Juristische Enzyklopädie [4. Aufl. Reprint 2015] 9783111536453, 9783111168326


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German Pages 422 [424] Year 1909

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Table of contents :
Vorwort zur zweiten Auflage
Inhalt
Erklärung der Abkürzungen und Zeichen
Einleitung
Allgemeiner Teil. Die allgemeine Rechtslehre
Besonderer Teil. Die juristischen Spezialwissenschaften
Vorbemerkung
A. Das Recht der staatlichen Gemeinschaft
B. Das Kirchenrecht
C. Das Völkerrecht
Sachregister
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Juristische Enzyklopädie [4. Aufl. Reprint 2015]
 9783111536453, 9783111168326

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Juristische

Enzyklopädie. Von

Dr. Adolf Merkel, zuletzt Professor in S tr a ß b u r g i. E.

Vi e r te Auflage.

Herausgegeben von

Dr. R u d o l f M e r k e l , Professor in Freiliurg i. B .

B e r l i n 1909. I . Guttentag, Verlagsbuchhandlung, G . nt. b. H .

Vorwort zur zweiten Äuflaze. b e id e r war es meinem Bater nicht vergönnt, seine dem Lehrer und Freunde Rudolf von Jhering zugeeignete „Enzy­ klopädie" in einer neuen Auflage auszugestalten. Erst nach seinem im Ja h re 1896 erfolgten Tode hat sich durch Erschöpfung der ersten Auflage der Anlaß zu einer solchen ergeben. I n dem Wunsche, sein Werk nicht vom Büchermarkt ver­ schwinden zu sehen, habe ich der Aufforderung zur Herausgabe einer neuen Auflage entsprochen. Zunächst galt es, die Litteraturangaben aus der Fülle der Erscheinungen innerhalb des fünfzehnjährigen Zeitraums seit der ersten Auflage ( 1885 ) zu ergänzen, wobei ich bestrebt war, be­ sonders auf die sonstigen Arbeiten meines Vaters hinzuweisen, welche durch die von m ir herausgegebene Sam m lung seiner kleineren Schriften jetzt ja leichter zugänglich geworden sind. I n bezug auf den Text schien vor allem der früher vielleicht überhaupt etwas knapp gehaltene privatrechtliche Abschnitt im Hinblick auf das inzwischen erfolgte Inkrafttreten eines deutschen Reichszivilgesetzbuchs mannigfacher Änderungen und Ergänzungen zu bedürfen. Aber auch in den anderen Spezialabschnitten schienen m ir manche Modifikationen und Zusätze gerechtfertigt. Durch diese etwas breitere Ausführung, zumal des nun doch einmal im Mittelpunkt des juristischen Studium s stehenden Privatrechts, hoffe

ich dem Buche die Verbreitung unter den Studierenden erleichtert zu haben. Dagegen glaubte ich mich hinsichtlich des Textes des „Allge­ meinen Teils" auf wenige, nicht eingreifende Änderungen be­ schränken zu sollen, um so dem Buche möglichst den individuellen Charakter zu erhalten, den ihm die Eigenart seines Verfassers aufgeprägt hat. F r e i b u r g i. B. im J a n u a r 1900.

R. Merkel.

Vorwort zur dritten Auflage. A u s der Tatsache, daß der zweiten Auflage dieses Buches nach 4 Jah ren eine neue folgen kann, glaube ich die Überzeugung entnehmen zu dürfen, daß sein hohes Doppelziel: sowohl „An­ fängern" wie „schon Kundigen" sich nützlich zu erweisen, doch nicht als unerreichbar bezeichnet werden darf, sowie die Hoffnung, daß bei der mißlichen Aufgabe der Bearbeitung eines fremden Werkes im wesentlichen wohl der richtige Weg eingeschlagen w urde; so ist derselbe auch jetzt weiter verfolgt worden. Wünschen, die mir aus den Kreisen deutscher Studierender wie aus dem Auslande bekannt geworden sind, wurde tunlichst Rechnung getragen; auch künftig würde ich für M itteilung von solchen dankbar sein. F r e i b u r g i. B. im April 1904.

R. Merkel.

Inhalt. Sette

E i n l e i t u n g .....................................................................................

1

Allgemeiner Teil.

Die allgemeine Nechtslehre. A u sg a n g sp u n k te. §§ 1 - 2 0 ...............................................................................................

5

E r ste s K a p ite l.

Vas Recht. Programm.

§§ 2 1 — 144.

§ 2 1 ...................................................................................... 11

Erster Ab schnitt. Seine Merkmate. §§ 22—80. I. D as Recht als Lehre und Macht. §§ 22—59. Einleitung. §§ 22—2 3 ............................................................... 13 1. Das Recht als Lehre. §§ 24—4 1 .............................................. 13 2. Das Recht als Macht. §§ 42—59 ................................ 25 II. Sein Verhältnis zum Staate. §§ 60—67 35 III. Sein Verhältnis zu Moral, Religionund Sitte. §§ 68—80 37 Z we i t e r Abschnitt. Seine A nleitungen. §§ 81—101. Übersicht, § 8 1 ........................................................................................... 45 I. Einteilungen mit Rücksicht auf die Subjekte des Rechts. §§ 82—83 ........................................................................................ 45

Seite II. Einteilungen mit Rücksicht auf den In h a lt des Rechts. §§ 84—1 0 0 ............................................................................................

46

1. Öffentliches und Privatrecht. §§ 84—98 46 2. Ergänzendes und zwingendes Recht. § 9 9 .....................................51 3. Gebietendes und erlaubendes Recht. § 1 0 0 .................................... 52 III. Einteilungen mit Rücksicht auf die Entstehungsformen des Rechts. § 1 0 1 ........................................................................................ 53 D r i t t e r Abschnitt. Seine Entstehung.

§§ 102—144.

I. Entstehungsformen (Lehre von den Rechtsquellen). §§ 102 bis 1 2 1 ........................................................................................................54 II. Beteiligte Faktoren. U I . Allgemeingeschichte

...........................................

64

des Rechts. §§ 133—144 .......................

§§ 122—133

67

Zweites

Kapi tel .

D i e N e c h t s v e r h ä lt n i f f r . Program m .

§§ 1 4 5 — 3 1 0 .

§ 1 4 5 ........................................................................................ 73 Erster Abschnitt. Ihre W erkm ate.

I. I m allgemeinen.

§§ 146—190.

§§ 146—158

................................................

II. D a s subjektive Recht insbesondere. §§159— 170 . . . .

73 77

III. Die Ausübung des subjektiven Rechts insbesondere. §§ 171 bis 1 8 2 ......................................................................................................81 IV.

Die Rechtssubjekteinsbesondere. §§ 183—190 .......................

84

Zwe i t e r Abschnitt. Ihre K inteitungen.

§§ 191—205.

I. Privatrechtliche und öffentlich - rechtliche Verhältnisse und Rechte. §§ 191—1 9 9 ............................................................................. 88 §§200—202 .............................

91

III. Übertragbare und nicht übertragbare Rechte. §§ 203 bis 205 ...................................................................................................

II. Absolute und relative Rechte.

92

Inhalt. D r i t t e r Abschnitt.

V II Seite

Khre Entstehung. §§ 206-310. I. I m allgemeinen. §§ 206—228........... ...................................... 93 II. Rechtsgeschäfte und Rechtsverletzungen. W as ihnen ge­ meinsam ist. §§ 229—243 ....................................................... 99 1. In betreff des Tatbestandes. §§ 230—238 . 99 2. I n betreff ihrer Rechtsfolgen. §§ 239—243 103 III. Speziellere Betrachtung der Rechtsgeschäfte. §§ 244—259 107 1. Merkmale und Arten. §§ 2 4 4 - 249.......................................... 107 2. Rechtsfolgen. §§ 250—259 .................................................... 109 IV. Speziellere Betrachtung der Rechtsverletzungen. §§ 260 bis 3 1 0 ......................... .................................................................113 1. Merkmale und Arten. §§ 260—273 .......................................... 113 2. Rechtsfolgen. §§ 274—310 .................................................... 117 a) Überhaupt. §§ 274—282 .................................................. 117 b) Arten. §§ 283—310........................................................... 122 «) Rechtsfolgen privatrechtlicher im Gegensatz zu Rechtsfolgen öffentlich-rechtlicher Natur. §§ 284—290 .................... 122 ß) Strafrechtliche im Gegensatz zu anderen Rechtsfolgen. §§ 291—3 1 0 .................................................................125

D r i t t e s Kapitel.

Nie A «w e«d ttng des Nrchts und dir Rechtswissenschast. §§ 311— 363. Erster Abschnitt.

Pie Anwendung des Aechts. §§ 311—357. Program m .

§ § 3 1 1 ........................................................................... 136

I. D as Anwendungsgebiet der Rechtssätze (Kollision der Ge­ setze). §§ 3 1 2 - 3 4 1 ......................................................................136 1. Im allgemeinen. §§ 312—3 1 4 ............................................. 136 2. Zeitliche Kollision. §§ 315—324............................................. 136 3. Räumliche Kollision §§ 325—341............................................ 141

Seite

II.

Die Anwendung des Rechts durch die Gerichte. §§ 342 bis 356........................................................................................ 147 1. Das richterliche Urteil. §§342— 347 2. Die Interpretation.§§ 348—356 ..............................................

147 149

Z w e i t e r Abschni t t .

Pie Itechtsmissenschaft.

§§ 357—363

...........................................................

.153

Besonderer Teil.

Ute juristischen Spezialrvistenschaften. Vorbemerkung.

§ 364 ..................................................................

161

A. D as Recht der staatlichen Gemeinschaft. Einleitung. D e r S t a a t selbst. §§ 365—385 .....................................................................................

161

E rs te s K ap i t e l .

Das Staatsrecht. §§

I. II. III. IV.

386 — 538 .

Erster Abschnitt. Im allgemeinen. §§ 386—448. Die Organisation der Staaten. §§ 386—414 ................... Formen und Richtungen der Staatstätigkeit. §§ 415—428 Das staatliche Herrschaftsbereich. §§ 429—435 . . . . Die Rechtsstellung der Einzelnen. §§ 436—444 . . . .

Zweiter Abschnitt. P as deutsche Staatsrecht. §§ 445—538. I. Zur Vorgeschichte desselben. §§ 445—461 II. Das Reich in seinem Verhältnis zu den Bundesstaaten. §§ 462—475 ............................................................................

169 180 185 187

191 195

Inhalt.

IX Seite

III. D a s Reich in seinem Verhältnis zu den Einzelnen. §§ 476 bis 479 ................................................................................................. IV. Die Organe des Reichs.

200

§§ 480—512 ......................................

V. Die Organisation der Bundesstaaten.

§§ 513—538 .

.

201

.

210

§§ 538—551.............. ..................

219

Z w e i t e s Kapi t el . B u s P r iv a tr e c h t.

§§ 5 3 9 — 7 5 0 .

Erster Abschnitt. I m allgem einen. I. Die Teile des Privatrechts.

§§ 539—561.

II. Die Vermögensrechte und ihre Objekte.

§§ 552—561 .

.

224

.................................................................

217

II. Die Rezeption des römischen Rechts insbesondere. §§ 582 bis 587 .................................................................................................

237

Zwe i t e r Abschnitt. A a s deutsche H»rivatrecht hinsichtlich seiner Kurilen. §§ 562—587. I. Übersicht.

§§ 562—581

Dr i t t e r Abschnitt. A a s Sachenrecht. I. D a s Eigentum. II. Der Besitz.

§§ 588—646.

§§ 588—609 ......................................................

§§ 6 1 0 - 6 2 0 ...........................................................

239

248

..................

254

1. Die Nutzungsrechte. §§ 622— 637 ........................................... 2. Das Pfandrecht. §§ 638—646 .................................................

254 259

III. Die beschränkten dinglichen Rechte.

§ 621

Vi e r t e r Abschnitt. A a s Aecht der Schutdverhaltnisse oder Hvtigationenrecht. §§ 647—708. I. I m allgemeinen.

§§ 647—669

262

II. D a s Kaufgeschäft (als Beispiel eines obligatorischen Rechts­ geschäfts). §§ 6 7 0 -6 9 0 ................................................................. III. Die Verpflichtung zum Schadensersatz.

§§ 691—708

.

.

273 281

X

Inhalt. Seire F ü n f t e r Ab s c h n i t t .

Aas Aamitienrecht. §§ 709—732 ..........................................................................................

295

Sechs t er Abs c h ni t t .

Aas Krvrecht. §§ 733—750 ..........................................................................................

307

D r i t t e s Kapit el.

Naz- Strafrrcht.

§§ 751-797.

E r s t e r Ab s c h n i t t .

2m allgemeinen. §§ 751—757 ..........................................................................................

316

Z w e i t e r Ab s c h n i t t .

Are strafbaren Handlungen. §§ 758—782 ..........................................................................................

319

D r i t t e r Abs c h n i t t .

Are Bestrafung. §§ 783—797 ..........................................................................................

333

V i e r t e s Ka pi t e l .

Nas Prozeßrecht.

§§ 798—848.

E r s t e r Ab s c h n i t t .

2m allgemeinen. §§ 798—824 ..........................................................................................

346

Z w e i t e r Ab s c hn i t t .

Jivikprozeß und Strafprozeß im Verhältnis zueinander. §§ 825 -8 4 8 ..........................................................................................

359

Inhalt.

XI Seite

B. Das Kirchenrecht. §§ 849— 868 . Erstes Kapitel.

Im allgemeinen. §§ 849—850 ......................................................................................

369

Z w e i t e s Kapitel.

Inneres Kirchenrecht. §§ 851—862 ......................................................................................

371

D r i t t e s Kapitel.

Außeres Kirchenrrcht. §§ 863-868 ...................................................................................... 375

0. Das Völkerrecht. §§ 869—889 ......................................................................................

380

Alphabet isches S a c h re g i s t e r ....................................................392

Erklärung der Abkürzungen und Zeichen. E l e m e n t e — „Elemente der allgemeinen Rechtslehre" von Adolf Merkel in der 5. Auflage von Holtzendorffs Enzyklopädie. 1890. S a m m l u n g — „Gesammelte Abhandlungen aus dem Gebiet der allge­ meinen Rechtslehre und des Strafrechts" von A. Merkel; nach des Verfassers Tode herausg. von R. Merkel. 2 Bde. (Straßburg, Trübner) 1899. L e h r b u c h — „Lehrbuch des deutschen Strafrechts" von A. Merkel. (S tu tt­ gart, Enke) 1889. (Neue Auflage in Vorbereitung.) F r a g m e n t e „ F r a g m e n t e zur Sozialwissenschaft" von A. Merkel, aus dem Nachlasse herausg. von R. Merkel. (Straßburg, Trübner) 1898. t § 422 bedeutet, daß dieser § vom Herausgeber neu aufgenommen ist; *§ 511 bedeutet, daß der Text des entsprechenden § der 1. Auflage eine Änderung erfahren hat. B. = Bürgerliches Gesetzbuch für das Deutsche Reich. R. = Recht. J Z . = Deutsche Juristenzeitung. Z iv P r. — Archiv für die zivilistische Praxis. Die sonstigen Abkürzungen schließen sich den Vorschlägen des Deutschen Juristentages an.

Einleitung. 1. Diese Schrift bietet rinnt Auszug aus den Hauptteilen der Rechtswissenschaft unter Hervorhebung der durch das Ganze des Rechts hindurchgehenden und dessen geistige Einheit begründen­ den Gedanken. S ie will es dem Anfänger erleichtern, sich mit dem Rechte vertraut zu machen, dem schon Kundigen Anregungen geben in der Richtung einer Vereinheitlichung unseres Wissens vom Rechte und einer Vereinfachung seines Ausdrucks. 3. Die Gliederung ihres In h a lts entspricht der Gliederung der Rechtswissenschaft. Diese aber scheidet sich in die „Allgemeine Rechtslehre" und die juristischen Spezialwissenschaften: S ta a ts -, Verwaltungs-, P riv at-, S traf-, Prozeß-, Kirchen-, Völkerrechtswissenschaft. Die letzteren haben die bezeichneten Teile des Rechts in ihrer Besonderheit, die erstere das den Teilen Gemeinsame zum Gegenstand. Demgemäß zerfällt diese Enzyklopädie in einen Allgemeinen Teil, der einen Auszug aus der Allgemeinen Rechtslehre, und einen besonderen Teil, der einen Auszug aus den juristischen Spezialwissenschaften enthält. Von anderen juristischen Enzyklopädien seien erwähnt: A r n d t s , j. Enz. und Methodologie 1843, 11. A. bes. v. Grueber 08. B l u h m e , Enz. des in Deutschland geltenden Rechts, 3. A. 6 3 ff. G o l d s c h m i d t , M e r t e l , Juristische Enzyklopädie.

4. Aufl.

1

2

Einleitung.

Enz. der Rechtswissenschaft im Grundriß 62. W a l t e r , j. Enz. 56. G a r e i s , Enz. und Methodologie der Rechtswissenschaft 3. A. 1905. K ö h l e r , Einführung in die ^Rechtswissenschaft 3. A. 08. S t e r n b e r g , Allge­ meine Rechtslehre (Sam m lung Göschen) 04. G r u e b e r , Einführung 08. — Größere Sammelwerke, welche eine Berichterstattung über das Ganze der Rechtswissenschaft geben wollen: Enz. der Rechtswissenschaft in systematischer und alphabetischer Bearbeitung. Herausgegeben unter M it­ wirkung vieler Rechtsgelehrter von v. H o l t z e n d o r f f . Erster system. Teil, 5. A. 90 (darin von A. M e r k e l , „E lem en t der allgemeinen Rechtslehre," aufgenommen in die „Sam m lung" S . 577 ff. — . Ferner Ergänzungen zu den von Geyer herrührenden Abschnitten: „Übersicht über die Geschichte der Rechts- u. Staatsphilosophie" und „Strafrecht"). Jetzt 6. von Köhler hrsg. A. 03/4. Zweiter T eil: Rechtslexikon, 4 Bde. 3. A. 8 0 f. (darin zahlreiche Artikel von Merkel). — Enz. der Rechts­ wissenschaft. Hrsg. von B i r k m e y e r 2. A. 04. — Systematische Rechts­ wissenschaft, in der „ K u l t u r d e r G e g e n w a r t " , hrsg. vonHinneberg, T eil II, Abt. V III. 06.

Allgemeiner Heit.

Die allgemeine Rechtslehre.

Ausgangspunkte. §

i.

W as ist das Recht? E in Fall mag es lehren. Nachbarn geraten in S tre it über die Grenzen ihres Gebietes. E in Richter, von ihnen angerufen, stellt die streitigen Grenzen fest und läßt sie durch Marksteine erkennbar machen. Geben w ir uns Rechenschaft über die Bedeutung dieses V or­ gangs. Die Elemente, aus welchen sich das Recht zusammenfügt, werden dabei in ihrer einfachsten Gestalt zum Vorschein kommen.

§ 2. Die richterliche Entscheidung gibt den streitenden Nachbarn: 1. A u s k u n f t über die von ihnen zu respektierenden Grenzen ihrer Machtgebiete. 2. B e w e g g r ü n d e für ein entsprechendes praktisches Ver­ halten.

§ 3. Diese Entscheidung enthält: 1. den Ausspruch: I h r s o l l t (und bzw. müßt) die von m ir festgestellten Grenzen achten; I h r seid hierzu v e r p f l i c h t e t ; 2. den Ausspruch: I h r d ü r f t (und bzw. könnt) innerhalb dieser Grenzen Euren Willen und Eure Interessen zur Geltung dringen; I h r seid dazu b e f u g t . S ie stellt sich in der ersten Richtung als ein B e f e h l , in der zweiten als eine G e w ä h r l e i s t u n g dar.

§ 4.

Den bezeichneten Elementen entsprechend ist die Wirkung, welche von der richterlichen Grenzbestimmung ausgeht, zweifacher Art: beschränkend und hemmend in der Richtung des Befehls, befreund und schützend in der Richtung der Gewährleistung. Die gesicherte Grenze nämlich bildet eine Schranke für denjenigen, der geneigt sein könnte, das ihm zukommende Macht­ gebiet zu überschreiten; eine Schutzwehr für denjenigen, der sich innerhalb dieses Gebietes frei bewegen will. § 5.

Das unter einer solchen Einwirkung sich ordnende nachbar­ liche Verhältnis heißt mit Rücksicht auf diese Einwirkung ein Rechtsverhältnis, in welchem wir, dem Gesagten zufolge, eine Seite der Gebunden­ heit oder der Pflicht und eine korrespondierende Seite der Macht oder der Befugni s unterscheiden können. Die Macht, von welcher hier die Rede ist, heißt unter bestimmten Voraussetzungen, welche in der Folge zu bestimmen sein werden, ein „Recht", „Recht im subjektiven Sinne" (§ 153 ff.).

§ 6.

Der Zweck, der vom Standpunkt des Richters aus durch eine solche Wirksamkeit erreicht werden soll, ist dieser: eine Vor­ aussetzung friedlichen und geordneten Nebeneinander- und M it­ einanderlebens der Beteiligten zu verwirklichen und ihrem Willen und ihren Interessen ein Gebiet freier Betätigung zu sichern. § 7. Der Richter erscheint hierbei als der Vertreter eines ein­ heitlichen Interesses der Parteien. Denn beide sind dabei interessiert, innerhalb gesicherter Grenzen ihren Willen und ihre Interessen ungehemmt betätigen zu können.

§ 8. Bon dem Geiste aber, in welchem diese richterliche Grenz­ regulierung erfolgt, hängt es ab, ob sie allseitig und dauernd zu befriedigen vermag. Dieses kann sie nur, wenn sie in unparteilicher Weise und nach einem Maßstabe ausgeführt wird, der nicht willkürlich an die Sache herangebracht, sondern ihr gemäß ist, und zu dem die Parteien sich gleichmäßig bekennen können. M it anderen Worten, sofern sie sich als eine gerechte darstellt. § 9.

Diese richterliche Wirksamkeit fällt hiernach einerseits unter den Gesichtspunkt der Zweckmäßigkeit (§ 6), andererseits unter den der Gerechtigkeit (§ 8). Sie erfolgt um des Zweckes willen, dem der Richter dient, aber sie erfüllt diesen Zweck nur als eine gerechte. § 10 . Betrachten wir jenen Vorgang nun im Zusammenhang eines entwickelten Rechtslebens, wie es innerhalb der modernen Staaten uns vor Augen steht, und von welchem bisher absichtlich abstra­ hiert worden ist. Hier gewinnt derselbe eine Bedeutung über den Kreis der Nächstbeteiligten hinaus, ohne daß im übrigen diese Bedeutung sich ändert.

§ H. Der Richter erscheint hier nicht bloß als der Vertreter eines einheitlichen Interesses der Parteien des einzelnen Falls, sondern aller, welche in Konflikte ähnlicher Art oder in Mitleidenschaft bei solchen geraten können. § 12. Der Richter hat hier ferner den Maßstab für seine Wirksamkeit sich nicht erst zu bilden. Dieser ist ihm viel-

mehr gegeben Regeln,

in

einem

Systeme

von

Bestimmungen

und

„Rechtssätzen", „Rechtsnorm en", an welche er gebunden ist.

§ 13 . Diese Bestimmungen werden nicht lediglich durch die Ver­ mittlung richterlicher Entscheidungen wirksam, vielmehr zugleich auf direktere Weise, indem sie unmittelbar das Verhalten der­ jenigen bestimmen, deren Machtgebiete sie begrenzen.

§ 14. Die geistige Macht, welche sich in dieser Wirksamkeit äußert, heißt das Recht, Recht im objektiven S in n . I h r eigentümliches Wesen ist in jener richterlichen Grenzregu­ lierung allseitig zum Ausdruck gelangt. Was von dieser gesagt worden ist, läßt sich daher in allgemeinerer Fassung auf das Recht überhaupt anwenden. D a s eigentümliche Wesen des Rechts findet in der richterlichen Tätigkeit überhaupt seinen verständlichsten Ausdruck. I n ihr ist zugleich die geschichtlich erste Form gegeben, in welcher es zur Entfaltung seiner spezifischen Merkmale gelangt ist.

§ 15 . S o können wir am Recht überall wie bei jener richterlichen Entscheidung (§ 2) ein theoretisches und ein praktisches Element unterscheiden. Denn jede seiner Bestimmungen gibt irgendwelche A u s k u n f t über Grenzen menschlicher Machtgebiete, welche re­ spektiert sein wollen, und jede ist darauf gerichtet, B e w e g ­ g r ü n d e für ein dieser Auskunft entsprechendes Verhalten wirksam werden zu lassen. S o wendet sich das Recht an unser Wissen und an unseren Willen, es wirkt als Lehre (§ 24— 41) und als Macht (K 42 —59). § 16. S o kommt dem Rechte überall die zweifache Bedeutung jener richterlichen Grenzbestimmung (§ 3) zu: es hat in allen seinen

Teilen tu Bestimmter Richtung die Bedeutung eines G e b o t e s , in einer anderen die einer G e w ä h r l e i s t u n g ; es wirkt dort Lefchränkend. hier schützend; begründet in der ersten Richtung ein Sollen und Müssen, in der zweiten ein Dürfen und Können, in der ersten P f l i c h t e n , in der zweiten B e f u g n i s s e .

