Kriminalistische Spurensicherung: Sammlung dienstlicher Anweisungen und sachverständiger Ratschläge für den Dienstgebrauch und für Polizeischulen [Reprint 2021 ed.] 9783112433423, 9783112433416


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German Pages 80 [85] Year 1918

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Kriminalistische Spurensicherung: Sammlung dienstlicher Anweisungen und sachverständiger Ratschläge für den Dienstgebrauch und für Polizeischulen [Reprint 2021 ed.]
 9783112433423, 9783112433416

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Kriminalistische

Spurensicherung Sammlung dienstlicher Anweisungen und sachverständiger Ratschläge

für den Dienstgebrauch Md für Polizeischulen. Herausgegeben von

Dr. jur. Hans Schrreickert, Stellvertretender Leiter des Erkennungsdienstes beim Kgl. Polizeipräsidium Berlin.

Mit 2 Abbildungen.

Berlin 1917.

I. Guttentag, Verlagsbuchhandlung. G. m. b. H.

Inhaltsverzeichnis. Seite Einleitung.............................................................................5 I. Anleitung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen

9

II. Der Mordbereitschaftsdienst ...........................................29

III. Inhalt der Utensilientasche für den Tatort.

.31

.

IV. Sicherung von Mutspuren...........................................33

V. Aufbewahrung von Leichenteilen

....

40

VI. Die Fingerabdrucknahme................................................... 42

VII. Anweisung für die Beschaffung von Pergleichungs­ schriftproben ....................................................................48 VIII.

Winke für die Beschlagnahme und Versendung von Objekten zwecks photographischer nnd chemischer Untersuchung derselben................................................. 55

IX. Die Sicherung von

Spuren beiBrandstiftungen

.

58

X. Beschlagnahme und Durchsuchung.............................. 61 XI. Sonstige Spuren............................................................... 71

XII. Fingierte Spuren............................................................. 75 Sachregister............................................................................ 77

Einleitung.

ö

Einleitung. Das Beweisverfahren im Strafprozeß gegen vorläufig unbekannte oder leugnende Täter stützt sich wesentlich auf das Sammeln und Bewerten von Indizien, Berbrechensspuren jeder Art. Es hat sich im Laufe der Jahre eine besondere Kriminal­ technik herausgebildet, die einen wesentlichen Inhalt der gesamten Polizeiwissenschaft ausmacht. Wenn auch die Ausbildung der mit der Erforschung straf­ barer Handlungen beauftragten Beamten noch kein, oder wo es eingeführt ist, noch kein einheit­ liches Lehrprogramm aufzuweisen hat, wird doch seit neuester Zeit auch ein Hauptgewicht auf eine sachgemäße und zweckdienliche Spurensicherung ge­ legt. Was dem Polizeibeamten hiervon nicht im Unterricht beigebracht wird, muß er sich trotz aller Gefährlichkeit der Mängel und Fehler in seiner Unterweisung in dieser Hinsicht erst allmählich in der Praxis aneignen. Bei wichtigen Strafsachen mußte mit dienstlichen Anweisungen und Merk­ blättern nachgeholsen werden, um von den Be­ amten ein zielsicheres und umsichtiges Vorgehen verlangen und erwarten zu können. Daß aber trotz aller Ermahnungen und Ratschläge doch

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Einleitung.

täglich noch die allerschwersten Fehler üt der Siche­ rung und Verwahrung, namentlich aber Ver­ sendung von Uberführungsstücken gemacht werden, und nicht z. B. eine einfache Fensterscheibe, ein Teller, ein Glas u. dgl. mit Fingerabdrücken so verpackt werden kann, daß es unbeschädigt am Bestimmungsort ankommt, hat seinen Grund haupt­ sächlich darin, daß diese Anweisungen und Rat­ schläge nicht in geeigneter Weise verbreitet und den Beamten selbst in die Hand gegeben werden, aber auch darin, daß ihre Tätigkeit zu wenig über­ wacht wird, sei es aus Unkenntnis, sei es aus Gleichgültigkeit. So werden oft wichtige Spuren zwar sorgfältig gesammelt, aber durch eine spätere nachlässige Behandlung beschädigt oder ganz ver­ nichtet oder gar durch neue irreführende Spuren vermehrt, was auch oft zu unliebsamen, aber be­ rechtigten Borwürfen gegen solche unvorsichtige oder gleichgültige Beamte führt. Um dies zuver­ hindern, muß der ganzen Lehre der objektiven Beweissicherung immer mehr Gewicht beigelegt werden, sei es im Polizeiunterricht, sei es in der Praxis der polizeilichen und richterlichen Beamten. Bisher hat es aber an einer planmäßigen Sammlung und Verbreitung der für die Spuren­ sicherung so wichtigen Anweisungen und Ratschläge Sachverständiger gefehlt. Diesem offenbaren Mangel soll das vorliegende Büchlein in erster Linie ab­ helfen. Gibt man es dem Exekutivbeamten in die Hand, wird er viel leichter in der Lage sein, sich im Bedarfsfälle über die zweckmäßige Durch-

Einleitung.

?

führung seiner Aufgabe selbst rasch und zuverlässig zu unterrichten. Dabei kommt es nicht so sehr auf die einzelnen vorgeschlagenen Methoden der Spurensicherung und die Erlernung der dazu nötigen technischen Handgriffe an, z. B. beim Ausgießen von Fuß­ spuren, weil diese in mehreren Lehrbüchern aus­ führlich beschrieben sind und eine gewisse praktische Übung voraussetzen, die auch durch schriftliche Anleitungen nicht ersetzt werden können; meistens ist aber doch der eine oder andere Beamte einer Polizeibehörde oder Gendarmeriestation damit ver­ traut. Gleichwohl war eine richtige Abgrenzung der taktischen und technischen Anweisungen und Ratschläge nicht leicht, auch nicht streng itutd)» zuführen i). Die in die Sammlung aufgenommenen An­ weisungen sind zum Teil in langjähriger Praxis der Berliner Kriminalpolizei oder von erfahrenen gerichtlichen Sachverständigen erprobt worden und werden häufig auch von Polizeibehörden in den Pro­ vinzen und Bundesstaaten begehrt. An erster Stelle wird die „Anleitung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen" wiedergegeben, ein im Jahre 1902 vom Polizeipräsidium Berlin heraus­ gegebenes, aber nur für den inneren Dienst be­ stimmt gewesenes Schriftchen. Es enthält in 1) Einigen dankenswerten Anregungen des Leiters der Berliner Kriminalpolizei, Herrn Oberregierungsrats Hoppe, wurde gerne Folge geleistet.

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Einleitung.

kurzgefaßter Darstellung alles, was der Beamte bei Aufklärung der schwersten Straftat, des Mordes, überhaupt zu beachten hat, vom ersten Angriff bis zur Sicherung aller vorhandenen Spuren, ohne aber die hierfür nötigen Winke selbst zu geben. Diese „Anleitung" ist daher mit sachdienlichen Anmerkungen versehen worden. Es reihen sich daran, gewissermaßen als „Ausführungsbestim­ mungen", weitere Anweisungen und Ratschläge über die eigentliche Spurensicherung, insbesondere deren Verwahrung, Verpackung und Versendung, wie sie zur Erhaltung der Überführungsstücke not­ wendig brachtet werden müssen und von den später in Tätigkeit tretenden Sachverständigen mit berechtigtem und dringendem Wunsche auch immer wieder hervorgehoben werden. Eine so wesent­ liche Grundlage der zu erstattenden Gutachten, wie sie die am Tatort entdeckten Spuren und Berbrechenswerkzeuge bieten, verlangen auch eine äußerst sorgfältige Behandlung seitens aller Be­ teiligten. Die Spurensicherung muß zu einem vollwertigen Lehrgegenstand in den Polizeischulen eingeführt werden. Dazu soll die vorliegende Sammlung ebenfalls eine An­ regung geben. Wenn sie noch nicht in jeder Be­ ziehung vollständig ist, sei sie wenigstens als erster Versuch willkommen.

Anleitung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen.

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I. Anleitung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechens. I Borbenrerkmlg. Die nachstehende Anleitung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen enthält keine unbedingt bindenden Vorschriften, die in jedem Falle wörtlich zu befolgen wären. Die Dienstanweisung ist vielmehr als eine Reihe von praktisch erprobten und bewährten Grundsätzen aufzufassen, welche im großen und ganzen für den Gang der ersten Er­ mittelungen maßgebend sein werden. Dagegen bleibt die Bestimmung der einzelnen Maßnahmen, welche die Sachlage in jedem besonderen Falle erfordert, nach wie vor der pflichtgemäßen Sorgfalt des leitenden Beamten überlassen.

A. Tatort in Wohnungen und sonstigen Jnnenräumen. 2. Beim Eintreffen auf dem Tatorte ist zu­ nächst dessen strengste Absperrung im engeren und weiteren Umfange zu veranlassen?). x) Amtliche Ausgabe des Kgl. Polizeipräsidiums Berlin vom 3. Juli 1902. 2) Vgl. die unter II gegebene Anordnung.

10 Anleitung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen.

3. Es ist zu vermeiden, unmittelbar an die Leiche heranzugehen, bevor nicht zum mindesten die nähere Umgebung sorgfältig nach Spuren aller Art abgesucht ist. Es muß verhindert werden, daß Spuren — insbesondere Fuß- und Blutspuren am Boden, verlorene oder fortgeworfene Gegenstände (z. B. Papier, Knöpfe, Kleider­ fetzen u. dgl., welche zudem blutige Fingerabdrücke an sich tragen können) — in den Erdboden hinein­ getreten werden. 4. Ist es zweifelhaft, ob der Tod des Opfers des Verbrechens bereits eingetreten ist, oder sind Lebenszeichen an ihm wahrnehmbar, so ist der zunächst erreichbare Arzt herbeizurufen, der den eingetretenen Tod sestzustellen oder die erforderlichen Maßnahmen zur Rettung des Ver­ letzten zu treffen hat. Läßt sich bei diesen Maß­ nahmen der objektive Tatbestand nicht erhalten, so ist vorher der Tatbestand, soweit er eine Änderung erfahren soll, genau aufzunehmen, insbesondere die Lage des Körpers und der einzelnen Glieder, Blutausflüsse usw. (vgl. Ziff. 10). Hält bei vorhandener Todesgefahr der Arzt den Verletzten für vernehmungsfähig, so ist der letztere je nach Entscheidung des Arztes so­ fort abzuhören, oder es ist zwecks eidlicher Ver­ nehmung der für solche Fälle bestimmte Richter zum sofortigen Erscheinen am Tatorte auf­ zufordern unter dem Hinweis, daß bei Mord­ versuch der lebensgefährlich Verletzte nach ärztlichem Ausspruch noch vernehmungsfähig ist.

Anleitung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen.

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In Fällen besonders dringlicher Art sind gleich­ lautende Depeschen dem örtlich zuständigen Richter und dem Gerichtsschreiber auch in die Privat­ wohnungen zu senden *). 5. Feststellung, wer den Mord zuerst wahr­ genommen, Ermittelung von Personen, welche über die allgemeine Sachlage, Person des Er­ mordeten, Umgebung des Tatortes usw. Auskunft geben können, Feststellung der Beziehungen dieser Personen zum Ermordeten und der Umstände, wie sie zur Entdeckung des Mordes gekommen sind. 6. Feststellung, wer den Tatort sonst betreten hat, wo diese Personen überall gewesen, ob sie in Blut oder sonstige Spuren getreten sind. Der Beamte muß sich solche Spuren zeigen lassen, damit sie nicht versehentlich verwischt werden. 7. Hat der Kommissar sich darüber unterrichtet, ob die Lage der Leiche dieselbe ist, wie sie zuerst gefunden wurde, oder welche Verände­ rungen daran vorgenommen worden sind, ob und welche Spuren, insbesondere Fußspuren, ursprüng­ lich vorhanden gewesen und welche etwa später durch Beamte, Arzte oder durch Publikum hinzu­ gekommen sind, so sondert er die Zeugen nach der Wichtigkeit ihrer Bekundungen, behält sie in der Nähe und läßt sie überwachen, damit sie nicht gegenseitig ihre Wahrnehmungen und Mut­ maßungen austauschen können und dadurch in T) Ersichtlich aus dem im Zimmer des diensthabenden Kommissars aushängenden Verzeichnis.

12

Anleitung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen.

Verwirrung und Zweifel geraten über eigene Wahrnehmungen und über Tatsachen, die sie nur vom Hörensagen wissen. 8. Hierauf ist die photographische Aufnahme des Tatortes durch die Beamten des Erkennungs­ dienstes zu veranlassenx). Sind seit der Entdeckung der Tat Verände­ rungen am Tatorte vorgenommen worden, so sind mindestens zwei Aufnahmen zu fertigen. Aufnahme I zeigt den Tatort in dem Zustande, in welchem er sich gerade befindet, also mit allen seit Entdeckung der Tat eingetretenen und vorgenommenen Veränderungen. Für die Aufnahme II ist alsdann der Tatort nach Möglichkeit so herzurichten, wie er sich bei Entdeckung der Tat oder doch beim Eintreffen des Beamten zeigte. Für die Abweichungen, welche Aufnahme II von Ausnahme I zeigt, sind Zeugen festzustellen, welche bekunden können, daß Aufnahme II den ursprünglichen Zustand richtig wiedergibt. 9. Sicherung der Vorgefundenen Spuren, der Fuß- und Blutspuren durch Überdecken mit Kisten, Kasten, Töpfen, auf Steine gelegten Brettstücken usw. — Befestigung vonMarken an einzelnen beweis­ erheblichen Gegenständen, damit keine Verwechselung eintritt. Später Abnahmen (Nachmessen, Nachbilden, x) Zu Photo grammetrischen Tatbestandsaufnahmen kann das von Dr. Heindl vorgeschlagene vereinfachte Verfahren axv» gewendet werden (vgl. Groß' Archiv, Bd. 65).

Anleitung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen.

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Ausgießen, Modellieren) der Blut-, Fuß- und sonstigen Spuren (Näheres hierüber unter Ziff. 23). 10. Zur Ergänzung der Photographie ist nunmehr eine Skizze des Tatortes zu fertigen und durch genaue Beschreibung der Leiche, ihrer Lage, der Lage der einzelnen Körperteile zu­ einander und zur Umgebung, sowie der Lage der übrigen Gegenstände unter Angabe der Maße und Größen zu erläutern. 11. Beschreibung der sichtbaren Verletzungen, womit (Mordwerkzeug), in welcher Weise, von welcher Richtung, unter welchen Umständen sie vermutlich beigebracht sind. Feststellung der Todes­ art (Arzt) und sonstiger Spuren, welche die Leiche aufweist, Würg- und Kratzspuren im Gesicht, hinter den Ohren, an Hals, Händen, Armen, Unterleib, Schenkeln, Geschlechtsteilen (Vergewaltigung!), Nägelabdrücke von Fingern männlicher (breit und flach, wenig abgerundet) oder weiblicher und jugendlicher Personen (schmal und oval). Nach­ forschung, ob sich in den Händen der Leiche Haare, Kleiderfetzen usw., unter den Nägeln Blut, Haut­ oder Fleischstückchen befinden, ob der Leiche augen­ scheinlich Haare ausgerissen sind, in welchem Falle Haare in Nähe dieser Stelle zu entnehmen und aufzubewahren sind, ob und wie die Kleider der Leiche in Unordnung geraten oder beschädigt sind, ob abgerissene Fetzen am Tatorte vorhanden oder vom Täter mitgenommen worden finb1). *) Ferner ob Leichenteile ab geschnitten sind und fehlen.

