Johann Cicero und Joachim Nestor, Churfürsten [Kurfürsten] zu Brandenburg : Skizzen zu einem Regentengemälde aus dem 15ten und 16ten Jahrhundert ; mit Seitenblicken auf die französische Revolutionsgeschichte zur Beherzigung für deutsche Männer


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Johann Cicero und Joachim Nestor, Churfürsten [Kurfürsten] zu Brandenburg : Skizzen zu einem Regentengemälde aus dem 15ten und 16ten Jahrhundert ; mit Seitenblicken auf die französische Revolutionsgeschichte zur Beherzigung für deutsche Männer

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Cicero.

Johann

und Joachim

Nestor ,

Churfürsten zu Brandenburg.

Skizzen

zu etrem Regentenge målde

aus dem isten und 16ten Jahrhunderte.

Mit Seitenblic

#

auf die französische Revolutionsgeschichte zur Beherzigung

für deutsche Männer bon

Hans Karl Freyh. von Ecker und Eckhoffen.

Berlin , bei Friedrich

Maurer,

183756

1793.

A

#

01

y

35

1 17 :

1. 20

#3:

IL @ 21

Den Manen meines

Wohlthäters

Ferdinand , Herzogs von Braunschweig und Lüneburg,

1

am 12ten Jänner 1793

zur

L Gedächtnißfeier Seines Geburtsfestes

aus herzlicher Dankbarkeit, Liebe und Ehrfurcht

gewidmet.

X 2

Finis vita Ejus nobis luctuosus , Patriz tristis , extraneis etiam ignotisque non sine cura fuit. * .A TACITUS.

12140

.1

Johann

Cicero

und

Joachim

Nestor ,

Churfürsten zu Brandenburg.

Viel Klagen hdr' ich oft erheben Vom Hochmuth, den der Große übt. Der Großen Hochmuth wird sich geben, Wenn unsre Kriecheren sich gibt.

Bürger.

3

‫ܐ‬

Des

Churfürsten

Brandenburg

Johann väterliche

Cicero zu

Ermahnungen

an ſeinen Churprinzen Joachim.. Eine Handschrift aus dem 1sten Jahrhunderte,

Herzlichgeliebter Prinz !

Ich habe niemal gezweifelt, daß Ihr in Eures Vaters Fußtapfen treten, und sowohl Euch fel ber, als die Euch nach meinem Tode gebühren • den Lande wohl regieren könntet, weil Ihr be reits hierzu einen glücklichen Grund gelegt. Doch habe ich nöthig zu feyn erachtet, aus brünftiger Liebe zu Euch und meinen Unterthanen ,

eine

treulich gut meynende väterliche Ermahnung zu Hinterlassen , damit Ihr desto weniger fallen , oder von bösen ungetreuen Råthen Euch verlei ten laſſen möget. " Zwar die Erinnerungen find jedermann leicht, aber die Vollziehung derselben ist schwer.

Doch hoffe ich , liebster Prinz !

es

werde Euch meine Lehre, weil sie von einem lieb A 4

(

8 )

reichen Vater herrühret , und die leßte ist, die Ihr von mir hören werdet, auch angenehm ſeyn. Kluge Fürsten ſehen allezeit auf ihrer werthen Kinder und Länder Wohlfarth : doch ſind ſie als dann am sorgfältigsten , wann sie aus diesem Leben abscheiden, und das, was ihnen lieb gewesen, andern übergeben sollen.

Ich will nichts vor

Euch geheim halten, ſondern alles

in Euern

Schooß ausschütten ; Ihr aber werdet es gebüh rend aufnehmen , und meine leßten Abschieds worte in fester Gedächtniß halten.

$ 1 Vor allem stellet Euch mein geführtes Leben zu einem Exempel der Nachfolge vor. Denn ich habe mich auch bemühet , mein ganzes Leben hindurch meinem Vater, dem glorwürdigen Chur fürsten Albrecht, zu folgen.

Ich habe alle meine

Rathschläge zum Nußen meiner Unterthanen gerichtet, und darf das ganze Land, auch alle meine Diener zu Zeugen rufen , daß ich mich nicht als einen Regenten, sondern als einen Va ter gegen fie erwiesen.

Ihr selbst, mein Prinz !

werdet Euch erinnern, wohin meine Handlungen . und alle meine Gedanken abgezielet.

Darum

dann tretet in Euers Vaters und Großvaters löbliche Fußtapfen .

AC

( 9 ) Es stehen viele in dem Wahn, "man" erweise fich alsdann erst recht fürstlich, wenn man die Unterthanen beschweret, und durch gewaltsame Zwangsmittel ihr Vermögen erschöpft. Hernach prafſet man lustig, und beflecket die ererbte Ho heit mit schändlichen Lüßten.

Man führet wohl

königlichen Pracht, und wickelt sich in verderbs Hierdurch aber werden die våter

liche Kriege.

lichen Reichthümer verschwendet , man verliert die Liebe und das Vertrauen der Unterthanen, und man führet nicht mehr das füße Amt eines 1 lieben Vaters , sondern eines fürchterlichen Ty= 7 rannens. Ich kann nicht begreifen , was ein folcher Fürst für Ehre habe, und kann mich nie mand bereden, daß er in Sicherheit seye. Es ist schlechte Ehre über arme Bettler zu herrschen, hingegen sehr ruhmwürdig, wenn man Reichen und Wohlbegüterten befehlen kann.

Darum

wollte der belobte Fabricius *) lieber der Reichen Herr, ats selber reich seyn. " •

Von Kriegen halte ich nichts ,

fie bringen

*) Diesen Wahlspruch legt Valerius Maximus Factor. S ac dictor, memorab. L. IV. Cap . 3. dem M. Curius wee in den Mund, fegt aber bey : item sensit.Fabricius Lucinius, A. d. H.

45

( wenig Gutes.

10

)

So man nicht zur Beschüßung

des Vaterlandes , oder eine große Unbilligkeit zu heben , den Degen ziehen muß, iſt es beſſer davon zu bleiben. Laſſet Euch, mein Herzens - Sohn ! die Gotz tesfurcht befohlen seyn .

Aus felber wird alles

Gute und alles Heil auf Euch, gleichsam Stroms weise, fließen.

Ein Gottesfürchtiger denket jes

Derzeit, daß er von seinem Thun Gott in kur zer Frist werde Rechnung erstatten müſſen. Wer Gott fürchtet, wird niemal mit Vorſah etwas begehen, deſſen ihn gereuen könnte.

Die Armen nehmet in Euern Schuß.

Ihr

werdet Euern Fürstenthron nicht besser befestigen können , als wenn ihr den Unterdrückten helft, den Reichen nicht nachsehet, daß ſie diel Gerin 1

gen überwältigen, und wenn Ihr gleiches Recht, ohne Rücksicht auf den Unterſchied der Personen, jedem wiederfahren laſſet. Vergesset nicht , den Adel im Zaume zu ers halten.

Denn deffen Uebermuth verübt viel Bd=

Strafet sie , wenn sie die1 Gefeße und Lan * Lasset ihnen nicht desordnungen übertreten.

fes.

zu, daß sie jemanden wider Gebühr beschweren Fönnen.

(

II

)

Hat Euch jemand bisher beleidigt , `so bitte ich, vergeſſet es.

Es stehet einem Fürsten nicht

wohl an, wenn er eine im Privatſtande empfan= gêné Unbild rächen will. Hingegen strafet die Schmeichler , die alles * Euch zu lieb, und nicht zu des Landes Besten reden wollen. Werdet Jhe ihnen folgen , so werdet Ihr Eure klugen Räthe · verlieren, und Euch in Gefahr vieler schädlicher Neuerungen stürzen.

Des Schmeichlers Rede

gleichet dem Schlangengift , welches im füßen Schlaf zum Herzen dringet und den Tod wirket, ehe man es gewahr wird.

Liebster Prinz ! ich

verlaſſe Euch ein großes Land.

Allein es ist

kein deutsches Fürſtenthum, in dem mehr Zank, Mord und Grausamkeit im Schwange gehet, als in unsrer Mark.

Wehret doch solchem + Unwe

fen, und schaffet, daß Eure Unterthanen liebreich und ſanftmüthig bey einander wohnen mögen. / Zu diesem Ende bitte ich Euch, an einem wohl gelegnen Orte eine höhe Schule zu errichten, in welcher die Jugend wohl unterwieſen und zu gu ten Sitten und Künſten angeführet würde. Mein feliger Herr Vater hatte einen gleichen Befehl hinterlassen.

Allein die Kriegs 2 Unruhe ,

die

überhäuften Geschäfte , die kränkliche Leibesbe

1 (

12

)

schaffenheit und der mich so frühzeitig überfallens de Tod haben mich, an deſſen Erfüllung verhins dert.

Jeht habe ich meiner Mark den Frieden

zuwegengebracht, und Ihr werdet diebequemlich fte Gelegenheit haben, diesen meinen legten Wils ten mit allernächſtem zu vollſtrekken.

Ihr werz

det hierdurch Gottes und Eure eigne Ehre bes fördern, und Euerm Lande großen Nugen vere schaffen.

Vergeffet dieses ja nicht , mein Pring !

es ist ein kayserlicherBefehl, und ward im jüngst verwichenen Reichsschlusse den Churfürsten ange= rathen, in ihren Landen Univerſitäten * aufzurich ten.

Die hierzu nöthigen Geldesmittel habe

ichbereits zusammengebracht, und übergebe Euch folche in meinem Testamente ; bitte Euch aber -auch zugleich herzlich, daß Ihr. ſolche zu keinem andern Anschlage verwenden, oder diesen lehten Willen ändern wollet.

‫ܐܐ ܘܠܐܐܬ‬

Liebster Pring ! Man werde ich versammelt zu meinen Våtern. gieret wohl.

Lebet Ihr glückselig, und res

Dann werden Euch die Frommen

lieben und die Bösen fürchten.

Ihr werdet von

den Eurigen: geehrt, von Fremden gelobt, und, wenn Ihr diese meine Batertreue wohl zuHerzen nehmet, von Jedermann hochgeschäßzet werden.

? C

$

Praecipuum munus annalium , né virtutes sileantur, vtque pravis dictis factisque \ux \ posteritate et infamia metus sit. TACITUS

L

Johann Cicero und Joachim Nestor, Churfürsten zu Brandenburg.

Vor zwey und zwanzig Jahren erhielt ich von einem Staatsmanne, der, im eigentlichen Sinne des Wortes, mein Lehrer und mein Freund ward, die merkwürdige Handschrift , die ich jeßtzals ein Wort zu seiner Zeit geredet, meinen Mitbürs gern gedruckt überliefere.

Sie trägt freylich

nicht den Stempel des buchstäblich richtigen Dri `ginals, die weit neuere Orthographie beweiſet dies.

Die Rechtschreibungsart , der sich der

Abschreiber bey seinem Manuſcripte bedient hats

1

(

4 )

te, das mein Freund während seiner academi schen Laufbahn sahe

und sich abschrieb , fiel

in den Zeitraum von 1620 bis 1640.

Seiner

Handschrift hatte der Abschreiber selbst die An merkung beygefüget : Sein gnädiger Herr , Churfürst Maximi lian I. von Bayern , habe diese väterlichen Ermahnungen einen Regenten - Spiegel ges nennt, und sie so hoch geachtet, daß Er solche auch sogar auswendig erlernet hätte.

Weil

nun Ihro Churfürstliche Durchlaucht Ihren Herrn Churprinzen , Ferdinand Maria , da mit beschenket , und gewollt hätten , daß auch Derfelbe diese wahrhaft christlichen Regenten Lehren seinem Gedächtnisse tief einprågen sollte : so habe er , der Copiſt , auf seines gnådigen Herrn Befehl, um dem Herrn Churprinzen die Abschrift leicht leserlich und recht anmu thiglich zu machen , fie orthographice , wie es dermalen gebräuchlich , anfertigen müſſen. Etwas im Styl, oder auch nur ein Wort ab zuåndern

erklärt sich der Abschreiber weis

ter- habe er sich sehr gehütet : denn der Styl fey unverbesserlich und konnte auch nur dem Autor angehören, der bekanntlichsich den Na

(

15

)'

men des teutſchen Cicero mit dem größten Rechte erworben habe. Da alſo ſchon dieſer Copiſt von der Ortho graphie seiner Urschrift abgewichen war :

so

glaubte mein Freund , daß er es auch sich erlaus ben könnte , ſeine Abschrift nach der jeßigen Schreibart zu modeln.

Er pflegte immer sein

dadurch gegebenes Beyspiel von übel angewand ter Rechtschreibungsliebe Eine seiner litterari ſchen Jugendfünden zu nennen , und årgerte sich darüber.

Er wünschte oft, seinen Fehler verbes

fern zu können ; aber er lebte in solchen politis

3 schen Verhältnisſſen , wo er's unrathſam fand, zu der Quelle zurück zu kehren , daraus er feine Urschrift geschöpft hatte.

Wie oft tritt nicht der

gleiche Fall bey manchem Manne ein , dem ein åhnlicher Trieb ſolche Entstellungen der Werke des Alterthums entlockte !

Es ist wirklich zu

wünschen , daß man sich allgemein überzenge, die Mode, den Urschriften der Vorzeit ein, nach der gegenwärtigen Art, im Zuſchnitt und in Fal ten geformtes Gewand umzuhängen , erweise der Litteratur den schlechtesten Dienst, vollbringe ei nen offenbaren Raub an den Schäßen des Al terthums.

( 26

) 1

Indeß, wenn ich die orthographischen Freys beutereyen der beyden Copisten ausnehme , ist hier im Ganzen nicht das geringste verloren. Es behält doch seine gute Richtigkeit ,

daß diese

Handschrift kein untergeschobenes Werk, ſondern ein wörtlich richtiges , also unverfälschtes Ori ginal ist.

Die Geschichte stimmt mit ein , daß

Churfürst Johann Cicero

in mündlichen

und schriftlichen Unterricht für ſeinen Sohn, den Churprinzen Joachim , unerschöpflich war, um ihn zu einem vollkommenen Regenten zu bil den.

Zwar scheint der Styl für Johann's

Zeitalter fast zu ſchön ; allein , ſehr richtig hat schon der bayerische Abschreiber bemerkt, Jo hann habe den Beynamen Cicero, wegen sei ner besondern Beredſamkeit, mit Recht erhalten ; er war gerade der Mann, der erhabene Gedanken zierlich zusammenreihen und mit edler ™Pråciſion in Worte übertragen konnte. " Es ist billig, daß wir uns bey dem´ feltnen Fürsten etwas verweilen.

Mein Zweck ist aber

nicht , fein Biograph zu werden ; nur einige Grundlinien zu dem großen Gemälde will ich aufreißen , das blos ein geschickterer Mahler , der 1 an archivaliſchen Quellen steht, allumfassend auftra=

r ( 17 ) auftragên® und« in treffendern Zügen vollender darstellen kann. Johann Cicero gehört zu der Regentens linie des Churhauſes-Brandenburg , des jeßigen Eöniglichen Hauſes Preußen , das von den Gra fen von Hohenzollern, 4 Burggrafen zu Nürnberg, abstammt , und dem Friedrich I. die Krone, Friedrich der Einzige aber das Königreich , den Rang einer ersten Macht, und also das übers wiegende Gewicht auf der politiſchen Wagschale erworben hat , ohne das eine Königskrone nur ein lästiger Prunkſchmuck iſt, und ſolch ein Kd nig unter seinen Brüdern eine ganz untergeord nete Rolle spielt.

Umgekehrt giebt er den Ton

an , und dem großen Staaten - Verbande die Richtung , die zum Endzweck seines Interesse hinwirkt oder wenigstens, ihm nicht in den Weg tritt.

So hinterließ Friedrich der Einzige, als

Vater ſeines Volks geehrt, als König gefürch tet, als Bundesgenoſſe von den größten Herrs schern mit Eifersucht und Anstrengung gesucht, als Held bewundert,

als Philoſoph geschäßt ,

und als Mensch geliebt , am Abend feiner Tage, feine mit Lorbeern bekränzte Krone , ſeine weiss lich gesammelte Schäße, die dem Nothfalle troßen, B

T (

18

)

ohne feine Steuerung durch neue und unerschwings liche Auflagen zu erkaufen und dadurchden Wohls ſtand des Unterthans völlig zu entnerven. Erhin terließ eine, durch Mannszucht und Fertigkeit und durch die Anführung seines großen Neffen ; des regierenden Herzogs von Braunschweig , der je dem Helden der Vorzeit zum Vorbilde gedient haben würde, eben so ausgezeichnete als furcht bare Armee, die nur zu ſiegen , und selbst bey wetterwendischem Kriegsglücke in Augenblicken, wo alles verloren zu seyn schien , die Progreffen I des Feindes, wie ein felsenfester Damm, aufs zuhalten gewohnt war : das alles hinterließ Friez drich der Einzige seinen königlichen Nachfolgerns Es ist auch ausgemacht wahr , daß Preußen sich immer aufseinem so ehrenvollen Posten behaup ten wird, wenn es sich in seinem politischen Wir kungskreise zweckmäßig wirbelt , und vorzüglich das angenommene System seiner Staats- Deco nomie beybehåltus Uebermäßiger Luxus, tödtet alle Mannskraft, leeret die Schaßkammern, biez tet den Ränkeschmieden ein offenes Feld an, ihre

" Werkstätte anzulegen , und umschafft den Natios nalgeiſt, macht ihn, weibiſch und endlich gar las Ferhaft , für jede Büberey empfänglich. [ ® Derl C

10A

1

( 19 ) teutsche Fürstenband , der von dem edlen Hers zen und dem ausgebildeten Verftande des jeßigen Königs, ¡als,ſein Werk, daß treffendste Zeugniß giebt

hat Preußen einen dunsterblichen Ruhm

und was diesen sehr weit übertrifft , das unbes gränzteste · Zutrauen erworben.

Deutſchlands

minder mächtige Stände erkennen in Preußen den besten Beſchüßer ihrer Freyheit und dem ſichersten Vertheidiger unfrør Reichs - Constitue tion .** Preußen gewinnt dadurch offenbar an Bundesgenossen , an Macht und Ansehen unteri allen Staaten.

Kein Schwerdt wird- gezuckt,

wenn Preußen das ſeinige in der Scheiße zu bek halten begehrt.

Sanga

ane dimot

Das Haus Brandenburg war aber immer reich an klügen und guten Regenten und an Helk den.

Unter den Vorfahren Johann's Ciz

cero`zeichnete. ſich vorzüglich Burggraf Fries drich . IV aus, der Friedrich + den Schönen von Desterreich gefangen "nahm , und dadurch; die ſtreitige Kayserkrone auf dem Haupte eines Fürt ſten , Ludwigs des Bayern , befestigté , der dein Wunder seines Zeitalters war.

Ludwig ftreifte

zuerst die Feſſeln des påbſtlichen Despoten, darin Kayfer und Reich schmachteten, von ſich völlig

B 2

(( 20

)

ab; hielt die wankende deutsche Constitution ges gen die Eingriffe und die „Kabalen der einheimi- } fchen und fremden Ehrgeizigen und Unruheftifter durch eine Beharrlichkeit aufrecht, davon die

W

Geschichte kein Beyspiel beybringt ; und gab dem : deutschen Kayserreiche jene Standkraft , die es,

Bi

wenn ein Gemeingeist für Vaterlandsliebe , Ents

4 fchloſſenheit und Heldenmuth unsere Fürſten be-1 lebt , gegen jede Umwälzung ſichert.

Ludwig:

ward der populärste Mann , eben so gerecht.als : leutselig , für ſein persönliches Intereſſe 13 ohne Pråtension , ohne falsch, bieder in allen feinen Handlungen." Ludwig nannte den Burggrafen seinen vertrautesten Freund.

Und: håtte die Ge

fchichte auch nur allein das Bekenntniß uns über

1

Hefert, so wären damit schon die merkwürdigen Vorzüge:Friedrich's entschieden. - Sozwahr, ist, es , /däßrein wahrhaft edler Mann blos ; ſeines> 1

Gleichen an Seelengröße hochſchäßen und liebent, 1 fich zum Freunde: wählen kann. 6.Mandirre ſich nie

wenn man den Charakter eines Menschen

mach dem innern Werthe feiner vertrauten Gesell fchafter bestimmt.

Weit richtiger augusirt man,

als hätte man mit Lavater'n im Gebiete der Phy= 1

Sognomie umhergeſchwärmet. 044/C CH# * @w

"

1

T

( 銀 ) Albrecht, mit dem Beynamen Achilles unb Ulysses, ein Abkömmling dieſes Burggrafen, wor Der Vater unsers Johann Cicero,

defer

'mit seiner ersten Gemahlin Margaretha, Mark grafs Jacobs zu Baaden Tochter, erzeugte. " A = brecht, der von seinem Vater, Churfürsten Fries drich F. von Brandenburg , dië- Brandenburgi प schen Lande in Franken7 unterhalb Gebürgs, zum Erbtheil empfing , erbte von seinem erstge bornen Bruder, x Johann dem Alchymisten, auch das fränkische Fürstentham Brandenburg, ober halb Gebürgs, und folgte endlich seinem Brü der, Friedrich dem Großmüthigen, der jwo Kro nen ausschlug , um gerecht zu bleiben , und der

" ſich der Churwürde begab», ^ um die glücklichen Tage eines Weltweisen zu verleben , in der Re gierung der Churlande.

Von Albrecht erzählt

uns die Geschichte eine Reihe ſchnell auf einan der folgender schöner "Thaten“, 4 davon Eine die Andere verschlang , um immer wieder von der Nacheilenden noch weit glänzender ersetzt zu wer= den.

Sein ganzes Leben beſtänd aus einer Kette von Handlungen , deren 7 Glieder einzig aus Tapferkeit und Klugheit zusammengefüget was ren.

Albrecht begann die Regierung feines Erba B 3

( 22 ) theils in Franken unter dem Geräusche der Waf fen. « Er hatte mächtige Feinde zu bekriegen , under besiegte sie.

Er züchtigte die empörten

ftolzen Nürnberger ,

die ihm das Recht ihres

Burggrafen » ftreitig machten.

Aber was ſein

Borfahr , Burggraf Friedrich IV, dem Kayser Ludwig von Bayern war, das war nicht minder Albrecht dem Kayfer Friedrich III; ‫ ھر‬Freund, Rathgeber und Feldherr,

Wo das Reichs - Pa

nier wehete, da focht und schlug Albrecht Achil les des Kaysers Feinde.

Er zwang Carl'n dem

-Kühnen von Burgund den Frieden ab, und zeig te fich bey dieser Gelegenheit ihm eben fo, als Meister in der Staatskunst zu 奪う unterhandeln , wie Carl ihn schon als Helden zu fürchten Urs fache hatte.

Diese : Epoche erwarb Albrechten

den Beynamen Ulysses, oder des deutschen Fuch ; unter den Mördern, wie unter den Erzschmeiche dern der Könige: die Mode lehrt und wirket al les, und wer als Mann von Geiſt einen Entſchluß faßt, kann selbst die heutigen wüthenden Franzos *) Die Gebäude des Bruder Egalité. Da ich nicht weiß, ob ihre seit der Revolution mehrmalen vers anderte Benennung in diesem Augenblicke nicht wieder einen neuen Umtausch erduldet hat, so mußich das kritische Auge der Revolutionisten ersuchen, ſich hier wegzuwenden und sich ob meinem Einbruch in ihre Gesetze, durch die Beybehaltung des ſeit lange berufenen Namens des Wohnorts der Orgien und Bachanalien , und des Verraths an der wahren Staatswohlfahrt, nicht zu ärgern.

$

( 114

)

fen nach der Willkühr feines Endzwecks gängeln. Der Enthusiasmus der: Freyheit ist zum Spiel werk der Mode geworden. Hängt der rothen Mi se die Schellen der Narrenkappe an ; versteht euch darauf, die Thorheit mit der Geißel des beife ferden Wißes zu peitschen ; bestechet die Amazo ninnen mit der Allmacht ihrer Grazie

zeiget

im entferntesten Perspectiv einen Koloß von ers habenen und großmüthigen Unternehmun gen, wenn sie auch gleich nur noch in der Einbil dung bestehen, und ſehet jede verborgene Trieb feder in Bewegung : und ihr werdet eine neue Umwälzung der Dinge schaffen Das fran



zösische Volk, fagt Voltaire , ist das

einte

zige, welches ein Augenblick new gebähren, oder verderben fann ." Die Modesucht, und Die Idee von dem Ausserordentlichen bey der Unter nehmung und dem wunderbaren Schauspiele, das Law ganz Europa gab, um dessen Bewundrung und Erstaunen zu erregen ,

und eine Art von Ehrfurcht für den Erfindungsreichen Geist der französischen Nation , die alle Schwierigkeiten zu übersteigen und das Unmögliche möglich zu machen weiß, hervorzubringen : das Alles war in der großen und unermeßlichen Handelsmaschine bieses Mannes Räderwerk, Rolle, Seil und Ges treibe.

Alle Franzosen waren nun zu Rechnern

1

(

115 )

umgeformt. Der Aktienhandel erhielt eine , jede Vorstellung übertreffende, ungeheure Begünstis gung. Eine Actie, die anfänglich nur fünf hun dert Livres gekostet hatte , stieg 1719 bis auf Neuntausend und zuleßt, fast ganz unglaublich, gar auf Achtzehentausend .

Das Gedränge zu

der Bank, um die klingende Münze gegen den pas piernen Talisman auszutauschen , war so groß, daß mehrere Personen Gefahr liefen , darinn er drückt zu werden.

Man bat, man beschwor die

Agenten des Zauberers, des Cagliostros ſeiner Zeit, die lästige Bürde des Goldes und Silbers in Empfang zu nehmen, und man jubelte laut, glückselig zu seyn ,

wenn man erhört ward.

D'Jbagnet, Kastellan vom Palais - Royal, ein Mann von feltner Tugend´und der, wenn gleich dem Hause Orleans von Kindheit an eifrigst ers geben, niemals den Ausschweisungen des Regens ten geschmeichelt, und würdig, der Freund sei nes Herrn zu seyn, ihm nie die Wahrheit und die Mißbilligung verhehlet hat ; dieses Phoeno men an den voll von Geråderten geſtirnten Hof himmel rief den Novißen zu, welche imAndrangè des Volks ihre Seele auszuhauchen im Begriff standen : Ey ! Geduld , Geduld, meine Herren ! befürchten

Sie nicht , daß

„Ihr Geld Ihnen verbleibet ; o ! man

$ 2

(

116

)

wird Ihnen noch Alles abnehmen. “ - ! Man sehe nun das Abstechende. Die Thors heit und der Zustand der Franzosen, welcher der Sinnlosigkeit eines Trunkenbolds glich , hatten nicht verhindern können, daß Einige den Rausch ausschliefen und Andere gleich anfänglich berech neten, Papiergeld ſey nie ein sicherer Ersaß der klingenden Münze.

Beide benußten die allges

meine Raseren des Actienhandèls, oder drångten sich zur Bank, um die Einlöſung zu fordern. Law hatte diesen Angriff gefürchtet ; die Fonds der Bank waren bald erschöpfet. Law suchte Zeit zu gewinnen schob die Zahlungen von Tag zu Tage auf, und leistete sie nur Fristenweiſe in mås bigen Summen.

Plöglich entstand eine allge

meine Stockung.

Der Werth der Münze wurde

t nach und nach erhöhet. Das leßte verzweifelnds ste Mittel durch ein Edikt der Regierung an gekündiget, wer kann es hören , ohne nicht zu schaudern ? daß niemand mehr als fünfhundert Livres an Gelde oder Geldeswerthe besißen, und daß der verheimlichte Ueberschuß weggenommen werden und davon der Drittheil dem Angeber zus

"

fließen sollte ; das ſollte Intriguen, Inquiſition, Verführungen, Drohungen , und Martern hers vorbringen und die entblößten Cassen der Bank füllen.

Welch fchreckliches Erwachen des Volks,

( 11

)

indem es dieſes Edikt in Ausübung bringen und dadurch zugleich alle die geträumten glänzend ften Hofnungen, von seinem znkünftigen Zustande eines Crösus , in einem Nu zu Wasser werden Schon steigen die gewöhnlichsten und uns entbehrlichsten Lebensmittel zu den übermäßigsten

fieht.

Preis, den selbst der Wohlhabende auszudauern nicht vermag. Schon werden die Bankzettel von allen Krämern und Kaufleuten abgewiesen. Schon ist Law genöthiget, das wenige Geldrauf der Bank unter die Innhaber der Verschreibun gen zu theilen. Man schaft neue 25 Millionen Renten auf die Stadt Paris und die damit ein kunft, welcher sich durch Verdienst Stuffenweiſe bis zum Subalternoffizier hinangearbeitet, dieſe Leiter von Kenntnissen erstiegen .

Bey aller seis ner eingeårndteten Erfahrung und ſelbſt bey, eis

ner glücklichen Beurtheilungskraft wird es ihm

(

174 )

doch an dem weitumfassenden Geiste fehlen, den nur Kenntnisse erwecken und der allein in den verzweifeltsten Situationen , wo ein augenblick licher Entschluß alles retten und alles verderben kann, den entscheidenden Ausschlag giebr.

Die

Zurücksetzung eines Offiziers und der Vorzug eines Andern ist dem zufolge nicht immer eine Ungerechtigkeit : beides hångt von der mehrern oder mindern Fähigkeit der Subjecte ab.

Ju

deß, manchmal mag es freylich der Intrigue ges lungen seyn , den Edelmann ohne. Talente dem verdienstvollen Bürgerlichen vorzuziehen ; allein in allen Staatsverfaſſungen wird man solche Beispiele bey Befehung aller Staatsåmter auf spåren können ,

so lange noch Menschen sich

finden , die keine Schande darinn suchen , zu bes stechen, und solche, die ehrlos genug sind, sich bestechen zu laſſen. Das einzige Vorzugsrecht , welches der fran---

söfifche alte Adel wirklich Ausschließungsweise besaß, bestand demnach bloß in dem gefährlichen Privilegium , sich * den Blißen eines ? Jupiters auszusehen

die verpestete $ Hofluft einzuhau

chen , reiheweise Kabalen zu schmieden oder zu vernichten , ihre Reichthümer zu verschwenden, um als Halbgötter stolziren zu können. O! daß man diese Männer beneider hat, deren Zustand

(

175

)

in Frankreich so sehr precaire war, und in jedem großen Staate, wo Neid und Eifersucht an der Spiße der Vornehmen stehen , so sehr taumelnd ist!

Eine Laune des Königs führte sie in den

Schooß der eingebildeten glücklichen Größe ; eine Andere brachte se um Vermögen , Freyheit und Ehre -um jede wirkliche Glückseligkeit , selbst um die Spannezeit des Erdenlebens . Furchtsam batten fie gehorcher in den Vorkammern nach › zjedem Athemzug ihres Monarchens, und wie ein elektrischer Schlag war es bey seinem Anblick durch ihr ganzes Wesen gefahren , wenn eine finstre Wolke auf seiner Stirne hausete. Sie bebten und 看 forschten alsdann auf ihren Gesich tern um sich her, wem es ahnden könnte, von dem schrecklichen Bliße, aus des Donnerers star ken Hand geflogen , verzehret zu werden.

Die

erklärtesten Feinde vergaßen in diesen Augenbli fen ihren eingewurzelten Groll und heuchelten sich aufrichtige Anhänglichkeit. Kaum aber vers kündigte ein lächelnder Zug auf des Königs Ges ficht , daß ein heiterer Himmel das gefürchtete Ungewitter verscheuchet hätte ; so theilten sie sich pfeilſchnell die gemachte frohe Entdeckung mit, und mit Blicken einer wechselseitigen wonnetrun kenen Gehäfſigkeit ſtohen sie wieder auseinander. Schon hatte sich der Geist der Intriguen ihrer

(

176 )

gleich wieder bemächtiget.

O! daß man die

traurige Existenz der unglücklichen Caste beneidet --hat ! Man hätte den schädlichen Einfluß der Edelleute auf die Staatsverhältnisse unmdg lich und jede ihrer Vråtenſionen wohlthätig ma chen sollen. Diejenigen unter ihnen, deren Kopf und Herz sie zur Würde eines edlen Mannes ers heben

und gewiß zählten Frankreich und alle

Staaten unter ihrem Adel solcher Männer viele, die keinem bürgerlichen Biedermanne nachſtes, hen ! - denen es also an Liebe zur Wahrheit, an Muth ſie aufzustellen, * und an Herzensgüte Wohlthaten zu wirken nicht gefehlt håtte : das wå ren alsdann die wahren Staatsbürger gewesen, welche, als treue und nothwendige Wächter für dieRechte der politischen Freyheit und Gleichheit, den Despotismus der Plebejer abgeschreckt håts ten, an die Stelle des Despotismus der Aristos kraten zu treten. Oder ist das Herz der bürger lichen Caste allein unzugänglich für den natürli chen Trieb zur Herrschsucht , der schon in den zum werdenden Menschen aufkeimenden Kinde 恩 sich so allmählig entfaltet ? O ! ihr Menschen, die noch kein Zeitalter gebohren hat , ihr, werdet "nicht in dieſen “ und in den fernern Jahrhunderten entstehen , welche nur zu sichts bar mit der graden Anlage zur allgemeinen

Anarchie,

( 177 ) Anarchie , der Mutter des Rechts des Stärkern, P 97

schwanger gehen !

Ich lenke nun, nach dieser hieher gehörig ges wesenen Abschweifung, wieder zu dem Vorwurf ein , der Ludwigs des XVI. Partheylichkeit für den Abel feines Reichs gemacht ward. -Der König hat me einem Bürger, dessen Tas lente fich Achtung und Zutrauen erworben hats ten , das Recht Staatsämter zu bekleiden vers sagt, wenn ihn nicht davon das Herkommen auss schloß, welches selbst Königen zu 3 einem Gefeße dienet, das sie nicht ungerächt überschreiten köns nen. Er hat keinen verdienstvollen Offizier, wenn gleich aus nicht adlichem Geblüte entsproffen, des Rechts der Beförderung fu den Stellen in der Armee so wohl, als in der Marine beraubet) wenn ihn dazu die Reihe nach : feiner - Anciennetë traf.

War nicht grade diese gleich austheilens

de Gerechtigkeitsliebe des Königs, Einer der vies len Bewegungsgründe , weswegen die heutigen Franzosen vor Jahren , als sie noch Gefühl für Recht und Billigkeit besaßen, eben diesem nun so sehr verkannten Ludwig dem XVI. den ſchönen Beynamen des Vielgeltebren" beylegten ? Aber Ludwig der XVI. hat noch weit mehr gethan , er hat sich Heinrich IV, dem Unvergeßlis chen, ähnlich zumachen gestrebt. Wie dieserweise M

1 (

178

)

König, der, nach seinem Uebertritt zur römischen Kirche, nur den Namen, nicht aber das Wesen des wahren Christen vertauschet, hat Ludwig' alle Vorurtheile des Religionshaſſes , den mei ftentheils Priesterſtolz oder Eigennuß hervorruft, ganz von sich abgestreift.

