeit ruhenden Leuen Freude und Leid. Freude brachte es ihm/ daß der Feind seines allergndigsten Keysers unten gelegen: Leid/ daß er nicht mit dabey gewest/ wie man die raub- und blutdu¨rstige Wo¨lffe so artlich schwimmen gelehret/ und ihrer u¨ber 6000. in den Rab-Fluß gesprengt. XII. Kurtz hiernechst ward er von Keyserliches Majestt allergndigst wieder beurlaubt/ und mit einigen Gnadengeschencken erlassen. Als er nun seine Insul widererreicht; betru¨bte ihn das wu¨ste und geruinirte Aussehen derselben (wie dann der Krieg gemeinlich dergleichen Gestalten zu hinterlassen pflegt/ an den Orten/ wo er seinen Sitz gehabt) gar sehr: und noch vielmehr/ daß er solches an den Tu¨rcken nicht rechtschaffen rchen ko¨nnen. XIII. Unlang hernach haben Ihre Ro¨mische Keyserliche Majestt mit dem nunmehr geschmeidigern Groß-Tu¨rcken einen Stillstand und Friedens Schluß getroffen:

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weßwegen allerho¨chst gedachte Majestt/ um gewisser Angelegenheiten willen/ neben andren Ungarischen Magnaten/ auch diesen Herrn Grafen Niclas Serini/ zu sich gen Hof nach Wien beruffen lassen. Ehe er nur dahin aufbrach/ wolte er sich noch deß Tags vorher (war der 18. Wintermonats-Tag) mit etlichen Croatischen Edelleuten auf der Jagt erlustiren. Da begibt sichs/ daß indem man Mittags u¨ber Tafel sitzt/ einer kommt und ansagt/ wie in der Jagt viel wilde Hauer/ und unter denen ein sehr grosser Pocker sey. Daru¨ber wischet er ghling von dem Tisch auf/ eilt hinaus/ und gibt der ungeheuren Bestien selbst einen Schuß: die aber dennoch mit dem Schuß durchgeht/ und im Lauffen einem Bauren mit den Waffen einen solchen Hieb in den Leib gegeben/ daß ihm das Gedrm heraus gestiegen/ imgleichen einem Weidmann beyde Fu¨sse beschdigt/ u¨berdas einen Tragoner u¨bern Hauffen gerannt. Helden suchen/ was entsetzlich und ungemein ist: treffen aber auch daru¨ber zum offtern ungemeineGefahr an; wie hie leider der theuer-werthe Graf: welcher dem ungeheurem wilden Eber/ mit einem Bagen/ zu Pferde so lang und unaussetzlich nachfolgt/ biß er ihn in einem morastigem Gebu¨sch liegend erblickt. Da meinte nun der gute Herr/ ob dem empfangenen Schuß wre endlich das verblutete Thier allda krafftloß hingefallen: ließ sich derhalben vom Pferde herunter/ und wolte ihm den Fang geben. Ach was geschicht! Die ergrimmte Bestie fhrt auf aus ihrem Lager/ wie ein Blitz/ thut auf den Grafen einen Renn/ und stosst ihn gleich zu boden: fngt hernach an/ erschrecklich u¨ber ihm zu wu¨ten/ und schlgt ihm mit ihren Waffen eine to¨dtliche Wunde u¨ber die andre. Sie riß ihm den Leib auf/ daß das Eingeweid hervor drang; zerbiß ihm ferner den Hals/ zerzausete und riß ihm schier alle Haar aus/ und gab seinem edlen Helden-Haupt ein solches Loch/ drein man drey Finger legen ko¨nnen; nebenst andren Verletzungen mehr. Sein Edelbage htte ihn gern durch einen Pistolen-Schuß/ so er dem Backer auf die Borsten brennen wolte/ gerettet: aber die treulose Pistol versagte ihm; darum griff er zu seinem Degen/ und wolte damit dem Hauer eins versetzen; der aber unter dessen wieder davon lieff. Also blieb ihm kein andres Mittel mehr u¨brig/ als die Stimme/ vermittelst deren er die andren Diener anschrie/ um Hu¨lff und Beystand. Wie diese endlich herzu gekommen/ und den klglichen Zustand ihres Herrn mit Heulen und Wehklagen bejammern; richtet sich der Graf/ der nichts als um und an lauter Blut war/ auf/ und spricht: Stille/ still! Es hat keine Gefahr! Es wird schon gut werden! Es wird bald gantz gut werden. Hiernechst bequemte man ihn/ auf sein Begehren/ zum niedersitzen; angeschaut/ ihm das Blut aus den abgehauenen Adern hoch u¨ber dem Kopff sprang/ und er vor Unkrfften wieder zu Erden zusincken begunte. Wo ist die Wunde? Fragte er: nicht wissend/ daß sein gantzer edler Leib allenthalben voll Wunden. Immittelst merckte einer von seinen Edelleuten/ daß mit dem huffigenVerlust deß Bluts die Krffte sich auch bey ihm zu verlieren/ und je lnger je to¨dtlichere Schwachheiten hergegen einzufinden beginneten: darum ermahnete er ihn/ er solte seine Seel/ in wahrer Reu¨ und Leid u¨ber seine Su¨nden/ Gott dem Herrn befehlen; und betete ihm vor. Worauf er geantwortet: Er wisse sich war/ seyt seiner ju¨ngsten Beicht/ keiner Tod-Su¨nden eigentlich zu erinnern; nichts destoweniger solten sie doch fleissig fu¨r ihn beten/ und seiner hertzliebsten Gemahlinn/ samt seinem letzten Gruß und nehmendem Urlaub! diese Bitte hinterbringen/daß sie seiner in ihrem Gebet stets eingedenck leben mo¨chte. Nach diesem gesegnete er sie alle/ wandte sich mit kurtzem aber inbru¨nstigem Gebet und Hertzens-Seufftzern/ zu seinem Erlo¨ser/ und klopffte dreymal (zur Nachfolge deß bußfertigen Zo¨llners) an seine Brust: aus welcher der Allmchtige GOtt/ die Seele dieses streitbaren Ungarischen Ritters/ nach dem sie bey einer guten Viertheil Stunde in ihrem verwundetem Ko¨rper auf ihn geharret/ endlich abgefordert. Solchen klglichen Fall haben nicht nur hohe Christliche Potentaten/ voraus die Ro¨mische Keyserliche Majestt/ und alle guthertzige Christen; sondern auch theils tapfre Tu¨rcken selbst/ ungeachtet dieser Cavallier ihnen grossen Schaden offt zuge-

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fu¨gt/ um seines unverzagten Mu¨ths/ glu¨ck- und sieghaffter Faust willen/ sehr bedaurt. Wiewol der Große Vezier u¨ber seinem Tod gefrolocket/ und fu¨rgeben/ Mahomet htte den Grafen also gestrafft. Wir/ denen deß Mahomets Ungnade lieber/ als seine Gunst seyn soll/ wollen die verborgene Ursach dieses wunderseltsamen Verhengnisses dem anbefehlen/ der sich von niemanden zu Rede setzen/ noch befragen lsst: Was machst du? sondern in allem/ was er gemacht/ gerecht und hochgelobt verbleibt. Unterdessen verbindet uns die werthe/ und hochverdiente/ wiewol jetzt erblichene/ Faust dieses fu¨rtrefflichen Rittersmanns (dessen heroische Seele hoffentlich in dem unverwelcklichen Siegs- und Ehren-Krantz der seligen Ewigkeit glntzet) zu einem Lorbeer-Strußlein/ womit seine Ruhstatt/ anstat einer Grabschrifft/ von unsrer Feder zu guter letzt soll bedienet werden. Grabschrifft. Hie liegt Croatiens sein allerku¨hnster Held/ Graf Niclas von Serin! Verwundre dich/ O Welt! Der/ welchen Gog/ die Forcht der Erden/ selbst gescheuet; Der Magogs grimme Zucht/ die Horden/ hat gebluet So redlich/ an der Muhr; Fu¨nffkirchen in den Brand/ Und Essecks Wunder-Bru¨ck in Glut und Flut gesandt/ Da wo die strenge Trab mit schnellen Wellen trabet; Den Wien/ Madritt/ Paris/ und Rom/ geehrt/ begabet/ Weil er so ritterlich und glu¨ckhafft sich gewagt: Den hat der Tod zu letzt auf einer Jagt erjagt. Den Leuen/ welcher nie vor Sebeln hat gebebet! Hat noch ein Sebel-Zahn deß wilden Schweins entlebet. Wer solches nicht beschmertzt; ist wilder/ als das Schwein/ So diesen Held erschlug. Sein edelstes Gebein Ruht nun zu Tschakathurn. Streu/ Leser/ eh du weichest/ Cypreß und Lorbeer drauf: Wer weiß/ wie du erbleichest?

Dieter Breuer

Matthias Abeles Grabschriften auf den ungarischen Rebellen Pe´ter Zrinyi

I Mit rhetorisch kalkuliertem Erschauern u¨ber die go¨ttliche Vorsehung faßt Matthias Abele die Trago¨die des hochadeligen ungarischen Hauses Zrinyi in einem Satz zusammen, indem er auf die Todesarten der drei beru¨hmten Reprsentanten anspielt: O Wunder-seltzame Geschick-Geschicht/ und unergru¨ndliche Verhngnuß GOttes/ im Jahr 1566 hat den 7. Septembris Graf Niclas Serini/ vor dem Tu¨rcken/ bei gewaltiger Belger- und Einnemung der starcken Vestung Siget/ durch einen Schuß/ Helden- und Rittermssig: Sein Enckel aber/ der Ju¨ngere Graf Niclas im Jahr 1664. den 18. Tag Wintermonats ein obsiegende Donner-Keul und Blitz wider die Tu¨rcken/ durch wu¨tende Grausamkeit eines wilden Schweins blutmssig: Sein eheleiblicher Bruder aber Peter Serin den 30. Aprilis vorig verwichnen 1671isten Jahrs Hencker-mssig zu Neu: oder vielmehr Reu-Stadt ihr Leben verloren.1

Als Zeitzeuge hat er Pe´ter Zrinyi ein umfangreiches satirischen Totengedchtnis gewidmet, aber nicht nur diesem, sondern allen an der Verschwo¨rung gegen Kaiser Leopold I. beteiligten, zum Tode verurteilten und in Wiener Neustadt, Wien und Graz hingerichteten ungarischen und o¨sterreichischen Adeligen. Neben dem Banus der kroatischen Stnde Pe´ter Zrinyi erhielten Grabschriften: dessen Schwager Markgraf Franz Frangepa´n, der ko¨nigliche Hofrichter Franz Na´dasdy und der steirische Graf Erasmus von Tattenbach, ferner Franz Bonis, der Hofmeister des ko¨niglichen Statthalters Palatin Franz Wessele´nyi, und 1

Matthias Abele: VIVAT oder sogenannter ku¨nstlicher UNORDNUNG IV. Theil. Worinnen 40. Historien/ welche sich sowol inn- als ausser Gerichts warhafftig begeben/ doch biß anhero das offentliche Druck-Liecht nicht gesehen/ meistens aus eigner Erfahrung/ Abermal zusammen getragen/ mit lustigen und kurtzweiligen Anmerckungen/ Schwncken und Schnacken/jedoch zwischen Schimpf- und Ernst/ gezieret und gespicket/ Durch MATTHIAM ABELE, von und zu Lilienberg/ beeder Rechten Doctorem, der Ro¨m. Keys. Maj. w. Raht und Hof-Historicum. Nu¨rnberg/ in Verlegung/ Michael und Johann Friedrich Endtern/ Anno 1673, S. 25 f. (»III. Geschicht«). Benutztes Exemplar UB Heidelberg, Datenbank »Rechtsquellen der fru¨hen Neuzeit«: http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/drw Abele1673B4.

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der calvinistische Prediger Nikolaus Drabitius, die in Preßburg hingerichtet wurden.2 Abele schrieb u¨ber sie im Auftrag des Wiener Hofes, zunchst in zwei Flugschriften von 1670 und 1671, dann in erweiterter Fassung im vierten Band seines seriellen Erzhlwerkes Vivat Unordnung (1673) auf fast hundert Seiten.3 Es handelt sich also um Texte, die um Zustimmung fu¨r die habsburgische Politik gegenu¨ber Ungarn werben sollten. Der Neuadlige Matthias Abele von und zu Lilienberg (1616–1677), Jurist und vielbeschftigter Obersekretr der innerbergischen Eisengewerkschaft in Steyr, war nebenbei als Schriftsteller mit kurzweiligen Casus-Sammlungen (Metamorphosis Telae Judicariae (1651–1654) hervorgetreten und 1653 auf Betreiben Harsdo¨rffers zum Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft ernannt worden.4 Nicht nur durch seinen Bruder Christoph, den Hofkammerprsidenten und Geheimsekretr Kaiser Leopolds I., war er dem Wiener Hof eng verbunden; 1658 hatte er die Thronbesteigung Leopolds in einem Lobgedicht gefeiert, spter (1673) die zweite Ehe des Kaisers.5 Voll Stolz konnte er vermel2

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Ebd. S. 19–50: III. Geschicht (Grabschriften auf Zrinyi und Frangepa´n), S. 50–82: IV. Geschicht (Grabschriften auf Na´dasdy; »Dancksagung« an Kaiser Leopold I.; »Apostrophe paraenetica ad Hungariam«; »Absonderlich verwelcktes Lob Petri Zrinii«), S. 82–90: V. Geschicht (Grabschriften auf Franz Bonis); S. 91–116: VI. Geschicht (Bericht u¨ber Bekehrung und Hinrichtung des Drabitius und Grabschriften auf ihn). Abele hat diesen Band dem Grafen Johann von Rottal gewidmet, der als »u¨ber Ob- und Unter Hungarn bestellter« kaiserlicher Plenipotentiarius zu Preßburg »das entblo¨ste Schwerdt der ho¨chst-beleidigten Gerechtigkeit unverschont blicken und blitzen lassen«. Vivat Unordnung IV (wie Anm. 1), Bl ijv. Zu Leben und Schriften von Matthias Abele vgl. Hans Halm: Matthias Abele. Weimar 1912 (Forschungen zur neueren Literaturgeschichte XL). – Gerhard Du¨nnhaupt: Personalbibliographien zu den Drucken des Barock. Bd. I-VI. Stuttgart 1990–1993, Bd. 1, S. 103–110. – Dieter Breuer: Matthias Abele und seine Erzhlsammlungen. In: Die o¨sterreichische Literatur. Ihr Profil von den Anfngen im Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert. Unter Mitarbeit von Fritz Peter Knapp hrsg. von Herbert Zeman. T. 1–2. Graz 1986, S. 1135–1148. – Ders.: Oberdeutsche Literatur 1565–1650. Deutsche Literaturgeschichte und Territorialgeschichte in fru¨habsolutistischer Zeit. Mu¨nchen 1979 (Zeitschr. f. Bayerische ¨ bersetzung von Landesgeschichte Beiheft 11, Reihe B), S. 170–214 (zu Abeles U Adam Contzens latein. Staatsroman Methodus Doctrinae Civilis, Seu Abissini Regis Historia). – Franz M. Eybl: Ein unbekannter Druck einer Flugschrift Matthias Abeles. In: Wolfenbu¨tteler Barock-Nachrichten 14 (1987), S. 77 f. [Matthias Abele]: Votum Pro Leopoldo Primo […] Recens Inaugurato […] A Sacrae Caesareae Maiestatis Minimo Vasallo […] nuncupatum Lincii, apud Haeredes Gregorij Ku¨rneri […] MDCLVIII. – Ferner mehrteiliges lateinisches Lobgedicht bestehend aus Vorrede, Chronostichen und Distichen, von Abele bezeichnet als »Glu¨ckwu¨nschung/ welche ich zu dem Keyserlichen Beylager im Monat Octobris […] 1673 […] offentlich drucken lassen«, mit dem Incipit »Invictissime ¨ bertragung: Hertzliche Glu¨ck- und Erquick-Wu¨nCaesar«, mit deutscher U schung: Fu¨r den Allerdurchluchtigsten/ Großmchtigsten/ und unu¨berwindlichsten Ro¨mischen Keyser/ auch zu Ungarn und Bo¨heim Ko¨nig/ Leopoldo, Ertzher-

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den, daß sogar der Kaiser selbst wie auch der Hofkanzler zu den Lesern seiner Schriften geho¨rten.6 Mehrfach hielt er sich in den kritischen Jahren 1670 und 1671 u¨ber Monate in Wien auf und hatte Einblick in die Gerichtsverfahren gegen die Verschwo¨rer. 1670 ergriff er die Gelegenheit, in besagter erster Flugschrift die zahlreichen beunruhigenden Ereignisse in Politik und Natur mit den Mo¨glichkeiten der ScharfsinnsPoetik, Vers und Prosa, Latein und Deutsch mischend, als go¨ttliches Wirken zugunsten des Hauses Habsburg darzustellen. TV es DeVs, qVI faCIs MIrabILIA: Das ist Unterschiedliche Wunderseltzamkeiten / Welche sich in gegenwrtigem / nunmehr bald zu endlauffendem Jahr 1670. Zwischen Freud und Leyd / wunderbarer Weiß / ereignet haben. Jn mu¨gligster Ku¨rtze zusammen getragen / und mit ku¨nstlichen und lustigen Anmerckungen geziehret und gespicket / Durch M. A. Der hochlo¨blichen Fruchtbringenden Gesellschafft Mitgenossen. Gedruckt im Jahr 1670.7

Der Titel, Vers 14 aus Psalm 76, gibt ihm durch das versteckte Chronogramm die Gewißheit, daß dieser Psalm auf die Ereignisse von 1670 ¨ sterreich vorausdeutet, nmlich die Genesung des Kaisers nach in O schwerer Krankheit, die Rebellion in Ungarn, das mißglu¨ckte Attentat auf den polnischen Ko¨nig, dessen Hochzeit mit Leopolds Schwester Regina Eleonora, die Papstwahl Clemens X., die Flutkatastrophe in Wien, das Erdbeben in Tirol, die Vertreibung der Juden aus Wien.

6

7

zogen zu Oesterreich/ hiebevor betru¨bten Wittiber/ jetzt aber neu-ersproßnen Brutigam. […] 1673 […]. – Ein lustig-springendes und singendes Jger-Lied: So nirgends anderwerts/ als gegen Jhro Keyserl. Majestt der neuen Keyserin CLAUDIA FELIX, meiner allergndigsten Frauen Frauen/ von meiner allerunterthnigsten und glu¨ckwu¨nschenden Feder herfu¨rgeflossen: Jm Thon: Jm Sommer springt der Hirsch herum. […] 1674. Die drei Texte sind abgedruckt als 40. Geschicht in: Matthias Abele: Vivat […] Unordnung V. Theil. Nu¨rnberg: Endter 1675, S. 306–330. (http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/drwAbele1675B5). Vgl. Matthias Abele: Ku¨nstliche Unordnung/ Das ist: Wunder-Seltsame/ niemals in offentlichen Druck gekommene Gerichts- und ausser Gerichts- doch warhaffte Begebenheiten/ Meistentheils aus eigner Erfahrnus zusammengetragen […] Durch Matthiam Abele, von und zu Lilienberg/ beeder Rechten Doctorem, Kys. Comitem Palatinum und einer Lo¨blichen Jnnerpergerischen Haupt-Gewerckschafft der Stahel- und Eisenhandlung in Oesterreich und Land Steyr Ober-Secretarium. Zum andernmal aufgelegt. In Verlegung/ Michael und Johann Friderich Endtern/ Anno 1670 (Vivat Unordnung I2 , http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/drwAbele1670B1), Vorrede Bl. (Axjv): »Ja es haben Jhro Kys. Majest. unser Allergndigster Herr und Erblands-Fu¨rst Sich selbsten gedachte meine Seltzame GerichtsHndel/ unterweilen zu lesen/ und sich darinnen zu belustigen/ gewu¨rdiget/ dero eigne Bekandtnus und Formalia, in dem jenigen meiner Wenigkeit unterm dato Wien/ den 25. Julii, 1665. allergndigst ertheilten Freyheits diplomate, nachfolgendermassen verhanden: Uti, & singulariter publicis variarum Scripturarum ac Tractatuum, quos nos ipsi magna cum satisfactione de facto legimus, in lucem editis monimentis, etc.« 10 Bl. 4 . – Benutztes Exemplar: UB Rostock: Rb-5622.

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¨ ber die aufgedeckte Rebellion in Ungarn erfahren wir 1670 noch U wenig. Die Ermittlungen seien derzeit noch nicht abgeschlossen, heißt es, alles gehe dabei rechtlich zu, die Regierung unter Hofkanzler Hocher sichere u¨berdies die Garnisonen in Ungarn durch militrische Verstrkungen:8 Ist nicht in gegenwrtigen Jahr eben wider den unschuldigen und sanfftmu¨thigen Kyser/ dessen hochlo¨blichen Ertz-Haus Oesterreich und Mitverwandte die erschro¨ckliche Rebellion (dergleichen die Welt von ihrem Anbegien/ niemals geho¨rt/ noch gesehen haben soll) aus- und herfu¨r gebrochen? ConspIratIo terrIbILIs anno praesentI ManIfestata & Data fUIt In AVstrIa 1670. erro! IMo, In VngarIa sVperIorI, Data & nata est Ista horrIbILIs RebeLLIo mehr 1670. Und dannoch wird jedem Verdchtigem/ sein natu¨rliches Beschu¨tzungs-Purgationis- oder Defensionis-Recht/ aus der grossen/ dem Hochlo¨bl. Ertz-Haus OesterReich numehr u¨ber vierhundert Jahr/ anerstammten Barmhertzigkeit frey und bevor gelassen? wohlwissend/ daß solches Beschu¨tzungs-Mittel/ auch den unvernu¨nfftigen Thiern ja dem Teuffel selbsten/ nicht abgeschlagen- oder abgestrickt werden ko¨nne. Jst nicht/ neben andern hochansehnlichen Inquisitions und Visitations-Commissarien auch sonderbar in dieser gefhrlichen schwrmu¨thigen und schwu¨rigen Sach beschfftiget/ Jhro Excellenz Herr Herr Ioannes PaVLVs Hoher LIber Baro CaesarI ab IntIMIs ConsILIIs & CanCeLLIs 1670. Werden nicht im Ober-Ungern/ anjetzo die Vestungen/ Stdt und andere fste Pltz/ mit lauter Kyserlichen Besatzungen aufs neue wol verwahret? aqVILa aVstrIaCa DIVIno stat noMIne. 1670.

Abele hat die Flugschrift in erweiterter Fassung 1671 im dritten Band seiner Serie Vivat Unordnung erneut publiziert9 und dabei »mit sonder8 9

Ebd. Bl. A4vf. Matthias Abele: Vivat Unordnung III. Theil, 40. Geschicht, S. 325–327; lat. Erlaß S. 328–335. (http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/drwAbele1671B3) Im Anschluß an die Schmhung der vertriebenen Juden kommt Abele auf Ungarn zu sprechen: »Jch sagte/ denen Jnwohnern allda anzudeuten/ die Bo¨hmische Hosen seyen schon vor die Ungarn fo¨rtig/ es htten daran die Schneider zu Prag und zu Wien Tag und Nachts arbeiten mu¨ssen/ und daß fu¨rohin die unannemliche Gst (die wackere Teutsche Soldaten) bey ihnen das Burger und Aufseher Recht empfangen/ vielleicht auch das heimliche einschleichende Schwager Recht/ nach dem

Matthias Abeles Grabschriften auf den ungarischen Rebellen Pe´ter Zrinyi

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barer Ergetzlichkeit« festgestellt, daß die »zusammengetragene und mit unterschiedlichen Chronosticis und Chronographicis aus- und herfu¨r gebutzte Wunderseltzamkeiten so wol von Jhro Kyserlichen Majestt/ unserem Allergndigstem Herrn/ als auch Jhro Excellentz dem Kyserlichen Obristen Herrn Hof-Cantzler/ etc. u¨beraus wol (wie die Formalia eines vertrauten Schreibens lauten) beliebet.«10 Aber nicht nur dies, er sei in diesem Schreiben auch »zu Continuirung solcher Materi aufs neue angefrischt worden«, die er denn auch anku¨ndigt. Es ist die dem Hofkanzler Paul Hocher gewidmete Flugschrift TV es DeVs qVI feCIstI MIrabILIa.11 Als Titel whlt er wieder den Psalm-

10 11

allgemeinen Spru¨chwort: Viel Schwger viel Spieß/ weiln die Ungarn die feiste Acker sich selbsten du¨ngen/ allein wird an statt deß Korn ein Kindsohrn zu zeiten herfu¨r krichen/ die Nachbarschafft macht ohne das gute Freudschafft/ oder Nacht(gegen baar)schafft die Vereinigung deß Leibs und der Lieb als ein geheime und zugleich gemeine Gelegenheit Macherin/ wird schon mitler Zeit auch die Vereinigung deß Gemu¨ths gebren/ weiln verstandener massen in Ungarn auch feiste Muß und Luß vor Fettigkeit deß Luffts und der Felder vielleicht auch deß Saamens/ gleich u¨ber Nacht auf denen Zaunstecken wachsen/ die Muß oder Luß haben daselbst guten Verschleuß. O scho¨nes und fruchtbares Ungerland! du bist ein Ertz-Ko¨nigreich vielleicht bald ein Erb-Ko¨nigreich. Du bist ein Braut/ dich fu¨hren bald in ein Ehe- oder dem verschulden nach/ Wehe-beth/ zween deine hochansehliche Brutfu¨hrer/ nemlich zween Kyser/ so die weit gebaute Welt beherrschen. Gieb den Kysern/ was Kysern ist/ und Gott/ was Gottes ist/ damit ku¨nfftig aus Ungerland kein Hungerland/ und aus dem gebenedeyten Fetten oder feisten Wurstland kein wietende oder wu¨stende Dursteino¨de werde! Jhr seid allbereit zwar etlich hundert Jahr der eisenen Schuh und Stiffel gewohnt. Gott verhiete es/ daß euch kein eisener Ring umb den Hals geworffen werde. Hierzu ist zwar die fu¨rnemste Ursach/ die Uneinigkeit deß Glaubens/ und dahero auch die Ungleichheit und Uneinigkeit der Gemu¨ther. Siehe! ihr habt bey euch Catholische/ Lutherische/ Calvinische/ Zwinglische/ Nestorianische/ Manicherische/ Arianerische und Wiedertaufferische Ho¨f/ Kirchen und Bruderschafften/ was ist wunder/ daß die Uneinigkeit der Religion kein Einigkeit/ sondern nur Verbitterung der Gemu¨ther anstifftet. Ho¨ret das neue wider euch (doch die Unschuldige darvon abgesondert und ausgeschlossen) in Lateinischer Sprach allererst den 21. Mertzen gegenwrtigen Jahrs [1671] ausgegangnes Patent.« Es folgt der Abdruck des Erlasses Kaiser Leopolds I. Ebd. S. 306. TV es DeVs qVI feCIstI MIrabILIa | 1671 | Das ist | Abermahlige Wunder- | Oder vielmehr | Wunden-Seltzambkeiten | So sich vermittels der Triple Allianz der | enthalßten Rebellen/ zu Ende deß Wetter-wan- | ckelbahren Aprill Monats/ doch mit bestndiger Ge- | rechtigkeit offentlich eraignet haben/| jn mu¨glichster Ku¨rtze zusammen getragen/| mit Ku¨nstlichen/ Lustbahren/ nachdencklichen/| Anmerckungen/ Grab- und Todt-Schrifften | gezieret und gespicket/| Durch | MATTHIAM ABELE, der hochlo¨bl: | Fruchtbringenden Gesellschafft Mitgenossen. | Gedruckt Jm Jahr 1671. – 12 Bl. 4 . Benutztes Exemplar: Obero¨sterreichisches Landesarchiv Linz. – Zu einem weiteren Druck dieser Flugschrift vgl. Eybl (wie Anm. 4) und Du¨nnhaupt (wie Anm. 4), Bd. I, S. 109 (Nr. 10.II.2.). Dieser Druck

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vers, der diesmal durch leichte Textvernderung das Chronogramm 1671 ergibt und nun das Strafgericht u¨ber die Verschwo¨rung der ungarischen Adeligen meint. Abele bringt zunchst die ehrenvolle Grabschrift auf Nikolaus Zrinyi von Erasmus Francisci und stellt dieser dann die eigenen Grabschriften auf Pe´ter Zrinyi und Franz Frangepa´n gegenu¨ber. Im Zentrum der Flugschrift stehen aber der ausfu¨hrliche Bericht u¨ber die Hinrichtung Franz Na´dasdys am 30. 4.1671 in Wien, dessen fingiertes Abschiedsgebet in Form eines Alexandrinergedichts, drei deutsche Grabschriften und eine lateinische Inscriptio mit deutscher Knittelversparaphrase. Angehngt ist noch eine »Newe Zeitung aus Preßburg den 14. Julij 1671« u¨ber den Prozeß gegen den Kalvinisten Nikolaus Drabitius mit einem weiteren Bericht u¨ber dessen wundersame Bekehrung und Hinrichtung, mit fingiertem Gebet des Delinquenten und einer lngeren Grabschrift. Der allerho¨chste Dank blieb nicht aus. Per Dekret vom 6. 11. 1671 wurde Abele zum Hofhistoricus und Wirklichen Kaiserlichen Rat ernannt und erhielt, nachdem er noch acht Grabschriften auf die Hinerschien mit den Initialen Abeles und Angabe des Wiener Druckers Matthaeus Cosmoverovius (o. J.) Ob dies der Erstdruck der Flugschrift von 1671, wie Eybl vermutet, ist schwer zu klren. Die Angabe des Druckers spricht dafu¨r, daß es sich um die der Wiener Zensurbeho¨rde vorgelegte Fassung handelt. Abele schreibt in der Vorrede zu Vivat Unordnung IV (die zugeho¨rige Dedication ist datiert: »Steyr den letzten Monats-Tag Martii An. 1672«): »Freundlich gesinnter Leser! wiewolen ich in tglicher Bereitschafft stehe/ dasjenige/ was Jhro Keyserliche Majestt etc. nach Inhalt desjenigen an mich untern dato 6. Novembris 1671. abgangnen Hof-Decrets, mir allergndigst auftragen w[o]rden/ in offentlichem Druck auszuarabeiten/ so ist doch/ weiß nicht aus was Ursach/ die hochgewu¨nschte Auflag biß anhero nicht erfolgt. Weilen ich aber/ bei meiner allbereit heimgesagter Diensts-Verrichtung/ auf der faulen Brnhaut zu ligen nicht gewohnet bin/ als hab ich den vierdten Theil meiner Vivat oder sogenanndten ku¨nstlichen Unordnung/ mit viertzig warhafften Geschichten hiemit abermal zusammen getragen.« (Ebd. Bl. Av) In Zusammenhang mit den Grabschriften auf Tattenbach kommt er nochmals auf die Druckverzo¨gerung der Flugschrift und die in der Zwischenzeit fu¨r Vivat Unordnung IV vorgenommenen Texterweiterungen zuru¨ck: »Zu wissen/ daß ich solche teutsche Grabschrifften noch in meinem ju¨ngsten zu Wien seyn verfasset habe/ und wiewohlen sie schon dazumal durch die Spißruthen der genauen Censur, weilen man bey denen Buchtruckereyen allda gar heicklich/ und nichts ohne Vorwissen und Einwilligung der Lo¨b. uralten Universitet daselbst/ wenigst nicht offentlich trucken darff/ geloffen/ so hab ich jedoch aus gewisser und erheblicher Ursach das Trucken allda unterlassen und aufschieben mu¨ssen. Die Censur hat also gelautet: Censeo posse imprimi, si ita Rectori Magnifico visum fuerit. Imprimatur Matt. Sala D. p. t. Rector. Urbanus Schezer Prof. Poeseos. Als ich nun das Censurierte Exemplar mit mir nach Haus gebracht/ hab ich seithero daru¨ber ein lateinische Suppen/ biß ich das Jenige/ welches ihro Keyserliche Majestt unser allergndigster Herr mir allergndigst aufgetragen/ so mit nechsten beschehen soll/ ausarbeiten/ und in offentlichen Truck geben werde/ gegossen/ und selbe zu Vertreibung der mu¨ssigen Zeit mit seltzamen Confect gewu¨rtzet.« (Ebd. S. 172 f.)

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richtung Tattenbachs produziert hatte, ein kaiserliches Gnadengehalt von 400 Gulden.12

II Seitdem der Wiener Hof mit der Hohen Pforte 1664 den Frieden von Eisenburg (Vasva´r) ohne Beteiligung der ungarischen Stnde geschlossen hatte, fu¨rchteten die ungarischen Magnaten mit Banus Nikolaus Zrinyi nicht ohne Grund, zum Opfer der absolutistischen Politik Habsburgs zu werden.13 Sie forderten, wiewohl vergeblich, die Ru¨ckfu¨hrung der ungarischen Krone und die Entfernung der deutschen Truppen. Unter Fu¨hrung des Palatin Wessele´nyi schlossen Pe´ter Zrinyi, der nach dem plo¨tzlichen Unfalltod des Bruders in dessen Rechte und Besitz im kroatischen Teil Ungarns eingetreten war, sowie Franz Frangepa´n, Pe´ter Zrinyis Schwager, und Franz Ra´ko´czy, Zrinyis Schwiegersohn, Franz Na´dasdy, Stephan Tho¨ko¨ly und andere ein Bu¨ndnis; Pe´ter Zrinyi gelang es 1668, auch den steirischen Grafen Erasmus von Tattenbach, Rat der innero¨sterreichischen Statthalterei zu Graz, und Graf Karl von Thurn, den Landeshauptmann von Go¨rz, fu¨r diesen Bund der katholischen ungarischen Magnaten Transdanubiens und Oberungarns zu gewinnen. Durch Unterhandlungen mit Frankreich, Polen, dem Fu¨rsten Michael Apafi von Siebenbu¨rgen und der Hohen Pforte suchte man auslndische Ru¨ckendeckung fu¨r den Erhalt des autonomen Ko¨nigreichs Ungarn zu erlangen. Der Aufstandsplan geriet durch den plo¨tzlichen Tod Wessele´nyis am 28. 3. 1667 zunchst ins Stocken. Zrinyi und Na´dasdy forcierten nun die Verhandlungen mit Frankreich, Polen und der Hohen Pforte, aber erst nachdem von Frankreich am 7. 7. 1668 eine Absage kam und auch die Hohe Pforte sich Ende Herbst 1669 immer noch zuru¨ckhielt, beschlossen die Verschwo¨rer, Anfang 1670 loszuschlagen, Zrinyi und Frangepa´n im Su¨den, Ra´ko´czy in Oberungarn. Der Wiener Hof hatte, mehrfach gewarnt, erst seit dem 30. 9. 1668 Ermittlungen u¨ber die Verschwo¨rung aufgenommen, aber erst Anfang 1670 genu¨gend Klarheit und Beweise, um als ersten Verschwo¨rer Graf Tattenbach zu verhaften (22. 3. 1670). Zrinyi und Frangepa´n, deren Milizen vor dem anru¨ckenden o¨sterreichischen Heer geflohen waren, wur12 13

Vgl. Halm (wie Anm. 4), S. 24. Zum geschichtlichen Verlauf der Magnatenverschwo¨rung vgl. Franz Krones: Handbuch der Geschichte Oesterreichs von der ltesten bis zur neuesten Zeit, mit besonderer Ru¨cksicht auf Lnder-, Vo¨lkerkunde und Culturgeschichte. Bd. 3. Berlin 1878 (= Bibliothek fu¨r Wissenschaft und Literatur. Bd. 7, Histor. Abt. Bd. 4), S. 596–628.

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den am 18. 4. 1670 in Wien verhaftet und nach Wiener Neustadt u¨berfu¨hrt, am 3. 11. 1670 schließlich erfolgte die Verhaftung von Na´dasdy, der in Wien vor Gericht gestellt wurde. Ra´ko´czy in Oberungarn kapi¨ bermacht und wurde als verfu¨hrter tulierte vor der o¨sterreichischen U Jugendlicher begnadigt. Die Hochverratsprozesse in Graz, Wiener Neustadt und Wien endeten mit Todesurteilen: Hinrichtung durch das Schwert und Gu¨terkonfiskation. Zrinyi, Frangepa´n und Na´dasdy wurden am 30. 4. 1671 hingerichtet, Tattenbach am 1. 12. 1671. Graf ¨ ber Ungarn brach ein Thurn erhielt eine lebenslange Kerkerstrafe. U drakonisches Strafgericht an, das die Umwandlung des Ko¨nigreichs in ein habsburgisches Erbreich mit einheitlicher ro¨misch-katholischer Religion zum Ziel hatte. Noch im Jahr der Hinrichtungen erschien im kaiserlichen Auftrag beim Wiener Hofbuchdrucker Matthaeus Cosmerovius die offizielle Dokumentation der Hochverratsprozesse in deutscher, lateinischer, italienischer, spanischer und franzo¨sischer Ausgabe mit 12 Kupferstichen, die den Verlauf von Prozeß und Hinrichtung ins Bild setzen.14

III Erst im IV. Teilband seines Serienwerkes Vivat Unordnung (1673) hat Abele Pe´ter Zrinyi in den Mittelpunkt eines stark erweiterten satirischen Nachrufs auf die ungarischen Rebellen gestellt.15 Er beginnt mit einem Lied: »Letzte Reu vor dem Tod Petri Zrini und Francisci Frangepan Und ihrem ausgestandenem Recht. Jm Ton: Jch lig jetzt da/ und stirb dahin/ etc.«, 17 Strophen im Metrum der gedoppelten Volksliedstrophe. Er beschließt den Nachruf ebenfalls mit einem Lied (»Absonderlich verwelcktes Lob Petri Zrinii, Jm Ton. O Traurigkeit/ O Hertzenleyd!«) in zwo¨lf Strophen.16 Beide Lieder versuchen eine moralische Bewertung des fu¨r seine Leser offenbar aufwu¨hlenden Ereignisses. In der Figurenrede der »Letzten Reu« klagen Zrinyi und Frangepa´n Welt und Eitelkeit an, die sie zur Hoffart verfu¨hrt htten: 14

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Außfu¨hrliche vnd Warhafftige Beschreibung Wie es mit denen Criminal-Processen, Vnd darauff erfolgten Executionen Wider die drey Graffen Frantzen Nadaßdi/ Peter von Zrin/ Vnd Frantz Christophen Frangepan/ eigentlich hergangen. Gedruckt zu Wienn in Oesterreich/ bey Matthaeo Cosmerovio Ro¨m. Kayserl. Mayesttt Hoff-Buchdruckern. Jm Jahr/ 1671. Reprograph. Nachdruck mit Nachworten von gnes W. Salgo´ und No´ra Ete´nyi. In: A Wessele´nyi-o¨sszeesku¨ve´s. Besza´molo´ a perro¨l e´s a kive´gze´sekro¨l. Pe´cs: Helikon – Orsza´gos Sze´che´nyi Ko¨nyvta´r, 2005. Ich folge dem gegenu¨ber den Flugschriften von 1671 erweiterten Text in Vivat Unordnung IV (wie Anm. 1), S. 19–81. Ebd. S. 19–25 (»Letzte Reu«) und S. 79–81 (»Absonderlich verwelcktes Lob«).

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1. O Welt! O Welt! O Eitelkeit! Wie fehlen/ die dich suchen! Die du gefu¨hrt in Glu¨ck ein Zeit/ die werden dir bald Fluchen wann sie mit Frag/ auf dein Anschlag/ und deinen Vortheil dencken/ weil du umsunst/ kein Gnad und Gunst thust deinen Lieben schencken. 2. Wo zielstu hin/ wann du mit Ehr zur Hoffart thust bewegen? Zum Spott/ zum Fall/ und u¨bel mehr die tausend sich erregen/ Sobald man will/ sein gsetztes Ziel aus Hochmuht u¨berschreiten/ so ist zumahl das Glu¨ck in Fall/ das bringt gleich andere Zeiten.

Wer Ehre suche und dabei sein »gesetztes Ziel« aus Hochmut u¨berschrei¨ bel von der Welt erhalten (Str. 2); te, der werde Spott, Fall und tausend U wer habsu¨chtig Stdte, Lnder und Kronen gewinnen wolle, werde in Armut und Elend gestu¨rzt werden. Wer dabei auf die Hilfe von Freunden vertraue, mu¨sse am Ende einsehen, daß er »auf nichts als lauter Schlck/ und Feindt« gebaut habe. Dafu¨r seien Zrinyi und Frangepa´n Zeugen: 5. Zum Zeugnuß wann nicht gar zuviel/ und sonst viel tausend wren seynd beyde wir/ die nicht mehr still mit Schad die Zahl vermehren es weiß die Welt/ von Gut und Geld/ von Adel/ Macht/ und Namen/ nun unser Gut/ Ehr/ Stamm/ und Blut auf einmahl fllt zusammen.

Folge ihrer Hoffart und Hoffnung auf »ho¨chsten Sitz/ und Gwalt« (Str. 7) sei, daß ihr Geschlecht nun »aus geschlossnem Recht« ewiger Vergessenheit anheim gegeben werde; einzig die Gnade sei ihnen noch gewhrt worden, daß ihnen die Schwurhand nicht abgeschlagen wurde.17 In der Tat hat man ihnen nicht nur »das stolze Haupt/ des Leibs beraubt« und zu Fu¨ssen gelegt, sondern auch Zrinyis Familie auszulo¨schen versucht; Gemahlin und Tochter wurden in Klosterhaft genommen, der einzige Sohn starb in Kerkerhaft; nur Tochter Helene konnte nach dem Tode Franz Ra´ko´czys (1676), in zweiter Ehe mit Emmerich To¨ko¨ly verheiratet, fu¨r die Sache des ungarischen Adels eintreten.18 17 18

Ebd. S. 22 (Str. 8). Krones (wie Anm. 13), S. 615 f. und 628.

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Abele lßt die beiden Delinquenten auch bekennen, was eigentlich ihre Pflicht gewesen wre: 10. Wie besser wrs/ daß wir im Streit mit treuen Gmu¨t und Hertzen/ aus Lieb gegen der Christenheit erlitten diesen Schmerzen! Als daß Untreu/ mit dieser Reu und offnen Spott sich endet/ mit dieser Kunst und falschen Dunst hat uns die Welt verblendet.

Ihr Trost sei, daß sie als Christen »mit Hoffnung« sterben ko¨nnten; den Kaiser bten sie um Verzeihung und hofften, daß Gott ku¨nftig dem Erzhaus, aber auch allen, denen die Rebellion Schaden gebracht habe, gewogen bleibe. Mit einem Gebet wenden sich die beiden dann voll Vertrauen und Reue an den gekreuzigten Jesus: 15. Darum O JEsu! durch dein Blut/ das du fu¨r uns vergossen/ gieb/ daß wir nicht vom ho¨chsten Gut/ auf ewig seynd verstossen; Sieh an die Reu/ weil die Untreu wir hertzlich nun vernichten: gib Gnad/ gib Krafft/ daß was Gott schafft/ wir bis in Todt verrichten. 16. Es ist zwar wahr/ zur rechten Pein geschicht uns diß Verderben/ doch wird die Noht ein Tugend seyn/ wann du uns wirst erwerben/ daß wie du bist/ O JEsu Christ! aus Lieb/ zu uns gestorben/ aus Lieb zu Dir/ auch sterben wir sonst seynd wir gantz verdorben. 17. Gib Gnad nie widerruffentlich/ die bstndig ob uns walte/ gieb Gnad/ die wu¨rcke sicherlich/ und gwiß den Sig erhalte dir soll der Streit/ in Ewigkeit zu Danck gepriesen werden/ dann uns kein Zeit zur Danckbarkeit mehr u¨brig ist auf Erden.

Indem Abele die beiden Verschwo¨rer als reuige Su¨nder darstellt, entsprach er den Erwartungen der Zeit an eine rechtsfo¨rmliche Bestra-

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fung.19 Der Historiker Krones gelangt allerdings zu einer anderen Einschtzung Zrinyis; am entschlossensten whrend des Prozesses sei die ¨ berall und immer begegnen wir einem Haltung des Banus gewesen: »U stolzen Selbstgefu¨hl, schlauer Berechnung und schlagfertiger Gewandtheit.«20 Auf das Eingangslied folgen nun acht Grabschriften auf Zrinyi und Frangepa´n, teils auf beide zusammen, teils auf den einen oder den anderen, in unterschiedlichen Gattungen und Metren, in prosaisch-metrischer Mischform und als lateinische Inscriptio; in stndiger Variatio wird dem Leser die Strafe der Rebellen als eine verdiente nahegebracht. Abele beginnt mit einem Spruch aus vier Alexandrinerpaaren, die den politischen Sachverhalt auftragsgemß klarstellen sollen:21 Hier wird gestellet fu¨r Serin und Frangepan, die wider ihre Pflicht Aufruhr gestifftet an; du/ d du dieses siehst/ betrachte wol ihr Thun/ wie sie erleschet selbst den vorgehabten Ruhm/ darfu¨r seynd sie Gestrafft/ so solle es allen gehen/ die in Treulosigkeit dem Keyser widerstehen/ der doch so gu¨tig mild. Auch rufft durch alle Huser es Lebe LEOPOLD! lang lebe unser Keyser!

Darauf folgt die erste Grabschrift auf Pe´ter Zrinyi in holprigen Knittelversen, die in arguter Manier das Argument aus dem Namen gewinnen wollen, dabei aber eher komisch wirken.22 SEe-ru¨n du bist dein Kopffs lasser Seer-ru¨n hastu dann kein Wasser? Darfu¨r fliesset der Bach mit Blut/ welcher gelescht die Ehrgeitz-Glut. Ach weh Serin! dein Ruhm ist hin/ ist zu Boden nidergfallen/ dein Ruhm ist hin/ Ach weh Serin! wird nimmer mehr erschallen. der Kopff nun fort/ hin ist der Schopff/ zerstimmlet liegt der arme Tropff/ er war des Lasters Oberhaupt/ welcher uns gelehret beglaubt: wer so hochmu¨htig/ ist betho¨rt daß dessen Kopff zun Fu¨ssen gho¨rt. Je ho¨her man aufsteiget/ Je ho¨her man aufgeiget/ Je gschwinder man herabfallet/ Er ligt auf Erd/ nicht mehr wallet. 19

20 21 22

Zur fru¨hneuzeitlichen Gerichtspraxis und Urteilsfindung im Strafprozess vgl. Richard van Du¨lmen: Theater des Schreckens. Gerichtspraxis und Strafrituale in der fru¨hen Neuzeit. Mu¨nchen 1985, S. 161–179. Krones (wie Anm. 13), S. 613. Vivat Unordnung IV (wie Anm. 1), S. 26 Ebd. S. 26 f.

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Eine lateinische Anmerkung (»ascendunt in altum, lapsu quo graviore ruant.«) soll dem Argument zustzlichen gelehrten Glanz verleihen. In einer eingeschalteten emblematischen Betrachtung in Prosa (mit eingestreuten Merkversen) u¨ber Naturbilder (Glanz der verbrennenden Kerze, Windstille vor Unwetter, Baum in Sturm und Gewitter, Wechsel ¨ bervon Tag und Nacht, Sommer und Winter) illustriert er sodann U hebung und jhen Fall im allgemeinen und warnt den Leser vor »bestndiger Unbestndigkeit« des Lebens und der »Sensen-Verfinsterung« des Todes.23 In einem weiteren Gedicht kommt sogar der Tod selbst als allegorische Figur zu Wort (»Erinnerung deß Todes an die Lebendigen«), um den Leser vom spektakulren gewaltsamen Todesfall auf den eigenen Tod in Folge des allmhlichen ko¨rperlichen Verfalls hinzufu¨hren: ein eindringliches Memento mori im Wechsel von achtund vierhebigen Trochen, gegliedert durch den Kehrvers »Denck ach denck an deinen Gott!«24 Nach dieser Abschweifung ruft der Dichter sich zur Ordnung (»Aber wo bleibe ich?«) und bringt gleich vier Grabschriften auf Frangepa´n, indem er auch bei diesem vom Namen ausgeht (»Frangere panem heist auf teutsch: Brod-brechen.«)25 Auch hier sorgt Abele fu¨r Variatio der Formen: Auf die erste und zweite Grabschrift in Knittelversen folgen zwei lateinische in Distichen (»Tertium Epitaphium Marchionis Frangepan«, »Quartum Epitaphium«) mit »Verteutschungen« in frei gefu¨llten angereimten Jamben bzw. noch freier gefu¨llten und kaum mehr als solche zu erkennenden Alexandrinern.26 Dann ist wieder Pe´ter Zrinyi an der Reihe im »Quintum Epitaphium Petri Zrinii, Dum Viennae. 18. Aprilis 1671, ad mortem fuerat condemnatus.« aus fu¨nf lateinischen Distichen mit einer Knittelvers»Verteutschung«:27 MIrandum! ante Annum venisti haˆc luce Viennam Nunc in eaˆ ad Mortem diceris esse reus. Sors bona nil aliud, quondam proferre solebas, Dicere nun poteris, Mors bona nil aliud. Hic jacet in Tumulo Petrus cognomine Zrinus, Qui fuit ante Heros, Proditor est Patriae. Ergo diem ante occasum non laudare Viator Convenit, est etenim Regula falsa, semel Qui bonus existit, quod talis desinat esse, Felix perpetuo qui bonus & pius est.

23 24 25 26 27

Ebd. Ebd. Ebd. Ebd. Ebd.

S. 27–30. S. 30–33. S. 34. S. 35–37. S. 38 f.

Matthias Abeles Grabschriften auf den ungarischen Rebellen Pe´ter Zrinyi

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Verteutscht. O wunderbare Verwechsel-Zeit! vorm Jahr bistu nach Wienn kommen/ heut um selbe Zeit wird Tod zuerkennt dir/ wie gschwind hastu den Tod errennt? Voll Bitterkeit bist zwar herber Tod! Doch Nohthelffer in der letzten Noht.

Die »Sechste Grabschrifft«28 fu¨hrt diese Verteutschung im selben ungelenken Knittelversstil fort. Ihr folgt als »Septimum Epitaphium Serini« eine auf Mittelachse gesetzte lateinische Inscriptio. Sie umfaßt insgesamt 145 Zeilen. Sie ist nach soviel Vorbereitungen die gewichtigste Grabschrift, da sie nicht nur eine moralische, sondern auch eine politische Bewertung der Verschwo¨rung vornimmt, und zwar durch den Delinquenten selbst.29 Siste gradum viator! Religioso loco institisti, Hoc spoliarium est mortalitatis Petri Comitis Serinii, cum quo Pannonum ferocia Rebellium fiducia, robur partium contumulata sunt, Tantis in uno Sepulchro funeribus leuem terram precare. Quis sit ille Petrus Comes Serinius Viator, si quaeris, dicam: […]

Abele lßt Zrinyi beklagen, daß weder seine hohe Geburt ausgereicht habe, um die Schande seines Lebensendes zu tilgen, noch seine Tugendverdienste, um sein Verbrechen zu su¨hnen; der Adel habe die Schndlichkeit der Todesumstnde nur um so spektakulrer gemacht, die Tugend lasse sein Verbrechen noch verabscheuungswu¨rdiger erscheinen.30 Das nchste Argument zieht Abele aus Zrinyis Titel »Pan« als Homonym zu griechisch pan = alles: »Des heimischen Titels Banus hat mich der deutsche Hieb des Kaisers beraubt, den griechischen habe ich nicht erhalten.«31 Wie sehr er auch »auf griechisch« gelebt habe, sei er voll-

28 29 30 31

Ebd. S. 39 f. Ebd. S. 40–46. Ebd. S. 41 f. Ebd. S. 42: »Trium Regnorum Pan, Sclauico vocabulo, quia Graeco non eram, nihil esse videbar mihi! nunc neutro sum, Sclauico nomine Germanicum me expoliavit Banno Caesaris ictum.«

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stndig vernichtet. Begierig nach dem griechischen pan, habe er sich mit Tattenbach nach »Griechenland« aufgemacht, habe aber um so schneller sein Ende in »Neapel« (dem Hinrichtungsort Konradins) erreicht.32 Trotz allem Reichtum, Ehren und Ruhm unersttlich, habe er sich gegen den Kaiser erhoben, mit der Folge, sich nun dem Scharfrichter zu beugen. Seine Rebellion sei »ohne Grund, ohne Plan, ohne Hoffnung, ohne Endziel«; aus Lust an der Gefahr habe er das Geschft fremder Mchte betrieben und seine Strafe erhalten. Wild entschlossen zum Aufstand, aber unerfahren in der militrischen Durchfu¨hrung, habe er durch Unttigkeit die u¨brigen Verrter verraten. Daraus sei dem Kaiser die Gelegenheit zur Niederwerfung des Aufstands erwachsen. Dieser habe nicht einmal wie Csar kommen, sehen und siegen mu¨ssen; nahezu ohne Waffen habe er die Bewaffneten auseinandergetrieben, wie ein Koch den u¨berschumenden Kessel mit einer kleinen Kelle gedmpft. Dieses Ende der Rebellion habe dem Kaiser unbeschrnkte Macht gegeben, den Ungarn bleibe nur ru¨hmlicher Gehorsam. Durch allzu große Anmaßung von Freiheitsrechten htten sie das Recht auf Freiheit zersto¨rt und seien schutzlos geworden. Zu spt habe er vom schlagkrftigen Lehrer gelernt, Gerechtigkeit und Gottheit zu achten, ein mildes Urteil habe er nicht erwarten ko¨nnen, den stolzen Nacken habe er dem Schwert darbieten mu¨ssen, allerdings erst im zweiten Hieb; bedauerlich, daß der Kaiser unerfahrene Schnitter in seine Ernte geschickt habe, bedauerlich auch, daß ihm damals, als er das Verbrechen geplant habe, schon die Augen wie nachher beim Henkerspektakel verhu¨llt gewesen seien und er das Schwert des strafenden Gottes nicht vorausgesehen habe. Abele legt Zrinyi den Psalmvers (Ps 119,137): »Gerecht sind deine Urteile, o Herr!« in den Mund.33 Damit aber nicht genug: Zum Schluß muß Zrinyi auch noch die ku¨nftigen Leitlinien der kaiserlichen Ungarnpolitik verku¨nden. Sich an seine Landsleute wendend, bittet er sie in Anspielung an das Gleichnis vom reichen Mann (Luk 16, 27– 31), wenn sie schon Mose und den Propheten nicht glaubten, wenigstens ihm, dem einzigen Wahrheitszeugen unter seinen Bru¨dern, dem Gestorbenen, der nicht zu ihnen zuru¨ckkehren kann, zu glauben: Unterworfen seid ihr einer alles u¨berragenden Macht, nicht nur wegen eurer Zornmu¨tigkeit, sondern auch wegen eurer Mitwisserschaft, aber auch wegen eurer Privilegien. Denn heilsamer als uneinige Freiheit ist der Zwang, einem Ein32

33

Ebd.: »Tam cupidum Graecae literaturae Graeciam Me missum oportuit cum Tattenbachio, Sed Neapoli citius attigi finem meum.« Die Chiffre »Neapel« erklrt Abele ebd. S. 49 f. durch eine Historie aus der Chronik von Johannes Ludovicus: die Hinrichtung Konradins am 2.12.1268 »auf betru¨gliche Anstifftung« eines Johannes Frangepan in Neapel. Ebd. S. 45: »justa sunt iudicia tua, Domine!«

Matthias Abeles Grabschriften auf den ungarischen Rebellen Pe´ter Zrinyi

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zigen gehorchen zu mu¨ssen. So sollt ihr es haben: Allein den Deutschen und den Italienern steht Freiheit zu, jenen, weil sie weise, diesen, weil sie friedlich sind. Euch Unberatenen, zum Aufruhr Geneigten entspricht der Status von Knechten, wenn man diejenigen Knechte nennt, denen die Erlaubnis genommen wird, sich selbst zu vernichten. Nehmt mit Dank die Weisungen an, die mir als dem großem »minervalischen« Haupt schon bekannt waren!34

Die folgende deutsche Fassung der Inscriptio in acht Versen wechselt die Perspektive und klagt einmal mehr Zrinyis Ehrsucht an:35 Siebende Grabschrifft. DEin lob Serin! gieng durch die Welt/ man hat dich hoch erhoben/ nun aber wird Verachtung gemeldt/ aus ist das vorig Loben O blindes thun! wie hastu dein so gantz und gar vergessen? Und leschest aus den edlen Schein durch Untreu hochvermessen.

Immer wieder kommt Abele in wechselnden Formulierungen auf das gleiche Argumentum vom durch Selbstu¨berhebung verursachten Absturz zuru¨ck. Auf die politischen Gru¨nde und Forderungen Zrinyis und seiner Mitverschwo¨rer geht er nicht ein. Seine »Achte Grabschrifft« in Alexandrinern ru¨ckt die Hinrichtung Zrinyis vollends in eine Perspektive, die der ungarischen Sache, Bewahrung der Verfassung des Ko¨nigreiches, diametral entgegensteht:36 DEr Keyser machts wie GOtt/ wann gleich der Mensch Gott liebet biß an sein letztes End/ wann er zuletzt veru¨bet ein Todtsu¨ndt/ stu¨rtzet Gott den Menschen in die Ho¨ll/ Dann in dem Himmel hat ein Su¨nder keine Stell es hat sich zwar Serin ein Zeitlang wol erzeiget/ weil er gesu¨ndigt hat die Straff sich zu ihn neiget/ und wird als ein Rebell gar bilich hingericht/ Mit Gott und Keyser ist fu¨rwahr zu schertzen nicht.

Die behauptete Analogie zwischen Kaiser und Gott geho¨rt zur Begru¨ndung des Fu¨rstabsolutismus,37 und dessen Durchsetzung in Ungarn 34

35 36 37

Ebd.: »Subjecti estote potestati supereminenti, Non solum propter iram, sed etiam propter conscientiam, addam ego Sed & propter commodum vestrum, Nam utilior est discordi libertati, uni parendi necessitas, Sic habetote, Solis Germanis & Italis convenit libertas, illis, quia Sapientes sunt, istis, quia tranquilli, Vobis inconsultis & turbidis expedit Servos esse, si servi sunt, quibus ademta est seipsos perdendi licentia, Gratis utimini praeceptis, quae mihi magno Minervali capite constiterunt.« Ebd. S. 46. Ebd. S. 46 f. ¨ bersetSein absolutistisches Verstndnis von Herrschaft hat Abele durch seine U zung von Adam Contzens Staatsroman bekrftigt: METHODUS DOCTRINAE

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war in der Tat das politische Ziel des Wiener Hofes. Fu¨r die ungarischen Magnaten hingegen war Leopold I. zunchst ungarischer Ko¨nig, der Anstalten machte, die ihm nach Herkommen gesetzten verfassungsmßigen Grenzen zu u¨berschreiten. Die Aufdeckung der Verschwo¨rung bot Leopold willkommenen Anlaß, das Ko¨nigreich Ungarn mit harter Hand mit den habsburgischen Erblndern politisch und religio¨s gleichzuschalten. Wer so argumentiert, kann sich auf eine briefliche ußerung Kaiser Leopolds I. vom 22. 5. 1670 stu¨tzen: »Die hungarischen Sachen sein in guten statu, ich will mich aber der occasio bedienen und in Hungaria die Sachen anderst einrichten.«38 In einem »Nachklang an vorbemeldte beede Schwger [Zriniyi und Frangepa´n]« ist sich Abele nicht zu schade, selbst die henkermßigen Fehler bei der Hinrichtung noch zu rechtfertigen. In erneuter Figurenrede lßt er die beiden sprechen:39 Wir haben unsere Hubter gar zu hoch geschwungen was wunder ist es? das der erste Streich mißlungen/ ein Streich ist gar zu schlecht/ hochmu¨htig seynd die Ballen/ ein Streich ist gar zu gring/ sie ko¨nnen nicht gleich Fallen/ Nachstellung war bey uns/ Nachstreich wir leiden mu¨ssen zugleich Haab/ Leben/ Lob/ Muht/ Gut/ und Blut vergiessen/ diß hat vergeltungs-Recht/ so gru¨ndet in Natur uns aufgesetzt/ dieweil wir erwecket Aufruhr.

In Anmerkungen erlutert Abele: »Peter Serin hat zween Streich/ Frangepan aber drey Streich bekommen.« Sein Begriff »Vergeltungs-Recht« ¨ bersetzung von »poena talionis«.40 Die Hinrichtung begru¨ndet ist die U er also naturrechtlich, aus dem herko¨mmlichen ungarischen Recht war sie nicht zu begru¨nden. Denn seit der Goldenen Bulle von 1222 hatte der ungarische Adel das Recht auf bewaffneten Widerstand (ius resistendi) bei Vertragsverletzung durch den Ko¨nig.41 Die Aufhebung dieses Privilegs und die Anerkennung der Erblichkeit der Krone in mnn-

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39 40 41

CIVILIS: Oder Wunder-Seltzame Geschicht Deß grossen Abissini, Ko¨nigs der Mohren/ Anfangs in Latein beschrieben durch den Ehrwu¨rdigen Vatter Adam Contzen, Priestern von der lo¨bl. Gesellschaft JESU: anietzo aber verteutschet durch Matthiam Abele, von und zu Lilienberg/ beeder Rechten Doctorem, der Hochlo¨bl. Fruchtbringenden Gesellschafft Mitgenossen/ der Ro¨m. Kays. Maj. wu¨rcklichen Rath/ und neu- an- und aufgenommenen Hof-Historicum oder Geschicht-Schreibern. Sulzbach/ In Verlegung Michael und Johann Friderich Endter/ im Jahr 1672. – Vgl. dazu Breuer, Oberdeutsche Literatur (wie Anm. 4). Zitat der Briefstelle (Leopold I. an Graf Po¨tting, seinen Botschafter in Madrid) nach Krones (wie Anm. 13), S. 616. Vivat Unordnung IV (wie Anm. 1), S. 47 f. Ebd. S. 48. Vgl. Jo¨rg K. Hoensch: Ungarn-Handbuch. Geschichte, Politik, Wirtschaft. Hannover 1991, S. 25.

Matthias Abeles Grabschriften auf den ungarischen Rebellen Pe´ter Zrinyi

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licher Linie des Hauses Habsburg konnte Leopold I. als ungarischer Ko¨nig erst 1687 auf dem Landtag von Preßburg durchsetzen.42 Das abschließende Lied »Absonderlich verwelcktes Lob Petri Zrinii« variiert – zwischengeschaltet sind ein Bericht u¨ber die am selben Tag in Wien vollstreckte Hinrichtung des Grafen Na´dasdy, fu¨nf Grabschriften auf diesen, eine ausfu¨hrliche Danksagung an die go¨ttliche Vorsehung und eine lateinische »Apostrophe Paraenetica ad Hungariam«43 – in Klageform noch einmal das Argument, das Abele zur Beurteilung Zrinyis und seiner Mitverschwo¨rer genutzt hat: die Ehrsucht des Adels.44 7. O Ehrgeitz! du verfluchte Gspunst! wieviel thust Untertrucken? Benimmst dem Adel Witz und Kunst/ das Leben thust entzucken. 8. Es thut kein Gut der Stoltze Muht/ selbst Lucifer bekennet/ daß diese That ihn gstu¨rtzet hat/ und in der Ho¨llen brennet. 9. Ach jederman/ kehrt euch daran/ ihr Hubter und Regenten/ die eitle Ehr/ ach nimmermehr last euer Hertz Verblenden. 10. Das Haupt ist hin Peters Serin/ hat seinen Lohn empfangen/ Weil er sein Ayd hat veruntreut durch Ubels Unterfangen.

Mit der Bitte an Gott um die »ewig Freud« fu¨r Zrinyi, da er »mit Reu und Leyd« gestorben sei, und der Aufforderung an die Leser, die exemplarische Bestrafung Zrinyis ernst zu nehmen, schließt Abele den Fall Pe´ter Zrinyi ab. Ich fasse zusammen: Indem er die ungarische Magnatenverschwo¨rung moralisierend auf Hoffart und Ehrsucht des Adels zuru¨ckfu¨hrt, stellt Abele sich in den Dienst der absolutistischen Politik des Wiener Hofes. Dieser u¨berging die besondere Rechtslage im Verhltnis zu Ungarn, gemß der Einschtzung des Hofkanzlers Paul Hocher, »diese Nation werde ihre Hoffart nur gebrochen ablegen«.45 Das ungarische Pochen auf Herkommen und alte Freiheiten sollte, auf die Ursu¨nde »Hoffart« verku¨rzt, als moralisch verabscheuenswert erscheinen. 42 43 44 45

Ebd. S. 52. Vivat Unordnung IV (wie Anm. 1), IV. Geschicht, s. Anm. 2. Ebd. S. 80 f. Zitat (aus Gutachten Hochers fu¨r Leopold I.) nach Krones (wie Anm. 13), S. 617.

Mrta Zsuzsanna Pintr

Zrinius ad Sigethum The´orie dramatique et pratique du the´aˆtre dans l œuvre d Andreas Friz S. J.

Cela fait plus de dix ans que la base de donne´es de l histoire du the´aˆtre scolaire hongrois a e´te´ comple´te´e. Ces sept volumes montrent que les pie`ces ayant pour sujet l histoire de la Hongrie occupent une place importante dans le re´pertoire des e´coles je´suites.1 Au XVIIe sie`cle nous connaissons plus de 30 repre´sentations scolaires et au de´but du XVIIIe il y en a plus de 60 parlant des rois, des saints et des he´ros de l histoire de la Hongrie.2 Les grands personnages de l histoire hongroise qui luttaient contre les Turcs, comme Ja´nos Hunyadi et son fils le roi Mathias, Pa´l Kinizsi, Tama´s Na´dasdi, ou Miklo´s Jurisics et Istva´n Dobo´ qui de´fendaient leurs chaˆteaux forts contre les envahisseurs turcs, sont re´gulie`rement repre´sente´s. En cela il est tre`s e´tonnant que le de´fenseur du chaˆteau fort de Szigetva´r, Miklo´s Zrı´nyi, ne soit repre´sente´ dans aucune pie`ce the´aˆtrale jusqu en 1738. La raison en est probablement que l histoire de Zrı´nyi ne pouvait eˆtre incluse dans la se´rie des drames solennels et pompeux. Tandis que les batailles triomphantes et la de´fense victorieuse des chaˆteaux forts fournissaient un excellent sujet pour le the´aˆtre baroque, qui pre´ferait les sce`nes mouvemente´es, les effets visuels et les interpre´tations alle´goriques et symboliques, le drame de la vie de Zrı´nyi ne rendait pas possible cette interpre´tation. Au de´but du xviiie sie`cle des changements importants s effectuent dans le the´aˆtre je´suite europe´en : le the´aˆtralisme baroque commence a` 1

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Ge´za Staud: A magyarorsza´gi jezsuita iskolai szı´nja´te´kok forra´sai 1561–1773. Fontes ludorum scenicorum in scholis S. J. Hungariae I–III [avec un resume´ en allemand et en franc¸ais]. Budapest 1984–1988; Vol. IV. Index, re´dactrice Marianna H. Taka´cs. Budapest 1994; Imre Varga: A magyarorsza´gi protesta´ns iskolai szı´nja´tsza´s forra´sai e´s irodalma. Fontes ludorum scenicorum in scholis protestantium in Hungaria. Budapest 1988; Istva´n Kilia´n, Ma´rta Zsuzsanna Pinte´r, Imre Varga: A magyarorsza´gi katolikus taninte´zme´nyek szı´nja´tsza´sa´nak forra´sai e´s irodalma 1800-ig. Fontes ludorum scenicorum in scholis institutisque catholicis Hungariae. Budapest 1992; Istva´n Kilia´n: A magyarorsza´gi piarista iskolai szı´nja´tsza´s forra´sai e´s irodalma. Fontes ludorum scenicorum in gymnasiis collegiisque Scholarum Piarum Hungariae. Budapest 1995. Imre Varga, Ma´rta Zsuzsanna Pinte´r: To¨rte´nelem a szı´npadon [L histoire sur la sce`ne]. Budapest 2000.

Zrinius ad Sigethum – the´orie dramatique et pratique du the´aˆtre

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perdre de son importance et un groupe d auteurs je´suites reprend les traditions du the´aˆtre classique franc¸ais du xviie sie`cle, autrement dit ils mettent au centre le texte dramatique et le he´ros en n utilisant que des moyens rhe´toriques a` la place des attractions mythologiques et musicales.3 C est a` cette e´poque-la` qu en Hongrie apparaıˆt un auteur dramatique qui choisit pour la premie`re fois la figure de Miklo´s Zrı´nyi comme he´ros principal de son œuvre. Cet auteur s appelle Andreas Friz. Ne´ a` Barcelone de parents allemands (c est pour cela qu il est mentionne´ dans les sources hongroises comme « un je´suite espagnol important ») en 1711, sa famille rentre a` Vienne ou` le jeune Friz inte`gre l ordre des je´suites. Ses supe´rieurs lui pre´disent une brillante carrie`re puisqu ils le conside`rent comme une personne tre`s cultive´e et ambitieuse, qui parle brillamment plusieurs langues comme l italien, l espagnol et le franc¸ais. E´tudiant a` Vienne et a` Graz, il enseigna plus tard la grammaire et la poe´tique a` Linz. Il fut ensuite mute´ a` Presbourg (aujourd hui Bratislava, Slovaquie) ou` il fut professeur en classe de rhe´torique pendant un an. Puis il rentra a` Graz y achever ses e´tudes de the´ologie. En 1745 il arriva en Hongrie ou` il occupa une position assez importante : il devint professeur de repetentia humaniorum dans les instituts supe´rieurs de pe´dagogie des je´sui` partir de 1747 il est l historien de l ordre des tes a` Szakolca et a` Gyo˝r. A je´suites a` Vienne puis professeur d histoire et d exe´ge`se du Theresianum.4 Enfin en 1771 il est mute´ a` Gorizia ou` il meurt en 1790.5 Quand Friz arrive a` Presbourg, il y trouve une vie the´aˆtrale florissante. Les premie`res repre´sentations du the´aˆtre scolaire sont mises en sce`ne deux ans apre`s l ouverture du lyce´e, en 1628, et jusqu en 1773 on

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Jean-Marie Valentin: Polyeucte sur la sce`ne je´suite (Brigue 1753). Corneille, le the´aˆtre des Je´suites et le the´aˆtre allemand au milieu du xviiie sie`cle. In: Theatrum catholicum. Les je´suites et la sce`ne en Allemagne au xvie et au xviie sie`cles. Die Jesuiten und die Bu¨hne im Deutschland des 16.-17. Jahrhunderts. Nancy 1990, p. 245–252; Jean-Marie Valentin: Le he´ros tragique et l histoire dans la « Dramaturgie de Hambourg » de G. E. Lessing. In: The´aˆtre et drame musical. Revue Europe´enne bilingue 7–8 (2006), p. 19–29; Jean-Marie Valentin: La diffusion de Corneille en Allemagne a` travers les poe´tiques je´suites. In: Arcadia 7 (1972), p. 171–199. Son œuvre d historien: Synopsis Historiae Germaniae usque ad Conradum I. I-II. Wien 1752–1753. Ladislaus Luka´cs S. J.: Catalogus generalis seu nomenclator biographicus personarum Provinciae Austriae Societatis Jesu (1551–1773). Vol. I. Roma 1987, p. 373–374; Jean-Marie Valentin: Le The´aˆtre des Je´suites dans les Pays de Langue Allemande. Re´pertoire chronologique des pieces represente´es et des documents conserve´s (1555–1773). Stuttgart 1984, II. Index des noms propres, p. 1052, Index des sujets, p. 989. [Jean-Marie Valentin ne mentionne pas ici la pie`ce Zrinius ad Sigethum.]; Carlos Sommervogel: Bibliothe`que de la Compagnie de Je´sus. Bruxelles, Paris 1892, vol. III., p. 1004–1006, 1900, vol. IX., p. 378.

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compte au total 328 repre´sentations the´aˆtrales dans la ville.6 En 1672 l e´glise protestante est ce´de´e aux je´suites qui la transforment, et depuis lors c est la` que fonctionne le the´aˆtre du lyce´e je´suite de Presbourg qui peut contenir de 700 a` 800 personnes. Selon le registre d inventaire de 1773 il y a dans l e´glise 36 de´cors peints ; en outre deux balcons sont construits, celui de droite pour les e´tudiants du lyce´e et celui de gauche ` partir des anne´es pour les musiciens participant aux repre´sentations.7 A 1720 le re´pertoire comprend nettement plus d œuvres ayant pour sujet l histoire de la Hongrie. Entre 1735 et 1740 le pre´fet ou directeur du lyce´e est Ka´roly Pe´terffy (1700–1746), un excellent historien de l E´glise qui n e´crit aucune œuvre historique sur Zrı´nyi, mais sur le roi Mathias et d autres rois hongrois.8 Peut-eˆtre est-ce lui qui propose a` son jeune colle`gue de choisir un sujet sur l histoire hongroise, e´tant donne´ qu a` l e´poque l inte´reˆt de Friz pour l histoire e´tait de´ja` e´vident. Andreas Friz se pre´sente devant le public de Presbourg en 1738 avec deux pie`ces en un acte, l une parle de Miklo´s Zrı´nyi, l autre du roi hongrois Salomon Ier. Entre les deux pie`ces la come´die de Plaute, Miles gloriosus, est repre´sente´e par les e´tudiants pour que la tristesse et la gaiete´ aparaissent ensemble et forment une harmonie tout comme dans la vie – dit le chroniqueur du couvent dans l Annuae Litterae : Zrinius toto orbe notissimus ad Zigethum pro patria victima intra scholas limites primum exhibuerunt, adei actionis fama percrebuit, ut Celsissimus [Princeps et Archiepiscopus] eandem in aula sua, confluente, quae tum Posonii aderat, nobilium corona, secundi exhiberi voluerit Tulit iterum plausum unaque meritum, ut sumptibus Celsissimi typis excuderetur. Alteri aedem aula sua Militem gloriosum referenti, ac ad Plauti sales temperate adesse dignatus est. Ad tertiam denique Salomonis a Geysa victi pœnitentiam proponentem, in gestatoria advectus concinnitatem operis adeo probavit, ut diem integrum scenae omnes theatri leges, ac venustates instructae se daturum fateretur. Auxit porro tanti hospitis praesentia non Rhetorum modo, sed omnium classium gloriam.9

Les e´tudes sur l histoire du the´aˆtre affirment qu il est impossible de savoir par qui et quand fut repre´sente´e l œuvre de Friz, Salomon. Mais si l on prend en conside´ration la donne´e cite´e plus haut, il apparaıˆt clairement que les deux pie`ces, Zrinius et Salomon, furent repre´sen6

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Ge´za Staud: op. cit., I. 367–450; Istva´n Kilia´n: Jezsuita iskolai szı´nja´tsza´s Pozsonyban [L art dramatique scolaire des Je´suites a` Presbourg]. Pozsony, Pressburg, Bratislava. 700 e´ves va´ros (re´d. Iva´n Gyurcsik – Izabella Je´gh – Zsuzsanna Papp). Pozsony, Budapest 1994, p. 120–127. Ge´za Staud: Szı´nha´z a pozsonyi templomban [The´aˆtre a` l e´glise de Presbourg], A magyar szı´nha´z szu¨lete´se (re´d. Ju´lia Demeter). Miskolc 2000, p. 215–220. Ka´roly Pe´terffy: Sacra Concilia Ecclesiae Romano-Catholicae in Regno Hungariae celebrata ab Anno Christi 1016 usque ad annum 1715. Vol. I–II. Posonii 1741–1742. Ge´za Staud: A magyarorsza´gi jezsuita iskolai szı´nja´te´kok forra´sai 1561–1773. Vol. I., p. 416–417.

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te´es en meˆme temps a` Presbourg. Le titre de la pie`ce imprime´e est Salomon, rex Hungariae et non pas Salomon a Geysa victi pœnitentiam proponentem, mais ce type d impre´cision est assez ge´ne´ral en ce qui concerne les titres des pie`ces de the´aˆtre. Le re´dacteur de l annuaire ne se souvient probablement pas correctement du titre. Il semble que Friz acheva les deux pie`ces en quelques semaines puisqu il utilisa des sources historiques pour les deux. Le contenu de Zrı´nyi est inspire´ du traite´ historique de Miklo´s Istva´nffy,10 et les sources d inspiration pour Salomon puisent dans les chroniques d Antonio Bonfini et de Ma´rton Szentiva´nyi.11 Les deux pie`ces se caracte´risent quand meˆme par l originalite´ de leur auteur et aussi par leurs tournants dramatiques propres. Dans la premie`re, le fils de Zrı´nyi apparaıˆt parmi les de´fenseurs du chaˆteau fort (en realite´ il avait 17 ans et il e´tait a` Vienne), et dans la deuxie`me, Salomon rencontre son ancien pre´cepteur devenu ermite. Cette anne´e-la` il y avait 104 e´tudiants dans la classe de rhe´torique et plus de 500 dans toute l e´cole. L œuvre parlant de Zrı´nyi n exige que cinq personnages, celle de Salomon quatre, et dans le Miles gloriosus il n est besoin que de douze personnages. Les pie`ces avec peu de roˆles permettent ainsi dans les e´coles que les re´pe´titions soient courtes et intensives, et bien que trois œuvres dramatiques soient repre´sente´es dans le programme d une meˆme soire´e, les cours et la vie quotidienne de l e´cole ne subissent pas de graves changements. Seul un cinquie`me des e´tudiants de la classe de rhe´torique participa a` la repre´sentation, mais, comme le chroniqueur le fait remarquer, ils firent honneur a` toute l e´cole. Comme nous n avons pas de trace e´crite, nous sommes oblige´s de reconstituer les de´cors de la sce`ne a` l aide d analogies. La sce`ne e´tait tre`s simple dans les deux pie`ces, les repre´sentations n avaient besoin que de deux de´cors. Dans le cas de Zrinius le fond e´tait peut-eˆtre un chaˆteau fort en ruine et en feu, et dans le cas de Salomon le de´cor repre´sentait un paysage rocheux avec des arbres. La repre´sentation eut un si grand succe`s qu il fallut la rejouer dans la cour de l archeveˆque d Esztergom, Imre Eszterha´zy, le 22 janvier et elle conquit tellement l archeveˆque qu il publia l œuvre dramatique Zrinius (Zrinius ad Sigethum. Acta in aula Celsissimi Principis Primatis Hungariae et Archiepiscopi Strigoniensis XI. Cal. Feb. MDCCXXXVIII. a´ Rhetoribus Posoniensibus. Deinde ejusdem jussu et impensis typis data. Posonii, Typis Mariae Magdalenae Royerin, 10

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Nicolaus Istva´nffy: Historiarum de Rebus Ungaricis libri XXXVII. Coloniae 1622. Antonius Bonfini: Rerum Ungaricarum decades. Basel 1568; Ma´rton Szentiva´nyi (1633–1705): Summarium Chronologiae ex secunda parte III. decades Curiosum et Selectiorum Variarum Scientiarum Miscellaneorum. Tyrnaviae 1697, Wien 1750.