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Anleitung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen.

12. Feststellung unter Zuziehung Angehöriger und sonstiger Personen, welche hierüber Auskunft zu geben vermögen, alles dessen, was vorhanden, was fehlt*)*2), was hinzugekomnren ist und dem Täter gehören muß oder kann, z. B. vorhandene Streichhölzer, Lichtstumpfe, Zigarren- oder Zigarettenstummel oder -asche, Wachs- und Stearinflecken, Fensterlappen und Pechpflaster, Kot, Erde mit Abdrücken von Stiefel­ sohlen oder Absätzen, Gewehrpfropfen, Patronen und Hülsen, Geschosse, Taschentücher mit Zeichen, Kleiderfetzen, Knöpfe, Stiesel (mit Flicken, Riestern, Nägeln, Hufeisen, Nähten, Sohlen, Absätzen), Kopf­ bedeckungen (Jnnenfirma und Anfangsbuchstaben des Eigentümers auf dem Schweißleder), Werk­ zeuge usw.

Genaue Beschreibung dieser wichtigen Be­ weismittel, bei geraubten Wertpapieren auch Fest­ stellung der Fälligkeit, der Unkündbarkeilsfrist, der !) Alle bei einem Kapitalverbrechen (ohne Rücksicht auf den Tatort) abhanden gekommenen Gegenstände werden bis zu ihrer Ermittelung, mindestens aber 10 Jahre lang, in der Diebstahls-Merkkartensammlnng verzeichnet aufbewahrt. 2) Insbesondere auch Taschen, Koffer, Körbe, Säcke, Kartons und sonstiges Verpackungsmaterial, was zur Wegschaffung der Leiche oder geraubten Gutes mitgeiwmmen sein kann. Bei fehlenden Zeitungen ist nach Möglichkeit deren nähere Be­ zeichnung und das Datum festzustellen.

Anleitung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen.

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Erneuerungstermine für Zinsscheinbogen und Er­ neuerungsscheine, der Herabsetzung des ursprüng­ lichen Zinsfußes. (Wichtig für die demnächst zu er­ lassende öffentliche Bekanntmachung J) und Benach­ richtigung der Presse, die Mitteilungen an die in Frage kommenden Gewerbetreibenden, wie Pfand­ leiher, Trödler, Bankiers usw. sowie die Polizei­ verwaltungen der größeren Städte.) Bei Verdacht des Giftmordes sind Gläser, Tassen, Flaschen, Töpfe oder sonstige Gefäße oder Behältnisse mit Flüssigkeiten, Bodensatz, Pulvern, Medikamenten, Chemikalien u. dgl., vorhandener Stuhlgang, auch das Erbrochene in Nachtgeschirren, Eimern, Klosett fest- und sicherzustellen. Bei hinzugekommenen, namentlich neuen Gegen­ ständen (Waffen, Messern, Werkzeugen u. dgl.) wird der Ursprung und der Borbesitz sestzustellen und zu prüfen sein, ob sie gekauft oder selbst gefertigt sind 2). Hieraus kann auf das Gewerbe des Täters, x) Säulenanschlag, Aushang in Bahnhöfen und mibercu geeigneten öffentlichen Orten. 2) Hierzu gehören auch Bomben und Höllenmaschinen, zu deren Wegschaffung wegen ihrer Gefährlichkeit (in unzerftörtem Zustande) ein Gerichtschemiker, oder noch besser Sach­ verständige von Artilleriewerkstätten beizurufen sind. Für Berlin ist durch Berf. v. 6. Sept. 1916 angeordnet, daß Munition (Zünder, Artilleriegeschosse, Handgranaten), deren Beförderung nicht ohne weiteres ungefährlich erscheint, durch einen Sachverftändigen des Kgl. Jngenieurkomitees, Abt. I, Berlin, Kurfürstenstr. 63/69, auf ihre Gefährlichkeit hin zu untersuchen ist; falls diese erkannt wird, veranlaßt der Sach-

16 Anleitung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen, ob er ein Neuling, erfahrener Arbeiter, Anfänger oder alter Verbrecher ist, geschlossen werden.

Feststellung aller Veränderungen am Tatorte anläßlich der Tat, aller Orts- und Lageverände­ rungen von Möbelstücken und sonstigen Gegen­ ständen, der Beschädigungen an Türen, Fenstern, Wänden, Fußboden, Decke, Möbeln. Bei er­ brochenen Türen und Behältnissen Feststellung der Eindrücke von Werkzeugen**), von Schußspuren*), Feststellung, ob am Tatorte ein auffallender Geruch zu verspüren ist, der auf den Beruf des Täters schließen läßt (z. B. Tischler nach Leim und Politur; Maschinist, Schlosser nach Petroleum, Schmieröl: Knecht nach Pferden, Stall, Dünger; Pennbrüder, Obdachlose aus Asyl oder Krankenhaus nach Karbol, Schnaps usw.). Auch zu diesen Feststellungen sind gehörigen des Opfers hinzuzuziehen.

die An­

13. Möglichst genaue Feststellung der Zeit der Bei vorhandenen Uhren ist festzustellen, von wem und wann sie aufgezogen sind; ebenso wann und von wem brennende Lampen und Lichte an­ gezündet worden sind, welche Menge Brennöl, Stearin usw. beim Anzünden, wieviel zur Zeit der

Tat.

verständige die Weiterbeförderung der Munition, die am Fundort bis zum Eintreffen des Sachverständigen unter geeigneter Be­ wachung zu belassen ist. *) Sicherung der Schartenspuren und Schußspuren siehe unter XI.

Anleitung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen.

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Entdeckung des Mordes vorhanden war oder wann die Flammen erloschen fttib1). 14. Feststellung des Weges, den der Täter zum und vom Tatorte genommen, da hieraus auf Orts­ kenntnis geschlossen werden kann; Verfolgung der Blutspuren an Türen, Fenstern, Luken, auf Korridoren, Treppen, Treppengeländern, Wänden, an durchwühlten Sachen; Feststellung, ob der Täter nach bestimmten Gegenständen gesucht hat, ob planlos oder systematisch und mit augenscheinlicher Ortskenntnis, Angabe, wo sonst noch Spuren ge­ funden worden sind oder sich befinden konnten, aber nicht gefunden wurden. In dieser Beziehung ist auch Negatives festzustellen, weil es zu einem Anhalt führen kann. So würde z. B. bei Blut­ spuren im Zimmer deren Aufzählung allein nicht genügen; auch daß im Waschbecken kein Blut, im Handtuch keine blutigen Abdrücke gefunden worden sind, ist wichtig. Weiter ist zu prüfen, ob der Täter verletzt sein muß oder kann (wo und wie), ob er Kleider- und Körperbeschädigungen davongetragen, sich beschmutzt und mit Blut bespritzt hat (wo und in welchem Umfange), ob er durch Schmutz und Wasser gehen mußte. 15. Schlüsse auf die Person des Täters: Aus Verletzungen der Leiche auf Größe, Figur, Kraft, Alter, Beruf des Täters, sowie auf seinen Stand­ punkt beim Beibringen der Verletzungen; beim x) Anhaltspunkte können auch (unberührt gebliebene) Zeitungen und Postsachen ihrem Datum nach ergeben. Schnei ckert, Kriminal. Spurensicherung.

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18 Anleitung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen. Durchzwängen durch enge Öffnungen, Luken, Kamine, auf Stärke der Figur, aus dem Gewicht und Umfang des Geraubten auf Zahl der Täter; (ein Erwachsener kann im allgemeinen bequem nicht mehr als einen Zentner forttragen). Falls Pferde, Wagen oder Karren bei der Tat benutzt worden sind, wird die Tiefe und Breite der Gleis­ spuren (d. i. der Radreifen) und die Wagenspur (die Entfernung der äußeren Ränder voneinander) zu messen sein*). Die Normalwagenspurbreite beträgt 1,32 m und findet sich fast ausnahmslos bei jeder Art von Fuhrwerk (städtischem und länd­ lichem Arbeitsfuhrwerk, Droschken, Karren, fahr­ baren Wassertonnen usw.). Aus der Art der „Arbeit" des Täters, d. h. wie er Türen und Schlösser geöffnet oder erbrochen, wie er einen Knoten gemacht, Schmuckgegenstände auseinandergenommen oder zerbrochen, Silber­ sachen, z. B. Bestecke durch Zerbrechen auf ihren Wert geprüft, Geringwertiges (Alfenide u. dgl.) hat liegen lassen, wird man meist bestimmte Schlüsse ziehen können, ob man es mit einem alten erfahrenen Verbrecher oder einem Anfänger zu tun hat. Auf den Beruf des Täters lassen schließen: Die Art der Anfertigung der vorgefundenen Dietriche, Stemm- und Brecheisen; die Art und Weise, in welcher Türen und Schlösser geöffnet, Türfüllungen ausgeschnitten, Schlösser ausgesägt, Geldschränke gesprengt, Pechpflaster beim Eindrücken der Fenster*) Uber Fahrradspuren siehe unter XI.

Anleitung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen.

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scheiben verwendet sind. Auch das Vorgehen des Täters beim Einsteigen durch Dach- und Keller­ fenster, Rauchfänge und Kamine ist häufig charakte­ ristisch. Fernere Schlüsse: Aus der Bewegung des Täters am Tatorte auf Ortskenntnis, aus dem Erbrechen bestimmter Behältnisse, in denen Selb« und Wertsachen aufbewahrt zu werden pflegten, auf Vertrautheit mit den Gewohnheiten des Er­ mordeten; aus Zeit und Ort der Tat auf Kenntnis des Tages, an welchem gerade Geld vorhanden gewesenx), oder des Weges, den der Ermordete zu wählen pflegte; aus Schweigen der Hunde auf deren Bekanntschaft mit dem Täter. 16. Motiv der Tat. Feststellung, ob in Frage kommen: Raub. — Beseitigung eines Hindernisses bei Ausführung einer strafbaren Handlung (§ 214 StGB.). — Rache in­ folge verschmähter Liebe oder eines gelösten Ver­ löbnisses. — Eifersucht. — Rache wegen Entlassung aus Arbeit und Stellung, wegen Bestrafung, schlechter Behandlung, Ehrenkränkung; voraus­ gegangener Streit (oder Tötung im Streit). — Übervorteilung, z. B. bei Erbschaftsangelegenheiten. — Befürchtung entgehenden Gewinnes (Erbschaft). — Wunsch baldigen Besitzes einer Erbschaft. — Beschaffung von Legitimationspapieren. — NahT) Z. B. einkassierte Gelder für Miete, zurückgezahlte Dar­ lehen und Hypotheken, eingenommene Berkaufsgelder und Ratenzahlungen.

20 Anlettung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen, rungssorgen, Kindesmord, Beseitigung zu unter­ haltender Personen (Altenteil), des Ehegatten zwecks Vngehung einer neuen Ehe, des Mitwissers eines Geheimnisses oder einer Straftat; Beseitigung einer Schwangeren. Kann Lustmord vorliegen oder ist der Mord auf Geisteskrankheit, religiösen Wahn­ sinn, Aberglauben, politischen Fanatismus zurück­ zuführen? 17. über die Person des Ermordeten ist fest­ zustellen: Persönlichkeit, Ruf, Charakter, Familien-, Vermögens-, Erwerbs- und sonstige persönliche Ver­ hältnisse, insbesondere Existenz eines etwa ge­ schieden oder getrennt lebenden Ehegatten, dessen Verkehr und Anhang (Konkubinat, Verhältnis mit anderen Personen); des Ermordeten Feinde, ent­ lassene Dienstboten oder Angestellte, Erben. Im Besitz des Toten befindliche Papiere und Briefschaften sind sorgfältig durchzusehen. Es ist festzustellen, seit wann der Ermordete vermißt, wo, wann, von wem er zuletzt gesehen worden ist, was für ein Benehmen er hierbei an den Tag gelegt, ob er sich darüber ausgesprochen hat, daß und wen er zu Besuch erwarte. In welchem Rufe stehen die Hausbewohner? Wie sind ihre Verhältnisse? Haben sie Verkehr oder sonstige Be­ ziehungen zum Ermordeten unterhalten? War dieser ein Sonderling? Hatte er besondere Ge­ wohnheiten? War er kränklich, geistesschwach oder krank? Wer kannte diese Eigenschaften oder konnte sie kennen?^ Wer konnte wissen, daß jener allein in der Wohnung sei, daß er diese zu bestimmten

Anleitung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen.

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Zeiten zu verlassen, diesen oder jenen Weg zu nehmen, Geld oder Wertsachen an bestimmten Tagen oder Stunden in der Wohnung und an einem ganz bestimmten Orte aufzubewahren oder fortzutragen pflegte? 18. Wird eine bestimmte Person verdächtigt, so wird über sie festzustellen sein: Persönlichkeit, Ruf, Vorstrafen, Charakter; persönliche, Familien-, Erwerbs-, Vermögensverhältnisse; Verkehr, Anhang, Liebschaften; ob sie verheiratet, geschieden oder nur getrennt vom Ehegatten lebt, ob sie auffällige Geldausgaben, Neuanschaffungen von Möbel- und Kleidungsstücken, Schmucksachen, Grundstücksankäufe gemacht oder dergleichen Schulden bezahlt hat. Ferner ob sie seit der Tat ein unstätes, ruhe­ loses, auffallend lustiges oder niedergeschlagenes Wesen an den Tag legt oder ein wüstes Leben führt und anscheinend Betäubung durch Genuß aller Art sucht *). Es wird der Versuch zu machen sein, unauffällig an den Verdächtigen heranzukommen, ihn zu be­ obachten, ihn sicher zu machen, indem, ihm wahr­ nehmbar, der Verdacht aus andere Personen gelenkt wird; er kann durch günstiges Angebot zum Verkauf des Geraubten, durch gute Kaufgelegenheit zur Verausgabung geraubten Geldes verlockt werden. Seine Liebhabereien sind zu diesem Zwecke aus­ zukundschaften, auch kann versucht werden, ihn x) Ob und mit welchem Interesse sie die über den Mord verbssentlichten Zeitungsberichte verfolgt.

22 Anleitung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen, durch etwa vorhandene Gläubiger zu drängen. Schließlich wird ihm günstige Gelegenheit zur Flucht zu bieten sein, um ihn im Augenblick der Ab­ reise festzunehmen und seine Person wie seine Habe einer gründlichen Durchsuchung zu unterziehe,:. Ist er in Haft genommen, so kann ein Vigilant zu ihm gesetzt werden mit der Aufgabe, sein Vertrauen zu gewinnen und ihn auszuhorchen.