Er vergaß

zwar

hatte er auch keine furchtbare Ligue zu scheuen doch immer vergaß er , daß die nie zu leugnens den gefährlichen Absichten der Hugenotten, eine

-1 Umwälzung des Staats zum Endzweck gehabt; und mit innigstem Vertrauen auf die Treue und die Liebe aller Franzosen, wes Glaubens ſie ſeyn konnten, eilte er, den größten Beweis von seiner Aufrichtigkeit für die Duldung jeder chriſtlichen Religion zu geben. 4 Er stellte den Bürger Ne cker, einen Protestanten, an die Spihe der Vers waltung der Finanzen, und wählte ihn zu seinem vertrautesten Minister ! Dieser Mann brachte alle Kenntnisse des ge lehrten Kaufmanns mit sich ins Ministerium. , Ausgerüstet mit allen Eigenschaften , die einen guten Hausvater charakterisiren , und mit dem Elende der untern Volksklaſſe genau bekannt, wünschte er aufrichtig , allgemeinen Wohlstand bis in die Strohhütten zu verbreiten. Aber seine hohe Meinung von sich selbst wirft einen Fleck auf ihn, der die schönen Seiten seines Karaks

((

179 ))

ters ſchwärzet, und ihm mit Grunde den Rufer wirbt, daß er nicht zum Minister eines großen Reichs geschaffen sey . In republicaniſchen Gründ fäßen erzogen, traute er sich Kräfte genug zu, fel bige seinem Finanzſyſtem anpaſſen zu können, ohne daß er Gefahr lief, die Grundlagen einer Monarchie zu erschüttern.

Er wollte, zwischen

den beyden weit von einander entfernten Regie: rungsformen ein Mittelding von Einerleyheit bauen, dazu die beyden Verfassungen die Mate rialien liefern follten, um diese Einerleyheit her vorzubringen. Ein großer und wohlthätiger End zweck!

Aber Necker versah es offenbar daring :

Er hatte den Plan zu seinem Gebinde; die Bes ſtimmung der Materialien und die Wahl der Wetk leute auf die Willkühr des Bårgerfiandes , dent Ser das Amt des Baumeiſters ( ohne Zweifel aber nicht den Mißbrauch deſſelben) ausschließendüber trug, ankommen laffen.

So mußte freilich alles

die Gestalt gewinnen, welche einseitiges Intereſſe ‫ܕܐܐܐܐܐ ܢ‬

zabzudrucken pflegt.

Die Gefchichte Necker's , des Staatsmanns, undseiner wiederholten Entfernungen von der Zi (nanzminiſterſchaft fowohl als ſeiner wiederholten Einberufungen in ſelbige, schreiben, heißt : die Ges schichte des Kampfs der Monarchie zwiſchen Le= ben, und Tod, und der Triebfedern ſchreiben zu M2

(

1803)

wollen, welche die seit vielen Jahren vorbereitete #Franzosische Revolution mit einmal in Bewegung * gefeßet, und sie auf den Punkt der fürchterlichen

" Exploſion gebracht häben , die unhintertreiblich die Umwälzung der ganzen Staatsverfaſſung ~hervorrufen mußte.

Diese Geſchichte gehört

#gegenwärtig nicht in meinen Plan ; aber hieher gehört, daß die französische Nation, welche un : ersättlich in Neuerungen ist , der Regierung Ne ckers sehr bald müde geworden . Diese undank bare Nation verfährt jeht gegen das Andenken des Mannes , den sie vergöttert hatte , mit bey fpiellofer Unbarmherzigkeit , klagt ihn sogar an, daß er die Monarchie zu Grabe getragen , und die erste Veranlassung zu dem namenlosen Elend in Frankreich gewesen sey. Ich übergehè die Zusammenberufung der Nos tablen, die Necker +seinem Nachfolger Calonne überlassen hatte, und eile Ludwig dem XVI. nach, als er sich, aus eigenem Triebe seiner Herzens güte, ohne allen Rückhalt, und durch Necker's Versprechungen sicher gemacht, ohne alle Besorg niß in die Arme der versammleten Ration warf. Wie kann ich mein Volk glücklich machen?

Unvergeßliche, würdig in den Jahr

büchern aller Nationen mit goldenen Buchstaben aufzuzeichnende Frage Ludwigs des XVI. an die

(

18

)

allgemeinen Stände seines Reichs! Und so68fort entſagte Ludwig freywillig allen Rechten der Alleinherrschaft. Sein Volk belohnte ihn dafür, durch einen gefeßförmigen Ausspruch seiner Res präsentanten , mit dem Namen des Wiedera herstellers heit!

der französischen

Frey

Es schwor seinem Könige ewige Liebe

und ewige Treue! Man sehe das Abstechende. Die Volks - Repråſentanten , von der gewal tigen Leidenschaft zu herrschen angesteckt, von, einer grausamen Seele, eifersüchtig über die Liebe ihrer Committenten zu dem König und über die Schattengewalt der königlichen Würde, und fest entschlossen beyde auszurotten, fållten kühn (in der I Versammlung ) den Machtſpruch, der alle rechtlichen Begriffe von dem Verhältniſſe eines Bevollmächtigten gegen seinen Gewaltgeber gånz lich vernichtete.

Die rechtliche Eigenschaft eines

Deputirten war bis zu diesem Zeitpunkt, nicht ein Repråſentant der ganzen Nation, sondern der besondern Amtey

oder Ge=

meine zu feyn , von der er ernennet und mit speziellen Verhaltungs - Befehlen versehen worden. Nach der Natur seiner Stelle und seiner Instructionen lag ihm also offenbar die Pflicht ob, Berichte über die Verhandlungen an feine Committenten abzustatten, und ihreWeis

2 3

(( 18

)) .

fungen über unbestimmte Fälle entgegen zu neh= men Furz ! alle Obliegenheiten eines Bevoll= mächtigten zu erfüllen.

Aus dieser Abhängigkeit

folgt, daß die Deputirten kein Recht befaßen, dem Reiche eine Constitution zu geben , ohne sie vorgängig ihren Committenten zur Reviſion "und Annahme vorgelegt zu Jhaben. Das besagte Decret befreyte die Deputirten von allen dieſen Obliegenheiten , erklärte jeden einzeln zu einem Stellvertreter der ganzen Nation • und vereinigte f is der Verfammlung alle Gewalk des willkühr 2 lichſten Verfahrens.

Das gradeſte Mittel zu

dem hellsten Despotismus !! Nachdem dieser erste Schritt gethan, wel-3 cher die Deputirten aus Dienern der Gewaltge ber zu unumschränkten Herren der ganzen Nation ' gemacht, konnte man den Gang aller fünftigen Ereignisse vorhersehen. Die Anführer der Face tion zogen auch alsbald die Larve vom Gesichte und verhehlten nicht weiter ihre Absicht, daß sie der

königlichen Würde einen förmlichen und

fehrecklichen Krieg , dessen Opfer fie unhinter treiblich werden mußte ,

angekündiget håtten.

Sie trennten die Nation von dem Könige und schlossen den Lettern von aller Theilnahme an den Berathschlgungen aus. Es war nicht mehr der König, welcher die Nation um sich her

( 183

)

versammlet ; nicht mehr der König der die Aufs opferung ſeiner Majeſtätsrechte freywillig darges bracht : nein ! es war die Nation , die Alles ers obert und den Thron eines Tyrannen zertrüm mert hatte.

Und so fort würden von der constis

tuirenden Nationalversammlung alle äuſſerlichen Merkmale, welche die Majestätsrechte eines Köz #igs verkündigen, durch alle erdenkliche Ernies drigungen völlig entwürdiget ; sein königlicher Titel und seinReichswappen und dieFahnen und Flaggen abgeändert ; die weiße Kokarde als die Bundesfarbe eines Despoten und seiner Knechte gebrandmarket, und das buntſcheckige Feldzeichen der Anarchie mit dem Namen des Vaterlands Bandes geadelt : kurz ! die Nationalverfamm lung verlöschte alle äusserlichen Erinnerungen, welche die alten ehrwürdigen Ideen von der Ers habenheit des Thrones ; von der Unverleßbar keit der königlichen Würde ; von der Eigenſchaft des französischen Königs , königs ;

von dem

als der eines Erbs

Verdienste des regierenden

Stamms um Frankreich, durch Heurathen und Erbschaften viele Provinzen mit der Krone vereis niget zu haben, wieder in Umlauf bringen, ers halten und fortpflanzen konnte.

Im Gegentheil

machte sie jede Meinung gång und gåbe, welche den König , im eigentlichen Sinne des Worts, 502 4

( 184 ) zum gewöhnlichen Bürger und zum erstenBeams ten der Nation herabwälzte , der ein Gehalt ems pfing, so man sehr uneigentlich die Civilliſte nens nete. Aus dem Grunde gab sie auf dem Bandss felde das große, die Herzen der Acteurs mit wilden Gefühl von Unabhängigkeit beseelende Schauspiel, wo Ludwig der XVI. nicht, als håte te er die Krone von feinen (Vorfahren ererbet, fondern als ein Bürger, der seine königliche Exis stenz der Willkühr ſeiner Mitbürger zu verdanken hat, ganz in der redenden Gestalt eines entthrons. ten und durch die Gnade ſeiner Unterthanen wie der eingefeßten Königs erscheinen und die für die Majestät seiner Würde erniedrigendste Rolle spielen mußte, indeß der Präsident und die Des putirten der Nationalversammlung mit allen Glanz und Ansehen der Oberherrschaft über den gekrönten Beamten bekleidet, Darstellten.

sich dem Volke

Der König , der durch die neue

Constitution selbst erklärte erbliche Repräsen tantder Nation, sah sich bey dieser und überhaupt bey jeder Ceremonie gezwungen , dem Präsiden ken 12 der. Nationalversammlung , wenn ihm gleich, das Gefeß einen solchen repräsentatifen Character nicht beylegte, dennoch gedemüthiget nachzustehen. Die unverkennbare Absicht bey dieser Anmaßung

der

Nationalversammlung

(

185

)

frebte dadurch auch noch gar den lehten Eindruc von Ehrfurcht zu verlöschen, der die nothwendige Scheidewand zwischen dem Könige und seinem Volke ausmacht, und dieser erwünschte Endzweck ist ihr, wie wir alle wissen, völlig gelungen . Alle Ehrfurcht für den König ist verschwunden ! Eigenthum sey heilig ! hatten die Des putirten geschworen.

Aber durch Machtsprüche

entrissen sie die einträglichsten Eigenthumsrechte ihren Besißern, brachten dadurch unzählige Famis lien an den Bettelskab, und erregten Mord, Plün derungen, und alle Vorboten eines fürchterlichen Bürgerkrieges. Noch war der König seines Krdnungseides nicht entbunden , der ihm befahl, die Gerechtſa me einer jeden Klasse seines Volks zu schüßen. Auch wünschte sein Herz nicht, jene gewaltsame Umwälzung des Staats, wo man tauben Ohren s von Recht und Billigkeit prediget ; sondern eine brüderliche

Vereinigung

für gemeinschaftliche

Aufopferungen und für billige Schadloshaltuns gen.

Ludwig versuchte es also , seine Königss

pflicht auszuüben.

Jede Petition irgend eines

Hißkopfs , eines Ehrgeißigen , eines klugen Bö sewichts mard mit laut tönendem Beyfall anges nommen, und selbst, wenn sein Vortrag so toll kühn und ſo unfinnig geweſen , daß ihn fogar die M 5 1

(

186 )

Nationalversammlung verwarf, démohngeachtet zum Druck befördert und unter dem Volk ausges ftreuet, als ein Mittel, so der Endzweck für die Aber die väterlichen Ermah

Anarchie heiligte.

vungen des Königs , die Gefühle der Billigkeit nicht zu zerstören ,

und die redenden Beweise

feiner Liebe für sein Volk , konnten das günstige Schicksal nicht erringen.

Oft ward die Lefung

der königlichen Botschaften mit der beyspiellose ften Gleichgültigkeit angehört, ihr innerer Werth durch den gleich darauf erfolgten Ausruf: zur Ordnung des Tages ! mit lauter Verachs tung insinuiret, und dadurch dem Bolke, wenn es jahling davon eine Wissenschaft erhielt, schon zum voraus das widrigste Vorurtheil gegen die Absichten des Königs eingeflößet.

Moch öfter,

wie das meißtentheils der Fall war , wurden die ahrlichen Gesinnungen Ludwigs des XVI. an die Ausschüsse zur Untersuchung verwiesen , sofort leise zur ewigen Bergessenheit verdammt , und auf diese Art

der Publizität völlig

entriſſen.

Meine Zeitgenossen werden sich der schändlichen Auftritte noch recht lebhaft erinnern , als das für das Beste, der französischen Nation eben so nothwendige als wohlthätige Recht des Königs, den Beschlüssen der Nationalversammlung seine Sanction zu versagen , fein Veto liberum , fa

(

187

)

das Gleichgewicht zwischen den Anmaßungen der Repräsentanten und den ursprünglichen

Volks

Rechten ihrer Committenten , des Volks felbst; hålt, in Frage kamen , wie damals ( am 11ten September 1789 ) die constitnirende Versamm kung die Ablefung des Memoires , das der Kö sig über die Königliche Sanerion eingesandt, abgeschlagen hat , und wie hierauf Ludwig der € XVI. , von seittem durch die Aufwiegler gegån gelten Volke , mit dem Spottnamen Monsieur Veto belegt, ganz abscheulich geschmähet und ſein Leben bedrohet worden.

Bey dieser Gelegenheit

trug die Vernunft endlich einmal den Sieg das von und die Weigerung der Sanction wurde auf die zweite Legislatur eingeschränkt. Aber der Factionsgeist ermannte sich rasch wieder , 3 und ertroßte " durch seine Lictoren und Beile die Sanction der Decrete, welche die Gewissenhafs tigkeit des Königs oder seine Weisheit vers weigerte. Besoldete Schriftsteller , so frech , unbändig und raſend wie ihre Beſchüßer und Brodherren, traten zu gleicher Zeit auf, das Herz des Königs fähig aller Unthaten anzuklagen , und gegründe tes Mißtrauen gegen ihn im Volke zu erwecken. Wagte es ein wahrer Patriot, seinen König ge= gen die Anklagen der verworfensten Insecten zu

(

188

)

vertheidigen und die Wahrheit seiner Schuldlofig= keit und seines Edelfinns aufzuhellen : ſo lohnte ihn dafür der Laternenpfahl mit dem Tode. Selbsterhaltungspflicht lehrte also schnell dem Feinde des Aufruhrs schweigen. Aber die Stifter der Empörung schwiegen nicht ; ſie fuhren fort zu toben,

und das verblendete Volk glaubte den

Aposteln der Anarchie. So wurden die leßten Fünken der Anhẳng- lichkeit des franzöſiſchen Pöbels an die Person des Königs ersticket ! Die constituirende Nationalversammlung übertünchte die Grausamkeiten des Volks mit folchen Farbenmiſchungen , die ihr Pinſet nur aus der Untiefe der schamlosesten Rechtfertigungen fchlürfen konnte. Bald war es eine Verſtands irrung eines guten Volks ; bald ſeine erwachte Mannskraft ; ein andermal fein Justißeifer , die den Mord wehrloſer Menschen , die Zerstörung der Schlösser , die Plünderungen der Vermögens schaften , veranlasset hätten und diese Unthaten entschuldigen müßten. Die bekanntesten Schand buben erhielten daher die Ehre der Situng ; denn keine Lasterthat konnte erdacht werden, die nicht Schuß in der Ausrede fand : daß noch keine Revolution ohne blutige Schlachtopfer erkaufet worpen.

Nur wenige einzelne Verbrecher über

(

189

)

gab die Nationalversammlung dem rächenden Arme des ** gesetzmäßigen Richters ; aber grade diese Wenigen , getäuscht durch die ihnen beyge brachte Meinung von der in dem Volke allein ruhenden Souveränität, hatten aus Eigenmacht gemordet und geraubet , ohne also das Prisiles gium zu beſißen , welches die Apostel der Ahar ´chie ihren Anhängern gewährten. `jedesmal klak ſehen,

Man konnte

wo das verblendete Volk

als Werkzeug handelte, dazu die Triebfedern in der Hand des X Factionsgeistes der Deputirten Tagen , von ihm in Bewegung gefeßet wurden, und die zweckmäßige Nichtung empfingen , oder wo es sich selbst, ohne diesen Einfluß, des Zügels der Geſeße entwand. Das überliſtéte Volk glaubs te, nein! hielt sich fest überzeugt, daß ihuf die Oberherrschaft gehöre :

die Nationalversamme

lung lächelte dem Träumer ihren Beyfallzu, und fehte sich ungehindert in den völligen Besitz der unumschränktesten Obergewalt.

Son tauſchten

die Franzosen den Scepter eines Königs gegen die Ruthe der zwölfhundert Despoten ein!

2

. Noch blieb ein Sturm, und zwar der legte übrig ; er galt dem persönlichen Character Lud wigs des XVI.; dieser mußte auf eine scheine bar gegründete Weise höchst verdächtig gemacht . werden.

( 1999 Die Nationalversammlung hatte durch ` ih re Decrete den franzöſiſchen Soldaten zum Un gehorsam gegen seine Bergesehßten und zur Defer= tion von seinen Fahnen berechtiget, und ihm, der ohnedem mit den Gefeßen der Subordination in einem beständigen Widerspruche lebt , ermun tert, von sich diese nothwendigen Feſſeln völlig abzuftreifen, indem sie ihm den Namen eines Vaterlandsstreiters beylegte , von deſſen · Frey heitsinstinct, die Wahl der Mittel zur Aufrecht haltung der Menschenrechte, einzig abhängt. Sie hatte die, Nationalgarden , die als ihre Lictoren ihre Blutbefehle zu vollziehen immer bereit ſind, um sich her versammlet.

Alle bewafnete Macht

also gehorchte nur ihremWink und dampfte bloß jene Unruhen , die aus Mißvergnügen über den Despotismus der Rationalversammlung , um ihn zu vertilgen, entstanden. >> Kam es aber auf die Unterdrückung der Empörungen gegen die gefeßmäßige ausübende Macht des Königs an ; alsdann zauderten die Sateliten , oder entzogen fich gar dem königlichen Befehl in dieser Rück Kicht zu entsprechen.

Dem ohngeachtet wurden

von der Nationalversammlung alle Zerstöruns gen ohne Unterschied, die die Anarchie hervor brachte , der vorseßlichen Unthätigkeit der aus Abenden Gewalt aufgebürdet. Sie wurde auf

(

191

)

gefordert, Schnellfraft in die stilsiehende Mas schine zu bringen, indeß die Nationalversam lung die Hinderniſſe vervielfältigt in den Weg ftreute, und daß Treibwerf der Maschine selbst in Stücken schlug .

Der König kannte die Kraft

losigkeit seiner aufgelösten Macht und die Allge walt der Mittel feiner Feinde, welche den Erfolg 1 aller ſeiner Unternehmungen vereitelten ; und dennoch, wagte er's, selbst die schon erschöpfte Un ftrengung der Kräfte noch einmal anzufrengem Er befahl im Namen der Gefeße , die Ordnung der DingeD wiederherzustellen , wie diesen Geseze selbst sie geschaffen hatten.

Aber die National

versammlung, welche jedes Verbrechen , das zut Vergrösserung oder Befestigung ihrer Allgewalt und zur Vertilgung der königlichen Macht führt, billiget und unterſtüßet, nahm die Aufrührer ges gen das Gefeß in Schuß, und kudwig unterlag, 21.90 duldete und · - schwieg. Die Nationalversammlung hätte mit ges waltsamen Redeprunk Grundsäße vorgetragen) welche, wenn sie solche in der Ausübung: waht gemacht hätte, ihr würden den gerechten Beyfall aller Månner, denen Menschenrechte und Vaters landsliebe heilig sind , entſagte nåmlich

erworben haben .

St

feyerlichst after Eroberungss

fucht, und versicherte hoch und theuer, die Unver*

1

( 192

)

teßlichkeit des Eigenthums , und darauf — zerriß fie die ehrwürdigſten Vertråge mit dem teutschen Kaiserreiche und plünderte unsere Fürsten und Stände, die Ludwigs des XIV. Waffenglück uns terjocht hatte J

sie vernichtete das allgemeine

Völkerrecht , indem sie den Staat von Avignon und die Grafschaft Venaiffin, darinn ihre Emiss faires den Aufruhr erweckt hatten , dem Pabste entzog und mit dem französischen Reiche vereinigs te - sie predigte allen Völkern Empörung gegen ihre Regenten und forderte die Erstern auf, den Gefeßen ihres Staats allen Gehorsam aufzuküns digen, und ihre Landesherrn , déren ganze Schil derung das Kraftwort, Tyrann, umfaßt, zu vers tilgen .

Welcher trauriger Stempel von Ins

confequenz ! pa hört und sieht, daß die mit Lärmge 20 Euro fchrey auspoſaunten Grundſåße der Nationals versammlung nur ein tönend Erz und eine klins gende Schelle sind , und daß vielmehr diese Vers fammlung grade hinter

dem Vorhange die

Sturmglocke zu allgemeinen Kriegen aufhångt, und mit Allgewalt läutet . Es ist sehr offenbar, daß nunmehr Incorporationen an die Stelle der Eroberungen treten , die Gränzen Frankreichs erweitern und den alten bestimmten Plan der ländergierigen Franzosen in Erfüllung bringen sollen

(

193 )

follen- also bloß der Name nicht aber der Ende zweck der Sache verwechselt sey. $ In allen Si tuationen bleibt 6 sich der Nationalgeist getreu : er firebt nach Vergrößerung feines Gebiets ! Das Easter der französischen Könige , Verträge treulos zu brechen, und die Erde mit Menschens blut zu tränken , wird daher ihnen sehr uneigents lich ausschließend aufgeladen : es ist ein unders gångliches Erbtheil aller Franzosen, im Staats rathe ihre Könige durch das Convenienzrecht, und in ihrer Nationalversammlung durch das Gefeß der öffentlichen erwiesenen Nothdurft na turaliſiret! 5,212am Die Kabinetter der durch die Handlungen der Nationalversammlung billig aufgeregten Monärs chen , drängten daher Ludwig den XVI, ſeinen bis jest behaupteten redlichen Charakter nicht beflecken , und die Ruhe in Euröpd nicht muth willig ſtåren zu laſſen. « Und Ludwig, der gleich anfänglich selbst dieWaghalsigkeit der National versammlung mit Schrecken und Abscheu bemerkt ** hatte , verlängnet auch nicht die Gefühle seines Fummervollen Herzens. Allein wenn er der Natio nalversammlung vorstellte, daß ihre Handlun I gen- mit den von ihr selbst erkannten und so oft beſchwornen Grundſågen in offenbarem Widers 瞿 spruche standen ; wenn er seinen Unwillen , daß N

( 194 ) man Verlegungen auf Verleßungen håufe, laut werden ließ , wenn er den Nachtheil zeigte, der aus der siückweise erkannten und sogleich in Vollzies hung gebrachten Constitutionsartikel, wegen ihres Unzusammenhangs mit dem Ganzen , nothwendig entspringen mußte ; wenn er mannhaft gegen die ihm aufgelastete Sanction der blutdürftigen Des crete kämpfte ; wenn er überhaupt die Annahme der neuen Constitution verweigerte , ehe das Ges bäude vollendet und im Ganzen und in allen Theilen überschauet sey ; kurz ! wenn er gerechte Bedenklichkeiten , confequente Erklärungen auf ferte, die überall Lob und nicht Tadel verdient hätten, dann kannte der Unwille und die Wuth der herrschenden Parthey gegen ihn keine Gråns zen mehr. Sie wälzte den Vorwurf des Meins aids und aller Verbrechen auf ihn , welche sie und ihre Anhänger gemeinschaftlich zu begehen gewohnt find. Unruhen verkündigten immer zum voraus, wenn dem rasenden Partheygeiste daran lag, ein schreckliches Decret zu ſchmieden, das den Widerspruch der Vernunft gegen sich hatte ; und Blutbåder folgten augenblicklich nach,` wenn diefer Widerspruch den Sieg davon trug ; oder wenn der König sein Vetô geltend zu mas chen strebte.

In diesem Falle , auf den ersten

1 Wink der Raſenden verſammelte ſich das heilloſe

((

195

)

ste Gefindel mit Dolchen und Picken bewafnet und stürzte, von verkappten Bösewichtern ange führt, auf den königlichen Pallast los.

Die Nas

tionalversammlung ſah ruhig zu, wenn dem Lee ben des Königs und seiner Familie die augen scheinlichste Gefahr drohete, und that nie einen entscheidenden Schritt ihr zu steuern, sondern ers leichterte vielmehr die Ausführung der höllischent Anschläge, indem sie die königliche Leibwache, Diese lehte, wenn gleich kraftlose , indeß doch ime mer das Schattenbild einer Sicherheit gewähren de Schußwehre des unglücklichen Monarchen und seiner bedrängten Familie verjagte. Verhängniß hatte, leider !

Das

die Wagschale des

Schicksals des Königs in die Hände der Nation nalversammlung gelegt ; er schleppte ihre Fesseln und sie gebot seinen Handlungen unumschränkt. Er mußte sich bequemen, ſeine verweigerte Sancs tion den bösesten Decreten zu ertheilen, wenn sie gleich auch alles Kopf oben, Kopf unten kehrten. Das verblendete Volk erkannte nun in dem Könige, nicht den Gefangenen, der alles gezwun gen that und seine Freyheit zu handeln der Ers haltung seines Lebens aufopfern mußte : nein ! man hatte dem Volke glauben gelehrt , und glaubte sich auch fest überzeugt, daß die Unbes harrlichkeit des Königs auf seinen Weigerungen N2

((

196

)

eine Folge feines entnervten auf Despotismus gegründeten Systems sey. Auf diese Art wurde Ludwig's des XVI. persönlicher Character, häßlich schwarz gemacht und bey seinem Volke um allen. Credit sowohl, als um alle Ehrfurcht gebracht. i Alle Franzosen waren # nunmehr frey, und sich. gleich, weil sie glaubten es zu seyn,3 da es ihnen die Nationalversammlung zu glauben geboten hatte.

Aber der König allein , wie salle Welt

weiß, war feines von beyden :

Er allein wurde

von der募 ganzen Nation, die nur einen Stand, eine Bürgerschaft ausmachen sollte, getrennt, and stellte eine besondere, die unterste Klasse vor. Er allein wurde zu einem untergeordneten Die ner der Nation entwürdiget, der bezahlt sey, um die Schurach eines Sklaven zu tragen, dem all gemeine Verachtung gebühre. Das lehrten ihm die Thathandlungen pil der Nationalversammlung und die Donnerkeile, V welche der Jngrimm der Deputirten in ihren schändlichen Reden gegen den Thron, ununterbrochen auf den Monarchen hers #5.4 abschleuderte. Die treulofen Pariser, im Triumph über die Kraftlosigkeit und die Erniedrigung ihres Königs, Sie schonten jest nicht mehr des Gesalbten. ftürmten die königlichen Zimmer ;

vergebens

entfloh der König, um sein Leben zu retten, nach

( 107 ) der Kaunter der Nationalversammlung sein Verderben bestimmt.

fie hatte

Er wurde also ame

Eten Octob, 1789 als ein erklärter Gefangener von Versailles nach Paris geschleppt ; dort droheter augenscheinliche Gefahr seinem Leben , hier war tete seiner der gewisse Tod.

#stbour

In dieser schrecklichen Lage, die während zwanzig Monaten mit jedem Monat, mit jedem Tage, mit jedem Augenblicke immer schrecklicher wurde, dachte endlich der gekrönte Leidende zum] erstenmal ernstlich an sein gefahrvolles Schicks fal, on feinte an fich und an an seine Familie , und zum ers HEASTON stenmal als Mensch an die Pflicht seiner and der Seinigen Selbsterhaltung .

Es schien, als der' Es

unglückliche König , die Königinn ** , ihre Kinder und die Prinzeſſin Eliſabeth , die Schwester des Königs , die Flucht nach Montmedy , in der Nacht des zoffen Junii 1791, antraten *), daß der König mit seiner Familie den Händen ſeiner Mörder entwischen würde. Aber sein Loos war geworfen : es sollten die Weiſsagungen ſeiner Getreuen *** erfüllet werden. Der Monarch und 0 *** *) Die Deklaration Ludwigs des XVI , welche er bey' "X feiner Abreise aus Paris an alle Franzosen gerichtet hat, ist über 26 Octavseiten lang und allgemein ber kannt worden.i ops of la ** ) S. unter anders La Passion et la Mort de Louis XVI. Roi des Juifs et des Chretiens, Populus

N 3

1

(

198

)

feine königlichen Gefährten auf der Martyrers bahn wurden am 22ſten zu Varennes angehals ten.

Allein, da sie sich den Weg mit Gewalt zu

Sffnen nicht begehrten , weil sie alle lieber ums kommen , als das Blut der Franzosen ihrentwe gen wollten fließen lassen ;

welcher erhabes

ne Tugendsinn ! -so wurden sie am 25sten wies der nach Paris in ihr gemeinschaftliches Gefängs niß von den Sateliten der Nationalversamms lung zurück gebracht. Die befoldeten Schriftsteller der Faktion, und die Apostel der Anarchie und ihre Anhänger ergießen sich in endlose Lobsprüche über den Ges meingeist , der in dieser kritischen Epoche die franzöſiſche Nation beseelet habe.

„ Erstaunen,

fagen sie, war Gefühl des ersten Augenblicks , „ ruhige Unerschrockenheit des zweiten. Auf einen » einstimmigen Antrieb löschte das Volk zu Paź ris überall den Namen und das Bildniß des Königs aus. Alles schloß sich an die National ,,versammlung.

Die Nationalgarden leiſteten

ihr den Eid der Treue ; die Bürger von Paris

meus, quid feci tibi? - N. B Le lecteur est prié de ne pas confondre cet écrit patriotique , avec une rapsodie aussi platte que ridicule, qu'on a af fublé du même titre que le nôtre. à Jerusalem. 1790.

(

199 )

ahmten ihnen nach. Frankreich war einig, ftark ,,und ruhig : denn man brachte drei Tage ohne „König zu.“

Es ist wahr; Frankreich hat in diesem Zeits raume ein vielen unerwartetes Schauspiel dars geboten , das aber dem kåltern Beobachter bey weitem nicht so unerwartet fam. Bom Anbeginn der Revolution war der Pe bel, welcher überall den größten Theil einer Nation ausmacht , für die Absichten der herrs fchenden gewaltigen Parthey gewonnen .

Seine

gröbsten Verbrechen blieben ungeahndet, und wurden durch den Deckmantel eines Haſſes gegen den Despotismus, unter dem entweihten Namen eines erhabenen Gefühls für wieder eroberte Menschenrechte -eines erhabenen Gefühls für Vaterlandsliebe angefachet , genährt und gebillis get.

Die politischen Volksredner, die geistlichen

Prediger zum Theil , die Verfaſſer zahllofer Bro chüren ; die Bänkelsånger, alle lehrten den feuer eifrigsten Abscheu gegen die königliche Würde. Die Nationalfeste hauchten republikanische Ges finnungen aus, und auf der Schaubühne wurden fast lauter Stücke gegeben, welche entweder die Seelengröße eines Brutus vergötterten, oder die graufame Fühllosigkeit eines Tyrannen vergegens Alle Laster der böjen Könige wurden

wärtigten.

N4

1

( 200 ) mit den treffendsten Farben recht grell ausgemas let, die Tugenden der Guten nicht einmal nur Indem durch einen Pinselstrich hingeworfen. alle Schreier schrien , daß die Könige ohne Un terlaß Menschen zu seyn vergåßen , und sich Götter der Erde geglaubt hätten ; verhehlten eben diese Schreier vorseßlich , daß grade die Allweis heit , deren Befig fie von Königen R forderten, diese aus der Sphäre der irrenden) Menschen in jene der untrüglichen Götter verfeßte. —

So

wurde der Haß gegen die Könige zum Gemeine geist des Pöbels gemacht ! 46 ay 0747 In den verfeinerten, oder ausgebildeten, mit jeder Verderbtheit der Sitten vergeschwisterten Volksklassen keimte von langher der Geiſt einer zügellosen Freyheitsliebe. feau's, Voltaire's ,

Die Schriften Rouf Montesquieu's waren zur

unverdaulichen Speise geworden. Die aufbrauz fende Jugend, welche die Republik in Nordame rika erobern half, und immer alle Dinge nur von der glänzenden Aussenseite zu betrachten pflegt, schläferte sich in die süßen Träume des goldenen Republikanismus ein. Deffentliche, und vorzüglich

geheime Gesellschaften * )

Die Regierungen werden in vieler Rücksicht jetzt mehr als jemals auf die geheimen Gesellschaften aufmerksam fepn müffen ich habe dazu Belegf

( 201 )

-wirften neben und bey am meisten, die Stime mung der Einzelnen zu ganzen Körperschaften zu bilden, und ihr die Richtung auf eine allge meine Denkweise über die Staatsübel und auf den allgemeinen Endzweck der Wegräumung deré felben zu geben. Jeder hofte bey dieser Gelegens heit, nach der natürlichen Anlage der Menschen, entweder eine Regentenrolle zu spielen , oder sich den Schlaf seiner Vorgeseßten zu Nuße zu mas chen, um im Trüben zu fischen. Endlich selbst die Neuheit der Revolutionssache entsprach auss gemacht der Modetrunkenheit des flatterhaften und ruhmsüchtigen Nationalgeiſies. Sie schmeis chelte den Nationalhang zur Selbstgenügsamkeit zu befriedigen , und vergegenwärtigte die ferne Zukunft, die das ehrgeizige französische. Volk wie bisher das Erste , das von seinen Nachbarn. in den Werken des Luxus , der Kleinmeisterey, der Thorheit und der Sittenlosigkeit nachgeåffet worden, nun auch zu dem Ersten umschaffen follte, welches jene ſtolze römische Republik, die an ihre Triumphwagen fremde Könige und frem de Völkerschaften geschmiedet , wiedergebohren, und überall, wo nicht gar das Panier der frans zösischen Oberherrschaft, wenigfiens den Frey ^^ gesammelt, die für ein eigenes Werk beſtimmt, und nicht ganz unwichtig seyn dürften. N 5

1

202

)

heitsbaum mit feinen Wurzeln , dem Mord, der Blünderung, der Anarchie gepflanzet hätte. Dies fer gewaltsame Antrieb hatte schon die Nationals vorliebe für die Monarchie überwältiget , als ber Partheygeist begann den Thron umzuſtürzen. Aus Mode wurden die Franzosen Hugenotten, Royalisten, J Molinisten , Jansenisten , Magneti ften, Martinisten, " isten , isten , Jongleurs ; mit Leichtigkeit beugt sich ihr Charakter in alle Fal ten , weil sie aus Leichtigkeit keinen Character befigen; die Mode macht sie jest zu Revolutips nisten , Kanibalen , Antiroyalisten und Republis fanern. 3

Die constituirende Nationalversammlung hat

te, wie wir schon gesehen haben, durch ihr Bey spiel gelehrt, daß der französische König in der französischen Staatsverfassung eine Nulle - die Constitution Alles wider ihn und Nichts für ihn die durch das Gesetz befohlene Aufrechthal tung der königlichen Macht in der Ausübung ein Verbrechen gegen die Nation sey.