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Viduae. 15 p.).12 Deux ans plus tard la pie`ce de Friz fut repre´sente´e a` Kassa (aujourd hui Kosˇice, Slovaquie) et quatorze repre´sentations eurent pour sujet le personnage de Zrı´nyi dans plus de dix villes diffe´rentes.13 Il n est pas assure´ que chaque titre appartienne a` l œuvre de Friz, mais il est certain que le culte de la personnalite´ de Zrı´nyi se de´veloppa graˆce a` elle. L œuvre intitule´e Salomon fut aussi un grand succe`s : elle fut repre´sente´e en 1746 a` Nagyva´rad (aujourd hui Oradea, Roumanie) et en 1755 a` Buda.14 Quel est le secret de ce succe`s? Si nous analysons en de´tail le texte de Friz, nous nous rendons compte qu il revient a` la tradition e´tablie par les premiers grands auteurs je´suites (Stefanio Tucci, Bernardino Stefonio), professeurs de rhe´torique au lyce´e je´suite de Rome. Ces derniers conside`rent que la repre´sentation the´aˆtrale n est qu un moyen pour l enseignement de la rhe´torique et que l objectif final est d exercer de l influence tout d abord sur leurs e´le`ves et en second lieu seulement sur le public. Les e´tudiants qui y participent doivent servir Dieu sur les sce`nes du monde entier par les moyens de la parole et de la rhe´torique, parce que la prie`re, la rhe´torique et la pe´dagogie sont e´troitement lie´es.15 L effet artistique est donc en meˆme temps la manifestation de la graˆce divine. Ce type d adaptation pour le the´aˆtre, dont les fondements the´oriques furent jete´s par Tarquinio Galluzzi16 et Alessandro Donato17, persiste dans les drames historiques des dramaturges franc¸ais Corneille et Racine. 12

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E´dition moderne: Jezsuita iskoladra´ma´k [Les drames je´suites scolaires]. Vol. I. Imre Varga (re´d.), Zsoltne´ Alszeghy, Katalin Czibula, Imre Varga (e´d.). Budapest 1992, p. 233–248. Kassa (Kosˇice) 1740: Zrinius ad Sigethum. 1748: Nicolaus Zrinius ad Szigethum gloriosa pro patria victima. Nagyva´rad (Oradea) 1771: Zrinius ad Szigethum gloriose pro patria occumbens. Ungva´r 1754 : Zrinius Szigethum defendens et ibi gloriose occumbens. Trencse´n (Trenchin) 1749: Nicolai Zrinii ad Szigethum victoria. Eperjes (Presˇov) 1749: Expugnatio Szigethi. Sa´rospatak 1767: Zrinius. Kolozsva´r (Cluj) 1770 (deux fois): Zrinius. Voir Imre Varga, Ma´rta Zsuzsanna Pinte´r: op. cit., p. 145–152. Nagyva´rad (Oradea) 1746: Salomon rex Hungariae eremum petens. Buda 1755: Salomon a Ladislao extreme dissidens, sed ad sanctiora demum translatus. Ge´za Staud: op. cit., I., p. 320 et III., p. 87; Imre Varga, Ma´rta Zsuzsanna Pinte´r: op. cit., p. 82–86. Marc Fumaroli: Les je´suites et la pe´dagogie de la parole. In: I gesuiti e i primordi del teatro barocco in Europa. Centro studi sul teatro medievale e rinascimentale, a cura di M. Chiabo e F. Doglio. Rome 1995, p. 39–56. Tarquinio Galluzzi: Virgiliane vindicationes et commentarij tres de tragoedia comoedia elegia. Rome 1621; Tarquinio Galluzzi: Rinovazione dell antica tragedia e difesa del Crispo. Rome 1633. Alessandro Donatus: De arte Poetica. Rome 1631. L œuvre de Donatus e´tait aussi connue en Hongrie, voir Ma´rta Zsuzsanna Pinte´r: A Budapesti Egyetemi Ko¨nyvta´r jezsuita ko¨nyvjegyze´keinek dra´mako¨tetei [Les volumes de drames des listes de livres je´suites de la Bibliothe`que universitaire de Budapest]. In: Magyar Ko¨nyvszemle 106 (1990), p. 139–146.

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Fig. 1. La page de titre de le´dition de Zrinius ad Sigethum, Presbourg, 1738.

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Dans le nouveau type de la trage´die chre´tienne la mort des martyrs n est tragique qu en apparence, car si dans le pre´sent la mort est e´pouvantable et stupe´fiante, elle est dans le futur enthousiasmante et positive. La mort de Zrı´nyi et de son fils rele`ve de ce meˆme genre parce qu il est e´vident que Friz suit le mode`le du classicisme. Le personnage de Zrı´nyi re´unit les traits les plus typiques du he´ros antique et chre´tien. Le texte contient des allusions a` Virgile et l utilisation d hexame`tres e´voque aussi le poe`te antique. Le chaˆteau fort de Szigetva´r est absorbe´ par Vulcain, les he´ros qui courent a` leur perte sont attendus par Orcus et les personnages prient les puissances ce´lestes (plusieurs dieux) contre les « barbares ». Friz devait connaıˆtre le programme e´crit dans lequel quelques anne´es plus toˆt, a` Presbourg, Istva´n Dobo´ e´tait repre´sente´ sur la sce`ne comme un Hercule chre´tien.18 En meˆme temps Zrı´nyi est un « Athleta Christi », un he´ros qui, en sacrifiant son fils, imite le Pe`re sacrifiant le Christ. Son autre pre´curseur est Abraham qui est preˆt a` sacrifier son fils Isaac. Le sens sacre´ devient e´vident surtout dans la dernie`re sce`ne de la pie`ce, quand Zrı´nyi parle de la conse´cration et du sacrifice innocent de l aˆme de son fils. Friz arrive a` repre´senter cet effet avec une adaptation tre`s simple. L œuvre n est constitue´e que de trois sce`nes. L argumentum (le sujet de la pie`ce) est le suivant: Nicolaus Zrinius, cum Turcas Sigethum oppugnantes sustinuisset strenue, tandem urbe ab hoste capta et incensa in arcem se recepit cum paucis. Ibi et annonae inopia, et incendio jam ipsam arcem occupante, ut refert Isthuamffius, vestes sericeas breviores adferri jubet, iisque induitur, capitis tegumentum ardearum pennis, gemmisque ornatum, quali in spectaculis, et nuptialibus pompis uti erat solitus, apponit, ac centenos aureos numos praemium hosti interfecturo marsupiis, que utroque in latere erant ingerit, postremo claves arcis addit, deinde sumpto ex multis acinace Paterno, et eruptione in hostes facta maluit certae morti se cum suis objicere, quam vivus locum cedere. Zrinii filium tenera etiamnum aetate Patris castra secutum, et demum extremi periculi socium affectus scenici causa Poe¨sis addidit.19

Dans la premie`re sce`ne, deux soldats de´battent de la capitulation du chaˆteau fort puisqu ils pensent ne plus eˆtre lie´s par leur serment au chaˆteau embrase´ et en ruine. Pour attendrir Zrı´nyi ils veulent se servir de son fils. Dans la deuxie`me sce`ne arrive le jeune Zrı´nyi qui d abord ne 18

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Hercules Christianus, sive Stephanus Dobo Arcis Agriensis Praefectus de Achomate vezirio gloriose triumphans, in Scenam datus ab Illustrissima, Perillustri, Reverenda, Nobili, ac Ingenua Juventute Scholastica in Caedinalito, et ArchiEpiscopali Gymnasio Soc. Jesu Posoniensi Anno MDCCXXIX, Tyrnaviae, Typis Academicis, per Fridericum Gall. E´dition moderne: Jezsuita iskoladra´ma´k [Les drames je´suites scolaires]. Vol. II. Imre Varga (re´d.), Zsoltne´ Alszeghy et al. (e´d.). Budapest 1992, p. 1079–1087. Zrinius ad Sigethum, p. 2 sq. Jezsuita iskoladra´ma´k, op. cit., I. p. 233.

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Fig. 2. Largumentum de la pie`ce Zrinius ad Sigethum

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veut pas meˆme entendre parler de la reddition, mais quand les soldats lui pre´sentent l avenir brillant et la gloire qu il pourrait atteindre en luttant contre les Turcs, le garc¸on perd de son assurance. Zrı´nyi, le personnage le plus important de la pie`ce, n apparaıˆt que dans la troisie`me sce`ne. Tout seul, il est capable de de´mentir les arguments des trois autres personnages et il convainc d abord son fils puis les soldats que la seule possibilite´ est de se sacrifier pour la Hongrie. Si ce sacrifice est cher a` Dieu, il aura pitie´ du pays, sinon mieux vaudra mourir que de voir la perte du pays. Le dernier moment de la pie`ce montre Zrı´nyi de´gainant son e´pe´e pour mourir comme un martyr. Ce de´nouement n est donc pas tragique mais plutoˆt sublime et enthousiasmant. Zrini Patria ! O tanti causa laboris ! (Filium designant.) Hanc tibi devoveo, perque occurrentia tela cuam sacrabo animam.Tam sit tibi victima grata, Quam tristis mihi. Sed capiti ornamenta ferantur. (Capitis ornamentum accipit.) Sic mortis celebrare diem nos condecet istum, Natalem ut reliqui. (Gladium nudat cum Sociis.) Sic sic juvat ire sub umbras. Finis20

Ce sujet, l amour paternel preˆt a` sacrifier son fils et le sacrifice volontaire christique, accompagne l œuvre dramatique de Friz qui, apre`s son retour a` Graz, e´crit deux autres pie`ces. La pastorale alle´gorique en prose intitule´e Alexis pre´sente le mode`le du dieu sacrifiant son enfant dans le cadre de vie des bergers, et la trage´die de l Ancien Testament du roi Codrus qui est pris pour le mode`le du Christ dans le the´aˆtre scolaire je´suite. Ces deux pie`ces de Friz sont aussi connues en Hongrie : le texte latin d Alexis et de Codrus se trouve dans plusieurs collections je´suites. La Bibliothe`que universitaire de Graz conserve un manuscrit important de Friz de cette e´poque-la` mais qui n a pas encore attire´ l attention des chercheurs, bien qu il s agisse d un manuscrit concernant la Hongrie.21 Le texte de plus de 350 pages intitule´ Opera dramatum nous aide non seulement a` clarifier la chronologie des œuvres de Friz mais nous re´ve`le aussi ses gouˆts litte´raires, ses mode`les et ses orientations en tant que dramaturge. Le volume commence par l analyse des trage´dies de Jean Racine (1r74v), puis nous trouvons les textes re´e´crits en latin de Pietro Metastasio comme Themistocles, Titus et Joseph (76r-166v), suivis de deux pie`ces de Giovanni Granelli, Sedecias et Manasses (168r-212r), traduites en latin et en prose par Friz. Les œuvres dramatiques de Granelli, Sede20 21

Zrinius ad Sigethum, p. 15 sq. Jezsuita iskoladra´ma´k, op. cit., I. p. 248. Andreas Friz: Opera dramatum. L ouvrage se trouve dans la Bibliothe`que universitaire de Graz, cote 938 (ancienne cote 34/9), 351 p.

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Fig. 3. Une page de le´dition de Zrinius ad Sigethum, Presbourg, 1738.

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cias, Manasses et Dione e´crites en italien et repre´sente´es au lyce´e je´suite de Parme, renouvellent le langage italien du the´aˆtre ainsi que le genre du drame religieux.22 La deuxie`me partie du volume, intitule´e Opera R. P. Andreae Friz e S. J., contient ses propres œuvres et commence par un court traite´ de the´orie dramatique23 suivi des textes Alexis et Salomon, puis d une pastorale ine´dite et d ailleurs inconnue, enfin de Psychis et de Codrus (261r-315r). Les volumes des manuscrits de Friz nous prouvent que ses quatre pie`ces publie´es plus tard sont de´ja` termine´es entre 1741 et 1744. Quand Friz revient en Hongrie, il essaie de populariser ce gouˆt et cette me´thode de cre´ation dramatique alors qu il est professeur de re` Szakolca il porte a` la sce`ne Sedecias de Granelli petitio humaniora.24 A et dore´navant chaque automne on assiste a` une premie`re des pie`ces des seuls Granelli ou Metastasio.25 Pendant son se´jour a` Gyo˝r, une œuvre de Metastasio sera e´galement repre´sente´e.26 La Bibliothe`que universitaire de Budapest conserve un manuscrit d art poe´tique de Szakolca qui – pour la premie`re fois en Hongrie – propose aux futurs dramaturges de lire et d imiter les pie`ces de Racine et de Metastasio.27 Il semble possible que cela soit lie´ au personnage de Friz. Friz retourne a` Vienne et en 1757 il publie ses pie`ces et e´crit encore deux trage´dies : Julius martyr et Penelope. L impe´ratrice Marie-The´re`se et la cour de Vienne assistent a` la repre´sentation des deux trage´dies. Graˆce au succe`s il publie un autre volume, et en 1762 et 1771 ses œuvres dramatiques sont publie´es en allemand. Pourtant la pie`ce parlant de Zrı´nyi est supprime´e de tous les volumes et Salomon seul y paraıˆt.28 22

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Il teatro dei gesuitici. Storia della Letteratura Italiana (dir. da Enrico Malato). Roma 1998, vol. VI., p. 861–864. Epistola de Tragaediis, p. 223r-260v. Ma´rta Zsuzsanna Pinte´r: Le the´aˆtre je´suite dans le Royaume de Hongrie. In: Neohelicon 2 (1991), p. 314–315. 1748: Themistocles, 1749: Evilmerodach, 1750: Cyrus, 1751: Themistocles, 1752: Stilico. Ge´za Staud: A magyarorsza´gi jezsuita iskolai szı´nja´te´kok forra´sai 1561– 1773. op. cit., vol. II., p. 240–244. 1746: Josephus a fratribus agnitus. Ge´za Staud: op. cit., vol. II., p. 31. Commentaria in litteras humaniores. L ouvrage se trouve a` la Bibliothe`que universitaire de Budapest, cote F. 37. Andreae Friz e Societatis Jesu Tragoediae duae et totidem dramatia (Codrus. Tragoedia – Cyrus. Tragoedia – Alexis. Dramation Pastoritium – Salomon, Hungariae rex. Dramation). Leopold Johannes Kaliwoda (ed.). Wien 1757; Julius Martyr, Tragoedia auctore Andrea Friz e Societate Jesu Provinciae Austriae. Leopold Johannes Kaliwoda (ed.). Wien 1761; Penelope, Tragoedia auctore Andrea Friz e Societate Jesu Provinciae Austriae. Leopold Johannes Kaliwoda (ed.). Wien 1761. Andreae Friz der Gesellschaft Jesu Priesters Trauerspiele […] aus dem Lateinischen u¨bersetzt. Augustin Bernardi (ed.). Wien, 1762. Andreae Friz e Societate Jesu Tragoediae et Orationes. Augustin Bernardi (ed.). Wien 1764. Tragoe-

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Friz e´tait plus populaire en Hongrie qu en Autriche. On y joua ses pie`ces Codrus, Cyrus et Alexius.29 Vers 1750 quelques-unes de ses œuvres comme Zrinius ad Sigethum, Salomon rex Ungariae, Cyrus30 et Codrus31 furent traduites et e´dite´es en hongrois. Selon un programme e´dite´ en 1756 a` Kolozsva´r Codrus est traduit en langue hongroise,32 mais le traducteur est inconnu, et le texte hongrois est perdu. Le texte hongrois de Cyrus est e´dite´ en 1767 a` Kassa (aujourd hui Kosˇice, Slovaquie). Le traducteur est da´m Kereske´nyi (1713–1777),33 qui traduisait encore le texte en 1758 a` Nagyszombat (aujourd hui Trnava, Slovaquie), ou` il avait de´ja` e´dite´ le programme en hongrois et en allemand.34 Nous conservons plusieurs manuscrits de la version hongroise de Zrinius et de Salomon, ainsi que de la version en latin. En meˆme temps la traduction et le culte des œuvres de Granelli et de Pietro Metastasio commencent. E´tant donne´ que ce ne sont pas les pie`ces originales italiennes qui sont directement traduites en hongrois mais leur version latine, on peut supposer que ce sont les traductions de Friz qui repre´sentent la base de la traduction en hongrois. Tout cela est soutenu par le fait que les trois collections dramatiques manuscrites conservant la plupart des œuvres de Friz contiennent des pie`ces de Granelli et de Metastasio. Voici la structure du volume conserve´ au Batthyaneum de Gyulafehe´rva´r :35 1. Zrı´nyi Miklo´s (en hongrois) ; 5. Cyrus ; 10. Codrus ; 11. Zrinius ad Sigethum ; 12. Salomon ; 19. Salamon (en hongrois) – de Friz ; 4. Titus kegyelmesse´ge (La clemenza di Tito, en hongrois) – de Metastasio ; 8. Sedeczias (en hongrois) ; 9. Dion ; 22. Manasses – de Granelli.

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diae et dramata germanice reddita a F. X. Riedl et A. Scheffl Magistris S. J. Wien 1771. Kolozsva´r (Cluj) 1756: Kodrus. Koma´rom 1765: Codrus. Eger 1787: Codrus. Ge´za Staud: op. cit., vol. I., p. 283, 499; et Istva´n Kilia´n, Ma´rta Zsuzsanna Pinte´r, Imre Varga: op.cit., p. 216. Nagyszombat (Trnava) 1758: Cyrus. Nagyva´rad (Oradea) 1759: Cyrus. Ge´za Staud: op. cit., vol. I., p. 210, 328 ; Pozsony (Bratislava) 1756: Alexius. Ge´za Staud, op. cit., vol. I., p. 436. E´dition moderne du texte hongrois: Jezsuita iskoladra´ma´k: op. cit., vol. I, p. 627– 706. E´dition moderne du texte hongrois: Jezsuita iskoladra´ma´k: op. cit., vol. II, p. 961–965. Le traducteur est inconnu, le programme se trouve dans Jezsuita iskoladra´ma´k: op. cit., vol. I., p. 231. Ladislaus Luka´cs: op. cit., vol. II., p. 709; Carlos Sommervogel: op. cit., vol. IV. P. 1008. Jezsuita iskoladra´ma´k: op. cit., vol. I. 627–706. Le manuscrit se trouve a` Gyulafehe´rva´r (Alba Iulia, Roumanie), dans la Bibliothe`que Batthyaneum, cote IX. 107. V. 20.; la photocopie se trouve a` Budapest, dans la Bibliothe`que de l Acade´mie de Hongrie, cote B. 194./I.

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Selon la page de titre, Zrinius ad Sigethum fut traduit en 1753 a` Nagyszombat, mais nous n avons aucune information sur l identite´ ` Nagyszombat cette anne´e-la` se trouvait Gyo¨rgy Csusdu traducteur. A sem, un professeur de rhe´torique qui put connaıˆtre les œuvres de Friz a` Vienne ou a` Presbourg, mais nous ne connaissons pas son activite´ litte´raire, tandis que la traduction montre qu il s agit d un traducteur ` cette e´poque, il n y a qu une seule personne a` Nagyszomexcellent. A bat qui soit si doue´e, c est Ferenc Kunics.36 Ferenc Kunics traduisit en 1753 Sedecias dont le texte est conserve´ dans la collection dramatique de Gyulafehe´rva´r, et plusieurs arguments montrent e´galement que c est lui le traducteur de Zrinius ad Sigethum. Voyons tout d abord les circonstances subjectives. Kunics est un excellent prosateur hongrois mais il ne versifie pas bien ; il utilise comme source la version latine en prose pour faire une traduction en prose de Sedecias, a` l origine versifie´ en italien, et les deux pie`ces versifie´es de Zrinius et Salomon sont aussi traduites en prose. Il est partisan de la me´thode qui consiste a` enrichir la traduction avec des descriptions, des de´tails, des me´taphores et des locutions hongroises, de sorte que les images poe´tiques sont beaucoup plus vivantes et suggestives que dans la version latine, plus se`che. Le traducteur de Zrinius et Salomon suit la meˆme me´thode. En ce qui concerne les circonstances objectives, il faut prendre en conside´ration qu au de´but des anne´es 1750 Ferenc Kunics passa plusieurs anne´es a` Nagyszombat en tant que preases du lyce´e. Il est vrai qu en 1753 Kunics est a` Eger et non pas a` Nagyszombat, mais les dates de la collection dramatique de Gyulafehe´rva´r ne sont pas toujours fiables, comme c est le cas pour d autres œuvres dramatiques. Cette collection contient d ailleurs encore une pie`ce dont le langage et le style sont tre`s semblables a` ceux de Zrinius. Cette pie`ce, dont l auteur est inconnu, est intitule´e Balthasar et fut repre´sente´e a` Eger. Les deux œuvres contiennent des expressions particulie`rement rares mais qui ne figurent pas dans d autres pie`ces. Il faut continuer les recherches pour obtenir la re´ponse a` la question de savoir s il s agit du meˆme auteur et traducteur dans le cas des deux pie`ces. L œuvre dramatique versifie´e de Friz fut traduite deux de´cades plus tard. Le traducteur en est Da´vid Baro´ti Szabo´, professeur je´suite, l un des pre´curseurs de la versification classique en Hongrie. Da´vid Baro´ti Szabo´ devint membre de l ordre des je´suites en 1757, il acheva ses e´tudes pe´dagogiques a` Szakolca et apre`s avoir fait des e´tudes the´ologiques a` Nagyszombat, il devint professeur au lyce´e je´suite de Kolozsva´r (aujourd hui Cluj, Roumanie). Plus tard il enseigna a` Eger et a` 36

Ladislaus Luka´cs: op. cit., vol. II., p. 822. Carlos Sommervogel: op. cit., vol. IV., p. 1276–1277.

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Fig. 4. La page de titre de la traduction hongroise, 1753. (Collectio Batthyanyiana, cote IX.107.Kp. V. 20.)

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Fig. 5. La premie`re page de la traduction hongroise, 1753. (Collectio Batthyanyiana, cote IX.107.Kp. V. 20.)

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Kassa.37 En 1770 la classe de poe´sie porta a` la sce`ne une pie`ce dont nous ne connaissons que le titre, Zrinius. Il se peut que ce soit le hasard qui attire l attention de Baro´ti Szabo´ sur l œuvre de Friz, mais il n est pas exclu qu il l ait lue avant. Comme une partie de la collection manuscrite de Gyulafehe´rva´r fut repre´sente´e en 1758 et 1759 a` Kolozsva´r, il est possible que ce soit de Kolozsva´r que la collection arrive a` son lieu actuel. Dans la the´matique patriote de Baro´ti Szabo´, la lutte contre les Turcs occupe une place importante et la figure de Zrı´nyi est pre´sente´e dans sa poe´sie comme le mode`le de la moralite´ chre´tienne supe´rieure. Conforme´ment a` cette ide´e il n utilise plus les allusions mythologiques figurant dans la version originale mais souligne les traits patriotiques hongrois en leur donnant des noms de famille pris chez Istva´nffy (dans la distribution des roˆles par exemple, au lieu de tribun I et tribun II apparaissent des noms de familles hongrois comme Botos et Alapi). Le nom du centurion est Deli Vid et il y a un soldat appele´ Tsontos qui ne figure pas dans l original. Baro´ti Szabo´ n ajoute pas beaucoup a` l œuvre dramatique de Friz : au lieu des 380 vers hexame`tres de l original, la nouvelle version compte 397 vers. Baro´ti Szabo´ travailla plus de 20 ans au texte de la pie`ce : la premie`re variante parut en 1786 et le dernier texte est de 1802.38 Il effectue des changements stylistiques en substituant les tournures latines et en re´e´crivant le texte de plus en plus librement. La ne´cessite´ de copier, traduire et repre´senter la pie`ce de Friz plusieurs de´cades apre`s sa parution montre que l auteur re´ussit a` cre´er une pie`ce impressionnante et capable d attirer l attention des e´tudiants comme du public, bien qu a` l origine la pie`ce fuˆt conc¸ue comme un exercice de rhe´torique. En ce qui concerne les recherches futures, il faut comparer les manuscrits conserve´s en Hongrie a` ceux de Graz, mais ce qui est clair pour le moment, c est qu Andreas Friz fut une figure de la litte´rature hongroise du xviiie sie`cle plus importante que nous ne l avions imagine´ au de´part.39

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Ladislaus Luka´cs: op. cit., vol. III., p. 1639. Carlos Sommervogel: op. cit., vol. VII., p. 1735–1737. Da´vid Baro´ti Szabo´: Vers-koszoru´ [La couronne des poe`mes]. Vol. I. Kassa 1786, p. 7–36; Da´vid Baro´ti Szabo´: Ko¨lteme´nyes munka´ji [Œuvres poe´tiques]. Vol. I. Kassa 1789, p. 93–110; Da´vid Baro´ti Szabo´: Megjobbı´tott s bo˝vı´tett ko¨lteme´nyes munka´ji [Œuvres poe´tiques ame´liore´es et augmente´es]. Vol. III. Koma´rom 1802, p. 30–43. Recherche soutenue par OTKA (Fondation nationale hongroise pour la recherche scientifique), K 67828 sz.

Robert Seidel

Siegreiche Verlierer und empfindsame Amazonen Friedrich August Clemens Werthes Trauerspiel Niklas Zrini oder die Belagerung von Sigeth (1790)

Das Trauerspiel Niklas Zrini oder die Belagerung von Sigeth von Friedrich August Clemens Werthes (1748–1817) aus dem Jahre 1790 hat in der Wissenschaft wenig Resonanz gefunden. Lediglich Theodor Herold hat in einer 1898 vero¨ffentlichten Monographie zu Werthes und den deutschen Zrı´nyi-Dramen die noch heute grundlegende Biographie des Autors erarbeitet und die von Werthes und seinen Schriftstellerkollegen jeweils benutzten historischen Quellen – soweit ich sehe recht zuverlssig – zusammengestellt.1 Im u¨brigen sind das »historische Trauerspiel«, so der Untertitel des Stu¨ckes, und seine Entstehung seit¨ bersether weder von der Werthes-Forschung, die besonders dessen U 2 zungen aus dem Italienischen zu ihrem Gegenstand whlte, noch von jenen Literarhistorikern, die sich speziell dem Geschichtsdrama zuwandten, behandelt worden. Aus diesem Befund ergeben sich fu¨r die vorliegende Studie zwei Untersuchungsziele: Zum einen ist das Stu¨ck aus literaturwissenschaftlicher Perspektive zu analysieren, wobei zu¨ ber mindest am Rande auch die zeitliche Nhe zu Schillers Aufsatz U 1

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Theodor Herold: Friedrich August Clemens Werthes und Die deutschen ZrinyDramen. Biographische und quellenkritische Forschungen. Mu¨nster 1898; vgl. hierzu unten Anm. 18. Als Ergnzung fu¨r die ungarische Periode in Werthes

Leben ist heranzuziehen Gustav Heinrich: Friedr. Aug. Clemens Werthes in Ungarn. In: Ungarische Revue 13 (1893), S. 508–513. Vgl. besonders Rita Unfer Lukoschik: Der erste deutsche Gozzi. Untersuchungen zu der Rezeption Carlo Gozzis in der deutschen Sptaufklrung. Frankfurt u. a. 1993 (Europische Hochschulschriften I/1368), hier zu Werthes allgemein S. 140–152; dies.: »La bella infidele«. La »Turandot« nella versione di F. A. Cl. Werthes. In: Carlo Gozzi. Letteratura e musica. Hg. von Bodo Guthmu¨ller und Wolfgang Osthoff. Rom 1997, S. 143–168; dies.: Rezeption italienischer Literatur im Deutschland der Sptaufklrung: Friedrich August Clemens Werthes (1748–1817). In: Gelehrsamkeit in Deutschland und Italien im 18. Jahrhundert […]. Hg. von Giorgio Cusatelli u. a. Tu¨bingen 1999, S. 111–126. Zu Werthes

Rolle im Illuminatenorden vgl. Hans-Ju¨rgen Schings: Die Bru¨der des Marquis Posa. Schiller und der Geheimbund der Illuminaten. Tu¨bingen 1996, S. 30–33, 45–47. Eine kurze biographische Skizze bietet – neben den gngigen Personenlexika – Bernhard Geiger: Friedrich August Klemens Werthes. »Von sieben poetischen Teufeln besessen«. In: Schwabenspiegel. Literatur vom Neckar bis zum Bodensee 1000–1800. Hg. von Ulrich Gaier u. a. Ulm 2003. Bd. 2: Aufstze, S. 787–791.

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die tragische Kunst und dessen Geringschtzung von Werthes Dramen Beachtung finden sollen. Die Strukturfragen, die in diesem Zusammenhang ero¨rtert werden, fu¨hren beilufig zu einer erneuten Auseinandersetzung mit Werthes chronikalischen Quellen, die freilich nach den gru¨ndlichen Studien von Herold nicht nochmals systematisch erschlossen werden mu¨ssen.3 In einem zweiten, deutlich ku¨rzeren Abschnitt ist dann noch auf den mo¨glichen Anlaß fu¨r die Abfassung des Dramas einzugehen. Hierzu gibt es keine expliziten Anhaltspunkte, so daß ich mich mit thesenhaften, aber – wie ich hoffe – nicht unbegru¨ndeten Ausfu¨hrungen behelfen muß. Der Dramatiker Werthes ist, von einem kurzen Zeitungsbeitrag ab¨ bersetzungen gesehen,4 bisher ausschließlich im Hinblick auf seine U aus dem Italienischen und im Zusammenhang mit seiner Funktion als Vorlage fu¨r Theodor Ko¨rners Zriny. Ein Trauerspiel in fu¨nf Aufzu¨gen (Leipzig 1814) gewu¨rdigt worden.5 Seine Originaldramen – neben Zrini insbesondere Rudolph von Habspurg (Wien 1785) und Conradin von Schwaben (Tu¨bingen 1800) – fanden ein recht geteiltes Echo, u¨ber den Zrini ußerte sich der Rezensent der Allgemeinen deutschen Bibliothek mißbilligend: Enthlt die bekannte Geschichte, monotonisch dialogisirt, daher es dem Stu¨cke an aller Abwechslung fehlt. Nichts als Heldensprache und Kriegsgeschrey und Kriegsgetu¨mmel bringt auch den geduldigsten Leser auf. Recens. sagt Leser, denn zum Auffu¨hren du¨rfte das Stu¨ck schwerlich bestimmt seyn. Zur Abwechselung wird eine ganze Scene Pantomime gespielt.6

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Am Rande sei darauf hingewiesen, daß das im Rahmen der ungarischen Nationalliteratur bedeutende Epos Obsidio Szigethiana (1651) aus der Feder des ju¨ngeren Miklo´s Zrı´nyi trotz des lateinischen Titels in ungarischer Sprache verfaßt ¨ bersetzung gab. Da Werthes das wurde und es zu Werthes Zeit noch keine U Ungarische nicht beherrschte, kann er das Epos auch nicht zur Vorlage seines Dramas genutzt haben. Rudolf Krauß: Ein schwbischer Dramatiker zur Zeit Schillers. In: Schwbische Kronik. Sonntagsbeilage des Schwbischen Merkurs, Nr. 30, 6. Februar 1897, S. 245 f. Hierzu vgl. neben Herold (wie Anm. 1) noch bes. Heinrich Bischoff: Ko¨rners ¨ bersicht u¨ber Th. Ko¨rner als Dramatiker. Leip»Zriny« nebst einer allgemeinen U zig 1891; ders.: Zu Ko¨rners ›Zriny‹. In: Archiv fu¨r das Studium der neueren Sprachen und Litteraturen 90 (1893), S. 135–140. Vgl. jetzt außerdem die Beitrge von Roman Luckscheiter und Ka´lma´n Kova´cs in diesem Band. – Eine vergleichende Studie zur Zrı´nyi-Dramatik der Zeit um 1800 htte im u¨brigen auch Ladislaus Pyrkers Trauerspiel Zrinis Tod (1810) miteinzubeziehen; hierzu vorlufig Herold (wie Anm. 1), S. 104–114. Allgemeine deutsche Bibliothek. Des hundert und zweyten Bandes erstes Stu¨ck. Berlin / Stettin 1791 (UB Heidelberg: H 266), S. 89. Der Rezensent zeichnet mit dem Ku¨rzel »Bg.«.

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Unter den Stimmen zu Werthes Theaterstu¨cken ist daneben vor allem Schillers Urteil zu erwhnen, der auf die Zusendung des Conradin hin am 5. Februar 1800 an den Verleger Cotta schrieb: Werthes hat zwar eine gute, gewhlte und sich dem klaßischen annhernde Sprache, aber zum dramatischen Dichter hat ihn die Natur nicht bestimmt, sein Werk ist an dramatischem Gehalt leer und hat keine Kraft. Dabey ist gegen alle Wahrscheinlichkeit gesu¨ndigt und in dieser Ru¨cksicht ist das Produkt ganz verunglu¨ckt.7

Wir werden sehen, inwieweit man Schillers Verdikt in Bezug auf den Zrini beipflichten kann. Das Stu¨ck ist, anders als der Rudolph von Habspurg und anders auch als Ko¨rners und Pyrkers Zrı´nyi-Dramen, in Prosa gehalten, umfaßt drei Aufzu¨ge und behandelt die letzte Phase der Belagerung der ungarischen Festung Szigetva´r durch die Tu¨rken, also eine Zeitspanne von Mitte August bis zum 8. September 1566, dem historischen Todesdatum Miklo´s Zrı´nyis. Werthes selbst bezeichnet sein Drama auf dem Titelblatt als »historisches Trauerspiel«. Die Debatte um die Definition von ›historischem‹ oder ›Geschichtsdrama‹ wird in Deutschland seit rund einem Jahrhundert mit großem Engagement gefu¨hrt,8 und es ist das Verdienst der ju¨ngst erschienenen Monographie von Dirk Niefanger, die obsolete Eingrenzung der Gattungsgeschichte auf die Zeit nach Goethes Go¨tz von Berlichingen beseitigt und die mannigfachen Ausprgungen der historischen Dramatik der gesamten Neuzeit auf ihre Gemeinsamkeiten hin untersucht zu haben. Niefangers Kriterien fu¨r die Klassifikation eines Theaterstu¨ckes als ›Geschichtsdrama‹ sind freilich recht großzu¨gig, doch lohnt es sich, zumindest eine Formulierung genauer zu bedenken, wonach im Geschichtsdrama »das dargestellte Geschehen als nicht bloß von temporrer Bedeutung angesehen wird«.9 Wenn wir uns im folgenden dem Gegenstand des Stu¨ckes zuwenden, sollten wir bedenken, worin diese

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Schillers Werke. Nationalausgabe, Bd. 30: Briefwechsel. Schillers Briefe 1. 11. 1798–31. 12. 1800. Hg. von Lieselotte Blumenthal. Weimar 1961, S. 141. Vgl. neben einschlgigen Einzelstudien, Lexikonartikeln usw. vor allem Otto von der Pfordten: Werden und Wesen des historischen Dramas. Heidelberg 1901; Friedrich Sengle: Das deutsche Geschichtsdrama. Geschichte eines literarischen Mythos. Stuttgart 1952; Werner Keller: Drama und Geschichte. In: Beitrge zur Poetik des Dramas. Hg. von dems. Darmstadt 1976, S. 298–339; Geschichtsdrama. Hg. von Elfriede Neubuhr. Darmstadt 1980 (Wege der Forschung 485); Ju¨rgen Schro¨der: Geschichtsdramen. Die »deutsche Misere« – von Goethes Go¨tz bis Heiner Mu¨llers Germania? Eine Vorlesung. Tu¨bingen 1994 (Stauffenburg Colloquium 33). In allen diesen Arbeiten ist Werthes nicht erwhnt. Dirk Niefanger: Geschichtsdrama der Fru¨hen Neuzeit 1495–1773. Tu¨bingen 2005 (Studien zur deutschen Literatur 174), S. 37. Eine komplexe »Arbeitsdefinition« findet sich auf S. 40.

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u¨berzeitliche Bedeutung des Geschehens speziell im Fokus des Entstehungsjahres 1790 zu sehen ist. Im ersten Akt, der wie die beiden folgenden im Bereich der Festung Szigetva´r spielt, ist der erste Teil des Kampfes um die Stadt bereits entschieden: Die Neustadt wurde aufgegeben und von den eigenen Truppen in Brand gesteckt, nun gilt es zu u¨berlegen, ob man mit der Altstadt ebenso verfahren und die verbliebene Bevo¨lkerung in die Festung verlegen soll. Es deutet sich bereits an, daß im Verlauf der Handlung der Spielraum der Verteidiger immer geringer wird, und vor dem Hintergrund der dem Publikum ja bekannten Katastrophe sind alle im Stu¨ck dargestellten oder referierten militrischen Erfolge der Ungarn als retardierende Momente zu sehen. Zu Beginn des Stu¨ckes wird das allgemeine Vertrauen der Verteidiger in ihren Heerfu¨hrer gezeigt. Das in der ersten Szene erwhnte, spter leitmotivisch wiederkehrende An¨ bergabe der Festung gebot der Tu¨rken, Zrini10 und seine Soldaten bei U 11 großzu¨gig zu entlohnen, ist historisch verbu¨rgt, gleichfalls enthielt der u¨berlieferte Schwur, den Zrini in einer großen Rede seinen Leuten abverlangte12 und der im Zentrum des ersten Aktes teilweise wo¨rtlich in Szene gesetzt wird, die Forderung, bei Androhung der Todesstrafe keinerlei Briefe von den Feinden anzunehmen: »si epistolam quis Turcicam acceperit aut legerit, statim occiditor«.13 Fu¨r die Dramenfiguren 10

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Die Dramenfiguren werden im folgenden nach der von Werthes benutzten Schreibweise bezeichnet. »Interea Solimanus fortunam suam conatibus suis infinitis non respondentem indigne ferens, statuit constantissimum animum Comitis muneribus expugnare, et spe amplissimorum praemiorum ad deditionem arcis inducere. Sagitta igitur missa cum literis intra arcis moenia, totius Illyrii Praefecturam et possessionem Croatiae pollicetur: maximas opes et facultates, ingentia munera offert, si dedat arcem.« Zigethi Hungariae claustri praestantissimi vera descriptio, et obsidionis eius epitome, ex Illustris Francisci Forgachii Liberi Baronis in Gymes, etc. Cancellarii olim D. Ferdinandi Imp. per Hungariam, sui temporis historiarum commentariis descripta. In: Rerum memorabilium in Pannonia sub Turcarum imperatoribus, a capta Constantinopoli usque ad hanc aetatem nostram, bello, militiaque gestarum exegeses sive narrationes illustres variorum et diversorum auctorum recensente Nicolao Reusnero Iurisconsulto et Comite Palatino Caesareo, Consil. Sax. Frankfurt 1603 (UB Heidelberg: B 6479), S. 158–168, hier S. 160. Historisch allerdings schon vor der Aufgabe der Neustadt Anfang August. De expugnatione Sigethi, totius Sclavoniae fortissimi propugnaculi, anno M. D.LXVI. Narratio M. Samuelis Budinae Labacensis. Ex Croatico sermone in Latinum conversa. In: Reusner (wie Anm. 11), S. 138–157, hier S. 144. Bibliographische Angaben zu Budina – einem Slowenen, der einen in kroatischer Sprache erhaltenen Bericht ins Lateinische u¨bertrug, welcher daraus wiederum zweimal ins Deutsche u¨bersetzt wurde – finden sich bei Carl Go¨llner: Turcica. Die europischen Tu¨rkendrucke des XVI. Jahrhunderts. 3. Bd. MDLI-MDC. Bukarest / Baden-Baden 1968 (Bibliotheca bibliographica Aureliana 23), S. 183–185. Alle drei dort genannten Drucke stammen aus dem Jahre 1568. Herold (wie Anm. 1) geht offenbar davon aus, daß Werthes eine lateinische Fassung (wohl

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bieten die dann tatschlich einlaufenden »Pfeilbriefe«, also mit Pfeilen u¨ber die Festungsmauer geschossene Schreiben, eine Gelegenheit, ihre Standfestigkeit und wechselseitige Solidaritt zu beweisen. Gegen Ende des Aktes treten die Frauen auf, die von ihren Mnnern tapferes Handeln im Kampf fordern. Die Losung heißt »Liebe um Ehre« (S. 26),14 wie es die Braut von Zrinis Sohn Georg zugespitzt formuliert. Und der Vorhang fllt mit den Worten von Zrinis Ehefrau Katharina, die ihren Sohn mit den Worten »Komm siegreich, oder nicht wieder zuru¨ck!« (S. 26) verabschiedet. Anders als in Ko¨rners Drama, wo der Heldentod als Alternative zu einem in Tatenlosigkeit dahinfließenden Leben seine Attraktivitt erhlt,15 scheint bei Werthes allerdings derlei martialischen ußerungen immer ein pragmatisches Element innezuwohnen. Besteht zu Beginn noch eine wie auch immer vage Hoffnung der Akteure auf einen militrischen Sieg, so geht es im weiteren Verlauf, wie wir sehen werden, um patriotisches Handeln im Wetteifer mit den Helden der Vorzeit und schließlich um das Telos der inneren Freiheit im Angesicht des Todes. Zu Beginn des zweiten Aktes ist auch die Altstadt aufgegeben und alle Bewohner haben sich in die Festung geflu¨chtet. Der Akt steht im Zeichen des Schwankens und der wieder erreichten Einigkeit, doch zeigt sich bei nherem Hinsehen, daß ein tragischer Konflikt vom Autor in letzter Konsequenz vermieden wird. Zrinis Gattin, die noch eben die wankelmu¨tigen Frauen zur Standfestigkeit ermahnt hat, ndert ihre Haltung vo¨llig, als die Nachricht eintrifft, Georg, ihr Sohn, sei gefangen und werde zu Tode gefoltert. Die Tu¨rken sind freilich bereit, diesen ¨ bergabe der Festung freizulassen, worauf die Mutter ihren fu¨r die U

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die aus Reusners Sammelwerk, zu denken wre allerdings auch an Johann Georg Schwandtners Scriptores rerum Hungaricarum von 1746) benutzt hat; die Frage wird bei Herold nicht diskutiert und soll auch an dieser Stelle nicht weiter behan¨ brigens ist der von Go¨llner, S. 184, unter Nr. 1236 zitierte deutschdelt werden. U sprachige Druck mit orthographischen nderungen neu herausgegeben in: Ehrengedchtnis des Grafen Niclas Zriny von Sigeth. Ein Vortrag u¨ber Zrinys Heldentod 7. September 1566 und dessen dichterische Verherrlichung [kein Hinweis auf Werthes]. Von H. C. G. Stier […]. Beigegeben sind die deutsche Chronik von 1568, das gleichzeitige Volkslied, und Stu¨cke aus Niclas Zrinys des ju¨ngeren Zriniade. […] Colberg 1866 (UB Heidelberg: Schlosser 33), S. 1–39. Seitenzahlen in Klammern beziehen sich auf die einzige Ausgabe: Niklas Zrini oder die Belagerung von Sigeth, Ein historisches Trauerspiel in drey Aufzu¨gen. Von Friedrich August Clemens Werthes. Wien, bey Johann Paul Krauß 1790. 85 S. (Saur Bibliothek der deutschen Literatur, Mikrofiche B. 33 / F. 15338; Exemplar der Stadt- und Universittsbibliothek Frankfurt am Main). Vgl. eine der wenigen neueren Interpretationen von Ko¨rners Drama bei Wolfgang Struck: Konfigurationen der Vergangenheit. Deutsche Geschichtsdramen im Zeitalter der Restauration. Tu¨bingen 1997 (Studien zur deutschen Literatur 143), S. 90–97; weiterfu¨hrend jetzt die Untersuchung von Roman Luckscheiter in diesem Band.

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Mann verzweifelt bittet, dem Ansinnen der Feinde nachzugeben. Fu¨r Zrini deutet sich eine Konfliktsituation an: »Wehe dem Feldherrn, der zugleich Vater ist« (S. 39). Die Situation spitzt sich zu, als Katharina mit sophistischen Argumenten in ihn dringt und schließlich ihren kleinen Sohn Raphael als Bittsteller ins Spiel bringt. Da wird gemeldet, daß die Besatzungssoldaten ihre Waffen abgelegt haben und ihrerseits ¨ bergabe der Festung bitten. Dieser Aufstand ist den Feldherrn um die U wohl nicht historisch, wird in den Chroniken jedenfalls nicht erwhnt.16 Als dramatischer Kunstgriff liefert er, wie Herold es formuliert, »wenigstens einen krftigen Rettungsversuch«17 angesichts der Problematik, bei enger Anlehnung an die Quellen eine Entwicklung der Charaktere zu ermo¨glichen. Durch die unerwartete Wendung wird Zrini nmlich veranlaßt, wieder die Perpektive des auf die Ehre der Nation bedachten Heerfu¨hrers einzunehmen: »Das Beyspiel anderer hat mich wie ein Donnerschlag aus meiner Betubung aufgeschreckt« (S. 41). In einer zweiten – nun freilich nicht authentischen – großen Rede, die als Ho¨hepunkt des Dramas gelten kann, bewegt er die Aufstndischen zur Umkehr, indem er an die von den Tu¨rken begangenen Grausamkeiten, an die Heldentaten der Vorvter und an das Gebot der Ehre erinnert. Werthes hat hier, wie sich zeigen lßt, unter Wahrung struktureller Ei¨ berlieferung die dramatische Wirkung des Geschehens genheiten der U verstrkt. Bei Forgach18 hlt Zrinyi an der entsprechenden Stelle im Ablauf der Ereignisse ebenfalls eine Rede, allerdings mit abweichendem Inhalt: Er stellt die Gefangennahme seines Sohnes als perso¨nliche Angelegenheit dar (»Meus priuatus luctus est casus filii acerbissimus«), durch die die kompromißlose Haltung der Verteidiger nicht beeinflußt werde. Forgach macht keine Andeutungen, daß es seitens der Familie oder der Soldaten zu irgendwelchen Zweifeln an der Strategie des Feldherrn gekommen wre. Unmittelbar nach Zrinis Rede (in Werthes Drama) tritt Georg auf, den man mit einem Trompeter verwechselt hatte – dies und das damit 16

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Nach Herold (wie Anm. 1), S. 152, ist die von Werthes dramatisch gestaltete Ver¨ berlieferung«. schwo¨rung »abweichend von der geschichtlichen U Herold (wie Anm. 1), S. 152. Wie Anm. 11, S. 161. – Der Gedanke, in jeden der drei Akte eine große Rede Zrinis einzubauen, mochte Werthes bei der Lektu¨re eines von Herold nicht erwhnten Geschichtswerkes gekommen sein, das fu¨r die Geschehnisse um Szigetva´r im wesentlichen die Chroniken von Budina und Forgach kompiliert: Rerum Hungaricarum historia, novem libris comprehensa […] auctore Gaspare Ens. Ko¨ln 1604 (UB Heidelberg: B 6454–4), S. 255–268. Bei Ens sind die drei großen Reden Zrı´nyis deutlich durch Randglossen und fortlaufende Anfu¨hrungszeichen markiert: »Nicolai Serinij ad milites ante obsidionem oratio« (S. 256–259), »Serinij constantia« (dort integriert die Rede nach der Gefangennahme seines Sohnes: S. 261), »Serinij ad milites ante eruptionem oratio« (S. 263 f.).

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zusammenhngende Anerbieten der Tu¨rken ist wiederum bezeugt19 – und der obendrein noch vom Tod des tu¨rkischen Sultans berichten kann. Damit ist fu¨r Zrini, der sich zwar gegenu¨ber den Soldaten, noch nicht aber gegenu¨ber seiner Frau durchgesetzt hatte, die Situation als ganze bereinigt. Tatschlich tritt Katharina im letzten Teil des Aktes auch nicht mehr auf, stattdessen verfolgen wir die Aristie der Maria Sektschudi, die anstelle ihres verwundeten Mannes die Waffen ergreift und einige feindliche Fahnen erbeutet.20 Alle Tapferkeit nu¨tzt freilich nichts, denn »Der Himmel selbst ist gegen uns. Ein heftiger Wind weht das Feuer gegen das Schloß« (S. 57). Damit ist die weitere Verteidigung der Festung unmo¨glich geworden, am Schluß dringen einige Tu¨rken ein und to¨ten mit Sektschudi und dem Greis Christoph Horvath zwei wichtige Nebenfiguren – ein Vorzeichen der nahenden Katastrophe. Im dritten Akt gilt es denn auch nicht mehr die Festung zu verteidigen, sondern nur noch den eigenen Tod zu inszenieren. Das Feuer kommt den Eingeschlossenen immer nher, die, wie eine Regieanweisung vorschreibt, in »stummer ermatteter Trostlosigkeit« (S. 62) beisammen sitzen. »In weniger als einer halben Stunde werden wir unsre Kunst zu sterben alle gezeigt haben« (S. 65), sagt Katharina und gibt damit die Losung fu¨r den Schlußakt vor. Whrend die Belagerten sich der Annehmlichkeiten des Lebens erinnern, ergreift sie »Verzweiflung« (S. 73), so die Regieanweisung, doch dann erscheint Zrini und verpflichtet sie in einer letzten, wiederum historisch belegten Rede21 erneut auf das Gebot der Ehre. Er stilisiert sich freilich ausdru¨cklich nicht als stoischen Weisen, der im Angesicht des Todes »ruhig« (S. 74) bleibt, wie einer der Hauptleute meint, sondern als empfindsamen Patrioten: »Ich bin Mensch, Gatte und Vater. Das Herz hat auch seine Thrnen und bittrere, als die Augen« (S. 74 f.). Familie, Vaterland und Ehre sind fu¨r ihn Werte, die letztlich konfliktfrei zu vereinbaren sind: Nachdem er die Verteidiger der Festung darauf eingeschworen hat, sich in einem letzten Ausfall gemeinsam in den Tod zu stu¨rzen, konstatiert er: »Nach meinem Hochzeittag ist dies der feyerlichste Tag meines Lebens« (S. 77). Indem er abschließend das Zeichen an die Krieger gibt, sich von ihren Frauen zu verabschieden, leitet er u¨ber zu den Schlußszenen, die wie schon in den beiden ersten Akten den weiblichen Protagonisten gewidmet sind. Whrend diese im ersten ihre Mnner angespornt hatten und Maria Sektschudi im zweiten selbst zu den Waffen gegriffen hatte, 19 20

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Vgl. Forgach (wie Anm. 11), S. 160 f. Das Motiv der »in Mannskleidern« (S. 52) auftretenden Frau findet sich auch in Werthes wenige Jahre zuvor erschienener, nach einer englischen Vorlage bearbeiteter Komo¨die Alles aufs Spiel gesetzt um einen Mann (Wien 1787); vgl. Krauß (wie Anm. 4), S. 245. Beispielsweise bei Forgach (wie Anm. 11), S. 163 f.

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kommt es nun zu einer konzertierten Aktion aller Frauen, in der sich Leidenschaft, Patriotismus und Kriegslist verbinden: Whrend die u¨brigen mit der Waffe in der einen, den Kindern an der anderen Hand in die todbringende letzte Schlacht ziehen, lockt Katharina mit dem Ruf »wer mir eine gute Gefangenschaft verspricht, den fu¨hr ich mit dieser Fackel hier zu dem unterirdischen Schatz« (S. 85) eine große Zahl von Tu¨rken vor den Pulverturm, den sie daraufhin in Brand steckt. Daß die letzten Verteidiger eine Explosion des Pulverturms herbeifu¨hrten, bei dem sie selbst, aber auch viele der tu¨rkischen Angreifer geto¨tet wurden, ist u¨brigens gleichfalls durch die Chroniken bezeugt.22 Ein Blick auf das Dramenpersonal gibt bereits wichtige Aufschlu¨sse u¨ber Struktur und Tendenz des Stu¨ckes. Historisch hervorgetreten sind nach Ausweis der Chroniken neben Zrini der Truppenfu¨hrer Matthias Sektschudi sowie die Hauptleute Alapi, Cschaki, Radvan und Dando. Ihre Funktionen im Stu¨ck entsprechen im wesentlichen dem historiographischen Befund, so wurde Alapi von Zrini als dessen Nachfolger ausgewhlt,23 Radvan und Dando unternahmen den von Zrini nur widerstrebend gebilligten Ausfall, bei dem sie ums Leben kamen.24 Bei den Angeho¨rigen Zrinis folgt Werthes nur teilweise den historischen Gegebenheiten: Die im Stu¨ck auftretende erste Gattin, Katharina Frangipani, war zur Zeit der Eroberung Szigetva´rs bereits verstorben, whrend die zweite Ehefrau, Eva, vor der Belagerung in Sicherheit ge22

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Diese letzte Kriegslist wird in den Chroniken freilich nicht den Frauen, sondern dem Feldherrn selbst zugeschrieben: »Sed non vivus tantum, verum etiam mortuus Serinius hostibus gravis fuit. Antequam eruptio fieret, conclamatis iam rebus in turrim quandam, pulvere sulphureo et ignibus missilibus completam, fomites arte ita attemperatos, ut certo ac definito tempore in materiam ignis incideret, collocari iusserat. Quum igitur capta arce innumera Turcarum multitudo irrupisset, nec arx modo et oppidum, sed omnes circa campi pleni essent hominum ac iumentorum: repente inflammatus pulvis primum ipsam turrim a fundamentis evertit, proxima deinde aedificia interioris arcis invasit, diruit atque disiecit. Perierunt in hac calamitate hominum ad tria milia […].« Ens (wie Anm. 18), S. 166 f. Vgl. S. 17 und Regni Hungarici historia […] libris XXXIV […] exacte descripta Nicolao Isthuanffio Pannonio, eiusdem regni Propalatino et octogenario milite excellentissimo […]. Ko¨ln 1685 [zuerst 1622], S. 312 f. Zrinis Anrede an einen »Istvanfi« (S. 76) du¨rfte sich tatschlich auf den spteren Chronisten beziehen. Vgl. Karl Gottlieb von Windisch: Beytrag zur Lebensgeschichte des Nikolaus Ischtwa´nfi. In: Ungrisches Magazin, oder Beytrge zur ungrischen Geschichte, Geographie, Naturwissenschaft und der dahin einschlagenden Litteratur. Bd. 1. Preßburg 1781 (UB Heidelberg: B 6453–19 A), S. 21–32, hier S. 23: »Als er in sein Vaterland zuru¨ck kam, erwhlte er den Soldatenstand, zu dem er unter den [sic] damals beru¨hmten Feldherrn Niklas Sriny den Grund legte.« Der zitierte Beitrag handelt u¨ber den Verfasser der »ungrische[n] Geschichte […] in 34 Bu¨chern« (S. 30). Herold (wie Anm. 1), S. 100–104, weist im u¨brigen dieser Quelle (Istvanffy) besondere Bedeutung fu¨r Werthes zu und belegt seine Behauptung an zahlreichen Beispielen. Vgl. S. 18–24 und Istvanffy (wie Anm. 23), S. 313 f.

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bracht wurde. Der lteste Sohn Georg, ein »Sprudelgeist« (S. 7) in der Tradition des Sturm und Drang, ist zwar als ungarischer Truppenfu¨hrer (nicht in Szigetva´r) bezeugt, allerdings nicht, wie bei Werthes, als Liebhaber. Frei erfunden sind offenbar die u¨brigen Personen, allerdings findet sich fu¨r die amazonenhaft auftretende Gattin Sektschudis eine namenlose Vorlage in den Chroniken, deren kriegerische Leistungen dort auch recht ausfu¨hrlich referiert werden.25 Werthes hat zweifellos diese Funktion auf Maria Sektschudi u¨bertragen, um die Phalanx der heldenhaften Gattinnen und Brute – als Braut Georgs tritt eine gewisse Sophie Mailath auf – eindrucksvoll zu verstrken. Ebenso trgt die Einfu¨hrung zweier kleiner So¨hne Zrinis und Sektschudis dazu bei, die Gruppe der Verteidiger weniger als militrische Einheit denn als empfindsamen Familienverband darzustellen, wie denn auch Zrini zu Beginn den Eingeschlossenen zuruft: »Hier [in der Festung] wollen wir, wie eine Familie zusammen leben« (S. 1). Daher bleiben die historisch verbu¨rgten Offiziere auch relativ blaß, whrend die erfundene Figur des Greises Christoph Horvath einige wirkungsvolle Szenen erhlt. Die ›Privatisierung‹ und Emotionalisierung des dargestellten Geschehens ist als naheliegender Kunstgriff zu verstehen, der allgemeinen empfindsamen Tendenzen der Zeit folgt und – mutatis mutandis – auch in zeitlich vorausliegenden historischen Dramen wie Goethes Go¨tz von Berlichingen oder Schillers Don Karlos zu beobachten ist. Wichtiger ist die Frage nach der dramatischen Konzeption des Stu¨ckes. Im Grunde ist der Verlauf des Geschehens nicht nur aus der Perspektive der Zuschauer, sondern auch aus der der dramatischen Akteure vom ersten Akt an nicht wirklich offen, schon zu Anfang spricht der Feldherr selbst weit hufiger vom Sterben als vom Siegen. Militrisch erscheint er zu Beginn abwgend, will weder die Stadt an den Feind u¨bergeben noch durch einen Ausfall alles auf eine Karte setzen. Er schreckt vor aussichtslosem Kampf um der bloßen Ehre willen zunchst zuru¨ck, hat aber selbst keine Alternative dazu anzubieten. Seine Appelle an die Soldaten verheißen nicht den Sieg, sondern den Ruhm, so in der fu¨nften Szene des ersten Aktes: Auf, ihr edlen Ungarn! zhlt die Feinde nicht; sondern vermindert ihre Anzahl. Jemehr Feinde, destomehr Ruhm! (S. 24)

Auffllig ist, daß es im ganzen Stu¨ck zu keiner echten Konfliktsituation kommt, die fu¨r das geschlossene Drama typische ›Duellsituation‹ mit Intrige und Gegenintrige bleibt aus. Nicht nur treten die Tu¨rken – anders als etwa bei Ko¨rner – von einer Massenszene am Schluß abgesehen nicht auf den Plan, auch innere Zwistigkeiten wie die zwischen Zrini 25

Ausfu¨hrliche Dokumentation der Quellen bei Herold (wie Anm. 1), S. 143–145.

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und seiner Gemahlin oder dem Feldherrn und seinen Soldaten werden, wie oben gezeigt, rasch beigelegt bzw. erweisen sich durch den Handlungsverlauf als gegenstandslos. Die sich im ersten Akt andeutende Auseinandersetzung zwischen dem Heißsporn Georg und dem vorsichtig taktierenden Alapi wird unverstndlicherweise nicht weitergefu¨hrt. Alapi ku¨ndigt am Ende der zweiten Szene geheimnisvoll an, »Einen Theil meines Plans, woran ich tglich arbeite, kennst Du nicht« (S. 11), allein man erfhrt nie wieder etwas von diesem Plan. Wenn es aber keinen voll durchgearbeiteten tragischen Konflikt und keinen Gegensatz unverso¨hnlicher Prinzipien, gar noch in Form einander bekmpfender Helden, gibt, bedeutet dies dann, daß wir es u¨berhaupt nicht mit einer Trago¨die im Sinne Schillers zu tun haben? Hier wre zu unterscheiden zwischen der Gestaltung des dramatischen Handlungsverlaufs im Detail, die bei Werthes fraglos Mngel aufweist, und der Grundkonzeption. Wenn man mit Schiller davon ausgeht, daß sich das Tragische im Kampf des Prinzips der Freiheit mit den Umstnden, die den Untergang des Helden hervorrufen, manifestiert, dann haben wir es durchaus mit einer Trago¨die zu tun. Immerhin behauptet Schiller selbst in seinem kurz nach Werthes Drama erschiene¨ ber die tragische Kunst (1792), daß es in der Trago¨die nen Trakat U keineswegs auf den »Bo¨sewicht« ankomme, und mit Blick auf den letzten Akt des Zrini ließe sich mit Schiller formulieren: Nichts ist einem sittlichen Gemu¨te willkommener, als nach einem lang anhaltenden Zustand des bloßen Leidens aus der Dienstbarkeit der Sinne zur Selbstttigkeit geweckt und in seine Freiheit wieder eingesetzt zu werden.26

Tatschlich geht es den Helden im Zrini ja auch nicht nur um die Freiheit von ußerer Herrschaft, sondern, im Verlaufe des Dramas mehr und mehr, um die innere Freiheit. Schiller formuliert in seinen Schriften immer wieder den Gegensatz von Sinnlichkeit und Sittlichkeit, von Natur und moralischer Verantwortung, so etwa am Schluß der 1793 entstandenen Schrift Vom Erhabenen: Aus diesem Grundsatz fließen die beiden Fundamentalgesetze aller tragischen Kunst. Diese sind erstlich: Darstellung der leidenden Natur; zweitens: Darstellung der moralischen Selbstndigkeit im Leiden.27

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¨ ber die tragische Kunst. In: Smtliche Werke. Fu¨nfter Band: Friedrich Schiller: U Erzhlungen. Theoretische Schriften. Hg. von Gerhard Fricke und Herbert G. Go¨pfert. Mu¨nchen 91993, S. 372–393, hier S. 382. Friedrich Schiller: Vom Erhabenen. In: Smtliche Werke (wie Anm. 26), S. 489–512, hier S. 512. Vgl. hierzu die zusammenfassende Bemerkung von Helmut Koopmann: Kleinere Schriften nach der Begegnung mit Kant. In: SchillerHandbuch. Hg. von dems. Stuttgart 1998, S. 575–586, hier S. 580: »Alles luft bei ihm auf eine einzigartige Verteidigung des ›Vernunftwesens‹ gegen das ›Sinnenwe-

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Hierzu passen die Worte Zrinis, nachdem der sich zu seinen Gefu¨hlen bekannt hat: Auf, meine Kinder! faßt euch; die Natur ist befriedigt. Schenken wir der Ehre und unsrer Pflicht die noch u¨brigen Augenblicke (S. 75).

Die Helden in Werthes Drama gehen also unter, weil die Geschichte sie hinwegfegt. Vielleicht ist das mitgemeint, wenn Zrini in derselben Rede behauptet: »Nicht vom Feind, meine Lieben! vom Feuer werden wir u¨berwltiget« (S. 75). Tragische Helden sind sie, weil sie in dieser historischen Untergangssituation ihre innere Freiheit bewahren. Nun ist allerdings zu fragen – und damit wre ein zweites Thema angeschnitten –, was Werthes dazu bewogen haben ko¨nnte, im Jahre 1790 den Zrı´nyi-Stoff dramatisch zu bearbeiten. Eine Schwierigkeit liegt darin, daß einige Szenen, die im Drama recht prominent angelegt sind, keinerlei Bezug zur aktuellen Situation erkennen lassen. So ist die bemerkenswerte Rede Kaspar Alapis in der zweiten Szene des ersten Aktes, in der er die urtu¨mliche Kraft der Tu¨rken der u¨berfeinerten Zivilisation der christlichen Welt gegenu¨berstellt, gewiß nicht auf die Situation des vor dem Kollaps stehenden, nur durch franzo¨sische Unterstu¨tzung am Leben gehaltenen Osmanischen Reiches zu beziehen. »Jeder Tu¨rke ist noch ein Lo¨we an Strke und Muth« (S. 8), das mochte 1566 zutreffen, nicht aber in den Jahren nach 1788, als die Habsburger sich zwar in den von Rußland initiierten Tu¨rkenkrieg hineinziehen ließen und einige unerwartete Niederlagen einstecken mußten, jedoch niemals ernstlich um den Besitz der seit vielen Jahrzehnten wieder gesicherten ungarischen Gebiete fu¨rchten mußten.28 An einer anderen Stelle im Drama ist von Kaiser Maximilian II. die Rede, der der Festung Szigetva´r keinen Entsatz bringen konnte oder wollte.29 Auf die Frage Georgs, »Rechnest du nicht auf den deutschen Kaiser?«, antwortet Alapi: »Es scheint nicht, daß er uns zu Hilfe kom-

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sen‹ hinaus, auf die Forderung, daß innere Freiheit und also moralische Selbstndigkeit das sein mu¨sse, was die tragische Kunst zu zeigen habe.« Vgl. dazu die ausfu¨hrliche Studie von Michael Hochedlinger: Krise und Wieder¨ sterreichische Großmachtpolitik zwischen Tu¨rkenkrieg und »Zweiherstellung. O ter Diplomatischer Revolution« 1787–1791. Berlin 2000 (Historische Forschungen 65). Die von mir durchgesehenen Chroniken ußern sich zu diesem Umstand zuru¨ckhaltend oder verschweigen ihn ganz. Immerhin nennt Caspar Dornau, der in seiner Schrift De incrementis dominatus Turcici (Frankfurt 1615; Exemplar Stadtbibliothek Augsburg: 4 GS 542) die Gru¨nde fu¨r die jeweiligen Niederlagen gegen die Tu¨rken systematisch klassifiziert, im Falle Szigetva´rs »Praesidiariorum Paucitas« (fol. N2v). Zur Struktur des Werkes vgl. Robert Seidel: Spthumanismus in Schlesien. Caspar Dornau (1577–1631). Leben und Werk. Tu¨bingen 1994 (Fru¨he Neuzeit 20), S. 203 f.

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men wird. […] Er kann weise Ursachen haben, die wir nicht wissen« (S. 9 f.). Nun waren die Ungarn zwar – aus bekannten Gru¨nden – mit der Regierung Kaiser Josephs II., der am 20. Februar 1790 starb, ho¨chst unzufrieden, doch konnte man dem Monarchen wohl nicht vorwerfen, daß er Ungarn einer feindlichen Macht preisgab.30 Freilich scheint es nicht zwingend, die zitierte Passage als Schlu¨sselstelle zu lesen; politisch deuten ließe sich auch schon nur die Wahl des dramatischen Gegenstandes in seiner Gesamtheit: Die Evokation einer fu¨r die kollektive Erinnerung der Ungarn zentralen Episode der Tu¨rkenkriege ko¨nnte womo¨glich im weiteren Zusammenhang einer aktuellen Debatte stehen, die seit dem Kriegseintritt der Habsburger in diversen Streitschriften gefu¨hrt wurde. So fu¨hlte sich der anonyme Verfasser eines Bu¨chleins, das aus spezifisch ungarndeutscher Perspektive die Notwendigkeit des Tu¨rkenkrieges proklamiert, geno¨tigt, zugunsten Kaiser Josephs II. zu erklren: Als Ko¨nig von Ungarn dazu verpflichtet, sucht Er die seinem Erbreiche entrissenen Provinzen wieder an dasselbe zu bringen, und einen gefhrlichen Nachbar zu schwchen, der mehr als einmal in der Hand franzo¨sischer Minister ein Werkzeug zum grossen Schaden Seines Hauses ward, und der noch tglich seine Macht auf diese Art bey vortheilhaften Veranlassungen brauchen wu¨rde, und schlechterdings nichts von seinen Eroberungen abtreten will.31

In welchem Spannungsfeld ungarisch-nationalistischer und habsburgisch-zentralistischer Auseinandersetzungen das Thema ›Tu¨rkenkrieg‹ funktionalisiert werden konnte, zeigt ein im selben Jahr wie der Zrini erschienenes Pamphlet von Werthes Pester Universittskollegen Aloys Leopold Hoffmann, der angebliche Auswu¨chse eines ungarischen Chauvinismus mit scharfen Worten angriff: Deutscher Kaiser und deutsches Blut hat Ungarn nach einer mehr als hundertjhrigen Knechtschaft aus der Tirannei orientalischer Barbaren errettet. Eben an den Mauern von Ofen raucht dieses deutsche Blut, dort wo man heut auf einem Landtage dem deutschen Volke Hohn spricht. Damals drohte man nicht [wie angeblich in der Gegenwart], die Deutschen aus dem Lande zu jagen. Man flehte um ihre Hu¨lfe; man ließ sich von ihnen beschu¨tzen; man nannte sie seine Erretter. Ein deutscher Kaiser hatte Ungarn erobert, denn er gewann es den muselmnnischen Barbaren ab. Er durfte es als eine eroberte Provinz behandeln, und die

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Anders als 1566, als Maximilian II. wegen seines Zauderns eine schlechte Presse hatte. Vgl. Carl Go¨llner: Turcica. 3. Bd. Die Tu¨rkenfrage in der o¨ffentlichen Meinung Europas im 16. Jahrhundert. Bukarest / Baden-Baden 1978 (Bibliotheca bibliographica Aureliana 70), S. 144 f. Geschichte aller Tu¨rkenkriege in Ungarn im Auszuge, nebst einigen Bemerkungen den ietzigen Tu¨rkenkrieg betreffend, und einer unpartheiischen Beleuchtung einiger schiefen Beurtheilung desselben. Besonders der bekannten Schrift: Ein Wort im Vertrauen u¨ber den Tu¨rkenkrieg [1788]. Frankfurt / Leipzig 1788 (UB Heidelberg: B 2631–30), S. 72.

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ganze alte Verfassung abschaffen. Mit deutscher Gu¨te und deutscher Großmuth ließ er dem Lande seine Verfassung, und begnu¨gte sich mit der Erbfolge fu¨r den Stamm seines Hauses.32

Um auf Werthes zuru¨ckzukommen: Es lge durchaus nahe, die Gru¨nde, die ihn zur Abfassung seines Zrinyi-Dramas veranlaßten, zu allererst in der perso¨nlichen Situation des Autors zu suchen. Werthes war ja im Jahre 1784 durch Vermittlung des Wiener Dramatikers und Staatsrats Tobias Philipp von Gebler und indirekt wohl u¨ber seinen Lehrer Wieland zum Professor der Scho¨nen Wissenschaften an der Universitt Pest ernannt worden, wo er mit mßigem Erfolg wirkte.33 Wie in der Forschung einleuchtend dargelegt worden ist, verschlechterte sich mit dem Tod Josephs II., der die Annahme der ungarischen Krone verweigert, die Eigenstndigkeit der ungarischen Institutionen beschrnkt und die deutsche Sprache zur Verkehrssprache erklrt hatte, die Situation der deutschsprachigen Minderheit in Ungarn erheblich. Es du¨rfte kein Zufall sein, daß Werthes, der kein Ungarisch konnte und seine Lehrveranstaltungen in deutscher Sprache abhielt, schon 1791 um seine Entlassung bat, die ihm vom Senat der Universitt auch gerne gewhrt wurde. Womo¨glich schrieb er den Zrini, von dem nur das Druckdatum 1790 bekannt ist, nach dem im Februar dieses Jahres erfolgten Tod Kaiser Josephs II., um sich bei den Ungarn beliebt zu machen, ist doch das Stu¨ck auch als Huldigung an den ungarischen Patriotismus zu lesen, der jetzt gerade im intellektuellen Umfeld der Universitt

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Aloys Leopold Hoffmann: Ein deutsches Fragment (1790), zuerst erschienen in: Ninive. Fortgesetzte Fragmente u¨ber die damaligen politischen Angelegenheiten in Ungarn. Nebst einer wichtigen Beilage. o. O. 1790; jetzt in: Literatur und Kultur im Ko¨nigreich Ungarn um 1800 im Spiegel deutschsprachiger Prosatexte. Auswahl und Nachwort von La´szlo´ Tarno´i. Budapest 2000 (Deutschsprachige Texte aus Ungarn 3), S. 198–205, hier S. 199 f. Mit einem zeittypischen Programm prsentiert sich Werthes in seiner Pester Inaugurationsrede: Rede bey dem Antritt des o¨ffentlichen Lehramts der scho¨nen Wissenschaften auf der Universitt von Pest gehalten von Friederich August Clemens Werthes. Pest und Ofen 1784 (Ungarische Nationalbibliothek Budapest: 212175). Da das Dokument, das mir dankenswerterweise von Herrn Peter Ekler (Budapest) zur Verfu¨gung gestellt wurde, schwer zugnglich ist, sei hier eine reprsentative Passage daraus zitiert: »Wenn also die scho¨nen Wissenschaften uns nicht nur das Wahre und Gute in einer einnehmenden und unsrer Natur angemessenen Gestalt darstellen, und das Gefu¨hl des scho¨nen, des edeln, des vortreflichen in uns ausbilden und schrfen; sondern noch dazu uns lehren, wie wir dieses Gefu¨hl in andern erwecken und erho¨hen ko¨nnen, so ist ihr Studium mit Recht eine ernsthafte Nationalangelegenheit, und so verdienen sie hoffentlich einen Theil der Philosophie oder der sogenannten Weltweisheit auszumachen, die ohnehin, wenn sie uns nicht weiser und besser macht, und wie leider oft geschieht, das Gedchtniß u¨berladet, Herz und Verstand aber darben lßt, ihres Namens nicht werth ist, und eher Thorheit als Weisheit genannt zu werden verdiente« (fol. A7v-8r).

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gegen Werthes instrumentalisiert werden konnte.34 Immerhin war Wert¨ ffentlichkeit hes bis dato mit ungarischen Themen noch nicht an die O getreten, und sein fu¨nf Jahre zuvor erschienenes erstes historisches Drama war Rudolph von Habsburg, eher einer Identifikationsfigur des deutschsprachigen Teils der Monarchie, gewidmet. Es ko¨nnte allerdings noch eine weitere Spur geben, auf die eine scheinbar unauffllige Briefstelle fu¨hrt. Werthes war, was schon Herold ohne weiteren Kommentar vermerkt, 1774 »als Hofmeister des jungen Barons von Hompesch«35 auf Reisen gegangen, wie er denn auch am 27. April dieses Jahres an Wieland schrieb: Ich soll nehmlich mit einem jungen H[errn] v[on] Hompesch nach der Schweiz denn nach Go¨ttingen ziehen, und hierauf lebenslnglich eine kleine Pension erhalten.36

Wie aber, wenn Werthes nicht nur »lebenslnglich eine kleine Pension« bezogen, sondern auch die Beziehung zu seinem ehemaligen Schu¨tzling u¨ber die Jahre hin aufrecht erhalten htte? Dieser war kein anderer als Karl Reichsfreiherr von Hompesch (1760–1812), der Ende der 1780er Jahre mit den sezessionistischen Bestrebungen des ungarischen Adels sympathisierte und in Preußen wie auch im Herzogtum Sachsen-Weimar Verbu¨ndete zu gewinnen versuchte. 1789 planten die Verschwo¨rer um Hompesch sogar Herzog Karl August, dem Mzen von Werthes

Lehrer Wieland, die Stephanskrone anzutragen.37 Hompesch hielt sich zumindest Ende 1788 in konspirativer Mission in Pest auf, außerdem war er vermutlich wie Werthes Mitglied des Illuminatenordens,38 ein 34

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Zu den verschiedenen Abstufungen des sich im spten 18. Jahrhundert entwickelnden ungarischen Nationalbewußtseins vgl. Moritz Csa´ky: Die HungarusKonzeption. Eine »realpolitische« Alternative zur magyarischen Nationalstaats¨ sterreich unter Maria Theresia und Joseph II. Neue idee? In: Ungarn und O Aspekte im Verhltnis der beiden Lnder […]. Hg. von Anna M. Drabek u. a. ¨ sterreichische Akademie der Wissenschaften. Vero¨ffentlichungen Wien 1982 (O ¨ sterreichs 11), S. 71–89. der Kommission fu¨r die Geschichte O Herold (wie Anm. 1), S. 33. Zitiert nach Herold (wie Anm. 1), S. 161. Die kritische Ausgabe von Wielands Briefwechsel. Hg. von Hans Werner Seiffert u. a. Weimar 1963 ff., gibt zu den fu¨r unsere Studie relevanten Fragen keine neueren Aufschlu¨sse. Vgl. lediglich den Hinweis in Bd. 6/3. Bearbeitet von Siegfried Scheibe. Berlin 1995, S. 1361: »Werthes reiste etwa im Juli oder August 1774 mit dem Sohn des Freiherrn Franz Karl von Hompesch in die Schweiz und nach Italien.« Hierzu vgl. Hochedlinger (wie Anm. 28), S. 279–281; Eduard Wertheimer: Baron ¨ sterreichische GeHompesch und Josef II. In: Mitteilungen des Instituts fu¨r O schichtsforschung, Ergnzungsband 6 (1901), S. 649–681. Wertheimer (wie Anm. 37), S. 680; Hermann Schu¨ttler: Die Mitglieder des Illuminatenordens 1776–1787/93. Mu¨nchen 1991 (Deutsche Hochschuledition 18), fu¨hrt allerdings neben Werthes (S. 164) nur Hompeschs Vater und Bruder (S. 75 f.) als Illuminaten auf.

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damaliger Kontakt der beiden ist also nicht unwahrscheinlich. Die extremen Spannungen, die den Verbleib Ungarns im Machtbereich der Habsburger in Frage stellten, nahmen mit dem Tod Josephs II. und der konzilianteren Politik seines Bruders Leopold zwar rasch ab, doch falls der Zrini, was durchaus mo¨glich ist, schon vor dem Tod des Kaisers entstanden sein sollte und Werthes mit Hompesch und seinen Gesinnungsgenossen in Kontakt stand, wre die im Drama artikulierte pro-ungarische, zugleich latent kaiserkritische Haltung mo¨glicherweise ¨ berlegung. mehr als nur das Resultat einer taktischen U Daß sich ein Blick auf die im Ungarn des ausgehenden 18. Jahrhunderts entstandene deutschsprachige Dramendichtung auch u¨ber Werthes hinaus lohnt, zeigt eine neuere Auswahlausgabe des Budapester Argumentum-Verlags.39 Hier findet sich beispielsweise das Schauspiel Stephann der Erste Ko¨nig der Hungarn (1792) aus der Feder des aus Mhren stammenden, in Ofen und Pest als Schauspieler und Snger wirkenden Xavier Girzick (Frantisek Xaver Jirˇ´ık)40 abgedruckt, das die Geschehnisse um die Kro¨nung des hl. Stephan im Jahre 1001 dramatisch gestaltet.41 Der Verfasser sah offenbar in einer Zeit des beginnenden ungarischen Nationalismus kein Problem darin, die mittelalterlichen Ereignisse auf den Gegensatz ›deutscher Universalismus‹ – ›ungarische Partikularinteressen‹, ›deutsche Zuverlssigkeit‹ – ›ungarischer Wankelmut‹, ›christliche Humanitt‹ – ›heidnische Barbarei‹ usw. hin anzulegen und die deutschen Ritter im Gefolge des Ko¨nigs als strahlende Helden, den ungarischen »Mißvergnu¨gten« Kupa (Koppa´ny) hingegen zum Erzschurken zu stilisieren. Daß der Begru¨nder des ungarischen Ko¨nigreiches bei der Einigung seines Staates deutscher Unterstu¨tzung bedurfte,42 mochte als Hinweis auf Defizite der ungarischen Selbstbestimmung in der Gegenwart gedeutet werden, die Inszenierung

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Den Hinweis auf diese Edition verdanke ich Herrn Dr. Andra´s F. Balogh, Budapest. Vgl. Richard Prazˇa´k: Das Wirken von Frantisek Xaver Jirˇ´ık am deutschen Theater in Ofen und in Pest in den Jahren 1789–1813. In: www.europainstitut.hu/pdf/ beg11/prazak.pdf (12. 1. 2008), S. 53–92, zu Stephann der Erste Ko¨nig der Hungarn S. 62 f. Stephann der Erste Ko¨nig der Hungarn. Ein Schauspiel in sechs Aufzu¨gen von Xavier Girzick, Mitglied der hochgrflich-Unwerth schen deutschen Operngesellschaft in Ofen und Pest. Pest 1792, in: Die tuschende Copie von dem Gewirre des Lebens. Deutschsprachige Dramen in Ofen und Pest um 1800. Auswahl und Nachwort von La´szlo´ Tarno´i. Budapest 1999 (Deutschsprachige Texte aus Ungarn 2), S. 115–247. »STEPHANN […] Gott, warum hat Stephann im Lande so wenig Herzen fu¨r sich? – Helden aus fremden Stmmen sind meine Freunde, und um die Wohlfahrt des Vaterlandes zu erkmpfen muß ich mir fremde Gemu¨ther erborgen« (ebd., S. 222).

