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German Pages 546 Year 1877
Jahresberichte
über
die
Veränderungen
und Fortschritte
im
Militairwefen .
III. Jahrgang. ― 1876.
Unter Mitwirkung des Oberst Baron v. Meerheimb, der Oberstlieutenants Blume, Kachler , Kühne , Bincent, der Majors Müller, Scheibert, Weygand , Witte, der Hauptleute Frei herr v. Firds , Hilder , Hörmann v. Hörbach, Jähns , Meckel , Pochhammer, Rohne, v. Sarauw , Sperling, Wille , der Premierlieutenants Danzer, Taubert und mehrerer Anderer herausgegeben
von H. v. Löbell , Oberst z. Disp.
IVL
Berlin 1877. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuchhandlung Kochstraße 69. 70.
A
Wav
21.6
L
KF 471
HARVARD COLLEGE SEP 12 1933
LIBRARY
Dreselfund
. رد
Uebersehungsrecht vorbehalten. Nachdruck einzelner Abſchnitte nicht erlaubt. Reichsgeset Nr. 19. v. 11. Juni 1870.
Vorwort.
Der dritte Jahrgang der „ Jahresberichte über die Veränderungen und Fortschritte im Militairwesen ", das Jahr 1876 umfassend , tritt mit dem Wunsche an die Oeffentlichkeit, daß es ihm beschieden sein möge, gleich seinen beiden Vorgängern, sich die Gunst des militairischen Publicums und das Wohl wollen der kritischen Stimmen des In- und Auslandes zu gewinnen. Er schließt sich nach Tendenz und Inhalt eng an die beiden ersten Jahrgänge an und füllt die Lücken aus, die in ihnen noch vorhanden waren. Er bringt die bisher vermißten Berichte über das Heerwesen der Schweizerischen Eid genossenschaft und über das Militair- Eisenbahnwesen und außerdem zum ersten Male Berichte über das Heerwesen Egyptens und von Tunis und über die Ballistik.
Im dritten Theile , der Beiträge zur militairischen Geschichte des
Jahres vorlegt, wird über den Schluß des Karlistenkrieges , über den Krieg der Niederländer gegen Atjeh , über den Russischen Feldzug gegen Kokan 1875–76 und über die Kämpfe auf der Balkan-Halbinsel 1875–76 berichtet. Die diesem Theile einverleibten Nekrologe haben eine verhältnißmäßig große Zahl erreicht, da das Jahr 1876 allen Armeen überaus viele ihrer hervor ragendſten Offiziere geraubt hat. Die Kürze mancher der biographischen Skizzen möge in dem Wunsche eine Entschuldigung finden, bei dem beſchränkten Raume nicht zu viele der Todten ohne ein Andenken zu laſſen. Manche der früheren Berichte haben in dem vorliegenden Jahrgange keine Fortſegung gefunden.
Die militairischen Jahresberichte wollen sich hierin
dem Verfahren ihrer Genosſſen auf anderen Gebieten der Wiſſenſchaft anſchließen und können dies wohl ohne Nachtheil thun, weil nicht alljährlich in dem Heer wesen aller Länder und in sämmtlichen Militairwissenschaften eine solche Be wegung stattfindet , daß es nothwendig erscheint , sie durch einen Bericht dar zustellen. Ihrer Natur nach ſchließen die Jahresberichte mit Ende December 1876 ab und haben nur in seltenen Fällen Thatsachen des laufenden Jahres be achtet. - Inzwischen sind die Ereignisse im Fluß geblieben , so daß einzelne Angaben und Ansichten bezüglich des zu Neujahr erst noch in Aussicht ſtehenden Orientkrieges sich inzwischen geändert haben. Jahresberichte können eben nicht den Strömungen jeden Tages folgen , für sie bezeichnet das Kalender jahr die Grenzmarken, innerhalb deren sie sich bewegen. Der Kreis der Herren Mitarbeiter , der den ersten beiden Jahrgängen Freunde gewonnen , hat dem Werke seine werkthätige , werthvolle Hülfe von Neuem zugewendet - ihnen allen so wie denen, welche sich demselben zugesellt haben, fühle ich mich verpflichtet, öffentlich meinen wärmsten Dank auszusprechen . Dieser Dank gebührt nachfolgenden Herren : Königl. Preuß. Oberst Baron v . Meerheimb im Nebenetat des Generalstabes zu Berlin,
großen
IV
Vorwort.
Königl. Preuß. Oberstlieutenant Blume , Abtheilungs - Chef im Kriegs - Mini sterium und Lehrer an der Kriegs-Akademie zu Berlin, Königl. Preuß. Oberstlieutenant Kaehler, Commandeur des 2. Schlesischen Husaren-Regiments Nr. 6 zu Neuſtadt in Oberſchlesien, Königl. Preuß. Oberstlieutenant Kühne, Bataillons-Commandeur im 3. Heſſ. Infanterie-Regiment Nr. 83 zu Caſſel, Königl. Großbrit. Oberstlieutenant C. E. Howard Vincent, im Reserve Corps, Mitglied der Geographischen Gesellschaft 2c. zu London, Königl. Preuß. Major Müller im großen Generalstabe , Lehrer an der Kriegs-Akademie zu Berlin, Königl. Preuß. Major Scheibert im Ingenieur - Corps Offizier vom Platz Küstrin,
und
Ingenieur
Großherz. Heff. Major 3. D. Weygand , Bezirks- Commandeur des 2. Ba taillons 3. Großherzogl. Hess. Landwehr- Regiments Nr. 117 zu Erbach im Odenwalde, Königl. Preuß. Major Witte à la suite des Magdeburgischen Fuß-Artillerie Regiments Nr. 4 und Mitglied der Artillerie-Prüfungs - Com miſſion zu Berlin, Königl. Preuß. Hauptmann a . D. Freiherr v. Fircks , Mitglied des Königl. Preuß. statistischen Büreaus zu Berlin, Königl. Preuß. Hauptmann Hilder im Brandenburgischen Fuß- Artillerie Regiment Nr. 3 (General - Feldzeugmeister) und Artillerie Offizier vom Play Swinemünde, Königl. Bayer. Hauptmann a. D. Hörmann v. Hörbach zu München, Königl. Preuß. Hauptmann Jähns im Nebenetat des großen Generalſtabes, Lehrer an der Kriegs-Akademie zu Berlin, Königl. Preuß. Hauptmann Meckel im großen Generalſtabe zu Berlin, Königl. Preuß. Hauptmann Pochhammer im Ingenieur - Corps , Lehrer an der Kriegs- Akademie und der Vereinigten Artillerie- und In genieur-Schule zu Berlin, Königl. Preuß. Hauptmann Rohne à la suite des 2. Hannoverschen Feld Artillerie-Regiments Nr. 26, Lehrer an der Kriegsschule zu Neiße, Königl. Dänisch. Hauptmann a. D. v. Sarauw zu Kopenhagen, Königl. Preuß. Hauptmann Sperling im großen Generalstabe zu Berlin, Königl. Preuß. Hauptmann Wille à la suite des Brandenburgischen Fuß Artillerie - Regiments Nr. 3 (General - Feldzeugmeister) , com mandirt zum Kriegs -Miniſterium zu Berlin, K. K. Desterr. Oberlieutenant Danzer , commandirt zum Generalstabe zu Wien, Königl. Preuß. Premierlieutenant Taubert im 3. Hannoverschen Infanterie Regiment Nr. 79, commandirt zum großen Generalstabe zu Berlin, und allen denjenigen Herren Mitarbeitern , welche auf die Nennung ihrer Namen verzichtet haben. Berlin am Himmelfahrtstage 1877.
v. Löbell, Oberst z. Disp.
Inhalts - Verzeichniß .
Berichte über das Heerwesen der einzelnen Armeen.
Bericht über I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. IX. X. XI. XII. XIII.
das Heerweſen Deutſchlands. 1876 Organisation Wehrpflicht und Erſat Remontirung Ausbildung der Truppen Bewaffnung , Bekleidung und Ausrüstung der Truppen Geld- und Natural- Verpflegung Natural-Leiſtungen für die Armee Ingenieur- und Artillerie -Angelegenheiten . Waffenwesen Generalstab. Landesvermessung Militair- Erziehungs- und Bildungs-, sowie Unterrichtswesen Militair- Gefängnißwesen • Verschiedenes Der Etat für die Verwaltung des Reichsheeres pro 1876 .
Seite 3 3 6
Bericht über das Heerweſen Belgiens. 1876 Rekrutirung che, geistige Ausbildung. Generalstabsreisen. Körperli
Ecole des volon Schule der Soldatenkinder taires. Casernement . Kriegsspiel. - Curse für Pharmaceuten. Studienrath. Aus ― Verpflegung. -― Avancement. Pensionirung. Civilversorgung. - Bekleidung. Bewaffnung. Ördenswesen rüftung. Moral. ― Disciplin. - Subordination Dienst-Reglements . - Uebungen und Manöver Organisation. -- Budget
N 9858 999 228 ARARARA
Erster Theil.
13 20 21 23 25 26 26
29 30 46 46 47 48
49 50 51 52 52
Bericht über das Heerwesen Egyptens . 1876 . Regulaire Armee . - Irregulaire Truppen - Pferdebedarf . Bekleidung. Wehrpflicht. -- Dienstzeit. Versorgung. Bewaffnung . Heil Beförderung. Verpflegung. Sold. Bildungs - Anstalten . anstalten Gerichtswesen . - Militair-Budget Ausbildung. Gliederung. Bericht über das Heerwesen Frankreichs . 1876 . · Die militairiſche Geſeßgebung i. J. 1876 1. Das Rekrutirungs - Geset .
* ** 5 35
Bericht über das Heerweſen Dänemarks . 1876 Ausbildung der Infanterie im Schießen. ――― Erinnerungs-Medaille für die Feld züge 1848-50 und 1864. - Beurtheilung der Wehrpflichtigen behufs • AushebungGesetzvorschlag zu einer neuen Heeres-Organiſation Kriegsspiel. Einführung gußstählerner Hinterlader in die Feld-Artillerie .
54 55
55 56 57
58 59 59 59 59
VI
Inhalts- Verzeichniß.
1876 .
Bericht über das Heerwesen Norwegens. Neues Wehrpflicht-Geſetz
1876 ..
66 66 66 67 67 67 67 69 69 69 69 71 72 73 73 73 73
79 79 81 81
84
86 89 89 90 93 93 93 93
* 388
Bericht über das Heerweſen Großbritanniens. 1876 . Versuchsweise Mobilmachung zweier Armee-Corps Die Volunteers.
65 65 66
*** **
Bericht über das Heerweſen Griechenlands. Gesez über die allgemeine Wehrpflicht
Seite 60 60 61
88888555588887 ~~~~ PPPPPTION
II. Das Armee-Organiſations - Gesek III. Das Cadre- Gesetz IV. In Vorbereitung begriffene Geseze Die Kriegsmittel Frankreichs 1. Personelle Streitkraft 1. Rekrutirung 2. Reserve II. Remontirung . III. Kriegsmaterial 1. Bewegliches Material A. Handwaffen B. Artillerie-Material C. Munitions-Colonnen D. Train 2. Unbewegliches Kriegsmaterial IV. Verkehrswesen 1. Eisenbahnen 2. Telegraphie 3. Luftschifffahrt 4. Taubenpost V. Geldmittel 1. Allgemeine Finanzlage 2. Militair-Budget Die Armee nach ihren Bestandtheilen I. Oberste Leitung und Verwaltung 1. Präsidentschaft der Republik 2. Kriegs- Miniſterium 3. Generalität 4. Generalstab 5. Militair Intendantur II. Die Truppen . 1. Gendarmerie . 2. Infanterie 3. Cavallerie 4. Artillerie . 5. Genie 6. Train III. Administrationen und Branchen 1. Verwaltungs-Truppen 2. Militair-Sanitätswesen IV. Unterricht, Justiz und geistlicher Dienst 1. Militair-Schulen 2. Militair- Gerichtsbarkeit 3. Geistlicher Dienst Mannschaftsklassen und Rangſtufen . 1. Mannschaft II. Die Unteroffiziere III. Offizier Corps Formation und Dislocation I. Active Armee II. Territorial-Armee III. Forst- und Zoll-Wächter Mobilmachung und Kriegs- Formation
94 95
96 96
Inhalts- Verzeichniß. Bericht über das Heerwesen Oesterreich-Ungarns. 1. Allgemeines 2. Organisation 3. Ausbildung des Heeres 4. Militair-Bildungsanstalten und Cadetten -Schulen 5. Militair-Fachbildungs- Anstalten 6. Bewaffnung 7. Bekleidung und Ausrüstung 8. Administration 9. Gesundheitspflege 10. Budget .
1876.
VII Seite . 97 97 97 100 102 106 107 . 107 107 109 111
111 111 112
Bericht über das Heerweſen Portugals. 1876. Budget. - Bewaffnung Befestigungs- Anlagen. - Pulverfabriken. Feldlazarethe
.
112 112
Bericht über das Heerweſen Rußlands. 1876. I. Aenderungen in der Completirung und Organiſation der regulairen Truppen, der Local-Institutionen und Militair-Lehr-Anſtalten A. Die Completirung B. Aenderungen in der Organiſation der regulairen Truppen a) die Feldtruppen mit den Trains und mobilen Colonnen b) die Reserve-Truppen e) die Ersay-Truppen d) die Reichswehr e) die Local- Truppen mit den Hilfs-Abtheilungen C. Aenderungen in der Organiſation der Local - Inſtitutionen der Artillerie, Ingenieure, des Medicinal - Reſſorts und der Intendantur D. Aenderungen in der Organisation der Militair - Lehranstalten II. Aenderungen in der Completirung und Organiſation der irregulairen Truppen A. Aenderungen in der Completirung B. Aenderungen in der Organiſation III. Aenderungen in der Organisation der aus Fremdvölkern gebildeten Truppen IV. Aenderungen in der Organisation der Militair- Verwaltungs- und Commando- Behörden V. Aenderungen in der Bekleidung, Ausrüstung, Bewaffnung, Remon tirung VI. Aenderungen in der Geld , Natural-Verpflegung, Unterbringung VII. Aenderungen im Militair- Gerichtsweſen, Disciplinarverfahren VIII. Aenderungen in der Beförderung zu Unteroffizieren und Offizieren und in dem Avancement der Offiziere IX. Ausbildung der Mannschaften und Offiziere X. Das Militair -Budget XI. Die Mobilmachung eines Theiles der Ruſſiſchen Armee im Herbste 1876 .
112
Bericht über das Heerwesen Rumäniens. 1876. . Miliz Stehendes Heer. Territorial-Heer.
Bericht über das Heerwesen Schwedens . 1876 . Aufhören der Passevolanz Nebungen der Fortificationstruppen
·
112 112 116 116 126 127 130 130
135 135 136 136 136
138 139 140 143 144 144 145 148
149 154 154 155
Bericht über das Heerwesen der Schweizerischen Eidgenoffen= . 156 schaft. 1876.. 157 Die Aufgebote . Aufbringen der Mannschaft. - Militair-Pflichterſay. Territorial- Eintheilung 158 Truppen-Einheiten des Bundes und der Cantone. ――― Stärke des Bundesheeres 159 . 160 Beschaffung der Pferde. - Remontirung der Cavallerie
I VIII
Inhalts -Verzeichniß.
Seite 161 Bewaffnung, Bekleidung und Ausrüſtung 162 Infanterie 163 Cavallerie 164 Artillerie 165 Genie 166 Verwaltungstruppen. Generalstab Militairſanität. 167 Adjutanten. - Stabssecretaire. Offiziere. ―――――― Armee- Division 169 Militairischer Unterricht Vor-Unterricht. - Instructions Offiziere. Organisation des Inſtructions 170 Corps . 171 Thätigkeit der Instructoren und Cadres bei der Instruction . Special Curse 172 Dauer des Rekruten- Unterrichts und der Wiederholungs - Curse. 173 Besoldung Militair-Zeitschriften. 174 Ernennungen und Beförderungen • 175 Entlassung der Offiziere Bundesversammlung. ·- Bundesrath. Militair-Departement. Waffenchefs 176 Oberbefehlshaber. Militair Durchführung der neuen Organiſation. . 177 Budget 179 Bericht über das Heerweſen Serbiens. 1876 179 Gliederung der Armee vor dem Kriege gegen die Türkei 180 Reorganisationsſtatut vom November 1876 Activ - Truppen. ― Reserve = Truppen. -- Die Armee Stehende Truppen. 180 Corps
182 182 182 183 185
Bericht über das Heerweſen Spaniens. 1876 Die Armee im Januar 1876 • Reductionen nach Beendigung des Karlistenkrieges Die Armee nach der Königl. Ordre vom 10. Mai Bewaffnung. -- Unterrichts- Anstalten. ――― Generalität.
Wehrgeset Bericht über das Heerwesen der Türkei. 1876 • Die Armee während der kriegeriſchen Ereignisse auf der Balkan-Halbinsel Stärke der Armee Bericht über das Heerweſen von Tunis .
.
1876
Bericht über das Heerweſen der Verein. Staaten Nord-America's . 1876. Aenderungen in der Organisation Kämpfe gegen die Siour-Indianer Vermehrung der Cavallerie. Reorganisations-Commiſſion Desertionen. Mobilgarden
186 186 188
190 191 191 191 193 194
Zweiter Theil. Berichte über die einzelnen Zweige der Kriegswiſſenſchaften. Bericht über die Taktik der Infanterie. 1876 . . Neuabdruck des Exercir-Reglements für die Infanterie der Kgl . Preuß. Armee Titre Règlement du 12 juin 1875 sur les manoeuvres de l'infanterie . . quatrième. Ecole de bataillon • Instruction pratique sur le service de l'infanterie en campagne England. Normal - Angriffsformation Reglement für die Italienische Infanterie Munitions -Erſah Rußland. Einfluß der 4. Bataillone auf das Reglement. Oesterreich. Feldmäßiges Schießen auf der Armee- Schüßenſchule zu Bruck . • Erercir Reglement für die Schweizerische Infanterie Literarische Erscheinungen des Jahres 1876 Bericht über die Taktik der Cavallerie. 1876 Exercir-Reglement für die Preußische Cavallerie Cavallerie-Uebungen der Deutschen Armee .
Geite 197 197
200 209 217 218 219 219 220 227 229 230 232
IX Seite 232 der Sächsischen Cavallerie 232 in Bayern und der Carabiner Project der Veränderungen und Zusäße zum Cavallerie-Reglement 233 233 Bestimmungen über die Ausbildung der Kasaken - Regimenter 234 Reglement für die vorbereitende Kategorie der Kaſaken . 235 Cavallerie-Manöver bei Warschau Strategische Cavallerie-Manöver im Königreich Polen westlich der · 236 Weichsel . Règlement sur les exercices de la cavalerie vom 17. Juli 1876 239 244 Etude sur le service de la cavalerie éclairant une armée 245 Cavallerie-Uebungen zu Tours 246 Cavallerie- Uebungen im Lager von Chalons Neu- Ausgabe der Abschnitte über Zuſammenſeßung, Führung und Verwendung größerer Cavalleriekörper und über die Gefechte zu Fuß 250 251 Cavallerie- Uebungen zwischen Nikolsburg und Wien 253 Vermehrung der Cavallerie-Brigaden . 253 Uebungen Aenderungen. 253 Inhalts- Verzeichniß.
Umbildung Der Cüraß Rußland.
Frankreich.
Desterreich.
Italien. Literatur
Bericht über die Ausbildung der Lehre für die taktiſche Verwendung der Feld-Artillerie. 1876 A. Entwurf zum Exercir-Reglement für die Feld-Artillerie der Königl. Preußischen Armee B. Exercir-Reglement für die Cavallerie vom 5. Juli 1876 C. Taktik der Feld-Artillerie vom Major Hofbauer D. Verwendung der Feld-Artillerie bei den Manövern Instruction provisoire sur le service de l'artillerie en campagne
Bericht über das Befestigungswesen. 1876 I. Die Fortification in der Kriegsvorbereitung Landesvertheidigung und permanente Befestigung II. Die Fortification in der Kriegführung A. Feldbefestigung B. Pionierdienſt Bericht über das Material der Artillerie. 1876 I. Feld-Artillerie 1. Ballistische Leiſtungen 2. Geschoßwirkung 3. Die Munitions - Ausrüstung 4. Die Beweglichkeit II. Belagerungs-, Festungs-, Küsten- und See-Artillerie 1. England 2. Frankreich 3. Italien . 4. Desterreich 5. Rußland 6. Die Vereinigten Staaten von Nord-America
257 258 259 261 264 264
. 265 265 265 278 278 282
292 292 303 305 309 310 311 311 315 315 318 319 320
Bericht über die Festungs- und Belagerungs-Artilleric. 1876 Belagerungspark . Rußland. Bestimmungen über die Ausbildung der Festungs -Artillerie Oesterreich. Ausbildung der Festungs -Artillerie Frankreich. ― Italien. - England Deutschland
322 322 323 324 324 325
Bericht über die Küften- Artillerie. 1876 Organisation des Dienstes in den Küſtenbatterien Elektrischer Entfernungsmesser Regeln für das Schießen aus Küstengeſchüßen nach sich bewegenden Zielen Die See-Artillerie-Abtheilung
326 327 331 332 336
Bericht über die Handfeuerwaffen. Deutschland Frankreich .
337 337 338
1876 .
X
Inhalts- Verzeichniß. Großbritannien. - Italien . Niederlande. - Desterreich-Ungarn Rußland. - Schweiz Nord-America. Vereinigte Staaten. Rumänien . - Egypten. Merico . Süd-America Die Gewehr Munition . Die Literatur der Handfeuerwaffen
Seite 339 341 342 Canada. 343 343 345
Bericht über die Entwickelung der modernen Balliſtik. 1876 Die Ballistik zur Zeit der Einführung gezogener Geschüße Arbeiten von Prehn Das ballistische Problem für gezogene Geschüße. Die Lösung des ballistischen Problems durch Hauptmann Haupt Die constante Seitenabweichung der Geschosse gezogener Waffen Die Durchschlagskraft der Geſchoffe Die Lehre der Präcision Innere Ballistik . Der Werth der Ballistik
346 346 347 349 351 352 352 353 354
Bericht über die Militair-Statistik . 1876 Neue literarische Erscheinungen und Allgemeines über den Vergleich der Angaben Krankenzugang und durchschnittlicher Krankenſtand mehrerer Heere Sterblichkeit und Entlassung wegen Dienſtuntauglichkeit in mehreren Heeren A. Morbidität . 1. Preußische Armee . 1867-1872 . 2. Russische Armee . 1872 . 3. Desterreichisch-Ungarische Armee. 1871-1873 4. Französische Armee. 1874 . 5. Britische Armee. 1874 . B. Mortalität 1. Preußische Armee. 1867-1872 2. Russische Armee. 1872 . 3. Desterreichisch -Ungarische Armec. 1871-1873 4. Französische Armee. 1874 . 5. Britische Armee. 1874 . C. Invalidität . 1. Preußische Armee . 1867-1872 2. Russische Armee. 1872 . 3. Desterreichisch- Ungarische Armee. 1871-1873 4. Französische Armee. 1874 . 5. Britische Armee. 1874 .
356
Bericht über das Militair-Eiſenbahnweſen. 1876 Skizze der Entwickelung des Militair-Eisenbahnwesens . Anordnungen in Preußen behufs militairischer Benuhung der Eisenbahnen Die Eisenbahn- Compagnien und die technischen Sectionen der Eisenbahnarbeiter in Frankreich Niederländisches Reglement für den Dienst und die Benutzung der Eisenbahnen im Kriege Truppentransport in Desterreich Ungarn nach den Manövern zwischen Donau und Thaya · Die Eisenbahnen in Rußland während der Mobilmachung und Concentration im Winter 1876 Das Russische Eisenbahnneß . Der militairische Werth der Russischen Eisenbahnen . Oberst Kazanski's Angaben über die militairische Verwerthung der Eisenbahnen • Errichtung eines 3. Eisenbahn- Bataillons in Moskau Weitere Russische Maßregeln bezüglich der Verwendung der Eisenbahnen
356 360 361 365 365 366 367 368 371 372 372 372 374 375 376 377 377 378 378 379 379
380 380 386
387 387
389 392 394 395 399 404 405
406 Bericht über das Kriegsspiel.
1876 .
407 Bericht über die kriegsgeschichtliche Literatur.
1876 .
Inhalts- Verzeichniß.
XI
Dritter Theil. Beiträge zur militairischen Geschichte des Jahres 1876. Bericht über den Karliftenkrieg.
1876 .
Seite 409
Bericht über den Krieg zwischen den Niederlanden und Atjeh während 424 des Jahres 1876 . Bericht über den Ruſſiſchen Feldzug in Kokan. 1875–1876 . Das Chanat Kokan . . Ursachen zum Kriege Abwehr des feindlichen Angriffs Offensive gegen Kokan Sicherung der neu erworbenen Gebiete Namangan und Kokan Bericht über die Kämpfe auf der Balkan-Halbinsel in den Jahren 1875-1876 . 1. Die Kämpfe in der Herzegowina und in Bosnien Beginn des Aufstandes. - Die Kämpfe im Juli und August 1875 bis zum Entsaße von Trebinje Guerilla -Kämpfe. ― Verproviantirung der Forts und Blockhäuſer. Zweitägiges Gefecht bei Muratovizza , 11. und 12. November. Cernirung von Niksic´ Die Begebenheiten im Winter und Frühjahr bis zur offenen Theil nahme Serbiens und Montenegros II. Der Krieg zwischen der Türkei und den Fürstenthümern Serbien und Montenegro Truppenvertheilung auf den Kriegsschaupläßen Mißglückte Serbische Offensive. Türkischer Angriff auf Knjazevacs (3. bis 5. August). Kämpfe vor Alexinaz auf beiden Morawa Ufern bis zur Waffenruhe ( 17. September) Die Ereignisse auf den Nebenkriegsschaupläßen Die Kämpfe in Montenegro und in der Herzegowina vom Juli bis Ende September . Vorgänge während der Waffenruhe Wiederaufnahme der Feindseligkeiten ; die Entscheidungskämpfe bei Dyunis, Ende October; Fall von Alexinaz ; Waffenstillstand . .
Schlußwort
428 429 430 431 432 437
440 440 440
443 446
449 449
450 453 454 455 456 459
Nekrologe von im Jahre 1876 verstorbenen hervorragenden Offi 461 zieren u. f. w. 461 Baron de Beurnonville, Franzöſiſcher General 461 Blanchard, Französischer Divisionsgeneral 462 v. Brodesser, Kgl. Bayerischer Feldzeugmeister . 462 v. Budriski, Kgl. Preußischer General der Infanterie 463 de Ceva, Kgl. Niederländischer Generalmajor 463 Cochius, Kgl. Niederländischer Generallieutenant . 464 Cooper, General- Inspecteur der Conförderirten Staaten Nord- America's 465 v. Cosel, Kgl. Preußischer General der Cavallerie 465 la Cour, Kgl. Dänischer Generalmajor 466 Grf. Crenneville, Kais. Kgl. Desterreichischer General der Cavallerie 466 Custer, Generalmajor der Vereinigten Staaten Nord-America's 468 Dargent, Französischer Divisionsgeneral · 468 Grf. Degenfeld- Schonburg, Kais. Kgl. Oesterreichischer Feldzeugmeister 469 Delvigne, Französischer Capitain 469 Dupré, Kgl. Belgischer General 470 v. Erichsen, Herzogl. Braunschweigscher Generallieutenant . 470 Frh. v. Fiedler, Kais. Kgl. Desterreichischer Feldmarschalllieutenant 471 Marquis de Forton, Französischer Divisionsgeneral . 471 de Gevigny, Französischer Divisionsgeneral
XII
Inhalts- Verzeichniß.
Seite 472 de Gondrecourt, Französischer Diviſionsgeneral 472 Granger, General der Vereinigten Staaten Nord-America's 473 Grf. v. d. Groeben, Kgl. Preußischer General der Cavallerie . 474 Hardie, Inspector-General der Vereinigten Staaten Nord-America's 474 Herbert, Kgl. Großbritanniſcher Generallieutenant 475 v. Herrmann, Kgl. Preußischer General der Infanterie 475 v. Honneur, Kgl. Dänischer Generallieutenant . 476 d'Hurbal, Französischer Divisionsgeneral . Frh. v. Jablonsky von Monte berico, Kais. Kgl. Desterreichischer Feldzeugmeister 476 477 Frh. v. John, Kais. Kgl. Desterreichischer Feldzeugmeiſter . 478 v. Krismanic, Kaiſ. Kgl. Deſterreichischer Generalmajor 478 de Lacombe, Französischer Oberſt . 478 Leljakin, Kais. Russischer Generallieutenant 479 Meydell, Kgl. Norwegischer Generalmajor 479 Morin, Französischer Divisionsgeneral 480 Nypels, Kgl. Belgischer Generalmajor 480 Marquis d'Oraison, Französischer Divisionsgeneral 481 Ballières, Französischer Divisionsgeneral 482 Pel, Kgl. Niederländischer Generalmajor 482 v . Peucker, Kgl. Preußischer General der Infanterie 483 Frh. Pokorni v. Fürstenschild , Kais. Kgl. Desterreichischer Feldzeugmeister 483 Princeteau, Franzöſiſcher Diviſionsgeneral . 484 Grf. Prokesch-Osten, Kais. Kgl. Desterreichischer Feldzeugmeiſter . 485 Frh. Ramming v. Riedkirchen, Kais. Kgl. Desterreichischer Feldzeugmeiſter 485 Herzog v. Saldanha, Kgl. Portugiesischer Marschall . 486 Lord Sandhurst, Kgl. Großbritanniſcher General 487 v. Schmidt, Kgl . Preußischer General der Infanterie 487 v. Schüz, Kgl. Preußischer General der Cavallerie 488 Sol, Französischer Diviſionsgeneral 488 Susane, Französischer Divisionsgeneral 489 Grf. Thun-Hohenstein, Kais. Kgl. Desterreichischer Feldzeugmeister 490 Frh. v. Troschke, Kgl. Preuß. Generallieutenant 491 Valaze, Französischer Divisionsgeneral 491 v. Wachter, Großherzogl. Hessischer General der Infanterie 492 Fürst Windischgrät, Kais. Kgl. Desterreichischer Feldmarschalllieutenant 492 Witowtow, Kaif. Ruſſiſcher General-Adjutant 492 v. Wurstemberger, Eidgenössischer Oberst 493 van Zuydewyn, Kgl. Niederländischer Generalmajor . Militairische Chronik des Jahres 1876
494
Alphabetisches Namen- und Sach - Register
526
Erster Theil.
Berichte über das
eerwesen
der
einzelnen Armeen.
Bericht über das
Heerwesen Deutschlands .
I.
1876.
Organisation.
Im m vorigen Jahresberichte wurden bereits diejenigen Neu-Formationen und Formations -Veränderungen kurz berührt , welche sich auf den Reichshaushalts Etat für das Jahr 1876 gründen , und die schon durch eine Allerhöchste Cabinets -Ordre vom 30. December 1875 befohlen waren , aber erst im Laufe des Jahres 1876 zur Durchführung gelangten . Es wird nothwendig sein, auf dieselben nunmehr etwas näher einzugehen. Die besonderen Verhältnisse des Bezirkes des 15. Armee - Corps waren es, welche zu einer Vereinigung der 30. und 31. Cavallerie-Brigade als #1Cavallerie- Division des 15. Armee - Corps " Veranlassung boten. Der Stab derselben wurde in Metz formirt, woselbst er auch garnisonirt. Aehnliche Umstände und Erwägungen ließen die Erhöhung der Marſch bereitschaft der 5 reitenden Batterien der Feld - Artillerie - Regimenter Nr. 8, 14 und 25 nothwendig erscheinen ; man verstärkte daher den Friedens ſtand derselben von 4 auf 6 bespannte Geſchüße. Andererseits erheischte der anstrengende Wacht- und Arbeitsdienst des großen Waffenplatzes Metz eine Verstärkung der dortigen Infanterie - Besatzung , welche, da für eine Verlegung nach Metz Infanterie-Abtheilungen nicht verfüg bar waren, nur durch eine Erhöhung des Etats der dort garnisonirenden In fanterie-Regimenter Nr. 42 und 45 von 566 auf 680 Mann per Bataillon zu erreichen war. Die Formirung eines zweiten Eisenbahn - Bataillons und dement sprechend des Stabes eines Eisenbahn - Regiments war sowohl zur Heran bildung eines im Eisenbahnbaudienst geschulten, ausreichenden Beurlaubtenstandes nothwendig, als auch zur Abgabe der unentbehrlichsten Cadres an die zahlreichen Kriegs-Eisenbahnformationen. Bezüglich der Specialbestimmungen für die Art und Weise der Zuſammensetzung dieses Bataillons verweisen wir auf den vor jährigen Jahresbericht. Die im Eisenbahn-Regiment angestellten Offiziere tragen . ſämmtlich die für dasselbe festgesette Uniform. Offizier-Aſpiranten dürfen im Regiment nicht eingestellt werden. Da die Normal-Friedensstärke des Deutschen Heeres gesetzlich genau fixirt ist, mußten diese Etats-Verstärkungen durch entsprechende Etats- Verminderungen bei anderen Truppentheilen ausgeglichen werden. Demgemäß erfolgte eine Ver 1*
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Militairische Jahresberichte für 1876.
ringerung der Etatsstärke sämmtlicher Cavallerie-Regimenter um 2 Mann und 2 Pferde per Escadron, ferner des Etats der Feld-Artillerie-Abtheilungen und der nicht verstärkten reitenden Batterien im Ganzen um 4 Unteroffiziere, 4 Ge freite, 104 Kanoniere und 132 Pferde, sowie endlich der nicht verstärkten In fanterie- und Jäger-Bataillone um je 2 Mann. Bei den Mecklenburgischen Infanterie- und Jäger-Bataillonen, welche einen höheren Etat hatten, belief ſich die Herabsetzung auf je 5 Unteroffiziere, 4 Gefreite, 39 Gemeine und 2 Hand werker per Bataillon. Diese Etats - Verminderungen erlaubten nun noch weitere Verstärkungen und zwar der Unteroffizier-Schulen um 358 Mann, _ welche Verstärkung im Hinblick auf die großen Schwierigkeiten der Erlangung eines ausreichenden Unteroffizier-Ersatzes dringend nothwendig war, und der in Elsaßz-Lothringen garnisonirendeu 12 Fuß-Artillerie-Compagnien bis auf 144 Mann per Com pagnie, um den anstrengenden Festungsdienst in Metz, Straßburg und Dieden hofen versehen zu können, sowie endlich eine Erhöhung der Zahl der Reitpferde bei den Train-Bataillonen behufs gründlicherer Ausbildung der Mannſchaften. Dem Grenadier-Regiment Nr. 109, welches sich aus dem ganzen Bezirke des 14. Armee- Corps ergänzt , fehlte es bisher an einer ausreichenden Zahl von Mannschaften des Beurlaubtenstandes zur Formation eines entſprechenden Landwehr-Regiments ; nachdem diese Zahl nunmehr vorhanden , wurde die Er nennung eines 13. Hauptmanns (unterstützt durch 1 Feldwebel und 2 Ser geanten) behufs Verwaltung der Bekleidungs - Bestände gleichwie bei den Preußischen Garde-Infanterie-Regimentern erforderlich. Zur Unterstützung der Artillerie-Offiziere der Plätze von Meß, Straßburg, -Mainz, Cöln und Spandau war behufs Bewältigung der ihnen obliegenden ---umfangreichen Geschäfte die Mehranstellung je eines Hauptmanns nothwendig, wohingegen die Vorſtände der Artillerie- Depots in den eingegangenen Festungen Wittenberg, Graudenz und Minden sowie für Boyen fortfielen. Dem Ingenieur-Comité ist ein Hauptmann von der Artillerie hinzugetreten, um bei den auf Festungs- und Belagerungskrieg sich erstreckenden Arbeiten des Comités das artilleristische Ressort zu vertreten. Die Bataillone des Fuß - Artillerie - Regiments Nr. 15 haben an Stelle ihrer bisherigen Benennung „Hannoversches Fuß - Artillerie -Bataillon Nr. 10 “ und „Hessisches Fuß - Artillerie - Bataillon Nr. 11 " die Bezeichnung : ,,1. (Hannoversches) Bataillon “ und „ 2. (Hessisches) Bataillon " erhalten , und werden die Compagnien des Regiments von Nr. 1 bis 8 numerirt. Bei der Militair - Roßarzt - Schule wurde die Zahl der Eleven von 156 auf 132 herabgesetzt , dagegen die Stellen für 4 Ober-Roßärzte und 2 Roßärzte als Assistenten, welche bisher nur commandirt waren, im Etat auf genommen , damit dieselben nicht den Truppen dauernd fehlen , und da diese Etatisirung besonders im Hinblick auf den Mobilmachungsfall dringend noth wendig war. *) In der Benennung der Königlich Sächsischen Reiter- Regimenter sind folgende Aenderungen eingetreten: das Garde-Reiter-Regiment : Garde- Reiter-Regiment ( 1. schweres Regiment), das 3. Reiter-Regiment : Carabinier-Regiment (2. schweres Regiment) ,
*) Die im vorigen Jahresberichte erwähnte Neuerrichtung einer Lehrſchmiede zu Hannover gelangte nicht zur Ausführung wegen Mangels an einem entsprechenden Ge bäude für dieselbe.
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das 1. Reiter-Regiment : 1. Huſaren-Regiment Nr. 18 , das 2. Reiter-Regiment : 2. Husaren-Regiment (Kronprinz Friedrich Wilhelm des Deutschen Reiches und von Preußen Nr. 19) . In Bayern ist in Folge Allerhöchster Entschließung vom 2. März 1876 unter dem 1. April eine anderweitige Organisation des Kriegs - Mi= nisteriums in Kraft getreten. Demzufolge gliedert sich dasselbe in folgende Abtheilungen unter je einem besonderen Chef: 1) Central-Abtheilung , 2) Ab theilung für persönliche Angelegenheiten , 3) für allgemeine Armee - Angelegen= heiten, 4) Militair-Oekonomie-Abtheilung , 5) Abtheilung für das Invaliden wesen , 6) Militair- Medicinal - Abtheilung. Ferner fungirt als selbstständiger Bureau-Chef 7) der Justitiar des Kriegs-Ministeriums. Der Geschäftskreis und der Geschäftsgang der einzelnen Abtheilungen, sowie die Befugniß des Kriegs-Ministers ist ähnlich dem im Preußischen Kriegs Ministerium festgestellt worden. Die Chefftellen der 1., 2. , 3. und 5. Ab theilung werden mit Stabs -Offizieren im Range von Regiments- , ausnahmsweise von Brigade - Commandeuren besetzt. Chef der Medicinal - Abtheilung ist der jeweilige Generalstabsarzt der Armee , der der Militair-Oekonomie-Abtheilung Jm entweder ein Stabs - Offizier oder ein vortragender Rath vom Civil. Intereſſe des Dienstes wie der einzelnen Personen soll des regeren Wechsels wegen nicht allein in der Regel die Uebertragung der etatsmäßigen Stellen an Offiziere nur auf einen verhältnißmäßig kurzen Zeitraum bemessen, sondern die jelben je nach Umständen lediglich provisorisch durch Abcommandirung besetzt werden. Die Ingenieur - Berathungs - Commission wurde aufgelöſt und die Mitglieder derselben bei der Inspection des Ingenieur - Corps und der Festungen , auf welche zugleich der Wirkungskreis jener Commiſſion überge gangen ist, eingetheilt. Ferner wurde in Bayern zum 1. September 1876 die Auflösung der Feuerwerks - Compagnie , die Etatisirung von Feuerwerks- Personal bei den Stäben der Fuß - Artillerie- Regimenter und zum 1. October die Errichtung einer Oberfeuerwerker - Schule Allerhöchst befohlen. Die Stärke der Feuerwerks - Compagnie betrug: 2 Offiziere , 1 Zahlmeister, 2 Ober- und 4 Feuerwerker , 8 Unteroffiziere , 6 Obergefreite , 1 Zahlmeiſter Aspirant, 65 Gefreite und Gemeine, während das Feuerwerks-Personal bei den täben der Fuß-Artillerie-Regimenter auf 25 Oberfeuerwerker, 35 Feuerwerker I. und 12 dergleichen II. Klaffe festgesetzt ist. Das Personal für die Ober feuerwerker-Schule wird dem Personal der Direction des Hauptlaboratoriums entnommen , sowie aus den Feuerwerks - Offizieren bei den Brigaden gestellt. Im Ganzen ist das obere Feuerwerks- Personal um 9 Feuerwerks -Lieutenants erhöht worden. Im Stande der Bayerischen Eisenbahn - Compagnie trat eine Er höhung von 6 Unteroffizieren , 3 Gefreiten und 23 Gemeinen aus denselben Erwägungen und zu denselben Zwecken ein, welche die Vermehrung der Eisen bahn-Truppen in Preußen veranlaßten. Bei der Bayerischen Feld - Artillerie wurde nach Einführung des neuen Artillerie-Materials unter Fortfall der Bespannung für die Munitionswagen die Zahl der Zugpferde bei den Feld-Batterien von 42 auf 28 , und die der Fahrer von 33 auf 25 reducirt , wogegen bei den Train-Bataillonen die Zahl der Reitpferde (von 16 auf 22) , und bei den Pionier-Bataillonen und der Fuß Artillerie der Stand der Mannschaften erhöht worden ist. Ausgeglichen wurden dieje Vermehrungen durch eine Verminderung des Etats der Cavallerie um
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Militairische Jahresberichte für 1876.
2 Mann per Escadron. Aehnliche kleine Etats- Aenderungen haben auch in Sachsen und Württemberg stattgefunden . Zu bemerken wäre noch für Bayern die Auflöſung der Garniſons-Com pagnien und die Bildung von Halbinvaliden-Abtheilungen bei den Armee-Corps, sowie die Bestimmung, daß die Offizierſtellen der Sanitäts -Compagnien künftig hin im Frieden regelmäßig mit Offizieren des Trains und zwar unter Beibe haltung ihrer Uniform und Adjustirung besetzt werden sollen.
II.
Wehrpflicht und Erſatz.
Durch Allerhöchste Cabinets-Ordre vom 8. Juni 1876 find
unter
Aufhebung aller entgegen stehenden Festsetzungen - neue Bestimmungen über Capitulationen erlassen worden. Im Allgemeinen stimmen dieselben mit den bisherigen Feſtſetzungen, welche in ihnen zuſammengefaßt werden , überein, so daß hier nur die neueren , bezw. die wenigen ganz neuen Bestimmungen hervorgehoben werden sollen : Mannſchaften, welche eine Capitulation abschließen wollen, müssen großjährig sein , d. h. das 21. Lebensjahr vollendet haben, event. haben sie die schriftliche und beglaubigte Zustimmung ihres Vaters oder Vormunds herbeizuführen. Bei Vierjährig-Freiwilligen der Cavallerie genügt die Vorlage des Meldescheins zum freiwilligen Eintritt. — Daß mit Dekonomie Handwerkern nicht oder nur ausnahmsweise capitulirt werden dürfte , findet sich in den neuen Bestimmungen nicht aufgenommen. Kein Truppentheil darf mit Capitulanten eines anderen Truppentheils — ohne Zustimmung des Letzteren behufs Gewinnung derselben in Verbindung treten. Mit Mannschaften, welche Truppentheilen oder Instituten derselben Garnison angehört haben oder zu solchen commandirt waren , darf seitens anderer Truppentheile derselben Garni son eine Capitulation nicht früher abgeschloffen werden, als ein Jahr nach ihrer Entlassung von ihrem Truppentheil , bezw. nach Ablauf ihres Commandos . Eine Ausnahme ist nur gestattet , wenn der bisherige Truppentheil des Be treffenden seine Zustimmung zu einer früheren Capitulation ertheilt. - Ver setzungen von Capitulanten können nach denselben Grundsätzen wie die aller übrigen Mannschaften geschehen. --- Die Truppentheile sind berechtigt , Capitu lanten unter Vorbehalt anzunehmen , d. h. sich während eines bestimmten Zeit raums , welcher jedoch 3 Monate nicht überschreiten darf , das Recht der jeder zeitigen Kündigung der Capitulation vorzubehalten. Dieser Vorbehalt ist unter der Capitulations -Verhandlung ausdrücklich zu vermerken. Lettere enthält jest auch einen beſonderen Paſſus, wonach der Capitulant wegen Ablaufs der Capitu lation seine Entlassung nicht während des mobilen Zustandes oder einer von Seiner Majestät dem Kaiser und König angeordneten außergewöhnlichen Ver stärkung seines Truppentheiles, sondern erst bei der Demobilmachung oder Ueber führung seines Truppentheils auf den Friedensfuß verlangen kann. — Unter offiziere von zwölfjähriger und längerer Dienstzeit dürfen nicht nur bei Ver setzung in die 2. Klaffe des Soldatenstandes , sondern auch wenn sonstige ge wichtige Gründe ihr Ausscheiden aus dem Dienst erforderlich erscheinen lassen, gegen ihren Willen entlassen werden. Den Betreffenden ist jedoch 6 Monate vorher durch den Truppentheil von der beſtehenden Absicht protocollariſch Kennt niß zu geben ; außerdem bleibt vor der Entlassung die Genehmigung des General- Commandos einzuholen, welches nach eigenem Befinden auch noch ein weiteres Hinausschieben des Entlassungs-Termines verfügen darf. In Bayern sind auf Grund des § 12 der Landwehr-Ordnung Be
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stimmungen über die Führung der Kriegs - Stammrollen erlassen worden , welche denjenigen für das übrige Deutsche Heer ganz entsprechen. Die Rekrutirung der Armee pro 1876/77 entspricht , abgesehen von den durch die Etatsänderungen der Truppentheile bedingten Modificationen, genau den entsprechenden Festsetzungen pro 1875/76 , welche im vorjährigen Jahres berichte Seite 10 Aufnahme fanden. --- Als Aenderungen sind zu bemerken, daß die Infanterie-Regimenter Nr. 42 und 45 pro Bataillon 225 statt 190, die Bataillone der Großherzoglich Mecklenburgischen Infanterie-Regimenter sowie das Jäger-Bataillon Nr. 14 jest 210 statt 225 Rekruten einstellten. - Die Einstellung der Rekruten zum Dienst mit der Waffe hat bei sämmtlichen Truppentheilen in der Zeit vom 3. bis 8. November ( 1875 vom 1. bis 6. No vember) stattgefunden. Die Einstellung bei den Unteroffizier- Schulen sowie die der Dekonomie-Handwerker fand am 1. October statt, während diejenige der im nächsten Frühjahr einzuſtellenden Trainſoldaten wie gewöhnlich auf den 1. Mai festgesetzt ist. Für Bayern wurden die Einstellungstermine der Rekruten wie vorstehend bestimmt, und die Ersatzquoten für die einzelnen Truppentheile folgendermaßen normirt: A. Zum Dienst mit der Waffe für : a. Jedes Infanterie- und Jäger-Bataillon 190 Mann. b. Jedes Cavallerie-Regiment mindestens 180 Mann. c. Jede reitende Batterie mindestens 25 , jede Feld-Batterie mindestens 35, jede Fuß-Artillerie-Compagnie mindestens 45 Mann. d . Jedes Pionier - Bataillon 200 Mann , die Eisenbahn - Compagnie 55 Mann. e. Jedes Train-Bataillon zu 3jähriger Dienstzeit mindestens 15 Mann, zu 1/2 jähriger 2 Mal 44 Mann ; jede Sanitäts - Compagnie 96 Mann , die Verpflegungs-Abtheilung 48 Mann. f. Bei der Equitations - Anstalt mindestens 60 Mann ; bei der Ouvrier Compagnie 40 Mann. B. Zum Dienst ohne Waffe : Bei der Sanitäts - Compagnie jedes Train-Bataillons zu 2jähriger Dienst zeit als Militair-Krankenwärter 48 Mann, als Dekonomie-Handwerker bei sämmt lichen Truppentheilen mindestens 1/3 des Etats. Auf Grund des § 37 des Reichs-Militair- Gesetzes wurde dem Reichstage rom Reichskanzler eine Uebersicht über das Heeres - Ergänzungsgeschäft im Reichs gebiete für 1875 vorgelegt , wonach in den Bezirken des 1. bis 15. Armee Corps in den Restantenliſten im Ganzen 1,043,517 Mann geführt wurden. Dieſelben entfielen in die verschiedenen Kategorien wie folgt : unermittelt 30,473 Mann, ohne Entschuldigung ausgeblieben 104,389 , anderwärts ge stellungspflichtig geworden 203,756, zurückgestellt 385,420, ausgeschloſſen 828, ausgemustert 42,819 , der Erſatz-Reſerve I. Klaſſe überwiesen 71,297 , der Erſaß Reserve II. Klaſſe 57,357 , der Seewehr II . Klaffe überwiesen 366 , ausgehoben 117,245, überzählig 15,068, freiwillig eingetreten 14,489 . Von den 117,245 Ausgehobenen wurden bestimmt : für das Heer zum Dienst mit der Waffe 112,298 , ebenso zum Dienst ohne Waffe 3152 ; -für die Flotte : 677 Mann aus der Landbevölkerung, 1118 Mann aus der seemännischen Bevölkerung. Von den bei dem Heer und der Flotte während des Ersatzjahres 1875/76 eingestellten Mannschaften des Preußischen Staates waren ohne Schulbildung:
Militairische Jahresberichte für 1876. 3214, oder in Procenten nach den verschiedenen Provinzen ausgedrückt : 13,972 ; Preußen 8,784 ; Schlesien 3,347 ; Pommern 1,528 ; Westfalen Hannover 0,888 ; Rheinprovinz 0,747 ; Brandenburg 0,666 ; Hessen-Nassau Hohenzollern 0,886 ; Sachsen 0,322 ; Schleswig-Holstein 0,261 ; Lauenburg
III.
Pojen 1,056 ; 0,531 ; 0,000
Remontirung.
Während in Sachsen und Württemberg die für die Truppen erforderlichen Pferde volljährig gekauft und gleich als Remonten in die Truppen eingestellt werden, lassen Preußen und Bayern im Hinblick auf ihren größeren, durch jenes einfache Verfahren nicht sicher zu stellenden Bedarf die Pferde , nachdem sie durch besondere Commissionen im Alter von 3-6 Jahren freihändig angekauft sind , vor ihrer Vertheilung an die Regimenter erst auf 1-2 Jahre in die hierfür bestimmten besonderen Remonte-Depots einſtellen. Der Umstand, daß dieses Verfahren in den verschiedenen gesetzgebenden Versammlungen bereits seit Jahren mehrfache Anfechtungen erfahren hat , ver bunden mit den Erwägungen, daß die wirthschaftliche Verwaltung der Remonte Depots mancherlei Verbesserungen dringend bedürftig und hierzu nicht unbedeutende Geldmittel erforderlich sind , und daß die Zahl der Depots (14) überhaupt nicht mehr als ausreichend erscheint ; --- hat die Reichsregierung veranlaßt, dem Reichshaushalts-Etat eine sehr eingehende und intereſſante Denkschrift über dieſen Gegenstand beizulegen. In derselben werden Zweck und Art der Bewirthschaftung der Remonte Depots bis in das Detail hinein behandelt und der Nachweis geführt, daß das Princip der Remonte-Depots der Armee auf eine verhältniß mäßig billige Weise ein brauchbares Pferdematerial sichert. Ferner legt die Denkschrift die Nothwendigkeit der Vermehrung und Verbesserung der Depots dar. Auch in Bayern sah sich die Regierung aus ähnlichen Gründen veranlaßt, dem Etat der Militair - Verwaltung eine Denkschrift über die Verwaltung der Remonte- Depots beizugeben. Leider gestattet der uns zur Verfügung stehende Raum nicht , diese Denkschriften auch nur auszugsweise in allen Punkten wiederzugeben , sondern müssen wir uns auf die Haupt- und Kernpunkte derselben beschränken. Mit der Vermehrung der Cavallerie seit dem Jahre 1867 und dem Anschluß der Contingente der meisten Deutschen Bundesſtaaten heißt es gegen Schluß der Denkschrift ist der Bedarf an Remonten bedeutend gestiegen und zwar bis zum Jahre 1876 mit dem Gesammtbedarf von 7112 um 2647 Stück. Die seit dem Jahre 1867 neu errichteten Depots sind nun aber klein und nicht im Stande, den vermehrten Bedarf zu ernähren, so daß derselbe auf alle Depots vertheilt werden mußte. In Folge dessen sind jetzt sämmtliche Depots über füllt , d. h. die in denselben aufgestellten Remonten können in gewöhnlichen Jahren neben dem erforderlichen Wirthschaftsvich mit dem selbst erzeugten Futter (abgesehen von Hafer, der stets größtentheils gekauft werden muß) gut und hin reichend nicht ernährt werden. Es mußten also theils Heu , Stroh oder sonstige Futter- und Einstreumittel gekauft resp. verwandt , theils wegen Mangels an Geldmitteln die Heu- und Strohrationen für die Pferde und das Wirthschafts vich herabgesetzt werden; in mehreren Depots war man sogar genöthigt , zu beiden Auskunftsmitteln zu greifen. In den regelmäßig auf den Ankauf von Heu und Stroh angewiesenen Depots Wirsiz, Hunnesrück, Bärenklau, Ferdinands hof und Arendsee sind in den letzten Jahren durchschnittlich 24,000 Ctr. Heu und 16,000 Ctr. Stroh, also Heu für ca. 900 und Stroh für ca. 500 Pferde
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gekauft worden. Bei dem Stroh ist deswegen mehr gespart worden , weil die Einstreu auf ein Minimum vermindert wurde , welches Verfahren aber auf die Dauer in wirthschaftlicher Beziehung sehr nachtheilig wirken muß, weil dadurch eine unwirthschaftliche Düngerbereitung und auf den Depots , auf welchen kein Heu und Stroh zuzukaufen ist , selbst eine Verminderung des Düngergewinnes herbeigeführt und schließlich die Nachhaltigkeit der Erträge und selbst der Er tragsfähigkeit der Depots in Zukunft in Frage gestellt wird. Muß Futter gekauft werden , so geht offenbar ein Hauptvortheil der Depoteinrichtungen „ die billigere Ernährung der Remonten" verloren, setzt man aber die Remonten herab, so wird der Hauptzweck der Depoteinrichtungen „ eine reichliche und zweckmäßige Ernährung der jungen Pferde behufs Förderung ihrer körperlichen Ausbildung und Tüchtigkeit“ beeinträchtigt. Die dichte Auf stellung der Remonten ist überdies gefahrdrohend im Falle des Ausbruchs an steckender Krankheiten bei dem Vieh. Diese als schreiende Uebelſtände zu bezeichnenden Verhältnisse drängen, theils im Interesse der Remonten und deren billigere Ernährung, theils im Interesse der Depotwirthschaften auf Abhülfe, welche , wenn das bisherige bewährte System der Remontirung der Armee beibehalten wird, nur durch Vermehrung der Depots wenigstens um eins zu erreichen ist. Für die Errichtung eines solchen und zwar in der Provinz Preußen sprechen aber auch noch andere Gründe. Da in dieser Provinz bedeutend mehr Pferde angekauft werden - im Jahre 1875 - 4100 Stück --- als die in derselben gelegenen 6 Depots auf stellen können - 3300 Stück so muß der Ueberschuß nach anderen Depots insbesondere nach Wirsiz, Treptow, Bärenklau, Ferdinandshof und selbst Arendsee gebracht werden. Dieser Transport vertheuert die Beschaffung, wirkt, abgesehen von den Gefahren der Beſchädigung und Ansteckung, denen die Pferde unterwegs ausgesetzt sind , ungünstig auf den Gesundheitszustand derselben ein und läßt die Druse , in welche die jungen Remonten in den Depots sehr bald nach der Einlieferung verfallen , erfahrungsmäßig heftiger auftreten und mehr Opfer als ſonſt fordern. Dazu sind die Ernährungskosten der Pferde in den genannten in theuren Gegenden gelegenen Depots bedeutend höher als in der Provinz Preußen, auch bildet sich das Preußische Pferd in der Provinz , in der es ge züchtet ist, besser aus und wird gebrauchsfähiger , wozu die Beschaffenheit des Futters, die Gewöhnung an daſſelbe und das Klima beitragen mögen. Endlich ist in Betracht zu ziehen , daß gerade 1876 eine Preußische Domäne , welche sich ihrer wirthschaftlichen Verhältnisse , besonders aber ihrer Lage in der Mitte des Regierungsbezirkes Königsberg und nicht zu weit von der Eisenbahn wegen zur Errichtung als Remonte - Depot gut eignet , pachtfrei wird und ohne besondere Opfer übernommen werden kann. Es ist dies die Domäne Liesken bei Bartenstein. Die Kosten der ersten Einrichtung sind etwa auf 300,000 Mk. zu ver anschlagen und dauernde Mehrkosten erwachsen nur aus der Anstellung eines Administrators und eines Futtermeisters , da das übrige Personal aus den übrigen Depots entnommen werden kann. Um einen Einblick in die Unterhaltungskosten der Remonte - Depots zu geben, lassen wir nachstehende , aus einer größeren Tabelle der Denkschrift ent nommene Angaben folgen.
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der Zahl . ten Remon
Flächenraum Hectaren in .
Militairische Jahresberichte für 1876.
Name der Depots.
Treptow a. Nega · Jurgaitschen • • Sperling • Ragnit Kattenau Bärenklau
•
Brakupönen Wirsizz Ferdinandshof . • • Hunnesrück · Arendsee . Pr. Mark . Ulrichstein . Wehrse
1,815 2,921 1,098 1,617 1,821 1,957 1,357 1,715 1,630 1,206 1,310 815 578 839
550 850 450 650 580 550 422 550 440 450 480 300 260 300
Die Unterhaltungskosten der Remonten haben pro Pferd in Mark betragen für die Jahre : 1870
1871
1872
1873
166.38 141.32 143.42 108.08 141.93 229.63 216.98 214.04 253.51 281.28 341.25 207.22
130.79 150.20 149.51 109.97 132.47 190.18 152.25 249.18 264.61 347.26 338.20 248.79
178.73 159.29 151.75 117.38 132.43 276.54 162.63 259.33 245.39 323.66 378.99 219.35 1190.02 --
132.13 129.46 161.13 64.80 130.37 251.81 149.88 227.38 259.53 230.93 385.89 266.19 626.28 ―
— >
1874 | 168.23 172.04 150.42 96.05 192.74 299.28 143.45 220.72 304.54 238.53 384.65 236.24 520.46 344.29
Im Durchschnitt: | 192.88 | 194.28 | 217.39 | 197.83 | 220.94 Außerdem pro Pferd allgemeine Verwaltungs 2.00 2.59 tosten: 2.43 2.50 2.55 Hiernach betrug der Durchschnitt für obige 5 Jahre an Unterhaltungs kosten 204,67 Mt. und an allgemeinen Verwaltungskosten 2,41 Mk. pro Pferd, Dieselbe Summe belief sich im Durchschnitt der in Summa 207,08 Mk. Jahre 1821-43 auf 117,37 Mt. und der Jahre 1843-69 auf 134,60 Mt. Es sind also die Unterhaltungskosten in der legten Periode gegen die erste um 65-66 % gestiegen. Dieses Steigen erklärt sich aus den in den Preisen und Löhnen erheblich erhöhten Wirthschaftskosten, deren Wegfall resp . der Verminderung einzelner Einnahmequellen (z. B. aus der Schafzucht) , aber auch daraus , daß bei der Ueberfüllung aller Depots die Pferde mehr vom gekauften Futter ernährt werden mußten. Die mitunter auffälligen Differenzen obiger Tabelle in den Kostenbeträgen auf einander folgender Jahre bei demselben Depot beruhen fast ausschließlich auf der Verschiedenheit der Ernte-Ergebnisse. Die Differenzen in den Unterhaltungskosten der einzelnen Depots unter einander haben in der geographischen Lage, der Bodenbeschaffenheit mit ihren ver schiedenen Producten, sowie in den Arbeits- und Fouragepreisen und Pachtbeträgen ihren Grund. Man kann nicht alle Depots in solchen Gegenden anlegen, in denen eine billige Ernährung der Remonten stattfinden kann , dieselben müſſen vielmehr zur Vermeidung der Hin- und Hertransporte der Pferde möglichst im Bereich der Remonte-Ankaufsbezirke liegen. Berücksichtigt man alle Verhältnisse , so wird man die Unterhaltungskosten der Remonten in den Depots nicht zu hoch finden ; billiger sind die Pferde anderwärts auch nicht zu ernähren , es wird aber dieselbe Ausbildung und Brauchbarkeit auf andere Weise schwerlich erreicht werden. Es sei hierbei be merkt , daß während im Preußischen Etat der Ankaufspreis der Remonten von 600 Mt. auf 655 Mk. erhöht werden mußte , in Sachsen dieser Preis von 825 auf 872 Mt. stieg. Im Interesse der größeren Ertragsfähigkeit der zu den Remonte- Depots gehörigen Ländereien erschienen größere Meliorationen,
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insbesondere Drainirung und größere Entwässerungsanlagen durchaus nothwendig, ebenso die Beschaffung von Geräthen, Maschinen 2c., welche dem heutigen, fort geschrittenen Standpunkte der Landwirthschaft entsprechen. Die Gesammtkosten für alle Remonte-Depots sind auf 600,000 Mk. bezw. 30,000 Mk. veranschlagt, davon aber wegen Unzulänglichkeit der Mittel unter den einmaligen Ausgaben pre 1876 nur 60,000 Mt. gefordert und gleich den Kosten für ein 15. Remonte Depot bewilligt worden. Letzteres ist demgemäß seit dem 1. April 1876 auf der Domäne Liesken bei Bartenstein eingerichtet worden. Die von der Königlich Bayerischen Regierung der Abgeordneten Kammer vorgelegte Denkschrift bezüglich der Verwaltung der Remonte Depots spricht sich ebenfalls über die Aufgabe und die wirthschaftlichen Ver hältnisse derselben aus, indem sie einen Plan über die beabsichtigten Meliorationen , beffere Einrichtung und theilweise Umgestaltung der Remonte-Depots anschließt, um eine Abminderung der Kosten für die Aufstellung der Remonten auf den Depots herbeizuführen . Während nämlich der Zuschuß , welchen der Preußische Militair-Etat für die Remonte-Depots zu leisten hat, pro Pferd und Jahr nur 208 Mk. 52 Pf. beträgt ――――― heißt es in der Denkschrift - beläuft sich dieser Betrag in Bayern thatsächlich auf 384 Mk. 88 Pf. , was bei einem Geſammt-Jahresdurch schnitt von 1130 Remonten eine verhältnißmäßige Mehrausgabe von 199,286 Mk. 80 Pf. ergiebt. Die Gründe dieses Mißverhältnisses sucht die Kriegsverwaltung in der geringeren Ertragsfähigkeit der Bayerischen Depot-Grundstücke überhaupt, jowie in dem geringeren Bestand an Grundstücken , welche nach ihrer Kulturart zur unmittelbaren Ernährung der Remonten dienen, d. i. an Wiesen und Weiden insbesondere, ferner in der allzugroßen Zertheiltheit der einzelnen Besitzungen und der dadurch erschwerten und vertheuerten Bewirthschaftung und endlich in den erhöhten Materialienpreiſen und Arbeitslöhnen. Als Mittel zur Abhülfe sind in Aussicht genommen : größere Kulturarbeiten auf den bestgeeigneten Be ſizungen, Vergrößerung dieſer und Arrondirung durch den Ankauf ertragsfähiger Grundstücke, dagegen Veräußerung der für den Zweck nicht geeigneten Gebäude. - Das derzeit dem Königlichen Stammgestüt pachtweise überlassene Achsel schwang soll als Remonte Depot vollständig aufgegeben werden , ſo daß nur noch diejenigen zu Steingaden , Schweiganger , Benediktbeuren und Fürstenfeld verbleiben. Der Ankauf eines größeren Gutes für ein neues Remonte- Depot wird wegen mangelnder Mittel nach Versicherung des Kriegs - Ministers nicht beabsichtigt , und sollen die Kosten zur Durchführung des vorgelegten Planes außer aus den geforderten extraordinair zu bewilligenden und demnächst auch bewilligten 50,000 Mk. durch die verfügbaren Bestände des durch Anjammlung bisher gewonnenen Grundstockes und des Betriebscapitals, sowie durch die Erlöse aus den zu veräußernden Grundstücken bestritten werden. Trotz mancher Einwendungen gegen obigen Plan erklärten sich erst der Finanz-Ausschuß und dann die Kammer unter einigen, die allgemeinen Staats Interessen wahrenden und vom Kriegs-Minister zugestandenen Bedingungen, mit demselben einverstanden. Bemerkenswerth ist noch der von der Bayerischen Kammer der Abgeordneten zu dem Capitel 32 , „ Ankauf der Remontepferde“ , gefaßte Beschluß : „An Seine Majestät den König die allerunterthänigste Bitte zu stellen , anzuordnen, daß der Bedarf an Pferden für die Bayerischen Armee- Corps , soweit thunlich und unbeschadet der Leistungsfähigkeit der Armee, in Bayern angekauft werde. " Be= gründet wurde der Antrag durch die dadurch erstrebte Förderung der Pferdezucht im Lande, welche sowohl dem militairischen wie dem wirthschaftlichen Interesse
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entspricht. Der Kriegs-Minister erklärte sich zwar principiell mit diesen An schauungen einverstanden, bemerkte indeſſen, daß nicht einmal die nicht beträcht liche Anzahl von leichten Artilleriepferden aufgebracht werden könne, trotzdem die höchsten Pferdepreise in Bayern bezahlt würden und man auch bereit sei, aus nahmsweise zum Zweck der Hebung der Pferdezucht noch höhere Preise zu zahlen. Von großer Bedeutung ist das durch Allerhöchste Cabinets -Ordre vom 2. November 1876 genehmigte Reglement über die Remontirung der Armee. Dasselbe behandelt in zwölf Abschnitten die Remontirung der Dienst pferde, die Offizier-Chargenpferde, die Aushülfepferde , die Berittenmachung der Reserve- und Landwehr-Offiziere bezw. der Einjährig-Freiwilligen, die Krümper pferde, die Ausrangirung und den Verkauf von Pferden und Fohlen ; ferner den Verkauf von Remonten durch den Truppentheil, den Pferde-Verbesserungs Fonds , die Verwerthung gefallener oder getödteter Dienstpferde , den Empfang der Remonten und die Remonte- Commandos , die Remonte- Schlepp-Commandos, ſowie endlich die Pferde-Stammrollen, Pferde-Bestandsnachweiſungen u. s. w. Wir lassen hier einige der wichtigsten Bestimmungen des Reglements von allgemeinem Interesse folgen. Bei der Remontirung der Armee wird die Friedens-Etatsstärke an Dienstpferden , sowie eine Durchschnittsdauer bei der Cavallerie von 10, bei dem Militair-Reit-Institut von 7-8 und bei der Ar tillerie von 9 Jahren zu Grunde gelegt , doch sind bei der Cavallerie von der so sich ergebenden Summe 4 Pferde per Regiment in Abzug zu bringen. Die Train-Bataillone ergänzen ihren Bedarf an Dienstpferden aus den zur Aus rangirung kommenden Pferden der Cavallerie und Feld-Artillerie ; außerdem er hält jede Compagnie jährlich ein als Offizier-Reitpferd geeignetes Remonte pferd. Chargenpferde erhalten alle Subaltern- Offiziere der Cavallerie und reitenden Artillerie, sowie diejenigen Rittmeister bezw. Hauptleute , welche noch nicht das Gehalt ihrer Charge beziehen , ausgenommen die als persönliche Ad jutanten zu den Königlichen Prinzen oder zu Deutschen Fürsten commandirten Offiziere. Der normalmäßige Geldwerth eines Chargenpferdes ist 660 MX. Die Chargenpferde, deren Auswahl und Ueberweisung an die Berechtigten durch eine besondere Commission erfolgt, sind zu deren dienstlichem Gebrauche bestimmt. Derselbe umfaßt auch das Reiten in der Bahn und im Freien zur Gewinnung und Erhaltung der erforderlichen Dressur, sowie Reitübungen im Terrain. Im Rennen um Geldpreise dürfen Chargenpferde nicht geritten werden. Die Dauer eines Chargenpferdes beträgt 5 Jahre , und darf daſſelbe während dieſer Zeit nicht veräußert werden , nach Ablauf derselben geht das Pferd in das Eigenthum des Inhabers über. Das Verzichten auf Gestellung eines Chargenpferdes gegen Einstellung eines eignen , commiſſarisch für tauglich erachteten Pferdes , iſt ſtatthaft , und erhält der Betreffende dann nach Ablauf = des fünfjährigen Turnus eine Geld-Entschädigung von 660 Mk. Der Um tausch eines commissarisch als nicht geeignet erachteten Chargen pferdes gegen ein anderes Pferd grundsäßlich von demselben Jahre , ist nur im ersten Jahre des Besitzes und in der Regel nur ein Mal statthaft. Offiziere der Cavallerie und reitenden Artillerie , welche zur Theilnahme an dem Offizier-Unterstützungsfonds berechtigt sind , können bei dem Verlust eigner Pferde, wenn sie eine Geldunterstützung nicht empfangen haben, mit Ge nehmigung des Kriegs-Ministeriums Remonten , die mit Makeln behaftet und in Folge dessen nicht als volle Remonten zugetheilt wurden , als Aushülfe pferde bewilligt erhalten. Reserve- und Landwehr - Offiziere der Cavallerie haben bei Ein
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berufungen ein brauchbares Reitpferd mitzubringen und erhalten außerdem ein Dienstpferd zum Dienstgebrauch ; bei der Feld-Artillerie und dem Train werden sie durch den Truppentheil beritten gemacht. Die Einjährig - Freiwilligen bei der Cavallerie und reitenden Artillerie haben für die Benutzung der ihnen gestellten Dienstpferde je 300 Mk. , beim Train je 150 Mk. zu entrichten. Jedes Cavallerie-Regiment nimmt von den 300 Mk. jedes bei ihm eingetretenen Einjährig-Freiwilligen 100 Mk. zum eigenen Pferde-Verbesserungs-Fonds ; die weiteren 200 Mk. sind unter ſämmt liche, zu einem und demselben Armee-Corps gehörige Cavallerie -Regimenter gleichmäßig zu vertheilen. Jedes Feld-Artillerie-Regiment mit reitender Ab theilung behält von je 300 Mk. zum qu . Fonds 200 Mk. und giebt die weiteren 100 Mt. an das andere Feld-Artillerie-Regiment des Armee-Corps ; die Train-Bataillone behalten die eingezahlten 150 Mk. unverkürzt. Krümperpferde sind außeretatsmäßige Pferde, für welche keine Rationen empfangen werden und welche zur Anfuhr von Fourage , Lebensmitteln , Sand für das Planum der Reitbahn und Reitplätze , Feuerungs-Material für die Speiſeanſtalten der Offiziere , Unteroffiziere und Mannſchaften u. s . w. ver wendet werden. Die Zahl der Krümperpferde beträgt 2 bis 4 für die Escadron oder Batterie, für eine Train-Compagnie selbst bis zu 5, und sind dieſelben bei der jährlichen Ausrangirung zurück zu behalten. Die auszurangirenden Pferde werden jährlich nach den Herbstübungen meistbietend verkauft, doch sind die Train-Bataillone berechtigt, aus sämmtlichen auszurangirenden Pferden des betreffenden Armee-Corps in erster Linie diejenigen auszuwählen und zu übernehmen , welche noch zum Traindienst geeignet er scheinen. Die von Dienstpferden fallenden Fohlen sind, wenn es zulässig , erst nach Verlauf von etwa 6 bis 8 Wochen meistbietend für Rechnung der Militair verwaltung zu verkaufen. Remonten der beiden letzten Jahrgänge , welche nicht einschlagen oder sich nach commiſſariſchem Gutachten einen Makel zugezogen haben , der sie zum Dienst ungeeignet macht, dürfen mit Genehmigung des Brigade-Commandeurs öffentlich meistbietend versteigert , bis auf die Dauer eines Jahres als fehlend geführt und demnächst mit Hülfe des Pferde - Verbesserungs - Fonds durch Selbst-Ankauf eines brauchbaren Pferdes ersetzt werden. Jedes Cavallerie- und Feld-Artillerie-Regiment , sowie jedes Train-Bataillon und das Militair-Reit Institut haben einen derartigen Fonds. Derselbe wird gebildet: 1) Aus demErlöse für die zum eignen Wieder-Erſatz verkauften Remontepferde, 2) aus der Rations-Vergütung für solche Pferde (so lange sie fehlen) und 3) aus den Einnahmen für die Berittenmachung der Einjährig-Freiwilligen. IV. Ausbildung der Truppen. Auf dem Gebiete der Ausbildung der Truppen darf das Jahr 1876 wohl als ein epochemachendes für die Deutsche Armee bezeichnet werden , da es ihr für die drei Hauptwaffen neue Reglements brachte. Dasjenige für die Infanterie findet seine Kennzeichnung schon durch den Titel. Derselbe lautet : " Exercir- Reglement für die Infanterie der Königlich Preußischen Armee vom 25. Februar 1847. - Neu abdruck unter Berücksichtigung der bis zum 1. März 1876 er = gangenen Abänderungen. " Dieser Neuabdruck des Reglements war
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dringend nothwendig geworden , weil die durch die Cabinets - Ordre vom 8. Juli 1875 „ Allerhöchst befohlenen Aenderungen des Exercir - Reglements welche bereits in den vorjährigen Jahresberichten für die Infanterie" über das Heerwesen Deutschlands und über die Taktik der Infanterie Er wähnung bezw. eine eingehendere Darstellung und Beleuchtung fanden einen sehr bedeutenden Umfang hatten , und weil bei einer Correctur des Ab drucks vom 3. August 1870 in Folge des Fortfalls und der Verſeßung einer nicht unbedeutenden Anzahl von Paragraphen und der Einschiebung anderer die Uebersichtlichkeit und Klarheit verloren ging . In dem Neuabdruck haben auch die durch Einführung des Gewehrs M/71 nothwendig gewordenen Abände rungen Aufnahme gefunden. Das Exercir - Reglement für die Cavallerie vom 5. Juli 1876 " unterscheidet sich wesentlich vom früheren Reglement vom 5. Mai 1855, wie auch von dessen Neuabdruck vom 9. Januar 1873. Das neue Reglement bringt namentlich in seinem dritten Capitel, welches von den Bewegungen des Regiments handelt , mehrere neue Formationen. Diese, sowie die sonstigen Aenderungen und Neuerungen im Reglement streben alle nach dem einen Ziele: die Manövrirfähigkeit sowie die Enwicklungsfähigkeit der einzel nen Truppenabtheilungen und Truppenkörper bis zur Brigade und Division hinauf möglichst zu steigern. Wenn es auch nach dem Regle ment für die größeren wie kleineren taktischen Körper noch eine Normal Formation giebt, so stellt dasselbe doch als obersten Grundsatz hin : daß die Erwägung für Erhaltung oder Wiederherstellung der Normal-Formation stets dem Hauptgesichtspunkt unterzuordnen ist, die Truppen auf kürzestem Wege , in kürzester Zeit und mittelst der einfachsten Evolutionen auf einen bestimmten Punkt zu führen. Es sollen daher auch die im zweiten , von der Ausbildung zu Pferde und dem Gebrauch der Cavallerie handelnden Theile des Reglements, für die Normal-Formation gegebenen Bestimmungen in vollem Umfange auf die von der Normal-Formation abweichenden , mit diesen völlig gleichberechtigten Formationen Anwendung finden. Demgemäß ist der Begriff der Inversion aufgegeben. „ Frontseite heißt diejenige Seite einer Truppe , auf welcher sich deren Führer befindet. " Innerhalb des Zuges werden Richtung und Fühlung immer nach dem Zugführer bezw. nach der hinter ihm reitenden Rotte genommen, so daß die Mannschaften unter allen Verhältnissen nur auf erſteren ihre Aufmerkſamkeit zu richten und ihm zu folgen haben. Aehnliches gilt von dem Richtungs-Zuge in der Escadron und von der Richtungs - Escadron im Regiment oder im Treffenverhältniß. Der neue " Entwurf zu einem Exercir- Reglement für die Feld Artillerie der Königlich Preußischen Armee" wurde nothwendig in Folge der Einführung des neuen Feld-Materials C/73. Man war bei der Construc tion desselben im Interesse einer möglichst großen Feuerwirkung bezüglich der Gewichtsverhältnisse von Rohr und Laffete bis nahezu an diejenige Grenze ge gangen, welche die Rücksichten auf die Beweglichkeit eines Feldgeschützes gestatten. Als Folge hiervon ergaben sich nothwendig gesteigerte Anforderungen an die Kräfte von Mann und Pferd und geboten die Erwägung , wie dieſelben in rationeller Weise und ohne Ueberanstrengung vermehrt auszunutzen seien. Die Resultate dieser Erwägungen wurden in folgenden Aenderungen im neuen Reglements - Entwurf aufgenommen : Abschaffung der eine besondere Kraft äußerung des einzelnen Mannes verlangenden bisherigen Art des Aufproßens der Geschütze im Avanciren und Abschaffung aller sogenannten Haken- oder
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scharfen Wendungen. Es giebt daher nur noch eine Art des Aufproßens (wie bisher zum Zurückgehen), bei der kein Herumdrehen des ganzen Geſchüßes durch die Mannschaft verlangt wird , und eine Art der Wendung mit dem Geschüße, nämlich die Bogenwendung , welche eine gleichmäßigere übereinstimmende Ver werthung der Kräfte aller Pferde des einzelnen Gespannes gestattet und alſo eine Schonung der Pferde bietet. Hierdurch wird aber nicht nur dem verhält nißmäßig schweren Geſchüß die erforderliche Beweglichkeit gewahrt, sondern auch die Anwendung stärkerer Gangarten bei den Evolutionen ermöglicht. Ein fernerer Gesichtspunkt bei Abfaffung des neuen Entwurfes war der: die Artillerie-Maffen leichter bewegen und schneller entwickeln zu können. Diesem Bedürfniß ſoll Rechnung getragen werden : durch den gestatteten Gebrauch stärkerer Gangarten auch bei der Feld-Artillerie, durch die grundsätzliche Zulassung der Inversion (als Frontseite ist diejenige anzusehen , auf welcher sich der Commandeur befindet) , ſowie durch die Einführung der Halb-Colonnen und der Batterie-Colonnen. Dem neuen Entwurfe ist ferner ein Abschnitt : „ Das Ge fecht der Feld-Artillerie" , hinzugefügt worden, in welchem die Hauptgesichtspunkte dargelegt werden, welche für die Verwendung der Waffe vor dem Feinde zur Geltung kommen. Eine anderweitige Eintheilung des Reglements endlich foll den Gebrauch des neuen Entwurfs erleichtern und wird am Schluß der Vor bemerkungen ein definitives Reglement mit Figurentafeln und Noten für sämmt liche Signale in bestimmte Aussicht gestellt, demselben soll wie früher die Fahr ――――― Instruction, sowie Schießregeln und Schußtafeln die dem vorliegenden Entwurfe fehlen beigegeben werden. Außer diesem Reglements - Entwurf für die Feld Artillerie erschien im Jahre 1876 noch eine 11 Instruktion für die Verrichtungen bei der Bedienung der Feldgeschütze und für ihre Behandlung bei der Auf bewahrung und beim Transport". Für die Fuß - Artillerie sind zum Entwurf des 1. Abschnitts des Exercir-Reglements , welcher sich auf die Ausbildung der Bataillone im Infan= terie-Exercitium bezieht , umfassende Aenderungen erlassen worden . Dieselben wurden nothwendig in Folge der Bewaffnung der Bataillone mit der Jäger büchse M/71 und fügen dem ursprünglichen Entwurfe vom Jahre 1873 außer dem noch einen wichtigen Abschnitt hinzu , betreffend die Ausbildung in der zerstreuten Fechtart und in der Ausführung des Bajonet-Angriffs . - Weiter erſchienen noch : „ Abänderungen zu der Inſtruction über die Verrichtungen bei der Bedienung der gezogenen Belagerungs- und Festungsgeſchüße“ , ſowie für die Bedienung der 9cm., 12cm. und 15cm. Kanonen und des 21cm. Mörsers, und endlich ganz neu ein fernerer Abschnitt des „ Entwurf zum Exercir-Regle ment für die Fuß-Artillerie der Königlich Preußischen Armee “ , enhaltend die „Bedienung der glatten Kanonen nebst einer Instruction über die Verrichtungen bei der Bedienung derselben und die Bedienung der Raketengestelle ". In Bayern ist durch Allerhöchste Entschließung vom 19. October die Ein führung eines neuen Exercir- Reglements für die Cavallerie befohlen worden, ferner erhielten die Pionier- Bataillone ein neues Mineur , Exercir und Dienst - Reglement und wurde die Herausgabe einer neuen Instruction für den allgemeinen Pionierdienst angeordnet. Auch in Preußen erfolgte die Herausgabe eines Abschnittes des in neuer Auflage erscheinenden officiellen Pionier-Handbuches. Ferner wären noch unter den auf die Ausbildung der Truppen bezüglichen Instructionen , welche im Jahre 1876 erlassen wurden , zu bemerken: In Preußen die !! Vorschriften über das Turnen der Infanterie" und
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„ über das Bajonetfechten der Infanterie “ , durch Allerhöchſte Cabinets Ordre vom 6. April genehmigt und eingeführt , und in Bayern die vom Kriegs -Ministerium erlassenen Bestimmungen über die Unterweisung von Unteroffizieren und Gefreiten der Infanterie als Wagen meister." Größere Truppenübungen fanden im Jahre 1876 in ausgedehnter Weise statt. Seine Majestät der Kaiser und König wohnten bei 5 Armee-Corps und zwei Cavallerie- Divisionen den großen Herbstübungen bei und zwar bei dem Garde-Corps, dem 3. , 4. , dem 12. (Königlich Sächſiſchen) und dem 13. (König lich Württembergischen) Armee-Corps , und bei der im Elsaß aus Cavallerie Regimentern des 8. und 15. Armee-Corps (7. Hujaren-Regiment ,་ 9. , 10., 15. Dragoner-Regiment, 4. und 15. Ulanen-Regiment, 5. Bayerisches Chevaux legers-Regiment und die reitende Abtheilung des 8. Feld-Artillerie-Regiments) und bei einer anderen bei Züllichau zuſammengezogenen Cavallerie- Diviſion. Das Garde und 3. Armee-Corps, sowie das 4. und 12. Armee- Corps manövrirten an den letzten Tagen gegen einander. Seine Majestät der Kaiser und König sprachen sich durchgängig sehr zufriedenstellend über alle Uebungen aus, welchen Allerhöchstdieselben beiwohnten. Das Königlich Sächſiſche und Königlich Württem bergische Armee-Corps hatten zum ersten Male die Ehre, von ihrem Kaiserlichen Kriegsherrn inspicirt zu werden, und mit der Besichtigung der Cavallerie-Divi ſion im Bereiche des 15. Armee-Corps verbanden Seine Majestät der Kaiſer und König den ersten Besuch der neuen Reichslande , wo ihm von den Ein wohnern ein Empfang zu Theil wurde, wie er kaum zu erwarten war. Diese Inspicirungen hatten daher neben ihrer hohen militairischen zum Theil auch noch eine hohe politische Bedeutung. Die von ihren Majestäten den Königen von Sachsen und Württemberg , welche den Inspicirungen Ihrer Armee-Corps durch den Kaiser persönlich beiwohnten, nach Beendigung der Uebungen an ihre Truppen erlassenen Tagesbefehle lauteten wie folgt : 1. Tagesbefehl Seiner Majestät des Königs von Sachsen vom 13. September 1876. Soldaten ! Zum ersten Male seit den denkwürdigen Jahren 1870 und 1871 ist das Sächsische Armee - Corps in diesen Tagen als Ganzes wieder vereint gewesen, um auch unter den Augen Seiner Majestät des Deutschen Kaisers von seiner Schlagfertigkeit Zeugniß abzulegen. Sowie dem Corps die Ehre des Beifalls unseres Kaiserlichen Oberfeldherrn bereits zu Theil geworden , ſo gereicht es auch Mir zur Freude und Genugthuung , Euch wegen Eurer be wiesenen guten Leistungen , Haltung und Disciplin Meine volle Zufriedenheit und Anerkennung aussprechen zu können. Der echt soldatische Geist, der Meine Truppen beseelt, sowie deren stetes gewiſſenhaftes Streben nach Vervollkommnung, befähigen dieselben, nun erneut auch jetzt als ein tüchtiges Ganze sich zu be währen. -- Euch Allen , von Eurem erlauchten Führer herab bis zu dem jüngsten Soldaten entbiete Ich hierfür Meinen Königlichen Dank , indem Ich von Euch, Meinen braven Truppen , erwarte und vertraue , daß Ihr alle Zeit fortfahren werdet, in Eifer, Hingebung, Treue und Tapferkeit das Volk Meiner Sachsen inmitten unseres großen Deutschen Heeres würdig zu vertreten. Das walte Gott. Albert. 2. Tagesbefehl Seiner Majestät des Königs von Württemberg vom 24. September 1876. Soldaten ! Meinem Armee-Corps war es zum ersten Male seit der neuen
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Organisation vergönnt , sich unter den Augen Seiner Majestät unseres Ober feldherrn zu vereinigen. Seine Majestät der Kaiser geruhte den Leiſtungen des Armee-Corps volle Anerkennung auszusprechen. Die Meinen braven Truppen aus dem Munde des Kaiserlichen sieggekrönten Feldherrn gewordene Beurtheilung gereicht Mir zur besonderen Befriedigung. Freudig entbiete Ich Euch Meinen Königlichen Dank , insbesondere den Offizieren für die unermüdliche Hingebung und treue Pflichterfüllung, die sie bei den schwierigen Aufgaben der letzten Jahre bethätigt haben. Ich habe die feste Ueberzeugung , daß Mein Armee-Corps stets ein ebenbürtiges Glied der großen Deutschen Armee bleiben wird. Karl. Die übrigen Armee- Corps hielten die in den Verordnungen über die Aus bildung der Truppen vom 17. Juni feſtgeſetzten Uebungen mit der Maßgabe ab, daß bei den 11 tägigen Diviſions-Uebungen die Dauer der Feldmanöver gegen einander auf 4, die der Manöver in der ganzen Division auf 2 Tage festgesetzt worden , ferner daß Quartierwechsel nur bei ersteren gestattet und Manöver beider Diviſionen eines Armee-Corps gegen einander ausdrücklich unter jagt waren. Die zweite der oben erwähnten Cavallerie-Divisionen war aus Regimentern des 2. , 5. und 6. Armee-Corps formirt und in der Gegend bei Züllichau zu sammen gezogen worden. Sie bestand aus dem 1. und 2. Cüraſſier- , dem 10. Ulanen , dem 4. und 8. Dragoner- und dem 2. Husaren-Regiment nebst der reitenden Abtheilung des 5. Feld-Artillerie-Regiments . Ferner fand noch eine sechswöchentliche größere Belagerungs-Uebung nebst Minenkrieg bei Graudenz statt, an welcher je 2 Compagnien des 1., 2. , 5. und 6. Pionier-Bataillons theilnahmen. Die von Seiner Majestät dem Kaiser besichtigten Armee-Corps hatten so viel Mannschaften des Beurlaubtenstandes einberufen, daß die in dem Friedens Etat vorgesehene Mannschaftsstärke beim Abrücken zu den Uebungen erreicht wurde, und das Garde-Corps hatte überdies das 3. Garde-Regiment 3. F. und das 4. Garde - Grenadier - Regiment Königin zu seinen Uebungen herangezogen. In Bayern fanden bei beiden Armee-Corps die größeren Truppenübungen gemäß den Verordnungen über die Ausbildung der Truppen für den Felddienst und außerdem die Zuſammenziehung einer Cavallerie- Division statt : lettere in der Stärke von 3 Brigaden à 2 Regimentern, jedes zu 4 Escadrons , und 2 reitenden Batterien, dazu behufs Verwendung für die Markirung des Fein des u. s. w. 1 Jäger-Bataillon, 1 reitende Batterie, 1 Pionier-Detachement. Die nach der Pfalz detachirten Bataillone wurden zu ihren Regimentern heran gezogen, die in Elsaß-Lothringen dislocirten Truppentheile übten dort. Die Formation der höheren Stäbe an Offizieren erfolgte dem Mobilmachungsplane gemäß und wurden hierzu die dem Generalstabe zugetheilten und die dem 3. Cur jus der Kriegs-Akademie angehörigen Offiziere verwendet , die überschießenden aber als Ordonnanz- Offiziere den Brigaden und Divisionen zugewiesen. Die Bespannung der Train-Bataillone wurde in erster Linie für die Sanitäts Detachements verwendet und angeordnet , daß die Zahl der seitens der Stäbe und Truppen mitzuführenden Truppenfahrzeuge möglichst zu beschränken ſei. Sehr bedeutend war die Ausdehnung der Uebungen des Beurlaubten standes während des Jahres 1876. Es wurden zu denselben einberufen : 121,500 Mann aus der Landwehr der Infanterie und 2600 Mann aus dem 2 Militairische Jahresberichte 1876.
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Beurlaubtenstande der Jäger und Schüßen - für diese beiden Kategorien be stand der Hauptzweck der Uebung in der Ausbildung mit dem Gewehr M/71 ferner 6300 Mann aus der Reserve der Feld-Artillerie, 8700 Mann aus dem Beurlaubtenstande der Fuß-Artillerie, 300 Mann aus der Reserve der Pioniere, 750 Mann aus dem Beurlaubtenstande des Eisenbahn-Regiments und 2800 Mann aus der Reserve des Trains. Die Dauer der Uebungen war für die Pioniere auf 20 Tage, für alle übrigen Waffen auf 12 Tage festgesetzt worden und sollten sie im Allgemeinen in der ersten Hälfte des Jahres unter möglichster Berücksichtigung der Interessen der am meist betheiligten bürgerlichen Berufs kreise, beim Train nach Beendigung der Herbst-Uebungen der betreffenden Armee Corps stattfinden. Als Uebungsorte wurden für die Infanterie in der Regel Garnison-Orte gewählt ; die übrigen Waffen übten in den Garnison-Orten der betreffenden Linientruppentheile. Bei der Infanterie, Fuß-Artillerie und beim Train wurden die Mannſchaften in Compagnien event. Bataillonen zuſammengestellt und die Offizierſtellen zum größten Theil durch active commandirte Offiziere besetzt; bei der großen Zahl der Uebenden fand zumeist eine ratenweise Einberufung der selben statt, so daß diese Uebungen auf die Ausbildung der Linientruppentheile störend einwirkten und die Kräfte des Öffizier- und Unteroffizier-Corps derselben stark in Anspruch nahmen. Uebungen des Beurlaubtenstandes pro 1876 in Bayern. I. Jn fanterie und Jäger : 180 Lieutenants , 200 Unteroffiziere , 4000 Ge= freite und Gemeine , Dispositions - Urlauber und Reservisten. Dieselben sind derartig auf 7 Wochen eingezogen worden, daß sie vor Beginn des Regiments Exercirens bezw . vor dem Ausrücken aus den Garnisons - Orten noch eine 6tägige Detail - Ausbildung erhielten. II. Cavallerie: 20 Lieutenants , 50 Unteroffiziere, 200 Gefreite und Gemeine der Reserve besonders behufs Deckung des Abganges bei den Regimentern während der größeren Truppenübungen. Bei den Special -Waffen wurde ebenfalls eine größere Anzahl Reservisten und Landwehrleute (per Fuß-Artillerie-Bataillon 48 Gemeine des ältesten Re serve -Jahrganges der Cürassier- und Ulanen - Regimenter) theils zu 7- oder 6wöchentlichen bezw . 12 tägigen Uebungen eingezogen. Bei jedem Train Bataillon sind unter Anderem zu einer 12tägigen Uebung 2 Compagnien à 3 Lieutenants , 10 Unteroffiziere, 1 Trompeter und 64 Gemeine gebildet und denselben aus den ausrangirten Dienstpferden der Cavallerie und Artillerie die Bespannung für 16 Fahrzeuge gestellt worden. An ſonſtigen Uebungen zur Ausbildung der Truppen oder Offiziere ſind noch zu erwähnen: 1. Gefechts- und Schießübungen der Infanterie , Jäger und Schüßen. Durch dieselben sollte namentlich den Infanterie - Truppentheilen, deren Garnisonen die Uebungen im Terrain erschweren , Gelegenheit geboten werden , sich im Felddienst und Schießen im Terrain auszubilden. Es war zu dem Zwecke gestattet worden, einzelne Truppentheile in geeignete Cantonnements zu legen , oder ihnen Biwaks zu gewähren , auch durften die Barackenlager der Artillerie, insofern sie nicht seitens dieser Waffe in Anspruch genommen waren, benutzt werden. Zur Bestreitung der aus diesen Uebungen erwachsenden Koften wurden den General-Commandos sowie der Inspection der Jäger und Schüßen Pauſchſummen in der Höhe von 7500-8400 Mark bewilligt. Diese Uebungen fanden in ganz analoger Weise in Bayern statt , wo jedem Armee - Corps 8000 Mark überwiesen waren.
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2. Generalstabs - Uebungsreisen. Dieselben fanden wie gewöhnlich bei 10 Armee-Corps und außerdem bei den beiden Bayerischen Corps statt. 3. Cavallerie - Uebungsreisen. Der Zweck derselben ist vor Allem darin zu suchen , daß den Theilnehmern eine innerhalb ihrer und der nächst höheren Sphäre des Dienstes der Cavallerie liegende , auf den Krieg gerichtete geistige Anregung gegeben werde. Die Gegenstände der Besprechungen im Terrain , wie der daran anzuknüpfenden Aufträge sollen hauptsächlich aus den mannigfaltigen Aufgaben des Sicherheits- und Aufklärungs - Dienstes , wie sie einer selbstständigen Cavallerie-Division zufallen, entnommen werden. Um das Intereffe für die Sache nicht durch vieles Schreiben zu lähmen , haben schrift liche Arbeiten im Quartier zu unterbleiben ; dagegen soll ein besonderer Werth auf eine möglichst kurze und beſtimmte Abfaffung von Meldungen gelegt werden, welche sofort nach Ausführung. des bezüglichen Auftrages wo es zur größeren Klarheit beiträgt durch Beifügung eines flüchtigen Croquis dem Leitenden zuzustellen sind. Bereits im Jahre 1875 hatten bei einigen Armee - Corps versuchsweise derartige Uebungsreisen stattgefunden, pro 1876 wurde deren Ausführung bei 7 Armee-Corps befohlen und ebenso Bayerischerseits für die dortigen beiden Corps. Zur Bestreitung der erwachsenden Kosten wurden den Armee = Corps 2000 Mark überwiesen. Die Leitung der Uebungsreise war einem älteren Offizier der Cavallerie oder des Generalstabes übergeben, während zur Theilnahme an derselben im Allgemeinen nur Rittmeister und Lieutenants und nur ausnahmsweise auf Wunsch des Leitenden auch zwei Stabsoffiziere herangezogen werden sollten. Offiziere der höheren Adjutantur sollen, da ihnen die Gelegenheit sich militairisch weiter zu bilden , anderweitig geboten ist , nur insoweit zugelassen werden, als sie etwa bereit sind, die Kosten ihrer Theilnahme selbst zu tragen. 4. Behufs Ausbildung von Lehrern für den Schießdienst und für das Gefecht zu Fuß wurden von jedem Dragoner- und Husaren-Regiment, welches nicht mit Infanterie zuſammen garnisonirt, je 1 Offizier und per Escadron je 1 Unteroffizier zum nächstgelegenen Infanterie - Truppentheil commandirt. — Da das neue Erercir-Reglement für die Cavallerie Uebungen im Schießen zu Pferde verbietet, weil der Mann, wenn er zu Fuß im Schießen ausgebildet ist, auch in den seltenen Gebrauchsfällen zu Pferde die Schußwaffe zu handhaben wissen wird , so sollen in Zukunft bei dem Scheibenschießen mit Pistolen die bisher auf die Uebungen zu Pferde gerechnete Anzahl Patronen in Zukunft zu Fuß auf die Distanz von 40 × verschoffen werden. Ferner ist bezüglich der Ausbildung der Cavallerie im Schießen zu bemerken , daß in Folge der anderweitigen Bewaffnung der Ulanen-Regimenter für dieselben im allgemeinen Etat für die jährliche Uebungs-Munition von 1876 nicht mehr ein besonderer Etat ausgeworfen ist, sondern dieselben den Huſaren- und Dragoner-Regimentern vollständig gleich gestellt sind. 5. Bei dem Militair - Reit - Institut hat im Sommer eine Webung im Zerstören von Schienengeleisen und Telegraphenleitungen statt gefunden, zu der das nöthige Lehrpersonal vom Eisenbahn-Regiment herange zogen wurde.
Zum Zweck einer kriegsgemäßeren Verwendung der Pioniere bei den Herbst übungen wurden behufs Bestreitung der Kosten , welche aus Beschaffung und 2*
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Heranziehung von Material zur Ausführung der bezüglichen Arbeiten entstehen können, den General-Commandos je 200 Mark zur Verfügung gestellt. Aus dem bereits oben erwähnten Etat für die jährliche Uebungs-Munition von 1876 entnehmen wir noch die Bestimmung, daß es den Truppen frei ge stellt ist, die nicht verbrauchten scharfen Patronen des einen Jahres auf den Be darf des folgenden in Anrechnung zu bringen und an Stelle der weniger bean= spruchten Patronen ein nach dem Preise derselben zu berechnendes Aequivalent an Plakpatronen in Liquidation zu bringen.
V. Bewaffnung, Bekleidung und Ausrüftung der Truppen. In der Bewaffnung der Cavallerie ist wieder ein bedeutsamer Schritt vorwärts gethan , indem durch die Allerhöchste Cabinetsordre vom 26. August 1876 die Entscheidung über die Bewaffnung der Ulanen - Regimenter getroffen wurde, welche, wie bereits im vorjährigen Jahresberichte S. 18 bemerkt worden ist, in der Allerhöchsten Cabinets - Ordre vom 27. Mai 1875 noch vorbehalten war. Es sollen danach sämmtliche Mannschaften dieser Waffe gleich den jenigen der Husaren- und Dragoner - Regimenter mit einem Carabiner aus gerüstet werden. Unteroffiziere und Trompeter behalten die Pistolen. In Ausführung dieser Cabinetsordre haben die Ulanen-Regimenter bereits im Be ginn des Jahres 1877 eine entsprechende Anzahl Carabiner M/71 erhalten. Nachdem in Bayern bereits im Jahre 1875 das Infanterie- (Werder-) Gewehr zur Benutzung der Patronen des Deutschen Gewehrs (Mauser) M/71 aptirt war, machte man auch entsprechende Versuche zur Aptirung des Werder - Carabiners, die indessen nicht gelangen ; in Folge hiervon wurde durch Allerhöchste Entſchließung vom 17. Auguſt 1876 die Einführung des Carabiners M/71 nebst zugehöriger Tragevorrichtung für die mit Carabinern bewaffnete Cavallerie angeordnet und alsbald mit der Ausführung dieser Maßregel begonnen. Durch Allerhöchste Entschließung vom 9. December 1876 erhielten dann auch die gesammten Mannschaften der Ulanen - Regimenter (excl. Unteroffiziere , Trompeter und Pioniere) den Carabiner M/71 . Diese Allerhöchste Entschließung ging aber noch einen Schritt weiter, indem sie wenn auch zunächst nur in provisorischer Weise -bestimmte: daß auch die Cürassiere in analoger Weise unter Wegfall des Cüraffes für Offiziere und Mannschaften ―――――― ebenfalls mit dem Carabiner M/71 zu bewaffnen sind. (Für Rekrutirung und Remontirung der Cürassiere sollen künftig die für die Ulanen gegebenen Normen maßgebend sein.) In Betreff der Bekleidung und Ausrüstung der Truppen hat das Jahr 1876 für die Bayerische Armee einige bemerkenswerthe Neuerungen gebracht. Eine kriegsministerielle Verfügung vom 2. März gab zum Vollzuge der durch Allerhöchste Entschließung vom 23. Mai 1874 verfügten Einführung eines ein heitlichen Schanzzeugs M/74 folgende Bestimmungen über Ausrüstung der Cavallerie mit Schanzzeug und Pionier - Werkzeug. Jedes mobile Cavallerie Regiment zu 4 Escadrons führt mit sich: 8 Aerte (4 auf den Wagen), 103 Beile (6 auf den Wagen), 8 Kreuzpickel (4 auf den Wagen), 20 Schaufeln (12 auf den Wagen), 88 Bindestränge , 2,8 Meter lang (davon 60 auf den Wagen) , 12 Bohrer , 16 Gerüstklammern , 4 Meßbänder à 20 Meter lang, 160 verschiedene Nägel und je 4 Fuchsschwanzsägen , Sägefeilen und Stemm eijen. -- Jede Escadron hat eine Arbeits-Brigade, aus 4 Pionieren und event.
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noch 1 Pferdehalter bestehend ; dieselben sind im 2. Gliede eingetheilt , führen neben dem Säbel nur Pistolen ; bei den Ulanen kein Lanze, bei den Cürassieren keinen Cüraß. Ferner wurden bei der Cavallerie Feldkochgeschirre und Beschlag zeugtaschen nach neuen Modellen eingeführt und für die Pferdeausrüstung der Offiziere im Felde mit Sattelpacktaschen und Revolverholster neue Vorschriften ausgenommen gegeben, den Offizieren auch gestattet, bei allen Ausrückungen jolche in Gala - eine Kartentasche zu führen.
Die Infanterie erhielt neue Patronentaschen gleich denen der übrigen Deutschen Armee, auch traten für sie die in letterer gültigen Bestimmungen über Ausrüftung und Tragen von 1 oder 2 Patronentaschen in Kraft.
VI.
Geld- und Natural - Verpflegung.
In der Sizung vom 12. December 1874 hatte der Reichstag beschlossen : „die Reichsregierung aufzufordern, die Frage wegen einer Reform des bisherigen „Syſtems bezüglich der Gewährung der Fourage -Rationen in Erwägung zu "ziehen und dem nächsten Reichstag über das Ergebniß Mittheilung zu machen. " In ihrer hierauf bezüglichen Darlegung giebt die Regierung eine Nach weisung über die am 15. Juli 1875 von den nicht regimentirten Offizieren, Aerzten und Beamten unterhaltenen Dienstpferde und ihre etatsmäßigen Ra tionen , aus welcher als Gesammtergebniß hervorgeht , daß auf 2392 Nationen 1555 Pferde, d. h. rund 65 % wirklich gehalten wurden. Betreffs der regimentirten Offiziere ist keine Nachweisung vorgelegt worden, weil dieselben fast ausnahms los eine der Zahl ihrer Rationen entsprechende Zahl von Pferden zu unterhalten genöthigt sind. Zunächst weist die Regierung nun darauf hin, daß die Pferdezahl zu keiner Zeit und unter keinen Verhältnissen der Zahl der Rationen völlig gleich kommen könnte, da zwiſchen Ab- und Zugang im Besißſtande der Pferde wegen der Schwierigkeit, zu gewiſſen Preisen ein den Anforderungen des Reiters entsprechendes Pferd zu finden, nothwendig ein kürzerer oder längerer Zeitraum liegt, auch Offiziere, welche auf längere Zeit auf Reisen gehen, um nicht nam hafte Verluste zu erleiden zum Verkaufe oder wenigstens zur möglichsten Ver minderung der Zahl ihrer Pferde gezwungen sind. Ferner kommt in Betracht, namentlich bei technischen Behörden daß die Inhaber gewiffer Stellungen und Bildungs-Anstalten - zur Unterhaltung von Pferden zwar in den Stand zu ſehen sind , nicht aber ohne Unbilligkeit hierzu unbedingt angehalten werden fönnten. Ersteres entspricht insofern dem dienstlichen Interesse , als hierdurch die Uebung im Reiten begünstigt wird. Andererseits machen die bedeutenden Kosten der Unterhaltung der Pferde erklärlich , wenn bei jenen Stellen über einen zeitweisen Mangel an Pferden insoweit hinweggesehen wird , als die der zeitigen Dienstobligenheiten der Rationsempfänger hierunter nicht leiden bezw. die Betreffenden durch Beschaffung anderweiter Transportmittel eine Beeinträchtigung des Dienstes verhüten. Endlich ist auch nicht zu übersehen, daß ein Theil der über die Anzahl der Pferde hinaus empfangenen Rationen zur Verstärkung des Futters der gehaltenen Pferde sowohl während besonders anstrengender Uebungs Perioden als allgemein auch da benutzt wird , wo das Körpergewicht die Wahl schwerer Pferde nothwendig gemacht hat.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Auf Grund eines reichen ſtatiſtiſchen Materials giebt die Regierung eine Nachweisung der durchschnittlichen Kostenbeträge der Pferde-Unterhaltung für Berlin - wo der überwiegend größere Theil der nicht regimentirten Offiziere garnisonirt und einen in der Provinz gelegenen Garnisonort. Dieſe Nach weisung veranschlagt für 1 Pferd an Abnutzung des Pferdematerials (bei einem Ankaufspreis von 1500 Mk. und 8 jähriger Gebrauchsdauer) 187 Mk. , an Zinsverluft aus dem Anlage-Capital 75 Mk. , an Hufbeschlag 36 Mk., an An fuhr für Fourage 54 bezw. 48 Mk. , an Zulage für den Burschen 108 bezw. 72 Mt., an Pferdeausrüstung aller Art und für ärztliche Behandlung 125 resp. 68 Mt.; für jedes weitere Pferd etwas weniger. Hiernach kosten : in Berlin :
mit 1 Burschen ohne Reitknecht
mit 1
"
und 1
"
in den Provinzen :
1 Pferd . . . 585 Mk. 989 "1 2 Pferde 1393 "I 3 " 2625 " 4 "1
486 Mr. 855 #1 1224 11 2421 "1
Hierzu kommt noch der oft ――――― namentlich in Berlin sehr bedeutende Zuschuß zum Stallservis , sowie die Kosten für die oft unvermeidliche Annahme von Bereitern nicht nur bei dem Besitz unrittiger oder schwieriger Pferde, sondern häufig auch während jeder Abwesenheit oder Behinderung derjenigen Pferde Besizer, welche auf Burschen als Pferdepfleger angewiesen sind , sehr häufig muß auch noch während des Winters für Benutzung von Reitbahnen gezahlt werden. Erwägt man, daß der durchschnittliche Werth selbst einer schweren Ra tion für das Jahr nur 395 Mk. beträgt , so ſo läßt sich aus dem Vergleich der Zahl der fehlenden Rationen und der Kosten der Pferde-Unterhaltung erkennen, daß die Offiziere, statt etwa aus den in Geld empfangenen Rationen eine Ver mehrung ihrer persönlichen Bezüge zu gewinnen , im Allgemeinen namhafte Zuschüsse aus letteren für den Pferde-Unterhalt zu entnehmen haben. Selbst in den seltenen Fällen , wo eine zeitweise Ersparniß sich ergiebt, wird dieselbe durch den vorher eingetretenen oder gleich darauf folgenden Mehraufwand über wogen. Endlich sind in dem Kostenanschlage die außerordentlichen Verluste nicht mit berechnet. Von diesen geben die beigefügten Nachweisungen zweier höheren Offiziere Auskunft. Nach diesen beliefen sich die Ausgaben eines Diviſions -Commandeurs für 7231 Thlr. 20 Sgr. Pferde während der letzten 10 Jahre auf Die Einnahme für verkaufte resp. 2 tarirte Pferde, = 20 = welche für erschossene gestellt waren, im Ganzen auf . 2164 mithin Ausgabe : 5067 Thlr. Sgr. = oder jährlich : 21 = 506 Ein Brigade - Commandeur berechnet seine Ausgaben von Juli 1871 bis Juli 1875 auf 5120 Thlr. und seine Wiedereinnahme auf 1190 Thlr., so daß sich beim augenblicklichen Besitz von 3 Pferden im Werthe von 1861 Thlr. 20 Sgr. der baare Verlust auf 3930 Thlr. während eines Zeitraumes von 4 Jahren beläuft . Solche Verluste legen selbst die Befürchtung nahe, daß die mit dem Unterhalt von Dienstpferden verknüpften Opfer die wirthschaftlichen Verhältnisse mancher Offiziere auf das Ernſteſte gefährden. Somit kommt die Regierung zu dem Schluß, daß wenn eine Reform des bisherigen Systems bezüglich der Fourage-Gewährung etwa in der Art eintreten
Heerwesen Deutschlands.
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jollte, daß eine Verabfolgung von Rationen ganz oder theilweise nur nach Maß gabe der unterhaltenen Dienstpferde stattfände, dies nur unter gleichzeitiger Entschädigung für die anderweiten , vielfach sehr drückenden Kosten der Pferde Unterhaltung geschehen könne. Da dabei die Entschädigung mit der Höhe der geleisteten Ausgaben einigermaßen im Einklange stehen und allen Offizieren auch denen, welche keine überzähligen Rationen beziehen. ――― zu Gute kommen müßten : so würde eine solche Reform zwar den Intereffen des Offizier - Corps entsprechen, jedoch zunächst auf erhebliche financielle Schwierigkeiten stoßen. In Folge einer im Reichstage zu dieſem Capitel aufgenommenen Bemerkung wurde bezüglich der Rations-Vergütung für nicht vorhandene etatsmäßige Pferde folgende allgemeine Bestimmung erlassen: a. Die höchste Entschädigung für eine derartige Ration beträgt 28 Mt. b. Ist ein zum Empfang von mehreren Rationen Berechtigter nicht im Beſig mindestens eines Pferdes, so darf ihm monatlich nicht mehr als 56 Mk. an Rations-Vergütung gewährt werden. Ferner ist die Bestimmung des Natural-Verpflegungs-Reglements , wonach die zeitweise Abtretung entbehrlicher etatsmäßiger Rationen an active Offiziere der Garnison gestattet war, aufgehoben worden, wogegen die General-Commandos ermächtigt wurden , die Verabreichung außeretatsmäßiger Rationen gegen Be zahlung der Normpreise überall da zu bewilligen und zwar für Offiziere, — Aerzte und Militair-Beamte wo das Interesse des Dienstes solches wünschens werth erscheinen läßt. Durch kriegsministeriellen Erlaß vom 9. Januar 1876 find in Bayern ganz ähnliche Soldbücher für Unteroffiziere und Gemeine zum Gebrauch sowohl im Friedens- als auch im Feld-Verhältnisse eingeführt, wie solche in der übrigen Deutschen Armee üblich sind.
VII.
Natural - Leiſtungen für die Armee.
Zu dem bereits im 1. Jahrgang der Jahresberichte seinem Hauptinhalte nach wiedergegebenen Geseß über die Kriegsleistungen vom 13. Juni 1873 ist unter dem 1. April 1876 eine Allerhöchste Ausführungs - Verordnung erlaſſen worden, aus welcher einige Hauptbestimmungen folgen. In Betreff der durch eventuellen Beschluß des Bundesrathes angeordneten Landlieferungen behufs Füllung der Kriegsmagazine sind für alle Deutsche Staaten die im Gesetze vorgesehenen Lieferungsverbände festgesetzt worden. Es sind dies 3. B. die Kreise bezw. die einen eignen Kreisverband bildenden Städte in Preußen, Ehaß -Lothringen , Heffen, Braunschweig (Kreis-Communalverbände) , Meiningen, Koburg - Gotha , Anhalt und Waldeck ; die Bezirks- Aemter bezw. unmittelbaren Magistrate in Bayern ; die amtshauptmannſchaftlichen Bezirke bezw. eigne Be zirke bildenden Städte im Königreich Sachsen ; die Amtsbezirke in Baden; die Oberamtsbezirke bezw . Stadtbezirk Stuttgart in Württemberg. In den Requisitionen der Militairbehörden sind die in Anspruch zu nehmen den Leistungen nach Gegenstand, Umfang, Ort und Zeit, sowie Name, Charge, Truppentheil oder Behörde des Requirirenden genau zu bezeichnen. Die re quirirte Behörde hat die zur Sicherstellung der rechtzeitigen Leistungen erforder= lichen Anordnungen schleunigst zu erlassen und nöthigenfalls Commiffarien an Ort und Stelle zu senden , welche mit den Vertretern der Militairbehörden im
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Militairische Jahresberichte für 1876 .
Einvernehmen zu handeln haben. Handelt es sich um Leistungen, für welche die Vergütungen event. auf Grund fachverständiger Schätzung festzustellen bleiben, ſo muß grundsätzlich die Abschätzung alsbald veranlaßt werden; unbedingt nöthig ist dies, wenn Fuhren länger als 48 Stunden außerhalb ihrer Heimath oder auf unbestimmte Dauer in Anspruch genommen , oder wenn Gebäude oder Grund stücke zu militairischen oder Kriegszwecken überlassen werden. Die Militairbehörden sollen von der ihnen, für dringende Fälle zugestandenen Befugniß , statt von den höheren Verwaltungsbehörden derjenigen Bezirke , zu welchen die in Anspruch zu nehmenden Gemeinden gehören, entweder direct von den Gemeindebehörden oder , wo diese nicht rechtzeitig zu erreichen ist , von den Leistungspflichtigen in der Gemeinde unmittelbar zu requiriren nur dann Ge brauch machen , wenn das militairische Intereſſe auf dem Wege der Requiſition durch Vermittelung der zuständigen Civilbehörde nicht genügend sicher zu stellen ist. Da Vergütung für Naturalquartier und Stallung nur für die in ihren Garnison- oder Standorten ( Etappen ) einquartierten Truppen vergütet wird, ist eine Erläuterung für den Ausdruck „Bejaßungstruppen" gegeben worden. Danach gelten als solche außer den Besatzungstruppen der Etappenorte : a. Truppentheile, welche die Beſahung einer Festung oder eines befestigten Küstenpunktes bilden für die Dauer dieses Verhältnisses, b. uniformirte Truppentheile, so lange sie sich im Formationsorte befinden und c. Truppentheile, welche durch eine ausdrückliche Erklärung des commandiren den Generals als zur Besatzung des Ortes bestimmt bezeichnet werden, in welchem sie sich befinden bezw. in welchen sie einrücken. Die tägliche Feldmundportion , welche den mit Verpflegung Einquartierten zu gewähren ist, beträgt : 1) 750 Gramm Brod. 2) 375 Gramm friſches oder gesalzenes Fleisch Gewicht des rohen Fleisches oder 250 Gramm ge räuchertes Rind- oder Hammelfleisch oder 170 Gramm Speck. 3) 125 Gramm Reis oder ordinäre Graupe , oder Grüße oder 250 Gramm Hülsenfrüchte oder Mehl oder 1500 Gramm Kartoffeln. 4) 25 Gramm Salz . 5) 25 Gramm Kaffee in gebrannten oder 30 Gramm in ungebrannten Bohnen . Andere Getränke hat der Einquartierte nicht zu beanspruchen. Die Brodportion, welche event. auch aus Magazinen beansprucht werden kann , vertheilt sich gleichmäßig auf die Morgen-, Mittags- und Abendkost. Als Morgenkost ist Kaffee oder eine Suppe, als Mittags kost Fleisch und Gemüse, als Abendkost Gemüse zu verabreichen. Vergütet wird die Feldmundportion analog wie die Friedensverpflegung mit 80 Pfennigen für die volle Tageskost mit Brod , ein Betrag, der je nach den Roggenpreisen bis auf 100 Pfennige erhöht werden kann. Wird nicht die ganze Tagesverpflegung beansprucht, so tritt die Vergütung je nach den Umständen für Mittags- , Abend- und Morgenkost gesondert ein. Die schwere Feldration ist für mobile Truppen mit 5650 , die leichte Feldration mit 5000 Gramm Hafer angesetzt, zu jeder derselben gehören dann noch 1500 Gramm Heu, 1750 Gramm Stroh. Etwaige Aenderungen hierin werden durch das Reichskanzleramt zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Die Vergütung findet im Allgemeinen nach dem zehnjährigen Durchschnitts preiſe und nur ausnahmsweise , wenn die Gemeinden den überzeugenden Nach weis liefern, daß die nöthige Fourage zur Zeit der geforderten Leistung im Ge meindebezirke in der That nicht vorhanden war und nur durch Ankauf beschafft werden konnte , nach Maßgabe der Durchschnittspreise zur Zeit der Lieferung
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statt. Es haben dann aber die bei Auferlegung und Ausführung der bezüglichen Leistungen sowie bei Aufstellung , Prüfung und Feststellung der Liquidationen betheiligten Behörden ihr beſonderes Augenmerk darauf zu richten, daß nicht un begründete Forderungen erhoben werden. Die Vergütungssätze für Vorſpann sind dieselben wie in Friedenszeiten und werden nach ihrer jedesmaligen Feststellung für die einzelnen Lieferungsverbände zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Im Kriege kann auch die Gestellung von Reitpferden verlangt werden und ift für 1 Reitpferd (mit Führer) der Satz für ein einspänniges Pferdefuhrwerk zu vergüten. Kann bei Beanspruchung von Vorſpann und Spanndienſte über 48 Stunden die vorherige Abschätzung nicht stattfinden , so hat die Miliair behörde durch eine ihrerseits zu bildende Commiſſion eine Tare und Beschreibung der requirirten Zugthiere, Wagen und Geschirre aufzunehmen , welche später der Abschätzungs-Commiſſion mit vorzulegen sind. Länger als 48 Stunden benutten Fuhrwerken ist eine Bescheinigung mitzugeben , auf Grund deren sie von den Etappenbehörden freies Quartier und freie Verpflegung zu beanspruchen haben. Arbeitskräfte und Transportmittel (excl. Fuhrenleistungen) sowie Feuerungs material für Lager und Biwak sind, wenn über die Vergütung keine Verſtändi gung stattfindet, nicht nach den Preisen zur Zeit der Leistung, sondern nach den in gewöhnlichen Zeiten ortsüblichen Preiſen abzuschäßen. Der bereit zu haltende Bedarf an Gegenständen zur Ausrüstung von Eisenbahnwagen für Beförderung von Mannschaften und Pferden wird von den betreffenden Bundesrath-Ausschüſſen feſtgeſetzt und von dem Reichseisen bahnamt den einzelnen Eiſenbahnverwaltungen mitgetheilt. Das genannte Amt überwacht auch die Ausführung. Durch ein vom Kaiſer mit Zustimmung des Bundesrathes zu erlassendes Reglement werden die näheren Bestimmungen ge= troffen, nach welchen jede Eisenbahnverwaltung die Beförderung der bewaffneten Macht und der Kriegsbedürfnisse, sowie die Abrechnung mit den Militairbehörden zu bewirken hat. Das Reichs-Eisenbahnamt sett den Maßstab fest, nach welchem die Eisenbahnverwaltungen ihr Perſonal und Material auf Erfordern herzugeben haben. Für das Personal übernimmt die Militairverwaltung die Zahlung des demselben zustehenden Friedenseinkommens . Welche Eisenbahnen als auf dem Kriegsschauplatze oder in der Nähe deſſelben liegend zu betrachten, beſtimmt der Kaiser. Ueber Einrichtung, Fortführung, Einstellung und Wiederaufnahme des Betriebes auf diesen Bahnen bestimmt die zuständige Militairbehörde je nach den Umständen. Im Falle des Zuwiderhandelns seitens der Eisenbahnverwaltung geschieht dies auf deren Kosten , event. wird dieselbe ihrer Functionen enthoben und die Militairbehörde übernimmt selbst den Betrieb u. s. w. Die zu Abschätzungen einzusetzenden Commissionen sehen sich zusammen aus a. einem Commiſſar der betheiligten Landesregierung, der die Verhandlung leitet ; b. einem Offizier und einem Militairbeamten, von der betheiligten Militairver waltung bestellt und c. mindestens 2 Sachverständigen , bei deren Auswahl die Vertretung der Kreise oder gleichartigen Verbände mitwirken , die vereidigt wer den und bei der Sache mit ihrem Intereſſe nicht betheiligt ſein dürfen.
VIII.
Ingenieur- und Artillerie- Angelegenheiten.
Waffenweſen.
Für die Eintheilung der festen Plätze ist eine neue Bestimmung getroffen, derzufolge mit Rücksicht auf die verschiedenen Grundsätze, nach denen Ausrüstung, Ausstattung und Besatzung derselben zu erfolgen hat, künftig unterschieden
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Militairische Jahresberichte für 1876.
werden : 1) Festungen mit Armirung 1. Ordnung : Straßburg, Rastatt, Mainz, Metz, Coblenz, Cöln, Weſel, Ulm, Magdeburg, Glogau, Neiße, Cüſtrin, Spandau, Thorn, Posen, Danzig, Königsberg . 2) Festungen mit Armirung 2. Ordnung: Neu-Breisach , Diedenhofen , Schloß Bitsch , Saarlouis , Torgau , Königstein, Glatz , Marienburg , Feste Boyen. 3) Küstenbefestigungen : Wilhelmshaven, Friedrichsort, Pillau, Memel, Befestigungen bei Colberg, Swinemünde, Stral fund, Sonderburg, Befestigungen an der unteren Elbe und an der Weser. Die Fortificationen zu Cosel und Erfurt wurden unter dem 12. Januar bezw. 9. März , die Gewehr-Revisions -Commission zu Sömmerda unter dem 20. Juni aufgelöst und der Betrieb der Pulverfabrik zu Neiße Ende September eingestellt, dagegen erfuhren sowohl die Artillerie-Werkstätten wie die Gewehr und Munitions-Fabriken bedeutende Betriebserweiterungen , die ihrerseits eine Vermehrung des Zeugpersonals sowie der Beamten an den letztgenannten Fa briken zur Folge hatten. Da ferner das bisherige Feuerwerksperſonal nicht ausreichte, um neben dem bedeutenden Bedarf für die Commandobehörden, die technischen Institute der Artillerie, die Oberfeuerwerkerschule die Anstellung von Feuerwerks -Offizieren bei sämmtlichen Artillerie-Depots zu gestatten, so daß bei Vorlage des Etats pro 1876 deren an 28 Depots fehlten, so wurde dies Personal um 11 Feuerwerks-Lieutenants vermehrt.
IX .
Generalstab .
Landesvermessung.
Die Concentrirung des gesammten Landesvermeſſungs-Wesens des Deutſchen Reiches (excl. Bayern) theils für Rechnung des Reichs -Militair-Etats , theils für Rechnung des Preußischen Staatshaushalts-Etats hat auch für das Jahr 1876 noch nicht stattfinden können , da die bezüglichen Unterhandlungen mit der Preußischen Regierung noch nicht zum Abschluß gekommen ſind.
X.
Militair-Erziehungs- und Bildungs- sowie Unterrichtswesen.
Bereits im vorjährigen Jahresbericht wurde erwähnt, daß eingehende Be stimmungen über die Einrichtung des Schulunterrichtes bei den Truppentheilen zu erwarten seien ; dieselben sind nunmehr unter Aufhebung der bisher gültig geweſenen Bestimmungen vom 14. Januar 1812 durch Allerhöchste Cabinets Bestimmungen über den Schul Ordre vom 2. November 1876 als unterricht der Capitulanten bei den Truppen " erlassen worden. Dieser Auf der ersten Stufe sollen die Unterricht wird auf 2 Stufen ertheilt. Schulkenntnisse der Capitulanten auf dasjenige Maaß ergänzt werden, dessen jeder Unteroffizier bedarf, um zur vollen Erfüllung seiner militairiſchen Dienſt obliegenheiten befähigt zu sein. Zu diesem Unterricht sind alle Capitulanten zu commandiren, welche das angedeutete Maaß von Kenntnissen noch nicht besitzen, was durch eine Prüfung festzustellen ist. Dispensation von einzelnen Unter Es können auch Mannschaften , welche noch richtsgegenständen ist statthaft. nicht capitulirt haben, aber zu der Hoffnung berechtigen, daß sie dereinst zu Unteroffizieren befördert werden, zu diesem Unterricht zugelassen werden. Die Lehrgegenstände desselben sind : Schreiben , Lesen, Rechnen (die 4 Species, Zeitrechnung, die Operationen bis zu vierstelligen Decimalbrüchen) , Geographie (allgemeine Verhältnisse der Erdoberfläche ; Deutschland : Grenzen , Nachbar
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ſtaaten, Haupt-Flüsse , Gebirge , Staaten und Städte) , Geschichte (wichtigste Ereignisse der vaterländischen Geschichte, mit der Zeit des großen Kurfürsten beginnend). Auf Grund einer Prüfung am Schluffe des Jahrescurſus und der Vorschläge der mit der speciellen Leitung des Unterrichts beauftragten Offi ziere bestimmt der Regiments- 2c. Commandeur, ob und welche Schüler von der ferneren Theilnahme am Unterricht ganz oder theilweise zu entbinden event. in die höhere Klaffe zu versehen sind. Auf der zweiten Stufe soll den Unteroffizieren Gelegenheit geboten werden, ihre Kenntnisse mit Rücksicht auf die Anforderungen besonderer mili tairischer Dienststellungen (als Feldwebel xc. ) sowie im Hinblick auf die künftige -Versorgung im Civildienst zu erweitern. Die Theilnahme an dem Unterricht auf dieser Stufe ist eine freiwillige, jedoch sind Zugelaſſene verpflichtet, wenigstens einen Jahrescurſus zu absolviren. Dispensation von einzelnen Lehrgegenständen ist zulässig. Nur Unteroffiziere sind zuzulassen und zwar, wenn sie das 6. Dienst jahr noch nicht vollendet haben, nur dann, wenn dies im Interesse ihrer Aus bildung für besondere militairische Dienststellen zweckmäßig erscheint. Aus dienst lichen Rücksichten sollen in der Regel Unteroffiziere von acht- und mehrjähriger Dienstzeit nicht in zwei auf einander folgenden Jahren zugelaffen werden. Der Unterricht erstreckt sich auf folgende Disciplinen : Deutsche Sprache (Ortho graphie; Interpunktionslehre ; einfachere Syntax; Anfertigung von Berichten und Geschäftsschreiben aus dem Verkehr des militairischen und bürgerlichen Lebens); Rechnen (vier Species mit gemeinen und Decimalbrüchen ; einfache und zusammengesetzte Regel-de-Tri ; für die Befähigten Gesellschaftsrechnung, einfache Zinsrechnung, event. Berechnung des Inhalts von Figuren sowie der Oberfläche und des Inhalts prismatischer, pyramidaler und kugelförmiger Körper nach elementarer Methode und ohne wissenschaftliche Begründung); Geographie (Grundbegriffe der Erd- und Himmelskunde ; Lage der Welttheile und Weltmeere ; allgemeine physische und politische Geographie von Europa sowie von Deutsch land; Lesen einer Karte) ; Geschichte (Deutsche Geschichte bis zur Zeit des großen Kurfürsten ; Erweiterung der vaterländischen Geschichte ; Zusammenhang derselben mit der allgemeinen Weltgeschichte) ; Schreiben und Zeichnen (Rap porte, Liften , Figuren im gegebenen verjüngten oder vergrößerten Maßstabe mit Lineal, Maaß und Zirkel ; kleine und leichte Croquis). Die gesteckten Grenzen sollen in keinem Fache überschritten werden, um gründlich zu sein und den Dienst nicht zu beeinträchtigen; doch darf Unterricht über Militair-Ver waltungsdienst eingeschaltet werden. Ueber die erworbenen oder in einer Prüfung dargethanen Kenntnisse der zweiten Stufe kann vom Regiments- Commandeur den Betreffenden nach erlangter Civilversorgungsberechtigung oder behufs Ueber tritts in die Gendarmerie 2c. nach 9jähriger Dienstzeit auf deren Ansuchen ein entsprechendes Zeugniß ausgestellt werden. Um diesen Unteroffizieren die Erlangung weiterer specieller Vorkenntniſſe für bestimmte Stellen zu erleichtern, dürfen, soweit die Mittel ausreichen , geeignete Lehrbücher beschafft und ausge liehen werden. Die Anordnungen für den Schulunterricht werden durch die Regiments Commandeure 2. getroffen und ist die specielle Leitung und Ueberwachung des Unterrichts je einem oder mehreren älteren Offizieren, die möglichst wenig wechseln dürfen , zu übertragen. Der Unterricht kann in einer oder mehreren Klaſſen in Regiments- oder Bataillonsschulen ertheilt werden, die Klaſſen ſollen möglichst nicht über 25 Schüler stark sein, bei sehr verschiedener Bildungsstufe sind auch bei geringerer Schülerzahl, wenn angängig, mehrere Klaſſen zu bilden,
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Militairische Jahresberichte für 1876 .
Es würde also mehrklassigen Regimentsschulen der Vorzug vor einklassigen Bataillonsschulen zu geben sein. Einzeln garnisonirende Escadrons sowie die Train-Bataillone können sich, nach Vereinbarung der Regiments-Commandeure, einer Infanterie- Capitulantenſchule anschließen . Der Unterricht beginnt jährlich spätestens Mitte October ; die Zahl der Stunden und Dauer des Cursus find unter steter Berücksichtigung der Intereſſen des Truppendienstes so zu bestimmen, daß der Zweck des Unterrichtes möglichst vollständig erreicht wird. - Für den Unterricht in der Deutschen Sprache, im Lesen, Schreiben und Rechnen sind möglichst geeignete Elementar-Lehrer zu engagiren und nur wenn dies nicht möglich ist, mit demſelben Offiziere, Militairbeamte, Feldwebel zu beauftragen. Der Unterricht in der Geographie und Geschichte wird stets durch Offiziere ertheilt. Ueber Beschaffung der Lehrmittel bestimmt auf Vorschlag der betref fenden Offiziere der Regiments -Commandeur. Häusliche Arbeiten sind beim Unterricht auf der ersten Stufe nicht zu fordern und auf der zweiten Stufe dem freien Willen der Schüler zu überlassen. Bei der Artillerie, den Pionieren und dem Eisenbahn-Regiment bleiben die näheren Vorschriften über die Ein richtung des Schulunterrichtes mit Rücksicht auf die bei diesen Truppen obwal tenden, besonderen Verhältnisse den betreffenden General-Inspectionen bezw. dem Chef des Generalstabes der Armee überlassen. Bezüglich der Kosten des Unterrichtes sind die im vorigen Jahrgange der Jahresberichte Seite 39 gegebenen Bestimmungen in Kraft geblieben. Die Oberfeuerwerkerschule wurde in der Schülerzahl von 200 auf 240 erhöht, welche Zahl in Anbetracht der zahlreichen Abgänge bei dem Feuer werkspersonal und dem zeitigen großen Manquement um so nothwendiger war, als eine nicht unbeträchtliche Steigerung des Personalbedarfs zu erwarten ſteht, sobald der gegenwärtig in der Ausführung begriffene Um- und Erweiterungsbau einzelner Festungen vollendet sein wird. - Um ferner den guten Gesundheits zustand der Schüler zu erhalten und das militairiſche und moralische Selbst gefühl mehr zu wecken, ist auf der Schule der Betrieb des gymnastischen Unter richts allgemein eingeführt worden , während bisher nur die jüngeren Schüler einmal wöchentlich die Central-Turnanſtalt beſuchten.
XI.
Militair - Gefängnißwesen.
Es liegt in der Absicht , das ganze Militair - Gefängnißweſen unter all mäliger Auflöſung der kleinen Militair - Gefängniſſe unter einer Inspection der militairischen Straf - Anstalten zu concentriren , sobald die hierzu erforderlichen Mittel durch den Etat flüssig zu machen sind. Der betreffende Inspecteur würde darüber zu wachen haben, daß die Straf-Vollstreckung in den Festungs- Stuben-Gefangen-Anstalten und in den Militair-Gefängniſſen den Be ſtimmungen gemäß und dem Zwecke entsprechend erfolgt ; außerdem soll er den Dienst bei den Arbeiter - Abtheilungen regeln und beaufsichtigen. Seit dem 1. November 1876 wird diese Stelle provisorisch durch einen Offizier des Kriegs-Ministeriums versehen. Statt der früheren 12 Hauptleute II . Klaſſe und 12 Premierlieutenants als Vorstände der Festungs - Gefängnisse und Führer der Arbeiter-Abtheilungen sind je 8 Stellen für Hauptleute I. bezw. II. Klasse und Premierlieutenants angesetzt worden. Diese Stellen-Verbesserung erschien nothwendig im Hinblick auf den beschwerlichen und verantwortlichen Dienst dieser Offiziere und auf den
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Umstand, daß dieſelben der Zahl derjenigen Offiziere entnommen werden, welche in Folge des Dienstes nicht mehr völlig felddienstfähig sind und keine Aussicht auf Weiterbeförderung haben. Im Laufe des Jahres 1876 sind zwei kleine Militair-Gefängnisse aufgelöst worden, während in den übrigen jezt eine umfang reichere Beschäftigung der Gefangenen im Inneren stattfindet als früher.
XII.
Verschiedenes.
In Bayern wurde durch einen besonderen ministeriellen Erlaß dafür Sorge getroffen , daß die Beförderung vormaliger einjährig Freiwilliger zu Seconde lieutenants der Reserve nicht früher stattfinden kann , als diejenige der im activen Dienste stehenden Offizier-Aspiranten , welche gleichzeitig mit jenen in die Armee traten, zu Offizieren. Der Feldzeugmeister Prinz Luitpold von Bayern K. H. iſt aus Anlaß der Vollendung einer vierzigjährigen Dienstzeit unter dem 30. März 1876 zum General feldzeugmeister befördert, und sind die Abzeichen für dieſe Charge auf 3 Sterne im Epaulettenfeld resp. auf dem Achselstücke oder Achselbande festgestellt worden. Auf Grund gemachter und von günſtigem Erfolge begleiteter Erfahrungen ist in jedem Corps-Bezirke Preußens einem Bezirks-Commando die Bearbeitung der Versorgungs - Angelegenheiten der Militair - Anwärter - Ermittelung der vacanten Stellen und der Aspiranten übertragen worden. Durch Allerhöchste Entschließung vom 21. Januar 1876 sind in der Bayerischen Armee neue Dienstalterszeichen eingeführt. Sie bestehen 1 ) in einem Dienstauszeichnungskreuz I. und II . Klasse , welches für 40- bezw. 24jährige ehrenvolle Dienstzeit als Sinnbild der Zuſammengehörigkeit aller Dienstgrade an Offiziere , Sanitäts-Offiziere, Mannschaften und obere Beamte des activen Heeres ertheilt wird. 2) Die Dienstauszeichnung in 3 Klaffen für Unteroffiziere und Gemeine, entsprechend derjenigen in der übrigen Deutschen Armee. 3) Die Landwehr- Dienstauszeichnung I. und II . Klasse, ebenfalls entsprechend derjenigen in der übrigen Deutschen Armee. Durch Allerhöchste Entschließung vom 14. September ist ein neues ,,Pferde Aushebungs - Reglement für das Königreich Bayern " erlassen worden. Es wurde genehmigt, daß auf Märschen, sobald bei großer Hiße nach dem pflichtmäßigen Ermeffen des Befehlshabers einer marſchirenden Truppe voraus sichtlich Menschenleben auf dem Spiele stehen, die Tornister der Mannschaften gefahren werden dürfen , doch ist darüber unter näherer Begründung der ge troffenen Maßregel an die vorgesetzte Commando - Behörde zu berichten . Die erforderlichen Fuhrwerke sind zu den billigsten Preisen zu ermiethen. Dem Preußischen Landtage wurde von der Regierung ein Gesetzentwurf, betreffend die Umwandlung des Zeughauses in eine Ruhmeshalle, vorgelegt und zu dem Zwecke ein Betrag von 72 Millionen Mark gefordert. Nachdem in dessen schon in den Commiſſions - Berathungen mancherlei Bedenken gegen die Vorlage erhoben waren , auch eine Reduction der geforderten Summe auf 6 Millionen stattgefunden hatte, gelangte man im weiteren Verfolg der Ange legenheit zu der Ansicht, daß es nicht rathsam sei, den Gesetzentwurf in seiner ursprünglichen Form vor das Plenum zu bringen. In der am 12. Januar 1877 eröffneten Session ist dem Landtage ein neuer Gesehentwürf in dieser Ange legenheit vorgelegt worden, der die Geldforderung reducirt und von der Be zeichnung ,,Ruhmeshalle" Abstand nimmt.
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XIII.
Militairische Jahresberichte für 1876.
Der Etat für die Verwaltung des Reichsheeres pro 1876 .
Wir müssen hier zunächst auf die Resolutionen eingehen, welche der Reichs tag bei den Berathungen über den Etat des Reichsheeres pro 1875 gefaßt hatte. Dieselben wurden im vorjährigen Jahresberichte erwähnt. Dem Ersuchen des Reichstages „die Ausgaben für das Sächsische Armee Corps künftig mit den Ausgaben für die Preußischen Armee-Corps zuſammen zufaffen , dagegen diejenigen Ausgaben , welche Einrichtungen und Competenzen betreffen, hinsichtlich deren das Sächsische Armee-Corps von den Preußischen abweicht, zum Gegenstand besonderer Titel zu machen “, hat bei Aufstellung des Etats pro 1876 nicht nachgegeben werden können ; übrigens war dasselbe dem Reichskanzler nur zur Erwägung gegeben worden. Dagegen hat die Regierung die Aufforderung des Reichstages, „darauf bedacht zu nehmen, daß die Stellen der Gouverneure , der Commandanten und Plazmajore als besondere Posten nur da aufrecht erhalten werden, wo im dienstlichen Interesse die Geschäfte derselben als Nebengeschäfte nicht wahr genommen werden können“, mit einer eingehenden Denkschrift beantwortet , deren wesentlichen Inhalt wir ihres allgemeinen Interesses wegen hier folgen laſſen. Die Denkschrift legt erst die Verhältnisse für die Festungen und dem nächſt für die offenen Städte dar. I. Festungen . Die Nothwendigkeit einer Commandantur in jeder Festung ist nicht anzuzweifeln und wurden die für die Festungs-Commandanturen angemeldeten Ausgaben auch nur insoweit theilweise in Frage gestellt, als in einzelnen Festungen ein Gouverneur neben dem Commandanten bezw. 2 Com mandanten sich befindet. — In Metz und Straßburg können die Gouverneure bei dem durch den Umfang und die Bedeutung der Befestigungen, durch die Neuheit und Eigenthümlichkeit der Garnisonverhältnisse und Stärke und Zu ſammensetzung der Garnisonen bedingten sehr erheblichen Geschäftsumfange schon im Frieden einer Unterstützung durch Commandanten nicht entbehren. Letteren wird gewöhnlich die specielle Fürsorge für den Garnisondienst über tragen werden , während die Gouverneure sich die Aufsicht über den Verthei digungszustand der Festungen, die gerichtsherrlichen Functionen x . vorbehalten. Für Mainz, Coblenz und Cöln wird die Nothwendigkeit eines Gouverneurs und eines Commandanten resp. zweier Commandanten dadurch begründet , daß die Organisation der Festungsstäbe den Anforderungen des Krieges Rechnung tragen muß. Wird eine große Festung vom Feinde angegriffen oder bedroht, so bedarf der Gouverneur als Befehlshaber einer Besatzung von der Stärke eines Armee- Corps und eines Plates , an deffen Behauptung unter Umständen die Entscheidung eines Feldzuges sich heftet , der Hülfe eines höheren Offiziers der ihn von den Einzelnheiten der Verwaltung und allen rein geschäftlichen Angelegenheiten entlastet und bei Erkrankung und sonstigen Behinderungen des Gouverneurs die Continuität der Orientirung sichert. Dies vermag nur ein Offizier zu leisten , der mit den Verhältnissen der Festung auf das Genaueste vertraut ist und kann er dieser Kenntniß um so weniger entbehren , als beim Ausbruch des Krieges die gesammte Friedensgarnison als ein Bestandtheil der Feld-Armee durch Besatzungstruppen abgelöst wird , deren mit den Verhältnissen der Festung gänzlich unbekannte Führer der genauesten Anleitung bedürfen.
Heerweſen Deutſchlands.
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Wo daher eine große Grenzfeftung gleich bei Beginn eines Krieges bedroht erscheint , wo ein nach Ausbruch des Krieges etwa neu ernannter Commandant zu den Armirungsarbeiten nicht recht zeitig eintreffen , die für den Erfolg seiner Thätigkeit als Vor bedingung hingestellte vorgängige Örientirung überhaupt nicht mehr gewinnen könnte , muß derselbe schon im Frieden angestellt werden. Dies gilt aber für die genannten 3 Festungen : wollte man in den selben im Frieden keine Commandanten anstellen, so würde auf die gesicherte Ausnutzung der Vertheidigungsmittel zu Gunsten einer Ersparniß verzichtet werden , welche gegenüber den für erstere aufgewendeten financiellen Mitteln nicht in Betracht kommen kann. Im Hinblick auf die durch die Besitznahme von Straßburg gesunkene Be deutung der Festung Rastatt einerseits und der Erweiterung der Festung Cöln andererseits soll die Stelle eines Gouverneurs von Rastatt auf Cöln , die des Commandanten 1. Klaſſe von Cöln auf Rastatt übergehen und in Cöln noch ein Commandant 3. Klaffe angestellt werden. Die Erhaltung zweier Stellen in Ulm sindet ihre Begründung in der mit Bayern und Württemberg getroffenen Verabredung , wonach zwar diese Festung einheitlichem Commando und einheitlicher Verwaltung durch Organe des Reichs unterstellt , den eigenthümlichen Territorial- und Besatzungsverhält niſſen indessen durch Anstellung eines dem Bayerischen Heere entnommenen Commandanten Rechnung getragen werden soll. II. Offene Städte. Die Denkschrift charakteriſirt zunächst den Wirkungs kreis des Commandanten einer offenen Stadt sowohl in disciplinarischer Be ziehung - Ueberwachung der Garnison im Verkehr auf den Straßen und an öffentlichen Orten und Regelung des Wacht- und Arbeitsdienstes wie in ſeiner Eigenſchaft als Vertreter der Garnison der Bevölkerung und den Civil behörden gegenüber. In ersterer Beziehung weist sie nach, daß es bei ſtarken Garnisonen des Geschäfts-Umfanges wie der Erhaltung der erforderlichen Un parteilichkeit in der Vertheilung des Garnisondienstes wegen unthunlich sei, die Commandanturgeschäfte als Nebenamt an einen Truppenbefehlshalber zu übertragen; in letzterer Beziehung drückt sie sich wie folgt aus : An die Spike einer militairischen Localbehörde gestellt , nimmt der Commandant eine ver mittelnde Stellung zwischen den Truppen und den städtischen Behörden ein ; auf längere Zeit , vielleicht bis zum Abſchluſſe ſeiner militairischen Laufbahn, auf einen bestimmten Garnisonort angewiesen , wird er vorzugsweise bestrebt sein, die Vortheile seiner Stellung zu Gunsten eines jederzeitigen Einver nehmens mit der Bürgerschaft auszunußen und hierdurch die Garniſonverhält nisse für beide Theile so angenehm als möglich zu gestalten. Eine Störung dieses Einvernehmens , überall unerwünscht , ist selbstverständlich von um so größerem Nachtheile, je zahlreicher die Bürgerschaft und die Garniſon ſind. Aus diesen Gründen erscheint die Beibehaltung der Commandanturen von Breslau, Hannover und Stettin mit 5000 bezw. 6000 und 4000 Mann Garnison nothwendig . Für die Commandantur zu Stettin erwächst noch eine besondere Geschäftslast durch die Anwesenheit eines Festungsgefängnisses und einer Arbeiter-Abtheilung, außerdem ist für deren Beibehaltung noch der Umstand von Bedeutung, daß im Anſchluſſe an die Entfestigung dieses Plates und die Erweiterung der Stadt fiscalische Grundstücke abzugeben und eine Anzahl von Militairgebäuden 2. an anderen Plätzen neu zu errichten sind , wofür für die
32
Militairische Jahresberichte für 1876.
Cap .
Einnahme.
Beiträge aus Special-Kaſſen • Miethen und Pachtgelder Erlöse aus dem Verkauf entbehrlicher oder unbrauchbarer Grundstücke, Materialien, uten filien oder sonstigen Gegenständen Sonstige zufällige Einnahmen . Summa •
Mart. Mart.
Mart.
3309 105000
3309 105000
785000 180000 1073309
598998 135000 842307
Mart.
Mart.
Darunter fünftig megfallend
Betrag für 1876
Preußen. Mithin für 1876 Der vo rige Etat mehr weniger fezt aus
Sach . Betrag für 1876
Mart. Mart
11490
186002 45000 231002
―
11
9.
Darunter fünftig wegfallend
Dauer von 10-20 Jahre die Thätigkeit eines Commandanten noch ſtark in Anspruch genommen wird. In Altona-Hamburg und in Frankfurt a. M. erscheint im Hinblick auf die zahlreiche , fluctuirende , agitatorischen Einflüſſen ausgesetzte und theilweiſe leicht zugängliche, auf engem Raume versammelte Bevölkerung einerseits und auf die Größe des event. zu schützenden Eigenthums und die Bedeutung der Städte andererseits die Einsetzung besonderer Commandanten unerläßlich. Daß dieselben auch im Frieden hinreichende Beschäftigung finden , ergiebt sich aus folgenden Zahlen: Im Jahre 1874 wurden in Altona -Hamburg vom dem Commandanten 13 größere und 169 kleinere Commandos instradirt und 1450 Mann einquartiert, in Frankfurt ebenso 147 einzelne Commandos in der Stärke von 47 Offizieren, 423 Unteroffizieren und 2185 Gemeinen mit Quartier versehen . Für die Bei behaltung des Commandanten von Altona spricht ferner die Nothwendigkeit eines solchen im Kriegsfalle, da Hamburg wegen seiner reichen Hülfsquellen und feiner Bedeutung als Eisenbahn - Knotenpunkt und bei seiner Lage in der Nähe der Küste eines der wichtigsten Objecte feindlicher Unternehmungen bildet und der Umfang seiner Geschäfte als Gerichtsherr des Garnisongerichtes. Die groß städtischen Verhältnisse , sowie der Verkehr mit der zahlreichen Arbeiter- und Matrosen-Bevölkerung rufen bei aller Strenge der Disciplin eine Menge ge richtlich zu ahndender Vergehen hervor. In den letzten Jahren haben durch schnittlich 45 Kriegs- , 15 Standgerichte und wöchentlich 2 größere Untersuchungen stattgefunden. -In Frankfurt a. M. bedingt die Neuheit der Garnisonverhält nisse die Nothwendigkeit eines vielfachen Verkehrs mit den Civilbehörden und die Eigenthümlichkeit der ſtädtiſchen Verhältniſſe laſſen gerade hier die Vertretung der Garnison durch eine für jenen Verkehr besonders geeignete Persönlichkeit sehr wünschenswerth erscheinen. Die Nothwendigkeit eines Commandanten neben dem Gouverneur in Berlin gründet sich auf den sehr beträchtlichen Geschäfts-Umfang jowie auf den Umstand, daß bei Behinderung oder Abwesenheit des Letzteren die Obliegenheiten deffelben namentlich in militair - polizeilichen Angelegenheiten nicht ohne Mißſtände einem Truppenbefehlshaber der Garnison übertragen werden können .