Ihre Redner

hatten sich ausser Athem geschrieen, Ludwig der XVI. fey der erklärteste Feind der Nation und Felbst, wenn er im Namen des Geseßes Gehor fam verlangt, ein - Tyrann ! Kann es also bey diesen vielen Veranlassungen

zur Entwürdigung der Persönlichkeit des Königs,

( 2032 )) zum Häß gegen ihn und zur Vorliebe für die Anarchie, nun noch unerwartet ſcheinen , wenn feine Flucht nur Erstaunen

über die Mög

lichkeit ſeiner Entweichung aus der Verwahrfas me ſeiner hundertåugigen Feinde → und ruhis 曲 bey schon vollens ge unerschrockenheit deter Umstürzung des Throns jezt auch jeder Ers hervorbrachte ? Der Triumph eigniß zu troßen der Nationalversammlung ist das gewöhnliche Schicksal eines jeden Stärkeren: wer die Ges walt in Händen hat, findet immer Anhang und hat immer Recht.

Sie hatte sich in den Besig

der Macht aller Regierungszweige gefeßet, und auf ihr Wort entstanden und verschwanden die Minister und die Beamten .

In ihr, in diesem

einen Punkte ruhete daher auch alle bewaffnete Gewalt, welche sie furchtbar macht und selbst dem Unzufriedensten mit ihrem Syſtem feinen Beyfall abschreckt. Denn in ihrem Gefolge wans dern tauſend und tausend Unmenschen, willig auf ihren ersten Wink zu sengen und brennen, zu raus ben, und zu morden . Ich begreif' es folglich, daß grade die Nationalgarden , die Sateliten der Nationalversammlung ,

als sie voraneilten ihr

zu huldigen , dadurch die Pariser Bürger ohne Unterschied nöthigten , sie nachzuahmen .

Hier

blieb schlechterdings keine andre Wahl übrig,

(( 204

);

um zu leben oder zu«fterben. - Uber, das Callge=: meine Jubelgeschrey ?? ~~ Freilich harman biß jezt zwar insgemein behauptet, daß man mit der Ue bermacht»in «Händen - die Misvergnügten zumi Schweigen nicht aber zur Zufriedenheit zwingen kann : aber die allmächtige Ueberredungse kunst des Laternenpfahls ! o! dieser neue Erfah rungssaß überzeugt selbst den eifrigsten Röyali-, sten, daß er die Anhänglichkeit an ſeinem Könige ingeheim in seinem Herzen zusammenpreffen und Sffentlich frohlockend schreien muß: Die Nation

Gs::lebe

Endlich ist selbst der Zeitraumg

von nur drey Tagen, während dem Paris feinen gefronten Gefangenen vermißte, ben weitem zu beenget, als daß man. den Zustand aller fran zösischen Einwohner mit irgend. Etwas Andern als mit dem Zustande einer allgemeinen Er stars + mit einer plöglis rung vergleichen könnte chen Meersstille, die ein. wild tobendes Ungeſtüm fchrecklich zu verdrången harret. Eilboten jage ten von einem Ende Frankreichs zum andern pfeila schnell hinter einander her ; der erste verkündig te die Flucht des Königs , ſeine Anhaltung zu Varennes der zweite, seine Ankunft zu Paris der leßte.

Einé Betäubung des Volks macht der

andern Play ; der Uebergang einer heftigen Em pfindung auf die andere, erfolgt , for rasch, wie *

(

205

)

ein elektrischer Schlag; kaum ist die Eine* nur gefühlt, ſchon wird sie wieder von der Andern verschlungen. So wurde der abwechselndeRausch der Sinne bey❜m jedesmaligen ersten Erwachen vertaumelt, und der Taumel selbst verscheuchet, ehe man an irgend eine andere Ueberlegung dens fen konnte, als an diejenige, welche der erste Eindruck herbey holet, und der ftracks, wieder entführt.

nachfolgende

Indeß , unbestimmte

Bewegungen murmelten schon überall ; aber die Farge Zeit vermochte nicht die Richtung der Bes ſtimmung zu reifen, die gewiß bey der mächtigen Parthey ,

welche damals noch zu Gunsten des

Königs wirkte , einen unfehlbaren Bürgerkrieg zum Endzweck gehabt haben würde. - Und vielleicht da die Municipalität und Herr de La Fayette mehrere Warnungen in Ansehung der bevorstehenden Flucht des Königs erhalten → vielleicht war diese Entweichung vorseßlich nicht verhindert, und gar unter der Hand befördert; weil bereits alle Anstalten getroffen waren, die es dem Könige unmöglich machten zu entkommen . Nach dem Gerüchte zu urtheilen, das in Paris, gleich in dem Moment der Kundwerdung seiner Flucht, mit Gewißheitston * die Unmöglichkeit der Erreichung 4. seines Plans unter der Hand, verf breitete, scheint dies offenbar zu seyn,

Und das

(

206 )

tinn dürfte also wohl zum Theil auch eine nicht unwichtige Ursache aufzusuchen feyn , welche den Ausbruch der öffentlichen Unruhen aufhielt. Man wird sich davon sehr leicht überzeugen, wenn man einen Blick auf das getheilte Intresse der verschiedenen Acteurs wirft, welche damals hins ter dem Vorhange eine Rolle spielten.

Einigen

Jag es recht sehr am Herzen , die regierende Dy nastie von dem Throne zu vertreiben , um sich felbft hinauf zu schwingen ; die wilden Republis Faner strebten lieber, sich selbst und ihre Anhänger an die Spiße der Regierung zu stellen ; die treus lofen Staatsbürger , welchen es um die Erhals tang und Fortpflanzung des Despotismus ober der Anarchie, gleichviel unter welcher Regierungss form,zu thun ist, wenn nur sie dabey ihre Rechnung finden, hoften dieſen Endzweck zu erreichen. Aber ein gemeinschaftliches Interesse hatten sie alle ; Die Beförderung der Flucht des Kds nigs und feiner Anhaltung! Keine Pars they wünschte Ludwig den XVI. aus ihrer Vers wahrfame entrinnen zu laſſen ; jede wollte ihm zu ihren Gefangenen machen. "2 Jede schmeichelte Ech alsdenn, nach ihrer Weise, dem Volke die Binde von den Augen zu reißen, und den Sieg zu behaupten ; die Eine dachte scheinbar gegrün dete Ursachen zur Vollendung ihrer höllischen

( 207 ) Unschläge gegen den König aufzulesen, um den Tugendhaften Monarchen auf's Blutgerüst füh ren zu können ; die Andre dachte, unter der Egis de des königlichen Namens, ihr böses Handwerk zu treiben ; und alle suchten sich auf diese Art des Staatsruders ausschließend zu bemeistern. Die wenigen wahren Patrioten und ehrlichen Royas listen allein, ( ich verstehe diejenigen, welche eine Regierung durch Gefeße herzustellen begehrten , ) wünschten die Entweichung des Königs und seint glückliches Entkommen aus der unverkennbaren edlen Absichts um ihm seine persönliche Freyheit, feiner ausübenden königlichen Gewalt, das so gang Berlorne Ansehen und die nöthige Thatkraft, den Gesehen Gehorsam, kurz ! eine vom Zwange des Partheygeistes völlig befreyte Regierung den cons ftitutionellen Gefeßen zit Folge wieder zu vers schaffen , und also die Nationalversammlung felbst , welche von dem wildesten Partheygeis ſte, den ſchändlichen Jakobinern und dem uns Bändigen Pöbel beherrscht wird, wieder freh zu machen.

Aber nur Wünsche !

Indeß, noch war Frankreich's Genius nicht ganz von dem unglücklichen Staate entwichen. Der Ehrgeiß der Partheyen selbst, die mit einans der um die Ehre Frankreich zu Grunde zu richs ten wetteiferten, schuf damals die Rettung des

(

Königs.

208

)

Der größte Theil der constituirenden

Nationalversammlung sehnte sich, den stürmischen, durch so viele schändliche Scenen befleckten und mit Menschenblute getränkten Schauplah zu verz laffen. Man glaubte sich begnügen zu 9 können, es nun dahin gebracht zu haben, daß Ludwig der XVI.fich seinen Zustand eines ewig erklärten Ges fangenen gefallen laſſen, und, um wenigstens ſein Leben für die Zukunft erkauft zu haben, sichschlechs terdings bequemen müßte, ſeine unbedingte Ans nahme der ihm vorgeschriebenen Constitutionsae te auszusprechen *), wie er's auch wirklich am 14ten September 1791 that. Einst wird die Zeit, die auch die wildesten Leis denschaften abstumpft und der Vernunft ihre vers Jorne Rechte wiederbringt, den Werth oder Un ** werth * Den 13ten September fandte der König der cons fituirenden Nationalversammlung einen von ihm durchaus eigenhändig geschriebenen Brief, voll von Würde und Wahrheit, welcher eine Wiederholung der wesentlichsten Gründe seiner Deklaration bep 13 Gelegenheit seiner Flucht aus Paris enthält, und den merkwürdigsten Beleg in Ansehung der lautern und weisen Gesinnungen des Königs sowohl, als der unzähligen von der Nationalversammlung verübten Inconsequenzen und geseglosen Handlungen, abgiebt. Man findet dieſen Brief unter andern in Rabaut de St. Etienne Taschenbuche der Franken Straße burg, 1792.- 3.

(

209 )

werth eines jeden einzelnen Artikels der französis schen Constitution fowohl, als überhaupt klar und treffend bestimmen, in wie ferne die Anwendung des ganzen Systems, um die wahre Wohlfahrt eines Staats zu gründen, rathsam oder unrath fam fey. Diejenigen , welche gegenwärtig als warme Verfechter oder Bestreiter der Constitution auftreten , haben noch meistentheils nicht den Rausch der bestochenen Sinne vertaumelt und ſes hen mit ihren Augen, was kein Anderer mit seis nem gefunden Paar ſieht ; ihr Urtheil ist zu eins feitig, um darauf fußen zu können. Ich bekenne és daher sehr gerne, daß auch meine Meis nung darüber aus dem Glückstopfe der Wahrs heit mit ungewissen Hånden gegriffen seyn mag. Aber mit veſter Ueberzeugung stehe ich auf der Seite derjenigen , welch in der Conſtitution, in so ferne fie persönliche Freyheit , grad durchges hende Gerechtigkeitspflege, gleichſeitiges Anrecht zu allen Staatsbedienungen nach dem einzigen Maasstab der Verdienſte und mögliche Gleichheit der Abgaben aufstellt, nicht lauter übertriebene oder unsinnige, ſondern auch viele erhabene durchs gedachte Säße entwickeln.

Wäre sie nicht im

Kampfe der unbåndigſten , entgegen geſeßteſten Leidenschaften und mit dem französischen Unges ftüm, der kleine Dinge mitFeierlichkeit und Sas D

(

210

)

chen von Wichtigkeit mit unglaublichem Leicht finn behandelt, geschmiedet worden ;

wäre sie

ein langsam vorgearbeitetes, alle Schwierigkeiten genau abwägendes und wo möglich beyseit brins gendes Werk geweſen ; håtten kurzſichtige oder treulose Minister , vorzüglich der jest Wechselss weise betitelte würdige oder unwürdige Necker nicht die unverantwortliche Fahrläſſigkeit began the gén, zu versäumen den König an die Spiße der Revolution zu stellen , und ſo ihre Gränzen nach der Wesenheit einer gemäßigten Monarchie zum 15 voraus zu ziehen, auſtatt ſie alles auf das blinde Ohngefähr eines augenblicklichen Antriebes und

1

der unsichern Stüße, die die Intriguen bey'm Fortgang des großen Revolutionsgeschäftes, erſt als ein sich entgegen stemmender Damm bauen follten, offenbar ankommen ließen : so wäre die Constitution vielleicht das Resultat gerechter und billiger Staatsbegriffe ,

das Meisterstück einer

freyen, vernünftigen und politisch - consequenten Denkweise geworden und håtte in sich die wenig- 2 ften Mångel, deren völlige Wegråumung bey jeder Regierungsform unmöglich bleibt, vereis niget , und wåre nicht von einem Extrem zum andern übergegangen, indem sie zum Fundament der Staatsverfaſſung eine Erklärung der Rechte des Menschen legt, die, ohne genaue Einſchråns

A

(

211

)

kung in der Ausübung auf keine politische Ges sellschaft, am wenigsten auf eine Monarchie pas-, fet und allerdings zahllose Erschütterungen und Uebertreibungen hervorbringen mußte, weil sölche Paradoxe Misverstand erzeugen und der Anar chie den Stempel von Gültigkeit aufdrucken., Man glaubt den Talmud zu lesen ; und so wie die Talmudisten, indem sie einen Zaum um das, Gesetz zu legen glauben, dadurch die Uebertreis bung der Anwendung des Gefeßes selbst und als len den Nachtheil schaffen , der die Kultur des jüdischen Volks und ſeine Emporſteigung zur activen Staatsbürgerschaft ewig verhindern wird :. so führt auch die, mit so vielem Lårmgeschrey aus posaunte Erklärung der Rechte eines in der po=. litischen Gesellschaft lebenden Menschen, mannigfaltige Veranlaſſungen zu den unhinter treiblichsten Abschweifungen von dem eigentlichen Sinne mit sich, und erhält alle Staatsbürger in einer Spannkraft von Gährung, die die gering ſte Ereigniß zur fürchterlichsten Exploſionhinſtößt. Die Verhandlungen der II. oder gefeßgeben den Versammlung haben uns , leider ! die über zeugendsten Beweise in der Fülle geliefert : daß Die zu weit getriebenen Rechte des Menschen die Grundfäße der neuen Constitution der Willkühr. der einzelnen Brausköpfe unterwürfig gemacht,

D 2

(

212

)

und sowohl überhaupt , als besonders in der Les gislatur den demokratischen Despotismus , der gefährlicher ist, als der Despotismus der Mo narchie , eingeführt haben. Nach der neuen Constitution ist die Regierungsform monarchisch ; aber die Oberherrschaft gehört der Nation , und wird durch Uebertragung an Stellvertreter auss geubet, welche das gefeßgebende Corps und der König sind, und dazu das Erftere durch die Wahl , der Lehtere aber durch das Erbrecht ges langt. Schon in dieser verschiedenen Eigenschaft. der Stellvertreter liegt eine nothwendige Bestim mung zu ihrem Misverhältniß gegen einander ; denn es bestehen zweierley öffentliche Mächte, welche zwar einerley Intereſſe, einander beständig zu controliren, aber als zwey verschiedene Zweige auchzwey verschiedene Hauptaugenmerke haben.

Die Legislatur, das ist, die Volks- Repräs sentanten, besigen den höchst wichtigen Vorzug, von aller Verantwortlichkeit gegen die Nation Befreyet zu seyn ; sie werden dadurch zu unums schränkten Herren derselben und zu einem Corps gemacht, in dem , im eigentlichem Sinne des Worts , eine wahre and die furchtbarste Aristo Eratie ruhet; sie buhlen daher , wie jeder , der durch Wahlrecht und nur auf eine kurze Zeit ein Amt verwaltet, bloß um die augenblickliche

(

213

)

Volksgunft. Sie streben folglich auch nach der Gewalt des Königs, welcher, als erblicher Stell vertreter der Nation und ihrer gegenwärtigen

I

und fünftigen Generation, ihre Schuhwehr gegen die willkührlichen Eingriffe der zeitlichen Volks Repräsentanten in die Constitution des Reichs, und also ein entscheidendes Gegengewicht vors Fellen soll, und deſſen ganze , aber sehr schwache Kraft in dem königlichen Rechte des Veto beste het, zu einem Unding zu bilden ,

alsbald die

Wirkung des Veto ihrem Plan , sich die Volks gunst zu erkaufen , in den Weg tritt.

So bleibt

die Legislatur immerwährend der Steuermann, welcher willkührlich, ohne alle Selbstgefahr, und höchstens nach dem Compas der jedesmaligen Volksstimmung , welche so sehr gerne das Inte resse des gegenwärtigen Augenblicks allen Rücks fichten auf die Zukunft vorzieht, das Staatsruder Jenken kann , und es übrigens einzig auf die Ges schicklichkeit der Bootsleute , welche die Agenten der ausübenden Macht abgeben, ankommen läßt, ob sie das Schiff auf der ungebahnten Straße über die verborgensten steilsten Klippen weg in einen sicheren Hafen boriren können. In einer , ganz von allen dem abstechenden Lage befindet sich der französische König , dieser erbliche Stellvertreter der Nation. D 3

( 214 ) Eine der größten und wohlthätigsten Eigens heiten der Erbreiche ist , daß der Regent seine Würde nicht von der heutigen Gunst der einzel nen Staatsbürger und ohne sich auf besondere Verpflichtungen gegen ihr Privatintereſſe eins laſſen zu müſſen , jedesmal empfångt. Kein Wetteifer eines Andern stemmt sich ihm entge gen, verdunkelt ihn , oder drohet gar ihn zu ver drången.

Er braucht also nicht Intriguen und

Bestechungen geltend zu machen , und endlich die Wohlfahrt des Staats selbst zu verkaufen , uni feine Stelle erwerben und sich in selbiger erhalten zu können . Sein Standpunkt bleibt für jeden Andern unerreichbar. Sein Heil hångt daher auch nicht von dem Eigensinne und dem besons deren Interesse der einzelnen Ehrgeizigen oder Geldgierigen unter seinem Volke , sondern von dem Heil der ganzen Nation ab , und wenn er mit Klugheit und durch weise Gefeße regieret, dann ist natürlicher Weise Fallen und Steigen fei ner Gewalt auch nicht leicht zu befürchten. Uebri gens besiget der Regent und seine Nachkomment schaft, welche während aller Zeit ihrer Existenz aufs engste und durch die unauflöslichsten Bande mit dem Staate vereiniget, eine gewiſſe natür liche Anlage von gewaltsamen Antriebe zur ime merwährenden Anhänglichkeit an das Vaterland

(

215

)

zum Voraus , welche ein andrer Staatsbürger bey weitem nicht , und in dem höchsten Grade ſchlechterdings niemals hat. Kein Spiel der mannigfaltigen Leidenschaften, welche sehr oft den einzelnen Mann ſeinem Vaterlande entreißen und an ein fremdes Gebiet fesseln , vermag sich 1 feiner zn bemächtigen.

Das Gesetz der höchsten

Nothwendigkeit ist es , welches dem Regentens stamme, seiner eigenen Subsistenz wegen , es zur Pflicht aufleget, nur für den Staat zu leben und zu sterben , zu dessen Regierung seine Vorfahren berufen worden. Alle diefe Grundfäße sind ohne Ausnahme auf den Französischen König anwendbar , und bestimmen genau sein , von dem der Volks - Res präsentanten sehr verschiedenem Interesse. Ihm liegt die Gegenwart und die Zukunft gleich sehr am Herzen, und er darf die Vortheile des Aus genblicks nicht auf Kosten der entfernten Zeit begünstigen.

Nach der neuen Conſtitution iſt er,

in den Personen seiner Minister und Agenten, allein verantwortlich.

Aus dem Grunde haftet

er fogar für den Erfolg der von der Legislatur erkannten Operationen , wenn sie gleich wegen ihrer Thorheit oder Inconſequenz unausführbar find.

Er stehet allein in der beständigen Gefahr,

bey jedem misglückten Fall die Schuld und dafür 4

( 216

)

ben gegen ihn gekehrten Haß des Volks einzus årndten . Um diese Folgen zu hintertreiben, muß also sein Hauptaugenmerk grade auf die zwang lose Aufrechthaltung eben seines activen Rechtes des Veto gerichtet feyn.

Denn davon hängt das

künftige Schicksal der Constitution , die immera währendeWohlfahrt der ganzen Nation und das eigene Heil des Königs einzig ab. # Welch' ein kritischer Kampf entgegengesetter Absichten ! 2. Schon die ersten Sigungen der Legislatur be zeichneten diesen Kampf und verkündigten unter den heftigsten Stürmen, daß die größte Mehrs heit der Repräsentanten von der höchsten Abnei= gung gegen alle monarchische Regierungsform " beseelet sey. Brissot von Warville mit seinem Anhange, von dem wildesten republikaniſchen Geiste beherrschet, führte im Schilde , die Legis latur zu einer constituirenden Versammlung zu erklären.

Jedermann sah auf den Fall vorher,

die Niederreissung des kaum aufgerichteten und noch ganz unfesten Gebäudes der neuen Conſti tution und die völlige Ausrottung der königlichen Würde - eine neue und gänzliche Staatsum wälzung. Aber selbst die allgemeine Stimme der Pariser, welche, während der Revolutions -Be gebenheiten , fast beständig für einen Ausdruck des Willens der ganzen Nation galt, entgegnete,

7

( 217 ) daß die Nation noch nicht einmal den ersten Ums sturz ertragen könnte , € und empörte sich gegen Brissot's Antrag

den blutdürftigen Vorfah.

unterblieb ; allein die Erreichung des wesentlich ſten Theils der vorgeſehten Absicht unter einer ans dern Form, wurde nicht aufgegeben. Es trat der Excapuziner Chabot, Vicarius des Abt Gregoire, Bischofs von Blois auf,

um sich im Namen

Gottes über die Prårogativen des Throns zu års gern. Der scheinheilige und argliſtige Pfaffe wurs de von Garran de Coulon unterstüßet , und die Legislatur gerieth in einen offenbaren Widers spruch mit den constitutionellen Grundsäßen eis ner Monarchie, welche selbst als ein Bedürfniß des Volks, Prårogativen in der Person des Kd nigs erfordern, um seiner Gewalt Ansehen und Ehrfurcht zu verschaffen und zu erhalten. Sie entzog durch ihr Decret dem Könige den Titel Sire und Ew. Majestät.

Aber auch die

Ausführung dieſes Decrets fand mächtigen Wis derstand ; die Herren Vosgien , Hongry, Herz ault von Seichelles und viele andere widerſeßten sich lebhaft; die Freunde des Decrets wütheten ohne Erfolg ; das Pariser Volk belegte sie mit den schimpflichsten Namen ; und die Nationals garden åuſſerten laut ihren Unwillen.

Die Les

gislatur sah sich also gezwungen zu Decretiren, D 5 1

((

218

)

daß das gedachte Decret noch rapportirt werden follte.

Indeß, wenn das Decret zwar nicht förm

lich, doch aber immer stillschweigend widerrufen worden ; so waren demohngeachtet viel rasende Republikaner unverschämt genug , sich einzeln dasselbe zu Nuße zu machen, und den König schlechtweg, König der Franzosen, anzure den.

Dieser ganze Auftritt zeigt , wie sehr die

Legislatur vom ersten Augenblicke an, alle Trieb federn in Bewegung geseht hat, um dem Volke einen ganz republikaniſchen Geiſt einzuhauchen, und auch das leßte Fünkchen Ehrfurcht für die königliche Würde völlig zu verlöschen. Der berufene Jakobiner - Club, welcher einen allgemeinen Krieg gegen alle gemäßigte Regie= rungsformen, den Königsmord und den wildes ften Demokratismus prediget, hatte schon in der constituirenden Nationalversammlung seinen Ein fluß behauptet. Jeht führte er in der Legisla tur die Oberherrschaft und überhaupt in ganz Frankreich das Wort. Seine Glieder bemächtig ten sich aller öffentlichen Aemter ; seine Affiliirten verbreiteten überall seine Grundsäge ; seine Bes slechungen , Lictoren , Beile und Laternenpfähle verschaftenihm allenthalben Anhänger. Die wah ren Patrioten, d. i. die Freunde der neuen Con ſtitution, und also des Königs, waren wie das

( 219 ) Wildpret in beschneieten Wäldern gejagt, und die Anzahl der Republikaner vermehrte ſich zusehends. Ganz Frankreich wurde auf diese Art sehr bald von dem Gemeingeifte des Demokratischen Desi potismus angestecket. Diesen zum Reichsgefeß zu machen, und die königliche Würde , auch dem Namen nach, abzuschaffen , war der Legislatur einzigs Augenmerk. Ichübergehe mit Stillschweigen viele ihrer Un ternehmungen , welche alle zu diesem Endzwecke führten. So wurden von Seiten der Nepublikaner, die bekannten Decrete über die Emigranten, Emis grirten und eidscheuen Priester, welche zum Theil selbst mit den in der Constitution erklärten Rech= ten des Menschen kontrastiren, und das wegen des Lagers bey Paris von 20,000 Mann , die als Satelliten der herrschenden Parthey die Stimmen - Freyheit der patriotischen Deputirken in Fesseln legen sollten , durchgefeßet , um das Volk gegen den König in Ingrimm zu bringen) weil sie wußten , daß er diesen Decreten feine Sanction verweigern würde.

Man hielt aufs rührerischen Soldaten zu Ehren Feste und Tri umphe.

Die Constitution wurde zur Seifen

blase. Alle Regeln des gemeinsten Anstandes wurden entweihet. Die beredtesten Redner in Der-Legislatur erschöpften sich, alle fremde Mäch

t ( 220 te zu entwürdigen.

)

Wißige und plumpe Schrift

ſteller raften , alle Könige , Fürſten und geseß mäßige Obrigkeiten des Auslandes zu låstern. Ludwig XVI. der constitutionelle König derFrans zosen selbst, wurde mit dem Namen des Tyran nen belegt, weil er ein König sey. Alles Un glück der Anarchie ,

welches die Jakobiner zur

Zernichtung Frankreich's über selbiges brachten, wurde der ausübenden Gewalt aufgelastet. Der Partheygeist in der Legislatur that ununterbros / chen den abscheulichen Vorschlag : ,, Ludwig dem ,,XVI. die Krone zu nehmen, das ganze regie rende Haus aus dem Königreiche zu verjagen, und dann einen andern Prinzen auf den Thron zu sehen.

Dies sey das einzige Mittel ,

die

Constitution aufrecht zu erhalten : aber das eis gentliche Mittel , Frankreichs Widergeburt zu „ vollenden und das System der Freyheit und Gleichheit fest zu gründen ſey - die königliche Würde vollends abzuschaffen, und den Staat für eine Republik zu erklären. “ Bey allen diesen Unternehmungen mußten nothwendig Miß trauen, Verachtung und Haß gegen Ludwig XVI. bey dem französischen Volke zu dem höchsten Gra de steigen, der wohl nie gegen den unglücklichen König Carl I. von England größer gewesen feyn kann. Jedermann konnte vorhersehen, daß

(

221

)

Ludwig der XVI. wenn er auch mit göttlicher Aйweisheit angethan, alle ſeine Handlungen sö vollführen könnte , um selbst die Verläumdung zum Schweigen zu bringen, dem ohngeachtet von dem Partheygeiste zum Schlachtopfer bestimmt ſey. Von der andern Seite stand aber auch die Legislatur bey dem Volke in den schlechtesten Kredit; selbst die Nationalgarden , ihre Satellis ten droheten, mehrmahls, fie nicht anerkennen zu wollen.

Wenn in der constituirenden Nationals

versammlung Männer, zum Theil von dem zweys deutigsten Character und ohne Namen und Vers mögen , alles Kopf oben, Kopf unten kehrten, weil sie dabey nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen hatten ; wenn sie ► den Demokratismus zu pflanzen strebten , um sich zu unumschränkten Führern des Staatsruders emporzuschwingen ; wenn alle inkonsequente Handlungen dieser Vers ſammlung in diesem verfchrobenen Freyheitssinne und in dem tollsten Uebermuth ihre Wurzeln schlugen : so hat ausgemacht die Legislatur ihre Vorgängerinn bey weitem übertroffen ; sie hat offenbar selbst die Uebertreibungen noch übertries ben.

Sie ist größtentheils von Männern vorges

stellet worden , wovon die naifen Pariſer ſelbſt sagten,

daß sogar der Herzog - Regent sich ge

schämt haben würde, sie in die Zahl seiner Ges ·

(

222 )

råderten aufzunehmen, Carra , der im Jahr 1758 zu Maon, wegen Diebstahl und Einbruch, zur Gefängnißstrafe verurtheilt, aufVerwendung feiner Unverwandten aber begnadiget wurde , der sich hernach von der Polizey als Spion gebrau chen ließ ; dieser Kerl war ein Mitglied der Les gislatur, einer der heftigsten Verfolger des Kö nigs und das, Haupt einer rasenden Parthey. Man kann von ihm auf seinen saubern Anhang. schließen.

Diese Leute läugneten die gefährliche

Lage Frankreich's nicht, und dennochward nichts gethan, um dem Morden und Nauben ein Ende zu machen, der Uebertretung aller göttlichen und weltlichen Geseze zu steuern, die Anarchie zu ents wurzeln und die Ordnung der Finanzen wieder, herzustellen. Wir wissen, auf wen sie alle Schuld 1 des Unglücks schoben. Indeß ermanneten sich hie und da wahre Patrioten ; innere Unruhen vermehrten ſich täglich ; der Wahlspruch : „ Krieg gegen die Uebelgesinnten , die Constitution oder, ,,der Tod !" feßte die republikanischen. Glieder der Legislatur in Schrecken.

Die Rüstungen der Emigrirten verkündigten ein Einverständniß. mit den in Frankreich zurückgebliebenen Mißver gnügten und einen nahen Bürgerkrieg mit allen feinen schrecklichen Folgen. Es war nicht un# möglich , daß das Waffenglück von der Seite der

( 223 ) W Republikaner - weichen , dieser Unfall ihre Nies

derlage bewirken , und die Ausrottung ihres uns gemäßigten Systems nach sich ziehen konnte, Um diesem Schicksale vorzubeugen , faßte die res publikanische Parthey den Entschluß, die Nation in

einen auswärtigen Krieg

zu verwickeln,

Krieg! Krieg ! war jest das allgemeine Ze= tergeschrey .

Und laut schrie man zu gleicher

Zeit überall , daß die Gränzvestungen von allen Bedürfnissen entblößet, der Zustand der Truppen bedauernswürdig , und aus Mangel der Waffen und Munition alles vertheidigunslos sey. Man läugnete nicht, daß vielleicht gar eine Beschräns kung derfranzösischen Gränzen zu erwarten stünde, Dies war mehr, als der gallische Stolz ertragen konnte.

DieLegislatur konnte voraussehen, daß

dies Ausposaunen und der Ausruf, das Vaf terland ist in Gefahr ! die Vereinigung der unter sich uneinigen Partheyen einer ruhmsüchti gen Nation und die Concentrirung aller Hülfs quellen , die Vereinigung

der

fürchterlichsten

Macht, zur Folge haben und zugleich das grades ste Mittel zur liefern würde.

Entthronung Ludwigs dès XVI. Sie zwang also den König, daß

er, den man einer Verabredung mit den auswårsl tigen Mächten beschuldigte, um diesen Verdacht von sich zu entfernen, selbst den Krieg fordern,

( 224

)

und dadurch selbst das Werkzeug feines Unter gangs werden mußte. Die Legislatur gebot hier auf den Anfang der Feindseligkeiten gegen das Erzhaus Desterreich , die unhintertreiblich auch ganz Teutschland in die blutigste Fehde vers wickelten. Ich gehe nun zu den schauderhaften Begeben heiten des 20sten Juny ( 1792 ) über, welche alle + Bisherigen Auftritte, durch ihren Einfluß auf die Volksstimmung vorbereitet und die neueſten Er eignisse zum Ausbruch befördert hatten. Die ersten kriegerischen Operationen gaben "

dazu das Signal. Sie waren auf Seiten Frank reichs fast nur von Unglücksfällen und Erniedri gungen begleitet. Der gänzliche Mangel an Sub ordination ; dabey zusammen gelaufene und ab gerissene Soldaten ; unwissende Offiziers ; geld gierige oder neidische Generale machten anfäng lich die Armeen unbrauchbar , und da es ihnen in der That, auch an den nothwendigsten Kriegs bedürfnissen fehlte, unthätig .

Allen diesen Ge

brechen abzuhelfen , war nicht das Werk eines Augenblicks.

Erst mußte den Freyheitssoldaten

die Nothwendigkeit des militairiſchen Gehorsams anschaulich dargestellet , durch Krieg der Krieg zu führen gelehrt und Zeit gewonnen werden, um den Unterhalt der Armeen, die Feuerschlünde und

(

225

)

und überhaupt alle Kriegsbedürfniſſe herbeyschaf fen zu können.

Diese Hindernisse, welche eine

natürliche Folge der in Frankreich herrschenden allgemeinen Verwirrungen in allen Regierungs zweigen waren, kommen, als solche bei dem Pari ser Volk in keine Betrachtung : man klagte den König des Hochverraths gegen die Nation und eines Einverständniß mitOesterreich an und warf ihm laut vor, daß ein in seinem Pallaste verbors gener östreichischer ministerieller Ausschuß die Operationen des Kriegs dirigire.

Zu dem ges

fellte sich, daß der König seine drey Minister Ser van, Claviere und Roland , welche von dem bes rüchtigten Jakobinern abhingen, abdankte und auf seiner Verweigerung, die beyden bekannten Dekres te, wegen des Lagers bey Paris und der Depors tation der Priester .. zu.. sanctioniren , beharrte. Denenjenigen, die schon långst Verwünschungen gegen Ludwig XVI. als einen Tyrannen öffents lich geprediget , die Fackel des Aufruhrs anger stecket und lodernder ſie immer gemacht hatten, kostete es also jezt sehr leichte Mühe , den ge meinen Volkshaufen , diesen natürlichen Feind des Gehorsams gegen die Gefeße und derjenigen, welche die Gefeße handhaben wollen , zum allges meinen Aufſtand gegen den König zu bewegen.

3... M

(

226

)

Um das Vorhaben zu erleichtern, wurde von der Legislatur die königliche Garde , wegen ihrer unbürgerlichen Gesinnungen , das heißt , weil 1 brave Männer das Leben des constitutionellen Kd nigs , mit dem Verluste des ihrigen zu vertheidis gen entschlossen waren , verabschiedet, und durch - ein anderes Decret das Corrs der bewafneten Bürger, die sich bereit erklärten, den König bey zustehen, unterdrückt.

Schon waren die rothen

Freyheitsmüßen eine geſehmäßige Bürgerkrone der vorgeblichen Patrioten geworden ; jest wur: den die berufenen Freyheitsbäume erdacht und Die grausame Gemüthsstimmung des Volks drohte nichts als Verwirrung und Vers

gepflanzet.

heerung.

Das königliche Ansehen war bereits

ganz zernichtet.

Die Macht der Jakobiner nahm

·von Tag zu Tag zu ; man glaubte sie zwar öfters ihrem politischen Untergange nahe, allein wenige Minuten nachher erhoben sie noch höher ihr schreckliches Haupt.

Die Legislatur , die Vers

fammlung der Deputirten eines freien Volks, war nicht mehr frei ; der Wille des rohesten und

üs

gellosesten Haufens bestimmte ihre Handlungen, und triumphirte über das geheiligte Intereſſe der ganzen Nation. Die Erhaltung der Conſtitution und der Gesetze, beyde waren schon sogar dem Namen nach vergeſſen. Sie aufrecht zu erhalten,

( 227

)

hieß ein Todeswürdiges Verbrechen.