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der Kro¨nung als sakraler Akt in der Schlußszene zum Beleg fu¨r das Gottesgnadentum der habsburgischen Erben der Stephanskrone dienen.43 hnliche ungarnkritische Tendenzen finden sich u¨brigens auch in der deutschsprachigen Publizistik der Zeit,44 doch diese zu referieren wu¨rde zu weit fu¨hren in einem Beitrag u¨ber Friedrich August Clemens Werthes, der mit seinem Zrini, wie gezeigt, ein ganz anderes Ungarnbild vermitteln wollte.

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»ASTRICH [Gesandter des Papstes] […] Hungarns Herzogthum sey von nun an ein Ko¨nigreich, und denen Gefilden der Seeligkeit hnlich, weil sein Fu¨rst ein auserwhltes Ru¨stzeug der Gnade Gottes ist, und unter seinem Stabe der Weinberg des Herrn blu¨ht! So sprachs der go¨ttliche Fu¨rst der Priester im heiligen Entzu¨cken« (ebd., S. 245). Vgl. etwa das Pamphlet von Aloys Leopold Hoffmann (s. o.) sowie andere in dem ¨ ber den Umgang Kaiser Leopolds II. Anm. 32 zitierten Band enthaltete Texte. U mit der ungarischen Stndeopposition informiert Hochedlinger (wie Anm. 28), S. 400 f., mit Literatur; zu Hoffmann speziell vgl. Fritz Valjavec: Die Anfnge des o¨sterreichischen Konservativismus. Leopold Alois Hoffmann. In: Festschrift Karl Eder zum siebzigsten Geburtstag. Innsbruck 1959, S. 169–179.

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Theodor Ko¨rners Zriny-Drama und die Faszination von Tod und Niederlage

Die Braut, Der gru¨ne Domino, Der Nachtwchter, Toni, Die Su¨hne und Rosamunde – so lauten die Titel der Dramen und Lustspiele, die Theodor Ko¨rner in den Jahren 1811 und 1812 in rascher Folge in Wien produziert und zur Auffu¨hrung gebracht hatte. Mit ihnen machte sich der Zwanzigjhrige einen eigenen Namen, nachdem er in Literatenkreisen zunchst vor allem als Sohn von Christian Gottfried Ko¨rner, dem Politiker und Schriftsteller aus Schillers Umfeld bekannt war. 1791 in Dresden geboren, studierte Ko¨rner ab 1808 Bergbau in Freiberg, begann aber bereits 1810 mit ersten Versdichtungen; als Jurastudent mußte er 1810 wegen studentischer Umtriebe aus Leipzig fliehen und wurde vom Vater nach Wien verschickt. Vom eigenen Ehrgeiz und dem seines Vaters angespornt, suchte Theodor Ko¨rner 1812 nach einem Stoff, mit dem er dem Wiener Publikum beweisen konnte, daß er nicht nur fu¨r Lustspiele, sondern auch fu¨r große, fu¨nfaktige Historiendramen begabt sei. So schreibt er im Februar 1812 an seinen Vater: »ich suche jetzt emsig nach einem romantischen Stoff zu einem fu¨nfactigen Drama, da ich den Wienern gern weisen will, daß es mir auch dabey nicht an Kraft fehlt.«1 Zwei Wochen spter ist der romantische Stoff gefunden, wieder informiert er den Vater: »Graf Zriny ist jetzt mein Augenmerk. Es ist ein Stoff, der alle mo¨glichen Erfordernisse eines gewaltigen Trauerspiels hat.«2 Der in Dresden lebende Vater unterstu¨tzt die Ambitionen Theodors, vermittelt ihm Kontakte, mahnt Fortbildungen in der Metrik an und lßt ihm fu¨r die Bearbeitung des Zriny-Stoffes den Ortelius redivivus (1603, 1665) zukommen, der zur zentralen Quelle werden wird. Als weitere Hilfsmittel sind v. a. die Darstellungen von Samuel Budina, Historia Sigethi, Ferenc Forgach de Ghymes, Zigethi Hungariae claustri praestantissimi vera descriptio sowie das Zriny-Portrt von Joseph Frei¨ sterreichischen Plutarch, Wien 1807) bekannt herr von Hormayr (im O ¨ bernahmen rekonstruierbar.3 und u¨ber zum Teil wo¨rtliche U 1

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Theodor Ko¨rners Briefe an die Seinen. Hg. von Augusta Wedler-Steinberg. Leipzig 1910, S. 176. Ebd., S. 178. ¨ bersicht u¨ber Heinrich Bischoff: Th. Ko¨rners »Zriny« nebst einer allgemeinen U Th. Ko¨rner als Dramatiker. Leipzig 1891, S. 36–46. Dazu ausfu¨hrlich Theodor

Ko¨rners Zriny-Drama und die Faszination von Tod und Niederlage

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Theodor Ko¨rners Vater wacht auch u¨ber die seelische Unversehrtheit seines verheißungsvollen Sohnes und warnt ihn vor den Ablenkungen des gesellschaftlichen Lebens, zumal Madame de Stae¨l gerade mit August Wilhelm Schlegel in Wien weilte: »Der Zrini ru¨ckt rasch vorwrts«, schreibt der Vater lobend an den Sohn, »wozu ich Glu¨ck wu¨nsche. Daß nur die Stael keine Sto¨rungen macht. Schillern begegnete dieß, als er am Tell arbeitete.«4 Die Warnung zeigt sogleich, in welcher Liga sich der Sohn mit dem Zriny-Stoff bewhren soll. Die Urauffu¨hrung findet noch im selben Jahr, am 30. Dezember 1812, im Theater an der Wien statt – und wird ein Erfolg. Ko¨rner wird wie erhofft mit Zriny zum gefeierten Dramatiker.5 Schon im Vorfeld hatte er Lob aus berufenem Munde erhalten, etwa von Humboldts kritischer Gattin oder Friedrich Schlegel, der – aus freundschaftlicher ¨ berzeugung? – einige Monologe des Dramas Verbundenheit oder aus U in seine Zeitschrift Deutsches Museum aufnahm.6 Auch Goethe sandte u¨ber den Vater anerkennende Worte, ließ jedoch auch ho¨fliche Skepsis spu¨ren (»in politischer und theatralischer Ru¨cksicht ist manches dabey zu bedenken«).7 Die Handlung spielt in den letzten Tagen von Sighetwar, wo auch die meisten Szenen stattfinden; einige andere Szenen spielen in Belgrad und im Tu¨rkenlager, wo der tu¨rkische Kaiser Soliman sich aufhlt. Das Personal, das Ko¨rner aufbietet, umfaßt also nicht nur Zrinys Umkreis, sondern – anders als die Zriny-Dramen von Clemens Werthes und Johann Ladislaus Pyrker8 – auch die Tu¨rken. Zudem treten Zrinys Frau Eva und Tochter Helene auf, die fu¨r die Dramaturgie umso wichtiger sind, als sich zwischen Helene und Zrinys Hauptmann Juranitsch ein Liebesverhltnis entwickelt. So ist die Dramaturgie des Stu¨cks darauf angelegt, Politisches mit Privatem zu verquicken und den Antagonismus zwischen Freund und Feind als existentielle, identittsstiftende Handlungsstruktur deutlich werden zu lassen. Der Zuschauer erfhrt in den ersten beiden Akten, wie die beiden Lager ihre strategischen ¨ berlegungen anstellen – und wie sich Zrinys Mannen mit TreueU schwu¨ren fu¨r den Kampf ru¨sten. Geradezu spiegelbildlich dazu erscheinen die Einheitsbeschwo¨rungen in den letzten beiden Akten, wo sich die Familie und die Soldaten Zrinys bereits als »Todgeweihte« apostro-

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Herold: Friedrich August Clemens Werthes und die deutschen Zriny-Dramen. Biographische und quellenkritische Forschungen. Mu¨nster 1898, S. 126–149. Theodor Ko¨rners Briefe an die Seinen (Anm. 1), S. 194. ¨ ber die Aufnahme des Stu¨cks in der Kritik informiert Herold (Anm. 3), U S. 122–126. Deutsches Museum 1812, H. 12, S. 515–521. Theodor Ko¨rners Briefe an die Seinen (Anm. 1), S. 205. Bischoff: Ko¨rners »Zriny« (Anm. 3), S. 53.

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phieren. Das Stu¨ck endet mit einem regelrechten Knalleffekt: Nach Zrinys Abschiedsrede kommt seine Frau Eva den Feinden zuvor und zu¨ndet den Pulverturm an. Die letzten Worte des 8. Auftritts sind eine Wechselrede zwischen Zriny und seinem Volk: »Stirb, wackres Volk, fu¨r Gott und Vaterland!« – »Dir nach! Dir nach! Fu¨r Gott und Vaterland!«. Der 9. Auftritt besteht nur noch aus einer langen Regieanweisung, nicht ohne Herausforderungen an herko¨mmliche Bu¨hnen: […] Die Zugbru¨cke geht nieder, es fallen zwei Schu¨sse aus dem Tore, und durch den Dampf stu¨rzen die Ungarn heraus. Juranitsch mit der Fahne voraus, dann Zriny und die u¨brigen. Verzweifelter Kampf. Eva erscheint mit der Fackel am Pulverturme auf der Mauer. Juranitsch stu¨rzt zuerst. Zriny tritt u¨ber den Leichnam und kmpft mchtig fort. Endlich stu¨rzt auch er. Eva schleudert zugleich die Fackel in den Pulverturm; ein fu¨rchterlicher Knall; das neue Schloß stu¨rzt zusammen, und der Vorhang fllt schnell. (V, 9)

Der Erfolg, den das Stu¨ck nicht nur in der deutschen wie ungarischen zeitgeno¨ssischen Rezeption verzeichnete, sondern auch in der nationalen Literaturgeschichtsschreibung9 und – als Vorlage fu¨r mehrere Opern10 – in der Musikgeschichte, dauerte bis ins 20. Jahrhundert hinein an: Um 1900 etwa geho¨rte Ko¨rners Zriny zum deutschen Schulkanon und lag in mehreren kommentierten Ausgaben in hohen Auflagen vor.11 In der Ausgabe des Scho¨ningh-Verlags wird der literarische Rang des Werks auf symptomatische Weise zusammen mit dem pdagogischen gewu¨rdigt: Ko¨rners Zriny zhle zu denjenigen Dramen, »die zur Einfu¨hrung des Schu¨lers in die dramatische Literatur dienen« – und »in die fru¨here Geschichtsdarstellung einzufu¨hren« geeignet seien: Zriny ist das Lied der Glaubenstreue, Vaterlandsliebe, Unbestechlichkeit und Tapferkeit. Das Drama ist gewissermaßen der erste Weckruf des Dichters an das deutsche Volk gewesen, das Joch der Fremdherrschaft abzuwerfen. In dem Sultan Soliman zeichnet der Dichter den Gewaltherrn Napoleon I.; Zrinys Hel9

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Bei Adolf Bartels etwa wird Ko¨rner 1905 angefu¨hrt als Beweis dafu¨r, daß »fu¨r ein rechtes deutsches Herz ein rechter Krieg Poesie ist«. Zit. n. Albert Portmann-Tinguely: Romantik und Krieg. Eine Untersuchung zum Bild des Krieges bei deutschen Romantikern und »Freiheitssngern«: Adam Mu¨ller, Joseph Go¨rres, Friedrich Schlegel, Achim von Arnim, Max von Schenkendorf und Theodor Ko¨rner. Fribourg 1989, S. 347. So liegen Zriny-Vertonungen von Franz Glser, 1836, Hillmann 1869 und August von Adelburg, 1868, vor; vgl. Bischoff (Anm. 3), S. 88. Exemplarisch genannt seien die Schulausgaben in den Reihen »Freytags Schulausgaben und Hilfsbu¨cher fu¨r den deutschen Unterricht«, Leipzig 1904, und »Scho¨ninghs Ausgaben deutscher Klassiker mit ausfu¨hrlichen Erluterungen«, Paderborn 1907. Daneben lag Ko¨rners Zriny auch in Meyers »Groschenbibliothek der deutschen Classiker« vor (Hildburghausen, o. J.), in der »das Beste der deutschen classischen Literatur […] fu¨r die intellektuelle Emanzipation des Volkes – der Masse« feilgeboten wurde.

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denschar zeigte dem deutschen Volke, was es vermag, wenn Vaterlandsliebe, Pflichtgefu¨hl, Opferwilligkeit es beseelen.12

Es gilt, den historischen Erfolg des Stu¨cks zu klren. Dazu sollen im Folgenden drei Thesen aufgestellt und gepru¨ft werden:

1. Zriny als Lehrstu¨ck des Patriotismus? Die Antwort auf die Frage nach dem Erfolg scheint also im Kontext der antinapoleonischen Befreiungskriege zu liegen: Der Konfrontation von Zriny, dem ungarischen Heerfu¨hrer, und Soliman, dem tu¨rkischen Kaiser, als Spiegelung der deutschen Verhltnisse von 1812, wo die Invasion nicht aus dem Osten, sondern aus dem Westen vordrang. Eine fru¨he Monographie zu Ko¨rner vermerkt dazu: Daß Th. Ko¨rner, bei der Charakterzeichnung des Soliman, Napoleon vielfach vorgeschwebt, ist, in der Tat, sehr wahrscheinlich; wenigstens lagen genug Beru¨hrungspunkte vor, um die Zeitgenossen des Dichters, auf die Idee eines Vergleiches zu bringen. […] Wie in einem Brennpunkt vereinigt das Drama die Tendenzen, die Grundzu¨ge der, bald nach Vollendung desselben, ausbrechenden Zeit der Befreiungskriege, und mag somit als ein wu¨rdiger Vorlufer derselben betrachtet werden.13

Ru¨ckblickend mag die zeitliche Koinzidenz von Ko¨rners Stoffbearbeitung und dem Ausbruch der Befreiungskriege, an denen der Autor 1813 selbst teilnehmen sollte und in denen er gar nach kurzer Zeit auch gleich fu¨r sein Vaterland fiel, die Rezeption seines Geschichtsdramas als Musterbeispiel einer patriotischen Dramatik erklren. Es mangelt ihm auch nicht an entsprechend wirksamen Formeln, die vor allem von der Zriny-Figur in beharrlicher Wiederholung ausgesprochen werden. Sie lassen sich in beliebigen Variationen aus Begriffen wie »Vaterland«, »Felsentreue«, »Freiheit«, »Kaiser« und »Feind« zusammensetzen. Merkwu¨rdig ist nur, daß diese Begriffe in den durchaus gesprchigen Briefen »Theodors an die Seinen« keine Erwhnung finden – sondern erst 1813, dem Jahr, in dem Ko¨rner ins Feld zieht. Stattdessen betont der junge Ko¨rner, whrend er 1812 an Zriny arbeitet, viel strker den Konflikt von Christentum und Tu¨rken. Mit diesem Thema meinte er das Wiener Publikum zu interessieren. Am 6. Juni beispielsweise schreibt er, ihm seien »wunderlicher Weise […] die tu¨rkischen Scenen […] besser gelungen, als die christlichen.«14 12

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Vorbemerkung zu: Theodor Ko¨rner: Zriny. Hg. von J. Dahmen. Paderborn 1907, S. 5. Bischoff: Ko¨rners »Zriny« (Anm. 3), S. 66. Theodor Ko¨rners Briefe an die Seinen (Anm. 1), S. 193.

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Unter dieser Vorgabe ru¨cken die Antagonisten Zriny und Soliman nicht nur als politische Gegner, sondern auch als Reprsentanten zweier Weltreligionen ins Blickfeld. Die Kontrahenten stehen fu¨r zwei unterschiedliche politische wie religio¨se Mentalitten, die in ihren Reden zum Ausdruck kommen sollen. Auf der einen Seite steht Zriny als Held: als Held, der sich durch Unterordnung qualifiziert. Sein unbedingter Wille, sich aufzuopfern, gilt dabei nicht nur dem Kaiser, sondern auch und ganz besonders Gott selbst: Drum traut er [der Kaiser] uns und unsrer Felsentreue, Daß wir fu¨r Gott, fu¨r Vaterland und Freiheit Den Tod nicht achten, wie es Helden ziemt, Und freudig fu¨r den heil gen Glauben sterben. Scheut nicht die Macht! Das ganze Meer bricht sich An einer einz gen ku¨hnen Felsenklippe. ¨ bermacht! Und gehen hundert Scheut nicht die U Von ihrer Zahl auf einen Mann von uns, Gott ist mit uns und seine heil gen Engel. Ich fu¨hl ein ganzes Heer in meiner Brust. Die weite Christenheit sieht angstzerrissen Auf uns, den kleinen Haufen Mnner, her. (II, 11)

Die politische Instanz des Kaisers ist letztlich nur eine Vermittlungsinstanz, denn die eigentliche Heldentat besteht darin, fu¨r den »heil gen Glauben« sterben zu du¨rfen. In Zrinys Propaganda-Passus ist es zudem auch nicht das Vaterland, das die Augen auf Zrinys kleine Einsatztruppe zu richten scheint, sondern die »weite Christenheit« insgesamt. Ko¨rners Zriny ru¨stet zum Kulturkampf, um das Christentum zu verteidigen. Dem steht auf der anderen Seite der tu¨rkische Kaiser Soliman gegenu¨ber, von Ko¨rner konzipiert als machthungriger und menschenverachtender Tyrann. Als Ziel seiner Wu¨nsche nennt Soliman gleich zu Beginn des ersten Aktes »das erstu¨rmte Wien« als christliches Zentrum: Mit seinen Mauern ist der Weg gebrochen, Der in das Herz der deutschen Christenheit Den halben Mond durch blut ge Siege fu¨hrt. (I, 3)

Um Solimans Charakter noch weiter zu desavouieren, setzt Ko¨rner im dritten Akt einen Dialog zwischen einem gefangenen ungarischen Hauptmann namens Vilacky, und Soliman ein: Vilacky: Dich, Soliman, wird einst die Nachwelt richten, Brandmarken mit dem Fluch der Tyrannei! Soliman: […] Ich schenke dir, Beim Allah, wenig, wenn ich s Leben schenke, Das Leben gilt nur großen Mnnern viel; Im Staube kriechen heißt ja so nicht leben. Vilacky: […] Du sollst mich achten und mich to¨ten lassen! Soliman: Christ, Menschen achten hab ich lngst verlernt. (III, 4)

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Unterschiedliche Ausgangspositionen (kleine Schar gegen Großmacht), unterschiedliche Wertevorstellungen (Verteidigung versus Expansion) und unterschiedliche Haltungen zum Diesseits (moralischer Sieg im Jenseits versus Machterfu¨llung im Hier und Jetzt) treffen hier aufeinander, so daß von der Struktur her die Annahme naheliegt, Zriny sei vielleicht als Lehrstu¨ck fu¨r religio¨s motivierte Kulturkonflikte konzipiert und verstehbar.

2. Zriny als Lehrstu¨ck des Kulturkonflikts? Wenn dies die programmatische Anlage des Zriny-Dramas wre, dann htte man jedoch gerne etwas mehr erfahren u¨ber den ideellen Gehalt der sich bekriegenden Kulturen. Ko¨rner hat zwar laut eigener Angabe einen renommierten Wiener Orientalisten aufgesucht, um Hintergrundinformationen zu seinem Stu¨ck und insbesondere zur Gestaltung des Solimanschen Lagers zu bekommen, doch bezogen sich diese Informationen ausschließlich auf die Dekoration und die Kostu¨mierung!15 Außerdem ist festzustellen, daß die Bipolaritt der beiden Lager lngst nicht konsequent durchstrukturiert ist. Denn nicht nur der Christ argumentiert im Hinblick auf das Urteil der Nachwelt, sondern auch Soliman selbst, auf dessen Wunschliste außer dem Sieg Wiens noch die Errichtung einer Moschee und die Fertigstellung einer Wasserleitung stehen (»ein Werk, das […] spten Enkeln sagt: Wie sich der Bogen / Verwegen u¨ber seine Tler schlgt, / So warf der Held, des Name ihn bezeichnet, / Das Los der Kriege u¨ber Vo¨lkerschicksal, / Den Weg sich bahnend zur Unsterblichkeit«, I, 3). Insofern zeigt Ko¨rner zwei Akteure, denen es jeweils um ihren Stellenwert im kulturellen Gedchtnis ihrer Nation respective Glaubensgemeinschaft geht. Das ist besonders ausgeprgt bei Zriny, der stndig wechselt zwischen Selbstverleugnung und Selbstu¨berho¨hung: Es ist des Kaisers angestammtes Recht, Er darf von Tausenden das Opfer fordern, Wenn es das Wohl von Millionen gilt. (III, 6)

Oder spter dann: Wer mutig fu¨r sein Vaterland gefallen, Der baut sich selbst ein ewig Monument Im treuen Herzen seiner Landesbru¨der, Und dies Gebude stu¨rzt kein Sturmwind nieder. (V, 2)

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Bischoff: Ko¨rners Zriny (Anm. 3), S. 56.

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Mit anderen Worten: Weder Vaterland noch Gottesehre liegen letztlich dem Handeln der Antagonisten zugrunde, sondern der eigene Ruhm, die eigene Unsterblichkeit, die Vaterland und Religionsgemeinschaft allenfalls als Publikum beno¨tigt. Zriny wie Soliman sind bei Ko¨rner Egomanen, die ihr Handeln mit Verweisen auf das Kollektiv zu legitimieren suchen. In dieser Hinsicht kann Soliman sogar einen nu¨tzlichen Effekt seines Ruhmeswahns vorweisen, denn anders als Zriny, der seine gesammelte Mannschaft in den Ehrentod treibt, hinterlßt er eine monumentale Anlage zur Wasserversorgung. Vermutlich war der Tu¨rkenhass zu Ko¨rners Zeiten so groß, daß es um solche Feinheiten und dramaturgischen Sympathielenkungskniffe gar nicht gehen mußte. In der bereits zitierten Monographie von Heinrich Bischoff wird dazu eine aufschlußreiche Anekdote aus der Auffu¨hrungsrealitt gebracht: Daß das Drama noch heute einer mchtigen Wirkung fhig ist, zeigen die Zeitungsberichte u¨ber die jhrlichen Auffu¨hrungen desselben in Leipzig und Dresden, dort am Geburtstage, hier am Todestage des Dichters. Einen außerordentlichen Effekt muß dasselbe bei patriotischen Gelegenheiten hervorbringen. Einen merkwu¨rdigen Beleg hierzu bildet eine Auffu¨hrung desselben in Belgrad. Die Stadt war eben von den Tu¨rken beschossen worden; daher eine große Aufregung, ein großer Haß gegen dieselben. Der Zriny wurde mit ungemeinem Enthusiasmus aufgenommen. Er zu¨ndete so sehr, daß man alle Tu¨rken, die sich auf der Bu¨hne zeigten, verho¨hnte, und als Soliman ausrief ›Ihr Christenhunde‹, da erhob sich im Parterre wu¨tend ein Zuschauer, zog eine Pistole aus dem Gu¨rtel und legte auf den Darsteller des Tu¨rkenkaisers an. Nur der Umstand, daß ein Nebensitzender ihm in den Arm fiel, und Fu¨rst Michael, der der Vorstellung beiwohnte, den Wu¨tenden bei seinem Namen rief, rettete das Leben des Schauspielers.16

Ohne solche sekundren, extraliterarischen Motivationen ist der Erfolg von Zrinys Drama nicht erklrbar. Die hohlen Pathosfloskeln seiner schablonenhaften Figuren funktionieren als Projektionsko¨rper im Schwange befindlicher ngste, Traumata und Wunschszenarien der Leser- und Zuschauerschaft. Das scheint Ko¨rners generelles Erfolgskonzept gewesen zu sein: »[…] seine Inanspruchnahme durch verschiedenste Richtungen ist eben nur deshalb mo¨glich, weil er keine politische Ideologie vertritt, weil er nicht vom Politischen ausgeht und keine politischen Ziele hat, sondern nur in vo¨lkischen, moralischen und religio¨sen Sphren schwebt,«17 meint etwa Albert Portmann-Tinguely in seiner Untersuchung zum Bild des Kriegs bei deutschen Romantikern. Die produktionssthetische Anlage des Stu¨cks wird damit aber nicht erfaßt. Ko¨rners Interesse lag, wie er selbst an seinen Vater schrieb, am Motiv des »Heldentods einer entschlossenen Schaar«.18 Geradezu 16 17 18

Ebd., S. 71. Portmann-Tinguely: Romantik und Krieg (Anm. 9), S. 320. Theodor Ko¨rners Briefe an die Seinen (Anm. 1), S. 178.

Ko¨rners Zriny-Drama und die Faszination von Tod und Niederlage

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enthusiastisch schwrmt Ko¨rner junior von der »Ansicht einer Todesweihe«. Eine solche zu dramatisieren bestimmte seine Stoffsuche 1812 in dezidiertem Maße. Das ergibt sich bereits aus den frappierenden Gemeinsamkeiten der Alternativstoffe, die Ko¨rner vor Zriny erwog, dann aber aus Ru¨cksicht auf das Wiener Publikum wieder verwarf. Auffallend ist zunchst, daß er Zriny einen zweiten Leonidas nennt. Der Spartanerko¨nig verteidigte 480 v. Chr. zwei Tage lang den Thermo¨ bermacht der persischen Truppen pylenpass gegen die erdru¨ckende U unter Xerxes; als es Xerxes gelang, Leonidas Stellung zu umgehen, und als Leonidas die hoffnungslose Lage erkannte, kmpfte er mit 700 Genossen bis zum letzten Mann. Der hohe Verlust zeitigte jedoch einen positiven Effekt: Xerxes hatte den Sieg teuer bezahlen mu¨ssen und Leonidas Bundesgenossen fu¨hlten sich in ihrer Kampfmoral so gestrkt, daß sie sich spter behaupten konnten. Auffallend ist des weiteren, daß Ko¨rner als mo¨glichen Stoff fu¨r ein Drama die Bu¨rger von Pforzheim, Moritz von Sachsen und die Schlacht bei Detmold ins Spiel bringt: Bei den »Bu¨rgern von Pforzheim« handelt es sich um die 400 Bewohner der badischen Stadt, die bei einer Schlacht im Dreißigjhrigen Krieg 1622 zwischen dem kaiserlichen Feldherrn Tilly und dem badischen Markgrafen Friedrich V. ihr Leben gaben, um dem Markgrafen zur Flucht zu verhelfen, der dann nach dem Westflischen Frieden wieder fu¨r sein verwu¨stetes Land ttig werden konnte, nicht zuletzt im Kampf gegen die Tu¨rken. Die Schlacht bei Detmold wiederum fu¨hrte zur Vernichtung des schsischen Heeres nach einem Aufstand der Sachsen gegen die Hinrichtung von 4500 der ihren durch Karl den Großen. Bis auf Moritz von Sachsen (Vorarbeiter des Augsburger Religionsfriedens von 1555) handelt es sich bei allen Stoffen tatschlich um den »Heldentod einer entschlossenen Schaar«.19 Es sind Untergangsszenarien todgeweihter Helden, die die Gefahr des fremden Aggressors fu¨r den Moment nicht bannen ko¨nnen, der Nachwelt aber ein Beispiel fu¨r kmpferisches Selbstbewußtsein hinterlassen.

3. Zriny als Lehrstu¨ck romantischer Todessehnsucht? Unter einem weiteren Blickwinkel stu¨nde zu vermuten, Zriny als Lehrstu¨ck einer romantischen Todessehnsucht aufzufassen. Im Zriny-Drama fließt zwar viel Blut, aber seine Helden sind merkwu¨rdig blutleer, es geht nicht um sie als Individuen, es geht um sie als die Todgeweihten. Da hilft auch die Liebesbeziehung zwischen Zrinys Tochter und dem ungarischen Hauptmann Juranitsch nicht weiter, da auch sie auf rein 19

Ebd.

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abstrakten Werten gru¨ndet. Lßt man die Schlagworte von Vaterland, Liebe, Treue und Gott einmal beiseite, bleibt nichts, aber auch wirklich gar nichts, wofu¨r Zriny und die Seinen stu¨nden bzw. warum man sie nach ihrem Tod vermissen sollte. Selbst die von ihnen verteidigte Heimat verfu¨gt in Ko¨rners Drama u¨ber keinerlei Lokalkolorit. Daher fllt es den Personen auch so leicht, stndig den Tod anzurufen als Ziel heldenhaften Handelns. Kein Wort fllt hufiger als »Tod« in diesem Drama. Der Tod unter den Umstnden der tu¨rkischen Bedrohung verheißt das vollkommene Glu¨ck. »Du sollst mich achten und mich to¨ten lassen!«, forderte der Hauptmann von Soliman: To¨ten bedeutet hier Achten! In seiner Untersuchung zu den deutschen Geschichtsdramen im Zeitalter der Restauration hat Wolfgang Struck Ko¨rners Zriny daher mit Recht als »Hymnus auf das Sterben« interpretiert und damit die Einschtzung widerlegt, es handle sich um ein nationales Erbauungsspiel.20 Struck kann zeigen, wie im Stu¨ck der Untergang als Mittel, Unsterblichkeit und zugleich komprimierte »Lebensintensitt« zu erlangen, vorbereitet wird: »Wo Frieden nur banal erscheinen kann, ein Leben im Frieden nur bewußtloses Dahinvegetieren bedeutet und Tugend sich nur im Opfertod bewhrt, kann das Ziel heroischer Geschichte nur der permanente Untergang sein«.21 – Die »Lust am Untergang«, so Struck weiter, lasse sich gar als »Spiel mit einer Irrationalitt« und »Rebellion gegen die humanistischen Erziehungsideale von Ko¨rners Vater« verstehen.22 Gerade darin, und nicht etwa in der historischen Folie der napoleonischen Kriege, sieht Struck das »hochgradig ideologisch[e]« Rezeptionspotential des Stu¨ckes.23 Auf der psychologischen Ebene hat Erhard Jo¨st auf die Tatsache hingewiesen, daß Ko¨rner einen Brief an seine Eltern mit »Lorenz Juranitsch« unterschrieben habe, mit jenem Namen also, der im Zriny-Drama fu¨r den vaterlandstreuen Soldaten in Zrinys Gefolge steht; Ko¨rner, so folgert Jo¨st daraus, »war ein Phantast, der als Freischrler Theaterspiel und Realitt nicht mehr unterscheiden konnte.«24 Die Opferbereitschaft von Zriny wre noch zu erklren als Erfu¨llung eines militrischen Ehrenkodexes, doch sie verlagert sich tief hinein in die privaten Strukturen seiner Familie: Ko¨rner hat Zriny als fu¨rsorgenden Familienvater inszeniert und ihm Ehefrau und Tochter an die Seite 20

21 22 23 24

Wolfgang Struck: Konfigurationen der Vergangenheit. Deutsche Geschichtsdramen im Zeitalter der Restauration. Tu¨bingen 1997, S. 95 f. Ebd., S. 95 f. Ebd., S. 97. Ebd. Erhard Jo¨st: Der Dichter als Idol. Zum 200. Geburtstag von Theodor Ko¨rner. In: Der Deutschunterricht 43 (1991), H. 4, S. 90–99, hier: S. 96.

Ko¨rners Zriny-Drama und die Faszination von Tod und Niederlage

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gestellt. Das sorgt bei Zriny zwar kurzzeitig fu¨r Skrupel, ob er sein ¨ bernahkompromißloses Verhalten (immerhin bietet Soliman ihm die U me eines kroatischen Fu¨rstentums an) tatschlich verantworten und den Tod der Vielen rechtfertigten ko¨nne. Aber lange muß er nicht nachdenken, weil just Frau und Tochter es sind, die ihn geradezu anflehen, sie mit in den Untergang zu nehmen: [Tochter] Helene: Ja, sei barmherzig, Vater! Dieser Tod, Dem du mit froher Brust entgegentrittst, Kannst du ihn grausam deinem Kind verweigern? Freut dich s, uns noch durch jahrelange Qual In jammerndem Verschmachten hinzuwu¨rgen, Gemartert von der wilden Sehnsucht, euch Als Sieger bald dort oben zu begru¨ßen, Bald die Genossen eures Lichts zu sein? [Ehefrau] Eva: Zriny, sei nicht zum ersten Male grausam! Verstoß uns nicht aus deinem scho¨nsten Siege Und nimm uns zur Verklrung mit hinauf! […] Zriny: An meine Brust! Kommt an des Vaters Brust! Ihr habt gesiegt – Mag mich die Welt verdammen, Gott wird es nicht! – Jetzt sterben wir zusammen! (IV, 9)

Sterben heißt Siegen, Lebenlassen heißt grausam sein. Ko¨rners ZrinyDrama prsentiert mit ho¨chstmo¨glichem Pathos eine verkehrte Welt. Wenn sich Zriny, Helene und Eva am Ende todglu¨cklich in den Armen liegen, dann sieht man eine Szene vor sich, wie sie ein halbes Jahrhundert zuvor als Happy End eines Hausvaterdramas u¨blich war, mit dem Unterschied, daß man im 18. Jahrhundert die glu¨ckliche Einrichtung seiner selbst im Diesseits zu feiern pflegte. Hier haben wir es mit einem pervertierten Hausvaterglu¨ck zu tun. In diesem Extremistenhaushalt herrscht nicht nur die Lust am Untergang, sondern auch eine schwarze, Eros und Thanatos vereinende Glu¨ckspolitik. Albert Portmann-Tinguely hat darauf hingewiesen, daß Ko¨rner mit seinen lyrischen und dramatischen Versuchen, den Kriegstod zu verherrlichen, nicht nur im zeitgeno¨ssischen Treue- und Pflicht-Diskurs fest verankert war – man denke etwa an Ernst Moritz Arndts Katechismus fu¨r den deutschen Kriegs- und Wehrmann (1812) –, sondern auch in der Tradition des Horazischen »dulce et decorum est pro patria mori«.25 Doch auch Portmann-Tinguely zeigt sich u¨berrascht, daß »diese abgenu¨tzten Schablonen […] [und] abgedroschenen Phrasen immer noch zu¨ndeten«.26 So kommt auch er zu dem Schluß, daß Ko¨rners Gesamtwerk durchzogen sei von einer eigenen Todesmystik, von einer

25 26

Portmann-Tinguely (Anm. 9), S. 334 f. Ebd., S. 335.

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»Opfertodmanie«, in der sich christliche Grundgedanken und eine pathologische Philosophie der Tat begegneten.27 Die Denkfigur, daß der eigene Untergang ein moralischer Sieg sei, hat Wolfgang Schivelbusch an einigen Zsuren in der europischen Geschichte nachweisen ko¨nnen und dafu¨r den Begriff von der »Kultur der Niederlage« geprgt. Fu¨r Schivelbusch verbergen sich hinter diesem Phnomen Strategien der Sinngebung: »Der große und einzige Trost ¨ berzeugung, den Neumchtigen kulturell und aller Verlierer ist ihre U ¨ berlegenheit leitet der Verlierer moralisch u¨berlegen zu sein.«28 Diese U laut Schivelbusch aus einem Geschichtsbild ab, demzufolge »Triumph nicht von Dauer ist und die Positionen von Oben und Unten einander stetig abwechseln.«29 Am Ende steht daher der Verdacht, daß Ko¨rners Zriny-Drama vor allem deshalb einen so anhaltenden Erfolg erlebte, weil es eine stark entschlackte Dramaturgie kollektiven Geschichtshandelns in fanatischer Diktion bot – und die Gewißheit bestrkte, daß der tapfere Verlierer der heimliche Sieger von morgen sei.

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Ebd., S. 342. Wolfgang Schivelbusch: Die Kultur der Niederlage. Der amerikanische Su¨den 1865, Frankreich 1871, Deutschland 1918. Berlin 2001, S. 31. Ebd., S. 32.

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Theodor Ko¨rners Zriny1 Die Wiedergeburt des Nikolaus Zrı´nyi um 1800

Nach dem starken europischen Echo auf die Belagerung von Szigetva´r (Sziget) im Jahre 1566 und auf den Heldentod von Nikolaus Zrı´nyi IV. (ca. 1508–1566), folgte im 18. Jahrhundert eine Periode der Stille. Auch das Epos u¨ber den Fall von Sziget2 von dessen Urenkel Nikolaus Zrı´nyi VII. (1620/1664), konnte sich nicht richtig durchsetzen.3 Erst im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts zeigte sich wieder Interesse fu¨r die Zrı´nyis und die Figuren erhielten Einlass in den literarischen Diskurs – merkwu¨rdigerweise vor allem in den deutschsprachigen. In dieser Wiedergeburt stellt Ko¨rners Zriny (1812) ein wichtiges und langes Kapitel dar. Theodor Ko¨rner (1791–1813), der »personifizierte Nationalmythos« in Preußen4, war in der preußischen und reichsdeutschen Rezeption der deutsche Freiheitsdichter schlechthin, der Barde der Nation, der ›Leier und Schwert‹, Militia et litterae vereinigte, der ›deutsche Tyrtaios‹, der ein ›Lied‹ u¨ber den ›ungarischen Leonidas‹ sang. Aus heutiger Sicht ist es u¨berraschend, welch große Karriere der heute nahezu unbekannte Dichter und sein Drama Zriny erreichen konnten. Wenn man diese Erfolgsgeschichte erzhlen mo¨chte, wird man allerdings mit Schwierigkeiten konfrontiert. Als erstes sei erwhnt, dass es sich hier um ein ›Atlantis‹, um ein versunkenes Kulturgut handelt, denn die deutsche nationalistische literarische Tradition verschwand nach 1945 von heute auf morgen und ¨ ber Ko¨rner, sein Werk blieb gute dreißig Jahre lang unerforscht. U und u¨ber die Rezeption ist in der gegenwrtigen Forschung kaum etwas 1

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Zitiert wird die folgende Ausgabe: Theodor Ko¨rner: Werke. Kritisch durchgesehene und erluterte Ausgabe. 2 Bde. Hg. von Hans Zimmer. Leipzig und Wien o. J. [1893] (Meyers Klassiker-Ausgaben). Auf die Vorworte, Kommentare und Anmerkungen dieser Ausgabe verweise ich mit Zimmer, Bd. u. Seitenzahl. Zitate aus Ko¨rners Werken aus dieser Ausgabe gebe ich mit Bandnummer und Seitenzahl direkt im Text an. Szigeti veszedelem [Der Fall von Sziget]. In: Adriai tengernek syrenaia. Wien ¨ bersetzung: Graf Nikolaus Zrı´nyi: Der Fall von Sziget. Obsidio 1651. Deutsche U ¨ bersetzt von rpa´d Guilleaume. Budapest 1944. Sigetiana. U Siehe dazu die Beitrge von Ga´bor Tu¨ske´s und La´szlo´ Szo¨re´nyi in diesem Band. Otto W. Johnston: Der deutsche Nationalmythos. Ursprung eines politischen Programms. Stuttgart 1990, S. 178.

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bekannt. So ist der heutige Literaturhistoriker dazu gezwungen, diese Angaben erst zu ermitteln, gewissermaßen zunchst einen ›Grundriss‹ zu einer Geschichte der Ko¨rner-Rezeption zu schaffen. Als zweites sollen die sehr verzweigten Rezeptionswege hervorgehoben werden. Die umfangreichste Rezeptionsgeschichte finden wir in Preußen beziehungsweise im Deutschen Reich. Dieses preußische Ko¨rner-Bild wurde in die ›Leipzig-Sedan-Narrative‹ integriert, was am folgenden Vorwort der Zimmer schen Ko¨rner-Ausgabe sehr deutlich wird: »Mo¨ge meine Arbeit dazu beitragen, die Liebe des deutschen Volkes zu seinem Tyrtus zu festigen und zu vermehren! Leipzig, am Sedantage 1893.«5 Wir haben guten Grund anzunehmen, dass das Datum, der Hinweis auf den Sedantag, Fiktion ist. Leipzig und Sedan bilden den Anfang und das Ende der deutschnationalen Heilsgeschichte, sie stehen fu¨r die Erhebung der nationalen Krfte und fu¨r die Erfu¨llung ihrer Wu¨nsche: fu¨r die deutsche Einheit. In Wien, wo der Zriny entstand und uraufgefu¨hrt wurde, verebbte demgegenu¨ber das Interesse fu¨r Ko¨rner ziemlich schnell, da der Vielvo¨lkerstaat der Habsburger mit dem entsprechenden Nationalismus nicht so gut zu regieren war. Wieder anders war die Situation in Ungarn, wo Ko¨rners Stu¨ck sofort wahrgenommen und mit patriotischer Begeisterung als ein nationales Symbol gefeiert wurde. Allerdings dauerte die Karriere in Ungarn nicht sehr lange, worauf ich in dieser Studie noch zuru¨ckkomme. Auch in Kroatien6 machte das Stu¨ck große Karriere und u¨bte einen wichtigen Einfluss auf das moderne kroatische Theater aus. Das Drama und die Zrı´nyi-Figur waren Teile der illyrischen bzw. der neuen kroatischen Identitt. Beispiele dafu¨r sind, dass das neue deutsche Zagreber Theater 1834 mit einer Zriny-Auffu¨hrung ero¨ffnet wurde, dass die erste kroatische Prosau¨bersetzung von Zriny (1840) »einer der ersten szenischen Drucktexte in der neuen kroatischen Standardsprache«7 ¨ bersetzung und die Auffu¨hrungen enthusiastisch aufwar, dass die U genommen wurden und dass das Stu¨ck den Stoff fu¨r die kroatische Nationaloper von Ivan Zajc lieferte.8 Diese Fu¨lle des Materials bereitet Schwierigkeiten, wenn der heutige Historiker die Angaben etwa in nationale oder fachspezifische Diskurse (Zrı´nyi-Forschung) aussortieren und ordnen wollte. Behandelt man die 5 6

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Zimmer, Bd. 1, S. 6. Die kroatische Rezeption wurde von Marijan Bobinac neulich ausfu¨hrlich dargestellt. Marijan Bobinac: Theodor Ko¨rner im kroatischen Theater. In: Zagreber Germanistische Beitrge 11 (2002), S. 59–96. Bobinac (wie Anm. 6), S. 71. Ivan Zajc (1832–1914): Nikola Sˇubic´ Zrinjski [Nikolaus Sˇubic´-Zrı´nyi]. Libretto im Jahre 1876 von Hugo Badalic´ (1851–1900).

Die Wiedergeburt des Nikolaus Zrı´nyi um 1800

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um 1800 auftauchenden Zrı´nyi-Bearbeitungen und Ko¨rners Zriny als Fortsetzung der eingeschlafenen Zrı´nyi-Rezeption des 16. und 17. Jahrhunderts, so merkt man plo¨tzlich, dass es sich hier um einen neuen und komplexen Diskurs handelt, in dem die historischen Zrı´nyis nicht vorrangig sind. Der Diskurs nimmt proteische Zu¨ge an und ndert seine Gestalt. Folgt man in einem zweiten Versuch etwa der ungarischen Rezeption von Ko¨rners Zriny, so verschwindet Ko¨rner bald aus dem Komplex und es bleibt die neugestaltete ›historische‹ Zrı´nyi-Figur u¨brig. Grund fu¨r die proteische Wechselhaftigkeit ist, dass Ko¨rners Zriny im Schnittpunkt von unterschiedlichen Paradigmen steht. Die Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte zeigt auch den Zerfall des hybriden multikulturellen Raumes des Habsburgerreiches in einzelne nationale Diskurse. Entstehung und Rezeption hinterfragen so unsere heutigen Begriffe und Vor-Urteile: Das Begriffsinstrumentarium einer nationalen Geschichtsschreibung, das teilweise bis heute gebraucht wird, ist nicht geeignet, diese Prozesse zu erfassen. Mit der nationalen Wende in der Rezeption steht ein anderer Paradigmenwechsel in Zusammenhang. Die eigentlich bu¨rgerliche nationale Idee, die in Ko¨rners Stu¨ck zum Ausdruck kommt, wird in der ungarischen Rezeption anfangs im Rahmen der aristokratischen Kulturszene wahrgenommen. Bei der Darstellung dieser Probleme konzentriere ich mich in der vorliegenden Studie auf die Entstehung und fru¨he Rezeption des Stu¨ckes. Zuerst aber ein kursorischer Blick auf den Textkorpus und auf die ersten Ereignisse der neugeborenen Zrı´nyi-Rezeption: 1790 erschien das Zrı´nyi-Drama9 von Friedrich August Clemens Werthes (1748–1817), der von Joseph II. gegen den Willen der Fakultt zum Professor an der Universitt in Pest ernannt wurde, wo er von 1784 bis 1791 ttig war. Das Stu¨ck erschien noch im selben Jahr in ¨ bersetzung.10 ungarischer U 1807 vero¨ffentlichte der Wiener Josef Freiherr von Hormayr zu Hortenburg (1780–1848), einer der bekannten Fo¨rderer der reichs¨ sterreichischer Plutarch eine Biographie von Zrı´patriotischen Idee, in O

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Friedrich August Clemens Werthes: Niklas Zrini, oder die Belagerung von Szigeth. Ein historisches Trauerspiel in 3 Aufzu¨gen. Wien 1790. Werthesz Kelemen: Zrı´ni Miklo´s; avagy Sziget va´ra´nak veszedelme [Nikolaus Zrı´nyi, oder der Fall der Festung Sziget]. Egy histo´riai szomoru´-ja´te´k ha´rom fel-vona´sokban [Ein historisches Trauerspiel in 3 Akten]. Mellyet Ne´met Nyelven ki-botsa´tott Werthesz Kelemen. A Kira´lyi Magyar Universita´sban a jo´-ı´zle´s To¨rve´nye´nek Professora. Magyarra pedig fordı´tott Gy.[o¨rgyfalvi] Cs.[e´pa´n] J.[stva´n] Koma´romban We´ber Simon betu˝ivel, 1790. Neuausgabe in: Re´gi magyar dra´mai emle´kek Band 3. Pa´los iskoladra´ma´k, kira´lyi taninte´zme´nyek, katolikus papnevelde´k szı´nja´te´kai. Hg. von Imre Varga. Budapest 1990, S. 459–499.

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nyi IV.11 Im selben Jahr publizierte der Dresdner Schriftsteller (Johann) Friedrich Kind (1768–1843) in seiner Publikationsreihe Tulpen einen Roman u¨ber die Belagerung von Sziget.12 Das Werk erschien ein Jahr spter anonym bei Hartleben in Pest, zusammen mit einer Erzhlung von Benedicte Nauber.13 Da die Ausgabe ohne Angabe von Autor(en) erschien, wurde sie in der ungarischen Philologie o¨fters als ein Text von unbekanntem Autor betrachtet. So auch in der zeitgeno¨ssischen Rezension der Wiener Annalen der Literatur und Kunst des In- und Auslandes ¨ bersetzung von Kinds Roman erim Jahre 1810.14 Eine ungarische U schien im Jahre 1817.15 1810 publizierte Johann Ladislaus Pyrker (1772–1847) in Wien ein Zrı´nyi-Stu¨ck mit zwei weiteren historischen Schauspielen aus der ungarischen Geschichte.16 Am 30. Dezember 1812 wurde Theodor Ko¨rners Zriny im Theater an der Wien uraufgefu¨hrt.17 Das Stu¨ck brachte wichtige Impulse fu¨r den Erfolg und die Verbreitung der Zrı´nyi-Figur sowohl in deutscher als auch in ungarischer Sprache. In den Jahren nach Ko¨rners Tod (1813) erschienen in Wien und Leipzig die ersten Werkaus-

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¨ sterreichischer Plutarch, oder Leben und Bildnisse Niklas Graf von Zrini. In: O aller Regenten und der beru¨hmtesten Feldherren, Staatsmnner, Gelehrten und Ku¨nstler des o¨sterreichischen Kaiserstaates. Bd. 7. Wien 1807, S. 91–108. (Johann) Friedrich Kind: Die Belagerung von Sigeth. In: Tulpen. Bd. 3. Leipzig 1807, S. 1–88. Nikolaus Zriny, oder die Belagerung von Szigeth. Ein historisch-romantisches Gemlde. Attilas Schwert. Eine Sage der Vorzeit. Vom Verfasser des Walter von Montbarry [= Bendicte Naubert]. [Pest, bei Hartleben] 1808 [ohne Autor u. Ort]. Nikolaus Zriny oder die Belagerung von Szigeth. Ein historisch-romantisches Gemhlde. Attilas Schwert. Eine Sage der Vorzeit. Vom Verfasser des Walter von Montbarry. 1808. Pesth, bey Konrad Adolph Hartleben. In: Annalen der Literatur und Kunst des In- und Auslandes. Bd. 1. [Wien] [1810], S. 53–55. Gro´f Zrinyi Miklo´s, vagy Sziget va´ra´nak ostromla´sa [Graf Nikolaus Zrı´nyi, oder die Belagerung der Festung Sziget]. Hadi nemzeti roma´n [Ein militrisch-vaterlndischer Roman] Csery Pe´ter a´ltal. Pest 1817. Johann Babtist Pyrker: Zrinis Tod. Ein Trauerspiel in 5 Akten. In: Historische Schauspiele. Wien 1810, S. 215–304. Wenn man diskursu¨bergreifend u¨ber die Zrı´nyis spricht, wird die Schreibweise ihres Namens problematisch. Einerseits war die Orthographie um 1800 sowohl in deutscher als auch in ungarischer Sprache schwankend. Zum anderen war und teilweise ist die Schreibweise abhngig von der Sprache. Die kroatische Namensform ist relevant anders als die ungarische und deutsche. In deutschen Texten fehlt oft das »y« (Zrini). In dieser Studie wird der Name in folgenden Schreibweisen geschrieben: Geht es um Ko¨rners Stu¨ck und um die Hauptfigur Ko¨rners, so benutze ich Ko¨rners Schreibweise (Zriny). Auch bei anderen lteren Texten folge ich der jeweiligen Schreibweise. Geht es aber um die historische Person, so folge ich der ungarischen Form (Zrı´nyi), die auch von den deutschen Lexika Meyer (http://lexikon.meyers.de) und Brockhaus (http://www.brockhaus.de/) u¨bernommen wurde.

Die Wiedergeburt des Nikolaus Zrı´nyi um 1800

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gaben.18 Seit 1813 wurden seine Stu¨cke an mehreren Orten in Ungarn in deutscher Sprache aufgefu¨hrt. 1817 erschien die neue ungarische Werkausgabe des Dichters Nikolaus Zrı´nyi.19 Im selben Jahr zeigte ein Ereignis, dass Ko¨rner seinen Platz in der ungarischen aristokratischen Kulturszene gefunden hatte. Im Festetich-Schloss zu Keszthely20 wurde anlsslich des Geburtstags des Ko¨nigs (und Kaisers) im Jahr 1817 ein mehrtgiges Fest mit Kulturprogrammen (Theaterauffu¨hrung, Konzert, Ball etc.) veranstaltet, ¨ sterreich vorbei dem Graf Leo Festetich Ko¨rners Gedicht Hoch lebe O trug.21 Der Wohlttige Frauenverein in Pest, ebenfalls eine aristokratische Gesellschaft, bat den Dichter Pa´l Szemere, Ko¨rners Zriny zu u¨ber¨ bersetzung am Deutsetzen. 1818 wurde das Stu¨ck in ungarischer U ¨ ¨ schen Theater aufgefuhrt. Dies war uberhaupt die erste Auffu¨hrung in ungarischer Sprache am neuen Deutschen Theater. Das Haus mit u¨ber zweitausend Sitzpltzen war ausverkauft. Die Popularitt Zrı´nyis zeigte sich auch in der Mode, in Form eines Mantels, den man einfach ›Zrı´nyi‹ nannte. 1819 wurde die von Theodors Vater, Christian Gottfried Ko¨rner geschriebene Biographie des gefallenen Dichters in einer ungarischen Zeitschrift abgedruckt.22 Im selben Jahr erschien im siebenbu¨rgischen Klausenburg (ung. Kolozsva´r, rum. Cluj Napoca) eine Prosau¨berset¨ bersetzung wurde 1821 in Klauzung von Ko¨rners Zriny.23 Mit dieser U senburg das erste stndige ungarische Theater des Ko¨nigreichs Ungarn ero¨ffnet. Im selben Jahr erschien in der Pressburger Zeitung ein Aufruf 18

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Die Druckgeschichte ist noch unerforscht. Als Erstausgabe kommen zwei Drucke in Frage: Theodor Ko¨rners Nachlaß. 2 Bde. Leipzig, bei Hartknoch 1814. Bd. 1 mit »Zriny« ist auch als Separatdruck erschienen. Eine Wiener Werkausgabe erschien 1813 bis 1815: Dramatische Beytrge von Theodor Ko¨rner. Bd. 1–3. Wien 1813–1815. Im Verlage bey Johann Baptist Wallishauser. 1813: Bd. 1 (184 S.), 1814: Bd. 2 ( 216 S.), 1815: Bd. 3 (252 S.). Zriny im Bd. 3, S. 3–130. Zrı´nyinek minden munka´ji [Gesammelte Werke von Nikolaus Zrı´nyi]. Hg. von Ferenc Kazinczy. Pest 1817. ¨ ber das Schloss vgl. http://www.helikonkastely.hu/. U Einen ausfu¨hrlichen Bericht u¨ber das Fest brachte die Zeitschrift Tudoma´nyos Gyu˝jteme´ny. Bd. 3 (1817), S. 76–86. B. L. J.: Ko¨rner E´lete [Ko¨rners Leben]. In: Tudoma´nyos Gyu˝jteme´ny Bd. 7 (1819), S. 75–91. Unlngst erschienen in einer Studie falsche Spekulationen u¨ber den Verfasser der Ko¨rner-Biographie. Vgl. Ilona Erde´lyi T.: A romantika forra´svide´ke´ro˝l ¨ ber das Quellengebiet der Romantik]. Theodor Ko¨rner e´s Zrinyi dra´ma´ja kisu[U ga´rza´sa [Theodor Ko¨rner und die Ausstrahlung seines Zrı´nyi-Dramas]. In: »Mit jelent a suttoga´sod?« Romantika: Eszme´k, vila´gke´p, poe´tika. Hg. von Imre Nagy, Annama´ria Mere´nyi, Pe´cs 2002, S. 163–175. Da es aber eher eine interne Angelegenheit der ungarischen Philologie ist, gehe ich hier auf die Einzelheiten nicht nher ein. Te´odo´r Ko¨rner: Zrinyi. Vite´zi szomoru ja´te´k o¨t felvona´sban [Ritterliches Trauer¨ bers. v. Da´niel Petrichevich Horva´th. Kolozsva´r 1819. spiel in 5 Akten]. U

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zur finanziellen Unterstu¨tzung von historischen Gemlden fu¨r das neue Nationalmuseum in Pest.24 Das Hauptstu¨ck sollte dabei eine Zrı´nyiDarstellung bilden, und obwohl die Spenden der Komitate nicht fu¨r alle Bilder ausreichten, erhielt der Wiener Historien- und Portrtmaler Johann Peter Krafft den Auftrag fu¨r die Arbeit. Das Bild Zrı´nyis Ausbruch wurde 1825 fertiggestellt und steht heute in der Ungarischen Nationalgalerie.25 ¨ bersetzung26 von Pa´l Szemere 1826 erschien die ungarische U ¨ ber Ko¨rners Zriny27 (1785–1861), die von einer tiefgehenden Studie U von dem hoch geachteten Dichter und Kritiker Ferenc Ko¨lcsey (1790–1838) begleitet wurde. Die Einschtzung Ko¨lcseys war jedoch sehr negativ, und dies war wahrscheinlich der Grund dafu¨r, dass die professionelle Literaturkritik in Ungarn nie sehr gu¨nstig u¨ber Ko¨rner urteilte. Unabhngig davon war aber Ko¨rners Zriny jahrzehntelang ein sehr populres Stu¨ck auf den ungarischen und deutschen Bu¨hnen auch im Ko¨nigreich Ungarn. Theodor Ko¨rner kam am 26. August 1811 in Wien an. Es entstanden in erstaunlich rascher Folge kleinere dramatische Texte, Lustspiele und Possen. Der Nachtwchter entstand in einer Woche28, Die Su¨hne in fu¨nf Tagen29 und Das Fischermdchen, ein Opernlibretto, angeblich in sieben Stunden. Zumindest prahlte der junge Dichter damit in einem Brief an die Familie: »Steinacker qulte mich vorgestern um eine Oper; da habe ich ihm eine in sieben Stunden zusammengeschrieben […].«30 Nach dem Erfolg der kleineren Stu¨cke plante Ko¨rner eine große Trago¨die. Bei der Suche nach einem geeigneten Stoff hatte der Dichter ausdru¨cklich das o¨sterreichische (Wiener) Publikum vor Augen. In einem Brief an die Familie meinte er: »Moritz von Sachsen, die Schlacht bei Detmold, sind alles herrliche Stoffe, aber nicht fu¨r Wien […]. Ich 24

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Pressburger Zeitung 1822, S. 465–466. Vgl. Ge´za Galavics: A Zrı´nyi kirohana´sa te´ma to¨rte´nete [Die Geschichte des Themas »Zrı´nyis Ausbruch«] (Peter Krafft ke´pe e´s hata´sa) [Das Bild von Peter Krafft und seine Wirkung]. In: Mu˝ve´szet Magyarorsza´gon 1830–1870. Katalo´gus. Budapest 1981, S. 61–65, hier: 60 und 65. ¨ l auf Leinwand, 455 x 645 cm. Johann Peter Krafft: Zrı´nyis Ausbruch. 1825. O Siehe die Seite http://www.hung-art.hu/ und die der Ungarischen Nationalgalerie: http://www.mng.hu/. In der Zeitschrift E´let e´s Literatu´ra (1826). Die einzige Buchvero¨ffentlichung erschien erst 1879: Tivadar Ko¨rner: Zrı´nyi. Szomoru´ja´te´k o¨t felvona´sban [Trauerspiel in 5 Akten]. Ne´metbo˝l fordı´totta Szemere Pa´l. Budapest 1879 (Olcso´ Ko¨nyvta´r), S. 1–130. ¨ ber das Werk »Zrı´nyi« Ko¨rners]. In: E´let e´s Ferenc Ko¨lcsey: Ko¨rner Zrı´nyije´ro˝l [U Literatu´ra (1826). Emil Peschel, Eugen Wildenow: Theodor Ko¨rner und die Seinigen. Bd. 1. Leipzig 1898, S. 305. Zimmer (wie Anm. 1), Bd. 2, S. 53. Zit. v. Peschel-Wildenow (wie Anm. 28), Bd. 1, S. 305.

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denke bei den Tirolern etwas zu finden.«31 Mit den Tirolern meinte Ko¨rner den Tiroler Volksaufstand und seinen Anfu¨hrer Andreas Hofer, u¨ber den er 1809 ein Gedicht schrieb.32 Es ist interessant, dass der preußische Patriot aus Sachsen in Wien schließlich doch nicht den Tiroler Freiheitshelden Andreas Hofer, sondern den ›ungarischen Leonidas‹, d. i. Zrı´nyi, fu¨r Wien geeignet fand. Am 5. Mrz 1813 berichtete er der Familie: »Ihr Lieben! Der ungarische Leonidas, Graf Zriny, ist jetzt mein Augenmerk.«33 All das ist aber nicht u¨berraschend. Der Aufstand der Tiroler war zwar ein Aufstand auch gegen die Franzosen, und Hofer wurde schließlich von ihnen hingerichtet, aber die Tiroler kmpften ebenso gegen Bayern, da Tirol mit Napoleons Zustimmung an Bayern angeschlossen wurde. Der Wiener Hof unterstu¨tzte anfangs den Aufstand, ließ aber die Tiroler nach dem Frieden von Scho¨nbrunn (Okt. 1809) aus außenpolitischen Gru¨nden im Stich. Dies war also ein heikles Thema und Ko¨rners Lage in Wien war sowieso ambivalent. Er war schließlich Untertan eines verfeindeten Landes (Sachsen) und sein Vater war ein hochgestellter Beamter im schsischen Ko¨nigreich. Zrı´nyi war auf jeden Fall ein weniger heikles Thema: Die Tu¨rkenkriege in Ungarn waren rumlich und zeitlich fern von Wien, hatten keine unmittelbaren aktuellen Bezu¨ge mehr, dafu¨r konnten sie aber die patriotische Begeisterung fu¨r den Kampf gegen einen großen Eroberer vergegenwrtigen. Daru¨ber hinaus war die Belagerung von Sziget auch ein o¨sterreichisches Ereignis. Auf das Problem der Quellen mo¨chte ich hier nicht nher eingehen. Ich bemerke nur, dass Ko¨rner keine Zeit fu¨r ausfu¨hrliche historische Quellenstudien hatte. Neben einigen historischen Quellen ko¨nnen wir die Zrı´nyi-Biographie von Hormayr und die Zrı´nyi-Stu¨cke von Werthes und Pyrker als Quellen vermuten. Fu¨r die beiden letzteren sprechen inhaltliche Elemente, vor allem die Anwesenheit der Frauen in Sziget, da diese nicht historisch belegt und nur bei Werthes und Pyrker zu finden ist. Aus den Rezensionen geht auch hervor, dass Werthes und ¨ ffentlichkeit bekannte Gro¨ßen waren. Pyrker fu¨r die damalige O ¨ Der Osterreichische Beobachter ku¨ndigte das Stu¨ck im Januar 1813 noch zehnmal fu¨r »heute« an. Insgesamt wurde das Stu¨ck am Theater an der Wien bis 1846 37mal aufgefu¨hrt.34 Dies bedeutete im Vergleich mit anderen Stu¨cken einen Erfolg. Die meisten Auffu¨hrungen kamen ho¨chstens 8 bis 10mal auf die Bu¨hne. Ho¨here Auffu¨hrungszahlen konn31 32

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Zit. v. Peschel-Wildenow (wie Anm. 28), Bd. 1, S. 327. Peschel datiert das Gedicht, dessen urspru¨nglicher Titel Tod eines freien Mannes war, auf den 19. Juli 1809. Peschel-Wildenow (wie Anm. 28), Bd. 1, S. 231. Zit. v. Peschel-Wildenow (wie Anm. 28), Bd. 1, S. 353. Anton Bauer: 150 Jahre Theater an der Wien. Zu¨rich–Leipzig–Wien 1952, S. 291.

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ten nur die Erfolgsstu¨cke verbuchen: Kotzebues Johanna von Montfaucon stand bis 1847 47mal auf dem Programm, Shakespears Macbeth bis 1827 19mal.35 Die Wiener Zeitungen berichteten relativ viel u¨ber Ko¨rner, auch die Auffu¨hrung von Zriny wurde in allen kulturellen Organen (Theater-Zei¨ sterreichischer Beobachter, Wiener allgemeine Litung, Der Sammler, O teraturzeitung) rezensiert. Ko¨rner scheint seinen abstrakten Leser gut eingeschtzt zu haben, da der Stoff, die Belagerung von Sziget, allgemein als Teil der o¨sterreichischen Geschichte betrachtet wurde. So ¨ sterreichischen war es auch in der erwhnten Zrı´nyi-Biographie im O Plutarch von Hormayr, an dessen Ru¨ckseite die jeweils vorgestellten Per¨ sterreicher« aufgelistet so¨nlichkeiten unter dem Stichwort »Beru¨hmte O wurden. In diesem Geiste erfolgt auch die Darstellung. Im Schwur Zrı´nyis heißt es bei Hormayr: »So schwo¨re dann ich der erste, Treue bis in den Tod, dem Glauben, dem Kaiser, dem von den ruchlosen Feinden grimmig zerfleischten Vaterlande.«36 Nichts spezifisch Nationales klingt hier an. Auch Der Sammler meinte definitiv: »Der Stoff geho¨rt unserer vaterlndischen Geschichte an […].«37 Mehr noch, der Rezensent erinnert an die fru¨heren Bearbeitungen des Stoffes, die allgemein bekannt gewesen sein sollen; der Stoff wird ja, so die Zeitung, »den meisten Lesern dieses Blattes […] noch im frischem Andenken sein«.38 In der ¨ sterreichischen Plutarchs Rezension werden die Zrı´nyi-Biographie des O (1807), eine Schrift aus dem Archiv fu¨r Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst39 (1812) und Pyrkers Stu¨ck erwhnt. Der Rezensent glaubt auch zu wissen, dass die Quelle fu¨r beide Autoren Gebhardis Geschichte von Hungarn gewesen sei.40 Der Rezensent zeigt zwar aus heutiger Sicht unsichere Kenntnisse u¨ber Zrı´nyi, aber wichtig dabei ist, dass er den ¨ sterreichisches betrachtet und dass er Stoff als das Eigene, als etwas O auch Informationen von der Genese des Stoffes hat. hnlich die Wiener Theater-Zeitung.41 Auch fu¨r sie war Zrı´nyi eine bekannte Figur, »denn die Geschichte hat so viele Zu¨ge dieses Helden 35 36 37

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Alle Angaben nach Bauer (wie Anm. 34). ¨ sterreichischer Plutarch… Bd. 7. Wien 1807, S. 9–108, hier S. 100. O Notizen [zur Urauffu¨hrung v. Ko¨rners Zriny]. In: Der Sammler. Wien 1813, S. 8 und 12, hier S. 8. Der Sammler (wie Anm. 37), S. 8. Ebenfalls ein Unternehmen von Hormayr: Wien, 1810–1822. 1823 bis 1828 erschien die Zeitschrift als »Archiv fu¨r Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst«. Der Sammler (wie Anm. 37), S. 12. Ludwig Albrecht Gebhardi: Geschichte des Reichs Hungarn und der damit verbundenen Staaten. 4 Bd. Leipzig 1778–1782. ¨ bersetzung erschien im Jahre 1803, woru¨ber die Allgemeine Eine ungarische U Literatur-Zeitung eine Rezension vero¨ffentlichte: Allgemeine Literatur-Zeitung Nr. 216 (1804), Sp. 175–176. Zriny. Ein Trauerspiel in fu¨nf Aufzu¨gen von Theodor Ko¨rner (zum ersten Mahl

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aufbewahrt«.42 Die historischen Kenntnisse des Rezensenten scheinen zwar auch hier nicht ganz zuverlssig zu sein, aber das Drama wird ebenfalls im Rahmen der u¨bernationalen habsburgischen Reichsnarrative gelesen und auch die Stoffgeschichte wird als bekannt behandelt. Drei Tage nach der Rezension u¨ber die Urauffu¨hrung brachte die Theater-Zeitung vom selben Rezensenten eine vergleichende Studie u¨ber die Zrı´nyi-Stu¨cke von Ko¨rner und Werthes.43 Zusammenfassend kann man behaupten, dass die Rezensionen wohlwollend, aber kritisch waren, auch nach Ko¨rners ›Heldentod‹. Das Stu¨ck wird nicht in patriotischem, sondern eher im sthetischen Kontext gelesen. Der bereits erwhnte Vergleich in der Theater-Zeitung ist fu¨r Ko¨rner ungu¨nstig. Der Rezensent findet das Stu¨ck von Werthes fast in jedem Punkt besser. Als Argument wird die Handlung erwhnt, die bei Ko¨rner »nichts weiter enthlt, als den Sturm und die Eroberung einer Festung«.44 Bei Werthes sei die Handlung besser konstruiert und »ohne langweiliges Liebesgeschwtz und eitles, modern empfindsames Wortgeprng«.45 Am Ende der Studie wird auch ein Plagiatsvorwurf angedeutet: »Wir u¨berlassen es dem Publikum, zu entscheiden, […] ob nicht das alte Werk mit einem wohlgepflegten Frucht- und Grasgarten zu vergleichen sey, in welchen Herr Ko¨rner Blumenbeete und Ziergnge […] angelegt hat.«46 Die Handlung wird fast einstimmig kritisiert. Nach dem Sammler kann Ko¨rner die einzelnen Teile nicht so »verbinden, daß keines isolirt [sic!] dastehe«.47 Das Ganze trage eher »das Geprge eines Entwurfes, als eines Kunstwerkes an sich«.48 Noch kritischer ist die Rezension von Matthus Collin in der Wiener Allgemeinen Literaturzeitung. Collin erwhnt die Leichtigkeit, die u¨bertriebene Eile Ko¨rners in der Produktion, seine Effekthascherei und ru¨gt auch das unkritische Publikum. Die Dramen Ko¨rners seien oberflchlich und entbehren jeglicher Tiefe. Deswegen riet der Rezensent, »dass sich der Dichter fu¨r lngere Zeit von der Bu¨hne entfernt« und »durch sorgfltiges Studium in die Tiefen des Lebens einzudringen versuchen solle«.49

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am 30. Dezember 1812). In: Theater-Zeitung (Wien) Nr. 1 (2. Jan. 1813), S. 1–3. [Signiert als Saint Martin]. Zriny (wie Anm. 41), S. 1. Vergleichung des neuen Trauerspiels Zriny von Theodor Ko¨rner mit dem alten Trauerspiele Niklas Zriny, oder die Belagerung von Szigeth, von Friedrich August Clemens Werthes. In: Theater-Zeitung (Wien), Nr. 2 u. 3 (5. u. 6. Jan. 1813), S. 5–8 und 10–11. [Signiert als Saint Martin]. Vergleichung (wie Anm. 43), S. 5. Vergleichung (wie Anm. 43), S. 5. Vergleichung (wie Anm. 43), S. 11. Hervorhebungen im Original. Der Sammler (wie Anm. 37), 1813, S. 8. Der Sammler (wie Anm. 37), S. 8. M[atthus]. von Collin: Dramatische Beytrge von Theodor Ko¨rner. Erster Band.

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¨ ber die Uneingeschrnktes Lob erntete Ko¨rner nur als Lyriker. U Gedichtsammlung Leier und Schwert hieß es in der Wiener Allgemeinen Literaturzeitung: […] jedes dieser Gedichte ist dem Inhalte und der Form nach, vortrefflich, jedes ist der glu¨ckliche Erguss des von der erhabenen Idee ganz durchdrungenen Gemu¨thes, im Augenblicke der Begeisterung den Lippen des Dichters unwillku¨rlich entquollen […].50

Der patriotische Enthusiasmus des Rezensenten (R-k.), der in Ko¨rner einen »heilige[n] Seher«51 sieht, ist eher eine Ausnahme, da der distanzierte, kritische Ton vorherrschend ist. Zur kritischen Haltung paart sich aber auch allgemeines Wohlwollen. Ko¨rner wird als ein junges Genie, das noch viel lernen soll, betrachtet. Friedrich Schlegel, dessen Urteil u¨ber Ko¨rner als typisch angesehen werden kann, meinte in seiner Zeitschrift Deutsches Museum wie folgt: »Ein entscheidendes Talent ist in diesen dramatischen Arbeiten, wenn sie gleich noch einige Mngel und Spuren der jugendlichen Flu¨chtigkeit an sich tragen.«52 Collin dru¨ckte sein Wohlwollen dadurch aus, dass er seine Rezension mit vollem Namen signierte, was damals eher eine Ausnahme war.53 Bei der fru¨hen Wiener Aufnahme ist zu erwhnen, dass es drei Bereiche der Rezeption gab: die professionelle Literatur- und Theaterkritik, die bereits gezeigt wurde, die eingeweihte Elite der Wiener Salons, die ihre Spur in ihrer Korrespondenz und Memoirenliteratur zuru¨ckgelassen hat, und schließlich das Theaterpublikum. Wir wissen, dass Ko¨rner zwar ein Liebling der Salons war, dass aber der Zriny auch hier ambivalent aufgenommen wurde. Vor allem die To¨tung Helenes erregte Missmut. Dorothea Pichler berichtete u¨ber eine Lesung des Stu¨ckes, noch vor der Auffu¨hrung: […] als er an die Szene kam, wo Juranitsch seine Helene ohne weiteres ersticht, schrie meine Mutter auf, und sie sowohl als Frau v. Weissenthurn wollten ihn bereden, die Szene zu ndern […]; er aber ließ die Szene zu stehen, und bei der

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Wien 1813. Im Verlage bey Johann Babtist Wallishausser, 184 S. in 8. In: Wiener Allgemeine Literaturzeitung Nr. 53 (2. Juli 1813), Sp. 845–848, hier Sp. 848. Leyer und Schwert, von Theodor Ko¨rner, Lieutenant im Lu¨tzowschen Freikorps. 8. Berlin 1814 in der Nikolaischen Buchhandlung. 88 S. ohne Zueignung. In: Wiener Allgemeine Literaturzeitung Nr. 77 (26. Sept. 1815), Sp. 1223–1226, hier Sp. 1225. [Signiert als R–k.] Leyer und Schwert (wie Anm. 50), Sp. 1225. Friedrich Schlegel: Gedichte von Theodor Ko¨rner. In: Deutsches Museum Bd. 4, H 11 (1813), S. 441–447. Schlegel publizierte zwei Gedichte von Ko¨rner (Beim Anblick des Grenzadlers im Fru¨hjahr 1813, Trost) und gab eine kurze Einfu¨hrung dazu ohne Titel: S. 441–442, hier S. 442. Fru¨her vero¨ffentlichte Schlegel drei Szenen aus dem Zriny: Drei Auftritte aus Zriny. Trauerspiel in 5 Aufzu¨gen. In: Deutsches Museum Bd. 2, H 12 (1812), S. 515–522. Collin (wie Anm. 49), Sp. 848.

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ersten Auffu¨hrung […] besttigte sich die Richtigkeit der Empfindung meiner Mutter, denn die Zuschauer waren ebenso empo¨rt wie sie durch diesen Auftritt; ein allgemeines Zischen beurkundete das allgemeine Mißfallen […].54

Fu¨r Dorothea Schlegel enthielt der Zriny zu viele bombastische Effekte. Sie meint daru¨ber hinaus im Allgemeinen u¨ber den jungen Liebling des Publikums, dass er als engagierter Theaterdichter55 der Gefahr ausgesetzt ist, mittelmßige Stu¨cke zu produzieren: Er u¨berschwemmt jetzt das Theater mit Dramen aller Art, die bei ihm wie Pilze aufschließen, in welchen […] ihm nichts deutlich vorschwebt als die Katastrophe, die manchmal eine wahre Explosion ist, wie in seinem Zriny, wo alles in die Luft gesprengt wird. Die drei, vier oder auch fu¨nf Akte vorher sind nichts als Zubereitungen zu einem solchen Feuerwerk.56

¨ brigen auch vom Autor nicht geleugDiese Effekthascherei wird im U net. Geradezu naiv spricht er gegenu¨ber seiner Familie von seinen billigen dramaturgischen Griffen. In einem Brief an die Familie heißt es am Vortag der Urauffu¨hrung: Ich verspreche mir viel! Die letzte Dekoration ist von ungeheuerem Effekt. Fu¨nffacher Feuerregen, eine fo¨rmliche Schlacht, Eva stu¨rzt mit vier Tu¨rken, samt dem ganzen Schlosse, in den brennenden Schutt. Kurz, ich hoffe, es wird nicht schlecht wirken.57

Als letztes bleibt festzustellen, dass das Stu¨ck nur im Theater ein großer Erfolg war. Sowohl die Insider der Salons als auch die Presse hielten hingegen Distanz. ¨ sterreichs (Wiens) wurde Im deutschsprachigen Gebiet außerhalb O 58 die Urauffu¨hrung weniger wahrgenommen. Die Allgemeine Literatur54

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Karoline Pichler: Denkwu¨rdigkeiten aus meinem Leben. Hg. von Erich Karl Blu¨ml. Mu¨nchen 1914, Bd. 1, S. 390. Ko¨rner wurde nach dem Erfolg von Zriny zum k. k. Theaterdichter am Burgtheater ernannt. Das Jahresgehalt betrug 1500 Gulden, wofu¨r der Dichter zwei große und zwei kleinere Stu¨cke im Jahr liefern musste. Er hatte auch Pensionsanspruch und durfte Wien verlassen. Vgl. dazu Peschel-Wildenow (wie Anm. 28), Bd. 1, S. 395. Zit. v. Zimmer (wie Anm. 1), Bd. 2, S. 85. Brief v. 30. Dez. 1812. In: Theodor Ko¨rners Werke. Bd. 12. Hg. von Adolf Kofahl. Leipzig o. J., Bd. 1, S. 377. Bei den gelegentlich pauschalen Urteilen in Bezug auf die fru¨he Rezeption außer¨ sterreichs stu¨tzte ich mich auf folgende digitale Datenquellen: 1.: »Retrohalb O spektive Digitalisierung wissenschaftlicher Rezensionsorgane und Literaturzeitschriften des 18. und 19. Jahrhunderts aus dem deutschen Sprachraum«. Ein Projekt an der Universittsbibliothek Bielefeld, mit Unterstu¨tzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und in Zusammenarbeit mit dem Georg Olms Verlag AG. (http://www.ub.uni-bielefeld.de/diglib/aufklaerung/index.htm). Das Projekt stu¨tzt sich auf den »Index deutschsprachiger Zeitschriften 1750–1815« der Akademie der Wissenschaften zu Go¨ttingen. Vgl. dazu Sabine Rahmsdorf: Zeitschriften der Aufklrung im Netz – Retrospektive Digitalisierung wissenschaftlicher

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Zeitung und die Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung publizierten dafu¨r ausfu¨hrliche, im Vergleich zu den Wiener Zeitungen auch kritischere Rezensionen u¨ber die erwhnten ersten Werkausgaben in Leipzig (1814) und in Wien (1813–1815). Vor 1813 brachte jedoch die Allgemeine Literatur-Zeitung auch eine Rezension u¨ber die Knospen (1810)59 und es erschienen mehrere Berichte u¨ber Auffu¨hrungen seiner Stu¨cke und Libretti.60 Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Kritik auch hier streng war, und dass sie nur einen begrenzten Sinn fu¨r patriotische Begeisterung hatte. Die Allgemeine Literatur-Zeitung meinte definitiv, dass der Heldentod kein Grund sei, Schlechtes als Gutes zu preisen und sprach vom bedauerlichen »Zujauchzen einer unverstndigen Menge«.61 Den Stoff des Stu¨ckes Zriny findet der Rezensent nicht tragisch und in Bezug auf die Ausfu¨hrung klagt er u¨ber eine »u¨bel schillerisierende, schwu¨lstige Diktion« und ein »falsches Pathos«.62 Die Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung zeigte demgegenu¨ber mehr Gefu¨hl fu¨r patriotische Begeisterung und bezeichnete den Zriny als Ko¨rners bestes Stu¨ck, da hier Erlebtes nachklingt: Es ist das beste, nicht allein, weil es die wenigsten Fehler, sondern hauptschlich, weil es noch die meiste Eigenthu¨mlichkeit hat, weil es die Glut seines Herzens, die Begeisterung, die hohe Gesinnung, fu¨rs Vaterland zu sterben, am treuesten ausspricht.63

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Rezensionsorgane und Literaturzeitschriften. In: Geschichte im Netz: Praxis, Chancen, Visionen. Beitrge der Tagung .hist 2006. Hg. von Daniel Burckhardt u. a. Berlin 2007 (= Historisches Forum Bd. 10, Teilband 1), S. 308–321. PDFVersion: http://edoc.hu-berlin.de/histfor/10_I/PDF/HistFor_2007–10-I.pdf. 2.: UrMEL – University Multimedia Electronic Library. Ein Digitalisierungsprojekt der Thu¨ringer Universitts- und Landesbibliothek Jena. Abrufbar sind die Bestnde von u¨ber zwei Dutzend Zeitschriften. (http://zs.thulb.uni-jena.de) 3.: Google Buchsuche (http://books.google.de/). In der nicht systematisch aufgebauten Sammlung sind dutzende Jahrgnge von der Allgemeinen Literatur-Zeitung und der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung (u. a.) in PDF-Format abrufbar. 4.: Projekt Historischer Roman, das von dem o¨sterreichischen Forschungsfonds FWF gefo¨rdert und am Institut fu¨r Germanistik der Universitt Innsbruck in den Jahren 1991 bis 1997 durchgefu¨hrt wurde. Die Datenbank enthlt ca. 6300 Eintrge u¨ber den historischen Roman zwischen 1780 und 1945. Immerhin werden laut den Informationen der Projektseite nur Texte »mit mindestens 10 Bogen Lnge (oder ca. 160 Seiten bei Oktavformat)« als historischer Roman betrachtet, so ist etwa Kinds Zrı´nyi-Text fu¨r das Projekt nicht relevant. Siehe: http://www. uibk.ac.at/germanistik/histrom/docs/about.htm. Knospen von Theodor Ko¨rner. Leipzig, b. Go¨schen, 1810. In: Allgemeine Literatur-Zeitung Nr. 334 (1811), Sp. 765. [Signiert als LI] Vgl. die Angaben in UrMEL. Theodor Ko¨rners poetischer Nachlaß. Erster Band. Zriny. Rosamunde 1814, 135 u. 133, S. 8. In: Allgemeine Literatur-Zeitung (Halle–Leipzig), Nr. 211 (Sept. 1814), Sp. 140–144, hier Sp. 141. Theodor Ko¨rners poetischer Nachlaß (wie Anm. 61), Sp. 141. Theodor Ko¨rners poetischer Nachlass. Leipzig, b. Hartknoch, Erster Band. 1814,

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Der Rezensent wu¨nschte jedoch mehr Handlung und meinte, dass Zrinys Schwur im II. Akt und das Ende des vierten schon wie Dramenschlu¨sse wirken, nach dem nichts mehr komme.64 ¨ sterreich als ein vielversprechender Ko¨rner wurde auch außerhalb O Anfnger betrachtet. So in einer Rezension u¨ber eine Gedichtsammlung aus dem Jahre 1814.65 Der Rezensent nennt Ko¨rner einen talentvollen jungen Mann mit einer vielversprechenden Zukunft. Sein Werk sei nicht an sich interessant, sondern es zeige, was er »htte leisten ko¨nnen«. Das vorliegende Werk sei jedoch nicht frei von Mngeln: »Mngel, die […] dem Leser begegnen, weiter auszuheben, halten wir im gegenwrtigen Falle ausser dem Amte der Kritik.« Am Ende wird Ko¨rners letztes Gedicht das Schwertlied zitiert, aber, wie der Rezensent betont, »nicht gerade wegen seines poetischen Verdienstes«.66 Auf der anderen Seite scheint Ko¨rner in den zwanziger Jahren schon seinen festen Platz im nationalen Pantheon zu haben. Die Leipziger Literatur-Zeitung berichtet von einem Ko¨nigsberger Schulfeier am Jahrestag der Leipziger Schlacht, bei dem Ko¨rner den Schwerpunkt der Rede des Direktors und des kulturellen Programms bildete. Seine Gedichte »wurden von dem Redner und dreyen Gymnasiasten recitirt, andere von Smmtlichen Schu¨lern in mehrstimmigem Gesnge vor¨ berblick »der beru¨hmtesten Deutgetragen«.67 Auch ein historischer U schen neuester Zeit« erwhnt den gefallenen Dichter in einer Reihe mit Joseph II., Friedrich II., Blu¨cher, Schiller, Mozart, Kant, Schill u. a.68 An einem fu¨r uns wichtigen Punkt unterscheiden sich die Rezensionen von denen in Wien. Der Stoff des Zriny ist fu¨r die Rezensenten entweder fremd, oder unwichtig. Die Allgemeine Literatur-Zeitung meinte zur historischen Figur lakonisch: »Der Held des Stu¨ckes ist ein ungarischer Feldherr […].«69 Fu¨r den Rezensenten scheint nicht die eigene Vergangenheit lebendig zu werden, sondern er scheint Unbekanntes, Fremdes zu erleben. Die Jenaische Allgemeine Literatur-Zei-

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S. 234. In: Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung Nr. 147 (1817), Sp. 233–240 [Signiert als T. Z.]. Theodor Ko¨rners poetischer Nachlass (wie Anm. 63), Sp. 234 f. Theodor Ko¨rners Nachlaß. 64. S. Leipzig 1814. In: Allgemeine Literatur-Zeitung Nr. 137 (1814), Sp. 318–320. Theodor Ko¨rners Nachlaß (wie Anm. 65), Sp. 320. Leipziger Literatur-Zeitung Nr. 25 (1820), Sp. 195. Der kleine deutsche Cornelius Nepos oder kurze Lebensbeschreibung der beru¨hmtesten Deutschen neuester Zeit; der deutschen Jugend zur Belehrung, Unterhaltung und Belebung des historischen Unterrichts gewidmet von Moritz Thieme. Erstes Bndchen. Mit einem Titelkupfer (den Besuch des Ko¨nigs Friedrich Wilhelm III. bey dem sterbenden Fu¨rsten Blu¨cher darstellend). Ilmenau 1824. XVIII u. 374 S. 12 . In: Allgemeine Literatur-Zeitung (Ergnzungsbltter), Nr. 121 (1824), Sp. 968. Allgemeine Literatur-Zeitung Nr. 211 (1814), Sp. 140–144, hier Sp. 140.