6900 18390
Preußen, Sachsa | 1100971
33
Heerwesen Deutschlands.
Durch militairische Interessen nicht unbedingt gefordert sind die Comman danturen in Carlsruhe und Darmstadt, trotzdem sind sie nicht zu entbehren. Sie nehmen die auf den inneren Dienst bezüglichen Befehle der beiden regierenden Fürsten entgegen und die gebotene Rücksichtnahme auf Lettere lassen die Ueber tragung der Functionen an einen Truppenbefehlshaber wegen des damit zuſam menhängenden häufigen Wechsels der Perſonen und deren Abwesenheit während der Herbstübungen nicht angängig erscheinen. In der Militair-Convention mit dem Großherzogthum Hessen vom 13. Juni 1871 ist zudem die Einsetzung einer Commandantur in Darmstadt ausdrücklich vorgesehen. Die Comman dantur in Caſſel erſcheint allenfalls entbehrlich und soll künftig fortfallen , wo gegen der Umfang der Büreaugeschäfte die Beibehaltung des dortigen Platzmajors nothwendig macht.
Württemberg.
Der bos Mithin für 1876 ige Etat et aus mehr weniger
Mart.
6435
-5055
1
Mart.
1950
4950 10005 inb Württemberg. 853092 247879
Betrag für 1876 Mart.
Mart.
――――
-
Mithin für 1876
Der vo rige Etat sezt aus mehr Mart. Mart. Mart.
7572
-
――――――― 1995
5577
――― 1700 9272
-
405 2400
1295 6872
weniger Mart.
--
Betrag für 1876
Darunter fünftig wegfallend
en.
Darunter fünftig wegfallend
Zu dem Etat pro 1876 wurde im vorjährigen Bericht bemerkt, wie der selbe gegen früher in Folge Umgestaltung des garzen Reichshaushalts - Etats , Aenderungen in seiner inneren Eintheilung erlitten hat. Dieselbe zerfällt in Capitel und Specialtitel. Die Capitel führen fortlaufende Nummern durch den ganzen Reichshaushalts - Etat , ſo daß die Ausgaben für das Reichsheer mit Capitel 14 beginnen. Auch sonst sind in der inneren Eintheilung noch Aende rungen eingetreten , welche mehrfache Uebertragungen zur Folge hatten. Durch lettere leidet die Uebersichtlichkeit insofern , als in den einzelnen Capiteln Mehr- oder Minder-Ausgabe gegen den vorjährigen Etat erscheinen, welche solche thatsächlich nicht sind und daher einer beſonderen Erläuterung bedürfen. Die im hier unten und auf Seite 34-35 folgenden Etat innerhalb der einzelnen Capitel angeführten Mehr- und Minderausgaben gegen den vorjährigen Etat gründen sich zum größten Theil auf die Veränderungen im Heerwesen, wie wir sie in den früheren Abſchnitten dargelegt haben: soweit dies nicht der Fall ist, bedürfen die einzelnen Posten noch einiger erläuternder Bemerkungen. Capitel 14. Kriegs - Ministerium. In der Bayerischen Abgeordneten Kammer wurde constatirt, daß dieses Capitel im Verhältniß zum Etat des Reichsheeres einen Mehraufwand von 135915 M. erfordert, der auch den Vergleich mit Sachſen und Württemberg nicht auszuhalten vermag. Die Kriegs
Mart. Mart.
84000 84000
Bayern. Mithin für 1876 Der vo rige Etat segt aus mehr weniger Mack.
73661 73661
Mark.
10339 10339
1
Militairische Jahresberichte 1876,
3
Mart.
Der vo rige Etat fezt aus
mehr
Betrag für weniger 1876
Mart. Mart.
Mart.
Mart.
Mart.
Mart. Mak
1594920 221328 1394139 460467 506112 2258400 622848
1551120 218928 1337439 460167 502752 2241144 621048
-
89760 250 20850 105630 26415 53385 444 156534 17986
Betrag für 1876
33900 33108
6000 141468 2747 ―――― 414 3930 530
414120
1080
105762
1401630 3415749 1428525
910296 267607
-3590070 --2424609 2475 905066 15516 8662329 360 567603 ― 2496747
303451 1167008 101644 554143 ―――――― 723
*******
634045 ―――― 15712 594763 32373
――――――
57900 75180 58622 6309222 5384672 1497807 2035194 2262 525475 199 404793 30405
118397 406686
11
308358
2311926 3683356 1424600
3925
70800 ― 523146 1345 808000 107550
84300 523146 825000 107550 244835852 242973 239724831 6454656 5111021
32317
13500
187460 230619 4650 74579 452235 36045 23340 111
3893521 3591617 1006710 9216472 535286 2497470
844416 5700 1226181 95641 1413132 80632633 63351563 2491924 18811941 26868821 325141 6858973 6043891
1
850116 1321822 1413132 79998588 65843487 18796229 27193962 6264210 6011518
43800 2400 56700 300 3360 17256 1800
2111 # 1 |
Kriegs Minifterium Militair- Kassenwesen Militair Intendanturen Militair- Geiftlichkeit Militair- Justizverwaltung Höhere Truppenbefehlshaber . Gouverneure , Commandanten und Plazmajors Adjutantur-Offiziere und Offiziere in besonderen Stellungen . 22. Generalstab und Vermessungswesen 23. Ingenieur Corps 24. Geldverpflegung der Truppen 25. Naturalverpflegung 26. Bekleidung der Truppen 27. Garnison-Verwaltungs- und Serviswesen 28. Wohnungsgeldzuschüsse 29. Militair = Medicinalwesen 30. Verwaltung der Traindepots und Instand haltung der Feldgeräthe 31. Verpflegung der Ersatz und Reserve - Mann schaften • 32. Ankauf der Remontepferde 33. Verwaltung der Remontedepots 34. Reisekosten und Tagegelder , Vorspann- und Transportkosten 35. Militair Erziehungs- und Bildungswesen 36. Militair 3 Gefängnißwesen . 37. Artillerie und Waffenwesen 38. Technische Institute der Artillerie 39. Bau und Unterhaltung der Festungen 40. Unterstügungen für active Militairs und Be amte , für welche teine besondere Unter stützungsfonds bestehen · 41. Invaliden = Institute • 42. Zuschuß zur Militair - Wittwenkaſſe 43. Verschiedene Ausgaben 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21.
Sa.
Mithin für 1876
|||| 逗號
Cap .
Fortlaufende Ausgabe.
Preußen.
Darunter rünftig wegfallenb
Militairiſche Jahresberichte für 1876.
Darunter tünftig wegfallend
34
3390
17000 132909 6972 — 1343635 18522504 15382 ― Preußen, Sadie | 276820494 282671
35
Daruuter fünftig wegfallend
Württemberg.
en. Mithin für 1876
Der vos rige Etat fest ane mehr Mart.
Darunter fünftig wegfallend
Heerwesen Deutschlands.
Mart.
5910 855 4800
42000 74850 55622 6388784 4947555 1503353 1986769 529503 404433
15900 330
437117
22995
7410
61500 380820
56897 19866
Mart.
Mart.
Mart.
84510 4800 13350 112695 10020 — 55440 139770 15480
T
83850 19995 100830 26415 53385 156390 17988
weniger
Betrag für 1876
144
Mithin für 1876
Der vo rige Etat fest aus
mehr
weniger
Betrag für 1876 .
Mart.
Mart.
Mart.
Mart.
1200 — 2955 A600 240 900
44700 52920
4200
377424 57990 198990 50280 241254 322740 81194
Mithin für 1876 Der vo rige Etat fest aus
Mart. Mart. 30390 864 — 44568 5010 —
378900 56226 192990 50280 282204 347130 75218
mehr
weniger
Mart.
Mart.
1476 1764 6000 — -
40950 24390
5976
1
83310 13350 109740 9420 55446 139530 14580
Bayern.
11 1
48425 360
—
48900 46250
79562 4667675 9304 — 3827485 5546 1114488 — 1455848 2412 4028 384951 2200 313764 5400
96717 20163 88676 22863
23986
18540
5446
112557 272256
49050 253776 —
63507 18480 -
176000 24171 31977 307285 11910
38550 10970
167718 286776 251442 145668 12079767 9819621 2760592 4066025 1220604 22068 943848
29322 174696 3660 290400 1110 261378 48944 12310342 — 9474286 2837520 34767 3883482 31890 1178387 18600 1097643
6978 3624 9936 230575
345335 76928
182543 42217 -
61490 1
37572
23918
304272 636890 9000 434911 1
133920 658752 351281
170352
388200 6840 328637 10284 106356 2100 1188363 1 113046 3510 266418
124700 72595 11759 174911
153795 1
1
4813343 3730768 1094325 1367172 362088 335832
— 6670
—
21862 83630
T
169200 151013 71454 416265 31575 22740
172698 9372 17946544
11
6150
18260 79606 3125 5970 4470 600
710045 575960
and Württemberg. 270882946 7592832 5937548
-
214550 35141 30705 359378 10630
1272 52093
1880
2760
5550 5550 21959 21588 78600 39789 78400 2400 6800 6800 134085 13462138 24116 13211571 Extraordinair auf Grund 1655284 früherer Gesetze wurden bewilligt ...... Mart Cumma sämmtlicher ein maliger Ausgaben . Mark
371 260 — 428131
512900 401232 118115 1363274 96740 271916
12960 12960 24890 39600 168000 166932 17100 22800 177564 37356655 280859 36700219
250567
28626052
35893612
16306 5498
14710 1068 5700 1257966
601530
656436 In Bayern tamen als einmalige Ausgaben zum Ansatz : 814814 Mart, dazu .. 37356655 " laufende Ausgaben 38170969 Mart, 3275253 #T Militair Inva. lidenpensionen 41446222 Mart, 3**
36
Militairische Jahresberichte für 1876 .
verwaltung ist daher ersucht worden auf thunliche Personalverminderung Bedacht zu nehmen , wobei beispielsweise darauf hingewiesen wurde, daß in Bayern 56, in Sachsen und Württemberg dagegen nur 11 resp . 12 Civil- und Büreau beamte angestellt sind. Capitel 18. Militair - Juſtiz - Verwaltung. In Bayern beträgt das Gesammterforderniß 157,310 M. mehr als für das übrige Reichsheer, doch kann hier nach dem Ausschußzbericht so lange Nichts geschehen, als die für das Reichs heer zu erwartenden einheitlichen Justiz-Gesetze noch nicht erlassen sind . Als künftig fortfallend sind die Stellen von 14 Garnisons - Auditeuren und sämmt lichen Auditoriats -Aktuarien bezeichnet. Ersparnisse entstanden durch Auflösung des Militairgerichtes Germersheim. Capitel 19. Höhere Truppen - Befehlshaber. Die Regierung hatte die Bildung eines Landwehr-Brigade-Commandos in Berlin beantragt und da durch begründet, daß die an sich sehr bedeutenden Geschäfte eines Infanterie Brigade - Commandeurs , welchen dieselben neben ihren Obliegenheiten als Truppen-Commandeure kaum genügen können , und die eine lange Abwesenheit aus der Garnison erfordern , für den der 11. Infanterie-Brigade durch den Hinzutritt des Bezirkes Berlin vervierfacht würden. Am Ersatz-Geschäft nehmen daselbst 30-40,000 Militairpflichtige Theil und in Controle befinden sich 1900 Offiziere und 60,000 Mann, dazu ist gerade in diesem Bezirk, als dem bevölkertsten Landwehrbezirk des Reiches , ein vollkommen ordnungsmäßiger Be trieb des Control- und Ersatz-Geschäftes von höchster Wichtigkeit. - Trotzdem wurde dieser Posten gestrichen. Capitel 20. Gouverneure. Unter den als ,,künftig fortfallend " be zeichneten 33,108 M. befinden sich 10,875 M. für den zeitigen Gouverneur von Coblenz , als ehemaliger Großherzoglich Badischer_Kriegs - Miniſter ; ferner 4200 M. dadurch herbeizuführen, daß fünftig die Stelle eines Gouverneurs von Rastatt nach Cöln, die eines Commandanten I. Klasse von Cöln nach Rastatt verlegt, für Cöln ein Commandant mit 5400 M. Gehalt angeſeht werden und die gegenwärtige Commandantur II . Klaſſe in Rastatt fortfallen ― soll. Ferner sollen künftig fortfallen die Commandantenſtellen in Königstein und Caſſel, wogegen die Commandantur zu Spandau wegen der Vermehrung der Besatzung seit 1871 und wegen des durch Erweiterung der militairiſchen Etablissements bedingten , bedeutend vermehrten Wach-, Arbeits- und Aufsichts dienstes zu einer solchen I. Klaſſe erhoben ist. Für Bayern begründet sich die Mehrforderung in diesem Capitel durch den Ansatz der Competenzen eines Generallieutenants als Gouverneur von Ingolstadt. Capitel 21. Adjutantur - Offiziere x . Der Bayerische Etat enthält hier einen verhältnißmäßigen Mehraufwand von 37,000 M. und wenn auch gegen früher bereits eine Minderung eingetreten ist , so wurde doch seitens der Abgeordneten -Kammer, namentlich im Hinblick auf den entsprechenden geringeren Etat in Sachsen und Württemberg , beschlossen : „ An Seine Majestät den König die allerunterthänigste Bitte zu stellen , anzuordnen, daß auf die weiter thunliche Abminderung der Zahl der Adjutantur-Offiziere und der Offiziere in besonderen Stellungen Bedacht genommen werde. “ Capitel 22. Generalstab. In Preußen entstand das Mehr durch Neu anstellung eines Hauptmanns bei der Cavallerie- Division in Metz, dreier Stabs Offiziere als Linien-Commiſſare und Neufchaffung der Stellen für 1 Topographen und 4 Hülfs- Topographen , bedingt durch die Erweiterung des Vermeſſungs
Heerwesen Deutschlands.
37
weſens , ferner durch Gehalts -Erhöhung für den Büreau-Vorsteher beim Chef des Generalstabes im Hinblick auf dessen wichtige und verantwortliche Stelle und seine durch den bedeutend erweiterten Geschäfts-Verkehr gesteigerte Dienstthätig keit und durch Aufbefferung der Gehälter für das Vermessungs - Perſonal , da jonst für dessen Tüchtigkeit, Zuverlässigkeit und entsprechende technische Durch bildung zu fürchten sei . Endlich wurde der Fonds für die Friedens-Organi ſation der Militair - Eiſenbahn - Behörden um 21,000 M. vergrößert, und ein weiterer Mehraufwand von ca. 15,000 M. ergab sich in Folge der Gewährung der Tagegelder an die als Dirigenten resp. Aufnehmer bei den topographischen Vermessungen fungirenden Offiziere. Die denselben bisher neben dem Natural quartier gewährte Zulage hat sich als unzureichend erwiesen , auch beziehen die bei den trigonometrischen Vermessungen verwendeten Offiziere, sowie sämmtliche bei den Vermessungen beschäftigte Beamte Tagegelder. Capitel 24. Geldverpflegung. Die Minder-Ausgaben finden ihre Be gründung in Uebertragungen auf andere Capitel wie Ingenieur-Corps , Er ziehungswesen 2c. , in dem Fortfall von 2 Ober-Stabsärzten und 40 Aſſiſtenz Aerzten (bei den Cavallerie-Regimentern) und in einer Verminderung des Etats an Gemeinen; ――― ihnen treten aber Mehr-Ausgaben für die bewilligten wie für die beabsichtigten Neuformationen gegenüber. Die Regierung beantragte die Formation von 3 Reserve-Landwehr-Regi ments-Commandos und die Besetzung von 39 Landwehr-Bezirks -Commandos in Preußen und 4 in Württemberg durch active Stabs-Offiziere. In ihrer Begründung legte die Regierung zunächst dar, wie die Infanterie bei einer Mobilmachung schon jetzt durch Abgabe von Offizieren an die Erſatz- und Land wehr-Bataillone in dem inneren Zusammenhalt ihrer Offizier-Corps stark be rührt würde, wie sie aber thatsächlich nicht im Besitze einer genügenden Anzahl von Stabs-Offizieren oder Hauptleuten sei , um die nach den Anforderungen der neuesten Zeit von ihr aufzustellenden Kriegsformationen in geeigneter Weise zu beseßen. Könnte man auch für neu zu schaffende Feld-Truppentheile allenfalls aus den Offizieren des Beurlaubtenstandes noch die Subaltern-Stellen besetzen, so fehlen ihnen doch die Regiments- und Bataillons-Führer. " Es fehlen ihnen sowie einem Theil der zur Verstärkung der Feld-Armee heranzuziehenden Land wehr-Bataillonen diejenigen Offiziere, welche bei genügender Erfahrung noch im Besitze der erforderlichen geistigen und körperlichen Frische sich befinden, welche die lose zusammengefügten Truppen-Abtheilungen in kürzester Zeit zu festen Einheiten verbinden und den Mangel an Erfahrungen ihrer Untergebenen durch geschickte Führung derart auszugleichen wissen, daß die Leistungsfähigkeit dieser Truppen im Gefecht gesichert erscheint." " Soll die nationale Wehrkraft im Kriege - heißt es in der Begründung -- zu vollem Umfange entfaltet werden, so muß die Zahl derjenigen Infanterie- Offiziere, welche durch längere Führung von Compagnien und Bataillonen die zum Commando neu formirter Feld Bataillone erforderlichen Eigenschaften gewonnen haben, einen erheblichen Zu wachs erfahren." Zu diesem Zwecke wollte die Regierung die Landwehr-Bezirks-Commandos durch active Stabs-Offiziere besetzen, welche bei ausbrechendem Kriege durch in active Offiziere abgelöst werden sollten : hierdurch würde man auch den Vortheil gewonnen haben, daß die späteren Brigade- Commandeure bereits beim Eintritt in ihre Stellung praktisch im Ersatzwesen routinirt seien . Zunächst beanspruchte die Regierung die Mittel zur Besetzung von 50 Stabs-Offizier= Stellungen. Mit Hülfe dieser Stellen sollte gleichzeitig einem in neuester Zeit
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Militairische Jahresberichte für 1876.
sehr fühlbar gewordenen Mangel in der Organisation der Landwehr-Bezirke Berlin, Breslau , Cöln und Dortmund abgeholfen werden. Die große Zahl der in Breslau und Cöln zu controlirenden Offiziere und Mannschaften, sowie der die Controle erschwerende schnelle Wechsel der Bevölkerung und die Aus dehnung des Ersatzgeschäftes erfordert daselbst die Einsetzung von Regiments Commandeuren, welchen je 2 Bataillons- Commandeure unterstellt ſein würden. Die Stabs-Offiziere hätten das eigentliche Ersatz-Geſchäft 2. zu beſorgen, den Regiments- Commandeuren fiele dagegen die Vertretung der Bataillone gegenüber den oberen Militair-Instanzen und Civilbehörden, die Aufsicht über den Dienſt betrieb der Bataillone und die Leitung der zahlreichen Offizier-Corps zu . Den Bataillons-Commandeuren sollten an Stelle der Adjutanten diejenigen inactiven Offiziere zur Seite treten, welche sie event. im Kriege abzulösen hätten. Beim Bezirks -Commando Berlin, das schon 3 Stabs -Offiziere hat, würde außer deren Ersetzung durch active Stabs-Offiziere nur eine Aenderung des inneren Ge schäftsbetriebes nothwendig werden. In Dortmund sollte der Adjutant der Linie durch einen inactiven Offizier ersetzt werden. In Württemberg beabsichtigte man 4 Landwehr-Bezirks - Commandos durch active Stabs-Offiziere zu besetzen. Die zu diesen Organisations - Aenderungen erforderlichen Mittel wurden indeffen vom Reichstage nicht bewilligt. Bei den Verhandlungen in dieſer An gelegenheit wurde darauf hingewiesen , daß der Grund für die Ablehnung nicht in den vermehrten Ausgaben zu suchen sei , sondern hauptsächlich darin , daß mit der Ausführung der vorgeschlagenen Maßregeln die Gefahr verbunden wäre, daß die Ersatzgeschäfte in der Ermangelung der heutigen Continuität weniger gut geführt würden, und daß es bedenklich sei, gerade bei einer Mobilmachung einen Wechsel in der Besetzung der Bezirks- Commandoſtellen eintreten zu laſſen; auch wurde behauptet , daß durch diese Maßregel die Gesammtzahl der activen Offiziere eigentlich nicht vermehrt, sondern nur ein Theil derselben in Verwal tungsstellen geschoben würde. Uebrigens hieß es , daß wenn die Militair-Ver waltung den großen Organiſationen Frankreichs , insbesondere den 144 neu geschaffenen Infanterie - Bataillonen des Cadre - Gesetzes gegenüber, die Zahl der activen Offiziere nicht für hinreichend erachte , der Reichstag diese Thatsache in ernste Erwägung ziehen werde. Im Uebrigen wurden für die Landwehr-Bezirks - Commandos Breslau I. und Cöln Stellen von pensionirten Stabs - Offizieren im Range eines Regiments Commandeurs bewilligt, denen 2 pensionirte Stabs - Offiziere (oder Hauptleute) zuzutheilen seien, wofür je ein pensionirter Hauptmann (Lieutenant) fortfällt. Das Bezirks = Commando Berlin erhielt für 2 pensionirte Hauptleute (Lieute nants) eine gleiche Anzahl von pensionirten Stabs -Offizieren (Hauptleuten) .
Sonstige Mehrausgaben in diesem Capitel, welche etwa zu bemerken wären, find : 110,213 Mark für Uebungen von Offizieren , Aerzten und Roßärzten des Beurlaubtenstandes ; 21,140 Mark zur Bestreitung der Kosten und An stellung eines Schreibers für Bearbeitung der Versorgungs - Angelegenheiten bei den betreffenden Bezirks-Commandos ; 2700 Mark zur Beförderung der inner halb der Garnisonorte der Landwehr-Bezirks-Commandos Berlin , Breslau und CCöln von diesen Commandos zu expedirenden Dienstbriefe mit der Post, um dadurch die die Ausbildung schädigende Verwendung einer unverhältnißmäßig großen Zahl von Mannschaften im Ordonnanzdienst zu vermeiden ; 47,250 Mart
Heerwesen Deutſchlands.
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in Folge Wegfalls der Anrechnung von 300 Einjährig-Freiwilligen der Cavallerie auf die Etatsstärke , um nicht im Hinblick auf die Verringerung der letzteren um 730 Pferde , die gebotene Marschbereitschaft der Cavallerie in unzuläſſiger Weise herabzudrücken , endlich 1,044,037 Mark durch Ansetzung verschiedener bisher aus Ersparnissen bestrittener Ausgaben , was bei der veränderten Etats aufstellung nicht mehr zulässig ist. Aus letzterem Grunde wurde auch im Etat bei der Offizier - Reitschule das Gehalt für 5 Rittmeister 1. Klaffe und 5 der gleichen 2. Klaffe als Lehrer in Ansatz gebracht gegen 10 Premierlieutenants des früheren Etats. Minderausgaben entstanden in diesem Capitel durch Uebertragung der Kosten für die Unteroffizierschulen , Militair- Schießschulen , die Inspection des Militair-Veterinärwesens , die Militair-Roßarztſchule, die Lehrſchmieden und die Central-Turnanſtalt auf Capitel 35 ; ferner durch Erhöhung der Ersparniſſe für Lazarethkranke, beurlaubte Commandirte, Arretirte und Manquements sowie für Löhnung der Unteroffiziere, die noch nicht 3 Jahre gedient und nicht capi tulirt haben und für nicht besezte Landwehr-Compagnie-Führerſtellen. Für Sachsen wäre noch zu bemerken : Ansatz von Scheibengeldern und Schieß prämien für die Feld-Artillerie und Zulagen für Schieß- Unteroffiziere bei der Infanterie ; für Württemberg die Commandirung eines Artillerie - Haupt manns I. Klaſſe als Adjutant beim General - Commando mit Rückſicht darauf, daß dem letteren die Artillerie des Armee-Corps vollständig unterſtellt ist. Der Etat für Bayern weist in dieſem Capitel im Verhältniß zum Etat des übrigen Reichsheeres einen Minderbedarf von 307,235 Mark auf, der dadurch begründet wird , daß einige besondere Formationen nicht bestehen oder an sich geringeren Aufwand erfordern, ferner durch Manquements an Lieutenants und vollständiges Fehlen von Landwehr-Compagnie-Führern. Lettere sollen nun mehr im Zusammenhange mit den Bestimmungen der neuen Heer - Ordnung allmälig ernannt werden , und wurden daher die Zulagen für 10 dergleichen Stellen auf den Etat gebracht. Ferner kamen 6480 Mark als Zulagen für die zur Artillerie - Schießschule in Berlin commandirten Offiziere in Ansatz , da diese Commandirung sich mit Rücksicht auf das gemeinsame neue Artillerie Material als nothwendig herausstellte. Eine Ersparniß von 48,240 Mark erwuchs in Folge Einrückens überzähliger Offiziere in etatsmäßige Stellen , so wie in Folge des Eingehens der Stellen von 6 Aſſiſtenzärzten bei den größeren Garnisonen und Festungen. Festungen. Nicht wieder zu besetzen sind die Stellen der Ver pflegs-Abtheilungs-Offiziere bei den Train-Bataillonen. Capitel 25. Natural - Verpflegung. Mehrausgaben entstanden außer durch die Organisations- und Etats- Veränderung und vermehrte Einziehung von Completirungs-Mannſchaften zu den Herbstübungen noch in Folge des Friedens Naturalleistungsgesetzes für Marschverpflegung 626,423 Mark ; durch Erhöhung der Naturalienpreise : 1,476,016 Mark , ebenso des Verpflegungs- Zuſchuſſes : 605,741 Mark, ferner für den Schalttag : 129,477 Mark. Sämmtliche An gaben gelten für Preußen , dazu treten noch die analogen verhältnißmäßigen Mehrausgaben bei den übrigen Reichs-Contingenten. In Bayern wurde bereits beim vorjährigen Etat über die Höhe des Verpflegungszuschusses viel verhandelt , da aber eine ständige und allgemeine Erhöhung desselben weder damals noch jetzt ermöglicht werden konnte , wurde ein Theil der an anderen Titeln erübrigten Beträge und zwar im Ganzen 44,564 Mark # Zur Verbesserung der Verpflegung in besonderen Fällen wie bei Epidemien und besonderen Anstrengungen " diesem Capitel zugesezt.
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Endlich ist noch der Beschluß gefaßt worden : „ An Seine Majestät den König die allerunterthänigste Bitte zu stellen , anzuordnen , daß dem künftigen Etat eine Nachweiſung der an einem unbestimmten Tage des Jahres 1876 im Besitze der nicht regimentirten rationsberechtigten Offiziere , Aerzte und Beamte befindlichen Pferde und der etatsmäßigen Rationen beigefügt werde. " Capitel 27. Garnison - Verwaltungs- und Serviswesen. Be= merkenswerth ist ein Ansatz zur Unterhaltung der auf den Militair-Kirchhöfen und militairfiscalischen Grundstücken vorhandenen Grabstätten Französischer Krieger. Für Preußen beträgt die Zahl derselben 7674 und der Anſatz nahe an 5000 Mark. Der Bayerische Etat enthält einen Mehranjatz von 37,300 Mark, um den Schießplatz bei Ingolstadt entsprechend zu vergrößern und einen Exercirplay bei Freising anzukaufen ; für ersteren sind im Ganzen 80,000 Mark erforderlich und stehen außerdem noch zwei weitere Schießplätze in Frage. - Für Flurent schädigungen betrug der Mehransat 54,500 Mark , während für Preußen bei einem 9 fachen Gesammtbetrage dieses Titels der Mehranſaß nur 27,000 Mark war; es wurde dies für außerordentlich hoch erachtet, trotzdem aber bewilligt „ in Ansehung der ausgedehnten Uebungen , sowie des Naturalleiſtungs- Geſeßes und mit Rücksicht darauf, daß die entsprechenden Entschädigungen für zugefügte Schäden zu leisten find. " 54,600 Mark für den Ausbau der Jeſuiten-Caserne in Augsburg und der Casernen-Erweiterungsbauten in Zweibrücken wurden wegen Mangels an vorzulegenden Plänen und Kostenanschlägen und im Hinblick auf die vorgerückte Jahreszeit abgelehnt. Hierher wurden für Preußen die weiter unten näher bezeichneten Titel 16, 17 und 19 des Capitel 5 "/ Einmalige Ausgaben" übertragen , dagegen 806,000 Mark als zu größeren Casernenbauten bestimmt von hier dorthin überwiesen. Durch Abänderung beträgt die Absetzung 781,000 Mark. Im Sächsischen Etat sind in dem Titel für Unterhaltung der Uebungsplätze und kleine Grundstückserwerbungen 20,000 Mark abgeſeht worden. Militair = Medicinalwesen . Capitel 29. 483,000 Mark des Preußischen Etats wurden, als für Neubauten und Grunderwerbungen bestimmt, in das Capitel 5 übertragen. Capitel 30. Verwaltung der Train- Depots und Inſtand haltung der Feldgeräthe. Ein Mehr von 25,242 Mark zur Unterhaltung des vermehrten Armee-Materials war bereits im Preußischen Etat pro 1875 beantragt, aber vom Reichstag abgesetzt worden, insbesondere weil angenommen wurde, daß die Fahrzeuge für die in Betracht kommenden Formationen als Fuhrparks - Colonnen , Lazareth- Reserve - Depots neu gewesen seien. Daffelbe ist indessen zum größten Theil ältester und fremder Construction und bedarf daher zur dauernden kriegsbrauchbaren Unterhaltung bedeutender Beträge. Verpflegung der Ersatz- und Reserve - Mann Capitel 31. schaften. Das bedeutende Mehr in sämmtlichen Etats dieses Capitels wird hauptsächlich begründet durch die höhere Verpflegungs - Vergütung in Folge des sowie durch für Preußen 600,000 Mark ― neuen Naturalleistungs-Gesetzes den Mehrbedarf an Reisegeld in Folge der nach diesem Gesetze eintretenden für Preußen 105,000 Mark. höheren Verpflegungs-Abfindung Capitel 35. Militair- Erziehungs- und Bildungswesen. Der bedeutende Mehranjatz dieses Capitels erwuchs vor Allem durch Uebertragungen. So erschienen in Preußen in demselben als neu : Die Inspection der Infanterie Schulen, die Unteroffizier- Schulen , die Militair-Schieß- Schule , die Inspection
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des Militair-Veterinärwesens , die Militair-Roßarzt-Schule und die Lehrſchmieden, wohingegen nur die Oberfeuerwerker-Schule fortgefallen und auf Capitel 37 über tragen ist. Andere Mehrausgaben entstanden in Folge Erweiterung der Kriegs Akademie , sowie Verlegung der Vereinigten Artillerie- und Ingenieur- Schule nach den neuen erheblich größeren Schulgebäuden. Bei den Kriegs-Schulen er gab sich ein Mehransatz von 20,400 Mark durch Etatisirung der bisher aus den Gehalts - Ersparniſſen gewährten Zulagen von jährlich 300 Mark für 68 Militairlehrer, dagegen kamen 14,700 Mark wieder in Abrechnung in Folge Umwandlung von 10 Hauptleutestellen I. Klasse in solche II. Klaffe. - Der Mehransatz für die Cadetten-Anstalten, bedingt durch anderweite Regulirung der Lehrer-Gehälter und Honorare, beträgt 15,525 Mark. In Bayern weist der Etat dieses Capitels außer 3 Premierlieutenants bei der Artillerie- und Ingenieur- Schule nur 9 Offiziere als Militairlehrer auf. Diese ertheilen an den verschiedenen Anstalten Unterricht, und außerdem finden. sich an Remunerationen für wissenschaftliche Vorträge an denselben und für den Unterricht in besonderen Zweigen 34,332 Mark ausgeworfen. Es fehlt hier also noch die feste, geschlossene, in sich selbstständige Organisation der einzelnen Anstalten, welche für deren Gedeihen und Erfolge gewiß vortheilhaft ist. Die etatsmäßigen Hauptleute rücken nach ihrer Anciennetät in der Waffe in das Gehalt I. Klaſſe ein und erhalten außerdem gleich den Premierlieutenants eine jährliche Zulage von 720 Mark. Capitel 37. Artillerie- und Waffenwesen . Bei der Artillerie Prüfungs-Commission ist der Feuerwerks -Meister der Artillerie mit Ende des Jahres 1875 von seinen Dienstobliegenheiten entbunden worden und als Ad jutant zur General- Inspection der Artillerie übergetreten , ferner wurde in der genannten Commiſſion für die wichtige Stelle des Vorstehers der Verſuchs-Ab theilung die eventuelle Gewährung der Competenz eines Regiments-Comman deurs angesetzt, um in ihr eine als tüchtig bewährte Kraft möglichst lange er halten zu können. In den sächlichen Ausgaben dieses Titels entstand ein nicht unbedeutender Mehrbedarf von 400,000 Mark zur Bestreitung der Kosten der Conservation der in den Artillerie-Depots lagernden Bestände an Feuer- und Handwaffen, zur Gewährung von Zuschüssen zu den Waffen-Reparaturgeldern der Truppen, zu Ausgaben für die Militair- Schießschule, zur Deckung der Mehrkosten der Munition für die Schießübungen der Fuß- Artillerie , der Pioniere und des Trains mit Gewehr M/71 sowie derjenigen für Versuche. Noch im Jahre 1875 konnten diese Kosten zum größten Theile aus den disponiblen Beständen früherer Jahre und durch Zurückgreifen auf die extraordinairen Credite gedeckt werden ; dies Verfahren iſt jezt nicht mehr statthaft, auch wegen theilweiser Aufräumung jener Credite nicht mehr angängig. Die Ansätze an Rückeinnahmen für Erlöse aus dem Verkaufe entbehrlicher und unbrauchbarer Materialien 2. wurden in diesem Capitel um 500,000 Mark erhöht. Capitel 39. Bau und Unterhaltung der Festungen. Zu bemerken wäre hier bei dem Titel „Militair - Brieftauben - Station" der Ansatz von 9600 Mark gegen 3600 Mark des Vorjahres . Es rührt dieses Mehr daher, daß die Staats -Brieftaubenzucht der Oberleitung eines sachkundigen Directors gegen eine jährliche Remuneration von 3000 Mark unterstellt wurde , während die gleiche Summe zur Deckung der seither gewachsenen und noch in Zunahme begriffenen Betriebskosten der Militair-Brieftauben-Stationen zu Straßburg, Metz, Cöln, Mainz, Würzburg Verwendung fand.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Capitel 43. Verschiedene Ausgaben. In Bayern wurden hier die noch verfügbaren 75,540 Mark zur Verbesserung der Pensionen der Wittwen von Unteroffizieren und Soldaten zugesetzt.
Einmalige Ausgaben des Etat. I. Preußen . Titel. Capitel 5. 1. Zulage für die Unteroffiziere in Elsaß-Lothringen • 2. Einübung von Mannschaften der Landwehr mit Gewehr M/71 3. Beschaffung einer eiſernen Eiſenbahnbrücke für das Eiſenbahn Regiment 4. Einrichtung für neue Landwehr-Regiments- und Bataillons-Büreaus 7. Wiederaufbau des abgebrannten Fourage-Magazins in Colmar · 8. Neubau eines Körner-Magazins in Schleswig , letzte Rate 9. !! in Münster, letzte Rate 10. Erste Anschaffung "von Büreau - Utensilien für neue Landwehr Bureaus •
Mart. 114,768 918,597
60,000 1,880 103,090 129,000 147,717
2,120 12. Caſerne für 2 Bat. 3. Garde Gren. -Regts . in Berlin, 2. Rate 800,000 13. Bau einer Bataillons-Caserne in Bromberg, letzte Rate. Unter Anrechnung der für Casernen in Gneſen und Stralsund be willigten 225,000 resp . 100,000 M. 42,050 14. Wiederaufbau der abgebrannten Heuberger Caſerne in Weſel , 312,125 lezte Rate 450,000 15. 2 Infanterie-Casernen in Aachen. Erste Rate 16. Schuppen und Latrinen als Ersatz für gleich bebaute und ver= kaufte Parcellen (Kriegs-Ministerium) 9,636 17. Casernen-Erweiterung in Cöln in Folge Abtretung eines Vor baues zur Straßenerweiterung . 13,980 18. Exercir- und Fahrzeugschuppen in Stargard 54,000 968 19. Erweiterung des Exercirplates am Brückenkopf zu Wittenberg 23. Neubau eines Garnison-Lazarethes in aus disponiblen Mitteln Rostock 4. Rate Į entnommen 44,000 resp . 24. Neubau eines Garniſon-Lazarethes in 127,000 m. Düsseldorf 1. Rate • 165,000 25. Neubau eines Garnison-Lazarethes in Bockenheim, 1. Rate • 192,000 27. Train-Etabliſſement in Münster, lezte Rate 28. Erhöhung der Etatsstärke bei 5 reitenden Batterien auf 70 Zug-, 80 Reitpferde . . 147,000 29. Einrichtung eines neuen Remonte- Depots in der Provinz Preußen 300,000 60,000 30. Bauliche Einrichtungen und Meliorationen in den Remonte-Depots 31. Heranziehung der Regimenter Elisabeth und Augusta zu den 55,320 Herbstübungen des Garde-Corps 400,000 32. Sechste Unteroffizierschule in Marienwerder, 2. Rate 69,000 33. Ausbau der Festungsgefängnisse, 2. Rate · 34. Erweiterung der Oberfeuerwerkerschule und Completirung mit Lehrmitteln 5,472 35. Aufbau des abgebrannten Wagenhauses zu Coblenz und Ersatz 445,000 des darin befindlich geweſenen Artillerie-Materials 150,000 36. Ingenieur-Dienstgebäude in Berlin, letzte Rate Summe: 5,149,323 Mehr gegen das vorige Jahr : 1,526,177
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Bemerkungen. Zu Titel 3. Die vom Oberbaurath Stern* ) zu Carlsruhe vor geschlagene, vom Preußischen Handels - Miniſterium geprüfte und als richtig conſtruirt anerkannte Eisenbahnbrücke hat den Zweck, zerstörte Eisenbahnbrücken auf das schnellste und sicherste im Kriege ersehen zu können. Seitens des großen Generalstabes wird dieser Erfindung die größte Wichtigkeit beigelegt und deren Beschaffung behufs Ausführung umfaſſender praktiſcher Versuche für durchaus geboten erachtet. Zu Titel 33. Die vorhandenen Gefängnisse entbehren zum Theil noch der Ein richtungen zur Vollstreckung der Einzelhaft, auch fehlen noch vielfach Arbeitsräume, in welchen die Gefangenen zu ungünstiger Jahreszeit beschäftigt werden könnten. Die her zustellenden Verbesserungen werden größtentheils nur provisorischer Natur sein, da beab sichtigt wird, die Mehrzahl der jezt vorhandenen vielfach mangelhaften kleineren Gefäng niffe durch einige neu herzustellende größere Strafanstalten zu ersehen.
II.
Sachsen.
Capitel 5.
Titel.
Mark.
1. Zulagen für Unteroffiziere in Elsaß-Lothringen 5. Kosten für eine im Jahre 1876 stattfindende Corps -Uebung 20. Neu- und Retablissementsbau der Unteroffizierschule in Marien berg, lezte Rate . 21. Neubau des Casernements für die von Pirna nach Dresden zu verlegenden 2 Escadrons des Garde-Reiter-Regiments , 1. Rate 22. Cafernen-Neubau für das von Meißen nach Dresden zu ver legende Jäger-Bataillon, 1. Rate 23. Erhöhung der Etatsstärke einer reitenden Batterie - 26 minus 4 Stück Pferde ·
13,056 283,235
Summe: Mehr gegen vorigen Etat :
679,475 340,591
64,000 150,000 150,000
19,184
Bemerkungen. Zu Titel 5. Da die größeren Herbstübungen nur alle 3 bis 4 Jahre stattfinden, können deren Kosten nur bei den einmaligen Ausgaben des betreffen den Jahres zum Ansah kommen. Seit dem Jahre 1872 einschließlich hat eine solche Uebung noch nicht stattgefunden.
III.
Württemberg.
1. Zulagen für Unteroffiziere in Elsaß-Lothringen . 2. Einübung der Mannschaften des Beurlaubtenstandes mit Ge wehr M/71 5. Mehrkosten für eine große Herbstübung des Armee- Corps 6. Theilnahme der Fuß-Artillerie und Pioniere an einer Belagerungs und Cernirungs -Uebung 10. Zweite und lehte Rate für Proviant-Etabliſſement in Ludwigsburg 26. Grundstück und 1. Rate für ein Lazareth in Gmünd Summe: Mehr gegen voriges Jahr:
IV.
Bayern.
1. Zur Gewährung von Zulagen an Unteroffiziere in Elsaßz-Lothringen • 2. Bau einer Caserne in Erlangen, 4. Rate . . 3. Neubau einer Artillerie-Caserne in Würzburg, 2. Rate Latus
Mark.
8,772 40,590 256,308
7,415 131,336 30,000 474,421 174,148 Mark.
25,284 150,000 110,000 285,284
*) Nach einer Erklärung in der Allgemeinen Militair-Zeitung läge hier eine Ver wechſelung vor und müßte der Name Sternberg heißen.
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Militairische Jahresberichte für 1876 .
Mark.
Titel. Transport
285,284 60,000
4. Ausbau der Caserne in Bayreuth, 2. Rate 5. Bau einer Militair-Bäckerei nebst Mehlmagazin in Augsburg, • 1. Rate 133,030 65,000 6. Ausbau des Lazareths in Neuburg 7. Zu baulicher Einrichtung zur Unterbringung der besoldeten Land wehrstämme 121,000 8. Zur Deckung von Kosten der erstmaligen Einrichtung der Offizier Speise-Anstalten . 100,000 9. Zur Erweiterung bezw. Vergrößerung der Remonte-Depots und 50,000 zu größeren Meliorationen . Summe: 814,314 Bemerkungen: Neben andern Bauten, wie Fortseßung des Baues eines Dienst gebäudes für das General- Commando des II . Armee- Corps, die Erweiterung der Bären schanz Caserne in Nürnberg und Fortseßung des Baues der Fourage = Magazine in München und Augsburg ſind aus den im Etat für 1874 beſtimmten Mitteln auszuführen. 2 * 992 25288858
Es wurden vom Reichstage (bezw . der Abgeordnetenkammer) abgeſekt : Von den einmaligen Ausgaben Von den fortlaufenden Ausgaben für für für für für für Preußen Cap. Sachsen Sachsen Württemberg Bayern | Titel. | Preußen M. M. M. M. M. M. 300 15 75 11, 16 200 16, 17, 24,584 10,548 19, 1,064 21,22, 300,000 23 1,008 324,659 24 275,700 21,600 27,776 1515 In Folge Uebertragun 20,919 8,058 26 gen wurden zugesezt: 3,400 1,289,000 27 264 58,468 791,152 20,000 240 Mithin: 964,341 zugesett. 483,000 15,200 Die einmaligen Ausga 100 30 ben des ordentlichen Etat 35 2,520 beliefen fich 770 37 500,000 für Preußen auf 5,149,323 1000 für Sachsen auf 679,475 für Württem 23,379 2,081,319 20,000 120,104 berg auf 474,421 2,124,698 Summe : 6,303,219 Zugesezt 120,104 Zugesezt: Capit. 25 63,720 Zugeſeht: 964,341 und 43 Summe d. Abstrichs : 12,060,978 Hauptfumme : 7,267,560 Die laufenden Ausgaben waren im Ganzen 276,820,494 angesezt auf: davon abgesezt : 2,060,978 bleiben bewilligt : 274,759,516
Extraordinaire einmalige Ausgaben. Auf Grund der Gesetze vom 8. Juli 1872 ; 30. Mai, 12. Juni und 2. Juli 1873, sowie vom 9. und 14. Februar 1875. Mark. Capitel 6. Titel. 1. Zur Wiederherstellung, Vervollſtändigung und Ausrüstung der Festungen und Garnisonen in Elsaß-Lothringen . • 2. Fortführung der Bauten der Festungen Cöln , Coblenz, Mainz, Rastatt, Ulm •
6,000,000
Latus
7,590,000
1,590,000
Heerwesen Deutschlands.
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Mark.
Titel.
Transport 7,590,000 3. Desgleichen für Spandau, Cüſtrin, Poſen, Thorn, Königs . 2,500,000 berg, Glogau, Neiße 4,052 4. Verstärkung der Befestigungsbauten an der unteren Weſer 4,500,000 Für Geschütze und Munition 600,000 6. Verbindung des Sterns mit der Stadt-Enceinte in Glogau 7. Neue Befestigungsfront in Neiße in Folge Anlegung 1,600,000 eines Centralbahnhofes 670,000 8-14. Magazin-Neubauten, Bäckerei- und Mühlenanlagen 15-35. Casernen , Pferdeställe , Exercirhäuser und sonstige Gar nisonanstalten 1,387,000 2,335,000 36-43. Neubau und Erweiterung von Lazarethen • 6,000,000 44. Erweiterung der Umwallung von Straßburg 45. Erweiterung der Militair-Erziehungs- und Bildungs Anstalten. (Neubau der Central- Cadettenanſtalt bei Lich terfelde, Verlegung des Berliner Cadettenhauſes dorthin, Neubau der Artillerie- und Ingenieurschule bei Char lottenburg, Ausbau des Cadettenhauſes zu Oranienſtein, • 1,440,000 Verlegung der Kriegs-Akademie) . . Summe: 28,626,052 Bemerkungen : Zu Titel 8-14. Auf die Geſammtſumme von 949,000 M. find frühere Bewilligungen für einstweilen ausfallende Bauten im Betrage von 279,000˚ M. Rückrechnung gebracht. in 3u Titel 15-35. Hier sind auf die Gesammtſumme aus demselben Grunde 3,719,796 M. in Rückrechnung gebracht. Die Kosten zur Erweiterung der Umwallung von Straßburg bezw. der Militair Erziehungs- und Bildungs- Anstalten , sowie die Kosten zum Bau der Lazarethe in Bockenheim und Gmünd (7,617,000) sind vorschußweise aus dem Reichs - Festungs - Bau fonds zu entnehmen und später aus den Verkaufserlösen der entbehrlich werdenden Grund ſtücke und Gebäude wieder zu decken. Recapitulation. 1. Fortlaufende Ausgaben für Württemberg
Preußen ,
Sachſen
und
Davon wurden abgesezt
276,820,494 2,060,978
Verbleiben bewilligt ·
274,759,516 37,356,655
Summe: 1 2. Einmalige Ausgaben für Preußen, Sachſen und Würt temberg . Es wurden zugesezt Für Bayern Summe: 2 3. Extraordinaire einmalige Ausgaben Summe: 3
312,116,171
Für Bayern
4. Capitel 29 des Haushalts-Etats des Deutschen Reiches. Invalidenpensionen aller Art , gesetzliche Bewilligungen für Hinterbliebene, zur Allerhöchsten Bewilligung und anderweitige Unterſtützungen für Preußen , Sachsen und Württemberg Militair- Invaliden-Pensionen für Bayern Summe: 4
6,303,219 964,341 814,314 8,081,874 28,626,052
21,590,297 3,275,253 24,865,550
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Hauptſumme sämmtlicher Ausgaben: Summen 1 , 2 , 3 u . 4 : 373,689,647 1,184,971 ab die Einnahmen Verbleiben 372,504,676 M. In dieser Summe find 7,617,000 M. einbegriffen , welche nur vorschuß weise aus den extraordinairen Mitteln zu entnehmen und aus späteren Ver kaufs- Erlösen wieder zu decken sind. K.
Bericht über das Heerwesen Belgiens .
1876 .
Die der Organiſation der Belgischen Armee im Jahre 1876 zu Theil gewordenen Veränderungen sind zwar untergeordneter Natur, haben aber dennoch eine relative Wichtigkeit, so daß sie hier eine Erwähnung erheischen. *) Die wichtigsten Aenderungen betreffen die Instruction in der Armee. Die in dieser Beziehung zu verzeichnenden Fortschritte sind nicht allein glücklich, weil sie den höheren Militair-Unterricht vervollkommnen und den schwierigen Ersat der unteren Chargen begünstigen, sondern auch, weil sie bezwecken , den Unter offizieren den späteren Eintritt in die verschiedenen Civilstellungen zu erleichtern. Durch die Hebung des geistigen Niveaus der Armee wird ihr zugleich der Rang unter den übrigen Gesellschaftsklassen gesichert, der ihr gegenwärtig gebührt. Die Unterrichtsvorschriften der Mehrzahl der Schulen und Curse sind umgearbeitet und wenn man die militairische Instruction energisch zu heben gestrebt hat, so hat man doch den allgemeinen Unterricht der Unteroffizier-Eleven nicht außer Augen gelaſſen , für welche die Armee größtentheils nur ein Durchgangsstadium zur Erlangung einer beffer befoldeten und scheinbar unabhängigeren Civilstellung bildet. Neben den Reformen im Unterrichtswesen sind noch andere Verbefferungen der Details zu ſignaliſiren, die im Nachfolgenden erwähnt werden sollen. Rekrutirung. Die Stellvertretung erwartet noch immer ihre Abschaffung. Es muß jedoch bemerkt werden, daß die der Zulassung der Stellvertreter be reiteten Schwierigkeiten die Zahl derselben verringert und dafür der Armee mehr und beſſer unterrichtete Elemente zugeführt haben , als sie die Mehrzahl der Rekruten früher zeigten, so daß man ein günstiges Urtheil über die Solidität fällen kann, welche die Belgische Armee gewinnen würde, wenn die National Repräsentation auf die Einführung der persönlichen Dienstpflicht einginge. Die durch ein Gesetz von 1875 eingeführte monatliche Remuneration von 10 Frcs. für die Milizen wurde durch eine Instruction vom Monat December desselben Jahres geregelt. Diese Instruction vermehrt in bedenklicher Weise das schon bedeutende Schreibwerk, verlangt von den Zahlmeistern ziemlich aus gedehnte juristische Kenntnisse und basirt auf dem eigenthümlichen Grundsaß, daß die Milizen zur Zeit der Mobilmachung und im Kriegsfall kein Recht auf Remuneration haben. Wenn in Belgien die allgemeine Dienstpflicht bestände, *) Man vergleiche den Bericht über das Heerwesen Belgiens 1875 , um zu beur theilen, welche Schritte noch zur Herbeiführung einer kräftigen Organiſation der Armee zu realiſiren ſind.
Heerwesen Belgiens.
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wäre es undenkbar, daß dieser zweifelhafte Zuschuß den Söhnen der Familien für das Opfer des Lebens und für die schweren Pflichten des Soldaten offerirt würde. Körperliche, geistige Ausbildung. In dieſer Hinsicht ist, wie erwähnt, Vieles geschehen . Die école de guerre, welche den Zweck hat , die höhere Bildung in der Armee zu verbreiten und den Ersatz der Offiziere des Generalstabes zu gewähr leisten, ist durch Königliches Decret vom 17. März 1876 reorganisirt worden. Wir heben aus diesem Decret , welches die Aufnahme-Bedingungen und die neuen Unterrichtsvorschriften ausführlich giebt , die eigenthümliche Thatsache hervor, daß der Offizier, welcher den dreijährigen Cursus der Kriegsschule absol virt hat, zur Zeit des Austritts - Eramens betrachtet wird, als hätte er der für einen Infanterie-Lieutenant behufs seines Avancements außer der Tour (au ---- In Folge der Initiative des choix) vorgeschriebenen Prüfung nicht genügt. Commandeurs der Kriegsschule, Oberst Baron Jolly vom Generalstabe, find an derselben Unterhaltungen (conférences) eingeführt, welche lediglich wiſſen schaftlichen Zwecken dienen und bei den älteren Eleven den Geschmack an dem Studium und die Elasticität des Geistes befördern und sie in Kenntniß über die Entwickelung der Militair-Wissenschaften sehen sollen. Kurz die Unterhal tungen dienen zur gegenseitigen Belehrung und Anregung und hatten zuerst vielleicht nur den einzigen Fehler, daß sie nicht wenigstens für die Offiziere der Brüffeler Garnison geöffnet waren, sondern sich nur an ein eng begrenztes Per ſonal wendeten. Das non omnibus licet adire Corinthum auf die Wiſſen schaft angewendet, kann der Entwickelung derselben nur schädlich sein. Die Generalstabsreisen , die sich auf den Besuch der Schlachtfelder Belgiens beschränken, leiden ebenfalls an einer gewiſſen Exclusivität. Es wäre in der That leicht und jedenfalls vortheilhaft, einer Anzahl Truppenoffizieren die Theilnahme an diesen Reisen zu gestatten. Eine école de volontaires wurde durch Königliches Decret vom 11. September 1876 geschaffen. Sie hat den Zweck, jungen Leuten, welche die Militair-Carriere einschlagen wollen, diejenige Erziehung und Unterweisung zu geben, welche für die Ausübung der Functionen eines Unteroffiziers der Infanterie und zum Eintritt in eine Civilstellung nach einer gewiſſen Dienſt zeit erforderlich ist. Die Instruction vom 15. September 1876 giebt im De tail die Organisation und das Unterrichtsprogramm der Schule nach dem Muster der Preußischen Unteroffizier-Schulen. Erfüllen sich die gehegten Hoffnungen, so wird die neue Schöpfung in naher oder ferner Zeit die Aufhebung der Regiments-Schulen gestatten. Vorlänfig ist nur eine Schul-Compagnie mit der Garnison Löwen errichtet worden ; ihr Cadre wird aber nach Maßgabe des Zufluffes von Freiwilligen erhöhet werden bis die Schule die Bedeutung eines Bataillons erreicht. Das Reglement für die Schule der Soldatenkinder , welche den Unterricht und die moralische und militairische Erziehung der Soldatenkinder zum Ersatz der unteren Chargen bezweckt, ist durch eine Verfügung vom Sep tember 1876 geändert worden. Wie bei der Schule der Freiwilligen soll auch bei der Schule der Soldatenkinder der Hauptaccent auf die militairische Aus bildung gelegt und diese im Hinblick auf den Dienſt im Kriege nur so geleitet werden, daß die Eleven zu guten Instructoren heranwachsen. Das Programm der praktischen militairischen Ausbildung dieser Schule umfaßt : die Schule des Soldaten , die Compagnieschule , die Bataillonsschule , die Grundsätze des
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Schießens, das Distanceschätzen , das Zielen, das Schießen, den Garnisonwach dienst, den Sicherheits- und Aufklärungsdienſt im Felde, besonders in Betreff kleiner Posten, Schildwachen, Patrouillen, Bau von Kochlöchern, Schußzelten, Schützengräben u. f. w. Die Schule der Freiwilligen rekrutirt ſich aus jungen Leuten , welche sich zu einer Dienstzeit von 8 Jahren verpflichten; die Eleven der Soldatenſchule müssen bis zum vollendeten 24. Lebensjahre in der Armee dienen. Erwähnt mag hierbei werden, daß zufolge einer kriegsministeriellen Verfügung vom 12. November 1875 die Eleven der école militaire beim Eintritt in das 2. Unterrichtsjahr sich zu einer achtjährigen Dienstzeit verpflichten müſſen. Der durch Königliches Decret vom 3. Februar 1876 reorganisirte Studien rath der Militair - Unterrichtsanstalten (conseil de perfectionnement des établissements d'instruction militaire) hat durch das genannte Decret die Verpflichtung erhalten , dem Kriegs-Minister alljährlich einen allgemeinen Bericht über den Gang des Unterrichts in der Armee zu erstatten. Die Be richte der Truppenbefehlshaber bezüglich des Unterrichts werden erstattet über die Regimentsschulen, die Curse für die ganz Ungebildeten , die Abendcurſe, die Vorbereitungscurse für die Militairſchule, die praktischen Uebungen (in Feld Fortification , Topographie, Recognoscirungen u. s. w.), die wissenschaftlichen Unterhaltungen der Offiziere und die Prüfungen. Das Kriegsspiel , dessen Betreibung den Truppenbefehlshabern officiell empfohlen, bürgert sich mehr und mehr in der Belgischen Armee ein, wenn es auch mit manchen Schwierigkeiten, wie alles Neue, zu kämpfen hat . Durch friegsministerielle Verfügung vom 6. September 1876 sind bei dem Pharmaceutischen Central-Institut praktische Curse zu Gunsten der Studien der Militair- Pharmaceuten , welche eine Beförderung erstreben, eingerichtet worden. Diese Curse finden vom 15. November bis 15. April statt und zer fallen in 2 Kategorien, und zwar in solche für diejenigen Pharmaceuten, welche das Examen zur 2. Klaſſe (gleichgestellt mit dem Lieutenant) und in ſolche für die Pharmaceuten, welche die Prüfung zur 1. Klaffe (gleichgestellt mit dem Hauptmann) ablegen wollen. Die kriegsministerielle Verfügung enthält das detaillirte Programm der in beiden Curſen zu lehrenden Gegenstände. Neben den wissenschaftlichen Vorträgen erhalten die Aspiranten Instruction über das Reglement für den Gesundheitsdienst bei der Armee , über die pharmaceutische Rechnungslegung der Lazarethe, die Verwaltung der Central-Pharmacie und die Bei schweren Organisation der pharmaceutischen Anstalten im Felde. Vergehen oder bei häufiger Bestrafung eines Aſpiranten, kann demſelben auf Anordnung des Kriegs-Ministers die fernere Beiwohnung des Cursus ver weigert werden. Casernement. Man iſt eifrig mit dem Bau neuer Caſernen für die Infanterie, Cavallerie und Artillerie in der Umgegend der Hauptstadt beschäftigt. Ein ausgedehnter Exercirplatz befindet sich bei diesen neuen Casernen ; er bietet bei einer Fläche von etwa 46 Hectaren durch seine Terraingeſtaltung Vortheile für die Benutzung zu taktischen Uebungen. Zu bedauern ist nur, daß man nicht in der Nähe Stände für große Schußweiten etablirt, da ohne solche die Forderungen, welche die heutige Zeit an die Schießfertigkeit der Infanterie stellt, nicht wohl erfüllt werden können. Bezüglich des Avancements der Offiziere der Infanterie zum Range des Lieutenant und Hauptmann ist zu bemerken, daß die Offiziere , welche die Prüfung zur Beförderung außer der Tour (au choix) nicht abgelegt haben,
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sehr oft in ihrer Tour ernannt werden. Die Königliche Ordre, welche die Prüfungen feſtgeſetzt, verfehlt daher theilweise ihren Zweck, indem sie den Offi zieren, welchen die Prüfungs-Commiſſion die Berechtigung zum Avancement außer der Tour zugesprochen , nicht auch thatsächlich eine Priorität gegenüber den Offizieren, welche sich den normirten Prüfungen nicht unterworfen, zuerkennt. Pensionirung. Civilversorgung . Gesetzentwürfe betreffend die Verbesserung der Lage der pensionirten Offiziere und betreffend die Erleichterung des Eintritts älterer Unteroffiziere in Civilämter stehen in Aussicht. Verpflegung. Ein Königliches Decret vom 15. April 1876 hat in glücklicher Weise das Verpflegungswesen während des Friedens reorganisirt. Das diesem Decrete beigefügte Reglement regelt eingehend die Attributionen der Verpflegungsbeamten bezüglich des Brodes, des Fleisches , der Fourage und aller auf die Verpflegung der Armee Bezug habenden Lieferungen . Zufolge dieser Instruction controliren die Intendanten den Betrieb der Mühlen, Bäcke reien. Schlächtereien in den ihnen zugewiesenen Kreisen und correspondiren über die Einzelheiten dieses Dienstes direct mit dem Kriegs-Minister. Die Generale, welche die Militairkreise und Provinzen commandiren, so wie die Befehlshaber der Divisionen und Brigaden aller Waffen sind berechtigt, die in ihren Garni sonen gelegenen Etabliſſements zu besichtigen , um sich zu versichern, daß die Lieferungen für Mann und Pferd von guter Beschaffenheit ſind, ſie theilen den Unter-Intendanten ihre Beobachtungen mit und bringen sie event. zur Kenntniß des Kriegs-Ministeriums. Die die Verwaltung in den Provinzen leitenden Intendanten inspiciren halbjährig zu von ihnen bestimmten Zeitpunkten die Verpflegungs- Etablissements, welche sich in ihrem Geschäftsreffort befinden. Das stizzirte Reglement zeichnet sich durch Präcision aus, und wenn man die Belgische Intendantur beglückwünschen kann für die Sorgfalt, welche sie den Bedürfnissen der Armee in gewöhnlicher Zeit zuwendet, so wird doch der Wunsch laut, daß sie möglichst bald die Organiſation der vielfachen Dienſte in Angriff nehme, welche ihr im Kriegsfalle obliegen und deren Mangel zu den verhängnißvollſten Katastrophen führen muß, gleichviel, welches der Geiſt ſei, der die Armee beseelt. Trotz mancher seit 1875 eingetretenen Verbesserungen gehören die Vorbereitungen zu den Kriegsleistungen der Administration für die Belgische Armee am Schlusse des Jahres 1876 noch zu den Desiderien. Die Fleischportion des Mannes wurde seit Januar 1876 von 250 auf 300 Gramm erhöht, auch wurden schüchterne Versuche mit conservirtem Fleische aus Australien und vom La Plata angestellt. Ausrüstung. Bekleidung. Projecte zu Aende Bewaffnung . rung der Bekleidung sind in letzter Zeit in den Vordergrund getreten. Das weiße Lederzeug soll, dem Gerüchte zufolge, durch schwarzes ersetzt werden und auch andere Aenderungen in der Bekleidung der Offiziere und Mannſchaften der Infanterie werden mit Ungeduld erwartet. Ein Königliches Decret vom 27. December 1875 hat den Säbel bei den Regimentern der Jäger zu Fuß abgeschafft. Ordenswesen. In Zukunft beziehen die Unteroffiziere und Mannschaften der Armee und der Gendarmerie, welche die durch Königliches Decret vom 22. December 1875 gestiftete Militair-Decoration erhalten, eine Zulage, welche auf 20 Centimes täglich festgesetzt worden und unabhängig von der Zulage ist, welche die Betreffenden auf Grund ihrer Anciennitäts -Chevrons beziehen. Moral. - Disciplin. - Subordination. Die Militair- Behörden sind durch die seitens der Reservisten bei den Controlversammlungen 4 Militairische Jahresberichte 1876.
im Jahre
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Militairische Jahresberichte für 1876 .
1875 begangenen Vergehen lebhaft bewegt worden. Durch Königliches Decret vom 14. December 1875 wurden die erforderlichen Anordnungen getroffen, welche im Jahre 1876 den Controlversammlungen zum größten Theile einen Das Charakter verliehen haben, von dem sie nie hätten abweichen sollen. erwähnte Decret bestimmt, daß die beurlaubten Mannschaften sich während des ganzen Tages der Controlversammlung als im Dienste befindlich zu betrachten haben und daß sie für alle an diesem Tage begangenen Vergehen nach den Militairgesetzen und Reglements bestraft werden. Gleichzeitig ist den beurlaubten Mannschaften das Tragen der Militair-Uniform und Abzeichen ohne Befehl untersagt ; diejenigen, welche diesem Verbot entgegenhandeln, können auf 1 bis 3 Monate zum Dienst mit der Waffe eingezogen werden. Eine kriegsministerielle Ordre vom 12. December hat mit Königlicher Genehmigung folgende Aenderungen in dem Reglement über die Disciplin eingeführt. Die Arreststrafe bei Wasser und Brod wird für die Unteroffiziere aufgehoben und die Gefängnißstrafe bei gewöhnlicher Nahrung beibehalten. Die Arreststrafe (cachot) bleibt für die Corporale und Soldaten bestehen. Die Disciplinarſtrafen, welche gleichzeitig mit einer gerichtlichen Bestrafung eintreten können , sind für die Unteroffiziere: die Degradation, die Retro gradation, der zeitweilige Verlust der hautes paies, die Wiedereinberufung und die Zurückhaltung unter den Waffen gemäß der Artikel 87 und 89 des Geſeķes über die Miliz ; für die Corporale : die Degradation, der zeitweilige Verlust der hautes paies , die Wiedereinberufung und Zurückhaltung unter den Waffen; für die Soldaten : die Ausstoßung aus der Armee wegen Unwürdigkeit, die Einstellung in eine Disciplinar-Compagnie, die Retrogradation aus der 1. in die 2. Klaffe, das Verbot des Waffentragens, die Auferlegung besonderer Abzüge, der zeitweilige Verlust der hautes paies, die Wiedereinberufung und Zurück haltung unter den Waffen. Die Degradation wird in Zukunft nur bei besonders schweren Vergehen oder in Folge gerichtlichen Urtheils eintreten. Die Retrogradation der Adju tanten, der Sergeant-Majors, der ersten Sergeanten und der Sergeant-Fou riere zum Rang des Sergeanten und die der Sergeanten zum Range des Corporals wird von den Generallieutenants auf Antrag der Truppen-Comman deure ausgesprochen. Aus der Gesammtheit dieser Maßregeln erhellt, daß die Suspension , welche der Würde und der Autorität der unteren Grade sehr schädlich ist, nicht mehr bei Unteroffizieren und Corporalen anwendbar (Vergl. Jahresberichte für 1875 Seite 68) ; dagegen hat man als neue Maßregel in die Disciplinar strafen die Retrogradation der Unteroffiziere eingeführt, welche im ersten Augenblick mit dem Ansehen, das man dem Unteroffizier-Corps zuerkennen muß, nicht recht vereinbar erscheint. Wenn man aber die wenig instruirten und sehr jungen Elemente betrachtet, aus denen sich die Cadres der Unteroffi ziere ergänzen müſſen (Vergl. Jahresberichte für 1875 Seite 78) , so scheint es eine glückliche Maßregel, daß man den zu ihrem Grade etwas zu eilig be förderten Unteroffizieren, welche häufiger aus Unerfahrenheit als aus Bösartig keit fehlen, einen einigermaßen ehrenvollen Ausweg eröffnet, während sie nach dem bisherigen Disciplinar-Reglement aus einer unmöglichen Lage nur durch die Cassation befreit werden konnten, welche die spätere Laufbahn des Betref ―――― fenden stets in nachtheiligster Weise beeinflußt. Die Retrogradation scheint daher eine glückliche Neuerung, welche durch die gegenwärtige Lage der unteren Cadres geboten ist und vorausgesetzt, daß sie von den Commandeuren angemessen
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gehandhabt wird, wohl geeignet, der Armee nüßliche Glieder zu erhalten, die bisher für sie verloren gingen. Bemerkenswerth ist die Unterdrückung des Verbots des Waffentragens für die Unteroffiziere und Corporale, eine Maßregel , welche der Kriegs-Minister in Folge der Forderungen der Presse und einiger Interpellationen in den Kam mern im Jahre 1868 sich in einer die Würde der Armee schädigenden Weise allgemein zu treffen, gezwungen gesehen hatte. Die oben citirten Artikel 87 und 89 des Gesetzes über die Miliz bestimmen, daß zeitweiliger und unbestimmter Urlaub denjenigen verweigert werden soll, welche sich dessen nicht würdig zeigen und daß andererseits die mit unbeſtimmtem Urlaub entlaſſenen Milizen für einen Zeitraum von 6 bis 12 Monaten zum Dienst einberufen werden können, wenn sie sich gegen die militairischen Regle ments vergehen. Die Präsenz bei den Fahnen, die man in anderen Ländern als eine Ehre betrachtet, wird daher von den Belgischen Gesetzgebern als eine Strafe erachtet. Dienst - Reglements . - Uebungen und Manöver. Außer den be reits genannten reglementarischen Vorschriften ist ein Reglement für die Unter weisung in der Gymnaſtik, dem Schwimmen und dem Bajonetfechten eingeführt worden. Eine ministerielle Inſtruction hat , im Hinblick auf die Vernachlässigung der äußeren Formen der Ehrenbezeugungen , in präciſer Weise die Formen des Der Kriegs militairischen Grußes und der Ehrenbezeugungen festgestellt . Minister hat außerdem mit Genehmigung des Königs verfügt, daß die im Auslande reisenden Offiziere stets , wenn sie in Uniform erscheinen , die höher gestellten Offiziere der stehenden Armee des betreffenden Landes im Sinne der Reciprocität militairisch begrüßen sollen. Die Manöver der verbundenen Waffen mit Gegenseitigkeit in einem vor her nicht bekannten und alljährlich wechselnden Terrain , mit Biwaks und der Functionirung der verschiedenen Dienstzweige , die sich möglichst den Verhält niſſen des Krieges nähern , haben bisher in Belgien noch keinen Eingang_ge funden, wie es scheint aus lediglich ökonomischen Gründen , nach mancher Mei Unter diesen nung freilich auch aus Rücksicht auf die Wahlen und die Wähler. gegebenen Umständen hat der Kriegs-Miniſter die Truppen-Uebungen im Jahre Durch ein Circular vom 1876 möglichst instructiv zu gestalten gesucht. 12. April 1876 hat er angeordnet , daß während des Sommers (so ver langt es das Gesetz Pirmez-Renard) Uebungen im Feld- und Sicherheitsdienst, in den Operationen des kleinen Krieges so wie Manöver der einzelnen und verbundenen Waffen abzuhalten seien. Die taktischen Uebungen , so sagt das ministerielle Circulair , dürfen sich nicht auf einfache Militair- Promenaden längs eines Weges , oder auf Schul Grercitien beschränken. Sie müssen möglichst den Charakter von Operationen tragen, welche in der Nähe des Feindes oder diesem gegenüber zur Ausführung kommen. In dieser Weise geben sie den Offizieren Gelegenheit, die Bewegung und den Gebrauch der Truppen auf jedem Terrain kennen zu lernen ; sie wer den gleichzeitig die Befehlshaber veranlassen, schnelle Entſchlüſſe zu faſſen. — Bei allen diesen Uebungen muß vom Einfachen zum Schwierigen übergegangen werden. Jeder Einheit , jedem Detachement , jeder Truppenabtheilung muß eine Abtheilung von fast gleicher Stärke entgegengestellt werden, man kann aber auch sämmtliche Truppen vereinigen , um sie gegen einen fictiven oder markirten Feind manövriren zu lassen. Die Marsch-Manöver der verbundenen 4*
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Truppen finden im Marschanzuge statt ; anfangs können sie 15 bis 20 Kilo meter umfassen, müssen aber successive bis auf 25 Kilometer ausgedehnt werden. Das Circulair giebt sodann Andeutungen über den Gang der Manöver und endigt wie folgt : Die Truppenbefehlshaber haben die nöthigen Maßregeln zu treffen , um Unglücksfällen vorzubeugen. Die gegenüberstehenden Truppen dürfen sich nicht weiter als bis auf höchstens 60 Schritt nähern. Die Ver theidigung bewohnter Orte , die Besetzung von Häusern , die Zerstörung von Brücken wird lediglich markirt. Bebaute Felder dürfen nicht betreten werden, Eisenbahnen dürfen nur an den Uebergängen überschritten werden. In dieſem Falle muß das berücksichtigt werden , was im Kriege wirklich geschehen wäre. Kurz , es müssen alle Vorsichtsmaßregeln getroffen werden , damit jede Gefahr, jede Beschädigung , jede begründete Beschwerde seitens der Bewohner vermieden werde. Aus den vorstehenden Auszügen der kriegsministeriellen Instruction geht hervor , daß die Manöver sich nur längs der Straßen und Wege bewegen konnten. Da sie außerdem garnisonsweise stattfanden, so mußten sie einen rein localen Charakter annehmen ; daraus folgte, daß die Truppen nicht in normaler Weise combinirt werden konnten, und daß in einzelnen Fällen eine der Waffen gänzlich fehlte. Letzteres fand z . B. bei der Garniſon von Antwerpen ſtatt, welcher Cavallerie nicht angehört. Man wünscht daher in Belgien eine Be seitigung dieser Uebelstände dadurch, daß die Manöver auf eine spätere Jahres zeit verlegt werden , zu der die Felder frei und Schäden weniger zu befürchten sind , und daß man auch in anderen Richtungen das in Deutschland befolgte System der Manöver annehme. Gegenwärtig umfaſſen die stärksten Garniſonen kaum gemischte Brigaden, in denen das Verhältniß der drei Waffen zu einander ein normales ist , so daß die Belgischen Manöver des leßten Juni kaum mehr als den Vortheil ergeben haben , die Truppen in gewissem Maße an das Marschiren zu gewöhnen und daher nur sehr unvollkommen dem beabsichtigten Zwecke gedient haben. Organisation. Bezüglich derselben hat eine Aenderung nicht stattge funden; die garde civique bewahrt noch immer ihre Organisation , zufolge welcher sie die Rolle einer nationalen Reserve zu übernehmen nicht geeignet erscheint. Budget. Das Einnahme-Budget für 1877 iſt auf 257,445,760 Francs festgesetzt. Das Kriegs-Budget für dieses Jahr ist auf eine Durchschnittsstärke von 45,065 Mann und 8949 Pferde berechnet und auf 41,036,800 Franc veranschlagt, von denen 198,250 Francs extraordinaire und vorübergehende Ausgaben bilden. Das Budget der Gendarmerie gründet sich auf einen Etat von 1731 Mann und 1182 Pferden und beträgt die Summe von 2,833,000 Francs.
Bericht über das Heerwesen Dänemarks .
1876 .
Das Jahr 1876 hat für das Heerwesen der drei Nordischen Staaten außer ordentlich wenige Veränderungen herbeigeführt, was für Dänemark und Schweden vorzugsweise darin seinen Grund hat, daß umfassende Reorganisationen der ge
Heerwesen Dänemarks.
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jammten Heereinrichtungen theils vorbereitet, theils angestrebt wurden, ohne zur Ausführung gebracht zu werden , und daß man daher von Veränderungen ein Was in dieser Beziehung in Dänemark trotzdem für zelner Details abſah. nöthig erachtet worden ist , wird im Nachstehenden angeführt werden , während die Aenderungen in dem Heerwesen Norwegens und Schwedens in den be treffenden Berichten ersichtlich gemacht werden. Hinsichtlich der Ausbildung der Infanterie im Schießen galt bisher die Bestimmung, daß den besten Schützen , welche beim Abgeben von 5 Schußz auf 600 Ellen, von 10 Schuß auf 800 Ellen, von 10 Schuß auf 1000 Ellen und von 10 Schuß auf 1200 Ellen Distanz , so viele Points erreicht hatten, daß durch die Hinzufügung der genannten Anzahl von Schüffen (35) wenigstens Die Zahl 60 herauskam , als Auszeichnung ein grünes Band gegeben wurde, welches auf der Brust zu tragen ist. Dieses Band soll nicht allein dazu dienen, den Wetteifer unter den Leuten bei den Schießübungen anzuregen , sondern es soll zugleich im Felde für die Führer ein Erkennungszeichen sein, daß sie sofort die besten Schüßen aus der Truppe herausfinden können. Es hat sich inzwischen herausgestellt, daß jene Bedingungen zur Erlangung des Bandes zu leicht waren, so daß eine zu große Anzahl der Leute dasselbe erhielt. Die obengenannte Zahl ist daher jezt durch eine kriegsministerielle Beſtimmung von 60 auf 70 er höht worden. Im Jahre 1876 ist endlich das schon lange gehegte Project, für die Theil nahme an den Feldzügen von 1848-50 und 1864 eine Erinnerungs Medaille zu stiften, zur Ausführung gekommen. Dieſe Medaille iſt aus Bronce und wird an einem rothen Bande mit weißen Streifen getragen . Sie wird in drei verschiedenen Exemplaren vergeben, je nachdem die Betreffenden am Kriege 1848-50, oder am Kriege 1864 oder an beiden theilgenommen haben. Die Regeln, welche im Jahre 1869 für die Beurtheilung der Wehr pflichtigen Behufs der Aushebung gegeben wurden, haben sich im Lauf der Zeit als nicht stichhaltig erwieſen und das Juſtiz-Miniſterium , zu deſſen Reffort das Ersatzwesen gehört, hat daher unterm 16. August 1876 ein neues Regulativ in dieser Angelegenheit erlassen. Danach werden die für dienſttauglich befundenen Wehrpflichtigen in 5 Klaſſen eingetheilt. Die zur ersten Klaſſe ge Es sind dies starkgebaute Leute, hörigen werden der Seewehr zugetheilt. welche sich mit Schifffahrt oder Fischerei beschäftigt haben, oder es gewohnt sind sich auf der See zu bewegen oder endlich in Folge ihrer Lebensstellung oder ihres bisherigen Berufs zum Dienſte auf der Flotte oder bei der Werft tauglich erscheinen. In der zweiten Klasse befinden sich diejenigen , die sich zur Auf nahme in die Garde eignen; es sind dies hübsche und kräftig gebaute Leute von wenigstens 67 Zoll Größe. Die zur dritten Klaſſe gehörigen sind für die Reiterei und zu Fahrern bei der Artillerie bestimmt ; sie müssen mit Pferden umzugehen wissen und im Besitze der erforderlichen Körperkräfte sein; die zu Fahrern bei der Artillerie bestimmten Leute sollen zwischen 65 und 67 Zoll, die für die Cavallerie bestimmten Leute zwiſchen 63 und 65 Zoll groß sein. Zur vierten Klasse gehören Ingenieure und Artilleristen; es sollen Leute von kräftigem Körperbau sein und sie sollen sich vermöge ihrer Lebensstellung und früheren Beschäftigung zu dem Dienst, für welchen sie bestimmt werden , eignen; die zur Feld- Artillerie bestimmten Leute jollen zwischen 63 und 67 Zoll, die zur Festungs - Artillerie bestimmten wenigstens 63 Zoll und die zum In genieur- Corps und zu den technischen Abtheilungen der Artillerie bestimmten Leute wenigstens 61 Zoll groß sein. Alle übrigen vollkommen diensttüchtigen
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Wehrpflichtigen, welche eine Körpergröße von wenigstens 61 Zoll haben , gehören zur 5. Klasse , welche zum Eintritt in die Infanterie bestimmt ist. Die jenigen Wehrpflichtigen , die nicht für den eigentlichen Kriegsdienst_tauglich er ſcheinen, aber doch nicht mit solchen Gebrechen behaftet sind , daß sie zu keinen Dienstverrichtungen gebraucht werden können , werden zu Militairarbeitern bestimmt und zu diesem Behuf wieder in drei Klaffen eingetheilt. Zu der ersten Klaſſe gehören Trainſoldaten und Pferdewärter ; sie müssen mit Pferden umzugehen verstehen, auch reiten und Handpferde führen können. Zu der zweiten Klasse gehören Krankenwärter , Leute, welche vermöge ihrer Lebens stellung und früheren Beschäftigung vorzüglich zu diesem Dienst geeignet er scheinen, also Barbiere, Pharmaceuten, Handelsbeflissene u. s. w . In die dritte Klasse kommen alle übrigen Militairarbeiter. Diejenigen Wehrpflichtigen, welche an der Kopenhagener Univerſität das medicinische Examen bestanden oder als Studenten der Medicin wenigstens 2 Jahre bei einem größeren Hoſpital Dienste gethan haben, können, wenn sie überhaupt diensttüchtig sind , ihrer Wehr pflicht genügen , indem sie den Dienst von Unterärzten verrichten. Ebenſo können die Wehrpflichtigen , welche das thierärztliche Examen bestanden haben, ihrer Wehrpflicht als Unterthierärzte genügen. Diejenigen Wehrpflichtigen, welche Zeugnisse darüber beibringen , daß sie im Besitz genügender Fertigkeit im Schreiben und Rechnen, sowie ſonſtiger allgemeiner Kenntniſſe ſind, können ihrer Wehrpflicht durch Dienſte beim Verpflegungs- Corps (Intendantur) ge nügen. Das Kriegs-Ministerium hat eine Commiſſion zuſammentreten laſſen , um Regeln für das Kriegsspiel aufzustellen. Inzwischen hat man schon beim Garde-Bataillon in Kopenhagen und in einigen kleineren Garnisonen mit dem Spiel selbst begonnen. Dem im Mai 1876 aus Anlaß der Ordnung des Landesvertheidigungswesens zusammenberufenen außerordentlichen Reichstag legte der Kriegs- Minister auch einen Gesetzvorschlag zu einer neuen Heer- Organisation vor. Danach ſollte die Infanterie in Regimenter formirt werden, während jetzt die Bataillone so ziemlich selbstständig sind ; jedes Regiment sollte 3 Linien - Bataillone und 1 Verstärkungs - Bataillon enthalten und zwar sollten 10 Regimenter errichtet werden , von denen je 2 eine Brigade bilden ſollten. Dazu kommt die Leib garde mit 1 Linien- und 1 Verstärkungs - Bataillon und endlich das Regiment der Kopenhagener Wehr zu 4 Bataillonen Infanterie und 1 Bataillon Festungs Artillerie. Die Reiterei sollte 4 Regimenter zählen zu je 4 Escadrons und 1 Schulabtheilung. Die Feld - Artillerie sollte eine Brigade bilden zu 4 Re gimentern und einer aus 2 Compagnien bestehenden Train - Abtheilung ; jedes Regiment sollte aus 3 Linien-Batterien, 1 Reserve - Batterie und 1 Regiments Park bestehen. Die Festungs-Artillerie sollte in 1 Regiment zu 3 Linien- und Endlich sollten die Ingenieur 2 Verstärkungs - Bataillonen formirt werden . Truppen aus 1 Regiment zu 5 Linien- und 3 Reserve - Compagnien bestehen. Die für die erste Ausbildung der Mannschaft bei den verschiedenen Waffen gattungen festgesette Zeit stimmte ungefähr mit den gegenwärtig geltenden Regeln überein ; die Lagerübungen sollten dahingegen um 10 Tage verkürzt werden und überdies ein Jahr ums andere mit Uebungen bei den verschiedenen Gar nisonen abwechseln. Bei sämmtlichen Verstärkungs - Bataillonen sollten jährlich 6 Tage hindurch Uebungen stattfinden. Die sogenannten Militairarbeiter (Wehr pflichtige , die zum eigentlichen Kriegsdienst untauglich sind) , sollten im Frieden gar nicht einberufen werden.
Heerwesen Dänemarks.
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Die zweite Kammer des Reichstags stellte dagegen einen anderen vollständig ausgearbeiteten Plan auf, aus dem wir folgende Momente hervorheben : In fanterie, 7 Linien-Regimenter zu 3 Bataillonen und 7 Landwehr-Regimenter zu 3 Bataillonen, ferner 1 angeworbenes Garde- Corps zu 160 Mann ; Cavallerie, 3 Regimenter zu 4 Escadrons und 1 Schulabtheilung ; Feld-Artillerie, 3 Re gimenter zu je 4 Batterien und 1 Regiments - Park, und außerdem 1 selbst ständige Batterie; Festungs -Artillerie, 1 Regiment zu 4 Compagnien und 1 Land wehr-Bataillon; Ingenieure , 1 Regiment zu 7 Compagnien ; Train , 2 Com pagnien. Für die erste Ausbildung der Mannſchaft war bei der Infanterie und der Cavallerie 1 Monat, und für die größeren jährlichen Uebungen waren 5 Tage weniger festgesetzt als im Regierungs - Entwurf. Die Militairarbeiter sollten auch im Frieden Dienſt thun. Dies waren die wesentlichsten Abweichungen der von dem Folkething vor geschlagenen Organiſation von dem ministeriellen Entwurf. Welcher von beiden der zweckmäßigere war , laffen wir dahingestellt , können aber die Bemerkung nicht unterdrücken , daß es uns nicht gerechtfertigt erscheint, wenn die Gegner der Majorität des Folkething (die ministerielle Partei) behaupten, daß jene Ma jorität das Dänische Heer in eine Miliz verwandeln wolle. Jedenfalls sind die Verschiedenheiten zwischen den beiden erwähnten Vorschlägen zu unwesentlich, als daß man nur dem Vorschlag des Folkething jene Bezeichnung zukommen laſſen dürfte. Wie vorauszusehen war, nahm die zweite Kammer (Folkething) des Reichs tags den Regierungs - Entwurf nicht an , und die Regierung wies den von der Kammer beschlossenen Entwurf zurück, so daß die Grundzüge des jetzigen Heer wesens unverändert blieben. Die wichtigste Neuerung , die 1876 beim Dänischen Heerwesen stattge= funden hat , ist die Abschaffung der eisernen Vorderlade-Kanonen bei der Feld Artillerie, und die Einführung von 8,7 cm. gußstählernen Hinterladungs Kanonen Krupp'schen Modells , für welche der obenerwähnte außerordentliche v. S. Reichstag die Mittel bewilligte.
Bericht über das Seerwesen
Egyptens .
1876 .
Die Egyptische Armee , wie sie heute besteht , ist von dem jetzigen Vice könige vom Grunde aus geschaffen worden ; denn so zahlreich , gut ausgerüstet und geführt auch die Heere waren , welche Mehmed Ali den Streitkräften der Türkei entgegenzustellen verstanden hatte, seine Schöpfungen kamen nach seinem Tode dergestalt in Verfall , daß Egypten unter Saïd, Ismails Vorgänger , im Jahre 1863 kaum in der Lage gewesen wäre , 10,000 Mann auf die Beine zu bringen. Die Energie , welche Ismail in allen seinen Unternehmungen auszeichnet, wußte die militairische Kraft des Landes in einer Weise zu entfalten , daß er
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Militairische Jahresberichte für 1876.
schon nach wenigen Jahren seiner Herrschaft über eine schlagfertige Armee von 100,000 Mann verfügte, obwohl ihm nur 30,000 Mann zu unterhalten das Recht zustand. Im Jahre 1873 gelang es dem Chediw einen Großherrlichen Ferman zu erwirken , welcher ihm volle Freiheit in der Entwickelung der Wehrkraft des Staates gewährte, und heute schon vermag Egypten mit einem Heere von wohl ausgerüstet und 180,000 Mann - was die regulaire Armee betrifft armirt , von geschulten und verhältnißmäßig gebildeten Offizieren geführt, aufzutreten , mit einem Heere, das , abgesehen von der numerischen Zahl , dem Türkischen in jeder Richtung weit überlegen ist . Das Egyptische Heer zerfällt in die regulaire Armee und die irregulairen Aufgebote. Erstere umfaßt: 18 Infanterie-Regimenter à 3 Bataillone zu 8 Compagnien, 4 Jäger-Bataillone à 8 Compagnien, 4 Cavallerie-Regimenter à 6 Escadrons (2 Lanciers und 4 Carabiniers), 2 Feld Artillerie - Regimenter à 16 Batterien à 6 Geschütze ; für die Auf stellung von je einer Gebirgs-Batterie ist Vorsorge getroffen, 3 Festungs-Artillerie-Regimenter, zuſammen mit 411 Geschützen, 1 10 2 6 2
Pionier-Bataillon à 8 Compagnien mit einer Pontonier-Abtheilung, Neger- Compagnien, Beduinen-Abtheilungen auf Dromedaren, Arbeiter-Compagnien, Corrections-Bataillone und das Gendarmerie-Corps. Der Stab eines Infanterie - Regiments besteht aus : 1 Oberſt, 1 Oberstlieutenant , 1 Fahnenträger , welcher gleichzeitig die Adjutanturgeschäfte versicht; der Stab eines Bataillons aus : 1 Major, 1 Vicemajor, 1 Schreiber. Die Compagnie setzt sich zusammen aus : 1 Hauptmann , 1 erſten, 1 zweiten Lieutenant, 1 Offizierstellvertreter, 1 Feldwebel, 4 Führern, 8 Cor poralen, 2 Spielleuten, 2 Zimmerleuten und 100 Infanteristen oder Jägern. Der Etat einer Escadron besteht aus : 1 Rittmeister, 2 ersten, 2 zweiten Lieutenants , 1 Offizierſtellvertreter, 1 Feldwebel, 6 Führern, 10 Cor poralen, 4 Spielleuten, 120 Cavalleriſten. Die Gesammtstärke der zwei Feld - Artillerie- Regimenter be trägt ca. 2700 Mann. Das Pionier- Bataillon hat einen Etat von 1250 Mann. Das Gendarmerie - Corps zählt ungefähr 5000 Mann. Die Gesammtziffer der regulairen Armee beläuft sich demnach auf ungefähr 73,000 Mann mit dem Gefechtsetat von 63,000 Mann Infanterie, 3500 Reitern und 204 Geschützen. Die irregulairen Truppen sind vorwiegend Reiter-Regimenter, welche von den Stämmen der Egyptischen Wüste gebildet werden und unter dem Befehle ihrer Häuptlinge stehen. Diese werden vom Kriegs - Ministerium in ihrer Würde als Regiments - Commandeure bestätigt. Im Frieden mit dem Sicher heitsdienst an den Grenzen betraut , können die irregulairen Reiter im Kriege auf 50,000 Mann gebracht werden. An irregulairer Infanterie ſind zwei Regimenter vorhanden , welche sich im Sudan rekrutiren und die Stärke von je 3000 Mann erreichen . Seit der Incorporirung des Sultanats Darfur dürfte die irregulaire Armee
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einen bedeutenden Zuwachs erfahren haben , doch ist hierüber nichts bekannt geworden. Die allgemeine Wehrpflicht ist Gesetz , der Loskauf jedoch gestattet , indem durch den Erlag einer jährlichen Steuer im Betrage von 3 Beuteln die Befreiung von der Militairpflicht für sämmtliche Mitglieder einer Familie_er kauft wird. Von der Rekrutirung befreit ist aber auch Derjenige , welcher die Summe von 5000 Francs erlegt , wenn seine Familie die Militairbefreiungs steuer nicht im voraus bezahlt hätte. Im Jahre 1869 kamen 450 Loskaufs fälle vor , durch welche 2,250,000 Francs in den Staatssäckel floffen. Jedem Individuum ist es ferner gestattet , sich nach einjähriger Dienstzeit durch den Erlag einer geringer bemessenen Tare von jeder weiteren Dienſtverpflichtung loszumachen. Der Militairpflicht gesetzlich enthoben sind die Einwohner der Städte Cairo und Alerandrien auf Grund alter Privilegien. Die Dienstzeit währt 12 Jahre und zwar 5 Jahre unter den Fahnen und 7 Jahre in der Reserve. Die Reservemänner dienen im Kriege als Erſatz für die active Armee , theils werden sie unter Heranziehung der Gendarmerie als Cadres in Landwehr-Abtheilungen zusammengestellt. Die Regierung sorgt unablässig dafür , die Reſerve numerisch zu heben, indem sie die ausgebildeten Mannschaften der activen Armee vor der gesetzlichen Zeit, häufig schon nach dem dritten Dienstjahre , in dieselbe versetzt , den Ab gang aber durch Rekruten deckt. In Folge dieser Maßregel verfügt Egypten über eine so ansehnliche Reserve, daß die Annahme, Egypten könne eine Streit macht von 180,000 Mann in das Feld stellen , berechtigt erscheint. Die Aushebung wird von den Civilbehörden durchgeführt , nachdem vom Kriegs Ministerium jeder Provinz das zu stellende Rekruten-Contingent vorgeschrieben worden. Rekrutirungspflichtig sind die Jünglinge vom 16. bis zum 20. Jahre. Für die Invaliden des Mannschaftsstandes ist keinerlei Versorgung nor mirt; der Offizier hingegen wird nach 15jähriger Dienstzeit penſionsfähig , in dem ihm ein Viertel seines Gehaltes als Pension zuerkannt wird. Die Pension steigt von 5 zu 5 Jahren dergestalt , daß nach 40jähriger Dienstzeit das volle Gehalt als Pension entfällt. Offizierswittwen beziehen die Hälfte der ihren Gatten zugekommenen Pension auf Lebensdauer ; Offizierswaisen werden vom Staate versorgt, Mädchen bis zu ihrer Verheirathung , Knaben bis zum 15. Jahre. Der Pferdebedarf wird durch Einkäufe theils in Syrien, theils in Süd Rußland gedeckt. Für ein Syrisches Pferd wird durchschnittlich 500 Francs, für ein Russisches aber an 200 Rubel gezahlt ; Arabische Pferde werden selbst von Offizieren selten geritten. Staatsgestüte giebt es in Egypten keine. Die Egyptische Armee trägt zu jeder Jahreszeit eine Jacke von Leinen und ein Beinkleid vom selben Stoffe, als Kopfbedeckung den Fes von carmoisin rother Farbe mit schwarzer Quaste. Der Mantel ist von braunem Tuche, mit einer Kapuze versehen. - Die Parade-Uniform besteht bei der Infanterie aus einem dunkelblauen Tuchrocke mit einer Reihe Knöpfe , gleichem Beinkleide und Gamaschen. Die Offiziere tragen ebenfalls den blauen Waffenrock , jedoch mit längeren Schößen, rothe Beinkleider mit schwarzen Passepoils und Epaulets mit Bouillons . Die Gala - Uniform der Jäger besteht aus einem blaugrauen Rocke und rothem Beinkleide. Die Subaltern- Offiziere einschließlich des Haupt manns erhalten ihre Uniform vom Staate. Bewaffnet ist die Infanterie der regulairen Armee mit dem Remington
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Gewehre , die Cavallerie mit dem Säbel , der Lanze oder dem Carabiner. In der Artillerie ist das Gußstahl-Hinterladegeschütz System Krupp eingeführt. Der Mann erhält zweimal des Tages , um 9 Uhr Morgens und um 4 Uhr Nachmittags , warmes Essen. Die Ration besteht aus 0,955 Kilo Brod, 154 Gramm Schöpfen- oder Rindfleisch, 128 Gramm Reis und 120 Gramm Zuthat. Die Offiziere bis zum Hauptmann beziehen die Mannschafts - Ration und zwar der Hauptmann täglich drei , die übrigen Offiziere je zwei Rationen, welche ihnen nach ihrem jeweiligen Geldwerthe monatlich ausgezahlt werden. An monatlichem Sold erhält der Mann 20 Piaster (4 Mark), der Cor poral 40 Piaster, der Führer 70, der Feldwebel 90, der zweite Lieutenant 300, der erste Lieutenant 350 , der zweite Hauptmann 500 , der erste 600 , der Major 1200 bis 2000 , der Oberstlieutenant 2500 , der Oberst 4000 , der Brigadegeneral 8000, der Generallieutenant 10,000 Piaster. An Bildungs - Anstalten besitzt Egypten die Militair - Akademie zu Cairo , 780 3öglinge , welche in 5 Abtheilungen zerfällt , nämlich in die Generalstabs-Schule, die Artillerie- und Ingenieur-Schule, die Infanterie-Schule, die Cavallerie-Schule und in die Schule für Rechnungswesen. Die Generalstabs - Schule zählt 20 Zöglinge , welche ohne Unterschied des Ranges und der Waffe zugelassen werden , wenn sie sich über die nöthigen Vorkenntnisse auszuweisen vermögen. Der Studienplan umfaßt Mathematik, Mechanik, "Topographie, Zeichnen , Geographie , Geschichte und Kriegswiſſen schaften. Die Artillerie- und Ingenieur- Schule zählt 100 Zöglinge für die Artillerie, 30 für das Geniewesen. Der Curs währt wie in jeder Schule 2 Jahre. Die Infanterie-Schule ist für 500 Zöglinge eingerichtet. Die Lehrgegen stände sind: Reglements, Mathematik, Geographie, Geschichte, Zeichnen. Die Cavallerie-Schule frequentiren 100 3öglinge. Außer den Lehrgegen ständen für die Infanterie wird Unterricht ertheilt im Reiten , Voltigiren , Huf beschlag 20. Die Schule für Rechnungswesen , 30 3öglinge , liefert die Intendantur Beamten. Die Erhaltung dieser Bildungsanstalten kostet dem Staate jährlich nahezu 1,000,000 Francs. Die Akademie hat ein reich ausgestattetes physikalisches Cabinet , einen Maschinen- und Modellfaal, eine Bibliothek. Fast alle Offiziere der regulairen Armee sind aus der Akademie hervorgegangen. Die Regierung thut noch ein Uebriges , indem sie Offiziere zu ihrer weiteren Ausbildung mit Staats stipendien in das Ausland schickt. Die Beförderung im Offizier Corps , die Obersten - Charge mit inbe griffen , geschieht durch Wahl , zu welchem Zwecke in jedem Regiment ein Comité besteht , dessen Vorschläge durch das Kriegs - Ministerium an den Vice könig geleitet werden, der die Ernennung vollzieht. An militairischen Heilanstalten hat Egypten nur das Spital Alexan= driens aufzuweisen mit dem Fassungsraum von 400 Betten. In allen übrigen Garnisonen finden die Kranken Aufnahme in den Civilspitälern, welche muster giltig eingerichtet sind. Im Frieden sind jedem Regimente drei Aerzte zuge wiesen ; im Kriege kommen Feld - Lazarethe für je 200 Kranke zur Aufstellung. Die Anzahl dieser Lazarethe scheint sich nach den klimatischen Verhältnissen des jeweiligen Kriegsschauplatzes zu richten , da im Krimkriege beispielsweise auf
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Heerwesen Egyptens .
jedes Regiment ein Lazareth , während des Aufſtandes auf Candia aber ein jolches auf je zwei Regimenter entfiel. Der Ausbildung des Mannes wurde in neuerer Zeit mehr Aufmerk jamkeit zugewendet, als es früher der Fall war. Die Franzöſiſchen Reglements , welche für alle Waffen eingeführt waren , da man sich die Französische Armee in jeder Richtung zum Vorbilde genommen hatte, mußten in Bezug auf die Infanterie den Preußischen weichen. Die Gliederung der Armee in Divisionen und Brigaden ist noch nicht ganz durchgeführt. Es bestehen vorläufig erst zwei Armee-Divisionen von je zwei Brigaden , und zwar die Garde - Division , welche das 1. , 2. , 3. und 4. Infanterie-Regiment, das 1. und 2. Jäger-Bataillon, das 1. und 2. Cavallerie Regiment und das 1. Artillerie-Regiment umfaßt. Die 2. Diviſion iſt formirt aus dem 5. , 6. , 7. und 8. Infanterie - Regimente , ohne daß ihr im Frieden Specialwaffen zugewiesen wären. Die übrigen Regimenter und Abtheilungen unterstehen direct dem Kriegs-Ministerium. Für den Train ist nicht vorgesehen , die Armee ist daher im Kriege auf Requisitionen angewiesen. Das Gerichtswesen liegt in den Händen einer Juſtiz - Commiſſion, welche in jedem Regimente aus fünf Mitgliedern zusammengesetzt ist. Das von ihr gefällte Urtheil bedarf übrigens der Bestätigung von Seite des Kriegs Ministeriums. Die Disciplinarſtrafen bestehen in Arrest und körperlicher Züchtigung bis zu 50 Hieben. Die Todesstrafe wird über Deserteure und Hochverräther und zwar nur im Kriege verhängt. Der Offizier kann auf be ständig oder auf kürzere Dauer seiner Charge entkleidet und zum Gemeinen degradirt werden. An Auszeichnungen werden die Türkischen Orden Medschidie und Osmanie verliehen. Dem Chedim steht das Recht der Ordensverleihung zu . Das Militair -Budget betrug im Jahre 1874 13½ Mill . Mark. Egypten ist vertragsmäßig gehalten , im Kriegsfalle der Türkei 20,000 Mann Infanterie , 2000 Reiter und 24 Geschütze als Hilfscontingent zu stellen. Im diesjährigen Serbiſch - Türkischen Kriege beschränkte es sich auf die Stellung von 3 Infanterie- Regimentern und 4 Batterien , welche theils gegen Serbien , theils gegen Montenegro in Verwendung kamen und in ihrer sorg jamen Bekleidung von den abgeriffenen Türkischen Truppen auf das Vortheil hafteste abstachen.
Bericht über das Heerwesen Frankreichs .
1876.
Die militairische Gesezgebung i. I. 1876. *) I. Das Rekrutirungs- Geſek. Die Bestimmungen des Rekrutirungs- Geſetzes vom 27. Juli 1872 stoßen in der Französischen Nation und nicht zum Wenigsten in der Armee und in der militairischen Presse auf eine stetig wachsende Gegnerſchaft. Dieſe fand ihren *) Vergl. Amédée Le Faure : Les Lois militaires de la France, commentées et annotées d'auprès les discussions législatives et les principaux auteurs militaires , comparées avec les législations étrangères ; précédées d'une notice historique et suivies des ordonnances , décrets , circulaires , notes ministérielles , etc., 1 vol in 8. 630 p. 9 fr.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
legalen Ausdruck in dem Gesetzesvorschlag , welchen die Herren Laisant , Andrieur , Parent und Genossen im Mai 1876 in der Deputirtenkammer einbrachten und welcher 130 Unterschriften zählte. Der Gesetzentwurf bezweckte drei wesentliche Aenderungen des Grundgesezes : 1) Die Verringerung der activen Dienstzeit von fünf auf drei Jahr. ―――― 2) Die Beseitigung der Theilung des jährlichen Ersatz-Contingentes in zwei Portionen, von denen die eine jetzt 5 Jahr dienen muß, alſo länger wie die Ausbildung es unbedingt erheiſcht, während die andere nur ein halbes oder höchstens ein Jahr unter der Fahne bleibt , somit kürzere Zeit als für gediegene Ausbildung unerläßlich ist. — 3) Widerruf der Bestimmungen über das bedingungsweise Engagement, d. h. Abschaffung des un populären Instituts der Einjährig-Freiwilligen, und dafür gesetzliche Feststellung einer bei den Truppen stattfindenden Jahresprüfung , deren Bestehen dem beſt ausgebildeten Theile der Mannschaft die Entlassung schon nach zweijähriger Dienst zeit möglich macht. Dieser Gesetzesvorschlag wurde von der Kammer zurückgewieſen, jedoch mit nicht mehr als 40 Stimmen Majorität, wobei sich 90 Deputirte noch der Ab stimmung enthielten. Der leitende Gesichtspunkt war wohl die Sorge, daß durch eine solche Abänderung des Gesetzes die schon so großen Schwierigkeiten des Unteroffizier-Ersatzes noch gesteigert werden würden. Denn die Aussicht, bereits nach Ablauf des zweiten Dienstjahres entlassen werden zu können , würde einen allgemeinen Wetteifer entflammen ; jedes Regiment würde nach 2 Jahren seine intelligentesten Leute entlassen und nur mittelmäßige und untergeordnete Elemente zurückbehalten, welche zu Unteroffizieren ungeeignet seien. Wenn indessen auch dieser erste Anlauf gegen das Rekrutirungs- Gesetz nicht zum Ziele führte, so ist doch nicht zu bezweifeln, daß er wiederholt und ſchließ lich durchgesetzt werden wird ; denn er hat offenbar die große Mehrheit der Nation für sich. — In der Armee beklagt man die Ablehnung des Antrags besonders deshalb , weil bei seiner Annahme die Friedensetats zwar nicht bedeutend ver mehrt worden wären , im Kriegsfall aber die Mannschaft zum größten Theil aus solchen Leuten bestanden haben würde , welche in Folge ihrer Ausbildung wirkliche Soldaten sind. (Vergl. unter „ Infanterie. ")
II. Pas Armee-Organiſations-Geſch hat im Laufe d. J. 1876 keinen parlamentarischen Angriff und keine Aenderung erlitten.
III. Das Cadre-Gesek*) wurde in einzelnen Punkten noch am 15. December 1875 abgeändert, und müſſen die wichtigsten dieſer modificirten Bestimmungen hier nachgetragen werden : Den Zuaven - Regimentern sind statt einer, 2 Depôt - Compagnien zuge wiesen worden. (Art. 3 des Cadre-Gesetzes .) Die Archiv-Beamten des Generalstabs heißen statt officiers archivistes nunmehr archivistes d'état major du grade de souslieutenant, lieutenant et capitaine. (Art. 9.) Die Zahl der Sectionen von Secretairs des Generalſtabs und der Re frutirungsbureaus ist von 22 auf 20 herabgesetzt. (Art. 14. ) * ) Vergl. Rouillard et Brébion : Loi sur la constitution des cadres et effectifs de l'armée active et de l'armée territoriale (13 mars 1875) , avec commen taires et notes sur les principales modifications ou innovations apportées à l'organi sation actuelle de l'armée. 18. 138 p . Paris lib. Sagnier. 1 fr .
Heerwesen Frankreichs.
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Die den im Art. 28 zuerstgenannten 6 Militairſchulen angehörigen In fanterie- und Cavallerie - Offiziere werden außerhalb der Cadres der Truppen gestellt ; diejenigen der Artillerie , des Genies , des Generalstabs und der Ver waltung bleiben dagegen innerhalb des Cadres ihres Dienstzweiges . Dem Minister ist gestattet, Angestellte in gewissen Functionen über die ge jegliche Altersgrenze hinaus bei den Fahnen nicht nur beizubehalten , sondern auch neu zuzulassen. (Art. 35.) Die ehemaligen officiers d'administration auxiliaires fönnen ent sprechende Functionen bei der Reserve übernehmen , und die ehemaligen Unter offiziere der früheren mobilen Nationalgarde können , falls sie die im Art. 41 des Gesetzes vom 24. Juli 1873 vorgeschriebenen Bedingungen erfüllen , zu Reserve-Offizieren ernannt werden . (Art. 39.) IV. In Vorbereitung begriffene Geseze. Das Armee- Verwaltungs - Geseß *) ist im November 1876 vom Senate durchberathen worden ; die Verhandlung in der Deputirtenkammer ſteht noch aus. Berichterstatter für das Gesetz war Mr. de Freycinet , der einstige Kriegs-Minister Gambettas. Die Grundsätze der Neugestaltung sind : Unterordnung der Admini ſtration unter das militairiſche Commando , Unabhängigkeit der Controle , Ver weisung der einzelnen Verwaltungszweige an competente Kräfte. Organiſatoriſch gliedert sich die Administration in die Abtheilungen des Genies , der Artillerie, der Intendantur und des Sanitätswesens . Jede Abtheilung hat ihre eigene Direction, ihr Ausführungs- und ihr Controlpersonal. — Der Herzog v. Audiffret Pasquier trat warm für den Gesetzentwurf des parlamentarischen Ausschusses ein, an dessen Ausarbeitung der Generalintendant Friant großen Antheil hatte. Hinsichtlich des Gesetzesvorschlags über die militairischen Requi jitionen ,**) der bereits im Sommer 1875 in den Händen der Deputirten war, ist bisher noch kein Beschluß gefaßt worden. Im Mai 1876 wurde den Kammern ein Geseßentwurf über den Hospitaldienst vorgelegt , demzufolge die Kranken der Armee zum Theil in bürgerlichen Krankenhäusern Aufnahme finden sollen. In militairischen Kreisen ist die Stimmung diesem Vorschlage aus guten Gründen keinesweges günſtig. ***) Der dem Senat vorgelegte ministerielle Gefeßentwurf über den General stab wurde im Juni von der Commission mit 18 gegen 2 Stimmen zurückge wiesen. Die wichtige Angelegenheit iſt alſo noch immer in der Schwebe. †)
*) Général Favé : de la Réforme administrative de l'armée française, avec un projet de loi. 1 vol. in 8. Paris. Dumaine. 3 fr. - Caron: Observations sur le projet de loi relatif à l'administration de l'armée. Paris. Martinet. 1 vol. in 8. 26 p. - Le projet sur l'administration de l'armée. (Bull. de la réunion des officiers. 1876. No. 35-40. ) — Das Franz. Armee- Verwaltungsgeseß und Generalintendant Wolff. (Blätter für Kriegsverwaltung. 3. Jahrg. Nr. 12.) -— Les Adjoints du génie et les officiers d'administration devant la loi sur l'administration de l'armée. In 8, 29 p. Paris . Imprimerie Alcan-Lévy. **) Le projet de loi sur les requisitions militaires . (Bull. de la réunion des officiers. 1876. No. 1-12, 43, 44.) ***) Vergl. Sur le service hospitalier. (Avenir militaire 1. juin 1876. No. 357. ) f) Vergl . La prochaine loi sur l'état major. (Bullet, de la réunion. 1876. No. 1-12. ―――― Auch das Journal des sciences militaires und die Rovue scientifique brachten bemerkenswerthe Auffäße über diese Frage.
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Militairische Jahresberichte für 1876 .
Die Kriegsmittel Frankreichs. I. Personelle Streitkraft. 1. Rekrutirung.*) Die Gesammtstärke des Contingentes von 1876 (Klaſſe 1875 und Zurückgestellte von 1874 und 1873) beläuft sich auf 143,649 Mann. Davon wurden zu fünfjährigem activen Dienst der 1. portion zugewiesen 94,283, der 2. portion zu einjährigem Dienste 42,960 Mann. Für die See - Armee wurden vorweg 6406 Mann bestimmt. Von der 1. portion wurden zugetheilt : Der Linien - Infanterie • . . 58,693 Mann 3,600 Den Jägern zu Fuß . . . "I 1,260 #1 Den Zuaven 150 ?? Den Algierischen Tiralleurs " Den Sapeurs-Pompiers . . 77 Der gesammten Infanterie . Der Cavallerie Der Artillerie Den Genie-Truppen Dem Militair -Train Den Verwaltungs - Truppen Summa:
63,780 Mann 13,110 !! 12,320 !! 1,980 !! 2,360 "1 733 " 94,283 Mann.
Der zweite Theil des Contingentes vertheilte sich folgendermaßen : Linien -Infanterie 30,296 Mann Jäger zu Fuß • 1,300 ?? Artillerie · 8,806 " " Genie . 600 Train 1,958 "! Summa : 42,960 Mann. Zu der Gesammtzahl der Eingestellten ( 143,649 Mann) sind dann noch ca. 14,000 fünfjährig- und 10,000 einjährig-Freiwillige sowie etwa 1500 An geworbene, im Ganzen 25-27,000 Mann hinzuzurechnen. Die Ausgehobenen der 1. portion kamen am 20. , die der 2. portion am 27. December 1876 zur Einstellung. Die Algierischen Juden , welche bis zu der Zeit , als Crémieur Mitglied der September-Regierung wurde, keine Französischen Bürger, sondern nur Schüß linge Frankreichs gewesen waren , stellten 1876 zum ersten Male Rekruten zur Französischen Armee.**) 2. Reserve. Die ganze Reserve besteht aus 4 Altersklassen , deren jede zwei Mal zu einer, 28 Tage nicht überschreitenden Dienſtleiſtung eingezogen werden soll. In *) Vergl.: Die Rekrutirung in Frankreich i. d. Jahren 1873-74 (Streffleur's Rekrutirung in Frankreich Desterr. milit. Ztschrft. 16. Jhrg. 4. Bd . 10. Heft.) . (Blätter für Kriegsverwaltung. 1876. 6. ft.). - Le 3. rapport sur l'exécution de la loi du recrutement en 1875 (Bullet. de la réunion. 1876. No. 19.) . - Die Französ. Rekrutirung i. J. 1875 (Neue milit. Blätter 1876. Nr. 3.) . **) Formation de la première classe de recrutement Franco- Algérienne. (Bull. de la réunion . 1876. No. 23.)
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Heerwesen Frankreichs .
der Regel hat diese im zweiten und vierten Jahre der Reservezeit zu erfolgen, ſo daß jährlich zwei Altersklassen einberufen werden. Aber erst im Jahre 1880 wird diese Einrichtung in vollkommen normalem Verlaufe durchführbar sein. Die Klassen der Reserve der activen Armee stellen sich nämlich im 2. Se mester der Jahre 1875-1881 folgendermaßen : Klasse. 1. Jahr. 2. Jahr. 4. Jahr. 3. Jahr. 1868 1875 1869 1870 1867 +*) 1867 1870 1876 1869+ 1868+ 1868 1877 1871 1869 1870+ 1878 1872 1871+ 1870 1869+ 1872+ 1879 1873 1871 **) 1874 1873+ 1872 1880 1871+ 1881 1873 1875 1872+***) 1874+ Im Herbst 1876 übten also die Klassen von 1868 und 1869 (geboren zwischen dem 1. Jan. 1848 und dem 31. Decbr. 1849) zuſammen ungefähr 220,000 Mann. Der Kriegs - Minister hielt darauf, daß das Gesetz in seiner vollen Strenge vollzogen und alle Befreiungs- Gesuche, die nur auf persönlichem Intereffe berühten, abgewiesen wurden. Auch die sogenannten „ Familienstüßen", wie die ältesten Söhne von Wittwen, die Aeltesten von Waiſen u. s. w. wurden einberufen . Mit besonderem Nachdruck wies die Preſſe darauf hin , daß ſogar hochgestellte Beamte, Staats- Anwälte , Magistrats - Personen, eingestellt worden jeien. Auch Krankheit befreite nicht endgiltig , sondern konnte nur den Eintritt verschieben. †) Diejenigen Reservisten , welche früher der activen Armee oder der Mobilgarde angehört hatten, wurden (lettere, wenn es der Grad ihrer Aus bildung zuließ) unmittelbar in die Truppentheile eingereiht, welche an den großen Manövern theilnahmen, und zwar principiell in diejenigen, denen sie für den Fall einer Mobilmachung zugetheilt sind ; die übrigen Reſerviſten wurden den Depot-Compagnien und den vierten Bataillonen überwiesen. Der Minister des Innern erließ vor der Einstellung ein Rundschreiben an die Präfecten, erinnerte daran , daß im Jahre 1875 mehrere Departements besondere Beisteuern zur Unterstützung hilfsbedürftiger Reservisten-Familien be willigt hätten , daß die Privat - Initiative hinter dieſem amtlichen Beiſpiel nicht zurückgeblieben sei und daß namentlich die großen Gewerbtreibenden für ihre Arbeiter ziemlich bedeutende Opfer gebracht hätten. Am meisten aber sei von den Municipalitäten geschehen. Ueber 200 Gemeinden hätten Credite im Ge jammtbetrage von 350,000 Frcs . ausgeworfen , von denen 20,000 Fres. un benugt geblieben seien. Der Miniſter ermahnte , dieſem rühmlichen Vorgange auch 1876 zu folgen. Die Aufmunterung durch die materielle Hilfe der Verwaltung und der Privaten fand weitere Unterstützung durch Anwendung geistiger Hebel. Der *) Die mit † bezeichneten Jahrgänge ſind diejenigen, welche in den einzelnen Jahren geübt haben oder voraussichtlich üben werden. Die Jahrgänge 1869 und 1870 waren erst vor einigen Monaten zur Reserve übergetreten ; der von 1868 aber hätte üben können. - Der Jahrgang 1867 tritt am 1. Juli 1877 zur Territorial - Armec über. **) Der Jahrgang 1870 iſt am 1. Auguſt eingetreten, geht alſo am 1. Aug. 1879 zur Territorial- Armee über. ***) Vergl. über die Reserve - Verhältnisse übrigens : Pichon : Manuel des régle ments régissant la réserve de l'armée active et l'armée territoriale . Paris. 1876, in 12. 429 p. 4. fr. †) Des dispenses et sursis à propos de l'appel des reservistes. (Bulletin de la réunion. 1876. No. 40.)
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Präsident des Ministerrathes hielt im September eine Rede, in welcher er u. A. sagte: „ Ich habe gehört , daß man sich auf dem Lande über die Ein berufung der Reserven beklagt hat. Es ist das aber keine unnüße Maßregel; denn anstatt 400,000 Soldaten werden wir 1 Million haben , und der Feind wird nicht mehr von einer Invasion träumen. Es ist ein unserer Jugend auf erlegtes Opfer ; aber die Nationen sind nur unter der Bedingung frei , daß ſie Opfer bringen. " Diesen Auslassungen der Minister gegenüber beschwerte sich die Preſſe, *) daß kein Geſetz, kein Reglement die Einberufung in ordnungsmäßigen Terminen regle. Kein Reserve - Offizier weiß , für wieviel Zeit er sich verpflichtet hat ; fein Freiwilliger weiß nach Vollendung seines Dienstjahres, wann er sich wieder ſtellen müſſe ; kein Mann der 2. Portion ist sicher , ob er vor seiner Einthei lung in die Reserve nicht in's Depot zurückgerufen werde , um den während des einzigen Dienſtjahres empfangenen , etwas oberflächlichen Unterricht zu er gänzen ; und hinsichtlich der Verpflichtungen der Reſerviſten der 1. Portion ſind kaum einige wenige, jedes amtlichen Charakters entbehrende Einzelheiten bekannt geworden. Dank diesem Mangel an Vorsorge kann ein Principal ſich von heute auf morgen eines großen Theils seiner Arbeitskräfte beraubt sehen, obwohl sie verschiedenen Jahrgängen und Kategorien angehören , und so lange dieser Ungewißheit nicht vorgebeugt ist , sind die meisten Principale außer Stande, ihren Angestellten oder Arbeitern die Gehälter und Löhne während der militairi schen Uebungen unbedingt zu sichern. " Die Einberufung der Reservisten geschah durch Einzelordres und öffent lichen Anschlag . Fast überall leistete man derselben pünktlich Folge, und auch Einkleidung und Einstellung ging im Allgemeinen schnell und ordnungsmäßig von Statten. Nur in einzelnen Fällen kamen Verwirrungen hinsichtlich der Versammlungsorte und Verzögerungen im Truppentransporte vor. **) Es ist begreiflich, daß diese günstigen Resultate die Militairbehörden mit Genugthuung erfüllten ; dennoch wurden selbst von Franzöſiſchen Blättern die pomphaften Be glückwünschungen getadelt , welche die Corps = Generale in Form von Tages befehlen an diese Reſerviſten richteten , „ die , offen gestanden , sehr daran zwei felten, solche Zufriedenheit vollständig verdient zu haben“ . ***) Die Militairs aller Waffengattungen, deren Dienstzeit am 30. Juni 1877 zu Ende geht , wurden bereits am 10. November 1876 beurlaubt. (Rund schreiben des Kriegs -Ministers an die Corps - Commandeure v. 7. Oct. 1876.)
f.
Remontirung .† )
Während das recensement der Pferde, Maulthiere und Wagen jährlich vom 15. Januar bis 15. Februar stattfindet , sollen die inspection und das classement fünftig von Mitte Mai bis Mitte Juni durchgeführt werden. ††) Man ist eifrig bestrebt , für die Remontirung der Cavallerie den verhältniß *) Vergl. den „ Temps“ vom 10. Sept. 1876 . **) Vergl. die officielle Note im " Moniteur" vom 16. Oct. 1876 und den Auffaß : Après l'appel des reservistes. Question de mise en route. (Bulletin de la réunion. 1876. No. 44.) *** ) Journal des Débats. 22. Sept. 1876. †) La remonte de l'armée en France. (Le Moniteur de l'armée. 1876. No. 46.) Die Beschaffung der Militair - Pferde in Frankreich. (Allg. Milit. - Ztg. 50. Jahrg. No. 38.) ++) Inspection et classement des chevaux et mulets en 1876. (Bull. de la réunion. 1876. No. 12.)
Heerwesen Frankreichs .
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mäßigen Mangel an guten Reitpferden durch Eröffnung neuer Bezugsquellen im Auslande auszugleichen. Im Juli wurden der Remonte - Commiſſion zu Havre 26 aus den La Plata - Gebieten importirte Pferde vorgeführt , und da man zufrieden mit denselben war , so dürfte dieſe neue Bezugsquelle voraus ſichtlich in größerem Umfange ausgebeutet werden. *) In den letzten Jahren hat man sehr viele gute Maulthiere aus Spanien angekauft.
III. 1.
Kriegsmaterial.
Bewegliches Material.
A. Handwaffen. — Bis zum Sommer 1877 hofft man die geſammte active Armee mit dem neuen Infanterie-Gewehr (System Gras) ausrüsten zu können. Man gedenkt dann sogleich mit der Umänderung der Chaffepot - Gewehre nach demselben System vorzugehen , und bestimmt diese aptirte Waffe für die Terri torial-Armee. **) B. Artillerie - Material. - Vergleiche Bericht über Material der Artillerie. C. Munitions Colonnen. Durch kriegsministerielle Verfügung vom 29. Decbr. 1875 sind für die Munition des Gras- Gewehrs die caissons. m/1840 und m/ 1858, beide non allongés aptirt. Ein caisson mit coffres m/1840 non allongé enthält 21,420 Patronen , ein Munitionswagen mit -coffres m/1858 , non allongé , enthält 15,120 Patronen. Ausnahmsweiſe können noch die alten Modelle 1827 und 1833 gebraucht werden und ent halten dann je 22,188 Patronen. — Im Uebrigen sind die caissons d'infan terie m/1827 für den Transport der Mitrailleusen-Munition aptirt , während für Revolver-Munition caissons m /1858 eingerichtet worden sind. D. Train. Das Fahrmaterial ist zum großen Theil neu und beſteht aus zwei- und vierrädrigen Wagen, mit 1 , 2, 4 oder 6 Pferden bespannt. An Pontontrains bestehen 15 , und zwar Material von 1853. Zur Ueber brückung kleinerer Wasserläufe bis 30 m. Breite reicht das Bockmaterial des Genietrains aus. Zur Zeit werden Versuche mit transportablen Backöfen angestellt , welche zu zweien auf vierrädrigen eisernen Wagen ruhen und deren jeder 40 Brode, . h. 80 Rationen, zu fassen vermag. Man hat in diesen Oefen binnen 5 Stunden 480 Brode gebacken , wäre also im Stande , binnen 24 Stunden auf einem Wagen 2160 Portionen herzustellen und zwar ebensowohl während des Marsches als im Quartier.
L'avenir militaire vom 21. Oct. 1876. **) Les Armes portatives en France. Armes modèle 1874. (Système Gras.) 2. éd. 8. Nancy. 2 fr. Weygand: Das Französ. Infant. - Gewehr. Fusil modèle 1874. Leipzig u. Kassel. 1 Mark. --- Wuich: Das Französ. Gewehr m. 1874. (Organ d. milit. wissensch. Vereine. 11. Bd. 4. Heft. 1875.) - Umänderung und Neubewaffnung_in Frankreich. Mit Holzschnitten. (Allg. Schweiz . Milit.- 3tg. 1876. Nr. 15-30.) - Das Franz. Gras -Gewehr. Mit 1 Tafel . (N. milit. Bl. 1876. 5. Heft.) - Das umgeänderte Chassepot- u. das Gras- Gewehr. Mit lithogr. Tafel. ( Allg . Milit. = 3tg. 1876. Nr. 22 bis 26. ) — Réglement du 1. mars 1854 sur la conservation et l'entretien des armes dans les corps . Modifications et décisions, suivi du tarif provisoire des prix des réparations au fusil modèle 1874. in - 18. 446 p. 3 fr. Instruction du 8. mars 1876 sur la nomenclature , le démontage , le remontage et l'entretien du fusil modèle 1874. (Extrait du Journal militaire officiel.) Broch. in - 18, 36 pages. 20 c. 5 Militairische Jahresberichte 1876.
Militairische Jahresberichte für 1876.
66 2.
Unbewegliches Kriegsmaterial.
Das Befestigungswesen Frankreichs ist in seiner Neu-Entwickelung durch energische Förderung der Bauten während des Jahres 1876 wesentlich fortgeschritten. Es gilt das ganz besonders für die Befestigungen von Paris und diejenigen an der Deutschen, Schweizerischen und Italieniſchen Grenze. Am Mittelmeer, den Pyrenäen, der Atlantischen und der Canal-Küste, sowie auch an der Belgischen Grenze sind nur wenig bedeutendere Neuerungen zu verzeichnen. *) Hinsichtlich des fortificatorischen Systems hat sich in leitenden Kreisen eine Reaction gegen die Durchführung der anfangs so massenweise projectirten ein zelnen Befestigungswerke zur Geltung gebracht. Man entscheidet sich in noch zweifelhaften Fällen mehr und mehr für Centralpunkte an geeigneten Stellen, an welche sich dann im Ernstfalle eine zweckentsprechende Feldfortification an lehnen soll. - Zu neuen Befestigungs-Anlagen, wie sie vielfach gefordert werden, wird man nicht übergehen , bevor nicht die seit 1874 begonnenen Arbeiten vollendet sind. Dies dürfte im Laufe des Jahres 1877 der Fall sein; wenig stens läßt sich voraussehen , daß die Arbeiten bis dahin jedenfalls soweit vor wärts getrieben sein werden, daß die Kriegführung bereits mit ihnen zu rechnen hat. **) IV. Berkehrswesen.
1. Eisenbahnen. Die Bauten schreiten mit unverminderter Regſamkeit fort. Die Länge der am 30. Juni im Betrieb befindlichen Strecken betrug im Jahre 1875 : 19,392 Km .; im Jahre 1876 : 20,111 Km. Das Feld- Eisenbahnwesen und die auch während des Friedens thätigen Institute desselben bilden sich immer mehr unter engem Anschluß an das Deutsche Vorbild aus. Für den Truppen-Transport ſind neue Vorschriften erlaſſen worden. ***)
2.
Telegraphie.
Für jedes Armee - Corps besteht eine Telegraphen- Section , und außerdem giebt es einige Reserve- Sectionen. Das Material iſt in großer Maſſe beſchafft worden und soll vorzüglich sein.
3. Luftschifffahrt. Es werden unausgesetzt Versuche gemacht, angeblich von einem aus praktiſch erfahrenen Luftschiffern und Genie-Offizieren gebildeten Comité, um die Luft ſchifffahrt für den Kriegsdienst so nutzbar wie möglich zu machen. Namentlich sollen in allen Festungen große Ballons vorräthig sein. *) Die Einzelheiten des Bautenfortschritts vergl. in dem VII. Jahrg. der Regiſtrande des Großen Generalstabes. Berlin . E. S. Mittler u . Sohn. **) Studie über die Organisation der Landes- Vertheidigung. [Frankreich] (Streffleur's Desterr. Milit.- Zeitschr. 15. Jahrg. 4. Bd. 10. Heft.) ― Die strategische Lage Frankreichs Die Neubefestigung 1870 und jezt. (Neue milit. Blätter. 4. Jahrg . 7. Bd. 4. Heft.) von Paris. (Allg. Milit. -Ztg. 1876. No. 36-38). Vergl . auch : Allg. Schweiz. Milit. 3tg. 1875. No. 37. ***) Instruction speciale pour le transport des troupes d'infanterie par les voies La même pour ferrées (décret du 1. juil. 1874). In 18, 74 p ., planches . 50 c. le transport des troupes de cavalerie. 50 c . La même pour le transport des troupes d'artillerie et du train des équipages. 75c .
Heerwesen Frankreichs.
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4. Taubenpost. Bei den Manövern des Jahres 1876 sind Brieftauben zur Benutzung ge langt, deren Leistungen durchaus befriedigten. (Moniteur de l'armée . 6. Oct. 1876. )
V. Geldmittel. 1.
Allgemeine Finanzlage.
Die finanzielle Kraft Frankreichs zeigt sich ungeschwächt. Trotz des erhöhten Staats-Einkommens erscheint das Land nicht übermäßig belastet. Die Gesammt-Ausgaben sind von 2,570,505,513 Frcs. im Jahre 1876 für 1877 wieder um fast hundert Millionen , nämlich auf 2,664,493,130 Frcs. gestiegen. Im Jahre 1869 waren die Staats - Einnahmen auf rund 1,798,000,000 Fres . zu veranschlagen und nahm das Kriegs- Ministerium davon 22 Procent in An spruch; 1876 flossen ihm, trotz der ſo außerordentlich gesteigerten Anforderungen des Militair-Etats , kaum 20 Procent des Einkommens zu, weil dies eben ſelbſt so gewaltig gewachsen ist. Das Mittel dazu war die Einführung neuer in directer Steuern. Die Summen, welche die Kriege der lezten 20 Jahre gekostet , sind sehr bedeutend. Der Krieg in der Krim beanspruchte 1250 Millionen Fres. , der Italienische 350, der Mexicanische 400 Millionen. ― Die Kosten des Krieges von 1870/71 ſind mit Genauigkeit nicht anzugeben, weil er im eigenen Lande geführt wurde. Sieht man ab von dem Schaden, welchen Ackerbau, Gewerbe und Handel erlitten , so lassen sich die directen Ausgaben auf 9,102,923,116 Frcs. veranschlagen, einschließlich der an Deutschland gezahlten 5 Milliarden. Hinzuzurechnen bleibt aber noch der Aufwand für das Re tabliſſement der Armee. Der Werth der Ausrüstung für ca. 650,000 M. vor dem Kriege war ungefähr 714 Millionen Frcs.; jetzt aber ist für die doppelte Stärke zu sorgen. Einen Kriegsschaß hat Frankreich nicht. Man glaubt seiner nicht zu bedürfen und meint, daß die Bank stets im Stande sein werde, momentan aus zuhelfen, wie sie es 1870/71 gethan. *)
2.
Militair- Budget.
Die Forderung des Kriegs - Ministers für 1877 belief sich auf 535½ Millionen. Bei den am 31. Juli begonnenen Debatten über das Armee Budget fungirte als Referent des parlamentarischen Ausschusses Mr. Langlois, ein ehemaliger Marine-Offizier. Dieser verurtheilte das gegenwärtige Syſtem der Proviantirung, durch welches sich die Lieferanten auf Unkosten des Staates und der Armee bereichern, und verlangte außerdem eine Reihe von Ersparnissen : Streichung des Ausnahmefoldes für Generalstabs-Offiziere, der Kriegszulage für die Algierischen und der Garnisonszulage für die Pariser Offiziere und der Ge hälter für Feldgeistliche in Friedenszeiten. Der Finanz-Ausschuß kam auf diese Weise zu einer Herabminderung des Budgets um 19 Millionen , von denen er jedoch 13 dem Minister wieder zur Verfügung stellte , um mit deren Hilfe die 2. Portion des Contingents statt, wie beabsichtigt nur ein halbes , ein ganzes Jahr unter den Fahnen halten zu können . Nach ziemlich lebhaften Debatten bewilligte die Deputirtenkammer ein *) Unter-Intendant Simouneau : Kriegs-Ausgaben und Kriegsschay. sciences militaires . Paris 1876. Heft 1—4.)
(Journal des
5*
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Budget von nahezu 531 Millionen Francs . Dies vertheilte sich auf folgende Posten: 2,117,783 Francs. 1. Minister und Central-Verwaltung (Gehalte) . " 775,000 ?? 2. Central-Verwaltung (Material) • 470,415 ་་ 3. Dépôt de la guerre 24,250,519 4. Stäbe !! 41,052,327 5. Gendarmerie "1 187,545,230 6. Sold .. "1 86,938,327 7. Lebensmittel 11 4,199,798 " 8. Feuerung und Beleuchtung • 68,024,845 "I 9. Fourage 14,223,245 10. Lazarethe "1 11. Service de marche 9,648,007 ་་ 29,141,509 " 12. Bekleidung, Lagerung 13. Lits militaires 5,844,914 !! 3,170,000 " 14. Allgemeines Transportwesen 1,668,000 15. Rekrutirung, Reserve, Territorial-Armee "! 824,326 16. Militair-Justiz 11 12,539,268 " 17. Remontirung und Beschirrung 18. Etablissements u. Material d. Artillerie u. d. Trains 18,411,878 ?? 10,400,000 " 19. Etablissements und Material des Genies · 20. Material der Militair-Schulen 4,220,896 "1 925,688 " 21. Kriegs-Invaliden 22. Halbfold u. s. w. 1,020,281 "1 3,332,000 23. Unterstützungen 300,000 24. Geheime Ausgaben . "T Die vorgenommene Aenderung im Gesammtbetrage von ca. 5 Millionen ist scheinbar nur sehr gering ; indeß betrugen die Abstriche thatsächlich 1812 Millionen, von denen jedoch 13½ Millionen wieder zur Disposition gestellt wurden , um die 43,000 Mann der 2. Portion ein ganzes Jahr unter den Fahnen halten zu können. Das in diesem Sinne von der Deputirtenkammer im Auguſt erledigte Finanzgesetz wurde im December vom Senate in einigen Punkten modificirt. Der Posten der Stäbe wurde auf 24,071,379 Francs fixirt, die Ausgaben für die Gendarmerie auf 41,055,027 Francs und der Posten für Sold auf 187,703,620 Francs erhöht. Dieſer letztere Posten enthält in Wiedereinstellung von 103,690 Francs die Herstellung der gestrichenen Gehälter für 11 ordent Im Ganzen involviren die liche und 130 außerordentliche Feldgeistliche. Budget - Aenderungen des Senats eine Steigerung von 281,390 Francs , und beträgt die Gesammtſumme des definitiv festgestellten Budgets 531,148,836 Francs. Das Budget für 1876 belief sich auf 500,038,115 Francs, hat aber noch im letzten Vierteljahr eine Vermehrung um 32½ Millionen erfahren. *) — Man hatte Anfangs, dieser Nachforderung wegen, viel Lärm gemacht , besonders , weil es sich um Sanctionirung eines Decrets handelte , durch welches der Miniſter
*) Martin de Brettes : Etudes sur le budget de guerre en 1876, personel hors troupes (Spect. milit. décembre 1875. janv. et fevr. 1876). La queue du dernier budget de guerre. (Bullet. de la réunion. 1876 No. 31.) Nachträgliche Credit: Bewilligungen. (Neue`militairiſche Blätter. 4. Jahrgang. 7. Band. 4. Heft.)
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aus eigener Machtvollkommenheit das Gehalt der Artillerie- und Genie- Offiziere erhöht hatte. Aber als es zur Entscheidung im Plenum kam , setzte der Aus schuß durch das Organ ſeines Präsidenten Gambetta die vorgeschlagene Streichung von 200,000 Francs erst auf 30,000 und schließlich sogar auf 3000 herab, blos zur Wahrung des Princips " . Gegen das Jahr 1876 ist also vor läufig eine Erhöhung des gewöhnlichen Budgets nicht eingetreten ; andererseits hat sich aber auch die in den Motiven zum vorjährigen Budget abgegebene Erklärung, daß man die Organisation mit Ende 1877 vollendet zu sehen hoffe, nicht verwirklicht . Denn das Jahr 1877 wird, dem Budget zufolge , nur für Infanterie , Cavallerie und Genie die volle Durchführung des Cadre-Gesetzes bringen, während bei der Artillerie von dem Total-Effectivstand von 64,000 Mann noch 6107 Köpfe (9 Stabs-Offiziere, 211 Subaltern-Offiziere und 5889 Mann) in Abzug gebracht sind.*) Der neben dem gewöhnlichen Budget bestehende Special - Credit zur Reor ganisation des Kriegs - Materials , welcher 1874 auf 773,275,000 Francs festgestellt war, hatte für das Rechnungsjahr 1876 die Summe von 150 Millionen erhalten , so daß sich der verausgabte Gesammtbetrag bereits auf ―― 665,850,000 Francs erhob. Als Restbetrag für das Rechnungsjahr 1876 find dieser Summe im August 1876 noch 260,727,000 Francs hinzugefügt worden, und hat damit dieses extraordinäre Budget eine Höhe von 926,577,000 Francs erreicht, mithin den im Jahre 1874 festgesetzten Betrag sehr bedeutend überſtiegen. - Die Bewilligung durch die National-Versammlung geschah einstimmig und ohne Weiteres , obgleich der Berichterstatter eine Streichung von 59 Millionen beantragt hatte ; denn man war in patriotischer Gesinnung übereingekommen , daß man über die Sache nicht reden wolle , um keinen An stoß im Auslande zu geben. - Ein nachahmungswerthes Beiſpiel ! Die Armee nach ihren Bestandtheilen **) . I. Oberste Leitung und Berwaltung. 1. Präsidentschaft der Republik. Die Présidence de la République erscheint als solche zum erstenmale in die Rangliste von 1876 aufgenommen. Der Stab des Marschalls de Mac Mahon besteht aus 4 Adjutanten und 3 Ordonnanz-Offizieren, darunter 1 Bri gadegeneral , 2 Obersten des Generalstabs , 1 Oberstlieutenant der Artillerie, 1 Capitain und 1 Lieutenant der Dragoner und 1 Schiffslieutenant. Die Jn fanterie und das Genie- Corps sind nicht vertreten. 2.
Kriegs -Ministerium.
(Administration centrale und Comités et commissions.) Am 15. Auguft ging das Ministerium vom General de Ciffey auf den General Berthaut über. Cissey hatte sich bei den Budgetdebatten völlig erschöpft gezeigt, und das Urtheil der Presse über den scheidenden Minister ist *) Das Militair- und Marine-Budget für 1877. (Allgemeine Militair-Zeitung. 50. Jahrgang. Nr. 13. ) Vergl. auch „ Wiener Kamerad " 1876 Nr. 59 und „Vedette“ 1876 Nr. 50. **) de Moltzheim: La Nouvelle Armée française. Public. autorisée par M. le ministre de guerre. Album in fol. se composant de 32 planches imprimées et coloriées . Paris. Dusacq. 128 fres. - Barthelemy: Cours d'art militaire. Paris. Delagrave. Enthält ein gutes Bild der gegenwärtigen Franzöſiſchen Armee.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
nicht ohne Schärfe. Militairischerseits hob man hervor , daß Ciffey in einer Periode der Regeneration , in welcher ihn der gute Wille aller Parteien unter stützt habe, das Erwartete nicht geleistet und vier kostbare Jahre verloren habe, ohne einen Bau errichtet zu haben , der in seinen Fundamenten fest und in allen Einzelheiten vollendet sei. Die Armee habe verstümmelte Gesetze empfangen ; drei der wichtigsten stünden noch ganz aus, und die erlassenen hätten nicht den Grad von Einheit, der sie als logischer Ausfluß einer Reihe berechtigter Grund säße erscheinen lasse. Das ganze System verrathe vielmehr Unentschiedenheit und den Mangel ächter Ueberzeugung. *) -- Aehnlich urtheilte schon früher das Organ Gambetta's **) : „Die ganze Nation beseelte nur der eine Gedanke , das Heer neu zu organiſiren . Der Parteigeist trat in den Hintergrund , als es sich um dies große Unternehmen handelte , und eine Specialcommiſſion wurde aus 45 Deputirten gebildet , welche am meisten berufen schienen , die wichtigen Fragen zu lösen. Wie groß aber auch die Competenz ihrer Mitglieder sein mochte, die Commission konnte nicht auf eigene Faust vorgehen und es war Sache eines Ministers , dem das erforderliche Material zur Verfügung stand, die Vorschläge, über die sie berathen sollte , in Anregung zu bringen. Man wartete vergeblich auf solche Vorschläge ; sie blieben aus , und die Commiſſion mußte auf eigene Hand den Geseßentwurf bezüglich der Rekrutirung ausarbeiten. Nur mit großer Mühe erlangte sie, daß der Miniſter einigen Antheil daran nahm , und bald zeigte es sich , daß es ihm dabei lediglich darum zu thun war , die Tragweite der Reformen abzuschwächen. Aehnlich verhielt es sich mit dem Cadre - Gesetze. Allerdings betheiligte sich der Minister lebhafter an der Verhandlung vor der Nationalversammlung ; aber er erwirkte nur solche Amendements , welche den Geist des Commissions - Entwurfs abschwächten und zu dem bekannten bastard artigen und unzusammenhängenden Machwerke führten. Sogar die Abänderungen, die an diesen unseligen Gesetzen vorgenommen werden mußten, nachdem sie kaum in's Leben getreten waren, sind der Initiative der Kammer zuzuschreiben. Ganz unthätig blieb der Miniſter freilich nicht, während die Armee ohne ihn reorganisirt wurde. Er ermangelte nicht , die Grad - Reviſions - Commiſſion zu beeinflussen, auf daß sie gegen die eifrigsten Kämpfer der Landes -Vertheidigung mit Rigorosität einschritte. Trotz alledem sind in unserem Heerwesen große Fortschritte erzielt worden. Aber wir verdanken dieselben einzig und allein der Hingebung und dem Eifer der Bürger, welches auch immer ihre Rangstufe in der Armee sein mag. " General Berthaut wurde im Heere wie in der Presse durchweg sym pathisch begrüßt. Er ist ein Offizier, welcher sowohl als Truppenführer wie als Verwaltungsmann großes Ansehen genießt. In der Commiſſion , die das Gesetz über die Territorial-Armee vorbereitete, führte er mit Erfolg den Vorsitz, und bei den Manövern von 1875 ſoll er seine (die 10.) Diviſion mit außer ordentlichem taktischen Geschick geführt haben . Politisch hat er bisher keine Rolle gespielt ; er ist weder Senator noch Deputirter, und obgleich er bei den Clericalen gut angeſchrieben ſein ſoll, kann ihn doch keine Partei zu den ihrigen zählen.***) Die Organisation des Kriegs - Ministeriums ist unverändert, wird aber schon seit Jahren vielfach angegriffen. Man weist darauf hin, wie der
*) L'Avenir militaire v. 21. Aug. 1876. **) Republique Française v. 15. März 1876. ***) Der neue Franzöſiſche Kriegs -Miniſter. (Oesterr. milit. Ztg. 1876. No. 68 und Vedette No. 53 a.)
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Umstand, daß kriegsministerielle Verordnungen oft nach wenigen Wochen zurück genommen oder wesentlich modifizirt werden mußten, deutlich beweise, daß die einzelnen Abtheilungen ohne Rücksicht auf das Ganze decretirten und daß eine feste einheitliche Leitung mangele. Um eine solche zu erzielen, wird die Er nennung eines Unter-Staatssekretärs gewünſcht. - Auch das vielangefochtene System der Commiſſions - Berathungen erfährt noch fortgesetzt Angriffe. Wie die Commission für das Exercir- und das Manöver - Reglement vier Jahre zur Redaction ihres Werkes gebraucht habe, wie die Commission zur Verbesserung des Reglements über den Festungsdienst bereits eben so lange tage und noch kein Resultat ihrer Berathungen bekannt geworden sei, so verführen sie sämmt lich, und daher seien die Generale genöthigt, sich selbst zu helfen , wie das General Douay gethan habe , als er für sein (VI.) Corps eine provi ſorische Instruction für die Märsche habe drucken lassen. Damit aber werde wieder die Einheitlichkeit der Armee gefährdet. Endlich wird, wie auch schon früher, die Schreibseligkeit und „ Paperasserie" des Ministeriums bekämpft und angeführt, daß im Jahre 1875, abgesehen von den Detail - Anordnungen, nicht weniger als 395 allgemeine Circulair - Verfügungen, und in den ersten vier Monaten des Jahres 1876 bereits 117 dergleichen erlassen worden seien. In Folge dessen wären die Ausgaben für Perſonal und Material des Miniſteriums in stetem Steigen, während man erwartet habe , daß dieselben in Folge der Einrichtung der Armee-Corps abnehmen würden. ") Die Zahl der Civil-Beamten des Kriegs -Miniſteriums ist durch das Budget von 1877 auf 400 festgestellt. 3.
Generalität.
(Gouvernements militaires et Commandements des corps d'armée . Etat major général . ) Nach dem Budget für 1877 besteht die Generalität aus 5 Marschällen, 105 Divisionsgeneralen (5 mehr als im Cadre - Gesetz bewilligt sind), 17 Di visionsgeneralen ohne Commando und 200 Brigadegeneralen. Das Annuaire führt auf: 4 Marschälle , 175 Divisionsgenerale, von denen 97 in Activität, Der fünfte Marschall und 380 Brigadegenerale , von denen 197 activ. fehlt ſeit Bazaines Verurtheilung , ebenso wie die vom Gesetz vorgesehenen beiden Admirale. Mehrere Male hat die Regierung einen Anlauf genommen, diese Posten zu besetzen, ist aber, politischer Rücksichten wegen , zu keinem Entschlußz gekommen. **) Die politische Haltung der Generale ist noch immer ein Gegenſtand eifersüchtigster Aufmerksamkeit. Dem entspricht es , daß am 8. September der Kriegs-Minister ein Rundschreiben an dieselben erließ, in welchem er ihnen die Enthaltung von jeglichen politischen Manifestationen anempfahl. Das Organiſations - Geſetz vom 24. Juli 1873 verfügte in Art. 14, daß „ in Friedenszeit der commandirende General eines Armee-Corps jein Com mando höchstens 3 Jahr führen dürfe , wenn er mit Ablauf dieſer Frist nicht durch ein im Minister-Rathe beschlossenes Decret auf's Neue in seinen Functionen bestätigt werde". Die erste Ernennung der 19 commandirenden Generale hatte *) Vergl. L'Avenir militaire vom 21. Mai und 1. Juni 1876 und Spectateur milit. vom 15. März 1876. **) Vergl. ,, Le Maréchalat" (Spectateur militaire vom 15. Febr. 1876) und „ Die Marschälle Frankreichs" (Wien. Kamerad . 1876 No. 36.)
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Militairische Jahresberichte für 1876.
am 28. September 1873 ſtattgefunden , und da ſeitdem nur drei dieſer großen Commandos ihre Inhaber gewechselt hatten, so handelte es sich im Herbst 1876 um neue Bestimmungen über 16 commandirende Generale. Das öffentliche Interesse war durch eine solche Aussicht sehr lebhaft in Anspruch genommen . Die Republicaner verlangten , daß bei dieser Gelegenheit " die offenen Feinde der Republik" , wie der Herzog v. Aumale , die Generale Bourbati, Ducrot, Espi vent u . A. beseitigt würden ; Avenir militaire *) erinnerte daran, daß jenes Gesetz im militairischen Interesse gegeben worden sei, um „ eine Schule für die höchsten Führer zu gewinnen" und zugleich den Kriegs - Minister zu hindern, im Sinne Soults , (der da meinte : „Je ne toucherai à un vieux cama rade!") ungeeignete Persönlichkeiten zu lange im Amte zu laſſen . - Dem gegenüber wies der Spectateur militaire **) darauf hin, wie schädlich es wirken müſſe , wenn man die Elite der Generale, welche 1873 an die Spite der Corps gestellt worden sei, jetzt bei Seite schiebe und an ihre Stelle Männer bringe, deren Namen auf einer zweiten, ebenfalls nach dem Verdienste auf gestellten Liste stünden. Fahre man in dieser Weise fort, so müſſe man bald dahin kommen, daß die gesammte Elite verbraucht sei und die leitenden Stellungen von lauter Mittelmäßigkeiten eingenommen würden. Der Präsident der Republik bestätigte durch Decret sämmtliche com= mandirende Generale auf ihren Posten, was vorläufig schon durch die Rücksicht auf die zu beendenden Manöver geboten war. Da sich jedoch die öffentliche Stimme über dies Verbleiben sehr enttäuscht aussprach, so brachte das „ Journal des Débats" wenige Tage nach dem Erlasse jenes Decrets eine anscheinend officiöſe Notiz, derzufolge die Belaſſung_der Corps-Commandanten nur eine vor läufige Maßregel sei. Im Frühjahr 1877 , wenn die General-Inspectionen und die Einreihung der zum Avancement vorgeschlagenen Offiziere beendet sei, werde der Miniſter die im allgemeinen Intereffe des Heeres erforderlichen Veränderungen treffen. 4. Generalstab. Der immer noch provisorische Etat iſt ſeit 1875 von 580 auf 400 Offi ziere herabgesetzt . ―――― Dem Annuaire zufolge besteht der Generalstab, ein schließlich der commandirten Offiziere, aus 513 Offizieren und 23 archivistes. Er ist also allerdings gegen das Vorjahr einigermaßen eingeschränkt ; die Zahl der eigentlichen Generalstabs -Offiziere ist jedoch noch immer um 72 Köpfe höher als etatsmäßig festgestellt. --Im Ganzen gehören dem Corps an : 39 Oberste, 39 Oberstlieutenants, 118 Escadronschefs, 270 Capitains und 47 Lieutenants. Man macht in Frankreich darauf aufmerksam, daß die Kosten dieses Jn ſtitutes, abgesehen von denen des Dépots de la guerre, nicht weniger als 22 Millionen Frcs . betrügen , während der Preußische Generalstab (einschl. Württemberg und Sachsen) nur 1,800,000 Frcs . beanspruche. Die Leistungen ſtünden jedoch in umgekehrtem Verhältnisse wie die Kosten. „Der Franzöſiſche Große Generalstab heißt Generalstab des Ministers , eine Bezeichnung, welche ihn beinahe als ein nebensächliches Rad der Verwaltung hinstellt. Und in der That beſteht bei uns die unglückselige und lügnerische Fiction , daß der Kriegs-Minister alle die Befugnisse ausübe, welche der Katechismus dem lieben Gott zuschreibt. Der Minister sieht alles, weiß alles, mischt sich in alles . Er soll Verwalter, Organisator , Denker, Redner , Taktiker und Stratege zugleich * ) Vom 16. Sept. 1876. **) Chronique mensuelle.