19. Ist der Täter gesehen worden? Hat jemand den Täter gesehen oder glaubt er ihn gesehen zu haben, so wird zu prüfen sein, ob dies möglich war, ob diese oder andere Angaben wahr oder erlogen sind — etwa auä Sensationslust, Wichtig­ macherei, Rachsucht, Fahrlässigkeit, gemeiner Ge­ sinnung oder in der Absicht, Zeugengebühren zu erlangen. Aufnahme einer genauen Beschreibung des Täters jedoch nur dessen, was wirklich feststeht; dagegen ist alles fortzulassen, was zweifelhaft erscheint. Besonders vorsichtig ist zu verfahren bei Angaben über Alter und Größe des Täters. Letztere ist zunächst durch Vergleich mit der Größe anderer Personen festzustellen und erst dann in Längen­ maße zu übertragen. Besonderen leicht wahr­ nehmbaren Merkmalen oder Eigentümlichkeiten des Täters ist vornehmlich Aufmerksamkeit zu schenken, z. B. ob derselbe ein Glasauge, Narben, Warzen, Sommersprossen, Leb er-und Blutflecken, oder Male im Gesicht und an den Händen, ob er einen schielen­ den Blick, hinkenden Gang, fehlende Finger, ver-

Anleitung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen. 23

krüppette und fehlende Gliedmaßen, Tätowierungen und dergleichen hat. Die Örtlichkeit, von welcher aus Zeugen etwas wahrgenommen haben wollen, ist auf die Glaub­ haftigkeit ihrer Angaben sorgfältigst zu prüfen. 20. Angabe des Eigentümers, der Lage des Grundstücks, der auf demselben vorhandenen Bau­ lichkeiten und ihrer Bestimmung, der Zugänge zum Grundstücke, insbesondere zu dem Raum, in welchem der Ermordete gefunden wurde; Fest­ stellung, ob dieser Raum offen oder verschlossen gewesen und zwar von innen oder außen, oder ob das Schloß nur eingeklinkt, die Tür teilweise geöffnet, ob der Schlüssel oder ein Riegel vor­ handen ist, wer geöffnet, wer den Schlüssel in Ver­ wahrung hat und zu öffnen und zu schließen, bzw. den Eingang zu bewachen pflegt (Pförtner), ob die Zugänge von jedermann ohne weiteres und ohne gesehen zu werden passiert werden können, ob sich an den Türen Klingelzüge befinden, ob das Grundstück von der Nachbarschaft aus leicht oder über Mauern, Zäune usw. hinweg, vom Dache aus oder über Dächer zu erreichen ist, ob vorhandene Dachluken offen oder verschlossen gehalten werden, ob offene oder zerbrochene Kellerfenster, unver­ schlossene Kellertüren vorhanden sind, ob der Täter mühelos seinen Weg durch einen Schornstein oder Kamin, über ein Gerüst am Hause, am Blitzableiter entlang hatte nehmen können, ob die Stockwerke über, unter und neben dem Mordraume unbewohnt oder zur Zeit des Mordes verlassen gewesen sind,

24 Anleitung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen, wem dies bekannt war oder bekannt sein konnte, endlich ob und wann die Bewohner dieser Räume Schreie, Lärm, einen Fall, einen Schuß oder sonst etwas von einem Kampfe zwischen Mörder und seinem Opfer wahrgenommen haben. 21. Ist der Fundort der Leiche augenscheinlich nicht der Tatort, so wird zu einer der zuerst erforder­ lichen Maßnahmen die Feststellung der Persönlichkeit des Ermordeten gehören (s. Ziff. 17). Es wird sodann nach den Spuren, die zum Tatorte führen, zu forschen und zu ermitteln sein, auf welche Weise die Leiche zum Fundorte geschafft worden ist, ob sich hieran eine oder mehrere Per­ sonen, mit oder ohne Wagen oder Karren u. dergl. beteiligt haben. Es werden die mutmaßlichen Gründe der Fortschafsung und alle die Maßnahmen zu ermitteln sein, welche seitens des Täters zur Erschwerung der Persönlichkeitsfeststellung des Er­ mordeten getroffen worden, und welche Schlüsse hieraus zu ziehen sind. Es ist zu ermitteln, ob, zu welcher Zeit und zu welchem Zwecke Personen am Fundorte verkehren, und ob derjenige, welcher die Leiche gesunden hat, unverdächtig ist. 22. Sind alle am Tatort erforderlichen Maß­ nahmen im Sinne vorstehender * Anordnungen getroffen, bisher aber weder Staatsanwalt noch Untersuchungsrichter am Tatort erschienen, so hat einer der mit der Sachlage vertrauten Kriminal - Kommissare die Gerichtskom­ mission am Tatorte zu erwarten, um die notwendig werdenden Aufklärungen zu geben.

Anleitung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen.

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23. Messung und Abnahme von Fuß- und Blutspuren, von Finger- und Handabdrücken *). a) Blutspuren werden entweder mittels Paus­ papier abgezeichnet oder in Natur durch Loslösen der Unterlage mitgenommen*2). b) Fußspuren werden entweder abgezeichnet, ausgegossen oder in Natur mitgenommen. Flache Fußspuren, welche nicht ausgegossen werden können, werden durchgepaust oder mit Zirkel und Maßstab gemessen, die Maße auf Papier übertragen, die auf solche Weise entstandene Zeichnung der Spur darauf ausgeschnitten und durch Auflegen auf oder Hineinlegen in die Spur Vergleiche angestellt, ob Zeichnung und Original übereinstimmen. Das Ausgießen erfolgt: bei Spuren im Schnee mit Tischlerleim, bei Spuren im Sand, Staub, Mehl mit Stearin, in sonstigen Fällen, wo Fußspuren genügend tief sind, mit Gips, Wachs oder Schwefel. Das Verhältnis von Wasser zu Gips ist 1 : 2. Wasser und Gips müssen schnell und gründlich x) Durch Vers. v. 10. April 1915 ist für die Berliner Kriminalpolizei angeordnet, daß die Polizeireviere bei Einbruchs­ diebstählen am Tatort vorgefundene Spuren, insbesondere Finger-, Fuß- und Schartenspuren durch Beamte des Er­ kennungsdienstes, deren Benachrichtigung schnellstens erfolgen muß, sichern zu lassen haben. 2) Vgl. die unter IV gegebenen weiteren Ratschläge.

26 Anleitung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen, durcheinander gerührt und dann sofort gegossen werden, da der Gips sonst erstarrt1). c) Finger- und Handabdriicke, siehe die unter VI gegebene Anweisung.

B. Tatort im Freien. 24. Bei Kapitalverbrechen, welche unter freiem Himmel verübt sind, ist ganz besondere Vor­ sicht beim Herantreten an die Leiche zu beobachten, da wegen des weichen Erdreiches und der Bewachsung Spuren noch leichter als in be­ deckten Räumen vernichtet, wichtige Beweisstücke wie Kleidungsfetzen, Knöpfe, abgerissene Haare in den Erdboden getreten werden sönnen2). Außer den vorstehend unter A angegebenen Gesichtspunkten sind ferner von Wichtigkeit: 25. Lage der Mordstelle (nach Himmels­ richtungen). 26. Nähere und weitere Umgebung der Mordstelle. Feststellung, wie weit die nächsten Gebäude entfernt und welcher Art sie sind (Wohn­ häuser, Fabriken, Schankstätten, Schiffe, Lauben usw.). *) Nähere Anwendung siehe: Hans Groß, Handbuch für Untersuchungsrichter, oder Groß, Die Erforschung des Sach­ verhalts strafbarer Handlungen, S. 120ff., sowie unten XI. 2) Beim Auffinden von Leichen auf freiem Felde und im Walde ist besonders auch auf Wildspuren zu achten, um etwa nach dem Tode eingetretene Beschädigungen aufklären zu können. Bei Wasserleichen (aus fahrbaren Gewässern) kommen häufig die charakteristischen Verletzungen durch Dampferschrauben vor.

Anleitung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen. 27

27. Feststellung, ob der Tatort mit einer Um* friedigung versehen, wie der Täter hinein gelangt

ist (durch Übersteigen, Einschleichen, Einbruch usw.). Kann aus dem Übersteigen auf Gewandtheit oder jugendliches Alter des Täters, aus die Benutzung von Hilfswerkzeugen (Leitern, Stangen, Seilen) ge­ schlossen werden? Läßt die Arbeit beim Erbrechen Schlüsse auf Erfahrung in solchen Dingen zu? Zeugt der Weg und der Zugang, den Täter- genommen, von Ortskenntnis? War der Zugang offen oder verschlossen?*) 28. Nachforschung nach Spuren auch in weiterer Umgebung, da erst hier der Täter weniger vorsichtig zu sein pflegt. 29. Feststellung, welches Publikum am Tat­ orte oder in der Nähe, in den benachbarten Ge­ bäuden und Schankwirtschaften verkehrt; wer sonst seinen Weg über den Tatort, bezw. in der Nähe vorbei nimmt. Zu welcher Stunde und zu welchem Zweck sind diese Personen vorübergegangeu, haben sie keinerlei verdächtige Wahr­ nehmungen gemacht, sind sie selbst verdächtig? 30. Ermittelung, auf welche Weife und wo­ durch veranlaßt1 2) der Ermordete nach der Mord­ stelle hingekommen ist oder dort hinkommen konnte (zu Fuß oder mittels Fuhrwerks, hingelockt, in Ausübung seines Berufes, auf dem Wege von 1) Feststellung etwaiger Schuhkratzspuren an Zäunen nter den Fenstern und neben Blitzableitern. 2) Z. B. durch Brief oder Karte bestellt.

28 Anleitung für die Bearbeitung von Kapitalverbrechen,

der Arbeit oder zur Arbeit, auf dem Heimwege oder auf einem Spaziergange?) Feststellung, was der Ermordete sonst am Tatorte gewollt haben kann, ob er allein oder in Begleitung männlicher oder weiblicher Personen gewesen, ob er mit Passanten in Streit geraten ist, ob er in Verfolgung uner­ laubter oder strafbarer Zwecke sich daselbst auf­ gehalten hat (bei Frauenspersonen, ob zum Zwecke der Gewerbsunzucht?), ob der Ermordete einsame Spaziergänge liebte, ein Sonderling und menschen­ scheu war, ob er obdach- oder arbeitslos, arbeitsscheu, ein Umhertreiber und Pennbruder war; schließlich ob jemand um diese Eigenschaften wußte oder wissen konnte. 31. Feststellung des Wetters *) zur Zeit der Mordtat und zur Zeit der Auffindung der Leiche. 1) Vgl. näheres hierüber in Groß' Archiv, Bd. 43, S. 154ff.

MordbereitschaftSdienst.

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II. Mordbereitschastsdienst. Durch Verfügung vom 28. Juli 1916 ist für die Berliner Kriminalpolizei folgendes ungeordnet*): a) Die Revierbeamten, welche in der Regel den Tatort eines Kapitalverbrechens zuerst betreten, haben sich behufs Erhaltung des Tatbestandes auf die Durchführung strenger Absperrungs­ maßregeln zu beschränken. b) Zutritt zum Tatort haben zunächst nur der Abteilungsdirigent, sein Vertreter, die oberen Beamten des Mordbereitschaftsdienstes (Krimi­ nalinspektoren und Kriminalkommissare) und der Gerichtsarzt. c) Die übrigen Beamten des Mordbereitschafts­ dienstes versammeln sich außerhalb des Tat­ ortes (im Hause oder auf der Straße). Der älteste zum Mordbereitschastsdienst komman­ dierte Kriminalwachtmeister hat die Meldungen der einzelnen Beamten entgegenzunehmen und festzustellen, ob sämtliche Beamten erschienen sind. Die Nichterschienenen sind schriftlich zu melden. *) Abgedruckt in den „Amtlichen Nachrichten" des Kgl. Polizeipräsidiums Berlin, Nr. 132 vom 29. Juli 1916.

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Mordbereitschastsdienst.

d) Sänrtlichen Beamten, die den Tatort betreten, wird es zur strengsten Pflicht gemacht, alles zu vermeiden, was zu einer Verdunkelung des Vor­ gefundenen Tatbestandes Anlaß geben könnte. e) Das Ablegen des Überziehers und sonstiger Gegenstände, wie Hüte, Stöcke, Aktenmappen, Zigarren am Tatort selbst ist unbedingt ver­ boten. Das Ablegen dieser Gegenstände hat stets an einem besonderen Ort und, falls er­ forderlich, unter Bewachung eines Beamten zu erfolgen. f) Die Beamten dürfen sich nicht früher vom Tatort entfernen, als bis sie vom dienstältesten der anwesenden Kriminalkommissare aus­ drücklich entlassen werden. g) Der Beamte mit der Utensilientasche muß sich in unmittelbarer Nähe des engeren Tat­ ortes aufhalten, damit der Inhalt der Tasche jederzeit sofort zur Verfügung steht.

Inhalt der Utensilientasche für den Tatort.

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III. Inhalt der Atenfilientasche für den Tatorts. 1 Medikamententasche aus Leder mit Schere, Messer, Pinzette, 3 Berbandsbinden, 3 Glasröhrchen, je 1 Flasche mit essigsaurem Bleioxyd, Äther, Hoffmannstropfen, Opiumtinktur, 2 Schachteln mit blauem und rotem Lakmuspapier, 1 Rolle Leukoplastpflaster, 1 Meterstab, 1 Bandmaß, 1 Senkblei, 1 Zirkel, 1 Lupe; 2 Behälter mit Konservierungsgläsern (Deckel­ gläser); 1 Schachtelmit Präzisionsabdruckmasse (sürSchartenspuren); 1 Lederbehälter mit Gummischürze, Gummihand­ schuhen; 1 Dose mit Seife, 2 Handtücher, 1 Schwamm; 1 Lederbehälter mit Säge, Knochenschere, 1 Uni­ versalinstrument, 1 Bohrer, 1 Tube Klebstoff; 1 Fingerabdruckkasten aus Holz mit Zubehör; 1 Flasche mit Gips und 1 Flasche mit Wasser zum Anrühren des Gipses; 1 Bürste, 1 Tintenfaß, 1 elektrische Taschenlampe1 2); 1) Wie sie vom Berliner Erkennungsdienst bei Mordalarm zum Tatort mitgenommen wird. 2) Die Auswechselung der Batterie erfolgt in entsprechenden Zeiträumen.

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Inhalt der Utensilientasche für den Tatort.

1 Ledermappe mit Briefumschlägen, Papier, Vor­ drucken; 1 Ledermappe mit Reviernachweis, Kursbuchs), Pharusplan von Berlin; 1 Ledermappe mit Löschpapier, Karten von Deuts chland, Dep es chen formularen, S chreib blocks; 1 Ledertasche mit Schreibgeräten.

*) Wird beim Neuerscheinen ausgewechselt.

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Sicherung von Blutspuren.

IV. Sicherung von Blutspuren 1). Blutspuren arn Tatort müssen durch Überdecken mit Kisten, Töpfen, aus Steine gelegten Brett­ stücken usw. gesichert werden, ehe sie durch photo­ graphische Aufnahmen fixiert oder vom Sach­ verständigen entsprechend beurteilt sind. Blutproben sollen am Tatort möglichst vermieden werden, der mit Blut behaftete Gegenstand ist selbst zur besten Erhaltung der Spuren aufzu­ bewahren. Kleinere Dinge, wie Papier, Holz­ stückchen, Späne, Erde, Gräser, Blätter, Stroh usw., können in Schachteln oder Glasgefäßen ausbewahrt werden. Größere Gegenstände, wie Streichholz­ schachteln, Kämme, Bürsten, Taschenmesser, Waffen u. dergl. sind gesondert in reines weißes Akten­ papier fest einzuwickeln, zu verschnüren und mit entsprechender Aufschrift zu versehen, die aber nicht auf die Überführungsgegenstände selbst aufzukleben ist. Zeitungspapier sollte grundsätzlich zum Ver­ packen von zur Untersuchung bestimmten Gegen­ ständen nicht verwendet werden. Äxte, Hämmer und ähnliches lassen sich auf ein Brett fest ausbinden, die Blutspur frei nach oben !) Nach Dr. Leers, Die forensische Berlin 1910, und Prof. Groß. Schneickert, Kriminal.Spurensicherung.