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tung behandelt den Stoff demgegenu¨ber u¨berhaupt nicht, er ist fu¨r den Rezensenten offensichtlich ohne Relevanz. Dasselbe sehen wir u¨brigens auch in der Rezension u¨ber Kinds Zrı´nyi-Erzhlung im dritten Band der Tulpen (1807).70 Der Rezensent reflektiert zwar die Quellen und den Stoff der Werke, u¨ber Zrı´nyi (Seriny) weiß er aber nichts zu sagen, außer dass »der beru¨hmte Sultan Soliman I.« bei der Belagerung von »Sigeth« starb, und mit ihm auch die »brave Besatzung unter den Befehlen Seriny s«. Der Rezensent lobt noch die »interessante[n] Charaktere« und die »anziehende, Gefu¨hl und Phantasie aufregende Lectu¨re«, aber der historische Stoff ist fu¨r ihn nicht von Interesse.71 Dies zeigt, dass der Diskurs in Wien auf einem spezifischen Wissen basierte, welches außerhalb des Habsburgerreiches nicht vorhanden war. Nach der Darstellung der Rezeption inner- und außerhalb Wiens ko¨nnen wir einen ›Bereich‹ nicht umgehen: Goethe. Auf die distanzierte Stellungnahme der Presse und auf die positive Aufnahme der Auffu¨hrung durch das Publikum verweist der Vater Christian Gottfried Ko¨rner in einem Brief an den Sohn Theodor, wenn er ausfu¨hrt, die dissonanten Pressestimmen wu¨rden »beim Publikum wenig Schaden« anrichten.72 An sich ist es erstaunlich, dass Christian Gottfried Ko¨rner, Freund und Mitarbeiter von Schiller, die Stellungnahme der Fachkritik bagatellisiert. Er war aber Vater, und aus der Monographie von Peschel-Wildenow lsst sich erfahren, dass er schlichtweg voreingenommen war. Daru¨ber hinaus hatte der Vater aber auch schwerwiegende Gegenargumente: die beinahe uneingeschrnkte Unterstu¨tzung Goethes. In der Fachliteratur lesen wir oft, dass der junge Ko¨rner durch seinen Vater die breite Unterstu¨tzung von wichtigen Leuten seiner Zeit genoss. So meint etwa Kohlschmidt in seiner Literaturgeschichte, Goethe habe den jungen Ko¨rner »aus Freundschaft zu dem Vater« unterstu¨tzt.73 Das Interesse Goethes fu¨r Ko¨rner geht aber entscheidend u¨ber die Grenzen einer obligatorischen Ho¨flichkeit und Solidaritt mit ¨ ber Toni und Su¨hne schrieb Goethe an den Vater: dem Vater hinaus. U »Die beiden Stu¨cke Ihres lieben Sohnes zeugen von einem entscheidenden Talente […].«74 Dies wre noch als Ho¨flichkeit einzustufen, aber Goethe bietet auch seine Hilfe an: »Will Ihr lieber Sohn mir ku¨nftig seine Plne mitteilen, nur ganz kurz, Szene vor Szene, mit wenigen 70

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Tulpen von Friedrich Kind. Erstes Bndchen 1806. Zweites Bndchen 1807. Drittes Bndchen 1807. Leipzig, bei Hartknoch. In: Allgemeine Literatur-Zeitung Nr. 110 (1811), Sp. 873–878. Tulpen von Friedrich Kind (wie Anm. 70), Sp. 877. Zit. v. Zimmer (wie Anm. 1), ohne Quellenangabe, Bd. 2, S. 86. Werner Kohlschmidt: Geschichte der deutschen Literatur. Bd. 1–5. Stuttgart 1974, Bd. 3, S. 495. Zit. v. Peschel-Wildenow (wie Anm. 28), Bd. 1, S. 320.

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Worten des intentionierten Inhalts, so will ich ihm gern daru¨ber meine Gedanken sagen […].«75 Mehr noch: Goethe fu¨hrte in Weimar mehrere Stu¨cke von Ko¨rner auf, ldt den jungen Dichter nach Weimar ein, will ihn fu¨r sein Theater gewinnen76 und er schickte im Oktober 1812 sogar den frisch gedruckten zweiten Band der Dichtung und Wahrheit an den jungen Kollegen nach Wien.77 All das ist sichtbar mehr als die no¨tige Ho¨flichkeit, die Goethe u¨brigens nicht unbedingt respektierte. Auch in der Familie Ko¨rner klagte man gelegentlich daru¨ber, dass der Dichterfu¨rst beim letzten Aufenthalt in Karlsbad sehr unfreundlich gewesen war.78 Zusammenfassend mo¨chte ich festhalten, dass Ko¨rner in der zeitgeno¨ssischen Presse allgemeines Wohlwollen genoss, die Rezensenten jedoch kritisch blieben. Ko¨rner wurde allgemein als ein talentierter junger Dichter betrachtet, der eventuell eine große Zukunft vor sich htte. Der Zriny wurde als eher fehlerhaft befunden. Ein aufflliger Unterschied in der Aufnahme inner- und außerhalb Wiens war, dass der Stoff, die historische Figur von Zrı´nyi, in Wien als Bekanntes und Eigenes, d. h. als Teil der o¨sterreichischen Geschichte betrachtet wurde, whrend im u¨brigen Deutschland Zrı´nyi praktisch unbekannt war. Fu¨r die gesamte Zrı´nyi-Rezeption ist auch wichtig festzustellen, dass der neue Zrı´nyi-Diskurs in Wien keinesfalls die Fortsetzung der Zrı´nyiRezeption des 16. und 17. Jahrhunderts gewesen zu sein scheint. Dies gilt auch fu¨r die weitere preußisch-gesamtdeutsche Karriere von Ko¨rner und seines Zriny. In den mir bekannten Arbeiten aus der Ko¨rnerForschung des 19. Jahrhunderts finden wir keine Hinweise auf die Dokumente der fru¨heren Zrı´nyi-Rezeption. Die Ko¨rner-Kritik scheint auch von dem Urenkel, dem Dichter-Zrı´nyi, keine Kenntnisse zu besitzen. Eine genauere Untersuchung der Ko¨rner-Rezeption in Deutschland wird dazu sicherere Einsichten liefern, aber wahrscheinlich ko¨nnen wir schon jetzt schlichtweg behaupten – selbstverstndlich nicht als Vorwurf –, dass es hier nicht mehr um Zrı´nyi geht, auch wenn von ihm die Rede ist. Im Unterschied zur zeitgeno¨ssischen Wiener Aufnahme, waren es die Ungarn in Wien und im Ungarnlande, die das Stu¨ck mit patriotischer

75 76 77 78

Peschel-Wildenow (wie Anm. 28), Bd. 1, S. 320. Peschel-Wildenow (wie Anm. 28), Bd. 1, S. 346. Peschel-Wildenow (wie Anm. 28), Bd. 1, S. 394. Bei einem Aufenthalt in Karlsbad im Jahre 1810 klagte Emma Ko¨rner, Schwester v. Theodor Ko¨rner, in einem Brief u¨ber Goethe: »Goethe war auch in Karlsbad […] und obgleich er meine Eltern doch nun schon so lange kennt, konnten wir es doch whrend unseres ganzen Aufenthaltes in Karlsbad nicht dahin bringen, mit ihm auf einen zutraulichen Ton zu kommen.« Zit. v. Peschel-Wildenow (wie Anm. 28), Bd. 1, S. 233.

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¨ ber die Urauffu¨hrung berichtet Ko¨rBegeisterung empfangen haben. U ner in einem Brief an die Familie wie folgt: »Die Logen sind schon auf mehrere Male versagt, lauter Ungarn.«79 Nach der Auffu¨hrung wurden die Schauspieler und auch der Autor auf die Bu¨hne gerufen, wo Ko¨rner der patriotischen Begeisterung des ungarischen Publikums entgegenkommend Folgendes sagte: »Ich fu¨hle es deutlich in mir, dass ich diesen scho¨nen Zuruf nicht meiner schu¨lerhaften Muse, nein! nur dem scho¨nen Eifer des edlen Ku¨nstlervereins und dem begeisternden Andenken an die große Tat einer großen Nation zu verdanken habe.«80

In Pest-Buda tauchten Ko¨rners Stu¨cke auf den (deutschen) Bu¨hnen schon 1813 auf, so Die Braut, der Nachtwchter und Toni. Auch in anderen Stdten wurden die Stu¨cke gespielt: so kamen 1814 in dem heute slowakischen Kosˇice (ung. Kassa, dt. Kaschau) vier Stu¨cke auf die Bu¨hne (Der Nachtwchter, Hedwig, Die Braut, Der Vetter).81 Die erste Auffu¨hrung von Zriny erfolgte 1814 in Pest. Die deutschen Bu¨hnen in Pest und Ofen gaben das Stu¨ck zwischen 1814 und 1848 37mal.82 Dazu kamen die Auffu¨hrungen auf den ungarischen Bu¨hnen. Ko¨rners Zriny wurde vom ungarischen Publikum als patriotischer Stoff und der Protagonist als ungarisches Nationalsymbol betrachtet. Bemerkenswert ist, dass zur Herausbildung einer wichtigen neuen nationalen Symbolfigur wesentliche Impulse aus der deutschsprachigen Literatur kamen. Dies ist aber nicht erstaunlich, denn um 1800 entstand in Ungarn ein Hungarus-Patriotismus, der eine vom Reichspatriotismus geprgte Vorstellung der Nation darstellte.83 Zu dieser Zeit ging auch das ungarische Element etwas großzu¨giger mit dem Nationalen um, als etwa drei Jahrzehnte spter. Bei einer Dramenausschreibung fu¨r das erste zuku¨nftige Theater in Ungarn wurde zwar ein historisches Drama gesucht, aber ein speziell ungarisches Thema wurde definitiv nicht verlangt. Nachdem die Ausschreibung als erfolglos bewertet wurde, ero¨ffnete man das Theater 1821 mit Ko¨rners Zriny. Generell ko¨nnen wir behaupten, dass der Unterschied zwischen Eigenem und Fremden 79 80

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83

Brief v. 30. Dez. 1812. Kofahl (wie Anm. 57), Bd. 1, S. 377. Brief v. 1. Jan. 1813. Kofahl (wie Anm. 57), Bd. 1, S. 377; vgl. auch Zimmer (wie Anm. 1), Bd. 1, S. 83. Flo´ria´n Kata: A kassai ne´met szine´szet to¨rte´nete [Die Geschichte des deutschen Theaters in Kaschau]. Budapest 1927 (Ne´met Philologiai Dolgozatok. Hg. von Gedeon Petz, Jakab Bleyer, Henrik Schmidt XXXII), S. 88. u. 90. Hedvig Belitschka-Scholtz, Olga Somorjai: Deutsche Theater in Pest und Ofen 1770–1850. Budapest [o. J., 2004], Bd. 2, S. 937. La´szlo´ Tarno´i: Parallelen, Kontakte und Kontraste. Die deutsche Lyrik um 1800 und ihre Beziehungen zur ungarischen Dichtung in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Budapest 1998, S. 308.

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im Vergleich zu den spteren Verhltnissen nicht sehr prgnant war. Kaum etwas wurde als Fremdes empfunden, was in ungarischer Sprache vorgetragen wurde oder zumindest stofflich als ungarisch betrachtet werden konnte. Offensichtlich war man noch auf der Suche nach einem eigenen kulturellen Code. Das ungarische Theater um 1800 hatte Zu¨ge einer (1) oppositionellen Kulturbewegung, ausgelo¨st u. a. durch die germanisierenden Tendenzen von Joseph II., (2) und einer nationalen Bewegung der Sprachpflege. Das Ganze war daru¨ber hinaus (3) durch die Aristokratie geprgt.84 Die ganze fru¨he ungarische Rezeption von Ko¨rner ist mit der aristokratischen Kulturpflege eng verbunden. Das bereits erwhnte Fest der Festetich-Familie ist ein erster Beleg dafu¨r. ¨ bersetzunUngefhr zur gleichen Zeit entstanden zwei ungarische U ¨ gen. Pa´l Szemere (1785–1861) fertigte 1818 eine metrische Ubersetzung, und zwar auf Bitte des Pester Wohlttigen Frauenvereins (gegr. 1818).85 Die oberste Schutzherrin des Vereins war die Erzherzogin Maria Dorothea, die Frau des Palatins Erzherzog Joseph. Gru¨nderin und Vorsteherin war Grfin Teleki, deren Pester Salon ein wichtiger Treffpunkt des o¨ffentlichen und kulturellen Lebens war.86 Die Auffu¨hrung des Frauenvereins (1818) am deutschen Theater in ungarischer Sprache war u¨berhaupt die erste Auffu¨hrung in ungarischer Sprache am neuen Deutschen Theater und war zugleich eine Laienproduktion von Aristokraten und Intellektuellen. Akteure waren unter anderem Graf Jo´zsef Teleki (1790–1855), spter Kronhu¨ter, Gubernator von Siebenbu¨rgen (1842–1848) und Vorsitzender der Ungarischen Akademie der Wissenschaften und Lajos (oder Ludwig) Schedius (1768–1847), Redakteur und Professor der sthetik an der Pester Universitt, ein Nachfolger ¨ ber die Auffu¨hrung vero¨ffentlichte die Wiener Allvon Werthes.87 U gemeinen Theaterzeitung den folgenden Bericht: »Theater in Pesth. Am 22. Dec. 1818 wurde zur weiteren Begru¨ndung des Fonds und der wohlthtigen Anstalten des Pesther Frauen-Vereins von einigen Freunden dieser wohlthtigen Wirksamkeit im ko¨nigl. Stdt. Theater zu Pesth Ko¨rners Trauerspiel ›Zriny‹ in magyarischer Sprache gegeben. Alle Musikstu¨cke dabey wurden von 84

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Ferenc Kere´nyi: A re´gi magyar szı´npadon [Auf der alten ungarischen Bu¨hne]. Budapest 1981, S. 16, 24, 26. Siehe auch Magyar szı´nha´zto¨rte´net [Ungarische Theatergeschichte]. Band I. http://mek.oszk.hu/02000/02065/html/1kotet/18.html. ¨ bersetzung Ende 1818 Szemere war mit einer ersten vorlufigen Version der U fertig und das Stu¨ck wurde aufgefu¨hrt. Er arbeitete jedoch an dem Text weiter. ¨ bersetzung erst 1826. In Druck kam die U Karoline Pichler verkehrte bei ihrem Pester Aufenthalt 1828 im Salon der Grfin Teleki und berichtete ausfu¨hrlich u¨ber die Verhltnisse. Pichler (wie Anm. 54), Bd. 2, S. 238 ff. und die Anmerkungen dazu. Pa´l Gyulai: Vorwort zur Buchausgabe v. Ko¨rners Zriny, 1879 (wie Anm. 26), S. 1.

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den Kapellmeister Kleinheinz eigens componiert, und der darin vorkommende Marsch ist eine wirkliche Original-Composition aus den Zeiten Zrinys selbst, der im Jahr 1566 als ein zweiter Leonydas den Tod fu¨rs Vaterland starb. Die Vorstellung erhielt Beifall.«88

1819 erschien in Siebenbu¨rgen die Prosau¨bersetzung von Da´niel Petrichevich Horva´th. Laut dem Vorwort wurde das Stu¨ck vorher von einer aristokratischen Gesellschaft am Namenstag des Gubernators Gyo¨rgy Ba´nffy aufgefu¨hrt und auch der gedruckte Text wurde ihm, d. h. dem Herrscher, gewidmet. Unter den Spielern befand sich u. a. die Tochter ¨ bersetzung wurde 1821 das bereits erdes Gubernators.89 Mit dieser U whnte erste ungarische Theater ero¨ffnet. Wie zu sehen ist, war die Aufnahme in Ungarn und Siebenbu¨rgen sehr gu¨nstig, die damals tonangebende gute Gesellschaft zeigte eine innige Anteilnahme fu¨r das Stu¨ck, was aber dem Geist des Dramas eigentlich widersprach. In einer anderen Studie90 habe ich das ideologi¨ bersetzungen kurz charaksche Profil von Ko¨rners Zriny und seiner U terisiert, an dieser Stelle mo¨chte ich nur einige Thesen wiederholen: 1. In den sich wiederholenden Reden von Zriny zeichnet sich im Stu¨ck ein ideologischer Hintergrund des Kampfes ab. Die formulierten Kampfziele zeigen die heikle Situation des Autors in Wien. Es wird fu¨r Kaiser, Glauben (Christentum, Gott), Vaterland, Volk und Freiheit sowie fu¨r die Kombinationen dieser gestorben. Es sind Parolen unterschiedlichen ideologischen Gehalts. Der Tod fu¨r den Monarchen und fu¨r Gott, das Paradigma bis Mitte/Ende des 18. Jahrhunderts, wird von der neuen bu¨rgerlich-plebejischen Losung Volk und Vaterland abgelo¨st. Der Heldentod fu¨r Volk und Vaterland ist ja »ein politischer Gedanke, der das 19. vom 18. Jahrhundert trennt«.91 Bei Ko¨rner ist die Tendenz zu spu¨ren, nach der auf Gott, Vaterland und Volk ein gro¨ßeres Gewicht gelegt wird als auf den Herrscher. Diese bu¨rgerlich-plebejische Idee wird auch durch ein gewissermaßen bru¨derliches Verhltnis zwischen Zriny und seinen Leuten spu¨rbar, was vom Einfluss der Egalite´-Idee zeugt. Ko¨rner gestaltete allem Anschein nach einen eher bu¨rgerlich-patriotischen Zriny, der aber so88 89

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Wiener Allgemeine Theaterzeitung, 12. Jan. 1819, Sp. 19–20. Bayer erwhnt die Namen von Csa´ky, Rhe´dey, Teleky, Bethlen, Ba´nffy, Incze´dy, Barcsay, Horva´th. Jo´zsef Bayer: A nemzeti ja´te´kszı´n to¨rte´nete [Die Geschichte des Nationaltheaters]. Budapest 1887, S. 517. Vgl. auch Magyar szı´nha´zto¨rte´net [Ungarische Theatergeschichte]. Bd. I, http://mek.oszk.hu/02000/02065/html/1kotet/ 18.html. Ka´lma´n Kova´cs: Die Rezeption von Theodor Ko¨rners Zriny und die Konstruktion von nationalen Mythen. In: Zagreber Germanistische Beitrge, Beiheft 9 (2006), S. 109–122. Gerhart Schulz: Die Deutsche Literatur zwischen franzo¨sischer Revolution und Restauration 1789–1830. Bd. 1–2. Mu¨nchen 1989, Bd. 1, S. 73.

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wohl fu¨r die preußischen Patrioten als auch fu¨r Wien akzeptabel sein konnte. 2. Die Begegnung von unterschiedlichen Paradigmen ist auch daran ¨ bersetzer Szemere das ideologische Profil des ersichtlich, das der U Textes grundstzlich modifiziert. Er versuchte die plebejischen Elemente zu tilgen. Vor allem das Wort Volk wurde gestrichen. An jeder Stelle, wo bei Ko¨rner fu¨r das Volk gestorben wird, sterben Szemeres Ungarn fu¨r etwas anderes; etwa fu¨r das Gemeingut oder fu¨r diejenige Nation, die ja das niedere Volk nicht beinhaltet.92 1826 erschien eine tief greifende Analyse des Stu¨ckes von dem angesehenen Dichter und Kritiker Ferenc Ko¨lcsey. Er formulierte das wichtigste Stereotyp der spteren ungarischen Ko¨rner-Kritik: Die Figur Zriny sei kein ungarischer Zrı´nyi. Ko¨lcseys Kritik war fu¨r das Stu¨ck vernichtend und dies bedeutete, dass das Stu¨ck fu¨r die akademische Rezeption erledigt war. Wahrscheinlich ist Ko¨lcseys Urteil der Grund dafu¨r, dass der Diskurs des Nationalismus nicht an Ko¨rners Zriny, sondern an anderen Themen und Texten ausgetragen wurde. Der Zriny war jedoch bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts ein Publikumserfolg, und die neu konstruierte historische Figur von Zrı´nyi fand dabei seinen festen Platz im neuen nationalen ›Pantheon‹ des 19. und 20. Jahrhundert.

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Weitere Beispiele siehe: Ka´lma´n Kova´cs (wie Anm. 90); Bobinac zeigt in seiner ¨ bersetzungen. Siehe Bobinac (wie Arbeit interessante Belege aus den slawischen U Anm. 6).

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Zrinyi im historischen Roman des 19. Jahrhunderts und der deutsche Philhellenismus Joseph Alois Falckhs Roman Paul Juranitsch oder Die Tu¨rken vor Sigeth (1828)

In seiner Schrift u¨ber die Stellung und Zukunft des historischen Romans von 1847 bezeichnet Robert Prutz diesen als »recht eigentlich moderne Frucht der literarischen Entwicklung u¨berhaupt«. Obschon »von der Lesewelt gierig verschlungen [und] zum Liebling des Publikums erklrt«, habe doch die »Kritik ihm nur halbe, mißgu¨nstige Blicke zugeworfen«. Und Prutz fhrt fort: »Die Mehrzahl unserer Aesthetiker hat keinen Anstand genommen, den historischen Roman geradewegs fu¨r eine Verirrung, eine Scho¨pfung weit mehr der Industrie, als der Kunst, ein bloßes Product der unmßig gesteigerten Schreib- und Leselust unsers papiernen Jahrhunderts zu erklren.«1 Solcherlei polemische Kritik, wie sie Prutz hier zusammenfaßt, und der Vorwurf einer unku¨nstlerischen und ›industriellen‹ Romanproduktion htte sicherlich auch das Werk des 1803 als Sohn eines Arztes im badischen Weinheim geborenen und heute fast vo¨llig vergessenen Joseph Alois Falckh2 getroffen, aus dessen Feder auch der einzige, jedenfalls soweit ich sehe, deutschsprachige historische Roman des 19. Jahrhunderts stammt, in dem der ltere Niklas Zrinyi zwar nicht im Mittelpunkt steht, aber doch eine prominente Stellung im Romangeschehen einnimmt. Denn in den wenigen Jahren bis zu seinem Tode am 1. Februar 1830 hat Falckh nach seinem 1822 anonym erschienenen Erstling Geschichte der Familie Veits von Helmenrodt. Eine wahre Geschichte des 12ten Jahrhunderts3 (1822) in rascher Folge fu¨nfzehn weitere, meist mehrbndige historische Romane vorgelegt. Zwar lassen sich schon an deren Titeln wie Ufo von Freysingen oder Die durch Zauberkraft 1

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Robert Prutz: Stellung und Zukunft des historischen Romans. In: Ders.: Kleine Schriften zur Politik und Literatur. 2 Bde., hier Bd. 1. Merseburg 1847, S. 279–291, Zitat S. 279. Vgl. meinen Artikel sub verbo mit den wichtigsten Quellen. In: Killy Literaturlexikon. Autoren und Werke des deutschsprachigen Kulturraums. Begru¨ndet v. Walther Killy. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Hg. v. Wilhelm Ku¨hlmann in Verbindung mit Achim Aurnhammer, Helmuth Kiesel und Reimund B. Sdzuj. Berlin, New York 2008 ff., hier Bd. 3 (2008), S. 367 f. Erschienen in 2 Teilen in Leipzig, in der zweiten Auflage 1824 ebd. unter dem Titel Veit von Helmenrodt und die Mo¨nche von Schwinhain.

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blank gewordene Ru¨stung. Eine Rittergeschichte und Geistergeschichte aus der Zeit der Kreuzzu¨ge4 (1824) oder Gunhilde die Wilde oder Das Waldkapellchen im Hubthale am Rheine. Eine Sage aus den Zeiten des Faustrechts5 (1827) Anknu¨pfungspunkte an ltere Muster des Abenteuer- und (romantischen) Geisterromans erkennen, wie Falckh sie sicherlich von Autoren wie etwa Julius Voß oder Christoph Hildebrandt kannte. Doch bildet auch in diesen fru¨hen Romanen die historische Kulisse den Ausgangspunkt fu¨r breit angelegte Sittengemlde, die sich meist in kontrastiven Darstellungen von sozialen Zentralbegriffen wie Tugend und Laster, Vergebung und Rache entfalten. Diese ersten Buchpublikationen des jungen Studenten der Sprache und Literatur an der Universitt Heidelberg, wo Falckh seit November 1818 und mit Unterbrechungen wohl bis 1823 immatrikuliert gewesen ist,6 spiegeln exemplarisch die breite Rezeption der historischen Romane Walter Scotts – dem wesentlichen Impulsgeber der Gattung – wider, ¨ bersetzung seines Waverley-Romans 1817 weite die seit der deutschen U Bereiche des literarischen Lebens erfaßte.7 In der neueren Forschung wird die Wirkung von Scott fu¨r die Romanpoetik zwar weiterhin betont, doch wird deren Bedeutung fu¨r die praktische Ausfu¨hrung als 4 5

6

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Erschienen im Verlag von Tobias Lo¨ffler in Mannheim. Erschienen in 3 Bnden in Leipzig; mit diesem Roman gab Falckh – offenbar ermuntert durch die Erfolge – auch seine Anonymitt auf und publizierte fortan unter seinem Namen. Vgl. hierzu den Killy-Artikel (Anm. 2) und ferner: Die Matrikel der Universitt Heidelberg. 7 Teile, hier Teil 5. Bearbeitet v. Gustav Toepke. Heidelberg 1904, S. 166 u. S. 225; Falckh wurde am 16. November 1818 unter der Nummer 387 immatrikuliert und nach einer Unterbrechung dann am 4. Mai 1822 zu einer ermßigten Gebu¨hr (»renovirt«) erneut an der Universitt Heidelberg eingeschrieben. Vgl. hierzu Hartmut Steinecke: Romantheorie und Romankritik in Deutschland. Die Entwicklung des Gattungsverstndnisses von der Scott-Rezeption bis zum programmatischen Realismus. 2 Bde., hier Bd. 1. Stuttgart 1975, S. 32–45; zum historischen Roman in Deutschland grundlegend der Beitrag von Kurt Habitzel und Gu¨nter Mu¨hlberger, in dem auch die ltere Forschung verzeichnet ist, vgl. Gewinner und Verlierer. Der historische Roman und sein Beitrag zum Literatursystem der Restaurationszeit (1815–1848/49). In: Internationales Archiv fu¨r Sozialgeschichte der deutschen Literatur 21, H. 1 (1996), S. 91–123; fu¨r die Studie wurden fu¨r den Zeitraum von 1815 bis 1848/49 fast tausend historische Romane ausfindig gemacht und deren Stellung im Literatursystem im Horizont seiner »Teilnehmer«, die wiederum in Autor, Leser, Bu¨cher, Zeitschriften, Verlage und Leihbibliotheken ausdifferenziert wurden, untersucht. Besonders die zahlreichen Schaubilder und Statistiken vermitteln ein ausgesprochen plastisches Bild der Erscheinungsform, Rezeption und Erfolgsgeschichte verschiedener Autoren gerade im Blick auf die Kataloge von Leihbibliotheken. Dadurch wird auch die Einschtzung vom »Niedergang« der Gattung ab den 1830er Jahren unhaltbar, vgl. zu dieser These noch Hartmut Eggert: Studien zur Wirkungsgeschichte des deutschen historischen Romans 1850–1875. Frankfurt am Main 1971 (Studien zur Philosophie und Literatur des 19. Jahrhunderts, Bd. 14), bes. S. 7.

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›verbindliches Modell‹ zumindest fu¨r die fru¨hen 1820er Jahre relativiert. Das Œuvre von Joseph Alois Falckh kann als symptomatisch fu¨r die von Hartmut Steinecke bei deutschsprachigen historischen Romanen bis zum Ende der 1820er Jahre diagnostizierte Dominanz lterer Gattungsmuster (Abenteuer-, Ritter- und Ruberroman) und Schreibhaltungen gegenu¨ber der Scottschen Forderung nach »historischer Wahrheit« angesehen werden.8 Deutlicher als in allen vorherigen Romanen indessen lßt sich in Falckhs 1828 in zwei Teilen publiziertem Roman Paul Juranitsch oder Die Tu¨rken vor Sigeth. Ein historisch-romantisches Helden-Gemlde aus dem sechzehnten Jahrhundert eine intensive Auseinandersetzung mit dem historischen Roman nach Scottschem Muster erkennen. ¨ berlegungen Zum festen Bestandteil fast aller zeitgeno¨ssischen U zum historischen Roman bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts geho¨ren einerseits die ganz unterschiedlich beantwortete Frage nach dem poetischen Wert des oft als »Zwittergattung« charakterisierten historischen Romans und, andererseits, die Diskussion um das Verhltnis von Geschichte und literarischer Fiktion, die meist im Zusammenhang mit dem auf Scotts Poetik zuru¨ckgehenden Kriterium der »historischen Richtigkeit« gefu¨hrt wird, das auch fu¨r moderne Definitionsvorschlge des historischen Romans verbindlich geworden ist und in der Tat als ein neuralgisches Element der zeitgeno¨ssischen Diskussion betrachtet werden kann.9 8

9

¨ berblick zur Forschung, die zumindest die Rolle von Scotts Poetologie Einen U kritisch beleuchtet, bietet Norbert Otto Eke: Vergangene Zeiten. Anmerkungen zur Semantik des Umbruchs und den Bedeutungsstrukturen im historischen Erzhlen der fru¨hen Restaurationszeit (1815–1830). In: Geschichten aus (der) Geschichte. Zum Stand des historischen Erzhlens im Deutschland der fru¨hen Restaurationszeit. Hg. von Norbert Otto Eke und Hartmut Steinecke. Mu¨nchen 1994 (Corvey-Studien, Bd. 4), S. 17–51; zur Bedeutung Scotts und zum wichtigsten Vermittler seiner Werke, Willibald Alexis, vgl. in demselben Sammelband den Aufsatz von Hartmut Steinecke: »Die Geschichte ist die gro¨ßte Dichtung. Willibald Alexis Scott-Rezeption der 1820er Jahre«. In: s. o., S. 59–74, zum »Wandel« des historischen Romans um 1830 bes. S. 72: »Die fru¨here Masse von historisch kostu¨mierten Abenteuer- und Liebesromanen wich Werken, die sich historische ›Treue‹ und ›Objektivitt‹ als Ziel setzten.«; zu den lteren Romangattungen, die teilweise zeitgleich mit der ersten Welle der historischen Romane erscheinen vgl. Hartmut Vollmer: Der deutschsprachige Roman 1815–1820. Bestand, Entwicklungen, Gattungen, Rolle und Bedeutung in der Literatur und in der Zeit. Mu¨nchen 1993 (Corvey-Studien, Bd. 2). Vgl. Steinecke (Anm. 7), S. 33 ff. und Eke (Anm. 7), S. 20; zu den gngigen Definitionsversuchen des historischen Romans als »selbstndig vero¨ffentlichte[s], fiktionales[s] Prosawerk mit einer Mindestlnge von 150 Seiten […], der nicht nur auf nachpru¨fbare historische Ereignisse und Personen zuru¨ckgreift, sondern dessen Handlungszeitraum vor der Geburt des Autors anzusetzen ist« siehe Habitzel/ Mu¨hlberger (Anm. 7), S. 93; hnlich auch der Definitionsversuch von Hermann J.

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Schon lngst wird aber in zahlreichen Studien zu einzelnen Texten auch die Frage um deren wenn auch literarhistorisch sicherlich nicht zu unterschtzenden Unterhaltungswert zugunsten der Herausarbeitung eines politischen Profils der Gattung in den Hintergrund geru¨ckt.10 Vor dem zeitgeschichtlichen Horizont der Restauration hat der seinerzeit beru¨hmte Bonner Professor, Vormrzdichter und Revolutionr Gottfried Kinkel (1815–1882) in seiner im Gefngnis zu Naugard im Winter 1849/50 geschriebenen, aber erst 1873 in der Gartenlaube gedruckten Autobiographie seiner Kinder- und Jugendjahre das politische Potential historischen Erzhlens beschrieben: Erst der Juli 1830 hat den Gesang bei uns wieder erweckt. Nur eine schmackhafte Frucht trug der Baum der europischen Literatur in der Restaurationsdu¨rre: es war der historische Roman. In ihn als harmlose Schale rettete sich, was noch von politischem und gesellschaftlichem Leben in der geistigen Welt fortbestand.11

¨ berlegungen Falckhs Vor diesem Hintergrund soll in den folgenden U Zrinyi-Roman unter drei Fragestellungen betrachtet werden, die eng miteinander zusammenhngen. Erstens, welche Schreibstrategie formuliert Falckh in seinem Vorwort und in welchem Verhltnis steht diese zur Gattung des historischen Romans? Zweitens, welche Konsequenzen ergeben sich daraus fu¨r die Erzhl- und Handlungsstruktur und schließlich, drittens, welche Aussagehaltung liegt dem Text zugrunde und in welchen historischen und literarhistorischen Bezugsrahmen ist diese zu stellen?

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Sottong: Transformation und Reaktion. Historisches Erzhlen von der Goethezeit zum Realismus. Mu¨nchen 1992 (Mu¨nchner Germanistische Beitrge, Bd. 39), S. 12–15 mit einer detaillierten Zusammenfassung der Problematik, Sottongs eigener Definitionsversuch bes. S. 14 f. Exemplarisch sei hier auf den Aufsatz zu Wilhelm Raabes Roman Unseres Hergotts Kanzlei verwiesen, der zwar erst 1861 in Wolfenbu¨ttel entstand, dessen erste Konzeption aber auf das Jahr 1849 zuru¨ckgeht, was fu¨r das Verstndnis des Textes und der Wahl des historischen Stoffes – die Belagerung Magdeburgs nach dem Schmalkaldischen Krieg 1546/47 – eine entscheidende Rolle spielt, vgl. Wilhelm Ku¨hlmann: Der Geschichtsroman als politisch-historischer Roman. Zum Thema der Bu¨rgerfreiheit in Wilhelm Raabes Unseres Hergotts Kanzlei. In: Literatur in Braunschweig zwischen Vormrz und Gru¨nderzeit. Beitrge zum Kolloquium der literarischen Vereinigung Braunschweig vom 22. bis 24. Mai 1992. Hg. von Herbert Blume und Eberhard Rohse. Braunschweig 1993 (Schriften der Literarischen Vereinigung Braunschweig, Bd. 39), S. 255–275. Generell zum Umgang mit fiktionalen Texten, in deren Zentrum »Geschichtsvermittlung« steht, S. 256: »Eine nicht geschmacklich wertende, sondern empirisch-historische Analyse sollte den jeweiligen Text also in dem Geflecht von Voraussetzungen und Erwartungen untersuchen, das seine Funktion, seinen epochalen Indizwert und Gehalt, seine soziale Bedeutung und Aussagehaltung und auch seine davon maßgeblich beeinflußte Struktur bestimmt.« Gottfried Kinkel: Meine Schuljahre. In: Die Gartenlaube 1873, S. 44–47, S. 97–100, S. 178–181 und S. 209–211, Zitat S. 179.

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Entscheidend fu¨r Falckhs Romankonzeption ist die Wahl der erzhlten Zeit, mit der er sich auch dezidiert von Ko¨rners Drama Zriny als Vorlage distanziert, da er keine »breitgeknetete Bearbeitung jenes Drama s«, sondern »ein neues fu¨r sich abgeschlossenes Werk« liefern wollte, das »nur in Hinsicht auf die historischen Personen mit jenem Drama entfernten Zusammenhang erhalten mußte«.12 Indem Falckh in seinem Vorwort die Dialektik von Fiktionalitt und Historizitt thematisiert, formuliert er gleichsam auch sein Verstndnis des historischen Romans als Synthese von Geschichte und Erdichtetem: Ich legte die ußersten Umrisse meiner Arbeit in den ungarisch-tu¨rkischen Krieg und zwar in das Jahr 1562, jedoch – des Horazischen ›sibi convenientia fingit‹ mich nicht begebend – weniger auf historische Treue, als auf anziehende Verkettung, Scenerie und Handlung bedacht. Außer einigen historischen Quellen konnte mir auch Th. Ko¨rners Drama, das den Namen des ungarischen Leoniden an der Stirne trgt und dem der Eroberungszug der Tu¨rken im Jahre 1566 zu Grunde liegt, in so fern eine willkommene Vorarbeit seyn, als sie mir die Auffassung der Charaktere derjenigen historischen Personen erleichterte, die auch ich, wie Ko¨rner, der geschichtlichen Grundlage meiner Arbeit gemß, mit in mein Gewebe aufnehmen mußte.13

Fu¨r den ersten Teil des Romans whlte Falckh indessen mit Schloß Zrinwar einen Hauptschauplatz, dessen Belagerung und Einnahme durch die Tu¨rken frei erfunden sind, zumindest findet sich in den gngigen Quellen kein Hinweis auf eine Schlacht um Zrinwar im Jahre 1562. Gleichwohl treten hier Personen auf, die in den Quellen und auch lteren Literarisierungen des Stoffes, namentlich in den ZrinyiDramen, im Zusammenhang mit der Zersto¨rung von Sigeth im Jahre 1566 genannt werden. So warnt etwa der Diener Bazko in Falckhs Roman Zrinyis Frau vor dem drohenden Tu¨rkenangriff mit dem Hinweis, daß sie schnell aus Zrinwar fliehen solle, da der Großwesir Mehmed Sokolowitsch geschworen habe, Zrinwar der Erde gleichzumachen, der Hamsa Beg schon u¨ber die Drau gesetzt habe und der Großsultan in Belgrad eingezogen sei.14 Historisch sind diese letztgenannten Ereignisse aber alle nach dem Aufbruch Solimans aus Konstantinopel im April 1565 anzusetzen. Auch der im zweiten Teil geschilderte beutereiche Sieg u¨ber die Tu¨rken bei Sziklas (Siklo´s), su¨dlich von Fu¨nfkirchen, in das Falckh Zrinyi anschließend mit großem Triumph einziehen lßt, beruht im Kern auf dem historischen und tatschlich siegreichen

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Joseph Alois Falckh: Paul Juranitsch oder Die Tu¨rken vor Sigeth. Ein historischromantisches Heldengemlde aus dem sechzehnten Jahrhundert. 2 Theile, hier Theil 1 Mannheim 1828, S. 5 (Vorwort). Ebd., S. 3 f. Ebd., S. 57.

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Kampf der Ungarn im Juni / Juli 1566, unmittelbar im Vorfeld der Belagerung von Sigeth.15 Im ebenfalls im zweiten Romanteil dargestellten Angriff der Tu¨rken auf Sigeth greift Falckh auf Namen, die in die Chroniken zu der beru¨hmten Schlacht von 1566 eingegangen sind, und Motive zuru¨ck – wie etwa Helenes ›Erziehung‹ zur Heldenbraut oder die Explosion eines Pulverlagers –, die sich auch in den Dramen von Werthes und Ko¨rner finden, so daß man am Ende des Textes zunchst u¨berrascht ist, daß die Ungarn die Tu¨rken schlagen und sich erst dann wieder daran erinnert, daß Falckh das Romangeschehen ja in das Jahr 1562 verlegt hat.16 Doch weder der Ortelius noch die anderen Quellen, auf die Falckh mit großer Wahrscheinlichkeit zuru¨ckgegriffen haben du¨rfte, verzeichnen fu¨r 1562 einen beru¨hmten Triumph der Ungarn in Sigeth.17 Lediglich ¨ sterreichischen PluJoseph Freiherr von Hormayr erwhnt in seinem O tarch von 1807, daß Zrinyi in diesem Jahr den beru¨hmten Arslan Pascha in Sigeth geschlagen habe, was aber wiederum in Falckhs Roman nicht erwhnt wird.18 15 16

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Vgl. die Stelle bei Falckh, Theil 2 (Anm. 12), S. 49–56. Zur bei Ko¨rner besonders breiten Raum einnehmenden Heldenthematik vgl. exemplarisch die Stelle in der ersten Szene des zweiten Aufzuges bei Theodor Ko¨rner: Zriny. Ein Trauerspiel in fu¨nf Aufzu¨gen. Mit erluternden Anmerkungen hg. v. I. Dahmen. 5., verb. Auflage. Paderborn 1907 (Scho¨ninghs Ausgaben deutscher Klassiker), hier S. 34 ff.; bei Falckh, Theil 2 (Anm. 12), S. 35, 65 u. 111; zu nennen wren auch die bei Werthes von Zrinyis Frau ausgelo¨ste Pulverfaßexplosion. In Falckhs Roman zu¨ndet der Soldat Franz das tu¨rkische Pulverlager an. Auch das Motiv der To¨tung eines Familienmitgliedes kommt bei Falckh vor. Allerdings wird diese auf eine Nebenfigur im ersten Teil gelegt, in dem der Diener Bazko vor dem Angriff der Tu¨rken seine Tochter to¨tet. Bei Ortelius etwa sind zum Jahr 1562 nur wenige Zeilen vermerkt, die sich hauptschlich mit dem Friedensschluß zwischen Kaiser Ferdinand II. und Soliman beschftigen. Eine Ausgabe von 1603 und 1665 befindet sich in der Heidelberger Universittsbibliothek, die Falckh vielleicht schon zu seiner Heidelberger Studentenzeit benutzt haben ko¨nnte. Vgl. zum Jahr 1562 die Stelle in der Ausgabe von ¨ bersetzer 1665, die nach Ortelius Tod (wohl 1614) von dem Historiker und U Martin Meyer auch ergnzt wurde: Ortelius Redivivus et continuatus oder Der Ungarischen Kriegs-Empo¨rungen / Historische Beschreibung, Darinnen enthalten Alles, was sich bei vorgenommenen Belager- und Eroberungen der Sttte, Vestungen und Schlo¨sser, deßgleichen in veranlassten Schlachten / und vorgefallenen Scharmu¨tzeln, zwischen theils Christlich Ungarischen Ko¨nigen und dem Hochlo¨blichen Ertz-Hauß Oesterreich, alß auff einer und den Tu¨rcken und dessen Anhang auff der andern Seiten […]. Bd. 1. Frankfurt a. Main 1665. S. 96. Vgl. Joseph Freyherr von Hormayr: Oesterreichischer Plutarch, oder Leben und Bildnisse aller Regenten und der beru¨hmten Feldherren, Staatsmnner, Gelehrten und Ku¨nstler des o¨sterreichischen Kaiserstaates, Bd. 7. Wien 1807, S. 91–108, hier bes. S. 97 f.: »So machte er [Zrinyi] den Verrath des Feldmarschalls Johann Katzianer, der den Grafen Ludwig Lodron bey Esseg so schndlich verlassen, unschdlich, so entschied 1542 seine Ankunft allein das hitzige, lange zweifelhafte Treffen bey Pesth, mit diesem Muth und Glu¨ck verteidigte er zwo¨lf Jahre lang

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Nimmt man nun Falckhs im Vorwort angedeutetes, »weniger auf historische Treue, als auf anziehende Verkettung, Scenerie und Handlung«19 angelegtes Schreibkonzept ernst, so scheint die Wahl eines positiven Endes hauptschlich der schon bei Ko¨rner vorkommenden Liebesgeschichte zwischen Paul Juranitsch und Zrinyis Tochter Helene geschuldet zu sein. Falckh ru¨ckt nicht nur schon vom Titel her einen nach Scottschem Verstndnis »mittleren Helden« ins Zentrum des Geschehens, sondern die ›Dramaturgie‹ der Romanhandlung ist insgesamt auch auf Paul Juranitsch ausgerichtet. Zrinyi wird nur zu Beginn des ersten Teils als »gewaltiger Herr und hochgefeierter Held« mit all seinen Verdiensten und mtern eingefu¨hrt und spielt im Grunde eine untergeordnete Rolle.20 Dagegen widmet Falckh seinem Titelhelden deutlich lngere Passagen, die das Heldenbild eines zwar noch jungen, aber schon unerho¨rt verdienstvollen Mannes entwerfen, das beim Gesprch Pauls mit Kaiser Ferdinand II. noch eine genealogische Dimension erhlt: »Mein Vater« so Paul, »fiel als So¨ldner schon vor Ofen, mein Bruder vor Wesprin und meine Mutter starb als ich kaum sieben Jahre zhlte. Einsam stehe ich jetzt, nur Gott und meinem Schwerdt vertrauend!«21 Im Gegensatz zu Ko¨rners Drama und dessen ebenso vielschichtigen wie zahlreichen Variationen der Zentralthemen Heldenmut, heldenhaftes Sterben und Gefahr des banalen Lebens – letzteres vor allem anhand der Figur des Sultans – erscheinen diese Diskurse in Falckhs Roman merkwu¨rdig gebrochen.22 Denn das Ende des ersten Teils zeigt Paul im Konflikt mit seinen Gefu¨hlen fu¨r Helene einerseits und der Pflichterfu¨llung und militrischem Gehorsam andererseits. Schließlich

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Kroazien, dem er als Ban vorstand, wider die rasenden planmßigen Anflle der Osmanen, also schlug er 1562 den beru¨hmten Alp Arslan Pascha, von Szigeth hinweg.« Da fu¨r diese Schlacht um Sigeth aber bei Hormayr außer Zrinyi und Alp Arslan keine Namen genannt werden, ist anzunehmen, daß Falckh deshalb jene u¨bernommen hat, die eigentlich zur Belagerung von 1566 geho¨ren. Falckh, Theil 1 (Anm. 12), S. 3 f. Im ersten Satz des Romans werden nicht nur – historisch vo¨llig korrekt – Zrinyis mter und Titel aufgefu¨hrt, sondern bezeichnenderweise wird neben diesem Kurzportrt eines Feldherrn Zrinyi auch als literarisch und wissenschaftlich Interessierter gezeigt, indem der Nationalheld »schreibend« vorgestellt wird: »In seinem Kabinette auf dem Schlosse Zrinwar in Ungarn saß am St. Raymundi-Abende des Jahres 1562 der Feldherr Kaiser Ferdinands des Ersten, Ban von Kroatien, Dalmatien und Slavonien, Tavernikus in Ungarn, Niklas Graf von Zrini, an seinem Arbeitstische und schrieb.« S. Falckh, Theil 1 (Anm. 12), S. 7. Falckh, Theil 1 (Anm. 12), S. 45; vgl. auch das erste Auftreten von Paul S. 7. Zusammenfassend die Behandlung dieser Themen in Ko¨rners Drama und mit kritischer Bewertung der lteren Forschung auch Wolfgang Struck: Konfigurationen der Vergangenheit. Deutsche Geschichtsdramen im Zeitalter der Restauration. Tu¨bingen 1997 (Studien zur deutschen Literatur, Bd. 143), bes. S. 91–105; vgl. auch den Beitrag in diesem Band von Roman Luckscheiter.

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widersetzt er sich doch Zrinyis Befehl und bricht gegen dessen Willen von Sigeth nach Zrinwar auf, um seine Geliebte vor den Tu¨rken zu retten, was ihm in ho¨chster Not auch gelingt.23 Damit verletzt Paul zwar nicht die Tugend des Heldenmutes, doch handelt er ja nicht primr aus Vaterlandsliebe, sondern aus perso¨nlichen Gefu¨hlen fu¨r Helene und wird dadurch zum Deserteur nicht aus verlorener Ehre, sondern aus Liebe. Letztlich ist es diese militrisch-juristische Seite der Geschichte, die bis zur erneuten Rettung Helenes in Sigeth im zweiten Teil und der Ausso¨hnung mit dem zunchst unnachgiebigen Vater am Ende des Romans u¨ber die beiden Teile hinweg eine Spannung im Sinne von Falckhs Unterhaltungsanspruch aufrechterhlt. Mit dieser knappen Darstellung und Interpretation der wichtigsten Handlungselemente und Binnenkonflikte des Romans vor allem im Blick auf die Bearbeitungen des Stoffes im spten 18. und fru¨hen 19. Jahrhundert ist indessen der Aussagewert des Textes nicht hinlnglich geklrt. Wie bei Werthes und Ko¨rner lohnt es sich auch bei Falckh, nach dem zeitgeschichtlichen und literarhistorischen Kontext des Romans zu fragen, von dem aus sich der Stellenwert und die kommunikative Funktion der dargestellten geschichtlichen Episode sowie die Aussagehaltung des Textes erschließen lassen. Den Schreibanlaß nennt Falckh gleich zu Beginn seines Vorwortes und unterstreicht damit schon den exemplarischen Charakter der Belagerung von Sigeth: Die neuesten Zeitereignisse, welche die Aufmerksamkeit des Publikums so allgemein auf jenes barbarische Mischlingsvolk, der Tu¨rken, hinlenkten, erregten auch zunchst in mir den Entschluß, ein Gemlde aus der Eroberungsgeschichte jenes Volkes zu bearbeiten.24

Vom Stoff her gesehen ist es durchaus richtig, Falckhs Text als ZrinyiRoman anzusprechen. Doch hat nach dieser Aussage im Vorwort auch die Zuordnung des Romans zur Tu¨rkenliteratur, mehr aber noch zu dem ausgesprochen vielgestaltigen und breiten Publikationskomplex der deutschen philhellenistischen Literatur, von der die beru¨hmten Lieder der Griechen von Wilhelm Mu¨ller (1821 und 1822) und Wilhelm Waiblinger (1823) oder Ludwig Rellstabs Griechenlands Morgenro¨the in neun Gedichten (1821) nur die heute noch bekannte Spitze bilden, ihre Berechtigung.25 Denn mit den »neuesten Zeitereignissen« spielt 23 24 25

Vgl. Falckh, Theil 1 (Anm. 12), S. 104 ff. Ebd., S. 3. Zur Griechenlyrik vgl. den ausgesprochen quellenreichen und historisch fundierten Aufsatz von Irmgard Scheitler: Griechenlyrik (1821–1828). Literatur zwischen Ideal und Realitt. In: Internationales Jahrbuch der Bettina-von-Arnim-Gesell¨ berblick wichtiger Sammlungen schaft. 6/7 (1994/1995), S. 188–234, fu¨r einen U S. 195; Scheitler sieht in der Griechenlyrik »zuallererst ein[en] Bestandteil des aktuellen innerdeutschen Zeitgesprchs, ein Beitrag nicht nur zur politischen als

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Falkch ganz offensichtlich auf die fast einjhrige Belagerung der an der griechischen Westku¨ste gelegenen und strategisch wichtigen Festung Missolunghi (Missolongion) durch die Tu¨rken im Jahr 1826 an, deren Einnahme und Zersto¨rung nicht nur einen der schwersten Ru¨ckschlge im griechischen Unabhngigkeitskampf markierte, sondern nach der ersten Phase begeisterter Anteilnahme am Schicksal der Griechen von 1821–1823 eine neue Welle von Publikationen und Aktivitten in Deutschland auslo¨ste – nicht zufllig ist dem Roman auch ein von Byron entlehntes Motto vorangestellt, der selbst als euphorischer Philhellenist die griechische Sache unterstu¨tzte und in Missolunghi, allerdings vor den Kmpfen, 1824 sein Grab gefunden hat.26 Die Parallelen der beiden Ereignisse – Sigeth auf der einen und Missolunghi auf der anderen Seite – sind kaum zu u¨bersehen und machen daher eine Betrachtung von Falckhs Roman vor dem Anspielungshorizont des deutschen Philhellenismus besonders interessant. In ihrer heldenhaften Ge-

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vielmehr zur kulturideologischen Meinungsußerung und Meinungsbildung« (S. 190) und bezieht damit Position gegen die ebenfalls in der Forschung vertretene Meinung, daß die fu¨hrenden Philhellenen keine Zusammenhnge zwischen den griechischen Freiheitsbestrebungen und den revolutionren Tendenzen in Deutschland herstellen wollten, siehe dazu auch unten Anm. 26. Zum griechischen Unabhngigkeitskampf vgl. u¨berblickshaft die zwar teils etwas ›reißerisch‹ geschriebene, in der Sache aber korrekte und zuverlssige Darstellung von Thordis Cremer-Swoboda: Der griechische Unabhngigkeitskrieg. Augsburg 1974 (Vero¨ffentlichungen des Seminars fu¨r Geschichte Osteuropas an der Universitt Mu¨nchen, Bd. 4), zu Missolunghi bes. S. 115–117; zum deutschen Philhellenismus liegen mehrere, unterschiedlich ausgerichtete Arbeiten vor. Fu¨r die »Phaseneinteilung« der Griechenlandbegeisterung grundlegend Johannes Irmscher: Der Philhellenismus in Preußen als Forschungsanliegen. Berlin (Ost) 1966 (Sitzungsberichte der deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Klasse fu¨r Sprachen, Literatur und Kunst, Bd. 2); um die Bedeutung der Bewegung fu¨r den Bezug zwischen Volkskultur und politischen Verhalten geht es in dem Aufsatz von Dieter Kramer: Der Philhellenismus und die Entwicklung des politischen Bewußtseins in Deutschland. In: Kontakte und Grenzen. Probleme der Volks-, Kultur- und Sozialforschung. Festschrift fu¨r Gerhard Heilfurth zum 60. Geburtstag. Hg. von seinen Mitarbeitern. Go¨ttingen 1969, S. 231–247; daran anknu¨pfend, mit dem Schwerpunkt aber, auch die verschiedenartigen politischen und ideologischen Voraussetzungen der Protagonisten herauszuarbeiten und mit Blick auf die Kontroverse zwischen den ›Daheimgebliebenen‹ und jenen, die nach Griechenland aufgebrochen und zuru¨ckgekehrt sind: Regine Quack-Eustahiades: Der deutsche Philhellenismus vor und whrend des griechischen Freiheitskampfes 1821–1827. Mu¨nchen 1984 (Su¨dosteuropische Arbeiten), zu Missolunghi bes. S. 131–139; ferner auch die Arbeit von Christoph Hauser, der zumindest fu¨r den su¨dwestdeutschen Raum mit seiner liberalen Tradition zu dem Schluß kommt, daß der su¨dwestdeutsche Philhellenismus »in seinem organisatorischen Kern […] eine Veranstaltung des konstitutionellen und des demokratischen Liberalismus« gewesen ist und mithin auch eine innenpolitische Motivation wie Funktion besaß. Vgl. Christoph Hauser: Anfnge bu¨rgerlicher Organisation. Philhellenismus und Fru¨hliberalismus in Su¨dwestdeutschland. Go¨ttingen 1990 (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd. 87), Zitat S. 237.

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schlossenheit, Kampf- und Todesbereitschaft gegen ein zahlenmßig u¨bermchtiges Tu¨rkenheer versinnbildlichen die Ungarn in Falckhs Roman genau jene Tugenden, die den Zeitgenossen im 19. Jahrhundert auch von den Helden in Missolunghi durch die Berichte in der Tagespresse und den zahlreichen philhellenistischen Schriften gelufig waren.27 Nicht zuletzt das von Werthes u¨bernommene Motiv der Pulverturmexplosion lßt sich mit den zeitgeno¨ssischen Berichten u¨ber Missolunghi in Verbindung bringen und wird von Falkch sicherlich nicht zufllig auch in seinem Roman eingesetzt. Ist es bei Werthes noch Zrinyis Frau, die die Explosion verursacht und bei Falckh ein Soldat aus dem Gefolge von Paul Juranitsch, der ins feindliche Lager schleicht und sich dort mitsamt den Tu¨rken und dem Munitionsvorrat ¨ berlebenin die Luft sprengt, so ist historisch belegt, daß die wenigen U den in Missolunghi sich ebenfalls beim Eindringen der Tu¨rken in die Festung am 26. April 1826 in die Luft sprengten. 28 Fragt man also nach dem Ungarn- und Zrinyi-Bild, das hier im historischen Roman von Falckh entworfen wird, so fllt auf, daß weniger Zrinyi selbst, als vielmehr die Belagerung von Sigeth und die Auseinandersetzung mit den Tu¨rken hier als u¨berzeitliches exemplum virtutis und Muster einer Festungsbelagerung- und Einnahme verstanden sein wollen, die gleichsam mit Missolunghi einen prominenten Zeitbezug aufweisen. Daß die Tu¨rken auch in der zeitgeno¨ssischen politischen und militrischen Situation wie schon im 16. Jahrhundert wieder eine Bedrohung fu¨r Europa darstellten, macht die Parallelisierung der beiden Belagerungen und jene eingangs von Kinkel zitierte Formel des historischen Romans als »harmloser Hu¨lle« fu¨r politische Zeitkritik oder Parteinahme um so sinnflliger. Zumal die schon in der antitu¨rkischen Publizistik und Literatur der Fru¨hen Neuzeit gngigen Argumente fu¨r eine Unterstu¨tzung der Ungarn und gegen die Tu¨rken auch im griechischen Unabhngigkeitskampf weiterhin ihre Gu¨ltigkeit behielten und ihre Anwendung fanden. An zahlreichen Stellen in Falckhs Roman verdichtet sich in den Reden der Protagonisten, aber auch in Erzhlerkommentaren ein in seinen Bestandteilen schon wesentlich in der Fru¨hen Neuzeit vorgeprgtes Tu¨rkenbild von illegitimer Herrschaft und Usurpatorentum, von einem un- und antichristlichen Barbarenvolk, das die europische Identitt gefhrde, auf das Falckh hier zuru¨ckgreifen konnte. Besonders deutlich wird dies in einer von Zrinyis Reden vor seinen Soldaten: 27

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Mit etwa 20 000 Mann war das tu¨rkische Heer bei der Belagerung von Missolunghi etwa fu¨nf Mal so stark wie die nur 4000 Mann zhlende Truppe der Verteidiger, vgl. hierzu Cremer-Swoboda (Anm. 26), S. 116 f.; ferner Quack-Eustahiades (Anm. 26), S. 131 ff. Vgl. Cremer-Swoboda (Anm. 26), S. 117.

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Das Volk, ja die ganze Christenheit sieht jetzt auf uns und unsere kleine Schaar und der Jammer unserer Bru¨der ruft uns um Rache fu¨r die schmachvollen Gruel der unglubigen Hunde. Mit blutigem Nacken lasset sie uns aus unserem freien Ungarnlande in ihre Gott verfluchte Heimath jagen, damit sie heulend unsere Namen dem Tyrannen in Stammbul verku¨nden und der alte willenfrnsige Eisenkopf einmal unterscheiden lernt, was Mnner und was Sklaven sind und daß auch eine kleine aber feste Felsenklippe ein ganzes Woogenmeer anbranden lßt und mit muthiger, ruhiger Kraft in eitlen Schaum zerstiebend, zuru¨ckpeitscht.29

Daneben wird auch ein weiteres zentrales Argument aus der Tradition der antitu¨rkischen Publizistik in den Vordergrund gestellt, wenn ebenfalls im ersten Teil ein junger Hauptmann gegenu¨ber Zrinyis Tochter, die Mitleid mit den gefangenen Tu¨rken zeigt, die moralische und zivi¨ berlegenheit des christlichen Abendlandes u¨ber die Tu¨rlisatorische U ken betont: Ihr habt noch keinen Barbaren gesehen, sonst wu¨rdet Ihr das strenge Wort vermieden haben. Wren wir die Gefangenen dieser Agas, wie sie die unsrigen jetzt sind, so httet Ihr Gelegenheit Barbaren kennen zu lernen. Sie sterben eine schnellen, schmerz- und quallosen Todes, den jeder Krieger in ihrer Lage noch erwu¨nscht nennt; uns aber wu¨rden sie martern und selbst unsere Bitte um schnellen Tod, verho¨hnen.30

In zahlreichen philhellenistischen Schriften wurden diese Elemente lterer Tu¨rkenbilder rezipiert und fu¨r den zeitgeno¨ssischen Kontext aufbereitet – genannt seien hier nur die bekanntesten Autoren wie die Leipziger Professoren Wilhelm Traugott Krug und Heinrich Gottlieb Tzschirner oder Ernst Mu¨nch.31 Publikationsgeschichtlich wird diese intensiv betriebene Festigung eines negativen Tu¨rkenbildes greifbar in den allein zwischen 1822 und 1828 insgesamt in vier Neuauflagen erscheinenden anti-tu¨rkischen Lutherschriften Heerpredigt wider die Tu¨rken und Schrift vom Krieg wider die Tu¨rken.32 Wie die Ungarn 1566 in Sigeth vernichtend geschlagen wurden, so verzo¨gert der tapfere Heldenmut der Griechen bei der Verteidigung von Missolunghi nur die am Ende um so grausamere Zersto¨rung der Fes-

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Falckh, Theil 1 (Anm. 12), S. 91 f. Ebd. (Anm. 12), S. 141. Krug, Tzschirner und Mu¨nch sind nur die bekanntesten Vertreter jener Linie; einen guten Einblick in die reiche Publikation zu diesem Thema bietet das Quellenverzeichnis bei Quack-Eustahiades (Anm. 26), S. 269–275, zur Thematik auch S. 221 f.; ferner auch Kramer (Anm. 26), S. 237 und Scheitler (Anm. 26), S. 204 ff.; zum Tu¨rkenbild in der Fru¨hen Neuzeit vgl. folgenden Sammelband: Europa und die Tu¨rken in der Renaissance. Hg. v. Bodo Guthmu¨ller und Wilhelm Ku¨hlmann. Tu¨bingen 2000 (Fru¨he Neuzeit, Bd. 54); Winfried Schulze: Reich und Tu¨rkengefahr im spten 16. Jahrhundert. Studien zu den politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen einer ußeren Bedrohung. Mu¨nchen 1978. Vgl. hierzu Scheitler (Anm. 26), S. 205 f.

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tung und den genozidartigen Tod der Verteidiger. Falkchs Roman endet mit einem Sieg der Ungarn gegen die Tu¨rken, deutet aber mit dem letzten Satz schon die kommende Katastrophe von Sigeth im Jahre 1566 an. Die Geschichtsschreibung freilich kennt nur die Niederlage gegen die Tu¨rken in Sigeth und Missolunghi. Doch wurden beide Ereignisse bald zu nationalen und europischen Mythen, die als Siege im literarischen Bewußtsein weitertradiert wurden und damit das Schicksal von Schillers Go¨tter Griechenlands teilen: »Was ewig im Gesang soll leben / Muß im Leben untergehen.«

III. Aspekte der bildenden Kunst

Ga´bor Tu¨ske´s

Zur Ikonographie der beiden Nikolaus Zrı´nyi

Die historische Ikonographie ist eines der auch international anerkannten und systematisch bearbeiteten Gebiete der ungarischen Kunstgeschichte.1 Ebenso wie die Forschungen u¨ber das Werk des Dichters Zrı´nyi zu den Bereichen geho¨ren, die die ungarische Literaturwissenschaft immer wieder anregen, werden die verschiedenen kunsthistorischen Arbeiten durch die ikonographischen Untersuchungen u¨ber die Familie Zrı´nyi kontinuierlich inspiriert. Ein bedeutendes Ergebnis der Zrı´nyi-Forschung in den letzten Jahrzehnten stellt ein Katalog mit fast fu¨nfhundert Darstellungen von sieben Mitgliedern der Familie Zrı´nyi aus dem 16. und 17. Jahrhundert dar.2 Die Mehrheit der Werke, fast dreihundertfu¨nfzig an der Zahl, ist mit den beru¨hmtesten Zrı´nyis, Nikolaus Graf Zrı´nyi von Sziget, und seinem Urenkel gleichen Namens verbunden. Die Autorin Gizella Wilhelmb Cenner hat neben Portrts, topographischen Ansichten, Karten und Ereignisdarstellungen auch Trachten- und Rollenbilder sowie fiktive und einige weitere Bildnisse von Mitgliedern der Familie Zrı´nyi in ihre Untersuchungen einbezogen, dazu mehrfach verwendete druckgraphische Illustrationen von Flugblttern und Flugschriften, die im Zusammenhang mit militrischen Handlungen der Zrı´nyis herausgegeben wurden. Damit hat sie ein umfangreiches Bildmaterial, nach typologischen Gesichtspunkten gegliedert, der weiteren Forschung zugnglich gemacht; eine umfassende Bearbeitung des Themas konnte sie leider nicht mehr vornehmen. Von den Kunsthistorikern, die sich eingehend mit Teilgebieten der Zrı´nyi-Ikonographie befassten, seien noch Ge´za Galavics und Eniko˝ Buza´si, von den Literarhistorikern Tibor Klaniczay und Sa´ndor Iva´n Kova´cs erwhnt.3 Aus den neueren Forschungsergebnissen sei die re1

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¨ ber meine Arbeit und Gyo¨rgy Ro´zsa: Pa´lya´mro´l e´s a to¨rte´neti ikonogra´fia´ro´l [U u¨ber die historische Ikonographie]. In: Mu˝ve´szetto¨rte´neti E´rtesı´to˝ 44 (1995), S. 131–137. Gizella Cennerne´ Wilhelmb: A Zrı´nyi csala´d ikonogra´fia´ja [Die Ikonographie der Familie Zrı´nyi]. Budapest 1997. Ge´za Galavics: Ko¨ssu¨nk kardot az poga´ny ellen. To¨ro¨k ha´boru´k e´s ke´pzo˝mu˝ve´szet [Tu¨rkenkriege und bildende Kunst]. Budapest 1986; Eniko˝ Buza´si: Zrı´nyi e´s a ke´so˝renesza´nsz vite´zi allego´ria. A szigetva´ri ho˝s festett apoteo´zisa [Zrı´nyi und die

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prsentative Ausstellung unter dem Titel »Geschichte – Geschichtsbild: Die Beziehung von Vergangenheit und Kunst in Ungarn« in der Ungarischen Nationalgalerie im Jahre 2000 ausgewhlt, auf der einige Beispiele der Zrı´nyi-Ikonographie in historischem, kultur- und kunstgeschichtlichem Kontext ausgestellt waren.4 In dem vor kurzem erschienenen Korpus der Veduten und kartographischen Darstellungen von ungarischen Burgen, Stdten und Do¨rfern in der Druckgraphik, zusammengestellt von Be´la Szalai und Lajos Sza´ntai, sind ebenfalls mehrere, bisher unvero¨ffentlichte Abbildungen zu den beiden Zrı´nyis zu finden.5 In meinem Beitrag greife ich auf all diese und viele andere Arbeiten zuru¨ck. Die historischen Darstellungen der beiden Zrı´nyis bieten eine gute Gelegenheit zur fruchtbaren Zusammenarbeit von Literatur- und Kunsthistorikern. Ein Teil der Bilder wurde durch Werke der Literatur oder durch Theaterauffu¨hrungen inspiriert, eine andere Gruppe ist im Kontext von literarischen oder auch von Literarhistorikern untersuchten Texten erschienen. Die ikonographische Vorlage sowie der historische und literaturgeschichtliche Kontext mehrerer Abbildungen wurde von Literarhistorikern bestimmt; die Deutungsversuche beider Wissenschaften ergnzen sich hufig. Mit einigen Gruppen der Druckgraphik in der fru¨hen Neuzeit habe auch ich mich befasst und vor einigen Jahren versucht, die ikonographischen Zusammenhnge von zwei Drucken u¨ber den Dichter Zrı´nyi zu erschließen.6 Das bereits publizierte Bildkorpus konnte durch zahlreiche neue, bisher unbekannte Darstellungen erweitert und auch mehrere, schon katalogisierte Kunstwerke kontextualisiert und neu gedeutet werden.

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Ritterallegorie in der Sptrenaissance. Die gemalte Apotheose des Helden von Szigetva´r]. In: Collectanea Tiburtiana. Tanulma´nyok Klaniczay Tibor tisztelete´re. Hgg. von Ge´za Galavics, Ja´nos Herner, Ba´lint Keseru˝. Szeged 1990, S. 431–442; Tibor Klaniczay: Zrı´nyi Miklo´s [Miklo´s Zrı´nyi]. Budapest 1964; Sa´ndor Iva´n Kova´cs: A lı´rikus Zrı´nyi [Zrı´nyi der Lyriker]. Budapest 1985; Ders.: A »Syrena« e´s a szobor [Der Syrena-Band und die Statue]. Pe´cs 1993. To¨rte´nelem – ke´p: Szemelve´nyek mu´lt e´s mu˝ve´szet kapcsolata´bo´l Magyarorsza´gon. Kia´llı´ta´s a Magyar Nemzeti Gale´ria´ban 2000. ma´rcius 17 – szeptember 24 [Geschichte – Geschichtsbild. Beispiele aus der Verbindung zwischen Vergangenheit und bildender Kunst. Ausstellungskatalog]. Hgg. von rpa´d Miko´, Katalin Sinko´. Budapest 2000. Be´la Szalai, Lajos Sza´ntai: Magyar va´rak, va´rosok, falvak metszeteken 1515–1800 [Ungarische Burgen, Stdte und Do¨rfer in der Druckgraphik 1515–1800]. Bde. I–III. Budapest 2006. Ga´bor Tu¨ske´s: Egylapos paraszti fametszetek a 18–19. sza´zadban [Populre Einblattdrucke im 18./19. Jahrhundert]. In: Ne´prajzi E´rtesı´to˝ 85 (2003), S. 93–113; Ders.: Volkstu¨mliche Einblattdrucke in Ungarn im 18. und 19. Jahrhundert. In: Popular Prints and Imagery: Proceedings of an International Conference in Lund ˚ ke Nilsson, Lund 2001, 5–7 October 2000. Ed. by Nils-Arvid Bringe´us, Sten A S. 127–151.

Zur Ikonographie der beiden Nikolaus Zrı´nyi

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Die Herstellungstechniken, Funktionen, Meister, Erscheinungs- und Aufbewahrungsorte der bildku¨nstlerischen Darstellungen der beiden Zrı´nyis sind außerordentlich vielfltig. Außer Kupferstichen, die in besonders großer Zahl vorkommen, gibt es auch Radierungen, Holzschnitte, Lithographien, Gemlde, Miniaturen, Skulpturen, Plaketten und Reliefs im Korpus. Ein Teil der Druckgraphiken aus dem 16. und 17. Jahrhundert erschien nicht selbststndig, sondern als Illustrationen zu verschiedenen Vero¨ffentlichungen – vor allem von Portrt- und Vedutensammlungen, historischen Chroniken, Flugblttern, Flugschriften und Zeitungen. Ein bedeutender Teil dieser Publikationen, wie auch aus den lateinischen, deutschen, italienischen, franzo¨sischen, flmischen, englischen und spanischen Inschriften hervorgeht, wurde fu¨r das europische Publikum angefertigt. Unter den Meistern findet man ¨ sterreicher, Franzosen, Niederlnzu dieser Zeit vor allem Deutsche, O der und Italiener. Das ist nicht ungewo¨hnlich, weil der gro¨ßte Teil der ungarischen Veduten und Portrts bis zum Ende des 18. Jahrhunderts im Ausland angefertigt wurde. Der Anteil der ungarischen Meister im Bildkorpus wird erst im 19. Jahrhundert, mit dem Erstarken des Zrı´nyiKults in Ungarn, betrchtlich. Unter den Erscheinungsorten der als Illustrationen herausgegebenen Druckgraphiken und Stichserien stehen Augsburg, Wien, Frankfurt am Main und Nu¨rnberg an erster Stelle, aber man hat auch in Amsterdam, Antwerpen, London, Paris, Venedig und Zagreb zahlreiche Bilder vero¨ffentlicht. Die heutigen Aufbewahrungsorte außerhalb Ungarns zeigen ebenfalls eine weite geographische Verbreitung: Neben den Sammlungen in Wien, Mu¨nchen, Nu¨rnberg, Paris, Rom und Zagreb sind Einzeldarstellungen unter anderem in Dublin und Istanbul, ja, selbst an so kleinen Orten zu finden wie der Lobkowitz-Sammlung des Schlossmuseums im bo¨hmischen Nelahozeves oder dem Schloss Beauregard an der Loire. ¨ ber den grundstzlich internationalen Charakter der fru¨hneuzeitliU chen Ikonographie beider Zrı´nyis hinaus zeigt all das auch, dass Europa zur Zeit der Tu¨rkenkriege den militrischen Ereignissen in Ungarn und den daran teilhabenden Perso¨nlichkeiten eine besondere Aufmerksamkeit widmete und die Bilder bei der Begru¨ndung und Verbreitung des Ruhmes der beiden historischen Gestalten in Europa eine bedeutende Rolle spielten. In meinem Beitrag gehe ich davon aus, dass man die Ikonographie nur im Zusammenhang mit der Biographie und der ¨ berlieferung untersuchen kann. Es wird versucht, gesamten Zrı´nyi-U anhand ausgewhlter Beispiele die bildku¨nstlerische Tradition der beiden Zrı´nyis darzulegen, die einzelnen Abschnitte in der Geschichte ihrer Ikonographie zu kennzeichnen, die wesentlichen Eigentu¨mlichkeiten zu bestimmen und diese in breitere literatur-, kunst- und ideengeschichtliche Zusammenhnge einzufu¨gen. Ins Zentrum der Aufmerk-

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samkeit stelle ich die charakteristischen Beispiele fu¨r die wichtigeren Bildtypen sowie jene Stu¨cke, die die Erneuerungsversuche der Ikonographie reprsentieren.