Septemberheft 1876 .
Heerwesen Frankreichs.
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jein. Es wird kein Tschako geändert und kein Feldzugs - Plan entworfen, ohne daß er dafür mit seiner Verantwortlichkeit eintreten muß. Gerade aber weil diese Verantwortlichkeit sich so weit erstreckt, verbürgt sie zuletzt gar nichts mehr. Dies ist unstreitig einer der Hauptgründe des Verfalls unseres Generalstabs . "*) Der nach und nach eingehende État major des places (Garnison Commandos) hat gegenwärtig noch ein Personal von 88 Offizieren.
5. Militair - Intendantur. Das Corps de l'Intendance militaire zerfällt in 2 Sectionen . Die erste derselben (activité et disponibilité) umfaßt 8 General-Intendanten mit dem Rang von Divisionsgeneralen , 30 Intendanten (Brigadegenerals Rang) , 150 Unter - Intendanten (Majors) und 110 Adjuncten (Capitains). Die zweite Section (reserve) zählt 6 General-Intendanten, 39 Intendanten, 30 Unter -Intendanten und 2 Adjuncten. Im Ganzen ein Perſonal von 375 Intendantur-Beamten.**) In Bezug auf den Dienst der Heeres - Verwaltung sind eine Reihe älterer Reglements und Bestimmungen den neuen Verhältnissen gemäß überarbeitet und neu herausgegeben worden. ***)
II. Die Truppen. 1.
Gendarmerie.
Organisatorische Aenderungen hat die Gendarmerie nicht erfahren. errichtet sind 44 Fuß-Brigaden, welche auf die Departements vertheilt wurden.†) Die Zahl der Offiziere ist 759 , wovon 16 Oberste , 18 Oberstlieutenants , 100 Escadronschefs, 314 Capitains, 280 Lieutenants und 31 Unterlieutenants.
2. Infanterie . Das Cadre-Gesetz ist durchgeführt und sind die Linien-Regimenter fast voll zählig an Offizieren. Die Jäger - Bataillone und Zuaven-Regimenter haben dagegen in den Stellen der Unterlieutenants der Reserve noch zahlreiche Man quements. - Die gesammte Infanterie zählt : 156 Oberste , 154 Oberst lieutenants , 902 Bataillonschefs , 4111 Capitains , 3242 Lieutenants , 3200
Ueber die Vorbildung zum *) Journal des Débats v. 19. Juli 1876. Generalstab vergl. unter „ Militair-Schulen." **) Annuaire du corps de l'intendance et des officiers d'administration , des bureaux de l'intendance , des hôpitaux , des subsistances , de l'habillement et du campement de l'armée de terre, établi sur les documents du ministère de la guerre. In-8 oblong, LXXXV-411 pag. Imp. Dumaine, lib. Rozier. ***) Ordonnance du 10 mai 1844 , portant réglement sur l'administration et la comptabilité des corps de troupe, modifiée par les décrets des 16 févr. et 7 août Ordonnance du 25 décbre. 1837 , 1875 ; suivie d'annexes. 324 p. 3 fr. 50. portant réglement sur le service de la solde et sur les revues , suivie de l'or donnance du 5 décbre. 1840 et d'un appendice comprenant toutes les dispositions réglementaires jus'quau 1 févr. 1875. 5 Frcs . - Instructions du 25 mars 1876 relatives à l'établissement des revues générales de liquidation des corps de troupes. 1 fr. 25. - Vergl. auch: Beaugé : Manuel de législation, d'administration et de comptabilité militaires. 1 vol. in- 18, 1400 p. 10 fr. †) Annuaire de la gendarmerie , publ. sur les documents communiqués par Cochet de Savigny le ministère de la guerre. 1. juin 1876. In-8 . Paris . 2 fr. et Perrève : Dictionnaire de la gendarmerie à l'usage des officiers , sous - officiers et gendarmes. 14. édit. 646 p. Paris. 4 fr. 50.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Unterlieutenants , 142 Capitains der Reserve und 2317 Unterlieutenants der Reserve im Ganzen 14,224 Offiziere. Groß aber ist der Ausfall in der Kopfstärke der Truppentheile. Bei der Parade der Pariſer Garniſon, welche am 15. Juni 1876 in den Longchamps stattfand , zeigte sich , daß die Regimenter, welche drei Bataillone in Paris hatten, kaum 500 Bajonete , also kaum zwei kriegsstarke Compagnien zu stellen vermochten. Nimmt man an, daß Wachtdienst, Krankheit , Urlaub , Abcommandirung u . s. w. die Hälfte der Stärken absorbirten (und das ist eine reichliche Annahme) so waren die Re gimenter doch höchstens 750 Mann stark. Im Fall der Mobilmachung würde die Reserve eine gleiche Zahl ausgebildeter Mannſchaft liefern ; das gäbe aber immerhin nur 1500 Mann für jedes Regiment, so daß man, um für die drei Bataillone die reglementarische Stärke zu erreichen, je einen Mann der zweiten Portion des Contingentes neben einen voll ausgebildeten Soldaten ſtellen müßte. L'Avenir militaire *) wies mit großem Ernste auf die Gefahren hin, welche ein solches Verhältniß im ersten Moment des Kriegs -Ausbruchs mit sich führe. Die Schwäche der Kopfstärke trete aber um so schärfer hervor, weil alle Neben dinge : Musiker , Tambours u. s. w. überreich bedacht seien. Unter den 20,000 Mann, welche defilirten, hätten sich 2000 solche unnüße „Lärmmacher“ befunden. Das sei ein Zehntel der Stärke , und da die Reserve ähnlich reich mit Spielleuten bedacht sei , ſo wiſſe man in der That nicht , wohin mit all' diesem Volke. Bei den Manövern bestanden die Compagnien zum größten Theil aus Reservisten : auf Compagnie = Stärken von 200 Mann kamen deren 140 bis 150 , während nur 50 bis 60 Leute der activen Armee angehörten. In der Tages-Preffe haben diese Betrachtungen Widerhall gefunden. Ein Provincialblatt berechnet die Durchschnittsziffer der dienstthuenden Mannschaft einer Compagnie auf nur 25 Mann. Das „Journal des Débats" hält dies für eine Uebertreibung und meint , es kämen wohl 40 Mann heraus ; aber es bringt andere Ziffern bei, welche nicht minder bedenklich erscheinen. „Das am besten ausgestattete von den Regimentern, in deren Listen wir Einsicht nehmen konnten , zählte ein Effectiv von 947 Mann nach Abzug von 20 Mann für die Depot-Compagnien. Von diesen 947 Mann waren jedoch 240 vom Waffen dienste abgehalten, nämlich 39 Kranke, 41 Köche, 33 Offizierburschen, 36 Schneider und Schuster, 36 Spielleute-Zöglinge, 5 Marketender, 36 Wachtposten, und der Rest war durch verschiedene andere Verrichtungen absorbirt. Und dabei liegt dies Regiment in einer Garnison dritten oder vierten Ranges. In den Städten, welche ein Arsenal oder eine Artillerie - Werkstätte besitzen , werden weit mehr Kräfte vom Regimente abgezogen, und in den großen Städten entfällt 1/20 bis 1/15 des Effectivs für den Wachtdienst und die Ehrenpiquets. " Das Cadre-Gesetz sowie ein ministerielles Circulair v . 10. Febr. 1876 be ſtimmen für jedes Infanterie-Regiment die Mitführung von Pioniergeräth : eine Anzahl Handbeile, viereckige Schaufeln, Kreuzhacken und Sägen . 3 Beile, 2 Schaufeln und 3 Hacken werden in jeder Compagnie , 1 Säge in jedem Bataillon von Leuten hinter dem Tornister getragen. Die Träger sind der ersten Klaſſe entnommen und durch eine wollene Borte ausgezeichnet . — Auf den Regimentswagen befinden sich außerdem: 16 Beile, 140 runde Schaufeln, 80 Hacken, 20 Faschinenmesser , 24 Vorrathsstiele, 4 Brecheisen von 0,60 m., 2 Sägen und 2 Werkzeugkisten, auf beide Wagen vertheilt.**) *) Vom 16. Juni 1876. **) Vergl. „ Der Train des Franzöſiſchen Infanterie-Regiments im Felde. " (Blätter f. Kriegsverwaltung. 1876. Nr. 3 u. 4.)
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Das Infanterie - Exercir - Reglement vom 12. Juni 1875 wurde im Jahre 1876 durch Titel IV: Ecole du bataillon und Titel V Ecole de Brigade vermehrt. *) Am 14. Januar 1876 wurden Neu- Bestimmungen über die Sapeurs Pompiers veröffentlicht , durch welche dieselben definitiv dem Reffort des Kriegs-Ministers entzogen wurden, obgleich das Corps des Sapeurs - Pompiers de Paris dem Cadre - Gesetze zufolge der Infanterie der activen Armee ange hört. Im Annuaire für 1876 ist es übrigens von der Infanterie abgezweigt und mit der Gendarmerie in einem besonderen Theile vereinigt worden. Die Sapeurs -Pompiers de Campagne werden von den Communen aufgeſtellt, die Gemeinen immer auf 5 Jahre engagirt , die Offiziere vom Präsidenten der Republik ebenfalls auf 5 Jahre ernannt. Die Bewaffnung besteht aus glatten Pistongewehren. **) Am 21. Juli ergingen Bestimmungen über die Theilung der sections hors rang der Infanterie-Regimenter und der Jäger-Bataillone im Fall der Mobilmachung. ***) Das Gewicht der Ausrüstung des Infanteristen ist seit dem 14. Fe Es beträgt jetzt bruar 1875 um mehr als 21 Pfund vermindert worden. 22,649 Kgr. (In Deutschland 23,080 , in Rußland 23,987. ) ―― Von 8 Mann trägt immer nur einer das Kochgeschirr (marmite), was mit Recht von Fran zösischen Autoritäten getadelt wird. †) Die Uniform ist , abgesehen von einigen Veränderungen und Verein fachungen , dieselbe wie zur Zeit des Kaiserreichs . Sie ist weit und bequem, und das Tuch, namentlich das der weiten Mäntel , sowie das Schuhzeug , sind ―――― von nachahmungswerther Güte. Gegen die krapprothe Hoſe regt sich neuer dings einige Opposition , und sprechen sich Fachblätter für Einführung der Zwillichhose für die Sommerzeit aus. ††) Bei der Pariser Revue vom Juni 1876 trug die gesammte Mannschaft weißbaumwollene Handschuh , was sehr gut ausgesehen haben soll. Die Fahnen der Französischen Infanterie sind viel leichter als die der Deutschen Bataillone. Die Kaiserlichen Adler sind durch einfache vergoldete Spigen ersetzt.ttt) 3. Cavallerie.
Auch bei der Cavallerie ist das Cadre - Gesetz zur Durchführung gelangt. Nach dem Annuaire ††††) dieſer Waffe umfaßten deren Cadres am 1. März 1876 : * Réglement du 12 juin 1875 sur les manoeuvres de l'infanterie. Titre IV . Paris 1876. 75c. (Titel V war zwar bei den Manövern an die Truppentheile ver ausgabt, ist jedoch noch nicht im Buchhandel.) v. Stwolinski : das neue Franzöſiſche Infanterie Reglement. Ein Vergleich. (Allg. Mil. - Ztg. 50. Jhrg. Nr. 12ff. ) Hoße: Das neue Erercir Reglement für die Französische Infanterie. (Streffleur's Desterr. M3tschr. 1876. II . Bd . 6. Heft.) Vergl. auch : Vedette 7. Jhrg. Nr. 50 u . Revue belge d'art et des sciences militaires. I année . 1876. Tome I p. 147. **) Correspondenz der Deutschen Heereszeitung 1876 Nr. 5. ** Journal milit. offic. No. 44. Chassagne : Guide médical pratique de l'officier . Paris 1876. tt) Avenir militaire v. 16. Aug. 1876. ttt) Die Heerschau auf Longchamps. (Mil. Wochen-Blatt 1876 No. 52). tttt Annuaire spécial de l'arme de la cavalerie française et du service des remontes , etc. Publié par E. Poyer. Année 1876, gr. in-8, 447 p. Paris, Léautey. 4 fr. Dies Buch enthält u. A. einen Aufsaß , der die Verwendung der Cav. -Regtr. während des Krieges sowie die Umgestaltungen darlegt , welche dieselben durch die Bil dung der Marsch Regimenter und durch die organisatorischen Gesetze der National-Ver ſammlung erfahren haben.
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3440 Offiziere , und zwar 20 Diviſionsgenerale , 44 Brigadegenerale, 79 Obersten , 82 Oberstlieutenants , 279 Escadronschefs , 1007 Rittmeister, 866 Lieutenants und 1063 Unterlieutenants . An Reserve-Offizieren kommen hinzu : 92 Capitains , 15 Lieutenants und 15 Unterlieutenants. Einſchließlich der officiers indigènes in Algier erhöht sich der gesammte Offizier - Etat der Cavallerie auf 4000 Köpfe. Am 22. März 1876 hat der Kriegs -Miniſter die Specialbestimmungen über die Errichtung der 19 escadrons d'éclaireurs volontaires erlassen, nachdem dieselben bereits durch ein Decret vom 30. Juli 1875 „creirt " worden waren.*) Die Stämme derselben sind nunmehr in Formation begriffen. Diese Escadrons führen die Nummer des Armee - Corps , zu dem sie gehören und werden bezüglich der Verwaltung , Disciplin und Instruction dem leichten Regiment der zu jedem Corps gehörenden Cavallerie - Brigade zugetheilt ; die 19. Escadron dem leichten Regiment , das in der Provinz Algier stationirt ist. Eine Zusammenberufung der Escadrons findet nur bei großen Herbstübungen und Mobilmachungen statt. Der Cadre jeder Escadron besteht aus 5 Offizieren, 31 Mann, 34 Pferden. Außerdem soll jeder Schwadron eine noch unbestimmte Anzahl von Gemeinen als Ordonnanzen der Offiziere und der Unteroffiziere attachirt werden oder als Führer der Fahrzeuge Verwendung finden. - Die Offiziere werden auf Vorschlag des Corps -Commandanten vom Minister ernannt und zwar die Capitains größtentheils aus den activen Capitains der Caval lerie-Brigade des Corps , die anderen Offiziere aus der Zahl der activen und der Reserve - Offiziere derselben Brigade. Die Unteroffiziere rekrutiren sich aus den Mannschaften der Disponibilität und der Reserve (aushilfsweise auch aus der activen Cavallerie). Dasselbe gilt von der Mannschaft. ― Jeder Reiter muß mindestens ein Jahr bei der Cavallerie gedient haben und sich verpflichten, bei der Einberufung ein brauchbares Pferd mitzubringen und aus eigenen Mitteln für Ausrüstung und Reitzeug zu sorgen. Bei der Mobilmachung übernimmt der Staat die Pferde gegen die durch das Gesetz vom 1. August 1874 feſt gesetzten Preiſe ; in allen übrigen Fällen bleiben sie ausschließliches Eigenthum der Freiwilligen. Nach einem Feldzuge kann der Eclaireur ſein Pferd gegen Zahlung der erhaltenen Summe zurückerwerben. Wenn die Campagne mehr als 6 Monat und weniger als 2 Jahre gedauert , wird die Summe_um 1/7, wenn sie länger gedauert, um 2/7 vermindert. - Der Etat jeder Escadron ift auf 120 festgesetzt, doch soll nach der Verfügung vom 22. März nur successive mit der Formation vorgegangen und jede Escadron, für die es gelungen ist, ein Peloton zu formiren, als constituirt erklärt werden.**) Im Annuaire für 1876 erscheint eine Compagnie Remonte - Reiter weniger als 1875 (also nur 8) . Bei den Spahi - Regimentern nimmt, dem Annuaire zufolge, kein Ein geborener einen höheren Rang als den des Lieutenants ein ; doch sind sie in den Subalternstellungen ziemlich zahlreich (37 in den drei Regimentern). Die Cavallerie ist formirt in 5 selbstständige Divisionen zu 3 Briga den von je 2 Regimentern und in 18 Brigaden Corps- Cavallerie zu je 2 Re gimentern. Außerdem bestehen eine selbständige Cürassier - Brigade, eine nach *) Décret du 30 juillet 1875 portant création de 19 escadrons d'éclaireurs volontaires et décision ministérielle pour l'exécution de ce décret. (Extrait du Journal militaire officiel. ) In- 8 de 11 p. 30 c. **) Die freiwilligen Eclaireurs der Französischen Cavallerie. " (Mil. Wochen- Blatt 1876. Nr. 70.)
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Algier detachirte Huſaren - Brigade ſowie die 4 Regimenter Chaffeurs d'Afrique und die 3 Spahi - Regimenter. - Jeder Cavallerie - Division sind 3 Batterien reitender Artillerie zugetheilt. Am 27. Juni hat die Cavallerie eine Instruction über den Aufklärungs dienst ) und am 17. Juli ein neues Exercirreglement erhalten, **) welches das vom 12. Juli 1875 ergänzt und ersetzt. Üebrigens soll auch dies neue Reglement noch nicht als endgiltig betrachtet, sondern weiteren Prüfungen unter worfen werden . Auch den Cavallerie-Regimentern ist Schanzzeug zugewiesen worden, welches am Sattel befestigt wird. Die Führer desselben sind durch wollene Borten aus gezeichnet. Eine Verfügung vom 28. Juni 1876 ordnet den Hufbeschlag in der Weise, daß fortan eine ferrure d'été und für die Zeit vom 15. November bis 15. Februar eine ferrure d'hiver in Anwendung zu bringen sei. ***) Bei den Cavallerie - Manövern von Chalons im Herbst 1876 waren die Regimenter durch Einziehung von ca. 206 Reserven und 25 Freiwillige auf die Kopfzahl von 35 Öffizieren und 769 Mann mit 582 Pferden gebracht worden. Davon gingen ab an Leuten : 7 Offiziere (Depot - Escadron und ab commandirt) und 350 Mann (Depot, Arrest, anderweitiger Dienst, Handwerker, frank, beurlaubt , unberitten) ; an Pferden : 28 Offizierpferde , 135 Reitpferde (Bugpferde, Ordonnanzpferde, krank und im Depot.) Das Regiment rückte dem nach mit 28 Offizieren und 419 Reitern aus. Hinsichtlich des Reitens zeigten sich große Fortschritte gegen früher ; doch sollen die Tempos auffallend kurz und der Sit noch mangelhaft gewesen sein. †) Die Schenkel waren vor geschoben , ohne Fühlung mit dem Pferde, unschön und wirkungslos zugleich. Der Reiter blieb also vorzugsweise auf die Wirkung der Faust angewiesen und machte hiervon einen nicht eben zarten Gebrauch. Da das Vordergepäck un mäßig groß ist, so hatte die Zügelfauft eine viel zu hohe Stellung. Die General - Inspecteure der Cavallerie sind autorisirt worden , den besten Reitern Gratificationen bis zur Höhe von 150 Fr. in jedem Regimente zu be willigen. ††) Bei der Revue in den Longchamps waren die Pferde sämmtlich gut im Futter und im Haar. Bei der leichten Cavallerie erhöhte den guten Eindruck *) Instruction sur le service de la cavalerie éclairant une armée , approuvée par le ministre de la guerre le 27 juin 1876. In-18 de 44 p. 25 c. Vergl. auch : Projet de règlement sur le service stratégique de la cavalerie avant le combat, par M. Dérigny, chef d'escadron au 10e hussards. In-8 de 30 p. (Extrait du Journal des sciences militaires.) 1 fr. ― Instruction pratique sur le service de la cavalerie en campagne. (Mil. Wochenbl. 1876 Nr. 34.) **) Décret du 17 juillet 1876 portant règlement sur les exercices de la ca valerie . (Rapport. Bases de l'instruction. Ecole du cavalier. ―― · Ecole du peloton. École du régiment. - Corps de cavalerie.) Ecole de l'escadron. In-18, 483 p., figures et planches, cartonné . 3 fr. - Hoge : Das neue Exercir-Reglement für die Französ. Cavallerie. (Streffleurs Desterr. milit. Ztschrft. 1876. II. Bd. 6. Hft.) — Instruction du 16 août 1875 sur l'emploi en campagne du sifflet dans la cavalerie . Broch . in-18. 15 c. ***) Moniteur de l'Armée v. 1. Sept. 1876. Vergl. hinsichtl. der Einzelheiten auch Journal militaire officiel v. 4. Aug. †) Vergl. 2. v. H. L.: Die Französische Cavallerie. ( Deutsche Heereszeitung. 1876. Nr. 46.) Description détaillée du harnachement de cavalerie modèle 1874 adopté par décision ministérielle du 29 novembre 1874. (Extrait du Journal militaire officiel. 1875.) Brochure in-8, avec planches. 1 fr. 50. ††) Décision du 14 juin. (Journ. milit. offic. 1876. No. 38.)
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noch die Sorgfalt , welche auf Mähne und Schweif des kleinen Africaniſchen Pferdes verwendet war. Die Pferde der schweren Reiterei trugen furz ge schnittene Schweife. *) Sämmtliche Offiziere bis zum Stabsoffizier excl. reiten Dienstpferde. Die höheren Chargen können , um sich beritten zu machen , fünfjährige Pferde aus den Gestüten und den Depots zu den Remontepreisen von 640 bis 800 Mark beziehen , und bekommen auf diese Weise für mäßigen Preis recht angemeſſene Pferde. 4. Artillerie. Das Annuaire für 1876 bezeichnet beide Artillerie-Regimenter jedes Armee Corps als aus 13 Batterien bestehend , während thatsächlich nur das 1. Re giment jeder Brigade diese Zahl von Batterien erreicht , dem 2. dagegen ver läufig ― mit Ausnahme der 2 Regimenter des VI. und VIII. Corps — noch drei Batterien fehlen . An Artillerie - Offizieren führt die Rangliste von 1876 auf : 76 Oberſte, 74 Oberstlieutenants , 292 Escadronschefs , 647 Capitains erster und 352 zweiter Klaſſe, 523 Lieutenants erſter, 83 zweiter Klaſſe und 390 Unterlieutenants. - An Reserve-Offizieren gibt es: 7 Capitains, 8 Lieutenants und 1123 Unter lieutenants. ――― Hierzu kommen noch 331 Offiziere des Artillerie - Trains , von denen 101 Unterlieutenants der Reserve. Die Gesammtzahl der Artillerie Offiziere ist 3879. ―― Die Zahl der Vacanzen im Offizier Etat ist demnach noch sehr bedeutend, obgleich die Errichtung des 2. Pontonnier-Regiments, welde im Cadre-Gesetz vorgesehen ist, noch nicht stattgefunden hat. **) Der Artillerie - Train , welcher im Annuaire von 1875 in Gestalt zweier geschlossener Regimenter aufgenommen war , erscheint jetzt mit ſeinen 57 Com pagnien als zu je 3 Compagnien den Artillerie-Brigaden attachirt. Eine Reihe neuer Instructionen regelt das Exercitium und den Dienst der Waffe. ***) Die Bedienungs-Mannſchaft trägt einen Carabiner en bandoulière. Den Dienst der Festungs - Artillerie thun gegenwärtig die Fuß-Batterien Nr. 1-3 der Divisions-Regimenter. Doch sind von diesen 57 Batterien noch 12 nach Algier als Feld- und Gebirgs-Batterien detachirt. Die übrig gebliebenen 45 vertheilen sich auf 40 Garnisonen , welche meist an der Ostgrenze oder an der Küste liegen. Mehr als 1 Fuß-Batterie stehen nur in La Fère, Rennes, Be sançon, Grenoble und Paris. (3.) †) Die Stimmen, welche sich bereits bei Berathung des Organiſations - Geſeßes und des Cadre - Gesetzes für Trennung der Feld- von der Festungs - Ar tillerie aussprachen, sind noch immer nicht verstummt und weisen neuerdings darauf hin , daß bei der jetzigen Verwendung eines Theils der Fuß - Artillerie
*) Mil. Wochenbl. 1876. Nr. 52. **) Alcan : L'Artillerie actuelle en France. Renseignements sommaires. Publi cation de la Réunion des officiers . Paris 1876. 46 p. 75 c. ***) Reglement sur les exercices à pied de l'artillerie. Edition provisoire. Paris. 75 c. - Instruction provisoire sur le service de l'artillerie en campagne, approuvée par le ministre de la guerre le 10 avril 1876. Paris . 30 c . - Instruction sur le service du mousqueton modèle 1874 , pour les troupes de l'artillerie . Appr. Instruction pour l'embarquement par le ministre le 24 mars 1876. 32 p. 20 c. et le débarquement des batteries de 95 mm. 23 p. Paris 1876. † ) Instruction sur le service de l'artillerie dans un siége , approuvé par le ministre le 17 mai 1876. 72 p. 50 c.
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nicht wenige Leute derselben zur Entlassung kommen , ohne auch nur jemals einen Festungswall gesehen zu haben. ") Trotz ihrer verhältnißmäßig nicht glänzenden Erfolge im Kriege ist die Ar tillerie doch noch immer die Lieblingswaffe der Franzosen geblieben, wie sich das namentlich in dem Zudrang der Pariser Arbeiter - Bevölkerung zu ihren Reihen ausspricht. 5. Genie. Die Formation des Genie-Corps und seiner Truppen ist dem Cadre- Geſetz entsprechend durchgeführt und bringt auch die Rangliste für 1876 bereits das 4. Regiment der sapeurs mineurs.**) - Durch eine Note vom 19. Juli wurden die Nummern der Truppentheile und die militairiſchen Abzeichen der com pagnies d'ouvriers de chemin de fer festgestellt. Das Offizier - Corps umfaßt 37 Oberste , 35 Oberstlieutenants , 149 Bataillonschefs , 199 Capitains erster und 162 zweiter Klasse , 50 Lieutenants erster und 53 Lieutenants zweiter Klasse , 84 Unterlieutenants , und 66 Unter lieutenants der Reserve. Mit diesem Bestande sind die Cadres fast durchweg vollzählig. Neueren Bestimmungen nach trägt die Diviſions - Pionier - Compagnie, unabhängig von den Handwerkszügen und dem Mineurgeräth, 36 Hacken, 36 vier edige Schaufeln , 30 Beile und 6 Faschinenmesser. Die zwei Wagen enthalten 94 Schaufeln und 38 Hacken. 6. Train. Das Offizier Corps des train des équipages militaires zählt : 4 Oberstlieutenants , 19 Escadronchefs , 89 Capitains erster und 53 zweiter Klasse, 92 Lieutenants erster, 26 zweiter Klaffe , 84 Unterlieutenants , und an im Ganzen Reserve-Offizieren 2 Capitains und 142 Ünterlieutenants 511 Offiziere . In den Reihen der Mannschaft dienen viele Anabaptisten , ein Ver hältniß, welches noch aus der Zeit der ersten Republik stammt, als jener Secte nach Erlaß des ersten Conſcriptions - Gesetzes der Convent gestattete, ihrer Dienstpflicht unter den Nichtcombattanten zu genügen. Das Train - Material ist einer umfassenden Neugestaltung unter worfen worden. Der Train eines Armee - Corps besteht einschließlich der Truppen fahrzeuge, aus : I. Train léger (Truppenfahrzeuge 1. und 2. Staffel). II. Train ordinaire (1. Staffel des Trains) . III. Train lourd (2. Staffel des Trains) . Die erste Staffel des train léger eines Armee-Corps zählt : 17 zwei rädrige einspännige und 4 vierrädrige vierspännige Wagen zum Transport von Werkzeug und Schanzzeug ; ferner 4 Maulthiere zum Transport von Schanz material, 38 Maulthiere für Medicamente, 217 Maulthiere in 3 sections légères d'ambulance für Verbandzeug, Tragbahren und Verwundetentransport. *) L'Avenir militaire. No. 390-393. 1876. **) Etat du corps du génie, suivi des principales dispositions des lois, décrets, ordonnances, etc., concernant les officiers et adjoints du génie 1876. In-8 de 235 p. et tableaux. Paris , Tanera. 4 fr. Guzek : Das Genie -Wesen in den Europäiſchen Heeren. IV. Frankreich. (Mitthlg . über Gegenstände des Artillerie- und Genie - Weſens. 1876. 9. ft )
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Die 2. Staffel des train léger besteht aus : 82 zweirädrigen einſpännigen Wagen, 48 vierrädrigen zweispännigen Wagen, 2 vierrädrigen vierspännigen Wagen, 48 vierrädrigen sechsspännigen Wagen. Diese Staffel dient zum Transport der Bagage der Stäbe, der Branchen Truppen (incl. der II. Staffel der Batterien.) Die Summe der Wagen Train léger ist also 201. Rechnet man dazu die Gefechtsbatterien Armee-Corps , so ergiebt sich für dies eine Zahl von 393 Fahrzeugen 1659 Zugpferden, und außerdem 259 Maulthiere. Der train ordinaire besteht aus : 4 Artillerie-Munitions- Colonnen") , 2 Infanterie-Munitions -Colonnen, 4 Proviant-Colonnen mit Lebensmitteln für 2 Tage, 1 Telegraphen-Abtheilung, 3 Abtheilungen für Post- und Kaſſen-Wesen. Diese Colonnen bedürfen in Summa: 385 zweirädrige einspännige Wagen, = = 46 vier zwei = 56 vier = vier= = = = 132 vier- = sechs also im Ganzen 619 Wagen mit 1493 Zugpferden. Der train lourd besteht aus : 3 Proviant-Colonnen mit Lebensmitteln für 4 Tage, Genie- Park, Artillerie-Park, Große und kleine Munitions -Reserve der Truppen. Diese Colonnen bedürfen in Summa : 306 zweirädrige einspännige Wagen, = = 163 vier = zwei : = = 155 vier vier = = 123 vier- = sechs
und des des mit
also im Ganzen 747 Wagen mit 1990 Zugpferden. Die Gesammtausrüstung eines Armee - Corps stellt sich somit auf 1759 Fahrzeugen mit 5142 3ugpferden und 266 Maulthieren mit Trag jätteln, welche größtentheils zum Transport von Verwundeten bestimmt sind. Nach der Instruction provisoire sur le service de l'artillerie en campagne v. 10. April 1876 ſoll jedem Infanterie-Bataillon ein Patronen wagen zugetheilt werden. Wenn diese Maßregel durchgeführt wird , so treten zu den eben gegebenen Zahlen noch hinzu : 25 Patronenwagen mit 100 3ug pferden. Ueber die unerläßliche Zutheilung von Brückentrains ist vorläufig noch keine bestimmte Angabe zu machen , da die Reorganisation noch nicht vor genommen ist. "") Es verlautet , daß die vorhandenen 15 Pontontrains auf 20 vermehrt werden sollen, um jedem Corps einen zutheilen zu können. ***) *) Vergl. oben „ Kriegsmaterial“ Seite 65. **) Ueber das Fahrmaterial des Sanitätswesens siehe unten. Vergl. übrigens: Réglement sur la conduite des voitures et des mulets de bât pour les troupes du train des équipages militaires appr. par le ministre le 2 mai 1865. 1 fr. 50. ***) Cours spécial sur les ponts militaires et le passage des rivières, approuvé par le ministre de la guerre. In-18, 348 p. 2 fr.
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III. Adminiftrationen und Branchen. 1. Verwaltungs - Truppen. Die Zahl der Administrations - Offiziere beträgt nach der Rangliste für 1876 : 1211 active und93 der Reserve. Im Uebrigen ist keine Ver änderung zu bemerken.*) 2. Militair- Sanitäts - Wesen. Die Regierung hat die Medicinal - Statistik der Armee während d. 3. 1874 veröffentlicht. **) Danach betrug der mittlere Mannschaftsſtand jenes Jahres 426,198 Mann . In die Hospitäler wurden aufgenommen 237 pro Mille, in die infirmeries 290 pro Mille ; revierkrank waren 1,765 pro Mille. Diese Ziffern sind etwas höher als 1873 und als die der Periode 1862-1869 . Auf 20,7 Dienst-Tage kam ein Tag Krankheit ; im Durch schnitt war jeder Kranke 7,4 Tage in Behandlung, jeder Hospitalkranke 28,2 Tage. - Als die geſundeſten Garnisonen erwiesen sich die des Nordostens , als die ungeſundeſten Gegenden Corsica, der Westen und Südwesten. Von 1000 Mann kamen ins Lazareth zu Longwy : 10 Mann , zu Quimper 517 , auf Corſika 645, zu Bonifacio 716, zu Prades (Ost-Pyrenäen) 859. - Es starben im Jahre 1874 : 3739 Soldaten, 9,97 pro Mille des wirklichen Bestandes. 154 Mann starben durch Selbstmord. Die meisten Opfer forderten Typhus und Schwindsucht, jener 3, dieſe 2¼ pro Mille. In Folge der Schwindſucht mußten außerdem 898 Mann entlassen werden. - Die Zahl der venerisch Kranken hat sich von 88 in 1873 auf 108 pro Mille in 1874 erhoben. In Algier sind von 10 Mann 2 venerisch. **) In Hinsicht auf das Personal des Sanitätsdienstes sind keine Ver änderungen zu bemerken. ***) Die Zahl desselben beträgt nach dem Annuaire für 1876 : 1262 médecins, darunter 170 der Reserve und 168 pharmaciens, einschließlich 17 der Reserve; welchen Ziffern ein Etat von 1147 médecins und 159 pharmaciens ercl. der Reserve gegenübersteht. Das Fahrmaterial ist neuerdings folgendermaßen festgestellt worden : 1. Technische Fahrzeuge : voitures de chirurgie, voitures de phar macie d'ambulance, voitures de pharmacie vétérinaires, voitures d'administration . 2. Vorrathswagen: caissons des équipages militaires, mod. 1848 , vierrädrig , zweispännig ; voitures auxiliaires des équipages mili taires , zwei- oder vierrädrig, zweispännig. 3. Bagage-Wagen : zweirädrige, einspännige Karren. 4. Transport-Wagen für Lebensmittel : zweirädrige, ein oder zweispännige Karren. 5. Transport-Wagen für Verwundete : vierrädrige zweispännige Omnibus (System Mundy), zweirädrige einspännige Omnibus (System Masson.) *) Instruction du 28 octobre 1875 sur la comptabilité des compagnies, es cadrons et batteries. Décret du 7 août 1875, portant modification à l'ordon nance du 10 mai 1844. Instruction du 11 septembre 1875 pour l'application dudit décret (livrets matricules, livrets individuels, comptabilité des compagnies, escadrons et batteries ) . Modèles . 1 vol. in-4, de 249 pages. 5 fr. **) Statistique médicale de l'armée pendant l'année 1874. Vergl . auch : Lau rent-Chirlonchon : Historique du service des hôpitaux militaires en France. 75 c. ***) Vergl. Laurent-Chirlonchon : Historique du corps des officiers de santé de l'armée . 75 c. Annuaire spécial des vétérinaires militaires . 1876-1877. Paris. 1 fr. Militairische Jahresberichte 1876,
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Zur Evacuation von Lazarethen und zum Transport von Lebensmitteln sollen endlich auch durch Requisition beschaffte Fahrzeuge benutzt werden. IV.
Anterricht, Juftiz und geißlicher Dienst. 1. Militair - Schulen.
Die Militair-Schulen sind in der Rangliste für 1876 zum ersten Mal in ein einheitliches Capitel zusammengefaßt. Die Gesammtsumme, welche das Budget für 1877 für das Personal der Militair-Schulen auswirft, beläuft sich auf 7,719,792 Francs , in welche Ziffer der Sold der Eleven aller Grade mit Ausnahme derer des Prytanée mili taire eingeschlossen ist. *) Außer den activen Offizieren , Unteroffizieren und Soldaten, besteht dies Personal aus 5 Offizieren en retraite und 130 Pro fessoren, Beamten u. s. w., die dem Civil-Etat der Schulen angehören. Die seit langer Zeit erwogene Frage der Errichtung einer Französischen Kriegs - Akademie hat durch das Decret vom 18. Februar 1876 über die Eröffnung der École supérieure de guerre eine vorläufige ledigung erfahren. Diesem Decret gemäß werden in Paris specielle militairische Vor leſungen mit zweijährigem Curſus gehalten , welche am 1. Januar beginnen (1876 ausnahmsweise im Mai) . Die Offiziere, welche an dieſem Curſus theil nehmen wollen, haben eine Concurrenz-Prüfung abzulegen, deren ungefähre Be ſtimmungen eine miniſterielle Inſtruction feststellt. Zugelassen werden Lieutenants bis zum 28. , Hauptleute bis zum 32. Jahre. See-Offiziere können unter den selben Bedingungen wie Land-Offiziere einberufen werden. Jedes Jahr finden Aufnahme-Prüfungen statt , und die Offiziere , welche nicht genügend bestehen, werden zu ihren Truppentheilen zurückgesendet. Am Schluß des zweijährigen Cursus ist ein Examen abzulegen, auf Grund deſſen den Bestandenen ein Be fähigungs-Zeugniß ausgestellt wird, dessen vortheilhafte Consequenzen das Gesetz noch regeln soll. **) Die Prüfungs - Gegenstände für die Aufnahme bilden Geographie, Kriegskunst , Heeresorganiſation und Verwaltung , Fortification , Artillerie und Deutsche Sprache. Commandant der Schule ist der Divisionsgeneral Gentil. An Mitteln sind für 1877 130,000 Francs ausgeworfen. Lehrgegenstände sind : Geschichte, Literatur, Geographie, Staats-Dekonomie, Topographie, Fortification, Artillerie, Kriegsgeschichte in Verbindung mit Taktik und Strategie. Mathematik iſt nur für die Offiziere der Artillerie und des Genies obligatorisch . Uebrigens ist dieſer Lehrplan, sowie eigentlich die ganze Einrichtung, zunächst nur proviſoriſch. -Am 1. Mai 1876 traten 72 Offiziere ein , welche allen Waffengattungen angehörten ; 57 davon waren capitaines . ―――― Von ungefähr 500 Offizieren, welche sich für den zweiten Cursus gemeldet hatten und im November 1876 ihr Examen ablegten, bestanden nur ungefähr 80. Außer dieser neuen Kriegs-Akademie gehören zu den militairischen Hoch schulen die drei Ecoles d'application. - Für die Applicationsschule des
Vergl. Étude sur le budget des *) Capitel VI des Armee- Budgets pro 1877. écoles militaires en 1875 par de Brettes. Paris. 1 fr. ――― Règlement du 15. décbr. 1875 sur l'administration et la comptabilité des écoles militaires. 100 p. 1 fr. 50. **) Ouverture des Cours speciaux (Bull. de la réunion. 1876. No. 21.-- Giebt Militair- Special-Cours zur auch die Namen der Lehrer der neuen Kriegs -Akademie.) Heranbildung von Generalstabs- Offizieren. (Organ des Wiener milit. -wiſſenſchaftl. Ver eins. 1876. 4. Heft .) - Instruction pour l'admission aux cours spéciaux d'enseignement militaire supérieur, institués par décret du 18 févr. 1876 (2. concours d'admission. Journal milit. officiel . 2º semestre 1876. No. 55.)
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Generalstabes zu Paris sind 366,800 Francs ausgeworfen,*) für die der Artillerie und des Genie zu Fontainebleau 1,437,000 Francs, für die der Cavallerie zu Saumur 1,190,074 Francs. **) Großes Aufsehen machten im Sommer 1876 die Ereignisse, welche bei der Prüfung zur Aufnahme in die Polytechnische Schule ***) vorgekommen sind . Schon seit langer Zeit war aufgefallen , wie außerordentlich viel Schüler des Clerus in die Militair-Schulen aufgenommen wurden und die Examina gut be standen. Seit 1855 war die Zahl der Jesuitenschüler in der Armee in stetem Wachsthum begriffen. Jezt ergab es sich, daß bei den Prüfungen zu Gunsten der Prieſterſchüler Unregelmäßigkeiten vorkamen , und trotz des Versuches des Journal officiel , die Angelegenheit zu vertuschen, versicherte man in den ein geweihten Kreisen des Lateinischen Viertels, daß dies System schon seit Jahren bestehe und öffentliches Geheimniß sei. Ausgeworfen sind für die Polytech nische Schule pro 1877 : 440,997 Francs. Mit der Ecole polytechnique theilt das Prytanée militaire den Vorzug, besonders reich an Prieſterſchülern zu sein. Dieſem Institut , welches für Söhne armer Offiziere und solcher Unteroffiziere bestimmt ist, die auf dem Schlachtfelde fielen, sind für 1877 339,214 Francs bewilligt. †) Die Ecole speciale militaire (de St. Cyr) ) hat ein Budget von 749,608 Francs , die École de médicine et de pharmacie militaire zu Paris ein solches von 816,405 Francs. †††) Die École d'administration zu Vincennes ist in ihrer jetzigen Ver faſſung eine neue Anstalt (Decret vom 21. Juli 1875). Sie hat den Zweck, mittelst Special-Unterrichtes den nöthigen Ersatz für die Administrations - Offiziere der Armee und der Auxiliar-Cadres zu bilden. Kein Unteroffizier darf fortan zum adjutant en second der Verwaltung befördert werden , wenn er nicht die Administrations- Schule mit Erfolg besucht hat, zu welcher die Unteroffiziere bis zum 27. Jahre zugelassen werden können. Die Candidaten müſſen jedoch ledig sein und eine Vorprüfung bestehen. Als Director der Schule fungirt ein Sous-Intendant ; an Mitteln sind derselben pro 1877 130,267 Francs zu= gewiesen. Der Cursus beginnt jährlich am 5. November und endet am 30. September des nächsten Jahres mit einer Prüfung , nach deren Ausfall die Zöglinge claſſificirt werden. Diejenigen, welche bestanden haben, werden zu élèves d'admistration ernannt und erhalten den Rang vor den Sergeant
*) Programme des conditions d'admission à l'École d'application d'état-major. In-12, 8 p. Paris, lib. Jules Delalain et fils. 20 c. **) Programme des conditions d'admission à l'École de cavalerie. In-12, 8 p. Paris, lib. Jules Delalain et fils. 20 c. École de cavalerie de Saumur avec 13 grandes planches chromolithogr. Paris, 1875. fol. 110 fr. Vergl. über die Cavallerie Schule: efter. 4 ungar. milit. Blätt. 1876. I. Bd. 3. Hft. und Deutsche Heeres- Zeitung. 1876. Nr. 9. ***) Programme des conditions exigées pour l'admission à l'École polytech nique. In- 12, 40 p. Paris, imp. et. lib. Jules Delalain et fils. 40 c. - Les anciens éléves des écoles polytechnique et forestière dans l'armée. (Bulletin de la réunio des officiers. 1876, No. 22.) †) Programme des conditions d'admission au Prytanée militaire. In-12, 12 p. Paris, lib. Jules Delalain. 20 c. ††) Remarques sur l'organisation de l'école spéciale militaire, par. M. E. B. Paris. 50 c. + Programme des conditions d'admission au service de santé de l'armée et de la marine, et aux écoles de médecine et de pharmacie militaires et navales . In-12, 16 p. Paris, lib. Jules Delalain et fils . 30˚ c. 6*
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majors . Nach 2 Jahren können sie zu Adjutanten der Administration vorge schlagen werden . Für den Auxiliardienst betheiligen sich an diesen Cursen auch Einjährig-Freiwillige des Handelsstandes und genügen auf diese Weise der gesetzlichen Bestimmung , welche ihre Beförderung zum Auxiliar-Offizier davon abhängig macht , daß sie noch ein zweites Jahr bei der Truppe #1 oder in einer durch den Kriegs-Minister bezeichneten Schule verbleiben “ .*) Die Normal- Schule der Gymnastik zu Joinville hat ein Budget von 501,131 Francs , die Unteroffizier- Schule im Lager zu Avor ein solches von 398,950 Francs . Es bestehen 4 Regional- Schieß - Schulen in den Lagern von Chalons, Ruchard, Valbonne und Blidah . Sie verfügen 1877 über resp. 303,811 295,156 297,878 und 147,193 Francs. Die Schule der Soldatenkinder zu Rambouillet hat ein Budget von 130,000 Francs . **) Außer den genannten Schulen bestehen noch bei den Truppen die écoles d'artillerie , die école centrale de pyrotechnie militaire und die école régimentaire du génie. ***) 2. Militair- Gerichtsbarkeit. Der Code de justice ist neu edirt worden. †) 3. Geistlicher Dienst. Die Aumoniers militaires sind der Gegenstand lebhafter parlamen tarischer Controversen gewesen. Ursprünglich eine Schöpfung der Restauration, waren sie von der Juli-Regierung abgeschafft, im Cadre- Gesetz aber wieder her gestellt worden. Nachdem die letzten Wahlen der Deputirtenkammer eine liberale Majorität gegeben hatten , wurden jedoch die Gehälter der Aumoniers einfach aus dem Budget für 1877 gestrichen. Da hierdurch eine gesetzliche Einrichtung illuſoriſch gemacht wurde, so war der Senat durchaus im Rechte, als er dieſen Das Annuaire für 1876 führt 104 Armee Posten wieder herstellte. Geistliche auf, und zwar 69 für den Garnison- und 35 für den Hospital Dienst. Da diese Zahl nach der Ansicht der clericalen Partei für die Bedürf nisse der Truppen nicht ausreicht, so haben Sammlungen zu Gunsten weiterer Anstellungen stattgefunden. Ob die Regierung deren Ertrag annehmen wird, *) Die Administrations -Schule zu Vincennes. (Milit. Wochenbl. 1876. Nr. 8.) **) Schulen für enfants de troupe. (Neue milit. Blätter. 4. Jhrg. VII. Bd. 4 Hft.) ***) Règlement du 18 avril 1875 pour le service des écoles régimentaires des corps de troupe d'infanterie, de cavalerie, d'artillerie et des équipages militaires. (Extr. du Journal militaire officiel . ) In-8, 39 pag. 50 c. - Programmes adoptés le 18 avril 1875 pour l'enseignement dans les écoles régimentaires d'infanterie , de cavalerie, d'artillerie et des équipages militaires. Extr. du Journal militaire officiel. ) In-8, 28 pag. 50 c. †) Code de justice militaire pour l'armée de terre, modifié d'après les lois du 16 mai 1872, du 26 juillet 1873, du 18 mai et du 6 novembre 1875, suivie de la loi du 18 novembre 1875, du décret du 15 juillet 1875, de la nomenclature alpha bétique des crimes et délits militaires et peines y attachées, et du Manuel du juge au conseil de guerre. Ministère de la guerre. 7e édition . In-32, 260 p. 1 fr . 50. — Manuel à l'usage des présidents des conseils de guerre et des officiers de l'armée , comprenant: le code de justice militaire, les lois sur le recrutement, le code d'instruction crimi nelle, le code pénal, les diverses lois complémentaires et les modèles de formules, par Etienne Peloux , officier d'administration principal , greffier près le conseil de révision de Lyon. Nouvelle édition ., in-8 de xv-662 pages . Prix 7 fr.
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ist noch unbekannt. --- Gegenüber diesem Verhalten haben 30 Deputirte der Linken und der gemäßigten Centren einen Antrag auf Abſchaffung des Gesetzes über die Militair-Geistlichen unterzeichnet. Mannschaftsklassen und Rangstufen . I. Mannschaft. Die Tüchtigkeit und Ausbildung der Mannschaft haben unzweifelhaft wesentlich zugenommen. Rasche Fortschritte sind allerdings bei dem geringen Mannschaftsstande der Compagnien und bei der ſeltſamen Miſchung von Leuten, welche 5 Jahre und solchen, die nur 1 oder 1/2 Jahr dienen, nicht zu erwarten ; aber der Fortschritt im Allgemeinen läßt sich nicht leugnen . Die Regierung hält auf Corpsgeist und energiſches Auftreten der Soldaten bei vorfallenden Streitigkeiten mit Nicht-Militairs , und die Fälle von Widerſeßlichkeit und Unge horjam, welche unmittelbar nach dem Kriege häufig waren, kommen jetzt sehr -viel seltener vor. — Die politische Propaganda tritt zurück. Während noch in der zweiten Hälfte des Jahres 1875 namentlich die Bonapartiſten eine rührige Thätigkeit in den Casernen entwickelten, Photographien der Napoleoni schen Familie vertheilten oder Brochüren colportirten,*) ist jetzt an die Stelle dieser Einflüſſe faſt überall der des Clerus getreten. Mit Vorliebe lehnt sich die Sprache der massenhaft vertheilten jesuitischen Schriften an soldatiſche Ausdrücke an und hat eine Symbolik geschaffen, in der sich Militairisches und Pfäffisches jeltſam vermiſchen. Den Gipfelpunkt dieſer Aeußerungen bezeichnet wohl die Rede des Bischofs von Nevers bei der großen militairischen Messe, welche General Ducrot für sein Armee-Corps veranstaltete und deren Schlußpaffus lautete: „Wenn Euere Enkel Euch einft über Euere militairische Laufbahn befragen, so könnt Ihr mit edlem Stolze erwidern : Am 3. September 1876 waren wir auf dem Berge Beuvray und wohnten der militairischen Messe bei! " - Immerhin macht sich ein größerer Ernst unter den Leuten geltend. Die früheren kecken, wizigen oft frivolen Chansonnettes, in denen Wein und Liebe die Hauptrolle spielten, sind seltener geworden, und die neuen Liederbücher der Casernen enthalten eine Menge Gefänge, die in oft wilden Trauertönen zur Rache an Deutschland auffordern. Das Institut der Einjährig - Freiwilligen ist im Laufe des Jahres 1876 noch unpopulärer geworden als es schon war, und diese Stimmung spiegelt sich in der gesammten Presse wieder. Der militairische Mitarbeiter des „ Journal des Débats " schrieb u . A. nach dem Verlaufe der Manöver : " Ich vernahm die Ansichten mehrerer Generale und Obersten über diesen Punkt. Alle stimmten darin überein, daß das schon im Princip zweideutige Institut schlechte Früchte liefere. Die besondere Ausbildung dieser jungen Leute störe den Dienst, nehme die besten Instructoren in Anspruch und liefere dem Regi ment doch weder Offiziere noch Unteroffiziere , denn die Mehrzahl der Freiwil ligen seien traurige unwissende Subjecte, und Alle hätten nur Ein Ziel vor Augen: baldige Rückkehr in das Civilverhältniß. Wenn nicht gänzliche Ab schaffung, so sei doch eine gründliche Reform des Instituts nothwendig. " Dieser Anschauung entsprang denn auch wesentlich der oben (S. 60) dargelegte parlamentarische Antrag auf allgemeine Einführung einer dreijährigen Dienstzeit. Der Spectateur militaire wünscht, daß die ausgedienten Freiwilligen jährlich, wenigstens während der Zeit der Controlversammlungen zur Waffe eingezogen
*) 3. B. diejenige Duqué's de la Fauconnerie : „Les calomnies contre l'Empire."
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werden und während der 4 Jahre ihrer Beurlaubung von der activen Armee einen Sonntag um den andern in ihrem Bezirke praktisch üben möchten. Indeß dürfte die Zahl der Einjährigen dann noch tiefer sinken als jezt schon der Fall ist.*) II. Die Anteroffiziere. Die in allen Europäischen Heeren brennende Unteroffizierfrage tritt in Frankreich mit besonderer Schärfe auf. Der Spectateur militaire jagt in dieser Beziehung : "! Schon als man im Jahre 1863 das Reengagement me ralischer gestaltete begann die Quelle, aus der sich die Unteroffiziere ergänzten, spärlicher zu fließen. Man theilte damals die Prämien in zwei Theile, deren zweiter Theil erst am Austrittstage zahlbar wurde. Das half insofern, als man für einige Jahre einen förmlichen Andrang zum Reengagement erzeugte, während den jungen Präsenzſoldaten die Unteroffizierscarriere fast ganz ver schloffen blieb. Als dann aber im Jahre 1866 mit dem neuen Militairgeſege die Reengagirung aufgehoben wurde, sah sich die Armee der Gefahr gegenüber, plötzlich ohne Unteroffiziere zu sein. So kam das Jahr 1870, und bis zur Stunde ist, trotz einer Reihe von Verſuchen, trotz großer Geldopfer und mancher Concessionen anderer Art, dem Unteroffiziermangel nicht gesteuert worden. Der frühere Andrang ist vollständiger Apathie gewichen. " Bei der großen Regſam keit in Ackerbau, Industrie und Handel, die eben jezt in Frankreich herrscht, kann jeder fleißige junge Mann auf lohnenden Verdienst rechnen, und selbst der gewöhnliche Handarbeiter verdient bei zehnstündiger Arbeit mindeſtens pas Doppelte der Einnahme eines Corporals. Daher kommen alte Unteroffiziere mit 3 und 4 Chevrons auf dem Arme fast gar nicht mehr vor, und die jungen Leute, welche man nach zweijähriger Dienstzeit zu Corporalen befördert, scheiden nach Ablauf ihrer Dienstpflicht im activen Heere ebenfalls fast alle aus. Im November 1876 hat Gambetta in der Deputirtenkammer einen Gefeßentwurf über die Stellung der Unteroffiziere in der Armee eingebracht. Daffelbe geschah dann von dem Deputirten Laisant, und die Regierung joll beschlossen haben, gleichfalls ein derartiges Gesetz vorzubereiten. Im Jahre 1877 dürften diese Vorschläge zur Verhandlung kommen, und läßt sich schon jezt erkennen, daß diefelben jedenfalls wieder auf das Thema von der Verkürzung der Dienstzeit und von der Abschaffung des Instituts der Einjährig-Freiwilligen zurückführen werden . III. Offizier-Corps. Dem Annuaire zufolge zählt das Offizier - Corps : 410 Obersten, 410 Oberstlieutenants , 2100 Bataillons- und Escadronschefs , 7205 Capitains, Dazu 4400 Offiziere aller 5208 Lieutenants und 5622 Unterlieutenants. Grade in der Reserve und der Territorial-Armee. Die im Rekrutirungsdienste, beim Unterrichtswesen u. s. w. commandir ten Offiziere sind im Annuaire als hors cadre (d. i. à la suite) gesondert aufgeführt. Doch werden die Lieutenants mit dem Vermerk ,, surnuméraire" auch bei ihren Truppentheilen geführt, ohne jedoch, wie es das Cadre-Geset eigentlich will, auf deren Etat zu stehen.
*) Levasnier: Étude sur le volontariat en France et dans les armées étran gères. Reformes, qu'il serait urgent d'apporter à cette institution. 8. 1 fr. — Programmes des connaissances , qui doivent posseder les engagés conditionnels de 1re et de 2e année à l'expiration de leur temps de service. Approuvés par le ministre de la guerre le 26 Oct. 1875. Paris. Dumaine. 60c .
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Die im Artikel 35 des Cadre- Gesezes offen gelassene Frage, „ ob die Offiziere, denen eine besondere Commiſsion aufgetragen sei, während dieser Zeit avanciren sollen oder nicht, " ist zu Gunsten der Abcommandirten entschieden worden. Aus den der Rangliste beigegebenen Anciennetätslisten ergiebt sich, daß die Avancementsverhältnisse im Generalstabe, besonders in der Hauptmanns charge, die schlechtesten der ganzen Armee sind. Demnächst folgt die Cavallerie ; hierauf, wenig verschieden , kommen Artillerie und Genie, und endlich, am günstigsten gestellt, Infanterie und Train. Der Generalstab hat noch Oberste von 1866, Capitains von 1860, die Cavallerie noch Chefs d'escadron von 1863. Der älteste Oberst der Artillerie ist seit 1870 in seiner Charge. Wenn aber das Avancement der höheren Chargen augenscheinlich bedeutend langsamer ist als in Deutschland, so ist dafür das Avancement bis zum Stabs offizier desto schneller. Der Durchschnitt der Dienstzeit vom Unterlieutenant bis zum Bataillonschef ist in der gewöhnlichen Tour 22 Jahr ; ſtrebſame und tüchtige Offiziere können aber mit Bestimmtheit auf ein avancement au choix rechnen und kommen dann sehr rasch vorwärts . Namentlich darin stellen sich die Französischen Beförderungsverhältniſſe günſtig, daß das Avancement bis zum Capitain, also bis zu dem Zeitpunkt, wo der Offizier in eine materiell unab Die Lieutenantszeit hängige Lebensstellung tritt, verhältnißmäßig schnell iſt. bei der Infanterie ist 10 bis 11, beim Genie-Corps sogar nur etwa 6 Jahr. Allerdings können die gegenwärtigen Verhältnisse des Französischen Offiziercorps nicht als normal betrachtet werden.*) Das ehemals herrschende Syſtem , ſtets eine gewiſſe Zahl älterer Unter offiziere ohne weitere Prüfung zu Offizieren zu ernennen , ist aufgegeben. Man befördert nur wenige Unteroffiziere zu Lieutenants und stellt dabei höhere Anforderungen, befördert z . B. keinen verheiratheten Unteroffizier und läßt auch keinen Offizier ohne eine beträchtliche Caution heirathen. Nur beim Train, bei der Gendarmerie, den leichten Africanischen Infanterie-Bataillonen, bei der Fremden-Legion, der Marine-Infanterie und der Pariſer Municipal - Garde ſoll man noch viele ehemalige Unteroffiziere als Offiziere finden. Sonst sucht man dieselben mit möglichst guten Stellen in den Arsenalen, Werkstätten, Festungen x. zu versorgen , wobei ihnen dann allerdings auch zum großen Theil Offizier rang zugebilligt iſt. Zur Hebung des Offizierstandes trägt wesentlich der Umstand bei, daß der Landadel, der namentlich in den westlichen und südlichen Departements von großer socialer Bedeutung ist , viel mehr Söhne in das Heer schickt als Durchweg erfreut sich die Uniform unter Louis Philipp und Napoleon III. einer höheren gesellschaftlichen Geltung wie früher. Abgesehen von Paris wird fie weit seltener außer Dienst mit der Civil - Kleidung vertauscht , als das sonst üblich war. Es ist dies ein äußerliches , aber bedeutsames Anzeichen für den Werth , den man im Lande auf die Armee legt , von der man die Rache er= wartet. Bei dem gegen sonst unvergleichlich strengeren Dienstbetrieb , der die Offiziere den größten Theil des Tages in Anspruch nimmt , leben dieſe ſehr einfach, effen täglich zwei Mal in ihren gemeinsamen Speise-Anstalten und Das kommen wenig mit der bürgerlichen Bevölkerung in Berührung. -
*) Vergl. ,,die Rangliste der Französischen Armee für 1876 (Milit .- Wochenbl. 1876 No. 91) und „ das Französische Annuaire pro 1876 (Deutsche Heereszeitung 1876 No. 49).
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wissenschaftliche Streben ist lebendig und findet ſeinen Mittelpunkt in der Réunion des officiers , die den Franzosen, hinsichtlich der Anregung zum Studium in den letzten Jahren die noch fehlende Kriegs - Akademie einiger maßen ersetzte. Sie hat entscheidend auf die taktische Erziehung der Armee ein gewirkt und das Kriegsspiel eingebürgert ; sie hat ein kleines Blatt zur Belehrung und Unterhaltung des Soldaten herausgegeben , Vorbereitungs - Curse für die Prüfungen zum Reserve- und Landwehr - Offizier eingerichtet und endlich in ihrem Bulletin eins der vorzüglichsten militairischen Journale geschaffen.*) — Dem Vorbilde der Pariser Réunion folgte eine Reihe kleinerer Ver einigungen in den Provinzen ; auf Anregung des Ministeriums und oft unter wesentlicher Unterstützung der communalen Verbände wurden Bibliotheken und Lesezimmer eingerichtet. Die Revue militaire de l'Etranger kommt seit dem 1. Januar 1876 in 1000 Exemplaren zur Gratis-Vertheilung in der Armee , und so zeigt sich an vielen Orten eine rege wissenschaftliche Thätigkeit. Hinsichtlich der politischen Gesinnung des Offizier-Corps ist es schwer, zu einem abschließenden Urtheile zu gelangen. Doch hat es den Anschein , als ob dieselbe sich mehr und mehr einer , wenn auch zum Theil refignirten An erkennung der Republik zuneigte. Zur Beruhigung beigetragen hat offen bar das noch im Monat November 1875 durchberathene Wahl = Gesez, welches die Offiziere von der Deputirten - Kammer ausschließt. Art. 7 dieses Gesetzes lautet: Kein Militair oder Seemann, der in der Land-Armee oder in der Kriegs-Marine im activen Dienste steht, kann zum Mitgliede der Deputirten Kammer erwählt werden ; ebensowenig die zur Disposition gestellten Offiziere. “ - Die Offiziere der Reserve und der Territorial - Armee sind wählbar ; nur dürfen die Ober - Offiziere nicht in denjenigen Districten als Candidaten auf treten, in denen ihre Soldaten abstimmen ! 4 Für den Senat sind die Offiziere wählbar. Von der conſervativen Preſſe waren die Offiziere der republicaniſchen Partei in Senat und Deputirten-Kammer heftig angegriffen worden , und hatte in dieser Hinsicht namentlich ein Artikel des Figaro " Aufsehen erregt , welcher jene Herren als Le Demi-Monde dans l'Armée bezeichnete. Die Freisprechung des „Figaro" erregte den lebhaftesten Unwillen der Linken, die sich überdies fast gleichzeitig durch drei andere in Offiziers-Kreisen vorgekommene Ereignisse ent rüstet zeigte: nämlich durch die Verweigerung der militairischen Ehren bei dem Civil-Begräbnisse des Instituts-Mitgliedes und Offiziers der Ehren-Legion Félicien David , durch den Tages - Befehl des Generals Ducrot, demzufolge sein Armee Corps in Parade den vom Papste erbetenen und telegraphisch eingelaufenen Segen entgegenzunehmen hatte, und endlich durch den Trinkspruch des Generals Maurice: der Senat möge den Beschluß des Abgeordneten - Hauses hinsichtlich der Militair-Geistlichen cafsiren. ― Was den ersten dieser drei Punkte betrifft, so gewährt allerdings das Gesetz vom 24. Messidor allen verstorbenen Mit gliedern der Ehren-Legion ohne irgend eine Rücksicht darauf, ob ihr Begräbniß mit bestimmten Cultusformen statt hat oder nicht , die militairischen Ehren bezeugungen ; und als die Behörde auch einem alten 80jährigen Soldaten, dem Commandanten Monnot , der fast auf allen Französischen Schlachtfeldern dieses Jahrhunderts gekämpft hatte , die militairischen Ehren verweigerte , weil er als Alt-Katholik bestattet wurde , da regte sich in soldatiſchen Kreisen ernſte Un zufriedenheit und fand in Petitionen an die gesetzgebenden Körper ihren Aus *) Vergl. Nr. 25.)
die militairische Gesellschaft in Paris. "
(Milit. Wochen - Bl.
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druck. -- In allen diesen Dingen spricht sich ein starkes Machtbewußtsein der ultramontanen Partei im Offiziers -Corps aus , jenes Bewußtsein, das in dem famoſen October-Artikel des Univers : ,,La Religion , la politique de l'Armée" einen so viel besprochenen Ausdruck fand. Da heißt es u. A.: „ Die Genie- und Artillerie - Offiziere zeigten sich lange als Rebellen ; diese Herren spielen gern eine besondere Rolle ; sie konnten nicht, wie ein einfacher Fußsoldat, an Gott glauben. Und dann ist die Polytechnische Schule die Tochter des Convents , die Nichte der Universität , Mutter des Fourierismus , des Saint Simonismus und einiger anderer Religionen. Heute fangen aber Artillerie und Der Generalstab ist in seiner Genie an , sich der Kirche zu unterwerfen. . Mehrzahl kirchlich ; schon wurde ein Generalstabs-Offizier, der sich in Gegenwart von 20 seiner Cameraden für einen Freidenker ausgab , ausgezischt. Auch in der Cavallerie faffen die „ Calotins "*) Fuß ; wenn im Generalstabe ein Freigeist für nicht intelligent gilt , so hält man ihn bei der Cavallerie für einen Mann Bei der Infanterie findet man Leute , welche der Zufall ohne Erziehung. t in das Offizier - Corps gebracht haben ; sie sind Nothwendigkei und kriegerische ehrenwerth, kennen ihr Handwerk leidlich ; ſie ſind Lieutenants und Hauptleute : diese besitzen keine Religion. Sie verabscheuen sie sogar bisweilen , wie auch andere Dinge, die sie nicht besitzen und von denen sie kein Verständniß haben. Uebrigens zählen sie wenig ; sie bilden ungefähr ein Viertel der Infanterie Offiziere. Die übrigen drei Viertel halten sich für Offiziere, welche eine Zukunft haben, und unter ihnen sind die Katholiken zahlreich ; diejenigen aber, welche Feinde der Religion find , wagen doch nicht , damit zu prahlen. “ " Alles in Allem" meint das „Univers " : - „Gott macht seinen Weg in der Armee ; aber er hat nicht bei allen Waffengattungen gleiches Glück !" Was die strengeren Naturen des Franzöſiſchen Offizierſtandes in das ge schlossene System des Ultramontanismus treibt , ist offenbar der Umstand , daß sie dort dieselbe Disciplin auf geistlichem Felde erkennen , die sie in ihrer welt lichen Thätigkeit aufrecht erhalten. Mit Recht hat man darauf hingewieſen, daß der Deutsche dem clericalen Französischen Offizier den ultramontanen Juristen zur Seite stellen könne, der die Beschlüsse der Kirche mit dem Heiligen schein der res judicata , des gesprochenen Urtheils , umgiebt und sie demgemäß verehrt. Im Allgemeinen dürften aber solche Offiziere, welche sich, wie das General Bonneau de Martray jüngst öffentlich gethan , als „ Soldaten des Syllabus" fühlen , sehr selten sein. Dergleichen entspricht dem Französischen Rational-Charakter nicht. (Ueber die Offiziere der Territorial - Armee vergl. unter „ Territorial Armee. ") Formation und Dislocation. **) I.
Active Armee.
Laut Moniteur de l'Armée vom 1. November 1876 werden die Brigaden des IX., X., XI. und XII . Armee-Corps Paris im Lauf der nächsten Monate verlaffen (bis auf die 17. Diviſion IX. Armee-Corps ausgeführt) und werden *) Spöttische Bezeichnung der Pfaffen. **) v. Troeltsch: Dislocations - Karte der Kriegsmacht Frankreichs. 1 : 1,700,000. Stuttgart 1878. - Décombes . Atlas militaire, divisé en dix-huit régions. (Décret du 10 août 1874. ) 1re région , chef-lieu , Lille ; 2e region , Amiens ; 6e région , Châlons - sur-Marne ; 7e région, Besançon ; Se région, Bourges. Paris, lib. Firmin Didot & Cie. Chaque région, in - 8 de 14 p. et 2 cartes. 75 c. - France (la). Sa population , ses circonscriptions électorales et ses subdivisions militaires. Ré
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durch 24 Bataillone, welche die einzelnen Regimenter dieser Armee-Corps nach Paris detachiren, ersetzt werden. Diese Bataillone bleiben in ihrem Regiments Verbande und werden nur zum Garniſons-, resp . Wacht-Dienst der in Paris verbleibenden Divisionen, resp . Brigaden attachirt. Danach beträgt von jest an die Stärke der Pariser Garnison : 19 Infanterie-Regimenter und 24 Bataillone, 1 Jäger-Bataillon, 11 Cavallerie- und 1 Artillerie-Regiment. Ein gleicher Wechsel findet in Lyon für die bisher dort garniſonirenden Brigaden des VII. und VIII . Armee - Corps statt. Diese Truppen werden ersetzt durch 2 Bataillone des VII. und je 4 Bataillone des XIII. und XVI. Armee-Corps . Demgemäß zählt die Garnison von Lyon : 10 Infanterie Regimenter und 10 Bataillone, 4 Cavallerie-Regimenter. Das neu errichtete 4. Genie - Regiment steht in Grenoble. So häufige Garnisonswechsel wie während des Kaiserreichs finden jezt übrigens nicht mehr statt. Im Allgemeinen steht die Infanterie in den vielen Festungen und großen Städten, welche zum Theil wahrhaft riesige Ca fernen enthalten ; die Reiterei garnisonirt wegen des billigeren Futters vorzugs weise im Westen, und wegen schneller Bereitschaft im Mobilmachungs - Falle im Nord-Often des Landes. Stehende Lager giebt es um Paris 4: Satory, Meudon, Villeneuve l'Etang, Roquencourt. Außerdem bestehen Lager bei Sathonay , Valbonne und Avor. Valbonne in der Nähe von Lyon gilt als Muster - Lager. Es enthält Baracken, deren Wände aus runden Kieseln , Schlacken aus den Hoch-Defen und hydraulischem Kalk zuſammengesetzt sind : eine Masse, welche für besser als selbst Beton erachtet wird. In der That kommen bei den Lagern um Paris auf 1000 Mann 242 Kranke, in Valbonne nur 125-130 . *) Die Commission, welche mit Revision des Decrets vom 13. October 1863 über den Garnisondienst beschäftigt ist, hat ihre Arbeit noch nicht vollendet. II. Territorial-Armee.**) Die Bestimmungen des 8. Capitels des Cadre- Gesetzes find in Ausführung begriffen. Jeder Corps -Bezirk ist, wie für die active, so auch für die Territorial Armee in 8 Sub- Divisions getheilt, von denen je eine ein Territorial-Infanterie Regiment von 3 Bataillonen zu je 4 Compagnien und ein Depot zu formiren hat. ____ Außerdem stellt jeder Corps-Bezirk 1 Cavallerie-Regiment (2 Escadrons Chaffeurs, 2 Escadrons Dragoner), 1 Artillerie-Regiment (8-24 Batterien), 1 Genie-Bataillon zu 3 Compagnien, 1 Escadron Train. Die Totalſtärke (144 Sub-Diviſionen und der Bezirk Aix) ſtellt ſich dem gemäß auf: 145 Infanterie-Regimenter, 18 Cavallerie-Regimenter, 18 Artillerie-Regimenter , nebst den Bataillonen der canoniers sédentaires von Lille und Valenciennes, digée par l'ingénieur E. Pierotti. 60 c. Paris, imp. lith. Monrocq . Repartition et emplacement des troupes de l'armée française, in. 8. 65 p . Paris. 15. Oct. 1876. 50 c. Division de la France en régions et en subdivisions de régions de corps d'armée. Paris, imp. lith. Becquet ; Delagrave . *) Chassagne et Emery-Desbrousses : Guide medical . Paris. 1876. **) Carte de France , représentant les circonscriptions de bataillon de l'armée territoriale. Paris. Ministère de la guerre. 1875. 2 feuilles.
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18 Genie-Bataillone, 18 Train-Escadrons. Die Gesammtzahl der Batterien schätzt man auf 262. Die Forma tion der Intendantur, des Sanitäts- Wesens u. s. w . ist den Special - Beſtim mungen des Kriegs-Ministers überlassen. An Offizieren sind nach dem Annuaire für 1876 ernannt : Infanterie 4482, Cavallerie 672, Artillerie 486 , Genie 315 , Train 52 - im Ganzen also 6007. Dazu treten noch: Aerzte 86, Pharmaceuten 3, Intendantur-Beamte 223, Roß-Aerzte 35. Die Gesammt- Summe des vorhandenen Ober- Personals ist also 6354, und da nach Angabe des Ministers 12,800 nothwendig sind, so fehlen noch 6446, also mehr als die Hälfte. Uebrigens sind bereits weitere Ernennungen erfolgt. *) Der Kriegs-Minister ersuchte in einem Circulair die commandirenden Gene rale, nur wirklich gut Qualificirte zu Offizieren in Vorschlag zu bringen. Die republicanische Presse wirft der Regierung vor, bei den Ernennungen die con servative Partei einseitig zu bevorzugen. In dem von den Offizier-Aspiranten geforderten Examen wird die Kenntniß des neuen Reglements verlangt.** ) Zur praktischen Ausbildung für Infanterie- und Cavallerie - Offiziere sind ein bis dreimonatliche Dienſt-Leiſtungen bei den correspondirenden Regimentern der activen Armee gestattet. (Rundschreiben vom 10. März 1875.) Die Offiziere der Special-Waffen werden besonders eingezogen. Auch der Zutritt zu den Gar niſons-Bibliotheken wurde diesen Offizieren gesichert, und in vielen Städten von activen Offizieren Vorträge für sie eröffnet. Neuerdings hat der Kriegs Minister ein Circulair erlassen, welches die so gewonnenen Reſultate rühmt und hervorhebt, daß auch die Befehlshaber der Landwehr selbst nicht unthätig ge wesen seien, und vielfach gesucht hätten, in regelmäßigen Zusammenkünften die theoretische Ausbildung ihrer Offiziere zu fördern. Hierauf sei nur der höchste Werth zu legen; denn vor allen Dingen komme es darauf an, wirkliche Corps von Landwehr - Offizieren zu schaffen , welche von lebendigem Gemeingefühl erfüllt seien. Die zur Reserve oder zur Territorial - Armee gehörigen Präfecten, Unter Präfecten und General - Räthe sind stets zu Offizieren zu ernennen , da man, selbst im Kriegsfalle, höhere Verwaltungs -Beamte nicht in den Reihen der ge meinen Soldaten zu sehen wünscht. ***) *) Die Chargen- Verhältnisse stellen sich nach dem Annuaire folgendermaßen Infanterie: 143 Oberstlieutenants (bis auf 2 vollzählig. Die Territorial-Infanterie Regimenter werden durch lieutenants-colonels befehligt) , 422 Bataillonschefs, 1423 Capi tains, 993 Lieutenants, 1299 Unterlieutenants, 146 Offiziere aller Grade pour un sérvice d'état major, 56, welche Verwaltungsstellen bekleiden oder im diplomatischen Dienst stehen, und so lange vom Heerdienst befreit sind. ―― Cavallerie: 17 Oberstlieutenants, 47 Escadronschefs, 182 Capitains, 149 Lieutenants, 181 Unterlieutenants. Hievon fallen 96 Offiziere durch Verwendung außerhalb der Front oder Unabkömmlichkeit aus. Artillerie: 15 Oberstlieutenants, 60 Escadronchefs, 135 Capitains, 165 Lieutenants, 83 Unterlieutenants und 19 Offiziere des Artillerie- Trains. Genie: 56 Bataillons chefs, 153 Capitains, 106 Lieutenants. (Bei dieser Waffe besteht also in den höheren Chargen ein wahrer embarras de richesse .) ― Train : 13 Escadronchefs, 12 Capi tains, 13 Lieutenants, 14 Unterlieutenants. **) Jeannet, Déscoubés et de Chalendar : Manuel des candidats aux grades d'officier de l'armée territoriale d'après le programme officiel d'examen du 26 juin 1874. in 18. 863 p. Paris 5 fr. ***) Rundschreiben des Kriegs-Ministers vom 13. Januar 1876.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Die Offiziere der Reserve und der Territorial-Armee haben volle Freiheit, ohne die Ermächtigung der Militär-Behörde, Veröffentlichungen über literarische, industrielle und commercielle Angelegenheiten zu machen, wenn sie sich dabei des Offizier-Titels nicht bedienen. In Bezug auf Publicationen militairischen Inhalts bedürfen sie jedoch, wie die Offiziere der activen Armee, der Ermächtigung des Ministers . *) Die Unteroffiziere der Territorial - Armee ersetzen sich durch Abgang aus dem stehenden Heere, und scheint bisher nur eine kleine Zahl vorhanden zu sein. Als ein ehemaliger Unteroffizier im IV. Armee-Corps sich weigerte, den Grad anzunehmen, zu dem er in der Territorial - Armee ernannt worden war, wurde er mit 8 Tagen Gefängniß bestraft. Der commandirende General machte dies (August 1876) öffentlich bekannt, um den Mitgliedern der Territorial Armee kund zu geben , daß sie vollständig dem Reglement der activen Armee unterworfen seien und nicht das Recht hätten, die Stellen, zu denen ſie ernannt seien, auszuschlagen. Im Mai wurden die Mannschaften der Jahrgänge 1862-1866 (d. H. excl. der Reserve der Territorial-Armee) einberufen. Es ergab sich, daß die für Aufstellung der gesammten Armee nöthige Stärke von 500,000 Mann vor handen war. -- In Algier wurde in gleicher Weise am 22. October Control Versammlung gehalten. Die dortige Territorial- Stärke soll aus 16,000 Mann bestehen. (13,000 Infanterie, 2600 Artillerie, 640 Cavallerie.) Um die Jahreswende ist eine Schrift erschienen ,**) welche gegenüber offi3 cieller Schönfärberei "! Die Wahrheit über die Landwehr “ zu sagen unter nimmt. Ihren Angaben nach sind die aufgestellten Offizier-Listen illusorisch; kaum ein Dritttheil der Stellen sei für den Kriegsfall wirklich besetzt ; 800 Com pagnien seien noch ohne Capitain. Dies komme nicht daher, daß es an fähigen Candidaten fehle oder die Aufnahme- Prüfungen zu schwierig seien , sondern es habe seinen Grund darin, daß die Gefeße dem Staate die finanziellen Opfer so viel als möglich abzunehmen und sie dem Landwehr- Offizier aufzubürden ſuchen ; so daß Mancher, der befähigt und geneigt wäre, eine Offizier - Stelle zu über nehmen, der Kosten wegen darauf verzichten müsse. Denn der Staat gebe keine Entschädigung für die Dienstreiſen bei Meldungen u . s. w. , gewähre nicht einmal ermäßigte Fahrpreise. Die Stellung der Offiziere laffe viel zu wünschen übrig ; die Regiments - Commandeure hätten nicht den geringsten Einfluß auf die Verwaltung ; die Buchführung könne nicht mangelhafter sein, und die Chefs der Compagnien, Batterien u. s. w. seien nicht einmal im Besitz der Namens Listen ihrer Untergebenen. Nach der Berechnung des Verfassers wäre den Uebel ständen mit 4-5 Millionen Frcs. abzuhelfen. Unzweifelhaft wird für die Territorial-Armee jetzt das möglichſte geſchehen. Dafür bürgt schon die Persönlichkeit des gegenwärtigen Kriegs-Miniſters, welcher seiner Zeit Präses der für die Organisation der Territorial - Armee eingesetzten Commiſſion war und ihr das entschiedenste Intereſſe zuwendet. - Bei der Energie, mit welcher auch diese großartige Organiſation betrieben wird , dürfte sie doch zu viel höherer Bedeutung gelangen, als man ursprünglich zu glauben geneigt war. Da Deutschland zu fast einem Dritttheil auf die Ausbildung seiner Mannschaft und deren spätere Verwendung in der Landwehr verzichtet, so begreift man, daß die Franzosen hoffen, in einigen Jahren einen Vorsprung in der Zahl wehrbarer Mannschaft zu erreichen. *) Note des Journal offic. vom 17. Februar 1876. **) La verité sur l'Armée territoriale. St. Omer. 1877.
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Heerwesen Griechenlands.
III. Forst- und Zoll-Wächter. *) Auch in Algerien ist neuerdings das Forstpersonal dem Heerdienst zugefellt worden, indem es, ohne Rückcht auf die Altersklassen, in Escadrons de chasseurs forestiers vereinigt wurde. Die oberen Forst-Beamten (con servateurs) fungiren als Oberstlieutenants , die Inspectoren als Escadrons chefs , die Unter - Inspectoren als Capitains und die Gardes généraux als Lieutenants und Unterlieutenants . Mobilmachung und Kriegs - Formation. Da im Kriege von 1870 die mangelhafte Mobilmachung des Heeres empfindliche Nachtheile mit sich brachte , so wird mit allen Mitteln dahin gearbeitet, den Uebergang zur Kriegs-Formation derart vorzubereiten, daß er in 10 Tagen vollzogen sein kann. Die militairische Preſſe fordert neuerdings so gar, daß zur Ersparung der für die Einkleidung nothwendigen Zeit, den Refer visten eine Feld-Garnitur mit in die Heimath gegeben werde, von deren sauberer Instandhaltung sich die Bezirks - Gensd'armen auf Appells überzeugen ſollen. **) Voraussichtlich werden die Armee - Corps zunächſt nur mit je 25 Bataillonen in's Feld rücken. Die 4. Bataillone der Regimenter dürften zu Reserve-For mationen zusammengestellt werden , um anfangs als Festungs -Besatzungen und Etappen-Truppen, in der Folge aber, nach Ablöſung durch die Territorial-Armee, als selbstständige Corps im Felde aufzutreten. Die für die Reserve-Formationen nöthige Artillerie wird durch die 76 Depot-Batterien gestellt werden. M. J.
Bericht über bas Heerwesen
Griechenlands.
1876 .
Angesichts der Verwickelungen auf der Balkan-Halbinsel und in dem Drange, gegebenen Falls die Situation zu Gunsten des Königreichs auszubeuten , legte die Regierung der Kammer im October einen Gesetzentwurf vor , welcher von dem Grundsaße der allgemeinen Wehrpflicht ausgehend, die Erhöhung der Streitkräfte des Reiches in ausgedehntestem Maßze anſtrebt. Der Schwerpunkt dieses Gesetzentwurfes liegt in der Errichtung einer Landwehr als Erſat für die aufzuhebende Nationalgarde, welche im Kriegsfalle nur zum Schuße des häuslichen Heerdes verpflichtet gewesen war. Die Armee hat in Zukunft zu bestehen aus : 1. Der activen Armee und ihrer Reserve, Alle in den Nationalgarde-Listen 2. der Landwehr und ihrer Reserve. geführten , im Alter zwischen dem 19. und 30. Jahre stehenden In dividuen, welche nicht in die active Armee eingereiht wurden, erhalten *) Douaniers, forestiers , pompiers, corps spéciaux organisés en armes. Décret du 2 avril 1875 et circulaires réglant leur organisation militaire, suivis de cadres d'officiers de ces corps, avec des considérations sur leur militarisation ; par Alb . Caise, ancien rédacteur de l'Avenir militaire. In-16, 71 p . 1 fr. **) Bulletin de la Réunion des officiers vom 2. December 1876.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
ihre Eintheilung in der Reserve derselben. Vom 34. bis zum 50. Lebens jahre ist jeder Grieche landwehrpflichtig und zwar dient er vom 31. bis zum 40. Jahre in der activen Landwehr , vom 41. bis zum 50. Lebensjahre in der Landwehr-Reserve. Die Regierung wird ermächtigt , die Reservepflichtigen der activen Armee im Bedarfsfalle zu den Waffen zu rufen, jedoch in der Weiſe, daß die hierdurch eintretende Etatserhöhung ihre normirte Stärke nicht um das Doppelte über schreitet ; die Reservepflichtigen können jedoch nur während 18 Monaten zum Dienste in der activen Armee angehalten werden. Im Mobilmachungsfalle können die Reserven der activen Armee sowohl, als auch die der Landwehr entweder ganz oder theilweise zum Dienste heran gezogen werden. Der Regierung wird außerdem das Recht eingeräumt, Fremden Legionen zu errichten. Diese werden dem Befehle des Griechischen Oberfeld herrn unterstellt und haben den Griechischen Fahneneid abzulegen . Commandeure und Offiziere solcher Legionen werden von der Regierung, die Unteroffiziere von Ersteren ernannt. Grundsätzlich kann kein Ausländer in der Griechischen Armee eine Offiziersstelle bekleiden ; es können jedoch ausländische Offiziere in die Fremden-Legionen nach ihrem Range aufgenommen werden. Im Falle einer feindlichen Invasion wird der Landsturm aufgeboten, in welchen alle Wehrfähigen vor erreichtem 18. und nach überschrittenem 50. Lebens jahre eingereiht werden. Im Falle der Mobilmachung sind vom Militairdienste gesetzlich befreit: die Minister, die Deputirten, der Clerus und die unentbehrlichsten Beamten. Um dem Offiziers- und Unteroffiziers- Mangel im Mobilmachungsfalle zu begegnen , wird das Kriegs - Ministerium ermächtigt , absolvirte Militairschüler, Besizer akademischer Grade, Hörer der Universität und Abiturienten von Gym nasien zu Hülfsoffizieren , Gymnasialſchüler und abſolvirte Normalſchüler aber zu Unteroffizieren zu ernennen. Nach den Berechnungen des Kriegs - Ministeriums wird die Armee auf 200,000 Mann gebracht werden können, von welchen 120,000 Mann auf die active Armee und deren Reserve , 50,000 Mann auf die active Landwehr, 30,000 Mann auf die Landwehr-Reserve entfallen. Zur Aushebung von 120,000 Mann wurde die Regierung autoriſirt , zu Kriegszwecken die Anlage eines Fonds von 50 Millionen Drachmen votirt.
Bericht über das Heerwesen
Großbritanniens .
1876 .
Das Jahr 1876 hat irgend welche bedeutende Veränderungen in dem Heerwesen Großbritanniens nicht zu verzeichnen. Die versuchsweise Ausführung eines Theiles des Mobilmachungsplanes war das einzige militairische Ereigniß von einiger Wichtigkeit, wenn man die Revue der Freiwilligen, welche in Lon don gelegentlich der Rückkehr des Prinzen von Wales aus Ostindien abgehalten wurde, ausnimmt. Lettere war lediglich eine Schaustellung , die eines kriege rischen Werthes entbehrte , aber sie war wichtig als Beweis des anhaltenden
Heerwesen Großbritanniens.
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Enthusiasmus für das Freiwilligenwesen und des vortrefflichen Materials , das in den betreffenden Corps vertreten ist. 34,000 Mann defilirten an jenem Tage vor dem Erben der Krone von England. 34,000 Mann verließen ihre bürgerlichen Beschäftigungen und stellten sich freiwillig und ohne irgend eine Remuneration zu erhalten, unter die strenge militairische Disciplin, um vor dem geliebten Prinzen zu paradiren. In dem Londoner District existiren etwa 28,000 Freiwillige, von denen gegen 22,000 zur Stelle waren. Der Rest von 12,000 kam aus der Umgegend und hatte zum Theil manche Stunde auf der Reise zubringen müſſen, deren Kosten allein von den betreffenden Regimentern bestritten wurden. Wir haben uns zu dieſem Lobe des Englischen Volunteer-Syſtems beſtimmen laffen , weil dies System im Auslande unvollständig gekannt ist und oftmals den Gegenstand von Kritiken bildet , welche vollkommen den Werth und die Zuverlässigkeit des Freiwilligendienstes für den Fall einer Invasion Englands verkennen. Es ist jetzt Thatsache , daß eine Bewegung , welche nach der Mei nung der wärmsten Parteigänger nur von kurzer Dauer sein würde , tiefe Wurzeln in den Herzen des Englischen Volkes gefaßt hat. An Rekruten fehlt es nicht und die letzten Berichte zeigen , daß etwa 174,000 Mann Freiwillige als gute Soldaten zu betrachten sind. Einer solchen sich alljährlich verbessernden Macht, kann man getrost die Vertheidigung des Königreichs sowohl gegen äußere Angreifer wie gegen innere Ruhestörer überlassen. Die stehende Armee und die Miliz wären in solchem Falle für continentale oder transmaritime Verwendung verfügbar, eine Macht von 200,000 Mann, die selbst in der Zeit der Riesen Armeen nicht zu geringſchätzig zu behandeln ist. Freilich ist gegenwärtig die Miliz zu auswärtigem Dienste nicht verpflichtet, aber eine Aenderung in dieſer Beziehung ist in ernste Erwägung gezogen. Sie bietet die einzige Alternative zur Einführung entweder der Conscription oder der allgemeinen Wehrpflicht darbeides Dinge , gegen die sich der freiheitsliebende aber auch die Gesetze achtende Brite bisher noch sträubt. Wir haben oben gesagt , daß die versuchsweise Ausführung eines Theils des Mobilmachungsplanes das einzige militairische Ereigniß des Jahres von einiger Wichtigkeit gewesen sei . Zwar verdient der Plan kaum eine große Beachtung , nicht allein wegen der halben Maßregeln seiner Veranstaltungen, sondern auch in Folge seiner augenscheinlichen Unausführbarkeit. In dem Be richt für 1875 haben wir Seite 149-150 furz die Hauptpunkte des Planes angegeben - die Eintheilung des Landes in Districte und Subdistricte, zu denen regulaire , Miliz- und, wie der Entwerfer sagt, Volunteer-Bataillone ge hören und die Berechnung der Menge von Transport , von Artillerie und von Train, welche zu den Divisionen und Subdivisionen im Kriegsfall gestellt werden muß. Damit hörte der Plan auf und seine versuchsweise theilweise Ausführung wurde mit nicht geringer Verwunderung betrachtet und mit nicht weniger Be stürzung begleitet. Wenn kein anderer Vortheil erreicht worden, so ist es der, daß 2 Generale, 3 Generallieutenants und 16 Generalmajors veranlaßt wurden, sich mit den Forderungen des modernen Militairweſens eingehend zu beschäftigen. Die Ober commandos wurden durch General Sir William Codrington und General Sir Augustus Spencer geführt ; der Erstere commandirte das 2. Armee-Corps mit dem Hauptquartier zu Aldershot , der Lettere das 5. Armee - Corps mit dem Hauptquartier zu Salisbury. Die gewählte Zeit war die zweite Hälfte des Juli und ein unvergleich
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Militairische Jahresberichte für 1876.
liches Wetter bot sich für das Experiment dar. Das Unbewußte machte sich zufolge der Verwendung des Wortes " Experiment" geltend. Was aber versucht wurde, wissen wir nicht ; es sei denn, ob die Reserve-Mannschaften der Einbe rufung zu den Waffen willig folgen würden . Dies thaten sie und kaum 2 Procent fehlten. Die Hauptquartiere der Armee - Corps waren, wie erwähnt , in Aldershot und Salisbury etablirt, während die Diviſionen und Brigaden in den verschiedenen Städten innerhalb des Territorial-Bezirks stationirt waren; die des Corps von Aldershot z. B. in Guildford , Dorking und Horsham. Hier übten sie das Brigade- und Regiments-Exercieren, den Vorposten- und Sicherheitsdienst, so weit es die ungewöhnliche Temperatur gestattete. Jede Brigade wurde durch den commandirenden General des Armee-Corps und durch den Oberbefehlshaber der Armee besichtigt. Am Schluffe der monatlichen Uebung der Miliz-Regimenter, die zum Theil mit großen Kosten aus den entfernteſten Gegenden Irlands und Schottlands herangezogen waren, ging das Mobilmachungs-Erperiment zu Ende, das zwar bezüglich der Concentrirung Erfolge zeigte und den Beweis eines soliden Materials lieferte, aber vollständig der Lehren bezüglich der Beweglichkeit und der taktischen Fähigkeiten der Truppen Ihrer Majeſtät ermangelte. Dies war das einzige militairische Ereigniß von Interesse und Wichtigkeit. Es ist aber unwahrscheinlich, daß die nächsten zwölf Monate ebenso ereignißlos verlaufen werden. So viel steht fest , daß in keiner früheren Periode England so gut zum Kriege vorbereitet war , wie gegenwärtig und daß es daher mit V. Ruhe der Dinge entgegensehen kann, die da kommen werden.
Bericht über das Heerwesen Norwegens.
1876 .
In Norwegen ist 1876 ein neues Wehrpflichtgesetz angenommen worden, wodurch einige, wenn auch nicht sehr wesentliche Veränderungen in den be ſtehenden Heereinrichtungen herbeigeführt sind. Die Stellvertretung, durch welche die Wehrpflichtigen sich vom Dienst in der Linie bisher befreien konnten , ist aufgehoben worden. Die ganze wehrpflichtige diensttüchtige Mannschaft wird für die Linie ansgehoben , während bisher nur jährlich 5400 Mann bei der Linie angestellt wurden, und der Rest, etwa 1500 Mann, nach einer 30tägigen Uebung der Reserve zugeführt wurde. Die Dienstzeit dauert wie bisher 10 Jahre, wovon die drei letzten in der Landwehr ; früher gehörte der 7. Jahrgang der Reserve an. Diese Bezeichnung ist jetzt ganz aufgehoben und die Linie besteht daher aus den ersten sieben Jahrgängen. Bei der Infanterie dauerten die Uebungen für die erste Jahresklasse der Ausgehobenen 66 Tage , wovon 42 Tage auf die eigentliche Rekruten - Ausbildung kamen ; in den 4 folgenden Jahren wurden die Leute dann für 24 Tage zu Repetitions - Uebungen ein berufen. Zu diesem Behuf wurden Uebungs - Bataillone formirt , welche je 80 Mann aus jeder der fünf jüngsten Jahresklaſſen (die Rekruten mit eingerechnet) enthielten, also 400 Mann stark waren. Jetzt dauern die Uebungen der ersten Jahresklasse 80 Tage , wovon 50 Tage zum eigentlichen Rekruten - Unterricht
Heerwesen Norwegens.
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verwendet werden ; daran schließt sich eine 30tägige Bataillons - Uebung , zu welcher die beiden nächſtjüngsten Jahrgänge einberufen werden. Da die Stärke des Bataillons aber in der Regel nicht 752 Mann (Gemeine) übersteigen darf, so werden vom dritten Jahrgang nur so viele Leute eingezogen, daß jene Stärke erreicht wird ; indeffen soll doch immer wenigstens die Hälfte der Mannschaften jenes Jahrgangs einberufen werden . Bei der Artillerie und der Cavallerie ist die Uebungszeit dieselbe geblieben wie bisher, jedoch soll dieselbe bei der Artillerie während der ersten 4 Jahre (früher 5) der Dienstzeit der Wehrpflichtigen ab geschloffen werden und bei der Cavallerie während der ersten 5 Jahre (früher 7). Endlich wäre noch die Bestimmung zu erwähnen, daß die Wehrpflichtigen, welche eine besondere Fachbildung besitzen , von der Heeresleitung auf diejenige Weise und in einer solchen Stellung gebraucht werden können, die ihrer speciellen Aus v. S. bildung entspricht.
Bericht über bas Seerwesen Oesterreich-Ungarns .
1.
1876 .
Allgemeines .
Wie das Jahr vorher , so zwangen auch im Jahre 1876 die kriegerischen Ereignisse in Serbien, Bosnien und der Herzegovina die Oesterreichisch-Ungariſche Monarchie zu Vorsichtsmaßregeln an den Grenzen des Reiches. Die Garnison in Dalmatien wurde auf einen höheren Stand gebracht , um den Cordondienſt bestreiten zu können, und entlang der Save- und Donaugrenze nahm die Divi sion des Feldmarschalllieutenants Grafen Szapàry Aufstellung. Ferner verzeichnet die Chronik des Jahres einen Wechsel in den obersten Armeekreisen, indem der bisherige Reichs-Kriegs-Minister General der Cavallerie Baron Koller von seinem Posten enthoben wurde. An seine Stelle trat der bisherige Präsident des technischen und administrativen Militair-Comités , Feld marschalllieutenant Arthur Graf Bylandt- Rheidt. Der plötzliche Tod des Feld zeugmeisters Freiherrn von John beraubte das vor Kurzem in seiner Selbst ständigkeit wieder hergestellte Generalstabs - Corps ſeines Regenerators , und es wurde der Feldmarschalllieutenant Anton Freiherr von Schönfeld auf den Posten eines Generalstabs-Chefs berufen. Die praktischen Uebungen im Lager bei Bruck an der Leitha sowie die alljährigen Waffenübungen und Herbstmanöver wurden wie gewöhnlich ab gehalten; den Schluß der Nebungen mit gemischten Waffen machte das große Manöver bei Nikolsburg und Feldsberg , bei welchem 2 Armee - Corps betheiligt waren. Erwähnenswerth ist , daß die hierbei eingetheilten 8 Feld= Jäger-Bataillone mit der hinreichenden Anzahl Manöver-Patronen betheilt waren, um den Munitions -Ersatz im Gefechte nach einer ausgegebenen Instruction ver juchsweise durchzuführen. 2. Organisation. Im Laufe des Jahres 1876 wurde im Reichs - Kriegs - Ministerium an Stelle der aufgelösten 10. (Militair-Grenz-) Abtheilung eine neue Geschäfts 7 Militairische Jahresberichte 1876.
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Militairische Jahresberichte für 1876 .
abtheilung errichtet. Derselben wurden alle die Militair - Statistik , sowie die Evidenthaltung der Kriegsausrüstung betreffenden Angelegenheiten zugewiesen. Die militairisch- administrative Eintheilung des Reiches in 16 Militair-Territorial-Bezirke wurde durch die Auflassung des bei der III. Infan terie-Truppen-Division zu Linz bestandenen Militair-Commandos auf 15 herab gesezt, und wurden die Kronländer Ober-Oesterreich und Salzburg in den Admini strationsbezirk des General- Commandos Wien einbegriffen. Dagegen wurde die bisher nicht aufgestellte XXVII . Infanterie - Truppen - Division mit dem Friedens-Stabsorte Krakau aufgestellt. Die Brigaden erhielten an Stelle der bisherigen Bezeichnung als 1. und 2. Brigade der 12. Truppen-Division, fort laufende Nummern. Das Kriegs - Archiv wurde mit dem Generalstabs - Bureau für Kriegs geschichte vereinigt und ist dasselbe nach den erschienenen organischen Bestim mungen nicht nur zur Aufbewahrung , Sammlung und Sichtung der zum Studium des Kriegswesens nöthigen Bücher , Schriften , Karten und Pläne, sondern auch zur Ausführung von kriegsgeschichtlichen Arbeiten bestimmt. Dasselbe gliedert sich in 4 Abtheilungen: 1) Die Abtheilung für Kriegsgeschichte unter persönlicher Leitung des Direc tors des Kriegs -Archivs mit 11 Offizieren. 2) Das Schriften-Archiv mit 1 Stabsoffizier als Vorstand und 6 Offizieren. 3) Das Karten-Archiv mit 1 Stabsoffizier als Vorstand und 5 Offizieren. 4) Die Kriegsbibliothek mit 1 Stabsoffizier als Vorstand und 6 Offizieren. In Perſonal- Angelegenheiten und in wiſſenſchaftlicher Beziehung ist das Kriegs = Archiv dem Generalstabe , in allen übrigen Richtungen dem Reichs Kriegs- Ministerium untergeordnet. Die veröffentlichten organischen Bestimmungen der Militair -In validen-Häuser regeln den Zuzug der invaliden Mannschaft. Es bestehen vier Invalidenhäuser: Wien , mit der Filiale Neu - Lerchenfeld , Prag , Tyrnau und Lemberg. In Tyrnau ist mit dem Invalidenhauſe eine Militair-Jrren Heilanstalt vereinigt. Im Ganzen sind für invalide Offiziere 123 Institutspläge in den Invalidenhäusern ſyſtemiſirt; außerdem werden noch 77 invalide Offiziere mit Inſtitutsplätzen betheilt, ohne daß ihnen die Unterkunft in einem Invaliden hause zugewiesen werden kann. Diese beziehen die Invalidengage und erhalten eine Quartiersbeihilfe. — Von diesen 200 Versorgungsplätzen entfallen 105 auf Hauptleute, 95 auf subalterne Offiziere. Die invaliden Unteroffiziere und Sol daten werden je nach zulänglichkeit des Raumes in den Invalidenhäuſeru untergebracht. Der Verwaltungs -Apparat jämmtlicher Invalidenhäuſer beſteht aus 32 Offizieren, Militair- Geistlichen und Militair-Beamten, ferner aus 43 Mann vom Unteroffizier abwärts . Die neue Bewaffnung und Ausrüstung der Artillerie erheischte einige wesentliche Aenderungen der Organisation , welche jedoch erst allmälig je nach dem Fortschritte in der Ausrüstung der Truppen mit den Hinterladungs Geschützen zur Durchführung gelangen. Der Stand der 13 Feld-Artillerie- Regimenter und der 12 Festungs-Artille rie-Bataillone ist unverändert geblieben. Jedes Regiment besteht im Frieden aus 4 Batterie-Divisionen , deren 1., 2. und 3. je drei schwere Batterien und einen Munitions-Colonnen-Cadre haben ; die 4. Batterie-Diviſion besteht bei acht Regimentern aus 2 schweren und 2 leichten Batterien, bei fünf Regimentern aus 2 leichten und 2 reitenden Batterien, wozu bei allen Regimentern noch ein Ergänzungs - Depot-Cadre ge
Heerwesen Desterreich- Ungarns.
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hört. Die schweren Batterien sind mit 9 cm. Hinterladungs -Kanonen , die leichten und reitenden mit 8 cm. Hinterladungs-Kanonen bewaffnet. Die schweren und leichten Batterien führen 8, die reitenden nur 6 Geschütze sammt Munitions wagen, jedoch sind im Frieden bei Ersteren nur 4 Geschütze bespannt, während bei den reitenden Batterien jederzeit alle Geschütze ihre Bespannung haben. Zur Bedienung sind bei jedem schweren und leichten Geschütz 8 Mann eingetheilt ; die Geschütz-Bedienung bei den reitenden Batterien beträgt pro Geschütz 9 Mann zu Pferde. Die Fahrmannschaft für ein Geschüß sammt Munitionswagen be steht aus 6 Mann. Zu der Bedienungs-Mannſchaft gehört bei jedem Geschütz ein Geschützvormeister mit der Charge eines Corporals. Im Kriege wird die Zahl der Batterien um zwei schwere Reserve-Batterien vermehrt und werden die erforderlichen Munitions-Colonnen ferner, pro Regi ment ein Ergänzungs-Depot, aufgestellt. Diese 15 Batterien werden bei acht Regimentern in 5, bei fünf Regi mentern in 6 Batterie-Divisionen eingetheilt, bei ersteren bestehen ſonach 3 Batterie-Diviſionen aus je 3 schweren 1 Batterien, " 2 leichten " "1 " 1 "! " !! " 4 schweren bei letteren hingegen 3 Batterie-Divisionen aus je 3 schweren 1 "! " " 2 leichten " Batterien. 1 "1 !! "! " 2 reitenden 1 " " " " 2 schweren Die Kriegs-Eintheilung wurde in Diviſions- und Corps-Artillerie beſtimmt und festgesezt, daß die reitenden Batterie-Divisionen selbstverständlich den ſelbſt ständigen Cavallerie-Heereskörpern zugewiesen werden. Die Festungs - Artillerie - Bataillone bestehen im Frieden aus dem Stabe und 6 Compagnien, von denen eine en cadre gesetzt ist. Das Festungs-Artillerie-Bataillon Nr. 9 hat im Frieden drei , die Ba taillone Nr. 11 und 12 haben jedes eine Gebirgs-Batterie mit je 4 Gebirgs Geschüßen von 7 cm. Kaliber. Im Kriege wird die Zahl der Gebirgs -Batterien verdoppelt. Für die Artillerie-Reserve-Anstalten im Kriege wurden entsprechend der Reubewaffnung die organischen Bestimmungen veröffentlicht. Ferner wurden für 9 Festungen schon im Frieden Stabsoffiziere zu Festungs -Artillerie - Directoren ernannt und deren Wirkungskreis festgestellt. Auch das Militair - Bauwesen wurde einer Reform unterzogen und find neue organische Bestimmungen für den Geniestab zur Ausgabe gelangt. Der gesammte Militair-Baudienst wurde dem Geniestabe übertragen und das bisher für die Administration der Bau-Objecte und für deren Instand haltung aufgestellte Militair-Bauverwaltungs-Offizier- Corps aufgelöst, wobei das System der Selbstbewirthschaftung durch die in den verschiedenen Casernen unter gebrachten Truppen und Heeres-Anstalten , welches seit einigen Jahren probe weise bestand, als Norm eingeführt wurde. Abgesehen von der durch diese Reform bedingten Veränderung des Standes im Geniestabe , besteht die wesentlichste Veränderung in der Eintheilung des Reiches in 28 Baubezirke , von denen 14 durch die in befestigten Orten auf gestellten Genie- Directionen und 14 durch die in den Stationsorten der Militair Territorial = - Behörden systemisirten Militair - Baudirectionen geleitet werden. Jedem Baubezirke steht ein Stabsoffizier als Genie- (oder Militair - Bau-) Di 7*
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Militairische Jahresberichte für 1876.
rector mit dem eigens bestimmten Stande von Offizieren, Militair - Bau- Rech nungs-Beamten, Militair-Bau-Werkmeistern und zugetheilten Unteroffizieren oder Gefreiten der Genie- Truppe vor. Bei den 7 General-Commandos und bei den Militair-Commandos zu Innsbruck, Zara und Hermannstadt sind Genie-Chefs als Hilfsorgane der Militair - Territorial - Behörden angestellt , von denen 7 die Generals- Charge bekleiden. Für die Ausführung größerer Befestigungs-Bauten werden fallweise Befestigungs-Bau-Directionen und für die Ausführung großer nicht fortificatoriſcher Militair - Bauten , Militair-Bau-Leitungen zur Aufstellung gelangen. Zur Verrichtung der ökonomischen Kaffen- und Rechnungs - Geſchäfte bestehen Militair-Bau-Beamte und Eleven, ferner für den bautechnischen Hilfs Dienst bei Militair-Bauten und bei Administration der Bau-Objecte Militair Bau-Werkmeister. Letztere sollen einer der Bau - Profeſſionen kundig und im Aufnehmen , Nivelliren und Verfassen kleiner Bau - Elaborate bewandert sein. Zur Bildung eines Reſerveſtandes der Bau-Rechnungs-Beamten wurde die Auf nahme von Einjährig-Freiwilligen mit jährlich beiläufig 5 Procent des normirten Standes bewilligt. Die im Laufe dieſes Jahres erſchienenen organischen Bestimmungen für die Feld- Signal - Abtheilungen enthalten die Verfügung, daß jede solche Abtheilung aus vier Signal- Stationen zuſammengesetzt ist und von 2 Subaltern Offizieren geleitet wird. Jede Signal-Station besteht aus einem Unteroffizier als Signal-Stationsführer , 1 Unteroffizier als Signal - Beobachter und 3 Soldaten als Signalmännern , welche einen completten Signal-Apparat erhalten. Im Frieden werden alljährlich in einem zweckentsprechenden größeren Garniſonsorte der 7 General - Commandos , und der Militair - Commandos zu Hermannſtadt, Innsbruck und Zara je eine Feld- Signal-Abtheilung auf 1 bis 2 Monate auf gestellt , um die nöthige Anzahl geschulter Offiziere und Mannschaft für den Feld - Signaldienst zu erhalten. Die Oberleitung derselben ist in der Regel einem Generalstabs- Offizier anvertraut. Die Evidenthaltung der für diesen Zweig des Dienstes geeigneten Offiziere geschieht sowohl beim Reichs-Kriegs Ministerium als bei den betreffenden Territorial-Behörden ; jene der geeigneten Unteroffiziere und Soldaten nur bei letzteren, und bei den betreffenden Truppen törpern. Der Unterricht erfolgt nach der „Instruction für den Feld- Signaldienst im f. f. Heere" durch den Commandanten der Feld-Signal-Abtheilung . Im Falle einer Mobiliſirung wird die Anzahl und die Eintheilung der Feld-Signal-Abtheilungen vom Reichs-Kriegs-Miniſterium beſtimmt und in der Regel nur solchen Armeekörpern zugewiesen, welche für Operationen im Gebirge ausersehen sind . Diese Abtheilungen gehören zum Stande des Haupt- (Stabs-) Quartiers der Truppen - Diviſionen oder der Armee - Corps ; sie erhalten die nöthige Zahl von Tragthieren und einen Reſerve- Signal-Apparat. Die Mann schaft derselben ist mit einem Pioniersäbel und einem Revolver bewaffnet und hiernach ausgerüstet. Die berittenen Offiziere und die Mannschaft erhalten als Abzeichen eine schwarz - gelbe Armbinde. Während des Marſches iſt die Feld Signal-Abtheilung bei dem zunächst der Tete des Gros eingetheilten Infanterie Truppenkörper ―――― unmittelbar an deſſen lezte Abtheilung anschließend eingetheilt. Auch für feste Plätze kann nach dem Ermessen des Festungs-Commandanten eine Feld- Signal - Abtheilung , welche mit den nöthigen Apparaten durch das Reichs-Kriegs-Ministerium versehen wird, aufgestellt werden. 3. Ausbildung des Heeres. Folgende Vorschriften und Instructionen , welche einerseits den Dienst betrieb, anderseits die Ausbildung des Heeres betreffen, sind erschienen :
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der dritte Theil des Dienstreglements für die Infanterie und Jäger, ferner jener für die Cavallerie, sowie der für die Pioniere enthalten die persönlichen Vorschriften für diese Waffengattungen. -- Die Ausgabe dieſes Theiles für die Artillerie- , Genie , Sanitäts- Truppen und das Militair Fuhrweſens-Corps dürfte im Jahre 1877 erfolgen ; die neue Schießinstruction für Infanterie und Jäger mit einigen auf die Erfahrungen der letzten Jahre und auf die Ausrüstung der Truppen mit dem Werndl-Gewehre M. 1873 gegründeten Aenderungen ; die Instruction für die militairische Aufnahme III. Theil ad ministrative Angelegenheiten betreffend ; das Instructionsbuch für Unteroffiziers- und Mannschafts Schulen der Cavallerie 1., 2. , 3. , 5. u. 6. Heft. die Instruction über jene Pflichten , welche aus dem Wehrgeſetze her vorgehen; die Instruction für das Abkochen im Felde mit den neuen Koch geschirren. Endlich ist eine Neu - Auflage des I. Theiles der Instruction für die Truppenschulen des t. k. Heeres erschienen. Diese enthält als Vorwort die leitenden Grundsätze , dann die Organiſation der bei der Infanterie und Jägertruppe bestehenden Truppenschulen , deren Bestimmungen jedoch auch auf die übrigen Waffengattungen theilweise Bezug haben. Es bestehen demnach Mannschafts- und Unteroffiziers-Schulen zur Ausbildung des präsenten Standes bei den Compagnien; - Mannschafts- und Unteroffiziers - Schulen für besondere Unterrichtszweige , als Pionierdienst , Sanitätsdienst , Fuhrwesens (Train-) Dienst, Feldgendarmerie - Dienst und Feldſignal-Dienst ; dann Schulen zur Heranbildung von Unteroffizieren und von geeigneten Individuen für den Rechnungsdienst , alle diese Fach-Schulen entweder bei den Regimentern oder Bataillonen , theilweise auch bei den Territorial -Behörden . Die Ausbildung der Einjährig - Freiwilligen findet in den einzelnen Garnisonen waffenweise in einer oder in mehreren Abtheilungen statt, und wird in drei Zeitabschnitte eingetheilt; in die erste militairische Ausbildung während 2 Monaten , in die weitere, größtentheils theoretische Ausbildung während 6 Monaten und in die praktische Dienstleistung bei den Truppen während 4 Monaten. Die Prüfungen der Einjährig - Freiwilligen , welche die Ernennung zum Reserve-Offizier anstreben, finden bei den Truppen-Diviſions Commandos statt; dagegen werden die Einjährig-Freiwilligen , welche im Laufe des Jahres wegen ungenügenden Fortganges oder sonstiger Ursachen halber aus den Instructions - Abtheilungen ausgeschieden und zum Truppendienste heran gezogen wurden , bei den Regimentern und Bataillonen commissionel geprüft, cb und für welche Unteroffizierscharge sie geeignet sind. Die wesentlichste Aenderung der Instruction für Truppenschulen betrifft tie instructive Beschäftigung der Offiziere und Cadetten. Hierzu dienen mündliche Vorträge , Uebungen im Kriegsspiel , schriftliche taktische Arbeiten sowohl im Zimmer als im Freien, Fecht- und Schießübungen für alle Offiziere und Cadetten , ferner alljährlich Uebungsreisen in jedem Territorial Bezirke und Infanterie-Equitationen in den hierfür bestimmten Garnisonen für einzelne dazu commandirte Offiziere und Cadetten. Die Detaillirung dieser Bestimmungen überschreitet den Rahmen dieses Jahresberichtes ; in eine Be urtheilung der Erfolge einzugehen, ist bei der Neuheit der Sache nicht möglich,
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• jedoch kann die Erwartung ausgesprochen werden, daß die vorwiegend auf die Weckung des praktischen Sinnes abzielende Methode des Unterrichtes bei richtiger Durchführung dazu dienen wird , das Gelernte lebendig zu gestalten und die Offiziere für den Ernstfall entsprechend vorzubereiten. 4. Militair - Bildungsanstalten und Cadetten - Schulen . Durch die Verfügung , daß sämmtliche Militair - Bildungsanstalten und Cadettenschulen - mithin alle den Offiziers - Ersatz des Heeres betreffende An gelegenheiten einheitlich geleitet werden und durch die schon zu Ende des Jahres 1874 erfolgte Ernennung des nunmehrigen Obersten im Generalstabe Adolf von Wurmb zum Vorstand der 6. Abtheilung des Reichs-Kriegs-Miniſteriums ist ein entschiedener Schritt zur Verbesserung im Unterrichtswesen der Armee geschehen, und es wurde auf dieſem Felde eine besondere Rührigkeit entwickelt. Bei reiflicher Betrachtung der eigenartigen Verhältnisse des Reiches und nach Erwägung des jährlich sich ergebenden Bedarfes hatte sich die Kriegsverwaltung schon im Jahre 1874 dafür entschieden , daß den Militair - Bildungsanſtalten der Lehrplan der Realschulen zu Grunde gelegt werde. Es wurde fonach das Militair- Unter-Erziehungshaus zu Günz in Ungarn und das Militair-Collegium zu St. Pölten in Nieder-Oesterreich jedes in eine Militair-Unter-Realschule mit dem Stande von 200 Zöglingen, ferner die militair-technische Schule zu Weiß kirchen in Mähren in eine Militair-Ober-Realschule mit dem Stande von 450 3öglingen umgewandelt und die Verleihung von Militair - Stipendien an die Söhne der Angehörigen des Heeres behufs leichterer Erziehung der Knaben im Elternhause eingestellt. Diese lettere Maßregel wurde dadurch begründet, daß bei dem polyglotten Unterrichtssysteme der Civil- Mittelschulen der Ueber tritt für Schüler, welche in der Böhmischen, Polnischen, Ungarischen, Kroatiſchen, Slovenischen oder Italienischen Unterrichtssprache herangebildet worden sind, nicht nur mit Schwierigkeiten verbunden ist, weil die Militair-Bildungsanstalten ihrer Wesenheit nach die Deutsche Sprache als die Heeressprache cultiviren müssen, sondern auch weil das Maß der Kenntnisse , welches die Aspiranten aus den gleichen Klaſſen verschiedener Schulen mitgebracht hatten, nahezu einen Vergleich nicht gestattete. Der Cursus dauert in den Militair - Unter - Realschulen vier , - in der Militair - Ober-Realschule drei Jahre. Nach Absolvirung dieser letteren tritt der Zögling in eine der beiden Militair-Akademien über, deren eine zu Wiener Neustadt für die Infanterie , Jäger und Cavallerie- Truppen mit dem Stande von 400 Zöglingen ; die zweite , die technische Militair - Akademie zu Wien für die Artillerie , Genie- und Pionier - Truppen mit dem Stande von 280 3ög lingen besteht. Die Akademien haben gegenwärtig noch 4 Jahrgänge und ist der Lehrplan derselben bis auf die Auflaffung der Lateinischen Sprache unt der Lehrgegenstände „National-Dekonomie und Verwaltungskunde" in der Militair -Akademie zu Wiener Neustadt beinahe unverändert geblieben , weil die Organiſationsänderungen in einem Erziehungs- und Bildungssysteme natur gemäß nur von unten hinauf ſtufenweise durchgeführt werden können. steht jedoch die Absicht , den Cursus der Militair - Akademien auf drei Jahre herabzusetzen und einen Theil der daselbst gegenwärtig noch vorgetragenen Lehr gegenstände in die Militair-Ober-Realschule zu übertragen. Zur Durchführung dieser Maßregel ist jedoch vor Allem geboten , eine zweite Militair-Ober-Real schule und eine dritte Militair-Unter-Realschule zu errichten, um hierdurch einen gleichförmig gebildeten Nachwuchs zu erlangen.
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Es stellt sich sonach das Bild der vielleicht schon im Jahre 1877 bestehenden Militair-Bildungs-Anstalten, wie folgt, dar : 50-600 drei Militair-Unter-Realschulen à 200 3öglinge per Jahrgang . zwei Militair-Ober-Realschuleu à 300 3öglinge per Jahrgang • • 100-600 dieMil.-Akademie zu Wiener Neustadt mit 300 Zöglingen per Jahrgang 100-300 die technische Mil. -Akademie zu Wien mit 240 Zöglingen per Jahrgang 60 = 240 Zöglingen ; im Ganzen 1740 Zöglinge , von deuen 160 jährlich als Offiziere in das k. k. Heer treten. Die Civil-Realschulen Oesterreichs - Ungarns haben bekanntlich 7 Klaſſen oder Jahrgänge ; diese Eintheilung sowie das hauptsächliche des Lehrplanes wurde auch auf die Militair-Realschulen übertragen. Bezüglich des Lehrplanes der Militair-Unter-Realschulen wird bemerkt, daß, obgleich derselbe mit jenem der vier unteren Klaffen einer Civil-Realschule nahezu übereinstimmt , dennoch die Anforderungen größer sind , als in den Civil-Schulen. Als Grundsatz gilt im Allgemeinen , daß ein jeder einzelne Zögling das Lehrziel erreicht haben müſſe, um in den nächſt höheren Jahrgang aufzusteigen. Hierbei wurde aufgestellt , daß in den Militair-Unter-Realschulen der Unterricht in den Sprachen auf Grundlage und in steter Vergleichung zur Deutschen Sprache geschehe , und daß mit besonderer Rücksicht auf das bildende Moment des Sprachunterrichtes der edle Geschmack der Zöglinge in literariſchen Dingen geweckt werde. Die beschreibenden Wissenschaften : Geographie, Geschichte , Physik und Chemie , sollen zu einem einheitlichen Gesammtbilde der Natur führen und mit dem Studium der Sprachen vereint das humanistische Studium bilden. Die mathematischen Fächer sind nach dem Lehrplane bestimmt, auf die Kräftigung der Urtheilsfähigkeit einzuwirken und durch Anwendung auf den Gebieten der beschreibenden Wissenschaften diese zu erläutern und zu be festigen. Der Zeichnen-Unterricht hat die Aufgabe, das Anschauungsvermögen zu entwickeln und den Sinn für das Angemessene in allen technischen Fächern, Die sowie für das Schöne in allen seinen Darstellungen zu bilden. militairischen und körperlichen Uebungen dienen zur Vorbereitung für den Soldatenberuf , sie werden spielend begonnen und sollen die Anforderungen nur allmälig gesteigert werden ; sie dürfen nur applicatoriſch geleitet werden , damit die Zöglinge von dem Wesen ihres künftigen Berufes richtige Vorstellungen erlangen , damit später der Unterricht in den Militair-Akademien ohne weitere Erörterung der Elemente fortgesetzt werden kann. Im Allgemeinen soll der Unterricht in den Militair-Unter-Realschulen überwiegend anschaulich und in ductiv sein, damit der Zögling mit den wichtigsten Elementen der Wissenschaften bekannt und vertraut werde. Hingegen verlangt der Lehrplan für die Militair-Ober-Realschule eine systematische eingehendere Behandlung der Lehrstoffe und wird der Unterricht mehr deductiv abgehalten. Die Zeiteintheilung ist derart geregelt, daß graphischen Unterrichtsgegenstände 32 in den in der Militair - Ober- Realschule 36
auf die theoretischen und
Stunden wöchentlich
auf die militairischen Uebungen in den Militair-Unter-Realschulen 3-6 Stunden wöchentlich in der Militair-Ober-Realschule 5-8 endlich auf die besonderen Geschicklichkeiten (Musik und Tanzen) je 2-3 Stunden wöchentlich entfallen.
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In der Militair-Ober-Realschule entfällt ein besonderer Religionsunterricht, jedoch werden an jedem Sonntage Vorlesungen über religiöse Thema's abge halten , wobei selbstverständlich Vorsorge getroffen wurde , daß jeder Zögling seinem Glaubensbekenntniſſe nach die gottesdienstlichen Uebungen machen könne. Die Maximal-Ziffer der alljährlich aus den beiden Akademien als Offiziere in das k. k. Heer austretenden Zöglinge, welche diesen 11- beziehungsweise 10jährigen Curs durchgemacht haben, ist 160. Diese Zahl genügt aber nicht, um den natür lichen Abgang in den Waffengattungen zu decken. Die aus den Akademien er nannten Offiziere sollen auch nur den Nachwuchs für den Generalſtab und für die höhere besondere Verwendung in den Special-Waffen bilden. Zur Gewinnung der nöthigen Anzahl einheitlich gebildeter Öffiziere sind die Cadetten - Schulen bestimmt. Cadettenschulen haben früher bei jedem Regimente unter Leitung des Re giments - Commandanten , bestanden , ohne daß die Heeresverwaltung auf deren einheitliche Leitung . irgend einen Einfluß ausgeübt hätte, da die Ernennung der Offiziere zu den Rechten der Regiments-Inhaber gehörte. Die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, so wie die Begünstigung der Zuerkennung des einjährig - freiwilligen Dienstes an Jünglinge von wiſſenſchaft licher Bildung , führte hier einen gründlichen Umschwung der Verhältniſſe ein, und nach mancherlei Versuchen in dieser Richtung schritt man zur Aufstellung stabiler Cadetten - Schulen nach einem einheitlichen Plane , welcher zwar noch nicht vollständig durchgeführt ist, aber durch die energiſche Anstrengung der Organe der Heeresverwaltung in kurzer Zeit vollendet werden dürfte. Die hier maß gebenden Factoren, Schaffung der Räumlichkeiten, Schulung des Lehrperſonales, Regelung des Zuzuges der Schüler waren bei der Etablirung der Cadetten schulen maßgebend. Mit Schluß des Jahres 1876 bestehen a) 8 definitive Cadettenschulen und zwar zu Wien " Prag jede mit 4 Jahrgängen und 400 Frequentanten = 1200 " Budapest 240 " Lobczow " 4 " " 240 " "1 Preßburg und 200 4 400 " " " "1 Hermannstadt 170 170 " Liebenau bei Graz "1 4 ?? " ?? 4 130 "! Triest " "? 130 b) 6 provisorische Cadettenschulen und zwar: 200 zu Lemberg mit 4 Jahrgängen und 200 Frequentanten 170 " Agram " 4 " " 170 "1 160 160 " Brünn " 4 " " " " Innsbruck 300 " Kaschau "1 4 " " 100 " "! Temesvar
c) 7 Vorbereitungsschulen mit 2 Jahrgängen und zwar: zu Belovár mit 120 Frequentanten **** " Ollmütz 80 = ?? "1 " Laibach 70 " Thurn (Croatien) " " 60 " Linz " "! " Effegg 50 " " " Stocac
120 160 70 60 100
zusammen 3480
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Frequentanten vom Stande der Fußtruppen, der Cavallerie, des Militair-Fuhr wesens-Corps und der Sanitätstruppen (jedoch ohne technische Truppen). In Wien , Prag , Budapest und Lemberg sind mit den Cadettenſchulen Cavallerie-Abtheilungen für die den Cavallerie-Regimentern und dem Militair Fuhrwesens- Corps angehörenden Frequentanten vereinigt. Außerdem bestehen : d) die Artillerie- Cadettenschule zu Wien mit 4 Jahr 480 Frequentanten gängen und . . e) die Pionier-Cadettenſchule zu Hainburg mit 4 Jahr 150 " gängen und .. f) die Genie-Cadettenschule zu Wien mit 2 (den höheren) " Jahrgängen und einem Vorbereitungs - Curfus mit 80 daher im Ganzen 4190 " in den Cadettenschulen sich befinden. Um die Organisation dieser Cadettenschulen zu skizziren , sei erwähnt, daß bei der einstweilen provisorischen Feststellung des Lehrplanes wesentlich der verschiedenartige Grad der Vorbildung der Frequentanten maßgebend war. Das Ziel dieser Schulen ist die Heranbildung einer hinreichenden Zahl von Fre quentanten , welche nach Absolvirung des Curſus zu Cadetten ernannt werden und dann zu ihren Regimentern (Bataillonen , Corps) einrücken , wo sie , nach abgelegter praktischer Erprobung zu Offiziers - Stellvertretern und später zu Offizieren ernannt werden. Mit der Oberleitung dieser Schulen sind die General (Militair-) Com mandanten , in deren Bereich dieſelben aufgestellt sind , betraut , jedoch können dieselben diese Pflicht einem anderen General übertragen. Das Commando der Cadettenschulen führt je nach der Stärke des Frequentanten-Standes ein Major oder Hauptmann ; die noch bestehenden Vorbereitungsschulen sind Hauptleuten oder Oberlieutenants übertragen. Die Lehrer sind , so wie die Commandanten dem Stande der Truppen entnommen , ihre Zahl ist für jede Schule besonders festgestellt und beträgt mit Inbegriff der Commandanten 209 Offiziere, so daß auf 20 Frequentanten 1 Lehrer entfällt. Die Frequentanten theilen sich in Truppen - Eleven , welche im Alter vom 14. bis zur Vollendung des 17. Lebensjahres stehen und in Frequentanten des Soldatenstandes vom 17. Lebensjahre angefangen ; ersteren ist der Eintritt in den 1. oder 2. Jahrgang je nach dem Grade der Vorbildung , letzteren ſelbſt in den 3. Jahrgang nach abgelegter Aufnahmsprüfung gestattet. Die Frequen tanten find casernenmäßig untergebracht , stehen im Bezuge ihrer Löhnung, Menage und Brødgebühr, erhalten jedoch Aufbesserungen zur Menage und halb weißes Brod. Seit Beginn des Jahres 1877 ist denselben eine besondere Adjustirung und als Abzeichen eine schmale Goldborte am Aermel oberhalb des Aufschlages bewilligt worden. Die Frequentanten der Infanterie-, der Jäger und der Sanitätstruppe tragen die Montirung des den Namen des Kaisers und Königs führenden Infanterie-Regimentes Nr. 1 , jene der gesammten Cavallerie und des Militair- Fuhrweſens - Corps die Montirung des Kaiser Franz Josef Hujaren-Regimentes Nr. 1 mit einigen kleinen Veränderungen. Die Frequen tanten der Artillerie- , Genie- und Pionier-Cadettenschule sind gleich den betreffen den Waffengattungen adjuſtirt. Der Lehrplan der Cadettenschulen ist noch nicht definitiv festgestellt, dürfte jedoch im Jahre 1877 erscheinen ; die zwei Jahrgänge der noch bestehenden 7 Vorbereitungsschulen werden als der 1. und 2. Jahrgang einer Cadetten
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schule betrachtet. Im Allgemeinen find theoretische , allgemein wissenschaftliche Unterrichtsgegenstände , und zwar : deutsche Sprache und Styl , eine National sprache, Geographie, Geschichte, Physik, Chemie, Mechanik, Arithmetik, Algebra und Geometrie , beiläufig in jenem Umfange wie an einer Civil - Realschule normirt. Die militairischen Gegenstände sind : Terrainlehre und praktiſche Meß kunst , Waffenlehre , Heeres - Organiſation und Administration , die Reglements, Taktik , Pionierdienst , Feld- und beständige Befestigung und Militair - Straf gesetze. Von graphischen Fächern wird Schönſchreiben und Situationszeichnen betrieben. Die Cadettenschulen der Specialwaffen (Artillerie, Genie und Pioniere) dehnen selbstverständlich ihren Lehrplan nach den Bedürfnissen ihrer Waffen gattung aus und nehmen die betreffenden Fachgegenstände in denselben auf.
5. Militair- Fachbildungs - Anstalten. Der seit 7 Jahren bestehende Central-Infanterie-Curs , in welchen Infan terie = Hauptleute zur Vervollkommnung ihrer theoretischen Kenntnisse auf die Dauer eines Jahres commandirt wurden, erlitt in Folge des größeren Bedarfes an Stabsoffizieren im Jahre 1876 eine Umwandlung und erhielt bei gleicher Bestimmung den Namen „ Stabs - Offizier- Curs. " Er wurde auf die Haupt leute der Infanterie und Jäger, sowie der Pioniere, ferner auf die Rittmeister der Cavallerie ausgedehnt , seine Dauer jedoch auf 5 Monate eingeschränkt. Hierdurch ergab sich eine Modification des Lehrplans, welche darin besteht, daß die Taktik und die Grundzüge der Strategie die Hauptgegenstände sind, dagegen die Vorträge über Terrainlehre, Heeres - Organisation, Waffenlehre und Pionier dienst, sowie Befestigungskunst wesentlich nur als Hilfsdisciplinen betrachtet werden. Außerdem werden die Militair - Strafgesetze erläutert und durch ent sprechende Uebungen die nöthigen Kenntnisse im Pferdewesen sowie das prak tische Reiten vervollkommnet. Eine allgemeine mündliche Schlußprüfung mit sämmtlichen Frequen tanten, deren Zahl gegenwärtig 90 beträgt, findet nicht statt, sondern es werden die Classificationen der Lehrer aus den einzelnen Gegenständen auf Grund der während des Curses gelieferten Arbeiten und der mit den Frequentanten abge haltenen Colloquien durch den Commandanten und sämmtliche Lehrer gemeinsam berathen, und der Gesammterfolg als " entsprechend " oder als „ nicht entsprechend" festgestellt. Dennoch findet durch eine am Schluffe des Curſus zuſammen tretende Commission , bestehend aus einem General als Präses und einigen Stabsoffizieren der Truppen , eine Beurtheilung der Frequentanten hinſichtlich ihrer theoretischen Eignung zum Stabsoffizier statt. Vor dieser Commission haben die Frequentanten an 2 Tagen 2 schriftliche Thema's aus den 2 Hauptgegenständen auszuarbeiten ; Hauptleute des Pionier - Regimentes erhalten überdies eine in ihr Fach einschlagende Aufgabe , deren schriftliche Lösung von dem Commandanten dieses Regiments beurtheilt wird. Diese Commission bestimmt ferner nach Durchsicht der Prüfungs - Arbeiten den Gesammterfolg jener Frequentanten , über welche von Seite der Lehrer. Conferenz kein einstimmiger Beſchluß vorgelegt wurde ; wobei es ihr gestattet ift, die betreffenden Hauptleute oder Rittmeister mündlich oder schriftlich zu prüfen , um sich ein genaues Urtheil über deren Befähigung zu bilden. Der Stabsoffizier Curs beginnt am 1. Mai und 1. November jeden Jahres und endet am 10. October , beziehungsweise am 10. April. Sobald eine hinläng liche Zahl geprüfter Stabsoffiziers - Aspiranten vorhanden sein wird, geschieht nur einmal des Jahres die Einberufung. Die übrigen Bestimmungen des bestan
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denen Central - Infanterie- Cursus wurden mit geringen Abänderungen festge halten. In den übrigen Fach - Bildungs - Anſtalten , als : Kriegsschule , die beiden höheren Curse für Artillerie und Genie-Offiziere, dem Militair-Reitlehrer-, dem Thierarznei-Institute , dem Vorbereitungs - Curse für Stabs-Offiziers -Aspiranten der Artillerie und dem militair-ärztlichen Curse ergaben sich keine Veränderungen.
6. Bewaffnung. Die Bewaffnung der Infanterie , Jäger und Cavallerie mit den Hand feuerwaffen System Werndl ist gänzlich durchgeführt und wird das Gewehr „Modell 1873 " , über welches eine Instruction erschienen ist, nach und nach an alle Truppen zur Ausgabe gelangen ; hinsichtlich der Handfeuerwaffen wird nur noch bemerkt , daß Versuche mit einer neuen Patrone mit schwererem Geschosse und größerer Pulverladung im Zuge sind , welche jedoch noch nicht als abge schloffen betrachtet werden können. Was die Stahlbronce - Geschüße betrifft, so sind bis jetzt vier Artillerie Regimenter mit denselben betheilt. Die Ausrüstung der Feld =- Artillerie wird durch die theilweise Erzeugung der Laffeten und der Munitionswagen durch die Privat-Industrie beschleunigt , während die in äußerster Thätigkeit angespannten bedeutenden Arbeitskräfte des t. f. Arsenals die Geschützrohre vollenden , deren volle Zahl bald erreicht sein dürfte. Auch für den Gebirgskrieg wurde die Fertigung von Gebirgskanonen nach dem neuen Hinterladungs - Systeme beschlossen ; diese Geschütze erhalten 7 cm. Kaliber und werden auf Tragthieren fortgebracht. Von dem alten Geschützmaterial (Bronce = Vorderlader) sollen die 8 und 10 cm. gezogenen Kanonen in den Festungen ihre Verwendung finden ; wäh rend die alten unbrauchbaren Geſchüße aus den Befestigungen zum Einſchmelzen eingezogen werden. Se. Majestät der Kaiser und König haben am Jahresſchluſſe die um die Neubewaffnung der Artillerie verdienten Generale, Stabs- und Oberoffiziere, ſo wie das technische Personal des k. k. Arsenals durch Verleihung mehrerer Ordensdecorationen ausgezeichnet und dem raſtlos thätigen General =- Inſpecteur der Artillerie Sr. k. Hoheit Erzherzog Wilhelm die Allerhöchste Anerkennung in Betreff der Leistungen der Artillerie-Waffe auszusprechen geruht. 7.
Bekleidung und Ausrüftung.
In dieser Beziehung sind im Laufe des Jahres 1876 nennenswerthe Ver änderungen kaum eingetreten. Die Ulanen erhielten anstatt der als unzweck mäßig und unschön erkannten Tatarkas mit Pelzverbrämung wieder eine Czapka ――――― nach neuem Muster. Die Truppenrechnungsführer, welche bei der 1869 er folgten Organisation den Offiziers - Charakter und die Uniform jenes Truppen körpers erhalten hatten, bei welchem sie jeweilig eingetheilt waren, wurden nun gleichmäßig uniformirt und erhielten einen dunkelgrünen Waffenrock mit blauem Kragen und Aufschlage , graue Pantalons und dreieckige Hüte mit Federbusch von Hahnenfedern. 8. Administration. Noch vor dem Schluffe des Jahres 1875 erschien das in der Armee sehn lichst erwartete Geset betreffend die Militairversorgung der Personen des t. f. Heeres , der Kriegs-Marine und der Landwehren beider Reichshälften.
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-Da die Bestimmungen dieses Gesetzes das Intereſſe aller Militairs auf das Lebendigste berühren , so sei hier der wesentlichsten Punkte desselben gedacht, wobei im Voraus bemerkt werden muß, daß die Neubemessung der Ruhegehälter nur für die Offiziere und Militair-Beamte rückwirkende Kraft hat, welche noch während der Activität die gegenwärtigen Gagen bezogen haben , daher alle die Personen, welche vor dem 1. Januar 1870 in den Ruhestand getreten ſind, an der Verbesserung des Ruhegehaltes keinen Antheil nehmen , sondern nach wie vor im Genusse der nach dem Normale vom Jahre 1855 bemessenen Pension verbleiben. Eine Regulirung der Ruhegehälter erschien in Folge der durch das neue Wehrgesetz geschaffenen Verhältnisse , sowie mit Rücksicht auf die neubemeſſenen Gagen nothwendig und es wurden hierbei folgende Grundsätze aufgestellt : Die Versorgung der Militairpersonen erfolgt durch Verleihung von bleibenden oder zeitlichen Pensionen, sowie durch Betheilung mit einer Verwundungszulage oder durch Aufnahme in ein Invalidenhaus, beziehungsweise durch Verleihung eines Invalidenhaus-Verſorgungsplatzes bei freier Wahl des Aufenthaltsortes. Alle Offiziere, Militair- Geistliche und Militair-Beamte haben nach vollstreckter zehn jähriger Dienstzeit Anspruch auf eine bleibende Pension in dem Falle , daß sie für fernere Militairdienſte körperlich nicht geeignet sind. Nur wenn dieſelben das 60. Lebensjahr zurückgelegt haben , oder wenn sie eine Dienstzeit von 40 Jahren nachweisen , sind sie von der Constatirung der Dienstesuntauglichkeit befreit. Diese jährliche Penſion wird nach der vollstreckten Dienstzeit derart bemessen, daß nach 10 Dienstjahren ein Drittel , nach vollendetem 15. Dienst jahre drei Achtel der zuletzt bezogenen Gage als Pension entfallen ; vom 16. Dienstjahre angefangen , wird für jedes weitere Dienstjahr 2½ Procent der Gage zugerechnet , so daß sich nach 40 Dienstjahren die volle Activitätsgage als höchster Pensionssatz ergiebt. --- Als Minimal-Betrag der Pension wurden 300 fl. jährlich festgesetzt. - Auch werden die Alterszulagen einiger Chargen bei Bemessung der Pension der Gage zugerechnet, wenn der Betreffende während zwei Jahren diese Zulage bezogen hat. Vor vollendetem 10. Dienstjahre wird die Pension nur in Ausnahmefällen bleibend zuerkannt , wozu die Verwundung vor dem Feinde sowie eine schwere Verletzung im Dienste, Geistesstörung, Er blindung oder gänzliche Erwerbsunfähigkeit gehören. In diesen Fällen er langen auch Militairpersonen vom Reservestande, und Offiziere außer Dienst den Anspruch auf die Militair-Versorgung, wenn sie nicht durch ihre sonstige Stellung als Civil-Staats-Beamte bereits versorgt sein sollten. Zu der anrechnungsfähigen Dienstzeit werden zugerechnet , für jeden ganz oder theilweise mitgemachten Feldzug ein volles Jahr ; für jedes als Profeffor oder Lehrer in Militair - Bildungsanstalten zugebrachte volle Jahr vier Monate, desgleichen für jedes bei der Mappirung und bei der Triangulirung zurückgelegte Jahr, sowie für Offiziere und Beamte der Kriegs -Marine für jedes im Frieden auf einem Kriegsfahrzeuge als Einſchiffungszeit sich ergebende volle Jahr gleich falls vier Monate. Dagegen wird die im Urlauberstande , in der Reserve , in dem Verhältnisse außer Dienst oder im nicht activen Stande der Landwehren, sowie die im Ruhestande zugebrachte Zeit, nicht angerechnet , wobei nur für Offiziere des Ruhestandes, welche durch ein volles Jahr die Dienste eines Lehrers an einer Cadettenschule versehen haben, eine Ausnahme gemacht ist. Alle Personen des Ruhestandes können gegen Erhalt einer Abfertigung, welche in der Höhe des zweijährigen Betrages ihrer Pension bemessen wird, bei Ablegung des Militair- Charakters auf den Fortbezug der Pension verzichten,
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wenn festgestellt wird , daß die Gesundheitsumstände derselben eine noch zwei jährige Lebensdauer erwarten laſſen. Bei Verwundungen vor dem Feinde , oder im Frieden bei schweren in Ausübung des Dienstes erhaltenen Verletzungen , tritt zur Pension noch die Verwundungszulage , welche je nach dem Grade der Verstümmelung mit 200, 400 und 900 fl. jährlich ohne Unterschied der Charge bemessen ist, und welche weder im gerichtlichen noch im außergerichtlichen Wege mit Execution oder mit Verbot belegt werden darf. Die in Invalidenhäuſer aufgenommenen dienſtesuntauglichen Offiziere, ſowie diejenigen , denen ein derartiger Versorgungsplatz mit freier Wahl des Aufent halts verliehen wurde, beziehen statt der Pension eine Invaliden - Gage , welche mit 90 Procent ihrer zuletzt bezogenen Gage bemeſſen ist , außerdem die Ver wundungszulage. Erstere haben überdies noch die freie Unterkunft, lettere eine Quartiersbeihilfe. Nach ähnlichen Grundzügen wurde die Versorgung der invaliden Unter offiziere und Soldaten geregelt. Die Invaliden-Pension wird nach der Charge und nach der zurückgelegten Dienstzeit bemessen und beträgt der niedrigste Sah der untersten Soldklasse nach 10 Jahren 36, nach 30 Dienstjahren 78 Gulden jährlich; beim Feldwebel und den gleichgestellten Chargen 84 bis 182 Gulden, beim Offiziers-Stellvertreter 108 bis 234 Gulden jährlich. Die Invaliden-Löhnung der in den Invalidenhäusern untergebrachten Unter offiziere und Soldaten beträgt außer der selbstverständlich gebührenden Unterkunft und Kost nach den Chargegraden 5 bis 35 Kreuzer täglich. Die Verwun dungszulagen für die Mannschaft beziffern sich ohne Unterschied der Charge je nach dem Grade der Verwundung auf 48 , 96 und 144 Gulden jährlich. Cadetten, welche vor dem Feinde dienſtuntauglich werden, genießen die Ruhegehalte eines Lieutenants. ― Auch wurde in diesem Gesetze für die Versorgung der geisteskranken Personen des k. k. Heeres Fürsorge getroffen. Im Zusammenhange mit dem Versorgungs - Gesetze steht eine neue Vor schrift zur Superarbitrirung der Personen des k. k. Heeres , durch welche die Art und Weise festgesetzt wird , in welcher die comissionelle Unter suchung jener Personen ſtattzufinden hat, welche wegen vorhandener körperlicher Gebrechen selbst um die Versetzung in den Ruhestand anſuchen oder von ihren Vorgesetzten , welche deren Dienstestauglichkeit in Zweifel ziehen , hierzu bean tragt werden.
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Gesundheitspflege.
Durch eine im populären Styl gehaltene Instruction über den Un terricht in der Gesundheitspfege wurde einem längst gefühlten Bedürfniſſe abgeholfen, und wird dieselbe dazu dienen unter der Mannschaft richtige An schauungen über diesen wichtigen Gegenstand zu verbreiten . Ein zweites in diesem Jahre erschienene Dienstbuch enthält eine leicht auszuführende Methode zur Untersuchung des Genußwassers . Um über die Ursachen der in einzelnen Garnisonen zeitweise entstehenden epidemischen Krankheiten Studien zu machen, sowie in Ergänzung des meteoro logischen Beobachtungs - Netzes des Reiches wurden in verſchiedenen Garniſonen Beobachtungen eingeleitet, und zu diesem Behuse 8 meteorologische Beobachtungs - Stationen (Trient , Cattaro , Josef stadt, Olmüß, Kaſchau, Karlsburg, Eſſeg und Peterwardein), ferner 6 Beobachtungs- Stationen für die Temperatur der fließenden Gewässer,
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14 solche zur Aufzeichnung der Temperatur der Brunnen, 41 Beobachtungs- Stationen zur Messung des Grundwassers und 33 solche zur Messung der Wasserhöhe der Flüsse etablirt und mit den er forderlichen Apparaten versehen. Diese Beobachtungen werden mit geringen Ausnahmen von Militair Personen angestellt und werden deren Ergebnisse bei Vergleichung der von der k. k. meteorologischen Reichs - Anstalt gelieferten Daten für Militair - Sanitäts zwecke verwerthet werden.
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Budget.
Das für das Jahr 1876 bewilligte Heeres-Budget betrug nach den einzelnen Titeln, wie folgt : Gulden öst. W. 469,512 1. Central-Leitung · 2. Territorial- und Local-Militair-Behörden 431,467 842,022 3. Militair-Intendanz und Fachcontrole 154,116 4. Militair-Seelsorge . 267,947 5. Militair-Justizverwaltung 6. Höhere Commandos und Stäbe 1,529,572 22,082,729 7. Truppenkörper und allgemeine Truppenauslagen 1,101,473 8. Militair-Bildungs-Anstalten 9. Technisches und administratives Militair-Comité 184,687 541,679 10. Militair-Verpflegungs-Magazin 34,453 11. Militair-Betten-Magazin 119,500 12. Montirungs-Verwaltungs-Anstalten 13. Technische Artillerie 2,745,280 106,500 14. Fuhrwesen-Material-Depots 32,000 15. Pionier-Zeugs - Material 16. Genie- und Militair-Bau-Directionen 2,125,351 346,277 17. Militair-geographisches Institut . 18. Militair-Sanitätswesen 3,095,242 10,000,000 19. Versorgungswesen 61,435 20. Militair-Straf-Anstalten 21. Verschiedene Ausgaben 303,000 22. Naturalien-Verpflegung 16,077,036 23. Mannschafts -Kost 12,871,974 8,340,620 24. Montirungs- und Bettenwesen 25. Unterkunfts -Auslagen 4,461,165 26. Remontirung 1,429,448 1,900,000 27. Unteroffizier-Dienstprämien
zusammen
91,658,485
Hiervon die Deckung durch: a) die eigenen Einnahmen der Heeres-Verwaltung b) Für die Erträgnisse der in der Verwaltung des Reichs 1:3 Finanz- Ministeriums stehenden Fonds der Heeres - Verwaltung .