Blutuntersuchung,

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Sicherung von Blutspuren.

und mit Aktenpapier, das mit Reißnägelrr oder mit Bindfaden befestigt wird, geschützt. Auch an größeren Gegenständen ist dieser Schutz von Blut­ spuren unerläßlich, wenn sie zur Versendung kommen. Kleidungsstücke sind so fest wie möglich zu ver­ schnüren, damit nicht durch Reibung das getrocknete Blut abbröckelt; auch hier kann die Spur durch eine Lage Watte, Holzwolle oder Seidenpapier noch besonders geschützt werden. In die Erde eingedrungenes Blut ist in seiner ganzen Ausdehnung und in reinen irdenen Töpfen oder emaillierten Eimern zu verwahren. Es kann von Wichtigkeit sein, die Menge des Blutes fest­ zustellen, sogenannter „quantitativer Blutnachweis". Wenn es nicht möglich ist, den ganzen Gegen­ stand zu verwahren, muß die Blutspur von der Unterlage sorgsam entfernt werden, so daß sie mög­ lichst vollständig und unversehrt erhalten bleibt. Trockene Spuren, besonders an glatten, fettigen Flächen, blättern leicht ab; sie können daher ent­ weder mit physiol. (0,85%) Kochsalzlösung er­ weicht und in derselben Weise entnommen werden oder derart, daß man ein mit reiner Gummilösung bestrichenes Seidenpapier (Zigarettenpapier), so­ lange dieses noch feucht ist, auf die Spur drückt. Das Papier nimmt die Blutspur an sich und kann mit ihr verwahrt werden. Die Auflösung mit Kochsalzlösung kommt besonders bei geneigten oder senkrechten Stein- oder Metallflächen in Frage. In diesem Falle kann mein die Spur zuvor mit Wachs

Sicherung von Blutspuren.

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umranden, um ein Herabfließen der Blutlösung zu vermeiden. Tapeten sind breit abzulösen, Holzteile abzunreißeln, Dielen auszusägen oder abzuhobeln, Mauerkalk oder Mörtel breit abzuschlagen, imnrer in möglichst weiter Entfernung von der Spur, um ihr Zerbröckeln zu vermeiden. Erst in allerletzter Linie greift man zum Abschaben der trockenen Blutspur, da dabei erfahrungsgemäß ein Teil der­ selben verloren geht, und auch dann nur, wenn die Größe dieses gestattet, die Mitte derselben ent­ fernen, die Umrisse (Ränder) dagegen stehen lassen. Das Abgeschabte ist in weißem Aktenpapier auf­ zufangen, einzufalten, mit Aufschrift (des Auf­ findungsortes) zu versehen und in einem Glasgefäß zu verwahren. Ebenso sorgfältig sind auch andere mit der Blutspur angetrocknete Dinge, wie Jnsektenteile, Federn, Haare, Gewebe- und Stoffteilchen, Gras u. dergl. zu entnehmen und zu verwahren, da sie den Untersuchenden wichtige Fingerzeige geben können. Besonders zu beachten sind frisch gereinigte Gegenstände, wie Messer, Hand- und Taschen­ tücher, Beile, Kleidungsstücke, die gleichwohl für die Untersuchung von großem Wert sind. Es ist immer wichtig, Lage, Größe, Gestalt der Blutspuren festzuhalten, da sie, besonders wenn sie klein sind, durch Entnahme des Materials für die Untersuchung verloren gehen und später (in der Hauptverhandlung) nicht mehr leicht rekon­ struiert werden können. Ist die Blutspur größer, 3*

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Sicherung von Blutspuren.

so sollte nur ein Teil derselben zur Untersuchung verwendet werden, aus dem Rest, etwa der Hälfte, ist dann der ganze Flecken leicht wieder herzustellen. Bei kleineren Spuren, wo alles Material verbraucht werden muß, empfiehlt es sich, den Gegenstand mit der Spur vorher zu photographieren oder abzu­ zeichnen und die Lage der Blutspuren auf der Photographie oder Zeichnung zu markieren*). (Maß­ stab oder Millimeterpapier mit photographieren!) Wenn durch Photographie kein deutliches Bild zu erzielen ist, z. B. bei Blutspuren auf dunkler Tapete, dunklen Kleidern, kann man die Blutspuren durchpausen: Man legt das Kleidungsstück auf einen großen Aktenbogen und sticht mit einer Nadel die Umrisse der Blutspuren ab. Die Stiche im Papier werden dann mit Tinte nachgezogen, die Spuren numeriert und zu jeder Spur ein Erläuterungs­ vermerk gesetzt. Bei nicht beweglichen Gegen­ ständen wendet man durchsichtiges Pauspapier an und zeichnet die Spuren durch. Hans Groß gibt in seinem Handbuch für Untersuchungsrichter im XIV. Abschnitt noch aus­ führlichere Anweisungen über das Aufsuchen, Be­ schreiben und Aufzeichnen, sowie Abnehmen und Aufbewahren der Blutspuren. Aus seinem Leit­ faden zur Erforschung des Sachverhalts strafbarer Handlungen seien die oben gegebenen Anweisungen noch um einige weitere Ratschläge ergänzt: *) Der Berliner Erkennungsdienst macht bei wichtigeren Blutspuren am Tatort stets photographische Einzelaufnahmen.

Sicherung von Blutspuren.

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Man vergesse nicht, die Unterseite von Schub­ laden, in denen der Täter Geld usw. gesucht haben mag, nach verschmiertem Blut abzusuchen, ebenso die Unterseite der vorstehenden Tischplatte, umher­ liegende Tücher, Waschgefäße usw. Im Ofen, Abort, Papierkörben und Müllgefäßen ist nachzusehen, ob nicht blutiges Papier oder Zeug hineingeworfen wurde. Beim Suchen von Blutspuren auf braunen: Holz, dunkel gestrichenen oder tapezierten Wänden bediene man sich eines Kerzenlichtes (auch am hellen Tage); beim Hin- und Herleuchten kann der firnisartige Glanz trockener Blutspuren leichter und sicherer beobachtet werden. Es ist nicht zu vergessen, daß Blut an den Wänden keineswegs immer die bekannte braunrote Farbe haben muß, sondern auch schwarz, rosa, grün, blau, ja selbst grauweiß aussehen kann. Die verschiedenen Farben der Wandmalereien oder Tapeten werden im Blut­ spritzer gelöst und wirken verändernd auf ihn. Blut auf Goldbronze der Tapeten wird z. B. durch das sofort erzeugte Kupferoxyd sehr bald deutlich grün; Blutstropfen auf gewissen Stoffen werden grau, wenn sie der Sonne ausgesetzt werden. Bon großer Wichtigkeit sind Blutspuren auf dein Körper des Verdächtigen, namentlich an der Haarund Bartgrenze, in den Nagelbetten der Finger und unter den Fingernägeln, an den Unterarmen. Bon der Haut werden sie vorsichtig mit einem Messer abgehoben, indem man zur Vorsorge ein Stück Papier darunter hält. Beim Absuchen von

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Sicherung von Vlutspuren.

Gesicht, Kopf und Händen, sowie Kleidungsstücken bediene man sich einer scharfen Lupe. Auch versäume man nicht, alle Taschen genau nach Blut zu untersuchen und, wenn Waschversuche gemacht worden sind, auch die Säume aufzutrennen, da sich hier noch Blutrestchen erhalten haben können, die beim Waschen sich dahin verbreitet haben. Bei Mauern und Wänden ist auf abgekratzte oder frischgetünchte, bemalte Stellen zu achten, da hier kleine Nebenspritzer zu beseitigen vergessen zu werden pflegen. Bei auffällig sorgfältig gereinigten Fußböden ist die Feststellung durch den Chemiker wichtig, ob hierzu die im Volke beliebten Tilgungsmittel, wie Soda, Schwefel- und Salzsäure verwendet worden sind. Blutproben an Ort und Stelle vorzunehmen, empfiehlt auch Prof. Groß nicht; jede Mani­ pulation nrit Blutspuren, z. B. Betupfen mit dem feuchten Finger oder der Gebrauch chemischer Reagenzien durch Nichtsachverständige soll streng vermieden werden. Die einzige Reaktion, die er unter gewissen Umständen am Tatort für erlaubt hält, ist jene mit Gujakharztinktur: Man schneidet den betreffenden Flecken heraus, legtihnin ein kleines reines Gefäß, z. B. Uhrglas, befeuchtet ihn mit destilliertem Wasser und wartet eine Zeit lang, legt dann ein etwa gleich großes, dünnes, farbloses Filtrierpapier darauf und drückt dieses wiederholt mit einem Glasstabe fest an den Stoff an. Nach 5—30 Minuten hebt man das Papier ab und bringt

Sicherung von Blutspuren.

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mit einem reinen Glasstab etwas sauerstoffhaltiges Terpentinöl und ebensoviel frisch hergestellte Gujakharztinktur darauf. Tritt keine Blaufärbung ein, so ist es gewiß kein Blut; tritt sie innerhalb einer Minute ein, so ist der Verdacht auf Blut Diese Blutprobe soll nur in äußerst dringenden Fällen vorgenommen werden, wenn z. B. ein wichtiger Entschluß davon abhängt, wie die Ver­ haftung einer Person1 2), und Sachverständige wegen weiter Entfernung nicht sofort zugezogen werden können. Außerdem müssen mehrere Blutflecken zur Verfügung stehen, so daß durch den Verlust eines von ihnen kein Nachteil entstehen kann. Die Ausführung dieser Blutprobe durch einen Arzt oder Apotheker empfiehlt sich aber stets. 1) Vgl. dazu auch Dr. Leers a. a. O. S. 25, wo noch weitere Vorproben mit Reagentien besprochen sind. 2) Auch wenn es sich z. B. darum handelt, schwer trans­ portable Gegenstände wie Türen und Fenster mit vermutlichen Blutspuren vom Tatort mitnehmen zu müssen.

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Aufbewahrung von Leichenteiteu.

V. Aufbewahrung von Leichenteilen r). Die bei der Leichenöffnung zwecks Untersuchung*2) entnommenen Leichenteile sind in sieben gesonderten Gefäßen aufzubewahren: Gefäß A: Blut aus dem Herzen und den großen Gefäßen. Gefäß B: Stück der Lunge, des Herzens, die Milz und Teile des Gehirns. Gefäß CI: Speiseröhre und Magen nebst Inhalt. Gefäß C II: Darmpartien nebst Inhalt. Gefäß D: Nieren. Gefäß E: Harn. Gesäß F: Leber und Gallenblase. Anmerkung: .Die Darmpartien sollen nur dann in ein zweites Gefäß C II gebracht werden, wenn reichlich Kotmassen vorhanden sind. *) Aus den „ Vorschriften für das Verfahren der Gerichts­ ärzte bei den gerichtlichen Untersuchungen menschlicher Leichen". 2) Nach § 91 StPO, ist, falls der Verdacht einer Vergiftung vorliegt, die Untersuchung der in der Leiche oder sonst gefundenen verdächtigen Stoffe durch einen Chemiker oder durch eine für solche Untersuchungen bestehende Fachbehörde vorzunehmen. Der Richter kann anordnen, daß diese Untersuchung unter Mit­ wirkung oder Leitung eines Arztes stattzufinden habe.

Verpackung von Leichenteilen.

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Verpackung und Versendung von

Die zu verwendenden Gläser müssen weithalsig und vollständig rein sein, es werden am besten Konservengläser mit Glasdeckeln, bei anderem Ver­ schluß angefeuchtetes Pergamentpapier benutzt. Versiegelt sollen die Gläser nicht werden, dagegen muß ihre Verpackung aus das sorgfältigste geschehen. Bor allem verwende man zur Sicherung gegen Stoß und Fall zum Ausfüllen der Holzkiste: Holz­ wolle, Stroh, Häcksel, Gras oder Heu und versehe die Kiste mit Aufschriften wie: Vorsicht! Glas! Nicht werfen! Oben! Leichenteile! Die Reichspost verlangt, daß Leichenteile vollständig undurchlässig in gut verschlossenen, wenn möglich verlöteten Blechbüchsen verpackt werden; der Inhalt muß aus dem Deckel gekennzeichnet werden. Die Gesäße müssen in der Kiste stets aufrecht stehend verpackt werden, worauf die Aufschrift: „Oben!" Hinweisen soll; sie dürfen zur Vermeidung einer Beschädigung infolge Gärung nicht voll gefüllt werden, ausgenommen Flaschen mit Blut, das aus Vorhandensein von Kohlenoxydvergiftung unter­ sucht werden soll. Leicht verderbliche Stoffe, wie Blut, Samen, Eiter, Schleim usw. muß mit größter Beschleunigung an den Sachverständigen versandt werden, um eine Vernichtung von Spuren durch fortschreitende Fäulnis möglichst zu verhindern. 1) Vgl. hierzu Dr. R. Braun, Anleitung zur Behandlung von gerichtlichen überführungsstücken. Tilsit 1913, Selbstverlag.

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Die Fingerabdrucknahme.

Kleidungsstücke, welche die Leiche nicht getragen hat, dürfen auch niemals mit den Leichenteilen zu­ sammen verpackt werden. Anmerkung: Bei Ausgrabung von Leichen, die auf Gift zu untersuchen sind, empfiehlt sich auch die Entnahme einer Erdprobe, sowie von Resten künstlich hergestellter Kränze und Metallblütter, die in oder auf dem Sarge lagen.

VI.

Die Fingerabdrucknahme. a) Bei lebenden Personen.

Zur Herstellung der Fingerabdrücke sind die Finger, welche sauber gewaschen und ganz trocken sein nrüssen, einzeln nacheinander durch Aufdrücken auf eine polierte Zink- (oder Glas-)Platte, die zuvor mit wenig Druckerschwärze ganz dünn und gleich­ mäßig überstrichen ist, zu schwärzen und auf die vor­ geschriebenen einzelnen Felder des Fingerabdruck­ bogens abzudrücken. Hierzu bedarf es nicht eines stärkeren Druckes auf den Finger, sondern dieser wird, wie die beigefügten Abbildungen zeigen, von einer Nagelkante zur anderen gerollt. (Ab­ bildung I zeigt das Ansetzen, II das Absetzen des Fingers vom Papierbogen.) Ein Zurückbewegen des Fingers, etwa in der Absicht, den Abdruck sicht­ barer zu machen, ist unter allen Umständen zu ver­ meiden. Hierauf erfolgt in die vorgeschriebenen (untersten) Felder je ein gleichzeitiger Abdruck des Zeige-, Mittel-, Ring- und Kleinfingers der linken, dann der rechten Hand. Was bei der Fingerabdrucknahme noch weiter zu beachten ist,

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Die Fingerabdrucknahme.

Kleidungsstücke, welche die Leiche nicht getragen hat, dürfen auch niemals mit den Leichenteilen zu­ sammen verpackt werden. Anmerkung: Bei Ausgrabung von Leichen, die auf Gift zu untersuchen sind, empfiehlt sich auch die Entnahme einer Erdprobe, sowie von Resten künstlich hergestellter Kränze und Metallblütter, die in oder auf dem Sarge lagen.

VI.

Die Fingerabdrucknahme. a) Bei lebenden Personen.