Die Mits

glieder der Legislatur , anstatt Würde und Må Bigung zu zeigen , lieferten selbst Beyspiele der größten Ausgelaffenheit ,

des Unverſtands und

der Bosheit. Ein Mitglied , Namens Jouneau, gab seinem Collegen, dem Deputirten Grangeneus ve, einem heftigen Jakobiner, eine derbe Ohrfeis ge, und einige andere der Herren Geſeggeber Prügelten sich auf der Straße. So war die Lage der Dinge, als am 16ten Juny die Einwohner der Faurbourg St. Mars cel und St. Antoine bey dem Pariser Gemeindes Nath um Erlaubniß anhielten, in ihrenKleidern, die sie im Jahr 1789 trugen, und auf die nåmli che Art wie sie damals bewafnet waren, der Na tionalversammlung und dem Könige den zosten Juny eine Petition überreichen zu dürfen.

Der

Gemeinde- Rath,schlug dieses Begehren als ges sezwidrig ab, und gab den Departements - Direc toren davon Nachricht. Diese gaben Pethion, dem Maire von Paris , und dem General Coms mandanten der Nationalgarde den Auftrag , ohe s jo Maaßregeln zu ergreifen , um jedem gesezwidrigen Auflauf zu verhindern.

Aber Pes

thion versammelte die Municipalität, und diese, anstatt den erhaltenen Befehl und den Buchstas ben des Gefeßes zu folgen, legalisirte die Zusam

2

( 228 ) menrottung und erlaubte den Bataillons`der Vorſtådte zu marſchiren, und unter ihren Fah nen und der Anführung ihrer Offiziere allen Bürs gern , welche Waffen sie auch haben möchten, fich zu vereinigen . Endlich erschien der 20ste Juny, dieser Tag Früh Morgens schonX schlug man in den beyden Vorstädten den Genes abscheulicher Szenen .

ralmarsch, und alles versammlete sich unter1 den Fahnen der Nationalgarde dieses Theils der Stadt.

Vergebens eilet Röderer , Procurators

Syndicus des Departements in die Morgenss Sigung der Legislatur, stellt ihr die Gefahr und die Gefeßwidrigkeit einer solchen bewafneten Zu fammenkunft vor, erfülltf seine Pflicht, und über läßt der Nationalversammlung die ihrige zu thun. Diese schon längst gewohnt , selbst der Constituti on und den Gefeßen Hohn zu sprechen, und die bösesten Verbrechen des Volks auf die kriechens deste Art zu lobpreisen, faßte keinen Entschluß, um die öffentliche Ruhe, die Gefeße und die Si cherheit der Person des Königs und seiner Familie zu handhaben. *. Nach 9 Uhr versammelte sich dieNationalgar de der übrigen Quartiere der Stadt und marſchirs te gegen das Schloß, das nun von allen Seiten

( 229

)

von Nationalgarden umgeben wurde, und gegen jede Gewaltthätigkeit gesichert zu seyn schien. Die Bewohner der beyden Vorstädte , deren Marsch angekündigt war , erhielten unterwegs, gleich einem Strom, einen immer neuen Zufluß. Man fah hier eine bewaffnete Menge von Måns nern, Weibern und Kindern, die, ohne sich zu erz kundigen , was man von dem Könige begehren wollte, die, ohne etwas zu’wiſſen oder zu wollen, zu gleicher Zeit unbekümmert, lustig und wüthend war, auch zu gleicher Zeit drohte, fluchte, tanzte und fang. Gegen Mittag kam die Armee vor der ver schloffenen Pforte der Thuillerien, und öffnete ſie mit Gewalt.

Der Versammlungsfaal der Legiss

latur wurde mit Bewaffneten angefüllt , deren Redner mit wüthenden Geberden erklärte : der König muß wollen, was das Volk will ! Und die Legislatur schwieg ! Zu der nämlichen Zeit verfügten sich einige Municipalbeamte in das Schloß, und stellten dem Könige vor, daß es gefährlich seyn würde, dem Volk, das unter den Fahnen der Nationalgarde der beyden Vorstädte marschirte, den Eingang zu verweigern, und begehrten die Einlassung in das. Schloß.

Der König, welcher mit ſeiner Familie

Vormittags das heilige Abendmahl erhalten hatte

3

( 230 ) und von der Hand ſeiner Mörder zu fallen gefaßt war, bewilligte, den Buchstaben derConstitution jus folge, eine unbewaffnete Deputation von 20 Perſo nen zu empfangen , und zeigte selbst die Art an das Volk vorbey defiliren zu lassen. Dieser legs tere Befehl wurde dem General Commandanten der Nationalgarden , Mandat , überbracht, der sich weigerte, denselben anzunehmen , indem er von der Municipalität ein Dekret empfangen hats te, dem zufolge ihm befohlen war : unter die Fah nen der Nationalgarde alle Bürger aufzunehmen, wie sie auch bewaffnet und gekleidet ſeyn möchten, und sie unter seine Leute zu miſchen. Um 3 Uhr zog die brüllende Armee hin zum Schloffe. Die Königliche Pforte war verschlossen, Der rasende Heereshaufen drohte , mit Gewalt durchzubrechen. Municipalbeamte befahlen die Eröffnung ; die Nationalgarde, erhielt keine Be fehle ; sie war ohne Anführer und voll von banger Erwartung, was in dem Schloſſe vorgehen solle. In wenigen Minuten war das Innere des Schloſſes von 20,000 Menschen angefüllt, die mit Piken, Flinten, Säbeln , Spießen , mit Meſſers klingen, an Stangen befestigt, mit Beilen, Mist und Feuerga seln und allen möglichen Mordin strumenten bewaffnet waren und Kanonen mit sich Ichleppten.

Thür und 看了Fenster wurden mit Ge

(

231 )

walt eingesprengt und die Zimmer, Balcons, Ter raſſen und Dächer beseßt. Als dieRottesich dem Zimmer des Königs nå herte, gab er sogleich Befehl, die Thüre zu dfnen. Ein herbeygeeilter Nationalgardiſt ſtürzte zu ſeis nen Füßen und sagte : ,,, mein König ! man macht Anschläge gegen Ihr Leben.

Ich bitte

flehentlich, Ihnen zur Seite bleiben zu dürfen.“ Der tief gerührte König gewährte ihm diese Bits se und bat ihn ruhig zu seyn. Nun ſtürmten die Aufrührer in das Königliche Gemach ; Ludwig XVI., bloß seine Königliche Schwester zur Seite und von vier unbewafneten Nationalgarden um geben , wäre durch einen gegen ihn gerichteten Pikenstoß durchbohrt worden, wenn jener Gardift der Pike nicht eine andre Richtung gegeben hats te. Jest wurde der König, der vor der geöffne ten Thüre stand, vom Volke bis in die Mitte des Zimmers geschleppt : man überreichte ihm auf ei ner Pike eine rothe Freiheitsmüße und darneben besonders eine weiße Kokarde.

Ludwig wählte

die Freiheitsmüße und man seßte sie ihm auf. Auf der Spiße einer andern Pike brachte man ihm dreyfarbige Bänder, er nahm sie ebenfalls. Hier auf stellte man den König, mit der rothen Müge bedeckt, auf ein Tabouret, um ihn so dem Volke zu zeigen.

Einer aus dem Haufen reichte ihm 4

( 232 )

eine Bouteille und verlangte, der König solle cuf die Gesundheit der Nation trinken. Ludwig feste die unreineFlasche an und trank. Die Vorübers ziehenden hielten ihm ihre Fahnen vor die Auger. Zittert, Tyrans

Auf der einen las man :

nen! die Bürger find bewaffnet. ” Auf einer zweiten : Vereinigung der Vorstädt ? St. Marceau und St. Antoine. ner dritten : Voici les sans culottes. -

Auf et Auf ei

ner Stange trug man gleichsam als Fahne ein paar schwarze zerriſſene Hosen ; ein anderer hatte ein Ochsenherz auf seinem Spieße , mit der In fchrift: Coeur des Aristocrates. ertönte vom Geschrey und Gebrüll.

Das Schloß Vergebens

wollten Municipalbeamte und herbeygeeilte Mits glieder der Nationalversammlung ihre Stimme erheben ; man hörte sie nicht, man verwarf sie. Was aber den Magistratspersonen des Volks, was den Gesetzgebern unmöglich war, war dem bes Fannten Santerre, Commandanten der National garde der Vorstadt St. Antoine möglich ; Ich stehe für die Königliche Familie , rief er, allein, manlasse mich machen. Ein Au genblick von Stillschweigen erfolgte : aber bald wurde es wieder durch das Geschrey : Es lebe Es war schon 5 Uhr,

Pethion! unterbrochen.

als erst Pethion, der Maire von Paris, kam. Er

2

(

233

)

hatte den Aufstand legaliſiré und unlångbar wäre es daher seine Pflicht gewesen, sich vor der Ers scheinung des aufrührerischen Troffes im Königs lichen Pallaste einzufinden , nicht von der Seite des Königs zu weichen , und den Monarchen und seine erlauchte Familie gegen Beleidigungen zu schüßen.

Das Volk ,

sagte der unvers

schämte Maire zu dem König , hat sich mit Würde gezeigt,

es wird auf die ähn

sich entfernen ; Ew. Majestät liche Art 11 dürfen vollkommen ruhig seyn.

Die bewaffnete Menge hatte unterdessen eine geladene Kanone in das Zimmer des Königs die Mündung auf seine Brüst geschleppt, gerichtet - die brennende Lunte foderte - die Schreier , von Santerre angeführt,

begehrten

› mehrmals die Zurückrufung der patriotischen Minifter, und die Zurücknehmung des Vero über die beyden Dekrete, die unbeeidigten Priester und das Lager von 20,000 Mann betreffend. - Der König antwortete jedesmahl :

ich

habe ges

schworen die Constitution zu handha ben, ich werde sie mit Gefahr meines Lebens erhalten.

Man versicherte den Köd

nig , daß man seiner Person nichts zu leid thum wolle ich weiß, antwortete er, daß ein König von Frankreich in der Mitte P 5

( 234 ) feines

Volks

nichts

zu - befürchten

hat. Sehen Sie , fagte er zu einem Grena dier, der zu ſeiner Seite ſtand , und deſſen Hand er

auf seine Brust

drückte :

mein Herz

schlägt nicht stärker als gewöhnlich. Meine Absichten sind rein , ich will nichts , als das Glück des Volks und die vollkommene Erhaltung der Cons stitution.

Einige vom Volk schrieen hierauf:

es lebe der König ! andere brüllten in der Ferne : „ kein Veto !" ,, nieder mit dem Veto ! “ „ traut seinen Versprechungen nicht.“ Der Zug ging vorüber und in den Saal hin ein , wo die Königin mit ihren Kindern , in dem Hintergrund deſſelben, hinter einem Tiſche ſtand, und von allen Seiten so mit bewaffneten National garden umgeben war, daß niemand zu ihr koms men konnte.

Santerre ließ die Nationalgarden

zu beyden Seiten sich öffnen , so daß man die Königin sehen konnte.

Ein Weib lief schäumend

vor Wuth mit einem Dolche in der Hand umher, fuchte die Königin , und rief: Zeigt mir sie nur, und ich stoße ihr diesen Dolch ins Herz. ist sie.

Ein Officier sagte ganz kaltblütig : Da Die Furie blickte nach der Königin,

stammelte: es lebe die Königin ! bedeckte ihr Gesicht mit ihren Hånden und verkroch ſich

( 235 ) unter die Menge. Die Tochter Theresiens zeigte während dieser Zeit und während dem Vorübers ziehen , da man nichts ſchrie, als : es lebe dię Nation, es leben die Sansculottes, es lebe die Freyheit,

nieder

mit dem

Veto! eine vollkommene Gegenwart des Geis stes; sie sprach mit den sie umgebenden Natio nalgarden , und schien nicht im geringsten mis vergnügt , oder erschrocken zu seyn.

Ihr stand

hafter Muth erweckte Bewunderung und Erstau nen, und eroberte die Ehrfurcht, welche die Hand des Königsmörders erstarren heißt.

Man übers

reichte der Königin eine rothe Müße : ſie nahm dieselbe, und seßte sie dem kleinen königlichen Prinzen auf, der vor ihr auf dem Tiſch ſaß und mit den bunten Kokarden spielte. Die Prinzessin, ihre Tochter , stand neben ihr. Maria Antois nette selbst nahm eine Nationalkokarde von dem Hut eines Nationalgarden , und ließ sich dieselbe auf ihren Kopfpuß heften . Der König wurde endlich, umringt von Na

tionalgarden , und von einigen Mitgliedern der Legislatur aus dem Zimmer, wo er war , in sein Kabinet gebracht, nachdem er zuvor ein wes nig Wasser und Zucker , um sich zu erfrischen, verlangt, und unreines, da man nur solches fand, getrunken hatte.

Madame Elisabeth, seine

(

236

)

Schwester, die ihn nicht verlassen hatte, eilte nun in den Saal, wo die Königin war, um mit ihr und ihren Kindern in das Kabinet des Königs sich zu begeben.

Der Monarch saß in einem

Lehnstuhl ; die Königin sank vor ihm auf ihre Knie, und hielt ihn mit ihren Armen umschlun gen; die beyden Kinder standen mit Madame Eliz sabeth weinend zur Seite des Königs.

Dies

war die Stellung, in der sich unmittelbar nach dieser fürchterlichen Szene die Familie des erblic chen Repräsentanten der französischen Nation, des Oberhaupts des Reichs, des Erhalters der die Volks Freyheit schüßenden Macht , befand. Der Zug dauerte untérdessen immer noch fort. Um 8 Uhr verlangte endlich der König, daß man das Schloß verlassen sollte. Pethion übernahm den Auftrag; er stieg ? auf ein Tabouret , und Sprach zu dem Volk : ,, Bürger , euer Betragen ,,war stolz

und eines freyen Volks würdig, ,,front es durch • eure Beharrlichkeit und Liebe zur Ordnung .

Der König

"

begehrt allein zu feyn , ich will mich „zurückziehen und läde euch ein , das nämliche zu thun. "

Das Volk gehorchte,

und in weniger denn einer Viertelstunde war auch nicht eine einzige Pike mehr im Schloffe zu · sehen.

( 237

)

Der Eindruck, welchen die Begebenheit dies ses Tages auf die Pariser, die Armeen und ganz Frankreich gemacht, war eben so verschieden, als selbst die Grundsäße der Partheyen es waren.

3

Die gutgesinnten Pariser Bürger janımerten über die schreckliche Szene und verwünschten die Jakobiner, welche sie aus einer auf Erfahrung gegründeten Ueberzeugung, als Urheber derselbent nannten. In der That, wenn man die Bege benheit, einzig in ihrer Art, aufmerksam erwä get, wie sie, die ein allgemeines Blutbad zu weiss fagen schien , faſt ohne alle tödtliche Verleguns gen vorüber ging ; wenn man überlegt, daß auf Erlaubniß der jakobiniſch gesinnten Municipalis tåt, an deren Spiße der Maire Pethion, einer der ersten Chefs . der Jakobiner : Societat stehet, fich eine bewafnete Horde versammelt und dem König alle Schreckbilder der Gewalt und des Mords- vorhält, um ihm ſeine Sanction abzus froßen, indeß die übrige ** gesammte öffentliche Macht, auf Befehl eben dieses Pethion's ihren Posten angefchroben ,

auf

und so gefangen

gehalten wird, um den König gegen diese Miß handlungen

nicht ſchüßen zu können ;

wenn

man sieht , daß die Beharrlichkeit des Königs keine unglücklichen Folgen für ihn hat : dann muß man allerdings einen geheimnißvoll angelegten

( 238

)

Plan dieser fürchterlichen Gesellschaft

ahnen.

Sie erwartete offenbar eine Zuſammenrottung al ler Königlichgesinnten und eine Vereinigung der Constitutionsfreunde mit denselben ; deren Hin ftürzung zum königlichen Pallaſt und thätigeWi dersehung gegen die dem Könige widerfahrende Gewaltthätigkeiten . Dann war über Ludwig den XVI. das Loos geworfen ; der 10te August mit allen seinen unmenschlichen Folgen schon am 20sten Juny erlebt ; die nachBlutströmen lechzenden Ja kobiner befriediget ; das Krächzen der Sterben den in allen Winkeln gehört ; der König mit feir ner Familie, wo nicht gar zum blutenden Opfer gebracht, aber gewiß sogleich entthronet und in feinen Kerker geschleppt, um da seines Kummers erregenden Schicksals zu harren . - Der König, im Vorgefühl seines ihm bevorgestandenen und noch bevorstehenden Märtyrertodes, erklärte dies felbst deutlich in feiner Proclamation, die er den folgenden Tag anschlagen ließ , und worinn er die Verbrechen, deren man sich gegen ihn schul dig gemacht hatte, aufzählte, das Betragen, das er entgegengesezt hatte, schilderte, und sich mit den merkwürdigen Worten endigte : ,,Wenn dies »jenigen, die die Monarchie umstürzen wollen, ,, ein Verbrechen mehr nöthig haben, so können ,, ſie es vollziehen; in dem kritischen Zustande, in

239

)

», welchem sie sich befindet, wird der König bis auf den lehten Augenblick seines Lebens allen

„, constituirenden Gewalten , ein Beyspiel von Muth und Standhaftigkeit geben , die allein das Reich retten können.

Er befiehlt daher als

" lén Adminiſtratoren und Municipalitåten, über ,,die Sicherheit der Personen und des Eigens ,, thums zu wachen. "

Das Departements - Directorium von Paris verabscheute laut die Empörung, und ergrif for gleich alle Masregeln, um die Urheber dieses Aufs standes zu entdecken, und das Betragen der Pers fonen zu untersuchen, die über die öffentliche Sis cherheit und Ruhe zu wachen hatten. Auf die entferntesten Departementer machte diese scheuße liche Begebenheit den nåmlichen Eindruck ; sie bezeugten dem Könige, wegen diesen Auftritt, ihs re schmerzvollste Theilnahme und versicherten ihm ihrer Bereitwilligkeit, sein königliches Ansehen zu beſchüßen; die Legislatur ſelbſt forderten sie aber sur Handhabung der Gefeße auf. Einige benach barte Departements - Directoria erklärten fogar, die Nationalgarde ihrer Schuß des Königs

Endlich trat la Fayette vermuthet , Er

kam

Departementer zum

herbeyrücken zu

lassent

am 28ſten Juny , un

vor die Schranken der Legislatur auf den Fittigen der Revolutions

1

( liebe, von gen.

240

)

seiner Armee nach

Dieser Mann ,

der

den

Paris geflo Bitterwein

der Volksgunst mit vollen Zügen eingeschlürfet, jüngsthin der größte Liebling der Nation , daher von allen gehört, war jest schon von der erhabe nen Stuffe des Abgotts aller Franzosen zum un tersten Grad des Verworfensten herabgesunken. Es lag nicht mehr in Zweifel , daß ſein fester Plan sey , die durch die Constitution - gemäßigte Monarchie zu “་ handhaben. Er verabscheuete laut den höllischen Entschluß der heuchlerischen Demagogen, alles umzukehren, um tyranniſiren zu können . feyn.

Er wollte durchaus nicht Jakobiner

Dies war sein einziges Verbrechen.

hatte gewagt,

Er

dieser schändlichen Gesellschaft,

schändlich in ihren Mitgliedern, noch schändlicher durch ihre nichtswürdigen Grundfäße, den förm lichen Krieg anzukündigen.

In ſeinem - Schrei

ben, das den 19ten Junii in der Legislatur verlesen wurde , hatte er dieser die Grundsäßê vorgehalten , nach denen sie der Constitution zu folge, zu handeln verpflichtet sey , die Anarchie und alle das namenloſe Unglück geſchildert , das die Jakobiner über Frankreich bringen , und von ihr verlangt, diese Faction zu zernichten.

Dies

war mehr, als die schamlose Ausgelassenheit dies fer mordsüchtigen Notte ertragen konnte. Merlin, ein

(

241

)

ein Deputirter der Nationalversammlung , ein ungezogener unverschämter Jüngling , rief dess halb in dem Jakobinerklub aus : ,, Giebt es denn ,,nicht Einen rugendhaften Bürger , der gehen ,,wird, um seinen Dolch in die Brust la Fayets „te's zu stoßen ! "

Welch eine Sprache für einen Gesetzgeber, und unmittelbar *) am Tage vor dein 20sten ! * In des Herrn v . Archenholz Minerva (August 1792) lesen wir: Anklage des Anacharsis Cloots. Folgender Brief, der an die Verfasser des Journals von Paris gerichtet war, giebt einen Beweis mehr, wie sehr die Pariser Scenen vom 20ßten Junii und vom @ten · August durch Jacobinische Schriftsteller vorbereitet wurden. Dies Journal , das beſte von allen in Paris, in Hinsicht auf åchten Patriotismus und wahre Freyheitsliebe , mußte nach dem roten August fogleich aufhören. V. X. Paris, den 19ten Junii 1792. Ich las ehegestern in dem Journal des Carra einen Brief, Anacharsis Cloots unterzeichnet , der unter andern folgende Fragen enthält; / „Ist der König nicht das Werkzeug der öftreichts ſchen Kabale? Ist Ludwig XVI. nicht unfähig, ,,das erste Amt des Staats långer zu verwalten? ,,Muß man es nicht von seiner Seite für Aberwig 1oder Niederträchtigkeit halten , daß er es dem uns ,,geachtet zu verwalten forrfährt? Und, wenn eins ,,oder das andere bewiesen werden kann , muß man nicht die Nation davon unterrichten , ihre Gesins Q

( 242

)

1. Schon nannte man in der Legislatur la Fayette'n den erklärten Paladin der Thuillerien ; und er erscheint und bittet das

gefeßgebende

nungen erforschen, und ihr erklären, daß sie in Ge fahr ist?" Neugier und Unwillen reißten mich, nähere Kund schaft von diesem Anacharsis Cloots einzuziehen, " und zu meinem nicht geringen Erkaunen erfuhr ich, daß es ein Fremder, ein Preuße , sen , der sich seit der Revolution in Frankreich niedergelassen habe. Ich erinnerte mich zugleich, daß einige Tage vorher verschiedene meiner Collegen und ich , mit der uns tersuchung der auswärtigen Correspondenz beschäf tigt, sich zu überzeugen Gelegenheit hatten , daß ſeit der Revolution mehrere fremde Höfe die wirk: samsten Mittel anwenden , innere und äußere Unru hen unter uns anzuzetteln . Ich weiß nicht, ob Herr Cloots einer der zahl reichen Agenten diefer Höfe ist. Das aber weiß ich, daß ein Fremder , der sich unberufen in die Händel einer lebhaft geraisten Nation mischt, der damit umgeht , ihre Constitution umzustürzen , und das "" rechtmäßige Oberhaupt derselben zu erniedrigen, der › den Saamen des Haſſes und des Mißtrauens unter fie ausftreut, und die Fackel des Bürgerkriegs schwingt, mit allem Recht als ein sehr verdächtiger Mensch anzusehn ist. Ich fordre daher alle rechts schaffene Bürger und alle Gerichtstribunåle zur Wachsamkeit über sein Betragen auf, und klage seis nen Brief als höchft strafbar vor dem Richterfinhl * des Publikums an. Baert, Deputirter der Nationalversammlung.

(

243

)

Corps in seinem und der Armee Namen ,,,die ,,Urheber der Unordnungen des 20sten Junii als fchuldig des Verbrechens der beleidigten Na ,,tion zu verfolgen." -

Sein bloßer Wink that keine Wirkung mehr ; seine Worte sind ein leerer

Schall; seinen Namen hatten die Jakobiner von lange her auf die Profcriptionslisten geschrieben. Er erhält nur die Ehre der Sihung , wenn es andersEhre heißt, im Kreise der Menschenwürger und an der Stätte zu ſißen, die, kaum von einem Todeswürdigen Verbrecher verlaſſen , noch von feiner pestartigen Ausdünstung glühte. Er kehrte am Iten July zu seiner Armee zurück mit dem Decret einer kahlen Danksagung und ohne seinen Endzweck errungen zu haben ; von den Jakobinern mit Verfluchungen verfolgt ,

aber auch begleis tet von den Segenswünschen einer Menge recht

schaffener Pariser Nationalgarden und ehrlicher Constitutionsfreunde , von den unverkennbarsten Zeichen ihrer Achtung und Liebe, von ihrem laut nachtönenden Triumphruf : ,, Es lebe la Fayette - die Freyheit und die Constitution !" Die Adressen mehrerer Generale ,

worinn fie

den gerechten Unwillen der Soldaten und Offiziere ihrer Armeen über die Begebenheiten des 20ften, der Legislatur ans Herz legten, hatten kein gün Figeres Schicksal.

Denn ganz anders beurtheil

( 244 ) ten die Gesetzgeber die ſchwarzen Ereigniſſe dieſes Lages. Brissot nannte die Begebenheit einen kleinen Wolkenbruch, der die politische Atmosphäre ers frischt habe.

Condorcet ,

Brissot's vertrauter

Freund, hielt in feinem Journal dem hohen Fres vel gegen die Majestät des Königs eine feyerli the Lobrede ; fand darinn_blos einen Ausbruch kraftvoller Freymüthigkeit zu dem Könige zu res den ; sah in allen Unordnungen , die vorgegans gen waren, nichts als einige zerbrochene Fensters ſcheiben, und einen in dem Zimmer des königlis chen Prinzen gestohlnen silbernen Nachttopf; sah endlich in dem Könige selbst nichts , nen Menschen.

als eis

Vergebens trat unter vie

len andern, der edle Patriot, Cheron , geschwor ner Bürger, aus der Section der eliſäiſchen Fels der gegen ihn auf; entwickelte in seinem Schrei ben von 25sten Juny voll von Wahrheit und Energie,,, daß es eine frevelhafte Kühnheit und ,,ein äußerst strafbares Verbrechensey, was Cons

1

,, dorcet mit dem Gepråge von kraftvoller Freys ,, müthigkeit stempelt ; mahlte mit treffenden Züs „ gen , daß der König, kraft seiner Würde, und als erblicher Repräsentant des Volks , vermd= ge dieses Erbrechts, schon bey seiner Geburt, 1

» auf eine höhere Staffel als die übrigen Bürs

(

245

)

ger gefeßt ist, den ganzen Staatskörper vors ſtellt und jedem Bürger angehört , das Haupt der Nation, der Erhalter der die Volksfreyheit ſchüßenden Macht, folglich kein bloßer Bürger „ mehr ist ; und daß ihn beleidigen, mißhandeln, ,, den ganzen Staat beleidigen und mißhan • ,, deln heißt. " Die Robespiere , Chabot und Carra u. a. , selbst die Bischöfe Fauchet und Lorne ( denn, wo hat jemals Aufruhr gewüthet, dessen Panier nicht von nichtswürdigen Pfaffen geschwungen ward ? ) adelten die Verbrechen des Volks durch Freiheits - Sentenzen und billigten laut die Schandthaten Pethion's und seines Bus fenfreundes, Manuel, des Gemeinde- Procuras tors von Paris. Alle Häupter der Jakobiner, oder thätige Mitglieder dieser Secte ! - Ends, lich kam die Reihe an das geseßgebende Corps felbst ; von ihm erwartete man — weder Beys fall, noch Mißbilligung von Partheysucht hers beygeführt -fondern unentweihte Gerechtige : keitspflege. In der Sizung vom 25sten Juny erschienen zwanzig Deputirte aus der Vorstadt St. Antoine, deren Redner eine Apologie aufdie. Unordnungen des 20sten machte, und die executi=> ve Gewalt nebst der unruhigen Horde der Modes rirten anklagte. ,, Nicht mit Blutvergießen, fag ,,te er, kann man die Verbrechen der Tyranney : D3

( 246 ) und die Frrthümer der constituirenden Natios ,, nalversammlung vertilgen.

Man droht, die Urheber des Auflaufs, der leßten Mittwoch ſtatt

,,hatte , zu verfolgen.

Wir kommen, dieselben

" anzugeben , und sie der Rachsucht der Uebelge= wir sind diese " sinnten darzubieten. -Wir ,, Urheber. "

So prachen diese Leute , die sich Ueberwinder der Bastille nannten, und die Na

tionalversammlung ertheilte ihnen die Ehre der Sigung,

und

beschloß den

Druck und die

Versendung ihrer Adreſſe in die Departemens ter.

Ein Zuschauer ,

nicht mehr Meister über

sich selbst, gab durch einen lauten Ausruf seinen Unwillen darüber zu erkennen, und ſtörte einige Augenblicke dadurch die Sißung. Deputirte von der Municipalitåt von Lyon deklamirten in einer der folgenden Sessionen an ** den Schranken der Nationalversammlung , gegen dieVerabschiedung der drey patriotischen Minister in einem Ton, der sonst nur Wüthenden eigen ist. Die National versammlung dekretirte eine ehrenvolle Erwäh nung dieser Rede.

Dies schändliche Verfahren der ſo offenbar von der Jakobinerrotte beherrsch

ten Legislatur bedarf keines Kommentars , und man ſieht, daß es dem Geschichtschreiber schwers lich an Urkunden fehlen wird , sein Urtheil über

1 die Gesetzgeber und die Veranlaſſungen zur Volks

( 247 ) ſtimmung zu fassen , die die Entthronung Lys wigs XVI, bearbeiteten. Da ich eben ein Meisterstück der abscheulichen Denkungsart des gesehgebenden Korps des Cens tralpunkts der öffentlichen Macht, aufgestellet has be, darf ich hier eines einzelnen öffentlichen Beams " ten , eines Mannes von seltner Tugend, nicht an eben dem 25sten Junii ein, der Legislatur ganz entgegen geschtes 靶 Bes

vergessen, welcher

tragen beobachtete, und als Vertheidiger der Constitution und wahrer Patriot , noch in dem Augenblicke auftrat, da es bereits ein todeswür diges Verbrechen war , es zu seyn.

In dem

Pariser Gemeinde- Rath , dessen Mitglieder , so wie in derNationalversammlung, in zwey Factips nen getheilt waren , wovon die eine jacobinisch gesinnt, die größere patriotiſch, aber geſeßmåßig und ruhig denkender war , stand Hetr Cahier, ein junger Mann und Mitglied dieses Raths, in der Sißung vom 25. Junius auf, und ungeachtet die Zuschauer - Logen mit Volk angefüllt waren, sprach er dennoch über die Begebenheiten des 20ften mit einem Feuer und mit einer Beredsam keit, die ihm die Bewunderung aller gutgefinn Er klagte zu gleicher ten Bürger verschaften . Zeit den Santerre und das Bataillon , das er kommandirte, den General- Kommandanten, das 24

( 248

)

Volk, die Municipalität , den Gemeinde-Proku rator Manuel, und den Maire von Paris, eines gefeßzwidrigen und ftrafwürdigen Betragens an. Das Volk wollte , als er den Saal verließ , auf • ihn los stürzen , Pethion gebot Ruhe , und Herr Cahier , umringt von dem besten Theil ſei ner erstaunten: Collegen , verließ, ohne daß ihm etwas zu Leide geschehen war , unter dem Flu chen der einen, und den Lobeserhebungen und Se genswünſchen der andern Parthey, das Gemein dehaus.

der Folgen des Ich kehre nun シ zur Fortseßung 2often zurück. Der erste Eindruck , der das Mitleid gegen den König hervorgerufen hatte , war in wenigen Tagen verlöscht.

Die Jakobiner und das von

diesen beherrschte gefeßgebende Korps unternah men alles, um das zernichtete königliche Ansehen in Todesgestalt zu hüllen , dem großen Haufen die würgende Rachbegierde eines Tiegers , der dem Räuber seiner Jungen nachjagt , einzuhau chen , überall dazu abzweckende Grundfäße zu verbreiten, die Wahrheit zu entstellen und die Meinungen der Franzosen , sowol in Paris als in den Provinzen, für die Abseßung des Königs zu bestimmen.

Vergebens schlug Ludwig XVI.

bas Lager zu Soissons vor ; man rechnete ihm

( 249 ) feine Verweigerung , es bey Paris aufschlagën Er sanctionirte zu laſſen , zum Verbrechen an. # , und man bes Föderirten der den Kreuzzug zweifelte feine Aufrichtigkeit, weil man wußte, daß seine Ohnmacht nicht die Föderation zu hin dern vermochte. Vergebens stiftete am 7ten Julii Lamourette , Deputirter von Lyon *), eine allge meine Versöhnung, sowohl zwischen den Partheyen des gefeßgebenden Corps, als dieſem und der aus übenden Macht, und eine allgemeine Vereinigung, um alle Projekte der zwei Kammern oder einer Res publik niederzudonnern .

Alle Deputirten schwus

ren an diesem Tage auf's neue , die Constitution aufrecht zu erhalten , und dem Vaterlande allen Partheyhaß und alle Privatrache aufzuopfern. Vergebens erschien der König an dem nemlichen Tage in der Legislatur , ſich väterlich über diese Vereinigung zu freuen , und durch seinen feyers lichsten Beytritt dem Entſchluſſe Lebenskraft einz zuathmen.

Zwar ertönte der Saal von dem

lauteſten Beyfall, und dem allgemeinen Geschrey : Es lebe der König ! zwar schwebte der Kuß der *) Wenn ich meinen Nachrichteu trauen darf; so ift Herr Lamourette zugleich Biſchof von Lyon. — Ich wünschte, daß dies wahr wäre , weil gallische wahre Diener Gottes zum seltenßten Phaenomen am gals lischen Kirchenhimmel geworden sind.

25

( 250

)

Bruderliebe von einer Lippe zur andern ; haufete plößlich Gemeinsinn unter den Deputirten : aber das Werk eines Augenblicks ,

ohne aufrichtige

Ueberzeugung , und ohne überlegten wohlwollen den Vorfah,

diese instinctartige Begeisterung entseelte der nachfolgende Moment. Wie wäre

auch eine längere Dauer möglich gewesen , da fogleich die Jakobiner diese Vereinigung laut mißbilligten, fie das Grab der Freyheit nannten, und alle Herzen mit dem böseften Argwohn erfüllten !

Zudem hatte das Pariser Departe

ments - Directorium die Suspension Pethions und Manuels ausgesprochen, weil sie die Begebenheiz ten des 20sten , dem Befehl des Directorii entge= gen, legalisiret und ihre Amtspflichten, in Dåm pfung des Aufruhrs, nicht gethan, vorzüglich aber Pethion die Person des Königs auf's Spiel gez seht hatte.

Dies hieß die Majestät des Jacobi

nerklubs beleidigen , in dem das ehemals furcht bare System der Jesuiten *) so fruchtbar auflebt und webt. Das Volk der Jakobiner- und das Fakobinervolk ist sinnloser wildwüthender Ps=

*) Als vor einiger Zeit in meinem Vaterlande , die Jesuitenriecherey Mode wurde, suchte ich diese Leuts chen nicht da, wo man sie zu riechen vorgab , sons dern dort, wo die Spürhunde hauseten , und ich habe mich nicht geirret. Einer meiner Freunde ist Begenwärtig beschäftiget, einen Pendant zu dem bes

A

( 251

)

bel - stürzte in die Nationalversammlung und brüllte: ,, Gebt uns, unsern Pethion oder den " Tod!"