Gulden öst. W. 2,911,400
1,518,111 4,429,511 Summa des Abzuges Verbleiben 87,228,974 Das außerordentliche Erforderniß für das Jahr 1876 wurde von den Ver
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Heerwesen Desterreich-Ungarns.
tretungskörpern des Reiches mit 13,093,300 Gulden bewilligt und enthielt die Detailſumme von 8,500,000 Gulden als 1. Rate zur Beschaffung des neuen Feld - Artillerie - Materials , so wie 2,050,000 Gulden zur Beschaffung von 50,000 Stück Infanterie- und Jäger- Gewehren ; der Rest vertheilte sich auf die Anschaffung von Feldtelegraphen-Material, von Küstengeschützen, Lagerzelten, neuen Maßen und Gewichten nach dem metriſchen Syſteme, verschiedenen Druck werken und Lehrmitteln für drei Cadetten- Schulen , sowie auf die Herstellung verschiedener Bauten und auf den Ankauf und die Herstellung von Schieß- und Uebungsplätzen ; ferner auf die Herstellung von Kartenwerken durch das militair geographische Institut ; endlich auf die Gebühren der in Folge der durchgeführten Heeres-Reorganisation, der Auflösung der Militair- Grenze als überzählig ent fallenen Personen. Rechnet man zu obigen Summen noch die Auslagen der beiden Land wehren hinzu, welche in den im Reichsrathe vertretenen Ländern 8,407,677 und in den Ländern der Ungarischen Krone 6,626,600 Gulden betrugen, so ergiebt sich für die bewaffnete Landmacht des Reiches eine Gesammt-Ausgabe von D. 115,356,551 Gulden.
Bericht über das Heerwesen Portugals .
1876.
Der Entscheidungskampf gegen den Karlismus , wie er im Nachbarlande in den ersten beiden Monaten des Jahres 1876 zu Ende geführt wurde , zog Portugal nicht in Mitleidenschaft , wie denn überhaupt der Karlistenkrieg der lezten Jahre den inneren Frieden jenes Landes nicht gestört hatte. Freilich machte die Nähe des Kriegsschauplates Truppen-Concentrationen an den Grenzen räthlich, indeffen blieben dies die einzigen militairischen Operationen als Folge des nahen Krieges . Die Armee ist in ihrer Organisation unverändert geblieben. Die Ausgaben im Militair-Budget pro 1876 bezifferten sich auf ca. 15,000,000 Mt. Eine größere friedliche Truppenverſammlung fand im Mai bei Lissabon statt , wo zu Ehren des aus Indien zurückkehrenden Prinzen von Wales ca. 9500 Mann Infanterie , 1000 Mann Cavallerie und 110 Geschüße in feier licher Parade vereinigt waren. Auch im Jahre 1876 machte die Regierung von ihrem Recht, im Frieden Mannschaften jeder Waffe ohne Gehalt zu beurlauben , der Ersparnisse halber, umfassenden Gebrauch. Es war daher die Nominal-Präsenzstärke der continentalen Armee von 1500 Offizieren und 32000 Mann niemals effectiv vorhanden. Die Neubewaffnung der Infanterie mit dem Snider-Gewehr, der Cavallerie mit dem Carabiner desselben Modells , ist wegen der geringen von den Kammern zur Disposition gestellten Mittel noch nicht zum Abschluß gebracht. Auch die Artillerie hat noch nicht durchweg mit Krupp'schen Geschützen , wie beabsichtigt ist, bewaffnet werden können.
112
Militairische Jahresberichte für 1876.
Die Zahl der Krupp'schen Geschütze schwersten Kalibers ( 10) , welche zur Armirung der Tajo-Forts verwendet sind, soll vorläufig nicht vermehrt werden. Im Kriegsfall will man die Vertheidigung der Flußeingänge durch Torpedos vervollständigen . Die neuen Befestigungsanlagen bei Lissabon von der Landseite her sind fortgeführt , die Vollendung liegt jedoch in weiter Ferne, da die erforderlichen sehr erheblichen Mittel zur Zeit nicht flüssig gemacht werden können. Eine Neuorganiſation der Pulverfabriken und Feldlazarethe ist im Werke, T. aber gleichfalls noch nicht beendet.
Bericht über das Heerwesen Rumäniens .
1876 .
Die Infanterie des stehenden Heeres zählt 8 Regimenter zu 2 Bataillonen à 4 Compagnien mit dem Kriegs - Etat von 19,200 Mann. Die Infanterie des Territorial-Heeres wird in Folge Fürstlichen Decrets vom 26. November a. St. mit 1. Januar 1877 in 16 Regimenter à 2 Ba taillone, das 11. Regiment zu 3, zusammen in 33 Bataillone gegliedert. Der Gesammt-Etat der Territorial-Infanterie beträgt circa 36,000 Mann. Die 8 Territorial- Cavallerie-Regimenter formiren analog den 33 Terri torial-Bataillonen, 33 Escadrons. Gesammt-Etat der Territorial-Cavallerie circa 12,000 Mann. Die Territorial-Artillerie, deren Mannschaft im Frieden als Pompiers Corps fungirt , soll auf 33 Batterien gebracht werden ; wie viel zur Auf ſtellung gelangten, ist nicht bekannt. Es scheint dieſe Inſtitution überhaupt noch in den Windeln zu liegen. Die Miliz soll analog der Territorial-Armee aus 33 Bataillonen und 33 Escadrons beſtehen .
Bericht über das Heerwesen Rußlands .
I.
1876. ")
Aenderungen in der Completirung und Organiſation der regulairen Truppen , der Local- Inftitutionen und Militair-Lehr- Austalten.
A. Die Completirung. Das Russische Reich , welches mit der Einführung der allgemeinen Wehr pflicht am 1. Januar 1874 eine vollſtändige Reorganiſation ſeiner Armee be gonnen hat, schreitet stetig auf der eingeschlagenen Bahn vorwärts , wobei es *) In nachstehendem Bericht beziehen sich sämmtliche Daten auf den Ruſſiſchen Kalender.
Heerwesen Rußlands .
113
durch die wachsenden Anforderungen an die militairische Leiſtungsfähigkeit ge= zwungen wird, die Präsenzstärke der activen Armee und dem entsprechend auch das Rekruten-Contingent zur Completirung dieſer nicht unbedeutend zu erhöhen. 1873 war der Bestand der Armee nach der colossalen Präsenzstärke vor, während und nach dem Krim- Kriege bis auf 738,194 *) Mann gesunken ; im Laufe des nächsten Jahres stieg der Beſtand auf 742,465 und 1875 auf 775,000 Mann. Genügten zur Completirung der Armee 1875 150,000 Mann, so waren bereits für das nächste Jahr 180,000 und für 1877 195,000 Mann erforderlich. Obgleich im Europäischen Rußland **) das Rekruten-Contingent für 1876 gegen das Vorjahr um 30,000 Mann gestiegen, und die Zahl der zur Losung Verpflichteten, also derjenigen, die das 21. Lebensjahr vollendet hatten , von 707,000 auf 670,711 Mann gefallen war, so ergab dennoch diese Aushebung trok der erhöhten Anforderung an die Kräfte des Landes ein so günstiges Re ſultat, daß nur 2 Procent der Mannschaften , welche wegen Familien-Ver hältnisse Anrechte ***) auf Zurückſtellung hatten, zum Dienste herangezogen wurden . Lestere waren vorwiegend Leute aus Polen, zum Theil auch aus Estland und Liefland, welche auf Grund der Verfügung , daß für die zur Losung Ver pflichteten, welche nicht zur Aushebung erscheinen, sich durch Selbstverstümmelung zum Dienſte unbrauchbar machen oder nicht zu ermitteln sind , stets Perſonen Juden u. s. w. deſſelben Glaubens , alſo für Chriſten — Chriſten, für Juden einzuberufen sind " , eingezogen wurden. Vorstehender Zusatz zur Wehrpflicht wurde nothwendig , weil in Gouverne ments mit starker jüdischer Bevölkerung, welche kein Mittel unversucht ließ, sich der ihr verhaßten und gefürchteten Dienstpflicht zu entziehen, die christlichen Bewohner bisher in einer das beabsichtigte Maß übersteigenden Anzahl hatten zum Dienst herangezogen werden müſſen. Außer den Juden hatten sich noch die Krim - Tartaren, die Deutschen Colonisten und Ural-Kajaken noch nicht mit dem Gedanken der allgemeinen Wehrpflicht befreunden können. Die Krim-Tartaren und die Deutschen Colo nisten, unter diesen besonders die Mennoniten, obgleich sie in Anerkennung ihrer Glaubenssatzungen nicht zum Dienſt als Combattanten†) herangezogen werden, fuhren fort, ihre Besißungen zu verkaufen und auszuwandern. Während hier die Regierung auf einen passiven Widerstand stieß, widersetzten sich ihr die Ural-Kajaken mit offener Auflehnung gegen die Gesetze und trieben sie zu energischen Maßregeln. Die aufrührerischen Kajaken wurden in größeren Partien nach den mohamedaniſchen Stanizen des Orenburger Woisſkos und nach Turkeſtan transportirt, woselbst aus ihnen Arbeiter-Bataillone und Commandos (z . B. in Kasalinsk [am Shyr-Darja] 1 Bataillon zu 700 , 1 Commando zu 300 , 2 Com mandos zu 150 Mann) , welche zu Zwangsarbeiten verwendet werden, gebildet wurden. Von den zur Losung aufgerufenen 670,711 Mann waren 661,291 in die Sammellisten der Wehrpflichtigen eingetragen ; bei 9421 Mann, welche sich entweder keine Geburtsscheine hatten verschaffen können oder, um sich durch Vorspiegelung eines höheren Alters vom Dienste zu befreien, diese absichtlich) vernichtet hatten, wurde das Lebensalter von den Ersatz-Commiſſionen nach dem äußeren Ansehen beſtimmt. *) Ohne Offiziere. **) Ueber die Ergebniſſe der Rekrutirung in Sibirien liegen noch keine Berichte vor. ***) Vergl. Seite 386 der Jahresberichte 1874. †) Bergl. Seite 223 der Jahresberichte 1875. 8 Militairische Jahresberichte 1876.
114
Militairische Jahresberichte für 1876.
Die Zahl derjenigen, welche der Gestellungs- Ordre nicht nachgekommen war, betrug immerhin noch 16,469 Mann, hatte aber bereits um 1½ Procent gegen das Vorjahr abgenommen. Zu der Zahl der in die Listen eingetragenen Personen gehörten 322,918, welche in Folge von Familien - Verhältniſſen ein Anrecht auf Berücksichtigung hatten, von diesen wurde, wie bereits erwähnt, nur 1/2 Procent ( 1460 Mann) eingestellt. Aus der Zahl derjenigen, die keine Anrechte auf Berücksichtigung hatten 338,372 Mann " wurden 167,967 ausgehoben, jedoch nur 167,274 eingestellt, da 693 Mann ( 189 weniger als im Vorjahre) Rekruten-Quittungen*) vorzeigten und in Folge dessen von der Ableistung der Dienstpflicht befreit wurden. Außerdem waren von den zur Lojung erschienenen Personen der privile girten Stände, die nicht in den Reviſions-Liſten aufgenommen wurden, 3871 ausgehoben, so daß die Gesammtzahl der Ende vorigen Jahres zur Ableistung der Wehrpflicht berufenen ( 1460 +167,274 +3871 ) 172,605 beträgt. Um die von der Regierung auf 180,000 Mann normirte Rekrutirungsziffer auch wirklich zu erreichen, mußte demnach noch auf den Eintritt von 7395 Mann entweder als Freiwillige oder aus den Militair-Vorbereitungs-Anstalten gerechnet werden. Unter den Eingestellten befand sich noch die bedeutende Ziffer von 64,544 Verheiratheten; wenngleich sie bereits um 1 Procent gegen das Vorjahr gesunken ist. -Bei der Aushebung **) hatten die einzelnen Bezirks -Commiſſionen für die Musterung der Mannſchaften eine sehr verschiedene Zeit ( 1—30 Tage) in Anspruch genommen und oft gegen die Vorschrift den Beginn des Aus hebungs- Geschäftes nach dem 1. November festgesetzt, sowie den Gestellungs termin der nach der Musterung in die Heimath beurlaubten Mannschaften so bemeſſen, daß ein Theil der Rekruten erst im Laufe des Februars bei den Truppen eintreffen konnte. Um die Rekruten nun bis zum im April beginnenden Compagnie- (Esca drons ) Exerciren ausbilden zu können, wurde befohlen : Die Aushebung hat in allen Kreisen am 1. November zu beginnen und ist ohne Unterbrechung bis zur Beendigung durchzuführen ; die Arbeiten in einem Einberufungs - Bezirk sind in höchstens 4 Tagen zu beenden ; die Ausgehobenen werden nach der Losung auf 5-10 Tage in die Heimath beurlaubt und so frühzeitig zu den Sammelpunkten beordert, daß sie spätestens bis zum 15. Januar bei den Truppen eintreffen. Da die Mobiliſirung eines Theiles der Ruſſiſchen Armee ebenfalls am 1. November 1876 befohlen war und so die Einziehung , sowie der Transport der Urlauber und der Rekruten zusammenfallen mußte, wurde, um die Mobil machung nicht durch die Rekruten- Transporte zu verzögern, angeordnet, die Aushebung von 1876 im Allgemeinen bis zum 1. December zu verschieben, wobei die Rekruten der mobilen Regimenter direct zu ihren Ersatz-Bataillonen abgeschickt werden sollten , während den Rekruten der immobilen Regimenter noch ein beschränkter Urlaub in die Heimath bewilligt werden konnte. Bei der Aushebung 1875 war ferner durch die Bezirks-Con.miſſionen eine solche Zahl als Nicht-Combattanten ausgehoben worden, daß dieſe entweder nicht *) Vergl. S. 385 der Jahresberichte 1874. **) Vergl. S. 389 der Jahresberichte 1874.
•
1
Heerwesen Rußlands.
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jämmtlich in die Nicht-Combattanten- Abtheilungen, sondern zum Theil auch als Combattanten eingestellt oder bei körperlicher Unbrauchbarkeit zum Dienſte mit der Waffe entlassen werden mußten . Um dieſem Uebelstande vorzubeugen, wurde am 30. Juni 1876 verfügt, nicht mehr als 5 Procent der Rekruten - gewiß eine noch immer sehr große Zahl - als Nicht-Combattanten auszuheben. Ferner ist am 13. Juli ein „ Verzeichniß der Lehranstalten mit Theilung derselben in Kategorien in Bezug auf die Ableistung der Wehrpflicht" erschienen, aus welchem im Vergleich mit dem bei der Publication des Gesetzes über die allgemeine Wehrpflicht erschienenen *) hervorgeht, daß eine nicht unbedeutende An zahl von Lehranstalten der nächst höheren Kategorie zugezählt worden ist, eine Maßnahme, durch welche noch mehr als früher die gebildeten Klaſſen in der Ableistung des activen Dienstes berücksichtigt werden. In den am 21. Juli 1876 veröffentlichten Bestimmungen über die Ueber weiſung der Mannſchaften nach Absolvirung der activen Dienstzeit an den Er sah der Armee ist ausgesprochen, daß diese Verordnung auch auf die Mann schaften auszudehnen ist, welche auf Grund des früheren Rekrutirungs-Geſetzes eingezogen sind, so daß von nun an die bisherige Beurlaubung auf bestimmte und unbeſtimmte Zeit aufgehoben ist. Aus den detaillirten Anordnungen über die Form und die Ausfertigung der Ueberweisungs - Papiere (in Form eines kleinen Buches von 38 Seiten) wäre vielleicht noch hervorzuheben, daß bei den entlaſſenen Infanterie - Unteroffizieren oder = Gefreiten, sobald sie sich zur Aus bildung von Rekruten besonders eignen, resp. selbst hierzu speciell ausgebildet find, in den Papieren der Vermerk gemacht wird zum Cadre des Erjay Bataillons bestimmt “ . Die in dem Gesetz über die allgemeine Wehrpflicht vom 1. Januar 1874 enthaltenen allgemeinen Bestimmungen über die Reichswehr**) haben durch die Verordnungen vom 30. October einen definitiven Abschluß gefunden. Hiernach gehören zum 1., jüngsten, Jahrgange der Reichswehr I. Kategorie diejenigen Personen , welche sich bei der letzten Aushebung freigelost haben, sowie diejenigen, welche im Laufe des letzten Jahres aus der Reserve ausgeschieden sind, zum 2. Jahrgange die bei der vorletzten Aushebung freigeleſten und seit weniger als 2 Jahren aus der Reſerve ausgefchiedenen, zum 3. Jahrgange die vor 3 Jahren freigelosten und seit weniger als 3 Jahren aus der Reserve ausgeschiedenen und schließlich zum 4., ältesten Jahrgange, die vor 4 Jahren freigelosten und sämmtliche seit länger als 3 Jahren aus der Reserve ausgeschiedenen Mannschaften bis zu ihrem vollendeten 40. Lebensjahre. Die Reichswehr II. Kategorie umfaßt die Personen, welche bei früheren, bisher nicht erwähnten Aushebungen der Reichswehr zugezählt worden sind. Die Einberufung zur Reichswehr erfolgt jahrgangsweise ; die Reichswehr I. Kategorie kann auch bei einem Mangel an Reserven zur Completirung des stehenden Heeres durch Allerhöchsten Ukas an den dirigirenden Senat einberufen werden. Die von der Reichswehr in ſpätestens 28 Tagen nach der Einberufung aufzustellenden eigenen Truppentheile bestehen in: Infanterie-Drujinen zu 4 Compagnien à 32 oder 54 Rotten per Zug, Cavallerie-Ssotnien mit 15 Rotten per Zug und See-Commandos. *) Vergl. S. 388 der Jahresberichte 1874. **) Vergl. S. 386 der Jahresberichte 1874. 8*
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Die Reichswehr eines Gouvernements resp. Oblast's wird einem besonderen Chef unterstellt. Sämmtliche Offiziere der Reichswehr mit Ausnahme der der See-Commandes werden durch die Landschafts-Aemter resp . Militair-Bezirks - Commissionen ge wählt ; zu Chefs der Gouvernements -Reichswehr , der Infanterie- Drujinen und Cavallerie-Sfetnien können frühere active Offiziere, welche aus der Reserve ausgeschieden sind, gewählt werden, zu Compagnie- Commandeuren Personen, welche eine Lehr-Anſtalt der drei ersten Kategorien absolvirt und eine ſechs wöchentliche Lagerübung mitgemacht haben ; für die Wahl der jüngeren Offiziere ist eine sechswöchentliche Uebung nicht nöthig, doch müssen diejenigen, welche aus einer Lehr-Anstalt III . Kategorie hervorgegangen sind, entweder ein Civilamt im Staatsdienste oder ein Gemeindeamt bekleiden. Die Offiziere zu den See-Commandes werden durch den Marine-Minister aus seinem Reſſort commandirt . Immer tiefer und tiefer dringt das Verſtändniß der allgemeinen Wehrpflicht in das Volk ein; freudig gehen die Leute zur Lojung ; überall macht ſich das Bestreben bemerkbar , durch den Bejuch von Schulen die Vorrechte für eine verkürzte Dienstzeit zu erwerben. Viele Gouvernements haben sich bereits an die Regierung mit der Bitte um Einführung des obligatorischen Unterrichts gewendet, was aber zur Zeit in der ganzen Ausdehnung des weiten Reiches aus Mangel an Lehrern und Schul localen wohl noch für eine Reihe von Jahren unmöglich ist. Auch hierin wird man schrittweise vorgehen und mit den großen Städten beginnen. B. Aenderungen in der Organisation der regulairen Truppen . a) Die Feldtruppen mit den Trains und mobilen Colonnen. Infanterie. Die bereits im Jahresberichte von 1875 angeführte Re organisation der Garde-Regimenter zu 4 Bataillonen à 4 Compagnien ist an fangs dieses Jahres durchgeführt , aber noch nicht auf die Grenadier- und Armee-Regimenter ausgedehnt worden, ſo daß dieſe nach wie vor aus 3 Ba taillonen à 5 Compagnien bestehen. Für sämmtliche Infanterie- (excl. der Schützen - Bataillone) und Sappeur Truppentheile ist durch den Befehl vom 21. Juli angeordnet worden, zur Ab gabe von Signalen nicht mehr wie bisher besondere Horniſten aus der Front auszuscheiden , sondern hierzu 2 Mann mit der Waffe per Compagnie reſp. Commando zu bestimmen , welche , mit einem Signalhorn ausgerüstet , im Ge brauche dieses auszubilden sind. Zu diesen betreffenden Mannschaften gehört jedes mal der Compagnie- und außerdem noch der Bataillons-Jalonneur ; sämmtliche Schützen-Compagnien erhalten an Stelle der früheren 4 Hornisten 2 Tamboure. Die zur Abgabe der Signale deſignirten Mannſchaften erhalten die Bezeichnungen: Bataillons- resp. Compagnie-Signaliſt-Jalonneur und Compagnie- Signaliſt. Aus dem Etat der Spielleute scheiden somit jämmtliche Hornisten aus mit Ausnahme der Stabshorniſten der Regimenter und selbstständigen Bataillone, welche zur Ausbildung der Signaliſten beibehalten werden. Während früher nur die ersten Regimenter der Armee-Infanterie-Diviſionen ein Musik-Corps hatten , haben durch die oben angeführte Bestimmung sämmt liche Infanterie-Regimenter ein Musik-Corps von 35 Köpfen erhalten. Der Etat der Infanterie-Regimenter und Schützen-Bataillone beträgt: Infanterie-Regiment zu 4 Bataillonen :
Heerwesen Rußlands. Offiziere. Unteroffiz. Spielleute. Combatt. Beamte. Nicht-Combatt. Wagen . 185 17 Frieden: 64 160 72*) 1664 6 228 72*) 3664 6 44 Krieg: 320 80 Infanterie-Regiment zu 3 Bataillonen : Offiziere. Unteroffiz. Spielleute. Combatt. Beamte. Nicht-Combatt. Wagen 123 16 Frieden: 60 150***) 70*) 1620 5 70*) 2700 5 154 41 Krieg : 270 76 Schützen-Bataillon der Kaukasischen Schützen-Brigade : Offiziere. Unteroffiz. Spielleute. Combatt. Beamte. Nicht- Combatt. Wagen. 40 17 416 3 4 63 Frieden: 17 18 17 916 3 77 80 Krieg: 21
117 Pferde. 35 186**) Pferde. 33 174**) Pferde. 13 77
Die übrigen Schützen-Bataillone : †) Offiziere. Unteroffiz. Spielleute. Combatt. Beamte. Nicht- Combatt. Wagen. Pferde. 416 3 Frieden: 75 4 9 40 21 22 14 72 21 736 3 93 61 Krieg : 26 Unter Berücksichtigung jämmtlicher Details erreicht die gesammte Infanterie incl. der Stäbe folgende Stärke : I. Jm Europäischen Rußland : Stab des Garde-Corps, 3 Garde-Inf.-Div. zu 4 Regt. à 4 Bat. = 12 Regt. 48 Bat. = 36 = = 12 = 3 = = 3 Gren.-Inf.-Div. = 4 = 4 = = = 140 420 = 3 = 35 Armee-Inf. -Div. = = 24 1 Grde.-, 5 Armee-Schüßen-Brig . - 4 = =
Summa = 164 Regt. 528 Bat. Offiziere. Unteroffiz. Spielleute. Combatt. Beamte. Nicht-Combatt. Wagen. Pferde. 2732 5697 23164 Frieden: 10771 23064 12738 276324 1127 7270 30917 29692 Krieg: 13565 46608 12738 472020 1132
II. Zm Kaukasus : **** 1 Gren.- , 6 Armee-Inf.- Div . zu 4 Regt. à 4 Bat. 28 Regt. 112 Bat. ― : 4 = Bat. 4 Schützen-Brigade 1 Summa 28 Regt. 116 Bat. Offiziere. Unteroffiz . Spielleute. Combatt. Beamte. Nicht-Combatt. Wagen. Pferde. 5637 492 1039 48256 215 2141 4640 Frieden: 1918 6912 1781 7438 2141 106256 215 9280 Krieg: 2398 III. In Asien: 1 Schützen-Brigade zu 4 Bataillone = 4 Bat. Offiz. Unteroffiz. Spiell. Combatt. Beamte. Nicht-Combatt. Wagen. Pferde. Kameele. 281 Frieden: 90 160 84 1664 12 1 4 276 314 Krieg : 106 288 84 2944 12
Total-Summe: 48 Inf. -Div . 192 Zuf. -Regt. 616 Bat. = 32 8 Schützen-Brigaden 648 Bat. *) In den Garde- Regimentern 20 , in den Grenadier-Regimentern , in den Armee Regimentern der 17. Diviſion und in den ersten Regimentern der übrigen Armee- Diviſionen 5 Spielleute mehr. **) Die ersten Regimenter der Divisionen haben noch 1 Kircheuwagen zu 4 Pferde. ***) Die früher auf Cadre Etat gestandenen Regimenter haben nur 120 Unteroffiziere. †) Das Leib-Garde- Finnische Bataillon hat einen besonderen , jedoch nicht erheblich abweichenden Etat. Bei den Turkeſtaniſchen Bataillonen anstatt der Wagen und Pferde 69 Kameele.
118
Militairische Jahresberichte für 1876. Offiz.
Unteroffiz.
Spiell.
Comb.
Beamte. Nichtcomb. Wagen. Pferde. Kameele.
Frieden : 12779 27864 14963 326244 1354 29082 Krieg: 16069 56176 14963 581220 1359 36918
3224 6736 9052 38359
276
Als eine der Russischen Armee eigenthümliche Erscheinung dürfte hervorzu heben sein, daß ein Theil der Combattanten nicht mit Gewehren bewaffnet iſt, sondern „ ohne Waffen " in den Compagnien als Schreiber , Bäcker , Köche ihre Verwendung finden ; zu den Nicht-Combattanten gehören die Regiments- Dekonomie Handwerker und Offizierdiener. Bei den Infanterie - Regimentern zu 4 Bataillonen und den Schüßen Bataillonen zählt jede der 4 Compagnien à 2 Züge im Frieden : 96 Comb. mit Waffen oder 24 Rotten p . Zug und 4Comb. ohneWaffen " " = = 9 = 54 = = = = = = im Kriege : 216 bei den Infanterie-Regimentern zu 3 Bataillonen jede der 5 Compagnien à 2 Züge im Frieden : 96 Comb. mit Waffen oder 24 Rotten p. Zug und 12 Comb. ohneWaffen = = = = = = 42 = = 20 = im Kriege : 168 Die Gesammtstärke der Combattanten ohne Waffen beträgt im Europäischen Rußland : im Frieden 19408 Mann, im Kriege 21120 Mann = = = = = = 4176 1856 im Kaukasus : = = = = = 192 64 = in Asten: =
=
Summa: 21328 Mann
25488 Mann
Cavallerie. Die auf Grund des Befehls vom 27. Juli 1875 *) durchgeführte Reorganisation der Cavallerie hatte nur das Europäische Rußland betroffen, sollte aber auch auf den Kaukaſus ausgedehnt werden. Eine Verfügung vom 11. Auguſt 1876 ordnet an , daß bis zur definitiven Formation von Cavallerie- Divisionen im Kaukasus , aus den im Transkaukasus dislocirten 4 nicht zum Grenzdienst commandirten Kajaken - Regimentern des Kuban- und Terek-Woiffkos eine com binirte Kaukasische Kajaken- Division zu formiren ist, in welcher die Regimenter ohne Zwischeninstanz (Brigade) direct von dem Divisionsstabe ressortiren. Die neu formirte Division tritt aus dem Befehlsverbande des Feld-Ataman der Kajaken Truppen der Kaukasischen Armee in den des Ober - Commandirenden des Kau kasus über. Weitere Aenderungen sind in der Organiſation der Cavallerie nicht vorge nommen ; zu erwähnen wäre noch vielleicht, daß durch Befehl vom 28. September 1876 auch die Don - Kajaken - Division ein Musik- Corps erhalten hat, welches aus einem Kapellmeister und 7 von jedem Regiment abcommandirten Trompetern gebildet wird. Der Etat eines regulairen Cavallerie-Regiments à 4 Escadrons ( 16 Rotten per Zug) beträgt: berittene unberitt. Offiz. Unteroffiz . Tromp. Comb. Comb. Beamte. Nichtcomb. Wagen. Tr.-Pfb. Rt.-Pft. 528 Frieden: 33 64 17 120 6 140 5 15 609 512 Krieg: 33 135 64 17 120 5 13 60 593 eines Don-Kajaken-Regimentes à 6 Shotnien : berittene unberitt. Offiz. Unteroffiz. Tromp. Comb. Comb. Beamte. Nichtcomb. Wagen. Tr.-Pfd. Rt.-Pfr. 33 783 1 38 37 Frieden: 32 702 56 19 1 75 802 41 Krieg: 21 86 19 685 *) Vergl. S. 225 der Jahresberichte 1875.
119
Heerwesen Rußlands.
eines Kuban-Kajaken-Regimentes à 6 Sjotnien: Off. Unteroff. Tromp. Combatt. Beamte. Nichtcomb. Wagen. Tr.-Pfd. Rt.-Pfd . -948 1 29 798 19 56 Frieden : 42 1 29 1 5 895 798 19 56 21 Krieg: Sjotnien : eines Terek-Kajaken-Regimentes à 4 Off. Unteroff. Tromp. Combatt. Beamte. Nichtcomb. Wagen. Tr.-Psd. Rt.-Pft. C 22 1 636 532 Frieden: 30 38 13 1 22 1 599 5 13 532 38 Krieg : 15 Die Gejammtstärke der Cavallerie beträgt incl. der Stäbe und unter Berücksichtigung sämmtlicher Details : 1. Europäisches Rußland: 1. Garde-Cavallerie - Division zu 2 Brigaden à 2 Regimenter und Ural-Kajaken-Escadron = 17 Esc. Sjot. 2. Garde Cavallerie Division im Frieden 3 Brigaden à 2 Regimenter und dem com 24 = 4 = binirten Kajaken-Regiment à 4 Ssotnien . im Kriege: 2 Divisionen zu 2 Brigaden 24 = 12 à 2 Regimenter 14 Armee-Cavallerie-Divisionen zu 2 Brigaden - 168 : 84 = à 2 Regimenter Don-Kajaken - Diviſion zu 2 Brigaden à = 24 = 2 Regimenter = 12 2 selbstständige Don- Kajaken-Regimenter .
=
Sa. Frieden : 17 Diviſionen , 73 Regimenter, 209 Escadrons, 124 Sfotnien = = = = 209 74 132 Krieg: 18 Offiziere. Unteroff. Tromp. Combatt. Beamte. Nichtcomb. Wagen. Train-Pfb. Reit-Pfb. 8613 267 1461 48218 Frieden: 2529 4528 1380 49264 311 833 5106 8685 49312 Krieg: 2383 5258 1319 48652 264 II. Kaukaſus : 1 Dragoner Division zu 2 Brigaden à - 16 Esc. - Sjot. 2 Regimenter 1 comb. Kajaken-Diviſion zu 3 Regimenter à 22 "! 6 Sjot. und 1 Regiment à 4 Sjot. • • = " Sa. 2 Divisionen, 16 Escadrons und 22 Sjotnien. Offiziere. Unteroff. Trompeter. Combatt. Beamte. Nichtcomb. Wagen. Tr.-Pft. Rt.-Pfd . 29 60 5927 20 710 5518 138 462 Frieden: 299 5669 293 64 694 25 5454 138 462 221 Krieg: Total-Summe der Cavallerie : 19 Divisionen , 81 Regimenter , 225 Escadrons , = 3:3 82 225 20 Offiziere. Unteroff. Trompeter. Combatt. Beamte. Nichtcomb. Wagen. 54782 340 9323 287 Frieden: 2828 4990 1518 54106 289 9379 897 Krieg : 2604 5720 1457
146 Sjotnien 154 Tr. -Pfb. Rt.-Pfc. 1521 54145 5399 54981 =
Frieden: Krieg:
Artillerie. Bei der jetzigen Ausrüstung der Heere mit Hinterladern und gezogenen Geschützen fällt der Feld-Artillerie oft die Aufgabe zu , auf dem Marsche nach dem Gefechtsfelde und im Gefechte selbst weitere Entfernungen in schneller Gangart auszuführen. Die Russische Fuß -Artillerie, mit zweirädrigen Munitions -Karren ausgerüstet , konnte diesen Ansprüchen nicht genügen. Auf dem Deckel der schwer beweglichen und wenig lenkbaren Karren konnten zwar 3 Mann placirt werden; die aus der Zahl der Train-Pferde entnommene Be
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Militairische Jahresberichte für 1876.
spannung wurde jedoch dabei so belastet 500 Kgr. auf das Pferd - , daß die Karren nicht im Stande waren , auf die Dauer den Geschützen zu folgen. In Folge dessen ist im März 1876 befohlen worden , an Stelle der zwei rädrigen Munitions - Karren vierrädrige Munitions-Wagen einzuführen und dadurch die Fuß- Artillerie in eine " fahrende" umzuformiren . Die mit 6 Artillerie Pferden bespannten Munitions -Wagen bestehen aus einem Vorder und Hinterwagen , in welchen Rahmen, zur Aufnahme der Geschoffe beſtimmt, in zwei Reihen übereinander ruhen. Da die frühere Geschützproße keine bedeutende Anzahl von Geſchoſſen faßte, mußte die erste Staffel der Trains den Geschüßen in das Gefecht folgen, um den Munitions-Ersatz zu sichern ; durch die Annahme einer Proße, die für die 9Pfünder 17 und die 4Pfünder 32 Geſchoffe faßt, haben die Geſchüße eine größere Unabhängigkeit von den Munitions-Wagen erlangt , die noch dadurch gesteigert worden ist , daß bei den fahrenden Batterien neben den beiden Sitzen der Bedienungsmannschaften auf der Achse je ein , bei den reitenden Batterien Stelle der Sitze je zwei Lager für Kartätschen angebracht sind (Ausrüstung der Munitions-Wagen vergl. Ausrüstung) . Um mit der Ausgabe von vierrädrigen Munitions-Wagen an die Batterien möglichst schnell vorgehen zu können, werden die alten Geschützproßen zur Auf nahme von 17 und 32 Geschossen umgearbeitet resp . besonders eingerichtet; so bald die Munitions - Wagen neuen Modells für sämmtliche Feld-Batterien beschafft sind, werden die umgearbeiteten den Parks und einigen an der Ost grenze Rußlands stehenden 9 pfündigen Batterien überwiesen werden. Nach einer im Ruſſiſchen Artillerie-Journal Nr. 6 von 1875 enthaltenen Notiz mußten nach Abzug der zur Umarbeitung geeigneten Vorderwagen noch im Ganzen 11502 Wagen neu gefertigt werden . 1875 sollten 860, 1876 1200 und später im Laufe des Jahres 882 Wagen neuen Modells fertig gestellt werden . Als sicher ist wohl anzunehmen , daß zur Zeit bereits sämmt lichen reitenden Batterien das neue Material überwiesen iſt, wahrscheinlich auch den Garde- fahrenden Batterien ; bei der Stärkeberechnung ist jedoch ange nommen worden , daß die gesammte fahrende Artillerie noch das alte Material führt. Durch Befehl vom 28. Juni ſind der Feld-Artillerie die Mitrailleuſen genommen und den Festungen übergeben worden ; an ihrer Stelle haben die sechsten Batterien der Fuß-Artillerie-Brigaden 4Pfünder bekommen , ſo daß jekt jede Brigade aus drei 9 pfündigen und drei 4 pfündigen Batterien zu je 8 Ge schützen besteht ; bei 4 im Kaukasus dislocirten Brigaden (der 20. , 21., 39. und 41.) ist die 6. Batterie eine Gebirgs -Batterie ; die Zusammensetzung der in Asien dislocirten Brigaden richtet sich nach dem Bedürfniß und unterliegt keiner festen Norm. Es beträgt der Etat einer 9 pfündigen Batterie: Munitions Geschütze. Karren. Offiziere. Unteroff. Tromp. Combatt. Nichtcombatt. Wagen. Pferde. 48 2 15 4 170 29 2 Frieden: 6 4 206 252 25 12 4 38 Krieg: 8 24 6 einer 4 pfündigen Batterie : Munitions Geschüße. Starren. Offiziere. Unteroffz. Tromp. Combatt. Nichtcombatt. Wagen. Pferde . 15 40 130 29 6 4 2 Frieden: 4 2 151 11 6 25 4 190 37 16 Krieg: 8
I
121
Heerwesen Rußlands.
einer 3pfündigen Gebirgs-Batterie : Munitions Pferde. Geschüte. Körbe. Offiziere. Unteroff. Tromp. Combatt. Nichtcombatt. 36 28 4 112 6 15 Frieden: 4 225 4 201 25 115 Krieg: 8 112 6 Die Stärke der gesammten Feld-Fuß-Artillerie incl. der Stäbe erreicht unter Berücksichtigung aller Details : I. Jm Europäischen Rußland : 3 Garde , 3 Grenadier-, 35 Armee Sa. 41 Feld-Fuß- Art. - Brigaden à 3 9 pfündige = 123 Batterien = 123 und 3 4 pfündige Sa. 246 Batterien Munitions Wagen. Pferde. Nichtcomb. Combatt. Geschüße. Karren. Dfiziere. Unteroff. Tromp. 492 11003 984 528 1602 3690 1079 36900 7995 Frieden: 1968 4920 1602 6150 1079 54366 10396 2929 44444 Krieg: Außer diesen im Verbande der Artillerie = Brigade stehenden Batterien wurden durch Befehl vom 11. November 2 Gebirgs-Batterien aufgestellt, welche direct dem Chef der Artillerie eines Corps oder Detachements im Bedarfsfalle zu unterstellen sind ; es kämen also noch 2 Batterien hinzu , deren Geschütze und Munition nicht auf Saumthieren , sondern auf besonderen Wagen trans portirt werden soll ; die Kriegsstärke der beiden Batterien beträgt : Geschüße. Offiziere. Unteroffiziere. Spielleute. Combatt. Nichtcombattanten. Pferde. 450 304 230 50 12 Krieg: 16 II. Im Kaukasus : 9 Batterien 1 Grenadier- , 2 Armee- Art. -Brigaden à 3 9pfündige = und 3 4pfündige = 9 = · 4 Armee-Artillerie-Brigaden . • à 3 9pfündige = 12 = à 2 4pfündige = 8 1 Geb. -Bat. = 4 =
Sa. 7 Feld-Fuß-Artill .-Brigad. , 21 Ipfündige, 17 4pfündige 4 Geb. -Batterien in Sa. 42 Batterien
Frieden: Krieg:
Geſchüße. Munitionslarr. Offiziere. Unteroffiz. Trompet Combattant. Nichtcomb. Wagen. Pferde. 84 168 273 630 175 6266 1393 76 2056 9342 336 776 273 1050 175 2124 453 7988
III. In Asien : Der 1. Turkeſtaniſchen Artillerie-Brigade iſt proviſoriſch die laut Befehl vom 23. Juni neu aufgestellte „ reitende- Gebirgs -Batterie" über wieſen , ſo daß die Brigade zur Zeit besteht aus 1 9pfündige , 2 4 pfündigen und 2 Gebirgs -Batterien. Die 2. Turkestaniſche und die Ostsibiriſche Artillerie-Brigade haben keine Aenderungen erlitten und bestehen nach wie vor aus 2 4pfündigen und 1 Ge birgs-Batterie, so daß unter Zuzählung der selbstständigen Westsibirischen Batterie (4 Pfünder) in Aſien ſtehen : 3 Brigaden : 1 9pfündige, 7 4pfündige, 4 Gebirgs- , in Summa 12 Batterien. Frieden: Krieg:
Geschüße. Munitionskarr. Offiziere. Unteroffiz. Trompet . Combattant. Nichtcomb. Wagen. Pferde. 501 51 1671 16 798 200 82 58 20 51 82 2399 730 99 2062 300 96 136*
*) Siehe Seite 122.
122
Militairische Jahresberichte für 1876.
Summa der gesammten Fuß-Artillerie: 51 Brigaden , 145 9pfündige, 147 4pfündige (im Frieden 8 , im Kriege 10) Gebirgs- in Summa Geschüße. Munitionskarr. Offiziere. Unteroffiz. Trompet. Combatt. Nichtcomb. Wagen. Pferde. Frieden 1957 4520 1305 44,837 9889 584 13,857 632 300 Btt.: 1210 Krieg 302 Btt.: 2416 5832*) 1969 7550 1313 66,557 13,480 3481 54,798 *) Anm. Außerdem 448 Munitions-Körbe für die Gebirgs- Batterien des Kaukasus und in Asien, sowie cine nicht vorher angegebene Anzahl von Wagen der beiden Ge birgs Batterien des Europäiſchen Rußlands. Noch mehr als bei der Feld-Fuß-Artillerie trat bei der reitenden das Be dürfniß hervor, nachdem man sich für die definitive Beseitigung der zweirädrigen Munitions-Karren entschlossen hatte, so schnell als möglich mit der Ueberweisung der vierrädrigen Munitions -Wagen vorzugehen. Bereits bei den diesjährigen Manövern scheinen sämmtliche Batterien mit dem neuen Material ausgerüstet gewesen zu sein, und ist daher bei der folgenden Berechnung diesem Umstande Rechnung getragen.
einer Don-Kajaken-Batterie : *) 2 8 6 Frieden: 6 6 6 Krieg:
14 20
33
Es beträgt der Etat einer regulaireu reitenden Batterie : Geschütze. Munitionswag. Offiziere Unteroffiz. Trompet. Combattant. Nichtcomb. Wagen. Pferde, 3 162 27 2 156 2 14 6 Frieden: 6 6 3 196 8 241 6 20 34 Krieg: 6 162 196
29 31
2 8
150 261
Die allein im Europäischen Rußland dislocirte reitende Artillerie jetzt sich zusammen aus : 5 Garde-, 21 reitende Armee-Batterien, 1 Garde-, 7 Armee Don-Batterien, in Summa 34 Batterien : Geschüße. Munitionswag. Offiziere. Unteroffiz. Tromp . Gemeine. Beamt. Nichtcomb. Wag. Pferde. Frieden: 202 68 221 472 122 5463 47 1046 68 5211 Krieg : 204 204 204 680 122 6664 42 1230 286 8404 Ingenieurtruppen. Gegen das Ende des Jahres 1876 ist man auch mit der Organisation der Ingenieurtruppen vorgegangen. Durch Befehl vom 18. October sind die bestehenden 4 Reserve-Sappeur-Bataillone in active Sappeur Bataillone umformirt worden , ſo daß jezt nach der geänderten Benennuug ver schiedener Brigaden und Bataillone die 1. Sappeur-Brigade aus dem Leib- Garde , dem Grenadier- und dem 1. Sappeur-Bataillon, = : die 2. Brigade aus dem 2., 3. und 4. = : 1=3 5., 6. = 7. = die 3. = = = = 8. , 9. = 10. = die 4. =
die Kaukasische Brigade aus dem 1. , 2. und 3. Kaukaſiſchen Sappeur Bataillon besteht. In Betreff der bei den Brigaden verbliebenen Pontonnier-Halb-Bataillonen**) sind keine Aenderungen befohlen. Zu erwähnen wäre noch, daß jest nach Analogie der Europäischen Sappeur Brigaden auch die Kaukasische ein Musik- Corps von 52 Köpfen erhalten hat. An Ingenieur-Truppen sind aufgestellt: *) Der Friedens - Etat der Garde- Don-Batterie ist abweichend. **) Vergl. S. 362 der Jahresberichte 1875.
123
Heerwesen Rußlands.
I. Im Europäischen Rußland : 4 Sappeur-Brigaden à 3 Bataillone, in Summa 12 Batt. 48 Comp. 6 Pontonnier-Halb-Bataillone à 2 Compagnien, in Summa = 12 Comp . in Summa 60 Comp. Frieden: Krieg:
Offiziere. Unteroffiziere. Spielleute. Combat. Beamte. Nichtcombatt. Wagen. Pferde. 168 1531 72 414 960 407 9182 46 1951 676 3670 414 1200 407 13152 52
22382
II. im Kaukasus : 1 Sappeur-Brigade à 3 Batt. , in Summa 12 Comp .: 192 12 94 9 309 1848 87 Frieden : 87 94 2748 240 9 402 76 Krieg: III. in Asien: die Turkestanische Sappeur-Compagnie: Frieden 21 4 20 225 6 3 u. Krieg :
24
8
Gesammtstärke der Ingenieurtruppen : 1861 11255 55 504 88 200 Frieden: 534 1172 756 4006 2374 16125 61 504 Krieg: 534 1460 Hier dürfte noch das am 12. November in Moskau errichtete Militair Communications -Bataillon (Eisenbahn-Bataillon) zu erwähnen sein , welches der 3. Sappeur-Brigade überwiesen ist und folgenden provisorischen Etat er halten hat: 24 Offiziere, 80 Unteroffiziere, 10 Spielleute, 900 Combattanten, 3 Beamte, 79 Nichtcombattanten, 16 Wagen, 69 Train-Pferde.
PReserve -ferde
Summa der Pferte
Trains. Der Truppen - Train , der in der aufgestellten Berechnung der Truppenstärke bereits aufgenommen ist , hat den Zweck , den einzelnen Truppentheilen Munition und Proviant nachzuführen, so wie den Verwundeten und Kranken die erste Hilfe angedeihen zu laſſen. Dieser Train ist auf die einzelnen Regimenter resp. selbstständigen Bataillone und Batterien vertheilt und wird nicht , wie in den anderen Armeen, für größere Truppenverbände zu jammengestellt. Die Kriegs -Ausrüstung der Stäbe und Truppentheile mit dem Truppen Train ergiebt folgende Tabelle:
wopow DieWagen sind bespannt mit Pferden | 4 | 4 | 4 | 4 | 4 | 4 | 4 4 1 1 _______ 1 Corps- und Divisions -Stäbe .
4
1 13
I
1 41
--
Sappeur , Schützen - Brigade und 1 Chef d. Artillerie eines Corps ――― 1 Artillerie-Brigade . . Infanterie-Regiment zu 4Bataillon. 16 1 17 15 116 "! "3 " 2 1 5 Dragoner-Regiment übrigen Cavallerie -Regimenter . · 1 1 5 Schüßen- u. Sappeur-Bataillon • 4 1 4 21 2 Pontonnier-Halb-Bataillon . 9 resp. 4pfündige Batterie .
1
1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
4 1 9 1 5 1 1 12 185 4 1 1 11 173 11 111 64 1 1 1 11 60 1 1 ― 4 60 11 2 34 1 17
Militairische Jahresberichte für 1876.
Die Patronen-Karren der Infanterie fassen 13,392 Krnka- resp . 11160 Berdan-Patronen, welche Zahl so berechnet ist, daß pro Gewehr Syſtem Kinka 72, System Berdan 60 Patronen nachgeführt werden. Die Taschenmunition der mit Krnka bewaffneten Mannschaften - je 24 in den beiden Patronentaschen und 12 im Tornister, sowie der mit Berdan Gewehren ausgerüsteten in jeder der beiden Patronentaschen 30 - beträgt 60 Patronen ; die Infanterie verfügt also in erster Linie, ohne auf die Parks zurückzugreifen, pro Kopf über 132 resp. 120 Patronen. Die Patronen-Karren der Cavallerie ſind ebenso wie die der Infanterie eingerichtet und führen an Munition nach : Gewehr Pistolen Patronen 1940 10260 für die Cürassier-Regimenter (Taschenmunition 18 Patronen) = = = = 1010 10140 ) 40 = ( - Dragoner = = übrig. Cavallerie-Reg. ( 14340 20 1940 > -
=
Die Proviant-Wagen verladen Zwieback und Graupe für 5 Tage , Salz und Speck für 3 Tage, so daß mit Zuhilfenahme der eisernen Portion die Ver pflegung sicher gestellt ist : mit Brod resp. Zwieback auf 8 Tage, mit Salz und Graupe auf 5 Tage, mit Speck auf 3 Tage. Auf den Wagen wird ferner eine zweitägige Ration für die Reit- und eine viertägige für die Zug-Pferde mitgeführt. Für die Füllung des Truppen - Proviant - Trains sorgen Abtheilungen des erst bei einer Mobilmachung aufzustellenden Intendantur - Transportes. Dieser Transport hat im Kriege nicht nur die Verpflegung zu der Operations Armee heranzuführen , sondern auch sämmtliche übrigen Bedürfnisse (Munition, Bekleidung x .) nachzuschaffen und im Nothfalle selbst den Transport von Kranken zu übernehmen. Die Stärke des aufzustellenden Intendantur- Transports wird von der jedesmaligen Situation abhängig sein und ist, ohne willkürliche Suppo ſitionen anzunehmen, auch nicht annähernd zu bestimmen. Normirt ist nur die Marimal-Stärke einer Abtheilung auf 350 Wagen. In Betreff der Verpflegung wird als Durchschnitt die Nachführung einer 10tägigen Portion und Ration angestrebt. Die Transporte werden aus requi rirten Landführen zuſammengestellt. Ein Wagen faßt durchſchnittlich eine zehn tägige Verpflegung für 40-43 Mann resp . 10 Pferde , also eine Abtheilung von 350 Wagen für 14000 Mann resp . 3500 Pferde. Der Ponton- Train der Pontonnier-Halb-Bataillone besteht aus 49 Hakets und 5 Lastwagen . Ein Ponton - Train kann in zwei ſelbſtſtändige Halb-Pontons -Parks zu je 2 Abtheilungen getrennt werden, wobei jeder Halb-Park, aus 13 eisernen Pon tons und 4 Brücken-Böcke zusammengesetzt, eine Brücke von 56 Sjajen (118,3 Meter) Länge zu schlagen im Stande ist. Obgleich die Reorganiſation der Artillerie - Parks *) bereits seit mehreren Jahren beabsichtigt und die Art und Weise derselben schon am 13. Juli 1872 festgesetzt ist, so sind doch bis jetzt keine Aenderungen in dieser Richtung hin vorgenommen worden.
*) Vergl. S. 363 und 393 der Jahresberichte 1874 und S. 230 der Jahresberichte von 1875.
,(LAND
124
Heerwesen Rußlands.
125
Die beweglichen , fliegenden und reitenden Artillerie - Parks haben die Be stimmung, den Operations-Armeen den Munitions - Ersatz zu sichern und sollen pro 9 Pfünder 180 , pro 4Pfünder 170 und pro Gewehr der verſchiedenen Systeme 60 Patronen nachführen. Durch Befehl vom 1. September 1876 ist der Etat eines Belagerungs- Parkes auf 400 Geschütze festgestellt worden, und werden im Europäiſchen Rußland 2 , im Kaukasus ein Belagerungs - Park aufgestellt. I. Im Europäiſchen Rußland ſind aufgeſtellt : 8 Artillerie-Park-Brigaden, 24 Artillerie-Parks, aus welchen im Kriege 24 bewegliche und 24 fliegende Artillerie-Parks formirt werden, 1 fliegender Artillerie-Park (im Militair-Bezirk Finnland), 6 reitende und 2 Belagerungs - Artillerie - Parks . Die Stärke der Parks beträgt: Geschüße. Mun.-Karren. Offiz . Unteroffiz. Spiell. Comb. Beamte. Nichtcomb. Wagen. Pferde. 1040 60 180 144 504 54 2580 70 Frieden: 800 3840 288 1516 248 12588 210 2468 354 14778 Krieg: II. Im Kaukaſus ſind aufgeſtellt : 1 Artillerie-Park-Brigade, 4 Artillerie - Parks , aus denen im Kriege 8 fliegende Artillerie- Parks ge bildet werden, 1 reitender Artillerie - Park und 1 reitender Artillerie- Halb- Park, 1 Be lagerungs-Park, in Summa: Geschüße. Mun.-Karren. Offiz. Unteroffiz. Spiell. Comb. Beamte. Nichtcomb. Wagen. Pferde. 27 94 10 480 14 199 12 36 Frieden: 68 2803 601 Krieg: 400 813 58 214 38 2499 54 III. In Asien besteht der Ostsibirische Halb-Park aus : Offiziere. Unteroffiziere. Combatt. Beamte. Nichtcombatt. 12 50 1 6 im Frieden und Krieg : 2 Total - Summa: Frieden 35 , Krieg 63 Feld-Parks, 2 Halb- und 2 Belage= rungs - Parks. Geschüße. Mun. Karren Offiz. Unteroffiz. Spiell. Comb. Beamte. Nichtcomb. Wagen. Pferde. 173 604 64 3110 88 1281 72 216 Frieden: Krieg: 208 4653 413 1736 286 17817 241 3534 470 21400 Als provisorische Maßregel , vielleicht als Beginn der beabsichtigten Reor ganisation der Parks, ist am 16. November für die mobile Operations - Armee die Aufstellung eines 25. , 26. , 27. und 28. beweglichen und eines 7. und 8. rei tenden Artillerie = Parks befohlen worden , wobei lettere sowie der 5. und 6. reitende Park in 2 Abtheilungen zerlegt werden sollen , die wahrscheinlich ab theilungsweise den Cavallerie-Diviſionen zugetheilt werden werden. In den Ingenieur - Parks sind die bisher bestehenden 6 Feld - Tele graphen- Parks, welche je eine Telegraphen-Linie von 35 Werst (37,3 Kilomtr. ) aufzustellen im Stande waren , durch Verfügung vom 13. October 1876 im Bestande von Material und Perſonal ſo verstärkt worden , daß beides zur Auf stellung einer Telegraphen-Linie von 100 Werft ( 106,7 Kilomtr. ) genügt. Zu diesen 6 reorganisirten Feld - Telegraphen = Parks sind noch 3 neue aufgestellt worden, so daß Rußland jezt über 9 Parks verfügt, von denen Nr. 1-8 im Europäischen Rußland und Nr. 9 (der Kaukasische) im Kaukasus dislocirt iſt. Der 1. und der Kaukasische Park werden vorlänfig noch mit dem alten Material der bisher aufgestellten 6 Parks ausgerüstet ; sämmtliche übrigen ( 7)
126
Militairische Jahresberichte für 1876.
Parks erhalten das neue Material , welches für 3 Parks bereits 1873 fertig gestellt war. Es darf daher wohl als sicher angenommen werden, daß die Auf stellung der Parks in materieller Beziehung in jedem Augenblicke vorgenommen werden kann. Die Parks gehören im Frieden zu den Sappeur = Brigaden ; im Kriege werden sie direct dem Chef des Stabes der Armee-Abtheilung, welcher sie zuge wiesen sind, unterſtellt. Die Feld- und Belagerungs - Ingenieur - Parks *) haben keine Aende rungen in organisatorischer Beziehung erfahren. I.
Jm Europäiſchen Rußland sind aufgeſtellt: 2 Feld-Ingenieur-Parks mit Halb-Compagnien, "! Park " !! 2 Belagerungs: 8 Telegraphen-Parks, Summa: Offiziere. Unteroffiziere. Spiell. Comb. Beamte. Nichtcomb. Wagen. Pferde 8 28 148 272 im Frieden: 72 4 460 4 12 2344 12 630 2634 808 88 im Kriege: 584 II. Jm Kaukasus steht 1 Feld- Telegraphen-Park. ―――― Frieden : 7 Offiz . 32 Unteroffiz. 35 Comb. 10 Nichtcomb. Wagen 11 Pferde = = = 218 196 = 33 82 Krieg: 8 = 67
=
An mobilen Diviſions - Lazarethen** ) werden im Kriege 24 aufgeſtellt und zu dieſen Krankenträger - Compagnien von 400 Mann abcommandirt ; zur Aufstellung der 24 Lazarethe sind erforderlich : Offiziere. Unteroffiziere. Combatt. Beamte. Nichtcombatt. Wagen. Pferde 96 216 4800 264 5016 1344 5496 Für die Feld-Artillerie-Reserven, mobile Artillerie-Werkstätten und Labora torien sind die im Jahresbericht 1874 Seite 394 angeführten Bestimmungen in Kraft verblieben.
b. Die Reserve - Truppen. In Betreff der Reserve-Truppen für die Infanterie ***) ſind im Laufe des Jahres 1876 keine Aenderungen vorgenommen. Im Frieden besteht nur das Leib-Garde-Reserve- Cadre-Bataillon ; im Kriege soll aus diesem ein Regiment zu 4 Bataillonen formirt und neu aufgestellt werden : 1 Reserve Compagnie des Leib - Garde - Dritten Finniſchen Schüßen Bataillons und 164 Armee - Reserve - Infanterie - Bataillone , den Infanterie - Regimentern 1-164 entsprechend. Etat eines Reserve-Infanterie-Bataillons : Offiziere. Unteroffiziere. Spiell. Combatt. Beamte. Nichtcombatt. Wagen. Pferde 61 15 10 21 80 900 2 74 Die Stärke der Reserve-Infanterie-Truppentheile beträgt in Summa : Offiziere. Unteroffiziere. Spiell. Combatt. Beamte. Nichtcombatt. Wagen. Pferde 9 40 65 416 3 37 4 Frieden: 21 Krieg: 3507 13474 1737 151396 336 12232 2464 10021 Durch den bei Gelegenheit der Ersatz - Truppen noch ausführlicher zu be sprechenden Befehl vom 7. October 1876 sind auch für die im Europäiſchen
*) Vergl. S. 362 der Jahresberichte 1874. **) Bergl. S. 364 der Jahresberichte von 1874. ***) Vergl. S. 364 der Jahresberichte von 1875.
Heerwesen Rußlands..
127
Rußland und im Kaukasus aufgestellten Feld-Fuß-Batterien in Summa 288 Reserve -Formationen vorgesehen. Man beabsichtigt für jede der hier dislocirten Feld-Fuß -Artillerie-Brigaden (3 Garde-, 4 Grenadier- , 41 Armee in Summa 48 Feld-Fuß-Artillerie-Bri gaden) eine Reserve-Batterie aufzustellen , welche alsdann die Nummern 1-48 führen würden. Die Reserve-Fuß - Batterien, bei Ausspruch der Mobilmachung formirt, erhalten den Etat der entsprechenden activen Batterien und werden den Truppen = Verbänden beigegeben , welche aus den ebenfalls erst bei der Mobil machung formirten Reſerve-Infanterie-Bataillonen zuſammengestellt werden. Von je 4 Batterien sind die jedesmaligen ersten 9pfündige , die übrigen Batterien , es wären also im Kriege aufzustellen : 4pfündige drei 9pfünd. Batt. Geſchüße. Mun.-Karren. Offiz. Unteroffiz. Spiell. Comb. Nichtcomb. Wagen. Pferde 12 288 72 300 48 3024 456 144 2472 96 4pfünd. Batt. 576 216 900 144 6840 1332 396 5472 288 36
Sa.
48
384
864
288
1200
192
9864
1788
540 7944
Da man aber, wie später erwähnt werden wird, proviſoriſch nur die Hälfte der beabsichtigten Anzahl von Ersatz = Batterien im Frieden aufstellt und diese je zwei Züge zur Formation von 2 Reſerve - Fuß - Batterien abzugeben haben, ſcheint man die Absicht zu hegen , bei einer Mobilmachung vorläufig auch nur die Hälfte der Reserve-Fuß-Batterien aufzustellen : Spfünt., 4pfünd. Batt. Geſchüße. Mun.-karren. Offiz. Unteroffiz. Spiell. Comb. Nichtcomb. Wag. Pferde 192 432 144 600 96 4932 894 270 3972 6 18
c.
Die Erjat - Truppen.
Durch die Verordnung über die Garde-, Grenadier- und Schüßen - Erſaß Bataillone vom 3. December haben die Bestimmungen über die Formation von Erjat - Bataillonen im Kriege einen definitiven Abſchluß gefunden. Im Allge= meinen ſchließt sich die erwähnte Verordnung enge an die vom 26. August 1874*) , welche die Formation der Armee-Infanterie- Ersatz-Bataillone regelt , an. Her vorzuheben wäre : die Infanterie- Erſatz-Bataillone der Garde und der Grenadiere bestehen aus 4 Linien- , die Armee- Schüßen- Ersatz-Bataillone aus 4 Schüßen Compagnien, das Garde - Schüßen - Ersatz - Bataillon zählt dagegen nur 3 Com pagnien, da die Reserve-Compagnie des Leib- Garde- Schützen-Bataillon Finnland eine den Ersatz - Compagnien analoge Bestimmung hat. Die Ersatz -Bataillone der Garde, welche sämmtlich in Petersburg, und die Grenadier- mit den Armee Schützen -Ersatz - Bataillonen , welche sämmtlich in Moskau beim Ausspruch der Mobilmachung formirt werden, sind je einem besonderen Commandeur mit den Befugnissen eines Divisions- Commandeurs zu unterſtellen. Zur Formation des Stammes der erwähnten Ersatz-Bataillone werden aus den entsprechenden activen Truppentheilen abgegeben : 1 Stabsoffizier als Commandeur des Bataillons , 4 Oberoffiziere als Compagnie-Commandeure, 2 Oberoffiziere als Adjutant und Zahlmeister , sowie die Hälfte der etats mäßigen Mannschaften (Combattanten und Nicht-Combattanten.) Der Etat eines Ersatz-Bataillons beträgt : Offiz. Unteroffiz. Spiell. Gomb. Beamte. Nichtcomb. Wagen. Pferde. Stamm: 10 64 2 4 63 8 13 40 ― 116 932 20 Wechselnder Bestand : 16 80 Summa: 29
120
30
996
*) Bergl. S. 397 der Jahresberichte von 1874.
2
179
4
128
Militairische Jahresberichte für 1876.
Entsprechend der Anzahl der Infanterie-Regimenter und Schützen-Brigaden werden aufgestellt : Bat. Offiz. Unteroffiz. Spiell. Combatt. Beamte. Nicht- Comb. Pferde. I. Jm Europäi jchen Rußland : 170 4930 20400 5100 29 841 3480 870 II. Zm Kaukasus : Summa: 199 5771 23880 5970 Etats und Stärke - Berechnung der vallerie.
169320 340 28884 58
30430 1360 5191 232
198204 398
35621
1592
Erjah - Truppentheile der Ca
Etat einer Ersatz-Escadron : *) Im Frieden : Offiz. Unteroffiz. Spiell. Comb. Beamte. Nicht-Comb. Train- Pfde. Reit-Bfde. 120 100 47 7 4 26 4 Stamm .. 32 2 3 Rem.-Commando 30 wechselnder Bestand 49 120 4 29 162 -c 4 Summa: 7
T
Im Kriege: 4 26 4 100 1 48 120 7 Stamm . 2 3 32 Rem.-Commando 110 wechselnder Beſtand 242 4 29 1 120 50 Summa : 7 Etat einer Marich-Escadron : 180 3 28 12 8 220 Es werden aufgestellt I. Jm Europäiſchen Rußland : Frieden : 10 Garde- Erſatz-Escadrons. Krieg: 1 Garde - Erſatz - Cavallerie - Brigade zu 10 Erſatz - Escadrons und 20 Marsch-Escadrons , 7 Armee-Ersatz-Cavallerie-Brigaden, im Frieden à 6 Ersatz- Escadrons = 42 , im Kriege à 6 Ersatz - Escadrons und 12 Marich-Escadrons 42 Ersatz- und 84 Marſch-Escadrons. Ersatz- Offiz. Unteroffiz. Trompt. Combatt. Beamte. Nicht- Train- Reit Escadr. Combatt. Pfde. Pfde. 208 8259 42 2757 208 6240 Summa im Frieden: 52 440 1518 294 12659 100 2806 208 6240 im Kriege: 52 446 1518 Marsch Escadr. 104 312 2912 832 22880 - 1300 18720 Summa: 156
758 4430 1126 35539 100 4106 208 24960 II. Im Kaukasus : 1 Cavallerie - Ersatz-Brigade , im Frieden zu 4 Ersatz-Escadrons , im Kriege zu 4 Ersatz- und 8 Marsch-Escadrons. Erfah-Escadr. Offiz. Unteroffiz. Tromp. Combatt. Beamte. Nicht-Combatt. Train-Pfde. Reit- Pfde. 208 16 480 Frieden: 4 32 116 16 648 4 36 116 16 968 10 227 16 480 Krieg: 4 Marsch-Escadr. 224 24 8 64 1760 ―― 100 1410 340 80 2728 10 327 Summa : 12 60 16 1890
*) Bei den Garde- Erſaß- Escadrons finden einzelne unbedeutende Abweichungen ſtatt.
Heerwesen Rußlands.
129
Total Summa: Escadr. Offiz. Unteroffiz. Tromp. Combatt. Beamte. Nicht- Combatt. Train-Pfde. Reit-Pfde. 6720 2965 224 Frieden: 56 472 1634 224 8907 46 224 26850 4433 Krieg : 168 818 4770 1206 38267 110 Nach dem bereits erwähnten Befehl vom 7. October wird beabsichtigt, als Erjagtruppen der Feld - Fuß-Artillerie 4 Ersatz - Feld - Fuß-Artillerie-Brigaden zu je 6 4pfündigen Batterien bereits im Frieden aufzustellen , welche die Cadres zu folgenden Kriegsformationen abgeben sollen : 48 Ersatz-Fuß-Batterien und 48 Reserve-Fuß -Batterien (vergl. b. Reſerve Truppen) . Die Cadres der im Frieden nach der Verfügung aufzustellenden 24 Erſatz Batterien werden bei Ausspruch der Mobilmachung in vier Theile - zugweise getheilt und durch Completirung dieser sämmtliche Ersatz- und Reſerve Batterien gleichzeitig aufgestellt. In der Zahl der im Frieden aufzustellenden Ersatz-Batterien ist die Lehr Fuß-Batterie mit einbegriffen , welche im Frieden ihre jetzige Bestimmung bei behält und im Kriege die Cadres zur Formation von 2 Garde - Erſaß - Fuß Batterien abgiebt. Von den 4 Ersatz-Fuß -Artillerie-Brigade-Stäben erhält die 1. Nowgorod, die 2. Smolensk, die 3. Kursk, die 4. Taganrog als Garnison; die erste Bri gade würde nach vollendeter Organiſation der Ersatz - Batterien 5 (Nr. 1—5) , die übrigen Brigaden 6 (Nr. 1-6) Batterien stark sein. Die aus der Lehr Fuß-Batterie zu formirenden 2 Garde-Ersatz-Fuß-Batterien treten im Kriege in den Verband der 1. Ersatz-Brigade. Der Etat einer Ersatz-Batterie beträgt : Gesch. Mun.-Karren. Offiz . Unteroffiz. Spiell. Comb. Nicht-Comb. Pfde. 41 3 141 26 4 2 6 18 Frieden: 84 30 2 9 20 3 166 8 Krieg: Stamm • --――― 10 50 10 460 60 wechselnder Bestand 2 19 70 13 626 90 84 Summa: 8 Um die im Kriege neu zu formirenden Rejerve- und Ersatz-Batterien mit Commandeuren besetzen zu können , wird in jeder activen und Erſaß-Fuß Artillerie-Brigade je 1 Capitain über den Etat geführt. Die Stärke der neu aufzustellenden 23 Ersatz-Feld-Fuß-Batterien , der Lehr-Fuß-Batterie, der Ersatz-Brigade- Stäbe incl. der überetatmäßigen Offiziere würde betragen: Ers. Batt. Gesch. Mun.- Offiz. Unteroffiz. Spiell. Comb. Beamte Nicht-Tomb. Pfde. Karren. (incl. Lehr-Batt.) 24 96 48 210 432 74 3263 21 754 1009 im Frieden: im Kriege: 48 384 96 924 3360 628 30048 20 4408 4036 Würde auch das zur Aufstellung dieser 96 Batterien (incl. 48 Reserve Batterien) erforderliche Material : 768 Geschütze und 970 Munitions -Karren bereits beschafft sein, so würden jedoch zur Zeit die vorhandenen Completirungs Mannschaften für die Reserve-Batterien und den permanenten Bestand der Er jaz -Batterien , wozu doch nur ausgebildete Artilleristen aus der Reserve ge nommen werden könnten , unter allen Umständen noch nicht ausreichen . Ruß land entschloß sich daher , auch mit dieser Organisation schrittweise vorzugehen und im Frieden vorläufig nur 11 Ersatz - Batterien aufzustellen , von welchen 2 zur ersten und je 3 zu den übrigen Erſatz-Fuß-Artillerie -Brigaden gehören . Wird das Princip, aus jeder Erſatz - Batterie incl. der Lehr- Fuß - Batterie 9 Militairische Jahresberichte 1876,
130
Militairische Jahresberichte für 1876.
im Kriege 2 Ersatz- und 2 Reserve-Batterien aufzustellen beibehalten, ſo würden vorläufig im Kriege auch nur 24 Reserve - Batterien , wie bereits erwähnt worden ist , und 24 Ersatz - Batterien formirt werden , welche lettere incl. der Stäbe, Lehr-Batterie und überzähligen Offiziere die Stärke erreichen würden von: Batt. Gesch. Mun.-Karren. Offiz. Unteroffiz . Spiell. Beamte. Comb. Nicht- Comb. Pide. 517 138 216 38 21 1571 442 im Frieden : 12 48 24 468 1680 316 20 15024 2248 2020 im Kriege: 24 192 48 Für die reitende Artillerie") bestehen bereits 2 Ersatz-Batterien, zu welchen im Kriege noch die reitende Lehr - Batterie als 3. Ersatz - Batterie hinzutritt. Diese Batterien geben bei der Mobilmachung nicht den Cadre zu Neu formationen ab, sondern werden nur auf Kriegsstärke completirt. Die Gejammt stärke der (Ersatz-) reitenden Batterien beträgt : Batt.Gesch .Mun.-Wag.Offiz . Unteroffiz . Trp. Gomb. Beamte. Nicht-Cb. Trainpf. Artill.-Bf.Reitpf. 12 28 62 6 316 6 4 98 160 4 Frieden: 2 12 " 18 298 57 210 39 1914 9 6 171 360 Krieg: 3 18
d. Die Reichswehr. Die Zahl der aufzustellenden Infanterie-Drujinen, Cavallerie- Sjotnien und See - Commandos wird jedesmal Allerhöchſt beſonders befohlen. Der Etat ist festgesetzt : Offiz. Unteroffiz. Spiell. Beamte. Comb. Nicht- Comb. Wag. Tr.-Pf. Reitpſ. für eine Inf.- Drujine 13 18 10 1 548 refp.900 27 5 15 --1 125 8 1 3 134 für eine Cav.-Ssotnie 3 13 e. Die Local - Truppen mit den Hilfs - Abtheilungen. Die Festungs- Infanterie - Bataillone**) find dem Befehl vom 14. October 1875 gemäß am 1. Januar 1876 nach dem Etat : Cffiz. Unteroffiz. Spiell. Combatt. Beamte. Nicht-Combatt. 57 3 40 10***) 416 Frieden: Festungs - Cadre - Bat. 26 144 6 3664 320 38 Krieg: Festungs -Regt. à 4 Bat. 79 aufgestellt worden und erreichen demgemäß die Gesammtstärke : I. im Europäischen Rußland : Offiz. Unteroffiz. Spiell. Combatt. Beamte. Nicht-Combatt 920 598 230 9568 69 1311 Frieden: 23 Bat.
Krieg: 23 Regt. à 4 Bat. = 92 Bat. 1817 7360
874 84272
138
3312
II. im Kaukajus (in Folge einiger Abweichungen im Etat) : Bat. Offiz. Unteroffiz . Spiell. Combatt. Beamte. Nicht - Combatt. Både. 2 916 10 80 1 21 4 57 Frieden: 79 320 37 16 160 3664 6 Krieg: 1 Regt. 4 in Summa : Bat. Offiz. Unteroffiz. Spiell. Combatt. Beamte. Nicht-Combatt. Pide. 240 10484 1000 4 71 1368 619 im Frieden: 24 7680 911 87936 144 16 3472 im Kriege: 96 1896
*) Vergl. S. 233 der Jahresberichte 1875. **) Vergl. S. 397 der Jahresberichte 1874 u. S. 233 der Jahresberichte 1875. ***) Die Verordnung in Betreff der Spielleute hat auch für die Local - Truppen Geltung.
131
Heerwesen Rußlands.
Die Stärke der Linien - Bataillone (2 in Orenburg , 7 im Kaukaſus , 15 in Turkestan, 4 in West- und 6 in Ost- Sibirien, in Summa 34) beträgt : I. im Europäischen Rußland : Bat. Offiz. Unteroffiz. Spiell. 100 24 Frieden : 2 42 24 180 Krieg : 2 52
II. im Kaukasus : Bat. Offiz. Unteroffiz. 280 119 Frieden: 7 147 560 Krieg: 7 III. in Asien: Bat. Offiz. Unteroffiz. 1250 Frieden: 25 525 2250 Krieg: 25 650 in Summa : Bat. Offiz. Unteroffiz. Frieden: 34 686 1630 2990 Krieg: 34 849
Combatt. 1040 1840
Beamte. 6 6
Nicht - Combatt. 138 178
Pfde. 30 192
Combatt. 2912 6412
Beamte. 21 21
Nicht - Combatt. 588 626
Spiell. Combatt. 300 13000 300 23000
Beamte. 75 75
Nicht - Gombatt. Pfbe. 375 1725 1700 2225
Spiell. 394 394
Beamte. 102
Nicht- Combatt. Pfde. 2451 656 2515 3029
Spiell. 70 70
Combatt. 16952 31252
102
Pfde. 251 623
Nachdem bereits im verflossenen Jahre im Kaukaſus und in Aſien die ersten Schritte gethan waren , die Festungs - Artillerie entsprechend dem Bedürfniß der Jehtzeit umzuformiren, wurde durch Befehl vom 23. März und 20. October cr. auch die Festungs - Artillerie des Europäiſchen Rußlands einer vollständigen Reorganiſation unterworfen. Es hatte sich im Laufe der Zeit gezeigt , daß die Zahl der Festungs- Ar tilleristen durchaus nicht mehr dem Bedürfnisse im Frieden und Kriege entſprach; mochte es auch bei einer Ausrüstung der Festungen mit glatten Geſchüßen an gehen, Infanteristen zur Bedienung dieser heranzuziehen, so erforderten jetzt die gezogenen Geschütze doch zu ihrer Bedienung sorgsam ausgebildete Mannſchaften. Im Frieden absorbirte der Arbeits- und Wachdienst die Zeit der Festungs Artilleristen in so bedeutendem Maaße , daß selbst von einer gründlichen Aus bildung dieser Leute , die im Kriege den festen Kern der neu zu formirenden. Abtheilungen abgeben sollten, kaum die Rede sein konnte. Ferner waren die Festungs - Artillerie - Truppentheile der Feld - Artillerie gegenüber mit unverhält nißmäßig wenig Offizieren 1 Offizier auf 80 Mann - ausgestattet. Da die Compagnie- Commandeur - Stellen stets auf kurze Zeit durch Offiziere der Feld-Artillerie, bevor sie eine Batterie erhielten, als Durchgangs-Stadium besezt wurden , konnte wohl auch in der oberen Leitung des größten taktiſchen Ver bandes der Festungs- Artillerie nur wenig Verständniß und Liebe zum Dienſte herrschen. Durch die eben angeführten Befehle ist die völlige Trennung der Feld und Festungs - Artillerie durchgeführt. Die Compagnien sind zu Bataillonen à 4 Compagnien vereinigt, welche durch Oberstlieutenants resp. durch Obersten commandirt werden. Bei der bedeutenden Vermehrung , welche die Festungs-Artillerie durch die Reorganisation erfährt , würde eine gleichzeitige Aufstellung sämmtlicher Neu formationen große Kosten verursachen und auf Schwierigkeiten in Betreff der Completirung stoßen. Aus diesen Gründen wurde im März mit der Aufstellung von 18 Bataillonen vorangegangen und am 20. October befohlen, am 1. Ja nuar 1877 noch weitere 17 Bataillone zu formiren. 9*
Militairische Jahresberichte für 1876.
Festungen
Nach dem Reorga= nisations-Gesetze
Gegen früher
des
Rußland.
Krieg
Frieden
13 31
43 Comp.
3523D GOLD SD65280
11
11 11 11 11 31 11 11 41 41 41
136322414+
35 Bat.
11
5 Bat. 8 Comp. à 250 M. 13 Comp. à 400M. = = = 2 à 200 = 4 à400 : = = 2 = à 400 : à 250 = 6 = = = 1 250 = 400 = = 250 = 400 : = 300 = 400= = 2 250 = 400 = 8 = 400 : 4 250 : = 250 = 5 400 3 250 = 3 400 = 250 = 400 : = 250 = = 400 3 = = 250 = 300 : = 3 = 250 = 400 : 11 11 11 11 11 11 11 11 45 45 11
47 Bat.
6221BIQ 4323B18D
37434B1
14 Festungen.
$1 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11
6 Bat. Kronstadt 3 = Wyborg = 2 Sweaborg Dünamünde 4 Dünaburg 1 Bobruisk Warschau Nowo-Georgiewsk | 7 4 Brest-Litowsk Zwangorod Kiew Nikolajew Bender 5 = Kertsch 14
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.
find ſollen am 1. 1.77 aufgestellt auf werden gestellt
823
Europäischen
=
132
73 Comp.
Im Kaukasus ist ferner die Festungs-Artillerie in Alexandropol , die im Frieden aus 2, im Kriege aus 4 Compagnien bestand, durch den Organiſations Entwurf auf 3 Bataillone gebracht worden. Von den im Europäischen Rußland formirten Bataillonen erhalten vor läufig die 2. und 3. Bataillone in Brest-Litowsk, Dünaburg und Kiew, sowie die beiden in Zwangorod nur 3 Compagnien, ſo daß alſo daſelbſt nur 27 Ba taillone nach dem Normal-Etat von 4 Compagnien 108 Compagnien und = - 24 = 8 Bataillone zu 3
Summa 132 Compagnien reorganisirt sind. Jeder der genannten Festungen wird eine Festungs- Artillerie - Verwaltung nach einem besonderen Etat zugetheilt , wobei die frühere Eintheilung in Ver waltung nach Klaſſen fortfällt ; die Verwaltungen haben provisorisch einen niedrigeren Etat, als er in der Organisation vorgesehen ist, erhalten. Nur die Festungs-Artillerie in Petersburg ist von der Reorganisation un berührt in dem früheren Bestande von : 1 Verwaltung I. Klasse und 2 Com pagnien (Frieden 250, Krieg 400 Mann) verblieben. Der Etat eines Festungs-Bataillons beträgt : Frieden: 13 Offiz. 44 Unteroffiz. 4 Spiell. 400 Comb. 18 Nicht-Comb. = = = = = 100 8 1200 26 Krieg: 21 Stärke-Berechnung der Festungs-Artillerie am 1. Januar 1877 : I. Europäisches Rußland : 15 Verwaltungen ,
133
Heerwesen Rußlands .
35 Bataillone (zu 4 resp . 3 Compagnien) = 132 Compagnien = 2 = • 2 Compagnien te Nicht-Comb. Beam Comb. Spiell. Comp. Unteroffiz. Offiz. 136 1502 1636 531 96 13700 Summa: Frieden 134 268 3835 3390 = 859 40400 153 Krieg 134 II. Kaukasus : 3 Verwaltungen , 3 Bataillone à 4 Compagnien = 12 Compagnien
3 Compagnien à 300 Mann ,
1 Compagnie Fr.: à 200 M. , Kr.: à 300 M. 4 Compagnien Comb. Beamte Nicht-Comb. Offiz. Unteroffiz. Spiell. 10 227 20 2300 252 68 32 13 382 405 4800 96
Comp. Summa: Frieden 16 = Krieg 16 III. Aften : 4 Verwaltungen, 2 Compagnien à 150 Mann, 2 Compagnien à 200 Mann = 4 Compagnien Comp. Offiz. Unteroffiz. Spiell. Comb. Beamte Nicht-Comb . Summa : Frieden und Krieg 4 24 70 6 700 11 131 Total-Summa : Beamte Nicht-Comb. Comb. Comp. Offiz. Unteroffiz. Spiell. 623 117 162 1799 16700 2019 Frieden: 154 177 45900 979 306 3865 4348 Krieg: 154
Die Local - Truppen im engeren Sinne haben keine umfassenderen Aenderungen erfahren ; es ist nur der Befehl über die Reorganisation der Spiel leute vom 21. Juli auch auf dieſe Truppen ausgedehnt , die Anzahl der Com mandos um 3 *) erhöht und der Etat verschiedener Commandos geändert worden. Unter Berücksichtigung dieser Details erreichen diese Truppen folgende Stärke : 1. Europäisches Rußland : Frieden: 8 Local-Cadre-Bataillone
Krieg : 8 Local = Regimenter à 4 Bataillone = 32 Bataillone,
10 Local-Bataillone } 45 Local - Bataillone = 45 35 Local-Cadre-Commandos 471 Local-Commandos ,
=
21 Begleit-Commandos. Unteroffiz. Offiz. Comb. Spiell. Beamte Nicht-Comb. Tr.-Pf. 59428 2 754 1537 136 Frieden: 770 5812 288 2707 10 104880 9826 Krieg : 1558 1237 II. Kaukasus : Frieden : Krieg : 1 Local-Cadre-Bataillon 1 Local-Regiment à 4 Bataillone, 2 Local-Bataillone 14 Local-Bataillone 14 Bataillone, 12 Local-Cadre- Commandos 47 Local-Commandos 64 Local-Commandos. Beamte Nicht-Comb. Tr.-Pf. Comb. Unteroffiz. Offiz. Spiell. 21 12 906 Frieden: 238 1133 162 15012 1544 45 84 Krieg : 844 300 2303 27803 *) Local-Commando Zarsko Selo, Peterhof, Uralsk.
134
Militairische Jahresberichte für 1876.
III. Asien. Eine genaue Stärke - Berechnung der in Asien stationirten Local- Truppen aufzustellen, iſt auch in diesem Jahre nicht möglich gewesen. Am 14. Januar ist befohlen worden , die 8 Gouvernements = Bataillone (Tobolsk , Tomst , Krasnojarsk , Irkutsk , Taschkent , Wjärnoje , Omsk , Blaho wjäſchensk), sowie die Kreis-, Etappen- und Poſten-Commandos unter Beibehalt ihres früheren Etats in Local = Bataillone resp . = Commandos umzuformiren. Den im Turkestaner Militair - Bezirk stehenden Local-Truppen ist am 1. April ein neuer Etat gegeben worden, nach welchem in diesem Militair-Bezirk stehen : 3 Local - Bataillone (Samarkand , Taschkent , Wjärnoje) à 1200 Mann und 14 Local-Commandos à 139, 250, 300 und 400 Mann, in Summa : Comb. Beamte Nicht-Comb. Tr. Pf. Offiz.. Unteroffiz. Spiell. 12 7317 6 315 60 Frieden: 110 . 548 12 69 345 7800 6 584 Krieg: 119 Bei den Lehrtruppen *) wäre nur zu erwähnen, daß durch Befehl vom 7. November bei dem Lehr-Infanterie-Bataillon beſtändige Kaſaken-Commandos aus den activen Kajaken-Abtheilungen (in Summa : 10 Offiziere, 72 Kajaken) formirt worden sind , um die Commandirten innerhalb eines Jahres als Jn= structoren im Schießdienste und Büchsenmacher-Wesen auszubilden. Gendarmerie. Zur Ausübung der polizeilichen Functionen bei den Truppen werden laut Verfügung vom 18. September 1876 aus einigen der bisher aufgestellten Gendarmerie- Commandos im Frieden 1 Garde- und 5 Armee Cadre-Gendarmerie-Commandos (Petersburg, Wilna , Warſchau, Kijew, Odeſſa, Tiflis) formirt , aus welchen im Kriege je 1 Gendarmerie - Escadron gebildet Diese Escadrons werden im Kriegsfalle auf Verfügung des Kriegs Ministers nach dem Kriegsſchauplate dirigirt und daselbst durch den Ober Commandirenden auf die Corps in Halb- Escadrons , Zügen oder Commandos vertheilt. Der Etat eines dieſer Commandos **) resp . Escadrons beträgt : Offiz. Unteroffiz. Tromp. Nicht-Comb. Tr.-Pf. Reit-Pf. 22 3 2 15 Frieden: 4 30 4 24 8 163 Krieg: 10 149 Für den Krieg würden noch zur Verfügung stehen : 3 Gendarmerie Divisionen (Petersburg, Warschau, Moskau) und 7 Gen darmerie-Commandos oder incl. der oben angeführten 6 Cadre-Commandos : Offiziere. Unteroffiziere. Spiell. Comb. Beamte. Nichtcomb. Tr. -Pferde. Reit-Pferde 973 44 Frieden: 117 344 22 1127 14 247 1754 74 Krieg: 1117 14 150 1010 34 298 Ueber die Hilfs - Abtheilungen: Compagnie der Schloß Grenadiere, Garde-Invaliden, Local-Artillerie-Commandos, Local-Ingenieur- Verwaltungen und Commandos , Hospital- und Local - Commandos der Kaukasischen Mineralbäder vergl . S. 366 Jahresberichte 1874. Von den 2 bisher existirenden Arbeiter-Brigaden ist die 2. (im Kaukajus) nach dem Befehl vom 29. Juli aufgelöst worden , so daß zur Zeit nur noch die Arbeiter-Brigade in Kertsch besteht. Durch Verfügung vom 20. März und 22. August sind die Militair Besserungs- Compagnien von Sweaborg , Riga , Dinaburg , Jekaterinenburg, *) Vergl. Jahresberichte 1874 Seite 365 und 399. **) Bei dem Garde- Commando einige Differenzen.
135
Heerwesen Rußlands .
Astrachan und Orenburg aufgelöst worden ; von den 19 Compagnien sind also nur noch 13 aufgestellt. In Betreff der Militair-Gefängniſſe wäre noch zu erwähnen, daß der Bau eines solchen zu 200 Arreſtanten in Petersburg beendet und der eines zweiten in Moskau begonnen ist. C. Aenderungen in der Organiſation der Local-Inftitutionen der Artillerie, Ingenieure, des Medicinal-Refforts und der Intendantur. *) Durch die am 3. August 1876 befohlene Formation einer Artillerie-Werk ſtatt im Warschauer Militair-Bezirk ist die Organiſation der Bezirks - Artillerie Depots als vollendet anzusehen. Zur Bildung der Werkstatt ist der Bestand des gleichzeitig aufgelösten Warschauer Bezirks-Arsenals incl. der Büchsenmacher Werkstatt verwendet worden. D. Aenderungen in der Organiſation der Militair- Lehranstalten.**) Die Einführung der allgemeinen Dienstpflicht bedingte auch eine erhöhte Anforderung an die Leistungsfähigkeit der Militair - Lehr - Anstalten. Fast für jämmtliche Anstalten sind die bestehenden Verordnungen einer höchſt ſorgſamen Durcharbeitung unterzogen worden. Von den neuen Verordnungen wäre in Betreff der Junker-Schulen, die überdies noch eine bedeutende Erweiterung er fahren haben, hervorzuheben : Sämmtliche Freiwilligen und sämmtliche jungen. Leute aller Kaſaken-Woijskos können nach vollendetem Curſus auf einem Pro gymnasium und nach Ablegung des Annahme - Examens ohne Rücksicht auf die bisher in der Front zugebrachte Zeit in die Junker Schulen aufgenommen werden, während diejenigen, welche von der Erſaß-Commiſſion eingestellt werden, vor Besuch der Schule ihre gesetzliche Dienstzeit absolvirt und je nach der Länge dieser 12 Jahre als Unteroffiziere in der Front gedient haben müssen ; ferner werden praktische Uebungen im Aufnehmen und im Felddienſt nach Schluß des theoretischen Cursus neu eingeführt. Die älteren Klaſſen der Junker- Schulen (excl. der in Irkutsk, über welche keine Nachrichten vorliegen) waren 1876 besucht von 1751 Infanteristen , 392 Cavalleristen und Kasaken. Von ersteren wurden 1566 als geeignet zur Be förderung zum Offizier entlassen, von letteren 365, so daß die Junker- Schulen allein ein Contingent von 1931 Offizieren stellten; nach dem etwas geringeren Besuch der älteren Klaſſen pro 1876/77 wird das Contingent pro 1877 vor aussichtlich nicht 1600 überschreiten. Unter Berücksichtigung der im Laufe des Jahres 1876 befohlenen Etats Aenderungen bestehen : 11 Infanterie - Junker - Schulen für 3600 Zöglinge, = = = 2 Cavallerie = 450 = : = = 390 2 gemischte = 240 = 2 Kajaken= = 120 2 provisorische Abtheilungen =
Am 24. Juli wurde außerdem noch die Formation von 3 Kajaken-Abtheilungen bei den Junker = Schulen in Warschau zu 50 Stellen (innerhalb des Etats) in Bilna und Jelisawetgrad zu 35 Stellen (außerhalb des Etats) befohlen, ſo daß
*) Vergl. S. 366 und 399 der Jahresberichte 1874 und S. 235 der Jahres berichte 1875. **) Vergl. S. 367 und 401 der Jahresberichte pro 1874 und S. 236 pro 1875.
136
Militairische Jahresberichte für 1876.
die Zahl der Stellen für die Infanterie um 50 vermindert , die der Kasaken dagegen um 120 vermehrt worden ist ; Summa der Stellen : 4870. Von den 3 Infanterie-Kriegsschulen *) , die je 300 Junker aufnehmen können, werden durchschnittlich 400 Junker als Offiziere entlaffen, die Nikolaus-Cavallerie Schule, die 200 Junker aufnehmen kann, liefert jährlich ein Contingent von 75 bis 100 Offizieren, die Artillerie- und Ingenieur- Schule jährlich 40-50 ; die Junker und Kriegsschulen versorgen also die Armee jährlich mit über 2100 Offizieren. In Betreff der Junkerſchulen wäre noch nachzutragen , daß durch Befehl vom 14. September eine vorbereitende Klasse für die Junkerschule in Orenburg errichtet worden ist. Als Vorbereitungs - Anstalt für die Junkerschulen dienen die Militair- Pre gymnasien, für die Kriegsschulen die Militair-Gymnaſien. Unter Berücksichtigung der in diesem Jahre befohlenen Aenderungen bestehen : 8 Militair- Progymnasien mit 1700 Stellen und 18 Militair-Gymnasien mit 6360 Stellen ; sobald in Jaroslaw der bereits begonnene Bau für ein Gymnaſium beendet ist, wird das zur Zeit daselbft_be stehende Militair-Progymnasium von 400 Stellen in ein Militair-Gymnaſium ebenfalls zu 400 Stellen umformirt werden. Die übrigen Militair - Lehr- Anſtalten vergl. Jahresbericht 1874, S. 367. II.
Aenderungen in der Completirung und Organisation der irregulairen Truppen.
A. Renderungen in der Completirung. Das Wehrverpflichtungs- Reglement des Don = Heeres **) sollte in seinen allgemeinen Zügen und mit Wahrung der eigenthümlichen Intereſſen der ver schiedenen Heere auf sämmtliche Kaſaken-Woisskos ausgedehnt werden. Nachdem das Reglement ohne Aenderung für die Don = Kalmücken verbindlich gemacht war, wurde es durch Befehl vom 20. Juli auch auf das Orenburger Woissko, allerdings mit einigen Aenderungen und Zusätzen , ausgedehnt. Letztere find jedoch nur durch den Umstand hervorgerufen , daß ein Theil des Orenburger Woisskos permanent nach dem Turkestaner Militair = Bezirk abcommandirt ist. Die Zusätze und Aenderungen beschränken sich dabei nur auf Bestimmungen, durch welche der Erſaß der in Turkeſtan ſtehenden Truppentheile geregelt wird. Wie im Don -Kajaken - Woissko beträgt auch hier die Gesammt - Dienstzeit 20 Jahre und beginnt mit dem 18. Jahre. Die zum Dienste tauglichen Mannschaften werden eingetheilt in: Mannschaften I. Kategorie oder zur „ vorbereitenden Kategorie" gehörig (Dienstzeit 3 Jahre), Mannschaften II. Kategorie oder zu der zum Frontdienst verpflichteten Kategorie" gehörig (Dienstzeit 12 Jahre, davon 4 Jahre activ bei den Regi mentern I. Kategorie und 8 Jahre beurlaubt bei den Regimentern II. und III. Kategorie) und in Mannschaften III. Kategorie oder zur „ Reserve-Kategorie" gehörig (Dienſt zeit: 5 Jahre). B. Aenderungen in der Organiſation. Das Don-Kajaken - Woisſko ***) hat in Betreff der Organisation keine Aenderungen erfahren und wird nur die Stärke der nicht bereits bei der regu lairen Armee erwähnten Regimenter und Batterien kurz angeführt : *) Vergl. S. 368 Jahresberichte 1874. **) Vergl. S. 236 Jahresberichte 1875. ***) Vergl. S. 236 der Jahresberichte 1875.
137
Heerwesen Rußlands.
Local- Truppen : Verwaltungen, Wach-, Etappen- und Local - Commandos, Stäbe der nicht im Dienste befindlichen Division der Garde-Kajaken-Regimenter und Batterien, in Summa : Geschüße. Mun.-Karren. Offiz. Unteroffiz. Spiell. Comb. Beamte. Nichtcomb. Pferde 45 206 276 57 2298 34 131 1277 45 Frieden: 109 240 7 1999 26 55 802 Krieg : Stärke der nur im Kriege aufzustellenden Feldtruppen : Gesch.Mun.-Karren. Offiz. Unteroffiz. Spiell. Comb. Beamte. Nichtcomb.Wag. Pferde 840 3440 760 27400 40 1640 80 35080 40 Reit. -Reg. 84 280 434 112 3654 42 2744 168 14 reit. Bat. 84
Summa :
84
924 3720 802 30144 40
168
2074 192 38734
der Ersatz-Truppen : Geschüße. Mun.-Karreu. Offiz . Unteroffiz. Tromp. Comb. Nichtcomb. Pferde
2 Reserve - Escadrons der Garde-Kajaken Regimenter .. Ersatz-Don- Batterie
6
12
16 7
32 24
8 4
8 24
22 3
48 106
In dem Kaukasischen Kajaken - Woissko , welches aus den Kuban und Terek-Kajaken gebildet wird, ist, wie bereits bei der Organiſation der regu lairen Cavallerie erwähnt worden, eine combinirte Kaukasische Kajaken-Diviſion aus 3 Kuban- und 1 Terek-Kajaken-Regiment formirt und dieſe in die daſelbſt aufgestellte Berechnung aufgenommen. Nach Abzug dieſer im Diviſions -Verbande stehenden Regimenter stellt das Kuban-Heer: im Frieden 7, im Kriege 27 Reiter-Regimenter à 6 Sjotnien, eine Kajaken-Division in Warschau, eine Lehr-Kasaken-Division, eine reitende Artillerie-Brigade zu 5 reitenden Batterien im Frieden à 4, im Kriege à 8 Geschütze, Frieden 2 , Krieg 6 Plastunskische Fuß-Bataillone ; das Terek -Heer: Frieden 4, Krieg 14 Reiter-Regimenter à 4 Sjotnien, zwei reitende Batterien im Frieden à 4, im Kriege à 8 Geschütze. Munitions Geschüße. Karren. Offiziere. Unteroffiz . Spiell. Comb . Beamte. Nicht- C . Wag. Sa. Frieden: 28 14 578 797 290 10003 21 631 Krieg: 56 112 975 2655 904 34873 55 1557 102 Das Astrachan - Kajaken - Woissko: Offiziere. Unteroffiz. Spiell. Combatt. Beamte. Nichtcomb. 21 Frieden: 1 Reiter- Regt. 30 38 13 532 1 45 114 39 1596 3 63 Krieg: 3
Pferde. 10721 36228 Pferde. 636 1812
Der Bezirk des Orenburger Kajaken- Woisjko's ist bei Einführung des neuen Wehrverpflichtungs- Gesetzes zur Aufstellung und Completirung der Reiter Regimenter in 3 Abtheilungen getheilt, von denen jede im Frieden 10 Sſotnien à 14 Rotten per Zug und im Kriege außer dieſen noch 4 Regimenter à 6 Sſotnien aufzustellen hat ; zur Aufstellung und Completirung von Batterien ist der Bezirk in 2 Rayons getheilt, welche je im Frieden 2, im Kriege 4 Batterien und beide zuſammen im Kriege eine Erſatz-Batterie zu geſtellen haben. Die Stärke des Orenburger Woisiko's beträgt demnach : im Frieden
138
Militairische Jahresberichte für 1876.
30 Sjotnien oder 5 Regimenter à 6 Sjotnien und eine reitende Artillerie Brigade zu 4 Batterien, von welchen die beiden im Orenburger Militair-Bezirk dislocirten je 4, die beiden im Turkestaner Militair-Bezirk stehenden je 6 Ge schütze führen ; im Kriege 17 Regimenter à 6 Ssotnien, 8 reitende Batterien à 6 Geschütze und 1 reitende Ersatz-Batterie à 4 Geschütze. Munitions Geschüße. Karren. Offiziere. Unteroffiz. Spiell. Comb. Beamte. Nicht-C. Wag. Pferde. Sa. Frieden: 20 8 216 328 105 4800 9 421 18 5348 Krieg: 52 104 401 1748 351 14901 25 1350 98 19839 Das Ural-Woißto stellt auf: im Frieden 3, im Kriege 9 Reiter Regimenter ; das Sibirische Woissko : im Frieden 3, im Kriege 9 Reiter-Regimenter; das Sjemirjätschenskische Woissko : 2 Reiter- Regimenter ; das Sabaikalskische Woissko : im Frieden 2, im Kriege 6 Reiter Regimenter; im Frieden 2, im Kriege 9 Fuß-Bataillone und 1 reitende Ar tillerie-Brigade zu 2 reitenden Batterien ; das Amur- Woissko : 2 Reiter - Regimenter , die Uffurjiskische Sjotnie und im Frieden 2 , im Kriege 4 Fuß-Bataillone. Ferner sind noch in verschiedenen Gouvernements in Summa 2 Sjøtnien und 3 Fuß-Commandos aufgestellt, welche in ihren Garnijon-Orten den Wach dienst zu versehen haben. Von einer Aufführung der bei einzelnen Woisſko's beſtehenden Lehr-Truppen ist Abstand genommen . Von den angeführten Kasaken =- Truppen würden die des Don und des Kaukasus bei einem Kriege leicht und ohne Schwierigkeit zu einer Operations Armee im Europäischen Rußland herangezogen werden können ; von dieſen ſind im Frieden bereits aufgestellt im Kaukasus 11 Reiter-Regimenter, 7 Batterien, 2 Bataillone, und sollen im Kriege gebracht werden auf 40 Reiter-Regimenter, 14 Batterien , am Don : = = = 7 6 Bataillone. im Kaukasus : auf 41
In Summa : 81 Reiter-Regimenter, 21 Batterien, 6 Bataillone. Die übrigen Kajaken-Truppen, auf den weiten Flächen der Aſiatiſchen Länder-Gebiete Rußlands vertheilt, haben zu gestellen im Frieden: 18 Reiter-Regimenter, 6 Batterien , 4 Bataillone, = = = 10 13 im Kriege : 48
jowie einige einzelne Ssotnien und Commandos . III.
Aenderungen in der Organisation der aus Fremdvölkern gebildeten Truppen.
Se. Majestät der Kaiser hat aus den Fremdvölkern des Kaukasus einen Kaiserlichen Convoi gebildet, der besteht aus 1 Leib- Garde Kaukasische Es cadron, 2 Escadrons der Kuban-Kaſaken und 1 Escadron der Terek-Kajaken, in Summa 4 Escadrons , oder Offiziere. Unteroffiz. Spiell. Combat. Beamte. Nichtcomb. Pferde. 35 317 im Frieden: 18 39 8 246 6 77 16 578 703 6 63 im Kriege: 36 Der Cadre - Etat der Baschkiren - Division ist am 4. August etwas erhöht worden und beträgt jetzt Offiziere. Unteroffiz. Tromp . Combat. Beamte. Nichtcomb . Tr.- Pferde. Reit-Pferde. 56 9 24 3 17 73 73 6
Heerwesen Rußlands.
139
Der Cadre-Etat der Krim-Division ist derselbe geblieben : Offiziere. Unteroffiz. Tromp. Combat. Beamte. Nichtcomb. Tr.-Pferde. Reit-Pferde. 60 19 11 16 3 71 6 265 Das wechselnde Commando*) bei der Baschkiren - Division hatte in diesem Jahre eine solche Stärke erreicht, daß die Division während der Lager- Uebungen in 4 Escadrons zu 12-14 Rotten per Zug getheilt werden mußte; in der Front der Diviſion ſtanden somit ca. 376 Combattanten. IV.
Aenderungen in der Organiſation_der_ Militair-Verwaltungs- und Commando -Behörden .
In einzelnen Ressorts des Kriegs - Ministeriums ist der Personal - Bestand (6. und 7. Abtheilung der Haupt - Intendantur - Verwaltung) erhöht und zur Prüfung von Petitionen (am 12. Mai) ein Bureau neu aufgeſtellt worden. Hand in Hand mit der Revision der Verordnungen über die Militair Lehr-Anstalten wurde auch deren Haupt-Verwaltung (am 8. Juli) geändert. Im Hauptstabe wird laut Befehl vom 30. August am 1. Januar 1877 cine VII. Abtheilung eingerichtet werden, welche die Geschäftsführung über die Stärke und Ergänzung der Armee " zu übernehmen hat ; die Thätigkeit der übrigen Abtheilungen**)_ist_im_Allgemeinen dieselbe geblieben, nur noch etwas genauer präcifirt worden. Auch hierin spricht sich das Bestreben aus, die Mobilmachung von einer Centralstelle aus zu regeln, was jetzt erreicht sein dürfte, da auch das Comité für Truppen =- Transporte auf Eisenbahnen und Wasserwegen vom Hauptstabe reſſortirt. Am 14. September ist die Function und Verwaltung eines Inspecteurs der Schützen-Bataillone aufgehoben worden und dafür die Stelle eines Inspec teurs der Schüßen bei den Truppen geschaffen. Letterem liegt die Ueberwachung der Schieß-Ausbildung der gesammten Infanterie- und Cavallerie, selbst der im Dienst befindlichen Kasaken-Regimenter ob. Der Inspecteur hat das Schießen persönlich oder durch ihm unterſtellte höhere Offiziere zu besichtigen und setzt ſich in Betreff nöthig werdender Befehle, Aenderungen 2c. mit dem Kriegs-Minister in Verbindung. In Betreff des Haupt-Comité's für die Organiſation und Ausbildung der Truppen***) wäre der Befehl vom 4. Mai zu erwähnen, nach welchem ein Wechsel der Mitglieder nur auf besonderen Antrag des Vorsitzenden stattzufinden. hat, wobei zu beachten ist , daß kein Mitglied länger als 3 Jahre beim Comité verbleibt. Auch bei den Verwaltungen der Militair-Bezirke sind einige Veränderungen vorgekommen : beim Stabe der Garde - Truppen und des Petersburger Militair - Bezirkes wird die Function eines „ Verwalters des Offiziers- Schießens“ aufgehoben, und beim Kaſaner Militair-Bezirke eine Bezirks-Ingenieur-Verwaltung neu ge schaffen. Die übrigen Aenderungen betreffen nur den Etat und dürften als un wesentlich fortgelassen werden können. Neu erlassen sind am 1. November die Bestimmungen über die Zuſammen sehung des Feldstabes einer Operations -Armee in Kriegszeiten, nach welchen zum Feldstab gehören : *) Vergl. S. 240 der Jahresberichte 1875. **) Vergl. S. 374 der Jahresberichte 1874. ***) Vergl. S. 240 der Jahresberichte 1875.
140
Militairische Jahresberichte für 1876.
der Ober-Commandirende mit seinen persönlichen Adjutanten und mehreren Offizieren zu beſonderen Aufträgen, I. Haupt-Abtheilung : der Feldstab, = = II. die Feld-Intendantur-Verwaltung, = III. die Feld-Artillerie- Verwaltung , = = IV. die Feld-Ingenieur-Verwaltung, V. = ፡ die Feld-Verwaltung der Militair-Communicationen mit den Unterabtheilungen : a. für Etappen, b. für Militair-Straßen, c. für Post und Telegraphen, d. für Kanzelei. An Neben-Abtheilungen sind dem Chef des Stabes der Operations-Armee direct unterstellt : 1) die Commandantur-Verwaltung mit dem Dienſt-Commando, 2) die Verwaltung der Militair-Hospitäler, 3) die Medicinal-Verwaltung, 4) die Feldpost-Verwaltung, 5) die Verwaltung des Militair-Haupt-Geiſtlichen, 6) die Verwaltung des Feld-Ataman. In Summa 86 Offiziere , 168 Beamte , 294 Mannschaften, 305 Wagen, 820 Zug-Pferde, 323 Reit-Pferde. Der Feldstab eines detachirten Corps wird auf ähnliche Weise, aber in einer beschränkteren Ausdehnung formirt ; zu ihm gehören : 49 Offiziere, 119 Beamte, 175 Mannschaften, 208 Wagen , 507 Zug-Pferde, 149 Reit-Pferde. Durch die am 1. November befohlene partielle Mobilmachung der Ruſſi schen Armee ist die Zuſammensetzung der Corps *) von Nr. VII. bis XII. be kannt geworden. Es besteht das VII. Corps aus der 15. und 36. Jnf.-Div . und der 7. Cav.-Div. ፡ = = = = 8. das VIII. = 9. = 14. = =3 = = = = 5. = 31 . = 9. das IX. = = 13. = 34. = = =3 = 10. das X. = 11. = 32 . = = = = 11. das XI. = = = = = = 12. = 33. das XII. = 12.
=
=
Ueber die Zutheilung von Schützen - Brigaden und Ingenieur-Truppen theilen zu den Corps liegen keine Nachrichten vor. V.
Aenderungen in der Bekleidung, Ausrüßtung, Bewaffnung, Remontirung.
Bezüglich der Bekleidung ") , die an sich keine wesentlichen Aenderungen erfahren hat, ist nur anzuführen, daß durch Befehl vom 14. Auguſt die Trage zeit der Waffenröcke von 1½ auf 2 Jahre erhöht, die der Tuchhofen von 1 auf 1 Jahr , die der Mäntel von 3 auf 2 Jahre herabgesetzt worden ist und den Truppen an Stelle der Baschliks Tuch-Ohrenklappen und Fausthandschuhe geliefert werden. Den Offizieren ist durch Befehl vom 31. October bei schlechtem Wetter das Tragen von Regenmänteln gestattet. *) Vergl. S. 405 der Jahresberichte 1874. **) Vergl. Seite 409 der Jahresberichte 1874.
Heerwesen Rußlands.
141
Die Offiziere und Mannschaften der Feld-Telegraphen-Parks tragen die Uniform der Ingenieure mit der betreffenden Nummer des Parkes und dem Abzeichen der Telegraphisten auf den Epauletten resp . Achselklappen (Befehl vom 13. October) . Nachdem im Laufe dieſes Jahres die Vorräthe aus dem Montirungs-Depot Warschau nach Brest geschafft worden sind, existiren jetzt noch 17 Depots, und zwar in Petersburg, Dünaburg, Kiew, Brest, Krementschug, Moskau, Woronesz , Tambow, Kajan , Simbirsk , Tiflis , Stawropol, Petrowsk, Orenburg, Omsk, Irkutsk, Taschkent. Die 6 Montirungs- Werkstätten befinden sich in Petersburg , Moskau, Durch die Neuformationen eines 4. Ba Dünaburg , Brest, Kiew , Tiflis. taillons bei den Garde und den im Kaukasus stehenden Regimentern war es nöthig geworden , den Compagnien des Schüßen - Bataillons neue Jalonneur Fahnen zu übergeben. Nach dem Befehl vom 20. März bestehen die Bataillons Jalonneur-Fahnen aus drei verschiedenfarbigen Streifen (weiß, orange, schwarz) mit der Nummer des Bataillons (I. , II . , III . IV .) auf dem Orangestreifen. Die Compagnie-Jalonneur-Fahnen sind roth , auf welchen das Bataillon, zu welchem die Compagnien gehören , durch einen farbigen Mittelstreifen und die Reihenfolge der Compagnie im Bataillon durch einen farbigen Querſtreifen Die ersten Bataillone und Compagnien führen einen rothen, bezeichnet ist. die zweiten einen blauen , die dritten einen weißen Mittel- resp. Ouerstreifen, die vierten Bataillone_einen_lilafarbigen Mittelstreifen und die vierten Com pagnien einen gelben Querstreifen. Schließlich wäre zu erwähnen , daß bei der Erhöhung der Anzahl von Progymnasien durch Befehl vom 30. August die Unterschiede in der Uniform (farbige Achselklappen mit verschiedenfarbigem Vorstoß) festgesetzt sind , deren genauere Beschreibung jedoch zu weit führen würde. Wie weit die Ausgabe der Berdan Gewehre an die Grenadier- und Infanterie-Bataillone vorgeschritten ist , läßt sich nicht genau übersehen , doch dürften außer den Garde- Divisionen noch weitere 15 Divisionen das Berdan Gewehr bereits erhalten haben. Die Festungs- Artilleristen sind nur mit dem Seitengewehre ausgerüſtet, jedoch werden sie sämmtlich im Schießen ausgebildet und für die Hälfte des Kriegs Etats Gewehre in den Festungs- Depots vorräthig gehalten , um die als Be deckung zu den Belagerungs- Parks oder zu den Belagerungs-Batterien ab commandirten Compagnien auch mit dem Gewehre ausrüsten zu können. Die Mannschaften der Telegraphen -Parks sind mit Revolvern und Seiten gewehren, die Feldwebel und Train - Unteroffiziere mit Revolvern und Säbeln, die Train- Gemeinen mit Beilen bewaffnet resp . ausgerüstet. Die Kriegschargirung der Russischen Feld ፡ Artillerie bestand bis jetzt aus 4 Geschoß-Arten : 1) gewöhnliche Granaten; 2) Kartätsch-Granaten (Shrapnels ) mit Zeit-Zünder ; 3) Kartätsch- Scharochen*) mit Percuſſions -Zünder ; 4) Kartätschen. Die Erfahrungen , die in den letzten Kriegen von anderen Armeen in Betreff des großen Vorzuges der Shrapnels gemacht waren , führten in Ruß *) Die Scharochen unterscheiden sich von den Granaten nur dadurch, daß sie an Stelle der ogivalen Spiße eine Vollkugel haben. Vergl. S. 573 und 579 der Jahres berichte 1874.
Militairische Jahresberichte für 1876.
142
land zu weitausgedehnten Verſuchsschießen , in Folge deſſen am 29. Mai be fohlen wurde, die Scharochen der Feld Artillerie vollständig zu nehmen und den Batterien nunmehr eine gleiche Anzahl von Granaten und Shrapnels als Kriegschargirung zu überweisen. Die Ausrüstung der Batterien mit vier und zweiräderigen Munitions Wagen ist nunmehr folgende :
Mun. Wagen.
Batterien
Batterien
mit mit
vierräderigen
448
1113
4 36
(6) 14 14
1040 18
**
Sa.
in Granaten Shrapnels Kartätschen in Summa
28887
198 198 52
༈ ཡུ །
(6) Granaten Shrapnels Kartätschen
84
56 (16) 27 26
56
(2) 402
3 pfündige Geb.-Batt. **) à 8 Geschütze
32
36
©444
4 pfündige reit. Ers. -Batt. à 6 Geschüße
948
2
Sa.
32 84 1040 18 (8) (6) 15 4 pfündige 488 7 15 42 reit. Batterie 472 7 80 4 à 8 Geschüße 942
Granaten Shrapnels Kartätschen
34 (7) | (7) 14 440 440 14 68
444
4 pfündige reit. Batterie à 6 Geschüße
1268
(24) 17 18
36 960 12 (8) (8) (16) 27 15 42 4 pfündige 496 15 42 Fuß = Batterie 496 2 48 à 8 Gesch.
17
2
Sa.
189999
Granaten Shrapnels Kartätschen
19 (10) | (10) 15 606 15 606 2 56 2
རྞ" g ||
4 pfündige fahr. Batterie à 8 Geschüße
1042
(12) 27 9 pfündige 456 27 Fuß ፡ Batterie 456 48 à 8 Gesch.
ཚ ལྕ །
Sa.
(10)* (10) 8 7 2
ཨ།| ༅
Granaten 500 Shrapnels 478 Kartätschen 64
872
Munitions 14 Wagen
9 pfündige fahr. Batterie à 8 Geſchüße
۱۳
zweiräderigen Munitions Karren
15 15
42 42
32
84
Summa pro Geſchüt 42 336 42 336 14 112 784 98
Durch Verfügung vom 8. October ist ferner angeordnet worden , daß das Schanzzeug der Infanterie und Schüßen , sowie die Spaten der Cavallerie auf den Patronenwagen gefahren werden sollen. Zur Fortschaffung der Beile hat *) Incl. 2 Vorraths - Laffeten. **) Je 7 Geschosse in 112 Munitions - körbe verpackt ; zur Fortſchaffung dieser ſind 56 Pack-Pferde erforderlich.
Heerwesen Rußlands.
143
jedes Infanterie - Regiment resp . Schützen-Bataillon einen nicht etatsmäßigen Wagen zu requiriren. Ausgerüstet sind die Truppentheile mit Schanzzeug: Schaufeln Aerten Kreuzhacken Spaten Brecheisen Beilen 1 24 3 3 14 10 jede Comp. mit 8 8 jede Escadr. mit jede Batt. resp . 2 4 4 16 16 Park mit Anm. Außerdem tragen sämmtliche Train - Gemeine aller Waffen an Stelle des Seitengewehres Aerte. -
C
Am 24. October ist das bereits im vorigen Jahre vorbereitete Gesetz betr. Das ganze die Pferdegestellung bei einer Mobilmachung publicirt worden. Land und die Städte werden in Pferde-Cantone eingetheilt , in welchen die Gouvernements resp . Kreis = Musterungs- Commiſſionen die Pferde des be treffenden Bezirks nach ihrer Tauglichkeit und Alter classificiren und in Listen nebst Angabe des Besizers eintragen. In Städten , in welchen Bezirks - Com missionen garnisoniren, haben diese die Pferde- Musterung vorzunehmen ; zu jeder Von der Commiſſion iſt ein Offizier während der Musterung hinzuzuziehen.
1
Gestellungspflicht sind nur die Postpferde , die der Feuerwehr und die Zucht pferde der Gestüte ausgeschlossen ; als zu jung zur Gestellung werden Pferde unter 4 Jahren betrachtet. Bei einer freiwilligen Gestellung der Pferde wird zu dem gesetzlichen Kaufpreise ein Zuschlag von 20 Procent gewährt und je 2 freiwillig gestellte Pferde desselben Besitzers befreien ihn von der ferneren Gestellung. Die alsdann noch erforderlichen Pferde werden ausgeloost. Die Pferdemusterung erstreckt sich vorläufig nur auf 34 der westlichen Gouvernements ; sie soll durchschnittlich alle sechs Jahre wiederholt und der Kaufpreis für die auszuhebenden Pferde alle 3 Jahre neu normirt werden. Es betrug der Kauf preis bei der diesjährigen Mobilmachung : • 120-180 Rubel für Artillerie Pferde . " 100-200 für Reit-Pferde . 80-150 für Train Pferde I. Kateg. "I 45 80 " für Train-Pferde II. Kateg.
1 F · •
Das allgemeine Resultat war ein höchst zufriedenstellendes , doch sind die Ergebnisse jämmtlicher Commiſſionen noch nicht veröffentlicht , ſo daß die Ge jammtziffer der vorhandenen Pferde noch nicht angegeben werden kann ; zu über jehen ist bereits , daß sie reichlich den Bedarf an Pferden bei einer Mobil machung deckt. Nach einer Zeitungs- Nachricht bedarf die Ruſſiſche Armee zur Completirung 14000 Reitpferde 38000 Artillerie-Pferde Train-Pferde I. Kategorie 78000 Train-Pferde II . Kategorie 43000 in Summa 173000 Pferde.
VI. Aenderungen in der Geld-, Natural-Verpflegung, Unterbringung.
– Hadriana at
Am 12. November ist eine neue Verordnung über die Gewährung von Mobilmachungs-Geldern undFeld-Zulage erlaſſen worden, auf welche näher ein zugehen der Raum nicht gestattet. Ueber die Verpflegung im Frieden kurz hinwegzugehen, scheint um so mehr
A P
144
Militairische Jahresberichte für 1876.
angezeigt, als in nächster Zeit eine neue Verordnung , die die Verpflegung in der Compagnie, der wirthschaftlichen Einheit, regelt, zu erwarten ſteht. Die Casernenfrage geht mit der allmäligen Durchführung der Normal Dislocation *) ihrer definitiven Lösung entgegen. Durch Befehl vom 3. März ist angeordnet , daß das zu den Special - Einnahmen des Kriegs- Miniſteriums bisher gehörige Capital , welches sich aus dem Verkauf der Rekruten - Loskauf Quittungen angesammelt hatte nach Zeitungs-Nachrichten 28 Millionen Rubel als Capital zum Bau von Militair-Cafernen " zu den Special-Fonds des Finanz-Ministeriums überzuführen ist. Dieses Capital wird in der Form von Vorschüssen für den Bau von Casernen verwendet ; aus den Zinsen werden die Zulagen für die Capitulanten-Unteroffiziere und Mannschaften gedeckt. Das Kriegs - Miniſterium hat gleichzeitig für die Städte und Landſchaften, welchen die Casernirung der Truppen obliegt , ein „Reglement zur Anleitung bei den Entwürfen von Casernements" zusammengestellt, welches bei den möglichst geringsten Kosten den Forderungen der Hygiene und einer guten militairiſchen Adminiſtration entspricht. Von den im Reglement entwickelten Grundfäßen wäre hervorzuheben, daß von der Errichtung zusammenhängender Maſſen-Bauten Ab ſtand zu nehmen und jedem ſelbſtſtändigen Truppentheil (Bataillon) ein eigenes, alle zu seinem Haushalt nothwendigen Baulichkeiten umfassendes Casernement anzuweisen ist. Die combattanten Mannschaften eines Bataillons caſerniren in zweistöckigen massiven Gebäuden, wobei jeder Compagnie ein abgeschlossenes Revier anzuweisen ist. In besonderen eventuell auch leichter aufzuführenden Gebäuden werden untergebracht: a) die Stabs- und sämmtliche verheirathete Offiziere ; b) die unverheiratheten Offiziere , die Speise - Anstalt und Bibliothek ; c) die Nicht Combattanten und das Lehr-Commando ; d) die Küchen und ein Speisesaal für das Bataillon ; e) die Handwerkstätten und die Kammern ; f) die Wach- und Arrest-Locale, das Regiments-Gerichts-Local und das Bureau. Zur Zeit sind caſernirt : 1 ) die Festungs-, die Gouvernements- und Local-Bataillone jämmtlich ; 2) von den 574 Local-Commandos 385, nach einigen Quellen bereits 435; 3) von 556575 Mann Feld-Truppen 382866 Mann. Immerhin ist also noch fast / sämmtlicher Feld- Truppen in Bürger quartieren untergebracht , welcher Uebelſtand nach Einführung der allgemeinen und so bedeutend verkürzten Wehrpflicht sehr empfindlich zu Tage tritt. Es steht jedoch zu erwarten , daß die Schaffung eines besonderen Capitals zum Bau von Casernen in nächster Zeit dem tief empfundenen Bedürfnisse abhelfen wird. VII . Aenderungen im Militair- Gerichtswesen, Disciplinarverfahren. Abgesehen von einigen Erklärungen zu den im Jahresbericht 1875 Seite 246 besprochenen Verfügungen und Reglements sind keine Aenderungen im Militair Gerichtswesen und im Disciplinarverfahren, vorgenommen worden. VIII. Aenderungen in der Beförderung zu Unteroffizieren und Offizieren, und in dem Avancement der Offiziere. **) Nach Einführung der verkürzten activen Dienstzeit hat sich auch in Ruß land die Nothwendigkeit herausgestellt, dem Ersatz der Unteroffiziere durch *) Vergl. S. 242 der Jahresberichte 1875. **) Vergl. S. 414 der Jahresberichte 1874.
Heerwesen Rußlands.
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Capitulanten eine große Aufmerksamkeit zuzuwenden. Die am 17. September 1874 den Capitulanten bewilligten Zulagen und äußeren Auszeichnungen hatten. nur ein höchst ungleichmäßiges Resultat in der Armee zur Folge. Man sah sich daher veranlaßt , den Offizieren dringend eine angemessene Behandlung der Unteroffiziere einzuſchärfen, proviſoriſch als Capitulanten auch Unteroffiziere der Reserve, die länger als 1 Jahr, doch nicht über 3 Jahre außer Dienst waren, anzunehmen und den Capitulanten - Unteroffizieren während des jährlich zu be willigenden Urlaubs jämmtliche Competenzen incl. Capitulanten - Zulage zu ge währen. Schließlich ist es noch durch Befehl vom 21. November als provisorische Maaßregel gestattet worden , Unteroffiziere der Reserve ohne Rücksicht auf die außer Dienst zugebrachte Zeit als Capitulanten anzunehmen. — Den Capitulanten der regulairen Cavallerie-Regimenter sind die der Krim -und Baschkiren - Division in Bezug auf Competenzen gleich gestellt worden. Zu Unteroffizieren in der Artillerie werden nur diejenigen Mannschaften be fördert, welche den zweijährigen Curſus in dem Artillerie-Brigade-Lehr- Commando absolvirt oder ein diesen Anforderungen entsprechendes Eramen abgelegt haben. Da die Bedingungen zum Eintritt in das Lehr-Commando nicht leicht sind, müſſen die Expectanten 1-2 Jahre in dem Lehr - Commando der Batterie vorbereitet werden. Auf diese Weise werden die Unteroffizier - Expectanten , auch wenn sie bereits im 2. Dienſtjahre in das Batterie - Lehr- Commando eintreten, bis zum 4. , nicht selten bis zum 5. vollendeten Dienstjahre theoretisch vorbereitet, um als dann 1-2 Jahre höchstens bei der Batterie als Unteroffiziere Dienst zu thun. Freiwillige der Artillerie und Ingenieure können nach Absolvirung des Aus tritts-Examens der Brigade-Lehr-Commandos und einer Prüfung im praktiſchen Dienst nach der geſehlichen activen Dienstzeit zu Unteroffizieren befördert werden. Laut Befehl vom 14. September können die Kasaken, die auf Grund ihrer Bildung zur I. , II. , III. Kategorie gehören, nach Ablauf der gesetzlichen Dienſt zeit zu Offizieren befördert werden, sobald sie das für die Junker- oder Kriegs Schulen vorgeschriebene Abgangs-Eramen absolvirt haben. Der Eintritt in die Schulen ist diesen Kasaken ohne Rücksicht auf die bereits absolvirte Dienstzeit gestattet ; die Kajaken IV. Kategorie , sowie noch etwaige andere , die sich zur Ablegung des Eintritts-Examens in die Junker-Schulen melden, müſſen vor dem Besuch der Schule 3 Jahre , davon 2 Jahre activ in der Front und 1 Jahr als Unteroffizier, gedient haben. Dieſe Kaſaken werden ebenfalls nach bestandenem Eramen zu Portepee-Junkern ernannt, verlieren aber die den Kasaken der I. , II . und III. Kategorie zugestandene Berechtigung vor Abſolvirung der geſetzlichen Dienstzeit zur Reserve entlassen zu werden. Bei sämmtlichen Kasaken - Truppen können (Befehl vom 31. Juli) ſomit die Kaſaken, die ihrer Bildung nach zur I. Kategorie gehören und die oben an geführten Bedingungen erfüllt haben, nach 2 Monaten, die II. Kategorie nach 6 (früher nach 12) Monaten , die III. Kategorie nach 3 (früher nach 4) Jahren zu Offizieren befördert werden. Auch erhalten diese Kajaken wie die des Don Boißkos ein besonderes Abzeichen an der Kleidung und können sich auf Wunsch selbst verpflegen. IX.
Ausbildung der Mannschaften und Offiziere.*)
Sowie in Folge der kürzeren activen Dienstzeit der zweijährige Curſus in den Lehr - Commandos bei den Infanterie- und Cavallerie = Truppentheilen auf *) Vergl. S. 418 der Jahresberichte 1874 und S. 251 der Jahresberichte 1875. 10 Militairische Jahresberichte 1876.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
ein Jahr beschränkt worden ist , werden jetzt die Mannschaften zu sämmtlichen Lehr-Truppentheilen ebenfalls nur auf ein Jahr commandirt. Durch Befehl vom 16. Januar 1876 ist die Commandirung von Artillerie Detachements zu den Infanterie- und Cavallerie = Truppentheilen behufs Aus bildung von Mannschaften in der Bedienung der Geschütze aufgehoben worden. Jedes Infanterie- und Cavallerie - Regiment hat nunmehr von Mitte März an je 1 Offizier , 2 Unteroffiziere und ein Commando , in der Kopfzahl der Be dienung zweier Geschütze entsprechend , auf 14 Tage zur Erlernung der Bedie nung der Geschütze und des praktiſchen Schießzens zu den Batterien zu com mandiren. In der Ruſſiſchen Armee werden behufs erhöhter Ausbildung im Schießen Offiziere und Mannschaften der Schützen = Bataillone zu den Cavallerie- Regi mentern und Specialwaffen , sowie umgekehrt von diesen zu den Schüßen Bataillonen commandirt ; es waren von letzteren 6 Offiziere , 37 Mann an 13 Cavallerie-Regimenter und die Turkeſtaniſche Sappeur-Compagnie und von 14 Cavallerie-Regimentern an die Schüßen-Bataillone 12 Offfziere , 88 Mann zur Ausbildung abgegeben worden. In Betreff des Feuergefechtes der Infanterie wurde am 4. Mai befohlen: 1) das Feuer in der Schützenlinie beginnt auf das Commando der Halb zugs resp. Sectionsführer , wobei lettere das Ziel , die Entfernung und die Anzahl der abzugebenden Schüsse zu bestimmen haben. Das Signal „ Feuer“ fällt fort. 2) Aus der Schützenlinie wird nur ſpärlich auf weiteren Entfernungen und in der Bewegung geschossen. Das Feuer wird erst auf 600 Schritt, sobald sich der Gegner in wirksamer Gewehrschußzweite befindet, verstärkt. 3) In geſchloſſenen Abtheilungen darf aus Krnka-Gewehren höchſtens auf 300 Schritt , aus Berdan- Gewehren auf 400 Schritt gefeuert werden. 4) Geschlossene Abtheilungen feuern hauptsächlich auf Commando (in Salven). Da aber bei der Salve weniger Treffer als beim Einzelfeuer_vor kommen, und im Gefecht in Folge der Aufregung nach 1-2 Salven das Feuer in ein Schnellfener überzugehen pflegt, so soll im Frieden nach 1-2 Salven ein rottenweiſes Feuer abgegeben oder zum Bajonetangriff geschritten werden. Die selbstständigen Schützen Bataillone und die der Regimenter zu 4 Bataillonen haben für gewöhnlich das Bajonet als Seitengewehr zu tragen; ſie pflanzen es erst 300 Schritt vor dem Gegner auf. Analog ist auch bei den Friedens-Schießzübungen zu verfahren. Im Monat Juli 1876 sind der Cavallerie „ Veränderungen und Ergän zungen im Cavallerie-Exercir-Reglement" übergeben worden, welche sich in Bezug auf Inversion, Bewegung in Halb-Colonnen, Vereinfachung der Führung, Edai reurs 2. enge an die Preußischen Grundsätze anschließen. Bevor dieje Veränderungen erſchienen, war am 15. April befohlen worden , daß bis zum Erscheinen eines vollständigen Kajaken-Reglements für die Kajaken Regimenter die Reglements der regulairen Cavallerie mit folgenden Abweichungen maßgebend sein sollten: a) zur Lawa -Attacke sollen im allgemeinen nicht mehr als /s (früher 1/2) der attackirenden Abtheilungen aufgelöst werden ; b) der verkürzte Trab wird angewendet , wenn die regulaire Cavallerie Trab reitet, der verstärkte, wenn letztere galoppirt ; c) für das Abſiten zum Gefecht zu Fuß ſind die Verordnungen für die Dragoner, für die Führung des Gefechtes die der Husaren und Ulanen zu befolgen.
Heerwesen Rußlands.
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Aus dem neu publicirten „Reglement für die vorbereitende Klasse der Don-Kajaken" und dem „ Reglement für die vorbereitende Klasse der Kalmüken" wäre hervorzuheben : Die Ausbildung erfolgt auf den Stanizen im Schießen, Reiten, Gebrauch der Waffen durch die Staniz- Instructoren , denen höchstens 25 Zöglinge zu überweisen sind. Auf jeder Stanize muß sich wenigstens ein Instructor befinden. Die Aufsicht über die Ausbildung führen die Militair Inspecteure, die direct unter dem Abtheilungs - Ataman stehen. Die Ausbildung der Don-Kajaken beginnt im Herbste des 2. Jahres der Zuzählung zum Dienſt ; im Herbste und Winter werden sie auf 24 Tage zu größeren Uebungen con centrirt. Die Ausbildung der Kalmücken beginnt ebenfalls im 2. Jahre der Zu zählung zum Dienst; sie werden aber jährlich vom 1. Mai bis 1. Juni und vom 15. September bis 15. October (also auf 2 Monate) zu größeren Uebungen zuſammengezogen und nach denselben wieder auf die Stanizen entlaſſen. Da bei der jetzigen Verwendung der Cavallerie - Diviſionen weit vor der Front der Armee an die Cavallerie häufig die Aufgabe herantreten wird , Bahn und Telegraphen - Linien zu zerstören, sowie zerstörte Communicationen flüchtig wiederherzustellen , werden pro Escadron resp. Sjotnie 8 Mann unter Leitung der Escadrons-Commandeure nach einer besonderen Instruction in dieſem Dienſt zweige ausgebildet und mit einer entsprechenden Ausrüstung ( Dynamit-Patronen, Schanzzeug) versehen. Um den Cavallerie - Regimentern einen Stamm von Instructoren zu verschaffen , treten jährlich nach Schluß der Lagerübungen oder in der Periode der Weidezeit bei den Sappeur - Brigaden des Europäiſchen Rußlands Commandos von jedem Cavallerie-Regiment 1 Offizier, 1 Unteroffizier, 4 Gemeine, 1 1 6 Kasaken "! "1 "! "1 "1 auf 4 Wochen zusammen . Zu der in den Jahresberichten pro 1875 S. 259 erwähnten Artillerie Schieß-Schule des Wilnaer Militair-Bezirks waren 1876 in Summa 8 Offiziere, 101 Mann commandirt. Die Schießschule trat am 15. März zuſammen und wurde am 30. April aufgelöſt ; während der 32 Uebungstage wurden 344 gewöhnliche Granaten , 344 Shrapnels , 32 Kartätschen und 240 Manöver Kartuschen verschoffen. Die Geschütze wurden der Schule von den drei in Orany stehenden Batterien überwieſen. Nach der Reorganiſation der reitenden Artillerie , durch welche die Feld Batterien auf 6, die beurlaubten Don-Batterien auf 3 Geschüße gebracht wurden, ist die Frage über eine Erhöhung der Uebungs-Munition sämmtlicher Batterien von neuem angeregt worden. Dem besonders fühlbaren Mangel an Shrapnels wurde dadurch abgeholfen , daß den fahrenden Batterien zu ihrer Uebungs Munition noch 40 Shrapnels (alſo in Summa 175 Schuß) bewilligt worden sind und den reitenden Batterien die frühere Munition, auf 8 resp. 4 Geſchüße berechnet, belaffen ist. In Betreff der Ausbildung der Offiziere ist auf einen Befehl vom 21. März 1876 näher hinzuweisen , welcher wichtige Ergänzungs - Beſtimmungen zu dem bereits besprochenen vom 28. Januar 1875*) enthält. Um den Front = Offizieren eine den jezigen Anforderungen entsprechende Vorbereitung für den Krieg zu gewähren und in den Truppentheilen geeignete Instructoren für den Felddienst heranzubilden, ist befohlen worden : *) Vergl. S. 254 der Jahresberichte von 1875.
10*
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Militairische Jahresberichte für 1876.
1) Zu den in den Grenzlanden auszuführenden Uebungsreisen von General stabs-Offizieren sind auch Commandeure selbstständiger Truppentheile und Stabs Offiziere aus der Front zu commandiren , damit diese neben der Lösung beson derer Aufträge sich mit den wahrscheinlichen Kriegstheatern bekannt machen. 2) In den Militair - Bezirken haben die älteren Subalternoffiziere (Com pagnie - Commandeure , Oberlieutenants) , zu beſonderen Abtheilungen vereinigt, unter der Leitung von höheren Offizieren mehrtägige Uebungen vorzunehmen. Jede Abtheilung soll nicht über 30 Offiziere zählen ; die Offiziere werden in Gruppen zu 4 bis 5 getheilt und die Gruppen je einem Generalſtabs Offizier zur Ausbildung übergeben. Beim Beginn der Uebungen werden 2 bis 4 Tage zur Vorbereitung der Offiziere (Kartenleſen, Uebungen auf dem Plane) verwendet ; alsdann werden während 10 bis 14 Tagen taktische Aufgaben im Terrain gestellt. Nebenbei verbleiben die Bestimmungen in Betreff der taktiſchen Arbeiten der Offiziere im Truppenverbande unverändert bestehen. Nebungsreisen von Generalstabs -Offizieren wurden 1875 ausgeführt seitens des Hauptstabes in Polen und der bei den Militair-Bezirken Warſchau und Odeſſa ſtehenden Generalstabs - Offiziere. Uebungsreisen von Frontoffizieren fanden in den Militair-Bezirken Peters burg, Moskau, Wilna, Charkow und Kiew statt ; bei den im Kaukasus 1876 ausgeführten Uebungen wurden bereits die neuen Verordnungen zu Grunde ge legt und zu ihnen per Infanterie-Regiment 5, per Cavallerie- Regiment 2, per Artillerie-Brigade 6 Offiziere herangezogen. Nach den partiellen Concentrationen in den Garnisonorten der verschiedenen Stäbe wurden 453 Bataillone, 321½ Escadrons resp . Ssotnien , 1082 Ge schütze in 35 Lagern concentrirt. In 20 Lagern waren alle drei Waffen zu gemeinsamen Uebungen, in 2 Lagern war nur eine Infanterie-Brigade, in den übrigen eine Infanterie-Diviſion und mehr vereinigt. Concentrationen von Cavallerie-Divisionen fanden außer in Verbindung mit den übrigen Truppen (in 7 Lagern) noch in 2 Lagern statt; im ganzen waren zu Uebungen in der Im Herbste Division versammelt : 14 Cavallerie-Divisionen ( 1875 nur 5). fand außerdem in Polen noch ein größeres Cavallerie-Manöver statt, zu welchem über 4 Diviſionen herangezogen waren. Aus den sehr ausführlichen Bestimmungen für die im Lager bei Krasno Selo versammelten Truppen dürfte hervorzuheben sein : a) das Exerciren der Infanterie schließt mit dem Bataillon ab ; bei größeren Truppen-Verbänden ist nach Herstellung der Reserve-Formation jeder Uebung eine taktische Idee zu Grunde zu legen; b) bei jeder Felddienstübung ist der Gegner durch einzelne Leute zu markiren ; um ein inniges Verständniß für das Zusammenwirken der verschiedenen Waffen zu wecken , wird selbst bei Uebungen in der Compagnie die Artillerie markirt ; den Bataillonen resp. Regimentern werden einige Ge schütze zugetheilt ; c) bei den Uebungen der Cavallerie ist auf den Sicherheits und Aufklärungsdienst ein besonderes Gewicht zu legen; die zu diesem Zwecke vorgenommenen Uebungen sollen 12 Stunden dauern und sowohl am Tage als auch in der Nacht ausgeführt werden ; 2 Uebungen sind auf 24 Stunden aus zudehnen. ― X. Das Militair-Budget. *) Die Einnahmen des Reiches waren für 1876 veranschlagt 559,244,519 Rubel (2,485,081 mehr als im Vorjahre) ; davon fielen *) Vergl. S. 256 der Jahresberichte 1875.
auf
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Heerwesen Rußlands.
1876 1875 180,267,019 Rubel 178,049,492 25,106,017 25,038,381 "1 Nach dem 1873 firirten Normal-Budget sollten für das Kriegs -Ministerium 1876 179,290,000 Rubel verausgabt werden. 5,274,469 Rubel An besonderen Ausgaben kamen hinzu : *) . • • 633,746 von früheren Ausgaben fielen hinweg : • " auf das Kriegs-Miniſterium auf das Marine-Ministerium
Mehrbedarf dem Normal-Budget gegenüber
A.
4,640,723 Rubel.
Die Ausgaben vertheilen sich wie folgt : Wirkliche Ausgaben : 1. Central-Verwaltung . · 2. Local-Verwaltung 3. Technischer Theil und Unterrichtswesen 4. Medicinal- und Lazarethwesen
5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20.
Rubel 2,142,163 6,899,762 5,478,676 4,324,297 16,324,065 34,534,289 15,063,110 35,696,529 8,871,030 11,742,198 14,437,371 1,399,203
Ausrüstung und Bekleidung Proviant • • Fourage Besoldung Quartiergelder und Casernen Baukosten . Waffen, Geschütz, Munition Feld- und Fuß-Artillerie x . 7,836,801 Transporte, Reisegelder x . 230,025 Topographische Aufnahmen . 2,416,959 Belohnungen und Unterstützungen 2,143,831 Abzüge und Zinsen für die Emerital-Kaſſe 1,283,665 Ausgaben im General-Gouvernement Turkeſtan 796,153 Außergewöhnliche Ausgaben 991,672 Verschiedene Ausgaben • 7,655,220 Reserve-Fonds Summa 180,267,019
B.
Betriebs - Summe .
C.
Aus außerordentlichen Hilfsquellen bestritten
3,363,704 300,000
Gesammt-Ausgabe 183,930,723 Sp. XI.
Die Mobilmachung eines Theiles der Russischen Armee im Herbste 1876. **)
Am 1. ( 13.) November erging an die Gouverneure von 52 Gouverne ments und Diſtricten der Befehl , die beurlaubten Mannschaften einzu= berufen , welche dazu dienen sollten , die im Kiewschen , Charkowschen und Odessaschen Militairdiſtrict ſtehenden Truppen , sowie einen Theil der im Kaukasischen und im Moskauschen Militairdistrict befindlichen Truppen auf den Kriegs-Etat zu completiren. Gleichzeitig erging an die Gouverneure von *) In Folge des neuen Quartierleiſtungs - Geſeßes, höherer Preiſe der Fourage, Hafen bauten bei Poti. **) Der Bericht über die Mobilmachung rührt von anderer Hand her.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
30 Gouvernements der Befehl, die zu dieſem Behufe für jene Truppen erforder liche Anzahl von Pferden zu stellen. Die einzuziehenden Mannschaften wurden so schnell benachrichtigt und folgten so prompt dem an sie ergangenen Befehl, daß in dem bei weitem größten. Theil der fraglichen Gouvernements die Leute an dem 10. Tag — in der Regel weit früher auf den befohlenen Sammelpunkten erschienen waren, trotzdem daß die Witterungsverhältnisse die Communication ungemein er schwerten. Die Pferdestellung war fast überall in weniger als 10 Tagen beendet. Am 1. ( 13.) November erfolgte ein Kaiserlicher Befehl über die Bildung von 6 Armee - Corps , aus den im Kiewschen, Odessaschen und Charkowschen. Militairdistrict befindlichen Diviſionen, welche Armee- Corps die Nummern 7 bis 12 führen sollten; und zwar sollte bestehen: das 7. Armee-Corps aus der 15. (Odeſſa) und 36. (Charkow) und der 7. (Odessa) Cavallerie-Division, das 8. Armee -Corps aus der 9. (Charkow) und 14. (Odeſſa) und der 8. (Odessa) Cavallerie-Diviſion, das 9. Armee-Corps aus der 5. (Charkow) und 31. (Charkow) und der 9. (Charkow) Cavallerie-Diviſion, das 10. Armee-Corps aus der 13. (Odeſſa) und 34. (Odeſſa) und der 10. (Charkow) Cavallerie-Diviſion, das 11. Armee-Corps aus der 11. (Kiew) und 32. (Kiew) und der 11. (Kiew) Cavallerie- Diviſion, das 12. Armee-Corps aus der 12. (Kiew) und 33. (Kiew) und der 12. (Kiew) Cavallerie-Division.
Infanterie Infanteric Infanteric Infanterie Infanterie Infanterie
Aus dem 8. , 9., 11. und 12. Armee- Corps ſollte die sogenannte Active Armee gebildet werden , während das 7. und 10. Armee-Corps zum Schut der Küsten des Schwarzen Meeres bestimmt wurden. Ueber die Bestimmung der im Moskauſchen und im Kaukaſiſchen Militair diſtrict mobiliſirten Truppen erging kein öffentlich bekannt gemachter Befehl. Es ist bei Gelegenheit von Offiziers - Beförderungen von einem 13. Armee Corps die Rede gewesen , und wird dieß vermuthlich aus einigen Kaukasischen Divisionen gebildet sein. Die zur Bildung der Armee - Corps bestimmten Truppentheile brauchten 14 Tage bis drei Wochen - je nach dem Eintreffen der Augmentations Mannschaften um vollständig mobil zu werden und die ihnen aufgegebenen Sammelpunkte zu erreichen. Schon vor dem 10. December begannen die Truppentransporte nach Bessarabien und vor Ende des Jahres waren die jelben beendet. Die Mobilmachung und der Aufmarsch der Activen Armee hatte also ungefähr die Zeit von 7 Wochen in Anspruch genommen. Wenn man bedenkt , daß die Communicationen im südwestlichen Rußland , namentlich die Eisenbahnen noch sehr wenig entwickelt sind , und daß die ganze Procedur während der ſtärksten Winterkälte ſtattfand, so kann man nicht umhin, dies als eine tüchtige Leiſtung anzuerkennen. Die Effectivstärke der Operations = Armee wird officiell zu 180,000 Mann angegeben und ungefähr zu demselben Resultat kommen wir , wenn wir eine Berechnung der Stärke der Armee nach den vorſchriftsmäßigen Etats der Truppentheile (die Nichtstreiter miteingerechnet) anstellen.
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Heerwesen Rußlands.
= 104,640 Mann = 7,608
4,599
=
=
13,944
=
= =
15,212 2,368
=
=
7,720
=
=
Die Active Armee enthält nämlich : 8 Infanterie Divisionen à 4 Regimenter à 3270 Mann 8 Schüßen-Bataillone à 951 Mann 1 Sappeur-Brigade zu 3 Sappeur-Bataillonen à 1183 M. und 2 Pontonnier-Halbbataillonen à 525 Mann 8 Fuß-Artillerie-Brigaden à 3-9pfdg. Batterien mit je 319 Mann und 3-4pfdg. Batterien mit je 262 Mann 4 Cavallerie- Divisionen à 3 Regimenter regul. Cavallerie à 946 Mann und 1 Regiment Kajaken à 965 Mann 4 reitende Artillerie-Brigaden à 2 Batterien à 296 Mann 8 den Infanterie-Divisionen zugetheilte Kajaken-Regimenter à 965 Mann
156,091 Mann Wenn man zu dieser Stärke die Stäbe, Gendarmen , Munitions-Colonnen, Adminiſtrations-Truppen u. s. w. hinzurechnet, so wird die officiell angegebene Ziffer von 180,000 Mann so ziemlich erreicht sein ; die combattante Stärke aber kann nur zu 3 davon, oder zu 120,000 Mann angeſchlagen werden . Von den im Moskauer Militairdistrict stehenden 6 Infanterie - Diviſionen sind, soviel sich aus der Errichtung von Ersatz-Bataillonen darauf schließen läßt, vier , nämlich die 1. , 17. , 18. und 35. mobiliſirt worden , während sich die 3. Infanterie-Division und die 1. Grenadier-Diviſion Ende 1876 noch auf dem Friedenfuß befanden. Die hier mobilisirten Truppen sind wenigstens zum Theil in die Quartiere derjenigen Truppentheile eingerückt, welche zur Bildung der Activen Armee ausmarschirt waren. Ueber eine Zuſammenſtellung der mobilisirten Truppen des Moskauer Militairdiſtrikts zu Armee- Corps , und über die eigent liche Bestimmung derselben vermuthlich als Reserve der Activen Armee zu dienen - ist officiell Nichts bekannt gemacht worden. Von den im Kaukasus stehenden 7 Infanterie- Diviſionen ſind wahrscheinlich vorerst nur die 19. , 38. und 41. Infanterie-Diviſion mobiliſirt worden , we nigstens sind für die übrigen Diviſionen bis jetzt (Mitte Februar 1877) keine Erjazz -Bataillone errichtet. Wie groß die an der Ruſſiſch - Türkiſchen Grenze concentrirte Truppenmacht ist, darüber hat man nur Vermuthungen. Ebensowenig hat man officiellen Aufschluß darüber , in welchem Umfange ſich die Einberufung der beurlaubten Kajaken-Regimenter am Don , Terek und Kuban erstreckt. Es ist auch nur eine Vermuthung , wenn wir oben bei der Berechnung der Activen Armee 8 Kajaken-Regimenter als Divisions -Cavallerie anführten. Sehr wahrscheinlich ist es , daß jene Regimenter sich dort in dem gedachten Verhältniß befinden, allein eine eigentliche Gewißheit hat man darüber nicht. Dahingegen ist es eine unumstößliche Thatsache , daß die Mobilifirung der beurlaubten Kajaken Regimenter zweiter Ordnung weit mehr Schwierigkeiten. gemacht hat , als man dies bei der Reorganisation der Kajaken - Truppen vor ausgesetzt hatte. Von der Regel, daß jeder einberufene Kajak mit einem kriegs tauglichen Pferde erscheinen muß , hat sehr vielfach Abstand genommen werden. müſſen, und die betreffenden Landſchaften waren genöthigt , eine Menge Pferde zur Remontirung der einberufenen Regimenter zu stellen. Ebenso waren die Gesuche von Leuten an die Landschaften um Unterstützungen Behuss ihrer Aus rüstung zum Eintritt in den activen Dienst so zahlreich , daß sie bei weitem nicht alle berücksichtigt , oder daß doch die Unterstützungen nicht in ausgiebigem Maße ertheilt werden konnten. An Ersay- Bataillonen für die mobilijieten Regimenter sind bis jetzt
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Militairische Jahresberichte für 1876.