Zur Herstellung der Fingerabdrücke sind die Finger, welche sauber gewaschen und ganz trocken sein nrüssen, einzeln nacheinander durch Aufdrücken auf eine polierte Zink- (oder Glas-)Platte, die zuvor mit wenig Druckerschwärze ganz dünn und gleich­ mäßig überstrichen ist, zu schwärzen und auf die vor­ geschriebenen einzelnen Felder des Fingerabdruck­ bogens abzudrücken. Hierzu bedarf es nicht eines stärkeren Druckes auf den Finger, sondern dieser wird, wie die beigefügten Abbildungen zeigen, von einer Nagelkante zur anderen gerollt. (Ab­ bildung I zeigt das Ansetzen, II das Absetzen des Fingers vom Papierbogen.) Ein Zurückbewegen des Fingers, etwa in der Absicht, den Abdruck sicht­ barer zu machen, ist unter allen Umständen zu ver­ meiden. Hierauf erfolgt in die vorgeschriebenen (untersten) Felder je ein gleichzeitiger Abdruck des Zeige-, Mittel-, Ring- und Kleinfingers der linken, dann der rechten Hand. Was bei der Fingerabdrucknahme noch weiter zu beachten ist,

Schneidert, Knminal. Spurensicherung.

Die Fingerabdrucknahme.

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ergibt sich aus dem Vordruck des Fingerabdruck­ bogens selbst, insbesondere die Eintragung eines entsprechenden Vermerks beim Fehlen oder bei Verkrüppelung eines Fingers. Falls zum Zwecke von Vergleichungen der Abdruck einer ganzen Hand verlangt wird, bediene man sich einer gewölbten Unterlage mit weichem Tuchüberzug. Um die Druckerschwärze gleichmäßig auf der Zinkplatte zu verteilen, benutzt man eine kleine Gummiwalze. Nach Benutzung der Platte ist diese, sowie die Walze mit Benzin (Benzol) oder Petroleum zu reinigen.

b) bei Leichen. Die abzudrückenden Finger müssen sauber sein. Eine vorherige Reinigung geschieht am besten da­ durch, daß die einzelnen Finger mit einem in Petroleum, Benzin oder Benzol getränkten Läpp­ chen (auch Watte) abgewaschen werden. Dann schwärzt man die Finger ein, indem man die Platte, auf welcher die Druckerschwärze vorher mit einer Gummiwalze dünn und gleichmäßig ver­ teilt worden ist, in die linke Hand nimmt und mit der rechten Hand die einzelnen Finger der Leiche aufdrückt. Um die einzelnen Finger gut abzudrücken, nimmt man ein breites Lineal oder am besten ein glatt (löffelartig) ausgehöhltes Stückchen Holz*) und legt !) Vgl. auch das in der „Polizei" 1912/13, S. 363 be­ schriebene und abgebildete Hilfswerkzeng.

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Die Fingerabdrucknahme.

die vorher zurechtgeschnittenen und mit den ent» sprechenden Fingerbezeichnungen versehenen Papier­ blättchen einzeln über die Höhlung, drückt es mit dem Holz an den aufzunehmenden Finger und klebt den Abdruck in das betreffende Feld des Fingerabdruckbogens. Sollten die Finger der Leiche zu stark gekrümmt sein, so sind sie vor der Aufnahme gerade zu richtens. Um Irrtümer zu vermeiden, ist besonders darauf zu achten, daß die genommenen Abdrücke richtig in die betreffenden Felder des Fingerabdruckbogens eingeklebt werden. Nach dem Gebrauch müssen Walze und Platte mit Petroleum, Benzin oder Benzol gereinigt werden. c) Am Tatort und von Beweisgegenständen ent­ nommen.

Um die entdeckten Fingerabdruckspuren am Tatorte festzuhalten, müssen dieselben mittelst eines mit Schwarzpulver versehenen Wattebausches über­ stäubt werden; der überflüssige Farbstoff ist mit einem weichen, nicht zu schmalen (Haar-) Pinsel zu entfernen, so daß eine Art Matrize erscheint?). x) An der gleichen Stelle wird empfohlen, die Waschhaut bei Wasserleichen durch geeignete Einspritzungen glatt und prall zu formen, um sie zum Fingerabdrucknehmen brauchbar zu machen. 2) Man kann auch zum Einstauben einen in das Pulver getauchten Haarpinsel verwenden und mit einem zweiten (reinen) Haarpinsel das überflüssige Pulver entfernen. Wer int Gebrauch dieses Einstaubverfahrens nicht sehr geübt und

Die Fingerabdrucknahme

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Hierauf schneidet man von einem ein Stück angemessener Größe heraus, legt es von der Seite ausgehend auf die Spur und drückt leicht das gut biegsame Blättchen an, damit keine Luft­ blasen entstehen. Dann zieht man das Blättchen vorsichtig ab und bedeckt den so gewonnenen Abzug zum Schutze mit einem weißen Papierstückchen, das ebenfalls fest angedrückt wird. Hierbei ist infolge der Durchsichtigkeit der Abziehblätter erreicht, daß der Abdruck der Papillarlinien genau, d. h. seiten­ richtig wiedergegeben wird, so daß das Photo­ graphieren derselben zur Vergleichung der Abdrücke unnötig ist. Fingerabdrücke auf halbglatten Gegenständen, z. B. auf Holz und Wänden mit Olanstrich, werden zweckmäßig auch durch Joddämpfe (mit dem in der Deutschen Strafrechtszeitung, 1915, S. 330, be­ schriebenen und abgebildeten Apparat2) entwickelt vorsichtig ist, kann leicht infolge unmittelbarer Berührung des Abdruckes mit dem Einstaubwerkzeug dessen Feinheiten verwischen. Jedenfalls darf das Pulver nicht zu stark aufgetragen werden. T) Die Firma C. F. Baumann, Berlin, Neue Königstr. 55/56, liefert diese Abziehblätter, sowie ganze Ausrüstungen für das Fingerabdruckverfahren. Auch die in Wien hergestellten Schneiderschen (und in München hergestellten Ruvnerschen) Abziehblätter sind empfehlenswert. Vgl. hierzu die in der „Polizei" 1912/13, S. 265 ff. abgedruckte ausführliche Anleitung der Wiener Polizeidirektion. 2) Bon Prof. Heiduschka, München, konstruiert und von der Firma I. u. M. Lautenschläger, Berlin und München, in den Handel gebracht.

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Die Fingerabdrucknahme,

und photographiert, falls der Untergrund nicht zu dunkel ist1). Wo es möglich ist, Fingerabdrücke durch (kalte) Joddämpfe (Jodkristalle in zugedeckter Glasschale) zu entwickeln und photographisch zu fixieren, ins­ besondere auf Papier, Briefen, Karten, ist diesem Verfahren der Vorzug zu geben, weil die durch Teilchen des Einstaubpulvers verursachten Ver­ deckungen, z. B. der Poren abdrücke, vermieden werden. Fingerspuren auf Fensterscheiben und Glasstücken werden durch direkte photographische Aufnahmen bei schräger Beleuchtung am besten2). Manbevorzugt im allgemeinenbei dunklem Unter­ grund ein Helles Einstaubpulver, z. B. Argentorat (Aluminiumpulver), bei Hellem Untergrund schwarzes Einstaubpulver, z. B. Eisenstaub (ferrum reductum). Zuvor prüfe man mit der Lupe die Beschaffenheit des Fingerabdrucks und vergewissere sich, welche Sicherunasart im gegebenen Falle die beste oder geeignetere ist. Abdrücke auf unebenen Flächen, z. B. Flaschen, Gläsern, Tassen können nur durch das Abziehverfahren ambesten gesichert werden. x) Am Tatort aufgefundene Fingerabdrücke in Kitt, Farben, Seife, Siegellack (bei Briefverschlüssen), Blut usw. sind mit­ zunehmen und durch geeignete photographische Behandlung im Polizeiatelier zu fixieren. 2) Es ist auch vorgeschlagen worden, zwei Glasplatten zu jodisieren, mit den Jodschichtseiten nach innen aufeinander zu legen und in der Kommissionstasche gut zu verwahren; sie halten sich monatelang wirksam und werden im Gebrauchsfalle auf den hervorzurufenden Fingerabdruck (z. B. eines Schriftstückes) gelegt.

Die Fingerabdrucknahme.

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Zur Sichtbarmachung der Porenabdrücke (sog. Poroskopie), die eine sehr wesentliche Unter­ stützung und Ergänzung der daktyloskopischen Identi­ fizierungen bilden können, namentlich bei wenig umfangreichen Teilabdrücken eines Fingers, sind Einstaubpulver wenig geeignet, dagegen Joddämpfe und direktes Photographieren zu empfehlen, auch rotes Bleioxyd (Mennige, oder Zinnober), wenn in feinster Verdünnung und sehr trocken angewandt, ist vorgeschlagen worden. Die Poroskopie erfordert 16 bis 20fache Vergrößerungen der Spuren. Form, Ausdehnung, Lage und Zahl der Poren sind unver­ änderlich und individuell durchaus verschieden. Besteht der Verdacht, daß am Tatort auf­ gefundene Finger- und Handabdrücke von einer als Täter nicht in Frage kommenden (anwesenden) Person herrühren, können deren Abdrücke gleich am Tatort ausgenommen und verglichen werden, um so belanglose oder irreführende Spuren recht­ zeitig aus dem Ermittelungsverfahren auszuscheiden. Zur Abnahme solcher Probeabdrücke am Tatort empfiehlt sich auch die Anwendung präparierter Einschwärzblätter, die von Gestetner zuerst in den Handel gebracht wurden und gute Abdrücke erzeugen. Anmerkung: Bei der photographischen Aufnahme von Fingerabdrücken ist stets ein Maßstab oder ein Stückchen Millimeterpapier mit aufzunehmen, um Ungleichheiten int Größenverhältnis bei der Identifizierung berücksichtigen zu können, was bei der Aufnahme aller Überführungsstücke zu beachten ist.

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Anweisung z. Beschaffung v. Dergleichungsschriftproben.

VII. Anweisung zur Beschaffung von Vergleichungsschriftproben *). A* Aufnahme von Diktatschriftproben. 1. Bei der Aufnahme von Diktatschriftproben sind nwglichst die gleichen Schreibumstände herzustellen, die bei der Anfertigung der verdächtigen oder bestrittenen Schriftstücke bestanden haben. a) Es ist das gleiche Papierformat zu be­ nutzen, also z. B. Briefbogen, Postkarten, Postabschnitt-, Telegramm-, Postanweisungs-, Wechsel-, Quittungssormular u. dergl. b) Ist zu dem Schriftstück liniertes Papier ver­ wendet worden, so soll auch die Schriftprobe auf gleichen, nötigenfalls herzurichtenden Linien niedergeschrieben werden. c) Das gleiche Schreibmaterial ist zu ver­ wenden (Tinte, Bleistift, Farbstift, spitze, breite, harte, weiche Stahlfeder, nötigenfalls auch Rundschriftfeder; ferner glattes oder rauhes Schreibpapier). d) Falls in dem verdächtigen oder bestrittenen Schriftstück auffallend langsam und sorgfältig x) Amtliche Ausgabe 1. September 1911.

der

Kriminalpolizei

Berlin vom

Anweisung z. Beschaffung v. Bergleichungsschristproben.

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oder auffallend schnell und flüchtig oder auf­ fallend schräg, steil, groß usw. geschrieben zu sein scheint, soll vom Beschuldigten neben einer gewöhnlichen, unbeeinflußten Schriftprobe auch eine solche ausgenommen werden, bei der er entsprechend langsam, schnell, schräg, steil, groß usw. zu schreiben hat. Zur Unterscheidung solcher Schriftproben ist diesen ein erläuternder Vermerk von dem Beamten beizusügen. e) Macht der Schreibende den Versuch, seine Schrift zu verstellen, so muß man ihn möglichst schnell und viel schreiben lassen. 2. Die Schriftproben sind in der gleichen — deutschen, lateinischen, gemischten — Schriftart herstellen zu lassen, nötigenfalls auch in Druck­ typenschrift. 3. Die Schriftprobe soll den ganzen Text oder doch einen längeren Absatz vom Anfang und Schluß des Schriftstückes wiedergeben, insbesondere auch solche Wörter, welche Rechtschreibungsfehler auf­ weisen. 4. Kürzere Schriftproben sind in mehrfacher Wiederholung aufzunehmen, besonders wenn es sich nur um gefälschte Unterschriften oder Urkunden­ zusätze handelt. In solchen Fällen empfiehlt es sich außerdem, einen kurzen, zusammenhängenden Text, in dem die Wörter oder Buchstaben der Fälschung in anderen Wortverbindungen, z. B. in Form eines kurzen Lebenslaufes vorkommen, zu diktieren. 5. Die Niederschrift der Schriftproben soll grund­ sätzlich nur nach Diktat geschehen. Dem Schreiber chn ei ckert, Krimmal. Spurensicherung.

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Anweisung z. Beschaffung v. Vergleichungsschriftproben,

ist ein Einblick in das verdächtige Schriftstück vor oder bei der Diktatniederschrift nicht zu gestatten, einzelne Wörter dürfen ihm nicht buchstabiert werden. Fremdwörter sind nach ihrer Aussprache zu diktieren. Falls der Beschuldigte erklärt, eine bestimmte Schriftart nicht schreiben zu können, z. B. Druck­ schrift oder bei Ausländern die deutsche Schrift, so ist er zu veranlassen, nach Vorlage einer Zeitung oder des betreffenden Schriftstückes die Schriftprobe anzufertigen.

In besonderen wichtigen Fällen sind auch die etwa noch vorhandenen Schriftproben aus der Schul­ zeit des Beschuldigten zu beschaffen, namentlich auch, wenn der Beschuldigte seine Schreibfähigkeit irgend­ wie bestreitet. 6. Außergewöhnliche Umstände, die bei Aufnahme von Schriftproben vorhanden waren, z. B. große Erregung des Schreibers, Dunkelheit oder schlechte Beleuchtung, Kälte, Hitze, schlechtes oder unge­ nügendes Schreibmaterial usw., sind von dem aus­ nehmenden Beamten in den Akten zu vermerken, namentlich wenn der Schreiber selbst auf die ihn störenden Umstände aufmerksam gemacht hat.

B. Anderes Bergleichungsmaterial. 7. Außer den Diktatschriftproben sind auch un­ beeinflußt entstandene Schriften von der Hand des Beschuldigten zu beschaffen, wie Korre­ spondenzen, Notizbücher, Geschäfts- und Haus-

Anweisung z. Beschaffung v. Vergleichungsschriftproben.

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Haltungsbücher, Mietsverträge, Quittungen, polizei­ liche An- und Abmeldungen, Stellengesuche und Bewerbungsschreiben, Beschwerden und Gesuche in Personalakten u. dergl. Im Zweifel ist die Ur­ heberschaft sowie der Zeitpunkt (Monat und Jahr) der Niederschrift der abgeforderten Schriftproben festzustellen und in den Akten zu vermerken. Die zu vergleichenden Handschriften sollen möglichst aus derselben Zeit herrühren.

Wird, z. B. bei Urkundenfälschungen, der Name einer bestimmten Person mißbraucht, so ist auch von dieser Person eine Handschrift (Unterschrift) zu be­ schaffen.