§ 17 . W as jene richterliche Entscheidung ferner den streitenden Nachbarn gegenüber (§§ 6, 7), das leistet das Ganze des Rechts für alle Glieder der Gemeinschaft und das gesamte Leben, welches sie einschließt, und leistet es unter der gleichen Voraussetzung (§ 8) Indem es den Menschen eine befriedete Sphäre der Macht und Freiheit, dieselbe begrenzend, verbürgt, gleicht es dem T er­ minus, jener römischen Gottheit, welche die Grenzen behütet.

§ 18 . Unter seinem Einfluß gestalten sich die Lebensverhältnisse innerhalb einer Gemeinschaft zu R e c h t s v e r h ä l t n i s s e n (§ 5). Die hierin sich begründende Ordnung der Gesamtverhältniffe dieser Gemeinschaft aber heißt deren R e c h t s o r d n u n g . § 19. Die Begriffe des R e c h ts und der R e c h t s v e r h ä l t n i s s e sind die zentralen Begriffe unserer Wissenschaft. I h r I n h a lt fällt mit der Auskunft zusammen, welche sie über das Recht als die ordnende Macht und über die Rechts­ verhältnisse als die seinem ordnenden Einflüsse unterliegenden Lebensverhältnisse zu geben hat.

§ 20. W ir werden im weiteren handeln: vom Recht e, von den R e c h t s v e r h ä l t n i s s e n , v o n d e r A n w e n d u n g des e r s t e r e n a u f d i e letz­ t e r e n u n d v on der Rechtswissenschaft.

10

Allgemeiner Teil.

Über den Charakter der allgemeinen RechtSlehre, oder, w as das gleiche, des allgemeinen Teiles der Rechtswissenschaft, oder endlich, wie w ir jene auch benennen können, der Rechtsphilosophie (s. jedoch § 363), von welcher in „diesem allgemeinen Teile ein Auszug gegeben wird, vgl. A. M e r k e l , Über das V erhältnis der Rechtsphilosophie zur „positiven" Rechtswissenschaft und zum allgemeinen Teil derselben; in G rünhuts Z . I, 1. (Sam m lung 291 und 402). — Elemente.

Erstes Kapitel.

Das Recht. § 21. Wir betrachten das Recht 1. bezüglich seiner M e r k m a l e , 2. bezüglich seiner E i n t e i l u n g e n , 3. bezüglich seiner E n t s t e h u n g . Jeder der entsprechenden Abschnitte wird seine Ergänzung finden in dem korrespondierenden Abschnitt über die (Merkmale, Einteilungen, Entstehung der) Rechtsverhältnisse. Schriften von allgemeinerer Bedeutung für die in diesem Kapitel behandelten Materien, welche zugleich die hauptsächlichen Richtungen der heutigen Wissenschaft in betreff der allgemeinen Rechtslehre vertreten: R u d o l f v o n J h e r i n g , Der Zweck im Recht, 2 Bde., 4. A. (1. in Volkstüml. Gestalt) 05. (Bespr. von Eucken in „Allgem. Zeitung" 1883 Nr. 362 s.). Geist des römischen R. auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung, 4 Bde., 52ff., jetzt in 5. bzw. 6. A. (Französ. Übersetzung in 4. A. 88. — Oeuvres choisies, Paris 93). A. M e r k e l , „Jhering", in JherJ. 32 (Sammlung 733ff.); auch M ilteis in Allg. d. Biographie Bd. 50. T r e n d e l e n b u r g , Naturrecht auf dem Grunde der Ethik, 2. A. 68. L a s s o n , System der Rechtsphilosophie 82. G e y e r , Ge­ schichte und System der R.philosophie 63. Übersicht über die Geschichte der R.- und Staatsphilosophie in Holtzend. Enz. 5. A.; ergänzt (neu bes. § 2 5 ff.) von Me r k e l . A h r e n s , Naturrecht oder Philosophie des R. u. des Staates, 6. A. 7 0 f. v. K i r c h ma n n , Grundbegriffe des R. u. der Moral, 2. A. 73. (Dazu Me r k e l , Sammlung 320.) A r n o l d , Kultur u. Rechtsleben 65. P o s t . Bausteine f. eine allgem. R.wissenschaft auf vergleichend-ethnologischer Basis 81. B i n d i n g , Die Normen und ihre Übertretung I 2. A. 90; II 77. (Dazu M e r k e l , Sammlung 679.) Hand­ buch des Strafr. 85. (Dazu Me r k e l , Sammlung 509.) V i e r l i n g , Zur Kritik der juristischen Grundbegriffe 77/83. (Dazu Me r k e l , Samm-

12

Erstes Kapitel.

Erster Abschnitt.

lung 481.) Juristische Prinzipienlehre 94, 98, 05. T h o n , Rechtsnorm und subjektives R. 78. M e r k e l , Rechtsnorm und subjektives R., mit Beziehung auf das gleichnamige Werk von Thon 79 (in Grünhuts Z. 6, 367 und Sammlung 373). S c h u p p e , Grundzüge der Ethik und R.philosophie 81. Methoden der R.phil. 84. R.wissenschaft u. R.phil. 95. Begriff des R., in Grünh. Z. 10 u. 11. Begriff des subjektiven R. 87 (dazu M e r k e l , in „Philos. Monatsheften" 24 und Sammlung 537). D as Gewohnheitsrecht 90. (Dazu M e r k e l , Sammlung 648.) J e l l i n e k , System der subjektiven öffentl. Rechte, 2. A. 05. Allgem. Staatslehre, 2. A. 05.,, A u s t i n , Philosophy of the P ositive Law 5. ed. 86. Be kke r , Über den R.begriff, ZBglR. 1; Syst. des heut. andektenr. 86, bes. § 18; JVRVJahrb. 1; R. muß R. bleiben 96. a h n , Die Vernunft im R. 79; Werden u. Wesen des R., ZVglR. 2/3; Begriff des R. 95. S c h e i n , Unsere R.philos. u. Jurisprudenz 89 (dazu Elemente § 6 — JZ . 08, 471). H a r m s , Begriff, Formen u. Grund­ legung der R.phil. 89. F r e n z e l , R. u. Rechtssätze; Untersuchungen über d. R.begriff der posit. R.wissensch. 92. H ö l d e r , Über objektives u. subj. R. 93.,, B r o d m a n n , Vom Stoff des R. u. s. Struktur 97. R. L ö n i n g , Über Wurzel und Wesen des R. 07. S t a m m l e r , Wirt­ schaft und R. nach d. Materialist. Geschichtsauffassung, 2. A. 05. Die Lehre von dem richtigen R. 02 (dazu Mayer, Z StW . 25, Makarewicz, eod. 26, Kantorowicz, Arch. R.- u. Wirtschaftsphil. 2; auch Weber, Arch. Sozialwiss. 6). Wesen u. Zukunftsaufgaben des R. und der R.wissenschaft, in „Kultur der Gegenwart" 06. K ö h l e r , D as R. als Kulturerscheinung 85. Einleituna in die „Enz. der R.wissenschaft", 6. A. R.phil. des 20. Jh., JZ . 04, 27. Arch. f. R.- und Mrtsch.phil. 1. Lehrb. der R.phil. 09. B e r o l z h e t m e r , System der R.- u. Wirtsch.phil. 0 2 ff. Die d. R.phil. im 20. Jh. im Arch. f. R.- u. Wirtsch.phil. 1. La s k , in Festschrift f. K. Fischer, II. Rechtsphil, im Beginn des 20. Jh. 05. — A rch iv für R.- u. .Wirtsch.philosophie, seit 07. Ältere Werke, welche noch gewissen Einfluß im Kreise der heutigen Wissenschaft äußern: H e g e l , Grundlinien der Philosophie des R. 21, später hrsg. von Gans 33. (Kuno Fischer, Hegels Leben, Werke u. Lehre 01; Berolzheimer, Hegel u. Kant in d. mod. R.phil,, JZ . 07, 1005). S t a h l , Philosophie des R. nach geschichtl. Ansicht (auf der Grundlage christl. Weltanschauung) 30 ff., 5. A. 78. Vgl. ferner: K u n o Fi s c he r , Geschichte der neueren Philosophie, 4. A. 9 7 ff. W i n d e l b a n d , dgl. 4. A. 07. Ü b e r w e g - H e i n z e , Grundriß der Gesch. der Phil., Bd. 4, 10. A. 06. S i m m e l , Einleitung in die Moralwissenschaft 92 f.

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Erster Abschnitt.

Keine Merkmate. I. Das Recht als Lehre und Macht. § 22. D as Recht ist charakterisiert durch seine Wirksamkeit. E s wirkt aber (§ 15): 1 . als L e h r e , 2. als M a ch t. Als Lehre, indem es Auskunft darüber gibt, wie die Grenzen menschlicher Machtgebiete sich bestimmen sollen. Als Macht, indem es die Beachtung dieser Grenzen fordert und verbürgt. § 23. Welche Gesichtspunkte beherrschen diese Lehre? Wie äußert sich diese Macht? Jene Frage soll hier sub 1, diese sub 2 ihre Beantwortung finden.

1. Pas Aecht als «Lehre. § 24. Wenn das Recht darüber Auskunft gibt, wie die Macht­ gebiete der Nachbarn, der Familienangehörigen, der in Handel und Wandel Zusammentreffenden, der Bürger und der Behörden, der verschiedenen Behörden, des S taates und der Kirche, der verschiedenen S taaten rc. rc. sich im Verhältnis zueinander be­ grenzen sollen, so erscheint der I n h a lt dieser Auskunft abhängig: 1. von dem Zwecke, welchem das Recht dient, 2. von den herrschenden Vorstellungen über das G e r e c h t e (s. 8 9).

§ 25. D as Recht ist M i t t e l z u m Zw eck, es dient der Her­ stellung einer befriedeten Ordnung und den Interessen, welche innerhalb derselben die Möglichkeit einer freien Betätigung finden, und richtet sich nach diesem Zweck. S ein I n h a lt läßt sich demjenigen von Friedensverträgen vergleichen, welche die Machtsphären verschiedener S taaten gegen einander abgrenzen und dies in solcher Weise tu n , wie es dem Friedensbedürfnis der beteiligten S taaten und den Be­ dingungen seiner nicht bloß momentanen Befriedigung entspricht. Der I n h a lt des Rechts unterliegt aber zugleich einem E in ­ fluß in der Richtung einer Herstellung oder Wahrung seiner Ü b e r ­ e i n s t i m m u n g m i t her rschenden ethischen A n s c h a u ­ u n g e n , speziell den Anschauungen über das Gerechte, und nimmt überall neben der Eigenschaft der Zweckmäßigkeit diejenige der Gerechtigkeit für sich in Anspruch. Die Feststellung des Verhältnisses beider zueinander ist eines der Grundprobleme der allgemeinen Rechtslehre. Elemente § 9 f. (Recht nicht Selbstzweck. — O rgan gesellschaftlicher Interessen).

§ 26. Die Gesichtspunkte der Zweckmäßigkeit und der Gerechtigkeit fallen logisch nicht zusammen. E s besteht jedoch unter den Bedingungen, unter welchen der I n h a lt des Rechts dem einen und dem anderen Gesichtspunkte entspricht, ein bestimmtes Verhältnis, kraft dessen jener I n h a lt sich im ganzen und großen nur insoweit als ein zweckmäßiger darstellt, als er zugleich ein gerechter ist. W ir betrachten hier diese Q ualitäten des Rechts: I. in ihrer l o g i s c h e n S e l b s t ä n d i g k e i t (§ 2 7 ff.), II. in ihrem k a u s a l e n Z u s a m m e n h a n g e (§ 3 5 ff.).

§ 27.

I. Der I n h a lt jeder Rechtsbestimmung läßt sich von zwei verschiedenen Standpunkten betrachten: 1. von dem Standpunkte d e s i n i h r sich ä u ß e r n d e n S u b j e k t s und seines Zweckes, und 2. von dem Standpunkte d e r v o n i h r B e t r o f f e n e n , der Passiv Beteiligten, deren Verhältnisse ihre Ordnung von ihr empfangen und welchen daran liegt, daß dies nicht nach einem willkürlich an diese Verhältnisse herangebrachten M aß ­ stabe geschehe und nicht auf Grund unwahrer Voraussetzungen bezüglich ihrer tatsächlichen und moralischen Beschaffenheit. D ort fragen w ir, ob die Rechtsbestimmung den Zwecken ihres Subjekts dienlich sei; hier, wie sie sich zu ihrem Gegen­ stände verhalte und zu dem, was uns in bezug auf ihn als Wahrheit gilt. D as letztere aber ist die Frage nach ihrer Gerechtigkeit. I n gleicher Weise können wir in bezug auf jede menschliche M einungs­ und W illensäußerung, welche dritte Personen zum Gegenstände hat, unter­ scheiden. W ir können dieselbe einerseits mit dem Zwecke vergleichen, um dessen willen sie erfolgt, und andrerseits untersuchen, ob sie ihrem Gegen­ stände gerecht sei. Wenn jemand z. B. das politische oder moralische Ver­ halten eines anderen einer öffentlichen Kritik unterzieht, so wird niemand die Verschiedenheit dieser beiden Fragen verkennen: I s t die Kritik zweckmäßig, d. H. führt sie die von dem Kritiker bezweckte Wirkung (z. B. Diskreditierung eines politischen Gegners) herbei? I s t die Kritik gerecht, d. t). entspricht sie der tatsächlichen und morali­ schen Beschaffenheit des beurteilten V erhaltens? Von dem Subjekte aber, welches im Rechte zu uns spricht, wird im § 43 spezieller die Rede sein. § 28.

M an denke an die ehedem verbreiteten Rechtsinstitute der Sklaverei und der Leibeigenschaft. M an hat diese vielfach einer Prüfung unterzogen: 1. Vom Standpunkte des S u b j e k t s aus, welches in den betreffenden Rechtssätzen sich äußerte, das ist hier des im S taate herrschenden W illens, indem man untersuchte, ob die Aufrecht­ erhaltung dieser Institute dem dabei vorschwebenden Zwecke wirk-

lich entspreche, ob nicht vielleicht der gleiche Zweck sich auch in anderer Weife erreichen kaffe. 2. Vom Standpunkte d e r P a s s i v B e t e i l i g t e n misr derer, welche als Sklaven oder Leibeigene, d. i. gleich Sachen oder als ein Zubehör zu Sachen behandelt wurden, indem man untersuchte, ob diese Behandlung ihrer menschlichen Natur gemäß sei. M an hielt sich hierbei an die in solcher Behandlung zum Ausdruck gelangenden Urteile und prüfte deren Wahrheit. Von dem letzteren Standpunkte geht z. B. Aristoteles bei seiner be­ kannten Erörterung über die Sklaverei aus.

§ 29.

M an denke ferner an die Wirksamkeit unserer Gerichte. Steht deren Zweckmäßigkeit in Frage, so prüfen wir ihre Ergebnisse mit Rücksicht auf den Zweck des Rechts, dessen Organ die Gerichte sind, oder, was auf das gleiche hinausläuft, mit Rücksicht auf dm Zweck des Subjekts, das im Rechte sich äußert. Steht dagegen deren Gerechtigkeit in Frage, so vergleichen wir die Beschaffenheit der Personen, Handlungen und Verhältnisse, welche den Gegenstand der gerichtlichen Urteile bilden, mit diesen Urteilen. I n welchem Sinne aber diese Beschaffenheit hier überall in Betracht komme, das ist näher darzulegen. § 30.

Untersuchen wir die Gerechtigkeit eines Rechtssatzes oder eines richterlichen Urteils, so richtet sich die Prüfung: a) auf ihre tatsächliche Wahrheit, b) auf ihre moralische Wahrheit. § 31.

So würde uns ein Strafurteil, das etwa jemanden wegen Diebstahls zum Tode verurteilte, nur dann als ein gerechtes gelten: ad a) wenn wir annähmen, daß die T at, welche seinen Gegenstand bildet, wirklich von dem Verurteilten begangen worden

sei und zwar in der Weise, wie es im Urteile vorausgesetzt ivird; ad b) wenn der I n h a lt des S trafurteils mit unserer mo­ ralischen Schätzung solcher Handlungen, oder, anders ausgedrückt, m it unseren ethischen Werturteilen im Einklang stünde. § 32. S o gilt uns die ehedem häufige Verurteilung alter Frauen­ zimmer wegen Hexerei als ungerecht, weil es keine Hexerei gibt, bett Urteilen also die t a t s ä c h l i c h e Wahrheit mangelte; die -ehedem ebenfalls häufige Verurteilung von Ketzern zum Feuertobe als ungerecht, weil sie unseren ethischen Werturteilen wider­ streitet, weil den betreffenden Urteilen also nach unseren An­ schauungen die m o r a l i s c h e W a h r h e i t fehlte. Die ethische Beurteilung von Handlungen, Verhältnissen und P er­ sonen zeigt bei verschiedenen Völkern wie bei verschiedenen Individuen große Verschiedenheiten und unterliegt bet dem einzelnen Volke ebenso •tote bei dem einzelnen Individuum einer Entwicklung. D as Recht ist von den ethischen W erturteilen abhängig, welche sich bei einem gegebenen Volke zu einer gegebenen Zeit als die herrschenden erweisen. S . § 39 ff., § 49 Anm.

§ 33. Die Merkmale der Gerechtigkeit erscheinen uns ferner nur in einem Rechte verwirklicht, welches gegenüber den kollidierenden und konkurrierenden Interessen, deren Machtansprüche seinen E nt­ scheidungen unterliegen, ein gleiches und für sie gleichmäßig gültiges M aß zur Anwendung bringt. M it anderen W orten: zur Gerechtigkeit des Rechts gehört es, daß es sich als den bestehenden gesellschaftlichen und indivi­ duellen Gegensätzen und Rivalitäten an sich fremd, als ihnen gegenüber neutral erweist, den Beteiligten aber und dem, was ihnen als Wahrheit gilt, als gleichmäßig nahestehend. § 34. Demgemäß würde uns eine Justiz als ungerecht erscheinen, ivelche ein verschiedenes M aß an die Handlungen und Ansprüche M e r k e l , Juristische Enzyklopädie.

4 . Aufl.

2

18

E rstes K apitel.

E rster Abschnitt.

von Prozeßgegnern oder an die Verschuldungen verschiedenen Personen vor den Gesetzen anlegte. Ebenso eine Gesetzgebung, welche ihren Maßstab den religiösen Überzeugungen eines bloßen Bruchteils der Bevölkerung entnähme, den Trägern abweichendem Überzeugungen daher sich als parteiliche und ihrem Geiste nach fremde Macht erweisen würde. Hinsichtlich des n eu tralen und fü r alle gültigen M aß es ist übrigensim heutigen S ta a te ein Unterschied zwischen den Feststellungen des Gesetz­ gebers und denjenigen des Richters. F ü r jenen ist dies M a ß in den gemeinsamen Ü berzeugungen und Interessen gegeben, dagegen fü r den Richter in der Verkörperung dieser Ü berzeugungen und Interessen in G estalt der Gesetze. S . den 3. Abschnitt. — D er Begriff des Gerechten ist von denen, die ihn überhaupt i n seiner Selbständigkeit anerkannten (§ 41 A n m .), meist zu eng gefaßt worden. M a n h at lediglich einzelne A nw endungen desselben hervorgehoben. H ierher gehört es, wenn m an sein Wesen in der gleichen B ehandlung des Gleichen, der ungleichen B ehandlung des Ungleichen gegeben fand. Daß. dam it dieses Wesen nicht erschöpfend charakterisiert sei, ist leicht zu zeigen. W ir finden die strafgerichtliche V erurteilung eines Ünschuldigen ganz u n ­ gerecht ganz ohne Rücksicht auf das, w as in gleichartigen F ällen geschehen ist, einfach weil sie ihrem Gegenstände nicht entspricht, ihm nicht „gerecht" w ird, weil sie unw ahre V orstellungen über ihn zu einem praktisch bedeut­ samen, fü r den Betroffenen empfindlichen Ausdruck bringt. G e r e c h t i g ­ k e i t ist p r a k t i s c h e W a h r h a f t i g k e i t , w as die S prachen der K u ltu r­ völker erhärten, indem sie in mannigfachen W endungen die W orte fü r die Begriffe des Gerechten und W ahren bzw. des Rechts und der W ah r­ heit p ro m iscu e zu gebrauchen gestalten. D en hervorgehobenen M erkm alen der Gerechtigkeit entspricht die populäre V orstellung von einer G öttin, welche m it verbundenen A ugen (N eu tralität) in derselben untrüglichen W age (Gleichheit und G ültigkeit des angelegten M a ß es, W ahrheit der Entscheidung) die H andlungen undAnsprüche der T rä g e r konkurrierender Interessen gegen einander abw ägt. § 35.

II. D e r k a u s a l e Z u s a m m e n h a n g aber zwischen Zweck­ mäßigkeit und Gerechtigkeit im Bereiche des Rechts bestimmt sich so, daß der im Rechte sich äußernde Wille seine Zwecke im all­ gemeinen nur unter der Voraussetzung erreicht, daß seine Be­ stimmungen der Natur der geordneten Verhältnisse entsprechen und den darin stehenden Menschen als gerecht erscheinen. Dieser Wille bringt das Recht hervor als ein M ittel zum Zweck, weil von ihm die Befriedigung der Interessen, deren.

Das Recht alS Lehre.

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Organ er ist, abhängt. Aber dies Mittel ist ein zum Zwecke taugliches nur, weil und sofern an ihm die Merkmale der Ge­ rechtigkeit herbortrete.n (f. § 8 und 9). Die Klarstellung und Sicherung der Grenzen menschlicher Machtaebiete erfolgt nicht um der Gerechtigkeit willen, aber sie erfüllt „ihren Zweck nur als eine gerechte. Der treibende Grund liegt in den Übeln des Streits, der Unordnung und Unsicherheit, aber dauernd abzuhelfen vermag diesen Übeln nur eine Ordnung, welche nach Maßgabe der herr­ schenden Anschauungen jedem das Seine zuerkennt, und jene Grenzen nach einem Maßstabe feststellt, der allen als ein gültiger erscheint. Ähnlich verhält sich im Bereiche der Wissenschaft die Richtigkeit der angewendeten Methode zu dem Zweck einer Untersuchung, verhält sich die Richtigkeit einer Behauptung oder Mitteilung in praktischen Angelegenheiten zu ihrem Zweck, verhält sich im ganzen Bereiche des gesellschaftlichen Verkehrs die Wahrheit zu dem M otor der praktischen Lebensinteressen und den von ihm gesetzten Zwecken. Wie hier die Wahrheit ihr eigenes M aß hat, und sich kontrollieren läßt ohne Rücksicht auf die Frage der Zweckmäßigkeit, so auch die Gerechtigkeit der Funktionen des Rechts. Ob jemand gerechter­ weise wegen eines Verbrechens verurteilt oder freigesprochen worden ist, das läßt sich feststellen, ohne daß man die Wirkungen des Urteils auf den Bestand des öffentlichen Friedens, auf die Macht des Rechts und der ihm anvertrauten Interessen, kurz seine Bedeutung für die Zwecke der Justiz in Erwägung zieht, ganz so wie die Wahrheit der Behauptungen eines Redners ohne Rücksicht auf dessen Zwecke beurteilt werden kann. Aber wie hier Wahrheit und Zweckmäßigkeit durch ein kausales Band verknüpft sind, so im Gebiete des Rechts Gerechtigkeit und Zweckmäßigkeit.

