Leibniz und sein Russlandbild [Reprint 2021 ed.]
 9783112573709, 9783112573693

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Dr. LISELOTTE

RICHTER

LEIBNIZ UND SEIN RUSSLANDBILD

Nach einem Ölgemälde eines unbekannten Meisters I m Besitz der Berliner Akademie

LEIBNIZ U IN D

h h l JM

RUSSLANDBILD VON

LISELOTTE

RICHTER

MCMXLVI

B E R L I N

Das Werk „Leibniz und sein Rußlandbild" wurde im Auftrage der Akademie der Wissenschaften zu Berlin zum 300. Geburtstage ihres Gründers

GOTTFRIED

WILHELMLEIBNIZ im Sommer 1946 gedruckt

IN HALT

1. West-östliche Synthese

11

Philosophische Leitmotive und Grundgedanken von Leibnizens Rußlandarbeit

2. Wissenschaft als Mission

25

Leibnizens Rußlandbild 1C68—1710, Ursprung und Gestaltwandel

3. Leibniz und Peter der Große

39

Erwartungen und Begegnungen

4. Das Gleichgewicht Europas

57

Leibniz als Diplomat im russischen Dienst

5. Scythien, die Völkerscheide

73

Leibniz als SJawist

6. Observatio Declinationis Magneticae

9i

Leibnizens geographische und geophysikalische Forschungen

7. Tugend-, Sprach- und Kunstschulen

105

Leibnizens russische Schul- und Studienpläne

8. Das Zeitalter der Sozietät

Iis

Akademiegedanke und Kollegiatsystem in Rußland

Anhang: Quellen und Urkunden (Die Erfassung sämtlicher auf Rußland bezüglichen Handschriften des Leibniz-Nachlasses) Das Verzeichnis der Abkürzungen befindet sich auf Seite 147

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WEST-ÖSTLICHE SYNTHESE Philosophische Leitmotive und Grundgedanken von Leibnizens Rußlandarbeit

ie 300. Wiederkehr des Geburtstages von Leibniz bietet Anlaß zu einer zusammenfassenden Besinnung auf das Gesamtwerk seines Lebens: Eine Biographie, die dem neuesten Stande der Forschung gerecht würde, scheiterte bisher an der Überfülle des allzu verstreuten Materials. Sein Schaffen war wie das Goethes „Gelegenheitsdichtung". Und das bedeutet in seinem Falle ein geradezu verwirrendes „écoulement des phénomènes": Aus unzähligen Einzelanlässen entsprang eine Flut der verschiedensten Gelegenheitsschöpfungen, deren größte Zahl in brieflichen Mitteilungen zerstreut ist. Dies legt den Wunsch nahe, ein Thema zu finden, das Veranlassung gibt, die Fülle Leibnizens geistiger Wirksamkeiten gleichsam in einem Brennpunkt zu sammeln. Leibniz war ein Denker, der aus der Aktualität der Gegenwartsaufgaben seiner Zeit heraus schuf und wirkte. Eine welthistorische Begebenheit war es, die das neuzeitliche Staatensystem Europas prägte bis in unsere Tage: Das Hineintreten Rußlands in das Feld der europäischen Politik. Die daraus entspringenden neuen Aufgaben für den Osten wie für den Westen wurden Leibniz zum Ausgangspunkt langjähriger und intensivster geistiger Bemühungen, in denen alle Teilgebiete seines Lebenswerkes unter einer großen und bleibenden Zielsetzung zur Wirksamkeit kommen. Die Darstellung dieser Tätigkeit für Rußland litt bisher gleichfalls daran, daß die Überfülle der Details ein Gesamtbild noch nicht möglich werden ließ. Zudem sind die beiden einzigen bisherigen Versuche auf diesem Gebiet, nämlich Posselts und Guerriers 2 ) Untersuchungen, vor mehr als 100 bzw. 70 Jahren abgefaßt, also zu einem Zeitpunkt, da eine systematische Erfassung und Auswertung des riesigen handschriftlichen Leibniznachlasses noch nicht vorlag. Eine Reihe von Fragen, von Lücken im Quellenmaterial blieb bis heute offen. Außerdem ist noch nie der Versuch einer Zusammenschau der 1) „Peter der Große und Leibniz", von Dr. Moritz C. Posselt, Dorpat und Moscau 1843. 2) „Leibniz in seinen Beziehungen zu Rußland und Peter dem Großen" von W. Guerrier, St. Petersburg und Leipzig 1873.