8. Werden in besonders wichtigen Fällen Durchsuchungen bei verdächtigen Personen nach Handschriftenmaterial notwendig, so ist auf die Sicherstellung des Schreibmaterials be­ sonderer Wert zu legen, namentlich auf Schreib­ papier, Blei- und Farbstifte, Tinten, Löschblätter, Briefumschläge, Schreibübungen aus etwa weg­ geworfenen Zetteln, zerrissene oder verbrannte Schriftstücke im Papierkorb oder im Ofen usw. Als Tintenproben genügen, wenn nicht die Beschlagnahme des ganzen Tintenvorrates an­ geordnet wird, einige jeweils mit reiner Feder geschriebene Wörter, jede Tintenprobe auf be­ sonderem Blatt Papier.

Hat der Täter herausgerissene Blätter eines Buches oder Teile eines Briefbogens zu dem zu untersuchenden Schriftstück verwendet, so ist

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Anweisung z. Beschaffung v. Vergleichungsschriftproben,

nach dem dazugehörigen Buch oder Briefbogenteil zu fc^nben1). Anmerkung: Zerrissene und verbrannte Schriftstücke, die als Beweismittel dienen können, sind mit besonderer Sorgfalt zu sammeln und aufzubewahren. Verkohltes Papier wird aus dem Ofen nach Abschluß der Rauchklappe vorsichtig herausgenommen, indem man mittelst schmäler­ steifer Papierstreifen die einzelneu verkohlten Stücke herausholt und sie unter Verwendung von mcht gepreßten Wattebäuschchen in einem Karton, oder zwischen zwei Glasplatten verwahrt und einsendet. Die weitere Behandlung solcher vernichteter Schriftstücke muß dem Sachverständigen über­ lassen werden. Aufgefundene Schriftstücke, die besonders gefährdenden Verhält­ nissen (z. B. bei Wasserleichen, in feuchter Erde, in dumpfer Luft usw.) ausgesetzt waren, werden zweckmäßig auf der Vorder- und Rückseite mit Zaponlack, oder besser mit Zellitlösung bestrichen, wodurch das Papier vollständig durch­ sichtig, weich und biegsam erhalten bleibt, auch die etwa vorhandenen Bakterien abgetötet werden.

x) Bei anonymen Ansichtskarten mit Schmähinhalt ist durch Befragung in Frage kommender Verkäufer (Papiergeschäfte, Ansichtskartenhändler) zu versuchen, den Käufer derselben zu ermitteln; ebenso in Fällen, in denen Ansichts- und Gratulations­ karten als Schriftproben zu verwenden sind, deren Urheberschaft aber bestritten wird. Haben bei einer Urkunde, die nachträglich verfälscht worden ist, mehrere Personen bestimmungs- oder gewohnheitsgemäß mitgewirkt, z. B. bei Urkunden von Bankgeschäften, bei Fracht­ briefen, bähnamtlichen Aufbewahrungsscheinen u. dgl., so ist genau festzustellen und aktenkundig zu machen, wie die Urkunde entstanden ist und was von den einzelnen Personen geschrieben oder mit Namenszeichen versehen worden ist. Dies gilt auch, wenn solche Urkunden als Schriftproben dienen sollen.

Anweisung z. Beschaffung v. Bergleichungsschriftproven.

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Wann und wie sind Schriftproben zu den Akten zu nehmen? 9. Außer den Fällen einer ausdrücklichen An­ ordnung sind Schriftproben schon bei der ersten Ver­ nehmung zu beschaffen, wenn vorauszusehen ist, daß die Feststellung eines Schreibers, sei er Be­ schuldigter oder Zeuge, z. B. bei anonymen An­ zeigen, für das Strafverfahren von Wichtigkeit sein kann, und wenn zu befürchten ist, daß der Bernommene sich weiteren Feststellungen leicht entziehen könnte, z. B. durch Veränderung des Aufenthalts oder durch Flucht. In allen anderen Fällen ist erst der Bescheid der vorgesetzten Dienststelle ein­ zuholen, ob und von wem Schriftproben aufzunehmen oder einzufordern sind. 10. Um die Schriftvergleichung zu erleichtern, sind die Schriftproben auf lose Blätter zu schreiben, die, mit dem Namen des Schreibers versehen, den Akten in einer Hülle beizu­ fügen sind. Ebenso sind die verdächtigen Schrift­ stücke, auch anonyme Anzeigen beleidigenden In­ halts, nicht in die Akten zu heften, sondern mit den dazu gehörigen Briefumschlägen in eine besondere beigeheftete Hülle zu nehmen. Die zur Vergleichung dienenden Schriftproben dürfen mit anderen als ihre Herkunft bezeichnenden Ver­ merken nicht beschrieben werden. 11. Jede Schriftprobe muß den Namen ihres Urhebers enthalten, andere zur Vergleichung beigefügte Schriftproben müssen von deren Ur­ hebern ausdrücklich anerkannt und mit einem ent0.

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Anweisung z. Beschaffung v. Vergleichungsschriftproben,

sprechenden Vermerk versehen imb numeriert werden. 12. In besonders wichtigen und schwierigen Fällen ist ein Schriftsachverständiger vorher zu Rate zu ziehen. Sind von demselben Schreiber mehrere ano­ nyme Briefe abgesandt worden und werden noch weitere solche Schreiben erwartet, so ist der Empfänger anzuweisen, sie zunächst uneröffnet der Polizeibehörde (Erkennungsdienst) zwecks Sicher­ stellung etwaiger Fingerabdrücke einzusenden. Dem Erkennungsdienst sind auch beschlagnahmte geheimschriftliche Mitteilungen und Kassiber zwecks Entzifferung vorzulegen. Anmerkung: Soweit zweckentsprechend, gelten obige Vor­ schriften auch für die Beschaffung und Sicherstellung von Schreibmaschineaschriftstücken*), Druckschriften, Papier- und Stoffproben, die bei Begehung einer strafbaren Handlung verwendet oder zufällig zurückgelassen worden und zu identifizieren sind.

x) Zur Feststellung des Systems einer verwendeten Schreibmaschine werden Sachverständige aus dem Kreise der Hersteller und Bertriebsstellen von Schreibmaschinen die beste Auskunft geben können; zur Feststellung der Identität zweier Schreibmaschinenschriften, also ob ein Schriftstück mit einer bestimmten Schreibmaschine geschrieben worden ist, werden häufig auch Schriftsachverständige zugezogen.

Winke f. d. Beschlagnahme u. Versendung von Objekten. 65

VIII. Winke für Beschlagnahme und Versendung von Objekten zwecks photo­ graphischer und chemischer Untersuchung derselben. (Mit besonderer Berücksichtigung der Behandlung von Urkundens.

1. Bei der Verpackung fester Gegenstände ist daraus zu sehen, daß jede Reibung derselben mit dem Packungsmaterial, als welches nur Schachteln aus Holz oder Blech in Betracht kommen sollten, vermieden wird. Als Füllmaterial etwaiger, zwischen dem Objekt und der starren Hülle vorhandener Hohlräume wird am besten trockene reine Holz­ wolle benützt, das Objekt selbst wird vor dem Ein­ legen sorgfältig — an besonders belangreichen Stellen womöglich doppelt — mit reinem (nie­ mals mit bedrucktem oder sonstwie schon benütztem Papier) umwickelt oder bedeckt. Hierzu eignet sich jede nicht zu starre und nicht fasernde Papiersorte, am besten Filtrierpapier, Seidenpapier, dünnes Pergamentpapier oder leichtes Schreibpapier. x) Aus dem „ Sonderbericht der Versuchsstation der Lehrund Versuchsanstalt für Photographie, Chemigraphie, Lichtdruck und Gravüre zu München" über ihre Tätigkeit auf dem Ge­ biete der forensischen Photographie im Jahre 1907/08,

56 . Winke f. d. Beschlagnahme u. Versendung von Objekten.

Urkunden, insbesondere mit Blei, Färb- oder sogenanten Tintenstiften hergestellte, werden am besten mit der unbeschriebenen, bezw. nicht in Betracht kommenden Seite auf einem glatten Kartondeckel flach gelegt und mit einem aus gleichem Material hergestellten Rahmen derart bedeckt, daß der dem Umfang der inkriminierten Stelle entsprechend groß gewählter Ausschnitt desselben jene unbedeckt läßt. Wird auf die so versorgte Urkunde ein dritter Deckel gelegt, und durch entsprechende Verschnürung für eine feste Lage der beiden Schutzdeckel gegen den die Urkunde bedeckenden Rahmen gesorgt, so ist jedes (bei Bleistiftschrift immer gefährliche) Scheuern des Schriftstückes verhindert. Um eine derartige Sicherung auch bei Urkunden, welche sich als Teile eines größeren Ganzen, z. B. Blätter eines Konto­ buches, darstellen, vornehmen zu können, müssen diese herausgetrennt werden, was ohne Schädigung der etwaigen Beweiskraft des Objektes wohl in allen Fällen durchführbar sein wird. 2. Flüssigkeiten, z. B. zur gleichzeitigen chemischen Untersuchung mit übersandte Tintenproben, sind womöglich samt dem sie bergenden Gefäße zur Ver­ sendung zu bringen. Geht dies aus irgendwelchen Gründen nicht an, so ist deren Abfüllung in voll­ kommen reine und trockene Gläser vorzunehmen und deren Verschluß durch einen reinen noch nicht benützten Kork zu bewerkstelligen. 3. Das bei Urkunden oft beliebte Unterstreichen der für die Untersuchung belangreichen Textstellen mit Rot- oder Blaustift soll vermieden werden, da

Winke f. d. Beschlagnahme u. Versendung von Objekten.

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von den hiermit erzeugten Strichen gerne Farbstoffpartikelchen abblättern. Diese verunreinigen dann den Papiergrund oder benachbarte Schrift­ stellen und machen sich so, namentlich bei Mikro­ photogrammen, oft in störender Weise bemerkbar. 4. Bei Urkunden, namentlich größeren Umfanges, deren inkriminierte Stellen im mikrophotogra­ phischen Apparat zu untersuchen sind, ergibt sich aus technischen Gründen oft die Notwendigkeit, dieselben in zwei oder mehrere Teile zerschneiden zu müssen.

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Die Sicherung von Spuren bei Brandstiftungen.

IX. Die Sicherung von Spuren bei Brandstiftungen*). Wichtig ist die Entnahme von Proben in allen Fällen, wo auf den Brandstellen fremde oder ver­ dächtige Objekte und Materialien, wie z. B. Brand­ mittel, Brandflüssigkeiten, gefunden wurden, wo Selbstentzündungen vermutet werden, wo Verdacht auf Brandstiftung besteht, wo Unverträglichkeit zweier oder mehrerer Stoffe, die nahe aneinander lagern, als Brandursache angenommen wird. Auch in den Fällen, wo brandgefährliche Stoffe sich durch einen charakteristischen Geruch an Ort und Stelle verraten, ist die einfache Geruchprobe nicht maßgebend; es genügt nicht, festzustellen, daß eine am Brandherd gefundene Flüssigkeit, daß Flecken auf dem Fußboden, an der Wand, daß eine leere Flasche nach Petroleum, Benzin, Terpentin usw. riechen; um die Brandursache sicher zu ermitteln, ist die Natur des verdächtigen Stoffes chemisch, auch mikroskopisch festzustellen. Deshalb müssen Proben des verdächtigen Stoffes oder von Objekten, die mit demselben befeuchtet oder getränkt sind, für die Untersuchung durch den Chemiker entnommen und verwahrt werden. l) Aus: v. Schwartz, Brandursachen.

München 1909.

Die Sicherung von Spuren Sei Brandstiftungen.

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Zur Aufbewahrung und Versendung von Prober: verwendet man bei pulverigen, steinigen, faserigen, staubarligen Stoffen und Geweben nur weithalsige reine trockene Glasgefäße, am besten sogen. Ein­ machgläser, die 250—500 Gramm der Stoffe auf­ nehmen und die sich gut (luftdicht) verschließen lassen. (Gummiverschluß.) Sperrige, lange oder breite Untersuchungs­ gegenstände, wie Bretter, Latten, Balten, Fenster­ kreuze, Türfüllungen, Möbelteile, Mauer- und Wandbewürfe, Ziegeln, Bodenplatten sind derart zu verwahren, daß man zwei Teile so übereinander legt, daß die mit den verdächtigen Stoffen (Brand­ mitteln) versehenen Seiten durch Latten geschützt bleiben: beide Teile werden durch Bindfaden zu­ sammengebunden und mit Papier oder irgend einem reinen Material (Stroh oder Sackstoff) umwickelt. Sobald es sich um verschiedenartige Proben handelt, also um Heu, Stroh, Kleie, Früchte, Gewebe, Lappen, Flüssigkeiten, Kerzen, Schnüre, Fasern, Kohle, verkohlte Stoffe, Asche, nasse, feuchte, trockene Stoffe, sind alle Proben streng getrennt zu verwahren und zur Versendung zu verpacken; besonders bei vermuteter Selbst­ entzündung der Stoffe wichtig. Alle Behälter und verpackten Objekte sind mit festklebenden Zettelaufschriften zu versehen, die über Art der Probe und Auffindungsort Aufschluß geben. Die Probenentnahme hat sich, besonders bei Annahme einer Selbstentzündung von landwirt-

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Die Sicherung von Spuren bei Brandstiftungen,

schaftlichen Erzeugnissen, nicht nur auf die Massen der Oberfläche, sondern auch auf die inneren und unteren Schichten der Masse zu erstrecken. Man entnehme unverbrannte, schwach verkohlte (gebräunte) und stark verkohlte Proben der Massen. Sollten sich innere Massen mit weißen, ascheähnlichen Bei­ mengungen vorfinden, so sind Proben davon eben­ falls, aber nur für sich getrennt, zu entnehmen, da sie zur Feststellung dienen, ob diese weißlichen Bei­ mengungen Asche oder Pilze sind. Bei vermuteter Selbstentzündung von Faser­ stoffen in gefettetem Zustand hat die Probeent­ nahme von folgenden Stoffen zu erfolgen: noch nicht verbrannte, fettige, ölige, gefirnißte Stoffe; nicht gefettete, gefirnißte Stoffe; verwendete Fette, Ole, Firnisse, Lacke, soweit solche erhältlich füü)1). 1) Zu weiteren Studien wird auch empfohlen: Dr. A. Wein­ gart, Handbuch für das Untersuchen von Brandstiftungen. Leipzig 1895.

Beschlagnahme und Durchsuchung.

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X. Beschlagnahme und Durchsuchung. A. «-genommene Gegenständes. 1. Alle Personen, welche zur Einlieferung an die Kriminalpolizei oder in den Polizeigewahrsam oder auch zu ihrer eigenen Sicherheit vorübergehend in einem Polizeirevier in Haft gehalten werden, sind baldigst gründlich zu durchsuchen. Hierbei ist insbesondere darauf zu achten, ob die Festgenommenen Gelder oder Gegenstände, welche auf eine strafbare Handlung schließen lassen oder einen Selbstmord erleichtern (Gift), bei sich führen. Bei Männern ist die Durchsuchung sofort nach der Festnahme, bevor der Transport stattfindet, vorzunehmen; bei weib­ lichen Personen ist zu warten, bis sich Gelegenheit findet, sie durch eine geeignete Frau durchsuchen zu lassen. Die Verpflichtung der Beamten des Kriminal­ kommissariats, die Eingelieferten alsbald zu durch­ suchen, wird hierdurch nicht aufgehoben. 2. Festgenommenen Personen ist nicht zu ge­ statten, von dem mitgeführten Gelde noch etwas unnütz auszugeben, da in vielen Fällen, z. B. bei versuchter Bestechung, bei Gewerbsunzucht usw., *) Die Abschnitte A und B sind der Sammlung dienstlicher Verfügungen für die Königliche Schutzmannschaft in Berlin, Abt. IV, Gruppe A 2, entnommen.