§ 36. Diesen Merkmalen kommt aber zugleich eine selbständige Be­ deutung gegenüber unseren moralischen Anschauungen und Ge­ fühlen zu, indem die Ungerechtigkeit einer Maßregel unabhängig von allen Zweckmäßigkeitserwägungen unser Mißfallen erregt, die Gerechtigkeit dagegen einen uninteressierten Beifall findet. Die geistige Kraft, welche durch diese Äußerungen charakterisiert ist — die Gerechtigkeit als eine menschliche Eigenschaft — macht sich im Rechtsleben in einer selbständigen Weise zugunsten der Be­ wahrung und bzw. Ausbildung der besprochenen Merkmale des Rechts, sowie zu Gunsten seiner Herrschaft geltend (s. § 47— 49). Der Einfluß dieser Kraft tritt in der Geschichte des Rechts selten ungemischt hervor. Wo irgend eine Reform im Namen der Gerechtigkeit durchgeführt wird, da Pflegen neben ihr andere Faktoren beteiligt zu sein. Gleichwohl ist diese Geschichte, wenn wir von jenem Einfluß absehen, nicht 2*

zu verstehen. S o ist bei den K äm pfen gegen Sklaverei und Leibeigen­ schaft, wo im m er dieselben siegreich durchgeführt worden sind, dieser F aktor zw ar nicht allein im Felde und wohl meist nicht einm al die stärkste K raft gewesen, gleichwohl ist sein E influß a u s der.Geschichte dieser Kämpfe g ar nicht wegzudenken. (D ie psychologischen sowie die entwicklungseschichtlichen F ra g en , welche sich hier anknüpfen lassen, müssen u n erö rtert leiben.)

g

§ 37. Die Gerechtigkeit des Rechts ist jedoch überall und notwendig eine unvollkommene. Die Bedingungen seiner Wirksamkeit, sowie diejenigen seiner Entstehung und Fortbildung bringen es mit sich, daß es stets m i t e i n e m g e w i s s e n M a ß e v o n U n g e r e c h t i g k e i t be­ haftet ist, deren Formen sich verändern lassen, deren Wesen aber nicht zu bewältigen ist. § 38. Zu den Bedingungen einer bestimmungsgemäßen Wirksamkeit des Rechts gehört: 1. hinsichtlich der Re c h t s s ä t z e die Ausbildung eines tun­ lichst einheitlichen und stabilen Systems durchgreifender, scharf bestimmter und unschwer anwendbarer Regeln; 2. hinsichtlich der F e s t s t e l l u n g e n im einzelnen Fall Be­ stimmtheit und Unanfechtbarkeit, auch dort wo die W ahr­ heit nicht mit Sicherheit erkennbar ist. Denn nur bestimmte, klare, gleichmäßige und jeden Wider­ spruch ausschließende Regeln und Entscheidungen sind geeignet, Konflikten vorzubeugen und für ein friedliches und gedeihliches Zusammenleben sichere Grundlagen herzustellen. Bei der Kompliziertheit, Vielgestaltigkeit und Veränderlich­ keit der Lebensverhältnisse ergibt sich hieraus als unvermeidlich, daß der I n h a lt des Rechts vielfach das Ungleiche als gleich, das Unwahre als wahr behandeln und so die Gerechtigkeit ver­ leugnen muß. W enn z. B . die deutsche Reichsverfassung den Deutschen männlichen Geschlechts das W ahlrecht zum Reichstage zuerkennt, sobald sie d as

D a s Recht a ls Lehre.

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25. L ebensjahr überschritten haben, so liegt darin eine Ig n o rie ru n g großer u nd erheblicher Verschiedenheiten in bezug au f geistige Reife und S e lb ­ ständigkeit. Gleichwohl leuchtet es von selbst ein, daß w ir eine durch­ greifende Regel solcher A rt nicht wohl entbehren können. D a s M a ß , in welchem diese S eite des Rechts zur A usbildung gelangt ist u n d hierbei O pfer in bezug auf W ahrheit und Gerechtigkeit gebracht sind, kann indessen ein sehr verschiedenes sein. M a n unterscheidet in dieser Hinsicht „strenges" und „billiges" Recht (ins s tr ic tu m und aeq u u m ). B o n dem ersteren gilt das „sum m um ju s su m m a in j u r i a “, insofern die Vollkommenheit, welche dasselbe in den im Texte hervor­ gehobenen Beziehungen zeigt, notwendig eine Unvollkommenheil in bezug au f gerechte B ehandlung der einzelnen Verhältnisse und Konflikte zur Kehrseite hat. — D ie hier in K auf zu nehmende Ungerechtigkeit bezeichnet üb rig en s eine Unvollkommenheit auch u n te r dem u tititä ren (Zweckmäßigkeit-) Ge­ sichtspunkte. D en n ohne Zweifel würde das Recht die ihm gesetzten Zwecke vollkommener erfüllen können, wenn die N a tu r der D inge ihm gestattete, K raft und K larheit überall m it individuellster W ahrheit zu ver­ binden. Aber es m uß, wie die D inge liegen, will es seine Zwecke nicht g ä n z l i c h verfehlen, aus ein v o l l k o m m e n e s Erreichen derselben ver­ zichten.

§ 39. Die Gerechtigkeit des Rechts könnte ferner eine vollkommene n u r sein, wenn eine allgemeine Übereinstimmung der Anschauungen über die tatsächliche Beschaffenheit und moralische Q ualifikation der Verhältnisse, Personen und H andlungen existierte, welche einer B eurteilung und Einw irkung seitens des Rechts unterliegen. D enn n u r unter dieser Voraussetzung würde der von dem Rechte ange­ legte M aßstab die gleiche Gültigkeit für alle besitzen (§ 33 ff.). § 40. Eine solche Übereinstimmung besteht jedoch überall n u r in n er­ halb veränderlicher Grenzen, und die Verschiedenheit der mensch­ lichen In d iv id u en und der Bedingungen, u nter welchen sich ihre Anschauungen entwickeln, schließt die Möglichkeit aus, daß dieselbe jem als eine vollkommene sein werde (§ 122 ff.). Bedeutsam für die Geschichte des Rechts sind hier insbe­ sondere gewisse allgemeinere Gegensätze, z. B . bezüglich des V er­ hältnisses der A u to ritä t des überlieferten Rechts zu dem neuen In h a lte , welcher im Leben eines Volkes h e rv o rtritt; bezüglich

des Verhältnisses der Einzelpersönlichkeit und der G eltung ihres W illens zu dem staatlichen G an zen , seinem E inheitsbedürfnis und dem Recht seiner R epräsentanten; bezüglich der allgemeinen Eigenschaften und Ansprüche des menschlichen In d iv id u u m s in ihrem V erhältnis zu den u nter den Menschen und ihren Leistungen bestehenden Verschiedenheiten und deren Bedeutung fü r das G e­ meinleben. I n m annigfaltigen Äußerungsformen, aber ihrem Wesen nach beharrend, machen diese Gegensätze sich in immer wieder aufs neue entbrennenden Kämpfen um den I n h a l t des Rechts geltend, und un ter dem Einfluß dieser Kämpfe nim m t das Recht, indem es bald der einen, bald der anderen Anschauungsweise einen über­ wiegenden Einfluß gestattet, Elemente der Parteilichkeit und also Ungerechtigkeit in sich auf. D er bezeichnete S achverhalt bringt es m it sich, daß der I n h a l t des Rechts ü berall in zahlreichen Bestandteilen die N a tu r eines K o m p r o ­ m i s s e s zwischen kollidierenden Interessen und Überzeugungen a n sich träg t, und zw ar eines Kompromisses, der gegenüber den im gesellschaft­ lichen Zustande sich beständig vollziehenden Ä nderungen im m er aufs neue M odifikationen und Revisionen fordert. Diese aber vollziehen sich in A b­ hängigkeit von Machtentscheidungen zwischen den T rä g e rn jener I n t e r ­ essen und Überzeugungen, welche, wie hoch im m er das Machtelement im Leben der Gesellschaft geschätzt werden m ag, doch n u r eine unvollkommene Bürgschaft fü r die Gerechtigkeit dieser M odifikationen bieten. M e r k e l , Recht und M acht, in S chm ollers I . V , 1 (S a m m lu n g bes. 420). Elemente § 11 („Ü ber die K o m p rom ißnatur d. Rechts"). § 41.

A us dem bisher A usgeführten erhellt, daß bezüglich aller Teile und Bestimmungen des Rechts folgende Fragen sich aus­ werfen und unterscheiden lassen: Welche Z w ecke oder welche Interessen liegen ihnen zugrunde und inwiefern entsprechen sie denselben? In w iefern sind sie g e r e c h t , d. h . inw iefern entsprechen sie der Beschaffenheit der Verhältnisse, welche ihren Gegenstand bilden, und dem, w as uns in tatsächlicher und ethischer Beziehung als W ahrheit bezüglich derselben g ilt?

D a s Recht a ls Lehre.

23

Eine Durchführung dieser dualistischen Betrachtung ist hier jedoch nicht beabsichtigt. Vielmehr soll regelmäßig nur auf die Interessen hingewiesen werden, welche für die Gestaltung der ein­ zelnen Teile des Rechts maßgebend sind. Nachdem das Verhältnis zwischen dem utilitären und dem ethischen Gesichtspunkt im allge­ meinen bestimmt worden ist, erscheint es nicht als erforderlich, im einzelnen überall darauf zurückzukommen. I n bezug auf das V e r h ä l t n i s v o n Z w e c k m ä ß i g k e i t u n d - G e r e c h t i g k e i t zu einander, und bzw. das der letzteren zum Rechte lassen sich, von der hier entwickelten Ansicht abgesehen, die nachfolgend bezeich­ n eten Auffassungen unterscheiden: 1. D ie I d e n t i f i z i e r u n g beider Begriffe. G enauer wird hierbei d a s Gerechte a ls d as der Gesellschaft Nützliche betrachtet und der I n h a l t des Rechts in allen seinen relevanten Eigenschaften restlos u n ter diesen B egriff gezogen. Hierbei kommt die Verschiedenheit und selbständige B edeutung der Beziehungen, in welchen das Recht steht, nämlich einerseits zu seinem Subjekte (§ 43), andererseits zu seinem Objekte (§ 27 ff.), und w as dam it zusam m enhängt, die Verschiedenheit der a n seinem Leben teilhabenden F aktoren nicht zu gebührender Beachtung. Die Gesellschaft, welche m ittels - e s Rechts einen beherrschenden E influß a u sü b t, fällt nicht einfach zu­ sam m en m it denjenigen, welche diesem beherrschenden E influß unterliegen. D e n letzteren aber ist es natürlich, danach zu fragen, wie sie dazu kommen, in einer gegebenen Weise beeinflußt zu werden, und wie sich diese Weise zu dem in entwickelteren Menschen lebendigen V erlangen verhalte, nicht er aufgeworfenen Frage selbstverständlich dasjenige maßgebend, w as die Gesetze dieses Staates darüber an die Hand geben. Reichsstrafgesetzbuch § 3 —8.

Einführungsgesetz zum B. a. 7—31.

§ 334. Die Regeln aber, welche die Gesetzgebungen der zivilisierten S taaten bezüglich dieser Kollisionen an die Hand geben, sind zur Ausbildung gelangt unter Berücksichtigung der unter diesen Staaten bestehenden Verhältnisse, im Einklang mit der gegenseitigen Anerkennnung ihrer Rechtsordnung und mit dem völkerrechtlich sanktionierten Grundsätze der Gleichberechtigung (§ 875). § 335. Nach diesen Regeln gilt im allgemeinen, dem T erritorialitäts­ prinzip gemäß (s. § 63), in bezug auf Rechtsgeschäfte und Rechts­ verletzungen das Gesetz desjenigen Staates als das nächststehende und zu Anwendung zu bringende, auf welchen die territorialen Beziehungen jener Vorgänge hinweisen.

Doch finden neben diesen territorialen Beziehungen auch die Persönlichen in einem gewissen, nicht gleichmäßig bestimmten, Um­ fange überall Berücksichtigung. M it der Frage, welches S ta ate s P riv a t- oder Strafrecht zur An­ wendung zu bringen sei, ist nicht überall die andere entschieden, vor welches S ta ate s Gerichten die betreffende Sache zum A ustrag zu bringen sei. Vielmehr gellen bezüglich der letzteren Frage zum Teil besondere Regeln. *§ 336.

Z. B. sind nach deutschem Recht strafbare Handlungen, welche auf deutschem Gebiete begangen werden, gleichviel ob von I n ­ ländern oder Ausländern, auf Grund und nach Maßgabe der deutschen Strafgesetze zu bestrafen. Daneben aber kommen diese Gesetze auch auf mancherlei Handlungen zur Anwendung, welche außerhalb des deutschen Gebietes, sei es von Deutschen, sei es gegen die Grundlagen und Lebensbedingungen eines deutschen Staates oder gegen gewichtige deutsche öffentliche Interessen begangen werden. I n den letzterwähnten Fällen, also dort wo im Auslande und von A usländern derartige Handlungen begangen werden (man denke an einen von Ausländern und vom Auslande aus gegen das Deutsche Reich unter­ nommenen Hochverrat oder ein solches Münzverbrechen), hat die auf G rund der deutschen Gesetze erfolgende Bestrafung den Charakter einer (legitimen) Selbsthilfe, weil der zur Bestrafung kommende Ausländer der deutschen Staatsgew alt nicht untertan ist, die Betätigung derselben ihm -gegenüber daher keinen obrigkeitlichen Charakter hat. *§ 337.

Mehr noch überwiegen die territorialen Beziehungen bezüg­ lich der Rechtsgeschäfte. S o genügt bezüglich der Formen eines Rechtsgeschäfts (z. B. eines Testamentes) im allgemeinen die Beobachtung des Rechts des Staates, in dessen Gebiet das Rechtsgeschäft zum Abschluß gelangt ist („locus regit actum“); bezüglich der Folgen eines Rechtsgeschäfts entscheidet bald dasselbe Recht, bald dasjenige des Staates, in dessen Gebiet sie praktisch werden sollen. F ü r sachenrechtliche Geschäfte (§ 542, z. B. Übertragung des Eigen­ tum s eines Grundstücks) ist regelmäßig das Recht des O rtes maßgebend, M e r t e l , Juristische Enzyklopädie. 4. Aufl. 10

wo die Sache sich befindet (die „lex rei sita e“), und wo also die Rechts­ folgen praktisch werden sollen. (Nach Einführungsges. zum B. gilt diessogar hinsichtlich der Form solcher Geschäfte.)

*§ 338. Bezüglich anderer juristischer Tatsachen läßt sich keine be­ herrschende Regel bezeichnen. Doch kommt bei vielen den per­ sönlichen Beziehungen eine überwiegende Bedeutung zu. S o ber amtlichen Handlungen, insofern für den Beamten bei Vornahme derselben das Recht des Landes maßgebend ist, als dessen O rgan er fungiert, gleichviel wo die Vornahme stattfindet. S o bezüglich der für die allgemeine Rechtsstellung einer Person (Volljährigkeit Staatsangehörigkeit re.) entscheidenden Tatsachen. I n neuerer Zeit ist das (zeitweise dominierende) Territorialitäts­ prinzip auf dem Gebiete des internal. Privatrechts vielfach zurückgedrängt worden durch die Betonung der Staatsangehörigkeit. S o läßt auch E in­ führungsges. zum B . für das Personen-, Familien-- und Erbrecht dasRecht desjenigen S ta a tes entscheiden, welchem die Person angehört („N alionalitätsprinzip").

§ 339. 2. Ähnliche Kollisionen wie zwischen Rechtssätzen verschiede­ ner S taaten können sich zwischen koexistierenden Rechtssätzen des­ selben S taates ergeben.

S o dort, wo in verschiedenen Provinzen oder sonstigen Teilen eines Staates verschiedene Rechtssysteme Geltung haben (s. § 325 Akg). § 340. Bei der Erledigung dieser Kollisionen sind dieselben terri­ torialen und persönlichen Momente entscheidend, wie bei der E r­ ledigung der zuvor besprochenen internationalen Kollisionen.

§ 341. Andere Gesichtspunkte machen sich bei den Kollisionen zwischen dem „gemeinen" Rechte eines Staates und dem in irgendwelchen Teilen desselben gültigen „partikulären" Rechte (§ 83) geltend. Unter diesen besteht überall ein Rangverhältnis, kraft dessen ent-

weder das gemeine oder das partikulare Recht den Vorrang be­ hauptet (vgl. bezüglich der Verhältnisse in Deutschland § 468, 567).

II. Die Anwendung des Rechts durch die Gerichte. 1. Aas richterliche Itrteit. *§ 342. Die Anwendung des Rechts erfolgt in zahllosen Fällen durch Vermittlung eines von ihm selbst geregelten Verfahrens, des „ p r o z e s s u a l i s c h e n " Verfahrens. Die hierbei zu lösende Aufgabe besteht im allgemeinen darin: von Fall zu Fall, wo ein anerkanntes Interesse dafür vor­ liegt, in maßgebender Weise festzustellen, was dem Rechte gemäß ist, und die Verwirklichung des dem Rechte Gemäßen (Bestrafung eines festgestellten Verbrechens — Beitreibung einer festgestellten Schuld) mit den Machtmitteln der Gemeinschaft durchzuführen. I h e r i n g , Zweck im R. I, 377 ff. D e g e n k o lb , Einlaffungszwang u. Urteilsnorm 77. H e l l w i g , Anspruch und Klagrecht 00. Lehrbuch I. B ü l o w , Klage u. Urteil 03. Litt, zu § 801, 825.

§ 343. I n jener F e s t s t e l l u n g liegt die spezifisch richterliche Funktion (s. auch § 320, 427, 803). D as Verfahren, das dieser Feststellung zugrunde liegt, ist in dem das Prozeßrecht behandelnden Abschnitt zu charakterisieren, hier dagegen die allgemeine Bedeutung dieser Funktion. § 344. Der Gesetzgeber stellt fest, daß mit Tatbeständen einer ge­ wissen A rt Rechtsfolgen von bestimmter A rt und Größe sich ver­ knüpfen sollen. E r bestimmt z. B .: „die Beleidigung wird mit Geldstrafe bis zu 6 0 0 M ark . . . . bestraft". D as Gericht dagegen stellt in einem gegebenen Falle fest, ob ein Tatbestand der betreffenden A rt sich verwirklicht habe — 10*

A. hat den B. beleidigt — und im Bejahungsfälle, welche be­ stimmten Rechtsfolgen nach dem Gesetze mit demselben verbunden seien — A. hat 100 M ark als S trafe zu zahlen. *§ 345. An dieser gerichtlichen Feststellung lassen sich spezieller die folgenden Elemente unterscheiden: 1. Die Feststellung der in Betracht kommenden t a t s ä c h ­ l i c h e n Vorgänge — A. hat zu dem B. gesagt, er sei ein Trunkenbold (Entscheidung einer Tatfrage, quaestio facti); 2. die Anwendung des einschlagenden R e c h t s b e g r i f f s auf diesen festgesetzten Tatbestand oder die Subsumtion dieses tatsächlichen Vorgangs unter den zutreffenden Rechtssatz (ius in thesi) — die Äußerung des A. enthält die Merk­ male des Rechtsbegriffs der Beleidigung (Entscheidung einer Rechtsfrage, quaestio iuris); 3. die Feststellung der Re c h t s f o l g e n , dessen, was in diesem Falle Rechtens ist (ius in hypothesi) — A. wird gemäß dem Strafgesetzbuche wegen Beleidigung zu 100 M. Geld­ strafe verurteilt. § 346. Indem das Gericht in den hervorgehobenen Beziehungen Ungewißheit und S tre it beseitigt und an die Stelle der abstrakten Norm des Gesetzes die konkrete des richterlichen Urteils setzt, verhilft es dem Rechte in bezug auf den einzelnen Fall zu der ihm wesentlichen Bestimmtheit und ergänzt so die gesetzgeberische Arbeit in bezug auf die Entwicklung der dem Rechte zukommenden Eigen­ schaften. *§ 347. Diese richterliche Leistung hat für den einzelnen Fall autoritäre Bedeutung. Was der endgültige richterliche Spruch für Recht erklärt, das hat für die Parteien dieses Prozesses dieselbe positive Gültigkeit, wie sie den Aussprüchen des Gesetzgebers für ihren

Die Anwendung des Rechts durch die Gerichte.

149

Bereich allgemein zukommt. I n ihm äußert sich die ordnende Macht des Rechts zwar in einer beschränkten Richtung, hier aber nach der Gesamtheit der für sie charakteristischen Merkmale. Vgl. § 117 ff., 822. D as richterliche Urteil baut die Rechtsordnung an einem bestimmten Punkte fertig, indem es hier die Arbeit des Gesetz­ gebers in dessen Geiste fortführt. I n diesem S inne hat man das Urteil wohl eine „lex specialis“ genannt, weil res ju d ic a ta jus facit in te r partes, aber nu r für den konkreten Fall. Seiner inneren Verwandtschaft m it dem Gesetze gemäß lassen sich in Beziehung auf seine Merkmale und seine Genesis analoge Unterscheidungen machen wie in bezug auf die Merkmale und die Genesis des Gesetzes (In h a lt und Befehl, Gebot und Gewährleistung, ethische und materielle Macht, Findung und Verkündigung) und find bezüglich seiner Herstellung Formen der Arbeitsteilung z u rÄ u sbildung gelangt, welche denjenigen verwandt find, die bezüglich der Ge­ setzgebung Bedeutung gewonnen haben (s. § 58).

2. Me Interpretation. § 348.

Die Entscheidung der Rechtsfragen seitens der Gerichte erfolgt auf G rund der Interpretation oder Auslegung des Rechts, d. i. der Erforschung und Entwicklung seines In h a lts. Die hierbei zu lösende Aufgabe kann sich in dreifacher Gestalt darstellen. M e r t e l 1. c. (§ 104). S a v i g n y , System Z 32 ff. Sc h a f f r a t h , Th. der Auslegung konstimt. Gesetze 42. S t e r l i n g , ZfKirchenr. 10. P s a f s - H o f m a n n , Komm. z. österr. bürg. Gesetzb. I, 166. B i n d i n g , Handb. § 4 6 f., 9 5 ff. W ach, Zivilprozeßr. § 2 0 ff. R e g e l s b e r g e r , Pandekten § 3 5 ff. K ö h l e r in GrünhZ. 13; in J h e r J . 25 („Schöpfe­ rische Kraft der Ju risp ru d e n z"; bes. der französ.!). S a l e i l l e s , Eins, in d. Studium des B . 05 S . 91. Gr e n y , Methode d’in te rp ret. et sources en dr. pr. posit. 99. v a n d e r E y c k e n , Meth. posit. de l’in te rp ret. ju rid . (Betonung des Zweck- und Wertgesichtsp.) 07. D a n z , Auslegung der R.geschäfte 2. A. 06. R.sprechung nach Volksanschauung u. Gesetz 08. L a b a n d , R.Pslege u. Volkstüml. R.bewußtsein in J Z . 05, 15 („Wenn m an von der R.pflege verlangt, daß sie jedem n e u .hervortretenden Be­ dürfnis des Augenblicks prompte Abhilfe verschafft, so verkennt m an ihre Aufgabe u. das Wesen des R., das der Festigkeit bedarf, mit welcher ein gewisser Grad von Sprödigkeit u. Unbiegsamkeit verbunden ist"). W u r z e l , D. jurist. Denken 04. B r ü l l , Kunst der R.anwendung 07. K r a u s , Gesetzesinterpretation, in G rünhZ. 32. R a d b r u c h , R.wissenschaft als R.schöpfung, im ArchSozialw. 22. S c h l o ß m a n n , I r rtu m über wes. Eigenschaften, Beitr. zur Th. d. Ges.auslegung. v. B l u h me in J h e r J . 51. — Litt, zu § 102, 105, 120.

* § 349. 1. E s kann sich bezüglich gegebener V e r h ä l t n i s s e darum handeln, die Rechtssätze aufzusuchen, welche G eltung für sie haben. E ine Bedeutung kommt hier speziell dem Falle zu, wo die Gesetze ihrem In h a lte nach über jene Verhältnisse nichts bestimmen, auch ein Gewohnheitsrecht hinsichtlich ihrer nicht existiert. H ier sieht sich der Richter auf die A n a l o g i e hingewiesen, von welcher in dem Abschnitt über die Entstehung der Rechtssätze gehandelt wurde (§ 1 0 5 — 111). E in bedeutsames Beispiel a u s neuester Z eit bildet die B ehandlung der Rechtsfolgen von „positiven V ertragsverletzungen" bei gegenseitigen V erträgen u n ter der Herrschaft des B. nach A nalogie der Vorschriften über Verzug (f. § 6 8 8 ): S t a u b 04. R G Z . 5 4 ,9 8 — 5 7 ,1 1 3 - 6 7 ,5 . L e h m a n n , Unterlassungspflicht 06 S . 271. K i s s , A rchB ürgR . 07. R G Z . 24, 5 0 : E s ist Sache der Rechtsprechung (und R.wissenschaft), „die G run d p rin zip ien des Gesetzes zutage zu fördern und auf die im Leben hervortretenden, im Ges. nicht besonders hervorgehobenen, u n ter d as P rin z ip fallenden F älle anzuwenden." E in Beispiel, wie die Recht­ sprechung „m ittels der Analogie die bestehenden Gesetze den neu entstehen­ den Erscheinungen des Lebens an p a ß t", s. R G Z . 27, 66.

§ 350. 2. E s kann sich bezüglich gegebener G r u n d s ä t z e darum handeln, zu erforschen, ob ihnen die Bedeutung geltender Rechts­ sätze zukommt, sei es überhaupt, sei es in Beziehung auf zeitlich, örtlich und persönlich bestimmte Verhältnisse gewisser A rt. F ü r die Lösung dieser Aufgabe ist maßgebend, w as über die Entstehungs- und Erscheinungsformen des Rechts (§ 102 ff., insbes. § 104), und über das Anwendungsgebiet der Rechtssätze (§ 313 ff.) gesagt wurde. § 351. 3. E s kann sich bezüglich gegebener Grundsätze, welche als geltende Rechtssätze für ein zeitlich, örtlich und persönlich bestimmtes Gebiet anerkannt sind, um die A b g r e n z u n g der Tatbestände handeln, welche ihnen zu subsumieren, sowie der Rechtsfolgen, welche m it ihnen zu verknüpfen sind.

Dies ist die Aufgabe der Interpretation im engeren Sinne dieses Wortes. § 352.

Die Interpretation i. e. S. bezeichnet man als „grammatische" Interpretation, sofern sie die bezeichnete Aufgabe einem Gesetze gegenüber durch Erforschung des Sinnes der gebrauchten Worte an der Hand des (allgemeinen und eines etwa bestehenden be­ sonderen technischen) Sprachgebrauchs zu lösen sucht; „logische" Interpretation, sofern sie die Beziehungen des Gesetzes zu anderen Gesetzen, sowie die Bedingungen und Gründe seiner Entstehung in Betracht zieht. * § 353.