2 Leibniz und Rußland

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vielen Einzeldaten unter einheitlichen inhaltlichen Sachgruppierungen erfolgt. Hierzu bietet sich ein Leitfaden von Leibnizens Hand, der bisher noch nicht herangezogen wurde. Unter den Leibnizhandschriften der Bibliothek zu Hannover befindet sich unter der Abteilung „Rußland" (Ms. XXXIII, Bl.90,91) eine eigenhändige Aufzeichnung s) von Leibniz, die uns eine Gesamtschau der vielseitigen Gesichtspunkte des Philosophen in seiner Rußlandtätigkeit ermöglicht: Darin versucht er festzustellen „1. Ob seine Cz. Mt. geneigt seyn, eine Generaldirection zu Aufnahme der Studien und Wissenschaften in dero großem Reich zu fassen. 2. Denn wie eine st;adt, die man auf einmahl neu bauet, in allem formlicher und besser, als da man immer anflicket 3. Auf solchen fall köndten große dinge mit geringen kosten geschehen; und obschohn der krieg noch wehret, wolte ich doch vielleicht annehmliche Vorschläge thun, wo die kosten herzunehmen, zumahl, was in Rußland selbst geschieht, nicht viel geld, sondern mehr victualien erfordert. 4. Wenig frembde, aber vortrefliche leute köndten viele Russen in kurzer Zeit soweit bringen, daß Sie der frembden wenig mehr von nöthen haben würden. Wie ich denn hierin nicht auf das privat interesse mein oder meiner nation, sondern das gemeine beste aller Völcker sehe, damit das Russische Reich und Nation alle vortheile der andern erlangen möge und das menschliche Geschlecht umb so viel verbessert werde. 5. Es wäre nöthig, eine Encyclopaedi oder grundtlichen und netten begriff aller Wissenschaften ins Russische bringen zu lassen. 6. Es wäre auch nöthig eine große Haupt-Bibliothec; 7. Cabinet von raritäten der Natur und Künste und ein theatrum anatomicum; 8. Modelle von allerhand Kunst- und Handwercken, auch instrumente; 9. Observatorium vor die Sterne, Astronomi, Geographi und Schiffahrt; 10. Laboratorium, dazu gehohren chymische und Bergwerkssachen; 11. Einrichtung der Druckerey und Bücherwesens; 12. Einrichtung der gemeinen Schuhlen; 13. Gymnasien, Academien und hohe schuhlen; 14. im specie zu Moscow, Kief, Astrakan und Peterburg; 15. gewisse liabie Leute, so im land herumbzuschicken, observationes magnéticas und andere anzustellen; 4 ) 19. das eüsserste Nordcap zu suchen; 20. alle Sprachen des Czarischen Reichs und der angrenzenden lande; 21. ob S. Cz. Mt. ein beständiges Collegium mit einem Präsidenten oder 3) Ms. XXXIII, Bl. 90, 91 ist undatiert, au3 dem Zusammenhang auf die Zeit der ersten Begegnung Leibnizens mit dem Zaren in Torgau im Oktober 1711 anzusetzen. Besonders wichtig ist hier schon das Anklingen des Akademie- und Kollegiengedankens (Punkt 21!). Cf. Schlußkapitell 4) Punkt 16—18 von Leibniz überschlagen!

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directore ausrichten wollten, welches mit gewisser autorität und einkunften zu versehen; 22. man kan machen, daß es mit der Zeit sich selbst bezahle und noch Überschuß habe, umb S. Mt. einkunfte nicht zu beschwehren; 23. der proponent hat von jugend nichts anders gesuchet als wie er zu der Ehre Gottes und besten des menschlichen geschlechts vermittelst aufnähme •der künste und Wissenschaften etwas beyträgen möchte; 24. und weil er nicht anderes mehr gewünschet, als einen großen potentaten zu finden, der gleiches absehen habe, dergleichen aber bey S. Cz. Mt. verspühret, als welche ein großes Reich durch die Künste und Wissenschaften verbessern wolle, so hat er eine sonderliche devotion zu S. Cz. Mt1. und wünschet solche auf alle Weise zu bezeigen; 25. stehet also dahin, wieweit S. Cz. Mt. ihn hiezu brauchen will." Die Berufung auf die Jugend des Philosophen macht sichtbar, daß alle seine Bestrebungen seit den ersten Tagen einer eigenen geistigen Zielsetzung sich in seinen Rußlandplänen wie in einem großen Finale seines Lebens noch einmal zusammenfassen. Wofür sich die europäischen Kleinstaaten als zu alt und zu eng erwiesen hatten, ihre Fürsten zu beschränkt in ihren Mitteln und ihren Gesichtspunkten — im neuen Rußland Peters des Großen sieht er noch einmal die große Möglichkeit zur Verwirklichung all der zahlreichen Lebensaufgaben, in denen er seine Philosophenexistenz entfaltete und bewährte. Eine Leibniz-Biographie in nuce stellt sich demjenigen dar, der die verschiedenen Verzweigungen und Quellen jenes Rußlandwerkes in der Lebensreife des Philosophen zusammenschauend erforscht. In dem schöpferischen Neuanfange einer vernunftgemäßen Planwirtschaft sieht Leibniz gleichsam das Idealschema der modernen Weltkultur realisierbar ohne die Hemmungen der geschichtlichen Zwangsabläufe des alten Europa. Es ist ergreifend zu erleben, wie Leibniz nach den immer wiederholten Enttäuschungen seines Lebens hier unter dem Enthusiasmus der unerhörten Möglichkeiten beim Neubau eines jugendfrischen Staates, dessen Reichweite ein Sechstel der Erdoberfläche umfaßt, gleichsam in einer zweiten bewußten Jugend auf der Stufe der Lebensreife die großen Zielsetzungen seines Daseins als Politiker, Diplomat, Historiker, Philologe, Naturforscher, Jurist, Volkswirt, Pädagoge, Akademiegründer, Theologe und Philosoph noch einmal konkretisiert mit der Ungebrochenheit eines frührationalistischen Fortschrittsglaubens und der Unbedingtheit eines Vollkommenheitsstrfebens, die auf sein ganzes Lebenswerk von dieser entscheidenden Schlußphase seiner Rußlandarbeit ein neues erhellendes Licht werfen.