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Beschlagnahme und Durchsuchung.

der angebotene Betrag oder der Erlös der Unzucht an das Gericht abgeliefert werden muß. 3. Alle abgenommenen Gegenstände sind zu einem haltbaren und festverschlossenen Paket zu vereinigen, welches äußerlich mit dem deutlich ge­ schriebenen Namen des Eigentümers und mit der Angabe der einzelnen darin befindlichen Gegen­ stände zu versehen ist. Letztere sind so genau zu beschreiben, daß jeder spätere Zweifel über die Identität ausgeschlossen ist1). 4. Mit der vorschriftsmäßigen Verpackung und Bezeichnung sind die Gegenstände dem Transport­ wagenführer zur Abgabe an die Einlieferungsstelle zu übergeben2). 5. Legitimationspapiere, auch falsche, sind nicht mit den übrigen Sachen zu verpacken, sondern der Einlieferungsanzeige beizufügen und bei Einlie­ ferung in das Untersuchungsgefängnis dort abzu­ geben. Zu den Akten sollen Legitimationspapiere nur genommen werden, wenn sie für das Straf­ verfahren von Bedeutung sind. 6. In Verwesung übergegangene Gegenstände sind nicht mit einzuliefern, sondern nach gehöriger Feststellung ihrer Beschaffenheit zu vernichten. x) Vgl. § 109 St.P.O» 2) In ähnlicher Weise sind alle bei Leichen von Selbst. Mördern und Verunglückten gefundenen Gelder, Papiere und sonstigen Gegenstände sicherzustellen,' hierzu gehören auch etwa vorgefundene Umhüllungen von Leichen (insbesondere Kindes­ leichen), welche unter Umständen als überführungsstücke dienen können.

Beschlagnahme und Durchsuchung.

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7. (Betrifft die Verwahrung eines Fuhrwerks, das dem wegen einer strafbaren Handlung fest­ genommenen Führer — Kutscher — abgenommen worden ist.) Anmerkung: Zur Vermeidung von ungerecht­ fertigten Reklamationen von Gegenständen, welche Gefangenen angeblich von den Polizeibeamten abgenommen worden sind, sind sämtliche Sachen, welche im Besitze der betreffenden Personen ge­ funden werden und einen gewissen Wert darstellen, auf der Einlieferungsanzeige einzeln zu verzeichnen, und zwar getrennt, je nachdem es sich um Gegen­ stände handelt, welche zur Person gehören und um solche, welche als Beweisstücke bei den Akten bleiben. Diese Verzeichnisse sind bei der Ablieferung des Gefangenen bei der Kriminalpolizei und im Polizei­ gefängnis von einem diensthabenden Beamten zu prüfen und mit Richtigkeitsvermerk zu versehen*).

B. Beschlagnahmte Gegenstände. Wenn die mit Beschlag belegten Gegenstände so zahlreich sind, daß die Ausführung im einzelnen Schwierigkeiten bietet, z. B. bei einem Warenlager oder bei einer großen Menge von Briefschaften und Schriftstücken, müssen die beschlagnahmten Sachen an Ort und Stelle in abgesonderten, hinreichend sichergestellten Räumen versiegelt, oder in Körbe oder Kisten verpackt und versiegelt befördert werden. Diese Siegel sind in Gegenwart des Beschuldigten l) Angeordnet für die Berliner Kriminalpolizei durch Ver­ fügung vom 11. Februar 1913.

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Beschlagnahme und Durchsuchung.

oder eines ihm zu bestellenden Vertreters zu öffnen, falls noch Verfügungen über die betreffenden Gegen­ stände getroffen werden und solche nicht sofort im versiegelten Zustande an das Gericht, abgeliefert werden sollten*). Die polizeiliche Beschlagnahme von Gegen­ ständen, welche in Privatwohnungen belassen werden, sowie die polizeiliche Schließung von Wohnungen usw. ist dadurch äußerlich erkennbar zu machen, daß an der beschlagnahmten Sache oder am Eingänge der geschlossenen Wohnung eine entsprechende Auf­ schrift unter Angabe des zuständigen Polizeireviers angebracht wird (mit Revierstempel, Datum und Unterschrift des Reviervorstandes versehen). Bei Einlieferung von Personen, die unter Ver­ giftungserscheinungen erkrankt sind, in Kranken­ häuser ist ein Teil der etwa beschlagnahmten Giftreste dem Krankenhause unter ausdrücklicher Be­ zeichnung als „Gift" mit zu übersenden. Bei Todesfällen infolge falscher ärztlicher Be­ handlung oder Behandlung durch eine ärztlich nicht vorgebildete Person, sind die mit Beschlag zu belegenden Rezepte und Arzneimittel den Berichten an die Staatsanwaltschaft beizufügen. Werden leicht verderbliche oder in Fäulnis über­ gehende Gegenstände beschlagnahmt, deren Zustand die Einholung der Erlaubnis der Kriminalpolizei zum Verkaufe nicht mehr zuläßt, so ist das Ein­ lieferungsrevier nicht nur befugt, sondern sogar ver-

i) Val. auch St.P.O,

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Beschlagnahme und Durchsuchung.

pflichtet, diese Gegenstände sofort meistbietend zu versteigern und das Ergebnis, sowie den Erlös nach­ träglich der Kriminalpolizei mitzuteilen.

0. Die Durchsuchung*). 1. Nach was ist zu suchen? Nach Gegenständen, die zur Vorbereitung, Aus­ führung oder Verheimlichung des Verbrechens gedient haben können, je nach der Tat also z. B. nach Mordwerkzeugen, Briefschaften und Aufzeichnungen, die über die Motive der Tat oder über Mittäter Auf­ klärung verschaffen können, Notizbüchern mit Adressen und Tatortskizzen; nach Einbruch Werkzeugen, Falschmünzerwerkzeugen und Versuchsobjekten aller Art; ferner nach rechtswidrig hergestellten Gegen­ ständen, z. B. Falschgeld, unsittlichen Bild- und Schriftwerken, nach urheberrechtsverletzenden Nach­ ahmungen und dergleichen; schließlich nach Gepäck­ scheinen bahnamtlicher Aufbewahrungsstellen, die als Versteck von Diebstahlgut vielfach mißbraucht werden, Pfandscheinen. 2. Wo und wie ist zu suchen? In Wohnungen und in den (aus dem Miets­ vertrag ersichtlichen) Zubehörräumen, wie Kellern und Bodenräumen, Stallungen, Lauben; ferner in Möbelstücken und Berufsgerätschaften; schließlich Durchsuchung der Person des Verdächtigen selbst. Die Beantwortung der Frage hängt aber auch eng zusammen mit der Straftat selbst und insbesondere x) Beispiele und Ratschläge nack der Praxis. Vgl. hierzu auch Weingart, Kriminaltaktik, S. 67ff. Leipzig 1904.

Schneickert, Kriminal. Spurensicherung.

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Beschlagnahme und Durchsuchung.

damit, ob umfangreiche oder kleine und kleinste Gegenstände (z. B. Geld, Schmucksachen, Brillanten, Schriftstücke) zu suchen sind. Dem Täter, der zum Verstecken der Beweisgegenstände Zeit hat, oder der, wie beim Schmuggel, aus das Verstecken an­ gewiesen ist, steht je nach seiner Erfindungsgabe ein reiches Betätigungsfeld seiner Kunstgriffe offen. Je nach der Art des Versteckens und Verbergens kann man unterscheiden: a) Das Verstecken in Möbel- und Kleidungsstücken, ohne besondere Veränderung oder Herrichtung des Bersteckortes. b) Das Vergraben. c) Das Einmauern. d) Das Einnähen. e) Das Verbergen in natürlichen Höhlungen des Körpers. f) Das Verbergen in künstlichen Höhlungen von Möbelstücken, mitgeführten oder zu versendenden Gebrauchsgegenständen und Lebensmitteln. g) Das Verbergen unter aufzuklebenden Marken jeder Art. h) Bei Schriften außerdem Anwendung unsicht­ barer Schreibflüssigkeiten. i) Das Verstecken in Transportmitteln und Ver­ wahrungsstellen. Geschieht das Verstecken systematisch, muß auch das Suchen so durchgeführt werden. Nicht selten spielt dabei der Berus des Versteckenden eine Rolle, z. B. können als Versteck bevorzugt werden: Holz­ gegenstände und Fußböden vom Tischler, Mauer-

Beschlagnahme und Durchsuchung.

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werk vom Maurer, das Erdreich vom Gärtner, Bücherschrank und Bücher vom Bücherliebhaber und Gelehrten. Im einzelnen sei zu obigen Bersteckarten noch folgendes bemerkt: Zu a: Beispiele für Verstecke in Wohn- und Zubehörräumen, sowie Möbelstücken: Schränke, Kästen, Koffer und Körbe aller Art, Schubladen, Berpackungshüllen, Ofen, Ofenrohr, Kamin, Klavier und andere Musikinstrumente, Betten und Matratzen, Sofa, Wand- und Standuhren, Beleuchtungs­ gegenstände, Spiegel- und Bilderrahmen, Abreißkalender*), Kochtöpfe (auch gefüllte!) und Tafel­ geräte, Nippsachen, alte Zeitungen und leere Flaschen, Blumentöpfe, Käfig, Schirme, Bücher, postfertige Briefe und Pakete, Medizin- und Streich­ holzschachteln; Kinderwagen und Umhüllungen des Säuglings, Kleidungen kleiner Kinder; ferner: Abort, Stallkrippen, Dachrinnen, Fensterläden, Tür­ aufsätze, Treppenstufen usw. (Verstecke in Kleidungs­ stücken siehe noch unter f). Zu b: Sind Sachen im Keller oder Freien vergraben*2) worden, so werden verdächtige Stellen mit Wasser reichlich begossen, das in die frisch ge­ grabenen Stellen schneller einsickert und Luftblasen aufsteigen läßt. Ist der Boden gepflastert, so wird an verdächtigen Stellen das Wasser in die Fugen x) Den an Wänden stehenden und hängenden Gegenständen muß stets besondere Beachtung geschenkt werden 2) Zum Metallsuchen im Erdreich sollen sich auch be­ sondere Apparate (nach Art der Wünschelrute) eignen.

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Beschlagnahme und Durchsuchung.

gegossen und (wie zuvor) beobachtet. Beim Ver­ graben unter Fußböden müssen verdächtige Stellen (mit der Lupe) untersucht werden auf Spuren einer neuen Nagelung (frischen Boden­ anstrich beachten!). Bei Parkettboden werden ver­ dächtige Stellen durch Prüfung der Festigkeit untersucht;herausgenommeneTeile eines Parkettfußbodens verlieren beim Wiedereinsetzen ihre frühere Festigkeit und hinterlassen auch Spuren der Bearbeitung. Beim Versenken in Gewässern kommt Ab­ suchen durch Fischer und Taucher in Frage. Zu c: Liegt der Verdacht der Einmauerung vor, dann müssen die betreffenden Stellen ab­ geklopft und je nach dem Hohlklange näher unter­ sucht werden; dabei sind frisch angestrichene oder neutapezierte Stellen (Wände freimachen!) be­ sonders zu beachten. Zu d: Eingenäht wurden Gegenstände (ins­ besondere Schmuggelschriftstücke, Kassiber, Bank­ noten, Brillanten) in Rock- und Nrmelfutter, in Knöpfe (mit Stoffbezug), in Achselpolsterungen von Anzügen und Überziehern, in Hosenböden. Zu e: Verbergen kleiner Gegenstände (nament­ lich von geheimen Mitteilungen auf Seidenpapier) in Ohren, Nase, Mund und sonstigen Körper­ höhlungen und Falten, unter Fingernägeln, Auf­ nahme (insbesondere von Geldstücken und Brillanten) in Schlund und Magen (Abführmittel!). Zu f: Herrichten von besonderen Verstecken durch Aushöhlen von Tisch- und Stuhlbeinen, Achsel­ traghölzern, Holzrücken von Bürsten, Stiefelsohlen

Beschlagnahme und Durchsuchung.

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und -Absätzen, Lebensmittel:: wie Brot und Kuchen (hier auch durch Einbacken!), Käse, ferner Seife, Kitt u. dergl.; in Bleistift- und Füll-, sowie Rohr­ federhaltern, in Buntstiften, deren Kern leicht her­ auszuschieben ist; in abschraubbaren Metallknöpfen, in Stock- und Schirmgriffen, sowie in deren End­ spitzen, in den Quasten von Schirmen (ins­ besondere im Hohlraum des Quastholzteiles), in Griffhülsen von Koffern und Reisehandtaschen, in ausgehöhlten (größeren) Geldstücken; in fingierten Gipsverbänden, in Papierbindsaden, in Kopf­ bedeckungen, Perücken, Bart- und Kopfhaar; in Schnürsenkeln; im Innern von Kragen, Krawatten, Kleider- und Wäschesaum, Hemdfalten, Hutbändern, Manschetten und Korsetten, in Handschuhfinger- und Strumpfspitzen, in Kisten und Koffern (aller Art) mit doppeltem Boden, in (Benzin--Feuerzeugen, im Taschenuhrgehäuse, in Einwickelpapier (fertiger Pakete), in Blechdosen innerhalb von Fässern, in Brieftaschen mit Geheimfächern, in geheimen Ärmel­ taschen, in hohlen Schlüsseln, in Bücherrücken und Buchdeckeln*), in Zigarrenspitzen (abschrauben!) und Zigarettenhülsen, unter dem Deckblatt von Zigarren; in Schmugglerwesten (zur Beförderung von Saccharin) usw. Zu g: Unter aufzuklebenden Brief-, Reklame- und Rote-Kreuz-Marken, unter Reklame­ marken der Hotels auf Reisekoffern. 1) So sind z. B. schon kleine Sägen als Ausbruchwerkzeuge in das Gefängnis eingeschnmggelt worden.

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Zu h: Unsichtbare Schriftzeicherr Würben angebracht auf Zigarettenpapier, Taschentüchern und Wäschestücken, sowie Banknoten und Wert­ papieren, selbst auf der Körperhaut. Zu i: Auf Schiffen und in Eisenbahnwagen werden (an besonders verabredeten Stellen) Schrift­ stücke, auch Saccharin über die Grenze geschmuggelt. Als Verstecke für Diebesbeute (auch Einbrecherwerkzeuge) sind wiederholt bahnamtliche Aufbe­ wahrungsstellen gewählt worden, häufiger noch die Pfandleihanstalten, daher auf Gepäck- und Pfandscheine besonders achten. Wenn diese Versteckmöglichkeiten, die je nach der Art und Wichtigkeit der zu suchenden Beweisstücke mehr oder weniger sorgfältig zu beachten sind, auch schon reichhaltig genug sind, ist es doch unmöglich, sie irgendwie erschöpfend aufzuzählen. Die obigen Beispiele aus der Praxis genügen aber wenigstens zu einer zweckentsprechenden und anregenden Be­ lehrung der Beamten. Bei Durchsuchungen von Wohn- und Zubehör­ räumen sollen selbstverständlich stets mehrere Beamte mitwirken, damit der Verdächtige nichts während der Amtshandlung heimlich entfernen kann, auch Türen und Fenster von außen genügend beobachtet werden können. Es empfiehlt sich jedenfalls, vor­ her eine planmäßige Rollenverteilung zu bestimmen.