Grammatische und logische Interpretation gehören jedoch überall zusammen, insofern eine Deutung dieses Gesetzes, welche durch den Wortsinn schlechthin ausgeschlossen wird, als ebenso unhaltbar erscheint, wie eine Deutung, welche nicht in Einklang zu bringen ist mit dem logischen Zusammenhange, dem das Gesetz -angehört, und der hieraus zu erschließenden gesetzgeberischen Willens­ meinung. Die vom Interpreten zu beantwortende Frage läßt sich in dieser Weise zusammenfassen: wie sind die Gesetzesworte in dem Zusammenhang, dem sie angehören, und nach den zur Zeit der Entstehung des Gesetzes gegebenen Umständen zu verstehen? Diese Frage ist eine einheitliche, sie läßt sich nicht in eine selbständig zu beantwortende grammatische und eine ebensolche logische Frage zerlegen. — Ih re Beantwortung kann zu einer Ausdehnung des Anwendungsgebietes eines Gesetzes über seinen Wortsinn hinaus führen (so sind die meisten Strafbestimmungen in die Fassung eingekleidet: „wer," „derjenige," „der" Angeschuldigte usw., zweifellos sollen sie sich aber doch auch auf weibl. Personen erstrecken). Extensive — Gegen­ satz restriktive Interpretation.

§ 354.

Der Wortlaut der Gesetze erscheint überall nur als eine un­ vollkommene und unvollständige Verkörperung des gesetzgeberischen Gedankens. Dem Interpreten liegt es ob denselben in seiner Ganzheit und in möglichster Bestimmtheit äum Bewußtsein und zum Ausdruck zu bringen.

152

D ritte s K apitel.

E rster Abschnitt.

B isw eilen werden juristische Tatbestände n u r m it einem bestimmtem N am en bezeichnet, ohne daß dem letzteren eine D efinition beigefügt w ird. S o bedroht unser Strafgesetzbuch die „B eleidigung", ohne zu sagen, wasd aru n ter zu verstehen sei. I n der Regel freilich werden die Tatbestände definiert. A ber m ögen die gesetzlichen D efinitionen noch so sorgsam redigiert u nd au f Vollständigkeit und Exaktheit angelegt sein, so werden sie 'doch regelm äßig Ausdrücke in sich schließen, welche mehrdeutig und ih rerseits wieder einer D efinierung bedürftig sind, welche dem I n te rp re te n zufällt. E in B eispiel: das Strafgesetzbuch bedroht die G otteslästerung und definiert sie a ls die H andlung desjenigen, der dadurch Ä rg ern is g ib t,'d a ß er öffent­ lich in beschimpfenden Ä ußerungen G ott lästert. W as heißt hier „Ä rg ern is g eben"? W as „öffentlich"? W as „beschimpfend"? Und vor allem,, w as heißt hier „ G o tt" ? H andelt es sich um den Gottesbegriff der christ­ lichen R e lig io n ? O der um den Gottesbegriff der Philosophie (wenn hier von e i n e m Begriff die Rede sein kann)? O der um alles das, w as von den Menschen irgendwo diesem Begriff subsumiert w ird ? Oder will hier vielleicht n u r der M ißbrauch des N am ens G ottes verpönt w erden? D ie A n tw o rt au f die letzteren F ra g e n ist dem Z usam m enhang des P a ra g ra p h e n , in welchem die Bestim m ung steht, und anderweitigen M om enten abzuge­ w innen, welche u n s d arüber A uskunft zu geben vermögen, welcherlei Interessen der Gesetzgeber hier einen Schutz zuwenden will. (Vgl. L ehr­ buch § 146.) *§

355.

D ie Aufgabe des Interpreten beschränkt sich indessen nicht darauf, die Gedanken zu rekonstruieren, welche die maßgebenden Faktoren bei dem Erlaß des Gesetzes gehabt haben. Vielmehr liegt es ihm ob, die Konsequenzen des Gesetzes und deren etwaige Modifikationen durch andere Gesetze klarzulegen, mögen dieselben jenen Faktoren zum Bewußtsein gelangt gewesen sein oder nicht. S o erhob sich hinsichtlich des Reichsgesetzes über den Wucher von 1880 die F rag e, ob resp. inw iefern dasselbe in privatrechtlicher Hinsicht rück­ wirkende K raft hab e? D ie Untersuchung darüber, w as der Gesetzgeber bei Schaffung des Gesetzes hierüber gedacht habe. führte zu keinem Ziele, es ließ sich Entscheidendes hierüber nicht ausmachen. D a s gleiche ist ab er hinsichtlich der w eitaus meisten F ra g e n der F a ll, welche im Wege der In te rp re ta tio n ihre B eantw ortung finden sollen. D enn mag sich auch häufig hinsichtlich solcher F ra g e n feststellen lassen, w as ein B erichterstatter, ein R edner, ein M itglied der R egierung, eine Kommission darüber ge­ dacht haben, diese alle sind nicht der Gesetzgeber. (E in Satz, der neuer­ dings gegenüber den um fangreichen M a terialien zum B . besonderer B e­ to n u n g bedarf.) A ls Gedanke des Gesetzgebers aber gilt alles, und n u r das, w as die Logik a ls im I n h a lte der gesetzlichen B estim m ungen (unter Berücksichtigung ihres V erhältnisses zu einander) enthalten und bzw. (im S in n e der § 105— 11) a ls von diesem vorausgesetzt zu erweisen verm ag, auch w enn es nie zuvor von jem andem wirklich gedacht worden ist. (D es-

halb treffend schon Thöl 1. c. S . 150: „ D a s Gesetz kann einsichtiger sein a ls der Gesetzgeber, von dem es sich durch die Publikation loßreißt". R G Z. 27, 411: D er Gesetzgeber kann nur in einer Sprache sprechen: durch Publikation des Gesetzes. W as nicht au s dem G. entnommen werden kann, ist nicht gesetzt. Recht. R G S1. 12, 372 rc.)

§ 356. Bei der gesamten Interpretation im weiteren S inne des Wortes sehen sich die Gerichte auf die Hilfe der Wissenschaft an­ gewiesen. R. Schmidt, D a s Reichsgericht u. die d. R.Wissenschaft, Sachs. Arch. 04.

Zweiter Abscbnitt.

Die Rechtswissenschaft. § 357. Die Aufgabe der Wissenschaft in bezug auf das Recht ist drei­ facher Art. E s liegt ihr ob: 1. die Interpretation desselben (das W ort in seinem weiteren Sinne genommen), wobei sie unmittelbar in den Dienst der Rechtsanwendung tritt (darüber § 348 ff.), 2. die Einkleidung seines In h a lts in die ihm angemessene geistige Form : die Form des Systems, 3. die Vermittlung des Verständnisses seiner Existenz und Wirksamkeit und der zeitlich und örtlich bestimmten Ver­ schiedenheiten seiner Gestaltung. Neben den Zit. zu § 102, 120, 348 vgl. J h e r i n g , Geist II, 3 0 9 ff. und in J h erJ . I, 1 (auch „Ges.Aussätze" II). B i n d i n g in Z S tW . I, 4. S o h m , Institutionen § 8. W i n d s c h e i d - K i p p , Pandekten § 24. G. R ü m e l i n , Juristische Begriffsbildung 78. M . R ü m e l i n , Wind­ scheid u. s. Einfluh aus Privatr. u. -Wissenschaft 07. S t i n t z i n g , Ge­ schichte der d. Rechtswissenschaft 80/84, III. Bd. von L a n d s b e r g 98.

§ 358. Die systematische Bearbeitung des Rechtsinhalts ist darauf gerichtet, in einem einheitlichen Ganzen logisch verknüpfter, ad 2.

nach der Nähe ihrer Verwandtschaft und gemäß ihrem allgemeineren oder spezielleren In h alte geordneter Begriffe und Regeln jenen I n ­ halt in umfassender und zugleich denkbar einfachster Weise zur Anschauung zu bringen. § 359. Diese Arbeit selbst hat in ihren wichtigsten Teilen den Charakter einer Zerlegung dessen, was a) bezüglich der Tatbestände, b) bezüglich der Rechtsfolgen, c) bezüglich der Verknüpfung beider Geltung hat, in seine einfachsten Elemente. Vgl. über die juristischen Tatbestände und deren Rechtsfolgen § 206 ff.

*§ 360. ad 3. Hinter dem logischen Ganzen der juristischen Be­ griffe und Regeln stehen reale Mächte, von welchen In h a lt, Geltung und Wert jener Begriffe und Regeln in letzter Linie abhängt. Der Wissenschaft liegt es ob, die N atur dieser Mächte, den Anteil einer jeden am Leben des Rechts und die Bedingungen zu erforschen, unter welchen sie bald diese, bald jene Begriffe und Regeln Geltung erlangen lassen; m. a. W ., den psycho­ logischen und geschichtlichen Zusammenhang aufzudecken, welchem das Recht in seiner Gesamterscheinung und in seinen besonderen Gestaltungen nach Ursachen und Wirkungen angehört, und aus diesem Zusammenhang heraus es verstehen zu lehren. Hinsichtlich der Lösung der unterschiedenen Aufgaben besteht ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis. Die Erhebung des Rechtsinhaltes in die Form des Systems setzt die Klarstellung dieses I n h a lts voraus und ist zugleich in ihrer zuverlässigen Durchführung von dem Verständnis dieses In h a lts in dem hier bestimmten S in n e des W orts abhängig. Andererseits setzt die Gewinnung dieses Verständnisses eine klare A n­ schauung von dem Gesamtinhalte des Rechts voraus, wie sie nicht ohne seine systematische Bearbeitung zu gewinnen ist. Die In terpretation aber schöpft einen wichtigen Teil ihrer Hilfsmittel aus den jenen anderen Auf­ gaben zugewendeten Arbeiten. M e r k e l , Uber das..V erhältnis der R.philosophie zur „positiven" R.wiffenschaft (s. § 20). Uber den Begriff der Entwicklung in s. An-

Die Rechtswissenschaft.

155

Wendung auf R. u. Gesellschaft (§ 122); auch „Fragmente" S . 36 ff. Rektoraisrede (§ 144). Verdienst der „historischen Rechtsschule" (Savigny, Puchta, Eichhorn u. Q.), den geschichtlich-nationalen Zusammenhang des Rechts betont, eine „geschichtliche Ansicht" von Recht und S ta a t begründet zu haben. S a v i g n y , Vom Beruf unserer Zeit für Gesetzgebung u?R.wissenschaft 14. Einleitung zu der von ihm ins Leben gerufenen „Z. f. geschichtl. R.wisfenschaft" 15. System des heut. röm. R. 4 0 ff. Über diese histor. Rechtsschule M e r k e l in den „Fragmenten" 102ff.; J h e r J . 32, 1 8 ff. G i e r k e , D. histor. R.schule u. die Germanisten 03. „ B r i e , D. Volksgeist bei Hegel u. in d. histor. R.sch., ArchRphil. 2. Über Savigny: S l i n t z i n g in Preuß. Ja h rb . 62. J h e r i n g in s. Ja h rb . 5. E n n e c c e r u s 79. Vgl. ferner J h e r i n g , Geist rc. A r n o l d , K ultur u. R.leben. D i l t h e y , Einleitung in die Geisteswissenschaften 83. S t i n t z i n g , Wendungen u. W andlungen der d. R.wiffenschaft 79. W i n d schei d, Aufgaben d. R.wiffenschaft, 84. B e k k e r , S tre it der histor. u. Philosoph. R.schulen 86. D as röm. R. auf deutschem Boden im 19. Jahrh., in „Heidelberger Professoren" 03 I. M e n g e r , Soziale Aufgaben d. R.wissen sch. 2. A. 05. § 361.

Für die Lösung dieser Aufgabe sind vor allem rechtsge­ schichtliche und rechtsvergleichende Arbeiten wichtig. Zugleich sieht sich die Rechtswissenschaft hierbei auf eine Unterstützung durch andere Wissenschaften — Volkswirtschaft, Ethik, allgemeine Völker­ kunde, allgemeine Geschichte re. — hingewiesen. Die hier besprochene Dreiteilung der wissenschaftlichen Aufgaben hat zu der Unterscheidung der allgemeinen Rechtslehre von den juristischen Spezialwissenschaften kein näheres Verhältnis. Die erstere umfaßt die allgemeinsten Ergebnisse sowohl der Arbeiten, welche auf die zweite, wie derjenigen, welche aus die dritte Ausgabe Bezug haben. Zugleich kommt in ihrem Bereiche der innere Zusammenhang, welcher zwischen diesen A r­ beiten besteht (§ 360 Anm.) in greifbarster Weise zum Vorschein. § 362.

D ie Arbeiten, welche unter diesen Gesichtspunkt fallen, haben zugleich eine Bedeutung für die Fortbildung des Rechts. D ie sachgemäße Entscheidung der Frage, wie das Recht zu reformieren sei, damit es den Veränderungen der gesellschaftlichen Zustände gegenüber seiner sich gleichbleibenden Aufgabe fort und fort entsprechen könne, ist davon abhängig, daß einerseits ein Verständnis des Rechts überhaupt und des zu reformierenden Rechts insbesondere nach seinen Ursachen und Wirkungen ge-

156

D r itte s Kapitel.

Z w eiter Abschnitt.

Wonnen ist, und andererseits ein Verständnis der gesellschaftlichen Zustände und der sich darin vollziehenden Veränderungen. D as erstere soll uns die Rechtswissenschaft verschaffen, das zweite die Gesamtheit der Wissenschaften, welche das gesellschaftliche Lebert zum Gegenstände haben. *§

363.

Der hier charakterisierten, dem wirklichen Rechte in Gegen­ wart und Vergangenheit zugewendeten Rechtswissenschaft stellt sich geschichtlich eine D isziplin zur Seite, welche nicht jenes wirk­ liche, sondern ein ideales Recht zum Gegenstände h at, und welche den Namen der Rechtsphilosophie für sich in Anspruch nimmt. Dies ideale Recht, das sogen. „ N a t u r r e c h t " , stellt sich als ein Inbegriff von Normen d ar, für welche auf Grund ihrer Übereinstimmung mit gewissen logischen oder ethischen Postulaten eine allgemeine, von positiver Satzung unabhängige Gültigkeit behauptet wird (welche jedoch die Gerichte nach Ansicht der neueren Vertreter dieser Disziplin nichts angehen soll). D ie M ehrzahl der hierher gehörigen A rbeiten gibt u n s, wenn w ir sie au f ihren wirklichen G ehalt ansehen, lediglich A uskunft darüber, wie die Verhältnisse sich ordnen m üßten, um den zu einer gegebenen Z eit ü berhaupt, oder bei einem bestimmten Volke oder Gesellschaftskreise, oder auch n u r bei den A u toren selbst dom inierenden ethischen Gefühlen und Anschauungen zu entsprechen: also eine subjektiv gefärbte Lehre vom G e­ rechten. Hierbei w ird in der Regel verkannt: 1. die subjektive N a tu r des angelegten W ertm aßes und die Ab­ hängigkeit seiner B edeutung von geschichtlich bestimmten V er­ hältnissen, 2. d as V erh ältn is der am Leben des Rechts teilhabenden ethischen Faktoren zu den sonstigen bestimmenden Faktoren, und w a s dam it zusam m enhängt, das V erh ältn is der Lehre vom Gerechten zu r Lehre vom Rechte, 3. die K o m p ro m ißnatur des Rechts. D ie in dem „Allgem. T eile" dieser Enzyklopädie gezogenen G ru n d ­ lin ien einer „ p o s i t i v i s t i s c h e n Rechtsphilosophie" h at M e r k e l in den „E lem enten" und den anderen zit. A rbeiten weiter ausgeführt. S . auch seinen Aufsatz über „Rechtsphilosophie" in dem (für die W eltausstellung in Chikago bestimmten) Werke „D ie deutschen U niversitäten". F e rn e r seine Zusätze zu G eyers „Gesch. der R -. und S taatsphilosophie" in Holtzend. Enzykl. 5. A .; in sb . § 25— 27 über U tilita rism u s (H auptvertreter in

Die Rechtswissenschaft.

157

Deutschland Jhering, „Zweck im R ."; vgl. Merkel „R. v. Jhering", Sam m lung 749; auch „D. Rundschau" Nov. 93), — Sozialism us — Z u ­ kunft der R.philosophie. S . Liepmann, Bedeutung Ad. Merkels für S tra frecht u. R.philosophie, in Z S tW . 17, 638; van Calker „Merkel" in Allgent. d. Biographie Bd. 52 („M. wurde von der Berliner Akademie der Wissensch. an Stelle Jherings zum korrespond. Mitglied gewählt als „Begründer einer positiven deutschen R.philosophie", womit seine Bedeutung zutreffend ge­ kennzeichnet ist"); Hagerup in T idsskrift for K etsvidenskab 1896. Diese positivistische R.philosophie stellt sich dar als die Wissenschaft von den Grundgedanken des Rechts und den Gesetzen ihrer geschichtlichen E ntfaltung. S ie will die juristischen Spezialwissenschaften als ein homo­ genes Glied ergänzen und sie umfassen, nicht wie eine von außen an­ gelegte Klammer, sondern wie die Rinde den Baum umschließt, aus dessen S äften sie gebildet ist. (Besprechung von Bergbohm, s. u.) Z u dieser allgemeinen Rechtslehre, wie sie Merkel aufgefaßt und angebaut hat, ver­ hält sich jene naturrechtliche R.philosophie wie die Legende zur Geschichte (Besprechung von Schuppe, Sam m lung 666). Z ur Geschichte der letzteren, für die Entwicklung des S ta a ts- und Rechtslebens höchst einflußreich gewordenen Lehre, zu deren Begründern Hugo G rotius (de ju re belli et pacis 1625) gehört, vgl. die § 21 zit. Schriften von S tahl, Trendelenburg, Ahrens, Geyer. — F i c k t e , System der Ethik 50. B l u n t s c h l i , Gesck. des allgem. S ta a tsr. 3. A. 81. R e h m , Gesch. der Staatsrechtswissensck. 96. H i l d e n b r a n d , Gesch. u. Syst. der R. u. Staatsphil. I. Klaff. Altertum 60. S t i n t z i n g - L a n d s b e r g , Gesch. der d. R.wissensch. (§ 358). B e r g b o h m , D as Naturrecht der Gegenwart 92 (dazu M e r k e l , im ArchÖffR. 8 u. Sam m lung 535. Auch B e r n a t z i k in Schm ollJ. 20). J o d l , Bedeutung des N. in d. Gegen­ w art, Prager J u r . V JS ch r. 93. S n e l l , Vorlesungen über N. 85 (dazu Sam m lung 535). G i e r t e , Genoffenschaftsrecht III. Althusius u. die Entwicklung der naturrechtl. Staatstheorien 2. A. 02. N. u. deutsches R. 83. B a u m a n n . Staatslehre des Hl. Thomas v. Aquino 73. H o ff,,.S ta a ts ­ lehre Spinozas 92. L i e p m a n n , R.philosophie Rousieaus 98. Über das N. der tathol. K.: v. H e r t l i n g , Z u r Beantwortung der Göttinger Jubiläum srede (Ritschlls) 87; C a t h r e i n , R., N., positives R. 01. — S . auch T a t n e , Gesch. d. französ. Revolution I. v. E ö t v ö s , Einfluß der herrschenden Ideen des 19. J h . auf den S ta a t 54. V o r l ä n d e r , Gesch. der philos. M oral-, R.- u. Staatslehre der Engländer u. Franzosen 55.

Die juristischen Spezialwissenschaften.

Vorbemerkung. § 364. W ir wenden uns im Besonderen Teile zunächst dem Rechte der staatlichen Gemeinschaft zu. Eine Betrachtung des Kirchen­ rechts sowie des die zivilisierten Völker verbindenden Völkerrechts wird sich anschließen. E in System des Rechts der staatlichen Gemeinschaft wird sich ergeben aus der Betrachtung des S taates selbst und seiner Wirksamkeit, welche deshalb hier vorangehen soll. Hierbei hat das im Allgemeinen Teile (§ 60 ff) hierüber Beigebrachte seine Ergänzung zu finden.

A. Das Recht der staatlichen Gemeinschaft. Einleitung. Der Staat selbst. *§ 365. Der S ta a t ist der Träger der O rdnung, in welcher die Lebensgemeinschaft eines Volkes sich verwirklicht. Zur allgemeinen Lehre vom St(aate): M e r k e l , Elemente § 15 ff. /Über Natur u. Entstehung des S t.). Fragmente zur Sozialwissenschaft. (D arin u. a. Einfluß der konserv. u. lib. Parteien auf S t . u. Gesellschaft S . 116; ihr Gegensatz 211.) Litt, zum Naturrecht § 363. (Die natnrrechtl. Theorie wollte den S t . zurückführen auf einen Vertrag der in ihm vereinigten Individuen. Besonders einflußreich R o u s s e a u , Du contrat so cia l 1752. I m Gegensatz hierzu die „organische" Staatsansicht, über M e r k e l , Juristische Enzyklopädie. 4. Aufl. 11

it. qegen weiche „Elemente" § 1 8 f.) v. M o h l , Gesch. u. Lit. der S t.wissenschäften 55 ff. Enzyklopädie derselben, 2.21.72. S ta a tsr., Völkerr., Politik 6 0 ff. B l u n t s c h l i , Lehre vom modernen S t., 6. A. 75/86. Gesch. der neueren St.wissenschaft 2 C., 3.21.81. D a h l m a n n , Die Politik auf Grund it. Matz d. gegeb. Zustände zurückgeführt, 2. 2t. 47. v. R a u m e r , Geschichtl. Entwicklung der Begriffe von R., S t. u. Pol., 3. 2l. 61. H e l d , S t . u. Gesellschaft 61 ff. W a itz , Grdzüge der Pol. 62. v. Ho Itz e n ­ d o r f s , Prinzipien der Pol. 69. Ro s c h e r , Pol., 2. 2t. 93. v. T r e i t s c h k e , Pol. (hrsg. v. Cornicelius), 2. 21. 99. v. S t e i n , Gesch. der sozialen Bewegung in Frankreich 50. Verwaltungslehre 69. F r a n t z , N atur­ lehre des S t. 2 C. 70. L i n d g r e n , Grdbegriffe des S t. (dazu Sam m ­ lung 304). B. S c h m i d t , Der St . 96. S e i d l e r , Ju rist. Kriterium des S t. 05. — W. v. H u m b o l d t , Ideen zu e. Versuche, die Grenzen d. Wirksamkeit d. S t. zu best. 51. I . S t . M i l l , Über die Freiheit, deutsch 60. Uber die Repräsentativverfassung, d. 62. L a b o u l a y e , L ’E ta t e t ses lim ites, 5. ed. P a ris 71. L i e b e r , Bürgert. Freiheit u. Selbstverwaltung, d. v. M itterm aier, 60. P olitical ethics, 2. A. Philad. 76. D u p o n t W h i t e , I/in d iv id u e t l’E ta t, 2. ed. P a ris 58. T o c q u e v i I l e , L ’ancien regim e et la revolution, 6. ed. P a ris 66. P e r t h e s , Deutsches Staats!eben vor der Revolution 45. Me i n e c k e , W eltbürger­ tum it. Nationalstaat 07. J e l l i n e k , Verfassungsänderung und -Wand­ lung 06. Kampf des alten mit dem neuen R. 07. G u m p l o w i c z , Rechtsstaat it. S ozialism us 81. Grdritz der Soziologie, 2. 2t. 05. Sozio­ logie it. Pol. (die 3 Schriften bespr. in Sam m lung Bd. II). Gesch. der St.theorien 05. M e n g e r , Neue St.lebre, 2. A. 04 (ein „Zukunftsstaats­ recht" vom sozialist. Standp., dazu Preuß. ArchÖffR. 18). Z u r „Natur­ wissenschaft!. Gejellschaftslehre": N atur und S t., Sam m lung von P reisschriften 0 3 ff. (dazu Tönnies in Schm ollJ. 29). v. H e r t l i n g - , R., S t. u. Gesellschaft (kathol. Standp.) 0 6 .— E d. M e y e r , Gesch. d. A ltertum s, 2. A. 08s. M o m m s e n , Römisches S ta a tsr., 3. A. 8 7 ff, Abritz 2. A. 07. — Deutsches S t a a t s w ö r t e r b u c h 57/70. H a n d b u ch des öffentl. R. in Monogr., begr. v. Marquardsen 87 ff. Jetzt „D as öffentl. R. der Gegen­ w art", hrsg. v. J e l l i n e k u. a. Daneben als fortlaufender Teil „ J a h r ­ buch des öffentl. R .", seit 07. H a n d w ö r t e r b u c h der St.wissenschaften, von Conrad u. a., 3. A. 09 ff. (darin Art. S t. v. 2ld. Wagner, Bd. 6). S t a a t s l e x i k o n i. A. der Görresgesellschaft, hrsg. v. Bachem lkathol. 2luffassung von R. u. S t.) 3. A. 08s. D a r e s t e , les constitutions m odernes, 2. ed. 91 ff S a l o m o n , Die deutschen Parteiprogram m e 1844/00, 07. — Z e i t sch r. f. d. gesamte Staatswissenschaft, seit 44. Arch ÖffR., seit 86. Annalen des D. Reichs, seit 68. Z. f. Politik, seit 07. § 366.