Bildnisse Zrı´nyis von Sziget bis zur Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert Als kurz nach dem Fall von Sziget die ersten Bilder von dem Szigeter Burghauptmann auf deutschen und italienischen Flugschriften und Kupferstichen erschienen, hatte die Darstellung von Helden und Kriegern, die gegen die Osmanen kmpften, in der Kunst der o¨stlichen Regionen Europas bereits eine lange Tradition. Solche Bilder sind u. a. u¨ber Ko¨nig Ludwig (den Großen) I., Johann Hunyadi, Paul Kinizsi und Ko¨nig Ludwig II. erhalten geblieben.7 Das Grabmal von Stephan Dobo´, Burghauptmann von Eger/Erlau, wurde sechs Jahre nach dem Fall von Sziget fertiggestellt. All diese Kunstwerke sind Unikate. Zrı´nyi von Sziget war der Erste, dessen Portrt durch die Druckgraphik in Europa bekannt wurde. Ein zu Lebzeiten angefertigtes Bildnis von ihm ist nicht bekannt. Die große Zahl und weite Verbreitung der Darstellungen des Helden und der Belagerung von Sziget ist vor allem mit seiner beispielhaften Tat, der gesteigerten Angst vor den Tu¨rken und dem gestiegenen Interesse am neuen Medium zu erklren. Die ersten Bltter hat man 1566/67 angefertigt, auf diesen ist Zrı´nyi halbfigu¨rlich oder in voller Gro¨ße, meistens in Ru¨stung, dargestellt. Auf den Holzschnitten Niccolo Nellis (Abb. 1) und eines unbekannten Meisters ist er im Ku¨rass und Kettenhemd sowie mit Helm auf dem Kopf zu sehen; in seiner Rechten hlt er eine Pistole, die linke Hand ruht auf dem Knauf eines Schwertes.8 Auf einem anderen Holzschnitt hlt er – ebenfalls in voller Ru¨stung – in seiner u¨ber den Kopf erhobenen Rechten ein Krummschwert, mit seiner Linken stu¨tzt er sich auf einen Morgenstern.9 Wieder ein anderer, stark stilisierter, kolorierter Holzschnitt zeigt ihn in Landsknechtkleidung mit einer Hellebarde in der Rechten (Abb. I).10 In hnlicher Auffassung entstanden auch Holzschnitte u¨ber seine zwei Trabanten.11 Der Nu¨rnberger Balthasar Jeni7 8 9 10 11

Galavics (wie Anm. 3), S. 11–13. Cennerne´ (wie Anm. 2), A 1. Ebd., A 5. Ebd., A 4. Ebd., A 150–151. Die drei Holzschnitte wurden zusammen mit Reimen von Hans Sachs gedruckt, gedichtet am 14. April 1567 zum Heldentod von Zrı´nyi. In den drei Monologen schildert Zrı´nyi seine aussichtslose Lage und zwei seiner »Trabanten« bezeugen seinen Tod. 1566 berichtete Sachs in einem Lied u¨ber die Er-

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chen stellte Zrı´nyi als ungarischen Edelmann dar, unter den Fu¨ßen seine Kriegsbekleidung und seine Waffen (Abb. 2).12 Links und rechts am Kopf Zrı´nyis ein Bibelzitat (Daniel 4,14; Psalm 146,3), die auf die Vergnglichkeit der irdischen Macht bzw. auf die Eitelkeit des auf menschliche Hilfe setzenden Vertrauens aufmerksam machen. Der Harnisch und die Waffen unter Zrı´nyis Fu¨ßen unterstreichen diese Ideen. Gleichzeitig weisen diese Motive wahrscheinlich darauf hin, dass Zrı´nyi den Chroniken zufolge den letzten Ausfall aus der Burg nicht geharnischt, sondern in der Prunkkleidung des ungarischen Adels unternahm. In seiner Rechten hlt er einen Kalpak mit Federn, die Linke ist etwas erhoben und der Zeigefinger weist auf die Bibelzitate hin. Die Monumentalitt der Figur und die auf Erfu¨llung seines Schicksals deutende Ru¨stung erwecken den Eindruck, dass es sich hier um eine besondere Perso¨nlichkeit handelt. Die moralische Botschaft kommt durch das Zusammenspiel von Text und Bild zum Ausdruck. Der ebenfalls in Nu¨rnberg arbeitende Matthias Zu¨ndt umgab auf einer reprsentativen Radierung die Gestalt Zrı´nyis in ungarischer Kleidung mit einem Rahmen aus Kriegstrophen, im Hintergrund die topographisch getreue Wiedergabe der belagerten Burg (Abb. 4).13 Neben seiner Linken, in der er die Burgschlu¨ssel hlt, liegen Goldstu¨cke, die er vor dem Ausfall in seinen Dolman gesteckt hat. In der Rechten hlt er Schwert und Schild; unter dem Portrt ist eine kurze Beschreibung der Belagerung. Oberhalb der Vedute schwebt eine kleine Engelsgestalt mit Kreuz und Kranz in der Hand auf Zrı´nyi zu, was seinen moralischen Sieg und seine Rolle als Beschu¨tzer des Christentums kennzeichnet. Dominicus Custos fertigte 1601 eine Brustbildvariante unter Weglassung aller u¨brigen Motive an; sein Kupferstich diente spter mehreren Kompositionen als Vorlage (Abb. 3).14 In Venedig, wo man die Nachrichten aus Ungarn schnell, regelmßig und pu¨nktlich bekam, waren die Ereignisse von 1566 von besonderem Interesse begleitet. Sie beeinflussten in großem Maße die Ttigkeit der dortigen Kupferstecher und Verlage. Im Wettstreit miteinander und teils ihre Arbeiten gegenseitig kopierend, vero¨ffentlichten Domenico

12 13 14

beutung von »dausent tu¨rkischen Pferden« bei Fu¨nfkirchen/Pe´cs durch Zrı´nyi. Vgl. Pannonien vermessen: Ungarnbilder in der deutschen Literatur von Ekkehard IV. bis Siegfried Lenz. Hg. von Horst Fassel. Stuttgart 2004, S. 129–130, 393. Ebd., A 37; vgl. Galavics (wie Anm. 3), S. 14. Ebd., A 9; vgl. Galavics (wie Anm. 3), S. 14–15. Ebd., A 10; vgl. ebd., A 11, 13–16. Die fru¨hen Portrts Zrı´nyis haben vermutlich einen Holzschnitt im »Kunstbu¨chlin« Jost Ammans beeinflusst, auf dem ein Ungar mit Zrı´nyis typischen Kalpak mit Federbusch und einem Morgenstern in der Hand dargestellt wurde. Jost Amman: Kunnst- und Lehrbu¨chlein. Frankfurt/M. 1587, fol. N iii. Vgl. The Illustrated Bartsch. Hg. John T. Spike. Bd. 20. New York 1985, Pt. 2.

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Zenoi und Paolo Veronese Forlani Stiche in unterschiedlichem Format u¨ber den Stand der Belagerung von Sziget und Gyula.15 Die Bilder beider Stecher erschienen auch in den in Venedig herausgegebenen Vedutensammlungen. Ihr Einfluss ist auch auf den Kupferstichen, die zum selben Thema in Rom vero¨ffentlicht wurden, zu spu¨ren. Von den letzteren ist Antonio Lafreris Vedute von der Festung Sziget hervorzuheben (Abb. 5). Auf einem von Giovanni Franco Camocio publizierten Kupferstich ist die Burg auf der linken Seite nur symbolisch angedeutet; der Stecher ru¨ckte das aufmarschierende tu¨rkische Heer in den Mittelpunkt.16 Zu¨ndt fertigte außer dem Portrt Zrı´nyis auch eine Abbildung der vierteiligen Festungsanlage von Sziget aus der Vogelperspektive an.17 Auf dem Kupferstich ist jener Moment verewigt, als Zrı´nyi und seine Soldaten die Altstadt verlassen und sich hinter die Burgmauern zuru¨ckziehen. Besonders detailliert sind die Vegetation des Sumpfgebietes sowie die Topographie des tu¨rkischen Zeltlagers und der Burg wiedergegeben. Die beschreibende, reproduzierende Darstellungsmethode erinnert an die Technik der Landkartenstiche. Zu¨ndt hat die Kampfereignisse von 1566 in Ungarn auch auf einem kartographischen Blatt verewigt.18 Der bekannte und auf mehreren Gebieten der Druckgraphik ttige Meister hat gru¨ndliche Vorstudien betrieben; seine Darstellung vertritt einen aus mehreren Blttern bestehenden Typ. Davon abweichende Lo¨sungen weisen ein Augsburger Holzschnitt aus dem Jahre 1566 (Abb. 6), ein von Mathurin Breuille publizierter Holzschnitt des Andre´ Thevet, eine schematische Vedute von Mario Cartaro, eine Illustration aus Sebastian Mu¨nsters Cosmographia mit der Signatur GS (Abb. 7), eine Vedute in der Ungarischen Chronica Wilhelm Dillichs (1. Ausgabe: Kassel 1600) und eine Ansicht von dem Nu¨rnberger Hans Sibmacher in der ebenfalls mehrmals aufgelegten Chronologie des Hieronymus Ortelius (Nu¨rnberg 1602) auf.19 Auf all diesen Blttern sind die Burg, die Stadt und das Lager der Tu¨rken aus der Vogelperspektive, meistens aus su¨dwestlicher, manchmal aber auch aus nordo¨stlicher Richtung, dargestellt und man kann auch die vierteilige Gliederung der Festung und der Stadt gut erkennen. Dillichs Buch wurde zusammen mit der Stichserie mehrmals verlegt und es diente weiteren Werken gleichen Typs als Vorbild.

15 16 17 18 19

Szalai, Sza´ntai (wie Anm. 5), Bd. III, S. 59–76. Szalai, Sza´ntai (wie Anm. 5), Bd. I, S. 122, Szigetva´r 1566/7. Cennerne´ (wie Anm. 2), A 78. Ebd., A 80. Ebd., A 99, A 104, A 106; vgl. Szalai, Sza´ntai (wie Anm. 5), Bd. III, S. 91–109; I, 121–127, Szigetva´r (1566) 2, 3, 4.

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Unter den fru¨hen druckgraphischen Blttern nimmt der großformatige Holzschnitt »Germania eilt der von den Osmanen bedrngten Hungaria zur Hilfe« von Johann Nel aus dem Jahre 1581 eine besondere Stellung ein (Abb. 8).20 Das Blatt, das die durch die Tu¨rkenkriege in Ungarn verursachten Leiden allegorisch wiedergibt, stellt zugleich eine Bildvariante des Topos »querela Hungariae« dar.21 Im Mittelpunkt der durch Schriftbnder interpretierten Allegorie steht die als bekro¨nte Frauengestalt symbolisierte Hungaria in Fesseln, der die Arme abgeschlagen sind und die von zwei tu¨rkischen Soldaten an einer Kette zur Enthauptung gefu¨hrt wird. Von links eilen ihr deutsche Ritter zur Hilfe. Rechts sind die Leichname der im Tu¨rkenkampf gefallenen Helden Ungarns aufgeschichtet. Der Zweite von oben ist der geharnischte Zrı´nyi, neben ihm sein abgeschlagener Kopf. Dieses Blatt ist als Illustration zu Martin Schrotts Wappenbuch des Heiligen Ro¨mischen Reiches und allgemeiner Christenheit in Europa (Mu¨nchen 1581) erschienen, einem Kaiser Rudolf gewidmeten Werk, das zum Kampf gegen die Tu¨rken aufruft. Der Band enthlt Prosa- und Versbeschreibungen u¨ber die christlichen Lnder, stellt deren Wappen dar und berichtet u¨ber die Belagerung der Burgen Gyula und Sziget. Schrott war bemu¨ht, ¨ ffentlichkeit zum Kampf auch mit einer weiteren Arbeit die deutsche O gegen die Tu¨rken zu bewegen: 1584 u¨bersetzte er ein Werk des slowenischen Humanisten Samuel Budina u¨ber die Ereignisse von Sziget aus dem Lateinischen ins Deutsche. Diese Allegorie der Sptrenaissance ist ein Mittel der Geschichtsdeutung: Mit großem Nachdruck macht Nel die Lage Ungarns, das den Osmanen ausgeliefert ist, verstndlich und dru¨ckt dabei den Gedanken aus, dass die Tu¨rken nach dem Fall Szigets nicht mehr aufzuhalten sind und darum wirksame Hilfe des Deutschen Reiches notwendig sei. Das Bild steht mit zwei, ihm folgenden lateinischen und deutschen Gedichten in enger thematischer Verbindung. Im ersten fleht der Geist Ko¨nig Matthias Kaiser Rudolf im Kampf gegen die Tu¨rken um Hilfe an, im zweiten klagt Hungaria u¨ber die Unbestndigkeit des Glu¨ckes, um sich dann an das Reich bzw. Kaiser Rudolf um Hilfe zu wenden. Zrı´nyis Taten sind in beiden Gedichten eigens angefu¨hrt. Die Figur der von den Tu¨rken bedrohten Hungaria ist zugleich eine Abbildung des stndischen Begriffs von Nation und Land, was einer beliebten Methode der allegorischen Bildgestaltung, Lnder und Nationen als Frauengestalt zu personifizieren, entspricht. 20

21

Ebd., A 52; vgl. Galavics (wie Anm. 3), S. 18–22; To¨rte´nelem – ke´p (wie Anm. 4), VI–3. Miha´ly Imre: »Magyarorsza´g panasza«. A Querela Hungariae toposz a XVI– XVII. sza´zad irodalma´ban [»Die Klage Ungarns. Der Topos Querela Hungariae in der Literatur des 16./17. Jahrhunderts«]. Debrecen 1995, S. 190–199.

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Das Zusammentreffen des gestiegenen Interesses der Deutschen an den Tu¨rkenkmpfen in Ungarn mit dem ungarischen Zrı´nyi-Kult fu¨hrte zur Entstehung der 1587 in Wittenberg herausgegebenen Gedichtsammlung De Sigetho Hungariae propugnaculo, die ein wichtiger ideeller Wegbereiter fu¨r das Epos des Dichters Zrı´nyi, Obsidio Sigetiana (»Der Fall von Sziget«), war.22 Die Sammlung wurde auf Bestellung und Kosten von Emmerich Forga´ch, Schwiegersohn Zrı´nyis, angefertigt; der Herausgeber war Petrus Albinus Nivemontanus, Hofgeschichtsschreiber und Sekretr des schsischen Kurfu¨rsten August. Die Grundidee des Bandes liegt darin, dass Zrı´nyi ein Verteidiger der gesamten Christenheit, »propugnaculum Christianitatis«, sei. Diese Anthologie war der erste literarische Versuch, der auf ungarische Initiative hin zustande kam und in den zwei ganzseitige Portrts von Zrı´nyi eingefu¨gt wurden (Abb. 9).23 Der erste Holzschnitt ist ein sogenanntes Ru¨stungsbildnis Zrı´nyis, auf dem er im Ku¨rass und mit einem Helm auf dem Kopf, mit der Rechten eine Axt auf die Hu¨fte stu¨tzend, steht.24 Die Stellung der Figur ist mit der auf den Grabsteinen von Rittern verwandt. Der Zweite zeigt ihn in langer ungarischer Kleidung, in der Rechten ein gezu¨cktes Schwert, in der Linken eine Fahne mit Doppeladler.25 Der Inschrift nach ist er in jenem Gewand dargestellt, in dem er sich auf den Feind ¨ lgemlde, auf dem gestu¨rzt hatte. Einige Bilddetails erinnern an ein O Zrı´nyis Halbfigur zu sehen und das in der Portrtsammlung Ferdinands von Tirol in Ambras erhalten ist.26 An beide Holzschnitte knu¨pft je ein Epigramm von Petrus Albinus an. In der Sammlung ist auch das Wappen der Familie Zrı´nyi abgebildet. Auf einem gleichzeitig mit dem Band angefertigten Einblattdruck sind die drei Holzschnitte zusammen mit je einem Teil des entsprechenden Epigramms wiedergegeben. Beachtung verdient auch die Komposition der vermutlich in Wittenberg angefertigten Holzschnitte: Zrı´nyi steht vor einem niedrigen Horizont, wodurch seine Gestalt wie gehoben erscheint; der Fußboden aus viereckigen Fliesen weist das beliebte perspektivsteigernde Verfahren der Portrtmalerei in der Sptrenaissance auf. In mehreren Gedichten der 22

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Facsimile-Ausgabe: Bibliotheca Hungarica Antiqua XV. Budapest 1987. Mit einem Beitrag von Andra´s Szabo´. Galavics (wie Anm. 3), S. 22–23; To¨rte´nelem – ke´p (wie Anm. 4), VI–19. Cennerne´ (wie Anm. 2), A 57. Ebd., A 56. ¨ lbildes um 1541/42 erfolgte ju¨ngst durch Ebd., A 42. Eine neue Datierung des O Eniko˝ Buza´si: Portre´k, festo˝k, mece´na´sok. A portre´ to¨rte´nete´hez a 16–17. sza´zadi Magyar Kira´lysa´gban [Zur Geschichte des Portrts im Ungarischen Ko¨nigreich im 16./17. Jahrhundert]. In: Ma´tya´s kira´ly o¨ro¨kse´ge. Ke´so˝ renesza´nsz mu˝ve´szet Magyarorsza´gon (16–17. sza´zad). Bd. II. Hgg. von rpa´d Miko´, Ma´ria Vero˝. Budapest 2008, S. 25–53.

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Sammlung findet man Hinweise auf die hier vero¨ffentlichten Bildnisse Zrı´nyis. Das Bu¨chlein zeigt zugleich die Bemu¨hungen der Familie, auch mit Werken der bildenden Kunst dem Burghauptmann von Sziget ein Denkmal zu setzen. Die figurale Grabsteinplatte Zrı´nyis, die aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls im Auftrag der Familie entstand und nur fragmentarisch u¨berliefert ist, fu¨gt sich in die Tradition der sptgotischen Rittergrabsteine ein.27 Die Elemente der alten Formgebung werden durch die Bewegungslosigkeit der liegenden Gestalt in Ru¨stung, die frontale Ansicht, den auf einem Kissen ruhenden Kopf und die in der rechten Hand gehaltene Fahne mit Wappen bewahrt. Das etwas offene Visier des Helmes lsst das schnauzbrtige Gesicht erkennen, die Hand seines teilweise angewinkelten Armes ruht auf dem Schwertknauf. Neben dem rechten Knie wiederholt sich das Motiv des Familienwappens. Das Epitaph Zrı´nyis, das sein Sohn Georg 1574 bei dem in Wien ttigen flmischen Hofmaler Adriaen van Conflans bestellte, ist heute nicht mehr bekannt. Es existieren wiederum zwei damit eng zusammenhngende Darstellungen: Zrı´nyis Totenbildnis und seine Apotheose.28 Beide Darstellungen zeigen, dass das einstige Zrı´nyi-Epitaph und der Kult um den Helden als Quelle fu¨r die familire Reprsentation am Ende des 16. Jahrhunderts dienten. Das Tondo mit dem Portrt des Toten (Abb. 10), das den reservierten Realismus der niederlndischen Schule widerspiegelt, stellt den von einem Lorbeerkranz umrahmten, abgeschlagenen Kopf mit geschlossenen Augen und einer Schusswunde an der linken Schlfe dar. Kopf und Lorbeerkranz bilden eine dekorative Einheit; der Kranz lockert die tragische Ansicht etwas auf und umgibt den Kopf wie eine Glorie. Neueren Forschungen zufolge ist dieses Portrt vermutlich ebenfalls ein Werk von Conflans, das man spter als Vorlage zu manchen im Auftrag der Familie angefertigten Bildnissen verwendete.29 ¨ lgemlde mit der Apotheose Zrı´Die Vorlage fu¨r das allegorische O nyis, das vermutlich aus dem Jahre 1587 stammt, kann eine Tafel des verlorengegangenen Epitaphs gewesen sein (Abb. II).30 Auf der linken Seite der unter venezianischem Einfluss entstandenen Komposition ist 27 28 29 30

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ˇ akovec, Muzej Medimurja. Csa´ktornya/C Cennerne´ (wie Anm. 2), A 38–39. To¨rte´nelem – ke´p (wie Anm. 4), VI–17; vgl. z. B. Cennerne´ (wie Anm. 2), A 40. To¨rte´nelem – ke´p (wie Anm. 4), VI–18; zu den folgenden vgl. Galavics (wie Anm. 3), S. 24; Eniko˝ Buza´si: Az egykori Zrı´nyi-epita´fium e´s a Zrı´nyi-kultusz mint a 16. sza´zad ve´gi csala´di reprezenta´cio´ forra´sa [Das ehemalige Zrı´nyi-Epitaph und der Zrı´nyi-Kult als Quellen der familiren Reprsentation]. In: To¨rte´nelem – ke´p (wie Anm. 4), S. 399–402. Cennerne´ (wie Anm. 2), A 53–55.

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eine Kalvarienszene, im Hintergrund eine stilisierte Darstellung Jerusalems zu sehen. Rechts kniet Zrı´nyi, den Erlo¨ser anflehend, hinter ihm sind die Burgbelagerung in einer fiktiven Landschaft und Leichname von Tu¨rken abgebildet. Zrı´nyi ist als Soldat Christi und heldenhafter Verteidiger Szigets dargestellt, dem eine geflu¨gelte Victoria einen Lorbeerkranz auf das Haupt setzt. Engel halten seine Waffen, seine Kriegsfahne und eine Kartusche, in der seine Taten verewigt sind. Im Text wird Zrı´nyi als Held Kaiser Maximilians bezeichnet, ein Soldat, der in seinem 58. Lebensjahr zusammen mit mehreren ungarischen Adligen im Kampf fu¨r Gott und Kaiser bei der Verteidigung von Sziget den ruhmreichen Heldentod gefunden habe. Der Inschrift zufolge ist das Portrt ein »getreues Abbild« des Helden von Sziget, was darauf hinweist, dass der Auftraggeber die Familie selbst gewesen sein muss. Das Bild diente einige Jahrzehnte spter dem allegorischen Bildnis des Grafen Thomas Erdo˝dy, kroatischer Palatin und Waffengefhrte Zrı´nyis, als Vorlage. Erdo˝dys Bildnis steht kompositorisch und gedanklich in unmittelbarer Verbindung mit der Zrı´nyi-Apotheose. Diese Darstellungen sind auch ein Zeichen dafu¨r, dass die Pflege des Gedenkens an die im Tu¨rkenkampf gefallenen Helden mit den Mitteln der bildenden Kunst im Selbstverstndnis des ungarischen Adelsfamilien tief verwurzelt war. Auf dem Kupferstich eines unbekannten franzo¨sischen Meisters in der von Andre´ Thevet 1584 herausgegebenen Biographiesammlung findet ¨ lgemlde bekannten man die vom Totenbildnis und dem allegorischen O Gesichtszu¨ge Zrı´nyis in einer etwas lteren Version wieder.31 Giacomo Piccini hat einige Jahrzehnte spter auf die gleichen Vorlagen zuru¨ckgegriffen. Fu¨r das Zrı´nyi-Portrt von Dominicus Custos, das schon in der Atmosphre des 15-jhrigen Krieges entstand (Abb. 11), dienten das be¨ lbild aus der Ambraser Portrtsammlung und die Witreits erwhnte O tenberger Holzschnitte von 1587 als Vorlage.32 Die Hauptmotive des Bildes von Ambras (Abb. III) sind die Pelzmu¨tze, die auf die Hu¨fte gelegte rechte und die auf dem quer liegenden Schwert ruhende linke Hand sowie das Wappen der Zrı´nyis im dekorativen Rahmen. Die Auflo¨sung des Buchstabenku¨rzels unter dem Wappen heißt: »N(icolaus) C(omes) P(erpetuus) D(e) Z(rinio)«. Das in Radierungs- und Kupferstichtechnik angefertigte Blatt von Custos illustriert das 1601 von Jacob Schrenck herausgegebene reprsentative Werk u¨ber die Gemldeund Waffensammlung von Ambras. Zrı´nyi ist hier unter den Mitgliedern des Hauses Habsburg, den Herrschern der europischen Lnder und Feldherren des 16. Jahrhunderts zu sehen. Giovanni Battista Fontana, der die graphische Vorlage anfertigte, ergnzte aufgrund einer der 32

Ebd., A 43; Galavics (wie Anm. 3), S. 54–55.

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Illustrationen in der Wittenberger Gedichtsammlung die Halbfigur des Gemldes zu einer Figur in voller Gro¨ße und stellte Zrı´nyi in ungarischer Galakleidung mit seinem Helm aus der Sammlung in eine Nische. Die Bewegung der mit dem linken Fuß ausschreitenden Figur dynamisiert das Bild; die etwas von oben dargestellte, reich verzierte Nische und der Schatten an der Wand verstrken noch diese Wirkung. Die Gestaltung der Gesichtszu¨ge ermo¨glicht die Hypothese, dass der Entwurf zum Blatt in Kenntnis des Totenportrts angefertigt wurde. Fu¨r die Nachwelt sind die Radierung von Zu¨ndt und dieses Bildnis zu den beliebtesten Vorlagen geworden. Eine Gemldevariante zum Stich von Custos aus der ersten Hlfte des 17. Jahrhunderts befindet sich in der »Salle des illustres« des Schlosses Beauregard an der Loire, als ein weiteres Dokument fu¨r Zrı´nyis Ruhm in Frankreich (Abb. 12).33 Dieses Bildnis fu¨gt sich in einen Zyklus ein, den der damalige Schlossbesitzer, Paul Ardier, zwischen 1617 und 1638 mit Portrts von franzo¨sischen Ko¨nigen, Politikern und bekannten Mnnern im Ausland – unter ihnen auch mehrere Ungarn – durch Jean Mosnier de Blois malen ließ. Zrı´nyi ist auf einem Bild jenes Panneaus zu sehen, der die Herrschaft von Franz II. und Karl IX. vor Augen fu¨hrt. Sein Portrt ist eine vergro¨ßerte Brustbildvariante des Typs, der auf dem Ganzportrt des Dominicus Custos von 1601 erscheint. Fast zur gleichen Zeit wie die ersten europischen bildku¨nstlerischen Darstellungen Zrı´nyis, allerdings u¨berwiegend unabhngig von diesen, entstand das Illustrationsmaterial der osmanischen Chroniken Achmed Feriduns und Sejjid Lokmans. Feridun befasst sich in seiner 1568 vollendeten Zusammenstellung mit dem Szigeter Feldzug von Sultan Suleiman I. Das großangelegte Werk Lokmans aus dem Jahre 1579 stellt die Geschichte der gesamten Herrschaft des Sultans dar.34 Die Miniaturen der Feridunschen Chronik geho¨ren zu den bedeutendsten Arbeiten der osmanisch-tu¨rkischen Malerei. Im Band sind hier Miniaturen kartographischen und topographischen Charakters mit ku¨nstlerisch anspruchsvollen figuralen Darstellungen vereinigt, die ein gutes Jahrzehnt spter die Illustrationen Lokmans wesentlich beeinflusst haben. In beiden Chroniken sind die Ereignisse von Sziget im Jahre 1566 durch zahlreiche Bilder aus der Sicht der Eroberer verewigt. Abgebildet sind zum Beispiel die Reise Suleimans, die Ankunft des osmanischen Heeres vor Sziget, 33

34

Ebd., A 45; Gizella Cennerne´ Wilhelmb: Besza´molo´ a Zrı´nyi-ikonogra´fia u´jabb kutata´si eredme´nyeiro˝l [Bericht u¨ber die neueren Ergebnisse der Zrı´nyi-Ikonographie]. In: Zrı´nyi-dolgozatok 4 (1987), S. 279–283. Ge´za Fehe´r: To¨ro¨k miniatu´ra´k a magyarorsza´gi to¨ro¨k ho´doltsa´g kora´ro´l [Tu¨rkische Miniaturen aus der Tu¨rkenzeit in Ungarn]. Budapest 1978; Ders.: A magyar to¨rte´nelem oszma´n-to¨ro¨k a´bra´zola´sokon [Die ungarische Geschichte auf osmanisch-tu¨rkischen Darstellungen]. Budapest 1982.

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die ihr Lager um Sziget herum aufschlagende Armee, die wichtigeren Abschnitte der Schlacht, das Sprengen des Pulverturms und der Fall der Burg.35 Neben originren Kompositionen findet man auch Bilder, zu denen druckgraphische Bltter als Vorlage gedient haben; die Burg und ihre Umgebung sind aber konsequent aus nordo¨stlicher Richtung dargestellt. Eine eigene Miniatur verewigt den Diwan nach der Beendigung der Schlacht: Vor dem Eingang des Zeltes fu¨r das Gefolge des Sultans ist der Kopf Zrı´nyis auf einer Lanze aufgespießt (Abb. 13).

Die Ikonographie des Dichters und Feldherrn Zrı´nyi im 17. Jahrhundert Um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert befassten sich mehrere auslndische Meister mit der Verewigung der Tu¨rkenkmpfe in Ungarn, wie zum Beispiel Bartolomus Spranger, Georg Hoefnagel, Hans von Aachen und seine Werkstatt.36 In der ersten Hlfte des 17. Jahrhunderts schlossen sich ihnen unter anderem Pieter Rucholle, Tobias Bidenharter und Isaac Major an, und zu dieser Zeit traten auch die ersten ungarischen Ku¨nstler auf den Plan. Zu denen, die sich in der zweiten Hlfte dieses Jahrhunderts mit der Darstellung dieses Themas beschftigten, geho¨ren Hans Rudolf Mu¨ller, Philipp Jakob Drentwett, Justus van der Nypoort, Bartholomus Kilian, Jacob Hoffmann und Jacob Hermundt. Im Vergleich zu der Zahl der auslndischen Meister ist die der ungarischen Ku¨nstler, die sich mit der Tu¨rkenthematik auseinandersetzten, weitaus geringer, und nur einige von ihnen sind auch namentlich bekannt. Der ausschließlich postumen Ikonographie des Zrı´nyi von Sziget entgegen setzte der Dichter und Heerfu¨hrer Zrı´nyi die Mittel der Bildpropaganda bereits fru¨h und bewusst ein. Er war sich im Klaren daru¨ber, dass der Zugang zu den Bildern von Personen und Ereignissen, der Besitz dieser Bilder eine wichtige strategische Frage war. Außerdem war er sich des schlechten internationalen Rufs, den Ungarn damals genoss, durchaus bewusst. Zu seiner Zeit, um die Mitte des 17. Jahrhunderts, befasste man sich in Ungarn in fast allen Gattungen der weltlichen und geistlichen Literatur mit dem Tu¨rkenkampf, und damals war die konsequente Verbindung der bildenden Kunst und der Literatur mit dem Kampf gegen die Tu¨rken fu¨r die Familie Zrı´nyi von großer Bedeutung.37 Der europische Ruhm der gemeinsam mit seinem Bruder Peter voll35 36 37

Cennerne´ (wie Anm. 2), A 83–87, A 89–98, A 100–102. Vgl. Galavics (wie Anm. 3), S. 27–76, 105–127. Cennerne´ (wie Anm. 2), S. 18.

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brachten erfolgreichen Kriegstaten stieg seit dem Ende der 1640er Jahre zusammen mit der Zunahme des Echos auf den venezianisch-tu¨rkischen Krieg. Zrı´nyi war 1663/64 auf dem Ho¨hepunkt seiner Laufbahn und zu einem Teilnehmer am internationalen politischen Diskurs avanciert. Auch sein perso¨nlicher Ruhm hatte den Gipfel erreicht und kam dem seines Urgroßvaters gleich, mit dem Unterschied, dass er diesen Ruhm nicht mit einer einzigen militrischen Tat, sondern durch seine konsequente antitu¨rkische Politik und durch eine Reihe von Siegen errungen hatte.38 Seine tu¨rkenfeindliche Konzeption kommt in den teils von ihm selbst in Auftrag gegebenen Bildnissen, Veduten und Schlachtenszenen kontinuierlich zum Ausdruck. Die seine Ziele fo¨rdernde und im Interesse der Hilfeleistung durch das Reich mit großen Anstrengungen durchgefu¨hrte Bild- und Textpropaganda wurde weitgehend unterstu¨tzt vom Mainzer Kurfu¨rsten Johann Philipp, vom Rheinbund, von Ludwig XIV. und dem Amsterdamer Kreis um Jan Amos Comenius. Hinzu kamen noch die durch die Tu¨rkenkriege entstandene Aufregung und die Erwartungen, die im Zusammenhang mit dem ungarischen Heerfu¨hrer gehegt wurden. Zu dieser Zeit konnte man zahlreiche Varianten des Topos »Hungaria est propugnaculum Christianitatis« in ganz Europa ho¨ren und diese waren mit dem Namen Zrı´nyi eng verbunden. Sein erstes Portrt, ein von Elias Widemann 1646 angefertigter Kupferstich, stellt ihn als 26-jhrigen dar.39 Bereits auf diesem Blatt, das zu einer in der Zeit der Westflischen Friedensverhandlungen entstandenen Portrtfolge geho¨rt, tauchen einige Motive auf, die in der spteren Ikonographie mehrmals wiederkehren: dichtes Kopfhaar, Schnurrbart, gerade Nase und ein dem Betrachter zugewandter offener Blick, Mu¨tze und Dolman mit hohem Kragen und Kno¨pfen. Unter dem Brustbild steht die erste, von Horaz u¨bernommene Devise Zrı´nyis »Nemo me impune lacesset« (»Ohne Bestrafung kann mich keiner angreifen«). Sechs Jahre spter fertigte Widemann ein zweites Brustbild von Zrı´nyi an, auf dem der hrtere Gesichtsausdruck, der kmpferische Blick und das unbedeckte, dicht herabfallende, lockige Haar auffallen (Abb. 14).40 Im Schriftfeld unter dem Portrt ist eine neue, die politischen, militrischen und literarischen Ambitionen zusammenfassende Devise des Dichters zu lesen, an der er bis zu seinem Tode festhielt und die auf seinen graphischen Portrts oft vorkommt: »Sors bona nihil aliud« (»Gu¨nstige Fu¨gung, sonst nichts«). Zahlreiche sptere graphische und Gemldevarianten dieses Stiches sind bekannt. 38

39 40

gnes R. Va´rkonyi: Euro´pa Zrı´nyije [Zrı´nyi Europas]. In: Irodalomto¨rte´neti Ko¨zleme´nyek 100 (1996), S. 1–39. Cennerne´ (wie Anm. 2), D 1. Ebd., D 13.

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In der Zeit zwischen den beiden Widemann-Portrts, im Jahre 1651, erschien jener Gedichtband in ungarischer Sprache, der den Ruhm Zrı´nyis als Dichter begru¨ndete. Dieser Band enthlt das Heldengedicht Obsidio Sigetiana, in dem Nikolaus Zrı´nyi von Sziget als Athleta Christi verherrlicht wird. Das allegorische Titelblatt stellt den Dichter als Seemann dar (Abb. 15). Die Komposition des in Wien lebenden kroatischen Kupferstechers Georgius Subarich nimmt eine herausragende Stelle ein in der Reihe der um die Mitte des 17. Jahrhunderts entstandenen und den Tu¨rkenkampf verku¨ndenden Werke der bildenden Kunst. Der Kupferstich knu¨pft an jenem Teil des Epos an, dem zufolge der Dichter Zrı´nyi dem Stern des Helden von Sziget auf seiner Laufbahn folgt: »Kein Sturm wird das Schiff, kein Leck zum Grund versenken. / Klug der Steuermann wird es zum Sterne lenken. / Wen Tapferkeit, Treue als Richtnadel fu¨hren, / Der kann jenen Leitstern gewiß nicht verlieren.«41 Die bildliche Darstellung der Seefahrtsallegorie kommt um die Mitte des 17. Jahrhunderts in literarischem Kontext hufig vor.42 Als graphische Vorlage diente das Titelbild Giacomo Piccinis im zweiten Band des 1647 publizierten Werkes des venezianischen Geschichtsschreibers Vittorio Siri Il Mercurio. Dieses Bild war Zrı´nyi bekannt, aber er ließ die Vorlage von Subarich an mehreren Stellen modifizieren. In der Komposition von Subarich tritt an die Stelle Merkurs, der das Schiff mit sicherer Hand fu¨hrt und dessen Aufmerksamkeit Meereswesen auf sich lenken wollen, die er aber keines Blickes wu¨rdigt, die Gestalt Zrı´nyis in Ru¨stung. Veritas, die Merkur einen Spiegel vorhlt, ist zu einer sich selbst im Spiegel betrachtenden Sirene geworden, das heißt zum Symbol des Hochmuts. Eine andere Sirene mit Fu¨llhorn ist in Venus mit einer Meeresmuschel in der Hand, das heißt zum Symbol der Liebe, umgestaltet.43 Der Buchtitel und Name des Autors finden sich auch bei Subarich auf dem Segel; die Schiffsflagge trgt anstelle von Siris Devise den Wahlspruch Zrı´nyis. Mit der arguten Selbstbezeichnung im Titel des Bandes – »Die Sirene des Adriatischen Meeres« – folgt der Dichter 41

42

43

¨ bersetzung von Arpad Guilleaume. Graf Nikolaus Zrinyi: Der Fall von In der U Sziget. Obsidio Sigetiana. Budapest 1944, S. 222, Gesang 14, Strophe 2. Zu den Folgenden vgl. Klaniczay (wie Anm. 3), S. 353–355; Galavics (wie Anm. 3), S. 78–79; Cennerne´ (wie Anm. 2), D 11; Tibor Klaniczay: Zrı´nyi olvasma´nyaihoz: Vittorio Siri [Zu den Lektu¨ren Zrı´nyis: Vittorio Siri]. In: Irodalomto¨rte´neti Ko¨zleme´nyek 74 (1970), S. 684–689. Vgl. z. B. Jutta Breyl: Pictura loquens – poesis tacens. Studien zu Titelbildern und Rahmenkompositionen der erzhlenden Literatur des 17. Jahrhunderts von Sidneys »Arcadia« bis Ziglers »Banise«. Hgg. von Hans Geulen, Wolfgang Harms und Nikola von Merveldt. Wiesbaden 2006, S. 128–129, 283. ¨ ber das Titelblatt des »SyreFarkas Ga´bor Kiss: A »Syrena«-ko¨tet cı´mlapja´ro´l [U na«-Bandes]. In: Irodalomismeret 16 (2005), 2, S. 43–55.

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antiken und humanistischen Vorbildern; zwischen Text und Bild entsteht durch die sich kmmende und in den Spiegel blickende bzw. die Muschel haltende und sich an das Schiff klammernde Sirene im Vordergrund eine eigenartige Spannung. Diese Vernderungen haben auch die Bildbotschaft weitgehend modifiziert: Whrend auf dem Titelblatt zum Band Siris die Idee der wirklichkeitsgetreuen Geschichtsschreibung im Mittelpunkt steht, betont das Titelblatt im Werk Zrı´nyis die Idee des allen Versuchungen standhaltenden, tugendhaften Helden und des zum Guten anregenden Dichters. ¨ bersetzung Auf dem Titelblatt der 1660 erschienenen kroatischen U dieses Gedichtbandes, angefertigt von Peter Zrı´nyi, dem Bruder des Dichters, findet sich eine u¨berarbeitete Version der gleichen Komposition, die von Giacomo Piccini angefertigt wurde.44 Hier sind zwei nebeneinander schwimmende Schiffe zu sehen: In dem einen sitzt Nikolaus, in dem anderen Peter Zrı´nyi, in hnlicher Haltung und Kleidung wie sein Bruder. Die Sirenen um das Schiff von Nikolaus sind unverndert, die um das Schiff von Peter sind jedoch neu hinzugekommen. Ihre Zahl ist ho¨her und sie symbolisieren andere Laster: Sie bieten Peter Ruhm, Macht und Ansehen dar. Der bedeutendste Unterschied besteht darin, dass Peters Schiff im Vordergrund mit Waffen beladen ist und das Schiff Nikolaus auf eine Burg mit ungarischem Wappen, Pe¨ ber ters Schiff aber auf eine Burg mit kroatischem Wappen zusteuert. U ihnen schwebt die Figur der ihre Taten verku¨ndenden Fama mit Posaune. All das weist auf die Aufnahme des Tu¨rkenkampfes, auf die Verteidigung Ungarns und Kroatiens offen hin und steht mit der zentralen Idee des Werkes in engem Zusammenhang. Ein eigenes Thema bilden ¨ bersetzung, die durch das Bilddie Illustrationen der kroatischen U material einer Prachtausgabe von Tassos Gerusalemme liberata aus dem 16. Jahrhundert inspiriert wurden.45 Zrı´nyis Ruhm in Europa entfaltete sich in der ersten Hlfte der 1660er Jahre. Seine Perso¨nlichkeit und seine militrischen Erfolge nahmen zu dieser Zeit eine zentrale Stelle in den Gesandtschaftsberichten, Zeitungen, Flugschriften und auf den Druckgraphiken zum Thema der Tu¨rkenkmpfe ein.46 Durch die Festung Neu-Serinwar (ung.: Zrı´nyi´ jva´r, heute kroat.: Novi Zrin), die Zrı´nyi trotz des Verbots des Wiener U Hofes hatte errichten lassen und die fu¨r die Tu¨rken eine große Herausforderung war, weiterhin durch seine im Winterfeldzug von 1663/64 erzielten Erfolge, durch seine Oberbefehlshaberrolle u¨ber die kaiserli44 45

46

Cennerne´ (wie Anm. 2), D 12 e´s E 16. Sa´ndor Iva´n Kova´cs: Az ´ıro´ Zrı´nyi Miklo´s [Der Schriftsteller Miklo´s Zrı´nyi]. Budapest 2006, S. 45. R. Va´rkonyi (wie Anm. 38).

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chen Truppen in Ungarn und durch seine sich der Politik der Habsburger widersetzenden Bestrebungen wurde er zu der am hufigsten erwhnten und dargestellten ungarischen Perso¨nlichkeit. Seine militrischen Erfolge erhielten durch das Beispiel seines Urgroßvaters historische Legitimierung; es verbreiteten sich aber auch verschiedene fiktive und unkontrollierte Nachrichten u¨ber ihn. Zu dieser Zeit kommen in der Ikonographie neben den Portrts Reiterbildnisse sowie Veduten und Landkarten u¨ber die militrischen Ereignisse auf. Auf den letzteren findet sich manchmal ebenfalls ein Portrt Zrı´nyis. Von den graphischen Varianten des zweiten Widemannschen Portrts sticht das auf 1663/64 datierte Blatt von Balthasar Moncornet in einem achteckigen Rahmen, unten mit dem Wappen der Zrı´nyis versehen, hervor.47 Seit dieser Zeit wird bei einem Teil der Darstellungen ¨ berwurf aus Fell u¨ber der Schulter des Dichters zu einem beliebder U ten Motiv. Die franzo¨sische Inschrift, in der die Ereignisse von 1566 kurz zusammengefasst sind, deutet auf die Verwandtschaft des Dichters und Feldherrn Zrı´nyi mit dem Helden von Sziget.48 ¨ lbild eines unbekannten MeisEin zum gleichen Typ geho¨rendes O ters aus der zweiten Hlfte des 17. Jahrhunderts hngt im Korridor des Franziskanerklosters in Tschakathurn (ung.: Csa´ktornya, heute kroat.: ˇ akovec); es kann auf ein fru¨her im Familienbesitz befindliches GemlC de zuru¨ckgefu¨hrt werden. So wie in der Druckgraphik sorgte Zrı´nyi auch in der Malerei dafu¨r, der Nachwelt ein Portrt auf ho¨chstem Niveau der Zeit zu hinterlassen. Dieses Bild wurde von dem in Wien ttigen niederlndischen Meister Jan Thomas, einem Schu¨ler von Rubens, 1662/63 geschaffen (Abb. IV).49 Das in den Details fein, in seiner Gesamtheit jedoch großzu¨gig ausgearbeitete Werk lsst die außergewo¨hnlichen Fhigkeiten Zrı´nyis, seine moralische Gro¨ße, seine mit Besonnenheit gepaarte Tatbereitschaft und seine innere Energie unmittelbar spu¨ren. Anhand dieses Bildes hat Gerhard Bouttats einen großformatigen Kupferstich angefertigt, auf dem unten der Wahlspruch des Dichters und eine lange Inschrift mit seinen Titeln zu lesen sind.50 Zrı´nyis Wappen ist von der Kette des Ordens vom Goldenen Vließ umgeben. Von den Stechern, die weitere Varianten des druckgraphischen Portrts anfertigten, hat der Frankfurter Abraham Aubry den Dichter mit erhobenem Schwert in einem reich verzierten, ovalen Rahmen dargestellt.51 Sein Gesicht hnelt dem auf dem zweiten Stich Widemanns. 47 48

49 50 51

Cennerne´ (wie Anm. 2), D 27. Ebd., D 25. Auf einer verkleinerten Kupferstichvariante dieses Bildes findet sich ein Gedicht von Quirin Moscherosch. Ebd., D 26. Ebd., D 76. Ebd., D 77. Ebd., D 46.

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1663/64 wurden auch mehrere fiktive Portrtgraphiken hergestellt. Die bis zur Hu¨fte abgebildete, stehende Figur im Harnisch, von Gillis Hendrix, hlt zum Beispiel einen Morgenstern in der rechten Hand, die Linke ruht auf einem Helm, auf dem Haupt sitzt ein Kalpak mit Federn.52 Adriaen Posseniers und ein unbekannter italienischer Meister haben davon seitenverkehrte und verkleinerte Brustbildvarianten angefertigt.53 Das fiktive Portrt von John Chantry erschien 1664 in London als Frontispiz einer englischen Biographie Zrı´nyis, in der er als das Schicksal Europas in den Hnden haltender Staatsmann bezeichnet wird.54 Laut Signatur wurde der Kupferstich anhand einer Arbeit des Monogrammisten H. D. angefertigt. Auffallend ist hier neben den fiktiven Gesichtszu¨gen die westeuropische Kleidung der von einem ovalen Lorbeerkranz umgebenen Gestalt: die an der Ru¨stung u¨ber Kreuz gebundene Schrpe und die verzierte Halsbinde. Letzteres ist ein beliebtes Motiv auf den Portrts der zeitgeno¨ssischen englischen Aristokratie. Als Frontispiz zur 1664 in London erschienenen Ausgabe des New Survey of the Turkish Empire fertigte Chantry ein Ru¨stungsbildnis Zrı´nyis an, auf dem er in hnlicher Kleidung und mit gleichen Gesichtszu¨gen wie auf dem Portrt von Gillis Hendrix bis zu den Knien zu sehen ist (Abb. 16).55 Neben ihm schwebt der Geist seines Urgroßvaters, oben eine Schlachtenszene, in den vier Ecken kleine Portrts von Ludwig XIV., Leopold I., Tamerlan und Scanderbeg (Gjergj Kastriota). Zrı´nyi ist hier als fu¨hrende Perso¨nlichkeit der Tu¨rkenkriege dargestellt. Der Text des Schriftbandes aus dem Mund des Geistes lautet: »Avenge thy country and my Blood« (»Rche dein Land und mein Blut«). Der glei¨ bersetzung des Florus che Kupferstich wurde auch in der englischen U Hungaricus (London 1664) von Ja´nos Nada´nyi als Frontispiz verwendet. Von dem Tschakathurner Reiterbildnis, das Zrı´nyi von sich selbst anfertigen ließ, weiß man nur aus Beschreibungen. Auf einem Teil der Reiterbilder in der Druckgraphik ist Zrı´nyis Gesicht der Physiognomie auf seinen fru¨heren Portrts hnlich. Ein anderer Teil wiederum weicht von diesen stark ab, es kommen aber auch verschiedene Mischtypen vor. Der Nu¨rnberger Kupferstecher Jacob Sandrart stellte Zrı´nyi in 52 53 54 55

Ebd., D 60. Ebd., D 62–63. Ebd., D 82. Ebd., D 83. Vgl. Gyo¨rgy Go¨mo¨ri: Adale´kok az 1663–64. e´vi angliai Zrı´nyi-kultusz to¨rte´nete´hez [Angaben zur Geschichte des Zrı´nyi-Kultes in England in den Jahren 1663/64]. In: Zrı´nyi-dolgozatok 5 (1988), S. 65–96; Ders.: A Florus Hun¨ ber ein Exemplar des Florus Hungaricus garicus egy washingtoni pe´lda´nya´ro´l [U in Washington]. In: Magyar Ko¨nyvszemle 120 (2004), S. 55. Die Ikonographie des Blattes wurde vermutlich durch die Mode der sog. »revenge tragedy« und durch das beliebte Motiv des rchenden Geistes beeinflusst.

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Panzerhemd, Brustharnisch und Helm mit einem erhobenen Schwert in der Hand auf einem galoppierenden Pferd im Kampfe dar; unter dem Pferd enthauptete tu¨rkische Krieger, im Hintergrund eine Schlachtenszene (Abb. 17).56 Neben dem Sattel findet sich ein spitzer Dolch und eine Pistole, u¨ber Zrı´nyis Schulter flattert ein Dolman. Die Authentizitt des Portrts wird durch die Bildlegende eigens hervorgehoben. Auf einem schwebenden Schriftband steht der Wahlspruch Zrı´nyis. Diese Komposition, die in erster Linie eine durch den Einfluss der militrischen Ereignisse entstandene Bewertung im Ausland vermittelt, ist Teil einer aus Reiterbildnissen bestehenden Serie, in der die herausragenden Teilnehmer der Tu¨rkenkmpfe in den 1660er Jahren verewigt wurden, unter ihnen auch Peter Zrı´nyi. Kupferstiche hnlichen Typs haben unter anderen Johann Hoffmann, Hans Joerg Bodenehr, William Faithorne und Elias Wellho¨ffer angefertigt.57 Es ist auch eine bedeutend vereinfachte Holzschnittvariante dieses Bildtyps auf dem Titelblatt einer Augsburger Flugschrift bekannt, die den Text eines an den Kaiser gerichteten Schreibens von Zrı´nyi enthlt.58 Auf den Blttern von Jacob Sandrart und dem Monogrammisten C. S. erscheinen im Hintergrund unterhalb des Pferdes von Zrı´nyi die Veduten von Tschakathurn, Wohnsitz und Gutszentrum der Familie, sowie die von Neu-Serinwar.59 Nach dem gleichen Schema fertigte Sandrart das Reiterbildnis von Peter Zrı´nyi an.60 Auf dem Titelblatt des die Kmpfe des Winterfeldzuges von 1663/64 darstellenden Denkmals Serinischer Ho¨ldenthaten (o. O. 1664) findet sich eine verkleinerte Variante des Hoffmannschen Stiches, und zwar in einer Gruppe mit den Reiterbildnissen Raimondo Montecuccolis und Peter Zrı´nyis.61 Auf dem – nach der Vorlage Wallerand Vaillants angefertigten – Kupferstich von Cornelis van Dalen d. J. schreitet Zrı´nyis Pferd langsam aus (Abb. 18). Das Bild stellt eine Variante des Reiterbildnisses der beiden Meister von Leopold I. dar, das in einigen Details neu gestochen und mit einer neuen Inschrift versehen worden ist.62 Auf diesem Bild ist also die Figur Zrı´nyis aufgrund eines Kaiserportrts ausgefu¨hrt. Auf einer seitenverkehrten Komposition von Hugo Allardt sind die Motive von fru¨heren Zrı´nyi-Portrts und Reiterbildnissen durch einen Feuerdrachen und einen Adler mit Schwert ergnzt. Diese symbolisieren den zweifachen Kampf Zrı´nyis gegen die Tu¨rken und den Wiener Hof. 56 57 58 59 60 61 62

Cennerne´ (wie Anm. 2), D 70; Galavics (wie Anm. 3), S. 92. Cennerne´ (wie Anm. 2), D 73, D 66, D 59, D 58. Ebd., D 34. Ebd., D 56–57. Ebd., E 18. Ebd., D 74. Ebd., D 64, 67.

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Eine Variante der Reiterbildnisse mit galoppierendem Pferd gelangte auch auf die von einem unbekannten italienischen Meister gestochene kartographische Darstellung des Winterfeldzuges.63 Auf der Karte ist der su¨dliche Teil Transdanubiens unter Kennzeichnung der Orte, wo die Kmpfe stattfanden, dargeboten, im Vordergrund sieht man Zrı´nyi zu Pferde. Ein weiterer Abbildungstyp diente fu¨r das Reiterbildnis Paul Esterha´zys als Vorlage, der an der Seite Zrı´nyis am Winterfeldzug teilgenommen hatte. Mehrere Reiterportrts von Peter Zrı´nyi folgen der gleichen Vorlage.64 Von den Schaupltzen der bedeutendsten Schlachten Zrı´nyis ist eine ganze Serie von Veduten und Landkarten entstanden. Neu-Serinwar und Sziget geho¨ren zu den am hufigsten dargestellten ungarischen Burgen.65 Die Mehrheit der Bltter stammt von deutschen und niederlndischen Meistern; sie dienten hufig als Illustrationen fu¨r Flugschriften. Die Ansichten fu¨r das in zahlreichen Ausgaben und auch in ¨ bersetzung erschienene Werk Der Donau Strand (Nu¨rnitalienischer U berg 1664) Sigmund von Birkens hat zum Beispiel Jacob Sandrart in Kupfer gestochen, darunter auch die von Sziget und Neu-Serinwar.66 Auf einem Teil der Stiche findet sich Zrı´nyis Bildnis in einem kleinen Medaillon (Abb. 19), manchmal auch zusammen mit den Portrts anderer Perso¨nlichkeiten der Tu¨rkenkmpfe. So sind die Bltter, die die Belagerung Neu-Serinwars 1663 und Klausenburgs (ung.: Kolozsva´r, heute rum.: Cluj-Napoca) 1662 zusammen darstellen, mit Zrı´nyis Portrt und Wahlspruch versehen.67 Auf den zweiteiligen Abbildungen mit der brennenden Bru¨cke von Esze´k/Esseg (heute kroat.: Osiek) und der Landkarte des Winterfeldzugs befindet sich sein Portrt zusammen mit dem des Großwesirs Ahmed Ku¨prili und Peter Zrı´nyis (Abb. 20).68 Auf einer von einem unbekannten deutschen Meister gestochenen Flugblattillustration, die die Belagerung von Kanizsa wiedergibt, ist Zrı´nyis Portrt von den Bildnissen der beiden anderer Generale des erfolglosen Unternehmens, Wolfgang Hohenlohe und Pietro Strozzi, umgeben.69 Auf einem Bild von der Belagerung Kanizsas mit italienischem Text wurde Zrı´nyi zusammen mit dem Großwesir dargestellt.70 Einem Flugblatt mit flmischem und franzo¨sischem Text sind symbolische Darstellungen Kanizsas und Neu-Serinwars sowie Portrts von Sultan Mo63 64

65 66 67 68 69 70

Ebd., D 148. Ebd., E 25; Pa´l Esterha´zy: Mars Hungaricus. Hg., u¨bers. und mit einem Beitrag von Emma Iva´nyi, Einl. von Ga´bor Hausner. Budapest 1989, S. 103. Szalai, Sza´ntai (wie Anm. 5), Bd. I, S. 121–127; Bd. II, S. 158–161; Bd. III, S. 139. Ebd., Bd. III, S. 110–116. Cennerne´ (wie Anm. 2), D 109–110. Ebd., D 138–139, D 142. Ebd., D 158. Szalai, Sza´ntai (wie Anm. 5), Bd. I, S. 94, Nagykanizsa 1664/21.

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hammed IV. und Zrı´nyi beigegeben.71 Das Brustbild Zrı´nyis kommt sowohl auf der von Lucas Schnitzer angefertigten gemeinsamen Abbildung von Neu-Serinwar und Tschakathurn als auch auf dem von einem unbekannten deutschen Meister gestochenen Lageplan von der Umgebung und der strategischen Situation Neu-Serinwars vor.72 Die Vermischung der Gestalten und des Ruhmes der beiden Zrı´nyis, die im Textmaterial mancher Flugschriften von 1663/64 festgestellt werden kann, ist auch auf einigen fiktiven Belagerungsdarstellungen zu beobachten. Der Vorbeimarsch der Truppen Zrı´nyis an Sziget kann zur Verbreitung des Geru¨chtes gefu¨hrt haben, dass er die Burg den Tu¨rken wieder entrissen habe. Weit entfernt von Ungarn hielt man dies fu¨r ein wahres Ereignis, u¨ber das auch Flugschriften mit Veduten herausgegeben wurden.73 Da man die Heldentaten und Kampferfolge Zrı´nyis kannte und der Name Zrı´nyi mit der Burg Sziget eng verbunden war, erhielt diese Nachricht Glaubwu¨rdigkeit. Die fiktiven Bilder u¨ber die angebliche Belagerung von 1664 wurden unter Heranziehung von Vorlagen aus dem 16. Jahrhundert und deren Kupferplatten angefertigt, und zwar so, dass man die Lager in den Bilderklrungen einfach umbenannte und den starken Beschuss den befreienden Truppen Zrı´nyis zuschrieb, eine kleinere Kanonade und den Abzug der tu¨rkischen Verteidiger veranschaulichte und durch charakteristische Merkmale der Jahreszeit auf den Winterfeldzug hinwies.74 Die Vorlagen von 1566 waren leicht zugnglich, da einerseits in der Hungarischen […] Chronica von Johann Gradelehn aus dem Jahre 1665 die Belagerung Szigets nach einem fru¨heren Bildtyp dargestellt war und andererseits Paulus Fu¨rst bereits 1653 die Kupferplatten zu den Stichen Hans Sibmachers aus der 1602 erschienenen Chronologia von Ortelius aufgekauft und dann auch noch 1664 das Verlagsprivileg fu¨r dieses Werk und dessen Neuauflagen erworben hatte. Eine eigene Gruppe in der Ikonographie bilden die Darstellungen u¨ber den Tod des Dichters. Aus den Jahren von 1664/65 sind gegenwrtig sieben druckgraphische Bltter zu diesem Thema bekannt, die teilweise in engem Zusammenhang miteinander stehen und mit erklrender Inschrift versehen sind.75 Die Hauptmotive sind ein Eber auf dem Ko¨rper Zrı´nyis, der aus mehreren Wunden blutet, ein Treibnetz, 71 72 73

74 75

´ jva´r 1663/6. Szalai, Sza´ntai (wie Anm. 5), Bd. II, S. 158, Zrı´nyi-U Cennerne´ (wie Anm. 2), D 180–181. No´ra G. Ete´nyi: Hadszinte´r e´s nyilva´nossa´g. A magyarorsza´gi to¨ro¨k ha´boru´ hı´rei ¨ ffentlichkeit. Die Nachrichten a 17. sza´zadi ne´met u´jsa´gokban [Schlachtfeld und O der ungarischen Tu¨rkenkriege in den deutschen Zeitschriften des 17. Jahrhunderts]. Budapest 2003, S. 165–176. Cennerne´ (wie Anm. 2), D 125–127. Cennerne´ (wie Anm. 2), D 190–196.

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ein verzweifelter Knappe, der auf einigen Blttern ein Pferd fu¨hrt, weiterhin Zrı´nyi zur Hilfe eilende Personen, im Hintergrund eine Ansicht von Tschakathurn und der Abtransport von Zrı´nyis Leichnam (Abb. 21). Es handelt sich dabei um selbststndige Bilder oder um Illustrationen von Flugschriften und verschiedenen sonstigen Druckwerken. Einer Radierung wurde ein Trauergedicht aus elf siebenzeiligen Strophen beigegeben. In einer individuellen Auffassung wurde das Thema auf einem Kupferstich in der Allgemeinen Schau-Bu¨hne der Welt Hiob Ludolfs (Frankfurt/M. 1699–1731) bearbeitet (Abb. 22).76 Der unbekannte Meister fasste die bewegte Szene in einer gedrngten Komposition engen Rahmens zusammen, die bewaldete Umgebung ist nur angedeutet. Zrı´nyi, vom scheuenden Pferd gefallen, liegt hilflos am Boden, dem angreifenden Eber ausgeliefert, auf den ein Reiter aus unmittelbarer Nhe mit seinem Gewehr schießt. Ein Kupferstich Johann Hoffmanns geho¨rt dem Bereich der populren Druckgraphik an (Abb. 23).77 Der Inschrift zufolge zeigt das Blatt eine 1664 in Gefangenschaft Zrı´nyis gelangte tatarische Missgeburt mit Hundeohren, langem Hals, Pfeil und Bogen in der Hand. Von diesem satirischen Blatt, mit dem man das Interesse fu¨r Zrı´nyi steigern wollte, sind mehrere Versionen bekannt.78 Eine der Varianten ist der Holzschnitt Pedro Abadals mit italienischem Text, aus dem hervorgeht, dass Zrı´nyi den Tatar whrend einer Schlacht im Februar 1664 gefangengenommen hatte. Abadal ergnzte die Komposition mit verschiedenen architektonischen und landschaftlichen Motiven. Von dem Blatt sind weitere Kupferstichvarianten mit englischem, flmischem und franzo¨sischem Text aus dem 17. Jahrhundert bekannt. Spter diente Abadals Holzschnitt fu¨r einen russischen Kupferstich von 1721 als Vorlage. Diese Bltter, die einen neuen ikonographischen Typ hervorgebracht haben und auf Bestellung außerhalb Ungarns angefertigt wurden, sind die letzten Dokumente des internationalen Ruhms der beiden Zrı´nyis. Danach begann ihr Ansehen in Europa zu verblassen, in der ungarischen bzw. kroatischen Geschichte und Kultur stieg es aber weiter.

76 77 78

Bd. IV, Frankfurt/M., 1718, fol. I verso (=Spalte 131–132). Cennerne´ (wie Anm. 2), D 200. Tu¨ske´s, Egylapos (wie Anm. 6), S. 95–96; Ders., Volkstu¨mliche (wie Anm. 6), S. 129; Ga´bor Tu¨ske´s, E´va, Knapp: Popula´ris grafika a 17–18. sza´zadban [Populre Druckgraphik im 17./18. Jahrhundert]. Budapest 2004, S. 218–219; Katalin S. Ne´meth:, A »szu¨ves« e´s a kutyafu¨lu¨ tata´r. Tata´rok Zrı´nyi ko¨ru¨l [Der Tatar »mit Herz« und mit Hundeohren. Tataren um Zrı´nyi]. In: Irodalomto¨rte´net 87 (2006), S. 584–592. Fu¨r Hoffmanns Kupferstich diente vermutlich eine Holzschnittillustration in Ulisse Aldrovandis Monstruorum historia (Bologna 1642, mit weiteren Auflagen) als Vorlage: S. 14. »Homo, ore et collo Gruis«.

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Erneuerungsversuche der Ikonographie bis zum 20. Jahrhundert In dem nach der siegreichen Schlacht von Szentgottha´rd/Sankt Gotthard im August 1664 geschlossenen – fu¨r Ungarn außerordentlich ungu¨nstigen – Frieden von Vasva´r/Eisenburg wurden die Beendigung der tu¨rkischen Expansion und die Sicherheit der westeuropischen Lnder deklariert. Infolgedessen verschwand Ungarn voru¨bergehend aus dem ¨ ffentlichkeit. Das ist eiMittelpunkt des Interesses der europischen O ner der Gru¨nde dafu¨r, dass sich der Schwerpunkt des Mzenatentums fu¨r die Zrı´nyi-Darstellungen seit dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts allmhlich nach Ungarn und Kroatien verlagerte. Andererseits wurde die Gestalt des Helden von Sziget durch die nach dem Tode ¨ berlieferung des Dichters und Feldherrn entstandene neue historische U ¨ voru¨bergehend in den Hintergrund gedrngt. In dieser Uberlieferung kann man die beiden Figuren nicht immer voneinander trennen. Im 19. Jahrhundert kam es sogar zu einer Vermischung mit der Vorstellung von einem heldenhaften weiblichen Mitglied der Familie, mit Ilona Zrı´nyi, die die Burg Munkatsch (ung.: Munka´cs, heute ukrain.: Mukasˇevo) zwei Jahre lang gegen die Habsburger verteidigte. Die Ikonographie der beiden Zrı´nyis gestaltete sich nach dem Tode des Dichters und Feldherrn parallel, darum wird deren weitere Entfaltung im Folgenden gemeinsam vorgefu¨hrt. Seit dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts hngt die Geschichte ¨ berlieferung mit den Vernderungen in den der bildku¨nstlerischen U politischen und literarischen Zrı´nyi-Traditionen Ungarns sowie im europischen Interesse fu¨r Ungarn eng zusammen. Die am Anfang der 1670er Jahre publizierten großen Geschichtswerke, wie z. B. Gualdo Prioratos Zusammenstellung u¨ber die erfolgreichen Feldzu¨ge Leopolds I. und das Theatrum Europaeum, enthalten Portrts des Dichters und Feldherrn Zrı´nyi (Abb. 24).79 Die stndische Konspiration, geleitet von Palatin Nikolaus Wessele´nyi, und die Serie der blutigen Vergeltungsmaßnahmen, darunter die Hinrichtung Peter Zrı´nyis, Bruder des Dichters (Abb. 25),80 warfen aber auch auf die Person Nikolaus ihre Schatten. Im Dichter Zrı´nyi sahen bereits seine Zeitgenossen die fu¨hrende Gestalt des aufkommenden nationalen Kampfes gegen die Habsburger. Um seinen tragischen Tod begannen sich Legenden mit habsburgfeindlicher Tendenz zu bilden, aber auch Hofkreise und die katholische Kirche waren bemu¨ht, das Ereignis entsprechend ihren eigenen Interessen hinzustellen.81 Die nationalen Unabhngigkeitsbestrebungen am Ende 79 80 81

Cennerne´ (wie Anm. 2), D 78, D 79, D 54. Cennerne´ (wie Anm. 2), E 38–48, E 62–83. Sa´ndor Bene, Gelle´rt Boria´n: Zrı´nyi e´s a vadkan [Zrı´nyi und der Eber]. Budapest 1988; Gelle´rt Elre´d Boria´n: Zrı´nyi Miklo´s a pa´los e´s a jezsuita to¨rte´netı´ra´s tu¨kre´-

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des 17. und am Anfang des 18. Jahrhunderts regten die weitere Entfal¨ berlieferung stark an, der Name Zrı´nyi wurde nach tung der Zrı´nyi-U und nach zum Symbol des nationalen Widerstandes gegen die Habsburger.82 Diese Bestrebungen konnten allerdings in der Zeit nach der Niederschlagung des Freiheitskampfes unter Fu¨hrung Franz Ra´ko´czis II. im Jahre 1711 nur versteckt weiterexistieren. Erst am Ende des 18. Jahrhunderts erwachte die politische und literarische Tradition der Zrı´nyis in der immer strker werdenden nationalen Bewegung zu neuem Leben. Der Kampf um die Anerkennung der Gro¨ße des Dichters und Felldherrn erlangte politische Bedeutung und die beiden historischen Perso¨nlichkeiten wurden zu einem festen Bestandteil der nationalen Identitt. Die ersten ungarisch- und kroatischsprachigen Inschriften tauchten in dieser Zeit auf den druckgraphischen Portrts auf. Seit dem Ende des Jahrhunderts entstanden zahlreiche neue, romantische, patriotische und humoristisch-satirische Bearbeitungen in der Literatur u¨ber die Belagerung von Sziget und die Gestalt des Dichters; diese Werke inspirierten die ikonographischen Erneuerungsbestrebungen in bedeutendem Maße. Es entwickelte sich ein nationaler Zrı´nyi-Kult, in dem beide Zrı´nyis zu ungarischen bzw. kroatischen Nationalhelden umstilisiert und in den Dienst der national-stndischen Reprsentation gestellt wurden. Diese Bestrebungen erreichten in der Zeit um die Revolution von 1848 und um das Millenniumsjahr der ungarischen Landnahme von 1896 ihren Ho¨hepunkt. Beide Zrı´nyis kommen in der Literatur dieser Periode gleichermaßen vor; sowohl Schriftsteller als auch Politiker stellten sie als bedeutende patriotische Vorbilder dar. Durch die Studie Zrı´nyi und Tasso von Ja´nos Arany aus dem Jahre 1859 wurde der Dichter endgu¨ltig in die Reihe der Klassiker der ungarischen Literatur aufgenommen. Zur gleichen Zeit wurden Versuche zur Umstilisierung beider Zrı´nyis als Verfechter der Politik der Habsburger und der katholischen Kirche unternommen. Nach dem ersten Weltkrieg waren das Horthy-System und nach 1948 die kommunistische Macht bemu¨ht, sie zu ihrer eigenen Legitimierung zu nutzen. Im 18. Jahrhundert sind die Gemldedarstellungen des Dichters und Feldherrn Zrı´nyi u¨berwiegend Varianten unterschiedlicher Qualitt von Bildtypen, die aus der Druckgraphik schon bekannt waren.83 Der gro¨ßere Teil davon stammt von unbekannten Meistern und wurde meistens fu¨r Portrtsammlungen von Adelsfamilien und geistlichen Wu¨rdentrgern als Fortsetzung der Tradition des 17. Jahrhunderts angefertigt, um

82 83

ben [Miklo´s Zrı´nyi im Spiegel der Historiographie der Pauliner und der Jesuiten]. Pannonhalma 2004. Zu den Folgenden vgl. Klaniczay (wie Anm. 3), S. 805–813. I´gy pl. Cennerne´ (wie Anm. 2), D 29–30, D 37.

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reprsentativen Zwecken zu dienen. Dies wird zum Beispiel durch Bilder aus dem Besitz der Familien Batthya´ny, Festetich und Brunswick84 bzw. aus der Gemldegalerie des Erzbischo¨flichen Lyzeums von Eger/ Erlau bezeugt.85 Diese Tradition setzte sich im 19. Jahrhundert fort. Zrı´nyi von Sziget galt auch im 18. Jahrhundert als ein Held, der sich fu¨r Kaiser und Reich aufgeopfert hatte. Davon zeugt z. B. eine Illustration des Corpus Juris Hungarici, eine Sammlung der ungarischen Gesetze, auf der sich im Hintergrund eines Portrts Kaiser Maximilians II. die Ansicht von Sziget befindet (Abb. 26).86 Demgegenu¨ber u¨bte die Erinnerung an das Schicksal Peter Zrı´nyis keinen gu¨nstigen Einfluss auf die Darstellung des Dichters aus. Das beweisen jene Bilder, die zwar den Dichter darstellen, deren Inschrift und eventuelle Nebenszene mit dem Ausfall aus der Burg ihn aber als den Helden von Sziget identifizieren (Abb. V).87 Die irrtu¨mliche Namensbezeichnung kann zwar Zufall sein, gro¨ßer ist aber die Wahrscheinlichkeit einer absichtlichen Verwechslung. Ganz am Ende des 17. Jahrhunderts kam jener Bildtyp auf, dessen weiterentwickelte Variante seit dem Ende des 18. Jahrhunderts eine zentrale Rolle in der Ikonographie des Szigeter Zrı´nyi spielte: die Darstellung des letzten Kampfes der aus der Burg ausbrechenden Soldaten mit den Tu¨rken. Die zur Zeit bekannte fru¨heste bildku¨nstlerische Bearbeitung dieses Themas stellt eine von Georg Andreas Wolfgang nach Johann Andreas Thelott d. J. angefertigte Radierung in dem von Paul Rycaut 1694 in Augsburg herausgegebenen Werk Die Neu-ero¨ffnete Ottomanische Pforte dar (Abb. 27).88 Geharnischte ungarische Soldaten brechen im Kampf mit den Osmanen, die mit Bo¨gen und Gewehren bewaffnet sind, u¨ber die heruntergelassene Zugbru¨cke aus der Burg aus. Zrı´nyis Figur ist hier noch nicht hervorgehoben. In der darauffolgenden Zeit kam dieses Thema nur selten vor, um dann 1788 auf dem Kuppelfresko von Stephan Dorffmaister, das die Einnahme der 84

85

86 87 88

Ebd., D 21, D 24, D 36, D 38; vgl. Fo˝u´ri o˝sgale´ria´k, csala´di arcke´pek a Magyar To¨rte´nelmi Ke´pcsarnokbo´l. A Magyar Nemzeti Mu´zeum, az Iparmu˝ve´szeti Mu´zeum e´s a Magyar Nemzeti Gale´ria kia´llı´ta´sa. Magyar Nemzeti Gale´ria 1988 ma´rcius–augusztus [Hochadelige Ahnengalerien und Familienportrts aus der Historischen Bildersammlung Ungarns. Ausstellungskatalog]. Hg. von Eniko˝ Buza´si. Budapest 1988, C 108. Ebd., D 19; vgl. gota H. Szilasi: Arcok I: Az egri Dobo´ Istva´n Va´rmu´zeum Ke´pzo˝mu˝ve´szeti gyu˝jteme´nye´ben le´vo˝ to¨rte´neti (fo˝u´ri, polga´ri, fo˝papi) festett e´s szobor arcke´pa´bra´zola´sok [Historische Portrts (Hochadelige, Bu¨rger, Bischo¨fe) aus der Sammlung fu¨r bildene Kunst des Burgmuseums Istva´n Dobo´ von Eger ¨ lgemlde und Skulpturen)]. In: Agria: Az egri Dobo´ Istva´n Va´rmu´zeum E´v(O ko¨nyve 36 (2000). S. 423–497, hier: 473. Cennerne´ (wie Anm. 2), A 110. Ebd., D 3, D 30. Ebd., A 109.

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Burg Sziget und den Tod Zrı´nyis wiedergibt, erneut aufzutauchen (Abb. 28).89 An den Wnden der zu einer ro¨misch-katholischen Pfarrkirche umgebauten tu¨rkischen Dschami in Szigetva´r stellte der aus Wien nach Ungarn gekommene Meister den Verlust der Burg und deren mit himmlischer Hilfe erfolgte Ru¨ckeroberung dar. Das Kuppelfresko beschwo¨rt antike Reminiszenzen herauf: Die Tu¨rken ko¨nnen Zrı´nyi nur besiegen, wenn sie ihn – wie Herakles Antaios – in die Ho¨he heben. Dorffmaister, der die barocken Traditionen der Historienmalerei vertrat, stellte Zrı´nyi in Festtagskleidung hnlich den ungarischen Heiligen in der zeitgeno¨ssischen Ikonographie sowie mit Schnurrbart und teilweise an den Dichter erinnernden Gesichtszu¨gen dar. Eine monumentale Bearbeitung des Themas, die zahlreichen weiteren Varianten als Vorlage diente, kam bereits in einer anderen Periode, im Zeichen des o¨sterreichischen Reichspatriotismus und der staatlichen historischen Reprsentation, zustande. Der gesetzlichen Gru¨ndung des Ungarischen Nationalmuseums (1807) folgend, regte Palatin Joseph 1821 die Darstellung historischer Ereignisse an, um diese fu¨r die Nation in Erinnerung zu behalten. Der Auftrag, den der Wiener Hof¨ lbilder, von denen das maler Peter Krafft erhielt, bezog sich auf drei O eine Zrı´nyis Ausfall aus Sziget und seinen Heldentod darstellt (Abb. VI).90 Die beiden anderen Bilder knu¨pfen an Maria Theresia, an die Szene Vitam et sanguinem auf dem Landtag von 1741 bzw. an die Kro¨nung Franz I. zum ungarischen Ko¨nig im Jahre 1792 an. Die Verbindung von zwei Geschichtsbeispielen der Opferbereitschaft mit der Gestalt des aktuellen Herrschers zeigt, dass dem Zrı´nyi-Bild bei der Legitimierung der Habsburger in Ungarn eine wichtige Rolle zugedacht war. Das Gemlde belegt auch, dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts das von der dynastischen Geschichtsauffassung abweichende Interesse fu¨r die Darstellung von Helden und Perioden gestiegen war, in denen man die moralischen Werte der Nation verko¨rpert sah. Krafft war ein Schu¨ler des als »offizieller« Maler Napoleons arbeitenden und als zentrale Figur der neoklassizistischen Schule geltenden Jean-Louis David; seine dekorative Malweise folgt dem Beispiel seines Meisters. Der Aufbau des Zrı´nyi-Bildes ist außerordentlich dynamisch, ihm liegt ein Zusammenstoß der keilfo¨rmigen Kampfformationen auf der Bru¨cke zugrunde. Es wurde zuerst 1825 in Wien ausgestellt, doch war bereits zuvor eine Diskussion u¨ber die Frage der historischen Treue 89 90

Ebd., 23, A 111. Ebd., A 113; To¨rte´nelem – ke´p (wie Anm. 4), IX–2; Ge´za Galavics: A Zrı´nyi kirohana´sa te´ma to¨rte´nete (Peter Krafft ke´pe e´s hata´sa) [Die Geschichte des Themas »Zrı´nyis Ausfall« (Das Bild Peter Kraffts und seine Wirkung]. In: Mu˝ve´szet Magyarorsza´gon 1830–1870. Hgg. von Ju´lia Szabo´, Gyo¨rgy Sze´phelyi F. Budapest 1981, S. 61–65.

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unter den ungarischen Literaten ausgebrochen. Ferenc Kazinczy, der die Arbeiten des Dichters mit einem Brustbild des Szigeter Zrı´nyi und einem Portrt von Peter Zrı´nyi 1817 herausgegeben hatte, empfand es als sto¨rend, dass der Protagonist bei Krafft entgegen allen historischen Quellen zu Pferde dargestellt wurde. Er erhob auch Einwand gegenu¨ber der Physiognomie Zrı´nyis. Krafft berief sich in seiner Antwort auf ein »seltenes Bild« von 1570 und auf weitere Quellen, Kazinczy hingegen nahm anlsslich der Wiener Ausstellung eine Besprechung der Krafftschen Bilder vor. Krafft hatte das Gemlde Schlacht der Amazonen von Rubens als Grundlage zu seiner Komposition genommen und Zrı´nyi aufgrund der Massenverteilung dieses Bildes zu Pferde dargestellt. Die Authentizitt der Gesichtszu¨ge beanstandete Kazinczy zu Recht, da Krafft anhand eines irrtu¨mlich kopierten Portrts des Dichters und Feldherrn gearbeitet hatte. Die Physiognomie wurde korrigiert, die Reiterfigur blieb jedoch unverndert. Das Gemlde gelangte 1846 ins Ungarische Nationalmuseum, in dessen Prospekt aus dem Jahre 1870 mehrere Nebenfiguren des Bildes dem Namen nach angefu¨hrt sind. Aufgrund dieses Idealportrts, das auch politische Aktualitt enthielt, wurde »Zrı´nyis Ausfall« fu¨r beinahe hundert Jahre zu einem zentralen Thema der Ikonographie. Von der zeitgeno¨ssischen Popularitt zeugt u. a., dass die Krafftsche Komposition auch auf einem sog. Uhrenbild vorkommt. Fu¨r ein Prmienblatt, das 1836 von Franz Sto¨ber angefertigt und vom Wiener Kunstverein herausgegeben wurde, diente ebenfalls Kraffts Werk als Vorlage.91 Auf einem anderen Uhrenbild, das nach einer Lithographie des Wiener Eduard Gurk angefertigt wurde (1831, graphische Vorlage von Johann Osolsobie), ragt in der Mitte Laurenz Juranics, der beim Ausfall die Fahne trug, heraus; der Burghauptmann selbst steht in dunkelroter Kleidung rechts von ihm (Abb. 29).92 Inspiriert durch die Kritik an der historischen Glaubwu¨rdigkeit der Krafftschen Darstellungsweise und unter Einbeziehung seines Gemldes stellte Moritz von Schwind – der Maler der Elisabeth-Fresken auf der Wartburg – Zrı´nyi traditionsgemß zu Fuß dar; abgesehen davon ¨ bereinstimmungen weisen jedoch beide Kompositionen mehrere U 93 auf. Anhand dieser Graphik Schwinds fertigte Josef Kriehuber eine Lithographie an, die als Teil der Serie Zur vaterlndischen Geschichte von einem Wiener Verlag vervielfltigt wurde.94 Eine Variante des Bildes versah der Verlag mit einer Widmung fu¨r den Palatin Joseph, was 91 92 93 94

Cennerne´ (wie Anm. 2), A 114; To¨rte´nelem – ke´p (wie Anm. 4), IX–4. Cennerne´ (wie Anm. 2), A 123–124. Ebd., A 118; To¨rte´nelem – ke´p (wie Anm. 4), IX–3. Cennerne´ (wie Anm. 2), A 119; To¨rte´nelem – ke´p (wie Anm. 4), IX–3.

