Konstantin Der Grosse: Gestalten Der Antike 3534154282, 9783534154289

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German Pages 263 [266] Year 2007

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Table of contents :
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Titel
Impressum
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur Reihe
Vorwort der Autorin
Prolog
I. Der Usurpator
1. Das tetrarchische System
2. Der Nachfolger des Vaters
3. Von Herkules zu Sol
II. Der Befreier Roms
1. Die Konkurrenz der Kaisersöhne
2. Die moderne Forschungskontroverse
3. Das Jahr 312 in der antiken zeitgenössischen Überlieferung
III. Der Pontifex Maximus
1. Christenverfolgungen
2. Duldungserlasse und ihre politische Umsetzung
3. Der Donatistenstreit
IV. Der Alleinherrscher
1. Von der Dyarchie zur Monarchie
2. Der Arianismusstreit und das Konzil von Nicaea
3. Zenit der Macht und die Verwandtenmorde
V. Der Gesetzgeber
1. Die Organisation von Herrschaft und Reich
2. Christlicher Klerus und heidnische Priesterschaft
3. Der Kaiser und die Gesellschaft
Epilog und Resümee
Anhang
Dynastietafel
Karte
Zeittafel
Anmerkungen
Literatur in Auswahl
Abkürzungsverzeichnis
Register
Personen
Orte
Abbildungsnachweis
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Konstantin Der Grosse: Gestalten Der Antike
 3534154282, 9783534154289

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Elisabeth Herrmann-Otto Konstantin der Große

GESTALTEN DER ANTIKE Herausgegeben von MANFRED CLAUSS

Elisabeth Herrmann-Otto

Konstantin der Große

Meiner Tochter Christiane

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Informationen sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in und Verarbeitung durch elektronische Systeme. © 2007 by WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt Die Herausgabe des Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der WBG ermöglicht. Satz: SatzWeise, Föhren Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Printed in Germany Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-darmstadt.de

ISBN 978-3-534-15428-9

Inhaltsverzeichnis

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Vorwort der Autorin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Vorwort zur Reihe

Prolog

I. Der Usurpator . . . . . . . . 1. Das tetrarchische System . 2. Der Nachfolger des Vaters 3. Von Herkules zu Sol . . .

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II. Der Befreier Roms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Die Konkurrenz der Kaisersöhne . . . . . . . . . . . . . . 2. Die moderne Forschungskontroverse . . . . . . . . . . . . 3. Das Jahr 312 in der antiken zeitgenössischen Überlieferung

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III. Der Pontifex Maximus . . . . . . . . . . . . . . . 1. Christenverfolgungen . . . . . . . . . . . . . . 2. Duldungserlasse und ihre politische Umsetzung 3. Der Donatistenstreit . . . . . . . . . . . . . .

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IV. Der Alleinherrscher . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Von der Dyarchie zur Monarchie . . . . . . . . 2. Der Arianismusstreit und das Konzil von Nicaea 3. Zenit der Macht und die Verwandtenmorde . .

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V. Der Gesetzgeber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Die Organisation von Herrschaft und Reich . . . . . . 2. Christlicher Klerus und heidnische Priesterschaft . . . 3. Der Kaiser und die Gesellschaft . . . . . . . . . . . .

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Epilog und Resümee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Inhaltsverzeichnis

Anhang . . . . . Dynastietafel Karte . . . . Zeittafel . . Anmerkungen

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Literatur in Auswahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Orte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Abbildungsnachweis

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Vorwort zur Reihe „Gestalten der Antike“ – die Biographien dieser Reihe stellen herausragende Frauen und Männer des politischen und kulturellen Lebens jener Epoche vor. Ausschlaggebend für die Auswahl war, dass die Quellenlage es erlaubt, ein individuelles Porträt der jeweiligen Personen zu entwerfen, und sie konzentriert sich daher stärker auf politische Persönlichkeiten. Sie ist gewiss auch subjektiv, und neben den berühmten „großen Gestalten“ stehen interessante Personen der Geschichte, deren Namen uns heute vielleicht weniger vertraut sind, deren Biographien aber alle ihren je spezifischen Reiz haben. Die Biographien zeichnen spannend, klar und informativ ein allgemeinverständliches Bild der jeweiligen „Titelfigur“. Kontroversen der Forschung werden dem Leser nicht vorenthalten. So geben auch Quellenzitate – Gesetzestexte, Inschriften, Äußerungen antiker Geschichtsschreiber, Briefe – dem Leser Einblick in die „Werkstatt“ des Historikers; sie vermitteln zugleich ein facettenreiches Bild der Epoche. Die Darstellungen der Autorinnen und Autoren zeigen die Persönlichkeiten in der Gesellschaft und Kultur ihrer Zeit, die das Leben, die Absichten und Taten der Protagonisten ebenso prägt wie diese selbst die Entwicklungen beeinflussen. Die Lebensbeschreibungen dieser „Gestalten der Antike“ machen Geschichte greifbar. In chronologischer Reihenfolge werden dies unter anderem sein: Hatschepsut (1479–1457), von den vielen bedeutenden Königinnen Ägyptens nicht nur die bekannteste, sondern auch die wichtigste, da sie über zwei Jahrzehnte die Politik Ägyptens bestimmt hat; Ramses II. (1279–1213), der Pharao der Rekorde, was seine lange Lebenszeit wie die nahezu unzähligen Bauvorhaben betrifft; Alexander der Große (356–323), der Makedonenkönig, dessen Rolle in der Geschichte bis heute eine ungebrochene Faszination ausübt; Hannibal (247–183), einer der begabtesten Militärs der Antike und Angstgegner der Römer; seine Kriege gegen Rom haben Italien mehr geprägt als manch andere Entwicklung der römischen Republik; Sulla (138–78), von Caesar als politischer Analphabet beschimpft, weil er die Diktatur freiwillig niederlegte; versuchte in einem eigenständigen Konzept, den römischen Staat zu stabilisieren; Cicero (106–43), Philosoph, Redner und Politiker, von dem wir durch die große Zahl der überlieferten Schriften und Briefe mehr wissen als von jeder anderen antiken Persönlichkeit; sein Gegenpart Caesar (100–44) war ein Machtmensch mit politischem Gespür und einer ungeheuren Energie;

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Vorwort zur Reihe

Kleopatra (69–30), Geliebte Caesars und Lebensgefährtin Marc Antons, die bekannteste Frauengestalt der Antike, die vor allem in den Darstellungen ihrer Gegner unsterblich wurde; Herodes (73 v.–4 v. Chr.), der durch rigorose Anpassung an die hellenistische Umwelt die jüdische Monarchie beinahe in den Dimensionen der Davidszeit wiederherstellte, dem seine Härte jedoch letzten Endes den Ruf des „Kindesmörders“ eintrug; Augustus (43 v.–14 n. Chr.), der mit unbeugsamer Härte, aber auch großem Geschick das vollendete, was Caesar angestrebt hatte; da er den Bürgerkriegen ein Ende setzte, wurde er für die Zeitgenossen zum Friedenskaiser; Nero (54–68), der in der Erinnerung der Nachwelt als Brandstifter und Muttermörder disqualifiziert war, auch wenn ihn die zeitgenössischen Dichter als Gott auf Erden feierten; Marc Aurel (161–180), der so gerne als Philosoph auf dem Thron bezeichnet wird und doch immer wieder ins Feld ziehen musste, als die ersten Wellen der Völkerwanderung das Römische Reich bedrohten; Septimius Severus (193–211), der erste „Nordafrikaner“ auf dem Thron, aufgeschlossen für orientalische Kulte; er förderte die donauländischen Truppen und unterwarf das Reich zahlreichen Veränderungen; mit Diocletian (284–305) lässt man die Spätantike beginnen, die sich vor allem durch konsequente Ausübung der absoluten Monarchie auszeichnet; Athanasius (295–373), unter den großen politischen Bischöfen der Spätantike einer der radikalsten und erfolgreichsten in dem Bemühen, den neuen Glauben im und gegen den Staat durchzusetzen; Konstantin der Große (306–337), der im Zeichen des Christengottes in die Schlacht zog und siegte, hat den Lauf der Geschichte nachhaltig verändert; dem Christentum war nun der Weg zur Staatsreligion vorgezeichnet; Julian (361–363), dessen kurze Regierungszeit vieles von seinen Plänen unvollendet ließ und deshalb die Phantasie der Nachwelt anregte; Theodosius der Große (379–395), von dem man sagt, er habe mit einer rigorosen Gesetzgebung das Christentum zur Staatsreligion erhoben; er bewegte sich mit Geschick durch eine Welt religiöser Streitigkeiten; Theoderich der Große (474–526), der bedeutendste jener „barbarischen“ Heerführer, die das Weströmische Reich beendeten, und schließlich Kaiser Justinian (527–565), der zusammen mit Theodora die Größe des alten Imperium Romanum wiederherstellen wollte; die Beschreibung seiner Herrschaft kann insofern einen guten (chronologischen) Abschluss bilden. Manfred Clauss

Vorwort der Autorin Vor 1700 Jahren kehrte Konstantin der Große von Britannien, wo er ein Jahr zuvor von den Truppen zum Imperator ausgerufen worden war, nach Gallien zurück. In Trier, der Residenzstadt seines gerade verstorbenen Vaters, vermählte er sich mit Fausta, der jungen Tochter des Altkaisers Maximianus Herculius, der dem Schwiegersohn die Augustuswürde verlieh. Dieser Ereignisse, die sich in den Jahren 306 und 307 abspielten, wurde und wird in mehreren Ausstellungen in Rimini und York 2006 und in Trier 2007 gedacht. Als der Herausgeber der Reihe „Gestalten der Antike“, Manfred Clauss, mich ansprach, eine Konstantinbiographie zu schreiben, habe ich aus mehreren Gründen zunächst mit einer Zusage gezögert. Abgesehen von der Enge der Terminvorgabe, die durch Vakanzen und Universitätsreformen noch verschärft wurde, war es vor allem die Person des spätantiken Kaisers selber, die mich bedenklich stimmte. Ist doch Konstantin eine der umstrittensten Gestalten der Antike, die Zeitgenossen und Nachwelt gleichermaßen polarisiert – bis auf den heutigen Tag. Dabei geht es um nichts Geringeres, als eine Entscheidung zu fällen, ob Konstantin der erste christliche oder der letzte römische Kaiser war, ob er als gläubiger Christ die Privilegierung des Christentums als Religion und der Kirche als Institution betrieben oder ob er diese Maßnahmen aus rein politischen Gründen ergriffen hat. Die Antworten sind kontrovers, die Positionen mitunter unversöhnlich. So scheidet Konstantin die Geister heute wie damals. Das hängt ganz grundlegend und ursächlich mit der Ausgangssituation jeder Beschäftigung mit dem Kaiser zusammen: den antiken Zeugnissen. Vor allem die literarischen Quellen, von Historikern, Lobrednern und Bischöfen verfasst, aber auch Münzen und sonstige archäologische Hinterlassenschaften sind bereits so widersprüchlich, dass im Weiteren die Bewertung des Kaisers nur kontrovers ausfallen kann. Eusebius, Bischof von Caesarea, zeitgenössischer Biograph, der nach dem Tode des Kaisers seine Vita veröffentlichte, hat das Gegenstück dessen geschaffen, was wir heute unter einer Biographie verstehen. Sie ist eher eine Lobrede als eine Lebensschilderung, die bewusst alle negativen Seiten und Ereignisse ausklammert. Schon aus diesem Grunde ist sie nicht nachahmenswert. Im Laufe der Zeit änderte der Bischof, der zugleich der erste Kirchenhistoriker und zeitweise „Chefideologe“ des Kaisers war, seine Meinung, sodass seine Schriften als überaus parteiisch einzustufen sind. Er ist von der Nachwelt denn auch oft gründlich missverstanden und kritisiert worden, sodass die Forderung laut geworden ist, die Geschichte Kon-

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Vorwort der Autorin

stantins ohne Eusebius zu schreiben. Das ist schlechterdings unmöglich, da sich in seinen Werken die meisten Zeugnisse: Briefe, Erlasse, Predigten und Reden befinden, die von dem gelehrten Mann aus dem lateinischen Urtext in seine Muttersprache, das Griechische, übersetzt wurden. Dabei ist zu bedenken, dass jede Übersetzung bereits eine Interpretation ist, was natürlich nicht nur für die antiken Übersetzer gilt, sondern auch für ihre modernen Kollegen. Ein anderer zeitgenössischer Autor ist der christliche Rhetoriklehrer Laktanz, der ein nicht weniger tendenziöses Werk über die römischen Kaiser verfasst hat, die er nach ihrer Einstellung zum Christentum bewertet. Dass das Ergebnis eine völlig einseitige Kaisergeschichte geworden ist, liegt auf der Hand. Andere Schriften des Lateinisch schreibenden, gebürtigen Nordafrikaners scheinen aber das Denken des Kaisers sehr maßgeblich beeinflusst zu haben. Er war nicht nur der Lehrer der Söhne Konstantins, sondern vielleicht sogar dessen eigener Lehrer. Neben diesen lobenden Zeitzeugnissen tauchen schon früh kritische Stimmen an der Religions- und Reichspolitik des Kaisers auf. Allen voran ist Julian, der spätere Kaiser und Neffe zu nennen, der seinem Onkel die Vernachlässigung der alten Religionen vorwirft: Damit habe er den Zorn der Götter und das Missgeschick des Reiches heraufbeschworen. Die satirisch verpackte Kritik wurde von Vertretern der heidnischen Religionen, vorab dem Historiker Zosimus, der ein Jahrhundert später schreibt, aber auch von verschiedenen neutraleren Geschichtsschreibern, wie den Epitomatoren, fortgeschrieben. Ganz zu schweigen von Quellen der folgenden Jahrzehnte und Jahrhunderte, in denen die Legendenbildungen die seltsamsten Blüten trieben, aber zugleich sehr nachhaltig und blickverstellend das Konstantinbild der späteren Zeit dominierten. Es sei nur die Legende von der Konstantinischen Schenkung erwähnt, die vor ihrer Entlarvung als Fälschung in der Frührenaissance die gesamte Politik zwischen Papsttum und Kaisertum im Mittelalter bestimmte. Auch der Legendenkranz, der sich um die Kaisermutter Helena rankte, ist an manchen Orten bis heute weiterhin wirksam. Neutralität der Bewertung erhofft man sich durch Münzen und andere archäologische Zeugnisse, die aber als Propagandamittel nicht weniger parteiisch sind und neben eindeutig christlichen und eindeutig heidnischen auch mehrdeutige Symbole aufweisen. Die Mehrdeutigkeit der Politik des Kaisers ist damit bereits angelegt und lässt sich nicht wegdiskutieren. Die Frage, wieweit eine solche Mehrdeutigkeit vom Kaiser bewusst angestrebt wurde, ist nicht weniger kontrovers beantwortet worden. Trotz der relativen Fülle antiker Quellen ist ihr Aussagewert stets kritisch zu hinterfragen. Wegen der Pattsituation in der Bewertung der konstantinischen Politik werden in diesem Buch andere Wege eingeschlagen. Die Gesellschaft, in

Vorwort der Autorin

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der der Kaiser lebte, wird genauso beleuchtet wie der institutionelle Rahmen, in dem sich das spätantike Kaisertum befand. Auch die bereits bestehende Organisation der Kirche wird in ihrer Bedeutung für die kaiserliche Politik in Augenschein genommen. In die weit verzweigte intensive Gesetzgebung und in die Praktizierung der Gesetze wird ein Einblick gewährt, wie in das Beziehungsgeflecht der politisch maßgeblichen Persönlichkeiten untereinander. So hofft diese Darstellung, den Kaiser vor dem Hintergrund von Staat, Gesellschaft, Kult und Gesetz nahebringen zu können, ohne den Anspruch zu erheben, die Widersprüchlichkeiten aufheben und Vollständigkeit aller Aspekte gewähren zu können. Die Feststellung, dass jeder seinen eigenen Konstantin hat, ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Da der Kaiser ein hervorragender Selbstdarsteller war, ist der Blick hinter die Kulissen sehr oft verstellt. Etwas mehr Licht in die Grauzonen zu bringen – darum ist dieses Buch bemüht. Darüber hinaus wird ein Einblick in die Konstantinforschung von Jacob Burckhardt bis heute zeigen können, wie sehr der jeweilige Zeitgeist die Diskussionen um den Wegbereiter des Christentums in Europa mit geprägt hat. Das ist übrigens zurzeit nicht anders. Seit dem Beginn meiner wissenschaftlichen Tätigkeit ist das Themenfeld um Konstantin, die Spätantike und das frühe Christentum einer meiner Forschungsschwerpunkte. Durch die Vorbereitungen auf die Konstantinausstellung in Trier, an denen ich in verschiedener Weise beteiligt bin, hat meine Beschäftigung mit dem Thema vielfältige Impulse erhalten. So danke ich den Kollegen Alexander Demandt, Josef Engemann, Michael Fiedrowicz, Klaus Martin Girardet, Heinz Heinen, Erich Kettenhofen, Detlef Liebs, Klaus Rosen, Winfried Weber und Hans Wieling für Hinweise in Gesprächen und Briefen. Einer dreisemestrigen Projektstudie zur Erstellung einer antiken Tageszeitung zusammen mit Frau Dr. Andrea Binsfeld sind viele Anregungen von Seiten der Studenten entsprungen, die indirekt in das Buch eingegangen sind. Ein paar technische Hinweise seien dem Leser mit auf den Weg gegeben. Bewusst wurden antike Zitate aus Briefen, Gesetzen, Inschriften und anderen schriftlichen Zeugnissen aufgenommen. Sie vermögen wie keine moderne Darstellung den Geist der damaligen Zeit und das Denken der Menschen bis hin zur Selbststilisierung und gar zur propagandistischen Verzerrung zu vermitteln. Bei der Fülle der Fachliteratur zu Konstantin, die vor allem im letzten Jahrzehnt explosionsartig angewachsen ist, musste eine Auswahl getroffen werden, die auch den interessierten Nicht-Fachmann im Auge hat. Nur einmal benutzte Titel finden sich daher in den Endnoten an der entsprechenden Stelle bibliographisch genau aufgeführt. Öfter benutzte Titel sind außerdem in der „Literatur in Auswahl“ aufgenommen.

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Vorwort der Autorin

Abschließend habe ich die angenehme Aufgabe, den vielen Helfern zu danken, die zum Zustandekommen des Buches beigetragen haben. Zuallererst gilt mein Dank Manfred Clauss, der nicht nur als Herausgeber in vorbildlicher Weise den Band betreut hat, sondern stets ein offener und kritischer Gesprächspartner war. Meinem Doktoranden Marcel Simonis danke ich für die Erstellung der Grafiken im Text und der Dynastietafel, Astrid Weilandt, meiner Forschungsstudentin am Graduiertenkolleg, für die Ausarbeitung der Zeittafel und Besorgung der einschlägigen Forschungsliteratur. Beide haben außerdem intensiv Korrektur gelesen, wofür ich ihnen meinen aufrichtigen Dank ausspreche. Herrn Mathias Dewald, Universität Hamburg, danke ich für die umsichtige Erstellung der Karte, Christoph Schäfer für die freundliche Vermittlung. Ohne die stete helfende Unterstützung und Geduld meines Mannes und meiner Tochter läge das Buch nicht in der jetzigen Form vor. Beiden sei herzlich gedankt. Trier, Ostern 2007

Prolog Am 22. Mai 337, am Pfingstsonntag, starb Konstantin nach kurzer Krankheit im Alter von über 60 Jahren in der Kaiservilla Anchyrona vor den Toren der Residenzstadt Nikomedien in der Provinz Bithynien, dem heutigen Izmit in der Westtürkei. Der Kaiser war zu einem lange geplanten Feldzug gegen die Perser aufgebrochen, dem einzigen wirklich ernst zu nehmenden Feind des Römerreiches, als ihn körperliche Schwäche und Unwohlsein übermannten. Auch ein Besuch in den heilenden Quellen von Pythia Therma brachte keine Besserung. So entschloss er sich, den Vormarsch für seine Person zunächst zu unterbrechen. Er reiste über Helenopolis, das ehemals Drepanon hieß und heute wahrscheinlich mit Karamürsel identifiziert werden kann, zum Grab des von seiner Mutter Helena verehrten Märtyrers Lukianos. 1 Von dort begab er sich – nach kurzem Gebet – zur kaiserlichen Villa Anchyrona. Auf seinen Wunsch hin taufte ihn Bischof Eusebius von Nikomedien, ein Arianer, der mit der Konstantinfamilie über Basilina, die Mutter des späteren Kaisers Julian Apostata, verwandt war. Wenige Tage danach starb der Kaiser, der einunddreißig Jahre lang die Geschicke des Römischen Reiches bestimmt hatte. Nach Augustus hatte niemand mehr so lange die kaiserliche Alleinherrschaft innegehabt. Obwohl sein Tod überraschend kam, starb der Kaiser nicht unbemerkt und alleingelassen. Umgeben war er von seiner germanischen Leibgarde, von seinem Hofstaat, den Kämmerern und seinen Kanzleibeamten sowie mehreren vertrauten Freunden und Priestern, die ihn auf dem Feldzug begleiteten. Die Familie allerdings scheint nicht anwesend gewesen zu sein. Seine drei Söhne Constantinus, Constantius und Constans weilten an den Brennpunkten des Reiches zur Grenzsicherung, denn mit dem bevorstehenden Perserkrieg war eine enorme Truppenkonzentration im Osten verbunden. Die Halbgeschwister Konstantins wie auch seine Neffen scheinen sich überwiegend in Konstantinopel aufgehalten zu haben. So brachte denn auch die Leibgarde sofort nach dem Eintritt des Todes den kaiserlichen Leichnam unter großem Wehklagen in einem Trauerzug in die Stadt Konstantins, Konstantinopel. In den purpurnen kaiserlichen Ornat gehüllt, geschmückt mit dem Perlendiadem, wurde der tote Kaiser im goldenen Sarkophag mitten im kaiserlichen Palast auf einem hohen Podest für alle sichtbar aufgebahrt. Links und rechts von ihm wurden Lichter auf goldenen Leuchtern entzündet. Und da vollzog sich, wenn wir Bischof Eusebius von Caesarea, dem zeitgenössischen Biographen des Kaisers, vertrauen dürfen, das völlig Unglaubliche: „Die Führer des ganzen

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Prolog

Heeres, die Comites und die ganze Schar der Beamten, für die es früher Brauch gewesen war, vor dem Kaiser niederzufallen, änderten auch jetzt nichts an der gewohnten Sitte; sie traten zu bestimmten Stunden ein, um dem Kaiser auf der Bahre – wie bei seinen Lebzeiten, so auch nach seinem Tode – auf die Knie gesunken ihre Huldigung darzubringen. Nach diesen, die die ersten waren, traten die Senatoren und Würdenträger ein, um dasselbe zu tun, und danach kamen die Scharen jeglichen Volkes, auch Frauen und Kinder, um den Kaiser zu schauen. Es geschah dies aber so lange Zeit, weil das Heer beschlossen hatte, den Leichnam so zu belassen und zu bewachen, bis seine Söhne kämen, um ihrem Vater die letzte Ehre erweisen zu können. So war der Selige der einzige unter den Sterblichen, der auch nach seinem Tode noch Kaiser war.“ 2 In den Formen des Hofzeremoniells verkehrten die Senatoren, die zivilen und die militärischen Beamten mit dem toten Kaiser wie mit einem Lebenden. Sie näherten sich ihm in den Formen des Kniefalls, der Proskynese, und der stehend vollzogenen Begrüßung, der salutatio, ihrer Ranghierarchie entsprechend. Und auch das Volk, die städtische Bevölkerung, war in seiner Gesamtheit in das sich zu bestimmten Stunden des Tages vollziehende Begrüßungszeremoniell eingebunden. Zur Überbrückung der kaiserlosen Zeit wurde die Fiktion des über seinen Tod hinaus regierenden Kaisers von allen mitgetragen: vom anwesenden Militär, von allen Zivilbeamten, vom Senat und der gesamten Stadtbevölkerung. Aber die Fiktion war auch noch nicht zu Ende, als der mittlere Kaisersohn Constantius in Konstantinopel eintraf und die Begräbnisfeierlichkeiten dem Herkommen gemäß durchführen ließ. Was Eusebius mit überschwänglichen Worten als eine von Gott gegebene unvergängliche und nie endende Herrschaft des Kaisers über den gesamten römischen Erdkreis preist, wird durch die Gesetzgebung nüchtern bestätigt. In den kommenden Monaten wurden die Gesetze noch alle im Namen des Augustus Konstantin und seiner Söhne als Caesaren erlassen. Dies ist nicht allein aus Pietät der Söhne gegenüber ihrem übermächtigen Vater geschehen, sondern handfeste machtpolitische Konstellationen waren für die unklare Herrschaftssituation nach dem Tod des Kaisers verantwortlich, an der jener nicht ganz unschuldig war. 3 Aber es gab auch noch einen anderen, religiös-politischen Hintergrund für die immerwährende Herrschaft des Kaisers. Eusebius berichtet von zwei Begräbniszeremonien in der Apostelkirche, dem Mausoleum, das sich Konstantin zu Lebzeiten hatte in seiner Stadt errichten lassen. Der Leichenzug wurde von Constantius angeführt; ihm folgte der Sarg, getragen von der Leibgarde, dahinter gingen die verschiedenen Heeresabteilungen, die Würdenträger des Reiches und zuletzt das Volk. Zunächst wurde Konstantin mit allen Ehren bestattet, die einem römischen Kaiser

Prolog

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Abb. 1: Konsekrationsmünze Konstantins (337–340 in Konstantinopel geprägt)

zukamen. Trotz der Einsilbigkeit des eusebianischen Berichtes handelte es sich hier ganz eindeutig um eine im römischen Ritus vollzogene Konsekration und Divinisierung des toten Augustus. Entsprechende Münzen, die sowohl heidnisch wie christlich ausdeutbar sind, wurden anlässlich dieses Ereignisses geprägt (Abb. 1). Nach der Vergöttlichung aber zogen sich Constantius und die Militärs aus der Apostelkirche, dem kaiserlichen Mausoleum, zurück. Nun schloss sich die christliche Trauerfeierlichkeit mit den Priestern und der christlichen Bevölkerung an. 4 Das doppelte Bestattungsritual macht deutlich, wie sehr Konstantin sich an einer Zeitenwende befand. Als römischer Kaiser stand er in einer Tradition, die von Augustus, dem ersten Princeps her kam. Wie bereits sein Vater Constantius Chlorus und viele gute Kaiser vor ihm wurde er unter die Götter erhoben, er wurde zum Divus für alle römischen Bürger. Als getaufter Christ jedoch bedurfte er des Gebetes der Priester, der Gläubigen und der Heiligen. Dieses wurde ihm besonders zuteil in der Apostelkirche, seinem Mausoleum, in welcher er in der Mitte der zwölf Kenotaphe der Apostel sozusagen als ein dreizehnter Apostel, als Apostelgleicher, an ihren Gebeten teilhatte (siehe Epilog). Trotz dieser bedürftigen Teilhabe aber war seine Herrschaft auch aus christlicher Sicht eine nicht endende: „Er … lenkt den römischen Erdkreis mit seinem bloßen Namen als der Sieger, der Größte, der Kaiser.“ 5 Als solcher stand er überlebensgroß auf der bis heute in Istanbul erhaltenen Konstantinsäule in der Pose des Sonnengottes mit Strahlenkranz um den Kopf, Weltkugel und Lanze in den Händen, nach Osten blickend zum Bosporus. So bestimmte auch der tote Kaiser noch lange nachhaltig das Weichbild seiner Stadt, deren Bewohner ihn, den Sonnen- und Christusgleichen, kultisch zeremoniell verehrten.6 Heidnisches und Christliches, Römisches und Hellenistisch-Griechisches sind in Konstantin dem Großen unauflöslich verbunden.

Abb. 2: Kolossalkopf Konstantins aus Marmor. Rom, Konservatorenpalast

I. Der Usurpator 1. Das tetrarchische System1 Konstantin wurde an einem 27. Februar um 275 n. Chr. als illegitimes Kind des Constantius Chlorus, eines Protector, Militärtribunen und späteren Statthalters der Provinz Dalmatia, und der Helena, einer Stallwirtin (stabularia), in Naissus in der Donauprovinz Moesien, heute Nais (Niš) in Serbien, geboren.2 Über seine Kindheit und Jugend wissen wir, abgesehen von den zum Teil unsicheren Daten, nichts. Es ist weder bekannt, ob er bei seiner Mutter aufgewachsen ist, noch wann die Eltern sich getrennt haben oder ob Konstantin nicht sogar nur ein „Nebenprodukt erotischer Gelüste“ war, wie der Kirchenhistoriker Zonaras meint. 3 Die Gehässigkeit des byzantinischen Mönchs aus dem 12. Jahrhundert zeigt jedoch sehr deutlich, dass er mit den gesellschaftlichen Verhältnissen des Römischen Reiches nicht vertraut war. Der Militärmann Constantius, genannt Chlorus (der Bleiche), konnte Helena, die niederer Herkunft war, nicht in einer rechtmäßigen Ehe heiraten. Sie war nicht nur dem Stand des Chlorus nicht angemessen, sondern scheint einen Beruf ausgeübt zu haben, der sich zumindest im Umfeld der Tätigkeiten bewegte, die mit Infamie belegt waren. 4 Es ist nicht auszuschließen, dass sie selbst Freigelassene war oder aus dem Freigelassenenmilieu stammte. Ob Konstantin in einem Wirtshausbetrieb aufgewachsen ist oder ob der Vater ihn schon früh mit sich nahm, lässt sich auf Grund der perfekten Verschleierungskünste des späteren Kaisers, auf die wir noch öfter stoßen werden, und einer voll durchdachten Selbststilisierung nicht aufhellen. 5 Wir begegnen Konstantin erst wieder, als er für seinen Vater als Geisel an den Hof des Kaisers Diokletian nach Nikomedien ging und dort ausgebildet wurde. Das war im Jahr 293, als Constantius Chlorus zum Caesar in die westlichen Provinzen des Reiches, nämlich Gallien und Britannien, berufen wurde. Seit 289 war er bereits dienstlich und persönlich mit dem Augustus des Westens, Maximianus, verbunden. Er war dessen Praetorianerpräfekt und Schwiegersohn, nachdem er Maximians Stieftochter Theodora geheiratet hatte. Mit ihr hatte er in einer etwa 18 Jahre bestehenden rechtmäßigen Ehe, einem römischen matrimonium iustum, sechs Kinder, drei Söhne und drei Töchter, alle Halbgeschwister Konstantins. Dieser war zum Zeitpunkt der Erhebung des Vaters das einzige, wenn auch illegitime Kind, das bereits auf Grund seines Alters militärisch ausgebildet werden konnte. Es ist möglich, dass er bereits vom Vater die ersten Unterweisun-

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Der Usurpator

gen erhalten hatte. Am Hof Diokletians lernte Konstantin den lateinischen Rhetor Laktanz kennen, den er als Lehrer auch später noch schätzte. 6 Die Karriere, die der aus Illyrien stammende Vater Konstantins – mit vollem kaiserlichem Namen Gaius Flavius Valerius Constantius – machte, war bedingt durch die grundlegende Reform des römischen Kaisertums, die Diokletian durchgeführt hatte. Gaius Aurelius Valerius Diocletianus war in der Funktion eines Oberbefehlshabers der kaiserlichen Leibwache (regens protectorum domesticorum) von den Truppen am 17. November 284 zum Augustus ausgerufen worden. Niemand ahnte, dass dieser Mann mehr als zwanzig Jahre herrschen würde. Denn seit der Mitte des 3. Jahrhunderts hatten sich innerhalb von vier Jahrzehnten mehr als 50 Herrscher, die sogenannten Soldatenkaiser, manche nur nach wenigen Monaten oder sogar Tagen, permanent in der Herrschaft abgelöst. Kaum einer von ihnen war eines natürlichen Todes gestorben. 7 Mord durch die eigenen Soldaten oder Gegenkandidaten, Tod in der Schlacht oder unrühmliche Gefangennahme durch den Feind (wie im Falle des Kaisers Valerian, der aus persischer Hand nie ausgelöst wurde) zeigten nur zu deutlich, dass das Kaisertum und mit ihm das gesamte Reich in eine tiefe Krise geraten war. 8 Die Reformbedürftigkeit des Reiches hatte Diokletian überdeutlich erkannt und darauf mit einem imposanten Reformwerk geantwortet, das Konstantin mit einigen notwendigen Modifikationen konsequent fortgesetzt hat. Reformiert wurden die Verwaltungsstruktur des Reiches, und zwar das Militär und der Beamtenapparat der kaiserlichen Zentralen und der Provinzen, das Münz- und Steuerwesen, die Wirtschaft durch Einführung einer festgeschriebenen Preisbindung, partiell das Rechtswesen, sowie Religion und Sitten. 9 Voraussetzung aber für alle diese Maßnahmen, die teils restaurativ, teils innovativ waren, bildete grundlegend die Reform des Kaisertums. Gaius Aurelius Valerius Diocletianus, der mit dem Gentile Aurelius in seinem neuen kaiserlichen Namen auf eine fiktive Adoption durch das große Vorbild Marc Aurel hinwies, 10 ging von der Grunderkenntnis aus, dass der Kaiser überall im Reich präsent sein müsse. Das war zwar theoretisch durch die in jeder Amtsstube und allen Städten und auf den militärischen Standarten angebrachten Kaiserbilder der Fall, aber praktisch konnte der Kaiser nicht überall im Reich sein. Kaiserferne bewirkte Unsicherheit unter der zivilen und militärischen Bevölkerung vor allem in Katastrophensituationen. Die Folge davon waren Usurpationen, der Abfall ganzer Teile des Reiches, verbunden mit der Bildung von Sonderreichen, wie es in Gallien zwischen 270 und 273 sowie in Syrien durch die Entstehung des Palmyrenischen Reiches (267–273) geschehen war. 11 Auch 284 drohte diese Gefahr erneut durch den Bagaudenaufstand für Gallien und etwas später (286) mit der Erhebung des Carausius in der faktischen Los-

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lösung Britanniens. Dieser war ein abtrünniger römischer Offizier, der seit 286 Britannien besetzt hielt und trotz verschiedener Waffengänge bis 293 nicht besiegt werden konnte. 12 Diokletian fand eine Lösung, die auch schon von früheren Kaisern praktiziert worden war, aber ohne die Systematik, die für den aus kleinen Verhältnissen stammenden illyrischen Militärmann so typisch werden sollte. Eine Pluralisierung des Kaisertums, wie Jochen Bleicken das Ergebnis dieser Reform treffend gekennzeichnet hat, 13 lag bereits bei den Adoptivkaisern vor und war von den direkten Vorgängern Diokletians, Carus, Carinus und Numerianus, wieder belebt worden, allerdings ohne Erfolg. Das, was Diokletian anders machte und weswegen er später – unberechtigterweise – kritisiert worden ist, war eine Verbindung zwischen Mehrkaisertum und Leistungsprinzip anstelle des dynastischen Prinzips. Nicht der Sohn sollte der Nachfolger und Mitherrscher des amtierenden Kaisers sein, sondern der jeweils Beste unter den führenden Beamten, zumeist den militärisch erprobten Kommandanten. Ein solcher sollte Mitherrscher sein, ein optimus princeps, wie er von Augustus propagiert und von den Adoptivkaisern umgesetzt worden war. Angewandt auf die augenblickliche Situation sah dieses Prinzip folgendermaßen aus: Im Angesicht der Bagaudengefahr zog sich Diokletian seinen guten, etwas jüngeren Freund und Landsmann, den aus Sirmium in Pannonien stammenden Maximianus zum Helfer heran und stattete ihn mit der Caesarenwürde aus, um den Aufstand niederzukämpfen. Die Bagauden waren Bauern, die sich als Räuberbanden organisiert hatten, ganz Gallien verunsicherten und eine echte Bedrohung der römischen Herrschaft in diesem Gebiet darstellten. Maximianus wurde militärisch gut mit ihnen fertig, und in geschickt geführten Verhandlungen brachte er sie zum Gehorsam zurück. 14 Zum Lohn wurde er von Diokletian am 1. April 286 zum MitAugustus erhoben. Hatte er bisher als Caesar nur militärische Befehlsgewalt (imperium) gehabt, so wurde er jetzt zusätzlich mit zivilen Gewalten ausgestattet, nämlich der tribunizischen Gewalt (tribunicia potestas), und war Diokletian dadurch vollkommen gleichgestellt. Außerdem erhielt er wie jener den Titel des Pontifex Maximus, des obersten Priesters und Hüters aller Kulte. Adoptiert hieß er fortan Marcus Aurelius Valerius Maximianus. 15 Darüber hinaus aber versuchte Diokletian, sich selbst wie auch seinem Mitherrscher eine göttliche Legitimation zu verschaffen. Beiden Augusti mangelte eine dynastische Verbindung zu irgendeinem ihrer Vorgänger. Dieser Mangel wurde durch die Wahl von Schutzgöttern ausgeglichen: Diokletian erkor sich Jupiter, Maximianus Herkules zu seinem Beschützer. Seitdem nannten sie sich Iovius und Herculius und begründeten damit eine Art Götterdynastie. Die Auswahl dieser beiden Götter sollte zugleich die

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Abb. 3: Goldmedaillon (287 in Rom geprägt): Diokletian und Maximian (Vorderseite); Adventus der beiden Tetrarchen als Konsuln auf dem Elephantenwagen (Rückseite)

Abstufung zwischen den beiden Herrschern zum Ausdruck bringen. Diokletian, dessen Schutzgott der Göttervater war, hatte den Vorrang vor Maximianus, dessen Schutzgott Herkules ein Sohn des Jupiter und zugleich ein bedeutender Halbgott war. Dennoch betonte Diokletian nie die Vaterschaft über Maximianus, trotz der Adoption und trotz der sakralen Vaterschaft des Iuppiter Conservator. Er bezeichnete sich zwar als Schöpfer, conditor, des Mit-Augustus und aller späteren Tetrarchen, aber er betonte immer die Bruderschaft. Beide Herrscher waren völlig gleich, sie hatten gleiche Gewalt, par potestas, sie waren Brüder, fratres. Die Gleichheit – die brüderliche concordia – wird in Inschriften, auf Münzen (Abb. 3), in Bildwerken und vor allem auch in den offiziellen Lobreden der gallischen Panegyriker hervorgehoben: „Die unsterblichen Götter können nicht ihre Wohltaten unter euch aufteilen. Was sie dem einen von euch zuteilen wollen, das gehört euch beiden. Alle Welt bewundert eure Eintracht, als ob ihr von demselben Vater und derselben Mutter abstammen würdet und eure Einigkeit durch die Naturgesetze ausgebildet wäre. Aber um wie viel bewundernswerter und schöner ist es, dass Heerlager, Kämpfe und gleiche Siege euch zu Brüdern machen? Durch eure gegenseitige Zuneigung habt ihr die Verbindung unterschiedlichen Blutes zustande gebracht. Es handelt sich nicht um eine zufällige Geschwisternschaft, die Gleichheit erstreckt sich bis zur höchsten Machtausübung; sie geht bis zur Unterdrückung des Altersunterschiedes, der euch trennt. Dank der gegenseitigen Liebe wird der Ältere zum Altersgefährten des Jüngeren und straft das Sprichwort Lügen, demzufolge nur Gleichaltrige sich die Macht teilen können.“ 16 Als Augustus blieb Maximianus im Westen, um weiterhin gegen die Franken, die Burgunder und die Alemannen zu kämpfen, welche die Rheingrenze bedrohten. Diokletian sicherte die östlichen Provinzen, vor allem die Donaugrenze gegen Sarmaten, Juthungen, Quaden, Karpen und

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Goten. Zum Teil wurden diese Völkerschaften zwangsweise auf Reichsboden angesiedelt, zum Teil wurden aber auch die Befestigungsanlagen weiter ausgebaut oder verstärkt.17 Diokletian wollte aber nicht nur militärische Hilfe und kaiserliche Allgegenwärtigkeit im Gesamtreich durch einen Mit-Augustus erzielen, sondern vor allem auch die Nachfolge sichern. Zu diesem Zweck wurden im Jahre 293, als Diokletian sein zehnjähriges Regierungsjubiläum feierte, zwei neue Caesaren bestellt. Sie wurden je einem Augustus unterstellt, waren aber nicht mit geringerer Macht ausgestattet als diese. Ihre Unterordnung machte sich allein in einem Rangsystem deutlich, in dem Diokletian als dem Gründer (auctor) der Tetrarchie der erste Rang zukam, dem Mit-Augustus Maximianus der zweite Rang, den neuen Caesaren Constantius Chlorus der dritte sowie Galerius, dem Tetrarchen des Ostens, schließlich der vierte Rang. Aus welchen Gründen der westliche Caesar höher eingestuft wurde, ist nicht eindeutig zu klären. Es kann mit dem höheren Alter des Kandidaten zusammenhängen oder damit, dass er etwas früher als Galerius bestellt wurde. Abzulehnen ist dagegen der Erklärungsversuch, Maximianus habe sich ohne vorherige Absprache mit Diokletian eigenmächtig einen Caesar bestellt, und der Senior Augustus habe gute Miene zum bösen Spiel gemacht und nachträglich einen eigenen Caesar bestellt. 18 Eine solche Abwertung Diokletians und seiner Reform ist aus mehreren Gründen unwahrscheinlich. Die Reform des Kaisertums war viel zu komplex und ist nicht zu reduzieren auf die Erhebung des Schwiegersohnes zum Caesar und Helfer gegen den Usurpator Carausius. Mit der Erhebung der Caesaren baute Diokletian sowohl die Götter- als auch die Blutsdynastie systematisch weiter aus und schuf dadurch Bindungen und Legitimationen zur Sicherung der kaiserlichen Macht und zur Festigung des Reiches. Jeder der Caesaren wurde in die jeweilige Götterdynastie seines Augustus adoptiert: Constantius Chlorus wurde zum Herkulier und wählte für sich den persönlichen Schutzgott Apoll (= Sol), Galerius zum Iovier, der sich dem Mars unterstellte. Außerdem heiratete nun auch Galerius die leibliche Tochter Diokletians, Valeria Galeria, und wurde von dem Schwiegervater adoptiert. Sein Name war nun Gaius Galerius Valerius Maximianus (Iunior). Auf die Sicherung des Reiches und die Wahrung seines Bestandes wirkte sich die Viererherrschaft sehr positiv aus, zumal jedem der vier Herrscher ein eigenes Gebiet zugewiesen war, ohne dass das Reich in vier Teile zerfiel. 19 Diokletian verwaltete den Orient vom Bosporus bis Ägypten, Maximianus Italien mit Afrika und wahrscheinlich auch Spanien, Galerius wurden die Donauprovinzen vom Noricum bis zur Mündung der Donau zugewiesen und Constantius erhielt Gallien und die Anwartschaft auf Britannien. 20 Die Rückeroberung der Insel gelang ihm bereits 296, indem er

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Abb. 4: Goldmedaillon (Trier 296/299): Büste des Constantius Chlorus (Vorderseite); Unterwerfung der Stadtgöttin London (Rückseite)

den Nachfolger des Carausius, Allectus, besiegte und auf der Flucht tötete. Auf einem im gleichen Jahr in seiner Residenzstadt Trier geprägten Goldmedaillon wird dieser Sieg des Constantius mit der Unterwerfung der Stadtgöttin London gefeiert (Abb. 4). Auch im Osten konnten Siege erfochten werden. Nach kurzen Aufständen in Koptos und Busiris erhoben sich wahrscheinlich im Jahr 296 in Ägypten Usurpatoren, die erst nach acht Monaten von Diokletian niedergeworfen werden konnten. Ein Verlust der reichen Provinz – der Kornkammer des Reiches – wäre in seinen wirtschaftlichen Konsequenzen kaum zu überschätzen gewesen. 21 Dieser Aufstand war aber nicht der einzige Unruheherd im Osten. Der Perserkönig nutzte die Tatsache, dass große militärische Kräfte in Ägypten gebunden waren, um einen Angriff auf Armenien zu wagen. Das Verhältnis zwischen dem Römer- und dem Perserreich war seit langem problematisch, nicht zuletzt nach der Gefangennahme des römischen Kaisers Valerian, der nie zurückgekehrt war. Erst gut 20 Jahre nach diesem für Rom demütigenden Ereignis startete Carus eine Revanche, die aber durch den überraschenden Tod des Kaisers vor der persischen Hauptstadt Ktesiphon bald abgebrochen werden musste. Man war unter diesen Umständen froh, unbehelligt aus dem feindlichen Land zu entkommen. Die Perser konnten durch die eigenen inneren Zwistigkeiten im sasanidischen Königshaus die an sich schwache Stellung der Römer nicht für sich nutzen. Im beiderseitigen Interesse schlossen Diokletian und Bahram II. daher im Jahr 288/289 einen Friedensvertrag, demzufolge die Grenze auf dem Vorkriegszustand festgeschrieben wurde. Das bedeutete, dass Mesopotamien und Armenien an die Römer fielen. In der Zwischenzeit waren die Perser nicht untätig. Sie steckten sowohl hinter den Sarmatenaufständen an der Donau wie hinter den Einfällen der Araber nach Ägypten. Daher betrachtete Diokletian die Abmachungen im Jahr 290 für gebrochen. Durch die Rückführung des

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Arsakiden Tiridates III. auf den armenischen Königsthron versuchte er, Armenien als Pufferzone zwischen Persern und Sarmaten aufzubauen. Zum eigentlichen Krieg mit den Persern kam es, als die innerdynastischen Wirren im Sasanidenreich beendet waren und Narses die Expansionspolitik seines Vaters Schapur I. fortsetzte. Weil er die armenische Frage anders gelöst haben wollte, vertrieb er Tiridates und brachte Galerius eine empfindliche Niederlage bei. Die nächste offensive Schlacht, die Diokletian gemeinsam mit seinem Caesar führte, wurde 298 mit der Rückeroberung von Nisibis abgeschlossen. Mit frischen Truppen der Donauarmee konnte Galerius einen überragenden Sieg erringen, der auf dem Galeriusbogen in Thessaloniki bis heute sichtbar dargestellt ist. 22 Narses war nun zum Abschluss eines für Persien ungünstigen Friedensvertrages bereit: Das römische Mesopotamien erstreckte sich fortan bis zum Tigris, die Handelsstadt Nisibis wurde wieder römisch und zum einzigen Handelsknotenpunkt zwischen dem römischen und dem persischen Reich. Tiridates III. wurde unter persischer Akzeptanz auf den armenischen Thron zurückgeführt, Armenien und Iberien (= Georgien) waren fortan römische Klientelstaaten. Die fünf sogenannten transtigritanischen Provinzen musste Persien an Rom abtreten, so dass der Tigris zur Grenze zwischen beiden Reichen wurde. 23 Der Friede hielt 40 Jahre, bis Konstantin kurz vor seinem Tode erneut in eine Auseinandersetzung mit den Persern treten sollte (s. u. Kapitel V, 1). Als Diokletian im Jahre 305 die Reform des Kaisertums abschloss, war das Reich an allen seinen Grenzen nicht zuletzt durch den Einsatz der vier Herrscher gesichert. Die Rangabstufungen, die sich vor allem im Zeremoniell, in der Ehrentitulatur und in der Reihenfolge der Kaiser auf offiziellen schriftlichen Zeugnissen sowie manchmal auch in der ikonographischen Darstellung fassen lassen, wurden realpolitisch höchst selten sichtbar. Der Historiker Eutrop berichtet im Zusammenhang mit dem Perserkrieg: „Galerius kämpfte hart, aber ohne Verstand, denn er wagte die Schlacht mit einem kleinen Heer gegen eine Übermacht von Feinden. Nach seiner selbst verschuldeten Niederlage wollte er sich mit Diokletian treffen. Als sie sich auf dem Weg begegneten, war Diokletian so zornig und verstimmt über ihn, dass er (Galerius), wie man sich erzählt, in seinem Purpurmantel einige Meilen neben dem Wagen Diokletians laufen musste.“ 24 Falls der Bericht glaubwürdig ist, zeigt er immerhin eine höchst differenzierte, temporär begrenzte zeremonielle Degradierung: Galerius läuft neben, nicht hinter dem Wagen her. Später durfte er wieder gemeinsam mit seinem Augustus im Wagen fahren. Unabhängig von situationsbedingten Vorfällen handelte es sich bei den Tetrarchen um ein Kollegium gleichgestellter älterer und jüngerer Herrscher, deren Miteinander durch Anerkennung des Ansehens, der auctori-

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tas, des Senior Augustus Diokletian und durch Ehrerbietung, pietas, der Jüngeren gegenüber den Älteren geregelt war. Gleichheit, Brüderlichkeit und Eintracht, concordia, vermitteln auch die propagandistischen Zwecken dienenden Statuengruppen der Tetrarchen (Abb. 5). Wie positiv die Herrschaft der Vier bewertet wurde, wird aus der Äußerung eines anonymen Autors aus dem 4. Jahrhundert deutlich: „Diese vier Herrscher der Welt, tapfer, weise, gütig und in gewisser Weise großzügig, hatten dieselbe Auffassung von der Leitung des Staates, ehrten immer den römischen Senat, waren umgänglich und Freunde des römischen Volkes, waren immer und in jeder Situation moralisch integer und gottesfürchtig. Solche Herrscher haben wir uns immer gewünscht.“ 25

2. Der Nachfolger des Vaters Am 20. November 303 feierten Diokletian und Maximianus ihr zwanzigjähriges Regierungsjubiläum in Rom. Das Reich war zu dieser Zeit befriedet, die inneren Reformen bis auf die der Religion und des Kaisertums weitgehend abgeschlossen. Wahrscheinlich nutzte Diokletian das Zusammentreffen mit seinem Kollegen im Amt, um die weiteren Schritte zur Konsolidierung der Macht zu besprechen, vor allem die Nachfolgefrage. 26 Nur unter dieser Voraussetzung konnte sich der abschließende Akt zur Vollendung des tetrarchischen Herrschaftssystems am 1. Mai des Jahres 305 zeitgleich in Mailand und in Nikomedien, den beiden Residenzstädten der Augusti, weitgehend ohne Widerstände vollziehen. Die Zeremonie, die sich an den beiden Höfen vor allen anwesenden Zivil- und Militärbeamten abspielte, war ohne Vorbild in der gesamten bisherigen römischen Geschichte: „An ein und demselben Tag tauschte jeder der beiden Augusti seine kaiserlichen Insignien gegen das Kleid eines Privatmannes ein.“ 27 Die beiden bisherigen Caesaren, Constantius Chlorus und Galerius, rückten in die Positionen der scheidenden Augusti nach. Vielleicht auf Grund des Alters und der etwas längeren Amtszeit wurde der Vater Konstantins, der Herkulier, zum Senior Augustus ernannt. Den Augusti wurde jeweils ein Caesar beigegeben. Galerius erhielt seinen Neffen Maximinus Daia, den Sohn seiner Schwester, zum Gehilfen. Im Westen wurde der bisher unbekannte Flavius Valerius Severus eingesetzt. Auch sie waren – wie ihre Augusti – illyrischer Herkunft und hatten sich, aus kleinen Verhältnissen stammend, über eine militärische Laufbahn hochgearbeitet. Sie erfüllten in hohem Maße das vorgegebene Leistungsprinzip. Beide Caesaren wurden in die jeweilige Götterdynastie aufgenommen und von ihren Augusti adoptiert. Die regionale Aufteilung sah wie folgt aus: Constantius Chlorus blieb weiterhin in Gallien und Britannien und scheint dazu Spa-

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Abb. 5: Porphyrsäule (als Bauornament): Tetrarchen von Rom

nien aus dem Verwaltungsbezirk des Maximianus Herculius erhalten zu haben. 28 Severus wurden Italien und Afrika als Verwaltungsgebiete zugewiesen. Der Bereich des Galerius umfasste Illyrien, Thrakien und Bithynien, während Maximinus Daia den ganzen Rest im Osten von Diokletian übernahm: Syrien, Ägypten, Mesopotamien, Armenien und die transtigritanischen Provinzen. 29 Nie vorher – mit Ausnahme von Nerva – hatte sich ein Kaiser unter Niederlegung seines Amtes ins Privatleben zurückgezogen. Weil dieser Akt für die Zeitgenossen so spektakulär war, sind die Erklärungsversuche vielfältig. Einige vermuteten dahinter Krankheit und hohes Alter Diokletians, andere dagegen sprachen dem Kaiser zwar gute Gesundheit zu, zugleich aber Amtsmüdigkeit und die weise Voraussicht, sich im richtigen Augenblick zurückzuziehen. Diokletian habe im Zenit der Macht stehend erkannt, dass die Zukunft innenpolitisch nur schlechter werden konnte. 30 Erste Anzeichen kündigten sich bereits an. Die Christenfrage, seit zwei Jahren in Angriff genommen, entwickelte sich nicht nach den Vorstellungen des Kaisers; Steuer- und Münzreform hatten bereits durch das Höchstpreisedikt korrigiert werden müssen. Alle antiken Autoren mit Ausnahme des Kirchenvaters Laktanz 31 gehen davon aus, dass Diokletian der Urheber des Rücktrittsgedankens war, wie er ja auch der Erfinder der neuen tetrarchischen Herrschaftsorganisation gewesen war. Die Abdankung

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nach 20 Jahren gehörte genauso zum System wie die Betonung und Förderung des Leistungsprinzips zu Ungunsten des dynastischen Prinzips. Nur dann machten die Heranziehung von Caesaren und ihre weitere Erprobung im Kaisertum Sinn, wenn ihre Nachfolge als Augusti nicht dem Zufall des Ablebens eines der höchsten Amtsinhaber überlassen wurde, sondern wenn diese in geregelten, vorher festgelegten Zeitabständen erfolgte. Zehn- und zwanzigjährige Regierungsjubiläen (Decennalien, Vicennalien) boten sich als Termine an. Dass die Wirklichkeit oft anders aussah als die Theorie und nur in beschränktem Maße von jener manipuliert werden konnte, sollte sich sehr bald zeigen. Dafür ist der Schöpfer der Tetrarchie freilich nur partiell haftbar zu machen. Die offensichtlichsten Gefährdungen seines grandiosen Planes der Herrschaftssicherung hat Diokletian wahrscheinlich bei dem Treffen in Rom 303 ausräumen können. Der Augustus des Westens, Maximianus, hing ungleich intensiver an der Macht als sein östlicher Kollege. Er musste zur Abdankung überredet werden.32 Ein anderes Problem stellten die erwachsenen leiblichen Söhne der Herrscher dar, die auch schon militärische Leistungen erbracht hatten, wie etwa Konstantin unter der Leitung des Diokletian und des Galerius. 33 Vielleicht ist hier ein Kompromiss ausgehandelt worden, der eine Berücksichtigung der männlichen Nachkommen nicht als Nachfolger der Väter, sondern eine Generation später beabsichtigte. Auch die Verheiratung des fast zwanzigjährigen Sohnes des Maximianus, Maxentius, mit Valeria Maximilla, 34 der Tochter des Galerius, könnte in diese Richtung einer späteren Anwartschaft weisen. Auch Konstantin wurde in diesen Jahren mit der leiblichen Tochter des Maximianus, der kleinen Fausta, verlobt. 35 Leider wissen wir nichts Sicheres über eine eventuell später vorgesehene Beteiligung der Nachkommen an der Macht, werden aber durch die zeitgenössischen Quellen auf die blutsdynastische Problematik und die mit ihr verbundenen Unzufriedenheiten hingewiesen. 36 Nach diesem feierlichen Akt der Übergabe der Herrschaft an die beiden folgenden Generationen, der sich zeremoniell im Kleiderwechsel der Dienstkostüme widerspiegelte, zog sich Diokletian in seinen Palast in Spalato (heute Split) zurück, einem mächtigen Altersruhesitz mit integrierten Webereifabriken, einem Mausoleum und einem Jupitertempel. 37 Auch dieses – bereits 293 begonnene – Bauvorhaben zeigt, dass Diokletian die Abdankung bereits beim Ausbau der Zweierherrschaft (Dyarchie) zu einer Viererherrschaft (Tetrarchie) als sogenannten Schlussstein seiner Reform des Kaisertums geplant hatte, es sich also nicht um eine spontane Maßnahme handelte. Alle oben erwähnten Erklärungsversuche sind mithin höchst spekulativ und spiegeln eher das Empfinden der Zeitgenossen sowie der späteren Generationen wider, als dass sie die Motive des „großen staatsmännischen Genies“ erfassen würden.38

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Maximianus zog sich gezwungenermaßen auf sein Landgut in Lucanien in Süditalien zurück. Nachdem Constantius Chlorus ihm als erstem (Senior) Augustus nachgefolgt war, scheint Konstantin den Hof Diokletians verlassen zu haben, um an der Seite seines Vaters gegen Picten und Scoten in Britannien zu kämpfen. Mehrere antike Autoren, sowohl konstantinfreundliche wie -feindliche berichten, dass der Kaisersohn nicht ungehindert zu seinem Vater gelangen konnte. Galerius habe ihn nur zögerlich ziehen lassen, sodass der junge Mann als Vorsichtsmaßnahme die überzähligen Postpferde und Maultiere an den Stationen verstümmeln ließ, um seine Verfolgung zu erschweren oder unmöglich zu machen. Da jede Quelle dieses Motiv tendenziös verwendet – entweder gegen den listigen Galerius und den ängstlichen Severus oder gegen den machtbesessenen Konstantin –, ist eine Aussage über ihre Seriosität schwierig. 39 Wichtiger allerdings ist ein Ereignis, das Diokletian nicht voraussehen konnte und das in seinem Herrschaftssystem nur unzureichend berücksichtigt war: der vorzeitige Tod eines der beiden Augusti. Denn am 25. Juli 306 starb Constantius Chlorus in Eboracum (York) in Britannien im Beisein seines Sohnes völlig überraschend nach kurzer Krankheit. Nach gut einem Jahr war damit die zweite Tetrarchie bereits beendet. 40 An den nun folgenden Ereignissen werden die Schwachpunkte der diokletianischen Reform deutlich. Die spontane Reaktion der in Britannien kämpfenden Soldaten, die sich plötzlich ihres Heerführers beraubt sahen, war die Erhebung des Sohnes Konstantin zum Imperator, zum Nachfolger seines Vaters. Die christlichen Quellen sprechen sogar von einer der Erhebung vorausgehenden Designation durch den sterbenden Augustus, eine spätere propagandistische Ausschmückung. 41 In jedem Fall war dieser Erhebungsakt eine klare Absage an das tetrarchische System. Wenn Konstantin die Akklamation annahm, war er ein Usurpator. Die Reaktion der Soldaten hingegen war nicht ganz überraschend. Bereits bei der Bestellung der neuen Caesaren Severus im Westen und Maximinus Daia im Osten im Jahr zuvor hatten die anwesenden Soldaten gemurrt, weil die leiblichen Söhne des Augustus und des Caesar im Westen, Maxentius und Konstantin, übergangen worden waren.42 Die Signalwirkung des Aktes in Eboracum blieb nicht aus. Noch im selben Jahr, am 28. Oktober 306, wurde Maxentius von der Prätorianergarde, von Senat und Volk der Stadt Rom zum Augustus ausgerufen. In beiden Fällen entschieden die Soldaten, die sich an ihre Feldherren und deren Familien durch Eid gebunden fühlten, gegen den eigentlich vorgesehenen Nachfolger auf dem Posten des Augustus, also gegen den Caesar Severus. 43 Beide Erhebungen waren Usurpationen, die aus dem stark dynastischen Denken der Soldaten entsprungen waren. Aber sie hatten sehr unterschiedliche Auswirkungen. Konstantin versuchte sofort, von Galerius, der

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nach dem Tod seines Vaters zum Senior Augustus aufgerückt war, seine Anerkennung zu erlangen. Er schickte ihm seine Wahlanzeige, sein lorbeerbekränztes Bild in einem Diptychon aus Elfenbein. Die Gründe, die zur Anerkennung und Aufnahme Konstantins in das tetrarchische System führten – allerdings im Rang zurückgestuft als Caesar auf den vierten Platz –, mögen allein machtpolitischer Natur gewesen sein. Constantius Chlorus war der Einzige gewesen, der mit den Abfallbestrebungen Britanniens fertig geworden war. Wenn man Konstantin, der mit dem Vater zusammen gekämpft und mittlerweile das volle Vertrauen seiner Soldaten erworben hatte, nicht in irgendeiner Form anerkannte, bestand die Gefahr, Britannien erneut zu verlieren. „So nahm er (Galerius) denn das Bild an und schickte Konstantin den Purpur, gleich als hätte er ihn freiwillig zur Regierungsgemeinschaft berufen … Doch sann er noch den Ausweg aus, dass er Severus, der an Jahren voranging, zum Augustus erhob, Konstantin aber … neben Maximin zum Caesar ernannte, um ihn von der zweiten Stelle auf die vierte zu verweisen.“ 44 Im Falle des Maxentius bestanden diese machtpolitischen Rücksichten nicht. Er war von all jenen Kräften erhoben worden, die während der früheren Jahrhunderte für eine legitime Erhebung notwendig gewesen waren: Senat, Volk und Prätorianergarde. Spätestens seit der Reform Diokletians hatten diese drei Körperschaften ihre konstitutive Bedeutung bei Kaisererhebungen endgültig verloren. Die Rückkehr zu ihnen war nicht nur für Galerius, sondern für das gesamte tetrarchische System gefährlich, das eine Neuerung darstellte. Maxentius konnte sich auf den althergebrachten Erhebungsmodus berufen, der seit den Zeiten des Augustus bestand. Im Besitz von Rom, der alten traditionellen Hauptstadt, unterstützt vom Senat und der Prätorianergarde, die Galerius hatte auflösen wollen, stellte er eine machtpolitische, aber zugleich auch ideologische Gefahr dar. Er durfte nicht anerkannt werden, wenn man nicht die eigene Legitimation verlieren wollte. Obwohl Maxentius der Sohn des Augustus privatus Maximianus und der Schwiegersohn des Senior Augustus Galerius war, wurde er als Usurpator behandelt. So groß war die Furcht vor den alten Traditionen und ihrer Wirkmächtigkeit. 45 Der neue Augustus des Westens, Severus, wurde gegen ihn ins Feld geschickt. Aber die Truppen, die Severus als Augustus von Maximianus übernommen hatte, entschieden sich genauso dynastisch wie seinerzeit die Soldaten in Britannien im Falle Konstantins: Sie liefen zu Maxentius, dem Sohn ihres alten Augustus, über. Damit hatten sie ein klares Zeichen gegen das tetrarchische System und die Götterdynastie gesetzt, die für sie keinen Ersatz der Blutsdynastie darstellte. 46 Da Maxentius die Anerkennung des Senior Augustus Galerius versagt blieb, versuchte er sich nun durch seinen Vater, den Augustus privatus, legitimieren zu lassen. Es bedurfte nicht vie-

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ler Überredungskünste, diesen zu bewegen, den Purpur erneut anzunehmen und dem Sohn im Kampf gegen Severus zu helfen. Die Rückkehr des Alt-Augustus zur Macht war staatsrechtlich völlig unbedenklich. Durch die freiwillige Abdankung ruhten seine Gewalten nur – er konnte sie jederzeit wieder aufnehmen. Auch rechtlich verbindliche Akte konnte er durchführen. 47 Auf Grund dieser machtpolitischen und legalistischen Bedrohung war Galerius mit eigenen Truppen Severus zu Hilfe nach Italien geeilt, da es um die Erhaltung des tetrarchischen Systems ging. Aber beide Tetrarchen waren erfolglos gegen den Usurpator und seinen aus dem Ruhestand zurückgekehrten Vater. Severus wurde zum Rückzug von Mailand nach Ravenna gezwungen; dort überredete ihn Maximianus, auf die Augustuswürde zu verzichten. In Tres Tabernae an der Via Appia, 50 km von Rom entfernt, wurde er arrestiert und später ermordet. 48 Galerius verließ Italien schnell, bevor es für ihn zu weiteren militärischen Misserfolgen wie zur drohenden Desertion seiner Soldaten kam. 49 Um seinen Sohn Maxentius weiter abzusichern, reiste Maximianus nach Trier zu Konstantin. Mit ihm schloss er ein Bündnis, in welchem er ihm den Augustustitel, den er von den Soldaten seines Vaters Constantius Chlorus erhalten hatte und den ihm Galerius aberkannt hatte, erneut bestätigte. Im Gegenzug bestätigte Konstantin den Augustustitel des Herculius. Zur Besiegelung dieses Bündnisses wurde in der zweiten Hälfte des Jahres 307 – wahrscheinlich in Trier – die Hochzeit zwischen Konstantin und Fausta, der Tochter des Maximianus, gefeiert. Außerdem adoptierte Maximianus seinen Schwiegersohn in die herkulische Dynastie und bekleidete mit ihm zusammen das – allerdings nur lokal in Gallien anerkannte – Konsulat. Diese festlichen Ereignisse hat ein namentlich nicht bekannter gallischer Lobredner in einem großen Panegyricus gepriesen. 50 Als Maximianus nach Italien zurückkehrte, hatte Maxentius nach den Erfolgen gegen Galerius und Severus an Macht, Ansehen und Selbstbewusstsein gewonnen. Er fühlte sich auch gegenüber seinem Vater stark, der nun plötzlich nicht mehr Steigbügelhalter für seinen Sohn sein wollte, sondern den aktiven und alleinigen Part als Augustus für sich selbst beanspruchte und den Sohn aus der Herrschaft über Italien zu verdrängen suchte. Auch dieses Mal entschieden sich die Soldaten für Maxentius, den sie selbst erhoben hatten, und nicht für den machthungrigen Alt-Augustus. Diesem blieb nur die Flucht zu seinem Schwiegersohn nach Gallien, 51 der sich aber in die Auseinandersetzungen der Familie seiner Frau nicht weiter einmischte. Mit der Befriedung Galliens und dem Ausbau seiner Residenzstadt Trier beschäftigt, 52 schien Konstantin sich in diesen Jahren auf die Festigung seiner Herrschaft in dem vom Vater ererbten Machtbereich beschränkt zu haben. Sowohl Galerius wie auch Maximianus haben Diokletian gebeten, an die

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Macht zurückzukehren oder zumindest durch sein Ansehen das nicht mehr funktionierende tetrarchische System wiederherzustellen.53 Die Entscheidungen, die Diokletian – ausgestattet mit konsularischer Gewalt – auf dem nach Carnuntum (Deutsch-Altenburg bei Wien) am 11. November 308 einberufenen Kongress traf, entsprachen genau dem von ihm geschaffenen Regelwerk von Erhebung, Nachfolge und Abdankung. Zunächst musste sich Maximianus wieder in den Ruhestand zurückziehen und seine Augustuswürde niederlegen. Auch Konstantin wurde erneut der Augustustitel aberkannt und der von Galerius ihm zugewiesene vierte Rang als Caesar bestätigt. Ebenso wurden Galerius als Senior Augustus und Maximinus Daia als sein Caesar bestätigt. Am schwierigsten war die Nachfolge des Severus in Italien zu regeln. Anstelle des Maxentius, der als Usurpator weiterhin keine Anerkennung fand, wurde Gaius Valerius Licinianus Licinius berufen, ein Offizier des Galerius, ebenfalls illyrischer Herkunft (Provinz Dacia) und militärisch erfahren. Die Erhebung des Licinius war nicht nur machtpolitisch ungeschickt, sondern bedeutete auch eine Durchbrechung des tetrarchischen Systems. Licinius wurde sofort zum Augustus bestellt, ohne vorher Caesar gewesen zu sein, so dass ihm wichtige Voraussetzungen fehlten. Außerdem wurde er von Diokletian in die Götterdynastie der Iovier adoptiert. Drei amtierenden Ioviern trat Konstantin als einziger amtierender Herkulier gegenüber. 54 Der Kongress von Carnuntum war ein Fehlschlag. Die beiden Caesaren wollten Augusti heißen und sein. Auch der von Galerius vorgeschlagene Kompromiss, als „Söhne von Augusti“, filii Augustorum, bezeichnet zu werden, schlug fehl. Licinius konnte auf Grund der enormen militärischen Stärke des Maxentius Italien nie zurückerobern. Er erhielt von Galerius einige Donauprovinzen zur Verwaltung: Raetien, Noricum und Pannonien. Afrika löste sich unter dem Usurpator Lucius Domitius Alexander vom Reich und der in den Ruhestand gezwungene Maximianus putschte gegen Konstantin und fand den Tod. Im Jahre 310 gab es vier Augusti und zwei Usurpatoren. Aber nicht nur machtpolitisch erwies sich das Herrschaftssystem Diokletians in der praktischen Konfrontation mit menschlicher Machtbesessenheit als nicht tauglich. Auch ideologisch schien es ausgehöhlt zu sein.

3. Von Herkules zu Sol Konstantin versuchte seit seiner Erhebung durch die Soldaten in Britannien, sich in das tetrarchische System einzureihen, vor allem in die herkulische Götterdynastie. Er erkannte Severus als Nachfolger seines Vaters an und ließ Münzen für ihn mit Herkules als Schutzgott des gesamten Herr-

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scherkollegiums prägen. 55 Diese Linie sollte verstärkt werden durch das Bündnis mit Maximianus, durch welchen er nicht nur seinen Augustustitel zurückerhielt, sondern zugleich offiziell in die herkulische Dynastie adoptiert wurde – als Enkel sozusagen –, da ja bereits sein Vater als Caesar und Schwiegersohn des Maximianus zu den Herkuliern gehört hatte. So hat der Lobredner von 307 in seiner Rede anlässlich der Hochzeit und der Anerkennung Konstantins als Augustus diese neue götterdynastische Verbindung propagiert. „Nachdem ich deine Tugenden, Constantinus Augustus, vor deinem Schwiegervater gepriesen habe, musst du jetzt anhören (obwohl du das am besten von allen weißt), wie ein Bündnis mit einem solchen Mann dich ehrt. Er ist derjenige, der dir den Namen des Gottes gab, der der Gründer seiner Familie war; der sich nicht durch legendenhafte Schmeicheleien, sondern in tatsächlicher Demonstration seiner Stärke als Nachfahre des Herkules erwies. Er war es, der durch sein göttliches Wirken Gallien zum Gehorsam gegenüber dem Staat zurückgewann, … er war der Erste, der die römischen Feldzeichen über den Rhein in barbarisches Land trug … Durch die wiederholten Feldzüge dieses Mannes und seines Bruders (Diokletian) wurde Germanien bezwungen, so dass es nun entweder gut beraten ist, Frieden zu halten, oder es freut sich, als Freundin behandelt zu werden, wenn es gehorcht.“ 56 Das Verhältnis zwischen Konstantin und Maximianus, die beide durch ihre Taten dem Vorbild des tatkräftigen Herkules entsprachen, war durch den Herkulier Constantius Chlorus noch komplexer. „Von welcher Freude bist du (Constantius) jetzt erfüllt, welches Vergnügen empfindest du nun, weil deinen so prächtigen Sohn (Konstantin), der dich zuerst zum Vater gemacht hat, derjenige in den Besitz deiner Herrschaft gebracht hat, welcher ihm zugleich Vater, Schwiegervater und Kaiser (Maximianus Herculius) ist … Mag auch das Schicksal dich aus Missgunst uns Menschen entzogen haben, deiner Familie konnte es dennoch nichts nehmen. Weder fehlt Maximianus ein Sohn, wie du einer warst, noch fehlt Constantin ein Vater. Vielmehr ist, um auf jede Weise deine enge Verbindung mit jenem zu erneuern, der eine erneut Schwiegervater, der andere erneut Schwiegersohn.“ 57 – „Dein göttlicher Ratschluss, Maximianus, wollte, dass dieser Mann, der durch das Recht der Adoption dein Enkel war, der im Amt des Kaisers dein Sohn war, auch noch dein Schwiegersohn wurde.“ Und indem der Panegyriker am Hochzeitstag betont, wie die Dynastie in Übereinstimmung mit den augusteischen Ehegesetzen mit der Geburt von Kindern und Enkeln den Bestand des Reiches auf ewig erhält, so wird auch sie selbst auf ewig bestehen, in den unsterblichen herkulischen Kaisern: ‚imperatores semper Herculii‘. 58 Obwohl davon auszugehen ist, dass der Festredner vor der Hochzeitsgesellschaft in der Residenzstadt Trier (oder Arles) nur die religiös-politische Herrschaftsideologie verkündet hat, die vom Hof auch offiziell abge-

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segnet war, so bezog sich Konstantin selbst in seinen öffentlichen Verlautbarungen selten auf Herkules. Die Absenz bestimmter Götter auf seinem Münzprogramm lässt deutlich erkennen, dass Konstantin versuchte, eine distanziert unabhängige, möglichst nicht provozierende Politik den anderen Herrschern gegenüber zu führen. Maxentius, der bereits im Panegyricus von 307 nie als Schwager Konstantins und Bruder der Braut erwähnt wurde, blieb weiter unberücksichtigt, obwohl es Maximianus bei dem Bündnisabschluss gerade um die Unterstützung des Sohnes gegangen war. Maxentius hingegen umwarb Konstantin, indem er Münzen mit seinem Bildnis als Augustus und mit Herkules als Gefährten der Augusti prägen ließ. 59 Außerdem war Konstantin durch die Diözese Spanien, die zu seinem Herrschaftsbezirk gehörte, direkter Nachbar des Maxentius und seiner Diözese Afrika, und zwar durch die Provinz Mauretanien. Der Usurpator Lucius Domitius Alexander, ein ehemaliger Vikar des Maxentius, soll auch bei Konstantin um Unterstützung geworben haben. Mit welchem Erfolg, ist nicht eindeutig zu bestimmen. 60 Auch Galerius, der den Augustustitel Konstantins nicht anerkannte – weder den von den Soldaten verliehenen noch den von Maximianus erhaltenen –, wurde ebenso wenig erwähnt wie Maximinus Daia. Das Verhältnis zu Galerius war leicht gespannt, zumal Konstantin weder Licinius gegen Maxentius half, noch Maximianus Herculius seines Palastes verwies. Ihr gemeinsamer Schutzgott Iovius wurde nur auf Münzen für Licinius als Augustus abgebildet, den Konstantin damit offiziell anerkannte. 61 Nach der zweiten erzwungenen Abdankung des Maximianus 308 nahm Konstantin den Schwiegervater als Privatmann bei sich auf. Er selbst verstieß ohne Bedenken weiter gegen die Bestimmungen von Carnuntum, indem er den Augustustitel in Gallien führte – vom Standpunkt der Tetrarchie aus ein usurpierter Titel. 62 Der Putsch des Alt-Augustus Maximianus gegen den eigenen Schwiegersohn und dessen wahrscheinlich erneute Kooperation mit dem Sohn Maxentius stellten Konstantin vor ganz neue machtpolitische Herausforderungen und ideologische Uminterpretationen. Zum Putsch nutzte Maximianus, der sich mit seinem erzwungenen Ruhestand nicht abfinden konnte, die Abwesenheit seines Schwiegersohnes, der gerade einen Feldzug in Germanien unternahm. Konstantin hatte seinem Schwiegervater einen Teil der Truppen, die er nicht benötigte, in Arles zurückgelassen. Ob Maximianus zweimal oder nur einmal versuchte, die Macht an sich zu ziehen, ist in den antiken Quellen unterschiedlich überliefert. Auch die Mordpläne, die er gegen seinen Schwiegersohn hegte und die Fausta aufdeckte, werden nur in den ausführlicheren Quellen berichtet. Unklar ist außerdem, ob er hoffte, in Massilia (Marseille) vom Meer her Hilfe von seinem Sohn durch dessen Flotte zu bekommen. Auch die Todesart des Maximianus wird unterschiedlich angegeben; es ist unklar, ob es sich um freie To-

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deswahl und Selbstmord oder um die Todesstrafe für Aufruhr und Usurpation gehandelt hat. In allen diesen Abweichungen der antiken Überlieferung spiegelt sich die jeweilige Tendenz der antiken Autoren wider. Die einen sind Konstantin gegenüber feindlich gesinnt und wollen ihn mit dem Tod des Altkaisers belasten. Andere sehen in Maximianus den undankbaren, machtbesessenen und hinterhältigen Schwiegervater, der nur seine gerechte Strafe erlitten hat. 63 Der Tod des Maximianus Herculius bedeutete für Konstantin einen tiefen Einschnitt in die Legitimation seiner Herrschaft. Sie war bisher sowohl über die Götterdynastie mit Herkules als Schutzgott wie auch blutsdynastisch über Maximianus als Schwieger- und Adoptivvater begründet worden. Konstantin kam nun zugute, dass er immer eine unabhängige und distanzierte Politik gegenüber den anderen Tetrarchen geführt und sich ideologisch kaum an Herkules angelehnt hatte, sondern an die Schutzgötter seines Vaters, Mars und Sol – eine Linie, die er nun auszubauen versuchte. Das Sich-Lossagen vom Schwieger- und Adoptivvater vollzog sich in sehr moderater Form. Konstantin musste auf seine junge Frau Fausta Rücksicht nehmen, vielleicht auch auf seine Halbgeschwister, Enkel des Maximianus, die am Hof in Trier lebten. Außerdem wollte er sich alle Wege offenhalten, eine Vorgehensweise, die auch in Zukunft oft bei ihm anzutreffen ist. So ließ er den Panegyriker im Jahre 310 sagen, dass „Verirrung des Alters“ den Schwiegervater in die Usurpation getrieben und er mit seinem schmählichen Tod ein von den Göttern vorausbestimmtes Schicksal erfahren habe. Die Entscheidung Diokletians zum Rücktritt bestätigte er voll und ganz, womit er indirekt ein Bekenntnis zur Tetrarchie ablegte. Auf diese Weise wurde Konstantin selbst aller Schuld und Verantwortung enthoben, die Brücken zur herkulischen Dynastie und zur Tetrarchie waren nicht abgebrochen.64 Ansonsten führte er seine Legitimation nun allein auf seine eigene Dynastie zurück, die er mit einem neuen, bisher noch unbekannten Ahnherrn beginnen ließ, nämlich mit Claudius Gothicus (268–270), der in seiner kurzen Herrschaft gegen Alemannen und Goten siegreich gewesen war und Sol Invictus, den unbesiegbaren Sonnengott, als Schutzgott gewählt hatte. Den Sonnengott hatte bereits sein Vater Constantius Chlorus neben Mars 65 als göttlichen Gefährten erkoren. Konstantin lehnte sich blutsdynastisch und ideologisch an den Vater und Ahnen an und erfand für sich eine neue, völlig fiktive Abkunft. Er war fortan der Sprössling zweier Kaiser, war bereits als Kaiser geboren, ein dritter Kaiser in seinem Geschlecht. Darüber hinaus waren beide Vorfahren divinisiert, zu Göttern erhoben, so dass er, der Sohn und Enkel von Göttern, selbst göttlich war. So bedurfte er nicht mehr der Legitimation durch die Tetrarchie – er hatte seine eigene,

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blutsdynastische Legitimation: Er war zur kaiserlichen Herrschaft geboren. Die Designation zur Herrschaft hatte er zwar nicht vom Vater selbst, aber durch die Götterversammlung wie durch eine Senatsversammlung als Erstgeborener vor seinen Halbgeschwistern erhalten. Gerade an dieser Argumentationsreihe wird der gallische Hintergrund der Lobrede sichtbar, welche die Diskussionen am Hof in Trier widerspiegelt. 66 Das ist aber nicht die einzige gallische Komponente, die im Panegyricus von 310 sichtbar wird. Der Lobpreis zu Ehren der Stadt Trier wurde von einem Redner aus Autun vor allem auf den Kaiser gehalten – unter Berücksichtigung der jüngsten Ereignisse um die Usurpationsbestrebungen des Maximianus und die daraufhin erfolgte Hinrichtung des Schwiegervaters. Konstantin bedurfte einer neuen göttlichen Herrschaftslegitimation, die der Redner folgendermaßen darstellt: „Da hat das Schicksal es selbst so gefügt, dass dich (gemeint ist Konstantin) das Glück in deinen Unternehmungen erinnerte, den unsterblichen Göttern das, was du ihnen gelobt hattest, dort darzubringen, wo du von der großen Straße abgebogen warst und den Weg zum schönsten Tempel auf dem ganzen Erdkreis eingeschlagen hattest, zu dem dort … gegenwärtigen Gotte. Du hast nämlich, wie ich glaube, deinen Apollon gesehen, der dir in Begleitung der Victoria Lorbeerkränze darreichte, deren jeder das Zeichen für dreißig Jahre bedeutet, denn dies ist die Zahl für die menschlichen Generationen, die dir ganz gewiss über das Greisenalter Nestors hinaus bestimmt sind. … Du hast ihn gesehen und hast dich in der Gestalt dessen wiedererkannt, dem die Herrschaft über die ganze Welt gebührt, wie es die göttlich inspirierten Lieder der Dichter sangen, dies ist, wie ich meine, erst jetzt eingetreten, da du wie jener jung, froh, Heil bringend und strahlend schön bist, Imperator! … Schon mag es den Anschein erwecken, als riefen dich alle Tempel zu sich, und besonders unser Apollo …“ 67 Es handelt sich zwar hier zunächst um Apollo Grannus aus einem gallischen Heiligtum, wahrscheinlich in Grand in den Vogesen, das den meisten anwesenden Hofleuten und zugelassenen Hörern bekannt war, 68 aber seine Bedeutung geht über den lokalen Rahmen weit hinaus, da Konstantin in der Identifikation mit Apoll die Weltherrschaft verheißen wird. Die Länge dieser Herrschaft sollte das Lebensalter Nestors übertreffen, der für den antiken Menschen der Inbegriff für hohes Alter und alle damit verbundenen positiven Eigenschaften darstellte. Geht man für Nestor von einem Höchstalter von 120 Jahren aus, dann wurde Konstantin eine Herrschaft von über drei bis vier Generationen zugesagt: Apoll und Victoria überreichten ihm mehrere Kränze für je 30 Herrschaftsjahre. Der gallische Rahmen wurde lokal und zeitlich hier bereits überschritten: Als der Tod sich näherte, weilte sein Vater Constantius Chlorus am Rande der Welt, nämlich in Britannien, wo die Sonne die Erde berührt. Dort war er nach Eintritt des Todes von der Hand Jupiters in

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Abb. 6: Goldmedaillon (Pavia 313): Sonnengott als Gefährte des Invictus Constantinus Max(imus) Aug(ustus) (Vorderseite); Felix Adventus Aug(ustorum) N(ostrorum) (Rückseite)

das ewige Licht der Himmlischen erhoben worden. Schon der gallische Lobredner von 307 sprach über die „Himmelfahrt“ des Constantius auf dem Sonnenwagen nach seinem Tod und seine Erhebung zum Divus, zum Gott. 69 Immer wieder findet sich auf den Münzen des Constantius der Sonnengott, und auch Konstantin hat diesen bereits vor 310 für sich in Anspruch genommen. Münzen mit dem Sonnengott als seinem Gefährten ließ er seit dieser Zeit bis 324 prägen, dem Beginn seiner Alleinherrschaft. Das Nahverhältnis zwischen ihm und dem Schutzgott wird durch die Staffelung ihrer ähnlichen Profile sichtbar. Auf dem Schild des Kaisers ist der Sonnengott auf dem vierspännigen Wagen dargestellt (Abb. 6). Konstantin übernahm die für den Sonnengott typische Eigenschaft der Unbesiegbarkeit. Nach seinen militärischen Erfolgen über Scoten, Franken und Alemannen, der Hinrichtung aufständischer fränkischer Könige im Amphitheater in Trier und der Erbauung einer 420 m langen Brücke über den Rhein von Köln zum Kastell Deutz – ebenfalls im Jahr 310 – hatte Konstantin seinen Herrschaftsbereich gegen die ständigen Germaneneinfälle so abgesichert, dass er als unbesiegbar galt. 70 Er wurde fortan als Invictus Augustus bezeichnet, wiederum eine Anspielung auf den Sonnengott, den Sol Invictus. Den offiziellen antiken Zeugnissen zufolge bezeichnete er sich in dieser Weise bis zum Beginn seiner Alleinherrschaft.71 Mag es sich im Panegyricus von 310 noch um den gallischen Apoll gehandelt haben, so begleitete der Gott Konstantin schon von Beginn seiner Herrschaft an: Er schickte an Galerius sein lorbeerumkränztes Bild. Der Lorbeer ist der Baum Apolls, den bereits Augustus vor sein Haus pflanzte, wodurch er zum Gott des Augustus und der nachfolgenden Kaiser wurde. Vielfältige Traditionen aus allen Gebieten des Reiches flossen in diesem Gott zusammen, der vor allem im Laufe des 3. Jahrhunderts zum synkretistischen Reichsgott wurde. 72 An diese Traditionen knüpfte Konstantin an. Sol verheißt Unbesiegbarkeit, Weltherrschaft, lange, ewige Herrschaft.

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Diese Vision hat der Lobredner nicht erfunden. Sie wurde ihm vom Kaiser beziehungsweise von entsprechend instruierten Hofbeamten erzählt. Die Rede war offizielle Propaganda, welche die von Konstantin ausgegebene offiziöse Legitimation seiner Herrschaft und ihre religiös-politische Begründung öffentlich machte. Ohne die Tetrarchie in Frage zu stellen, war Konstantin durch seinen Vater und durch seinen Schutzgott legitimiert. 73 Die Tetrarchen im Osten des Reiches schienen in diesen Tagen andere Sorgen zu haben. Maxentius war durch die Rückeroberung Afrikas so stark geworden, dass Licinius nicht daran denken konnte, die ihm als Augustus zustehenden Gebiete – Italien Abb. 7: Galeriuskopf aus Porphyr und Afrika – einzunehmen. Er blieb (Gamzigrad, Villa Romuliana) also im Balkanraum. Außerdem führten die Christenedikte Diokletians zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen vor allem in den östlichen Provinzen, während sie im Westen – aus vielfältigen Gründen – schon weitgehend nicht mehr praktiziert wurden. Galerius (Abb. 7) erkrankte schwer und unheilbar. Da er voraussah, dass ein Machtkampf innerhalb des Herrscherkollegiums nach seinem Tod nicht ausbleiben würde, gedachte er zumindest die internen Konflikte zu lösen. So erklärte er in einem Edikt vom 30. April 311 die bisherige antichristliche Politik als ungeeignet zur Lösung des Christenproblems und hob die entsprechenden Verordnungen kurzerhand auf. Die christliche Religion wurde anerkannt und die Christen wurden mit staatsbürgerlichen Pflichten belegt, die mit ihrer Religion vereinbar waren. Die konkrete Umsetzung des Ediktes überließ Galerius seinen Kollegen und Nachfolgern im Herrschergremium. 74 Er selbst starb im Mai 311 in Serdika (Sofia), ein Jahr vor der Feier seines 20. Regierungsjubiläums. Galerius hatte am konsequentesten von allen Tetrarchen an den diokletianischen Reformen festgehalten, vor allem am tetrarchischen System, und trotz aller Schwierigkeiten weiterhin versucht, es aufrechtzuerhalten. Der Historiker Aurelius Victor beklagt bei Anerkennung der Leistungen des Galerius seine Unbildung. Bildung aber sei neben aller natürlichen Begabung unverzichtbar für die Bekleidung des Kaisertums. 75

II. Der Befreier Roms 1. Die Konkurrenz der Kaisersöhne Nichts in den bisherigen Handlungen und Taten Konstantins hat darauf hingewiesen, dass dieser römische Kaiser auch noch nach zwei Jahrtausenden der Nachwelt im Gedächtnis sein würde. Er unterschied sich nicht von früheren Usurpatoren, die ihre Macht zu legitimieren und weiter auszubauen versuchten. Das sollte auch in den kommenden Jahren nicht anders werden. Mit der Hinrichtung des Maximianus Herculius und der „Tilgung seines Gedächtnisses“ (damnatio memoriae) 1 war der Machtkampf zwischen den beiden leiblichen Söhnen der verstorbenen und divinisierten Augusti – Konstantin und Maxentius – eingeleitet. Denn eine der ersten Handlungen des Maxentius nach dem Tod seines Vaters war, auf den Senat einzuwirken, den Alt-Augustus zum Gott zu erheben. Willig beschloss das Gremium die Konsekration. Von diesem Zeitpunkt an nannte sich Maxentius Sohn des Gottes, Divi filius. Die früher so heftigen Zerwürfnisse zwischen Vater und Sohn wurden nun für fiktiv erklärt; möglicherweise waren sie auch tatsächlich bereits beim Putschversuch beigelegt. Maximianus hatte nämlich in Massilia (Marseille) auf die Landung der Truppen seines Sohnes und deren Invasion in das schutzlose Gallien gehofft. Mit Hilfe des Sohnes hätte er so erneut gegen den Schwiegersohn zur Macht gelangen können.2 Wie real oder irreal auch immer diese Pläne gewesen sein mögen – Maxentius hatte nun einen Grund, gegen Konstantin, den er früher so sehr umworben hatte, vorzugehen. Die Ehrerbietung des Sohnes gegenüber dem Vater, die pietas, gab ihm dazu eine sakral-politische Legitimation in die Hand: Er konnte nun gegen Konstantin zu Felde ziehen, ihm den Krieg erklären, um den Mord an seinem Vater – als solchen betrachtete Maxentius die Hinrichtung des Unschuldigen durch Konstantin – zu rächen. Er ließ die Statuen Konstantins in seinem Machtbereich umstürzen. 3 Das Bildnis des verhassten Schwagers verschwand von seinen Münzen. Stattdessen ließ er Gedenkmünzen für seinen divinisierten Vater prägen. 4 Maxentius (Abb. 8) fühlte sich Konstantin durchaus gewachsen. Seine Truppen hatten mehrmals ihre Loyalität bewiesen. Seit dem Sieg über den Usurpator Lucius Domitius Alexander durch seinen Gardepräfekten, Gaius Ceionius Rufius Volusianus, und der Rückeroberung Afrikas war nun auch die Getreideversorgung der Stadt Rom wieder gesichert. 5 Allerdings folgten diesen propagandistischen Aktionen keine Taten. Dazu be-

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stand für Maxentius auch keine Eile, weil durch den Tod des Galerius im Jahre 311 zunächst der gesamte Osten in Unordnung geraten war und die beiden dortigen Herrscher, Licinius und Maximinus Daia, um das Erbe des Galerius kämpften. Während dieser Auseinandersetzungen brauchte Maxentius keinen Zugriff auf Italien zu befürchten, und Konstantin war weiter an der Rheinfront beschäftigt. Maxentius konnte in aller Ruhe beobachten, ob und wie die drei legitimen Augusti sich in der Macht arrangieren würden. Er selbst war in Italien und vor allem in Rom, das er noch weiter befestigen ließ, sicher und konnte den richtigen Augenblick zur Machterweiterung – die Rache war nur vorgeschoben – abwarten. Nach der Rückgewinnung seiner abtrünnigen Provinz Afrika war es durchaus Abb. 8: Maxentiuskopf möglich, dass er eine Besetzung der Do(Kolossalkopf, um 310) nauprovinzen plante, um von dort aus nach Gallien gegen Konstantin oder zum Illyricum gegen Licinius vorzurücken. 6 Der Machtkampf zwischen den beiden Augusti des Ostens, die man im Vergleich mit den Kaisersöhnen Maxentius und Konstantin als Emporkömmlinge – homines novi – bezeichnen kann, schien auf eine ernste militärische Auseinandersetzung hinauszulaufen. 7 Jeder von ihnen versuchte, so viel wie möglich vom Gebiet des Galerius an sich zu ziehen. Am Bosporus standen sich die feindlichen Heere gegenüber. Maximinus Daia hatte die ganze asiatische und pontische Diözese einschließlich der Residenzstadt Nikomedien besetzt, und Licinius hatte die gesamte Balkanhalbinsel unter seine Kontrolle gebracht. Für einen Waffengang schienen beide noch nicht stark genug; die erworbenen Ländermassen waren darüber hinaus noch nicht genügend unter ihrer Herrschaft gesichert. Außerdem gab es innenpolitische Schwierigkeiten mit der Umsetzung des Christenediktes des Galerius. Es kam zu einer Verständigung, in der Licinius dem Maximinus Daia als dienstältestem Augustus den ersten Rang zuerkannte, während er selbst sich mit dem dritten Rang hinter Konstantin zufriedengab. Maxentius wurde weiterhin nicht anerkannt.8 Einen Wermutstropfen gab es allerdings für Licinius: Frau und Tochter Diokletians, die beide am Hof des Galerius gelebt hatten – Prisca war

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Schwiegermutter, Galeria Valeria Ehefrau des Letzteren –, hatten sich unter den Schutz des Maximinus Daia gestellt. Galerius hatte beide Frauen Licinius anvertraut. Vermutlich erschien der altgediente Augustus Maximinus Daia, der Neffe des Galerius, der Augusta Valeria Galeria und ihrer Mutter Prisca vertrauenswürdiger. Oder es handelte sich um eine Frage des Ranges und zugleich der Macht, die vorzugsweise bei dem dienstältesten Augustus lag, der die ehemals diokletianischen Provinzen verwaltete. Warum die Frauen nicht zu Diokletian in seinen Alterssitz nach Spalato gingen, ist unklar. 9 Konstantin blieb auch in dieser angespannten Situation der Jahre 311/ 312 seiner ausgewogenen Politik treu. Allerdings versuchte er, beide Augusti, die ihn in ihren Vereinbarungen als Augustus auf dem zweiten Rang mit einbezogen hatten, durch Abmachungen und Entgegenkommen zur Neutralität zu veranlassen. Denn die Auseinandersetzung mit Maxentius musste geführt werden, solange sich die beiden Augusti des Ostens gegenseitig in Schach hielten. Konstantin erkannte den höchsten Rang des Maximinus Daia an und verlobte seine Halbschwester Constantia mit Licinius. Dass Maximinus Daia daraufhin ein Bündnis mit Maxentius suchte, wie der christliche Rhetor Laktanz berichtet, 10 ist eher unwahrscheinlich. Die Verbindung mit einem Usurpator wäre sicher nicht so vorteilhaft für das hohe Prestige des altgedienten Augustus gewesen. Jedenfalls haben sich beide Herrscher des Ostens in der Auseinandersetzung Konstantins mit Maxentius neutral verhalten. Bevor Konstantin nach Italien zog, musste er zuerst die Rheinfront absichern, um keinen bedrohlichen Feind im Rücken zu haben. Daher beließ er die Grenztruppen – die limitanei – auf ihren Posten und nahm nur das bewegliche Heer – die comitatenses – mit. Es soll sich auf 25 000 bis 30 000 Mann belaufen haben, ein Bruchteil des Heeres, das Maxentius zur Verfügung stand. Die antiken Quellen sprechen hier von 100 000 Fußsoldaten, eine sicher übertriebene Zahl, um Konstantins Leistung zu vergrößern.11 Mit seinem Heer überstieg er die Alpen und begann mit den ersten Eroberungen in der Poebene: zunächst Segusio (heute Susa), dann Turin und schließlich Mailand. Nach einer weiteren Schlacht um Brescia gelangte er nach Verona, dessen Erstürmung sich sehr schwierig gestaltete. Die Einnahme dieser Stadt, bei der der fähige Prätorianerpräfekt des Maxentius, Ruricius Pompeianus, fiel, hatte besondere Bedeutung für den gesamten Feldzug. Nicht ohne Grund ließ Konstantin ihre Eroberung später auf seinem Ehrenbogen in Rom abbilden (Abb. 9). Die hier stationierten Soldaten hielten dem Maxentius die Treue und ließen sich nicht – wie manche ihrer Gefährten in anderen Städten – in das Heer Konstantins eingliedern. Sie wurden als Gefangene in Handfesseln mitgeführt, die aus Schwertern umgeschmiedet worden waren, weil man sie nicht ohne Gefährdung für

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Abb. 9: Detail aus der Südseite des Konstantinbogens: Eroberung von Verona

das Gelingen des Feldzuges hätte zurücklassen können. Der Marsch nach Rom führte über Aquileia, das sich freiwillig ergab, Ravenna und Ariminum an der Küste entlang, dann auf der Via Flaminia über den Appenin zur alten Metropole Rom, dem „Haupt der Welt“. 12 Nur selten wird in den antiken panegyrischen Quellen deutlich, dass der Vormarsch Konstantins in Norditalien nicht immer mühelos verlief. Die Heere des Maxentius waren in den letzten Jahren immer siegreich gewesen, und Norditalien war für den Angriffsfall gut gerüstet. Nach dem Panegyricus des Jahres 313 ist Konstantin eindeutig der Aggressor, während der Rhetor Nazarius im Jahr 321 Maxentius zum Angreifer stilisiert. 13 Wir werden später noch sehen, wodurch dieser Wandel in der Darstellung bedingt ist. Schnelligkeit, Zielstrebigkeit und eine Mischung aus Härte und Güte bei der Behandlung der ansässigen Bevölkerung mögen zum Erfolg Konstantins beigetragen haben. Wenn man davon ausgeht, dass Konstantin im April die Alpen überquerte und erst gegen Ende Oktober vor Rom stand, kann man trotz aller Verbrämung der Quellen die Langwierigkeit der Kämpfe ermessen.

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Maxentius hatte beim siegreichen Vormarsch des Gegners die Orakel befragt, die ihm geweissagt hatten, dass er die Schlacht verlieren werde, wenn er Rom verlasse. Daher erwartete er Konstantin zunächst in der Stadt, geschützt durch die Aurelianische Mauer. Er konnte dort sicher sein und war durch ausreichende Verproviantierung für eine lange Belagerung gerüstet. Konstantin scheint auf dem Weg zur Stadt eine Niederlage erlitten zu haben. Ob es nun diese Niederlage war, die Maxentius so siegessicher machte, ob es innere Unruhen der Bevölkerung von Rom waren, die den Kaiser bedrängten, oder ob das bevorstehende sechste Regierungsjubiläum am folgenden Tag ihm als Glück verheißendes Omen erschien – jedenfalls entschloss der Herrscher sich plötzlich, vor den Toren Roms zu kämpfen, weil die Sibyllinischen Bücher geweissagt hatten, dass ein Feind Roms fallen werde: Maxentius hatte dies auf Konstantin hin gedeutet. Er hoffte, so ein schnelles Ende des Bürgerkrieges – ohne langwierige Belagerung der Stadt – herbeiführen zu können. So jedenfalls berichtet es der christliche Schriftsteller Laktanz. 14 Die anderen Geschichtsschreiber, heidnische wie christliche, wissen nichts von dem Orakel. Sie berichten nur von Schwierigkeiten des Maxentius, zu seinen Truppen zu gelangen, die sechs Meilen von Rom entfernt bei Saxa Rubra standen. Dort zog er sich seine entscheidende Niederlage zu. Weitere Kämpfe, wahrscheinlich relativ ungeordnete Rückzugsgefechte bis zur Milvischen Brücke, bei denen sich seine Truppenverbände auf Grund der Enge des Geländes nicht richtig entwickeln konnten, kosteten Maxentius schließlich das Leben: Die hochziehbare Schiffsbrücke, die er an Stelle des steinernen Pons Milvius hatte bauen lassen, um den Feind gar nicht erst zur Stadt vordringen zu lassen, stürzte unter der Last der zurückdrängenden eigenen Soldaten ein und riss viele – auch den Kaiser selbst – in den Tiber, in dessen Fluten er ertrank. Konstantin ließ den Leichnam bergen und den Kopf des Usurpators auf einer Lanze aufgespießt durch die Stadt tragen. Der Augustus Constantinus war der eindeutige Sieger. 15 Es wäre nun ein Einfaches, die Darstellung des Machtkampfes zweier dynastisch und wahrscheinlich auch machtpolitisch gleichrangiger Kaisersöhne ohne vertiefte Interpretation abzuschließen. Bei keinem der beiden lag ein Mehr an Berechtigung für den Kampf vor: Maxentius rächte seinen Vater, 16 Konstantin bekämpfte einen Usurpator. Maxentius war vom Senat und dem Volk von Rom anerkannt, Konstantin war von seinen Kollegen im Amt anerkannt. Keinem gebührte ein Vorzug. Beiden ging es im Letzten um die alleinige Macht im Westen. Aber dennoch suggerieren uns alle antiken Quellen etwas anderes als einen bloßen Machtkampf zwischen zwei Kontrahenten. Und in dieser Grundtendenz unterscheiden sich die christlichen keineswegs von den nichtchristlichen Quellen. Sie alle stilisieren den Sieger Konstantin zum

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Befreier Roms und den Verlierer Maxentius zu einem monströsen Tyrannen und sogar zum Bastard, der die Herrschaft nur widerrechtlich innehatte. Ein Teil der modernen Interpretationen hat sich diesen Sichtweisen angeschlossen und spricht im Zusammenhang mit dem Sieg Konstantins an der Milvischen Brücke von der „Konstantinischen Wende“ oder sogar von der Bekehrung Konstantins auf Grund einer Vision, die er vor den Toren Roms oder schon vor dem Feldzug gehabt haben soll. Auf Grund dieser disparaten Ausgangslage müssen wir uns zunächst einen kurzen Überblick über die wichtigsten Forschungstendenzen verschaffen, um dann in einem zweiten Schritt die antike Überlieferung, auf der ja die Forschung beruht, nochmals genauer auf Chronologie und Tendenzen hin zu prüfen. Wie auch immer das Ergebnis dieser erneuten Prüfung ausfallen wird, es ist in jedem Fall zentral zumindest für die Bewertung der späteren (Religions-)Politik Konstantins, wenn nicht sogar in gewisser Hinsicht für seine Gesamtpersönlichkeit.