=
15
11
11
11
(Mitte Februar 1877) im Ganzen 76 errichtet worden, und zwar die allermeiſten in der Zeit von Mitte bis Ende December 1876 . Diese Ersatz-Bataillone sind: Inf. -Div. Mil.-Distr. 2., 1., 3., 4. der gleichnamigen Regimenter der 1. Moskau = = = 5. 17., 18., 19., 20. = Charkow =3 = = 9. Chartow 33 , 34 , 35 , 36. = ፡ = 11. Kiew 41., 42., 43. , 44. = = = 12. Kiem 45., 46. , 47. , 48. = = = 13. Odessa 49. , 50. , 51. , 52. = = 14. Odessa 53. , 54 , 55 , 56. = = 11 15. Odeſſa 57., 58., 59. , 60. = = = 17. Moskau 65. , 66. , 67 , 68. = = Moskau 69. , 70. , 71 , 72. = 18. : = 19 . Kaukasus 73., 74 , 75 , 76. 34 = 31 . Charkow 121. , 122. , 123 .. 124. = = 32. = Kiew 125., 126. , 127 , 128. = = = 33. = Kiew 129. , 130. , 131. , 132. = = = 34. Odessa 133. , 134. , 135. , 136. 1:3 = = 35. Moskau 137., 138. , 139., 140. = 36. z = Chartow 141. , 142. , 143. , 144. = = = = 38. 149. , 150. , 151. , 152. = Kaukasus : = 41 . 161., 162. , 163. , 164. = Kaukasus. Diese Ersatz - Bataillone haben zunächst die Bestimmung , den Ersatz für die mobilisirten Regimenter , der um die Mitte des Monats Januar bei ihnen cingetroffen ist, auszubilden. Das Kriegs-Miniſterium hat eine neue Inſtruction für die Ausbildung der Rekruten herausgegeben, wonach dieselbe statt wie früher in 6 resp. 3 Monaten , jezt in 4 resp . 2 Monaten (letteres nämlich im Kriegszustande) vollendet sein soll. Demnächst würde also der Ersatz für die mobiliſirten Regimenter Ende März soweit ausgebildet sein , um erforderlichen Falls zur Completirung abrücken zu können. Ferner sind gegen Ende Decem ber das 3. , 4. und das Kaukasische Schüßen - Ersaß - Bataillon für die mobilisirten Schützen-Brigaden gleicher Nummer errichtet worden. Am 7. (19.) October wurde die Formation von 4 Artillerie - Erſaß Brigaden befohlen, welche den Stamm zur Aufſtellung von 48 Reſerve- und 48 Ersatz - Batterien enthalten sollten. Daß diese Maßregel mit der bevor stehenden Mobiliſirung eines Theiles der Armee in Verbindung stand , leidet keinen Zweifel. Vorläufig sollte jede Brigade nur 6 Ersatz - Batterien bilden und für die übrigen Batterien nur das Material bereit halten. Im Laufe des Monats December sind nun die 1. , 2. und 3. Artillerie-Ersaß-Brigade formirt worden und zwar jede vorläufig mit 3 Batterien. Von Neuformationen, die durch die theilweise Mobilmachung des Ruſſiſchen Heeres hervorgerufen wurden, sind noch zu nennen : "1
11
=
11 11 11
=
=
=
1 ) Die Errichtung des 3. Sappeur - Ersatz - Bataillons und des Kau kasischen Sappeur - Erſatz - Bataillons resp . für die 3. und die Kaukasische Sappeur-Brigade. 2) Die Errichtung des Eisenbahn - Bataillons Nr. 3 (die beiden ersten Nummern fehlen noch) im Moskauer Militairdiſtrict. 3) Die Errichtung der fliegenden Parks Nr. 25, 26, 27 und 28, se wie Errichtung des 7. und 8. reitenden Artillerie - Parks ; zugleich
Heerwesen Rußlands.
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wurde angeordnet, daß die reitenden Artillerie-Parks Nr. 4, 5, 7 und 8 je in zwei Theile zu theilen seien. 4) Die Verwandlung der Local -Bataillone von Kiew und Odeſſa aus Bataillonen in Regimenter ; die Verwandlung der Festungs Bataillone Nr. 1 und 2 zu Kertsch in Regimenter ; die Verwand lung der Local - Commandos zu Schitomir , Kameniez Podolsk, Poltawa , Tschernigoff, Charkow , Cherson , Orel , Woronesch , Kursk, Rjäjan und Jekaterinoslaw in Local -Bataillone; die Errichtung eines dritten Festungs - Artillerie - Bataillons und die Verwandlung des Festungs- Infanterie - Bataillons in ein Festungs - Infanterie Regiment in Alexandropol , die Errichtung der Kaukaſiſchen Local Commandos in Gombor, Karakli, Lagodech, Suram, Delischan, Ma= man , Gerger , Dichelaloglie , Chram , Woronzoff und Gori und die Verwandlung des Local-Commandos zu Eriwan in ein Bataillon. Aus Anlaß der Mobilifirung hat endlich eine provisorische Re organiſation der Belagerungs - Artillerie ſtattgefunden. Sie wurde durch Kaiserlichen Befehl vom 18/30 December angeordnet. Aus dem am 30. Decem ber (11. Januar) darüber erschienenen kriegsministeriellen Erlaß heben wir folgende Punkte als die wesentlichsten hervor : Es werden drei Belagerungs - Artillerie- Parks gebildet , zwei für das Europäische Rußland und der dritte für den Kaukasus. Jeder Park (ob sich dies auch auf den Kaukaſiſchen bezieht , ist aus dem Erlaß nicht zu ersehen) sell 400 Geschütze enthalten , und wird derselbe nach der Qualität der ver schiedenen Geschüße, die im Park befindlich sind und nach der Zeit, zu welcher sie bei der belagerten Festung eintreffen sollen , in 12 Abtheilungen getheilt. Die 1. und 2. Abtheilung sind zur ersten Einschließung und in einigen Fällen zum Beginn des Bombardements bestimmt , die 3. bis 10. Abtheilung sollen zur regelrechten Belagerung und zum Bombardement dienen , und die 11. und 12. Abtheilung sollen zum Ersatz des unbrauchbar gewordenen Materials gebraucht werden. Beim Kaukasischen Park haben die 1. - 4. Abtheilung die erstgenannte, die 5. - 8. Abtheilung die zweite und die 9. und 10. die letztgenannte Be stimmung. Sobald die Belagerungs- Artillerie in den Bereich der activen Armee kommt , tritt sie unter das Ressort des Artilleriechefs der Armee ; die eigentliche Verwaltung der gesammten Belagerungs -Artillerie aber in allen Be ziehungen wird dem Chef der Belagerungs-Artillerie anvertraut. Bei einer be lagerten Festung besteht die Belagerungs- Artillerie aus: 1 ) den Bataillonen und Compagnien der Festungs - Artillerie , welche zum Dienst bei den Be lagerungs - Batterien bestimmt sind , 2) dem Belagerungs - Artilleriepark mit dem gesammten zu demselben gehörigen Perſonal und Material und 3) aus dem Artillerie - Train , welcher den Transport der Gegenstände der Be lagerungs-Artillerie von der letzten Eisenbahnstation oder dem Ausschiffungsplatz vermitteln soll. Der Chef der Belagerungs - Artillerie hat die Oberleitung des gesammten Perſonals und Materials , das zur Belagerung beſtimmt ist , unter sich, und er hat die Rechte eines Corps - Artilleriechefs in Kriegszeiten . In Vereinbarung mit dem Chef des Geniewesens entwirft er den Angriffsplan und leitet die ganze Belagerung in artilleriſtiſcher Beziehung. Ihm sind auch die jenigen Feldbatterien, welche zum Schießen aus den Belagerungs - Batterien be ſtimmt sind , unterstellt. Der Gehülfe des Chefs der Belagerungs - Artilleric unterstützt ihn in allen seinen Functionen und bringt die von ihm gegebenen Befehle zur Ausführung ; speciell ist ihm das Personal der Festungs-Bataillone
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Militairische Jahresberichte für 1876.
und Feſtungs-Compagnien untergeordnet, wobei er die Rechte des Commandeurs einer Artillerie-Brigade hat. Der Belagerungs -Park, der sich bei einer belagerten Festung befindet , wird in folgende Abtheilungen getheilt : 1 ) die Artillerie mit der Artillerie - Werkstätte und den betreffenden Geschüßen, Laffeten , Fuhr werken , Maschinen nebst Zubehör , sowie den Mitteln zu ihrer Ausbesserung ; 2) die Geschosse nebst Zubehör mit der Laboratorium - Werkstätte des Belagerungsparkes ; 3) die Materialien und Werkzeuge zur Einrichtung und Ausbesserung von Batterien , Bettungen, Pulverkammern, Blendirungen u. j. w. und 4) die speciell für den Artilleriepark bestimmten Transport mittel. Der Belagerungs- Artilleriepark erhält einen Chef, welcher unmittelbar dem Chef der Belagerungs-Artillerie untergeordnet ist und die specielle Leitung des gesammten Personals und Materials hat , welches zum Park gehört. Die Chefs der Abtheilungen des Parks unterstützen Jenen in seinen Functionen und führen die ihnen für ihr Ressort gegebenen Befehle aus. Die Bataillons und Compagnie - Commandeure der Festungs - Artillerie erhalten nach den Ver fügungen des Chefs der Belagerungs- Artillerie , die Aufsicht über eine oder mehrere Batterien. Die Compagnie- Offiziere der Festungs-Artillerie, welche bei den Belagerungs-Batterien Dienſt thun, führen die Aufſicht über die Perſonen und das Material, welche sich in diesen Batterien befinden. r. S.
Bericht über das Heerwesen Schwedens . 1876 .
Der dem Schwedischen Reichstage im Jahre 1875 vorgelegte Entwurf zu einer umfassenden Reorganisation des Heerwesens kam im gedachten Jahre nicht zur Verhandlung, welches auch nicht in der Absicht der Regierung lag, da sie vorläufig nur die Reichstagsabgeordneten mit den durchgreifenden Ver änderungen bekannt machen wollte, die man für nöthig hielt. Auch im Jahre 1876 beschäftigte sich der Reichstag nicht mit dem Entwurf, welcher nach der legten Entschließung der Regierung von 1877 an nur stückweise und allmälig unter Mitwirkung des Reichstags zur Ausführung gelangen soll. Bedeutende Veränderungen sind in Folge dessen in Schwedischen Heerwesen im Jahre 1876 nicht vorgenommen worden . Die hauptsächlichsten eingeführten Neuerungen sind folgende : Mit 1875 hörte die bei den geworbenen Truppentheilen bestehende Ein richtung, Paſſevelanz genannt, auf, vermöge welcher die Compagnie und Es cadronschefs gegen eine vom Staat bezogene Vergütung selbst für die An werbung und zum Theil auch für die Ausrüstung der Leute zu jorgen hatten. Da dieß nun in Wegfall gekommen ist, so ist angeordnet worden, daß auch die Bezeichnung der Compagnien und Escadrons nach dem Namen der Chefs aufzuhören habe, und daß anstatt deſſen die Abtheilungen mit Zahlen von 1 an zu bezeichnen sind, wobei jederzeit die erste Abtheilung als Leibcompagnie oder Leibescadron bezeichnet werden soll. Mit der Aufstellung der zweiten Compagnie des Sappeur - Ba taillons ist der Anfang gemacht worden, indem 1 Capitain 1. Klaſſe, 1 Lieu
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Heerwesen Schwedens.
tenant 1. Klaffe, 1 Lieutenant 2. Klasse, 1 Unterlieutenant, 1 Fähnrich und drei Sergeanten für dieselbe ernannt und 25 Mann vom Pontonnier-Bataillon und von der 1. Sappeur - Compagnie auf die 2. Sappeur- Compagnie über geführt sind. Für die Uebungen der Fortificationstruppen wurde folgendes Programm aufgestellt :
im Jahre
1876
1. Uebungen des Stabes. Dieselben bestanden theils aus der Recognos cirung eines Terrainabschnitts mit Vorschlag zur Befestigung desselben, theils aus der Untersuchung des Stockholmer Scheerendistricts an den Flanken und an der Warholms- und Fredriksborgs-Position, mit Aufstellung eines Plans für die Befestigung dieſes Terrains. An der ersteren nahmen 1 Capitain, 4 Sub alternoffiziere und 2 Unteroffiziere, an der letztern 1 Stabsoffizier sowie sämmt liche für den Dienst zu entbehrenden jüngeren Offiziere und einige Unter effiziere Theil. 2. Uebungen der Truppen. Für die Rekruten der drei ersten Compag nien des Pontonnier-Bataillons begann der Unterricht am 1. April und dauerte vorläufig bis zum 14. Juni ; dann nahmen die Rekruten an den Uebun gen der Compagnien bis zum 1. Juli Theil, worauf ihre Ausbildung_fort gesetzt und mit dem 30. September abgeschlossen wurde. Die Uebungen des Pontonnier-Bataillons dauerten vom 1. Mai bis zum 30. Juni, wobei die drei Compagnien in zwei Uebungs - Compagnien formirt wurden. Bei der vierten Compagnie des Pontonnier-Bataillons oder der Feldsignal-Compagnie dauerte die erste Rekrutenausbildung vom 1. April bis 15. Mai, worauf die Rekruten sich an den Uebungen der Compagnie betheiligten, um am 1. Juli wieder selbstständigen Unterricht zu erhalten, der am 31. desselben Monats abgeschlossen wurde. Die Uebungen der Compagnie begannen am 1. April und dauerten bis zum 30. Juni ; am 1. Mai wurden alle Urlauber zur Theil nahme an den Uebungen eingezogen. Bei der 1. Sappeur-Compagnie dauerte der Rekrutenunterricht vom 1. April bis 30. September mit der unten genann= ten Unterbrechung, und bestand aus der vollständigen Ausbildung im Infan terie- und Pionierdienst, sowie in den vorbereitenden Uebungen für Sappen und Minenarbeiten. Die Compagnie-Uebungen, an denen die Rekruten , soweit angängig, theilnahmen , dauerten vom 1. Mai bis 30. Juni und umfaßten Gemeinschaftliche Feld- Uebungen ausführliche Sappen- und Minenarbeiten. für die Sappeure und 100 Mann mit den erforderlichen Chargen vom Pon tonnier-Bataillon wurden vom 13. Juli bis 23. Auguſt ausgeführt, wobei namentlich größere Feldbefestigungen und Uebungen im Brückenschlagen vor genommen wurden . Zu diesen Uebungen waren auch Offiziere anderer Waffen gattungen , und zwar in zwei Abtheilungen, vom 13. Juli bis zum 2. Auguſt, und vom 4.- 24. August commandirt. Um die Mannschaften der beiden jüngsten Klassen der Bewehrung (alle diensttüchtigen jungen Leute im Alter von 21 und 22 Jahren) , welche jähr= lich zu einer fünfzehntägigen Uebung einberufen werden, zu veranlaſſen , ſich selbst mit der vorschriftsmäßigen Bekleidung zu versehen, ist bestimmt worden, daß jeder Mann , der vollständig ausgerüstet mit Waffenrock, Weste, Hose , Feldmüze , Halstuch , Lagerrock und Leinwandhoſe erscheint , dafür eine Vergütung von 30 Dere (34 Pfennige) pr. Tag bezieht; die Leute, welche in anderer Bekleidung erscheinen, erhalten nur 16 Dere (18 Pfennige) pro Tag, wenn sie mit Fußzeug und Hemden gehörig versehen ſind.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Die im Heere angestellten Aerzte und Roßärzte sollen , wenn sie in Uniform gekleidet sind, zum Empfang derselben Honneurs berechtigt sein, wie die Offiziere und Unteroffiziere der Armee, mit denen sie im Range gleich stehen. Oberfeldärzte, Feldärzte und Regimentsärzte erhalten die resp. für Obersten, Oberstlieutenants und Majors vorgeschriebenen Honneurs . v. S.
Bericht über das Seerwesen der
Schweizerischen
genossenschaft.
Eid
1876 .
Die Kriegsereignisse, welche in den letzten Jahren in Europa ſtattfanden, haben die Staaten veranlaßt, ihrem Kriegswesen vermehrte Aufmerkſamkeit zu zuwenden. Dieses geschah auch in der Schweiz ; die Entwaffnung und Inter nirung der Bourbaki'schen Armee 1871 hatte gezeigt, daß die Opfer, welche der Wehrkraft des Landes gebracht werden, nicht bloß vergeudetes Geld seien. Allen Ernstes dachte man an die nothwendigen Verbesserungen im Militair wesen. Doch die Schweiz befindet sich in Folge ihrer inneren und äußeren politischen Verhältnisse in einer außerordentlich ungünstigen Lage. Die Schweiz ist kein Einheitsstaat, sondern ein Bundesstaat, gebildet durch eine Anzahl kleiner Republiken (Cantone genannt). Die Macht der Bundesgewalt ist be schränkt, ihre Zusammensetzung der Entwickelung des Wehrwesens wenig günſtig. Das Land zum Theil aus den höchsten Erhebungen Europas gebildet, hat eine geringe Flächenausdehnung ; im Verhältniß zu den Nachbarstaaten iſt ſeine Bevölkerungszahl unbedeutend. Die Wohlhabenheit desselben ist eine Frucht der Arbeit, nicht eines ergiebigen Bodens . In Folge ihrer geographischen Lage hat die Schweiz in jedem Kriege der mächtigen Nachbarstaaten eine ſtrategiſche Wichtigkeit. Ihre politischen Ten denzen und ihr eigener Vortheil führt sie dazu , sich diesen Kämpfen wo möglich fern zu halten. Dieses ist unter Umständen nur bei Entfalten einer entsprechen den Kriegsmacht möglich. Beschränkt in den Mitteln, umgeben von Gefahren mußte die Schweiz ein Heeresſyſtem annehmen, welches im Frieden wenig kostet, und ihr doch gestattet, im Nothfall ein zahlreiches Heer aufzustellen. Diesen Anforderungen schien am meisten das Milizsystem zu entsprechen. Dieses mag seine Nachtheile haben, für andere Staaten nicht paſſen, doch bei den Verhältniſſen, in welchen die Schweiz sich befindet, ist kein anderes möglich. Es liegt auch nahe, daß in einem Staate, in welchem Jeder bei den öffentlichen Angelegenheiten mit wirkt, auch Jeder zu der Vertheidigung desselben beitragen muß. Doch nicht in dem Milizſyſtem, sondern in der politischen Eintheilung der Schweiz, in der Zersplitterung in eine Menge selbstständiger Cantone, lag bisher die Hauptschwierigkeit für eine kräftige Entwickelung des Militairweſens. In dieser Beziehung hat vor Kurzem ein Fortschritt stattgefunden. Zwar ist die in dem Entwurfe der Bundesverfassung von 1872 angestrebte vollständige Centralisation des Militairwesens in der Bundesverfassung von 1874 wegge
Heerwesen der Schweizerischen Eidgenossenschaft.
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fallen, doch ist man dem Ziele einer einheitlichen Armee immerhin bedeutend näher gekommen . In dem gleichen Jahr, in welchem die neue Bundesverfassung ins Leben trat , legte Bundesrath Welti der Bundesverſammlung ein Geseß über eine neue Militair-Organisation vor, welches noch in der Herbstsitzung berathen und mit geringen Modificationen angenommen wurde. Da das Volk dagegen nicht das Referendum ergriff, so gelangte dasselbe 3 Monate später (am 19. Februar 1875) in Kraft. Wir wollen nun die wichtigsten Bestimmungen dieses Gesetzes und die Schweizerischen Heereseinrichtungen überhaupt, welche in den letzten Jahren manche bedeutende Aenderungen erlitten haben, etwas näher betrachten und müſſen dabei, da über dieselben in den früheren Jahrgängen dieſer Berichte nichts gebracht wurde, etwas ausführlicher werden. Aufbringen der Mannschaft. Nach der Bundesverfassung und in Folge dessen auch nach dem Geſetz über die Militair-Organiſation iſt jeder Schweizer wehrpflichtig. Die Wehrpflicht beginnt mit dem Anfang des Jahres, in welchem der Mann das 20. Altersjahr zurückgelegt und dauert bis zum vollendeten 44. Altersjahr. Von der Wehrpflicht sind während der Dauer ihres Amtes oder ihrer Anſtellung enthoben : die Mitglieder des Bundesraths, einiger anderen Behörden, der Post- und Telegraphen-Verwaltung, Eiſenbahnangestellte, Vorsteher, Aerzte, und Krankenwärter in Spitälern, Geistliche u. s. w. Im Ganzen ist die Zahl der auf diese Weise vom persönlichen Militair-Dienst befreiten sehr beschränkt. – Die diensttauglichen Schweizerbürger, welche von der Wehrpflicht in Folge ihres Amtes oder ihrer Anstellung enthoben sind, haben gleichwohl den Rekruten curs bei einer Waffengattung mitzumachen und werden einem Truppenkörper zugetheilt. Ob die Lehrer activen Dienst leisten sollen oder zu obigen zählen, ist noch nicht entschieden. Einstweilen wird es in den Cantonen verschieden gehalten. Von der Ehre der Wehrpflicht sind alle ausgeschloſſen, welche in Folge strafgerichtlichen Urtheils nicht im Besitze der bürgerlichen Rechte sind. Militair- Pflichtersatz. Diejenigen, welche in Folge körperlicher oder geistiger Gebrechen zum Dienste im Heere untauglich sind, ſollen der Wehrpflicht, statt durch persönlichen Dienst, durch Erlag einer Geldsteuer genügen. Die Eidgenossenschaft hat das Recht über dieſe Militair-Entlaſſungs-Taxe einheitliche Bestimmungen aufzustellen. In Folge dieser Bestimmung ist 1876 von den Räthen ein Gesetz über Militair-Pflichterſatz ausgearbeitet worden, welches aber bei der Volksabstimmung mit großer Mehrheit verworfen wurde. Die Verwerfung erfolgte nicht, weil das Volk ein ähnliches Gesetz überhaupt nicht will, denn darüber ist Jedermann einig, wer keinen Militairdienst leistet, der soll als Equivalent eine Steuer bezahlen, sondern weil einzelne Bestimmungen (wie Besteuerung des anwartschaftlichen Vermögens , Besteuerung der Schweizer im Auslande, progressive Besteuerung des Vermögens bis zu einer gewissen Grenze u. s. w.) nicht behagten. Aufgebote. Das Bundesheer, welches früher aus 3 Aufgeboten (Auszug, Reserve und Landwehr) bestand, besteht jetzt nur noch aus 2 Aufgeboten : a. dem Auszug, b. der Landwehr. Der Auszug bildet die eigentliche Feldarmee. Die Truppenkörper des Auszuges werden aus den 12 ersten, die der
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Militairiſche Jahresberichte für 1876.
Landwehr aus den folgenden Jahrgängen der dienstpflichtigen Mannschaft ge bildet. Die Landwehr bildet keine organisch gegliederte Armee, wie der Auszug, weil die materiellen Elemente dazu fehlen. Nur bei der Infanterie und bei den Schüßen entſprechen die einzelnen Truppen-Einheiten denjenigen des Aus zuges und ist auch die Corpsausrüstung für dieselben vorhanden. Im Kriegs fall kann die Mannschaft der Landwehr zur Verstärkung und Ergänzung des Auszuges verwendet werden. Die Cavalleristen sind nur 10 Jahre verpflichtet im Auszug zu dienen. Es ist dieses eine ihnen, für die Verpflichtung, stets ein Pferd halten zu müssen, zugestandene Begünstigung. Territorial - Eintheilung. Der Bundesrath hat das Territorium der Eidgenossenschaft derart in 8 Diviſionskreise eingetheilt, daß sämmtliche Infanterie Bataillone einer Armee-Diviſion und soweit möglich auch alle übrigen, zu diesem Verband gehörenden Truppenkörper, aus der Mannschaft eines solchen Kreiſes gebildet werden. Die Grenzen der Divisions-Kreise fallen in der Regel mit denen der Cantone zusammen. Die Diviſions-Kreiſe umfaſſen : I. Kreis : die Cantone Waadt, Genf und Unterwallis . 11. Kreis : die Cantone Freiburg, Neuenburg und den Berner Jura. III. Kreis : Bern ohne den Jura und das Emmenthal. IV. Kreis : die Cantone Luzern, Unterwalden, Zug und vom Canton Bern das Emmenthal. V. Kreis: die Cantone Solothurn, Aargau und Basel. VI. Kreis : die Cantone Schaffhausen, Zürich und ein Theil des Cantons Schwyz. VII. Kreis: die Cantone Thurgau, St. Gallen und Appenzell . VIII. Kreis : die Cantone Glarus, Uri, Graubünden und Tessin, Oberwallis und ein Theil vom Canton Schwyz. Die Divisions -Kreise der Infanterie vermögen nicht immer alle zur Di vision gehörenden Special - Waffen zu stellen , während andere daran Ueberfluß haben; es war somit nothwendig , für die Special -Waffen eine von der obigen etwas abweichende Gebiets-Eintheilung zu treffen. Zum Zweck der Bildung der Infanterie-Bataillone sind die Cantone so in Kreise eingetheilt worden, daß ein jeder die Mannschaft von einem bis höchſtens drei Bataillone in eine Heeres - Abtheilung zu stellen hat. 54 Kreise umfassen je ein Bataillon , 13 zwei und 6 Kreise drei Bataillone. Jeder Kreis liefert die gleiche Anzahl Bataillone zur Landwehr, wie zum Auszug. In einigen Cantonen werden die Leute der größeren Kreise gemischt , in anderen theilt man die Bataillons - Kreise wieder in Compagnie - Kreise. Die letztere strenge Durchführung des Gedankens der territorialen Eintheilung mag auf den ersten Anblick etwas Bestechendes haben. Die politiſche und militairiſche Eintheilung des Landes stimmen vollständig überein, dagegen behalten auch alle Verhältnisse des bürgerlichen Lebens ihre Rückwirkung, und diese machen sich in einer Miliz - Truppe in sehr nachtheiliger Weise , in weit vermehrtem Maße geltend. Würde die Mannschaft im Regiment (d. h . von einem Kreis, der 3 Ba taillone ſtellt) gemischt , so wäre diefes für die Disciplin und Leistungsfähigkeit der Truppen von großem Vortheil. Der Nachtheil, daß die Führung der Con trolen dadurch erschwert würde, käme dagegen nicht in Betracht.
Heerwesen der Schweizerischen Eidgenossenschaft.
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Bei Bildung der Diviſions - Kreise hat man die Leistungsfähigkeit des Landes vielfach überschätzt. Viele Truppenkörper können nicht auf den nor mirten Stand gebracht werden und die Stellung der nöthigen Special - Waffen stößt auf beinahe unüberwindliche Schwierigkeiten . Es ist aus diesem Grund mehrfach die Anregung gemacht worden , die Zahl der Divisionen auf 7 und jogar auf 6 zu reduciren. Besondere Schwierigkeit bietet die Aufbringung der Cavallerie, von welcher, nach dem Geschäfts - Bericht des Eidgenössischen Militair-Departements über 1875, eine Anzahl Schwadronen sogar unter 50 Procent des gesetzlichen Standes sich befinden. Truppen- Einheiten des Bundes und der Cantone. Die Truppen förper, welche das Bundes - Heer bilden , werden zum Theil vom Bund , aus dem ganzen Gebiet der Eidgenossenschaft ausgehoben , zum Theil von den Cantonen gestellt.
Der Bund bildet und unterhält : a. 12 Guiden-Compagnien für den Auszug. In der Landwehr wird nur der perſonelle Beſtand dieser Compagnien formirt. b. An Artillerie : Park = Colonnen .... Auszug 16, Landwehr 8. = = 2. 2, Feuerwerker-Compagnien = 8. Train - Bataillone . 8, c. Genie: 8 Genie-Bataillone im Auszug und 8 in der Landwehr und die Eisenbahn-Abtheilungen. d. das Medicinal-Perſonal und die Veterinair-Offiziere (lettere in Deutſchland Roßärzte genannt). e. Die Verwaltungs-Truppen.
Die Cantone stellen: Infanterie: Auszug 98 Bat. , Landwehr 98 Bat. 8 = 8 = = Schützen : Dragoner: Auszug 24 Schwadr. , Landwehr 24 Schwadr. Die Dragoner der Landwehr sind nicht beritten.
=
Auszug: 48 Feld - Batterien (zu 6 Geſchüßen), E 2 Gebirgs-Batterien, = 10 Positions -Compagnien. Landwehr: 8 Feld-Batterien, = 15 Positions-Compagnien. Stärke des Bundes - Heeres . Der Auszug ohne die Special- Stäbe joll betragen : 104,204 Mann. Davon kommen: 75,852 Mann. auf die Infanterie · = = = Schüßen . 6,160 = = Cavallerie · = 3,492 = Artillerie . = = 13,492 = = = Genie 3,144 = = = Sanitäts-Truppen • 1,656 = Verwaltungs-Truppen . ፡ 408
In den Controlen von 1875 waren verzeichnet :
Militairische Jahresberichte für 1876.
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· 104,740 Mann. = 2,720 = 13,227 = 2,243 = 870 100 Verwaltungs -Truppen Zujammen: 123,900 Mann. Es ergeben sich daher bei der Infanterie 22,728 Mann Ueberzählige, da gegen fehlen: bei der Cavallerie • • 772 Mann. = Artillerie = = . 265 = = Genie . . 901 = = = Sanitäts-Truppen . . . 786 = = Verwaltungs-Truppen . 308
Infanterie Cavallerie Artillerie Genie Sanitäts- Truppen .
=
=
=
Zusammen : 3032 Mann. Beschaffung der Pferde. Die Militair-Organiſation beſtimmt darüber Folgendes: Der Bund und die Cantone haben zu den Truppen - Einheiten die nöthigen Pferde zu stellen. Die Kosten werden den Cantonen vom Bund vergütet. Die Offiziere haben ſich gegen eine besondere Entſchädigung ſelbſt be ritten zu machen. Dem Bund steht das Verfügungs - Recht über sämmtliche auf dem Gebiete der Eidgenossenschaft befindlichen Pferde zu , soweit dieſelben zur Mobilifirung der Armee gebraucht werden. Wenn bei einem bevorstehenden größeren Truppen - Aufgebot die Beschaffung der Pferde auf dem Vertragsweg für die Cantone und den Bund nicht mehr möglich erscheint , ist der Bundes Rath verpflichtet , eine Piket - Stellung der Pferde anzuordnen. - Die Piket Stellung der Pferde hat die Wirkung, daß vom Tag der Verkündung an, Niemand der ein Pferd besigt , sich ohne Zustimmung der Eidgenössischen Be hörde dieses Besitzes entäußern darf. Remontirung der Cavallerie. Die größte Schwierigkeit bietet in der Schweiz das Aufbringen der Reiterei , sowohl wegen Zahl und Material der Pferde als auch wegen anderer Umstände , welche wir hier darlegen wollen. Früher war der Cavallerist gehalten das Pferd selbst in den Dienst zu bringen. Er durfte dasselbe nicht veräußern, oder war gehalten, mit dem neuerworbenen, einen Remonten - Curs mitzumachen ; dieses war eine lästige Verpflichtung , für die der Mann keine entsprechende Entschädigung erhielt. Zwar zahlten einige Cantone jährlich Prämien an die Cavalleristen , doch dieſes war nicht allerorts der Fall , die Rekrutirung der Cavallerie wurde von Jahr zu Jahr schwieriger. Um dieselbe zu erleichtern und zugleich einem für den Reiterdienſt geeigneten Pferde-Material Eingang zu verschaffen, hat die neue Militair-Organiſation ein neues System aufgestellt. Nach demselben werden jetzt die für die Cavallerie (Dragoner und Guiden) nothwendigen Pferde vom Bund im In- oder Aus land angekauft, und in Remonten-Schulen von beſonderen Bereitern, unter Auf sicht von Cavallerie-Instructions - Offizieren , zugeritten. Es bleibt jedoch jedem Cavalleristen unbenommen ein eigenes Pferd in die Remonten - Schulen zu stellen. Am Schluß der Remonten - Schulen werden die von der Eidgenossen schaft gekauften Pferde , gegen Bezahlung der Hälfte des reglementarisch festge stellten Schätzungs- Preises, an die Mannschaft vertheilt. Die Vertheilung findet durch das Loos statt. Denjenigen, welche eigene Pferde gestellt haben, wird die Hälfte des Schätzungs- Preises vom Staate zurückbezahlt. Die dem Cavalleriſten
Heerwesen der Schweizerischen Eidgenossenschaft .
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zufallende Hälfte des Uebernahms -Preiſes wird vom Staat durch jährliche Rückzahlung eines Zehntheiles desselben getilgt, so daß nach 10 Jahren Dienst zeit das Pferd dem Mann frei und ledig als Eigenthum gehört. Der Remontirungspreis stellte sich letztes Jahr, die Transportkosten ein gerechnet , im Durchschnitt auf 1305 Francs. Der Ankaufspreis der einzelnen Pferde schwankte zwischen 1000 und 1800 Francs. Der größte Theil der Pferde wurde in Norddeutschland und Ostpreußen angekauft. Der Cavallerist ist für seine Dienstzeit im Auszug zum Halten des Pferdes verpflichtet. Er darf dasselbe weder veräußern, verpfänden noch ver miethen. Der Cavallerist muß das Pferd auf eigene Kosten außer dem Dienſt ernähren und beſorgen , darf dasselbe jedoch zu jedem Gebrauch verwenden, welcher seine Diensttauglichkeit nicht beeinträchtigt. Sämmtliche Cavalleriepferde werden außer dem Dienſt in Bezug auf ihre Unterbringung, Ernährung, Beſorgung und ihren Gebrauch von den Offizieren der Waffe überwacht. Geht ein Pferd im Dienſt zu Grunde, oder wird es untauglich , ſo zahlt der Bund den noch nicht amortisirten Betrag. Geht ein Pferd außer dem Dienst zu Grunde, so bezahlt der Bund keinerlei Entschädigung. Cavalleristen, die sich grober Vernachlässigungen in Ernährung, Wartung, oder eines nachtheiligen Gebrauchs der Pferde schuldig machen , sind für den Schaden haftbar. Uebrige Pferde. Die Offiziere haben die Pferde ſelbſt in den Dienſt mitzubringen ; sie erhalten dafür eine Entschädigung für jeden Diensttag oder einen jährlichen Abfindungsbetrag. - Eine Anzahl Pferde (circa 140 Stück), welche für die Offiziere der Stäbe beſtimmt sind, werden in der Pferde-Regie Anstalt in Thun gehalten. Die betreffenden Offiziere können solche von dort miethweise beziehen oder zu bestimmten Preisen bleibend erwerben. Die Pferde für die Artillerie und den Train werden im Frieden meiſt gemiethet; bei einer Truppenaufstellung liefert sie das Land oder man greift zur Requiſition. — Die tägliche Entschädigung für ein im Militairdienſt be findliches, ſelbſt geſtelltes oder vom Staat gemiethetes Pferd beträgt 3—4 Francs . Pferde, welche den Offizieren gehören, vom Staate gemiethet oder requirirt werden, sind beim Eintritt in den Dienst zu schätzen. Der höchste Ein schäßungspreis ist auf 1800 Francs festgesetzt. Beim Austritt aus dem Dienst wird, wenn das Pferd Schaden gelitten hat, dieser abgeschätzt und der Minderwerth vom Staate ersetzt, ebenso ersetzt dieser den Werth aller Pferde, die im Dienst zu Grunde gehen. (Cavalleristen erhalten ein anderes Pferd.) Bewaffnung, Bekleidung und Ausrüstung erhält der Mann un entgeltlich vom Staat. (Früher mußte er dafür größtentheils selbst sorgen. ) Die Cantone bekleiden die Mannschaften und rüsten sie aus, der Bund vergütet ihnen die betreffenden Kosten nach einem beſondern Tarif , der von Jahr zu Jahr durch die Bundesversammlung festgesetzt wird . - Nach einer bestimmten Anzahl Diensttage hat der Mann Anspruch auf Ersatz der einzelnen Bekleidungs und Ausrüstungsgegenstände . Bewaffnung, Bekleidung und Ausrüstung wird von dem Mann mit nach Hause genommen; dieser ist für ihre gute Instandhaltung verantwortlich . Nachh 25 Jahren Dienstzeit wird Bekleidung und Tornister sein Eigenthum, Waffen und Pferdeausrüstung müssen abgegeben werden. Die Cantone sind verpflichtet , die Waffen denjenigen Leuten abzunehmen, welche dieselben nachlässig besorgen oder die sich für längere Zeit ins Ausland 11 Militairische Jahresberichte 1876,
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Militairische Jahresberichte für 1876.
begeben. Alljährlich werden die Wehrpflichtigen in den Gemeinden zu einer Waffen-Inspection , die von einem Eidgenössischen Waffencontroleur vorgenommen wird versammelt . Der Bund bestreitet auch die Equipirung der neubeförderten Offiziere und entſchädigt diejenigen, welche sich im Verlauf ihrer Dienstzeit beritten machen müſſen. Die Corps-Ausrüstung (Geſchüße und Fuhrwerke) bleibt in Verwahrung der Cantone, das Kriegs-Material der höheren Truppen-Verbände (Ergänzungs Geschütze, Positions -Artillerie , Material der Genie - Reserve, der Verwaltungs Truppen, der Militair-Sanität x . x .) steht unter Verwaltung des Bundes . Die Munition wird von dem Bund in eigenen Laboratorien erzeugt. Es sollen vorhanden sein: I. für jeden Infanteristen und Schüßen 200 Patronen, II. für jeden Cavalleristen 60 Patronen, III.
für jeden Sappeur , Pontonnier, Pionier und Park- Artilleriſten 40 Patronen . An Geschütz-Munition : I. für jedes Feld- und Ergänzungs -Geschütz 400 Schüsse, II. für jedes Gebirgs-Geſchütz 200 Schüffe, III. für jedes Poſitions- Geſchütz 200 Schüffe. Abgesehen von diesen fertigen Beständen, sorgt der Bund dafür, daß an vorgearbeiteter Munition und an Rohmaterial die nöthigen Vorräthe vor handen ſeien, ſo daß in einem Kriegsfall kein Mangel eintreten kann. — Uebel stände, wie sie sich bei der Grenzbeſetzung 1870 gezeigt, dürften in dieſer Beziehung nicht mehr vorkommen. Nach dem Geschäfts-Bericht des Militair-Departements von 1875 waren in dem Eidgenöſſiſchen Laboratorium 370 Mann beschäftigt. Diese laborirten an Munition für die Handfeuerwaffen 16,273,510 Patronen, überdies wurden 5,000,000 Hülfen und 6,848,000 Geschosse kleinen Kalibers angefertigt, so daß der Kriegs - Vorrath Anfang 1876 sich auf 10 Millionen Hülsen und eben so viel Geschosse belief. Es wurde an Munition für Artillerie erzeugt 41,544 Stück Geſchofſe verschiedener Art und 18,609 Kartuschen. Die Pulver- Mühlen Lavaux, Worblaufen , Kriens und Chur lieferten 2708 Centner Pulver. Die Infanterie unterscheidet Füsiliere und Schützen. Lettere werden aus den besten Schüßen und Turnern der Infanterie - Rekruten - Schulen aus gewählt. Die Füsiliere haben dunkelblauen Waffenrock mit rothem Kragen und Vorstößen , weiße Knöpfe ; die Schüßen dunkelgrünen Waffenrock , Kragen und Vorstoß sind schwarz , die Knöpfe gelb. Beide tragen blau - graue Hoſen und den sogenannten Käppi-Hut, eine Art kleiner Tschako mit zwei Schirmen, eine zwar nicht schöne, aber dafür wenig praktische Kopfbedeckung. Die Bewaffnung der Infanterie besteht in einem Repetir - Gewehr mit Bajonet. Das Gewehr ist nach dem System Vetterli, modificirt von der Eid genössischen Gewehr-Commission. Die Schüßen haben einen ähnlichen Repetir Stuten mit Stecher. Das Kaliber beträgt nicht ganz 10,5 Mm . - Das Magazin faßt 11 Patronen. Das Riemenzeug ist schwarz. Patrontasche und Bajonet werden am Leibgurt getragen. Der Mann ist im Felde mit 60 Pa tronen ausgerüstet, 40 befinden sich in der Patrontaſche, 20 im Torniſter. Die taktische Einheit der Infanterie und Schüßen ist das Bataillon.
Heerwesen der Schweizerischen Eidgenossenschaft.
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Das Bataillon theilt sich in 4 Compagnien , jede Compagnie in 4 Züge (in der Schweiz Sectionen genannt). Die Compagnie besteht aus 1 Hauptmann, 2 Oberlieutenants , 2 Lieutenants , jeder der Subalternoffiziere befehligt einen Zug ; an Unteroffizieren : 1 Feldwebel , 1 Fourier , 8 Wachtmeister (2 per Zug) und 16 Corporale (4 per Zug) ; an Mannschaft: 4 Pioniere, 3 Trom peter, 2 Tamboure (bei den Schüßen 4 Trompeter und keine Tamboure), 1 Wärter und 144 Soldaten, zujammen 185 Mann. Der Stab besteht aus 1 Major als Bataillons- Commandant, 1 Bataillons Adjutant mit Hauptmannsgrad, 1 Quartiermeiſter und 2 Aerzten, dazu kommen noch folgende Unteroffiziere und Soldaten : 1 Fähndrich (Adjutant - Unter offizier) , 1 Pionier-Unteroffizier, 1 Train-Gefreiter und 6 Train-Soldaten, 1 Trompeter - Corporal, 1 Wärter- Unteroffizier, 2 Wärter, 1 Träger - Unter offizier , 12 Träger und 2 Büchsenmacher , zusammen 29 Mann. Total des Bataillons 774 Mann, 7 Reitpferde. Dazu kommen an Fuhrwerken : 2 Halb-Caissons 4 Pferde 3 1 Fourgon = 1 Bagagewagen 2
=
=
2 Proviantwagen 4 13 Pferde Total der Pferde 20. Der Fourgon enthält eine Büchſenmacher-Werkzeugkiste , eine Kiſte Gewehrbe standtheile, die Feldapotheke, Verbandtiſte, die 2 Ambulance-Tornister, 8 Brancards, die Quartiermeister-Kiste, die Schuster- und die Schneider-Kiste , das Offiziers Kochgeſchirr u. s. w. Jeder Halb-Caisson nach älterm Modell führt 12,000 Patronen, der neuen Modells 15,000 Patronen. Das Infanterie-Regiment wird aus 3 Bataillonen und einem Stab ge bildet. Der letztere besteht aus einem Oberstlieutenant als Regiments-Comman dant, 1 Adjutant, 1 Quartiermeister, 1 Feldprediger, 1 Pionier-Offizier, 1 Train adjutant-Unteroffizier , 1 Caisson-Chef (Adjutant - Unteroffizier) , 1 Regiments Trompeter und 1 Trainsoldat. Letzterer ist zum Führen des mit 2 Pferden bespannten Fourgons bestimmt. Das Regiment hat nicht die adminiſtrative Wichtigkeit wie in anderen Armeen. Es ist nicht die große Familie im Militair-Verband , sondern mehr eine conventionelle Zusammenstellung taktischer Einheiten zum Zweck der bessern Leitung. Durch Zusammenstellen von 2 Infanterie-Regimentern entsteht die Infan terie-Brigade. Diese wird durch einen Oberſt-Brigadier commandirt. Legterem ist ein Stab von 7 Köpfen beigegeben, als : 1 Adjutant, 1 Generalstabs -Offizier, 1 Auditor , 1 Trainlieutenant , 1 Brigade-Trompeter, 1 Stabs-Secretair und 1 Trainsoldat. Dem Stab ist beigegeben 1 Fourgon mit 2 Pferden. Die Cavallerie unterscheidet Guiden und Dragoner. Die Guiden sind meist den Stäben zugetheilt, zum Ordonnanzdienst bestimmt; sie haben auch den Dienst der Feldgendarmerie (die sonst fehlt) zu versehen. Die Dragoner find die eigentliche Gefechtsreiterei, sie haben den Sicherheits- und Kundschaftsdienst bei den Divisionen zu besorgen. Die Guiden und Dragoner sind mit Säbeln, erstere überdies mit Revolvern, lettere mit Repetir-Carabinern bewaffnet. Der Repetir-Carabiner wird zu Pferde in einem starken ledernen Fütteral , welches an der rechten Seite 11*
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des Sattels sich befindet , getragen. Der Sattel ist der Dänische (System Barth) . Waffenrock der Cavallerie ist dunkelgrün , mit carmoisinrothen Vorstößen, der Kragen ist umgeschlagen. Hosen eisengrau. Käppi mit einem Roßhaar busch versehen. Die Dragoner haben schwarze, die Guiden weiße Roßhaarbïſche. Die Guiden bilden Compagnien, diese bestehen aus 2 Offizieren, 7 Unter offizieren, 1 Hufschmied, 3 Trompeter und 30 Mann. Stärke 43 Mann. Die taktische Einheit der Dragoner bildet die Schwadron. Sie gliedert sich in 3 Züge. Die Schwadron besteht aus 1 Hauptmann als Schwadrons Chef, 1 Oberlieutenant, 2 Lieutenants (1 Offizier auf jeden Zug als Zug-Chef), dann 1 Feldwebel, 1 Fourier, 3 Wachtmeister, 12 Corporale, 1 Wärter, 2 Huf schmiede, 1 Sattler, 4 Trompeter, 90 Dragoner und 4 Trainsoldaten. Zu jammen 124 Mann. Auf jede Schwadron kommen : 2 Proviantwagen zu je 2 Pferden (4 Pferde), 1 Feldschmiede zu 4 Pferden, zusammen 8 Pferde. Aus je 3 Schwadronen Dragoner wird ein Regiment gebildet. Der Regi giments-Commandant ist Oberstlieutenant oder Major. Der Stab besteht außer dem in 1 Adjutant, 1 Quartiermeister und 1 Arzt. Die Artillerie. Zu dieser zählen : Kanoniere, Train- und Parkjoldaten und Feuerwerker. Waffenrock dunkelblau, umgeschlagenen Kragen, rothe Vor stöße, gelbe Knöpfe, Kopfbedeckung der Käppihut. Die Feld-Artillerie hat gezogene Hinterladungsgeschüße , zum Theil von Bronce, zum Theil von Gußstahl , mit schmiedeeisernen Laffeten , Construction nach Oberst Bleuler. Die leichten Feld-Batterien haben ein Kaliber von 8, die schweren Feld-Batterien von 10 cm. Die Geschüße und Caiſſons ſind mit je 6 Pferden bespannt . Proßen und Caissons zum Auffißen der Bedienungs mannschaft eingerichtet. - Die 8 cm. Batterien führen 580 Granaten, 474 Shrap nels und 26 Kartätschen, zusammen 1048 Schüsse; die 10 cm. Batterien 500 Gra naten, 248 Shrapnels und 52 Kartätſchen, zuſammen 800 Schüsse mit sich. Die Feld-Batterie hat folgenden Bestand : 1 Hauptmann, 2 Oberlieutenants, 2 Lieutenants , 1 Arzt , 1 Pferdearzt , 1 Adjutant - Unteroffizier , 1 Feldwebel, 1 Fourier, 1 Train-Wachtmeiſter, 7 Kanonier-Wachtmeister, 4 Train-Corporale, 14 Kanonier- Gefreite, 14 Train-Gefreite, 1 Wärter, 2 Träger, 2 Huffchmiede, 1 Schlosser, 1 Wagner, 2 Sattler, 4 Trompeter, 42 Kanoniere und 55 Train soldaten, zuſammen 160 Mann . 20 Reit , 92 Zug- und 8 Vorrathspferde, ―――― zusammen 120 Pferde. Fuhrwerke : 6 Geschütze , 6 Caiſſons , 1 Vorraths laffete, 1 Rüstwagen, 1 Feldschmiede, 1 Fourgon, 2 Proviantwagen, zuſammen 18 Fuhrwerke. Bei der Feld-Artillerie bilden 2 Batterien ein Feld -Artillerie-Regiment. Allerdings eine merkwürdige Organiſation. Regiments-Commandant iſt ein Oberstlieutenant oder Major. Der Regiments - Stab besteht im Chef und seinem Adjutant . Die Gebirgs-Batterien führen leichte zerlegbare 8 cm. Vorderladungsgeschüße mit sich, ihr Bestand ist: 4 Offiziere, 30 Unteroffiziere und Gefreite, 120 Sol daten , übriges Personal 15 Mann , zusammen 170 Mann ; ferner 12 Reit pferde und 71 Saumthiere, dann 6 Geſchüße , 2 Vorrathslaffeten , 60 Muni tionskisten, 8 Werkzeug- und Vorrathskisten, 2 Arzt- und 1 Pferdearztkifte. Je 2 Gebirgs-Batterien bilden analog der Feld - Artillerie das Gebirgs Artillerie-Regiment. Die Poſitions-Compagnien haben 5 Offiziere, 17 Unteroffiziere, 15 Ge
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freite, 74 Kanoniere ; Gesammtstärke mit übrigem Personal 122 Mann. Der gezogene 12 cm. Hinterlader (mit Kreiner'schem Verschluß) bildet den größten Theil der Schweizerischen Positions - Artillerie. Aus 2-4 Positions- Compagnien wird eine Positions - Artillerie-Abtheilung gebildet. Chef derselben ist ein Oberst lieutenant oder Major ; er hat einen Adjutanten beigegeben. Eine Park- Colonne zählt 160 Mann und 143 oder 137 Pferde, nebstdem 37 (oder 36) Fuhrwerke (Halb-Caiſſons , Proviantwagen , Artillerie-Caiſſons, Ergänzungs-Geſchüße, Park-Feldschmiede, Park-Rüstwagen, Fourgon, Schanzzeug wagen , Feuerwerkerwagen , Pionier-Rüstwagen , Cavallerie-Halb-Caissons). Zwei Park- Colonnen bilden zusammen einen Divisions - Park. Der Stab desselben besteht aus 1 Major als Commandant , 1 Adjutant und 1 Stabs Secretair. Die Train-Bataillone theilen sich in 2 Abtheilungen , die 1. besteht aus 94 Mann und 130 Pferden, die 2. aus 105 Mann und 168 Pferden. Total des Train-Bataillons 214 Mann und 298 Pferde. Die erste Abtheilung hat die Bespannung für die Diviſions -Brückenequipage, die zweite die für die Fuhr werke der Verwaltungs-Compagnie zu liefern. Die Feuerwerker-Compagnien, bestimmt im Kriegsfalle bei der Erzeugung der Infanterie- und Artilleriemunition mitzuwirken , haben einen Bestand von 160 Mann. Die Fuhrwerke eines Artillerie- Depotparkes bestehen aus 13 Infanterie Halb-Caissons (1 per Bataillon), 12 Artillerie-Caissons (2 per Batterie) und 6 Vorrathslaffeten. Diese Parks haben keine zugetheilte Bespannung und dienen zum Munitions-Nachschub aus den Depots, entweder vermittelst der Eisenbahn oder durch Requisitionspferde. Eine Artillerie-Brigade wird gebildet aus 3 Regimentern Feld-Artillerie (jedes zu 12 Geschützen) , in der Armee-Diviſion kommt noch der Diviſions Park dazu. Der Stab einer Artillerie-Brigade iſt ziemlich zahlreich und besteht aus 1 Commandant (Oberst-Brigadier) , 1 Stabs -Chef (Artillerie- Oberstlieute nant), 2 Adjutanten (Hauptleute oder Lieutenants) , 1 Quartiermeister (Haupt mann) und 1 Stabs - Secretair. Das Genie hat dunkelblaue Waffenröcke , rothe Vorstöße und gelbe Knöpfe , hellgraue Hosen und den Käppihut. Bewaffnung : Peabody - Einzeln= lader kleinen Kalibers. Das Genie-Bataillon besteht aus 3 Compagnien, und zwar : 1 Compagnie Sappeure 153 Mann und 2 Reitpferde, 1 Compagnie Pontonniere 123 Mann und 4 Reitpferde und 1 Compagnie Pioniere, (welche letztere sich in eine Te legraphen-Abtheilung von 40 und eine Eisenbahnarbeiter-Abtheilung von 60 Mann theilt). Gesammtstärke der Pionier-Compagnie mit sämmtlichem Perſonal 108 Mann nebstdem 6 Reitpferde. Das Genie-Bataillon mit Stab zählt 393 Mann und 19 Reitpferde. Dazu gehören ferner an Fuhrwerken 2. Sappeur-Rüstwagen, 2 Pontonnier Rüstwagen, 1 Feldschmiede, 12 Bock- und Balkenwagen, 3 Telegraphenwagen, 1 Stationswagen, 2 Eisenbahnarbeiter-Rüstwagen, 2 Halbcaissons, 1 Fourgon, 1 Bagagewagen und 3 Proviantwagen ; zusammen 30 Fuhrwerke und 114 Zug pferde. Das Schweizerische Kriegsbrücken-Material ist nach dem System Birago construirt. 2 vierspännige Balken- und 1 vierspänniger Beckwagen führen eine Kriegsbrückeneinheit. Diese liefert eine Brücke von 2 Feldern oder 13,20 Meter
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Bahnlänge. Bei jedem Diviſions-Brückentrain befinden sich 4 solcher Einheiten ; diese gestatten die Herstellung einer Brücke von 52,80 Meter. Außer dem bei den Genie-Bataillonen befindlichen Material iſt eine Genie-Material-Reserve gebildet. Diese besteht aus 4 Sappeur-Rüftwagen , 2 Halbcaiſſons, 4 Bagagewagen, 4 Proviantwagen , 1 Feldschmiede, 54 Bock und Brückenwagen, 1 Pontonier-Rüstwagen ; zusammen 70 Fuhrwerke, die zur Fortschaffung 264 Pferde erfordern. Da die Materialrejerve 18 Einheiten zählt, so kann mit derselben eine Das gesammte Kriegsbrücken Brücke von 237 Meter hergestellt werden. material zählt 50 Einheiten und giebt 660 Meter Brückenlängen. Die Eisenbahn-Abtheilungen werden durch Arbeiter-Detachements verſtärkt, welche von den Verwaltungen der im Betrieb befindlichen Eiſenbahnen, aus dem Personal der Reparaturwerkstätten und demjenigen für Unterhaltung und Erneuerung des Oberbaues zu stellen sind. Der Personalbestand dieser Ab theilungen wird auf die Bahnunternehmungen im Verhältniß ihrer kilometriſchen Länge vertheilt. Die Stärken-Vertheilung dieser Abtheilungen, soll noch durch cine Special-Ordonnanz festgestellt werden. Die Eisenbahn-Abtheilungen erhalten ihre Instruction in den Schulen und Wiederholungscurſen der Pioniere. Die Militairjanität hat dunkelblaue Waffenröcke, für die Wärter bell für die Träger dunkelblauen Kragen und Vorstöße und weiße Knöpfe. Auf dem Käppi befindet sich der internationale Schild. Die adminiſtrative Einheit bildet die Ambulance. Sie wird commandirt von einem Sanitäts -Hauptmann (Arzt) und besteht aus 40 Köpfen, 1 Reit- und 10 Zugpferden . An Fuhr werken sind ihr beigegeben 1 Fourgon , 1 Blessirten-Wagen, 1 Proviant- und 1 Gepäckwagen. Der höhere Sanitäts-Verband ist das Feldlazareth. Dasselbe besteht aus einem Major (Arzt) als Chef und einem Stab von 7 Personen, fünf Ambu lancen (20 Wagen), 16 Requiſitions-Fuhrwerken und der Material-Rejerve Colonne, lettere , bestehend in 2 Material-Fourgons. Zusammen 22 Wagen mit 90 Zug und 8 Reitpferden. - Die Bespannung sollen die Landwehr Train-Bataillone liefern. Außer den Feldlazarethen ist auf Bildung einer Sanitäts-Reserve Bedacht genommen. Diese bildet Sanitäts-Reserve-Transport-Colonnen von 14 Mann ärztlichem Perſonal mit 32 Requiſitions -Fuhrwerken mit 64 Pferden. Die Verwaltungstruppen haben dunkelblaue Waffenröcke, hellgrünen Kragen und Vorstöße, und weiße Knöpfe. Die Einheit bildet die Verwaltungs-Compagnie. Diese wird von einem Verwaltungsmajor commandirt und theilt sich in eine Verpflegs- und eine Magazin-Abtheilung ; erstere zählt 41 Köpfe (meist Bäcker und Metzger); die letztere hat keine bestimmte Stärke (meiſt Magazinarbeiter) ; der Cadre zählt 7 Mann. - An Fuhrwerken hat die Verwaltungs-Compagnie 2 Geräthſchafts wagen, 1 Fourgon, 1 Feldschmiede, 36 vierspännige Proviantwagen. Zuſammen 154 Zug- und 3 Reitpferde. Die Bespannung liefert die 2. Abtheilung des Train-Bataillons. Der Generalstab bildet ein eigenes Corps. Derselbe unterscheidet sich in eine operative und eine Eisenbahn-Abtheilung. Erstere besteht aus 3 Obersten, Eine besondere 16 Oberstlieutenants und Majors und 35 Hauptleuten. Abtheilung des Generalstabs wird aus dem Perſonal der Adminiſtration und des Betriebs der Eisenbahnen gewählt.
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Die Uniform des Generalstabs ist blau mit Sammetkragen und Auf schlägen, carmoisinrothem Vorstoß und gelben Knöpfen. In Beziehung auf Avancement ist der Generalstab sehr ungünstig gestellt. Die Adjutanten der höhern Truppenführer sind Offiziere, welche auf Borschlag des betreffenden Chefs nur zeitweilig von den Truppen abcommandirt werden. Nach 4 Jahren soll jeder Adjutant wieder zu der Truppe, der er angehört, einrücken. Die Stabssecretaire bilden ein eigenes für den Schreiberdienst in den Bureau's bestimmtes Corps. Dieselben bekleiden den Grad eines Adjutant Unteroffiziers und können bis zum Grad eines Lieutenants vorrücken . Uniform ist die des Generalstabs. Die Offiziere tragen die Uniform von der gleichen Farbe wie die Truppen, doch von seinerm Tuch und oft von anderm Schnitt. Die berittenen Offiziere haben durchgehends eisengraue Hoſen. Die allgemeine Bewaffnung der Offiziere bildet der Korbsäbel. Bei den berittenen überdies ein Revolver. Der Generalstab und die höhern Offiziere vom Oberstlieutenant bei der Infanterie, rom Major bei der Cavallerie und Artillerie aufwärts haben schwarze Sammt kragen und Aufschläge. Die Sanitäts-Offiziere haben kornblumenblaue Waffen röcke, schwarzen Sammtkragen, goldene Knöpfe und die internationale Kokarde auf dem Käppihut ; die Veterinaire ebenfalls kornblumenblaue Waffenröcke, Sammtaufschläge und weiße Knöpfe ; die Verwaltungs - Offiziere dunkelblaue Baffenröcke und hellgrüne Kragen und Vorstöße. Die Offiziere der Militair Justiz haben dunkelblaue Waffenröcke, schwarze Sammtkragen, orangengelbe Vor stöße und silberne Knöpfe. In der Bekleidung der Offiziere und Mannſchaft finden häufige Aende rungen statt. Die Offiziers-Auszeichnung besteht in Briden , welche auf der Achsel ge= tragen werden. Auf den Briden sind Sterne angebracht, welche den Grad er kennbar machen ; z. B. ein Lieutenant hat auf den Briden ein, ein Oberlieute nant zwei, ein Hauptmann drei Sterne. Die Stabsoffiziere haben beinahe die nämliche Gradauszeichnung wie die niedern Offiziere. Eine kaum bemerkbare Verzierung der Briden bildet den einzigen Unterschied. Der Major hat wieder 1 , der Oberstlieutenant 2 und der Oberst 3 Sterne auf den Briden. Die Oberſt-Brigadiers find durch einen schwarzen, die Oberſt-Diviſionaire durch einen weißen Federbusch kenntlich gemacht. Eine etwas sonderbare Auszeichnung für höhere Offiziere. Orden hatte die Schweiz nie, dagegen hat sie in früherer Zeit für würdige Thaten Medaillen verliehen, so z. B. 1792 und 1815. Orden sind mit de mokratischen Einrichtungen nicht wohl vereinbar. Aus diesem Grunde ist er flärlich, daß solche nicht eingeführt wurden; doch die Schweizerische Bundes verfassung geht weiter und bestimmt, daß kein Mitglied der Schweizerischen Armee, weder einen Orden tragen, noch annehmen solle. Am auffälligſten ist dabei, daß die Bundesverfassung nur von den Angehörigen der Armee spricht. Darnach ist den zum Militairdienſt untauglichen Individuen das Annehmen und Tragen von Orden gestattet. Ueber die Motive dieser Bestimmung ließen sich verschiedene Betrachtungen anstellen. Die Armee Division ist die strategische Einheit des Schweizerischen Bundesheeres. Die 8 Divisionen desselben sind gleichmäßig gebildet : aus 2 Infanterie-Brigaden zu 2 Regimentern von 3 Bataillonen, 1 Schützen-Ba taillon, 1 Guiden-Compagnie, 1 Dragoner-Regiment von 3 Schwadronen,
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1 Genie-Bataillon von 3 Compagnien, 1 Artillerie-Brigade von 3 Artillerie Regimentern zu 2 Batterien, einem Divisions -Park von 2 Park-Colonnen, 1 Train-Bataillon, einem Feldlazareth und einer Verwaltungs - Compagnie. Die Diviſion hat daher eine Gefechtsstärke von 13 Bataillonen, 3 Schwa dronen und 36 Geschützen. Das Personal der Division vertheilt sich wie folgt : Stäbe und Truppencorps . Mann. Reitpferde. Zugpferde. Fuhrwerk. 23 28 2 4 Diviſionsstab . 45 43 Guiden-Compagnie I. Infanterie-Brigade. 2 1 8 Brigadestab 1. Regiment. 10 8 Stab 2322 21 39 3 Bataillone 29 41 2332 2. Regiment 59 . 4672 67 II. Infanterie- Brigade 13 770 Schüßen-Bataillon Cavallerie-Regiment. 4 7 Stab 9 24 372 372 3 Dragoner-Schwadronen Artillerie-Brigade. Stab 11 6 1. Regiment. Stab 2 36 320 40 200 2 Feldbatterien 36 322 200 45 2. Regiment 36 45 322 200 3. Regiment Divisions-Park. Stab 3 4 37 21 160 122 1. Park-Colonne 36 160 21 116 2. Park-Colonne 214 34 Train-Bataillon 264 393 19 Genie-Bataillon 22 207 8 Feldlazareth . 40 51 3 Verwaltungs-Compagnie 368 12716 1311 849 100
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Dazu kommen noch: Die 16 Requisitions -Fuhrwerke und die Abtheilung des Landwehr-Train-Bataillons zur Bespannung des Feld-Lazareths. Die Division wird befehligt von einem Oberst-Divisionair; sein Stab be steht aus 2 Generalstabs-Offizieren ( 1 Major oder Oberstlieutenant und 1 Haupt mann), 2 Divisions -Adjutanten (Hauptleute oder Lieutenants) , 3 Stabs-Secre tairen , 1 Divisions -Ingenieur (Oberstlieutenant) , 1 Adjutant desselben , dem Divisions-Kriegs-Commiſſair (Oberstlieutenant des Commiſſariats) , dem Stell vertreter desselben (Verwaltungs-Major) , 3 Adjutanten desselben (Verwaltungs Hauptleute oder Lieutenants) , dem Divisions-Arzt (Oberstlieutenant) , deſſen Adjutant und 1 Stabs- Secretair, 1 Großrichter, 1 Stabs -Pferde-Arzt (Major) und dessen Adjutant und 2 Trainsoldaten , bestimmt , den Fourgon des Com mandoſtabes der Diviſion und den des Diviſions -Kriegs-Commiſſairs zu führen. Der Gesammtbestand beträgt 23 Köpfe , 27-28 Reitpferde , 4 Zugpferde und 2 Fuhrwerke.
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Militairischer Unterricht. Die Hauptschwierigkeit bei der Miliz-Einrichtung bietet die Ausbildung der Mannschaft , noch mehr die der Cadres . Es ist klar , je längere Zeit gegeben ist, desto vollkommener kann die Ausbildung bewirkt werden. Die gesteigerten Anforderungen, welche in Folge der neuen Bewaffnung und der neuen Fechtart an den einzelnen Soldaten , noch mehr aber an die Cadres gestellt werden müssen, sprechen für eine lange Unterrichtszeit. Doch in dem Maße , als die Zahl der Auszubildenden wächst , wird es aus staatswirthschaftlichen Gründen nothwendig, die Zeit der Ausbildung auf das Nothwendige zu beschränken; und zwar: 1 ) um das Militair-Budget nicht zu sehr zu belasten , und 2) um die Leute nicht zu lange ihren bürgerlichen Beschäftigungen zu entziehen . Es ist nicht leicht, hier die nationalökonomischen und militairischen Forderungen einiger maßen in Einklang zu bringen. Hat ein Staat aber einmal das Miliz-System angenommen , so verzichtet er im Voraus auf eine ſo vollständige Ausbildung der Truppen , wie sie der Offenſivkrieg erfordert , und bringt sie dem Vortheil, mit einem zahlreichen Heer die Vertheidigung des eigenen Landes führen zu können, zum Opfer. In welcher Zeit es möglich sei , einen Rekruten immer noch in genügendem Maße kriegstüchtig auszubilden , darüber gehen die Ansichten weit auseinander. Auf jeden Fall giebt es ein Minimum der Zeit, unter welches man nicht gehen. darf, wenn das angestrebte Ziel erreicht werden soll. Gewiß ist es in nicht gar langer Zeit möglich, den Mann mit der Handhabung der Waffe und seiner Aufgabe in geschlossener und geöffneter Ordnung bekannt zu machen , und ihm die Art, wie er sich in den verschiedenen Lagen des Friedens und des Krieges zu benehmen habe , beizubringen ; doch nicht weniger wichtig erscheint , ihn an Ordnung und Disciplin zu gewöhnen. Letzteres ist bei einem Miliz-Heer wegen der kurz bemessenen Unterrichtszeit immer nur unvollkommen erreichbar. Die Schweizerische Miliz-Armee muß nothgedrungen die Dauer des Mili tair-Unterrichts auf das Nothwendigste beschränken . Die Ausbildung der Rekruten erfolgt in sogenannten Rekrutenschulen. Nach Beendigung derselben wird der Mann bei einem Truppenkörper eingetheilt. Damit er aber das in der Rekrutenschule Erlernte nicht vergesse , werden die Truppenkörper in bestimmten Zeiträumen regelmäßig zu sogenannten Wieder holungs-Cursen in Dienst gerufen. Die Wiederholungs- Curse , zu welchen oft eine größere Truppenzahl ver einigt wird, sollen den höheren Offizieren und Stäben zugleich Gelegenheit zu praktischer Uebung in der Truppenführung und ihren besonderen Dienſtverrich tungen bieten. Für die Ausbildung der Cadres finden beſondere Special- Curſe ſtatt. Damit in den Rekrutenschulen in der gesetzlich festgesetzten Zeit das Ziel der Ausbildung nach Möglichkeit erreicht werden könne, nehmen die Schweizerischen Gesetze und Dienſtvorschriften Bedacht : 1) daß die Bestimmung des Schweizers als Wehrmann schon bei der Jugenderziehung berücksichtigt werde ; 2) daß die militairische Aus bildung im Dienst von Offizieren geleitet werde , welche durch lange Uebung die nöthige Routine in dem Unterricht erworben haben ; 3) daß ein rationeller Vor gang die Erreichung des Zieles fördere , und 4) daß die gegebene Zeit nach Möglichkeit benützt werde. Von großem Vortheil ist , daß der gesammte Militair-Unterricht nunmehr einheitlich (d. h. vom Bund) geleitet wird.
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Vor-Unterricht. Von dem Gedanken ausgehend , daß der Rekrut sich raſcher ausbilden lasse , wenn er schon beim Eintritt in den Dienſt körperlich gewandt sei und einige Vorkenntnisse besitze, bestimmt das Gesetz über Militair Organisation: Die Cantone sorgen dafür , daß die männliche Jugend vom 10. Altersjahr bis zum Austritt aus der Primärschule durch einen angemessenen Turnunterricht auf den Militairdienst vorbereitet werde. DieCantone sorgen ferner dafür, daß derzumMilitairdienst vorbereitende Turn unterricht allen Jünglingen vom Austritt aus der Schule bis zum 20. Alters jahr ertheilt werde. Für die zwei ältesten Jahrgänge können vom Bunde auch Schießzübungen angeordnet werden. Auch in theoretischer Beziehung ist etwas für den Vor-Unterricht geschehen. An dem Eidgenössischen Polytechnikum zu Zürich ſollen eigene Curse für allge meine militairwissenschaftliche Fächer (Taktik, Strategie, Kriegsgeschichte xc.) ein gerichtet werden, und sollen überdies die nöthigen Anordnungen getroffen werden, um den Unterricht in den Fächern, die sich ihrer Natur nach dafür eignen, der militairiſchen Bildung nußbar zu machen , insoweit dies ohne Beeinträchtigung des Lehrgangs geschehen kann. Der Bund wird auch eine entsprechende Ein richtung des Unterrichtsganges in den höheren cantonalen Lehrerſtellen veran laſſen und unterſtützen. Die Zöglinge , welche sich über den guten Erfolg des Militair-Unterrichts am Polytechnikum durch eine Prüfung ausweisen und die Militair-Instruction mit Auszeichnung bestehen , können mit Oberlieutenantsgrad in das Heer ein getheilt werden. Letztes Jahr hielt Oberst Rüstow eine Anzahl militairische Vorträge am Züricher Polytechnikum. Uebrigens ist der Vor-Unterricht noch nicht über das Stadium der Vorbereitung hinaus . Die Bestimmungen über denselben , welche bei dem Miliz- Syſtem ſelbſtverſtändlich zu sein scheinen , haben jedoch großen Widerstand gefunden , und ihre allemeine Durchführung dürfte nicht ohne Schwierigkeiten von statten gehen. Instructions - Offiziere. Die Leitung der Instruction in den Rekruten Curfen und Militair-Schulen ist Instructions -Offizieren (bei denen der Mili tairdienſt Lebensberuf iſt) übertragen. Eine wenig glückliche Bestimmung ſcheint, daß von den Instructions-Offizieren fünftig nur ein kleiner Theil in die Armee eingetheilt werden und keiner ein höheres Commando bekleiden dürfe. Es ist merkwürdig , daß die Anzahl Offiziere , welche den Militairſtand zum Lebens beruf gewählt , sich mehr als die meisten andern ausgebildet haben, im Felde nicht verwendet werden sollen. Die Auffassung, daß der Instructions-Offizier nur ein militairischer Lehrer, wird die besten Kräfte von dem Instructions -Corps fern halten. Die Schwei zerische Militair-Zeitung in Nr. 28 des Jahrgangs 1876 sagt : „ Der Inſtructor soll nicht nur ein Lehrer , der in militairischen Fertigkeiten und militairischen Wissenschaften Unterricht ertheilt, sein. Wir brauchen keine militairischen Schul meister, sondern Offiziere zu Instructoren. Nur Offiziere von Gesinnung und Benehmen können die Aufgabe , die Truppen und ihre Führer heranzubilden, lösen. " Organisation des Instructions - Corps. An der Spitze des Instructoren-Corps einer jeden Waffe steht gegenwärtig ein Ober-Instructor. Diesem ist das nöthige Instructions - Perſonal beigegeben. Bei der Infanterie ist überdies ein eigener Instructor für das Schießwesen
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aufgestellt. Bei ihr findet die Instruction divisionsweise statt. Jeder Divisions Kreis hat sein eigenes Instructions = Personal. Dieses besteht aus 1 Kreis Instructor , 2-3 Instructoren I. Klaffe, 8 Instructoren II. Klaffe , 1 Trom= peter- und 1 Tambour-Instructor. Wenn nothwendig, werden Hülfs-Instructoren angestellt.
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In jedem Divisions -Kreis finden jährlich die nöthige Anzahl Rekruten Schulen und eine Offiziers-Bildungsschule statt. Die Specialwaffen haben ihre Curse auf besonderen Uebungsplätzen. Der Ober-Instructor der Infanterie leitet die verschiedenen Central- Schulen (für Cadres). Er zieht von den Diviſionen das nöthige Inſtructions -Perſonal bei . Die Instructoren werden vom Bundesrath ernannt. Der Bestand des Instructions-Personals war Ende 1875: 120 Mann, bei der Infanterie = = 15 = Cavallerie = = Artillerie = 31 = Genie . = 5 = = 4 - Sanität Total .
175 Mann.
Ein organisches Geſetz für das Instructoren-Corps (welches nebst der Glie derung auch das Ergänzungswesen, die Beförderungen und Entlaſſungen, Rechts verhältnisse, Competenzen u. s. w. ein- für allemal regelt) steht noch zu erwarten. Thätigkeit der Instructoren und Cadres bei der Instruction. Bei der frühern sehr kurz bemessenen Unterrichtszeit für die Ausbildung der Rekruten ließ sich ein einigermaßen befriedigendes Resultat nur erzielen, wenn die Instructoren die ganze Inſtruction ſelbſt beſorgten, alles selbst machten und selbst anordneten. Die verlängerte Unterrichtszeit , obgleich noch immer zu kurz bemeſſen , erlaubt jetzt den Cadres die Ausbildung der Rekruten großen theils zu überlassen. Dieses ist für dieſelben von großem Vortheil , da ſie dabei , lehrend, selbst lernen und eine größere Sicherheit und Selbstständigkeit erhalten. Die Rolle der Instructions-Offiziere beschränkt sich jetzt mehr darauf, die Cadres vorzubereiten und zu überwachen. In den Rekruten-Schulen werden aus der Mannschaft und den Cadres Compagnien und Bataillone (beziehungsweise Schwadronen und Batterien) ge bildet. Zu jeder dieser Abtheilungen kommen nebst den nöthigen Cadres, welche den Dienst und die Abrichtung besorgen, 1-2 Instructions -Offiziere zur Ueber wachung und Leitung der Instruction. Andere Instructoren leiten das Schieß wesen und den allfälligen theoretischen Unterricht der Cadres . Bei der Caval lerie wird der Reit-, und bei der Artillerie der Reit- und Fahr-Unterricht aus schließlich durch Inſtructoren besorgt. In den Wiederholungs - Cursen haben die Instructoren den Chefs mehr mit Rath an die Hand zu gehen , als selbst einzugreifen. Sie werden hier meiſt nur bei Bataillons-Wiederholungs -Curſen und zwar in geringer Zahl verwendet. Bei größern Truppenzuſammenziehungen fallen sie ganz weg. In den Special-Schulen liegt sachgemäß der ganze Unterricht in den Händen der Instructoren. In diesen werden die verschiedenen Instructions Offiziere nach ihren besonderen Fähigkeiten und Kenntnissen verwendet. läßt sich nicht erwarten, daß der nämliche Instructions - Offizier in allen wissen schaftlichen Fächern (wie Organisationslehre , Taktik , Befestigung , Terrainlehre, Balliſtik, Waffentechnik, Generalstabs -Wiſſenſchaft u . s. w. ) gleich zu Hause sei.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Stets wird der dazu befähigte Instructions- Offizier in mehreren wissenschaft lichen Fächern (nebst dem praktiſchen Dienst) verwendet werden. Der Dienſt der Instructions-Offiziere ist anstrengend, ja man kann ſagen aufreibend. Die Dauer des Rekruten- Unterrichts und der Wiederholungs Curse ist wie folgt festgesetzt : Rekruten-Schule Wiederholungs- Curse • 45 Tage Infanterie Alle 2 Jahre .. . . 16 Tage = Cavallerie · 60 = · • 10 Jährlich .. 55 = = Alle 2 Jahre . • • 16 Feld-Artillerie = Alle 2 Jahre . · · 18 Positions - Artillerie , Park-Colonnnen 55 = Feuerwerker-Compagnien und Train 42 = = Bataillone Alle 2 Jahre . . . 18 = Genie . 50 = Alle 2 Jahre . · • 16 55 = Sanitätstruppen . Verwaltungstruppen nicht bestimmt. Der Tag des Einrückens und der Entlaſſung aus dem Dienſt wird nicht in die Unterrichtszeit eingerechnet. In den Jahren , in welchen bei der Infanterie keine Wiederholungs-Curse abgehalten werden, findet eine Schießübung statt. Den Rekruten-Schulen geht ein Cadres-Curs voraus. Dieser hat den Zweck, den Cadre, welcher in der Schule verwendet werden soll, zu seiner Auf gabe vorzubereiten. Der Cadres - Curs hat eine Dauer bei der Infanterie von 8 Tagen, bei der Cavallerie von 4 Tagen. Die Wiederholungs -Curſe der Infanterie finden abwechselnd einmal im Bataillon, einmal im Regiment, in der Brigade und in der Division statt. Die Unterrichtszeit ist kurz bemessen ; dieses wird auch in der Schweiz an erkannt. Es war in dem Organiſations-Project eine längere Dauer der Rekruten Curse und eine häufigere Versammlung zu den Wiederholungs-Curjen vorgesehen. Selbst weitergehende Ansichten sind zu Tage getreten. Von Einzelnen wurde ein Unterricht von 3 Monaten, von der Militair-Zeitung sogar von 6 Monaten verlangt. Doch eine bedeutende Verlängerung der Unterrichtszeit übersteigt die financiellen Mittel der Schweiz . Sie wäre überhaupt nur bei einer bedeutenden Reduction der Zahl der Auszubildenden möglich. Wenn bei der jeßigen kurzen Instructionszeit ein in Anbetracht der Ver hältnisse günstig zu nennendes Resultat erzielt wird, so ist dies vornehmlich dem tüchtigen Menschenmaterial und dem guten Willen der Leute einerseits , der zweckmäßigen Methode des Unterrichts und der Ausnüßung der Leistungsfähig keit aller Betheiligten anderseits zuzuschreiben. Für die Infanterie- und Schützen-Bataillone der Landwehr werden alle zwei Jahre eintägige Inspectionen abgehalten , überdies finden jährliche Schieß übungen statt. Steht ein Aufgebot in Aussicht , so kann die Landwehr zu be sondern Uebungen einberufen werden. Freiwillige Schieß - Vereine werden vom Bund durch einen Beitrag zu den Kosten für die verbrauchte Munition unterstützt , insofern die Schieß übungen mit Ordonnanzwaffen und nach militairischer Vorschrift stattfinden . Special-Curse. Außer den Rekruten- und Wiederholungs -Cursen und Schießübungen hat das Gesetz über Militair-Organisation folgende Special Curse vorgesehen: 1) Central- Schule für Lieutenants, Oberlieutenants und Adjutanten 42 Tage 42 2) Centralschule für neuernannte Hauptleute
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Heerwesen der Schweizerischen Eidgenossenschaft. 3) Central-Schule für Bataillons - Commandanten der Infanterie und Schützen 4) Central- Schule für neuernannte Oberstlieutenants (ein Theil davon Recognoscirung )
42 42
= = =
11
21 21 112 42 60 . 105 63
10) Generalstabs -Schule für Offiziere des Generalſtabs 11) Die Offiziers-Bildungsschulen der Infanterie = Cavallerie · = = 12) = = = = Artillerie 13) = = 14) = des Genie = 15) = der Sanitäts-Offiziere (Mil. -Aerzte) = = • 16) = - Verwaltungs-Offiziere ·
=
22335
5) Cavallerie-Cadres-Schule für Unteroffiziere und zu Hauptleuten vorgeschlagene Oberlieutenants 6) Die Unteroffiziers -Schule der Artillerie 7) Genie-Offizierscurs von unbeſtimmter Dauer. 8) Spital-Curse für Krankenwärter nach vollendeter Rekruten- Schule • 9) Unteroffiziers- Schule für Wärter- und Träger- Unteroffiziere
14 Tage
=
=
28 35
=
Zum Schlusse wollen wir noch die freiwillige Thätigkeit in Vereinen erwähnen. Zwar sieht Artikel 93 der Militair - Organiſation vor : „ Außer der gesetzlichen Dienstzeit können die Truppen- Offiziere des Auszuges zu privativen Arbeiten verpflichtet werden. " Ein Versuch , die Offiziere letztes Jahr zur Lösung von militairiſchen Aufgaben außer Dienſt zu veranlaſſen, lieferte jedoch ein wenig befriedigendes Resultat. Dagegen findet man sowohl in den Städten wie auf dem Lande eine große Zahl Schieß-, Wehr-, Unter- und Oberoffiziers Vereine, in welch' ersteren das Schießen betrieben, nebstdem auch Theorien über Dienstfächer gehalten werden. In den Offiziers - Vereinen finden militairisch wissenschaftliche Vorträge und Besprechungen militairischer Fragen statt. Für die freiwillige militairische Thätigkeit spricht auch die verhältnißmäßig große Anzahl militairischer Fachblätter. Es eristiren nämlich : 1) Die Allgemeine Schweizerische Militair-Zeitung (43. Jahrgang) , wöchentlich eine Nummer ; 2) Revue militaire Suisse (20. Jahrgang), alle Monate zwei Nummern und eine Beilage Revue des armes spéciales ; 3) Zeitschrift für die Schweizerische Artillerie (13. Jahrgang) , monatlich eine Nummer ; 4) Blätter für Kriegsverwal tung (5. Jahrgang) , monatlich eine Nummer ; 5) Tell , Unteroffiziers- und Schüßen-Zeitung (3. Jahrgang). Besoldung. Diese ist für den Tag wie folgt normirt : Oberbefehlshaber 50 Francs, Chef des Generalstabes 40 Francs, Feldkriegs-Commiſſair 25 Francs, General- Adjutant und Diviſionair 30 Francs, Oberſt-Brigadier 25 Francs, Oberst 20Francs, Oberstlieutenant 15 Francs, Major 15Francs , Hauptmann 10 Francs, Oberlieutenant 8 Francs, Lieutenant 7 Francs, Feldprediger 10 Francs, Stabs Secretair 6 Francs , Adjutant - Unteroffizier 3 Francs , Feldwebel 2 Francs 50, Fourier 2 Francs , berittene Wachtmeister 2 Francs , unberittene Wachtmeister 1 Franc 50 , berittene Corporale 1 Franc 50 , übrige Corporale 1 Franc, berittene Gefreite 90 Centimes , Krankenwärter 1 Franc , Träger 80 Centimes, Trainsoldat 1 Franc , Guiden und Dragoner 1 Franc , übrige Soldaten 80 Centimes, Rekruten aller Waffengattungen 50 Centimes. Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten aller Waffengattungen erhalten ohne Unterschied je eine Mund portion. Einzelne Guiden , welche den Stäben zugetheilt sind , erhalten , da sie größere Auslagen haben und kein Ordinaire machen können, eine Zulage von
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Militairische Jahresberichte für 1876.
1 Franc 50 Centimes. Die Adjutanten erhalten ebenfalls eine Zulage, und zwar von 2 Francs per Tag. Für eintägige Uebung wird weder Sold noch Verpflegung verabreicht. Für theoretische Unterrichts- Curse der Offiziere wird ein Schulfold von täglich 7 Francs verabreicht. Unteroffiziere , welche bei der Instruction verwendet werden, erhalten eine besondere Zulage. Dieselbe betrug im Jahre 1876 1 Franc per Tag. Die tägliche Ration des Mannes beträgt 500 Grammes Brod und 312,5 Grammes Fleisch. Dazu giebt der Staat einen Beitrag , seit 1876 , von 20 Centimes für Salz , Gemüse , Holz 2. In Geld wird 1 Franc per Mund portion bezahlt. In den Casernen erhält der Soldat Morgens 6 oder 7 Uhr Kaffee mit Milch, Chocolade oder Einbrennjuppe; 11 Uhr Suppe mit Fleisch ; Abends nach dem Einrücken eine Suppe mit Nudeln, Reis, Bohnen u . d. g. In der neueſten Zeit ist in der Art der Zubereitung der Speisen , und in Beziehung auf Ab wechslung in den Nahrungsmitteln ein Fortschritt gemacht worden. Früher be gnügte man sich, das Fleisch einen Tag wie den andern mit Wasser, Salz und etwas wenigem Grünzeug zu kochen. Um das Frühſtück zu beſchaffen , wurde den Leuten (bis 1876) ein Abzug von 10 Centimes vom Sold gemacht , der jezt durch den Ordinaire-Zuschuß des Staates entbehrlich geworden ist. Ernennungen und Beförderungen. Der Bundesrath ernennt die höheren Befehlshaber, die Offiziere der verschiedenen Specialstäbe und der vom Bund gestellten Truppen, ferner das Personal der Stäbe der. Schüßen- und combinirten Bataillone. Den Cantonen steht die Ernennung der Offiziere der Truppeneinheiten, welche sie zu stellen haben, zu. Doch müssen sie dabei die vom Bund aufge stellten gesetzlichen Vorschriften beobachten, da sonst die Wahl vom Bundesrath caſſirt werden kann. In der Regel finden alle Ernennungen und Beförderungen der Offiziere auf Grundlage eines Fähigkeitszeugnisses , welches von dem vorgeſetzten Ab theilungschef auszustellen und vom Ober-Inſtructor und dem Diviſionair (Waffen chef bei den Specialwaffen) zu bestätigen ist, statt. Am Ende eines jeden Rekruten- oder Wiederholungs-Curses, vereinen sich die Unteroffiziere, Offiziere und Instructoren der betreffenden Compagnie (Schwa dron oder Batterie), um die Conduitenliſten der Mannſchaften aufzustellen und allfällige Vorschläge für Beförderung zum Unteroffizier oder für den Beſuch der Offiziersbildungsschule zu machen. Ist dieses geschehen, so treten die Unter offiziere ab. Die Compagnie-Offiziere und Instructoren beschäftigen sich jezt mit den Conduitenliſten der Unteroffiziere und schlagen die , welche ihnen geeignet scheinen , zu einem höheren Unteroffiziersgrad oder für die Offiziers -Bildungs schulen vor. Die Cantone (resp. der Bund) bestimmen aus der Zahl der Vor geschlagenen diejenigen , welche die Offiziers - Bildungsschule zu beſuchen haben. Erwerben diese dann ein Zeugniß der Befähigung, (über welches die Lehrer am Ende der Offiziers -Bildungsschule entscheiden) so werden sie zu Lieutenants er nannt. Als solche haben sie bei der Infanterie die Centralschule Nr. 1 , eine Schießschule und einen Rekrutencurs mitzumachen. Zu letzterem können sie, so oft sie einen höheren Grad erlangen , neuerdings commandirt werden. Fin Nachtheil ist, daß die Zahl der in die Offiziers - Bildungsschulen zu schickenden Individuen, aus ökonomischen Rücksichten, neuestens sehr beschränkt wurde. In allen Waffengattungen werden die Unteroffiziere durch die Hauptleute
Heerwesen der Schweizerischen Eidgenossenschaft.
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auf Vorschlag ihrer Offiziere ernannt und befördert. Bei der Infanterie , den Schüßen und den Trains unterliegen diese Ernennungen der Genehmigung des Bataillons-Commandanten. Die Corporale sollen aus den Reihen der Soldaten, die Wachtmeister aus den Corporalen , die Feldwebel aus den Wachtmeistern oder Corporalen , die Adjutant - Unteroffiziere aus den Feldwebeln und Wacht meiſtern ernannt werden. Die zu Befördernden müssen den für ihren Grad vorgeschriebenen Unterricht mit Erfolg durchgemacht haben. Zum Fourier kann jeder Soldat oder Unteroffizier vom Commandanten des Truppenkörpers vor geschlagen werden. Die Vorgeschlagenen haben dann eine Fourierschule zu besuchen und werden , wenn sie selbe mit Erfolg absolvirt, von dem der sie vorgeschlagen, zum Fourier ernannt. Die Ernennung der Oberstlieutenants, Obersten , Oberst - Brigadiers , dann der Regiments-, Park- und Abtheilungs - Commandanten (lettere bei der Artillerie) erfolgt auf den zweifachen Vorschlag einer Commission, die unter dem Vorsitz des Chefs des Eidgenössischen Militair - Departements , aus dem Diviſionair, Waffenchef (d. h. dem Chef oder Referenten der betreffenden Branche) und dem Ober-Instructor der betreffenden Waffe (Branche), sowie aus demjenigen Com mandanten besteht, unter dessen Befehl der zu Ernennende zu stehen kommt. Der Chef des Militair-Departements mit den Militairbeamten bildet daher die Mehrheit. Für die Militair- Sanität, die Veterinaire und Verwaltungstruppen bestehen besondere Bestimmungen. Die Wahl der Divisionaire geschieht auf den Vorschlag der sämmtlichen Divisionaire, welche sich unter dem Vorsitz des Chefs des Eidgenössischen Mili tair-Departements versammeln. Nach einer neueren Auslegung sollen diese Vor schläge unverbindlich sein , in dieſem Falle verlieren sie , ſelbſtverſtändlich allen Werth; die Wahlbehörde kann machen was sie will. In Kriegszeiten steht dem General (Oberbefehlshaber) das Recht zu , an Stelle der ordentlichen Wahlbehörde Offiziere zu ernennen oder ihres Comman zu entheben , ohne an irgend eine der aufgestellten Vorschriften gebunden zu sein. Jeder Wehrpflichtige , bestimmt das Militairgeſetz , kann zur Bekleidung eines Grades , sowie zur Uebernahme jedes ihm übertragenen Commando's ver halten werden. Es ist dieses eine Bestimmung , welche die Behörden über
Z
manche Schwierigkeit hinweghilft und sie jeder Rücksicht gegen Personen enthebt. Entlassung der Offiziere. Der Offizier wird entlassen nach Ablauf der gesetzlichen Dienstzeit , d. h . bei Erreichung des Alters von 45 Jahren. Wünscht die Behörde ihn zu behalten , so ersucht sie ihn fortzudienen. Ein Offizier kann wegen Unfähigkeit auf Ansuchen des Eidgenössischen Militair-De partements durch die Wahlbehörde von seiner Stellung enthoben werden. Ein Offizier kann (durch ein Militairgericht) wegen schlechter Aufführung oder einer Handlung, die sich mit seiner militairischen Stellung nicht verträgt, seines Gra des verlustig erklärt werden. Die Entlassung der Offiziere vor Ablauf der gesetzlichen Dienstzeit , mit der Wirkung, daß sie keinen Dienst mehr zu leisten haben und in die Klaſſe der Steuerpflichtigen fallen , geschieht durch die Wahlbehörde: 1 ) wenn ein Offizier in fremden Dienst tritt; 2) sich ohne Urlaub für mehr als ein Jahr aus der Schweiz entfernt , oder seinen Urlaub ebenſolang, ohne genügende Ent schuldigung, überschreitet ; 3) wenn er im Fall einer Bewaffnung nicht in das Vaterland zurückkehrt ; und 4) wenn er nach Verkündigung der Marſchbereitschaft ›
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Militairische Jahresberichte für 1876.
ohne Urlaub die Schweiz verläßt (letzteres unvorgreiflich der nach Militair Gesetz zu verhängenden Strafe) . Art. 77 des Organiſations - Gesetzes sagt: „Ein Offizier kann auf Ver langen des Militair - Departements , unbeschadet seines Grades , von einem ihm übertragenen Commando durch seine Wahlbehörde enthoben werden. Kommt die Enthebung eines Obersten in Frage, ſo muß das Begehren von der Mehr zahl der Divisionaire unterstützt werden." Die Interpretation dieses Artikels dürfte, aus Anlaß der Enthebung eines Diviſionairs, die 1876 vorgekommen ist, ohne daß die Bestimmung des leztern Satzes zur Anwendung gekommen wäre, in der nächsten Bundes -Versammlung zur Behandlung kommen. Die Verfügung über das Bundesheer mit Inbegriff des dazu ge hörenden Kriegsmaterials steht der Eidgenossenschaft zu. In dieser übt die Bundes-Versammlung die oberste Bundesgewalt aus. Die Bundes - Versamm lung hat das Recht, über Krieg und Frieden zu beſchließen, ſie erläßt die auf das Schweizerische Wehrwesen Bezug habenden Gesetze und ernennt , wenn ein größeres Aufgebot in Aussicht steht, den Oberbefehlshaber. Die Bundes - Versammlung besteht aus dem National- und Ständerath. Ersterer geht aus directer Volkswahl (und zwar 1 Mitglied auf 20000 Seelen) hervor; letzterer wird von den 22 Cantonen (und zwar von jedem 2 Mitglieder) bestellt. Die Geſetze, welche die Bundes -Versammlung erläßt, müſſen, wenn 30000 ſtimmfähige Bürger es verlangen, einer Volks -Abstimmung unterworfen werden. Die Bundes - Executiv- Behörde ist der Bundesrath. Derselbe besteht aus 7 von der Bundes - Versammlung gewählten Mitgliedern. Der Bundesrath führt im Frieden durch sein Militair- Departement den Oberbefehl über das Bundesheer ; das Militair- Departement ist mit dem Kriegs-Miniſterium anderer Staaten nicht zu vergleichen. Dasselbe hat einzig zum Zweck die Prüfung und Besorgung der Geschäfte zu fördern ; die wichtigern Entscheide gehen vom Bundesrath als Behörde aus. Der Chef des Militair- Departements wird aus der Zahl der Bundesräthe (bei der Vertheilung der Departements) beſtimmt. Befindet sich ein Militair im Bundesrath, so fällt diesem gewöhnlich das Mili tair- Departement zu. Sind mehrere höhere Militairs in dieser Behörde, jo wechseln diese oft in der Leitung des Militair-Departements ab. Gegenwärtig sind 3 höhere Offiziere im Bundesrath , dieses ist jedoch eine zufällige Com bination. Bei den Wahlen entscheiden politische Rücksichten. An der Spitze der verschiedenen Zweige der Kriegsverwaltung stehen die sogenannten Waffenchefs, dieſe ſind dem Eidgenössischen Militair-Departement unterstellt, sind aber die eigentlichen Befehlshaber der zu ihrem Verwaltungs zweig gehörenden Truppen. Die Stellung derselben ist eine andere und ungleich wichtigere als die der Abtheilungschefs (Referenten) des Kriegs - Miniſteriums anderer Staaten. Dem Militair - Departement sind als Chef der betreffenden Verwaltungs- Abtheilungen folgende höhere Militair-Beamte beigegeben : 1. der Waffenchef der Infanterie ; 2. der Waffenchef der Cavallerie ; 3. der Waffenchef der Artillerie; 4. der Waffenchef des Genies ; 5. der Chef des Stabsbureaus, ge wissermaßen Chef des Generalstabs ; 6. der Verwalter des Kriegsmaterials : 7. der Oberfeldarzt ; 8. der Oberpferdearzt und 9. der Oberkriegs-Commiſſair. Ein ausführliches Gesetz über die Organisation des Militair- Departements, jein Perſonal, die Functionen und Befugnisse der einzelnen Beamten steht noch zu erwarten. Ebenso ist das Verhältniß der Divisionaire zu dem Waffendhei
Heerwesen der Schweizerischen Eidgenoſſenſchaft.
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der Infanterie bez. Militair - Departement und Bundesrath noch nicht gehörig geregelt. Dieses hat letztes Jahr zu einer Controverse Anlaß gegeben , welche zur Folge hatte, daß mehrere Diviſionaire (und zwar ſolche, die zu den tüchtigsten Offizieren der Armee zählten) ihre Entlassung nahmen. Am Ende eines jeden Jahres hat nach Art. 180 das Eidgenössische Mili tair-Departement die sämmtlichen Divisionaire zur Besprechung der in der Armee - Verwaltung vorzunehmenden Verbesserungen einzuberufen. Diese Be stimmung enthält einen bemerkenswerthen Fortschritt, gleichwohl scheint sie un genügend. Zweckmäßiger ſchiene bei den Verhältnissen, wie sie in der Schweiz gegeben sind, dem Militair-Departement bleibend eine Militair-Commiſſion zur Berathung aller wichtigen Geschäfte und Vorlagen beizuordern. Der Oberbefehlshaber wird nur im Nothfall ernannt. Der Bundes rath ertheilt demselben, gemäß den Beschlüffen der Bundes - Verſammlung , ver bindliche Instructionen über den durch die Truppenaufstellung zu erreichenden Endzweck, und stellt ihm die erforderlichen Mittel zur Verfügung. Der General (nach Art. 242) alle militairiſchen Maßregeln an , welche er zur Errei chung des ihm bezeichneten Endzweckes für nothwendig und dienlich erachtet. Er verwendet die ihm zur Verfügung gestellten personellen und materiellen Streitmittel nach seinem Gutfinden und hat überdies das Recht, über alles nicht zum Heere gehörige Kriegsmaterial , sowie über alles bewegliche und unbeweg liche Eigenthum, das sich im Bereich der Truppenaufstellung findet, behufs Aus führung seiner militairischen Anordnungen zu verfügen. Wenn der General das Aufgebot weiterer Heerestheile für begründet erachtet, ſo wird dasselbe durch den Bundesrath verfügt und vollzogen. Bei kurzer Verhinderung des Generals führt der Chef des Generalstabes den Oberbefehl. Wird der General aus irgend einem Grund unfähig, den Oberbefehl zu führen, so besetzt der Bundesrath die Stelle provisorisch bis zum Zusammentritt der Bundes - Versammlung. Die Durchführung des Gesetzes über die neue Militair - Orga= Dem 1876 veröffentlichten nisation erfolgte , sobald dasselbe in Kraft trat. Bericht des Eidgenössischen Militair-Departements über seine Geschäftsführung im vorhergehenden Jahre entnehmen wir : Gleich nach Annahme der neuen Militair - Organisation durch die gesetzgebenden Räthe am 18. November 1874 wurden die Vorarbeiten in die Hand genommen , welche als Grundlage für die Durchführung des Militair- Gesetzes zu dienen hatten. Der in den verschiedenen Verwaltungszweigen herrschenden Thätigkeit gelang es, diese Vorarbeiten so zeitig zu beendigen, daß nach Ablauf der Referendumsfrist am 19. Februar 1875 mit der Vollziehung begonnen werden konnte. -Der Uebergang zur neuen Ordnung machte sich verhältnißmäßig leicht und ohne eigentliche Störungen, wozu der allseitig an den Tag gelegte gute Wille und die Ausdauer der mit wirkenden Eidgenössischen und cantonalen Organe wesentlich beitrugen. Die Organisation der Truppen des Auszuges fand im Herbst des Jahres 1875, die der Landwehr im Frühjahr 1876 statt. Mit 1875 ging der gesammte Militair-Unterricht an den Bund über. Dieser hatte bisher bloß die Instruction der Specialwaffen und zum Theil der Cadres besorgt. Der Unterricht der Infanterie war Sache der Cantone. Dieses hat nunmehr aufgehört und es steht zu erwarten, daß unter einheitlicher Leitung und mit im ganzen tüchtigern Instructionskräften sich günstigere Resultate er zielen lassen. Das Militair - Budget betrug nach dem vom National- und Ständerath angenommenen Voranschlag : 12 Militairische Jahresberichte 1876,
Militairische Jahresberichte für 1876.
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für 1875 1876 = 1877
11,953,969 Francs, = 14,655,975 = 16,090,579 Bei letzterem wurden gegenüber dem Antrag des Militair-Departements viele Anfäße von den Räthen bedeutend reducirt. Wir finden jegt die ver schiedenen Hauptposten wie folgt berechnet : 28,000 Frcs. Secretariat des Militair- Departements 360,716 = Verwaltungs-Personal 736,392 = Instructions-Personal Unterricht 6,233,393 = 3,345,838 3 Bekleidung, Bewaffnung und Ausrüstung 1,181,705 = Cavallerie-Pferde 176,275 = Equipirungsbeitrag für Offiziere 110,000 = Unterstützung freiwilliger Schießvereine 634,890 = Kriegsmaterial 50,000 = Militair-Anstalten, Festungswerke 122,000 = Stabsbüreau 50,000 = Militairpensionen 9,000 = Commissionen und Experten 100,000 = Druckkosten 137,000 = Pferderegie-Anstalt =
250,600 1,698,670 864,600
=
Constructions-Werkstätte Laboratorium und Patronhülsenfabrik Waffenfabrik
= =
16,090,579 Fres. Das Militair-Budget beziffert sich bedeutend höher als die Räthe s. 3. bei der Behandlung des Gesetzes über die Militair-Organiſation angenommen hatten. Doch daß dem Schweizerischen Militairweſen größere Opfer gebracht werden mußten, wenn dieses den gesteigerten Anforderungen entsprechen sollte, war flar. Man konnte nicht annehmen, daß die Ausgaben des Staates für das Militairweſen geringer würden, wenn dieser die Kosten für Bekleidung und Ausrüstung (welche früher der Einzelne getragen hatte), selbst übernimmt, zu gleich die Zahl der Auszubildenden und den Sold erhöht und die Unterrichts zeit verlängert. Gleichwohl scheint man auf bedeutend vermehrte Auslagen nicht gefaßt geweſen zu ſein. Der Schrecken, welcher wegen des großen Militair - Budgets einen Theil der Landesväter ergriffen hat, ist nicht das gefährlichste für das Schweizerische Militairwesen . Doch mit der neuen Militair-Organisation hat man eine große Anzahl Aenderungen , die zu derselben in keiner Beziehung stehen, einführen wollen. Die Behörden waren auch nicht immer glücklich in der Wahl der Per jonen. Einzelne Organe entwickelten einen übergroßen Eifer, ihr Vorgehen war oft schroff und nicht von der nöthigen Ueberlegung geleitet. Dieses hat im Volk und in der Preffe eine Mißstimmung hervorgerufen, auf welche man in einer Republik einige Rücksicht nehmen muß, und die bedenklich werden könnte, wenn in Zukunft nicht Takt, Sachkenntniß und richtige Würdigung der &. Verhältnisse die Klippen zu vermeiden wissen.
Heerwesen Serbiens .
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Bericht über das Heerwesen Serbiens.
1876 .
Die Serbische Armee hatte sich auf dem Papiere im Hinblick auf die Be völkerungsziffer und die financiellen Hilfsquellen des Landes stattlich genug aus genommen ; es zeigte sich aber , daß dem Lande , als es sich anschickte , dem nationalen Wunsche nach Einverleibung seiner unter Türkischer Herrschaft ver bliebenen Stammesbrüder Rechnung zu tragen und seine enggesteckten Grenzen auszudehnen , mit Ausnahme des Menschen- und Geschützmaterials ungefähr alles fehlte , was ihm den glücklichen Ausgang seines Unternehmens hätte ver bürgen können. Aber mit derselben Energie , mit welcher seine Staatsmänner zum ungleichen Kampfe mit der Türkei drängten, wurde der Bedarf an Kriegs material aufgebracht und man war darauf hin geneigt, der Armee eine größere Kraft zuzuſchreiben, als ihr thatsächlich innewohnte. In der kurzen Spanne Zeit, welche der Serbischen Regierung zu Rüstungen blieb, ließen sich Unterlassungsfünden früherer Zeiten in Folge der Opferfreudig keit der besitzenden Klasse des Volkes allerdings auf rein materiellem Gebiete verwischen, aber die geistigen und moralischen Eigenschaften, wie sie die Lösung einer so großen Aufgabe erfordert, können einer Armee nicht in wenigen Monaten eingeimpft werden, selbst wenn sie der Sache, die sie zu verfechten berufen wird , Verständniß und Begeisterung entgegenbringt. Nach den Erscheinungen, welche der Serbisch - Türkische Krieg zu Tage förderte, zu urtheilen , theilte aber die große Maſſe des Volkes die Kriegslust der leitenden Persönlichkeiten keineswegs ; zudem erschien der Etat der Instructions-Truppen, welche durch ihre Vertheilung auf das Nationalheer dieſem einen gewissen Halt geben sollten, viel zu geringe und man zog es daher vor , dieselben dem Armee - Commando als selbstständige Körper zur Disposition zu stellen. Es machte sich also ein bedenklicher Mangel an geschulten Offizieren und Unteroffizieren fühlbar , dem durch das Eintreffen Russischer Freiwilliger nicht abgeholfen wurde, weil sich das Verhältniß zwiſchen den Serben und ihnen bald zu dem unerquicklichsten geſtaltete und sie demzu folge nicht als bindender Kitt, sondern vielmehr als auflösendes Element be trachtet werden konnten. Daß die Serbische Miliz sich trotzdem so lange hielt, ist nur den Mängeln und Lücken des Türkischen Armee-Organismus sowie den enormen Verpflegungs schwierigkeiten zuzuschreiben, welche das Türkische Armee - Commando in ſeinen Unternehmungen lähmte. Vor Ausbruch der Feindseligkeiten war die Serbische Armee in 6 Armee Divisionen gegliedert worden. Diese Gliederung erwies sich aber sofort als den gegebenen Verhältnissen nicht entsprechend und mußten Truppenverschiebungen in dem Maße stattfinden , daß der Divisionsverband vollständig gelöst wurde. Es blieb daher die Brigade die höchste taktische Einheit. Im Laufe des Krieges gruppirten sich die Serbischen Streitkräfte nach den Angriffsfronten in 4 Heeres körper, welche diesen ihre Namen entlehnend, als Timok-, Morava-, Jbar- und Drina-Corps auftraten. Dieser Theilung trug die Heeresleitung nach Abschluß des Waffenſtillſtandes bei der Reorganisirung der Armee Rechnung , indem sie den Divisionsverband auflaffend, deren Gliederung in 4 Armee-Corps von ungleicher Stärke normirte. 12*
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Nach dem Reorganisations- Statute vom November 1876 zerfällt die Armee in die stehenden Truppen und in die National - Armee. Diese besteht aus den activen und Reserve = Truppen : erstere entsprechen der Miliz 1. Klaſſe , leztere der Miliz 2. und der während des Krieges ausgehobenen 3. Klaſſe. Die stehenden Truppen umfassen nur : 4 Bataillone Infanterie, 1 Escadron Garde - Cavallerie und 2 Escadrons Feld - Cavallerie. Die National - Armee. Activ - Truppen: 80 Bataillone Infanterie, 22 Escadrons Cavallerie, 25 4pfündige schwere Feld-Batterien à 8 Geschüße, 18 4pfündige leichte Batterien à 4 Geſchüße, 3 12pfündige Batterien à 6 Geschütze, 2 Haubitz-Batterien à 4 Geſchüße, 7 4pfündige Gebirgs - Batterien à 4 Geschütze, 5 Gebirgs-Mörserbatterien à 6 Geſchüße, 4 Pionier- Bataillone, 3 Brückenequipagen und die erforderlichen Feldanstalten und Abtheilungen Reserve = Truppen : 80 Bataillone Infanterie, Pionier und sonstige Abtheilungen. Das Land zerfällt den 4 Armee- Corps entſprechend in 4 Territorial-Corps Bezirke , welche je 45 Kreise umfassen , in deren jedem ein Truppen - Com mando etablirt ist. Diese Corps-Bezirke sind: 1. jener von Schumadia , Hauptquartier in Belgrad , mit den Kreiſen Belgrad , Kragujevaz, Rudnik und Smederevo. 2. Timok, Hauptquartier in Negotin, mit den Kreisen Knaſchevaz, Crna rieka, Kraina, Poſcharevaz und Branitſchevo. 3. Morava , Hauptquartier in Kruschevaz , mit den Kreisen Tschatſchak, Kruschevaz, Jagodina, Tschupria und Alexinaz. 4. Drina , Hauptquartier in Valjevo, mit den Kreiſen Schabaz , Podrinje, Valjevo und Uſchiza. Jeder Corpsstab besteht aus : 1 General oder Oberst als Corps -Com mandeur , 1 Generalstabschef, 1 Generalstabssouschef, 1 Generalstabsoffizier, 1-2 Adjutanten, 2-4 Ordonnanzoffizieren, 1 Chef der Artillerie, 1 Souschef der Artillerie, 1 Chef des Geniewesens, 1 Referenten für Infanterie, 1 solchen für Cavallerie, 1 Intendanten , 1 Chef des Sanitätswesens , 1 Beamten der Militairjustiz, 1 Plat-Commandeur und 1 Oberthierarzt. Der Stab eines Kreis - Truppen - Commandos besteht aus 1 Stabs offizier, Commandeur der activen Brigade , 1 Stabsoffizier oder Hauptmann, Commandeur der Reserve-Brigade , 1 Generalstabsoffizier und 1 Adjutanten. Jeder Kreis stellt im Kriege zur National-Armee 3-6 active Infanterie Bataillone und eben so viele an Reserve-Truppen d. h. eine active und 1 Re serve Brigade , welche den Namen des Kreises führen. Die Specialwaffen werden corpsweise zusammengestellt ; jeder activen Brigade ist eine Batterie à 4 Geschütze zugewiesen. Die 4 Armee- Corps setzen sich im Mobilmachungsfalle wie folgt zusammen:
Heerwesen Serbiens.
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Armee = Corps Schumadia.
10 Bataillone Infanterie der Brigaden Belgrad, 12 = = = = Kragujevaz, = = 6 = Rudnik, = = 8 = = Smederevo, 2 Regimenter Cavallerie zu je 4 Escadrons , 1 Artillerie-Brigade, bestehend aus 8 4pfündigen schweren Feld-Batterien, einschließlich der Brigade-Batterien , 80 Geschütze, 1 Pionier-Bataillon 2 . Armee- Corps Timok. 8 Bataillone Infanterie der Brigaden Knaschevaz , ፡ = 8 = ፡ Crnarieka, = 10 = = ፡ Kraina, = 10 ፡ = = Poscharevaz, = 10 = = = Branitschevo, 1 Regiment Cavallerie zu 4 Escadrons , 1 Artillerie-Brigade, bestehend aus 6 4pfündigen schweren Feld-Batterien, 2 4pfündigen Gebirgs - Batterien, einschließlich der Brigade - Batterien, 76 Geschütze, 1 Pionier-Bataillon, 1 Brückenequipage 2c. Armee - Corps Morava. 8 Bataillone Infanterie der Brigaden Tschatschak, 10 = = = Kruschevaz , = 8 = = = Jagodina, 8 = = = = Tichupria, = = = = Alexinaz , 1 Regiment Cavallerie zu 4 Escadrons, 1 Artillerie-Brigade, bestehend aus 6 4pfündigen schweren Feld-Batterien, 2 4pfündigen Gebirgs - Batterien , einschließlich der Brigade - Batterien, 76 Geschütze, 1 Pionier-Bataillon, 1 Brückenequipage x. =
Armee- Corps Drina.
10 Bataillone Infanterie der Brigaden Schabaz, = = 6 = Podrinje, = 10 = = = Valjevo, 12 = = = Uschiza, 1 Regiment Cavallerie zu 6 Escadrons, 1 Artillerie-Brigade, bestehend aus 5 schweren Feld - Batterien, 3 4pfün digen Gebirgs = Batterien und 1 Gebirgs : Mörser = Batterie , mit den Brigade - Batterien 74 Geschütze, 1 Pionier- Bataillon, 1 Brückenequipage 2 . Als Artillerie-Reserve erscheinen : 3 12 pfündige Batterien mit 18 Geschützen,
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Militairische Jahresberichte für 1876. 2 Haubitz - Batterien mit 8 Geschützen, 4 Gebirgs - Mörser-Batterien mit 24 Geschützen. Die Serbische Armee sezt sich daher den Hauptwaffen nach zusammen aus : 164 Bataillonen Infanterie, 25 Escadrons Cavallerie, 356 Geschützen.
Bericht über das Heerwesen Spaniens .
1876 .
Die Mittheilungen über Spaniens Heerwesen in den militairiſchen Jahres berichten für 1875 ließen erkennen, mit welcher Organisation resp. welchen Streitmitteln die Regierung des Königs Alfons den im Januar 1876 ent brennenden Entscheidungs-Kampf gegen den Karlismus aufnahm. Wenn auch nach den Etatszahlen die regulaire Armee in Folge der verschiedenen durch den Krieg bedingten außerordentlichen Aushebungen wohl eine Stärke von 300,000 Mann hätte haben können, so darf dieselbe doch, wenn man den Ausfall aller Art berechnet, auf höchstens 250,000 Mann angegeben werden, selbst mit in Anschlag gebracht die zahlreichen irregulairen Kriegsformationen (8 Compagnien garde forale von Navarra, 1 Bataillon garde forale von Vizcaya, 2 Bataillone Miquelets von San Sebastian und Jrun, 2 Compagnien Tirailleurs des Nordens, verschiedene mobile Freiwilligen - Corps und Bataillone Guerillas und Contre Guerillas , Local-National-Milizen 2c.) . Von dieser Heeresmacht waren im Januar 1876 im Norden des Reiches ca. 180,000 Mann versammelt, mit welchen die Regierung den Aufſtand im Februar bewältigte. Unmittelbar nach Schluß des Krieges beeilte ſich dieselbe, die Armee soweit angängig auf den Friedensfuß zurückzuführen, da die Finanz Verhältnisse des Landes schleunige und umfassende Reductionen erheischten. Nachdem zunächst alle irregulairen Formationen aufgelöst waren, geschah bereits am 3. März dasselbe mit den im September 1874 errichteten 8 Garnison Bataillonen. Gleichzeitig wurden die Mannschaften der Altersklaſſe 1850 und ältere entlassen. Am 19. März gewährte eine Cabinets-Ordre allen Mannschaften bei der Fahne als Belohnung für die Mühen des Krieges Erlaß eines Dienſtjahres: in Folge dessen wurden nicht allein alle bei der Fahne befindlichen Reserven in die Heimath entlassen, indem das nachzulassende Dienstjahr bei ihrer Reserve Dienstzeit in Anrechnung gebracht ward, sondern auch die älteren noch zu activem Dienst verpflichteten Mannschaften bis incl. Jahrgang 1872 ( 1873 eingestellt). Gleicherweise wurden auch die Leute der außerordentlichen Einberufung vom Juli 1874 entlaſſen. Eine Ordre von demselben Tage löste die im Juli 1874 errichteten 51 Provinzial-Bataillone auf, die älteren Mannschaften wurden entlaſſen, die jüngeren an die Infanterie und Jäger abgegeben. Am 30. März wurde das
Heerwesen Spaniens.
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Schul-Bataillon aufgelöst ; die Zöglinge traten zu ihren Truppentheilen zurück, bei welchen die Truppenschulen wieder eröffnet wurden. Am 16. April wurden auch die Jahrgänge 1873 und 1874 (Januar) entlaſſen. Hiernach sind zur Zeit noch bei der Fahne verblieben die Jahresklassen : 1874 (im Frühjahr 1874 vorschußweise einberufen) , 1875 (im Februar 1875 vorschußweise einberufen), 1876 (im August 1875 vorschußweise einberufen). Die gefangen genommenen Soldaten der Karlistischen Armee wurden, ſo fern sie zwischen 18 und 40 Jahre alt und kriegsbrauchbar waren, der Cuba nischen Armee eingereiht; andernfalls in die Heimath entlassen und unter polizeiliche Aufsicht gestellt. Da die verschiedenen Entlassungen in den Effectivzahlen der Specialwaffen, namentlich Cavallerie und Artillerie, zu große Lücken gebildet hatten, so wurde durch Abgaben von der Infanterie diesem Uebelstande abgeholfen. Zur Bewältigung der eigentlichen Reorganiſations -Arbeit, welche in der Emanirung eines neuen Wehrgeseßes ihren Ausdruck findet, berief der König am 1. April den wieder errichteten verstärkten Kriegsrath nach Madrid. Bis diese Reorganisation in's Leben tritt soll zufolge der Königl. Ordre vom 10. Mai die Armee bestehen aus : 1. Infanterie: 2 Compagnien Palaſt-Garde. 40 Regimenter (No. 1-40). 1 Regiment von Ceuta. 20 Jäger-Bataillone (in 10 Halb-Brigaden unter je 1 Oberst). 1 Bataillon Schreiber und Ordonnanzen. Jedes Bataillon zählt 8 Compagnien und eine Effectivſtärke von 650 Mann. Die Reserve besteht aus : 80 Bataillone ordentlicher r außerordentliche } Reserve "1 20 zu 50 Halb-Brigaden unter je 1 Oberst formirt. Im April und Mai d . J. wird dieselbe zur Uebung eingezogen. Den Commandeuren der Bataillone der ordentlichen Reserve liegt die Controle über die beurlaubten Mannschaften der Infanterie ob. Von der Reserve wurden einstweilen 20 Bataillone der ordentlichen, und die 20 der außerordentlichen Reserve unter den Waffen behalten. Eine Ordre vom 17. Juli bestimmte ändernd, daß jene 20 Bataillone ordentlicher Reserve auf je 1000 Mann complettirt und als Expeditions -Bataillone im Spätsommer nach Cuba geschickt werden sollten. Gleichzeitig wurde die Bezeichnung „außer ordentliche Reserve" aufgehoben und der Rest der Reserve (60+ 20 Bataillone) zu einer gleichartigen allgemeinen Reserve umgeformt. Von diesen 80 Bataillonen wurden 40 zum ferneren activen Dienst im Norden des Landes complettirt. 2. Cavallerie: 1 Escadron Königl. Escorte. 24 Regimenter (No. 1-24) und zwar 12 Lancier-, 10 Chasseur-, 2 Husaren-Regimenter. 8 dergl. 2 selbstständige Escadrons (Galicien und Mayorca) waren zum Regiment No. 24 verschmolzen. Die Effectivstärke des Cavallerie-Regiments beträgt 570 Mann, 467 Pferde, der selbstständigen Escadron 143 Mann, 119 Pferde.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Als Institute bleiben bestehen : Das Central-Ausbildungs -Institut von Alcala de Henares (12 Escadrons) . 4 Remonte-Etabliſſements (Granada, Cordova, Estremadura, Sevilla) à 13 Offiziere, 167 Mann. 2 Dressurschulen (Cordova und Ecija). 4 Hengstdepots (Xeres, la Rambla, Baeza, Valladolid) . Für die Controle der beurlaubten Cavallerie-Mannschaften ſorgen 20 Reserve Commissionen. 3. Artillerie : 5 Fuß - Artillerie - Regimenter 88 Mann.
à 2 Bataillone
à
6 Compagnien à
6 fahrende Regimenter à 4 Batterien à 4 Geschütze und zwar 4 Regimenter mit 8 Em. Krupp'schen Geschützen pro Batterie 100 Mann, 19 Reitpferde, 68 Zugthiere, - 2 Regimenter mit 9 und 10 Em. Krupp'schen Geschützen pro Batterie 115 Mann, 19 Reit pferde, 100 Zugthiere. 3 Gebirgs-Regimenter à 6 Batterien à 4 Geschütze, Batterie à 120 Mann, 9 Reitpferde, 34 Lastthiere. 1 Remonte-Escadron. 4. Genie- Corps. 4 Regimenter und zwar No. 1 , 2, 3 à 2 Bataillone à 5 Sappeur-, 1 Mineur-Compagnie, per Regiment 61 Offiziere , 1080 Mann, 24Maulthiere; No. 4 à 2 Bataillone mit resp . 4 Pontonnier-Compag nien und mit 2 Telegraphen- und 2 Eiſenbahn-Compagnien, Regiment in Summa 45 Offiziere, 760 Mann, 104 Pferde, 164 Maulthiere. 1 Topographen-Brigade: 4 Offiziere, 58 Mann, 126 Beamte. 5. Administrations - Truppen: 1 Brigade-Dekonomie-Handwerker à 15 Abtheilungen = 2000 Mann. 1 Transport - Brigade à 2 fahrende Compagnien (à 5 Offiziere, 247 Mann, 300 Maulthiere, 50 Wagen) . 7 leichte Compagnien (à 4 Offiziere, 266 Mann, 150 Lastthiere). Dazu 775 Offiziere (Armee - Divisions - Unter - Intendanten , Kriegs-Com miſſaire xc.) 6. Sanitäts - Corps : Offizier = Corps der Aerzte und Pharmaceuten und 1 Sanitäts Brigade à 5 Compagnien. 7. Corps der Roß - Aerzte. 8. Civilgarde (Gendarmerie) 113 Compagnien, 25 Escadrons, deren Totalstärke im Juli 1876 auf 20,000 Mann normirt ist. 9. Corps der Carabineros (Zollbeamten) 587 Offiziere (incl. 10 Di stricts- Chefs), 13245 Mann in 92 Compagnien und 22 berittenen Abtheilungen. Außerhalb dieser Formationen steht : die Generalität, ein Corps von 610 Generalen umfassend, der Generalstab , 154 Offiziere, das Kriegs - Miniſterium mit den General - Directionen der einzelnen Waffen, die Junta (der oberste Kriegsrath). Nach den oben angegebenen verschiedenen Entlassungen hatte die Spaniſche Armee, abgerechnet die Civil- Garde, Carabineros und die für Cuba beſtimmten
Heerwesen Spaniens.
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Expeditions - Bataillone , noch eine Stärke von fast 100,000 Mann behalten. Es war diese Zahl normirt worden mit Rücksicht auf eine am 17. Juli zum Gesetz erhobene Regierungs -Vorlage, wonach die Friedens-Präſenzſtärke 100,000 Mann nicht übersteigen soll. Die größere Hälfte der Armee blieb zur nach drücklichen Pacificirung der insurgirten Provinzen im Norden des Reiches ver einigt. Ein Königl. Decret vom März hatte die „ linke “ und „ rechte“ Armee als I. und II. Besatzungs- Armee umformirt, jede zu 7 Infanterie- Divisionen und 3-4 Cavallerie-Brigaden, die erstere unter Quesada , die andere unter Martinez Campos. Nachdem im Herbst eine Königliche Ordre den letteren als Ober-Befehlshaber an die Spitze der Cubanischen Armee gestellt hatte, um auf Cuba dem langjährigen Aufſtand ein Ende zu machen, wurde die II . Armee als solche aufgelöst, während die I. die Baskischen Provinzen , Alt - Caſtilien und Navarra besetzt behielt. Das für die Infanterie gewählte Gewehrmodell Remington mit Metall Patrone ist aus Americanischen Fabriken bezogen. Die Cavallerie führt bei den 12 Ulanen - Regimentern Lanze und Säbel , bei den übrigen Säbel und Remington- Carabiner, ebenfalls aus America bezogen. Bei der Artillerie wird die durchgehende Bewaffnung mit Krupp'schem Geschütz angestrebt. Nur die Gebirgs= Regimenter behalten 8 Em. Placencia-Geschütze (Stahl-Kanone mit Hinterladung) . An Special-Werkstätten 2c. besitzt Spanien die Geſchützgießerei in Placencia (seit dem Herbst wieder in Betrieb gesetzt), eine Gießerei in Sevilla, die Fabrik für blanke Waffen in Toledo , und die Pulver-Fabriken von Murcia und Granada. Die nicht aus dem Unteroffizierſtande hervorgehenden Offiziere erhalten ihre theoretische Ausbildung auf den Instituten von Segovia (Artillerie), Toledo (Infanterie und Jäger), Valladolid (Cavallerie), Guadalajara (Genie) . Jm Beginne des Winters hat die Regierung zwei aus den Arbeiten des Kriegsrathes hervorgegangene Gesetz- Entwürfe den Kammern vorgelegt, welche durch die letzteren noch vor Jahresschluß berathen und mit unwesentlichen Aende rungen angenommen sind. Der Entwurf vom 9. November bezweckt eine Reorganisation der Gene ralität, des Estado major general del ejército , um der übergroßen Zahl von Generalen eine Grenze zu setzen, firirt die Zahl der General-Capitaine auf nur 4, und theilt die übrigen Generale in 2 Sectionen, von denen die 1. die activen Generale und zwar höchstens 40 tenientes generales, 60 marescales de campo , 160 brigadieres umfaßt, die 2. die Generale der Reserve , zu welcher alle diejenigen gehören sollen, welche ein gewisses Lebensalter in der Charge überschritten haben oder verwundet und daher dienstunbrauchbar werden . Nächstdem werden die Pensions-, Avancements- und Dienstverhältnisse gesetzlich geregelt. Durch den Entwurf vom 20. November wird ein neues Wehrgesetz einge führt, welches eine beschränkte allgemeine Wehrpflicht mit bedingter Stellver tretung und bedingtem Loskaufsrecht festsetzt. Die Gesammt-Dienstzeit bei einer 100,000 Mann betragenden Friedensstärke der Armee , deren Präsenzſtärke in deffen alljährlich durch die Cortes besonders bestimmt werden soll, wird in Zu kunft 8 Jahre umfassen, 4 bei der Fahne, 4 bei der Reserve , oder 8 in der letzteren, wenn der Betreffende nicht activ gedient hat , sondern bei der Aus hebung überzählig geblieben war. Die Reserve bleibt in militairischer Controle und kann durch Königl. Ordre einberufen werden , worüber jedoch den Kammern Rechenschaft abzulegen bleibt. Die Colonial - Armee ergänzt sich aus Frei illigen oder ausgeloſten Dienstpflichtigen, welche nach vierjährigem Dienſt allen
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Militairische Jahresberichte für 1876.
weiteren militairischen Verpflichtungen enthoben sind. - Bestimmungen über die Losung, die Werbung Freiwilliger, die Einstellungs -Bedingungen, Stellver tretung, Loskauf, Verwendung des Geld-Erlöses , sowie Uebergangs-Maßregeln vervollständigen dieſes Geſetz. Man hofft durch dasselbe in wenigen Jahren eintretenden Falls eine kriegsbrauchbare Armee von 4-500,000 Mann auf stellen zu können, ohne der Staatskasse im Frieden neue und bei der financiellen Lage Spaniens unerträgliche Lasten zumuthen zu müssen. Daß mit diesem Gesetze auch eine anderweitige Organisation resp. Eintheilung der Armee als die oben angegebene verbunden werde, scheint vorläufig nicht beabsichtigt zu sein. Die Durchführung beider Gesetze bleibt der nächsten Zukunft vorbehalten. T.
Bericht über das
Heerwesen der
Türkei .
1876 .
Die Behauptung , welche Eingangs des Berichtes 1875 ausgesprochen wurde, daß nämlich das Türkische Heer den Anspruch nicht erheben könne , als Armee im Europäischen Sinne betrachtet zu werden , fand im Laufe dieſes Jahres ihre volle Bestätigung. Es soll nicht auf die entsetzlichen Gräuel hin gewiesen werden , deren sich die Türkischen Streitkräfte schuldig machten , und die in den entferntesten Winkeln der civilisirten Welt einen Aufschrei der Ent rüstung und des Abscheus hervorriefen. Betrachtungen hierüber und Rück schlüsse auf die Kultur des in Blut aufgebauten und nur durch Blut und Ver höhnung der Menschenrechte zusammenzuhaltenden Staates paffen nicht in den Rahmen dieses Werkes ; es soll nur mit wenigen Worten ein Urtheil gefällt werden über die Institutionen der Armee , denen die kriegerischen Ereignisse dieses Jahres den durchsichtigen Schleier vollends abrissen. Dieses Urtheil , es sei sofort ausgesprochen , bricht über sie den Stab ; denn so hoch auch die militairischen Tugenden des Mannschaftsmateriales als rohe Gewalt anzuschlagen sein mögen , sie können die tief greifenden Gebrechen , wie sie nun zu Tage traten , nicht wettmachen , sie können nicht als Aequivalent angesehen werden für die chaotischen Zustände , welche dem Heere einem kriegstüchtigen Gegner gegenüber die Offensive absolut verwehren und ihm in der Defenſive, troß aller jeiner Zähigkeit , trotz seines beispiellosen Aufopferungsmuthe den Erfolg ent winden müssen. Um Serbien und Montenegro numerisch überlegen entgegen zu treten, sah sich die Türkei bemüßiget , fast ihre ganze organisirte Streitmacht aufzubieten. In der Art der Mobilmachung und in der Zusammensetzung der Operations Corps manifeftirte sich einer der Cardinalfehler der Armee, nämlich die völlige Mißachtung der taktischen Verbände. Schon im Berichte für 1875 wurde darauf hingewiesen, daß die Bataillone ohne Zwischenstellen direct vom Armee Corps ressortiren. Obwol der Corpsstab im Frieden eine Anzahl von Generalen
Heerwesen der Türkei.
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aufzuweisen hat , fühlte sich die Armeeleitung , als die Nothwendigkeit einer umfangreichen Mobilmachung an sie herantrat , doch nicht bewogen , ſchon auf heimathlichem Boden größere Heereskörper zusammenzusehen, sondern sie dirigirte bald aus dem einen , bald aus dem andern Corpsbezirke vereinzelte Bataillone nach den bedrohten Punkten. Mangelhaft ausgerüstet, schlecht gekleidet, hungernd und frierend , mit wenigen Offizieren versehen , hatten sich diese Bataillone in Bewegung gesetzt und waren einzeln auf den verschiedenen Kriegsschaupläßen eingetroffen , wo eine große Zahl von ihnen den ersten militairischen Unterricht erhielt , in der Handhabung des Gewehres unterwiesen wurde , nicht etwa frei willige, sondern Bataillone der regulairen Armee. Mit diesen waren auch mehr oder minder zahlreiche Haufen Irregulairer angelangt , welche , in erster Linie auf den Krieg gegen fremden Besit bedacht, die Selbsterhaltung zu ihrer Deviſe gemacht hatten. Auf keinem der Operationsfelder fiel es dem Truppenführer ein , seine ihm unterstehenden , allen Provinzen des Reiches entnommenen Ab theilungen in unzertrennliche Herreskörper zu gliedern, sondern es wurde gerade nur den Anforderungen des Augenblicks Rechnung getragen , indem man für bestimmte Unternehmungen den anwesenden Generalen eine größere oder kleinere Truppenmacht unterstellte, welche nach Lösung der Aufgabe in dem allgemeinen Chaos wieder aufging. Wie schon im Berichte für 1875 vorher gesagt worden war , konnten die Abtheilungen der stehenden Armee durch geschulte Urlauber auf den Kriegs Etat nicht ergänzt werden ; man fand es aber nicht für nöthig , zu dieſem Zwecke auf die Landwehrmänner zu greifen, sondern zog es vor, die Bataillone mit ihrem minimen Friedens - Etat , mit kaum mehr als 60 Mann per Com pagnie ! in Action zu bringen, und trotz des bedenklichen Mangels an Offizieren immer wieder neue Landwehr-Bataillone aufzuſtellen. Der Grund dieser eigen thümlichen Maßregel ist , wenn nicht in völliger Planlosigkeit, vielleicht in dem Wunsche der Armeeleitung zu suchen , durch die Anzahl der auf die Beine ge brachten Bataillone zu imponiren und den Glauben an eine Machtfülle wach zurufen, die sich am Ende doch als illuſoriſch erweiſeu muß. So defect die Bekleidung der Armee , so unzulänglich waren die Ver pflegsvorkehrungen , vom Sold gar nicht zu reden , der ja schon zur Mythe geworden. Die Armee hatte sich von ihrer Operationsbasis gegen Serbien nur wenige Meilen vorwärts bewegt , und dennoch waren ihre Unternehmungen durch die Schwierigkeiten der Verpflegung auf jedem Schritte gehemmt. Wer die für die occidentalen Völker unfaßbare Genügsamkeit des Orientalen kennt, wird sich sagen müſſen , daß die Sorglosigkeit der Truppenführer in Bezug auf das Verpflegswesen eine sehr hochgradige gewesen sein muß, und daß man den Kampf, welchen man ein Jahr lang hatte vorbereiten können, aufnahm , ohne die Bedingungen seines günſtigen Ausganges erwogen zu haben. Die Tragthiere, welche in großen Mengen der Bevölkerung abgenommen worden waren , fielen maſſenhaft in Folge Futtermangels ; die Cavalleriepferde waren aus demſelben Grunde herabgekommen und kaum mehr dienſtfähig. Aus diesem Grunde, und weil die regulaire Cavallerie überhaupt sich im Sicherheits und Aufklärungsdienste als nicht verwendbar erwiesen hatte , behalf man sich ausschließlich mit den irregulairen Reitern , mit dem Tscherkessen , welche das Osmanische Element an Intelligenz und Schlauheit weit überragen , und daher für sich und ihr Pferd auch da noch etwas aufzutreiben wußten, wo der Baschibozuk schon vollſtändigſt aufgeräumt zu haben ſchien. An Brücken- Equipagen dachte man erst , als die Feindseligkeiten mit
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Serbien schon lange begonnen hatten , und als sie während der Schlußkämpfe zur Stelle kamen, erwiesen sie sich als völlig unbrauchbar. Vom Belagerungs park war nicht die Rede ; einige schwere Geschütze waren auf dem Wege nach dem Morava-Thale, es soll aber ein einziges während des Schlußgefechtes bei Djunis gegen Alexinaz in Verwendung gekommen sein. - Die Sanitäts-An stalten spotteten jeder Beschreibung ; Aerzte waren selten zur Hand, chirurgische Instrumente und Medicamente schienen als Lurusgegenstände betrachtet zu werden. Mit diesem unerquicklichen Bilde harmonirten die Operationen in Bosnien und der Herzegowina , in Nordalbanien und selbst an der Serbischen Grenze. Die beiden Operations - Corps in der Herzegowina und in Nordalbanien , den Montenegrinischen Streitkräften mehr als dreimal überlegen , vermochten auch nicht den kleinsten taktischen Vortheil über den Gegner zu erringen. Erſteres sah sich , nachdem es von dem Fürsten Montenegro's zum großen Theile auf gerieben worden war , zur Unthätigkeit verurtheilt ; letzteres erfuhr eine lange Reihe der blutigsten Niederlagen und war endlich in so hohem Grade demoralisirt, daß es zu jeder weiteren Action völlig unfähig wurde. Gegen Serbien hatte die Türkei ihre besten Truppen concentrirt , die intelligentesten Generale mit ihrer Führung betraut , sie war mit entschiedener Uebermacht aufgetreten und hatte den Todesmuth ihrer Bataillone gegen die Kriegsunluft ihres Gegners in die Wagschaale zu werfen. Daß sie nach vier monatlichem Kampfe trotzdem noch an den Thoren des Landes ſtand , ſpricht wahrlich nicht zu Gunsten ihrer Feldherrn. Was deren beschränktes Leistungs vermögen noch wesentlich beeinträchtiget , sind die gegenseitigen Anfeindungen und Intriguen , der Neid und die Mißgunst , welche sich bei jeder Gelegenheit fühlbar machen ; der Erfolg des Einen verstimmt die Andern , die Niederlage des Einen wird zum Festtage der Andern, das individuelle Intereſſe drängt das Staatsinteresse in den Hintergrund und der Krieg scheint Jedem Selbstzweck. Wenn man die Erfahrungen der letzten kriegerischen Ereigniſſe reſümirt, kommt man zu dem Schluſſe , daß die Türkische Armee einem nach modernen Principien organisirten , geschulten und von gebildeten Offizieren geführten feindlichen Heere gegenüber unmöglich Erfolge erringen könne. Ihr Widerstand wird voraussichtlich ein außerordentlich zäher und hartnäckiger sein, aber ihr Untergang kann mit apodiktischer Gewißheit vorausgesagt werden , selbst dann, wenn die Türkei eine Armee auf die Beine zu bringen im Stande wäre, deren Stärke mit der Gesammtbevölkerungsziffer ihres Reiches im Einklange stände. Die Armee- Corps I , II, III, IV und V sezen sich, wie im Berichte für 1875 nachgewiesen worden war, zusammen . Die Armee-Corps VI und VII sind jedoch noch nicht auf ihre systemisirte Stärke gebracht. Das VI . zählt nur 5 Regimenter Infanterie, 5 Jäger-Bataillone, 2 Cavallerie - Regimenter, 1 Pionier-Compagnie und 14 Batterien; das VII . 5 Regimenter Infanterie, ebensoviel Jäger-Bataillone, 1 Pionier-Compagnie, hat jedoch gar keine Cavallerie, und statt der systemisirten 14 Batterien deren nur 6. Es besteht demnach die active Armee aus 43 Regimentern Infanterie, 43 Jäger-Bataillonen , 2 Grenz-Regimentern mit zusammen 7 Bataillonen und 2 selbstständigen Cordon = Bataillonen , im Ganzen aus 181 Bataillonen Jn fanterie , aus 25 Regimentern Cavallerie mit zusammen 147 Escadrons , aus 7 Artillerie - Regimentern plus 6 Batterien = 104 Batterien mit 624 Ge schützen , zu welchen 2 Withworth-Geſchüße per Jäger-Bataillon zu schlagen sind, wodurch die Gesammtzahl der Geschütze auf 710 steigt.
Heerwesen der Türkei.
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Der Gefechtsstand der activen Armee ist nicht höher als mit 500 Mann per Bataillon und 70 Reitern per Escadron anzuschlagen. Demnach erreicht die active Armee einschließlich der Grenztruppen den Gefechts-Etat von 90,500 Mann Infanterie, 10,290 Reitern und 710 Geschützen. An Landwehr Regimentern sind vorhanden beim I. Armee-Corps 14 (nämlich 7 erſter und 7 zweiter Klaſſe) , beim II . 12 , beim III. 16 , beim IV. 12, beim V. 12, beim VI. nur 10 Bataillone, beim VII . keine. Mit den 6 Regimentern des Littorales des schwarzen Meeres ergiebt dies eine Summe von 298 Bataillonen. Der Gefecht-Etat des Bataillons kann durchschnittlich nur mit 700 Mann be rechnet werden = 208,600 Mann , mit der Infanterie der activen Armee = 309,000 Mann. Es ist einleuchtend , daß bei der Zuſammenſetzung des Türkischen Staates im Kriegsfalle nicht die gesammte Armee auf dem Kriegsschauplate oder den Kriegsschauplätzen concentrirt werden kann, daß der lose Zusammenhang mehrerer Provinzen mit dem Reiche deren Entblößung von Besatzungstruppen nicht gut zuläßt. Dies gilt namentlich von Arabien ; aber auch Irak-arabi und Meſopo tamien zählen nicht zu den verläßlichſten Beſißungen des Reiches , da deren ungeberdige Stämme fast beständig auf dem Kriegspfade sind und die dortigen Besatzungen in Athem halten. Schon aus dem Umſtande, daß das VI. Armee-Corps ſtatt 6 Regimenter Infanterie deren nur 5 und statt 48 Redif-Bataillone nur 10 zählt, geht zur Evidenz hervor, daß es der Pforte noch nicht gelungen ist , sich jene Gebiete völlig zu unterwerfen und ihre Bevölkerung zum Waffendienſte heranzuziehen. Dasselbe gilt von dem Bezirke des VII. Armee-Corps . Das südwestliche Arabien , in welchem sich die Osmanischen Truppen vor 4 Jahren festsetzten, kann seine Garnisonen ebenso wenig entbehren als Nedschd , wo die Secte der Wechabiten nur zähnknirschend das ihr von der Pforte auferlegte Joch trägt. Es kommen daher die Armee-Corps VI und VII bei einem eventuellen Kriege der Türkei gegen einen äußeren Feind in Wegfall, d. h . es sind 27,000 Mann Infanterie , 840 Reiter und 140 Geschütze von der Operations-Armee abzuziehen. Es verbleiben ſomit 282,000 Mann Infanterie , 9450 Reiter und 570 Geſchüße. An irregulairer Reiterei wird es der Türkei weder in Europa noch in Asien fehlen ; diese entzieht sich aber der Berechnung. Hülfs- Contingent Egyptens betrug im Jahre 1876 nur etwas über 8000 Mann in 9 Bataillonen Infanterie und 4 Batterien. Tunis hatte sich an dem Kriege nicht betheiligt. Mit dieser Streitmacht , welche die Türkei , wie gesagt , schon im Jahre 1876 fast ganz aufzubieten genöthigt gewesen war, kann sie die Gefahr, welche sich über ihr zuſammenzieht, unmöglich abwenden, in der Volksbewaffnung, wie sie theilweise durchgeführt wurde, nach den jüngsten Erfahrungen keine Stärkung ihrer Operations -Armee erblicken. In diesem Bewußtsein macht sie die äußerſten Anstrengungen , den Effectiv-Etat ihres Heeres durch einigermaßen organisirte Körper zu erhöhen. Da aber die Gesammtziffer ihrer mohamedaniſchen Unterthanen kaum die Höhe von 16 Millionen erreicht , von diesen eine bedeutende Quote als wider ſpenſtig in Abzug zu bringen ist, da ſie außerdem nach mehreren Seiten gleich zeitig Front zu machen gezwungen sein dürfte, erscheint es fast unmöglich, daß sie trotz allen künstlich genährten Fanatismus in der Lage sein werde , den Anforderungen an ihr militairiſches Leiſtungsvermögen in ausreichender Weiſe gerecht zu werden. Man müßte es als außerordentliche Leistung ansehen, wenn
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Militairische Jahresberichte für 1876.
die Türkei bei ihrer Finanznoth und dem großen Mangel an intelligenten , zu Offizieren geeigneten Elementen die Errichtung eines Bataillons auf je ein Redif-Bataillon erster Klasse mit Ausschluß jener des VI. Armee- Corps , d. h. die Aufstellung von 144 neuen Bataillonen zu Stande brächte. Hierdurch würde ihre Armee, das neu zu formirende Bataillon ebenfalls in der Stärke von 700 Mann angenommen , um die Ziffer von 100,000 Mann verstärkt, auf 382,000 Mann Infanterie gebracht werden. Constantinopel , die Inſel Kreta, welche aus einem Ruſſiſch-Türkischen Kriege Nutzen zu ziehen und sich von der Osmanischen Herrschaft loszureißen versuchen würde , die übrigen Inseln des Aegäischen Meeres und einige Districte Syriens bänden ungefähr 82,000 Mann. Es verblieben daher 300,000 Mann für die Armeen an der Kaukasischen Grenze und an der Donau, gegen Griechenland , Montenegro , Serbien und der In= ſurrection in Bosnien und der Herzegowina. Es liegt auf der Hand , daß diese Streitkräfte , nur nothdürftig geschult, an Allem Mangel leidend und von unfähigen Offizieren geführt, der Ruſſiſchen Armee allerdings durch ihre Zähigkeit in der Defensive große Schwierigkeiten bereiten, unmöglich aber einen festen Damm entgegenzusetzen vermögen, um so weniger , als den Festungen an der Donau und in Armenien , wenn sie auch einzelne Positionsgeschütze neuerer Construction aufzuweisen haben , doch nicht jener Grad von Widerstandsfähigkeit zuzuschreiben ist , der sie befähigt , den Kampf mit einer modernen Artillerie auf die Dauer siegreich zu beſtehen. Januar 1877.
Bericht über das
Heerwesen von
Tunis .
1876.
Das Vasallenverhältniß von Tunis zur Pforte datirt seit dem Jahre 1575. Das Band , welches den Staat an die Türkische Herrschaft knüpfte , war bald loser, bald strammer angezogen . Durch den Großherrlichen Ferman vom 24. October 1871 wurde das Abhängigkeitsverhältniß entschiedener ausgesprochen und dem Staate in allen wichtigen politischen Fragen das Selbstbestimmungs recht entschieden entwunden. Dieser Ferman verpflichtete Tunis auch zur Heeresfolge, ohne sich über die Stärke des Hilfscontingents auszusprechen. Die Tunesische Armee ist in vollständigem Verfall. Es sollen an regulairen Truppen 5 Infanterie - Regimenter, 2 Artillerie - Regimenter und 2 Escadrons Cavallerie bestehen , deren Kriegsetat die Ziffer von 20,000 Mann zu er reichen hätte. Die irregulairen Truppen, welche nur im Kriege zur Aufstellung gelangen können, Fußvolk und Reiterei, sind mit 10,000 Mann zu veranschlagen. Im Krimkriege ſtellte Tunis der Pforte ein Contingent von 4000 Mann ; an den jüngsten kriegeriſchen Unternehmungen der Türkei betheiligte es ſich nicht.
Heerwesen der Vereinigten Staaten Nord-America's.
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Bericht über das
Heerwesen
der
Vereinigten
America's.
Staaten
Nord
1876.
Seit dem vorjährigen Berichte über die Armee der Union , sind in der Organiſation derselben einige Veränderungen eingetreten : An Stelle des zurückgetretenen Kriegs -Ministers Belknap wurde zuerst der Richter Alphonso Taft und dann im Mai John Donald Cameron zum Kriegs jecretair ernannt. Die 4 Militair-Divisionen sind in 3 zusammengezogen worden, indem die Militair-Division des Südens in ein Departement verwandelt und der Division des Atlantischen Oceans unterstellt worden ist. Die Division des Stillen Oceans ist dem General Mc. Dowell (welcher früher die eingegangene Diviſion befehligte) übertragen und der ehemalige Befehlshaber derselben , General Shofield zum Director der Militair - Akademie zu West Point ernannt worden, welche bis dahin von einem Oberst verwaltet wurde. Man ist in dieser Be ziehung den Vorgängen der Europäischen Armeen gefolgt , wohl einsehend , daß der Ersatz an guten Offizieren das wichtigste Mittel ist, ein Heer auf der Höhe der Anforderungen zu erhalten. Was die Verwendung der Armee anbetrifft, so fand dieselbe in der letzten Periode häufiger Gelegenheit dem Staate zu nützen. Im Südwesten waren Indianerunruhen ausgebrochen , die jedoch durch kräftige Ergreifung von Gegenmaßregeln bald gedämpft wurden , dagegen ist noch jetzt die Cavallerie in Thätigkeit, um die Räuberbanden zu verfolgen, welche als Ausgeburten des Bürgerkrieges in Mexico bis nach Teras hinein ihr Unwesen treiben. Im Süden wurden Armeetheile dazu verwandt , um Unruhen bei Ge legenheit der Präsidentenwahl zu unterdrücken und auch um gelegentlich einen Druck auf dieselben auszuüben. Am meisten jedoch wurde die Division des Missouri in Thätigkeit gesezt. Hier waren es die Siour , die Nachkommen der wilden Dacotas , ein Stamm der vom Atlantischen Ocean bis in das Gebiet westlich des oberen Miſſouri (Black Hills) gedrängt worden ist, welche von Neuem den Fehdehand schuh hinwarfen, theils aus angeborener Kriegs- und Raublust , theils wohl erbittert durch die oft rücksichtslose Behandlung der westlichen Ansiedler. Wenn gleich seit dem Jahre 1864 ein äußerer Friede mit den wilden Stämmen ge herrscht hatte und an den Hauptströmen sogenannte Agencies errichtet waren, durch welche die Wilden theils bekleidet und verpflegt wurden, theils aber auch der Civilisation und der anſäßigen Lebensweise zugeführt werden sollten , so waren dennoch einige Stämme der Siour unzuverlässig geblieben, und hatten sich besonders gegen das Ende des Jahres 1875 zusammengerottet, und unter der Anführung von Sitting Bull und Crazy Horse ein räuberisches Nomaden leben geführt. Offenbar hatten sich den Siour Theile sogenannter friedlicher Stämme zugesellt, so daß eine Schaar von 2-3000 bewaffneter Rothhäute sich gesammelt hatte. Da dieselben Ansiedelungen überfielen und die Straßen unsicher machten , so beschloß man , dem Unwesen ein Ende zu machen und
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Militairische Jahresberichte für 1876.
jandte eine Colonne von 838 Mann Cavallerie und Infanterie unter General Crook nach dem Hellowstoneflusse hin. Der Colonne gelang es, ein Indianer dorf am Powderflusse zu vernichten und die Spuren eines größeren Indianer haufens zu entdecken. Da jedoch die Kälte ſehr ſtreng war und man ſich nicht stark genug für die zu leiſtende Aufgabe hielt, so kehrte die Colonne unver richteter Sache in ihre Standquartiere an den Nebraskafluß zurück. Da der Streifzug jedoch die ungefähre Lage des Sizes der Indianerrotte erkundſchaftet hatte, (deren Größe man aber bedeutend unterſchäßte, indem man die Stärke auf 5-800 Krieger taxirt hatte) , so beschloß General Sheridan, Commandeur der Division , eine regelrechte Erpedition zur Vernichtung der Stämme in die Wege zu leiten und nach den Vorgängen früher glücklich aus geführter Manöver die rothen Schaaren dem Wilde gleich einzukeffeln und ab zufangen. In Folge dessen wurden im April 1876 von drei verschiedenen Richtungen her Colonnen nach dem Site des Unwesens abgesendet : 1) General Crook mit 1000 Mann von dem Nebraska- aus nach dem Powderflusse, 2) Oberst Gibbon von Nordwesten aus mit 450 Mann den Yellowstone fluß abwärts und 3) General Terry von Often her mit 1000 Mann denselben Fluß aufwärts. Die Colonnen 2 und 3 verabredeten , da General Crook noch nicht ein getroffen war, eine Umgehung der am Roſebudfluſſe vermutheten Indianer resp. eine gegenseitige Zutreibung derselben. In Folge dessen ging ein etwa 400 Mann starkes Cavallerie - Regiment unter Oberst Custer den Rosebudfluß hinauf, um mit der den Bighornfluß hinaufgehenden von General Terry geführten Colonne zu cooperiren . Oberst Custer, in das Thal des letzteren Flusses hinabschreitend, entdeckte die Indianer und beging den Fehler , sein Commando noch einmal zu theilen , um , wie er glaubte , die Rothhäute zwischen 2 Abtheilungen sicher zu erdrücken. Jedoch die Indianer, genau von der Stärke der Feinde unterrichtet, was auf Seiten der Weißen durchaus nicht der Fall war , blieben concentrirt und handelten mit instinctiv taktischer Schlauheit, indem sie sich mit aller Macht erst auf die Colonne des Obersten Custer stürzten, welche sie am 25. Juni bis -auf den letzten Mann niederhieben es fielen 12 Offiziere und 247 Mann, 2 Offiziere und 51 Mann wurden verwundet und dann den Major Reno, welcher die kleinere Abtheilung führte, gesammelt überfielen. Trotz großer Ver luste gelang es dem Detachement, welches Major Reno energijch führte und vor sichtiger Weise verschanzen ließ , sich so lange zu halten , bis die in aller Eile vorwärts marschirende Colonne des General Terry herankam und die schwer Bedrängten aus der übelsten Lage befreite. Die Indianer blieben nach dieſer Expedition zwischen den Colonnen Terry und Crook, der inzwischen am Powder flusse angekommen war, in den Bighorngebirgen stehen. Nachdem der unheilvolle Ausgang des Unternehmens bekannt geworden war, jandte General Sheridan von allen Seiten Verſtärkungen an die beiden genannten Abtheilungen, welche bei der zerstreuten Dislocation der westlichen Truppen sogar von Teras heraufgeholt werden mußten , um die beiden Detachements auf die Stärke von je 2000 Mann zu bringen. Die Operation konnte erst im Juli beginnen , doch auch sie endete erfolglos , denn die Indianerhorden schlüpften jeitwärts zwischen den beiden sich nähernden Colonnen heraus und als man sie verfolgte , vertheilte sich die Fährte in unzählige Theile , welche in den unweg jamen Schluchten der Black Hills und der Bad Lands spurlos verschwanden. Nur dem Oberst Miles gelang es, beim Beginne des Winters 1876 einen Theil
Heerwesen der Vereinigten Staaten Nord -America's.