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zeigt, dass die initiative Rolle des Palatins bei der Darstellung dieser Szene allgemein bekannt gewesen sein du¨rfte. Das gleiche Thema kam etwas spter auch in der Goldschmiedekunst auf. Die linke Hlfte eines silbernen Reliefpaares, das Joseph Szentpe´teri zugeschrieben wird, hat den »Ausfall Zrı´nyis«, die rechte die »Schlacht Kaiser Barbarossas von Ikonion« zum Thema.95 Auf der rechten Seite der bewegten Komposition stu¨rzt sich Zrı´nyi vor dem Burgtor mit seinem Schwert auf die Tu¨rken. Unten auf einem Balken liegt ein ungarischer Soldat und hlt ein Wappenschild mit der heiligen Krone Ungarns in der Hand; an das Schild stoßen die Fu¨ße eines neben ihm liegenden Tu¨rken. ¨ lbildvariante des Themas »Zrı´nyis AusBertalan Sze´kely hat eine O ´ fall« angefertigt, auf der Zrınyi kurz vor dem Ausbruch innerhalb der Burg, inmitten der flehenden Frauen und Kinder sowie der in den Kampf ziehenden Helden zu sehen ist.96 Sze´kely beschftigte sich beinahe fu¨nfzehn Jahre lang mit dem Thema und fertigte mehrere Skizzen an. Die Krafftsche Komposition hat wohl kaum auf ihn gewirkt. Er verwendete moderne ku¨nstlerische Mittel und verlieh der historischen Szene eine Deutung, die an das Gewissen der Nation appelliert. Von den zahlreichen Darstellungen zum Thema des »Ausbruchs« vom Ende des 19. und vom Beginn des 20. Jahrhunderts (z. B. Oton ¨ lbild Simon Hollo´sys hervorgehoIvekovic´, goston Kova´cs) sei das O ben, das im Millenniumsjahr von 1896 entstand.97 Die Komposition Hollo´sys, der in Mu¨nchen gelernt hatte und dort eine Kunstmalerschule leitete, weiterhin der Bewegungsreichtum und manche Motive des Bildes beschwo¨ren Krafftsche Reminiszenzen herauf. Allein die sprengende Gestalt Zrı´nyis ist hervorgehoben, die Umgebung und die Nebenfiguren sind nur angedeutet. Hollo´sys Bestrebung, die Historienmalerei im Geiste des Pleinairs zu erneuern, ist hier offensichtlich. Das Werk von Tivadar Csontva´ry-Kosztka aus dem Jahre 1903 basiert auf einer vollkommen neuen Auffassung des Themas: Es ist ein individuell gestaltetes, von den Geschichtsquellen unabhngiges Phantasiebild (Abb. 30).98 Zrı´nyi bricht nicht aus der Burg aus, sondern steht allein vor dem Tor eines brennenden Schlosses und richtet anstelle eines Schwertes eine Pistole auf die angriffsbereiten Tu¨rken hinter einem Ziehbrunnen. Seine Kampfgefhrten warten in der Toro¨ffnung. Die einsam stehende Gestalt betont die Hilflosigkeit, das Ausgeliefertsein 95

96 97 98

To¨rte´nelem – ke´p (wie Anm. 4), X–20–21. Joseph Opitz hat das Thema »Zrı´nyis Ausfall« auf einem Glaspokal dargestellt. Ka´roly Lyka: A ta´blabı´ro´ vila´g mu˝ve´szete [Die Kunst des ungarischen Biedermeiers]. Budapest 1981, S. 59. Cennerne´ (wie Anm. 2), A 132, A 136. Ebd., A 139. Ebd., A 140.

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des Helden; ihm zu beiden Seiten stehen gru¨nende Zwergpalmen in Ku¨beln, deren Bltter bis zum Boden reichen. Die Palmen sind eventuell emblematisch zu verstehen und symbolisieren in diesem Fall viel¨ berlegenheit der Ungarn trotz tu¨rkischer U ¨ berleicht die moralische U macht. Der Ziehbrunnen ist ein typisches Element der ungarischen Landschaft und der Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts, dem hufig ebenfalls symbolische Bedeutung zukommt; das Gebude im Hintergrund geho¨rt gewissermaßen zur Natur. Auf dem Bild, das die antihistoristischen Bestrebungen des Malers reprsentiert, verschmelzen Vergangenheit und Gegenwart, symbolische und konkrete Welt zu einer untrennbaren Einheit. Kurz nach der Enstehung des Gemldes Kraffts, ebenfalls in der Zeit des erwachenden Nationalbewusstseins, wurde die neu errichtete Bibliothek der Benediktinerabtei Pannonhalma mit Fresken geschmu¨ckt, auf denen Zrı´nyi von Sziget in einem Medaillonportrt abgebildet wurde (um 1830).99 Das Bildnis fu¨gt sich in eine Portrtgalerie ein, die die beiden Lngsseiten des Deckengemldes, das Minerva zusammen mit einem studierenden Ju¨ngling darstellt, flankiert. Typisch fu¨r diesen Zyklus ist es, dass die Portrts zweier ungarischer Ko¨nige, die auch auf dem Gebiet der Wissenschaften und Ku¨nste Bedeutendes geleistet haben, hier von Bildnissen ungarischer Gelehrten, Dichter und Krieger begleitet sind. Das Bildprogramm belegt die patriotische Gesinnung im Reformzeitalter und zeigt zugleich die vaterlndischen Gefu¨hle der ungarischen Benediktiner. Seit den 1830er Jahren nahm die Zahl der von Literatur und Theater inspirierten bildku¨nstlerischen Darstellungen Zrı´nyis stark zu (Abb. 31). Diesen Prozess belegen z. B. jene Rollenbilder, die aufgrund der Auffu¨hrung von Karl Theodor Ko¨rners Zrı´nyi-Drama im Ofener Burgtheater zwischen 1833 und 1846 zustande kamen.100 Diese Kompositionen, die teilweise identischen Schemata folgen, stellen den Schauspieler Johann Bartha als Zrı´nyi dar. Maske und Kostu¨m spiegeln den Einfluss der Kupferstiche aus dem 16. Jahrhundert wider. Barthas Kleidung war zugleich das erste historisierende Kostu¨m in ¨ lgemlde und der ungarischen Theatergeschichte. Auch auf einem O einer Lithographie von Nikolaus Baraba´s ist Bartha als Zrı´nyi dargestellt, letztere ist als Beilage zum »Pester Modeblatt« (Pesti Divatlap) erschienen.101 Die Arbeiten von Baraba´s zeigen zusammen mit einer Lithographie Joseph Marastonis, der den Dichter Zrı´nyi in der tradi99

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Jo´zsef Sisa: A Ko¨nyvta´r e´s a torony e´pı´te´se [Der Bau der Bibliothek und des Turmes]. In: Mons Sacer 996–1996: Pannonhalma 1000 e´ve. Bd. II. Hg. von Imre Taka´cs. Pannonhalma 1996, S. 145–161, hier: 148. Cennerne´ (wie Anm. 2), A 64–66. Ebd., A 67–68.

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tionellen Kleidung des ungarischen Adels darstellt,102 jene Bestrebungen, die die nationalen Eigentu¨mlichkeiten betonen, und hngen mit anderen zeitgeno¨ssischen bildlichen Reprsentationen der Suche nach einer nationalen Identitt und Form eng zusammen. In der Periode nach der Niederschlagung der Revolution von 1848/49 verstrkte sich die politische Bedeutung des Namens Zrı´nyi, was auch die Ikonographie beeinflusste. Ein anschauliches Beispiel dafu¨r ist nicht an den einen oder anderen Nikolaus Zrı´nyi, sondern an den Sohn des 1671 hingerichteten Peter Zrı´nyi, an den zu lebenslnglicher Haft verurteilten Johann Zrı´nyi, geknu¨pft. Der als Erneuerer der Historienmalerei gefeierte Viktor Madara´sz stellte 1856 sein Gemlde Der letzte Zrı´nyi vor, auf dem Johann Zrı´nyi im Gefngnis dargestellt ist.103 Das Schicksal Johann Zrı´nyis wurde aufgrund von Geschichtsquellen durch eine im Sommer 1848 erschienene Erzhlung gleichen Titels erstmals aktualisiert. Das Werk von Madara´sz ist ein charakteristisches Stu¨ck in der Reihe von Bildern mit Ereignissen aus der Leidensgeschichte der Ungarn. Der Maler verleiht dem Individuum Zu¨ge, die das Leiden des ungarischen Volkes ausdru¨cken. Die antihabsburgische Sicht ist offensichtlich: Die Abbildung des zu lebenslnglicher Haft verurteilten Gefangenen beschwo¨rt die Opfer der Vergeltung nach der Niederschlagung des Freiheitskampfes herauf. Wie populr dieses Thema war, zeigen die lithographierten Varianten des Bildes aus den Jahren 1860 und 1862. Schon zuvor, im Jahre 1858, malte Madara´sz ein aussagekrftiges Idealportrt des Dichters Zrı´nyi.104 Auf einem weiteren Gemlde von Madara´sz, das in den gleichen Gedankenkreis geho¨rt,105 ist der zu einem geflu¨gelten Wort gewordene Satz des Dichters »Tu dem Ungarn nichts zuleide!« auf der Streitaxt zu Fu¨ßen eines ungarischen Adeligen zu lesen, der im Begriff ist, sich fu¨r die an seiner Tochter veru¨bte Schande zu rchen. In dieser Zeit sind die Darstellungen der Zrı´nyis im westlichen Teil Europas ußerst selten: Zu einer Illustration des monumentalen kleidungsgeschichtlichen Werkes von Raphael Jacquemin, publiziert ebenfalls 1862 in Paris, diente das Ganzportrt von Dominicus Custos u¨ber Zrı´nyi von Sziget aus dem Jahre 1601 als Vorlage.106 Aufgrund literarischer und theatralischer Quellen erschienen 1860 zwei neue, relativ selten dargestellte Themen in der Druckgraphik: »Zrı´nyis Schwur« und »Zrı´nyi weist die Aufforderung der tu¨rkischen

102 103 104 105 106

Ebd., D 7. To¨rte´nelem – ke´p (wie Anm. 4), XI–8. Cennerne´ (wie Anm. 2), D 87. To¨rte´nelem – ke´p (wie Anm. 4), XI–6. Cennerne´ (wie Anm. 2), A 51.

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¨ bergabe der Burg zuru¨ck«.107 Die literarischen QuelGesandten zur U len zu den beiden Lithographien waren der fu¨nfte und sechste Gesang von Zrı´nyis Epos; die direkte Anregung lieferte eine Theaterauffu¨hrung, die Aristokraten zur Unterstu¨tzung von kroatischen, slawonischen und im Grenzgebiet Ungarns lebenden Notleidenden im ungarischen Nationaltheater veranstaltet hatten. Whrend der Auffu¨hrung wurden zwei Tableaus u¨ber die Belagerung von 1566 gezeigt; die Szenen kommentierte Mo´r Jo´kai, der Autor des Trauerspieles »Die Mrtyrer von Szigetva´r«. Die die Tableaus verewigenden Lithographien erschie´ jsa´g) und wurden vom Herausgeber nen in der »Bildzeitung« (Ke´pes U auch als selbststndige Kunstbltter in Umlauf gebracht. Zur Theaterauffu¨hrung und zum Erscheinen der Lithographien kam es zu Zeiten von antihabsburgischen Demonstrationen und deren Niederschlagung, das heißt in einer angespannten innenpolitischen Situation, wodurch die Gestalt des Szigeter Zrı´nyi eine besondere Bedeutung erhielt. Die Bltter belegen zugleich den Prozess, im Laufe dessen die Bilder der Geschichte, darunter die Darstellungen des Szigeter Zrı´nyi, in der zweiten Hlfte des 19. Jahrhunderts regelmßig in der Privatsphre erschienen. Um 1860 fing eine neue Periode in der ungarischen Historienmalerei an und in die 1860er Jahre kann ein anderer Erneuerungsversuch der Ikonographie datiert werden: die Darstellung des Todes des Dichters Zrı´nyi mit neuen Mitteln. Gustav Kelety fertigte zuerst eine Skizze an und setzte dann die Komposition, in der die Traditionen der romantischen Landschaftsmalerei mit der historischen Szene verschmelzen, in eine Lithographie um.108 Die vervielfltigte Variante erschien als Gedenkblatt der Ungarischen Gesellschaft fu¨r Bildende Kunst fu¨r das Jahr 1866. hnlich dem Helden von Sziget spielte in den sechziger Jahren auch der Dichter und Feldherr in der staatlichen historischen Reprsentation eine Rolle. Seine erste, Kaiser Franz Joseph I. gewidmete lebensgroße Marmorstatue wurde 1864/65 in einer Skulpturenreihe von o¨sterreichisch-ungarischen Feldherren in der Vorhalle des Wiener Arsenals aufgestellt (Abb. 32).109 Der dabei noch als Bildhauergeselle ttige Ni107 108

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Cennerne´ (wie Anm. 2), A 143–145, To¨rte´nelem – ke´p (wie Anm. 4), XI–30. Cennerne´ (wie Anm. 2), D 198–199. Die antihabsburgische Tendenz des Zrı´nyi¨ lbild aus dem 19. Jahrhundert zum Ausdruck, Kultes kam auf einem anonymen O auf dem der Tod des Dichters Zrı´nyi durch Mord dargestellt wird. Zrı´nyi lsst sein Schwert fallen und sinkt zuru¨ck, da er durch einen Schuss getroffen wird; der Eber ist gerade dabei, ihn anzugreifen. Die Szene geht auf die immer wieder aktualisierte Legende des durch den Wiener Hof angeregten Meuchelmordes zuru¨ck. 1943 befand sich das Bild im Prunksaal des Rathauses von Tschakathurn, heute ist es nicht mehr auffindbar. Reproduktion in: Magyar Katonau´jsa´g, 20. November 1943, S. 7. Ebd., D 88. Die Geburts- und Todesdaten auf dem Sockel weisen auf den Burghauptmann von Sziget, die Inschrift und die Gesichtszu¨ge jedoch auf den Dichter hin.

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kolaus Izso´ fertigte einige Jahre spter fu¨r das Treppenhaus des Ungarischen Nationalmuseums eine Marmorbu¨ste des Dichters an.110 Die zwischen 1898 und 1902 entstandene Zrı´nyi-Skulptur von Joseph Ro´na wurde im Zeichen der staatlichen historischen Reprsentation und des Denkmalkults um Perso¨nlichkeiten in Budapest aufgestellt, die als Vorbild fu¨r die bu¨rgerliche Tugend dienen sollten.111 Die Schlussszene von Friedrich Werthes Zrı´nyi-Drama diente einem besonderen Gemlde von Franz Xaver Weber als Quelle. Vom 1790 uraufgefu¨hrten Theaterstu¨ck erschien noch im gleichen Jahr eine ¨ berarbeitung in patriotischem Geist, die mehrmals gegeungarische U ¨ lbild von 1871 ist die vornehm gekleidete Gattin ben wurde. Auf dem O Zrı´nyis im Begriff, den Pulverturm der Burg mit einer Fackel anzuzu¨nden; die sich ihr entgegenstu¨rzenden Tu¨rken ko¨nnen die Tat nicht mehr verhindern.112 Karl Federle hat noch im gleichen Jahr eine Lithographie nach dem Gemlde angefertigt, die mit einer ungarischen Inschrift versehen als Beilage zum Blatt »Ungarn und die Welt« (Magyarorsza´g e´s a Nagyvila´g) unter dem Titel »Die letzten Minuten von Szigetva´r« publiziert wurde. Ebenfalls die Schlussszene von Werthes Drama und dieses Bild waren die Quellen fu¨r einen Farbdruck vom Anfang des 20. Jahrhunderts mit dem gleichen Bildmotiv, der aber mit der Inschrift »Heldentat Ilona Zrı´nyis bei der Verteidigung der Burg Munka´cs/Munkatsch (heute ukr.: Mukacevo) von 1688« versehen war.113 Die fiktive Szene ist auf eine Verschmelzung der tu¨rkischen Belagerung von Sziget mit dem Namen Zrı´nyi und der die Burg Munka´cs gegen die Habsburger heldenhaft verteidigenden Frauengestalt zuru¨ckzufu¨hren. Infolge des nach dem o¨sterreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 erstarkenden staatlichen Reprsentationsbedu¨rfnisses erschien die Gestalt Zrı´nyis von Sziget mehrmals auf Gemldezyklen, die die Großen der ungarischen Geschichte darstellen. Im Sitzungssaal des Rathauses von Kecskeme´t befindet sich z. B. eine Freskenfolge von Bertalan Sze´kely, die die tausendjhrige Vergangenheit der Nation durch zwo¨lf herausragende Perso¨nlichkeiten der ungarischen Geschichte, unter ihnen Zrı´nyi, im Kontext von zwei historischen Szenen darstellt.114 Die Serie, die eine dekorative Sichtweise mit Elementen des Jugendstils verbindet, wurde in staatlichem Auftrag anlsslich der Millenniumsfeierlichkeiten 110 111

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Ebd., D 89. Ebd., A 61. Von den durch Kaiser Franz Joseph I. an einer reprsentativen Stelle der Andra´ssy-Strasse gestifteten vier sog. Ko¨nigsstatuen steht heute nur noch die von Zrı´nyi an ihrem urspru¨nglichen Ort. Ebd., A 131. Ebd., A 141. Ilona Zrı´nyi wurde auf einem Kupferstich von Franc¸ois Jollain als Verteidigerin von Munka´cs 1686/88 dargestellt. Ebd., G 12. Vgl. To¨rte´nelem – ke´p (wie Anm. 4), XII–9.

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von 1896 angefertigt. Die Konzeption hnelt der des Millenniumsdenkmals in Budapest, weist aber die Besonderheit auf, dass hier neben nationalen Herrschern auch Fu¨hrer und Staatsmnner der ungarischen Unabhngigkeitsbewegungen vorkommen. Ebenfalls aus Anlass der Millenniumsfeierlichkeiten stellte Ede Ballo´ den Dichter Zrı´nyi als Jger fu¨r den Prunksaal des Komitatshauses von Zalaegerszeg dar (Abb. VII). Als Vorlage hat er das Gemlde »Kardinalinfant Don Ferdinand als Jger« (um 1632/33) von Diego Vela´zquez herangezogen.115 Im 20. Jahrhundert wurde die Gestalt des Dichters nach und nach aufgewertet und den Zrı´nyi-Kult hat nicht nur die sich entwickelnde wissenschaftliche Forschung, sondern auch die jeweilige offizielle Politik unterstu¨tzt. Im Jahre 1904 erschien die erste narrative Bildfolge, die Zrı´nyis Epos in der historisch-kritischen Ausgabe seiner ausgewhlten Werke illustriert.116 Nach dem ersten Weltkrieg wurde seine Perso¨nlichkeit immer mehr fu¨r aktuelle politisch-ideologische Zwecke in Anspruch genommen, auf den Soldaten und Feldherren eingeschrnkt und in den Dienst der revisionistischen Idee, der prohabsburgischen Geschichtsschreibung, der Unabhngigkeitsbestrebungen und der militrischen Propaganda gestellt.117 Die Inanspruchnahme der Ikonographie fu¨r die Zwecke der militrischen Propaganda im zweiten Weltkrieg belegen z. B. eine bronzierte Eisenplakette, die die Arbeiter der Munitionsfabrik Manfre´d Weiss angefertigt haben118 sowie mehrere Illustrationen der »Ungarischen Soldatenzeitung« (Magyar Katonau´jsa´g) aus der Zeit zwischen 1940 und 1943.119 Auf den Zeichnungen von Jeno˝ Haranghy zu Zrı´nyi lebt der Historismus des 19. Jahrhunderts weiter und vermischt sich mit der Betrachtungsweise des Designers von politischen Plakaten und des Illustrators. Seine Bilder zeigen mehrere neue 115

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Sa´ndor Iva´n Kova´cs: Ballo´ Ede Vela´zquez-uta´nzata mint Zrı´nyi-portre´ [Eine Vela´zquez-Nachahmung Ede Ballo´s als Portrt Zrı´nyis]. In: Zrı´nyi-dolgozatok 5 (1988), S. 257–261; Cennerne´ (wie Anm. 2), D 90. Gro´f Zrı´nyi Miklo´s va´logatott munka´i [Ausgewhlte Werke des Grafen Miklo´s Zrı´nyi]. Hg. von La´szlo´ Ne´gyesy. Budapest (1904). Mit einem Zrı´nyi-Portrt von La´szlo´ Telegdy und mit Illustrationen von Be´la Juszko´. Zsolt Horva´th: Va´ltozatok e´s va´ltoza´sok a Zrı´nyi-kultusz to¨rte´nete´ben (1918–1954) [Variationen und Wandlungen in der Geschichte des Zrı´nyi-Kultes (1918–1954)]. In: Zrı´nyi-dolgozatok 4 (1987), S. 63–147. Im Rahmen der sog. Helikon-Feierlichkeiten von 1921 in Keszthely wurde von Miklo´s Horthy ein Ge¨ do¨n Paizs: A korma´nyzo´ fa´t keresztelt el Zrı´nyi denkbaum nach Zrı´nyi benannt. O Miklo´sro´l [Der Gouverneur taufte einen Baum auf den Namen Miklo´s Zrı´nyi]. In: Magyarorsza´g, 3. Juli 1921. S. 2. Fu¨r diese Angabe danke ich Gyo¨rgy Szu˝cs. Cennerne´ (wie Anm. 2), D 93. So z. B. Magyar Katonau´jsa´g, 27. April 3 (1940), (Nr. 18.), S. 1; 11. Mai (Nr. 20.), S. 1; 8. Mrz 4 (1941), (Nr. 10.), S. 1; 3. Januar 5 (1942), (Nr. 1.), S. 1; 25. April (Nr. 17.), S. 1; 22. Mai (Nr. 21.), S. 1; 1. Mai 6 (1943), (Nr. 18.), S. 1; 20. November (Nr. 47.), S. 1; 11. Dezember (Nr. 50.), S. 7. Vgl. Gyo¨rgy Szu¨cs: Haranghy Jeno˝ [Jeno˝ Haranghy]. (Budapest) 1994.

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Motive: Zrı´nyi schiebt Karren beim Bau von Neu-Serinwar; er arbeitet in der Bibliothek; sein Geist vereinigt die ungarischen Soldaten der Vergangenheit und der Gegenwart; er bietet sein Schwert dar; Zrı´nyis Verklrung. Auf einer Komposition von Ka´lma´n Istokovics studiert Zrı´nyi eine militrische Karte im Lager. Eine Kalksteinskulptur des Dichters, angefertigt 1943 von Ja´nos Horvay, war urspru¨nglich fu¨r den einstigen Wohnsitz der Familie in Tschakathurn gedacht, da aber die Stadt infolge der Friedensvertrge an Jugoslawien gelangte, wurde die Statue 1964 in Szigetva´r aufgestellt.120 Das bronzene Reiterstandbild von Joseph Somogyi, das schon eine neue Epoche dokumentiert, steht seit 1968 in Szigetva´r, und zwar im Hof der inneren Burg.121 Zrı´nyi von Sziget ist hier, sich etwas aus dem Sattel erhebend, mit einem Schwert in der Rechten dargestellt. Seine hagere Gestalt bildet eine sonderbare Einheit mit dem Pferd, das Kopf und Hals waagerecht nach vorn streckt. Ein Zitat aus dem Epos Obsidio Sigetiana am Sockel des Denkmals stellt den Helden neben Hektor. Die Statue von Agamemnon Makrisz, 1988 ebenfalls in Szigetva´r aufgestellt, vereinigt das vom Titelblatt des Zrı´nyischen Gedichtbandes u¨bernommene und bedeutend modifizierte Motiv der Sirene mit einem Reliefportrt des Dichters und einem Zitat aus dem fu¨nften Gesang seines Epos.122 Der gro¨ßere Teil der neuesten Zrı´nyi-Darstellungen deutet den Prozess an, in dessen Verlauf mehrere Ku¨nstler seit den 1960er und 1970er Jahren begannen, sich mit der bis dahin von der modernen Kunst programmatisch abgelehnten Geschichte zu befassen und den Protagonisten der ungarischen Vergangenheit und Literatur Werke von individueller Formensprache und perso¨nlichem Ton zu widmen. Beispielsweise ¨ lbild des Dichters von Be´la Kondor (1965) der Ikonographie folgt das O des u¨ber den Szigeter Helden angefertigten Stiches von Zu¨ndt; die Handstellung ist jedoch bedeutend anders: Zrı´nyi hlt in seiner erhobenen Rechten ein Kriegsbeil, auf das er mit seiner Linken entschlossen hinweist (Abb. VIII).123 Diese Geste und das kleine vergitterte Fenster 120 121

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Cennerne´ (wie Anm. 2), D 96. Ebd., A 62; In memoriam Somogyi Jo´zsef [Im memoriam Jo´zsef Somogyi]. (Hg. von Ga´bor Sa´rdi). (Budapest) 2001, S. 53. Cennerne´ (wie Anm. 2), D 103. Ka´lma´n Bolga´r, Katalin Nagy T.: Kondor Be´la (1931–1972): Oeuvre-katalo´gus [Be´la Kondor (1931–1972): Oeuvre-Katalog]. Budapest 1984, Nr. 65/4; Kondor Be´la festo˝- e´s grafikusmu˝ve´sz emle´kkia´llı´ta´sa szu¨lete´se´nek 75. e´vfordulo´ja tisztelete´re [Gedenkausstellung des Malers und Graphikers Be´la Kondor zum 75. Geburtsjubilum]. Kogart, 2006. ma´jus 19–augusztus 20. (Katalog) Hgg. von Pe´ter Ferto˝szo¨gi – Ma´ria Kondor. Budapest, 2006, S. 101; vgl. Lajos Ne´meth: Kondor Be´la [Be´la Kondor]. Budapest 1976, S. 20. Nach einer mu¨ndlichen Mitteilung von Ma´ria Kondor, Schwester Be´la Kondors, stamme der Bildtitel von Be´la Kondor selbst; der Ku¨nstler habe die beiden Gestalten absichtlich miteinander verbunden.

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im Hintergrund beleuchten die aktuelle Botschaft des Bildes: den Gedanken, die Freiheit mit der Waffe zu verteidigen bzw. zu erlangen. Das Bild zeigt die Bestrebung Kondors, die konventionellen Darstellungsmo¨glichkeiten bewußt zu zersto¨ren sowie Teile der Tradition frei zu variieren und neu zu deuten. Die Unstimmigkeit zwischen mehrdeutiger Bildinschrift (»ZRINYI«), Bildtitel (»Nikolaus Zrı´nyi, der Dichter«) und verwendeter Vorlage schafft Unsicherheit und Spannung, regt zum Reflektieren an, was auf eine weitere Zielsetzung des Malers hinweist. Fu¨r die Kombination der verschiedenen historischen Motive liefert der Holzschnitt Gyo¨rgy Budays vom Dichter vom Anfang der 1970er Jahre ein weiteres Beispiel.124 Gyo˝zo˝ Somogyi fertigte in den 1980er Jahren als Teil einer aus hundert Stu¨cken bestehenden Portrtgalerie ungarischer Helden Bildnisse von beiden Zrı´nyis an. Wie die anderen Stu¨cke des Zyklus sind auch diese Portrts mit den Nationalfarben umrahmt.125 Das sorgfltige Studium der Vorlagen, die dekorative Absicht und das historisierende Bestreben fallen hier besonders auf. Whrend der Maler den Helden von Sziget im Profil sowie in Prunkharnisch und Helm darstellt, sind beim Portrt des Dichters der unter dem Dolman hervorragende rechte Arm und der auf den Betrachter gerichtete, scharfe Blick zentrale Motive. Von den Plaketten, die des Dichters gedenken, sei die von Miklo´s Borsos (1983) hervorgehoben.126 Der Avers folgt dem ikonographischen Typ des Kupferstichportrts von Gerhard Bouttats aus dem Jahre 1664, da Borsos die markanten Gesichtszu¨ge und die dichte Behaarung Zrı´nyis plastisch darstellt. Der Revers spiegelt den Einfluss der Reiterportrts mit aufgerichtetem Pferd wider. Die Hauptfigur ist von Motiven umgeben, die an die Tu¨rkenkmpfe erinnern. Die Umschrift ist ein Zrı´nyi-Zitat, das die Idee des Standhaltens im Lande verku¨ndet.

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Die Kataloge der zu Lebzeiten Be´la Kondors veranstalteten Ausstellungen fu¨hren das Bild immer unter dem angegebenen Titel auf. Magyar To¨rte´nelmi Ke´pcsarnok [Historische Bildersammlung Ungarns], Budapest, Inv.-Nr. 91.15. Cennerne´ (wie Anm. 2), A 63, D 102; Magyar ho˝so¨k arcke´pcsarnoka: Somogyi Gyo˝zo˝ festme´nyei [Portrtgalerie ungarischer Helden. Malereien von Gyo˝zo˝ Somogyi]. Text von Ro´bert Hermann, Nachwort von Beatrix Basics, Photos von Ka´roly Szele´nyi. (Katalog) Budapest 1996. Cennerne´ (wie Anm. 2), D 100; Borsos Miklo´s e´rmei [Die Plaketten von Miklo´s Borsos]. Bd. I: Portre´k [Portrts]. Hg. von Be´la´ne´ Ferto˝szo¨gi Mimi Kratochwill. Veszpre´m/Budapest 2002, S. 155. In der Kunstsammlung des Literaturmuseums Peto˝fi, Budapest, gefinden sich zahlreiche weitere Zrı´nyi-Darstellungen, vor allem Graphiken und Plaketten aus dem 20. Jahrhundert.

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Zusammenfassung Abschließend mo¨chte ich sechs Thesen formulieren und eine Frage stellen an die zuku¨nftige Forschung. 1. Das wichtigste Charakteristikum der Ikonographie ist die große Vielfalt an Themen, Techniken, Gattungen, Darstellungstypen und Funktionen. In dieser Hinsicht kann die Ikonographie der beiden Zrı´nyis der außerordentlich reichen Darstellungstradition der bedeutendsten historischen Perso¨nlichkeiten Ungarns, wie Ko¨nig Stephan der Heilige, Matthias Hunyadi und Franz Ra´ko´czi II., zur Seite gestellt werden. Man kann den Prozess beobachten, in dessen Verlauf sich bereits infolge der ersten Bildnisse eine reprsentative Portrttradition herausbildete und in relativ kurzer Zeit verschiedene Darstellungstypen zustande kamen. So wie Zrı´nyis Epos als eine Ansammlung der die Ereignisse der Geschichte Ungarns deutenden fru¨hneuzeitlichen rhetorischen Topoi zu bezeichnen ist, so birgt auch die Ikonographie der beiden Zrı´nyis zahlreiche Motive des nationalen Selbstverstndnisses und der Ungarnbilder im Ausland in sich. 2. Die Ikonographie bietet fu¨r die Untersuchung der Frage nach der Authentizitt bzw. Stereotypik der Originale und ihrer verschiedenen Derivate eine gute Mo¨glichkeit. Sie belegt die historischen Vernderungen in der Vorstellung u¨ber die Zrı´nyis und in ihr kommt die Aufnahme, Verbreitung sowie Popularisierung der humanistischen Geschichtsauffassung in Ungarn zum Ausdruck. Sie veranschaulicht aber auch das aufkommende Interesse an der Geschichte des Landes am Ende des 17. Jahrhunderts und den starken Aufschwung dieses Interesses im 19. Jahrhundert. Sie zeigt, in welchen Grundformen sich die Geschichte in der Kunst verko¨rpert; sie bringt die zeitweise unterschiedlichen Deutungen der Vergangenheit zum Ausdruck127 und macht die Verflechtung der historischen und bildku¨nstlerischen Traditionen Ungarns mit der Kunst-, Politik- und Ideengeschichte Europas greifbar. Sie macht die unterschiedlichen Zielen dienenden Varianten der Geschichtsaktualisierung sichtbar und reflektiert die Ausdrucksmo¨glichkeiten der Ku¨nstler, die ihren Platz, ihren moralischen Spielraum und ihre individuelle Formensprache suchen. Schließlich macht sie die tatschliche Rollenverteilung der mchtigen Protagonisten und der konkurrierenden Nebenfiguren der Geschichte im Kleinen spu¨rbar und bietet ein Beispiel dafu¨r, wie stark die historischen Perso¨nlichkeiten den vernderten Interessen der Nachwelt ausgeliefert sind. 127

Vgl. Erno˝ Marosi: A magyar to¨rte´nelem ke´pei. A to¨rte´netise´g szemle´ltete´se a mu˝ve´szetekben [Die Bilder der ungarischen Geschichte. Die Veranschaulichung der Geschichtlichkeit in den Ku¨nsten]. In: To¨rte´nelem – ke´p (wie Anm. 4), S. 11–33.

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3. Das ku¨nstlerische Niveau der Werke ist sehr unterschiedlich; neben Stu¨cken von provinziellem Charakter finden sich mehrere Darstellungen von mittlerer, aber auch einige von herausragender Qualitt. Durch die zahlreichen literarischen Darstellungen sind fu¨r den Helden von Sziget breitere Mo¨glichkeiten zur Erneuerung seiner Ikonographie gegeben als fu¨r den bedeutendsten ungarischen Dichter des 17. Jahrhunderts. Die Ikonographie zeigt genau die kontinuierliche Umgestaltung des Zrı´nyi-Bildes in den Augen der Zeitgenossen und der Nachwelt. Die zu Lebzeiten des Dichters gemalten Portrts belegen auch die Vernderungen in seiner Physiognomie und usseren Erscheinung. Es gibt mehrere Beispiele fu¨r eine wiederholte Heranziehung der beliebten Vorlagen, fu¨r eine sekundre Verwendung der Bilder in manipulativer Absicht, fu¨r die Vermischung der Motive und fu¨r fiktive Darstellungen. Bei aller Kontinuitt der Motive findet man kompositorische und motivische Neuerungen sowie Kontaminationen in großer Zahl, die die ikonographische Tradition immer wieder dynamisieren. 4. Beide Zrı´nyis vertreten den Typ des nach seinem Tode glorifizierten christlichen Helden, der den Kampf mit den Tu¨rken aufgenommen und sich zuerst selber oder dem die Familie ein Denkmal gesetzt hatte, das dann zum Ausgangspunkt zahlreicher weiterer Darstellungen wurde. Im 16. und 17. Jahrhundert waren neben Verewigung, Denkmalerrichtung und adeliger Reprsentation die militrische und politische Propaganda, die Information und Nachrichtenu¨bertragung sowie die Illustrierung, die Interpretation und das Argumentieren die wichtigsten Funktionen der Bilder. Bereits im 16. Jahrhundert kommt die allegorische Deutung des Schicksals des Landes auf den Bildern vor. Ab der zweiten Hlfte des 17. Jahrhunderts spielt die Zrı´nyi-Ikonographie in der Ideologie der Freiheitskmpfe und bei der Konstruktion der nationalen Mythologie eine große Rolle. In der ersten Hlfte des 18. Jahrhunderts erfolgte ein voru¨bergehender Niedergang, neue Lo¨sungen kamen nicht zustande. Seit dem Ende des Jahrhunderts entstanden dann im Laufe eines krftigen Aufschwunges neben Varianten von fru¨heren Kompositionen auch zahlreiche neue Bildtypen. 5. Im 19. Jahrhundert kam dem Zrı´nyi-Kult im Entstehungsprozess der modernen Nationen Ungarns und Kroatiens eine wichtige Aufgabe zu. Die Ikonographie wurde zu einem Ausdrucksmittel des nationalen Widerstandes, der Sehnsucht nach Gro¨ße und der Unabhngigkeitsbestrebungen. Die staatliche historische Reprsentation und die Ideen des Reichspatriotismus konnten nicht ohne die Gestalten der Zrı´nyis auskommen; auch fu¨r die Privatsphre wurden ihre Bildnisse in großer Zahl angefertigt. Die Burg von Sziget wurde in die Reihe der beru¨hmten Schaupltze der nationalen Vergangenheit eingereiht und mit der Heldentat Zrı´nyis eng verbunden. Die Perso¨nlichkeiten und die Beispie-

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le der beiden Zrı´nyis traten als Verko¨rperungen der moralischen Normen fu¨r die Nation hervor und sowohl Dichtung und historische Forschung als auch das Theater funktionierten als Anreger fu¨r die bildende Kunst. Gleichzeitig mit den Rekonstruktionsabsichten von Literatur, Geschichtsschreibung, Ethnographie und Theater ist ein Bestreben zu beobachten, die fehlenden historischen Bilder durch »authentische« Szenen zu ersetzen. Das Zeugnis der Geschichte, ihre Exempelrolle und die aus den dargestellten Ereignissen sich ergebenden moralischen Schlussfolgerungen sind wichtig geworden. Es fanden sich zahlreiche Beispiele auch dafu¨r, dass Absichten und Ambitionen der Gegenwart auf die Bilder der Vergangenheit u¨bertragen wurden. Die Zrı´nyi-Ikonographie veranschaulicht die vielfltigen bildku¨nstlerischen Mo¨glichkeiten der Idealisierung, der allegorischen Beispielgebung und der nuancierten Charakterdarstellung. 6. Im 20. Jahrhundert wurde die Inanspruchnahme der Ikonographie mit politischer Zielsetzung ungebrochen fortgesetzt. Die Ideologie belastete die ku¨nstlerische Ttigkeit oft in dem Maße, dass bei einem Teil der in dieser Zeit geschaffenen Werke sthetische Gesichtspunkte nur schwer oder gar nicht zur Geltung kommen konnten. Die organische Weiterfu¨hrung der bildku¨nstlerischen Tradition brach ab, ihre inspirative Kraft blieb aber erhalten; die Zrı´nyis wurden mehr und mehr zu Trgern von individuell-ku¨nstlerischen Bestrebungen und komplexen Bildbotschaften. Zum Schluss mo¨chte ich noch einmal hervorheben, dass von den ungarischen Adelsfamilien die Zrı´nyis mit der die o¨ffentliche Meinung besonders stark formenden Gattung der Druckgraphik am direktesten in Beru¨hrung gekommen sind. Die Geschichte ihrer Ikonographie zeigt den ehemaligen Dialog zwischen Ungarn und dem u¨brigen Europa besonders anschaulich.128 Die Dokumente der bildenden Kunst, die den fru¨heren Ruhm der Familie verku¨nden, sind heute u¨berwiegend nur noch in Bibliotheken und Museen zu finden, in modernen Bearbeitungen der Geschichte Europas kommt der Name Zrı´nyi nicht mehr vor. Wird er wohl in zuku¨nftigen Zusammenfassungen und Lehrbu¨chern u¨ber die europische Geschichte erwhnt werden – wenigstens in einer Anmerkung?

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Cennerne´ (wie Anm. 2), S. 22.

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Abb. 1. Niccolo` Nelli: Nikolaus Zrı´nyi von Sziget, 1567

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Abb. 2. Balthasar Jenichen: Nikolaus Zrı´nyi von Sziget, 2. H. 16. Jh., Graphische Sammlung Albertina, Wien

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Abb. 3. Dominicus Custos: Nikolaus Zrı´nyi von Sziget, 1601

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Abb. 4. Matthias Zu¨ndt: Nikolaus Zrı´nyi von Sziget, 1566

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Abb. 5. Antonio Lafreri: Belagerung von Sziget, 1566

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Abb. 6. Unb. deutscher Meister: Belagerung von Sziget, 1566

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Abb. 7. Monogrammist G. S.: Belagerung von Sziget, 1588

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Abb. 8. Johann Nel: Germania eilt der von den Osmanen bedrngten Hungaria zur Hilfe, 1581

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Abb. 9. Unb. deutscher Meister: Einblattdruck mit dem Wappen der Familie Zrı´nyi, 1587

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Abb. 10. Adriaen van Conflans (?): Totenbildnis des Nikolaus Zrı´nyi von Sziget, zwischen 1566 und 1574, Ungarisches Nationalmuseum, Budapest

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Abb. 11. Dominicus Custos: Nikolaus Zrı´nyi von Sziget, 1601

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Abb. 12. Unb. Meister: Nikolaus Zrı´nyi von Sziget, 2. V. 17. Jh., Chaˆteau de Beauregard-en-Ble´sois

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Abb. 13. Malerwerkstatt des Topkapı¯ Sarayı¯: Der Diwan nach der Eroberung von Sziget, 1568, Chester Beatty Library, Dublin

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Abb. 14. Elias Widemann: Der Dichter Nikolaus Zrı´nyi, 1652

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Abb. 15. Georgius Subarich: Titelblatt zum Gedichtband von Nikolaus Zrı´nyi, 1651

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Abb. 16. John Chantry: Der Dichter Nikolaus Zrı´nyi mit dem Geist seines Urgroßvaters, 1664

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Abb. 17. Jacob Sandrart: Reiterbildnis des Dichters Nikolaus Zrı´nyi mit deutschen Versen, 1663/64

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Abb. 18. Wallerand Vaillant – Cornelis van Dalen d. J.: Der Dichter Nikolaus Zrı´nyi, 1663/64

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Abb. 19. Unb. deutscher Meister: Ansicht von Neu-Serinwar mit Portrt des Dichters Zrı´nyi, 1665

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Abb. 20. Unb. deutscher Meister: Die Einscherung der Bru¨cke von Esze´k/Osiek, Karte des Winterfeldzuges mit Portrts von Nikolaus und Peter Zrı´nyi, 1664

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Abb. 21. Unb. deutscher Meister: Der Tod von Nikolaus Zrı´nyi, 1664

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Abb. 22. Unb. deutscher Meister: Nikolaus Zrı´nyis Tod, vor 1718

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Abb. 23. Johann Hoffmann: Ein Tatar in Gefangenschaft Zrı´nyis, 1664

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Abb. 24. Jan de Herde – Franciscus van der Steen: Der Dichter Nikolaus Zrı´nyi, 1670

Abb. 25. Gaspar Bouttats: Hinrichtung Peter Zrı´nyis und Franz Na´dasdys; Portrts von Zrı´nyi, Na´dasdy und Franz Christoph Frangepa´n, 2. H. 17. Jh.

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Abb. 26. Franz Leopold Schmitner: Kaiser Maximilian II. mit der Ansicht von Sziget, 1751

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Abb. 27. Georg Andreas Wolfgang nach J. A. Thelott d. J.: Ausfall aus der Burg von Sziget, 1694

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Abb. 28. Stephan Dorffmaister: Der Tod Zrı´nyis von Sziget, 1788, Ro¨misch-katholische Pfarrkirche, Szigetva´r

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Abb. 29. Unb. Maler nach Eduard Gurk: Zrı´nyis Ausfall, 1831/40, Janus Pannonius Mu´zeum, Pe´cs

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Abb. 30. Tivadar Csontva´ry-Kosztka: Zrı´nyis Ausfall, 1903, Csontva´ry Mu´zeum, Pe´cs

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Abb. 31. Ba´lint Kiss: Nikolaus Zrı´nyi von Sziget, 1842, De´ri Mu´zeum, Debrecen

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Abb. 32. Miklo´s Vay: Der Dichter und Feldherr Nikolaus Zrı´nyi, 1864/65, Heeresgeschichtliches Museum Arsenal, Wien

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IV. Forschungsberichte

Natasˇa Sˇtefanec

Zrinski Family in the Croatian Historiographic Discourse A Case-Study of the Construction in National Identity

Numerous members of the Zrinski family are recognized as national poets, heroes and martyrs in both Croatia and Hungary. For such a status, they owe a great deal to the Croatian and Hungarian historiography. Researchers of national ideologies would say that historiography, possessing the knowledge of a nation s history, served as one of the most important means for the national homogenization. It was (and it still is) a medium for the distribution of ›verified‹, ›non-questionable‹ information and interpretation of a nation s history. A nation as a construct that shapes and re-shapes in comparison with other nations is in constant competition with neighboring nations, who are often perceived as invasive and dangerous. In opposition to complex and ambiguous realities of the past, a history of a nation has to be exemplified through simplified and adapted narratives, myths and symbols. A nation s history, if presented in such a way, should testify to the nation s long-lasting vitality and cohesiveness and it should safeguard its distant historical roots, embodied in heroism, martyrdom, and cultural uniqueness.1 All this was to a certain extent known to the 19th century intellectuals and historians who participated in the ›creation‹ of nations. Ljudevit Gaj, the leader of the Illyrian movement or the Croatian National Revival (Hrvatski narodni preporod) in the first half of the 19th century, was convinced that the political history as well as the history of Croatian and Illyrian famous men, learned people and rulers, was one of the main means for the revival and homogenization of Croatian people.2 In 1850, the Society for Jugoslaw history and antiquities as well as the

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Ernest Gellner: Nations and Nationalism since 1780. Ithaca 1983; Benedict Anderson: Imagined Communities. Reflections on the Origin and Spread of Nationalism. London 1991; Eric Hobsbawm: Nations and Nationalism since 1780. Cambridge 1992; Eric Hobsbawm, Terence Ranger (eds.): The Invention of Tradition. Cambridge 1992; Patrick Geary: The Myth of Nations. The Medieval Origins of Europe. Princeton-Oxford 2002; Marc Ferro: The Use and Abuse of History. Or How the Past is Taught to Children. London 2003. Stjepan Antoljak: Hrvatska historiografija do 1918 [Croatian historiography until 1918]. Vol. 1. Zagreb 1992, p. 384–386.

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journal Archive for Jugoslaw history were established. The journal was edited by Ivan Kukuljevic´ Sakcinski, the first representative who used the Croatian language in the Croatian Diet.3 Both were established with the purpose of »research, collection and safekeeping of antiquities and objects related to the history of our people, [….]« and both were established with an aim to collect data on Croatian history and culture in domestic and foreign archives.4 In the middle of the 19th century, Franjo Racˇki, a great historian, patriotically wrote that »history has an educational duty and a duty to present events and examples from the past in order to motivate generations for great deeds, sacrifice and love towards people, country and homeland.«5 In the Croatian case, the nation s ethnic and cultural vitality was demonstrated through the historical survival of Croatian ethnicity (Croatian nobility, Croatian Estates, Croatian intellectuals, poets, people and so on). It was also demonstrated through the Croatian language6 – despite its three dialects, one of which is shared with Slovenes, and one with Serbs. The nation s political vitality was confirmed through the survival of iura municipalia – the Croatian right to elect a king, to have its Diet, its laws and freedoms of the Estates and to have its Ban validated – and a corroboration of the existence of the Croatian ›state‹ from the early Middle Ages.7 Iura municipalia were the basis for the Croatian national homogenization in the 19th century and an ideological basis for the Croatian Party of Rights main argument for the historical right of the Croatian nation to its state. As an important part of the Croatian current constitution, they remained the strongest argument to date. Such vitality of language, race and state in the highly turbulent early modern period was difficult to reconstruct in historical studies without the distortion of some basic facts. Moreover, from the Middle Ages, in a relatively small area of today s Croatia there already existed lands with diverse jurisdictions, political cultures, languages, and customs (Republic of Dubrovnik, Venetian Istria, Habsburg Istria, Venetian Dalmatia, the Croatian Kingdom, the Slavonian Kingdom, the Military Border comprising some of the mentioned political units). The

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Kukuljevic´ researched the Zrinski family. See for example Ivan Kukuljevic´ Sakcinski: Zrin grad i njegovi gospodari [Castle Zrin and its lords]. Zagreb 1883. Antoljak, vol. 1, 1992, p. 427–428. Antoljak, vol. 1, 1992, p. 388. Niksˇa Stancˇic´: Hrvatska nacija i nacionalizam u 19. i 20. stoljec´u [Croatian nation and nationalism in the 19th and 20th century]. Zagreb 2002, p. 30–42. Niksˇa Stancˇic´ explains how the ethnic identity or the popular proto-nationalism and noble political identity or the proto-nationalism of the nobility transformed into the Croatian nation. Stancˇic´, 2002, p. 81–99.

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Slavonian Kingdom was the most problematic for the Croatian homogenization since it endangered the impression of a unique Croatian area under the rule of the Habsburgs. The Slavonian Kingdom had its own Diet and Estates and its political identity throughout the early modern period. Still, its political identity, as well as its name and language were often avoided or neglected by Croatian historians – both in studies and translations.8

The Zrinski Family The political and military history of the Zrinski family was highly functional in the creation of a coherent national history, both on the Croatian and Hungarian side. The Zrinskis were incontestably of Croatian origin, stemming from the heart of the medieval Croatian Kingdom, descending from one of the most important Croatian noble families – the Sˇubic´i of Bribir.9 They were a long-lasting kinship, surviving successfully for centuries in a highly contested military zone, overcoming every obstacle imposed by the king, neighboring kinships or the Ottoman invaders. In the Ferdinand-Szapolyai contest they opted for Habsburgs who were the winning party. They were a resourceful and strong regional player that spread its indisputable power from Croatia to Bosnia in the Middle Ages and to Slavonian Kingdom and Hungarian Kingdom in the early modern period. It provided them with a long-lasting political, military and economic power and a decisive influence in the region. Though Croatian noblemen, they were, for more than a century, powerful magnates in the Hungarian Kingdom. As personalities, numerous leading members of this aristocratic family were valiant and skillful warriors as well as educated, strong-minded and creative people.10 Due to numerous letters and sources historians could easily highlight the idea that Zrinskis never lost their sense of origin or forgot their 8

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Syntheses written from the 19th century nourished such an approach though historians were mostly aware of the problem. Often, the exclusive usage of the Croatian name aims at expressing the political attitude of the author. A recent exception is the syntheses of Neven Budak (Neven Budak: Hrvatska i Slavonija u ranome novom vijeku [Croatia and Slavonia in the Early Modern Period]. Zagreb 2007) who questions the mentioned issue and sets terminological standards. Damir Karbic´: The Sˇubic´i of Bribir. A Case Study of a Croatian Medieval Kindred. PhD Thesis at Central European University, Medieval Department. Budapest 1999. See the monograph about the Zrinski family in the second half of the 16th century: Natasˇa Sˇtefanec: Heretik Njegova Velicˇanstva: povijest o Jurju IV. Zrinskom i njegovu rodu [Heretic of His Majesty: history of Juraj Zrinski IV and his kinship]. Zagreb 2001.

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Croatian language or their Croatian ethnic background. These were the crucial aspects of identity from the 19th century perspective and onwards so that it was rather easy for historians to project them backward – as the most important identity aspects in the early modern period as well. With a fairly small number of reductions and simplifications Zrinskis could be presented as one of the best representatives of Croatian ethnic and cultural vitality and an embodiment of Croatian iura municipalia, Croatian state and political authonomy. For the purpose of this paper I would like to present several topics regarding the Zrinski family which were mostly elaborated in the Croatian historiography as well as several dominant schools of thought that researched the Zrinskis. I would like to demonstrate how the Zrinskis were employed and exploited by the historians and how discourse about them developed over time – setting departure points for further research. First, from the 19th century, the history of the Zrinski family became increasingly intertwined with the history of the Croatian nation. The best traditional historians like, for example, Tadija Smicˇiklas, Vjekoslav Klaic´ and Ferdo Sˇisˇic´ wrote syntheses (political histories) of Croatian history, presenting a multitude of facts from the private and public life of the Zrinskis. Until the 1940s it went hand-in-hand with the unprecedented research about the Zrinskis. During the second half of the 20th century historical discourse became more and more mitigated by the development of social and economic history, demographic history, cultural history, and history of everyday life. Various new themes from the history of the Zrinski family came to the fore in new syntheses, discovering new motives, interests and preoccupations of the family s members. This research was also very valuable. Political syntheses resurfaced in the 1990s, with an emotional-nationalistic tone, abandoning the archival research and simplifying the narrative when compared to traditional political historians. Therefore, there were significant differences in the schools of thought and research phases regarding the research of the Zrinski family in Croatia. Secondly, numerous studies investigating isolated aspects of the family s history appeared from the 19th century, along with the publication of sources. The Zrinskis were abundantly mentioned in historiography and in textbooks. They were also the subject of many popular publications and emotional pamphlets. Despite the status and influence of the Zrinski family in the region throughout the centuries, the number of topics about the Zrinskis reiterated in mentioned writings was quite small. The Zrinski family was hardly researched per se. It was mostly researched in several contexts where it could be used as a symbol of national resistance to the foreign oppressor or where it could

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serve as an example in explaining the wider socio-economic and political processes. Croatian historians and literary historians focused on three main topics: the Battle of Sziget in 1566, the printing house in Nedelisˇc´e and the anti-Habsburg Conspiracy in 1666/1670. The battle of Sziget and the Conspiracy were events of European importance at the time when they happened. They were presented by a number of contemporary pamphlets, chronicles, woodcuts, engravings, epic songs, and narratives.11 The printing house was less so, but gained unprecedented importance as a rare and treasured cultural enterprise in 16th century Croatia-Slavonia.12 Research into the economic functioning of the Zrinski estates was also made to the certain extent though it was rarely used in political syntheses. Members of the Zrinski family who did not participated in the mentioned three events did not obtain similar attention in Croatian history and historiography.13 Still, even the three mentioned topics have not been adequately researched and interpreted in Croatian historiography, though each of them would deserve a monograph. In fact, the Zrinski family s history obtained no research based a monograph throughout the 19th and 20th centuries. What were the reasons behind this?

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Along with many contemporary leaflets, woodcuts and works on the siege of Sziget written by Brne Karnarutic´ or Pavao Ritter Vitezovic´, it should be mentioned that in 1866, H. C. G. Stier published a book in Colberg, dedicated to the memory of Nikola Zrinski IV. It contained a German folk song from the 16th century about the brave knight, count Nikola, the reprint of the history of the siege published for the first time in Vienna in 1568 and a reprint of the history of the siege by Abraham Hossman, published for the first time in Magdeburg in 1617. Popular songs about Nikola Zrinski IV were found in Burgenland and ˇ rnko, young Nikola s assistant described published by Fran Kurelac. Ferenc C the siege in 1566/67 in Croatian, and in 1568 his work was translated into Latin by Samuel Budina. Conspirators Nikola and Petar had even wider European reception. Survey in Sˇtefanec, 2001, p. 199–235; Stanko Jambrek: Hrvatski protestantski pokret u XVI. i XVII. stoljec´u [Croatian Reformation Movement in the 16th and 17th Centuries]. Zagreb 1999. Croatian ban Juraj Zrinski V died rather young after fighting bravely in the Thirty Years War. One initial research on him was made by Ivan Kukuljevic´ Sakcinski: Borba Hrvatah u tridesetoljetnom ratu [The participation of the Croats in the Thirty Years War]. In: Arkiv za povjestnicu jugoslavensku XII (1875), 1–47. After that time, Rudolf Horvat made an additional several page summary of his life based mainly on 17th and 18th century authors such as Josephus Bedekovich (Natale solum […] s. Hieronymi […]. Neostadii Austriae 1752) and Georgius Rattkay (Memoriae regum et banorum regnorum Dalmatiae, Croatiae et Sclavoniae. Viennae 1652). Information about Juraj V was reiterated on the basis of these two studies for more than a century. Recently, a study was published that contributed to the Kukuljevic´ s research (Natasˇa Sˇtefanec: IV. e´s V. Zrı´nyi Gyo¨rgy [Gyo¨rgy IV and V Zrı´nyi]. In: A Zrı´nyiek a magyar e´s a horva´t histo´ria´ban. Ed. by Sa´ndor Bene, Ga´bor Hausner. Budapest 2007, p. 87–112.

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Ethnic and Political Identity of the Zrinski Family In order to use the Zrinski family as a national symbol their ethnic identity should be proven unambiguous or should be presented as such. One part of Croatian historiography employed various tactics in order to present it as such and part of it was less concerned with the issue. In order to exemplify various approaches, I will use the examples of Nikola Zrinski IV (1508–1566) and Nikola Zrinski VII (1620–1664) as the two most famous family members. Both were considered as Croatian and Hungarian national heroes. Ethnically they were Croats, politically they were magnates of the Hungarian-Croatian Kingdom. Both spoke and wrote Croatian and Hungarian. Nikola IV had died famously on Hungarian soil fighting for a Hungarian fortress and Nikola VII had led Hungarian and Croatian magnates in the anti-Habsburg Conspiracy. Two main directions could be discerned in the interpretation of those two Zrinskis. First, interpretations based on historical research and, secondly, the simplifications for popular, political and educational purposes. 1. Historians from the 19th and the first half of the 20th centuries treated the Zrinski family in the syntheses of Croatian history and Matija Mesic´ wrote a study on Nikola IV. Additionaly, Franjo Racˇki, Tadija Smicˇiklas, Baltazar Bogisˇic´, Vjekoslav Klaic´, Ferdo Sˇisˇic´, Radoslav Lopasˇic´, Emil Laszowski and others inserted huge effort into the publication of studies and sources in various languages about the Zrinski family.14 Such efforts remain unique to this date and still offer an abundant number of facts, observations and interpretations. Their chronological descriptions and narratives were intertwined with numerous observations on personal motives and the characters of family members especially M. Mesic´ s. All the mentioned historians were Croatian patriots having a large esteem for both Nikolas. Still, for these historians, the Zrinskis were first and foremost defined by their social identity. They were magnates. In his works Sˇisˇic´ tended to present straight facts, with only implicit interpretation.15 Klaic´ wrote in similar way. He extensively described Zrinski family s interests and strategies. He explained how Nikola IV abandoned the office of Croatian Ban because it was a financial burden for him. After leaving the rest of his Croatian possessions to the Otto14

15

The first extensive collection of articles in various disciplines on the Zrinski family was: Posljednji Zrinski i Frankopani [The last Zrinskis and Frankopans]. Zagreb 1908. Sˇisˇic´, 1962 (1916), p. 278–279.

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mans he no longer needed the office so he sought the position of the Captain of Sziget in Hungary to defend his Hungarian possessions, especially his new Hungarian possession – Med¯imurje. Along the way, he married a Czech Protestant noblewomen and developed an inclination towards Protestantism.16 Such facts were not at all desirable in the syntheses of Croatian national history. Still, Klaic´, as well as almost the entire older generation, did not conceal Zrinski s motives nor ignored the political situation and power relations in the region. They were aware that, in the early modern period, social and confessional identities were prior to the ethnic identity. For them, Zrinski was loyal to the king and acted bravely and consequently in accordance with the noble code of behavior. They narrated the story in detail, restrained from explicit interpretation, revealed the content of all documents they had collected, not concealing or withholding any of the various complex aspects of the Zrinski identity. Yes, one could notice a national agenda in their writing but it was not the sole aim of it. Rudolf Horvat often introduced emotional interpretations, over-emphasizing Croatian patriotism of the Zrinski family members as one of the main motives of their actions. Still, even he was a historian whose work was based on the meticulous and critical use of the sources.17 Klaic´, as a patriot, also did not miss the opportunity to emphasize that Nikola was undeniably a Croat, defending Hungarian ground with his prevalently Croatian troops in Sziget (the later was also mentioned by Sˇisˇic´). Though his family interests often diverged from Croatian historical interests, Klaic´ would mention that, in the long run, Nikola acted to the benefit of the Croatian interests as well.18 On reading Klaic´ and Mesic´, one could say that Zrinski died defending family possessions, the king and the law, Christianity and the Croatian homeland – in that order. Later on, especially in the 1990s, this order would be rearranged. The conspirators are treated in a similar, rather complex way by this older generation of historians that also published numerous source editions and studies about the Conspiracy.19 Sˇisˇic´, as one of the most important authors took into consideration the various personal and 16 17

18 19

Klaic´, V, 1973 (1911–20), p. 253–254, 260–263, passim. See, for example, Rudolf Horvat: Poviest Med¯imurja [History of Med¯imurje]. Zagreb 1944, p. 60–82, 89–145 Klaic´, V, 1973 (1911–20), p. 327, 329–332, 263. After large editions of sources about the Conspiracy, made by Franjo Racˇki (1873) and Baltazar Bogisˇic´ (1880), historians such as Ivan Kukuljevic´ (1865), Rade Lopasˇic´ (1883, 1891) and Aleksa Ivic´ (1939) published some additional sources on the same topic. Historija naroda Jugoslavije [History of Jugoslav people]. Zagreb 1959, p. 754. Rade Lopasˇic´ published a study on the Conspiracy (Rado Lopasˇic´: Peter grof Zrinji i Franje grof Frankopan. In: Leptir. Zabavnik

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family motives as well as the interaction of the Zrinskis with numerous noble families and ruling houses of the wider region. For him, Nikola VII was one of the strongest Hungarian magnates. He assembled the most powerful »Hungarian and Croatian magnates« against Habsburg centralism in order to defend the interests of »Hungarian and Croatian Estates« and their political, military and financial autonomy. Sˇisˇic´ elaborated on how neither Nikola nor Petar managed to include Croatian Estates in the Conspiracy. To him the Conspiracy was the HungarianCroatian issue. In accounts offered by Sˇisˇic´, Nikola and Petar defended their family interests and interests of their Estate against the rival dynasty. In Sˇisˇic´ s synthesis there was no mention of their ethnic or patriotic motives in the modern sense of the word.20 To sum up, research made in the 19th century resulted with syntheses in the form of narratives discovering many data about Zrinskis, especially in the fields of political and military history. The Zrinskis were investigated and treated extensively though the research which could have produced a comprehensive monograph of the Zrinski family was not done. In addition to the complex parts of their narratives, the mentioned historians introduced some eye-catching facts and implicit patriotic interpretations that were welcomed by politicians and public and found an easy way in collective memory of the Croatian people – as was envisaged by Ljudevit Gaj and exposed in theory by Anderson, Hobsbawm, Geary and others. 2. From the 1850s onwards, political parties, cultural societies and individuals started to select from the knowledge and interpretation provided by historians. Some adapted it for political purposes. Some aimed at the cultural identification of Croats with tragic and heroic destiny of the Zrinski family through literature or music – it also had a ›hidden‹ political agenda. The most famous were the novel by Eugen Kumicˇic´ about the Conspiracy and the first Croatian opera »Nikola Sˇubic´ Zrinjski« (1876) by Ivan Zajc.21 Moreover, in the 19th century textbooks, Nikola IV was treated as an unsurpassed Croatian hero whose actions were mainly motivated by patriotism, as was researched by Charles Jelavich. Only Nicola Jurisˇic´ gained a similar mythological place in textbooks. Nikola IV was pre-

20 21

za godinu 1861, p. 113–170) as well as Ferdo Sˇisˇic´: Zavjera Zrinsko-Frankopanska, 1664–1671 [Zrinski-Frankopan Conspiracy]. Zagreb 1926. Sˇisˇic´, 1962 (1916), p. 299–307. Eugen Kumicˇic´ (1850–1904) wrote a novel: Urota zrinsko-frankopanska [ZrinskiFrankopan Conspiracy]. Zagreb 1894. It run into the disapproval of politicians and intellectuals of Jugoslav or Pan-Slavic orientation, who opposed excessive glorification of the Zrinskis and Frankopans, which Kumicˇic´ strongly rejected in a special brochure. Antoljak, vol. 2, 1992, p. 324.

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sented as a brave, honorable hero, admired even by the Ottomans, who had epitomized the centuries long resistance of Croatian people to the Ottoman invasion at the bulwark of Christendom (antemurale Christianitatis) – dying for his Croatian homeland and Christian faith as well as for the Habsburg king and Europe. Interpretations should awake national pride and a sense that Croats were honest and brave, god-fearing, hardworking people, loyal to their rulers – during their history Croats gave and suffered much more than was just and much more that it was ever recognized by those whom they defended. Such romantic and idealized presentations of its own nation were standard in Europe at the time. Nikola could perfectly epitomize these ideals after »Hungarian« elements of the story were carefully left out so as not to interfere with the message.22 Conspirators Nikola and Petar were presented as martyrs who always provided honest and loyal help to Hungarians and Habsburgs, fighting mercilessly against the Ottomans. Still, according to textbook interpretations, they were systematically mistreated by the Habsburgs, their efforts were discarded and they gained noting in return for their sacrifice but betrayal and death which doomed Croatia to annihilation – again a common occurrence in national mythologies.23 Though it cannot be examined in this paper, textbooks from the 20th century functioned in a similar way. The uses and abuses of historical facts about the Zrinskis in political life started in the 1860s. Some political parties in Croatia promoted the Zrinskis and some opposed their promotion for »nationalist purposes«. In 1861, Ante Starcˇevic´, a nationalist politician and a leader of the Party of Rights expressed his first public thoughts about the huge importance of the Zrinski and Frankopans on national history. In the same year, Ivan Krstitelj Tkalcˇic´ began to publish Croatian history in the school journal Napredak in order to provide material about Croatian history for schoolteachers. The state attorney confiscated parts of it referring to the »Zrinski-Frankopan Conspiracy«. The problem was solved only after his friend Ivan Kukuljevic´ involved Eugen Kvaternik (representative of the Party of Rights), who submitted an official protest in the Diet, after which the issue was hushed up and the book was printed. In 1866, on the 300th anniversary of the death of Nikola IV, historians and politicians prepared for the commemoration.24 Histor22

23 24

Charles Jelavich: Juzˇnoslavenski nacionalizmi. Jugoslavensko ujedinjenje i udzˇbenici prije 1914 [South-Slavic Nationalisms: Unification of Jugoslavia and textbooks before 1914]. Zagreb 1992, p. 120–122, 167, 224–226, 252, 264. Jelavich, 1992, p. 227–228. Towards the 300th anniversary of the Zrinski s and Frankopan s execution, Racˇki began to prepare an edition of sources on the event from various archives. It was published in 1873. He asked Baltazar Bogisˇic´ to collect and prepare some addi-

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ians published studies and sources. Politicians organized a large public celebration. The Zrinski cult began to be created by Ante Starcˇevic´ and Eugen Kvaternik. For them, Nikola IV was a somewhat dubious figure because he was defending Hungarian ground, but the conspirators, although collaborating with the Hungarians, deserved the highest place in the patriotic pantheon because they led a rebellion against the Habsburgs – against Austria. On the April 30th 1871, Ante Starcˇevic´ and Eugen Kvaternik organized a celebration of the 200th anniversary of Zrinski s and Frankopan s deaths. The celebrations included a holy mass in the Zagreb s Cathedral to honor and remember the two most important Croatian martyrs and patriots. Celebration of a holy mass on the 30th April became a tradition for supporters of the Party of Rights in all Croatian cities, whether approved by the government or not. Disagreement with such activities appeared in political and intellectual life. For example, during one session of the Croatian Diet, Tomislav Maretic´, a leading Croatian researcher of Slavic literature, university professor and director of the Yugoslav Academy of Sciences and Arts, declared that history should be presented as it happened and not in the way the representatives of the Party of Rights would like to present it. Moreover, according to Maretic´, historians should not portray Nikola and Petar as if they were the members of the Party of Rights.25 In 1907, Brac´a hrvatskoga zmaja (Brethren of the Croatian Dragon) took over the mission of maintaining the Zrinski cult as one of its most important goals.26 According to its initiators, it was a cultural society but with a defined political stance, close to that of the Party of Rights. It assembled (and still assembles) historians, archivists, clerics, intellectuals, and important public figures with the aim of safeguarding Croatian cultural and natural heritage and the survival of the Croatian people and state.27 In cultural life there was also Matica Hrvatska (Croatian Cultural Society). All of them emotionally emphasized Croatian virtues, the Croatian ethnic background of the Zrinski family, their martyrdom and their opposition to the oppressive Austrian rule as well as their symbolic, cohesive value for the Croatian people. Elements

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tional material from Parisian and Viennese archives to be published. It was done with delay in 1880. Antoljak, vol. 2, 1992, p. 112–113; 427–438. On the 300th anniversary of the Battle of Sziget, Matija Mesic´ wrote a study on Nikola IV, with which he was not completely satisfied. In the opinion of Racˇki, it was the most complete study on Nikola IV to that date (Matija Mesic´: Zˇivot Nikole Zrinjskoga, sigetskoga junaka [Life of Nikola Zrinski, the Hero of Sziget]. Zagreb 1866.) Antoljak, vol. 2, 1992, p. 86. Jelavich, 1992, 65. See http://www.braca-hrvatskoga-zmaja.hr (12. 3. 2008). Ibid.

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of the Zrinski family history were selectively used and presented in a highly reduced form as a symbol of resistance to all that which is foreign, and a symbol of the vital and brave Croatian spirit which cannot be broken by foreign infringement and evil destiny. In 1907, the Croatian ›Dragons‹ initiated the removal of Zrinski s and Frankopan s bones from Wiener Neustadt to Croatia which had been forbidden by the Habsburgs. It was only in 1919, under new political circumstances, that a memorial tablet was installed next to the place of the Zrinski s and Frankopan s execution in Wiener Neustadt and their bones were transferred to Zagreb s Cathedral in the presence of tens of thousands of people. It was followed by the installation of numerous memorial tablets all over Croatia (whether Zrinski had any connection to the area or not) and with the printing of pamphlets and booklets in the memory of national martyrs. In 1944, the ›Dragons‹ also organized the transfer of the remains of Adam Zrinski from Graz to Croatia. Between the two World Wars such types of popular interest in the Zrinski family did not make the authorities of the Kingdom of Serbs, Croats and Slovenes concerned. They did not mind the emphasizing of Croatian virtues in opposition to Austrian and/or Hungary. April 30th was at that time a holyday in Croatia. On the contrary, in 1946, the Brethren of the Croatian Dragon was abolished and such appropriation of the Zrinski family changed since the Zrinskis became dangerous ˇ akovec to the Yugoslav unity. The celebration on April 30th 1971 in C organized by Matica Hrvatska (in which intellectuals and historians such as Zvonimir Bartolic´ and Jaroslav Sˇidak participated) was watched by the Yugoslav secret service and perceived negatively by the authorities.28 The Croatian ›Dragons‹ re-established their work in the 1990s.29 All in all, the appropriations of the Zrinski cult for political purposes changed over the two centuries and still await a proper research. Matica Hrvatska and the Brethren of the Croatian Dragon developed a rich printing activity which was not easy to classify. Books, 28

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The year of 1971 was a year of numerous events dedicated to the Zrinski family all over Croatia – despite the disapproval of political authorities. For example, a great exhibition was organised in the Croatian History Museum in Zagreb resulting with the catalogue: Miljenko Pandzˇic´, Milan Kruhek: Hrvatski knezovi Zrinski i Frankopani: katalog izlozˇbe [Croatian counts Zrinskis and Frankopans: Exhibition Catalogue]. Zagreb 1971. Data on the activities of the Brethren of the Croatian Dragon from: http:// www.braca-hrvatskoga-zmaja.hr/Zrinjsko%20Frankopani/SlikeDesno.htm (12. 3. 2008); Horvat, 1944, p. 137–138; Dragutin Feletar – Tomislav D ¯ uric´: Navek ˇ akovec 1971, p. 48– on zˇivi ki zgine posˇteno [He who dies honestly lives forever]. C 52.

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booklets and pamphlets about the Zrinski family are still published by these societies today. Initially, from the period when they started their activities, their members, who were often not historians, printed many booklets and pamphlets following various social occasions and political events. These were reiterated basic facts, simplifications and myths about the Zrinski family, in accordance with their purpose. Then there were and are historians (And¯elko Mijatovic´, Dragutin Feletar to name a few) who printed various knowledgeable and informative studies about the Zrinski family but based on limited archival research and aimed at the promotion of Croatian national idea through the early modern history of the Zrinski family.30 Next, there were historians who were dedicated to the Zrinski cult and the promotion of the Croatian national idea but in their professional work they contributed greatly to new knowledge of the Zrinski family with numerous studies and editions of the sources, like Emil Laszowski31 and Rudolf Horvat.32

Social Identity of the Zrinski Family Research-based interpretations of the Zrinski family s history continued from the 1950s when socio-economic history began to develop under the strong influence of European historiography. From the 1950s until the 1980s, the dominance of political history was replaced by the socio-economic history in the works of Josip Adamcˇek, Nada Klaic´, Jaroslav Sˇidak, Ivan Erceg, Igor Karaman, Bogo Grafenauer and others. As the most powerful magnates, the Zrinskis were researched more than other noble families.33 Still, in the domain of social and economic history the nobility was foremost investigated as a social category and a dominant social layer in the early modern society and

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Feletar-D ¯ uric´, 1971; And¯elko Mijatovic´: Zrinsko-frankopanska urota [The Zrinski-Frankopan Conspiracy]. Zagreb 1992. Emil Laszowski: Urbar vinodolskih imanja knezova Zrinskih [Urbar of the Vinodol Properties of the Zrinski Counts]. Zagreb 1915; Emil Laszowski: Izbor isprava velikih feuda Zrinskih i Frankopana. Grad¯a za gospodarsku povijest Hrvatske u XVI. i XVII. Stoljec´u [Selection of sources on the Zrinski and Frankopan estates. Materials for the economis history of Croatia in the 16th and 17th centuries]. Vol. 1. Zagreb 1951; Emil Laszowski: Gorski kotar i Vinodol. Dio drzˇavine knezova Frankopana i Zrinskih [Gorski Kotar and Vinodol. Part of the estates of the Zrinski and Frankopan]. Zagreb 1923; Emil Laszowski: Grad Ozalj i njegova okolina. Mjestopisne i povjesne crtice [Town Ozalj and its surrounding. Topographic and historical contributions]. Ozalj 1993. See for example Horvat, 1944. See for example Vaso Bogdanov: Likovi i pokreti [Personalities and movements]. Zagreb 1957, p. 5–47.

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economy of the Croatian-Slavonian-Dalmatian Kingdom.34 Though the Zrinskis were not researched from a family history perspective, it was a huge step further. Historians reconstructed the spatial distribution of noble estates, the ways of the economic functioning of the estates and cities and collected data on incomes, quantity and quality of possessions. They explored the participation of the Zrinski family in the early modern accumulation of capital, its contribution to early industrialization and manufactories, and the development of trade in the Croatian-Slavonian Kingdom and many other topics. A generation of socio-economic historians publishing a synthesis in 1959 praised the importance of the Battle of Sziget and the Conspiracy (B. Grafenauer, N. Klaic´, J. Sˇidak) but it also introduced numerous new interpretations.35 The Zrinskis were presented as members of the noble class, closely intertwined with the Hungarian nobility. It was apparent that nobility dominantly defended its own private interests and the interest of the Estates it belonged to, whether Hungarian or Croatian or both. Interests of the nobility were no longer equalized with national

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Josip Adamcˇek: Agrarni odnosi u Hrvatskoj od sredine XV. do kraja XVII. stoljec´a [Agrarian relations in Croatia from the middle of the 15th century until the end of the 17th century]. Zagreb 1980; Josip Adamcˇek: Bune i otpori [Rebellions and resistances]. Zagreb-Ljubljana 1987; Josip Adamcˇek: Zrinsko-Frankopanski posjedi u XVII. Stoljec´u [Zrinski and Frankopan estates in the 17th century]. Zagreb 1972; Ivan Erceg: Izvjesˇtaj o ekonomskom polozˇaju i moguc´nostima unapred¯enja proizvodnje na veleposjedu plemic´ke obitelji Zrinski (-Frankopan) na sjevernohrvatskom primorju godine 1675 [Report on the economic position and possibilities of production advancement on the estates of the Zrinski(-Frankopan) family in northern Croatian Adriatic in 1675]. In: Acta historico-oeconomica, 20 (1993), p. 7–117; Nada Klaic´: Drusˇtvena previranja i bune u Hrvatskoj u XVI i XVII stoljec´u [Social riots and turmoils in Croatia in the 16th and 17th centuries]. Beograd 1976; Nada Klaic´: Ostaci ostataka Hrvatske i Slavonije u XVI. st.: od mohacˇke bitke do seljacˇke bune 1573 [Remnats of the remains of Croatia and Slavonia in the 16th century: from the Battle of Mohach until the Peasant Uprising in 1573]. In: Arhivski vijesnik 16 (1973), p. 253–325; Jaroslav Sˇidak: Prilog pitanju odnosa Petra Zrinskog prema kmetovima u doba urote, 1670 [A contribution to the relationship of Petar Zrinski towards serfs during the Conspiracy, 1670]. Zagreb 1961; Rajka Modric´: Povijesni spomenici obitelji Zrinskih i Frankopana monuments. Vol. 1. Popisi i procjena dobara, 1672–1673 [Historical sources of the Zrinski and Frankopan families. Vol. 1. Inventory and estimation of goods, 1672–1673]. Zagreb 1974. Bogo Grafenauer, Nada Klaic´ and Jaroslav Sˇidak wrote chapters relevant for this paper, in: Group of authors: Historija naroda Jugoslavije II [History of Yugoslav people II]. Zagreb 1959. Chapters referring to Croatian history introduced numerous source-based interpretations in the fields of socio-economic and cultural history and included new complex interpretations in the fields of political history. The synthesis is highly relevant even today. Jaroslav Sˇidak published a rich review of historiography with his own comments on numerous approaches to the Conspiracy. Jaroslav Sˇidak. Urota Zrinsko-Fran-

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interests, though their military importance in the opposition to the Ottomans was highly valued.36 A synthesis in the form of articles sampled by Mirjana Gross in 1981, presented results of extensive research of early modern social stratification in the area of today s Croatia. The Battle of Sziget and the Conspiracy were not elaborated in special studies but the peasant s uprising in 1573 was. Still, the Zrinski family was not neglected. It was a part of almost every text in this synthesis.37 All in all, the shift in the interpretation of the main heroic events from the Zrinski history did not mean that the Zrinskis were considered less important. For example, extensive research of Josip Adamcˇek on noble estates or the research of Igor Karaman on economic history verified and emphasized that the Zrinskis were the crucial link for the long-lasting economic integration of early modern Slavonia, Croatia and Dalmatia. For them, the Zrinskis significantly influenced the transition from medieval economies to early capitalism. Their economic importance in the modernization processes and integration of various Croatian historical lands that led to the Croatian national integration was accentuated by social and economic historians. The Zrinskis were also considered as a counterweight to the destructive effects of the establishment and functioning of the Military Border along the historical Croatian lands.38 For this generation of historians, the downfall of the family was destructive because the cohesive power between various Croatian lands was lost, and modernization could be conducted from above, from Vienna – which left Croatian lands on the periphery. Moreover, with the downfall of the Zrinskis, Croatian nobility lost its magnates and a chance to influence, not national politics, but higher politics in the region. Without them, huge possessions from the River Drava to the Adriatic Sea were bound to remain on the economic, cultural and political periphery of Central Europe.

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kopanska kao historiografski problem [Conspiracy of Zrinski and Frankopan as a historiographic problem]. In: Radovi, vol. 2., 1972, p. 5–21; Jaroslav Sˇidak: Kroz pet stoljec´a hrvatske povijesti [Through five centuries of Croatian history]. Zagreb 1981, p. 148–167. Mirjana Gross: Drusˇtveni razvoj u Hrvatskoj od 16. stoljec´a do pocˇetka 20. stoljec´a [Social development in Croatia from the 16th century until the beginning of the 20th century]. Zagreb 1981. Synthesis included authors like Josp Adamcˇek, Fedor Moacˇanin, Miroslav Bertosˇa, Tomislav Raukar and others. For example: Igor Karaman: Privredni zˇivot Banske Hrvatske od 1700. do 1850 [Economic life of the Ban s Croatia from 1700 until 1850]. Zagreb 1989; Igor Karaman. Industrijalizacija grad¯anske Hrvatske, 1800–1914 [Industrialization of civil Croatia, 1800–1914]. Zagreb 1991; Igor Karaman: Jadranske studije [Adriatic studies]. Rijeka 1992.