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Bei der ersten Durchsicht des obigen Dokuments macht die Fülle der Einzelthemen und Motive die Frage dringend nach einem geistigen Bande oder Zentralgedanken, von dem aus alle heterogenen Einzelprobleme erst ihren Sinn erhalten. War'es doch bisher meist das Schicksal der Leibnizforschung, in der Überfülle der Details steckenzubleiben und selbst nicht einmal Ergebnisse in Richtung auf eine Gesamtschau von Leibnizens geistiger Wesenheit vorbereiten zu können, weil selbst das kleinste Detail zum Selbstzweck zu werden droht in einer atomisierenden Forschungsweise, in der unter Verzicht auf letzte und bleibende Grundkonzeptionen des Philosophen die Fülle der verstreuten Einzeldaten in ihrer Isoliertheit verwirrend und sinnlos bleiben muß. Freilich bietet jedes Faktum auch der Rußlandbeziehungen von Leibniz . so viel mühsame Kleinarbeit der Feststellung ihrer sachlichen und zeitlichen Hintergründe, daß man dauernd der Gefahr ausgesetzt ist, den großen Sinnzusammenhang, der allein letzten Endes auch die richtige inhaltliche Wertung und Interpretation der Einzelheiten ermöglicht, zu verlieren. Deshalb dürfen die Andeutungen nicht übergangen werden, durch welche Leibniz selbst in einer so summarischen Obersicht, wie der eingangs zitierten, die großen philosophischen Leitgedanken seines Wirkens erschließen läßt. „Der proponent hat von jugend nichts anders gesuchet, als wie er zu der ehre Gottes und besten des menschlichen geschlechts vermittelst aufnähme der künste und Wissenschaften etwas beytragen möchte." Das klingt zunächst wie eine etwas unverbindliche façon de parier. Allein Leibniz hat an den entscheidendsten Punkten seiner Rußlanddokumente weitere Ausführungen dieses Gedankens gemacht, die tiefere Einblicke in den zunächst noch nicht ohne weiteres deutlichen Zusammenhang von „Gottes Ehre" und Künsten und Wissenschaften eröffnen. So schreibt er am 16. Januar 1712 an den russischen Gesandten Grafen Golowkin: „Et comme depuis ma jeunesse mon grand but a été de travailler à la gloire de Dieu par l'accroissement des sciences, qui marquent le mieux la puissance, la sagesse et la bonté divine, (en quoi j'ai réussi en partie par la grâce divine, ayant fait des nouvelles découvertes importantes assez connues dans la république des lettres) et comme j'ai préféré ce but aux honneurs et à la fortune, quoyque les conjonctures m'ont obligés d'entrer dans des charges, où j'ai eu la justice, l'histoire et les affaires politiques pour objet, je suis toujours prest à tourner mes pensées vers ce grand but et je n'ai cherché qu'un grand prince qui ait le même b u t . . . Et en cela je ne distingue ny nation, ny party, et j'aimeray mieux de voir les sciences rendues fort fleurissantes chez les Russes que de les voir médio-