Bittschriften über Bittschriften wur

den in der Legislatur vorgelesen ; in jeder dersel ben klagte man das Departements - Directorium der Aristokratie, eines Einverständniſſes mit dem Hofe, einer Verråtherey gegen Volksfreyheit an. Pethion felbst war frech genug , sich zum Diktator zu erheben , * eine Anzeige anheften zu Lassen, um die Bürger zur Ruhe zu ermahnen, und sich auf die baldige Entscheidung einer hd Manuel und Danton,

hern Gewalt zu berufen.

feine Gehülfen, schrien: ,,Am 14ten Julii wird man mit Bajonetten den Volksfeinden antwors ,,ten.“

Der Pöbel lärmte unter des Königs

Fenstern :

Den Volksfreund Pethion_oder nie

,,der mit dem Könige ! "

Schon wankte Ludwig

der XVI., die Suſpenſion aufzuheben, allein der Justizminister erklärte , daß er die Unterzeich= nung sodann verweigern würde, indem er sagte: als Chef der Nation und erster Handhaber der Gefeße, dürfe der König nur auf die leßtern ſeinen Blick heften, und das Urtheil des Departements kannten Examen impartial zu liefern , und ich ers warte, daß darinn fich die Patriarchen und die this tigen Mitglieder des demokratischen Despotismus wieder finden werden.

( 252 ward befiättiget.

)

Vergebens gab der König der

Legislatur die Gründe seiner Beſtåttigung an ; vergebens gab er ihr ein Beispiel, wie man, unbe kümmert um das zügellose Geschrey eines, von Factionisten geleiteten und irre geführten Pöbels blos den Willen der ganzen Nation , die Geseße, befolgen müsse ;

die Versammlung der Depu

tirten hatte aus ihrer Mitte schon längst die Ehrfurcht für die Gefeße , und alſo auch Ge rechtigkeit und Freyheit verbannt. Die krafts volle Freymüthigkeit des Pöbels ' ihr zu sagen : Marsch mit euch , ihr verdient eure achtzehen

" Livres täglichen Gehalt fehr schlecht! “ lehrte den hartnäckigsten Zweiflern, daß es nur zu wahr sey, die Versammlung der Deputirten

eines

freyen Volks sey nicht frey. Pethions Suspens ! sion wurde durch ein Wort der Legislatur auf gehoben.

Die natürlicheFolge diefer Aufhebung

war diese, daß die Ungerechtigkeit des Departe ments jego noch gewiſſer in den Augen des Volks wurde , und daß die öffentlichen Verwünschun gen gegen den König den höchsten Grad erstiegen. Vergebens hatte er den Marsch der Preußischen Kriegesmacht angekündiget, vergebens den Ver dacht von sich abgestreift , als begünstige er die tasenden Unternehmungen der Emigrirten , vers

t gebens begehret, mit der Nationalversammlung

( 253 ) an dem Bundesfeſt den conſtitutionellen Eid auf dem Altar des Vaterlands zu schwören. Das Volk traute weder seinen Proclamationen, noch seinen Eiden.

Der Jakobiners Club wurde mit

jedem Tage mächtiger und unverschämter. Man fchriee, man tobte, man wagte sogar der kegis latur zu drohen , wenn sie nicht Ludwig XVI, des Thrones verluftig erklären würde. 贷 Der Ans trag , das Wort :

Abfeßung des Königs

wurde in der Nationalversammlung kaum auss gesprochen ; so klatschten alle Hände, und gleich, als wäre der Beyfall durch dieses Geräusch und das Bravo- Geschrey noch nicht genug ausges drückt, so nahm man noch das Stampfen der Füße zu Hülfe. Endlich erschien der 14te July , dieser tångst gefürchtete Tag ; dieſer Tag des in den vorigen drey Jahren mit allgemeiner Freude gefeyerten Bundesfestes .

Diesmal zeichnete ihn die größte

Unordnung aus ; kein Zuſammenhang im Ganz zen, gleich, als sollte er das Bild der gegenwärs tigen Spaltungen seyn. V Ein Theil der Nationals garde war nicht einmal bey der Eidesleistung zus gegen.

Das Volk hatte sich bis auf die Stelle

des Altars gedrångt , die der König , der Prås sident der Nationalversammlung, und der Genes ral - Commandant der Nationalgarde, einnehmen

(

follten.

254

)

I Der Eid mußte also auf einer mittlern

Stuffe abgelegt werden. - Für Pethion, der als Maire an der Spiße der Municipalitåt ſtand, war der Tag ein wahrer Triumph.. Sein Volk hatte ihm eine Bürgerkrone aufgeſehet, und eis nen Lorbeerzweig in die Hand gegeben.

Wäh

rend des Zuges ertönte die Luft nicht wie sonst einstimmigen Freudengeschrey : Es -Tebe die Freiheit das Gesch - die Nation ! Unaufhörlich aber schriee man : von dem

Es lebe Pethion !

zum Teufel la'Fayette, dar

nieder mit dem Beto !

Die Atmosphäre wurde

durch das Geschrey der besoffenen Weiber und Männer vergiftet ; 1 und diejenigen , welche das Gehör nicht beleidigen wollten, beleidigten durch die Inscriptionen auf ihren Hüten , wenigstens das Auge. -

Mit Kreide hatten diese auf die

Hüte das geschrieben , was jene schrieen.

Dies

fer Tag gieng ruhig vorüber, wenn gleich Robe spierre den Tag zuvor in einem Anſchlagzettel die Föderirten aufgemuntert hatte, das Blut zu rå chen, das einst auf dem Bundes - Feld durch la Fayette vergossen wurde , als er das Schwert des Gesetzes auf den Nacken der Aufrührer und der Ruhestshrer fallen ließ * ). *) Da es hier außer meinem Zwecke liegt, eine des tailirte Revolutionsgeschichte zu liefern ; da mein

( 255

)

Die Ausgelassenheit, den König ohne Unters laß und täglich immer mehr und mehr in den. Augen des Volks zum Verråther des Vaterlandes nächster Zweck blos ist , die wesentlichsten Miss handlungen zusammen zu reihen , welche die Nas tionalversammlungen, der Jakobiner-Club und die Hefen des Volks - ihrVolk -- dem Könige ohne Unterlaß zufügten ; und da das Vorurtheil gegen meinen Stand sehr leicht meine Unpartheilichkeit verdächtig machen könnte ; so habe ich geglaubt, um diesem Verdacht auszuweichen , sey es rathsam, mich auf Authoritåten zu berufen, deren Anhänglich; keit an Freyheitsfinn auffer Zweifel ist. Ich habe daher meine Erzählung der Begebenheiten des 20ften Jany und ihre Folgen aus des Herrn v . Archenbols Minerva (September 1792 ) beynahe wörtlich aus: geschrieben, und sie nur hie und da aus einigen ane dern sichern Quellen ergänzet. Die beyden Aneka doten, von dem Pikenstoße nach dem Könige und von dem Weibe mit dem Dolche, sind keine Un wahrheiten, wofür man sie ausgeben will. Sie sind gleich nach dem Hergange bekannt worden , erst nach und nach wurde der Pikenstoß für eine un willkührliche Bewegung des entnervten Arms eis. nes Pikenträgers, und die Dölchritterinn für eine Verwechselung mit ihrer verkappten Gespieliun bep dem bekannten Mordanschlag zu Versailles, zulet aber lieber gar für eine aristokratische Erfindung erkläret. Ich nahm indeſſen die beyden Anekdoten, ohne Bedenken, in meine Erzählung auf, weil ich Gelegenheit gehabt habe, mich von ihrer Zuverläſſigs keit zu überzeugen. Sie waren für diesmal mislungene Hauptfreiche ! $1.

(

256

)

herabzuwürdigen, und diejenigen, diê er in's Mis nisterium berief, schon zum voraus in die Klasse der Volksfeinde zu sehen, kannte keine Schrans ken mehr. Als. Joly, Secretair der Pariſer Mu-~~ nicipalitat, zum Minister ernannt wurde, und seis ne Entlassung gab, so lobte Pethion ſeinen Eifer, feine Talente und seine Pünktlichkeit, in Erfül lung seines Amtes.

Der Gemeinde- Rath bes

zeugte sein Leidwesen über den Verlust , den er dadurch litte , und verlangte die Insertion der Rede des Joly und des Maire in den Verbal Prozeß. Manuel aber feßte sich unter folgenden Ausdrücken dagegen : ,, indem ich, ſagte er, dem Herrn Joly die Eigenschaften und Talente zus gestehe, die der Herr Maire in ihm findet, so glaube ich dennoch nicht, daß man als ein gu ,,ter Bürger angesehen werden kann, wenn man ,, gewußt hat, das Zutrauen und die Achtung des Volks zu gewinnen, und zugleich die Aufmerks ſamkeit des Hofes auf sich zu ziehen. Herr Joly ,, vers Im mir die partheylose und ohnedies auf unverån. derten Thatsachen beruhende Erzählung der Fre velthaten des roten August zu erleichtern, werde ich fie ebenfalls aus der beglaubten Minerva (October 1792 ) ausschreiben , mit Vorbehalt,' dies "felbe, wo ich es kann, nach andern sichern Quellen, oder nach meiner Ueberzeugung zu berichtigen."

( 257 ) ,,verläßt die Municipalität, um einen Plaß einzus ,,nehmen , den ich nicht einnehmen würde, und „ der ein sehr ungünstiges Licht auf ihn wirft. ,,Aus dieser Ursache widerseße ich mich der Insers tion. "

Manuel erhielt zwar die unverkennbars

ften Zeichen der Verachtung , und die Einrückung wurde verordnet ; aber er ließ sich durch den laus testen Beyfall des anwesenden jakobiniſch geſinns ten Pöbels entschädigen, und die wahren Patrioten betrachteten das Ganze als ein unter Bethion und Manuel verabredetes Possenspiel.

War es wohl

möglich, daß im Ernste Manuel seinem Bysens freunde Pethion die Stirn bieten konnte TA ? Der " Vers bekannte, aber nur zu wahre Gemeinsaß : . ,, läumde nur ~ 0 immer zu , es wird schon etwas davon ſizen bleiben," ist eine Hauptmaximę der tiefberechneten Heuchelen der Jakobiner, unt das Volk wie Båren tanzen zu lehren. - Ge nug,die natürliche Folge dieser Declamation war diese, daß das Volk jeho noch gewisser sich über zeugt hielt, es könne kein Mann, der aufrichtig das Interesse der Nation 20 zum Augenmerk habe, das Amt eines Agenten der königlichen Gewalt auf sich nehmen.

Der aufmerksame Beobachter konnte auch nicht umhin, bey dieser Lage der Dinge, mit jes dem Augenblick, den unfehlbaren legten Athem R

( 258 ) jug der im Todeskampfe ringenden Mönarchie und den entschiedenen Sieg des democratischen Despotismus zu ahnen24 dicu da es 44 22: Schon war die Partheysucht an die Stelle aller Gefeße getreten

die Desorganisation at

der Regierungszweige allgemein, und die Erfül lung des vom Anbeginn, von Seiten der nach Herrscherwürde angelnden Jakobiner, bearbeite ten Endzwecks einer völligen Staatsumwälzung unhintertreiblich . Man lief im September 1791 42 offenbare Gefahr , laternirt zu werden, wenn man die vielen Unvollkommenheiten der Constitu tion zu entwickeln wagte ; und jeßt die nehmliché Gefahr, wenn man die reine Erhaltung der ge funden constitutionellen Grundfäße zu vertheidis gen, sich erkühnte. - ,, Herr Condorcet spricht, wie ein übelgesinnter Bürger“

erklärte sich

am 25ften Juny der von mir oben aufgeführte feltene Patriot Cheron in seinem Schreiben an diefen Deputirten der Legislatur

er predigt

j.etne für den Staat höchftverderbliche Lehre, denn sie geht auf eine gänzliche Zerstörung des Gehorsams und der Ehrfurcht aus , die wir " dem Oberhaupte der Nation schuldig sind" "Ich weiß feht wohil" fährt der edle Cheron ,, daß ich , bey der Bekennung dieser fort Grundfäße, Gefahr laufe, für einen Feind des

( 259 ) „ Volks verschrieen, und ihm, als ein Opfer, auss ,, geliefert zu werden. Aber ich habe ein reines * ¿, Herz, habe nie um die Gunst der Mächtigen gebettelt, mein Knie nur vor dem höchsten Wes ,, ſen und dem Ansehen der Gesſeße gebeugt, und ,, erwarte alſo mein Schicksal ohne Furcht.“ Ich weiß nicht, ob Herr Cheron noch lebt ; aber dies weiß ich, daß, wenn er, unter dem Mords messer der antiroyalistischen Kanibalen, den Tod für seine Vaterlandsliebe zu sterben, noch glück lich genug war, um die Schande Frankreich's nicht zu erleben, sein Andenken sodann verdient, von den tugendhaften Männern aller Nationen Cla beweint zu werden.

So wie dieser Cheron sprach, dachten übrigens viele tausende in Paris und in den Provinzeng aber ganz anders als sie alle + dachten die Gefeh- . geber, von ihren öffentlichen und geheimen Obern, wie Postpferde, mit Peitsch und Sporn , in Gas lop gesehet ; ganz anders die Rotte der Böses wichter, die den Pöbel am Narrenſeil führen . – Schon ertönte ungestraft in der Legislatur das Geschrey der Robespierre's gegen den nothwendi gen , durch die Constitution beståttigten Unter schied, der durch das Wort Activ - unter den Bürgern bestimmt worden, und sogleich rüstete sich das Lumpengesindel gegen die guten Bürger, R 2

(

260 )

um fie als Werkzeuge der Aristokratie zu verfol d bekennen selbst gen. ,,Robespierre will " die heftigsten Antiroyalisten

,, das Geset

„ nicht nur für Schuhpußer, fondern von Schuh pußern gegeben wissen, um an ihrer Stelle zu herrschen.“ Und wirklich , ſeitdem nach vers nichteter Constitution die Hefen des Pöbels in den Volksversammlungen stimmen , fehen wir ihn nunmehro im Nationalconvent tyranniſiren. Ein anderer Deputirter der Legislatur, Na mens Torne " Spe zur Schande der Klerisey muß ich es sagen :

abermals ein Bischof!

„ erhielt den größten Beyfall, da er die Conſtitu ,,tion als den Tod des Volks schilderte , und ,,vorschlug , einen durch die Zeitumstände ges webten Schleyer über dieselbe zu werfen. Weit ,,entfernt, dieſen eidbrüchigen Priester, der die „ Conſtitution , die er zu erhalten ſchwur, in ih rer Grundfeste erschütterte ; weit # entfernt, die ſen_eidbrüchigen Priester, der in seiner Rede ,,die Majestät des Throns herabzuwürdigen und ,, zu zernichten suchte , wenn er gleich wenige Jahre zuvor noch dem französischen - Despoten auf die niedrigste Art gehuldigt hatte ; weit ,, entfernt , dieſen verachtungswürdigen Depu tirten zur Ordnung zu verweisen, oder ihn zu bestrafen, gieng man zur Tages Ordnung über,

1

( 261

)

während die Zuschauer in ein convulsivisches ,, Beyfalls - Geſchrey mehrere Minuten lang ,, fortgefahren hatten ; die Redner riefen das

"1 Volk auf, sich zu erheben , und ſie ſelbſt ſaßen ,, ruhig, als man der Conſtitution tödliche Std ,, ße verſeßte. ” So standen die Sachen *) , als in den legten Tagen des July die Proclamation des regieren den Herzogs von Braunschweig ,

als obersten

Feldherrn der vereinigten Armeen , in paris eins traf. Die mehrmalen in der Legislatur vorge schlagene Entthronung des Königs kam nun ohne Unterlaß in förmliche Frage.

Von den Sektio

nen von Paris stimmten 47 gegen eine für seine Abfeßung und übergaben ihre Petition der Legis latur.

Die einzelne Sektion Mauconſeil wagte sogar sich schon vorläufig von dem Ludwig XVI.

*) Ich übergehe die blutigen Scenen mit Stillschwei gen, welche seit der Ankunft der Föderirten, befor ders aber der Marseiller , in Paris eine nahe be vorstehende Bartholomäus Nacht verkündigten, und die Verfolgungen aller derjenigen , die man als Feinde der Jakobiner auf die Proscriptionslisten geschrieben hatte, und die vergeblichen Proklamas tionen des Königs , um die Nuhe herzustellen und Meine Zeitgenossen sich Vertrauen zu erringen. kennen sie aus den öffentlichen Blättern und die bearbeitete Geschichte wird sie der erstaunten Nach 2. melt aufbehalten. K 3

( 262

)

geleisteten Eide loszusprechen , und zu erklären, daß sie ihn nicht mehr als König anerkenne. Redliche Bürger , die Anhänger der Constitution und also die Freunde der wahren Freyheit, ver ließen überall die Sectionsversammlungen ; die Aufwiegler blieben , und die Petitionen wurden von Lumpenkerls , Kupplerinnen , feilen Dirnen, Kindern , fremden Abentheurern und von allen Laugenichtsen unter den Zuschauern, die Luft zu Majestätsverbrechen hatten , unterschrieben. Endlich trat am zten August vor den Schran ken der Legislatur das Ungeheuer , Pethion , der Maire von Paris, auf; Pethion, in dessen Gesicht die fanatische Heucheley eines Cromwells , und die jesuitische Ehrlichkeit eines Monclavos , ges paart lächeln , schilderte jest mit schwarzen Zü gen die Vergehungen des Königs .

Der Pinsel,

mit dem er mahlte , war in die Wahrheit der Verbrechen getaucht, die er, ſeine würdigen Kum panen , Robespierre und Chabot, Collot d'Her bois und Carra, Merlin und Röderer, Manuel und Marat , und alle Jakobiner zusammenge nommen gegen Ludwig XVI. vollbrachten. Es war also eine -- wie man leicht denken kann treffende Kopie voll von dem schauerhaften Aus drucke des Originals, die Pethion, der geschwor ne Verräther seines Vaterlandes und erklärter

1

(

263

)

Henter seines Königs aufstellte , und mit dem edlen Namen Ludwigs stempelte ,

an

die

Stelle der Nichtswürdigen gefeßt , die die böse Brut der Verbündeten äusmachen , um den uns glücklichen Monarchen vom Throne aufs Blut gerüste zu stoßen, . Auf 避 Pethion folgten seine Lictoren, die Nachahmer Hunnischer Wildheit, die Föderirten von Marseille, die Absehung des Königs . ,,Ludwig XVI.

und verlangten

,, Schon der Name

fchrien sie " ist so so gut als

,, Verråtherey und Meineid.

Sprecht seine Ab

fegung, Gesetzgeber, habt ihr nicht Muth das `,,zu, ſo geſteht eure Schwäche, und das Volk, ,,welches ihr nicht zu retten wagt , wird sich ,, felbst zu befreyen wiſſen.“ — Wie ein wonne trunkener Teufel nach gemordeter Unschuld, lås chelten die jakobinischen Gesetzgeber den Petitio nisten ihren Beyfall zu.

Noch hatte aber der

Greuel der Verwüstung nicht die berechnete Hd he erstiegen, um völlig die bereits entweihete kd nigliche Würde, unter ihrer schon blutroth gez färbten Egide der entmannten Constitution nies der donnern zu können.

Die Frevler gegen das

Reichsgesetz erhielten die Ehre der Situng, und die Gefeßgeber beſchäftigten ſich unterdessen, den erbitterten Gemüthern vielfache Nahrung zu reis chen.

Die Legislatur ſtellte jeht das Bild der R 4

( 264 ) Verwefung der Constitution vor.

In jeder St

Bung erschienen bestochene Petitionisten , die Verwünschungen gegen den König ausstießen und feine Entthronung mit Ungestüm begehrten, und Der republikanischen Verfassung eine Lobrede hiels ten. Die Gefeßgeber geriethen darüber in Streit, brüllten gegen einander wie besoffene hambur gische Wasserträgerinnen ,

ballten die Fäuste,

grinzten mit den Zähnen , schäumten giftartigen Geifer, und fluchten und brandmarkten ſich mit Worten.

Täglich erwarteten alle Partheyen

mit gleicher nahmenloser Ungeduld die Entschei Dung des Schicksals des Königs, und noch vor Her die Entscheidung der Sache la Fayettes, als - Am 8ten August ward Borbote derselben. dieser General von der Legislatur, als ein um das Vaterland Wohlverdienter, von den wider ihn ge führten Beschuldigungen durch eine Mehrheit von 406 gegen 221 Stimmen losgesprochen . Ein neuer Bewegungsgrund zu zahllosen Verwüns fchungen gegen den König und die Constitution ! Die geistvolle Beredsamkeit des Deputirten Vays Blanc, mit der er die unbândige Partheyfucht ents schleyerte ,

erfocht diesmal den Sieg der Ver

nunft, den

legten Sieg der Constitution, und

rettete la Fayetten. Chabot , der berüchtigte Excapuciner und Erzigkobiner schrie, und tobte

(

265

) .

dagegen, wie ein von feuerfpeienden Röhren ges ångstigter wild wüthender Stier , "und sein würs diger Kumpan, das von den Jakobinern erkaufs te Lumpengesindel, brüllte von den Tribunen hers ab: ,,Morgen soll es nicht so gehen ! " - Die Marseiller fielen die auf Vaublancs Seite getres tene Mitglieder der Legislatur beym Weggehen mit Steinen und bloßen Säbeln mörderisch an, und traten sie mit Füßen . Vaublanc selbst war kaum nur der Volkswuth entflohen, und als man ihn in seiner Behausung nicht fand, suchte man seine Frau und Kinder, die glücklicher Weife nicht zu Paris waren.

Während diesen Tagen durchzogen, ächte und unächte Sanskulottes , Weiber, Kinder und der Hefen des Auslands, ſchnaubend und mit Grauen erweckenden Gebehrden die Stadt, und forders ten, unter den fürchterlichsten Drohungen , die Abſegnng oder den Kopf des Königs .

Andere

riefen unter den Fenstern des unglücklichen Mo narchen die Aufruhr erregendeſten Schriften aus. Mit jedem Tage wurde die Gefahr für das Le ben des Königs und seiner Familie immer offens barer.

Vergebens hatte Ludwig XVI. gleich am

3ten August der Legislatur ſeinen unwandelba ren Entschluß, die Conſtitution zu handhaben, aufs neue und schriftlich versichert. R 5

Vergebens

1

(

266

)

ließ er eine Proclamation ergehen , darinn er über einige Ehrgeizige, welche die Constitution umstürzen und die ausübende Gewalt an sich reis Ben wollen, Flagte, gegen den Vorwurf, daß er die Feinde ins Reich berufen , protestirke , und sich erklärte, er würde bis zu seinem lehten Haus che die Constitution aufrecht erhalten : diese Pro clamation wurde zerriffen oder verbrannt. Schon in der Nacht auf den sten empfing er die Nachricht, man wolle das Schloß angreifen. Eine Menge Bewaffneter versammelte sich um Daffelbe.

Sie zerstreuete sich wieder. Nun håuf

ten sich die immerwährenden Unruhen mit´jedem Augenblick weit über alle Vorstellung . Schon prohete man mit einem allgemeinen Blutbad in der Nacht auf den 10ten ,

wenn Tags vorher

der König nicht entthronet ſey.➡

Endlich ers

fchien der von jedem guten Bürger mit Angst er wartete Morgen des 9ten August.

Ganz Paris

war in Bewegung, und ahndungsvoll richtete jes der seine Augen auf die Legislatur.

,, Condorcet

,,bestieg endlich die Rednerbühne, und statt eis ,,nes Vorschlags : den König zu entthronen, las ,,er einen Brief über die Art, wie das Volk seine ,, Souverainität ausüben müsse. " Diese vorſetz lich gewählte Wendung, um die ergrimmte, auf's neue in ihrer Erwartung betrogene böse Brut

(

267 )

1

des jacobinisch gesinnten Pebels recht wie die Furien derHölle zu begeistern, that ihre erwünsch te Wirkung :

sogleich fuhr es wie ein elektris

fcher Schlag durch das ganze Wesen aller bintr dürftigen Unholde , ` daß nun in dieser bereits ausersehenen Nacht , ohne längere Zögerung, alle Greuelder schrecklichen Bartholomäus-Nacht mit noch gräßlicher Grausamkeit aufleben müßs ten. - Röderer, der Procurator Syndicus weiß fagte der Legislatur die schrecklichsten Ereignisse und äußerte, daß er vor nichts stehen könnte. Der König ließ durch seine Minister die ihm bevörftes hende Todesgefahr der Nationalversammlung mit lebhaften Farben schildern, und feine Ohnmacht, den Unruhen steuern zu können, 15.6 Pethion dagegen, selbst unter den Kanibalen

der Verworfenste ihres Geschlechts, diefer Pe= thion schmeichelte der Legislatur mit der Ruhe, die, wie er nur allein fah, überall herrsche, und mit den Maasregeln, die man ergriffen habe, dies felbe zu erhalten. Pethion's Versicherungen tris umphirten über die ſichtbare Wahrheit der unrus higsten Bewegungen in der Hauptstadt.

Vers

gebens strebte das Pariser Departements - Di rectorium dem Aufruhr vorzubeugen ;

Pethion

hintertrieb alle guten Absichten. Vergebens hatte selbst der König noch an diesem 9ten eine beyra

( 268 ) he stundenlange Unterredung mit ihm. Derstolze, feiner F glücklichen Unternehmung gewisse Mairé, vérhöhnte die nur zu gegründeten Besorgniſſe ſeiz nes Monarchen und taumelte im Freudenges fühl über die tiefste Betrübniß der königlichent Familie nach seinem Hause, dem Wohnsiß F der Treulosigkeeit und Mordsucht.

Er machte sich

nun den vorseßlichen Schlaf der Legislatur zu Nuße, um im Trüben zu fischen . - Pethion wach te und harrte des Ausbruchs des von ihm ange auch Ludwig fachten Aufruhrs , mit Entzücken XVI. wachte.

Die Königinn, Madame Elisa

beth und die königliche Tochter giengen nicht zu Bett.

Selbst der kleine. königliche Prinz rieb sich

den Schlaf aus den Augen, und suchte die hers ben Thränen auf den gebleichten Wangen seiner bedrängten / Aeltern mit streichelnder Hand zu trocknen, und durchseine Liebkosungen das Furcht bare der hereinbrechenden Nacht zu verscheuchen. Kaum durchſchimmerte das helle Sternenheer das geheimnisvolle Dunkel ; kaum håmmerte die



Zeit bedachtsam den elften Stundenschlag , als man schon von ferne die Sturmglocken tönen hörte ; späterhin donnerte hie und da ein Kano nenschuß als das Signal zur Empörung.

Es

Hatte eben zwölfgeschlagen ; der in der Geschichte 1 Der Welt unvergeßliche und schröckliche . 10te Au

( 269

)

gußt brach an, allenthalben ſtürmten die Glocken, überall donnerten die Kanonen , allenthalben schmetterte der Generalmarsch.

Die Marseiller * und die Bretagner waren die Ersten , die das Schwerdt des Aufruhrs zogen, so wie die Vors

städte St. Marcel und St. Antoine abermalen - die ersten Theile der Stadt, wo man das Zeis chen zum Kriegssturm gab. Der königliche Pals last है, war mit Nationalgarden und einem starken Korps Schweizer ziemlich gut beſeßt ; eine große Einigkeit herrschte unter der Besaßung. 度 Ein Municipalbeamter , Namens Borie , befahl dem Commendanten, den Officiers und Soldaten, ih ren Posten zu vertheidigen , und den bekannten Artikeln des Gefeßes zu folgen ; das Eigenthum und die Sicherheit der Personen zu beschüßen, und Gewalt durch Gewalt zurück zu treiben. Une terdeſſen rückte der Zug der Vorſtådter, mit den Marseillern an der Spiße, und von Santerre bes fehligt, immer nåher heran.

Pethion war vors

her zum Könige in das Schloß gerufen, er weis gerte sich die rothe Fahne, aussiecken, und das Kriegsgeseh

publiciren zu laſſen ; jeßt wollte

man ihn als Geiffel behalten, aber ein Decret der ſeit Mitternacht verſammelten Legislatur, durch das er vor die Schranken gefordert wurde, führ te ihn glücklich in die Mitte der Verschwornen

( 270 ) Nun würde die Legislatur von den C Ministern gebeten, eine Deputation von Mitglies

zurück.

dern zum Könige zu schicken, um ihn za ſchüßen ; allein in den Plan der Jakobiner gehörtë es nicht, den König mit dem Ansehen der Gefeße, folglich der ganzen Nation gegen die Aufrührer zu bes waffnen, und ihm so Mittel in die Hände zu ges ben, die ihm den Weg zur Wiedereroberung des Throns vielleicht bahnen konnten.

Eben so

wenig wünschte diese Parthey , den König der gewaltsamen Erwürgung während einem Auf stande zu überliefern , damit kein Name von Meuchelmorde die verfluchte That stempeln ; fein bleibender Blick des Mitleids über den zerfleisch A ten königlichen Leichnam weilen ; kein rastloser Gedanke für die Wiederbesetzung des Throns Wurzel schlagen könnte. Sie wollte im Gegentheil, koste es auch was es wolle, des Königs sich versi chern, um den abscheulichen Mord deſſelben durch den nichtswürdigen Anschein einer gefeßlichen →→→ Unförmlichkeit, und zugleich auch den Umſturz der Royalität dadurch selbst zu legaliſiren, oder ihn, in Gefängnisse aufzubewahren , um im Noth falle das Leben der Demagogen dafür zu erkaus fen.

Diese Wüthriche schlugen daher vor , der

König folle in die Nationalversammlung mit seis ner Familie kommen, und die Versammlung des

(

27

cretirte den Vorschlag.

) Röderer , der Procus

rator Syndicus des Pariser Departements, brachte dem Könige die Botschaft der rettungs lofen Gefahr, und, als ein andrer Iſchariöth, den tief berechneten Rath, sich in die Nationalvers fammlung , ihrem Deckete zu folge , zu begeben. Der König war unentschlössen ; die Königinn Söderer wiederholtë drang in ihn zu bleiben den Vorschlag, beschrieb die Gefahr mit lebhaf ten Farben. Da waren

Die Königinn bemerkte, daß Leute die das Schloß vertheidigen würden ;

fie rechnete in ihrem Herzen, auf den teutschen Bidersinn und Heldenmuth der Schweißergars den, auf viele andere bewaffnete Anhänger im Schloffe, auf die große Menge Antijacobinischer Nationalgarden , und auf die hunderttausende patriotisch gesinnter Einwohner von Paris, die längst ihre Treue und Liebe zu dem Könige, mit ihrem Blute zu besiegeln geschworen hatten, und von denen man bey dieser offenbaren Empörung, wo nicht thätigen Beistand , doch im Nothfalle thätigste Vermittelung erwarten könnte. Mant erwiederte ihr, daß man das Leben des Königs und seiner Familie keinem ungewissen Erfolg auss ,, Wie aber , # rief die Tochter

fehen müſſe.

Theresiens ,,, der König soll in die Nationals ,, versammlung gehen, 旷 wo man in dem nehmilis

1 ( 272 ) „ chen Ungenblick von seiner Absehung spricht ??? Röderer drang aufs neue in den geångstigten Monarchen , erklärte geradezu , daß man für nichts stehen könne. Marchons - rief der Köş nig und trat mit ſeiner Familie den Weg in die Nationalversammlung an ; Nationalgarden und Schweißer begleiteten ihn. Nationalgarden, die bey der Nationalversammlung Wache standen, kamen entgegen , und der König mit seiner Ges mahlin , ** feinen beyden Kindern und feiner Schwester, langte endlich, nach vielen zurückges legten Gefahren, glücklich in der Versammlung an, wo der unglückliche Monarch sich Anfangs zur linken Seite des Präsidenten niederließ, in dem er fagte: ,, Meine Herren, ich komme, um ,,einem großen Verbrechen aus dem Wege zu #gehen, ich werde mich unter ihnen für " sicher halten."

O! Sarazenen hätten ihm die

nehmliche Sicherheit gewährt ; sie war långst beschlossene Gefangenschaft ; sein Kopf ein långst berechnetes Löfegeld !

Hierauf wurde der 35

t König in

eine für

stimmte Loge gebracht.

die Zeitungsschreiber be Jest mußte er die Bez

rathſchlagungen über feine Entthronung, die gez gen ** ihn ausgestoßenen Verwünschungen , die nichtswürdigsten Anklagen , die schamlosesten Tiz raden ftillschweigend anhören ; mußte von den aug

( 273

)

ausgesprochenen Decreten über seine Abſeßung vom Thron, und über die Zusammmenkunft der Nation , um seine Entthronung zu beståttigen, und ohne Zweifel ihm den Proceß zu machen, Ohrenzeuge seyn ; mußte endlich mit seiner Fa= milie ins Gefängniß wandern , wo er sich an fänglich von Pethion , den die Natur im Ehes bruche der Menschheit gezeugt hat, und seitdem von dessen Nachfolgern, dem nichtswürdigſten Gefin del, wie ein gemeiner Verbrecher behandelt sieht. Hier erstarret die Feder in meiner Hand, und mit der bangsten Ahnung überlasse ich es dem un parthenischen philosophischen Geschichtschreiber, die Entscheidung des nahen Schicksals des Unglück lichsten der Könige, bey weitem unglücklicher afs der gemordete Carl I. von England *), in das *) Auch die einseitiaften royalistischen Geschichtschreis ber leugnen nicht, daß Carl die englische Constitu tion zum Theil mit Füßen trat ; aber ſelbft Antiros yalisten nennen seine Hinrichtung offenbaren Mord und unvertilgbare Schandé der Britten Zwi ſchen Carl Lund Ludwig XVI. finder überall keine Vergleichung statt. Diefer gab alle Vorzüge der Alleinherrschaft ab und geißte nicht nach Despotie, Jener grif mit beyden Hånden nach der Souverais Franzosen ! könnt ihr euch, ohne Schauer nität. über das Urtheil der ungetäuschten Nachwelt, in den unnennenbaren tiefen Abgrund fürzen ? Aber eis nen Rafenden vernünftig sprechen lehren , heißt eis nen Todten zu lachen machen wollen. S

( 274 ) unverwesliche Buch der Zeit zu schreiben.