2. Die moderne Forschungskontroverse „Als am 28. Oktober 312 Gaius Flavius Valerius Constantinus seinen Rivalen Marcus Aurelius Valerius Maxentius an der Milvischen Brücke vor den Toren Roms besiegte, setzte sich der erfahrene Feldherr mit einem kampferprobten, treu ergebenen Heer gegen einen im entscheidenden Moment unsicheren, in verschiedener Hinsicht unterlegenen Gegner durch. Die Propaganda des Siegers fiel auf so fruchtbaren Boden, dass diesem in der damaligen Zeit keineswegs ungewöhnlichen Ereignis schon nach kurzem weltgeschichtliche Bedeutung beigemessen wurde: Aus der Auseinandersetzung zweier römischer Augusti um die Vorherrschaft im Westen des Reiches war der Triumph eines Verehrers des Christengottes über einen Christenverfolger geworden. Maßgeblich trug zu dieser Überzeugung die fromme Legende von der Vision des Konstantin bei, er werde im Zeichen des Kreuzes siegen: Hoc signo victor eris.“ 17 Mit dieser kurzen, die Gesamtsituation treffend umreißenden Skizzierung leitet Alfons Städle seine Übersetzung eines der Hauptwerke zur konstantinischen Zeit, nämlich der Schrift Über die Todesarten der Verfolger (De mortibus persecutorum) des nordafrikanischen Rhetors und Kirchenlehrers Lucius Caelius Firmianus Lactantius ein. Städle macht zwei Dinge deutlich: zum einen, dass die Propaganda des Siegers diesem zu weltgeschichtlichem Ruhm verholfen habe, zum anderen, dass dieser Ruhm auf dem Glauben an eine fromme Legende beruhe. Mit Recht bezweifelt Klaus Girardet in seinem unlängst erschienenen

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Buch Die Konstantinische Wende, 18 dass die conversio des Kaisers im Jahre 312 „als bloße Tatsache kein Problem mehr darstelle“, wie dies Thomas Grünewald noch 1990 in seinem Konstantinbuch behauptet hatte 19 und wie auch Hartwin Brandt in seiner Konstantinbiographie von 2006 unterstreicht. Brandt zufolge ist Konstantin seit 312 Christ, auch wenn er die christlichen Visionsberichte ähnlich wie Steidle „liquidiert“. Sie seien alle erst später erfunden worden. Den Sprung, die „qualitative Wende“, macht Brandt zwischen dem Sieg über Maxentius und dem Einzug Konstantins in Rom fest. Sichtbar wird dieser Wandel nicht am unterlassenen Opfer für den Iuppiter Optimus Maximus auf dem Kapitol, in dem Girardet die conversio Konstantins fokussiert sieht. 20 Nach Brandt offenbart Konstantin dagegen seine Hinwendung zum Christentum – übrigens einem „Christentum light“, also einem Christentum ohne den intoleranten Ausschließlichkeitscharakter – in seinen ersten Briefen im Rahmen des Donatistenstreites. 21 In einem noch früher beginnenden Zeitabschnitt, nämlich zwischen 311 und 314, bewertet Girardet in seinen neuesten Untersuchungen die Hinwendung Konstantins zum Christentum als vollzogen und abgeschlossen. Bestätigt sieht er seine These durch eine neue Auslegung des Galeriusediktes sowie die Frühdatierung der Rede Konstantins An die Versammlung der Heiligen. 22 Klaus Rosen dagegen schiebt alle Äußerungen eines persönlichen christlichen Bekenntnisses des Kaisers vor dem Jahr 321 als spätere Interpolationen in die bei Eusebius überlieferten Texte beiseite und hält an Spätdatierungen fest. Er sieht zwischen 312 und 321 einen langsamen Entwicklungsprozess des Kaisers, der sich erst von diesem Zeitpunkt an in Ost und West öffentlich zum Christengott bekennt, während 326 ein Visionsbericht nötig wird – wegen der moralischen Belastung Konstantins durch die Verwandtenmorde –, den Eusebius denn auch konsequent ausarbeitet. 23 Es ist hier bisher nur die neuere und neueste Konstantinforschung zur Sprache gekommen und auch nur diejenige, für die eine conversio Konstantins – ob in einem Saulus-Paulus-Erlebnis oder in einem längeren Entwicklungsprozess vollzogen, was ja eine Frage der Verhältnismäßigkeit und der Akzentuierung darstellt – unumstößlich ist. Trotzdem gibt es auch in dieser traditionell breiten und breitgefächerten Forschungsrichtung Unterschiede, die tiefergreifender, substanzieller Art sind. Es geht dabei um die Art des konstantinischen Christentums. Die Duldung nichtchristlicher Symbole und Kulte wird entweder auf den realpolitischen Pragmatismus des Kaisers oder auf sein mangelndes Verständnis des Christentums zurückgeführt.24 Andere unterstellen ihm seit 312 ein rigides Christentum, das er aber erst als Alleinherrscher 324 voll durchsetzen konnte. 25 Will man den Kaiser entlasten, indem man ihn weder des politischen Zweckrationalismus noch des theologischen Dilettantentums zeihen will, dann

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bleibt nur noch der rein ornamentale, sinnentleerte Charakter nichtchristlicher Symbole und Ausdrucksweisen übrig, was auf einen explosionsartigen Christianisierungsprozess des Römischen Reiches innerhalb von ganz wenigen Jahren hinweisen würde – eine historisch und auch religionsgeschichtlich wohl ziemlich gewagte Vorstellung. 26 Die These von der Bekehrung Konstantins hat eine lange Forschungstradition, die hier nur kurz skizziert werden kann. Auf der Grundlage einer differenzierten Quellenanalyse haben Hermann Doerries und Heinrich Kraft in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts die Voraussetzungen quellengestützter Untersuchungen geschaffen. Sie haben vor allem in Paolo Silli und Volkmar Keil Nachahmer gefunden, deren Ziele jedoch anderer Art waren.27 Obwohl die Auffindung des Papyrus London 878 (Edikt an die Provinzialen in Palästina vom Jahr 324) eine Bestätigung der Historizität der Urkunden mit sich brachte, die in die Vita Constantini von Eusebius aufgenommen worden sind, so wird heute erneut Quellenkritik auf Interpolationsbasis laut. Zugleich ist eine Erweiterung der Quellenbasis um epigraphisches und numismatisches Material und spätere literarische christliche Quellen in der neueren Forschung erfolgt. 28 Alle diese Autoren zweifeln nicht an der Religiosität des Kaisers, die aber durchaus unterschiedlich ausgeprägt sein kann und vom religiösen Sendungsbewusstsein bis hin zum zweckbestimmten, politisch dominierten Pragmatismus reicht. 29 „Die zuverlässigsten Quellen sind Konstantins eigene Briefe. Aus ihnen entnehmen wir, dass an der Aufrichtigkeit von Konstantins Christentum nicht zu zweifeln ist, während von einer Bekehrung nicht die Rede sein kann. Es liegt nicht an Konstantins Christentum, sondern an unserem Bekehrungsbegriff, dass wir vergeblich nach Konstantins Bekehrung fragen, vergeblich das Datum suchen, an dem aus dem Saulus ein Paulus wurde. Es gibt diesen Augenblick nicht in Konstantins Geschichte.“ 30 Diese eher distanziert vorsichtige Äußerung des langjährigen Konstantinforschers Heinrich Kraft aus dem Beginn der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts weist in drei Richtungen. Mit der Feststellung der religiösen Aufrichtigkeit Konstantins wendet er sich gegen all diejenigen, die – in der Tradition Jacob Burckhardts stehend – in der konstantinischen Religionspolitik nur eine machtstrategische Maßnahme eines zutiefst irreligiösen Politikers sehen wollen. Heinrich Krafts Zweifel an der Bekehrung weist dagegen in zwei andere Richtungen: Benötigen wir überhaupt eine Bekehrung Konstantins, und ist unser Bekehrungsbegriff nicht inadäquat und so auf Konstantin nicht anwendbar? Kraft macht auf ein Phänomen aufmerksam, dem in etwas anderer Form auch in der neuesten Forschung nachgegangen wird, nämlich dem der Eigenart der spätantiken Religiosität einschließlich der des Christentums, die eine grundlegend an-

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dere zu sein scheint als die, von der wir gemeinhin auf dem Hintergrund einer zweitausendjährigen Christentumsgeschichte meinen ausgehen zu müssen. Bevor ich mich dieser hoch interessanten jüngeren Forschungsrichtung zuwende, möchte ich kurz die anderen beiden Positionen kennzeichnen, die, wenn auch aus ganz unterschiedlichen Gründen, eine Konversion des Kaisers „liquidieren“. Jacob Burckhardt schreibt 1853 in seinem Buch Die Zeit Constantins des Großen 31 : „In einem genialen Menschen, dem der Ehrgeiz und die Herrschsucht keine ruhige Stunde gönnen, kann von Christentum und Heidentum, bewusster Religiosität und Irreligiosität gar nicht die Rede sein; ein solcher ist ganz wesentlich unreligiös. … Es ist eine traurige … Tatsache, dass … die Stimmen der Kirche … die wahre Stellung Constantins nicht verrieten, dass sie kein Wort des Unwillens hatten gegen den mörderischen Egoisten, der das große Verdienst besaß, das Christentum als Weltmacht begriffen und danach behandelt zu haben …, der alles, was er tut und geschehen lässt, auf die Erhöhung seiner eigenen Macht bezieht und berechnet.“ Mit Eusebius von Caesarea sei der Kaiser außerdem noch dem „widerlichsten aller Lobredner“ in die Hände gefallen, einem Mann der Heuchelei und Verstellung zu dem Zweck, „der von Constantin so stark und so reichlich etablierten Hierarchie“ die ideologisch-christliche Untermauerung und Rechtfertigung zu geben. Dass Jacob Burckhardt mit dieser seiner scharfen Trennung zwischen Religion und Politik der Antike, ihrem Denken und Handeln nicht gerecht wurde, liegt auf der Hand. Er dachte ganz aus seiner eigenen Zeit der Trennung beider Bereiche und bedauerte die von Konstantin bewirkte Verschmelzung von Staat und Kirche als das „notwendige Resultat eines weltgeschichtlichen Prozesses“. Weniger weltgeschichtlich, aber nicht weniger kritisch betrachtete der belgische Byzantinist Henri Grégoire 32 die religiöse Konversion, in der er – wie alle Forscher dieser Richtung – eine politisch zweckmäßige Handlung sah, die aus rein politischem Kalkül und nicht aus religiöser Überzeugung erfolgte. So erklärte er auch die Hinwendung zum Christentum mit machtpolitischen Erwägungen der Teilkaiser. Folglich kann auch das Jahr 312 keine religionspolitische Zäsur darstellen. Grégoire „liquidierte“ sozusagen die „Bekehrung“ Konstantins. Den Ausgangspunkt für eine religionspolitische Wende sah er ausschließlich im Osten des Reiches gegeben, in dem der Anteil der christlichen Bevölkerung groß war. Aus diesem Grunde wies er Licinius den Part zu, den die übrige Forschung bisher Konstantin zugesprochen hatte. Jochen Bleicken hat 50 Jahre später an diese eigenwillige These des belgischen Byzantinisten, die von der Forschung nie rezipiert worden ist, angeknüpft. Er schreibt hierzu in seiner Abhandlung Constantin der Große

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und die Christen 33 : „Wenn die christlichen Zeitgenossen Constantins und ihre nachlebenden Glaubensgenossen über die Ursachen dieses schier unglaublichen Wandels nachdachten, der sie von unmittelbarer Todesfurcht befreite und aus verachteten und gejagten Staatsfeinden zu geachteten, ja bevorzugten Staatsbürgern machte, mussten sie sie mit dem oder denen verbinden, die damals die Geschicke der Welt lenkten … In Constantin erkannte man daher denjenigen, der als Gefäß eines göttlichen Willens den Umschwung herbeigeführt hatte, und es erschien allen Christen selbstverständlich, dass er das nur als ein auch innerlich zum Christengott Bekehrter hätte durchführen können. Sind das Ergebnis dieser christlichen Ursachenforschung und ebenso die sich etwa daraus bildenden Legenden unmittelbar einsichtig und bedürfen sie daher keiner weiteren Rechtfertigung, gilt dies nicht für die Übernahme dieser christlichen Sicht durch den größten Teil auch der modernen Forscher … Es fehlt durchwegs die Auseinandersetzung mit der Grundsatzfrage, nämlich der Begründung beziehungsweise Erklärung der ‚Bekehrung‘ Constantins zum christlichen Glauben und der Bedeutung der Visionen für sie.“ Angeregt von den Thesen Grégoires, aber zugleich in Distanz zu ihnen kommt Bleicken zu folgenden Ergebnissen: Die Hinwendung Konstantins zum Christentum sei erst seit 315 erfolgt. Alle vorher einsetzenden Tendenzen beruhten auf späterer christlicher Interpretation der Vorgänge von 312. Diese seien erst christianisiert worden mit dem beginnenden Konflikt zwischen Konstantin und Licinius in der Mitte des Jahrzehnts. Die rein machtpolitische Auseinandersetzung wurde christlich verbrämt. Die dezidiert christliche Politik Konstantins auf der Grundlage der Toleranzedikte wurde der eher gleichgültigen Politik des Licinius gegenübergestellt. Die Symbole, die die Historiker mit 312 verbunden haben – wie das Christogramm oder auch die Standarte, das Labarum –, waren Zeichen, die mehrdeutig gewesen seien und die erst mit der Zeit eine ausschließlich christliche Konnotation erhielten. So erfolgte nach Bleicken die Bekehrung Konstantins, die durchaus echt gewesen sei, einige Jahre später und sei nicht mit der spektakulären Wende von 312 zu verbinden. Bleickens Kritik galt vorrangig der eigenen Zunft und nicht dem Kaiser oder seinem Hoftheologen wie noch die Jacob Burckhardts. Die sehr bald folgende Widerlegung durch Klaus Bringmann gab der ordnungspolitischen Rücksichtnahme in der Christenpolitik seit 311 den Vorzug vor einer machtpolitischen Betrachtungsweise. Obwohl er Konstantin seit 312 ein fundamentalistisches Christentum zusprach,34 sparte er die Bekehrung Konstantins „aus methodischen Gründen einer Mystifikation als Leerstelle“ bewusst aus. In ähnlicher Weise gehen auch die Forscher vor, die die machtpolitischmilitärische Auseinandersetzung genau rekonstruieren wollen. Eine per-

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sönliche conversio wird als möglich eingeräumt, zugleich aber wird bewusst eine Grenze der historischen Erkenntnismöglichkeiten gezogen. In diesem Sinne konstatiert Pedro Barceló: „Gleichgültig, von welchen Prämissen dieses Phänomen zu ergründen versucht wird, ab einem gewissen Punkt stößt die Geschichtswissenschaft unweigerlich auf einen undurchdringlichen Schleier, der dem historischen Erkenntnisinteresse Grenzen setzt.“ 35 Mit diesen Schwierigkeiten haben diejenigen nichts zu tun, die eine Konversion des Kaisers gar nicht mehr benötigen, weil Konstantin bereits in einem christlichen Elternhaus aufgewachsen sei und immer schon Christ war. Die provokative These von Thomas George Elliott Constantine’s Conversion: Do we really need it?, die auch von anderen englischen Forschern vertreten wird, kann so die Visionserzählungen der Kirchenväter als Fiktionen im Auftrag des Kaisers genauso beiseite schieben wie die gesamte nichtchristliche Propaganda auf Münzen, Inschriften und in den panegyrischen Schriften. Sie sei kein Spiegel der wahren Überzeugung des Kaisers, sondern aus Zweckopportunismus weiter verwendet, wenn nicht sogar im Sinne einer bereits entleerten Konvention.36 Schlussfolgerung dieser These ist dann zugleich, dass Konstantin bereits seit 306 mit seiner Erhebung zum Nachfolger seines Vaters die Christenverfolgungen in Gallien per Gesetz eingestellt habe und den Christen die beschlagnahmten Güter zurückgegeben habe – eine These, die Timothy David Barnes unlängst erneut vertreten hat. 37 Der Gang der bisherigen Konstantinforschung ist kein gradliniger, sondern ein mäandrierender: Einmal steht mehr der Machtmensch und Politiker, einmal der Gott Suchende und aus einem religiösen Sendungsbewusstsein heraus Handelnde im Vordergrund, je nach Interpretation der widersprüchlichen antiken Quellen. Die Diskussion zwischen diesen beiden großen Richtungen, die sich zuweilen in kleinere Unterabteilungen aufspalten, ist kompliziert, teilweise festgefahren und sehr oft nicht mehr gegeben. Eine neue Forschungsrichtung, die unser Verständnis von Bekehrung und Vision auf dem Hintergrund der Eigenart spätantiker Religiosität kritisch hinterfragt, vermag eventuell die verhärteten Fronten zwischen den beiden großen Hauptrichtungen aufzubrechen.38 Sie geht aus von der monotheistischen Struktur des Sonnenkultes und den zunehmend solaren Elementen des spätantiken Christentums, die Konstantin miteinander problemlos zu verbinden verstand. Den Ausschließlichkeitsanspruch des Christentums habe der Kaiser, so Martin Wallraff in seinem Buch Christus Verus Sol, bis zum Schluss seines Lebens nicht erkannt oder nicht erkennen wollen. Er wäre seiner religiösen Integrationspolitik nur abträglich gewesen. Die Bischöfe allerdings – auch Eusebius, der die gesamte solare Staatstheologie Konstantins entwickelte – haben an einigen Unvereinbarkeiten versteckt Kritik geübt. 39 Der Vorzug dieser neuen Forschungsrich-

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tung, der Manfred Clauss, Rudolf Leeb und Peter Weiß zuzurechnen sind, 40 liegt darin, die Gemeinsamkeiten zwischen den spätantiken monotheistischen Religionen aufzudecken, wodurch eventuell die Möglichkeit gegeben ist, die Ereignisse von 312 – sowohl die realen wie auch die fiktiven – besser zu verstehen. Dafür bedarf es aber vorrangig einer Rückbesinnung auf die antiken Quellen.

3. Das Jahr 312 in der antiken zeitgenössischen Überlieferung Nach dem feierlichen Einzug (adventus) in die Stadt Rom, der von einem Triumph sehr deutlich zu unterscheiden ist, da Konstantin Sieger in einem Bürgerkrieg (bellum civile) war, 41 traf der Kaiser, der erstmals in der alten Hauptstadt weilte, die ersten notwendigen Maßnahmen für den bisherigen Herrschaftsbereich des Maxentius, das heißt für Rom, Italien und Nordafrika. Dem überraschenden Sieger zog die Bevölkerung in Dankbarkeit entgegen: „Vor dem Wagen (Konstantins) wurden freilich nicht gefesselte Generäle geführt, vielmehr schritt endlich die befreite Nobilität einher; nicht in den Kerker geworfene Barbaren, sondern aus den Kerkern befreite Konsulare. Nicht kriegsgefangene Fremde gaben jenem Einzug das Ehrengeleit, sondern die jetzt wieder freie Stadt Rom. … Sie hat ihre Herrschaft zurückerhalten – sie, die die Unterjochung ertrug.“ 42 Die Stadt schien die Befreiung von einem Tyrannen zu feiern, so vermitteln es jedenfalls die zeitgenössischen Quellen. Konstantin hatte seinen Konkurrenten besiegt und seinen Machtbereich so erweitert, dass er nun als der Augustus aller westlichen Provinzen zu gelten hatte. Dem trug der Senat Rechnung, indem er ihn zum Maximus Augustus akklamierte, eine Legitimation, die weit über die bisherige dynastische Konstantins selbst sowie die tetrarchische seiner Mitaugusti hinausging. Außerdem beschlossen die Senatoren zum Gedächtnis an die Befreiung der Stadt einen Ehrenbogen mit triumphaler Ikonographie und einer entsprechenden Ehreninschrift sowie eine Ehrenstatue, die der Sieger selbst beschriften durfte. 43 Die Zeugnisse berichten nichts von einem Opfer beim Iuppiter Optimus Maximus auf dem Kapitol. Es gibt mehrere Erklärungsmöglichkeiten für diese Lücke. Entweder war ein solches Opfer beim adventus nicht mehr Usus – oder es war so selbstverständlich, dass man es nicht eigens zu erwähnen brauchte. Da keiner der späteren Berichterstatter bei den Ereignissen dabei war, ist es schwer zu entscheiden, ob es sich um eine vorsätzliche oder um eine unbewusste Auslassung handelt. Weitreichende Schlussfolgerungen daraus zu ziehen, ist mithin problematisch. 44 In Anknüpfung an die tetrarchische Politik des Galerius, aber auch im eigenen Interesse löste Konstantin die Prätorianergarde auf, die an der

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Seite des Maxentius gegen ihn gekämpft hatte. Wahrscheinlich ist ihr Lager geschleift worden und an seiner Stelle ein kaiserlicher Palast auf dem Lateran entstanden, der später dem Bischof Silvester zur Nutzung als Kirche übergeben wurde. 45 Die übrigen Beamten des Maxentius jedoch übernahm der Sieger ohne Probleme, woraus allerdings nicht geschlossen werden darf, dass der bisherige Herrscher im Zerwürfnis mit Senat, Aristokratie und Bevölkerung gelebt hatte. Er war nur der Verlierer und wurde typologisch zum Tyrannen umstilisiert. Allein auf diesem Hintergrund konnte aus dem Machtkampf zweier Konkurrenten der Befreiungskampf Konstantins für die Stadt Rom werden, wofür es genügend Vorbilder in der Geschichte gab, an die man anknüpfen konnte. 46 Nachdem der Kaiser zu Beginn des Jahres 313 das Konsulat angetreten hatte, verließ er Rom und kehrte über Mailand nach Gallien zurück. In der norditalischen Stadt traf er mit seinem zukünftigen Schwager Licinius zusammen, um mit ihm die weitere Politik abzusprechen, in die auch Maximinus Daia mit einbezogen wurde. Offiziell im Sinne der Tetrarchie hatte Konstantin den nie anerkannten Usurpator Maxentius beseitigt. Die Mailänder Vereinbarungen, die fälschlicherweise als Mailänder Edikt bezeichnet werden, waren für alle drei Augusti verpflichtend. Konstantin, der vom Senat als Maximus Augustus akklamiert worden war, womit ihm das leitende Gesetzgebungsrecht und die Konsulernennung zukamen, erkannte sehr schnell, dass dieser Akt von dem bisherigen Senior Augustus Maximinus Daia als Zurücksetzung und Brüskierung empfunden werden konnte. Vor dessen Ausschaltung durch Licinius scheint er denn auch den Titel „Maximus“ sehr selten geführt zu haben. 47 Konstantin vermied sorgfältig alle Provokationen, die einen Zusammenschluss der beiden kaiserlichen Kollegen gegen ihn hätten herbeiführen können. Er versuchte, sich beide Augusti gewogen zu machen, indem er Licinius nun mit seiner Halbschwester Constantia verheiratete, Maximus Daia aber als Kollegen in das Konsulat aufnahm. So hatte er den Rücken frei, sich erneut den Barbareneinfällen an der gallischen Grenze entgegenzustellen und aus der Distanz des neutralen Dritten die Entwicklung der Verhältnisse im Osten zu beobachten. Was berichten uns nun die zeitgenössischen Quellen? Das früheste antike Zeugnis, das über die uns hier interessierenden Ereignisse des Feldzuges und des Sieges von 312 und der unmittelbaren Zeit danach berichtet, ist eine Lobrede, die aller Wahrscheinlichkeit nach im Jahr 313 am Hof in der Residenzstadt Trier gehalten wurde. Der uns nicht namentlich bekannte gallische Panegyriker preist jedenfalls Konstantins Eroberung Roms und seinen Sieg über die Franken, beides brandneue freudige Ereignisse, die sich kurz hintereinander zugetragen hatten. So könnte die Rede im Herbst des Jahres 313 gehalten worden sein. Alle an-

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Abb. 10: Silbermedaillon aus Ticinum (Pavia, 315): Imp(erator) Constantinus P(ius) F(elix) Aug(ustus) (Vorderseite); Allocutio Konstantins (Rückseite)

deren Berichte und Zeugnisse sind später zu datieren. Die frühesten von ihnen fallen in das Jahr 315, in dem Konstantin sein zehnjähriges Regierungsjubiläum in Rom feierte. Zu diesem Zweck wurden die Statue des Kaisers sowie der Konstantinbogen eingeweiht, dessen Konzeption wahrscheinlich mit den Senatoren beim ersten Romaufenthalt Konstantins nach seinem Sieg im Winter 312/313 abgesprochen worden war. Aus dem Jahr 315 stammen das berühmte Silbermedaillon aus Ticinum mit den christlichen und nichtchristlichen Zeichen (Abb. 10) sowie das große Goldmedaillon mit dem Sonnengott als Gefährten des Kaisers (s. o., Abb. 6). Ab 313 arbeitete Eusebius an seiner zweiten Auflage der Kirchengeschichte, die er mit der diokletianischen Christenverfolgung bereits abgeschlossen hatte und die er nun fortschreiben konnte. In die Zeit zwischen 313 und 316 ist auch die Abfassung der Schrift Über die Todesarten der Verfolger zu datieren, die Laktanz – zum Prinzenerzieher an den Hof nach Trier berufen – dort verfasste oder zumindest fertigstellte, falls er schon Vorarbeiten besaß. Als weitere zeitgenössische Quellen, die sich direkt mit den Vorfällen beschäftigen, sind noch ein späterer Panegyricus aus dem Jahr 321 und die Vita Constantini des Eusebius zu nennen, die aber erst nach dem Tode des Kaisers veröffentlicht wurde. Andere Zeugnisse – wie Briefe und Gesetze des Kaisers, die beiläufig auf die Ereignisse von 312 Bezug nehmen – werden im Kontext ihrer Entstehung berücksichtigt. 48 Nach dieser kurzen Sichtung der antiken Überlieferungslage ist der Panegyricus von 313 als ältestes zeitgenössisches Zeugnis sehr ernst zu nehmen. Der Lobredner, der bei den Ereignissen in Rom wohl nicht dabei gewesen und auf Erzählungen aus der Umgebung des Kaisers angewiesen war, stand vor vielen, für ihn nicht auflösbaren Rätseln. Seine Verwunderung brachte er in seiner Rede auch klar zum Ausdruck49 : „Sage mir, ich bitte dich, welcher Gott also, welche so gegenwärtige Hoheit hat dir Mut gemacht, dass du selbst, obwohl nahezu alle deine Begleiter und Generäle nicht nur im Stillen bangten, sondern offen ihre Furcht

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äußerten, gegen die Ratschläge der Menschen, gegen die Ermahnungen der Opferschauer, von dir aus fühltest, die Zeit zur Befreiung der Stadt sei gekommen? Gewiss hast du, Constantin, irgendein Geheimnis mit jenem göttlichen Geist, der allein dir sich zu offenbaren geruht, wohingegen er die Sorgen um uns niederen Gottheiten übertragen hat.“ Der Lobredner muss gehört haben, dass Konstantin den Feldzug und die Eroberung Roms gegen göttlichen und menschlichen Rat geplant und durchgeführt hatte. Er konnte dem Kaiser zwar nicht vorwerfen, er habe Gallien ungeschützt zurückgelassen, da zwei Drittel der Truppen dort verblieben waren; auch war der Krieg ein gerechter, da Maxentius ein Tyrann gewesen war, der die römische Bevölkerung mit Mord, Terror, zu hohen Steuern und vielem anderen mehr drangsaliert hatte. Außerdem war er ein Bastard, der unrechtmäßigerweise die Nachfolge des Herkuliers in Rom angetreten hatte. Aber dass Konstantin Gallien so schnell verlassen, dass er sich der Todesgefahr in vorderster Schlachtreihe ausgesetzt hatte und dass er auch jetzt ohne Ruhe weitere Schlachten suchte, das alles war dem Lobredner unverständlich und konnte – seiner Meinung nach – nur auf einen göttlichen Ratschlag (consilium) zurückgeführt werden, auf ein Einvernehmen des Kaisers mit einer Gottheit, die über allen anderen Göttern stand.50 Den Beweis hierfür sah der Lobredner in dem rational nicht erklärbaren Verhalten des Maxentius, sich aus dem sicheren Schutz der römischen Stadtmauern auf das offene Feld zum Kampf mit Konstantin herauszuwagen. Dabei war für ihn nicht ausschlaggebend, dass Maxentius sein bisheriges strategisches Konzept einer völligen Konzeptlosigkeit opferte, sondern dass er durch tage- und nächtelang durchlittene Angstzustände bereits vorher wusste, dass mit Konstantin sein Bezwinger gekommen war. Sein Tod in den Fluten des Tiber war nur die Folge einer Zwangsläufigkeit, die auf einem höheren, göttlichen Ratschluss beruhte. 51 Von einer namentlichen Bezeichnung dieser Gottheit hielt der Lobredner sich auffälligerweise fern. Er meinte sogar, dass sie viele Namen in unterschiedlichen Sprachen habe. Er sprach von einem göttlichen Geist (mens divina), einem Schöpfer aller Dinge (summus sator rerum), von dem Schöpfer der Welt (creator mundi), dem Gott und Herrn (deus et dominus). Erstaunlich ist, dass der gallische Lobredner weder an den Sonnengott (= Apoll) erinnerte, den sein Vorredner 310 gepriesen hatte, noch dass er auf die konstantinische göttliche Dynastie einging – abgesehen von einem kurzen Hinweis auf den Divus Constantius. 52 Hinweise auf den Sonnengott aber finden sich umso deutlicher in Rom. Zwar spricht auch die Inschrift am Konstantinbogen zunächst unbestimmt von der Eingebung einer Gottheit (instinctu divinitatis), aber ikonographisch wird diese Inschrift kommentiert durch Darstellungen eines Opfers

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Abb. 11: Medaillon auf dem Konstantinbogen: Konstantin oder sein Vater Constantius Chlorus bringen Apoll ein Opfer dar.

beim Apoll, das einer der Kaiser – Konstantin oder sein Vater Constantius Chlorus – darbringt (Abb. 11). Die Siegesgöttin ist auf dem Sonnenwagen dargestellt und solare Zeichen tragen die Schilde und Standarten der Soldaten. Der siegreich in die Stadt einziehende Kaiser wird von der Victoria bekränzt und der Stadtgöttin Roma geleitet. 53 Victoria ist auch auf der Rückseite des berühmten Silbermedaillons von Ticinum dargestellt bei der Ansprache des Kaisers, die unter dem Motto des öffentlichen Heils steht 54 (Abb. 10). Auf der Inschrift am Konstantinbogen aber heißt es: „Für Kaiser Flavius Constantinus, dem größten, frommen (und) glücklichen Augustus, haben Senat und Volk von Rom, weil er auf Eingebung der Gottheit mit Geistesgröße zusammen mit seinem Heer das Gemeinwesen gleichzeitig sowohl vom Tyrannen als auch von dessen ganzer Anhängerschaft in einem ge-

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rechten Waffengang befreit hat, diesen Bogen, geschmückt mit Triumphdarstellungen, geweiht. Dem Befreier der Stadt …“ 55 In ihrer Diktion erinnert die Inschrift sehr an den Tatenbericht des Augustus, in dem auch erwähnt wird, dass Augustus den Staat von einer Partei, einer factio, befreit hat. Der Panegyriker von 313 betont, bei den Verhandlungen im Senat sei er zwar nicht dabei gewesen. Aber auch ihm schweben Augustus und seine Ehrungen vor, wenn er von dem Tugendschild, dem Kranz für die Ehrfurcht und Frömmigkeit – man denkt an den Bürgerkranz, die corona civica des Augustus – und schließlich von dem Zeichen Gottes, dem signum dei, spricht, das er wahrscheinlich mit dem goldenen Bild der Gottheit gleichsetzte. 56 Woran der Lobredner konkret dachte, ist ungewiss, da der Konstantinbogen und eventuell die bei Eusebius erwähnte Ehrenstatue Konstantins noch nicht fertiggestellt waren. Außerdem war er auf die Berichte anderer angewiesen. Vorstellbar wäre, dass er in Analogie zu den Ehrungen des Augustus an die beiden Lorbeerbäumchen als signum dei dachte, nämlich als Zeichen für Apoll, den Gott des Augustus, der zumindest zwei Jahre zuvor noch der Gott Konstantins war. Ein göttliches Bildnis lag sicherlich in dem bereits erwähnten Goldmedaillon mit dem Sonnengott als Gefährten Konstantins vor, eine Münzprägung, die bis zur Alleinherrschaft des Kaisers in unterschiedlichsten Variationen beibehalten wurde. Dennoch schwankt der Lobredner zwischen signum (Zeichen) und simulacrum (Bild), weil er auch hier den Gott nicht zu benennen wagt. 57 Im Jahr 315 hat Eusebius seine bereits abgeschlossene Kirchengeschichte um ein weiteres Buch ergänzt. Zur nämlichen Zeit war er auch zum Bischof von Caesarea gewählt worden.58 Wahrscheinlich kannte er zu diesem Zeitpunkt weder Konstantin noch Licinius persönlich.59 Er stellte beide völlig gleichwertig als von Gott geliebte und beauftragte Männer dar, welche die gottlosen, den falschen Göttern und Zauberkünsten anhängenden Tyrannen Maxentius und Maximinus Daia besiegt hatten. Ähnlich wie die nichtchristlichen Quellen stellt auch Eusebius den Konstantin in eine direkte Beziehung zu Gott, den er um Hilfe in der Schlacht anfleht, die ihm auch gewährt wird. Die höchste Gottheit, sei sie nun Apoll oder Sol oder der Christengott, sie alle sind je nach Überlieferung Schlachtenhelfer für Konstantin. Auch der unerklärliche Entschluss des Maxentius, die Schlacht vor der Stadt zu suchen, wird von Eusebius auf die göttliche Vorsehung zurückgeführt: „Um Konstantin den Kampf mit den Römern, der ihm wegen des Tyrannen bevorstand, zu ersparen, zog Gott selbst den Tyrannen wie an Ketten weit aus den Toren der Stadt hinaus.“ Die göttliche Einwirkung ist hier noch deutlicher als beim Panegyriker eingefangen. Eusebius verbindet dieses Ereignis sofort mit dem Untergang des ägyptischen Pharao in den Fluten des Roten Meeres. Die Verbindung zwischen Moses,

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dem Befreier der Hebräer, und Konstantin, dem Befreier der Römer, wird noch nicht gezogen. Hier geht es mehr um die göttliche Bestrafung zweier gottloser Tyrannen. So kann Konstantin einen unblutigen Kampf führen. Von einer Vision aber ist in allen Berichten bisher noch keine Rede. 60 Etwas später als Eusebius, aber vermutlich ohne die Kenntnis seines neuen Buches verfasste Laktanz seinen Bericht. Er kannte Konstantin, wahrscheinlich vom Hof Diokletians in Nikomedien her. Als Erzieher des jungen Crispus stand er in engstem Kontakt zur konstantinischen Familie und deren Beratern. 61 Das Unerklärliche an dem Sieg führte auch Laktanz auf göttliche Einwirkung zurück, und zwar in konsequenter Fortführung des beim Panegyriker überlieferten göttlichen Rates. In einer Traumerscheinung wird dem Kaiser angeraten, das himmlische Zeichen Gottes, das caeleste signum dei, auf den Schilden der Soldaten anbringen zu lassen. Laktanz beschrieb das Zeichen, das ja auch beim Panegyriker ganz unbestimmt auftauchte, als Christogramm. Dessen Darstellung findet sich erstmals auf dem berühmten Silbermedaillon von Ticinum am Helm des Kaisers, geprägt 315 in Pavia. Woher Laktanz dieses Zeichen kannte, ob man ihm in Hofkreisen davon erzählte, ob er das Medaillon kannte, von dem aber nur eine ganz kleine Emission existiert – wir wissen es nicht. 62 Nur eines ist klar: Konstantin kann einen Traum gehabt haben, er kann ihn weitererzählt haben und ihn als göttlichen Rat aufgefasst haben. Aber undenkbar ist, in nur wenigen Stunden ein kaum bekanntes Zeichen auf Tausenden von Schilden anbringen zu lassen. Außerdem war das Heer in der Minderzahl christlich. Dass Maxentius aus der Stadt herausging, wird mit Volksunruhen, falschen Orakeln und deren Missverständnis erklärt. Eine göttliche Einwirkung liegt hier nicht vor. Die Traumvision bei Laktanz ist die erste Verchristlichung des konstantinischen Sieges, die in Richtung „Bekehrung“ (conversio) des Kaisers ausdeutbar ist. 63 Eine Reaktion auf die Vereinnahmung des Sieges durch die Christen schlägt sich sechs Jahre später bei dem Lobredner Nazarius nieder, der im Jahre 321 zu Ehren des fünfjährigen Regierungsjubiläums des Crispus, des ältesten Konstantinsohnes, eine Lobrede konzipiert hat. Ob sie in Rom gehalten wurde, ob Konstantin und seine Söhne anwesend waren, das alles ist ungewiss. Gewiss ist allerdings, dass der Gallier Nazarius in der Lobrede einen Drahtseilakt vollbringen musste, da er auf die aktuelle Politik nicht eingehen durfte. Im Jahr 321 spitzte sich der sogenannte „kalte Krieg“ zwischen Konstantin und Licinius zu. Man belauerte sich gegenseitig, wer als Erster einen Vorwand zum Krieg gab. Aus diesem Grunde erwähnte der Panegyriker die beiden Ostherrscher, Licinius und seinen kleinen Sohn, den Caesar Licinianus Licinius, überhaupt nicht. Stattdessen lobte er die wenigen ruhmreichen militärischen Erfolge des jungen Crispus und ließ alle Siege Konstantins Revue passieren, angefangen von seinen Kämp-

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fen in Britannien und in Gallien bis hin zur Befreiung Roms. Nazarius zu Folge war es Maxentius, der den Krieg provozierte, sodass die Kriegsschuldfrage zu Gunsten Konstantins entschieden werden konnte. Das war in der augenblicklich angespannten politischen Situation wichtig. Von Anfang an hatte Konstantin göttliche Hilfe und Schutz: Es waren die himmlischen Heere, die sein vergöttlichter Vater Constantius Chlorus anführte. Der Öffentlichkeitscharakter dieser Vision wird deutlich hervorgehoben im Gegensatz zum Traum bei Laktanz, der nur dem Kaiser zugänglich war. Gegen die christliche Vereinnahmung des Sieges wurden die beiden traditionellen Götter Castor und Pollux als Schlachtenhelfer herausgestellt, die zusammen mit dem Geisterheer des Gottes Constantius von allen Soldaten als Mitkämpfer gesehen wurden.64 Angst und geistige Verwirrung führten Maxentius aus der Stadt in sein Verderben.65 Unter totaler Ausblendung der bevorstehenden Probleme mit Licinius pries Nazarius schon jetzt das Friedensreich Konstantins und seiner Dynastie. 66 Der interessanteste der zeitgenössischen Berichte ist auch der späteste. Er stammt von Eusebius und wurde von ihm nach dem Tod des Kaisers zwischen 338 und 340 im Rahmen seiner Kaiserbiographie, die eine christliche Lobrede und zugleich ein christlicher Fürstenspiegel ist, geschrieben. Es ist sehr gut möglich, dass Eusebius noch zu Lebzeiten des Kaisers mit der Niederschrift der Vita, sicher aber mit der Recherche dafür begonnen hat. Eusebius hat den Kaiser erstmals im Umfeld des Konzils von Nicaea 324 genauer kennengelernt. Beide waren voneinander beeindruckt.67 Der Kaiser selbst hat Eusebius den folgenden Visionsbericht und seine Ausdeutung im Traum erzählt. Das geschah wahrscheinlich ein Jahrzehnt oder noch etwas später nach dem eigentlichen Ereignis. Wir können Eusebius glauben, dass es sich um eine offizielle Erzählung des Kaisers und nicht um eine Erfindung des Kirchenvaters handelt. Unterschwellig nämlich deutet Eusebius ein gewisses Unbehagen und seine Zweifel an dem Bericht an: „Während der Kaiser aber so betete und eifrig darum flehte, erschien ihm ein ganz unglaubliches Gotteszeichen, das man wohl nicht leichtgläubig hinnehmen würde, wenn ein anderer davon berichtete; da es aber der siegreiche Kaiser selbst uns, die wir die Darstellung schreiben, lange Zeit hernach, als wir seine Freundschaft und des Verkehrs mit ihm gewürdigt worden waren, erzählt und sein Wort mit Eiden bekräftigt hat, wer sollte da noch Bedenken tragen …? Um die Stunde der Mittagszeit, da sich der Tag schon neigte, habe er – so sagte der Kaiser – mit eigenen Augen oben am Himmel über der Sonne das Siegeszeichen des Kreuzes, aus Licht gebildet, und dabei die Worte gesehen: ‚Durch dieses siege!‘ Staunen aber habe bei diesem Gesicht ihn und das ganze Heer ergriffen, das ihm eben auf seinem Marsche, ich weiß nicht wohin, folgte und dieses Wunder schaute. Da sei er nun in Verlegenheit gewesen, was doch diese Erscheinung bedeute. Wäh-

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rend er aber dieses erwogen und noch lange darüber nachgedacht habe, habe ihn die Nacht überrascht. Da habe sich ihm nun im Schlafe der Christus Gottes mit dem am Himmel erschienenen Zeichen gezeigt und ihm aufgetragen, das am Himmel geschaute Zeichen nachzubilden und es bei seinen Kämpfen mit den Feinden als Schutzpanier zu gebrauchen.“ 68 Konstantin hatte am helllichten Tage, als die Sonne sich gegen Nachmittag senkte, eine Himmelserscheinung gesehen, wahrscheinlich ein sogenanntes Halophänomen, ein für den modernen Menschen physikalisch erklärbares Naturphänomen, das sich der Kaiser allerdings nicht erklären konnte. Er hatte diese Erscheinung vermutlich in Gallien, lange bevor er gegen Maxentius zog. Peter Weiß hat in differenzierter Weise die Erzählung des Eusebius auf ihre naturwissenschaftliche Haltbarkeit überprüft und ist zu einem überzeugenden positiven Ergebnis gelangt. 69 Die Bedeutung der Lichterscheinung wurde Konstantin, den dieses Erlebnis nicht losließ, in der darauffolgenden Nacht in einem Traum offenbart. Dieser Traum stimmt aber nicht mit dem bei Laktanz überlieferten überein. Der Kaiser erhielt den Befehl zur Nachbildung einer christlichen Standarte, des Labarum, das fortan in allen Schlachten als siegreiches Zeichen vorangetragen werden sollte. Das Labarum lässt sich aber nicht mit dem Sieg an der Milvischen Brücke in Verbindung bringen. Auf der Fahne sind nämlich mehrere Söhne Konstantins abgebildet. Im Jahre 312 hatte er aber nur einen Sohn, nämlich Crispus. Außerdem ist die Standarte erst ab 324 belegt. Vor diesem Zeitpunkt hat der Kaiser dem Eusebius auch nicht von seiner Vision erzählt, eher einige Zeit später. Es scheint jedoch ein Anliegen des Kaisers gewesen zu sein, das Feldzeichen, das er zwischenzeitig hatte anfertigen lassen, auf göttliche Weisung zurückführen zu können und dadurch zu sakralisieren. 70 Mit dem solaren Visionsbericht bei Eusebius, den ihm der Kaiser selbst erzählt hatte, kommen wir zurück in das Jahr 310, dem Jahr der Apollovision. Diese ist es gewesen, die Konstantins religiöses Bewusstsein beeinflusst hat, unter dem Schutz eines Gottes zu stehen. In Gallien war es Apollo Grannus, dessen Tempel er mit Geschenken bedachte. Nach 312 verbanden sich der Sonnengott und seine Sieghaftigkeit, Sol invictus, zunehmend mit dem Christengott, der viele solare Elemente aufwies. Spätestens im Jahr 324, als Konstantin seinen Titel änderte und zum Augustus Victor wurde – nach der Ausschaltung des Licinius war er nämlich der Sieger schlechthin –, verschwanden der Sonnengott und seine Symbole und sein Titel Invictus langsam von den Münzen und Inschriften. Erst von dieser Zeit an war sich Konstantin klar geworden, dass er die Himmelserscheinung in Gallien auf den Christengott zurückführen wollte. Dieser war dem Sonnengott in seiner Erscheinung zum Verwechseln ähnlich. In seiner christlichen Herrscherideologie hielt Konstantin sein Leben lang an

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den solaren Elementen fest, die für ihn keinen Widerspruch mit dem Christentum darstellten. Denn die spätantike Religiosität verband verschiedene monotheistische Gottesvorstellungen problemlos miteinander. 71 An dieser Stelle sei als Zwischenergebnis Folgendes festgehalten: Konstantin hatte eine Sonnenvision gehabt, aber nicht vor den Toren Roms, sondern schon zwei Jahre früher in Gallien. Sie bestimmte sein religiös-militärisch-politisches Selbstverständnis sein Leben lang. Die Verbindung der Vision mit dem Christentum vollzog sich nicht plötzlich, es gab keinen sogenannten Quantensprung, sondern sie verlief in einem kontinuierlichen Entwicklungsprozess, den man auch als eine fortschreitende Umorientierung bezeichnen kann. Dabei ist es nicht zwingend anzunehmen, dass seine christliche Umgebung ihn dazu überredet hätte, das Lichtzeichen mit dem Christengott zu verbinden.72 Konstantin kann selbstständig zu diesen Erkenntnissen, die vor allem propagandistisch für seine Politik zu nutzen waren, gelangt sein, teils durch die politischen Ereignisse, teils durch genauere Kenntnisse im Umgang mit dem Christentum und vor allem seinen Bischöfen. Denn dass er das Christentum, seine Organisation, den Mut seiner Anhänger und die Integrität seiner Priesterschaft von seinem Aufenthalt im Osten (in Nikomedien) her kannte, darauf lassen seine ersten christenfreundlichen Maßnahmen in Gallien nach seiner Erhebung und in Rom nach seinem Sieg schließen. Der eigentliche Schlüssel für Konstantins frühere und spätere Politik (vor und nach 312) ist aber nicht in Visionen, Insinuationen oder komplizierten Studien des Kaisers über das Wesen des christlichen Gottes zu finden, sondern in der politischen Erkenntnis, dass die Christen, auch wenn sie immer noch eine Minderheit im Reich darstellten, weder durch Verfolgungsmaßnahmen auszurotten waren, noch dass man sie weiterhin ignorieren konnte, als wären sie und ihre reichsweite Organisation nicht existent. Wenn man das Christenproblem lösen wollte, an dem seit Decius alle Kaiser gescheitert waren, dann musste man die Christen in Gesellschaft und Staat integrieren, und zwar nicht halbherzig und teilweise, sondern voll und ganz wie alle anderen Religionen und deren Anhänger im Römischen Reich. Dass dieser Integrations- und Inkorporationsprozess ein langwieriger, von Rückschlägen, Enttäuschungen, aber auch Überraschungen und neuen Erkenntnissen geprägter Entwicklungsprozess war, in dem sich beide Seiten, der Kaiser und die Kirche veränderten, das soll in den folgenden Kapiteln gezeigt werden. Zu diesem Zweck müssen wir aber zunächst hundert Jahre zurückgehen, um zu erfassen, wie das Verhältnis zwischen Christentum und Römischem Staat war, das zu ändern Konstantin im Angesichte des Fiaskos der diokletianischen Christenpolitik als notwendig erkannt hatte.

III. Der Pontifex Maximus 1. Christenverfolgungen Als Diokletian im Jahr 303, im 19. Jahr seiner Regierungstätigkeit, erstmals reichsweit gültige Maßnahmen gegen die Christen ergriff, da konnten die christlichen Gemeinden auf eine über vierzigjährige Friedenszeit zurückblicken. Eusebius von Caesarea schrieb zu Beginn seines achten Buches der Kirchengeschichte: „Es übersteigt unsere Kräfte, in würdiger Weise die Größe und Art der Ehre und Freiheit zu schildern, die das durch Christus der Welt verkündete Wort der Frömmigkeit gegenüber dem Gott des Alls vor der Verfolgung unserer Tage bei allen Menschen, Griechen und Barbaren, genossen hat. Beweise hierfür dürfen sein die Gunstbezeigungen der Herrscher gegenüber den Unsrigen. Sie betrauten sie sogar mit der Leitung von Provinzen und entbanden sie dabei gemäß dem großen Wohlwollen, das sie für die Lehre hegten, von der ihre Gewissen beängstigenden Opferpflicht … Diese (Beamten) ließen es zu, dass die Hofleute, Frauen, Kinder und Sklaven offen in Wort und Tat den Glauben bekannten … Dazu konnte man sehen, welch freundlicher Aufnahme sich die Leiter der einzelnen Kirchen bei allen Zivil- und Militärbeamten erfreuten. Wer gar vermöchte zu schildern jene tausendköpfigen Versammlungen und die Mengen derer, die Stadt für Stadt zusammentraten, und die herrlichen Zusammenkünfte in den Bethäusern? Da infolge hiervon die alten Gebäude nicht mehr genügten, erbaute man in allen Städten ganz neue und geräumige Kirchen.“ 1 Bei aller Übertreibung, die der Kirchenvater in seiner Schilderung pflegte, ist doch ein glaubwürdiger Kern in seiner Skizzierung der Lage der Kirche seit der Aufhebung der letzten antichristlichen Maßnahmen Valerians durch dessen Sohn Gallienus im Jahr 260 zu finden. 2 In dieser Zwischenzeit von 260 bis 303 hatte sich vor allem die kirchliche Organisation enorm ausbauen und entwickeln können. Das wird an dem Standort einiger Kirchengebäude vor allem in den östlichen Provinzen des Römischen Reiches deutlich, in denen die Anzahl der Christen nicht ganz unerheblich war. Weil die Hauskirchen zu klein wurden, war man zu regelrechten Kirchenbauten übergegangen. So stand beispielsweise die christliche Kirche in der Residenzstadt Nikomedien dem kaiserlichen Palast gegenüber, also mitten in der Stadt, und fristete kein verstecktes Randdasein.3 Diese Verhältnisse sind allerdings nicht uneingeschränkt auf die westlichen Provinzen übertragbar. Auch wenn die personelle Verwaltungsstruktur in Ost und West gleich differenziert entwickelt war und wir sogar von einer soge-

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nannten kirchlichen Ämterlaufbahn sprechen können, die sich nach dem Vorbild der staatlichen Ämterlaufbahn entwickelt hatte und weiter ausgestaltet worden war, 4 so gab es doch in den westlichen Provinzen – wie etwa in Gallien und Germanien – durchaus weiterhin Hauskirchen, denen ein Bischof vorstand, wie in Köln der Bischof Maternus und in Trier der Bischof Agritius. In Rom und Karthago allerdings, wo von großen Christengemeinden auszugehen ist, gab es neben den ursprünglichen Hauskirchen auch größere Gebäude. 5 Kirchengebäude, als sichtbares Zeichen, waren aber nicht das einzige Indiz für die Ausbreitung und das wachsende Selbstbewusstsein des Christentums. Eusebius berichtet von christlichen Beamten und Hofleuten, die von der Opferpflicht gegenüber den heidnischen Göttern entbunden waren und unter dieser Voraussetzung in der Hof-, Reichs- und Provinzialverwaltung, teilweise sogar im Militär Karriere machen konnten. Im Staatsdienst jedenfalls brauchte man sein Christsein nicht zu verstecken. Die Leiter der Gemeinden, Bischöfe und Presbyter, die den staatlichen Behörden spätestens seit dem 3. Jahrhundert bekannt waren, standen in persönlichem Kontakt mit den führenden Beamten in den Provinzen und den Städten. Sie kamen teilweise aus denselben höheren Bevölkerungsschichten. Christen und Nichtchristen lebten in dieser Zeit friedlich mit- und nebeneinander. 6 Wenn man aber aus diesem Friedenszustand, den der Kirchenvater im Kontrast zu der sich anschließenden, rund achtjährigen Verfolgungszeit besonders ausschmückt, staatliches Wohlwollen oder sogar Förderung der christlichen Kirche schlussfolgern will, dann wird man der Situation des Christentums in der damaligen Zeit nicht gerecht. Die komplizierte Rechtslage des einzelnen Christen sowie der Gemeinden insgesamt brachte es mit sich, dass eine Friedenszeit jäh in ihr Gegenteil umschlagen konnte, sowohl auf lokaler wie auch auf reichsweiter Ebene. Die auslösenden Faktoren konnten ganz unterschiedlicher Art sein und im wirtschaftlichen, politisch-religiösen, aber auch im disziplinarischen Bereich der Staatssicherheit liegen. Ein Zusammentreffen mehrerer Faktoren scheint im Falle der diokletianischen Maßnahmen vorzuliegen. 7 Kirche und Staat hatten bis dahin kein Verhältnis zueinander. Es handelte sich eher um ein Nebeneinander, um eine ständige Ignorierung des Anderen unter weitgehender Vermeidung jeglicher Provokation. Dieses distanzierte Nebeneinander funktionierte auf der Basis einer von Kaiser Trajan geschaffenen und durch seinen Nachfolger Hadrian bestätigten Rechtsgrundlage. In Reskripten verzichteten die Kaiser auf jegliche staatliche Initiative zur Aufspürung von Christen. Das ist umso erstaunlicher, als das nomen Christianum, der christliche Name, als Zeichen der Zugehörigkeit zu den christlichen Vereinen galt und strafbar war. Die Kaiser überließen es der privaten Initiative des einzelnen römischen Bürgers, ob Chris-

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ten als solche vor Gericht denunziert wurden. Mit diesem Vorgehen standen sie in voller Übereinstimmung mit dem römischen Strafrecht, das nur die private Prozesseinleitung kannte. Auch wenn der Ankläger namentlich eine öffentliche Klage vorbrachte, war er nicht sicher, ob der jeweils zuständige Richter sie annahm und es zum Prozess kam. Auch die Aburteilung lag ganz im Ermessen des Statthalters. So finden sich Christen unbehelligt in Diensten der Kaiser, im Militär und in zivilen Magistraturen, weil es keine privaten Ankläger gab und der Vollzug von Opferhandlungen offensichtlich nicht so streng gehandhabt wurde. Manche Christen werden es auch nicht so genau mit den christlichen Vorschriften genommen haben. Die Bestrafung des einzelnen Christen als Christ fand immer in konkreten individuellen Konfliktsituationen statt. Die Opferforderung diente dem Beweis, dass der Angeklagte nicht schuldig im Sinne der Anklage, also kein Christ war – und deswegen straflos weggehen konnte. Er sollte – zumindest nach den Intentionen Trajans – weder zur Apostasie gezwungen werden, noch gab es andere mit dem Christentum verbundene Verbrechen, die zu verurteilen gewesen wären. Auf dieser nur für den einzelnen Christen relevanten Rechtsgrundlage konnte sich das Christentum – abgesehen von lokalen Pogromen auf städtischer Ebene – unbehelligt vom Staat bis in die Mitte des 3. Jahrhunderts ausbreiten und sich organisatorisch etablieren. 8 Dass es aber zu Einzelanklagen böswilliger Nachbarn, nichtchristlicher Familienmitglieder und auch zu pogromartigen Ausschreitungen der Stadtbevölkerung kommen konnte, hing mit einigen Besonderheiten in der christlichen Lebensführung zusammen, die sich von der anderer Bewohner des Römischen Reiches teilweise unterschied und provokativ wirken konnte. Zu nennen sind hier vornehmlich die Ablehnung der Teilnahme an den Gladiatoren- und anderen blutrünstigen Spielen, die zum Inbegriff des kulturellen Lebens der römischen Gesellschaft geworden waren. Da die Christen nur unblutige Opfergaben in ihrer Kultausübung darbrachten, fiel der Handel mit heidnischen Devotionalien und Opferfleisch weg. Bei wachsender Zahl der christlichen Anhänger trat dadurch eine nicht zu unterschätzende Schädigung des städtischen und ländlichen Wirtschaftslebens ein. Gemischte Ehen zwischen Christen und Heiden konnten große Schwierigkeiten mit sich bringen. Dasselbe traf auf christliche Sklaven heidnischer Herren zu. In diesen persönlichen Verhältnissen kam es immer wieder zu Reibereien und Konfliktsituationen, die teilweise im Besuch der Gottesdienste begründet waren und teilweise durch abweichende moralische Auffassungen provoziert wurden. Mit dem Scheidungs- und Wiederverheiratungsverbot, aber auch mit dem asketischen Ideal der Jungfräulichkeit, des Witwentums und des Zölibats verstießen die Christen außerdem gegen die augusteischen Ehegesetze zur Förderung des Bevölkerungswachstums. Auch der Militärdienst konnte nicht nur auf Grund des

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Tötungsverbotes im Ernstfall des Krieges zu Konfliktsituationen führen. Wurde vom einfachen Soldaten ein persönliches Opfer bei den Göttern gefordert oder musste er einzeln den Fahneneid auf den göttlichen Kaiser ablegen, dann wurde der Konflikt offensichtlich, der im günstigsten Fall mit Degradierung und Ausschluss aus dem Militär, im schlimmsten Fall mit dem Tod endete. 9 Stellt man die vor allem von Eusebius überlieferten Fälle und die Angaben der historisch glaubwürdigen Märtyrerakten zusammen, so halten sich die Zahlen – abgesehen von Ausnahmesituationen – in Grenzen. Man verstand, sich zu arrangieren und gegenseitige Provokationen zu vermeiden, vor allem weil man im Alltag ständig miteinander zu tun hatte. Das Verhältnis zwischen Christen, Gesellschaft und Staat bewegte sich in dieser Zeit zwischen „sich gegenseitig ignorierender Distanz“ bis hin zu einer Art „distanzierter Integration“, die jedoch jederzeit in die Konfrontation umschlagen konnte. 10 Eine solche Situation schien sich in der Mitte des 3. Jahrhunderts zu ergeben, als staatlicherseits begonnen wurde, auf Ediktbasis gegen die Christen vorzugehen. Von antichristlichen Edikten lässt sich allerdings vor Diokletian nur einmal unter Valerian in den Jahren 257/258 sprechen. Das Opferedikt des Decius vom Jahre 250/251 ist von einem Teil der modernen Forschung zu Unrecht als Beginn der Christenverfolgungen bewertet worden. „Mit dem Begriff Christenverfolgungen verbinden wir die Vorstellung reichsweit ausgreifender, auf kaiserlichen Befehl gestützter Ereignisse.“ 11 Decius hatte reichsweit eine Bittsupplikation bei den Staatsgöttern angeordnet, die sich an die gesamte Bevölkerung des Römischen Reiches wandte. In diesem Rahmen waren die Christen von der Maßnahme mit betroffen. Auslöser für das Deciusedikt war der Zorn der Götter. Es wandte sich in einer früher wohl kaum gekannten Systematik an die gesamte Bevölkerung, indem es die Einrichtung von Opferkommissionen anordnete, die jedem Einzelnen sein Opfer durch einen Libellus, ein Schriftstück, bestätigten. Auf den Zorn der Götter führte man die vielen Katastrophen und Krisen der Zeit zurück, die man hoffte beheben zu können, wenn alle, vom Greis bis zum Säugling, den Göttern ein Rauch-, Trank- und Speiseopfer dargebracht hätten. Es handelte sich also nicht um eine speziell gegen die Christen gerichtete Maßnahme, da alle Reichsbewohner opfern sollten, ob sie nun Mithrasanhänger, Anbeter des Sonnengottes oder Priester des Krokodilgottes Petesuchos waren. Bei der Durchführung der reichsweit angeordneten Bittsupplikation hatte sich dann überraschenderweise herausgestellt, dass es eine Gruppe von Leuten gab, die das Opfer nicht vollzogen. Diese Leute waren überwiegend Christen gewesen. Bevor aus diesem Tatbestand weiterreichende Konsequenzen gezogen werden konnten, endete die weitere Praktizierung der Supplikation mit dem plötzlichen Tod des Decius. 12

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Im Anschluss an die Maßnahmen des Decius wollte Valerian einige Jahre später in seinen Edikten die säumigen Christen nachträglich zum Opfer bewegen – aber nicht alle, sondern nur ihre Repräsentanten. Seine Aufforderung richtete sich deswegen zunächst an den Klerus, der stellvertretend für alle anderen das Opfer vollziehen sollte. Erst seiner Opferverweigerung folgten Verwaltungszwangsmaßnahmen wie ein Versammlungsverbot für alle Christen, Beschlagnahmung der Friedhöfe und Verbannung der Kleriker. Hierdurch wurde die Organisation lahmgelegt mit dem Ziel, den Klerus doch noch zum Opfer zu bewegen. Das zweite Edikt richtete sich gegen die christliche Oberschicht, die teils degradiert, enteignet und verbannt, teils, wenn es sich um kaiserliche Freigelassene handelte, versklavt und zur Zwangsarbeit verurteilt wurde. Die resistenten Kleriker wurden mit dem Tode bestraft. Valerian ging es zunächst nicht um die Vernichtung der Christen, sondern um ihre Einbindung in die notwendigen Opferungen und Gebete bei den Göttern für das Heil des Staates. Als dieses Vorhaben zu scheitern drohte, ergriff er Maßnahmen zur inneren Schwächung der christlichen Gemeinden, indem er ihnen die materielle und die organisatorische Basis entzog. 13 In dieser Hinsicht eröffneten die valerianischen Edikte eine neue Dimension der staatlichen Vorgehensweise. Das stufenweise Procedere beruhte auf einer genauen Kenntnis der kirchlichen Organisation sowie der sozialen und ökonomischen Struktur der Gemeinden. Da die Kirche als Verein nicht anerkannt war, 14 konnte man auf dieser Grundlage sehr leicht gegen sie vorgehen, wenn sich herausstellen sollte, dass sie eine staatsfeindliche Vereinigung war, die gegen die römische Ordnung (disciplina Romana) verstieß. 15 Bevor diese Konsequenz in aller Härte reichsweit und flächendeckend gezogen werden konnte, hob Gallienus die Edikte auf, nachdem sein Vater in persische Gefangenschaft geraten war. Ständige Usurpationen im Reich ließen es geraten erscheinen, die Unruhen, die durch die Christenedikte im Inneren des Reiches ausgelöst worden waren, schnellstens zu beenden. Die Rückgabe der konfiszierten Friedhöfe und Versammlungsstätten an die Bischöfe reichsweit darf daher nicht als ein Toleranzedikt missverstanden werden, sondern bedeutete lediglich die Aufhebung einer obsolet gewordenen polizeilichen Zwangsmaßnahme und damit die Wiederherstellung des Status quo ante. Seitdem lebten die Kirche in Ruhe und die einzelnen Christen in relativer Ruhe auf der Grundlage des Trajanreskriptes. 16 Seit den Tagen Trajans waren die Christen für ihre Standfestigkeit im Glauben und ihren Opfermut, der bis in den Tod reichte und immun gegen alle Folterungen war, bekannt. Aus römischer Sicht wurden diese Tugenden allerdings als Starrsinn, Hartnäckigkeit, unbeugsame Halsstarrigkeit und Wahnsinn, ihr Glaube als Aberglaube und Gottlosigkeit gebrand-

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markt. 17 Als Diokletian sich im Winter des Jahres 302/303 mit seinen Kollegen über das Christenproblem beriet, wusste er genau über die Christen Bescheid, sowohl über ihre Organisation und Sozialstruktur als auch über ihre Mentalität. Die Restauration der Religion, die seine Politik von Anfang an maßgeblich prägte, konnte erst dann als vollendet gelten, wenn alle Reichsbewohner in dieses System eingebunden waren. Das schien bei zwei Gruppen – den Manichäern und den Christen – auf unterschiedliche Weise nicht gewährleistet zu sein. 18 Die diokletianische Christenverfolgung ist in der Forschung nicht weniger heftig umstritten als die sogenannte Konstantinische Wende. Das hängt einmal wiederum mit der antiken Überlieferung zusammen, die zwischen Laktanz und Eusebius – unseren beiden Hauptquellen – widersprüchlich verläuft. Außerdem fehlen alle nichtchristlichen Quellen, sodass von vornherein mit einer tendenziösen Berichterstattung zu rechnen ist. Von den Intentionen der diokletianischen Maßnahmen, die folglich nur indirekt erschließbar sind, hängt die Bewertung aller späteren Toleranzerlasse sowie des weiteren Vorgehens Konstantins gegenüber den Christen ab. Ohne die Kenntnis des Verhältnisses von Staat und Kirche in vorkonstantinischer Zeit ist die Entwicklung in den folgenden Jahrzehnten nicht richtig einschätzbar. Ganz wesentlich aber ist zu bedenken, dass Konstantin seit 293 sowohl am Hof in Nikomedien als auch in nächster Nähe des Galerius weilte. Er war sogar anwesend, als im Palast ein Feuer ausbrach, das er auf einen Blitzschlag zurückführte, Galerius dagegen den Christen anlastete. Auch wenn Konstantin nicht unmittelbar in die politischen Gespräche der Tetrarchen eingebunden war, so war er doch darüber informiert. Er wusste um die Motive und politischen Überlegungen, welche die Kaiser bewegten, und kannte die intellektuellen Einwände gegen das Christentum, die der Philosoph Porphyrios und der Hofbeamte Sossianus Hierokles bei den Beratungen am Hof vorbrachten. Konstantin hat die Durchführung der diokletianischen Maßnahmen aus nächster Nähe miterlebt, wahrscheinlich sogar ihren spektakulären Beginn in Nikomedien. Dass das Scheitern der Maßnahmen 305 schon absehbar war, als Konstantin den Osten nach der Abdankung Diokletians verließ, ist möglich, aber nicht erwiesen. Es sollte jedenfalls nicht unberücksichtigt bleiben, dass der junge Sohn des Constantius Chlorus eigene Anschauungen und Erfahrungen mit dem östlichen Christentum und den intellektuellen Vorbehalten namhafter Gelehrter sowie mit der maßgeblichen kaiserlichen Politik besaß, bevor er selbst in der Lage war, sich politisch aktiv dieser Problematik zu stellen. Das Schweigen der zeitgenössischen und die apologetische Tendenz der späteren christlichen Quellen zu dieser frühen Phase Konstantins sind beredt. 19 Einige Kontroversen in der Forschung lassen sich vorab ausräumen. Entgegen dem Bericht des Laktanz ist nicht Galerius für die Christenpoli-

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tik verantwortlich, sondern Diokletian. Sie ist der Schlussstein der umfassenden, von ihm konzipierten Reformen, mit denen er den spätantiken Staat für drei weitere Jahrhunderte lebensfähig erhalten hat. Die tendenziöse Verzeichnung Diokletians bei Laktanz ist allein aus der Zielsetzung seiner Schrift Über die Todesarten der Verfolger erklärbar. In diesem Punkt besteht in der heutigen Forschung Konsens. 20 Überzeugende Gründe sind auch gegen die These von Karl-Heinz Schwarte vorgebracht worden, der nur von einem Edikt, gestützt auf die Überlieferung des Laktanz, ausgehen möchte – unter gleichzeitiger Zurücksetzung der eusebianischen Tradition von vier Edikten. Die abgestufte Vorgehensweise, wie sie bereits bei Valerian zu fassen ist und wie sie insgesamt zur diokletianischen Politik passt, ist demgegenüber vorzuziehen und von der Forschung heute überwiegend akzeptiert. 21 Über die Motive Diokletians herrscht weiterhin Uneinigkeit. Sie stehen im Mittelpunkt der weiteren Untersuchung und sind keinesfalls monokausal zu erfassen.22 Geht man von vier Edikten aus, so lässt sich folgender Ablauf rekonstruieren, der einer gewissen Dramaturgie nicht entbehrt: Am 23. Februar 303 wurde das erste Edikt in Nikomedien durch Anschlag verkündet. Die Kirchengebäude sollten zerstört, die heiligen Schriften ausgeliefert und verbrannt werden, die Christen am Hof ihre Ämter verlieren und die kaiserlichen Freigelassenen in die Sklaverei zurückversetzt werden, wenn sie Christen blieben. Das zweite Edikt, das im April 303 erlassen wurde, setzte die Linie der Zerstörung der Organisation fort, indem es die Inhaftierung des gesamten Klerus anordnete, wodurch das Kirchenvolk seiner Führer beraubt wurde. Im dritten Edikt wurde ein Opferzwang für alle inhaftierten Kleriker ausgesprochen; nach geleistetem Opfer sollten sie freigelassen werden. In der Kirchengeschichte erklärt Eusebius diese Maßnahme mit der Überfüllung der Gefängnisse, in seiner Schrift Über die Palästinensischen Märtyrer dagegen erscheint der Opferbefehl von vornherein geplant. Erst im Frühjahr 304 wurde ein allgemeines Opferedikt für alle Christen erlassen.23 Laktanz, der nur ein Edikt überliefert, sieht den allgemeinen Opferzwang für alle Christen von Anfang an angeordnet, verbunden mit einer teilweisen Infamieerklärung, das heißt rechtlicher Schutzloserklärung der Christen in bestimmten Prozessen. Wie weit den Edikten ein Vorspiel im Heer mit der Strafe der Degradierung und ein Vorspiel innerhalb der Palastbeamtenschaft vorausgegangen sind, ist in den antiken Quellen unterschiedlich überliefert, aber auch nicht wirklich ausschlaggebend für die Beurteilung der diokletianischen Maßnahmen. 24 Die Motive und Anlässe, die zu den Edikten geführt haben, sehen die beiden christlichen Autoren ebenfalls unterschiedlich: Während Eusebius die antichristlichen Erlasse der Kirche selbst anlastet, die in den letzten

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Jahrzehnten in Zwietracht unter ihren Bischöfen und im Luxus gelebt habe, sodass der göttliche Zorn nun gerechterweise ein Strafgericht in Form der diokletianischen Verfolgung über sie verhängt habe, argumentiert Laktanz ganz vordergründig mit der Prodigiengläubigkeit Diokletians. Dass bestimmte Opferhandlungen nicht gelungen seien, habe der Kaiser in seinem eigenen Palast als Eingriff in seine festgefügte heidnische Welt erfahren. Die dafür von den Opferschauern, den Haruspices, verantwortlich gemachten Christen seien ihm nun als bedrohlich erschienen und hätten auf den Weg der rechten Götterverehrung zurückgebracht werden müssen, weil sie sonst Gesellschaft und Kult unterwanderten. Als Pontifex Maximus war der Kaiser voll verantwortlich für die richtige Ausübung des Kultes, auf der das Heil des Staates beruhte. Bestärkt durch die Auguren und Pontifices sowie durch das Orakel des Apollon von Milet und nach langwierigen Beratungen in seinem Kronrat, in dem Galerius als treibende Kraft agierte, habe er sich schließlich dem Rat der Mehrheit gebeugt und die christenfeindlichen Maßnahmen angeordnet.25 Beide Thesen sind von der Forschung aufgegriffen und unterschiedlich bewertet worden. Während die Erklärung des Eusebius in eine heilsgeschichtliche Betrachtungsweise passt, die für seine Kirchengeschichtsschreibung richtungweisend ist, liegt bei Laktanz eine Dämonisierung des Galerius als Christenverfolger vor, da er eines grausamen Todes gestorben ist, was der Kirchenvater als Strafe Gottes interpretiert. Beide Erklärungsweisen sind in ihrer Ausschließlichkeit zurückzuweisen und können durch Aussagen der Kaiser selbst korrigiert werden.26 Neben den Christen waren die Manichäer die andere religiöse Gruppierung, die Diokletian auf das Schärfste verfolgte. Das Manichäerreskript, das neuesten Erkenntnissen zufolge in das Jahr 302 zu datieren ist, wird dadurch zum unmittelbaren Vorläufer der Christenedikte. 27 Zwar waren die Manichäer auf Grund ihrer Herkunft aus dem Perserreich, dem einzigen ernstzunehmenden Feind der Römer, dem Kaiser als mögliche Spione auch unter außenpolitischen Gesichtspunkten suspekt. Aber die im Gesetzestext überlieferten Motive sind denen ganz ähnlich, die sich in dem Galeriusedikt aus dem Jahre 311 als Begründung für das Vorgehen gegen die Christen wiederfinden. Ein Vergleich der wichtigsten Passagen der beiden Gesetze, die in lateinischer Sprache überliefert sind – der eine im Codex Gregorianus, der andere bei Laktanz, auf dem originalen Gesetzestext fußend –, vermag die Motive der kaiserlichen Politik deutlich zu machen. Darüber hinaus wird die große Ähnlichkeit zwischen den beiden monotheistischen Religionen in Lehre und Organisation deutlich, die in ihrem grenzüberschreitenden universalistischen Missionierungsdrang, ihren rigoristischen weltabgewandten Moralvorstellungen und in ihrer effektiv arbeitenden Organisation eine innere Bedrohung des Römischen Reiches darstellten. 28

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Das Manichäerreskript29 : „Denn es ist das größte Verbrechen anzufechten, was einmal von den Alten festgesetzt und bestimmt worden ist und also seinen festen Stand hat und seinen Lauf nimmt. Deshalb erfüllt uns ein ungeheurer Eifer, die Hartnäckigkeit, mit der überaus nichtswürdige Menschen an ihrem verkehrten Sinn festhalten, zu bestrafen; die nämlich, die neue und bisher unbekannte Sekten den Religionen der Vorfahren entgegenstellen, um nach eigenem verruchten Gutdünken das auszuschließen, was uns von alters her durch die Götter zugestanden ist. … Über die Manichäer haben wir gehört, dass sie neue und unerprobte Prodigien in diese Welt von dem uns feindlichen Volk der Perser verbreitet haben, dort viele Verbrechen begangen haben, denn sie haben ruhige Völkerschaften in Unruhe versetzt und den Städten größten Schaden zugefügt … Es muss darauf geachtet werden, dass sie es nicht wagen, durch verfluchte Gewohnheiten und verkehrte Gesetze der Perser Menschen unschuldiger Natur, nämlich das sanftmütige Volk der Römer und unseren ruhigen Erdkreis gleichsam mit ihrem Gift aus Missgunst heraus zu verseuchen.“ Das Edikt des Galerius 30 : „Unter den übrigen Anordnungen, die wir immer zu Nutz und Frommen des Gemeinwesens treffen, waren wir bisher willens gewesen im Einklang mit den alten Gesetzen und der staatlichen Verfassung der Römer, alles zu ordnen und auch dafür Sorge zu tragen, dass auch die Christen, welche die Religion ihrer Väter verlassen hatten, zu vernünftiger Gesinnung zurückkehrten. Denn aus irgendeinem Grunde hatte eben diese Christen ein solcher Eigenwille erfasst und solche Torheit ergriffen, dass sie nicht den Einrichtungen der Alten folgten, die vielleicht ihre eigenen Vorfahren zuerst eingeführt hatten, sondern sich nach eigenem Gutdünken und Belieben Gesetze zur Beobachtung schufen und in verschiedenen Gegenden verschiedene Bevölkerungen zu einer Gemeinschaft vereinigten.“ Die Kaiser gehen in beiden Fällen von der Einführung eines Aberglaubens in das Römische Reich aus. Als Aberglaube (superstitio) im Gegensatz zur alten römischen Religion waren bereits von Cicero der Kult der gallischen Druiden, der Bacchuskult, die ägyptische Zauberei und Magie bezeichnet worden. Den Manichäern und den Christen wurde gleichermaßen Hartnäckigkeit, ein verstellter Sinn und Niederträchtigkeit vorgeworfen, Argumente, die gegen die Christen bereits zur Zeit Trajans angeführt worden waren. Abgelehnt wurde ebenfalls die Exklusivität beider Religionen, ihre Ablehnung älterer Einrichtungen aus purer Selbstüberschätzung heraus und ihr Versuch, sich neue Gesetze nach eigenem Gutdünken zu schaffen, was der bestehenden Ordnung widersprach. Der schlimmste Vorwurf aber war der der Verwirrung und Beunruhigung ganzer Völker und Städte, die bisher immer in Frieden gelebt hatten. Alle diese Menschen wurden von den beiden neuen Religionen unterwandert, die als staatszer-

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setzend und existenzbedrohend empfunden wurden und auf das Schärfste bekämpft werden mussten. 31 Die Strafmaßnahmen scheinen allerdings unterschiedlicher Art gewesen zu sein. Die manichäischen Priester und Vorsteher wurden zusammen mit ihren Schriften verbrannt, die Gläubigen, soweit sie der Oberschicht angehörten, enthauptet, soweit sie zur Unterschicht gehörten, in die ägyptischen Minen bei Phaeno und Proconnensis zur Zwangsarbeit verurteilt. In den ägyptischen Bergwerken trafen sich übrigens die Verurteilten beider konkurrierenden Religionen wieder. Alle Güter wurden konfisziert. 32 Während Diokletian bei den Manichäern auf eine Totalvernichtung aus war und keine Sinneswandlung in Betracht zog, scheint er den Christen eine solche durch den Opferzwang eingeräumt zu haben. Die antichristlichen Maßnahmen gegen Gebäude, Besitz, Schriften, Priester und Gläubige liefen aber langfristig ebenfalls auf eine völlige Auslöschung der christlichen Organisation hinaus. Die Furcht vor der aus Feindesland eingewanderten Sekte der Manichäer war zwar ungleich größer, aber letztlich waren beide Organisationen verderblich für den Frieden und die Ordnung des Römischen Reiches, die von ihnen unterwandert wurde. Beide Gemeinschaften mussten – langfristig gesehen – vernichtet werden.33 In beiden Fällen waren die Tetrarchen nicht erfolgreich. Erst am Ende des 4./Anfang des 5. Jahrhunderts flohen die Manichäer aus dem Römischen Reich nach China, Indien und Zentralasien. Wahrscheinlich waren es weniger die kaiserlichen Gesetze als die immer stärker werdenden und zusätzlich vom Staat privilegierten Christen, die ihre Weiterexistenz unmöglich machten. 34 Das Scheitern der diokletianischen Maßnahmen gegen die Christen hatte verschiedene Gründe. Sie lagen einmal in der unterschiedlichen Praktizierung der Edikte im Gesamtreich, zum andern im Fehlen eines absoluten Vernichtungs- und Ausrottungswillens von Seiten der ausführenden Beamtenschaft. Die Ermessensspielräume, die jedem Statthalter gegeben waren, konnten eine erfolgreiche Durchführung der Maßnahmen kaum garantieren. Da die Reaktionen auf christlicher Seite unterschiedlich waren – es gab absolut standhafte neben weniger standhaften Christen, Freiwillige und Apostaten –, gingen auch die Behörden sehr unterschiedlich mit der jeweils gegebenen Situation um. Letztlich ausschlaggebend war die vielfältige gesellschaftliche Verflechtung der Christen mit den Andersgläubigen. Die große Unruhe, die unter der Bevölkerung vor allem in den östlichen Provinzen ausgelöst wurde, veranlasste Galerius, der Auseinandersetzungen im Kaiserkollegium nach seinem Tod voraussah, zumindest innenpolitisch durch die Einstellung der antichristlichen Maßnahmen die Ruhe an dieser Front wiederherzustellen. 35 „Nachdem dann von uns der Befehl ergangen war, zu den Einrichtungen

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der Alten zurückzukehren, sind viele in Anklagen auf Leben und Tod verwickelt, viele auch von Haus und Herd vertrieben worden. Und da die meisten auf ihrem Vorsatze verharrten und wir sahen, dass sie weder den Göttern den gebührenden Dienst und die schuldige Verehrung erwiesen, noch auch den Gott der Christen verehrten, so haben wir in Anbetracht unserer mildesten Schonung und im Hinblick auf unsere immerwährende Gepflogenheit, allen Menschen Verzeihung zu gewähren, diese unsere bereitwilligste Nachsicht auch auf die Christen ausdehnen zu müssen geglaubt, sodass sie von neuem Christen sein und ihre Versammlungsstätten wiederherstellen dürfen, jedoch so, dass sie nichts gegen die öffentliche Ordnung unternehmen. … Daher wird es auf Grund dieser unserer Nachsicht Aufgabe der Christen sein, zu ihrem Gott zu beten für unsere Wohlfahrt, für die Wohlfahrt des Staates und ihre eigene, auf dass nach jeder Richtung hin das Gemeinwesen vor Schaden bewahrt bleibe und sie sorglos auf ihren Wohnsitzen leben können.“ 36 Nur bei Eusebius ist uns der Beginn des Ediktes – allerdings in griechischer Übersetzung aus dem lateinischen Original – überliefert. Drei Herrscher sind mit ihren vollen Titulaturen aufgeführt: Galerius, Konstantin und Licinius – als unbesiegbare Augusti, als Inhaber der verschiedenen militärischen und zivilen Gewalten, als mehrmalige Konsuln und siegreiche Feldherren. Außerdem ist jeder von ihnen Vater des Vaterlandes und, was in diesem Zusammenhang am wichtigsten ist, Pontifex Maximus. Jeder der Tetrarchen ist der oberste Priester und Wächter aller Kulte. Die kultische Oberhoheit ist so wichtig, dass sie direkt hinter der Augustuswürde aufgeführt wird. Alle vier Augusti – Eusebius nahm hier bereits die spätere damnatio memoriae des Maximinus Daia voraus – trugen die oberste Verantwortung für die rechte Ausübung des Kultes und die rechte Verehrung der Götter. Diese war bei den Christen seit Verkündigung der diokletianischen Edikte in gar keiner Form mehr gewährleistet: Denn seitdem hatten sie weder die Staatsgötter noch ihren eigenen Gott verehrt. Sie waren zu Gottlosen, zu atheoi geworden, eine für den antiken Menschen unvorstellbare Konstellation, die gegen alle göttliche Ordnung verstieß und zu Chaos und Verderben führte. Aus diesem Grunde musste man den Christen erlauben, wenn sie schon nicht zu den Göttern der Vorfahren zurückkehren wollten, wenigsten ihre eigenen kultischen Übungen zu verrichten, ihren Gott anzubeten, und zwar in politischem Auftrag: für das Heil des Kaisers, des Reiches und für ihr eigenes. Damit hatte Galerius das umgesetzt, was die christlichen Apologeten immer schon angeboten hatten: das Gebet für den Kaiser bei ihrem Gott anstelle der Anbetung des Kaisers selbst und der Staatsgötter. 37 Voraussetzung aber für die staatliche Anerkennung des Gebetes beim Gott der Christen für Kaiser und Reich war eine fundamentale Änderung der Rechtsgrundlage des Christentums.

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Und diese sprach Galerius in dem lapidaren Satz aus: „Sie sollen von neuem Christen sein.“ Damit war die alte trajanische Rechtsgrundlage des Existenzverbotes der Christen (Christianos non esse), des Verbotes ihres Namens (nomen ipsum Christianum) aufgehoben. Galerius hat nicht nur die diokletianischen Edikte abrogiert, er ist darüber hinausgegangen und hat die Christen mit ihrer eigentümlichen kultischen Verehrung in das römische Staatswesen integriert. Weder einzeln noch als Gruppe konnten sie weiter belangt werden, solange sie nicht mit ihrem Tun und Handeln gegen die römische Ordnung verstießen. 38 Zum Zweck der kultischen Verehrung durften sie sich wieder versammeln und ihre zerstörten und vom Fiskus beschlagnahmten Kirchengebäude wieder aufbauen. Wie die Rückgabe der konfiszierten Güter zu geschehen hatte, das überließ der erkrankte Galerius seinen Nachfolgern. Der oberste Augustus hatte erkannt, dass weder die Vernichtungspolitik Diokletians, die er weitere sechs Jahre fortgesetzt hatte, erfolgreich gewesen war, noch dass Staat und Kirche nach diesen teils blutigen Auseinandersetzungen zum Weg der sich gegenseitig „ignorierenden Distanz“ zurückkehren konnten. Es gab nur noch die Möglichkeit der Akzeptanz, die die bisherige, teilweise schon praktizierte „distanzierte Integration“ würde überschreiten müssen. Galerius machte auf diesem Weg den ersten Schritt, als er den Christen erlaubte, bei ihrem Gott für sein Heil zu beten.