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crement cultivées en Allemagne. Le pays où cela ira le mieux, sera celuy qui me sera le plus cher, puisque tout le genre humain en profitera toujours et ses vrais trésors en seront augmentés. Car les vrais trésors du genre humain sont les arts ou les sciences. C'est ce qui distingue le plus les hommes des bêtes et les peuples cultivés des barbares. Vous voyez par là, Monsieur, mes sentiments sincers et zélés." Diese Betonung der letzten Hintergründe seines Rußlandinteresses läßt uns aufmerksam werden. Zugleich zeigt sich der bedeutsame geistesgeschichtliche Wandel des Gottesbegriffs, der dem Wirken des Philosophen zugrunde liegt. Die Verlagerung aus dem spezifisch Dogmatischen in das Humanitäre, die Wandlung des Religiösen in eine soziologische Sehweise erklärt den Zusammenhang von Leibnizens verschiedenen wissenschaftlichen und politischen Zielsetzungen mit seinen philosophischen Grundgedanken. Die politische und wissenschaftsgeschichtliche Bedeutung von Leibnizens Rußlandarbeit läßt sich nur von diesem philosophiegeschichtlichen Zentralpunkt her als Ganzes erfassen. Jede einzelwissenschaftliche Aufgabenstellung, die Leibniz sich bei seiner Rußlandarbeit vornimmt, ist eine Realisierung seiner philosophischsoziologischen Grundkonzeption von der „gloire de Dieu 6 ) par l'acroissement des sciences". Der Dienst am Menschengeschlecht, le bien commun, das „gemeine Beste" sind Maßstab der Bewährung. Die Verwickelung seines vielseitigen Lebenswerkes und die Zerstreuungen in alle Einzelaufgaben haben den Philosophen niemals von seinen Zentralgedanken ablenken können. „Je suis toujours prêt à tourner mes pensées vers ce grand but." Die Erforschung von Leibnizens Rußlandarbeit in ihren Einzelthemen wird daher nicht nur für die Wissenschaftsgeschichte der Einzeldisziplinen neues Material zutage fördern, sondern zugleich konkreter herausstellen, was Leibniz unter seinem „grand but" einer soziologisch-humanitären Weltbewährung im besonderen verstanden hat. Hier nur kurz das Nötigste zum vorläufigen Verständnis der folgenden Rußlanddokumente: Für Leibniz wird die Religion mehr und mehr identisch mit der vernunftbestimmten Sittlichkeit und dem Streben nach ihr. „Deus est mens illa (so heißt es in einem philosophischen Manuskript 6 ), quae omnia ducit ad perfectionem generale. Anima autem est vils illa sentiens, quae in unoquoque tendit ad perfectionem specialem. Ortae autem sunt animae, dum Deus omnibus conatum ad perfectionem specialem 5) Cf. Jean Baruzi: „Leibniz et l'organisation religieuse de la terre", Paris 1907, S. 427 bis 509: „La Gloire de Dieu." 6) Leibnizhandschriften IV, Vol. VI, Bl. 15.

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impressit, ut ex eo conflictu oriretur maxima perfectio possLbilis." Dieses Vollkommenheitsstreben verwirklicht sich für Leibniz in der rationalen Durchdringung aller Lebensgebiete, vor allem im Fortschritt der Einzelwissenschaften. Die Ausbreitung der „gloire de Dieu" ist Erforschung der Rationalität der gesamten Wirklichkeit als Ausdruck des Göttlichen im Diesseits. Die zivilisatorischen Auswirkungen des wissenschaftlichen Fortschritts sind für Leibniz die Verwirklichung der Civitas Dei. Und hierbei sind die Entdeckung der Abweichung der Magnetnadel mit ihren segensreichen Folgen für die Schiffahrt, die Ermittlung der geschichtlichen Beziehungen der slawischen Völker zu den übrigen Völkern Europas auf dem Wege der vergleichenden Sprachforschung ebenso wichtige Bausteine zum großen Endziel wie Gesetzgebung und Volksbildung. Denn das als rationale Gesetzlichkeit gefaßte Göttliche verwirklicht sich in allen Lebensgebieten in gleicher Harmonie. Auch das Ideal der Gerechtigkeit wird von demselben methodischen Grundgesetz beherrscht wie die ewigen Wahrheiten der Mathematik und Mechanik. Aus diesem Zusammenhange ist es zu verstehen, wenn Leibniz 1711 auf den Vorschlag der Theologen der Berliner Akademie, die konfessionelle Missionsinteressen in Rußland verfolgen wollten, nüchtern und sachlich den Gegenvorschlag macht, Mission in seinem Sinne als Wissensausbreitung und Forschung zu treiben, um dadurch sowohl dem russischen Reiche wie den Zwecken der Sozietät zu dienen. Seine Missionspläne sind der Austausch wissenschaftlicher Erfahrungen, sowie das Sammeln slawischer Sprachproben und die Observatio variationis Magneticae. Auf der gleichen Linie liegt es, wenn er den Jesuitenmissionaren als wichtigen Teil ihrer Sendung die Erforschung der „Großen Tartarey", das Sammeln von Sprachproben wie die Verbreitung europäischer Wissenschaftsergebnisse in ihren Missionsgebieten zur Pflicht macht oder dem berühmten dänischen Bischof Nils Stensen, der seine bedeutenden Naturentdeckungen aufgab, um sich ausschließlich seinen geistlichen Aufgaben zu widmen, in einem eindrucksvollen Briefwechsel klarmacht, daß die Naturforschung die wahre Mitarbeit am göttlichen Weltplane sei. Im Verlaufe unserer Untersuchung von Leibnizens Rußlanddokumenten wird sich der geistesgeschichtliche Bedeutungswandel aus der konfessionellen in die soziologische und philosophische Sphäre in ihren Einzelkonsequenzen herausstellen. Wie entscheidend dieser Gesichtspunkt auch für unsere wissenschaftliche Einzelforschung ist, ergibt sich daraus, daß ein bisher umstrittenes Leibnizstück aus dem Rußlandbriefwechsel sich aus den inneren Kriterien