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der Schaar des Sitting Bull, welcher nach Norden ausgewichen war, am Yellow stoneflusse zu fangen. Man hofft durch feste Poſten längs des Yellowstonefluſſes , zu deren An lage der sonst in militairischer Beziehung so geizige Congreß 200,000 Dollars bewilligte , so wie durch gänzliche Entwaffnung der friedlicheren Stämme der Wiederholung ähnlicher Aufstände vorzubeugen, und daß der Winter durch Ver schneiung der Jagdgründe und des Futters für die Ponnys , die Indianer zwingen wird, sich bei den Agencies behufs Unterwerfung einzufinden. Bis zum December aber hauſen die Hauptstämme der Siour noch ungebeugt in den wilden Regionen der Blackhills und dem unbefangenen Beobachter bleibt der Eindruck , daß der Krieg mit den Indianern bis zur einstigen gänzlichen Ausrettung derselben eine Kette ohne Ende zu sein scheint, und daß die Meldung Sheridans , „daß er den Kampf mit den wilden Stämmen im Großen als beendet betrachte, " mehr eine Redewendung ist , um den gerade nicht freudig stimmenden Bericht über die Vorgänge im Westen mit einem hoffnungsvollen Lichtblick zu erheitern. Die eben geschilderten Kämpfe haben wohl Züge persönlicher Tapferkeit und Entschlossenheit gezeigt, andererseits aber mit deutlichem Finger auf die Mängel der Organisation der Armee hingewiesen , die darin liegen , daß bei der groß artigen Zerstreuung der Truppen , besonders im Norden und Westen , die Aus bildung der Leute nur eine einseitige und nicht einheitliche sein kann , daß den Mannschaften keine Gelegenheit wird , in größeren Verbänden zu ererciren und zu manövriren und endlich die Führer entwöhnt werden, größere Truppenkörper zu einheitlichem Zwecke zu führen. Solchen Truppen hängt der Charakter des Improvifirten immer mehr oder minder an , was auch die Erpedition gegen die Indianer auf das Augenscheinlichſte bewiesen hat, denn einmal waren die Führer · in fast gänzlicher Unkenntniß der Stärke und der Bewegungen der Wilden und andererseits denselben weder an Findigkeit noch an Schnelligkeit der Operationen gewachsen. Ob es nicht besser sein möchte, für solche Kämpfe der Reiterei das rein cavalleristische Element bis zur höchsten Vollkommenheit der Ausbildung einzu impfen , statt dieſelben , sei es zu Pferde oder zu Fuß , mit dem Carabiner tämpfen zu lassen, kann von hier aus nicht beurtheilt werden; das Eine aber wird von den Augenzeugen bestätigt, daß die Cavalleristen auf ihren ohnehin schweren Pferden , den auf nur elenden Ponnys dahinjagenden , kein Hinderniß scheuenden, Indianern, was die Reiterei anbetrifft, nicht gewachsen waren. Die Berichte zeigen aber , daß vom Beginne der Expedition an , die Indianer in vollster Kenntniß der Stärke und Bewegungen ihrer Gegner sich befanden. Die fargen Mittel , welche die Regierung dem Heerwesen zuwendet , ſind die Hauptursache solcher von der Armee am meisten beklagten Mängel. Die im Congreß angeregte Idee einer Verminderung der Armee von 25,000 auf 22,000 Mann ist vom Senat nicht gutgeheißen worden, im Gegentheile wurde unterm 15. August durch Congreß- Acte die Vermehrung der Cavallerie Regimenter um 2500 Mann behufs energischeren Vorgehens gegen die Siour angeordnet. Durch eine andere Acte vom 24. Juli ist die Einsetzung einer Commission angeordnet worden , welche aus je 2 Mitgliedern der beiden Häuser des Congresses , dem Kriegssecretair und 2 Offizieren der Armee bestehen und über eine Reform oder Reorganisation des Heerwesens berathen soll. Von dieser Commission, zu der die Generale Sherman und Meigs gehören, hofft man von verschiedenen Seiten eine Hebung des Wehrwesens, für das freilich, trotz mancher Verbesserungen, sehr viel zu thun bleibt. Eine wesentliche Besserung ist z . B. in 13 Militairische Jahresberichte 1876,
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Militairische Jahresberichte für 1876.
der Zahl der Deſertionen eingetreten. Während im Jahre 1871 noch 8800 Mann, d. h. 30 pCt. der Gesammtstärke deſertirten, betrug die Zahl der Fahnenflüchtigen im Jahre 1876 nur 1832 Mann oder 7 pCt. Man schreibt diese günstige Wendung dem Einfluß der errichteten Soldaten-Sparkaſſen (soldiers deposits) zu, deren Einlagen der Deſerteur verluſtig geht, erkennt aber an, daß 7 pCt. Deſertionen noch immer eine viel zu hohe Ziffer ergiebt. Was die Nationalgarden anbetrifft, so ist zu bemerken , daß noch immer ein beachtenswerther Eifer für den Dienst sich kundgiebt und daß , wenn auch nicht vollzählig besetzte, so doch regelmäßige Uebungen abgehalten werden.
Sch.
Zweiter Theil.
Berichte über die
einzelnen Zweige der
Kriegswissenschaften.
il
LEAR
Bericht über die
Taktik der Infanterie.
1876 .
Die beiden wichtigsten Erscheinungen für die Fortentwickelung der Infante rie-Taktik während des abgelaufenen Jahres bilden der „ Neuabdruck des Exercir -Reglement für die Infanterie der Königlich Preußischen Armee vom 25. Februar 1847, unter Berücksichtigung der bis zum 1. März 1876 ergangenen Abänderungen" und in Frankreich der Titre quatrième. Ecole de bataillon des Règlement du 12 Juin . 1875 sur les manoeuvres de l'infanterie. Ferner erschien ein neues "1 Exercir-Reglement für die Schweizerische Infanterie", und für die Französische Infanterie die Instruction pratique sur le service de l'infanterie en campagne. Der Neuabdruck des Preußischen Exercir - Reglements erschien nothwendig, weil die Veränderungen desselben in Folge der im vorigen Jahres berichte bereits erwähnten Allerhöchsten Cabinets-Ordre vom 8. Juli 1875 nicht nur sehr bedeutend und zahlreich waren, sondern weil durch dieselben auch die Reihenfolge der Paragraphen vielfach versezt, ganze Paragraphen fortgelaſſen und neue eingefügt wurden. Eine Correctur des letzten Neuabdrucks des Reglements auf Grund dieſer Cabinets-Ordre würde durch ihre Unüberſichtlich keit den Gebrauch desselben sehr beeinträchtigt haben. Da in dem vorigen Jahresberichte die Bestimmungen der oben angezoge= nen Cabinets -Ordre bereits eine eingehende Besprechung gefunden haben , der neueste Abdruck des Reglements außer ihnen aber nur einige unwesentliche redac tionelle Aenderungen bringt, so können wir uns darauf beschränken , eine kurze Charakteristik des neuen Reglements zu geben. Vor Allem wird dasselbe gegenüber jenen Anforderungen , welche in der neueſten Literatur über die Reglementsfrage bei der Infanterie an ein, den modernen taktischen Anschauungen entsprechendes Reglement gestellt werden, durch einen scharf conservativen Zug gekennzeichnet. Derselbe tritt auch noch bei einem Vergleich mit den neuen Reglements in Oesterreich, Frankreich, Bel gien und der Schweiz hervor. Dieser Conservatismus hat indessen nicht nur eine historische, sondern auch eine sachliche Berechtigung . Preußen war durch sein Reglement vom Jahre 1847 den anderen Großmächten auf dem Gebiete der Elementar-Taktik weit voraus geschritten und hatte sich die in demselben zum Ausdruck gelangende Compagnie - Colonnen Taktik , welche von den anderen Armeen erst durch ihre neuesten Reglements angenommen wurde , in der Preußischen Armee seit drei Jahrzehnten völlig eingebürgert ; überdies hatte man mit ihr zwei große glückliche , ruhmreiche Kriege geführt . Es lag alſo Ja olindro brut
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Militairische Jahresberichte für 1876.
kein dringender Grund zu einer völligen Neugestaltung des Reglements vor. Gegen dieselbe sprach aber ein anderer, auf die Heeres-Organisation bezüglicher Umstand. Preußen hatte zuerst die Organisation seines Heeres auf dem Prin cipe der allgemeinen Wehrpflicht und des Cadre- Syſtems begründet und damit einen Weg eingeschlagen, auf welchem ihm erst 50 bis 60 Jahre später die übrigen Europäischen Continentalmächte nachfolgten. In einer Armee aber, welche im Moment des Kriegsausbruches verdreifacht wird , darf man alle auf die Ausbildung und die taktische Verwendung des Soldaten bezüglichen Be stimmungen und Reglements ohne Noth nicht ändern. Aus diesem Grunde wohl vorwiegend hat man auch in dem neuesten Abdruck des Regle= ments neben der zweigliedrigen Gefechtsaufstellung die dreiglied rige Grundaufstellung beibehalten. Es ist dies am meisten angefochten worden ; doch war der Einwurf der dadurch bedingten Complicirtheit des Regle ments nur so lange berechtigt, als dasselbe die schwierigen und wohl kaum noth wendigen Bewegungen zur Bildung der Züge aus dem 3. Gliede aus den ver schiedenen Formationen des Bataillons enthielt. Dieser Einwurf ist aber kaum noch berechtigt , seitdem alle diese Bewegungen aus dem Reglement gestrichen und der Uebergang aus der dreigliedrigen in die zweigliedrige Aufstellung aus schließlich durch Bildung der Compagnie-Colonnen bewerkstelligt wird. Grade diese Bildung der Hauptgefechtsformation — und auf das Commando: „ Com pagnie - Colonnen formirt ! " ohne weitere Commandos der Zugführer und auf dem kürzesten Wege im lebhaften Schritt ausgeführt - geht aber schneller und aus der Linie auch einfacher von Statten, als in irgend einem anderen der neueren Reglements. Allerdings werden außerdem Uebergänge aus der Zug-Colonne und der Colonne nach der Mitte zu 3 Gliedern in die Compagnie-Colonnen er forderlich , die bei einer zweigliedrigen Grundaufstellung nicht nothwendig sind ; da indeſſen in allen Fällen der Schützenzug an der Queue der Compagnie for mirt wird, dürfte hierin eine besondere Complicirung des Reglements kaum zu finden sein. Eine andere Eigenthümlichkeit desselben besteht in dem schulmäßigen Ererciren des Bataillons durch dessen Commandeur , so daß das Bataillon im Ganzen unmittelbar auf das Commando des Letteren - (eventuell nach Ausführung vorbereitender Formations-Veränderungen auf das Commando der Zugführer) - die Bewegungen oder Uebergänge aus einer Formation in die andere ausführt. Die übrigen neuen Reglements laffen dies grundsätzlich nicht zu, sondern schieben als Zwischen-Instanz das Commando der Compagnie Chefs ein. Es liegt auf der Hand, daß dadurch die Ausführung der Be wegungen nur verzögert wird . Da es sich nun aber bei allen dieſen Evolutionen im Preußischen Reglement fast ausschließlich um die dreigliedrige Aufſtellung, also um Bewegungen handelt, welche außerhalb der Wirkungssphäre der feindlichen Waffen auszuführen sind, und da ferner das Bedürfniß einer möglichst exacten, einheitlichen und einfachen Führung des Bataillons bei Versammlung großer Truppenmassen nicht nur zu Paradezwecken, sondern auch im Kriege unter mancherlei Verhältnissen kaum zu bestreiten ist , so dürfte diese Preußische Bataillonsschule ihre volle Berechtigung haben , und ließe sich vielleicht nur gegen die Chargirung zu 3 Gliedern eine begründete Einwendung erheben. Nicht außer Acht darf hierbei gelassen werden, daß gerade durch dieses Exercitium das Gefühl der Einheit des Bataillons das bei den auseinander strebenden Factoren des heutigen Infanterie -Kampfes kaum scharf genug betont werden kann bei Offizieren und Mannschaften in unmittelbarer Weise angeregt und wach erhalten wird.
Taktik der Infanterie.
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Als Eigenthümlichkeiten der Gefechtsschule des Preußischen Reglements ſind zu bezeichnen : die Ausführung des Angriffs und die Führung des Feuergefechtes im geschlossenen Bataillon auf unmittelbares Com mando des Bataillons - Commandeurs und zwar sowohl in der Linien -Formation wie in der Colonne nach der Mitte, sowie die Bildung eines Bataillons - Carrees. Die Normal-Gefechtsformation eines Bataillons in erster Linie ist nach dem Reglement in Compagnie- Colonnen zerlegt, wogegen das Auftreten desselben als ein geschloffener Körper nur unter besonderen Umständen „besonders im Verlauf eines hin- und herwogenden Gefechts oder bei überraschendem Er scheinen des Feindes" statt zu finden hat. Daß die letzteren Fälle zu den sehr seltenen Ausnahmen gehören werden , ist zuzugeben, aber auch weiter , daß die Lage des Bataillons, wenn sie eintreten, eine sehr bedenkliche ist , und daß es nur durch eine schnelle , entschlossene und einheitliche Führung aus derselben heraus kommen kann. Lezteres ist aber gesicherter, wenn das Bataillon unmittel bar von dem Commandeur geführt wird, als wenn dieser die Maßregeln nur allgemein anordnen kann, die Ausführung aber den 4 Compagnie- Chefs über laſſen muß , wobei Mißverständnisse und nicht übereinstimmende Bewegungen sehr leicht eintreten können. Wir meinen also , daß die Beibehaltung jener Gefechtsarten des Bataillons im Reglement durchaus zweckmäßig ist. Das Bataillons - Carree bildet reglementsmäßig keineswegs die normale Formation für Abwehr eines Cavallerie-Angriffes , sondern nur für den Fall, wo ein in zweigliedriger Formation in der Colonne nach der Mitte auf gestelltes Bataillon sich in der Carree ፡ Formation vertheidigen will. Dies kann grundsätzlich bei einem in erster Linie kämpfenden Bataillon nicht der Fall ſein, da daſſelbe in Compagnie-Colonnen zerlegt ist ; es handelt sich alſo nur um Bataillone in den hinteren, dem feindlichen Artillerie-Feuer nicht ausgesetzten Bataillonen, gegen welche vielleicht große , durch die vorderen Treffen durchge brochene Cavallerie-Maſſen anſtürmen , oder um ein unter beſonderen Verhält nissen überraschtes Bataillon. Wir glauben nun, daß in solchen sehr gefähr lichen Momenten das Hauptgewicht auf eine schnelle , sichere und ordnungs mäßige Bildung einer nach allen Seiten vertheidigungsfähigen Abwehr-Forma tion, wie sie allein das Bataillons-Carree bietet , zu legen ist. Wir halten es nicht für zweckmäßig, alsdann erſt Compagnie-Colonnen zu bilden, oder im ge schlossenen Bataillon innerhalb der Compagnien Carrees zu formiren , oder die Compagnien erst auseinander zu ziehen und dann den Compagnie-Chefs das Weitere zu überlassen , wie solches in den meisten übrigen neuen Reglements vorgeschrieben ist. In Betreff der allgemeinen Vorschriften für die Führung des Gefechtes der Infanterie darf sich das Preußische Reglement jedem anderen ebenbürtig zur Seite stellen : für die meisten derselben ist es nach dieser Be ziehung Vorbild und Muster gewesen. Kein anderes Reglement gewährt aber bezüglich der Führung der Compagnie- Colonnen eine gleiche Freiheit wie das Preußische, das nach dieser Beziehung kein einziges Commando oder Avertissement giebt , sondern letzteres dem Bataillons- Commandeur überläßt und nur den Grundsak hinstellt, daß die Hauptleute ihre Compagnien auf die kürzeste Weise in das ihnen angewiesene Verhältniß zu führen und die den Um ständen angemessenen Anordnungen zu treffen haben. Die übrigen Reglements geben dagegen für die Entwicklung der Com pagnie-Colonnen, sowie für die Bewegungen mit denselben, zum Theil auch für
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Militairische Jahresberichte für 1876.
die Bewegungen und Formationsveränderungen innerhalb der Compagnie mehr oder weniger eingehende Vorschriften. In diesen tritt aber meist das unverkennbare Streben hervor, die Einübung des Formalen zugleich als Mittel zur Erreichung einer festen und straffen Exercir und in weiterer Folge einer sicheren Gefechtsdisciplin auszunuzen ; zu welchem Zwecke das Preußische Reglement die Compagnie- und Bataillons Schule zu drei Gliedern hat. Hiermit sichert das Lettere aber vor der Gefahr, die Peinlichkeit und Penibletät des „ Drillens “ mit auf das Gefechtsfeld hinüber zu nehmen, von dem jede dreigliedrige Formation verbannt ist. Nach Allem kommen wir zu dem Schluß, daß das neue Preußische Regle ment durchaus auf der Höhe moderner, taktiſcher Anschauungen steht, und daß, wenn auch bei vorhandener tabula rasa die Einführung einer dreigliedrigen Grundstellung neben der zweigliedrigen Gefechtsstellung kaum statt finden dürfte, die Beibehaltung der ersteren durch die historische Entwicklung des Preußischen Reglements, wie durch die Organiſation des Preußischen Heeres durchaus gerecht fertigt wird. Die scharfe Accentuirung der einheitlichen Führung des Bataillons durch seinen Commandeur außerhalb des Gefechtsfeldes wie in gefährlichen Mo menten auf demselben kann als ein entsprechendes Gegengewicht gegen die auf lösenden und auseinander strebenden Elemente des heutigen Infanteriekampfes nur als vortheilhaft und zweckmäßig bezeichnet werden. Der titre quatrième des Règlement du 12 Juin 1875 sur les manoeuvres de l'infanterie enthält die Ecole de bataillon . Er zerfällt in 2 Haupt theile und jeder derselben wiederum in 2 Capitel. Von diesen behandeln : das 1. Capitel des 1. Theils die Formationen und Formations -Veränderungen, das 2. Capitel die Bewegungen des Bataillons in geſchloſſener Ordnung , das 1. Capitel des 2. Theils das Gefecht des Bataillons im größeren Truppenverbande ――― combat du bataillon encadré - und das 2. Capitel desselben Theils das Gefecht des isolirt auftretenden Bataillons combat du bataillon non encadré. Der Bataillons Commandeur soll , wenn möglich , sein Bataillon mit der Stimme leiten , andernfalls übermittelt er seine Befehle durch den adjutant major , den adjutant oder durch Ordonnanzen . Als solche sind von jeder Compagnie 12 intelligente Leute zu bestimmen . Der Bataillons - Com mandeur giebt zuerst das Avertissements - Commando ――― commandement pré paratoire , welches in der einfachen Bezeichnung der anzunehmenden For mation oder auszuführenden Bewegung besteht und sich daher durch Kürze und Präcision auszeichnet. Hierauf lassen die Compagniechefs , stets Front gegen ihre Compagnie machend, die vorbereitenden Bewegungen ausführen ; dann folgt das Ausführungs - Commando marche ! des Bataillons - Commandeurs , das insofern die Compagnie nicht halten bleiben muß - von den Compagniechefs abgenommen wird. Letztere sollen sich , wenn sie das Commando nicht hören, nach den Bewegungen der Neben - Compagnien richten. In der geschlossenen Ordnung darf der pas gymnastique nur ausnahmsweise angewendet werden. Die Compagnien werden unabhängig von der Front und der Formation des Bataillons nach ihrem augenblicklichen Platze in der Linie oder in der Colonne numerirt , so daß die Compagnie auf dem rechten Flügel der Linie bezw. an der Tete der Colonne stets die Nummer 1 führt. Im Commando wird nur die Bezeichnung Compagnie ohne Nummer angewendet. Als Linien - Formationen unterscheidet das Reglement die „ Ligue déployée", in welcher die Compagnien in Linie mit 2 Schritt Intervalle neben einander stehen und die Ligue de colonnes de compagnie ", in welcher die Zutervalle zwiſchen den einzelnen Colonnen 24 Schritt beträgt.
Taktik der Infanterie.
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Colonnen- Formationen sind : 1. Colonne de bataillon, die 4 Com pagnie-Colonnen stehen mit Zugbreite 6 Schritt hinter einander. 2. Colonne double. Auf jeder Seite der Colonne stehen 2 Compagnie = Colonnen mit 6 Schritt Abstand hinter einander, zwischen beiden Seiten beträgt das Intervall 6 Schritt. 3. Colonne à distance entière. Sie ist eine geöffnete Zug Colonne , in welcher sich zwischen dem Queue ፡ Zuge einer vorderen und dem Teten-Zuge einer hinteren Compagnie ein Abstand von Zugbreite 6 Schritt befindet. - Grundsäglich soll das Bataillon in der Compagnie-Colonnen-Linie oder in der Bataillons- Colonne manövriren und daher auch vor jedem Manöver eine dieser beiden Formationen annehmen ; ausgenommen um aus der ent wickelten Linie in die geöffnete Zug-Colonne nach der rechten oder linken Flanke überzugehen und umgekehrt. Die Doppel - Colonne dient als Rendezvous - For mation , die geöffnete Colonne als Marsch - Formation. In der Compagnie Colonnen-Linie können die Intervallen auf Entwickelungs-Abstand geöffnet oder bis auf 6 Schritt geschlossen werden , (die Oesterreichische Bataillons - Maffe), in letterem Falle dient sie auch als Rendezvous -Formation. Alle Bildungen von Colonnen sind grundsätzlich auf die zweite Com pagnie auszuführen. Das Exerciren des Französischen Bataillons in geschlossener Ordnung charakterisirt sich somit als ein Ererciren mit Compagnie - Colonnen und giebt es keine Bewegung , bei welcher auf das Avertissement des Bataillens Commandeurs die Zugführer unmittelbar ein Commando abzugeben hätten. Wenn hierin vielleicht gegenüber dem Preußischen Reglement bedingungsweise ein Fortschritt liegen möchte , so steht dem der Vortheil der fast unbeschränkten Freiheit der Compagnie - Colonnen =- Bewegungen jenes Reglements gegenüber, bei denen die Compagnien auf dem kürzesten Wege durch die einfachsten Bewegungen von den Compagniechefs selbstständig auf ihre Plätze zu führen ſind. Im Gegensatz hierzu giebt das Französische Reglement bestimmte Vor schriften und Commandos für die einzelnen durch die Compagnien auszuführenden Bewegungen , welche außerdem zu einem großen Theile weitläufig und schwer fällig erscheinen. Die Schwerfälligkeit entsteht durch die Beſtimmungen, daß alle Uebergänge aus einer Formation in die andere grundsätzlich aus dem Stehen stattfinden sollen , und daß das Bataillon vor jedem Manöver die Colonnen Linie oder die Bataillons = Colonne anzunehmen hat , ferner durch die Ein schiebung der Zwiſchen - Instanz der Compagniechefs im Commando auch da, wo die Bewegung wohl direct auf das Commando des Bataillons - Comman deurs ausgeführt werden könnte, und endlich durch mehrfache Anwendung von Jalonneurs zur Bezeichnung einer neuen Richtungslinie bezw. der Guiden zu ähnlichen Zwecken in Fällen , wo man diese Hülfsmittel sehr wohl entbehren. könnte , sowie durch Abgabe von Commandos seitens der Zugführer , wo solche nicht nothwendig erscheinen . Die Weitläufigkeit einzelner Bewegungen wird aber dadurch bedingt, daß alle Entwickelungen wie Colonnenbildungen nicht auf der Hypothenuse , sondern auf den beiden Katheten ausgeführt , auch Colonnen schwenkungen meist vermieden werden. Um aus der entwickelten Linie in die Compagnie = Colonnen - Linie über zugehen, bedarf es statt des Deutschen einfachen Commandos : „ Compagnie-Colonnen formirt !" folgender Commandos : Bat. - Comm.: Ligne de colonnes de com pagnie. Compc).: Colonne de compagnie. Zugführer der 1. Züge : Par le flanc gauche. Zugführer der 3. und 4. Züge: Par le flanc droit. Bat. Comm.: Marche. Compch.: Marche. Zugführer (excl . der 2. Züge) :
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Marche und demnächst : Par le flanc droit (gauche) ---- Halte ! Schließlich müssen die Compagnien noch durch die Compagniechefs bis auf 24 Schritt Intervall an die stehen bleibende 2. Compagnie herangeführt werden. Soll die Compagnie - Colonnenlinie aus dem Stehen oder der Bewegung eine Schwenkung ausführen, so wird die neue Richtungslinie durch Jalonneurs und den Adjutant-Major bezeichnet. Die Compagnien rücken ſucceſſive in die jelbe ein und halten (auch aus der Bewegung) . ――― Soll die Colonnenlinie in die Bataillons - Colonne unter Beibehalt der Front übergehen, so machen die 1. , 3. und 4. Compagnie Kehrt und setzen sich später durch Wendung und Halt ! Front! hinter die 2. Compagnie. Jedenfalls wäre es einfacher und ginge schneller, wenn die 2. Compagnie vorrückte, die erste sich auf der Grund linie und die anderen durch Flankenmarsch und Tetenschwenkung dahinter seßten. (Nach dem Oesterreichischen Reglement wird diese Bewegung stets nach vorwärts ausgeführt). -Soll in gleichem Falle die Bataillons-Colonne Front nach der rechten oder linken Flanke erhalten , so würden nach Deutschen Principien wie auch nach den Vorſchriften des Oesterreichischen Reglements die Compagnien in sich in der Colonne einfach links oder rechts schwenken : nach dem Französischen Reglement machen sie zunächſt die Wendung nach der entgegengesetzten Flanke, schwenken dann in der Colonne mit der Tete und machen nach voller Aus führung der Schwenkung Halt ! Front! Die Doppel - Colonne soll während des Marsches nur Directions - Verän derungen unter sehr spißem Winkel vornehmen , und wird diese Bewegung dann derartig ausgeführt, daß der Guide, welcher die Richtung angiebt, die ent ſprechende Schulter vornimmt und alles Uebrige allmälig die so bezeichnete neue Richtung annimmt. Muß aber diese Colonne eine Directions - Veränderung unter einem rechten Winkel ausführen , was in Deutschland einfach durch eine Viertelschwenkung geschehen würde, so muß das Bataillon zunächst halten. Hierauf läßt der Commandeur die neue Front durch einen Zugführer und den Adjutant - Major bezeichnen , demnächst soll die Front nach der rechten (linken) ――― Flanke gewonnen werden die Wendung nach links (rechts ) machen und nun mit der Tete schwenken, wobei die Zugführer der Abzüge an ihre Plätze ange kommen successive für ihre Züge Halt ! Front ! commandiren. Schließlich muß der Bataillons - Commandeur das Bataillon wieder antreten laſſen. Soll aus der Doppel - Colonne in die Colonnenlinie nach der rechten oder linken Flanke übergegangen werden so ist erst die Formation der Bataillons - Colonne an= zunehmen und dann mittels Wendung und Tetenschwenkung der einzelnen Colonnen (statt mittels einfacher Frontalschwenkung) die Colonnenlinie nach der betreffenden Flanke zu bilden. Diese Beispiele dürften genügen , unser oben ausgesprochenes Urtheil, betreffend die Schwerfälligkeit und Weitläufigkeit der Bewegungen des geſchloſſenen Bataillons, zu begründen. Ein Vorgehen und Zurückgehen des Bataillons in entwickelter Linie kennt das Französische Reglement nicht , ebenso wenig : ein Bataillons - Carrée , ein Vorgehen zum Angriff mit dem ganzen Bataillon, das Abgeben irgend einer Feuerart mit demselben, noch auch die Ausführung von Griffen mit dem Gewehr im ganzen Bataillon. Gegen Cavallerie heißt es im Reglement sind alle Formationen gut, wenn die Mannschaften es verstehen, mit Ruhe von ihren Waffen Gebrauch zu machen und den Feind in guter Haltung zu erwarten. Es sollen daher alle zeitraubenden und Verwirrung verursachenden Bewegungen vermieden werden.
Taktik der Infanterie.
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Befindet sich das Bataillon in der Colonnenlinie oder in der Bataillons Colonne, so läßt der Bataillons - Commandeur, wenn er Zeit hat, die Compagnien. eine derartige echelonirte Aufstellung nehmen , daß dieselben sich unter möglichst guter Benutzung des Terrains flankiren und ein kreuzendes Feuer abgeben können. Jeder Hauptmann läßt seine Compagnie die ihm am zweckmäßigsten erscheinende Formation annehmen, indem er darauf achtet, daß er weder auf die benachbarten Compagnien feuert, noch deren Feuer maskirt. Der Ba= taillons - Commandant begiebt sich dorthin , wo seine Gegenwart am noth wendigsten ist. Der Adjutant-Major, der Adjutant und die Tambours begeben sich zur nächsten Compagnie. Ein Bataillon in der geöffneten Colonne bildet Compagnie - Colonnen und echelonirt dieselben oder es formirt bei einer Ueber raschung die Linie und empfängt die Cavallerie in dieser Formation , nöthigen falls läßt es durch 1 oder 2 Flügelzüge einen Haken bilden. — Da die Doppel Colonne nur Rendezvous - Formation ist , spricht sich das Reglement über das Verhalten derselben bei einem Cavallerie - Angriff nicht aus : bei der Schwer fälligkeit des reglementarischen Ueberganges aus dieser Colonne in eine andere Formation und dem Mangel einer Carreeformation dürfte ein durch Zufall in der Doppel-Colonne von feindlicher Cavallerie überraschtes Franzöſiſches Ba taillon immerhin einen üblen Stand haben. Die einleitenden Unterweisungen zum 2. Haupttheile des Reglements ent halten vortreffliche , dem Geiste der jetzigen Infanterie-Taktik entsprechende An deutungen und Vorschriften über die Führung des Bataillons im Gefecht und die Haltung des Bataillons - Commandeurs . Es heißt darin unter Anderem : Um seine volle Kraft zu entwickeln , muß das Bataillon concentrirt bleiben und sich räumlich beschränken. Im Verbande mit anderen Bataillonen wird die Front-Ausdehnung nicht über 300-350 Meter betragen. Auf diesem Raume muß der Commandeur die Action ſeiner Compagnien concentriren und divergirende Bewegungen nicht erlauben, da sie die Kräfte zersplittern, die Wirkung vermin dern, die Leitung erschweren und das Durcheinanderkommen der Truppen herbei ―― führen. Die Verhältnisse des bataillon encadré sind als die normalen zu betrachten und daher bei den Uebungen den Truppen wie Führern am häufigsten vor Augen zu führen. Kämpft das Bataillon isolirt , so soll der Feind bei ausreichenden Kräften zwar in Front und Flanke angefaßt , weit ausgreifende Bewegungen aber ver mieden werden. Das Gefechtsfeld ist nicht zu sehr auszudehnen und muß der Commandeur die Leitung in der Hand behalten , um das Gefecht nähren und das ſucceſſive, immer wuchtigere Auftreten seiner Kräfte durchführen zu können . Als Hauptmittel, den Zusammenhang innerhalb des Bataillons zu wahren und eine gemeinschaftliche Action aller Theile desselben zu sichern , empfiehlt das Reglement: Die geschlossene Ordnung erst zu verlassen, wenn dies unvermeidlich wird , sie wieder anzunehmen , sobald die Umstände es gestatten, und darauf zu halten , daß die geschlossenen Abtheilungen , von welcher Stärke sie auch sein mögen, sich in ſtrengster Ordnung bewegen. Die Ausbildung des Bataillons hat ſtufenweiſe fortzuſchreiten. Auf dem Exercirplate sollen Gefechtsübungen nur gegen einen supponirten Feind statt finden, und haben dann der Commandeur sowie die Hauptleute während aller Pausen ihre Untergebenen über die Gefechtslage und den zu erstrebenden Zweck zu instruiren, um dadurch dem Einschleichen falscher Ideen über das Gefecht entgegen zu arbeiten. —— Sobald der Feind bei den Uebungen markirt oder wirklich dargestellt werden soll , darf die Unterweiſung nur in wechselndem
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Terrain stattfinden. Hierbei ist allmälig vom Einfachen zum Schwierigen fortzuschreiten , indem bei bloßer Markirung des Feindes die auszuführenden Bewegungen vorgeschrieben, bei Darstellung desselben durch ganze Truppentheile aber anfänglich die Disposition der Unterführer auf Grund des ausgegebenen Programmes von dem Commandeur eingefordert und eventuell - aber nur wenn in ihnen grobe Unwahrscheinlichkeiten angenommen sind - berichtigt werden. Schließlich ist den Hauptleuten volle Freiheit zu laſſen , ihre Com pagnien nach den Verhältnissen der Gefechtslage und des Terrains zu leiten. Signale sollen nur bei absoluter Dringlichkeit angewendet werden. Das Französische Reglement giebt in bestimmterer Weiſe als das Preußiſche und Oesterreichische Vorschriften über die von einem Bataillon im größeren Truppenverbande grundsätzlich anzunehmende Gefechtsformation , sowie über das Verfahren bei Ausführung eines Angriffes bezw. das Verhalten in der Vertheidigung , ohne natürlich dieselben als absolut bindend hin zustellen. In der Normalgefechtsformation befinden sich in erster Linie 2 Com pagnien , welche sich ihrerseits wieder in 3 Echelons gliedern , und in zweiter Linie 2 geschlossene Compagnien als Reserve. Es befinden sich dann : 1 ) 2 Sec tions- (Züge) in Escouaden (Gruppen , Schwärme) gruppirt , welche vorläufig zuſammenbleiben , in vorderster Linie als erstes Echelon. Sie bilden später die chaine. Jede Escouade hat auf ca. 80 Meter die beiden besten Schützen als éclaireurs vorgenommen. 2) Im 2. Echelon : 2 geschlossene Sections renforts mit einem Abstand von 150 Meter vom 1. Echelon. 3) Jm 3. Echelon: - soutiens. - 300-350 Meter hinter dem 2. , von jeder reserve Compagnie 2 Sections 1 Peloton. 4) Im 4. Echelon : 2 geschlossene Compagnien mit 500 Meter Abstand vom dritten. Die Zahlen geben die Marimalabſtände , und würde die Tiefe des Bataillons im Ganzen von der Kette bis zur Reserve 1000 Meter betragen ; dieselbe darf auch im wechselnden Terrain , um vorzeitige Vermischungen der Unterabtheilungen zu verhindern und das ſucceſſive Einsetzen der Kräfte zu sichern , anfänglich_nicht unter 500 Meter sinken. Die Frontausdehnung soll bei 800 Mann Stärke 300-350 Meter nicht überschreiten. Im Vorgehen hat das Bataillon diese Formation auf 2000 Meter vom Feinde anzunehmen , und soll dann der Bataillons-Commandeur den Hauptleuten der vorderen Compagnien klar und bestimmt angeben, gegen welchen Punkt sie vorzugehen und welchen Terraintheil sie zu decken haben. Die Reserve-Compagnien sind im Anfange des Gefechtes meist zuſammen zu halten ; später theilen sie sich. Bei Darlegung der Thätigkeit der verschiedenen Echelons im Gefecht unter scheidet das Reglement 4 Gefechtsphasen , welche sich beim Angriff wie folgt gestalten würden. 1. Die Recognoscirung . Sie ist Sache des Bataillons- Commandeurs und der Hauptleute, welche hierin von den Eclaireurs unterstützt werden. 2. Die Vorbereitung des Angriffs . Auf 800 Meter vom Feinde eröffnen die Eclaireurs ihr Feuer , die Escouaden dahinter lösen sich in eine Kette auf. Auf 600 Meter etwa vereinigen sich Eclaireurs und Kette , und diese eröffnet ihr Feuer auf der ganzen Front. Alles bleibt im Vorgehen, und lassen die Hauptleute nach Bedürfniß einen Theil oder die ganzen renforts in die Kette einrücken , die Soutiens nähern sich derselben allmälig. Sind die renforts alle verwendet , so tritt ein Theil der Soutiens in geschlossener Ordnung in die Linie ein, um dem Feuer eine verſtärkte Intenſität zu geben.
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Die Soutiens sind nur nach und nach zur Verstärkung der Kette einzusetzen ; ist dies ganz geſchehen, so tritt eine Compagnie der Reſerve an ihre Stelle. Das weitere Vorgehen erfolgt sprungweise mit Ausnutzung aller Deckungen und zwar so weit, bis man absolut nicht mehr vorwärts kommt : in diesem Moment wirft man alle noch vorhandenen Unterstützungen in die Kette und sucht die Vertheidigung in Gemeinschaft mit der Artillerie durch ein gegen den Angriffs punkt concentrirtes Schnellfeuer zu erschüttern. 3. Ausführung des Angriffs . Befindet man sich in dem bezeichneten Moment bereits so nahe der feindlichen Stellung , daß man hoffen kann , die jelbe mit einem Zuge zu erreichen, so führt man eine Compagnie der Reserve geſchloſſen zum Sturme vor. Sie soll alles Uebrige mit fortreißen , die Tam bours schlagen , die Leute stecken die Bajonete auf und die ganze Linie stürzt sich mit dem wiederholten Ruse „ En avant!" auf den Feind. Kann man den Gegner aber nicht mit einem Zuge erreichen , so muß man wenigstens aus der durch das Schnellfeuer beim Feinde entstandenen Ver wirrung Vortheil ziehen , um den Vormarsch fortzusetzen. Von jetzt an darf keine Zögerung mehr stattfinden und muß die weitere Bewegung mit der größten Energie und Kraft ausgeführt werden. Die unvermeidlichen Halte müssen so kurz wie möglich sein, und iſt während derselben das Feuer auf das bezeichnete Object zu concentriren. Hat man sich so der feindlichen Stellung genugsam genähert, so erfolgt der Sturm , wie oben beschrieben , nöthigenfalls mit Ein setzung der letzten Compagnie der Reserve, welche dann aber, um das Bataillon gegen Rückschläge zu sichern , durch eine Compagnie des zweiten Treffens zu erſeßen ist. 4. Verfolgung oder Rückzug . Nach dem Eindringen in die Stellung des Feindes wird die Kette bis zu einem Punkte vorgehen , von dem aus sie durch ihr Feuer die weitere Verfolgung ausführen kann , die Reserven stellen ſich dahinter auf, und der erste Moment der Ruhe wird benutzt , die Ordnung und die normale Gefechtsformation wieder herzustellen. Nur wenn der Feind sich ersichtlich in Unordnung befindet , dürfen ihm einzelne Abtheilungen , aber auf nicht zu bedeutende Entfernungen noch weiter folgen. Im Fall des Miß lingens des Angriffs oder eines Rückschlages muß die Reserve-Compagnie oder die an ihre Stelle getretene Abtheilung des 2. Treffens die Gefechtslinie auf nehmen und ihr Zeit verſchaffen, sich zu ralliiren und weiter rückwärts Stellung zu fassen. Für die Vertheidigung bezeichnet das Reglement eine Verminderung der Abstände zwischen den Echelons als vortheilhaft. Die Renforts können dann etwa 100 Meter hinter der Kette , ebenso weit die Soutiens hinter den Renforts, und die Reserven 300 Meter hinter den Soutiens aufgestellt werden. Die Kette soll bei der Besetzung der Stellung von Anfang an ſehr dicht und der Gestalt des Terrains entsprechend also nicht immer gleichmäßig auf der ganzen Linie vertheilt sein. Zur Vertheidigung günstige Punkte, welche auf geringe Entfernung vorwärts liegen, sind durch besondere, mehr oder weniger starke Abtheilungen zu besetzen. Im Vorterrain wie in der Flanke sind die Entfernungen zu markiren , die Stellung ist nach Möglichkeit zu verſtärken, indem man besonders sucht, sich gegen Artillerie zu schützen , Rückzugslinie und Verbindung mit den Nebenbataillonen sind herzustellen und zu sichern : - vor Allem aber müſſen alle Maßregeln ergriffen werden, um den leichten Uebergang aus der Defensive in die Offensive zu ermöglichen . Die Unterstützungs- Ab theilungen sind besonders auf die Flügel und hinter schwache Punkte zu dis
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poniren , sowohl zur Sicherheit als auch zur Ausführung von Gegenangriffen und Flankenbewegungen. Bezüglich der Durchführung der Vertheidigung beſtimmt ----das Reglement : „daß der Bataillons - Commandeur von der Ueberzeugung durchdrungen , daß für das moralische Element einer Truppe Nichts schädlicher - wenn ist, als in der Defensive zu bleiben, um einen Angriff zu empfangen der Feind trotz des eignen Feuers im Avanciren bleibt und nahe an die Po sition heran kommt , mit seiner Reserve entschloffen die Offenſive ergreifen muß. " Der Gegenangriff ist durch eine Verdoppelung des Feuers auf der Ver theidigungslinie vorzubereiten , mit allen disponiblen Kräften auszuführen und möglichst mit einer Bewegung gegen die Flanken des Angreifers zu verbinden. Es dürfte wohl bedenklich sein, in so unbedingter Weise , ins besondere für ein im größeren Verbande kämpfendes Bataillon , den Gegenangriff vorzuschreiben. Wird der feindliche Angriff abgewieſen , ſo ſoll man sich nicht zu einer wei eren Verfolgung hinreißen lassen , und in allen Fällen muß die Ver theidigungsstellung besezt bleiben. Sollte der Feind in lettere eindringen , ſo ist die weichende erste Linie von den rückwärtigen Truppen aufzunehmen und dieſe müssen versuchen , durch einen energischen Gegenstoß den erlittenen Miß erfolg wiederherzustellen . Ein etwaiger Rückzug wird am besten mit Echelons ausgeführt. Ueber das hinziehende Gefecht eines Bataillons combat trainé en longueur , die Scherff'sche Demonstrative ――― sagt das Reglement im Wesentlichen , daß die Durchführung desselben von einer Menge schwer voraus zusehender Umstände abhänge, und es daher gefährlich wäre, Regeln zu geben, die in den meisten Fällen doch nicht als Führer dienen können. In dem Ab schnitt über das Ralliiren des Bataillons , bei welchem die Compagnien nicht untermischt werden dürfen, heißt es, daß, um jede Ueberraschung durch feindliche Cavallerie zu verhindern , der Zugführer oder Hauptmann , der zuerst die An näherung der Cavallerie bemerkt , das betreffende Signal (das Deutsche „ Ach tung ! ") geben laſſen ſoll. - Hiermit ist allerdings die Gefahr verbunden , daß ein Zugführer bei Annäherung feindlicher Flankeurs oder eines einzelnen Zuges durch das Signal die Aufmerksamkeit der ganzen Gefechtslinie von ihrem nächsten Gefechtszweck abzieht. Wenn nun auch, heißt es im Reglement weiter, der Bataillons- Comman deur im Stande sein wird, für viele specielle Gefechtslagen, die durch die Um stände bedingten , nothwendigen Aenderungen in der Normalformation und in der Thätigkeit der einzelnen Echelons selbst zu treffen und anzuordnen : so dürfte es doch nützlich sein , für die Hauptsituationen , in denen die taktische Einheit sich befinden kann ganz isolirt, auf einem Flügel der Gefechtslinie , in der Avantgarde oder Arrieregarde ―――――― wenn auch keine Formeln so doch Andeutungen zu geben. Bezüglich der Durchführung von Oertlichkeitsgefechten wird bei dieſer Gelegenheit auf die école de compagnie verwiesen. Für das isolirt auftretende Bataillon wird dem Commandeur an= empfohlen: seine Kräfte zu schonen , sich stets eine Reserve zu erhalten , seine Flanke zu decken , sich eine Rückzugslinie zu sichern , was Alles nur durch eine tiefe Formation zu erreichen ist. In der Offensive ist grundsätzlich zur Einleitung des Gefechts eine Compagnie vorzunehmen, ihr folgt eine zweite mit der Bestimmung , die Ge
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fechtslinie zu verlängern , einen Flanken- oder Scheinangriff auszuführen oder die vorderen Compagnien zu unterstützen. Die beiden anderen Compagnien folgen. Im entscheidenden Augenblick wird eine dritte Compagnie vorgenommen, um die beiden ersten zum Sturm fortzureißen. Die 4. Compagnie bleibt in Reserve behufs Abwehr von Flanken- und Gegenangriffen und Sicherung der erreichten Erfolge bezw. des Rückzuges bei mißlungenem Angriff. In der Vertheidigung sollen gleich 2 Compagnien in die vorderste Gefechtslinie genommen und nach Bedürfniß durch die beiden anderen verſtärkt werden. Die letzte Compagnie soll indeſſen nur im Fall der äußersten Noth wendigkeit in geschlossener Ordnung eingesetzt werden. Ist die Reserve ganz verwendet, heißt es dann : „ſo muß man sich unter allen Umständen und um jeden Preis aus reglementarischen Abtheilungen (also Pelotons, Sections Escouaden) ―― welche den anderen Compagnien zu entnehmen sind , eine neue Reserve bilden. " w -add Das Reglement bezeichnet dieſe Operation als eine stets sehr schwierige: sie dürfte in den meisten Fällen kaum ausführbar sein und wäre es vielleicht vortheilhafter geweſen, zu beſtimmen , daß der Bataillons Commandeur grundsäßlich wenigstens 1-2 Züge geschlossen zu behalten habe, welche dann als fester Punkt für das Ralliement dienen könnten. Was das Reglement über ein auf einem Flügel der Gefechtslinie kämpfendes Bataillon sagt , ist nicht von Bedeutung. Das Avantgarden - Bataillon eines Regiments hat , wenn es nur gilt, aufzuklären und den Marsch der Colonne zu sichern , eine rein defensive Aufgabe. Der Bataillons = Commandeur wird daher mit Vorliebe , um nicht überflügelt zu werden , eine breite Gefechtsordnung wählen und von vornhewin 3, ja selbst 4 Compagnien in die erſte Linie nehmen. Das Gefecht ist hin haltend zu führen, und sind, wenn nöthig , sämmtliche Unterabtheilungen als Kette zu entwickeln. Dann muß aber das Bataillon , sobald die Tirailleurs des Gros über dasselbe hinausgegangen sind , oder auch auf der Stelle abgelöſt und ralliirt werden . Letzteres dürfte nicht nur , wie das Reglement sich aus drückt , als eine schwierige und gefährliche Operation , sondern in sehr vielen Fällen als eine unausführbare zu bezeichnen sein. Es dürfte überhaupt in Vorstehendem ein zu großes Gewicht auf den sichernden Charakter der Avant garde gelegt sein : sie hat auch wesentlich die Bestimmung , das Gefecht des Gros einzuleiten und in günstiger Weise vorzubereiten. - Das Reglement giebt nun einige Andeutungen über das Verhalten des Bataillons, wenn dasselbe vor wärts der vom Gros gewählten Gefechtsstellung mit dem Feinde engagirt wird, zw. wenn es einem überlegenen aber unthätigen , oder einem unterlegenen Feinde oder nur schwachen Detachements bezw. Patrouillen desselben sich gegen über befindet. Wenn dem Bataillon in der Avantgarde eine rein offensive Rolle zugewiesen ist , soll es sich doch nur in Folge eines bestimmten Befehls gänzlich engagiren und muß sich hüten, sich in einem seinen Instructionen ent gegengesetzten Sinne fortreißen zu laſſen. Bezüglich des Verhaltens des Bataillons als Arrieregarde giebt das Reglement in gedrängter Kürze die auch in Deutſchen taktiſchen Lehrbüchern enthaltenen allgemeinen Regeln. Der letzte Artikel des Reglements endlich handelt von dem Einfluß sowohl der feindlichen, wie der eigenen Artillerie und Cavallerie auf das Gefecht des Bataillons , namentlich des isolirt auftretenden. Die in demselben gegebenen Regeln sind sehr allgemein gehalten, dagegen wird die Art der Wirkung der feindlichen Artillerie und Cavallerie näher charakterisirt , und den Schluß bilden.
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die in großen Zügen gezeichneten Grundsäge für die Verwendung der eigenen Artillerie und Cavallerie im Gefecht. Dem Reglement beigefügt find 5 kleine Pläne , auf denen die 4 Haupt jefechtsmomente des Angriffs eines Bataillons in einem bestimmten Terrain dargestellt sind . Ein sechstes Blatt giebt die perspectiviſche Ansicht des 3. Ge 'echtsmomentes , welche als eine etwas naive und veraltete Darstellungsweise rscheint. Wenn die Exercir-Reglements der Franzöſiſchen Infanterie aus den Jahren 1831 , 1862 und 1869 der Anlage wie dem Geiste nach nur als mehr oder weniger veränderte Wiedergaben des auf den Grundsäßen der Linear - Taktik Friedrichs des Großen basirten Reglements vom Jahre 1791 erscheinen : ſo hat dagegen das neue Reglement vom 12. Juni 1875 mit diesen Ueberlieferungen gründlich gebrochen. Es steht vollständig auf dem , zuerst vom Preußischen Exercir-Reglement des Jahres 1847 eigenommenen Standpunkte der Compagnie Colonnen - Taktik , und sind in ihm zugleich die Erfahrungen der letzten Kriege und die Reſultate der neuesten, namentlich durch Preußische und andere Deutſche Schriftsteller gepflegten Literatur über die Taktik der Infanterie benut und verarbeitet worden. Seine besondere Kennzeichnung erhält das Reglement da durch , daß es zugleich ein , in gedrängter Kürze abgefaßtes taktisches Lehrbuch bidet, wodurch es sich besonders vom Preußischen Reglement sehr scharf unterscheidet. Die Verhältnisse des Franzöſiſchen Offizier-Corps mögen die Aufnahme allgemein taktischer Regeln und eingehender Betrachtungen über bestimmte Gefechtssituationen in das Reglement rechtfertigen und selbst nothwendig erscheinen laſſen. — Jm Uebrigen könnten als besondere Eigenthümlichkeiten des Französischen Reglements hervorgehoben werden : Schwerfälligkeit und Weitläufigkeit in den Bewegungen mit Compagnie Colonnen ; sehr scharfe Accentuirung des Gegenangriffs ; ſtart hervortretende Besorgniß vor einem Vermischen der Abtheilungen in der Gefechts linie sowie später beim Ralliiren; Feststellung einer Normal - Gefechtsformation für das im größeren Truppenverbande kämpfende Bataillon und eingehende Vorschriften für die Ausführung eines normalen Angriffes ; Annahme einer sehr bedeutenden Gefechtstiefe. Die Redaction des Reglements zeichnet sich durch Klarheit und Schärfe des Ausdrucks, sowie durch logische Anordnung im Allgemeinen und durch eine consequente Durchführung der vorausgeschickten allgemeinen Grundſäße im Spe ciellen sehr vortheilhaft aus. Ein besonderes Gewicht scheint man in Frankreich neuerdings auf Terrain verstärkungen seitens der Infanterie zu legen. So hat man eine Anzahl von Hauptleuten dieser Waffe zu einem 6 wöchentlichen Curs an die Genie-Schule commandirt, um dort über die Befestigung von Stellungen u. f. w. und über die Anwendung des Dynamit unterrichtet zu werden, um demnächst in den Regiments = Conferenzen ihre Kenntnisse weiter zu verbreiten, sowie die praktischen Uebungen zu leiten. Jede Compagnie hat 8 Sappeure, die zugleich das Schanzzeug ----- 3 Schaufeln, 3 Spizhacken, 2 Beile tragen; außerdem befinden sich zum Mitführen des Reserve = Schanzzeugs in dem Train eines Regiments 2 Schanzzeugwagen. Nicht ohne Bedeutung auch für die Ausbildung der Infanterie dürfte die Einführung der Brigade - Recognoscirungs - Reisen in Frankreich ſein. Dieſelben sollen „ die Kenntniß des Terrains, das klare Verſtändniß des Nußens,
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der sich aus demſelben für den Angriff und für die Vertheidigung ziehen läßt, ſowie endlich die richtige Abschätzung der Hilfsmittel und der Begünstigung, welche das Terrain für die Bewegung wie für die Unterbringung der Truppen. im Biwak und im Cantonnement bietet" fördern. Es sollen indessen dieſe Recognoscirungen nicht als Uebungen im topographischen Sinne betrachtet, sondern ihre Hauptbestimmung darin gesucht werden , daß die Betreffenden lernen , mit Beziehung auf das wohl zu studirende Terrain , die beste Lösung einer bestimmt gegebenen Aufgabe zu finden , deren Umfang nicht über die Operation einer Division hinausgehen soll, sich aber auch auf kleinere Truppen Abtheilungen beschränken kann. Die Recognoscirungs-Reiſe wird von dem Brigadegeneral geleitet und es nehmen daran Theil: 1 ) von jedem Infanterie = Regiment : der Oberst oder Oberstlieutenant, 1 Stabsoffizier , 3 Hauptleute und 3 Subalternoffiziere ; 2) von dem Jäger - Bataillon : der Bataillons - Commandant , 2 Hauptleute und 2 Subaltern-Offiziere ; 3) 1 Generalstabs-Offizier , 1 oder 2 Artillerie- Offiziere und 1 Genie-Offizier. Das allgemeine Programm für die Reise wird vom Armee - Corps - Com mandanten aufgestellt ; innerhalb dieses Rahmens bezeichnet der Brigade - Com mandeur die Aufgaben für die Regimenter und deren ältester Offizier wieder diejenigen für die einzelnen Theilnehmer. - Die Offiziere eines Regiments sollen sich, wenn irgend in der Instruction auch als „ Gruppe" bezeichnet thunlich, während der Reise täglich im Terrain behufs Besprechung der Arbeit versammeln. Der Brigade - Commandeur vereinigt seinerseits nach der Uebung Nach Rückkehr in die Garnison jämmtliche Offiziere zu gleichem Zwecke. arbeiten die Offiziere ihre Aufgaben im Reinen aus und senden sie innerhalb 8 Tagen an den Gruppen - Chef ein , welcher sie mit seinen Bemerkungen dem Brigadegeneral vorlegt. Dieser macht einen Generalbericht und reicht ihn ſpä testens 20 Tage nach der Rückkehr von der Uebung dem Divisionsgeneral ein, durch den sie an den Corps = Commandanten gehen, welcher schließlich darüber an den Kriegs - Minister berichtet. Die Instruction pratique sur le service de l'infanterie pagne ist wie die gleichnamige Instruction für die Cavallerie aus dürfniß entsprungen den Truppen eine Art Handbuch zu geben , Fortschritten der Neuzeit Rechnung tragend , den Soldaten wie den den Unteroffizier wie den Offizier auf eine leicht faßliche Weise über halt den verschiedenen Verhältnissen des Krieges belehrt. "
en cam dem Be das , den Corporal, sein Ver
Dieſem Bedürfniß konnte die bisher allein gültige Vorschrift über den Felddienst , nämlich die Ordonnance du Roi sur le service des armées en campagne du 3 mai 1832 , in ihrer allgemeinen Fassung nicht mehr genügen. Zur Zeit der Herausgabe jener ordonnance heißt es im Vor wort obiger Instruction - konnte man über die Lücke der mangelnden Detail vorschriften noch hinfortsehen, weil dieselbe durch die während der Kriege des ersten Kaiserreiches erworbenen Kriegserfahrungen ausgefüllt wurde ; nachdem aber jene Traditionen sich mit der Zeit abgeschwächt haben , erschien es dem Französischen Kriegs-Ministerium unerläßlich, den Truppen ein derartiges Hand buch in die Hand zu geben. Es hat dies nun zunächst zur Herausgabe gesonderter Instructionen für die verschiedenen Waffen geführt , was bei deren engerem Zusammenwirken gerade im Felddienst kaum als zweckmäßig und den Fortschritten Rechnung tragend" zu bezeichnen ist. Die aus einer derartigen Sonderung erwachsenden 14 Militairische Jahresberichte 1876,
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Uebel scheint man in Frankreich auch nicht verkannt zu haben und bestimmte daher ausdrücklich , daß die Ordonnance du Roi du 3 mai 1832 durch die neuen Instructionen nicht abgeschafft sei , freilich nahm man dafür ein anderes schweres Uebel in Kauf, nämlich die offenbaren Widersprüche zwischen einzelnen Be ſtimmungen der Instructionen und der Ordonnance ; lettere soll daher in der Umarbeitung begriffen sein. Die neue Instruction zerfällt in 5 Hauptabschnitte, welche von dem Vor poſtendienst, dem Marſchdienst, dem Recognoscirungsdienst, dem Dienſt in Can tonnements und Biwaks und endlich von den Convois und den Unternehmungen des kleinen Krieges petites opérations de la guerre - handeln. Jeder dieser Abschnitte zerfällt wiederum in 2 Haupttheile , von denen der erste die Methode der praktiſchen Unterweisung, der zweite eine Entwickelung der Regeln giebt, welche als Grundlage für jene Unterweisung zu dienen haben. Im Hinblick auf die , nach unserer Auffaſſung geringe Sorgfalt und un zureichende Bedeutung , welche man bisher in der Französischen Armee - sich auf die Umsicht und Findigkeit der Offiziere und Soldaten im Ernstfalle ver laffend , der Ausbildung der Truppen im Felddienste zuwandte , dürfte die Hauptbedeutung der neuen Instruction wohl in der Darlegung der in Zukunft anzuwendenden Ausbildungs-Methode zu suchen sein. Zur näheren Charakteriſtik dieser Methode lassen wir zunächst auszugsweise das folgen , was bezüglich der selben in der Instruction über die Art und Weise der praktischen Unterweijung im Vorpostendienſt geſagt ist. a. Instruction des Zuges ( section ) . Dieselbe ist unter der Ober
aufsicht des Hauptmanns von dem Zugführer zu leiten, und ſollen bei ſchwachem Mannschaftsstand eventuell 2 Züge zu einem vereinigt werden. Die Instruction zerfällt in 4 Artikel. 1. Artikel. Derselbe umfaßt den Dienst als Posten. Die Rekruten bleiben zunächst Zuschauer beim Aussehen eines Doppelpostens und deſſen Ver halten gegen sich nähernde feindliche Schleichpatrouillen ic. , darauf werden sie mit einem älteren Soldaten zuſammen und ſchließlich allein als Poſten aus gestellt. Alsdann werden Posten zu 4 Mann etablirt und die Rekruten darüber belehrt , wie diese unter sich und mit der Feldwache Verbindung zu erhalten und sich gegen einen feindlichen Angriff zu verhalten haben. Meldeübungen find hiermit zu verbinden. Die Soldaten sollen möglichſt ſelbſtſtändig handeln, nach den Beweggründen ihres Verhaltens befragt und an ihre Antworten die nöthigen Belehrungen angeknüpft werden . 2. Artikel. Derselbe bezieht sich auf das Verhalten gegenüber Ronden, Patrouillen , Parlamentairs , Deserteurs sowie auf eigenes Patrouilliren. Auch hier übernehmen die jungen Soldaten zuerst die Rolle als Zuschauer und treten dann erst selbsthandelnd auf. Bei diesen Uebungen sollen möglichst alle Fälle vorgeführt werden , welche im Kriege vorkommen können , wobei indeſſen vor unwahrscheinlichen Suppositionen eindringlich gewarnt wird. Den Patrouilleurs ist einzuprägen, daß sie, sich selbst nach Möglichkeit deckend , so viel angängig vom Feinde sehen sollen , daß Letzterem aber die eigene Deckung stets zu opfern ist. 3. Artikel, die Uebungen von zwei Zügen gegen einander umfassend. Hierbei leitet der Hauptmann, welcher, nach vorheriger Recognoscirung des Terrains , jedem Zugführer seine Rolle bezeichnet, ohne ihm, namentlich bei den ersten Uebungen , die Freiheit eigener Entschlüsse zu lassen. Jeder Zugführer setzt auf dem ihm bezeichneten Terrain Schildwachen und Posten aus, schickt je
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nach den erhaltenen Weisungen Patrouillen vor, greift an 2c. Der Hauptmann begiebt sich dorthin, wo die Action vor sich geht und entscheidet als Schieds richter. Zuletzt werden einige Patronen ausgegeben. Die Zugführer haben Relationen nebst Croquis über diese Uebungen einzureichen. 4. Artikel. Derselbe bezieht sich auf den Nachtdienst. Anfänglich ver legt man die Uebungen in ein bekanntes , später auch in unbekanntes Terrain, in welchem die Truppe wenigstens eine Stunde vor Einbruch der Dunkelheit eintreffen soll , um die Gegend , ehe ſie ſich etablirt , kennen zu lernen . Es werden dann alle Uebungen ähnlich wie bei Tage nach und nach ausgeführt. b. Instruction der Compagnie. Dieselbe ist unter der Voraussetzung auszuführen, daß die Compagnie die Vorposten eines Bataillons bildet und zer fällt in 3 Artikel. 1. Artikel. Der Feind wird in einer vorher angezeigten Richtung jupponirt. Die Compagnie hat entweder die Marsch- oder Gefechtsformation anzunehmen, dann bezeichnet der Hauptmann die allgemeine Richtung , von wo der Feind zu erwarten ist, ferner die Stellung der zu sichernden eigenen Truppen und den Terrainabschnitt , der durch die Feldwachen , Posten und Schildwachen zu decken ist. Die vorgesandten Eclaireurs oder Tirailleurs placiren sich vor läufig als Poſten , der Vortrupp als Feldwache , petit poste , und der Haupt trupp als Piket , grand'garde. Alles bleibt unter den Waffen. Der Haupt mann schickt kleine Patrouillen vor und unter ihrem Schuße beſtimmt er die Pläge für alle Unterabtheilungen der ganzen Aufstellung. Die provisoriſch aus gestellten Posten werden eingezogen. Der Hauptmann kann auch dem Commandanten jeder Feldwache überlaſſen, ſeine Aufstellung und die der Posten selbst zu wählen , dann hat er dieselbe dem nächſt zu rectificiren und stets darzulegen, wie die gemachten Fehler hätten ver mieden werden können. ― Im weiteren Verlauf der Uebung sind demnächst Ronden und Patrouillen abzuschicken , Posten und Feldwachen abzulösen , de tachirte Posten auszustellen, endlich ist durch Vor-, Zurück-, Rechts- oder Links schieben die Aufstellung jämmtlicher Unterabtheilungen zu verändern. 2. Artikel. Zwei Compagnien agiren gegen einander; der Bataillons Commandeur setzt das Programm der Uebung fest ; jede Compagnie etablirt ſich als grand'garde (Feldwache und Piket). Es wird nach den Vorschriften des 3. Artikels der Instruction für den Zug verfahren. Der Bataillons-Commandeur läßt zuletzt einen Zug gegen die feindliche Postenlinie vorgehen, um Posten und Feldwachen zum Zurückgehen zu zwingen und das feindliche Piket zu nöthigen, eine Vertheidigungsaufstellung zu nehmen. Auf solche Weise hat der Bataillons Commandeur einen Kampf herbeizuführen , bei welchem die Vorschriften der Compagnie-Schule des Exercir-Reglements zur Anwendung kommen und er als Schiedsrichter fungirt. 3. Artikel. Es ist, wie im 4. Artikel der Instruction des Zuges be ſchrieben, zu verfahren. Die Compagnien nehmen vor dem Einbruch der Nacht zunächst eine Tagesstellung ein und verändern dieselbe für die Nacht. In letterer Aufstellung werden dann alle oben vorgeschriebenen Uebungen vorgenommen. c. Instruction des Bataillons. Dieselbe bezieht sich auf die Uebung von 1 oder 2 Bataillonen als Vorposten eines Regiments oder einer Brigade und zerfällt in 2 Artikel. 1. Artikel. Der Bataillons-Commandeur beſtimmt die Richtung des Feindes und die Aufstellung der Brigade, welche durch Vorposten zu sichern ist, bezeichnet gewöhnlich 2 Compagnien als Reserve der Vorposten, während die beiden anderen 14*
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Compagnien nach den Vorschriften der Instruction ad b vorgehen und sich als grand'gardes etabliren , der Bataillons- Commandeur übernimmt die Rolle des Vorposten-Commandeurs und empfängt alle Rapporte. Später sind die Compagnien der grand'gardes durch die der Reserve abzulösen. Man kann auch mit allen 4 Compagnien grand'gardes etabliren laſſen, und verbleibt dann der Bataillons Commandeur bei einer Centrums-Compagnie als Vorposten-Commandeur. Wenn 2 Bataillone diese Uebung ausführen, so übernimmt der Oberst oder der Oberſt lieutenant die hier für den Bataillons - Commandeur vorgeschriebenen Functionen und bezeichnet 1 Bataillon als Vorposten - Reſerve , während das andere sich in grand'gardes aufstellt. 2. Artikel. In derselben Weise, wie im 1. Artikel auseinandergesetzt wurde, nehmen 2 oder mehr Bataillone Aufstellungen gegen einander , und werden nun alle früheren Uebungen wiederholt und damit das Aufsuchen und Zusammen stoßen mit dem Feinde verbunden. Der Oberst oder Oberstlieutenant giebt das Programm der Uebung und fungirt bei dem ſich entwickelnden Gefecht als Schieds richter. In ganz ähnlicher Weise giebt nun die Instruction eingehende Anweisungen für die Art der Ausbildung des Zuges, der Compagnie und des Bataillons im Marschdienst, Recognoscirungsdienst u. s. w. Als Beiſpiel, wie eingehend dieſe Anleitungen sind, geben wir hier die wörtliche Uebersetzung eines kurzen Paſſus aus der Instruction des Zuges über den Vorpostendienst. Nach dem Zusammen sehen der Gewehre besichtigen die Rekruten unter der Führung des Zugführers, welcher ihnen die erforderlichen Erläuterungen giebt, die Aufstellung der Doppel posten, wobei sie sich Rechenschaft zu geben haben über die Art und Weise, wie dieselben unter einander und mit der Feldwache Verbindung erhalten und wie sie die Ueberwachung des Vorterrains ausüben. „ Der Unteroffizier, welcher den Feind commandirt, dirigirt, den erhaltenen Befehlen gemäß, eine Abtheilung gegen einen der Doppelposten. Der Zugführer belehrt die Rekruten über das Ver halten des angegriffenen Poſtens , der Nebenposten und der auf der Feldwache verbliebenen alten Mannschaft. Diese greift alsbald zu den Waffen, um gegen den Feind vorzugehen, welcher sich dann zurückzieht. Eine Schleichpatrouille folgt seiner rückgängigen Bewegung, und die Doppelpoſten ſowie die Feldwache nehmen ihre Stellungen wieder ein. Der Unteroffizier, welcher den Feind commandirt, sendet darauf eine Schleichpatrouille vor , welche durch einen der Doppelposten entdeckt wird. Der Zugführer belehrt die Rekruten über das Verhalten der Poſten unter dieſen Umständen. " Wir sehen hier die in der Preußischen Armee seit einigen Jahrzehnten ein gebürgerte Methode der Ausbildung der Truppen im Felddienst von Seiten des Französischen Kriegs -Miniſteriums zuſammengefaßt, schematiſirt und reglementiſirt. Es ist nun freilich ein anderes Ding, ob eine solche Methode sich aus dem Geiste einer Armee herausgearbeitet und allmälig Bürgerrecht in derselben er worben hat, dem Einzelnen in der Anwendung immer noch den weitesten Spiel raum lassend, oder ob dieselbe einer Armee als bestimmte bindende Vorschrift und bis in das Detail der einzelnen Ausbildungszweige ausgeführt von oben herab Gewiß dürfte Niemand dem Franzöſiſchen Kriegs-Miniſterium octroyirt wird. einen Vorwurf daraus machen , daß es die Erfahrungen einer anderen Armee zum Vortheil der eignen so schnell und gründlich als möglich auszunuzen trachtet : ob es aber hierbei in dem vorliegenden Falle mit dem Eingehen in das Detail, mit dem Schematisiren und mit der dadurch bedingten Beschränkung des Unter weisenden zu weit gegangen ist, dürfte für den außerhalb der Französischen Armee
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Stehenden sehr schwer zu beurtheilen sein. Nur die Erfahrung wird darüber entscheiden können. Sie wird zeigen, ob man in den Geist der Methode ein dringen oder sich mit den äußeren Formen derselben begnügen lassen wird. Von den für die verschiedenen Dienstzweige gegebenen Regeln heben wir einige bemerkenswerthe hervor. I. Der Vorpostendienst. Der Dienst der Vorposten wird innerhalb der Brigaden geregelt und gewöhnlich von einem Bataillon jeder Brigade ver sehen. Der Diviſionsgeneral beſtimmt die Artillerie- und Cavallerie-Abtheilung für die Vorposten. Im Allgemeinen sind Lettere in 3 Hauptlinien gegliedert: 1. Linie. Doppelposten (sentinelles doubles) und Feldwachen (petits postes) ; lettere von der Stärke einer escouade (im Kriege ca. 12 Mann) bis Entfernung der Doppelposten zu der einer Section (ebenso ca. 50 Mann) . unter einander und von der Feldwache 200-300 Meter. 2. Linie. Grand'gardes, Pikets . Der Rest der Compagnie , welche mehrere Feldwachen aussette, ca. 2 Züge stark, 400-500 Meter hinter den Feldwachen. 3. Linie. La réserve , Gros der Vorposten. Bei einem Bataillon gewöhnlich 2 Compagnien stark , 600-800 Meter hinter den grand'gardes und 1000-1200 Meter vor der Haupttruppe. Die Benennung grand'gardes wird sowohl allgemein für Doppelposten, Feldwachen und deren nächste Unterſtüßung, als auch ſpeciell blos für letztere angewandt. Diese grand'gardes würden mithin im Allgemeinen den Deutſchen „Pikets" entsprechen, doch decken sich beide Begriffe in sofern nicht vollkommen, als die Pikets nur ausnahmsweise , ein Gros der Vorposten dagegen gründfäßlich auszusehen sind, während dies Verhältniß nach der Franzöſiſchen Instruction ein umgekehrtes ist. Der Feldwach-Commandeur, chef du petit poste, empfängt seine besondere Instruction nicht vom Commandeur der Vorposten , sondern von dem der grand'garde. Er soll für die Doppelposten , welche bei Nacht und kalter Witterung stündlich abzulösen sind , etwa 3/4 und für die Patrouillen ca. seiner Stärke bestimmen. Zu demselben Posten sollen möglichst dieſelben Leute verwendet werden; für jeden Doppelposten werden 4 Ablösungen ab getheilt. Zahl und Stärke der grand'gardes sowie deren Plätze beſtimmt der Brigade-Commandeur bezw. sein Generalſtabs-Chef , ihre specielle Inſtruction Von den grand' erhalten sie vom Bataillons- (Vorposten ) Commandeur. gardes find die petits postes mit Lebensmitteln zu versehen ; während der Nacht darf bei denselben nur die Hälfte der Mannschaften ruhen und eine Stunde vor Tagesanbruch ergreifen sie die Waffen und bleiben bis zur Rück tehr der Morgen- Patrouillen unter dem Gewehr. Als bewegliche Theile der Vorposten bestehen die Ronden - 1 Offizier mit 1-2 Mann- und Patrouillen. Von letteren unterscheidet man 1. Patrouilles rampantes, ou petites patrouilles, Schleichpatrouillen, 1 Unteroffizier oder Corporal und 1-2 Mann stark , von den petits postes nicht über 500-800 Meter über die Postenlinie hinaus entsandt. 2. Patrouilles ordinaires , 1 escouade = 2 Section stark, von den grand'gardes besonders bei Tagesanbruch entsandt , um das Terrain bis auf 1000-1200 Meter vor der Postenkette aufzuklären. 3. Patrouilles de reconnaissance, bis zu 1 Compagnie stark, von der Vorposten-Reserve und in deren Ermangelung von der Haupttruppe zur Auf flärung des Terrains nach vorwärts und in den Flanken auf weitere Entfernungen
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entsandt. Während der Nacht sollen nur ausnahmsweise Patrouillen über die Postenlinie vorgehen, und auch dann nur solche von wenigen Leuten. Als besonderes Glied der Vorposten werden noch die zur Festhaltung wichtiger, innerhalb oder außerhalb der Postenlinie gelegenen Punkte bestimmten detachirten Posten - postes détachés ――――― angeführt. Sie entsprechen den Deutschen detachirten Unteroffizierposten , werden aber direct von den grand' gardes oder der Vorpostenreserve gegeben. Unter Umständen kann der Beobachtungskreis der Vorposten dadurch ver größert werden, daß man beim Einbruch der Nacht auf den Annäherungswegen möglichst weit , am besten bis an Wegekreuzpunkten , petits postes vorschiebt, die zuweilen ihre Stellung wechseln und unter einander nicht in Verbindung stehen. Bemerkenswerth ist , daß man sich nach Obigem in der Französischen Armee jetzt dem Deutschen System der Doppelposten und Feldwachen zugewandt hat, während nach der ordonnance du roi du 3 mai 1832 einfache Poſten in vierfacher Ablösung die Regel bildeten. Doppelposten sollten nach jener ordonnance nur bei weiter Entfernung der Posten, bei Kriegsungeübtheit der Leute, in sehr bedecktem Terrain , sowie bei dunklen , stürmischen Nächten ausgestellt werden (Seite 121 , 123 und 124). Die neue Instruction dagegen sagt in dieser Be ziehung (Seite 46 und 47) : daß man in sehr bedecktem und coupirtem Terrain - wo die Doppelposten sich weder, unter einander sehen noch von der Feld wache gesehen und nur schwer unterstützt werden können die Linie der Doppelposten und petits postes durch eine Reihe von Posten zu 4 Mann, postes de quatre hommes, ersetzt. Dieselben werden unmittelbar von den grand'gardes ausgestellt , und zwar auf eine Entfernung von 300-400 Meter; sie schieben ihrerseits etwa auf 50 Schritt einfache Posten vor. Letztere werden stündlich , die ganzen Posten alle 4 Stunden abgelöst. Die Schleich patrouillen sind dann direct von den grand'gardes vorzuschicken. — Weiter heißt es in der neuen Inſtruction, daß diese Art der Vorpostengliederung weniger solide als die gewöhnliche sei , weil sie ein Echelon unterdrückt : aber da das Terrain , welchem sie sich anschmiegt , sich gewöhnlich gut zur Vertheidigung eignet, gleicht es dieſe Unzuträglichkeit aus ; unter Umständen wird es dann oft nothwendig, die Compagnie in 2 grand'gardes zu zerlegen . Kommt man spät Abends ins Biwak oder Cantonnement an , oder will man den Feind durch weite Ausdehnung der Vorposten über die eigene Stärke täuschen, ſo ſetzt man Avant- postes irréguliers aus. Die Avantgarde schickt auf allen Straßen je nach der Dringlichkeit der Gefahr mehr oder weniger starke und zahlreiche Posten vor , welche sich ihrerseits an günstig gelegenen Punkten aufstellen und sich mit Schildwachen umgeben. In dem zuletzt bezeichneten Falle werden diese Posten bei Tage durch häufige Patrouillen Verbindung mit einander halten ; bei Nacht wird nicht patrouillirt , doch sind eventuell noch detachirte Posten einzuſchieben. Ist man vor oder nach einem Gefecht in unmittelbarer Berührung mit dem Feinde, so versieht die Infanterie fast ausschließlich den Vorpostendienst. Sie besetzt wichtige, leicht zu vertheidigende Punkte mit starken Kräften, sichert dieselben durch Mittel der Befestigungskunst und umgiebt diese Posten mit Schildwachen. Die Cavallerie erhält durch Patrouillen Verbindung zwischen diesen Punkten. Der Marschdienst wird in der Instruction sehr eingehend behandelt und umfaßt auch die in Deutschen Instructions- und taktischen Lehrbüchern ent haltenen Detailbestimmungen über die Ausführung der Märsche und das Ver
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halten der einzelnen Unterabtheilungen einer Marsch- Colonne im Aufklärungs und Sicherungsdienste. Im Allgemeinen weichen die gegebenen Vorschriften von den Usancen der Deutschen Armee nicht wesentlich ab. Wird für die Teten Abtheilung eine Verstärkung des Marschtempos angeordnet, so sind die hinteren Abtheilungen vorher davon in Kenntniß zu setzen. — Auffallend erscheint die Aufnahme der Bestimmung , daß während des Marsches die Gewehre nicht ab geschossen, auch nicht Halt! oder Marsch ! gerufen werden soll. Austretende Soldaten geben ihr Gewehr an einen Cameraden ab, und bleiben keine Unter offiziere bei denselben zurück; dagegen soll , wenn nöthig, an der Queue eine besondere Abtheilung marſchiren , " welche die Hohlwege , Gehöfte und Dörfer vifitirt und die Marodeurs der Gendarmerie oder der Polizei des Truppentheils übergiebt. “ Das große Rendezvous kann auch in einem Dorfe abgehalten werden , und ist es dabei nicht nöthig , zum Zuſammenſeßen der Gewehre die Straße zu verlaſſen. Die Avantgarde, 14-16 des Ganzen , gliedert sich im Allgemeinen wie folgt: 1 ) Pointe d'avantgarde , Vortrupp und Spitze , welche lettere aus einer escouade besteht , die sich ihrerseits wieder durch Eclaireurs sichert. Ent fernung zwischen Spitze und Vortrupp 200-300 Meter. 2) Tête, Haupt trupp, mit 200-300Meter Abstand vom Vortrupp. 3) Gros , das Deutsche Gros der Avantgarde , 300 Meter vom Haupttrupp entfernt und 600-700 Meter vor die marschirende Colonne vorgeschoben. Die Verbindung zwiſchen diesen Unterabtheilungen soll durch relaisartig echelonirte Mannschaften her gestellt werden, die zugleich die Meldungen vermitteln. Das Gros der Avant -garde hat in sofern keine entgegenstehende Befehle erlassen sind - stets die Offensive zu ergreifen : eine Bestimmung , die mit den Vorschriften des Exercir-Reglements (j. o.) nicht übereinstimmt. In der Nähe des Feindes hat die Avantgarde stets gesicherte Halte haltes gardées ―― zu nehmen; das Gros übernimmt den Dienst der réserve der Vorposten , der Haupttrupp den ter grand'garde , der Vortrupp den der petits postes und die Eclaireurs endlich den der sentinelles . Befindet sich Artillerie bei der Colonne, so kann, wenn auch nur aus nahmsweise, ein Theil derselben beim Haupttrupp , tête de l'avant-garde, verwendet werden. Dieselbe soll nicht schwachen feindlichen Abtheilungen, sondern nur einem stärkeren Widerstande gegenüber oder dort in Thätigkeit gesetzt werden, wo man feindliche Biwaks oder Marsch-Colonnen überraschend befeuern kann. Das Cavallerie - Regiment einer Infanterie - Division hat den Dienst der Pointe und der tête d'avant - garde zu übernehmen : dann ist aber zwischen letzterer und dem Gros der Avantgarde noch 500-600 Meter vor diese eine, meist aus Infanterie, unter Umständen aber auch aus anderen Waffen, besonders Pionieren, zusammengesetzte Abtheilung einzuschieben. Die nicht in die Avantgarde eingetheilten Escadrons sollen an der Tete der Haupt Colonne marschiren . Der Recognoscirungs - Dienst umfaßt die Patrouillen bei den Vor posten wie bei der Avantgarde , ferner die gewöhnlichen , speciellen und größeren gewaltsamen Recognoscirungen. Die letteren , reconnaissances offensives , fallen in das Gebiet der Strategie. Die reconnaissances spéciales in das der Offiziere der Specialwaffen , so daß hier nur die reconnaissances ordi naires behandelt werden. In bewohnten Orten soll der Führer einer solchen nicht nur die Orts vorsteher, sondern auch junge Leute und Kinder über den Feind befragen, da
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Letztere weniger auf ihrer Hut und leicht geneigt sind, zu erzählen, was sie ge sehen und gehört haben. Bei üblem Willen der Bewohner sind dieſelben nöthigenfalls mit Contributionen oder Fortführung von Geißeln zu bedrohen. Ueber die Form des von dem Führer zu erstattenden Rapportes giebt die In struction ähnliche Vorschriften wie die Allerhöchsten Verordnungen über die Form der Meldungen. Grundsätzlich soll jede derartige Recognoscirungs - Abtheilung einige Cavalleristen behufs schneller Ueberbringung von Meldungen, wenn nöthig auch Artillerie zugetheilt erhalten. Die Vorschriften über den Dienst in Cantonnements und Biwaks stimmen im Wesentlichen mit den Deutschen überein. Bei einer Entfernung von 2 Tagemärschen und darunter vom Feinde müſſen die Truppen der ersten Linie stets biwakiren und ist ihnen das Cantonniren untersagt. Die Instruction unterscheidet le cantonnement ordinaire , 2-6 Mann auf die Feuerstelle , d. h. auf 3-5 Einwohner und le cantonnement resserré, bei welchem es sich nur , ähnlich wie bei sogenannten Ortschafts-Lagern, um geschütte Unterbringung der Leute handelt. In den Cantonnements sollen die Offiziere, soweit irgend möglich, nicht mit Mannschaften gemischt untergebracht werden, und ist ein Gaſthaus ausschließlich für dieselben zu bestimmen. Zur Unterbringung der Truppen sind vorwiegend Wirthshäuser, Scheunen, Fabriken, Schlösser 2c. zu benutzen. Das Einrücken der Truppen darf unter keinen Umständen früher stattfinden, als bis die campements - die Deutschen Fourier Commandos die Vorbereitungen zu deren Unterbringung vollständig beendet haben. ――――― Die Befehle über den inneren Dienſt in den Cantonnements werden ――― durch die Brigadegenerale gegeben. Die Mannschaften müſſen ½ Stunde nach der Retraite in ihren Quartieren sein. In Feindes Land findet die Ver pflegung nach näherer Bestimmung des Cantonnements =- Aeltesten durch die Wirthe statt. Die Einwohner dürfen ihre Wohnungen nach der Retraite unter keinen Umständen verlassen , auch ist , wenn nöthig , das Läuten der Kirchen glocken gänzlich zu verbieten. Bei entstehendem Alarm haben die Einwohner bei Strafe der militairischen Execution in den Häusern zu verbleiben, die Thüren und Fenster zu schließen, letztere während der Nacht zu erleuchten, die Fenster läden aber stets offen zu halten. Ein Infanterie - Bataillon biwakirt grundsätzlich in der colonne double, wobei die Compagnien beliebig neben bezw. hinter einander stehen. können. -- Die Züge nehmen einen Abstand von 9 Meter von einander. Zwischen den beiden vorderen und den beiden hinteren Compagnien bleibt ein Abstand von 20 Meter. Die kleinen Zelte werden rechts und links neben den Gewehren aufgeschlagen, ebendaſelbſt befinden sich auch die Biwakfeuer und abris improvisés, wenn wegen großer Nähe des Feindes oder aus einem andern Grunde jene Zelte nicht benutzt werden. Die Offiziere haben ihre Plätze hinter den Compagnien, die Unteroffiziere auf den Flanken, wo auch die Linie der Kochlöcher sich befindet. Hinter der Reihe der Offiziere der hinteren Com pagnien folgen mit je 10 Meter Abstand die Reihen des Bataillonsstabes, des Die Anlage der Regimentsstabes und der Pferde, Ambulancen u. s . w. Latrinen verfügt der Bataillons-Commandeur je nach der Gestaltung des Terrains wenigstens 60 Meter vom Biwak entfernt. Das Bataillon kann auch in Linie biwakiren , dann folgen hinter den Gewehren: 2 Reihen tentes d'abris, die Kochlöcher, die Compagnie- Offiziere, der Bataillonsstab und event. der Regimentsstab und die Trains. Die Bataillone eines Regiments biwakiren entweder mit einem Abstand von 20 Meter neben ,
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oder in der Colonne auch mit demſelben Abſtande hinter einander. Fahne, Regimentsstab und garde de police befinden sich beim mittelsten bezw. beim Teten-Bataillon. Die garde de police segt bei einem isolirten Bataillon 4 Posten, bei einem Regiment 9 Posten aus , außerdem wird noch vor die Front des ersteren ein detachirter Posten von 1 Corporal und 6 Mann, vor die des letzteren ebenso ein solcher von 1 Unteroffizier und 1 escouade auf ungefähr 100 Meter Entfernung vorgeschoben. — Gewöhnlich sind im Biwak täglich 3 Appells ab zuhalten, und zwar 1/2 Stunde nach der Reveille und Retraite durch die dienst habenden Offiziere im gewöhnlichen Anzuge , Mittags im Beisein sämmtlicher Offiziere mit Waffen und Gepäck; die kleinen Zelte werden dazu aber nicht abgebrochen. Den Offizieren ist es speciell untersagt, sich ohne besondere Erlaubniß des Brigadegenerals in nahe gelegene Häuser, auch wenn dieselben leer sind, unter zubringen ; ferner ist es streng verboten, im Biwak oder in deffen Nähe Ge wehre abzufeuern oder andere als die für die Ronden und Patrouillen vorge schriebenen laute Rufe auszustoßen. Der Abschnitt von den Convois und den Unternehmungen des kleinen Krieges giebt im Allgemeinen nur das , was auch in Deutschen In structions- und taktischen Lehrbüchern beigebracht wird. In England erſchien im Jahre 1876 eine besondere Beilage zu einem Generalbefehl, durch welche für das Bataillon eine, den Anforderungen der neuen Taktik entsprechende Normal - Angriffsformation eingeführt wurde, die allerdings mit der organiſatoriſchen Eintheilung des Bataillons kaum in Einklang zu bringen ist. Das Englische Bataillon besteht im Frieden aus 10, im Kriege aus 8 Compagnien, welche lettere 90-100 Mann stark sind. Die Compagnie wird in 2 half-companies und 4 sections eingetheilt ; sie ist natürlich zu schwach, um ihr die Selbstständigkeit wie in Deutschland und in anderen Armeen gewähren zu können , wenn dies auch nach dem Wortlaute jener Vorschrift beabsichtigt wird. Bis dahin kannte man bei der Engliſchen Infanterie neben der Linie und den Marschformationen nur die tiefe Bataillons - Colonne mit Compagniefront, welcher durch die Aenderungen in neuerer Zeit noch die For mationen der Doppel - Compagnien und der Halb - Bataillone hinzugefügt sind. Leztere können aus der Linie, in welcher die 8 Compagnien nach der Nummer folge vom rechten Flügel ab neben einander stehen, entweder rechts abmarschirt hinter der 1. und 5. oder links abmarschirt hinter der 4. und 8. Compagnie und aus der Bataillons-Colonne mit Compagniefront durch entsprechendes Deployement gebildet werden. Die neue Angriffsformation beruht nun auf dieser Formation der Halb-Bataillone , welche bereits anzunehmen ist, sobald man in das feindliche Artilleriefeuer kommt, was im offenen Terrain schon auf einer Ent fernung von 3000-4000 Yards der Fall sein würde. Auf das Avertissement : form to attack treten von jedem Halb-Bataillon die beiden Teten-Com pagnien an und setzen sich neben einander, mit einer halben Compagnie eine Schüßenlinie und mit der anderen, 150-200 Yards (145-180 Meter) da= hinter, die Soutiens bildend. Letztere stehen in offener Linie d. h. die Rotten mit 2 Schritt Abstand, während erstere je 2-3 Mann als scouts (den Fran zösischen éclaireurs entsprechend) auf 100-150 Yards vorgeschoben hat. In der Schüßenlinie wie in der Linie der Soutiens befinden sich mithin Mann schaften von 4 verschiedenen Compagnien neben einander und führen 4 Haupt
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leute den Befehl. Beide Echelons zuſammen werden als attacking line be zeichnet, der auf 2-300 Yards die beiden anderen Compagnien jedes Halb-Bataillons in beliebiger Formation als supporting line folgen. Den Befehl über letztere übernehmen die beiden beim Bataillon befindlichen Majors. In dieser Formation geht das Bataillon gegen die feindliche Aufstellung vor. Kommt die Schüßenlinie in das wirksame Infanteriefeuer des Feindes, so ist sie , wenn nöthig , aus den die Soutiens bildenden Halbcompagnien zu verstärken. Es kann dies unter Umständen schon auf einer Entfernung von 800 Yards vom Feinde der Fall sein , soll aber so spät wie möglich ge schehen. Auf 500 Yards vom Feinde werfen sich die Scouts nieder , um sich von der vorrückenden Schützenlinie aufnehmen zu lassen. Die supporting line muß sich , wenn die ganzen Halbcompagnien aufgelöst sind , der Schüßenlinie bis auf 300 Yards nähern. In welcher Weise lettere das weitere Vorgehen ausführen wird, hängt von den Umständen ab ; es ist gestattet, aber nicht vor geschrieben, dies sprungweise zu thun. Befindet sich die attacking line nur noch 300 Yards vom Feinde , so muß dieselbe unter allen Umständen durch die supporting line verstärkt werden. Auf 100-150 Yards vom Feinde beginnt der Sturm mit der ganzen Linie ; das Signal dazu wird mit den Trommeln und Hörnern gegeben , wo rauf sich die Leute mit Hurrah auf den Feind stürzen. Die Instruction enthält auch noch Vorschriften für die " Flanken - For mation " , in welcher man sich entweder gegen einen Flanken-Angriff schützen, oder aus welcher man den Feind umfaffen will. Der Hauptunterſchied dieſer Formation von der für den Frontangriff besteht darin , daß nur ein Halb bataillon für den Angriff aufgelöst, das andere zunächst en échelon als Reſerve zurückbehalten wird. In der Brigade , welche zu 3 oder 4 Bataillone angenommen wird , soll wenigstens 1 Bataillon als Reserve zurückgehalten werden. Sind nur 2 Ba taillone in erster Linie , so nehmen beide , bei 3 Bataillonen dagegen nur die Flügelbataillone die „ Flankenformation “ an. Das Reserve-Bataillon soll ent= weder zur Verlängerung oder Verstärkung der attacking line oder zur Unter stützung eines bedrängten Flügels oder zum Flankenangriff verwendet werden ; wobei nach den Vorschriften allerdings ein Durcheinanderkommen ſelbſt der Bataillone unter einander nicht zu vermeiden ist. Am Schluß der neuen Vorschriften sind noch einige Bemerkungen über das Zusammenwirken mit der Artillerie und Cavallerie hinzugefügt, die indeffen nichts Neues oder besonders Bemerkenswerthes bieten , auch soll über diesen Gegenstand noch weitere und eingehendere Information erfolgen. Eine eigenthümliche Phase hat die Reglementsfrage für die Italienische Infanterie im verflossenen Jahre durchgemacht. In dem ersten Jahresberichte über die Taktik der Infanterie pro 1874 wurde erwähnt , daß in Italien das aus dem Jahre 1869 datirende Reglement der Infanterie, namentlich im Jahre 1873, auf Grund eingehender Prüfungen zeitgemäß d. h. im Sinne der Compagnie-Colonnen-Taktik und des Systems der Feuergruppen im zerstreuten Gefecht umgestaltet sei . Dieſe Abänderungen erschienen so bedeutend, daß man sich noch unter Leitung des früheren Kriegs - Miniſters General Ricotti dazu entschloß , ein neues Reglement herauszugeben. Daſſelbe datirt vom 9. De cember 1875 , und erschienen im Anfange des Jahres 1876 die beiden ersten Abschnitte, welche die Instruction des Soldaten und die Compagnie- Schule um faßten. Die scuola di battaglione befand sich bereits im Druck und sollte
Taktik der Infanterie. zur Ausgabe gelangen, als unter dem Mezzacapo, dieselbe plötzlich inhibirt glements vom Jahre 1869 mit rungen angeordnet wurde. Derselbe
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neuen Kriegs-Minister, Generallieutenant und dagegen ein Neuabdruck des Re einigen erforderlich erscheinenden Abände ist mit dem 1. October 1876 bereits in
Kraft getreten. Als Gründe für diese auffallende Maßregel wurden ange führt : daß das neue Reglement in ſeinen Grundprincipien von dem alten wenig abwiche, dagegen mehrere neue Formen enthalte, die schwierig zu erlernen seien ; dazu käme die Erwägung , daß eine Mobilmachung der Armee in nächster Zeit wohl möglich, dann aber die Beibehaltung des alten Reglements , nach welchem sämmtliche Reserven u. s. w. ausgebildet wären, entschieden das Vortheilhafteste sei. Andere Staaten besonders Preußen, sagte man ferner , wären in der Re glementsfrage auch conservativ geblieben , und könne mit dem vorhandenen einfachen, auf richtigen Principien ruhenden Reglement durchaus Ausreichendes geleistet werden , wenn nur die Offiziere bezüglich der Anwendung der regle mentarischen Formen richtige Directiven erhielten, wie ihnen solche ja thatsächlich in dem Reglement vom 15. Mai 1872, betreffend die taktische Instruction der Italienischen Infanterie, gegeben sei. In Rußland ist mittels kriegsministeriellen Decrets vom 1./13. Januar 1876 die Bildung eines 4. Bataillons bei jedem Infanterie - Regiment durch Zuſam= menziehen der bisherigen 5. Schüßencompagnie - und Errichtung von noch je 1 Compagnie, nachdem diese Umformung seit dem Jahre 1874 bereits bei den im Kaukasus dislocirten Regimentern und demnächst beim Garde-Corps stattgefunden hat, nunmehr für die ganze Armee befohlen worden. Durch diese noch nicht durchgeführte Maßregel wird die Eintheilung des Bataillons eine wesentlich andere. Dieselbe wird besonders darin zum Ausdruck gelangen , daß man in Zukunft nicht mehr eine , für das zerstreute Gefecht vorwiegend aus gebildete und zu verwendende Schützen - Compagnie besigt , mithin sämmtliche Compagnien mit gleicher Sorgfalt für diese Gefechtsweise heranbilden muß. Es stehen daher wesentliche Abänderungen , eventuell die Ersetzung des Regle ments vom Jahre 1868 durch ein neues in sicherer Aussicht. Für den Munitions - Ersaß im Gefecht sind im verflossenen Jahre besondere Bestimmungen erlassen worden. Danach soll , sobald die Infanterie in das Artilleriefeuer kommt und sich entwickelt , jedes Bataillon 1 Patronen wagen zugetheilt erhalten , der möglichst gedeckt , etwa 1000 Schritt hinter der vordersten geschlossenen Abtheilung aufzustellen und bei Tage durch eine weiße Fahne und bei Nacht durch eine grüne Laterne den Truppen kenntlich zu machen ist. Der Wagen wird durch 1 Unteroffizier geführt und befindet ſich bei ihm , behufs Erleichterung der Verbindung mit der fechtenden Truppe, ein berittener Trainſoldat. Zwei Soldaten haben die Patronen in Säcken oder nöthigenfalls in Mänteln der Truppe zuzutragen. In Desterreich hat das Jahr 1876 der Infanterie bemerkenswerthe Neuerungen nicht gebracht, dagegen wird von competenter Seite berichtet, daß bei den großen Uebungen das Einleben in den Geist des neuen Reglements in un verkennbarer und sehr erfreulicher Weise hervorgetreten sei , und daß man es namentlich meist verstanden habe , zwischen dem Auseinanderflattern und dem Aufeinanderbleiben der Truppe die richtige Mitte zu halten. Sehr bemerkenswerth sind die ausgedehnten Uebungen im feldmäßigen Schießen auf der Armee - Schüßenschule zu Bruck, über deren praktiſche Resultate Folgendes berichtet wird. Das Einschießen findet am besten nicht durch einzelne Schützen, sondern durch Schwarmſälven statt, welche auch ſchneller
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als alle Distancemesser zu einem ausreichenden Resultate führten. Als Grund satz ist nun festzuhalten , daß das Vorrücken einzelner geschloffener oder aufge löster Abtheilungen immer durch das Feuer anderer Abtheilungen gedeckt sein muß. Das einzelne und rottenweise Vorgehen ist völlige Deckung ausge nommen entschieden zu verwerfen , auch kann das schwarmweise Vorgehen noch nicht als günstig bezeichnet werden. Dem Feuer auf weite Diſtancen ist im Hinblick auf die Beunruhigung des Feindes ein nicht zu unterschätzender Werth beizulegen. Das indirecte Schießen kann unter Umständen zur Anwen dung kommen. Es ist eine neue Schieß-Instruction in der Bearbeitung , in welcher dem feldmäßigen Schießen gegenüber dem Schießen auf Kreise einerseits und dem Schießen auf weite Diſtanzen andererseits ein größerer Werth als in der jeßigen Instruction beigelegt werden soll. Auf Grund des Beschlusses der Bundesversammlung vom 24. März 1876 erſchien ein neues Exercir - Reglement für die Schweizerische Infanterie. Dasselbe zerfällt in 3 Theile , die Soldatenſchule , die Compagnieſchule , die Bataillonsschule. Das Bataillon hat eine Kriegsstärke von 750 Mann. 1. Die Soldatenschule. Es giebt 2 Schrittarten. Der Feldschritt, 115 in der Minute , ist 80 Ctm. lang , der Laufschritt zählt 160 in der Minute. Da der letztere häufige Uebung erfordert , soll er namentlich auch beim Ausrücken auf den Exercirplatz und beim Einrücken von demselben geübt werden. Die Rangirung ist zweigliedrig. Die Reihencolonne wird nur aus nahmsweise angewendet , grundsätzlich sind zum Flankenmarſch Doppelreihen zu bilden , zu welchem Zweck stets die geraden Nummern neben die ungeraden treten, event. auch rückwärts. Eine marschirende Abtheilung kann auch ohne anzuhalten, kehrt machen, die Wendung wird dann in 3 Schritten ausgeführt. — Die Schwenkung einer in Front stehenden Abtheilung wird dadurch ausgeführt, daß der betreffende Flügelmann die entsprechende Viertel- oder Achtelſchwenkung macht , wenn die Bewegung im Marsche geschieht , kurz tritt , und daß die übrigen Leute rechts oder links aufmarschiren , aus dem Stehen im Feldschritt, aus der Bewegung im Laufſchritt. Zum Knien und Niederlegen heißen die Commandos : Knien (Nieder) Eins! ―――― 3wei ! Die Ausführung ist genau vorgeschrieben. In einer geschlossenen Abtheilung muß auf „ Nieder!" das vordere Glied 3 Schritt vortreten. Das Gewehr wird entweder „ geschultert “ d. h. auf der linken Schulter, oder „ über“ auf der rechten Schulter, oder angehängt“ an der letzteren getragen. Das Laden des Gewehres findet entweder aus der Patronentasche oder aus dem Magazin statt. Das " Magazin füllen" bildet einen besonderen Griff , ebenso das Fertigmachen im Knien; außerdem enthält das Reglement noch Bestimmungen über das Laden des „umgeänderten Gewehrs " und des „ Peabody-Gewehrs ", da die Reserve und Landwehr noch nicht durch gängig mit dem Repetirgewehr bewaffnet sind. ――― In der geschlossenen Ordnung giebt es zwei Feuerarten : das Salvenfeuer und das Schnellfeuer. Lezteres foll nur im Moment der Entscheidung und in der Regel nicht über Visirschußweite in Anwendung kommen. Bei Anwendung des Salvenfeuers auf größere Ent fernung ist lettere im Commando in Metern anzugeben, bis zu 300 Metern wird statt dessen Knie, Brust, Kopf" commandirt ; beide Feuerarten sind auch im Knien und mit 4 Gliedern einzuüben. 2. Die Compagnieschule. Die Compagnie wird in 2 Plotons, 4 Sec tionen und 8 Halbsectionen eingetheilt , die Numerirung derselben findet zwar vom rechten Flügel statt , während der Evolutionen werden aber die Unter abtheilungen nach ihrer momentanen Stellung als rechte resp . linke benannt ;
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in der Colonne heißt stets die an der Tete befindliche Abtheilung die erste , die nächste die zweite u . s . f. Bei der Aufstellung in Linie werden die Unter abtheilungen grundſäßlich in beiden Gliedern durch die Chargen eingerahmt, im ersten Gliede stehen neben den zugführenden Offizieren noch Unteroffiziere. Zählt die Section (3ug) 16 Rotten und mehr, so wird sie außer in 2 Halb jectionen noch in 4 Gruppen eingetheilt. Salven- wie Schnellfeuer werden in der ganzen Compagnie ebenso wie im Trupp in der Soldatenschule ausge führt; auch kann in der ganzen Compagnie eine Schwenkung (Aufmarsch nach Deutschen Begriffen) und aus dem Marſch in Doppelreihen der Aufmarsch aus geführt werden ; ferner bildet man aus der Linie durch Abbrechen die „Offene Colonne" in Plotons, Sectionen oder Halbfectionen und aus dieser durch Auf marſch (während der Bewegung im Laufſchritt) die Linie. Die Bewegungen in den offenen Colonnen werden wie in Deutschland ausgeführt. Die geschlossene Colonne der Compagnie hat entweder Ploton- oder Sections-Front. Der normale Abstand der Abtheilungen von einander beträgt 10 Schritt, dieſe Diſtance kann verringert werden, wenn die Abtheilungen nicht die Normalstärke haben, und gilt es dann als Regel, halbe Diſtance zu nehmen. Die Führer der Plotons bzw. Sectionen befinden sich vor der Mitte ihrer Ab theilungen. Die Sections - Colonne (Compagnie - Colonne) ist die normale Manövrir - Colonne der Compagnie , in ihr hat sich dieselbe auch zu sammeln, wenn „Fahnenmarsch" geblasen oder geschlagen wird. Hierbei soll jeder Sections chef aus den ihm zunächst stehenden Leuten eine Section bilden und mit derselben einen Platz in der Colonne zu gewinnen suchen , ohne Rücksicht darauf, ob er seine eigenen Leute habe und mit ihnen sich auf seinem normalen Plaze befinde. So formirt, soll die Compagnie öfters einige Zeit manövriren. Die Compagnie - Colonne wird durch " Ploiren" gebildet und durch „De ploiren" entwickelt und zwar sowohl im Stehen wie während der Bewegung vor- oder rückwärts. Die Führer der Sectionen (Züge) geben hierbei die er forderlichen Commandos. Die verhältnißmäßig großen Distancen innerhalb der Colonne erlauben es , die Entwickelung zum Theil auf der Diagonale aus zuführen. Man kann die Colonne öffnen und schließen , wobei die Führer der Unterabtheilungen ebenfalls die erforderlichen Commandos geben. In der geschlossenen Colonne werden kleinere Directionsverän derungen im Marsche dadurch ausgeführt, daß der Hauptmann für den Führer einen entsprechenden neuen Directionspunkt giebt. Im Stehen läßt er die Führer in die neue Richtungslinie eintreten und dann einrichten. Handelt es sich um eine Directionsveränderung im rechten Winkel, so wird keine Front schwenkung wie in Deutschland ausgeführt, sondern die Wendung und demnächst die Flanken - Schwenkung commandirt , nach welcher dann Halt ! Front! oder zum Weitermarsch die entsprechende Wendung gemacht wird. Einen Angriff der Cavallerie soll die Compagnie in der Regel in der Formation erwarten, in der sie sich gerade befindet, und aus derselben durch Feuer abzuweisen suchen. Nur unter ungünstigen Umständen, oder wenn man den Angriff gegen die Flanke gerichtet glaubt, soll die „ Masse “ gebildet wer den. Auf das Commando „ die Masse Marsch! " sollen , wenn die Compagnie in Linie steht, die inneren Sectionen ihre Flügel etwas zurück biegen, die äußeren kehrt machen, im Laufſchritt ſchwenken, und suchen ihre Enden so mit einander zu verbinden , daß auch die hintere Front geschlossen wird. Alles macht feld wärts Front. Das Ganze soll die ungefähre Form eines Ovals haben.
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In der Ploton - Colonne biegen sich die äußeren Flügel der Plotone ſo weit vor resp. rückwärts, bis die zwischen denselben vorhandenen Lücken geſchloſſen sind. Das hintere Ploton macht kehrt. In der Sections - Colonne (eigentliche Compagnie-Colonne) schließen die 2. bzw. 4. Section auf die 1. bzw. 3. Sec tion und die beiden hinteren Sectionen bis auf 5 Schritt auf die beiden vor deren auf. Die Lücken in den Flanken werden durch Umbiegen der Flügel geschlossen , die hinteren Sectionen machen kehrt. Zum Abgeben des Feuers knien die äußeren beiden Glieder nieder. - Um dieſe Masse in Marsch zu setzen , tritt der Hauptmann einige Schritt aus und commandirt : „In Maſſe mir nach! Marsch ! (En masse a moi ! Marche !) worauf ihm Alles folgt. Auf Halt! macht Alles feldwärts Front. Einen besonderen Abschnitt der Com pagnieschule bildet die " Tirailleurschule. " Die Grundlage derselben bildet die Gruppenformation. Die Gruppenchefs sind dem Sectionschef für die Aus führung seiner Befehle, richtige Benutzung des Terrains , Direction des Feuers u. f. w. verantworlich. Jeder Feuerlinie hat in der Regel eine gleich starke geschlossene Abtheilung grundsäglich hinter der Mitte, bei vorhandenen Deckungen auf ca. 100 Meter , im freien Terrain auf ca. 300 Meter, als Unterstützung zu folgen. Dieselbe ist hinter Deckungen in Colonnen oder Linie formirt, nöthigenfalls auch in Gruppen getrennt; bei mangelnder Deckung haben die Leute in Colonne wie in Linie 1 Schritt Abstand von einander zu nehmen. Die Leitung der Tirailleurabtheilungen geschieht , wenn angängig, durch Commandos, sonst durch Zeichen oder Signale. Es sind 5 verschiedene Zeichen vorgeschrieben ; Vorrücken : Ausstrecken des Armes mit dem Säbel nach der betreffenden Richtung ; Rückzug : ebenso aber zuvor den Säbel über dem Kopfe im Kreise schwingen ; Halten: langsames Senken der erhobenen Säbel spise zur Erde; Ruf: In-die-Höhe-halten der Kopfbedeckung mit der Säbelspitze; Deffnen oder Schließen der Abstände zwischen Rotten oder Gruppen : Aus breiten oder Schließen der Arme. Diese Zeichen werden nur anzuwenden sein , so lange nicht gefeuert wird ; es befinden sich dann die Sections- und Gruppenchefs vor ihren Abtheilungen. Beim " Ausbrechen “ (Schwärmen) bleiben die Leute einer Rotte einander nahe, der Normalabstand von Mann zu Mann beträgt 1 Schritt , die Marimalfrontausdehnung 5 Schritt pro Rotte, der Normalabstand zwischen den Gruppen auf dem Exercirplatz etwas weniger als die Hälfte der Frontbreite einer entwickelten Gruppe. Das Schwärmen findet gewöhnlich nach vorwärts statt , kann aber auch auf der Frontlinie ge schehen und muß dann die Unterſtüßung zurück gehen. Die Compagnie bildet nur ausnahmsweise eine Reserve , welche ca. 100 Meter hinter der Unter ſtützung aufzustellen iſt. Im Vorrücken sollen sich die Tirailleurs dem Feinde ohne viele Um stände" auf wirksame Schußweite nähern und dann erst das Terrain vollständig benutzen; weiter ist demnächst sprungweiſe (der Sprung nicht unter 50 Schritt), in welligem und bedecktem Terrain aber schleichend vorzugehen. Die Bewegungen werden entweder mit der ganzen Linie oder flügelweise ausgeführt und soll sich erst der Flügel vorarbeiten , der die bessere Stellung vor sich hat ; zurückgeht zuerst der am meisten blos gestellte Theil. Es ist darauf zu achten, daß bei dieser Art des Vorgehens , das in größeren Verhältnissen plotons- oder com pagnieweise auszuführen , die Abtheilungen sich nicht beschießen. Die Unterstügungen Sectionen , Plotons und Compagnien — wie Reserven sollen sich im feindlichen Feuerbereiche gewöhnlich in Schwarm formation (Rudel) bewegen. Der betreffende Chef commandirt : Im Schwarm
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mir nach ! und dirigirt dann seine Abtheilung durch seine Wendungen und Säbelzeichen. Hinter Deckungen ist dann wieder eine reglementarische recht winkliche Form anzunehmen. Die Verstärkung der Feuerlinie findet entweder statt : durch Verdich tung mittels Eindoublirens , das unter Benutzung von Lücken sectionsweise geschehen soll; — oder durch Verlängern , oder durch Bildung eines Eche lons , oder durch Bildung eines Hakens vor- oder rückwärts . Die echelonirte Aufstellung wird als Flankenschutz vortheilhafter erachtet, als die Bildung eines Hakens, weil dieser zu erentrischem Feuer führt. Das Sammeln findet hinter den geschlossenen Abtheilungen statt. Es kann auch im Vor- oder Rückmarsche geschehen, dann schließen die Gruppen in sich und wieder auf die Mittelgruppen zusammen. Alles bleibt in der Bewegung. Wird das Signal „Rappelliren !" in der Schüßenlinie gegeben , so eilen die Unterstützungen und Reserve vor , um sich mit jener zu vereinigen. Das Tirailleurfeuer ist entweder Gruppen feuer oder allgemeines Feuer. Bei ersterem dürfen selbst die einzelnen Schüsse nur auf Befehl des Gruppen-Chefs abgegeben werden; durch das Leztere wird in der Regel ein Bajonetangriff vorbereitet oder abgeschlagen. — Soll ein Bajonetangriff ausgeführt werden , so lassen die Gruppen - Chefs vorher die Bajonete aufpflanzen ; dann wird das Commando "1Bajonetangriff!" oder das entsprechende Signal gegeben , worauf sich die Leute in vollem Laufe auf den Feind stürzen. Die Gruppen , ihre Führer voran , vereinigen sich_im_con centrischen Zusammenlaufen sections-, plotons- oder compagnieweise zu lockeren, mehr breiten als tiefen Schwärmen und stürmen mit dem Rufe „Hurrah !“ auf den Feind. In der Regel - heißt es im Reglement - wird zum Bajonet angriff die Feuerlinie allein nicht ausreichen , sondern ist erst die Unterstützung heran zu ziehen. In freier Ebene und gegen Geschütze und schwach besezte feindliche Stellungen soll die Unterſtüßung eindoubliren und in Gruppen an greifen, gegen geschlossene Abtheilungen, Dertlichkeiten u. dergl. aber geschlossen verwendet werden. Commandos und sonstige nähere Anweisungen hierfür ent hält das Reglement nicht. Zur Abwehr eines feindlichen Angriffs bedient man sich entweder des Schnellfeuers, wobei auf die eigene Deckung verzichtet werden kann, oder des Gegenangriffs. Gegen Cavallerieangriffe ist im Allgemeinen die Gruppenlinie beizu= behalten , wobei eventuell die Gruppe nach der bedrohten Seite abschwenkt. Gegen umfaſſende Angriffe oder in ungünstigem Terrain ſammeln sich die Leute auf das Commando : In Massen ! " um ihren Chef, machen nach allen Seiten Front und pflanzen das Bajonet auf. Erlaubt es die Zeit , so können die Gruppenmassen in Sections- oder Plotonmaſſen zuſammengeführt oder auch die Gruppen sofort in solche vereinigt werden. Bilden sich mehrere Tirailleurmaſſen, so sollen dieselben in Echelens aufgestellt werden. Das Feuer wird in ihnen wie in der geschlossenen Compagnie abgegeben . 3. Die Bataillonsschule. Der Einübung der taktischen Formen des Bataillons soll nicht mehr Zeit zugewendet werden , als nöthig ist , den Ab theilungen die Verhältnisse anschaulich zu machen, in welche sie bei Vereinigung in ein Bataillon gelangen ; ist dies erreicht, so ist die Truppe mit der Anwen= dung dieser Formen vertraut zu machen , und sind daher bei den Uebungen taktische Aufgaben zu stellen, und dieselben öfters auf dem Terrain auszuführen. - Der Bataillons-Commandant leitet das Bataillon zunächst mit der Stimme und unterstütztwo thunlich ――― die Commandos durch Zeichen mit dem Säbel ; reicht dies nicht aus , so sind Signale oder Ordonnanzen zum Ueber
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bringen der Befehle anzuwenden. Die berittenen Offiziere fißen im wirk samen Gewehrfeuer ab , wenn die allgemeine Leitung nicht dadurch leidet , die Pferde sind indeſſen ſtets in der Nähe in Bereitschaft zu halten. Die 4 Compagnien werden zwar vom rechten zum linken Flügel numerirt, in Betreff ihrer Bezeichnung in der Linie oder Colonne während der Ausfüh rung von Evolutionen gilt indessen das oben für die analoge Bezeichnung der Unterabtheilungen einer Compagnie Geſagte. In der Linie stehen die 4 Compagnien ohne Intervallen neben einander, die Hauptleute 10 Schritt vor der Mitte ihrer Compagnie. Es kann in dieser Formation der Frontmarsch ausgeführt , ausnahmsweise auch im Ganzen und dann nach Vorschrift der Compagnie gefeuert werden. An Colonnen können im Bataillon formirt werden : die Rottencolonne, die doppelte Rottencolonne, die offene Colonne, die geschlossene Colonne (Doppel Colonne), die Maſſen- und die Compagniecolonne. Die Rottencolonne wird wie in der Compagnie, die doppelte Rotten colonne aus dem Bataillon in Linie dadurch formirt , daß die Abtheilungen über der Fahne sich in Doppelreihen links , die unter der Fahne in Doppel reihen rechts setzen und die Fahne gradeaus bleibt. Für die offene Co lonne des Bataillons gelten dieselben Vorschriften , wie für diejenige in der Compagnie. Sie soll zwar vorwiegend als Marschformation dienen, doch wird ſie -c heißt es auch auf dem Gefechtsfelde selbst zuweilen in Anwendung kommen, sowohl mit Rücksicht auf die Bodenbeschaffenheit (steile Höhen, Hecken, Gräben 2c.) als auch bei Flankenbewegungen. Die normale geschlossene Colonne des Bataillons ist die Doppel colonne , in welcher die Abtheilungen normal 10 Schritt Abſtand von einander haben. Als Uebergangsformation oder bei Durchmärschen durch Engniſſe kommen auch die Plotons- und Sections colonnen vor. Die Formation und Entwickelung der Doppelcolonne aus resp . zur Linie geſchieht ganz ähnlich, wie im Preußischen Reglement durch Ployiren und Deployiren von der Stelle wie in der Bewegung. In der Bewegung rückwärts rücken die abbrechenden Ab theilungen hinter die im Marsche geradeaus verbleibenden mittleren . Grund sätzlich hat jede Seite der Colonne Sections (Zug-) Front , doch können die Compagnien auch Plotonsfront annehmen. ―――― Uebrigens brauchen die Com pagnien keineswegs auf der rechten Seite der Colonne immer links und auf der linken Seite rechts abmarschirt zu sein, auch nicht in normaler Weise neben und hinter einander zu stehen: trotzdem gelten für sie alle Vorschriften der Doppelcolonne. - Zum Passiren von Engnissen geht man gewöhnlich aus der Doppelcolonne in die doppelte Rottencolonne über , doch ist es nicht nöthig, vielmehr soll durch kurze Defileen das Bataillon aus der Mitte durchdrängen und sich jenseits wieder formiren , ohne dazu ein besonderes Commando abzu warten." Kleinere Frontveränderungen der Doppelcolonne werden im Stehen durch Vornehmen der Führer in die neue Richtungslinie und demnächstiges Einrichten , in der Bewegung durch Directionsveränderung der Fahne bewirkt. Größere Frontveränderungen der Colonne geschehen durch die Wendung nach der Flanke und demnächstige Schwenkung. In der Doppelcolonne können die Distancen bis auf Sections-, ausnahmsweise auch auf Plotonsdiſtanz geöffnet und dann wieder geschlossen werden. Die Massen werden aus der Doppelcolonne gebildet , indem die beiden vorderen Compagnien gemeinschaftlich, die beiden hinteren jede für sich Massen bilden und lehtere etwa 20 Schritt auswärts marſchiren. Das Feuer ſoll in
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der Regel nicht über 200 Meter und zwar als Salven abgegeben werden. Um die Masse in Bewegung zu sehen , wird in der Regel erst die Colonne hergestellt, bei großer Gefahr kann die Bewegung indessen auch in Maſſe aus geführt werden. Das Reglement giebt hierfür zwar die Commandos aber gar keine näheren Bestimmungen der Ausführung. Ein in Linienformation von Cavallerie überraschtes Bataillon kann auch durch die Flügelabtheilungen Haken oder Massen formiren lassen. Die Compagnie - Colonnen werden normal mit Sectionsfront formirt, nur die im Haupttreffen befindlichen können Plotons front haben. Bestimmte Formen für die verschiedenen Arten der Entwickelung in Compagnie-Colonnen - sagt das Reglement können namentlich für das selbstständige Bataillon nicht aufgestellt werden und auch die wenigen , für das im größeren Verbande auftretende Bataillon gegebenen Formationen sind nach der jeweiligen Gefechtslage zu modificiren . Das Reglement giebt nur einige Commandos und Ausführungs-Bestimmungen für die Entwickelung in Compagnie Colonnen aus Doppel-Colonnen nach vorwärts aus der Mitte, oder nach einer Seite, im Stehen wie in der Bewegung vor und rückwärts. Das Bataillon nimmt auf das entsprechende Commando „ die Compagnie-Colonnen ! " eine Normalformation an mit zwei Compagnien im ersten oder Vortreffen und zwei Compagnien auf mindestens 100 Meter Treffendiſtanz dahinter im zweiten oder Haupttreffen . Die Compagnien des Vortreffens haben unter einander ein Intervall , welches der Front eines in Tirailleurs entwickelten Plotons ent spricht, die Notte zu 5 Schritt gerechnet. Das Intervall zwischen den beiden Compagnien des Haupttreffens beträgt Deployirdiſtanz. Wird das Bataillon auf der Frontlinie entwickelt , so sind die Compagnien des Haupttreffens auf Treffendiſtanz mit vorgeschriebenem Intervall zurück zu führen. Aus der Sections- und Plotons - Colonne kann diese Entwickelung ebenfalls direct erfolgen, die beiden vorderen Compagnien bilden dann das Vortreffen ; aus der Linie soll zu dem Zwecke zunächst durch Ployiren die Colonnenlinie gebildet werden. Unter Umständen können auch alle 4 Compagnien neben einander in einem Treffen entwickelt werden , und sollen dann die Intervallen etwas mehr als Deployirdistanz betragen, auch kann nur 1 Compagnie in das Vor treffen, 2 in das Mitteltreffen und 1 in die Reserve disponirt werden. Für die Leitung des Bataillons in Compagnie - Colonnen giebt es Signale zum Vorrücken, Zurückgehen, Bajonetangriff, Halten und Sammeln, doch kann diese Leitung auch durch Commandos bewerkstelligt werden, von denen das Reglement einige sehr einfache giebt. Sollen nicht zu große Veränderungen der Front vorgenommen werden, so hat die betreffende Flügel-Compagnie zuerst die entsprechende Direction anzunehmen , die anderen rücken demnächſt in die neue Front ein ; die Compagnien im Haupttreffen gewinnen ihren Platz mittelst einer Bewegung durch die Flanke. — Stärkere Frontveränderungen sollen durch Echelonbewegungen eingeleitet werden. Um aus den Compagnie-Colonnen in die Gefechtsstellung überzugehen, wird commandirt : „ Vortreffen in Tirailleurs ! " worauf die betreffenden Com pagnien ein Ploton in Tirailleurs entwickeln und mit den anderen als Unter stützung folgen. Bei Leitung des Bataillons in Compagnie- Colonnen soll der Commandant vor Allem die Chefs der einzelnen Compagnien daran ge wöhnen, der Richtungs-Compagnie über alle Hindernisse hinweg zu folgen oder, durch die Zwischenfälle des Gefechts abgedrängt , immer wieder die Verbindung mit derselben zu erstreben. Als Schlußinstruction für die Bataillone giebt das Reglement in dem Ab 15 Militairische Jahresberichte 1876.
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schnitt "1 Gefechtsmethode des Bataillons " den einfachen Gefechtsmechanis mus Angriff und Vertheidigung - für ein Gefecht mit normalem Verlaufe. Die Recognoscirung des Feindes und des Terrains findet durch vorgesandte Offizierpatrouillen statt ; im Bereich des feindlichen Artilleriefeuers geht das Bataillon in Compagnie-Colonnen über und das Vortreffen nimmt in der Wirkungssphäre der feindlichen Handfeuerwaffen Tirailleurs vor. Auf circa 500 Meter vom Feinde wird das Gruppenfeuer eröffnet und ſowohl Feuerlinie als Unterstützungen rücken von da ab flügel- und sprungweise oder nach Be schaffenheit des Terrains durch Anschleichen gegen den Feind vor. Dann : Ein rücken der Unterstützungen zur unmittelbaren Verſtärkung des Feuers oder Ver längerung des Flügels eventuell Umfassung des Feindes und gleichzeitige An näherung des Haupttreffens. Die Verkürzung der Distanzen zwischen den Tirailleurs und den geschlossenen Abtheilungen ergiebt sich von selbst durch Anwendung des Feuers und Ausnutzung der Deckung seitens der ersteren. Auf 200 bis 300 Meter vom Feinde ist das Feuer als Vorbereitung zum Sturm auf das Höchste zu steigern, das Haupttreffen rückt auf möglichste Nähe an das Tirailleurtreffen heran, theilweiſe in lockerer Form. In der Regel ist eine Reserve zurück, aber doch so nahe heran zu halten , daß sie im Falle des Mißlingens des Angriffs rechtzeitig eingreifen kann. Hat sich das Haupttreffen der Tirailleurlinie auf 30 bis 50 Meter ge nähert , so wird mit dem Ganzen in den Sturmschritt übergegangen. Die Tirailleurs sehen das Feuer in der Bewegung fort oder geben von Strecke zu Strecke rasch hintereinanderfolgende Salven ab. Ist man so nahe an den Feind heran, daß man glaubt, ihn in einem Zuge erreichen zu können , ſo rufen die Abtheilungs - Chefs die Mannschaft in Schwärmen zusammen und werfen sich mit Marsch Marſch ! und Hurrah ! auf den Feind. Der Angriff muß von allen gegen das gleiche Object vorgehenden Truppen gleichzeitig und mit aller Kraft ausgeführt werden. Nach gelungenem Angriff ist der geworfene Feind durch das Schnellfeuer aller disponiblen Gewehre zu verfolgen , zu welchem Zwecke bei Dertlichkeiten bis an die jenseitige Lisiere derselben vorzugehen , aber nicht aus derselben herauszubrechen ist. Die Compagnien des Haupttreffens find rasch zu sammeln und zu ordnen. - Mißlingt der Angriff, so wirft man ſich nieder und bietet alles Verfügbare zur nochmaligen Wiederholung desselben auf, da Umkehren das Schlimmste ist was man thun kann ; eventuell aber muß man bis auf entsprechende Entfernung vom Feinde oder bis man hinter Deckungen angelangt ist, rasch zurückgehen. Der Erfolg der Vertheidigung iſt wesentlich abhängig von der richtigen Auswahl der Stellung , ihrer zweckentsprechenden Besetzung und der guten Feuerdisciplin der Truppen. Localitäten vor der Front sollen nur beſetzt werden, wenn sie sich in vorzüglicher Weise zur Vertheidigung eignen. Ist der An greifer auf ca. 900 bis 1000 Meter entfernt, so können einzelne gute Schüßen das Feuer auf einzelne Trupps oder Abtheilungen eröffnen , wenn man nicht vorzieht, den Feind, um ihn zu überraschen und die eigene Stellung nicht zu ―――――――― früh zu verrathen, erst nahe herankommen zu lassen. Ist derselbe bis auf 300 Meter vorgedrungen, so doubliren die Unterſtützungen ein. Geht der Feind zum Sturm über, ſo wird das Schnellfeuer eröffnet, alle etwa noch verfügbaren Unterstützungen und selbst die Reserve rücken dazu in die Linie ein. Dieser Moment ist der geeignetste, um zum Gegenstoß überzugehen , indem bereit ge haltene Truppenabtheilungen dem angreifenden Gegner in die Flanke fallen. Die eingenommene Stellung darf indessen nur auf Befehl verlassen werden ,
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und müſſen jedenfalls die Hauptpunkte derselben bis zur Ablösung durch Rück halttruppen besetzt bleiben. Beim Gefecht auf freiem Felde ist der Vertheidiger beim Uebergang zur Offensive nicht an solche Rücksichten gebunden. — Éin etwaiger Abzug findet , gedeckt durch eine Aufnahmestellung der Reserve , flügel und sprungweise statt. Die gesammelten Unterſtützungen sollen an geeigneten Punkten „Replis " bilden , um den ungeordnet und regellos zurückgehenden Tirailleurs Luft zum Ordnen und Sammeln zu verschaffen . Der Feind ist durch wohlgezieltes Schnell- oder Salvenfeuer aufzuhalten. Das Exercir-Reglement für die Schweizerische Infanterie zeichnet sich aus durch große Einfachheit und Kürze. Im Allgemeinen enthält es Nichts , was nicht zur Ausbildung des einzelnen Mannes wie der Truppe bis zum Bataillon hinauf behufs Verwendung derselben im Gefecht unbedingt nothwendig wäre, während es im besonderen bestrebt ist , die Zahl der Formationen und Be wegungen möglichst zu beschränken und letztere möglichst einfach zu gestalten. Es dürfte dies den Verhältnissen eines Milizheeres gewiß nur entsprechen, wobei wir freilich das Bedenken nicht unterdrücken können , daß in dieſem Streben bezüglich der Bewegungen zu weit gegangen ist. Die über Ausführung derselben gegebenen Vorschriften enthalten selbst in wichtigen Punkten kaum mehr als Andeutungen, und einzelne Bewegungen, wie beispielsweise die in der Com pagnie-Masse, dürften selbst von einer tüchtig durchgeschulten Truppe nur schwer mit Ruhe, Ordnung und Geschloffenheit - unerläßliche Erfordernisse bei einem drohenden Cavallerie-Angriff auszuführen sein. Ueber das Gefecht wie über die Anwendung der verschiedenen Formationen giebt das Reglement die Hauptgesichtspunkte in möglichſt knapper und gedrängter Weise. Sachlich steht es auf einem fortgeschrittenen , den Anschauungen der Neuzeit entsprechenden taktischen Standpunkte. Eigenthümlich erscheint es aber bei einem Vergleich der Reglements für die Schweizerische und Französische Infanterie, daß man in der Schweiz der Ansicht war, sich trotz der Milizorga misation mit den allgemeinſten Grundzügen über das Gefecht begnügen zu können, während man es in Frankreich für nothwendig erachtete, das Reglement fast zu einem kleinen Lehrbuche über Infanterie-Taktik zu erweitern.
Unter den literarischen Erscheinungen des Jahres 1876 heben wir folgende hervor: Meckel, Lehrbuch der Taktik. II . Theil. Angewandte Taktik. 2. Hälfte. Gefechtslehre und Elemente des kleinen Krieges. E. S. Mittler & Sohn. v. Scherff, die Lehre von der Truppenverwendung als Vorschule für die Kunst der Truppenführung. Berlin , A. Bath. Bis jetzt die erste Hälfte des die Formenlehre umfassenden I. Bandes erschienen . Dieselbe handelt im 6. Buche speciell vom Infanterie-Kampfe. Das Werk trägt, so weit es bis jetzt vorliegt, den Charakter einer Philosophie des Krieges . v. Lettow-Vorbeck. Leitfaden für den Unterricht in der Taktik an den König lichen Kriegsschulen. Berlin , R. v . Decker. Eine Erweiterung der früheren genetischen Skizze ; sehr klar und präcise gefaßt und den taktischen Anschauungen der Neuzeit entsprechend. C. Luzern, C. Luzern,
v . Elgger. Die reine Taktik der Infanterie, Cavallerie und Artillerie. Doleschal. v. Elgger. Die neue Fechtart der Infanterie, Cavallerie und Artillerie. Doleschal. 15*
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Barthélemy. Cours d'art militaire . Paris, Ch. Delagrave. 2., 12. , 13., 14. Fascicule. Susane . Histoire de l'infanterie française. Paris , J. Dumaine. Neue Bearbeitung des älteren gleichlautenden bereits vergriffenen Werkes desselben Verfassers. B. v. Arnim. Neue Waffen, neue Taktik und Ausbildung ? E. S. Mitt ler & Sohn. Eine kurze, treffende Darstellung des Zusammenhanges zwischen Bewaffnung , Taktik und Ausbildung in verschiedenen Perioden der Kriegsge geschichte sowie eine Kritik der Taktik der neusten Zeit. Th. Fischer. Die heutige Infanterie-Taktik und ihre Entwickelung. Berlin und Leipzig, Fr. Luckhardt. Eine Darlegung der Wandelungen der Infanterie Taktik von Napoleon I. bis auf unsere Tage. Nichts Neues bietend. Berlin und Leipzig, Emmerich. Das Gefechtsfeuer der Infanterie. Eine balliſtiſche Studie , durch welche feſte Anhaltspunkte für Fr. Luckhardt. Beantwortung der Fragen bezüglich der Bewaffnung , Taktik und Ausbildung der Truppen gewonnen werden ſollen. C. Groffmann und J. Ducheck. Ueber den Werth des Infanterie-Feuers auf große Distanzen und über Distanzſchäßen und Diſtanzmeſſen in militairiſcher Beziehung. Wien, Seidel & Sohn. v. Nickisch-Rosenegk. Studien über Patrouillendienst. E. S. Mittler & Sohn. Eine in anziehender Form und klarer Weise gegebene belehrende Abhandlung über den Aufklärungsdienst. Als Commentare der neuen Reglements sind zu erwähnen : Tellenbach. Die Taktik des Preußischen Exercir-Reglements für die In fanterie, oder das Gefecht der Infanterie nach den reglementariſchen Vorſchriften. Berlin, R. v. Decker. 2 Theile. Der 1. Theil führt auch noch den besonderen Titel : Die Ausbildungsmethode des Preußischen Exercir-Reglements für die Infanterie. Tellenbach. Das Preußische Bataillons- Exerciren. 3. Auflage. Berlin, R. v. Decker. Paris. Die formellen Vorschriften für das Exerciren und den Schüßen dienst der Infanterie. 8. Auflage. Gera, Reisewitz. Hantelmann. Schützen-Instruction. 7. Auflage. Fortification des champs de bataille répondant au réglement du 12. Juin 1875 sur les manoeuvres de l'infanterie par l'auteur des travaux d'investissement éxécutés par les armées allemandes autour de Paris . Paris , A. Ghio . Unter den Werken , welche die kriegsgemäße Ausbildung der Infanterie zum Gegenstand haben, sind zu bemerken : Böcklin. Die Detail-Ausbildung unſerer Infanterie. Wien, Seidel & Sohn. Gegenüber der neuerdings scharf hervorgehobenen Intelligenz wird auf ein tüch tiges, strammes , unabläſſiges, pedantiſches Drillen hingewiesen. Razenhofer. Handbuch für die praktischen Uebungen der Infanterie. 2. Auf lage. Teschen, Prochaska. Borreil. Projet d'instruction tactique de la compagnie d'infan terie. Paris , Tanera . Jayet. Exercices de marche pour une compagnie d'infanterie . Paris, Tanera. Beide: Publication de la Réunion des officiers .
Taktik der Infanterie.
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Guide manuel du chef de patrouille et de reconnaissance à l'usage des officiers, des sous -officiers et des caporaux d'infanterie . Paris, Dumaine . Reich ist die Zahl der in neuen Auflagen erschienenen Instructionsbücher, so von: Walderſee , für den Unteroffizier wie für den Gemeinen , Doffſow , Berg haus, Weishuhn. Ein neues Buch dieser Art ist : Transfeld. Dienst-Unterricht für den Infanteristen des Deutschen Heeres. Und von demselben Verfasser: Die Amtspflichten des Infanterie-Unter offiziers. Berlin, E. S. Mittler & Sohn. Als Curioſum ſei ſchließlich noch erwähnt : Ueber die mathematische Behandlung der Taktik. Eine Studie von E. S. Wien, Mechitharisten Buchdruckerei. - Der Verfaffer, der sich selbst als einen neuen Propheten hinſtellt, will die ganze Gefechtskunft auf mathematische_For meln begründen . K.
Bericht über die
Taktik der Cavallerie.
1876 .
Mit dem Jahre 1876 kann man die Grundsätze der Dreitreffen-Taktik bei den Reitereien der größeren Europäischen Heere wohl durchweg als an= genommen betrachten. Verschieden in der Gestalt und dem Maße der Aus führung, je nach den verschiedenen, durch Organisation, Vorbildung der kleineren taktischen Verbände und sonstige äußere Verhältnisse gegebenen Vorbedingungen, zeigen die größeren Reiter- Uebungen , welche , außer in Deutschland , auch in Frankreich , Desterreich und Rußland stattgefunden haben , das Bestreben , jene Grundsäge zum klaren , den Führern und Truppen verständlichen Ausdrucke zu bringen, und so hat wieder einmal der Geist des großen Preußen-Königs seinen Weg befruchtend durch die Heere Europa's gemacht. Denn wenn gleich hin und wieder noch Stimmen laut werden mit der Behauptung, daß er von dieser Art der Reiter- Taktik nichts gewußt habe, so kann dies doch an der geschicht lichen Thatsache nichts ändern, daß die grundlegenden Gedanken dieser Taktik seinem Haupte entsprungen sind, oder seine Werke müssen gefälscht, die Berichte über seine Schlachten uns in irrthümlicher Weise überliefert sein. Ein Blick in seine Instruction vom 25. Juli 1744 , welche die Grundlage seiner Reiter Taktik geworden, deren Grundsäge während all seiner Kriege nie eine Aenderung erfahren haben und in der es unter Anderem heißt : „Hinter dem zweiten Treffen Dragoner soll ein Husaren - Regiment 300 Schritt in dritter Linie fich formiren , um in der Attacke der Cavallerie den Rücken frei zu halten" ; und weiter : " · . . . dabei aber die ordre de bataille in ihrer Ordnung unveränderlich conſerviret werden, daß die drei Treffen jederzeit 300 Schritt
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auseinander bleiben" ; und endlich : „Die Husaren, welche das dritte Treffen machen , müssen in währender Attacke der Cavallerie den Rücken frei halten" : eine fernere Betrachtung der Plans relative aux éléments de castra métrie et de tactique*), dürften genügen , um Jeden , der vorurtheilsfrei an diese Dinge herantritt, von der Richtigkeit der obigen Behauptung zu überzeugen. Für die Deutsche Reiter ei , der dieser bisher unerreichte Meister in der Erziehung und Verwendung unserer Waffe so recht eigentlich angehört , un beschadet der den großen Geistern seiner Art eigenen, so zu sagen internationalen Wirksamkeit, erwächſt aus dieſer Thatsache eine erhöhte Pflicht, ſich ſeiner würdig zu erweisen , auf den von ihm gewiesenen Wegen immer weiter vorwärts zu schreiten , nachdem sie die alten Pfade , welche stets zum Siege führten , nach langer Zeit fruchtlosen Umherirrens auf allen möglichen Seitenwegen , mit der vollen Frische betreten hat, die nur kriegerische Erfolge zu geben vermögen. Blicken wir von dieſem Standpunkte aus auf das verflossene Jahr zurück, auf das , was für und durch die Deutsche Reiterei im Laufe desselben gethan ist, so kann das Ergebniß einer solchen Umschau wohl als ein im Allgemeinen befriedigendes betrachtet werden. Ist auch noch Mancherlei unvollendet geblieben, was unentbehrlich sein dürfte, wenn die so schön und kräftig aufgesproßte Saat zur Frucht reifen soll, so ist doch in Theorie und Praxis Tüchtiges geleistet und vor Allem den Bestrebungen der Männer , welche zuerst wieder nach den Erfahrungen der letzten Feldzüge auf jene eben bezeichneten alten Kriegspfade einlenkten , das Placet unseres Kaiserlichen Kriegsherrn aufgedrückt , durch die Herausgabe des neuen " Exercir- Reglements für die Cavallerie" , vom Dasselbe bietet endlich die Möglichkeit , von der kleinſten 5. Juli 1876. taktischen Einheit aufwärts , die Truppe für ihre Verwendung in den großen Kampfeskörpern , für ihre eigentliche kriegerische Aufgabe nach allen Richtungen hin in entsprechender Weise vorzubilden, diese Kampfeskörper mit derselben Sicherheit und Leichtigkeit wie jene kleinsten Einheiten zu führen und zu verwenden. In dem Berichte des Jahres 1875** ) ist bereits des Entwurfes für dieſes Reglement Erwähnung geschehen , welcher durch das Kriegs -Ministerium der Armee zur Prüfung vorgelegt worden war. Nachdem diese Prüfung in ein gehendster Weise erfolgt , die betreffenden Gutachten von allen Seiten ein gegangen waren, berief Se. Majestät Mitte März 1876 eine Commiſſion nach Berlin , deren Präses der damalige Generalmajor Freiherr von Williſen, Commandeur der 28. Division , deren Mitglieder der Oberst von Lariſch, Commandeur der 5. Cavallerie-Brigade, Oberst von Brozowski , Commandeur des 1. Garde Dragoner-Regiments und Oberst Graf von Haeseler, Commandeur des 2. Brandenburgischen Ulanen-Regiments Nr. 11 , waren. Unter unmittel barer persönlicher Mitwirkung des Kaisers , dem der Präses über jeden in der Commission fertig gestellten Abschnitt Vortrag halten mußte, entſtand das oben angeführte Exercir - Reglement , welches Mitte Juli des Jahres in den Händen der Truppe war , so daß die Regiments- Uebungen bereits nach Anleitung des felben zur Ausführung gelangen konnten. Waren durch die Neubearbeitung des Abschnitts V, des Erercir-Reglements von 1873***) , welche sich seit dem Juni 1874 in den Händen der Deutschen
*) Unter diesen Plänen Nr. 18, 22, 23, 24, 25, 26 . **) Jahresberichte, II. Jahrgang 1875, Seite 317 ff. ***) Jahresberichte I. Jahrgang 1874, Seite 494 ff.
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Reiterei befand , die Grundſäße und Formen, welche das Reglement von 1876 zu den allein geltenden erhebt, auch allgemein bekannt und vielfach auch bereits der Ausbildung der Schwadronen und Regimenter zu Grunde gelegt worden, so trat dieſe ihre Zuſammenfaſſung , einschließlich der mannigfach abweichenden Formen , Bezeichnungen und Commandos , doch als etwas durchaus Neues an die Truppe heran. Daß es trotzdem gelungen ist, durchweg gute und, wie von vorurtheilsfreien Beurtheilern nicht bestritten werden wird , bessere Er gebnisse wie früher zu erzielen , dürfte der beste Beweis sein für die Vortreff Einer seiner größten Vorzüge lichkeit dieses mehrberegten neuen Reglements. beruht wohl darin , daß es nicht, wie seine Vorgänger von 1812 an , nur Formen giebt, sondern auch Anleitungen für die weitere Ausbildung und den Gebrauch dieser Formen zu kriegerischen Zwecken , und sich hierin unmittelbar den vortrefflichen Reglements Friedrich des Großen anschließt , aus denen die Preußischen Generale und Reiter von damals erlernt hatten, wie es zu machen. sei, um Tage, wie die von Sohr, Hohenfriedberg, Roßbach, Leuthen, Zorndorf u. a. , als unvergeßliche den Blättern der Geschichte einzufügen , abgesehen von den unscheinbaren, aber deshalb nicht minder wichtigen Diensten, welche sie dem Heere auf dem Gebiete des Aufklärungs- und Sicherungs - Dienstes zu leiſten hatten. —— Der Brigade sowohl als selbstständig auftretendem Körper, wie als Treffen glied, der Ausbildung und dem Gebrauche der Cavallerie in mehreren Treffen, welche sich genau der früheren Neubearbeitung des Abschnitts V anschließt, sowie dem Gefechte zu Fuß , sind in dem Reglement von 1876 besondere Ab schnitte gewidmet , in denen das richtige Maß zwiſchen zu viel und zu wenig sehr glücklich getroffen sein dürfte. Eine jedem Abschnitte vorangesezte kurze und klare Beschreibung derjenigen Formationen , welche der betreffende Körper Schwadron, Regiment u. s. w. - anzunehmen hat, erspart die so ermüdenden, nur die Klarheit beeinträchtigenden Wiederholungen bei der Beschreibung jeder einzelnen Evolution. Diese Evolutionen selber sind äußerst übersichtlich geordnet , mit der Linie beginnend , dann zu den Entwickelungen der Colonne aus der Linie , dem Uebergange der verschiedenen Colonnen zu einander , den Bewegungen in diesen , der Wiederherstellung der Linie aus ihnen übergehend, mit der Attacke und den sonstigen besonderen Gefechtsthätigkeiten als Handgemenge , Verfolgung , Sammeln , Aufklären, Flankiren schließend. Sehr genaue und klare Zeichnungen der wichtigſten Formationen und Evolutionen fördern und erleichtern das Verständniß wesentlich. In Betreff der maßgebenden Grundſäße, welche in der oben ihren Haupt zügen nach charakterisirten Gestalt zum Ausdruck gelangt sind , ist die in dem vorjährigen Berichte noch als schwebend bezeichnete Frage*) in allen wichtigen Punkten wohl zu Gunsten derjenigen Anschauungen entschieden, welche dort als die neueren bezeichnet wurden. Die Richtung ist durchweg nach der Mitte, nicht ausschließlich auf das Auge, sondern auf die richtige Stellung und das richtige Reiten nach Tempo Die Normalformation , als und Direction jedes einzelnen Reiters begründet. eine unter allen Umständen zunächſt anzunehmende, ist, namentlich im Regimente, durch die dort wiederholt ausdrücklich befohlene Entwickelung nach beiden Seiten, die ohne jede Rücksicht auf die Reihenfolge der kleineren Abtheilungen (Züge, Schwadronen) nach jeder Seite und Richtung hin gestattete Herstellung der *) Jahresberichte, II. Jahrgang 1875, Seite 318.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Linie, als beseitigt zu betrachten und somit auch der bisher so lähmend wirkende Begriff der Inversion. Die Bewegungen auf dem rechten Winkel haben faft durchweg denen auf der Diagonale Platz gemacht. Alle Entwickelungen ge schehen vornehmlich nach vorwärts und in der Bewegung, nur ausnahmsweise, wo taktische Verhältnisse dies gebieten, auf der Stelle. Ein näheres Eingehen auf die Einzelheiten dürfte die hier gesteckten Grenzen überschreiten , das Vorstehende , namentlich im Rückblick auf die Be sprechung der betreffenden Fragen in den Berichten der Jahre 1874 und 1875 genügen , um den augenblicklichen Stand derselben, sowie die hervorragende Stelle, welche das neue Exercir-Reglement in der Entwickelung derselben ein nimmt, zu kennzeichnen. Uebungen in größeren Verbänden haben für die Reiterei auch im Laufe des Jahres 1876 mehrfach stattgefunden, theils in Gestalt von Cavallerie Divisions-Uebungen, theils im Vereine mit den zu Corps-Manövern zuſammen gezogenen Armee- Corps. An ersteren betheiligten sich die im Bereiche des XV. Armee-Corps dauernd gebildete Cavallerie - Division") , sowie zwei je aus Regimentern des Preußischen II. , V. und VI . und der beiden Bayerischen Armee - Corps , com binirte Divisionen. Bezüglich der letzteren fanden die stehenden Cavallerie Divisionen des Garde- und XII., sowie die zu solchen vereinigten Reiter- Regi menter des III. und IV. Armee-Corps, sowohl bei den Corps-Manövern gegen den markirten Feind , als bei den größeren Uebungen der betreffenden Armee Corps gegeneinander**) ausgiebige , den kriegerischen Verhältnissen entsprechende Verwendung, sowohl im Aufklärungs- und Sicherungs-, als wie im Schlachten Dienste. Bei allen diesen Uebungen hat es sich , wie all die Jahre vorher, erneut herausgestellt , daß eine erhöhte Ausbildung der Schwadronen im Hin blicke auf ihre Verwendung in großen Verbänden , daß eine einheitliche sach verständige Leitung und Prüfung dieser Ausbildung von höherer Stelle , wo möglich derjenigen, die später auch die großen Uebungen zu leiten hat, dringend erforderlich sei , wenn Letztere wirklich leiſten ſollen , was sie leiſten müſſen, nämlich die Reiterei für ihre eigentliche kriegerische Verwendung in größeren Verbänden vorzubereiten und zu befähigen. Auch im Laufe des Sommers 1876 haben die im Jahre zuvor eingeführten Cavallerie- Uebungsreisen bei verschiedenen Armee- Corps mit bestem Erfolge und zu allseitiger Befriedigung stattgefunden. In gewisser Weiſe organiſatoriſche Aenderungen sind in ſofern zu ver zeichnen, als im Laufe des Jahres in der Sächsischen Reiterei das Garde- und 3. Reiter Regiment , letzteres mit der Bezeichnung Carabiniers - Regiment , zu schweren , das 1. und 2. Reiter-Regiment zu Husaren - Regimentern umgebildet sind. Die beiden ersteren haben den Preußischen Cürassierhelm und schwere Reiterstiefel, aber nicht den Cüraß angelegt, den Carabiner beibehalten . Anderer seits haben die beiden Bayerischen Cürassier-Regimenter den Cüraß abgelegt und den Carabiner angenommen. Auch bezüglich der Bewaffnungsfrage iſt ein wesentlicher Fortschritt dadurch gemacht , daß sämmtliche Reiter - Regimenter des Preußischen Heeres und der in dem Verbande desselben stehenden Reichs-Contingente, einschließlich der Ulanen, aber ausschließlich der Cüraſſiere, in dem Mauser - Carabiner M/ 71 eine ganz *) Jahresberichte, II. Jahrgang, 1875, Seite 319. **) Garde und III ; IV und XII gegeneinander.