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Even in this period the Zrinski family was still not researched from the aspect of a family history, anthropology and everyday life. Research and interpretation emphasis was on phenomena and processes; social riots, social stratifications and the economic functioning of the noble estates, cities, economic processes in various parts of historical Croatian historical lands, the modernization process, based on extensive archival research and the adequate use of European historiography. The Zrinskis were presented as an integral and important part of Croatian early modern history but they were no longer the main actors or the main theme of interest. The nobility also obtained a somewhat negative social role as a suppressor of the freedoms of serfs and the peasantry. The advance in the research was noticeable, but it did not produce a focused holistic investigation of the Zrinski family.

Cultural Identity of the Zrinski Family39 The Zrinskis could be seen as a rare example of cultural and literary activists in the territory of today s Croatia in the 16th and 17th centuries when this region was rather unstable, involved in military activities and small war. The literary and printing activity in 16th and 17th century continental Croatia was mostly connected with the Zrinski family. The printing houses on the Zrinski properties were such an important cultural phenomenon, in absence of others, which needed to be researched and interpreted. Due to a period of Protestantism that lasted until the 1620s, Juraj Zrinski IV, a Protestant, was interpreted as being a barbarous and difficult person, especially by the authors participating in the Counter-reformation. Cultural historians such as Franjo Bucˇar and Rudolf Horvat proffered such evaluations.40 Moreover, historians researched the printing houses of Rudolf Hofhalter and Johannes Manlius in Nedelisˇc´e and Varazˇdin as well as the literary circle in Varazˇdin that were all supported and sponsored by Juraj Zrinski. Literary historians such as Zvonimir Bartolic´, Alojz Jembrih, Valentin Putanec 39

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Research of material cultura from the early modern period was mainly devoid of political and symbolical baggage so that archaeologists and art historians have greatly contributed to our knowledge of the material culture on the Zrinski properties. One should mention a few most proliferate researchers in this field such as Milan Kruhek, Zorislav Horvat and And¯ela Horvat who researched Zrinski topics amongst others. See for example Horvat, 1944; Franjo Bucˇar: Povijest hrvatske protestantske knjizevnosti – za reformacije [History of Protestant literature – during the Reformation]. Zagreb 1910; Franjo Bucˇar: Povijest reformacije i protureformacije u Medjimurju i susjednoj Hrvatskoj [History of the reformation and counter-reformation in Med¯imurje and neighbouring Croatia]. Varazˇdin 1913.

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and others presented studies with great knowledge of books, dialects and language but often without proper historical context.41 The activity of the Protestant printing houses on Juraj s Hungarian estates was rarely mentioned. Juraj IV was considered an aberration from the Zrinski Catholic norm, though the Zrinskis were officially Protestants for more than 50 years. As far as the rich literary activity of the 17th century Zrinskis and the entire literary circle around them was concerned, there existed a problem in interpreting the Zrinski s identity within the Croatian nationalist paradigm. The Zrinskis mostly intermarried with Hungarian, but also with Austrian and Czech noble families. Their social ranking intertwined them with Hungarian, Croatian and Slavonian magnates rather than Croatian nobility.42 Politically they preferred to attend the more influential Hungarian Diet and neglected the Croatian-Slavonian Diet. By speaking Hungarian and writing letters and various literary works in Hungarian from the 16th century the Zrinskis were tainted too much with the Hungarian language and aristocratic culture. If approached through a national discourse, Nikola VII was an integral part of the Hungarian early modern literature and culture while Petar wrote works in Croatian and lived in Croatia. Literary historians mostly researched about Petar although emphasizing that he was only an average poet. Some such Vjekoslav Jagic´ researched Nikola more and some less like Kresˇimir Georgijevic´ who dedicated most place to Petar.43 Nikola and his work were not adequately presented and researched by Croatian literary historians but all of them acknowledged, without problems or hesitations, his Hungarian preferences and his cornerstone place in Hungarian culture. For 41

42 43

Zvonimir Bartolic´: Hrvatske tiskare u Nedelisˇc´u u doba Zrinskih [Croatian printing houses in Nedelisˇc´e during the Zrinski period]. In: Zbornik pedagosˇke akaˇ akovcu. C ˇ akovec 1972; Zvonimir Bartolic´: Sjeverno hrvatske teme demije u C ˇ akovec 1980–1985; Zvonimir Bartolic´: Za [North Croatian topics]. Vol. I-III. C ˇ akovec 1978; Ljudevit Ivanvuglom provincija [Behind the corner of provinces]. C cˇan: Knijga gatalica Katarine Zrinski [Book of predictions of Katarina Zrinska]. In: Vjesnik Zemalj. Arkiva 8 (1906), p. 42–104; Alojz Jembrih: Antun Vramec i ˇ akovec 1981; Valentin Putanec: njegovo djelo [Antun Vramec and his work]. C Porijeklo moslavacˇkih Pergosˇic´a i povezano s tim porijeklo kajkavskog pisca Ivana Pergosˇic´a [The origin of Pergosˇic´ s from Moslavina and the origin of the ˇ azma u prosˇlosti i danas. C ˇ azma 1979; kajkavijan writer Ivan Pergosˇic´]. In: C Valentin Putanec: Jezik »Decretuma« (1574) Ivana Pergosˇic´a [The language of »Decretum« (1574) of Ivan Pergosˇic´]. In: Hrvatski dijalektolosˇki zbornik 6 (1982). Sˇtefanec, 2001. Kresˇimir Georgijevic´: Hrvatska knjizˇevnost od XVI. do XVII. stoljec´a u sjevernoj Hrvatskoj i Bosni [Croatian literature from the 16th century until the 17th century in northern Croatia and Bosnia]. Zagreb 1969.

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a literary historian with an agenda to research Croatian culture Nikola was a person from a foreign compartment, left to Hungarian literary historians and historians. For a Croatian historian or a literary historian with a national agenda, systematic research on Nikola Zrinski, no matter how great a poet and writer he was, would be politically and ethnically problematic. He would have to justify Nikola s language preferences, his overt functioning within a Hungarian political, social and cultural system. If he would have to write a monograph on Petar, he would have to justify Petar s negotiations with the Ottomans that could hardly be of Croatia s interest at the time. He would also have to take a stance on his naı¨ve political strategies. When historians and literary historians in Croatia elaborate on Nikola VII it is always much shorter than on Petar and they often mention one line. He was writing in Hungarian but in 1658 he wrote: »I did not forget my origins, I am aware that I am a Croat and that I am a Zrinski«.44 Such approaches did not and could not result with a quality and comprehensive study since the Zrinskis were a far too complex cultural phenomenon to be interpreted within a domain of one national culture, Croatian or Hungarian.

Sintheses from the 1990s Dragutin Pavlicˇevic´ and Trpimir Macan, as authors of the most dominant and bestselling syntheses from the 1990s, did not conduct any new research when writing about the Zrinskis or the early modern period. Moreover, they neglected much of the research accomplished by then. Since they intended to prove the nation s millennial vitality, every complex interpretation would interfere with the constructed ethnic/national purity of Croatian-Slavonian aristocracy. Macan made a selection of data that should fit into the linear interpretation of Croatian history, emphasizing Croatian contributions to European culture and the martyrdom of Croats throughout the centuries. According to Macan, Zrinski and Frankopan rebelled protecting their own interests and the Croatian state interests against the Habsburg absolutism: »Therefore, the Zrinskis and Frankopans were carriers of Croatian state tradition and the aspiration to a complete Croatian independence.«45 Macan and Pavlicˇevic´ were selecting data that could fit into their interpretation of 44

45

»Ego mihi conscius aliter sum, etenim non degenerem, me Croatam at quidem Zrinium esse scio.« Letter to Ivan Rucˇic´, the great County Mayor of Zagreb, in 1658. Georgijevic´, 1969, p. 92–93; Sˇisˇic´, 1962 (1912), p. 300. Trpimir Macan: Hrvatska povijest [Croatian history]. Zagreb 1995, p. 110.

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Croatian history, that is, the state oriented millennial political history. They did not question the Zrinski s motives in their complex sociocultural setting. They highlighted heroic deaths and emphasized the Zrinskis Croatian ethnic background, their Croat troops and so on. An entire set of data was left out. The tradition of complex, researchbased storytelling of traditional political historians like Klaic´ and Sˇisˇic´ who refrained from the interpretation (or even the tradition of Rudolf Horvat) was neglected. For Pavlicˇevic´, Croatian political history has also been linear and state-orinted for centuries. For example, a chapter about the Conspiracy titled »Rebellion and liquidation of the Zrinskis and Frankopans«, finishes with these lines: Although brothers Zrinski and Krsto Frankopan, did not succeed in international politics, though they were not competent in contemporary European diplomacy and did not succeed in uniting anti-Habsburg forces in Hungary and Styria nor all forces of internal Croatian resistance, their attempt was still an attempt of magnates to rebel against the king and it had national characteristics leading towards the creation of the independent Croatian state.46

A fact that conspirators negotiated with France and the Ottoman Empire was not questioned along the ethnic/national lines but excused with incompetence. Pavlicˇevicˇ finished the chapter about Nikola IV and the Battle of Sziget with an interesting interpretation. After establishing that Hungarians and Croats are proud of Nikola, that the Turks had to return to Istanbul after the Battle of Sziget and that Zrinski is the second Croat who saved Vienna and Sziget, Pavlicˇevic´ continued: On the other side, there stood Sokolovic´, an Orthodox boy, […], who built a bridge over Drina at Visˇegrad (Ivo Andric´: Na drini c´uprija) opening a path for Islam and Orthodoxy (over the Patriarchy of Pecs) to the West. Croatian people barely survived the consequences of both invasions, losing a part of its national body in lives as well as in territories. The collapse of Yugoslavia and Patriotic War (1991–1995) were the end of this eastern aggression. The European army of Maximilian (II) of Habsburg stood at the side, hesitating, almost disinterested, typically Western-European. Zrinski remained alone.47

The Zrinskis were used as a symbol – their history was reduced to several events – events were further reduced in their interpretation. In the 1990s, numerous new archival investigations on the Zrinski family began. The Zrinskis started to be researched as a family and not as an agent of national political or socio-economic history.48 46 47 48

Pavlicˇevic´, 2000, p. 198. Pavlicˇevic´, 2000, p. 163–164. New studies on the Zrinski family were presented in: Jadranka Damjanov (ed.): Zrinski i Europa [Zrinski and Europe]. Zagreb 2000; Hrvoje Petric´, Dragutin Feletar, Peter Feletar (eds.): Novi Zrin. Zrinska utvrda na Muri, 1661–1664

Zrinski Family in the Croatian Historiographic Discourse

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Furthermore, the syntheses of Croatian history written by younger historians, appearing from 2000 till today, started to combine the knowledge of political, cultural and socio-economic historians, as well as some new research on the family s history, offering less partial interpretation of the Zrinski family s role in the Croatian history.49 Although some ›linear‹ interpretations remained, these new syntheses introduced various disciplinary perspectives and contributed to a more complex understanding of Croatian history then presented above. A contribution of such approaches to the Croatian national identity remains to be evaluated.

Conclusion This paper has presented the main research tendencies from the historiography on the Zrinski family until the year 2000 as well as dominant trends in the political usage of the Zrinskis history. It has also outlined directions for some further research. The Zrinski family today is omnipresent in every synthesis of the national history. Historiography on the Zrinski family as well as the editions of sources are numerous. From the 19th century, the best Croatian historians researched the Zrinski family in various contexts and from various theoretical and methodological perspectives. Two facts remain. The Zrinskis, as one of the most important phenomena in Croatian and Hungarian histories are still surprisingly inadequately researched. Serious, complex research results are scarcely used in public or politics.

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[New Serinwar. Zrinski fortress on the Mura river, 1661–1664]. Donja Dubrava, Zagreb 2001; Povijest obitelji Zrinski. Zbornik radova sa med¯unarodnog znanstvenog skupa odrzˇanog u Zagrebu, 8.–9. studenog 2004 [History of the Zrinski family. Papers from the conference held in Zagreb, November 8–9, 2004]. Zagreb 2007. New syntheses of Croatian history from 2000: Ivo Goldstein: Hrvatska povijest [Croatian history]. Zagreb 2003. Goldstein treats Nikola IV in three short paragraphs and conspirators are treated in a special long chapter that introduced various facts and interpretations from socio-economic and cultural history but was still titled »Suppression of Croatian self-consciousness: Conspiracy of Zrinski ˇ oralic´ (eds.): Povijest Hrvata 2: od and Frankopan«; Mirko Valentic´ – Lovorka C kraja 15. stoljec´a do kraja prvoga svjetskog rata [The History of Croats 2: from the 15th century until the First World War]. Zagreb 2005. Nikola IV and the Battle of Sziget are mentioned in two lines by Mirko Valentic´ and the chapter on the Conspiracy, written by Miroslav Kurelac and Zoran Ladic´ is extensive and intricate; Neven Budak (Zagreb 2007) mentiones Nikola IV briefly and conspirators are interpreted in a rather complex way in the chapter »Conflict of nobility and court«.

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The popular image of the Zrinskis as national martyrs and heroes rests much more on simplified emotional interpretations than on the research-based accounts. Due to political exploitation of selected historical facts and interpretations and due to biased studies and syntheses, simplified stories about the Zrinskis found a way in every home and texbook. Their importance in the national consciousness is vivid in the fact that most cities and villages in Croatia – from Dubrovnik, along the Adriatic coast to Istria, Med¯imurje, central Croatia and eastern Slavonia – have a street or a square named after Zrinski and Frankopan. Though these were often areas that were in no way connected with the Zrinski family, the Zrinskis as a national emblem and a symbol of the Croatian nation unite all those regions. The Zrinskis are still a useful motive for ideologies and mythologies. This was and it is largely due to the ways in which the professional historiography functions – compartmentalized nationally, disciplinary and methodologically. It was and it is also due to the political usage of history and to the educational adaptations and simplifications of historical facts required by political ideologies. Still, I am convinced that a complex and unrestrained story about the historical experience of the Zrinski family would be a much better textbook, both for political elites and for the people.

Sa´ndor Bene

Miklo´s Zrı´nyi in Post-World War II Scholarly Literature in Hungary The Past and Present of Interdisciplinary Research

Researchers from Western Europe trying to get their bearings in Hungarian scholarly literature treating the fundamental issues of history and intellectual history of the mid-17th century will notice a rather peculiar phenomenon – namely, the great number of bibliographic entries regarding the Hungarian-Croatian politician, general and poet, a man who has almost been totally forgotten in Europe, Miklo´s Zrı´nyi. This discrepancy between his lack of international recognition and his high level of regional representation is all the more peculiar since in his day, in the middle of the 17th century, Zrı´nyi was perhaps the bestknown figure from this region in Western European press, diplomacy and contemporary historical literature. He was a candidate during the Turkish war of 1663/1664 to become the supreme commander of the allied Christian armies. His unexpected death in 1664 which coincided with the conclusion of this war – the outcome of which had been assessed negatively as well as positively – is generally regarded in historical works treating the events of the second half of the 17th century in Hungary as the beginning of the »Hungarian troubles«. This troubles culminated in an anti-Habsburg conspiracy known as the Wessele´nyiZrı´nyi-Frangepa´n conspiracy in which his brother, Pe´ter played a significant part as well as in the war of independence which Pe´ter Zrı´nyi s grandson, Ferenc Ra´ko´czi led against the Viennese government (1703– 1711).1 In essence we have here a malfunctioning of historical memory: 1

An essential review of the press and the historical literature of the day is given by Be´la Ko¨peczi: Staatsrson und christliche Solidaritt. Die ungarischen Aufstnde und Europa in der zweiten Hlfte des 17. Jahrhunderts. Budapest 1983. For newly released periodical material see No´ra G. Ete´nyi: Hadszı´nte´r e´s nyilva´nossa´g: A magyarorsza´gi to¨ro¨k ha´boru´ hı´rei a 17. sza´zadi ne´met u´jsa´gokban [Seat of war and publicity: The news of the Turkish war in Hungary in the 17th century German newspapers]. Budapest 2003. On contemporary material and its correlations see Sa´ndor Bene: A Zrı´nyi testve´rek az Ismeretlenek Akade´mia´ja´n (Velencei karneva´l) [The Zrı´nyi brothers at the Academy of the Unknowns (Carneval in Venice)]. In: Irodalomto¨rte´neti Ko¨zleme´nyek 97 (1993), p. 650–668; id., Od kupovine knjiga do kupovina pisaca: Brac´a Zrinski u med¯unarodnoj propagandi (1663–1666) [From Purchasing Books to Purchasing Writers: The Zrı´nyi Brothers in the International Propaganda (1663–1666)]. In: 400. obljetnice Nacionalne i

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a central figure of the period vanished from the sight of Western European research together with an entire region.2 However, the general directions of research seem to have undergone a reorientation recently. Comparative literature research has long recognised the significance of Miklo´s Zrı´nyi s epic poem Peril of Sziget depicting the 1566 defense of Szigetvar, and has placed it in the context of the patriotic, heroic, epic literature of the day along the works of Kochanowski, Gundulic´ and Ritter-Vitezovic´.3 However, Zrı´nyi s method of consciously merging Croatian and Hungarian national identities also merits the attention of the newly emerging research into the history of patriotism. His Tacitist political thinking, while focusing on the technical issues of the raison de´tat, also turned towards the idea of a national monarchy tolerant of religions and thus opened the way for the transformation of the concept of patria and the development of new patterns of citizen loyalty which significantly enrich the models developed on the basis of material from Western Europe.4 Finally, the constitutional order of the Hungarian state (along with the Principality of Transylvania and the Kingdom of Croatia) and the contemporary debates about its ideal reorganization (in correlation with the modernisation of the Habsburg administration) fit into the same context as the ideas articulated after the Peace of Westphalia with regards to the restructuring of the Western part of the imperium Germanicum.5 The German states of the Lea-

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sveucˇilisˇne knizˇnice u Zagrebu. Zbornik radova sa znanstvenog-strucˇnog skupa. Mirna Walter (ed.). Zagreb 2007, p. 39–50 (CD ROM). On the »lapse« of historical memory see gnes R. Va´rkonyi: Sze´ljegyzetek Euro´pa´ra [Notes on Europe]. In: Id.: Sza´zadfordulo´ink: Essze´k, tanulma´nyok [Our Turns of the century: Essays, articles]. Budapest 1999, p. 102–105. A recent review of the events of the period and of Zrinyi s central role see id.: Euro´pai ja´te´kte´r – magyar politika 1657–1664 [European Field of Play – Hungarian politics 1654– 1664]. In: Az e´rtelem ba´torsa´ga: Tanulma´nyok Perje´s Ge´za emle´ke´re [The courage of the intellect: Essays in memoriam Ge´za Perje´s]. Ga´bor Hausner (ed.). Budapest 2005, p. 576–614. Cf. Sa´ndor Bene: Zrı´nyi. In: Patrimoine litte´raire europe´en. Vol. 8. Avenement de l equilibre europe´en 1616–1720. Jean-Claude Polet (ed.). Paris, Bruxelles 1996, p. 462–471. For the early modern history of patriotism see Robert von Friedeburg: The Problems of Passions and Love of Fatherland in Protestant Thought: Melanchthon to Althusius. 1520s to 1620s. In: Cultural and Social History 2 (2005), p. 81–98; id.: The Making of Patriots: Love of Fatherland and Negotiating Monarchy in Seventeenth-Century Germany. In: The Journal of Modern History 77 (2005), p. 881–916; id., ›Patria‹ und ›Patrioten‹ vor dem Patriotismus: Pflichten, Rechte, Glauben und die Rekonfigurierung europischer Gemeinwesen im 17. Jahrhundert. In: ›Patria‹ und ›Patrioten‹ vor dem Patriotismus: Pflichten, Rechte, Glauben und die Rekonfigurierung europischer Gemeinwesen im 17. Jahrhundert, Robert von Friedeburg (ed.). Wiesbaden 2005, p. 7–54. Cf. Knud Haakonssen: German natural law. In: The Cambridge History of Eighteenth-Century Political Thought. Mark Goldie, Robert Wokler (eds.). Cambridge

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gue of the Rhine tried to stabilise their sovereignty vis-a`-vis imperial might relying on the influence of an outside power, France, just like the Hungarian »discontents« (malcontenti) counted on Turkish help when confronting the centralising efforts of the Habsburgs in defense of their privileges and the free practice of their religion. Miklo´s Zrı´nyi s program could have brought this traditional politics to a turning point: it seems that in his thinking, exhortation to make war on the Turks was closely linked with the intent to reconstitute the Hungarian state along rather federalist lines.6 Central European plans to develop a new system of religious and political autonomies were not independent of PostWestphalian German political discourses. One can only arrive at a full picture of the German developments if sufficient attention is paid to these Eastern European phenomena, among them the »Zrı´nyi phenomenon.«7 (Similarly to the way in which Anglo-American research in the history of political ideas is »turning East,« i. e. toward German territories, and this turn does not spare the schemes of interpretation developed and accepted earlier.)8 Yet, in the following I would refrain from enumerating such desiderata as these – instead, I will proceed from the other direction and attempt to provide a brief overview of the trajectory of Hungarian Zrı´nyi research in recent decades and how it evolved to a point where it articulates its inquiries in a European perspective. The pre-WW II years left a double legacy: one is the interdisciplinary nature of Zrı´nyi research, the other is the national framework of interpretation. Scho-

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2006, p. 255–260; Aldo Mazzacane: Conring, Baronio e la storia della costituzione germanica. In: Hermann Conring (1606–1681). Beitrge zu Leben und Werk. Michael Stolleis (ed.). Berlin 1983, p. 255–270; Constantin Fasolt: The Limits of History. Chicago, London 2004, p. 72–88. Cf. gnes R. Va´rkonyi: A tu˝zve´sz tanu´i [The witnesses of the conflagration]. In: Id.: A tu˝zve´sz tanu´i Budapest 1995, p. 133–144. For the preliminaries to the confederate idea in Croatian political thinking see Sa´ndor Bene: Ideolosˇke koncepcije o stalesˇkoj drzˇavi zagrebacˇkoga kanonika [The Concept of the State of the Estates by a Zagrabian Canon]. In: Juraj Rattkay, Georgius Rattkay: Spomen na kraljeve i banove Kraljevstava Dalmacije, Hrvatske i Slavonije. Memoria regum et banorum Dalmatiae, Croatiae et Sclavoniae. Mirko Valentic´ (ed.). Zagreb 2001, p. 4– 103. For the broader »imperial« context of the war of 1663–64 against the Turks and the period of the anti-Habsburg conspiracy in which Pe´ter Zrı´nyi participated see, apart from the works referred to in footnote 5, Anton Schindling: Die Anfnge des Immerwhrenden Reichstags zu Regensburg: Stndevertretung und Staatskunst nach dem westflischen Frieden. Mainz 1991, p. 63–184; Horst Dreitzel: Zehn Jahre ›Patria‹ in der politischen Theorie in Deutschland: Prasch, Pufendorf, Leibniz, Becher 1662 bis 1672. In: ›Patria‹ und ›Patrioten‹ vor dem Patriotismus (see note 4), p. 367–534. On this issue see e. g. Richard Tuck: Philosophy and Government 1572–1651. Cambridge 1995, p. xiv; id.: The Rights of War and Peace: Political Thought and the International Order from Grotius to Kant. Oxford 1999, p. 140–165.

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lars of literature and history have always responded to the findings of each other, but what proved to be interest of his literary output was what made them Hungarian compared to the Italian and Neo-Latin efforts of the day.9 In the meantime, hardly anyone paid attention to the »Croatian Zrı´nyiad«10 and the various historians, biased in one direction or the other, presented Zrı´nyi exclusively in the perspective of loyalty vs disloyalty to the Habsburgs11 while the components of his international network of connections and the European sources of his knowledge of political theory have remained largely unexplored. In the period in question, i. e. the decades after the end of Word War II, we can differentiate three phases in the development of Hungarian scholarly discourse thematizing the works of Miklo´s Zrı´nyi. The first phase was under direct political control and lasted from 1948, the year of the Communist takeover in Hungary, to the early 1960s. The milestone event of this period was the 1954 publication of a grand monograph on Zrı´nyi by the literary historian Tibor Klaniczay12 and we also need to mention a voluminous study by Ge´za Perje´s, a specialist of military history and theory of warfare.13 The second phase, lasting from the early sixties to the early nineties, I would characterise as the flourishing of Zrı´nyi research. The year 1964 saw the second edition of Klaniczay s Zrı´nyi monograph, which was not only purged of quotes from Stalin and Zhdanov but also contained previously banned ideas and a great many philological findings.14 The next year saw the publication of Ge´za Perje´s s monographic treatment on the army general and military theoretician Miklo´s Zrı´nyi.15 During the 1970s, significant studies by gnes R. Va´rkonyi presented us with a new understanding of Zrı´nyi s foreign policy and 9

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The classic treatise: Ja´nos Arany: Zrı´nyi e´s Tasso [Zrı´nyi and Tasso] (1859). In: ¨ sszes mu˝vei [Collected works]. Vol. 10. Dezso˝ Keresztury (ed.). Budapest id.: O 1962, p. 330–432. The high-water mark of positivist Zrı´nyi research: Ka´roly Sze´chy: Gro´f Zrı´nyi Miklo´s. Vols. 1–5. Budapest 1896–1902. A Croatian translation paraphrase by Pe´ter Zrı´nyi from the book of his older brother (Adriai tengernec Syrenaia. Wien 1651) was published in Venice (Adrianszkoga mora Syrena. 1660). A first attempt to a parallel approach: Sa´ndor Piszarevics: A magyar e´s a horva´t Zrı´nyia´sz [The Hungarian and the Croatian Zrı´nyiad]. Zagreb 1901. The only modern comparative study on these two works: D ¯ uro Novalic´: Mad¯arska i hrvatska ›Zrinijada‹ [The Hungarian and the Croatian ›Zriniade‹]. Zagreb 1967. Cf. gnes R. Va´rkonyi: A sza´zad fo˝nixe [The phoenix of the century]. In: id.: Pelika´n a fiaival. Budapest 1992, p. 155–181. Tibor Klaniczay: Zrı´nyi Miklo´s. Budapest 1954. Ge´za Perje´s: A ›metodizmus‹ e´s a Zrı´nyi-Montecuccoli vita [The ›methodism‹ and the Zrı´nyi-Montecuccoli debate]. In: Sza´zadok 1961, p. 507–533; ibid. 1962, p. 25–45. Tibor Klaniczay: Zrı´nyi Miklo´s. Budapest 21964. Ge´za Perje´s: Zrı´nyi Miklo´s e´s kora [Miklo´s Zrı´nyi and his age]. Budapest 1965.

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reformist ideas while in the 1980s, a number of conferences were held, specifically devoted to Zrı´nyi, the most significant of which took place in Debrecen in 1987.16 Under the guidance of Professor Sa´ndor Iva´n Kova´cs at the university in Budapest, the so-called Zrı´nyi Seminar operated from 1983 to 1993, publishing an independent annual periodical called the Zrı´nyi Papers.17 The new edition of Miklo´s Zrı´nyis Prose Works in 1987, was based on the work of the students in this seminar.18 This was also the first volume in a new, decorative and expensive series called the Zrı´nyi Library, launched with high hopes by the publishing house of the Defence Ministry. The fourth – and last – volume of this series was probably the greatest undertaking of Zrı´nyi research of the day, the annotated catalogue of the Zrı´nyi library in Zagreb, titled Bibliotheca Zrı´nyiana, edited by Tibor Klaniczay in 1991.19 Then we come to a period divide, for Klaniczay, always a driving force behind domestic Zrı´nyi scholarship, died in the following year. By the mid-nineties, we seemed to have run out of gas – whatever has been published since is the belated result of research and publication projects started earlier.20 I cannot tell whether scholarly interests simply 16

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The acts of the conference were partly published: Zrı´nyi-u¨le´sszak (Debrecen, 1987. ma´jus 21–23). In: Irodalomto¨rte´neti Ko¨zleme´nyek 1987–1988, p. 131–211. Zrı´nyi-dolgozatok [Essays on Zrı´nyi]. Iva´n Sa´ndor Kova´cs and others (eds.). Vols. 1–6. Budapest 1984–1989. Miklo´s Zrı´nyi: Pro´zai mu˝vei [Prose works]. Iva´n Sa´ndor Kova´cs, Ga´bor Hausner and others (eds.) (Zrı´nyi-ko¨nyvta´r [The Zrı´nyi library]. Vol. 1. Tibor Klaniczay, Iva´n Sa´ndor Kova´cs [chief eds.]). Budapest 1985. A Bibliotheca Zriniana to¨rte´nete e´s a´lloma´nya [History and stock of the Bibliotheca Zriniana]. Tibor Klaniczay (ed.) (Zrı´nyi-ko¨nyvta´r vol. 4.). Budapest 1991. The other issues of the series: Angol e´letrajz Zrı´nyi Miklo´sro´l [An English biography of Miklo´s Zrı´nyi]. Iva´n Sa´ndor Kova´cs (ed.) (Zrı´nyi-ko¨nyvta´r vol. 2). Budapest 1987; Pa´l Esterha´zy: Mars Hungaricus, Emma Iva´nyi, Ga´bor Hausner (eds.) (Zrı´ny-ko¨nyvta´r vol. 3). Budapest 1989. The historical studies published in the 1990s grew out from the seminar »History of Public Opinion« led by gnes R. Va´rkonyi at the University Lora´nd Eo¨tvo¨s in Budapest; cf. e. g. Ga´bor Va´rkonyi: Emle´kirat a na´dorsa´g u¨gye´ben [Memorandum in the case of the palatinate]. In: Irodalomismeret 1–2 (1995), p. 40–47; the monograph by No´ra G. Ete´nyi (see note 1), to be discussed hereafter. The publications in literary history regarding the topic are related to the »Zrı´nyi Seminar« mentioned above and / or to the personal ascendancy of Prof. Iva´n Sa´ndor Kova´cs. See e. g. Levente Nagy: Zrı´nyi e´s Erde´ly: A ko¨lto˝ Zrı´nyi Miklo´s irodalmi e´s politikai kapcsolatai Erde´llyel [Zrı´nyi and Transylvania: The literary and political relations of Miklo´s Zrı´nyi with Transylvania]. Budapest 2003; Elre´d Boria´n: Zrı´nyi Miklo´s a pa´los e´s a jezsuita to¨rte´netı´ra´s tu¨kre´ben [Miklo´s Zrı´nyi in the Jesuite and Pauline historiography]. Pannonhalma 2004; Miklo´s Zrı´nyi: Va´logatott levelei [Selected letters]. Sa´ndor Bene, Ga´bor Hausner (eds.). Budapest 1997; Sa´ndor Bene: A Zrı´nyi testve´rek az Ismeretlenek Akade´mia´ja´n (Velencei karneva´l) [The Zrı´nyi brothers at the Academy of the Unknowns (Carneval in Venice)]. In: Irodalomto¨rte´neti Ko¨zleme´nyek 97 (1993), p. 650–668; id.: A hı´r e´s a ko¨zve´leme´ny koncepcio´ja´nak forma´lo´da´sa Zrı´nyi Miklo´s mu˝veiben (A vila´gszı´nha´zto´l a

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died down for a decade and a half, or whether this setback is due to the financial problems arising out of the political and economic transformations. Nevertheless, it is a fact that the canon of early modern Hungarian literature is undergoing a transformation and the focus of attention is shifting from the community-conscious and political-minded Zrı´nyi to the literary poet Istva´n Gyo¨ngyo¨si who tended to poeticise even politics.21 (The most recent developments, however, including the present conference and a number of Zrı´nyi chapters in a recently published collection of essays on Hungarian literary history may be heralding the dawn of a new era).22 Like all stories, this one too, is more complicated and nuanced than I have just briefly presented it. The flourishing period of Zrı´nyi research had been deeply influenced throughout by the ideological and educational positions that solidified by the end of the 1950s, so this great boom can in no way be described as the triumph of autonomous scholarly endeavour shaking off the shackles of political dictates. The ideological frameworks that for decades determined research in history and in literary history – of any kind, not just of the field of Zrı´nyi – can be associated with two Communist historians. One of them was Alada´r Mo´d who worked out his theory of the »people s front« in the 1930s,

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politika szı´nha´za´ig) [The formation of the concept of the news and the publicity in the works of Miklo´s Zrı´nyi]. In: Irodalomto¨rte´neti Ko¨zleme´nyek 100 (1996), p. 369–394. The groundbreaking iconographic synthesis of the 1990s: Gizella Cennerne´ Wilhelmb: A Zrı´nyi csala´d ikonogra´fia´ja [The iconography of the Zrı´nyi family]. Budapest 1997. It is the late offspring of the Zrı´nyi research of the 1960s (cf. Ge´za Galavics: Vorwort. Ibid., p. 9–11). A telling evidence of this change in the canon is the new edition of Gyo¨ngyo¨si s complete works, published in the series: Re´gi Magyar Ko¨nyvta´r: Forra´sok [Old Hungarian Library: Sources] of the Balassi Publishing Co., edited in six volumes by Jo´zsef Jankovics between 1998 and 2005. See also Jo´zsef Jankovics: A magyar verses rege´ny kezdetei, avagy a ka´nonbo´l kiiktatott barokk ko¨lto˝ [The origins of the Hungarian versified novel or the Baroque poet eliminated from the canon]. In: A magyar irodalom to¨rte´netei [The stories of the Hungarian literature]. Vol. 1. A kezdetekto˝l 1800-ig. La´szlo´ Jankovits, Ge´za Orlovszky (eds.) (A magyar irodalom to¨rte´netei. Miha´ly Szegedy-Masza´k [chief ed.]). Budapest 2007, p. 522–538. Pa´l cs: A ›helyettes a´ldozat‹ allego´ria´i a Zrı´nyia´sz kilencedik e´neke´ben [The allegories of the ›substitute sacrifice‹ in book 9 of the Zrı´nyiad]. In: A magyar irodalom to¨rte´netei (see note 21), p. 438–447; Farkas Ga´bor Kiss: Az imitatio elme´lete e´s gyakorlata a ›Szigeti veszedelemben‹ [The theory and practics of imitatio in the ›Peril of Sziget‹]. In: A magyar irodalom to¨rte´netei (see note 21), p. 448–466; La´szlo´ Szo¨re´nyi: A szerkesztett versesko¨tet mint a szerzo˝ ifju´kori o¨narcke´pe [The constructed volume of poetry as a portrait of the young author]. In: A magyar irodalom to¨rte´netei (see note 21), p. 467–486; Sa´ndor Bene: A jo¨vo˝ to¨rte´nete e´s az olvaso´k [The history of the future and the readers]. In: A magyar irodalom to¨rte´netei (see note 21), p. 487–500; see also Ga´bor Tu¨ske´s: Der Krieg bei Grimmelshausen im Spiegel der militrwissenschaftlichen Werke Miklo´s Zrı´nyis. In: Simpliciana. Schriften der Grimmelshausen-Gesellschaft. Dieter Breuer (ed.). 26 (2004), p. 29–59.

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which in the 1950s became a dominant theory. According to him, the national form of social existence is ineluctably doomed to disappear, but it is a necessary and unavoidable phase in the development towards the higher social forms of proletarian internationalism. This is why the study of the centuries-long struggles for national independence, from the Bocskai Uprising (1604/06) to the Hungarian Soviet Republic (1919) was to be primarily a task for Marxist historical science and could not be allowed to be taken over by representatives of retrograde ideas.23 The other historian was Erik Molna´r, who headed up the Institute of Historical Studies of the Hungarian Academy of Sciences from 1949 on and was also appointed minister a number of times in the 1950s. Molna´r viewed national identity as the most dangerous integrating force of the 1956 »counter-revolution« – in his seminal article in 1960 titled »The National Question«, he quotes with deep disgust the slogan of the revolutionaries (»if you are Hungarian you are with us«) and tasks the intelligentsia loyal to the regime with proving that nationalism is characteristically a 19th century, bourgeois phenomenon.24 He held that the emergence of the feeling of national solidarity (shared language, culture, origins) in early modern literature is a reflection of a »false consciousness« – because the nobility, struggling to uphold its class interests, had periodically formed temporary alliances with subordinated classes and these periods of alliance carried the appearance of national unity. In his view, the task of historical research was to detect and demonstrate the true motives animating the struggles for national independence against the Habsburgs, i. e. the concealed economic and political class interests.25 23

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His basic synthesis on the fight for national independence in Hungary (»400 e´v ku¨zdelem az o¨na´llo´ Magyarorsza´ge´rt«) was published in seven editions between 1943 and 1954, cf. Igna´c Romsics: A modern magyar to¨rte´netı´ra´s [The modern Hungarian historiography]. In: Csepeli Gyo¨rgy szu¨lete´snapja´ra. Available at http://www.csepeli.com/kotet/csepeli60_romsics_ignac.pdf (accessed on 8 May 2008). Erik Molna´r: A nemzeti ke´rde´s [The national question]. In: Magyar Tudoma´ny (1960), p. 571–587; see furthermore id.: A burzsoa´ nacionalizmusro´l e´s a szocialista hazafisa´gro´l. Te´zisek [On middle-class nationalism and on socialist patriotism]. In: Ta´rsadalmi Szemle (1959), p. 11–39; id.: To¨rte´netszemle´letu¨nk naciona´ j I´ra´s lista maradva´nyairo´l [On nationalist survivals of our view of history]. In: U (1962): p. 1236–1243. On the historiography of the polemic that flared up around this thesis (the socalled »Erik Molna´r debate« or »nation debate«, lasting nearly two decades from ¨ nrendelkeze´s, the early ›60s up to the end of the 70s) see Iva´n Zolta´n De´nes: O nemzet, nacionalizmus: Egy e´rtelmeze´s kontextusai [Autonomy, nation, nationalism: The contexts of an interpretation]. In: Regio 13 (2002), p. 58–78; Sa´ndor ˝ ze: A Molna´r Erik-vita e´s a Moha´cs-szindro´ma [The Erik Molna´r-debate and O ¨ nnepi tanulma´nyok M. Kiss Sa´ndor tiszthe Moha´cs syndrome]. In: Varia´cio´k. U

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The strategy of the cultural policy of the Ka´da´r-era consolidation was not to take a position between these two models – instead they let the representatives of each create for themselves a playground for communication, as it were, within the boundaries of which they were allowed to discuss finer scholarly points independently and free of interference. It would have been tiresome and pointless for the Party to try and exercise direct political control over these debates, but they made sure that the debates stayed within the parameters laid down by these two models. As a result of this Party tactic, certain systems of self-control and self-censorship emerged, which still made possible a degree of freedom to choose between values for those researchers who accepted the rules of the game but spared them feeling like they had »sold out« and committed moral suicide. No wonder then that many researcher recall the 1960s as some sort of Golden Age for scholarship. As gnes Va´rkonyi wrote, »In Hungarian historical science, this decade was that of unexpected fertility. This was the time when many found refuge in original, in-depth research, discovering joy therein, and there was a way for a certain number of grandiose, essential works to see the light of day, some of which have not been surpassed to this day.«26 At the same time, it was the relative freedom of scholarly endeavour and the dropping off of direct interference on the part of the censors that brought about the strange phenomenon which saw Zrı´nyi research assume a central role contemporaneously in two scholarly communities, among historians and literary historians (for instance, the Zrı´nyi monographs of Ge´za Perje´s and Tibor Klaniczay and the papers of gnes Va´rkonyi). However, there wasn t necessarily an identity or even an overlap of consensus between the two fields and sometimes their views had outright clashed with each other. At the risk of gross exaggeration and oversimplification, I propose that literary history research enjoyed its relative autonomy under the protection of political forces that had earlier been labelled as the »people s front« which did not close the

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¨ tvo¨s (ed.). Piliscsaba 2004, p. 360–427. The view of Molna´r on telete´re, Istva´n O nationalism as a historical product of the 19th century bourgeois nation-building efforts on one hand was directed not only against the positive (liberal or national) interpretations of the 1956 revolution, but first of all against the politics of compromise of the Ka´da´r era; on the other hand it stimulated the economy-centered historical approaches to the Hungarian past (absolutism, modernization, etc.), opened the way for the researches in the history of political ideas and represented a viable interpretative tradition also because afterwards it could be easily harmonized with the dominant trend of the English nation-discourse (esp. with the views of E. Gellner, B. Anderson and others). gnes R. Va´rkonyi: Courage d esprit: Bevezete´s Perje´s Ge´za tanulma´nyaihoz [Introduction to the studies of Ge´za Perje´s]. In: Ge´za Perje´s: Seregszemle. Hadto¨rte´neti e´s mu˝velo˝de´sto¨rte´neti tanulma´nyok. Ga´bor Hausner (ed.). Budapest 1999, p. 11.

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book on national identity, while the leading figures of historical research carried on the ideas of Erik Molna´r.27 The leading authority on early modern Hungarian literature was undoubtedly Tibor Klaniczay, the founder in 1957 and later director of the Institute for Literary Studies at the Academy of Sciences who was an internationally recognized figure of Baroque and Renaissance research. Researching Zrı´nyi s work was one of the focal points of Klaniczay s entire scholarly career. As early as 1947, he wrote his doctoral thesis on him (titled Fate and Fortune in Zrı´nyis Works) – a work which broke with the confines of the history of ideas and was in many ways a precursor in its perspective and methodology of the later German Begriffsgeschichte. He looked at Zrı´nyi s conceptions of fate in their contexts and concluded that the poet of the great Baroque and Christian epic handled the problem of Fortune in a Machiavellian framework characteristic of the Renaissance.28 This excellent treatise was in fact the last piece of Zrı´nyi scholarship free from the taint of political ideology. Klaniczay published his voluminous Zrı´nyi monograph in 1954 and presented his earlier ideas and new findings within the framework worked out by Alada´r Mo´r. In this work, Zrı´nyi was no longer presented as a believer in only the Machiavelli-like ideas of the centralising power. »The issue of national centralisation was inextricably linked with the struggles for independence and defensive wars of the 16th and 17th centuries,« he wrote. Zrı´nyi was depicted as a great precursor to Suvorov »and there is only one true heir of his teaching: the people s Hungary […] The leaders of our Party think of Zrı´nyi as one of the greatest sons of the Hungarian people […] Marxism-Leninism enables us to explore the artistic greatness of his poetic masterpiece with increased clarity.«29 27

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Obviously with some significant exceptions; the most relevant seems the research line carried by Katalin Pe´ter whose source centered approach shows a stronger interest in the intellectual history of the early modern national consciousness, cf. Katalin Pe´ter: Zrı´nyi Miklo´s terve II. Ra´ko´czi Gyo¨rgy magyar kira´lysa´ga´ro´l [The plan of Miklo´s Zrı´nyi on the Hungarian kingdom of Gyo¨rgy Ra´ko´czi II]. In: Sza´zadok 106 (1972), p. 652–666; id.: A magyar nyelvu˝ politikai publicisztika kezdetei: A ›Siralmas panasz‹ keletkeze´sto¨rte´nete [The origins of the Hungarian political publicism. The story of the formation of the ›Pitiable lament‹]. Budapest 1973. Tibor Klaniczay: A fa´tum e´s szerencse Zrı´nyi mu˝veiben [The fate and the fortune in the works of Zrı´nyi]. Budapest 1947. The dissertation plainly turned against the interpretative tradition of the interwar years when Zrı´nyi had his place in the »Baroque« category conceived in the spirit of the contemporaneous mainstream Geistesgeschichte. Klaniczay, with his »Renaissance Zrı´nyi« concept, took up the forgotten suggestion of Gyo¨rgy Kira´ly: Zrı´nyi e´s a Renaissance [Zrı´nyi and the Renaissance]. In: Nyugat 13 (1920), p. 550–556 (republished in: id.: A filolo´gus kalandoza´sai [The adventures of a philologist]. Budapest 1980, p. 207–216. Klaniczay: Zrı´nyi (see note 12), p. 532.

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Apart from its incontestable philological value, the greatest merit of Klaniczay s monograph was to »liberate« the field of Zrı´nyi scholarship for the use of nationality-inspired literary and political canon-formation, balanced by a strenuous and continuous textological work, editions and re-editions of the early modern Hungarian literary corpus. He edited the volumes on early modern Hungarian literature, published in 1964, of the History of Hungarian Literature, used as a university textbook to this day, but delegated the writing of the Zrı´nyi chapter to his elder colleague, Imre Ba´n, professor of the Debrecen University. The chapter – even if in Marxist spirit – emphasised not only the deep Catholicism of the poet of the Peril of Sziget, but also his fervent patriotism.30 Klaniczay published his last significant paper on Zrı´nyi in the mid-1980s (Zrı´nyis Place in the Context of Political Ideas of the 17th Century) which no longer presented Zrı´nyi as simply a Machiavellian, but depicted him as a Tacitist contemplating the moral and technical issues of the raison d e´tat.31 Thus, the focus was shifted from the Hungarian significance to a European perspective and a new image was presented of the inner conflict and tension of Zrı´nyi s personality, namely, that there seemed to be a nearly irresolvable opposition between following heroic virtue in the mould of the athleta Christi as found in the epic and the political sleight of hand and slyness that could be expected of the pragmatic politician well-versed in the theory of politics. This image, both archaic and modern and certainly epitomising the contradictions of the age cannot easily be fitted into the prefabricated ideological schemes. However, this seemed to perfectly confirm the suspicions first voiced in the thesis work: from Zrı´nyi s memoirs and letters dated towards the end of his life, there emerged the outlines of a visionary epic, built on a Greek and Averroean conception of fate, which prophesied the total annihilation of the Hungarian nation.32

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A magyar irodalom to¨rte´nete 1600-to´l 1772-ig [The history of the Hungarian literature between 1600–1772]. In: A magyar irodalom to¨rte´nete. Istva´n So˝te´r (chief ed.), Tibor Klaniczay (ed.). Vol. 2. Budapest 1964, p. 159–184. Tibor Klaniczay: Zrı´nyi helye a XVII. sza´zad politikai eszme´inek vila´ga´ban [The place of Zrı´nyi in the world of the 17th century political ideas]. In: id.: Pallas magyar ivade´kai. Budapest 1985, p. 153–211 (notes on p. 307–324). The same study (entitled as »Korszeru˝ politikai gondolkoda´s e´s nemzetko¨zi la´to´ko¨r Zrı´nyi mu˝veiben« [Modern political thinking and national horizon in the works of Zrı´nyi]) was published in: Irodalom e´s ideolo´gia a XVI–XVII. sza´zadban [Literature and ideology in the 16–17th century]. Be´la Varjas (ed.). Budapest 1987, p. 337–400. Cf. Klaniczay: A fa´tum e´s szerencse [The fate and the fortune] (see note 28), p. 48–49.

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Iva´n Sa´ndor Kova´cs, the author of the last comprehensive Zrı´nyi monograph, also concluded that Zrı´nyi s work was unique and refused schematisation according to the categories of political and literary history. He looked at Zrı´nyi s lyrical poetry to detect attempts at forming a poetic self-image and concluded that the more thoroughly Zrı´nyi s contemporary and antique poetic patterns were explored, the more conspicuous his uniqueness became (Zrı´nyi, the Lyricist, 1985).33 The more significant studies of recent years tended to focus on the problems of Zrı´nyi s faith and religiosity.34 La´szlo´ Szo¨re´nyi looked at the 16th–17th century Neo-Latin epic and panegyric poetry and attempted to situate Zrı´nyi s epic in their generic context. He convincingly argued that the great experiment of the Peril of Sziget – i. e. that of joining national with religious epic – was based on a new, unique (and Catholic) conception of the holy nation, which at the same time, also made the Christ-allusions of the protagonist s self-sacrifice credible. Martyrdom, which, in the imitation of his great-grandfather, he desired himself, would thus be offered as an expiatory sacrifice for the sins of the (national) community.35 Pa´l cs, in his analysis of Zrı´nyi s Vergil imitations via the exam33

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Iva´n Sa´ndor Kova´cs: A lı´rikus Zrı´nyi [Zrı´nyi, the lyricist]. Budapest 1985. The analysis of the international background and sources of the Zrı´nyi ouvre from the 1980s onward, besides the concrete epic and lyric models (e. g. La´szlo´ Szo¨re´nyi: A Szigeti veszedelem e´s az euro´pai epikus hagyoma´ny [The Peril of Sziget and the European epic tradition]. In: id.: Hunok e´s jezsuita´k. Budapest 1993, p. 15–24) extends also to the works in literary theory (rhetorics and poetics) available for the author in his time. Cf. Erzse´bet Kira´ly, Iva´n Sa´ndor Kova´cs: »Adria tengernek fo¨nnforgo´ habjai«: Tanulma´nyok Zrı´nyi e´s Ita´lia kapcsolata´ro´l [Studies on the relation of Zrı´nyi with Italy]. Budapest 1983; Erzse´bet Kira´ly: Tasso e´s Zrı´nyi: A »Szigeti veszedelem« olasz epikai modelljei [The Italian epic models of the ›Peril of Sziget‹]. Budapest 1989. A recent and very significant outcome of this comparative trend is the PhD dissertation of Farkas Ga´bor Kiss: Imita´cio´ e´s imagina´cio´ a Szigeti veszedelemben: Zrı´nyi-tanulma´nyok [Imitation and imagination in the ›Peril of Sziget‹: Studies on Zrı´nyi]. Budapest 2005; partly published id.: Az imitatio elme´lete e´s gyakorlata a Szigeti veszedelemben [The theory and practice of the imitatio in the ›Peril of Sziget‹] (see note 22); id.: Zrı´nyi, Marino e´s az epikus malom [Zrı´nyi, Marino and the epic mill]. In: A magyar ko¨lte´szet mu˝fajai e´s formatı´pusai a 17. sza´zadban [The genres and forms of the Hungarian ¨ tvo¨s, Bala´zs Pap, La´szlo´ Szilasi, Istva´n literature in the 17th century]. Pe´ter O Vadai (eds.). Szeged 2005, p. 255–270. Even the traditional intellectual history trend of the Zrı´nyi researche has its »religious turn«, paying more attention than earlier to the confessional aspects, see e. g. Levente Nagy: Intellectual and Political Ideology in the Middle of the 17th Century: Comenius and the Propaganda of Zrı´nyi in England. In: Acta Comeniana 18 (2004), p. 91–116; Katalin S. Ne´meth: Zwei Propagandisten der politischen Ziele von Comenius: Johann Jakob Redinger und Christian Hoburg. In: Comenius und der Weltfriede: Comenius and World Peace, Werner Korthaase, Sigurd Hauff, Andreas Fritsch (eds.). Berlin 2005, p. 613–632. La´szlo´ Szo¨re´nyi: Zrı´nyi e´s Vida, avagy a neolatin vergiliusi eposzmodell [Zrı´nyi and Vida, or a Vergilian epos-model in Neo-Latin]. In: id.: Philologica Hungaro-

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ple of the martyrdom of the two self-sacrificing friends demonstrated a convergence of passion mysticism, grace theology and musings on fortune in Zrı´nyi s work, thereby suggesting the possibility of the influence of theological ideas on Zrı´nyi s political thinking.36 Literature-historiography on Zrı´nyi, in its entirety, can be said to have successfully shaken off the shackles of ideology and formed an avenue of inquiry in keeping with international research trends. With respect to historical studies, this trajectory is well-demonstrated by the career of gnes R. Va´rkonyi, the person who studied Zrı´nyi the most among post-war historians. As a young historian, Va´rkonyi participated in the debates occurring in the wake of the writings of Erik Molna´r. In 1964, she authored a study »unmasking the false consciousness« of early modern Hungarian nationalism.37 However, by then she

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latina: Tanulma´nyok a magyarorsza´gi neolatin irodalomro´l [Studies on the NeoLatin literature in Hungary]. Budapest 2002, p. 81–90; a slightly revised version under the same title in: Religio´, retorika, nemzettudat re´gi irodalmunkban [Religio, retorics, national consciousness in our early literature]. Istva´n Bitskey, Szabolcs Ola´h (eds.). Debrecen 2004, p. 297–315. Pa´l cs: A ›helyettes a´ldozat‹ allego´ria´i (see note 21); first published in id.: Elva´ltozott ido˝k. Ira´nyva´lta´sok a re´gi magyar irodalomban [Reversals in the old Hungarian literature]. Budapest 2006, p. 140–157. gnes R. Va´rkonyi: A nemzet, a haza fogalma a to¨ro¨k harcok e´s a Habsburgellenes ku¨zdelmek ideje´n [The concept of the nation and of the motherland in the age of the fights against the Turks and the Habsburgs]. In: A magyar nacionalizmus kialakula´sa e´s to¨rte´nete [The formation and history of the Hungarian nationalism]. Erzse´bet Andics (ed.). Budapest 1964), p. 28–78. This collection of studies (promoted by the Ministery of Culture and conceived in the spirit of Molna´r s thesis) aimed to denounce the Hungarian revolution of 1956, unveiling its national demands as the vehicles of its hidden fascist and anti-Semitist character. Since the very core of the concept was the »ideological fight against the nationalism« (Erzse´bet Andics, »Bevezete´s« [Introduction], ibid., XL) which obviously leads to Nazism, the early modern part of the volume had the function of unmasking the beginnings of this »false national consciousness« and identifying the real motives of the historical progress (economic class interests and absolutist tendencies of the Habsburg administration). However, Va´rkonyi s general view on the early modern period in Hungary – if not seen in the context of the whole volume – was an arguable one: nationalistic historiography of the pre-war period really distorted the image of the whole epoch overestimating the significance of the nationality component. She adopted this early study also in her seminal volume: Magyarorsza´g keresztu´tjain [On the cross-roads of Hungary]. Budapest 1978, attesting the coherence of her argumentation, centered round the key term »statehood« instead of »nationhood«. On the other hand, this approach perceptibly differed from the opinions of the literary historians, even if their community after the suppressed revolution, also fulfilled the ideological expectations of the Communist regime, via the vivisection of the »nationalism problem« in the Hungarian literature, see Nacionalizmus a magyar irodalom tu¨kre´ben: Az MTA Irodalomtudoma´nyi Inte´zete´nek vita´ja 1960. a´prilis 11–12 [Nationalism in the Hungarian literature]. In: MTA Nyelv- e´s Irodalomtudoma´nyi Oszta´lya´nak ko¨zleme´nyei 16 (1960), p. 7–48.

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had shown great interest in strong personalities capable of influencing deterministic (economic) necessities and thus history itself, those people who are able to realise that there are always alternatives, even for a small nation. Only a few years later, she devoted a study to the mythical figures of national struggles for independence, Ga´bor Bethlen, Miklo´s Zrı´nyi and Ferenc Ra´ko´czi. However, instead of treating them from the usual perspective, she focused on their attempts at carrying out social reforms.38 This idea of reform became a main motive in Va´rkonyi s Zrı´nyi research in the next decades – she realised that the Ban of Croatia was not thinking merely in terms of a country but in terms of a whole region. One of the fundamental conditions for the emergence of a national monarchy as he envisioned it would have been a new cooperation of neighbouring peoples, oppressed by either the Turks or the Habsburgs and the confederative restructuring of St. Stephen s state.39 In her opinion it was Zrı´nyi or at least his circle that inspired the document titled Contemplation on the Deplorable State of Affairs in Hungary (1664–5) which was so important from the perspective of the political thinking of the region, and which reckons, on the level of concrete political action, with »old affronts,« with mutual and »manifold injuries of all sorts« which hinder the cooperation of neighbouring peoples and undermine the permanence of cooperation because »lacking is the true love for each other.«40 All this, of course, presumed a new kind of thinking about the nation-concept, one that was open to the correlations of identity and otherness – which can be well-documented from Zrı´nyi s own works. The other, fundamentally important study published by gnes R. Va´rkonyi in the 1970s was La coalition internationale contre les Turcs 38

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gnes R. Va´rkonyi: Bethlen, Zrı´nyi, Ra´ko´czi: To¨rte´nelmi szeme´lyise´gek a XVII. sza´zadi Magyarorsza´gon [Bethlen, Zrı´nyi, Ra´ko´czi: Historical figures in 17th century Hungary]. In: Valo´sa´g 13 (1970), p. 1–15; an amplified version: id.: To¨rte´nelmi szeme´lyise´g, va´lsa´g e´s fejlo˝de´s a XVII. sza´zadi Magyarorsza´gon. In: Sza´zadok 106 (1972), p. 609–642; in English: id.: Historical Personality, Crisis and Progress in 17th Century Hungary (Studia Historica Academiae Scientiarum Hungaricae vol. 71). Budapest 1970. Besides the works referred to in note 6, see also gnes R. Va´rkonyi: A sza´zad fo˝nixe [The Phoenix of the century]. In: Id.: Pelika´n a fiaival. Budapest 1992, p. 178–179. This essay also is the first attempt to point out the significance of the »Zrı´nyi-phenomen« as an interdisciplinary research topic, cf. esp. ibid., p. 161–162. The text is published: Sa´ndor Bene–Sa´ndor Szabo´: Oktata´s elme´lkede´sre [Instruction for meditation]. In: Hadto¨rte´nelmi Ko¨zleme´nyek (2000), p. 437–476. About its central role in the political discourse of the day cf. Magyarorsza´g to¨rte´nete 1526–1686 [The history of Hungary 1526–1686]. gnes R. Va´rkonyi (ed.). Vol. 2 (Magyarorsza´g to¨rte´nete vol. 3/2. Pa´l Zsigmon Pach [chief ed.]). Budapest 1985, p. 1148–1151. The author of the referred chapter (»Zrı´nyi s 100 days«) is also gnes R. Va´rkonyi.

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et la politique e´trange`re hongroise, which shed an entirely new light on Zrı´nyi s efforts in foreign policy. Va´rkonyi explored the relationship between Zrı´nyi and Johann Philipp von Scho¨nborn, the Elector of Mainz and the head of the so-called Rhine League of German principalities, and placed in an international context the military and diplomatic efforts of Zrı´nyi and such Hungarian high aristocrats as Na´dasdy, Wessele´nyi and Lippay who in the 1660s laboured at preserving independent Hungarian statehood, with or without the Habsburgs. Instigation to take up arms against the Turks was linked with efforts to undermine Habsburg influence in the Holy Roman Empire – which explains the turning of the Rhine League towards France and Zrı´nyi s personal contact with diplomats of Louis XIV.41 Finally, in her ground-breaking study published in 1996 titled Europes Zrı´nyi, Va´rkonyi reviewed the plausibility of her earlier findings and propositions from a new perspective. She placed Zrı´nyi s foreign policy efforts in the context of expectations on the part of international public opinion and realized that it was not just that Zrı´nyi actively sought out influential supporters from the outside but that in a certain way, »Europe« needed him too, as a modern hero capable of successfully confronting the Turks.42 This image of him had also been shaped by conscious political propaganda which can be traced back on the one hand to the efforts at Mainz and on the other hand, to the Pan-European efforts of Comenius amalgamating a new type of eschatological religiosity with Pansophia. As Va´rkonyi wrote, »one can state with a solid degree of confidence that the image of an Atlas-like Zrı´nyi shouldering the burden of Europe was developed in the circle of Comenius whose thinking was dominated by the idea of the unity of peoples.«43 To arrive at a comprehensive picture, we should look at the shared phenomena of history and literary history scholarship running along separate tracks. In both scholarly communities, there arose a growing need to focus, not on prefabricated interpretative schemes such as the Renaissance-Baroque problem or class interest, but on the uniqueness and originality of the personality. Besides the writings of Va´rkonyi, one needs to mention in connection with this latter trend the research car41

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Originally delivered as a conference paper in 1970, the full version was published years later: gnes R. Va´rkonyi: La coalition internationale contre les Turcs et la politique e´trange`re hongroise (Studia Historica Academiae Scientiarum Hungaricae, vol. 102). Budapest 1976. A Hungarian version was included in id.: Magyarorsza´g keresztu´tjain (see note 37), p. 175–229 (as a chapter entitled »To¨ro¨k vila´g e´s magyar ku¨lpolitika« [Turkish world and Hungarian foreign affairs], on the Rhine League see esp. p. 186–189). gnes R. Va´rkonyi: Euro´pa Zrı´nyije [The Zrı´nyi of Europe]. In: Irodalomto¨rte´neti Ko¨zleme´nyek 100 (1996), p. 1–38. Va´rkonyi: Euro´pa Zrı´nyije (see note 42), p. 38.

Miklo´s Zrı´nyi in Post-World War II Scholarly Literature in Hungary

425

ried out by Istva´n Bitskey whose inquiry focused on the rhetorical and poetic techniques of self-representation and collective identity creation.44 Furthermore, both scholarly communities looked at the Zrı´nyi phenomenon from a European perspective, and not only on the level of diplomacy and practical politics but also on the level of the underlying political theories. Today it is no longer sufficient to say that Zrı´nyi – or anybody else for that matter – was already thinking in terms of modern absolutism, since absolutism as a power system can be supported by a quite a few and often contradictory political theories, some of which can by no means be described as »modern.« Looking beyond the parallel phenomena, we should be able to discern points of contact as well. Tibor Klaniczay had brought up the question of the primacy of politics versus religion and the problematics of their reconciliation in Zrı´nyi s work. Subsequent research carried out in the direction staked out by him had refined the argumentation somewhat: Zrı´nyi s preferred writers were mostly French and Italian authors, ideologues of the raison d etat who based political power on reputation (riputazione) thus elevating the rhetorical manipulation of the sphere of political public opinion undergoing at this time an expansion of staggering proportions to the level of instrumentum regni, that is, the primary tool in the exercise of political power. Of course, this demanded a serious price to be paid, since rhetorical and linguistic scepticism flooded the fields of contemporary thinking in the philosophy of history as well as moral philosophy. The results of this can be detected in Zrı´nyi s use of such concepts as virtus, gloria, fama and historia, whose old and new interpretations were adopted sometimes inconsistently, sometimes outright contradictorily.45 Zrı´nyi s profound grasp of the contradictions of the age is attested by the appearance in his work of the voluntarist, non-rational motives of piety such as selfsacrifice, belief in fate and faith in unmerited grace. Furthermore, this might also explain the presence in Zrı´nyi s circle of the Augustine monk 44

45

See e. g. Istva´n Bitskey: Pa´zma´ny e´s Zrı´nyi [Pa´zma´ny and Zrı´nyi]. In: id.: Virtus e´s religio´: Tanulma´nyok a re´gi magyar irodalmi mu˝veltse´gro˝l [Virtus and religio: Studies on the early Hungarian literary culture]. Miskolc 1999, p. 185–205; id.: ¨ nszemle´let e´s nemzettudat Zrı´nyi Miklo´s mu˝veiben [Virtus and Virtus e´s poe´zis: O poesis: Self-interpretation and national consciousness in the works of Miklo´s Zrı´nyi]. In: id.: Mars e´s Pallas ko¨zo¨tt: Mu´ltszemle´let e´s sorse´rtelmeze´s a re´gi magyar irodalomban [Between Mars and Pallas. The concept of the past and the interpretation of the fate in the early Hungarian literature]. Debrecen 2006, p. 203–238. Cf. Sa´ndor Bene: A hı´r e´s a ko¨zve´leme´ny koncepcio´ja´nak forma´lo´da´sa Zrı´nyi Miklo´s mu˝veiben (A vila´gszı´nha´zto´l a politika szı´nha´za´ig) [The formation of the concept of the news and the public opinion in the works of Miklo´s Zrı´nyi]. In: Irodalomto¨rte´neti Ko¨zleme´nyek 100 (1996), p. 369–394.

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Marcus Forstall, whose work on the theology of grace has not been studied to this day.46 From the side of historians and historical research, there is a phenomenon highly relevant to the points just discussed: with the papers and monographs of No´ra G. Ete´nyi, it was on the back of Zrı´nyi scholarship that research into the history of public opinion and its methodology which produced such a boom in Europe from the late 1980s on, had actually arrived in Hungary.47 Ete´nyi primarily focused on the press and public opinion of the Holy Roman Empire, mapping out the interrelations between the formation of the new public sphere and political doctrines in the mid-17th century – a novel undertaking that could well have been attempted earlier for all its relevance. Let us not forget that the debates growing in intensity in the first third of the 17th century over statehood issues of the Holy Roman Empire – whether it should be a monarchy or a res publica, whether it should be based on Roman or German law and so on – culminated in the negotiations at Mu¨nster/Osnabru¨ck on the one hand and were closely linked with the interpretation of the constitutional situation of Hungary which was integrated into the Habsburg power sphere as an independent kingdom on the other hand.48 Complementing the panorama sketched out by Ete´nyi with the Comenius-phenomenon articulated by Va´rkonyi and the thesis of religion-based political public opinion formation, will help in articulating speculations and suggestions with regards to the future. As the papers in the present volume show, if there is to be a new »Golden Age« of Zrı´nyi research, it can be brought about by total 46

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48

Gratia Dei enchiridion, ad sex ultimas quaestiones Primae secundae, sub regimine Reverendissimi et ampliss. Domini Godofredi Olenii […] publico certamini expositum a R. P. Relig. et Doctissimis PP. et FF. eiusdem Monast. Professis […] Praeside R. P. Mag. Fr. Marco Forstal, Ord. Erem. S. Augustini, e gremio celeberrimae et antiquissimae Univ. Viennensis Doctore Theologo, et in praefato Monasterio Professore (Prague, 1658). On Marcus Forstall see Sa´ndor Bene: A Zrı´nyiek. Egy csala´dto¨rte´net to¨rte´nete [The Zrı´nyis. The history of a family history]. In: Ho˝sgale´ria: A Zrı´nyiek a magyar e´s a horva´t histo´ria´ban [Gallery of heroes: The Zrı´nyis in the Hungarian and Croation history]. Sa´ndor Bene, Ga´bor Hausner (eds.). Budapest 2007, p. 271–319. Cf. No´ra G. Ete´nyi: Hadszı´nte´r e´s nyilva´nossa´g (see note 1). An earlier seminal work wich launched this trend in Hungary (and also properly in the Zrı´nyi research) was: Be´la Ko¨peczi: Magyarorsza´g a kereszte´nyse´g ellense´ge: A Tho¨ko¨lyfelkele´s az euro´pai ko¨zve´leme´nyben [Hungary, the enemy of Christianity: The Tho¨ko¨ly rebellion in the European public opinion]. Budapest 1976. Another important contribution to the contextualization of Zrı´nyi s ouvre in the intellectual trends and currents of political ideas of his day is Bala´zs Trencse´ny: llamrezon – a´llam ne´lku¨l [Raison d E´tat – without state]. In: id.: A politika nyelvei: Eszmeto¨rte´neti tanulma´nyok [The languages of politics: Studies on the history of ideas]. Budapest 2007), p. 132–169.

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interdisciplinary cooperation and by giving priority to two areas. The first of these, the edition of unpublished sources continues to be of special importance. This work can supply raw material for the recently commenced imagology research, but we must also point out that even though critical edition and publication of Zrı´nyi s work has commenced, it isn t even halfway complete.49 Furthermore, a hitherto neglected perspective can also be included: the dual, Croatian-Hungarian identity of the Zrı´nyis. This in and of itself is a fascinating and important topic for imagology, and Hungarian and Croatian researches are only now beginning to be cognizant of each other. (One of the first attempts is the recently published volume Gallery of Heroes: the Zrı´nyis in Croatian and Hungarian History, which contains the papers of Croatian and Hungarian authors.)50 Secondly, the emphasizing of the religious aspects, in the history of political ideas and the history of the public sphere from one hand and in history of poetry on the other, can open up new fields where research in history and literary history 49

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Miklo´s Zrı´nyi: Pro´zai munka´i [Prose works of Miklo´s Zrı´nyi]. Pe´ter Kulcsa´r (ed.). Budapest 2004; even if the poetry of Zrı´nyi was published in several editions, we are yet to have a proper critical edition; not to mention the largely unexplored field of Zrı´nyi correspondence which – even after the recent selected edition: Miklo´s Zrı´nyi: Va´logatott levelei [Selected letters of Miklo´s Zrı´nyi]. Sa´ndor Bene, Ga´bor Hausner (eds.). Budapest 1997 – seems richer and richer, cf. Pe´ter Tusor: Ne´ha´ny e´szreve´tel a ko¨lto˝ Zrı´nyi legu´jabb leveleinek kiada´sa kapcsa´n [Some remarks on the new edition of the letters of Zrı´nyi the poet]. In: Magyar Ko¨nyvszemle 115 (1999), p. 116–119. An important contribution – even if not included in any critical edition attempt – is the new Zrı´nyi-vocabulary: Jo´zsef Beke: Zrı´nyi-szo´ta´r: Zrı´nyi Miklo´s e´letmu˝ve´nek magyar szo´ke´szlete [Zrı´ny-dictionary: The Hungarian vocabulary in the works of Miklo´s Zrı´nyi]. Budapest 2004. On the part of the historians there are new systematic archive-based researches which also treat the Zrı´nyi topic (sometimes modifying the traditional frameworks of research), e. g. Ge´za Pa´lffy: A Zrı´nyi-kutata´s egyik megoldatlan ke´rde´se´ro˝l. Zrı´nyi Miklo´s hadimustra´ja a Vas megyei Vat mellett 1663. szeptember 17-e´n [On an unresolved problem in the Zrı´nyi research. The muster of Miklo´s Zrı´nyi near to Vat in Vas county, 17 September 1663]. In: To¨rte´nelmi Szemle 49 (2007), p. 263–288; Ga´bor Va´rkonyi: Wessele´nyi Ferenc na´dorra´ va´laszta´sa [Ferenc Wessele´nyi s election of a palatine]. In: Mindennapi va´laszta´sok: Tanulma´nyok Pe´ter Katalin 70. szu¨lete´snapja´ra [Everyday choices: Studies for the 70th birthday of Katalin Pe´ter]. Gabriella Erde´lyi, Pe´ter Tusor (eds.). Budapest 2007, p. 87–110 (CD ROM). Apart from Istva´n Lo˝ko¨s comparative studies (Zrı´nyi eposza´nak horva´t elo˝zme´nyei [The Croatian antecedents of Zrı´nyi s epic]. Debrecen 1997) see the papers of Hungarian and Croatian scholars, published in Ho˝sgale´ria (see note 46); cf. also the initiatives of the last years taken by our Croatian colleagues: Natasˇa Sˇtefanec: Brac´a Nikola i Petar Zrinski: Velikasˇka obitelj u srednjoeuropskim vojno-politicˇko-ekonomskim konstelacijama [Miklo´s Zrı´nyi and Pe´ter Zrı´nyi: An aristocrat family in Central European military, political and economic context]. In: Zrinski i Europa, Jadranka Damjanov (ed.). Zagreb 2000, p. 387–399; Povijest obitelji Zrinski.: Zbornik [History of the Zrı´nyi family: Collection of essays]. Zoran Ladic´, D ¯ uro Vidmarovic´ (eds.). Zagreb 2007).

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that have so far often proceeded along different tracks can naturally join each other. Instead of the current paradigms of absolutism or Renaissance/Baroque, perhaps it is confessionalization that can provide the new framework for discussion. And of course these inquiries will reveal a lot not only about Miklo´s Zrı´nyi or the Zrı´nyis, but also about the fundamental issues of mid-17th century European history. By way of conclusion let me use a concrete example to illuminate what I have in mind. The Mainz thread proposed by gnes Va´rkonyi is certainly worth following. The head minister of the often-discussed Prince Elector Johann Philipp von Scho¨nborn, the Archbishop of Mainz, was Baron Christian von Boineburg, a true e´minence grise who negotiated with representatives of Venice, France and Hungary, but he was involved in more than just day-to-day politics.51 He was a newly converted Lutheran himself and as a Lutheran student at the University of Helmstedt, did his doctorate under Hermann Conring, whose courses in political theory were attended also by a number of Hungarian students in the preceding decades. It is also well-known that as early as the 1640s, Conring laid the groundwork for the constitutional basis of German statehood in his work De Imperio germanorum in 1643,52 denying the sovereignity of the Habsburg monarchs, and he played an important part in prevailing over the so-called Roman party in the negotiations preceding the Peace of Westphalia. One of the guarantees of his success was his close cooperation with Georg Calixt, one of the main instigators of the Catholic-Evangelical irenicum and the author of the theological basis thereof.53 This might help explain why it was Mainz and the circle of von Boineburg that by the early 1660s became one of the centres of the new unionist efforts in religion as well as the main supporter of anti-Turkish military action in Hungary.54 The 51

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53

54

Cf. Margherita Palumbo: Johann Christian von Boineburg. In: Il Bibliotecario 23–24 (1990), p. 181–218; and recently Kathrin Paasch: Die Bibliothek des Johann Christian von Boineburg (1622–1672): Ein Beitrag zur Bibliotheksgeschichte des Polyhistorismus. Berlin 2005. A new edition and commentary: Hermann Conring: New Discourse on the Roman-German Emperor. Constantin Fasolt (ed., transl.). Arizona 2005. See Hermann Conring: De pace perpetua inter Imperii Germanici ordines religione dissidentes servanda libelli duo. Helmstedt 1657. Cf. also R. J. M. Van de Schoor: Reprints of Cassander s and Witzel s Irenica from Helmstedt. The meaning of the irenical tradition for Georg Calixtus, Hermann Conring and Johannes Latermann. In: Lias 20 (1993), p. 167–192; Konrad Repgen: Der Westflische ¨ ffentlichkeit. In: Historisches Jahrbuch 117 Friede und die zeitgeno¨ssische O (1997), p. 38–83. Hans Peterse: Johann Christian von Boineburg und die Mainzer Irenik des 17. Jahrhunderts. In: Union – Konversion – Toleranz: Dimensionen der Annherung zwischen den christliche Konfessionen im 17. und 18. Jahrhundert. Heinz Duchhardt, Gerhard May (eds.). Mainz 2000, p. 105–118.

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success of an irenic religious compromise could fundamentally rearrange the political power map of Europe and the war against the Turks could have been one of the practical trials of the irenic idea. (The Habsburgs could have counted on serious assistance from Hungary and from the Empire if they had abandoned persecuting Protestants, as it was articulated a number of times in the correspondence of Conring and Boineburg.)55 This might also explain why the Hungarian political tractate mentioned earlier, the Contemplation on the Deplorable State of Affairs in Hungary was based on the political science manual of the Helmstedt professor Balthasar Cellarius,56 why it regarded cooperation between disparate religious groups as a fundamental issue and why it alluded emphatically, towards the end, to cooperation with the principalities of the Holy Roman Empire. The intellectual cooperation between Istva´n Vitnye´dy and Miklo´s Zrı´nyi could hardly have had a different direction and outcome than what is demonstrated by this document. The issue of Catholic-Protestant toleration will become fundamental to the Hungarian independence struggles of the next half a century and I think it is no accident that the idea of publishing the Contemplation on the Deplorable State of Affairs in Hungary first emerged in the circle of Ferenc Ra´ko´czi in 1705.57 In my opinion, all aspects of the foregoing – such as the interrelation between the ideas for religious union of the Comenius circle and the Helmstedt one, to name but one – deserves further research and not exclusively in Hungary or with respect to Hungary. Old issues should 55

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57

See the letter of Conring to Boineburg: Wolfenbu¨ttel, 21 November 1663 (Herzog August Bibliothek Wolfenbu¨ttel, Signatur: Extravagantes 84.12, p. 366r–366v). Boineburg and Conring obviously coordinated their work organizing the political campaign and diplomatic efforts for the war against the Turks in 1663 and 1664. The outcome of this cooperation was the volume edited by Conring: De bello suscipiendo contra Turcas. Helmstedt 1664. Cf. the missive of Conring to Boineburg: Helmstedt, 14 March 1664 (Herzog August Bibliothek, Signatur: Extravagantes 84.12, p. 381r–381) and the letter to Prince August (without date but surely from the beginning of 1664; Herzog August Bibliothek, Signatur: Extravagantes 149.6, p. 73r). Cellarius compendium was published the first time in 1641; I used the sixth edition: Balthasar Cellarius, Politicae succinctae ex Aristotele potissimum erutae ac ad praesentem Imperii Romani statum multis in locis accomodatae libri III. Jena 61661; this new and revised edition contained an appendix treating the questions of the religious peace in the Imperium: »Constitutio pacis religiosa«. This issue was also crucial for the Catholic circle of Mainz, supported by Boineburg; cf. Augustinus Gibbon de Burgo: De Luthero-Calvinismo, schismatico quidem, sed reconciliabili. Erfurti 1663. Gibbon de Burgo reacts to the Calixtean idea of religious peace (cf. esp. p. 295–332). On the author see Erich Kleinedam: Augustinus Gibbon de Burgo OSA und die Wiedererrichtung des theologischen Studiums der Augustinereremiten in der Universitt Erfurt. In: Analecta Augustiniana 41 (1978), p. 65–112; on his ›Luthero-Calvinismus‹ see ibid., p. 96–98. Cf. Bene, Szabo´: Oktata´s (see note 40).

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be revisited and re-evaluated with reference to actual issues. Today the moral credibility of both politics and the public sphere seems to be a fundamental issue – the group of issues associated with Zrı´nyi can yield findings relevant to today if we look at them and their components in the true context and system of coordinates of the day. Boineburg and his prote´ge´s, the young Pufendorf and the even younger Leibniz thought in European perspectives58 when they attempted to domesticate the visions of Hobbes … those visions that have largely become for us simple realities of everyday life.

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Cf. Dreitzel: Zehn Jahre ›Patria‹ (see note 7), p. 395–404; Susanna Akerman: Queen Christina of Sweden and Her Circle: The Transformation of a Seventeenth-Century Philosophical Libertine. Leiden 1991, p. 245–253.