In

diesem truglosen Buche wird man seben ,

wie

Menschen, welche am Tage vor der Revolution, nur um einen holden Blick des unumschränkten Monarchen und um irgend eine Bedienung ge= bühlt hatten, jezt unter dem Namen von Reprå sentanten eines souverainen Volks ,

als freche

Volks - Regenten auftraten, um sich wegen ihres bisherigen Abstandes vom Könige und wegen fehl geschlagenerPråtenſionen, durchDemüthigungen, " Erniedrigungen, Entwürdigungen des Throns zu rächen. Man wird ſehen, wie Menschen, die das Menschenherz oft nur aus Büchern kannten, % und denen die politischen Verhältnisse Frankreich's und der übrigen Welt gleich fremd waren, oder die aus überspanntem Egoismus , aus sentimentaler Phantasie, aus rasender Vorliebe für neu philos fophische, nur zu oft misverstandene und nicht Felten gar , wegen ihrer Hirngespinsthaftigkeit ganz unausführbare Machtsprüche , figurirten, um sich einen Namen zu machen, oder die als arme Volksschranzen bey den kühnsten Gesehen nichts zu verlieren hatten, also vonden wildesten Leidenschaften von und unbåndigſten Partheygeis fte beherrscht, Staats- Grundgefeße schmiedeten, denen es an der wesentlichsten Eigenschaft, an genau in einander verwebter Gerechtigkeit und

1 ( 275 ) Billigkeit mangelt.

Man wird ſehen , wie die

ünedelſten Ehrgeißigen vom Anbeginn der Rovolus tion, nicht die Aufrechthaltung derMonarchie, ſon dern ihren Umsturz zum einzigen Augenmerk hat ten, und allmählig durch eine völlige Desorga= nisation aller Regierungszweige und Vereinung aller gefeßgebenden , richterlichen und ausüben= den Gewalt, und zuleßt mit heftigsten Ungeſtüm die Stuffenleiter ihres bösesten Bubenstücks ers kletterten , um unter dem Palladium der Volks> Souverainitåt den demokratiſchen Despotismus, die wahre Mutter der furchtbarsten Aristokratie zu naturaliſiren und ſodann ohne Widerstand ty rannisiren zu können. Man wird endlich dars inn sehen , wie gleich Anfangs der Revolution die Entthronung des Königs, und wo möglich die völlige Abschaffung der königlichen Würde, im fes ſten Plan einerHorde sogenannter Philoſophen, die grade diesen Namen entheiligen, lag, wie es so vors bereitet und schon damals ingeheim ausgesprochen ward, als das Gesetz, welches die Möglichkeit einer Absetzung vom Throne legalisiret , bloß der Form wegen gegeben worden, um auf den ers dichteren Fall so ein Geseß zur Hülle der Vollens dung des verruchten Frevels bey der Hand zu haben. In diesem unverweslichen Buche wird klar vor Augen liegen, wie schlechterdings uns S 2

(

276 )

möglich es dem Könige ward, in diesem so un gleichen Kampfe allein den Sieg der Unschuld davon zu tragen ; aber grade in den Verbrechen der Gefeßgeber ;

in dem Andrang der Häup

ter der Factionen , das Staatsruder zu führen ; in dem beständigen Wirbel der der Staatsmaschine und in

Umwälzungen

den wechselsweis

fen Verdrängungen der Lieblinge des Volks ; in der fortdauernden Anarchie , in allen den Un glücksfällen, die Frankreichs Waage in die Hand des ungewissen Schicksals geben, wird Ludwigs ehrenvolle Rettung , wie die Sonne unter dem Sternenheer,mit majestätischem Pra chtglanz her vorftrahlen und die Milliarden Lichtkörper , als gegen ihn schamlos ausgestoßene Anklagen, mit furchtbarem Dunkel überschatten. Dann wird der Weise, der kein anderes Vaterland als den ganzen Erdball kennet , und der kein anderes Interesse ,

als das allgemeine der veredelten

Menschheit empfindet, feinen Pinsel in dieWahr heit tauchen und mit treffenden Zügen das schreckli che Gemåhlde der letzten Regierungstage Ludwigs XVI. auftargen. Hier wird man zurückschrecken, wenn man sieht, daß von Anbeginn des frevelhaf ten Processes gegen den gekrönten Leidenden dersela be von einer Rotte, die ein allgemeines Intereſſe verband, und die in sich die Personen der Kläger,

(

277 DI

Zeugen und Richter vereinigte, zu Grunde gerich tet, und daß mit der Execution ohne eine gerichtlich anerkannte und verhandelte Anklage angefangen worden , ohne Rücksicht auf die Constitution C zu nehmen. Denn dieſe feßt den König über alle Staatsbürger erhaben, weil er das Haupt der Nation, ihren: erblichen Stellvertreter, folgs lich den einen activen individuellen Theil der ganzen Staats - Verfaſſung ausmacht , so wie das geseßgebende Corps den Andern vorstellt. Sie beſtimmt eben deswegen auch die Unverleß barkeit des Königs, das

will sagen, die Bes

freyung von jeder Ankläge, weil , aller andern Gründe zu geschweigen, die mit der Natur der schweren Bürde der königlichen Würde unzertrenne lich verknüpfet ſind , der König nicht von seines Gleichen , von keinem bey der Sache Unintereſſir ten, alſo von keinem Unpartheyiſchen gerichtet wers den kann. Rechte, die das franzöſiſche Reichs gefeß dem Bürger, Schuhflicker und Lampenpu her sowohl, als dem Bürger, Kaufmann und Künstler, dem Einen wie dem Andern in gleichem Grade einräumt ; weder Kläger, noch Beklagter kann inseiner Sache, demReichsgefeße zufolge eis ne Stelle unter den Geschwornen behaupten. Wie demnach das Schicksal des großen Leidenden *) *) Schon liegt dieser Druckbøgen unter der PresseS 3

( 278 D fich enden mag, gewiß der traurende Menschens freund wird ausrufen : Ludwig XVI. , der unumschränkte Monarch , für seine Sanftmuth und " Gerechtigkeit ath: mende Regierung von seinen Unter thanen mit dem Beynamen des Viek geliebten gekrönt , zerbrach die Fef feln

der Nation ;

jest nannte

Ihn

Volk den Wiederhersteller der französischen Freyheit und - Er fiel " als das Schlachtopfer der Güte seis

sein

nes wohlwollenden Herzens, seiner feltnen Regenten Tugenden ! Ich übergehe mit Stillschweigen die Szenen, welche am 1oten August, dem Enthronungstage des Königs, und feitdem mehrmalen, Paris völlig zum Wohnsiß der Höllenbrände , zur Mörder grube, zum Schauplah aller Abscheulichkeiten ge die öffentlichen Nachrichten erſchallen ſchaudervoll meine Feder erfarret es nachzuschreiben . Traure Gallien, deine Despoten haben den Stolz deiner Geschichte gewürget ! Dein Genius weint am Fuße des Blutgerüftes deines gekrönten Martys rers, und gråbt mit Thränen betrieftem Grabfis chel in Marmor und Erzt den sisten Ja muar 1793 und Philipp von Orleans. Auch Er stimmte für den Mord seines Königs, Herrn und Anverwandten, Ludwigs, des Vas ters des polke!

( 279 ) macht haben, und wofür ich keinen Namen kenne. Selbst die vom Jakobinergeiſte ganz beherrschten Schriftsteller, wenn sie gleich ihre Erzählungen in manche Falten beugen, können es doch nicht leugnen, daß die Fackel der Empörung von den Antiroyalisten angezündet worden, und daß selbst die rasendste Imagination zum Lügner werden würde, wenn sie die Greuel der Ereignisse und der Verwüstungen mit lebhaften Farben zu mah len wagen wollte. geschlachtet ;

,,Alle Schweißer wurden

Nationalgarden niedergeſåbelt ;

,,mit Keulen die Köpfe der eidscheuen Priester und „ anderer zerschmettert und alsdann. Schwert und Spieß in die unglücklichen Körper gesto ßen ; wehrlose Greise getödtet ; Weiber entehrt und hierauf gemordet ; Jungfrauen geschåndet ,, und

alsdann

erschlagen ; Kinder

„ Mitleidslaut kostete das Leben.

erwürget.

Partheylose

fielen unter den Schlägen ihrer vom Privats „ haſſe gegen ſie beseelten Mörder. Straßen was ,,ren mit Leichen bedeckt. Man stand in Blut

" und die Leichen schwammen in Blutlachen. Hier fah man einen Barbaren , dessen Arme von ,, Blut trieften, dessen teufiischer Blick nach neuen „ Opfern geißte : dort Weiber , die democratifi renden Weiber, die frohlockend die Vorüberge „ henden herbey riefen, und sich auf den Leichna S 4

(

280

)

,, men preis gaben, in denen sie vorher mit bru „ taler Wolluſt wählten, und die ſie nachher zu " fressen vorschlugen. Auf den Gesichtern der " Kanibalen war die Heiterkeit , die Freude ges mahlt, indem sie Theile langsam zerfleischter ,,Körper , als ein leckeres Gerücht frassen. Die Kinder spielten mit den Köpfen Fangeball. " → Die Natur, " sagen die Schriftsteller einstim mig, " hat noch keinen schröcklichern Bankes 9 ,,rott ) gemacht , denn die Menschlichkeit war zum Verbrechen geworden. " *) Leider hat in Frankreich die Natur ſchon mehrma len Bankerott gemacht. Vergebens strebt Herr Bris zard in feiner Geschichte : Du Massacre de la Saint Barthelemi ; die Blutschulden der Bartholomeus; Nacht dem Auslande aufzulaften , um den Charak ter ſeiner Nation von Hang zum grauſenden Schau: fpiel rein zu waschen : die heutigen Ereignisse wis derlegen ihn. Von solchen kann selbst die Geschichte der französischen Despoten nichts ähnliches aufweisen. Sie liefern offenbar den Beweis , und zwar der er ßen Größe, von dem Sage , daß die natürliche An lage der Französen zur Grausamkeit mehr wie alles die Volksstimmung dazu inspiriret , wie ich dies schon oben ( 41 ) im allgemeinen gesagt habe, und nun hier erörtern will. Es ist sehr wahr , der Fanatismus für die Zeit umstände kann die Menschen zu Bestien umschaffen, und Furien, die dieselben anheßen, können den Blut: durst derselben sehr leicht unerſättlich machen : aber die *.V geschändete Menschlichkeit greift dem ohngeach

?

( 281

)

Und die Greuel nachzwahmen, teutsche Mån ner und Mitbürger, follten wir uns entschließen ? Wir sollen den Gehorsam für unsere Gefeße , die tet augenblicklich rait beyden Händen nach der All gewalt ihrer Rechte, und behauptet sich darinn. Die Mordwucth endiget sich mit den leßten Zuckun gen der das Erbarmen hervorrufenden Schlacht: opfer. Das natürliche Entseßen bemeistert sich all mählig der Henker ; die Wildheit machet dem Eins druck des Grauens über die Shandthaten Plak ; menschliche Empfindungen entstehen , und erwecken menschliches Mitleid. Der Fanatismus entflam met, verzehret und verrauchet mit bligartiger Schnelligkeit. Wenn aber ein ganzes Volk den Geist der Wü thriche, wie eine im Finstern schleichende Epidemie, um sich her verbreitet ; mit brutaler Wolluft das Stöhnen der Sterbenden einschlürfet ; durch ein Ras finement von Grausamkeiten den halbzerrissenen Les bensfaden immer wieder anspinget, und ſodann erft, wenn schon Erfarrung die zerfleischten Leichname bedecket, noch einmal sie zerschmettert ; hierauf, nach ausgeschlafenem Rauſche, wieder auf das Mord feld zurückeilet, auf's neue mit teuflischen Freudens blicken über die Todten herfällt , die schon mit der Verwefung kämpfende Kadaver mehrmalen durch wühlt, und aus Unwillen , nicht mehr Lebende zu morden zu haben, von einem Leichname zum andern W. hinstürzet , um sie noch einmal zu zerftücken , und 6.0 sich aus selbigen ein leckeres Gerücht auszulesen : dann ist nicht der Wirbel der Zeitumstände die eins tige Triebfeder der Abscheulichkeiten , sondern of: fenbar ist so ein Volk mit dem eingewurzelten Keime der Grausamkeit ausgestattet, und seinem Andrange S 5

( 282 ) Treue gegen unsere Landesherrn , das Erbgut, * welches wir seit lange unentweiht von unsern Vorfahren empfingen, um es so zu erhalten und ftehet, nach Willkühr, der Raum des Unendlichen offen. Das schauerliche Bild gewähren uns jest bie Franzmanner, ihre Weiber und ihre Kinder ; und von jeher gewährte es ihre Nation. So haben fie - wie ich auch schon erwähnte zu allen Zeiten, wenn religlöser oder politischer Fas natismus fein schauderhaftes Spiel trieb , aller Menschlichkeit Hohn gesprochen. Wie graufam wüs theten sie nicht gegen die Albigenser ! Mit welcher gränzenloser Wildheit, wenn es auf Ausrottung irgend eines Meinungssystems ankam ! Mit welcher Höllenfluths ; Trunkenheit , wenn das Glück ihrer Waffen das Loos der Eroberungen warf! Mit wel cher namenlosen Ausgelassenheit feyerten sie nicht jedesmal die Triumphe ihrer tragischen Scenen! Es könnte vielleicht scheinen, daß diese einzelnen Züge kein Gemahlde der Allgemeinheit aufzustellen vermögen. Wohlan ! diese Allgemeinheit liegt klar in der unmenschlichen Gewohnheit des Zweykampfes vor Augen. Frankreich ist das Land, wo er natura: lisirt ward. Nirgends findet man , wie bey jeder Compagnie der französischen Regimenter, privilegir te Fechtmeister ; nirgends den gemeinen Soldaten so bereit, jeden Zwiespalt mit ſeinemKameraden, ſelbſt mit seinem Vorgesezten, durch den Degen zu schlich ten ; nirgends den Landmann so entschlossen, sich zu rachen. Le François au fond est le Peuple le plus cruel de l'Europe : bezeuget felbft Voltaire, der Pa triarch der modernen Philosophen. Bedarf es noch eines andern Zeugnisses ?

(

283

)

es so auf unsere Nachkommen fortzupflanzen ; das alles follen wir gegen die Anarchie der Frans zofen, ihre Verbrechen und ihre Tollheiten auss tauschen ? Denn dazu fordert man uns auf. Un sere Fürsten also - ich nehme nun den Faden meines Hauptgegenstandes wieder auf – diese follen wir mishandeln ; unsere Familie durch die Verschiedenheit der Meinungssysteme entzweien ; Vater gegen Sohn, Sohn gegen Vater, Freund gegen Freund bewafnen ; Blutströme fließen ma chen; unsere Altäre schånden ; unsere Hütten in Brand stecken ; kurz ! unnennbares · franzöſi sches Elend über unser teutsches Vaterland brin gen ?

Denn dies sind die Folgen ,

wohin ge=

waltthätige Staats- Umwälzungen führen. Und welche Gründe sollen uns bewegen , um diese Er ſchütterung zu fühlen ? " Die Philofophen, ſagt man, haben die Fak kel der Aufklärung angezündet , die Kenntniß ,, unserer

natürlichen

unveräusserlichen

Mens

,, schenrechte erwecket , und das Gefühl unserer ,, Mannsskraft uns in die Hand gegeben. Sie ,,wollen also , daß wir nicht blos glücklich zu · ,,seyn wünschen , sondern in der That glücklich

" ,, ſeyn sollen.

Von der andern Seite versichert

„ man uns ; diePhiloſophie beſchleicher den Gang der Natur, wie diese durchläuft sie die Stuf

( 284 ) ,,fenleiter der Ordnungen, machet keine Sprünge ,,und ersteiget nur allmählig den höchsten Grad ,, der Vollkommenheit. Sie verabscheuet die Vers ,, wüstungen, verbscheuet die Rache, verabscheuet ,,Grausamkeiten, verabscheuet Blutgerüſte. Sie bes ,, gehret daher die irre geführte Vernunft nur durch ,, die Vernunft ſelbſt auf die Straße derWahrheit ,, zurück zu bringen ; es ist ihr genug zu ſiegen ; Henker und Leichname schånden sie. Mit einem " Wort, ſie will zwar alle Vorurtheile zerstören, ,, aber auch die Mutter der Duldung, nicht mit ,, Gewalt, sondern mit Sanftmuth über die zer ,,malmten Vorurtheile, in den Gemüthern sites /gen. " --- Welch ein wohlthätiger Endzweck! In der auf Erfahrung gegründeten Uebers zeugung , wie jezt die Philosophie eine Secte geworden , deren Bekenner sie mit Feuer und Schwerdt predigen, ſlehe ich aber billig im Zwei fel, nicht , daß der Endzweck der Philoſophie wohlthätig sey, fondern, daß die Apostel ders felben Philosophen ſind , und daher ihre Absich ten wohl eben nicht die reinsten seyn möchten. -1 Më meiner gewöhnlichen Freymüthigkeit werde ich mir also erlauben, vor allen Dingen meine Meinung über die Schriftsteller dieser Gattung zu sagen. Ich bin weit entfernt / einen dieser Männer in üblen Ruf zu bringen : dies ents

( 285 ) spricht meiner Denkart nicht ; ja ich würde die fen Punkt mit Stillschweigen übergehen , wåre es nicht mein Gefeß , hierüber im Allgemeinen reden zu müſſen.

Man beurtheile mich daher

nicht mit Strenge, wenn schon meine Meinung den Anstrich von Bitterkeit tragen sollte.

Ich

werde Wahrheiten sagen , welche , ob sie gleich manchem Gaumen Rhabarberartig

schmecken

dürften, doch dem Gesichtspunkte der Allgemein heit eine Richtung geben werden, ohne mich in die unangenehme Situation einer individuellen Kritik zu versehen.

Wenn wir einen ernsthaften und ausdauernden Blick auf die Handlungsweise gewisser Schrifts steller überhaupt werfen, welche die große Sache der Fürsten und des Volks bis jeht verhandelt haben : so findet man # volle Ursache, diesen Leus ten nicht immer auf ihr Wort zu trauen. Sie haben von jeher den Mantel nach dem Wind Die Huldigungen , welche sie gegen die Fürsten verschwendeten , waren abgöttische gekehret.

Lobpreisungen, und ihren Täuschungen haben wir es einzig zu verdanken , wenn Verderbheit des Verstandes, oder gar des Herzens, der für jeden Menschen und vorzüglich für einen Regenten so gefährliche Egoismus, ſich einiger Fürſten bemei Fert hat.

Nun werden sie nicht roth , dem Pe

( 286 ) bel mit sklavischer Verehrung zu höfiren , in fei= nen gröbsten Verbrechen nur einen Irrthum zu • finden, und Gerecht- und Billigkeit in Ansehung aller zu verbannen, die nicht zur Kaste der Bür stenbinder und Gaffenfeger gehören. heut, was sie morgen brandmarken. Großen kriechen sie ,

Sie adeln Vor den

wenn's ihr Vortheil ers

beischt ; mislingt ihr Versuch, so treten sie auf Die Seite der Misvergnügten, das heißt, derje nigen , die einen Proceß im Forum der Gnaden bezeugungen verloren haben. Indem sie dieAll macht der Göhen COMM so nennnen sie unsere Fürs ften sxvave verwünschen, und vor Begierde brennen den Abgott zu zerstören, wünschen siezu der nåm lichen Zeit, daß die Fürsten allmächtig wären, um ihnen die Erfüllung jeder Bitte gewähren zu können.

Wie der Ewige die schöne Ordnung der

Natur, ohne Unterlaß, in Millionen und Millio nen Formen umkehren, und beynahe jedem ſeiz ner menschlichen Geschöpfe einen befondern Ume kreis bilden müßte, wenn er mit jedem Augen blicke eine völlige Gleichheit in der Befriedigung der Wünsche aller Erdenbewohner herstellen woll te : eben so ist das Loos der Fürsten geworfen. 7 Diese Schriftsteller also stehen in einem nicht ganz ungegründeten Verdacht von venaler Ge rechtigkeitspflege.

Einige beginnen, wie allents

1

1

( 287 ) halben und zu allen Zeiten, auch jeßt unter dem Vorwande eines von vielen empfundenen Bes dürfniſſes , Lårmen zu schlagen und alsdann wahre oder falsche ,

kleinliche oder schröckliche

Gerüchte zu Hülfe zu rufen, um Abscheu gegen das Regiment der Fürsten zu erwecken, und die Süßigkeit der Volksregierung zu versinnlichen, indeß sie mit Ungeduld den Augenblick erwarten, welcher das Volk in den Besitz der Gewalt ses ßen foll, um alsdann ſie zur Erreichung ihrer Privatabsichten zu gebrauchen. Andere lauren hinter dem Vorhang, und sehen stillschweigend den Ereignissen von ferne zu.

Ist der Fürst in

seinen Unternehmungen gegen sein empörtes Volk glücklich ; so werden ſie die ersten feyn, welche fein Volk mit der Benennung von Rebellen ſtåms peln und das Nachschwerdt des Ueberwinders zu lenken begehren. Neigt sich aber das Glück auf die Seite des Volk ; so stehen sie keinem der Raz senden weit nach, welche nun auf die Fürsten, wie ehemals auf die Jesuiten Jagd zu machen ausgehen, um fie alle von der Erde zu vertilgen. Der Endzweck dieser Männer ist eine wahre Propagande.

Sie hausen in öffentlichen , und

vorzüglich in geheimen Gesellschaften , wo sie recht wie in ihrem eigentlichen Elemente leben und weben.

Ihre Wirksamkeit zeigt sich thätig

( 288

)

felbft im unbårtigen Musensohne , der , ob´er gleich nicht einmal die Rohheit ſeiner Sitten ab zuschleifen versteht, doch von seiner Absicht für 7 Veredlung der Menschheit und für Zerbrechung der politischen Fesseln, mit einer Insolenz spricht, als wenn wir wären grade bis jeßt nur von Pas vianen geliebkoset worden.

Ihre Wirksamkeit

zeigt sich nicht minder in mancher Rezensentens stube, wo sie Wochen- und Monatenlang die Werke achtungswürdiger Schriftsteller, die nicht in ihr Horn stoßen, mit Staub bedeckt, und, wenn sie endlich solche nicht länger, ohne Vers dacht, verhehlen kann, dieselbe , nach Weise un gezogener Schulknaben , mit Ausgelaſſenheit bes fudeln läßt.

Von da stürmt sie in manche Buchs

låden, und tobet darinn fürchterlich. Nichtſtren> gér konnte die Pariser Polizey Haussuchung hals ten ; nicht ängstlicher der Kardinal - Präfect dell' indici ſein Verzeichniß aufleſen ; nicht sorgsamer ein Spårhund der heiligen Inquifition felbſtwit tern, als verfänglich das Verhör des Buchhänd lers über seine Verlags- Artickel eingeleitet wird. Man drohet ihm, seinen Debit auf alle Weise zu erschweren, wo nicht gar zu Grund zu richten, wenn er nicht absteht, dem Endzweck der wohle thätigen Volksaufklärer entgegen zu arbeitenz Mag er immerhin die schamloſeſten Pamphlets über

( 289 ) über unsere Regierungsformen, die Verstand und Herz verderbendsten Romane, die indecentesten Brochüren zum Kauf ausstellen : dies ist Press Freyheit. ・ ›Ein Aushängeſchild muß nur kein Werk verkündigen , daß der neuphilofophischen Lehrart in den Weg tritt : dies heißt Verrath gëz gen Volksfreyheit und Menschenrechte.

Man

glaube nicht, daß ich hier Uebertreibungen nièders schreibe ich weiß es sehr genau, wie viel Gefahr Autor und Verleger laufen, die es wagen, gegen Ihre Wirksamkeit schleicht den Wind zu segeln. fich endlich bis zur Toilette der Frauenzimmers manche Schöne, statt ihre Berufspflichten als Hausfrau und Mutter kennen zu lernen

oder,

wenn sie in derLage ist, fie auszuüben, wiegtsich in Träume politischer Verwüstungen ein, vernach låßigt die Wohlfarth ihrer Familie und schwärmt im Gebiete des Democratiſmus umher, das ihren Augen die lächelnde Zukunft mannichfaltiger freus diger Abwechſelungen gewährt, um dieLangeweile NH304 vertändeln zu können. *

Solche gewaltthätige Vorkehrungen , Intri

guen und Kabalen stellen offenbar die Lehrer der Philosophie in Schatten und beweisen zugleich, baß diese Lehrer keine Schüler bilden können, des nen die Weihe " höherer Weisheit vertheilt wird. So ist unterdesfett der jeßige geſellſchaftliche Zus £

}

( 290 ) Hand beschaffen, der uns allmählig den Begriff von der wirklichen Welt entrückt. Unfre Preßs Freyheit schmachtet beynahe inFesseln, die ihr die neue Philoſophie anlegt, und die in ihren Folgen nicht minder, und offenbar noch mehr drückender feyn werden, als es jene waren, die ehemals die Arglift der Pfaffen und der Uebermuth der Großen geschmiedet hatten. Jedem Meynungssysteme, wenn es nach einer unumschränkten Herrschaft ringet und das Ziel seiner Despotie erreicht, steht sodann immer die Aufldfung der innern Staats ruhe zu Gebot, und es gebåhrt allmählig eine neue Art von Ungeheuer schändlicher Unwissenheit , die nicht zugiebt, die Wahrheit von der Lüge zu tren nen.― Meine Sprache ist zu arm, um durch Worte die fürchterlichen Wirkungen der neuen Bekeh rungssucht bezeichnen zu können ; aber doch kann wenn auch die Möglichkeit des Ausdrucks mir mangelt. Dies ist genug, meinen ich sie fühlen ,

Zweifel gegen die reinen Absichten dieser Schrifts steller und gegen ihre Würde eines Philoſophen nicht so unwichtig zu finden, um ihn nicht auch der Prüfung meiner Leser empfehlen zu können.

f.

Andere Schriftsteller , die mit Recht auf den Namen eines Philoſophen Anspruch machen, und also die billige Mittelstraße wandern, ſind durch Die verschiedenen Vorstellungsarten der französi

(

291

)

schen Revolution auch in verschiedene Frrthümer gerathen.

Ich werde, wieder im Allgemeinen zu

fagen, blos bey solchen verweilen, die fortgerissen worden zu glauben : :,, daß in der französischen „ Revolution, wie allenthalben und zu´allen Zeis ten, in allen Revolutionen, mehr aus Verkehrt

» heit des Verſtandes, als des Herzens gefündigt ,,wird. Es liegt, erklären sie , der Menschheit „ daran, daß nicht zu einem Argumente gegen die Freyheit diene , was nur höchstens gegen die „, Revolutionen gilt, die wie Würgengel über die "lebenden Generationen kommen.” +) A Diese Vorstellungsart hat, überhaupt genome

men, wie alle Dinge, ihre zwo Seiten. Sehr uns gern lasse ich aber die Mißgriffe eines Menschen, der in sich einen gebildeten Verstand zugleich mit einem gebildeten Herzen vereinigt ( denn Diese beyden Eigenſchaften müſſen ſich doch die Hand geben, wenn die Aufklärung an ihrem rech= ten Orte stehen soll) nur auf Rechnung einer Dieser Eigenschaften ſchreiben ; sondern ich halte Verstand und Herz, beyde unzertrennlich von eins ander, in den Sündenfall verwickelt, weil beyde vernachläßiget haben, ſich wechselsweise zu Hülfe zu rufen.

Außerdem würde Bosheit oder Eseley,

wieMontaigne sehr richtig bemerkt, zur Rechtfers tigung der Verbrechen dienen müſſen, indeß beyde £ 2

(

292

)

Verbrecher-Arten der Wohlfarth des Staats gleich gefährlich bleiben. Allein das bey Seite gefeßt , so beruhet • in dieser Vorstellungsart selbst das Princip auf einem Frrthum, von dem in. Ansehung der Entstehung der französischen Revolution ause gegangen wird. + Es wird durch den verkehrs ten Begrif inspirirt , welchen man mit dem ere ften Anfange der Begebenheit, und mit dèm Worte : Revolution , selbst verknüpfet. Solche Revolutionen , wo die Macht des Stärkern , fie fey nun auf Seiten des Souverains, oder des " Volks , die Erschütterung der Staats - Verfass fung ausspricht, und ihr auf eine gewaltthätige, folglich ungeſehmäßige Weiſe den Ausschlag gibt, . feben allerdings Ursachen und Wirkungen vore aus, bey denen sehr oft, und ihrer Natur nach, + fast beständig. Verstand und Herz das Kürzere ziehen. Aber grade dieß sollte nicht der Fall bey der großen Begebenheit: in Frankreich werden. Hier war nicht ein Volk, das sich plößlich ges gen feinen Oberherrn empdret, um ihm die AL leinherrschaft zu entreißen ; hier nicht der Sous verain, der seine Unterthanen zu Sklaven ſeines Willens umschaffen will ; hier kein Ausbruch eir mer Fehde von Seiten des einen Theils J der bes Stehenden Staatsverfassung gegen den andern,

( 293 ) die eine Umwälzung der bisherigen Ordnung der Dinge ankündiget ; hier gar nicht eine im "firen gen Verstande des Wortes so zu nennende Res volution.

Sondern in Frankreich berief, aus

eigener Bewegung und auf eine gefeßmäſſige Art, der Monarch sein Volk in den Persönèn der constituirten Reichsstände, zu sich , um, wie er sein Volk

glücklich

machen könnte,

mit allgemeinem Einverständniß aller dabey ins tereſſirten Theile zu beſchließ.n.

Die mögliche

Abstellung aller Mißbräuche und die mögliche Verbesserung aller Regierungszweige sollten jest aus dem Schooße der Klugheit und des Friedeng emaniren und sodann ward ohne Blutvergießen, also wohlthätig, die sogenannte Revolution geens diger, die auch schon, nach der Natur ihrer Ent stehung, keine Blutſtröme, nur höchstens leichte མཎྜ་ Ich weiß wohl, daß man

Opfer weißagen sollte.

hier dem Ungestüme des französischen Characters, der von dem Geiste der freyen Britten so sehr absticht, $ die Veranlassung der Staatsverwirrun gen zuſchreibt ; aber ich kenne auch den Egoismus der französischen Volks Repräsentanten, als die einzige Feder, die diesen Ungestům so recht in Ber wegung geseht hat. ;

Wenn ein verſtändiger Ehr

geiß und eine kluge Måßigung der Pråtenſionen die Eigenschaften dieser Månner gewesen wären,

T3

294 > deren Berufes mit sich brachte, kein Beyspiel von Nationaluntugenden zu geben ; so hätten wir gewiß nicht die Erfahrungsbeweise aufgeſammelt, wel che, ob sie gleich nicht zu einem Argumente gegen jede vernünftige Freyheit dienen , doch offenbar zu einem gegen die Fortpflanzung der französischen Freyheitsideen gelten müssen.

In dieser Vors

stellungsart scheint, Nein ! ist, dem allen zufolge, ausgemacht ein schleichendes tödtendes Gift bes reitet, das seine grausamen Wirkungen in allen Staatsverfassungen fürchterlich zu äußern vers mag. Und ich wünsche daher, man wolle dert gefährlichen Frrthum noch frühzeitig entfagen. J Da ich eben von einem augenscheinlichen Frrthu me ſprach ; so wird man mir erlauben, gleich noch einen zweiten in andrer Rücksicht nachzuholen, der in seinen Folgen nicht minder schädlich ist. Ich meine die hiſtoriſchen Beiträge, welche uns achtungswürdige Schriftsteller von den Begebens heiten in Frankreich geliefert haben . Månner, welche versicherten, in ihrem Stande und in ihs rer Lage unabhängig zu seyn , nie die Preßfrey heit gemisbraucht zu haben , und nur sichere Quellen zu sammeln , um daraus einst die Geschichte des neuern Frankreichs mit Wahr heit schöpfen zu können.

Herr von Archenholz

immt unter diesen Männern einen der ersten

1 ( 295 ) Pläge ein, nach dem allgemeinen Zeugniß des unparthenischen Publikum , das bis jest keine 1 Ursachehat, seinem Worte nicht zu trauen. Solls te der Zufall mein Werkchen in die Hånde dieſes verdienstvollen Gelehrten bringen, ich weiß es, er kann und wird mich nicht tadeln, vielleicht mir gar Dank wissen, wenn er jeßt auf eine Bes 1 merkung stößt, die mir eine seiner Erzählungen in die Feder drångt.

Zudem haben wir ja beide

nur einen Zweck : die Wahrheit von dem Frrs thume abzusondern.

Die Lefer feiner Miners

va werden sich noch , aus dem Februarstück No. II. vom Jahr 1792, der Debatten in der Legislatur über die Freylaffung der 40 Soldaten von dem Schweizerregiment von Chateauvieux erinnern, die sich, wegen ihres Ungehorsams ges gen die Gefeße bey Gelegenheit des bekannten Tumults in Meg, auf den Galeeren zu Breſt bes 1 Die Legislatur ertheilte diesen Verbres

fanden.

chern die Wohlthat der Amneſtie vom 14ten Sep tember 1791 und beschloß mit dieser Handlung die leßte Stunde desselben Jahres.

Herr von

Archenholß trat nun nicht blos als Referent des Vorfalls auf, sondern als Sachwalter dieser Kries ger, die die Arglist des Generals Bouille', als unglückliche Opfer ihrer Anhänglichkeit an die franzöſiſche Conſtitution, zerschmettert håtte. „ Die

£ 4

(( 296

))

17 Wahrheit aber,"½ fagð Herr vön Archenholz, Ablieb nicht lange verborgen, so daß endlich alle Zweifel über eine so erschreckliche Handlung ges hoben worden." Nachdieser bestimmten Aeuße rung, die dafür gelten mußte, weil Herr von Ars chenhole keinen Commentar zu seinem Texte lies ferte, konnte es im Auslande nicht einmal geahnet werden, daßdie umleugbare Thatsache des Despoz fismus von dem Partheygeiste erdichtet sey. In der That wirken, und müſſen auch solche beglaubte Anekdoten mehr als Gründe wirken ; denn ein nicht gemeiner Geschichtschreiber, der keineswegs mit dem Neuigkeitskrämer gleichen Gang gehet, erwirbt sich mit Recht das ihm so günstige und daliges Zutrauen gewinnende Vorurtheil : daß er feine Gelegenheit habe entschlüpfen lassen, die feinen philosophischen Spåherblicken die feinsten Nuancen der Ereigniſſe enthüllen konnte, um das rüber Surchgedachtes / philoſophiſches Raiſonne ment, und helleuchtende. Lichtstrahlen über das ausserdem nur zu oftdunkle historische Firmament zu verbreiten. Wort.

Man glaubt ihm also auf sein Erst späterhin offenbarte *es sich, daß

auch ein sachtungswürdiger

Gelehrter , Herr

von Archenholz, obgleich wohl ohne Zweifel fehr unvorseglich , vom Strom des Enthuſiaſmüs für Menschenrechte vielleicht gewaltsam fortgeriffen, 3

( 297 ) gegen die strenge Regel des besorgten Historikers fündigen konnte.