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vortreffliche Schußwaffe erhalten haben. Die alte Pistole jedoch ist noch nicht, wie in allen übrigen Cavallerien, durch den Revolver ersetzt. In Rußland ist man auf dem im vorigen Jahresberichte geschilderten Wege weiter fortgeschritten, um der Reiterei eine den Anforderungen der Krieg führung im Großen entsprechendere Organisation und Ausbildung zu geben und auch hier ist der Reglementsfrage näher getreten. Auf Veranlassung des Großfürsten Nikolai , General-Inſpecteurs der Ca rallerie, welcher der Entwickelung der Deutschen Reiterei mit großer Aufmerk samkeit folgt, ist eine Commission zusammengetreten, bestehend aus dem General major Jarko, Commandeur der 2. Garde-Cavallerie-Brigade, dem Generalmajor Ignatjew , Commandeur des Chevalier- Garde-Regiments , und dem Obersten Lewiski, Commandeur des Leib- Garde- Grenadier-Regiments, welche ein „ Project der Veränderungen und Zusäße zu dem Cavallerie-Reglement" entworfen hat. In diesem Project haben einzelne Bestimmungen des neuen Preußischen Exercir-Reglements Aufnahme gefunden ; die Grundsätze leichter Entwicklungs fähigkeit nach allen Seiten, auf denen jenes aufgebaut iſt, ſind jedoch nicht zur vollen Durchführung gelangt. Der Begriff der Inversion ist zwar grundsätzlich beseitigt, jedoch durch Beibehalt der Divisionen zu zwei Schwadronen thatsäch lich bis zu einem gewissen Grade bestehen geblieben , die Bewegungen in der Halbcolonne , die Eclaireurs und Gefechtspatrouillen sind angenommen, die Colonne in aufgerückten Schwadronen besteht nur noch für die Parade, und iſt bei allen übrigen Bewegungen für sie die der Preußischen Regiments-Colonne entsprechende Reserve-Colonne" eingeführt. Für die Bewegungen größerer Reiterkörper sind die früheren Bestimmungen , welche sich auf die bisherige Formation der Cavallerie-Diviſionen zu 6 Regimentern bezogen, noch in Kraft geblieben ; eine Treffen-Taktik im Sinne des Preußischen Reglements besteht daher nicht. In einzelnen Punkten schießt das Project wohl über das Ziel hinaus, jo in der Bestimmung, daß die Escadrons- bezw. Divisions - Comman danten, die dem von höherer Stelle gegebenen Befehle oder Signale entſprechen den Bewegungen nicht genau nach dem Reglement auszuführen brauchen, wenn sie ihre Abtheilungen nur auf den richtigen Punkt bringen. Diese für den Treffenführer unerläßliche Freiheit, dürfte jedoch auf die hier genannten kleineren taktischen Glieder ausgedehnt, häufig zu arger Unordnung und Verwirrung führen und dadurch mehr hemmend als fördernd wirken. Ferner erscheint es doch ein wenig gewagt, wenn man außer der Schwenkung des neuen Preu ßischen Reglements auch noch eine 5/8 Schwenkung einführen will. Eine praktische Prüfung dieses Projectes scheint noch nicht statt gefunden zu haben, indem man wohl sehr verständiger Weise, Angesichts eines nahe be vorstehenden Krieges Anstand genommen hat, die mit den bisher geltenden Grundsätzen in so scharfem Gegenſate stehenden Anordnungen zur Einführung zu bringen. Auch für die Ausbildung der Kasaken-Regimenter sind den Bestimmungen vom 27. Juni 1875 *) weitere gefolgt. So ist unter dem 15. April 1876 eine Verordnung herausgegeben, welche bestimmt, daß bis zum Erscheinen eines Reglements für die Kasaken, das Reglement der regulairen Cavallerie auch für sie gelten solle, jedoch mit einigen Zusätzen und Aenderungen, von denen die wichtigsten nachstehende sein dürften : " Außer der in dem Cavallerie-Reglement vorgeschriebenen zerstreuten Attacke wird bei den Kasaken-Regimentern die For *) Jahresberichte II . Jahrgang.
1875,
S. 322 ff.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
mation der Lawa *) aufgeführt und zwar so , wie es im alten Kajaken-Regle ment für eine Ssotnie vorgeschrieben ist. Normalbestimmungen für die Lawa mehrerer Ssotnien werden jedoch nicht erlassen , denn diese Formation hängt ab vom Terrain, vom Zweck, von den Anordnungen des Gegners und der Waffen gattung, welcher dieser angehört. Deshalb kann der Führer die Lawa nach Belieben formiren, in einer oder mehreren Linien , mit Flügeln auf einer oder beiden Flanken, aus einer beliebigen Anzahl von Sjotnien, mit einer beliebigen Anzahl von Sjotnien geſchloſſen dahinter , doch sollen nicht mehr als zwei Dritttheile aufgelöst, ein Dritttheil stets geschlossen gehalten werden, welches seinen Platz je nachdem hinter der Mitte oder den Flügeln der Lawa findet. Es sollen möglichst immer die Ssotnien einer Division die Lava ausführen und zwar indem sie im Vorgehen den nöthigen Abstand nehmen und sich dann, jede aus der Mitte, auseinander ziehen. Die Lawa soll nicht nur aus der entwickelten Linie, sondern auch aus der Colonne ausgeführt werden. Sowohl bei Formirung der Lawa, als bei der geschlossenen und zerstreuten Attacke sollen die Lanzen ohne Commando gefällt werden . Beim Flankiren dürfen die beften Schüßen mit Erlaubniß des Zugführers absißen und nach Belieben schießen, wobei sie die Lanze dem Nebenmanne geben. Das Koppeln beim Abſißen iſt zu üben , doch werden darüber keine besonderen Vorschriften gegeben. Jeder Kasak muß zwei ledige Pferde halten können. Das Abſißen und die Rangirung zu dem Gefechte zu Fuß wird wie bei den Dragoner-Regimentern ausgeführt,**) das Gefecht selber jedoch wie bei den Ulanen- und Husaren - Regimentern. ***) Gewehrgriffe werden nicht geübt. Auf Wache und bei Aufstellungen zu Fuß werden die Gewehre auf dem Rücken, beim Abſitzen zum Gefecht auf der rechten Schulter getragen. “ Außer diesen Verordnungen ist noch ein „Reglement für die vorbereitende Kategorie der Kajaken“ herausgegeben. Daffelbe umfaßt nachstehende Uebungs gegenstände : 1) Vorbereitungen für das Schießen und Schießen nach Zielen bis auf 600 Schritte mit bekannten Entfernungen. Behandlung des Gewehrs und der anderen Waffen. 2) Aufstellung zu Fuß und zu Pferde. 3) Uebungen zur Befördernng entschlossenen und kühnen Reitens nach Kajaken-Art. 4) Unterweisung in der militairischen Disciplin und dem Wachdienste. Die Zeiteintheilung für die Uebungen ist dem Abtheilungschef überlassen, jedoch mit der Maßgabe, daß der größere Theil derselben auf die Vorbereitungen für das Schießen , kühnes Reiten und den Gebrauch der blanken Waffe zu Fuß und zu Pferde verwendet wird. Zum Schlusse der Lagerübungen werden die erreichten Ergebniſſe in der Ausbildung durch Vorgesetzte geprüft, welche durch den stellvertretenden Ataman hierzu befehligt werden, und findet hierbei auch ein Preis- Schießen und Reiten statt. Zu ersterem werden die besten Schüßen ausgewählt , der Rest wird ge prüft, indem er auf 200-600 Schritte nach der Scheibe schießt. Ist das *) Und nicht Cawa, wie in den Jahresberichten II. Jahrgang, 1875, S. 323, Zeile 22 v. o., fälschlich gedruckt iſt. **) Bei den Dragonern siten aus jedem Abmarsche vier Mann ab, zwei bleiben zu Pferde, während bei den übrigen Regimentern nur das 1. Glied absigt. ***) Nur zerstreutes Gefecht mit Schüßenfeuer und möglichster Benußung des Terrains .
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Ergebniß beffer, als der Durchschnitt für entsprechende Abtheilungen der regu lairen Cavallerie , so wird die betreffende Abtheilung für genügend ausgebildet erklärt. Hiernach sind die Anforderungen , welche im Schießen an die vorbe reitenden Kategorien der Kasaken gestellt werden, bereits größer als die jenigen, welchen die regulaire Cavallerie zu genügen hat. Die Prüfung im Reiten geschieht in entsprechender Weise. Die besten Reiter werden für die Preisbewerbung ausgewählt. Um für den Preis erster Klasse mit in die Schranken treten zu können, wird gefordert : Fester Sitz und gewandte leichte Führung des Pferdes , Aufsißen ohne Bügel , Aufheben von Gegenständen vom Boden im vollen Laufe des Pferdes , regelrechte und ge= wandte Handhabung der Lanze , des Säbels und der Flinte, Schießen mit letterer nach allen Richtungen , Springen über Gräben und Barrieren , Aus führung verschiedener Gefechts-Evolutionen mit Kühnheit und Gewandtheit. Für die Bewerber um die Preise zweiter Klasse ist erforderlich : Fester Sit, gewandte Führung des Pferdes , regelrechte und gewandte Handhabung der Waffen, Schießen, Springen über Gräben und Barrieren. Diejenigen Kaſaken , welche im Reiten Preise erworben haben , werden alsdann noch zu einem Preisschießen vom Pferde zugelassen; wer von ihnen unter drei Schüſſen zwei Treffer hat, erhält einen Preis . Die Preise bestehen in Waffen , Dienſt-Ausrüstungs- und Bekleidungsstücken , welche eine sie als Preise kennzeichnende Decoration erhalten ; für die , welche sowohl im Reiten und Schießen, als im Schießen zu Pferde Preise erster Klaſſe erhalten haben, in einem Pferde aus den Donischen Gestüten. Die gewöhnlichen Zusammenziehungen der Cavallerie zu Uebungszwecken haben im Laufe des Jahres in sämmtlichen Militair-Bezirken stattgefunden. Bei Warschau waren vom 13. Juli bis 13. September die 6. und 13. Cavallerie-Division vereinigt , um dort im Verein mit der in Warschau garnijonirenden 3. Garde-Cavallerie-Brigade und der Kuban-Kajaken-Division größere Uebungen auszuführen, über welche die „ Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine" in ihrem Januarheft pro 1877*) einen sehr anziehen den Bericht enthalten. Am 10. September führten dieſe Truppentheile vor dem Kaiſer ein großes Exercitium aus, welches die Schlachtenverwendung eines derartigen Cavallerie körpers zur Darstellung bringen sollte. Aus der sehr eingehenden Schilderung dieser Uebung in dem oben angeführten Berichte , geht hervor , wie man auch in Rußland bestrebt ist , die Dreitreffen-Taktik zum Ausdrucke zu bringen , wie man jedoch andererseits sich dort wohl noch nicht über das eigentliche Wesen derselben so recht klar geworden ist und von der alten Schablone frei zu machen vermocht hat, wie derartig große Cavalleriemaſſen - 42 Schwadronen, 5 Batte rien der Führung Schwierigkeiten bereiten , die, namentlich unter den heutigen Gefechtsverhältnissen, nur sehr schwer zu überwinden sein und dadurch den Er folg wesentlich in Frage stellen dürften. Gerade hier und wohl nur ausſchließ lich an diesem Punkte , liegt der Unterschied zwischen der Reiterverwendung unserer und früherer Zeiten. Konnte man damals den Hauptnachdruck auf die Masse legen, so muß dies heute auf die Beweglichkeit geschehen, die erwünschte Maſſe findet an der Möglichkeit höchster Beweglichkeit ihre Grenze. Eine fernere höchst anziehende Uebung sowohl was die an ihr betheiligten
*) Band XXII.
Heft 1.
Nr. 64.
S. 103 ff.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
aber gegliederten Massen, als auch den derselben zu Grunde gelegten Gedanken betrifft, hat in dem Königreiche Polen, westlich der Weichsel stattgefunden . An derselben waren die 5., 6. , 13. und 14. Cavallerie-Division , sowie die in Warschau stehende 3. Garde - Cavallerie - Brigade und 1 Sjotnie der Kuban Kaſaken-Diviſion , also im Ganzen 18 Regimenter, 1 Ssotnie und 9 reitende Batterien etwa 10500 Pferde und 36 Geschüße betheiligt, eine Reitermaſſe, wie sie in Friedenszeiten nur selten zu Uebungszwecken vereinigt worden ist. Es handelte sich darum , den ſtrategiſchen Aufklärungs- und Sicherungsdienſt der selbstständigen Reiter-Divisionen im Großen zur Darstellung zu bringen, mit anderen Worten, um eine so recht eigentlich dem Wesen und kriegerischen Hauptzwecke der Waffe entsprechende Uebung. Rußland hat mit derselben sämmtlichen anderen Europäischen Heeren den Rang der Initiative abgelaufen , wobei freilich nicht übersehen werden darf, daß die sämmtlichen territorialen, communalen und politiſchen Verhältnisse dort für dergleichen Unter nehmungen ungleich günstiger liegen, als in irgend einem anderen Ländergebiete des ältesten Welttheiles. Der Gedanke, welcher der Uebung zu Grunde lag , oder um sich militairisch kunstgerecht auszudrücken, die General-Idee lautete: „Einer östlich Posen zur Operation gegen Warschau zusammen gezogenen Armee ist es gelungen , gleichzeitig mit der Kriegserklärung an Rußland ihre Cavallerie in das Königreich Polen zu werfen. Die Ruſſiſchen Truppen, welche in den Garnisonen westlich der Weichsel stehen, befinden sich noch in den ersten Stadien ihrer Mobilmachung, die augenblicklich verfügbare Cavallerie wird der feindlichen entgegengeworfen , um dieselbe zurückzuwerfen und jene Garniſonen zu decken. " Als feindliche oder Invasions-Cavallerie fungirten die 5. und 14. Cavallerie Division und die Ssotnie der Kuban-Kajaken, als Russische Cavallerie zunächst die 6. Cavallerie-Division und die 3. Garde-Cavallerie-Brigade, denen im Ver laufe der Uebung die 13. Cavallerie-Division als Verstärkung zuzog. Von diesen Truppentheilen steht die 5. Division in und bei Wloclawec an der Eisenbahn Warschau- Thorn; = = 14. in und bei Kielce an der großen Straße Warschau -Krakau; = 6. in und bei Lomza an der Straße Warschau - Suwalki-Kowno ; = 13 . = in und bei Zamosc an der Straße Warschau -Lemberg ; die 5. , 6. und 13. etwa 2 , die 14. 4 bis 5 Tagemärsche von der be treffenden Landesgrenze entfernt ;
い
die 3. Garde - Cavallerie - Division und die Kuban - Kasaken - Division in Warschau. Die 6. und 13. Cavallerie-Diviſion befanden sich, wie wir gesehen haben, bereits seit dem 13. Juli bei Warschau , die anderen beiden Divisionen bei ihren Standquartieren in der Zusammenziehung . Aus diesen Verhältnissen ergab sich ganz naturgemäß ihre Vertheilung für die Zwecke der großen strate gischen Uebung. Sämmtliche übrigen Truppentheile , welche in dem Bereiche des sehr ausgedehnten, ungefähr durch die Punkte Warschau, Radom , Petrikau, Wloclawec begrenzten Uebungs-Bezirkes garniſoniren, waren angewieſen, ſich der angenommenen Lage entsprechend kriegsmäßig zu verhalten , d. h. ihre Garni jonen zu vertheidigen , der Invasions - Cavallerie jedes mögliche Hemmniß ent gegenzustellen, der eigenen allen möglichen Vorſchub zu leiſten und jede in ihren Kräften liegende Unterstützung zu gewähren. Den Civil- und Communalbehörden waren eingehende Instructionen zugegangen , welche ihr Verhalten ganz wie im Kriegsfalle regelten und ihre Thätigkeit vornehmlich darauf lenkten, den Gegner
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irre zu führen, die eigenen Truppen von seinen Bewegungen zu benachrichtigen. Sowohl die Divisionen der Invasions- als der Russischen Cavallerie waren je unter einen gemeinsamen Oberbefehl gestellt. Die Operationen begannen für die Invasions - Cavallerie am 13. September östlich der Warthe einen Tage marsch westlich der Garnisonstädte Kutno und Leczyca für die 5. Diviſion, und südlich Petrikau für die 14. Diviſion. Die Ruſſiſche Cavallerie verließ am 10. Warschau und marschirte mit der 6. Division und Garde-Brigade in der Rich tung auf Skierniewice vor, während die 13. Diviſion ihren Marsch nach Süden auf Radom richtete , um von hier aus , der Lage ihrer Standquartiere ent sprechend , vorzugehen und am 16. September bei Bialobrzegi die Pilica-Linie zu erreichen. Die Weichsel-Linie oberhalb Warschau bis Pulawy hin war durch Kaſaken beobachtet, zur Bewachung der Eisenbahnlinie Warschau - Brzesc-Litowsk waren 10 Compagnien Infanterie in die verschiedenen Orte an dieser Linie bis nach Lukow hin vertheilt. Diese Maßregel war getroffen , weil die Invaſions Cavallerie den Auftrag erhalten hatte, zu einem ihr geeignet erscheinenden Zeit punkte ein Streifcorps zu entsenden , welches die Weichsel zu überschreiten und die eben erwähnte Eisenbahn , östlich Warschau, zu zerstören suchen sollte. Nachdem es der Invasions - Cavallerie gelungen war , sich durch Ueberfall in Besitz der Garnisonsorte Petrikau , Leczyca , Kutno und vorübergehend auch Rawa zu setzen, gingen ihre beiden Divisionen concentrisch gegen den wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Skierniewice vor, den die von Warschau aus vorgehende Russische Cavallerie vor ihr erreicht hatte und in westlicher und südwestlicher Richtung über denselben hinaus vorgegangen war. Es erfolgten nun am 16. , 17. und 18. September eine Reihe höchst anziehender und in ihrem Verlaufe lehrreicher Zusammenstöße , bei denen die Russische Cavallerie verschiedene Er folge gegen die noch nicht vereinigten Divisionen der Invasions- Cavallerie erlangte. Am letztgenannten Tage gelang der letzteren ihre Vereinigung und zwang sie nunmehr die Russische durch Umgehung des linken Flügels ihrer sehr verzettelten Stellung zu einem äußerst verlustreichen Rückzuge, der auch am 19. noch fortgesetzt werden mußte. Nachdem am 20. Ruhe gehalten war, fand am 21. Russischerseits die Vereinigung mit der 13. Division statt, und wurde noch an demselben Tage der Invasions- Cavallerie Skierniewice wieder entriſſen , eine ihrer Brigaden völlig gesprengt. Am 22. und 23. September fanden dann noch taktische Uebungen der gesammten Cavallerie gegen einen markirten Feind statt. Während dieser Operationen der Divisionen war der eben bereits ange deutete , in seinem Verlaufe äußerst spannende Streifzug durch den Kajaken Oberst Rubaschewski mit einer Sjotnie der Kuban - Kajaken und je einer Schwadron des 14. Kajaken- , 14. Ulanen- und 14. Husaren -Regiments aus geführt worden. Am 15. September von Petrikau aufbrechend , übernachtete der Oberst an diesem Tage mit seinem Streifcorps bei dem Walddorfe Slugoscice, südlich der Pilica , überschritt diesen Fluß am 16. bei Domaniewice und er reichte , zwischen den Posten der bei Bialobrzegi , Odrzipol und Opocno stehen den 13. Cavallerie-Diviſion und einer über Rawa in südwestlicher Richtung bis gegen Czernewice vorgeschobenen Brigade der 6. Cavallerie - Division hindurch ziehend, am frühen Morgen des 17. September unentdeckt und in Folge dessen auch ungehemmt, die Weichsel bei Gora Kalwaria, etwa 40 Kilometer oberhalb Warschau, überschritt dieselbe hier Angesichts der feindlichen zum Widerstande zu schwachen Kasakenposten auf Fähren, was den ganzen Tag in Anspruch nahm , und erreichte am 20. früh Sienica , etwa 8 Kilometer südlich der Eisen
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bahn Warschau- Brzesc-Litowsk, von wo aus es einer Abtheilung der Kajaken= Schwadron des 14. Regimentes gelang , die Bahnstrecke in der Nähe von Mienja unbemerkt zu erreichen, so daß ihr die volle Zeit blieb, eine gründliche Zerstörung vorzunehmen und somit den Zweck des ganzen Unternehmens auf das vollkommenste zu erfüllen. Die hervorragendſte Leiſtung dieses Zuges war der Marsch vom 16. bis 17. früh , während defen in 25 Stunden 120 Kilometer (etwa 17 Deutsche Meilen) auf schlechten, durch anhaltenden Regen verdorbenen Neben- und Wald wegen hinterlegt und ein Fluß-Uebergang ohne Brücken und sonstige Hilfsmittel ausgeführt wurden. Die ganze Strecke von Petrikau bis Mienja beträgt , mit Einschluß der nöthig gewordenen Umwege , über 200 Kilometer (etwa 27 Deutsche Meilen). Warum der Oberst auf der etwa nur 35 Kilometer langen letzten Strecke von der Weichsel bis zur Eisenbahn fast 3 Tage vom 17. Abends bis zum 20. früh zugebracht hat, darüber geben die vorliegenden Berichte keine genügende Aufklärung. Sollten Mann und Pferd durch den Gewaltmarſch und den darauf folgenden Weichsel = Uebergang doch zu sehr mitgenommen geweſen sein? Hierfür spricht , daß das Streifcorps erst am 19. früh von Dzyecinow, einem etwa 8 Kilometer östlich der Weichsel belegenen Dorfe , aufbrach, wo es den 18. und die Nacht zum 19. über geruht hatte. Nach den Berichten waren von den 600 Pferden, welche den Zug mitmachten, nur 2 gedrückt und 3 lahm. Am 21. per Eisenbahn von Minsk nach Skierniewice geschafft , nahm das Streifcorps hier an den Uebungen des 22. und 23. Theil und „ritt die Schlußattacke sowie den letzten Parademarsch in der Carrière, als ob die Pferde eben frisch aus dem Stalle gezogen worden wären ", wie der „Russische Inva lide" uns versichert. Leider gestattet die diesen Berichten gesteckte Grenze nicht , näher auf die Einzelnheiten dieser so überaus anziehenden und in ihrem Verlaufe sowohl als ihrer Anlage lehrreichen Uebungen einzugehen. Wer sich jedoch für dieselben intereſſirt und eingehendere Kenntniß von denselben zu nehmen wünſcht , was wohl von jedem Reiter ፡ Offizier vorausgesetzt werden kann , dem ist durch die sehr dankenswerthe Arbeit des Hauptmann Cardinal von Widdern hiezu Ge legenheit geboten, der, die Berichte des „Russischen Invaliden " benußend , eine recht klare Darstellung des ganzen Verlaufes gegeben hat. *) Auch diese Uebungen haben dargethan, daß es sich nicht empfiehlt, mehrere Cavallerie = Divisionen , welche von verschiedenen Punkten aus selbstständig auf ein gewiſſes Ziel operiren sollen , unter ein einheitliches Commando zu stellen. Die Fäden ihrer Leitung können nur in der Hand des Armee-Ober-Commandos zusammenlaufen , welches ihr Zusammenwirken durch Directiven und Instruc tionen leichter und sicherer herbeizuführen vermag. Sie haben ferner dargethan, daß für die Erreichung derartiger Ziele nichts nachtheiliger ist , als eine Zer splitterung in zu kleine Abtheilungen , daß die Brigade der kleinste Körper ist, dem man noch eine gewisse Selbstständigkeit einräumen darf , daß endlich die Dreitheilung der Divisionen der Zweitheilung wesentlich vorzuziehen und über legen ist. In Frankreich ist wie in Deutschland die 1875 wesentlich geförderte Reglementsfrage im Jahre 1876 zum endgültigen Abschlusse gekommen. Der
*) Strategische Cavallerie - Manöver. Studien und Vorschläge , angeregt durch die großen strategischen Manöver der Russischen Cavallerie an der Weichsel im Herbst 1876. Von Cardinal v. Widdern. Gera bei Reisewiß 1877.
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lezte Jahresbericht *) brachte bereits eine eingehendere Besprechung des unter dem 12. Juli 1875 erlassenen neuen Reglements , welches aber nur erst die Schule des Zuges , der Schwadron und des Regimentes enthielt. Die unter Vorsitz des General du Barail bereits seit dem Jahre 1874 mit den betreffenden Ar beiten beschäftigte Commission , deren hervorragendstes Mitglied der wiederholt auch an dieser Stelle erwähnte General Lhotte ist , hat nunmehr im Laufe des Jahres 1876 dem Kriegs-Miniſter ein vollständiges „ Règlement sur les Exer cices de la cavalerie", vorgelegt , welches unter dem 17. Juli 1876 , alſo fast gleichzeitig mit dem neuen Deutschen Reglement , der Armee übergeben ist. In einem sehr eingehenden 75 Seiten umfaſſenden Berichte der Com mission , welcher dem Reglement vorgedruckt ist , werden die Beweggründe er crtert, welche bei der Abfaffung der verschiedenen Abschnitte maßgebend gewesen sind. Dieser Bericht enthält eine Menge ganz vortrefflicher Gedanken und Grörterungen, namentlich auch bezüglich der Führung und Verwendung größerer Reiterkörper und schließt mit dem von jeder Reiterei sehr zu beherzigenden Sate: „Mit einem Worte, es handelt sich darum zu arbeiten ohne Unterlaß , aber in fruchtbarer Arbeit , die unmittelbar und sicher zum Ziele führt , ohne unfrucht bare Abweichungen zu Gunsten veralteter oder nur der Annehmlichkeit dienender Gewohnheiten!" Das Reglement selber zerfällt in vier Titel. 1) Bases de l'instruction et préliminaires. 2) Instruction à pied. 3) Instruction à cheval. 4) Instruction des corps de cavalerie composées de plusieurs régiments. Jeder dieser Titel zerfällt in eine Reihe von Artikeln. Die Artikel des 1. Titels sind benannt : 1) Erklärungen und allgemeine Grundsätze. 2) Formation eines Regimentes in der ordre de bataille. 3) Besondere Bestimmungen für die Revuen und Besichtigungen . 4) Von der Instruction. 5) Ausbildung des Pferdes. 6) Verschiedene Inſtructionen ( Sattelung , Zäumung , Gepäck , Waffen, deren Reinigung xc. ) 7) Signale (unter welche auch Signale für die Pfeife aufgenommen ſind und zwar für: Achtung ; Marsch; Halt; Trab; Galopp ; Rechts ; Links ; Kehrt; Ralliren ; Ruf in die Direction ; Zurückgehen. Die selben sind durch Noten und sinnreiche Zeichen Jedem verständlich gemacht). Der zweite Titel enthält : 1) Die Ausbildung des einzelnen Mannes. Frei - Uebungen und Gym nastik , in die auch das Boren und die Uebungen am Trapez aufgenommen find. Dieser Artikel ist nur flüchtig behandelt, jedoch am Schluffe desselben auf das „Handbuch der Normalschule für die Gymnastik" verwiesen und dessen Benutzung empfohlen. Es folgen Fuß- Ererciren , Waffen-Uebungen mit Säbel und Schußwaffen, Ziel- und Schießübungen mit Carabiner und Revolver. 2) Die Ausbildung des Zuges . 3) Die Ausbildung der Schwadron. Dieselbe ist auf nur einer Seite *) Jahresberichte II. Jahrgang 1875, Seite 326 ff.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
abgehandelt und beginnt mit dem Saße: Diese Schule enthält nur diejenigen Bewegungen, welche nothwendig sind, um eine Schwadron in die Lage zu ver setzen, daß sie im Stande ist, den Forderungen des Garnisondienstes zu genügen. " Der dritte und Haupttitel beginnt mit der Schule des einzelnen Reiters zu Pferd, welche seine ganze Ausbildung umfaßt , von dem Reiten auf Sattel ohne Bügel (das Reiten auf Decke kennt der Franzose nicht) — und Trense bis zum Einzelngefecht. Man könnte diesen Theil mit dem ersten ― Theile der Preußischen Reit- Instruction in Parallele stellen. Es folgt die Schule des Trupps , der Schwadron , des Regimentes , eine Wiederholung des bereits erwähnten am 12. Juli 1875 herausgegebenen Reglements. Der vierte Titel umfaßt die Brigade und die Diviſion. Dieser kurze Abriß des Inhalts wird zur Genüge darthun , daß wir es hier , analog den Preußischen Reglements zur Zeit Friedrich des Großen , mit einem Buche zu thun haben, in dem dem Öffizier, wie dem Soldaten in präg nanter Fassung und klarer übersichtlicher Anordnung Alles das geboten ist, was er lernen und wiſſen muß. Ein sicherlich nicht zu unterschäßender Vortheil, deffen sich auch die Oesterreichische Cavallerie in ihrem vortrefflichen Reglement erfreut. Es sei gestattet auf einige Abſchnitte des neuen Französischen Reglements einen eingehenden Blick zu richten. In dem ersten Titel wird der Französische Reiter-Offizier wie Soldat mit all den Begriffen , Ausdrücken , Gegenständen und Fertigkeiten bekannt gemacht, deren er Herr sein muß , bevor er in Reihe und Glied gestellt werden kann. Hier dürfte zunächst der 4. Artikel von besonderem Intereſſe ſein , der von der ,,Verantwortlichkeit , den Pflichten und Befugnissen der verschiedenen Grade“ handelt. Der Oberst ist verantwortlich für alle Zweige der Ausbildung des Regiments und hat dafür zu sorgen , daß alle Bestimmungen des Reglements genau befolgt werden. Er wacht darüber , daß den verschiedenen Graden in ihrem Kreise die Initiative gewahrt bleibt , und macht seinen Einfluß mehr durch Leitung des Ganzen , als durch Eingreifen in die Einzelnheiten geltend. Er bestimmt die verschiedenen Ausbildungs -= Abschnitte und die Besichtigungen. Der Oberstlieutenant überwacht den ganzen Dienstbetrieb, so daß derselbe nach den Anordnungen des Oberst zur Ausführung kommt. Er hat seine besondere Auf merksamkeit auf die Ausbildung der Unteroffiziere und derjenigen Leute zu richten, welche dazu befördert werden sollen , und erstattet dem Oberst hierüber Beri „Er versammelt die Offiziere aller Grade, sowohl zu wissenschaftlichen " Besprechungen, als im Terrain, um ihrer Ausbildung einen gleichmäßigen An trieb (impulsion) zu geben und bei ihnen Geschmack an der Arbeit zu ent wickeln. Er erklärt ihnen den Zweck und den Geist der verschiedenen reglemen tarischen Vorschriften , namentlich im Hinblick auf ihre Anwendung für den Krieg und die kleinen Unternehmungen. " Der Escadronschef (Stabsoffizier) bildet sein Halb-Regiment (2 Schwadronen) aus . Er unterweist die Offiziere im Exerciren und den verschiedenen Dienstzweigen und sorgt dafür, daß sie die nöthigen Dienstkenntnisse (connaissances professionelles) besigen, um ihre Stelle auszufüllen. Der Befehlführende Hauptmann (capitaine - com mandant) leitet die Ausbildung seiner Schwadron in allen den Dienstzweigen, die nicht dem Instructions - Hauptmann (capitaine instructeur) vorbehalten sind. Er hat die Dienstzweige innerhalb der durch das Reglement gesteckten Grenzen so zu variiren, daß das Interesse an denselben lebendig erhalten wird. Er strebt dahin, daß jede Abtheilung der Schwadron durch ihren speciellen Ver
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geſeßten in allen Dienstzweigen ausgebildet wird. Den Unterricht der Unter offiziere, Brigadiers und Unteroffizier-Aspiranten leitet ein Offizier. „Die mili tairische Ausbildung und Erziehung " , heißt es wörtlich , "! beruht im Wesent lichen auf der Schwadron , die Aufgabe des befehlsführenden Hauptmannes iſt daher von der größten Bedeutung ; möge er sich ihr mit aller Hingabe widmen . " Der Instructions - Hauptmann (capitaine instructeur) , beauftragt mit der Reitausbildung der Lieutenants , hat sich zu bemühen , bei ihnen die Liebe zum Pferde zu erwecken , ihnen eine genaue Kenntniß von demselben zu geben und aus ihnen geschickte Reiter zu machen ; er ertheilt ihnen hippologischen Unterricht. Er ist Director der Regimentsschule, und hat auf Befehl des Oberst die Lieutenants in der Artillerie und Topographie sowie in allen den Gegen ſtänden zu unterweisen, welche auf der Cavallerie- Schule betrieben werden . Vergleicht man die hier aufgestellten Grundsäße mit denen älterer Fran zösischer Reglements , so wird man den großen Fortschritt , den die dortige Ca vallerie in der Erkenntniß derjenigen Punkte, auf welche es eigentlich ankommt, in der Selbstständigkeit der einzelnen Chargen gemacht hat , nicht verkennen. Der Deutsche Offizier wird die Grundsäte wiederfinden, nach denen er seine dienſt liche Thätigkeit zu regeln gewohnt ist. Die Ausbildungsweise des einzelnen Reiters schließt sich in entsprechender Weise enge der im Deutschen Heere üblichen an. Es sind richtige, praktiſche, präciſe Grundsätze, die hier aufgeführt werden. Nach den Bestimmungen des 5. Artikels , der von der Ausbildung des Pferdes handelt, werden die Remonten sämmtlich der Depot- Schwadron über geben , dort an Futter , Beschlagen , Sattel , Zaum und Reiter gewöhnt und dann mit vollendetem 5. Jahre den Feld- Schwadronen zugetheilt. Hier beginnt erst ihre eigentliche Dressur , sie erhalten als Reiter Offiziere , Unteroffiziere, Brigadiers und - sehr verständiger Weise - nur ausnahmsweise Leute jüngerer Jahrgänge. Der Oberstlieutenant prüft jedes einzelne Pferd und_be stimmt über seine Einstellung in die Front. Die zu stellenden Anforderungen find: ruhige, freie Gangarten, sicheres Nehmen aller Art von Hinderniſſen, nicht fleben und nicht scheuen. Die Mittel und Wege , um hiezu zu gelangen , sind angegeben. Ein großer Werth ist auf die Longen-Arbeit gelegt. Ein besonderer Abschnitt behandelt die Dressur stätiger oder schwieriger Pferde und enthält viel Gutes. Im Allgemeinen muß dieser Artikel , nach Deutschen Begriffen, jedoch als oberflächlich und nicht ausreichend bezeichnet werden , was schon daraus erhellt, daß das ganze, so reichhaltige Thema auf 19 kleinen Octavſeiten abgehandelt ist. Das Gepäck , welches das Französische Cavalleriepferd zu tragen hat und von dem der 6. Artikel mit handelt, iſt complicirt und schwer. Ein Dragonerpferd z. B. als das mittlere trägt bei vollem Feldgepäck , einschließlich den Reiter 135-140 Kilo. Rechnet man nun den Reiter durchschnittlich 80 Kilo, so bleiben für das Gepäck 55-60 Kilo. Das Deutsche Dragonerpferd trägt an Gepäck einschließlich Carabiner nur 40 Kilo, den Reiter ebenso schwer gerechnet als den Französischen, also 120 Kilo, mithin 15-20 Kilo weniger. In dem zweiten Titel ist vornehmlich die Behandlung der Schußwaffen und die Aus bildung im Schießen mit großer Genauigkeit behandelt und außerdem noch auf die betreffenden Instructionen der Infanterie hingewiesen. Aus der Reitschule für den einzelnen Mann , dem ersten Abschnitte des 3. Titels , der sehr ausführlich und sachgemäß behandelt ist , erfahren wir , daß 16 Militairische Jahresberichte 1876.
Militairische Jahresberichte für 1876.
die Französische Reiterei verschiedene Tempos für die drei und zwar in der Minute für Leichte Reiterei 100 Met. im Schritt, 230 M. im Trabe, = = = / 240 = = 1 Linien= 110 = = = = = " = 250 120 = Schwere = 1
Waffengattungen hat 330 M. im Galopp, 340 = = ፡ 350 = = =
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In Anbetracht deſſen , daß sämmtliche Waffengattungen in den größeren Verbänden der Brigade und Division unmittelbar neben einandergestellt werden und miteinander in engstem Verbande evolutioniren sollen , dürften sich aus diesen Verschiedenheiten doch wesentliche Schwierigkeiten entwickeln, denn_gleich mäßiges Tempo ist die erste und unerläßlichste Grundlage und Vorbedingung für jede Bewegung größerer Reiterkörper von dem Regimente aufwärts . Ein Cürassier-Regiment braucht hienach um einen Kilometer im Trabe zu hinterlegen 4 Minuten , ein Huſaren - Regiment 4 Minuten 21 Secunden, alſo 21 Secunden mehr. Befindet sich letzteres nun zu ersterem im Verhältniß eines dritten Treffens, so wird es auf dieſe kurze Entfernung bereits etwa 80 Meter an seiner Distanz verloren haben. Stehen aber beide nun gar in einer Front, so tritt dies noch schärfer hervor, das Husaren-Regiment muß nach einer Minute Marsch bereits 20 Meter hinter dem Cürassier - Regimente zurückgeblieben sein. Was die Schnelligkeit der Tempos anbetrifft, so dürften Schritt und Trab dem für die Deutsche Reiterei maßgebenden Tempo ziemlich gleich sein , der Galopp bleibt aber bedeutend hinter demselben zurück. In dem vierten Titel ist, wie erwähnt, zuerst die Brigade abgehandelt. Sie soll der Regel nach aus zwei , und ausnahmsweise auch aus drei Regi mentern bestehen , denen man eine reitende Batterie zutheilen kann. “ Der Zwischenraum der Regimenter unter sich beträgt 24 Meter gegen 15 Schritte hei der Deutschen Reiterei. Vergegenwärtigt man sich im Hinblicke auf diese Zwischenräume den Passus aus der Schule des Regiments (§ 520) , welcher lautet: „Auf das Commando : „ Greift an ! " (Chargez) , welches von allen Offizieren wiederholt wird , stürzen die Schwadronen sich scharf geradeaus (bien droit) und die Zwischenräume schließen sich in Folge der Verlänge rung der Front , welche sich natürlicherweise aus der Schnelligkeit ( rapidité) der Gangart ergiebt" ; - so gestattet dies eben nicht sehr günstige Schlüsse auf die Geschlossenheit einer Französischen Attacke. Die Befehlsführung entspricht genau den darüber in dem Deutschen Regle ment enthaltenen Bestimmungen. Von den Unterführern , im Besonderen den Regiments - Commandeuren wird gefordert : „ daß sie sich rasch eine klare Vor stellung von den befohlenen Bewegungen machen , um dieselben demnächſt auf den kürzesten Wegen und auf die einfachste Weise auszuführen. " Wem fiele bei diesen von ihm so oft gebrauchten Worten nicht unser leider so früh verstorbener unvergeßlicher Meister von Schmidt ein , dessen Name , wie man erzählt , während der größeren Französischen Reiter - Uebungen in aller Munde war. Unsere westlichen Nachbaren haben sehr richtig erkannt, worin die Stärke der Reiterei beruht und sind bemüht, sich die erforderlichen Eigenschaften anzu eignen, soweit die gegebenen Vorbedingungen ihnen dies irgend möglich machen. Die Bewegungen der Brigade entsprechen „je nachdem sie sich aus zwei oder drei Regimentern zusammensetzt , mehr denen des Regimentes oder denen einer Division. " Auch eine sehr richtige leicht verständliche Anweisung. - Eine Brigade zu zwei Regimentern nimmt ein Regiment in das erste Treffen , das ſelbe „hält grundfäßlich seine Schwadronen zuſammen. “ Das andere Regiment
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bildet die Reserve und giebt die nöthigen Entsendungen. Eine oder zwei seiner Schwadronen können auch zur Verstärkung des ersten Treffens verwendet werden und treten dann unter den Befehl von dessen Commandeur. Das erste Treffen Eine Brigade zu drei sorgt selbstständig für die Sicherung seiner Flanken . Regimentern kann zwei Regimenter in das erste Treffen nehmen, oder auch sich in drei Treffen gliedern. Entfernt der Brigade - Commandeur sich von seiner Brigade , so übernimmt der Commandeur des ersten Treffens bez . der ältere von beiden, wenn zwei Regimenter in Front stehen, die Führung. Die Französische Reiter - Division besteht aus drei Brigaden , jede zu zwei Regimentern , ihr sind in der Regel drei reitende Batterien zuge theilt. Die Brigaden werden nach den Namen ihrer Commandeure bezeichnet. Der Waffengattung nach besteht eine dieſer Brigaden aus Cüraſſieren , die zweite aus Dragonern , die dritte aus leichten Regimentern (Husaren oder Chasseurs). Ueber ihre Aufgaben heißt es wörtlich : „ Eine Cavallerie - Diviſion iſt berufen, auf dem Schlachtfelde eine bedeutende (considérable) Rolle zu spielen. Ihre Kraft beruht nicht allein in ihrem Angriffsstoße (choc) , sondern auch in dem moralischen Eindrucke, welchen sie macht, und diese Kraft findet ihre Quelle in dem Vertrauen , welches die Reiterei zu sich selber hat , in dem Geiste der sie beseelt. Sowohl für Demonstrationen , als wie für eigentliche Angriffe bedarf der Chef der Diviſion einer großen Unabhängigkeit , um den günſtigen Augen blic ergreifen zu können für die Verwendung seiner Schwadronen , deren gute Wirkung ein Ergebniß der Ordnung und Schnelligkeit ist. Der Reitergeneral nimmt daher an dem Gefechte (action) Theil , ohne den Befehl hierzu abzu warten, trotzdem hat er sich aber in ununterbrochener Verbindung mit dem Oberbefehlshaber zu halten. " Die Gefechtsdispositionen für eine Reiter Division müssen genommen werden nach dem Gelände , dem Ziele , welches man im Auge hat, den Dispositionen , der Stärke und dem moralischen Zu stande des Gegners , nach der Gegenwart der anderen Waffen, der Befähigung der unteren Führer , endlich den Aenderungen , welche der Lauf der Ereig= nisse in der Zusammensetzung der Division nöthig gemacht hat. Ein bestimmtes Vorbild (type unique) für die Anordnung des Gefechtes (ordre de combat) kann diesen verschiedenen Anforderungen nicht gerecht werden, und es ist Sache des Divisionsgenerals , sich von den Umständen, welche ihn umgeben, begeistern (inspirer) zu laſſen, um die besten Maßregeln zu ergreifen, welche der Augen= blick erfordert. Der einzige feste Grundsatz für die Verwendung eines so be deutenden Reiterkörpers , wie die Division , ist die Theilung dieser Masse von Escadrons in mehrere Treffen, die sich gegenseitig unterstützen. Die Eintheilung der Treffen nach Staffeln ist als die beste für ihre gegenseitigen Rollen anzu sehen. Der Befehl , welcher für die Einleitung des Gefechtes gegeben wird, darf nichts weiter bieten , als die Grundformen (bases) , denen man sich , je nachdem die Umstände es zulassen , mehr oder minder anzuschließen hat. Die Diviſion wird in drei Treffen gegliedert , jedes aus einer Brigade , in Staffeln geordnet, das mittlere voran. Wenn die Diviſion ſich aus zwei Bri gaden zusammensetzt , bildet eine das erste Treffen , die andere Brigade theilt sich, um das zweite und dritte Treffen zu bilden. " Sämmtliche folgenden Bestimmungen schließen sich vollkommen denen des Deutschen Reglements : Achter Abschnitt, Ausbildung und Gebrauch der Cavallerie in mehreren Treffen " an. Die für die Normalſtellung einer Division beigefügte Zeichnung zeigt die Diviſion im Gelände , gedeckt in der Front durch eine Höhe , in den Flanken 16*
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durch Wald. Das erste Treffen in Escadrons - Colonnen. Das zweite Treffen 200 bis 300 Meter rechts seitwärts dahinter in Regiments - Colonne mit Ent wickelungs-Abstand. Front ein wenig halbrechts . Das dritte Treffen 400 Meter links seitwärts hinter dem ersten, in Regiments - Colonne ohne Entwickelungs Abstand. Die drei Batterien hinter dem linken Flügel des ersten Treffens , Batterie weise hinter einander , Front halblinks gegen eine in der linken Flanke liegende Höhe, die als Gefechtsstellung für die Artillerie bezeichnet ist. Das linke Flügel Regiment des dritten Treffens hat eine Schwadron zur Bedeckung der Artillerie abgegeben, dieselbe steht in Zugcolonne links vorwärts der Batterien. Jedes Treffen hat für sich Eclaireurs und Gefechts -Patrouillen vorgenommen. Den Treffen ist es besonders eingeſchärft, „ ihre Abſtände nicht größer werden zu lassen;" wie das aber bei den oben berührten verschiedenen Tempos ausführbar bleiben soll , ist nicht recht verständlich. Derartige kleine Fehler in der Folge richtigkeit laufen einige mit unter. Die drei Batterien der Diviſion ſollen möglichſt einheitlich verwendet werden, fie erhalten stets eine Special - Bedeckung von ein bis zwei Escadrons , wenn sie vereinigt sind ; die einzelne Batterie wird von ein bis zwei Zügen begleitet. Diese Bedeckungen sind dem dritten Treffen zu entnehmen , im Uebrigen ent sprechen die Anweisungen über die Verwendung der Artillerie denen des § 224 des Deutschen Reglements . Somit ist also auch hier die Dreitreffen - Taktik in aller Form Rechtens eingeführt, ohnerachtet der schönen Phraſe über die Inſpirationen des Diviſions Commandeurs, dergleichen wir ja auch bei uns recht viel zu lesen und zu hören bekommen haben, bis die Frage durch das Reglement endgültig entschieden war, welches , Gott sei Dank, eine solche hohle Redensart nicht enthält , sondern nur bestimmte Anweisungen, in deren geschickter Anwendung auf den gegebenen Fall den Inspirationen des Genies noch ein gar weites und fruchtbares Feld bleibt, die aber andererseits die Sicherheit bieten , daß die etwaigen Genies ſtets eine Sprache zur Hand haben , in der sie ihren vielleicht weniger genialen Unter führern , auf deren Capacität das Französische Reglement kluger Weiſe doch auch einige Rücksicht nimmt die Inspirationen ihres Genius , selbst in den im Galopp sich vollziehenden Phasen eines Reitergefechtes , zum Verſtänd nisse zu bringen vermögen, eine Sprache, wie Seydlitz sie zur Verfügung hatte, als er von der Front seines Regimentes fort an die Spitze von 38 Schwadronen berufen wurde, denen Vorträge über Exercirformen oder Reiter- Taktik zu halten wohl in jenem Augenblicke die Zeit fehlte, die er andererseits nicht commandiren konnte, wie sein Regiment, die also vorher schon gelernt haben mußten, General wie gemeiner Reiter , was zu thun sei, wenn es hieß , sich in Treffen zur Schlacht zu formiren. Die Etude sur le service de la cavalerie éclairant une armée", über welche in den letzten Jahresberichten bereits eingehender berichtet wurde *), ist definitiv eingeführt und hat mit ihr die Französische Reiterei eine vortreff liche Anleitung und Anweisung für die Handhabung des Aufklärungs- und Sicherungs- Dienstes im Großen erhalten, deren die Deutsche Reiterei leider noch immer entbehrt. Nach den Bestimmungen des neuen Reglements ist denn auch in Frank reich im Laufe des Sommers fleißig geübt worden. In der Nähe von Tours *) Jahresberichte II. Jahrgang .
1875.
Seite 329 ff.
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war im Laufe des September eine Cavallerie- Division zusammengezogen , eine zweite übte um dieselbe Zeit in dem Lager von Chalons. Ueber die erstere ſind leider nur sehr oberflächliche Berichte in die Oeffentlichkeit gelangt, obgleich ſie jedenfalls die anziehendere von beiden war , weil sie unter Leitung des General du Barail stattfand , der als Präses der Commiſſion eine Hauptrolle bei der Abfaffung des neuen Reglements gespielt hatte. Ihm war General Chotte als Adlatus beigegeben. Das Wenige , was über den Verlauf dieser Uebungen verlautet , möge hier seine Stelle finden. Es war keine der ge ſchloſſenen Diviſionen, die hier übte, ſondern eine aus je einer Cüraſſier-Brigade der 3. nicht formirten und der 4. Cavallerie- Division und der Corps - Brigade des 9. Armee - Corps Tours zuſammengeſetzte Diviſion. Vor Beginn der Uebungen soll General Chotte mit den Öberſtlieutenants der gesammten Ca vallerie , die nach Tours commandirt waren , das neue Reglement theoretisch und praktisch durchgenommen haben. Eine Maßregel , die auch Friedrich der Große seiner Zeit anwendete, wenn er Abänderungen oder Neuerungen in den Bewegungen seiner Reiterei einführen wollte, und die wohl wesentlich dazu bei getragen hat, daß das Verständniß dafür sich so schnell im Heere verbreitete und festen Fuß faßte. Das Gelände südöstlich Tours , in dem die Uebungen stattfanden , wird als sehr geeignet für dieselben, zwar hügelig aber nicht durchschnitten, geschildert. An den beiden ersten Tagen fanden Brigade-Uebungen statt, es folgten alsdann 3 Tage Divisions-Exerciren , zwischen die noch 2 Tage eingeschoben waren , an denen Felddienst geübt wurde. Für die ganze Uebung war eine Generalidee zu Grunde gelegt , aus der sich die Specialideen für jeden einzelnen Tag er gaben. Die ausgeführten Bewegungen scheinen mehr nur dem Zwecke gedient zu haben , die Formen des neuen Reglements einzuüben , als ihre Verwendung zu Gefechtszwecken zur Anschauung zu bringen. Die Tempos sollen nicht flott geritten worden sein, im Ganzen sich doch die mangelnde Vorübung der Truppen in hohem Maße geltend gemacht haben , was wir ja auch bei den Deutschen Uebungen erfahren haben und noch fortgehend erfahren. Daß den Attacken die Geschloffenheit gefehlt hat, kann nach den oben angeführten Grundſäßen , welche das Reglement für sie und über das Tempo aufstellt nicht überraschen , es soll ihnen aber auch das Stürmische gefehlt haben , was man eher zu erwarten be rechtigt war, da es ja dem Französischen Charakter sonst so sehr entspricht. Es fehlt eben die reiterliche Ausbildung des einzelnen Mannes, ohne die eine wirk lich gute Attacke stets in dem Bereiche der frommen Wünsche bleiben muß. Die Treffengliederung ist stets mit einer gewissen Aengstlichkeit aufrecht erhalten worden. Man bewegte sich vornehmlich in Escadrons- und Regiments-Colonnen (ligne de colonne und Masse) mit Eclaireurs und Gefechtspatrouillen. Im Ganzen scheint es den Franzosen doch noch schwer zu werden , sich von dem Schematischen frei zu machen , das ihren früheren Uebungen eigen war , was wohl nicht zu verwundern ist , denn nichts läßt sich schwerer ablegen , als alte Gewohnheiten. Doch hat die große Ruhe und der Wegfall der früheren vielen Commandos und Signale einen günſtigen Eindruck gemacht. Die Artillerie hat nur wenig manövrirt und mehr von längerer Zeit festgehaltenen Stellungen in das Gefecht eingegriffen, was wohl als durchaus richtig zu bezeichnen sein dürfte. Wollte die Artillerie mit den Treffen auf dem Gefechtsfelde hin und her fahren, so würde sie wohl mehr stören als nützen , sie kann doch nur durch ihr Feuer wirken und um dies abzugeben , muß sie stehen, um es mit Erfolg abzugeben, sich einschießen. Der Feind wurde während der Exercir-Uebungen stets markirt.
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Das Pferdematerial hat einen guten Eindruck gemacht , nicht ſo deſſen Haltung und das ganze Ajustement. Viele Abcommandirungen schwächten die Rottenzahl. Ueber die Uebungen im Lager von Chalons bringt die „ Times " vom 26. September 1876 einen eingehenderen Bericht. Hier übte die 2. Cavallerie Division , da aber unter den Pferden eines ihrer Regimenter der Roß ausge brochen war, hatte man an seiner Stelle das 12. Dragoner = Regiment der Division eingereiht. Ueber die Uebungen selber schreibt der Berichterstatter der Times, augenscheinlich ein Englischer Cavallerie - Offizier: „Fast alle Evo lutionen, welche einer Attacke vorangingen, wurden in Escadrons-Colonnen von Pelotons ausgeführt. Jede Escadron incl. Offiziere , Sergeanten und Trom peter war 106 Pferde stark. *) Die Evolutionen wurden mit guter Präcision ausgeführt und es war augenscheinlich viel Beweglichkeit vorhanden , die Pace war trotzdem der unsrigen nicht gewachsen. Die Attacken , deren ich mehrere sah , wurden mit Regelmäßigkeit und in guter Ordnung ausgeführt , aber es war nicht der Schneid vorhanden, den ich in Aldershot wahrnahm . **) Es gab gegen meine Erwartung wenig Manöver, um die feindliche Flanke zu gewinnen, indem die Attacken meist direct auf die Front gemacht wurden; aber gegen das Ende sah ich eine Brigade die Regimenter en echelon schräg auf die feind liche Flanke attackiren. Was mich am meisten überraschte war , daß fast die ganze Stärke zum Angriffe im ersten Treffen verwendet wurde und nur wenige Escadrons als Unterstützung zurück blieben. Ein drittes Treffen eriſtirte über haupt nicht. In der That, ich sah zwei Brigaden die Regimenter en echelon in der Front attackiren und konnte bei keinem Regimente unmittelbar folgende Unterstützungen entdecken. Dies überraschte mich um so mehr, als die neuen Exercir-Vorschriften für die Cavallerie auf den Preußischen und Oesterreichischen Systemen sich gründen und Französische Offiziere eben von den Deutschen und Desterreichischen Manövern heimkehrten. Die Artillerie deckte mit ihrem Feuer die Bewegungen , aber sie bewegte sich sehr wenig und in einem viel lang= sameren Tempo , als wir in Long - Vally und in Woolwich - Common gewöhnt sind. Nach meiner bescheidenen Ansicht waren die Batterien nicht richtig pla= cirt , denn sie wurden von ihrer eigenen Cavallerie maskirt , sobald dieſe zur Attacke vorging. Jedes Regiment sendete vor der Attacke Eclaireurs in Front und Flanke vor. Als ich nach Hause zurückkehrte, sah ich ein Regiment, welches in das Lager rückte , mit formirter Avantgarde. Letztere wurde von einer Escadron gebildet, welche ihrerseits einen Zug vorgeschoben hatte, dieſer wiederum hatte ungefähr ein Dutzend Reiter als Eclaireurs vor sich. Dieser Zug bildete die Spitze der Avantgarde, hinter demselben folgte ein geschlossener Zug, der als Soutien fungirte. Das Gros der Avantgarde bestand aus den beiden übrigen Zügen. Es war mehr eine Paradesache , denn ich sah einige Eclaireurs unge fähr 150 Yards an einem Gehölze vorbei marschiren , ohne dasselbe zu durch ſuchen oder zu umreiten. “ In den Ställen eines Regiments fand unser Berichterstatter 50 Pferde, die er sämmtlich für krank hielt. Auch ihm hat Haltung und Pflege der Pferde , sowie das Aussehen der Mannschaften nicht gefallen. Er schildert weiter ein Manöver , dem der Gedanke zu Grunde lag , daß 2 Cavallerie *) Der Friedens - Etat einer Eecadron iſt : 6 Offiziere, 24 Unteroffiziere und Bri gadiers, 4 Trompeter, 122 Mann ; zuſammen 156 Mann, 141 Pferde. **) Der Herzog von Cambridge war 1875 anderer Ansicht über den Schneid der Englischen Attacken, seiner Meinung nach fehlte ihnen Ungestüm und Unternehmungsgeist dash and enterprise). Vergl . Jahresberichte II. Jahrgang 1875. Seite 334.
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Brigaden nebst 2 reitenden Batterien einen Convoi über die Ebene von Suippes escortiren sollten , während eine Brigade nebst 1 reitenden Batterie sie daran zu hindern versuchen sollte. Er erzählt: „Es war ein gut Theil Eclairiren, während dessen der Convoi, durch einige Wagen angedeutet und von einem Detachement abgefeffener Dragoner und 1 reitenden Batterie escortirt , welche ſich dicht an demselben hielt , in der Richtung auf Suippes vorging. Endlich zeigte sich eine feindliche Brigade in einiger Entfernung in der rechten Flanke und griff plötzlich mit einer Abtheilung von 4 Escadrons Chasseurs an. Die einzige Truppe , welche augenblicklich zur Hand war, waren die 8. Dragoner, geführt durch den Oberstlieutenant Herzog von Chartres ; dieſer bemerkte , daß außer den 4 genannten Escadrons noch 2 weitere zur Unterstützung auf der rechten Flanke des Feindes folgten. Seine Reiter waren von beiden die schwereren , außerdem war es unter allen Umständen nöthig für den Convoi, der eben im Begriffe war , sich in den Schuß eines Wäldchens zu begeben, Der Herzog von Chartres einen Aufschub von 5 Minuten zu gewinnen . attackirte deshalb das erste Treffen des Gegners , behielt aber 1 Escadron zum Schutze seiner linken Flanke zurück. Es war gut, daß er dies that, denn kaum hatte er attackirt , als die beiden feindlichen Escadrons seine linke Flanke en echarpe nahmen. Diesem Angriffe wurde jedoch durch eine Attacke der Reserve-Escadron, welche nach halb-links Front machte, zuvorgekommen . Was das Ergebniß in Wirklichkeit gewesen wäre , ist unmöglich zu beſtimmen, denn im Frieden sind alle moralischen Elemente der Berechnung entrückt. Aber ob gleich der Herzog an Zahl schwächer war , hatte er doch den Vortheil des größeren Gewichtes bei Leuten und Pferden und wußte außerdem , daß im Falle eines Mißlingens starke Reserven hinter ihm waren , bei denen er sich fammeln konnte ; auf alle Fälle hatte er genügende Beweggründe zur Recht fertigung seiner großen Bravour. Die einzige Kritik, welche ich mir erlauben. möchte , ist die , daß er unter den obwaltenden Umständen besser gethan hätte, in Staffeln mit Escadrons vom rechten Flügel zu attackiren. Nach der Attacke wurden beide Theile für einige Augenblicke getrennt und ging der Feind als dann gegen den Convoi vor. Andere Regimenter kamen jetzt heran und nahmen den Angreifer in den Rücken, woraus ein sehr confuſes Durcheinander entstand. Der Kampf war augenscheinlich entschieden und der Angreifer that sächlich vernichtet. Man erzählte mir später , daß der Herzog während der Attacke einige Leute hätte absißen und das Wäldchen beſehen laſſen , um den Feind von hier aus durch ihr Feuer zu belästigen. “ Ein kurzes "Die erste Abtheilung des Manövers war hiermit beendet. Feldererciren (field day) folgte , bei dem die Artillerie eine große Rolle spielte, doch ereignete sich nichts von Bedeutung. " Dem Herzoge von Chartres wird großes Lob gespendet. Der Engländer jagt von ihm: " Er ist nicht nur fürstlicher Soldat, sondern lediglich seinem Berufe ergeben, und versenkt den Prinzen ganz in den Offizier. Während der legten 11 Monate hat er sein Regiment commandirt und während dieser Zeit niemals seinen Posten, es sei denn auf wenige Tage, verlassen. " Es wird dann noch eine große Parade vor dem Russischen General Puschkin geschildert. Der Vorbeimarsch im Schritt und Galopp war gut. Die Der Sitz Pferde erschienen gut abgebrochen und in der Gewalt der Reiter. Die Offiziere ließ noch zu wünschen , viele Leute schoben die Beine vor. ritten gut. Ueber die Pferde heißt es: „Ich bemerkte , daß die Pferde der Dragoner
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denen der Cüraſſiere ſehr überlegen waren, zwar ein wenig kleiner, aber weniger gemischte Race, beffer gezogen und gut gerippt. Die Chaffeurs reiten Hengste, meist Araber, aber mit einigen Spaniſchen gemischt. Die Cüraſſiere ſind kaum so stark und kräftig , wie ein idealer Cüraſſter ſein ſoll.“ Aus dem originaliter mitgetheilten Rapport eines Regimentes erhellt , daß von den vorhandenen 35 Offiz ., 766 Mann, 600 Pferden ausrückten = = 419 447 = 28 einschl. Offiz.-Pferde. Die eingezogenen Reservisten waren sämmtlich in der Garnison geblieben und mußten sich , 202 Mann per Regiment stark , an 40 Pferden zu ihrer Aus bildung genügen lassen , so daß bei einer Uebungsdauer von 4 Wochen jeder Mann fünf Mal in den Sattel kam. Sehr befriedigt Das Futter schien unserem Berichterstatter zu gering. hat ihn das Reiten ohne Commando und Signal , nur nach den Zeichen der Führer. Er ist erstaunt, daß ein Commandeur ſein Regiment auf diese Weise Er will viele Pferde mit eine halbe Stunde lang zu tummeln vermochte. Gallen und viele gedrückte gesehen haben. Sein Endurtheil ist: Mein allgemeiner Eindruck von der Franzöſiſchen Cavallerie ist, nach dem, was ich gesehen habe, ein entſchieden günſtiger. Sie hat sich als willig gezeigt, vom Feinde zu lernen und sich in ihren neuen Vor schriften enge an Preußen und Oesterreich gehalten. Bei allem Lobe jedoch, was ich ihr spende, muß ich doch der Ueberzeugung Ausdruck geben, daß sie der unſrigen , auſſer vielleicht in der Beweglichkeit , nicht gleich kommt. Unſere Pferde sind ein wenig beffer, jedenfalls aber besser gepflegt und gehalten, unsere Leute haben einen beſſeren Sitz, manöveriren mit mehr Präciſion und attackiren in einer gewaltigeren, schnelleren Pace. Ich habe die Ueberzeugung, daß jedes Englische Regiment, schon durch sein bloßes Gewicht (momentum) jedes Fran zösische durchbrechen würde." Diesem Berichte der Times gegenüber bringt der Gaulois vom 8. October 1876 eine Erwiderung , unterzeichnet : un officier de cavalerie , unter dem man , nach Aussage des Blattes , den General de Gallifet sich zu denken hat. Diese Erwiderung ist nach verſchiedenen Richtungen hin so überaus bezeichnend, daß ich mir nicht versagen kann , den wesentlichen Theil ihres Inhalts hier wiederzugeben. Der General schreibt an den Director der Times : „ Die Kritiken Ihres Correspondenten lassen sich in drei Sätzen zusammenfassen : 1. Mangel an Unterſtützungstrupps, um die Angriffe zu unterſtüßen ; 2. Fehlerhafte Ver wendung der Artillere , welche durch die Angriffe der Reiterei maskirt wird; 3. Schlechter Sitz der Reiter. 1. Ich bekenne , daß mich der erste Punkt der Kritik auf das Aeußerſte überrascht hat. Unsere neue Verfahrungsweiſe, ſeit mehr denn einem Jahre in Ausübung, will, daß nie eine Truppe , sei sie so schwach als sie wolle , anders sich vor dem Feinde bewege , als mit einer Unterstützung. Während unserer Uebungen im Lager hat niemals eine Brigade angegriffen , ohne ein halb Regiment als Unterstützung , ein Regiment ohne eine Schwadron in demselben Verhältnisse. In dieser Richtung hat sich sogar ein sehr merkwürdiger Fall ereignet: ein Cürassier - Regiment machte einen Angriff und wurde geworfen, das siegreiche Regiment machte nunmehr eine Flankenbewegung, um nach einem seiner Flügel hin Boden zu gewinnen ; von dieser im Angesichte des Feindes immerhin gefährlichen Bewegung Vortheil ziehend, machte die Cürassier-Schwadron, welche als Rückhalt diente, einen Flankenangriff auf das Regiment, welches sich
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in Zug-Colonnen befand , und die Schiedsrichter erklärten , daß dies Regiment zuſammengeworfen sei und der Sieg der Unterstützungs- Schwadron gehöre.*) 2. Die zweite Kritik überrascht mich nicht minder als die erste. Ihr Correspondent weiß ohne Zweifel besser als ich, daß in unseren neueren Kriegen die Reiterei nicht marschiren darf, ohne von Artillerie begleitet zu sein.**) Die Reiterei kann nur dann eine Truppe mit Erfolg angreifen, wenn dieselbe durch Artilleriefeuer erschüttert ist, anderenfalls bleibt ihr Erfolg illusorisch. Der hierauf sich gründende Grundſay iſt, daß die Reiterei sich , während die Artillerie feuert, unter Benutzung des Geländes, dem Feinde nähert. Hierauf führt sie ihren Angriff aus, sobald der Führer dies zeitgemäß erachtet. Während dieſer Angriff ſich vollzieht, richtet die Artillerie ihr Feuer auf die Unterſtüßungs Truppen des Gegners, oder benußt diesen Augenblick, um ihre Stellung zu ändern, wenn dies nothwendig sein sollte. Mir erscheint es nicht gerecht, zu behaupten, daß unſere Reiterei die Artillerie maskire, es ist klar ersichtlich, daß die Reiterei beim eigentlichen Angriffe schließlich sich vor der Artillerie be finden muß. 3. Die dritte Kritik berührt mich auf das lebhafteste , und ich sehe wohl Wir sind, ein, daß der Sitz unserer Reiter noch häufig zu wünſchen läßt. Gott sei es gedankt , nicht mehr auf dem Standpunkte , die Verdienste des Englischen Reiters mit denen des Französischen in Vergleich zu stellen , und sicherlich giebt es in unserem Heere Niemanden mehr , welcher die reiterliche Ueberlegenheit des ersteren über den letzteren läugnete. Der Engländer wird als Reiter geboren , der Franzose wird es allein durch Erziehung. Aber wir geben uns alle Mühe , unseren Leuten den Geschmack am Pferde beizubringen, einen Geschmack, den Ihre Reiter in so hohem Maaße beſitzen. Jhr Correspondent schließt seinen Bericht mit der Bemerkung, wie er über zeugt sei, daß jedes Englische Reiter-Regiment jedes Französische Reiter-Regiment über den Haufen werfen würde. Meine Schlußfolgerung ist eine durchaus verschiedene . Sollte die Englische und die Französische Reiterei sich auf dem Schlachtfelde begegnen , so würde dies , wie ich hoffe , nur Seite an Seite als Verbündete sein, und ich habe die feste Ueberzeugung, daß in dieſem Falle keine dieser Reitereien hinter der anderen zurückbleiben würde. " Die Antwort eines Reitersmannes, der sein Handwerk augenscheinlich gründlich versteht , und gleichzeitig eines vornehmen Mannes , was der Reiter stets sein und bleiben soll, auch dem Gegner gegenüber , sei es da , wo die Schwerter sich kreuzen , sei es , wo die minder gefährliche Feder als Waffe dient. Gleichzeitig gestattet dieselbe einen nicht zu übersehenden Einblick in den
*) Bei dieser Gelegenheit muß das siegreiche Regiment sich doch sehr ungeschickt be nommen haben , denn wenn es auch wohl möglich ist, daß ein derartiger überraschend ausgeführter Angriff nur einer Schwadron, eine, ja vielleicht auch zwei Schwadronen eines in Zug-Colonne befindlichen Regimentes über den Haufen wirft, ſo müſſen doch die anderen beiden Schwadronen desselben sofort in Flanke und Rücken der angreifenden Schwadron fallen und sie vernichten. Es ist dies einer derjenigen , öfters an Reiter Abtheilungen herantretenden Fälle , in denen sie sich opfern müssen. Daß die Unter ftüßungs- Schwadron der Cüraſſiere attackirte, war ihre Pflicht, aber sie würde, wenn das feindliche Regiment nicht, wie erwähnt, ganz ungeschickt gewesen wäre, dieser Pflicht, und zwar höchst ruhmvoll , zum Opfer gefallen sein, ihr eigenes Regiment dagegen wahr scheinlich vor völliger Vernichtung bewahrt haben . **) Eine Wahrheit, welche bereits Friedrich der Große und Napoleon I erkannt hatten und weshalb jener die reitende Artillerie schuf, die aber leider in unseren Tagen noch immer nicht in ihrer ganzen Bedeutung erkannt wird.
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Ernst und das Verständniß , mit denen die Französische Reiterei daran arbeitet, ſich auf die Höhe ihrer Aufgabe zu stellen. Fährt ſie ſo fort , so dürfte ſie dereinst eine durchaus nicht zu unterschäßende Gegnerin sein. Wie auf dem Gebiete der Theorie und Praxis sind die Franzosen auch weiter eifrig bestrebt gewesen, ihre Reiterei mit dem nöthigen Pferde-Material zu versehen, um das, was sie gelernt hat , thatsächlich zur Ausführung bringen zu können. Der Pferdebestand der Regimenter ist , wenn er auch der Güte nach, wie wir gesehen haben, noch mancherlei zu wünschen übrig läßt, doch der Zahl nach ziemlich voll , soll dies im Laufe des Jahres 1877 ganz werden. Ueberall ist man bestrebt gewesen, sich neue Pferdequellen zu eröffnen und hat neuerdings auch seine Augen auf die La Plata Staaten Süd -Americas ge richtet. Die Versuche, welche man mit den von dort her eingeführten Pferden angestellt hat, sollen sehr befriedigend ausgefallen sein. Sie sind rasch, genüg sam und äußerst ausdauernd. Von einem Transport solcher Pferde , der 80 Thiere zählte, gingen 5 auf der Ueberfahrt zu Grunde , 65 wurden von der Französischen Remonte-Ankaufs-Commiſſion genommen, die 10 überschießenden nur zurück gelassen, weil sie zu klein waren. Das Stück wurde mit 900 Francs bezahlt. Der Moniteur de l'Armée jagt von diesen La Plata Pferden: Alle ſind dunkelbraun und haben den Wuchs der zur Linien- und leichten Cavallerie verwendeten Pferde. Sie zeichnen sich nicht grade besonders aus , eignen sich aber wegen ihrer Lebhaftigkeit und leichten Ernährung ausgezeichnet zum Truppendienste. Sie sind stark, haben breite Brust und kräftigen Glieder bau. Einige eignen sich auch zu Offizierpferden. Sie sind eher scheu, als wild, was von der Art ihrer Erziehung in den Prairien ihrer Heimath her rührt. Nach 10 Tagen gewöhnen sie sich vollkommen an den Mann und sind dann eben so leicht wie Französische Pferde zu handhaben. Sie haben eine vorzügliche Eigenschaft, sie sind sanft und schlagen nicht aus. " Es wäre hier noch einer neuen Formation zu gedenken , welche im Falle des Krieges in das Leben tretend , dazu beſtimmt ist, der Franzöſiſchen Reiterei einen Zuwachs von 19 Schwadronen besonders tüchtiger und gewandter Reiter hinzuzufügen , es sind dies die durch kriegsministerielle Verfügung vom 22. März 1876 eingeführten escadrons d'éclaireurs volontaires , die in gewisser Weise den gardes d'honneur der Armee des ersten Kaiserreichs zu vergleichen sind. Sie erhalten im Frieden einen Stamm von 5 Offizieren, 31 Mann, 32 Pferden nebst einer unbeſtimmten Zahl von Gemeinen. (Vergl. Seite 76 dieſes Bandes. ) In den letzten Jahresberichten *) über Desterreich wurde bereits erwähnt, daß einer Neu-Ausgabe der Hauptstücke III. und V. des Reglements , welche von der Zusammensetzung , Führung und Verwendung größerer Cavallerie Körper von dem Regimente aufwärts " , und von dem " Gefechte zu Fuß“ handeln, und die in der 1875 herausgegebenen neuen Bearbeitung dieses Regle ments noch fehlen , in Bälde entgegengesehen werden könne. Im Laufe des Frühjahrs 1876 ist nun eine Commission cavalleristischer Capacitäten zuſammen getreten, welche dieſe Aufgabe gelöst hat. Bei den im Laufe des Sommers stattgehabten Uebungen sind die Ergebnisse ihrer Arbeit denselben zu Grunde gelegt worden und soll das Ergebniß ein durchweg befriedigendes gewesen sein, doch ist über die betreffenden Bestimmungen selber noch nichts Bestimmtes an *) Jahresberichte II. Jahrgang.
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die Oeffentlichkeit gelangt. Jene Uebungen tragen zum Theil einen ähnlichen Charakter wie die besprochenen Ruſſiſchen Uebungen in Polen. Auch hier waren zwei Cavallerie-Divisionen als selbstständige strategische Avantgarden zweier gegen einander heranmarschirender Armeen gedacht und manövrirten in diesem Sinne. Die eine dieſer Armeen war von südlich der Donau bei Wien, die andere von Nikolsburg her im Anmarsche angenommen und auch durch zwei Armee-Corps markirt , welche später gegen einander übten. Die Lettere, die Nord-Armee, hatte ein Streifcorps , zunächſt bestehend aus einer Cavallerie - Brigade , einer Batterie und einem Jäger-Bataillon gegen Wien vorgeworfen, welches am Tage vor Beginn der Uebungen bis Dürnkrut , einen starken Tagemarsch an diese Stadt herangekommen war ; ihm trat die geschlossene Cavallerie- Diviſion der Süd-Armee, verstärkt durch zwei Jäger-Bataillone, von der Hauptstadt her ent gegen. Jenes wurde im Laufe der Uebung durch Eintreffen einer zweiten Cavallerie - Brigade zu einer vollen Cavallerie- Division verstärkt. Die obere Leitung führte Erzherzog Albrecht, der beiden Diviſionen gegenüber die betreffen den Armee-Ober- Commandos vertrat, eine Maaßregel, die der Ruſſiſcherſeits ge= wählten , jeder der beiden Cavallerien einen eigenen commandirenden General zu geben , jedenfalls vorzuziehen ist. Die Uebungen währten 6 Tage mit Unterbrechung durch einen Ruhetag , an dem in dem Hauptquartier des Erz herzogs eine Besprechung der bisherigen Uebungen stattfand , was ebenfalls als sehr zweckmäßig bezeichnet werden muß , da nichts so lehrreich ist, als eine kritische Beleuchtung des Geschehenen , so lange die Ereignisse ihrem thatsäch lichen Verlaufe nach noch frisch in dem Gedächtnisse jedes Betheiligten leben, Phantasie und Sophiſtik das ursprüngliche Bild noch nicht zu bereichern oder zu verrücken vermocht haben. Der Verlauf war, daß die Nord-Diviſion allmälig nach Norden zurückge drängt wurde und endlich bei Nikolsburg Aufnahme bei dem betreffenden Corps fand , welches den linken Flügel der Nord-Armee darstellte , während die Süd-Division hier Halt machte und , den Gegner im Auge , das Heran rücken ihrer Armee erwartete. Ein durchweg der kriegerischen Wirklichkeit ent nommenes Bild. Nach der vortrefflichen Schilderung dieser Uebungen , welche Streffleurs Oesterreichische Militair-Zeitschrift bringt, *) zeigte sich namentlich beim Beginn derselben ein Bestreben, zu ſehr in die Breite zu gehen , und in Folge deſſen eine große Zersplitterung der Kräfte. Die beigegebenen Jäger - Bataillone scheinen doch mehr ein Hemmschuh als eine Unterstützung für die Reiterei ge wesen zu sein. Sie erhielt durch dieselben augenscheinlich eine ihrem Wesen widersprechende Neigung zur Besetzung von Stellungen , ja einige Male ſehen wir sogar die Jäger-Bataillone als Avantgarde vorausziehen , die Reiterei als ihre Reserve dahinter, was wohl bei größeren Heereskörpern das Richtige sein mag, niemals aber bei Unternehmungen, wie sie hier vorlagen , an der Stelle sein kann, wo das wesentlichste Moment des Erfolges in der Bewegung ruht. Endlich am letzten Tage macht die Reiterei sich von den Bataillonen frei und geht selbstständig vor, wo denn auch sofort entscheidendere Ereigniſſe, mit ihnen der einzige größere taktische Zusammenstoß erfolgen, bei welchem das Bemühen, sich in Treffen zu gliedern, wohl hevortritt, aber nur sehr unvollkommene Er folge hat. Diese lette große Schlußattacke wird von den verschiedenen Augen *) X. Heft. October 1876. Eine Studie über die Nikolsburger Manöver“ von A. v. H., Hauptmann des Generalstabs - Corps.
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zeugen mit einer gewissen Emphase als ein besonders glänzendes Bild geſchil dert, das sie auch wohl dargeboten haben mag, welches jedoch das Auge des kühl blickenden Reitersmannes nicht zu blenden vermag, der die weſentliche Be dingung für jeden nachhaltigen Erfolg in einem Reiterkampfe, die Reſerve, ver mißt. Denn nur wer die letzte Karte in der Hand behält , und mag sie an sich noch so klein sein, der gewinnt die Partie. Die Gewähr dafür aber , daß dieſe Reſerve stets vorhanden ist, bietet nur eine den Führern und der Truppe in Fleisch und Blut übergegangene Treffentaktik , das lehrt uns die Kriegsge schichte aller Zeiten. Nur eine hierin geschulte Reiterei trägt die bewußte Sicherheit des Sieges in sich. Alles andere überliefert sie dem Spiele des Zufalls . Was die Handhabung des Aufklärungs- und Sicherheitsdienstes anbetrifft, so sind für ersteren durchweg zu viel Kräfte verwendet, ist letzterer auf viel zu weite Strecken ausgedehnt worden, eine Vorpostenlinie von 20 und mehr Kilo meter ist das Gewöhnliche. Der Grundſaß, daß eine gute und geschickt geleitete Aufklärung auch gleichzeitig am besten sichert, daß für lettere vollkommen aus reichende kleinere Reiter-Abtheilungen, die von ihnen nur zu beobachtenden Punkte nicht gleichzeitig festzuhalten vermögen , scheint nicht so ganz zum Ausdrucke gekommen zu sein. Andererseits scheint die eigenthümliche Maßregel, daß in dem Zeitraume von 6 Uhr Abends bis 6 Uhr Morgens keinerlei Unternehmungen statt finden durften , der kriegsmäßigen Handhabung der ge nannten beiden wichtigen Dienstzweige doch einigen Eintrag gethan zu haben, außerdem bezogen die gegnerischen Truppen wiederholt so weitläufige Cantonne ments, die in ihrer Lage zu einander so wenig den kriegerischen Verhältnissen entſprachen, daß auch hierdurch eine sachgemäße Ausführung der Sicherungs und Aufklärungs-Maaßregeln beeinträchtigt wurde. In dem oben erwähnten Berichte der Desterreichischen Militairischen Zeit schrift ist durch ein sehr geschicktes Nebeneinanderstellen dessen, wie es hätte kommen sollen , nach der thatsächlichen Lage der Dinge hätte kommen können und wie es thatsächlich gekommen ist, eine sehr objective und dadurch äußerst scharfsinnige und lehrreiche Kritik dieser sehr anziehenden Uebungen geliefert, die jedem denkenden Soldaten, namentlich aber Reitersmann, dem es Ernst ist um sein Handwerk, nur auf das angelegentlichste zu eingehendem Studium empfohlen werden kann. Auch hier wie bei den Russischen Uebungen drängt sich die Ueberzeugung auf, daß die Reiter- Divisionen geschickter und zweckentsprechender verwendet worden wären, wenn die thatsächlich überall hervortretende Dreitheilung - beide - in ihrer ursprünglichen Gliederung Flügel voraus und zurückgehaltene Mitte unabweisbar herantretende Noth Die hätte. gefunden Anhalt bereits einen wendigkeit der Theilung , um der oben angedeuteten Forderung gerecht zu werden, führt zur Zerreißung der größeren taktischen Verbände - Brigaden mit ihr zur Zersplitterung und beeinträchtigt die Einheitlichkeit und Sicherheit der Führung . Außer den hier besprochenen Uebungen, welche die Einleitung zu größeren Corps-Uebungen bildeten, während deren die Cavallerie-Divisionen in ihrem Verbande blieben und es der des Nord-Corps noch zwei Mal gelang , über raschend, mit bestem Erfolge , gegen die nachdringende Infanterie aufzutreten, fand im Laufe des September noch eine besondere Cavallerie-Divisions-Uebung bei Gradeck statt, unter Leitung des Feldmarschalllieutenant Grafen Pejacsevich. Die ersten Tage waren der formalen Treffen-Taktik gewidmet, während in den
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legteren zusammenhängendere Manöver nach einer kriegsmäßigen General-Jdee stattfanden. Auch bei der Oesterreichischen Reiterei ist eine Vermehrung eingetreten, indem die bisherigen 19 Cavallerie-Brigaden auf 21 erhöht sind. Von diesen werden die Brigaden 1 bis 13 den dreizehn Armee-Corps zugetheilt , aus den übrigen 8 Brigaden werden mit Zuhülfenahme der Ergänzungs -Cadres bezw. der Reserve-Escadrons 5 selbstständige Cavallerie- Divisionen formirt. Die somit fehlenden fünf Cavallerie-Regimenter (Oesterreich besitzt deren zur Zeit 41 Reiter Regimenter) sollen aus zwei Ulanen-, zwei Huſaren-Regimentern und einem Dragoner -Regimente bestehen. Desterreich würde hiernach im Kriegsfalle 276 Schwadronen mit 41,400 Pferden , ausschließlich der Landwehr- und Honved-Reiterei und der als Stabswachen verwendeten Reserve- Schwadronen besitzen. Italien hat in reglementarischer Richtung an seinen bisher geltenden Bestimmungen Nichts geändert , nur die Uniformirung und die Benennung hat insoweit einen Wechsel erfahren, als jedes Regiment verschiedenfarbige Abzeichen, die zehn lezten Regimenter Lizen erhalten haben, sämmtliche Regimenter außer der Nummer nunmehr auch noch einen Orts- oder Bezirks - Namen führen als Regiment Nizza Nr. 1 , Piemonte reale Nr. 2 u. s. w. Das neu eingeführte Gepäck bewährt sich gut, jedoch kommen in Folge der Nothwendigkeit, den sehr hoch über dem Pferde liegenden Sattel auch sehr feſt zu gurten, häufig Schwel lungen vor. Mit der Anbringung des Carabiners in einem Futterale rechts hinten und der des Säbels links ſeitwärts am Sattel iſt man andauernd ſehr zufrieden. Zu Uebungszwecken sind außer den bei 3 zu größeren Manövern vereinigten Armee- Corps eingetheilten 3 Cavallerie - Brigaden zu je 2 bis 3 Regimentern, noch 2 Cavallerie-Diviſionen in den Corpsbezirken Verona und Turin zuſammen gezogen worden. Die erstere dieser Diviſionen bestand aus 5 , die andere aus 3 Regimentern mit je 2 und 1 Batterie und je 2 und 1 Infanterie-Bataillon. Bei diesen Uebungen hat die Italienische Reiterei im Allgemeinen einen guten Eindruck gemacht , es hatten jedoch aus den 6 Schwadronen jedes Regimentes nur 4 gebildet werden müssen, um mit 90 leiſtungsfähigen Pferden per Schwadron auftreten zu können. Unter dieſen , namentlich denen Römischer Race, zeigten ſich auffallend viele Kleber, im Uebrigen war ihr Zustand befriedigend, nur schwitzten die versuchsweise mit Türkischem Weizen gefütterten Pferde sehr stark und wurden früh schlaff, ſo daß man von der Unzweckmäßigkeit dieſer Futterart allseitig voll kommen überzeugt ist. Die Bewegungen wurden mit Präcision und in frischen Tempos ausgeführt, in der Linie jedoch, namentlich aber bei den Attacken fehlte die nöthige Geschlossenheit. Die einzelnen Leute reiten gut und dreist, im Auf flärungsdienste geht ihnen jedoch noch die nöthige Gewandtheit ab. Wenn auch die Reiterei Italiens , schon der eigenthümlichen Beschaffenheit des Landes wegen , nie die hervorragende Rolle spielen kann und wird , wie die der übrigen größeren Europäischen Heere , man auf sie aus diesem Grunde auch nicht so viel Mittel und Mühe verwenden kann als dort , geschieht doch namentlich aus ihren eigenen Reihen heraus Alles, was sie den besonderen Ver hältnissen entsprechend auf der Höhe der Zeit zu erhalten vermag. Auf dem Gebiete der Literatur ist zunächst wieder einer, wenn auch ihrem Umfange nach nur kleinen , so doch ihrer Bedeutung nach sehr wichtigen
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Schrift des Generals von Verdy dankbarst Erwähnung zu thun. Er nennt sie selber einen "Beitrag zu den Cavallerie - Uebungsreisen, " ich möchte sie eine Anleitung zu dieſen nennen. Der Verfasser schildert in der bekannten an ziehenden Weiſe den Verlauf einer von ihm selber geleiteten derartigen Uebungsreiſe und knüpft daran äußerst lehrreiche Fingerzeige für Anlage und Durchführung der selben, Betrachtungen über die Führung und Verwendung der Waffe bei ihrem kriegerischen Dienste. Das Buch ist wohl in den Händen jedes Reiter-Offiziers, der , wie der große König sagt : „die wahre Ambition besitzt noch General zu werden, " und dürfte obiger Hinweis auf dasselbe an dieser Stelle genügen. Durch die Herausgabe der „ Instructionen des Generalmajors Carl von Schmidt" , des Mannes, der an dem neuen Leben, welches die Reihen der Waffe in Deutschland auf allen Gebieten durchweht , einen so hervorragenden Antheil hat , den man bis zu einem gewissen Grade als den Schöpfer dieſes Lebens bezeichnen kann , hat sich Rittmeister von Bockelberg ein großes Ver dienst um die Deutsche Reiterei erworben. Die Militair - Literatur - Zeitung *) schreibt in einer Besprechung des Buches : „hell und voll Licht sind sämmtliche Räume, in welche der Leser geführt wird, General von Schmidt hat verstanden, Klarheit über Alles zu verbreiten, womit er seine Untergebenen bekannt machen wollte , fest und solide fügt sich ein Stein an den anderen , dem Gedankenfluge und der Schöpferkraft des Meisters , welcher den Plan entwirft , geſellt sich der praktisch nüchterne Sinn des Handwerkers, welcher die einzelnen Theile bearbeitet und zusammenfügt und der Herausgeber hat verstanden, durch zweckentſprechende Anordnung der inneren Räume und deren Verbindung untereinander, das Ganze leicht und bequem dem Leser zugänglich zu machen. “ Man könnte auf den Mann , von dessen Nachlasse wir leider nur noch zehren können , anwenden , was Carlyle von dem Könige Friedrich Wilhelm I. sagt: „ wo sind sie alle geblieben, der rothgestrümpfte Kaiser, der Affe auf dem Throne u. s. w. vergessen, niemand gedenkt ihrer noch, spricht von ihnen, doch das eherne Werk des alten Bären von Brandenburg steht noch heute und wächſt an innerer Kraft und äußerer Macht. " **) Auch das in Rede stehende Buch fehlt hoffentlich nicht auf dem Lesetiſche derjenigen Reiter - Offiziere , welche das Bedürfniß fühlen , hin und wieder auch einige geistige Speise zu genießen, es ist gar kräftige und gesunde Koſt, die es ihnen bietet, die Geist und Leib stärkt für die mühsame Arbeit sowohl, als wie für den herrlichen Dienst im Sattel. Kein geistreicher, kritisch, taktiſch, hiſtoriſcher Versuch , kein Sporting - Buch , sondern ein ächtes kerniges Reiterbuch , das nur vom Handwerk handelt, aber nicht vom handwerksmäßigen, sondern vom künſt lerischen Standpunkte aus. Wenn ich gleich nach diesem Buche auf die „ Kritischen Versuche des Generals der Cavallerie 3. D. J. von Hartmann, " aufmerksam zu machen mir erlaube, so geschieht dies, weil in dem 1. Hefte derselben von Seite 54 ab ein kleiner Feldzug gegen die neuere Kampfes nnd Verwendungsweise der Reiterei unternommen wird, die, wie erwähnt in dem General von Schmidt einen ihrer her vorragendsten Förderer gefunden hat. General der Cavallerie z. D. von Hartmann hat auch während der Feldzüge von 1866 und 1870/71 an der Spitze einer Cavallerie-Division gestanden, scheint jedoch nach seinen Betrachtungen zu schließen,
*) 12. Heft. December 1876. Seite 376. **) Ich erlaube mir zu bemerken , daß ich die betreffende Stelle nur aus dem Ge: . dächtnisse wiedergebe, da das Buch Carlyle's mir nicht zur Hand iſt.
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andere Erfahrungen gemacht zu haben als General von Schmidt. Er ist nicht für die selbstständige Verwendung unserer Waffe , er sieht in der Treffentaktit , wie sie das neue Reglement nach langen Prüfungen angenommen hat , einen !! theoretischen Zuschnitt. " Ganz lesbar und anregend ist eine Brochüre : „ Stimmen aus den Reihen der Cavallerie" betitelt, welche die brennenden Fragen der Gegenwart, Er ziehung und Ausbildung von Mann und Pferd, Bewaffnung, Waffengebrauch, so wie die Taktik der größeren Verbände, zum Theil recht sachgemäß bespricht und namentlich in Bezug auf die zuerst aufgeführten Punkte Manches recht Gute enthält, im Ganzen jedenfalls zum Nachdenken anregt. Der bereits in der Militair - Literatur rühmlichst bekannte Desterreichische Rittmeister Dr. H. Walther, hat eine kleine Brochüre veröffentlicht : „ Ueber die Gliederung , Führung und Verwendung größerer Cavallerie Körper." Er legt wiederum ein gewichtiges Wort ein, für die Nothwendigkeit einer dem Kriegsgebrauche entsprechenden Friedens - Organiſation der größeren Reiterkörper: „ da “, wie er schreibt, „ die schönsten Grundſäße und Formationen nichts vermögen, wenn ihnen vermittelst der Handſamkeit der Truppe nicht die Wege gebahnt werden. " Er ist ferner der Ueberzeugung, der gewiß jeder Reiters mann, der den Entwickelungen der Waffe im Laufe der Geschichte mit einiger Auf merksamkeit gefolgt ist, aus vollſtem Herzen beiſtimmen wird, daß „ keine Armec Leitung der Lösung dieſer principiellen Frage der Cavallerie wird aus dem Wege gehen können. Früher oder später muß diese organisatorische Frage dennoch gelöſt werden und Wohl dem Ganzen , wenn man nicht erst nach taktischen Mißerfolgen zur Einsicht . . . . gelangt. " Die Reiter-Division zu drei gleich starken Brigaden à 8, höchstens 12 Escadrons erscheint ihm als die günstigste Gliederung, jede Brigade bedarf seiner Ansicht nach einer Batterie zu je 4 Ge schüßen. Bei der taktischen Verwendung wird ein Hauptnachdruck auf " richtiges Zusammenhalten der Kräfte " gelegt. Seinen Forderungen auf organiſatoriſchem Gebiete widersprechend, will er taktisch keine Normalgliederung als Grundlage für die Gefechtsverwendung und versucht dies aus den Reiterkämpfen des 16. Auguſt 1870 bei Vionville und Mars la Tour nachzuweisen, aus denen die dort kämpfenden Preußen wie Franzosen freilich die entgegengesetzte Lehre ziehen zu müſſen ge glaubt haben. Sollten sie alle zu jenen Ideologen gehören, auf die der Ver faffer Seite 10 so böse ist ? Er führt später selber das Wort Napoleons an, daß der Cavallerie - General dem Zufalle Nichts anvertrauen“ dürfe. Heißt das aber nicht dem Zufalle, sei es in Gestalt der einwirkenden Verhältnisse, sei es in der Begabung x . des Führers , Thor und Thür öffnen , wenn man der Truppe nicht mindestens einen Anhalt dafür gewährt, wie sie sich zum Kampfe gliedern soll ? Daß Talente für ihre Person keine Normalformen brauchen, be streitet gewiß Niemand, aber wohl für diejenigen, welche durch sie in den Kampf geführt werden sollen, denn diesen können sie nicht im Augenblicke des Handelns den Flug ihres eigenen Genius einhauchen, der stets das Richtige findet — oder auch nicht. Doch man lese selber die geistreiche kleine Schrift. Vielleicht be tehrt der Verfasser einige jener „ Doctrinairs der Gegenwart, " die aus den letzten Feldzügen mit der Ueberzeugung heimgekehrt sind , daß eine gewisse Normal formation für die taktische Verwendung der Cavallerie- Divisionen doch recht er wünscht sei. Wo der Verfaſſer die Notiz entnommen ( Seite 23), daß Friedrich d. Gr. erst nach der Schlacht bei Kolin zu der Ueberzeugung gekommen sei, daß er die Cavallerieführer „ ihrem eigenen Impulſe " überlassen müſſe, daß er sie bis dahin
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„ängstlich eingeſchränkt “ habe , wäre intereſſant zu erfahren. So viel mir be fannt , hat der große König an den Formen , die er einmal für seine Reiter körper geschaffen , nie etwas geändert , jedenfalls aber von je an von jedem seiner Reitergenerale gefordert , daß sie diese Formen nach eigenem Ermeſſen und zwar "!bei infamer Cassation " anwenden sollten *) . Zum Schluffe erhalten wir denn doch noch eine eingehende Anweisung für das Benehmen der drei Treffen, mit der jeder Reiteroffizier, auch jene Ideologen und Doctrinairs , denen der Verfasser so sehr zürnt, gewiß vollkommen einverstanden sein werden. Mit einem Worte die kleine Schrift ist sehr lesens- und beherzigenswerth. Ueber die im Jahre 1875 bei Konig stattgehabten größeren Ca vallerie- Uebungen bringt das zweite Beiheft des Militair = Wochenblattes pro 1876 einen ausführlichen Bericht , der durch die demselben beigefügten Directiven des verstorbenen Generals von Schmidt für jene Uebungen , einen bleibenden Werth erhalten haben dürfte. Major Hann von Weyhern des Husaren-Regiments Nr. 10 hat in ſeinen „Ansichten über Ausbildung einer Escadron nach den Anforde rungen der Jetzeit" , in denen er wohl neben werthvollen eigenen Erfah rungen vornehmlich die von General von Schmidt , für die ihm seiner Zeit unterstellte 7. Cavallerie-Brigade , erlassenen Instructionen , in ihrer praktischen Anwendung und Durchführung, wiedergegeben hat, ein praktiſches und bequemes Handbuch für den Escadronschef, ein recht schätzenswerthes Lehrbuch für den jüngeren Offizier geſchaffen. In kriegsgeschichtlicher Beziehung wäre noch auf die „ Etudes sur la cavalerie de la grande Armée (campagnes de 1805 et 1806) Paris 1876 " hinzuweisen , die ein recht klares und belebtes Bild davon geben , wie ein Meister der Feldherrnkunst die Reiterwaffe zu brauchen verſtand und wesentlich durch sie seine Gegner , die dies verlernt hatten man sagt wohl nicht zu viel über den Haufen rannte. Recht anziehend zu lesen sind zwei Vorträge über die „ Deutsche Reiterei in den Kriegen der Urzeit und des frühen Mittelalters bis zum Ende des 11. Jahrhunderts " , welche Rittmeister Becker in der militai riſchen Geſellſchaft zu Karlsruhe gehalten und nachher hat drucken laſſen. Frisch und dem Gegenstande entsprechend geschrieben, bietet der Verfasser uns auf 84 Seiten das Ergebniß sehr eingehender Studien und belehrt uns dadurch in anziehender Weise über Ereigniſſe, Zustände und Verhältnisse, von denen man ohne sein Ver dienst wohl wenig erfahren hätte. So lernen wir, daß unsere Cimbriſchen Ahnen, als sie auf den Raudischen Gefilden mit den Römischen Legionen rangen, bereits auf diese einen Flanken - Angriff durch ihre 15,000 Pferde starke Reiterei aus führen ließen. Zum Schluſſe erhalten wir ein sehr lebhaft gezeichnetes Bild der Reiterschlacht bei Hohenburg, welche König Heinrich IV. am 9. Juni 1075 den aufrührerischen Sachsen lieferte. Hauptmann von Deines, zur Zeit im Generalstabe, hat die Zahl der Re gimentsgeschichten durch die des " Königs - Husaren- Regiments " vermehrt. Durch ein sehr wohlgelungenes Reiterbild Seiner Majestät des Kaiſers und Königs in der Uniform des Regimentes geſchmückt, entſpricht der Inhalt durchaus der gestellten Aufgabe, die Erlebnisse eines so bevorzugten Regimentes der Nachwelt zu erhalten, als ein Vorbild und eine Anfeuerung allen Denen, die noch dereinſt in seine Reihen treten werden . So recht eine Schöpfung echt Preußischer Vater *) Dispoſition vom 25. Juli 1744.
Oeuvres, ed . 1856.
Seite 129.
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landsliebe, verdankt das Regiment seine Entstehung jener schweren und doch so schönen Zeit, in der Jeder sein Bestes gab und that, um des Vaterlandes Ehre und Freiheit zu retten , so auch Graf Henckel von Donnersmark , in dem das Regiment seinen Errichter und ersten Commandeur verehrt. Es hat sich dieses seines Ursprunges stets werth gezeigt. In würdig anspruchsloser Form hat der Ver fasser es verstanden, den Thaten und Leistungen des Regimentes , dem auch er einst angehörte, ein schönes Denkmal zu sehen. Des Buches, in dem Hauptmann Cardinal von Widdern eine Schilderung der großen Russischen Reiter-Uebungen gegeben hat, ist bereits weiter oben ge= dacht *). Wenn ich hier noch einmal auf dasselbe zurückkomme , geschieht es, um noch der Vorschläge zu gedenken , welche er im Anschluſſe an die beregten Schilderungen für die Ausführung solcher Uebungen in Deutschland macht. Diese Vorschläge sind jedenfalls der Beherzigung sehr werth. So wie der Ver faffer sich den Verlauf derartiger Uebungen denkt , dürften dieselben doch wohl ein wenig zu viel Kräfte allseitig in Anspruch nehmen, sie könnten nugbringend geleitet und ausgeführt werden , auch ohne für sie den Chef des Generalstabes der Armee und mehrere General = Commandos in Anspruch zu nehmen , wenn man z . B. das in diesem Jahre bei den Desterreichischen Uebungen beobachtete Verfahren nachahmte. An sich aber sind die hingeworfenen Gedanken wohl eingehendster Beachtung werth, und möchte ich daher auf dieselben die allgemeine Aufmerksamkeit von Neuem lenken. Si vis pacem, para bellum. Unsere Nach) barn sind alle in der bezeichneten Richtung sehr fleißig, daher: caveant consules ! In der Tagesliteratur sind die verschiedenen reiterlichen Fragen vielfach besprochen worden , und ist hier namentlich zu verzeichnen , daß man mehr und mehr zu der Ueberzeugung zu kommen scheint , wie um reiterlicher Soldat zu sein, nicht allein das kühne Reiten über die Haide genügt , sondern wie hierzu auch eine gründliche Kenntniß und ein gewiegtes Verständniß der Ausbildung und Erziehung von Mann und Pferd in der Campagne-Reiterei erforderlich ist, daß Reitersmann zu sein nicht nur ein hoher Genuß ist , sondern auch ernſte und gründliche Arbeit von jedem Einzelnen verlangt. Möge man auf dieſem k . . . . . r. Wege weiter fortschreiten.
Bericht über die Ausbildung
der
Lehre für die faktiſche Ver
wendung der Feld-Artillerie.
1876 .
Von den wenigen Büchern und Arbeiten , welche im Laufe des Jahres 1876 erschienen sind und das Gebiet der Taktik der Feld - Artillerie betreffen, Sie sollen sind drei in Deutschland veröffentlichte von besonderer Bedeutung . in dem folgenden Bericht in Kürze besprochen werden.
*) Siehe Seite 238. Militairische Jahresberichte 1876.
17
fn 258
Militairische Jahresberichte für 1876.
A.
Der Entwurf zu einem Exercir - Reglement für die Feld Artillerie der Königl. Preuß. Armee. 1876. Dies , auf Veranlassung der Preußischen General-Inſpection der Artillerie bearbeitete Reglement führt in der Vorrede die Hauptgründe an , welche eine Umarbeitung des älteren Reglements und Aenderungen nothwendig machten, durch welche die Anwendung der Artillerie im Felde erleichtert werden soll. Die grundsätzlich angenommenen Aenderungen sind : Das Aufproßen findet nur im Zurückgehen statt ; Annahme der Bogenwendung für alle Bewegungen des Geschüßes, um die Zugkraft der Pferde besser auszunutzen; Gestattung stärkerer Gangarten für besondere schwierige Verhältnisſe ; Zu lassung der Inversion ; Einführung der Halbcolonne; ausgedehntere Verwendung der Signale, um größere Massen leichter zu bewegen und schneller zu ent wickeln. Diese Aenderungen haben den alleinigen Zweck : „frühzeitige Kräfteentfaltung und Auftreten möglichst überlegener Geschützmassen zu ermöglichen. " Dem Reglement ist demnächst ein neuer Abſchnitt ( V) eingefügt, welcher die Hauptgesichtspunkte für die Verwendung der Waffe vor dem Feinde dar legen soll. I. Dieser Abschnitt : „ das Gefecht der Artillerie“ , enthält zuerſt eine An zahl Sähe von allgemeiner oder rein artilleristischer und technischer Natur, von denen folgende hervorzuheben sind : 1) Die ergiebigen Entfernungen für die neuen Feldgeschütze gehen bis 2400 Meter. 2 ) Man muß von vornherein dem Feinde an Artillerie überlegen sein, daher: 3) Einreihung der Batterien in die Colonnen nahe der Tete. Die Tendenz der Säte ad 2 und 3 ist : frühzeitige Kräfteentfaltung und Massenverwendung der Artillerie. 4) Im Gefecht ist einheitliche Leitung der Artillerie unentbehrlich, daher sind die taktiſchen Verbände nur selten zu trennen . . . Die Anwendung im Abtheilungs- oder Regiments-Verbande (6-9 Batterien) ist die Regel. 5) Concentration des Feuers ist sehr wichtig und zwar beim Angriff gegen einen Punkt, deſſen Widerſtandsfähigkeit völlig gebrochen werden soll; bei der Vertheidigung jeder Abwehr des feindlichen Einbruchs. 6) Die Wahl der Ziele wird dabei durch die Gefechtslage bedingt. fangs findet meist ein Artilleriekampf ſtatt ; für die Artillerie des Angreifers ist die feindliche unter allen Umständen das nächste Zielobject. 7) Zur unmittelbaren Vorbereitung und Unterstützung des Infanterie Einbruchs sind nähere Stellungen (in der Regel unter 1600 Meter) , schnelleres Feuer und Wechsel der Stellungen in Begleitung des Infanteriekampfes er forderlich. Die Artillerie muß daher dem Feuergefecht der Infanterie , unter An= lehnung an das Haupttreffen , folgen und sich beeilen , den Besitz des eroberten Terrains durch starke Batterien zu sichern. 8) Die Vertheidigungs-Artillerie nimmt den Kampf mit der feindlichen auf, wenn sie dazu stark genug ist ; ſonſt hält sie sich zurück und beschießt nur die anzugreifende Zufanterie. Diejen Sätzen folgt dann " der Gebrauch der Artillerie bei den Cavallerie -Divisionen." Derselbe soll später betrachtet werden.
Ausbildung der Lehre für die taktische Verwendung der Feld- Artillerie.
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II. Darauf folgt : „ Verhalten des Commandeurs der Artillerie im Allgemeinen. 1) Derselbe soll während der Recognoscirung des Terrains und des Feindes den Truppenführer begleiten, um deſſen Befehle entgegen zu nehmen. Sobald das Gefecht beginnt , übernimmt er persönlich das Commando seiner Truppe und wird vom Truppenführer mit Befehlen versehen. 2) Ueber die Wahl der Feuerstellung , den Anmarsch und das Ein rücken in die Position, die Beobachtung des eigenen Feuers , die Wahl der Schußarten , werden bekannte, nicht neue Vorschriften gegeben. 3) Bei der "/ Feuerdisciplin " wird bemerkt : „der das Feuer Leitende bleibt zu Pferde. " (Früher war das Absiten gestattet , oder unter Um ständen sogar vorgeschrieben.) 4) Die Feuerleitung bleibt grundsäßlich in der Hand des Batteriechefs ; auch nach dem Einſchießen . ――― Der Abtheilungs - Commandeur übernimmt die Leitung nur in ganz ausnahmsweisen Fällen , und hat nur die Ziele und Schußarten für die einzelnen Batterien zu bestimmen. 5) Das Ueberschießen anderer Truppen ist womöglich zu vermeiden. III. Betrachtung der vorstehenden Sätze. Man erkennt leicht, daß dieselben keine Lehre der angewandten Taktik enthalten, daß sie vielmehr nur allgemeine Gebrauchsregeln oder Directiven für die Anwendung bilden, in dem Sinne, wie sie in unserem vorjährigen Berichte (S. 340-343) angegeben worden sind. Im Durchschnitt sind die Säße nur etwas schärfer präciſirt , oder den Verhältnissen der Deutſchen Artillerie genauer angepast. Als neu, d. h. in der Zusammenstellung des vorigen Jahres nicht angeführt, erscheinen die Säße ad I. 6, 7 , 8 und ad II. 1 , 3, 4. Die ersteren sind von besonderer Bedeutung, da sie die Grundlage für die Verwendung der Artillerie in Verbindung mit anderen Truppen geben und der Artillerie ihre Rolle im Großen sehr bestimmt vorschreiben. Die Säte ad II 1 und 4 waren in der Preußischen Artillerie schon länger anerkannt und angewandt. Der Saß ad II 3 jetzt voraus , daß der Betreffende ein vollkommen ruhiges Pferd hat , sonst ist die Beobachtung mit dem Glase wohl nicht möglich. Es kann selbstverständlich nicht überraschen, daß das vorliegende Reglement auf die taktischen Lehren nicht tiefer eingeht : dazu ist das Reglement keine ge eignete Stelle. ――――― Die angeführten Säße dienen mehr zur Orientirung des höheren Führers gemischter Truppen oder auch der Artillerie.
B. Exercir- Reglement für die Cavallerie vom 5. Juli 1876. Dieses von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser genehmigte Reglement behandelt im 8. Abschnitt: „ Ausbildung und Gebrauch der Cavallerie in mehreren Treffen " , und in Verbindung damit, die Verwendung der den Cavallerie-Divisionen zugetheilten reitenden Artillerie, nach denselben Grundsätzen, wie sie in dem vorbesprochenen Reglement für die Artillerie ausgesprochen worden find. - Die hierbei in Betracht kommenden Hauptpunkte sind die folgenden : I. Säße allgemeiner Natur : 1) Die Cavallerie- Diviſion beſteht in normaler Formation aus 3 Brigaden Reitende Artillerie wird ihr zugetheilt " (§ 204). zu je 2 Regimentern. 2) Die Artillerie steht unmittelbar unter Befehl des Divisionsführers (§ 205) . 3) Derselbe läßt die Befehle der Artillerie durch Adjutanten zugehen (§ 208) . 4) Für den Anmarsch befiehlt der Divisionsführer über die Zutheilung der 17*
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Artillerie an die Brigaden, wenn man auf mehreren Straßen marſchirt. Wenn die Division auf einer Straße marschirt, wird der vordersten (gewöhnlich eine leichte) Brigade, eine Batterie zugetheilt (§ 215). 5) Defilee-Uebergänge. Muß ein Defilee-Uebergang erzwungen werden, so wird derselbe durch die Feuerwirkung der diesseits auffahrenden Artillerie vor Beim Rückzug über ein Defilee geht die Artillerie zuerst zurück und bereitet. ― nimmt Aufstellung gegen den Feind (§ 221) . Es folgt: II. Der Gebrauch der Artillerie. 1) Sind der Division mehrere Batterien zugetheilt , so treten sie unter einheitlichen Befehl. Der Commandeur hält sich bis zum Beginn des Gefechtes in der Nähe des Divisionsführers auf und leitet dann das Gefecht persönlich. 2) Die Batterien sollen zuſammengehalten werden. Stellungswechſel ſind wegen des Verlustes an Zeit und Wirkung möglichst zu vermeiden. 3) Die Positionen sind so zu wählen, daß die Artillerie möglichſt früh und während der Attacke wirken kann , daher seitwärts auf demjenigen Flügel der Cavallerie, der am wenigsten durch Reserven oder Terrain gedeckt ist . 4) Particular-Bedeckungen sind nur unter besonderen Verhältnissen zu geben, da jede Truppe die Deckung der Artillerie zu übernehmen hat. 5) Die Artillerie, die um möglichst früh bei der Hand zu sein, der Colonne des vordersten Treffens zugetheilt ist , muß suchen , so früh als möglich zum Schuß zu gelangen , um die Entwickelung der Cavallerie und die Attacke zu unterstützen. Sie richtet ihr Feuer gegen den Theil des Gegners, der angegriffen werden soll. 6) Ist die Division nicht in der Lage , die Attacke sogleich auszuführen, so kann die Artillerie versuchen , das Feuer der feindlichen Artillerie von der Cavallerie ab- und auf sich zu lenken. Nur wenn der Divisionsführer beab sichtigt , den Feind zu überfallen, schweigt die Artillerie. Wenn Infanterie attackirt werden soll , bedarf es in der Regel einer längeren Vorbereitung durch Artillerie.
7) Bei der Attacke ist die Stellung der Artillerie wenig vorwärts , aber beträchtlich seitwärts des ersten Treffens ; sie hat dann nicht zu fürchten , in's Handgemenge verwickelt zu werden . 8) Gelingt die Attacke , so folgt die Artillerie , um aufzufahren , sobald der Feind sich zu neuem Widerstande sammelt. Wird der Angriff auch der Reserve abgeschlagen , so fährt die Artillerie sogleich ab, um rückwärts eine Aufnahmestellung zu nehmen. III. Betrachtung der vorstehenden Säße. Zunächst sei erwähnt, daß die vorstehenden Säße, allerdings abgekürzt, auch in dem Reglement für die Feld-Artillerie vorhanden sind. In unserem vorjährigen Berichte konnten wir über diese Verhältnisse Nichts anführen, da der Gebrauch der reitenden Artillerie bei den größeren Cavallerie Corps nirgend gründlich untersucht worden war. Die vorstehenden Säße be zeichnen also einen wichtigen Schritt zur weiteren Entwickelung der taktischen Lehren. Sie gründen sich auf Einrichtungen , welche allerdings nur in der Deutschen Armee bestehen, aber auch in anderen Armeen in der Durchführung begriffen sind oder zur Durchführung kommen werden. - Sie sind ferner, dem Zwecke des Reglements entsprechend , allgemein und im Sinne von Direc tiven gehalten, an welche die specielle Gebrauchslehre angesetzt werden muß, um den gegebenen Rahmen zu füllen.
Ausbildung der Lehre für die taktische Verwendung der Feld-Artillerie.
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Die angeführten Grundsätze sind von entschiedener Bedeutung ; ihre Richtig keit dürfte der Hauptsache nach nicht bestritten werden. Bemerkenswerth scheinen uns folgende Punkte: Der Sah ad I. 1. läßt die Stärke der reitenden Artillerie unbestimmt. Es hat hier wohl die Absicht vorgelegen , sich nicht die Hände zu binden und das Verhältniß von den Umständen abhängig zu machen, dies um so mehr, da die Debatte über diesen Gegenstand ziemlich heftig ist und die Ansichten vielfach schroff einander gegenüberstehen . Ueberwiegend werden für die Division , in Uebereinstimmung mit den drei Brigaden, drei Batterien gefordert, während sehr gewichtige Stimmen weniger geben wollen, da nach ihrer Ansicht die Artillerie unter Umständen zu einem Hinderniß für die freien , schnellen Bewegungen der Division werden kann. Nach unserer Ansicht ist eine Batterie , bei den nicht zu vermeidenden Theilungen der Division wohl zu wenig und wird man für die Bestimmung der höchsten Zahl wohl abhängig sein von der Zahl der Batterien , die den feindlichen Diviſionen zugetheilt sein werden. Der Sab ad II. 4 , betreffend die Particular-Bedeckungen , ist schwer ver einbar mit den Festsetzungen ad II. 7, wonach die Artillerie bei der Attacke beträchtlich seitwärts des ersten Treffens stehen soll. Unter dieſen Umständen kann sie doch von feindlichen Trupps sehr schnell überfallen und an Mann schaften und Pferden stark geschädigt werden, bevor Unterstützung von den Treffen kommt, bei denen man in diesem Moment kein Auge auf die Artillerie hat. Die Zutheilung von Particular - Bedeckungen (etwa 1 Escadron) würde demnach wohl zu den häufigeren Fällen gehören müſſen. In dem Satze ad II. 8 ist die frühere Vorschrift , wonach die Artillerie während des eigentlichen Handgemenges aufgeprozt stehen soll, nicht be rührt. Wenn damit noch nicht gesagt sein soll, daß sie unter allen Umständen abgeprost bleiben soll , und dem Artillerieführer somit Freiheit gelassen ist, das Eine oder das Andere zu thun, so wäre nach unserer Meinung es doch erwünscht , die ältere Vorschrift , die einen tiefen Sinn hatte , nicht ganz mit Stillschweigen zu übergehen. Am Schluffe unseres vorjährigen Berichts hatten wir genauer dargelegt, in welcher Weise die taktische Lehre für die Feld - Artillerie ausgebildet werden müſſe : mit Bezug auf die Gefechtsverhältnisse der anderen Waffen ; und mit Bezug auf die Leitung und Ausbeutung des eigenen Feuers. Wir haben erwähnt, daß eine einschlägige Preisaufgabe von der Preußischen General Inspection der Artillerie gestellt worden sei. Darauf sind , soviel bekannt ge worden , mehrere Bearbeitungen dieser Aufgabe eingegangen; ob eine oder die andere die Anerkennung der Richter finden wird , ist noch nicht entschieden. — Daneben ist die Bearbeitung der angedeuteten Aufgabe in einem privatim veröffentlichten Buche versucht worden: C. Taktik der Feld- Artillerie unter eingehender Berücksichtigung der Erfahrungen der Kriege von 1866 und 1870/71 , wie des Gefechtes der Infanterie und Cavallerie von E. Hoff bauer, Major. Der Verfasser hat die Löſung der Aufgabe fast durchweg in dem von uns angedeuteten Sinne versucht. Er geht zur Entscheidung vieler Fragen auf die Erfahrungen der Kriege zurück , hält für die Entwickelung der Lehre die An
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lehnung an das Gefecht der anderen Waffen fest und grenzt die einzelnen Kampfperioden durch die Wirkungssphären der Feuerwaffen ab. - Die Gliede rung der Arbeit ist folgende : AA. Specieller Gebrauch der Artillerie ; hierbei werden die reglemen tarijchen Formen , das Verhalten des Artillerie = Commandeurs und alle oben sub A. II. berührten Verhältniſſe in gleichem Sinne , wie im Reglement für die Feld-Artillerie besprochen. Es wird nur angedeutet , daß das Ueberschicken anderer Truppen im letzten Kriege sehr oft hat stattfinden müſſen. BB . Der Gebrauch der Artillerie in Verbindung mit anderen Truppen. I.
Bestimmung der Artillerie bei dieser Verbindung;
II. Zutheilung der Artillerie zu den anderen Waffen , Ein fügung in die Marsch- Ordnung u. s. w. Hierbei wird sehr ausführlich und treffend die Verwendung der reitenden Batterien besprochen , die bei der Corps-Artillerie zurückbleiben ; sowie der Ge brauch der bei der Cavallerie-Division befindlichen reitenden Batterien in einer größeren Schlacht. III.
Die Artillerie , vorzugsweise als Hülfswaffe , unter Be rücksichtigung der Orts- und Defilee - Gefechte. a) bei den Infanterie- Divisionen, b) bei den Cavallerie-Divisionen. Die Kampfstellungen werden beim Angriff auf 1300 1800 Meter festgesetzt. Die kleinere Entfernung wird durch die Wirkung des Gewehrs M. 71 begründet , welche hier , nach den Worten der Infanterie - Schieß - Inſtruction : ,,nicht mehr hoch anzuschlagen ist. " Die Entfernung von 1800 Meter wire durch die Wirkung der Feldgeschütze gegeben (25-27 % Treffer gegen Ar tillerieziele. ) Besonders gelungen scheint uns die S. 57 59 gegebene Motivirung für das Begleiten der Infanterie durch die Artillerie. Als untere Grenze werden 750 Meter angegeben, weil 650 Meter eine merkbare Grenze für die Wirkſam keit des Gewehrs bilden. Beispiele aus dem letzten Kriege begründen die Aus führungen des Verfaſſers. Als einen ferneren wichtigen Grund für das Mit gehen der Artillerie möchten wir anführen: die schleunige Besetzung genommener Stellungen durch Geſchütze ; dann glaubt der Feind gewöhnlich erſt , daß die Stellungen vom Gegner wirklich genommen sind . Auch beim Angriff der Cavallerie-Divisionen, hält der Verfasser eine zweite Hauptstellung auf 600-700 Meter principiell für nothwendig . - Der Verlauf dieser Cavallerie- Gefechte macht es zweifelhaft, ob das , was der Verfaſſer thee retisch zu begründen sucht , in Wirklichkeit ausführbar sein wird. Der Verfasser behandelt das Gefecht der Cavallerie sehr ausführlich. Er sucht unter Anderem aus den Erfahrungen abzuleiten , daß einer Cavallerie Division drei reitende Batterien zugetheilt werden sollen. Nach seiner Ansicht soll die Artillerie bei dem Handgemenge aufgeproßt das Weitere abwarten. IV. Die Artillerie in der Schlacht vorzugsweise als Hauptwaffe. a. In der Angriffsschlacht. 1 ) Einleitung derselben. 2) Durchführung des Kampfes bis zum entscheidenden Infanterie-Angriff.
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Den Beginn macht der Artilleriekampf , auf 1300-1800 Meter -- öfter weitere _____ Entfernung. Die Artillerie ist Hauptwaffe. 3) Die Entscheidung : Zuweilen wird sie durch die Artillerie gegeben, besonders beim Angriff auf Dertlichkeiten. 4) Die Zeit nach dem Sturme. b. Die Artillerie in der Vertheidigungsschlacht . Zu Anfang foll die Artillerie allein Hauptwaffe sein , nach ihr haben die Stellungen der In fanterie sich zu richten. Einen besonderen Werth hat daher: 1) Die Auswahl der Artillerieſtellungen. 2) Die Einleitung des Kampfes bis zur Entwickelung des Gros der Angriffs-Artillerie. C 3) Die Durchführung des Kampfes bis zum Beginn des Sturmes. Sehr zweckmäßig scheint uns das, was über das Annehmen des Kampfes seitens der Vertheidigungs-Artillerie gesagt wird, sowie über die Gestaltung und den Einfluß dieses Kampfes auf das Gefecht. Von zurückgehaltenen Reſerven der Artillerie erwähnt der Verfasser Nichts. Es scheint uns nicht ratham, auf solche ganz zu verzichten. 4) Die Entscheidung vom Beginne des Sturmes der feindlichen Infanterie. Das Hauptziel ist die feindliche Infanterie. 5) Die Zeit nach dem Sturme. c) Besondere Bemerkungen über den Massengebrauch der Ar = tillerie. Bemerkenswerth sind die Erörterungen über die während des letzten Krieges beim Maffengebrauch vorgekommenen Frictionen , vor Allem über die Schwierigkeiten , welche die Leitung und Uebersicht der langen Artillerielinien, verursachen. Der Verfasser sucht demnächst die Bestimmungen klar zu legen , welche zu treffen sein werden, um in Zukunft den Massengebrauch zu erleichtern. und günstiger zu gestalten. Er berührt damit das Gebiet der Führung der Artillerie im höheren Sinne. Die Erörterungen des Verfaffers über diesen Punkt sind völlig original , da unseres Wissens , noch nirgend diese Ver hältnisse wissenschaftlich behandelt worden sind. Von besonderer Bedeutung sind die Andeutungen über die Art und Weise , wie die Führung und nach welchen. Gliederungen sie stattzufinden hat. Dieser Abschnitt des Buches scheint für die höheren Artillerie-Offiziere ganz besonders beachtenswerth und eine Discuſſion desselben wird dringend nothwendig sein. Es wird sich dabei klar herausstellen, welche Bedeutung und welche Rolle der Regiments- Commandeur der Artillerie, der bisher gegen den Abtheilungs - Commandeur fast überall zurücktrat, im Ge fechte hat. ― Diese Andeutungen über den Inhalt der Hoffbauer'schen Arbeit mögen genügen. Was die Ausführung betrifft, so sei noch folgendes bemerkt. Durd) Anlehnung an das Gefecht der anderen Waffen und durch Berücksichtigung der Waffenwirkung hat die Arbeit eine im Ganzen richtige Grundlage gewonnen. Sie hat neben mehreren nicht ganz präcisen und zu breiten Ausführungen viele gelungene Theile ; die meisten Zweifel sind uns bei der Erörterung des Ca valleriegefechtes gekommen. Endlich scheinen die Ausführungen über die Leitung und Vertheilung des Feuers nicht gründlich genug in dem Sinne, wie wir dies im vorjährigen Berichte S. 346 angedeutet haben. Im Ganzen kann man mit dieſem ersten Wurfe auf dem in Rede stehenden Gebiete zufrieden sein. Man versäume aber nicht ihn zu discutiren, wie es der Verfasser selber wünſcht.
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D) Nunmehr sei noch kurz ein Aufsatz berührt : Die Verwendung der Feld- Artillerie bei den Manövern , welcher in Nr. 12 des Militair Wochenblattes von 1876 erschienen iſt. Der Verfasser spricht zunächſt mehrere Wünsche aus, welche inzwischen in dem Reglement für die Feld-Artillerie Berücksichtigung gefunden haben. Später bemerkt er: „ in der Offensive ist die Artillerie besser im Centrum , in der Defensive besser auf den Flügeln zu rer wenden, weil diese die schwächsten Punkte sind, von denen der weit ausholende Gegner zurückgehalten werden muß. " Im Allgemeinen könnten diese Ver hältnisse wohl nur für kleinere Truppenkörper (bis zur Stärke eines Armee Corps) zutreffen, und ob sie hier nicht durch die besonderen, auch localen Ver hältnisse so häufige und bedeutsame Modificationen erleiden müſſen , daß ren einem Grundsatz nicht mehr zu reden ist , dürfte noch der Erwägung bedürfen . Von den im Auslande erschienenen Vorschriften über die Taktik der Feld Artillerie ist bemerkenswerth die: ,,Instruction provisoire sur le service de l'artillerie en cam pagne" vom Französischen Kriegs - Minister unter dem 10. April 1876 ge= nehmigt. Diese Instruction joll, nach der Vorrede, die im aide mémoire von 1864 (Capitel XIV .) enthaltene ,,Note sur le service de l'artillerie en cam pagne" ersetzen. Seit jener Zeit war also in der Französischen Artillerie Nichts in dieser Frage geschehen. Die Instruction geht etwas mehr in die Ein zelheiten ein, als die vorſtehend besprochenen Directiven der Reglements für die Preußische Feld-Artillerie und Cavallerie, schließt sich aber fast durchweg den in letzteren gegebenen Vorschriften an. Es wird demnach genügen , ihren Inhalt kurz zu skizziren und nur einige bemerkenswerthe oder abweichende Punkte hervorzuheben. Capitel I. Allgemeine Angaben ; Zusammensetzung der Artillerie eines Armee-Corps, der einzelnen Batterien u . s. w. Capitel II. Marschordnung der Batterien ; ihre Eintheilung zum Ge fecht; Verhalten auf dem Marsche ; Vertheilung der Artillerie in der Marsch Colonne; Verhalten in Cantonnements , Biwaks u . j. w. Capitel III. Dienst auf dem Schlachtfelde. — Vorbereitungen zum Gefechte ; Wahl der Stellungen (die besten Entfernungen liegen zwischen 1000 und 2500 Meter) ; Einrücken in die Stellung ; Anordnung, Vertheilung des Feuers ; Ersatz der Munition (etwas abweichend vom Verfahren der Deutschen Artillerie) , der Mannschaften, der Pferde; Stellungswechsel ; Anordnungen nach dem Gefecht ; Berichte ; Rapporte. Capitel IV. Gebrauch der Artillerie in Verbindung mit anderen Waffen. Nach Aufzählung der verschiedenen, der Artillerie zufallenden Aufgaben, wird bemerkt, die Rolle der Artillerie sei unter zwei Gesichtspunkten zu betrachten, nämlich ein Offensiv oder ein Defensiv - Gefecht. 1) Die Artillerie im Offensiv - Gefechte. Vertheilung und Verhalten der Artillerie einer einzeln auftretenden Division. - Das Feuer wird anfänglich gewöhnlich gegen die feindliche Artillerie gerichtet. Die Artillerie hat zwei Haupt Feuerstellungen zu nehmen und die Infanterie zu begleiten. - Die Corps-Artillerie ist in erster Linie bestimmt, den Angriff der anderen Waffen vorzubereiten. — Jede Cavallerie-Diviſion (3 Brigaden à 2 Regimenter) erhält drei reitende Batterien , welche sehr häufig auf die einzelnen Brigaden vertheilt werden , da die Divisionen vor der Armee oft eine sehr lange Front entwickeln müſſen. Jede reitende Batterie ist stets von einer Bedeckung begleitet , da ſie über
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raschenden Anfällen zu ſehr ausgesetzt ist. Die Vorschriften über das Ver halten vor und während der Attacke sind sehr allgemein gehalten. 2) Die Artillerie im Defensiv - Gefechte. Die Artillerie nimmt von vornherein die günstigsten Stellungen ein, um die Absichten des Gegners zu vereiteln. Eine gewisse Zahl von Batterien, und zwar die beweglichsten der Corps-Artillerie, behält man in Reserve. 3) Die Artillerie bei besonderen ( Orts- ) Gefechten. In einem Resumé werden die Hauptpunkte der Instruction nochmals kurz zusammengefaßt. Hervorzuheben ist: In der Offensive behält man selten Batterien in Reserve. " Die ersten Schüsse sind fast immer gegen die feind liche Artillerie gerichtet. " ―― „ Die Artillerie erhält nur selten eine besondere Be= deckung. " Dem Schluffe der Instruction folgt : Eine Note über das Schäßen der Entfernungen und eine Note über das Verfahren zum Regeln des Feuers, d. h . eine kurze Schieß -Inſtruction, ganz im Sinne der für die Deutsche Artillerie bestehenden Vorschrift. Zu erwähnen ist nur, daß, behufs leichterer Beobachtung, der erste Schuß absichtlich mit ge ringerem Aufsatz, als die geschätzte Entfernung verlangt, abgegeben werden soll. Dies kurz der Inhalt der Franzöſiſchen Inſtruction. Die Abweichungen derselben von den Deutschen Vorschriften sind immerhin interessant und bedeutend M. genug, um darüber nachzudenken.
Bericht über das
Befestigungswesen.
1876 .
I. Die Fortification in der Kriegsvorbereitung. Landes-Bertheidigung und permanente Befestigung. Der diesjährige Bericht wird wie dies im Vorjahre bereits in Aussicht genommen wurde -- die geistigen Strömungen, um deren Darlegung an dieser Stelle es sich handelt*) , wesentlich auf literarischem Gebiete suchen müffen. Die Sammlung der Nachrichten über den Fortgang der Bauten, besonders des Auslandes, wird innerhalb des vorliegenden Werkes den Einzelberichten der Länder, in denen dieselben auch bisher eine meist ausreichende Würdigung ge funden haben , so lange zu überlassen sein , bis greifbare Momente von all gemeinerer Bedeutung und weiterem Intereffe in ihnen oder durch dieselben sich darbieten. Der lettgenannte Gesichtspunkt wird auch der entscheidende sein müssen. *) Daß eine Darstellung oder Beschreibung des Deutschen Festungsbaus weder in der Aufgabe , noch in der Absicht des Berichtes gelegen hat , muß wenigstens der nicht militairischen Kritik gegenüber bemerkt werden, welche (cfr. Preußische Jahrbücher, Sept. 1876) demselben Mangel an Offenheit vorwarf.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
für die aus den literarischen Erscheinungen des Jahres zu treffende Auswahl, da weder eine vollständige Aufzählung , noch eine erschöpfende Kritik derſelben Aufgabe dieser Zeilen sein kann. Deutschland und Frankreich haben in ihrer fortificatorischen Vergangenheit ebensoviel Berührungspunkte als Gegensätze, und beide Staaten haben dem legten Waffengange eine Thätigkeit im Festungsbau folgen lassen, die sie gradezu als führend auf diesem Gebiete der Kriegsvorbereitung erscheinen läßt. Eine Französische Stimme über die Deutschen Bauten wird unter diesen Umständen ein besonderes Anrecht haben, gehört zu werden. Sie wird , auch wenn sie den Deutschen entgegengesetzte Anschauungen vertritt , die höchſte Beachtung verdienen, sobald sie mit Ernst ihre Aufgabe auffaßt und von that sächlich richtigen Voraussetzungen ausgeht. Von dem Journal des sciences militaires , einem der ersten militairwiſſenſchaftlichen Blätter Frankreichs, konnte man die Erfüllung dieser beiden Vorbedingungen eines objectiven Urtheils wohl erwarten , und nicht ohne Spannung nahm man dasselbe zur Hand , als es den Deutschen Festungsbau zum Thema eines längeren Auffages wählte.* ) Der Der letztere erfüllt indeſſen die an ihn geknüpften Erwartungen nicht. Autor geht aus von dem Wagner'schen Lehrbuch der Fortification und von dem von einer Special-Commission bearbeiteten Entwurf für die Vertheidigung der Festungen**), und behandelt beide als officielle Schriften , was sie bekanntlich beide nicht sind. Er hat außerdem eine gewisse Summe von Nachrichten über die neueren Deutschen Bauten vor sich, auf die er gelegentlich zurückgreift. Daß dieselben ungenau und lückenhaft sind , kann nicht Wunder nehmen , daß ſie es aber bis zu einem Grade sind, daß im Großen wie im Einzelnen das entstehende Bild ein falsches wird,***) muß überraschen , da eine genauere Kenntniß der thatsächlichen Verhältnisse doch sehr vielen nichtdeutschen Publicationen zu Grunde liegt. Verliert der Aufsatz schon hierdurch an Bedeutung , so mehr noch durch die Tendenz , in der er geschrieben ist. Was Deutsche thun , wird ent weder bespöttelt 7) oder in der nicht mehr ungewöhnlichen Weise als stricte Ausführung Französischer Gedanken hingestellt. Das alte Lied , Deutschland zehre jetzt lediglich vom Geiste Montalemberts wie früher von dem Vauban's, wird wiederholt und variirt , obwohl selbst der Verfasser in der Entwicklungs geschichte des Deutschen Festungsbau's nicht ganz unbewandert scheint , die Priorität Deutscher Vorschläge vielfach nicht läugnen kann und von dem in unsern Tagen eingetretenen Umschwung grade der Französischen Anſchauungen *) „ A propos de la fortification allemande.“ Journal des sciences militaires , octobre et decembre 1876, par J. J. R(ovel), chef d'escadron d'artillerie. • **) 1875 seitens des Französischen Kriegs-Ministeriums überseßt. ***) Pag. 214 : „,cette ville surtout (von Mühlhausen ist die Rede) devenue entre les mains du conquérant un pivot stratégique important, peut être citée comme en voie de devenir un des types les plus complets et les plus intéressants parmi les récentes constructions germaniques. Den Bau selbst anlangend , so haben die Französischen Ingenieurs und Artilleristen den Deutschen den Weg gezeigt; Beweis : Le siège de Sebastopol et les forts de Metz. Mais là où commence , suivant nous, l'exagération du système allemand , c'est dans le luxe fort ispendieux de ces voûtes en décharge régnant tout le long des escarpes etc. (p . 223) . „ Nous espérons que les ingénieurs français sauront se mettre en garde contre cet entraînement. nous dirions presque cette débauche de maçonnerie etc. , und das Angesichts der ,,récentes constructions" beider Staaten. †) So die Deutsche Caponiere, die ein Panzerschiff ist (véritable monitor de terre ferme, pag. 546) oder ,,un navire embossé sur le front de la cité comme dans une rade" (ibid.) 2c.
Befestigungsweſen.
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(revirement radical dans les idées comme dans les faits) wie von Das Reclamiren des einer unliebſamen , aber doch bekannten Thatsache redet. Französischen geistigen Eigenthums geht troßdem so weit , daß der Autor den Deutschen Panzerdrehthurm nicht erwähnen kann, ohne ihn, nachdem er in Eile eine falsche Darlegung des Princips und der Verwendung desselben gegeben hat , als eine Französische , und noch dazu als seine eigene Erfindung zu be zeichnen") . Es würde hier zu weit führen, wollten wir solchen Ausführungen, die vielfach auf einfaches Mißverstehen der genannten Deutschen Schriften zurückzuführen ſind , entgegentreten, oder etwa mit dem an sich lohnenden Ver such eines Nachweises der im Französischen Festungsbau verkörperten Deutschen Gedanken antworten , oder auch nur mit der gewählten eigen= thümlichen Gliederung der modernen Festung ( 1 ) Forts, 2) Enceinte, 3) Hohl räume, 4) Panzer] an dieser Stelle rechten. Das Gesagte dürfte genügen, um nachzuweisen , daß , entweder wie Deutschland selbst (cfr. Tissot) , so auch der Deutsche Festungsbau für Frankreich zur Zeit immer nur der Gegenstand einer Neugier, die auch auf die oberflächlichsten Mittheilungen Urtheile stützen zu können glaubt, nicht aber der eines ernsteren Studiums zu sein scheint , oder aber, daß das letztere wenigstens nicht hier , wo es erwartet werden konnte, einen Ausdruck gefunden hat. Ernster und bedeutender, schon des mit Recht berühmten Verfassers wegen, ist eine zweite literarische Erscheinung des Jahres, ein neues Werk von Brial ment, dem intellectuellen und jetzt auch thatsächlichen Leiter des Belgischen Festungsbaus (cfr. Jahresberichte I, 666 flgd. II, 435). Dasselbe führt den Titel : la défense des états et les camps retranchés und behandelt die Grundsätze der Landesvertheidigung im ersten, die Formen , Einrichtungen und viele Details des durch den Fortgürtel großer Plätze gebildeten verschanzten Lagers im zweiten Abschnitt. Das Buch ist nicht wie die früher in Brüssel erschienenen großen Werke des Verfaſſers eine selbst ständige Publication , sondern es bildet einen Band der von der Pariſer Buch handlung Germer Baillière herausgegebenen Bibliothèque scientifique internationale , hat mäßigen Umfang , in den Tert eingedruckte Figuren und nur zwei angehängte Pläne. Da dasselbe namentlich im ersten Theile durchaus allgemein verständlich gehalten ist , und der Verfasser seinen eigenen Werken eine Reihe interessanter Citate und Ausführungen entnommen hat , so ist das Buch ganz besonders allen Denen zu empfehlen, die sich durch den großen Um fang und den entfalteten Apparat von Plänen von der Lectüre der früheren Schriften Brialmont's haben abschrecken lassen. Den ganzen Reiz seiner ernſten und zugleich anmuthigen Schreibweise finden sie auch hier, und ebenso eine umfassende Kenntniß der Kriegsgeschichte und Kriegsliteratur, vereinigt mit scharfer Beobachtung der Gegenwart. In der ersten Hälfte des Buches werden zunächst in einer vom Alterthum anhebenden hiſtoriſchen Einleitung die hervorragendsten Heerführer und Schrift *) Il s'agit d'une tour cuirassée mobile .. montable et démontable à volonté , qui s'installerait au moment opportun derrière ces glacis-annexes . . Cette idée, hâtons -nous de le dire est loin d'être d'origine allemande .... tout lecteur français pourra trouver la déscription raisonnée d'un projet d'ouvrage analogue dans une66 étude critique publiée par nous même il y a près de trois ans. Suum cuique . Wir glauben den Autor mit der Versicherung beruhigen zu können, daß der Deutsche Festungsbau auch hier den ihm strafend vorgehaltenen altpreußiſchen Wahlſpruch respectiren wird.
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steller , wie Turenne , Vauban , Friedrich , Napoleon , Erzherzog Carl , Jomini, Clausewitz, in den die Landesvertheidigung betreffenden Aussprüchen citirt, dem nächst die verschiedenen Versuche besprochen , in denen speciell Frankreich theo retiſch und praktisch die Lösung der Frage versucht hat. Sodann wird den Feinden der Festungen entgegengetreten, sowohl denen, die wie Macchiavelli den Nußen der Fortification überhaupt bestritten , als auch mancher Neueren , die wie Duvivier, St. Suzanne und der selbst der Belgischen Armee angehörige Oberstlieutenant Vandevelde*) durch zu einseitig theoretische Speculationen und falsche Anwendung der Kriegslehren zur Aufstellung nicht haltbarer Grundſäße gelangt sind. Es folgt die erneute Beleuchtung und Bekräftigung der rem Verfasser schon früher über die Lage der Festungen ausgeführten Principien, ſodann eine Untersuchung über die Gründe , welche in älterer und neuerer Zeit die Festungen verhindert haben , das zu leisten, was man von ihnen erwartete, endlich ein Abschnitt über Ausrüstung und Besetzung der Festungen, der nament lich „ alte", wo möglich Linien - Truppen und Special - Truppen für die Plätze verlangt und sich gegen den bekannten Ausspruch Napoleons wendet , der die Vertheidigung der Festungen das schönste Vorrecht der Nationalgarde genannt hat. Der zweite Abschnitt behandelt die verschanzten Lager gleichfalls zunächst in ihrer hiſtoriſchen Entwickelung , ſtellt dann die Anforderungen fest, denen ſie in ihrer Zusammensetzung aus Forts und Enceinten zu genügen haben und geht sodann auf die Besprechung der fortificatorischen Details, namentlich der Forts, näher ein, wokei zahlreiche Beispiele den z. 3. in Deutſchland, Frankreich **) und Rußland (Kertsch) ausgeführten resp. in der Ausführung begriffenen Bauten entnommen und kritisch beleuchtet werden , u. a. auch die Nothwendigkeit und Nützlichkeit der Reduits von Neuem entwickelt wird. Nach einer Besprechung der Ausrüstungs- und Besatzungsverhältnisse der Forts wiederholt der Verfaſſer schließlich den bereits 1873 in einer besonderen Studie gemachten Vorschlag, große Hauptstädte dadurch zu schützen , daß man in 8-9 Kilometer Abstand von der Stadt etwa 3 verschanzte , aus je einem Dußend Forts gebildete, Lager anlegt und dann auf Herstellung einer geschlossenen Enceinte verzichtet. Wie vielseitig und reichhaltig die in knapper Form behandelte Materie iſt, dürfte schon aus diesem Abriß des Inhalts hervorgehen. Dem Einzelnen in kritischer Betrachtung gerecht zu werden, verbietet Raum und Zweck dieser Zeilen, die fortbauen sollen auf dem schon einmal Gesagten und auf letzteres verweiſen müſſen , ſelbſt da , wo eine Wiederholung oder noch schärfere Faſſung mancher früheren Ausführungen an sich am Platz wäre und wie von selbst ſich in die Feder drängt. Beschränken wir uns aber darauf , von dem gelegten Funda
*) Derselbe hat 1858 und 1873 über Landesvertheidigung geschrieben und war zulezt glücklich dahin gelangt, den Werth von an der Grenze belegenen Festungen zu bestreiten. Auch die " Application" ſeiner Grundsäße auf die Länder Europas hat er nicht unter Lassen, auch Preußen dabei bedacht (was uns entgangen war). Deutschland hat, wenn es auf ihn hören will, die schädlichen West- und Oft = Festungen zu öffnen, dagegen außer dem Centrum Berlin sechs große Waffenpläge und zwar : Magdeburg, Dessau, Falkenberg , Cottbus , Cüstrin und Stettin zu schaffen , neben leyteren ist an der Oftſee noch Kiel, an der Nordsee Wilhelmshafen erlaubt. **) Frankreich verbot das Buch im ersten Aerger hierüber, zog es aber bald darauf vor, statt deſſen einige Ausfälle gegen Deutschland zu richten (die auch durch die Tages: preffe gegangen sind), da Deutsche natürlich, obwohl die gesammte Landesbefestigung Belgiens wie Hollands in erster Linie gegen Deutschland gerichtet ist, doch auch hier nur die Verräther hatten sein können . Der Name des Reichskanzlers wurde diesmal übri gens nicht genannt.
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mente , vom „Berichts : Standpunkte" aus in Kürze das Werk zu prüfen , so ergiebt sich Folgendes : 1) In der geschichtlichen wie kriegsgeschichtlichen Herleitung und Begrün dung einer Reihe von Grundwahrheiten in Sachen der Landesvertheidigung und des Festungsbaues ist Brialmont unbestrittener Meister , der Bericht hat ihn (I , 666) als solchen gewürdigt und ist vielfach ausdrücklich seiner Führung gefolgt. 2) In mehreren wichtigen und z . 3. noch immer strittigen , wenigstens nicht überall gleichmäßig beantworteten Fragen , zu denen der Bericht Stellung zu nehmen hatte, bestätigt Brialmont schärfer und eingehender, als er es selbst und als es der Bericht bisher gethan hatte, die Ausführungen des letzteren, so - in der gegen Vandevelde gerichteten Abwehr das über „ Grenzfestungen im guten Sinne" (II. 429) sowie über „ Sperrplätze " (II . 430) , Nothwendig keit der Enceinte auch bei starken Forts (1, 674) c. Gejagte. Auch über wenn nicht die Nothwendigkeit so doch die Nützlichkeit befestigter Hauptstädte (II. 432), das Verhältniß der Festungen zu den großen Städten (I. 654), über „permanente Naturfeſtungen “ (II, 432 , Brialmont S. 43 gegen Pairhans) , sowie über die Mehrzahl der Grundsätze des Festungsbaues (I. 660 flade., II. 434 flade. ), in Betreff deren der Autor in Wort und That den in Deutschland ver tretenen Anschauungen stets nahe gestanden hat , ist seinerseits Nichts von dem in Frage gestellt worden , was der Bericht als in den Thatsachen begründet bezeichnet hatte. Es erübrigt : 3) diejenigen Punkte zu bezeichnen, in denen dies doch geschehen ist, und in denen also die gewichtige Stimme des Belgischen Autors sich gegen solche Anschauungen wendet , die u. a. auch an dieser Stelle ihre Vertretung gefunden haben. Es trifft dies , von kleineren Angriffen gegen das von Preußen gewählte Verfahren abgesehen, *) in zwei Fragen zu , die eng mit einander zusammen hängen und beide von grundlegender Bedeutung sind : und zwar a. in der Aus dehnung der Festungen ; b. in der Truppenforderung für dieselben . Der eingehenden Würdigung der ersteren Frage hat sich gleich der erſte Jahresbericht nicht entziehen können. Es wurde dort (S. 663 flgde .) be hauptet : es könne nicht praktisch sein , die Maximal = Schußweite grundsätzlich zum Radius des Gürtels permanenter Anlagen zu wählen, es müsse ein „Halt!" im Vorgehen gemacht werden, und zwar nicht etwa betrübten Herzens , sondern mit der vollen Absicht , gute Waffenplätze von großer Widerstandsfähigkeit zu erhalten. Diesem, wenn man will, zunächst theoretisch , aber im ernſten Hinblick auf die Vertheidigung der Festungen geführten Nachweis konnten im 2. Bericht bereits die beiden Thatsachen hinzugefügt und (cfr. II. 439 flgde. ) einander gegenübergestellt werden , daß einerseits Antwerpen dem modernen Paris nach zuwachſen entschlossen ist , und daß andererseits gerade der Großſtaat, der mehr als alle für die Entwickelung der Artillerie gethan, doch bewußt sich entſchließt, im Neubau Fortgürtel zu schaffen, die von dem schwersten Kaliber seiner eigenen also event. auch einer fremden Artillerie überschoffen werden können und daß er mit diesem Verfahren nicht allein steht. Wo das letztere Platz greift , hat *) Dem Umstande, daß Brialmont sich bisweilen gegen Details Deutscher Bau ausführungen wendet, wurde schon im ersten Jahresbericht S. 667 Rechnung getragen; so bekämpft er auch jest (S. 144) le comité du génie prussien" weil ihm seine Forts, in denen allein 100 gezogene Kanonen (mit 1000-2000 Mann Sicherheitsbesaßung) stehen sollen, werthvoller scheinen, als die um Straßburg und Cöln erbauten.