E r kann dies sein, sofern er bei diesem Volke die höchste Macht besitzt. Diesen Besitz bezeichnet man als „ S o u v e r ä n i t ä t " , den S ta a t selbst in seiner'Eigenschaft als Inhaber derselben als die „souveräne" Gemeinschaft.

M an spricht auch von „Halbsouveränen" S taaten , wobei man das Wort S ta a t aus Gemeinwesen anwendet, welche nicht für sich allein, sondern nur im Zusammenhange mit und bzw. in Abhängigkeit von anderen Mächten das Ganze der staatlichen Aufgaben und somit den vollen Begriff d es..Staates erfüllen. M an rechnet hierher u. a. Bulgarien (bis 1908) und Ägypten a ls „Vasallenstaaten" unter der Oberherrlichkeit (Suzeränität) der Türkei, T u n is im V erhältnis zu Frankreich. S . 875.

§ 367. Die S ouveränität des S taates läßt sich in zwei Merkmale zerlegen. S ie begreift nämlich: 1. die Unabhängigkeit von anderen, sei es außerhalb sei es innerhalb der Gemeinschaft und ihres Gebietes existierenden M ächten; 2. eine beherrschende Gewalt in bezug auf die Glieder der Gemeinschaft und alles, was innerhalb ihres Gebietes sich befindet. *§ 368. Der S ta a t ist eine juristische Person (§ 185 ff.). Als solche Träger von subjektiven Rechten und Rechtspflichten. Seinen Angehörigen und deren besonderen Verbänden gegenüber be­ stimmt und begrenzt er selbst diese Rechte und Pflichten. Über die irrige Ansicht, daß der S ta a t keine subj. Rechte haben könne, weil er identisch sei mit dem objektiven Rechtswillen: Elemente § 17. D arü b er, daß diese Identifizierung unhaltbar, weil die Tätigkeit des S ta a tes sich nicht erschöpft in der Aufstellung und Anwendung von Rechts­ normen, s. auch § 80 Z. 4.

§ 369. Gleich jeder juristischen Person bedarf der S ta a t einer Organisation, mittels welcher der in ihm herrschende Wille und die ihm anvertrauten Interessen sich betätigen und seine Rechte zur Ausübung gelangen können. § 370. Diese Organisation ist ihm in Personen und Personen­ verbindungen gegeben, welche in festen Verhältnissen der Über­ und Unterordnung und bzw. der Koordination für ihn zu han­ deln berufen sind.

Die in ihrer Wirksamkeit sich kund gebende Macht heißt die Staatsgewalt. § 371.

F ür diese Wirksamkeit ist gegenüber der Wirksamkeit anderer juristischer Personen und anderer Gemeinwesen charakteristisch: 1. ihr universeller Charakter, 2. ihr veränderlicher Charakter. § 372.

I h r u n i v e r s e l l e r Charakter, weil alle menschlichen I n te r ­ essen in den Umkreis dieser Wirksamkeit eintreten, sofern und soweit deren Befriedigung als von ihr abhängig betrachtet wird und solche Interessen sich als gemeinsame geltend zu machen vermögen. § 373.

I h r v e r ä n d e r l i c h e r Charakter, weil die angegebenen Voraussetzungen für bestimmte Interessen bald zutreffen, bald ermangeln, und bald in weiterem, bald in engerem Umfange gegeben sein können. S o hat das V erhältnis staatlicher Wirksamkeit zu Religion und Kirche, Kunst und Wissenschaft, Unterricht und gewerblicher Tätigkeit sich vielfach geändert und zeigt sich in verschiedenen Ländern verschieden bestimmt. § 374.

Jedoch lassen sich gewisse stabile Elemente in dieser Wirksam­ keit erkennen und gewisse Hauptrichtungen derselben überall unter­ scheiden. § 375.

Der wichtigste bezüglich dieser Richtungen bestehende Gegen­ satz ist derjenige zwischen der Rechtspflege und der W ohlfahrts­ pflege, da es dem S taate einerseits obliegt, für die Existenz einer rechtlichen Ordnung innerhalb seines Gebietes zu sorgen

und andererseits eine über diese Sorge hinausgehende schöpfe­ rische Tätigkeit zu Gunsten gemeinsamer Interessen zu entfalten. § 376.

Die R e c h t s p f l e g e in dem hier angenommenen weiteren S inne des Wortes, d. H. die Sorge für den Bestand einer recht­ lichen Ordnung begreift die Herstellung und Erhaltung der er­ forderlichen Organe (Justizverwaltung), die Schaffung der auf diese Organe und ihre Wirksamkeit bezüglichen Rechtssätze (Justiz­ gesetzgebung) und diese Wirksamkeit selbst, d. h. die Anwendung gegebener Rechtssätze auf gegebene Verhältnisse (Justiz im e. S .). § 377.

Die W o h l f a h r t s p f l e g e läßt sich scheiden in : a) die dem Auslande zugewendete, d. i. die Vertretung der gemeinsamen Interessen fremden Mächten gegenüber und in fremden Machtgebieten, b) die dem inneren Staatsleben zugewendete W ohlfahrts­ pflege. I n beidem ist einbegriffen die Sorge für die Existenz der erforderlichen Organe und Gesetze und die Wirksamkeit dieser Organe. § 378.

Der Tätigkeit, welche unmittelbar den Begriffen der Rechts­ pflege und der Wohlfahrtspflege sich subsumiert, läßt sich die Sorge für die Machtmittel zur Seite stellen, deren der S ta a t bedarf, um die ihm in jenen beiden Richtungen gestellten Auf­ gaben lösen zu können. E s gehört dahin a) die Sorge für die Wehrkraft des Staates, b) die Sorge für die Beschaffung, Verwaltung und Ver­ wendung der erforderlichen Geldmittel. § 379.

Den verschiedenen Richtungen der Staatstätigkeit entsprechend unterscheidet man verschiedene Seiten der in ihr sich äußernden

Gewalt — Justiz-, Polizei-, M ilitär-, Finanzgewalt — sowie verschiedene Seiten des zur Ausübung kommenden staatlichen Herrschafts- oder Hoheitsrechtes — Justiz-, Polizeihoheit re. § 380.

Den Stam m des Rechts, welches die in den bezeichneten Richtungen sich äußernde Herrschaft des Staates über Land und Leute zum Gegenstände hat, bildet das Staatsrecht i. e. S . § 381.

D as S t a a t s r e c h t (auch Verfassungsrecht genannt) be­ zeichnet die höchsten Träger und die Grenzen dieser Herrschaft, sowie die allgemeinen Formen, Richtungen und Schranken ihrer Betätigung. Sein hauptsächlichster In h a lt pflegt in besonderen Urkunden — den Berfassungsurkunden — dargestellt, und hinsichtlich seiner Abänderung unter besondere, ebenfalls zum Verfassungsrecht ge­ hörige Normen gestellt zu sein. Über die Verfassung des d. Reiches § 461, deren Änderung § 493. D ie Verfassungen der d. Einzelstaaten § 504; zu deren Änderung ist meist eine % Mehrheit erforderlich. § 382.

Demselben reiht sich das V e r w a l t u n g s r e c h t an. Dieses umfaßt das Detail der für die Ordnung der Staatstätigkeit und die Gestaltung ihrer Organe bestimmenden Rechtsgrundsätze, mit Ausscheidung des In h a lts der Justizgesetzgebung. Über den Begriff der Verwaltung im Gegensatz zu Gesetzgebung und Justiz § 415, 421 ff.; über Verwaltungsgerichte § 425. Über V erw altungs­ recht (V.) v. M e i e r , in Holtzend. Enz. G. M e y e r , Lehrbuch, 2. A. 9 3 f. E. L ö n i n q , Lehrb. 84. Otto M a y e r , Deutsches V . 95 f. (E dition frangaise 03.) Theorie des französ. V. 86. G n e i s t , D . englische V. im Vergleich m it den d. B.systemen 83. B o r n h a k , Grdriß des V. in Preuß. li. d. d. Reich 06. v. S t e n g e l . Begriff usw. des V. in Z S ta a tsw . 38, 221. Quellensammlung zum V. des b. Reichs 02. W ö r t e r b u c h des d. B . 9 0 ff. — „ V e r w a l t u n g s a r c h i v", seit 93. J a h r b u c h des V., seit 06.

E inleitung.

T e r S t a a t selbst.

167

f § 383. Das Verwaltungsrecht kann seines spezielleren In h alts wegen hier nicht näher behandelt werden. Hervorhebung verlangt jedoch die vorbildlich gewordene sozialpolitische Gesetzgebung des Deutschen Reichs über die zwangsweise Arbeiterversicherung seit 1883 und den Arbeiterschutz.

Auch das praktisch so bedeutsame, vielverästete Gewerberecht, in der Hauptsache in der Reichsgewerbeordnung von 1869 mit ihren zahlreichen Nachträgen enthalten, bedarf der Erwähnung. Welche wirtschaftliche und soziale B edeutung der (durch die Botschaft K aiser W ilhelm s I. v. 17. Nov. 81 eingeleiteten) Arbeiterversicherung — K ran k en -U n sall-Jn v alid itäts- u. A ltersvers. — zukommt, erhellt a u s ff. T atsachen: von 1885— 1907 inkl. sind an Entschädigungen gew ährt worden fü r Krankenvers. 3298, Unfall- und In v alid en v ers. je ca. 1500, im G anzen 6300 M ill. M . zu G unsten von 81 M ill. P ersonen (08 über 1 M ill. P ers. m it 157V2 M ill. Mk. Unfallentjch. bedacht). G egenw ärtig werden täglich 1,7 M ill. M . fü r diese Vers. aufgewendet. D ie B eiträge leisten bei Unfallv. die A rbeitgeber wesentlich allein; bei Krankenv. bisher zu Vs, bei J n validv. 2C . sie V 2 , A rbeitnehm er V 2 , u. Reichszuschuß. — E ntw . einer ein­ heitlichen (die bisherigen Gesetze zusammenfassenden und neu die W ittw enu. W aisenversicherung einführenden) „Reichsversicherungsordnung" 09. Z u m Arb.schutz gehören u. a. die Verpflichtung der A rbeitgeber zu V orkehrungen fü r Gesundheit u. Sittlichkeit ihrer A rb .; Beschränkung der Beschäftigung u. A rbeitszeit („M axim alarbeitstag") von jugendl. u. weibl. P erso n en , besonders Kinderschutzges. 1903 und G.O .-N ovelle 08 m it erhebl. Einschränkung der F ra u e n a rb e it ; V erbot den A rbeitslohn anders a ls durch B a rzah lu n g ü. an einen andern a ls den Arb. selbst zu leisten; A rb eits­ ruhe an S o n n ta g e n und bei Nacht; Vorschrift einheitl. A rbeitsordnungen fü r F abriken u n ter öffentl. K ontrolle; K oalitionsfreiheit der A rbeiter re. L e i t f a d e n zur Arb.Vers. i. A. des Reichsvers.am ts, 13. A. 08. L a ß , I h r e E inrichtung u. W irkung, 4. A. 04 und in Holtzend. Enz. I I . R o s t n , R . der Arb.versicherung 90/05. I h r e R echtsnatur 08. G esam tausgabe der Gesetze von P i l o t y , 2. A. 00 ff. R e c h t e r e cb u n g des R .vers.am tes. — S t i e r - S o m l o , D . Sozialgesetzgebung 06 f. Über Arb.schutz H d.w örterb. d. S taatsw iss. I, 591 ff. (Elster) ;'Gewerbegesetzgebg. IV , 440 ff.; Kom. zur R G O . von L a n d m a n n , 5. A. 07 f.

§ 384.

Zum In h alte der Justizgesetzgebung (§ 376) gehört: 1. D a s Z i v i l - und S t r a f p r o z e ß r e c h t , welches die für die Rechtspflege wichtigsten Organe und die Formen ihrer Tätigkeit betrifft.

2. D a s m a t e r i e l e Z i v i l - ( P r i v a t - ) R e c h t u n d S t r a f r e c h t , welches für den I n h a lt dieser Tätigkeit maßgebend ist. § 385. Dem Gesagten gemäß wird im weiteren gehandelt werden: 1. vom Staatsrechte; 2. vom Privatrechte; 3. vom Strafrechte; 4. vom Zivil- und Strafprozeßrechte. Dieses ist hier dem materiellen Rechte nachgestellt, weil es mehr von diesem abhängt als das materielle Recht von ihm. Alle diese Rechtsteile sind mit besonderer Beziehung auf das in Deutschland geltende Recht zu behandeln.

Erstes Kapitel.

Das Staatsrecht. Erster Abschnitt.

Im allgemeinen. I. Die Organisation der Staaten. § 386.

Bei der wissenschaftlichen Behandlung des Staatsrechts lassen sich wie bei der Behandlung jedes Rechtsteils Lehren von allgemeinerem Inhalte, welchen zugleich eine über das Recht des einzelnen Volkes und einer gegebenen Zeit hinausgreifende Be­ deutung zukommt, von spezielleren Lehren und bzw. von solchen unterscheiden, welche ausschließlich einem konkreten Rechtssysteme zugewendet sind und nur diesem gegenüber Geltung haben. Den Inbegriff der ersteren hat man häufig, in nicht glücklicher Weise, als „Allgemeines Staatsrecht" bezeichnet. Im folgenden sind einige Hauptpunkte dieser allgemeineren Staatsrechtslehre zu berühren. Es gibt ein allgemeines Staatsrecht (Str.) so wenig, wie es ein allgemeines Recht gibt; wohl aber eine allgemeine Staatsrechtslehre in demselben Sinne, in welchem es eine allgemeine Rechtslehre gibt (§ 2). Hinsichtlich der in ihr Bereich fallenden Grundbegriffe des Str. vgl. v. G e r b e r , Grundz. e. Syst. des d. Str., 3. A. 80. M e j e r , Einleitg. in das d. Str. 2. A. 84. Schulze, dgl. 2. A. 67. Se y d e l , Grundz. e. allgem. St.lehre 73. Staatsrechll. u. polit. Abhandlungen 93. Vor­ träge 03. „Allgem. St.lehre" von: B l u n t s c h l i - L ö n i n g , 6. A. 86,

170

Erstes Kapitel.

Erster Abschnitt.

B o r n h a k 96, N e h m 99, J e l l i n e k 2 .-A. 05, R ich. S c h m id t 01/03. Allgem. S tr . von G a r e i s 87; G u m p l o w i c z , 3. A. 07; H a ts c h e t (S lg . Göschen) 09. L a b a n d , S tr . des D . Reiches 4. A. 01. E s m e i n , E lem en ts de dr. constitut. frangais et compare 4. ed. 06. G i e r t e , Deutsches Genossenschaftsr. 68/81. D ie Grd.begriffe des S tr . und die neuesten Sir.theorien. Z Staatsm . 30. Labands S tr . u. die d. R.wissenschaft, Schm ollersJ. 7. R o s i n , Souveränität, S taat, Gemeinde, Selbstverwaltg. 83. R. der öffentl. Genossenschaft 86. Grundz. e. allgem. St.lehre nach d. polit. Reden u. Schriftst. Bismarcks 98. A n sc h ü tz , Bismarck u. d. Reichsverfassg. 99. v. R o ä l l , Bismarcks S tr . 03. P r e u ß , Gemeinde, S ta a t, Reich a ls Gebietskörperschaften 89. J e l l i n e k . Lehre v. d. S taaten ­ verbindungen 82 (St.lehre 719). System der subj. öffentl. Rechte 2. A. 05. Über Staatsfragm ente 96. D ie Str.lehre u. ihre Vertreter, in „Heidelb. Prof. des 19. Jh." 03. B r i e , Th. d. Staatenverbindungen 86. B e r nat z i k, Republik u. Monarchie 92. N e h m . Geschichte der Str.wisfenschaft 96. Z o r n , Entwicklung derselben seit 1866, im Jahrb. d. öff. R. I. § 387.

Unter den Organen des S taates muß zum mindesten eines sein, von welchem letzte Entscheidungen ausgehen, gegen welche es keine Berufung gibt, und dessen Willensäußerungen in ge­ wissen Grenzen unmittelbar als Äußerungen des Staatsw illens selbst gelten. *§

388.

Möglicherweise existiert in einem S taate nur e i n derartiges unmittelbares Organ des staatlichen W illens, welches neben sich nur Organe s e i n e s Willens hat, die in seinem Aufträge und nach Maßgabe seiner Befehle von ihm hergeleitete Rechte ausüben. Eine derartige Stellung hat insbesondere der Monarch in der unbeschränkten oder absoluten Monarchie. Seine Gewalt ist hier identisch mit der Staatsgew alt. § 389.

Die Einheit des S taatsw illens, seiner Gewalt und seines Rechts findet hier in der Einheit seines unmittelbaren Organes einen einfachen und greifbaren Ausdruck. Eine solche Organisation entspricht indessen im allgemeinen nur einer niederen Entwicklungsstufe des staatlichen Lebens, sowie Zeiten nationalen Niedergangs, schwerer Gefährdung des S taates oder revolutionärer Neubildungen.

* § 390. B on solchen Zeiten und Zuständen abgesehen stellt sich uns eine mehr gegliederte O rganisation vor Augen. F ü r verschiedene Richtungen der S taa tstä tig k eit sind hier v e r s c h i e d e n e von einander unabhängige O rgane vorhanden, von welchen letzte Entscheidungen ausgehen und welche den S ta a t s ­ willen zum unm ittelbaren Ausdruck bringen oder doch auf diesen Ausdruck maßgebenden Einfluß äußern. I n bezug auf gewisse Akte von allgemeinerer Bedeutung findet ein Zusammenwirken m ehrerer solcher O rgane statt, welche in dem gleichen unm ittel­ baren Verhältnisse zum Verfassungsrechte und dem in ihm sich äußernden Gemeinwillen stehen. * § 391. Eine solche S ta a tsfo rm h a t-d a s Deutsche Reich. Dasselbe besitzt eine M ehrzahl von O rg an en , welche ih r Recht nicht von einander ableiten, sondern gleicherweise u nm ittelbar von dem in der Reichsverfassung zu seinem höchsten Ausdruck gelangten n atio ­ nalen Willen. S o ist der Kaiser zweifellos ein O rg an des Reichswillens kraft eigenen, d. h. von keinem anderen O rgane abgeleiteten, sondern unm ittelbar auf die Verfassung gestützten Rechtes. Ebenso aber auch B u n d esrat und Reichstag (§ 495 ff.). D a s Entsprechende gilt für die sog. konstitutionellen M o n ­ archien (§ 513 ff.). § 392. E ine solche O rganisation pflegt wieder in e i n e r Person oder Personenverbindung zu gipfeln, welche die größte Fülle der M acht be­ sitzt und welcher es an höchster Stelle obliegt, für die E inheit und Stetigkeit in der Füh ru n g der Staatsgeschäfte S o rg e zu tragen. Eine derartige S tellu n g h at z. B . der M onarch in der be­ schränkten M onarchie (s. § 399 ff.). E s ist indessen keineswegs „begrifflich notw endig", daß un ter den O rg an en des S ta a te s eines in der bezeichneten Weise alle anderen ü b er­ rage. Vgl. § 505 bezüglich des D . Reiches. — J e l l i n e k , S ta a tsle h re 5 3 6 f.

172

E rstes Kapitel.

E rster Abschnitt.

*§ 393. Die Person oder Personenverbindung (Körperschaft), welche entweder das einzige (§ 388) oder das höchste (§ 392) unmittel­ bare O rgan des staatlichen Willens darstellt, heißt „der S o u ­ v e r ä n " ; ihre Macht „die souveräne Gewalt". Diese Gewalt begreift im ersten Falle die gesamte S ta a ts ­ gewalt, im zweiten nur die höchste unter den Gewalten, in deren einheitlicher Wirksamkeit der staatliche Wille zur Erscheinung kommt. D ie S o u v e rä n itä t in diesem S in n e einer Eigenschaft bestimmter P e r ­ sonen :c. ist wohl zu unterscheiden — aber oft nicht genügend g etren n t worden — von der S . a ls Eigenschaft des S ta a te s selbst, w orüber § 366. — I n der D oktrin ist eine Auffassung dieser Verhältnisse verbreitet, welche von der hier zum Ausdruck gebrachten abweicht, und welche m it den Tatsachen nicht in E inklang zu bringen ist. M a n lehrt (insb. L aband), daß die gesamte S ta a tsg e w a lt a ls eine an sich einheitliche und u nteilbare auch n u r e in 'u n m itte lb a r e s O rg an haben könne, welches O rg an in dem S o u v e rä n gegeben sei. W a s hier im Texte von der unbeschränkten M onarchie gesagt worden ist, das wird dam it a ls das fü r alle S ta a te n stets und notwendig G ültige hingestellt. D ie A rgum entation, auf welche diese Theorie sich stützt — E in h eit der S ta a tsg e w a lt, folglich E inheit ihres O rg a n s — ist indessen ein bloßes S o p h ism a.' M a n könnte ebensogut a u s der E inheit des tierischen O rg a ­ n is m u s die Unmöglichkeit folgern, daß derselbe mehrere O rgane habe, oder a u s der E inheit des individuellen W illens, daß derselbe n u r ein m it ihm in u n m ittelb arer Beziehung stehendes O rg a n besitzen könne! Ehe m an a u s der E inheit des S ta a te s , seines W illens und seiner G ew alt F o lg eru n g en ableitet, sollte m an sich bestimmtere Rechenschaft darüber geben, welche A rt der E inheit auf G ru n d der Tatsachen jenen zuzuerkennen sei. U nter den S chriftstellern, welche sich m it dieser F ra g e beschäftigt haben, sind diejenigen, auf welche jene E inheit den größten Eindruck her­ vorgebracht hat, dahin gelangt, den S t a a t a ls eine große, der E inzel­ persönlichkeit verwandle, in sich selbst ruhende Persönlichkeit vorzustellen. Gesetzt aber auch (w as dem Sachverhalt nicht entspricht), der S ta a t sei dies, eine Persönlichkeit m it eigener Seele, und besitze dieselbe H arm onie der geistigen K räfte, dieselbe Einheitlichkeit der Zwecke und des H an d eln s, welche die vollkommenste Einzelpersönlichkeit charakterisieren, so stünde es um jene Theorie nicht im geringsten besser. D enn es würde dam it nicht ausgeschlossen sein, daß diese Seele sich durch eine Vielheit verschieden­ artig er, m it verschiedenen Leistungen betrauter, und u n ter sich in einem Gleichgewichtszustände erhaltener K räfte wirksam zeigte. S . auch § 412 A. Z u den bedenklichsten Konsequenzen führt jene Theorie in ihrer A n ­ wendung auf die m odernen konstitutionellen S ta a te n (§ 401). D eren B ild wird u n ter ihrem Einflüsse durchaus verzeichnet. S peziell kommt die

D ie O rganisation der S ta a te n .

173

S te llu n g der V olksvertretung zu keiner richtigen W ürdigung. D a die gesamte ungeteilte S ta a tsg e w a lt bei dem S o u v e rä n , also in den M onarchien in den H änden des M onarchen ruhen soll, so ergibt sich bezüglich der V olksvertretung die A lternative, sie entweder a ls ein abhängiges O rg a n - e s königlichen (nicht u nm ittelb ar des staatlichen) W illens zu betrachten, oder die in ihrer Wirksamkeit sich äußernde M acht a ls eine außerstaatliche anzusehen. D ie eine A nnahm e aber ist so u n h a ltb a r wie die andere. J e n e M acht selbst wird u n ten charakterisiert werden (§ 4 0 0 f., 5 0 0 ff., 522 ff.). — D ie eigentümlichsten Konsequenzen w ürden sich aber a u s jener Theorie bei ih rer A nw endung aus das Deutsche Reich ergeben. D a dem Kaiser die souveräne G ew alt im Reich zweifellos nicht zusteht, so würde er jener T heorie zufolge an der Reichsgewalt überhaupt keinen selbständigen A nteil haben, w as den Tatsachen au fs handgreiflichste widerstreitet (§ 505). I n - e r O rg an isatio n der „B undesstaaten" (§ 405), zu welchen das D . Reich gehört, zeigt sich überhaupt besonders klar, wie wenig dem S ta a te die von jener Lehre geforderte E inheit wesentlich ist. D ie gewöhnliche Lehre von der S o u v e rä n itä t weist in dem hervor­ gehobenen P unkte auf den U rsprung zurück, welchen sie in der Z eit des absoluten K önigtum s gesunden hat (zum al in Frankreich durch B o d i n , D e la rep u b liq iie 1576). Dessen Verhältnissen entspricht sie. D en F o rm en der beschränkten M onarchie aber sucht sie durch Fiktionen gerecht zu werden. H a n c k e , B odin 94. D o ck , D . S .B eg riff von B odin bis Friedrich - . G r. 97. L a b a n d tz 7. J e l l i n e k , S ta a tsle h re 421 ff. § 394.