2. Duldungserlasse und ihre politische Umsetzung Seit der Anerkennung als Caesar durch Galerius im Jahr 306 war Konstantin wie seine Kollegen in der Tetrarchie Pontifex Maximus, oberster Priester aller Kulte in seinem Reichsgebiet. Das galt für das Christentum in gleicher Weise wie für die gallischen Kulte, die Mithrasreligion und die Apolloverehrung, wie sie im Heiligtum von Grand praktiziert wurde. Es stellt sich die Frage, wie der junge Kaiser dieser seiner Aufgabe im Blick auf die Christen bis zum Jahr 311 nachkam, als sich deren Rechtslage durch das von allen amtierenden Tetrarchen mitgetragene Toleranzedikt grundlegend veränderte. 39 Es gibt eine Äußerung des Laktanz für diese frühe Zeit: „Nachdem Constantinus Augustus die Herrschaft übernommen hatte, war es für ihn das erste Anliegen, die Christen der Kultausübung und ihrem Gott zurückzugeben. Das war seine erste Anordnung, mit der er die heilige Religion wiederherstellte.“ 40 Von dieser Äußerung bei Laktanz haben einige Forscher ein frühes Christentum Konstantins abgeleitet, zumindest aber wurde hiermit eine ganz frühe christenfreundliche Politik verbunden, wenn man damit nicht sogar ein erstes förmliches Toleranz- und Restituierungsedikt verbunden hat. 41

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Zwei Aspekte sind in diese Überlegungen mit einzubeziehen: einmal die Erfahrungen mit den Christen im Osten und der zweijährigen diokletianischen Christenpolitik, die Konstantin am Hof in Nikomedien miterlebt hatte, zum andern die Politik seines Vaters gegenüber den Christen in seinem Reichsgebiet, an die der Sohn eventuell anknüpfen konnte. Laktanz berichtet, dass Constantius Chlorus nur das erste Edikt praktiziert habe. Er ließ die Kirchen zerstören, aber niemanden hinrichten. 42 Das würde bedeuten, dass die Christen ihrem Kult nicht mehr nachkommen konnten, da ihre Versammlungsstätten zerstört waren. Ob sie auch die Schriften ausliefern mussten, wie wir es sicher von Nordafrika wissen, dem Reichsgebiet des Maximianus Herculius, ist ungewiss. Für den Herrschaftsbezirk des Constantius Chlorus, nämlich die gallischen, germanischen und britannischen Provinzen, ist davon auszugehen, dass das Christentum, abgesehen vom südgallischen Raum, nicht so stark verbreitet war. 43 Spanien, das ihm wahrscheinlich erst als Senior Augustus seit 305 unterstand,44 wies eine verhältnismäßig große Anzahl von Christen auf. An dem Konzil von Elvira (um 305) nahmen insgesamt 37 Gemeinden aus allen spanischen Provinzen teil. Die Wiedereinschärfung christlicher Moralvorstellungen auf dem Konzil, die sich sowohl an die Laien wie die Kleriker wandte, ist eventuell ein Indiz dafür, dass die spanischen Christen mit den diokletianischen Maßnahmen kaum in Konflikt gerieten, weil sie nur oberflächlich christianisiert waren und auch als Christen problemlos so weiterlebten, wie sie schon immer als nichtchristliche Römer gelebt hatten. 45 Eusebius betont sogar, dass alle Provinzen des Westens, „ganz Italien und Sizilien und Gallien, und alle, die gegen Sonnenuntergang liegen über Spanien, Mauretanien und Afrika hin … nicht einmal die ganzen ersten zwei Jahre den Sturm der Verfolgung zu ertragen (hatten), sondern … sich sehr bald des göttlichen Schutzes und des Friedens erfreuen (durften)“46 . Die Berichte, die wir neben der eusebianischen Überlieferung für den Westen haben, bestätigen dieses Bild und lassen den Schluss zu, dass nur das erste Edikt praktiziert wurde und die Maßnahmen infolge der konfliktbeladenen Herrscherwechsel in der Tetrarchie zu einem lautlosen Ende kamen. Die geringe Betroffenheit Galliens von den Verfolgungsedikten zeigt auch der Ruf der Donatisten nach gallischen Richtern und deren neutralem Urteil, wer auch immer diese Richter gewesen sein mögen und wie historisch haltbar auch immer diese Forderung in der Überlieferung zu bewerten ist (s. u., Kapitel III, 3). Aus der „reduzierten“ Vorgehensweise des Constantius Chlorus kann nicht der Schluss gezogen werden, dass der Kaiser bereits Christ war und Konstantin als solcher erzogen wurde oder, wie Eusebius überliefert, dass der junge Herrscher um eine Offenbarung des Gottes gebeten habe, den sein Vater verehrte. Für den Kirchenvater war das selbstverständlich der Christengott.47

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Da es größere Kirchengebäude nördlich der Alpen wohl kaum gegeben hat, kann es sich bei den zerstörten und eventuell beschlagnahmten Gebäuden nur um Hauskirchen gehandelt haben, die nach außen hin nicht weiter auffielen und auch nicht unbedingt allen bekannt waren. 48 Wahrscheinlich sind die Christen teilweise untergetaucht, sodass die weiteren Maßnahmen ins Leere liefen. Laktanz schreibt von einer ersten Verordnung, die der Kaiser für die Restitution der Versammlungsräume erlassen hatte. Da die Praktizierung der Edikte mit der Abdankung der beiden AltAugusti im Westen sowieso zum Erliegen gekommen war, machte Konstantin nichts anderes als das, was Gallienus früher auch gemacht hatte: Er gab den Bischöfen ihre Versammlungsräume zurück. Der Kultbetrieb konnte wieder aufgenommen, der Status quo ante wiederhergestellt werden. 49 An der trajanischen Rechtsgrundlage hat Konstantin nichts geändert. Seine Münzprägung und die Ausstattung des Apolloheiligtums in Grand zeigen, wo seine religiös-politischen Präferenzen in dieser Zeit lagen (s. o., Kapitel I, 3). Auch Maxentius hat nach seiner Erhebung in Rom die Christenpolitik der Tetrarchen, von denen er nie anerkannt worden war, nicht fortgesetzt. Bereits vor dem Erlass des Galerius im Jahre 311, vielleicht schon zu Beginn seiner Herrschaft, hat er Versammlungsfreiheit gewährt, nicht zuletzt auch, um sich von der Politik seines Vaters abzusetzen: „Sein Sohn Maxentius, der sich in Rom die Herrschaft angeeignet hatte, … befahl darum seinen Untertanen, die Christenverfolgungen einzustellen.“ 50 Nach vierjähriger Vakanz war im Jahre 308 auch wieder der römische Bischofsstuhl mit Marcellus besetzt, ein Zeichen für die Wiederherstellung eines geordneten christlichen Gemeindelebens. Allerdings sollte dieser Zustand nicht lange anhalten, denn bereits ein Jahr später wurden Marcellus und sein Kontrahent Eusebius wegen Anzettelung innerkirchlicher Streitigkeiten, die die öffentliche Ordnung in Rom störten, aus der Stadt verbannt. Wenn auch die christlichen Quellen darin erneut eine antichristliche Maßnahme sehen und dem Maxentius hinterhältige Verstellung vorwerfen, so scheint die Verbannung aus rein disziplinarrechtlichen Gründen erfolgt zu sein. 51 Im Jahr 311, völlig unabhängig vom Machtkampf mit Konstantin, gab Maxentius auf der Basis des Galeriusediktes der Kirche die konfiszierten Güter zurück. Zu dieser Zeit scheint auch wieder Frieden in die römische Gemeinde eingekehrt zu sein. Miltiades war nun der neue, von allen – auch von Maxentius – anerkannte Bischof von Rom, dem die Restitutionsschreiben übergeben wurden.52 In Afrika scheint der Herrscher keine Wirkungsmöglichkeiten gehabt zu haben. Seit 308 hatte er dieses Herrschaftsgebiet zunächst an den Usurpator Domitius Alexander verloren, und als er es im Jahre 310 zurückgewinnen konnte, blieb vielleicht nicht mehr genügend Zeit zur Durchführung

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von Restitutionsmaßnahmen. Das sollte Konstantin nach seinem Sieg über den Schwager und Konkurrenten in der Macht vorbehalten bleiben. Die frühe Einstellung der Christenverfolgung in Rom beruhte auf politischen Gründen, wie selbst Eusebius andeutet.53 Da Maxentius stets seine Herrschaft verteidigen musste – gegen Severus, gegen seinen Vater, gegen seinen Schwiegervater und zum Schluss gegen seinen Schwager – und er seit 308 auf dem Kongress von Carnuntum außerdem zum Staatsfeind erklärt worden war, musste er zumindest in der Stadt für Ruhe und Unterstützung seiner Regierung durch die Bevölkerung sorgen.54 Die stadtrömische Christengemeinde war schon damals bedeutend.55 Sonst wären die innerkirchlichen Wahlauseinandersetzungen nicht als Bedrohung der Ruhe und Ordnung in Rom aufgefasst worden. Wie die Tetrarchen hat auch Maxentius sein Amt als Pontifex Maximus ernst genommen und für die Voraussetzungen geordneter Kulthandlungen gesorgt. Er ist weder selbst Christ gewesen noch ein Christenverfolger, sondern hat die christenfreundlichen Maßnahmen zur Befriedung der Stadt Rom und seines Herrschaftsbereiches in seiner Funktion als Princeps und Pontifex Maximus angeordnet und durchgeführt.56 Nachdem Konstantin am 29. Oktober 312 siegreich in die alte Reichshauptstadt eingezogen war und seinen Konkurrenzkampf mit Maxentius propagandistisch als Befreiungsaktion vom Tyrannenjoch hatte verkünden lassen, traf er während seines kurzen Aufenthaltes (Mitte bis Ende Januar 313) 57 in der Stadt alle Regierungsmaßnahmen für sein neues Reichsgebiet, die dringend anstanden. Zu diesem Zweck bestellte er alle Beamten aus den afrikanischen Provinzen und sicher auch entsprechend die aus Italien nach Rom ein, um mit ihnen alle anstehenden Verwaltungsangelegenheiten zu besprechen und zu regeln. Auf einige dieser Maßnahmen gegenüber Senatoren, Beamtenschaft, Prätorianergarde und Volk sind wir bereits in anderem Zusammenhang näher eingegangen (s. o., Kapitel II, 3). Was die Situation der Christen in der Stadt betraf, so war diese bereits unter Maxentius konsolidiert. Konstantins Engagement am Kirchenbau in Rom scheint wohl etwas später eingesetzt zu haben. Der Bau der großen Lateranbasilika, der ältesten Stiftung des Kaisers an die stadtrömische Gemeinde, ist erst unter Bischof Silvester 314 begonnen, 324 abgeschlossen, vielleicht aber schon 318 eingeweiht worden. Das gesamte kirchliche Bauprogramm scheint erst um 314 in Rom eingesetzt zu haben. Da die Lateranbasilika auf dem Gebiet der alten Prätorianerkaserne erbaut wurde und diese bereits unmittelbar nach der Auflösung der Garde 312 aufgelassen wurde, könnte die Übergabe des Baugrundes auch schon vor 314 erfolgt sein. Der Liber Pontificalis konzentriert jedoch alle Schenkungen auf Silvester. 58 Dass der Kaiser bereits 312/313 Kontakt zum stadtrömischen Klerus hatte, ist anzunehmen, da er sich im Laufe des Jahres 313 im Zusam-

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menhang mit der Donatistenfrage ganz selbstverständlich an Bischof Miltiades wandte. Das Konzil fand dann allerdings in der domus Faustae statt, die in der Forschung nicht länger mit einem Palast der Kaiserin Fausta identifiziert wird, sondern die wahrscheinlich einer reichen Christin gehörte, die sie der Kirche zur Verfügung stellte. Vielleicht war aber auch gerade diese Situation, die Abhängigkeit der römischen Gemeinde von Gebäuden ihrer Mitglieder, für Konstantin Veranlassung zur Bereitstellung des Baugrundes auf dem Lateran, eines am Rande der Stadt gelegenen Villenviertels der römischen Oberschicht. 59 Viel drängender war nach dem Sieg die Regelung der Situation der Christen in Nordafrika, die noch nicht in den Genuss der Erleichterungen durch das Galeriusedikt gekommen waren. Zwar war auch hier, im ehemaligen Herrschaftsgebiet des Maximianus Herculius, nur das erste diokletianische Edikt praktiziert worden, hatte aber ungleich schärfere Konflikte hervorgerufen als in allen anderen westlichen Provinzen. Das Gemeindeleben und der Klerus waren zwar spätestens seit 305 nicht mehr von antichristlichen Maßnahmen der Behörden betroffen gewesen, aber die Auswirkungen des Ediktes waren innerkirchlich auch im Jahre 312 immer noch nicht verkraftet (s. u., Kapitel III, 3). Ungeklärt waren vor allem die Besitzverhältnisse der christlichen Gemeinden. Zunächst ging es dem Kaiser allein um die Restituierung der beschlagnahmten Kirchengüter und die finanzielle Unterstützung für den Wiederaufbau der zerstörten Gebäude. Zu diesem Zweck schrieb er einen Brief an den zuständigen Prokonsul Anullinus und einen an Caecilian, den zuständigen Bischof der Gemeinde von Karthago. Beide Briefe fallen noch in seinen Aufenthalt in Rom. Die folgenden Passagen der Briefe können seine Restitutionspolitik, die sich auf der Basis der Ausführungsbestimmungen des Galeriusediktes bewegte, verdeutlichen: „Sei gegrüßt, hochgeschätzter Anullinus … Sobald Du diesen Brief erhältst, sollst Du veranlassen, dass, wenn etwas aus dem Besitz der katholischen Kirche der Christen in den jeweiligen Städten oder auch anderen Orten sich jetzt im Besitz von Bürgern oder anderen Personen befindet, ihnen dies unverzüglich zurückgegeben wird. Denn wir haben beschlossen, dass alles, was eben diese Kirchengemeinden früher besessen haben, ihnen gerechterweise zurückgegeben werden soll … Trage Sorge, dass Gärten und Häuser und alles, was sonst noch zum rechtlichen Besitz der Kirche gehört, ihnen samt und sonders so schnell wie möglich zurückerstattet werde.“ Die Motivation, die hinter diesem Brief steht, gibt der Kaiser mit dem Rechtssatz an, dass widerrechtlich angeeigneter Besitz an den rechtmäßigen Besitzer zurückzuerstatten sei. 60 An Caecilian scheint der Kaiser zeitgleich oder nur wenig später geschrieben zu haben: „Nachdem ich beschlossen habe, in allen Provinzen

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Afrikas, Numidiens und Mauretaniens gewissen Dienern des rechtmäßigen und heiligsten katholischen Kultes zur Bestreitung ihrer Ausgaben Zuschüsse zu verabreichen, habe ich Briefe an den bekannnten Ursus, den Finanzverwalter von Afrika, geschickt … Er soll dafür Sorge tragen, dass Deiner Ehrwürdigkeit 3000 Folles ausgezahlt werden … Ordne an, dass dieses Geld an alle vorher Genannten gemäß dem Brief, den Hosius an Dich geschrieben hat, verteilt wird.“ Außerdem bot er ihm an, wenn er mit den Geldern nicht auskommen sollte, sich an den Domänenverwalter Heraklid zu wenden, der ihm weitere Beträge auszahlen würde. 61 Leider wissen wir nicht, welche Ausgaben der Kaiser im Auge hatte. Naheliegend wäre, an eine finanzielle Unterstützung der Wiederherrichtung der Kirchen zu denken (s. u., Kapitel V, 2). Jedenfalls sollte Caecilian diese Gelder an bestimmte Kleriker verteilen. Allerdings wird aus dem Brief an Caecilian bereits deutlich, dass der Kaiser über die Existenz von Streitigkeiten in der nordafrikanischen Kirche informiert war. Zu diesem Zweck verwies er den Bischof auf die Hilfe der Beamten: „So wisse, dass ich den Prokonsul Anullinus und den Vizepräfekten Patrizius mündlich dahin beauftragt habe, dass sie … ihr Augenmerk darauf richten und es nicht wagen, darüber hinwegzusehen.“ 62 Auf der nach Rom einberufenen Versammlung der Verwaltungsbeamten war Konstantin über die innerkirchlichen Zwistigkeiten, die eine Störung der Ordnung, der disciplina Romana bedeuteten, informiert worden. Weitere Briefe in dieser sich in Zukunft äußerst turbulent gestaltenden Angelegenheit, durch die der Kaiser tief in die inneren kirchlichen Konflikte hereingezogen werden sollte, verfasste beziehungsweise erhielt er auf seinem Rückweg nach Gallien über Mailand, worauf im nächsten Kapitel näher einzugehen ist. Wie aber sah nun die Situation im Osten des Reiches aus, der viel dichter christianisiert als die westlichen Provinzen und ungleich stärker und länger – nämlich bis 311 – von den diokletianischen Christenedikten betroffen gewesen war? Wie hatte sich dort die Lage der Christen speziell zwischen dem April 311 und dem Februar 313 in den ehemaligen Gebieten des Galerius entwickelt, in denen teils Licinius, teils Maximinus Daia die Nachfolge angetreten hatten? Obwohl das Galeriusedikt auch im Namen des Maximinus Daia als einem der vier regierenden Tetrachen verkündigt worden war (s. o., Kapitel III, 1), setzte dieser die christenfeindlichen Maßnahmen nur sechs Monate aus. Bereits im Oktober 311 wiederholte er im Zirkular an den Praefectus praetorio Sabinus die alten Vorwürfe gegen die Christen, die auch im Galeriusedikt formuliert waren. Die Freiheit der Religionsausübung sollte den hartnäckigen und – nach Meinung des Maximinus Daia – unbelehrbaren Christen zwar gewährt werden, aber von einer Rückgabe der kon-

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fiszierten Gebäude und vom Wiederaufbau der zerstörten Kirchen ist weiter nicht die Rede. Die munizipalen Behörden wurden zwar zur religiösen Toleranz aufgefordert, aber ohne konkrete Anleitung. Sie hatten Ermessensfreiheit bei ihrem Vorgehen.63 Da das Sabinuszirkular mehr Konfusion als Klarheit schuf, kam es zu Petitionen einzelner Städte an den Kaiser – wie Nikomediens, Antiochiens und Tyrus’. 64 Diese Petitionen gingen von ganz bestimmten Bevölkerungskreisen aus, die vorwiegend aus wirtschaftlichen Gründen an einer NichtPraktizierung des Galeriusediktes und später der Mailänder Bestimmungen interessiert waren. Alle drei Petitionen liefen darauf hinaus, die Christen aus der jeweiligen Stadt auszuweisen. Man wollte ein erneutes Versammlungsverbot und den heidnischen Opferzwang durchsetzen. Wollten sich die Christen dem nicht beugen, sollten sie der Städte verwiesen werden und auf dem Land wohnen, um dort ihren Kult zu praktizieren, der nur den Zorn der Götter erregte und verantwortlich war für alle wirtschaftlichen Missstände. In der Forschung ist vermutet worden, dass diese Petitionen nur Scheinpetitionen gewesen seien, die der Kaiser selbst formuliert habe. Aber eine solche Annahme ist gar nicht nötig und kann durch offizielle Dokumente sogar widerlegt werden. 65 Ganz massive wirtschaftliche Interessen der einzelnen Städte standen hinter den Eingaben: Für Antiochien war es der Finanzminister, der den Antrag stellte, das Sabinuszirkular wandte sich ebenfalls an die Finanzbeamten der Städte. Die Christen stellten eine Beeinträchtigung des heidnischen Kultbetriebes dar. Sie schädigten die Devotionalienhändler, die Opferfleischverkäufer, die Händler für die Spezereien, aber auch die Gastronomie, die im Umfeld der Tempelfeste große Gewinne machten. Sie alle waren die Leidtragenden einer großzügigen Christenpolitik. 66 Laktanz berichtet in diesem Zusammenhang von einem Mahnbrief Konstantins an den Kollegen im Amt. 67 Der Brief ist in der Forschung umstritten. Es erscheint unglaubwürdig, dass Konstantin kurz vor seinem Krieg mit Maxentius den amtsältesten Kollegen, dessen ersten Rang im Herrscherkollegium er gerade anerkannt hatte, zurechtwies. Vermutlich ist der Brief mit dem Mahnschreiben zu identifizieren, das Konstantin zusammen mit Licinius nach seinem Sieg über Maxentius verfasste. In ihm ermahnten sie gemeinsam den Kollegen zur Einhaltung der Mailänder Vereinbarungen, die auf der Linie des Galeriusediktes lagen, welche auch im Namen des Maximinus Daia abgeschlossen worden waren. Es schien Konstantin wichtig, seinen Mitkonsuln auf eine gemeinsame Linie zu bringen. 68 Bevor die Reaktion und das weitere Vorgehen des Maximinus Daia geschildert werden, muss zunächst ein Blick auf die Vereinbarungen geworfen werden, die Konstantin mit seinem neuen Schwager Licinius in Mailand traf. Welche Bedeutung hatte das sogenannte Mailänder Edikt für die

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weitere Politik der Kaiser gegenüber den Christen, und wie unterschied es sich vom Galeriusedikt? So hoch und positiv das „Mailänder Edikt“ in der alten Forschung bewertet wurde, 69 so wenig Beachtung findet es in jüngster Zeit, falls es nicht ganz negativ konnotiert wird. Girardet und Brandt gehen sogar so weit, in ihm einen Kompromiss zu sehen, in dem insgesamt allen Kulten Religionsfreiheit zugesichert wurde, obwohl Konstantin ja nur das monotheistische Christentum als einzige Religion habe durchsetzen wollen. Folglich werden die Mailänder Vereinbarungen „zum kleinsten gemeinsamen Nenner“ zwischen Licinius und Konstantin abgewertet.70 Es ist in der Forschung allgemeiner Konsens, dass in Mailand nie ein reichsweites Edikt verkündet wurde, sondern nur Vereinbarungen für die zukünftige Politik getroffen wurden. Zunächst und vorrangig ging es in ihnen nicht nur um die Christenpolitik, sondern wie das Reich zwischen den drei Herrschern nach der Ausschaltung des Maxentius aufzuteilen sei. Licinius bekam in dieser Situation nicht viel: Er wurde in die Familie Konstantins als Schwager aufgenommen und erhielt das Versprechen auf den gesamten Osten des Reiches, den er sich aber erst erobern musste. Auch Maximinus Daia wurde politisch abgespeist: Er verlor an Konstantin den ersten Rang im Kaisergremium und erhielt dafür das Konsulat – ein schlechter Tausch. Ob er seine Gebiete halten konnte, hing allein von seinem Kriegsglück gegenüber Licinius ab. Konstantin hielt sich da heraus. Was die Christen betraf, so ist das Galeriusedikt im Westen bereits voll umgesetzt worden. Von Konstantin und Maxentius sind sogar schon früher christenfreundliche Maßnahmen ergriffen worden.71 Das Galeriusedikt hatte sich für den Westen als voll ausreichend erwiesen. Im Osten allerdings hatte sich Maximinus Daia nicht daran gehalten, und von Licinius wissen wir nicht sicher, ob er in der kurzen Zeit, in der er mit der Besetzung des ehemals galerischen Gebietes beschäftigt war, das Gesetz bereits praktizierte. Hagiographische Quellen berichten nur, dass die Verfolgungsedikte in seinen Gebieten bis 311 angewandt wurden.72 Deswegen war es nötig, vor allem was die neuen Gebiete des Licinius betraf, dass er dort die Vereinbarungen, die er mit Konstantin ausgehandelt hatte, publik machte. Aus diesem Grunde spricht man von den „Briefen des Licinius“, die nach dem Sieg über Maximinus Daia, in Nikomedien und später in Palästina angeschlagen wurden.73 Sie scheinen in gewisser Hinsicht auch eine Interpretationshilfe des Galeriusediktes zu bieten. Die nichtchristlichen Religionen schienen sich durch die staatliche Anerkennung des Christentums in ihrer kultischen Praxis bedroht zu fühlen. Die Petitionen in den östlichen Provinzen, in denen das Christentum stark war, machen das deutlich. Deswegen mussten die Kaiser erklären, „was dem Wohl und der Sicherheit des Staates dient, … ganz besonders den

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Bereich regeln zu sollen, der sich auf die Verehrung der Gottheit bezog, um sowohl den Christen als auch allen anderen die uneingeschränkte Möglichkeit zu geben, die Religion auszuüben, die ein jeder wollte, damit jede Gottheit in ihrer himmlischen Wohnung uns und allen, die unter unserer Herrschaft leben, gewogen und gnädig sein kann“ 74 . Allem Exklusivitätsdenken christlicher wie nichtchristlicher Provenienz wurde damit ein Riegel vorgeschoben. Alle Religionen standen gleichberechtigt nebeneinander, eine Politik, der Konstantin als Pontifex Maximus, der für die richtige Ausübung aller Kulte verantwortlich war, immer treu geblieben ist (s. u., Kapitel V, 2). Die andere Kontroverse ergab sich aus der Besitztumsfrage: Die Restituierung aller konfiszierten christlichen Versammlungsstätten und Güter, sowohl solcher, die der Fiskus beschlagnahmt hatte, als auch solcher, die er an Privatleute weiterverkauft hatte, wurde in Mailand vereinbart. Das bedeutete, dass der Staat in Zukunft große Wiedergutmachungssummen aufbringen musste. Das Galeriusedikt hatte für diese Probleme auf Ausführungsbestimmungen verwiesen, die uns nicht erhalten sind, die aber wahrscheinlich der Interpretation bedurften. Darauf scheint die korporative Anerkennung der christlichen Gemeinden nämlich hinzuweisen, die in den Verlautbarungen des Licinius erstmals ausgesprochen wurde: „Und da die nämlichen Christen bekanntermaßen nicht nur die Stätten, an denen sie gewöhnlich zusammenkamen, sondern auch andere besaßen, die zum Recht ihrer Körperschaft, das heißt der Kirchen, nicht zu dem von Privatpersonen gehören, so wirst Du das alles gemäß dem oben angeführten Gesetz ganz ohne jede Ausflucht oder einen Einspruch den nämlichen Christen, das heißt ihrer Körperschaft und ihren Versammlungsstätten, zurückgeben lassen.“ 75 Auch schriftlich wurde jetzt niedergelegt, dass die Kirche seit dem Februar 313 von den Kaisern als Korporation, als Institution des öffentlichen Rechts, anerkannt worden war. Sollte sie bereits seit der Mitte des 3. Jahrhunderts auf korporativer Basis Vermögen erworben haben, so war dies im Rahmen der römischen Vereinsgesetzgebung mit stillschweigender staatlicher Duldung geschehen. Manches spricht dafür, dass Einzelpersonen treuhänderisch das Vermögen für die Gemeinden verwalteten. Eine offizielle Bestätigung und Anerkennung des korporativen Charakters der Kirchen erfolgte jedenfalls erst 313. Seitdem besaßen die christlichen Gemeinden alle Rechte und auch alle Pflichten, die mit einem solchen Rechtsstatus verbunden waren. Konkret bedeutete dies, dass zwar der Bischof in Stellvertretung für die Gemeinde restituierte Gebäude und anderes entgegennehmen durfte, dass aber die Gemeinde als Korporation das Vermögen erwarb. 76 Das sollte auch im Donatistenstreit relevant werden (s. u., Kapitel III, 3). Kehren wir nochmals zur Reaktion des Maximinus Daia auf den Mahn-

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brief seiner beiden Kollegen im Kaisertum zurück. Der dienstälteste Tetrarch befand sich in einem Rechtfertigungszwang, dem er in einem erneuten Brief an den Präfekten Sabinus Rechnung trug. Er bezeichnete das frühere Sabinuszirkular als eine freundliche Anweisung, die Christen ohne Zwang zum rechten Glauben zurückzuführen. Außerdem hätte er der Petition so vieler Städte an der kleinasiatischen und phönikischen Küste unbedingt stattgeben müssen. Er selbst war von der Ökonomie der Städte abhängig. Er sah sich aber nun dazu bereit, wenigstens die Religionsfreiheit in seinem Reichsgebiet zu gewähren, da die Mailänder Vereinbarungen allen Kultgemeinschaften Existenzsicherheit gaben. Von Restituierungen aber war auch jetzt noch nicht die Rede. 77 Erst die Niederlage gegen Licinius in Adrianopel am 30. April 313 veranlasste Maximinus Daia, seine Christenpolitik grundlegend zu überdenken. Ein neues Edikt gewährte Religionsfreiheit, Versammlungsfreiheit, Aufbau zerstörter Gotteshäuser und Restitution der beschlagnahmten Güter, allerdings nur der durch den Fiskus konfiszierten, nicht solcher, die an Privatleute verkauft oder verschenkt worden waren.78 An dem Edikt wird deutlich, dass sich Maximinus Daia allein aus politischen Erwägungen auf die neuen Richtlinien einließ. Da in seinem Herrschaftsbereich die meisten Christen des gesamten Römischen Reiches lebten, musste er in der letzten militärischen Auseinandersetzung mit Licinius alle innenpolitischen Kräfte bündeln und alle Konflikte vermeiden. Aus diesem Grunde versuchte er, die Christen durch eine bessere Behandlung für sich zu gewinnen. Im Vergleich mit den Mailänder Vereinbarungen wird die ambivalente Einstellung des Maximinus Daia besonders deutlich. Er sprach nie von der Korporation der Christen, sondern nur vom Volk der Christen.79 Dadurch aber waren jene weiterhin nicht in den Staat integriert, sondern bildeten – nach seiner Ansicht – ein eigenes Volk, das latent den Staat unterwandern, im schlimmsten Fall ihn aufsprengen konnte. Diese Gefahr blieb, seiner Meinung nach, weiterhin bestehen. Eine seiner Gegenmaßnahmen zur Abwehr dieser latenten Bedrohung bestand darin, eine straffe Organisation der Götterkulte einzurichten, wovon er sich in Zukunft eine viel grundlegendere und effektivere Bekämpfung des Christentums versprach als durch Todesurteile und Martyrien. 80 Zu Recht ist Maximinus Daia von den christlichen Autoren einhellig als Christenverfolger bezeichnet worden. Weite Teile der östlichen Bevölkerung waren von seiner raffinierten Politik verunsichert. Auch die Ermahnungen der beiden Kaiser von Mailand aus brachten kaum Besserung. 81 So musste Licinius nach dem endgültigen Sieg über seinen Kontrahenten die Mailänder Vereinbarungen in den neu eroberten Gebieten erst einmal offiziell in ihrem vollen Umfang bekannt geben. In Ost und West waren nun

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die Voraussetzungen gegeben, die Schäden und die Verwerfungen, welche die diokletianische Christenverfolgung angerichtet hatte, langsam aufzuarbeiten.

3. Der Donatistenstreit 82 Nach der Zusammenkunft mit seinem Schwager Licinius in Mailand im Februar 313 reiste Konstantin auf schnellstem Wege nach Gallien zurück, um gegen die erneut die Grenzen beunruhigenden Franken vorzugehen. Wahrscheinlich noch auf dem Rückweg hat der Kaiser eine weitere Maßnahme zugunsten der Kirche in Nordafrika erlassen. In direkter Umsetzung der soeben getroffenen Vereinbarungen in Mailand ordnete er in einem Brief an den Proconsul Anullinus die Befreiung (Immunität) der christlichen Kleriker von allen steuerlichen Abgaben und Leistungen (munera) an: „Deswegen will ich jene, die in der Dir anvertrauten Eparchie (Provinz) in der katholischen Kirche, der Caecilian vorsteht, und die von sich aus in diesem heiligen Kult den Dienst ausüben, die man gewöhnlich Kleriker nennt, von allen öffentlichen Dienstleistungen befreien, damit sie nicht … von ihrem schuldigen Dienst an der Gottheit abgehalten werden. Denn es scheint, dass sie den öffentlichen Angelegenheiten am meisten nützen, wenn sie den hohen Dienst bezüglich des Göttlichen wahrnehmen.“ 83 Als Pontifex Maximus ging es dem Kaiser um die rechte Kultausübung, die nur dann gewährleistet war, wenn die Priesterschaft ungehindert dieser Aufgabe nachgehen konnte und nicht durch sonstige Verpflichtungen in der Stadt davon abgehalten wurde. Damit setzte Konstantin nur das in die Praxis um, was die Mailänder Vereinbarungen mit Religionsfreiheit und Gleichberechtigung aller Kulte meinten. Denn auch die heidnischen Priester waren von allen Abgaben und sonstigen Leistungen befreit, damit sie ihren kultischen Aufgaben nachkommen könnten. Dieses Privileg wird nun auf die christlichen Kleriker ausgedehnt, wodurch sie auf eine Stufe mit ihren heidnischen Kollegen gestellt wurden. Erst jetzt sind sie mit diesen gleichberechtigt privilegiert. 84 Der Antwortbrief, den der Prokonsul am 15. April 313 an den Kaiser schrieb, enthält einen Bericht über die Durchführung aller bisherigen Maßnahmen, die Konstantin für die nordafrikanische Kirche seit seiner Herrschaftsübernahme in der ehemaligen Provinz des Maxentius angeordnet hatte. Anullinus berichtete über die Restituierung der Kirchen, die Verteilung der Unterstützungsgelder an den Klerus und dessen Steuerbefreiung, die alle zur Zufriedenheit ausgeführt wurden. In der zweiten Hälfte seines Berichtes aber teilte der Prokonsul dem Kaiser mit, dass es weni-

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ge Tage nach Verkündung der Maßnahmen zu scharfen Protesten gegen Caecilian gekommen sei und eine Abordnung der Gegner des Bischofs ihm zwei Schriftstücke zur Weiterleitung an ihn, den Kaiser, überreicht hätte. Anullinus ließ diese Petitionen zusammen mit seinem Bericht dem Herrscher zustellen. 85 Als Konstantin im November/Dezember 312 die ersten Briefe an Caecilian und Anullinus schrieb, wusste er zwar, dass es Unruhen in der afrikanischen Kirche gab. Hosius von Corduba, der den Kaiser spätestens seit 312 beriet, nannte ihm in einer Liste die Namen der Kleriker, denen er die besonderen Zuwendungen zukommen lassen sollte. Eine tiefere Kenntnis der Verhältnisse scheint der Kaiser jedoch nicht gehabt zu haben. Er wusste wahrscheinlich nicht, dass Bischof Caecilian wegen einer ordnungswidrigen Bestallung (Ordination) angegriffen wurde. Die numidischen Bischöfe erkannten ihn nicht an, weil er von einem angeblichen Traditor – Felix von Aptungi – ordiniert worden war. Felix wurde bezichtigt, im Rahmen des ersten diokletianischen Verfolgungsediktes heilige Schriften an die Beamten ausgeliefert zu haben (traditio). Wegen dieses Vergehens seines Bischofsamtes unwürdig geworden, konnte er auch nicht rechtsgültig einen neuen Kollegen für das Bischofsamt weihen – so jedenfalls war die Auffassung der numidischen Kirche. Auf einer Synode, die im Jahre 312 außerhalb von Karthago abgehalten wurde, hatten 70 numidische Bischöfe, die an der Wahl Caecilians nicht beteiligt gewesen waren, einen eigenen Gegenbischof Maiorinus gewählt. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion war Caecilian nämlich ordiniert worden, bevor die Numider in Karthago eintrafen. Man wusste, dass deren rigorose Position eine Wahl Caecilians verhindert hätte. So vertrat der ehemalige Archidiakon von Karthago für sie auch nicht die Kirche, die auf Grund eines standhaften und integren Verhaltens während der Verfolgungszeit berechtigt gewesen wäre, die Vergünstigungen des Kaisers an sich zu nehmen. Die Numider und ihr Gegenbischof verstanden sich als die allgemeine, die katholische Kirche. Durch die Anordnungen Konstantins fühlten sie sich veranlasst, den Kaiser über die dem karthagischen Bischof Caecilian aberkannte Legitimität und über dessen weitere Verbrechen zu informieren. Sie zweifelten dessen berechtigten Anspruch sowohl auf die restituierten Kirchen, auf die 3000 Folles wie auch auf die Immunität an. Diese wurde gewährt, damit die christlichen Kleriker genauso wie die heidnischen Priester den Dienst bei ihrem Gott für das Wohl des Staates ordnungsgemäß durchführen konnten. Da die Numider aber Caecilian nicht anerkannten, konnte er die nordafrikanische Kirche weder dem Kaiser gegenüber vertreten, noch konnte er rechtsgültig den Kult für sie ausüben. Gemäß ihrem Synodalbeschluss war Caecilian nämlich exkommuniziert. 86 Um dem Kaiser und seinen Beamten dies klarzumachen, wandten sie

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sich mit den bereits erwähnten zwei Schriftstücken an den zuständigen staatlichen Verwaltungsfachmann, den Prokonsul Anullinus. Sie legten ihm eine versiegelte Anklageschrift gegen Caecilian mit der Aufschrift Anklageschrift der Katholischen Kirche bezüglich der Verbrechen des Caecilian von der Partei des Maiorinus übergeben und eine nicht versiegelte Petition an den Kaiser vor. Anullinus schickte seinen Bericht sowie die beiden Schriftstücke der Partei des Maiorinus an Konstantin. Dieser offizielle Brief ist anders als die vorhergehenden Zeugnisse, die der Zeitgenosse Eusebius in seine Kirchengeschichte fast unmittelbar nach ihrem Entstehen aufgenommen hatte, überliefert. Der Brief findet sich fast hundert Jahre später zitiert in einem Schreiben des Kirchenvaters Augustinus und in den Akten des Konzils von Karthago aus dem Jahr 411. Von den beiden Schriftstücken der Numider ist nur eines erhalten und 50 Jahre später bei Optat, dem Bischof von Mileve, überliefert. Sowohl Augustinus als auch Optat und das Konzil von 411 standen auf der Seite Caecilians. Die Zuverlässigkeit der so überlieferten Zeugnisse muss deswegen immer genau im Auge behalten werden; Tatbestände und Formulierungen sind immer kritisch auf ihre Historizität hin zu überprüfen.87 Worum ging es den Donatisten in ihrer an den Kaiser gerichteten Petition? Welcher Verbrechen klagten sie Caecilian an? Was den letzten Punkt angeht, kann man nur Mutmaßungen anstellen, da die Anklageschrift verloren ist und auch niemand je aus ihr zitiert hat. Ob es sich nur um moralische Anschuldigungen gehandelt hat – wie etwa die Verhinderung der leiblichen Versorgung der inhaftierten Märtyrer von Abitina, die Caecilian als Diakon zu verantworten hatte und die deswegen verhungert waren –, muss dahingestellt bleiben. Der heimliche Ordinationsvorgang und seine formale Anfechtbarkeit waren sicherlich auch angeprangert worden.88 Wichtiger ist allerdings der Inhalt der offenen Petition an den Kaiser, die erhalten ist, vielleicht aber nicht mehr im direkten Wortlaut vorliegt. Weil von der Interpretation dieses Schreibens der Donatisten die Beurteilung aller weiteren Schritte Konstantins in der innerkirchlichen nordafrikanischen Auseinandersetzung abhängt, soll das Zeugnis im überlieferten Wortlaut zitiert werden. Die Petition der Numider lautete wie folgt: „Wir bitten Dich, Constantin, bester Kaiser, weil Du aus einem gerechten Hause stammst und Dein Vater unter allen übrigen Kaisern allein die Verfolgung nicht ausgeführt hat und aus diesem Grund Gallien immun (unbefleckt) ist; denn in Afrika bestehen zwischen uns und anderen Bischöfen Meinungsverschiedenheiten, deswegen bitten wir Deine Frömmigkeit, anzuordnen, dass uns aus Gallien Richter gegeben werden. Die Bitte ist eingereicht von Lucianus, Dignus, Nasutius, Capito, Fidentius und den übrigen Bischöfen der Partei des Donatus.“ 89 Die Fragen, die sich hier direkt einstellen, sind folgende: Handelt es sich

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um geistliche oder um weltliche Richter, denn nur im letzteren Falle wäre an sich die Petition an den Kaiser erklärbar? Aber warum sind weltliche Richter in Gallien neutraler als in Afrika? Warum können nicht Anullinus und sein Verwaltungsstab die Verbrechen Caecilians untersuchen? Zwei Ungereimtheiten sind außerdem bei dem von Optat überlieferten Text sofort festzustellen: Nach der Auskunft des Anullinusberichtes hat die Partei des Maiorinus, der ja noch lebte, die Anklageschrift erstellt. Im vorliegenden Text bezeichnet sie sich als Partei des Donatus. Erst nach dem Tod ihres Bischofs Maiorinus nannten sich die Gegner Caecilians nach dessen Nachfolger Donatus. Hier liegt zumindest eine Ungenauigkeit Optats vor. 90 Des Weiteren soll Constantius Chlorus überhaupt keine Verfolgungen in Gallien durchgeführt haben. Durch andere zeitgenössische Quellen ist allerdings erwiesen, dass er sich – wenn auch beschränkt auf die Kirchengebäude – an den Verfolgungsmaßnahmen in seinem Herrschaftsgebiet und sicher auch in Gallien beteiligt hat. Hier ist der Sachverhalt geschönt. 91 Die Verlässlichkeit des überlieferten Textes ist dadurch stark eingeschränkt. Eine genauere Analyse seiner Glaubwürdigkeit ist aber erst möglich, wenn man die Reaktion des Kaisers auf das Gesuch der Donatisten kennt. In einem Brief teilte der Kaiser dem Bischof von Rom, Miltiades, mit, er habe drei gallische Richter bestellt, und zwar die Bischöfe Reticius von Autun, Maternus von Köln und Marinus von Arles. Sie wurden nach Rom geschickt und sollten zusammen mit dem stadtrömischen Bischof die Vorwürfe der zehn donatistischen Bischöfe und die Verteidigung Caecilians und seiner Gesinnungsgenossen – ebenfalls zehn Bischöfe – anhören. Miltiades zog zu diesem Gremium von insgesamt vier vom Kaiser beauftragten Richtern noch 15 italische Bischöfe hinzu. Am 2. Oktober 313 wurde von ihm die Bischofsversammlung eröffnet. 92 In der Forschung ist eine heiße Diskussion darüber entbrannt, was die Donatisten eigentlich wollten, wie die Reaktion des Kaisers zu bewerten ist, welche Funktion die von ihm bestellten Bischöfe hatten, ob die Reaktion des Miltiades von Rom im Sinne des Kaisers oder eigenmächtig war und welche Funktion den 15 italischen Bischöfen zugedacht war. Die Forschung ist sich bis heute nicht einig. 93 Die Quellenlage ist so wenig zufriedenstellend, dass man eine einhellige Antwort kaum geben kann. Zunächst muss man davon ausgehen, dass die Donatisten Caecilian exkommuniziert hatten, sodass er für sie kein Bischof mehr war. Wenn sie dieses Synodalurteil hätten überprüfen lassen wollen, dann hätten sie sich selbst an die Bischöfe in anderen Provinzen mit der Bitte um eine Begutachtung wenden können. Caecilian als Nichtkleriker konnte also durchaus von weltlichen Richtern gerichtet werden, zumal es sich um Vermögensfragen handelte. Anullinus, der in Afrika in

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die Verfolgung involviert war, war ihnen wahrscheinlich nicht vertrauenswürdig. Deswegen kann man davon ausgehen, dass sie entweder weltliche Richter aus Gallien haben wollten, oder – was viel glaubhafter erscheint – sie wollten Konstantin selbst als Richter haben. 94 Optat, dem wir oben schon zwei Fehler nachweisen konnten, was seinen Text nicht vertrauenswürdiger macht, könnte einfach das als Inhalt der Petition aufgeschrieben haben, was Konstantin durchgeführt hat: die Bestellung gallischer Richter an seiner Statt. Es fragt sich allerdings, warum der Kaiser nicht selbst den Fall übernommen oder seinen zuständigen Beamten – eventuell auch aus Gallien – zugewiesen hat, weil sie weniger in die Verfolgungen involviert waren oder auch, weil er sie aus seiner langjährigen Regierungspraxis in Gallien besser kannte. Stattdessen hat er drei gallische Bischöfe mit der Untersuchung beauftragt. Die Wahl der drei ist insofern nahe liegend, als er sie persönlich aus seinem alten Herrschaftsbereich kannte. Aber warum wählte er überhaupt Bischöfe und zusätzlich noch den Bischof von Rom? Alle überlieferten Argumentationen, der Kaiser habe sein eigenes Urteil als nicht zuständig in geistlichen Fragen erklärt, sind innerkirchliche klerikale Interpretationen und eine Denkweise, die nicht die Konstantins zu diesem frühen Zeitpunkt gewesen sein kann und es auch später nicht war. 95 Wahrscheinlich waren es seine geistlichen Berater, vorab Hosius von Corduba, die ihm zu einem geistlichen Gericht rieten. Sie standen mit Caecilian in Verbindung, erkannten seine Exkommunikation durch die Numider nicht an und betrachteten ihn weiterhin als den rechtmäßigen Bischof, für den einzig und allein ein kirchliches Gericht zuständig war. Da außerdem traditionsbedingt Verbindungen zwischen der stadtrömischen und der karthagischen Kirche bestanden, könnte Miltiades als Richter vorgeschlagen worden sein. 96 Miltiades aber ging es einzig darum, den römischen Brauch durchzusetzen, der auch bei Gefallenen auf die Wiedertaufe verzichtete, wenn die Taufe einmal formal richtig gespendet worden war. Von dem Gefallenen beziehungsweise demjenigen, der den Behörden heilige Schriften und Geräte ausgeliefert hatte, wurde nur Buße gefordert, auf die dann die Vergebung durch Handauflegung erfolgte. Um sich gegen die Numider, ihre Wiedertaufpraktiken, ihren eifernden moralischen Rigorismus und ihren Alleinvertretungsanspruch als Kirche der Heiligen positionieren zu können, erhöhten Miltiades und sein Archidiakon Marcus – sein Helfer, sozusagen seine rechte Hand – die Zahl der teilnehmenden Bischöfe um 15 Italiker, sodass die Mehrheitsverhältnisse zu Gunsten der römischen Kirche eindeutig waren. 97 Aus dem Gerichtsverfahren vierer im Auftrag des Kaisers bestellter Richter wurde eine Synode unter Vorsitz des Bischofs von Rom, die nicht die Verbrechen Caecilians untersuchte, die auch nicht direkt das Synodalurteil der Numider überprüfte, sondern

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Caecilian auf der Grundlage der Wiedertaufproblematik freisprach und Donatus verurteilte. 98 Alle übrigen Bischöfe wurden aufgefordert, zur Kirche Caecilians zurückzukehren. Das hieß praktisch, bei doppelt besetzten Bistümern sollte der ältere Bischof auf seinem Posten bleiben. Der jüngere wurde mit einer anderen Gemeinde entschädigt, konnte aber nach dem Tod des alten Bischofs in seine angestammte Gemeinde zurückkehren. Man hatte versucht, einen Kompromiss zu finden, der auch praktikabel war und dem der Kaiser zustimmte. 99 Aus Sicht der Donatisten war es nur zu verständlich, dass sie das Urteil wegen Verfahrensfehlern ablehnten – ihre Anklagepunkte waren ja gar nicht gehört worden –, und außerdem forderten sie eine größere Bischofsversammlung von Konstantin: „Sie … wollen den ergangenen Urteilsspruch nicht anerkennen und erklären, dass nur einige wenige ihre Meinungen und Urteile abgegeben hätten, und dass man ganz schnell und rasch eine Entscheidung in Eile gefällt habe, ohne alles durchzuhandeln, was dazu untersucht werden müsste.“ 100 So schreibt der Kaiser an den Bischof Chrestus von Syrakus. Interessant ist an der Reaktion der Donatisten immerhin, dass sie nicht die Geistlichkeit der Richter angriffen, sondern prozessuale Versäumnisse. Auch von daher könnte man argumentieren, dass sie wirklich gallische Bischöfe zu Richtern haben wollten, aber eben sehr viel mehr von ihnen als bisher, nämlich eine regelrechte Synode, deren Mehrheitsverhältnisse sich eventuell zu ihren Gunsten auswirken konnten. Allerdings hätte ihnen klar sein müssen, dass das römische Urteil genauso wenig appellabel war wie die Entscheidung der numidischen Bischofsversammlung von 312. Insofern kommen auch hier gewisse Bedenken an der Historizität der Überlieferung auf. Sollte der Prozess eventuell doch aus donatistischer Sicht vom Kaiser entschieden werden? Konstantin ließ sich jedenfalls erneut auf das Gesuch der Donatisten ein und berief eine Bischofsversammlung zum 1. August 314 nach Arles, zu der er etwa 36 Bischöfe aus seinem Herrschaftsbereich einlud. 101 Der Kaiser unternahm nun alles von öffentlicher Seite aus Menschenmögliche, um das Unternehmen gelingen zu lassen. Er mobilisierte den vicarius Africae, den obersten Beamten der Diözese, Aelafius für die termingerechte Anreise und Beförderung der Bischöfe aus ganz Afrika, das heißt aus Byzacena, Tripolitana, Numidia und Mauretania zu sorgen.102 Dem Bischof Chrestus von Syrakus stellte er die Reichspost zur Verfügung. Wenn man sieht, wie sparsam Konstantin sonst mit der Verwendung der staatlichen Post umging, dann ist seine Großzügigkeit ein Gradmesser dafür, wie viel ihm an der schnellen Beendigung des afrikanischen Streites lag. 103 Das kommt auch in seinem Brief an den Vikar Aelafius zum Ausdruck. Der Kaiser betonte, dass er die Schuld an den Streitereien auf beiden Seiten sah, sodass er auch nach dem römischen Urteil noch keine Entscheidung für eine

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Seite gefällt habe. Umso mehr wird deutlich, wie sehr er den Zorn der höchsten Gottheit fürchtete, wenn die richtige Kultausübung nicht gewährleistet wäre. Da er auf himmlischen Wink hin mit der Leitung der irdischen Geschäfte betraut sei, fürchtete er, der göttliche Zorn wende sich nicht nur gegen das Menschengeschlecht, sondern gegen ihn selbst. Der „Verehrer des Gottes“, als den er sich selbst und den Vikar bezeichnete, stand ganz in der Tradition der antiken Religiosität, der zufolge nur die geregelte kultische Verehrung die Gunst der Gottheit erwirken konnte. 104 Die Forschung hat Konstantin vorgeworfen, dass er sich auf das Gesuch der Donatisten fälschlicherweise nochmals eingelassen und einer Revision des römischen Urteils stattgegeben habe. Sie entlastet ihn teilweise insofern, als sie ihm zugesteht, dass er unter dem Druck der Verhältnisse nicht anders hätte handeln können, obwohl er anderes gewollt habe. Wir werden später auf die Überlieferung genauer eingehen, die eine solche Ansicht zu stützen scheint. Zunächst hätte eine Ablehnung des Gesuches der Donatisten überhaupt nicht der Denkweise des Kaisers entsprochen, die stark auf der Kenntnis des Instanzenweges der römischen Gerichtsbarkeit basierte. Vielleicht schwebte ihm eine Art Schiedsgerichtsbarkeit vor, in welcher sich die Parteien einigen, ein Verfahren, wie es schon immer bei den Römern praktiziert wurde und wie es auch vom Apostel Paulus den Christen anempfohlen worden war. Sehr bald sollte der Kaiser selbst diese bereits in der Kirche etablierte Praxis als Bischofsgerichtsbarkeit offiziell anerkennen.105 Die Konzilsteilnehmer jedoch konnten das römische synodale Urteil keiner Revision unterziehen. Es war für sie inappellabel. Das zum Konzil erweiterte Gericht befasste sich nun vorrangig mit Fragen der Praxis, die sich zum Teil aus der diokletianischen Verfolgung und ihren Folgen und der neuen Situation der Kirche ergeben hatten – wie etwa dem Verbot von Klerikern, die Gemeinde zu wechseln (Translationsverbot) oder dem Ausschluss von Beschäftigten in Zirkus und Theater von der Kommunion, solange sie ihren Beruf ausübten. Gleiches galt für Soldaten, die im Frieden den Dienst an der Waffe verweigerten, eine höchst bemerkenswerte Entscheidung, die zeigt, wie die Bischöfe versuchten, auf den Kaiser und die staatlichen Erfordernisse Rücksicht zu nehmen, wo immer es möglich war. Auch christliche Provinzialstatthalter und andere Beamte durften weiter in der öffentlichen Laufbahn promovieren mit Akzeptanz der Bischöfe, solange sie nicht gegen christliche Moralvorstellungen verstießen. Aus dem Brief, den die in Arles versammelten Bischöfe an den abwesenden Bischof von Rom, Silvester – er war Miltiades nach dessen Tod am 11. Januar 314 nachgefolgt – schickten, sind die genannten und noch andere Ergebnisse bekannt, die auf der Versammlung erzielt wurden.106 Das römische Urteil wurde bestätigt, weil die Ankläger keine hin-

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reichenden Einwände gegen Caecilian vorzubringen vermochten. Ihre Anklage wurde abgewiesen. Außerdem wurde nun aber der Begriff der traditio (Verrat) genau definiert. Die römische Auffassung setzte sich durch, dass auch die Weihe durch einen traditor (Verräter) ihre Gültigkeit behielt. Eine starke Trennung von Amt und Person liegt in dieser Entscheidung vor. Damit war der Fall Caecilian – Donatus für die Versammlung abgeschlossen.107 Konstantin selbst scheint an dem Konzil nicht oder jedenfalls nicht durchgängig teilgenommen zu haben. Vielmehr scheint der Ortsbischof Marinus von Arles den Vorsitz geführt zu haben.108 Da der Kaiser aber die Versammlung einberufen hatte, bedurfte es eines kaiserlichen Entlassungsschreibens. Dieser Brief, der bei Optat überliefert ist, ist höchst merkwürdig, sodass von einigen Forschern Bedenken bezüglich seiner Historizität geäußert wurden. Da das Schreiben streckenweise widersprüchlich ist, theologische Termini und Gedankengänge aufweist, die Konstantin weder im Jahr 314 noch später je geäußert hat, wird man von einer teilweisen Überarbeitung durch Optat oder einen unbekannten Interpolator auszugehen haben. 109 Die Widersprüche im selben Brief sind nicht auflösbar: Zum einen verteufelt der Kaiser die Donatisten und ihre Appellation an seine Gerichtsbarkeit. Er erklärt sich darüber hinaus für unfähig, ein Urteil in ihrem Falle zu sprechen. Andererseits signalisiert er geduldige Bereitschaft, die Petenten an seinen Hof kommen zu lassen, sie zu hören und zu versuchen, sie umzustimmen. Diese krassen Widersprüche lassen große Zweifel an der Authentizität des Zeugnisses entstehen. Da hilft es auch wenig, durch die Einschaltung eines fiktiven Klerikers an der Kanzlei Konstantins, der den Brief geschrieben haben soll, seine Authentizität retten zu wollen. Vor allem die Kapitel 3 bis 9 atmen den kompromisslosen Geist einer späteren Zeit, die sowohl Schismatiker wie die Donatisten als auch Andersgläubige, die sogenannten Heiden, in überbordender Rhetorik verteufeln und aus der menschlichen Gemeinschaft ausschließen. Der hier auftretende Konstantin ist kein Pontifex Maximus mehr, sondern ein den Bischöfen unterworfener Laie. Man fühlt sich an Theodosius und Ambrosius erinnert, an den späteren Konflikt zwischen geistlicher und weltlicher Macht, aber nicht an den siegreichen römischen Kaiser, dem als Pontifex Maximus die rechte kultische Verehrung der Gottheit am Herzen liegt, die unbedingt zum Heile des Reiches wiederhergestellt werden muss, bevor die nächsten politischen Auseinandersetzungen, die sich im eigenen Herrscherhaus bereits abzeichnen, voll ausbrechen. Der Entlassungsbrief an die in Arles versammelten Bischöfe wird uns auch in Zukunft noch öfter beschäftigen, weil er Aussagen über den Donatistenstreit hinaus enthält. Grundsätzlich ist er jedoch mit großer Vorsicht zu benutzen und scheint nicht geeignet, als Basis weitreichender Thesen zu dienen. 110

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In etwa zeitgleich mit dem Konzil von Arles fanden in Karthago am 19. August 314 und am 15. Februar 315 prozessuale Verhandlungen vor den städtischen Beamten von Karthago und vor dem Prokonsul von Afrika Aelianus statt, der tätig war in Stellvertretung für den erkrankten Vikar von Afrika, Verus, und die Verhandlung gegen Felix von Aptungi führte. Der Bischof war als Ordinator Caecilians angegriffen und nun wegen der Auslieferung heiliger Schriften und ihrer Zerstörung vor den weltlichen Gerichten angeklagt. In mehreren Verhandlungen konnte Felix schließlich rehabilitiert werden, denn es stellte sich heraus, dass das Belastungsmaterial gegen den Bischof vor etwa elf Jahren durch den Dekurio Ingentius gefälscht worden war. Dieser hatte ein Schriftstück des ehemaligen Duumvirn Alfius Caecilianus, in welchem jener die Verbrennung der Schriften bescheinigt hatte, um den Zusatz ergänzt, Felix sei ein traditor. Diese Fälschung wurde als solche aufgeklärt und der Prozess gegen die Rechtmäßigkeit der Ordination Caecilians damit abgeschlossen. Das Schisma fiel in sich zusammen, wie das Abschlussprotokoll des stellvertretenden Prokonsuln Aelianus vom 15. Februar 315 zum Ausdruck bringt. 111 Damit hatte Konstantin sein Ziel der Einigung der streitenden Parteien erreicht. Dennoch erhoben die Donatisten erneut Einspruch gegen die Entscheidung von Arles. Konstantin, der sich zwischen dem 21. Juli und dem 27. September 315 anlässlich der Feier seines zehnjährigen Regierungsjubiläums (Decennalien) in Rom aufhielt, befahl in einem offiziellen Brief, der auch im Namen seines Mitherrschers und Schwagers Licinius verfasst worden war, dem Prokonsul von Afrika Probianus, den der Dokumentenfälschung überführten Dekurio Ingentius nach Rom zu schicken. Durch seine Aussagen vor den Donatisten, die am kaiserlichen Hof weilten, sollte die Haltlosigkeit ihrer Anschuldigungen gegen Caecilian nochmals in Gegenwart aller erwiesen werden: „So wird es dann geschehen, dass diese Streitigkeiten verschwinden, wie es sich gehört, und das Volk ohne Zwietracht seiner Religion mit gebührender Verehrung dient.“ 112 Statt eines Friedensschlusses konnten die Donatisten den Kaiser davon überzeugen, dass es am besten wäre, wenn er selbst nach Afrika käme und durch sein Urteil den Streit beende. Wahrscheinlich erhofften sie sich hiervon, die Sache bei günstigeren Mehrheitsverhältnissen für sich entscheiden zu können. Dieser Entschluss wurde aber wieder umgestoßen, als Konstantin von neuen Unruhen in Afrika hörte. Eine Abreiseerlaubnis der am Hof weilenden donatistischen Bischöfe machte er schnell wieder rückgängig und ließ sie nach Mailand bringen, wo sich zwischenzeitig auch Caecilian eingefunden hatte. Der Kaiser scheint den Donatisten hier sehr weit entgegengekommen zu sein, da er ihnen zusicherte: „Wenn ihr in seiner Gegenwart von euch aus ihm von nur einem Verbrechen oder Vergehen etwas beweisen könnt, dann will ich das ansehen, als ob alles bewiesen sei, was ihr ihm vor-

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werft.“ 113 Die sich nun anschließenden Vorgänge sind etwas schwierig zu rekonstruieren, weil die Chronologie nicht eindeutig ist. Auch in Mailand unterlagen die Donatisten. Falls Konstantin damals Caecilian von allen Verbrechen freigesprochen haben sollte, so hat er dieses Urteil jedoch erst Ende 316 verkünden lassen. 114 Mit dem Auftrag der Friedensstiftung schickte der Kaiser zunächst die beiden Bischöfe Eunomius und Olympios nach Afrika. Sie sollten anstelle der beiden Streitenden einen neuen Bischof in Karthago einsetzen. Ihr Wirken aber blieb erfolglos und sie erklärten sich für die Sache der Katholiken.115 Ebenfalls erfolglos waren die Inhaftierungen der beiden Parteiführer Caecilian und Donatus in Brescia. Als sie unbemerkt entkommen und nach Afrika fliehen konnten, war erneut für Unruhen in der Provinz gesorgt. Der Kaiser war nun mit seiner Geduld am Ende. Zornentbrannt schrieb er an den Vikar von Afrika Celsus: „Durch ihr schändliches Treiben haben sie bezeugt, eiligst zu dem zurückkehren zu wollen, was sie vorher getan haben und jetzt weiter tun. Denn ihre ungerechten Pläne sind dadurch offenbar, dass sie sich meiner Gegenwart durch die Flucht zu entziehen versucht haben, als ich beschlossen hatte, vollständig die verschiedenen Vorwürfe zwischen ihnen und Caecilian zu untersuchen.“ 116 Dass der Kaiser auch nach der Mailänder Untersuchung nicht eindeutig auf der Seite Caecilians stand, wird im weiteren Verlauf seines Schreibens deutlich: „Dann werde ich dem Caecilian und seinen Gegnern durch ein ganz deutliches Urteil zeigen, welche und was für eine Verehrung der höchsten Gottheit zukommt und welche Art Gottesdienst ihr Freude macht. … Die Leute aber, die diese Dinge ins Werk setzen und bewirken, dass dem höchsten Gott nicht mit der ihm gebührenden Verehrung gedient wird, werde ich vernichten und zerschmettern … Ich … rufe das Heil als Zeugen an, dass ich über Volk und Kleriker, die die Ersten sind, genauestens die Untersuchung führen … will, … und ich werde diesen Menschen zeigen, welcher und was für ein Kult der Gottheit darzubringen ist. Denn ich glaube, mich mit der schwersten Schuld zu beladen, wenn ich Unrecht für übersehbar halte. Was muss denn meinem Herrscheramt gemäß Wichtigeres von mir getan werden, als dass ich alle Irrtümer zerschlage, alle Verwegenheiten ausrotte und durchsetze, dass alle dem allmächtigen Gott die wahre Religionsausübung, einträchtige Einfalt und die gebührende Verehrung entgegenbringen?“ 117 Hier schreibt wortgewaltig der Pontifex Maximus, der als Kaiser voll für die rechte Verehrung der Gottheit verantwortlich war. Zu diesem Zweck rief er die Salus, die Göttin des Heils, zur Zeugin an. Wie alle seine Vorgänger war Konstantin dem Heil des Reiches verpflichtet, das durch die Streitereien in Afrika zwischen Caecilian und Donatus in höchstem Maße gefährdet war. Beide Seiten waren seiner Meinung nach verantwortlich für

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den Zustand des Aufstandes und des Terrors. Um falsches Märtyrertum und Gewalt zu beenden, wollte der Kaiser selbst nach Afrika kommen, um Kleriker und Laien zur rechten Gottesverehrung zu führen. Nie war ihm in den Sinn gekommen, dass ihm als Kaiser und Pontifex Maximus eine solche Aufgabe nicht zustünde. Allerdings spitzten sich die politischen Auseinandersetzungen mit seinem Schwager Licinius so zu, dass er nicht nach Afrika kommen konnte. Erst jetzt im November 316 teilte er dem Vikar Eumalius seine Entscheidung für Caecilian mit, die er wahrscheinlich bereits 315 in Mailand gefällt hatte, aber auf Grund der konfliktgeladenen Entwicklung in Afrika zurückgehalten hatte. 118 Nach der Verkündigung des kaiserlichen Urteils, das eine Bestätigung der synodalen Entscheidungen von Rom und Arles darstellte, brachen die Unruhen erst richtig aus. Zwischen 316 und 320 gingen der dux Leontius und der comes Ursatius mit militärischer Gewalt gegen die Unruhestifter vor. Bischöfe wurden verbannt, Kirchen konfisziert, das aufständische Volk, vor allem die unzufriedenen Landarbeiter (circumcelliones) mit Waffengewalt bekämpft. Es kam zu ersten Martyrien unter den Klerikern. 119 Konstantin machte jetzt die Erfahrung, die alle seine Vorgänger auch hatten machen müssen: Mit Gewalt ließ sich die rechte kultische Gottesverehrung nicht durchsetzen. Er begann denselben Weg zu beschreiten wie Diokletian und Galerius vor ihm. Die Aussichtslosigkeit eines solchen Vorgehens hatte er aber selbst im Osten des Reiches erlebt (s. o., Kapitel III, 1). Er musste einlenken. Das war umso mehr geboten, als Konstantin von den verfolgten Donatisten ein Protestschreiben erhalten hatte mit der Äußerung, dass sie nie und nimmer „mit der Kanaille Caecilian“ Gemeinschaft halten würden.120 Gleichzeitig waren Nachrichten zu ihm gedrungen, dass Licinius in seinem Herrschaftsgebiet die Vereinbarungen von Mailand gegenüber den Christen nicht mehr einhielt. Auf die religiöse Toleranz waren beide Kaiser verpflichtet, auch Konstantin. Auf diesem komplexen Hintergrund politischer und religionspolitischer Probleme verkündete er am 5. Mai 321 schließlich die Duldung gegenüber den Donatisten. Der Kaiser unterstellte sie dem Gericht Gottes und verzichtete auf alle staatlichen Maßnahmen. Die verbannten Kleriker durften zurückkehren,121 die Katholiken wurden angewiesen, im Streitfall auf Rache zu verzichten, die alleine Gott zustünde. Er hoffte aber im Geheimen auf eine Sinneswandlung der Gegenseite, die nur Gott bewirken konnte. 122 Der Kaiser war gezwungen, sich so großzügig wie möglich zu verhalten, da die Gefahr bestand, dass Afrika dem Reich erneut verloren ging. Am Vorabend der letzten Phase des Kampfes mit Licinius um die Alleinherrschaft brauchte er Ruhe in dieser Provinz. Konstantin hoffte vergebens auf einen Sinneswandel der Donatisten.

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Dennoch wich er von seinem Kurs der Toleranz auch in Zukunft nicht ab. Als im Jahre 330 Katholiken bei ihm Klage führten, weil Donatisten ihre Kirche beschlagnahmt hatten, beließ der Kaiser Letzteren das Gebäude. Die Katholiken erhielten auf Staatskosten eine neue Kirche. Die ihnen immer wieder von der Gegenseite streitig gemachten Steuerbefreiungen bestätigte der Kaiser mehrmals gesetzlich. Die Donatisten schienen die besseren Verbindungen zu den Stadtverwaltungen zu haben. Die Mehrheitsverhältnisse hatten für sie entschieden (s. u., Kapitel V, 2). Ein letzter Versuch im Jahr 336/337, die mächtige, tief in der Bevölkerung verwurzelte „Kirche der Heiligen“ mit Gewalt zu vernichten, endete kläglich. Der verantwortliche Praefectus Praetorio Gregorius wurde von Donatus als „Makel des Senates“ und als „Schande aller Präfekten“ bezeichnet. Die Stellung der donatistischen Kirche war so stark, dass ihre Anhänger die provozierende Frage stellen konnten: „Was hat der Kaiser überhaupt mit der Kirche zu tun?“ – Quid est imperatori cum ecclesia. 123 Dennoch wäre es nicht richtig, vom Scheitern der konstantinischen Politik in Afrika zu sprechen. Als erfahrener Staatsmann und Pragmatiker der Macht hat Konstantin es immer wieder verstanden, sich der jeweils gegebenen Situation anzupassen: Anfänglich unzureichend informiert, schlitterte er in eine innerkirchliche Auseinandersetzung hinein, die teils dogmatisch, teils machtpolitisch bedingt war. Nachdem er sich anfänglich von seinen klerikalen Beratern hatte auf den Weg der kirchlichen Verfahren verleiten lassen, die aber alle zu keiner Lösung führten, machte er sich sehr schnell frei von diesem Vorgehen und versuchte, die Frage vor eigenen Gerichten zu lösen. Teilweise war er erfolgreich wie im Falle des Felix von Aptungi, teilweise aber stieß er an die Grenzen seiner Möglichkeiten. Ähnlich wie bei den früheren Christenverfolgungen erwuchsen auch aus den Donatistenverfolgungen Märtyrer, die den Widerstandswillen der Verfolgten stärkten. Bei aller machtpolitischen Auseinandersetzung zwischen Donatisten und Katholiken, zwischen Numidern und romanisierten Nordafrikanern, zwischen Land- und Stadtbewohnern,124 ging es doch fundamental um unterschiedliche Auffassungen von Heiligkeit und um Divergenzen in der Sakramentenlehre, die weder gerichtlich noch politisch, noch militärisch, sondern nur theologisch zu lösen waren. Das erkannte der Kaiser im Laufe der langwierigen Beschäftigung mit diesem Streit. Sein Einlenken und die Duldung beider Kirchen waren nicht allein bedingt durch den bevorstehenden Konflikt mit Licinius – sonst hätte er ja als Alleinherrscher die Problematik gezielt wieder aufgreifen können –, sondern durch die Erkenntnis der Andersartigkeit des Konfliktes. Konstantin handelte während der ganzen Zeit in seiner offiziellen Funktion als Pontifex Maximus, der für die rechte kultische Verehrung der

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Gottheit verantwortlich war. Von der göttlichen Gunst hingen das Heil des Kaisers, des Reiches und seiner Bewohner ab. Ähnlich wie früher die Kaiser den Christen, so warf Konstantin nun den Donatisten Halsstarrigkeit, Wahnsinn, Verblendung und dergleichen vor. Bei Verhärtung auf beiden Seiten geriet auch er kurz auf den Weg der Verfolgung, den er aber schnell wieder verließ – trotz der großen Enttäuschung, die das Verhalten der christlichen Kleriker in ihm erweckt hatte. Denn außer der rechten Kultausübung, für die er auch in den anderen Provinzen seines Herrschaftsbereiches die Voraussetzungen geschaffen hatte, schwebten ihm eine einheitliche christliche Kirche und ein entsprechender Klerus vor. Sie wollte er für die Einheit des Reiches in vielfältiger Weise nutzbar machen (s. u., Kapitel V, 2). Diesen Plan gab er auch nach der Enttäuschung durch den Donatistenstreit nicht auf und es stellt sich die Frage, warum der Kaiser nicht entmutigt wurde. Werfen wir noch einmal einen Blick zurück (Kapitel II, 3). Seit der Vision in Grand 310 fühlte sich Konstantin unter dem besonderen Schutz einer Gottheit stehend: damals des Sonnengottes, seit dem unerklärlichen Sieg an der Milvischen Brücke immer mehr unter dem des Christengottes, der dem Sonnengott so ähnlich war. Zwischen 313 und 315 vollzog sich die erste christliche Ausformung und Interpretation der Ereignisse an der Milvischen Brücke. Das ist genau die Zeit der ersten Phase des Donatistenstreites (312–316), in den der Kaiser involviert war. Sein Engagement und seine Entscheidungen lassen sich aus den vielen Briefen rekonstruieren, die Konstantin in diesem Anliegen geschrieben hat beziehungsweise in seiner Kanzlei hat schreiben lassen. Leider haben wir oft feststellen müssen, dass es mit der Authentizität dieser Zeugnisse auf Grund einer ungünstigen Überlieferungssituation nicht immer zum Besten bestellt ist. Auf diesem Hintergrund ließ sich denn auch herausarbeiten, dass sich das konstantinische Eingreifen in den Donatistenstreit sehr wohl aus der Tradition der römischen Kaiser in ihrer Funktion als höchste Wärter und Bewahrer der kultischen Verehrung der Gottheit erklären lässt, nämlich aus seiner Stellung als Pontifex Maximus. Abschließend soll nochmals auf das in seiner Echtheit stark umstrittene Entlassungsschreiben an die in Arles versammelten Bischöfe eingegangen werden. Es ist von vielen Forschern als das persönlichste Zeugnis Konstantins für seine Hinwendung zum Christentum in dieser frühen Zeit gewertet worden, da es eine Art Bekenntnis einer inneren Umkehr enthält. „Denn früher gab es in mir Dinge, denen die Gerechtigkeit fehlte, und ich dachte, die oberste Macht sehe nicht, was ich heimlich in meinem Herzen bewegte. Was für ein Ende hätte das, wovon ich sprach, nehmen müssen? Doch eines, das reich war an Übeln. Aber der allmächtige Gott, der in der Höhe des Himmels wohnt, schenkte, was ich nicht verdient hatte. Gewiss lässt

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sich nicht sagen, noch aufzählen, was er in seiner himmlischen Gnade mir, seinem Knecht, gegeben hat.“ 125 Einleitend hat der Kaiser seine eigene moralische Umkehr in eine alle Menschen umfassende Sonnenmetaphorik eingebettet: „Die ewige und unvorstellbar heilige Frömmigkeit unseres Gottes lässt das Menschengeschlecht keineswegs noch länger in der Finsternis irren und gibt auch nicht zu, dass die verhasste Böswilligkeit mancher Menschen derart überhandnehme, dass sie nicht mit ihren strahlenden Lichtern den Heilsweg wieder neu erhelle und ihnen Gelegenheit gebe, sich zur Regel der Gerechtigkeit zu bekehren. So habe ich es aus vielen Beispielen erkannt, und ebenso habe ich es an mir selbst erfahren.“ 126 Obwohl dieser Kontext der Sonnensymbolik für konstantinisches Gedankengut spricht, denn Christus als Sonne der Gerechtigkeit steht den Ausführungen sehr nahe, so schleichen sich bezüglich der Echtheit der Zeilen, die einem persönlichen Sündenbekenntnis ähneln und die innersten Geheimnisse preiszugeben scheinen, vor allem aber wegen der devoten Haltung des ansonsten sehr stolzen und machtbewussten Kaisers doch erhebliche Bedenken und Zweifel ein. Wie selbstbewusst er in Zukunft geblieben ist, auch im Umgang mit Bischöfen, werden die nächsten Kapitel zeigen. 127 Auch ohne ein solches zerknirschtes Bekenntnis, für das es 314 auch gar keine Veranlassung gab, war sich der Kaiser seiner Verantwortung als Pontifex Maximus für die richtige Kultausübung voll bewusst. In gut römischer Tradition hoffte er auf die Macht göttlicher Erleuchtung, die aus der Finsternis in das Licht der Gerechtigkeit führen würde. Von dieser Erkenntnis und Hoffnung bestärkt, wagte der Kaiser, trotz augenblicklich entmutigender Erfahrung mit dem Klerus in Nordafrika, seinen Weg der Integration des Christentums in den Staat weiterzugehen.

IV. Der Alleinherrscher 1. Von der Dyarchie zur Monarchie Noch während Licinius im Frühjahr 313 in Sirmium mit der Konstantinschwester Constantia seine Hochzeit feierte, war Maximinus Daia von Syrien aus durch Kleinasien vorgerückt, hatte den Bosporus überquert und Byzantion sowie Herakleia eingenommen. An der Poststation Tzirallum, in der Nähe von Adrianopel, machte er halt. In Gewaltmärschen gelangte Licinius von Sirmium aus nach Drizipara, einer anderen Poststation, nicht weit entfernt von der des Maximinus Daia. Völlig überrascht von dem Vorstoß des Gegners hatte Licinius nur 30 000 Soldaten zusammenziehen können, während Maximinus Daia über 70 000 Mann verfügte. Aus dieser Position der militärischen Unterlegenheit heraus wollte Licinius mit seinem Kontrahenten in Verhandlungen treten. Dieser lehnte ab. Trotz anfänglicher Verluste konnte Licinius am 30. April 313 auf dem Campus Ergenus, einer unfruchtbaren Ebene zwischen den beiden oben genannten Poststationen, Maximinus Daia schlagen, der in Sklavenkleidern nach Kleinasien floh. 1 Laktanz schreibt hierzu: „Da warf er den Purpur von sich, zog ein Sklavenkleid an und floh der Meerenge zu. Doch in seinem Heer wurde die Hälfte niedergemacht, die andere ergab sich oder floh … Doch er selbst gelangte … in einer Nacht und einem Tag zu der Meerenge und von da … nach Nikomedien. Dort riss er eilends Frau und Kinder und einiges Gefolge vom Palast an sich und eilte dem Orient zu. In Kappadokien machte er halt, nachdem sich ein Teil der Geflüchteten und einige Mannschaften vom Orient um ihn gesammelt hatten. Und jetzt zog er das kaiserliche Gewand wieder an.“ 2 Die Darstellung des Laktanz ist in mehrerer Hinsicht bemerkenswert. An sich war es jetzt – dem Kirchenvater zufolge – mit der Herrschaft des Maximinus Daia zu Ende: Er legte den Purpur ab und verbarg sich in Sklavenkleidern. Jeder hätte den Herumirrenden ergreifen, töten, versklaven können. Seine Macht konnte er erst wieder aufrichten, als er erneut Gefolgschaft um sich gesammelt hatte. Erst dann zog er den Purpur als Zeichen seiner wiederhergestellten Herrschaft wieder an. Der Kampf selbst war jedoch weder zu seinen Gunsten noch zu seinen Ungunsten entschieden. Maximinus Daia konnte nochmals Truppen in Tarsus in Cilicien zusammenziehen. Aber es kam zu keiner militärischen Auseinandersetzung mehr, da er unerwartet an einer plötzlich auftretenden Krankheit, wohl einer Infektion, starb. Die christlichen Quellen machen daraus einen

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Selbstmord, die anderen Historiker vermerken nur seinen überraschenden Tod. 3 Fast kampflos fiel Licinius der gesamte Osten zu, der im Vergleich mit den Gebieten Konstantins die reicheren Provinzen umfasste. Im Rausch des Sieges ging der neue Herrscher des gesamten Ostens nun sehr rigoros gegen die noch Überlebenden der iovischen Dynastie vor, obwohl auch er ein Iovier war. Motiv dieser Mordserie war, alle möglichen Prätendenten aus dem Weg zu schaffen, weil sie sich mit Konstantin – unter Umständen sogar mit dem noch lebenden Diokletian – hätten gegen ihn verbinden können.4 Zu den Opfern gehörten die Tochter und die Frau Diokletians, Valeria Galeria und Prisca, die Söhne des Galerius und des Severus, Candidianus und Severianus, wie auch der achtjährige Sohn und die siebenjährige Tochter des Maximinus Daia. Letztere war mit dem Sohn des Galerius verlobt. Die Frau des Maximinus Daia wurde durch Ertränken im Fluss Orontes bei Antiochien zu Tode gebracht. Diese dynastischen Morde gehören in die Jahre 313/314 und werden von Laktanz als Rache an der Dynastie der Christenverfolger gerechtfertigt: „So erlitten alle Frevler dem wahren und gerechten Richterspruch Gottes gemäß das gleiche Schicksal, das sie anderen bereitet hatten.“ 5 Das Verdikt des früheren Rhetoriklehrers am nikomedischen Hof, der die Szene sehr gut kannte, trifft aber weder auf die vielen Kinder noch auf Severianus, den mittlerweile erwachsenen Sohn des Severus, noch auf Diokletians Frau und Tochter zu. Die Theorie, Licinius habe als Werkzeug Gottes gehandelt, ist höchst problematisch, zumal er als vermeintlicher Christenfeind später ebenfalls vom göttlichen Zorn getroffen worden sein soll, was aber nicht mehr Gegenstand der Darstellung des Laktanz ist, dessen Schrift mit dem Tod der beiden Kaiserfrauen endet. Laktanz weiß noch weitere Gründe für das göttliche Gericht vorzubringen: „Er (Maximinus Daia) hatte den Krieg in der Absicht unternommen, das Heer des Licinius ohne Schwertstreich an sich zu ziehen und dann mit verdoppelten Streitkräften sogleich gegen Konstantin aufzubrechen.“ 6 Da Maximinus Daia in Fortsetzung der Christenverfolgung Diokletians und des Galerius eine antichristliche Politik bis kurz vor seinem Tod fortgesetzt hat (s. o., Kapitel III, 2), wird er zum Tyrannen und zum Widersacher Konstantins stilisiert, sein Tod als Strafgericht Gottes inszeniert. Um zum Kern der Vorgänge vorzustoßen, muss man diese Tendenzen der Berichte des Laktanz zunächst beiseite schieben. Angesichts der Sachlage stellt sich nämlich die Frage, wieso der Hof des Maximinus Daia sozusagen zum Sammelbecken all derer geworden ist, die zu den Ioviern gehörten oder alte Herrschaftsrechte besaßen und wieso der Iovier Licinius so rigoros gegen sie vorging. Zu diesem Zweck müssen die beiden Kontrahenten im Osten etwas genauer betrachtet werden. Maximinus Daia, seit seiner Adoption in die iovische Dynastie Gaius

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Galerius Valerius Maximinus genannt, war der Sohn der Schwester des Galerius und stammte wahrscheinlich aus bäuerlichen Verhältnissen. In der Dacia Ripensis geboren, schlug er eine militärische Laufbahn ein und stieg zum Tribun auf. 7 Sein Onkel Galerius förderte ihn früh, sodass er bereits 305 beim Rücktritt des Diokletian und des Maximianus zu seinem Caesar avancierte. Es ist möglich, dass der neue Senior Augustus in dem jungen Verwandten zunächst seinen Nachfolger sah. Sein Herrschaftsbezirk umfasste nämlich die Diözese Oriens, das ehemalige Gebiet Diokletians mit den alten reichen Kernprovinzen Kleinasien, Syrien und Ägypten. Maximinus Daia, der seinem Onkel alles verdankte, trug dessen Christenpolitik und die Idee des tetrarchischen Systems aus tiefer Überzeugung mit und praktizierte sie weiter, auch über dessen Tod hinaus. Ob er seine kleine Tochter noch zu Lebzeiten des Galerius mit dessen Sohn Candidianus verlobt hat, wissen wir nicht. Die schlechte Presse, die Maximinus Daia sowohl bei christlichen wie bei nichtchristlichen Schriftstellern hat, hängt einerseits mit seiner Christenpolitik zusammen, zum anderen aber damit, dass er der Verlierer im Machtkampf war. Bekanntlich schreiben die Sieger die Geschichte. 8 Das Jahr 308 brachte dann eine vollkommene Veränderung der Verhältnisse. Auf dem Kongress von Carnuntum wurde es Maximinus Daia als dem Zweitältesten im Dienst der Tetrarchie nicht nur verwehrt, den Augustustitel zu tragen. Viel schlimmer war es, dass ihm mit Licinius bei seinem Onkel ein Rivale erwuchs. Gaius Valerius Licinianus Licinius war ein Waffengefährte des Galerius. Er stammte aus Ostserbien/Westbulgarien (Dacia nova) und war wie sein Rivale bäuerlicher Herkunft. Die Altersangaben schwanken. Entweder ist er als über Fünfzigjähriger zum Augustus des Westens erhoben worden oder er ist nach 16 Regierungsjahren als rund Sechzigjähriger zu Tode gekommen. Er war jedenfalls wesentlich älter als Maximinus Daia und Konstantin, dessen junge Halbschwester er 313 heiratete. Große Altersunterschiede zwischen den Eheleuten waren bei den Römern üblich. 9 Über die Laufbahn des Licinius vor dem 11. November 308 gibt es wenige Zeugnisse. Im Perserfeldzug des Galerius 298 war er erfolgreich, 307 begleitete er ihn auf dem unrühmlichen Feldzug gegen Maxentius nach Italien und tat sich als Unterhändler hervor. Wahrscheinlich bekleidete er damals den Posten des Prätorianerpräfekten. Von dieser Position aus wurde er zum Mit-Augustus erhoben. Bei aller Nähe zum Senior Augustus Galerius mangelte dem Licinius doch Entscheidendes: Er war nie Caesar gewesen, und er war als Iovier adoptiert worden, obwohl sein Herrschaftsgebiet Italien und Afrika zumindest bis zu diesem Zeitpunkt zum Bereich der Herkulier gehört hatte. 10 Es gelang ihm nicht, „seine“ Provinzen, die der Usurpator Maxentius besetzt hielt, zu erobern, sodass er von Galerius

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mit einigen Donauprovinzen aus dessen Herrschaftsgebiet ausgestattet wurde. Licinius war sozusagen ein Tetrarch ohne Land, mit der Option auf die maxentischen Gebiete. Falls er diese nicht erhalten sollte, hoffte er der Nachfolger des Galerius zu werden. In diesem Punkt war er der natürliche Rivale des Maximinus Daia. Gemäß der Überlieferung scheint Galerius bei seinem Tod seine Frau und seine Schwiegermutter der Obhut des Licinius übergeben zu haben (s. o., Kapitel II, 1). Die beiden Frauen zogen es aber vor, sich dem Maximinus Daia anzuvertrauen, vielleicht weil er als Neffe des Galerius zur Familie gehörte. Der Sohn des Galerius und Stiefsohn der Valeria Galeria, Candidianus, war außerdem mit der Tochter des Maximinus Daia verlobt. Was lag näher, als an den Hof zu gehen, an dem die tetrarchische Politik in reiner Form betrieben wurde und an dem auch andere Vertriebene Aufnahme gefunden hatten? Überraschend war jedoch, dass der Tetrach bald beide Frauen in die syrische Wüste verbannte, nachdem er sie ihrer Güter beraubt hatte. Wahrscheinlich konnte er sie nicht für seine Herrschaftspläne gewinnen. Andererseits aber wagte er es nicht, sie töten zu lassen, sondern verhängte eine Verbannung mit ständigem Ortswechsel. Vielleicht fürchtete er die Intervention Diokletians, die auch prompt mehrmals erfolgte, allerdings vergeblich blieb. Licinius sah keine Veranlassung zum Eingreifen. Im Gegenteil – später hatte er keine Skrupel, die beiden kaiserlichen Frauen hinrichten zu lassen. Nach dem Tod des Maximinus Daia flohen sie, verkleidet als einfache Bäuerinnen, 15 Monate lang vor dem mörderischen Wüten des Licinius durch Kleinasien. Dieser hatte nämlich nicht nur Severianus, der nach der Augustuswürde gestrebt hatte, als Usurpator hinrichten lassen. Er hatte auch den völlig unschuldigen jungen Candidianus, der in Nikomedien arglos geblieben war, töten lassen. Die Frauen wussten, dass ihnen ein ähnliches Schicksal drohte. Auf ihrer Flucht gelangten sie bis Thessaloniki, wo sie erkannt, aufgegriffen und hingerichtet wurden. Vielleicht versuchten sie zum Alterssitz des Diokletian nach Spalato (Aspalathos) zu gelangen, wo der Altkaiser Ende 314/Anfang 315 noch lebte. 11 Das unerbittliche Vorgehen sowohl des Licinius als auch des Maximinus Daia gegen Valeria Galeria und ihre Mutter hängt wahrscheinlich mit der Position dieser Frauen zusammen. Beide Männer wollten die Witwe des Galerius zu ihrer Ehefrau gewinnen. Seit 308 mit dem Augustatitel ausgestattet, stellte sie eine dynastische Legitimationsträgerin dar, die entweder politisch eingebunden oder – im Falle der Weigerung – vernichtet werden musste. Sieben Jahre später griff übrigens Konstantin den Augustatitel für seine Frau und Mutter zur dynastischen Legitimation ebenfalls wieder auf (s. u., Kapitel IV, 3). Valeria Galeria war eine politisch wichtige Person. Das kann man bereits daran ersehen, dass Münzporträts von ihr vorliegen, die ganz denen ihres Mannes Galerius angeglichen sind (Abb. 12).

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Abb. 12: Medaillon: Gal(eria) Valeria Aug(usta) (Follis)

Auf Inschriften wird sie als „heiligste und frömmste Augusta“ und „Mutter des Heerlagers“ gepriesen, Ehrentitulaturen, wie sie im Laufe der Jahrhunderte für Kaiserfrauen oder -mütter seit der Severerzeit üblich geworden waren. Jedenfalls wurde sie auf diese Weise vor allen anderen Tetrarchenfrauen hervorgehoben. Außerdem scheint eine neu geschaffene Provinz an der Donau nach ihr „Valeria“ benannt worden zu sein. 12 Ihre weiterhin über den Tod ihres Mannes hinaus bestehende politische Bedeutung wird auch deutlich an den Prozessen und Hinrichtungen, die Maximinus Daia gegen ihre Freundinnen – alle aus dem stadtrömischen Adel stammend – unter dem Vorwand des Ehebruchs durchführen ließ. Es handelt sich dabei ganz eindeutig um politische Hintergründe, eventuell eine Verschwörung von Angehörigen des alten Adels und den Frauen der ehemaligen Tetrarchen, deren Planung vermutet beziehungsweise unterstellt wurde. Auf einen solchen Zusammenhang verweisen auch die Verhöre ihrer Dienerschaft, teilweise ehemaliger Sklaven, auf der Folter. 13 Die Verbindung zwischen alter Reichsaristokratie und neuer Herrscherdynastie sollte sich in Zukunft noch öfter beobachten lassen und galt als Quelle von Hochverrat. Die Hinrichtungen von clarissimae feminae, hochadeligen Frauen, von denen eine bereits Großmutter, die andere Mutter einer vestalischen Jungfrau war, erfüllten wahrscheinlich eine Art Stellvertreterfunktion für die beiden Tetrarchen-Frauen, die Maximinus Daia als eigene Verwandte nicht anzutasten wagte. 14

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Obwohl Candidianus, sein Vetter, nicht das leibliche Kind der Valeria Galeria, sondern das einer Konkubine war, wollte Maximinus Daia durch die Verbindung seines eigenen Kindes mit dem Sohn seines Onkels die blutsdynastische Linie weiter ausbauen, eventuell sogar in Konkurrenz zur konstantinisch-licinischen Verschwägerung und dem zu erwartenden Auf- und Ausbau einer entsprechenden neuen Dynastie. Wie bedeutsam blutsdynastische Aspekte für Heer und Volk waren, hatte man in den vergangenen Jahren an den Usurpationen des Maxentius und Konstantins gesehen. Da wollte und brauchte Maximinus Daia, der dienstälteste Tetrarch und in höchstem Maße legitimiert, nicht zurückstehen. Licinius verdankte zwar Diokletian und Galerius seinen Aufstieg ins Kaisertum, fühlte sich und seine Dynastie aber von der tetrarchischen und dynastischen Politik des Ioviers Maximinus Daia bedroht. Dass eine Verstimmung mit Diokletian vorlag – dieser soll trotz Einladung zur Hochzeit des Licinius krankheitsbedingt an den Feierlichkeiten nicht teilgenommen haben –, ist eher unwahrscheinlich. Licinius, dem es nicht gelungen war, seinen eigentlichen Herrschaftsbezirk, nämlich Italien, zu erobern, der auch jetzt vollkommen vom Einverständnis seines Schwagers Konstantin abhängig war, dass er den Osten für sich gewinnen konnte, wollte seine Herrschaft so umfassend wie möglich absichern. Candidianus und Severianus stellten für ihn direkte Konkurrenten um die Macht dar. Die dynastischen Morde, flankiert durch Hinrichtungen hoher Beamter, die das Vertrauen des Maximinus Daia gewonnen hatten, waren einzig und allein machtpolitisch bedingt, wurden aber von den Kirchenhistorikern als göttliches Strafgericht an den Christenverfolgern interpretiert. 15 Die Überlieferung des Laktanz ist aber noch in einem anderen Punkt problematisch. Ähnlich wie Konstantin hatte auch Licinius eine Traumvision, in welcher ihm von einem Engel ein Gebet mitgeteilt wurde, das seine Soldaten vor Ausbruch der Schlacht sprechen sollten, um siegreich zu sein. Laktanz kontrastiert damit die vota, die Maximinus Daia an Jupiter richtete, im Falle eines Sieges gegen Konstantin zu Felde zu ziehen. 16 Die Liciniusepisode des Jahres 313 scheint eine Doublette der Vorgänge von 312 zu sein – oder der Erzählungen, die darüber kursierten.17 Laktanz stellte seine Schrift Über die Todesarten der Verfolger zwischen 313 und 316 fertig. Er war damals wahrscheinlich als Prinzenerzieher am Hof in Trier tätig und kannte die Berichte vom wunderbaren Sieg Konstantins über Maxentius. Da für ihn, der lange im Osten gelebt hatte, Maximinus Daia der eigentliche Christenverfolger war, war Licinius nicht weniger als Konstantin von Gott gesandt, die Feinde der Christen zu vernichten. „Aufgerufen hat nämlich Gott Herrscher, die der Tyrannen frevelhafte, blutige Befehle aufhoben und sich des Menschengeschlechtes annahmen, sodass nun … alle ein angenehmer heiterer Friede erfreut.“ 18 Auch Eusebius bewertet

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die beiden Sieger in ähnlicher Weise als von Gott Gesandte. Bei ihm fehlt jedoch die Engelsvision des Licinius genauso wie die Christusvision Konstantins. In beiden Fällen handelt es sich nämlich um kurze Zeit nach den Schlachten entstandene propagandistische Erzählungen wunderbarer Ereignisse. Die Traumberichte sind wahrscheinlich am Hof in Trier entstanden, sicher nicht ohne Kenntnis und Billigung Konstantins, falls er nicht sogar ihr Initiator war, und sind dann weiter verbreitet worden.19 Nach der Vernichtung aller Iovier schien das alte tetrarchische System endgültig beseitigt zu sein. An seine Stelle war eine Dyarchie – eine Zweierherrschaft – mit einem Augustus in den östlichen und einem Augustus in den westlichen Provinzen getreten. Obwohl Konstantin 312 vom Senat den Titel eines Maximus Augustus verliehen bekommen hatte, führte er ihn mit Rücksicht auf Maximinus Daia und später auf Licinius selten. Sein Schwager erkannte jedoch stillschweigend den mit dem Titel verbundenen Vorrang an. Im gegenseitigen Einvernehmen bekleideten sie 315 das gemeinsame Konsulat. Im selben Jahr feierte Konstantin seine Decennalien in Rom. Italien, das alte Kernland des Maximianus Herculius, hatte durch die Stadt Rom und den Senat immer einen Sonderstatus gehabt. Seine traditionelle Bedeutung war vor allem durch Maxentius wieder klar hervorgetreten. Er hatte die Aurelianische Mauer erhöht und ein umfassendes Bauprogramm aufgelegt, wodurch Rom erneut als die Hauptstadt der damaligen Welt erschien. Denn seit Diokletian hatte es an Ansehen eingebüßt: Seine Steuerfreiheit war aufgehoben worden, und durch die Pluralisierung des Kaisertums und die Verlagerung der Residenz in andere Orte war sein Alleinvertretungsanspruch als Zentrale der Macht untergraben. Auch Konstantin schmälerte seine hervorragende Stellung durch die Auflösung der Prätorianergarde. Auch er war nicht gewillt, die alte Tradition Roms als Zentrum seines Herrschaftsgebietes wiederaufleben zu lassen, obwohl er die imposante Baupolitik seines Vorgängers Maxentius – allerdings nicht in vollem Ausmaß – fortsetzte. Als er vom 21. Juli bis zum 27. September 315 20 seine Decennalien in der Stadt feierte, prangte sie in neuem Glanz: Der Ehrenbogen zum Gedenken der Befreiung Roms durch Konstantin war fertiggestellt, die Maxentius-Basilika hatte er zu Ende bauen lassen. In ihr erhob sich überlebensgroß die Statue des Kaisers, deren Einzelteile – Kopf, Füße, Hand, Arm, Brust, Knie und Unterschenkel – heute im Hof des Konservatorenpalastes, in dem die Kapitolinischen Museen untergebracht sind, aufbewahrt werden (Abb. 13) 21 . Noch viele andere Bauten des Maxentius, die dieser in seiner nur sechsjährigen Regierungszeit nicht mehr hatte beenden können, wurden teils wie geplant, teils in leicht veränderter Form vollendet. 22 Trotz der großzügigen, ihrer Tradition und Bedeutung angemessenen Ausstattung der

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Abb. 13: Kolossalstatue Konstantins im Hof der Kapitolinischen Museen. Rechts: Rekonstruktionszeichnung

Stadt war „sein Rom Serdika“, wie der Kaiser selbst geäußert haben soll. 23 Nicht nur im Blick auf die große übermächtige Vergangenheit, sondern auch unter Berücksichtigung der Gegenwart traf Konstantin diese Entscheidung. Denn Rom mit Italien und Afrika wäre der eigentliche Herrschaftsbereich des Licinius gewesen, den der Sieger über Maxentius ihm durch geschicktes Taktieren vorenthalten hatte. Angesichts der rücksichtslosen Vorgehensweise des Licinius gegen die Iovier und seiner enormen Machtposition im Osten nach seinem Sieg über Maximinus Daia und dessen Tod musste eine Lösung gefunden werden, solange das Verhältnis freundschaftlich war. Aus diesen Gründen schlug Konstantin seinem Schwager eine neue Herrschaftsorganisation vor, die einerseits eine Neutralisierung ihrer beiden Gebiete herbeigeführt hätte, andererseits aber das tetrarchische System in modifizierter Form hätte wiederaufleben lassen: Er wollte in Italien zusammen mit Afrika und Pannonien eine Pufferzone schaffen, in der ein Caesar eingesetzt werden sollte, der dynastisch mit beiden Herrschern verbunden war und dessen Herrschaftsbereich aus Gebieten der beiden Augusti bestand: „Einige Zeit später (nach dem Mailänder Treffen) sandte Constantin den Constantius zu Licinius, um ihn zu überreden, Bassianus, der Anastasia, eine weitere Schwester Constantins, geheiratet hatte, zum Caesar zu

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erheben: Bassianus sollte nach dem von Diocletian und Maximian gebotenen Beispiel Italien erhalten und so zwischen Constantin und Licinius stehen. Licinius aber vereitelte diesen Plan und bewog Bassianus auf den Rat des Senecio hin, der ein Bruder des Bassianus und Licinius treu ergeben war, gegen Constantin zu rüsten. Bassianus wurde jedoch gleich zu Beginn seiner Unternehmung ergriffen und auf Befehl des Constantin als überführt hingerichtet. Als sich Licinius weigerte, Senecio, den Urheber des Anschlages, zur Bestrafung auszuliefern, kam es zum Bruch.“ 24 Obwohl diese Ereignisse nur in einer Quelle überliefert sind, scheinen sie plausibel und als auslösendes Moment des ersten Bürgerkrieges zwischen den Schwagern gelten zu können. Spruchreif wurde die Absprache neuer Regelungen zur Herrschaftsorganisation nach dem Tod des Maximinus Daia. Dass der Bote Konstantins sein Halbbruder Iulius Constantius war, ist möglich, aber nicht sicher. Interessant an der Schilderung des Anonymus ist der Bezug zur Tetrarchie, der aber nicht stimmig ist. In Italien

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war noch nie ein Caesar eingesetzt worden und die alten Tetrarchen hatten immer paarweise Helfer bestimmt. Es bestand nur eine lose Anlehnung an die Tetrarchie. Je nachdem, wann der Vorschlag unterbreitet wurde, wahrscheinlich im Jahre 316, war das Kind des Licinius, Licinianus Licinius, schon geboren. Konstantin selbst hatte einen unehelichen Sohn, Crispus, der noch nicht erwachsen war. Gegen eine dynastische Bestimmung zweier unmündiger Caesaren schlug er die Bestallung eines erfahrenen Mannes vor, der darüber hinaus der gemeinsame Schwager war. Eventuell zeitgleich ist auch die offizielle Propaganda Konstantins anzusetzen, mit der die Kontinuität zu den Herkuliern herausgestellt werden sollte. Diese brauchte er, um sich gegen die neue Dynastie des Licinius zu positionieren. Die Legitimation Konstantins beruhte auf Claudius Gothicus, seinem Vorfahren, den er seit 310 ins Spiel gebracht hatte, auf Constantius Chlorus, seinem Vater, und nun neuerdings wieder auf Maximianus Herculius, seinem Schwieger- und Adoptivvater. Nach dem Sieg über den Usurpator Maxentius, den Bruder seiner Frau Fausta, musste Faustas Ansehen durch die Rehabilitierung ihres Vaters gehoben werden. Damit einher ging die weitere Abwertung des Maxentius, der nicht nur ein Tyrann gewesen und deswegen der damnatio memoriae verfallen war, sondern neuerdings nun auch als Bastard deklariert wurde. 25 Ziel der Propaganda war, dass er gar nicht zur Familie der Fausta gehörte. Ihre Aufwertung im Angesicht der vergangenen innerfamiliären Wirren war unbedingt notwendig, da sie die Mutter seiner Kinder werden würde, mit denen Konstantin seine Dynastie fortsetzen wollte. Zu diesem Zweck ließ er Gedenkmünzen an seine Vorfahren unter Einbeziehung seines Schwiegervaters und der Herkulier prägen. Alle drei Münzserien, die in den westlichen Münzstätten Rom, Trier, Arles, Aquileia und Siscia geprägt wurden, dienten dem Zweck der Wiederanknüpfung an das alte tetrarchische System und an die herkulische Dynastie. 26 Nun scheint Licinius von Konstantins Vorschlag nicht begeistert gewesen zu sein, einen dritten Verwaltungsteil unter einem Caesar einzurichten, der Konstantin näher stand als ihm selbst. Er scheint den Plan vielleicht sogar als Einmischung in seinen Herrschaftsbezirk, zumindest aber als Bedrohung, empfunden zu haben.27 Berücksichtigt man die Skrupellosigkeit, mit welcher Licinius in den Jahren 313 und 314 gegen die iovische Dynastie vorgegangen ist, so erscheint das Gerücht von einem Attentatsversuch auf Konstantin gar nicht so abwegig und unglaubwürdig, vor allem dann nicht, wenn der Ostkaiser seinen alten Anspruch auf die westlichen Kernlande noch nicht aufgegeben haben sollte und sich durch die konstantinische Lösung endgültig um diese Gebiete gebracht sah. Auf jeden Fall stufte Licinius den Plan Konstantins für sich selbst als

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unvorteilhaft oder sogar gefährlich ein. Neueste prosopographische Untersuchungen haben ergeben, dass die Geschwister Senecio und Bassianus von den altadeligen stadtrömischen Familien der Nummii Albini Seneciones abstammten. Zur Hebung der eigenen Legitimation hatten die aus dem Illyricum stammenden bäuerlichen Tetrarchen versucht, sich mit den altadeligen Geschlechtern zu verbinden, im vorliegenden Falle die Halbschwester Anastasia mit Bassianus. Auch eine weitere Halbschwester namens Eutropia war mit einem Mitglied des alten Hochadels, Flavius Popilius Virius Nepotianus, verbunden. Galla, die erste Frau des Konstantinhalbbruders Iulius Constantius, war eine Schwester des Neratius Cerealis und des Vulcacius Rufinus, beide Angehörige derselben Adelsschicht. Bereits im Umfeld der Valeria Galeria konnten Verbindungen zum stadtrömischen Adel innerhalb ihres Freundeskreises festgestellt werden. Wie vorteilhaft Kontakte zu den alten Adelsfamilien auch immer waren, sie konnten genauso gefährlich werden, wie sich später noch zeigen wird (s. u., Kapitel IV, 3). 28 Licinius wollte den Vorschlag nicht direkt ablehnen, sondern versuchte ihn zu hintertreiben. Wahrscheinlich befürchtete er von einer direkten Ablehnung eine militärische Bedrohung durch Konstantin. Durch seinen Berater Senecio ließ er Bassianus zu einem Mordanschlag auf Konstantin anstiften. Dieser wurde aufgedeckt und Bassianus hingerichtet. Die Mitschuld Senecios scheint beim Verhör offenkundig geworden zu sein, Konstantin forderte jedenfalls seine Auslieferung, die Licinius jedoch verweigerte. Als Konstantin weiterhin auf seiner Forderung beharrte, ließ Licinius die Statuen seines Mit-Augustus in seinem Reichsteil in der Grenzstadt Emona, heute Ljubljana umstürzen. Damit war der erste Bürgerkrieg zwischen den beiden Augusti eingeläutet. 29 Die Datierung dieser Auseinandersetzung, die auch als bellum Cibalense bezeichnet wird – nach Cibale, der Stätte, an welcher Licinius eine Niederlage hatte –, ist unklar. Sie schwankt zwischen 314 und 316. Die Frühdatierung, die vor allem in der älteren Forschung vertreten wurde und auch heute von einigen erneut bekräftigt wird, geht von den literarischen Quellen aus, die von einem gemeinsamen Konsulat Konstantins mit Licinius nach dem Friedensschluss sprechen. Das gemeinsame vierte Konsulat ist für das Jahr 315, Konstantins Decennalien, bezeugt. In der Origo Constantini heißt es dazu: „Daraufhin kehrte Konstantin nach Serdica (Sofia) zurück und verfügte im Einvernehmen mit dem abwesenden Licinius, dass seine Söhne Crispus und Constantinus, zudem Licinianus Licinius, der Sohn des Licinius, zu Caesaren erhoben würden und so beide in Eintracht regieren sollten. Ebenso traten Konstantin und Licinius ein gemeinsames Konsulat an.“ 30 Den Caesarenerhebungen, die am 1. März 317 erfolgten, war der Friedensvertrag vorausgegangen. Das gemeinsame Konsulat hatten sie aber schon 315 bekleidet. Der Bericht ist also nicht ganz stimmig.