Sonstige Spuren

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XI. Sonstige Spuren. Die bisher behandelten Spuren kommen ge­ wissermaßen alltäglich vor, ihre Sicherung macht daher auch weniger Schwierigkeiten als seltener vor­ kommende, die durch die Eigenart der Ausführung der Tat bedingt sein können, oder die infolge Mangels der alltäglichen Spuren eine besondere Rolle spielen. Verbrechensspuren sind Indizien und wie diese an Zahl und Eigenart unbegrenzt; es ist also nicht mög­ lich, sie alle hier aufzuführen, es genügt, auf einige weitere noch aufmerksam zu machen*): 1. Haare des Täters, welche beim Kampfe in den Händen des Opfers zurückbleiben oder beim Durchkriechen durch Luken hängen geblieben sind. 2. Kleidungsstücke und Teile von Kleidern, Stoffasern, Knöpfe, die am Tatort zurückgeblieben sind; Abdrücke von Kleidungsstücken lassen, z. B. beim Knien oder Gehen in Strümpfen in weicher Erde oder beim Abdruck feuchter oder mit einer schmierigen Substanz (z. B. frischer Farbe), behafteter Stoffe auf Stühlen, Wänden usw. die Art des Gewebes erkennen. Die mikroskopische Untersuchung des *) Vgl. Dr. G. Popp, Kriminalanthropologische Forschung an Tatortspuren. (Festschrift zur 39. Anthropologenversammlung in Frankfurt a. M. 1908.)

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Sonstige Spuren.

Staubes, der an zurück gelassenen Kleidungs­ stücken haftet, kann Aufschluß über den Beruf oder die letzte Beschäftigungsart des Täters geben, ebenso die Untersuchung der im Nasenschleim zurückgelassener Taschentücher enthaltenen Staub­ bestandteile. 3. Die Untersuchung des Schmutzes unter den Fingernägeln oder der Erdreste an den Schuhen des Tatverdächtigen können wichtige Aufschlüsse geben. 4. Ebenso die Untersuchung der am Tatort zu­ rückgelassenen Exkremente (Kot) und der dabei ver­ wendeten Papierstücke. 5. Zahn- und Nagelabdrücke: Vorgefundene Spuren von Bißwunden, z. B. in der Brust Er­ mordeter, zurückgelassene angebissene Nahrungs­ mittel, wie Brot, Käse u. dergl., zeigen häufig deut­ liche Spuren der Zähne, die auf deren Art und Stellung Hinweisen. Kratzwunden oder Eindrücke der Fingernägel können Schlußfolgerungen über die Hände des Täters zulassen. 6. Falls der Täter bei Ausführung der Tat Stricke (Herkunft feststellen!) verwendet hat, kann die Art der Knotung auf eine Berufsgewohnheit des Täters schließen lassen; ebenso sonstige Werk­ zeuge, die zurückgelassen wurden oder aus ihrer Anwendungsart und ihren Schartenspuren zu erkennen sind*). *) über Fixierung der Werkzeugspuren vgl. Groß' Archiv, Bd. 28, S. 223; Bd. 37, S. 132; Bd. 49, S. 211.

Sonstige Spuren.

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7. Die Art der Benagelung und Besohlung (Ausbesserung) von Schuhwerk, die aus gut sichtbaren Fußabdrücken zu sehen ist, dient zuweilen zur Überführung des Täters. Zur Aufnahme solcher Fußspuren, namentlich auf unebenem Boden, wird in Groß Archiv, Band 46, Seite 227 ff., ein besonderer Pausapparat empfohlen; über die photographische Aufnahme von Fußspuren vgl. Groß' Archiv, Band 16, Seite 73ff.; weiteres überFußspuren in Groß' Archiv, Bd. 1, S. 336; Bd. 3, S. 1 U. 256; Bd. 5, S. 349; Bd. 6, S. 30 u. 334; Bd. 9, S. 126; Bd. 12, S. 124; Bd. 20, S. 137; Bd. 46, S. 228; Bd. 49, S. 210 u. 265. 8. Spuren von Fahrrädern: Näheres hier­ über findet man in Groß' Archiv, Band 19, Seite 144ff. Wichtig ist das Photographieren oder Skizzieren (auch Ausgießen nach Art der Fußspuren) der Abdrücke schadhafter und mit Schriftzeichen und Fabrikmarken versehener Stellen von Fahrrad­ gummireifen; ebenso auch von Automobilreifen und Gummisohlen (z. B. bei Tennisschuhen) und Gummi­ absätzen. 9. In gleicher Weise zu behandeln sind hinter­ lassene Spuren von Tieren, insbesondere von Pferdehusen, ferner von Gehstöcken, von Trag­ körben usw. 10. Schießspureni): Bei Schrotschüssen ist der sogenannte Streukegel zu suchen und zu be­ stimmen durch Aufsuchen der verletzten Gegenstände; !) Vgl. Groß' Leitfaden, S. 99.

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Sonstige Spuren.

bei Prellschüssen die Ablenkungsstelle. Sicherung des Geschosses. Bei Schüssen auf Fensterscheiben Feststellung des Standortes des Täters, Sicherung der durchschossenen Scheiben durch Mitnahme des betreffenden Fensterflügels, oder lausnahmsweises) Herausnehmenlassen der ganzen Scheibe. Die beschädigte Scheibe wird zur besonderen Erhaltung mit einem starken Papier (oder Leinwand) über­ klebt, damit weitere Splitter nicht abfallen können; die abgefallenen Glasteile sucht man dabei nach Möglichkeit wieder an ihre frühere Stelle einzu­ setzen. Außerdem Aufsuchen und Sichern des Geschosses (Kugel, Schrot), der Patronenhülse und des Propfens, dessen Überreste bei selbstgefertigten Patronen von großer Wichtigkeit sein können.

Fingierte Spuren.

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XII. Fingierte Spuren. Jene Fälle, in denen der Täter nach Entdeckung des Verbrechens die Errnittelungsbehörden auf falsche Spuren zu lenken versucht, insbesondere durch ano­ nyme Anzeigen, sind nicht selten; seltener und wegen ihrer stärkeren Jrrtumserregung um so wichtiger sind aber fingierte Spuren, die der schlaue Verbrecher vor oder gleich nach der Tat herstellt. Er bereitet gewissermaßen seinen „Ent­ lastungsbeweis" vor. Hierher gehören vor allem: 1. Änderung des Aussehens: Der Täter tritt unter falscher Maske auf, um die Wieder­ erkennung durch Zeugen zu erschweren oder un­ möglich zu machen; die Veränderung kann vor oder nach der Tat erfolgt sein. Über die hier angewendeten Gaunerpraktiken ist zu vgl. Groß' Handbuch für Untersuchungsrichter, VII. Abschnitt oder Leitfaden zur Erforschung des Sachverhalts strafbarer Hand­ lungen, V. Abschnitt. 2. Fingierte Fußspuren: Der Täter ändert Schrittweite oder Gangart, verwendet fremde Schuhe, auch zu große oder zu kleine, geht rückwärts vor, bindet sich fremde Schuhe verkehrt aus die Füße. Der unsichere Gang, die ungleiche Art der Schuh­ eindrücke und schließlich die Befestigungsmittel in weichem Boden sind zu beachten. Je zahlreicher

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Fingierte Spuren.

und deutlicher die Spuren sind und je aufdring­ licher sie wirken, desto vorsichtiger sind sie zu be­ werten. 3. Fingierte Fingerabdrücke: Die Ent­ fernung etwa hinterlassener Fingerabdrücke, z. B. bei Geldschrankeinbrüchen durch nachträgliches Ab­ wischen der berührten Stellen, ist nicht immer aus­ geschlossen; sollten auffallend klare Fingerabdrücke vorgefunden werden, die augenscheinlich nicht als zufällig hinterlassene Fingerabdrücke gelten können, vielmehr in mechanischer Weise abgedrückt zu sein scheinen (es war in der Kriminalistik davon schon wiederholt die Rede), so wird es sich nur um fingierte Abdrücke zur Irreführung handeln. Es könnte sich bei der Umständlichkeit der Übertragung solcher künstlichen Fingerabdrücke allerdings nur um ganz seltene Fälle handeln. 4. Unterschobene Schriftproben: Zur Irre­ führung der Sachverständigen können vom Täter Schriftproben dritter, ganz unbeteiligter Personen als eigene anerkannt oder bereit gelegt werden, um sie bei einer Durchsuchung vorzufinden und als Beweisstücke beschlagnahmen zu lassen. Daher müssen von dem Verdächtigten in jedem Falle neben unbefangen entstandenen Schriftproben auch Diktat­ schriftproben ausgenommen werden.

Sachregister.

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Sachregister. (Die Zahlen bezeichnen die Seiten.)

A. Absperrung des Tatorts 9, 29. Abziehblätter 45. Angehörige d. Ermord. 4, 16. Anonyme Anzeigen 53, 75. Anonyme Briefe 54. Argentorat 46. Arzneimittel 15, 64. Arzt 10. Ausgießen von Spuren 13, 25, 73. Ausgrabung von Leichen 42. Aushang von Bekannt­ machungen 15. Aushöhlungen 68. Automobilreifen 73.

»♦ Bereitschaftsdienst 29. Beschlagnahme 61. Beschreibung des Täters 22. Beweisstücke 63, 70, 76. Bißwunden 72. Blitzableiter 23, 27. Bleioxyd 31, 47. Blutproben 33, 38. Blutspuren 10, 12, 17, 25, 33 ff. Bomben 15.

Bodenräume 65. Brandstiftung 58 ff. Briefmarken 66, 69. Briefschafte,t 20, 63, 65

C. |

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Chemiker 15, 38, 58.

D. Dampferschrauben 26. Diktatschriftproben 48, 76. Druckschriften 54. Durchpausen 25, 36. Durchsuchung 51, 65, 76.

E. Eidliche Vernehmung des Ver­ letzten 10. Einbrecherwerkzeuge 18, 65, 70. Eindrücke solcher 16, 72. Einnähen 66, 68. Einmauern 66, 68. Einpackmaterial 33, 41, 55. Einschwärzblätter 47. Einstaubverfahren 44 ff. Eisenstaub 46. Erdproben 42. Erdreste 72.

Sachregister.

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Erkennungsdienst 12, 25, 31, 36, 54. Exkremente 72.

KFabrikmarken 73. Fahrradspuren 73. Fensterscheiben 18, 74. Fingerabdrücke 10, 25, 54, 76. Fingerabdrucknahme 42 ff. Fingernägel 13, 68, 72. Fingierte Spuren 75. Fischer 68. Fundort der Leiche 24. Fußboden 66, 68. Fußspuren 10, 11, 12, 25, 73, 75.

G. Geheimschriften 54. Gehstockspuren 73. Gelder 61, 66. Gepäckscheine 65, 70. Gerichtsarzt 29. Gerichtskommission 24. Geruch 16, 58. Gewebeabdrücke 71. Gewerbe des Täters 15, 16. Gift 15, 42, 61, 64. Gips 25. Gläser 15, 41, 56, 59. Gleisspuren 18. Grabkränze 42. Gummireifen 73. Gummisohlen 73.

H. Haare 13, 71. Handabdrücke 25, 43.

Höllenmaschinen 15. Hufabdrücke 73.

I Inhalt der Utensilientasche 31 Irreführende Spuren 47, 75. Joddämpfe zur Sichtbar­ machung 45.

K. Kamin 19, 67. Kapitalverbrechen 9. Kassiber 54, 68. Kellerräume 65, 67. Kindesleichen 62. Kleiderfetzen 10, 13, 14. Kleidungsstücke 13, 34, 42, 67, 71. Klosett 15. Knöpfe 10, 14, 68, 69, 71. Knoten 18, 72. Kopfbedeckungen 14. Körperhöhlungen 68. Kot 14, 40, 72. Kratzspuren 13, 72.

L. Lage der Leiche 11, 13. Lage des Tatorts 23, 26. Lampen 16. Lauben 26, 65. Legitimationspapiere 62. Leichendaktyloskopie 43. Leichenteile 13, 40. Lichte 14, 16. Lockbrief 27. Löschblätter 51. Luken 17, 18, 71. Lustmord 20.

Sachregister.

M. Diarien 12, 66, 69. Mennige 47. Mester 15. Metallsuchim 67. Millimeterpapier 36, 47. Möbel 16, 67. Modellieren 13. Mordbereitschaftsdienst 29. Mordwerkzeug 13, 65. Motiv der Tat 19, 65. Munition 15.

R. Nagelabdrücke 13, 72. Nagelung der Schuhe 14, 73. Nasenschleim 72. Notizbücher 65.

O. Ortskenntnis des Täters 17, 19.

P Papierproben 54. Parkettfußboden 68. Patronen 14. Patronenhülsen 74. Patronenpfropfen 74 Person des Täters 17. Person des Ermordeten 20, 24, 27. Person des Verdächtigten 21. Pfandleiher 15. Pfandscheine 65, 70. Pferdehufe 73. Photographische Aufnahmen 12, 36, 46, 47, 73. Porenabdrücke 46, 47.

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Presse 15. Publikum 11, 27.

R. Radspuren 18. Rezepte 64. Richter 11.

G. Sauren 41. Säulenanschlag 15. Schartenspuren 25, 31, 72. Schleim 41, 72. Schmucksachen 21, 66. Schmuggel 66, 69, 70. Schreibmaschinenschrifteu 54. Schreibmaterial 51. Schriftproben 48 ff., 76. Schuhnägel 14, 73. Schuhkratzspuren 27. Schußspuren 16, 73. Selbstmörder 62. Sicherung der Spuren 12. Skizze des Tatorts 13, 65. Sonstige Spuren 71. Stallungen 65. Staubbestandteile 72. Stearin 14, 25. Stiefelsohlenabdrücke 73. Stoffproben 54. Stricke 72. Stuhlgang 15.

T. Tapeten 35, 37, 68. Tatbestandsaufnahme 12. Tatort in Wohnungen 9. Tatort im Freien 26. Taschentuch 14, 70, 72.

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Sachregister.

Tätowierungen 23. Taucher 68. Tierspuren 73. Tintenproben 51, 56.

«. Uhren am Tatort 16. Umgebung der Mordstelle 26. Unsichtbare Schrift 66, 70. Utensilientasche 30, 31.

B. Veränderungen 16, 75. Verbrannte Schriften 52. Vergiftung 15, 40, 41, 64. Vergleichungsschriftproben 48 ff. Vergraben 66, 67. Verkohltes Papier 52. Verletzungen 13. Verpackung von Leichenteilen 41. Verpackungsmaterial 14, 33, 41, 55. Versenken 68. Versiegelung 63, 64. Verstecke 66 ff.

Versteigerung verderblicher Gegenstände 64. Verweste Gegenstände 62. Vigilant 22.

W. Waffen 15. Wagenspuren 18. Wasserleichen 26, 44, 52. Werkzeuge 13, 14, 15. Werkzeugspuren 16, 72. Wertpapiere 14, 70. Wertsachen 63. Wetter 28. Wildspuren 26. Würgespuren 13.

3 Zahnabdrücke 72. Zaponlack 52. Zeit der Tat 16. Zeitungen 14, 17, 21, 50. Zeitungspapier 33. Zellitlösung 52. Zerrissene Schriftstücke 52. Zettelaufschriften 12, 33, 59. Zeugen 11, 12, 75. Zinnober 47.