M an teilt die S taaten nach verschiedenen Gesichtspunkten ein, welche zum Teil mit der verschiedenen Art, wie die unmittel­ baren Organe des Staatsw illens bzw. die höchsten derselben sich bestimmen, zum Teil mit der verschiedenen Rechtsstellung dieser Organe zusammenhängen. Die wichtigsten dieser Einteilungen sind: 1. Die Einteilung der S taaten in Monarchien, Aristokra­ tien, Demokratien; 2. diejenige in Bundes- und Einheitsstaaten; 3 . diejenige in Rechts- und Autoritätsstaaten. *§ 395.

1. M it Rücksicht aus die verschiedene Weise, wie der Träger ber höchsten Gewalt sich bestimmt, teilt man die S taaten in : a ) Monarchien, b) Aristokratien, c) Demokratien oder Republiken. Häufig (und wohl zutreffender) unterscheidet man mit Be­ ziehung aus denselben Einteilungsgrund bloß Monarchien und

Republiken und teilt die letzteren in aristokratische und demo­ kratische Republiken. Jene Dreiteilung findet sich schon bei Aristoteles, „Politik" III, 5.

§ 396. a) Die M o n a r c h i e

charakterisiert es, daß e i n e Person, der Monarch, die höchste Gewalt hat, das oberste Willensorgan des S taates darstellt. § 397.

M it dem Besitze der obersten „souveränen" Gewalt verbindet der Monarch die persönliche Repräsentation des Volksganzen und seiner Einheit. D am it hängen besondere Rechte des Monarchen — Ehren­ rechte, Majestätsrechte — zusammen. § 398.

M an unterscheidet verschiedene Arten der Monarchie m it Rücksicht a ) auf den Umfang der monarchischen Gewalt, ß) die Art, wie der Monarch zu seiner Herrscherstellung berufen wird. § 399. a ) Dem ersten E inteilungsgrunde entspricht die Unterscheidung

der unbeschränkten oder absoluten von der beschränkten M onarchie. Vgl. hinsichtlich jener § 388, hinsichtlich dieser § 392. * § 400.

I n den b e s c h r ä n k t e n Monarchien stehen dem Herrschen Organe mit eigener nicht von ihm abgeleiteter Gewalt in gewissen politischen Körperschaften zur Seite: den Landständen, Landtagen, Kammern. Diesen kommt hier ein selbständiger Anteil an dev Lösung bestimmter Aufgaben zu, speziell an der Fortbildung desobjektiven Rechts und an der Ordnung des Staatshaushaltes. * § 401.

Eine besondere Bedeutung kommt diesen politischen Körper­ schaften in der sog. k o n s t i t u t i o n e l l e n Monarchie zu, der für

die Gegenwart wichtigsten U nterart der beschränkten Monarchie. S ie stellen hier eine Volksvertretung von besonderer N atur dar, welcher in den Ministern die verantwortlichen Ratgeber des M o­ narchen gegenüberstehen. (Spezielleres hierüber in § 522 ff.) Die älteste Form dieser konstitutionellen Monarchie ist im englischen S taate gegeben, dessen Grundformen bei ihrer E in­ führung auf dem Kontinente als Vorbild wirkten, wenn dasselbe auch nirgends genau kopiert wurde. Beispiele einer beschränkten, aber nicht konstitut. M onarchie bieten die beiden G roßherzogtüm er Mecklenburg.

*§ 402. ß) Dem zweiten Einteilungsgrund entspricht die Unter­ scheidung der erblichen von der Wahlmonarchie. Bei ersterer entscheidet über die Thronberechtigung die Ver­ wandtschaft mit dem Vorgänger in der Herrschaft nach Maßgabe der Hausgesetze bzw. der Verfassung; bei letzterer wird der Thron­ folger durch Wahl bestimmt, wobei der Kreis der zum Wählen Berechtigten verschieden gezogen sein kann. Über die T hronfolgeordnung in den deutschen E rbm onarchien § 521.

§ 403. d) I n der A r i s t o k r a t i e hat eine Personenverbindung, welche eine M inderheit unter den vollberechtigten Bürgern dar­ stellt und die Häupter bestimmter vornehmer Geschlechter oder die (männlichen) Angehörigen eines bestimmten Standes begreift, die höchste Gewalt. § 404. I n der D e m o k r a t i e oder Republik ist die höchste Ge­ walt bei der Gesamtheit der in bestimmten verfassungsmäßigen Formen tätigen vollberechtigten Bürger. c)

Über „moderne D." Fragmente S . 232—347. Laveleye, le Gouver­ nement dans la D. 92.

*§ 405. 2. I n der Gegenwart kommt der komplizierten Organisation des „ B u n d e s s t a a t e s " eine besondere Bedeutung zu. Der Bundesstaat ist ein gegliedertes Staatswesen, in welchem der Staatsw ille und die S taatsgew alt von verschiedenen Punkten aus durch eigenberechtigte Organe in einer unmittelbaren Weise zur Betätigung gelangen, nämlich einerseits durch die Z entral­ organe des Ganzen, andererseits durch diejenigen der Glieder. Beide bringen hier staatliche Gewalt und Herrschaft über Land und Leute in unmittelbarer Weise zur Ausübung. Über die verschiedene rechtliche Auffassung des Bundesstaates und spez. des D. Reiches, je nachdem man insb. die Souveränität für ein wesentliches Merkmal des Staates ansieht: G. M e y e r , Erörterungen über die R.verfassg. 72. S e y d e l , in ZStaatsw. 28 u. Annalen 1876. Hä r t e l , Studien 173. Z o r n ,Z S ta a ts w .3 7 u.Annalen 1884. ti. ( S t e n g e l , SchmollJ. 22. L a b a n d , Z 7 ff. u. ArchÖffR. 19. J e l l i n e k , S taats­ lehre 472. R o s e n b e r g , Annalen 05. O. M a y e r , ArchÖffR. 18. L e B n r - P o s e n e r , Bundesstaat u. Staatenbund 02. T r i e p e l , Kompe­ tenzen des Bundesstaats 08. § 406.

Die Voraussetzung dieser Organisation bildet ein öffentliches Recht, welches für die Wirksamkeit der gemeinsamen Organe und der Organe der Glieder in ihrem Verhältnisse zu einander be­ stimmte Grenzen zieht. Beispiele einer solchen Organisation bieten das Deutsche Reich, die Schweiz, die Nordamerikanische Union. v. H o l s t , Str. der Verein. Staaten v. Amerika 85. B r y c e , The American Commonwealth 3. ed. 05. Bu r c k h a r d t , Komm. d. Schweizer Bundesverf. 05. * § 407.

Der Bundesstaat ist durch die bezeichneten Merkmale in einen Gegensatz gestellt: a) zu völkerrechtlichen Verbindungen selbständiger Staaten, wie sie in den verschiedensten Formen vorkommen, als „Allianzen" zueinzelnenbestimmten Zwecken, als „Personal"-oder „Realunionen" d. H. Verbindungen unter demselben Herrscher (sei es zufällig,

insbes. durch Erbgang — so Holland und Luxemburg bis 1890 — sei es auf dauernder Rechtsgrundlage — so Schweden und Norwegen bis zur Auflösung ihrer Union 1905), oder als „Staatenbünde", „Konföderationen" (so der ehemalige 1815 gegründete „Deutsche Bund", § 448). Auch derartige Verbindungen können eine juristische Person darstellen und eigene Organe haben. Aber die letzeren üben nur abgeleitete Rechte und keine unmittelbare Herrschaft über Land und Leute aus. § 408. Der Bundesstaat bildet andererseits einen Gegensatz b) zum „Einheitsstaate" (Frankreich, Italien , Spanien). Dieser kann zwar in Provinzen gegliedert sein, welche auch juristische Persönlichkeit und eigene Organe haben, allein diese Provinzen üben nicht wie die Glieder des Bundesstaates eine staatliche Herrschaft kraft eigenen Rechtes aus. *§ 409. Der Begriff des S taates gelangt im Bundesstaate nur ein­ mal, nämlich durch das gegliederte Ganze, zu seiner vollen Verivirklichung, da die dem S taate gesetzte Aufgabe nur durch die sich ergänzende Wirksamkeit der gemeinsamen Organe und der besonderen Organe der Glieder in ihrem ganzen Umfange gelöst wird, während die gemeinsamen Einrichtungen sowohl wie die­ jenigen der Glieder, für sich betrachtet, nur Bruchstücke eines S taates darstellen; nur in ihrer Verbindung erfüllen sie dessen Begriff. D er eingebürgerte Sprachgebrauch, welcher das W ort S ta a t sowohl aus das Ganze wie aus die Glieder anwendet, ist deshalb juristisch inkorrekt. Auch hier aber sollen die Glieder diesem Gebrauche gemäß „Glied-, Einzel- oder Bundesstaaten" heißen. § 410. 3. Bei verschiedenartigster Bestimmung seiner höchsten WillensOrgane kann ein S ta a t den Charakter eines „Rechtsstaates" haben M e r k e l , Juristische Enzyklopädie. 4. A ufl. 12

in dem besonderen S in n e , welcher sich m it diesem N amen in neuester Z eit verbunden h a t, oder den C harakter eines reinen „A utoritätsstaates". M it dem Worte „Rechtsstaat" sind verschiedene Begriffe verbunden worden. F ü r die Gegenwart kann n u r der im flg. § bestimmte eine Bedeutung in Anspruch nehmen (welche sich indessen nicht auf die Gegen­ w art beschränkt).

*§ 411. D en „ R e c h t s s t a a t " charakterisiert ein ausgebildetes und in gesicherter Wirksamkeit stehendes öffentliches Recht, ein öffent­ liches Recht, welches: a) für die Gesam tordnung des staatlichen Lebens das oberste M aß an die H and gibt, derart, daß W illensäußerungen der G e­ w althaber n u r insofern eine verpflichtende K raft besitzen, als sie in den von diesem öffentlichen Rechte bestimmten Schranken und Form en erfolgen, und niemand eine G ew alt besitzt, welche nicht an solche Schranken und Form en gebunden wäre, und welches: b) O rgane besitzt, die im Falle von Überschreitungen jener Schranken angerufen werden können und die nach ihrer Zusam m en­ setzung und S tellung G aran tie für eine unparteiliche Recht­ sprechung darbieten. R. v. G n e i s t , D. Rechtsstaat 2. A. 79. Verwaltung, Justiz, Rechts­ weg 69. S elfgovernm ent, Kommunalverf. u. Berwaltungsgerichte in England 3. A. 71. Engl. Versassungsgesch. 82. B ä h r , D. Rechtsstaat 64.

§ 412. I n dem reinen A utoritätsstaate bildet dagegen der Wille eines Einzelnen oder einer M ehrheit, der W ille des S o u v erän s, das schlechthin maßgebende P rin z ip in der O rdnung des öffent­ lichen Lebens, derart, daß ihm gegenüber kein objektives und kein subjektives Recht existiert, dem die Bedeutung einer Schranke z u - . erkannt wäre. D er speziellere Charakter dieses S ta a te s ist von der besonderen N a tu r der Quellen und Stützen der A u to ritä t des herrschenden

D ie O rganisation der S ta a te n .

179

Willens abhängig. Der geschichtlich bedeutsamste Fall ist der, wo die Herrscher diese Autorität als unmittelbare Organe des göttlichen Willens in Anspruch nehmen. Manche betrachten den in § 411 charakterisierten „Rechtsstaat" a ls eine bloße Chim äre. D ie m it H änden zu greifende Tatsache, daß in den höchststehenden S ta a te n der V ergangenheit und G egenw art das Recht sich auch in bezug au f die Verhältnisse zwischen den O rganen des S ta a te s selbst und zwischen diesen und den E inzelnen a ls eine regulierende, einer­ seits Schranken setzende, andrerseits schützende, M acht in höherem oder geringerem M aße bew ährt hat und bewährt, wird um gewisser doktrinärer Begriffe willen, m it welchen sie sich nicht verträgt, bestritten. E s ist die oben (§ 393) charakterisierte Lehre von der souveränen G ew alt, au f welche m an sich dabei stützt. W äre die souveräne G ew alt, z. B . die G ew alt des K önigs in der beschränkten M onarchie, wie jene Lehre postuliert, überall identisch m it der gesamten u n teilb aren und unbeschränkten S ta a tsg e w a lt, so hätte es freilich keinen S in n , ih r gegenüber von einer beschränkenden staatlichen M acht — u nd um eine solche handelt es sich doch beim öffentlichen Rechte eines S ta a te s — zu red en ! I s t die königliche G ew alt durch den im öffent­ lichen Rechte sich äußernden S ta a tsw ille n beschränkt, so kann sie nicht a ls identisch m it der G ew alt dieses W illens gedacht w erden; ist sie dagegen identisch m it dieser G ew alt, so hängt K raft und G eltung des öffentlichen Rechts in jedem M o m ent seiner Existenz von ihr ab, und kann dasselbe sich folglich nicht gegen sie selbst, nicht a ls eine S c h ra n k e ' ihr gegenüber gellend machen! Aber die H infälligkeit jener Lehre ist bereits dargelegt worden. I n dem Rechtsstaate äu ß ert sich der W ille und die M acht des S ta a te s nicht bloß in e i n e r F o rm und a n e i n e m P unkte in unm ittelbarer Weise, sondern durch eine M ehrzahl von O rganen und zugleich durch das diese O rg ane m it Schranken umgebende öffentliche Recht. D er E inheit der Staatspersönlichkeit widerstreitet die selbständige Bedeutung und be­ schränkende M acht dieses F aktors nicht, so gewiß a ls diese Persönlichkeit nicht identisch ist m it einem ihrer O rgane. S ie widerstreitet der E inheit dieser Gesamtperson so wenig, wie die maßbestimmende, hier drängende, dort hemmende Wirksamkeit des individuellen Gewissens der E inheit der Einzelpersönlichkeit widerstreitet. E s erledigt sich dam it die in der Wissenschaft oft erörterte F ra g e, wie es begreiflich zu machen sei, daß der S ta a tsw ille durch das von ihm selbst ausgehende Recht a ls gebunden erscheine. Gebunden durch dieses Recht sind' die abhängigen O rgane und Glieder des Ganzen, nicht dieses selbst. In d e m der S ta a tsw ille nicht willkürlich das von ihm geschaffene Recht und die u n ter dessen E influß entstandenen Rechtsverhältnisse ignoriert, sondern diese seine Wirksamkeit gelten läßt und so sich selbst und den ihm gestellten Ausgaben getreu bleibt, erscheint er nicht in anderem S in n e a ls gebunden, a ls in welchem der Einzelne, der sich selbst und seinen dauernden In teressen treu bleibt, sich hierbei a ls u nfrei darstellt.

§ 413. Einen Gegensatz zu den bisher in Betracht gezogenen Organen des Staates bilden die S ta a ts - B e h ö r d e n . Diese haben staat­ liche Geschäfte fräst eines von jenen höheren Organen abgeleiteten Rechtes zu besorgen. I n den größeren Staaten sind für die verschiedenen Rich­ tungen der Staatstätigkeit (§ 375 ff.) besondere Systeme solcher Behörden vorhanden (s. § 533). § 414. Änderungen der staatlichen Organisation, auch solche, welche sich auf den Inhaber der höchsten Gewalt beziehen — man denke an die Verdrängung der monarchischen durch die republikanische Staatsform oder den umgekehrten Vorgang (wie beide sich in Frankreich wiederholt abgespielt haben) — berühren nicht die Identität des Staates und die Fortdauer seiner Rechte und Pflichten Dritten gegenüber. II. Formen und Richtungen der Staatstätigkeit.

*§ 415. Die Staatsgew alt betätigt sich in allen früher genannten Richtungen (§ 375 ff.) in verschiedenen G ru n d fo rm en . Die Hauptformen sind: 1. Die Aufstellung, Änderung und Aufhebung abstrakter Rechtssätze durch Gesetze und Verordnungen, § 419 f., 423, 2. die Anwendung gegebener Rechtssätze auf gegebene Ver­ hältnisse durch die staatlichen Gerichte in den Formen der „Justiz" (§ 376, 427), 3. die Erledigung konkreter Angelegenheiten in den Formen der „Regierung" oder „Verwaltung" (§ 422). *§ 416. M it dieser Unterscheidung steht in einem Zusammenhange, ohne jedoch mit ihr zusammenzufallen, die Unterscheidung v o n :

Form en und Richtungen der Staatstätigkeit.

181

a ) Gesetzgebung, b ) Justiz, c) Regierung oder V erw altung; und bzw. von: gesetzgebender Gewalt, richterlicher Gewalt, vollziehender, verwaltender, Regierungsgewalt. Von nachhaltigem Einfluß war die Lehre M ontesquieu’s (E sprit des lois 1748 1. XI) von der „Teilung der Staatsgew alten" in pouvoir legislatif, judiciaire e t executif, welche im Interesse der Freiheit der Individuen an selbständige und von einander unabhängige Personen oder Körperschaften übertragen sein sollen, damit „le pouvoir a rrete le p., pour qu’on ne puisse abuser du p .“ — Eine solche Dreiteilung kommt in allen heutigen deutschen Verfassungen zum Ausdruck, besonders scharf in der preußischen.. .(§ 518). E s handelt sich hierbei aber nur um die Funktionen bzw. Äußerungsformen der einheitlichen Staatsgew alt; auch sind Justiz und Verwaltung der Gesetzgebung nicht gleich- sondern unter­ geordnet (§ 425, 429).

§ 417. D as Besondere dieser Dreiteilung (gegenüber der in § 415 erwähnten) begründet sich in ihren Beziehungen zu den Einrich­ tungen des modernen Rechtsstaats und speziell desjenigen, in welchem eine Volksvertretung einen maßgebenden Anteil an der Erledigung wichtigster staatlicher Angelegenheiten hat.

Ih re Bedeutung ist hier näher darzulegen. *§ 418. a ) Bei dieser Dreiteilung ist das W ort „Gesetzgebung" in

einem besonderen, auf ein Zusammenwirken von Regierung und Volksvertretung hinweisenden S inne genommen, und begreift teils mehr, teils weniger als: Bildung von „Gesetzesrecht" und als: Ausstellung und Aufhebung von Rechtssätzen (§ 102 ff.). L a b a n d , K 5 4 f f . J e l l i n e k , Gesetz und V erordnung87. R o s i n , Polizeiverordnungsrecht in Preußen, 2. A. 95. A n sch ü tz, Die Theorien über d. Begriff der gesetzgebenden Gewalt rc., 2. A. 01. — . . H ä n e l , Gesetz im formellen ü. materiellen S in n e 88. v. M a r t i t z , Uber den konstitutionellen Begriff des Ges., in Z S taatsw . 36. A r n d t , Ver­ ordnungsrecht des d. Reichs 84. D as selbständige B.recht 02. — H u b r i c h , D. Reichsgericht über d. Gesetzes- u. Verordnungsbegriff nach Reichsr. 05.

§ 419. D ie Gesetzgebung in diesem (form alen) S in n e des W ortes um faßt nämlich n u r diejenige B ildung von Rechtssätzen, zu welcher verfassungsmäßig die Zustimm ung der Volksvertretung (der for­ melle „Weg der Gesetzgebung") erforderlich ist, um faßt aber andererseits zugleich die Regelung gewisser konkreter Angelegen­ heiten (z. B . die Bew illigung einer Aussteuer fü r eine Prinzessin), derjenigen nämlich, für welche die Verfassung ebenfalls eine M it" Wirkung der Volksvertretung fordert. § 420. b) D ie „Justiz" begreift im S in n e dieser D reiteilung die Funktionen des Rechts in hypothesi, d. i die A nwendung gegebener Rechtssätze auf gegebene Verhältnisse in den Form en richterlicher Entscheidungen und Vollstreckungen von solchen. § 421.

c) Die „R egierung" oder „V erw altung" um faßt im S in n e dieser D reiteilung das gesamte Gebiet der S taatstätig k eit, welches nicht von den näher bestimmten Begriffen der Gesetzgebung und Ju stiz um spannt ist. E s gehört dahin also auch die Aufstellung gewisser Rechtssätze, solcher nämlich, bezüglich welcher eine M it­ wirkung der Volksvertretung nicht erfordert wird. A n s ch ü tz, Justiz und V erw altung; B e r n a t z i k , Polizei und K ultur­ pflege; in „Kultur der Gegenwart".

f § 422. Rechtssätze, welche auf G ru n d einer, in der Verfassung oder in Spezialgesetzen enthaltenen, Erm ächtigung ohne Zustimm ung der Volksvertretung ergehen dürfen, nennt m an V erordnungen oder näher „Rechtsverordnungen". D ie wichtigsten A rten sind die zur E rgänzung der Gesetze dienenden A usführungsverord­ nungen (§ 501), die Polizeiverordnungen und die für dringende Fälle zugelassenen interimistischen N otverordnungen. Diesen Rechtsverordnungen stellt m an gegenüber die „V er-

waltungsverordnungen" (oder „Instruktionen"), welche allgemeine Anweisungen des Staatsoberhauptes oder der höheren Behörden selben 765. • Drohung als Anfechtungsgrund ! eines Rechtsgeschäfts 675. :

E. | | Ehe Begriff 714; Begründung 716ff.; Auflösung 719ff.; recht­ | liche Stellung der Ehegatten 722 ff. j ! Ehebruch 718 f., 784. | Ehefrau, Rechtsstellung 722. ! Ehegatte, Behandlung im Erbrecht ! 744. I Ehehinderniffe, Arten und Bedeu­ j tung 718, 732. j Eheliche Kinder im Rechtssinne730. j Eheliches Güterrecht 723 f. | Ehelichkeitserklärung 730. ! Ehemündigkeit 718. , Eheprozeffe 827. | Eherecht 714 ff. j Ehre, Recht der 539. ; Ehrenamt 537, 846. ■ Eid der Partei im Zivilprozeß 813, 818. | Eigenbesiher 614. Eigenbild, das im R. 540. 1 Eigenhändiges Testament 748. Eigennutz, Behandlung im S trafrecht 761, 789. : Eigentum, Begriff 588; Analyse desselben 589ff.; Grenzen 593ff.; Erwerb 601 ff.. 659, 683; Klagen des Eigentümers 591 f. Eigentümerhypothek 642, 646. ! Eigentumsvorbehalt des Ver­ : käufers 683. , Eike von Repkow 571. | Einführungsgesetz zum B. 565. Eingebrachtes Gut der F rau bei dem gesetzlichen Güterrecht 724. Einheitsstaat 408. j Einreden, prozessualische 634. ' Einseitige Rechtsgeschäfte im Ge­ i gensatz zu Verträgen 244 f., 667. i Einseitige Verträge im Gegensatz zu zweiseitigen 660.

396

Sachregister.

(Die Zahlen verweisen auf die Paragraphen.)

Eintragungsprinzip in bezug aus ! Episkopat 853 f. i e p is c o p u s su m m u s 859. i Erbbaurecht 631. 1 Erbe 738. ! Erbfolge, gesetzliche 742ff.; gewill­ kürte ; testamentarische 747; ver­ tragsmäßige 749; nach Stäm m en 743. i Erbpacht 630. ! Erbrecht 733 ff.; beherrschende Ge1 sichtspunkte 733 ff.; Begrenzung Eisenacher Konferenz 861. Eisenbahn, Haftung für den Scha­ i des gesetzlichen 743. den beim Betrieb 703 , Erbschaft, Begriff, Erwerb 738 f. Eisenbahnrecht 567. Erbvertrag 749. Elsaß Lothringen, V erhältnis zu Erbverzichtsvertrag 749. Weich und Kaiser 425, 490. Erfindungen, ihr Schutz 562. Elterliche Gewalt 725 ff. Erfolgsdelikte 769. Embargo 885. Ersüllungszwang 292 f. Empfangsbedürftige W illenser­ Ergänzende Rechtssätze 99. klärungen 247. Erklärungstheorie, in bezug auf Rechtsgeschäfte 676. Emphyteusis 630. Endurteil 815. Erlaß 669. Endzweck der Obligationen 654. Erlaubende Rechtfätze 100. Enteignung 706, 708. Erlöschungsgründe d. Obligatio­ nen 669. Enterbung 746 f. dingliche Wechte an Grundstücken 59, 603, 621, 645. Einwilligung, gegenseitige der Ehe­ gatten als Scheidungsgrund ? 721. Einwilligung des Verletzten im Strafrecht 764. Einzelrichter 845. Einzelhaft 789. Einziehung, als Nebenstrafe 792.