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Für die Spätdatierung sprechen die inschriftlichen und numismatischen Zeugnisse. Das Fehlen jeglicher Belege für die Feier der Decennalien Konstantins in den Balkangebieten scheint darauf hinzuweisen, dass jene noch zum Verwaltungsgebiet des Licinius gehörten. Nach dem bellum Cibalense gingen diese Gebiete an Konstantin über, der nach einem zweiten Waffengang auf dem Campus Ardiensis als Sieger aus der Auseinandersetzung hervorgegangen war. Eine eindeutige Entscheidung ist auf Grund der unzureichenden Quellenlage kaum zu treffen. 31 Nach der Schlacht von Cibale am 8. Oktober 314 – eher 316 – floh Licinius zunächst über Sirmium nach Thrakien. Dort rief er den dux limitis, Gaius Aurelius Valens, zum Mitkaiser aus. Das war ein geschickter Schachzug, da sich Konstantin beim weiteren Vorrücken nicht mit jenem mächtigen Militärmann verbünden konnte. 32 Nach dem für Licinius ungünstigen Ausgang der zweiten Schlacht kam es zu Friedensverhandlungen. Der Historiker Zosimus schreibt hierzu: „Am nächsten Tag trafen sie sich und vereinbarten einen Vertrag und ein Bündnis auf der Grundlage, dass Konstantin das Illyricum und alle angrenzenden Provinzen verwalten sollte, während Licinius Thrakien, den Osten und alle zu ihm gehörigen Gebiete behalten sollte. Valens aber, den Licinius zum Caesar erhoben hatte, sollte abgesetzt werden mit der Begründung, dass er die Ursache allen vergangenen Übels gewesen sei. Die Vereinbarungen wurden durch Eide von beiden bekräftigt, … Constantin bestellte daraufhin Crispus und Constantinus zu Caesaren. Gleichzeitig wurde auch Licinius’ Sohn, Licinianus Licinius, der gerade 20 Monate alt war, zum Caesar erhoben. Das war das Ende des zweiten Krieges.“ 33 Auf Grund der Niederlagen musste Licinius große Gebietsverluste im Illyricum sowie in Moesien, Pannonien, Makedonien und Griechenland hinnehmen. Von den sogenannten europäischen Provinzen blieb ihm allein Thrakien. Die Absetzung des Valens, den Licinius sogar hinrichten ließ, und die Einsetzung der drei Caesaren bedeutete, dass das alte tetrarchische Prinzip der Pluralisierung des Kaisertums, das Konstantin in Bassianus und Licinius in Valens hatte wiederaufleben lassen, nun von beiden in völlig veränderter Form wiederaufgegriffen wurde. Nur von erwachsenen Caesaren wie Bassianus und Valens war konkrete Unterstützung, aber auch Gefährdung in der Herrschaftsausübung zu erwarten. Keiner der jungen Caesaren war dagegen in der Lage, selbstständig Provinzen zu verwalten oder militärische Verantwortung zu übernehmen. Die neue Lösung führte Konstantin, der seinen Vorrang jetzt stets betonte, in Abwesenheit des Licinius durch. Er erhob seine beiden Söhne Crispus und den nur einige Monate alten Constantinus zu Caesaren. Crispus wurde darüber hinaus zum Konsul für das kommende Jahr designiert und mit dem Titel eines „Ersten der Jugend“ – princeps iuventutis – geehrt. Sehr deutlich

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Abb. 14: Bronzemedaillon (heute in Nantes): Konstantinische Familie

zeigte Konstantin hiermit, dass er Crispus zu seinem Nachfolger aufbaute. Der jüngere Constantinus erhielt diese Auszeichnungen erst einige Zeit später. Das blutsdynastische Prinzip trat vor allen anderen Erwägungen in den Vordergrund (Abb. 14). 34 Wie beurteilen die antiken Quellen die Kriegsschuldfrage? Die nichtchristlichen Quellen sind sehr unterschiedlich in ihrer Bewertung: Sie reicht von der Schuldzuweisung an Konstantin als einem vertrags- und eidbrüchigen Menschen über die alleinige Schuld des Licinius, der den Krieg in Konstantins Gebiet hineingetragen habe, bis hin zu der allgemeinen Feststellung, dass die Teilung der Herrschaft zwischen zwei Mächtigen so unterschiedlichen Charakters immer problematisch sei. 35 Im Gegensatz zu diesen allgemeineren charakterlichen Begründungen werden in den christlichen Quellen christenfeindliche Maßnahmen des Licinius angeprangert, die Konstantin auf der Grundlage der Mailänder Vereinbarungen und seiner Hinwendung zum Christengott seit 312 zu bekämpfen verpflichtet gewesen sei. 36 Die einzelnen Maßnahmen sollen später (Kapitel IV, 2) vorgestellt werden. Hier ist nur zu fragen, inwieweit die Rechtfertigung des Bürgerkrieges durch die christlichen Autoren auf eine Diffamierung des Licinius hinauslaufen musste, um Konstantin vom Vorwurf des Machtstrebens nach der Alleinherrschaft zu entlasten. Eusebius musste Licinius als vertragsbrüchig, ränkereich und hinterlistig darstellen. Sonst wäre er zwangsläufig wie Aurelius Victor zu der Überzeugung gelangt, dass beide Kontrahenten

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machthungrig waren und dass es in diesem Machtkampf nur darauf ankam, wer sich durchsetzen konnte. In der Zeit zwischen 317 und 321 verhärtete sich die anfänglich friedliche Gesamtsituation wieder und mündete schließlich in einen endgültigen Machtkampf ein. Ein Spiegel für diese krisenhafte Entwicklung bilden die Konsulernennungen, die Konstantin als Augustus Maximus durchzuführen befugt war. Seit 318 bekleideten Angehörige der beiden Dynastien das Konsulat: 318 Licinius Augustus V* Crispus Caesar I (gemeinsam) 319 Constantinus Augustus V Licinius Caesar I (gemeinsam) 320 Constantinus Augustus VI Constantinus Caesar I (gemeinsam) 321 Crispus Caesar II Constantinus Caesar II (Westen) Konsuln, die unsere Herren Augusti eingesetzt haben (Osten) 322 Petronius Probianus Anicius Iulianus (Westen) Licinius Augustus VI Licinius Caesar II (Osten) 323 Aelius Severus Vettius Rufinus (Westen) Namenloses Jahr (Osten) 324 Crispus Caesar III Constantinus Caesar III (Westen) Namenloses Jahr (Osten) *Anzahl der bekleideten Konsulate

Obwohl in den Jahren von 318 bis 320 die Konsulatsbenennungen einigermaßen ausgeglichen waren, stärkten sie doch die Position Konstantins, denn drei Angehörigen der konstantinischen Dynastie standen zwei Angehörige der licinischen Dynastie gegenüber. Konstantin konnte immer ein Konsulat mehr als Licinius in seinem Haus bekleiden lassen, wie er es auch in den Jahren 319 bis 320 realisierte. Als Senior Augustus und Sieger kam ihm und seinen Caesaren außerdem das Anrecht auf den ersten Namen zu. Obwohl das Konsulat kaum noch seine ehemalige Bedeutung hatte, war seine Bekleidung auch in der Spätantike immer noch wichtig, denn die Jahre wurden nach den Konsuln benannt (Eponymität), was den Namenträgern Ansehen verschaffte. Konstantin ließ in seinem Herrschaftsgebiet nur sporadisch Münzen für die Licinii prägen, während Konstantinmünzen im Osten regelmäßig kursierten. Seit 321 waren die Licinii im Westen von der Münzprägung ganz ausgeschlossen. Von diesem Zeitpunkt an traten in der Konsulliste die ersten Unregelmäßigkeiten auf, indem der Osten bereits zum zweiten Mal keinen Konsul mehr stellte. Daraufhin erkannte Licinius die Konsuln des Jahres 321 nicht an, ernannte sich selbst und seinen Sohn in Konkurrenz zum Westen zu Konsuln des Jahres 322 und verzichtete im Folgenden auf eine eigene Konsulernennung, ohne die westlichen Konsuln anzuerkennen. Es entsteht der Eindruck, dass es sich bei diesen Unregelmäßigkeiten um eine bewusste Provokation von Seiten

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Abb. 15: Rubenszyklus Crispus–Konstantin: Übergabe des Flottenkommandos

Konstantins gehandelt hat. Die Forschung spricht in diesem Zusammenhang vom Beginn eines sogenannten Kalten Krieges. 37 Seit Beendigung des bellum Cibalense hielt sich Konstantin fast nur noch in den neuen, von Licinius erworbenen Reichsgebieten auf. Das war möglich geworden, weil er seit 318 die Rheinfront seinem Sohn Crispus und dessen Beratern überlassen konnte. Sie haben – wie früher Konstantin – Siege über Franken, Alemannen und Sarmaten errungen, die mit Spielen gefeiert wurden. Der junge Mann war so erfolgreich, dass ihm sein Vater

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322/323 das Flottenkommando in der nun beginnenden letzten Auseinandersetzung mit Licinius übertragen konnte (Abb. 15). 38 Langsam und fast unmerklich hatte Konstantin seit 316 seine Residenzen vom Nordwesten immer mehr in den Osten verschoben, von Trier über Mailand, Sirmium, Serdika und schließlich ab 322 nach Thessaloniki, dessen Hafen er ausbauen ließ. Diese gezielten Maßnahmen lassen darauf schließen, dass Konstantin den Konflikt suchte und vorbereitete. 39 Offiziell allerdings begründete er seine Präsenz an der Ostgrenze seines Reichsgebietes mit den ständigen Bewegungen und Einfällen der Goten und Sarmaten in das Römische Reich. Licinius empfand die militärischen Operationen des Schwagers an seiner Westgrenze nicht als Hilfe, sondern als Beeinträchtigung seiner Herrschaft. Ein Ereignis dieser Art brachte die Initialzündung: Bei einem Sarmateneinfall betrat Konstantin licinischen Boden, was sein Schwager als Provokation und Einmischung in seine Angelegenheiten wertete – und nicht als Nachbarschaftshilfe. Er protestierte. Es gingen Unterhändler zwischen beiden Höfen hin und her, aber ohne dass der diplomatische Austausch Erfolg gehabt hätte. Hinter dieser Scheinfassade wurde auf beiden Seiten weiter aufgerüstet.40 Wie es zum Kriegsausbruch kam, wird in den Quellen durchaus unterschiedlich dargestellt. Nach Zosimus handelt es sich auf Grund der angestrengten Rüstungen auf beiden Seiten um ein fast unmerkliches, langsames Hineingleiten in den Krieg. Eutrop erwähnt verschiedene kriegerische Auseinandersetzungen, die immer wieder durch Friedensschlüsse beendet worden seien, bis schließlich Licinius in einer Doppelschlacht zu Wasser und zu Lande geschlagen und von Konstantin, der seinen Eid gebrochen habe, getötet worden sei. Nur Aurelius Victor schiebt dem Licinius auf Grund seines schlechten Charakters und der Grausamkeiten gegenüber Nobilität und Intellektuellen die Schuld am Kriegsausbruch allein zu. Deswegen war es seiner Meinung nach überhaupt nicht möglich gewesen, dass die Abkommen zwischen Konstantin und Licinius länger als sechs Jahre hielten. 41 Insgesamt ist die Tyrannentypologie, zu der auch das Vorgehen gegen die Nobilität gehört, in den erwähnten literarischen Zeugnissen sehr gering ausgeprägt. Ergänzt man die Berichte um die Ausklammerung der Licinii von der Münzprägung und den Ehreninschriften im Westen des Imperium Romanum, 42 so wird deutlich, dass es Konstantin um die Vormacht und schließlich die Alleinherrschaft im Reich ging. Sehr bald nach dem bellum Cibalense hat er mit seiner Strategie begonnen, den Augustus und den Caesar des Ostens im westlichen Reichsteil totzuschweigen. Diese Vorgehensweise schien auf die Dauer, zumal Licinius keinen offenen Kriegsgrund bot, erfolgreich zu sein. Die christlichen Quellen dagegen belasten den Ostkaiser massiv. Auf die

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Einzelheiten der Christenpolitik des Licinius soll in anderem Zusammenhang eingegangen werden (Kapitel IV, 2). Hier soll nur auf die Tendenz der christlichen Quellen hingewiesen werden. Unabhängig von den Vorwürfen, Maßnahmen gegen die Christen ergriffen zu haben – wie Versammlungsverbot, Konfiskation christlicher Güter, Opferzwang für die Soldaten und einer geplanten Verfolgung –, weiß Eusebius nichts Genaueres zu sagen und bleibt in einer allgemeinen Tyrannentypologie stecken. 43 Steuererhebungen, Einkerkerung der Nobilität, Schändung ihrer Frauen, Anwendung der Folter gegen Standespersonen, das alles sind typologische Vorwürfe, die des konkreten Rückhaltes entbehren. Sie vertuschen nur oberflächlich, dass Licinius nicht mehr Schuld an der Auseinandersetzung traf als Konstantin selbst. Es handelt sich auf beiden Seiten um einen Machtkampf, den führen zu wollen Licinius bereits 313 bei der Ermordung der Iovier deutlich gemacht hatte und den Konstantin nicht minder gewillt war zu führen, nachdem sein Plan, eine Pufferzone in Italien einzurichten, am Widerstand des Licinius gescheitert war. Beide Seiten rüsteten militärisch auf. Außerdem bereitete Konstantin sehr geschickt die Auseinandersetzung durch verschiedenartige Provokationen vor, die Licinius nur sehr dosiert erwiderte. Drei bis vier Jahre dauerte das Geplänkel. 44 Die letzte Phase im Kampf um die Alleinherrschaft ist schnell berichtet. Seit 321 bahnte sich der Bürgerkrieg an und kam 323/324 zum Ausbruch. Ob eine offizielle Kriegserklärung je erfolgte, ist schwer zu entscheiden. Jedenfalls gingen beide Seiten von Vertragsbrüchen aus. Nach ersten militärischen Rückschlägen erhob Licinius den Oberhofmeister Marcus Martinianus zu seinem Helfer und Mitherrscher, da sein Söhnchen noch zu klein war. Martinianus war kein Militärmann, sondern ein Hofbeamter, dem in seiner bisherigen Amtsfunktion die Versorgung der Truppen mit Waffen unterstanden hatte, eine „Schlüsselqualifikation“ vor allem im Angesicht des bevorstehenden Krieges. Noch einmal, wie bereits im Vorfeld der ersten Auseinandersetzung, griffen beide Herrscher auf das diokletianische System der Pluralisierung des Kaisertums zurück – Licinius auf einen erfahrenen Hofbeamten, Konstantin auf die eigene Nachkommenschaft in Gestalt des militärisch erfolgreichen Caesar Crispus. Durch die Erhebung des Martinianus zum Mitherrscher schloss Licinius aus, dass der mächtigste Mann in seinem Reichsteil eine Kooperation mit dem Feind suchte oder eine eigene Usurpation plante. 45 Beide Kontrahenten gingen gut gerüstet in den Endkampf um die Alleinherrschaft. Licinius brachte 150 000 Fußsoldaten, 15 000 Reiter und 350 Kriegsschiffe auf. Konstantin trat mit 120 000 Fußsoldaten, 10 000 Reitern, 200 Kriegs- und 2000 Last- sowie Begleitschiffen an. 46 Drei Schlachten, eine zu Lande am 3. Juli 324 bei Hadrianopolis, eine zur See, siegreich geführt von Crispus bei Gallipoli, wodurch Byzanz trotz seiner Befestigun-

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gen unhaltbar wurde, sowie eine weitere Landschlacht am 18. September des gleichen Jahres bei Chrysopolis brachten die Entscheidung. Nach der totalen Niederlage und Flucht des Licinius versuchte die Schwester Konstantins, Constantia, einen Ausgleich zwischen Bruder und Gatten zu erzielen. Letzterer wurde zum Siegesmahl in den Palast nach Nikomedien geladen. Dort musste er seinen Purpur ablegen. Konstantin schwor, ihm einen Aufenthalt als Privatmann in Thessaloniki zu gewähren. Die nichtchristlichen Quellen berichten übereinstimmend, dass Konstantin seine Eide brach und seinen Schwager Licinius einige Monate später heimtückisch erwürgen ließ. Der Anonymus Valesianus sieht darin nur eine Vorsichtsmaßnahme Konstantins, um einen Putschversuch zu verhindern. Der MitAugustus Martinianus wurde direkt in die Garde eingereiht und kam dort, unter welchem Vorwand auch immer, auf mysteriöse Weise zu Tode. 47 Einzig Eusebius beurteilt die Morde an Licinius und seinem Helfer als gerecht: „Darauf fällte er über den Gottverhassten und danach über seine Soldaten nach dem Kriegsrecht das Urteil und übergab sie der verdienten Strafe. Zugleich mit dem Tyrannen wurden alle, die ihm zum Kampfe gegen Gott geraten hatten, abgeführt und, wie sie es verdienten, hingerichtet.“ 48 Mit dem Tod seines letzten Rivalen aus der Tetrarchie hatte Konstantin die Alleinherrschaft im Römischen Reich errungen, das seit mehr als vierzig Jahren stets von einem kaiserlichen Kollegium regiert worden war. Rein machtpolitisch betrachtet, ging es Konstantin spätestens seit der Ablehnung des Pufferstaates zwischen den beiden Machtbereichen durch Licinius um die Alleinherrschaft. Der Mordanschlag auf sein Leben hatte ihm gezeigt, dass der bisher so anlehnungsbedürftige Licinius durchaus eigene Machtpläne hatte und nicht gewillt war, sich Konstantin zu unterwerfen. Da er die an Menschen und Schätzen reicheren Provinzen besaß, war eine solche Einstellung nur folgerichtig. Seit diesem Zeitpunkt verfolgte der Augustus des Westens eine Strategie der Einengung, der Demütigung und zugleich des Totschweigens seines Kontrahenten. Er hatte Erfolg, nicht nur militärisch, sondern auch ideologisch, wie sich sowohl in der nichtchristlichen wie in der christlichen Panegyrik zeigen lässt. Im Jahre 321 hob der gallische Panegyriker Nazarius die segensreiche Herrschaft Konstantins, die vielen Siege in den westlichen Provinzen, die große Befreiungstat und den epochalen Sieg über den Tyrannen in Rom sowie das Geschenk der konstantinischen Nachkommenschaft hervor. Licinius und sein Sohn wurden dagegen vollkommen totgeschwiegen. Auch vom tetrarchischen Prinzip war keine Rede mehr. Nur der Caesar Crispus, der im Jahr 321 sein fünfjähriges Regierungsjubiläum feierte, fand als Helfer seines Vaters Erwähnung. Betont wurde ganz eindeutig die monarchische Herrschaft Konstantins. Deutlicher konnte man durch das Tot-

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schweigen der Ostherrscher den Kurs der augenblicklichen Politik, der auf Alleinherrschaft hinauslief, nicht kundtun.49 Viel klarer wird dieses Herrschaftskonzept nach dem Sieg über Licinius bei Eusebius vorgeführt: „Da nun die gottlosen Männer aus dem Wege geschafft waren, wurden fortan die Sonnenstrahlen nicht mehr dadurch verunreinigt, dass sie Tyrannenherrschaft bescheinen mussten, und vereinigt waren alle Teile des römischen Reiches; die Provinzen des Ostens waren geeint mit der anderen Hälfte und durch die Herrschaft eines einzigen Mannes über das Ganze war dem ganzen Körper des Staates gleichsam ein Haupt zum Schmucke gegeben, da sich jetzt die Macht eines Monarchen über alle erstreckte … Konstantin bekam wieder den Osten und brachte das römische Reich ganz und ungeteilt, wie es früher gewesen war, an sich, um sofort allen die Botschaft von Gott, dem einzigen Herrscher, zu bringen, als einziger Herrscher im mächtigen römischen Reiche aber auch selbst die gesamte Welt zu leiten.“ 50 Diese Bewertung Konstantins ist aus der Retrospektive nach dem Tod des Kaisers geschrieben. Wie gelang es Eusebius, aus Licinius, dem Gottgesandten, einen Gotthasser und aus Konstantin den allein von Gott mit der Weltherrschaft Beauftragten zu machen? Wann immer Eusebius auf die Veränderung zu sprechen kommt, die mit Licinius nach den Mailänder Vereinbarungen vor sich gegangen ist, dann argumentiert er heilsgeschichtlich und psychologisch zugleich. Er stellt den Neid des Herrschers in den Mittelpunkt seiner Argumentation. Damit nähert er sich sehr den oben skizzierten Tatbeständen. Unter veränderten Vorzeichen geht es auch bei Eusebius um einen Rivalitätskampf, der sich allerdings im heilsgeschichtlichen Rahmen seiner Darstellung als Kampf des Bösen gegen das Gute, als Vernichtung der Finsternis durch das Licht darstellt. Konkreter ausgeführt bedeutet dies, dass Licinius von Misstrauen gegenüber den christlichen Reichsbewohnern erfüllt war, weil er glaubte, „wir täten alles und suchten Gottes Huld nur für Konstantin zu erlangen …“ 51 . Außerdem geht er davon aus, dass Licinius dem Konstantin nachgeordnet war – was der politischen Wirklichkeit ja nur teilweise entsprach. Licinius aber habe diese Zurücksetzung nicht weiter ertragen wollen und sei nicht nur gegen Konstantin selbst durch Vertragsbrüche und Anschläge auf sein Leben vorgegangen, sondern vor allem gegen die Christen. Als konkrete Maßnahmen führt er auf: die Ausweisung der Christen vom Hof, 52 die Aufforderung der Heere, den Göttern zu opfern mit der Androhung von Degradierung bei Verweigerung des Opfers. 53 Außerdem wurden Synoden verboten. 54 Daneben zählt er Maßnahmen auf, die nicht unmittelbar gegen die Christen gerichtet gewesen waren, wie die Anhebung der Steuern, die Verschärfung der Situation in den Gefängnissen durch Unterbindung der leiblichen Versorgung der Inhaftierten durch

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ihre Verwandten sowie die Änderung der Ehe- und wahrscheinlich Erbschaftsgesetze, was er aber nicht näher spezifiziert. 55 Betrachtet man zunächst die allgemeinen Maßnahmen, so gehören sie zur Tyrannentypologie. Eusebius befördert zugleich diese Interpretation, indem er schreibt: „Wozu soll ich alle Taten des von Gott gehassten Mannes im Einzelnen in Erinnerung bringen, und wie er, der gesetzloseste Mensch, ungesetzliche Gesetze erfunden hat?“ 56 Wichtig ist Eusebius in diesem Zusammenhang allein, dass Licinius ein Neuerer war, dass er gute alte Gesetze abschaffte und damit als ein Zerstörer der Sitten der römischen Vorfahren zu gelten hatte und außerdem die bestehenden Gesetze durch ehebrecherisches Verhalten, durch Inhaftierung Unschuldiger und vieles mehr brach. Alle diese Maßnahmen gehören zum Repertoire eines Tyrannen und können Licinius nur teilweise nachgewiesen werden. Allerdings waren Steuererhöhungen nie ausgeschlossen, vor allem nicht auf Grund behördlicher Schlamperei. Auch Besteuerung von bereits verstorbenen Leuten sowie deren brachliegendem und verlassenem Land war durchaus möglich. Diese Anschuldigungen liegen immer hart an der Grenze zwischen Generalbeschuldigungen und konkreten Einzelfällen. Eine solche „Gemengelage“ ergibt sich auch bei den Maßnahmen gegen die Christen: Der Opferbefehl an das Heer ist durchaus denkbar, gerade weil er gegen die Mailänder Vereinbarungen mit seiner Anordnung der freien Religionsausübung verstieß. In diesem Befehl war eine Demonstration des Licinius zu sehen, dass er einen anderen Schlachtengott hatte als Konstantin, nämlich Jupiter, den Gott seiner Dynastie, dem seine Soldaten huldigen sollten. Wenn sie das nicht taten, waren sie nicht loyal und zugleich überführt, mit dem Feind zu paktieren. Die Degradierung war dabei noch eine milde Strafe, aber durchaus mit dem Vorgehen Diokletians zu vergleichen. Die Ausweisung vom Hof, wodurch Licinius des Gebetes der Christen verlustig ging, wie Eusebius betont, lässt sich einerseits wieder mit der Vorgehensweise der diokletianischen Christenverfolgung parallelisieren, könnte aber auch konkret mit den Streitereien der Christen untereinander zusammenhängen. Darauf scheint vor allem das Versammlungsverbot auf Bischofssynoden hinzuweisen. Eusebius schreibt nämlich: „… erließ er ein Gesetz, das den Bischöfen verbot, irgendwie einmal untereinander zu verkehren, keinem unter ihnen sollte es erlaubt sein, die Kirche des benachbarten Bischofs zu besuchen, ja sie sollten selbst keine Versammlungen, Beratungen und Besprechungen über gemeinnützige Angelegenheiten mehr abhalten dürfen. Das war aber nur ein Vorwand, uns so schmählich zu bedrücken; denn entweder mussten wir das Gesetz übertreten und der Strafe verfallen, oder dem Gebote gehorchen und so den Satzungen der Kirche zuwiderhandeln: Anders als auf Versammlungen können ja die großen anstehenden Fragen nie in der

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rechten Weise entschieden werden; so haben auch die göttlichen Satzungen vorherbestimmt, dass nur auf diese Art die Einsetzung von Bischöfen zu erfolgen habe.“ 57 Beim Versammlungsverbot der Bischöfe griff Licinius tief in die Organisation der Kirche ein. Es handelte sich hierbei nicht um eine Maßnahme, die mit dem Versammlungsverbot der diokletianischen Verfolgung zu vergleichen wäre. Ein solches führt Eusebius im Zusammenhang mit den Vorgängen in Amaseia im Pontus auf. Zerstörung von Kirchen, Inhaftierungen und Hinrichtungen von Klerikern, vor allem Bischöfen, die mit den Statthaltern in Konflikt geraten waren, können auf konkrete, lokal begrenzte Ereignisse zurückzuführen sein. Dennoch sind die Berichte über die alles Bisherige überbietenden Grausamkeiten beim Martyrium von Bischöfen und Soldaten dem bekannten martyrologischen Repertoire entnommen und entbehren in Einzelheiten der Historizität. 58 Je näher die Berichte an der diokletianischen Verfolgung orientiert sind und wenig konkrete Angaben enthalten, umso mehr gehören sie in die Typologie der Christenverfolger und können im Einzelnen keinen Anspruch auf Glaubwürdigkeit erheben.59 Davon ist jedoch das oben erwähnte Versammlungsverbot für Bischöfe auf Synoden auszunehmen. Eusebius erwähnt zwei Zielrichtungen dieses Verbotes: Einmal konnten im Falle der Vakanz von Bischofssitzen keine allgemein anerkannten Bischofswahlen mehr stattfinden, und zum anderen konnten auch keine innerkirchlichen Konflikte, die über den Rahmen der Einzelgemeinde hinausgingen, mehr gelöst werden. Die Assoziation mit dem Donatistenstreit, der gerade in dieser Zeit zwischen 313 und 321 Kaiser Konstantin beschäftigte, stellt sich ein. Hier ging es sowohl um die Gültigkeit einer Bischofsordination, die nicht im synodalen Kontext erfolgt war, wie auch um die Lösung von Dissensen auf Synoden, die abzuhalten Konstantin organisatorisch auf vielfältige Weise ermöglichte (s. o., Kapitel III, 3). Das Verbot ist nicht allein als Demonstration einer eigenständigen Politik in Front gegen den Kollegen aufzufassen. Der Osten war zur gleichen Zeit von viel tiefer gehenden innerkirchlichen Auseinandersetzungen geprägt als der Westen, nämlich von den dogmatischen Streitigkeiten um die Natur Gottes und seines Sohnes, die ein alexandrinischer Presbyter mit Namen Arius ausgelöst hatte. Nach ihm benannt, sind diese Auseinandersetzungen als Arianismusstreit in die Geschichte eingegangen. Da es hierbei um ganz grundlegende Fragen ging, die einen ungeheuren Sprengsatz im gesamten östlichen Christentum bildeten, war Licinius mit Recht bemüht, diesen Unruheherd zu neutralisieren. Im Gegensatz zu seinem westlichen Kollegen, der stets aktiv in die nordafrikanischen Streitigkeiten eingegriffen hatte und dem es zunehmend nicht gelingen wollte, durch seine Schlichtung Frieden zu schaffen, ließ sich Licinius auf ein sol-

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ches Unterfangen überhaupt erst gar nicht ein. Alle konkreten Maßnahmen des Herrschers, denen man Historizität zusprechen kann, können als ein gewisses Auf-Distanz-Gehen zum Christentum bewertet werden. Auf Grund der überhandnehmenden Streitigkeiten innerhalb der christlichen Gemeinden und der wachsenden Intoleranz nichtchristlichen Überzeugungen gegenüber war es für Licinius politisch klüger, in Hof, Verwaltung und Militär keine Christen mehr zu beschäftigen. Damit distanzierte er sich zugleich von der Politik des sich zunehmend provokativer verhaltenden Kollegen und folgte einem eigenen politischen Kurs. Zum anderen entfernte er den latent brodelnden Unruheherd „Christen“ aus seiner nächsten Umgebung. 60 Da die Anzahl der christlichen Bevölkerung im Osten viel größer war als im Westen – in Kleinasien, speziell in Phrygien, gab es Städte und Dörfer, die vollkommen christlich waren 61 –, wirkte das eher kühle und distanzierte Verhalten des Licinius, das er vor allem im Angesicht der innerkirchlichen Streitigkeiten an den Tag legte, fast provokativ. Die Kunde vom Engagement Konstantins in Nordafrika zur Behebung der Schäden aus der Verfolgungszeit und von seinen Schlichtungsversuchen im Donatistenstreit wie auch die Gesetze, die am Ende der zwanziger Jahre zu Gunsten der Christen von ihm erlassen wurden (Kapitel V, 2), schürten die Unzufriedenheit und den Hass der Christen gegen den Ostkaiser. Weil sie so lange von den diokletianischen Verfolgungsmaßnahmen betroffen gewesen waren, keine Ruhe unter Maximinus Daia gefunden hatten und die Friedenszeit unter Licinius nach wenigen Jahren schon wieder beendet zu sein schien, blickten sie mit Neid auf die Verhältnisse im Westen. Von dieser Stimmung sind auch die Ausführungen und Bewertungen des Eusebius geprägt: „Damit aber, dass er (Licinius) sich entschloss, gegen Konstantin Krieg zu führen, begann er zugleich gegen den Gott des Alls zu rüsten … Und das tat er, da ihn seine angeborene Bosheit mit furchtbarer Blindheit geschlagen … Bar jeden vernünftigen Denkens, ja im Zustande völligen Wahnsinns war er entschlossen, an Stelle Konstantins Gott selbst, den Beschützer statt des Beschützten, zu bekriegen …“ 62 Eusebius macht aus dem politischen Konkurrenzkampf zweier anfänglich gleich starker Kontrahenten einen Kampf zwischen dem Gott der Christen und den Dämonen, der kosmische Ausmaße gewinnt: „Man glaubte nämlich zu sehen, wie verschiedene Scharen von Soldaten Konstantins sogar mitten am Tage wie nach einer gewonnenen Schlacht durch die Städte zogen, und dieses sah man, obwohl sich in Wirklichkeit nirgendwo je ein Soldat hatte sehen lassen; es war dies eine höhere und gewaltigere Kraft, die durch dieses Gesicht die Zukunft voraussehen ließ.“ 63 Das Bild der himmlischen Heere, das Eusebius beschwört, erinnert an die Heere des Constantius Chlorus, die der Panegyriker Nazarius zeitgleich mit

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Abb. 16: Labarum mit der Aufschrift „spes publica“ (Bronzemünze, ca. 327/328 in Konstantinopel geprägt)

den von Eusebius berichteten Vorgängen im Osten als Mitkämpfer in Konstantins Heer bei der Befreiung Roms im Jahr 312 als wirkmächtig Anwesende schildert. 64 Ob christlich oder nichtchristlich – kosmische Kräfte waren bei allen Schlachten des siegreichen Konstantin am Werk. Im endgültigen Kampf um die Alleinherrschaft setzte er wahrscheinlich bereits seine neue Standarte, das Labarum ein, das Eusebius ganz genau beschreibt, sowohl in seinem Aussehen wie auch in seiner Sieg bringenden Wirkung: „Dieses heilbringende Zeichen gebrauchte nun der Kaiser stets als Schutzmittel gegen jede Macht, die sich ihm feindlich entgegenstellte, und er befahl, dass das Abbild desselben allen seinen Heeren vorangetragen werde“ 65 (Abb. 16). Das Labarum vereinte in sich das Aussehen der alten Feldzeichen, ergänzt um christliche Symbole wie das Christusmonogramm im Lorbeerkranz an der Spitze der Fahnenstange, ein Ersatz für den römischen Jupiteradler, und das edelsteinbesetzte Fahnentuch mit den Büsten des Herrschers und seiner damals noch zwei Söhne, Crispus und Constantinus. Mit diesem Feldzeichen, das er auf göttliche Anweisung hin hatte herstellen lassen, so jedenfalls erzählte es der Kaiser seinem Biographen Eusebius, 66 war er fortan immer siegreich. Die langsame Uminterpretation der solaren Zeichen hatte seit 313 begonnen und war erstmals bei Laktanz und zeitgleich in der Münze von Ticinum um 315 sichtbar geworden. Das Christusmonogramm auf Schilden taucht 321 auf einer Münze des Crispus auf, 67 und seit diesem Zeitpunkt wird langsam auch der Sonnengott von den Münzen verdrängt, wenn es auch noch Emissionen im Osten nach 324

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gibt. 68 Solare Elemente weist ebenfalls das Labarum auf, das von einer 50 Mann starken Elitetruppe bewacht wurde. Für die Kreuzesform des Labarum waren wohl zunächst die römischen Feldzeichen (tropaia) vorbildhaft gewesen. 69 Im Endkampf mit Licinius, in dem ideologisch von Anfang an auch die religiösen Gegensätze betont wurden, kam es zum Einsatz. Innere Feinde schien es für den Sieger Konstantin nach 324 nicht mehr zu geben, äußere – wenige ebenbürtige wie die Perser – aber durchaus. Konstantin war jetzt der Sieger schlechthin. Seit dieser Zeit kam es zu Veränderungen in der Kaisertitulatur, allerdings nur in den Inschriften, nicht auch auf den Münzen. Anstelle des Augustus Invictus, dessen Begleiter der Sonnengott, der Sol Invictus bisher gewesen war, wurde nun immer mehr der Kaiser als absoluter Sieger, als Victor Augustus, gepriesen – wie etwa auf der Ehreninschrift, die ihm ein Statthalter von Campanien 324 hat setzen lassen: „Dem Erweiterer des Erdkreises, dem Begründer des römischen Namens, dem Flavius Valerius Constantinus, dem Frommen, dem Glücklichen, dem Sieger Augustus, hat Lucius Aelius Proculus, vom Rang eines Perfectissimus, Statthalter von Campanien, seiner göttlichen Wirkkraft und seiner Majestät treu ergeben, diese Inschrift gesetzt.“ 70 Konstantin wurde eindeutig als Alleinherrscher im Römischen Reich und zugleich mit dem Anspruch auf Weltherrschaft gepriesen. Die bekannten Epitheta, die früher dem Iuppiter Optimus Maximus vorbehalten waren, wurden nun selbstverständlich auf den Kaiser in der Anrede übertragen. Ab 324 war er der immerwährende Sieger und unumstrittene Herrscher des gesamten Erdkreises.

2. Der Arianismusstreit und das Konzil von Nicaea Nach dem überragenden Sieg, der nicht allein kosmisch-heilsgeschichtlich, sondern auch machtpolitisch eine Zäsur bedeutete, nahm Konstantin unter den vielen anstehenden Aufgaben sofort die Verbesserung der Lage der schwer bedrängten Kirchen in den östlichen, den neu erworbenen Provinzen in Angriff. Eine der am schwersten betroffenen war Palästina. Ein entsprechendes Schreiben an die Beamten der Städte dieser und anderer Provinzen ordnete endgültig die Durchführung der in Mailand 313 vereinbarten Maßnahmen an, ging aber teilweise noch weit darüber hinaus: Verbannte, Versklavte und zur Zwangsarbeit Verurteilte wurden amnestiert, ihre ehemaligen persönlichen Rechte wie das der persönlichen Freiheit, des römischen Bürgerrechts und des Familienstandes wurden wiederhergestellt. Degradierungen sowohl der Militärleute wie auch der zivilen Beamten wurden rückgängig gemacht. Beschlagnahmte Güter, ob sie nun

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vom Fiskus oder von Privatpersonen erworben waren, mussten deklariert und zurückgegeben werden. Auf die konfiszierten Güter der zu Tode Gekommenen – christlich ausgedrückt der Märtyrer – hatten entweder deren Verwandte oder, wenn solche nicht vorhanden waren, die Kirche Ansprüche. Bestattungsplätze und Gedenkstätten der Märtyrer sollten ebenfalls in den Besitz der Kirche übergehen. Damit hatte der Kaiser die dringendsten Schäden, die durch die indifferente Politik des Licinius und deren unterschiedliche lokale Umsetzung durch die Statthalter ausgelöst worden waren, behoben. Außerdem ist davon auszugehen, dass die Schäden der maximinischen Verfolgung auch 324 noch nicht alle beseitigt waren. 71 Die Amnestie- und Restitutionserlasse des Kaisers bedeuteten aber nicht, dass Friede in die östlichen Gemeinden eingezogen wäre. Konstantin scheint bereits vor oder unmittelbar nach seinem Sieg über Licinius erfahren zu haben, dass es auch im Osten Auseinandersetzungen im christlichen Klerus gab. Belehrt durch die schlechte Entwicklung und Eigendynamik solcher Streitigkeiten im Zusammenhang mit dem Donatistenproblem, wandte sich der Kaiser noch im Jahre 324 in einem Brief an die hauptsächlichen Kontrahenten, nämlich den Bischof Alexander von Alexandrien und seinen Presbyter Arius. Damit begann die kaiserliche Beschäftigung und Einmischung in einen innerkirchlichen Streit, die bis zum Lebensende des Kaisers dauern sollten. Die Rekonstruktion der Vorgänge ist vor allem deswegen so problematisch, weil sich die Quellenlage tendenziös und völlig unzureichend darstellt. Weder sind die Schriften des Arius, der ein gelehrter Theologe war, erhalten, noch besitzen wir Akten des nicaenischen Konzils, das mit diesem Streitfall befasst war. Die zeitgenössischen Gewährsmänner Eusebius von Caesarea und Athanasius von Alexandrien waren selbst auf unterschiedlichen Seiten in den Streit verwickelt. Auslassungen oder Überbetonungen weisen auf ihre jeweiligen Tendenzen hin. Auch die späteren Kirchenhistoriker sind, weil ebenfalls tendenziös, mit Vorsicht heranzuziehen.72 Es kann hier nicht um eine Behandlung dieses Streites unter theologischem Aspekt gehen und auch nicht vorrangig um eine theologische Erörterung der unterschiedlichen, auf philosophischer Grundlage entwickelten Christologien. Es geht vielmehr um die Herausarbeitung der Anliegen der kaiserlichen Politik und der Position des Kaisers auf den Konzilien und Synoden, die sich mit der Beilegung des innerkirchlichen Dissenses beschäftigten. 73 Zu Beginn seines Schreibens gab Konstantin das übergeordnete Motiv an, das ihn zu einem Eingreifen in solche innerkirchlichen Streitigkeiten bewegte: „Zuerst wollte ich die Vorstellung aller Völker über das Göttliche zu einer einheitlichen Haltung vereinigen. Dann wollte ich den Körper des gemeinsamen Weltganzen, der gleichsam an einer schlimmen Wunde litt, wiederherstellen und verbinden. Indem ich mir das überlegte,

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folgerte ich das eine mit dem geheimen Auge der Erkenntnis. Das andere aber versuchte ich durch die Kraft des kriegerischen Armes ins Werk zu setzen. Denn ich wusste: Wenn ich durch meine Gebete eine gemeinsame Einigkeit unter denen zustande bringen würde, die Gott verehren, dann würden auch die staatlichen Angelegenheiten durch die fromme Gesinnung aller Menschen eine Veränderung erfahren.“ 74 Konstantin ging von Anfang seiner Herrschaft an und noch konsequenter als Alleinherrscher in seiner Stellung als Pontifex Maximus von der Einheit zwischen Staat und Religion aus. Nachdem er auf militärischem Wege das Reich wieder geeint hatte, strebte er eine einheitliche Gottesverehrung an, zumindest unter den Christen. Dass diese weit von einer Einheit entfernt waren, hatte er nicht nur im Donatistenstreit erlebt, sondern sollte es jetzt auch im Streit der östlichen Kirchen erfahren: „… dass mir kund wurde, dass die unter Euch entstandene Uneinigkeit schlimmer ist als die Streitigkeiten, die in Afrika zurückgeblieben sind. Ja, Eure Länder bedürfen schon mehr der Heilung als sie … Als ich mir aber den Grund und den Gegenstand davon betrachtete, stellte sich der Vorwand als völlig unsinnig und einer solchen Streitsucht nicht wert heraus … Wo aber der Streitpunkt, der dem Ganzen im Wege steht, hier klein und ziemlich geringfügig ist, wie sollte es mir da nicht schneller und um vieles leichter möglich sein, die Sache in Ordnung zu bringen?“ 75 Konstantin war erzürnt über das streitsüchtige Verhalten der Kleriker, da ihm der Gegenstand der Auseinandersetzung viel geringfügiger erschien als jener der Donatisten mit den Katholiken. Hatte er doch sogar erwogen, bevor er von den Streitigkeiten in der Ostkirche erfuhr, namhafte Bischöfe aus dieser Region als Friedensstifter im Donatistenstreit hinzuzuziehen. Berichte über den wahren Zustand des östlichen Klerus belehrten ihn nun eines Besseren. Deswegen ermahnte er die beiden Kombattanten: „Es wäre schicklich gewesen, über solche Dinge von Anfang an weder Fragen zu stellen noch zu antworten, wenn man danach gefragt wird. Denn solche Untersuchungen, die nicht von der Notwendigkeit eines Gesetzes befohlen werden, sondern die der Spaß zu unnützem Müßiggang vorlegt, müssen wir im Verstand einschließen. Wir dürfen sie nicht leichtfertig in öffentliche Versammlungen hinaustragen und sie auch nicht den Ohren des Volkes unüberlegt anvertrauen.“ 76 Er forderte die Streitenden zur Aussöhnung auf, da es sich ja nur um Wortstreitereien handelte, und nicht um Unterschiede im Glauben: „Über die göttliche Vorsehung aller soll unter euch ein Glaube sein, ein Verständnis und eine Auffassung Gottes. Was ihr aber untereinander über diese geringfügigen Fragen genau durchdiskutiert, muss, wenn ihr dabei nicht zu einer Erkenntnis gelangt, in Gedanken verbleiben … Kommt wieder zu gegenseitiger Freundschaft und Liebe zurück …“ 77

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Der Kaiser beschwor die beiden, ihm wieder seine heiteren Tage und sorglosen Nächte zurückzugeben. Er werde sie dann bald von Nikomedien aus in ihren Gemeinden im Orient, und zwar in der Diözese Oriens mit Kleinasien, Syrien und Ägypten besuchen.78 Worum ging es im Arianismusstreit, den Konstantin zunächst nicht anders als ein Wortgeplänkel zwischen Philosophen einschätzte, das sich – bei gutem Willen beider Seiten – leicht wieder beheben ließe? Die tief greifende Meinungsverschiedenheit zwischen Bischof Alexander von Alexandrien und seinem Presbyter Arius ging auf das Jahr 318 zurück, als anlässlich einer Bibelauslegung bezüglich der Natur Jesu Christi keine Einigung zu erzielen war. Was sich dem Außenstehenden – und als solchen kann man den Kaiser in dieser Zeit wohl bezeichnen – als abstruse Haarspalterei darstellen mochte, betraf genau den Kern des christlichen Glaubens, ob nämlich Jesus, der Sohn Gottes, wesenseins mit dem Vater sei oder ob es eine Zeit ohne den Sohn gegeben habe, so dass er nicht gezeugt, sondern von Gott aus dem Nichts geschaffen, also sein Geschöpf wäre und mithin nicht wesenseins mit dem Vater sein könne. Es ging um nichts Geringeres als um die Natur des Sohnes, ob sie göttlich sei oder nur menschlich, weil geschaffen wie die Menschen und als Geschöpf endlich, während Gott immer ohne Anfang war. Folglich war der Sohn dem Wesen des Vaters fremd und unähnlich. 79 Dieser zunächst lokale Streit, der bereits um 320 in der Exkommunikation des Arius gipfelte, breitete sich schnell im Osten aus, da es dem Presbyter gelang, sich Unterstützung gegen seinen Bischof von außerhalb Ägyptens zu holen. Mächtige Bischöfe – wie der Kirchenhistoriker Eusebius von Caesarea und sein Namensvetter Eusebius von der kaiserlichen Residenz Nikomedien – traten auf seine Seite. Auf einer Synode unter Vorsitz des nikomedischen Bischofs wurde Arius wieder in die Kirche aufgenommen und zugleich Druck auf Alexander von Alexandrien ausgeübt, seinen Presbyter zu rehabilitieren. Als Konstantin an die beiden schrieb, befand sich Arius wieder in Ägypten. Dennoch war keine Ruhe eingekehrt, und der östliche Episkopat war gespalten. Konstantin schickte – wie bei ähnlichen Missionen im Westen, so auch dieses Mal – seinen spanischen Berater und Vertrauten, den Bischof Hosius von Corduba, mit dem Brief, aus dem die obigen Zitate stammen, voraus, um eine Sichtung und Schlichtung des Streites zu erzielen. Im Gegensatz zu den donatistischen Streitigkeiten ergriff der Kaiser, der ganz anders informiert und vorbereitet war als 312, hier selbst die Initiative, um ähnliche Unruhen wie in Nordafrika von vornherein zu vermeiden. Allerdings hat man in der Forschung angezweifelt, ob der zitierte Brief überhaupt echt sei und wie Hosius mit einem solchen Schreiben, das völlig am Kern der Angelegenheit vorbeiging und fast naiv anmutet, sich auf den Weg

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machen konnte. Was letzteres Argument betrifft, so hatte Hosius als treuer Ratgeber seines Kaisers wenige Möglichkeiten zur kritischen Opposition. Sollte er aber durchaus auf den Kaiser eingewirkt haben, dann ist es fraglich, ob der Bischof aus dem äußersten lateinischen Westen überhaupt so genau wusste, worum es seinen östlichen Amtsbrüdern ging, die in großer Zahl philosophisch gebildet und teilweise Anhänger der platonisch geprägten Theologie des Origenes waren. Und was den Kaiser selbst betrifft, so hat Heinz Kraft treffend formuliert: „Das Schreiben ist konstantinisch nach Denkweise und Stil; eine Person, die das Interesse der Kirche auf so unkirchliche Weise verfochten haben könnte, ist außer dem Kaiser nicht vorstellbar.“ 80 Für den Kaiser, das kann man dem Zitat von Kraft hinzufügen, waren die Anliegen der Kirche so identisch mit denen des Staates, dass es für ihn nur diesen kaiserlichen Befehl, der eine Anempfehlung sein sollte, gab, um die politisch schon bestehende Einheit nun auch kultisch herbeizuführen. Einheit und Frieden waren nach zwei Jahrzehnten Bürgerkrieg die höchsten Ziele des Kaisers. Auf seiner Gesandtenreise erkannte Hosius sehr schnell, auf welche Seite er und der westliche Episkopat sich schlagen konnten, nämlich auf die Alexanders von Alexandrien. Um festzustellen, wie groß die Unterstützung des Arius war, reiste er nach Antiochien, wo eine Synode zur Neubesetzung des vakanten Bischofsstuhles stattfand. Ob Hosius die Synode leitete oder nur maßgeblich beeinflusste, ist umstritten. Als Ergebnis ist jedenfalls festzuhalten, dass in Eusthatius von Beroea ein Antiarianer auf den Bischofsstuhl kam und dass vorbehaltlich des Urteils einer größeren Synode die Bischöfe Eusebius von Caesarea, Theodot von Laodicea und Narcissus von Neronias befristet exkommuniziert wurden.81 Diese Vorgehensweise, durch welche Hosius eine schnelle Entscheidung erzwingen wollte, war derart ungeschickt, dass die Gemüter jetzt erst richtig in Aufruhr gerieten. 82 Nach der gescheiterten Mission des Hosius kam der Kaiser zu dem Entschluss, im Jahr 325 eine Bischofssynode nach Ancyra (dem heutigen Ankara) einzuberufen. Da er wie bereits früher im Westen auch in diesem Fall wieder seine gesamte Logistik zur Durchführung des Konzils zur Verfügung stellen wollte, revidierte er seinen Entschluss sehr schnell und lud die Versammlung nach Nicaea in seinen dortigen Palast ein. Die Stadt war nicht nur strategisch günstiger für die Anreise der Teilnehmer gelegen, auch hatte der Kaiser von seiner Residenz Nikomedien aus bessere Möglichkeiten der Teilnahme und der Kontrolle. 83 Das Konzil von Nicaea, das auch auf Grund seines umfassenden Charakters als das erste ökumenische Konzil gilt, wurde von ungefähr 220 überwiegend griechischen Bischöfen besucht. 84 Außer Hosius und zwei von Bischof Silvester von Rom abgeordneten Presbytern waren nur weni-

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ge Zuhörer aus dem Westen auf dieser Versammlung. Dennoch handelte es sich in vieler Hinsicht um eine für die Gesamtkirche sehr entscheidende Zusammenkunft, sodass man ihr den ökumenischen Charakter im antiken Sinne des Wortes nicht absprechen darf. Denn es ging um die Beilegung eines fundamentaltheologischen Streites, der die gesamte östliche Kirche spaltete. Andererseits wurden grundlegende Probleme der Organisation und des Ranges der Metropolitan- und Bischofssitze der gesamten Kirche geregelt, die an der Diözesen- und Präfekturenverfassung des Reiches orientiert wurden. Von den 20 canones, die auf dem Konzil erlassen wurden, beschäftigten sich einige mit dem moralischen Verhalten der Kleriker und stellten eine Art Moralkodex auf. Sie regelten Fragen der Ehe und Ehelosigkeit vor und nach der Ordination zum Priester, verboten den Wechsel des Bischofssitzes (Translation), der oft aus ökonomischen oder politischen Gründen erfolgte, und legten formale Erfordernisse für eine rechtsgültige Bischofsordination fest. Auch die hierarchisch gestufte Rangfolge innerhalb des Klerus wurde gegen alle Missbräuche jetzt festgeschrieben. Außerdem wurde ein reichsweit gemeinsamer Termin für die Feier des Osterfestes festgelegt. Alle diese Bestimmungen, von denen hier nur einige wenige, besonders wichtige aufgeführt wurden, bezogen sich auf konkrete Vorfälle, die der übergreifenden Regelung bedurften. Darüber hinaus aber wurde auf diesem Konzil praktisch demonstriert, wie das Verhältnis zwischen Kaiser, Kirche und Bischöfen sich in Zukunft gestalten sollte und welche Funktion der Augustus und Pontifex Maximus auf Bischofssynoden und Konzilien einnehmen würde. In dieser Hinsicht kam dem Konzil von Nicaea Präzedenzcharakter zu. Eusebius von Caesarea berichtet als Hofhistoriograph ausführlich über das Konzil, dessen Akten verloren gegangen sind. Zu Beginn der Versammlung wurde der Bischof vom Kaiser rehabilitiert, wodurch die Urteile von Antiochien teilweise zurückgenommen wurden, ohne dass irgendwelche Entscheidungen über Arius selbst vorweggenommen wurden.85 Am 20. Mai 325 wurde das Konzil im kaiserlichen Palast eröffnet. Sein Ablauf ist in den antiken Quellen unterschiedlich überliefert. Dadurch ist auch die Position des Kaisers unterschiedlich bewertet worden. Bei Eusebius stehen die Osterfestproblematik und die Aktionen des Kaisers in Reden, Briefen und Selbstrepräsentation im Mittelpunkt. Er dominierte, dem Kirchenvater zufolge, eindeutig das Konzil. Das entspricht dem panegyrischen Charakter der Vita. Ob Eusebius in diesem Punkt übertreibt, wie in der neueren Forschung angemerkt wurde, muss offenbleiben. 86 Andererseits hatte er so große Kompromisse für seine Rehabilitation machen müssen, nachdem er von der antiochenischen Synode verurteilt worden war, dass er den Arianismusstreit, der ihm nur unangenehm sein konnte, in den Hintergrund spielte.

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Die späteren Kirchenhistoriker, die sich auf den eusebianischen Bericht stützten, vor allem die drei „Synoptiker“ Theodoret, Socrates und Sozomenos, die alle ein Jahrhundert später schrieben, nahmen – zeitbedingt – andere Akzentsetzungen vor. Bei Sozomenos trat der Kaiser zunächst hinter den Bischöfen zurück. Auf Grund der späteren Entwicklung konnte Sozomenos dem Kaiser nicht mehr die überragende Position zubilligen, die er noch bei Eusebius einnahm. Vor der Hauptversammlung, an der Konstantin teilnahm, gab es bereits Vorverhandlungen und Disputationen im klerikalen Kreis. Im Mittelpunkt des Konzils stand eindeutig die Frage des Arianismus, die zwar von den kompetenten Bischöfen selbstständig diskutiert wurde, an die der Kaiser aber durchaus Fragen richtete. Osterfeststreit und Organisationsreform der Kirche wurden am Rande erwähnt. Der Kaiser unterstützte die Ergebnisse des Konzils durch deren Publikation in seinen Briefen an diverse Gemeinden. Sozomenos schildert einen Kaiser, der „ein Kämpfer für die Einheit der Kirche“ ist und „die Eigenständigkeit der Kirche auf der Grundlage seiner eigenen Machtvollkommenheit respektiert“.87 Bei Socrates, der sich am engsten an Eusebius anlehnte, indem er ‚seitenweise‘ aus der Vita Constantini zitierte, blieb wenig Platz für eigene Akzentsetzungen. Die Position des Kaisers wirkt bei ihm uneinheitlich. Er veranlasste zwar die Einfügung des Wortes homoousios in das Credo und gab auch selbst eine Erläuterung des Terminus, aber ansonsten erkannte er die Autorität der Bischöfe und ihre zeremonielle Bevorzugung an. Theodoret kam es in seiner Schilderung wesentlich auf die Darstellung der Gedanken der rechtgläubigen Bischöfe an. Daher trat der Kaiser bei ihm weitgehend in den Hintergrund: Er wirkte immer unterstützend, erkannte eindeutig einen zeremoniellen Vorrang der Bischöfe an und respektierte sie „wie ein Sohn, der seinen Vater liebt“. Erstaunlicherweise war Konstantin aber auch für Theodoret der Erfinder der Zauberformel homoousios. 88 Die Herkunft der Formel „wesenseins“ (homoousios) ist denn auch bis heute umstritten und ungelöst. Ist sie von Konstantin, von Hosius, von Eusebius von Caesarea oder schon vor dem Konzil von den östlichen Kirchenvätern eingebracht worden?89 Die Unschärfe der Formel hatte zunächst den Vorzug, dass sich außer Arius und zwei Mitstreitern aus Libyen alle Bischöfe auf sie einigen konnten, sodass nur diese drei von Konstantin verbannt wurden. Allerdings folgten sehr bald Eusebius von Nikomedien und andere Sympathisanten, die zwar das Glaubensbekenntnis, nicht aber Verfluchung und Bann, das Anathema, gegen Arius unterschrieben hatten. Dieses aber lautete: „Die aber sagen: ‚Es gab einmal eine Zeit, da er nicht existierte‘ und ‚Bevor er gezeugt worden war, existierte er nicht‘, und dass er aus dem Nicht-Seienden entstand, oder sagen, dass er aus einer anderen

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Hypostase oder Wesenheit sei, oder geschaffen, oder wandelbar oder veränderlich, der Sohn Gottes, die bannt die Katholische und Apostolische Kirche.“ 90 Das bedeutete, dass Arius und seine Anhänger aus der Kirche ausgestoßen waren und dass niemand mit ihnen Umgang pflegen durfte, auch nicht der Bischof von Nikomedien, der den Anathematisierten ständig in seinem Haus empfing. Konstantin verbannte daraufhin diese Verdächtigen nach Gallien. 91 Darüber hinaus wurde Eusebius nun der Mitwisserschaft um die Pläne des Licinius bezichtigt. 92 Es bedurfte schon ganz besonderer Anstrengungen, bis sich der Bischof der Residenzstadt, dessen Stuhl mit einem anderen Kandidaten besetzt worden war, aus der äußersten kaiserlichen Ungnade zum engsten Berater des Kaisers und schließlich zum Familienmitglied hocharbeiten konnte. 93 Der Aufstieg des Eusebius von Nikomedien hatte indirekten Einfluss auf das Verschwinden des Hosius von Corduba aus der Umgebung des Kaisers. 94 Eine direkte Interdependenz liegt allerdings zum Kampf gegen die rein nicaenische Partei vor, als deren führender Kopf und unerschrockener Anwalt Bischof Athanasius von Alexandrien zu gelten hat. Innerhalb von zehn Jahren wusste sich Eusebius beim Kaiser gegen drei wichtige Männer der Gegenpartei, die das Konzil dominiert hatten, so durchzusetzen, dass sie später entweder überhaupt keine Rolle mehr spielten wie Eusthatius von Antiochien oder zumindest unter Konstantins Herrschaft völlig ausgebootet waren, wie Marcellus von Ancyra und Athanasius von Alexandrien. Da es Konstantins oberstes Prinzip war, eine einheitliche kultische Verehrung unter den Christen zu erwirken, fand wahrscheinlich um 327 eine „Nachsynode“ statt, auf der ungelöste Probleme erörtert wurden. Jetzt konnte Eusebius von Nikomedien aus dem Exil zurückkehren, und er beeinflusste Arius dahingehend, dem Kaiser ein schriftliches Bekenntnis zu unterbreiten, in dem er alle in Nicaea verurteilten Thesen vermied. Auf dieser Grundlage stand seiner Rehabilitierung nichts mehr im Wege, die Konstantin in den folgenden Jahren mit Vorsicht, aber kontinuierlich betrieb, nicht ohne auf enorme Widerstände zu stoßen. Wegen dieser Pläne, die von Eusebius intrigenreich unterstützt wurden, sahen sich die Antiarianer, vor allem Eusthatius von Antiochien und Marcellus von Ancyra, veranlasst, den Kaiser über die wahre nicaenische Lehre aufzuklären und das Schreiben des Arius als Lippenbekenntnis zu entlarven. Eusthatius kritisierte offen die Lehren des Origenes, denen sich die Arianer verpflichtet fühlten. Er wurde daraufhin der Häresie bezichtigt, wegen Majestätsbeleidigung gegen die Konstantinmutter Helena angeklagt und nach Thrakien verbannt. Er kehrte aus dem Exil nie mehr zurück. 95 Ähnlich erging es Marcellus von Ancyra, der aus der Heiligen Schrift eine Widerlegung der arianischen Lehre durchgeführt hatte und alle origenistischen und pla-

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tonischen Tendenzen der christlichen Theologie ablehnte. Diese Schrift überreichte er dem Kaiser, womit sein Sturz eingeleitet war. Als Konstantin die Bischöfe zu seinem dreißigjährigen Regierungsjubiläum im Jahr 335 einlud, verbunden mit dem Ziel, sich mit den Arianern auszusöhnen, da lehnte Marcellus die Einladung ab, weil er mit den Antinicaenern keine Gemeinschaft haben wollte. Der Kaiser, der darin seine eigene Majestät unrechtmäßig behandelt sah, verbannte den Bischof wegen Majestätsbeleidigung, nachdem er vorher auf einer Synode in Konstantinopel bereits wegen Häresie verurteilt und seines Bischofsstuhles enthoben worden war. Weder zu Lebzeiten des Kaisers noch später gelang dem Marcellus eine vollständige Rehabilitation. 96 Die eigentliche Auseinandersetzung spielte sich aber zwischen Eusebius, Athanasius und Konstantin ab, und man kann diesem Intrigenspiel, das sich im Zeitraum von sieben bis acht Jahren abspielte, kriminelle Züge nicht absprechen. Im Juni des Jahres 328 war Athanasius dem Alexander nach dessen Tod auf den Bischofsstuhl von Alexandrien nachgefolgt. Schon als junger Diakon hatte er zusammen mit seinem Bischof am Konzil von Nicaea teilgenommen und war so bestens über die Gesamtproblematik informiert. So vermochte auch der Kaiser ihn nicht zu bewegen, Arius, der dem Hof ein Zeugnis seiner Rechtgläubigkeit vorgelegt hatte, wieder in seine Kirchengemeinde aufzunehmen. Athanasius konnte den Kaiser davon überzeugen, „dass die christusfeindliche Häresie mit der katholischen Kirche keine Gemeinschaft haben könne“ 97 . Der Bischof war aber nicht allein durch den Einigungswillen des Kaisers und die hinter ihm stehende Gruppe um Eusebius von Nikomedien gefährdet. Auch im eigenen Land Ägypten musste er mit ausgesprochenen Widersachern fertig werden, nämlich den Melitianern. Ihre Bewegung ging ähnlich wie die der Donatisten in Nordafrika auf die Zeiten der diokletianischen Verfolgung zurück. Auch sie hatten sich wie ihre afrikanischen Amtsbrüder als „die Kirche der Reinen“ verstanden und den großzügigen Kurs der alexandrinischen Metropoliten gegenüber den Gefallenen verurteilt. Eigenmächtige Ordinationen von Presbytern und Diakonen durch Melitius, den Bischof von Lykopolis, führten zu dessen Exkommunikation im Jahr 306. Dennoch, nicht zuletzt wegen des ausgleichenden Kurses der alexandrinischen Patriarchen, konnte sich die Bewegung des Melitius weiter ausbreiten, so dass sie im Jahr 325 auf dem Konzil von Nicaea eine Liste von 34 Bistümern vorweisen konnte; das bedeutete: Ein Drittel der ägyptischen Bischofssitze war mit Melitianern besetzt. Auch Arius wurden Verbindungen zur „Kirche der Märtyrer“ nachgesagt. Wahrscheinlich aus taktischen Gründen wurde das Problem des Melitianismus auf dem Konzil gütlich geregelt: Durch Handauflegung soll-

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ten die von Melitius Geweihten in den ägyptischen Klerus aufgenommen werden und bei Vakantwerden des Bischofsstuhls ihrer Heimatgemeinde diesen mit Zustimmung aller anderen Bischöfe einnehmen dürfen. Dass beide Seiten zum Kompromiss nicht bereit waren, wurde bereits anlässlich der Wahl des Athanasius deutlich: Bevor noch die 54 ägyptischen Bischöfe einschließlich der Melitianer die Kandidatenprüfung abgeschlossen hatten, ordinierten sieben Bischöfe kurzerhand Athanasius, der bereits von seinem Vorgänger designiert worden war. Es lag hier zwar kein Bruch des entsprechenden Kanons (4) von Nicaea vor, der von mindestens drei an der Ordination beteiligten Bischöfen ausging, aber der Vorgang war der Versammlung gegenüber schon brüskierend und schwächte die Ausgangsposition des Athanasius deutlich. Denn die Melitianer bestellten einen Gegenbischof. Außerdem ließen sie sich gerne von den Intrigen der Ariusanhänger – vor allem des Eusebius von Nikomedien – einwickeln, der mit allen Mitteln die starke Position des Athanasius beim Kaiser zu untergraben suchte. In seinen Schriften geht der alexandrinische Bischof von der Existenz einer eusebianisch-melitianischen Intrige aus, die ihn mit Verleumdungen beim Kaiser zu desavouieren versuchte und langfristig seine Absetzung und Verbannung betrieben habe. „Als nun Eusebius hiervon Kenntnis erhalten hatte, so sendete er, da er das Haupt der Arianer war, an die Melitianer und erkaufte sie mit vielen Versprechungen, schloss insgeheim mit ihnen Freundschaft und setzte mit ihnen auch eine bestimmte Zeit fest … Da erklärte endlich Eusebius, dass die mit den Melitianern verabredete Zeit gekommen sei, und überredete sie in einem Brief, einen Vorwand zu erfinden …“ 98 Die Melitianer erfanden sogar zwei Vorwände, die sie in einer Anklageschrift an den Kaiser vortrugen: Sie bezichtigten den Bischof der unrechtmäßigen Erhebung einer Kleidersteuer und der Beamtenbestechung. Von beiden Anklagen wurde Athanasius 331/332 in einem Zivilprozessverfahren vom Kaiser selbst auf dessen Landgut Psamathia, unweit von Nikomedien, freigesprochen. Ob die den Bischof vertretenden Presbyter oder eine spätere persönliche Zusammenkunft den Kaiser ganz positiv für Athanasius beeinflussten, lässt sich nicht genau entscheiden. Auf jeden Fall schrieb Konstantin kurz nach diesem Prozess an die Alexandriner: „Denn ich habe euren Bischof Athanasius gerne aufgenommen und habe mit ihm geredet wie mit einem Manne, von dem ich überzeugt bin, dass er ein Mann Gottes ist.“ 99 Konstantin war offenbar von der Persönlichkeit und der Amtsführung des Bischofs überzeugt und glaubte die ägyptische Kirche in guten Händen. Dieses positive Bild versuchte die Gegenpartei, trotz augenblicklicher Niederlage, zu zerstören, indem sie Athanasius in eine Mordanklage verwickelte. Auch diese Intrige konnte Athanasius enttarnen, indem der von

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ihm mutmaßlich getötete Bischof Arsenius lebend in einem Versteck gefunden wurde. Auf die Meldung an den Hof hin ließ Konstantin den Kriminalprozess, mit dem er bereits seinen Halbbruder Flavius Dalmatius in der Funktion eines Zensors in Antiochien beauftragt hatte, sofort einstellen. 100 Athanasius hatte sich bis 333 aller Intrigen erwehren und seine Position beim Kaiser behaupten können. Arius aber war noch immer nicht in Ägypten rehabilitiert, und von diesem Plan wich der Kaiser nicht ab. Hier mussten Kaiser und Bischof – beide starke Persönlichkeiten und unnachgiebig in ihren Zielsetzungen – aneinandergeraten. Das wusste auch die Gegenpartei. „Athanasius aber schufen die Machenschaften seiner Widersacher erneut Schwierigkeiten. Sie versuchten, Hass beim Kaiser zu erzeugen, und setzten eine Fülle von Anklägern in Bewegung. Von ihnen bedrängt, berief der Kaiser eine Synode nach Caesarea in Palästina ein. Der Einladung dorthin leistete Athanasius nicht Folge, weil er die Intrigen des Ortsbischofes Eusebius und des Bischofs von Nikomedia und seiner Anhänger fürchtete.“ 101 Alte Anklagepunkte wie Gewaltanwendung gegen Melitianer, Zerbrechen eines sakralen Gerätes (Kelch), Umstürzen eines Bischofsstuhles und viele andere Vorwürfe bis hin zur Schändung von Kaiserbildern wurden wieder hervorgeholt und 334 in Caesarea abgehandelt, wo Athanasius nicht erschienen war, weil er das Gericht als parteiisch ablehnte. Die Verhandlungen blieben ergebnislos. Da die Synode aber vom Kaiser einberufen worden war, kam die Befehlsverweigerung einer Majestätsbeleidigung gleich. Konstantin schickte denn auch einen geharnischten Brief an den Bischof, in dem er ihn unter Androhung disziplinarischer Gewalt aufforderte, sich auf der nach Tyros einberufenen Reichssynode im Jahr 335 den Vorwürfen der Melitianer zu stellen. Das Klima war derartig gewaltgeladen, dass kaiserliche Beamte, vorrangig der Comes Dionysios, für die Gewährleistung eines störungsfreien Ablaufes der Synode zu sorgen hatten. 102 Zunächst feierte Athanasius große Erfolge, als er mit 49 ägyptischen Bischöfen auf der Synode erschien und der staunenden Versammlung den von ihm angeblich ermordeten Melitianer Arsenius quicklebendig und unversehrt vorführte. Um die anderen Anklagepunkte aber beweisen zu können, wurde eine Untersuchungskommission in die Mareotis nach Ägypten gesandt, die alle Vorwürfe erhärten konnte. Vorgehensweise und personelle Zusammensetzung der Kommission waren einseitig parteiisch. Athanasius sah ein, dass ein weiterer Aufenthalt in Tyros für ihn nur schädlich sein konnte, weil Richter und Ankläger gleichermaßen seine Verurteilung anstrebten. Außerdem drängte der Kaiser bereits brieflich auf einen Abschluss der Synode, weil er in Jerusalem zusammen mit den Bischöfen die Einweihung der fertiggestellten Grabeskirche feiern wollte. Die Situation

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spitzte sich für Athanasius so dramatisch zu, dass er die Flucht nach vorn antrat. Was zwischenzeitlich geschehen war, schilderte Konstantin selbst in einem Brief an die in Tyros versammelte Synode: „Als ich nämlich in der nach uns genannten Vaterstadt Konstantinopel zu Pferd unterwegs war, da begegnete mir plötzlich mitten auf dem Weg Bischof Athanasius mit einigen Anderen, die ihn begleiteten, und zwar so unvermutet, dass ich davon nicht wenig überrascht war. Gott ist mein Zeuge, der Alles sieht, dass ich auf den ersten Anblick nicht einmal zu erkennen vermocht hätte, wer er sei, wenn nicht einige von den Unsrigen auf unsere Anfrage … uns gemeldet hätten, wer er sei und welche Ungerechtigkeit er erlitten hat … Als er aber um Audienz bat, wies ich ihn ab und war nahe daran, seine Entfernung zu befehlen. Da bat er mit größerem Freimut, es möge ihm von uns weiter nichts gewährt werden als eure Ankunft, damit er in eurer Gegenwart über das Beschwerde erheben könne, was er habe erdulden müssen.“ 103 Konstantin berief daraufhin die führenden Bischöfe aus Tyros an seinen Hof nach Konstantinopel, damit das Verfahren formaljuristisch überprüft werden konnte. Die Synode hatte Athanasius nämlich zwischenzeitlich unter Protest der Ägypter für abgesetzt erklärt, da sie seine Flucht als Schuldeingeständnis gewertet hatte. Sie war sogar so weit gegangen, dem Kaiser für die weltlichen Verbrechen, die sie vorrangig untersucht hatte, eine Bestrafung anzuempfehlen, nämlich die Verbannung. 104 Diesen Triumph wollten sich Eusebius und seine Anhänger, die in Stellvertretung der Synode in die Hauptstadt reisten, nicht in letzter Minute aus der Hand nehmen lassen. Sie zogen ihre letzte, durch und durch politische Karte: „Sie sagten nämlich dem Kaiser selbst: Athanasius drohte, das Getreide, das von Alexandria nach Deiner Vaterstadt gesendet wird, aufhalten zu wollen.“ 105 Mag es sich um Verleumdungen handeln oder um eine von Athanasius unbedacht ausgesprochene Drohung: Die Szenerie, die vor dem kaiserlichen Auge entstehen musste, waren Versorgungsengpässe in der Großstadt Konstantinopel, verbunden mit Aufständen der Bevölkerung, Sprechchören im Hippodrom, Schwarzmarktpreisen und einer Beeinträchtigung des Wirtschaftslebens. Ein vom Metropoliten von Alexandrien inszenierter Dockarbeiterstreik stellte nicht nur eine tief greifende Störung von Ruhe und Ordnung im Reich dar, sondern konnte eventuell auch die kaiserliche Macht gefährden. Der Kaiser war nicht nur im Innersten getroffen, er war geradezu herausgefordert. Ohne dass Athanasius zu dieser neuerlichen Anklage Stellung nehmen konnte, wurde der aufrührerische Bischof vom zornentbrannten Kaiser nach Trier verbannt, „aus ägyptischer Perspektive ein denkbar unwirtlicher Ort“ 106 . Abschließend stellt sich die Frage, warum sich der Kaiser ab 333 so be-

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dingungslos ins Schlepptau des Eusebius und seiner Verbündeten hat nehmen lassen, dass er die zivilen Verbrechen, derer Athanasius angeklagt war, von einer Bischofssynode und nicht wie bisher vor seinen eigenen Gerichten untersuchen ließ. 107 Denn die Theologie des Athanasius stand zu keinem Zeitpunkt auf dem Prüfstand. Sonst hätte man auch das Nicaenum für ungültig erklären müssen. Es handelte sich um machtpolitische Auseinandersetzungen innerhalb der Kirche, durch welche der Staat unwillkürlich in Mitleidenschaft gezogen wurde, allein schon durch die ständigen Unruhen in Ägypten. Hatten die Melitianer bisher die staatlichen Gerichte angerufen, so scheinen sie nun, wenn man Eusebius von Caesarea Glauben schenken kann, ein synodales Gericht gefordert zu haben,108 vielleicht mit dem Hintergedanken, durch geschickte Mehrheitsverhältnisse die Sache eher für sich entscheiden zu können als vor staatlichen Gerichten. Auf trickreiche Weise ist ihnen das letztlich auch gelungen. Der Kaiser scheint nur reagiert zu haben, obwohl ihm die Machenschaften nicht ganz verborgen geblieben sein können. Dafür spricht eventuell, dass er den Bischofsstuhl des Athanasius nicht neu besetzen ließ. Sein Sohn jedenfalls, Constantinus II., ließ den Bischof mit einem Rehabilitationsschreiben auch für seinen verstorbenen Vater nach Alexandrien zurückkehren: Athanasius sollte nur vorübergehend in Trier vor seinen Feinden geschützt werden.109 Die Theologie des Bischofs hatte zwar nicht zur Debatte gestanden, aber sein Kirchenregiment war in der Wahl seiner Mittel nicht unangreifbar. Das belegen neueste Papyrusfunde. Es wurde als gewalttätig, tyrannisch, ungerecht und eines Priesters nicht würdig denunziert.110 Nicht alle Anschuldigungen waren unbegründet. Jedoch bewegten sie sich im Bereich der Disziplin, die aufrechtzuerhalten die oberste Aufgabe des Kaisers war. Alle Petitionen um eine Begnadigung des Bischofs wies der Kaiser schroff zurück. 111 Der endgültigen Rehabilitation des Arius stand nun nichts mehr im Wege. Kurz zuvor – im Jahre 336 – starb der Presbyter jedoch völlig unerwartet. Athanasius konnte sich eines gehässigen Kommentars über die Umstände des Todes seines erbitterten Gegners nicht enthalten. 112 Der Arianismus, die von ihm ausgelöste Glaubensrichtung, bestand weiter fort und sollte auch noch unter den Nachfolgern Konstantins für Turbulenzen sorgen. Die Entscheidungen des Kaisers sind vor allem in der späteren orthodoxen Geschichtsschreibung, die von Athanasius her geprägt war, angegriffen worden. Der Einigungswille, der von Eusebius und den „Synoptikern“ so ganz in den Vordergrund gerückt wurde, wich bei späteren Darstellungen einer Kritik an der einseitigen, zumindest auf falschen Informationen basierenden Urteilsfällung des Kaisers. Dennoch unterstellte man ihm kein Sympathisieren mit dem Arianismus, sondern lediglich eine

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Irritation seiner Entscheidungen durch gezielt fehlerhafte Informationen. 113 Kehren wir aber nochmals zu den am Beginn des Kapitels gestellten Fragen nach dem Einfluss des Kaisers auf die Entscheidungen der bischöflichen Versammlungen zurück, der bereits in den antiken Quellen unterschiedlich bewertet wird. In Caesarea 334 und Tyros 335 scheint sich Konstantin auf die Bereitstellung der Logistik und die Entsendung seiner Beamten als Informanten und Garanten der Sicherheit, Ordnung und Rechtmäßigkeit der Versammlungen beschränkt zu haben. Seine politischen Ziele waren außerdem allen bekannt, so dass seine persönliche Anwesenheit nicht erforderlich war. Auch auf brieflichem Wege konnte er ermahnend und ratend eingreifen, wovon er oft Gebrauch machte. Ganz anders sah die Situation aus, als er 324 als neuer Alleinherrscher in den Osten kam und mit dem Arianismusproblem konfrontiert wurde. Persönliche Zurückhaltung, wie er sie im Donatistenstreit aus unterschiedlichen Gründen lange geübt hatte, war hier weniger gefragt. Konstantin wollte sich von Anfang an vor dem östlichen Episkopat positionieren. Deswegen nahm er das Konzil von Nicaea, seine Einberufung, Ausrichtung, Durchführung und seinen Abschluss fest in seine Hände. Insofern kommt dem Konzil eine ganz herausgehobene Bedeutung im Verhältnis von Kaiser und Bischöfen zu. Diese Besonderheit und Einmaligkeit direkten kaiserlichen Engagements in innerkirchlichen Angelegenheiten wusste niemand besser als Eusebius von Caesarea in seiner Vita Constantini einzufangen. Faktische, rechtliche und zeremonielle Positionen des Kaisers wurden deutlich hervorgehoben. Über die Eröffnung des Konzils berichtet er wie folgt: „Als aber der festgesetzte Tag, an dem die Synode die Zwistigkeiten endlich beheben sollte, erschienen war, da kamen alle, die zur Synode berufen worden waren, in dem Saal mitten im kaiserlichen Palaste zusammen, in dem … der Reihe nach viele Sitze an beiden Seiten aufgestellt waren, und alle nahmen den ihnen zukommenden Sitz ein. Als sich aber die ganze Versammlung mit der geziemenden Würde niedergelassen hatte, herrschte in der Erwartung des Einzugs vom Kaiser allgemeines Schweigen. Es zog nun erst einer, dann noch ein zweiter und dritter aus der Umgebung des Kaisers ein; voran gingen auch noch andere, nicht aus der Zahl seiner gewöhnlichen Trabanten und Leibwächter, sondern aus dem Kreise seiner gläubigen Freunde. Auf ein Zeichen aber, das die Ankunft des Kaisers verkündete, erhoben sich alle und nun trat er selber mitten in die Versammlung wie ein Engel Gottes vom Himmel her, leuchtend in seinem glänzenden Gewande, strahlend in der feurigen Glut des Purpurs … seine ganze Gestalt, die an Größe ebenso seine Begleiter überragte wie an blühender Schönheit, an majestätischer Würde und an unüberwindbarer Kör-

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perkraft … Als er aber bis zur vordersten Reihe der Plätze gegangen war und dort, wo ihm ein kleiner Sessel aus Gold hingestellt war, mitten in der Versammlung stand, wollte er sich nicht eher setzen, als bis die Bischöfe ihn durch Winke dazu aufgefordert hatten. Dasselbe tat auch die ganze Begleitung des Kaisers. Darauf erhob sich der Bischof, der auf der rechten Seite den ersten Platz einnahm, und hielt eine ziemlich kurze Rede, in der er sich an den Kaiser wandte und seinetwegen dem allmächtigen Gott Dank sagte. Als sich aber auch dieser gesetzt hatte, trat Stille ein; aller Augen blickten unverwandt auf den Kaiser, dieser … hielt dann mit ruhiger und sanfter Stimme folgende Rede: … Nachdem der Kaiser also in lateinischer Sprache gesprochen und ein anderer seine Worte verdolmetscht hatte, gab er den Vorsitzenden der Synode das Wort.“ 114 Was Eusebius hier schildert, ist nichts anderes als der Einzug des Kaisers in den Sitzungssaal in der Form eines adventus. Die Eröffnung der Sitzung sowie der Verlauf des Konzils weisen große Ähnlichkeiten mit einer Senatssitzung auf. Die Vorbilder, an die man sich bewusst anlehnen konnte, stammen aus diesem politischen Bereich. Das ist keine Neuerung, denn schon bei früheren Synoden dienten die Senats- und Stadtratssitzungen als Vorbilder. 115 Der zeremonielle Einzug des Herrschers und das Begrüßungszeremoniell sollten die Stellung des Kaisers zum und auf dem Konzil genauso widerspiegeln wie die Stellung der Bischöfe und ihrer Versammlung im Reich und in der Politik des Kaisers. Wie sehr Konstantin diese neue Konjunktur für jedermann sichtbar machen wollte, zeigt sich daran, dass er das Konzil von Nicaea minutiös in das bestehende kaiserliche Zeremoniell eingepasst hat, womit er auf die Einheit von Kirche und Staat, von Politik und Religion hinweisen wollte. Zunächst holte er die Bischofsversammlung in den Palast herein. Sie fand nicht außerhalb in einer großen Kirche statt; die Bischöfe waren vielmehr seine Gäste. Sie saßen im großen Empfangssaal – im Auditorium – wie der Senat in seinem kurialen Versammlungsraum. Der kaiserliche Einzug in den Sitzungssaal war als adventus gestaltet und entsprach dem Einzug des Kaisers bei einem Triumphzug in die Stadt oder wie er sich am Hof vor den Beamten vollzog. Beim adventus Caesaris hatten alle anwesenden Teilnehmer zu stehen. Auch die Bischöfe in Nicaea erhoben sich von ihren Sitzen und akklamierten dem Einziehenden, wie es Brauch war. Eine Abweichung scheint vielleicht darin vorzuliegen, dass sich alle wieder hinsetzten, als auch der Kaiser auf seinem Thronsessel Platz genommen hatte. Im Thronsaal, im sacrum consistorium, standen die Beamten und das Militär normalerweise – nur der Kaiser saß. Wenn Theodoret und Socrates ein Jahrhundert später den Kaiser fragen ließen, ob er sich unter die Bischöfe setzen dürfe, dann liegt auch hier ein Spiegel dessen vor, was sich zwischen-

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zeitlich verändert hatte, dass der Kaiser nämlich kein Pontifex Maximus mehr war und dass er als getaufter Christ und Laie den Bischöfen unterstand und ihnen nur als ein ehrfürchtiger Sohn mit deutlich eingeschränkten Befehlsmöglichkeiten entgegentreten konnte. 116 Zeremonielles Stehen und Sitzen im Raume in Gegenwart des Kaisers und nach Rängen gegliedert hatte seit der Systematisierung des Kaiserzeremoniells durch Diokletian eine verstärkte Bedeutung gewonnen.117 Der weitere Ausbau des Hofzeremoniells war auch unter Konstantin noch lange nicht abgeschlossen, wie der kurze Hinweis auf das 5. Jahrhundert zeigt. Vielmehr galt es, Formen des zeremoniellen Umgangs in allen den Bereichen zu finden, die bisher wenig mit Kaiser und Staat zu tun gehabt hatten. Der Umgang mit Bischöfen auf Synoden war ein solcher neuer Bereich, den es auszugestalten galt. Konstantin machte hier die ersten, wohldurchdachten Schritte. 118 Eines der zentralen Probleme in Nicaea, das ebenfalls im Rahmen des Zeremoniells betrachtet werden kann, ist die Frage nach dem Vorsitz des Konzils. Da die Akten nicht erhalten sind und die literarische Überlieferung der antiken Historiker Unterschiede aufweist, ist auch die Antwort der Forschung nicht einheitlich. Hosius von Corduba in seiner Funktion als Berater des Kaisers, Eusebius von Nikomedien als zuständiger Ortsbischof, Eusebius von Caesarea als Hofhistoriograph und der Kaiser selbst als derjenige, der das Konzil einberufen hat, stehen als mögliche Vorsitzende zur Verfügung. Man könnte auch von einer kollegialen Leitung der führenden antiarianisch eingestellten Bischöfe ausgehen, auf die der Plural bei Eusebius hinzuweisen scheint: „… gab er den Vorsitzenden der Synode das Wort.“ 119 Klaus Girardet weist Konstantin bei den Synoden den Vorsitz zu, bei denen er anwesend war: in Nicaea 325, beim Nachnicaenum 327 und auf der Synode von Konstantinopel 336, auf der Marcellus von Ancyra verurteilt wurde. 120 Dieser Automatismus ist nicht zwingend, auch wenn man die analoge Struktur von Senatssitzungen und Synoden weiter verfolgt. Der Kaiser muss nicht zwangsläufig jede Senatssitzung leiten, bei der er anwesend ist. Konsuln oder princeps senatus können Vorsitzende sein, trotz kaiserlicher Anwesenheit und Anrecht auf den ersten Vortrag. 121 Faktisch hat Konstantin das Konzil geleitet, denn als Pontifex Maximus stand ihm in Fragen des Kultes die höchste Entscheidung zu. Von Seiten der Kirche war das eventuell problematisch, weil Konstantin als Ungetaufter rechtlich nicht zur Christengemeinde gehörte und auch kein christlicher Priester war. Eusebius scheint diese Schwierigkeit mit dem Namen „allgemeiner Bischof“ oder „Bischof des Äußeren“ verschleiert zu haben. Wenn man sich von der Vorstellung löst, dass der Kaiser nur dann Einfluss auf die Bischöfe nehmen konnte, wenn er auch offiziell den Vorsitz des

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Konzils hatte, kommt man eventuell einen Schritt weiter. Wer auch immer formal den Vorsitz hatte, der eventuell sogar von Eusebius von Nikomedien als Ortsbischof, aber Ariusanhänger, auf einen anderen Bischof – eventuell Hosius von Corduba – oder andere Antiarianer wechselte, so ist diese Problematik an sich irrelevant, weil der Kaiser das Konzil durch seine Anwesenheit faktisch lenkte. Sein politisches Ziel war die Wiederherstellung der Einheit der östlichen Kirche. Scheinbar erreichte er dies durch die Unterschrift fast aller Bischöfe unter das nicaenische Glaubensbekenntnis. Mit allen Mitteln versuchte er in der Folgezeit, den Frieden zu erhalten – was allerdings misslang. Abschließend lud der Kaiser die Bischöfe zum Festbankett in seinen Palast in Nikomedien ein. Konstantin wollte mit den Bischöfen zusammen ein dreifaches Fest feiern: seinen Sieg über Licinius und die Erlangung der Alleinherrschaft, den kirchlichen Sieg mit der Einigungsformel auf dem Konzil von Nicaea und sein zwanzigjähriges Regierungsjubiläum. 122 Auch dieser Akt vollzog sich im Rahmen des Kaiserzeremoniells, womit der Einbau von Kirche und Bischöfen in den Staat quasi sinnfällig erfahrbar gemacht wurde. Das Sitzen bei Tisch mit dem Kaiser oder das Liegen auf den Seitenpolstern sowie die Übergabe von Geschenken nach dem Bankett schließen den gesamten Staatsakt auf feierlich zeremonielle Weise ab. Mit der erfolgreichen Beendigung des Konzils am 19. Juni 325 und den Feiern der Vicennalien am 25. Juli 325 stand Konstantin im Zenit seiner Macht.

3. Zenit der Macht und die Verwandtenmorde Eusebius von Caesarea beschließt das zehnte und letzte Buch seiner Kirchengeschichte mit folgendem Lobpreis auf Konstantin und seine Söhne: „So lag Licinius niedergeschmettert am Boden. Konstantin aber, der mächtigste Sieger, ausgezeichnet durch jegliche Tugend der Gottesfurcht, nahm mit seinem Sohn Krispus, dem gottgeliebtesten Kaiser, der dem Vater in allem ähnlich war, den ihm zugehörenden Osten in Besitz und schuf so wieder nach alter Weise ein einziges und einheitliches Reich der Römer, indem sie ringsum alle Lande des Erdkreises vom Aufgange der Sonne bis zum äußersten Westen samt dem Norden und Süden ihrem friedlichen Szepter unterwarfen … Da so alle Tyrannei besiegt war, verblieb Konstantin und seinen Söhnen allein, fest und unangefochten, das Reich, das ihnen gehörte.“ 123 Bereits am 8. November 324, nur wenige Wochen nach dem Sieg über Licinius in Chrysopolis, unternahm Konstantin wesentliche Umstrukturierungen in der Herrschaftsorganisation und -präsentation seiner Dynastie:

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Er erhob seinen siebenjährigen Sohn Constantius, der im August 317 geboren worden war, neben den beiden älteren Söhnen Crispus und Constantinus iunior ebenfalls zum Caesar. Außerdem verlieh er sowohl seiner Frau Fausta wie seiner Mutter Helena den Ehrentitel einer Augusta. Er selbst änderte in der Zeit zwischen dem 18. September und dem 8. November seine eigene Kaisertitulatur von Augustus Invictus, dem Gefährten des Sonnengottes, in Augustus Victor, dem mächtigsten Sieger und Herrscher der Welt um. Den Titel Maximus, der seinen Vorrang über die Mit-Augusti bisher deutlich gemacht hatte, behielt er bei, wahrscheinlich um seine alleinige Vormachtstellung auch den Caesaren gegenüber zu betonen.124 So heißt es auf Meilensteinen der Zeit: „Unseren Herren, dem Flavius Constantinus, dem Größten, dem Sieger, dem immerwährenden Augustus, und dem Flavius Iulius Crispus und dem Flavius Claudius Constantinus und dem Flavius Iulius Constantius (den edelsten Caesaren).“ 125 Nicht erst im Jahre 324 wurden die Söhne Konstantins in die Herrschaftsorganisation eingebunden; diese Berücksichtigung geht vielmehr in das Jahr 317 zurück, als Konstantin zusammen mit Licinius, im Gegensatz zur bisherigen tetrarchischen Ordnung, eine dynastische Erbfolge festlegte. 126 Nach dem Sieg im Jahr 324 und der Ausschaltung der Licinii musste und konnte Konstantin weitere Schritte tun, um in seiner Dynastie das Kaisertum beständig zu machen. Bevor wir seine dynastischen Pläne genauer betrachten, müssen wir erst die konstantinische Familie insgesamt besser kennenlernen. Crispus, der älteste Sohn des Kaisers, stammte von der Konkubine Minervina. Geburtsort und -datum kennen wir nicht. Es wird vermutet, dass er zwischen 300 und 305 wahrscheinlich im Osten des Reiches geboren wurde, als Konstantin noch am Hofe Diokletians weilte. Von einem Teil der Forschung ist bezweifelt worden, ob Crispus ein uneheliches Kind war, da zuweilen Fausta als zweite Frau Konstantins bezeichnet worden sei. Diese Thesen sind aus doppeltem Grunde nicht haltbar. Zum Ersten sind die einschlägigen antiken Quellen nicht eindeutig. Zum Zweiten ist das Konkubinat in der Antike eine gesellschaftlich anerkannte Verbindung zwischen Partnern, die aus verschiedenen Gründen eine rechtmäßige Ehe nicht eingehen konnten oder wollten. 127 Concubina und concubinatus waren keineswegs negativ besetzte Termini in der römischen Gesellschaftsordnung, sondern standen für die Bandbreite eheähnlicher Verbindungen, die einer komplexen Realität Rechnung trugen. Hinderungsgründe für den Abschluss einer rechtmäßigen Ehe konnten etwa durch den unterschiedlichen gesellschaftlichen Status der Partner gegeben sein: Ein römischer Senator konnte beispielsweise keine Freigelassene heiraten und lebte mit ihr folglich im Konkubinat zusammen; oder ein Familienvater wollte nach

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dem Tod seiner ersten Frau seine Kinder nicht enterben oder ihr Erbe nicht schmälern durch die etwaige Nachkommenschaft, die er mit einer zweiten Frau haben würde. Auch hier bot sich das Konkubinat an. Die aus dieser Verbindung hervorgehenden Kinder waren illegitim geboren, folgten der Mutter und hatten keine Anrechte auf das Erbe des leiblichen Vaters. Junge Männer von Stand, wie etwa der spätere Kirchenvater und Bischof Augustinus von Hippo, der aus der städtischen Oberschicht stammte, verbanden sich zunächst in einem zu nichts verpflichtenden Konkubinat mit einer Frau niederen Standes, bevor eine standesgemäße gültige Ehe abgeschlossen wurde. Die hier angeführten Gründe ließen sich beliebig fortsetzen. Sie sollen nur zeigen, dass das Konkubinat eine selbstverständliche eheähnliche, von der Gesellschaft anerkannte Institution war, derer sich Konstantin und auch sein Vater aus bestimmten Gründen ohne Probleme bedienen konnten. Da ein Konkubinat anstelle einer Ehe eingegangen wurde, müsste Konstantin die Verbindung zu Minervina nach der Verlobung mit Fausta zumindest offiziell beendet haben. 128 Aus den unterschiedlichen Gentilnamen, die Crispus führte, wird deutlich, dass der Vater das Kind anerkannt und adoptiert und es wahrscheinlich sehr bald zur Erziehung mit nach Trier genommen hat, nachdem er zum Nachfolger des Constantius Chlorus ausgerufen und als vierter Caesar seinen Herrschaftsbereich übernommen hatte. Wie sehr Konstantin an einer nicht nur militärischen, sondern auch rhetorischen und philosophischen Ausbildung dieses Sohnes lag, wird daran deutlich, dass er ihm einen der besten lateinischen Rhetoren der damaligen Zeit, nämlich Lucius Caelius Firmianus Lactantius, den Verfasser der Schrift Über die Todesarten der Verfolger, zum Lehrer bestellte. 129 Konstantin kannte den gelehrten Mann vom Hofe Diokletians. Crispus, wie Konstantin selbst ein illegitimes Kind, wird einen ähnlichen Weg in Kindheit und Jugend zurückgelegt haben wie der Vater. Die Mutter Minervina taucht später in den Quellen nicht mehr auf. Münzen, Inschriften und sonstige Zeugnisse sind nicht überliefert. Auch weiterhin baute Konstantin seinen ältesten Sohn systematisch zu seiner Hilfe und später zum Nachfolger auf. Aus dem Jahr 317 ist folgende Inschrift aus Rom zu Ehren des Crispus bekannt: „Flavius Valerius Crispus, dem edelsten Caesar, Sohn unseres Herrn, des Constantinus Maximus, immer unbesiegter Augustus, und dem Enkel des Gottes Constantius, hat Ovinius Gallicanus, Erlauchtester, Stadtpräfekt und Richter des heiligen Cognitionsgerichts, seiner göttlichen Wirkkraft und seiner Majestät zu Ehren diese Inschrift gesetzt.“ 130 Nach der Erhebung zum Caesar 317 bekleidete er 318 das Konsulat, wurde bereits 320 als Fünfzehn- bis Zwanzigjähriger an die Rheinfront geschickt, erfocht einen Sieg über die Franken und konnte bereits am 1. März 321 sein Quinquennium, sein fünfjähriges Regierungsjubiläum, fei-

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Abb. 17: Goldmedaillon: Flavia Maxima Fausta Augusta (Vorderseite); Sitzende Fausta mit Kind an der Brust, umgeben von Pietas und Felicitas, die ihr huldigen (Rückseite)

ern. In diesem Jahr bekleidete er sein zweites Konsulat. Kurz darauf wurde er mit Helena verheiratet, einer sonst nicht näher bekannten Frau, die ihrem Namen nach aus dem Umfeld der konstantinischen Familie stammen könnte. Sie gebar ihm im September 322 einen Sohn. Auf einer erneuten Expedition an den Rhein war er wieder siegreich über die Alemannen, später über die Sarmaten, die unter der Führung ihres Königs Rausimond nach Thrakien und Moesien eingefallen waren. Sie konnte der junge Caesar über die Donau zurücktreiben. Nach diesen harten Bewährungsproben, die er alle mit Bravour bestand, ernannte ihn Konstantin 324 in der bevorstehenden Auseinandersetzung mit Licinius zum Flottenkommandanten. In diesem Jahr bekleidete er sein drittes Konsulat. 131 Während Eusebius ihm den Sieg über Licinius zu gleichen Teilen wie seinem Vater zuschreibt, wissen die nichtchristlichen Historiker darüber nichts zu berichten. Da sie jedoch alle in nachkonstantinischer Zeit schreiben und um die späteren Ereignisse wissen, die Eusebius in seiner Kirchengeschichte nicht mehr zu berücksichtigen brauchte, ist ihrem Zeugnis nicht zu viel Gewicht beizumessen, zumal Inschriften und Münzen eine andere Sprache sprechen.132 Die Siegesfeier am 8. November 324 stand jedenfalls ganz im Zeichen der konstantinischen Dynastie, und nicht nur ihrer männlichen Angehörigen. Fausta, die Ehefrau, und Helena, die Mutter, wurden in den Ehrenrang von Augustae erhoben. Diese Rangerhöhung, die eine ideologische und zeremonielle Angleichung an den Kaiser mit sich brachte, ließ Konstantin auf Münzen und Inschriften öffentlich propagieren (Abb. 17). Diese und andere Abbildungen der Fausta als Augusta unterscheiden sich nicht von den früheren als hochadelige Frau, nobilissima femina, bezüglich der Haartracht. 133 Fausta bleibt fast mädchenhaft reizend und jung dargestellt, obwohl sie mittlerweile Mutter von mehreren Kindern war. Das wird auch deutlich auf der Rückseite der Münze demonstriert. Das

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Heil des Staates beruhte auf ihrer Fruchtbarkeit, die durch die beiden Säuglinge an ihrer Brust manifestiert wird. Das Goldmedaillon, das ihr Konstantin 325 zur Feier seiner Vicennalien prägen ließ (Abb. 17), hebt diesen Aspekt noch klarer hervor. Frontal auf einem Thron sitzend, mit einem Säugling an der Brust, der Kopf von einem Strahlenkranz umgeben, ist Fausta zum Inbegriff der Fruchtbarkeit und des öffentlichen Heils geworden, der die personifizierten Gottheiten der Pflichterfüllung (Pietas) und des Glücks (Felicitas) huldigen. Pietas Augustae ist das Motto der Münze: Fünf Kinder hat Fausta im Jahre 325 mittlerweile dem Konstantin geboren.134 Wie sind daneben die Ehrungen der Kaisermutter mit Augustatitel, Münzen und Inschriften zu werten? Helena, die ehemalige Stallmagd, die wahrscheinlich aus dem Freigelassenenmilieu stammte, also den unteren gesellschaftlichen Schichten, war vielleicht schon vor 324 als hochadelige Frau in den Senatorenstand erhoben worden.135 Von Oktober 324 an, der Erringung der Alleinherrschaft durch Konstantin, wurde seine Mutter mit dem Augustatitel ausgezeichnet, und spätestens von diesem Zeitpunkt an ist sie zur Hochadeligen geworden. Es folgten weitere Schritte ihrer Integration in die Hofgesellschaft: Auf süditalischen Inschriften wird sie als uxor und coniunx des Constantius Chlorus bezeichnet. Man könnte die beiden lateinischen Begriffe, die eine sehr feine Nuancierung aufweisen, in etwa mit den deutschen Begriffen „Gattin = Gemahlin“ und „Frau = Ehefrau“ wiedergeben. Auf Helena angewendet, bedeutet das nicht, dass sie je eine solche Gemahlin gewesen wäre. Aber zu einer Hochadeligen (femina nobilissima) gehörte nun einmal der Titel einer rechtmäßigen Ehefrau. Außerdem zeigt das Schwanken zwischen den beiden Termini, dass man sich entweder nicht ganz sicher war über die Rechtmäßigkeit ihrer Ehe, oder dass man die Termini einfach gewohnheitsmäßig wechselweise verwendete. Selbst Sklavinnen, die überhaupt keine Ehe eingehen können, werden auf Inschriften nicht selten als Ehefrauen bezeichnet. Es geht also nicht an, dass die Forschung aus Helena die erste rechtmäßige Ehefrau des Constantius Chlorus macht, dass er sich von ihr wegen Theodora habe scheiden lassen, was dann zu enormer Eifersucht geführt habe, und dass Konstantin ein legitimes Kind sei. Konstantin ist ein illegitimes Kind aus dem Konkubinat seines Vaters mit einer einfachen Stallmagd an einer Poststation. Constantius Chlorus hat diese Verbindung schon lange vor seiner Ehe mit Theodora aufgegeben und seinen Sohn adoptiert, so dass dieser unter seiner väterlichen Gewalt stand. Das Schicksal der Helena als concubina war nichts Außergewöhnliches. Es wäre eher ungewöhnlich gewesen, wenn Constantius Chlorus diese Verbindung, die immer ein Konkubinat bleiben musste, zeitlebens beibehalten hätte. Helena hat vor 324 weder in seinem Leben noch in dem Konstantins eine wesentliche öf-

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Abb. 18: Goldmedaillon: Fl(avia) Helena Augusta (Vorderseite); Personifizierte Sicherheit: Umschrift „securitas rei publicae“ (Rückseite)

fentliche Rolle gespielt. 136 Sie war aber die Mutter des Kaisers, was immer wieder durch die Termini Mutter und Gebärerin (procreatrix, genetrix) betont wird. Darüber hinaus war sie auch die Großmutter der Caesaren. So stand sie für die Sicherheit (securitas) und den Bestand des Reiches, die auf der Rückseite ihrer Münzen personifiziert abgebildet ist. Die unterschiedliche Darstellungsweise der beiden Frauen ist auffällig. Als Augusta trägt Helena ein diademartiges Schmuckband, das dem Konstantins ähnelt, mit dem er sich seit seiner Alleinherrschaft zunehmend darstellen ließ (Abb. 18 und Abb. 20). Fausta trägt den Titel Maxima, ähnlich wie Konstantin.137 Manfred Clauss schreibt zu den Münzbildnissen der beiden kaiserlichen Frauen: „Für die Frauen des Kaiserhauses griff man, was das wichtigste weibliche Kennzeichen eines Münzporträts – die Frisur – anging, auf Vorbilder des 2. und 3. Jahrhunderts zurück; schon Konstantin hatte Claudius II. Gothicus (268–270) als Vorfahren erfunden. Fausta und schließlich auch Helena erhielten aber nicht nur beide die Frisuren der Damen der antoninischen und severischen Familie, sondern wurden dann auch physiognomisch einander angepasst.“ 138 Die Verbindung zu den antoninisch-severischen Frauen ist aber nicht nur über die Münzdarstellungen gegeben, sondern auch durch den Augustatitel, den diese fast alle tragen. Welche Bedeutung kommt diesem Titel zu? Bedeutet er Steigerung des politischen Einflusses oder sogar konkrete politische Macht? In der Einleitung zu ihrem Sammelband Die Kaiserinnen Roms schreibt Hildegard Temporini: „Von Anfang an wurden die kaiserlichen Frauen in ein wohldurchdachtes System kaiserlicher Selbstdarstellung einbezogen. Wenn es ihren Ehemännern und vor allem ihren Söhnen nützlich sein konnte, wurden sie … zur Steigerung des Ansehens der Familie demonstrativ hervorgehoben. Dabei kamen Elemente von der Art hinzu, wie wir sie sonst nur bei den Kaisern selbst finden. Zuerst wurde Livia, der Ehefrau des Augustus, dann seit Ende des

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ersten Jahrhunderts regelmäßig einzelnen Frauen des Kaiserhauses der Beiname ‚Augusta‘ … auf Antrag des Kaisers gleichsam titular verliehen. Aber dieser Name, der bei den männlichen Trägern die Stellung als Alleinherrscher kennzeichnete, war kein Ausdruck offizieller Teilhabe von Frauen an politischer Macht.“ 139 Die Römer haben verfassungsrechtlich bis in die Zeiten Justinians keine Kaiserin. Die Stellung einer Augusta ist allein repräsentativ, kann jedoch bis zur übermenschlichen Erhöhung als Göttin gesteigert werden. Er dient einzig und allein den männlichen Mitgliedern der Dynastie zur Hebung ihres Ansehens als Söhne, Ehemänner und Väter von Augustae. So war für Konstantin mit dem Zeitpunkt seiner Alleinherrschaft der Moment gekommen, seine Dynastie insgesamt zu stärken, vor allem aber das eigene und das Ansehen seiner männlichen Nachkommen durch das der Frauen noch mehr zu heben. Dass vor allem Fausta dazu geeignet war, als Tochter, Nichte, Ehefrau, Schwiegertochter und Mutter von ehemaligen, augenblicklichen und zukünftigen Kaisern, war offensichtlich. Die Rehabilitierung ihres Vaters war allerdings eine wichtige Voraussetzung gewesen. Ebenso notwendig war die Nobilitierung Helenas, um als Ehefrau, Mutter und Großmutter ehemaliger, gegenwärtiger und künftiger Herrscher prestigesteigernd wirken zu können. So machte Helena erst als Greisin Karriere. Denn als sie zur Augusta erhoben wurde, befand sie sich in den hohen Siebzigern. Vor diesem Zeitpunkt war Helena für Konstantin nicht gewinnbringend einsetzbar und fand daher keine Erwähnung. 140 Alle diese ehrenhaften Hervorhebungen bewegen sich im repräsentativen Rahmen. Wie weit allerdings einzelne Frauen ihre Position ganz konkret zur informellen Einflussnahme auf die Politik genutzt haben, war von ihrem jeweiligen Charakter und der Situation abhängig, in der sie wirkten. Diese Grundlinien festzuhalten wird wichtig sein im Hinblick auf die Ereignisse des Jahres 326, die der Überlieferung gemäß völlig unvorhersehbar, gleichsam wie ein Unwetter über die konstantinische Dynastie hereinbrachen. Die Jahre 324 bis 326 stellten einen gewissen Höhepunkt der Macht des Kaisers dar. 324 feierte er seinen Sieg, den er zum einen mit dem Aus- und Aufbau seiner Dynastie verband und zum anderen mit der Aufwertung der Stadt Byzanz als äußeres Zeichen seines Sieges identifizierte, indem er sie – als seine Stadt – in Konstantinopolis umbenannte. Weitere Planungen hatte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Sinn. 325 hielt er in Nicaea das Konzil ab, auf welchem auch Crispus anwesend war. Nach erfolgreichem Abschluss feierte er zusammen mit den Bischöfen in Nikomedien seine Vicennalien. Dieses Vorgehen des Kaisers wurde vom Senat und der Bevölkerung Roms aber als Brüskierung aufgefasst. Auch zu Zeiten der Tetrarchie waren die Regierungsjubiläen in der alten Hauptstadt be-

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gangen worden, die immer noch das Haupt der Welt war, auch wenn es zahlreiche kaiserliche Residenzen in Ost und West gab. Aus diesem Grunde entschloss sich Konstantin, sein zwanzigjähriges Regierungsjubiläum ein Jahr später, also 326, nochmals in Rom nachzufeiern. Er wollte dieses Fest zu einer großen Demonstration seiner Macht ausgestalten, die sich vor allem dynastisch repräsentieren sollte. Aber das, was als Höhepunkt – als Zenit – gedacht war, sollte sich als absolutes Fiasko gestalten. Nach Rom geladen waren seine Frau, seine Mutter, wahrscheinlich seine kleinen Söhne Constantinus, Constantius und Constans, sicher auch die beiden Töchter Constantina und Helena, Letztere noch ein Säugling. Crispus scheint nach dem Konzil zwischenzeitlich nach Trier zurückgekehrt zu sein, um den Caesar Constantinus abzulösen, der ihn während der Zeit seines Flottenkommandos im Krieg gegen Licinius repräsentativ vertreten hatte. So reiste Crispus vom Norden her an. Er war aber nicht der Einzige, der aus dieser Richtung kam. Auch die beiden Halbbrüder Konstantins, Flavius Iulius Constantius und Flavius Dalmatius, waren ebenfalls geladen. Wahrscheinlich war der dritte Halbbruder, Flavius Hannibalianus, damals schon tot. Wir hören jedenfalls nichts über ihn. 141 Ob die Halbschwestern Constantia, die Witwe des Licinius, Anastasia, die Witwe des Bassianus, und Eutropia, die vielleicht damals schon mit dem stadtrömischen Adeligen Flavius Popilius Virius Nepotianus verheiratet war, ebenfalls anwesend waren, muss spekulativ bleiben. Jedenfalls schien Konstantin den Zeitpunkt seines Regierungsjubiläums für eine Zusammenführung der beiden Linien der Nachkommenschaft des Constantius Chlorus nutzen zu wollen. Einer der Geladenen jedoch kam nie auf dem Fest in Rom an. Und das war Crispus. Bevor er noch Norditalien erreichen konnte, wurde er verhaftet, nach Pola, dem heutigen Pula, einer Halbinsel an der dalmatinischen Küste, gebracht und dort auf Befehl seines Vaters vergiftet. Was war geschehen? Die zeitgenössischen Quellen schweigen sich aus. Spätere Autoren, die noch im 4. Jahrhundert lebten, berichten Weniges, noch spätere Autoren der nächsten Jahrhunderte überliefern Vieles, aber Tendenziöses. Die Forschung ist sich uneins, wie auf Grund der antiken Quellenlage nicht anders zu erwarten ist. Trotzdem kann man die Verwandtenmorde – neben Crispus kamen auch Fausta, der Sohn des Licinius sowie Freunde und Hofbeamte zu Tode – nicht einfach übergehen. Sie sind einerseits mit der Hinwendung Konstantins zum Christentum verbunden worden, andererseits werfen sie ein grelles Licht auf den Kaiser und seine politische Praxis. Nicht zuletzt zeigen sie aber auch den Wandel einer Gesellschaft. Beginnen wir mit den nächsten und prägnantesten Quellen. Von Eusebius erfahren wir nichts. Weder Crispus noch Fausta tauchen in der Vita Constantini auf. Allerdings hat sich in der auf Eusebius fußenden Chronik

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des Hieronymus eine Nachricht zum Jahr 325 erhalten, und zwar zum Tod des Crispus, der mit dem des jungen Licinianus Licinius in Verbindung gebracht wird. 142 Ähnlich, jedoch ausführlicher und erstmals den Tod der Fausta einbeziehend, berichtet der einige Jahrzehnte später schreibende Eutrop: „Aber Constantin wurde ein wenig arrogant durch seinen Erfolg und veränderte seinen bisher milden Charakter. Zuerst verfolgte er seine nächsten Verwandten, er tötete seinen Sohn, einen hervorragenden Mann, dann den Sohn seiner Schwester, einen von Natur aus bescheidenen Jüngling, bald seine Ehefrau und schließlich zahlreiche Freunde.“ 143 Aurelius Victor, Zeitgenosse des Eutrop, ordnet die Vorgänge etwas anders an: „So wurde der Staat durch den Willen eines Mannes regiert, während seine Kinder den Titel von Caesaren erhielten; es war in jener kritischen Zeit, dass der Titel eines Caesar unserem Kaiser Constantius gegeben wurde. Als der älteste von ihnen auf Befehl seines Vaters starb, die Gründe sind unbekannt, erhob sich plötzlich Calocaerus, der Befehlshaber der kaiserlichen Kamelherde, eroberte Zypern und richtete dort eine Herrschaft auf. Er starb auf der Folter wie ein Räuber oder Sklave.“ 144 Erst in der Epitome des Aurelius Victor taucht dann eine Verbindung zwischen dem Tod des Crispus und dem der Fausta auf, indem unterstellt wird, dass Crispus auf Anzeige der Fausta umgebracht worden sei und diese später, um den Schmerz der Helena über den ungerechtfertigten Tod des Enkels zu stillen, auf Befehl Konstantins in einem heißen Bad erstickt worden sei. 145 Auf der Grundlage dieser Erzählung wurde von den späteren Autoren die Ehebruchsgeschichte immer weiter ausgemalt, in welcher Crispus zum unschuldigen Opfer, Fausta zur Täterin als Verführerin und Denunziantin wurde. In der mythischen Erzählung von Phaedra und Hippolyt fand sich ein bekanntes Muster, an das man bestens anknüpfen konnte. Alle Ausschmückungen ergaben sich dann zwangsläufig. Da Konstantin beide Morde angeordnet hatte, ob jeweils auf den Rat einer Frau oder auf eigenen Entschluss hin, ist nicht so wichtig, wurde sein Vorgehen von den Gegnern des Kaisers mit Häme kommentiert, und die Verwandtenmorde wurden als der eigentliche Grund für seine Hinwendung zum Christentum gesehen, die von Zosimus in das Jahr 326 versetzt wurde: In diesem Jahr habe der Kaiser erstmals anlässlich seiner Vicennalien in Rom das Opfer beim Iuppiter Optimus Maximus auf dem Kapitol nicht vollzogen. 146 Hasserfüllte Akklamationen der stadtrömischen Bevölkerung gegen Konstantin können eventuell damit zusammengebracht werden, lassen sich aber auch anders interpretieren. Jedenfalls verließ der Kaiser die Stadt bald wieder. Sein großes familiäres Versöhnungsfest war gescheitert. Wahrscheinlich ereilte Fausta ihr Schicksal sogar in Rom. Nach diesem unheilvollen Aufenthalt in der altrömischen Metropole reifte in Konstan-

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tin der Entschluss, sich eine eigene Residenz in Konstantinopel zu schaffen, was er auch konsequent umsetzte (Kapitel V, 1). Nach 326 hat er Rom jedenfalls niemals mehr betreten. 147 Kehren wir aber zu den Verwandtenmorden zurück. Die Forschung teilt sich in drei Richtungen auf: Entweder sie resigniert und hält den Fall für unlösbar, oder sie macht sich die Ehebruchsgeschichte zu eigen, in der Opfer und Täter unentwirrbar verwoben sind – oder sie vermutet schließlich ein politisches Komplott gegen Konstantin, das dieser mit der Ehebruchserzählung nur verschleiert habe. 148 Sowohl die Genese der Berichte wie auch die uralte römische Praxis, den politischen Gegner – vor allem, wenn er eine Frau war – durch den Ehebruchsverdacht kaltzustellen, weisen in die Richtung eines Politikums. Denn mit Recht schreibt Manfred Clauss: „Der anschließend propagierte Vorwurf gegen Crispus war unerlaubte Liebe zu seiner Stiefmutter, doch erklärt dies nicht, weshalb auch Fausta und ein großer Kreis von hochgestellten Freunden beseitigt wurden … Der Vorwurf sexueller Verirrungen war immer beliebt, um bei der Ausschaltung von politischen Gegnern als Begründung herzuhalten.“ 149 Einen der spektakulärsten Fälle in der frühen römischen Kaisergeschichte stellt die Augustustochter Julia dar. Deren vermeintliche Liebhaber, die alle mögliche Prätendenten für den Thron des Augustus waren, wurden nur als Ehebrecher und nicht als Majestätsverbrecher – was sie ja eigentlich auch waren – hingerichtet. Sobald eine Frau in eine politische Verschwörung involviert war, wurde sie über einen Sittenskandal ausgeschaltet und mit ihr alle daran Beteiligten. Schon die politische Einmischung von Frauen war eine Überschreitung von feststehenden Normen, die dann geahndet werden musste, wenn sie den Herrschenden, Senatoren und Kaisern, zum Nachteil gereichte. Die Annalen des Tacitus sind voll von diesen Strategien zur Absicherung der Macht und der auf ihr basierenden patriarchalischen Gesellschaftsordnung. 150 Könnte eine solche Szenerie auch auf die Verwandtenmorde Konstantins zutreffen? Dass ein Politikum vorliegt, ist an vielen Hinweisen zu erkennen. Die Verbindung der Ermordung des Crispus mit der des Calocaerus, der sich erst acht Jahre später gegen Konstantin erhob, und mit der des jungen Licinianus Licinius, der ebenfalls erst einige Zeit später als Zwangsarbeiter zu Tode kam, wie auch die Hinrichtung vieler Freunde legen ein politisches Komplott nahe, dessen Zentrum sicher Crispus, wahrscheinlich auch Fausta waren. Es gab viele Anlässe zur Unzufriedenheit. Nach zehnjährigem erfolgreichem Dienst als Caesar und vor allem dem überragenden Sieg der Flotte über Licinius hätte eine Erhebung des Crispus zum Augustus des Westens nahe gelegen. Ob Fausta in einem solchen Plan eine Ausschaltung ihrer eigenen Nachkommenschaft sah, die durch die geplante Einbeziehung der Halbbrüder Konstantins in die Politik noch verschärft wur-

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de, ist unklar. Vielleicht begrüßte aber die neue Maxima Augusta die Berücksichtigung der Familie ihrer Halbschwester Theodora und sah darin sogar eine persönliche Aufwertung ihrer Herkunft aus dem herkulischen Geschlecht. Die Hinrichtung von Freunden könnte auf eine Kooperation mit der stadtrömischen Nobilität hinweisen, mit der ja schon die Frauen des Diokletian und des Galerius, Prisca und Valeria, zusammengearbeitet hatten. Als Tochter des Maximianus Herculius, die in Italien aufgewachsen war, waren ihr diese Kreise nicht fremd. Eventuell wünschte man sich in Rom einen Crispus Augustus, da Konstantin sein politisches Interesse immer mehr in den Osten verlagerte. Die Randale der stadtrömischen Bevölkerung, deren Veranlassung Libanios nicht nennt und die der ein Jahrhundert später schreibende Zosimus mit der Vernachlässigung der Götterkulte in Verbindung bringt, könnte sich viel naheliegender als Reaktion auf die Mordbefehle erklären lassen. Ein Zeitgenosse mit Namen Ablabius, sicherlich ein gebildeter Mann aus der Oberschicht, machte in seinem beißenden Distichon auf den Kaiser deutlich, wie genau man über den vorgeschobenen Charakter der Ehebruchserzählung Bescheid wusste: „Das goldene Zeitalter Saturns, wer will noch danach suchen? Unseres ist sogar aus Edelsteinen, aber das eines Nero!“ 151 Nero aber, der Inbegriff eines Tyrannen, hatte seinen Adoptivbruder, seine unschuldige Frau wegen völlig fiktiven Ehebruchs und seine Mutter töten lassen. Wenn Konstantin mit Nero verglichen wurde, dann sah es schlecht für ihn aus. Dann war man überzeugt, dass die von ihm angeordneten Morde nicht gerechtfertigt waren. Die Todesarten – Vergiftung und Erstickung, kaltes Gift und heißes Bad – waren nicht akzeptabel, seien nun Ehebruch oder ein Majestätsverbrechen geahndet worden. Da es sich im Fall von Fausta und Crispus um Standespersonen handelte, wären die Hinrichtung mit dem Schwert oder die Verbannung auf eine Insel ohne Wasser und Feuer angebracht gewesen. Konstantin schien eine Art Hausgerichtsbarkeit praktiziert zu haben, als hätte er die beiden in flagranti erwischt. Von einem solchen Vergehen weiß aber nur der Arianer Philostorgius zu berichten: Konstantin erwischte seine Frau beim Ehebruch mit einem Boten, der eventuell sogar ein ehemaliger Sklave war. Die Tendenz dieser geschwätzigen Quelle ist klar: Sie entlastete Konstantin und Crispus und machte sie beide zu Opfern einer sexbesessenen Kaiserin. 152 Dass es auch so nicht gewesen sein konnte, zeigt die fehlende Rehabilitation des Crispus, die der Kaiser im Falle von dessen Unschuld hätte durchführen müssen. Die damnatio memoriae, die Tilgung beider Namen auf allen Inschriften und die Vernichtung aller Bildnisse, wurde auch für den Sohn nicht zurückgenommen. Durch unangemessene Bestrafung und Vertuschung der wahren Hintergründe aber zog sich der Kaiser die Häme seiner Feinde und die Kritik

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vieler seiner Freunde zu. Es war Usus und akzeptiert in Rom, den politischen Gegner durch alle Arten von Diffamierungen auszuschalten, auch durch Ehebruchsgeschichten. Wenn die Gesellschaft aber von der Unschuld der Opfer überzeugt war, dann wurde der Verbreiter dieser Verleumdungen – vor allem wenn diese Kampagne zum Tode geführt hatte und für diesen Ausgang ein Kaiser verantwortlich zeichnete – zum Tyrannen abgestempelt. Dies widerfuhr Konstantin zunächst von Seiten der Stadtrömer und ihrer Nobilität. 153 Aber auch unter den Christen konnten Ehebruchsgeschichten nicht mehr so problemlos zur Vernichtung des politischen Gegners dienen. Wer so vorging, wie der Kaiser es getan hatte, hatte sich eindeutig mit Mord belastet. Am schlimmsten war aber der Verwandtenmord, der Entsühnung verlangte. In dieser Richtung argumentierte der christlich erzogene Julian (Apostata) in seiner bitterbösen Satire Caesares, in der er mit seinem Onkel Konstantin, dem Halbbruder seines Vaters Iulius Flavius Constantius, aber auch mit seinen Vettern abrechnete. Sie alle waren der Verwandtenmorde schuldig geworden. Julian ging von der Sündenvergebung aller Vergehen – auch der schlimmsten – in der christlichen Taufe aus und erklärte daraus Konstantins Hinwendung zum Christentum: „Der Umgang mit diesem Jesus gab Konstantin großes Vergnügen und er führte auch seine Söhne aus der Versammlung der Götter hinaus. Aber ihn und jene quälten die Rachegeister mit Strafen für das vergossene Verwandtenblut, bis Zeus dem Claudius (Gothicus) und dem Constantius (Chlorus) zuliebe ihnen aufzuatmen gewährte.“ 154 Nur als Mitglieder dieser Dynastie, zu der bereits zwei Götter gehörten, erlangten sie Verzeihung von den alten Göttern, womit Julian zugleich die Unwirksamkeit der christlichen Taufe demonstrierte. In Anknüpfung an die satirische Darstellung, aber eingebettet in die historischen Ereignisse in Rom anlässlich der Feier der Vicennalien ließ der heidnische Schriftsteller Zosimus den Kaiser Entsühnung für die Morde finden, indem er die Hinwendung des Kaisers zum Christentum mit dem Datum 326 verband. Seit diesem Zeitpunkt stellten er und andere nichtchristliche Autoren eine Wendung der Herrschaft Konstantins zum Schlechteren fest. Diese erkannten sie teilweise in seinen nun folgenden Gesetzen und Reformen. 155 War Konstantin auch davon überzeugt, einer Entsühnung zu bedürfen? Eventuell lässt sich bei Eusebius eine versteckte Andeutung finden: Helena, ob sie nun mitschuldig war oder nicht, reiste unmittelbar nach diesen Vorfällen an die Stätten des Heiligen Landes, um dort für ihren Sohn Konstantin und ihre Enkel, die Caesaren, zu beten. Mit viel Geld ausgestattet, hatte der Sohn die fast achtzigjährige Augusta auf Erkundungsreise geschickt. Für Eusebius war es eine Pilgerreise in christlicher Gesinnung.