Er selbst führte uns auf diese

Spur, und nahm dadurch zugleich auch jeneseine Erklärung zwar stillschweigend , aber doch immer nicht förmlich zurück, als er mit unverkennbaren Merkmalen ſeines, gegen geſchåndete Ehre und Tu gend empörten Hochgefühls, in seiner mit Meiſters hand gezeichneten Schilderung der Jakobiner,*) die Debatten mittheilte, welche in diesem Club der eben diesen Soldaten , von der Gesellschaft beſtimmte , und wirklich vollzogene Ehren - Em pfang in Paris veranlaßte. Die Wahrheit gang ¿,bekannter Thatsachen “ so drückte ſich "jeßt un fer Schriftsteller aus „ konnte jedoch nicht durch ,, Wendungen und Declamationen : verſchleyert ,, werden, und unleugbare Thatsache war es, daß die Soldaten von Chateauvieux in Meß ihre „ Regiments - Caſſe geplündert, ſich den Decre ten der Nationalversammlung, die der General „ Bouillé ausführen ſollte , mit den 14 Waffen in ,, der Hand widerfest, aufdie gegen sie anrücken A Den Nationalgarden gefeuert, eine beträchtliche

» Anzahl von ihnen erschossen und den braven De= filles ermordet hatten. Der Triumph also sollte *,, eine Belohnung für die Rebellion gegen die Ge viſeße seyn. !! Und er ward es ! — Vielleicht - ")

. Minerva August 1792. S. 34.

€ 5

( 298 ) • ist die Epoche nicht W mehr weit entfernt , die dem Herrn von Archenholz auch den Widerruf einer noch andern Behauptung, daß nehmlich die Gesellschaft der Jakobiner ſich nicht eine wahre Propagande, allenthalben unter dem Aushange= schild von Weltbürgerſchaft, zum Augenmerk ge macht habe, wo nicht gar öffentlich, wenigstens ins geheim entwenden dürfte.

Schon sind die bes

kannten Bemühungen des Bischofs Fauchet, die Freymaurerlogen im Auslande für das Apostelamt der französischen Freyheitsideen zu gewinnen, kein Geheimniß mehr.

Schon haben einzelne teutsche

Männer in B und W, welche die Jakobiner für die Chefs gewisser maurerischer Systeme halten, eingedenk ihrer Bürgerpflichten, mit der lauteſten Berachtung die Einladungen dieses Clubs , zur

f Beförderung des gemeinsamen Endzwecks thätig mitzywirken, von sich gewiesen, und die empfan genen so genannten belehrenden Cahiers ihren Höchsten Landesstellen eingeliefert. Es bleibt folgs lich wohl kein gegründeter Zweifel übrig, daß sehr bald ein helles Licht unsere Atmosphäre über die Aufruhr-Feuerspeiende Wirksamkeit dieser bösen Rotte erleuchten dürfte.

Und so wird also zu ſeiş

ner Zeit auch sehr vieles, was hie und da von der Entstehung der französischen Revolution und, während ihrem Fortgange, von manchen Bege

(

299 ))

benheiten zum Nachtheit der Gesinnungen des Hofes , als truglose Geschichtswahrheit erzählt und wieder nächerzählt wird , nåher untersucht, eine ganz andere Gestalt gewinnen, nachdem un terdeffen der allgemeine Character unserer Fürsten gemißhandelt und ihren Unterthanen verdächtig, und endlich gar häßlich schwarz gemacht wird. Da es nun dem so ist, verlasse ich das weite Feld, welches die Schriftsteller angebauet haben, ob es gleich mir die reichste Aerndte zu verfpres chen scheint. Ich werde jest nur die Ueberzeus gungen reden lassen, die in mir ein anhaltendes Studium in Rücksicht auf die Lage der Dinge in der würklichen Welt gereifet , und fortdau ernd bestimmt hat. Wenn ich manchmal schon oft gesagte Wahrheiten vielleicht wieder nieders schreiben werde ; wenn die sehr oft nur in der Täuschung liegende Neuheit eines gewagten Sa Bes meinem Vortrage nicht ein schimmerndes Gewand leihen follte : fo erwäge man, daß es Wahrheiten giebt, die nicht oft genug wiederho let werden können. Vorzüglich tritt dieser Fall ein, wenn sie auf's neue mit Waffen bekämpfet wird, die sie seit langer Zeit abgeſtumpft hat, und deren freffendeRostflecken vergebens mit dem künft lichsten Firniß übertünchet werden, denn ohne die Beyhülfe des alles zernagenden Zahng der Zeit,

( 300 ) verschwindet die abgeborgte Politur bey'm ersten Windhauch, der wohlthätig die Wolken der Frr thümer zu zerstreuen kömmt.

Es ist übrigens

billig, daß das Vorrecht, das man der Vernunft im Religionswefen einräumt, auch zu einem Ars gumente für die Befugniß gelte, frey seine Mey nung über die politische Glaubenslehre sagen zu dürfen. Moralische Güte des Herzens , warme Bater tandsliebe, eherne Treue gegen seine Obrigkeit, Fluge Tapferkeit, Hochgefühl und Biederſînn für das Erhabene und Schöne, machen die wesents lichsten Characterzüge des teutschen Volks aus. Reich an Erfindungsgeiste ernsthafter und durch dachter Dinge, steht es der französischen Na tion nur

allein in den Spielen des Wißes

nach, der große Sachen mit dem unverzeihlich ften Leichtsinne, und die unwichtigsten pathetisch behandelt.

An Festigkeit des Characters wird

der teutsche Mann kaum vom kalten Nordländer übertroffen. Diese Nationaltugenden haben uns Die allgemeine Achtung der Nationen, selbst die Freundschaft des stolzen Britten erworben, der sie nur dem Verdienſte zollet. Wie das teutsche Volk ist, so sind unsereFürs ften geartet. Sie lieben das Vaterland mitdem Enthusiasmus eines Bürgers des alten Roms, und

1

( 301

)

ihre Unterthanen mit patriarchälischen Gesinnun Künste und Wiſſenſchaften drången sich

gen.

nicht in ihre Pallåste, ſondern häufen darinn nach Eigenthumsrecht. Aufklärung und Preßfreyheit waren die ersten Boten , die die Regierungszeit des gekrönten Weltweiſen von Sanssouci verkün digten, und im Triumph die meisten Reichskreife durchzogen.

Selbst in jenen teutſchen Ländern,

wo der fromme Aberglaube noch furchtbares Dunkel über den Horizont der Vernunft verbrei tet, durchbrach der Weisheit Morgenröthe : ihre Wirksamkeit äußert sich in dem raftlosen Bestrés ben, allenthalben die Erziehung der Menschen zu veredlen .

Der erste Schritt zur Ausbildung des

Verstandes ** ist also längst gethan -

Gefittete

Freyheit im Denken erhebt ungescheut ihr Haupt in öffentlichen Schriften und Handlungen - Zu gellosigkeit allein ist ihr unterſagt — Die Sicher heit der Perförien und des Eigenthums iſt nicht Gesetze sind überall die wohlthäti in Gefahr gen Schranken , die keine Obrigkeit ungeahndet übertreten darf. Willkührliche Einkerkerungen bleiben unbekannte Thatsachen. Frey , *. gefeß måßig frey zu sehn, war und ist ein unwandel barer Vorzug des Teutschen, den kein Machtſpruch eines Fürſten vertilgen kann, diggna SalineSo ist die Lage unfrer Verfaſſung , und nur

( 302 ) ein Bösewicht oder Schwachkopf kann es was gen, uns in ein gleiches Verhältniß mit den Franzmånnern zu bringen, als diese noch in den Fesseln der Despotie der Richelieu, Mazarin und Louvois aller Zeiten schmachteten. - Ausnah men gab es zwar auch bey uns immer , giebt es vielleicht noch, und können gewiß nie aufhören, fo lange die Gerechtigkeit nicht unser einziges Gesek, und das Gefeß nicht die einzige Nichts schnur unsrer Handlungen seyn wird. Nach Ausnahmen wird aber ein Ganzes nicht karacte rifiret.

Zudem haben wir Mittel bey der Hand,

Die die Folgen auch der unglücklichen Ausnah men ganz unschädlich machen können.

Man tadelt die Kaste der Fürsten, ihre Ges finnungen und ihre Handlungen , und hebt mit Sorgfalt jede Anekdote aus, die darauf einen Bezug hat, um ſie in Schatten ſtellen zu können. Keine Unternehmung geråth leichter.

Die ganze

Anzahl der Fürſten verhält sich zur ungeheuern Masse der Weltenbewohner, wie der Waſſertropfen zur Untiefe des Meeres.

Indem alle Augen auf

sie gerichtet sind, kann es nicht fehlen, daß auch der verborgenste Zug ihres Verfahrens , das ir gend eine Leidenschaft oder 2 Irrthum mißleitete, in seiner völligen Blöße erscheinen muß.

Auf

diese Weise kann man, aber selbst alle denkende

M

( 303 ) Socraten, wie Narren oder Bösewichter zeichnen. Es sey ferne von mir, durch meine Behauptung den Sinn unterschieben zu wollen , als billigte ich die Mißgriffe des Kopfs oder des Herzens der Fürſten.

Nein ! ich bin vielmehr völlig übers

zeugt, es ist offenbar ausgemachte Wahrheit o Gott ! es ist heilige Urwahrheit , daß Fürsten , wenn sie # nicht im eigentlichen Sinne des Wor Aki tes , ehrliche Männer und wahre Våter ihres Volks sind ,

das unübersehbarſte Unglück über

eine ganze Nation bringen.

Man kann es also

ihnen gewiß nie oft genug ſagen, und sie selbst müssen es sich ohne Unterlaß einschärfen , daß das strengste

Urtheil

ihrer

Zeitgenossen und

der Nachwelt ihr unhintertreibliches Loos ist, und daß ihr Beyspiel als das mächtigste Werks zeug wirket , um der Denk- und Handlungs art ihrer Unterthanen die Richtung zu geben. Aber ich fordere mit Recht nur, daß man mit dem Fürstenstamme nicht unbarmherziger vers fahre , wie es mit dem gesitteten Menschen geschlechte,

dem überhaupt der Frrthum zur

Schußwehr dient, zu geschehen pflegt.

Das eins

zige Verbrechen der Fürsten ist allenthalben ges worden, daß sie Fürsten sind, und diesen Grund faß verabscheue ich, als die unnatürlichste Grau ſamkeiten. - Nach einer auf Erfahrung berus

1 ( 304 ) henden Ueberzeugung behaupte ich es dreist, daß in großen und kleinen Freystaaten sich viele. Mitglieder der Senate befinden , die als Bürger und als Obere gleich verwerflich , und deren Handlungen der Wohlfarth des Staats um so drohender sind, da die Allgewalt der Familien Verhältnisse darüber den dicksten Schleyer we bet, und da das Successionsrecht der republica nischen Untugenden im Staats- Regimente fo ziemlich auffer Zweifel ist.

Ich habe während

einem Zeitraume von Jahren, die ich in Repu bliken verlebte, und wo das Studium der repu blikanischen Verfassung die einzige Feder meines Nachdenkens, und ich selbst, von keinem persön lichen Interesse umher getrieben , ein ruhiger, nur nach Wahrheit forschender Augen renzeuge war ,

und Oh

Thatsachen und Beweise forg

fältig aufgelesen , die jenen Sah ganz außer Zweifel sehen sollen, wenn ich einstens aus den Materialien zu meinem Gebäude das Gebäude selbst aufführen werde, davon mich bis jeßt nur folche Rücksichten abgehalten haben, die mir der Gang der Zeitläufte und meine Wünsche, nirgends die Ruhe eines Staats zu erschüttern, einzig zur Pflicht machen. Ein Wort, hier an seinem Orte geredet, sey daher vor der Hand genug ! 0127 037 J. Es

( 305 ) • Es ist sehr gewagt, in Rücksicht auf die Ers ziehung eine genaue Parallele unter den Königen Frankreichs und den Regenten Teutſchlandes ans Frellen zu wollen. Indeß man wagt's , und ich betrachte also das davon abgezogene Resultat als den ersten Einwurf.

Die Erziehung bildet den verständigen Mens fchen, oder noch eigentlicher gesagt, sie macht dett Mensøen erst zum Menschen , der seine Würde, feine Rechte und die Gränzen seiner Rechte fühlt. Wir gestehen es uns, daß unsere Erziehungswei> fe, ob sie gleich die Jahre der Kindheit zurückges legt hat, noch lange nicht das mannbare Alter erreichet habe ; und wir sollten diese Unvollkom menheit gerade dort unmöglich finden, wo eben ein Zusammenfluß unzähliger Ursachen für ihre Erhaltung und Fortpflatijung am thåkigſten wirs ket? Aber so planmåßig , wie die Französischeck Prinzenerzieher es anlegten, den Character ihrer Königskinder zu verderben, oder daß sie vielmehr überall gar keinen hatten ; Gottlob ! dieſe Treus losigkeit unserer Fürſtenerzieher ist nie, und gewiß nie in dem Grade béwieſen worden. Währiſt es, daß diese Erziehungsweise von solchen Schwachs heiten und Vorurtheilen nicht ganz frèy iſt, die allerdings zum Nachtheil des Ganzen gereichen Fönnen , da ſie geradezu den Begrif son der u

( 306 )

Erhabenheit der Fürstenwürde in dem Zöglinge für ſeine ganze Lebenszeit eisern machen , und nicht selten das zarte , des Eindrucks von Stols und Eitelkeit empfängliche Herz, Mensch zuseyn, Allein allmählig werden diese

vergessen lehren.

Fehler mehr unschädlicher : zudem können sie, auch zum Theil ihrer Natur nach ,' eben so wes nig völlig ausgerottet werden , als das im Ue berflusse des Wohllebens aufgewachſene Söhnlein eines reichen Kaufmanns die drückende Last der Nahrungssorgen kennen lernen wird. Ein großer Gewinn für die Menschheit äußert sich unterdesa fen schon darinn.

Unfre kleinen Prinzen werden

frühzeitig der Aufsicht des Frauenzimmers entriſs s n en ei enn,e seine Kries seine Verzårtelung sen, n hm ren dasudurch nd ſeine nicht selte alber Sc ave cheleyen, wodurch es den Verstand und das Herz derKinder zu Grunde richtet, das Meiste zur Vers hunzung des Characters der Zöglinge beyträgt. Und sodann ist den Månnern, welche dem gewiß schweren Erziehungsgeschäfte der Prinzen oblies gen, die Arbeit auf dem halben Wege erleichtert ; außerdem finden ſie ſehr oft mehr einzureißen als aufzubauen. Wenn nun diese Männer es ehrlich mit dem fürstlichen Vater und dem Vaterlande meynen: so kann es nicht fehlen, daßsie ihreZögs linge, welche die gehörigen Anlagen beſigen , zw

( 307 ) edlen Menschen bilden, die im mannbaren Alter am Grabe ihrer Lehrer weilen , und ihnen, für die große Wohlthat der empfangenen sorgfältigen Erziehung, eine dankbare Thräne zollen, die das Vaterland mit Rührung und Freude in den Aus gen feines Regenten zittern sieht, und durch die lautesten Beweise von seiner dankbaren Liebe wies der zu trocknen eilet. 20

Die Erfahrung lehrt unsere Fürſtenkinder, so bald sie das Knabenalter verlassen , daß 感 die größte Hülfsquelle eines Menschen, aber vorzügs lich eines Prinzen, die Liebe ſeiner Mitmenschen fen.

Es ist ausgemacht keine geringe Wohlthat,

daß unsere Prinzen, die nahe oder ferne Höfnung auf Regentenwürde haben, nicht wie jene Bours bons in beständigem Wohlleben und imKreise der Hofleute,denen sehr oft der leidige Zwang das Stills schweigen bey den Verirrungen ihrer Großen aufs legt, ihre Tage vertaumeln, ſondern frühzeitig ein geschäftvolles Leben beginnen. Anstatt daß die Pos litik der französischen Miniſter, ſelbſt der Könige,

1 den Dauphin von aller Theilnahme an den Regies rungsgeschäften ausschloß oder ihn davon wenigs ftens in weiter Entfernung hielt ; slatt daß eine tress liche Staats-Handlung eines franzöſiſchen Prins zen, oder ein Zug von Heldenmuth, der ſich mit militairischen Kenntniſſen paarte, für einen wich 11 a

( 308 ) tigen Bewegungsgrund galt, ihn zu iſoliren ; ans statt daß also inFrankreich alle Mittel thätig wirks ten, um den Thronfölger in der Unwiſſenheit von dem großen Umfange der Staatsgeschäfte, und in der traurigenBeſtimmung zu einer künftigen völ figen Abhängigkeit von dem Minister Despotiss muß zu erhalten : ſtreben unsre Regenten 4 ihrè Erstgebornen, gleichsam von Jugend auf, mit allen Zweigen der Staats- Verwaltung nicht nur bes Fannt, fondern ganz vertraut zu machen, und ebent fo willig bezeigen sich unste Minister diese Novizen in die Geheimnisse der Staats Weisheit zu init tiiren.

So werden die Erbfolger frühzeitig zu

Geschäftsmännern und zu künftigen Regenten ges bildet.

Die Nachgebornen widmen sich dem

Kriegsdienste, der ihnen nicht selten klare Blicke in die Regierungs - Verhältniſſe zu thun gewähs fets

In diesen großen Schulen lernen unsre

Prinzen, ohne Unterschied alle, den Werth * des Menschen schäßen, den Gefeßen gehorchen , und die Schwierigkeiten kennen , die manchmal mit den Gehorsam verknüpfet ſind. …. So treten ends lich diejenigen unter ihnen, wenn in der Folgezeit das Erbrecht sie zur Regierung ihrer Patrimos nial-Lander ruft, nicht unvorbereitety fondern mit einem Schaß von Kenntniſſen begabt, an die Spise der Staats «Verwaltung , und bringen

( 309 ) Bewegung und Mäßigung in die Mäſchine, ohne welche Vereinbarung nur zu oft die Triebråder derselben in Unordnung gerathen, und das Staatss schiff auf der wildstürmischen See, maſilos und mit zerbrochenem Steuerruder, umher getrieben wird.

Jeßt reifet der in den Erbfolgern ausges

fireute Saamen zu deft reichsten und herrlichsten Früchten : ſie beeifern ſich nun, im engeren Verz stande, die Liebe der Menschen, das heißt, die Liebe ihrer Unterthanen aufzulesen:

Welch ein

abflechender Unterschied vom Erziehungsfystem! Aber auch die Verfaßung unserer Gouvernes ments , an ſich betrachtet; fieher mit der ehemwar ligen franzöfifchen monarchischen Despotie it keinem Verhältniß.

Gewiß ist der:: Gegenfaß

grade der unpassendese Einwurf

der ihr vom

den Apoßteht der fanzösischen Freyheits - Ideen, als wesentlich und ausgemacht wahr entgegen o Camdden to odbern? geftellet wird. M 918 Das heiligste Recht des Menschen in der Ge fellfebafty jenes

im eigentlichen Sinne des

Wortes,f ewig unveräußerliche , natürliche Recht aller Menschen , fagen wir alle einstimmig , ist die Sicherheit seiper Person und feines Eigen thums.

Diejenige Regierungsform, welche ihm

den freyen Genuß diefer beiden " Vortheile versi chert, istdie möglichst beßte Regierungsform . Von น 3

( 310

)

diesem Gesichtspunkte werde ich daher jest aus gehen , um zu beweisen , daß eine tief berechnete Mischung der verschiedenen Zweige der Staats gewalt, entsprechend dem Geißte unfrer Nation,

T

der von jeher Sklaverey und Anarchie gleich sehr haßt , unsern Gouvernements diese eben so kunstreiche, als glückliche Form giebt, welche die vorgebliche monarchische Verfassung in den teuts fchen Reichslanden durch den Einfluß republikas nischer Modificationen måßiget, und ſte offenbar der: republikanischen Verfassung selbst nähert. » **Die: Freyheit: unsrer Perſon wird mit keis ner Gefahrt willkührlicher Verhaftsbefehle #bes drohet:

Ein begangenes Verbrechen allein ſeßt

uns in dem Stand der Unklage und der Kaptur, bie der ordentliche Richter erkennt, # 74 90ma 1999In Civilklagen:kann der Gang der Gerechtig Feitspflege durch keinen

Machtspruch unfrer Landesherrn , noch durch andere Despotische Ans

maßungen, oder Abrüfungen von dem durch die Gefeße uns angewieſenen Richterſtuhle, gehemmet werden, um etwa vor besondern Commißionen, ob sie gleich noch so verdachtlos seyn, zu rechten. Wenn zwar bisweilen in Prozeßfällen unsre Gerichtshöfe dem Landesherrn , auf feinem Bes

7 fehl, Bericht abſtatten müßen : so kommt doch hier meißtentheils nur höchstens eine scheinbare

(

311

)

Verzögerung der Rechtsverwaltung, worüber sich eine Parthey beschwerte , oder ähnliche Nebens punkte in Frage ; denn kein landesherrlicher Bes fehl kann dem Gefeße eine ungefeßmäßige Rich tung geben, nicht einmal einen Aufenthalt im Proceßwege veranlassen.

Selbst unser Kaiser,

wenn gleich der oberste Richter im Reiche, darf es, seiner Wahlkäpitulation zufolge, nicht verſus chen , 3 die Reichsgerichte in ihrem_richterlichen Berufe zu stören.

Bekannte Thatsachen sind es,

daß beſonders: das Neichskammergericht, wenn kaiserliche Hoffprache dasselbe von dem Einfluſſe einer kaiserlichen oberrichterlichen Autorität ab hängig machen wollte, die kaiserlichen Rescripte mit Ehrfurcht,

aber ohne darauf Rückſicht zu nehmen , bey Seite geleget hat. Ich übergehe mit * Stillschweigen die nicht geringes Rechtswohlthat unfrer Appellationen an ein Reichsgericht in Prozeßfällen, da sie, bey

dem nicht ungegründeten Vorzug eines auswårs tigen Oberrichters, ganz in die Sinne fållt. Aber bey weitem noch wichtiger ist unser Vorrecht, unsre Landesherren selbst,

oder in der Person

ihrer Finanzstellen belangen zu können.

Ich ers

innere mich hier einer nicht allenthalben bekanns ten Anekdote, die es wohl werth ist , in Umlauf gebracht zu werden. Ein mächtiger Fürst, Maxi

U 4

(

312

)

milian Joſeph, dër lehte Churfürst von Bayeru, der erste Aufklårer feines Volks, fragte bey Ge Legenheit eines im Revisorio (der höchsten Appels lationsstelle in Bayern ) , verlörnen Prozeſſes den Freyherrn von Rosenbusch, damaligen Revisions T pathsdirector : ,,Wie kömmt es, daß ich bey euch alle meine Prozesse verliere ? "

Ausder Urs

fach ohne Zweifel, verseßte Rosenbusch, weil Ew. Churfürstl. Durchlaucht noch nie einen gerechten gehabt haben. --- Eine Antwort , die der Frey= müthigkeit desjenigen, der ſie gab, und demjenis gen, dem man sie mit Freymüthigkeit geben durf te, gleichviel Ehre machtkusle 1. NO 323 $5 Bag. DieSicherheit unfers Eigenthums hångtübri gens nicht von landesherrlichen Launen, oder bes trügerischem Vorwande eines allgemeinenStaats bedürfnisses ab. Das Gesetz begehrt die Aufopfe rungen unsers Eigenthums zum wahren allges meinen Besten, auch im höchſten Nothfalle, nur gegen angemessene Schadloshaltung. - Es wird jezt zur Gewohnheit, in Bezug aufbeeinträchtigte Eigenthums-Sicherheit, despotische Verfügungen irgend eines , im Rufe eines kleinen Tyrannen långſt verstorbenen, Landesherrn zu erzählen und wieder zu erzählen, um die lebenden Fürſten, bes sonders dieHerren weniger Meilenfläche nachHer zenslust brandmarken zu können. Man muß also

( 313

)

dieser Methode auch einmal eine andere Art von – die lebenden minder Neuheit gewinnen lassen ; mächtigen Fürsten aus den Thaten der Lebenden kennen lernen. Der jeßige Herzog Georg zu Sach fen-Meiningen ersuchte vor einiger Zeit den Eis genthümer eines Feldlands , das eine Ecke des fürstlichen im Engliſchen Geſchmacke angelegten Gartens durchschneidet, J und also die Anlage des Ganzen entſtellt, daſſelbe ihm zu überlaſſen, und bot dafür einen den Werth desselben übersteigen den Kaufschilling . Der Eigenthümer, wenn gleich fein Civilbedienter, weigerte sich, und der Herzog schwieg. Nach dem Tode des Mannes ergab fich's, daß er der fürstlichen Kaſſe beträchtlich vers haftet war. Man nußte dieſe Gelegenheit, den Herz zog an das Stück Land zu erinnern und rieth ihm, es als ein Aequivalent für den Rückstand einzu ziehen. Georg nannte die unglückliche Wittwe und ihre verwaiſten Kinder, und verwarf entrüstet den Antrag.

Man wiederholte nach einigen Wochen

den Vorschlag, beſchrieb die Nothwendigkeit des ohnehin öffentlichen Verkaufs mit lebhaften Far ben, und drang aufs neue in den Herzog, es in Besiß zu nehmen ; und Georg gerieth in Zorn, verdammte die schreckliche Beraubung einer bes drängtenFamilie, durchſtrich die Forderung seiner Caffe, und erhielt so den Unglücklichen den Erd 11 5

( 314 ) strich, der mitihren nothdürftigsten Küchengewäch fen wuchert. Gott wird es dem edlen Fürsten loh= nen, ob es Agleich einige Journalisten unwerth finden möchten , die gute Handlung aus ihrer Dunkelheit ans Tageslicht zu bringen, weil nur 35.9 137** ein → Fürſt ſie that.d *

Wenn es ein gegründetes Recht der Eigenthus

mer ist, sich selbst zu schäßen : so machen die un frigen nicht bloß daraufAnspruch, sondern befin den sich offenbar im völligen Genuß deſſelben. Unsere Landstände, als permanente Volksrepra Fentanten und Verwahrer der Volksrechte , mit denen' ihr eigenes Interesse genau verknüpft ist, bestimmen die Summe der Auflagen, und die Ar ten sie beyzutragen.

Es fehlt ihnen auch gar

nicht an Muth , den Eingriffen , die ein irre ges führter Fürst bey dem Contributionspunkte vers fuchen könnte, und nicht an Mitteln, ihnen mit Kraft der Wirksamkeit zu widerstehen.

Belåge

von dieser Wahrheit beyzubringen , wåre unnüß, weil sie aus den Jahrbüchern der Reichsgerichte genug bekannt sind.

Wahr ist es, daß es teutsche Landesherrn giebt, die Patrimoniallånder beſißen, darinn das Recht der Landstandschaft nicht hergebracht ist und welche also dieselben, wie z. B.. Bayern ſeine obere Pfalz, dieLandgrafschaft Leuchtenberg, dieGraf

1 (

15

)

etad

enlob werth thee

schaften Cham und Haag, dieHerrschaften Min delheim, Pyrbaum, Salzburg u. s. w. , nachvöl Tigem Eigenthumsrecht, folglich auf eine schein bar unumschränkte Weife beherrschen. Abertheils find diese Landesherren nicht gewöhnt, tyranniſch zu regieren, theils sehen ihnen die Reichsgefeße allgemeine Schranken, welche sie keinesweges uns geahndet überschreiten dürfen; denn auch hier

fin en

tritt die Gewalt der Reichsgerichte aufKlage der



gen in den Finanzen durch Unterhaltung einer die

tit

nothwendige Landes Defension und die Landes

bedrängten Unterthanen ein! Wenn Verwirrun

&

Hülfsquelle übersteigenden Kriegsmacht , durch

B

Prachtliebe u. d. g. veranlasset werden ; wenn uns



erschwingliche Contributionen die Mittel hergeben follen, das Deficit zu decken ; wenn dieWohlfarth des Landes so, oder durch ein gefährliches Bünds niß mit einem auswärtigen Staate, aufs Spiel geseztwird ; wenn Machtsprüche in der Gerechtig feitspflege den Gerechtsamen einzelner Untertha nen Gefahr drohen ; wenn Staatsbediente , un verschuldet, ihrer Aemter eigenmächtiger Weise entfeßt werden : alsbald steuert sodann der Kai fer dem einen oder andern dieſes Unwesens sehr oft# aus eigenerBewegung, von Amtswegen, ohne daß es eben deshalb einer lauten Berufung des

geängstigten Unterthanen auf ihn, den Umſtånden

(

316

)

nach bedarf. -- Es kommt also offenbar bey fol chen Uebertreibungen der teytschen Landeshoheits rechte nicht darauf an, daß etwas geschieht, son dern einzig und allein , ob das Geschehene nach den Reichsgefeßen geschehen darf, und ob es un geabadet, und ohne mögliche Zurückweifung in feine eigentliche Schranken geschehen kann ? sad Ganz anders als bey uns hausete die Alge walt eines franzöfifchen). Königs . Wer wagte, oder wer konnte vielmehr es wagen, den despoti ſchen Unternehmungen dieses Monarchen , solche Schranken, im Namen der Geseße durch Richters Spruch bestimmen zu lassen ; ihm , dessen Wille fein einziges Gefeß und fein einziger Richter war ? Das gegebene Verhältniß folglich ist nichts , als eine Chimaere, wenn nicht gar eine tief berechnes te, boshafte Erdichtung, die einer Aufwiegelung des Volks, wie ein Ey dem andern gleichet . Daß auch wir drückende , durch das Gefeß oder Herkommen legalisirte , Bürden und Miß bräuche haben, deren Abstellung fehr wünſchens werth ist, wer könnte dies läugnen ? Allein schon feit langer Zeit v bürgt uns die Weisheit unsrer Fürsten dafür , ſie allmählig auszurotten, oder mindestens große Mäßigung mit der Ausübung folcher Gewohnheitsrechte zu verbinden, die das allgemeine

Einverständniß

unserer Vorfahren

( 317 ) aus Nothwendigkeit, oder nach barbarischen Be Das griffen ihres Zeitalters naturalisiret hat. Beyspiel der meisten Fürsten ging bereits voran, die Leibeigenschaft , mit ihrer Folge dem unnas türlichen Rechte der ersten Nacht, davon sich die beringte Jungfrau loskaufen mußte, völlig aufs zuheben

und wir hoffen nicht vergebens, daß

man allenthalben , wo dergleichen , oder ähn liche die Würde des Menschen entheiligende Ges bräuche herrschen, nach und nach Bedacht neh men wird, ſie abzuschaffen gegen eine billige Schads löshaltung derjenigen , welchen die Nußungen folcher Rechte einen Theil ihrer Einkünfte ges währen. Unmöglich ist es ferner nicht, daß Schurken mit einem Gesichte, das Ehrlichkeit lügt, die Freundschaft und das Vertrauen ihrer Fürsten fehlen , und durch Entwürdigungen der Wahrs helt fein Herz hintergehen, und so manchmal das Glück eines Volks in Gefahr 7 bringen können: Über man fèy hier wider die Fürften nicht un billiger, als man es nicht gegen sich selbst zu seyn pfleget. Selbst der Mann vom hellsten Verſtande wird nur zu oft durch die glänzende Auſſenſeite ſei* nes Scheinfreundes X getäuschet , und lernt erst nach langer Prüfungszeit den inneren Gehalt des felben, nicht selten mit großem Schaden, kennen.

( 318

)

Die Fürsten find in ihrer Lage, bey weitem noch unglücklicher daran.

Sie mögen immerhin mit

aller Anstrengung ihrer Geisteskräfte nochso sehrstreben, den um sie her flatternden Wespenschwarm zu verscheuchen ; man strebt ihnen mit tief berech neter Heucheley gewaltsam entgegen, und nirgends also hat die Hartnäckigkeit eines konſequenten Bösewichts ein mehr sicheres Spiel. Das natür liche Loos der Fürſten iſt und bleibt — Täuſchung. Ich habe es daher ſtets als einezwar bittere, aber leider ! nur zu gegründete Wahrheit behauptet, daß Fürsten vieleFreunde, das heißt : Leute, die ihnen mit ganzem Herzen ergeben sind , allein keinen vertrauten Liebling haben müſſen.

Ihr

ganzes Volk besißt auf die erstere Bestimmung das Recht des ersten Anspruchs.

Und wenn die

Fürsten sich die ihnen ſo höchſt nothwendige Po 'pularität zum beständigen Augenmerk machen, so dann kann es ihnen nicht an Gelegenheit fehlen, um mit Vorsicht aus dem großen Haufen manche sonst unbemerkte Edle auszuheben, die es werth find, sich ihnen mit Freymüthigkeit zu nähern, und denen sie ihr Ohr leihen können , ohne das bey die Freyheit ihres eigenen Nachdenkens zu verscherzen. Wie aber auch ihre Wahl eines Liebs lings ausfallen mag, ſo bleibt die Gefahr um des Po drohender, je mehr er ein Mensch iſt — und

( 319 wer ist der nicht? ― Herzen, doch

)

der, selbst bey dem edelsten

auch seine Leidenschaften, seine

Schwächen, und gewiß ſeine Verhältnisse hat. Imş mer also werden sie allmählig in eine Art von Abs hängigkeit von ihm gerathen und endlich alles gar nur mit seinen Augen sehen und mit seinen Ohren hören. - Ein Mann, der unter der Larve eines Vertrauten sich uns durch Stottern ankündigt, von unsern Lippen die Buchstaben weghascht, in unfern Augen vorher den Beyfall oder die Vers werfung seiner Meinung liest, ein ſolcher Mann ist schon im gemeinen Leben für jeden, auch den unwichtigsten Staatsbürger , das gefährlichste Gez ſchöpf

an der Seite eines Fürſten aber wird er

zum Ungeheuer.

Er verdirbt den Verstand und das Herz seines Wohlthäters , verkauft die Uns schuld, Tugend und Menschlichkeit der Leidenz schaft, dem Laster und dem Verbrechen, und vers giftet pestartig die Erde, wo sein Herr ſteht, und 1 die Atmosphäre, die diefen umgiebt. - Glücklicher Weise stößt man nur selten auf einen solchen Bde sewicht im Gewande des erklärten Lieblings eines Fürsten, deſſen einziger Fehler vielleicht ist, die Menschen unfähig : folcher teufliſcher Rånke zu halten; aber auch dann ist das böse Uebel in Teutschland nicht unheilbar.

Unfre Reichsge

richte, verstehen sich treflich auf die Operation →→

(

320 )

mit scharfem Meſſer ſchneiden sie den Krebsscha Den weg - überlassen dem Fürsten die Wahl zwis schen der Verbannung seines Lieblings und der Begränzung seiner Selbstregierung. So find, im Allgemeinen zu sagen, die Vors theile und die Mängel der Regierungen in dent teutschen Reichslanden.

Wir bedürfen also ofs

fenbar nicht einer fürchterlichen Staatsumwåls 、 zung und des brutalen Blutvergießens, um unser Schicksal gegen solche Nachtheile zu sichern, die bey der ausgemachten Unmöglichkeit ,

irgend

eine Staatsverfaſſung , frey von allen Unvolls kommenheiten zu bilden , ewig unhintertreiblich bleiben.