Entmündigung 731. Entschädigung unschuldig verur­

Errungenschaftsgemeinschaft,

eheliche 724. teilter u. verhafteter Personen 708, Ersitzung 607, 617 f. 843. Etat 525. Entschädigungspfiicht und -zwang Eviktion 684. als Rechtsfolge von Rechtsver­ Exekution im Prozeß 804, 822; letzungen 276 ff., 294 ff.; Gegen­ Bundesexekution 473. satz zur S trafe 296; Verwandt­ | Exequatur, Erteilung des 883. schaft mit der S trafe 307, 309; 1 Expropriation 706. Grund und M aß 287, 97; u n ­ Exterritorialität der Gesandten mittelbarer Zweck 298; m ittelbarer 881; der Staatsoberhäupter 848. Zweck 289, 307; speziellere V or­ aussetzungen 689 ff.; als Folge F. schuldhaften Verhallens 699ff.; als Folge rechtmäßiger Hand­ Fabrikbetrieb, damit verknüpfte lungen 699 ff. Haftpflicht 702. Entstehungsformen des Rechts Fahrlässigkeit, Begriff 262 ff.; Be­ handlung 304 ff.; im Zivilrecht693; 102 ff.; speziell der Rechtfätze des I im Strafrecht 761, 771. Völkerrechts 872. Fahrnis 560. tionen 65§ f.**; entscheidend für das j Fahrnisgemeinschaft, eheliche 721. System des Obligationenrechts: : Familienfideikommisse 597. Arten. 1 Familiengüterrecht 549; eheliches 7 2 2 f.; elterliches 727, 729. Episkopalsystem 854.

Sachregister.

(Die Zahlen verweisen auf die Paragraphen.)

Familienhaupt, rechtliche Stellung

397

Geburt als Entstehungsgrund von Rechtsverhältnissen 219.

698.

amilienrat 731. amilienrecht, Begriff 549; beherr­

Gefahr, Übergang derselben auf den

schende Gesichtspunkte 709 ff.; Eberecht 714 ff.; Rechtsverhält­ nisse zwischen Eltern und Kindern 725 ff.; Vormundschaftsrecht 731. Faustpfandrecht 644.

Gefährlichkeit eines Unternehmens

f

Festungshaft 789, 765. Finanzgesetzgebung, Anteil der Kammern 525.

Firma 563. Fiskus, sein Erbrecht 744. Forderungsrechte, Begriff 544 f. 647; Zweck 654; ephemerer Cha­ rakter derselben 655; Gegensatz zu den Sachenrechten 656; Arten 648 ff.; Entstehungsgründe 659 ff.; Übertragbarkeit 651 f.; E rlö­ schungsgründe 669. Förmliche und formlose Verträge 248, 254, 662 ff.

Fortgesetzte Gütergemeinschaft 724. Freiheitsstrafen, Arten, Vorzüge u. Nachteile, Reformfragen 765, 789, 792.

Freirechtliche Bewegung 120. Freiwillige Gerichtsbarkeit 826. Friedenskonferenzen Haager 871, 887.

Formelle Wahrheit des rechts­ kräftigen gerichtlichen Urteils 822.

Formlose Rechtsgeschäfte im Gegen­ satz zu förmlichen 663, 665.

Förmlichkeiten bei Rechtsgeschäften 248; Bedeutung 249, 254, 664. Zivilrecht 580.

Französisches Freie Städte Fremdbesitzer Fruchterwerb

513. 614. 606.

Garantiegesetz, italien. 875. Gastwirte, Haftpflicht 703, gesetzt. Pfandrecht 643.

Käufer 681 f. von Bedeutung für die Ersatz­ pflicht des Unternehmers 701 ff. Gegenseitige Verträge 660. Gegenzeichnung, im Reich des Reichskanzlers 508, 511; in den Bundesstaaten des M inisters 590. Gehilfe bei einem Delikt 779, 68. Geisteskrankheit, rechtliche Be­ deutung 175, 235, 237, 260; Ehe­ scheidungsgrund 719; E ntm ün­ digungsgrund 731. Geld 5'54'ff. Geldstrafen 789; Reformfragen 792. Gemeines Recht 83, 341; älteres g. deutsches Privatrecht 5 6 9 ff.; Staatsrecht 463 ff.; Strafrecht 753; Prozeßrecht 798 f.; Verhältnis zum partikulären R. 468. Gemeinschaft nach Bruchteilen und zur gesamten Hand 600, 649.

Genfer Konvention 886. Genuskauf 672, 682. Gerechtigkeit, Begriff 27 ff.; Ver­ hältnis zur tatsächlichen und mo­ ralischen Wahrheit 3 0 ff.; Rela­ tivität der letzteren 32; Verhält­ nis zum Recht 9, 24 ff.; Verhält­ nis zur Zweckmäßigkeit der Rechts­ bestimmungen 26 ff.; logisches Verhältnis 27 ff., 41; kausales 35 ff.; Theorien über dies V er­ hältnis 41; Verhältnis zur Macht des Rechts 47 ff.; speziell zur ver­ pflichtenden Kraft seiner Vor­ schriften 49: Gerichte, Stellung und Aufgabe 14, 108ff., 113 ff.; V erhältnis ihrer Tätigkeit zum Gesetzgeber 1 1 9 s, 3 42ff., 803; Gliederung 806; G arantien ihrer Unabhängig­ keit 805. Gerichtliche Urteile s. Urteile.

398

Sachregister.

(Die Zahlen verweisen auf die Paragraphen.)

Gerichtsbarkeit 803: streitige und

Gläubiger 647. Glaubensfreiheit 866. Gerichtsgebrauch 118 f. Gloffatoren 573. Gerichtsverfassung. deutsche 799. j Gotteslästerung 354, 766. Grundbücher 603, 645; öffentlicher Gerichtsvollzieher 822. Glaube des Grundbuchs 609. Gesamtnachfolger 738. Gesamtschuldverhältnis 649. Grundbuchordnung 565. Gesandte 878. Grunddienstbarkeiten 627 ff. Gesandtschaftsrecht 8 7 9 f.; des ; Grundrechte 442. Papstes 875. ! Grundschuld 642. Geschäftsfähigkeit 237 f. j Gütergemeinschaft, eheliche (allge­ Geschäftsträger im Völkerrecht , meine und teilweise) 724. Güterrechtsregister 724. Geschlecht, Einfluß im Recht 184, j Gütertrennung, System der 724. 187. Gutgläubiger Erwerber, Schutz desselben 608, 609. Geschworene 846, 848. Gesetz, Begriff 102ff.: I n h a lt und , j

freiwillige 826.

Voraussetzungen 1O5ff.; Anwendungsgebiet 312 ff. Gesetzgebende Gewalt 416 ff.; ihre T räger im Reiche 489, 495 f., 500 * in den konstitutionellen Monarchien 515, 517, 522. Gesetzgebung 1 0 2 ff.; Bedeutung im modernen S ta a t 115 ff.; engere Bedeutung im konstitutionellen S taate 416, 41 8 f.; die gesetzgebe-rische Tätigkeit in ihrem Verhältnis zu den sozialen Mächten 241 f .; Gesetzgebungsrecht in kirch­ lichen Dingen 854, 862. Gesetzliche Pfandrechte 643.

Gesetzliches eheliches Güterrecht, Bedeutung und A rt desselben 724.

Geständnis einer Partei im Prozeß 831, 841.

Geteiltes Eigentum 632. Gewährleistungspfficht des Verkäufers 685.

Gewerbeaerichte 806. Gewohnheitsrecht, Begriff 112 ff.; Verhältnis zum bloßen Herkommen oder zur bloßen S itte 113f.; Kontroversen bezüglich desselben 114; geschichtliches und prakti­ sches Verhältnis zum Gesetzesrecht 115f.; Bedeutung im Strafrecht 758, 764; im Kirchenrecht 862; im Völkerrecht 872.

j

H.

j Haager Friedenskonferenzen 871, j

1

887 ff.; 709.

Privatrechtsabkommen

Haftpflichtgesetz 863, 703, 705. j Haftung für Schadensersatz s. E nt­ , schädigungspflicht. , Halbsouveräne Staaten 366, 875. j Hand muß Hand wahren, bei be­ ! weglichen Sachen 608. ! Handelsgeschäfte 551. Handelskauf 690. Handelsrecht 551, 565. Handelsrichter 846. Handelssachen, Kammern für 846. ' Handlungsfähigkeit 237 f. j Hauptstrafen 791. Hauptverhandlung im Prozeß 816. j Heerwesen 465, 487, 489. Hehlerei 761. H e re d ita s ja c e n s 739. , H e r e d ita tis p e titio 738. - Herkommen 112; Erhebung zum ! Gewohnheitsrecht 113 f. Herrenhaus 526. Herrschaftsgebiet der Gesetze s. Anwendungsgebiet 312 ff. Historische Rechtsschule 360. Hochverrat 88, 766. Höhere Gewalt 703 f.

Sachregister.

(Die Zahlen verweisen auf die Paragraphen.)

Hypothek 642, 645 f .; Eigentümerhypothek 646. Hypothekenbücher 645.

I. Ideelle Genugtuung bei Beleidi­ gungen 791. Im p e d im e n ta dirim entia und imped ien tia bei der Eheschließung

718. Japan, Stellu n g im Völkerrecht 882. Ihering, s. insb. 21, 58, 122, 144, 185, 249, 363, 589, 596, 610, 647, 680, 682, 786, 849, 869. Immaterialgüterrechte 563.

Immaterieller Schaden,

Ersatzpflicht in bezug auf solchen 691,

792. Imperative Natur der Rechtssätze 42, 100.

Indigenat, gemeinsames inDeutschland 435.

Individualrechte 540. Infallibilitätsdogma 854. Inhaber, Schuldverschreibung auf den 650, 667.

Initiative, in der Gesetzgebung 500. Jnnehabung, selbständige und un­ selbständige 612 f.

Inquisitionsprozeß, älterer deut­ scher 841.

Instanzen , V erhältnis mehrerer 807. Institutionen a ls T eil des corpus juris civ ilis 574.

Interessen a ls die das Recht er­ zeugende Macht 6 f., 11, 25, 35, 123, 221, 224, 240 zc.; als Ge­ genstände rechtlichen Schutzes 71, 76, 84, 161, 194, 252, 267, 274, 276, 280, 285, 294 :c.; ihr Ver­ hältnis zum Begriff des sub­ jektiven Rechts 150 f., 159 ff., 171 ff., 185 ff.; eigenes Interesse steigert die Verantwortlichkeit 698; aktives Interesse a ls Haftungs­ prinzip 708.

Intereffenjurisprudenz 120.

399

Internationales Recht 325 ff. Interpretation, s. Auslegung der Gesetze 104, 348 ff.

Intertemporales Recht 315 ff. Intestaterbfolge 745. Inventar-Errichtung über den Nachlaß, rechtl. Bedeutung 740.

Josephinismus 863. Irrtum a ls Anfechtunasgrund

von Verträgen 674, im Beweggrund 675; Ersatzpflicht des Irrenden 704. Irrt-, bei der Eheschließung 718; Bedeut, i. Strasrecht 771. Jugend, Einfluß im Recht 175, 184, 234 f., 237 f., i. Strasrecht 790, 792, 794. I u r a in r e a lie n a 621. Juristische Handlungen, Arten 208 ff.; wesentliche Merkmale 230 ff. Juristische Personen I79ff., 1 8 6 ff.; Haftung ders. für ihre Vertreter 702. Juristische Tatsachen, Arten 207. Jury 817. I u s c ir c a s a c r a 865. I n s c o g e n s , s. Zwingendes Recht. I u s d iv in u m u. iu s humanum 856. I u s s c r ip tu m 103. I u s s t r ic t u m 38. Iustinianeisches Recht 572. j Justiz, Begriff 376, 416, 420; Gegensatz zur Verwaltung 425. 1 Justizbehörden des D . Reiches 512. IustizgeseHgebung 384. Iustizhoheit 379. Justizverweigerung in einem Bundesstaat 473. ‘

K. Kaiser

s.

Deutscher Kaiser 460,

480 ff.

Kammern,

in der beschränkten Monarchie 400, 522 ff. Kammern für Handelssachen 806, 848. Kampfmittel, völkerrechtliche B e­ schränkungen 887.

400

Sachregister.

(Die Zahlen verweisen auf die Paragraphen.)

Kann-Rechte 203. K aperei 888. K ardinäle 855. K a ro lin a 756. Kauf, als Beispiel eines obliga­ torischen V ertrags 669 ff. Käufer. Pflichten desselben 684. Kaufmann im S inne b. Handels­ gesetzbuches 551. Kaufmannsgerichte 806. K ausale V erträge 661. K ausalität des menschlichen Willens 231 ff.; des schuldhaften Willens 2 60ff., 269 ff., 274 ff., 278, 297 ff. Kausalzusammenhang zwischen juristischen Handlungen und deren rechtlichen Folgen 242; bei E r­ folgsdelikten 770. Kind im Rechtssinne 237. Kinderschutzgesetz 383. Kirche, im Verhältnis zum S ta a t 848; Stellung nach den deutschen Landesrechten 866. Kirchenausschuß., allg. deutsch. 861. Kirchenhoheit des S t a a t s 865. Kirchenrecht, Begriff 849; inneres 850 ff.; äußeres 863 ff.; katho­ lisches 852 ff., 867; protestanti­ sches 858 ff., 868. Kirchenregiment in der katholischen Kirche 852 f .; in den evangelischen Kirchen 858. Kirchliche T rauung 716. Kirchenstaat 875. K lage 166 f., 710, 823. Klagbares Recht 167; unklagbares 664. K läger 808, 836. K lerus 851. Kodifikation des Völkerrechts 871; des kath. Kirchenrechts 857. Kodizill 747. Kollegialgerichte 824, 845. Kollision der Gesetze (Statuten) 312 ff.; s. Anwendungsgebiete der Rechtssätze. Kolonien, Rechtslage der deutschen 491.

Kommissivdelikte 768. Kommunale Organe 534 ff. Kommunen 530 ff. Kompetenzkompetenz d. Reiches 471.

Kompensation s. Aufrechnung 669. Kompromißnatur des Rechts 40, 127 ff.

Konfessionen ,

Gleichberechtigung derselben in bürgerlicher und staatsbürgerlicher Beziehung 479,

866 Konföderationen 408: als S u b ­ jekte völkerrechtlicher Beziehungen 874. Konklave 855. Konkordate 867. Konkurrenzklausel 254. Konkurs, Voraussetzung, Aufgabe 785. Konsensualkontrakte im römischen Recht 663. Konsistorien, protestantische 59. Konsistorialverfassung in der evangelischen Kirche 858 f. Konstitutionelle M o n a rch ie 391, 401, 513, 515 ff. Konsuln 881 f. K onsulargerichtsbarkeit881,465. Kontradiktorische V erh and lu n­ gen 810. Kontrebande 889. Kontumazialversahren 810. Konzil, ökumenisches 8 54 ; Vatikani­ sches ib id .; Tridentiner 716. Konzilbeschlüffe 857. Korporationen 186 ff. Korrektionelle Nachhaft 791. Kreditschädigung, Ersatzpflicht we­ gen 695. Kreisausschüsse in Preußen 536. Kreisordnung, preußische 536. Krieg in seiner völkerrechtlichen Be­ deutung 885. Kriegführende M ächte, insbes. eine ausständige P artei als solche 875. Kriegserklärung 497.

Sachregister

Kriegsgefangene,

(Die Zahlen verweisen auf die Paragraphen.)

401

Fortschritt im Rechte 143, 224; zur Begründung von Rechtsver­ hältnissen 221 ff. Kriegsrecht 788, 886 ff. Mandat f. Auftrag. Kriminelles Unrecht 767. M ängel der Kauffache, Haftbarkeit Kündigung 245. des Verkäufers 683, 704; ent­ Kunstschutzgesetz 563. sprechend des Vermieters 704. Kurzzeitige Freiheitsstrafen, Mängel, Ersatz 789, 792. Marinewesen 465, 487, 489. Materielles (Zivil- und S traf-) Recht und sein Gegensatz 383. L. Materielle Verträge im Gegen­ satz zu abstrakten 661. L a e sio e n o rm is 73. Laien in der Rechtsprechung 806, Materielle Wahrheit des straf846 ff.; Stellung in der Kirche l gerichtlichen Urteils als Prinzip 851, 860. I des Strafprozesses 842. Landesstrafrecht 755. Matrikularbeiträge 474. Landesrecht u. Reichsrecht 578. ' Mecklenburg 513, 52. Landtage, Landstände400 f., 522ff; | Mehrheit von Gläubigern oder Rechtsstellung in der konstitutiv- j von Schuldnern in demselben netten Monarchie 522; Verhält- j obligatorischen Verhältnisse 649. nis zur Staatsgew alt 523; Glie- ! Meineid, 765, 769, 773. derung 524 f.; Rechtsstellung der | M ieter , verschiedene recht!. Be­ Mitglieder 527 f. i handlung desselben 612. Langvbardisches Recht 576, re- : Mildernde Umstände, ihre Bedeu­ tung im Strafrecht 794, 848. zipierte Bestimmungen. L a t a c u lp a 697. Militärstrafgerichte 806. Legalitätsprinzip im Strafprozeß Militärstrafgerichtsordnung, 836. ; deutsche 802. Legatar 741. Militärstrasgesetzbuch, deutsches 754, 788. L e g a tu m 741. Legitimation unehelicher Kinder Minderjährige, Rechtsstellung der­ selben 238, 731. 730. Lehnrechte 632 ff., 576. Minen, Verwendung derselben im Seekrieg 889. Leistung an Ersüllungsstatt 668. Minister des Reichs 507; in den Letziwillige Verfügung 747. konstitutionellen Monarchien 515, Liegenschaften 566. 529 ff. L o c u s r e g i t a c tu m 337. Londoner See* llegsrechtskonserenz Minister Anklage 508, 530. 687, 89. Minister-Verantwortlichkeit 508, 520, 530 s. Lücken, in der Gesetzgebung 111, i 117 ff., 348 ff. Mißverständnis beim B ertrags­ L u c ru m c e s s a n s 691. schluß 673. Miteigentum 600. 738, 740. M. ' Miterben Mitschuld des Geschädigten von Macht, ihr Verhältnis zum Begriff Einfluß auf die Entschädigungs­ des objektiven Rechts 42 ff., des ; pflicht 693. subjektiven Rechts 159, 165 ff., Mittelbarer Besitz 614. vgl. 146 ff.; ihr Verhältnis zum Monarch, seine Rechtsstellung im Behandlung

M e r k e l , Juristische Enzyklopädie.

4. Aufl.

26

402

Sachregister.

(Die Zahlen verweisen auf die Paragraphen.)

allgemeinen 388, 392 ff., in der konstitutionellenMonarchie 516 ff.; Stellung im Völkerrecht 877,883. Monarchie, Begriff 396f.; Arten 388 ff. (unbeschränkte, beschränkte konstitutionelle, erbliche und Wahl­ monarchie); hie deutschen M onar­ chien 518 ff. Monopolrechte 546 f. Montesquieu 416. M o ra accipiendi und solvendi 688 f. M oral, ihr Verhältnis zum Recht

i Nießbrauch 625. Norddeutscher Bund 45, 6 5 ff.; Entstehung 457 f.; Charakter 459.

Normen 12, 54. Noterbrecht 746. Notorische Tatsachen 832. i Notstand, Bedeutung im Zivilrecht !

707,595 A nm .; im Sträfrecht 764.

Notwehr 170, 764. i N o v a tio 653.

1 Novellen als Teil des corpus ju ris

civilis 574. N u d u m p a c tu m 663. 68 ff. N u lla p o e n a sin e le g e 758. Mord, Begriff 763; Darlegung der Nutznießung des Ehemanns am Frauenvermögen beim gesetzlichen allgemeinen Deliktsmerkmale und des Systems der Deliktsarten mit Güterrecht 724. Beziehung aus ihn 764ff. ! Nutzungsrechte 622 ff. Mündlichkeit des prozessualischen Verfahrens im heutigen deutschen Prozeß 816, 830. ! Oberhandelsgericht 567. Musterschutz 563. ! Oberlandesgerichte 806. ; O bervorm undschaft 731, 826. N. ! O b lig a tio n e n re c h t s. Recht der i Schuldverhältnisse 547, 647 ff. Nachbarinteressen, Berücksichti­ gung beim Grundeigentum 596, ! O b lig ato risch e R echte s. Forde­ 564. rungsrechte 544, 647 ff. O blig ato risch e V e rtra g e 6 5 8 ff.; Racherbfolge 738. Arten (einseitige und zweiseitige, Rachlaßschulden, Haftung des E r­ ben für 740. abstrakte und kausale, förmliche und formlose); Kauf als Beispiel Nachlaßverwaltung, amtliche 740. 670 ff. Ramenrecht 533. Nationalitätsprinzip im internat. Obrigkeitliche Handlungen als Entstehungsgründe von RechtsPrivatrecht 338. i Verhältnissen 215 ff. Naturalisation 433. N a tu r a lis o b lig a tio 665. | Observanz 113 Naturreckt 363. ! Öffentliche Anklage im StrasproNebenaesetze, strafrechtliche 754. | zeß 836, im Gegensatz zur P rivatNebenstrafen 791. I .. klage 838. Negatives Bertragsintereste ! Öffentlicher Glaube des Grund676. ! .. buchs 609. N e g a to ria a c tio 591. I Öffentliches Recht 8 4 ff., 197 ff., N e g o tio ru m g e stio 659, 680, ! .. 289, 752. 698. ; Öffentlichkeit des prozessualischen Neutrale Mächte , Rechte und i Verfahrens im heutigen deutschen Pflichten zur Kriegszeit 889. .. Prozeß 816. Nichtigkeit von Verträgen 254, 1 Öffentlich rechtliche Unrechtsfol­ 676. gen 284, 288 ff.

Öffentliche Strafe im Gegensatz .. zur Privatstrafe 291, 301.

Personalitätsprinzip 63, 327 ff,, 335 ff., 432 ff.

Öffentlich rechtliche Verhältnisse .. 85 ff., 197 ff. Österreichisches Privalrechl 580;

Personalservituten 624 ff. Personenstandsgesetz, deutsches

Strafrecht 756; Zivilprozeßrecht 801, 813, 829. Offenkundigkeit einer Tatsache bei Gericht 832. Offerte zu einem Vertrag s. An­ trag 679. Offizialprinzip im Strafprozeß 836, 840. Okkupation 596. Omissivdelikte s. Unterlaffungsdelikte 768; uneigentliche 768 ff. Omnipotenz des Staates 439. Ordentliche Gerichte 806.

Petersburger Konvention 887. Pfandrecht 638ff.: Begriff 638f.;

Ordination 851. Originärer Erwerb des Eigen­

von 1875 712, 717.

Entstehung 643 ff.

Pfändung 822; Grenzen derselben ibid.

Pflegschaft 731. Pflichtteilsrecht 746. Pluralwahlrecht 527. Politische Rechte 493 f. Polizeiliches Unrecht 764. P ortio statutaria des überleben­ den Ehegatten 744.

Positive 349.

Vertragsverletzungen

Positivistische Rechtsphilosophie 363.

tums 396 ff.

P. Pandekten 574. Papalsystem 854. Papst 853 ff., 874. Parentel, Parentelerbfolge 743. Pariser Deklaration betr. See­ kriegsrecht 888 f.

Parität, staatsrechtliche 866. Parlamente 522. Parteien im Prozeß 809f.; ver­ schiedene Stellung im Zivil- und Strafprozeß 825 ff. Parteibetrieb im d. Civilprozeß 829. Partikuläres Recht im Gegensatz zu gemeinem Recht 83, 341; ehemal. partikuläres deutsches Privatrecht 568 ff.; noch gültiges pari. Privatrecht 564; Staatsrecht 513; Strafrecht 755. Patentamt 512.

Patentrecht 563. P atria poteslas 725 ff. Patrim onium P etri 875. Perfektion der Verträge 679. Persönlichkeitsrechte 538.

Positivität des Rechts 59. Post, Haftpflicht 703. Postwesen in Deutschland 465. Präsident einer Republik 883. Präsidialgewalt im Deutschen Reiche 482.

Preis beim Kaufvertrag 673. Presbyterialverfassung in der re­ formierten Kirche 860.

Preußische Verfassung 514 ; Allge­ meines Landrecht 577 f.; Strafge­ setzbuch 756. Primogeniturordnung 521. Prisen gerichte 885. Prisenrecht 885. Privatklage 838. Privalrechl, Begriff 84 ff.; 192 ff.; Darstellung 539ff.; Quellen des deutschen P. 562 ff.

Privatrechtliche Unrechtsfolgen 284 ff, 292 ff.

Privatrechtsverhältniffe 86,89 ff, 192 ff.

Privatstrafen 291, 200, 792. Proportionalwahlsystem 527, 806.

Prozeßformen 824 ff. Prozeßgesetzgebung, deutsche 799 ff

404

Sachregister.

(Die Zahlen verweisen auf die Paragraphen.)

P rozeßleitungsm acht des Richters 812, 829. Prozeßrecht, Begriff 384; Dar­ stellung 798ff.; Zivilprozeß und Strafprozeß im Verhältnis zu­ einander 825 ff. Prozessualisches V erfahren, Ele­ mente 812; beherrschende Prinzi­ pien 816 ff.

Publiciana actio 616. P u b lik ation der Gesetze 489, 518.

O. Q uellen des Rechts überhaupt 102ff.; des deutschen Privatrechts 562 ff.; des Kirchenrechts 856,862; des Völkerrechts 872.