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Der Alleinherrscher

Für den Kaiser war es die Erfüllung einer Mission zur Beaufsichtigung seiner Bauvorhaben in Palästina und zur Verteilung weiterer Gelder. 156 Darüber hinausgehende Anhaltspunkte haben wir vorläufig nicht. Seit 324 stand Kaiser Konstantin als Alleinherrscher des gesamten Römischen Reiches im Zenit seiner Macht. Im Jahr 326 erschien ihm seine gerade so mühevoll nach zwanzig Jahren erlangte Alleinherrschaft erneut bedroht zu sein, dieses Mal durch seine engsten Verwandten im Komplott mit Kreisen der Nobilität. Seine Reaktion erfolgte sofort, kaltblütig und rücksichtslos. Zur Reue gab es da keinen Anlass, auch nicht zur Rehabilitation: Crispus und Fausta fielen einer fast totalen Vernichtung ihres Andenkens zum Opfer. Erst spätere Generationen einer christlichen Gesellschaft unterstellten dem Kaiser Bußwilligkeit oder versuchten, ihn teilweise von den Morden zu entlasten. Ein Teil der Zeitgenossen kritisierte sein Vorgehen sofort als tyrannisch und verwerflich. Ihre Kritik ist nur zufällig und zerstreut auf uns gekommen. Insgesamt war tödliches Schweigen über dieses dunkelste Kapitel im Leben des Kaisers angeordnet, in das klärendes Licht zu bringen uns Spätgeborenen kaum noch möglich ist. Aber auch das ist ganz im Sinne Konstantins. Denn beinahe wäre seine ansonsten so geniale und in sich stimmige Selbstdarstellung hier misslungen.

V. Der Gesetzgeber 1. Die Organisation von Herrschaft und Reich Konstantin hat im Laufe seiner über dreißigjährigen Regierungszeit, vor allem aber als Alleinherrscher, viele Reformen seines großen Vorgängers Diokletian fortgesetzt und abgeschlossen, sodass seine verwaltungs-, militär-, fiskal- und finanzpolitischen Maßnahmen nur partiell als reformerisch eingestuft werden können.1 Seine Herrschaftsorganisation griff dagegen in vielen Teilen auf vordiokletianische Formen zurück, die er geschickt mit den Neuerungen der Tetrarchie zu verbinden verstand. Allerdings ist er als Gesetzgeber mit dem Verdikt des Neuerers und des Umstürzlers nicht nur von Zeitgenossen, sondern auch von einigen modernen Forschern belegt worden.2 Als unumstößlich innovativ, wenn auch nicht ohne Vorbilder und Leitbilder, haben zwei Werke des Kaisers zu gelten, die ihm über die Jahrtausende hinweg einen Platz im historischen Gedächtnis – der sogenannten Erinnerungskultur – gesichert haben. Das ist seine anerkennende Förderung und schlussendliche Privilegierung der christlichen Kirche, wodurch die Grundlage für das spätere christliche Europa geschaffen wurde. Daneben steht nicht weniger bedeutsam, aber nicht ganz so spektakulär die Gründung einer eigenen Stadt, nämlich Konstantinopels, des heutigen Istanbul, das noch immer als Brückenkopf zwischen Europa und Asien gilt. Im 4. Jahrhundert verband es zunächst den lateinischen Westen mit dem griechischen Osten, entwickelte sich dann aber zur Hauptstadt des östlichen Reichsteils und des späteren Byzantinischen Reiches, der direkten Fortsetzung des Römischen Reiches. Allerdings müssen wir uns hüten, unsere Bewertungen, die aus dem Rückblick auf eine über zweitausendjährige Geschichte erwachsen sind, dem römischen Kaiser unterstellen zu wollen. Konstantin, so wie wir ihn bisher kennengelernt haben, war ein Pragmatiker der Macht, der im Hier und Jetzt seiner eigenen Zeit stand. Man könnte auch von einem ausgeprägten Machtinstinkt bei ihm sprechen, der ihn handeln oder auch nicht handeln ließ: Wählte er den richtigen Augenblick, eventuell auch nach längerer Zeit des Abwartens, dann war er meistens, wenn bei weitem auch nicht immer, erfolgreich. Langzeitperspektiven, wie wir sie für Konstantinopel und das Christentum aufzeigen können, waren nicht seine Beweggründe. Und es war weder für die Stadt noch die Religionsgemeinschaft damals voraussehbar, dass sie sich in der Zukunft bewähren und Bestand haben würden.

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Der Gesetzgeber

In diesem Kapitel soll unter ordnungspolitischem Aspekt das weit verzweigte Werk des Kaisers vorgeführt werden. Das kann allerdings im Blick auf Fortsetzungen bereits eingeleiteter Reformen und wahrer Neuerungen nur in exemplarischer Weise geschehen. Eine andere Vorgehensweise würde den Rahmen dieser biographischen Monographie sprengen. Außerdem muss der chronologische Erzählstrang, dem bisher überwiegend gefolgt wurde, zu Gunsten von Sachgesichtspunkten streckenweise verlassen werden. Als Monument seines Sieges über Licinius hatte Konstantin 324 die alte Stadt Byzanz in Konstantinopel umbenennen lassen. Mit diesem Akt knüpfte er an eine alte, bis auf Philipp II., den Vater Alexanders des Großen, zurückgehende Praxis an, nach einem spektakulären Sieg neue Städte zu gründen oder alte neu zu begründen unter Verleihung des eigenen Namens. Aber die Motive für die Gründung Konstantinopels auf dem Territorium von Byzanz, das um ein Vielfaches erweitert wurde, lassen sich nicht auf das Siegeszeichen beschränken. So berichtet die Origo Constantini: „Constantin aber gab Byzanz in Erinnerung an seinen großartigen Sieg seinen eigenen Namen: Constantinopel. Er schmückte die Stadt prächtig aus, als ob es seine Vaterstadt sei, und trachtete, sie Rom gleichzustellen. Darauf holte er aus allen Gegenden Bürger und schenkte der Stadt so große Reichtümer, dass er dafür fast alle Schätze und kaiserlichen Einkünfte verbrauchte. Dort richtete er auch einen Senat zweiten Ranges ein, dessen Mitgliedern er den Titel ‚clari‘ verlieh.“ 3 Der fast zeitgleich schreibende Eutrop betont ebenfalls, dass Konstantin die Stadt seines Namens zur höchsten Würde emporheben wollte, um aus ihr eine Nebenbuhlerin Roms zu machen. 4 Zur Zeit des Eutrop, in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts, hatte sie sich als eine solche durchgesetzt. Ob Konstantin aber ein Neues Rom (nova Roma) oder ein Zweites Rom (secunda Roma) plante, ist zunächst schwierig zu entscheiden, weil wir unmittelbare Zeugnisse nicht besitzen. 5 Der Zeitgenosse Eusebius betont ganz einseitig den christlichen Charakter der Stadt, die der Kaiser „dem Gott der Märtyrer weihen“ wollte, und berichtet über den Bau vieler prächtiger Bethäuser und Kirchen. Allerdings kann er die Existenz von Tempeln, Altären und Götterbildern in der Stadt nicht leugnen, hebt aber das Verbot jeglicher Brand- und Tieropfer hervor. 6 Archäologisch lassen sich die vagen Angaben des Eusebius hinsichtlich der Vielzahl der Kirchen nicht erhärten. Gesichert ist die Existenz der Apostelkirche, die sich Konstantin als Mausoleum errichten ließ. Nicht als gesichert gelten kann deren Aussehen, das von der Forschung einmal rund, einmal kreuzförmig gesehen wird, einmal als Kirche mit angebautem Mausoleum oder nur als Mausoleum, das auch als Kirche genutzt werden konnte. Die späteren Umbauten durch den Sohn Konstan-

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tins, Constantius II., führen die einen auf Erdbeben, die anderen auf ideologisch-christliche Gründe zurück. Die Eirenenkirche, die eigentliche Palastkirche, scheint auf Konstantin zurückzugehen. Dagegen ist der Vorgängerbau der späteren Hagia Sophia wahrscheinlich erst von Constantius II. erbaut worden. Ob es jeweils Vorgängerbauten in Form einer Palastaula gab, wie eine solche etwa aus Trier bekannt ist, wird in der Forschung diskutiert. 7 Weder der archäologische Befund noch die anderen Quellenaussagen erlauben es, in Konstantinopel eine genuin christliche Stadt im Gegensatz zu Rom zu sehen. Vollends der Sichtweise des Eusebius widersprechen die Einweihungsriten und die literarisch und archäologisch nachgewiesenen nichtchristlichen Bauten der Konstantinstadt. Der Kaiser ließ von der heidnischen Priesterschaft ein Gründungshoroskop erstellen, an dem auch der Philosoph Sopatros beteiligt war, der am Hofe lebte. Dieses Orakel fiel auf den 11. Mai 330, an dem die Bautätigkeit in der Stadt noch keinesfalls abgeschlossen sein konnte, da Konstantin das alte Stadtgebiet von Byzanz um 15 Stadien (etwa 2,5 km) hatte erweitern lassen. Die zum Gründungsmythos gehörige Abmessung des Stadtbezirkes ist bei christlichen und nichtchristlichen Autoren mit leicht unterschiedlichen Tendenzen überliefert. Das trifft auch auf die Wahl des Ortes zu, die abweichend von den früheren Berichten nicht sofort festgestanden haben soll. Sowohl der pagane Zosimos wie auch der christliche Sozomenos berichten im 5. Jahrhundert von dem alten Ilion als erster Wahl des Kaisers. Die Symbolik ist offensichtlich: Nur Troja, von dem der Gründer und Urvater Roms, Aeneas, aufgebrochen war, konnte eine Rom ebenbürtige Stadt werden. Der Plan wurde jedoch aufgegeben, sei es auf göttliche Eingebung hin, sei es aus anderen, uns nicht näher bekannten Gründen.8 Diese Erzählung sagt jedoch mehr aus über den späteren Anspruch der Stadt als über die Absichten Konstantins. Die Anlage eines großen Palastes, eines ihm direkt benachbarten Hippodroms, eines runden Forums, großer Aquädukte und Thermen, zweier Senatsgebäude und Säulenhallen sowie großer zentraler Hauptstraßen, mehrerer Stadttore, Häfen und einer festen Landummauerung weisen darauf hin, dass Konstantin sich hier seine bevorzugte eigene Residenz erbauen ließ. Das durch Septimius Severus zunächst zerstörte, später wieder aufgebaute Byzanz unterschied sich nämlich in keiner Weise von anderen kleinasiatischen Städten. So konnte der Kaiser der wieder gegründeten Stadt seinen eigenen Stempel aufdrücken. Weder Nikomedien, das von Diokletian ausgebaut worden war, noch Gamzigrad, Sirmium, Serdika oder Thessaloniki, Gründungen und Residenzen des Galerius und Licinius, kamen als dauerhafte Residenzen für ihn in Frage. Selbst Trier, das auszubauen bereits sein Schwiegervater und sein Vater begonnen hatten und deren Bauprogramm er tatkräftig fortgesetzt hatte, ließ sich nicht ausschließlich mit seiner eigenen Person verbinden. Außer-

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dem war die geopolitische Lage der gallischen Residenz am westlichen Rand des Römischen Reiches noch ungünstiger als die Roms. Die zukünftigen Aufgaben, die sich Konstantin als Alleinherrscher stellten, lagen im Osten bis hin zur Grenze nach Persien und im Norden bis zur Donaugrenze und über sie hinausgehend. Den Westen konnte er nach einem Jahrzehnt persönlicher Anwesenheit und vieler erfolgreicher, die Grenzen sichernder Kämpfe getrost seinen Söhnen, zuerst Crispus, später Constantinus II. überlassen. Vorrangig bei der Wahl Konstantinopels ist die Ausrichtung auf die eigene Person zu betrachten. Sie wird deutlich an der Aufstellung der eigenen Statue in der Pose des Sonnengottes, wahrscheinlich in heroischer Nacktheit mit Strahlenkranz, Globus und Schwert, hoch erhaben über der Stadt auf einer fast 50 Meter hohen Porphyrsäule. Der Standort der Säule auf dem Capitolium oder auf dem runden neuen Forum ist umstritten. Vielleicht ist sogar das hölzerne Palladium, das Wahrzeichen des alten Rom, nach Konstantinopel transferiert und am Fuße der Konstantinsäule eingegraben worden. Hier brachten Christen und Nichtchristen gleichermaßen ihrem Kaiser noch in späterer Zeit Gebete und Opfer dar. Besondere Verehrung genoss auch eine andere hölzerne Statue des Kaisers, die am Geburtstag der Stadt am 11. Mai alljährlich in einer Prozession durch das Hippodrom getragen wurde. Jeder der nachfolgenden Kaiser, der in der Loge als Spielgeber und Zuschauer saß, erwies dem Gründer der Stadt seine zeremonielle Ehre, indem er sich von seinem Thron erhob und sich vor der Statue verneigte. 9 Vieles weist auf Anlehnung und Nachahmung, manches vielleicht auf später beabsichtigte Konkurrenz zu Rom hin: zum Beispiel das Milion, der nach dem Vorbild des Milarium Aureum in Rom erbaute Meilenstein, auf den hin und von dem aus alle Entfernungen von der Konstantinstadt zu anderen Orten des Reiches gemessen wurden. Nicht alle Wege führten vom Jahr 330 an nur nach Rom! Die Göttermutter Rhea aus Kyzikus, eine Fortuna aus Rom wie auch die Dioskuren fanden neben der Tyche der Konstantinopolis Heimstätten in eigens für sie erbauten beziehungsweise wiederhergestellten Tempeln (Abb. 19). Bereits der Panegyriker Nazarius hob 321 die Bedeutung des göttlichen Geschwisterpaares Castor und Pollux für den Sieg Konstantins an der Milvischen Brücke hervor (Kapitel II, 3). Viele Städte mussten ihre Kunstwerke zur Ausschmückung Konstantinopels hergeben, ein Kunstraub großen Stils, der bereits von den Zeitgenossen kritisiert wurde. Aber auch hiermit stand der Kaiser in einer alten, allerdings zweifelhaften Tradition. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang nur die Schlangensäule, mit der die Griechen 479 v. Chr. ihren Sieg über die Perser gefeiert hatten. Sie wurde aus Delphi in die Stadt am Bosporus geholt, wo sie bis heute auf dem Sultan-Ahmet-

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Abb. 19: Elfenbeindiptychon: Rom und Konstantinopel als Stadtgöttinnen

Platz, wo ehemals das Hippodrom war, zu sehen ist. Ob der Kaiser damit bereits einen künftigen Sieg und einen daraus erwachsenden Herrschaftsanspruch gegenüber dem Perserreich, dem einzigen gleichwertigen Konkurrenten, ankündigen wollte, ist immerhin erwägenswert.10 Offensichtlich litt die großartig konzipierte Stadt zunächst an Bevölkerungsmangel. Konstantin versuchte mit allen Mitteln, eine Umsiedlung in die neue Stadt attraktiv zu machen, vor allem für die stadtrömische Nobilität, die er gewinnen wollte. Die Zweitrangigkeit des neuen Senates, dessen Mitglieder zunächst nur „Erlauchte“ (clari) und nicht „Erlauchteste“ (clarissimi) waren, was für die Mitglieder der alten Aristokratie immerhin eine Rangabstufung bedeutet hätte, und die totale Abhängigkeit von der Gunst des Kaisers wirkten sich eher hinderlich aus. Die Werbemaßnahmen, die in Geldgeschenken, Häusern und Grundbesitz bestanden, konnten kaum verfangen. So war Konstantin darauf angewiesen, eine neue Aristokratie aus den östlichen städtischen Oberschichten, aber auch aus

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den Mitgliedern niederer Beamtenränge aufzubauen, was dem Prestige dieser Institution nicht gerade förderlich war. Immerhin war die Oberschicht beim Tode Konstantins 337 bereits so angewachsen, dass der Rhetorikprofessor Libanius wenige Jahre später nach Konstantinopel berufen wurde, um dort die Kinder der neuen Aristokratie zu unterrichten.11 Im Jahre 334 verlieh der Kaiser der Stadt das Privileg der verbilligten Getreideverteilung. Dabei scheint ihm weniger Rom als Vorbild vorgeschwebt zu haben als vielmehr Alexandrien, was er ausdrücklich in seinem Gesetzestext erwähnte. In Konkurrenz zu Antiochien hat sich die Stadt am Bosporus erst allmählich unter seinen Nachfolgern als die ständige kaiserliche Residenz im Osten und seit Theodosius I. als zweites und neues Rom mit eigenem Stadtpräfekten und Senat etablieren können. Konstantin hat sein dreißigjähriges Regierungsjubiläum im Jahr 335 selbstverständlich nur in seiner Residenz Konstantinopel gefeiert. Zu diesem Zeitpunkt erschien sie ihm als auf göttlichen Befehl hin gegründete Stadt. 12 Nicht erst am Ende seiner Regierungszeit betrieb der Kaiser eine Entmachtung Roms als ehemalige Zentrale des Reiches. Bereits nach dem Sieg über Maxentius löste er die alte Prätorianergarde auf, wie es bereits von Galerius geplant gewesen war. Damit war eines der alten Relikte der Prinzipatszeit endgültig beseitigt und die kurze Aufwertung Roms während der sechsjährigen Herrschaft des Maxentius überwunden. „Nicht wer Rom hatte, der war Kaiser, sondern Rom war überall da, wo der Kaiser war.“ 13 Dieser Satz, bereits 291 von dem Panegyriker Mamertinus formuliert, erlangte immer mehr an Bedeutung. Dennoch behielt Rom nicht nur seine ideelle Symbolkraft, sondern wurde auch weiterhin mit Tempeln und profanen Repräsentationsbauten ausgestattet. So berichtet Aurelius Victor anlässlich der Befreiung Roms vom sogenannten Tyrannen Maxentius durch Konstantin: „Außerdem weihten die Väter alle Bauwerke, die Maxentius in großer Pracht hatte errichten lassen, ein Heiligtum der Stadtgöttin sowie eine Basilika, den Verdiensten des Flavius. Von diesem wurde später auch der Circus Maximus wunderbar hergerichtet und ebenso ein zum Baden bestimmtes Gebäude, das den übrigen wenig nachstand. An den belebtesten Plätzen wurden Statuen aufgestellt, von denen mehrere aus Gold und Silber gefertigt sind.“ 14 Neben der Maxentiusbasilika, die der Kaiser fertigbauen ließ (Kapitel IV, 1), baute er den Venus-und-Roma-Tempel wie auch den Zirkus Maximus wieder auf, letzteren vor allem im Blick auf die stadtrömische Bevölkerung, die mit Spielen unterhalten werden wollte. Der Obelisk, den der Kaiser aus dem ägyptischen Theben hierhin transportieren lassen wollte, gelangte erst unter seinem Sohn Constantius II. an seinen Bestimmungsort. Die neuen Badeanlagen konnten zwar nicht mit denen des Diokletian und des Maximianus konkurrieren, dienten aber der Bevölkerung in den östlichen und

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nordöstlichen Bezirken der Stadt und waren ebenfalls eindrucksvoll. Unklar bleibt, was Konstantin mit dem von Maxentius begonnenen Romulustempel machte und wie er mit den Neubauten an der Via Appia verfuhr. Das Mausoleum tastete er nicht an, die anderen Bauten schien er umgewidmet und vollendet zu haben. Für den Sieger kam es nicht in Frage, Bauten des Vorgängers niederreißen zu lassen, sondern sie sich als Sieger selbst zuzuschreiben.15 An dieser Stelle möchte ich noch nicht explizit auf die Kirchenbauten des Kaisers in Rom eingehen. Sie sollen nur insofern in den Blick gerückt werden, als in der älteren Forschung ein Antagonismus zwischen der profan-heidnischen und der christlichen Baupolitik des Kaisers formuliert wurde und in diesem Zusammenhang ebenfalls ein Gegensatz zwischen Rom und Konstantinopel. Richard Krautheimer hat in seinem Buch Rom. Schicksal einer Stadt die These vertreten: „Als Konstantin 312 in Rom einmarschierte, mag er sehr wohl daran gedacht haben, die Stadt in die christliche Hauptstadt eines christlichen Imperiums zu verwandeln … Doch Rom, geführt von der alten Senatsaristokratie, leistete Widerstand. Die großartigen Kirchenbauten, Konstantins Monumente des neuen Glaubens, gelangten niemals bis in das Herz der Stadt. Für den Mann, der aufgebrochen war, sein Reich zu christianisieren, muss dies ein Scheitern bedeutet haben. Ein offener Bruch mit dem Senat 326 veranlasste ihn dazu, niemals wieder nach Rom zurückzukehren. Er zog aus, um eine neue Hauptstadt zu suchen, und 330 errichtete er sie im Osten: Konstantinopel … Das Neue Rom am Bosporus wurde zu dem, wofür das Alte Rom noch nicht bereit war – zur christlichen Hauptstadt eines christlichen Imperiums.“ 16 Auf viele Behauptungen braucht nicht weiter eingegangen zu werden, weil sie durch das bisher Gesagte bereits widerlegt sind. Das betrifft einmal den rein christlichen Charakter von Konstantinopel, der von Konstantin nicht gewollt war. Auch ist das schlechte Klima zwischen Konstantin und dem Senat nur sekundär auf Traditionsbrüche des Kaisers im öffentlichen Sakralbereich zurückzuführen. Dieses war schon dadurch eingetrübt, dass der Kaiser die Stadt bei seinen Feiern hatte ganz übergehen wollen. Es handelte sich in Rom nur um eine Nachfeier. Die Verwandtenmorde mit ihrem politischen Hintergrund haben die Atmosphäre dann noch zusätzlich vergiftet. Auch die Hauptstadtthese ist so nicht haltbar, da Konstantin sich weder in Rom niederlassen, noch in Konstantinopel etwas anderes begründen wollte als seine eigene Residenzstadt. Wichtiger aber ist die Behauptung von der Randlage der christlichen Kirchen in Rom, die alle auf kaiserlichem Privatbesitz erbaut worden seien, also private Schenkungen des Kaisers darstellten. Das kann sicher nicht gelten für die erste und älteste Stiftung, die Lateranbasilika, die sich auf staatlichem Baugrund, nämlich der niedergerissenen Kaserne der Prätorianergarde, befand. Auch

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setzte die Kirchenbaupolitik Konstantins in Rom etwas später ein als die der Profanbauten. Da Maxentius in Rom das Galeriusedikt bereits praktiziert hatte und hier folglich kein Handlungsbedarf bestand wie in Nordafrika zur gleichen Zeit, wo das Edikt – aus welchen Gründen auch immer – noch nicht umgesetzt worden war, lässt sich in Rom erst 314 eine aktive kaiserliche Kirchenbaupolitik nachweisen, die in Verbindung mit den Mailänder Vereinbarungen stand. Allerdings war Konstantin sicher darüber informiert, dass Miltiades, der Bischof von Rom, das erste Konzil in Sachen Donatistenstreit in das Privathaus einer gewissen Fausta berief. Es scheint in Rom an größeren Kirchengebäuden gefehlt zu haben, so dass man sich vorzugsweise in den privaten Häusern der Gläubigen versammelte, von denen archäologisch kaum Überreste nachweisbar sind. Von 314 an schuf der Kaiser Abhilfe, indem er während seiner Regierungszeit zehn Bauten unterstützte oder mitfinanzierte, zumindest den Aussagen des Liber Pontificalis zufolge, der Papstchronik aus dem 6. Jahrhundert. Die sogenannte Randlage der neuen großen, aber schlichten Kirchengebäude ergab sich nicht zuletzt aus dem zur Verfügung stehenden Baugrund und den bereits vorhandenen Märtyrergräbern und anderen Grablegen, die nun mit Gebäudehallen überbaut wurden. Totenbestattungen waren in der Antike nur am Stadtrand oder außerhalb der Stadt möglich. Dass sich die Alternative einer rein christlichen Stadt für Konstantin überhaupt nicht stellte, wird im Folgenden (Kapitel V, 2) noch genauer dargelegt werden.17 Gab es in Konstantinopel und Rom besondere Veranlassungen zu einer spezifischen Baupolitik des Kaisers, so stellt sich die Frage, ob dies auch für die Residenzstadt Trier gegolten hat, in der er sich immerhin in den ersten zehn Jahren seiner Regierung immer wieder längere Zeit aufgehalten hat. Im Jahr 310, anlässlich des fünfjährigen Regierungsjubiläums Konstantins, gab ein gallischer Panegyriker folgende lobende Beschreibung der Residenzstadt: „… so sehe ich auch diese vom Glück überaus begünstigte Stadt, deren Geburtstag Du in anhänglicher Liebe feierlich begehst, wie sie in all ihren Mauern so wiederaufblüht, dass sie gewissermaßen über ihren einstigen Ruin Freude empfinden mag, da sie nun durch Deine Gunsterweise noch größer geworden ist. Ich sehe den riesigen Zirkus, konkurrierend mit dem römischen, wie ich glaube, ich sehe Basiliken und das Forum, königliche Bauwerke, sowie den Thron der Gerechtigkeit, die sich in solche Höhe erheben, dass sie würdig der Gestirne und des Himmels und ihre Nachbarn zu sein verheißen. Dies alles sind gewiss Gaben, die Deiner Anwesenheit zu verdanken sind.“ 18 Es ist hier von einem Bauund Aufbauprogramm die Rede, das nach den schrecklichen Barbareneinfällen des 3. Jahrhunderts bereits von Konstantins Schwiegervater und seinem Vater eingeleitet worden war und nun allein dem jungen Thronfolger zugeschrieben wurde. „Nach diesen Worten scheint das Aufbauprogramm

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im Bereich des Forums, der angrenzenden Basiliken und der heutigen Palastaula noch nicht abgeschlossen gewesen zu sein.“ 19 So kommentiert Heinz Heinen die lobende Schilderung des Panegyrikers. Deutlich erwähnt der antike Autor die Stadtmauer, allerdings nicht die Kaiserthermen und den Kaiserpalast, mit deren Bau vielleicht gerade erst begonnen wurde. Trier präsentierte sich als eine aufblühende, von der ständigen Gegenwart des Kaisers profitierende Residenzstadt. Konstantin setzte nur das von seinen Vorgängern eingeleitete Bauprogramm fort. Man hat sich die Stadt damals als eine große Baustelle vorzustellen, ein Zustand, der auch noch unter Crispus und Constantinus II., seinen Söhnen und Nachfolgern, andauerte. Das kirchliche Bauprogramm des Kaisers setzte auch in Trier – ähnlich wie in Rom – erst nach 313 ein, was von Winfried Weber durch die neuen Ausgrabungen eines dreischiffigen basilikalen Raumes, der sogenannten Agritiusbasilika, nachgewiesen werden konnte. 20 Auch in anderen Residenzen hat Konstantin seine Spuren hinterlassen, sei es in Thessaloniki mit dem Ausbau des Hafens, in seiner Geburtsstadt Naissus durch einen großen Palast, in Arles in Form einer großen Badeanlage, um exemplarisch nur einige wenige nichtchristliche Bauten zu nennen, die sicher auf Konstantin zurückgehen. Insgesamt war die Bautätigkeit der Tetrarchen und ihrer Nachfolger im ganzen Reich, vor allem aber im Balkanraum, sehr intensiv. 21 Nicht immer war das Bauprogramm von der Anwesenheit des Kaisers am bedachten Ort abhängig, wie der Panegyriker von 310 meinte feststellen zu können. Vor allem hat das nicht für die Kirchenbaupolitik gegolten, über die der Kaiser mit den Bischöfen und Beamten in regem Briefwechsel stand (Kapitel V, 2). Aber graduelle Unterschiede, die vor allem die Stellung der jeweiligen Stadt innerhalb des Verwaltungssystems des Reiches widerspiegelten, hat es durchaus gegeben. Diokletian hatte die Allgegenwärtigkeit des Kaisers durch eine Pluralisierung des Kaisertums erreicht. Dieses Prinzip hatte Konstantin seit 324, seit der Erringung der Alleinherrschaft, aufgegeben, was er im Jahre 326 unmissverständlich und kompromisslos in der Beseitigung des Crispus und seiner Anhängerschaft demonstrierte. An der durchaus positiv zu bewertenden Idee der Verteilung der Lasten auf mehrere Schultern hielt der Kaiser jedoch fest, allerdings unter gleichzeitiger Aufgabe einer gleichberechtigten Mitherrschaft mehrerer Augusti, auch wenn diese zur Dynastie gehörten. Stattdessen strebte er eine Pluralisierung von Verwaltungsposten auf der nächstfolgenden Herrschaftsebene an, und zwar bei den Prätorianerpräfekten. Konstantin hatte zwar die Prätorianergarde, nicht aber die Posten der Prätorianerpräfekten aufgelöst. Ursprünglich von Augustus als kollegiales Amt geschaffen, setzte es sich in dieser Form im 3. Jahrhundert wieder

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verstärkt durch und wurde auch von den Tetrarchen und ihren Nachfolgern beibehalten. Nur waren sie meist nicht mehr in Rom bei der Garde stationiert, sondern durch die vielen Feldzüge und durch die Pluralisierung des Kaisertums bedingt an die Person des Kaisers, vor allem der Augusti, gebunden. Auch nach den Siegen über Maxentius und Maximinus Daia hatten die Sieger, die beiden verbliebenen Augusti, je einen Präfekten. Als Konstantin 317/318 seinen ältesten Sohn Crispus als seinen Stellvertreter nach Trier in die gallische Provinz schickte, gab er dem jungen Caesar erfahrene Beamte zu seiner Unterstützung und Ausbildung mit, so auch einen Prätorianerpräfekten. Damit wurde eine Reform eingeleitet oder sogar fortgeschrieben, die die Präfekten aus der kaiserlichen Zentrale herausnahm und regional einem Verwaltungsgebiet zuteilte. Zosimus schreibt hierzu: „Konstantin teilte das eine Amt des Prätorianerpräfekten in vier. Einem Präfekten wies er Ägypten und die Pentapolis zu, den Osten bis nach Mesopotamien, Kilikien, Kappadokien und Armenien, die ganze Küste von Pamphylien nach Trapezus … Thrakien und die Nachbarprovinzen von Mösien und Rhodope, Zypern und die Kykladen außer Lemnos, Imbros und Samothrake. Dem zweiten Präfekten gab er Makedonien, Thessalien, Kreta, Griechenland und die Inseln, Epirus, Illyricum, Dakien, Pannonien wie die Valeria, und das obere Mösien. Dem dritten teilte er ganz Italien, Sizilien, die angrenzenden Inseln, Sardinien und Korsika, und Afrika von der Großen Syrte bis Mauretania Caesariensis zu. Dem vierten überwies er Gallien jenseits der Alpen, Spanien und Britannien.“ 22 Dass Zosimus hier vom Endpunkt einer Entwicklung im 5. Jahrhundert ausgeht, die mit Konstantin eingesetzt hatte, wird sich im Folgenden zeigen lassen. Neben die beiden amtierenden Präfekten Konstantins und des Licinius trat ein dritter, der dem Sohn Crispus zugeordnet war. Für beide Aufenthaltszeiten des Crispus in Gallien, ab 317/318 und 323, ist ein eigener Prätorianerpräfekt belegt, der – losgelöst von den Augusti – regional zugewiesen war. Ein nächster Schritt war die Bestellung eines Präfekten in Afrika, wo es bisher noch nie einen solchen gegeben hatte. Der Hintergrund dafür mag in den donatistischen Auseinandersetzungen zu suchen sein, wodurch die afrikanischen Provinzen Gefahr liefen, dem Reich wieder verloren zu gehen, wie dies bereits unter Maxentius durch die Usurpation des Domitius Alexander zeitweilig der Fall gewesen war. Die Präsenz eines direkten kaiserlichen Stellvertreters, wie sie der Präfekt darstellte, war ratsam. Vor allem an der Einrichtung eines afrikanischen Prätorianerpräfekten wird deutlich, dass diese Beamten fortan aus der Regierungszentrale ausgeklammert waren und in regelrechten Präfektursprengeln als oberste zivile Beamte der Provinzialverwaltung eingesetzt wurden. Sie waren den Vikaren der Diözesen vorgeordnet, hatten die höchste Gerichtsbarkeit,

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Polizeifunktionen und Aufsicht über die Steuererhebung (Grundbesitzund Bodenertragssteuer: annona) in ihrem Präfektursprengel inne und bildeten so den Abschluss der großen Provinzialreform Diokletians. Man muss allerdings davon ausgehen, dass die regionale Zuweisung sich erst langsam ausbildete und vorrangig in Afrika anzutreffen ist, während die anderen Präfekten je einem Caesar in seinem ihm vom Kaiser zugewiesenen Operationsgebiet zugeteilt waren. Auch der Augustus selbst behielt immer einen Präfekten in seiner Nähe (praefectus praesentalis). Die regionale Präfektur war das Ergebnis eines längeren Entwicklungsprozesses, der über Konstantin hinausging. 23 Die Ausklammerung der Präfekten aus der Regierungszentrale, die positiv gewertet seine Autonomie stärkte, wurde vor allem daran deutlich, dass nun die Palastgarde, die scholae palatinae, die einen Ersatz für die frühere Prätorianergarde darstellte, einem eigenen Leiter, nämlich dem Oberhofmeister (magister officiorum omnium), unterstellt wurde. Außerdem traten an die Spitze der Militärverwaltung der Provinzen die neu geschaffenen Posten der Heermeister, der magister peditum für das Fußvolk und der magister equitum für die Reiterei. Wie bereits Diokletian auf der unteren Ebene der Provinzialverwaltung zivile und militärische Aufgaben personell getrennt und neben die rein zivilen Statthalter militärische Anführer (duces) gestellt hatte, so führte Konstantin diese Reform auf der obersten Ebene konsequent zu Ende durch die Einrichtung von vier, zeitweilig sogar fünf zivilen Präfektursprengeln, denen später – allerdings nicht ganz deckungsgleich – vier militärische Grenzgebiete mit jeweils einem Heermeister entsprachen. Außerdem gab es am Hof seit Konstantin zwei ständig anwesende Heermeister (praesentales). Sie gehörten zum sogenannten Heiligen Rat, dem consistorium sacrum. Die Prätorianerpräfekten standen außerhalb dieser Zentrale. Nur der Präfekt der orientalischen Präfektur (praefectura Orientis) konnte an den Kaiserhof gezogen werden, wenn er in Konstantinopel in seinem eigenen Amtslokal, dem palatium weilte, das außerhalb des kaiserlichen Palastes lag. Auch bei Anwesenheit in der Stadt musste er nicht unbedingt zum Kronrat hinzugezogen werden, weil er kein ständiges Mitglied dieser Institution war. Allerdings gab es Präfekten wie Ablabius, die in einem persönlichen Nahverhältnis zum Kaiser standen und durch ihre Anwesenheit im Rat ständig auf die Politik am Hofe Einfluss nahmen. An sich hatte der Präfekt seinen eigenen Wirkungs- und Machtbereich, blieb aber dem Kaiser gegenüber als dem höchsten Herrn rechenschaftspflichtig. 24 Die geschilderte Reform Konstantins war eine konsequente Umsetzung des diokletianischen Prinzips der Allgegenwärtigkeit des Kaisers im ganzen Reich, allerdings auf einer etwas niederen Ebene. Vier oder fünf hohe Beamte, ausgestattet mit höchsten zivilen Gewalten, stellten für die Pro-

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vinzialen diese Gegenwart her. Damit nun diese Beamten, die bisher die Zweiten hinter dem Kaiser gewesen waren, nicht zu den prädestinierten Konkurrenten um die kaiserliche Macht werden konnten, wurde ihnen alle militärische Befehlsgewalt genommen. Dennoch wurden sie nicht ganz aus dem militärischen Sektor entfernt, sondern blieben für die Versorgung des Heeres mit Lebensmitteln zuständig. Die Präfekten waren die oberste Steuerbehörde des Reiches, die alle 15 Jahre (indictio) den Haushalt und das Steueraufkommen berechneten und darauf basierend die Zuteilungen an die Soldaten durchführten.25 Die kleinste territoriale Einheit in der Reichsverwaltung oberhalb der Städte waren die Provinzen. Von ihnen gab es beim Regierungsantritt Diokletians rund 50, nach seiner Abdankung 98. Diese Parzellierung war aus verwaltungstechnischen Gründen wie zur leichteren Erhebung und Einziehung der Steuern erfolgt. Aber auch militärische Motive waren – vor allem in den Grenzprovinzen – ausschlaggebend, um eine Massierung zu vieler Truppen in einer Provinz zu vermeiden. Logistische Überlegungen einer besseren Lebensmittelversorgung der Truppenverbände wie machtpolitische Erwägungen zur Reduzierung der Usurpationsgefahr mögen ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Neben den Vorteilen werden die Nachteile einer zu großen Dezentralisierung sicher bald spürbar gewesen sein. Die Einrichtung einer sogenannten Zwischeninstanz zwischen Provinzen und Präfekturen in der Form von Diözesen und der ihnen vorstehenden Vikare wurde in der Forschung noch bis in die jüngere Zeit Diokletian zugewiesen. Ähnlich wie bei den Regionalpräfekturen wird man auch hier von einem längeren Entwicklungsprozess auszugehen haben, der – wahrscheinlich regional unterschiedlich – bereits unter den Tetrarchen begonnen hatte und sich unter Konstantin fortsetzte. Ob man dabei lieber von einem zweistufigen Verwaltungsaufbau sprechen will, in welchem Präfekten und Vikare erst langsam ihre Kompetenzbereiche fanden und gegeneinander abgrenzten, oder ob dieses offensichtliche Kompetenzgerangel, das man in den ersten Jahrzehnten des 4. Jahrhunderts vorfindet, von den Kaisern zur gegenseitigen Kontrolle der hohen Beamten durchaus gewollt war, ist schwer zu entscheiden.26 Die Ausbildung einer dreistufigen Verwaltung aus 98, später 120 Provinzen, aus zwölf, später 15 Diözesen und aus vier bis fünf Präfekturen beruhte auf einem längeren Entwicklungsprozess, der durch Konstantin in Fortsetzung der diokletianischen Reformen weiter vorangetrieben wurde, aber unter ihm auch noch nicht voll abgeschlossen war. 27 Mit der Zeit umfasste jede Diözese mit einem Vikar an der Spitze mehrere Provinzen, die jeweils von einem Statthalter verwaltet wurden. Alle diese Beamten hatten fast nur noch zivile Aufgaben (siehe Karte S. 204 f.). Auch die Militärreform Diokletians setzte Konstantin konsequent fort,

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indem er die Grenztruppen (riparienses/limitanei), die den militärischen Führern in den Provinzen (duces) unterstanden, nun fest an den Grenzen zu deren Sicherung stationierte. Das wurde nur möglich, weil er daneben eine bewegliche Elitetruppe (comitatenses) schuf, die an allen Brennpunkten des Reiches jederzeit einsetzbar war. Früher hatte man im Notfall die Grenzverbände erst zu einem Feldheer zusammenstellen müssen, die nach Beendigung der Krisensituation wieder in ihre Heimatverbände zurückgeschickt wurden. Dieses ganze Verfahren war sehr umständlich, unflexibel und zeitaufwendig gewesen. Durch das stets einsatzbereite Bewegungsheer war schnelle Kampfbereitschaft gewährleistet und die Grenzen blieben gesichert. Zosimus wirft Konstantin allerdings vor, dass er die Grenzen entblößt und dadurch die Feinde ins Land gelockt habe. Er geht nämlich davon aus, dass der Kaiser diese Truppen nur habe aus den Grenzsoldaten gewinnen können. Wahrscheinlich lagen aber der Bildung dieser Elitetruppe neue Rekrutierungen zugrunde. Johannes Lydos geht für Diokletian von 389 700 Soldaten zu Lande und 45 562 Mann bei den Seestreitkräften aus. In den Auseinandersetzungen zwischen Konstantin und Maxentius sowie zwischen Konstantin und Licinius waren insgesamt je etwa 260 000 Soldaten involviert. Für das 5. Jahrhundert gibt das Staatshandbuch, die Notitia Dignitatum, eine Sollstärke von 524 000 bis 600 000 Mann an. Alexander Demandt hat den Anteil des Militärs an der Gesamtbevölkerung auf ein bis zwei Prozent berechnet, wodurch die Klagen über die hohe Belastung der Bevölkerung durch die Lebensmittelversorgung der Soldaten beträchtlich relativiert werden.28 Kehren wir aber zur Reichszentrale zurück, die sich seit Diokletian immer mehr zum kaiserlichen Hof ausgestaltete. Diesen Prozess setzte Konstantin auf vielfältige Weise fort. Er schuf mindestens zwei neue Hofämter oder gestaltete bestehende grundlegend um, und zwar das Amt des schon verschiedentlich erwähnten Oberhofmeisters, des magister officiorum (omnium), und das des Justizministers, des quaestor sacri palatii. Die beiden Beamten gehörten neben den zwei Finanzverwaltern für das kaiserliche Spendenwesen (comes sacrarum largitionum) und die kaiserlichen Krongüter (comes rerum privatarum) als feste Mitglieder zum Heiligen Rat. Diese vier Ämter bildeten die Spitze der kaiserlichen Zentrale. Heermeister, Prätorianerpräfekten und besonders ausgezeichnete Beamte und Ratgeber, Begleiter ersten, zweiten und dritten Grades, konnten ebenfalls – je nach Beratungsgegenstand – hinzugezogen werden. Das Gleiche galt für den obersten Beamten der kaiserlichen Gemächer, den Oberkämmerer, den praepositus sacri cubiculi, der meistens ein Eunuch war. Sein Einfluss und seine Bedeutung nahmen aber erst richtig unter den Söhnen Konstantins zu. Von diesem Zeitpunkt an trat der Obereunuch in Konkurrenz zu den anderen Hofämtern (Grafik 1). 29

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Kaiser (Augustus, Imperator)

Heiliger Rat (Kronrat) (consistorium sacrum)

Oberkämmerer (praepositus sacri cubiculi)

Justizminister (quaestor sacri palatii)

Archiv (scrinium memoriae) Briefe (scrinium epistolarum) Bittschriften (scrinium libellorum)

Prätorianerpräfekt praefectus praetorio praesentalis

Oberhofmeister (magister officiorum) Garde (scholae palatinae) Spionage / Geheimdienst (scholae agentum in rebus) Archiv (scrinium memoriae) Briefe (scrinium epistolarum) Bittschriften (scrinium libellorum) Termine (scrinium dispositionum) Waffenfabriken (fabricae) Staatspost (cursus publicus)

Finanzminister (comes sacrarum largitionum)

Chef des Krongutes (comes rerum privatarum)

Heermeister magister equitum praesentalis magister peditum praesentalis

Grafik 1: Die Zentralverwaltung (Hof) zur Zeit Konstantins

Unter Konstantin konzentrierte der Oberhofmeister eine Fülle von Kompetenzen in seiner Hand. Denn er war der eigentliche Erbe der Umgestaltung der Prätorianerpräfektur. Unter seiner Oberaufsicht standen die Leibgarde, das Spionagecorps, die Waffenfabriken, die Staatspost und mehrere Büros, wie das für die Terminplanung des Kaisers. Die Mitglieder des „Geheimdienstes“ (agentes in rebus), der seit 319 belegt ist, bereisten das gesamte Reich, sehr oft mit Sondermissionen beauftragt, und versorgten den Oberhofmeister mit allen möglichen Informationen, die sie auf ihren Reisen gesammelt hatten. Außerdem waren sie Vorsteher verschiedener Büros in der Zentrale wie in der Präfekturverwaltung, sodass auch von dort alle Informationen an den Magister liefen. Als Chef der Waffenfabriken war er für die Bewaffnung der Truppen zuständig und trat so in Konkurrenz zum Prätorianerpräfekten, der für die leibliche Versorgung zuständig war, und zum Heermeister, der der militärische Leiter war. Der Oberhofmeister war zwar auch der Chef der Leibgarde, zog aber mit ihr nicht ins Feld. Dennoch hatte er die oberste Disziplinargewalt für das gesamte Hofpersonal. Ganz besonders wichtig war seine Kompetenz als Chef des Audienzwesens. Er entschied darüber, wer zum Kaiser zugelassen wurde. Der Empfang erfolgte in den jeweiligen, dem Rang der Person entsprechenden zeremoniellen Formen. Nicht nur Bittsteller und Konkurrenten konnten abgewiesen werden, auch auswärtige Gesandtschaften mussten

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um seine Gunst buhlen. Das ursprüngliche Betätigungsfeld des Magisters war jedoch die Oberaufsicht über einen Teil der Palastbüros, und zwar der Büros für die Bittschriften, die kaiserliche Korrespondenz mit den Beamten und für die Gesetzgebung (Archiv). In diesen drei Büros überschnitten sich die Kompetenzen des Oberhofmeisters mit denen des Justizministers. Die Führung der Personalregister (laterculus maius) und die davon abhängigen Ausfertigungen der Bestallungsurkunden der Beamten lagen allein in der Hand des magister officiorum (omnium), wodurch ihm eine ungeahnte Macht zur Verfügung stand. Die Einführung dieses Oberamtes schienen Konstantin und Licinius noch gemeinsam geplant und durchgeführt zu haben. Der letzte Mit-Augustus des Ostkaisers, Martinianus, bekleidete 324 dieses Amt. 30 An der Erhebung zum Mitherrscher wird besonders deutlich, wie mächtig der Oberhofmeister war, sodass er zum möglichen Prätendenten der kaiserlichen Macht werden konnte. Da aber Konstantin im Jahr 326 seinen Anspruch auf Alleinherrschaft unmissverständlich klargemacht hatte und das Amt sich erst langsam zur oben geschilderten Machtfülle entwickelte, bestand in dieser Hinsicht keine Gefahr. Usurpationsversuche aus der Hofbeamtenschaft sind nicht bekannt. Allerdings sollte sich nach dem Tode Konstantins herausstellen, dass es eine starke Hofpartei gab, die den letzten Willen ihres Kaisers gegen alle Widerstände des Militärs durchzusetzen gewillt war. Sie schien in höchstem Maße dem Herrscher loyal gewesen zu sein. Nach 326 kennen wir nur einen Usurpationsversuch, nämlich den des Calocaerus, des Kameltreibers auf Zypern im Jahre 335, der scheiterte. 31 Hatte Konstantin seine inneren Feinde seit 326 weitgehend ausgeschaltet, so galt das nicht in gleichem Maße für die äußeren Feinde. Im Herbst/ Winter 328/329 kehrte er anlässlich eines Germanenfeldzuges noch einmal in den Westen nach Trier zurück, das er seit 316 nicht mehr besucht hatte. Es sollte das letzte Mal in seinem Leben sein, dass er sich in der westlichen Residenzstadt aufhielt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt trat sein nun einundzwanzigjähriger Sohn, Constantinus II., die Nachfolge des Crispus in der gallischen Präfektur an. Im gleichen Jahr errang er auch schon einen Sieg über die Alemannen. 32 Als Alleinherrscher baute Konstantin die Grenzsicherung durch die diokletianischen Befestigungsanlagen und die Stationierung ständiger Grenztruppen weiter aus. In diesem Rahmen ist auch der Bau der steinernen Brücke über die Donau vom Legionslager Oescus nach Sucidava zu sehen, ein technisches Wunderwerk für die damalige Zeit. 33 Es gelang ihm, in einer Kombination von militärischen Einfällen und diplomatischen Verhandlungen die Goten in einem Friedensabkommen vom Jahr 332 im Bedarfsfall zur Stellung von Truppenverbänden für das Reich zu verpflichten. Es handelte sich dabei nicht um einen Föderatenvertrag, der eine privile-

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gierte Ansiedlung der Goten als Reichsangehörige auf Reichsboden beinhaltet hätte. Diese These, die von der älteren Forschung vertreten worden ist, gilt inzwischen als anachronistisch. Die 40 000 gotischen Tervingen, die sich nördlich der Donau außerhalb des Reiches unter ihrem König Ariarich ansiedelten und deren Botmäßigkeit durch die Stellung des Königssohnes als Geisel untermauert wurde, erhielten im Gegenzug Geschenke, Geldzahlungen und Getreide. Die Sarmaten, mit denen seit 322 ein Vertrag bestand, baten den Kaiser um Hilfe gegen ihre aufständischen Limiganten, in die Knechtschaft herabgedrückte Bauern, die ihre Herren teils töteten, teils vertrieben. Die Römer griffen nicht weiter in die innersarmatischen Auseinandersetzungen ein, boten aber Aufnahme in das Reich an. Allerdings wurden die Flüchtlinge nicht an einem Orte angesiedelt, sondern über das Reichsgebiet zerstreut und in einem Vertrag von 334 teils zum Heerdienst, teils zu Landarbeit verpflichtet. 34 Die Auffüllung der römischen Wehrkraft war notwendig angesichts der Bedrohung, die vom Osten ausging. Die eigentlichen Feinde des Römischen Reiches waren nämlich die Perser. Der fast 40 Jahre dauernde Friede zwischen den beiden Reichen, der auf dem 298 zwischen Diokletian und Narses abgeschlossenen, für Persien ungünstigen Friedensvertrag beruhte (Kapitel I, 1), blieb nicht immer ungetrübt. Nachdem Konstantin die Alleinherrschaft errungen hatte, floh der persische Prinz Hormisdas an seinen Hof und bat um politisches Asyl, das ihm auch gewährt wurde. Wahrscheinlich stand eine persische Gesandtschaft mit diesem Vorfall in Verbindung, in welcher die bestehenden Verträge nun auch zwischen Konstantin und Schapur II. bekräftigt wurden. Es ist anzunehmen, dass man sich gegenseitige Neutralität zugesichert hat: Konstantin verzichtete darauf, Hormisdas gegen Schapur zu unterstützen, und dieser erkannte den Friedensvertrag unter Einschluss des von Roms Gnaden eingesetzten armenischen Königs an. Der Pufferstaat Armenien aber blieb der Reibungspunkt zwischen beiden Staaten. Auf die Besetzung des Thrones versuchte jeder von ihnen maßgeblichen Einfluss zu gewinnen. Und auch die Armenier selbst schwankten zwischen Rom und Persien, weil sie an sich eine unabhängige Politik bevorzugten. 334 setzte Schapur dem ein Ende und brachte seinen Verwandten Narses auf den armenischen Thron, womit der Friedensvertrag von 298 und seine Erneuerung von 324 als beeinträchtigt, wenn nicht sogar als gebrochen zu gelten hatte. Allerdings war das persische Intermezzo in Armenien nur von kurzer Dauer. Der Eroberungsfeldzug Schapurs misslang, sein Prätendent starb, und er entließ die armenische Königsfamilie aus der Gefangenschaft. Konstantin jedoch erkannte den 335 erhobenen Arsaces, der an Stelle seines geblendeten Vaters die Königswürde übernommen hatte, nicht an. Der römische Kaiser hatte nun andere Pläne im Osten: Im Jahre 335 hatte er im

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Zusammenhang mit der Verkündung seiner Nachfolgeordnung seinen Neffen Hannibalianus als „König der Könige und der Völkerschaften im Pontus“ eingesetzt. Damit erhob Rom Anspruch auf die Herrschaft in Armenien, so wie es Schapur ein Jahr zuvor erfolglos auch getan hatte. Nur eine kriegerische Auseinandersetzung würde die Probleme jetzt noch lösen können. Spätestens seit diesem Zeitpunkt, wahrscheinlich aber schon ein bis zwei Jahre früher, rüsteten beide Seiten auf. 35 Angesichts dieser Entwicklung zwischen den beiden Ländern stellt sich die Frage, wann Konstantin seinen Brief an Schapur II. zum Schutz der Christen im Persischen Reich geschickt hat. Stand er in Zusammenhang mit der freundschaftlichen Gesandtschaft im Jahre 324, und bildete die Duldung der persischen Christen einen der Vertragspunkte? Oder war der Brief eine Drohgebärde des Kaisers in einer bereits angespannten Situation um 334? Zu diesem Zeitpunkt geschrieben und in dieser Form verfasst, wäre die Intervention sicher nicht hilfreich für die Christen gewesen. Allerdings sind Verfolgungen der persischen Christen erst nach dem Tode Konstantins bezeugt, sodass man eher auf ein frühes Datum des Briefes schließen möchte. 36 Der römische Kaiser schrieb Folgendes an seinen Kollegen im Herrscheramt: „Das darfst Du glauben, dass ich große Freude empfunden habe bei der Kunde, es seien auch die herrlichen Landschaften Persiens weithin, ganz so wie ich es wünsche, mit einer Schar dieser Leute ausgezeichnet, ich meine nämlich die Christen, zu deren Gunsten ich ja überhaupt rede. Möge es Dir also aufs beste ergehen und ebenso aufs beste auch diesen, da auch sie ja Dein sind; denn so wirst Du den Herrn der Welt mild, gnädig und liebevoll finden. Diese aber übergebe ich Deinem Schutz, da Du so mächtig bist, eben diese lege ich in Deine Hand, da Du Dich auch durch Frömmigkeit auszeichnest. – Diese liebe gemäß Deiner Menschenfreundlichkeit, denn so wirst Du durch Deinen Glauben Dir selber und auch uns eine unendliche Wohltat erweisen.“ 37 Unabhängig von der äußeren Form des Briefes, der unter Umständen provokativ gewirkt haben mag, je nach dem Stand der diplomatischen Beziehungen der beiden Länder zueinander, stellt sich doch die Frage, was den römischen Kaiser, der als Pontifex Maximus nur für die Kulte im Römischen Reich, nicht aber außerhalb desselbigen zuständig war, bewegt haben mag, sich in die inneren Angelegenheiten des Nachbarlandes einzumischen. Um diese Frage zu beantworten, soll zunächst die Religionspolitik des Kaisers gegenüber den Christen und den anderen Religionen im Reich vor allem an Hand der Gesetzgebung genauer geprüft werden. Vielleicht lässt sich auf diesem Hintergrund die Frage der Zuständigkeit des römischen Kaisers für die Christen außerhalb seines Reiches dann besser beantworten.

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2. Christlicher Klerus und heidnische Priesterschaft Als Konstantin in Nordafrika die Anordnungen des Galeriusediktes und der Mailänder Vereinbarungen mit Licinius umsetzte und das konfiszierte Kirchengut zurückgab sowie zugleich Unterstützungsgelder hinzufügte, ordnete er auch eine Befreiung der Kleriker von allen öffentlich-rechtlichen Dienstleistungen an, damit sie ihren eigentlichen kultischen Verpflichtungen, nämlich der Verehrung der Gottheit, ungehindert nachkommen konnten.38 Diese Anordnung aus dem Jahre 313 blieb nicht auf den nordafrikanischen Klerus beschränkt, sondern galt reichsweit. Allerdings lässt sich aus den Gesetzen nicht erkennen, wie weit Licinius diese Maßnahmen in seinem Herrschaftsbereich umgesetzt hat. Die mehrmalige Wiederholung dieses Privilegs, das auch heidnische Priester und jüdische Synagogenvorsteher besaßen,39 zeigt, dass es nicht uneingeschränkt akzeptiert wurde. Interessengruppen, die den katholischen Klerikern diese öffentlichen Entlastungen streitig machen wollten, waren in Nordafrika die Donatisten, in anderen Provinzen andere sogenannte Häretiker, vielleicht auch Bürger, die durch die Entpflichtung der Kleriker eigene Mehrbelastungen durch öffentliche Dienstleistungen befürchteten. 40 So hatte man versucht, die orthodoxen Kleriker durch Wahlen zu öffentlichen Ämtern oder als Steuereintreiber zu verpflichten. Man war nicht einmal davor zurückgeschreckt, sie zum Reinigungsopfer (lustrum) zu zwingen, alten traditionellen Zeremonien, mit denen beispielsweise die Tätigkeit der Wahlkörperschaften (Comitien) oder der Zensus eröffnet wurden. Durch diese Opferhandlungen sollte Schaden von der Gemeinde abgehalten werden. Christen, vor allem aber Kleriker, durften nach eigenem Selbstverständnis solche Riten nicht vollziehen. 41 Als die Immunität von Bischöfen und Presbytern allmählich bekannt war und man sie nicht mehr so leicht für städtische Dienste und Kulthandlungen reklamieren konnte, hielt man sich an den niederen Klerus und schleppte ihn in die städtischen Ratsversammlungen. 42 Konstantin ging scharf gegen diese Übergriffe vor, die er nicht nur verbal geißelte, indem er die alten Zeremonien als Aberglauben (superstitio) bezeichnete, sondern drohte den Angezeigten eine öffentliche Prügelstrafe an. Wenn sie der Oberschicht angehörten, belegte er sie mit einer Geldbuße. Rigoros schloss er alle häretischen Gruppen von den Privilegien aus. 43 Den Donatisten – mächtig an Zahl – gelang es allerdings in Übereinstimmung mit den städtischen Behörden immer wieder, sich den Verpflichtungen zu entziehen und sie auf die Katholiken abzuwälzen. Die Kehrseite der Privilegierung machte sich sehr bald „in entgegengesetzter Richtung“ bemerkbar, als Angehörige der städtischen Aristokratie in den Klerikerstand wechselten und sich dadurch ihren öffentlichen Verpflichtungen in ihrer Heimatstadt entzogen. Bereits im Jahr 320, also

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sieben Jahre nach Verkündung des Immunitätsprivilegs, musste Konstantin gegen diese Missbräuche einschreiten. Er erlaubte zwar denjenigen, die nun schon Kleriker waren, in ihrem neuen Stand zu verbleiben, verbot aber in Zukunft die Flucht aus der städtischen Kurie in die Kirche. Eine zwangsweise Rückführung wurde angeordnet. Bei aller Gleichstellung des christlichen Klerus mit anderen offiziell anerkannten Priesterschaften legte er doch Wert darauf, dass die gesellschaftliche Ordnung aufrechterhalten blieb und die städtische Oberschicht, aber auch die Angehörigen der Korporationen sowie die Kolonen und Sklaven ihren Verpflichtungen nachkamen. Wer nämlich einmal zum christlichen Priester geweiht worden war, der blieb es ein Leben lang, falls er sich nicht etwas so Gravierendes hatte zuschulden kommen lassen, dass er vom kirchlichen Amt ausgeschlossen wurde. Die Folge dieser und anderer staatlicher und kirchlicher Anordnungen war, dass der Kaiser Vorschriften machte, wer in den Klerus eintreten durfte. Es sollte sich um Leute handeln, die keine Verpflichtungen durch ihre Herkunft hatten, also in der Regel arme Leute waren, aber keine Unfreien oder in ihrer Freizügigkeit eingeschränkten Menschen wie etwa die Sklaven und die Pachtbauern. 44 Da die Kirche große Sozialverpflichtungen hatte, nämlich die Sorge für die Armen und Kranken, Witwen und Waisen, musste sie besser ausgestattet werden, damit die Kleriker nicht gezwungen waren, einer profanen Beschäftigung nachzugehen, um die notwendigen Gelder zu beschaffen. In Afrika kam das häufig auch noch in nachkonstantinischer Zeit vor und betraf vor allem klerikale Tätigkeiten in der Finanzverwaltung privater Güter. 45 Um diese Notlage zu beheben, erlaubte der Kaiser, dass die Kirche als testamentarische Erbin von Privatpersonen eingesetzt werden konnte: „Jeder Einzelne soll die Erlaubnis haben, der heiligsten und ehrwürdigsten Versammlung der heiligen Kirche seinem Wunsch gemäß nach seinem Tode Güter zu hinterlassen. Entsprechende richterliche Entscheidungen dürfen nicht bedeutungslos sein.“ 46 Nicht wenige Christen, die einem asketischen Ideal verpflichtet waren oder sich um ihr Seelenheil sorgten, vermachten ihre Güter noch zu Lebzeiten oder im Todesfalle der Kirche. Das trug zu einem schnellen Wachstum des kirchlichen Vermögens bei, das einerseits für die caritativen Aufgaben benötigt wurde, andererseits aber einen enormen Machtzuwachs bedeutete. Dieser blieb aber nicht auf den ökonomischen Sektor beschränkt. Als Konstantin als junger Mann im Osten des Reiches lebte, hatte er die Organisation der Kirche und ihre Personalstruktur kennengelernt. Ihre Stärke und Integrität hatte er im Scheitern der diokletianischen Verfolgung erfahren. Diese seine Erfahrungen machte er sich in zwei seiner Anordnungen zu Nutze. „Ein Richter wird aufgrund seiner Sorgfaltspflicht darauf achten müs-

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sen, dass, wenn jemand an ein Bischofsgericht appelliert, dies stillschweigend akzeptiert wird, und wenn jemand eine Angelegenheit auf das christliche Gesetz übertragen möchte und wünscht, dass sich das Bischofsgericht mit der Sache befasst, dann soll er angehört werden, auch wenn die Angelegenheit bereits vor dem weltlichen Richter verhandelt wird. Und das Urteil, das von den bischöflichen Gerichten gesprochen wird, soll als unantastbar angesehen werden. Jedoch soll es so gehandhabt werden, dass nicht eine der am Prozess beteiligten Parteien an das oben genannte Auditorium appelliert und damit ihr eigenes Urteil spricht. Denn der Richter des vorliegenden Falles muss eine unantastbare Entscheidung treffen können, damit er ein Urteil fällt, das von allen akzeptiert wird.“ 47 Das Bischofsgericht, von dem hier die Rede ist, war keine neue Institution, die der Kaiser geschaffen hatte. Es ging ihm lediglich darum, den Gang und das Verfahren vor ihm sicherer zu machen und staatlich anzuerkennen, vor allem, wenn der Bischof in Konkurrenz zu den staatlichen Gerichten entscheiden sollte. Das konnte immer dann der Fall sein, wenn sich die Parteien im laufenden Verfahren entschieden, einen Schiedsrichter hinzuzuziehen, der in diesem Fall der Bischof war. Schiedsrichterliche Tätigkeiten, Streitschlichtungen innerhalb der Christengemeinde waren eine uralte Praxis und Forderung in der Kirche seit den Tagen des Apostels Paulus. Im Laufe der Jahrhunderte hatte sich dieses Verfahren beim Bischof als dem Leiter der Gemeinde monopolisiert. Auch die Römer kannten schiedsrichterliche Verfahren, so dass es sich bei dieser Institution nicht um eine originär christliche Praxis handelte. 48 Unterschiedlich war allerdings, dass nach christlichem Gesetz entschieden werden konnte, was der Kaiser ausdrücklich billigte. Vor allem war ihm die Anerkennung des bischöflichen Spruches durch den zivilen Richter wichtig sowie dessen spätere Verkündigung und Umsetzung durch denselben. Voraussetzung für seine Gültigkeit war, dass beide Parteien aus dem laufenden Verfahren an den Bischof appellierten. Deswegen scheint die aus dem Jahr 333 überlieferte kaiserliche Konstitution, die von einer einseitigen Appellation ausgeht, in diesem Punkte zu irren. Eventuell liegt eine spätere Bearbeitung des Textes vor. Ansonsten wird genau beschrieben, dass Arme und Reiche in zivilen Angelegenheiten und zu jeder Zeit eines anhängigen Verfahrens vor den Bischof gehen durften und dass gegen sein Urteil nicht mehr Einspruch erhoben werden konnte. Konstantin regelte allerdings nur die Verfahren, in denen das Bischofsgericht mit den staatlichen Gerichten in Konkurrenz trat. Verfahren, die direkt vor dem Bischof abgewickelt wurden, lagen außerhalb seiner Kompetenz. Sie galten als rein private Schiedsverfahren.49 Dennoch stand das Bischofsgericht beim Kaiser in hoher Wertschätzung: Es arbeitete schneller, war nicht korrupt und der bischöfliche Schiedsspruch war durch die Autorität des Bischofs inte-

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ger. Die große Beliebtheit, der sich die bischöflichen Gerichte in den kommenden Jahrhunderten erfreuen sollten, bestätigte, dass Konstantin eine auch für den Staat und seine Bevölkerung wichtige kirchliche Institution als förderungswürdig erkannt und anerkannt hatte. Die moralische Macht und das Ansehen der Inhaber der Bischofssitze wurden damit weiterhin gestärkt. 50 Nicht ganz so erfolgreich war Konstantin mit der Anerkennung und juristischen Aufwertung einer anderen bereits bestehenden kirchlichen Institution, nämlich der Freilassung in der Kirche. In einem an den Bischof Hosius von Corduba gerichteten Erlass aus dem Jahr 321 ordnete der Kaiser an: „Wer mit frommem Sinne im Schoße der Kirche seinen Sklaven die verdiente Freiheit verliehen hat, soll dies mit derselben Wirkung getan haben, mit welcher früher das römische Bürgerrecht durch gewisse, nunmehr abgeschaffte Feierlichkeiten erteilt zu werden pflegte. Aber dies ist nur denjenigen nachgelassen, welche die Freilassung in Gegenwart der Geistlichen vorgenommen haben. Aber den Klerikern gestatten wir noch mehr, wenn sie ihren Sklaven die Freiheit schenken, dass dies nicht gerade im Angesicht der Kirche und des andächtigen Volkes zu geschehen braucht, um die volle Wirkung der Freilassung hervorzubringen, sondern es auch schon hinreichen soll, wenn sie in einem letzten Willen die Freilassung erklärt, oder diese Absicht auf irgendeine Weise ausgesprochen haben, sodass von dem Tage an, wo diese Willenserklärung bekannt wird, ohne dass es einer besonderen Aussage oder Bekräftigung von Zeugen bedarf, die verliehene Freiheit sogleich geltend gemacht werden kann.“ 51 In einer früheren Konstitution von 316 an den Bischof Protogenes hatte der Kaiser bereits erklärt, dass er in der Schriftlichkeit des Freilassungsaktes, seiner Öffentlichkeit vor der Gemeinde und vor den Klerikern als Zeugen und in der Unterschrift des Bischofs einen ausreichenden Ersatz für die feierlichen staatlichen Freilassungen vor dem römischen Beamten sah, so dass fortan durch die Freilassung in der Kirche die volle Freiheit und das römische Bürgerrecht verliehen werden konnten.52 Damit wurde die auch schon vor Konstantin in der Kirche praktizierte Freilassung aufgewertet und den staatlichen Freilassungen als gleichberechtigt an die Seite gestellt. Bisher hatten die in der Kirche Freigelassenen nämlich nur das latinische Bürgerrecht, das heißt ein eingeschränktes Bürgerrecht gehabt. Latinische Bürger konnten beispielsweise nichts an ihre eigenen Kinder vererben. Im Todesfalle fiel das gesamte Erbe automatisch an ihren Freilasser, den Patron. Konstantin ging es bei seinen Regelungen aber nur teilweise um die Sklaven. Vor allem hat er den Klerus privilegiert. Dieser war an keinerlei Formerfordernisse gebunden, ähnlich wie die römischen Beamten und der Kaiser selbst, die mit voller Wirkung aus eigener Amtsvollmacht heraus

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freilassen konnten. In dieser Anordnung kündigt sich bereits an, wie der Augustus die Leiter der Kirche auf eine beamtenähnliche Stellung heben wollte, ohne sie je zu eigentlichen Beamten zu machen. Allerdings hatte die Kirche von der Freilassung der eigenen Sklaven und denen ihrer Kleriker andere Vorstellungen als Konstantin, so dass die manumissio in ecclesia nur für den christlichen Laien und dessen Sklaven attraktiv war: Altersbeschränkungen hatten in der kirchlichen Freilassung nie gegolten, wahrscheinlich entfiel sogar die Freilassungssteuer, und die Präsenz des Bischofs vor Ort war im Gegensatz zu der des Beamten stets gewährleistet. 53 Die Kirchensklaven dagegen hatten in der Kirche eine nie sterbende Herrin, nach der Freilassung eine unsterbliche Patronin. Ganz konkrete ökonomische Erwägungen standen hinter diesem Verhalten der Kirche, das sie allerdings theologisch zu verschleiern verstand (Kapitel V, 3). Konstantin sah nicht nur in der kirchlichen Organisation eine Stütze für das Reich. Auch im Gebet und der Einheit des christlichen Glaubens – gemäß altrömischer Vorstellung von der Wechselwirkung zwischen Politik und Religion – erkannte er eine den Erhalt und den Frieden des Imperium Romanum stärkende Macht. Aus diesem Grunde trug er auf vielfältige Weise zur Behebung der innerkirchlichen Streitigkeiten bei. Eine seiner logistischen Maßnahmen war die Bereitstellung der staatlichen Post. Mit ihr konnten die Kleriker auf schnellstem Wege zu den Bischofsversammlungen transportiert werden. Auch das war ein nicht zu unterschätzendes Privileg, das jedoch an die besonderen Situationen der synodalen Treffen vieler und die Sonderbeauftragungen einzelner Bischöfe gebunden blieb. An diesem Verfahren wird deutlich, dass der Klerus nicht zur Beamtenschaft gehörte. Die normalen Dienstreisen innerhalb ihrer Kirchenprovinz mussten die Kleriker selbstständig organisieren. Aber es gab noch andere Zeichen der größtmöglichen Assimilation des Klerus an die Beamtenschaft. Da sich das Rangklassensystem in dieser Zeit noch in Entwicklung befand und feste Zuweisungen zu bestimmten Ämtern sich erst allmählich herauskristallisierten, war es für Konstantin möglich, hohe Reichsbeamte und Bischöfe mit den gleichen Titeln zu belegen. So redete er Prokonsuln, Vikare und Bischöfe gleichermaßen als „geliebteste Brüder“ an, und den Titel „Eure Erhabenheit“, der im Laufe des 4. Jahrhunderts für die oberen Ränge der Provinzialbeamtenschaft reserviert war, wendete er gleichermaßen auf donatistische und katholische Bischöfe an. Auch im offiziellen persönlichen Umgang des Kaisers mit dem Klerus wurde die Assimilation an die höchste Reichsbeamtenschaft demonstrativ in den Formen des Hofzeremoniells bei Festbanketten, Versammlungen und Empfängen sinnfällig demonstriert. Die weitgehende Assimilation ohne Integration der Führungselite der Kirche an die des

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Reiches war auf diesem Wege möglich, weil die Ausgestaltung des Hofzeremoniells noch nicht abgeschlossen war. 54 Im Zusammenhang mit dem Bauprogramn in den Residenzen hatten wir bereits einen ersten Einblick in die kirchliche Baupolitik des Kaisers gewinnen können (Kapitel V, 1). Eusebius zeichnet ein plastisches Bild von den vielfältigen kaiserlichen Fördermaßnahmen weiterer Kirchenbauten im Osten des Reiches seit der Erringung der Alleinherrschaft. Auch hier galten erst einmal die Mailänder Vereinbarungen, die von Licinius nur unzureichend und später gar nicht mehr umgesetzt worden waren (Kapitel IV, 1). Von den 25 Kirchenstiftungen, die Konstantin reichsweit zugesprochen werden, entfallen zehn auf die östlichen Provinzen, davon allein sechs auf Palästina und Syrien. 55 Konstantins Kirchenbaupolitik folgte unterschiedlichen Aspekten. Sie trug zunächst der Expansion der Gemeinden Rechnung, die nur in den seltensten Fällen – wie etwa in Nikomedien – über größere Gebäude verfügten. Der basilikale Baustil scheint an praktischen Bedürfnissen der Raumgewinnung für die Gemeindeversammlungen orientiert gewesen zu sein. „Und gar den Kirchen Gottes gewährte er reiche Unterstützung aus seinen Mitteln, indem er teils die Bethäuser vergrößerte oder höher bauen ließ, teils die ehrwürdigen Heiligtümer der Kirchen mit sehr vielen Weihegeschenken schmückte.“ 56 Viele Kirchen waren durch die Turbulenzen im Osten zerstört oder verfallen. Für ihre Sanierung war eine große Menge Geldes notwendig, das zum Teil die kaiserliche Kasse aufbrachte. In Nordafrika hatte sich der Kaiser zunächst mit 3000 Folles beteiligt, einer relativ großen Summe Geldes, je nachdem, was damit finanziert werden sollte. Versucht man eine Umrechnung an Hand des Höchstpreisediktes Diokletians, dessen Gültigkeit zur Zeit Konstantins allerdings nicht gesichert ist, dann käme man auf 75 000 Denare. Für diese Summe hätte man vier Handwerker: Maurer, Schreiner sowie Mosaikarbeiter für die Böden und für die Wände ein Jahr lang beschäftigen können. Da die Löhne niedrig waren, wäre man für Aufbauarbeiten der zerstörten Kirchen mit den Geldern des Kaisers schon ein Stück weit gekommen, denn manche Gebäude waren sicherlich innerhalb einiger Wochen wiederhergestellt (Kapitel III, 3). Ein ähnliches Vorgehen des Kaisers kann man sich im Osten des Reiches ebenfalls vorstellen. Es gab aber noch andere Beweggründe für den Kaiser, eine bewusste Kirchenbaupolitik zu betreiben. An den Bauten in Syrien und Palästina macht Eusebius deutlich, dass es auch um eine kultisch angemessene Verehrung des Christengottes innerhalb eines entsprechenden Raumes ging. Pagane Vorstellungen, die die Tempel als sakrale Orte werteten, an denen ein Götterbild verehrt wurde, prägten die Kirchenbaupolitik des Kaisers mit. Sein Engagement ging so weit, dass er nicht nur Grund und Boden zur Verfügung stellte, sondern auch die Architektur, die verwendeten Materia-

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lien und die Innenausstattung maßgeblich mitbestimmte. Er verfuhr mit den Kirchenbauten nicht anders als mit allen anderen Bauwerken, in denen sich sein Selbstverständnis als Herrscher widerspiegelte. Die konstantinische Kirchenbaupolitik bedeutete eine Zäsur im Selbstverständnis der christlichen Gemeinden und ermöglichte die spätere Sakralisierung des Raumes und die Entwicklung einer entsprechenden Liturgie. 57 Neuartig war der Gedanke, an den historischen Gedenkstätten des Christentums ebenfalls Kirchen zu bauen. Diese Orte rückten immer mehr in das Interesse des Kaisers. Allerdings schien mit dem Bau an geschichtsträchtigen Orten öfter die Beseitigung heidnischer Kultstätten verbunden gewesen zu sein. Wie verfuhr der Kaiser im Konfliktfall? Und wie sah seine Politik gegenüber heidnischen Priestern, Tempeln und anderen Götterund Gottgläubigen aus, die die Mehrheit der Bevölkerung bildeten? Denn wahrscheinlich muss man von einem fünfundneunzig-, mindestens aber von einem neunzigprozentigen Anteil der Heiden an der Gesamtbevölkerung ausgehen.58 Als Pontifex Maximus unterstanden dem Kaiser alle Religionen, in ganz besonderer Weise aber die heidnischen Priester und Kulte, deren Vorsteher er war. Im Jahr 313 hatte er zusammen mit Licinius die freie Wahl der Religionsausübung vereinbart, sodass niemand gegen seinen Willen zu einer kultischen Verehrung gezwungen werden dürfe. 59 Diesem Grundsatz ist Konstantin während seiner gesamten Regierung treu geblieben. So schrieb er im Jahr 319 in einem Erlass: „Ihr aber, die ihr glaubt, dass euch diese Praktiken (Opferschauen und Prophetien) nützen, geht zu den öffentlichen Altären und Heiligtümern und feiert die Festlichkeiten eures Brauches. Denn wir verbieten nicht, dass die Ausübungen eines vergangenen Brauches öffentlich durchgeführt werden dürfen.“ 60 Mit diesem Entscheid befand sich der Kaiser in einer alten Tradition. Magische, im häuslichen Umfeld ausgeübte Künste und das private Einholen von Prophetien und Opferschauen hatten bereits Augustus und in seiner Nachfolge alle römischen Kaiser verboten. Zu leicht konnten diese Praktiken als Auskunft über den Bestand der kaiserlichen Herrschaft missbraucht werden. In einem zweiten Gesetz belohnte Konstantin sogar diejenigen, die solche Vergehen anzeigten, weil sie in den Bereich eines Majestätsverbrechens fielen. Erlaubt waren nur magische Praktiken zur Wiederherstellung der Gesundheit und zur Erzielung einer guten Ernte. Schon in den Zwölftafelgesetzen wurde Schadenszauber mit dem Tod bestraft. 61 Wo für Konstantin in den heidnischen Kulten die Grenze zum Aberglauben verlief, ist schwer zu sagen. Als im Jahr 320 der Blitz in das Amphitheater in Rom eingeschlagen war, ordnete der Kaiser, der sich damals in Serdika befand, eine hoch öffentliche Befragung der Haruspices an. Diese Priester waren bestens mit der Zeichendeutung aus den Eingeweiden von Opfertieren

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und dem Vogelflug vertraut. Wie 312 vor der Schlacht gegen Maxentius zog der Kaiser auch jetzt den Rat der Priesterschaft ein und ordnete an, dass dies in ähnlichen Fällen immer zu geschehen habe. Ob er diesen Rat dann befolgte, lag in seiner eigenen Entscheidung. Er wollte jedenfalls über die Erkenntnisse der Priester informiert werden.62 Am Ende seiner Regierungszeit, etwa zwischen 333 und 335, ging ein Gesuch der umbrischen Stadt Hispellum, heute Spello in der Nähe von Perugia, an den Kaiser. Die Bürger und Beamten hatten den Kaiser gebeten, für sein Haus, die Gens Flavia, einen eigenen Tempel und die damit verbundenen Spiele einrichten zu dürfen. Konstantin gab diesem Gesuch leicht und gerne statt, verlieh Hispellum, einer Gründung des Augustus, nun den Namen Flavia Constans und erlaubte ihr den Tempelbau und die Abhaltung von Gladiatorenspielen zu Ehren seines Geschlechtes. Allerdings verbot er „die Befleckung des seinem Namen geweihten Gebäudes mit Betrügereien eines Aberglaubens“. Was meinte der Kaiser damit? Schwarze Magie fiel unter dieses Verdikt, aber auch öffentlich vollzogene Opfer zur Schadensbekämpfung? Waren sie ihm mittlerweile suspekt geworden? Eindeutig ist, dass Konstantin sowohl die öffentliche Verehrung seines Geschlechtes wie auch die Existenz eines eigenen Priesters, eines Pontifex Flavialis, durch seinen Erlass erlaubte und bestätigte. Auf einer öffentlich aufgestellten Inschrift wurden allen Bewohnern der Stadt der kaiserliche Wille und sein Wohlwollen bekannt gemacht. Weitere flavische Priesterschaften sind in Nordafrika und in Rom anzutreffen. 63 Aus diesem Grunde kann wohl kaum der Kaiserkult mit den „Betrügereien eines Aberglaubens“ gemeint sein. Im Gegenteil, die Einsetzung einer eigenen Priesterschaft spricht für den Kult des lebenden Gottes Konstantin und seiner Dynastie. 64 Die hohe Wertung dieser und anderer heidnischer Priesterschaften wird aus Erlassen des Kaisers noch bis kurz vor seinem Tod ersichtlich, in denen er die Privilegien dieser Berufs- und Gesellschaftsgruppe stets unangefochten aufrechtzuerhalten bemüht war. 65 In einem erheblichen Gegensatz zu den Aussagen der Gesetze steht eine Äußerung des Eusebius aus der Vita Constantini: „Darauf wurden sodann zwei Gesetze zur selben Zeit erlassen, von denen das eine den abscheulichen Götzendienst verbot, der ehedem in Stadt und Land geübt wurde; keiner sollte es mehr wagen, Götterbilder aufzustellen oder sich mit Weissagung und andern derartig unnützen Dingen zu befassen oder überhaupt noch zu opfern.“ 66 Das zweite Gesetz befasste sich mit dem Kirchenbau, den Eusebius in direktem Zusammenhang mit dem Opferverbot sah. Es stellt sich die Frage, um welches konstantinische Gesetz zum Opferverbot es sich dabei handelte, auf das sich der Kirchenvater bezog. Man hat geglaubt, einen Hinweis auf ein eventuell verlorenes Gesetz des Kaisers in einer Konstitution seines Sohnes Constantius II. aus dem Jahr 341 zu fin-

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den. Klaus Girardet hat sehr ausführlich und überzeugend diese These widerlegt, sodass man nicht von einem Opferverbot Konstantins sprechen kann.67 Das Gleiche gilt für die Tempel, die von ihm nur in einigen namentlich bekannten Ausnahmefällen geschlossen wurden. Ansonsten behelligte er sie nicht weiter. Allerdings beraubte er sie ihrer Schätze, die er zur Ausschmückung seiner Stadt Konstantinopel brauchte. Libanius berichtet einige Jahrzehnte später, dass die Tempel zwar arm waren, die Kulthandlungen aber weiter in ihnen vollzogen werden konnten, da Konstantin überhaupt keine Veränderung in den traditionellen Formen des Kultes vollzogen und dass er kein Opferverbot ausgesprochen habe. 68 Die Maßnahmen, die Konstantin gegen einzelne Tempel ergriffen hat, standen zum Teil mit seinen Kirchengründungen in Palästina in Verbindung, wie die Zerstörung des Aphroditeheiligtums über dem Grab Christi in Jerusalem oder des Heiligtums bei der Mambre-Eiche. Andere Zerstörungen galten der Unterbindung von Praktiken, die nicht nur mit christlichen Moralvorstellungen in Konflikt gerieten, sondern auch von den Römern immer schon mit Distanz betrachtet worden waren, wie etwa die Tempelprostitution im Aphroditetempel in Heliopolis und in Aphaka am Libanon. Weniger eindeutig ist die Schließung des Aeskulaptempels in Aigai. Vielleicht lagen hier Bedenken des Kaisers gegenüber magischen Praktiken vor. Bei der Schließung dieser Tempel ging es nicht um die Unterdrückung der alten Religion, sondern um die Bekämpfung ihrer Perversion, die gegen den Nutzen und das Heil von Staat und Gesellschaft gerichtet war. 69 Zusammenfassend lässt sich Folgendes sagen: Wahrscheinlich handelt es sich bei dem unbekannten Gesetz, das Eusebius überliefert, um eine Wunschvorstellung des Bischofs und später des Konstantinsohnes, wenn sie beide dem Kaiser ein Verbot aller heidnischen Kulthandlungen unterstellten. Dagegen hat Konstantin sich selbst nach der Erringung der Alleinherrschaft in einem Brief an die Bewohner der östlichen Provinzen mit folgenden Worten gewandt: „Keiner soll den anderen durch das schädigen, was er selber aus Überzeugung angenommen hat. Was einer schneller eingesehen und erkannt hat, damit soll er dem Nächsten nach Möglichkeit nützen; wenn es aber nicht möglich ist, so soll er seine Versuche seinlassen. Denn etwas anderes ist es, den Kampf um die Unsterblichkeit freiwillig aufzunehmen als mit Strafen dazu zu zwingen.“ 70 Michael Fiedrowicz hat in einem jüngst veröffentlichten Beitrag nachzuweisen versucht, dass diese Maxime Konstantins, die sich auch in den Mailänder Vereinbarungen finden lässt und die so sehr zum Denken des Eusebius in Kontrast steht, eventuell auf den Einfluss des Laktanz zurückgeführt werden könnte, mit dem Konstantin sowohl in seiner Jugend in Nikomedien wie auch später in Trier in Verbindung stand. Die Toleranz den heidnischen Kulten gegenüber, die der Kaiser immer beibehielt, grün-

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dete sich sowohl auf den praktischen Erfahrungen, die Konstantin mit den Zwangsmaßnahmen der Christenverfolgungen im Osten des Reiches gemacht hatte und die in einem Fiasko geendet hatten, wie auf den pragmatischen Erwägungen, dass der innere Friede des Reiches durch restriktive Gesetze nur zerstört werden würde. Denn immerhin hätte er sich mit diesen Zwangsmaßnahmen gegen die Mehrheit der Bevölkerung gewandt, ein Unterfangen, vor dem jeder klar denkende Politiker und ganz besonders der stets taktisch agierende Konstantin aus reinem Zweckopportunismus zurückschrecken musste. Dennoch hatte der Kaiser die Hoffnung, dass die Verehrer der anderen Kulte in freier Wahl und Entscheidung zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen würden, die sich ihm seit 324 immer mehr und deutlicher als eine christliche herausbildete. Zu dieser ganz eigenen Prägung seiner Art Christentum gehörte die duldende Toleranz, die „einerseits den Weg zur Kirche ebnet, andererseits den Weg zum Tempel unverstellt lässt … Konstantin betrachtet vielmehr die Freiheit als eine Forderung des Glaubens.“ 71 Ähnliche Gedankengänge lassen sich bei Laktanz in der Kurzfassung seines Werkes über die Göttlichen Unterweisungen finden: „Es ist die Religion allein, in der die Freiheit ihre Wohnstatt errichtet hat. Sie ist nämlich vor allen anderen Dingen etwas Freiwilliges, und niemandem kann der Zwang auferlegt werden zu verehren, was er nicht will.“ 72 Konstantin hat diese Maxime seines Handelns in seiner Rede an die Heilige Versammlung wiederholt. Deren Authentizität ist heute nicht mehr umstritten, auch wenn man annehmen muss, dass der Kaiser für viele Passagen zumindest einen gelehrten Berater, wahrscheinlich sogar einen „Ghost-Writer“ zur Verfügung hatte. Umstritten ist aber weiterhin, wann, wo und vor wem sie gehalten wurde. Da die Rede viele Facetten aufweist, in der der Kaiser als Prediger, als Gelehrter, als Fürsorger für sein Reich, aber auch als Politiker auftritt, möchte ich mich an dieser Stelle nur auf den Prediger beschränken. Es spricht einiges dafür, dass Konstantin die Rede zwischen 325 und 328, eventuell in Nikomedien, seiner zur damaligen Zeit noch bevorzugten Residenz, gehalten hat. Als Prediger an einem Karfreitag vor einer heiligen Gemeinde, eventuell vor Bischöfen, aber sicher auch vor laikalen Hofleuten, legte Konstantin sein theologisches Verständnis des Verhältnisses von Vater und Sohn dar. Er sprach außerdem über seine Aufgabe als Herrscher, die für ihn auch darin bestand, seine Untertanen zu belehren, um aus guten noch bessere und aus schlechten gute Menschen zu machen. Vorrangig war für ihn dabei, eine Sinnesänderung bei den Unwissenden herbeizuführen, aber nicht mit Gewalt, sondern durch Belehrung. Auch hier findet sich wieder der Gedanke der Duldung, der Gewährung von Freiheit und der Hoffnung auf Erkenntnis und Umkehr. 73

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Im Kreise der Bischöfe hat Konstantin seine Position selbst definiert. Jedenfalls berichtet Eusebius darüber: „‚Ihr seid von Gott zu Bischöfen dessen bestellt, was innerhalb des Bereiches der Kirche liegt, ich aber wohl zum Bischof dessen, was außerhalb desselben liegt.‘ Entsprechend diesem Worte war auch seine Gesinnung: er war allen seinen Untergebenen gleichsam Bischof und trieb sie an, soweit es nur in seiner Macht stand, einem Gott wohlgefälligen Leben nachzustreben“ (episkopos ton ektos). 74 Das Selbstverständnis seiner Stellung zur Kirche und zu seinen Untertanen – christlichen und nichtchristlichen – war nicht weniger doppeldeutig als der Versuch des Eusebius, die Stellung Konstantins zu den Bischöfen zu definieren, vor allem im Angesicht von Konzilien. Er bezeichnet ihn in diesem Zusammenhang als allgemeinen Bischof, „wie wenn er von Gott zum Bischof aller aufgestellt wäre“ (episkopos koinos). 75 Beide Begriffe sind schillernd. 76 Sie stellen einen Versuch dar, die neuartige Stellung des Kaisers im Blick auf die Kirche und das Christentum zu erfassen. Da die Verantwortung Konstantins als Augustus und Pontifex Maximus über den innerkirchlichen Rahmen hinausging, wurde eine Erfassung dieser Tätigkeiten aus kirchlicher Sicht versucht. So war der Kaiser wie ein Bischof, der für alle außerhalb der Kirche Stehenden verantwortlich war, für die Heiden, die Juden und die Häretiker und sehr wahrscheinlich auch für die Christen außerhalb des Römischen Reiches. Denn für sie zu sorgen, für sie beim Perserkönig zu intervenieren, dazu fehlte den Bischöfen die Kompetenz. In diesem Sinne war der Kaiser ein allgemeiner Bischof, der für den Schutz aller seiner Untertanen – christlicher und nichtchristlicher – verantwortlich war und der darüber hinaus in diplomatischen Missionen die Duldung der Christen im feindlich gesinnten Ausland aushandeln konnte.