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dieser zentralen philosophischen Leitgedanken von Leibniz als echtes Werk des Denkers erweisen läßt. Die nach Analogie eines Naturgesetzes gefaßte Allgemeingültigkeit des von Leibniz als Grundtendenz unseres Daseins erkannten Vollkommenheitsstrebens macht verständlich, wie der Gedanke einer neuen Humanitas und Völkerfreundschaft notwendig aus dem geistesgeschichtlichen Wandel seines Gottesbegriffs folgt. Genau so wie das Streben nach Perfectio generalis unbestechlich das gesamte All durchwaltet, ist auch bei den animae der Trieb zur perfectio specialis der einzige Maßstab ihres Wertes. Jede Absplitterung in Sonderbestrebungen bestimmter Nationen, Kulturen, Völkerkreise ist deshalb ein Herausfallen aus der Harmonia universalis und also Kennzeichen des „esprit sectaire". Daher die Betonung: „En cela je ne distingue ny nation, ny party". Das Aufblühen der Wissenschaften ist Ausweis des Vollkommenheitsstrebens und deshalb Maßstab einer unbestechlichen Schätzung des Philosophen: „Le pays où cela ira le mieux, sera celuy qui me sera le plus cher, puisque tout le genre humain en profitera toujours et ses vrais trésors en seront augmentes." Das Vollkommenheitsstreben ausgedrückt im Aufschwung von Wissenschaften und Künsten unterscheidet die Humanität von der Bestialität. Spricht sich diese in den destruktiven Tendenzen des Auseinanderfallens in Einzelansprüche aus, so betont Leibniz dagegen die „harmonie universelle et le rapport mutuel". Der Gedanke der societas der vernunftgelenkten Glieder des geistigen und natürlichen Universums zur großen Allharmonie, die das Wesen des Göttlichen ausmacht, ist Grundlage von Leibnizens überall sich aussprechendem Streben, an Stelle von Absplitterung und Isolierung aller Lebensgebiete und Lebensgemeinschaften die schöpferische Synthese zu setzen, die die fruchtbare Lebenseinheit sichert. War es schon im Wesen des Philosophen angelegt, statt feindseliger Polemik und alternativer Einseitigkeit eines scharfen Entweder-Oder die fruchtbare Dialektik, das Durchhalten schöpferischer Spannungen im gerechten Sowohlals-Auch zu vertreten, so muß man den tieferen Grund dazu nicht in einer bloßen Veranlagung zur Konzilianz sehen. Das wäre in der Terminologie des Philosophen nur eine Passio, aber nicht die unbestechliche Gesetzestreue der Ratio. Justitia est amor sapientis ist nicht nur sein oberster Rechtsgrundsatz, sondern wird auf alle Lebensgebiete angewandt. Und diese Justitia ist die Kraft der Synthese, die der mit dem Beginn der Aufklärung einsetzenden Aufsplitterung und Spezialisierung aller Lebensgebiete den Willen zur Lebens- ' einheit entgegensetzt. Deshalb ist Leibniz „Gegner der Gelehrteneinseitigkeit",

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Versöhner von Theorie und Praxis, Gegner von Pierre Bayles Antithese von „Glaube gegen Vernunft". Der Dissipatheit und Einseitigkeit aller Lebensgebiete setzt er den universalen Drang des Encyclopäden entgegen, denn Allseitigkeit ist wesentliches Kriterium der Vollkommenheit. Dem entspricht auf dem politischen Gebiete das Streben nach der Synthese der Völker und Kulturen: Für Europa sieht er einen Weg der Wiederherstellung des Gleichgewichts der Kräfte in einem Bündnis des Reiches mit dem aufstrebenden Rußland, das ein Gegengewicht gegen die egoistischen Störungstendenzen Frankreichs, Schwedens und der Türkei bieten kann. Aber über Europa hinaus erstrebt er die weltumspannende Synthese des abendländischen mit dem morgenländischen Kulturkreise. Und Mittler und einigende Kraft in diesem gewaltigen Plan ist Rußland. Durch die Jesuitenmissionare und ihre Berichte 7 ) vom Zuge durch die große Tartarei wurde er nicht nur zu seinen Novissima Sinica 1697 angeregt, in denen er das gleiche Vollkommenheitsstreben dieses chinesischen Kulturkreises wie im Abendland feststellt und damit den Anstoß gibt für die Chinabegeisterung der Aufklärungszeit, die im Chinesen die Verkörperung vollkommenster rationaler Lebenshaltung sah. Er erkannte auch in dem Landweg durch Rußland die Verbindungslinie von West und Ost. Deshalb wird er nicht müde, an Peter den Großen immer wieder Hinweise und Materialien für diese Idee zu senden. „Habe sonst auch einen Extract aus chinesischen oder calhajischen Briefen beifügen wollen, woraus zu sehen, \Vie man auch allda auf der Wissenschaften Förderung bedacht und wie E. M. darinn China und Europa aneinander hengen können." Im P. S. zu diesem Briefe vom 16. Januar 1712 fügt er hinzu: „Es scheinet, es sey die Schickung Gottes, daß die Wissenschaft den Kreis der Erden umbwandern und nunmehr auch zu Scythien kommen solle und daß E. M. diessfalls zum Werkzeug versehen, da sie auf der einen Seite aus Europa, auff der andern aus China das beste nehmen und was beyde getan durch gute Anstalt verbessern können." Das junge aufstrebende Rußland als Mittelglied zwischen zwei alten Kulturen, der westlichen und der östlichen, mit den Möglichkeiten (unter Vermeidung der Fehler und Belehrung aus der Geschicht'serfahrung) beider, dies bringt noch einmal den Philosophen an seinem Lebensabend zu einem ergreifenden jugendlichen Enthusiasmus, alle großen Vervollkommnungsideen seines vielseitigen Lebenswerkes neu zu fassen: „Denn weil in dero Reich 7) Cf. Urkundenanhang, Leibnizbriefwechsel mit Gerbillon, L. Br.