R. R a t , fahrlässige Erteilung von schlechtem 694. R atifikation völkerrechtlicher Ver­ träge 873. R äum liches H errschaftsgebiet der Gesetze 326 ff. R angordnung mehrerer Pfand­ rechte an demselben Grundstück 646. R ealkontrakte 663. R e a lla st 636. R e a lu n io n 407. Recht im objektiven Sinne, all­ gemeine Merkmale 1 4 ff., 2 2 ff.; i'. In h a lt eod.; ein Inbegriff von Grenzbestimmungen 16 f., 24 s., 74 ; Doppelseiligkeit seiner Funk­ tionen 16f., 44 f., 71ff., 100,146ff.; seine Zweckmäßigkeit s. Interessen; seine Gerechtigkeit 24 ff., 142 f.; un­ vermeidliche Ungerechtigkeit 37 ff.; Kompromißnatur 40, 127 ff.; W illensnatur 4 2 f.; M achtnatur 43 ff.; ethische Seite derselben 4 7 ff.; materielle Seite 50 ff.; seine verpflichtende Kraft 49; Entwicklung der Anschauungen bezüglich ihrer eod.; das S u b ­

jekt des Rechts 43; reale und logische N atur 58; Positivität 59; Abstufungen in der Verwirklichung s. Merkmale 48, 56, 70, 105 ff., 114, 116, 117,119, 137 ff.; Ver­ hältnis zum S taate 6 0 ff.; zu M oral, Religion und S itte 68 ff.; inhaltliche Differenzen 71 ff.; for­ male Differenzen 7 9 ff., 113f.; Theorien über dies Verhältnis 80; autoritäres Element im R. 128; vertragsmäßiges Element 129; Nationalität des R. 132, 144; Gründe der Verschiedenheiten des R. der Völker 131 ff.; s. E in­ teilungen 81 ff.; Entstehungs­ formen 102 ff.; Entwicklungsge­ schichte 122ff.; der Fortschritt darin 136 ff. Recht im subjektiven Sinne, Be­ griff 153 ff.; rechtliche Macht, welche nicht R. ist 155 ff.; S tufen der Individualisierung dieser Macht 158; das im R. geschützte Interesse 159 ff., s. auch Interessen; das Machtmoment im R. spezieller 159, 165 ff., 221 ff.; die Beziehung auf D ritte 163 ff.; die Ausübung des R. 171 ff.; Interessent und Sachwalter eod., 190; Subjekt des R. 183ff.; Einteilungen 191ff.; Entstehung 206 ff. Rechtsanwälte 800, 824, 839. Rechtsanwendung 108 ff.; 113, 117 ff., 342 ff. Rechtsbesitz 637. Rechtsfähigkeit 183 ff., 237. Rechtsfolgen der Verwirklichung juristischer Tatbestände: im all­ gemeinen 206, 239 ff.; 344 f.; bei Rechtsgeschäften 239 ff., 250 ff.; bei Rechtsverletzungen 51 ff., 239 ff., 274 ff.; das beherrschende Prinzip bei der Gestaltung der Rechtsfolgen von Rechtsgeschäften und Rechtsverletzungen 243, vgl. 692; Gegensatz zu Maßregeln, für welche die vorausgehenden Handlungen nu r eine Gelegen-

Sachregister.

(Die Zahlen verweisen auf die Paragraphen.)

heitsursache bilden 275 f .; Arten der R. von Rechtsverletzungen 283 ff.; privatrechtliche im Gegen­ satz zu öffentlich-rechtlichen 285 ff.; strafrechtliche 291 ff.; gemeinsamer Zweck 53, 55, 2 74ff.; besondere Zwecke 285ff., 2 9 5 ff.; Begrün­ dung 278, 773; prozessualische Feststellung 344 f., 770, 776, 799, 807. Rechtsfragen 424 ff. Rechtsgeschäfte, Begriff und Gegensatz zu Rechtsverletzungen 210ff.; Merkmale, welche ihnen mit den letzteren gemeinsam sind 230 ff.; ihr Zweck 250; ihre recht­ lichen Wirkungen (Rechtsfolgen) 239 ff., 250 ff.; V erhältnis der letzteren zu den Zwecken des Handelnden 250 ff.; objektives M aß, das bei ihrer Gestaltung zur Anwendung kommt 252 ff., vgl. 243; Arten der Rg. 244 ff. Rechtskraft richterlicher Urteile 822. Rechtsmittel gegen richterliche E nt­ scheidungen 819 ff. Rechtspflege im Gegensatz zur Wohlfahrtspflege 375 ff. Rechtsphilosophie 20, 363. Rechtspolizei 826. Rechtsquellen 102 ff. Rechtssätze 12, regelmäßige Be­ standteile 54 ff. Rechtsstaat 411 ff. Rechtssubiekte 183 ff., vgl. 171 ff. Rechtsstellung des Einzelnen im S taate 436 ff. Rechtsverhältnisse, Begriff 5 ,1 8 ; Merkmale 146ff.; Stufen der Individualisierung 150 ff.; E in­ teilungen 191 fff; Entstehung 206 ff. Rechtsverletzungen, Begriff 212, 260; Merkmale im einzelnen 230ff.. 261 ff.; Arten 261 ff., 681ff.; ihre Bedeutung für rechtlich ge­ schützte Interessen 230f., 267 ff.; Arten der beteiligten Interessen 268 ff., 294 ff.; unm ittelbar und

405

m ittelbar beteiligte Interessen 271; ihre Zurechenbarkeit 232 ff., 262ff.; Verhältnis zum Begriff des sub­ jektiven R. 270: ihre Rechtsfolgen im e. S . s. „Rechtsfolgen"; Folgen, für welche die R .v /n u r eine Ge­ legenheilsursache bildet, 276; N.v. als Entstehungs- und Änderungs­ gründe privatrechtlicher Verhält­ nisse 284 ff., 293 ff.; speziell obligatorischer Verh 659, 668, 688 f., 692 ff.; als Entstehungs­ gründe öffentlich-rechtl. Verh. 284, 288 ff.; speziell strafrechtl. 291 ff,, 758ff.; R.v. auf internationalem Gebiete 885 f. Rechtsverordnungen 422. Rechtswissenschaft, Ausgaben 357 ff.; Klarstellung des Rechtsinhaltes 348 ff.; Systematisierung desselben 358 ff.; Vermittlung s. Verständnisses 360 ff.; V erhältnis zur Fortbildung des R. 362. Redaktionsversehen bei Gesetzen 104. Reeder, Haftpflicht 702, 705. Resormfragen im Sirafrecht 792; im Strafprozeß 835 ff.; ZivilProzeß 801 ff. Regierung im Gegensatz zu Gesetz­ gebung und Justiz 416, 421, 423. Regierungsbehörden d. Reichs 511. Reich s. Deutsches Reich. Reichsämter 511. Reichsangehörigkeit 432. Reichsbebörden 506 ff. Reichsgericht 506, 512, 567, 806. Reichsgewalt 505. Reichskanzler 483, 507 ff. Reichsoberhandelsgericht 567. Reichsrecht, sein Verhältnis zum Landesrecht 463 ff., 468, 755. Reichstag 500ff.; Verhältnis zur Souveränität im Reiche 505; Z u­ sammensetzung 502; Rechts­ stellung seiner Mitglieder 502. Reichsverfaffung, jetzige 458,461; R. von 1849: 457.

406

Sachregister.

(Die Zahlen verweisen auf die Paragraphen.)

Relative Rechte 200 ff. Relative Strafmaße 794. Religion, ihr V erhältnis zum Recht 68 ff.; Unabhängigkeit der bürgert, u. polit. Rechte von ihr 866, 479. Repräsentationsrecht bei der E rb­ folge 743. Repressalien 885. Republik 405.

Reservatio mentalis 257. Reservatrechte Bayerns 494. Revision, Rechtsmittel der 820 f. Retorsion 885. Revision des Strafgesetzbuches 792 a ; der Strafprozeßordnung 825.

Revifionssumme 821. Rezeption des fremden Rechts in Deutschland 570, 572; des rö­ mischen Rechts insbesondere 582 ff. Rheinbund 447.

Richterliche

Funktionen

14,

108 ff., 119 ff., 342, 803 ff.

Richterlicher Augenschein 813. Römisches Recht 572; Rezeption d. 582 ff.; Quellen 57 3 f.; ehemal. Geltungsgebiet 569; W ert 586 f. Rückfälligkeit, Behandlung im Strafrecht 712, 94. Rückwirkende Kraft neuer Gesetze 317 s.; der erfüllten Bedingung eines Rechtsgeschäfts 679.

S. Sachbeschädigung, zivil- und strafrechtl. Folgen 304, 695, 771.

Sachen als Objekte von Rechten 541 ff.; verschiedene Beziehungen der Vermögensrechte zu Sachen 543 ff.; verschiedene rechtliche Be­ handlung beweglicher und unbe­ weglicher Sachen 559 ff. Sachenrecht, Begriff 547; D a r­ stellung 588 ff. Sachenrechte 543. Sachsenspiegel 571. Sachverständige 813.

Sächsisches bürgerliches Gesetzbuch 579.

Sanktion der Rechtssätze 54 ff.; der Gesetze 518, 489.

Savigny 360. Schadensersatz, Haftung für 691 ff.: schuldhafte Verursachung als Haf­ tungsgrund 693 ff.; schuldlose Ver­ ursachung als Haftungsgrund 699 ff.; Gesichtspunkt des „über­ wiegenden Interesses"; Haftungs­ prinzip des „aktiven Interesses" 708. Vgl. Entschädigungspflicht. Scheidung der Ehe 720 ff. Schenkungsvertrag 661. Scherzhafte Erklärung, ihre Be­ handlung 676. Schiedsgerichte 871. Schiedsverträge 871. Schlüsselgewalt der F ra u 722. Schöffen 846. Schöffengerichte 847. Schriftlichkeit, als Prinzip des frü­ heren deutschen Prozesses 816. Schuld als Tatbestandsmerkmal der ftrafb. Handlungen 760. Schuldfrage im Strafprozeß 848. Schuldner 637. Schuldübernahmevertrag 653. Schuldverhältniffe, Recht der 547, 647 ff. S . Obligationsrecht. Schuldversprechen, abstraktes 662. Schutzgebiete 491. Schwabenspiegel 571. Schwägerschaft 732. Schwarzenberg 756. Schweizer Zivilrecht 581, S ta a tsrecht 406, Strafrecht 751. Schwurgerichte 848. Seerecht 567. Selbstbestimmung, Fähigkeit zur 234, 237. Selbsthilfe 169 f ; aus internatio­ nalem Gebiete 884. Selbstmord im Strafrecht 764. Selbstverwaltung 535. Sequestration 822. Servituten 623 ff. Sicherungsmaßregeln gegen Ver-

Sachregister.

(Die Zahlen verweisen auf die Paragraphen.)

Brecher, bes. im Schweizer. Entw.

Simuliertes Geschäft 676. Sitte in ihrem Verhältnis zum Rechte 6 8 ff.; speziell zum Ge­ wohnheitsrechte 112 ff.; zur E nt­ wicklungsgeschichte des Rechts 125 f. Solidarobligation 649. S o ln tio 669.

Sonderaerichte Souveränität des S ta ate s 3 6 6 f.; davon zu unterscheiden der S o u ­ verän innerhalb des S ta ate s 393; souveräne S taaten als vollberech­ tigte Subjekte des Völkerrechts 874. Soziale Aufgabe des Privatrechts 93.

Spezieskauf 672.

Spezifikation als Eigentumser­ werbsart 607. Spiel, nicht klagbar 665.

Sprengstoffgesetz 754, 788.

Staat, Begriff 365; Organisation 370,386 ff.; unmittelbare Organe seines W illens 387f.; oberstes Organ 388, 392 ff.; Verhältnis zum Rechte 6 0 ff.; Funktionen überhaupt 371 ff.: Universalität 372; Veränderlichkeit 373; Rich­ tungen 3 75ff., 4 1 5 ff.; Formen 4 15ff.; Einteilungen der S taaten 394 ff.; Haftung für ihre Beamten 703; Erbrecht 744: V erhältnis zur Kirche 863 ff.; Stellung im Völker­ recht 874 f.; Abgrenzung ihres Herrschaftsgebietes im Verhältnis zueinander 326 ff., 429 ff., 876.

Staatenbund 407.

Staatsangehörigkeit, Erwerb u. Verlust 433; im Bundesstaat 434.

Staatsanwaltschaft 836 f. Staatsbehörden 413.

Staatsbürgerliche Rechte 443. Staatsdiener 538. Staatsgebiet 422. Staatsgewalt, Begriff 370, 393; Einheit derselben 393, 505,521s.

407

Staatshaushalt 500, 519, 525. Staatskirchenrecht 850, 863 ff. Staatskirchentum 836. Staatsrecht, Begriff 381; D a r­ stellung 386 ff.

Staatssekretäre an der Spitze der Reichsämter 511.

Staatsverträge 121, 873. Stammgüter 597. Standesbeamte, ihre Mitwirkung bei der Eheschließung 717.

Statthalter in Elsaß-Lothr. 490, 509.

Statusprozesse 822. Statutenkollifionen 325. Stellvertreter 175 ff. Stellvertretung bei Rechtsgeschäf­ ten 680.

Steuern des Reichs 474. Stiftungen 179 f., 190 f. S tip u la tio als Beispiel eines ab­ strakten V ertrags 661. Strafanspruch des S taates 796, 835 f. Strafantrag des Verletzten 784, 838. Strafbare Handlungen, Begriff 75 7 ff.; Verhältnis zum Begriff der Rechtsverletzungen 760; Arten 761 ff., 765 ff. Strafbares Unrecht im Gegensatz zu straflosem 760; vgl. 306, 286 f. Strafen, Begriff 292 ff.; Gegensatz zu anderen Unrechtsfolgen, insbes. zur Entschädigungspflicht eod.: Eigenschaft als Übel 307f.; F o r­ men 309; besondere Bestimmung und Wirkungen 297 ff.; mit anderen Unrechtssolgen gemeinsame Be­ stimmung und Wirkung 53, 55, 247 ff., 305; gemeinsamer Gegen­ satz 276; Arten 291 f .; 765, 787 ff.; Gegensatz zwischen öffentlichen und Privatstrafen 291,300 f . ; zwischen Haupt- und Nebenstrasen 790. Strafgesetzbuch, deutsches 753. Strafkammern 806. Strafmündigkeit 790. Strafprozeßordnung 7 8 f.

408

Sachregister.

(Die Zahlen verweisen auf die Paragraphen.)

Strafprozeßrecht, Begriff 384,820;

Darstellung 794 ff.; Gegensatz zum Zivilprozeßrecht 836 ff.; Geschicht­ liches 841. Strafrecht, Begriff 751; Dar­ stellung 752ff.; Quellen 753ff.; Geschichte 756.

Strafrechtstheorien 310, 797. Strafrechtsverhältniffe29l, 783ff. Strafvollzug 789, 804. Strafzumessung durch Gesetz und Richter 794.

Streitige Tatsachen, als Gegen­ stand des Beweisverfahrens im Zivilprozeß 832. Stundung einer Schuld 687. Suarez 577. Subhastation 822. Subjektives Recht s. Recht im sub­ jektiven Sinne 153 fs. Sukzession in subjektive Rechte 205. Summarische Prozeßarten 824. Summns episcopus 859. Superficies 631. Synodal- (oder Presbyterial-) Ver­ fassung 860.

T. Talionsprinzip 310. Tabularersitzung 618. Teilung der Staatsgewalten 416. Territorialitätsprinzip 63,335ff., 430 f., 876.

Testament 248, 747 f., 826; eigen­ händiges 748. Testamentsvollstrecker 747. Testierfreiheit, ihre Schranken 746. Tatbestand, juristischer 206; der Rechtsgeschäfte 222ff., 244ff.; der Rechtsverletzungen 229 ff., 260 ff.; der strafbaren Handlungen 759 ff.; seine prozessualische Feststellung 342 ff., 806, 826, 835. Täter bei Delikten 778 f. Theokratisches System 863.

Thronfolge 402, 521. Tier, Haftung für den durch dasselbe angerichteten Schaden 762.

T itu lu s ju s tu s 616 f. Tod als juristische Tatsache 219. Todeserklärung, gerichtliche 183. Todesstrafe 788. Totschlag, Unterschied vom Mord 772. Tradition, Eigentumserwerb durch 602, 608, 683; als Quelle des kath. Kirchenrechts 856. Transportgefahr 680, 686. Trennung von Justiz und Ver­ waltung 428; von S taat u. Kirche 863; von Tisch und Bett 720 f. Tridentiner Konzil, Bedeutung für das Eherecht 716. Trunksucht als Endmündigungsgrund 731.

u. Übermäßige Verletzung als Anfechtungsgrund eines Vertrags 673. Übergang von Rechten und Schul­ den durch Erbgang 652 f., 731, 738. Übertragbarkeit der meisten Rechte 203 ff.; insbesondere des Eigen­ tums 602, der Forderungen 651; Ü. von obligatorischen Verpflich„ tungen 653. Übertretungen 765. Überwiegendes Interesse entschei­ det unter Voraussetzung einer Notlage des Handelnden für die Rechtmäßigkeit seiner Handlung 707, 708, 595. Unabhängigkeit der Gerichte, Ga­ rantien für dieselbe 805. Unbestimmte Verurteilung 794. Uneheliches Kind, seine Rechts­ stellung 730. Unerlaubte Handlungen 668. Unfallversicherungen 383. Ünfehlbarkeit des Papstes 854. Union der luth. u. ref. Kirche 861. Unionen, Personal- und Real- 407. Universalepiskopat des Papstes 853.

Sachregister.

(Die Zahlen verweisen aus die Paragraphen.)

Universalsueeesfion 738. Unlauterer Wettbewerb 563. Unmittelbarkeit, prozessualisches Prinzip der 817.

Unmöglichkeit der Erfüllung einer Verbindlichkeit, ursprüngliche 677; nachträgliche 669. Unmoralische Verträge 254. Unrichtige Übermittlung einer E rklärung; wer trägt den Scha­ den? 704. Unschuldig Verurteilte u. Ver­ haftete, Entschädigungsansprüche 708. Unteilbare Obligationen 649. Unterhaltspflichten 729 ff., 732, 736. Unterlassungsdelikte 768, unechte eod. Unterscheidungsfähigkeit, recht­ liche 233 f., 238. Untersuchungsform, reine des ehe­ maligen d. Strafprozesses 841. Untersuchungsprinzip des heuti­ gen d. Strafprozesses 840 ff. Untertanenverhältnis des einzel­ nen Deutschen zum Reich 477 f. Unverbesserliche Verbrecher, ihre strafrechtl. Behandlung 792.

Unzurechnungsfähige 237, 260. Urheberrechte 540, 563. Urteile, gerichtliche 342 ff., 793, 806 f .; Rechtskraft derselben 822.

Urwähler 327. Usucapio 617. Ususfructus 625.

V. Väterliche Gewalt 725. Vatikanisches Konzil 854. Verantwortlichkeit, juristische 238. I h r allgemeiner G rund 278. V. der M inister 520, 530; des Reichs­ kanzlers 508. Verbindung als Eigentumser­ werbsakt 605.

Verbrauchssteuern 474.

409

Verbrechen im engeren S inne d. W. 765.

Vereine 186 ff. Verfassung des D. Reichs 461; der d. Einzelstaaten 514.

Verfassungsänderung im Reich 494; in den Einzelstaaten 526 f.

Verfassungsrecht 381; kirchliches P . 851 ff.

Verfügungen von Todes wegen 742; letztwillige Verfügung 747.

Vergehen im e. S . d. W. 765. Vergeltung 236, 278, 797 Anm. Verhandlungsprinzip im Zivil­ prozeß 827.

Verjährung 228; der S trafv er­ folgung u. -Vollstreckung 785.

Verkäufer, Pflichten desselben 683 f. Verkehrsordnung f. d. d. Eisen­ bahnen 567.

Verlagsrecht 567. Verlövnis 715. Vermächtnis 741. Vermögen 558. Vermögensrecht 539. Vermögensrechte und ihre Objekte 552 ff.

Vermögensrechtlicher Charakter der Leistung bei der Obligation 544, 647. Vermutungen zu Gunsten des Be­ sitzers bei Mobilien, der E in­ tragung bei Grundstücken 620. Verordnungen, Begriff und Arten 422. Verpflichtende Kraft der Rechts­ vorschriften 49; speziell der N or­ men des Kirchenrechts 849, des Völkerrechts 860,872; des Rechts­ geschäfts 258. Versäumnisverfahren, prozessua­ lisches 810. Verschwendung cals Emm ündigungsgrund 731. Versicherungsrecht 567; Arbeitern.

Versuch der Delikte 774 f., Behand­ lung 776; V erhältnis zu bloßen Vorbereitungshandlungen 777 ff.,

410

Sachregister.

(Die Zahlen verweisen aus die Paragraphen.)

m it unlauglichen M itteln u. am untaugl. Objekt 778. Verteidigung 839. Vertrag als Quelle objektiven Rechts 121, 872; als Begründungssorm subjektiver Rechte 244, 246 ff., 659 ff., 749; Grund seiner verpflichtenden Kraft 257 f., 243; Zeitpunkt seines Zustandekom­ mens 679; zuGunsten einesDritlen 668; zwischen S taaten s. S ta a ts-

liche 724.

Verwaltungsgerichte 425, 512, ö36.

Berwaltungsrecht 382. Verwaltungsverordnungen 422. Verwandtschaft in ihrer rechtlichen Bedeutung 732, 743; Berechnung der Nähe 732. Verweis als S trafe für Jugend­ liche 792. Verzug, Voraussetzungen und W ir­ kungen beim Kauf 688 f.; Ver­ zugszinsen 689. Vetorecht des Präsidium s 489; bei der Papstwahl 855. V in d ic a tio (rei) 592. V is a b so lu ts t 675. V is m a io r 703 f. Völkerrecht, Begriff und N atur 869 ff., vgl. 138, 140, 143; Quellen 872; In h a lt 873 ff.

Volksvertretung 401, 417.

Vollendung der Delikte 773, 778. Volljährigkeit 728, 718, 238. Volljährigkeitserklärung 728. Vollstreckung gerichtlicher Urteile

satzes 760.

Voruntersuchung 844.

W. Wahlmänner beim indirekt. Wahl­ Wahlrecht zum Reichstag u. z. d. Landtagen 502, 526 f.; direktes u. indirektes 527. Wahrheit, formelle des rechtskräf­ tigen gerichtlichen Urteils 822. Wandelung beim Kauf 685. Warenzeichen, Schutz 563. Wartezeit der Wittwe 718. Wechselordnung, deutsche 566. Wechselvertrag 661, 664. Wert der Vermögensrechte und ihrer Objekte 552 ff.; individueller Sach­ wert 553; Affektionswert ib id .; genereller W ert 554; Geldwert ibid. Wiederaufnahme eines rechtskräf­ tig abgeschlossenen prozessualischen Verfahrens 823. Wiedervergeltung 310. Willensfreiheit 235. Willenstheorie in bezug aus Rechtsgeschäfte 676; auf das Wesen des Vorsatzes 760. Wohlfahrtspflege 375 ff. Wuchergesetze 563; wucherische Verträge 254. Württemberg, Verfassung 525 ff.

3 Zehnt 636. Zeitablauf, seine Bedeutung für

804.

Vollziehende Gewalt 416. Borbehaltserbe 740.

Borbehaltsgut der F ra u beim ge­ setzlichen Güterrecht 724. Delikten 777 ff.

lungen 262 f., 693, 760, 771.

Borstellungstheorie Hins, des Vor­

recht 527.

Verträge.

Bertragsintereffe, negatives 676. Vertreter, gesetzlicher 237, 727. Verwaltung s. Regierung. Berwaltungsgemeinschaft, ehe­

Vorbereitungshandlungen

Vormundschaftliche Gewalt 731. Vormundschaftsgericht 726, 731. Vorsatz bei unerlaubten Hand­

bei

Entstehung und Untergang von Rechtsverhältnissen 220ff., 617 f. Zeitliches Herrschaftsgebiet der Gesetze 315 ff. Zession 651.

Sachregister.

(Die Zahlen verweisen auf die Paragraphen.)

Zeremonialrechte, internationale 876.

Zeugen im Prozeß 813. eugnispflicht 732. insen 686; Zinsfreiheit, Zinsfuß

f

eod.

Zivilehe, obligatorische u. fakulta­ tive 705.

Zivilliste 516. Zivilprozeßordnung, ältere deutsche 799, neue 801.

Zivilprozeßrecht, Begriff 384,826; Darstellung 803 ff.; Gegensatz zum Strasprozeßrecht 827 ff. Ziviltrauung, obligatorische 717. Zivilunrecht, bloßes 286. Zivilzwang 284 f.

411

Zölle, Gesetzgebung hinsichtlich der 465, 474 f., 489.

Zollkrieg 886. Zuchthausstrafe 765, 789. Zufall im Sinne des Rechts 265 f., 703.

Zurechnung 236 ff., 266. Zurechnungsfähigkeit 236 ff. Zuständigkeit der Gerichte 808. Zwangserziehung 726. Zwangsvollstreckung 804, 822. Zweck der Obligationen 654. Zweckstrafe 797. Zweikammersystem 524. Zwingendes Recht 99; im Fa­ milienrecht 709, 796.

im Strafrecht

L ippert & Co. (G. Pätz'sche Buchdr.), N aum burg