3. Der Kaiser und die Gesellschaft „Als Historiker pflegen wir mit aller Entschiedenheit festzustellen, dass man einen Menschen nur richtig verstehen kann, wenn man ihn vor dem Hintergrund seiner Welt sieht, und dass man ihn nur nach den Maßstäben und Wertvorstellungen der Gesellschaft beurteilen kann, in der er lebte.“ 77 Diesen allgemeingültigen Grundsatz hat bereits 1929 der britische Historiker Norman H. Baynes in einem Vortrag „Konstantin der Große und die christliche Kirche“ formuliert: Es stellt sich allerdings die Frage, ob wir nicht eine Schwierigkeit, nämlich die Persönlichkeit Konstantins aufzuschlüsseln, durch eine andere ersetzen, nämlich Aussagen über seine Umwelt zu machen. Wissen wir wirklich, wie die spätantike Gesellschaft strukturiert war und wie sie funktionierte, in die Konstantin hineingeboren

Kaiser Oberschicht = potior dignitas = honorati | potentes = possessores (patroni) = divites = honestiores

Kaiserhaus

nobil. patricii

RangklassenSystem

Mittelstand ? Mittelschicht ?

illustres spectabiles clarissimi

Senatorische Rangklassen = Geburts- u. Dienstadel = 4.000 Personen

perfectissimi ducenarii centenarii egregii

officiales = zivile u. militärische Verwaltungsbeamte

sacerdotales [episcopi | presbyteri] principales curiales decemprimi curiales | decuriones viri litterati (Anwälte, Professoren usw.)

Städtische Aristokratie u. Führungsschichten

corporati | corpora

Korporationen = Gilden v. Händlern u. Handwerkern

plebei freie Handwerker freie Händler (negotiatores)

plebei freie Handwerker freie Händler (negotiatores)

freie Bauern Kleinbauern

gewöhnliche

plebs

plebs circumcelliones (freie Landarbeiter) Mönche | Asketen

rusticana

buccellarii (Waffenträger)

freie

urbana Stadtbevölkerung

coloni (Kolonat)

humiliores = tenuiores = pauperes = plebei = Unterschicht

liberti (Freigelassene)

liberti (Freigelassene)

servi (Sklaven) privati | fiscales servi poenae

servi (Sklaven) publici | privati servi poenae

abiectissimi (Bettler, Witwen, Waisen, Kranke, Alte)

abiectissimi (Bettler, Witwen, Waisen, Kranke, Alte)

Land

Stadt

Grafik 2: Spätantike Gesellschaft im 4. Jh. n. Chr. (~ 50 Millionen Menschen)

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wurde und – aus kleinen Verhältnissen in der Provinz stammend, bis zur alleinigen Macht, zum Kaisertum im Römischen Reich, einem Weltreich, aufgestiegen ist? Auch wenn Konstantin ein sehr fähiger und ehrgeiziger Mensch gewesen ist, der zur rechten Zeit das Rechte tat, auch wenn es Protektionen menschlicher – nicht nur göttlicher – Art auf seinem Weg zur Macht gegeben hat, so sagt doch bereits seine Karriere, trotz aller Individualität, etwas über diese Gesellschaft aus. Es handelt sich bei ihr um eine höchst mobile Gesellschaft, trotz der verschiedenen Stände und des Standesbewusstseins, das charakteristisch für sie war. Sie war eine zweigeteilte Gesellschaft, zwischen Ober- und Unterschicht, zwischen Mächtigen und Minderen, zwischen Reichen und Armen, zwischen Standespersonen und Volk. Die Oberschicht war darüber hinaus in ein sich mehr und mehr ausgestaltendes Rangklassensystem gegliedert. Neben den Ständen bildeten sich Berufsgenossenschaften und Korporationen aus, die ebenfalls die Vorstellung von Statik und nicht von dynamischen Prozessen vermittelten. Und dennoch blieben die Mobilitäten nicht nur zwischen den Ständen, sondern auch zwischen beiden großen Schichtungen erhalten. Diese Entwicklungen vollzogen sich in Stadt und Land gleichermaßen (Grafik 2). Viele Kontinuitäten weist die Spätantike mit der vorhergehenden Epoche der Kaiserzeit auf, vor allem im gesellschaftlichen Bereich. Die spätantike Gesellschaft ist weiterhin eine patriarchalische Gesellschaft geblieben, was sich sowohl in der Familie als auch im Berufsleben und im Staatswesen bemerkbar machte. Die Sklaverei spielte in ihr immer noch eine bedeutsame Rolle und ist so wenig wie ehedem als Institution hinterfragt worden. Allerdings fächerte sich neben ihr ein Spektrum von Halbfreien oder in ihrer Freizügigkeit eingeschränkten Menschen wie der Pachtbauern und der Korporationsmitglieder auf. Es handelte sich außerdem um eine multikulturelle Gesellschaft, in der die verschiedensten Kulturen neben- und miteinander lebten, in der aber noch immer die Integration in den römischen Bürgerverband und die Partizipation an der römisch-hellenistischen Kultur angestrebt wurde. 78 Und dann gab es die Vielzahl von Religionen, polytheistische, henotheistische und monotheistische, sowie traditionelle Riten und exotische Praktiken, die teilweise auch mit den Mysterienkulten verbunden waren. Eine in der Vielzahl der Mysterienreligionen war das Christentum, das weder eine Religion der Soldaten war wie der Mithraskult noch nur die Auserwählten ansprach wie der Manichäismus. 79 Sein Anspruch war weltumfassend, wie der des Römischen Reiches, zugleich aber waren seine Anhänger nicht ganz von dieser Welt, sondern verstanden sich als Bürger eines himmlischen Staatswesens. 80 In einer Gesellschaft, in der die Sozialnetze der öffentlichen Hand fehlten, stellte das Christentum eines der privaten Sozialnetze zur Verfügung, das alle Menschen ohne Un-

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terschied umfasste: Reiche und Arme, Männer und Frauen, Alte und Junge, Römer und Barbaren, Freie und Sklaven. 81 Trotz dieser mannigfachen Vielgestaltigkeit driftete die römische Gesellschaft nicht auseinander, weil sie in einem hierarchischen System eingebunden war. Und trotz dieses Ordnungsprinzips gab es vertikale und horizontale Mobilitäten, aufwärts und abwärts oder auf gleicher Ebene in andere Körperschaften und Verbände. 82 Wie weit war Konstantin ein Kind seiner Zeit und wie hat er auf diese Gesellschaft eingewirkt? Geschah dies mit tief greifenden Veränderungen auf der Basis neuartiger Gesetze? Oder hat er, wie bei der Verwaltung des Reiches, Bestehendes erhalten und weiter fortgebildet? Welche Bedeutung hat das Christentum in seiner Gesetzgebung gespielt? 83 War Konstantin „vor allem in den Gesetzen bemüht, die Gottheit zu ehren“, wie der Kirchenvater Sozomenos meinte, 84 oder hat er „Neuerungen eingeführt und die alten Gesetze sowie die von alters her übernommenen Gewohnheiten in Unordnung gebracht“, wie ihm sein Neffe Julian vorwarf? 85 Gehörten zu seinen verehrungswürdigen Taten „auch die Gesetze, die er erneuerte, doch nicht ohne alte Bestimmungen mehr, als die Frömmigkeit es verlangte, umzugestalten“, wie Eusebius von Caesarea fast schon kritisch anmerkte? 86 Und der nichtchristliche Historiker Eutrop meinte sogar: „Viele Gesetze erließ er, die dem Guten und Gerechten dienen sollten. Die meisten waren überflüssig, einige grausam.“ 87 Der Tenor aller vier Stellungnahmen, ob nun von Christen oder Nichtchristen, von Zeitgenossen oder später Schreibenden ist gleichlautend: Konstantin hat in der Gesetzgebung Neuerungen eingeführt, welche die einen als verderblich für Staat und Gesellschaft, die anderen als positiv, wieder andere als überflüssig und einige als notwendig, aber in ihrer Tendenz als zu weitgehend und überspannt einstufen. Divergierender, was den Stellenwert der konstantinischen Gesetzgebung ausmacht, kann ein Urteil nicht ausfallen. Um diese Bewertungen überprüfen zu können, ob sie angemessen oder tendenziös gefärbt sind, ist es notwendig, sich einzelne Gesetze exemplarisch genauer anzusehen. Zuvor seien aber ein paar allgemeine Worte zur konstantinischen Gesetzgebung gesagt. Von den Juristen ist beklagt worden, dass mit Konstantin ein Bruch im Rechtswesen eingetreten sei. Mit dem Kaiser habe die Rhetorik Einzug in die Gesetzestexte gehalten und die klare, knappe Sprache der Juristen sei durch die blumige und verschwommene der Dichter ersetzt worden. Außerdem habe Konstantin die Disputationen der Juristen untersagt und stattdessen seine Bestimmungen und Meinungen als allein gültiges, nicht mehr zu diskutierendes Gesetz (lex) festgelegt. Jedes Maß sprengend sei aber die Brutalität seiner Strafgesetzgebung gewesen, die seine Nachfolger teilweise wieder rückgängig gemacht hätten. 88

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Die Kritik ist zutreffend. Kaum überbietbar sind die Grausamkeiten der Strafen: Die uralte Strafe des Säckens wurde bei Verwandtenmord wieder eingeführt, das Gießen flüssigen Bleis in den Schlund wurde verfügt, das Herausschneiden der Zunge bei böswilligen Denunzianten, das Abhacken der Hände bei Raffgierigen wurden verordnet.89 Verbrennen bei lebendigem Leibe, Deportation auf Inseln ohne Feuer und Wasser, also ohne Überlebenschance, Konfiskation des gesamten Vermögens, Degradierungen, Verurteilung zu Bergwerken, Tieren und Spielen waren die altbewährten Strafen, die unter Konstantin nur verstärkt und schon bei relativ harmlosen Delikten verhängt wurden.90 Das Zerfleischen der Körperseiten durch Tierkrallen und das Anlegen von Feuern an den Gliedmaßen waren zum Beispiel staatlicherseits bei der Hinrichtung von Sklaven erlaubt. 91 Die Kreuzigung, die typische Sklavenstrafe, die mit dem Zertrümmern der Beine verbunden war, ist wohl entgegen späterer christlicher und nichtchristlicher Überlieferung von Konstantin nicht abgeschafft worden. Mit der Legende von der Auffindung des Kreuzes durch die Kaisermutter Helena und die sich anschließende Kreuzesverehrung in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts setzte auch die Propaganda von der Abschaffung der Kreuzesstrafe durch Konstantin ein. 92 Genauso wenig ist die Verurteilung zu den Gladiatorenspielen außer Kraft gesetzt worden, die der Kaiser zwar als moralisch verwerflich verboten hatte, sie dann aber als Strafart und zur Feier seiner eigenen Dynastie wieder zuließ. Er verbot allerdings, dass die Verurteilten im Gesicht gebrandmarkt wurden, was vielleicht auch auf christliche Gedankengänge zurückgeführt werden kann. Allerdings erfolgte nun die Brandmarkung an einem anderen Körperteil. 93 Der vorübergehende Ersatz der Verurteilung zum Gladiator durch die Bergwerksstrafe dürfte in seiner Konsequenz noch grausamer gewesen sein. Der Gladiator hatte sein Schicksal selbst in der Hand. Wenn der Verurteilte siegreich war, konnte er von Kaiser und Volk begnadigt werden, während der zu den Bergwerken Verurteilte dort eines sicheren, langwierigen Todes starb. Als gerechte Strafe für Verbrechen betrachtete Konstantin den Hungertod, die Einkerkerung an gesundheitsschädigenden Orten in Ketten und ohne Licht. 94 Zur Disziplinierung von Sklaven waren Prügel erlaubt, auch solche, die bis an den Rand des Todes führen konnten. Flüchtige Sklaven und Kolonen mussten fortan in Ketten arbeiten. 95 Das alles hat mit christlichen Wertvorstellungen nichts zu tun und muss in anderen Rechtstraditionen gesehen werden. Im Vordergrund stand der Abschreckungscharakter dieser Strafbestimmungen, die darauf spekulierten, die Menschen von solchen Verbrechen überhaupt abzuhalten. Die barsche und unduldsame Sprache in den Gesetzen unterscheidet sich grundlegend von der geduldigen Überredung Konstantins in seinen Briefen und Reden. Können beide Arten der Verlautbarungen von ihm selbst stammen, jeweils angepasst an

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Abb. 20: Konstantin-Gemme mit Diadem (Amethyst, um 330)

die vorgegebene Situation, oder hatte der Kaiser für jedes Ressort seine Spezialisten in der Kanzlei, die in seinem Sinne die Texte verfassten? Wo fassen wir den authentischen Konstantin? Die Diskussion um die Autorschaft von Reden, Briefen und Gesetzen ist eine der grundlegenden Fragen der gesamten Konstantinforschung. Die Literatur zu dieser Thematik ist unüberschaubar, die Antworten sind widersprüchlich. Da wir das Personal der Ratgeber und der Kanzleien um Konstantin kaum bis gar nicht kennen, ist die Frage zufriedenstellend nicht zu beantworten.96 Eine strittige Thematik ist auch die Sprache der Gesetze, die sich von der der Vorgänger grundlegend unterscheidet. Allerdings muss man in Betracht ziehen, dass von Konstantin fast nur allgemeinverbindliche Konstitutionen, Schreiben an Beamte und Verlautbarungen an das Volk erhalten sind, während uns von Diokletian Hunderte von Antworten, Reskripten, an Provinziale auf deren Anfragen hin überliefert sind. In den Antworten erscheint der Kaiser als Helfer, Erklärer und Rechtsberater seiner Untertanen. Die Fürsorgepflicht steht dabei im Vordergrund.97 In den Kaisergesetzen dagegen handelt es sich um hoheitsrechtliche Verlautbarungen, die zwar manchmal auch auf Anfragen der Beamten erfolgen, aber dennoch den Charakter neuer, unbestreitbarer Verordnungen aufweisen. Die in

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ihnen enthaltenen Begründungen sind meistenteils sehr weitschweifig formuliert und rhetorisch stilisiert, wie etwa folgender Erlass gegen korrupte Beamte: „Hört einmal auf, ihr raubgierigen Hände der Büroangestellten (officiales), hört auf, sage ich! Denn wenn sie nach dieser Ermahnung nicht aufhören, wird das Schwert sie abhauen. Nicht sei käuflich die Tür des Richters, nicht der Eintritt bezahlt, nicht berüchtigt durch Versteigerung an den Meistbietenden das Gerichtszimmer, nicht sogar der Anblick des Gouverneurs nur für Geld zu haben. Die Ohren der Rechtsprechenden sollen ebenso den Ärmsten wie den Reichen offenstehen. Fern sei von der Einführung des Klagenden die Plünderei dessen, welchen man den Bürovorsteher (princeps officii) nennt. Keine Erpressung sollen die Gehilfen derselben Bürovorsteher gegen die Parteien ausüben; man unterdrücke die unerträglichen Überfälle des Wachpersonals (centuriones) und der anderen Büroangestellten (officiales), die Großes und Kleines fordern, und mäßige die unstillbare Geldgier derer, welche den Streitenden die Akten aushändigen. Immer soll der Eifer des Statthalters darüber wachen, dass keiner der genannten Menschenart von der Prozesspartei etwas nehme. Denn wenn sie sich im zivilen Rechtsstreit etwas zu fordern erlauben, so wird die bewaffnete Rüge bei der Hand sein, um Kopf und Hals der Schändlichen abzuhauen, und jeder, an dem Erpressung geübt wird, soll das Recht haben, den Statthalter darüber zu unterrichten. Wenn aber dieser ein Auge zudrückt, so eröffnen wir allen die Klage bei sämtlichen comites (siehe unten) in den Provinzen oder bei den Prätorianerpräfekten, wenn sie näher zu erreichen sind, damit wir, durch ihren Vortrag belehrt, wegen solcher Räubereien die Todesstrafe verhängen.“ 98 Der Kaiser rügt in dieser Konstitution die Korruption der Provinzialgerichte. Er geht Schritt für Schritt mit den Streitenden den Instanzenweg, den diese durchlaufen müssen, um ihren Fall vor Gericht behandelt und schließlich in einem Verfahren beurteilt zu bekommen. Jede Handreichung, jeden Schritt weiter in der Justizbehörde lassen sich die Beamten inzwischen bezahlen. Konstantin will nicht das Gebührenwesen (sportulae) abschaffen. Das ist gar nicht möglich, weil die Beamten von ihren normalen Einnahmen überhaupt nicht existieren können. Er will nur die Auswüchse eindämmen, indem er drastische Strafen androht. Aber nicht nur die unteren Beamten sind korrupt. Auch die Spitze, der Provinzstatthalter, macht nicht selten gemeinsame Sache mit den ihr untergeordneten Behörden. Auch in diesem Zusammenhang wird zur Strafverfolgung der Instanzenweg bemüht: Die comites, kaiserliche Sonderbeamte, oder die oberste zivilrechtliche Instanz in der provinzialen Reichsverwaltung, der Prätorianerpräfekt, sind zuständig. Auf diesem Hintergrund wird die staatliche Anerkennung der Bischofsgerichtsbarkeit im Zivilverfahren einmal mehr verständlich. Der Integrität des Klerus steht die Korruption der Beamten-

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schaft gegenüber, dem langwierigen Instanzenweg die direkte Ansprache an den Bischof (Kapitel V, 2). Ein kurzer Blick sei auf die Kanzleien geworfen. Keines der mehr als 350 Gesetze Konstantins ist früher als 312 zu datieren. 99 Es fehlen also alle Verlautbarungen aus dem gallischen Reichsteil zwischen 306 und 312 vor der Eroberung Roms. Seit 312 aber war er im Besitz der Kanzlei des früheren Augustus Maximianus, die auf Maxentius übergegangen war. Seit 324 stand ihm die Kanzlei des Licinius, früher des Galerius, davor des Diokletian, zur Verfügung. Es ist davon auszugehen, dass die Caesares zwar auch eigene kleine Kanzleien hatten, die aber nicht mit viel Personal ausgestattet waren, sodass nur die Augusti, vor allem der Senior Augustus, bei dem federführend die Gesetzgebung lag, über einen entsprechenden personellen Stab verfügten. 100 Sollte der veränderte Stil der konstantinischen Gesetze nicht nur mit der Art der gesetzlichen Verlautbarungen zu tun haben, sondern auch mit den in der Kanzlei arbeitenden Personen, so ist wohl kaum eine personelle Kontinuität von Diokletian oder Maximianus Herculius auf Konstantin anzunehmen. Der Kaiser prüfte zwar die Gesetze allein schon mit seiner Unterschrift, aber er wird sich bei der Fülle der Texte und den vielen anderen Aufgaben, die er wahrzunehmen hatte, nicht federführend um jeden Gesetzestext gekümmert und diesen redigiert haben. Warum hat gerade Konstantin die Zentrale am Hof personell ausgebaut? Doch sicher auch zu seiner eigenen Entlastung (Kapitel V, 1). Gehen wir nun zu den einzelnen gesellschaftlichen Gruppen über. In welcher Weise hat der Kaiser auf sie mit seiner Gesetzgebung Einfluss genommen? Zwischen Kaiserhaus und Senatorenschicht hat Konstantin das alte Patriziat wiederbelebt. Patricii waren teilweise Angehörige des Kaiserhauses selbst, wie etwa sein Halbbruder Iulius Constantius, teilweise enge Vertraute und Freunde des Kaisers, wie der spätere Prätorianerpräfekt Flavius Ablabius. Dieser war ein gebürtiger Kreter, stammte aus kleinsten Verhältnissen und war über den Posten des Vikars von Italien zum Prätorianerpräfekten des Ostens aufgestiegen. Als solcher gehörte er dem Senatorenstand an. 101 Das ursprünglich ritterständische Amt hat Konstantin nach der Reform mit dem Senatorenrang ausgestattet. Der Senatorenstand war unter Konstantin im Gegensatz zu seinem Vorgänger Diokletian zum Sammelbecken für einen großen Teil der Oberschicht geworden. Der Kaiser hatte ihn mit Mitgliedern des ehemaligen Ritterstandes aufgefüllt. Geburtsadel und Dienstadel fanden sich in ihm gleichermaßen. Eusebius berichtet ausführlich darüber, wie Konstantin seine Beamtenschaft aufbaute und auszeichnete: „Diese erhielten die Würde eines Provinzstatthalters, jene den Rang eines Senators, wieder andere wurden zu Konsuln erhoben und mehrere führten den Titel eines Statthalters; einige wurden mit dem Rang eines Comes ersten, zweiten und dritten Grades ausgezeichnet und

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unzählige andere erhielten ebenso Würden mit dem Titel ‚Erlaucht‘ oder sehr viele andere; denn um mehr ehren zu können, sann der Kaiser auf verschiedene Würden.“ Weil das Rangklassensystem erst im Entstehen begriffen war, hatte der Kaiser noch viele Möglichkeiten der individuellen Ausgestaltung. Auch Frauen der entsprechenden Gesellschaftsschicht trugen den Rangtitel einer Hochadeligen (clarissima) ehrenhalber. Die Senatoren waren in drei Rangklassen, die illustres, spectabiles und clarissimi, sowie in drei Steuerklassen unterteilt. Sie zahlten neben der Naturalsteuer (annona) eine jährliche Vermögenssteuer, die collatio glebalis, die Konstantin neu eingeführt hat. Sie war immer in Bargeld zu entrichten. Außerdem kam eine alle fünf Jahre zu zahlende Jubiläumssteuer hinzu, das sogenannte Krongeld (aurum oblaticium), das in Gold zu zahlen war. Konstantin hatte den von Diokletian bereits eingeführten Solidus, eine Goldmünze, reformiert, die nun 1⁄72 römisches Pfund, das heißt 4,55 g schwer war und in den nächsten Jahrhunderten relativ stabil blieb. Zur Zeit seines Vorgängers war sie noch 1⁄60 römisches Pfund, das heißt 5,3 g schwer gewesen. Auch der diokletianische Follis, der mit einem Silberüberzug versehen den Wert von 25 Denaren hatte, wurde 324 in der Währungsreform Konstantins abgewertet und mit 10 Denaren gleichgesetzt. Die Steuerzahlungen der Oberschicht erfolgten in Gold oder in einem anderen Edelmetall. Von Dienstverpflichtungen (munera) waren die Angehörigen des Senatorenstandes befreit. 102 Die Mitglieder des Ritterstandes, die nicht in den Senatorenstand aufgenommen wurden, meistens aus niederen Verhältnissen stammten und sich über eine militärische Laufbahn hochgearbeitet hatten, wurden zusammen mit den Verwaltungsbeamten (officiales) in die Rangklasse der perfectissimi eingestuft. In ihr fanden sich die tieferen militärischen und zivilen Posten wie die Grenzoffiziere (duces), die Finanzverwalter (procuratores) und das Spionagecorps (agentes in rebus) sowie viele andere Beamte der Reichsverwaltung. Die niederen ritterlichen Ränge verloren seit Konstantin fortschreitend an Bedeutung. Unter dieser Reichsaristokratie stand der Stadtadel, der sich ebenfalls in verschiedene Ränge aufteilte. Sie gestalteten sich insofern flexibler, als die städtische Oberschicht von vielfältigen Veränderungen sozialer und wirtschaftlicher Art betroffen war. An ihrer Spitze stand die städtische heidnische Priesterschaft (sacerdotales). Gefolgt wurde sie von den Oberen der städtischen Aristokratie, den principales und optimates, und den gewöhnlichen Kurialen, den Ratsmitgliedern der Stadt. Zur Bekleidung einer solchen ehrenamtlichen, zunächst sehr angesehenen Position war Landbesitz notwendig. Da die finanziellen Belastungen für die Ratsmitglieder immer größer wurden – sie waren verantwortlich für die Instandhaltung der öffentlichen Gebäude und Straßen, die Finanzierung der Staatspost in

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ihrem Bezirk sowie der Ausrichtung von Spielen und hafteten mit ihrem Vermögen für die an den Kaiser abzuführende Steuersumme der Stadt –, verarmten viele von ihnen, sodass sich im Laufe der Zeit große soziale Unterschiede innerhalb der städtischen Aristokratie entwickelten. Den Obersten dieses Standes, die riesige Länderein außerhalb der Stadt besaßen, gelang es, sich vielen Belastungen durch Privilegien zu entziehen. Ihre ärmeren Standesgenossen wurden fortschreitend durch Zwangserblichkeit an den Kurialenstand gebunden, der nun keine Ehre mehr darstellte, sondern dem man sich mit allen Mitteln zu entziehen suchte. Eine Möglichkeit war die Flucht in den Klerikerstand, die Konstantin aber sehr schnell verbot und unmöglich zu machen versuchte (s. o., Kapitel V, 2). Andere Fluchtwege führten in die Reichsaristokratie. Gegen diese Aufstiegsmobilität ging man nur selten vor. Mit der Gründung Konstantinopels und dem Aufbau eines neuen Senates protegierte der Kaiser diese Art „Fluchtbewegung“ sogar (s. o., Kapitel V, 1). Anders aber sah es aus, wenn die Kurialen versuchten, bei ihren Standesgenossen auf den großen Ländereien unterzutauchen und dort wie Sklaven zu leben, indem sie sich mit den dortigen Sklavinnen einließen. Harsch waren die kaiserlichen Strafen: Die Sklavinnen wurden zur Zwangsarbeit in den Bergwerken verurteilt, die flüchtigen Dekurionen auf eine Insel deportiert, ihr gesamter Besitz, soweit keine Familienangehörigen ihre Verpflichtungen in der Stadt übernehmen konnten, wurde konfisziert. Der Großgrundbesitzer, der die Flucht gedeckt hatte, wurde mit einer Teilkonfiskation bestraft. 103 Nicht viel besser ging es den Inhabern der höchsten heidnischen Priesterämter in den Provinzen. Konstantin bestrafte sie und etliche andere Würdenträger der höchsten Rangklassen im Reich und in der Provinz mit einer sogenannten Rechtloserklärung, Infamie, wenn sie sich mit unfreien, freigelassenen oder infamen Frauen eingelassen hatten und ihren Nachwuchs durch den Kaiser hatten legitimieren lassen. Diese Legitimationen machte Konstantin jetzt rückgängig, um den rechtmäßigen Kindern aus vorangegangenen standesgemäßen, gültigen Ehen das zustehende Erbe zurückzuerstatten. Gab es keine erbberechtigten Familienangehörigen, dann fiel das ganze Erbe wiederum an den Fiskus. Wahrscheinlich ging es hier ähnlich wie im Falle der Dekurionen darum, dass Verpflichtungen gegenüber Reich, Provinz und Stadt nicht mehr erfüllt werden konnten, wenn das Erbe dieser Standespersonen an Nicht-Standesgemäße fiel. 104 Aus ähnlichem Grund wurden auch die Verbindungen zwischen freien Frauen und ihren eigenen Sklaven von Konstantin als öffentliches Verbrechen (crimen publicum) bezeichnet, weil es sich bei diesen Frauen ebenfalls um Standespersonen gehandelt hatte, die durch ihre Mesalliancen dem Staat wesentliche Ressourcen entfremdeten. Ein solches Verbrechen konnte nur durch die Todesstrafe gesühnt werden: Der Sklave erlitt den

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Feuertod, die Frau eine ihrem Stand gemäße Hinrichtung. „Wenn eine Frau in heimlichem Einverständnis mit ihrem Sklaven entdeckt wird, so soll sie mit einer Kapitalstrafe belegt werden und der Sklave den Feuertod erleiden. Es soll auch jedem die Freiheit zustehen, dieses öffentliche Verbrechen anzuzeigen … selbst Sklaven haben die Erlaubnis, Anzeige zu machen, einem solchen soll auch, wenn das Verbrechen erwiesen worden ist, die Freiheit erteilt werden. Auch die Kinder, die aus solcher Verbindung geboren sind, sollen, aller Zeichen des Ranges bar, lediglich den Stand der Freien erhalten, und weder in eigener Person noch durch Mittelspersonen unter irgendeinem Titel der Willensbestimmung aus dem Vermögen der Frau irgendetwas erhalten. Die Beerbung der Frau aber soll testamentlos ihren gesetzmäßigen Kindern, falls sie deren haben sollte, oder ihren nächsten Verwandten anheimfallen, oder dem, wen sonst die Rechte dazu berufen.“ 105 Der Gesetzestext zeigt deutlich, dass es sich um eine Lebensgemeinschaft handelte, die nach einer gültigen Ehe oder an ihrer Stelle eingegangen wurde. Die illegitime Nachkommenschaft des Paares war zwar frei, aber es handelte sich um eine nackte Freiheit, eine nuda libertas. Diese Kinder hatten weder den Rang der Mutter, wenn diese als Angehörige der Oberschicht einen solchen besaß, noch scheinen sie das römische Bürgerrecht und die anderen damit verbundenen Rechte besessen zu haben. Infolgedessen waren sie auch nicht erbberechtigt und mussten alles, was sie von der Mutter bekommen hatten, an deren eheliche Kinder oder Verwandte abgeben. Gab es keine Familienangehörigen mütterlicherseits, dann erbte der Fiskus alles. Schaut man in die ältere Gesetzgebung, so gibt es kein Verbot solcher Verbindungen, höchstens für Frauen der Oberschicht mit ihren eigenen Freigelassenen. Ansonsten waren solche Verbindungen bisher hausinterne Angelegenheiten gewesen, die vor dem Hausgericht geregelt wurden. Der stark moralische Ton, der in allen behandelten Gesetzestexten anzutreffen ist und der die staatliche Einmischung selbst im letztgenannten hausinternen Fall zu rechtfertigen scheint, verschleiert nur den wahren Grund der Verordnungen. Es ging nirgendwo um Moral, sondern um fiskalische und standesrechtliche Interessen des Staates, die zu wahren der Kaiser bemüht war. Durch die Ideologisierung der Gesetze, die in ihrem moralischen Ton genau den Nerv der Zeit trafen, wurden die wahren Sachverhalte so sehr verschüttet, dass sie kaum mehr zu entziffern waren und sind. Abgesehen vom Strafmaß, stand Konstantin aber auch hiermit in einer alten Tradition der Wahrung des Besitzstandes der Führungselite zum Nutzen des öffentlichen Wohles (salus publica). Die gebetsmühlenartige Wiederholung dieser Gesetze in der Zukunft, vor allem derjenigen, die die städtischen Ratsmitglieder an ihre Städte festbinden sollten, hat deutlich gemacht, dass weder die rigiden Strafmaßnahmen Konstantins

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noch die stetigen Wiedereinschärfungen seiner Nachfolger erfolgreich waren und die Mobilität dieser gesellschaftlichen Gruppe nicht verhindern konnten (s. o., Grafik 2). In ähnlicher Weise bekämpfte Konstantin auch die Mobilitäten der Angehörigen der Berufsverbände und der Pachtbauern. Kolonen, ehemals freie Pächter, deren Pachtverträge zunächst auf fünf Jahre abgeschlossen, im Laufe der Zeit aber zu ewigen Verträgen wurden, waren seit Konstantin immer mehr an den Boden gebunden. Die Strafen, die er im Falle der Flucht festsetzte, waren im Blick auf die Großgrundbesitzer, die die Flüchtigen aufgenommen und für sich hatten arbeiten lassen, moderat: Zurückerstattung der fremden Kolonen und Zahlungsausgleich der bei deren Herren angefallenen Kopfsteuer. Die Strafen für die Kolonen dagegen waren ungleich schwerer: Sie wurden bestraft, als ob sie Sklaven wären, und mussten in Zukunft ihre Arbeit nach Sklavenart in Ketten verrichten. Damit leitete Konstantin den Prozess der Bodenbindung und der fortschreitenden Einschränkung der Freizügigkeit der ehemals freien Pachtbauern ein, die zu deren weitgehender Assimilation an den Sklavenstand führte. 106 Eine Fülle von Gesetzen erließ Konstantin im Bereich von Ehe und Familie, in denen man bisher die meisten christlichen Einflüsse meinte nachweisen zu können. Es sollen hier nur die Leitlinien und eventuellen Neuerungen aufgezeigt sowie der christliche Einfluss überprüft werden. Einen Bruch mit der bisher gültigen augusteischen Ehegesetzgebung stellt Konstantins Strafloserklärung von Unverheirateten und Kinderlosen dar. Im Rahmen einer bewusst betriebenen demographischen Politik zur Behebung der permanenten Unterbevölkerung in der römischen Oberschicht hatte Augustus die Ehe- und Kinderlosen mit höheren Steuern belegt und ihnen jegliches Erbrecht versagt. Auch Benachteiligungen in ihrer politischen Karriere hatten sie hinnehmen müssen. Außerdem griff der Kaiser tief in das private Leben der Römer ein, indem er Pflichtaltersgrenzen für Verheiratung und Wiederverheiratung festsetzte. Diese lagen bei der Frau zwischen 20 und 50, beim Mann zwischen 25 und 60 Jahren.107 Alle diese Bestimmungen waren auf einmal null und nichtig, als Konstantin erklärte: „Diejenigen, die nach den alten Gesetzen als Ehelose angesehen werden, sollen von dem drohenden Terror der Gesetze befreit werden und in der Weise leben dürfen, als wären sie verheiratet, und sie sollen die gleichen Bedingungen wie die Verheirateten haben. Auch wenn jemand als kinderlos gilt, soll er sich nicht sorgen um die Strafen, die auf Kinderlosigkeit stehen. Wir beschließen das auch im Hinblick auf die Frauen, und wir befreien sie von diesen Gesetzen, die wie ein Joch auf ihrem Nacken gelegen haben, dass sie von niemandem deswegen diskriminiert werden dürfen.“ 108 Es folgen erbrechtliche Bestimmungen für Eheleute, die durch die

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neue Gesetzgebung nicht geändert werden. Eine Begründung dieses Gesetzes findet sich nur bei Eusebius und dort in dezidiert christlicher Weise: „Vielen aber hätte die Natur Kinder versagt. Diese Menschen hätten sich wohl gewünscht, viele Kinder zu haben, aber die Schwäche ihrer Natur habe dieses verhindert. Andere aber hätten keine Kinder, nicht aus Abneigung gegen Nachkommenschaft, sondern gegen den Geschlechtsverkehr, dem sie die Liebe zu einem wahrhaft philosophischen Leben vorzögen. Auch Jungfrauen, die durch Gottesverehrung geheiligt seien, bewahrten die heilige und unverletzliche Jungfräulichkeit in einem heiligen geweihten Leben, dem sie sich mit Seele und Leib gewidmet hätten.“ 109 Es ist wohl kaum zu leugnen, dass dieses Gesetz einen christlichen Hintergrund hat, obwohl selbst Eusebius darauf hinweist, dass eine asketische Lebensweise auch von anderen nichtchristlichen Gruppierungen hoch geschätzt wurde. Man kann vielleicht sogar sagen, dass Asketentum im Zuge der damaligen Zeit lag und sozusagen den Zeitgeist widerspiegelte, dem Konstantin Rechnung trug. Der ausdrückliche Hinweis im Gesetzestext auf die Frauen, die von einem obsessiven Zwang zu Fruchtbarkeit und Ehe befreit wurden, weist ebenfalls in diese Richtung. Das alte Ehegütertrennungsrecht blieb weiterhin unverändert bestehen. Der Kaiser warnte kinderlose Ehepaare, das Gesetz in diesem Sinne zu missbrauchen und sich gegenseitig als Erben einzusetzen. Da der Gesetzestext von den Begründungen schweigt, die Eusebius nennt, scheinen erbrechtliche Belange auch hier wieder im Vordergrund gestanden zu haben. Vor allem die senatorische Oberschicht in Rom wurde durch Konstantin von einem stets ungeliebten Gesetz des Augustus befreit. Von 320 an konnte sie ungehindert erben. Die unteren Schichten haben davon nicht profitiert. 110 In den Gesetzen über Mädchenraub, einseitige Scheidung, Ehebruch oder über die Verbindung freier Frauen mit eigenen oder fremden Sklaven wurden Bestimmungen zu Ungunsten der Frauen erlassen. Es ist nicht notwendig, dem Kaiser Frauenfeindlichkeit zu unterstellen. Man braucht auch seine Rigidität in diesem Bereich nicht mit den Verwandtenmorden im Jahr 326 in Verbindung zu bringen. Zum einen ist die entsprechende Ehebruchsgesetzgebung nicht eindeutig in dieses Jahr datierbar, zum anderen schreibt der Kaiser hier die seit Augustus bestehende Gesetzgebung weiter fort, und darüber hinaus hatten wir bereits (Kapitel IV, 3) den vorgeschobenen Charakter der Ehebruchsgeschichte zwischen Fausta und Crispus aufgehellt. Die Verschärfung des augusteischen Gesetzes gegen Ehebruch durch Konstantin lag in der Stärkung der hausväterlichen Gewalt, der Beschränkung der Anzeigen auf den Kreis der Verwandten und der Erweiterung des Personenkreises, der des Ehebruchs bezichtigt werden konnte: Verheiratete Schankwirtinnen wurden fortan zu den ehrbaren Frauen gerechnet und konnten nun auch eines solchen Verbrechens wegen angeklagt

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werden. Ihr Personal aus dem Sklavenstand dagegen fiel nicht unter diese verschärften Bestimmungen. 111 Auch im Scheidungsrecht lässt sich kein christlicher Einfluss ausmachen. Die Scheidung im gegenseitigen Einverständnis bleibt unverändert bestehen. Der einseitige Scheidungswille wird für die Frau in fast unzumutbarer Weise erschwert: Sie muss einen Mann, der Trinker ist, Ehebruch begeht und das Vermögen verspielt, weiterhin als Ehemann ertragen, denn der Nachweis des Mordes, der Grabschändung und der Zauberei dürfte schwer zu führen sein. Bei der Frau hingegen genügte schon der Nachweis der Kuppelei und des Ehebruchs, um eine einseitige Scheidung zu erwirken. Auch diesen Bestimmungen liegen vermögensrechtliche Aspekte zugrunde: Wurde die Frau schuldlos geschieden, musste der Mann der Frau die Mitgift zurückgeben, was oft große Probleme mit sich brachte. Eine Erschwerung dieser für den Mann meist ruinösen Situation lag im Interesse einer patriarchalischen Gesellschaft. Wurde die Frau schuldig geschieden, was sehr schnell möglich war, verlor sie nicht nur ihr gesamtes Vermögen, sondern wurde darüber hinaus auf eine Insel deportiert.112 Das Konkubinat bestand unter Konstantin als monogame Einrichtung bei standesbedingten Ehehindernissen weiter fort (s. o., Kapitel IV, 3). Es konnte aber von denjenigen, die auch eine rechtmäßige Ehe hätten eingehen können, in eine solche mit rückwirkender Kraft für die Legitimität der Kinder umgewandelt werden. Kaiser Zeno, der 150 Jahre später darüber berichtete, sprach dem Gesetzgeber Konstantin eine christliche Motivation zu. Es scheint sich jedoch eher um erbrechtliche Hintergründe gehandelt zu haben. Denn nur die illegitimen Kinder aus den quasi-ehelichen Verbindungen, die weder gegen Standes- noch Statusschranken verstießen noch durch andere Ehehindernisse erzwungen waren, wurden von den harschen vermögensrechtlichen Regelungen des Kaisers ausgenommen. 113 Das Gesetz zum Mädchenraub stellte alle Beteiligten unter Strafe: Das Mädchen, das sich willentlich oder unwillentlich hatte entführen lassen, wurde mit dem Tod oder Enterbung belegt, der Entführer mit dem Tod, seine freien Helfer mit Deportation, seine unfreien Helfer mit dem Feuertod; der Amme, die den Plan gedeckt hatte, wurde flüssiges Blei in den Schlund eingeflößt, und die Eltern, die keine Anzeige erstattet hatten, wurden deportiert. Schutz der Mädchen vor Entführung und Raub konnte höchstens durch die abschreckende Wirkung der Strafen erzielt werden. Die häusliche Gewalt der Eltern, die von dem Entführer missachtet worden war, wurde klar eingeschärft. Die Denunzianten hatten die größten Vorteile: Sklaven erhielten die Freiheit und je nach ihrer Ausgangssituation das römische oder das latinische Bürgerrecht.114 Immer wieder sind in den genauer geprüften Gesetzen am Rande auch Sklaven aufgetaucht. Ihre häufige Erwähnung kann als Indiz dafür gelten,

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wie weit verbreitet und wie wichtig die Sklaverei auch noch in der Spätantike war. Sklaven waren nicht nur in jedem größeren privaten städtischen Haushalt anzutreffen. Auch auf den privaten und kaiserlichen Landgütern arbeiteten sie Seite an Seite mit Tagelöhnern und Schollegebundenen zusammen. In Handwerksbetrieben, vor allem in den staatlichen Fabriken waren sie ebenso beschäftigt wie im Handel. Kurzum, es gab fast keinen Bereich, in dem sie nicht anzutreffen waren. Allein in den Verwaltungsberufen waren sie vollständig durch die neue Bürokratie, die aus freien Menschen bestand, verdrängt worden. Auf Grund der hohen Bedeutung der Sklaven im gesamten ökonomischen Leben der Zeit ist es nicht verwunderlich, dass sich viele der konstantinischen Gesetze mit ihnen beschäftigten. Man darf die Sklaven allerdings nicht, wie sich aus dem Institut der Sklavenfreilassung in der Kirche ergeben könnte, in die Kategorie der Armen und Schwachen einreihen. Zu diesen gehörten die Sklaven offensichtlich nicht. Auf Grund ihrer Stellung im Haus und in der Gesellschaft konnten sie als Vertraute und Beauftragte ihre Herren beispielsweise in allen Geschäften vertreten, wenn sie dazu bevollmächtigt waren. Auch hatten sie die Möglichkeit des sozialen Aufstiegs von ganz unten nach ganz oben. Als Beispiele können eventuell Diokletian und Helena gelten, die beide sehr wahrscheinlich aus einem ehemaligen Sklavenmilieu stammten. Sklaven wurden nie in die kirchliche Sozialfürsorge eingeschlossen, weil sie in der familia ihres Herrn ihr eigenes Sozialnetz hatten. Die Institution der Sklaverei blieb mithin wie in den vorhergehenden Jahrhunderten kaum hinterfragt weiter bestehen. Auch das Christentum nahm keinen Anstoß daran. Nicht selten ergab sich im Umfeld der Sklaverei offizieller Regelungsbedarf. 115 Waren Sklaven in irgendeiner Weise an einem Vergehen beteiligt, sei es als quasi-ehelicher Partner ihrer eigenen Herrin, sei es als Ehebrecher, Mädchenräuber oder ähnliches, dann wurde der Sklave stets mit dem Feuertod bestraft. 116 Von den staatlich erlaubten Tötungsarten auf der Folter war bereits die Rede. Das Herrenrecht wurde nochmals eindeutig von Konstantin bestätigt. Strafbar war nur die vorsätzliche Tötung eines Sklaven etwa durch Steinwurf, Herabstürzen von einem Felsen und dergleichen. Trat der Tod nach der Anwendung der erlaubten Züchtigungsmittel ein, dann war der Herr schuldlos. Wieweit Irritationen der Herren durch christliche Vorstellungen ausgelöst waren, so dass der Kaiser ihnen zweimal ihre Rechte bestätigte, ist nicht eindeutig auszumachen. Wenn auch das Christentum weder die Freilassung der Sklaven gepredigt noch die Abschaffung der Sklaverei gefordert hat, so waren die beiden konstantinischen Gesetze doch nur vordergründig mit dem Christentum zu vereinbaren. Der Sklave sollte zwar seinem Herrn gegenüber absolut gehorsam sein, aber der Herr durfte bei aller Gewalt, die er über den Sklaven hatte,

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nach christlichen Vorstellungen diesen nicht töten, sondern sollte ihn als seinen Bruder im Herrn behandeln. Gerade an diesen Gesetzen wird die tiefe Verwurzelung Konstantins in den Vorstellungen der ihn umgebenden Gesellschaft besonders deutlich. 117 Neue Gesetze hat der Kaiser für Kindesverkauf und Kindesaussetzung erlassen. Beide Verfahrensweisen führten zur Versklavung von Kindern, welche die wichtigste Quelle für den Fortbestand der Sklaverei in der Spätantike neben dem Selbstverkauf, dem Menschenraub und der Reproduktion darstellte. Vor dem Gesetz war der Verkauf der eigenen Kinder verboten. In der Praxis aber hielt man sich nicht an diese Rechtssetzung, sondern unterlief sie durch Verschleierung. Wegen des hohen Risikofaktors, der mit einem solchen Verkauf verbunden war, gingen viele Eltern, die nicht unbedingt auf diese Geldeinnahme angewiesen waren, dazu über, die Kinder auszusetzen. Da aber für den Finder des Kindes ebenfalls ein großer Risikofaktor bestand – wenn nämlich die Eltern ihr Kind als freies später zurückverlangten –, ohne den Finder für die Aufzucht des Kindes zu entlohnen, versuchte Konstantin Verbesserungen einzuführen, ohne den Kinderhandel unterbinden zu können. Zunächst sicherte er die Finder gegenüber Ansprüchen der aussetzenden Eltern ab. Mit der Aussetzung verloren die Eltern jetzt ihre Gewalt über das Kind. Der Finder und Ernährer konnte frei entscheiden, ob er das Findelkind als Sklaven oder als Freien aufzog. 118 Außerdem gestattete Konstantin den Eltern, ihre gerade geborenen Kinder rechtskräftig zu verkaufen, wenn die Armut sie dazu veranlasste. „Wenn jemand wegen übergroßer Armut und Not einen Neugeborenen, Sohn oder Tochter, wegen des Lebensunterhalts verkauft, so soll nur in diesem einen Fall der Kauf wirksam sein und der Käufer das Recht haben, ihn als seinen Sklaven zu behalten. § 1 Der aber, der ihn verkauft hat, sowie der, der verkauft wurde, sowie jeder andere soll ihn zurück in die Freiheit führen können, wenn er ihm den Preis anbietet, den er wert ist oder einen Sklaven gleichen Wertes gibt.“ 119 Allerdings bestand die Möglichkeit einer späteren Auslösung des Kindes durch Bezahlung des Wertes, den das Kind beim Rückkauf hatte, oder durch die Stellung eines entsprechenden Ersatzsklaven. Durch die beschränkte Erlaubnis des Kinderverkaufs hoffte der Kaiser, die Zahl der Aussetzungen zu senken. Sein Unterstützungsprogramm kinderreicher Familien, das er in Anlehnung an alte kaiserzeitliche Traditionen wiederaufleben ließ, musste er bald wieder einstellen. Der Staat war zu arm, um diese finanzielle Unterstützungstätigkeit wirkungsvoll durchführen zu können.120 Der Kinderhandel blühte weiter, allerdings in seiner krassesten Form abgemildert durch Sicherheiten für Eltern und Händler. Der kanalisierte Kinderhandel sollte vornehmlich das bloße Überleben der Kinder und erst in zweiter Linie ihre Freiheit schützen.

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Ein anderer Missbrauch hatte sich gegenüber freien, aber hilflosen Frauen eingeschlichen, den Konstantin ebenfalls zu bekämpfen unternahm. Solche Frauen waren in ein eheähnliches Verhältnis mit einem ihnen fremden Sklaven gezwungen worden, der nicht zu ihrem eigenen Hausstand gehörte. Solche Praktiken waren möglich und schufen eine lukrative Einnahmequelle zur Steigerung der natürlichen Reproduktion der Sklavenschaft. Denn nach der alten Gesetzgebung verloren freie Frauen unter bestimmten Bedingungen ihre Freiheit und brachten dann unfreien Nachwuchs zur Welt. Das haben nicht nur private Sklavenbesitzer, sondern auch die öffentliche Hand, die Kaiser selbst, die Beamten und die Städte ausgenutzt. Hier setzten die Reformen Konstantins ein. Lag Zwang, Unwissenheit, zu geringes Alter der Frau oder auch ein Irrtum vor, dann konnte der Besitzer des Sklavenmannes sie nicht versklaven, sei dieser nun ein Privatmann oder eine Stadt. War die Frau aber in voller Kenntnis über die Unfreiheit ihres Partners eine solche Verbindung eingegangen, dann wurde sie versklavt und ihre Kinder wurden als Sklaven geboren, wie es das alte Recht bereits vorgeschrieben hatte. Die wissentlich handelnde Frau wurde ohne vorausgehende Verwarnung direkt versklavt. 121 Auch in der Sklavengesetzgebung blieb Konstantin seinen Prinzipien treu: Juden, die christliche Sklaven hatten beschneiden lassen, mussten diese freilassen. Damit hielt der Kaiser seine Maxime der freien Religionswahl aufrecht. Christliche Sklaven durften weiter in jüdischen Diensten bleiben, wenn sie im Rahmen ihres Abhängigkeitsverhältnisses ihre Religion frei ausüben konnten. In den Mailänder Vereinbarungen und wiederholt in späteren Predigten und Reden vertrat der Kaiser die freie Wahl der religiösen Verehrung. 122 Auf seinen eigenen Domänen verbot Konstantin die Trennung seiner Sklavenfamilien. Auch mit dieser Anordnung bewegte er sich voll in der alten römischen Tradition der Sklavenfürsorge. Unter psychologischem Aspekt und dem der Arbeitsökonomie war es ratsam, Familienverbände zusammenzuhalten. Das lehrten schon die alten Ackerbauschriftsteller. 123 In Ansätzen lässt sich ein Sozialprogramm fassen: Frauen und Witwen hatten ihren Gerichtsstand in der Provinz und brauchten nicht extra nach Rom zu kommen, verschuldeten Bauern sollten ihre Ochsengespanne nicht weggepfändet werden, damit sie überhaupt eine Chance hatten, ihre Schulden abzuarbeiten; in Untersuchungshaft befindliche Menschen sollten menschenwürdig im äußeren Bezirk des Gefängnisses untergebracht werden unter der Annahme ihrer Unschuld. Außerdem hat der Kaiser schon vielfältig begonnen, Almosen zu spenden, um Witwen, Waisen und Bettler zu unterstützen. Dadurch war er ein Wohltäter seines Reiches wie schon mancher seiner Vorgänger. Allerdings spendete er auch der Kirche Gelder für deren soziale Einrichtungen. Hellenistisch-römische Wohltätig-

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keit (Euergetismus) flossen mit dem christlichen Liebesdienst (caritas) sicher zusammen, ohne dass man bei Konstantin die beiden Linien genau wird trennen können.124 Zieht man ein Fazit aus dem exemplarisch zusammengesetzten Spektrum der konstantinischen Sozialgesetzgebung, so gelangt man zu der Überzeugung, dass der Kaiser in der Art der Gesetze und in der Strafgesetzgebung neue Wege beschritten hat. Die Gegenstände und seine Entscheidungen allerdings waren ganz geprägt von seinen Erfahrungen und Kenntnissen der ihn umgebenden römischen Gesellschaft; es lassen sich nur wenige eindeutige christliche Elemente herausstellen. Konstantin war ganz ein Kind dieser Gesellschaft, wenn er in hierarchischen und patriarchalischen Bahnen dachte und entschied. Vorrangig waren für ihn der öffentliche Nutzen und das Wohl des Staates und seiner Bevölkerung. Um dieses Ziel zu erreichen, ging er verschiedene Wege. Einer davon war die harte Strafgesetzgebung. Ihre Beurteilung steht hier nicht zur Debatte. Der andere Weg war die Ideologisierung seiner öffentlichen Verlautbarungen in der Richtung, dass sie seine Untertanen verstehen und akzeptieren konnten. Die eigentlichen Beweggründe bleiben uns dabei jedoch meistens verborgen.

Epilog und Resümee Am 25. Juli 335 beging Konstantin sein dreißigjähriges Regierungsjubiläum, das er in seiner Residenzstadt am Kaiserhof in Konstantinopel feierte. Kein Kaiser nach Augustus hatte so lange die Alleinherrschaft im Römischen Reich innegehabt. Die Prophezeiung einer langen Herrschaft, die ihm im Tempel des Apollo Grannus in einer Vision – wahrscheinlich der Urvision aller späteren christlichen Visionen (Kapitel I, 3; II, 3) – zuteil geworden war, hatte sich erfüllt. Anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten, die ein Jahr gedauert haben sollen, machte Konstantin am 18. September 335 seine Nachfolgeordnung bekannt. Das bedeutet nicht, dass er erst jetzt die Sicherung seiner Herrschaft für die Zukunft betrieb. Damit hatte er bereits im Jahre 317 begonnen, als er noch mit Licinius die Herrschaftsorganisation geplant hatte. Nach der Erringung der Alleinherrschaft und in den folgenden Jahrzehnten hat Konstantin kontinuierlich die Herrschaftssicherung in seiner Dynastie betrieben, ohne dass er etwas von seiner Alleinherrschaft als Maximus Augustus Victor aufgegeben hätte. Eusebius von Caesarea, der anlässlich der Feierlichkeiten eine große Rede am Hof gehalten hat, hat diese Herrschaftssicherung des Kaisers wie folgt dargestellt: „Und Gott gewährt ihm (Konstantin) bei jeder Feier eines Regierungsjubiläums eine Erleichterung in seiner Alleinherrschaft, indem er je einen seiner Söhne zur Mitherrschaft in jedem zehnten Jahresgedächtnis ihm schenkt, so als ob er die Blüte einer Pflanze verlängern wollte. Zuerst bestellte er seines Vaters Namensgefährten, Constantinus, während der ersten Dekade seiner kaiserlichen Herrschaft zum Helfer in einem Teil des Reiches; dann in der zweiten Dekade den zweitältesten Sohn; in derselben Art den dritten in der dritten Dekade, deren Gedenken wir heute feiern; und nun auch für die vierte anbrechende Periode, als ob er seine Zeit in weite Ferne verlängern wollte, verlängert er seine Herrschaft durch bereitwillige Verbindung mit seinen Verwandten.“ 1 Eusebius benutzte zur Beschreibung des schrittweisen Aufbaus der Nachfolgeordnung das Bild von den vier Dekaden. Es lässt sich annähernd mit der konstantinischen Herrschaftschronologie vereinbaren. Am Ende der ersten Dekade 317 wurde Constantinus zum Caesar erhoben, am Ende der zweiten Dekade 324, nach dem Sieg über Licinius, wurde Constantius Caesar, am Ende der dritten Dekade 333 hat er Constans, den jüngsten Sohn, zum Caesar ernannt, und am Beginn der vierten Dekade 335 schließlich hat er Dalmatius, seinem Neffen, die Caesarenwürde verliehen. Aufschlussreich ist, dass Crispus in dieser Rede keine Erwähnung mehr fand.

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Er musste seit 326 offiziell totgeschwiegen werden. Das Dekadenschema war aus der diokletianischen Tetrarchie bekannt. Ansonsten gab es keine Vergleichspunkte. Das Fortleben des alternden Kaisers in seinen jungen Söhnen ist das Bild, das Eusebius vorschwebt. Der Kaiser erwarb durch seine Söhne ewige Jugend und eine Verlängerung seines Lebens. Schauen wir uns kurz die legitimen Kinder und Neffen des Kaisers an, die er in seiner Nachfolgeordnung berücksichtigte: Zusammen mit seinem erstgeborenen illegitimen Sohn Crispus hatte er seinen zweiten Sohn Flavius Claudius Constantinus, der im Februar 316 oder 317 in Arles geboren war, zum Caesar erhoben. Es ist nicht ganz gesichert, ob dieses Kind das erste aus der Ehe mit Fausta war, da das Geburtsjahr umstritten ist. Sollte Constantinus im selben Jahr wie sein Bruder Constantius geboren sein, dann lägen zwischen den beiden Kindern nur sechs Monate (Februar bis August). In diesem Falle wäre auch Constantinus ein illegitimes Kind, was aber in den Quellen nie thematisiert wurde. 2 Der eigentliche Aufstieg dieses Sohnes, abgesehen von zwei Konsulaten 321 und 324 und einer repräsentativen Stellvertretung in Gallien, erfolgte erst nach dem Tod des Crispus im Jahre 326. Von 328 an wurde er mit Gallien betraut, dem Stammland der flavischen Dynastie. In den folgenden Jahren hat er mehrere Siege über Alemannen, Goten und Sarmaten errungen. Der dritte Sohn, Flavius Iulius Constantius, wurde am 7. August 317 in Illyrien geboren. Anlässlich der Siegesfeier über Licinius wurde er am 8. November 324 zum Caesar erhoben und für das folgende Jahr zum Konsul designiert. Nach einer Stellvertretertätigkeit für seinen älteren Bruder in Gallien im Jahr 332 wurde er 334 nach Armenien entsandt, um die von den Persern bedrohten Gebiete zu verteidigen. Diese seine Tätigkeiten hatten bereits vorbereitenden Charakter für den bevorstehenden Perserfeldzug seines Vaters. Vielleicht hat er im Jahr 335 eine Tochter seines Onkels Iulius Constantius geheiratet. Das Datum ist nahe liegend, weil Konstantin in diesem Jahr durch verschiedene Maßnahmen verstärkt versuchte, seine Halbgeschwister und deren Nachkommenschaft enger mit dem eigenen Haus zu verknüpfen. Bereits ein Jahrzehnt früher bei der Feier seiner Vicennalien hatte Konstantin versucht, die beiden dynastischen Linien des Constantius Chlorus zusammenzuführen, was damals auf Grund der schwierigen Konstellation in Rom nicht gelungen war (s. o., Kapitel IV, 3). Der jüngste Sohn Flavius Iulius Constans wurde 320, spätestens aber 323 geboren. Als mindestens Zehnjähriger wurde er am Weihnachtsfest 333 zum Caesar erhoben. Er wurde mit Olympias, der Tochter des Ablabius, des mächtigen Prätorianerpräfekten am Hof verlobt. Das Konsulat bekleidete er nicht mehr zu Lebzeiten seines Vaters, ebenso hatte er bis zu dessen Tod noch keine militärischen Erfolge aufzuweisen. Das traf auch auf den jungen Neffen Dalmatius zu, den Sohn des Halbbruders Flavius Dalmatius,

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den Konstantin zum vierten Caesar erhoben hat. Mit dieser Maßnahme hat er das rein dynastische Element zu Gunsten der Seitenlinie verlassen. Die Beteiligung des Neffen an der Herrschaft stieß daher bei den am Hof stationierten Militärs schon damals auf Ablehnung. Zukünftige Konflikte kündigten sich an. 3 Der andere Neffe Hannibalianus wurde ebenfalls im Jahr 335 in die Herrschaftsorganisation einbezogen. Er erhielt den Titel eines Königs der Könige und Völkerschaften im Pontus, eine schwierige, in der römischen Verfassung nicht verankerte Stellung, die Konstantin jedoch in der bevorstehenden Auseinandersetzung mit dem Perserreich für den Pufferstaat Armenien benötigte. 4 Da Hannibalianus ebenfalls der konstantinischen Seitenlinie angehörte, wollte der Kaiser ihn näher an seine Dynastie anbinden, indem er ihn mit seiner Tochter Constantina, die 324 geboren war, verheiratete. Außerdem verlieh er der jungen Frau den Augustatitel. Diese besondere Auszeichnung galt weniger dem Prestige des jungen Mädchens als dem ihres Ehemannes, wie das bereits bei den anderen Verleihungen des Augustatitels an Fausta und Helena auch der Fall gewesen war (s. o., Kapitel IV, 3). Die jüngste Tochter des Kaisers, Helena, die 325 zur Welt kam, wurde später ebenfalls mit einem Neffen, nämlich Julian (Apostata) verheiratet. Er sowie sein Halbbruder Gallus, beide Kinder des Iulius Constantius, des anderen Halbbruders Konstantins, wurden erst eine Generation später – lange nach dem Tod ihres großen Onkels – an der Herrschaft beteiligt. Hatte Konstantin seine Halbschwestern schon früh mit Ehebündnissen für seine Politik nutzbar gemacht (s. o., Kapitel II, 1; IV, 1), so scheint die Einbindung der Halbbrüder erst nach Erringung der Alleinherrschaft erfolgt zu sein. Flavius Dalmatius, der ältere Halbbruder, war bereits vor 333 als Censor im Mordprozess gegen Athanasius tätig (Kapitel IV, 2). Außerdem war er an der Niederwerfung des Usurpators Calocaerus beteiligt, was ebenfalls auf seine Stellung als Sonderbeauftragter des Kaisers hinweist. 5 Durch die Einbindung seiner beiden Söhne in die Herrschaftsorganisation war seine Stellung am Hof eine mächtige. Ähnliches galt für den jüngeren Halbbruder Iulius Constantius, der durch die Verleihung des patricius-Titels in ein besonderes Nahverhältnis zum Kaiser trat. Allerdings waren seine Söhne für eine Einbindung in die dynastische Herrschaftssicherung noch zu jung. Führt man sich überhaupt das Alter der präsumtiven Nachfolger vor Augen, so waren die beiden älteren Söhne Konstantins gerade zwanzig Jahre alt, als der Vater starb. So musste der Kaiser ihnen erfahrene Leute – Militär- und Zivilbeamte – mit an die Seite geben, die für den Erfolg der Unternehmungen garantierten und zugleich Lehrmeisterfunktionen übernehmen konnten.6 Im Zusammenhang mit der Reform der Prätorianerpräfektur wurde bereits darauf eingegangen (s. o., Kapitel V, 1).

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Abb. 21: Multiplum (geprägt in Konstantinopel): Nachfolgeordnung 335–337; Vier Caesaren umstehen den thronenden Augustus (Rückseite). Umschrift: „securitas perpetua“.

Von Anfang an hat Konstantin den Caesaren Verwaltungsgebiete übertragen. Dalmatius hat Achaia, Makedonien und Thrakien übertragen bekommen, wodurch der junge Caesar auf die Gebiete beschränkt blieb, die der Hauptstadt Konstantinopel am nächsten lagen. Vielleicht vermutete Konstantin, dass der jüngste und seiner Dynastie am fernsten stehende Caesar seines besonderen Schutzes bedurfte. Den konnte der Kaiser ihm nicht mehr lange geben, denn bereits zwei Jahre später starb er, und wenige Monate danach kamen Dalmatius und fast alle Mitglieder der konstantinischen Seitenlinie in einem Blutbad ums Leben. Die Militärclique am Hof, die schon zu Lebzeiten des Kaisers gegen die Erhebung des Dalmatius gemurrt hatte, setzte sich damit gegen die Hofpartei, der die Halbgeschwister und der mächtige Prätorianerpräfekt Ablabius angehörten und denen Konstantin voll vertraut hatte, durch. Jetzt rächte sich, dass Konstantin zu Lebzeiten die Macht nie hatte teilen können. Es rächte sich spät der Mord an Crispus. Ähnlich wie die Jahre 313, 324 und 326 ist auch das Jahr 337 in die Annalen der Blutbäder eingegangen. 7 Es stellt sich die Frage, warum Konstantin in seiner Nachfolgeordnung über die Anzahl seiner Söhne hinausging und die Seitenlinie mit einbezog. Wenn man die zu diesem Ereignis geprägten Medaillons genauer betrachtet, kann man die Motive eventuell aufdecken: Auf ihnen sind zwei Kriterien besonders hervorgehoben (Abb. 21). Die vier den thronenden Konstantin umstehenden Caesaren sind nach ihrer militärischen Ausrüstung und in der Größe nach dem Alter unterschiedlich dargestellt. Die beiden

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Großen, Constantinus und Constantius sind mit militärischen Zeichen, Lanze und Kurzschild, abgebildet, die beiden Kleinen, Dalmatius und Constans, die eng beim Kaiser stehen, haben solche Insignien nicht. Die Umschrift lautet „Ewige Sicherheit“ und „Wohl und Hoffnung des Staates“. Mit diesen Parolen soll ausgedrückt werden, dass die Sicherheit und das Heil des Reiches durch die Nachfolger garantiert werden. 8 Es ist naheliegend, dass Konstantin auf blutsdynastischer Ebene das tetrarchische System nach seinem Tode wieder beleben wollte. Constantinus mit den flavischen Stammlanden in Gallien, Constantius mit den ehemals diokletianischen Gebieten im Osten ausgestattet, wären die Augusti gewesen, Constans mit Italien und Afrika, Dalmatius mit den Donauländern und Griechenland versehen, wären die jeweiligen, den Augusti zu- und untergeordneten Caesaren gewesen. Eine Gleichordnung der drei leiblichen Söhne, dessen war sich der Kaiser bewusst, hätte nur zu Rivalitätskämpfen geführt. 9 Die Viererzahl, der auch die Prätorianerpräfekturen entsprachen, schien ihm da geeigneter. Aber sein Wille wurde nach seinem Tod nicht umgesetzt. Diese Ereignisse liegen schon jenseits der Zeit, die in diesem Buch geschildert wird. Wenden wir uns daher der Frage zu, wie das Herrschaftssystem des einen Augustus und der vier Caesaren zu seinen Lebzeiten funktionierte. Auch hierüber sprach Eusebius in einem plastischen Bild vor der versammelten Festgemeinde bei den Tricennalien: „Gott selbst macht diese Feier möglich, indem er ihn zum Sieger über alle Konkurrenten und fremden Feinde gesetzt hat, und er gab so ein Beispiel für Frömmigkeit und Treue auf dieser ganzen Erde. So, wie das Licht der Sonne die Menschen in den entferntesten Gegenden dieser Erde durch die von ihr in die Ferne ausgesandten Strahlen erreicht, so auch entsendet er, wie Signallichter und Lampen, die sich in ihrer Leuchtkraft aus ihm selbst speisen, diesen Sohn hier zu uns, die wir im Osten wohnen (Constantius), ein Spross, ganz würdig des Vaters, und einen anderen Sohn sendet er zu einem anderen Teil der Menschheit, und wieder einen anderen woandershin. Auf diese Weise hat er die vier Caesaren wie tapfere Fohlen unter das eine Joch seines kaiserlichen Wagens eingespannt, er kontrolliert sie mit den Zügeln heiliger Harmonie und Einigkeit. Indem er die Zügel hoch über ihnen hält, eilt er vorwärts, überquert alle Länder, die die Sonne bescheint, und auf diese Weise ist er überall zugleich und sieht alles.“ 10 In diesem Passus findet Eusebius die Lösung des Problems, das zwischen der Vielherrschaft und dem Monotheismus besteht. Seine Lösung drückt er in alten traditionellen Bildern mit einer langen philosophischen Tradition aus. Konstantin wird als Sonnengott auf dem Sonnenwagen dargestellt, die vier Caesaren als seine Pferde, die den Wagen ziehen. Das ist ein altes Bild,

Epilog und Resümee

197

das auf Platon zurückgeht. Und auch auf dem Schild, das Konstantin auf dem Goldmultiplum mit dem Sonnengott als seinem persönlichen Begleiter mit sich führt, ist der Sonnengott auf dem vierspännigen Wagen abgebildet (s. o., Abb. 6). Die Sonnensymbolik ist ganz präsent. Denn durch die Strahlen, die der Kaiser in seinen Söhnen aussendet, die er lenkt und leitet, ist er überall und sieht alles. Das Prinzip der Pluralisierung des Kaisertums, nach dem der Kaiser im Reich überall präsent ist, hat Konstantin von seinem Vorgänger Diokletian übernommen. Aber er hat diesen Gedanken noch überboten: Über den vier Caesaren steht der eine Augustus, der seine vier Helfer lenkt und leitet. Er ist es, der alles bewegt, so wie der eine Gott alles lenkt und überall präsent und allmächtig ist. So verbindet sich die Nachfolgeordnung zu Lebzeiten Konstantins mit seiner Monarchie. Dieser seiner Herrschaft auf Erden entspricht die himmlische Herrschaft des einen Gottes, deren Abbild der Kaiser und sein Hof sind. In einem anderen Bild wird Konstantin als die Sonne selbst aufgefasst, die ihre Strahlen bis in die entferntesten Gegenden der Erde aussendet. Er selbst bleibt in Konstantinopel, im Palast, wie auch die Sonne am Himmel scheinbar stehen bleibt. Der Kaiser ist überall präsent durch seine Söhne, die er aussendet, nach Osten und Westen und Süden und Norden. Die Söhne empfangen ihr Leben, ihre Unterweisung, ihre Befehle vom Vater. Auch Christus wird in der christlichen Tradition als Sonne – und zwar als Sonne der Gerechtigkeit – bezeichnet. 11 Konstantin selbst, der noch bis in die Zeit seiner Alleinherrschaft hinein die Münzen mit dem Sonnengott als seinem Begleiter prägen ließ, wird dadurch christusgleich und sonnengleich. Eusebius verkündet in der panegyrischen Rede auf den Kaiser die von jenem gewünschte Herrscherideologie, die nicht unbedingt in allen Teilen die des Bischofs von Caesarea sein muss. Aber der hohe Anlass ließ nun einmal keine Kritik zu. In der Vita des Kaisers setzte er die Akzente etwas anders. 12 Die Verbindung zwischen Christus, Sonne und dem Kaiser wird besonders deutlich in seiner Sonntagsgesetzgebung, mit der Kaiser Konstantin bis in unsere Gegenwart hinein wirkt. Im Jahr 321 ordnete der Kaiser für seine Reichshälfte an, dass am Sonnentag, dem ersten Tag der römischen Planetenwoche, alle Tätigkeiten ruhen sollten. Ausgenommen wurden wichtige Erntearbeiten in der Landwirtschaft und die Freilassung von Sklaven, wobei Konstantin sehr wahrscheinlich an die in der Kirche im christlichen Gottesdienst praktizierte Freilassung dachte (Kapitel V, 2). 13 Die Christen hatten ihre Gottesdienste bisher an diesem ersten Tag in der Woche verrichtet, der ein Freudentag war und an dem sie der Auferstehung gedachten. Neu war an dem konstantinischen Gesetz, dass der Sonnentag zum arbeitsfreien Tag wurde, während der bisherige Ruhetag der siebente Tag der Planetenwoche, der Sabbat bei den Juden und der Tag des Saturn bei den Römern gewesen war, der ein Unglückstag war, an dem

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Epilog und Resümee

man besser nichts tat. Während die Gesetzestexte ganz neutral von dieser Einrichtung berichten, macht Eusebius deutlich, dass der Kaiser als Pontifex Maximus, als Lehrer seiner Untertanen, als Prediger und als Fürsorger auch dafür zu sorgen hat, dass die Untertanen ihr Gebet bei dem Christengott oder dem Sonnengott beziehungsweise einer anderen Gottheit verrichten konnten.14 Auch wenn es vordem in den heidnischen Kulten keinen festgelegten wöchentlichen Termin für kultische Ehrungen gab, so war der Sonnentag aber doch geeignet, die Bedürfnisse aller – Heiden und Christen – zu erfüllen. Gerichtsverhandlungen durften an diesem Tag nicht stattfinden, die an Feiertagen immer verboten gewesen waren. Die Soldaten bekamen keine Dienstbefreiung, sondern nur eine Freistellung für die Zeit der Verrichtung eines Gebetes. So trug der Kaiser Sorge für die rechte kultische Verehrung, sowohl der Kleriker, deren Dienst er durch Privilegien absicherte (Kapitel V, 2), wie auch der Bürger durch einen freien Tag zur Ausübung des Kultes. Nach der Eroberung des Ostens galten die Bestimmungen im Gesamtreich (Abb. 22). 15 Inken Rühle hat im Sonntagsgesetz eine der hervorstechenden Maßnahmen gesehen, mit denen Konstantin die Gratwanderung gelungen sei, „den Heiden ein Heide und den Christen ein Christ“ zu sein. 16 Nehmen wir nun die anfangs gestellten Fragen wieder auf. Beginnt mit Konstantin ein neues Zeitalter? Ist Konstantin der erste christliche Kaiser oder ist er der letzte originär römische Kaiser? Ist er ein Umstürzler und Neuerer, oder ist er Fortsetzer der von seinem Vorgänger Diokletian eingeleiteten Reformen? Hat er die christliche Kirche umgeprägt, hat er dem Christentum seinen Stempel aufgedrückt, oder hat das Christentum das römische Kaisertum umgewandelt? Und was hat Konstantin für die römische Gesellschaft getan? Hat er sie verändert? Wir haben im Laufe der Darstellung immer wieder gesehen, wie sehr Konstantin auf den Schultern Diokletians, seines großen Vorgängers im Kaisertum, gestanden und die von ihm eingeleiteten Reformen weiter fortgesetzt oder neue an seine Konzeptionen angeschlossen hat. Große Änderungen hat er auf dem Gebiet des Rechts in formaler Hinsicht durchgeführt. Das Strafrecht hat er durch Brutalisierung verschärft. Ansonsten bewegte er sich auch dort in den vorgegebenen Bahnen, vor allem was seine Gesellschaftspolitik betraf. Er war bemüht, die bestehende hierarchische Struktur von Staat und Gesellschaft weiter zu verfestigen, die Standesschranken unüberwindlicher zu machen, aber nur mit geringem Erfolg. Die große soziale Mobilität, die die römische Gesellschaft seit je geprägt hatte, ließ sich auch durch Zwangsmaßnahmen nicht beseitigen. Schließlich war Konstantin selbst ein Produkt dieser Gesellschaftsstruktur. Sein Aufstieg aus kleinen Verhältnissen zum mächtigsten Mann im Römischen Reich war nur möglich in einer flexiblen Gesellschaft. Konsequent und

Epilog und Resümee

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Abb. 22: Solidus (Pavia 317?): Konstantin mit Lorbeerkranz (Vorderseite); Konstantin im Zodiakus der Sternzeichen der Planetenwoche, Umschrift: „rector totius orbis“ (Rückseite)

geschickt hat er alle seine Konkurrenten um die höchste Macht im Staat aus dem Wege geschafft, teils in der kriegerischen Auseinandersetzung in Bürgerkriegen, teils durch Mord. Die Siege legitimierten ihn in seinem Vorgehen: Tyrannen und Usurpatoren mussten beseitigt werden, vor allem durch einen Sieger, der unter besonderem göttlichen Schutz stand. Göttlicher Schlachtenhelfer und Begleiter war zuerst der Sonnengott, später der Christengott17 . Konstantin ließ propagieren, in göttlichen Visionen zu diesen Kämpfen beauftragt worden zu sein. Wie real oder irreal auch diese Träume und Visionen waren, der Kaiser glaubte, zu besonderen Aufgaben von diesem Gott berufen zu sein, unter dessen Schutz er stand. Wann und wie ihm der Sonnengott zum Christengott wurde, ist in den antiken Quellen, die alle tendenziös sind, widersprüchlich überliefert. Und wenn wir auch glauben, hier und da den authentischen Konstantin fassen zu können, so ist ja der Kaiser selbst ein Meister der Selbststilisierung, der gezielten Verschleierung und der massiven Propaganda. Seine hohe politische Erkenntnisfähigkeit und Begabung zeigen sich an den Konsequenzen, die er aus dem Scheitern Diokletians in der Christenpolitik gezogen hat. Ohne das totale Fiasko der Verfolgungen wäre wohl auch Konstantin nicht auf die Politik der Hereinnahme und Integration der Kirche und ihrer Organisation in den Staat verfallen. Bereits Galerius hatte die ersten Schritte in dieser Richtung durch sein Duldungs- und Anerkennungsedikt getan. Was Konstantin bereits vorher richtig erkannt hatte, setzte er schrittweise um, je mehr Macht er im Reich erwarb. Sein Weg führte von der Gleichstellung des christlichen Kultes und des Klerus mit anderen Kulten und deren Priesterschaften bis hin zur privilegierenden Förderung. Auch diese Maßnahmen lagen im Rahmen dessen, was ein römischer Kaiser als Oberster Priester (Pontifex Maximus) zu leisten hatte. Ebenfalls tief römisch war seine Furcht vor dem Zorn und der Strafe Gottes, wenn es ihm nicht gelang, Klerus und Volk zur rechten Gottesverehrung hinzuführen. Überzeugt von dem Prinzip der Freiwilligkeit bei der

200

Epilog und Resümee

Wahl der Religion kämpfte er einerseits um die Einheit der christlichen Kirche und hoffte andererseits auf die rechte Gotteserkenntnis der mehrheitlich heidnischen Bevölkerung. Konstantin ist noch ganz in der antiken Welt verortet, in der Religion und Politik eine Einheit bildeten. Wo innerkirchliche Streitigkeiten die römische Ordnung störten, griff er mit staatlichen Mitteln ein, bis hin zur Verbannung. Unter dem Schutz des Gottes stehend, war er als Kaiser und Oberster Priester – aus seinem Amtsverständnis heraus – auch für den christlichen Klerus wie für alle anderen Kultdiener zuständig. Dieser damals noch nicht angezweifelte Anspruch wurde christlicherseits retuschiert durch Titel wie „Allgemeiner Bischof“ oder „Bischof des Äußeren“ für Konstantin. Er holte den Klerus und die kirchliche Organisation – trotz der nicht enden wollenden Streitigkeiten – so nahe an den Staat heran, wie es möglich und für beide Seiten ohne Verbeamtung und Verstaatlichung nützlich war. Damit legte er – ohne es zu wissen und zu wollen – den Grundstein für die Verchristlichung des Römischen Reiches und später ganz Europas. Warum Konstantin der Große? Es ist erstaunlich, dass keiner der römischen Kaiser – von Augustus bis Diokletian – mit dem Ehrennamen „der Große“ ausgezeichnet wurde. Mit Konstantin wurde dann eine Reihe eröffnet, die sich in Theodosius dem Großen, Theoderich dem Großen, Karl dem Großen, um nur bei den Herrschern zu bleiben, kontinuierlich fortsetzte. Zu Lebzeiten ist Konstantin von Eusebius des Öfteren als Großer König, Megas Basileus, bezeichnet worden. Aber als Beinamen seines Namens erscheint das schmückende Beiwort „groß“ erst nach seinem Tode, vielleicht noch im 4. Jahrhundert. Denn der in Athen lebende Historiker Paraxagoras soll eine „Geschichte Konstantins des Großen“ geschrieben haben. So jedenfalls berichtet der Patriarch Photios im 9. Jahrhundert. Da uns die Geschichte des Paraxagoras nicht erhalten ist, könnte es sich natürlich auch um die Sichtweise des Byzantiners handeln, dem Konstantin nicht nur groß, sondern auch heilig war. Die aus konstantinischer Zeit und kurz danach überlieferten Beinamen, vor allem im lateinischen Westen, sind in der Verfassung verankert, zum Beispiel Augustus Maximus (Kapitel II, 1) und haben nichts mit der historischen Größe zu tun. Dem Kirchenhistoriker Sozomenos im 5. Jahrhundert war der Beiname „der Große“ schon geläufig, der sich in den folgenden Jahrhunderten immer mehr durchsetzte. 18 Je weiter der historische Konstantin aus dem Bereich der politischen Aktualität in den der Legende rückte, umso mehr wurde er zum Typus des christlichen Universalherrschers, der – an einer Zeitenwende stehend – zum Begründer des christlichen Europa geworden war.

Anhang

202

Anhang

DIOKLETIAN

Romula Anonyma C. Galerius Valerius MAXIMINUS DAIA († 313)

 Anonyma

C. Aurelius Valerius Diocletianus († ~316)

C. GALERIUS Valerius Maximianus († 311)



PRISCA († 314/5)

1

 Anonyma  GALERIA VALERIA

2

(† 314/5)

(† 313)



Valeria MAXIMILLA MAXIMUS († 313)

Anonyma = CANDIDIANUS († 313) († 313) Valerius ROMULUS († 309)

1 MINERVINA ()

 HELENA

Flavius Claudius CONSTANTINUS II. († 340)

 Flavia Maxima FAUSTA († 326)

Flavius Iulius CONSTANTIUS II. († 361) 1

 Anonyma

2

Anonymus

Anonymus

2

KONSTANTIN C. Flavius Valerius Constantinus I. († 337)

C. Flavius Iulius CRISPUS († 326)

M. Aurelius Valerius MAXENTIUS († 312)

(† 337)

 EUSEBIA

(† vor 361)

3

 FAUSTINA

Flavius Iulius CONSTANS († 350) = OLYMPIAS († 337) Tochter des ABLABIUS († 337)

203

Das Tetrarchen und die konstantinische Dynastie

MAXIMINIANUS (HERCULIUS)

1 EUTROPIA 2

Afranius HANNIBALIANUS

M. Aurelius Valerius Maximinianus († 310)

Flavia Iulia ()1 CONSTANTIUS CHLORUS HELENA C. Flavius Valerius († 329) Constantius I. († 306)

 THEODORA

2

Flavius Valerius SEVERUS († 307) SEVERIANUS († 313)

FLAVIUS DALMATIUS († 337)

Flavia CONSTANTIA



C. Valerius Licinianus LICINIUS I. († 325)

Flavius HANNIBALIANUS († vor 326)

Flavius IULIUS CONSTANTIUS († 337)

 GALLA 2  BASILINA 1

DALMATIUS († 337)

Anonymus († 337)

Valerius LICINIANUS LICINIUS II. († ~336) CONSTANTINA († 354)

 Flavius HANNIBALIANUS Rex († 337)  Flavius Claudius Constantinus GALLUS († 354)

(† 332/3)

EUTROPIA († 350)

ANASTASIA

 BASSIANUS († ~314)



Flavius Popilius Virius NEPOTIANUS († 313)

Flavius Popilius Virius N EPOTIANUS († 350)

1 2

HELENA



JULIAN (APOSTATA) Flavius Claudius Iulianus († 363)

Fett: Augusti und Augustae KAPITÄLCHEN: Schreibweise im Text  Ehe () Konkubinat = Verlobung

204

Anhang

York

Britanniae London

Köln Boulogne Trier Paris Grand

Galliae

Italia Annonaria

Autun Turin Susa

Viennensis Arles

Wien

Mailand Verona Pavia

Carnuntum

Illyricum Aquileia

Venedig Pola Ravenna Spalato Ariminum Hispellum

Marseille

PR. GALLIARUM Rom

Italia Suburbicaria

Tarraco

Hispaniae

PR. ITALIAE ET AFRICAE Córdoba Elvira

Cirta Caesarea

Tigisi

Sitifis

Karthago

Aptungi Lambaesis

Tingis

Africa

0

200

400

600 km

Syrakus

Das Römische Reich zur Zeit Konstantins

205

Römisches Reich im Jahre 526 n. Chr. Pr. Galliarum Pr. Italiae et Africae Pr. Illyrici Pr. per Orientem Präfekturgrenzen Macedonia = Diözese

Cibalae Sirmium Naissus

Thraciae Gamzigrad

Dacia

Serdika

Adrianopolis Chrysopolis Nikomedien Nicaea

Konstantinopel

Herakleia Thessaloniki

Pontica

Kyzikos

Macedonia

Orcistos

PR. ILLYRICI

Caesarea

Asiana Ephesos

Athen

Termessos

Tarsos Antiochia

PR. PER ORIENTEM

Creta

Cyprus

Oriens Tyros Caesarea Jerusalem Alexandria

Aegyptus

Entwurf: Matthias Dewald, 2007

Zeittafel 268–270 um 275 284 286 293

293–305/306 um 295 297/298 um 300 302 303 305

306

307

308

310

Claudius Gothicus 27. Februar: Geburt Konstantins in Naissus (heute: Niš) 20. November: Kaisererhebung Diokletians Maximinianus Herculius Augustus des Westens 1. März: 1. Tetrarchie: Osten = Diokletian Augustus, Galerius Caesar; Westen = Maximianus Herculius Augustus, Constantius Chlorus Caesar Konstantin am Hofe Diokletians in Nikomedien Geburt der Fausta Perserfeldzug Diokletians Geburt des Crispus Edikt gegen die Manichäer 23. Februar: Beginn der Christenverfolgung 1. Mai: Abdankung des Diokletian und des Maximianus Herculius; 2. Tetrarchie: Osten = Galerius Augustus, Maximinus Daia Caesar; Westen = Constantius Chlorus Augustus, Severus Caesar 25. Juli: Tod des Constantius Chlorus; Konstantin in Eburacum (York) von Truppen zum Augustus ausgerufen; 28. Oktober: Usurpation des Maxentius in Rom; 3. Tetrarchie: Osten = Galerius Augustus, Maximinus Daia Caesar; Westen = Severus Augustus, Konstantin Caesar; Usurpatoren = Maxentius und Maximianus Herculius Gescheiterter Feldzug von Severus und Galerius gegen Maxentius; Tod des Severus; Heirat Konstantins mit Fausta 11. November: Kongress von Carnuntum; 4. Tetrarchie: Osten = Galerius Augustus, Konstantin Caesar; Westen = Licinius Augustus, Maximinus Daia Caesar (die Caesaren nennen sich bald Augusti); Usurpatoren = Maxentius, Maximian und Domitius Alexander Tod des Maximianus Herculius

Zeittafel

311 312

313

314 314/16 315 um 316 316/17 317

319 320 320/23 323 324

325

326 327/328 (?) 328 330 332 333

207

30. April: Galeriusedikt; Mai: Tod des Galerius 28. Oktober: Schlacht an der Milvischen Brücke; Tod des Maxentius 29. Oktober: Einzug Konstantins in Rom Januar/Februar: Mailänder Vereinbarungen zwischen Konstantin und Licinius; Heirat Licinius’ mit Constantia; 30. April: Sieg über Maximinus Daia, sowie dessen Tod; Synode von Rom (Donatistenstreit) Synode von Arles (Donatistenstreit) 1. Krieg zwischen Konstantin und Licinius Decennalien Konstantins; Einweihung des Ehrenbogens in Rom Tod Diokletians in Spalato; 8. Oktober: Sieg Konstantins in der Schlacht von Cibalae Februar: Geburt des Constantinus (II.) 1. März: Crispus, Constantinus (II.) sowie Licinius Licinianus werden zu Caesaren erhoben; August: Geburt des Constantius (II.) Beginn des Arianismusstreits Sieg des Crispus über die Alemannen Geburt des Constans Sieg Konstantins über die Goten; Flottenkommando des Crispus 2. Krieg zwischen Konstantin und Licinius; 3. Juli: Sieg Konstantins bei Adrianopel; Seekrieg des Crispus bei Gallipoli; 18. September: Sieg Konstantins bei Chrysopolis; Konstantin Alleinherrscher; 8. November: Constantius (II.) Caesar, Fausta und Helena Augustae Ermordung des Licinius; 20. Mai–19. Juni: Konzil von Nicaea; 25. Juni: Vicennalien Konstantins in Nikomedien Ermordung von Crispus und Fausta; Vicennalien in Rom Synode von Nikomedien Athanasius Bischof von Alexandrien 11. Mai: Einweihung von Konstantinopel Kämpfe gegen Donaugoten 25. Dezember: Constans Caesar

208

335

337

Anhang

Synode von Tyros; 25. Juli 335 – 25. Juli 336: Tricennalien Konstantins in Konstantinopel; 18. September: Dalmatius Caesar; Hannibalianus König der Könige und der Völkerschaften im Schwarzmeergebiet; Verbannung des Athanasius nach Trier Vorbereitungen zum Perserfeldzug; 22. Mai: Tod Konstantins; Verwandtenmorde in der konstantinischen Seitenlinie; 9. September: Constantius (II.), Constantinus (II.) und Constans nehmen den Augustus-Titel an

Anmerkungen Prolog 1 Lukianus von Antiochien erlitt ein schreckliches Martyrium unter Diokletian. Einer seiner Schüler war Eusebius von Nikomedien, Verwandter und Taufspender Konstantins, der in Drepana-Helenopolis einen Kult für den Märtyrer Lukian mit Unterstützung des kaiserlichen Hofes einrichtete. Zur Bedeutung dieser Verbindung im Gesamtzusammenhang des Arianismusstreites s. B. Bleckmann, Konstantin in der Kirchengeschichte des Philostorgios, Millenium 1, 2004, 185–231, bes. 212–217 u. Kap. IV, 2. 2 Eus. v. Const. 4,67. 3 s. Epilog. 4 Eus. v. Const. 4,70. 71. Zur Divinisierung s. M. Clauss, Kaiser und Gott, Stuttgart 1999, 203–205. 5 Eus. v. Const. 4,71. Die griechische Terminologie des Eusebius ließe sich wie folgt in die lateinische Amtssprache übersetzen: Constantinus, Victor, Magnus, Augustus. 6 Zur Konstantinstatue und den solaren Implikationen seiner Selbstdarstellung und seines Christentums s. M. Wallraff, Christus Verus Sol. Sonnenverehrung und Christentum in der Spätantike, (Jahrbuch f. Antike u. Christentum, Ergänzungsband 32) Münster 2001, 133–135, u. Kap. II, 3; V, 1 u. Epilog.

I. Der Usurpator 1 Es handelt sich zwar um einen Forschungsbegriff, der aber dennoch auf Grund seiner Prägnanz auf die Herrschaft von vier gleichen Kaisern, die durch Adoptionen in ein System eingebunden sind, durch keinen anderen Terminus adäquat ersetzt werden kann. Zum Begriff s. B. Bleckmann, s. v. Tetrarches, Tetrarchia, in: DNP 12, 2002, 196–200; D. Vollmer, Tetrarchie, Bemerkungen zum Gebrauch eines antiken und modernen Begriffs, in: Hermes 119, 1991, 435–449. 2 Orig. Const. 1,1; zur Laufbahn des Constantius Chlorus, die nicht in allen Teilen gesichert ist, s. PLRE I, 227, 228. Nach Aurel. Vict. 41,17 ist Konstantin um 275 geboren. S. ebenso B. Bleckmann, Konstantin der Große, Hamburg 2 2003, 16–17; C. E. V. Nixon, B. S. Rodgers, In Praise of Later Roman Emperors. The Panegyrici Latini, Oxford, 1994, 197: um 280; H. Brandt, Konstantin der Große. Der erste christliche Kaiser. Eine Biographie, München 2006, 28: zwischen 272 und 285. 3 Zon. h.e. 13,1,4. 4 stabularia: Ambros. De obitu Theodosii 42 (CSEL 73, 393 = PL 16,399); zur Infamie: Dig. 3,2,4,2. Zur konstantinischen Gesetzgebung speziell zu den Berufen im Gaststättengewerbe s. u. Kap. V, 3. 5 J. Vogt, Constantin der Große und sein Jahrhundert, München 2 1960, 137. 6 s. u. Kap. II, 1 u. III, 1. 7 F. Meijer, Kaiser sterben nicht im Bett. Die etwas andere Geschichte der römischen Kaiserzeit von Caesar bis Romulus Augustulus (44 v. Chr. – 476 n. Chr.), Darmstadt 2003, 93–118. 8 Zu einer differenzierten Betrachtung dieser Zeit s. K. Christ, Geschichte der römischen Kaiserzeit, München 3 1995, 696–702; M. Sommer, Die Soldatenkaiser, Darmstadt

210

Anmerkungen zu S. 18–26

2004, 88–92. Vgl. dagegen K. Strobel, Das Imperium Romanum im 3. Jh. Modell einer historischen Krise? Zur Frage mentaler Strukturen breiterer Bevölkerungsschichten in der Zeit von Marc Aurel bis zum Ausgang des 3. Jhs. n. Chr., Stuttgart 1993. 9 Zu einzelnen dieser Reformen s. u. Kap. V, 1–3. 10 N. Cambi, Tetrarchic Practise in Namegiving, in: A. Demandt, A. Goltz, H. Schlange-Schöningen (Hrsg.), Diokletian und die Tetrarchie. Aspekte einer Zeitenwende, Berlin 2004, 40. 11 Sommer, Soldatenkaiser, 98–108. 12 H. Heinen, 2000 Jahre Trier 1: Trier und das Trevererland in römischer Zeit, Trier 1985, 216–217. 13 J. Bleicken, Verfassungs- und Sozialgeschichte des römischen Kaiserreiches, Paderborn 3. verb. Aufl. 1989, 67: „Pluralisierung der Reichsspitze“. 14 Pan. Lat. 7 (6) 4,3 u. 6,1. 15 Zur Problematik der Datierung und der direkten Erhebung zum Augustus oder der schrittweisen: erst Caesar, dann Augustus, s. F. Kolb, Diocletian und die erste Tetrarchie. Improvisation oder Experiment in der Organisation monarchischer Herrschaft, Berlin 1987, 24ff. u. a. 16 Pan. Lat. 11 (3) 7,3–7. 17 W. Kuhoff, Diokletian und die Epoche der Tetrarchie, Frankfurt 2001, 153–154; 164–165. 18 I. König, Die Berufung des Constantius Chlorus und des Galerius zu Caesaren, in: Chiron 4, 1974, 567–576; dagegen Kolb, Erste Tetrarchie, 68ff. 19 Anders A. Pabst, Divisio Regni. Der Zerfall des Imperium Romanum in der Sicht der Zeitgenossen, Bonn 1986, 46ff. 20 Aurel. Vict. 39,30. 21 St. Elbern, Usurpatoren im spätrömischen Reich, Bonn 1984, 11–12. 22 Abbildungen des Triumphbogens in Thessaloniki z. B. in: H. P. L’Orange, M. Wegner, Das spätantike Herrscherbild von Diokletian bis zu den Konstantin-Söhnen 284–361 n. Chr. Mit einem Nachtrag: Die Bildnisse der Frauen und des Julian, Berlin 1984, Taf. 1. 23 Petrus Patricius frg. 14. 24 Eutr. brev. 9,24. 25 SHA v. Cari, Carini, Numeriani 18,4: quattuor sane principes mundi fortes, sapientes, benigni et admodum liberales, unum in rem publicam sentientes, perreverentes Romani senatus, moderati, populi amici, persancti, graves, religiosi et quales principes semper oravimus. 26 Pan. Lat. 7 (6) 8,7–9,2. 27 Eutr. brev. 9,27,2. 28 Th. Grünewald, Constantinus Maximus Augustus. Herrschaftspropaganda in der zeitgenössischen Überlieferung (Historia Einzelschrift 64), Stuttgart 1990, 14 Anm. 7. 29 Die Angaben der antiken Quellen sind unterschiedlich. Spanien wird bei keinem der Autoren erwähnt. Vgl. Eutr. brev. 10,1,1–2; Aurel. Vict. 40,1; Orig. Const. 5. 30 Aurel. Vict. 39,45–48; ähnlich Eusebius v. Const. 1,18, der den genauen Grund nicht angibt, aber einen Zusammenhang zwischen Christenpolitik und Abdankung sieht; Eutr. brev. 9,27,1. 31 Lact. m.p. 17–18. Laktanz macht insgesamt aus Diokletian einen kranken und debilen Greis, der vollständig von seinem Caesar Galerius in allen seinen Handlungen bestimmt wurde. Zur Tendenz der Schrift des Laktanz „Über die Todesarten der Verfolger“ und speziell zu seinem schlechten Diokletianbild s. u. Kap. II, 1 u. III, 1. 32 Aurel. Vict. 39,48; Eutr. brev. 9,27,1. 33 Eus. v. Const. 1,19; Orig. Const. 2; Pan. Lat. 7 (6) 3, 3.