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großen Theils noch alles die Studien betreffend neu und gleichsam ein weiß Papier, so können unzehlich viel Fehler vermieden werden, die in Europa allmählich und unbemerkt eingerissen, und weiß man, daß ein Palast, der ganz von neuem aufgeführt wird, besser herauskommt, als wenn daran viele secula über gebauet, gebessert und auch viel geändert worden." Rußland hat aus eigener Kraft bald nach dem Tode des Philosophen Wege beschritten, die weit über das hinausgingen an kulturellen und geschichtlichen Leistungen, was Leibniz erahnen konnte. Es liegt in der Natur unseres Themas, welches auf die Zeit von 1646 bis 1716 beschränkt ist, daß die Darstellung von dem Rußlandbild des 17. Jahrhunderts ausgehen muß. Doch sei zur Vermeidung eines einseitigen Eindrucks ausdrücklich darauf hingewiesen, daß seit Peler dem Großen die russische Kulturgeschichte zeigt, wie dieses östliche Reich weit umfassenderen Zielen zustrebte, als der Philosoph voraussehen konnte. In der Philosophie von Leibniz war der Gedanke der Synthese und Harmonie das Höchste. Deshalb wollte er Rußland ganz besonders damit ehren, daß er ihm diese für ihn ehrenvollste Aufgabe für die Entwicklung der Menschheit zuerkannte. West-östliche Synthese wirklich gemacht in vernünftiger Planwirtschaft auf jungfräulichem Neuland, das noch die Fülle aller Möglichkeiten in sich schließt, dies ist dem Philosophen Lebenserfüllung, die er sich immer ersehnte. Im Rau eines solchen Werkes der planende Geist zu sein, ist dies nicht die ins Menschliche übersetzte Schöpferfreude des Göttlichen? Der Philosoph bietet nicht nur den Ertrag seiner reichen Lebensarbeit auf allen Gebieten; getreu der Idee des Zusammenwirkens aller Kräfte in der „societas" bringt er auch gleichsam als Modell und umfassende Organisation aller gelehrten Fachkräfte die Mitarbeit der Berliner Akademie der Wissenschaften. 8) ' - , j ; '".'.,'.. Die Akademie zu Berlin stellt gleichsam das im kleinen dar, was er in Rußland im größten Ausmaße verwirklichen möchte. Und wie Rußland die Mitte ist zwischen China und Europa, so ist Deutschland und Berlin die Mitte zwischen Westeuropa und Rußland. Und in der Mittelstellung beider liegen die fruchtbaren Möglichkeiten der Synthese: Mittler zu sein zwischen West und Ost heißt im schöpferischen Geben und Nehmen sich zur vollen Entfaltung aller seiner Möglichkeiten hinaufsteigern: „paulatim quidquid inter8) „Unendlich mehr kann durch eine Sozietät geleistet werden als durch die unzueammenhängenden Arbeiten Einzelner, die Sandkörnern ohne Kalk zu vergleichen sind." Bruno Klopp, Leibnizens Werke III, S. 308.