Wenigſtens können uns die franzöſis

schen Ideen von natürlicher Freyheit und Gleichs heit nicht eine beſſere Glückseligkeii gewähren. Ich bin überzeugt , daß das große Glück, welches das französche System bey Freyheitss trunkenen Menschen macht, größtentheils auf éiner irrigen Vorstellungsart beruht. Die Frans zosen waren dreift genug , der Erklärung der Menschenrechte den Werth einer Wahrheit beys julegen , die man bis jest dem gemeinen Volke aus Tyrannensucht verborgen båtte. Der Pöbet Kämpft hun, wie bey Luthers Zeiten , um feiné mit Staub bedeckt geglaubte Bibel, ohne sich die Beit für die Untersuchung abzugewinnen , ob es auch

( 321 auch * jest

)

eben sowie damals , wirklich der

Fall sey ? Ich 4 denke mir zunächst solche Leser , welche 7 sich mein Büchleins in Stunden der Erholung von ernsthaften Geschäften , oder aus Langeweile zur Lecture machen ; beyde folglich glauben nicht, hier tiefsinnige, philoſophiſche Betrachtungen über jene Erklärung der Menschenrechte, und überras schend feine Blicke in die Natur dès menſchlichen Herzens zu finden. Wem es darum zu thun ist, den muß ich bitten, feine Angen auf die gelehrten Kampfplähe zu lenfeng wo man

zum Theil mit

Faustschlägen , die Argumente ins Reine bringt. Ich versteige mich nicht zu dieſem so hohen Exal lationsgrade, sondern bleibe bey Schilderungen der Wahrheit stehen , die je einfacher, ſie ſind, desto näher sich ans Herz legen. Das ist alles) was ich von meiner Absicht zu sagen weiß , um den gehörigen Gesichtspunkt anzuzeigen, aus wel chem ich beurtheilt zu werden wünsche

„ Die Menschen , " ſagt der Grundtext, der französischen Constitution,

sind und bleiben von

,,ihrer Geburt an frey, und einander an Rechten ,,gleich.

Die Freyheit bestehet darinn, daß jeder

,,alles thun darf, was keinem andern ſchadet." Die Freyheit also , sage ich , bestehet nicht darinn , daß man keine Authoritåten # kennet, *

( fondern darinn ,

329

)

daß man nur dem Gefeße

gehorcht.

Diese Wahrheiten lernt bey uns schon der Schuls Enabe kennen.

Sie verdienen folglich nicht den

WerthderNeuheit, der auch nicht in den ursprüngs lichen Begriffen, sondern nur in der Artsie vorzus tragen liegt. Allein grade dadurch werden diese Wahrheiten zwar nicht ganz unkenntlich gemacht, aber ihrem wahren Gesichtspunkte entrücket. " Dasjenige, was man die Freyheit zu wollen und zu handeln nennet , hat allenthalben und zu allen Zeiten den Gegenſtand der ernsthafteſten Un tersuchung abgegeben, woran auch die verständige ften Menschen zum Ritter geworden sind. Es iſt fast unmöglich, das geringste von dieser Materie mehr zu erdenken, welche in viel tausend Streita schriften bereits bis auf den Grund ausgedro schen worden ist, wobey die gelehrtesten Männer nichts vergessen haben, was nur immer ihrer Sache dienlich zu seyn hat können erdacht wer den , und demohngeachtet konnten sie nicht ein ander überzeugen . Man sieht hieraus, daß hier 4 der ganze Streit über ein wesentliches Etwas ge führet wird, welches die wohlthätige Allweisheit Gottes in ein undurchdringliches Geheimniß ges hüller hat , um uns recht lebhaft die uralte Ues berzeugung beſtåndig vor Augen zu ſtellen, daß

( 323

)

alles unser Wiſſen nyr Stückwerk , und unser Erkenntnißvermögen in dem Umfange bloß an schaulicher Wahrheiten begränzer sey . Und dieses ist triftig genug , den französischen Wortprunk für das, was er wirklich ist, für eine gewöhnliche Charlatanerie und einen nonſenſicaliſchen Machts spruch zu halten. Denn nur zu gewiß ist es, wenn wir dasjenige mit Aufmerksamkeit betrachs ten , was in uns bey Handlungen unsers freyen Willens

als des gewissen lehten Entschlußes

vorgehet ; so werden wir sehr deutlich erkennen, daß , indem wir uns entschließen , fortgerissen werden , dasjenige zu wollen , was die Gewalt unsrer Leidenschaften uns für den Augenblick abs troget, wenn es gleich mit der Erkenntniß unsrer wahren Vortheile, die die Vernunft erst nach erz Langter Herrschaft über unsre Neigungen und nach deren ausgetobtem Ungeſtüm vorzeichnen kann , überall nicht übereinkommt.

Ueberlegt

man dieses ernstlich , so wird man sehr bald die Wahrheit begreifen, daß unser Wille so frey nicht fey, als die Franzosen sich's einbilden. Ich pflege die Freyheit unsrer Handlungen mit einem Reis ſenden in heißen Sommertagen zu vergleichen , deffen Weg in eine dickbelaubte undurchſehliche Wildniß führet.

Wer dem Wandrer nachblickt,

ſieht nur den Eingang, nur die Schönheit der * 2

f

( 324 )

dichtstehenden Bäume, welche mit Freygebigkeit Schatten werfen und dadurch zum Genuß der fanftesten Kühlung einladen.

Man vergißt dars

über, die Irrgänge, Abgründe und wilden Gewäss fer zu erwägen, die den Laufder Straße aufhals tenund dem unbesorgten oder unwissenden Reifen den Gefahr drohen können, und im Enthusias mus der dunkeln Gefühle schreiet man aus vollem Halfe : + D, wie glücklich ist nicht dieser Reiſende! Oft ftürzt man ihm nach und auf das berführes rische Labyrinth los, and nun erst entdeckt man die offenbare Täuschung } der glänzenden Außen fette.

Freylich so ganz umübersteigliche Hinder

nisse trift man endlich nicht an, wohl aber Ge fährlichkeiten mancher Art, unwegsamenPfad über Dornen und scharfe Steine bey jedem Schritte, den man nur mit angfivoller Vorsicht kaum zurück legen kann, und nicht selten mit blutigen Fußtrits ten bezeichnen muß. So ist es mit den Handlun gen unfers Gemüths , die ich lieber durch das Wort Wünsche, oder Verlangen , als durch das des freyen Willens ausdrücke. Der stolzen Eiche gleich, die ihr ehrwürdiges Haupt zu denWolken erhebt und ihre uralten . Aeste mit majestätischer Prächt über die Zweige der höchsten Bäume hers Borvegen läßt, erhebt sich auch meine Ueberzeu gung, daß die Menschen von ihrer-Geburt - an,

( 325 ) abhängig von Hülfleiſtungen, Erziehung, Syfte men usw. die für ihre ganze Lebenszeit ihrer Bestimmung die Richtung gebengsund alſo , in allen Verhältnissen , nicht frey sind: und bleiben. Die Wahrheit steht daher felsenfest , daß nur derjenige ein freyer Mann ist, der seine Neigun gen zu überwinden weiß, seine Begierden zu må ßigen versteht, und ſeinen Willen, das ist, den gewissen leßten Entschluß seiner Wünsche oder seis nes Verlangens, den Gesehen der Vernunft un terwerfen kann. Das ist das Bild des Weisen, wovon selbst ein Rousseau eine verunglückte Koz pey abgiebt, denn auch er war ein , wenn gleich edler, aber in vielen Zügen feines Privatlebens mit Schwächen and Neigungen vergefchwisterter -unfreyer Mann. Der Weise kann folglich sich, frey zu wollen, und also frey zu seyn, allein bes ſtimmen.

Wåre demnach das Unmögliche mögz

lich, denkbar ein Land, das Philosophen beherrs fchen, und das , dies vorausgeseßt , auch blos Philosophen bewohnen : denkbar, daß dieseLeute sich, nicht wie ihre entarteten französischen Brüz der, die Zügellosigkeit einblåuen würden ; so ließe fich eine solche, aufphilosophische Raisonnements gegründete Staatsverfaſſung vielleicht unters legen, die außerdem nichts ist, als eine gefähr liche Chimäre, die dem natürlichen Hange des

23

(

326 )

Pöbels zu den abscheulichsten Ausschweifungen und den Künstlertatenten konſequenter Bösewichter offenes Feld anbietet.

. In bloßem Naturſtande ſind und bleiben freys lich die Menschen, in Rücksicht auf ihre Hands lungen frey , und einander an Rechten gleich, wenn jeder Mensch isolirt lebt.

Alsdann ers

blickt man in Jedemeinen unumſchränkten Herrn, dessen Wille sein Gefeß und sein Richter ist. Da Erhaltung und Fortpflanzung aber der Endzweck des Menschengeschlechts ist ; so steh' ich billig im Zweifel, daß die Situation des Menschen in seis ner isolirten Lage gedacht werden kann . Man verseze ihn also , und sich mit ihm gleich in die patriarchalische Vorzeit, wo die Familien -Herrs schaft beginnt, wo der Stand des Eigenthümers oder Herrn der Heerden und des Knechts, Bes fehl und Gehorsam, Gesetz und Unterwerfung uns verkennbare Unterscheidungslinien ziehen , und die geträumte natürlicheFreyheit und Gleichheit istin einem Nu verschwunden. Zwangsrecht und Empde rung nehmen jeßt Wechselsweise ihre Stellen ein, Ganz anders verhält sich's folglich nun schon ; das mit hören die goldnen Tage der natürlichen Vors rechte auf. Aber bey weitem noch abstechender zeigt fich die Lage mehrerer Familien bey ihrem Eintritt in eine allgemeine Staatsgefill¡chaft. Jeder ihrer

( 327 ) Bünsche, ja jede unbedingt freye Bewegung des individuellen Arms, die im isolirten , und viel leicht , aber auch nur unter gewiſſen Einſchrån " fungen, noch im bloßen NaturstandeeinzelnerFa milien, ganz unschädlich, folglich völlig erlaubt ſeyn kann, müſſen ſich jezt unter dem eisernen Scepter der Gefeße beugen, die dem allgemeinen Besten der Gesellschaft durchgehends die willkühr liche individuelle Freyheit, und also oft eine an sich tadellose Handlung selbst unterordnen, weil fie ein andres Glied der Gesellschaft im Genuß, auch blos ſeinerBequemlichkeiten , drången könnte. Ich will mich durch das Beyspiel einer bekannten Anekdote erläutern : ¿ Kaiser Joseph II., ließ das Behältniß seiner Hunde ausbessern, und in einer der Vorstädte Wien's einen Stall miethen, wo rinn er, während des Baues, ſeine Hunde einzu sperren befahl.

Das beständige tåg- und nächt

lich wildtobende Gebelfere der Thiere mishagte einem dicht beywohnenden Handwerksmann, und ftörte ihn, der ermüdet von harter Arbeit in den Armen des Schlafs neue Kräfte für den kommen den Tag zu sammeln suchte , befonders in seiner

1 ihm so nothwendigen nächtlichen Ruhe.

Er be

schwerte sich deshalb , und obgleich der Kaiser ihm eine Vergeltung anbot ; so verwarf er doch diese, und bestand einzig auf ſeiner Forderung : * 4

( 328 ) Die Hunde weg zu bringen,

und drohte,""im

entgegen geseßten Falle, den Kaiser zu verkka gen.

Joseph,

der mit seinem Beyspiel voran

ging, nur den

Gefeßen zu gehorchen, ließ es

willig

auf den Ausspruch des Richters an=

kommen,

und Jofeph

zeß mit Kosten .

4 #verlor - den Pró

Wir sehen in diesem Vor

gange gewiß eineHandlung, die in dem gegebenen Bloßen Naturstande unverwerflich war , und da beyl nicht einmal in Frage kommen konnte. Um gekehrt erscheint selbige in der Gesellschaft ; wo die einzige Feder solcher Handlungen ist : alles thun zu dürfen, was ſich mit der Bequemlichkeit Des Andern verträgt.

Unmöglich kann man alſo Das Recht des Menschen im bloßen Naturstande unbedingt

auf die Gesellschaft anwenden.

Vergebens sucht man in den Einschränkungen der Gleichartigkeit desselben die Sophistereyen zu ent fernen. Die Menschen sind nur zu sehr geneigt, སྒྲ verschiedene Begriffe zu verwechseln, die man mit Denselben Worten ausdrückt. Der gesunde Theil eines Volks wird die Gränzen der Gleichartigkeit vielleichtbegreifen ; aber der Pöbel, dieser ungleich zahlreichere und geradezu größte Haufen der Na tion erkennt ſie gar nicht.

Es giebt Handlun gen im Staate; die , wie z. B. solche in Bezug auf die Kaufmannschaft , **der ganzen Gesell

( 329

)

schaft Bortheile , aber einzelnen Gliedern Scha den gewähren , und deſſen ohngeachtet muß das Gesez sie handhaben ; andre , welche , wenn sie gleich gegenwärtig den individuellen Nußen a be≥ fördern , doch die Wohlfart der ganzen Gesell schaft zu beschränken , oder gar zu verbieten bes gehrt, weil sie in entfernten Folgen verderblich werden können. Das sind Paradoxe für den a Pöbel , dieſer mit ſeinen Vorſtellungen in ein Verhältniß zu bringen nicht versteht. Was man seinen Freiheitsideen entgegen stellen kann , sind nur anwendbare Rechte der Natur , nur tief be rechnete • bürgerliche Geseße , nur feierlich be $ schworne Verträge und nur seit Jahrhunderten erworbene Vorrechte, J oder ein an die Stelle der Geseze tretendes Herkommen - Eine offenbare Ueberzeugung, daß in der Staatsgesellschaft nicht nur das Gesetz gilt, jeder darf alles thun, was feinem Andern schadet ; sondern auch das Geseh , keiner darf das thun, was , ob es

gleich

der individuellen

Freyheit nicht zum Nachtheil gereis k ་ chet , doch der ganzen Gesellschaft schädlich seyn kann , und dafür hat er kein # Dhr. Er verbindet mit dem Worte Freyheit die fürchterliche Idee, welche jedes Individuum zum Tyrannen der Gesellschaft , und die Gesellschaft

* 5

( 330 ) zur Sklavin eines jeden insbesondere macht. Seine Freyheit artet in Zügellosigkeit aus , in eine "S Frechheit , die Religion , Sittlichkeit und Gerechtigkeit ungescheut mit Füßen tritt und durch keine Logomachie in Schranken gebracht werden kann. Ich berufe mich auf die tragiſchen Auftritte in dem heutigen Frankreich und fchweige.pend e Nicht minder hirngespinstig ist die Idee von einer völligen natürlichen Gleichheit der Menschen, und schon, unter gewissen Modificationen sey es gesagt , im bloßen Naturstande selbst. dende Natur dient mir zum Argumente.

Die bil Wohl

thåtig durchläuft ſie die Stufenleiter der Tendenz zur unendlichen Wirksamkeit und zur unendlichen Erkenntniß.

Wohlthätig gewährt sie uns in den

zahllosen Abwechfelungen die Unterſcheidung des Schönen und des Guten. Wie bald würden un fre Augen bey dem Anblick fruchttragender Fel der, blumenreicher Flächen , schattigter Wälder, ehrwürdig in die Wolken steigender Gebürge, ſpie lend rieselnder Silberbäche ermüden und von Un Lust und Ueberdruß sich trüben, wenn beständig nur der nåmliche Gegenstand unsre Sinne feſſel te! Wie bald der Weltenbau kraftlos veralten, verdrängten dieJahrszeiten einander nicht, um Schlaf, Bewegung und Mäßigung in ihn zu

1

(

331

)

bringen! Diefe Mannigfaltigkeit giebt dem Gans zen den innern Gehalt, der unsern Geist zurWons netrunkenheit, Bewunderung und Ehrfurcht er hebt. Wenden wir unsre Blicke von der belebten Natur weg und weilen damit über dem Erstaunen erweckenden Menschengeschlechte ! Man ſtelle fich vor einem fast unendlichen Gliederweise an einans der gefetteten Zirkel, und inſelbigem zahllose Punk te von verschiedener Größe, die sich, abhängig von einander, berühren, und das ungleichartige Verk hältniß der Menschen gegen einander ist summiret An dem einen Endpunkte der Kette steht ein int höchsten Grade Blödsinniger , der, indem er bloß nach Naturtrieb, oder Instinkt, handelt, ” an das Thiergeschlecht grånzt, das sich so, wie er, bewegt und empfindet ; das lehte Glied bildet ein Mensch, der seine Sinnlichkeit besiegt hat, folglich den feinsten Verstand besigt , bey dem also die Kraft der Aſſimilation ins Reich der Wahr heit übergeht und den man daher den Weis sesten nennen muß ; den Zwischenraum füllen Menschen aus , Riesen, Männer und Zwerge, von der Natur verschwendrisch mit einnehmen " den Gestalten , oder stiefmütterlich mit körper lichen Vorzügen , oft gar mit Ekel erregenden Gebrechen ausgerüstet, Wesen, die bald denken, bald nicht denken.; kurz ! die sich in einer chaotis

1 ( 332

)

schen Verwirrung von Leidenschaften, Thorheiten, Stumpfheit und Stärke des Geistes, in einem Andräng mächtig gegen einander wirkender Tem peramente wirbeln.

Wir sagen von einem Man

ne, dessen Verstandsfråfte:ſich für große: Gegens stånde, erhabene Thaten, großmüthige Aufopfe rungen warm and thätig interessiren

von dem

schongenannten Rouſſeau sagen wir : ser iſt ein Mensch, und dasselbe sagen wir von dem Gröns Länder, dessen Herz fo falt, als sein Klima ist ; als lein vergessen können wir nicht, daß diese Ungleiche artigkeit diese beiden Menschen in ein natürli ches Mißverhältniß, bringt, den Unterschied der Menschen beståttigt , oder was einerley, ift , die Nothwendigkeit der Existenz verschiedener Stände erkennt, wenn die Rede auf die Vereinigung ei ner Menge Menschen zu der Staats - Geſellſchaft kommt.

133

Hierspringt die völlige Gleichheit der Mens ſchen, als ein unanwendbares Unding, ganz in die Augen.

Unmöglich kann man den Landmann,

Handwerker, Künstler und Kaufmann in eine ges naue Parallele , mit dem Matrosen, Laſttråger, Karnschieber und Schuhpußer stellen.

Andre

Erziehung , Begriffe , Indüstriezweige , Armuth und Reichthum , Sitten , Neigungen , Tugenden und Lafter gehdren jeder Kaste eigenthümlich :

333

)

felbst die Eigenheit ihrer Wohnpläge in Dörfern, Flecken, kleinen und größen Städten bezeichnet ihren Abstand von einander ; das alles bestimmt offenbar den natürlichen und politischen Unters schied dieser Menschen und ihre Eintheilung in Ordnungen oder Stände des Pöbels, der Bauern und Bürger.- Jch sage kein Wort von dem Erbs adel und dem geistlichen und gelehrten Stande ; ich überläſſe es denen, die fé entwürdigen, ihre gewagten Grundsäße vor dem Forum der gefuns den Vernunft zu rechtfertigen.

Ohne eine Stus

fenfolge von Vorrechten, die Wetteifer erwecken, Fann kein großer Staat blühend , also nicht glücklich seyn : dies ist mein Glaubensbekenntniß Eben fo wenig werde ich die Ungereimtheit des Begriffs bekämpfen, den man mit dem gebrand markten Worte : Aristokrat verbindet. " Wer sieht es nicht ein , daß, bey der natürlichen Uns möglichkeit, alle Staatsbürger - ich """" schweige von Reichthum

nur wohlhabend zu machen , die

nothwendigeFolge ist: daß derjenige, welcher die Macht, sich Ansehen und Anhang zu verschaffent, ' in Hånden hat, in feinem Gefolge die Aermern' aufnimmt, die willig seinen Winken gehorchen ?" Wer begreift es nicht, daß Reichthum allein, ohne Unterschied der Geburt , die Gränzen zwischen Herrn und Diener sehet ? Es wäre mehr als Uns'

( 334 ) sinn, gat teuflische Bosheit, deswegen die Reichen von der Erde vertilgen zu wollen. Sie müssen zu allen Zeiten, besonders wenn Unglücksfälle die Fülle der Leiden über die bedrängtesten Volks Elaſſen verbreiten, die Nahrungszweige verviel fältigen und wohlthätigen Saamen der Erwerbs mittel ausstreuen . Ein Staat von Bettlern würde bald zu einem von Banditen und Gaudieben herabs finken, die Hordenweise jedes benachbarte Land überschwemmen, plündern und verwüſten würden. Wer kann es sich endlich verhehlen, daß die ge= rühmte Volks - Souverainitåt nichts ist, als eine Satyre auf die Willfährigkeit des Pöbels, sich gångeln zu lassen ? Untersuchen wir mit Aufmerk famkeit die Grundlehre der Franzosen : daß die untheilbare Oberherrschaft der ganzen Nas tion, aber keinem Theil des Volks, keiner einzel nen Person gehört, und daß ſie nur durch Ueber tragung an unverantwortliche Stellvertre ter ausgeübet werden kann; so werden wir sehr klar finden , daß, indem die Regierung in der Gewalt einiger unverantwortlicher Stellvertres ter ruhet , die21 vorgebliche demokratische Regies rung in eine offenbare Aristokratie übergeht. Wenn ich auf der einen Seite die verhältnißmås Bige Ungleichheit der Menschen, in der Staats Gesellschaft laut behaupte, weil sie dem Staate

& ( 335

)

selbst vonso großem Vortheile ist; so bin ichhins gegen ganz entfernt, ihnen in Rücksicht auf den Genuß der bürgerlichen Rechte die gleiche Theils nahme abzusprechen. Die Freyheit der Perso nen und die Sicherheit des Eigenthums müssen allerdings

ohne Unterschied , den Geburt, Ars

muth oder Reichthum gewähren könnten , jedem unter gleichen Schuß der Gesetze zu Nuße kom men. · Aber ich frage den Blutrichter, ob er bey der Bestrafung eines in der Rohheit der Sitten aufgewachſenen unglücklichen Verbrechers und eines mit der Kultur der feinen Welt vertrauten konfequenter Bösewichts, in einem gleichemVerz gehungsfalle, keine Rücksicht auf diese relevante Umstände nehmen wird ?

Den Moralisten, ob

er demTugendhaften, der in der armseligen Strohs hütte hauset und die Hälfte seiner Haabe insges heim zur Rettung ſeines bedrängten Nachbarn aufopfert, nicht den Vorzug vor dem Mann ges ben würde , der einen Theil seiner Reichthümer zum gleichen Endzweck anwendet, wenn die Redę von der Belohnung der beyden Staatsbürger seyn würde? - Den Financier, ob die wahren Grundlinien der Gleichheit der Abgaben nicht von der Maaßgabe der Ungleichheit der Stände , ihs rer Lagen und ihrer Erwerbsmittel abhängen ? Meine Leser werden die Antworten ahnden. j

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)

Hieraus sieht man, daß, obgleich die Geseze für jeden dieselben ſeyn müßen, ſie belohnen, oder bestrafen, doch diese völlige Gleichheit durchges hends nicht anwendbar ist. — Daher das wohls thätige Recht der Begnadigung oder Milderung der gefeßlichen Strenge in den Hånden der Lans " desherrn. Vergebens ſucht man also uns, das französische System von Freyheit und Gleichheit, als ein Meisterstück der menschlichen Klugheit; zu empfehlen.

Unmöglich können wir Teutsche, sö

lange wir nicht unsern Nationalcharakter - ver leugnen, an Etwas einen Geschmack finden, das, ausgemacht in feinen Grundſäßen so ungereimt, und in ſeinenFolgen für dieWohlfart des Staats fo verderblich ist.

Nimmermehr kann man bils

ligen, daß die bürgerliche Obrigkeit, ihre Ruthen nebst dem Richtbeile einer andern, als der durch die Geseze bestätigten Gewalt überlasse.

Seht,

dies ist die jämmerliche Wirkung, welche die frans zösische Constitution nach sich ziehet, die, indem sie den gordischen Knoten der Vernunftſtreitigkeiten gewaltsam auflöſet, dieAnwendung der Reſultate dem Zusammenflusse giebt.

der Leidenschaften Preis 1* 3 Dieses sind die Früchte der Predigten

einer Horde aufrührerischer Menſchen yo welche die Philosophie im Mundez führen , 14 und durch die Ausübung zahlloser : Schandthaten beweisen, nichts

( 337

)

nichts weniger als Philosophen, sondern Nichts würdige sind , die zuvor nicht selten am Bettels stabe gekrochen und nun im Ueberfluße schwel gen ; und welche vorseßlich ihre unbedachtsamen Anhänger in das erbårmlichste Elend der Anar chie , der Plünderungen und der Erwürgungen stürzen, und die lebenden Generationen zu Grun de richten , um , wie sie vorgeben, unsere Nachs kommenschaft in den Stand der allgemeinenGlücks seligkeit zu versehen.

Grade, als wenn die Ber

wüstungen des Vesuvs die Besaamung zerstörter Feldländer wirkte.

Besäß' ich doch die Gabe der

unwiderstehlichen Beredsamkeit der größten Red ner der alten und neuern Zeit , um die ungeheus re Abscheulichkeit dieser Grundfäße

in ihrem

ganzen Umfange enthüllen zu können , damit meine Leser bey der geringsten Anwandlung , sie in Zweifel zu stellen, davor zurückbeben möch ten !

Könnte ich doch mit treffenden Farben

das Urbild der unglücklichen Zeitläufte ausma len, wo Handel und Wandel ſtille stebt ; wo nies mand im Besitze des Seinigen sicher ist ; woman auf nichts gewisseres seine Rechnung

machen

kann, als auf Tod und Armuth ; kurz ! wo eine allgemeine Raferey die Künste und Wiſſenſchafs ten verjagt, die Unmenschlichkeit bis zur endlosen ' Ausschweifung getrieben wird, und eine raffnirte ❤

( 338

)

Grausamkeit denjenigen zum angenehmen Stu dium und wonnevollen Zeitvertreibe dient, die mit ihren Kenntnissen von Menschenwürde ſtolzieren 1 und sich für großmüthige Wohlthäter des Men schengeschlechts erklären ! - Doch für teutsche Månner, die ihr Vaterland lieben — und zur Ehre meiner Leser rechneich sie alle darunterbraucht 1

es offenbar nicht der Beweise, um sie zur Treue und Anhänglichkeit an unsere Conſtitution zu entflàmìèn . Auf Erden ist nichts vollkommen . Das Beste hat seine Mångel, und führt seine Unbequemlich keiten bey sich . Man kann an einem Biffen Brod ersticken, der uns doch zur Lebens - Unterhaltung gereicht. 5 Es giebt also auch Dinge, welche uns fern Staatsverfaſſungen, ohnerachtet alles Mißs brauchs, den man damit treiben kann, unentbehrs lich find.

Die privilegirten Stände der Bürger,

des Adels und der Klerisey find bey weitem nicht so drückend, als man sie zu schildern strebt. Wie vielmal haben sie nicht, in den bedenklichsten Um stånden, ein ganzes Land von dem unglücklichsten Schicksal errettet, das ohne ihren Beytritt uns vermeidlich gewesen seyn würde !

Zudem muß

man nie vergessen, daß die Vorrechte dieser Ståns de ein wohl erworbenes Eigenthum ausmachen, das ursprünglich oft sehr theuer erkauft , und

}

(

339

)

feitdem von einem Besizer an den andern für baares Geld überlassen worden. Man vergesse alſo nie, daß , öbgleich bey Abfaſſung bürgers licher Gefeße die Regel der strengen Gerechtigkeit gilt, es hingegen bey Beschränkung oder gar Auf hebung solcher Privilegien so wohl, als bey Ab fassung einer Landes $ Constitution oder eines Staats-Grundgeseßes überhaupt, auf die Richt schnur ankömmt, die hier die ſtrengste Gerechtig keit und Billigkeit, mit einander in das genaueſte Verhältniß gebracht, geben. Nicht minder über trieben ist auch der Einwurf, als wenn nur ges wisse Stände sich des Anspruchrechts aufStellen und Bedienungen bemächtiget håtten ; da wir verdienstvolle Männer, die größtentheils aus den untern , nicht selten untersten Volksklassen ab= stammen, in allen Regierungsdepartements ans treffen : und, man kann es mit Gewißheit behaup ten, ſte übersteigen bey weitem die Anzahl der übrigen, die mit Geburtsvorzügen prangen . Vie le werden sich ohne Zweifel wundern , daß ich ihnen nicht etwas von unsern Armeen ſage ; al lein es wird mir erlaubt seyn , sie zu ersuchen, daß sie überlegen, es sey bey meiner Darstellung der Lage der Dinge in unserm Vaterlande mein einziger Zweck gewesen, von unsern beschränkten Landesherrn zu reden, und nicht eigentlich von ſol Y 2

( 340 ) chen Souverains, die zwar auch teutsche Reichs ständesind, und daher ihre Unterthanen, auch nach Maaßgabe eben der Reichsgeseße, regieren, aber doch auch auswärtige Kronen tragen, und in die fem Betrachte auffer dem Umkreise meiner Absicht liegen, obgleich ich übrigens gar kein Bedenken trage, auch auf die Regierungsweise dieser Mo narchen die Rechtfertigung anzuwenden, welche ich mich, in dem vorhergehenden, aus Ueberzeu gung und mit allem Fleiß bemühet habe , in Rücksicht auf unsere Regierungen zu erweisen. Man erinnere sich unterdessen ,

und darau

kann kein Staatsmann zweifeln, daß grade Frank reich, durch die ungeheure Größe seiner Kriegs heere,

diese Monarchen in die unumgängliche

Nothwendigkeit des

ansehnlichsten

gungsstandes versehet hat.

Vertheidis

Als Ludwig XIII.

60,000 Soldaten unterhielt, hatte Kaiser Ferdis nand I. bey ungleich grösseren Befihungen, kaum 30,000 Mann im Solde. Dieses zwang die Kais fer aus dem Hause Desterreich, die Könige von Preußen und selbst die nicht ganz unmächtigen teutschen Fürsten, auch so viele Truppen auszus rüſten, als ſie, ohne ihre Unterthanen sehr hart zu drücken, bezahlen können , um die Sicherheit ihrer Länder und des Eigenthums ihrer Unters thanen gegen die raubgierige Feindseligkeit der

( 341

)

Franzosen zu beschüßen. Und dieſe traurige Noth wendigkeit vermehret sich heut zu Tage um fo offenbarer, je mehr es in die Augen springt, daß die gegenwärtige Generation der Franzosen und ihr politisches System - wie es jest öffentlich ihr Nationalconvent gefeßförmig erkläret hat mit dem Ungeheuer einer revolutionairen Gewalt schwanger gehen, die Räubereyen, Mord und Er oberungen, alle Gefährten der barbarischenVolks Wanderungen, in ihrem Gefolge hat. Wie wünz schenswerth also ist es nicht, daß der tapfere und treue Gemeingeist der Teutschen nun die våterli che Sorgfalt, den Edelmuth und die Wachsam keit unserer Fürsten warm und thätig unterstüße, und die gegenwärtigen großen Gefahreu eines schrecklichen Krieges dem unabsehbaren Elend eis ner fünftigen Sklaverey vorziehe, um die Frey heit unserer Personen und die Sicherheit unfers Eigenthums zu behaupten, und ſie ſo unversehrt Nachkommenſchaft fortzupflanzen !

auf unsere

Gewiß ist sodann der schändliche Zuruf der noch schändlicheren Feldherrn , welche an der Spike irregeführter Krieger und gedungener Lumpens kerls, die aus Frankreich auf unser Vaterland losfiürzen, allen Staats - Verträgen, dem allges meinenVölkerrechte und der Menschlichkeit selber Hohn sprechen, zu dem, was er gilt, verwerflich

(

342

)

und verabscheuungswürdig gemacht

und der

Sieg unser! Mit Freuden kehren wir hierauf in unsere friedsamen Hütten zurück, und } bleibt uns alsdann einWunſch und eineBitte an unſere Lan desherrn noch übrig , so sey's : ' ,, JederFürst ler ne die Regentenlehren , die der große Mann ,, meines Gegenstandes , * Churfürst Johann Cis cero , zum unverwesentlichen Vermächtniß hin ,,terließ, genau kennen und thatig ausüben! " Jeder Fürst lehre denjenigen , den Gott ihm » zum Nachfolger bestimmte, kie zweckmäßig-nach zuahmen! “

Alle wollen streben , zu werden,

was der erhabene Herzog , der Guelfe Carl Wilhelm Ferdinand seinem Lande ist ein $ Vater des Volks ! Ich schweige von diesem seltenen Regenten , feinen kriegerischen Heldenthaten , seinen hellen Einsichten und prak tischen Kenntnissen, von dessen unsåglichen, beys spiellosen Verdiensten um die Wiederherstellung der Ordnung in den Finanzen, die Begründung des allgemeinen Wohlstandes, und die Bevestigung der individuellen Glückseligkeit , da davon mir feine eigene große Bescheidenheit zu reden verbie tet; aber dies kann ich nicht verschweigen : ich dachte nur Ihn, wenn ein treffender Zug eines treflichen Regenten in meine Feder floß !

Nöthige Verbesserungen. Seite 32, Zeile 8, statt gleichseitigen lies : gleichzeis rigen, 561 " 18, würden 1. wurden. : 62, ፡ II, 3 Clodoreus l. Clodoveus. 651 : 23, : betreffen 1. betrafen.

;

76, 80,

3 921 : III, $ 118, : 129, 2 ' ' 148,

?

13, a den 1. dem. 28 6, nachgejaget l. nachjager. S 1 17/ › seinen L. seinem. 3 14/ 3 Ludwig XV. I. Ludwig XIV. 141 : andere l..anderen. ; 16, : ihm I. ihn.

3:

2718 20, 3

Volksgeist l. Volksgunſt. › 3 Fabrik 1. Fabriken, zu ganzen Körperschaften 1. zu

$ 162, ; 201,

;

21

$ 206, : 2131 $ 215,

1 1 S

221

: 218,



2, muß nach dem Worte wenn noch stehen: dadurch .

222,

1;

2, ftatt Maon I. Macon.

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der ganzer Körperschaften. ihm l. ihn.

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• ´ nach der I. noch die.

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verschiedenem I. nes.

ebendas.

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s 2391

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3

: 2741

24/

;

281,

6,

+1 verſchiedes

Diebstahl und Einbruch I. Diebstahl mir Einbruch. constituirenden I. constituirs ten. von und unbändigsten I. und vom unbåndigſtem. Mordwurth 1. Mordwuth.

Seite 282, Zeile 16, ftatt Höllenfluths 1. Höllenpfuhis. ፡ 283, ; 7 Familie 1. Familien. 2841 3 13, S in den Gemüthern siegen l. in die Gemüther führen. indici I. indice. 288, " 19, ? 2891 " 4 Ein 1. Sein. ` .

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2971



9. 10, ftatt : welche in diesem Club der eben l. welche der in die fem Club eben. oberrichterlich 1. oberstrich

13,

311,

terlich. 3157 336,

151

4

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Salzburg 1. Sulzburg.

27, nach dem Wörte beweisen , seke man : daß sie

- Einige andere unerheblichere Fehler wird der Leser von selbst zu verbessern wissen.