Anmerkungen zu S. 26–31 34

211

ILS 666. 667. 671. Pan. Lat. 7 (6) 6; s. u. genauer Kap. IV, 3. 36 Aurel. Vict. 40,2; Lact. m.p. 19. 37 G. Nikšic ´ , The Restoration of Diocletian’s Palace, in: A. Demandt, A. Goltz, H. Schlange-Schöningen (Hrsg.), Diokletian und die Tetrarchie. Aspekte einer Zeitenwende, Berlin 2004, 163–171 u. J. Belameric, Gynaeceum Iovense Dalmatiae – Aspalatho, (ebd.) 141–162. 38 Th. Mommsen, Römische Kaisergeschichte nach den Vorlesungsmitschriften v. S. u. P. Hensel 1882, 1886, hrsg. v. B. u. A. Demandt, München 1992, 473. 39 Aurel. Vict. 40,2; Orig. Const. 3–4; Zos. 2,8,2–3. Hierzu genauer Bleckmann, Konstantin in der Kirchengeschichte des Philostorgios, 196–199. 40 Aurel. Vict. 40,3; Eutr. brev. 10,1,3. 2,2; Orig. Const. 4. 41 Lact. m.p. 24,8–9; Eus. v. Const. 1,21 bettet sogar die väterliche Designation in die Problematik des Erstgeborenen, aber illegitimen Sohnes vor den legitimen, aber jüngeren Kindern ein. Vgl. ähnlich Zos. 2,9,1, bei dem die Prätorianergarde solche Überlegungen anstellt. S. genauer u. Kap. I, 3 u. IV, 3. 42 Lact. m.p. 19. Die Tendenz der Stelle, prokonstantinisch gegen Galerius gerichtet, ist zwar offenkundig, jedoch wird die Überraschung der Soldaten über die Erhebungen von Laktanz nicht erfunden sein. Skeptisch gegenüber dem Tatbestand der Usurpation ist Bleckmann, Konstantin, 43 wegen mangelnder gesetzlicher Verankerung der Nachfolgeordnung. Vgl. dagegen Brandt, Konstantin, 32. 43 Eutr. brev. 10,2,3; Aurel. Vict. 40,5. 44 Lact. m.p. 25,3.5. 45 Die negative Konnotation des Maxentius ist in allen Quellen, ob christlicher oder nichtchristlicher Herkunft, zu finden. Die Vorwürfe gegen ihn entstammen undifferenziert der Tyrannentypologie. Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, 64–71. Genauer s. u. Kap. II, 1–3. 46 Lact. m.p. 26,8. 47 Pan. Lat. 7 (6) 12,6. 48 Aurel. Vict. 40, 5–7; Eutr. brev. 10,2,3–4. 49 Lact. m.p. 27,2–6; Aurel. Vict. 40,7; Orig. Const. 7. 50 Pan. Lat. Maximiano et Constantino 7 (6) wahrscheinlich 307 in Trier gehalten, Meilensteine aus der Viennensis legen Arles nahe. Der Termin der Hochzeitsfeierlichkeiten ist umstritten: Ist er am 25. Juli, dem dies imperii des Konstantin, im September oder am 25. Dezember wegen des Konsulates anzusetzen? S. Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, 26, 36–38; Nixon, Rodgers, In Praise, 180–185. Zum Konsulat s. L. Voelkl, Der Kaiser Konstantin. Annalen einer Zeitenwende, München 1957, 19; D. Kienast, Römische Kaisertabelle, Darmstadt 3 2004, 298. 51 Lact. m.p. 28. 52 Pan. Lat. 6 (7) 10–13; 22,4–5, s. u. Kap. V, 1. 53 Lact. m.p. 29; Eutr. brev. 10,2,3; Zos. 2,10,4. 54 Lact. m.p. 29,1–2; Aurel. Vict. 40,9; Eus. h.e. 8,13,15. Zu Licinius: PLRE I, 509: Val. Licinianus Licinius 3; H. Chantraine, Licinius (308–324), in: M. Clauss (Hrsg.), Die römischen Kaiser, München 1997, 305–311, bes. 306 nimmt an, dass Licinius bei seiner Erhebung eventuell Praefectus praetorio des Galerius gewesen sei. 55 RIC VI 203 Nr. 622: Herculi conservat(ori) Augg(ustorum) et Caess(arum) nn(ostrorum) 56 Pan. Lat. 7 (6) 8,1–5. 57 Pan. Lat. 7 (6) 14,4. 58 Pan. Lat. 7 (6) 3,3; 2,5. 35

212

Anmerkungen zu S. 32–38

59 Aureus: RIC VI 294 Nr. 90: Constantinus P(ius) F(elix) Aug(ustus) / Herculi comiti Augg(ustorum) nn(ostrorum). 60 Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, 43–44. 61 RIC VI 220 Nr. 794, 222 Nr. 813. Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, 42 Anm. 176. 62 Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, Katalog Nr. 37a–40;42–45;50–60;64 (Meilensteine der Dioecesis Viennensis). 63 Zos. 2,11 (stirbt eines natürlichen Todes in Tarsus); Lact. m.p. 29,30 (zwei Putschversuche, Geduld Konstantins); Eutr. brev. 10,3,2 (gerechte Strafe, schlechter Charakter des Maximianus); Aurel. Vict. 40,21. 22 (gerechte Strafe). 64 Pan. Lat. 6 (7) 14–20. 65 RIC VI 128, Nr. 64 (J.295–305): Constantius Chlorus als Caesar, Rückseite: geharnischter Mars: Marti Propugnatori; RIC VI 458 Nr. 27a (302–303) Mars Victor. 66 Pan. Lat. 6 (7) 2–3,1; 4,1–2; 7,3–5. 67 Pan. Lat. 6 (7) 21,3–7. 68 Zur Identifizierung des Ortes, für den auch Autun, Lyon und Toulouse genannt werden, s. den Forschungsüberblick bei B. Müller-Rettig, Der Panegyricus des Jahres 310 auf Konstantin den Großen. Übersetzung u. historisch-philologischer Kommentar, Stuttgart 1990, 339–350. Sie entscheidet sich für Grand und den in dem dortigen Quellheiligtum verehrten Apollo Grannus. 69 Pan. Lat. 6 (7) 7,2–3; Pan. Lat. 7 (6) 14,3. 70 Pan. Lat. 6 (7) 10,2–13,5. RIC VII 162, Nr. 1 (J.313–315 in Trier) Imp(erator) Constantinus P(ius) F(elix) Aug(ustus), Konstantin mit Strahlenkranz des Sol, Diadem und Feldherrnmantel, Rückseite: Gloria Augg(ustorum), Stadttor, Fluss, Brücke, Gefangene, vgl. Heinen, Trier und das Trevererland, 226 mit alter Deutung auf Trier, jetzt aber auf den Köln-Deutzer Brückenbau 310: W. Eck, Köln in römischer Zeit. Geschichte einer Stadt im Rahmen des Imperium Romanum I, Köln 2004, 610–611. 71 Vgl. hierzu die Zusammenstellung aller Inschriften mit Invictus Augustus und aller Münzen mit Sol-Darstellungen Konstantins bei Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, S. 46–61, nach 312–324, 86ff. Genauer s. u. Kap. II, 1 u. IV, 1. 72 M. Clauss, Konstantin der Große und seine Zeit, München 1996, 25–26; M. Clauss, Kaiser und Gott. Herrscherkult im Römischen Reich, Stuttgart 1999, 197–199. Seit Aurelian ist der Sol invictus zum Reichsgott geworden. S. Wallraff, Christus Verus Sol, 126–127. 73 Zur Vision, die teils angezweifelt, teils in Parallele zur späteren christlichen Vision gesetzt wird, s. Literatur bei Müller-Rettig, Der Panegyricus, 330. 74 S. u. Kap. III, 2–3; IV, 1 u. V, 2. 75 Aurel. Vict. 40,11–13. Zur tendenziösen Bewertung des Galerius durch Laktanz s. u. Kap. II, 1 u. III, 1–2.

II. Der Befreier Roms 1

Lact. m.p. 42,1. Eutr. brev.10,3,2. 3 Orig. Const. 15. 4 S. hierzu Bleckmann, Konstantin, 52 mit Abb. 5 Aurel. Vict. 40,17–18. 6 Zos. 2,14. 7 Eutr. brev. 10,4,2: ita res publica tum a novis quattuor imperatoribus tenebatur: Constantino et Maxentio filiis Augustorum, Licinio et Maximino novis hominibus. 2

Anmerkungen zu S. 38–44

213

8 ILS 664 = CIL III 3363: Victoriae Augustae / [sac]rum pro salute / d(ominorum) n(ostrorum) Maximini et / [Con]stantini et Licini / [se]mper Augusti; Lact. m.p. 36. 9 Überlieferung bei Lact. m.p. 39–41; vgl. M. Clauss, Die Frauen der diokletianischkonstantinischen Zeit, in: H. Temporini (Hrsg.), Die Kaiserinnen Roms von Livia bis Theodora, München 2002, 341–343; Christ, Geschichte der römischen Kaiserzeit, 736–737. 10 Lact. m.p. 43,3. 11 Drei Viertel der Truppen soll Konstantin am Rhein zurückgelassen haben: Pan. Lat. 12 (9) 3,3; Zos. 2,15,1: Konstantin: 90 000 Infanterie, 8000 Kavallerie; Maxentius: 170 000 Infanterie, 18 000 Kavallerie. Zu den militärischen Reformen s. u. Kap. V, 1. 12 Pan. Lat. 12 (9) 5,4–6,1; 4 (10) 21 (Segusio); 12 (9) 6,2–7,2; 4 (10) 22 (Turin); 12 (9) 7,5–8 (Mailand); 4 (10) 25 Brescia; 12 (9) 8,1–9,2, 10,3, 11,1 (Verona); 12 (9) 11,1; 4 (10) 27 (Aquileia). 13 Pan. Lat. 12 (9) 4,5; 4 (10) 10,3–4; 12,1–3,4 genauer s. u. Kap. II, 3. 14 Lact. m.p. 44,8. Die Reminiszenz an den Lyderkönig Kroisos, der ebenfalls ein Orakel zu seinem eigenen Verderben falsch ausgedeutet hatte, ist offensichtlich. Sie ist einer der vielen Versuche, die kurzfristige Änderung des Feldzugplanes zu erklären. Die Panegyriker erklären das Unvorhergesehene mit einer geistigen Verwirrung des Maxentius: 12 (9) 16; 4 (10) 28. Im Einzelnen s. u. Kap. II, 3. Weitere Quellen zum Italienfeldzug s. Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, 61 Anm. 304; Bleckmann, Konstantin, 53–57. 15 Orig. Const. 12. 16 Aurel. Vict. 40,23; Orig. Const. 12: die Aussage der Mutter des Maxentius, dass Maximianus nicht der Vater sei, sondern ein Syrer, gehört in die Tendenz der konstantinfreundlichen Quellen, Maxentius als unebenbürtig darzustellen. Zur Tendenz der Quellen s. u. Kap. II, 3. 17 A. Städele (Hrsg. u. Übers.), Laktanz, De mortibus persecutorum. Die Todesarten der Verfolger lat., dt. (Fontes Christianae 43), Turnhout 2003, 7. 18 K. M. Girardet, Die Konstantinische Wende. Voraussetzungen und geistige Grundlagen der Religionspolitik Konstantins des Großen, Darmstadt 2006, 49. 19 Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, 78. 20 Girardet, Die Konstantinische Wende, 60–70, vgl. hiermit J. Straub, Konstantins Verzicht auf den Gang zum Kapitol, in: ders. (Hrsg.) Regneratio Imperii I, Darmstadt 1972, 100–118. 21 Brandt, Konstantin, 53–59, 73, 74ff., 90. 22 K. M. Girardet, Konstantin und das Christentum: Die Jahre der Entscheidung 310 bis 314, in: A. Demandt, J. Engemann (Hrsg.), Konstantin der Große, Geschichte – Archäologie – Rezeption, Trier 2006, 69–81. Im Einzelnen zum Galeriusedikt s. u. Kap. III, 2, zur Rede an die Versammlung der Heiligen s. u. Kap. IV, 2. 23 K. Rosen, Cor regnum inscrutabile. Eine quellenkritische Untersuchung zur Bekehrung Constantins des Großen, in: P. Barceló, V. Rosenberger (Hrsg.), Humanitas – Beiträge zur antiken Kulturgeschichte. FS für G. Gottlieb zum 65. Geburtstag, München 2001, 247–281, bes. 267f. 24 Brandt, Konstantin, 90–91. 25 Girardet, Die Konstantinische Wende, 89–90 spricht hier bereits davon, dass Konstantin das Christentum zur Staatsreligion erheben wollte, ebenso K. Bringmann, Die konstantinische Wende. Zum Verhältnis von politischer und religiöser Motivation, in: HZ 260, 1995, 21–47, bes. 37, vgl. hierzu den Widerspruch von Brandt, Konstantin, 89 Anm. 65. Daraus folgt, dass die Mailänder Vereinbarung als der „kleinste gemeinsame Nenner“ zwischen Konstantin und Licinius gewertet wird. Girardet, a. a. O. 97–98, 104; Bringmann, a. a. O. 44–45. 26 T. D. Barnes, Constantine and Eusebius, Cambridge 1981, 48: „The dead weight of

214

Anmerkungen zu S. 44–47

iconographic tradition“; dagegen s. Rosen, Cor regnum inscrutabile, 267: „Eine christliche Ikonographie zu diesem Thema (Sieg etc.) gab es nicht, folglich erwartete sie auch niemand.“ Die Mehrzahl der Bewohner des Römischen Reiches seien immer noch Heiden gewesen (269). 27 H. Doerries, Das Selbstzeugnis Konstantins des Großen, Göttingen 1954; H. Kraft, Kaiser Konstantins religiöse Entwicklung, Tübingen 1955; P. Silli, Materiali per una palingenesi delle costituzioni tardo imperiali, 3: Testi Costantiniani nelle fonti letterarie, Mailand 1987; V. Keil, Quellensammlung zur Religionspolitik Konstantins des Großen, Darmstadt 1989; s. hierzu E. Herrmann-Otto, ZRG RA 108, 1991, 402–406. 28 Zum Papyrus s. Silli, Testi Costantiniani, Nr. 16; T. G. Elliott, Constantine’s Conversion Revisited, in: Ancient History Bulletin 6, 1992, 59–62, bes. 59; Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, s. Anhang der Inschriften u.Titulaturen, die z. T. auch auf Münzen überliefert sind; Bleckmann, Konstantin in der Kirchengeschichte des Philostorgios, 185–231; H. Leppin, Von Constantin dem Großen zu Theodosius II. Das christliche Kaisertum bei den Kirchenhistorikern Socrates, Sozomenos und Theodoret, Göttingen 1995. 29 Vogt, Konstantin der Große, 243–247 spricht von einer soldatischen und staatsmännischen Religiosität Konstantins, von der Pflicht des Herrschers, der von Gott selbst belehrt wurde, durch persönliche Belehrung die Menschen zum Glauben an den einen Gott zu führen, aber ohne Glaubenszwang. Kraft, Kaiser Konstantins religiöse Entwicklung, 18 meint: „Der Schlüssel zu Konstantins Wesen ist sein Sendungsbewußtsein. Es steht in engem Zusammenhang mit seinem Glauben an die ,summa divinitas‘ … Er hatte einen höheren Auftrag empfangen …“ Zu Konstantins Pragmatismus s. Brandt, Konstantin, 90–91 u. viele andere Stellen im Buch. 30 H. Kraft, Einführung, in: ders., Konstantin der Große, Darmstadt 1974, 4. 31 J. Burckhardt, Die Zeit Constantins des Großen, Basel 1853, (ND Wien) 250–251; 223. 32 H. Grégoire, La conversion de Constantin le Grand, in: Revue de l’Université de Bruxelles, 36, 1930/1, 231–272 (dt. Übers. in: H. Kraft [Hrsg.], Konstantin der Große, Darmstadt 1974, 175–223). 33 J. Bleicken, Constantin der Große und die Christen, München 1992, 2. 34 Bringmann, Die konstantinische Wende, 21–47. Die Thesen Bringmanns, vor allem seines rigoristischen, katholischen Christentums seit 312 und des Mailänder Ediktes als Minimalkonsens zwischen Licinius und Konstantin, hat Klaus Girardet im Folgenden systematisch ausgebaut. S. o. Anm. 18. 35 P. A. Barceló, Die Religionspolitik Kaiser Constantins des Großen vor der Schlacht an der Milvischen Brücke, in: Hermes 116, 1988, 76–94, Zitat 94; ebenso W. Kuhoff, Ein Mythos in der römischen Geschichte: Der Sieg Konstantins des Großen über Maxentius vor den Toren Roms am 28. Oktober 312 n. Chr., in: Chiron 21, 1991, 127–174. 36 T. G. Elliott, Constantine’s Conversion: Do we really need it?, in: Phoenix 41, 1987, 420–438; ders., Constantine’s Conversion Revisited, 59ff.; J. Szidat, Konstantin 312 n. Chr. Eine Wende in seiner religiösen Überzeugung oder die Möglichkeit, diese öffentlich erkennen zu lassen und aus ihr heraus Politik zu machen, in: Gymnasium 92, 1985, 514–525, bes. 522f.; Barnes, Constantine and Eusebius, 48. S. die kritischen Äußerungen von Girardet, Die Konstantinische Wende, 27–32 zu einem vermeintlichen christlichen Elternhaus und christlicher Erziehung Konstantins. 37 T. D. Barnes, The young Constantine as judged by his contemporaries, in: A. Demandt, J. Engemann (Hrsg.), Konstantin der Große, Geschichte – Archäologie – Rezeption, Trier 2006, 13–20, bes. 15–16; T. D. Barnes The Conversion of Constantine, EMC 29, 1985, 379ff. Kritisch Girardet, in: Die Konstantinische Wende, 54–56, vor allem aber in: ders., Konstantin und das Christentum, 71, wo er sich gegen gesetzliche Privilegierungen,

Anmerkungen zu S. 47–50

215

für die es keine Anhaltspunkte in den Quellen gibt, ausspricht. Barceló, Die Religionspolitik, 92f. geht auch schon vor 312 von einer Toleranzpolitik Konstantins aus, jedoch ohne dass jener dafür schon Christ sein müsse. S. genauer Kap. III, 2–3 u. IV, 1. 38 U. Lambrecht, Rez. AG: M. Wallraff, Christus Verus Sol, in: H Soz U Kult, 2. 39 Wallraff, Christus Verus Sol, 130–139. Vgl. dagegen Girardet, Konstantin und das Christentum, 70, der unter Monotheismus eine transzendente Gottheit wie den Christengott, unter Henotheismus eine weltimmanente, eventuell synkretistische Gottheit wie den Sonnengott versteht. 40 Clauss, Konstantin, 37–41; R. Leeb, Konstantin und Christus. Die Verchristlichung der imperialen Repräsentation unter Konstantin dem Großen als Spiegel seiner Kirchenpolitik und seines Selbstverständnisses als christlicher Kaiser (Arbeiten zur Kirchengeschichte 58), Berlin 1992, 121–126; P. Weiß, Die Vision Constantins, in: J. Bleicken (Hrsg.), Colloquium f. A. Heuß, Kallmünz 1993, 143–169. Genauer s. u. Kap. II, 3. 41 Zur Problematik s. W. Raeck, Ankunft an der Milvischen Brücke. Wort, Bild und Botschaft am Konstantinbogen in Rom, in: J. Holzhausen (Hrsg.), Psyche – Seele – Anima, Stuttgart 1998, 345–354, der sehr differenziert zwischen Triumph, ingressus als Militärparade und adventus unterscheidet. Konstantin vermeidet den Triumph, bei dem er vom Senat abhängig geworden wäre. 42 Pan. Lat. 4 (10) 31,1–2: non agebantur quidem ante currum vincti duces sed incedebat tandem soluta nobilitas. Non coniecti in carcerem barbari, sed [d]educti e carcere consulares. Non captivi alienigenae introitum illum honestaverunt sed Roma iam libera … imperium recepit quae servitium sustinebat. 43 Eus. v. Const. 1,40. 44 Ein großer Teil der Forschung sieht darin einen bewussten Verzicht des christlichen Kaisers auf den Gang zum Kapitol im Sinne einer Abwendung von den alten Göttern, z. B. Straub, Girardet s.o Anm. 20. Vgl. dazu Kuhoff, Der Sieg Konstantins über Maxentius, 164–167, der auf den improvisierten Charakter des adventus hinweist, der auch deswegen kein richtiger Triumph sein konnte, da niemand mit einem Sieger Konstantin gerechnet hatte. Aus diesem Grunde lehnt er ab, weitgehende Schlussfolgerungen aus dem fehlenden Opfer zu ziehen. Pan. Lat. 12 (9) 20,2: quamlibet verba tua in senatu habita, nobis [ig]nota sint: Der Panegyriker war nicht anwesend bei den Feierlichkeiten in Rom gewesen. 45 Lib. Pontificalis (ed. L. Duchesne, I, Paris 1955) 173f. Die Übergabe war wahrscheinlich im Jahr 314 oder 315. Spolien des alten Prätorianerlagers scheinen im Konstantinbogen verbaut worden zu sein. S. hierzu H. G. Thümmel, Die Wende Constantins und die Denkmäler, in: E. Mühlenberg (Hrsg.), Die constantinische Wende, Gütersloh 1998, 144–185, bes. 179–180. 46 S. u. vor allem die Anknüpfung an Augustus. Zur Problematik s. vor allem Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, 63–78. Zur Personalpolitik Konstantins s. Zos. 2,17,2; Aurel. Vict. 40,25: allerdings unter Verzerrung des Maxentius in Richtung Tyrannentypologie. 47 Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, 86ff. hat angezweifelt, ob Konstantin bereits im Jahr 312 diesen Titel angenommen hat oder erst zwei Jahre später im Jahr 315, und ob die Führung des Titels nicht auch ein Gradmesser sei für seine Beziehung zu Licinius. Dem ist wohl zuzustimmen. Zwischen 312 und 315 hat Konstantin den MaximusTitel nur situationsbedingt geführt, vor allem auf Münzen, aber selten in Inschriften. 48 Zum Panegyricus von 313 s. M. Odahl, A pagan’s reaction to Constantine’s conversion. Religious references in the Trier Panegyric of A.D. 313, in: The Ancient World 21, 1990, 45–63, der die Rede anlässlich der Rückkunft des Kaisers nach Trier in den August 313 datiert. Zu Eusebius s. Winkelmann, Euseb von Cäsarea, 189–190. Alle Datierungen von Laktanz’ Aufenthalt in Trier und der Entstehung der Schrift „Zu den Todesarten der

216

Anmerkungen zu S. 50–53

Verfolger“ sind nur äußerst schwierig durchführbar. Zur Problematik s. Steidle, Laktanz, 75–78, M. Fiedrowicz, „Freiwillig um Unsterblichkeit kämpfen“. Christliche Einflüsse in der Religionspolitik Kaiser Konstantins, in: M. Fiedrowicz, G. Krieger, W. Weber (Hrsg.), Konstantin der Große. Der Kaiser und die Christen. Die Christen und der Kaiser, Trier 2006, 11–30, bes. 13–16. Die Mehrzahl der Forscher geht von seiner Anwesenheit in Trier in diesen Jahren aus. Wenige (Barnes, Wlosok) lassen ihn wieder nach Nikomedien zurückkehren. S. Kap. III, 2 Briefe zum Donatistenstreit; s. Kap. V, 2–3 zu den Gesetzestexten. 49 Pan. Lat. 12 (9) 2,4–5: Quisnam te deus, quae tam praesens hortata est maiestas ut, omnibus fere tuis comitibus et ducibus non solum tacite mussantibus sed etiam aperte timentibus, contra consilia hominum, contra haruspicum monita ipse per temet liberandae urbis tempus venisse sentires? Habes profecto aliquod cum illa mente divina, Constantine, secretum, quae delegata nostri diis minoribus cura uni se tibi dignatur ostendere. 50 Pan. Lat. 12 (9) 3; 4,5; 22; 26. 51 Pan. Lat. 12 (9) 16; 17. 52 Pan. Lat. 12 (9) 4; 13,2; 16,2; 24,4. 53 Zur Ikonographie des Konstantinbogens mit seinen solaren Elementen s. Clauss, Konstantin, 39–41; Brandt, Konstantin, 60–67; zur genauen Unterscheidung zwischen den neu für den Bogen geschaffenen solaren Medaillons und den Schlachtszenen und der Verwendung von Spolien aus trajanisch-hadrianischer Zeit s. P. Barceló, Trajan, Maxentius und Constantin. Ein Beitrag zur Deutung des Jahres 312, in: Boreas 14–15, 1991/92, 145–156. 54 Zur Datierung des Medaillons auf 315 s. K. Kraft, Das Silbermedaillon Constantins des Großen mit dem Christusmonogramm auf dem Helm, in: H. Kraft (Hrsg.), Konstantin der Große, 297–344; allein abweichend von dieser communis opinio der Forschung: M. R.Alföldi, Die constantinische Goldprägung, Mainz 1963, 41ff., die das Medaillon auf 313 datiert. 55 CIL VI 1139 = ILS 694, L. Schumacher, Römische Inschriften, Stuttgart 1996, Nr. 129: Imp(eratori) Caes(ari) Fl(avio) Constantino Maximo / P(io) F(elici) Augusto s(enatus) p(opulus)q(ue) R(omanus) / quod instinctu divinitatis mentis / magnitudine cum exercitu suo / tam de tyranno quam de omni eius / factione uno tempore iustis / rempublicam ultus est armis / arcum triumphis insignem dicavit. Liberatori urbis. 56 Pan. Lat. 12 (9) 25,4: merito igitur tibi, Constantine, et nuper senatus signum dei et paulo ante Italia scutum et coronam cuncta aurea dedicarunt, ut conscientiae debitum aliqua ex parte relevarent. Debetur enim et saepe debe(bi)tur et divinitati simulacrum [aureum] et virtuti scutum et corona pietati. Vgl. Res Gestae 34,2: quo pro merito meo senatus consulto Augustus appellatus sum et laureis postes aedium mearum vestiti publice coronaque civica super ianuam meam fixa est et clupeus aureus in curia Iulia positus, quem mihi senatum populumque Romanum dare virtutis clementiaeque et iustitiae et pietatis causa testatum est per eius clupei inscriptionem. Vgl. auch Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, 21. 57 Zur Interpretation von signum Dei s. Alföldi, Die constantinische Goldprägung, 62. 58 F. Winkelmann, Euseb von Kaisareia: Der Vater der Kirchengeschichte, Berlin 1991, 51, 107–115. 59 Eusebius scheint Konstantin einmal in Palästina als Begleiter Diokletians gesehen zu haben: Eus. v. Const. 1,19. A. Bigelmair, Eusebius, BKV 1, München 1913, 19 datiert dieses Ereignis auf 296 in den Zusammenhang der Aufstände in Ägypten, A. Cameron, S. G. Hall, Eusebius, Life of Constantine, Oxford 1999, 197 datieren in das Jahr 301/2, ebenso I. König, Origo Constantini. Anonymus Valesianus I, Trier 1987, 68–69. Vgl. P. Dräger (hrsg., übers., komm.), Eusebius, Über das Leben des glückseligen Kaisers Konstantin, Oberhaid 2007, 371.

Anmerkungen zu S. 54–59 60

217

Eus. h.e. 9,9,1–8, Zitat: 9,9,4. Steidele, Laktanz, 7–11, 75–78; A. Wlosok, L. Caelius Firmianus Lactantius, in: R. Herzog (Hrsg.), Handbuch der lateinischen Literatur der Antike 5, München 1989, 397: datiert die Entstehung der Schrift zwischen Herbst 313 und Sommer 316. 62 Girardet, Die Konstantinische Wende, 75–76, geht davon aus, dass es sich um das Christogramm handelt, dessen älteste bisher bekannte Darstellung auf dem Silbermedaillon von Ticinum zu sehen ist. S. ebd. Anm. 132 mit weiterführender Literatur. Zum geringen Verbreitungsgrad der Münze s. Kuhoff, Der Sieg Konstantins über Maxentius, 173–174. Frau Dr. Andrea Binsfeld (Trier) machte mich auf eine christliche Sepulkralinschrift aus dem Jahr 279 aufmerksam, in der das Christogramm nach der Meinung von de Rossi und Diehl bereits zu sehen sein soll. Das ist aber umstritten. Wahrscheinlich handelt es sich doch um einen Stern: Diehl 3315 = ICVR 8716: Pasto[r et T]i[t]iana et Marciana et Chr[e]st[e Mar]ciano filio benemerenti [in] XP d(omi)n(i) fec[eru]nt qui vixit annus XII m(enses) II et d(ies) [- - - ] qui cra[tium] accepit d(omini) n(ostri) die XII ka[l O]ctob[r]es [Probo III et No]nio Paterno II coss et rede[dit] XI ka[l- -] vibas inter sanctis in a[eternum]. Man wird weiterhin davon auszugehen haben, dass das Christogramm vor 315 relativ unbekannt war. Woher Laktanz es kannte, bleibt spekulativ. S. ausführlich Girardet, Die Konstantinische Wende, 75–79. 63 Lact. m.p. 44,4–9. Zu diesem praktischen Argument s. Brandt, Konstantin, 54–55, der davon ausgeht, dass auf den Schilden ohnehin schon solare Zeichen waren, wie man es z. B. auf der Arcadius-Säule sehen kann. Girardet, Konstantin und das Christentum, 74 schlägt aus diesem Grunde vor, dass nur auf den Schilden der Eliteeinheiten das Christogramm aus praktischen Gründen angebracht worden sei. 64 Pan. Lat. 4 (10) 14–15; s. hierzu G. Weber, Kaiser, Träume und Visionen in Prinzipat und Spätantike, Stuttgart 2000, 285–288. Nixon, Rodgers, In Praise, 357–360 weisen darauf hin, dass die Vision von den Heeren und Dioskuren viel spektakulärer war als die christliche des Laktanz. Zur Bedeutung von Castor und Pollux für die republikanische Geschichte s. ebd. 359 Anm. 65. Im wieder gegründeten Konstantinopel ließ Konstantin auch einen Castor-und-Pollux-Tempel einweihen, s. u. Kap. V, 1. 65 Pan. Lat. 4 (10) 28. 66 Pan. Lat. 4 (10) 38. 67 Winkelmann, Euseb von Kaisarea, 146–156, bes. 147 u. 153; Dräger, Über das Leben, 371–372. 68 Eus. v. Const. 1,28 u. 29. 69 Weiß, Die Vision Constantins, 147–166. 70 Thümmel, Die Wende Constantins, 158–165; Weber, Kaiser, Träume und Visionen in Prinzipat und Spätantike, 288–290. 71 Wallraff, Christus Verus Sol, 127–129. Wallraff kann deutlich machen, dass es keine Schriftzeichen am Himmel gab, sondern Symbole, die Sieg verhießen. Zur Interpretation der Vision in Gallien als Halophänomen s. Weiß, Die Vision Constantins, 145–146, 160. Zum Einwand Girardets gegen die Anwendung des Monotheismus auf nichtchristliche Kulte s. o. Anm. 39. 72 In diesem Sinne Girardet, Konstantin und das Christentum, 73. 61

III. Der Pontifex Maximus 1 2 3

Eus. h.e. 8,1,1–5. Eus. h.e. 7,13 (Reskript des Gallienus an die Bischöfe). Lact. m.p. 12,2–5.

218

Anmerkungen zu S. 60–61

4 Zur Organisation der Kirche und zur Ausgestaltung eines sogenannten kirchlichen cursus honorum: Bischöfe, Presbyter, Diakone, Hypodiakone, Lektoren, Exorzisten, Witwen, Jungfrauen etc. s. u. a. E. Herrmann, Ecclesia in Re publica. Die Entwicklung der Kirche von pseudostaatlicher zu staatlich inkorporierter Existenz, Frankfurt 1980, 42–52; G. Schöllgen, Die Anfänge der Professionalisierung des Klerus und das kirchliche Amt in der syrischen Didaskalie, Münster 1998, 65ff.; A. Hoffmann, Kirchliche Strukturen und römisches Recht bei Cyprian von Karthago, Paderborn 2000, 166–174; S. Hausammann, Alte Kirche. Zur Geschichte und Theologie in den ersten vier Jahrhunderten, Bd. 2, Neukirchen-Vluyn 2001, 151–156. 5 Zur Entwicklung von der Hauskirche zu den größeren Hallenbauten, die aber keineswegs schon eine eigene sakrale Architektur aufweisen, sondern Zweckbauten für größere Menschenansammlungen waren und sich in konstantinischer Zeit erst langsam architektonisch und ikonographisch entwickelten, s. H. Brandenburg, Die frühchristlichen Kirchen in Rom, Mailand 2004, 11–15; zu Trier s. W. Weber, Die Anfänge des Trierer Domes, Trierer Theologische Zeitschrift 98, 1989, 147–155, bes. 154, der von einer dreischiffigen Hauskirche im Bezirk der Kurie von der Leyen ausgeht. Vgl. auch A. Binsfeld, Geschichte des Bistums Trier von den Anfängen bis zum Ende des 4. Jhs., in: H. Heinen, H. H. Anton, W. Weber (Hrsg.), Geschichte des Bistums Trier, Bd. I, Trier 2003, 35–37; zu Köln und den Städten des Mittel- und Oberrheins, in denen sich ganz im Gegensatz zu Trier keine Bischofskirchen in dieser frühen Zeit nachweisen lassen, s. R. Warland, Spätantikes Christentum und der Prozess der Christianisierung am Oberrhein, in: Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Hrsg.), Imperium Romanum, Römer, Christen, Alemannen – Die Spätantike am Oberrhein, I, Stuttgart 2005, 47–50. Zu Afrika z. B. Tert. adv. Valentinum 2,3, wo von hochaufragenden Bauten die Rede ist. 6 S. o. Anm. 1, dazu W. Wischmeyer, Von Golgatha zum Ponte Molle. Studien zur Sozialgeschichte der Kirche im dritten Jahrhundert, Göttingen 1992, 126–147; H. Brennecke, Ecclesia in re publica, id est in imperio Romano (Optatus III,3). Das Christentum in der Gesellschaft an der Wende zum ‚konstantinischen Zeitalter‘, in: JBTH 7, 1992, 209–239, bes. 236–237 spricht von einer sehr weitgehenden gesellschaftlichen Integration der Christen in der 2. Hälfte des 3. Jhs. 7 Zur Dialektik von Integration und Distanz s. Brennecke, Ecclesia, 238–239. In der bisherigen Forschung wird meistens nur ein Faktor für den Ausbruch der Verfolgung betont, z. B. politisch-religiöse Gründe: Absicherung der 2. Tetrarchie durch die erzwungene Loyalität aller Untertanen: K.-H. Schwarte, Diokletians Christengesetz, in: R. Günther, St. Rebenich (Hrsg.), E fontibus haurire. FS H. Chantraine, Paderborn 1994, 203–240 und Restaurationspolitik auf dem Gebiet der Sitten und Religion: J. Molthagen, Der römische Staat und die Christen im zweiten und dritten Jahrhundert, Göttingen 1970, 111–115; Gründe der Staatssicherheit: eigenes Verschulden der Christen wegen innnerkirchlicher, die Ruhe des Reiches störender Unruhen: W. Portmann, Zu den Motiven der diokletianischen Christenverfolgung, in: Historia 39, 1990, 212–248; intellektuelle Gründe: tiefste Ablehnung und Misstrauen gegenüber dem christlich-fundamentalistischen Rigorismus: D. Flach, Die römischen Christenverfolgungen. Gründe und Hintergründe, in: Historia 48, 1999, 442–464; machtpolitische Gründe: R. Freudenberger, Die Auswirkungen kaiserlicher Politik auf die Ausbreitungsgeschichte des Christentums bis zu Diokletian, in: H. Frohnes, U. W. Knorr (Hrsg.), Kirchengeschichte als Missionsgeschichte, Bd. 1: Die Alte Geschichte, München 1974, 131–146, bes. 137, 143–145. 8 Zur privaten Prozesseinleitung im Strafverfahren s. Schwarte, Diokletians Christengesetz, 224. Zu den Reskripten des Trajan und des Hadrian s. P. Guyot, R. Klein, Das frühe Christentum bis zum Ende der Verfolgungen I, Darmstadt 1993, 38–44 (Texte), 320–326 (Kommentar); J. Molthagen, Cognitionibus de Christianis interfui numquam.

Anmerkungen zu S. 62–63

219

Das Nichtwissen des Plinius und die Anfänge der Christenprozesse, ZThG 9, 2004, 112–140, bes. 131–133; R. Freudenberger, Das Verhalten der römischen Behörden gegen die Christen im 2. Jh. – dargestellt am Brief des Plinius an Trajan und den Reskripten Trajans und Hadrians, München 2 1969. Zur jeweils auf den konkreten Einzelfall bezogenen Entscheidung der Statthalter entsprechend dem kasuistischen Charakter des römischen Rechts s. K. Bringmann, Christentum und römischer Staat im ersten und zweiten Jahrhundert n. Chr. in: GWU 29, 1978, 1–18, bes. 11–12. Zu den Pogromen und einzelnen Christenprozessen und antichristlichen Maßnahmen vor der Mitte des 3. Jhs. s. Hausammann, Alte Kirche, Bd. 2, 3–13 (mit Angabe der älteren Literatur). 9 Zur Stellung der Christen innerhalb der Gesellschaft und den verschiedenen Konfliktfeldern s. G. Gottlieb, Christentum und Kirche in den ersten drei Jahrhunderten, Heidelberg 1991, 52–71, s. dort auch die Zusammenstellung von zehn Verhaltensweisen, die den Christenhass hervorriefen, 93–100; F. Winkelmann, Geschichte des frühen Christentums, München 1996, 78–80; zu den Frauen: Wischmeyer, Von Golgatha zum Ponte Molle, 110–125; zur Familie: Hausammann, Alte Kirche, Bd. 2, 157–160; zu den Sklaven: Herrmann, Ecclesia in Re Publica, 116–132; zum Militärdienst: Brennecke, Ecclesia, 232–235. 10 Zur Rechtslage, die bis in die Mitte des 3. Jhs. auf dem Trajanreskript beruht und den Verunklarungen durch Gesetze des Marc Aurel gegen abergläubische Praktiken und sacrilegi, deren Anwendung auf die Christen aber ungeklärt ist, s. Hausammann, Alte Kirche, Bd. 2, 12–13. Zum Aspekt der Umfunktionierung der Christenprozesse zu Propagandazwecken für das Christentum und die daraus abzuleitende Vermeidung der Statthalter, Anklagen anzunehmen, s. D. Liebs, Umwidmung. Nutzung der Justiz zur Werbung für die Sache ihrer Opfer in den Märtyrerprozessen der frühen Christen, in: W. Ameling (Hrsg.), Märtyrer und Märtyrerakten, Stuttgart 2002, 19–46. Zu Zahlen von Märtyrern vor Decius, die eher bescheiden sind, und zum sporadischen Charakter der Prozesse vor der Jahrhundertmitte s. O. F. Robinson, Repressionen gegen Christen in der Zeit vor Decius – noch immer ein Rechtsproblem, in: ZRG RA 112, 1995, 352–369, bes. 364–367, 369. 11 Gottlieb, Christentum und Kirche, 85. 12 R. Selinger, The mid-third century persecutions of Decius and Valerian, Frankfurt 2002, 53–83 möchte allerdings die Supplicatio mit dem Regierungsantritt des Decius verbinden, was aber sowohl aus chronologischen wie administrativen Gründen (Routineakt) abzulehnen ist. S. hierzu detailliert J. Molthagen, Rez. Gnomon 76, 2004, 240–242 u. B. Bleckmann, Rez. ZRG RA 114, 1997, 493f. Zum Beginn der Christenverfolgungen mit Decius u. a. H. Last, s. v. Christenverfolgung II, juristisch, RAC 2, 1954, Sp. 1225–1226 und A. Wlosok, Die Rechtsgrundlagen der Christenverfolgungen der ersten zwei Jahrhunderte, in: R. Klein (Hrsg.), Das frühe Christentum im römischen Staat, Darmstadt 1971, 275–301, bes. 283; als „Verfolgung“ in dem eingeschränkten Sinne einer allein vom einzelnen Christen geforderten Loyalitätsbekundung ohne Apostasie werden die decischen Maßnahmen beurteilt von Molthagen, Der römische Staat, 61–84, bes. 80–81, Gottlieb, Christentum und Kirche, 103–104 und Hausammann, Alte Kirche, Bd. 2, 13–14. Zum Opfer der Petesuchospriesterin s. Selinger, a. a. O. Nr. 47. 13 K.-H. Schwarte, Die Christengesetze Valerians, in: W. Eck (Hrsg.), Religion und Gesellschaft in der römischen Kaiserzeit, Köln 1989, 103–163, der besonders hervorhebt, wie der karitative Sektor durch die Konfiskationen und die Inhaftierung und Bestrafung der Diakonen getroffen wird (161f.). Zur Bedeutung der christlichen Sozialfürsorge s. u. Kap. V, 2.3. Zu den valerianischen Edikten s. auch Selinger, The mid-third century, 83–95; Molthagen, Der römische Staat, 85–98; Hausammann, Alte Kirche, Bd. 2, 15–16. 14 Diese Frage ist bis heute umstritten. Wenn die Kirche ein collegium illicitum ist, dann haben nur die einzelnen Mitglieder, die Christiani, Eigentumsrechte, die dann sozusagen als Treuhänder für die Gemeinde das Vermögen verwalteten (Dig. 34,5,20 [Paul.]).

220

Anmerkungen zu S. 63–64

Von dieser Rechtskonstruktion ist in den ersten beiden Jahrhunderten auszugehen. Im 3. Jh. scheint die Gemeinde korporative Vermögensrechte gehabt zu haben. Vgl. den Rechtsstreit mit der Korporation der Garküchen (popinarii; zur Zeit Alexander Severus’) und den Streit um Paulus von Samosata in Antiochien (zur Zeit Aurelians). Die Juristen schwanken zwischen dem Rechtsschein oder der Rechtsvermutung der Erlaubtheit aller collegia tenuiorum, als welches auch die Kirche durch ihr Sozialprogramm gegolten haben kann (Dig. 47,22,1,1 [Marcian.]). Andere gehen von einer prinzipiellen Erlaubtheit aller Vereine in der Prinzipatszeit aus, womit korporative Vermögensrechte verbunden sind. Rechtlich ist die Frage immer noch offen, ob die vorkonstantinische Kirche de iure nicht, de facto aber anerkannt war. S. hierzu G. Klingenberg, s. v. Kirchengut, in: RAC 20, 2004, 1064–1069. 15 Wischmeyer, Von Golgatha zum Ponte Molle, 129: „Der Staat und die Kirche waren sich dieser Macht bewußt, die im Klerus vorhanden war … Dasselbe tat der Staat, der in den Verfolgungen des 3. Jhs. und am Anfang des 4. Jhs. Versuche unternahm, die Macht des Klerus zu brechen, wenn eine Kooperation nicht mehr möglich erschien.“ Flach, Die römischen Christenverfolgungen, 464: „Mit ihrem geschlossenen Welt- und Menschenbild, ihrem bedingungslosen Gottesgehorsam, vermochten die Christen geradezu Berge zu versetzen.“ K.-H. Schwarte, Intention und Rechtsgrundlage der Christenverfolgung im Römischen Reich, in: Spätantike und frühes Christentum, Ausstellungskatalog Liebieghaus, Frankfurt 1983, 29–30: „… (einzelne Strafbefreiung) änderte nichts an dem grundlegenden Konzeptionswandel, der innerhalb eines Jahres eingetreten war: An die Stelle der seit Trajan traditionellen Bemühung, die Christen … für den Staat zurückzugewinnen, trat im Jahre 258 die Absicht, die christliche Kirche durch Ausrottung ihrer Hierarchie und durch die Ausschaltung ihrer prominenten Mitglieder zu vernichten.“ 16 Molthagen, Der römische Staat, 98–100. Der Staat erkennt stillschweigend Besitztumsrechte eines collegium illicitum an, das nicht gesetzwidrig ist, aber ohne offizielle Genehmigung besteht. S. dagegen H. G. Kippenberg, Christliche Gemeinden im römischen Reich: collegium licitum oder illicitum?, in: M. Hutter, W. Klein, U. Vollmer (Hrsg.), Hairesis, FS K. Hoheisel, Münster 2002, 172–183, bes. 182–183. Ich möchte lieber von einer gewohnheitsrechtlichen Praxis des Vermögenserwerbs durch die Gemeinde sprechen, die so lange vom Staat geduldet wurde, wie die Gemeinden als collegia illicita nicht gegen die disciplina Romana verstießen. S. hierzu ausführlicher: Herrmann, Ecclesia in Re Publica, 185–186. Abzulehnen ist die These, dass das Christentum seit dem „Widerruf“ des Gallienus eine „religio licita“ war. Die kaiserliche Absetzung des Paulus von Samosata, des ducenarius der Reichsfeindin Zenobia, erfolgte aus politischen Gründen. Die überlieferte Formulierung des kaiserlichen Urteils ist eine kirchenrechtliche, die sich entweder genau auf den Antrag des kirchlichen Klägers stützt oder von Eusebius kirchenrechtlich umformuliert wurde. S. hierzu Herrmann, Ecclesia in Re Publica, 184. Zum Christentum als religio licita seit 260 s. u. a. Kuhoff, Diokletian, 253, der aber völlig treffend hinzufügt: „Vielmehr blieb der Vorbehalt des Loyalitätserweises seiner Anhänger für den Staat und seine Lenker weiterhin bestehen.“ S. a. a. O. 253–254 Anm. 696 mit einer Auflistung der kontroversen Forschungsmeinungen. Vgl. auch T. D. Barnes, From Toleration to Repression: The Evolution of Constantine’s Religious Policy, in: Scripta Classica Israelica 21, 2002, 189–207, bes. 192, der lediglich von einer „de facto toleration“ seit 260 spricht. 17 Flach, Die römischen Christenverfolgungen, 452–463. 18 Kuhoff, Diokletian, 273–275. 19 Zu den Quellen s. Guyot/Klein, Das frühe Christentum I, 407–408; Schwarte, Diokletians Christengesetz, 206–221; zu Konstantins Jugend in Nikomedien: s. Eus. v. Const. 2,49–54; Lact. m.p. 14; Konstantin, Rede an die hl. Versammlung 25; Hausammann, Alte

Anmerkungen zu s. 65–67

221

Kirche, Bd. 2, 196–197; zur intellektuellen Auseinandersetzung mit dem Christentum s. die Ausführungen des Laktanz, der als Rhetoriklehrer am Hof Diokletians Porphyrius und Hierokles selbst erlebt hat, in: M. Fiedrowicz, Christen und Heiden. Quellentexte zu ihrer Auseinandersetzung in der Antike, Darmstadt 2004, Nr. 58, 69. 20 Molthagen, Der römische Staat, 116–118, bes. Anm. 87; Schwarte, Diokletians Christengesetz, 205 Anm. 5; 206–208. 21 Schwarte, Diokletians Christengesetz, 206: „Wer sich der Macht der gänzlich unangefochten geltenden communis opinio fügt und die vier Edikte als Faktum hinnimmt, der gerät doch in arge Ratlosigkeit, sobald er einen Leitgedanken zu ermitteln versucht, der die jeweils nachfolgende Anordnung Diokletians als Fortführung der vorhergehenden zu verstehen erlaubte …“ Zur Widerlegung s. W. A. Löhr, Some Observations on Karl-Heinz Schwartes „Diokletians Christengesetz“, in: Vigiliae Christianae 56, 2002, 75–95, bes. 75–86. Jüngere Darstellungen, die weiterhin von vier Edikten ausgehen: Hausammann, Alte Kirche, Bd. 2, 16–18; R. Bratozˇ, Die diokletianische Christenverfolgung in den Donau- und Balkanprovinzen, in: Demandt, Goltz, Schlange-Schöningen (Hrsg.), Diokletian und die Tetrarchie, Berlin 2004, 115–140, bes. 116. 22 s. o. Anm. 7. 23 Eus. h.e. 8,6,9–10; Eus. mart. Pal. pr.; 3,1. 24 Eus. h.e. 8,1,8 (Heer); 8,2,4 (1. Edikt); Lact. m.p. 10,4 (Palast, Heer); Eus. mart. Pal. pr.; 3,1. 25 Eus. h.e. 8,1,7–9; Lact. m.p. 11; 14. 26 s. o. Anm. 7 u. 19. 27 Siehe hierzu ausführlich Kuhoff, Diokletian, 188; 221; 280–281 mit Zusammenstellung aller Forschungsmeinungen. Siehe ebenso J.-D. Dubois, L’implantation des Manichéens en Égypte, in: N. Belayche (Hrsg.), Les communautés religieuses dans le monde Gréco-Romain, Turnhout 2003, 279–306, bes. 285–287. 28 Neueste Papyrusfunde in der Libyschen Wüste haben das Alltagsleben und die Organisation der manichäischen Gemeinden deutlich gemacht, die u. a. in asketischer Lebensführung und Almosenwesen große Ähnlichkeiten mit christlichen Gemeinden hatten, die gleichzeitig vom Ende 3. bis Ende 4. Jhs. in Ägypten, Palästina und Syrien aufblühten. Siehe genauer Dubois, L’implantation des Manichéens, 279–306. 29 Manichäerreskript an den Proconsul von Afrika, Amnius Anicius Iulianus, dessen Anfrage der Mit-Augustus Maximianus, dem der Beamte an sich unterstand, Diokletian zur höchstrichterlichen Entscheidung überstellt hatte. Da die Anhänger aus dem östlichen Feindesland kamen, handelte es sich um ein Politikum erster Ordnung. Siehe hierzu Kuhoff, Diokletian, 280. Text: Mosaicarum et Romanarum legum Collatio XV 3,2–5 (FIRA II, 1968, 580–581): Maximi enim criminis est retractare quae semel ab antiquis statuta et definita suum statum et cursum tenent ac possident. Unde pertinaciam pravae mentis nequissimorum hominum punire ingens nobis studium est: hi enim, qui novellas et inauditas sectas veterioribus religionibus obponunt, ut pro arbitrio suo pravo excludant quae divinitus concessa sunt quondam nobis, … audivimus eos (scil. Manichaei) nuperrime veluti nova et inopinata prodigia in hunc mundum de Persica adversaria nobis gente progressa vel orta esse et multa facinora ibi committere, populos namque quietos perturbare nec non et civitatibus maxima detrimenta inserere: et verendum est, ne forte … conentur per execrandas consuetudines et scaevas leges Persarum innocentioris naturae homines, Romanam gentem modestam atque tranquillam et universum orbem nostrum veluti venenis de suis malivolis inficere. 30 Lact. m.p. 34,1–2: inter cetera quae pro rei publicae semper commodis atque utilitate disponimus, nos quidem volueramus antehac iuxta leges veteres et publicam disciplinam Romanorum cuncta corrigere atque id providere, ut etiam Christiani, qui parentum suo-

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Anmerkungen zu S. 68–71

rum reliquerant sectam, ad bonas mentes redirent, siquidem quadam ratione tanta eosdem Christianos voluntas invasisset et tanta stultitia occupasset, ut non illa veterum instituta sequerentur, quae forsitan primum parentes eorundem constituerant, sed pro arbitrio suo atque ut isdem erat libitum, ita sibimet leges facerent, quas observarent, et per diversa varios populos congregarent. 31 Siehe hierzu auch die Argumentation des Philosophen Porphyrius: Fiedrowicz, „Freiwillig um Unsterblichkeit kämpfen“, 17–18. 32 Coll. XV, 3,6–7; Eus. mart. Pal. 13; Eus. h.e. 8,13,5. 33 Vielleicht ist die Rigorosität der Vorgehensweise gegen die Manichäer mit den Verfolgungen der Römer im Perserreich durch die zoroastrische Staatsreligion zu erklären. Vgl. erste Schritte in dieser Richtung von Decius und Valerian in den erzwungenen reichsweiten Supplikationen. S. hierzu P. McKechnie, Roman Law and the Laws of Medes and Persians: Decius’ and Valerian’s Persecutions of Christianity, in: ders., Thinking like a Lawyer, Leiden 2002, 253–269. 34 Dubois, L’implantation des Manichéens, 292–299; J. D. BeDuhn, Augustine, Manichaeism, and the logic of persecution, in: ARG 7, 2005, 153–166. 35 Hausammann, Alte Kirche, Bd. 2, 18; Molthagen, Der römische Staat, 119–120. 36 Lact. m.p. 34,3–4: denique cum eiusmodi nostra iussio extitisset, ut ad veterum se instituta conferrent, multi periculo subiugati, multi etiam deturbati sunt. Atque cum plurimi in proposito perseverarent ac videremus nec diis eosdem cultum ac religionem debitam exhibere nec Christianorum deum observare, contemplationem mitissimae nostrae clementiae intuentes et consuetudinem sempiternam, qua solemus cunctis hominibus veniam indulgere, promptissimam in his quoque indulgentiam nostram credidimus porrigendam, ut denuo sint Christiani et conventicula sua componant, ita ut ne quid contra disciplinam agant. 37 Zu den Titulaturen s. Eus. h.e. 8,17,3–6; zum Gebet der Christen s. H. U. Instinsky, Die alte Kirche und das Heil des Staates, München 1963. Girardet, Konstantin und das Christentum, 73 sieht in dem Edikt das Eingeständnis der Unterlegenheit der Götter, vorab des Sol invictus, unter dem Christengott. 38 Portmann, Zu den Motiven, 221–248, sieht in den fortgesetzten Streitereien innerhalb der Kirche seit der Mitte des 3. Jhs. eine permanente Bedrohung der disciplina Romana, die nicht weiter hingenommen werden konnte und deswegen durch Diokletian bestraft wurde. 39 Vgl. dagegen Brandt, Konstantin, 40, der allein Galerius das Edikt zuweist, eventuell auch wegen der komplizierten Rechtslage. Im Folgenden wird der Begriff „Toleranz“ durch den neutraleren der „Duldung“ ersetzt. S. hierzu: K. Fuchs, H. Raab (Hrsg.), Wörterbuch Geschichte, München 11 1998, 794–795. 40 Lact. m.p. 24,9: Suscepto imperio Constantinus Augustus nihil egit primus quam Christianos cultui ac deo suo reddere. Haec fuit prima eius sanctio sanctae religionis restitutae. Vgl. Lact. div. inst. 1,1,13. 41 Barnes, From Toleration to Repression, 196; Girardet, Die Konstantinische Wende, 54: ablehnend mit Literaturüberblick zu dieser Kontroverse. S. o. Kap. II, 2 Anm. 37. 42 Lact. m.p. 15,7: conventicula, id est parietes, qui restitui poterant, dirui passus est, verum autem dei templum, quod est in hominibus, incolume servavit. 43 Siehe hierzu H. Heinen, Frühchristliches Trier. Von den Anfängen bis zur Völkerwanderung, Trier 1996, 16–23, 43–45; H. Heinen, 2000 Jahre Trier, 328–331. 44 S. hierzu genauer Barceló, Die Religionspolitik, 85–89. 45 A. v. Harnack, Die Mission und Ausbreitung des Christentums in den ersten drei Jahrhunderten, II, Leipzig 1924, 922–927. Zum Datum s. auch C. Andresen, Die Kirchen der alten Christenheit, Stuttgart 1961, 193, 225. Barceló, Die Religionspolitik, 89 Anm. 64, datiert es zwischen 306 und 314, zwischen Erhebung Konstantins und Konzil von Arles.

Anmerkungen zu S. 71–73 46

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Eus. mart. Pal. 13. Eus. v. Const. 1,27. Zum angeblichen Christentum des Constantius Chlorus s. kritisch Barceló, Die Religionspolitik, 81–82; ablehnend Girardet, Die Konstantinische Wende, 27–32. 48 Zur dürftigen Situation archäologischer Überreste christlicher Hauskirchen und Kirchen s. Warland, Spätantikes Christentum, 44–47. 49 Vgl. zu Gallienus: Eus. h.e. 7,13. Herrmann, Ecclesia in Re Publica, 185–186. Anders als Gallienus, der Beschlagnahmungen als Verwaltungszwangsmaßnahmen aufgehoben hat, ging es Konstantin in seiner Funktion als Pontifex Maximus um die Wiederherstellung der Rahmenbedingung für einen geregelten Kultvollzug. Dieser Gedanke bestimmte auch vielfach sein späteres Handeln. Girardet, Die Konstantinische Wende, 36 Anm. 105 bezweifelt, dass es überhaupt zu Konfiskationen vor 306 gekommen sei. Dann hätte Konstantin nur die Erlaubnis zum Wiederaufbau der zerstörten Gebäude gegeben. Zum komplizierten Charakter der Restitutionen in anderen Provinzen, s. u. Kap. III, 3 . 50 Eus. h.e. 8,14,1; vgl. auch Opt. 1,18 (CSEL 26, 19): tempestas persecutionis peracta et definita est. Iubente deo indulgentiam mittente Maxentio christianis libertas est restituta. 51 Lib. Pont. I, 164 (Duchesne). Eventuell ist der verbannte Eusebius im Jahr 310 kurz nach Rom auf den Bischofsstuhl zurückgekehrt. Im Jahr 311 war bereits Miltiades Bischof von Rom. Zur Verstellung des Maxentius s. u. Anm. 53. 52 Aug. brev. Coll. c. Donat. 3,34 (CSEL 53,84): Miltiades misisse diaconos cum litteris Maxentii imperatoris et litteris praefecti praetorio ad praefectum urbi, ut ea reciperent, quae tempore persecutionis ablata memoratus imperator christianis iusserat reddi. Leider lassen sich in Rom archäologisch keine Kirchen, Hauskirchen, kirchliche Räume vor der konstantinischen Baupolitik nachweisen, die Maxentius zurückgegeben hat. Vgl. Brandenburg, Die frühchristlichen Kirchen, 14–15. 53 Eus. h.e. 8,14,1: „Sein Sohn Maxentius, der in Rom sich die Herrschaft angeeignet hatte, stellte sich anfänglich, um dem römischen Volk zu gefallen und ihm zu schmeicheln, als bekenne er unseren Glauben, und befahl darum seinen Untertanen, die Christenverfolgung einzustellen. So heuchelte er Gottesfurcht und wollte entgegen den früheren Herrschern als gütig und gar milde erscheinen.“ Falls Maxentius doch noch ein Restitutionsedikt für Nordafrika erlassen hat, konnte es in der kurzen Zeit kaum voll umgesetzt werden. Die Forschung ist hier uneinig: für einen Erlass des Maxentius u. a. Girardet, Die Konstantinische Wende, 36; E. L. Grasmück, Coercitio, Staat und Kirche im Donatistenstreit, Bonn 1964, 20–21; für einen Erlass erst durch Konstantin u. a. J.-L. Maier, Le dossier du Donatisme, I, Des origines à la mort de Constance II (303–361), Berlin 1987, 132–135, 139 mit weiterer Literatur. 54 Pan. Lat. 12 (9) 18,1: hostis rei publicae. Die spätere antimaxentische Propaganda christlicher und nichtchristlicher Provenienz wirft ihm ein zerrüttetes Verhältnis zur Bevölkerung von Rom vor, allerdings ganz im Rahmen der Tyrannentypologie, wodurch sich diese Aussagen als unhistorisch entlarven lassen. Vgl. hierzu Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, 64–73. 55 Eus. h.e. 6,43,11 spricht von rund 155 Klerikern in den stadtrömischen Gemeinden in der Mitte des 3. Jhs. und 1500 Witwen und anderen Hilfsbedürftigen, die von ihr versorgt wurden. Hierzu u. a. Harnack II, 860–868. 56 Zu diesem Spektrum der unterschiedlichen Bewertungen des Maxentius s. H. v. Schönebeck, Beiträge zur Religionspolitik des Maxentius und Constantin, Leipzig 1939, ND Aalen 1967, 4–15; D. De Decker, La politique religieuse de Maxence, in: Byzantion 38, 1968, 472–562; J. Ziegler, Zur religiösen Haltung der Gegenkaiser im 4. Jh. n. Chr., Kallmünz 1970, 35–53; M. Cullhed, Conservator urbis suae. Studies in the Politics and Propaganda of the Emperor Maxentius, Stockholm 1994, 72–74; H. Leppin, Maxentius, in: 47

224

Anmerkungen zu S. 73–78

M. Clauss (Hrsg.), Die römischen Kaiser, München 1997, 304–305; Girardet, Die Konstantinische Wende, 33–37. 57 Lact. m.p. 45,1; O. Seeck, Regesten der Kaiser und Päpste, Stuttgart 1919, ND Frankfurt 1964, 160; Kienast, Kaisertabelle, 299. 58 Brandenburg, Die frühchristlichen Kirchen, 20–37, bes. 20–22. 59 Brandenburg, Die frühchristlichen Kirchen, 14 weist darauf hin, dass archäologisch unter den 25 ältesten Titelkirchen der Stadt keine Anlagen aus vorkonstantinischer Zeit nachweisbar sind. So auch R. Krautheimer, Rom, Schicksal einer Stadt 312–1308, München 1987, 28. Zur domus Faustae Brandenburg, a. a. O. 20. 60 Eus. h.e. 10,5,15–17 = Maier Nr. 11 = Hans von Soden, Urkunden zur Entstehungsgeschichte des Donatismus, Bonn 1913, Nr. 7 = V. Keil, Quellensammlung zur Religionspolitik Konstantins des Großen, Darmstadt 1989, I 4,a = H. Kraft, Konstantins religiöse Entwicklung, Nr. 1. 61 Eus. h.e. 10,6,1–3 = Maier Nr. 12 = Keil I 4b = Kraft Nr. 2 = von Soden Nr. 8. 62 Eus. h.e. 10,6,4. Zu Anullinus u. Patrizius s. u. Kap. III, 3. 63 Eus. h.e. 9,2,1 (sechs Monate); Eus. h.e. 9,1, 2–6 (Sabinuszirkular); s. auch R. Rees, Diocletian and the Tetrarchy, Edinburgh 2004, 66–69. 64 Eus. h.e. 9,2,2 (Antiochien); 9,7,3–14 (Tyros); 9,9a,4–6 (Nikomedien). 65 Eus. h.e. 9,2,2 und Lact. m.p. 36,3 stellen Maximinus Daia als Initiator hin. Vgl. aber die fragmentarische Inschrift aus dem lykischen Arycanda, mit einem Gesuch an Maximianus und seine Mitkaiser zur Fortsetzung der Christenverfolgung (CIL III, 12132) siehe genauer: Kuhoff, Diokletian, 896 Anm. 1670; 918–922: Die ökonomischen Interessen der Städter und die kultischen des Pontifex Maximus deckten sich. Siehe auch Wischmeyer, Von Golgatha zum Ponte Molle, 63. 66 Vgl. H. Castritius, Studien zu Maximinus Daia, Kallmünz 1960, 48–62. 67 Lact. m.p. 37,1. 68 Eus. h.e. 9,9,12–13; Kuhoff, Diokletian, 924. 69 J. Vogt, Konstantin, 168–171. 70 Brandt, Konstantin, 70–71; Girardet, Die Konstantinische Wende, 99–105, speziell 104. 71 Guter Überblick über die neuere Forschung s. bei Kuhoff, Diokletian, 926–928 Anm. 1700 u. 1701. Es ist nicht nötig, spezielle Edikte Konstantins vor oder nach dem Galeriusedikt anzunehmen. Vgl. z. B. R. Klein, RQS 67, 1972, 1–28 (nomos teleotatos); Widerlegung s. bei Castritius, Studien, 82. 72 R. Bratoz ˇ , Verzeichnis der Opfer der Christenverfolgungen, in: A. Demandt, A. Goltz, H. Schlange-Schöningen (Hrsg.), Diokletian und die Tetrarchie. Aspekte einer Zeitenwende, Berlin 2004, 209–251, bes. 246 verzeichnet für Licinius nur 11 sichere Martyrien bis 311, weist aber zugleich darauf hin, dass sich die späteren christenfeindlichen Maßnahmen des Licinius ca. ab 320ff. nur schlecht von den früheren trennen lassen. Zur Unsicherheit von Restitutionsmaßnahmen des Licinius zwischen 311 und 313 in seinen balkanischen Gebieten zwischen Italien und dem Bosporus s. auch Barnes, From Toleration to Repression, 196. S. auch unten Kap. IV, 1. 73 Lact. m.p. 48 gerichtet nach dem Sieg über Maximinus Daia an den Statthalter von Bithynien, und von diesem am 13. 6. 313 in Nikomedien angeschlagen. Eus. h.e. 10,5,1–14 an den Statthalter von Palästina. Trotz Differenzen im Text sind die wichtigsten Bestimmungen identisch. Vgl. hierzu H. Nesselhauf, Das Toleranzgesetz des Licinius, in: Historisches Jahrbuch 74, 1955, 44–61. 74 Lact. m.p. 48,2: … quae ad commoda et securitatem publicam pertinerent … vel in primis ordinanda esse credidimus, quibus divinitatis reverentia continebatur, ut daremus et Christianis et omnibus liberam potestatem sequendi religionem quam quisque voluisset,

Anmerkungen zu S. 78–82

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quo, quicquid hesti divinitatis in sede caelesti, nobis atque omnibus qui sub potestate nostra sunt constituti, placatum ac propitium possit existere. 75 Lact. m.p. 48,9: et quoniam idem Christiani non [in] ea loca tantum, ad quae convenire consuerunt, sed alia etiam habuisse noscuntur ad ius corporis eorum id est ecclesiarum, non hominum singulorum, pertinentia, ea omnia lege quam superius comprehendimus, citra ullam prorsus ambiguitatem vel controversiam isdem Christianis id est corpori et conventiculis eorum reddi iubebis … 76 s. o. Anm. 14 u. 16. 77 Eus. h.e. 9,9a. 78 Eus. h.e. 9,10,7 ff. 79 Eus. h.e. 9,9a; vgl. Duldungsedikt: Eus. h.e. 9,10,10–11. S. hierzu, Herrmann, Ecclesia in Re Publica, 197–198. 80 Lact. m.p. 36,3–5; O. Nicholson, The Pagan Churches of Maximinus Daia and Julian the Apostate, in: Journal of Ecclesiastical History 45, 1994, 1–10; vgl. dagegen Kuhoff, Diokletian, 921, der hier keine neuen Maßnahmen sieht. 81 Eus. h.e. 9,10,12; Lact. m.p. 43,1. Zur Bewertung des Maximinus Daia siehe Castritius, Studien zu Maximinus Daia, 87–88. Th. Grünewald, Maximinus Daia, in: M. Clauss (Hrsg.), Die römischen Kaiser, München 1997, 312–315, bes. 314. 82 In fast allen Biographien zu Konstantin ist der Donatistenstreit mit behandelt. Deswegen gebe ich an dieser Stelle die einschlägigen Seiten jeweils an und verweise nur nochmals später auf sie im Falle einer besonderen Forschungsmeinung. Die Spezialliteratur wird im Laufe des Unterkapitels am passenden Ort zitiert. Bleckmann, Konstantin, 71–76; Brandt, Konstantin, 74–79; Clauss, Konstantin, 77–79; H. Doerries, Konstantin der Große, Stuttgart 1958, 103–105; K. Hönn, Konstantin der Große, Leipzig 1945, 157–168; E. Horst, Konstantin der Große, Hildesheim 1993, 179–188; K. Piepenbrink, Konstantin der Große und seine Zeit, Darmstadt 2002, 88–90; Vogt, Konstantin, 175–181. 83 Eus. h.e. 10,7,2 = Keil I 4c = Kraft, Brief 3 = Doerries 18/19 = v. Soden Nr. 9 = Maier Nr. 13. Der Brief ist noch im März geschrieben, da der Antwortbrief des Anullinus vom 15. April 313 datiert ist. Vgl. Maier 142–143. 84 Siehe weitere Gesetze zur Immunität des Klerus: C. Th. 16,2,1 (Oktober 313) u. C. Th. 16,2,2 (Oktober 319). 16,2,2 ist mit Seeck, 55 u. 161 auf 21. Oktober 313 umzudatieren vor 16,2,1 am 31. Oktober 313. Beide Erlasse sind von Trier aus geschrieben, wohin Konstantin von seinem siegreichen Feldzug zurückgekehrt war und bis in die Mitte des Jahres 314 blieb. Seeck, Regesten, 161–162. Zu den Gesetzen s. u. Kap. V, 2. 85 Maier Nr. 14, S. 145 = v. Soden Nr. 10. 86 Zur schlechten Informiertheit des Kaisers s. Opt. 1,22: imperatorem Constantinum harum rerum adhuc ignarum his precibus rogaverunt …; K. M. Girardet, Kaisergericht und Bischofsgericht. Studien zu den Anfängen des Donatistenstreites (313–315) und zum Prozeß des Athanasius von Alexandrien (328–346), Bonn 1975, 17–20. 87 Zu Eusebius: E. Carotenuto Six Constantinian Documents (Eus. H. E. 10, 5–7), in: Vigiliae Christianae 56, 2002, 56–74; zu Optat und den afrikanischen Quellen s. Maier, 146–148; Girardet, Kaisergericht, 21–23. 88 Grasmück, Coercitio, 21–22; W. H. C. Frend, The Donatist Church, Oxford 1952, 20ff. 89 Opt. c. Parmenionem I, 22 = Maier Nr. 15 = v. Soden Nr. 11: rogamus te, Constantine optime imperator, quoniam de genere iusto es, cuius pater inter ceteros imperatores persecutionem non exercuit et ab hoc facinore immunis est Gallia; nam in Africa inter nos et ceteros episcopos contentiones sunt, petimus ut de Gallia nobis iudices dari praecipiat pietas tua. Datae a Luciano, Digno, Nasutio, Capitone, Fidentio et ceteris episcopis partis Donati.

226 90

Anmerkungen zu S. 83–84

Zum Tod des Maiorinus etwa im Oktober 313 s. Maier, 145 Anm. 10. Zu Constantius Chlorus s. o. Anm. 41; Girardet, Die Konstantinische Wende, 31–32. 92 Eus. h.e. 10,5,18–20 = Keil II 9, a = Maier Nr. 16 = v. Soden Nr. 12 = Kraft Nr. 4 = Doerries 20–21. Zu den drei gallischen Bischöfen s. Eck, Köln in römischer Zeit, 611–612. 93 K. Girardet, Kaisergericht, vertritt hier und in vielen späteren Aufsätzen die Meinung, dass die Donatisten weltliche Richter hätten haben wollen, weil Caecilian nach dem Urteil der 70 numidischen Bischöfe bereits kein Kleriker mehr war (= ethnicus et publicanus), und man deswegen weltliche Richter hinzuziehen konnte, zumal es sich im konkreten Fall ihrer Petition um Besitztums- und Privilegierungsfragen handelte. Konstantin habe das Gesuch der Donatisten modifiziert, indem er geistliche, zwar gallische Richter bestellt habe. Und Miltiades habe dann wiederum Konstantins Anliegen modifiziert, indem er 15 italische Kollegen hinzugezogen hätte und das ganze Gericht zu einer geistlichen Synode hätte umfunktionieren wollen. Allerdings wären die 15 keine Richter, sondern nur Gutachter, consiliarii gewesen. Grasmück, Coercitio, geht davon aus, dass die Donatisten gallische Bischöfe haben wollten. Diesem Wunsch habe Konstantin entsprochen, aber von sich aus dieses Gremium um 15 italische Bischöfe samt Miltiades ergänzt. Sie hätten als Kollegialgericht entschieden, insgesamt also 19 iudices. Instinsky, Bischofsstuhl, geht wie Girardet davon aus, dass die Donatisten weltliche unparteiische Richter vom Range des Anullinus haben wollten. Konstantin bestellt zwar gallische Bischöfe, aber als kaiserliche iudices, mit denen zusammen Miltiades richten soll. Der römische Bischof zieht daraufhin noch 15 Bischöfe als Sachverständige hinzu. Ähnlich wie Girardet s. Bleckmann, Konstantin, 73–74. 94 Ähnlich Grasmück, Coercitio, 38 u. Girardet, Kaisergericht, 17–26, bes. 20. 95 Diese Argumentation findet sich erst in einem späteren Brief, dem Entlassungsbrief der in Arles versammelten Bischöfe vom August/September 314. Die Authentizität des Briefes ist höchst umstritten. Genaueres dazu u. Anm. 109. Der zur Disposition stehende Satz: Opt. App. V = Maier Nr. 21 = Doerries 28–33 = v. Soden Nr. 18 = Kraft Nr. 7, Kap. 6–7 (184): „Ich habe erfahren, dass sie mein Urteil an Stelle des der himmlischen Vorsehung fordern. Welche Kraft der Bosheit verharrt in ihrem Herzen! Wie oft sind sie schon von mir selbst mit einer entsprechenden Antwort auf ihre unrechten Zumutungen zurückgewiesen worden. … Mein Urteil fordern sie, der ich selbst das Urteil Christi erwarte. Ich sage nämlich, wie sich die Wahrheit verhält, dass das Urteil der Priester angesehen werden muss, als ob der Herr selbst zu Gericht sitze und urteile.“ Siehe hierzu wie zu dem ganzen Brief die genaue theologische und philologische Analyse von Heinz Kraft a. a. O. 185–191. Dagegen Ch. M. Odahl, Constantine’s epistle to the bishops at the council of Arles, in: JRE 17, 1993, 274–289. In den frühen Briefen des Kaisers, die nicht umstritten sind, findet sich eine solche Argumentation nie. 96 Die Stellung des Hosius von Corduba unter Konstantin ist bis heute ungeklärt. Immer noch zu konsultieren ist V. C. de Clercq, Ossius of Cordova. A Contribution to the History of the Constantinian Period, Washington 1954, 163–167, der nicht an einen durchgängigen Einfluss des Ossius = Hosius auf Konstantin beim Donatistenstreit glaubt. Wohl nimmt er an, dass der Spanier Miltiades als Richter vorgeschlagen hat. Äußerst kritisch zu manchen Konstruktionen von de Clercq, u. a. auch der Empfehlung des Miltiades durch Hosius s. A. Lippold, Bischof Ossius von Cordova und Konstantin der Große, in: Zeitschrift für Kirchengeschichte 92, 1981, 1–15, bes. 7. Zur späteren Karriere des Hosius unter den Söhnen Konstantins s. K. Bowes, M. Kulikowski (Hrsg.), Hispania in Late Antiquity, Current Perspectives, Leiden 2005, s. v. Ossius, bishop of Córdoba, 639. 97 Die Wiedertaufpraxis ging auf einen alten Konflikt zwischen Bischof Cyprian von Karthago und Bischof Stefan von Rom zurück, der durch den plötzlichen Tod der beiden Kontrahenten (256 u. 258) nie zwischen Karthago und Rom geschlichtet worden war. Die 91

Anmerkungen zu S. 85–87

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afrikanische Kirche, nicht nur die Numider, tauften Abgefallene und Schismatiker noch einmal, weil für sie der Glaube des Spenders wichtig war, für die römische Kirche jedoch war allein die richtige Form der Taufe ausschlaggebend, die vom Glauben des Spenders unabhängig war. S. hierzu H. Chadwick, Die Kirche in der antiken Welt, Berlin 1972, 133–136, 139–140. 98 Maier 151–152; Brandt, Konstantin, 76–77 betont die Entstehung der Reichssynode mit staatlich-kirchlich-reichsrechtlicher Gerichtsbarkeit, die sich dem römischen Gericht unter Miltiades verdankt habe. 99 Ergebnisse der Versammlung: v. Soden Nr. 13 A–C z. T. aufgenommen v. Maier Nr. 17. 100 Im Brief an Chrestus von Syrakus: Eus. h.e. 10,5,21–24 = Maier Nr. 19 = Keil II 10a = Kraft Nr. 5 = Doerries 24–28 = v. Soden Nr. 15; Zitat Eus. h.e. 10,5,22: Keil 75. Vgl. auch den Brief an den vicarius Aelafius = Opt. App. III = v. Soden Nr. 14 = Kraft Nr. 6 = Doerries 21–26 = Maier Nr. 18, S. 156: … aestimaverunt quod eorum omnis causa non fuisset audita, sed potius idem episcopi quodam loco se clausissent et prout ipsis aptum fuerat iudicassent. Caecilian erkauft sich die Unterstützung der römischen Kirche, indem er die afrikanische Wiedertaufpraxis aufgibt, die er selbst wohl noch nie hat praktizieren müssen. Die Donatisten empfinden die Gegenseite als eine verschworene Gemeinschaft. 101 Eus. h.e. 10,5,23 s. auch die Konkordanzen in Anm. 100. 102 Brief an Aelafius Opt. App. III s. o. die Konkordanzen in Anm. 100. 103 Brief an Chrestus von Syrakus: Eus. h.e. 10,5,23 s. auch Konkordanzen Anm. 100. Der Kaiser legte genau fest, wie viele Personen an Begleitung und Bedienung der Bischof mitnehmen durfte und an welchen Beamten er sich mit seinem Anliegen zu wenden hatte. 104 Brief an Aelafius Kap. 8 (s. o. Konkordanzen Anm. 100) Kraft 177: nam, cum apud me certum sit, te quoque dei summi esse cultorem, confiteor gravitati tuae quod nequaquam fas esse ducam, ut eiusmodi contentiones et altercationes dissimulentur a nobis, ex quibus forsitan commoveri possit summa divinitas non solum contra humanum genus, sed etiam in me ipsum, cuius curae nutu suo caelesti terrena omnia moderanda commisit et secus aliquid hactenus incitata decernet. 105 Maier 153 u. a. Zur episcopalis audientia s. u. Kap. V, 2. 106 v. Soden Nr. 16 = Maier Nr. 20, 164–165 can. 2,3,4,5,7. 107 Maier Nr. 20, Kap. 14 (166): de his qui scripturas sanctas tradidisse dicuntur vel vasa dominica vel nomina fratrum suorum, placuit nobis ut quicumque eorum ex actis publicis fuerit detectus, non verbis nudis, ab ordine cleri amoveatur. Nam si idem aliquos ordinasse fuerint deprehensi et de his quos ordinaverunt ratio subsistit, non illis obsit ordinatio. S. auch Kommentar 166–167 Anm. 23. 108 Maier Nr. 20 A (161 u. Anm. 4). In der Grußadresse an Silvester von Rom steht Marinus an erster Stelle vor den anderen Konzilsteilnehmern, was auf seinen Vorsitz schließen lässt. 109 Entlassungsbrief an die Synodalen in Arles s. o. Anm. 95 die Konkordanzen. Kraft hat sich intensiv mit dem Brief befasst (s. ebenfalls Anm. 95) und ist zu folgenden Ergebnissen gekommen (189): „Der Brief ist teilweise echt. Ein echter Brief Konstantins ist mit einer Reihe von Interpolationen aufgefüllt. Der echte Brief liegt in den Abschnitten 1,2,5 (teilweise) 10, 11 vor … In diesen echten Brief sind Abschnitte eingeschaltet, in denen Konstantin sich lobend über das Bischofsgericht ausspricht, und solche, in denen er die Donatisten zu beschimpfen scheint, weil sie es gewagt hätten, vom bischöflichen Urteil an seine Entscheidung zu appellieren. Die Interpolationen sind einer von Optatus gekannten und benutzten Quelle entnommen …“ (190–191): „Die Tendenzen Konstantins sind: Abscheu vor innerkirchlichem Streit, schroffe Verurteilung der Ruhestörer und Bedauern über das Misslingen des Verständigungsversuches. Die Tendenzen des Interpolators sind:

228

Anmerkungen zu S. 87–89

Antidonatismus und, vor allem, schroffe Abwehr jeder staatlichen Einmischung. Der Interpolator schafft hier eine Verurteilung der Donatisten nach der Meinung des Kaisers, die es damals noch nicht gab …“ 110 Von der Echtheit des Briefes gehen aus: Doerries 28–33 und Keil 76–77, die die offensichtlichen Widersprüche aus dem Gegensatz zwischen den Idealvorstellungen des Kaisers und den notwendigen Konzessionen an die politische Wirklichkeit erklären wollen. Abzulehnen ist der Vorschlag Keils, den Christusnamen, der offensichtlich der unpersönlicheren Gottesvorstellung des Kaisers widerspricht, einfach durch „Gott“ zu ersetzen. Diese Hilfskonstruktionen machen nur deutlich, dass die Ungereimtheiten des Briefes ohne Annahme teilweiser interpolierender Überarbeitung nicht wegzuschaffen sind. Hilfskonstruktionen sind auch die Überlegungen von Grasmück, Coercitio, 254–256, Maier 167 Anm. 3, Girardet, Die Konstantinische Wende, 42 Anm. 5, 59 Anm. 68 u. a., die meinen, dass ein Kleriker der Hofkanzlei Konstantins den Brief verfasst habe, wodurch seine Authentizität gerettet sei. Neben vielen Einzelheiten u. a. der beispiellosen Anrede der Bischöfe als fratres carissimi betont Rosen, Cor regum inscrutabile, 267–268 vor allem die Unmöglichkeit des intimen Bekenntnisses des Kaisers, „das die secreta pectoris offenbarte, erinnert an manche Abschnitte in Eusebius’ Vita Constantini. Daß sich Constantin jedoch 314 in dieser Weise mitgeteilt hätte, ist ausgeschlossen.“ Damit wäre auch Abschnitt 2 über Kraft hinausgehend nicht mehr als authentisch haltbar. In einem am 20. 12. 2006 in Trier gehaltenen Vortrag zu „Kaiser Constantin und das Konzil von Arles 314“ hat Klaus Rosen diese Meinung nochmals bestätigt und einen anonymen klerikalen Bearbeiter des Schreibens angenommen, das Optat dann in dieser Form in seine Sammlung aufgenommen habe. 111 Maier Nr. 22, Kap. 11 (186–187): Felicem autem religiosum episcopum liberum esse ab exustione instrumentorum deificorum manifestum est, cum nemo in eum aliquid probare potuerit quod religiosissimas scripturas prodiderit vel exusserit. 112 Dt. Zitat: Kraft Nr. 8 (191–192); Maier Nr. 24 (191–192): ita enim fiet ut, omissis sicuti oportet eius modi contentionibus, populus sine dissensione aliqua relgioni propriae cum debita veneratione deserviat. Vgl. auch Keil II 12a = Doerries 33 = v. Soden Nr. 20. 113 Dt. Zitat: Kraft 9 (192); Maier Nr. 25 (193): polliceor autem vobis quod, si praesente ipso de uno tantum crimine vel facinore eius per vosmet ipsos aliquid probaveritis, id apud me sit ac si universa quae ei intenditis probata esse videantur. Vgl. auch Doerries 33–34 = z. T. v. Soden Nr. 21. Dieser Brief an die afrikanischen Bischöfe weist einige Ungereimtheiten auf, weil nicht klar ist, ob Caecilian oder besagter Ingentius in Mailand erwartet werden. Vgl. Kraft, 193. Die Terminologie allerdings ist konstantinisch: Er spricht von der Hartnäckigkeit (obstinatio) der Donatisten, die ein Urteil bewirken könnte, das der himmlischen Gottheit (divinitas caelestis) missfallen könnte und seinem Ansehen (existimatio) schaden könne. 114 Aug. c. Cresc. III,71,82 = Maier 27 = v. Soden Nr. 25 = Doerries 37; vgl. Hönn, Konstantin der Große, 165; s. Grasmück, Coercitio, 79–83, der eher eine Hinhaltetaktik der Donatisten am Werke sieht, die die Verkündigung des kaiserlichen Urteilsspruches hinausgezögert habe. 115 Opt. 1,26 = v. Soden Nr. 24. Zu diesem Plan Konstantins sehr richtig Vogt, Konstantin, 179: „aber dieser Schritt erwies sich als ganz verfehlt“. 116 Dt. Zitat Kraft Nr. 10 (193); Maier Nr. 26 (194–195): unde – quoniam ex eo patuit ipsos nefarias res cogitasse, quod enim, cum statuissem inter ipsos atque Caecilianum plenissime super allegationibus diversis requirere, praesentiae meae susceptam fugam subtrahere laborarunt – hoc ipso turpissimo facto confessi ad ea se redire properare quae et antea fecerant et nunc agere perseverant. Vgl. auch v. Soden Nr. 23 = Keil II 13 a = Doerries 35–37.

Anmerkungen zu S. 89–93

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117 Dt. Zitat Kraft Nr. 10 (194); Maier Nr. 26 (195–196): tam Caeciliano quam his qui contra eum agere videntur, lecto dilucido iudicio demonstraturus sum quae et qualis summae divinitati sit adhibenda veneratio et cuiusmodi cultus delectare videatur … easdem personas quae res istius modi concitant faciuntque ut non cum ea qua oportet veneratione summus deus colatur perdam atque discutiam … salute etiam teste invocata, quod tam super plebe quam super clericis his qui primi sunt sum diligentissime quaesiturus … demonstraturus etiam hisdem qui et qualis divinitati cultus adhibendus sit. … quid potius agi a me pro instituto meo ipsiusque principis munere oporteat quam ut discussis erroribus omnibusque temeritatibus amputatis veram religionem universos concordemque simplicitatem atque meritam omnipotenti deo culturam praesentare perficiam? Vgl. auch v. Soden Nr. 23 = Keil II 13 a = Doerries 35–37. 118 s. o. Anm. 114; Maier 27 (198): Caecilianum virum omni innocentia praeditum ac debita religionis suae officia servantem … nec ullum in eo crimen repperiri potuisse evidenter apparuit, sicut absenti fuerat adversariorum suorum simulatione compositum. 119 S. hierzu Frend, The Donatist Church, 159–162. 120 Aug. brev. Coll. 3,21,39 (CSEL 53,88) = v. Soden Nr. 29: ibi dicunt nullo modo se communicaturos „antistiti ipsius nebuloni“ paratosque esse perpeti, quidquid eis facere voluisset. S. hierzu Maier, 239, 240. 121 v. Soden Nr. 30: Anweisung an den vicarius Africae Verinus am 5. Mai 321. 122 Opt. App. IX = Maier Nr. 30 = Kraft Nr. 11 = Keil II 14a = Doerries 38–39 = v. Soden Nr. 31. 123 Zur Entwicklung nach 321 s. Frend, The Donatist Church, 162–168; Grasmück, Coercitio, 88–108; Kirchenschenkung: v. Soden Nr. 36 = Kraft Nr. 12 = Keil II 15 = Doerries 40–42 = Maier Nr. 33; Steuerimmunität: v. Soden Nr. 33 = Doerries 39–40 = Maier Nr. 34, hierzu genauer Kap. V, 2; zu Gregorius: Maier Nr. 35; zum Ausspruch des Donatus: Vogt, Konstantin der Große, 181; Doerries, Konstantin, 104; K. S. Frank, Grundzüge der Geschichte der Alten Kirche, Darmstadt 3 1993, 77: „Die Kirche des 4. Jahrhunderts blieb bei dieser pragmatischen Haltung: Grundsätzlich bestritt sie die Herrscherrechte nicht. Erst im Konfliktfall wurde die kaiserliche Zuständigkeit in Kirchen- und Glaubensfragen angezweifelt.“ 124 Zu den sozialhistorischen Aspekten der Bewegung s. E. Tengström, Donatisten und Katholiken, Göteborg 1964; J. P. Brisson, Autonomisme et Christianisme dans l’Afrique Romaine, Paris 1958, 288–316. In diesen Zusammenhang würde die Auskunft Augustins ep. 139, 2 (CSEL 44,151) passen, dass Donatus zuerst ein Pachtbauer auf kirchlichem Land, ein colonus ecclesiae, gewesen wäre, dann zum diaconus und schließlich zum episcopus aufgestiegen wäre. Allerdings kann es sich auch um eine Diffamierung des Donatus handeln, da zu Beginn des 4. Jhs. die Kirche sicher keine eigenen Kolonen gehabt haben kann, und falls sie doch Land verpachtet haben sollte, die dort tätigen Bauern völlig frei und ihre Verträge zeitlich begrenzt waren. Zum Kolonat in der konstantinischen Gesetzgebung s. u. Kap. V, 3. Zur Entwicklung des Kolonats im Westen des Römischen Reiches von Konstantin bis Karl den Großen (332–861) s. demnächst die Trierer Dissertation von Oliver Schipp. 125 Dt. Zit.: Kraft Nr. 7 (184); Maier 21 (168): fuerunt enim in me primitus quae iustitita carere videbantur nec ulla putabam videre supernam potentiam, quae intra secreta pectoris mei gererem. Equidem haec, ut dixi, quam fortunam debuerunt sortiri? Scilicet omnibus malis redundantem. Sed deus omnipotens in caeli specula residens tribuit quod non merebar: certe iam neque dici neque enumerari possunt ea quae caelesti sua in me famulum suum benivolentia concessit. Zur Problematik des Briefes s. o. Anm. 95 u. 109 u. 110. Brandt, Konstantin, 77. 126 Dt. Zit.: Kraft Nr. 7 (184); Maier 21 (168): aeterna et religiosa incomprehensibilis

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Anmerkungen zu S. 93–99

pietas dei nostri nequaquam permittit humanam condicionem diutius in tenebris oberrare neque patitur exosas quorumdam voluntates usque in tantum praevalere ut non suis praeclarissimis liminibus denuo pandens iter salutare eas det ad regulam iustitiae converti. Habeo quippe cognitum multis exemplis, haec eadem ex me ipso metior. Zur Sonnensymbolik in dieser frühen Zeit s. Leeb, Konstantin und Christus, 24–25. 127 Hierzu Rosen, Cor regum inscrutabile s. o. Anm. 110.

IV. Der Alleinherrscher 1 Siehe hierzu u. a. Horst, Konstantin, 191–194; Vogt, Konstantin, 169–170; Doerris, Konstantin, 43, Kuhoff, Diokletian, 929–930. 2 Lact. m.p. 47,4; vgl. Eus. h.e. 9,10,4–5, der die Sklavenkleidung als dem Maximinus Daia angemessen bezeichnet. 3 Lact. m.p. 49,2–7 (Selbstmord, der aber theatralisch als langwieriger und schmerzlicher Prozess ganz im Sinne einer göttlichen Strafe ausgestaltet wird); Eus. h.e. 9,10,6 (rascher Tod) 9,10,13–15 (langwieriger Tod); Aurel. Vict. 41,1; Eutr. brev. 10,4,4; Zos. 2,17,3: (Tod). Zum Todeszeitpunkt im Spätsommer s. Grünewald, Maximinus Daia, 315; zur damnatio memoriae unmittelbar nach seiner Niederlage durch Licinius und Konstantin s. Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, 97 u. Eus. h.e. 9,11,2. 4 Das Todesdatum des Diokletian ist in der Forschung umstritten und wohl nicht endgültig gelöst. Es schwankt zwischen 311 (Selbstmord durch Verhungern nach Umstürzung seiner Statuen anlässlich der damnatio memoriae des Maximianus Herculius), 313 (Selbstmord im Zusammenhang mit dem Untergang des Maximinus Daia), 314 (natürlicher Tod, erlebt die Hinrichtung von Frau und Tochter nicht mehr), 315 oder 7.12. 316 (natürlicher Tod, eventuell nach langer Krankheit). S. Überblick bei Kuhoff, Diokletian, 933–934 mit Anm. 1707, der sich selbst für den 3. Dezember 313 entscheidet. Neuerdings plädiert A. Städle, Der Tod Diokletians und die Morde des Licinius, in: M. Janka (Hrsg.), Rundgärtchen. Zu Poesie, Historie und Fachliteratur der Antike, Leipzig 2004, 235 wieder für 312 oder sogar 311. Auf Grund der Disparatheit der Quellen scheint die Frage letztlich nicht lösbar. Ich selbst gehe von einem späteren Datum aus, frühestens 314/315 im Zusammenhang mit der Flucht der beiden Kaiserfrauen; s. o. im Text. 5 Lact. m.p. 50,7. 6 Lact. m.p. 46,12. 7 Lact. m.p. 19,6 ein überaus tendenziöser Bericht, der aus Maximianus einen völlig unfähigen Herrscher infolge seiner Herkunft (Viehhirt) macht. 8 s. z. B. Eus. h.e. 9,10,1; Laktanz s. o. Anm. 7. Zur Problematik s. u. a. Städle, Der Tod Diokletians, 240–241. 9 Zum Alter des Licinius s. H. Feld, Der Kaiser Licinius, Saarbrücken 1960, 62; O. Seeck, s. v. Licinius, RE XIII,1, 1926, 222. Zur Altersstruktur innerhalb der römischen Ehe und Familie s. u. Kap. V, 3. 10 Auch Constantius Chlorus war zuerst Prätorianerpräfekt des Maximianus Herculius gewesen, bevor er allerdings zunächst zum Caesar avancierte, s. o. Kap. I, 1. Zu Licinius und seinen Defiziten s. H. Chantraine, Licinius, in: M. Clauss (Hrsg.), Die römischen Kaiser, München 1997, 305–311, bes. 306–307. 11 Lact. m.p. 50–51; Eus. h.e. 9,11,7; Proteste des Diokletian: Lact. m.p. 41. Zum Tod des Diokletian s. o. Anm. 4. Eusebius erwähnt das Schicksal der beiden Kaiserfrauen überhaupt nicht. Leider widmet auch der DNP ihnen keinen Artikel mehr, vgl. aber W. Enßlin, s. v. Valeria 7, RE 7A2, 1948, 2282–2283 u. W. Enßlin, s. v. Prisca 3, RE 22,2, 1934, 2560. Zum Namen Aspalathos s. J. Belamaric, Gynaeceum Iovense Dalmatiae – Aspaltho, in:

Anmerkungen zu S. 99–101

231

A. Demandt, A. Goltz, H. Schlange-Schöningen (Hrsg.), Diokletian und die Tetrarchie. Aspekte einer Zeitenwende, Berlin 2004, 141–162, bes. 151 mit weiterführender Literatur. 12 CIL III 13661: d(ominae) n(ostrae) Gal(eriae) Valeriae / sacratissimae / ac piissimae Aug(ustae) / matrique castro/rum / [Va]l(erius) Diogenes v(ir) p(erfectissimus) praes[es] / [de]vot(u)s n(umini) m(aiestati)q(u)e dignissim[ae]. Valerius Diogenes ist vir perfectissimus, Angehöriger des ritterständischen Amtsadels, und setzt als Statthalter der Provinz Pisidien in der Stadt Apamea der Augusta Valeria Galeria diese Ehreninschrift. Zur Ehrentitulatur mater castrorum bei Severerfrauen, aber auch noch bis ins 3. Jh. zu finden z. B. bei Ulpia Severina, der Frau des Aurelian, der eventuell – obwohl kinderlos – eine Funktion bei der Herrschaftsübertragung auf einen Nachfolger zukam, s. B. Bleckmann, Die severische Familie und die Soldatenkaiser, in: H. Temporini-Gräfin Vitzthum (Hrsg.), Die Kaiserinnen Roms von Livia bis Theodora, 333–339, zu den Ehrentiteln bei den Severerfrauen s. E. Kettenhofen, Die syrischen Augustae in der historischen Überlieferung, Bonn 1979, 79–81, 146–148, 158–159. Als Zeichen besonderer Distinktion und Verbindung der Kaiserin mit dem Heer s. W. Kuhoff, Zur Titulatur der römischen Kaiserinnen während der Prinzipatszeit, in: Kio 75, 1993, 244–256. Zu Valeria Galeria s. M. Clauss, Die Frauen der diokletianisch-konstantinischen Zeit, in: H. Temporini-Gräfin Vitzthum (Hrsg.), Die Kaiserinnen Roms von Livia bis Theodora, 341–343. Name der Provinz: Aurel. Vict. 40,10. 13 Lact. m.p. 39,5 schreibt von comites und spadones, von denen die Eunuchen sicher Freigelassene sind, während es sich bei den Gefolgsleuten auch um Freie handeln kann. Laut Gesetzgebung sollen in Staatsdiensten keine Unfreien mehr beschäftigt werden. Das braucht aber nicht in gleicher Weise für die Haushalte der kaiserlichen Frauen zu gelten. Zu den Eunuchen s. P. Guyot, s. v. Eunuchen, in: HAS 1, 2006, mit weiterführender Literatur. 14 Zu den Prozessen gegen die adligen Frauen s. Lact. m.p. 40; Strafen gegen Valeria und Prisca: Lact. m.p. 39,2–5; 41. Zur Problematik s. Städle, Der Tod Diokletians, 223–244; M. Staesche, Das Privatleben der römischen Kaiser in der Spätantike. Studien zur Personen- und Kulturgeschichte der römischen Kaiserzeit, Bern 1998, 119–123. 15 Lact. m.p. 50,1.7; Eus. h.e. 9,11,3–6; D. Kienast, Das Bellum Cibalense und die Morde des Licinius, in: ders., Kleine Schriften, Aalen 1994, 611–631, bes. 628–629 bringt die Morde an Candidianus, Valeria und Prisca mit der Bassianusaffäre in Verbindung, s. u. Anm. 31. Das würde allerdings bedeuten, dass bereits in Mailand Absprachen gemacht worden wären, die vom Sieg des Licinius ausgingen. Die stete Einbeziehung des Maximinus Daia in die Politik durch Konstantin spricht allerdings dagegen. Für Konstantin ist der Ausgang der Auseinandersetzung im Osten in den Jahren 312/313 vollkommen offen. 16 Lact. m.p. 46,2–7. 12. 17 H. Grégoire, Die „Bekehrung“ Konstantins des Großen, in: H. Kraft (Hrsg.), Konstantin der Große, Darmstadt 1974, 175ff. stellt zu Recht die Frage nach den Kriterien, an denen man erkennt, welches Doublette und welches originales Ereignis ist. In seinen Untersuchungen kommt er zum Ergebnis, dass Licinius der eigentliche Propagator des Christentums sei, da nur bei Maximinus Daia und nicht bei Maxentius christenfeindliche Maßnahmen nachgewiesen werden können. Auch scheint, zumindest nach der Überlieferung des Laktanz, Licinius der Urheber des Ediktes von Mailand zu sein und nicht Konstantin. Zu Gregoire s. o. Kap. II, 2. 18 Lact. m.p. 1,3; zu den schwierigen Datierungsfragen des Werkes und der verschiedenen Aufenthalte des Laktanz s. o. Kap. II, 3. 19 Eus. h.e. 9,11,8. Da Eusebius die vita Constantini nach dem Fall des Licinius schreibt, nimmt er seinen Kampf gegen den Christenverfolger Maximinus Daia gar nicht mehr auf. Zu den Träumen und Visionen des Konstantin s. o. Kap. II, 3.