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medium est ad meliorem vitae rationem traducatur." Dieser Gedanke der Synthese ist deshalb für Leibniz so zentral, weil er auf geistig kulturellem Gebiet die sichtbarste Verwirklichung seines philosophischen Grundgesetzes der Kontinuität ist. Wie es in der Natur keine Sprünge gibt, so strebt er auch in der Welt des Geistigen zur Vermeidung jedes schroffen Gegensatzes, zur Herstellung von Zwischengliedern, durch die der Strom lebendiger Aufwärtsentwicklung einer weltumspannenden Kultur in lückenlosen Übergängen fließen kann. Wir werden auch diesem Grundgedanken in der Einzelthematik von Leibnizens Rußlandarbeit immer wieder begegnen, sei es als letztes Ziel seiner sprachlich-geisteswissenschaftlichen Forschung oder seiner naturwissenschaftlichen Anregungen oder seiner wissenschafts- und verwaltungsorganisatorischen Pläne, die alle ein möglichst lückenloses Netz von Verbindungslinien von West nach Ost und umgekehrt anstreben. Die Schaffung von Verkehrswegen, die Verbindung der gewaltigen russischen Wasserstraßen durch Kanäle, die Erforschung des Überganges von Nordost-Sibirien nach Amerika, der Verbindung der dort belegenen Ozeane miteinander, alles zielt auf diese Kontinuität in der äußeren Welt, der im Geistigen der Wille zur Synthese gegen jede Aufsplitterung in Einzelegoismen, der kosmopolitische Gedanke eines weltumspannenden Geistesreiches der Humanitas entspricht. Leibnizens Rußlanddokumente zeigen die Entwicklung und Umformung seiner philosophischen Zentralgedanken in ihrer reifsten zivilisatorisch-kosmopolitischen Endphase. Verfolgen wir jenen gerade für das heutige Denken bedeutsamen geistesgeschichtlichen Prozeß in Leibnizens Verhältnis zu Rußland, der in seinem großen Rekenntnis zur Völker- und gejstesverbindenden Kultursynthese, der Vertrauen und Aufklärung schaffenden Propagatio fidei per scientias mündet: „Ich werde es mir vor die gröste Ehre, Vergnügen und Verdienst schätzen E. Gr. Gz. M. in einem so löblichen und gottgefälligen Werke dienen zu können; denn ich nicht von den bin so auff ihr Vaterland, oder sonst auff eine gewisse Nation, erpicht seyn; sondern ich gehe auff den Nutzen des gantzen menschlichen Geschlechts; denn ich halte de:n Himmel für das Vaterland und alle wohlgesinnte Menschen für dessen Mitbürger und ist mir lieber bey den Russen viel Guthes auszurichten, als bey den Teutschen oder andern Europäern wenig, wenn ich gleych bey diesen in noch so großer Ehre, Reichthum und Ruhe sitze, aber dabey andern nicht viel nutzen sollte, denn meine Neigung und Lust geht aufs gemeine Reste. Zu diesem Zweck führe vorlängs große Correspondenz im Europa ja bis in China und bin nicht allein von

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vielen Jahr(en) hehr in den König französisch und englischen Societäten ein Mitglied, sondern dirigire auch als praeses die König. Preuß. Societät der Wissenschaften, welche zu E. M. hohen Absehen auf alle Weise zu concurriren suchen wird, auch sich bereits an des H. Herzogs Ludwig Rudolfs zu Braunschweig Lüneburg Drchl. schriftlich dazu erbothen. Solche Societät zu Berlin hat der König auf meine Vorschläge fundirt, und habe ich solche Anstalt dabey an Hand gegeben, daß sie dem König fast nichts zu unterhalten kostet, viel besser aber könnte nicht nur dergl., sondern ein weit mehreres E. Gr. Cz. M. großem Land geschehen und — fama bald zu Sachethat werden." 9 ) Diese Ausführungen zeigen, daß Rußland nicht etwa bloß als Mittel zum Zweck von Leibniz betrachtet wurde, sondern durchaus als Selbstzweck. Sein kosmopolitischer Gerechtigkeitssinn sah gerade in Rußland nicht ein bloßes Objekt kultureller Bestrebungen, sondern vor allem das weltgeschichtliche Subjekt, das in der einmaligen Unwiederholbarkeit seiner Volksindividualität, seiner vitalen Anlagen und unverbrauchten Möglichkeiten zu größten Zielsetzungen berufen war. 9) Guerrier, 208.

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WISSENSCHAFT ALS MISSION LeibnLzens Rußlandbild 1668 — 1716 Ursprung und Gestaltwandel

s mag überraschen, daß die ersten Äußerungen, die sich bei Leibniz über Rußland finden, in keiner Weise etwas ahnen lassen von der großen Sympathie und Hingabe für die ihm von dorther erwachsenden Aufgaben seiner reifen Lebensjahre. Im Winter 1668 verfaßte der junge Leibniz zur polnischen Königswahl für Boineburg die Schrift Specimen demonstrationum politicarum pro rege Polonorum eligende, auctore Georgio Ulicovio Lithuano. Dieser von den Fachleuten vielbewunderte Versuch, die Methode der mathematischen Demonstration auf ,eine konkrete Frage der Politik und Diplomatie zu übertragen, bringt auch einige Äußerungen über Rußland, die aber durchwegs negativer Natur sind. Der Verfasser trat in dieser Schrift als polnischer Edelmann auf und mußte aus „demonstrativen" Gründen das herkömmliche Rußlandbild in allen seinen negativen Zügen in mathematischer Schärfe herausstellen, um zwingende Gründe gegen die Wahl des russischen Thronkandidaten ins Feld zu führen. v) Gerade diese zeitgebundene Einstellung des jungen Leibniz läßt seine spätere Hochschätzung Rußlands um so schärfer hervortreten. Je mehr sich der Denker aus eigener Beobachtung des Ostens zu selbständigem Urteil entwickelt, desto stärker wandelt sich sein anfängliches Nichtverstehen in ein Verspüren der gewaltigen Zukunftskräfte Rußlands, das freilich durch die russische Kulturentwicklung später noch übertroffen wird. Der Wandel der Auffassung des Leibniz von 1668, der Rußland als barbarisch und ohne Interesse für den europäischen Kulturkreis abtut, und des Leibniz der neunziger Jahre des 17. Jahrhunderts,, der plötzlich nach allen Seiten eifrigste Anfragen über dies bisher unverstandene Reich und alle seine geschichtlichen, sprachlichen und geographischen Rätsel aussendet, ist in den bisherigen Darstellungen noch nicht in seinen Motiven aufgedeckt und im einzelnen verständlich gemacht worden. Und doch liegt gerade hier der Schlüssel 1) Akademie-Ausgabe, Leibnizens sämtliche Schriften und Briefe, 4. Reihe Politische Schriften, 1. Band, S. 29 ff. und 84—86 und Consilium Aegyptiacum, S. 355 ff. „de Mosco" (1671).