V. Dokumentation

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Die Zrı´nyis und Europa Katalog der Kabinettausstellung in der Bibliothek der Lora´nd Eo¨tvo¨s Universitt Budapest

In den vergangenen hundert Jahren wurden in Ungarn mehrere selbststndige Zrı´nyi-Ausstellungen veranstaltet, von denen ich nur zwei hervorheben mo¨chte. Die erste war 1918 von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften zusammen mit dem Museum fu¨r bildende Ku¨nste ausgerichtet, zum vermeintlichen dreihundertjhrigen Geburtsjubilum des Dichters und Feldherren Nikolaus Zrı´nyi. In den zwei großen Abschnitten dieser imposanten Schau wurden u¨ber 700 Dokumente zum Werk, zur Ikonographie und zur literarischen Rezeption aufgefu¨hrt. Es wurde auch der erhalten gebliebene Bestandsanteil der Bibliothek Zrı´nyis und seines Sohnes namens Adam gezeigt, die nach 1893 in die Universittsbibliothek Zagreb gelangte. Fast fu¨nfzig Jahre spter, im Jahre 1964, entstand eine weitere Ausstellung im Literaturmuseum Peto˝fi, konzipiert vom Literaturhistoriker Ferenc Jenei. Diese war ebenfalls dem Dichter Zrı´nyi gewidmet, und zwar zum dreihundertjhrigen Jubilum seines Todes. Aus der ju¨ngsten Vergangenheit sei jene internationale Wanderausstellung zu den Bu¨chersammlungen ungarischer Adelsfamilien aus dem 16. und 17. Jahrhundert hervorgehoben, die 2005 bis 2007 durch den Zusammenschluss mehrerer mitteleuropischer Lnder verwirklicht wurde und in der u. a. 35 ausgewhlte Originalexemplare aus der Bibliothek der Zrı´nyis zu sehen waren (Blaues Blut & Druckerschwrze: Aristokratische Bu¨chersammlungen von 1500 bis 1700. Internationale Wanderausstellung: Zagreb, Martin, Bratislava, Budapest, Burg Forchtenstein. Herbst 2005 bis Herbst 2007. Ausstellungskatalog. Hg. v. Esterha´zy Privatstiftung, Red. Stefan Ko¨rner, Jakob Perschy. Eisenstadt 2005). Die Kabinettausstellung in der Bibliothek der Lora´nd Eo¨tvo¨s Universitt mit dem Titel »Die Zrı´nyis und Europa« wich von all diesen Unternehmungen ab. Erstens stellte sie keine Jubilumsausstellung dar, sondern wurde anlsslich der internationalen Tagung »Militia et litterae« entworfen und nach deren Konzeption ausgerichtet. Zweitens wurde hier zum ersten Mal versucht, die historischen Gestalten beider Nikolaus Zrı´nyi sowie die ungarische und europische Rezeption ihrer Ttigkeit im gleichen Rahmen darzustellen. Drittens, die Dokumente wurden, einer zehnjhrigen Praxis des Hauses entsprechend, aus-

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schließlich aus den eigenen Bestnden ausgewhlt. Diese meist seit Jahrhunderten in der Bibliothek aufbewahrten Manuskripte, Druck¨ berlieferung Ungarns werke und Druckgraphiken vertreten die Zrı´nyi-U und Europas in der Zeit von 1568 bis 1907 in mehfacher Hinsicht auf reprsentative Weise. Aus der eigenartigen Zusammensetzung und der wechselhaften Geschichte der Bibliotheksbestnde ergab sich, dass wichtige Dokumente nicht prsentiert werden konnten, weil sie Unikate sind und in anderen ungarischen oder auslndischen Sammlungen aufbewahrt werden. Zu diesen geho¨ren vor allem die Manuskripte des Dichters Zrı´nyi, weiterhin das Manuskript der Memoiren von Fu¨rst Paul Esterha´zy unter dem Titel »Mars Hungaricus« mit einem ausfu¨hrlichen Bericht u¨ber die Kmpfe Zrı´nyis 1663/64 sowie die 1664 in London herausgegebene englischsprachige Zrı´nyi-Biographie. In anderen großen Sammlungen des Landes, so z. B. in der Nationalbibliothek Sze´che´nyi oder im Ungarischen Landesarchiv, htte man eine solche Ausstellung bestimmt leichter machen ko¨nnen. Dem Mangel an Originaldokumenten wurde jedoch nur ausnahmsweise mit Photokopien und Facsimileausgaben abgeholfen. Es ist hervorzuheben, dass im Laufe der Vorbereitung mehrere neue, fu¨r die Forschung bisher unbekannte Quellen entdeckt wurden, die hier zum ersten Mal zu sehen waren. Die etwa hundert Exponate wurden in sechs thematischen Abschnitten gegliedert, innerhalb dieser waren sie im wesentlichen chronologisch geordnet. Im ersten Abschnitt unter dem Titel »Nikolaus Zrı´nyi von Sziget« wurde die Belagerung von 1566 und ihr europisches Echo durch lateinisch-, italienisch- und deutschsprachige Druckwerke veranschaulicht. Die meisten waren unmittelbar nach der Belagerung in Lyon, Venedig, Wittenberg, Basel und Frankfurt/M. publiziert. Hier fanden sich die Arbeiten solcher Autoren wie Christianus Schesaeus, Hieronymus Ortelius, Wilhelm Dilich, Sebastian Mu¨nster und Sigmund von Birken, darunter auch mehrere anschauliche Beispiele der Tu¨rkenliteratur. Holzschnitte und Kupferstiche aus dem 16. und 17. Jahrhundert unterschiedlicher Qualitt verewigten die Belagerung Szigets und das Portrt Zrı´nyis. In einem theologischen Traktat von Pe´ter Pa´zma´ny, der bedeutendsten Perso¨nlichkeit der Gegenreformation in Ungarn, gedruckt 1605 in Graz (»Zehn offensichtliche Beweise fu¨r die Falschheit der jetzt entstandenen neuen Wissenschaften«), konnte man eine kurze Schilderung des Falls von Sziget in ungarischer Sprache nachlesen. Eine ikonographische Raritt stellte die erste druckgaphische Abbildung der Szene »Zrı´nyis Ausfall aus der Burg Sziget« dar (Ausgburg 1698). Die Geschichte der Familie wurde vom Augustinermo¨nch Ma´rk Forstall im Auftrag des Dichters Zrı´nyi bearbeitet; sein Werk war in einer handschriftlichen Kopie aus dem 18. Jahrhundert ausgestellt.

Die Zrı´nyis und Europa

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Im Mittelpunkt des zweiten Abschnittes stand Nikolaus Zrı´nyi d. J., »Der Dichter und Prosaschriftsteller«. Neben einer musealen Photokopie des autographen »Syrene«-Manuskriptes, das ebenfalls in der Universittsbibliothek Zagreb aufbewahrt wird, war hier der 1651 in Wien gedruckte Gedichtband Zrı´nyis unter dem Titel »Syrene des Adriatischen Meeres« und dessen von seinem Bruder, Peter Zrı´nyi, angefertig¨ bersetzung zu sehen (Adrianszkoga mora syrena. Venete kroatische U ¨ bersetzungen und Umdichtungen des dig 1660). Von den weiteren U Epos »Obsidio Szigetianae« gebu¨hrt der Prosau¨bertragung Gedeon Ra´days d. . (1789), der 1821 erschienenen deutschsprachigen Probeu¨ber¨ bertragung Francesco setzung Ferenc Telekis und der italienischen U Sirolas (Fiume 1907) eine eigene Erwhnung. Die militrwissenschaftlichen Werke Zrı´nyis waren in einer handschriftlichen Kopie bzw. einer Edition aus dem 17./18. Jahrhundert zu lesen. Im dritten Abschnitt stand »Der Feldherr Nikolaus Zrı´nyi« im Mittelpunkt. Handschriftliche Eintragungen in Inkunabeln sowie zahlreiche Kupferstiche und Druckwerke belegen das internationale Echo auf seine militrischen Taten. Einen Brief von Papst Alexander VII., datiert vom 19. April 1664 an Zrı´nyi konnte man in deutscher, einen Brief des ¨ bersetPascha von Kanizsa, Ali, ebenfalls an Zrı´nyi, in lateinischer U zung nachlesen. Neben Beschreibungen und Bildern des Winterfeldzuges von 1663/64 wurden die Leichenpredigt des Paulinermo¨nches Ja´nos Ke´ry auf Zrı´nyi (Nagyszombat 1664) und Ke´rys Erinnerungen an Zrı´nyis Tod (1672) ebenfalls hier ausgestellt. Der niederlndische Arzt und Weltreisende Jacobus Tollius, der im Sommer 1660 in Csa´ktornya/Tschakathurn bei Zrı´nyi zu Gast war, hat in einem seiner Briefe nicht nur die fu¨rstliche Pracht in Burg und Garten sowie die Gastfreundschaft des Burgherren beschrieben, sondern auch seine schon damals beru¨hmte Bibliothek verewigt. Dieser Brief, der in einer 1700 in Amsterdam erschienenen Sammlung publiziert wurde (»Epistolae itinerariae […]«), leitet schon zum vierten Abschnitt der Ausstellung u¨ber, zur Darstellung »Des Bu¨chersammlers Nikolaus Zrı´nyi«. Hier wurde versucht, die ehemalige Bibliothek in Csa´ktornya durch einige Parallelexemplare der Bu¨cher aus den Bestnden der UB Budapest andeutungsweise zu veranschaulichen. In den Titelaufnahmen der hier ausgestellten Bu¨cher findet sich immer ein Hinweis auf die entsprechenden Titel in der 1991 herausgegebenen kritischen Bearbeitung der Bibliotheca Zriniana (A Bibliotheca Zriniana to¨rte´nete e´s a´lloma´nya – History and Stock of the Bibliotheca Zriniana. Hg. v. Tibor Klaniczay. Budapest 1991). Mit den dreizehn Druckwerken konnten wir freilich den Reichtum und die Vielfalt dieser Bibliothek nicht einmal erahnen lassen. Neben Arbeiten von antiken Schriftstellern wie Homer, Ovid und Tacitus, von Humanisten wie Pao-

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lo Giovio und Justus Lipsius fand man hier Werke zeitgeno¨ssischer italienischer (Virgilio Malvezzi, Eugenio Raimondi und Vittorio Siri), deutscher (Athanasius Kircher), kroatischer (Franjo Glavnic´) und ungarischer (Nikolaus Istva´nffy, Christophorus Lackner) Autoren, und zwar aus den unterschiedlichsten Sachgebieten. Im fu¨nften und sechsten Abschnitt unter den Titeln »Die Zrı´nyi¨ berlieferung in der europischen Literatur vom 17. bis zum 19. JahrU ¨ berlieferung im 18. und hundert« und »Die ungarische Zrı´nyi-U 19. Jahrhundert« fanden sich schließlich einige Dokumente zur europischen und zur ungarischen Zrı´nyi-Rezeption. Ein Teil der hier ausgestellten Werke stand mit den Vortrgen der Tagung »Militia et litterae« in unmittelbarer Verbindung, wie z. B. Matthias Abeles satirische Grabschrift auf Peter Zrı´nyi. Ein anderer Teil der Werke hat zur Bekanntmachung der ungarischen Geschichte und zur Verfestigung der Ungarnbilder in Europa wesentlich beigetragen. Anhand der hier gezeigten Druckwerke konnte man u. a. die Verbreitung der Nachricht von der Enthauptung Peter Zrı´nyis, Franz Na´dasdys und Franz Christoph Frangepa´ns verfolgen sowie die breite Rezeptionsgeschichte des literarischen Œuvres des Dichters und die europische Wirkung der militrischen Taten beider Zrı´nyis nachvollziehen. Unter den Autoren fanden sich z. B. Giovanni Andrea Angelini, Erasmus Francisci, Andreas von S. Theresia, Pavao Vitezovic´, Heinrich Anshelmus von Ziegler und Kliphausen, Friedrich Werthes und Theodor Ko¨rner. Aus der ¨ berlieferung in Ungarn sah man hier Beispiele Geschichte der Zrı´nyi-U ¨ bersetzung des in fast allen Gattungen: Dramen, wie die ungarische U lateinischen Stu¨ckes von dem Jesuiten Andreas Friz u¨ber Zrı´nyi von Sziget, angefertigt von Da´vid Baro´ti Szabo´; Gedichte, wie das 1751 in Nagyszombat/Tyrnau/Trnava gedruckte Klagegedicht von Matthias Platthy und »Zrı´nyis Gesang« von Ferenc Ko¨lcsey; sowie Prosawerke, wie z. B. der Roman Miklo´s Jo´sikas u¨ber den Dichter. Portrts von weiteren namhaften Mitgliedern der Familie, wie Georg Zrı´nyi, Banus von Kroatien, sowie Helene Zrı´nyi, die Heldin von Munka´cs, wurden ebenfalls hier ausgestellt.

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Nikolaus Zrı´nyi von Sziget Pietro Bizzari [Petrus Bizarus]: Historia di Pietro Bizari La guerra fatta in Ungheria […] contra quello de Turchi […] dall anno 1564, infino all anno 1568. In Lyone 1568 G. Rovillio. Titelblatt Ant. 2366

Historia de Zighet, ispugnata da Suliman, re de Turchi, l anno M D LXVI. In Venetia 1570 B. Zaltieri. Titelblatt RMK III 130

Christianus Schesaeus: Liber secundus, Expugnationem Iulae et Zygethi continens – De capto Zygetho historia. In: Ders.: Ruinae Pannonicae libri quatuor […]. VVitebergae 1571 Clemens Schleich & Antonius Scho¨ne. Yijr–Aaiijv. RMK III. 133

Pietro Bizzari [Petrus Bizarus]: Pannonicum bellum, sub Maximiliano II. Rom. Et Solymano Turcar. Imperatoribus gestum: cumque arcis Sigethi expugnatione […]. Basiliae 1573 S. Henripetri. Titelblatt Ant. 2911(coll.2.)

Alfons (Alphons) Ulloa: Beschreibung des letzten Ungerischen Zugs oder Kriegs, so im jhar M. D. LXV. und M. D. LXVI. […]. Basel 1578 S. Henripetri. Titelblatt Ant. 2358 (coll. 1.)

Johann Sommer: Vita Jacobi despotae Moldavorum […]. Witebergae (1587). B3r: Zrı´nyi von Sziget 215606 (facs.)

Petrus Albinus Nivemontius: De Sigetho Hungariae propugnaculo, a Turca Anno Christi M. D.LXVI. obsesso et expugnato […]. Witebergae 1587 M. Vvelack. Zwischen F1v–F2r: Zrı´nyi in der Kleidung, in der er den Ausfall aus Sziget durchgefu¨hrt hat 215609 (facs.)

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E´va Knapp

Nicolaus Ho¨niger: Hoffhaltung des Tu¨rckhischen Keysers […] – Ander Theil der Tu¨rckischen Historien […]. Basel 1596 S. Henricpetri. S. CCXVI.: Der Statt und Schloss Sigeth (Holzschnitt des Monogrammisten GS) Ant. 4661

Samuel Budina: Historia Sigethi, totius Sclavoniae fortissimi propugnaculi, quod a` Solymanno Turcarum Imperatore, Anno 1566 captum […] ex Croatico sermone in Latinum conversa. In: Rerum Hungaricarum Scriptores varii. Francofurti 1600 Apud Haeredes A. Wecheli. S. 521–535. RMK III 186

Jakob Schrenk von Notzingen: Augustissimorum Imperatorum, serenissimorum regum […] verissimae imagines […] descriptiones […]. Oeniponti 1601 J. Agricola. Ohne Nummer: Nicolaus Serinii comes M 1002

Franciscus Forgach: Zigethi Hungariae claustri praestantissimi vera descriptio et obsidionis eius epitome […]. In: Nicolaus Reusnerus: Rerum memorabilium in Pannonia […]. Francofurti 1603. S. 158–168. RMK III 197a

Hieronymus Ortelius: Chronologia. Nu¨rnberg 1603 Verl. J. Sibmacher. Zwischen S. 158–159.: Obrister zu Sigeht I: Ungern Nicolaus Grave von Serin Bar. 00251

Pe´ter Pa´zma´ny: Az mostan tamat uy tudomaniok hamissaganak Tiiz nilvan valo bizonisaga […]. [Zehn Beweise fu¨r die Falschheit der neuen Wissenschaften] Graecii Styriae 1605 G. VVidmanstadius. ¨ ber den Fall von Sziget 107v–108r: 1566, U RMK I 48

Wilhelm Dilich: Ungarische Chronica […]. Cassel 1606 Wilhelm Wessel. S. 258.: Contrafactur Graff Niclausen von Serin Bar. 00233

Die Zrı´nyis und Europa

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Sebastian Mu¨nster: Cosmographia […] Continuation […]. Basel 1628 Henricpetri. S. 1463.: Beschreibung der Belagerung von Sziget Bar. 00163

Miklo´s Istva´nffy: Magyarok dolgairo´l ´ırt histo´ria´ja [Historie u¨ber die Angelegenheiten ¨ bersetzung von Pa´l Ta´llyai (zwischen 1628 und der Ungarn]. In der U 1633), 21–29. Bd. S. 100–114.: 1566, Belagerung von Sziget Collectio Kaprinayana, A, Tomus III.

Georgius Rattkay: Memoria Regum, et Banorum, Regnorum Dalmatiae, Croatiae, et Sclavoniae […]. Viennae 1652 M. Cosmerovius. Epistola Dedicatoria […] Nicolao […] Zrinio ac Petro […] Zrinio. RMK III 310

Johannes Nada´nyi: Florus Hungaricus. Amstelodami 1663. Liber IV, Caput VII (S. 252–260.): Maximiliani gesta, cum Johanne; et supremum Sulymanni bellum. RMK III 401

Tu¨rckische und Ungarische Chronica […]. Nu¨rnberg 1663 In Verl. P. Fu¨rsten. 6. [Kupferstich]: Wahre Conterfactur der Belagerung der Vo¨stung Zigeth […] 1566. Bar. 00162

Sigmund von Birken: L origine del Danubio […]. Norimberga – Bologna 1685. (1. Auflage: Nu¨rnberg 1664) Zwischen S. 86–87.: Sigheto, Ansicht von Sziget 1566 Bar. 00030

Paul Rycaut: Die Neu-ero¨ffnete Ottomanische Pforte […]. I. Augspurg 1694. S. 218.: Ausfall aus Sziget, 1566 RMK III 569b

Ma´rk Forstall: Stemmatographia Mavoritiae familiae, Comitum de Zrin. (Kopie aus dem 18. Jahrhundert eines Manuskriptes aus dem 17. Jahrhundert) Collectio Hevenesiana, Tomus 28.

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E´va Knapp

Der Dichter und Prosaschriftsteller Nikolaus Zrı´nyi Miklo´s Zrı´nyi: Adriai tengernek syrenaya [Sirene des Adriatischen Meeres]. (Photokopie des Zrı´nyi-Autographen der UB Zagreb von 1914) Anfang des Epos Obsidio Szigethianae M 224

Miklo´s Zrini [Zrı´nyi]: Adriai tengernek Syrenaia [Sirene des Adriatischen Meeres]. Be´cs [Wien] 1651 Kosmerovi M. Schmucktitelblatt und Federzeichnung u¨ber Nikolaus Zrı´nyi von Sziget nach dem Kupferstich von Dominicus Custos aus dem Jahre 1601 RMK I 178

Adrianszkoga mora syrena: Groff Zrinszki Petar. Pri Zamarij Turrinu 1660 St. U Beneczih. Portrt von Peter Zrı´nyi und das Schmucktitelblatt RMK III 372

Diarium, und kurze warhaffte Erzehlung wie die Belagerung der Vestung Canischa […]. S. L. 1664. S. Typ. Zwischen S. 68–69.: Lucas Schnitzer: Brustbild Nikolaus Zrı´nyis Bar. 00058

Miklo´s Zrı´nyi: Siralmas panasz [Jmmerliche Klage]. (Kopie aus dem 17./18. Jahrhundert) S. 142.: Anfang des Werkes Collectio Kaprinayana, A, Tomus 33.

Zrı´nyi Miklo´s Hadtudoma´nyi munka´i ma´solatban [Militrwissenschaftliche Werke von Nikolaus Zrı´nyi]. (Kopie aus der 2. Hlfte des 18. Jahrhunderts) S. 465–466.: Anfang des Werkes »Antidot gegen das tu¨rkische Opium«, davor der Wahlspruch Zrı´nyis: Sors bona nihil aliud. H 147

Gedeon Ra´day d. .: Gro´ff Zrı´nyi Miklo´s Szigeth Va´ra veszedelme´nek ko¨ttettlen besze´drevalo´ fordı´tta´sa [Prosau¨bersetzung des Werkes »Belagerung von Sziget« von Graf Nikolaus Zrı´nyi]. In: Magyar Museum. Harmadik negyed. Pest 1789 Trattner M. S. 212–213.: Anfang des Werkes P 20124

Die Zrı´nyis und Europa

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Miklo´s Zrinyi: Ne ba´ntsd a magyart [Tu dem Ungarn nichts zuleide]. Maros-Va´sa´rhellyen 1790. Titelblatt Rar. Hung. 684

Zrı´nyinek Minden munkaji. Kiadta Kazinczy Ferenc [Smtliche Werke Zrı´nyis. Hg. v. Ferenc Kazinczy]. 2 Bde. Pest 1817 Trattner J. T. Bd. 1.: Frontispiz mit dem Brustbild Nikolaus Zrı´nyis von Sziget Bd. 2, S. 184–185.: Anfang des Teiles »Disciplina militaris« aus dem Werk »Antidot gegen das tu¨rkische Opium« Rar. Hung. 265/1–2

[Ferenc Teleki]: Graf Niklas Zrinyi, der Dichter. In: Taschenbuch fu¨r die vaterlndische Geschichte. Herausgegeben durch die Freyherren von Hormayr und von Mednyansky. 2 (1821) (Wien, Verl. A. Strauß). S. 360–400. S. 394–400.: (Proben aus der Zriniade) Ga 3355/II.

Zerinva´ri gro´f Zrinyi Miklo´s o¨szves munka´i. [Smtliche Werke von Nikolaus Zrı´nyi. Hg. v. Ga´bor Kazinczy, Ferenc Toldy]. Pest 1853. Frontispiz und Titelblatt: Brustbild Zrı´nyis und die Ansicht von Chakaturn Hd 4r 18a/4

Zerinva´ri gro´f Zrinyi Miklo´s o¨szves munka´i. [Smtliche Werke von Nikolaus Zrı´nyi. Hg. v. Ga´bor Kazinczy, Ferenc Toldy]. Pest 1853. Nach dem Titelblatt: Brustbild Zrı´nyis und Kopie des Schmucktitelblattes aus dem Werk »Sirene des Adriatischen Meeres« Hd 4r 18b/2

Miklo´s Zrı´nyi – Francesco Sirola (u¨bers.): L assedio di Sziget del Conte Nicolo` Zrinyi, (1651), versione metrica dei principali episodi del poema, coll aggiunta d una breve esposizione dei canti non voltati in verso. Fiume 1907 Tip. P. Battara. Titelblatt Hd 20142

Der Feldherr Nikolaus Zrı´nyi Elias Widemann: Icones Illustrium Heroum Hungariae. Viennae 1652. [Nr. 96]: C. Nicola[us] a Zrinio RMK III 312

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Josephus Guttovieni: Carmen Acrostichum, In felicem Natalis recursum […] Nicolai perpetui a Zrinio […] Die 6. Decembris, Anno […] 1663. Viennae (1663) S. Rickesin Titelblatt RMK III 402

Joannes Ke´ry: Oratio Funebris […] Nicolai comitis perpetui a Zrinio […]. Tyrnaviae 1664 Typis Academicis. Titelblatt RMK II 186

Kurze jedoch warhafft-verfaste Relation, der sehr notablen, und weit u¨ber ein hundert Jahr von den Christen wider den Erbfeind nicht tentirter Entreprice oder Anschlags […] Wie auch Ihr hochgrfl. Excell. Herr Graff Niclas Zrı´ni Ban in Croatien […] Zu Diensten Ihr Kiserl. Majestt und besten der gantzen Christenheit Anno 1664. von dem 10. 20. Januarii, biß auf den 6. 16. Februarii, da man wiederum in der Insel angelangt vorgenommen und glu¨cklich effectuirt. In: Auserlesene Christliche und u¨beraus scho¨ne Ermahnungen Rathschlge und Verbunden von dem Tu¨rcken-Krieg […]. Nu¨rnberg 1664 J. A. Endter. )( )(3r. RMK III 414a

Biblia. Venezia 1484 Johann Herbort. S. 8.: Handschriftliche Anmerkungen u¨ber den Winterfeldzug und den Tod Zrı´nyis aus dem 17. Jahrhundert Inc. 170

Biblia. Venezia 1484 Johann Herbort. S. 226v–227r.: Handschriftliche Anmerkungen u¨ber den Winterfeldzug Zrı´nyis aus dem 17. Jahrhundert Inc. 171

Ortelius redivivus et continuatus, oder der Ungarischer Kriegs-Empo¨rungen historische Beschreibung […]. Frankfurt am Mayn 1665. Bd. 2, zwischen S. 312–313.: Belagerung von Kanizsa Bar. 00170

Galeazzo Gualdo Priorato: Historia di Leopoldo Cesare […] Parte seconda. In Vienna 1670 G. B. Hacque. Nach S. 582.: Joannes de Herde – Franciscus van der Steen: Brustbild Zrı´nyis RMK III 442/a/2:2

Die Zrı´nyis und Europa

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Joannes Ke´ry: Martis Turcici ferocia […]. Posonii 1672 G. Gru¨nder. Bd. 2, Cc5r–v: Zrı´nyis Tod RMK II 241

Irenico Polemographiae Continuatio Sive: Theatri Europaei Continuatio, Tomus IX. Franckfurt am Mayn 1672. Zwischen S. 966–967.: Brustbild Zrı´nyis Ga 2r 503/9

Memoires de la guerre de Transilvanie et de Hongrie, Entre l Empereur Leopold I. et le Grand Seigneur Mehemet IV. Georges Ragotski et les autres successeurs Princes de Transilvanie. Tome I–(II). Amsterdam 1680 D. Elsevier. Bd. 2, S. 55–57.: Lettre a` Montecuccoli. RMK III 501a

Irenico Polemographiae Continuatio Sive: Theatri Europaei Continuatio, Tomus IX. Franckfurt am Mayn 1699. Zwischen S. 1132–1133.: Fiktive Belagerung von Fu¨nfkirchen Ga 2r 503/9

Jacobus Tollius: Epistola Itineraria VI. Iter Graziense et Hospitium Serinium. Ad […] Nicolaum Witsen. (Datum Graezii, anno 1660 A. D. XIV. Kalend. August.) In: Ders.: Epistolae itinerariae […] cura et studio Henrici Christiani Henninii. Amstelodami 1700 Typis Francisci Halmae. S. 237–260. S. 237.: Anfang von Brief 6. Bar. 00259

Brief vom Papst Alexander VII. an Zrı´nyi, Rom, 19. April 1664. (Kopie ¨ bersetzung) aus dem 18. Jahrhundert, in deutscher U Collectio Hevenesiana, Tomus 50, S. 196–197.

Brief von Ali, Pascha von Kanizsa an Zrı´nyi (Kopie aus dem 18. Jahr¨ bersetzung) hundert, in lateinischer U Collectio Prayana, Tomus 20, Nr. 39.

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Der Bu¨chersammler Nikolaus Zrı´nyi (Parallelexemplare der Bibliotheca Zrı´nyiana) Lambertus Danaeus (Lambert Daneau): Aphorismi politici et militares. Trajecti ad Rhenum 1652. (vgl. Bibliotheca Zriniana 1991 [im Folgenden: BZ] 187*) Titelblatt Ca 1373

Paulus Iovius (Paolo Giovio): Opera quotquot extant omnia. Basiliae 1578. (BZ 42) Titelblatt Ant. 6121

Franjo Glavnic´ (Glavinich): Historia Tersattana […]. In Udine 1648 N. Schiratti. (BZ 646) Titelblatt Ac 4r 562 (Bar. 01204)

Homerus: Odyssea […]. Argentorati [1572] Theodosius Rihelius. (BZ 266) Titelblatt Ant. 5404

(Miklo´s Istva´nffy): Historiarum de rebus Ungaricis Libri XXXIV. Nunc primum in lucem editi. Coloniae 1622 N. Hieratus. (BZ 115) Titelblatt RMK III 255

Athanasius Kircher: Oedipus Aegyptiacus. Tom. I. Romae 1652. (BZ 398) Titelblatt RMK I 184b

Christophorus Lackner: Galea Martis. Tubingae 1625 E. Wild. (BZ 215) Titelblatt H 119

Justus Lipsius: De constantia libri duo. Lugduni Batavorum 1591 Ex Officina Plantiniana. (BZ 482) Titelblatt Ant. 3862/coll. 3.

Die Zrı´nyis und Europa

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Virgilio Malvezzi: Discorsi sopra Cornelio Tacito. In Venetia 1635 M. Ginammi. (BZ 163) Titelblatt Ha 335

Publius Ovidius Naso: Metamorphoses, comm. Raphael Regius. Venezia 1497 Simon Bevilaqua. (vgl. BZ 270) Ru¨ckseite des Titelblattes: Anmerkung u¨ber den Winterfeldzug Zrı´nyis und das Schicksal des Bandes Inc. 640

Eugenio Raimondi: Il novissimo passatempo Politico, Istorico, et Economico. In Venetia 1677. (vgl. BZ 170, 495) Titelblatt Fa 6068:1

Vittorio Siri: Del Mercurio ouero Historia de correnti tempi. Tomo Secondo. In Casale [Venezia] 1647 Per Christoforo della Casa. (BZ 59) Titelblatt 454124

C. Corn[elius] Tacitus, et in eum M[arci] Z[uerii] Boxhornii et H[ugonis] Grotii observationes. Venetiis 1645 apud Juntas et Baba. (BZ 8*) Schmucktitelblatt Hg 5307

¨ berlieferung in der europischen Literatur Die Zrı´nyi-U vom 17. bis zum 19. Jahrhundert Aussfu¨hrliche und Warhafftige Beschreibung wie es mit denen Criminal-Processen, und darauff erfolgten Executionen wider die drey Graffen Frantzen Nadassdi, Peter von Zrin, und Frantz Christophen Frangepan eigentlich hergangen. Wienn 1671 M. Cosmerovius. Num. 10: Enthauptung von Pe´ter Zrı´nyi RMK III 444d

Giovanni Andrea Angelini: Historia della ribellione d Ungheria. In Dresda 1672 Appresso i Seyfferti. Kupferstich zur S. 314.: Portrt Pe´ter Zrı´nyis, darunter die Szene seiner Enthauptung RMK III 447c:1

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Erasmus Francisci: Der Dritte Traur-Saal steigender und fassender Herren […]. Nu¨rnberg 1672 In Verlegung Michael und Johann Friederich Endtern. S. 1139–1235.: Die XLVI. Geschicht von denen Grafen Frantz Nadasti, Peter von Zrin und dem Marchgrafen Frantz Christoph Franckepan. Ga 4081/3

Matthias Abele: Vivat oder so genannter ku¨nstlicher Unordnung. IV. Theil. […]. Nu¨rnberg 1673 In Verlegung Michael und Johann Friederich Endtern. S. 19–82.: III–IV. Geschichte. Letzte Reu vor dem Tod Petri Zrini und Francisci Frangepan und ihrem ausgestandenem Recht. He 812/1

Andreas von S. Theresia: Tugendreichender Blumen-Bu¨schel, Das ist: Lob-schuldige Ehren-Predigen […]. Mu¨nchen 1679 J. Jcklin. [Nr. 73.] S. 830–846.: Nidergelegte Christliche Tapfferkeit, Das ist Schuldige Klagred […] deß […] Herrn Nicolai Grafen von Zrin […] Welche zu Mu¨nchen […] den 6. Tag Christmonats […] beygebracht worden Im Jahr 1664. Ae 2r 204

Paul-Conrad Balthasar Han: Alt und Neu Pannonia […]. Nu¨rnberg 1686 P. P. Bleul. S. 455–456.: Gr. Niclas Serin erbrmlicher Todes-Fall. (18. November 1664.) Bar. 00124

Histoire des troubles de Hongrie. Paris 1690. Zwischen S. 212–213.: ausfaltbarer Kupferstich: Caspar Bouttats: L Execution du Comte Serini, et du Marquis de Francipani RMK III 547a/1

Pavao Vitezovicˇ: Oddilyenje Sigetsko. U Zagrebu 1695 S. Typ. [3. Ausgabe]. RMK II 387a

Cornelis Meyssens – Jacob Toorenvliet: Pe´ter Zrı´nyi [2. Hlfte des 17. Jahrhunderts] Portre´ 413

Johann Christian Lu¨nig: Literae procerum Europae […] ab Anno 1552. usque ad annum 1712 […]. Lipsiae 1712 Jo. Frid. Gleditsch et filius. Pars II. S. 336–338. [Nr.] CCCCXII. Literae Nicolai, comitis a Zrin, ad consiliarios caesareos, (Csa´ktornya), 30. Juli 1664. Ga 29/II

Die Zrı´nyis und Europa

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Heinrich Anshelm von Ziegler und Kliphausen: Tglicher Schau-Platz der Zeit […]. I. Theil. Leipzig 31728 bey Johann Friedrich Gleditschens sel. Sohn. (Erstausgabe: Frankfurt 1695) Der Achte Tag des Herbst-Monats. III. (S. 1050) Wurde Siegeth stu¨rmender Hand von den Tu¨rcken erobert. 1566. Ga 2r 486/I

Heinrich Anshelm von Ziegler und Kliphausen: Historisches Labyrinth der Zeit […]. II. Theil. Leipzig 21731 bey Johann Friedrich Gleditschens sel. Sohn. [Nr.] CCCL. (S. 634–635) Maximilianus, Ko¨nig in Ungarn, starb 1576. – Die Tu¨rcken gehen in Ungarn – Die Tu¨rcken erobern Sigeth – Serini Tapferkeit Ga 2r 486/II

Friedrich August Clemens Werthes: Niklas Zrini oder die Belagerung von Sigeth, Ein historisches Trauerspiel in drey Aufzu¨gen. Wien 1790 Johann Paul Krauß. Titelblatt He 2676

Laus posthuma Generosissimi et Invictissimi Generalis Nicolai Comitis Zerinii […] . Monachij typis Luce Straub 1664. (Kopie aus dem 18. Jahrhundert) Collectio Prayana, Tomus 19, nr. 57.

Nikolaus Zrinyi in Szigeth. Frey nach dem Ungarischen des Franz von Kazinczy. Mit einigen Worten u¨ber Peter Krafft, und seine Kunstausstellung im Monat May 1825. Wien 1825 Ch. Kaulfuß und Al. Krammer. Titelblatt Gb 2211

[Jodocka von Ilgendorf oder die drey Freunde von Serinwar. Ein Roman aus den Zeiten Nicolaus Zrini Banus von Kroatien. Wien 1799. – auf Kroatisch:] Zriny Mikloush ili: dogodye´nya Zriny Miklo´usha, Ba´na Horvatzkoga, nyegove´h dve´h priatelov, y Judite Ilyefalvi, iz vugerszkoga na horvatzki po J. P. prene´shena, po T. M. popravlyena. Vu Zagrebu 1833 F. Suppan. Titelblatt Gb 1576

Pavao Vitezovicˇ: Oddiljenje Sigetsko. U Zagrebu 1836 Stampano pri Franji Suppanu. Frontispiz: Nikola Knez Zrinjski Vitez Sigetski Hg 2435

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Raphael Jacquemin: Iconographie ge´ne´rale et me´thodique du Costume du IVe au XIXe sie`cle. Paris 1862. Nr. 191: Nicolas Zriny, de´fenseur de Szigeth (1566) Gd 2r 279

¨ berlieferung im 18. und 19. Jahrhundert Die ungarische Zrı´nyi-U Gergely Petho˝: Az magyar kronika´nak veleie, e´s summa´ia Mellyet elso˝ben meg irt, s ki bocsa´tott Horva´t, Tho´t, e´s Dalmatia Orsza´gok Vite´z Ba´nnya Groff Zrini Miklo´s Petho˝ Gergely, neve alatt Be´csben Ezer, hat sza´z hatvan Esztendo¨ben. […] [Summe der Ungarischen Chronik von Gergely Petho˝, hg. von Nikolaus Zrı´nyi]. Be´cs 1702. S. Typ. R3v–R4r: 1566. [Fall von Sziget] RMK I 401

Ja´nos Taxonyi: Az emberek erko¨ltseinek e´s az isten igazsa´ga´nak tu¨ko¨rei […] [Spiegel der Sitten der Menschen und der Wahrheit Gottes]. Gyo˝r 1740 Streibig J. G. ¨ ber die ritterliche Kraft und den frommen Tod Zrı´nyis S. 302–317.: U Ac 1022

[Matthias Platthy]: Nicolaus Zrinyius honori […] Neo-baccalaureorum, dum In Alma Archi-Episcopali Universitate S. J. Tyrnaviensi Prima AA. LL: et Philsophiae Laurea donaretur. Promotore R. P. Ignatio Sajgho, e Societ. Jesu, AA. LL. Et Philos. Doctore, ejusdem Professo Ordinario. A Poesi Tyrnaviensi dicatus. [carmen elegiacum] Tyrnaviae 1751 Typ. Acad. S. J. Titelblatt Hb 5488

Corpus Juris Hungarici, seu Decretum Generale inclyti Regni Hungariae, Partiumque eidem annexarum […], Tomus I. Budae 1779 Typis Regiae Universitatis. (Ausgabe 1751) Ttt2v (S. 516.): Portrt Maximilians I., Ko¨nigs von Ungarn; im Hintergrund Ansicht von Sziget Be 2r 66/1

Die Zrı´nyis und Europa

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Ja´nos Ko´nyi: Magyar Hadi roma´n, avagy gro´f Zrinyi Miklo´snak Sziget Va´rban tett Vite´z dolgai [Ungarischer Kriegsroman oder ritterliche Taten Zrı´nyis in Sziget]. Pest 1779 Royer F. Titelblatt Rar. Hung. 196

Da´vid Baro´ti Szabo´: Vers-koszoru´ […] [Gedichtkranz]. Kassa 1786 Fu¨sku´ti Landerer Miha´ly. ¨ bersetzung des Zrı´nyiS. 7–36.: Zrı´nyi Szigetne´l. Szomoru´ ja´te´k. [Ungarische U Dramas »Zrinius ad Sigethum […]« von Andreas Friz]. Rar. Hung. 64/1

Friedrich August Clemens Werthes – I[stva´n] Gy. Cs[e´pa´n] (u¨bers.): Zrı´ni Miklo´s; avagy Sziget Va´ra´nak veszedelme egy histo´riai szomoru´ja´te´k, ha´rom fel-vona´sokban [Zrı´nyi oder die Belagerung von Sziget, ein historisches Trauerspiel in drei Akten]. Koma´rom 1790 Simon Pe´ter Weber Titelblatt He 1240

nyos Pa´l munka´ji [Werke von Pa´l nyos]. Magyar Minerva. Elso˝ ko¨tet. ¨ zv. Alberti Igna´tzne´. Be´ts [Wien] 1798 O ¨ ber Graf Nikolaus Zrı´nyi S. 34.: U Rar. Hung. 51

[Jodocka von Ilgendorf oder die drey Freunde von Serinwar. Ein Roman aus den Zeiten Nicolaus Zrini Banus von Kroatien. Wien 1799. – auf Ungarisch:] Zrı´nyi Miklo´s horva´th orsza´gi ba´n serinva´ri bara´ttyainak, e´s Illyefalvi Judit kisaszszonynak to¨rte´netei. Fordı´ttatott Ne´metbo˝l B[arkassy] A[dam] a´ltal. Pest 1804 Trattner M. Vor S. 1.: Nikolaus Zrı´nyi, Burghauptmann von Sziget Rar. Hung. 683

[Franciscus Forgach]: Francisci Forga´cs de Ghymes Episcopi Varadiensis Commentarii Rerum Hungaricarum sui temporis […] [1540–1572]. Kopie aus dem 18. Jahrhundert Collectio Prayana, Tomus 37.

Ja´nos Blaschke: Schulterbild des Nikolaus Zrı´nyi von Sziget, zwischen 1807 und 1814 Portre´ 409

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¨ bers. von Da´niel Petrichevich Horva´th]: [Theodor Ko¨rner – U Zrı´nyi, vite´zi szomoru ja´te´k o¨t felvona´sban [Zrı´nyi, ein ritterliches Trauerspiel in fu¨nf Akten]. Kolosva´ronn 1819 Ref. Koll. Betu˝ivel. Titelblatt He 1127

Friedrich Krugg von Nidda: Nikolaus Graf von Zriny oder die Vertheidigung von Szigeth. Historische Darstellung. Pesth 1822 J. Leyrer. Titelblatt Gb 2210

¨ bers. von Pa´l Szemere]: [Theodor Ko¨rner – U Zrı´nyi. Tragoedia o¨t felvona´sban [Trago¨die in fu¨nf Akten]. In: E´let e´s Literatura [Hg. v. Pa´l Szemere]. Pest 1826 Petro´zai Trattner Ma´tya´s. S. 60–61.: Anfang des Werkes P 20127

Ferenc Ko¨lcsey: Zrı´nyi e´neke [Zrı´nyis Gesang]. In: Aurora. Hazai Almanach. Hg. v. Ka´roly Kisfaludy. Pest 1831. S. 61–62. Rar. Hung. 212/10

Thedor Ko¨rner: Nicolas Zrinyi, banus de Croatie Dalmatie et Slavonie, Trage´die en cinq actes. Traduit de l allemand et re´dige´ en prose par J. Nep. Millakovitch. Pest 1835 Trattner – Ka´rolyi. Titelblatt Rar. Hung. 685

Ferenc Ko¨lcsey: Zrinyi ma´sodik e´neke [Zrı´nyis zweiter Gesang]. In: Ko¨lcsey Ferencz Minden munka´i. Hg. v. Jo´zsef Eo¨tvo¨s, La´szlo´ Szalay und Pa´l Szemere. Bd. 1. Pest 1840 Heckenast Guszta´v. S. 155–156. Rar. Hung. 52/1

Ferenc Ko¨lcsey: ¨ ber Ko¨rners Zrı´ni]. Ko¨rner Zrı´nije´ro˝l [U In: Ko¨lcsey Ferencz Minden munka´i. Hg. v. Jo´zsef Eo¨tvo¨s, La´szlo´ Szalay und Pa´l Szemere. Bd. 3. Pest 1842 Heckenast Guszta´v. S. 173–228. Rar. Hung. 52/3

Die Zrı´nyis und Europa

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Miklo´s Jo´sika: Zrinyi, der Dichter. Romantische Chronik aus dem XVII. Jahrhundert. Aus dem Ungarischen u¨bersetzt von G. Treumund. Bd. 1. Pest 1844 G. Heckenast. Titelblatt Hd 20255

Miha´ly Vo¨ro¨smarty: Zrı´nyi. In: Vo¨ro¨smarty Minden munka´i. Hg. v. J. Bajza und Ferencz Schedel. Bd. 1. Pest 1845 Kilia´n Gyo¨rgy. S. 194–197. Rar. Hung. 311

Miklo´s Jo´sika: Zrinyi a ko¨lto˝. Rege´nyes kro´nika […] [Zrı´nyi der Dichter. Romanhafte Kronik]. Pest 21857 Heckenast Guszta´v. Titelblatt Hd 5266

Ja´nos Arany: Zrinyi e´s Tasso [Zrı´nyi und Tasso]. In: Budapesti Szemle 7 (1859), S. 177–212. P 20061/7

Mo´r Jo´kai: A szigetva´ri ve´rtanu´k. Eredeti szomoruja´te´k ne´gy felvona´sban [Die Mrtyrer von Szigetva´r. Originales Trauerspiel in vier Akten]. In: Ders.: Szı´nmu˝vek. Bd. 1. Budapest 1895 Re´vai Testve´rek. S. 55–126. Hd 1777/38:2

Personenregister

Erfasst werden die Namen historischer Personen unter Einschluss von Heiligen und biblischen Gestalten, jedoch unter Ausschluss der beiden Nikolaus Zrinyi d. . und d. J., die im gesamten Band im Mittelpunkt stehen. Nicht erfasst sind außerdem die Verfasser moderner Forschungsliteratur. Antike Personen werden unter ihren gngigen einfachen Namensformen registriert. Die verschiedenen Fassungen tu¨rkischer sowie ungarischer und kroatischer Namen mit ggf. deutschen und lateinischen Varianten oder Schreibungen werden hier vereinfacht wiedergegeben, d. h. nicht in allen vorkommenden Varianten angefu¨hrt. Der Zusatz »(Familie)« bedeutet, dass entweder die Familie insgesamt oder einzelne ihrer Mitglieder behandelt sind. Auf die Fußnoten wird dann Bezug genommen, wenn hier ltere Quellen und Texte angegeben werden. (W. K.) Aachen, Hans von 330 Abadal, Pedro 339 Abele, Christoph 226 Abele, Matthias 6, 225–240, 436, 446 Abraham 248 Achill 70 Achmed Pascha, Sidi 111, 113, 211, 219 Adelburg, August von 276 Adelung, Johann Christoph 155 Agricola, Georg 67 Alapi, Kaspar (Offizier) 265, 268 Albinus, Petrus 151, 153, 155, 156, 189, 326, 437 Aldovrandi, Ulisse 339 Alexander d. Gr. 52, 119, 206, 211 Alexander VII., Papst 79, 202, 211, 221, 435, 443 Alexis, Willibald 306 Ali Pascha 74, 121, 218, 435, 443 Allardt, Hugo 336 lmos, ungar. Fu¨rst 46 Althusius, Johannes 412 Ambrosius 205 Amesius, Guilielmus 93 Ammann, Jost 323 Andreae, Jakob 59 Andreas I, ungar. Ko¨nig 47, 59 Andreas III, ungar. Ko¨nig 36, 49 Andreas von S. Theresia (Karmelitermo¨nch) 198–218, 436, 446

Andreis, Paul 35 Andric, Ivo 408 Angelini, Giovanni Andrea 436, 445 Angevin (Familie) 36, 44, 45 Angielini, Nicolo 58 Anjou¯ (Familie) 36, 44, 45 nyos, Pa´l 449 Apafi, Michael 70, 74, 75, 100, 101, 218, 219, 231 Aphthonius 204 Arany, Ja´nos 159, 162, 165, 185, 186, 341, 414, 451 Arco, Anna von 21 Arco (Familie) 23 Arco, Pyrcho Graf von 21, 22 Ardier, Paul 329 Ariosto, Lodovico 157, 180–183 Aristoteles 95, 162, 176, 184, 429 Arndt, Ernst Moritz 283 Arnim, Achim von 276 Arnulph, Ko¨nig der Lombarden 206 rpa´d (ungar. Herrschergeschlecht) 49 Arslan Pascha 165, 309, 310 Atilius Regulus 149 Attila, Ko¨nig der Hunnen 161, 197, 288 Aubry, Abraham 334 Auersperg, Johann Weikhard von 28 August, schsischer Kurfu¨rst 152, 326, 429 Augustinus 204, 205

454 Augustus 195 d Avancourt (Offizier) 128, 131, 222 Aventinus, Johannes 206 Badalic´, Hugo 286 Balassi, Ba´lint 168, 175 Balassi, Istva´n 22 Ballo´, Ede 350 Ba´nffy (Familie) 20, 22, 156, 302 Ba´nffy, Ladislaus 20 Banic´ (Familie) 41 Baraba´s, Nikolaus 346 Barbarossa, Friedrich, Kaiser 345 Barcsay (Familie) 302 Barkassy, Adam 449 Bartha, Johann 346 Basilius, ostro¨mischer Kaiser 206 Batthya´ny (Familie) 17, 19, 20, 22, 62, 63, 101, 124, 127, 167, 342 Ba´thory (Familie) 18, 152 Becher, Johann Joachim 413 Bedekovic´, Josip 107, 395 Be´la I., ungar. Ko¨nig 46, 48 Bernardi, Augustin 252 Besner, Salomon 154, 189 Bethlen, Ga´bor / Gabriel 29, 30, 423 Bethlen, Ja´nos 84 Bethlen, Miklo´s / Nicolaus 84, 102, 103 Bethlen (Familie) 302 Betulius, s. Birken Be`ze (Beza), The´odore de 153 Bidenharter, Tobias 330 Birken, Christian von 216 Birken, Sigmund von 70, 200, 216, 337, 434, 439 Bizzari, Pietro 138, 437 Blaschke, Ja´nos 449 Blotius, Hugo 153 Blu¨cher (Marschall) 297 Bodenehr, Hans Joerg 336 Boineburg, Christian von 428, 429, 430 Bonfini, Antonio 192, 245 Bongarsius, Jacob 138 Bonifaz VIII., Papst 49 Bonis, Franz 225, 226 Bornemisza, Pe´ter 152 Borsos, Miklo´s 352 Bory, Miha´ly 76, 77 Bouttats, Caspar 380, 446 Bouttats, Gerhard 91, 334, 352 Boxhorn, Marcus Zuerius 445 Breuille, Mathurin 324 Bribir s. Sˇubic´i (Familie) Brotbeck, Conrad 215 Brunelli, Vitaliano 34

Personenregister Brunswick (Familie) 342 Buchard / Buchert (Offizier) s. Puchard Buday, Gyo¨rgy 352 Budiani, Graf (Offizier) 210 Budina, Samuel 67, 138, 155, 261, 274, 325, 395, 438 Burgo, Gibbon de 429 Busbequius, Augerius Gislenius 75, 76 Buzˇanicˆ, Wolfgang 113 Byron, George N. G. Lord 312 C. S. Monogrammist 336 Caesar, Julius 52 Calixt, Georg 428 Calvin, Jean 153 Camillus (Geschlecht) 187 Camino, Catherine de 40 Camocio, Giovanni Franco 324 Camo˜es, Luı´s Vaz de 180 Carlmann s. Karlmann Cartaro, Mario 324 Castiglione, Balthasar 176 Castriota, Georg s. Scanderbeg Catull 175 ˇ elebija, Evlija 106, 119, 131, 132 C Cellarius, Balthasar 429 Cellarius, Theodor 215 Cesare, Lucerna di 102 Cicero 95, 162, 176, 204 Chantry, John 90, 335, 371 Christina, schwed. Ko¨nigin 430 Christus 48, 176, 188, 191, 250, 328 Claudia, Kaiserin 227 Clemens X., Papst 227 Codrus 250, 252–253 Collin, Matthus 293, 294 Coloman, ungar. Ko¨nig 38, 46, 47 Comenius, Jan Amos 70, 75, 331, 421, 424, 426, 429 Conflans, Adriaen van 327, 365 Conradin von Schwaben 259, 260 Conring, Hermann 413, 428, 429 Contzen, Adam 226, 240 Corneille, Pierre 243, 246 Corvinus, Matthias 25, 161, 163, 166, 173, 242, 244, 325, 326, 353 Cosmoverius, Matthaeus (Drucker) 230, 232 Crescentius (Kapuzinerpater) 200 ˇ rnko, Ferencac 155 C Cromwell, Oliver 99 Csabai, Ma´tya´s 157 Csa`ky (Familie) 302 Cse`pa`n, Istva´n 287, 449 Csery, Pe´ter 288

Personenregister Cschaki (Offizier) 265 Csontva´ry-Kosztka, Tivadar 345, 385 Csussem, Gyo¨rgy 254 Cunradus, Johannes Henricus 154 Curtius, Marcus 149 Custos, Dominicus 323, 328, 329, 347, 358, 366, 440 Cyprianus 204, 205 Cyrus 253 Czibra´di, Miha´ly 155, 189 Dalen, Cornelis van d. J. 336, 373 Danaeus, Lambertus 443 Dando (Offizier) 265 David 195 David, Jean-Louis 343 Dilich, Wilhelm 324, 434, 438 Dobo´, Dominicus 157 Dobo´, Franciscus 157 Dobo´, Istva´n 157, 242, 248, 322, 342 Do¨mo¨to¨ri / Deoˆmetri, Georgius 213–214 Donato, Alessandro 246 Dorffmaister, Stephan 342–343, 383 Dornau, Caspar 268 Dorsch, Christoph von 28 Drabitius, Nikolaus 226, 230 Drasˇkovicˆ (Familie) 17, 26, 29, 30, 125, 174, 196 Drentwett, Philipp Jakob 330 Drexel, Jeremias 206 Drugeth, Miklo´s Homonnai 22 Dudith, Andreas 153 Eibiswald, Anna Veronika und Kaspar II. von 29, 30 Ekkehard IV. 323 Eleonora, Frau von Leopold I. 227 Eleonore Maria, Kaiserin 201 Endter (Verlegerfamilie) 67, 218, 225, 227, 240 Ens, Gaspar 263, 265 Eo¨tvo¨s, Jo´zsef 450 Erasmus von Rotterdam 67 Erdo¨dy (Familie) 17, 28, 328 Ernst, Jakob Daniel 217 Esterha´zy, Pa´l 3, 78, 80, 107, 116, 119, 130, 337, 434 Esterha´zy (Familie) 63, 245 Fabius (Geschlecht) 187 Fabricius, Paulus 155 Faithorne, William 336 Falckh, Joseph Alois 304–315 Farlati, Daniel 35

455 Fasila, spanischer Ko¨nig 206 Federle, Karl 349 Ferdinand I., Ko¨nig und Kaiser 19, 23, 60, 139, 142, 261, 310, 393 Ferdinand II., Ko¨nig und Kaiser 211, 309, 310 Ferdinand III., Ko¨nig und Kaiser 25, 68, 74, 201, 211 Ferdinand, Erzherzog 57 Ferdinand von Tirol 326 Feridun, Achmed 329 Festetich (Familie) 289, 301, 342 Fischer, Christoph (Verleger) 63, 70 Fontana, Giovanni Battista 328 Forga´ch, da´m 219 Forga´ch, Ferenc / Franciscus 63, 67, 151–153, 154, 157, 261, 263, 264, 274, 438, 449 Forga´ch, Imre / Emmerich 22, 151, 152, 153, 155, 156, 190, 326 Forga´ch, Katharina Sidonia 152 Forga´ch, Miha´ly151, 152, 156 Forga´ch, Nikolaus 274 Forga´ch, Simon 151 Forlani, Paolo Veronese 324 Forstall, Ma´rk / Marcus 43, 44, 107, 426, 434, 439 Francisci, Erasmus, 205, 217–224, 230, 436, 445 Franck, Matthus 61 Frankopan / Frangepa´n (Familie) 17, 21, 22, 79, 225, 226, 230, 231, 232, 240, 265, 380, 398, 399, 400, 401, 402, 403, 404, 407–408, 411, 436, 445, 446 Franz I., Kaiser und Ko¨nig 343 Franz II., franz. Ko¨nig 329 Franz Joseph I., Kaiser und Ko¨nig 348, 349 Fra´ter, Georg 139 Friedrich II., Ko¨nig von Preußen 297 Friedrich V., Markgraf von Baden 281 Friedrich Wilhelm III. 297 Friz, Andreas 242–257, 436, 448 Fulonius, Johann Franciscus 70 Fu¨rst, Paul 338 G. S., Monogrammist 324, 362, 438 Gaj, Ljudevit 391, 398 Galba 43 Gall, Fridericus 248 Galluzzi, Tarquinio 246 Gebler, Tobias Philipp von 270 Gebhardi, Ludwig Albrecht 292 Geysa, ungar. Großfu¨rst 244–245 Geyssler, Valentin (Verleger) 58

456 Gideon 52 Giovio s. Jovius Girzick, Xavier 272 Glser, Franz 276 Glavnic´, Franjo 436, 444 Go¨rres, Joseph 276 Goethe, Johann Wolfgang von 260, 266, 275, 298, 299 Gog 224 Goliath 195 Gonzaga, Hannibal von 28 Goys, Baron de 54, 122 Gozzi, Carlo 258 Gradelehn, Johann 338 Grafft, Johann 215 Granelli, Giovanni 250–253 Gregor VII., Papst 46 Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von 3, 209 Grotius, Hugo 413, 445 Gryphius, Andreas 199 Gubasoczi, Franjo 113 Guilleaume, rpa´d 181, 332 Gundulic´, Ivan 412 Gurk, Eduard 344, 384 Gusic´ (Familie) 40 Gustav Adolf, schwedischer Ko¨nig 52 Guttovieni, Josephus 442 Gyo¨ngyo¨si, Istva´n 416 H. D., Monogrammist 335 Habsburg (Familie) 26, 43, 83, 98, 100, 140, 144, 145, 145, 211, 341, 393, 414, 424 Habsburg, Rudolf von 259, 260, 271 Han, Paul-Conrad Balthasar 446 Hannibal 70 Hannas, Antoni (Verleger) 54, 56 Happel, Eberhard Werner 217 Haranghy, Jeno¨ 350–351 Harsdo¨rffer, Georg Philipp 200, 226 Hartleben, Konrad Adolph (Verleger) 288 Heggemu¨ller (Kriegsrat) 145 Heinrich VIII., Ko¨nig von England 212 Helena, Tochter des ungar. Ko¨nigs Be´la I. 45, 46 Hellopaeus, Ba´lint Szikszai 154, 156 Hendrix, Gillis 335 Henelius ab Hennefeld, Nicolaus 154 Hennius, Henricus Christianus 443 Herberstein, Anna Katharina von 30 Herde, Jan de 379, 442 Herodes, ju¨discher Ko¨nig 147

Personenregister Herodot 205 Herrico, Scipione 175 Hermundt, Jacob 330 Heuchelin, Johann Philipp 216 Hieronymus 204 Hildebrandt, Christoph 305 Hillmann (Komponist) 276 Hobbes, Thomas 430 Hoburg, Christian 70, 421 Hocher, Paul 229 Hoefnagel, Georg 330 Ho¨niger, Nicolaus 438 Hofer, Andreas 291 Hofhalter, Rudolf 405 Hofmann, Aloys Leopold 269, 270, 273 Hoffmann, Georg (Verleger) 56 Hoffmann, Jacob 330 Hoffmann, Johann 53, 210, 336, 339, 378 Hoffmann, Nikolaus 210 Hohenlohe, Wolfgang Julius Graf von 31, 54, 62, 63, 64, 75, 77–79, 124, 125–131, 210, 211, 221, 337 Holiest, Jacob von 56, 116 Hollo´sy, Simon 345 Holstein (Offizier) 121 Homer 186, 435, 444 Hompesch, Franz Karl von 271–272 Horatius Cocles 149 Horaz 149, 204, 283, 308, 331 Hormayr, Joseph von 274, 287, 291–292, 309–310, 441 Horthy, Miklo´s 350 Horva´th, Christoph 264, 266 Horva´th, Da´niel Petrichevich 289, 302, 449 Horva´th (Familie) 302 Horvay, Ja´nos 351 Hossmann, Abraham 395 Hreliacz, Toma 113 Humboldt, Karoline von 275 Hunyadi, Ja´nos 79, 173, 242, 322 Husza´r, Ga´l 152 Hynek, Ignac, z. Vlasˇime 162 Ilyefalvi, Judit 447, 449 Illye´s, Gyula 7 Ilo´czy, Matya´s 151, 188 Incze´dy (Familie) 302 Isaac 248 Istokovics, Ka´lma´n 351 Istva´nffy, Miklo´s 60, 63, 149, 171, 192, 245, 248, 257, 265, 436, 439, 444

Personenregister Ivekovic´, Oton 345 Izso´, Nikolaus 348–349 Jacobus Basilicus 154 Jacobus, moldav. Fu¨rst 437 Jacquemin, Raphael 347, 447 Ja´nos Zsigmond, (Za´polya) ungar. Ko¨nig 139, 142, 144,150 Janus Pannonius 188 Jenichen, Baltasar 322–323, 357 Jeucourt (franz. Botschafter) 65 Jo¨cher, Christian Gottlieb 155 Jo¨rgerer, Ferdinand 163 Jo´kai, Mo´r 3, 149, 348, 451 Jollain, Franc¸ois 349 Joseph 201, 250 Joseph, Erzherzog, Palatin 301, 343, 344 Joseph II., Kaiser und Ko¨nig 269, 270, 271, 272, 287, 297, 301 Josephus, Flavius 147 Jo´sika, Miklo´s 436, 450, 451 Josua 52 Jovius, Paulus 154, 435–436, 444 Judas Makkabus 202 Juranics / Juranitsch, Laurenz 195, 275–276, 281, 282, 294, 344 Juranitsch, Paul 304–315 Jurisics, Miklo´s 242 Juszko´, Be´la 350 Kacˇic´ (Familie) 40 Ka´da´r, Ja´nos 418 Kaldenbach, Christophorus 215 Kaliwoda, Leopold Johannes 252 Kanizsai, Orsolya 63 Kant, Immanuel 297, 413 Karinjani (Familie) 50 Karl d. Gr. 281 Karl V., Kaiser und span. Ko¨nig 129, 165 Karl IX., franz. Ko¨nig 329 Karl August, Herzog von Sachsen-Weimar 271 Karlmann (der Karolinger) 206 Karnarutic´, Brne 395 Kastriota s. Scanderbeg Katona, Stephanus 35 Katzianer, Johann 309 Kazinczy, Franz von 289, 344, 441, 447 Kazinczy, Ga´bor 441 Kelety, Gustav 348 Keme´ny, Ja´nos 56, 74, 75, 84, 99, 218, 219 Kendi, Anna 138, 147

457 Kereske´nyi, da´m 253 Kerner, Gregor (Verleger) 214 Ke´ry, Joannes 435, 442, 443 Kilian, Bartholomus 330 Kinkel, Gottfried 307 Kind, (Johann) Friedrich 288, 296, 298 Kinizsi, Paul 242, 322 Kircher, Athanasius 436, 444 Kis, Forkas 129 Kisˇ, Ivan 113 Kisfaludy, Ka´roly 450 Kiss (Offizier) 129 Kiss, Ba´lint 386 Kleinheinz (Kapellmeister) 302 Kochanowski, Jan 412 Ko¨lcsey, Ferenc 290, 303, 436, 450 Ko¨pru¨lu¨, Achmed 75, 76, 337 Ko¨pru¨lu¨, Mechmed Pascha 74, 111, 128 Ko¨rner, Christian Gottfried 274–275, 289, 298 Ko¨rner, Emma 299 Ko¨rner, Theodor 3, 6, 259, 260, 262, 266, 274–303, 308–311, 346, 436, 449, 450 Kolowrat (Familie) 23 Kolowrat, Marie Magdalena von 21, 22 Kondor, Be´la 351, 352 Ko´nyi, Ja´nos 448 Koppa´ny (Kupa) 272 Kosztka s. Csontva´ry Kotzebue, August von 292 Kova´cs, goston 345 Kovacso´czy, Farkas 152 Krafft, Georg Friedrich 216 Krafft, Johann Peter 290, 343, 344, 345, 346, 447 Krauß, Johann Paul 262 Krˇelic´ (Kerchelich), Adam Balthasar 49 Kresˇimir IV., Peter 46 Kriehuber, Josef 344 Krnarutic´, Brno 139 Krug, Wilhelm Traugott 314 Krugg von Nidda, Friedrich 449 Ku¨rner, Gregor 226 Kumicˇic´, Eugen 398 Kunics, Ferenc 254 Lackner, Christophorus 436, 444 La Corone (Offizier) 130 Lada´nyi, Ferenc 196 Ladislaus I., ungar. Ko¨nig, Hl., 46, 163

458 Lafreri, Antonio 324, 360 Lahm, Sebastian Ambrosius 152 Lamberg, Maria Katharina von 30 Lasnicˇicˇ (Familie) 40 Latermann, Johannes 428 Leibniz, Gottfried Wilhelm 413, 430 Lenz, Siegfried 323 Leonidas 281, 285, 291, 302, 308 Leopardi, Giacomo 186 Leopold, Hl. 207 Leopold I. von Habsburg, Ko¨nig und Kaiser 28, 65, 68, 69, 74, 76, 77, 79, 80, 99, 102, 103, 109, 114, 121, 122, 225–229, 240, 335, 336, 340, 442, 443 Leopold II. von Habsburg, Ko¨nig und Kaiser 272, 273 Leopold, Markgraf von Baden 130 Leslie (General) 121, 123, 124, 210 Lessing, Gotthold Ephraim 243 Liffortius, Carolus 153 Lippay, Georg 28, 79, 424 Lipsius, Justus 152, 156, 436, 444 Lobkowitz (Familie) 22, 23, 28, 113, 121 Lochner, Johann Andreas 217 Lodron, Luwig 309 Lo¨bl von Greinburg, Johann Christoph von 29, 30 Lo¨bl von Greinburg, Maria Euphrosina 201 Lo¨bl von Greinburg, Maria Sophia 29, 30, 201 Lokman, Sejjid 329 Lucan 142 Lucius, Johannes 34, 35, 36, 39, 40, 41, 43, 44, 50 Ludolf, Hiob 339 Ludwig, Markgraf von Baden 127, 130 Ludwig der Heilige, franz. Ko¨nig 47 Ludwig I., Ko¨nig von Ungarn 40, 47, 322 Ludwig II., Ko¨nig von Ungarn 53, 61, 322 Ludwig IV., Kaiser 206 Ludwig XIV., franz. Ko¨nig 76, 79, 99, 121, 123, 126, 131, 331, 335, 424 Lu¨nig, Johann Christian 446 Machiavelli, Niccolo 419 Macska´si, Boldizsa´r 197 Madara´sz, Viktor 347 Madii, Micha 34, 35, 40 Magog 224 Magyari, Istva´n 163

Personenregister Mailath, Sophie 266 Major, Isaac 330 Makrisz, Agamemnon 351 Malvezzi, Virgilio 436, 444 Manasses 250, 252–253 Manlius, Johannes 405 Marastoni, Joseph 346 Maria 196, 209, 211 Maria Dorothea, Erzherzogin 301 Maria von Neapel, Ko¨nigin 45 Maria-Theresia, Kaiserin 252, 271, 343 Marini, Marino 175, 176, 178 Marino, Giambattista 178, 421 Markovic´ (Familie) 41 Matthias, Kaiser 325 Matthias, s. Corvinus, Matthias Mauritius, Ericus 214 Maximilian II., Kaiser 21, 57, 58, 60, 137, 138, 140, 145, 148, 150, 165, 268, 269, 328, 342, 381, 408, 437, 439, 447, 448 Mayer, Martin 309 Mednyansky 441 Melanchthon, Philipp 141, 412 Membricius Vetustus 206 Metastasio, Pietro 250, 252–253 Metzger, Georg Balthasar 215 Meurer, Johann Ulrich 216 Meyer, Martin 107, 109, 309 Meyssens, Cornelis 446 Miksza´th, Ka´lma´n 3 Millakovitch, Johann 450 Milton, John 182, 183 Minturno, Antonio Sebastiano 183 Mladen (Familie) 39, 45, 48, 50, 51 Mohammed IV., Sultan 337–338, 443 Molin, Alvise 99 Moncornet, Balthasar 334 Mone´ta, Francesco 55 Montecuccoli, Raimundo 28, 67, 68, 74, 77, 78, 101, 103, 107, 114, 119, 125, 127–133, 211, 336, 414, 443 Moritz, Herzog von Sachsen 281, 290 Moro, Istva´n 77 Morosini (ital. General) 99 Mosnier, Jean, de Blois 329 Mozart, Wolfgang Amadeus 297 Mu¨ller, Adam 276 Mu¨ller, Hans Rudolf 330 Mu¨ller, Wilhelm 311 Mu¨nch, Ernst 314 Mu¨nster, Sebastian 324, 434, 439 Muhammed Pascha 113

459

Personenregister Nada´nyi, Johannes 95, 335, 439 Na´dasdy (Familie) 17, 20, 21, 28, 52, 62, 63, 76, 77, 114, 127, 130, 225, 226, 230–232, 242, 380, 424, 436, 445 Napoleon I., franzo¨sischer Kaiser 276, 277, 291, 343 Nauber, Benedicte 288 Nel, Johann 325, 363 Nelipic´ 50 Nelli, Niccolo 322, 356 Nepos, Cornelius 297 Neumann, Andreas 65 Nikolic´, James 40 Nimrod 208 Nobili, Flaminio 176 Nypoort, Justus van der 330 Obradic´ (Familie) 41 Octavian 52 ¨ ttingen, Ernst von 28 O Olenius, Godofredus 426 Orsza´gh (Familie) 22 Ortelius, Hieronymus 60, 63, 107, 109, 112, 121, 122, 123, 124, 274, 309, 324, 338, 434, 438, 442 Osiander, Johann-Adam 214 Osolsobie, Johann 344 Ostrovius (Familie) 41, 43 Ovid 7, 193–195, 196, 204, 205, 215, 435, 445 Owen, John 204 Pa´lffy (Familie) 26, 28, 199 Paniotti 121 Pannonius s. Janus P. Pappenheim, Gottfried Heinrich Graf zu 52 Paulus de Berberio 37 Pa´zma´ny, Pe´ter 83, 163, 425, 434, 438 Pe´chy, Ga´spa´r 154, 188 Pere´nyi (Familie) 18, 22, 152 Pergosˇic´, Ivan 406 Pernstein (Familie) 22–23 Peter, ungar. Ko¨nig 46 Pe´terffy, Ka´roly 244 Petho¨ (Familie) 21 Petho¨, Gergely 448 Petrarca, Francesco 175–177, 178, 197 Petretic´, Petar 125 Philipp, franz. Ko¨nig 47 Piccini, Giacomo 70, 328, 332, 333 Piccolomini (Offizier) 128, 210 Pichler, Dorothea 294 Pichler, Karoline 295, 301 Pius II, Papst 67

Plato 201 Platthy, Matthias 436, 448 Plautus 244 Plinius d. . 205 Plutarch 206 Po¨tting, Graf 240 Poliziano, Alessandro 177 Pompeius 52, 70 Portia /Porcia, Johann Ferdinand von 28, 100, 104, 114 Posa, Marquis 258 Possenier,. Adriaen 335 Praga, Giuseppe 49 Prasch, Johannes Ludovicus 413 Pregitzer, Johann Ulrich 215 Preisegger, Georg 216 Priorato, Galeazzo Gualdo 103, 116, 340, 442 Prutz, Robert 304 Puchard (General) 124, 210 Pufendorf, Samuel von 413, 430 Pyrker, Ladislaus 259, 260, 275, 288, 291, 292 Quasta (Offizier) 127 Quintilian 95, 162, 204 Raabe, Wilhelm 307 Racine, Jean 246, 250, 252 Ra´day d. ., Gedeon 435, 440 Radivoj 195 Radovan 46 Radvan (Offizier) 265 Raffaello 181 Raimondi, Eugenio 436, 445 Raith, Balthasar 214 Ra´ko´czi (Familie) 18, 74, 84, 99, 218, 231, 232, 341, 353, 411, 419, 423, 429,443 Rappach (Offizier) 127 Ra´ttkay, Anna Katharina 29, 30 Rattkay, Georgius 43, 395, 413, 439 Rayot, Petrus 216 Redinger, Johann Jabob 70, 421 Reininger, Hofsekretr 121 Rellstab, Ludwig 311 Reusner, Nikolaus 138, 261, 262, 438 Re´vay, Pe´ter 152 Rhe´dey (Familie) 302 Rhedinger d. J., Nicolaus 154, 187 Riedl, F. X. 253 Rimay, Ja´nos 152, 156, 175 Rist, Johann 200 Ro´na, Joseph 349 Rottal, Johann 77, 121, 226

460 Royerin, Maria Magdalena (Verleger) 245, 247 Rozˇmberk / Rosenberg (Familie) 21–23 Rubens, Peter Paul 334, 344 Ruchich, Ja´nos 191, 407 Rucholle, Pieter 330 Rudolf, Kaiser 21, 271 Rudolf II., Kaiser 325 Ruttkay, Andreas 28 Rycaut, Paul 98, 99, 342, 439 Sachs, Hans 3, 322–323 Sagredo, Giovanni 5, 99–105, 115 Sagstetter, Urban 57 Sajgho, Ignatius 448 Sallust 146 Salm, Graf zu (Familie) 22, 23 Salomon I., ungarischer Ko¨nig 244–245, 246, 252, 253–254 Sandrart, Jacob 70, 335, 336, 337, 372 Scaliger, Julius Caesar 183 Scanderbeg 79, 80, 85, 202, 211, 335 Schardius, Simon 155 Schedius, Lajos / Ludwig 301 Scheffl, A. 253 Schenkendorf, Max von 276 Schesaeus, Christian 3, 5, 137–150, 154, 156, 188, 434, 437 Schezer, Urbanus 230 Schill, Ferdinand von, 297 Schiller, Friedrich 258, 259, 260, 266, 267, 274, 275, 297, 315 Schilling, Florentius (Barnabitermo¨nch) 207–208 Schindler, Caspar Theophil 154 Schlegel, August Wilhelm 275 Schlegel, Dorothea 292, 295 Schlegel, Friedrich 275, 276, 294 Schmaeltz, Wolfgang 57, 58 Schmitner, Franz Leopold 381 Schneidan (Offizier) 130 Schnitzer, Lucas 338, 440 Schnitzer, Lucas (Verleger) 53 Scho¨nberg, Georg 216 Scho¨nborn, Johann Philipp von 66, 69, 72–81, 331, 424, 428 Scho¨nborn, Lothar Franz von 73 Schottelius, Justus Georg 200 Schrenk von Notzingen, Jakob 328, 438 Schrott, Martin 325 Schwandtner, Johann Georg 34, 262 Schwarzenberg, Johann Adolf von 28, 278 Schwind, Moritz von 344

Personenregister Scott, Walter 305, 306 Sedecias 250, 252–254 Sektschudi, Maria 264, 166 Sektschudi, Matthias (Offizier) 264, 265 Seneca 194, 205 Serlin, Wilhelm (Verleger) 210 Shakespeare, William 292 Sibmacher, Hans 324, 338 Siri, Vittorio 70, 332, 333, 436, 445 Sirola, Francesco 435, 441 Sitnick (Sitniac), Kaspar 155, 188 Slavac 46 Snacˇicˇ, George 47 Soarius (Soarez), Cyprianus 162 Soliman / Syleiman / Su¨leiman, Sultan 2, 60, 137, 138, 139, 140, 141, 142, 143, 144, 145–147, 149, 157, 179, 188, 189, 195, 275–283, 308, 309, 329, 437, 438, 439 Sommer, Johannes 151, 153, 154, 156, 437 Somogyi, Gyo˝zo˝ 352 Somogyi, Joseph 351, 352 Souches, Raduit, Baron de 69, 211, 219 Speroni, Sperone 181 Spiecka / Spu¨ck (Offizier) 121, 210 Sporck (Offizier) 130 Spranger, Bartholomus 330 Stae¨l, Anna Louise Germaine de 275 Steen, Franciscus van der 379, 442 Stefonio, Bernardino 246 Steinberg(er), Nicolaus 154 Stephan I, Hl., ungar. Ko¨nig 38, 49 161, 272, 353, 423 Stephan II., Ko¨nig 46 Stier, H. C. G. 262 Stiero¨chsel s. Taurinus Sto¨ber, Franz 344 Stojnic´ (Familie) 41 Straub, Lucas (Verleger) 198 Strozzi, Pietro (General) 79, 126–127, 128, 200, 211, 218, 221, 222, 337 Strozzi, Tito Vespasiano 188 Strupp (Offizier) 129 Stubenberg, Barbara von 21, 22 Stubenberg (Familie) 23, 200 Sturm, Bernhard 154 Subarich, Georgius 332, 370 Sˇubic´ (Familie) 33–45, 393 Sulpicius (Familie) 43, 44 Sulzbach, Fu¨rst von 211 Suvorov, Alexander Vasilyevich 419 Svacˇic´ (Familie) 40 Szabo´, Da´vid Baro´ti 254, 257, 436, 448

461

Personenregister Sze´chy (Familie) 20, 21, 22, 23 Sze´kely, Bertzlan 345, 349 Sze´kely (Familie) 22, 23 Szelepcse´nyi, Gyo¨rgy 28, 65, 77 Szemere, Pa´l 289–290, 301, 303, 450 Szentiva´nyi, Ma´rton 245 Szentpe´teri, Joseph 345 Tacitus 419, 435, 444, 445 Tahy, Franz 20 Ta´llyai, Pa´l 439 Tamerlan 80, 85, 335 Tasso, Torquato 156, 159, 175–183, 185–186, 187, 190, 192, 333, 341, 414, 421, 451 Tattenbach, Erasmus Graf von 225, 230, 231, 232 Taurinus, Stephanus 142 Taxonyi, Ja´nos 448 Telegdy, La´szlo´ 350 Telekessy, Istva´n 22 Teleki (Familie) 197, 301, 302, 435, 441 Teuffenbach, Rudolf von 30 Thelott d. J., Johann Andreas 342, 382 Themistokles 250, 252 Thevet, Andre´ 324, 328 Thieme, Moritz 297 Thomas, Jan 334 Thomas, Erzdiakon von Split 39, 46 Thurn, Graf von (Familie) 22, 231, 232 Thurzo (Familie) 22–23, 152 Tilly, Johann Tserclaes Graf von 52, 61, 281 Tho¨ko¨ly, Emericus 84, 98 Tho¨ko¨ly, Stephan 231 Tino´di, Sebestye´n 157 Titus 250 Toldy, Ferenc 441 Tollius, Jacobus 435, 443 Toorenvliet, Jacob 446 Trautson, Johann Franz 28 Treumund, G. 450 Tsengi Pascha 220 Tzschirner, Heinrich Gottlieb 314 Tucca 194 Tucci, Stefano 246 Tyrtaios 285, 286 Ugrinic´ (Familie) 41 Ulloa, Alfons 138, 437 Ungnad, Adam 22 Ungnad (Familie) 23 Vaillant, Wallerand 336, 373 Valerius Maximus 149

Valvasor, Johann Weichard von 118 Varus 194 Vay, Miklo´s 387 Velazquez, Diego 350 Vergil 141, 145, 147, 159, 175, 176, 186, 190, 191, 246, 248, 421 Vilacky (Offizier) 278 Virgilius, Polydorus 192 Vida, Marcus Hieronymus 176, 190, 191, 192, 197, 421 Vitezovic´, Pavao 3, 395, 412, 436, 446, 447 Vitnye´dy, Istva´n 429 Vo¨ro¨smarty, Miha´ly 450 Voß, Julius 305 Wagner, Johann (Buchhndler) 198 Wagner, Tobias 214 Waiblinger, Wilhelm 311 Waldeck, Graf von 211 Waldendorf, Wilderich von 75 Wassenhoven (Militringenieur) 64, 65, 77, 113, 114 Weber, Franz Xaver 349 We´ber, Simon (Verleger) 287 Weiss, Manfred 350 Wellho¨ffer, Elias (Verleger) 53, 336 Werthes, Friedrich August Clemens 6, 139, 258–273, 275, 287, 291, 293, 301, 309, 311, 313, 349, 436, 447, 449 Wessel, Lorenz 61 Wessele´nyi (Familie) 28, 31, 75, 76, 77, 79, 98, 225, 231, 340, 411, 424, 427 Widemann, Elias 27, 331, 332, 334, 369, 441 Wieland, Christoph Martin 270, 271 Windisch, Karl Gottlieb 265 Windischgrtz, Gottlieb von 200 Winkler, Paul von 217 Winther, Johann-Antonius 215 Witsen, Nicolaus 443 Wo¨lfflin, Christophorus 215 Wolf, Hieronymus 155, 189 Wolfgang, Georg Andreas 342, 382 Xerxes 281 Zajc, Ivan 286 Za´polya (Familie) 139–144, 150, 393 Zaradeck, Wenzel von 201 Zenoi, Domenico 323–324 Zˇerotin / Zierotin, Karel / Karl von 153 Zichy, Stephan 28, 114 Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anshelm von 217, 436, 447

462 Zimmermann, Hans (Verleger) 57, 58 Zobel (Offizier) 129 Zrı´nyi, Adam 30, 162, 212, 401, 433 Zrı´nyi, Borba´la / Barbara 22 Zrı´nyi, Dorottya / Dora 22 Zrı´nyi, Eva 265, 275, 276, 283 Zrı´nyi (Familie) 16–18, 20, 23, 33, 36, 40, 41, 44, 52, 53, 57, 58, 60, 106, 110, 319, 326, 364, 391–410, 439 Zrı´nyi, Gyo¨rgy / Juraj / Georg 21, 22, 23, 25, 39, 60, 61, 110, 189, 262, 263, 266, 268, 327, 347, 393, 395, 401, 405, 406, 436 Zrı´nyi, Ilona / Helena 22, 275, 283, 294, 309, 310, 311, 340, 349, 436 Zrı´nyi, Ja´nos / Jan / Johann 21, 22, 347

Personenregister Zrı´nyi, Katalin / Katarina 22, 152, 154, 262–265, 406 Zrı´nyi, Magdolna / Magdalena 22 Zrı´nyi, Margit / Margareta 22 Zrı´nyi, Orsolya / Ursula 22 Zrinyi, Pe´ter 3, 5, 12, 34, 35, 42, 43, 55, 66, 69, 70, 71, 78, 79, 83, 104, 122, 123, 130, 158, 211, 212, 214, 218, 220, 225–240, 333, 336, 337, 340, 342, 344, 347, 375, 380, 395, 398, 399, 400, 401, 406, 407, 411, 413, 435, 436, 439, 440, 445, 446 Zrinski s. Zrı´nyi Zu¨ndt, Matthias 323, 324, 329, 351, 359 Zvonimir, kroatischer Ko¨nig 45–51