232 20

Anmerkungen zu S. 101–106

Seeck, Regesten, 163–164; Kienast, Kaisertabelle, 299. Zur Bautätigkeit in Rom z. B. Aurel. Vict. 40,26–28. S. auch die 3-D-Animation der Maxentiusbasilika mit Kolossalstatue im Inneren in: A. Donati, G. Gentili, Costantino il Grande. La civiltà antica al bivio tra occidente e oriente, Mailand 2005, 94, Abb. 1 (Katalog der gleichnamigen Ausstellung in Rimini). 22 s. hierzu Krautheimer, Rom, 16–22. Genauer s. u. Kap. V, 1. 23 U. Boissevain (Hrsg.), Excerpta de sententiis, Berlin 1906, 271 Nr. 190. 24 Orig. Const. 14: post aliquantum deinde temporis Constantium Constantinus ad Licinium misit, persuadens ut Bassianus Caesar fieret, qui habebat alteram Constantini sororem Anastasiam, ut exemplo Diocletiani et Maximiani inter Constanttinum et Licinium Bassianus Italiam medius obtineret.15: et Licinio talis frustrante, per Senecionem Bassiani fratrem, qui Licinio fidus erat, in Constantinum Bassianus armatur. Qui tamen in conatu deprehensus Constantino iubente convictus et stratus est. Cum Senecio auctor insidiarum posceretur ad poenam, negante Licinio, fracta concordia est. 25 Eutropia hat ihn Konstantin gegenüber als Bastard erklärt: Orig. Const. 4,12; s. hierzu: B. Leadbetter, The Illegitimacy of Constantine and the Birth of the Tetrarchy, in: S. N. C. Lieu (Hrsg.), Constantine. History, Historiography and Legend, London 1998, 74–85, bes. 76. 26 RIC VII 311 Nr. 108 auf Claudius Gothicus DIVO CONSTANTIO PIO PRINCIPI / REQUIES OPTIMORUM MERITORUM; RIC VII 310 Nr. 106 auf Claudius Gothicus: DIVO CLAUDIO OPTIMO IMP(eratori) / REQUIES OPTIMO(rum) MERIT(orum); RIC VII 310 Nr. 104 auf Maximianus Herculius: DIVO MAXIMIANO SEN(iori) FORT(issimo) IMP(eratori) / REQUIES OPTIMOR(um) MERIT(orum). Alle drei Münzen wurden in Rom zwischen 317 und 318 geprägt. S. A. Robertson, Roman Imperial Coins V, Oxford 1982, 219–221. Vgl. auch Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, 122–124, der auf 318 datiert und weitere Münzen aufführt. 27 Clauss, Konstantin, 44, geht davon aus, dass beide Herrscher Teile ihres Herrschaftsbezirkes für Bassianus hätten zur Verfügung stellen müssen, d. h., dass nicht nur Konstantin Italien, sondern auch Licinius vom Balkan hätte Teile abtreten müssen. Auch die Person des Bassianus sei dem Licinius nicht genehm gewesen, weil er dynastisch mit Konstantin zu nahe verbunden gewesen wäre, und dieser über seine Familie die Kontrolle auf licinisches Gebiet hätte ausdehnen können. Barnes, Constantine and Eusebius, 65ff. sieht in dem Vorschlag von vornherein eine Spitze gegen Licinius. Da dieser noch alte Anrechte auf Italien hatte, wollte Konstantin mit der Einsetzung seines Schwagers einem Plan des Licinius zuvorkommen, dort seinen kleinen Sohn Licinianus Licinius einzusetzen. Allerdings, so kontert Thomas Grünewald in seinem Buch: Constantinus, 108 mit Recht, hätte dann Konstantin ja auch seinen eigenen Sohn Crispus dort einsetzen können und brauchte sich nicht des Schwagers Bassianus zu bedienen. 28 Zu den Adelsverbindungen s. F. Chausson, Une sœur de Constantin: Anastasia, in: J.-M. Carrié/T. R. Lizzi (Hrsg.), «Humana sapit» Études d’antiquité tardive offertes à L. Cracco Ruggini (Bibliothèque de l’Antiquité tardive 3), Turnhout 2002, 131–155, bes. 133–136, 138–142, 151; J.-P. Callu, Naissance de la dynastie constantinienne: le tournant de 314–316, in: a. a. O. 111–120, bes. 112–114. 29 Orig. Const. 15. 30 Orig. Const. 19: deinde reversus Serdicam, Constantinus hoc cum Licinio absente constituit, ut filii Constantini Crispus et Constantinus, filius etiam Licini Licinius Caesares fierent et sic ab utroque concorditer regnaretur. Itaque Constantinus et Licinius simul consules facti. 31 Zur Datierungsfrage s. Kienast, Das bellum Cibalense, 611–631 datiert auf 314 unmittelbar nach dem Tod des Maximinus Daia und bringt die Erhebung und Ermordung 21

Anmerkungen zu S. 106–113

233

des Bassianus mit der Ermordung des Candidianus sowie der Valeria Galeria und der Prisca in Verbindung. S. o. die Erklärung der Morde, die sich unabhängig von der Bassianusepisode erklären lassen. Callu, Naissance, 115ff. verbindet die jeweiligen Krisen und Schlachten mit der Geburt von Kindern: 314 Geburt des Licinianus Licinius, bellum Cibalense, Gebietsverluste; 316 Geburt des Constantinus II., campus Ardiensis, Tötung des Valens; 317 Erhebung dreier Caesaren. So schlüssig die Spätdatierung der geschilderten Ereignisse ansonsten erscheint, so passt zu ihr nicht die gemeinsame Bekleidung des vierten Konsulates im Jahr 315. Es ist möglich, dass die antiken Quellen das gemeinsame Konsulat der Augusti fälschlicherweise mit den späteren Konsulatsabsprachen in Verbindung gebracht haben. Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, 110: „Man ist gezwungen, zwischen zwei Optionen zu entscheiden, zwischen dem Kaiserkonsulat oder der Caesarenerhebung. Eine der beiden Angaben ist falsch oder mindestens missverständlich formuliert.“ Zur Spätdatierung 8. Oktober 316 s. u. a. Brandt, Konstantin, 71–72; Bleckmann, Konstantin, 80–82; Clauss, Konstantin, 44–45; Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, 108–112; Forschungsüberblick: Kienast, a. a. O. 611–613. 32 Orig. Const. 17; Zos. 2,19,2. Chantraine, Licinius, 309 geht davon aus, dass Valens zum Augustus erhoben wurde und Licinius Konstantin nicht weiter als Augustus anerkannte, weil er nun einen eigenen Mitherrscher hatte. Die Münzen legen eine solche Sichtweise nahe, vgl. RIC VII 643–644 Nr. 7; 706 Nr. 19. Aus den literarischen Quellen ist das jedoch nicht zu ersehen. Vgl. Bleckmann, Konstantin, 81–82 zur Abwälzung aller Schuld an der Auseinandersetzung auf Valens. 33 Zos. 2,20. 34 s. o. Anm. 30, s. u. Anm. 126. 35 Zos. 2,18; Eutr. brev. 10,5; Aurel. Vict. 41,2–5. 36 Orig. Const. 20; Eus. h.e. 10,8,10–11. 37 Zur geschilderten Entwicklung s. Clauss, Konstantin, 45–46; Bleckmann, Konstantin, 82–83; Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, 114–120. 38 Zu den Erfolgen s. H. Pohlsander, Crispus: Brilliant Career and Tragic End, in: Historia 33, 1984, 81–105, bes. 87–89; Flottenkommando: Orig. Const. 5,23. 39 Zos. 2,21; vgl. Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, 124ff. weist auf das Übergewicht Konstantins hin, das dieser durch seinen Sieg im bellum Cibalense gewonnen hatte und systematisch gegen Licinius ausspielte. 40 Orig. Const. 21–22; Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, 331. 41 Zos. 2,19–22; Eutr. brev. 10,6; Aurel. Vict. 41,7. 42 Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, 118–121, zeigt differenziert die unterschiedliche Vorgehensweise der konstantinischen Münzstätten bei der Berücksichtigung bzw. Ausklammerung der Licinii. 43 Eus. h.e. 10,8,7–11; ähnlich vage Orig. Const. 22. 44 Mit etwas stärkerer Betonung des konstantinischen Vormachtanspruches, aber zum gleichen Ergebnis gelangend s. Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, 124ff. 45 Orig. Const. 23–25. Wie bei Valens liegt auch bei Martinianus eine Diskrepanz zwischen Münzprägung und literarischen Quellen bezüglich des Titels als Augustus bzw. Caesar vor. Vgl. RIC VII 607 Nr. 45; 645 Nr. 16; Zos. 2,25. 46 Zos. 2,22; Horst, Konstantin, 232; 362. 47 Zos. 2,28; Eutr. brev.10,6,1; Orig. Const. 29. 48 Eus. v. Const. 2,18. 49 Pan. Lat. 4 (10) 2,2; 3,1;6,2–8,5; 14,2–16,6; 28 ff. (alle Stellen für Konstantin); 3,4–5 (Crispus). Zum Schweigen des Panegyricus zur augenblicklichen gespannten politischen Situation s. o. Kap. II, 3. 50 Eus. v. Const. 2,19.

234 51

Anmerkungen zu S. 113–119

Eus. v. Const. 2,2. Eus. h.e. 10,8,10; v. Const. 1,52. 53 Eus. h.e. 10,8,10; v. Const. 1,54. 54 Eus. v. Const. 1,51. 55 Eus. h.e. 10,8,11–13; v. Const. 1,53. 56 Eus. h.e. 10,8,11. 57 Eus. v. Const. 1,51,1–2. 58 Eus. h.e. 10,8,14–15. 59 Zur Problematik s. auch o. Bratoz ˇ Kap. III, 1 Anm. 72. 60 Vgl. Clauss, Konstantin, 46–47, der daneben auf bewusst eingesetzte nichtchristliche Propaganda wie das Standbild des Sonnengottes mit entsprechender Inschrift (ILS 8940) hinweist, wodurch „die Frage der Religiosität in das Zentrum der ideologischen Auseinandersetzungen“ gerückt würden. 61 Harnack, Mission II, 738–740. 62 Eus. h.e. 10,8,8–9. 63 Eus. v. Const. 2,6. 64 S. o. Kap. II, 3 Anm. 64. 65 Eus. v. Const. 1,31. Vgl. auch die 50 Mann starke Leibwache für die Standarte: Eus. v. Const. 2,8; hierzu Clauss, Konstantin, 47, der in der Ehrenwache die Fortsetzung der kultischen Verehrung der römischen Feldzeichen sieht. S. genauer unten Kap. IV, 3. 66 Eus. v. Const. 1,28–33 s. o. Kap. II, 3 67 P. Bruns, The Christian Signs on the Coins of Constantine, in: Arctos 3, 1962, 17 Anm. 1; RIC VII 197 Nr. 372; Hunterian Coin Cabinet 224 Nr. 17 Pl. 56, Nr. 17: Avers: Iulius Crispus Nobilissimus Caesar mit Lorbeerkranz, Speer und Schild, auf dem ein Christogramm angebracht ist. Revers: Beata tranquillitas (PTR). Die Dekoration der Schilde wechselt, es handelt sich dabei um eine Darstellung. 68 RIC VII 685 Nr. 49. S. Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, 130. 69 Eus. v. Const. 2,8. H. Singor, The Labarum, Shield Blazons, and Constantine’s caeleste signum, in: L. de Blois, P. Erdkamp u. a. (Hrsg.), The Representation and Perception of Roman Imperial Power, Amsterdam 2003, 481–500, nimmt sogar an, dass die Ehrengarde Schilde mit Christogramm getragen haben könnte. Das lässt sich weder beweisen noch widerlegen. Allerdings ist die Frühdatierung des Labarum auf 312 abzulehnen (497); s. o. Kap. II, 3. Zu den solaren Elementen des Labarum s. ebd. 490–491. Zur Verbindung der Kreuzesform des Labarum mit dem christlichen Kreuz s. H. Heinen, Der Sieg des Kreuzes. Von der Kreuzesvision Konstantins zur Entdeckung des Kreuzes, demnächst in: Trierer Theologische Zeitschrift 2007. 70 AE 1969/70, 107 = Grünewald, Constantinus Maximus Augustus Nr. 274: Propagatori orbis su[i] / Romani nominis conditori / Fl(avio) Val(erio) Constantino p(io) f(elici) / victori Aug(usto) / L(ucius) Aelius Proculus v(ir) p(erfectissimus) corr(ector) Camp(aniae) d(evotus) n(umini) m(aiestati)q(ue) / eius. FO Puteoli, Pozzuoli, Campania, nach dem 18. 9. 324. Vgl. auch CIL X 1482 = Grünewald Nr. 275, wo von victori semper Augusto die Rede ist, was noch deutlicher die immerwährende und absolute Sieghaftigkeit betont. Differenzierte Untersuchungen der Änderungen in der Titulatur s. bei Grünewald, 136ff. 71 Eus. v. Const. 2,20–21 (an alle Provinzen des Ostens); 2,24–42 = Kraft Nr. 13 = Doerries 43–54 (an die Einwohner Palästinas), hier auch die Kritik an der Echtheit des Briefes. Die pauschalen Verfügungen von C. Th. 15,14,1–3 machen die genauen Ausführungen in den beiden Briefen nicht überflüssig. 72 Zu den drei „Synoptikern“ Socrates, Sozomenos und Theodoret s. Leppin, Von Konstantin dem Großen zu Theodosius II, 53–59. 73 Zur Quellensituation s. A. M. Ritter, s. v. Arianismus, TRE 3, 1978, 692–719, bes. 52

Anmerkungen zu S. 120–125

235

693–694. Skeptisch gegenüber der Überlieferung Athanasius – Rufin – Sokrates ist A. Martin, Athanase d’Alexandrie et l’église d’Egypte au IVe Siècle (328–373), Paris 1996, 342–344. 74 Eus. v. Const. 2,65,1–2 = Keil III,16a, S. 97 = Kraft Nr. 16, 2–3 = Doerries 56–61. 75 Eus. v. Const. 2,68,2–3 = Keil 99 = Kraft 7–8. 76 Eus. v. Const. 2,69,2 = Keil 99–101 = Kraft 10 = Doerries 56ff. 77 Eus. v. Const. 2,70,7 = Keil 103 = Kraft 20 = Doerries 56ff. 78 Eus. v. Const. 2,72,1–3 = Keil 103–105 = Kraft 22–24 = Doerries 56ff. 79 Zur Lehre des Arius, die mühsam aus den Werken seiner Feinde und Freunde rekonstruiert werden muss, z. B. seine Thalia, s. Ritter, Arianismus, 700; L. Perrone, Von Nicaea (325) nach Chalcedon (451), in: G. Alberigo (Hrsg.), Geschichte der Konzilien. Vom Nicaenum bis zum Vaticanum II, Düsseldorf 1993, 29–31; E. Schwarz, Kaiser Konstantin und die christliche Kirche, Darmstadt 1969, 117–120; Clauss, Konstantin, 84. 80 Kraft, Kaiser Konstantins religiöse Entwicklung, 217. 81 Die Person des Hosius von Corduba ist im Zusammenhang mit dem Arianismusstreit ähnlich umstritten wie beim Donatistenstreit. Weder über den Stand seiner Bildung lassen sich Aussagen machen, noch über seine Herkunft aus Ägypten (Zos. 2,29), die man für ein gewisses Vertrautsein mit der griechischen Sprache und der östlichen Theologie nicht in Anspruch nehmen darf. S. hierzu Lippold, Bischof Hosius von Cordova, 11–15 (mit Kritik an De Clerq). Zur Synode von Antiochien s. L. Abramowski, Die Synode von Antiochien 324/5 und ihr Symbol, in: ZKG 86, 1975, 356–366. 82 Eus. v. Const. 2,73; Soc. h.e. 1,8,1; Theod. h.e. 1,7,1. 83 Eus. v. Const. 3,6. In allen Monographien zu Konstantin ist auch das Konzil von Nicaea und der Arianismusstreit behandelt, allerdings oft weniger ausführlich als der Donatistenstreit. Die schwierige Quellenlage und der theologische Gehalt des Streites mögen dafür verantwortlich sein. Ich führe an dieser Stelle die einschlägigen Werke auf und zitiere dann im Folgenden nur noch die Spezialliteratur. Brandt, Konstantin, 112–118; Horst, Konstantin, 245–249, 277–285; Clauss, Konstantin, 82–87; Bleckmann, Konstantin, 101–108; Vogt, Konstantin, 190–202; Doerries, Konstantin, 105–113; Hönn, Konstantin, 168–179; Barnes, Constantine and Eusebius, 208–244; A. Marcone, Costantino il Grande, Rom 2000, 71–81. 84 Bereits die Teilnehmerzahl ist umstritten: Zur Zahl: 270 Theod. h.e. 1,8,1; 250: Eus. v. Const. 3,8; 300: Athan. Apol. Sec. 23,2; 318: Soc. h.e. 1,8. Vor allem zur symbolischen Zahl 318 nach den 318 Knechten Abrahams (Genesis 14,4) s. Perrone, Von Nicaea, 34–36. 85 Theod. h.e. 1,12. Zur Vorlage eines Bekenntnisses, das Eusebius seiner Gemeinde bekannt gab und das als Vorbedingung für seine Rehabilitierung zu gelten hat, s. H. J. Vogt, Konstantin und die Konzilien, in: M. Fiedrowicz, G. Krieger, W. Weber (Hrsg.), Konstantin der Große. Der Kaiser und die Christen. Die Christen und der Kaiser, Trier 2006, 97–137, bes. 121–123. 86 Vogt, Konstantin und die Konzilien, 125–126. 87 Leppin, Von Konstantin dem Großen zu Theodosius II., 58. 88 Soc. h.e. 1,8–9; Theod. h.e. 1,7–12. 89 Zum Verständnis von homoousios s. Perrone, Von Nicaea, 43–46; Vogt, Konstantin und die Konzilien, 122–125; zur Herkunft der Formel: Theod. h.e. 1,8.12; Soc. h.e. 1,8. 90 G. L. Dossetti, Il simbolo di Nicea e di Costantinopoli, (TRSR 2) Rom 1967; H. Ch. Brennecke, s. v. Nicaea, TRE 24, 1994, 433 91 Sozom. h.e. 1,21,3–5. 92 Theod. h.e. 1,20. 93 Zur verwandtschaftlichen Verbindung mit Konstantin s. o. Prolog. 94 Lippold, Bischof Ossius, 11–15, weist nach, dass aus dem Schweigen der Quellen seit

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Anmerkungen zu S. 125–133

ca. 327 bis 340/1 nicht zwingend die Rückkehr des Hosius nach Corduba erschlossen werden kann. Vgl. dagegen de Clercq, Ossius of Cordova, 288–289. 95 s. hierzu u. a. T. Fuhrer, s. v. Eusthatius von Antiochien, in: S. Döpp, W. Geerlings (Hrsg.), Lexikon der antiken christlichen Literatur, Freiburg 1998, 218–219; Chadwick, Die Kirche, 152–153; Eus. v. Const. 3,59–62; Theod. h.e. 1,21–22; Sozom. h.e. 2,19. Die Absetzung des Eusthatius führte zu Aufständen in Antiochien, die nur durch militärisches Eingreifen des Kaisers beendet werden konnten. 96 s. hierzu u. a. G. Feige, s. v. Marcell von Ancyra, in: S. Döpp, W. Geerlings (Hrsg.), Lexikon der antiken christlichen Literatur, Freiburg 1998, 420–421; Ritter, Arianismus, 707. 97 Athan. apol. sec. 60. 98 Athan. apol. sec. 59–60. 99 Athan. apol. sec. 62. 100 Athan. apol. sec. 65; 66; 67. 101 Sozom. h.e. 2,25,1. 102 Athan. apol. sec. 71,2. 103 Athan. apol. sec. 86. 104 Girardet, Kaisergericht, 71–72. 105 Athan. apol. sec. 87,1–2; vgl. auch ebd. 9,1–5. 106 H. Leppin, Die Kirchenväter und ihre Zeit. Von Athanasius bis Gregor dem Großen, München 2000, 18. Zum Zorn des Kaisers: Athan. apol. sec. 9, 3. 107 Zu den verschiedenen Prozessarten und Instanzen, die im „Fall Athanasius“ zum Zuge kamen, s. die differenzierte Untersuchung von Girardet, Kaisergericht, 52–77. 108 Eus. v. Const. 4,42: „Nichts von dem, was meiner Frömmigkeit zukommt, soll euch fehlen; was ihr mir in eurem Schreiben mitgeteilt habt, ist von mir schon getan; ich habe an die bezeichneten Bischöfe geschrieben, wie ihr es wünschtet, dass sie herbeieilen und an euren Beratungen teilnehmen sollten, ich habe den Konsular Dionysius abgesandt, der sowohl die Bischöfe, die mit euch zur Synode sich einfinden sollen, dazu mahnen als auch über die Verhandlungen, vorzüglich aber über die gute Ordnung wachen wird …“ Zur Petition der Melitianer s. Girardet, Kaisergericht, 66–69. 109 Zu diesem Aspekt s. Vogt, Konstantin und die Konzilien, 136. 110 Sozom. h.e. 2,25,13–19. Zur positiven Bewertung des Sozomenos als Quelle, der abweichend von Athanasius anderes Quellenmaterial wie die Anklageschrift der Melitianer zur Verfügung hatte, s. Martin, Athanase, 348–357. 111 Sozom. h.e. 2,28,14; 2,31,2–3. 112 Sozom. h.e. 2,30,1–5. 113 H. A. Drake, Constantine and the Bishops. The Politics of Intolerance, Baltimore 2000, 250–272 arbeitet sehr deutlich den politischen Charakter jenseits aller theologischen Implikationen heraus. Der Kaiser habe zum Nutzen des Reiches eine Konsenspolitik betrieben, bei der jeder Konzessionen machen musste. Eusebius und Arius haben das verstanden, Athanasius nicht, wodurch er in einen Zweifrontenkrieg zwischen Melitianern und Eusebianern verwickelt wurde, den er nicht gewinnen konnte. Als kompromissloser Unruhestifter musste er vom Kaiser verbannt werden. Zur einschränkend positiven Bewertung Konstantins im Gegensatz zu seinem arianischen Sohn Constantius II. durch die Partei des Athanasius (Rufin, Gelasius etc.) s. Martin, Athanase, 388–389. 114 Eus. v. Const. 3,10–13. 115 Herrmann, Ecclesia in Re publica, 64–71. 116 Theod. h.e. 1,7: „Er ließ sich auf einem kleinen Sessel nieder, der in der Mitte für ihn aufgestellt worden war, nachdem er vorher die Bischöfe ersucht hatte, ihm solches zu gestatten. Zugleich mit ihm setzte sich die ganze heilige Versammlung.“ Bei Sokrates

Anmerkungen zu S. 133–136

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zögert er so lange, sich zu setzen, bis die Bischöfe ihn dazu auffordern: Soc. h.e. 1,8. Nur Sozomenos scheint auch im Zeremoniell der wahren Unabhängigkeit des historischen Konstantin noch gerecht zu werden Sozom. h.e. 1,19,1: „Als er mit den Bischöfen zusammenkam, schritt er an die Spitze der Versammlung und nahm auf einem für ihn errichteten Thron Platz; dann wurde auch die Synode aufgefordert, sich zu setzen.“ 117 Aurel. Vict. 39,2–4 tadelt die Einführung des Hofzeremoniells durch Diokletian und die damit verbundene Proskynese, d. h. den fußfälligen Kniefall, der oft mit einem Kuss der Füße oder des Knies des Herrschers verbunden ist. A. Alföldi, Die monarchische Repräsentation im römischen Kaiserreich, Darmstadt 1980, 3ff. hat gezeigt, dass Diokletian nicht der Inaugurator des Kaiserzeremoniells war, das schon längst seit dem 1. nachchristlichen Jahrhundert bestand, sondern dass er es nur systematisiert und weiter ausgestaltet hat. 118 Zur weiteren Ausgestaltung und dem Verweischarakter zeremonieller Formen s. E. Herrmann-Otto, Der Kaiser und die Gesellschaft des spätrömischen Reiches im Spiegel des Zeremoniells, in: P. Kneissl, V. Losemann (Hrsg.), Imperium Romanum. FS f. K. Christ zum 75. Geburtstag, Stuttgart 1998, 346–369, bes. 359–364. 119 Eus. v. Const. 3,13. 120 K. M. Girardet, Kaiser Konstantin der Große als Vorsitzender von Konzilien, in: Gymnasium 98, 1991, 548–560. 121 W. Kierdorf, s. v. Senatus, in: DNP 11, 2001, 404, O’Brien Moore, s. v. senatus, in: RE Supp. VI, 1935, 660–800, bes. 768–770. 122 Eus. v. Const. 3,15; Sozom. h.e. 1,25,1. 123 Eus. h.e. 10,9,6 u. 9. 124 Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, 136–138. 125 Grünewald Nr. 408 = AE 1976,638: Dd(ominis) nn(ostris) [Fl(avio)] / Constanti/[n]o max(imo) victo/[r]i semper Augus/to et Fl(avio) Iul(io) [[Crispo]] / et Fl(avio) Cl(audio) Constan/[tin]o et Fl(avio) Iul(io) Con/[stan]t[io]. Auf diesem Meilenstein aus Skythien in der Diözese Thracia ist der Name des Crispus bereits eradiert. Auf einem Meilenstein aus Lydien, der genau auf den 8. November 324 datiert ist (Grünewald Nr. 463), wird Konstantin zwar noch als Augustus Invictus bezeichnet, seine drei Söhne werden aber klar als nobil(issimis) / Caesarib(us) hervorgehoben. 126 s. Pohlsander, Crispus, 86. 127 Zur Diskussion s. Pohlsander, Crispus, 82–84 und Barnes, The young Constantine, 17. 128 J. W. Drijvers, Flavia Maxima Fausta: Some Remarks, in: Historia 41, 1992, 500–506, bes. 502 lehnt eine in den 90er Jahren vorarrangierte Eheschließung zwischen Fausta und Konstantin ab, da Konstantin dann als Verlobter ein Konkubinat mit Minervina eingegangen ist. Die von Drijvers angesprochene Problematik beruht auf den unsicheren Altersangaben für Fausta, Konstantin und Crispus. Geht man davon aus, dass Fausta 307 bei der Hochzeit 12 Jahre alt war, wäre sie 295 geboren und könnte eventuell gegen 300/302 mit Konstantin verlobt worden sein entsprechend Pan. Lat. 7 (6) 6 ff., als sie, ein kleines Kind, dem jungen Konstantin seinen prunkvollen Helm mit Mühen emporreichte. Seit 293 war Konstantin in Nikomedien und hätte sich dort mit der Konkubine Minervina verbunden. Crispus könnte in der Zeit um das Verlöbnis mit der kleinen Fausta geboren sein. Vgl. B. Bleckmann, s. v. Crispus, in: DNP 3, 1997, 223–224. Allerdings sind alle diese Altersangaben unsicher. S. hierzu u. a. Pohlsander, Crispus, 83. Wenn man von der Geburt des Crispus zwischen 303 und 305 ausgeht, wie die Mehrzahl der Forschung, dann muss man entweder die Verlobung Fausta – Konstantin fallen lassen oder man muss annehmen, dass Konstantin trotz der Verlobung weiter sein Konkubinat aufrechterhielt. Die Geburt des Crispus um 300 ist vorzuziehen. PLRE s. v. Fl. Iulius Crispus I, 233.

238 129

Anmerkungen zu S. 136–142

s. hierzu Pohlsander, Crispus, 82; s. o. Kap. II,3. CIL VI 1155 = ILS 716: Flavio Valerio Crispo / nobilissimo Caes(ari) filio d(omini) n(ostri) / Constantini maximi / adque invicti semper Aug(usti) / et nepoti divi Constanti / Ovinius Gallicanus v(ir) c(larissimus) / praef(ectus) urb(i) et iudex sacrarum / cognitionum devotus n(umini) m(aiestati)q(ue) eius. 131 s. o. IV,1, Alföldi, Goldprägung, Nr. 128, Abb.141: Felix Processus COS III: Crispus in Consulartracht mit Globus und Kurzzepter, Solidus 323 aus Sirmium. 132 Sieg Crispus’ und Konstantins auf Inschriften u. Münzen: Alföldi, Goldprägung, Nr. 546 Multiplum aus Sirmium (324–326): Victoria Augusti et Caesarum nostrorum mit Victoria zwischen Gefangenen, auf der Vorderseite Dominus Noster Crispus Nobilissimus Caesar; Nr. 626 Solidus aus Sirmium: Victoria Crispi Caesaris mit Victoria und Schild mit Vota zu den Decennalien 325, auf der Vorderseite Crispus, dessen Decennalien mit dem Sieg zusammen begangen werden; s. auch Pohlsander, Crispus, 88–89. 133 Clauss, Die Frauen der diokletianisch-konstantinischen Zeit, 352 geht von einer Veränderung der Porträts nach der Abwendung Konstantins von der Tetrarchie aus, die sich auf die Stupsnase der jungen Fausta bezieht, die sie mit ihrem Vater gemein hat und die später durch eine gerade Nase ersetzt wird. Dagegen bleibt die Knotenfrisur die gleiche. 134 Clauss, Die Frauen der diokletianisch-konstantinischen Zeit, Abb. 50 = RIC VII, 203, Nr. 443. Dabei ist es ohne Bedeutung, ob das Kind an ihrer Brust genau mit einem der Kinder, Constans oder Helena zu identifizieren ist. Es geht idealtypisch um die Fruchtbarkeit Faustas. 135 RIC VII, 504 Nr. 48 für Helena als n(obilissima) f(emina) aus Thessaloniki 318/9, die einzige Prägung für Helena vor 324 und auch nur in dieser Münzprägestätte. S. Abb. H. P. L’Orange/M. Wegner, Das spätantike Herrscherbild, im Nachtrag: Die Bildnisse der Frauen und des Julian, Berlin 1984, Tafel 72,b. Zu den Gründen, warum eine Zuweisung an Helena zumindest unsicher ist, s. J. W. Drijvers, Helena Augusta. The Mother of Constantine the Great and the Legend of Her Finding the True Cross, Leiden 1992, 39–41. 136 S. CIL X 517 = ILS 708 (Salernum zwischen 324 u. 326): Dominae nostrae Flaviae Augustae / Helenae Divi Constanti castissimae / coniugi procreatorici d(omini) n(ostri) Constantini / Maximi Piissimi ac victoris Augusti / aviae dominorum nostrorum [[Crispi]] et Constantini et Constanti beatissi/morum ac felicium Caesarum … Vgl. CIL X 1483 Neapel (nach 324) piissimae ac clementissimae / dominae nostrae Augustae / Helenae matri / domini nostri victoris / semper Augusti Constan/tini et aviae / dominorum nostrorum / Caesarum beatorum / uxori divi Constantii / ordo Neapolitanorum / et populus. S. hierzu auch Drijvers, Helena Augusta, 45–52, mit Stellungnahme zur Legendenbildung, auch Grünewald, Constantinus Maximus Augustus, 142–143. 137 Münzdarstellungen der Frauen: L’Orange/Wegner, Das spätantike Herrscherbild, Nachtrag: Die Bildnisse der Frauen und des Julian, Tafel 72. 138 Clauss, Die Frauen der diokletianisch-konstantinischen Zeit, 352. 139 H. Temporini, Einleitung, in: H. Temporini-Gräfin Vitzthum (Hrsg.), Die Kaiserinnen Roms von Livia bis Theodora, 16–17. 140 R. Klein, s. v. Helena, in: RAC 14, Stuttgart 1988, 355–375, bes. 360–363 141 Zum Treffen der Halbgeschwister in Rom anlässlich der Vicennnalien des Konstantin s. H.-U. Wiemer, Libanios und Zosimos über den Rom-Besuch Konstantins I. im Jahre 326, in: Historia 43, 1994, 469–494, auch Clauss, Konstantin, 9–12. Libanius, or. 19 u. 20. 142 Eusebius – Hieronymus Chron. A. 325: „Crispus, filius Constantini, et Licinius iunior, Constantiae Constantini sororis et Licinii filii, crudelissime interficiuntur.“ 143 Eutr. brev. 10,6,3: verum insolentia rerum secundarum aliquantum Constantinus ex illa favorabili animi docilitate mutavit: Primum necessitudines persecutus egregium virum 130

Anmerkungen zu S. 142–144

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filium et sororis filium, commodae indolis iuvenem interfecit, mox uxorem, post numerosos amicos. 144 Aurel. Vict. 41,10–12: eo modo respublica unius arbitrio geri coepit liberis Caesarum nomina diversa retentantibus: namque ea tempestate imperatori nostro Constantio insigne Caesaris datum. Quorum cum natu grandiore, incertum qua causa, patris iudicio occidisset, repente Calocerus magister pecoris camelorum Cyprum insulam specie regni demens capessiverat. Quo excruciato, ut fas erat, servili aut latronum more … 145 Aurel. Vict. Epitome 41,11–12: Constantinus obtento totius Romani imperii mira bellorum felicitate regimine Fausta coniuge, ut putant, suggerente Crispum filium necari iubet. Dehinc uxorem suam Faustam in balneas ardentes coniectam interemit, cum eum mater Helena dolore nimio nepotis increparet. Zur Datierung der Epitome zwischen 394 und 408 s. J. Schlumberger, Die Epitome de Caesaribus. Untersuchungen zur heidnischen Geschichtsschreibung des 4. Jhs. n. Chr., München 1974, 243–245. 146 Zos., 2,29, vgl. hierzu den Kommentar von Sozom., h.e. 2, 5, in dem es dem Kirchenhistoriker vor allem darum geht, die Hinwendung Konstantins zum Christentum von allen politischen Anlässen abzusondern und noch vor die Schlacht an der Milvischen Brücke zu legen, in seine Zeit als Caesar in Gallien und Britannien. 147 Zu den feindlichen Akklamationen s. Liban. or. 19,19 u. 20,24. Zur genauen Auswertung der Reden, die Libanius dazu dienten, Theodosius von einem Strafgericht der Antiochener nach dem Steueraufstand 376 abzuhalten, indem er Konstantins Verhalten als verpflichtendes exemplum konstruierte, s. Wiemer, Libanios, 472ff. Zum Ort des Todes der Fausta s. Pohlsander, Crispus, 104 (Trier), D. Woods, On the Death of the Empress Fausta, in: Greece and Rome, 45, 1998, 70–86, bes. 79 (Rom), Drijvers, Flavia Maxima Fausta, 506 (wahrscheinlich Rom). Zum Entschluss Konstantins, eine eigene neue Hauptstadt in Konstantinopel zu bauen, s. Zosimus 2,30,1 u. Wiemer, Libanios, 480–492, s. u. Kap. V, 1. 148 Es erfolgt hier kein lückenloser Forschungsbericht, sondern nur eine exemplarische Darstellung der Hauptthesen. Unlösbarkeit: Drijvers, Flavia Maxima Fausta, 500 ff.; Brandt, Konstanin, 118–123 (bewusst sehr vorsichtig). Ehebruch: Pohlsander, Crispus, 80ff. (vermutlich); Woods, On the death, 70ff. (missglückte Abtreibung eines gemeinsamen Kindes Crispus-Fausta, Selbstmord Crispus); G. Marasco, Costantino e le uccisioni di Crispo e Fausta 326 D.C., in: RFIC 121, 1993, 297–317 (Inzest); O. Seeck, Die Verwandtenmorde Konstantins, in: Zeitschrift für Wissenschaftliche Theologie 33, 1890, 70 (Phädra-Hippolyt-Konstellation); Horst, Konstantin, (Ehebruch, Verbindung zur Gesetzgebung). Politische Motive verschleiert durch Ehebruchsgeschichte: P. Guthrie, The Execution of Crispus, in: Phoenix 20, 1966, 325–331 (Illegitimität Crispus’); Clauss, Konstantin, 50–51 (tetrarchische Herrschaftsordnung); Bleckmann, Konstantin, 92–95 (Hochverrat Crispus’ u. Faustas, eventuell Ehe geplant); Ch. M. Odahl, Constantine and the Christian Empire, London 2004, 202–224 (dynastische Gründe Faustas, Ehebruchsabsicht Crispus untergeschoben). Bei vielen Erklärungsversuchen bleibt einer der beiden Morde ungeklärt. Weitere Zusammenstellungen s. E. Herrmann-Otto, Sklaven und Frauen unter Konstantin, in: A. Demandt, J. Engemann (Hrsg.), Konstantin der Große. Geschichte – Archäologie – Rezeption, Trier 2006, 84 Anm. 6. 149 Clauss, Konstantin, 50–51. 150 Th. Späth, Männlichkeit und Weiblichkeit bei Tacitus. Zur Konstruktion der Geschlechter in der römischen Kaiserzeit, Frankfurt 1994, 246–256; S. E. Wood, Imperial women. A study in public images 40 BC– AD 68, Leiden 1999, 35–40. 151 Sidonius Apollinaris, ep. 5,8,2; an der Echtheit des Epigramms zweifelt O. Seeck, s. v. Ablabius Nr. 1, in: RE 1, 1893, 104; wahrscheinlich ist der Ablabius des Distichons nicht mit dem gleichnamigen praefectus praetorio zu identifizieren, der z. Z. der Morde

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Anmerkungen zu S. 144–149

als vicarius der Diözese Asiana im Osten des Reiches tätig war. Allerdings würde das seine Teilnahme an den Feierlichkeiten in Rom nicht ausschließen. Sein stets nahes Verhältnis zu Konstantin (s. u. Kap. V, 1) schließt ihn als Autor eher aus; s. v. Ablabius in: PLRE I, 2–4. 152 Photius, Epitome ex hist. Eccl. Philost. 2,4 (PG 65, 467f.) S. hierzu Herrmann-Otto, Sklaven und Frauen, 83–84, Bleckmann, Konstantin in der Kirchengeschichte Philostorgs, 226–231. Zu den verhängten Strafen s. Sidonius Apollinaris ep. 5,8,2: (Constantinus) isdem fere temporibus extinxerat coniugem Faustam calore balnei, filium Crispum frigore veneni. Zu den angemessenen Strafen für Ehebruch s. Woods, On the Death, 79–80. 153 Vgl. z. B. die Sympathiebekundungen für Octavia: Tac. ann. 14,60–64, bes. 60–61 und die vielen positiven Äußerungen zu Crispus s. u. a. Anm. 123, aber auch Sozom. h.e. 1,5,2 zur Christlichkeit des Crispus, der mit dem Vater christenfreundliche Gesetze erlassen hat. Kritik an Konstantins Vorgehen s. o. Anm. 151 u. 152. 154 Julian Apost. Caes. 336 A–B. Zur philosophisch-theologischen Interpretation s. K. Rosen, Julian. Kaiser, Gott und Christenhasser, Stuttgart 2006, 321–322; K. Bringmann, Kaiser Julian, Darmstadt 2004, 109–111. Zu den Verwandtenmorden nach dem Tode Konstantins s. u. Epilog. 155 Zu Zosimus und seiner Widerlegung durch Sozomenos s. o. Anm. 146. Zur Bewertung Konstantins durch die Historiker Eutrop und Aurelius Victor s. o. Anm. 143 u. 144. Zur sogenannten „heidnischen conversio“ im Jahr 326 und dem Wandel seiner Herrschaft zum Schlechteren s. G. Marasco, Giuliano e la tradizione pagana sulla conversione di Costantino, in: RIF 122, 1994, 340–354. 156 Eus. v. Const. 3,42, s. Brandt, Konstantin, 146–147; H. Heinen, Konstantins Mutter Helena: de stercore ad regnum, in: Trierer Zeitschrift 61, 1998, 227–240, bes. 234–236.

V. Der Gesetzgeber 1 H. Brandt, Konstantins Reformen, in: A. Demandt, J. Engemann (Hrsg.), Konstantin der Große. Geschichte – Archäologie – Rezeption. Internationales Kolloquium 10.–15. 10. 2005 an der Universität Trier, Trier 2006, 31–37. 2 Julian Apostata bei Amm. Marc. 21,10,8; D. Liebs, Konstantin als Gesetzgeber, in: A. Demandt, J. Engemann (Hrsg.), Konstantin der Große. Geschichte – Archäologie – Rezeption. Internationales Kolloquium 10.–15. 10. 2005 an der Universität Trier, Trier 2006, 97–107, bes. 101, s. genauer hierzu u. Kapitel V, 3. 3 Orig. Const. 30: Constantinus autem ex hsei Byzantium Constantinopolim nuncupavit ob insignis victoriae hmemoriami. Quam velut patriam cultu decoravit ingenti et Romae desideravit aequari, deinde quaesitis ei undique civibus divitias multas largitus est, ut prope in ea omnes thesauros heti regias facultates exhauriret. Ibi etiam senatum constituit secundi ordinis: claros vocavit. 4 Eutrop. brev. 10,8,1: primusque urbem nominis sui ad tantum fastigium evehere molitus est, ut Romae aemulam faceret. 5 H. Chantraine, Konstantinopel – Vom Zweiten Rom zum Neuen Rom, in: GWU 43, 1992, 3–15, bes. 7–8. 6 Eus. v. Const. 3,48. 7 Z. Kuban, Konstantins neue Polis: Konstantinopel, in: A. Demandt, J. Engemann (Hrsg.), Konstantin der Große. Geschichte – Archäologie – Rezeption. Internationales Kolloquium 10.–15. 10. 2005 an der Universität Trier, Trier 2006, 221–233, bes. 230–232. S. 224, Abb. 2: Plan Konstantinopels im 4. Jh. Hier auch weitere Forschungsliteratur. S. zum ideologischen Aspekt: Epilog.

Anmerkungen zu S. 149–155

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8 Zos. 2,30,1–4; Sozom. h.e. 2,3,1–3; Piepenbrink, Konstantin, 116–117; Horst, Konstantin, 262–263, Brandt, Konstantin, 136–145; H. Brandt, Geschichte der römischen Kaiserzeit. Von Diokletian und Konstantin bis zum Ende der Konstantinischen Dynastie (284–363), Berlin 1998, 30, 118–122. 9 Doerries, Konstantin, 58; P. Speck, Urbs, quam Deo donavimus. Konstantin des Großen Konzept für Konstantinopel, in: Boreas 18, 1995, 143–173, bes. 148–150, 166– 169. 10 Zu den Dioskuren als Schlachtenhelfer s. o. Kapitel II, 3. Zum Kunstraub s. Zos. 2,31; Clauss, Konstantin, 90. Zu den Persern s. u. Anm. 35. 11 Liban. or. 49,2. S. F. Tinnefeld, Die frühbyzantinische Gesellschaft, München 1977, 60ff., 176ff. 12 C. Th. 13,5,7 (1. Dez. 334): pro commoditate urbis, quam aeterno nomine iubente deo donavimus, haec vobis privilegia credidimus deferenda … Et ad exemplum Alexandrini stoli quaternas in frumento centesimas consequantur ac praeterea per singula milia singulos solidos … Vgl. später Sozom. h.e. 2,3,3: „Er gehorchte den Worten Gottes, dehnte die bisher Byzanz genannte Stadt auf ein weites Gebiet aus …“ Zum Billiggetreide kritisch Zos. 2,32. 13 Pan. Lat. 11 (3) 12,2: ibi tunc esse sedes imperii videretur, quo uterque venerat imperator. 14 Aurel. Vict. 40,26–28. 15 Zur Maxentiusbasilika s. u. Anm. 21. Zur profanen Bautätigkeit in Rom s. E. D. Hunt, Imperial Building at Rome. The Role of Constantine, in: K. Lomas, T. Cornell (Hrsg.), Bread and Circuses, London 2003, 105–123, bes. 103–110; J. R. Curran, Pagan City and Roman Capital. Rome in the Fourth Century, Oxford 2000, 76–90. 16 Krautheimer, 42. In ähnlicher Weise s. R. Klein, s. v. Rom I, in: TRE 29, 1998, 353. Zur Widerlegung von Krautheimer s. u. a. Hunt, Imperial Building, 115–117. 17 Zur Lateranbasilika s. o. Kapitel III, 2 mit Anm. 58. Zur relativ spät einsetzenden Kirchenbaupolitik in Rom s. R. Klein, Das Kirchenbauverständnis Constantins d. Gr. in Rom und in den östlichen Provinzen, in: C. Börker, M. Donderer (Hrsg.), Das antike Rom und der Osten. FS K. Parlasca zum 65. Geburtstag, Erlangen 1990, 77–101, bes. 80, vor allem W. Weber, „… dass man auf ihren Bau alle Sorgfalt verwende.“ Die Trierer Kirchenanlage und das konstantinische Kirchenbauprogramm, in: M. Fiedrowicz, G. Krieger, W. Weber (Hrsg.), Konstantin der Große. Der Kaiser und die Christen. Die Christen und der Kaiser, Trier 2006, 69–96, bes. 71–73, 77, 85; Brandenburg, Die frühchristlichen Kirchen, 20. Zur Anzahl der konstantinischen Kirchenstiftungen in Rom s. u. Liste in Anm. 55. 18 Pan. Lat 6 (7) 22,4–5: video hanc fortunatissimam civitatem, cuius natalis dies tua pietate celebratur, ita cunctis moenibus resurgentem ut se quodamodo gaudeat olim corruisse, auctior tuis facta beneficiis. Video circum maximum aemulum, credo, Romano, video basilicas et forum, opera regia, sedemque iustitiae in tantam altitudinem suscitari ut se sideribus et caelo digna et vicina promittant. Quae certe omnia sunt praesentiae htuaei munera. 19 Heinen, Trier und das Trevererland, 225. S. auch zur Stelle den Kommentar von Müller-Rettig, Der Panegyricus des Jahres 310, 295–302, die darauf hinweist, dass die Vergleiche Trier – Rom des Redners nicht auf eigener Kenntnis der römischen Metropole beruhen, sondern auf dem Hörensagen. 20 Weber, Die Trierer Kirchenanlage, 83–85. Lage: heutige Dominformation. 21 Einen guten Überblick vermittelt S. R. Tufi, La grande architettura fra Diocleziano e Costantino a Roma e nel mondo romano, in: A. Donati, G. Gentili (Hrsg.), Costantino il Grande. La civiltà antica al bivio tra occidente e oriente, Mailand 2005, 93–105. Zu Kon-

242

Anmerkungen zu S. 156–162

stantin als Städteförderer s. auch die Wiederherstellung des Stadtrechtes von Orcistus in Phrygien, einer überwiegend christlichen Stadt: ILS 6091 um 324–331. 22 Zos. 2,33, 1–2. 23 Brandt, Konstantin, 98; Piepenbrink, Konstantin, 68–70; Clauss, Konstantin, 66–70; Bleckmann, Konstantin, 120; J. Migl, Die Ordnung der Ämter. Prätorianerpräfektur und Vikariat in der Regionalverwaltung des römischen Reiches von Konstantin bis zur Valentinianischen Epoche, Frankfurt 1994, 39–54, der neben der Regionalisierung vor allem die Kompetenzerweiterung der Präfekten betont. Zur langsamen Herausbildung eines eigenen Präfektenamtes für Afrika erst am Ende der Regierung Konstantins s. ebd. 69–84. A. Cos¸kun, Die Praefecti praesentales und die Regionalisierung der Praetorianerpraefekturen im 4. Jahrhundert, in: Millennium 1, 2004, 279–328, bes. 285/6 u. 323, betont wieder stärker das Nebeneinander beider Präfekturtypen. 24 A. Gutsfeld, Der Prätorianerpräfekt und der kaiserliche Hof im 4. Jahrhundert n. Chr., in: A. Winterling (Hrsg.), Comitatus. Beiträge zur Erforschung des spätantiken Kaiserhofes, Berlin 1998, 75–102, bes. 85–101. 25 A. Demandt, Die Spätantike. Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian 284–565 n. Chr., zweite völlig neu bearbeitete u. erweiterte Auflage, München 2007, 293/ 294. Der Indiktionenzyklus hielt sich als Instrument der Zeitberechnung in den Datierungen im Mittelalter. 26 Zur Forschungskontroverse s. Migl, Die Ordnung der Ämter, 54–69; K. L. Noethlichs, Zur Entstehung der Diözesen, in: Historia 31, 1982, 70–81. 27 Genauere Kenntnis über Ausmaß und Aussehen dieser Reform lassen sich aus dem Laterculus Veronensis gewinnen, einem Provinzenverzeichnis, das deren Bestand in der Zeit zwischen 297, dem Beginn der Reform in Ägypten, und spätestens 342, wahrscheinlich aber nur bis 315 oder 325 angibt. Der Laterculus Vernonensis, der auf einer Handschrift aus der Veroneser Capitularbibliothek beruht und von einem anonymen Autor aus dem 4. Jh. stammt, ist die älteste, nämlich diokletianisch-konstantinische Provinzialliste. Zwei spätere Listen, das Breviarium rerum gestarum populi Romani des Rufius Festus aus dem Jahr 369 und der Laterculus des Polemius Silvius, dem aber nur für den Westen in der 2. Hälfte des 4. Jhs. zu trauen ist, sind ergänzend hinzuzuziehen. Unverzichtbar ist das große Staatshandbuch, die Notitia Dignitatum, in der alle Zivil- und Militärämter mit Rang und Abzeichen sowohl der Provinzialverwaltung wie auch der kaiserlichen Zentrale aufgeführt sind. Bestandteile aus diokletianisch-konstantinischer Zeit wie aus dem ausgehenden 4. und beginnenden 5. Jh. sind verarbeitet. S. O. Seeck, Notitia Dignitatum, 1876, ND Frankfurt 1983; Rufius Festus, Breviarium, (hrsg., übers., komm. v. J. Eadie) 1967. 28 Zos. 2,34; Ioh. Lyd. mens. 1.27. Zur Reform s. H. Elton, Warfare and the Military, in: N. Lenski (Hrsg.), The Cambridge Companion to the Age of Constantine, Cambridge 2006, 325–346, bes. 326–332, zu den Zahlen: 332–335. 29 S. hierzu den Sammelband hrsg. von A. Winterling, Comitatus. Beiträge zur Erforschung des spätantiken Kaiserhofes, Berlin 1998, vor allem mit den Beiträgen von K. L. Noethlichs, 13–49; D. Schlinkert, 133–159; H. Scholten, 51–73. 30 M. Clauss, Der magister officiorum omnium in der Spätantike (4.–6. Jh.). Das Amt und sein Einfluß auf die kaiserliche Politik, München 1981, 7–14, 15ff., 23ff., 40ff., 61–63, 76ff., 108, 111, 131: die ausdrucksstarke Grafik. 31 s. u. Epilog. Zu Calocaerus s. o. Kapitel IV, 3. 32 Heinen, Trier und das Trevererland, 228. 33 Bleckmann, Konstantin, 125–126 mit Abbildung des Bronzemedaillons zum Gedenken an den Brückenbau. 34 Brandt, Konstantin, 132–135; Piepenbrink, Konstantin, 55–56; zur Forschungsdiskus-

Anmerkungen zu S. 163–167

243

sion P. Barceló, Roms auswärtige Beziehungen unter der constantinischen Dynastie (306–363), Regensburg 1981, 53–58; A. Lippold, Konstantin und die Barbaren. Konfrontation? Integration? Koexistenz?, in: Filologia Classica 10, 1992, 373–391. Zur unterschiedlichen propagandistischen Darstellung der Ereignisse in den antiken Quellen s. B. Bleckmann, Constantin und die Donaubarbaren. Ideologische Auseinandersetzungen um die Sieghaftigkeit Constantins, in: JAC 38, 1995, 38–66. 35 Barceló, Roms auswärtige Beziehungen, 74–82; Bleckmann, Konstantin, 126–127. 36 Zur Frühdatierung: 324/5, s. Barceló, Roms auswärtige Beziehungen, 77, 111, mittlere Datierung: 330, s. Silli, Testi, 126, Spätdatierung: 335, s. Kraft, Konstantins religiöse Entwicklung, 149–150, vgl. Sozom., h.e. 2,15. 37 Eus. v. Const. 4,13 = Kraft Nr. 40 = Keil V, 31. 38 Eus. h.e. 10,7,2, s. o. Kapitel III, 3. 39 Soc. h.e. 1,7; C. Th. 12,5,2 (337) (Heidnische Priester); C. Th. 16,2,4 (321); 16,8,2 (330) (Juden); Herrmann, Ecclesia in Re Publica, 326–328. 40 C. Th. 16,2,1 (313); 2 (313). 41 C. Th. 16,2,5 (323). 42 C. Th. 16,2,7 (330). 43 C. Th. 16,5,1 (326). 44 C. Th. 16,2,6 (326): opulentos enim saeculi subire necessitates oportet, pauperes ecclesiarum divitiis sustentari. Vgl. auch J. Vogt, Zur Frage des christlichen Einflusses auf die Gesetzgebung Konstantins, in: L. Wenger, M. San Nicolo (Hrsg.), FS für Leopold Wenger, München 1945, 118–148, bes. 122. W. Eck, Der Einfluß der konstantinischen Wende auf die Auswahl der Bischöfe im 4. und 5. Jh., in: Chiron 8, 1978, 561–585, bes. 562. 45 W. Eck, Der Episkopat im spätantiken Afrika. Organisatorische Entwicklung, soziale Herkunft und öffentliche Funktionen, in: HZ 1983, 265–295, bes. 288. 46 C. Th. 16,2,4 (321): Habeat unusquisque licentiam sanctissimo catholicae venerabilique concilio decedens bonorum quod optavit relinquere. Non sint cassa iudicia. 47 C. Th. 1,27,1 (318): iudex pro sua sollicitudine observare debebit, ut, si ad episcopale iudicium provocetur, silentium accommodetur et, si quis ad legem Christianam negotium transferre voluerit et illud iudicium observare, audiatur, etiamsi negotium apud iudicem sit inchoatum, et pro sanctis habeatur, quidquid ab his fuerit iudicatum: ita tamen, ne usurpetur in eo, ut unus ex litigantibus pergat ad supra dictum auditorium et arbitrium suum enuntiet. Iudex enim praesentis causae integre habere debet arbitrium, ut omnibus accepto latis pronuntiet. 48 Herrmann, Ecclesia in Re Publica, 72–78. 49 Zur Problematik von Sirmondiana 1 (333) an den praefectus praetorio Ablabius s. Herrmann, Ecclesia in Re Publica, 207–214; M. R. Cimma, L’Episcopalis Audientia nelle costituzioni imperiali da Costantino a Giustiniano, Turin 1989, 36–55; Liebs, Konstantin als Gesetzgeber, 106. 50 Zur Klage überlasteter Bischöfe s. Herrmann, Ecclesia in Re Publica, 214–223. 51 C. Th. 4,7,1 (321): Qui religiosa mente in ecclesiae gremio servulis suis meritam concesserint libertatem, eandem eodem iure donasse videantur, quo civitas Romana sollemnitatibus decursis dari consuevit; sed hoc dumtaxat his, qui sub aspectu antistitum dederint, placuit relaxari. Clericis autem amplius concedimus, ut, cum suis famulis tribuunt libertatem, non solum in conspectu ecclesiae ac religiosi populi plenum fructum libertatis concessisse dicantur, verum etiam, cum postremo iudicio libertates dederint seu quibuscumque verbis dari praeceperint, ita ut ex die publicatae voluntatis sine aliquo iuris teste vel interprete conpetat directa libertas. Vgl. C. I. 1,3,2. 52 C. I. 1,13,1 (316), vgl. auch Sozom. h.e. 1,9,6–7, der von drei Gesetzen spricht. Zur Problematik s. Herrmann-Otto, Sklaven und Frauen unter Konstantin, 85–86.

244 53

Anmerkungen zu S. 168–173

C. I. 7,15,2: Befreiung von den Altersvorschriften der Lex Aelia Sentia. Hierzu s. u. a. Herrmann, Ecclesia in Re Publica, 326ff. 55 S. Liste bei S. de Blaauw, Konstantin als Kirchenstifter, in: A. Demandt, J. Engemann (Hrsg.), Konstantin der Große. Geschichte – Archäologie – Rezeption. Internationales Kolloquium 10.–15. 10. 2005 an der Universität Trier, Trier 2006, 163–172, bes. 164. 56 Eus. v. Const. 1,42; 2,45, 46. Vgl. zu diesem Aspekt auch H. Heinen, Überfüllte Kirchen. Bischof Athanasius über den Kirchenbau in Alexandrien, Trier und Aquileia, in: Trierer Theologische Zeitschrift 111, 2002, 194–211. 57 Zur Kirchenbaupolitik Konstantins und der Entwicklung der Kirchenbauten s. U. Süßenbach, Christuskult und kaiserliche Baupolitik bei Konstantin, Bonn 1977, 94ff., 192–194. Klein, Das Kirchenbauverständnis, 87–97. 58 Zur Forschungskontroverse s. M. Clauss, Die alten Kulte in konstantinischer Zeit, in: A. Demandt, J. Engemann (Hrsg.), Konstantin der Große. Geschichte – Archäologie – Rezeption. Internationales Kolloquium 10.–15. 10. 2005 an der Universität Trier, Trier 2006, 39–48, bes. 39. 59 Lact. m.p. 48,3, s. o. Kapitel III, 2. 60 C. Th. 9,16,2 (319). 61 C. Th. 9,16,1 (319); 9,16,3 (321/4); Tafel 8a (Düll ed. 48/49). 62 C. Th. 16,10,1 (320). 63 CIL XI 5265 = ILS 705 Hispelli in Umbria. Der umstrittene Satz: ne ae/dis nostro nomini dedicata cuiusquam con/tagios(a)e superstitionis fraudibus polluatur wird von einigen Forschern als umfassendes Opferverbot, von anderen nur als Verbot blutiger oder nur sehr blutiger Opfer interpretiert. S. Forschungsüberblick bei Clauss, Die alten Kulte, 43. Zu den Priestern der gens Flavia s. o. C. Martinius Aurelius Antoninus PLRE I, 75 s. v. Antoninus 9, für Afrika s. Aurel. Vict. 40,28: „Ferner wurde in Afrika für das Flavische Geschlecht ein Priesteramt eingerichtet …“ tum per Africam sacerdotium decretum Flaviae genti; für Rom: CILVI 1690: pontifex Flavialis L. Arcadius Valerius Proculus, Konsul 340 PLRE I, 747 s. v. Proculus 11; weitere: CIL VI 1691, 1694. 64 Zum Kult des lebenden Gottes Konstantin und zu seiner späteren Divinisierung s. G. Forni, Flavia Constans Hispellum, il tempio ed il pontefice della dente Flavia Costantiniana, in: Atti dell’Accademia Romanistica Costantiniana 9, 1993, 401–406. 65 C. Th. 12,1,21 (335); 12,5,2 vom 21. 5. 337, dem Tag vor seinem Tod. S. hierzu K.-L. Noethlichs, Die gesetzgeberischen Maßnahmen der christlichen Kaiser des vierten Jahrhunderts gegen Häretiker, Heiden und Juden, Köln 1971, 27–28. 66 Eus. v. Const. 2,45,1. 67 Girardet, Die Konstantinische Wende, 128–129. 68 Liban. Or. 30,6; 37. Vgl. den Versuch von S. Bradbury, Constantine and the problem of anti-pagan legislation in the fourth century, in: Classical Philology 89, 1994, 120–139, bes. 127–128 aus einer autobiographischen Rede des Libanius (1,27) ein Opferverbot Konstantins zu rekonstruieren, ein wenig überzeugendes Unterfangen. 69 Weitere Erklärungsversuche s. bei Girardet, Die Konstantinische Wende, 130; Noethlichs, Die gesetzgeberischen Maßnahmen, 28; Fiedrowicz, Freiwillig um Unsterblichkeit kämpfen, 23; G. Guyon, Der Gesetzesbegriff der christlich gedeuteten römischen Monarchie unter besonderer Berücksichtigung der Wende Konstantins, in: O. Behrens (Hrsg.), Der biblische Gesetzesbegriff. Auf den Spuren seiner Säkularisierung, Göttingen 2006, 73–97, bes. 85. 70 Eus. v. Const. 2,60; s. auch 2,56 = Kraft Nr. 15 S. 210/211. 71 Zu den Verbindungen zwischen Laktanz und Konstantin s. Fiedrowicz, Freiwillig um Unsterblichkeit kämpfen, 21–28, Zitat: 25. 72 Lact. epit. 49,1–2: Atquin religio sola est in qua libertas domicilium conlocavit. Res 54

Anmerkungen zu S. 173–177

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est enim praeter ceteras voluntaria nec inponi cuiquam necessitas potest, ut colat quod non vult. 73 Zur Kontroverse um die Datierung und Zielsetzung der Rede und den Vortragsort s. K. M. Girardet, Konstantin und das Christentum: Die Jahre der Entscheidung 310 bis 314, in: A. Demandt, J. Engemann (Hrsg.), Konstantin der Große. Geschichte – Archäologie – Rezeption. Internationales Kolloquium 10.–15. 10. 2005 an der Universität Trier, Trier 2006, 69–81, bes. 76–80, der eine Frühdatierung bevorzugt, und zwar den Karfreitag am 16. April 314 in Trier. Ähnlich M. Edwards, Constantine and Christendom, Liverpool 2003, XVIII–XIX. Vgl. B. Bleckmann, Ein Kaiser als Prediger: Zur Datierung der konstantinischen „Rede an die Versammlung der Heiligen“, in: Hermes 125, 1997, 183–202, der von einer Spätdatierung im März 328 in Nikomedien zum Abschluss der sogenannten Nachsynode von Nicaea ausgeht (s. o. Kapitel IV, 2). Kraft Nr. 15 S. 212 datiert sie, wie viele andere auch, um 324/325. Eus. orat. sunct. 11. 74 Eus. v. Const. 4,24. 75 Eus. v. Const. 1,44. 76 S. hierzu J. Straub, Regeneratio Imperii. Aufsätze über Roms Kaisertum und Reich im Spiegel der heidnischen und christlichen Publizistik, Darmstadt 1972, 119–133; 134–158. 77 N. H. Baynes, Constantine the Great and the Christian Church, Proceedings of the British Academy 35, 1929, 341–368 = Konstantin der Große und die christliche Kirche, übers. v. U. Bracher, in: H. Kraft (Hrsg.), Konstantin der Große, Darmstadt 1974, 145–174, Zitat: 146. 78 R. MacMullen, Social Mobility and the Theodosian Code, in: JRS 54, 1964, 49–53 = Soziale Mobilität und der Codex Theodosianus, in: H. Schneider (Hrsg.), Zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der römischen Kaiserzeit, Darmstadt 1981, 155–167; E. HerrmannOtto, Die Gesellschaftsstruktur der Spätantike, in: A. Demandt, J. Engemann (Hrsg.), Konstantin der Große, Mainz 2007, 155–161, bes. 160. 79 M. Clauss, Die alten Kulte, in: A. Demandt, J. Engemann (Hrsg.), Konstantin der Große, Mainz 2007, 204–210; ders., Mithras. Kult und Mysterien, München 1990; zum Manichäismus s. o. Kapitel III, 1. 80 Diognet 5,5. Zur Problematik s. J. Lehnen, Zwischen Abkehr und Hinwendung. Äußerungen christlicher Autoren des 2. u. 3. Jhs. zu Staat und Herrscher, in: R. von Haehling (Hrsg.), Rom und das himmlische Jerusalem, Darmstadt 2000, 1–28, bes. 2. 81 A. Binsfeld, Die frühchristliche Zeit, in: R. Ries, W. Marzi (Hrsg.), Caritas im Bistum Trier. Trier 2006, 27–54, bes. 38–54; E. Herrmann-Otto, Die „armen“Alten. Das neue Modell des Christentums?, in: A. Gutsfeld, W. Schmitz (Hrsg.), Am schlimmen Rand des Lebens. Altersbilder in der Antike, Köln 2003, 181–208, bes. 202–208. 82 U. Fellmet, s. v. Mobilität, in: DNP 8, 2000, 310–313. 83 Die Frage nach dem christlichen Einfluss auf die konstantinische Gesetzgebung ist eine der zentralen Fragen, mit der sich die Mehrheit der Forschung dem großen Gesetzgebungswerk des Kaisers genähert hat. S. Literaturzusammenstellung bei Herrmann-Otto, Sklaven und Frauen, 84, Anm. 10 u. 12. 84 Sozom. h.e. 1,8,13. 85 Amm. Marc. 21,10,8: tunc et memoriam Constantini ut novatoris turbatorisque priscarum legum et moris antiquitus recepti vexavit … s. o. Anm. 2. 86 Eus. v. Const. 4,26,1. 87 Eutr. brev. 10,8,1: multas leges rogavit, quasdam ex bono et aequo, plerasque superfluas, nonnullas severas … 88 D. Liebs, Unverhohlene Brutalität in den Gesetzen der ersten christlichen Kaiser, in: O. Behrens, M. Disselhorst, W. E. Voss (Hrsg.), Römisches Recht in der europäischen

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Anmerkungen zu S. 178–183

Tradition, Ebelsbach 1985, 89–116, bes. 89–104; ders., Konstantin als Gesetzgeber, 99–101. Y. Rivière, Constantin, le crime et le christianisme: contribution à l’étude des lois et des mœurs de l’Antiquité tardive, An Tard 10, 2002, 327–361 sieht keinen Zusammenhang zwischen der konstantinischen Strafgerichtsbarkeit und christlichem Denken. 89 Säcken bei Verwandtenmord: C. Th. 9,15,1 (318); Blei in den Schlund der Amme bei Mädchenraub: C. Th. 9,24,1 (320); Abhacken der Hände bei Raffgier der Beamten: C. Th. 1,16,7 (331); Herausschneiden der Zunge bei Denunziation: C. Th. 10,10,2 (319). 90 Verbrennen: C. Th. 9,9,1 (326); Degradierung: C. Th. 8,5,1(315); Konfiskation, Deportation: C. Th. 3,16,1 (331); Verurteilung zu Spielen, Tieren, Bergwerken: C. Th. 9,18,1 (315); für relativ harmlose Vergehen. 91 C. Th. 9,12,1 s. auch A. Stuiber, Konstantinische und christliche Beurteilung der Sklaventötung, in: JAC 21, 1978, 65–73, bes. 65f. 92 Aurel. Vict. 41,4; C. Th. 9,5,1; Sozom. h.e. 1,8,12–13; genauer s. E. Dinkler-von Schubert, Nomen ipsum crucis absit (Cicero, pro Rabirio 5,16). Zur Abschaffung der Kreuzigungsstrafe in der Spätantike, in: JAC 35, 1992, 135–146, bes. 137–142. Vgl. dagegen Heinen, Der Sieg des Kreuzes (Manuskript 6), der ein früheres Datum für die Kreuzesverehrung ansetzt. 93 C. Th. 15,12,1 (325): Ersatz: Verurteilung ad metalla, s. o. Kapitel V, 2: die Erlaubnis der Spiele zu Ehren der gens Flavia in Hispellum; Verurteilung zur Gladiatur: C. Th. 9,40,2 (315); s. auch Dinkler-von Schubert, Nomen ipsum, 145. 94 C. Th. 9,3,1 (320) s. genauer B. Raspels, Der Einfluß auf die Gesetze zum Gefängniswesen und zum Strafvollzug von Konstantin d. Großen bis Justinian, in: ZKG 102, 1991, 289–306, bes. 304–305. 95 C. Th. 9,12,1 (319), erlaubt sind: Prügel mit Ruten und Riemen, Einkerkerung in Ketten. Stirbt der Sklave daran, ist der Herr unschuldig, weil er die Grenzen seines Herrenrechts nicht überschritten hat. Der Verlust des Sklaven ist Strafe genug. S. auch Stuiber, Sklaventötung, 65–66. Zu flüchtigen Kolonen in Ketten s. C. Th. 9,40,3 (319); vgl. auch zu flüchtigen Dekurionen, die in Ketten arbeiten müssen: C. Th. 5,17,1 (332) s. u. genauer. 96 Genauer hierzu s. jeweils am Ort des Briefes, der Rede im Textzusammenhang. 97 Zu den Reskripten des Diokletian s. L. Huchthausen, Zu kaiserlichen Reskripten an weibliche Adressaten aus der Zeit Diokletians (284–305), in: Klio 58, 1976, 71ff. 98 C. Th. 1,16,7 (331 am 1. November). 99 Zur Kontroverse um die Anzahl der Gesetze s. Herrmann-Otto, Sklaven und Frauen, 85, Anm. 13, eine genaue Aufstellung der Gesetze s. bei Liebs, Konstantin als Gesetzgeber, 98. 100 Zur Problematik s. H. Wieling, Die Gesetze der Herculier, in: R. Feenstra u. a. (Hrsg.), Collatio Iuris Romani, FS H. Ankum, Amsterdam 1995, 619–632. S. Corcoran, The Empire of the Tetrarchs, Oxford 1996, 75–95. 101 Iulius Constantius: PLRE I, 226, Nr. 7; DNP 3, 1998, 146; Flavius Ablabius: PLRE I, 3–4 s. v. Fl. Ablabius 4; Kl. Pauly 1, 1979, 15. 102 Zitat: Eus. v. Const. 4,1; C. Th. 16,5,52 (412); zu Rangklassen und Besteuerung s. Brandt, Konstantin, 100; Clauss, Konstantin, 87; Demandt, Spätantike, 345ff.; Vogt, Konstantin, 226; Herrmann-Otto, Der Kaiser und die Gesellschaft, 359–361; St. Rebenich, Der Senat, in: A. Demandt, J. Engemann (Hrsg.), Konstantin der Große, Mainz 2007, 151–154; D. Schlinkert, Ordo Senatorius und Nobilitas. Die Konstitution des Senatsadels in der Spätantike, Stuttgart 1996, 94ff.; 120–125. 103 C. Th. 12,1,6 (319): Praecipimus itaque, ne decuriones in gremia potentissimarum domorum libidine (servarum) ducente confugiant. Si enim decurio clam … alienae fuerit servae coniunctus, et mulierem in metallum trudi per sententiam iudicis iubemus et ipsum

Anmerkungen zu S. 183–187

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decurionem in insulam deportari, bonis eius mobilibus et urbanis mancipiis confiscandis, praediis vero et rusticis mancipiis civitati, cuius curialis fuerat, mancipandis, si patria potestate fuerit liberatus nullosque habeat liberos vel parentes vel etiam propinquos, qui secundum legum ordinem ad eius successionem vocantur. … 104 C. Th. 4,6,3 = C.I. 5,27,1 (336). Zum nichtchristlichen Charakter des konstantinischen Gesetzes s. A. Arjava, Women and Law in Late Antiquity, Oxford 1996, 212–214; J. Evans- Grubbs, Law and Family in Late Antiquity. The Emperor Constantine’s Marriage Legislation, Oxford 1995, 261–316; Herrmann-Otto, Sklaven und Frauen, 90. 105 C. Th. 9,9,1 = C. I. 9,11,1 (326): Si qua cum servo (suo) occulte rem habere detegitur, capitali sententia subiugetur, tradendo ignibus verberone. Sitque omnibus facultas crimen publicum arguendi … sit etiam servo licentia deferendi, cui probato crimine libertas dabitur … § 2 Filii etiam, quos ex hac coniunctione habuerit, exuti omnibus dignitatis insignibus in nuda maneant libertate, neque per se neque per interpositam personam quolibet titulo voluntatis accepturi aliquid ex facultatibus mulieris. § 3 Successio autem mulieris ab intestato vel filiis, si erunt legitimi vel proximis cognatisque deferatur vel ei, quem ratio iuris admittit … 106 C. Th. 5,17,1 (332). S. hierzu Liebs, Unverhohlene Brutalität, 103–104. 107 A. Mette-Dittman, Die Ehegesetze des Augustus. Eine Untersuchung im Rahmen der Gesellschaftspolitik des Princeps, Stuttgart 1991, 132–141. 108 C. Th. 8,16,1 (320): Qui iure veteri caelibes habebantur, inminentibus legum terroribus liberentur adque ita vivant, ac si numero maritorum matrimonii foedere fulcirentur, sitque omnibus aequa condicio capessendi quod quisque mereatur. Nec vero quisquam orbus habeatur: proposita huic nomini damna non noceant. § 1 Quam rem et circa feminas aestimamus earumque cervicibus inposita iuris imperia velut quaedam iuga solvimus promiscue omnibus. 109 Eus. v. Const. 4,26. 110 Evans-Grubbs, Law and Family, 118–123; Piepenbrink, Konstantin, 105. Zur Askese als Zeitgeist und Lebensgefühl s. G. Petersen-Szemerédy, Zwischen Weltstadt und Wüste: Römische Asketinnen in der Spätantike, Göttingen 1993, 86–108, 132–136. 111 Zum Zusammenhang zwischen der Gesetzgebung und den Verwandtenmorden s. kritisch Elliott, The Christianity, 109–111. Zu den Schankwirtinnen s. C. Th. 9,7,1 (326). Ob die Besitzerinnen von Tavernen besser in der Lage waren, sich der Freier zu erwehren als die dort tätigen Sklavinnen, ist zumindest anzuzweifeln. Das Vorurteil der Minderwertigkeit der Letzteren bestimmt Konstantins Gedankengang: vilitas vitae. 112 C. Th. 3,16,1 (331): placet mulieri non licere propter suas pravas cupiditates marito repudium mittere exquisita causa, velut ebrioso aut aleatori aut mulierculario, nec vero maritis per quascumque occasiones uxores suas dimittere, sed in repudio mittendo a femina haec sola crimina inquiri, si homicidam vel medicamentarium vel sepulchrorum dissolutorem maritum suum esse probaverit …… in masculis etiam, si repudium mittant, haec tria crimina inquiri conveniet, si moecham vel medicamentariam vel conciliatricem … J. Evans-Grubbs, Constantine and Imperial Legislation on the Family, in: J. Harries, I. Wood (Hrsg.), The Theodosian Code. Studies in the Imperial Law of Late Antiquity, London 1993, 120–142, bes. 127–130 wundert sich über die sonst nirgends im Codex zu findende ausgefallene Wortwahl. Sie vermutet die Zunahme einer einseitigen Scheidung, die von Frauen ausging, die eventuell in Askese leben wollten. Allerdings gesteht sie aber den spekulativen Charakter der Überlegung ein. 113 C. I. 5,26,1 (326) Imperator Constantinus Augustus ad populum: Nemini licentia concedatur constante matrimonio concubinam penes se habere. Zeno: C. I. 5,27,5 (477). 114 C. Th. 9,24,1, das Datum 326 ist umstritten. S. hierzu Liebs, Unverhohlene Brutalität, 95–97. Evans-Grubbs, Law and Family, 183–193 sieht das Gesetz im Kontext mittel-

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Anmerkungen zu S. 188–197

meerischer Raubehen. Es könnte aber auch im Zusammenhang mit der Verhinderung des Menschenraubs stehen. Vgl. Bekämpfung des Menschenraubs, in: C. Th. 9,18,1 (315). 115 R. MacMullen, Late Roman Slavery, in: R. MacMullen, Changes in the Roman Empire, Princeton 1990, 236–249. 116 C. Th. 9,9,1 (326); 9,24,1; hierzu sowie zum Folgenden s. Herrmann-Otto, Sklaven und Frauen, 89–93. 117 C. Th. 9,12,1 (319); 9,12,2 (326); vgl. Kanon 5 Konzil v. Elvira s. o. Anm. 91. 118 C. Th. 5,9,1 (331). 119 C. I. 4,43,2 (329). 120 C. Th. 11, 27,1.2 (315, 322). 121 C. Th. 4,12,1 (314) Si quae mulieres liberae vel a servis vel a quolibet alio vim perpessae contra voluntatem suam servilis condicionis hominibus iunctae sint, competenti legum severitate vindictam consequantur. § 1 Si qua autem mulier suae sit immemor honestatis, libertatem amittat atque eius filii servi sint domini, cuius se contubernio coniunxit. Quam legem et de praeterito custodiri oportet. INTERPRETATIO: Per vim contra voluntatem servo iuncta alieno et vindictam consequitur. Si vero sponte fit ancilla, et eius filii servi sunt. Zu den Neuerungen des alten Senatus Consultum Claudianum von 52 n. Chr. durch Konstantin s. H. Wieling, Die Begründung des Sklavenstatus nach ius gentium und ius civile (Corpus der Römischen Rechtsquellen zur Antiken Sklaverei I, Forschungen zur Antiken Sklaverei Beiheft 3) Stuttgart 1999, Nr. 186. 122 C. Th. 16,9,1 (335); zu den Mailänder Vereinbarungen und dem Prinzip der freien Religionswahl s. o. Kapitel III, 2; V, 2. 123 C. Th. 2,25,1 (324). Zur Problematik der psychologischen Behandlung der Sklaven s. S. Knoch, Sklavenfürsorge im Römischen Reich, Hildesheim 2005, 142–149. 124 Untersuchungshaft: C. Th. 9,3,1 (320); Gerichtsstand in der Provinz: C. Th. 1,22,2 (334); 9,21,4 (329); Schuldner C. Th. 2,30,1 (315); Euergetismus – caritas: Eus. v. Const. 3,58; 4,22; 4,28.

Epilog und Resümee 1

Eus. laus Const. 3. J. Moreau, s. v. Constantinus, in: JAC 2, 1959, 160. 3 Epit. de Caes. 41,20. 4 Hierzu: G. Wirth, Hannibalian. Anmerkungen zur Geschichte eines überflüssigen Königs, in: BJb 190, 1990, 201–252. 5 Die Erhebung des Calocaerus 335 und der Ausbruch des in die Sklaverei zurückgestuften Licinianus aus einer staatlichen Weberei in Nordafrika und seine Hinrichtung 336 lassen darauf schließen, dass am Ende der Herrschaft Konstantins die Verhältnisse wieder unsicherer wurden. C. Th. 4,6,2. 3 (336). 6 Eus. v. Const. 4,51. 52. 7 R. Klein, Die Kämpfe um die Nachfolge nach dem Tode Constantins des Großen, in: ByzF 6, 1979, 101–150. 8 RIC VII, 583, 89 und RIC VII, 527, 204. 9 H. Chantraine, Die Nachfolgeordnung Konstantins des Großen, in: Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, Geistes- und Sozialwissenschaftliche Klasse 1992, Heft 7, 3–24, bes. 17–20. 10 Eus. laus Const. 3. 11 F. Dölger, Die Sonne der Gerechtigkeit und der Schwarze, Münster 1971, 100–110. 12 Winkelmann, Euseb von Caesarea, 146ff.; R. Farina, L’impero e l’imperatore cristia2

Anmerkungen zu S. 197–200

249

no in Eusebio di Cesarea. La prima teologia politica del Cristianesimo, Zürich 1966, S. 116ff.; E. Herrmann-Otto, Promotionszeremoniell und Personalpolitik an kaiserlichen Residenzen, in: Atti dell’Accademia Romanistica Constantiniana 13, Neapel 2001, 83–105, bes. 83–85; St. Berrens, Sonnekult und Kaisertum von den Severern bis zu Constantin I. (193–337 n. Chr.), Stuttgart 2004, 168–169; Leeb, Konstantin und Christus, 26–28; 170–176; St. Rebenich, Vom dreizehnten Gott zum dreizehnten Apostel? Der tote Kaiser in der Spätantike, in: ZAC 4, 2000, 300–324, bes. 312–217. 13 C. I. 3,12,2 (3. März 321); C. Th. 2,8,1 (3. Juli 321); Eus. v. Const. 4,18. 14 Eus. v. Const. 4,19. 20. Zur Fürsorgepflicht des Kaisers, die auch in der Augustusnachfolge begründet ist, s. H. Bellen, Christianissimus Imperator. Zur Christianisierung der römischen Kaiserideologie von Constantin bis Theodosius, in: R. Günther, St. Rebenich (Hrsg.), E fontibus haurire. FS f. H. Chantraine, Paderborn 1994, 3–19, bes. 10–13. 15 Zur Problematik s. K. M. Girardet, Vom Sonnen-Tag zum Sonntag. Der dies solis in Gesetzgebung und Politik Konstantins des Großen, in: ZAC (im Druck). Ich danke Herrn Girardet für die freundliche Einsichtnahme in das Manuskript. F. J. Dölger, Die Planetenwoche der griechisch-römischen Antike und der christliche Sonntag, in: ders., Antike und Christentum 6, 1941, 202–238, bes. 228–238. 16 I. Rühle, Sonnen-Wende. Konstantin und der fragwürdige Triumph der Kirche über Heidentum und Judentum, Tübingen 1999, 37. 17 Eus. oratio ad sanctos 26. 18 Sozomen. h.e. praef. 19. P. P. Spranger, Der Große. Untersuchungen zur Entstehung des historischen Beinamens in der Antike, in: Saeculum 9, 1958, 22–58, bes. 52–58.

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Abkrzungsverzeichnis C. I. C. Th. CIL CSEL Dig. DNP FS ILS JAC ND PG PL PLRE RAC RE RIC

Codex Iustinianus Codex Theodosianus Corpus Inscriptionum Latinarum Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum Digesta Der Neue Pauly, Enzyklopädie der Antike, 1996 ff. Festschrift Inscriptiones Latinae Selectae Jahrbuch für Antike und Christentum Nachdruck Patrologia Graeca Patrologia Latina Prosopography of the Later Roman Empire I, hrsg. A. H. M. Jones, J. R. Martindale, J. Morris, 1975 Reallexikon für Antike und Christentum Realencyclopädie der klassischen Altertumswissenschaften, 1893 ff. Roman Imperial Coinage, hrsg. v. H. Mattingly/E. A. Sydenham, 1923 ff.

Register Personen Ablabius 144 Ablabius (Flavius Ablabius, Prätorianerpräfekt) 157, 181, 193, 195, 239 Aelafius (Vikar der Diözese Afrika) 85, 227 Aelianus (Prokonsul von Afrika) 88 Aeneas 149 Agritius von Trier (Bischof) 60 Alexander der Große 148 Alexander von Alexandrien (Bischof) 119, 121, 122, 126 Alfius Caecilianus (Duumvir) 88 Allectus (Ursupator in Britannien) 22 Ambrosius von Mailand (Bischof) 87 Anastasia (Halbschwester Konstantins) 102, 105, 141 Anullinus (Prokonsul von Afrika) 74, 75, 80, 81, 82, 83, 224, 225, 226 Apoll/Sol Invictus 21, 30, 33, 34, 35, 52, 53, 56, 66, 118, 212, 222 Apollo Grannus 34, 56, 192, 212 Ariarich (Gotenkönig) 162 Arius (Presbyter in Alexandrien) 115, 119, 121, 122, 123, 124, 125, 126, 128, 130, 235, 236 Arsaces (armenischer König) 162 Arsenius (Bischof) 128 Athanasius von Alexandrien (Bischof) 119, 125, 126, 127, 128, 129, 130, 194, 207, 208, 236 Augustinus von Hippo (Bischof) 82, 136 Augustus 13, 15, 28, 35, 53, 139, 143, 170, 171, 185, 186, 193, 200, 215 Aurelius Victor (Historiker) 36, 107, 110, 142, 152, 240 Bahram II. (persischer König) 22 Basilina (Mutter Julian Apostatas, Schwägerin Konstantins) 13 Bassianus (Schwager Konstantins) 102, 103, 105, 106, 141, 231, 232

Caecilian von Karthago (Bischof) 74, 75, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 87, 88, 89, 90, 226, 227, 228 Calocaerus (Usurpator auf Zypern) 142, 143, 161, 194, 242, 248 Candidianus (Sohn des Galerius) 96, 97, 98, 100, 231, 232 Capito (Bischof) 82 Carausius (Usurpator in Britannien) 18, 21, 22 Carinus 19 Carus 19, 22 Castor 55, 150, 217 Celsus (Vikar von Afrika) 89 Chrestus von Syrakus (Bischof) 85, 227 Cicero 67 Claudius Gothicus 33, 104, 206, 232 Constans (Sohn Konstantins) 13, 141, 192, 193, 196, 207, 208, 238 Constantia (Halbschwester Konstantins) 39, 49, 95, 112, 141, 207 Constantina (Tochter Konstantins) 141, 194 Constantinus II. (Sohn Kontantins) 13, 105, 106, 107, 117, 130, 135, 141, 150, 155, 161, 192, 193, 196, 207, 208, 233 Constantius II. (Sohn Konstantins) 13, 14, 15, 102, 135, 141, 149, 152, 171, 192, 193, 196, 207, 208, 236 Constantius Chlorus (Vater Konstantins) 15, 17, 18, 21, 22, 24, 27, 28, 29, 31, 33, 34, 35, 52, 55, 64, 71, 83, 104, 116, 136, 138, 141, 145, 206, 209, 222, 225, 230 Crispus (Sohn Konstantins) 54, 56, 104, 105, 106, 107, 109, 111, 112, 117, 135, 136, 140, 141, 142, 143, 144, 146, 150, 155, 156, 161, 186, 192, 193, 195, 206, 207, 232, 234, 237, 238, 239, 240 Dalmatius (Neffe Konstantins) 192, 193, 195, 196, 208 Decius 57, 62, 63, 219, 222 Dignus (Bischof) 82

Personen Diokletian 17, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 33, 36, 38, 39, 54, 59, 62, 64, 65, 66, 68, 70, 90, 96, 97, 98, 100, 101, 114, 133, 135, 136, 147, 149, 152, 155, 157, 158, 159, 162, 169, 179, 181, 182, 188, 197, 198, 199, 200, 206, 207, 209, 210, 216, 218, 221, 222, 230, 237 Dionysios 128 Domitius Alexander (Usurpator in Nordafrika) 30, 32, 37, 72, 156, 206 Donatus (Bischof) 82, 83, 85, 87, 89, 91, 229 Eumalius (Vikar von Afrika) 90 Eunomius (Bischof) 89 Eusebius (Gegenbischof in Rom) 72 Eusebius von Caesarea (Bischof) 9, 10, 13, 14, 43, 44, 45, 47, 50, 53, 54, 55, 56, 59, 60, 62, 64, 65, 66, 69, 71, 73, 82, 101, 107, 111, 112, 113, 114, 115, 116, 117, 119, 121, 122, 123, 124, 130, 131, 132, 133, 134, 137, 141, 145, 148, 149, 169, 171, 172, 174, 177, 181, 186, 192, 193, 196, 197, 198, 200, 209, 215, 216, 217, 220, 228, 230, 235 Eusebius von Nikomedien (Bischof) 13, 121, 124, 125, 126, 127, 128, 129, 130, 133, 134, 209, 223, 236 Eusthatius von Antiochien (Bischof) 125, 236 Eusthatius von Beroea (Bischof) 122 Eutrop (Historiker) 23, 110, 142, 148, 177, 240 Eutropia (Schwiegermutter Konstantins) 105, 141, 232 Fausta (Frau Konstantins) 9, 26, 29, 32, 33, 74, 104, 135, 136, 137, 138, 139, 140, 141, 142, 143, 144, 146, 186, 193, 194, 206, 207, 237, 238, 239 Fausta (Christin) 154 Felix von Aptungi (Bischof) 81, 88, 91 Fidentius (Bischof) 82 Flavius Dalmatius (Halbbruder Konstantins) 128, 141, 193, 194 Flavius Hannibalianus (Halbbruder Konstantins) 141 Flavius Iulius Constantius s. Iulius Constantius Flavius Popilius Virius Nepotianus (Schwager Konstantins) 105, 141 Flavius Valerius Severus s. Severus

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Gaius Aurelius Valens 106, 233 Gaius Aurelius Valerius Diocletianus s. Diokletian Gaius Ceionius Rufius Volusianus 37 Gaius Flavius Valerius Constantius s. Constantius Chlorus Gaius Galerius Valerius Maximianus s. Galerius Gaius Galerius Valerius Maximinus s. Maximinus Daia Gaius Valerius Licinianus Licinius s. Licinius Galerius 21, 23, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 32, 35, 36, 38, 39, 48, 64, 66, 67, 68, 69, 70, 72, 75, 90, 96, 97, 98, 100, 144, 149, 152, 181, 199, 206, 207, 210, 211, 212, 222 Galla (Schwägerin Konstantins) 105 Gallienus 59, 63, 72, 220, 223 Gallus (Neffe Konstantins) 194 Gregorius (Prätorianerpräfekt) 91, 229 Hadrian 60 Hannibalianus (Neffe Konstantins) 163, 194, 208 Helena (Mutter Konstantins) 10, 13, 17, 125, 135, 137, 138, 139, 140, 142, 145, 178, 188, 194, 207, 238 Helena (Tochter Konstantins) 141, 194, 238 Helena (Frau von Crispus) 137 Heraklid (Domänenverwalter) 75 Herkules 19, 20, 30, 31, 32, 33 Hieronymus (Kirchenvater) 142 Hippolyt 142 Hormisdas 162 Hosius von Corduba (Bischof) 75, 81, 84, 121, 122, 124, 125, 133, 134, 167, 226, 235 Ingentius 88, 228 Iulius Constantius (Halbbruder Konstantins) 103, 105, 141, 145, 181, 193, 194 Iuppiter Optimus Maximus s. Jupiter Julia 143 Julian Apostata 10, 13, 145, 177, 194 Jupiter 19, 20, 34, 43, 48, 100, 114 118 Justinian 140 Karl der Große 200 L. Caelius Firmianus Lactantius s. Laktanz

260

Register

Laktanz (Rhetoriklehrer) 10, 18, 25, 39, 41, 42, 50, 54, 55, 56, 64, 65, 66, 70, 71, 72, 76, 95, 96, 100, 117, 136, 172, 173, 210, 211, 212, 216, 217, 221, 231, 244 Leontius 90 Libanius (Rhetoriklehrer in Antiochien) 152, 172, 239, 244 Licinianus Licinius (Sohn des Licinius) 104, 105, 106, 141, 142, 143, 207 Licinius 30, 32, 36, 38, 39, 45, 46, 49, 53, 54, 55, 56, 69, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 88, 90, 91, 95, 96, 97, 98, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 108, 109, 110, 111, 112, 113, 114, 115, 116, 118, 119, 125, 134, 135, 137, 141, 143, 148, 149, 156, 159, 161, 164, 169, 170, 181, 192, 193, 206, 207, 211, 213, 214, 215, 224, 230, 231, 232, 233 Livia 139 London (Göttin) 22 Lucianus (Bischof) 82 Lucius Aelius Proculus (Statthalter von Campanien) 118 Lucius Domitius Alexander s. Domitius Alexander Lukianos (Märtyrer) 13 Maiorinus (Bischof) 81, 82, 83, 225 Mamertinus (Panegyriker) 152 Marc Aurel 18, 210, 219 Marcellus von Ancyra (Bischof) 72, 125, 126, 133 Marcus 84 Marcus Aurelius Valerius Maxentius s. Maxentius Marcus Aurelius Valerius Maximianus s. Maximianus (Herculius) Marcus Martinianus 111, 112, 161, 233 Marinus von Arles (Bischof) 83, 87, 227 Mars 21, 33 Maternus von Köln (Bischof) 60, 83 Maxentius 26, 27, 28, 29, 30, 32, 36, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 48, 49, 51, 53, 54, 55, 56, 72, 73, 76, 77, 80, 97, 100, 101, 102, 104, 152, 153, 154, 156, 159, 171, 181, 206, 207, 211, 213, 215, 223, 231 Maximianus (Herculius) 9, 17, 19, 20, 21, 24, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 37, 71, 74, 97, 101, 103, 104, 144, 152, 181, 206, 212, 213, 221, 224, 230, 232 Maximinus Daia 24, 25, 27, 28, 30, 32, 38,

39, 49, 53, 69, 75, 76, 77, 78, 79, 95, 96, 97, 98, 99, 100, 101, 102, 103, 116, 156, 206, 207, 224, 230, 231, 232 Melitius von Lykopolis (Bischof) 126, 127 Miltiades von Rom (Bischof) 72, 74, 83, 84, 86, 154, 223, 226, 227 Minervina 135, 136, 237 Moses 53 Narcissus von Neronias (Bischof) 122 Narses (Perserkönig) 23, 162 Nasutius 82 Nazarius (Panegyriker) 40, 54, 55, 112, 116, 150 Neratius Cerealis 105 Nero 144 Nestor 34 Numerianus 19 Olympias (Tochter des Ablabius) 193 Olympios (Bischof) 80 Optat von Mileve (Bischof) 82, 83, 84, 87, 225, 227, 228 Paraxagoras 200 Patrizius 75 Paulus (Apostel) 43, 44, 86, 166 Petesuchos (Krokodilgott) 62 Phaedra 142 Philipp II. 148 Philostorgius (Kirchenhistoriker) 144 Photios 200 Pollux 55, 150, 217 Porphyrios (heidnischer Philosoph) 64 Prisca (Frau Diokletians) 38, 39, 96, 144, 231, 232 Probianus (Prokonsul von Afrika) 88 Protogenes (Bischof) 167 Reticius von Autun (Bischof) 83 Rhea 150 Ruricius Pompeianus (Prätorianerpräfekt) 39 Sabinus (Prätorianerpräfekt) 75, 79 Saturn 144, 197 Schapur I. (Perserkönig) 23 Schapur II. (Perserkönig) 162, 163 Senecio 103, 105 Septimius Severus 149

Orte Severianus (Sohn des Severus) 96, 98, 100 Severus 24, 25, 27, 28, 29, 30, 73, 96, 206 Silvester von Rom (Bischof) 49, 73, 86, 122, 227 Socrates (Kirchenhistoriker) 124, 132 Sol s. Apoll Sopatros (heidnischer Philosoph) 149 Sossianus Hierokles 64 Sozomenos (Kirchenhistoriker) 124, 149, 177, 200, 236, 240 Tacitus 143 Theoderich 200 Theodora 17, 138, 144 Theodoret von Cyrus (Bischof) 124, 132 Theodosius I. 87, 152, 200, 239 Theodot von Laodicea (Bischof) 122 Tiridates III. (armenischer König) 23 Trajan 60, 61, 63, 67, 219, 220

261

Tyche 150 Ursatius 90 Ursus (Finanzverwalter) 75 Valeria Galeria (Tochter Diokletians) 21, 39, 96, 98, 100, 105, 144, 231, 232 Valeria Maximilla (Tochter des Galerius) 26 Valerian 18, 22, 59, 62, 63, 65, 222 Victoria 34, 52 Vulcacius Rufinus 105 Zeno 187 Zeus 145 Zonaras (Kirchenhistoriker) 17 Zosimus (Historiker) 10, 106, 110, 142, 144, 145, 156, 159, 240

Orte Abitina 82 Achaia 195 Adrianopel 79, 96, 207 Ägypten 21, 22, 25, 97, 121, 126, 128, 130, 156, 216, 221, 235, 242 Afrika 21, 25, 30, 32, 36, 37, 38, 42, 48, 71, 72, 73, 74, 75, 80, 82, 83, 85, 88, 89, 90, 91, 93, 97, 102, 116, 120, 121, 126, 154, 156, 157, 164, 165, 169, 171, 196, 218, 221, 223, 242, 244, 248 Aigai 172 Alexandrien 119, 121, 122, 125, 126, 129, 130, 152, 207 Amaseia 115 Ancyra 122, 125, 133 Antiochien 76, 96, 122, 123, 125, 128, 152, 209, 220, 235, 236 Aphaka 172 Aptungi 81, 88, 91 Aquileia 40, 104 Ariminum 9, 40 Arles 31, 32, 83, 85, 86, 87, 88, 90, 92, 104, 155, 193, 207, 211, 222, 226, 227 Armenien 22, 23, 25, 156, 162, 163, 193, 194 Autun 34, 83, 212 Beroea 122

Bithynien (Provinz) 13, 25, 224 Brescia 39, 89 Britannien 9, 17, 19, 21, 24, 27, 28, 30, 34, 55, 71, 156, 239 Busiris 22 Byzacena 85 Byzantion s. Byzanz Byzanz 95, 111, 140, 148, 149, 241 Caesarea 13, 45, 53, 59, 119, 121, 122, 123, 124, 128, 130, 131, 133, 134, 177, 192, 197 Campanien 118 Campus Ardiensis 106, 233 Campus Ergenus 95 Carnuntum 30, 32, 73, 97 Chrysopolis 112, 134 Cibale 105, 106 Cilicien 95 Corduba 81, 84, 121, 125, 133, 134, 167, 226, 235 Dacia 30, 97, 156 Dalmatia (Provinz) 17 Delphi 150 Deutz (Kastell) 35, 212 Drepanon s. Helenopolis Drizipara 95

262

Register

Eboracum 9, 27 Elvira 71, 248 Emona 105 Epirus 156 Flavia Constans s. Hispellum Gallien 10, 17, 18, 19, 21, 24, 29, 31, 32, 37, 38, 47, 49, 51, 55, 56, 57, 60, 71, 75, 80, 82, 83, 84, 125, 156, 193, 196, 217, 239 Gallipoli 111, 207 Gamzigrad 149 Germanien 31, 32, 71, 60 Grand 34, 70, 72, 92, 212 Griechenland 106, 156, 196 Hadrianopolis 111 Helenopolis 13, 209 Heliopolis 172 Herakleia 95 Hippo 136 Hispellum 171, 246 Iberien 23 Illyricum s. Illyrien Illyrien 18, 25, 38, 105, 106, 156, 193 Imbros 156 Italien 21, 25, 27, 29, 30, 36, 38, 39, 40, 48, 71, 73, 97, 100, 101, 102, 103, 111, 141, 144, 156, 181, 196, 224, 232

Libyen 124 Lucanien 27 Lykopolis 126 Mailand 24, 29, 39, 49, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 88, 89, 90, 110, 118, 228, 231, 231 Makedonien 106, 156, 195 Mareotis 128 Massilia 32, 37 Mauretanien (Provinz) 32, 71, 75, 85, 156 Mesopotamien 22, 23, 25, 156 Mileve 82 Moesien (Donauprovinz) 17, 106, 137, 156 Naissus 17, 155, 207 Neronias 122 Nicaea 55, 119, 122, 123, 125, 126, 127, 131, 132, 133, 134, 140, 245 Nikomedien 13, 17, 24, 38, 54, 57, 59, 64, 65, 71, 76, 77, 95, 98, 112, 121, 122, 124, 125, 126, 127, 133, 134, 140, 149, 169, 172, 173, 206, 207, 209, 216, 220, 224, 237, 245 Nisibis 23 Noricum (Donauprovinz) 21, 30 Numidien 75, 85 Oescus 161 Oriens (Diözese) 97, 121

Kappadokien 95, 156 Karthago 60, 74, 81, 82, 88, 89, 226 Kilikien 156 Köln 35, 60, 83, 212, 218, 219 Konstantinopel 13, 14, 126, 129, 133, 143, 147, 148, 149, 150, 152, 153, 154, 157, 172, 183, 192, 195, 197, 207, 208, 217, 239, 241 Koptos 22 Korsika 156 Kreta 156 Ktesiphon 22 Kykladen 156 Kyzikus 150

Palästina 44, 77, 118, 128, 146, 169, 172, 216, 221, 224, 234 Palmyrenisches Reich 18 Pamphylien 156 Pannonien (Donauprovinz) 19, 30, 102, 106, 156 Pavia 50, 52, 54, 117, 217 Pentapolis 156 Persien 22, 23, 66, 150, 151, 162, 163, 194, 222 Phaeno 68 Phrygien 116 Pola 141 Pontus 115, 163, 194 Proconnensis 68 Psamathia 127 Pythia Therma 13

Laodicea 122 Lemnos 156 Libanon 172

Raetien (Donauprovinz) 30 Ravenna 29, 40 Rhodope 156

Jerusalem 128, 172

Orte Rimini s. Ariminum Rom 22, 23, 24, 26, 27, 28, 29, 37, 38, 39, 40, 41, 42, 43, 48, 49, 50, 51, 52, 54, 55, 57, 60, 72, 73, 74, 75, 83, 84, 86, 88, 90, 101, 102, 104, 112, 117, 122, 136, 140, 141, 142, 143, 144, 145, 148, 149, 150, 152, 153, 154, 155, 156, 162, 163, 170, 171, 181, 186, 190, 193, 206, 207, 214, 215, 223, 226, 227, 231, 232, 238, 239, 241 Samothrake 156 Sardinien 156 Sasanidenreich s. Persien Saxa Rubra 41 Segusio 39 Serdika 36, 102, 110, 149, 170 Sirmium 19, 95, 106, 110, 149, 238 Siscia 104 Sizilien 71, 156 Spalato 26, 39, 98, 207 Spanien 21, 24f, 32, 71, 156 Sucidava 161 Syrakus 85, 227 Syrien 18, 25, 95, 97, 121, 169, 221 Syrte, Große 156

263

Tarsus 95, 212 Thessalien 156 Thessaloniki 23, 98, 110, 112, 149, 155, 210, 238 Thrakien 25, 106, 125, 137, 156, 195 Ticinum s. Pavia Trapezus 156 Tres Tabernae 29 Trier 9, 11, 22, 29, 31, 33, 34, 35, 49, 50, 60, 100, 101, 104, 110, 129, 130, 136, 141, 149, 154, 155, 156, 161, 172, 208, 211, 212, 215, 216, 218, 225, 241 Tripolitana 85 Troja 149 Turin 39 Tyros 76, 128 Tzirallum 95 Valeria (Donauprovinz) 99, 156 Verona 39 York s. Eboracum Zypern 142, 156, 161

Abbildungsnachweis Grafik 1, Seite 160: Marcel Simonis, Trier Grafik 2, Seite 175: Marcel Simonis, Trier Dynastietafel, Seite 202 f.: Marcel Simonis (Trier) Karte, Seite 204 f.: Peter Palm, Berlin; Entwurf: Mathias Dewald, Hamburg Abb. 1, 11: aus: Angela Donati, Giovanni Gentili (Hrsg.), Constantino il Grande. La civiltà antica al bivio tra Occidente e Oriente, Mailand 2005 Abb. 2: Privatarchiv Abb. 3, 4, 6, 18: Hirmer Fotoarchiv, München Abb. 5: Vatikanische Museen, Bibliothek L’Orange, Diokletian, Tafel 5a, b Abb. 7, 9: aus: N. Lenski, The Cambridge companion of the age of Constantine, Cambridge 2006 Abb. 8: Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlung Dresden Abb. 10: Staatliche Münzsammlung, München Abb. 12: Numismatische Arbeitsstelle des Instituts für Klassische Archäologie der Universität Tübingen. Foto: Thomas Zachmann Abb. 13a: akg-images Abb. 13b: aus: Bernhard Andreae, Art de l’Ancienne Rome, Paris 1973 Abb. 14: H. P. L’Orange, Das spätantike Herrscherbild von Diokletian bis zu den Konstantin-Söhnen 284–361 n. Chr. Mit einem Nachtrag von M. Wegner, Die Bildnisse der Frauen des Julian, Berlin 1984, Tafel 75a Abb. 15: Art Gallery of New South Wales, Sydney, A. James Fairfax 1993 / Bridegman Giraudon Abb. 16: aus: Manfred Clauss, Konstantin der Große und seine Zeit, München 3 2007 Abb. 17: Leu Numismatik, Zürich, Auktion Nr. 22, 1979, Los-Nr. 385 Abb. 19: Kunsthistorisches Museum Wien; Foto: privat Abb. 20: bpk / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin. Foto: Ingrid GeskeHeiden Abb. 21: aus: M. R. Alföldi, Die constantinische Goldprägung, Mainz 1963, Taf. 20, Nr. 244 Abb. 22: Münzhandlung H. D. Rauch, Wien, Auktionskatalog 77, 2005, Nr. D 658