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zu einer Erkenntnis von Leibnizens Rußlandarbeit aus den Grundkräften seines philosophischen Wesens. Es ist keineswegs so, wie die bisherigen Schilderungen dartun, als hätte sich Leibniz fast zwanzig Jahre hindurch nicht mit dem Thema „Rußland" beschäftigt. Die Sichtung des Manuskriptmaterials zu den Bänden der allgemeinen historischen Briefreihe der Akademie-Ausgabe von Leibnizens Werk bringt verschiedene Zeugnisse für das Rußlandinteresse des Philosophen auch in den achtziger Jahren. So finden sich in den Jahren 1680—83 an sechs verschiedenen Stellen des historischen Leibnizbriefwechsels Rußlanderwähnungen, die ein eingehendes Interesse für die politischen Vorgänge in diesem Lande bekunden. So schreibt Leibniz Mitte April 1681 an Johann Lincker über die allgemeine Lage, insbesondere die Türkengefahr, die damals ihre höchste Bedrohlichkeit erreichte, der die deutschen Staaten ungerüstet und isoliert gegenüberstünden. Dagegen heißt es: „Ajunt Polonos in eo esse ut se Moscis conjungant.... Haec enim omnia tantum dicta volo si Moscos vel Polonos armorum societati accessuros constet." Die Verbindung des Reiches mit Rußland und Polen gegen die Türken und das Übergewicht Frankreichs, das auch in diesem Brief beklagt wird, ist später ein Hauptziel seiner politisch-diplomatischen Vermittlung zwischen dem Kaiser und Peter dem Großen, bei der Rußland geschätzt und begehrt wird als wertvoller und mächtiger Bündnispartner. Aus Stockholm läßt sich Leibniz im Juli 1681 von Marci über die drohende Kriegsgefahr zwischen Rußland und Schweden berichten. Er selbst schreibt im Juni 1682 an G. Ebersbach „La mort du Grand Duc de Moscovie met les Suedois ä. couuert du costé de la Livonie." Dieser Grand Duc de Moscovie ist Zar Fedor II. Alexiewitsch 1676—82. Und bei der nächsten Rußlandnachricht dieses Briefwechsels stoßen wir auf die erste Envähnung Peters des Großen in der Leibnizkorrespondenz! Leibniz läßt sich von Marci aus Hamburg am 17. November 1683 berichten: „Die Russische Großgesandtschafft ist aus Schweden wieder zurück, nachdem der König vorher in Person den ewigen Frieden beschworen... Herr Gommdt. Güllenstern, H. Canzley Rath Klingstedt, H. Land Rath Stackelberg sind ihnen am 3. hujus auf Reval gefolget, als Schwedische Großgesandte in der Moscau, auch die würckliche befolgungen des ewigen Friedens von ihren Zaaristischen Mayestäten einzunehmen". Die russischen Großgesandten sind Iwan Athanasiewitsch und Peter Iwanowitsch Prontschischtschew und Wasilij Iwanowitsch Bobynin. Die „Zaaririschen Mayestäten" sind Zar Iwan V. 1662—88 (f 1696) und Peter I. d. Gr.,

28

e u bD 'S 1B3 Je= N to 'S •g _ e J s e 'o o 3 a

ci

E

1711." Danach folgt auf der anderen Seite

bei Guerrier S. 217 f.

noch das Konzept eines Briefes ohne Adresse,

ohne

Datum (1712), anfangend:

Bl. 83, 84: Anders lautendes Konzept der vor-

d. d. Leipzig 31. Oct. 1711, fast desselben In-

stehenden

haltes: Anfangend: „Monsieur. V. E. aura

Majesté Czarienne m'ayant traité" etc.; gedr.

receu m a lettre et cependant M. de Bei-nsdort étant venu icy" etc.

Denkschrift,

beginnend:

„Sa

Guerrier S. 219 f. Bl. 85, 86 : Leibnizens Promemoria f ü r Schleiniz

Bl. 61—64: Denkschrift f ü r Peter d. Gr. über eine Societät der Wissenschaften in Bußland,

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bei Gelegenheit der Reise des Letzteren an den Czar. Hof

nach Greifswald, ohne

Datum

(1712), anfangend: „Die kurze Schrift wegen

Bl. 101, 102: Brief von Leibniz an Peter