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demnach die Stadtbefestigung resp. die Festungsstadt darauf zu verzichten , daß ihr lediglich auf dem Wege eines Fernhaltens des Gegners der vielbesprochene Stellt nun Bombardements = Schutz unter allen Umständen gewährt wird . Brialmont diesen letzteren , wie er es neuerdings thut, *) an die Spite aller an den Fortgürtel zu stellenden Forderungen , so würde ein einziger Neubau, dessen Fortdistance der halben Meile näher bleibt als der ganzen , hinreichen, die Allgemeingültigkeit seines Sates zu widerlegen. Handelt es sich aber um Rechtfertigung noch weniger des Rückganges , als vielmehr dieses „Halt ! “, des Stillstehens des Fortgürtels auf der genannten , immerhin noch großen , aber doch der geringeren Entfernung selbst bei fortschreitender Zunahme der Leistungs fähigkeit einzelner Fernwaffen , so ist als Hauptgrund schon wiederholt (I. 653 und 670, II. 440) auf den Truppenbedarf und damit auf den 2. Punkt hin gewiesen worden , in dem eine für die Verhältnisse Belgiens und Antwerpens vielleicht ganz richtige Beweisführung falsch wird , sobald sie , wie in dem vor liegenden Werke , eine Verallgemeinerung erfährt. Hier ist Brialmont Partei, und zwar nicht nur als Erbauer einer Armeefeſtung , die durchaus eigenartigen Lebensbedingungen gehorcht, sondern auch als berufener Vertreter der erwähnten Erweiterung derselben. Die 8000 Meter Schußweite einerseits , die durch den Krieg bewiesene - beiläufig bemerkt , in weiten Kreisen doch vielleicht zu sicher als leicht er reichbar angenommene ―――― hohe Widerstandsfähigkeit selbst dünner Cernirungs linien andererseits , führen ihn dazu , die Brückenköpfe der Nethe und Rupel, sowie einige Nordforts gleichzeitig mit einer starken Besatzungs Armee von seinem Lande zu verlangen . **) Unter dieſen Umständen muß ihm die Anſicht Napoleons ganz besonders unbequem sein, sowie andererseits Schranken, die hinsichtlich des Truppenbedarfs andere und gerade größere Staaten sich auferlegen müſſen, ihm weniger fühlbar werden. *) , Conditions à remplir" (pag. 130) : les camps retranchés doivent se composer d'ouvrages, établis assez loin de la ville qui leur sert de noyau , pour que celle-ci soit à l'abri du bombardement. **) Die Belgique militaire vom 10. December 1876 bringt unter dem Titel : Symptomes de décadence à propos de la question de la défense na tionale cinen ganz meisterhaft geschriebenen (inzwischen auch bereits im Separatabdruc erschienenen) Auffah, der wie die „ Lunten -Brochüre" und andere Erzeugnisse der militairi schen Presse Belgiens darauf hinausgeht, eine bessere Wehrhaftigkeit des Landes und vor Allem die allgemeine Wehrpflicht zu fordern. Der genannte Aufsatz ist nun einmal wohl mit Sicherheit der Feder Brialmonts zuzuſchreiben , andererseits iſt er nicht nur warm empfunden , sondern auch in seinem Inhalt so intereſſant für das dort geplante Zusammenwirken von Feſtungen und Truppen, daß es sich lohnen wird, einen Augenblick bei demselben zu verweilen ; der Gedankengang ist kurz folgender : Man wird uns nicht respectiren (cfr. verschiedene Stimmen Frankreichs, den Vorschlag Benedetti 2c.), wir sind auch die Römer nicht, für die wir uns gern halten, folglich müssen wir mit Ernst unsere Vertheidigung vorbereiten und stärken. Wir hatten früher 22 feste Plähe, in ihnen die Armee bis auf ein Armee - Corps vertheilt, 40,000 Feinde hätten genügt , lehteres in die kleinen Festungen zu zerstreuen und mit diesen zu Fall zu bringen. Seit 1848 haben wir ein (engeres ) verschanztes Lager um die capitale militaire, feit 1859 haben wir uns zu dem jezigen nouveau système de défense entschlossen , die meisten alten Pläge auf gegeben, die Enceinte Antwerpens aber auf das 6 fache der alten erweitert, ein neues verschanztes Lager von 3 mal größerer Tiefe , das man damals noch für zu groß hielt, geschaffen. Unsere Lage ist jetzt die : Lüttich (Forts) , Namur ( Schloß) und Diest halten sich etwa je 8 Tage , Termonde 3 Wochen, es kommt daher alles auf Antwerpen an. Dieses ist so gut vorbereitet auf den förmlichen Angriff, daß dem Feinde nur die Ter nirung übrig bleibt. Vor Met standen 160,000 Mann auf 40 Kilometer (4 M. pr. Met.,) gegen gute, vor Paris 235,000 Mann auf 83 kilometer (2,8 M. pr. Met. ) gegen mittelmäßige Truppen, Antwerpen mit seinem faltenlosen Vorterrain verlangt 3 M. pr. Met. für 75 kilo
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Der Bericht hat bereits (cfr. I. 665) darauf hingewiesen, wie unbestreit bar sicher der Defensiv-Triumph einer " Festungs - Armee" sein muß. Anderer jeits mußte der Gedanke, daß im Rahmen der Landesvertheidigung die selbst für größere Festungen " normale " Rolle doch nun einmal nicht die sein kann , auf die Armee zu rechnen , der sie nüßen sollen, den rothen Faden für alle Waffenplatz - Besprechungen bilden. Dies schon des halb , weil er im Festungsbau sich ausdrückt. Man kann über den Maßstab streiten, oder noch richtiger, man verlange nicht, daß bei allseitigem Wachsthum der Heere wie der Festungen die Besatzung der letzteren allein zurückbleibe. Man wird , um sich vor Illusionen zu hüten , vielleicht nicht sorgfältig genug diesen " Wettlauf" der Festungen mit dem Angriff ablehnen können, den Brial mont wiederholt dahin lehrt, die Ausdehnung der ersteren belohne sich wesentlich durch den Kräfteverbrauch , den sie dem letzteren auflegt. Man dürfte folgen schwer irren, wenn man den Plätzen ihre erste, „ leichtvergessene“ (I. 652) Auf gabe heut nicht mehr zuweist oder nicht zutraut. Wo es dennoch geschieht (unverhältnißmäßige Größe der Ausdehnung , Fortlaffen der Enceinte , Mangel an Sturmfreiheit) ist unzweckmäßig gehandelt, oder man steht vor Ausnahmen, qui confirment la règle. Von der bedeutendsten literarischen Erscheinung des Jahres kann der Bericht daher bei aller Würdigung derselben doch nicht anders , als damit scheiden , daß er von seinem Standpunkte aus über beide streitigen Punkte sich ablehnend resumirt : ad. 1. Bombardement : Schutz durch die Forts wird allerorten er strebt, aber ohne Aengstlichkeit, und wird thatsächlich auch bei der geringeren (modernen) Entfernung erreicht , wo nicht besonders empfindliche" Objecte zu ſchüßen sind ; als solche citirte der Bericht (I. , 670 und 672) z . B. die von den Engliſchen Küstenplähen umſchloſſenen Marine-Etabliſſements. Daß Festungen, meter, alſo 235,000 Mann ; dies aber nur dann , wenn 60,000 Mann mobile Truppen darin sind, andernfalls genügt ein feindliches Armee -Corps mit starker Cavallerie zur Cernirung der Landseite und auch der förmliche Angriff iſt nicht ſo ſchwer, da der Ver theidiger keine Kräfte hat, um Offensivstöße zu führen und den artilleristischen Auf marsch im Zwischenterrain zu sichern! 8 Armee - Corps kann Niemand für ſeine Flante abgeben, folglich sind wir mit 60,000 Mann in Antwerpen gegen Durchmarsch geſchüßt, es wäre fehlerhaft dieselben an der Grenze auf's Spiel zu sehen. Gegen Er oberung aber schüßt uns wiederum Antwerpen , nur müssen wir den Feind zum förm lichen Angriff dadurch drängen , daß wir ihm Cernirung und Bombardement wehren, dazu brauchen wir die Brückenköpfe an Nethe und Rupel, sowie noch Forts im Norden, die das lettere ausschließen und für die erſtere auf 105 Kilometer 315,000 Mann fordern. Die Eroberung der Festung ist zwar mit 2½ Mal 60,000 150,000 Mann möglich, in beiden Fällen aber, zumal bei offenem Seeweg, dauert der Widerstand mindestens 1 Jahr, daher 1) Erweiterung , 2) die 60,000, lettere Anzahl zu gewinnen, wenn 15,000 Mann jährlich eingestellt werden mit 13 statt 10jähriger Dienstzeit, die 5 lezten Jahrgänge zur National Reserve bestimmt , für die Qualität der Truppen aber ist die allgemeine Wehrpflicht unentbehrlich q. e. d. ! A l'oeuvre donc, il n'y a plus un jour à perdre ! " Man wird die Lage des Landes nicht kürzer und klarer zeichnen, die Forderung namentlich der personellen Mittel nicht besser begründen können, als es hier geschehen iſt. Daß nicht volle Cernirungskräfte erforderlich sind , um den Vorbeimarsch ſelbſt an einer großen Festung gegen diese hin zu decken, ist eine Sache für sich und beweist nur von Reuem die Unhaltbarkeit des schon (II. 429) bekämpften Begriffs der Schlagweite der Festungen." Antwerpen, höchst sinnvoll in seinen ſoliden und großartigen Anordnungen, ist eine der stärksten Festungen Europas , stark besetzt und gut vertheidigt mit Aussicht auf Erfolg kaum angreifbar , als „ Vorbild“ über Bauanordnungen hinaus - nicht geeignet und für Erörterungen über Landesbefeſtigung sowie zur Bestimmung der Auf gaben und Leistungen der Festungen nur dann brauchbar , wenn man die Entsagung besigt, nicht von ihm auszugehen.
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denen gegenüber der Angreifer allerdings weder den Kampffieg noch eine Ge fechtsentscheidung , wohl aber seinen Hauptzweck unter Umständen schon mit wenigen Granaten erreichen kann, auch besonderen Constructionsgesetzen unter liegen, dürfte nicht zu übersehen sein. Man könnte sie direct als „empfind liche Festungen " der Mehrzahl der anderen gegenüberstellen , die dies nicht sind. Raum für Bewegung und Ruhe der Truppe ist vorhanden , dieser wie die Zone des Entscheidungsgefechtes wächst nicht mit der Tragweite der schweren Kaliber. Taktisch getrennt sind zwei Treffen denkbar und vorhan den auch unter der Flugbahn derselben Granate , und da letztere auch der Vertheidigung angehört, so gewinnt das vordere mehr vielleicht als es ver liert, sollte es selbst mehr noch als bisher überschießbar aber auch erreich bar werden. Eine von detachirten Forts überhaupt nicht umgebene, mit Hehl räumen so gut wie gar nicht versehene und von einer krankhaft überreizten Menschenmenge gefüllte Festung wurde erst im letzten Kriege kräftig , aber er folglos bombardirt,*) und wir sollten den peinlichen und dennoch zweifelhaften Ausschluß grade dieses Angriffsmittels zum Grundgeset dauernder Gestaltung der Plätze wählen ? Hier treten in engste Wechselwirkung die beiden ost (cfr.. II., S. 443) in nicht gebotenem Gegensatz genannten Factoren des Charakter des Führers ". Jene (im dert die Mauer" und der Erfolges : gebrauchten Sinne) gestattet die Ruhe, mit der man draußen die Ueberzahl sich sammeln sieht und macht das zur Zeit fast gefürchteste Angriffsmittel zunächst unschädlich für alles, was Waffen trägt. Der vielgenannte Bürger " aber ist der, der zunächst auf den Führer schaut. Er kommt nicht oder geht oder trifft schweigend seine Maßnahmen , sobald er keinen Zweifel über den „ Charakter" des letteren hat. Und der Feind , der den Commandanten achtet , bombardirt ihn nicht. ad. 2. Truppen. Das Wort Napoleons, **) gegen das Brialmont sich wendet, ist dem Sinn und Geist nach, in dem es gesprochen ist, unzweifelhaft auch heut noch richtig. Es gewinnt natürlich , sobald man " hommes " nicht mit Menschen" sondern mit !! Männer " oder wenigstens mit „Mann“ übersetzt, und es bedarf der Einschränkung. Man muß allerdings " Milizen" ausschließen und andererseits den besten Linien- (nicht aber etwa den Feld-) Truppen die Festungs resp. Fuß-Artillerie entnehmen , welche lettere heut - im Gegensatz auch noch zur Napoleonischen Zeit***) ―――――――――― zur mächtigsten Vertheidigungswaffe geworden ist, deren Fehlen oder Erliegen jedoch an sich nichts mit der Vertheidigungsfähigkeit des einzelnen Werkes, geschweige denn des Plazes zu thun hat , eine mangel hafte Vertheidigung daher auch niemals entschuldigen oder gar rechtfertigen kann. An Linien-Infanterie ist die " Schwächung der Feldarmee" doch in der That als solche nicht zu bezeichnen , wofern es sich in den meisten Staaten und Kriegen doch nur um eine geringe Anzahl großer Plätze und in ihnen nur um eine nach Bataillonen zählende Truppe handelt , über die der Bedarf im Allgemeinen auch heut nicht zwingend hinauszugehen braucht. *) Von dem schon früher citirten, sowohl in Bezug auf kriegsgeschichtliche Wahrheit als auf Kunst der Darstellung geradezu klaſſiſch zu nennenden Werke des Major Wagner ,,die Belagerung von Straßburg," ist die erste Hälfte des 3. und legten Theiles zugleich mit sämmtlichen zu demselben gehörenden Plänen erschienen. **) Il ne faut pas confondre un soldat avec un homme. Sans doute il faut pour défendre une grande capitale 50-60000 hommes mais non 50-60000 soldats . ***) Als Ausspruch eines Artillerie- Generals Napoleons citirt Brialmont den Saß : on attaque des places avec du canon, on les défend avec de la mousqueterie.
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Der Schatten Bazaine's wird andererseits doch wohl keinen zum Rückzug hinter die eigenen Grenzpläße genöthigten Feldherrn hindern , ein oder auch mehrere seiner Divisionen auf kürzere oder längere Zeit in jene eintreten zu laſſen, ſobald ihm dies praktiſch erſcheint, um ein Feststehen derselben, das ihm selbst vielleicht das Wiederkehren ermöglicht oder erleichtert, zu sichern. Auch ein Hineingehen mit allem, was er commandirt , kann doch so allgemein , wie es vielfach*) hingestellt wird , als kriegsgeschichtlich verboten nicht betrachtet In einem der Aufgabe des modernen permanenten Waffenplatzes werden. recht eigentlich nahe kommenden und keineswegs außer aller Erwartung liegen den Falle, dem nämlich , wenn einem Corps, dem die selbstständige Vertheidigung einer isolirten Provinz übertragen ist , ein überlegener Angriff zu Theil wird, wird nicht nur ein Stüßen" auf den Waffenplatz derselben, sondern auch ein Hineingehen in letteren unter Umständen ebenso zu erwarten , als zu recht fertigen sein. Zu verhindern , daß der Platz zu zeitig diese Anziehungskraft ausübt, das bleibt Sache des Führers. Derselbe kann aber sehr wohl in die Lage kommen, seine Aufgabe gerade durch das Hineingehen zu lösen und er wird unter Umständen sein Handeln selbst dann vertreten können , wenn die jenigen Voraussetzungen sich nicht erfüllen sollten, die daſſelbe hervorriefen. Unter keinem dieser verschiedenen Verhältnisse kann von einem Schwächen, Fesseln, Zersplittern oder Hemmen der Feld-Armee die Rede sein. Der auch durch Brialmont von Neuem erhärteten Thatsache, daß die Linientruppen ſtets der beste Theil der Festungsbesatzungen gewesen sind , darf bei der Zuſammen setzung der letzteren aber nur soweit nachgegeben werden, als es jene Rücksichten gestatten, die auch Napoleon mit seinem etwas schroff klingenden , aber inhalt reichen Wort nur gemeint haben kann. Der Festungsbau wenigstens darf sie nicht vergessen und vergißt sie auch in Wirklichkeit nicht.
Der Jahresbericht kann endlich noch an einigen Desterreichischen Stimmen nicht vorbeigehen, einmal, weil sie gleichfalls die wichtigsten Grund fäße des modernen Festungsbaus nur von anderer Seite her berühren, und sodann gerade weil sie aus Desterreich kommen. Die fortificatorische Entwicklung dieses Landes , soweit sie innerhalb der letzten 100 Jahre sich vollzogen hat, kann ja als eine der Preußischen im Großen und Ganzen parallele bezeichnet werden , trotz mannigfacher Unterschiede in den Formen und unbeschadet der Thatsache, daß die planmäßige Fortbildung, die der Deutsche Festungsbau den ihm immer erneut gestellten dankbaren Aufgaben zu danken hat , dem Nachbar staate versagt blieb. Ein ungünstiges Geschick entzog dem letzteren zudem den Besitz gerade derjenigen Festungen, deren Herstellung es den größten Theil seiner schöpferischen Kraft gewidmet hatte. Es überraschte das Ausland ferner weniger durch die großartig gedachte und geschickt angefaßte Ausführung, als vielmehr durch die noch nach dem Kriege anhaltende vorhandene Ueber schätzung provisorischer Bauten,**) über deren Leistungsfähigkeit wie Leistung man weithin andere Ansichten hegte. Nimmt man hierzu die Thatsache, daß Desterreich-Ungarn vom Festungsbau zu ruhen scheint und zur Zeit wirklich von allen Großstaaten der für eine Landesvertheidigung am wenigsten vorbe
*) cfr. die unten besprochenen Deſterreichiſchen Auffäße und viele andere, die dieſe an und für sich gewiß richtige Kriegslehre in den Vordergrund aller Erwägungen ſtellen. **) Noch im officiellen Generalstabswerk „ Deſterreich's Kämpfe“ vertreten. 18 Militairische Jahresberichte 1876,
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reitete ist, so könnte es auf den ersten Blick scheinen, als ob über alle Fragen der letzteren dort Anschauungen herrschten , die wesentlich abwichen von den im übrigen Europa acceptirten. Doch dem ist nicht so. Schon ein Blick in die Literatur des Landes lehrt das Gegentheil. Dank der Offenheit und Gründlich keit , mit der gerade in Desterreich-Ungarn auch die wichtigsten Fragen der Wehrhaftigkeit des eigenen Landes discutirt werden , weiß man , daß die Ver herrlichung der ohne Anlehnung an sturmfreie Werke erbauten Proviſoria_auf ein gesundes Maaß zurückgeführt ist *) und daß die derzeitige fortificatorische Situation des Landes nicht nur Klagen und Anklagen, sondern auch höchſt sachgemäße Erwägungen und volle Erkenntniß über das unter heutigen Ver hältnissen Nothwendige und Wünschenswerthe gezeitigt hat, **) noch abgesehen davon, daß die fortificatorische (ebenso wie die kriegstechnische) Wissenschaft im letzten Decennium dort einen an Werth stetig zunehmenden Ausbau , sowie manche werthvolle Anregung für die Praxis gefunden hat. Unter diesen Verhältnissen gewinnt Desterreich die Rolle eines ganz be sonders beachtenswerthen Beobachters, dessen Objectivität dadurch, daß es selbst zur Zeit in größeren Neuſchöpfungen nicht begriffen ist , nur gewinnen kann, und dessen Urtheil einen hohen Reiz zumal dann besitzt, wenn Deutschland und Frankreich zum Gegenstand der Studie gemacht werden. Unter dem vielverheißenden Titel : "! Die Rolle der modernen Lager Festungen in künftigen Kriegen nach den Ansichten ihrer Gegner" bringen die " Mittheilungen über Gegenstände des Artillerie- und Genie-Wesens“, also eine der bedeutendsten militairiſchen Zeitschriften der Gegenwart, einen vom Januar bis December durch den Jahrgang 1876 sich hindurchziehenden Auffah, der die Ankündigung , von den Festungsbauten der beiden genannten Staaten ausgehen zu wollen, an der Stirn trägt. Da derselbe außerdem inſofern ein ähnliches Ziel verfolgt als unsere Zeilen , als er auch nicht die Räthselfrage der besten Befestigung lösen" , sondern die in der modernen Befestigungskunst herrschenden Ansichten betrachten will " , und da er dies thut unter Heranziehung der sehr interessanten Debatten der Französischen Nationalversammlung über die Neubefestigung Frankreichs, sowie der neueren Ausführungen Brialmonts ***) und einer der ersten Autoritäten Italiens , des Generals Araldi , †) so sind in der That alle Vorbedingungen vereinigt, die eine Beachtung gerade an dieser Stelle fordern, wenn uns auch der Raum fehlen wird , ihm in den Einzelheiten zu folgen.++) Der Aufsatz geht aus von dem Gedanken, daß die „Harmonie der Mittel", daher auch der Einklang zwischen activen und passiven Kräften anzustreben und für eine gute Vertheidigung nothwendig sei. Er vermißt denselben bei den durch moderne Forts erweiterten Pläten und führt aus : daß nicht auf allen *) Brunner, permanente oder provisorische Festungen ? Wien, 1871 . **) 3. B. Unsere Reichs befestigung , aus der Feder eines höheren Offiziers vom Geniestabe. Wien, 1875. ***) Leider ist dieser nur nach der im Februar 1876 unter „ variétés “ vom „ bulletin de la réunion des officiers " veröffentlichten, nicht sehr klaren Inhaltsangabe eines in der öffentlichen Jahressihung der Belgischen Akademie der Wissenschaften gehaltenen Vor trages citirt. †) I campi trincerati e le regione fortificate , di Antonio Araldi , maggior generale. Rivista militare 1876. tt) Er ist für unsere Aufgabe wichtiger noch als die von derselben Zeitschrift ge brachte sehr gediegene Arbeit über die Panzerthürme, auf die nach Abschluß der für 1877 angekündigten Fortseßung zurückzukommen sein wird.
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Kriegsschauplätzen Archen Noah's " bereit gestellt werden können , sieht sogar eine Gefahr für die Truppenführung in dem Vorhandenſein derselben, behauptet, daß Halbheiten" geschaffen werden, warnt davor, aus jedem Stüß-, Sperr oder Depotplate ein verschanztes Lager zu machen" und definirt die als ein „Mißgriff der Uebergangsperiode" bezeichnete „moderne Lager - Festung “ als eine solche , für die die Aufnahme einer Armee oder eines Armeetheiles „ die lehte, die eigentliche , die Hauptaufgabe , ja der Beruf sei , dem sie ihre Be nennung verdankt. " Der Aufsatz ist leider nicht abgeschlossen, obgleichh er beendet ist. Er hat vergessen, daß er die Länder bezeichnet hat , über deren Festungen er sprechen wollte und hat versäumt, aus dem Reich der Abstractionen , von deſſen unan greifbarer Höhe aus er mit an sich meist unbestrittenen Wendungen gegen eine - übrigens nicht ohne Uebertreibung gemalte - angebliche Zeitströmung sich wendet, herabzuſteigen auf den Boden concreter Verhältnisse und Lob und Tadel greifbar zu adressiren. Es ist kein Geringerer , als der Preußische General v. Aster,*) der das schöne Göthe'sche Wort „ über Blumen kann man dichten , in die Aepfel muß man beißen" anwendet auf die Festungsfrage, in der so leicht zu sehr unrechter Zeit Schlagworte sich einstellen und schädlich wirken. Die „Lagerfeſtung“ ist ein solches Schlagwort, dem gegenüber wir nur conſtatiren können, daß in Deutschland eine der gegebenen Definition entsprechende Festung überhaupt nicht vorhanden ist. Es klingt so richtig : „ Für verschiedene Aufgaben verschiedene Mittel !" (Seite 558) und " keine Halbheiten und Compromisse ! " (Seite 793) und doch kennt man die " Aufgabe“, die der Krieg stellen wird, mit Sicherheit nicht vor her, die Kriegsvorbereitung kann daher nur mit der nach der Gesammtlage wahr scheinlichsten rechnen und sie muß sich, wohl oder übel, bereit halten auch anderen, wenn sie gestellt werden sollten , zu entsprechen. Vom Ausbruch des Krieges an ist zwischen Wald , Dorf, Bergterrain und Festung für die Truppenführung insofern kein Unterschied, als sie benutzt, vermieden oder gefüllt werden, je nach dem man sie braucht. Ein Zuſchneiden der Aufgaben vorher , beſtimmter als es jetzt schon durch Bau und Ausrüstung der Festungen geschieht , würde die Klagen über das Nichtpassen des Harnischs doch nur vermehren , sobald , von allen Spielarten abgesehen , die Kriegslage dem großen Plaß eine kleine , dem kleinen eine große Aufgabe zutheilen sollte. Daß die Doppelaufgabe, die schon Guibert den Festungen mit den Worten stellt: " elles sont avantageuses quand elles sont fortifiées de manière à recevoir de grosses garnisons , des debris d'armées et cependant à pouvoir se défendre au besoin avec peu de monde" eine ungemein schwierige ist, wer wollte das leugnen ? Mit der Negirung der Aufgabe selbst aber ist nichts geschehen und eine Meinungsverschiedenheit doch eigentlich nur darüber denkbar , wieweit im einzelnen Falle die Verhältnisse es fordern oder gestatten, über die Erfüllung des zweiten allgemein gültigen Theils derselben hinaus noch an die wenn möglich " vortheilhafte" des ersten zu denken. Für den Zusammenklang aber im Gebrauch der Armeen und Festungen lasse man doch den Kriegsherrn sorgen. Er rüstet und er führt die Heere, und er ist es auch, der die Festungen baut! Lagerraum zu gewinnen - an der Stände wirklich das Bestreben *) Im Streit gegen solche (auch strategiſche) Theorien, die ihm nicht genug mit den gegebenen Verhältnissen rechneten, hier speciell gegen Williſen. 18*
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Spiße der den heutigen Festungsbau bestimmenden Erwägungen , wir würden auch die daran geknüpften Besorgnisse theilen. Wir möchten dies aber z . 3. selbst für den Französischen Festungsbau , dem der Aufsatz (Seite 205) folde Tendenzen besonders zuzutrauen scheint, noch nicht annehmen. Der thatsächlich vorhandene durch das Schaffen der Fortgürtel und doch auch nur bei der Minder zahl der Plätze erreichte Lagerranm" dürfte die geschilderten Gefahren doch noch nicht bieten. Wer sie dennoch in ihm findet , wird deshalb troßdem weder die Nothwendigkeit, noch die Nüßlichkeit desselben bestreiten können. Im Uebrigen können wir natürlich dem Aufsatz, dem wir eine Kritik über haupt nicht entgegensetzen wollen und dessen grundlegende Anschauungen sich an sehr vielen Stellen mit denen im Bericht früher und jest vertretenen begegnen, nur zustimmen. Er bringt zu einer immerhin als noch im Fluß befindlich zu bezeichnenden Frage , der der Ausdehnung der Plätze , ein reiches und interessantes Material. In die Discussion über die Cardinalfragen der modernen Befestigung tritt auch eine andere aus derselben Armee stammende literarische Erscheinung des Jahres ein , die " zwei fortificatorischen Studien “ des k. Ungarischen Major v. Czerlien. In der ersten derselben handelt es sich um Sperrforts, die im Allgemeinen empfohlen und im Besonderen auf 13 Punkten des Dester reichischen Eisenbahnnetzes gewünſcht werden. Der Bericht hat (cfr. II 430, ad 2) dieser Specialgattung von Festungen im Princip das Recht , nicht nur bestehen zu bleiben, sondern auch neu zu entstehen mit dem Bemerken zuerkannt, daß für die Form derselben die locale Situation ganz beſonders ausſchlaggebend zu sein pflege. Da die Studie „nicht genug vor großen kostspieligen Bauten warnen kann" und gleichzeitig auf stark casemattirtem Unterbau den Panzer drehthurm , also das kostspieligste aller Mittel des modernen Festungsbaues , als Normaltypus einführt , ſo dürften ihre Vorschläge als besonders glückliche nicht bezeichnet werden können. Die Notiz , daß Böhmen im Jahre 1866 kaum den 7. Theil der heutigen Bahnen besaß, ist von Intereſſe, irrthümlich dagegen find die aus der Spurweite der Russischen Bahnen gezogenen Consequenzen, da bekanntlich Rußland längst vorbereitet ist, seine Wagen auch auf ſchmalen Gleiſen zu gebrauchen , wie denn andererseits jede in Rußland einmarſchirende Armee bald die Mittel finden würde, die ihrigen dort zu bewegen. Dem Fachmanne“, dem die erste Studie die Detail - Construction des nur flüchtig angedeuteten Sperr forts anheimgiebt , wird es überlassen , den entsprechenden Nutzen" aus den Ideen der zweiten zu ziehen. Lettere geht über den schon berührten Festungs lager-Begriff noch einen Schritt hinaus und verlangt in der Nähe der auch hier als verschanzte Lager figurirenden Festungen noch die Anlage befestigter Lager stellungen für Feldtruppen. Auch dieser Vorschlag wird localisirt auf Desterreich Ungarn , doch zweifeln wir , ob letzteres Reich, wenn über kurz oder lang die Verhältnisse ihm die Entfaltung einer regeren Bauthätigkeit gestatten sollten, denselben verwerthen wird. Es dürften gediegener durchgearbeitete Projecte ihm zur Wahl stehen. Für die Beurtheilung der Zeitströmung ist die Arbeit injo fern von Intereſſe , als sie zeigt , in welcher Spiegelung die Kriegsbilder von 1870/71 bereits erscheinen , wenn man nur das bisher Ungewohnte in ihnen betrachtet und nicht zugeben will , daß bei allem Fortschritt in Mitteln und Formen doch einige Grundanschauungen vorhanden sind , die, bisher unentwerthet, der Praxis des Festungsbaues auch ferner unentbehrlich sind. Endlich ist eines recht gediegenen Lehrbuches zu erwähnen, das uns das Es ist dies Jahr 1876 , und zwar gleichfalls aus Desterreich , gebracht hat.
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Leitfaden zum Unterricht in der beständigen Befestigung") von M. Ritter v. Brunner , f. k. Hauptmann im Geniestabe , eine Neu bearbeitung des vergriffenen , auch wohl veralteten (von uns früher erwähnten) Tunkler'schen Werkes. Das Buch ist ungleich werthvoller und genießbarer, als dasjenige, welches es ersetzt hat , und die Mehrzahl der älteren Desterreichischen fortificatorischen Schriften. An Stelle weitschweifiger Excurse und Rechnungen herrscht Einfach heit und Klarheit im Text wie in den Zeichnungen (16 Tafeln) , stellenweis sogar eine fast auffallende Kürze. Auch der Umstand, daß das Werk als dienſt lich eingeführter Leitfaden dem höheren Unterricht zu Grunde liegt, verleiht demselben eine erhöhte Bedeutung, und der nationale Stempel , den es wie im Ausdruck, so auch in der Auswahl der Materien und in der Auffaſſung der geschichtlichen Entwickelung der Befestigung nicht verläugnet , kann ihm nicht zum Vorwurf gereichen. In letterer Beziehung haben wir nur einen Punkt hervorzuheben , da er äußerlich wenigstens mit dem an dieser Stelle vertretenen Standpunkt collidirt. Es betrifft dies den Ausdruck : "1 Neudeutsche Befestigung " . Brunner unterscheidet ganz richtig eine Desterreichische und eine Preußische Richtung innerhalb derjenigen Schule , die in der Zeit nach den Freiheitskriegen zum Theil in gemeinsamer Arbeit die Deutschen Festungen schuf, und er weist nach, daß der Vertreter der ersteren, Frhr. v. Scholl, auf den Schultern von Harsch, des Erbauers von Arad , steht. Er hätte also Grund gehabt , eine Alt- und Neu-Desterreichische Befestigung ebenso zu unterscheiden, wie wir eine Alt- und Neu-Preußische Befestigung kennen , und wir wollen hier darüber nicht rechten, ob der Bau von Arad oder die Thätigkeit Friedrich des Großen wirksamer dazu beigetragen hat, Deutschland von dem strengbastionairen Schematismus frei zu machen resp. vor demselben zu bewahren. Da wir aber unsererseits allen Grund haben, den Fridericianischen Festungsbau hochzuhalten (I , 660) , und die mit After einsehende Schule in und mit den zahlreichen Festungsbauten des eigenen Landes einen durchaus selbstständigen Entwickelungsgang verfolgte , so führt lettere mit Fug und Recht den Namen einer Neu- Preußischen , und die Bezeichnung Neu-Deutsch (mit der Brunner diese und die Neu- Oesterreichische Befestigung umfaßt) möchten wir hierfür nicht angewendet wissen, gerade weil die Gegenwart uns eine andere Füllung dieses Begriffes gegeben hat. „ Neu Deutsch " ist die Befestigung , die zur Sicherung des "I neuen Deutschlands “ in's Leben gerufen ist und die (cfr. II , 435) um so sinngemäßer der „ Alt Deutschen" Befestigung des 16. und 17. Jahrhunderts entgegengestellt werden kann, als letztere weder von Preußen , noch von Oesterreichern , sondern von dem Nürnberger Dürer, dem Straßburger Speckle und dem Sächſiſchen Kriegs helden Rimpler getragen wird. Der Neu - Deutsche Festungsbau ist derjenige , der (nach der Uebergangs periode der 60er Jahre ― Magdeburg) nun bereits nicht mehr mit dem auf tretenden , sondern mit dem fertigen und in seinen Leistungen wesentlich ge= steigerten gezogenen Geschütz gerechnet hat und rechnet. Es ist derjenige , der in erster Linie zur Bergung der westlichen Reichsgrenzen berufen — geographiſch ―――――――― völlig dem Entwickelungsgange der Neu-Preußischen Fortification folgend jezt bereits in sein zweites Stadium (Ausbau der östlichen Festungen) getreten ist, *) Wie der ,, Moniteur de l'Armée" mittheilt , vom Genie = Capitain Bornecque bereits in's Franzöſiſche überſeßt.
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übrigens wie in Erinnerung der früheren geistigen Gemeinschaft mit Oesterreich, diesem Lande keins seiner großen Bollwerke entgegengestellt hat. In seinen Grundsäßen, wie in seinen Formen, naturgemäß im Augenblick noch nicht zu wiſſenſchaftlicher Abklärung gelangt, verzeichnet dieser Neu-Deutſche Festungsbau doch auch das Jahr 1876 als ein zur Lösung seiner umfangreichen Aufgaben rüstig und erfolgreich benutztes.
II.
Die Fortification in der Kriegführung. A. Feldbefestigung.
Auf dem Gebiete der Feldbefestigung liegt das Ereigniß des Jahres in dem seit langer Zeit nicht ohne Ungeduld erwarteten, und in den letzten Wochen erfolgten Erscheinen der Neubearbeitung von Abschnitt V des officiellen Preußischen Pionier -Handbuchs . Daß einzelnen Theilen derartiger Publicationen eine hohe und´ grund legende Bedeutung innewohnen kann, iſt nichts Neues gerade in der Preußiſchen Armee, die unlängst z . B. der Neubearbeitung des gleichnamigen Abſchnitts des Cavallerie-Exercir-Reglements eine selbst über die Kreise der eigenen Waffe hinausgehende Tragweite zugeschrieben hat. Man wird --- mutatis mutandis - in der That unwillkürlich hieran erinnert , wenn man dem kleinen , kaum 200 Seiten zählenden , und noch dazu in erster Linie als Lehrbuch für Unter offiziere geschriebenen Heftchen die ihm zukommende Stelle anweisen will. Handelt es sich doch hier nicht um Ausbildung der Pioniere in einer ihrer kriegstechnischen Specialfunctionen, sondern um ihre Erziehung zu einer Thätig keit, mit der sie recht eigentlich als „dienendes Glied " nicht einer Waffe , wohl aber " dem Ganzen “ sich anzuschließen bestimmt sind. Die Ziele, die sie dabei verfolgen, können daher dem Ganzen nicht gleichgültig sein. Zu gedeihlicher Handhabung der Feldbefestigung sind wesentlich zwei Dinge erforderlich : 1. Das Verständniß der Truppe für eine Thätigkeit , die , soll das Terrain Schutzwaffe" werden , vielfach sich ihr aufdrängt , und mit der zu rechnen , schon weil der Feind sie übt , sie auch dann genöthigt sein würde, wenn sie selbst sie sich fern halten wollte. 2. Praktische und richtige , d. h. dem heutigen Standpunkte von Waffen wirkung nnd Taktik entsprechende Formen. Der Bericht hat die Aufgabe, der Entwickelung beider zu folgen. Der erstgenannte Factor des Erfolges ist ohne Selbstthätigkeit der Armee nicht zu denken , zu der die Anregung nur von oben gegeben werden kann, aber auch gegeben worden ist. Er findet eine Erschwerung in der nicht weg zuleugnenden Thatsache, daß das kriegsmäßige Handeln gerade auf diesem Gebiete im Frieden selten oder niemals zur vollen Anschauung gebracht werden kann; eine Erleichterung andererseits in den verhältnißmäßig geringen, an die Leiſtung des einzelnen Mannes zu stellenden Forderungen, denen Kraft und Geschick des selben bei guter Leitung stets gewachsen ist. Aus beiden Gründen liegt diese Seite der Kriegsvorbereitung in ganz besonderem Sinne in Händen der Truppenführer. Die andere, die Fortbildung event. zeitgemäße Umgestaltung der Formen , in denen sich die Ausführung der Feldbefestigung zu bewegen hat, um Gutes zu leisten, wird zunächst Sache der technischen Truppe und ihres Offizier-Corps bleiben. Sie bildet eine ihrer Specialaufgaben im Frieden, die, unbeschadet
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des vollen Bewußtseins der Zuſammengehörigkeit, beſonders mit der Infanterie, im Kriege, doch eine gewisse Trennung der Specialtruppe von dem übrigen Es gilt, ein Fußvolk für die Zeit der Kriegsvorbereitung rechtfertigen würde. Arſenal gleichſam von Mitteln und Formen zu schaffen, aus dem die Infanterie jederzeit schöpfen kann , so wie sie den Schüßengraben aus ihr genommen hat. Es gilt hierbei das , was in einem großen Kriege sich bewährt, aus ihm heraus Es kommt darauf gewachsen ist , weniger nachzuahmen , als zu verarbeiten. an, mit Ruhe zu wägen, was endgültig auszuscheiden, was nur zu beschränken, was zu verbessern ist von dem früheren Verfahren, und ob und welche vielleicht bisher ungewohnte Wege zu gehen sind. Ueber Vieles muß der möglichst kriegsgemäß zu gestaltende Versuch erst entscheiden. Den Schlußstein endlich dieses Entwickelungsprocesses bildet nach mehr als einer Richtung die Feststellung deſſen , was man der technischen Truppe selbst als Uebungs- und Unterrichts gegenstand vorschreibt. Dieſes, und zwar nur dieſes ist zuſammengefaßt in dem knappen Rahmen des vorliegenden Heftes. Dasselbe bespricht erst die leichteren Deckungen, dann die „taktischen Stützpunkte" und unterscheidet bei beiden die durch Erdarbeit hergestellten von den durch Anlehnung an das Vorhandene , Benutzung von Terrainbedeckungen gewonnenen Anlagen , behandelt dann kurz Hindernißmittel und Bekleidungen und giebt endlich in einer Reihe von Tabellen Anhaltspunkte zu überschläglicher Ermittelung des personellen und materiellen Bedarfs für die Ausführung der Arbeiten. Auch lediglich als Lehrbuch betrachtet wird die Schrift sicher sein können, einer abfälligen Kritik weder im Inlande noch im Auslande zu begegnen, wofern man bei seiner Beurtheilung die Aufgabe , der es zunächst gerecht werden soll , nicht aus den Augen verliert. Die letztere fordert abgerundete Bilder und feste Formen , und im Gegensatz zu mancher hier und dort gerade hiergegen auftretenden Stimme dürfte hervorzuheben sein, daß auch weiteren Kreisen mit der Aufstellung jener nur gedient sein kann. Selbst das verrufene „ Schema " schadet hier nicht , sondern kann nüßen. Es bildet sich, wo es fehlt, als „Feldpraris “ selbst im Kriege. Je fester der Truppe für gewisse Formen ein Vorbild inne wohnt oder auch nur vorschwebt , um so schneller wird angefangen“ und schon hierdurch die erste und sicherste Bürg schaft des Erfolges gewonnen. Die Verhältnisse des einzelnen Falles, verbunden mit der in unseren Truppen sehr geringen Abhängigkeit vom Friedensschema, wer den für die erforderlichen und dann sicher auch zweckmäßigen Abänderungen ſorgen. Ueber den materiellen Inhalt des Heftes können wir uns kurz faſſen , da die durch den Krieg angeregte und weithin empfundene Bewegung in ihren Hauptrichtungen wie in den erkennbaren Phasen ihrer Entwickelung bereits zum Gegenstand früherer Berichte gemacht worden ist. Es hält sich selbst mit Er örterungen nicht auf und steht zu der Entwickelung der neueren Anschauungen etwa in dem Verhältniß wie das geschriebene Gesetz zu dem mündlichen, dessen Schwerpunkte es in Vorschriften und Satzungen festlegt , und auf deren Ver ständniß daher auch ohne weitläufige Beigabe von Motiven es rechnen kann. Rejumirt man den Gesammtfortschritt, den es darstellt und der sich am sichersten aus der Vergleichung desselben mit demjenigen Abschnitt des qu . Handbuchs er kennen läßt, den es ersetzt, so ergiebt sich etwa Folgendes : 1. Schüßengraben und Schanze haben die Rollen gewechselt. Ersterer ist nicht mehr der " Ersatz" für lettere , sondern ist die Hauptform geworden, wandelbar in der Gestaltung und der Entwickelung fähig , die Schanze wächst aus ihm heraus und behält, auch wenn unabhängig von demselben geschaffen, ihre Verwandtschaft mit jenem.
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2. Die vielbesprochene Trennung von Infanterie und Artillerie innerhalb der Terrainverstärkungen und der durch Erdarbeit zu schaffenden taktischen Stützpunkte ist zum Ausgangspunkte für die Formenbildung der leßteren geworden. Die Feld schanze (soweit man diese Bezeichnung festhalten will) wird daher zum Infanterie Feldwerk , in dem weder die Erdscharte noch die + Geschützbank einen Platz findet. 3. Den vielfachen Mißverständnissen , durch die an sich richtige mathe matische Begriffe der Anschauung wie Ausführung gefährlich werden konnten, ist erfolgreich vorgebeugt. Auswahl des Plates , Gestaltung des Grund risses , grundsägliche Erstrebung eines guten inneren Profils ersehen das als besondere Bauthätigkeit gar nicht mehr erwähnte „ Defilement “. 4. Der Traverse , der feldmäßigen Einde dung und dem Hohlraum ist ihr Recht gewahrt, ohne daß ein Zuviel gefordert oder der bei ihrer An wendung wünschenswerthe Spielraum beschränkt wird. 5. Gleichwerthig neben den leichteren wie den solideren Formen der durch Bodenbewegung erzielten Terrainumwandlung steht die Verwerthung alles dessen, was das Gefechtsfeld an zu Stüßpunkten Brauchbarem bietet. (Jahresberichte 1874 G. 685.) 6. Die Behandlung der Hindernisse ist, ohne endgültig zu brechen mit dem , was früher normal war und auch jezt nicht in allen Fällen unpraktisch genannt werden kann, dem heutigen Standpunkte der Waffenwirkung, der Taktik und auch der Technik (Draht) gerecht geworden. Einem späteren Jahresberichte möge es vorbehalten bleiben, mit der Deutschen Auffassung dieses Gebietes , in dessen formellem Theile ein gewiſſer Abſchluß vorliegt, das Ausland in Vergleich zu stellen , soweit das letztere durch seine Schriften einen Schluß auf seine Stellung zur Sache zuläßt. Aus den Kreiſen der beiden auf fortificatorischem Gebiet literarisch fruchtbarsten Armeen , der Belgischen und der Oesterreichischen , liegen auch in diesem Jahre neue Erscheinungen vor. Seitens der ersteren unter dem Titel : la fortification de campagne appliquée ou guide pratique pour les travaux défensivs,“ Brüssel, 1876 , eine seine früheren Schriften ergänzende Arbeit des Capitain Girard, der schriftstelleriſch ungemein thätig, in immer größeren Kreiſen ſeine theoretischen Bahnen zieht und mit großem Ernst, nur gar zu beſchaulich arbeitet. *) Aus der Lesterreichischen Armee außer einem noch im Erscheinen *) Dem, der wissen will, was Feldbefestigung ist ? z. B. antwortet (hoffentlich aus reichend) der Autor (in der 1875 erschienenen fortification passagère, traité des appli cations tactiques de la fortication ( Theil IV S. 384) : „Nous avons défini la fortification de campagne , cette partiede la fortification passagère qui comprend les cas d'appli cation intermédiaires entre la fortification improvisée et la fortification provi soire." - Das neueste Werk debutirt (nach einem Inhaltsverzeichniß von 23 Seiten) mit der Behauptung, die im Frieden (l'état normal de l'Europe) mögliche Erlernung dieses Gebietes sei eigentlich fruchtbringender als die Kriegserfahrung, " car elle procure une experience générale plus instructive que l'expérience restreinte que tout officier peut seulement acquérir dans le cours d'une campagne. Damit iſt dann allerdings der Boden gefunden , um über das Verhältniß der Stellung zu den Terrain-Curven wie über Formatpapier des längeren zu handeln und Capitel zu liefern wie das : il n'existe pas de style militaire" (Seite 167) oder das : „ligne de démar cation entre la critique stérile et le désir du progrès (Seite 312). u. a. Man sieht, der Verfasser_neigt (im Sinne der Anmerkung zu Seite 453 des vorigen Jahresberichts) zu den " Freunden der Sache." Im Belgischen Auslande dürfte dagegen die Ansicht ziemlich weit verbreitet sein, daß , wenn auf irgend einem Gebiete , so auf diesem, die persönliche Kriegserfahrung fast Vorbedingung eines richtigen Urtheils ist und werthvoll bleibt, selbst wenn sie eine „ beſchränkte“ ist, wofern man nur einerseits nicht mehr aus ihr folgern will, als sie gebracht hat, andererseits aber auch dem Frieden das Recht nicht einräumt, sie zu verblassen.
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begriffenen Leitfaden zum Unterricht in der Feldbefestigung von M. Ritter v. Brunner , der in seinen Anforderungen an die Truppenleistung über das in Deutschland angenommene Maaß allerdings hinausgehen zu wollen scheint, ein äußerst gewandt und sachgemäß gehaltener Aufsatz des Hauptmann Gemminger des Geniestabes über „flüchtige Feldbefestigung“ , den die „Mit theilungen über Gegenstände des Artillerie- und Geniewesens " (Heft 7 u. 8 d. J.) gebracht haben. Ob man hier, ohne eine bruske Abwehr zu ristiren, von einem Einfluß der Deutschen Literatur sprechen kann, oder ob die geistige Durcharbeitung der im letzten großen Kriege gemachten und Deutscher Seits von Anfang an sehr offen dargelegten Erfahrungen in der befreundeten Armee auch eine der unsern näher liegende Auffassungs- und Behandlungsweise hervorgerufen hat, möge dahingestellt bleiben. Thatsache ist, daß die schon oben auf streng forti ficatorischem Gebiet berührte Erscheinung einer, wenn man sagen darf, prak tischen Richtung der dortigen Militair-Literatur sich auch auf diesem Studien felde wiederholt , und daß man daselbst sowohl in der Materie , die gebracht, als auch in der Art, in der dieselbe vorgeführt wird, den in Deutschland ver tretenen Anschauungen wesentlich näher steht , als dies vor Kurzem noch der Fall war. Ist der Hinterlader Gemeingut der Armeen geworden , und hat er weit greifende taktische Veränderungen den letzteren mehr oder minder gleichmäßig aufgedrängt, wie sollten nicht Grundsätze für Verfahrungsweise und Formen bildung auf fortificatorischem Gebiete, die derselben Quelle entstammen, schließlich mehr oder minder gleichmäßig in allen modernen Heeren sich herausbilden. Ihr höchstes Ziel kann überall nur sein, eine gute Wehr zu sein zum Schuß und zur Verstärkung der Wirkung der Truzwaffe. Damit ist hinreichend gesagt, daß es ebenso wie bei dieser mit ihrer Herstellung und selbst mit ihrer Ver breitung nicht abgemacht ist, und daß es nach wie vor auf den Geiſt ankommt, in dem sie geführt wird und zunächst auf die Hand, die sie erfaßt. *)
*) Zu den Jahresſtimmen , die Berücksichtigung gerade bei der hier gestellten Auf gabe fordern, gehört, und zwar nicht an letter Stelle, die Kritik , die für das Studium der Zeitströmung unter Umständen werthvoller sein kann , als manche selbstständige literarische Erscheinung. In richtiger Würdigung dieses Verhältnisses hat die Redaction der Jahresberichte" sich die dankenswerthe Mühe genommen , sämmtliche Besprechungen, die die ersten beiden Jahrgänge dieſes Werks in in- und ausländischen Blättern gefunden haben, zu sammeln und in einem Separatabdruck den Mitarbeitern zugänglich zu machen. Es sei gestattet , nur einer dieser zahlreichen Beurtheilungen und zwar der von den " Jahrbüchern für Armee und Marine " (Nr. 58 , Juli 1876) gebrachten, die mit besonderem Ernst dem Inhalt der einzelnen Auffäße näher tritt, ad vocem " Feldbefeſti gung“ zwei Worte zu erwidern. 1) Der vorige Bericht hat nicht für den „ Krieg mit dem Spaten “ gekämpft und den Americanischen Krieg nicht nur nicht als taktisches Vorbild, sondern mit der aus drücklichen Reserve , daß er dies nicht sein könne, lediglich in einem kurzen historischen Rückblick und als Beweis für das gesteigerte Deckungsbedürfniß citirt. Es heißt doch wohl ihm Unrecht thun, wenn man mehr herauslieſt, als er gesagt hat und seiner ganzen Tendenz nach hat sagen können. „ La critique est aisée !" und nichts ist leichter , als gerade die hier vertretene Richtung bei der Armee zu discreditiren. Wäre dem nicht so, die großen Führer hätten nicht nach Mitteln und Wegen , sie dennoch einzuführen , zu suchen brauchen. Uns scheinen ihre Worte auch heut noch zeitgemäß. Entschließt sich B. die Gegenwart , mit Napoleon die auch ihm nicht unwichtig erscheinende Sache als "Problem " zu behandeln, so ist schon damit viel gewonnen , da man das Recht erhält, Wege für die Lösung zu suchen und die Nothwendigkeit schwindet , bei jedem Versager einen Schuldigen vorauszusehen oder denselben nur auf einer Seite zu suchen. Der
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B.
Pionierdienst.
Im Bereich des Specialdienstes der technischen Truppe ist zunächst zu er wähnen, daß der im Vorjahre erschienenen Darstellung des Kriegsbrückenweſens der Schweiz ein Pontonnier - Reglement desselben Autors *) gefolgt iſt, das viel Lehrreiches bietet, gerade weil die localen Verhältnisse hier besonders scharfe Eigenthümlichkeiten haben , und die militairische Situation des Landes die Armee und daher auch den Pontonnier darauf hinweist, mehr mit ihnen, als mit den etwa in andern Ländern zu erwartenden zu rechnen. Ein Blick auf den gerade in dies Gelände fallenden Theil der Campagne ven 1799, in der
Bericht kann es schon deshalb nicht bedauern, die „ Manen Friedrichs und Napoleons in's Gefecht geführt“ zu haben, wenn er auch versuchen wird, es noch „ glücklicher“ zu thun. 2) Verfasser rechnet übrigens“, heißt es weiter, „ auch noch mit 40 Aerten, welche die Mannschaften des Bataillons tragen , während es sich um Beile handelt. Daß hier kein Druckfehler vorliegt, beweist das auf S. 450 und 451 (über den Gebrauch der Art) Gesagte." Es liegt kein Druck wohl aber ein Schreibfehler vor, den wir dankbar hiermit berichtigen. Das Infanterie = Bataillon trägt 3. 3. 40 Beile und hat neben 27 Beilen noch 12 Aerte in seinem Truppentrain. Nur fällt damit nicht das über die Art der Verwerthung der letteren Gesagte. Die Art ist dasjenige Werkzeug, das am häufigſten requirirt resp. vermißt wird , sobald Infanterie in einigermaßen bedecktem Terrain die Möglichkeit, den Kampf mit der Abwehr eines Angriffs zu beginnen , in's Auge faßt. Das Freilegen des Schußfeldes ist oft wichtiger als das Eingraben und hat , wo es er forderlich ist (d. h durch die Wahl der Stellung nicht umgangen werden kann), grund säglich dem Spatengebrauch voranzugehen, da auch in der Defensive die Wirkung wich tiger als die Deckung, diese ja nur ein Mittel für jene ist. Situationen mit recht tüchtigem Artgebrauch kann aber nicht nur der Cernirungs-, sondern gerade auch der Feldkrieg bieten. So würde z. B. weder im Manöver noch im Kriegsspiel die Stellung paſſiren, in die in der Seine 8 Schleife westlich Rouen in den letzten Wochen des Jahres 1870 ein Detachement der 1. Infanterie Division geführt wurde, das „ günſtigere" Positionen weiter rück rärts nicht suchen wollte und weiter vorwärts z . 3. nicht nehmen konnte. Zu Nuß und Frommen des Preußischen Gewehrs wurde in der That hier faſt Americaniſch geschanzt und vor der aus Baumſtämmen gebildeten Bruſtwehr auf einer ca. 2000 Meter ausgedehnten, den Wald quer durchziehenden Front mit Anspannung aller Kräfte ein ursprünglich kaum 10 Schritt betragendes Schußfeld allmälig bis auf 100 und 200 Schritt erweitert. Dabei sind wir ausnahmsweise ―――― so glücklich, den Einwand, es sei zu viel geschehen oder militairiſch nicht richtig verfahren , ebenſo kurz als endgültig durch den Hinweis darauf widerlegen zu können, daß der damalige Commandeur des Regiments Nr. 41 in der Stellung commandirte, der aus derselben demnächſt in der nur ihm eigenen Weise und unter Erstürmung des von der Ruine Robert le Diable gekrönten Wald berges die Offensivstöße des Sylvester-Abends 1870 und des 4. Januar 1871 führte. Daß hierbei nicht nur der Werth der Art gegenüber Faschinenmesser und Beil, son dern auch die Erfahrung sich aufdrängte , wie Geschicklichkeit mehr leiste als Kraft, und wie wichtig sei, speciell die geringe Zahl von Acrten stets in die Hände zu legen, in denen sie am meisten nußen , dürfte natürlich sein. Fast jeder Ingenieur Offizier hat in irgend einer Hinsicht ähnliche Erfahrungen gemacht. Je weniger Zeit vorhanden iſt, je schneller eine Feldarbeit geleistet werden soll, um so weniger dürfen beim Ansehen der selben solche Dinge übersehen werden , und nur als eine Verwerthung der allgemeinen Wehrpflicht dürfte auch diese Ausnutung der Kräfte, die sie uns zuführt, erscheinen. Da nun die angezogene Verfügung des Preußischen Kriegs - Ministeriums ( Armee-Verordnungs Blatt Nr. 2 von 1875) bei Gelegenheit der Aufhebung der Pionierzüge die Berücksichti gung des Professionsverhältnisses schon bei Friedensübungen zunächſt für die Infanterie vorschrieb, so entstand aus der durch die Kriegserfahrung verstärkten Ueberzeugung von der allgemeinen Bedeutung dieses Hinweises das im vorjährigen Bericht Seite 449-51 . über die "Feldtechnik der 3 Waffen " Gesagte. Leßteres hat daher mit dem Detail der Ausrüstung an sich nichts zu thun und fällt auch nicht mit der Berichtigung des obigen Irrthums. *) Der Pontonnier ; sein Fachdienst in Schule und Feld, von F. Schumacher, Oberſt bei den Genietruppen, Eidgenöſſiſcher Oberinſtructor der Waffe. Brugg, 1876.
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im Raume weniger Wochen dem verfehlten Aar- der siegreiche Limmat-Uebergang folgte, beweist auch hier neben der Bedeutung des Terrains die Grenzen der selben, und bestätigt das schon mehrfach gebrauchte Bild von „Hand" , und „Waffe ". Im Inlande hat eine größere und in üblicher Weise auch vom Auslande beschickte Belagerungsübung bei Graudenz stattgefunden , die außer dem Haupt zweck der Ausbildung der Truppe die Erprobung einer Reihe für ein abgekürztes Verfahren beim Festungsangriff gemachter Vorschläge ermöglicht hat. Die Thatsache, daß an Uebungen dieser Art nicht immer nur die 4. (Mi neur ) Compagnien der Pionier-Bataillone, sondern zum Theil auch die in erster Linie für den Feldkrieg bestimmten Pionier =- Compagnien (in der Regel soweit sie nicht entweder zu gleichzeitigen größeren Pontonnier-Uebungen zusammen gezogen, oder zu den Herbst-Manövern ihren Diviſionen überwiesen sind) Theil nehmen, führt von selbst zu den die Organisation der technischen Truppe betreffenden Fragen, die in einer die des Deutschen Ingenieur - Corps mit um faffenden Ausdehnung im Laufe des Jahres vielfach und auch auf literariſchem Wege besprochen worden sind. Nur ein Constatiren dieſer Thatsache nebst dem Feststellen der greifbar hervorgetretenen Richtungen der bez. Bestrebungen dürfte in der Aufgabe eines Jahresberichts liegen, der weder zur selbstständigen Vertretung eines maßgebenden Urtheils , noch zur Prophezeiung zukünftiger Resultate berufen ist. Von zwei Seiten wird , wie nicht zu verkennen ist , der jeßige Verband des Ingenieur- und Pionier- Corps in seiner Zweckmäßigkeit den heutigen Zeitverhältnissen gegenüber in Frage gestellt. Die Fuß - Artillerie , der bis jetzt einzige organische , vom Feldkriege losgelöste*) und dem Festungskriege zuge wiesene Truppenverband , wünscht sich durch Aufnahme der Festungs- Pioniere zur Festungs- Truppe zu complettiren , und wie eine Ergänzung hierzu erscheint der von hervorragender Stelle gemachte Vorschlag eines Eintritts der Feld Pioniere in die Infanterie. Beide Gedanken sind im Meinungsaustauſch inner halb der Offizier - Corps und auch hin und wieder in der Militair - Journalistik aufgetreten. Die Nothwendigkeit, Stellung zu ihnen zu nehmen, liegt aber jetzt erst vor, seitdem die wohl unbestritten erste literarische Erscheinung des Jahres , die „ Lehre von der Truppenverwendung " , **) sie aufgenommen und ihnen dadurch eine erhöhte Bedeutung und zugleich eine greifbare Gestaltung ver liehen hat. Jede der beiden Forderungen hat auf den ersten Blick etwas Bestechendes und erscheint an sich logisch begründet. Auch gewinnt es den Anschein, als ob in mehr als einem Staate Erwägungen dieser Frage sich zuwenden, wenn auch definitive Entscheidungen kaum in nächster Zeit zu erwarten sein dürften. Kann *) Es soll hierin an sich kein Widerspruch liegen gegen die seitens dieser Waffe (cfr. Jahresberichte 1874 Seite 606 u. a. a. D.) geäußerte Ansicht , wonach ihr auf dem Wege der Positionsgeſchüße der Wiedereintritt in das verlassene Gebiet bevorſtände, obwohl der lettere von anderen Seiten eher auf dem Wege eines Avantgarden - Be lagerungs - Trains für wahrscheinlich gehalten wird. Tritt dieser in's Leben, so wäre seine Verwendung auch ein Festungskrieg und zwar ein solcher, der recht sprechend be: weisen würde, wie nahe gerade heut Feld- und Festungskampf sich berühren , wie wenig geboten es daher ist, die Trennung der Vorbereitung auf beide weiter auszudehnen , als dies die Verhältnisse zwingend erfordern . **) Die Lehre von der Truppenverwendung als Vorschule für die Kunst der Truppen führung von W. v. Scherff, Oberstlieutenant und Abtheilungschef im Großen General stabe. I. Band, Formenlehre, Erste Abtheilung, 2. Buch, Cap. 7 §§ 17 und 19.
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Militairische Jahresberichte für 1876. von allem andern vorerst abgesehen - die Gegenwart, in der mit
Anspannung aller Kräfte die Ingenieur - Corps mit Lösung der ihnen zuge wiesenen großen Aufgaben befaßt sind , und speciell im Inlande eine Bau thätigkeit entfaltet wird , die an Großartigkeit selbst über die des ersten Jahr zehnts dieses Jahrhunderts noch hinausgeht , unmöglich günſtig genannt werden für den Austrag einer der weitgehendsten und zugleich der schwierigsten Orga nisations -Fragen. Daß aber aus dem in seinem jezigen Bestande angegriffe nen Offizier ፡ Corps heraus den Trennungsvorschlägen ein Entgegenkommen so gut wie gar nicht gezeigt wird, ist doch auch eine Thatsache, die an ſich Würdi gung verlangt und umsomehr auffällt , je lebhafter sie contrastirt mit der der Artillerie - Trennung vorangegangenen und seiner Zeit auch in der Literatur kundgegebenen Bewegung. *) Und in der That, die Verhältnisse liegen hier anders als damals dort. Soll dies bewiesen werden , so wird eine kurze Erörterung derselben , ſowie der gemachten Vorschläge nicht zu umgehen sein , wobei versucht werden muß, wenigstens den vielleicht schon bereitliegenden Vorwurf " einseitiger Auffaſſung “ zu vermeiden. Was zunächst die erste Frage : Vereinigung der Festungs - Pioniere mit der Fuß - Artillerie anlangt, so werden natürlich die Kriegszwecke beider Truppen in erster Linie zu erwägen, gleichzeitig aber wird hierbei die Stellung in Betracht zu ziehen sein , in die das Ingenieur - Offizier - Corps nicht etwa durch seine Auffassung , sondern eben durch die thatsächlichen Verhältniſſe geführt ist. Ist diese eine eigenthümliche , so entzieht ihr dieſer Umſtand an sich die Berechtigung nicht. Die Armee hat viele Anomalien, die sie ruhig duldet , ohne sie als solche zu verkennen. Es sind dies zunächst die „unschädlichen “ , d . h. diejenigen , die in Formation, Bewaffnung, Ausrüstung, Bekleidung, Benennung x . in ihr er wachsen sind , sodann diejenigen , die --- wir wollen , um im eigenen Felde zu bleiben , nur an das Festungssystem des Landes erinnern eine Neuordnung der Dinge unzweifelhaft vielfach anders schaffen würde, ohne daß an eine Aende rung derselben anders, als im zeitgemäßen und mit den Verhältniſſen rechnenden Umbau gedacht wird , endlich solche , die durch letztere selbst dictirt worden sind und noch werden , trotz ihrer der wissenschaftlichen oder der sonst gewohnten *) Begreiflicherweise ist es schwer, mit anonym erscheinenden Kundgebungen zu rech nen, oder auch nur sie ihrer Bedeutung nach zu würdigen. Das aber dürfte feststehen, daß aus Kreisen des Ingenieur - Corps eine über das Auseinanderhalten von Feld- und Festungs- Pionieren hinausgehende oder gar eine Zerreißung des Offizier - Corps invol virende Trennung von dienſterfahrener Stelle bis jezt nirgends befürwortet worden ist, auch da nicht , wo (wie dies in einigen Zeitschriften zu geschehen anfängt) „ Ueber die Zukunft des Ingenieur - Corps " debattirt wird. Die „ Allgem. Militair - Zeitung“ bringt z . B. (in den Nrn. 33 und 34 , 50 und 51 des Jahrgangs 1876) zwei Auffäße über dieses Thema, von denen der erste „im wohlverstandenen Interesse der Ingenieure" den vollständigen Entwurf eines neuen Etats derselben aufstellt, sich aber dadurch charak terisirt, daß er u. a. die Mitwirkung des Ingenieur - Corps an Modernisirung und Neu gestaltung des Festungskrieges als eine „ nur in sehr untergeordnetem Grade “ er forderliche bezeichnet und sämmtliche höhere Instanzen desselben (nach Abgabe der Feld pioniere) für „ disponibel“ erklärt und (S. 286) auch verwendet“. Der zweite iſt eine vorsichtig gehaltene Erwiderung, die den ersteren zwar in allen sachlichen Punkten wider legt aber höflich bleibt. — Vielleicht bricht sich bald die Ueberzeugung Bahn , daß „ die gemeinsame Vorbereitung auf den Festungskrieg der Zukunft " die der Gegenwart am nächsten zustehende Aufgabe sei , auf welche auch das seitens des Königl. Preußischen Kriegs- Ministeriums erfolgte Ausschreiben einer Preisaufgabe hinzudeuten scheint.
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Gliederung nicht entſprechenden Geſtalt. Dies ist unzweifelhaft von allen drei Gruppen der militairischen Anomalien die am meisten , will man ſtreng ſein, die einzig berechtigte . Eine solche aber ist das Ingenieur-Corps , das nur aus Offizieren besteht , für die Vorbereitung der Landesvertheidigung nicht entbehrt werden kann , die Führer für die Pioniertruppe im Festungskriege ſtellt , und außerdem in leßterem eine über den engen Rahmen der eigenen Truppe nicht unwesentlich hinausgehende Thätigkeit zu entfalten hat. Da nun weder der lezte Krieg , noch auch die Gegenwart eine dieser Aufgaben zurückgezogen und ebenso wenig das mit ihrer Löſung beauftragte Offizier-Corps in einer derselben versagt hat , so erscheint damit zum Mindesten die Existenzberechtigung einer bestehenden Anomalie , wenn nicht ihre Nothwendigkeit überhaupt erwiesen. Nun handelt es sich um die Ablösung eines Theils von dieſem Ganzen , und zwar eines solchen Theils, der, im Frieden als Festungspionier - Truppe ein ge schloffener (oder geschlossen zu bildender ) Verband , im Kriege unter Um ſtänden auch geschloffen zur Verwendung gelangen kann , aus der Kriegsthätig keit des Ingenieur-Offiziers im Kampf um Festungen hingegen nicht annähernd mit der Bestimmtheit sich ausscheiden läßt, wie es scheint, sobald man nicht an jenen, sondern lediglich an seine specielle Truppe denkt. Die Sache liegt also so : die Nothwendigkeit der Ablösung iſt verneint. Nur ein neuer Festungskrieg , der den Beweis für dieselbe sicher nicht führen wird, wäre competent ihn zu führen. Die bloße Ausführbarkeit derselben kann ernsthaft nicht in Frage stehen , sondern doch nur die Zweckmäßigkeit einer solchen. Auch diese aber ist nicht aus dem Wunsche , sondern aus dem Dienst des Ingenieur- Offiziers heraus und zwar bis zu einem Grade zu ver neinen, daß , wenn außerhalb dieses Dienstes liegende Verhältnisse dieselbe fordern sollten, es immer noch fraglich bleibt, ob die beſſernde Hand nicht zweckmäßiger dort statt hier einzusehen hätte. Ob nun im Zweck und Dienst der betheiligten Truppen solche Verhältnisse vorliegen , ist die weitere Frage. Dies muß ein Blick auf diese Truppen lehren. Hier ergiebt sich Folgendes : Die Artillerie hat sich aus Gründen ihres Dienstes getheilt , obwohl schon diese Trennung vielseitig als eine nicht völlig innere der Waffe , d. h. rein artilleriſtiſch zu lösende bezeichnet wurde. Nachdem dieselbe erfolgt ist, sieht sich die neue Waffe auf dem ihr zugetheilten Kampfgebiete insofern isolirt , als für diejenige Infanterie , die mit ihr kämpfen soll, im Frieden bestimmte For mationen in gleicher Weise nicht bestehen. Sie erfährt von dieſer daher z. 3. auch keinen Widerspruch, wenn sie die Führerstellen fordert *) und sich „Haupt waffe" nennt. **) Im Kriege erledigen sich beide Ansprüche von selbst , der erstere dadurch, daß der Führer - der „ General" der Bezeichnung wie der Wirksamkeit nach den Kreis der Heimathswaffe verlassen hat und ideell wenig stens derselbe ist , ganz gleich , aus welcher er hervorging , der andere dadurch, daß Art und Gang jedes Gefechts über die Größe des Antheils der Waffen entscheiden. Wie Niemand die Fußtruppe zum Sturm auf ein Dorf ansehen wird , wenn die Fernwaffe ausreicht , dasselbe zu gewinnen , so wird auch der schwereren" Stellung gegenüber der schwereren Fernwaffe Niemand die Ehre des ersten Angriffs bestreiten oder etwas anderes als Dank und Freude empfin den, wenn sie allein die Aufgabe löst. Dann ist sie die Hauptwaffe, sie bringt die Entscheidung. Auch im Festungskriege wird sie lettere - nach Nieder *) Jahresberichte 1874. S. 606, 1875 S. 398 u. a. a. D. **) Jahresberichte 1875. S. 369 u . a. a. D.
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kämpfung eines allerdings gerade heut besonders mächtigen , mindestens mit gleichen, vielleicht aber auch mit stärkeren Waffen kämpfenden Gegners — überall da allein erreichen , wo entweder der Festungsbau oder die Festungsvertheidi gung ihre Schuldigkeit nicht gethan haben. In allen anderen Fällen wird natürlich die Analogie mit dem Feldkriege wieder Platz greifen, da selbst die beste Schieß- wie Schußleistung den Nahangriff nur vorbereiten , ermöglichen, — unterstützen und begleiten , nicht aber ersparen kann. Da dies unbestritten ist , so ist überhaupt ein Streit über den Werth der Waffen nicht denkbar , er müßte sich denn um die gar nicht zu entscheidende Frage drehen , wie oft etwa in Zukunft der eine oder der andere Fall wohl vorkommen werde. Der Ingenieur nun, als deſſen Lebenselement der General Breſe den Feſtungs krieg bezeichnet, steht in diesem natürlich in keinem Gegensatz zum Artilleriſten, *) mit und neben dem er auf jeder der beiden Seiten zu denken ist und zu finden sein wird. Seine Hauptthätigkeit im Festungskriege wird ihn aber noch näher als zu jenem zum Infanteristen führen , der zur Durchführung der ihm in Angriff und Vertheidigung gestellten Aufgaben die Unterstützung des Ingenieur Offiziers wie der technischen Specialtruppe noch stets gebraucht hat und der all seitig gesteigerten Waffenwirkung gegenüber heut weniger als je entbehren kann. Da nun die Vorbereitung des Zuſammenfaſſens der Kräfte zum Kriegszweck be wußtes Ziel jeder Friedens -Organiſation ist, so wird es sich auch hier nur darum handeln können , dies zu sichern. Die beiden den Nahkampf führenden Truppen sollen sich finden. Thun sie dies besser, wenn die eine der Festungs - Pionier - vorher ( d. h. im Frieden ) vom Ingenieur Corps gelöst und dafür organisch mit der Artillerie verbunden ge wesen (durch sie gleichsam durchgegangen) ist oder nicht ? Nur diese Frage ist zu entscheiden. Die Antwort hat jeder Staat durch seine Organiſation zu geben. Die jetzige Deutsche verneint sie , eine Aenderung im Sinne der in Rede stehenden Vorschläge wäre eine Bejahung derselben. Uns kann es hier nicht um die Beantwortung , sondern zunächst nur um die Stellung der Frage ankommen. Diese den thatsächlichen Verhältnissen ent nommene Fragestellung aber möchten wir derjenigen entgegensetzen , die entweder von der artilleristischen Strömung getragen oder von der rein logiſchen Begriffs entwickelung ausgehend , die Sache deshalb nicht zu erschöpfen scheint , weil sie 1 ) der militairischen Bauleitung wie der Verwendung der In genieur = Offiziere im Festungskriege nicht diejenige Berücksichtigung zu Theil werden läßt, die bei Organisationsvorschlägen auf diesem Felde doch nicht umgangen werden kann und 2) nicht immer hinreichend mit dem zweiten Kämpfer oder aber mit der zweiten Action des Kämpfers, dem Nahkampf, rechnet. Die Handhabung des schweren Geschützes zusammengestellt mit dem des schweren Terrains , verglichen mit Schwert und Schild des Fechters , resp . mit
*) Wo sich ein solcher Gegensatz zeigt, ist er nur ein scheinbarer oder ein künstlicher. Er gehört zudem nur dem Frieden an, in welchem der für den Krieg schaffende Festungs ban - der allerdings weder dem Architekten überlassen noch auch einem Festungsſtabe“ übergeben, noch weniger von der Artillerie mit übernommen werden kann ――― bisweilen andere und , wenn man will, umfassendere Ziele verfolgen muß , als die ihre specielle Wirksamkeit mit gleicher Berechtigung vorbereitende einzelne Waffe. Daß aber in der sorgfältigsten Berücksichtigung gerade dieser Waffe eins der charakteristischen Merkmale des Preußischen und Deutschen Festungsbaues von jeher gelegen hat und noch liegt, ist wieder holt (Jahresberichte 1874, S. 665, 671 flgd. 1875 S. 441 , 442, Anmerk.) betont worden.
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dem Schüßen, der schießt und sich deckt, ") erschöpft nur den Fernkampf, in dem die Batteriebrustwehr oder auch die eingeschanzte Particularbedeckung als Schild figuriren kann. Die Approche aber ist kein Schild mehr , ſondern ein Annäherungsweg , keine Verschanzung , sondern eine Infanterie linie, und der Ingenieur hat die Fußtruppe nicht im Sinne des Befehlens, wohl aber in dem des Vorwärtsbringens zu führen , und reicht dies nicht aus , allein weiterzugehen , nicht aber als „schanzende Festungstruppe" , sondern als selbstständiger Kämpfer , der nicht mit dem Schild, sondern in dieser Phase des Angriffs nur direct mit dem Schwert des Fechters verglichen werden kann. Die letzten 50 Jahre haben weder einen Angriff auf neuere , noch einen solchen auf Festungen normaler Stärke gebracht , wer wollte es wagen , be stimmte Bilder der Zukunft zu zeichnen ? Wir glauben aber von der vorstehend stizzirten Anschauung nicht laſſen zu sollen , da selbst die einmal bewiesene Schwäche einzelner vernachlässigter und schlecht vertheidigter Plätze nicht aus reichen kann, der inländischen wie der ausländiſchen Festungs - Vertheidigung eine Widerstandsfähigkeit abzusprechen , die zunächst nur in der Erzwingung des Nahangriffs , also in einer Leistung besteht , die wir doch von jeder unge deckten Feldtruppe fordern. Die Festung bedarf hierzu eines Todleben nicht einmal, der ihn erzwang, obgleich Mauer und Hohlbau ihm fehlten, und deſſen Hauptleistung erst anfing , nachdem, trotz Bombardement und Artillerieſchlacht, die Annäherung erzwungen war. Die erwähnte Schrift, die den in ihren Gedankengang „ nicht gehörenden “ Gegenstand nur flüchtig streift und ihn nur, weil er schon „ von anderer Seite angeregt" ist , nicht unberührt laſſen will , giebt übrigens die „ Theilung der Arbeit “ zu und läßt daher auch wohl für die vorstehend begründete Art der selben Raum. Førdert dieselbe weiterhin aber „ Einheit der Führung“ und in Verfolg hiervon einen Special- oder Festungs- Generalstab, so ist dies ein Vor schlag , dem wohl weder Theorie noch Praxis an sich eine Hemmung entgegen= ſehen könnten, und deſſen Realiſirung lediglich von der Werthſchätzung, die man dem Festungskriege und der Vorbereitung auf diesen zuerkennen will , abhängig erscheint. Zu der angegebenen Zuſammenſetzung dieses Stabes **) aus „Fuß artillerie und Festungspionier" dürfte aber wiederum zu bemerken sein, daß das Infanterie - Element doch nur dann in demselben entbehrt werden könnte , wenn man bewußt die dauernde Vertretung desselben dem Ingenieur - Offizier zuweiſt. Es tritt erfahrungsmäßig andernfalls und selbst, wo dies nicht beabsichtigt war, zu leicht zurück, ungleich leichter als bei jeder Erwägung des Feldkrieges , wo selbst seine Herrschaft unbestritten ist und zu dem es schon deshalb sich hinzu neigen ein Recht hat. Der Bericht hat nun ferner noch Act zu nehmen von dem zweiten sein Gebiet berührenden und ungleich lockenderen Vorschlage des in so vieler Be ziehung epochemachenden Werkes : dem Eintritt des Feldpioniers in die Infanterie. Derselbe charakterisirt sich als ein Vorschlag zur Lösung des „Problems " der geeigneten Dienstbarmachung der Kriegstechnik an die Zwecke des Feldkrieges und ist vom Berichtsstandpunkte daher zunächst zu begrüßen als eine Anerkennung der Existenz eines solchen und zugleich als ein Beweis von *) Lehre von der Truppenverwendung I, S. 106. **) Die "1Lehre von der Truppenverwendung" nennt ihn „ Genieſtab“ und läßt_die Frage offen, ob der Ingenieur oder der Artillerist die „ Führung“ übernehmen soll. Der Lestere hat bereits (cfr. Jahresberichte 1874, S. 606) ,,der Natur der Sache nach“ über die Majorität wie über die Leitung disponirt .
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Militairische Jahresberichte für 1876.
dem Werthe, den die höhere Truppenführung auf deſſen Löſung legt. Zu be urtheilen wird derselbe daher nicht einzig von dem Standpunkte des Ingenieur Corps sein , das die ernstesten Gründe haben muß , seine Feldtruppe sich nicht entwinden zu lassen , sondern von dem weiteren , eben dem der Problemlöſung aus. Giebt er diese wirklich, so wird das Intereſſe des Ganzen natürlich auch dem an sich berechtigten einzelner Theile voranstehen. Der Bericht hat auch hier nicht das Recht absprechend zu urtheilen, wohl aber die Pflicht, den jezt ge machten Vorschlag in Vergleich zu stellen mit derjenigen Entwickelung der Pionier Organisation, die er selbst gleich bei seinem ersten Auftreten (cfr. Jahresberichte 1874, Seite 689–690) als die am nächsten liegende und durch die bisherigen . Erfahrungen am meisten angezeigte bezeichnet hat. Da er sich sowohl über die in dem jezigen Zustande liegenden Schwierigkeiten und Unzuträglichkeiten , als auch über das anzuſtrebende Ziel in voller Uebereinstimmung mit der „ Lehre von der Truppenverwendung " befindet, so liegt die Differenz lediglich in dem Maaß der Umformung, das man für nöthig hält. Der Bericht motivirte an dieser Stelle: Zusammenziehung der jeßigen Mineur - Compagnien in Festungs Pionier-Bataillone, Erſeßung der ersteren durch Feld - Compagnien , daher Feld-Pionier - Bataillone à 4 Compagnien *), Belassung aller Offiziere im Verbande des Ingenieur - Corps . Die in Rede stehende Schrift verlangt dagegen : Bildung einer infanteriſtiſchen ' Specialwaffe nach Analogie der Jäger in stärkerer Zahl als die jeßigen Pioniere , Trennung derselben von der arme du génie , die dem Festungskriege zugewiesen, dennoch aber vom Feldkriege nicht ausgeschlossen werden soll, mit der Aussicht der Zutheilung des Pontonnier - Elements an die Artillerie. Der zweite Vorschlag ist demnach der weitergehende. Schon die Energie, mit der er den Schnitt führt zu einer Art von „ Entlastung “ für den Feldkrieg wird ihm viele Anhänger zuführen , es liegt darin umſomehr eine Lockung auch für die betheiligten Kreise , als der in Aussicht gestellte Regimentsverband für die Pionier-Infanterie (der Name dieser Truppengattung bleibt noch vorbehalten) dem jetzt bestehenden gegenüber ein fester geschlossener, der Eintritt in den Feld krieg auf breiterer Basis erfolgend, sowie das Verbleiben in der Feldtruppe ge sichert erscheint. Daß sich andererseits Manches gegen denselben sagen läßt, kann nicht auffallen , und die Eigenthümlichkeit der Verhältnisse bringt es mit sich , daß selbst die sympathische Begrüßung, die ― soweit man nach den bis jezt vorliegenden Aeußerungen der militairischen Tagespreſſe urtheilen darf der Vorschlag gefunden hat , zu einiger Vorsicht mahnen kann. Daß auch die vermehrte Zahl der technisch geschulten Infanterie der „Maſſe des Fußvolks“ die Arbeit nicht abnehmen , sondern nur erleichtern soll , wird ausgesprochen, ist es aber auch gehört worden? Wird nicht der Anspruch auf Entlastung, den die Brigade an die Pionier - Compagnie nicht stellen kann , in erneuter und schärferer Weise dann leicht gestellt werden können ? Wird man nicht bald viel leicht damit anfangen , den starken Schultern der technischen Infanterie selbst auch das leichte Schanzzeug anzuvertrauen, an deſſen Führung man sich zu ge wöhnen beginnt, und wird man dann nicht von dem Ideal der vollen Selbst ständigkeit der Truppe wie des Einzelnen - ein Ideal, in dessen Hintergrunde allerdings das „ un outil de pionnier pour chaque soldat" Napoleons
*) Hinzuzufügen wäre höchstens der zur Entlastung des Commandeurs wie der Compagnie Chefs von der Materialverwaltung schon jest kaum zu entbehrende zweite Stabsoffizier resp . fünfte Hauptmann.
Befestigungswesen.
289
jchlummert ―――――――― noch weiter entfernt sein , als man es jetzt ist ? Die Schatten der Arbeitstruppen, mit denen Carl V. im engen Rahmen des Schmalkaldiſchen Krieges das Problem einmal löste , wollen sich nicht bannen lassen , und selbst die Bilder Napoleons an der Beresina und Mac Mahons an der Maas *) dürften die Feld- Artillerie nicht vermögen , die Zutheilung der Pontontrains in anderem Sinne als in dem einer Pferde-Reserve zu begrüßen. Nach beiden Richtungen hin scheint doch die Kriegsgeschichte selbst eine recht beredte Sprache zu führen und neben einzelnen greifbaren Warnungen zur Achtung dessen aufzufordern , was innerhalb einer , ihre Lehren stets so auf merkam verfolgenden Armee, wie es die Preußische von jeher geweſen iſt, ſich entwickelt hat. Erwägungen der hier nur angedeuteten Art mögen allgemein nicht so entscheidend sein, wie sie zu Gunsten des „ engeren Projectes " es für uns find, ſie dürften aber hinreichen , um der Frage , ob lehteres denn nicht aus reiche , den vollberechtigten Theil des Bedürfnisses zu decken , eine ernſtere Prüfung , als sie vielleicht bisher gefunden hat, zu sichern , umſomehr, da hier der thatsächliche Versuch gemacht werden kann , der , ohne ein Weiter gehen zu hindern , doch nach allen Richtungen hin den andererseits geäußerten Wünschen entgegenkommt. Zur Schule für die Terrainherrichtung zu Kampf zwecken (Lehre S. 102) , zum Specialcursus selbst für alle Offiziere des Armee Corps würde das Feld " -Pionier -Bataillon unzweifelhaft genügen , das vollständigſte Verständniß für den Infanteriekampf (ibid. p . 103) würde in ungleich höherer und dabei leichterer Weise erreichbar sein , auch wenn es nicht nur den kleinen und großen feldmäßigen Brückenschlag, sondern auch die Hand habung der Feldsprengungen behält , die mit dem Aufschwung der Eisenbahnen sich zur Bedeutung eines selbstständigen Zweiges der Kriegstechnik , und zwar eines solchen erhoben haben , der in jeder Feld - Division seine Vertretung fordert.**) Es wird nicht zu viel gesagt sein, daß , wenn in der angegebenen Weise Friedens- und Kriegsformation sich erst entsprechen, und eine stete Theil nahme der Feldpioniere an allen größeren Truppenübungen die Regel und nicht die Ausnahme geworden ist , der Wechselverkehr mit der Infanterie schon im Frieden bis zu dem gegenseitigen Verständnisse von selbst steigen wird, das jezt erst der zweite Kriegsmonat zu bringen pflegt, ganz abgesehen noch davon , daß die immer mißliche Theilung von 3 Compagnien unter 2 Diviſionen da durch vermieden wird. Die Festungs - Pionier - Bataillone würden in ähnlicher Weise ganz von selbst der Fuß-Artillerie ſich nähern und zu beider seitigem Nußen mit dieser vielfach in gemeinsame Kriegsvorbereitung treten. ***) Es dürfte nach beiden Richtungen hin ein vollständiges Aufgehen in die andere Waffe nicht Vorbedingung guter und den Interessen derselben entſprechender Leistungen sein. Die Trennung des Ingenieur - Offizier - Corps endlich wurde schon früher (Jahresberichte 1874 , Seite 690) als eine nicht so rasch wie die der Truppen zu lösende bezeichnet, einmal, weil die Lebensfähigkeit des einen Theils *) Die Pontons in dem einen Falle bekanntlich kurz vorher behufs Fortſchaffung der Geschüße verbrannt, in dem anderen überhaupt nicht zur Stelle, cfr. Jahresberichte 1874 Seite 693. **) cfr. Jahresberichte 1874, S. 700 flgd. ***) Je kriegsmäßiger diese gemeinsamen Uebungen gestaltet werden, um so eher dürften dann Anträge auf Erhöhung der jezt vorhandenen Cadres der Festungspioniere grade seitens der Fuß-Artillerie zu erwarten sein. 19 Militairische Jahresberichte 1876 .
290
Militairische Jahresberichte für 1876.
leicht dabei leiden könnte , und sodann , weil schwer zu entscheiden ist , wo (ob zwischen Ingenieur und Pionier, oder noch einmal zwischen Feld- und Festungs pionier) sie eintreten sollte. Für ihre Vermeidung aber scheint neuerdings doch auch das zu sprechen, was die „ Lehre von der Truppenverwendung“ als Signatur der dritten Periode (S. 92 flgd.) , d . h. der Gegenwart, ausführt, in der von Neuem Feld- und Festungskrieg sich sehr nahe" , und zwar in der Weise berühren , daß der letztere als " natürliche Fortsetzung" des ersteren sich darstellt , die zwar stärkere , aber nicht andere Mittel , Ziele und daher auch Leiſtungen aufweift. Spricht man nicht jetzt schon von einer Sturmfreiheit des flachen Schützen grabens , und ist sie nicht thatsächlich vorhanden , sobald es gelingt , durch die Periode der Feuervorbereitung des Angriffs hindurch den Hinterlader in ihm zu halten? Und fordert nicht andererseits der weitgespannte Fortgürtel mehr als je seine Ergänzung durch alle Schattirungen der Befestigungskunst hindurch? Kann eine Festungsvertheidigung ohne solches Zuſammenwirken der Truppen nicht nur , sondern auch der Befestigungsarten , d. h. der durch den Ingenieur und durch die Truppe geschaffenen Werke , gedacht werden ? Und sollte gerade diese Zeit zu scharfer personeller Trennung und , vom jetzigen Standpunkt be trachtet , zu einseitiger Ausbildung, und nicht vielmehr zu erhöhter Anſpannung des Einzelnen auffordern , eine Aufforderung , die heut ja an jeden Offizier herantritt? - in Ist das Ingenieur- Corps zumal in ſeinen höheren Instanzen erster Linie berufen , den Zuſammenklang des Festungskrieges mit dem Feld kriege vorzubereiten , zu ermöglichen und zu sichern , so dürfte ihm die Berüc sichtigung der Individualitäten bei der Ausbildung der Offiziere, sowie die der Verhältnisse bei ihrer Kriegsverwendung doch wohl als „ innere Frage“ zu über laffen sein. Gerade weil heut weniger als je vorauszusehen ist, wo es vielleicht bereits durch den Festungsbau gelungen ist , dem Kriege in rein localer Be -ziehung andere Bahnen anzuweisen,*) und in welchem Verhältniß Feld- und Festungskampf sich in die Kriegsarbeit theilen werden , könnte die Armee die jenige Freiheit des Handelns doch nur dankbar begrüßen, kraft deren es möglich wird , die dem Bedarf entsprechende Zahl von Ingenieur- Offizieren da ein zusehen, wo dieser sich herausstellt. Daß die Gefahr der Zerſplitterung der Kräfte des Einzelnen , und damit der Verflachung des Könnens auch des Ganzen vermieden werden muß, liegt auf der Hand, ebenso wie die Thatsache, daß dies möglich ist, und in der berührten Annäherung von Feld- und Festungs krieg eine wesentliche Erleichterung findet. Dies auszuführen gehört nicht zur Aufgabe des Berichtes , der nur den Nachweis zu versuchen hatte, daß hier in der That beſondere Verhältniſſe vorliegen , die ein Recht darauf haben , ge würdigt zu werden . Sie haben die „Anomalie “ hervorgerufen , zu deren Be seitigung auch die jetzt von beiden Seiten her gemachten Vorschläge nicht völlig ausreichen. Sie rechtfertigen dieselbe , da sie fortwirken, und auf sie gründet sich die auf den ersten Blick vielleicht auffallende Thatsache, daß eine verschieden artige und bis zu gewissem Grade selbst divergirende Entwickelung der Truppe für ausführbar und fruchtbringend gehalten wird unter einem, im Ganzen ein heitlichen und zum Kriege das Ganze fammelnden" Offizier - Corps. Es ist übrigens nicht uninteressant , vielleicht auch nicht blos Zufall, daß in einem Augenblick , in dem Fragen von derartiger Tragweite sich in den *) Man wird dies weder als Zweck, noch auch als Leiſtung eines umſaſſenden Festungsbaus auf manchen Kriegstheatern bestreiten können.
Befestigungswesen.
291
Vordergrund der Erwägungen drängen, von mehr als einer Seite der Blick auf die Vergangenheit gerichtet wird . *) Das Preußische Ingenieur- Corps hat seine Geschichte nicht zu scheuen. Es hat sich , wie dies in der Natur der Sache liegt, herausgearbeitet aus unmilitairiſchen Anfängen, und hat in dem doppelten Kampf mit der Materie, die es zu überwinden galt, und mit den Anforderungen , die zu erfüllen waren, oft diejenigen beneidet , die es blos mit dem Feinde zu thun hatten , und denen es auch hierbei zur Seite ſtand, gleichviel , wie weit sie nachher seiner und der ihnen gewordenen Unterſtüßung dachten. Militairiſch zuſammengefaßt erst unter Friedrich Wilhelm I , hat es in mehr als einem Sinne das Recht , den Großen König zu seinen Führern zu rechnen. Gerade in seinem jetzigen Umfange nennt es Gneisenau und Scharn horst seine Väter , und in einen Verband, der unleugbar zum Segen beider Theile bis heut bestanden hat , trat es 1809**) mit dem Pionier - Corps , das , aus dem Bedarf heraus gebildet und von Anfang an in Feld- und Festungs-Compagnien gegliedert , diese " Truppentheilung" noch bis zum Jahre 1816 bewahrte. ***) Es ist keineswegs richtig , die Wiederaufnahme früherer Gliederungen ohne Weiteres als Umkehr oder Rückschritt zu bezeichnen , oder aber in jener die Verurtheilung derjenigen Perioden , in denen diese nicht be standen haben, zu erblicken . Letztere können troßdem nothwendig und fruchtbringend Es kommt nur gewesen sein , und beides waren sie hier in hohem Grade. darauf an , die Frucht zu ernten und den dauernden Gewinn mit hinüber zunehmen in die neue Zeit , die , wie jede , ihre eigenen Zeichen hat. Die Armee-Organisation gab der Pioniertruppe den Bataillonsverband und die Gliederung in Fach- Compagnien. Ersterer vollendete die Wandelung vom militairischen Techniker zum technisch geschulten Soldaten , und doch war seine Wiederaufgabe für die Kriegszeit die Vorbedingung moderner Ver wendbarkeit in der mobilen Diviſion. Lettere , die Theilung der Arbeit und Zusammenfassung des einzelnen Theiles in der Hand der Compagnie-Chefs, entwickelte die Leistungsfähigkeit und schuf die Formen , in denen die Leiſtung selbst jetzt leicht erlernt werden kann, auch von der zu vielseitigerer Verwendung berufenen Compagnie. Mit 3 Feld- und 1 Festungs - Compagnie in einem un behaglichen , weil militairisch nicht klaren und der Kriegsformation nicht ent sprechenden Uebergangsstadium , sucht und erwartet die Truppe den Guß in
*) So in den höchst gediegenen, auf Quellenſtudien beruhenden, hoffentlich noch nicht abgeschlossenen Auffäßen, die unter dem Titel : „ Beiträge zur Geschichte des Preu bischen Ingenieur - Corps ", die „ Neuen Militairischen Blätter " soeben (Band IX, Heft 5 und 6, 1876 ) gebracht haben, ferner Feldfortificatorisches aus alten und neuen Tagen, Kriegs- und Literaturgeschichtliche Skizzen" von Hauptmann v. Bruhn (Neiße 1876), der mit dem Scharnhorst'ſchen Motto, das nur aus der Vergangenheit heraus die Gegenwart verstanden wissen will , an der Spite , in einer Reihe intereſſanter Vorträge die bezw. Entwickelung darstellt; endlich im Erscheinen begriffen eine „ Geschichte des Ingenieur Corps " aus der Feder des General z . D. v. Bonin. **) „ Die Mineur , Pionier- und Pontonnier-Corps ſollen ein zum Ingenieur- Corps gehörendes Corps formiren , welches man wohl Pionier Corps nennen müßte, und er wartet Seine Majestät hierzu einen Reorganisations- Plan". Allerh. Tab. -Ordre vom Februar 1809 auf Gneisenau's Denkschrift, der das Reorganisations-Regulativ Scharn horst's vom 1. Juli desselben Jahres folgte. ***) Aus den bis dahin bestandenen 9 Feld- und 8 Festungs - Vionier- Compagnien, sowie aus dem 1813 aus Mansfelder Bergleuten errichteten Pionier-Bataillon schuf die Allerh. Cab. - Ordre vom 27. März 1816 9 Pionier - Abtheilungen zu etatsmäßig 3 , in Wirklichkeit zuächst 2 gleichmäßig (aus 1/4 Pontonnieren , 1/2 Sappeuren , ¼ Mincuren) zusammengeseßten Compagnien. 19*
292
Militairische Jahresberichte für 1876 .
neue Fermen , um unter Wahrung des Geistes , den sie ererbt und bewiesen hat, Neues und mehr zu leisten. Von seiner Lebensfähigkeit hat der jetzt an gegriffene Verband des Ingenieur- Offizier-Corps mit der Pionier-Truppe in Krieg und Frieden aber hinreichende und weit sichtbare Proben abgelegt. Für die Wehrhaftigkeit des Vaterlandes ist durch die Friedensthätigkeit des Ingenieur Corps unter schwierigen Verhältnissen, wie selbst das Ausland anerkennt, Herver ragendes geleistet , und gerade die neuere , vom Düppelſturm anhebende Kriegs geschichte wird nicht nur eine Reihe glänzender Leistungen und Namen, sondern auch die vielleicht noch wichtigere Thatsache verzeichnen, daß die technische Truppe die Fühlung mit den drei Waffen zu finden gewußt hat , obwohl dies erschwert war und daß sie, wo sie gerufen wurde, ohne nach Art und Form und ſelbſt nach Ausführbarkeit des Auftrages zu fragen , ihr Bestes eingesetzt hat , ihn zu erfüllen. Für die jetzt in Rede stehende Entwickelung aber ist dies wichtig. Es beweist, daß eine Aenderung, wenn sie eintreten soll, nicht in der Form völliger Umgestaltung und Neubildung erforderlich , daß im Speciellen, in der Art des Verbandes des Führer- Corps mit der Truppe ein Noth stand nicht vorhanden ist , sondern daß nur das Bestehende nach zeit gemäßer Fortbildung strebt , und daß Bewährtes dabei einen Anspruch auf Wahrung erheben kann. Auch der Name „ Pionier “ gehört zu dieſem; selbst das jetzige schmucklose Kleid wird derselbe ungern mit einem andern ver tauschen. Unwichtig ist kein Name, auch dieser nicht. Hat sich im Sinne des Bahnbrechens und Vorangehens der allgemeine Sprachgebrauch seiner bemächtigt, die Truppe, die ihn trägt, hat ihn an mehr als einer Stelle im heißen Kampfe auch in diesem Sinne gerechtfertigt. Ihre Schuld wird es nicht sein , wenn sie nicht überall, wo überhaupt gestürmt wird , Gelegenheit erhält , ihn sich von Neuem zu verdienen. Dem auch nur "1 frommen Wunsch" einer Autorität, wie der des Verfaſſers der " Lehre von der Truppenverwendung", konnte der Bericht Widerspruch, soweit er dies überhaupt gethan hat , nur unter , wenn auch kurzer , so doch hoffentlich fachlicher Motivirung deſſelben entgegensetzen. „Das Ziel ist eins, der Weg nur ist verschieden !" Möchte derjenige der künftigen Jahresberichte , der eine organiſatoriſche Aenderung der ,, arme du génie" oder ihrer Truppe zu verzeichnen hat, die selbe begleiten können mit dem Hinweise , daß sie der ruhmreichen Vergangen heit des Ingenieur- und Pionier-Corps ebenso wie den Verhältnissen der Gegenwart entspreche. Er wird dann nicht nöthig haben, Versicherungen für По. die Zukunft zu geben.
Bericht über das Material der Artillerie. I.
1876 .
Feld-Artillerie.
Im vorigen Jahresbericht erschien es noch nicht angängig , einen einiger maßen erschöpfenden Vergleich der Feld-Artillerien der Europäischen Großmächte in materieller und ballistischer Beziehung zu liefern , weil sich die damals in die Oeffentlichkeit gedrungenen bezüglichen Angaben hierfür noch zu unvollständig erwiesen. Inzwischen sind aber die desfallsigen Lücken großentheils ausgefüllt
Material der Artillerie.
293
und ist namentlich auch die früher angeordnete Geheimhaltung des Deutschen Feld-Artillerie-Materials im Frühjahr 1876 auf Allerhöchsten Befehl aufgehoben worden. Demzufolge ist nachstehend der Versuch gemacht , die wesentlichsten Eigenschaften der betreffenden Feldgeschütze übersichtlich zusammen zu stellen und auf dieser sachlichen Grundlage eine vergleichende Beurtheilung derselben durch zuführen. (Siehe Tabellen Seite 294-301 .) Dieser Zusammenstellung ist hinsichtlich der bei verschiedenen Artillerien theils im Versuch , theils in der Einführung begriffenen neuen Feldgeſchüße noch Folgendes hinzuzufügen : 1) England. In der zweiten Hälfte 1875 hielt Artillerie - Lieutenant Pratt in der Royal Artillery - Institution einen Vortrag über die Deutſchen und Englischen Feldgeschütze, deren Vergleichung naturgemäß sehr entschieden zu Gunsten der ersten ausfallen mußte. Obschon sich indeß die öffentliche Meinung Englands bereits wiederholt in gleichem Sinne ausgesprochen hatte (vgl. Jahres bericht für 1875 , Seite 377) , war die Mehrzahl der Englischen Artillerie Offiziere dennoch anderer Ansicht und glaubte , daß die Englischen Vorderlader, nach Vornahme geringer Aenderungen , dasselbe leisten würden , wie die Deut schen Hinterlader. Man erachtete es zugleich als eine gewisse Nothwendigkeit für England , stets die besten Geschütze zu haben und darin keiner anderen Nation nachzustehen, weshalb der Pratt'sche Vortrag ziemlich allgemein gewiſſer maßen als eine Kränkung des nationalen Stolzes (sic !) aufgefaßt wurde" . ") Jedenfalls aber nahm die Regierung hieraus Veranlassung , in Versuche zur Verbesserung der jetzigen Feldgeschütze, zunächst des 9 Pfdrs. , einzutreten. Ge genstand dieser Versuche, über deren Einzelheiten die ,,Revue d'artillerie“ im Novemberheft von 1876 , Seite 168-175 , Auskunft giebt , war haupt sächlich die Verlängerung der Seele , Erweiterung des Kartusch raumes , Vermehrung der Züge , Vergrößerung des Ladungs- und Geschoßgewichts , Anwendung eines wirksameren Pulvers und der Expansionsführung ; bei einem Theil der Röhre wurde zugleich ein auf 8,13 cm. vergrößerter Seelendurchmesser (12 Pfdr.) angewendet . Die bisher auf diesem Wege erzielten Ergebnisse sollen sehr befriedigend ausgefallen sein , was auch bei der Mehrzahl der genannten Aenderungen ganz erklärlich erscheint. Andererseits aber muß vorläufig bezweifelt werden, daß es auf diese Weise gelingen wird, die Englischen Feldgeschütze den Hinterladern neueſten Systems ebenbürtig an die Seite zu stellen. Besonders gespannt darf man den endgültigen Resultaten der schon so oft vergeblich versuchten und immer wieder verworfenen Erpansionsführung entgegensehen . Die Prüfung der mit verdichteter Schießbaumwolle und Wasser geladenen Abel-Granate (water shell) (fiche Jahresbericht für 1875, Seite 379) iſt fortgesetzt worden. Eine Sprengladung von 28 gr. Schießbaumwolle lieferte 300 Sprengstücke von zu geringer Kraft und Größe ; wogegen bei 7 gr. Schieß baumwolle nur 120 Sprengstücke erhalten wurden , deren Schwere und Kraft als genügend angesehen wurden **). 2) Frankreich. In der Einführung begriffen ist das System Lahitolle. Ueber das canon de 5 dieses Systems bringt das ,,Bulletin de la réunion des officiers" einige Angaben : Stählernes Mantelringrohr von 510 K. Ge wicht (mit Schraubenverschluß). 12 Züge mit linksgängigem Progreſſivdrall (Enddrall gegen 5º 35,9 Kaliber). Anfangsgeschwindigkeit der 5 K. schweren Granate bei 1,425 K. Ladung = 502 502 m. m. Granatzünder-System Budin. *) Deutsche Heereszeitung, Nr. 4 von 1876, Seite 55. **) Neue militairische Blätter, Heft 1 von 1876, Seite 69.
30
Hartbleiführung ohne Spielraum
der Art 7. Geschoß Führung
406 A. F. 305 A. R.
keilverschluß
50
F.A.20,77 R.A. 19,93 *)
7,62
450
.u R , ohrRohrmetall 5. S - ystem Verschluß
50 Züge der Dralllänge 4. Kalibern in
16,7
8,80
-Geschüß Feld
schweres leichtes
Deutschland
6. -Git (mRohr ewicht390 Verschluß ) K.
Züge
7,85 Durchmesser Seelen 1. Rohrs v (des on .)c Feld zum Feld Länge 2. 19,2 gezogenen des Seele der Theils in Kalibern
Gegenstand
339
475
650
Spielraum 4 )( Ringe
Keilver einfacher schluß 299 300 487
-
13,9
8,69
41
-
..628 337u.348
309u.318 .6. 26
keilverschluß Ringrohr
45
Parallel 24 12 Keilzüge flache 14 lache 12 f3. Parallelzüge 3und der Art Anzahl
19,0
17,3 17,7
züge
16,8
7,50
8,70
Keilzüge Parallel züge 45 45 l)(theil inkssgängig
8,70
Cm .8
Cm .9
Desterreich
9m .C
Schraubenverschluß rohr -
47, 1 20,824
7,50
Cm .7
Italien
Weichbleiführung Kupferohne Kupferführung Weichblei hne 4 )o(ohne Ringe Spielraum Spielraum ohne führung
B:Bronce ronce
Stahl :S487 tahl
Stahl ,t.T8 heils Verdichtete p)B heils roc ronceBronce (SGe tahl S(Massiv chalenBronce schmiedeMassiv Doppel rohr assivrohr Guß ter uß )M-g einfacher keilverschluß Flach|stahl
50
16 flache Keilzüge
13,6
10,67
.9P4fder
Rußland
Militairische Jahresberichte für 1876.
Warzenführung Spielraum mit
610
Massivrohr
, ts rech theils links ) gängig
18,5
21,22 16,1
29,333 (links ) gängig
8,50
canon
7,50
de 7
Frankreich
canon
,-Eiſen Schmiede GußGeschmiedeter ge von Kernröhre Mantelrohr stahl-schmiedetem ,Rund Stahl einfacher Mantelrohr , Vorderlader
30
9.14
1P.96Pfder fder de 5
England
294
1Lfde. Nummerf
. 14
A. )F * = . R. A.
.- rtillerie AF uß Feld .Reitende Artillerie
76 Zink 70,0
7,50
Kar13. der Gewicht 5,00 K. e76 G .Zahl u ,Metall 3int Kardwicht .)g r ( er 46,0 tätschkugeln
tätsche
63
27,5
108
21,3
22,5
209
4,444
93,9
8,15
115,1
212,6
280,0
16,7
12. ,Metall Zahl 122 und
1Quadrat 10. -C enti 104,7 meter Granat des Querschnitts = be ist gr . Gewicht 11. gelade des 5,53 K. Shrapnels nen 19,0 seiner und Spreng .gr
4,111
7,00
176 H-artbleiei Hartbl 27,5
16,4 18,8 27,5
100
4,11 Keine Kartätsche vorhanden61 Zink 45
45
16
200
16
150
350 200 200 D ( oppelwand Granate = 350 )260 123,4 108,7 84,2 114,4 (Doppelwand Granate ) .ddesgl esgl 5,48 6,80 4,2 7,67 .)(nur versuchsw.eingef 110 |200 10 (vor Kugel der füllung ) gelagert 210
4,80
46 128 (gartblei H.)dGewicht Hartblei Weichblei er r (7282 zu St. 25,2 .15,2 gr zu 35 St. 56 5gr ,4 .)13,3 4,465 6,889
42,5
7,839
115,7
510,3
7,343
72
7,082
107,7
200
6,397
5,057
93,3
203
5,53
13,1
45,5
120
7,49 4,728
91
48
4,98
13,1 11,7
85 64 K ( ammer am Boden - Eisen 10 mit innen fern ver Längsfurchen sehen )
45,5
105
45
4,660
97,6
100
Einfache Wandung Einfache Ring granate Wandung Bleimantel dünner W 6arzen dünner oppelwandD (Gra Bleimant ,ersuchsweleise vnate rt .) eingefüh 7,0 6,80 4,309 3,72
im Versuch
Shrapnel -K ugeln 16,7
ladung
mit lastet
ladung
Gewicht 5,07 9. gelade der Granate nen K. Spreng195,0 und ihrer . gr
Wan Einfache
I
and -W Doppel Granate der System 8. Granate bung , Bleimantel dünner
108 Hartblei Hartblei Hartblei 91
12,764
. 165 timmt unbes Zahl Weichb Wartble HHartbl eichbl artblei lei ei iei 11,7
128 )(Kammer amBoden
10,250
123,6
410
11,05
Wandung Einfache G - ranate Ring dicker Blei mantel
Material der Artillerie.
295
im Versuch
Zünder
1Gew . ,64
Grobkörniges .Spec
1,50
Gestell Hölzernes Proße der System 20. Eisen von Kasten Ge blechlose schoßlasten
Wänden aus ge Stahlblech preßtem
für (dasShrap Concuss mit ion nel
4 Körnergröße m 9m bis
17. Ladungsverhältniß 18. Granate die der Art =
Pulvers des Art 16.
Ge der Gewicht 1,25 15. K. brauchsladung
Feld -Geschütz
Gegenstand schweres leichtes
Deutschland Frankreich
5 / c8 erstere mit meist Staften 0/58
P.4fder Modell/4 c0
.Theils Pfder 12 neu mit Gestell Eisernes Eiserne Mvon ,3odell Eisen Broße unitionskaften abeldeichsel Gmit 7 2 / ctheils Raften
6:1,8 ,18 :,2 ,7 ,52 1:651 41:5:,0 ,40 Percu -Zün ssions Percussi und Zünder onsonsB - renn nn Säulen (Syst der .B Zünder udin Ringbre und Henri et ) Zünder Laffetne mit Eiser e Eiserne mit Laffete Eiserne 19. der System Wand converg ge irenden convergirenden Laffete Wänden nieteten Wänden 4 / c4 iserne e(im )Versuch
Desterreich
fder P.4.9 9 Efder m
Rußland
Militairische Jahresberichte für 1876.
blech
Wänden nieteten Laffete StahlBessemer |aus
rnes erne Eiseell Gest Hölz n ec Eise 4 en Prot /4 Kast von Mun e on e(isernhiti blec hörh )undrsuc Zube in imVe hölznernen Lose Kasten
I
.::,7 1 44,54
Hölzerne Kasten Pr . oke
4:1 88,27 ,9 ,84 Percu Z - ünder ssions Zünd Ring Ringb -Z ünder ünde bren er rennrenn r n Concu mit mit ssion Concu ssion Eiserne Aptirte mit Laffete Wänden genieteten geconvergirenden hölzerne
1,5 0,625 1,240 K(leine LLad : adu ung ng = 0,42 )0,3 K. Ge Gro Gewöhnliches Grobkö b rniges SPul alter schüßpulver teiver .körn ner iges Spe S 1G .= pec ew Art ,642 ewc b= is nergr .6 Kör 1,67 . mm 10
0,95
.8 m C
Kör . nergr 7bis mm .11
1,45
Cm .9
Italien
r5ingförmigeGewöhn Ge Scheibe ver aus n liches . dichtete Pulver m schüß pulver 1,7 ew= Spec .G alter Art
0,55 0,87 1,13 K(artusche 1,785 )1,33 K.
canon canon e .d 6Pfder .7 m C 1P5 7 de 9fder
Grobkörniges Pulver
1,361 0,794
England
296
Lfde. Nummer]
wicht
. r räd170 HK(. inter zweie
556
559 F.A. 551 R.A.
793
Nabe
170
140 140 170
209
152,4 209
227
152,4 152,4 227 140
143 143 140
560
829
Bronce -HRades mit olzrad Holzrad Bronce des 27. System
1262
1000
1341
306
204
110
,theils Holzrad mit Holzrad guß mit thölzerner , heils mit -Nabe Bronce eiserner Nabe 126 149 149 126 110 204
798 Mitt m el i (nach Munitions der Ausrüstung ver schieden ) 1560 2060 1247 im Mittel wiel ) vorstehend
540
525
190
148 148 190
Holzrad
136
137 137 136
1553
148
137 137 136
Nabe
144
122 137,2 130
144
122 137,2 130
F.A. 1622 A. R. = ) 1965 1556 Holzrad mit Holzrad Bronce
1735 An neueren n( ach : gaben
1353
516
882
1917
1108 837
1035
766
627
405
405
450
442
787
482
Balancir S .,- ystem .nagel u Prosloch
437
Balancir -System mit Reihschiene Dese und Haken
545
alancirgigkeit Unab s-igkeits U|.|Bnabhäng Unabhän System hängig reitssystem fest mit und Dese Haken und stellbarem . ese DGelenk Progloch n.uagel 464 612 367 gegen (m Ausrüstung ) it 560 H-aken System Haken
572
671
Dese und
Nabe
1940 2170 F.A.1822 1800 R.A.1682
955
985 F.A.1029 889 R.A.
545
525
System
steht noch nicht fest
,V. orderrad.cm Höhe 28. 140 Hinterrad des 140 .cm 170 (Vorderräd Ge 29. .K .
26. Gewicht kriegs des mäßig te ausgerüs ten Geschüßes K.
Gewicht 22. der Laffete 490 ohne und (Rohr Ausrüstung ) K. 23. Gewicht der Proze 537 ohne u Munition .( Ausrüstung )K. Gewicht 24. der kriegs 893 ausgerüste mäßig ten Laffete K. Gewicht 25. kriegs der 907 mäßig ausgerüste Proze ten K.
verbindung
ystem S -Pro alancir BSystem -der 21. Deſe und Haken
Material der Artillerie. 297
K.
Gewicht 34. des Ge mit schüßes auf Mann gesessenen schaften K. dDesgl .35. es Muni tionswagens *** )K. 36. 3uglas per Geschütß K. Pferd m( it aufgefeffe MMann -nen unitions schaften wagen K. am
auffißen Proze den MMann - unitions schaften wagen
320
342
352
444
R.A.
)(375 A. R. 309 427 .2.
F.A.2564 2665 2623 R.A.
437
394 .. 332 3 24 )(293
F2 A. )(. )(2 2 A. R. 3 ** 2 (3 )|F.A.2 2 A. R. 6 A. 6 F. 6 A. R. 2365 F.A.1992 2340 247 ()2595 R.A.1852
2
359
271
333
331
1995
418
414
2475
2485
414
397
1656
1587
4
6
6
1985
2
2
329
312
4 4
3
2
328
343
6 6
3
2
248
260
6 6
1316
Cm .7
6
3
2
2
2
steht noch nicht fest
Cm .9
Italien
I
33. Zahl der Laffete
304 F.A. 280 R.A.
6
1965 Mittel )(i m
66
1485
2113
2054
canon
7 de
canon
Frankreich
1P.9fder 6Pfderde 5
England
98
323
6 6
2155
Feld G- eschüß
schweres leichtes
Deutschland
6 6
345
330
2068
1978
nur bei F. 3 A.
316
259
390
390
2341
2342
3
3
2
348
425
296
1274
1778
3
3
2
)2 ( 70 226 A. R. )(259 340
21. F. 226 320289 28 )(3
6 )3 (6
2086
1898
6 6
1019
Cm .9
Desterreich
Cm .8
99
am
30. Gewicht des kriegs 1921 mäßig ste ausgerü Munitio ten ns wagens K. 31. Zahl der Geschüt 6 Pferde Munitions 6 am wagen Zuglast 32. Geschütz K. 300 Muni Jam per Pferd gen tionswa
Gegenstand
44
6 3 )(6
508
360
1523
2160
3
3
2
423
1268
P.9 4fder
Rußland
298 Militairische Jahresberichte für 1876.
66
Lfde. Nummer
1
Zahl 38. Kartätschen der Laffete der an 1
338
Schuß 42 .für
wagen
zuſamm en48 Schuß :
: Schuß zusammen 38
Wagenprote
45
32
. art K 2
32
K.2art art
: Schuß zusammen
in Schußzahl 37. Geschüßprote
72
36
4
36
(30 )32
(60 )64 )(84
)(42
(42 )+
)Das ** Mannes Gewicht .eines gerechnet K. 85
48
24
4
24
wand6Doppel wand n granate Sranaten .g8 hr 6hr .S 66 60 )(56
)Drotkasten -Httt Munitions PFranzösische 2 mit .ist ausgerüstet interwagen er
auf . Gewichtszahlen enthaltenen 26 bis 24 Spalten den in die noch sich beziehen erstere
Batterien reitenden den Bei 2Mann stets .sizen Geschüßproße der auf
ttt)
32
2
32
64
3im . 26 )(4 85 Gran 2 .1 Gran 40 40. -Schußza Hinter hl Granate 12 130 4 .8D3 Shr oppel082 n
wand granaten Sranaten .g4 hr Shr .3 46 32 2)(3 80
2
wand n granate g.4 Sranaten hr Shr .3 (28 46 )30 #)
aproße .auf Proze der uf ;6ndernfalls Wagen dem M 2 3 und Laffete Achssiten den ann
72
54 .Gran .6Brand Shr
40
40
32
84
Modell neues normalen 5 c/ ein und 30 für ,dverlängerten 32 en 8as Progkasten /:3 vcanon erschiedene D ) h† de at
)Dls **** K und Prozen Russischen -A Munitions geringere eine bisher ;,ahatten ist angegeben hier sie usrüstung arren ie
der Geschütz M ,2 befindet Geschüß beim auf ann F*** w sißen -W Munitions sich enn agen )Bußbatterien Feld Englischen den ei
Munitions,d3spännigen Karren den auf dagegen eingeklammerten )Die r* 2 bisherigen sich beziehen Zahlen iese ädrigen
54
.27 Gran.42 Gran srand42 Shr 7 .2
17
normalen .den Schuß 28 0as Protkasten :d2 c/4 verlängerten und 30 für en tt D h) 7 de vcanon erschiedene at
6rsegt 4rädrigen neuen -W sdMunitions ersterer ,ewelchen wegen Beweglichkeit geringen .zu wird einer urch pännigen agen
60
17
F.A.R.A. 2 2-4 2 .124 Gran 56 Gran .8 39. der in )(Schußzahl 0 2 4 7 12 2oppelDhr 4 20 Granaten ..1 Shr 250 4 S . hr wand2K.2K4art .13Doppel.2Kart art
32
granaten .12 Shr 10
34
34
8 ran R.A. .A. FGran ..1 4 .G Gran.2 6 4 2 )(..1 Gran 20 [2Shr 05-14 Gran 24 der ****) .1.20 Gr 0 24 5 n Granate DShr 4 2 1 .12 2oppel0 hr art 1K S .7 .Sh 4 .4 .1 art lK5-14 art K3Doppe 2 wand Kart 2 .Kart 2-4
Material der Artillerie.
299
. 44
. 41
hat
Batterie
Die
. 45
Erhöhungs- und Fallwinkel Endge schwindigkeit der Granate auf der Granate Entfernungen von in m. auf Ent fernungen von
6
GFeld - eschüt
6
leichtes schweres
Deutschland
30 .m 00 40 .m 00
20 .m 00
15 .m 00
100 .m 0
50 m . 0
50 m . 0 100 .m 0 150 .m 0 20 .m 00 30 .m 00 40 .m 00
°30 '1
379 330 296 272 239 220
364 320 288 264 235 220 3'0 °° 333/4 0 461/4 83/4 5'°'0 °71/2 31 71/2 °1 '2 5 °333/4 2 '4 5 °1/2 3 21/2 75'4 °1/2 3 83/4 744 7'°61/2 3 0 1 5 ° 7 '0 '3 3114 1°'11 20 1 14 '11 171 ° 3 / °18 31/2 0 719 38 ° '0
'° 4 05 50 ° '1
°15 '3 ° '4 7 50 ° '4 °23 '6 32 ° '8 35 ° '11
57 ° '1
2 '° 39 4 ° 3 '8 ° 5 4 '6 31 ° '7 10 '°14 147 5 '° = 13 °
346 305 280 265
411
6 100
6
363 321 287 260 217 186 '° 4 02 15 '° '°4 15 4 '° 22 59 ° '2 27 ° '4 21 ° '4 °12 '6 33 ° '7 10 ° °23 ′11 °54 '15
336 305 285 267 236 211 4 °7 '0 ' °8 1 5 '° 14 ' 35 2º 19 ° '3 '°2 43 54 ° '4 °3 6 '3 °82 '3 11 5 °' 3 13 °9 '1 18 '°56
*)
6 )(8
Cm .7
10 ° 15 '° 6
'3 5 ° 2 °6 '3 8 ° '5 °24 '5 57 ° '7
'8 4 ° 0 1 '°0
339 294 261 235 199
400
6 )(8 160
2º
canon
6 120 )1( 12 390
6
7 de
Frankreich canon
(120 )128 )(168 417
6
6
.Pfder 6 P9fder 1 5 de
England
341 296 269 244
Munitions 8 8 6 wagen 42. Batterie 1532/3 der bei Alſo 1352/3 148 Schuß Geſchüß pro 465 Anfangsgeschwindig 43. 444 421 keit . m Granate der
G( eschüße 6
Gegenstand
° 4
'° 1 49 41 ° '5 4 °9 '7 °1 12 '4 °8 12 '2 °3 19 '5
45 ° '0 '1 3 5 ° 30 ° '2 1 '° 35 3 °0 '4 °9 '4 5 °3 '6 42 ° '8 °41 '12 °56 '13 °52 ′19
°41 '0 '06 5 ° 41 '1° °3 '2 53 ° '2
422,5 (.Shr 409 ) 352 308 278 255
1º
148,4 -jt . 430 ) 373 326 294 270 ――――
8 152
) (8 6 130 gegen 450
8 128
8
(6 )8 8
Cm .8 Cm .9
( + 82 rraths +2 ( 8 Vo enhs fetat Vo laf ) rr
P.9 4fder
Rußland
304 285 260 246 209 182 13 '° 2 '° 15 '4 ° 27 13 ° '3 30 ° '4 °22 '5 2 '° 61 46 ° '7 '°51 10 14 '°18 °10 '16 °4 23 '5
)laffeten A. R. (+ 61 Vorraths ) laffeten 12 6 8 1301/4 R.A. F.A. 1581/2158 320 305
A. F.
283 263 247 233 212 2 '° 14 36 ° '1 '° 7 3 3 '° 35 5 ° ° 6 ' 6 ° 7 '° 4 81 °30 '12 ' °6 17 =
Desterreich
Cm .9
Italien
300 Militairische Jahresberichte für 1876.
Geſchüßes stimmen mit
Lfde. Nummer
von m. auf 50 % Treffer eine Ziel Entfernungen von : 4000m . 3000m. 2000m. 1500m. 1000m. 500m.
. 50
NNNNE FOR Reg
20
| BENDELBOO Fog
1,40
4,6 36
3,00 29
23
21 2,60
18
16
400
4930 2500
161/20
211/20
10,80
4,24 3,30
2,74 1,50 1,68
1,86 1,44 44,2 2,66 2,88 36,6 3,44 4,84 33,8 7,38 10,30 44,2 20,28 16,80 70,8
4,05 2,33
2,13 1,50
Die Schußtafel ist noch nicht festgestellt. Die ballistischen Leistungen des denen des Desterreichischen 9 cm. ungefähr überein.
Formation )Die * Italienischen der Batterien noch ist einheitlich festgeseßt .nicht
31 10,90 4,80 40
18
0,93 0,87
1,42 1,34 28,4 2,28 2,12 27,8 3,60 3,06 30,8 8,76 5,40 43,8 20,30 8,20 62,0
400
3600 2300
0,29 0,39
5880
6350
0,66 0,64 31,2
6210 '°28 38 ° 27
7000
39 ° ° 221/20 27
-
In der Schußtafel nicht ange geben
7000
I
| B
I
18
. von
Schußweite Größte 46. 6800 der Granate . m 4 221/2 42 von Erhöhung der bei 30 3 '° größt E Der rhöhung .47. ° 18 die welche von ,Laffete ent gestattet spricht Schuß eine Granate der weite 5070 . m 48. Größte 2500 Wirkungs sphäre Shrap des nelschus (nach ses der Schußta ) fel . m dDesgl Kartäts .49. es ch400 (desgl schusses .)m Höhe Breite Länge 16 Höhe 0,70 Breite 0,80 Länge 19 Höhe Breite L ( änge 22 Höhe 2,80 Breite 2,00 Länge 25 Höhe Breite Länge 34 Höhe Breite 5,8 Länge 44 4500
12,0
0,50
12,5
450
2250
1 '0 17 ° 22 °
ཎྜིནྲྀཙྩ ཙྪིཾ ཏྲཾ ། དིའི སིསི།།â|
10,9 47
5,8 29 ,
26,12 9,10
7,00 4,32
3,60 3,18
1,92 2,16
16,92 6,62
5,46 3,28
2,90 2,12
1,44 1,04
300
300
525
0,20 0,20 14,8 0,60 0,70 14,7 1,0 1,3 16 2,0 2,3 18,5
4500 1500
3500 1300
2250
4500 renze ()d.SGchußtafel 12 '°12 151/20 20 ° 24 °
Material der Artillerie. 301
| | |│
BE1201 ERREROO NOO
T
302
Militairische Jahresberichte für 1876.
Der Erfinder, Escadronschef Périer de Lahitolle ist vor einiger Zeit zum Director der Geschützgießerei zu Bourges ernannt worden *). Wie weit die Einstellung der Lahitolle - Geschütze in die Französische Feld Artillerie bisher gediehen, ist nicht bekannt. Bei der Heerschau auf Longchamps am 15. Juni 1876 sollen die beiden anwesenden Artillerie-Brigaden schon zum größeren Theil mit dergleichen Geschützen ausgerüstet gewesen sein **). Gleichzeitig verlautet indeß , daß die Beschaffenheit des Französischen Ge schützstahls abermals ernste Mängel zeige ; während er früher zu spröde war, scheint er jetzt zu weich auszufallen und daher eine zu geringe Widerstands fähigkeit der Seelenwandungen zu bedingen. 3) Italien. Außer den bereits in der obigen Zusammenstellung er wähnten Versuchs - Gegenständen befinden sich seitens der Italieniſchen Feld Artillerie noch im Versuch: Ein 9 cm. Rohr von verdichteter Schalen guß -Bronce ; ein verbesserter Percussions- und ein desgl. Zeitzünder; eine Ringgranate für den 7 cm. von etwa 4,3 K. Gewicht, welche bei einer Ladung von etwa 0,8 K. des für den 9 cm. angenommenen grobkörnigen Pulvers eine Anfangsgeschwindigkeit von mindeſtens 400 m. erhalten soll. 4) Rußland. Schon im vorigen Jahresbericht (Seite 387) wurde er wähnt , daß die Russische Artillerie in Versuche mit einem schweren 4 Pfdr. aus Das Rohr , von demselben Lawroff'scher verdichteter Bronce eingetreten sei . Seelendurchmesser, wie der bisherige 4 Pfdr. , wiegt 491 K.; seine Züge haben 51 Kaliber Drall. Die Granate von 5,93 K. Gewicht (Querschnittsbelastung 100 gr. per Quadratcentimeter) erhält bei 1/4 Ladungsverhältniß 463 m. Anfangsgeschwindigkeit und liefert 50 wirksame (über 13 gr. schwere) Spreng stücke. Das Shrapnel wiegt ebensoviel , wie die Granate , und enthält 150 Kugeln von 12 gr. nebst 65 gr. Sprengladung. Diesem Versuchs-Geschütz ist neuerdings noch ein für die reitende Artillerie bestimmter leichter 4 Pfänder hinzugetreten, welcher den gleichen Seelendurch messer , wie der schwere, Rundkeilverschluß von Stahl mit Liderungsring und -Platte von Kupfer, einen excentrischen Ladungsraum und Züge von 40 Kaliber Drall erhalten soll. Er wird dieselben Granaten, wie der schwere, aber nur mit 366 Meter Geschwindigkeit verfeuern. Die Laffetirung beider Geschütze ist ebenfalls identisch. Als Geschoßführung sind ausschließlich Kupferringe in Aus sicht genommen , während bei dem schweren 4 Pfünder auch Kupferbänder und Bleimantel versucht worden sind. Ob gewöhnliche , Doppelwand- oder Ring granaten angenommen werden , ist für beide Geschütze noch nicht endgültig ent= schieden . ***) Eine vom Russischen Oberst Engelhardt construirte eiserne Feldlaffete verfolgt den Zweck , den Rücklauf des Geschützes , dessen Größe bei Anwendung ſtarker Ladungen und auf festem , glatten Boden mitunter recht läſtig werden kann, durch Vorrichtungen zu ermäßigen, welche die Thätigkeit der Bedienungs mannschaften auf keine Weise in Anspruch nehmen. Zu diesem Behuf ist die Achse in ihren Pfannen und der Mitnehmerbolzen in den Laffetenwänden be weglich , d . h. in der Längenrichtung der Laffete verschiebbar , gelagert. Ver dem Mitnehmerbolzen liegt eine Anzahl Korkplatten , welche einen elastischen
*) Hauptmann Stein in „ Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine,“ Juniheft von 1876, Seite 363. **) Militair-Wochenblatt vom 28. Juni 1876, Seite 923. ***) Revue d'artillerie , Juniheft von 1876, Seite 265–268.
Material der Artillerie.
303
Puffer bilden und sich vorn gegen ein starkes, mit der Laffete fest verbundenes Widerlager lehnen. Dem Rücklauf des Geschützes können daher die Räder, Achſe und Mitnehmer erst folgen , nachdem der Puffer entsprechend zuſammen gedrückt und dabei zugleich die Kraft des Rückstoßes mehr oder weniger ge= brochen worden ist. *) Außerdem hat Oberst Engelhardt noch unter dem Laffeten schwanz einen dem Pflugeiſen ähnlichen eisernen Haken angebracht , welcher sich beim Rücklauf in den Erdboden eingraben und dadurch ebenfalls zur Hemmung des Geschüßes beitragen soll. Ob die erstere Vorrichtung gerade für Feldlaffeten und ob die andere überhaupt zweckmäßig ist, muß indeß noch dahingestellt bleiben. Die Idee einer Pufferung des Mitnehmerbolzens ist übrigens nicht mehr neu , sondern in einer , der Engelhardt'schen Construction ganz ähnlichen Weise schon mehrere Jahre früher seitens der Preußischen Artillerie verſuchsweise aus geführt und praktisch geprüft worden. Endlich bleibt noch zu erwähnen , daß die Ruſſiſche Artillerie neuerdings in die Prüfung einer Radbuchse mit hermetischem Verschluß beider Enden (also einer Art Patentbuchſe) eingetreten ist. Beschreibung und Ab bildung findet man in Revue d'artillerie, Juliheft von 1876, Seite 373.
Die vergleichende Beurtheilung der Feld-Artillerien der Europäiſchen Groß mächte in materieller Beziehung auf Grund der in der obigen tabellarischen Zusammenstellung niedergelegten Angaben wird sich vorzugsweise auf folgende Verhältnisse zu erstrecken haben : 1) Ballistische Leistungen ; 2) Geschoßwirkung ; 3) Munitions - Ausrüstung ; 4) Beweglichkeit . 1) Die ballistischen Leistungen setzen sich aus der absoluten und relativen Trefffähigkeit und der Wirkungssphäre der Geſchüße zu sammen. Auf die lettgenannten beiden Eigenschaften sind wieder die Anfangs und Endgeschwindigkeiten der Geschosse von entschiedenstem Einfluß. Hinsichtlich der Anfangsgeschwindigkeit nimmt das Deutsche leichte Feldgeschüß den ersten Rang ein; ihm folgen die übrigen in drei , zum Theil ziemlich scharf von einander geschiedenen Gruppen. Erste Gruppe (Durchschnitt - 447 Meter.) : Desterreichischer 9 cm. , Italienischer 9 cm. und das Deutsche schwere Feldgeschütz ; diese 3 Geschütze ergeben nur eine gesammte Verschiedenheit von kaum 6 m ., sind also in Bezug auf Anfangsgeschwindig keit als gleichwerthig anzusehen. Zweite Gruppe (Durchschnitt = 411 Meter) : Desterreichischer 8 cm. , Englischer 9 Pfünder, Französisches canon de 5 , Eng fischer 16 Pfünder, Italienischer 7 cm. und Französisches canon de 7. Dritte Gruppe (Durchschnitt 312,5 Meter) : die beiden Russischen Feldgeschütze, welche sonach in dieser Beziehung , ihrem älteren Ursprung entsprechend , nicht mehr auf der Höhe der Zeit stehen. Die zwischen 1 : 4 und 1 : 8,9 wechselnden Ladungsverhältnisse der genannten Geschütze befinden sich hiermit fast durchgängig im Einklang. Die Endgeschwindigkeiten der Geſchoſſe ſind hauptsächlich von ihrer
*) Abbildung der Laffete in Revue d'artillerie , Band 7, Seite 456 .
304
Militairische Jahresberichte für 1876 .
Anfangsgeschwindigkeit und Querschnittsbelastung , in zweiter Reihe auch von der Schwerpunktslage und der äußeren Geschoßform abhängig. Bis auf Entfernungen von 2000 Meter bilden die Deutschen Feld geschütze , der Oesterreichische 9 cm. und der Italieniſche 9 cm. nach wie vor die erste Gruppe, welcher sich aber allmälig auch die beiden Französischen Geschütze und der Englische 16 Pfünder vermöge ihrer großen Querschnitts belastung zugesellt haben. Der mittlere Durchschnitt dieſer Gruppe auf 2000 Meter ergiebt 266 Meter; die obere Grenze bildet mit 272 Meter das Deutsche leichte Feldgeschütz , die untere mit 260 Meter das Französische canon de 5 ; der größte Unterschied beträgt also nur 12 Meter. Alle anderen Geschütze gehören der zweiten Gruppe an. Durchschnitt : 243 Meter. Obere Grenze (Oesterreichischer 8 cm.) : 255 Meter (aljo der ersteren Gruppe sehr nahe liegend) : untere Grenze (Russischer 4 Pfünder) : 233 Meter. Bemerkenswerth ist , in welchem Maße die Ruſſiſchen Geſchüße ihren anfänglichen Mangel an Geschwindigkeit ausgeglichen haben, dies ist indes namentlich bei dem 9Pfünder sehr erklärlich, deſſen Granatquerschnitt von allen die stärkste Belastung besißt. Ihm fast gleich steht darin das Französische canon de 7 , während die Italienische 7 cm. Granate bei weitem die geringste Querschnittsbelastung zeigt. Auf 4000 Meter Entfernung liegen die bezüglichen Angaben nur noch für 5 Geschütze vor; von diesen behaupten abermals die Deutschen (beide mit 220 Meter) den ersten Rang ; demnächst folgen die Französischen mit 211 (canon de 7) und 186 Meter und zuletzt der Russische 9 Pfänder mit 182 Meter. Die Endgeschwindigkeiten der Geschosse sind ihrerseits wieder in erster Reihe maßgebend für die Fallwinkel und bestrichenen Räume , also auch für die relative Trefffähigkeit der Geschütze, d. h . die für die Verhältnisse des Feldkrieges besonders werthvolle Eigenschaft, unter nicht normalen Verhältnissen, bei unbekannter , bezw. falsch geschäßter Entfernung und mangelhafter Beob achtung und Correctur, vermöge der Rasanz der Geschoß- (und Spreng stück ) Bahnen die Fehler der Höhenrichtung mehr oder minder zu paralysiren. In dieser Beziehung halten sich bis auf Entfernungen von 2000 Meter die Deutschen Geschütze , der Desterreichische 9 cm. (desgl. wahrscheinlich der Italienische 9 cm.) und der Englische 16Pfünder ungefähr das Gleichgewicht; in zweiter Reihe und den erstgenannten nur wenig nachstehend erscheinen die Französischen Kanonen , der Oesterreichische 8 cm. und der Engliſche 9 Pfünder; die letzte Gruppe endlich bilden der Russische 4- und 9 Pfänder und Italienische 7 cm. , welcher letztere indeß den beiden anderen bis auf 1500 Meter überlegen ist , was den Einfluß seiner erheblich größeren Anfangsgeschwindigkeit und der unverhältnißmäßig geringen Querschnittsbelastung seiner Granate deut lich erkennen läßt. Von 2000 Meter ab gewinnen die Französischen Geschütze und (ſoweit sich aus den vorliegenden unvollständigen Angaben ergiebt) auch der Englische 16 Pfünder eine mit der Entfernung wachsende Ueberlegenheit über die Deutschen und diese wieder über die Oesterreichischen Feldgeschüße (und den Italienischen 9 cm.) , während der Englische und Russische 9 Pfünder, der Italienische 7 cm. , namentlich aber der Russische 4Pfünder immer mehr in den Hintergrund treten. Hierauf ist indeß nur sehr wenig Werth zu legen, denn auf den größeren Ent fernungen werden die Fallwinkel aller Geschosse so steil , daß die bestrichenen Räume durchweg auf ein äußerst bescheidenes Maß zusammenschrumpfen und
Material der Artillerie.
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ihre geringen Verſchiedenheiten jeder praktiſchen Bedeutung entbehren ; so über steigt z . B. schon auf 3000 Meter der bestrichene Raum für ein 1,8 Meter hohes Ziel bei keinem der genannten Geschüße mehr das Maß von 10 Meter. Die absolute Trefffähigkeit findet ihren Ausdruck in dem aus der natürlichen Streuung des Geschützes sich ergebenden Verhältniß der Schußzahl zur Anzahl der Treffer gegen ein gegebenes Ziel, wobei aber , im Gegensatz zur relativen Trefffähigkeit , bekannte Entfernungen oder doch eine durch unbe dingt zuverlässige Beobachtungen gesicherte Correctur vorausgesetzt , Richtungs fehler also ausgeschlossen sind. Hier nehmen der Italienische 9 cm. und die Desterreichischen Geschütze die erste Stelle ein ; ihnen schließen sich die Deutschen, welche in Bezug auf Seiten abweichungen von 1000 Meter Entfernung ab sogar die Ueberlegenheit be haupten, unmittelbar an. Die nächste Gruppe besteht aus den Französischen Geschützen und dem Italieniſchen 7 cm .; von diesen zeigt der letztere bis ein schließlich 1500 Meter eine entschieden beſſere Trefffähigkeit, als die beiden anderen ; ebenso ist das canon de 7 dem canon de 5 nur bis auf 1500 Meter unbedingt überlegen, während sich darüber hinaus das Verhältniß wenigstens hinsichtlich der Höhenabweichungen umkehrt. Demnächst folgt der Englische 9Pfünder und zuletzt , mit beträchtlichem Abstand , der Russische 9- und 4Pfünder. In Betreff der Wirkungssphäre ist die abſolut größte Schußweite bei ungefähr 40 Gr. Erhöhung und die der größten Erhöhung , welche die Laffete auf ebenem Boden noch gestattet , entsprechende Schußweite zu unterscheiden. Erstere beträgt für den Granatschuß bei den Deutſchen Geſchüßen und dem Französischen canon de 5 , fowie (nach den sonstigen ballistischen Eigenschaften zu urtheilen) wahrscheinlich auch bei dem Desterreichischen 9 cm. und dem Ita lienischen 9cm . rund 7000 Meter. In zweiter Reihe steht das Französische canon de 7 und vermuthlich der Oesterreichische 8 cm. und Engliſche 16 Pfünder mit rund 6000 Meter. Den lezten Platz nehmen offenbar der Englische 9Pfänder, der Italienische 7 cm. und die Ruſſiſchen Geſchüße ein. Hinsichtlich der durch die Laffeten-Construction gegebenen Marimal-Er höhung sind die beiden Französischen Kanonen mit 27 Gr. am günstigsten ge stellt und ergeben demgemäß eine Schußweite von durchschnittlich 6000 Meter, gegen welche die Deutschen (und ebenso wahrscheinlich die Englischen) um 1000 Meter zurückbleiben. Zwischen den Französischen und Deutschen dürften die Oesterreichischen Geschüße (nebst dem Italienischen 9 cm.) ungefähr in der Mitte stehen ; doch reicht deren Schußtafel nur bis 4500 Meter. Jedenfalls erscheint die Schußweite der Deutschen Feldgeschütze von 5000 Meter für alle gewöhnlichen Verhältnisse des Feldkrieges vollkommen ausreichend. Die Wirkungssphäre des Shrapnelschusses ist bei den Deutschen Geschützen um 250 Meter größer, als bei den Desterreichischen, was unter Um ständen werthvoller für das Gefecht werden kann, als es ein Mehr von einigen 100 Metern in der Granatſchußweite sein würde. Für die übrigen Geſchüße fehlen die Angaben über die Shrapnelſchußweiten.
2. Geschoßwirkung. a. Die Granatwirkung ist abhängig von der lebendigen Kraft des Geschosses , der Zahl der wirksamen Sprengstücke und der minen artigen Sprengwirkung. Die lebendige Kraft ist nicht allein für das Beschießen lebloser widerstands 20 Militairische Jahresberichte 1876.
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Granat der Kraft Lebendiege . Metertonnen in
fähiger Ziele, gegen die der Stoß der ganzen Maſſe des Geſchofſes verwerthet wird, sondern auch gegen Truppen insofern von wesentlicher Bedeutung, als sie in erster Reihe auch für die lebendige Kraft der Sprengstücke maßgebend bleibt und zugleich die mehr oder weniger flachen und bestreichenden Bahnen derselben beeinflußt. Sie wächst mit der Geschoßgeschwindigkeit im quadratischen und mit dem Geschoßgewicht im einfachen Verhältniß. Ihre Werthe an der Mün dung und auf 3 verschiedenen Entfernungen sind für die in Rede stehenden P. v2 errechnet und hierunter Geschütze nach der bekannten Formel: K = 2 g zuſammengestellt :
Entfernung.
Meter
d { leichtes ichweres 9 England {16 Pfänder
Deutschlan
canon de 5 { canon de 7 7 cm . Italien 9 cm . cm. Desterreich { 8 9 cm. Frankreich
Rußland
4Pfänder 9 Pfänder
0
1000
2000
3000
55,932 70,406 37,175 63,285 42,585 54,321 30,367 70,255 39,244 65,622 26,246 57,731
28,170 36,572 18,377 34,851 25,235 33,223 16,317 -
19,138 24,892 12,487 26,309 16,555 25,460 10,425
14,776 19,723
20,856 34,686 19,720 45,895
14,296 23,793 15,317 34,116
11,532 19,891 7,476
12,681 24,626
Beachtenswerth ist in dieser Zusammenstellung namentlich der bedeutende Einfluß geringer Anfangsgeschwindigkeit im Verein mit großem Geschoßgewicht und starker Querschnittsbelastung ; diese Combination macht sich am schärfsten bei dem Russischen 9 Pfünder geltend, welcher demgemäß schon auf 1000 Meter allen anderen Geschützen an lebendiger Kraft erheblich überlegen ist. Die Zahl der wirksamen Sprengstücke ist selbstredend bei den nach dem Ringsystem construirten Granaten am größten ; die Oesterreichische 8cm. liefert 81 , die 9 cm . 119 wirksame Stücke. Den Ringgranaten zunächst stehen die Doppelwandgranaten. Von den Granaten mit einfacher Wan dung liefern die Russischen vermöge ihrer bedeutenden Masse und des dicken Bleimantels die meisten Stücke und sind hierin den Engliſchen und Franzöſiſchen, sowie der Italienischen 7 cm. Granate überlegen. Die minenartige Sprengwirkung kann nur gegen besonders wider standsfähige Ziele, in denen die Granate zerspringt, voll zur Geltung kommen und ist daher für den Feldkrieg von verhältnißmäßig untergeordneter Bedeutung. Sie hängt vorzugsweise von der Größe der Sprengladung ab ; in dieser Hin sicht nehmen daher die Englischen Granaten den ersten Plaß ein ; ihnen folgen der Reihe nach die Russischen , Französischen , Deutschen , Italienischen und Desterreichischen. b. Die Shrapnelwirkung. Das Shrapnel hat voraussichtlich noch eine bedeutende Zukunft und dürfte daher als die wichtigste Geschoßart der Feld Artillerie anzusehen sein. Für seine Wirksamkeit ist hauptsächlich die Anzahl der darin enthaltenen Kugeln maßgebend vorausgesezt, daß das Einzelge
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wicht der letzteren groß genug bemeſſen ist, um ihnen auch bei größeren Spreng weiten, als den normalen , eine hinlängliche lebendige Kraft zur Erzielung „scharfer" Treffer zu sichern. Diese Gewichtsgrenze scheint nicht unter 13 bis 15 Gramm hinabgehen zu dürfen (wird also von den Ruſſiſchen Shrapnelkugeln nicht erreicht) . Andererseits ist ein möglichst großes Kugelge wicht an und für sich zwar nur vortheilhaft, kann aber insofern, als es bei gegebenem Gewicht und Rauminhalt des ganzen Geſchoſſes, die Kugelzahl entsprechend verringert, der Gesammtwirkung leicht mehr schaden als nutzen. Die Anzahl der Füllkugeln ist am größten bemessen bei den Shrapnels der Deutschen Geschütze ; ihnen folgen die Oesterreichischen, der Italienische 7 cm. , die Englischen und in letzter Reihe die Französischen. (Ueber die neuerdings eingeführten Ruſſiſchen Shrapnels fehlen noch zuverläſſige Angaben.) Eine in jeder Hinsicht eigenthümliche Geschoß - Construction stellen die vorläufig auch nur versuchsweise angenommenen Französischen Shrapnels dar. Mit einer ganz abnorm geringen, bei beiden Kalibern überdies fast gleichen Kugel zahl vereinigen sie eine ungemein große Sprengladung und stehen in lekterer Hinsicht der Mehrzahl der Feldgranaten ungefähr gleich. Bei dem Shrapnel hat die Sprengladung_hauptsächlich nur den Zweck, die Geschoßzhülle zu zer reißen und die Kugelfüllung frei zu machen, während der Gebrauchszweck des Geschosses von einer Sprengwirkung im eigentlichen Sinne gänzlich ab zusehen nöthigt. Die Sprengladung darf daher nicht größer bemeſſen werden, als daß sie obigen Zweck eben noch mit Sicherheit zu erfüllen vermag. Eine Ausnahme hiervon erscheint lediglich dann ſtatthaft, wenn die Pulverladung am Boden des Geschosses , hinter der Kugelfüllung gelagert ist und demgemäß durch ihre Triebkraft beim Zerspringen des Shrapnels die Vorwärtswirkung der Kugeln noch einigermaßen steigern kann. Diese Einrichtung haben z . B. die Oesterreichischen und Ruſſiſchen Shrapnels , welche daher auch ganz folgerichtig mit einer verhältnißmäßig großen Sprengladung versehen sind. Bei den Fran zösischen Shrapnels findet aber das gerade Gegentheil statt ; die Pulverladung ist nicht , wie sonst meist gebräuchlich, central , sondern (ebenso , wie bei den früheren Französischen Vorderladern) an der Geschoßspite, vor der Kugelfüllung gelagert; sie wird also nothwendig zur Verringerung , anstatt zur Steigerung der lebendigen Kraft der Kugeln beitragen, wobei ihre außergewöhnliche Größe natürlich um so nachtheiliger ins Gewicht fallen muß. Die Construction der Französischen Shrapnels ist daher in allen Richtungen als die bei weitem am wenigsten gelungene anzusehen. Die Shrapnelkugeln bestehen bei der einen Hälfte der hier in Betracht kommen den Geschüße aus Weich , bei der anderen aus Hartblei. Die Wahl des letzte ren Metalls ist als keine besonders glückliche zu bezeichnen ; denn da das gewöhn liche Blei für den Zweck der Shrapnelkugeln erfahrungsmäßig vollkommen hart genug ist, so nimmt man mit dem Hartblei nur den Nachtheil des geringeren speci fischen Gewichts in den Kauf, wodurch bei gegebenem absoluten Gewicht der Kugeln ein größerer Durchmesser, oder bei gegebenem Durchmesser ein kleineres Gewicht derselben, in beiden Fällen aber eine größere Empfindlichkeit der durch das Zer springen des Geschosses frei gewordenen Kugeln gegen den Luftwiderstand be dingt wird. Das Gesammtgewicht des fertigen Shrapnels , welches die Anfangs geschwindigkeit desselben und deren Abnahme mit der wachsenden Schußweite, also auch die lebendige Kraft seiner Sprengstücke und Füllkugeln erheblich be= einflußt , ist naturgemäß am größten bei dem Ruſſiſchen 9 Pfdr. , dem sich der 20**
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Reihe nach das Deutsche schwere Geschütz , der Engliſche 16 Pfdr. , das Fran zösische c. de 7 , der Desterreichische 9 cm ., der Italienische 9 cm. , das Deutsche leichte Geschütz, das Französische c. de 5, der Russiche 4Pfdr., der Desterreichische 8 cm. , der Englische 9 Pfdr. und der Italieniſche 7 cm. anschließen. Die beiden Russischen Kanonen sind die einzigen, deren Shrapnels weniger wiegen , als die gleichnamigen Granaten. Hinsichtlich der Granat- und Shrapnelzünder , deren mehr oder minder regelmäßiges Functioniren für die Geschoßwirkung selbstredend ebenfalls eine hohe Bedeutung hat , ist nur anzuführen , daß bei den Deutschen, Italieniſchen Desterreichischen und Russischen Geschützen durchweg die gleichen Systeme an genommen sind (für die Granaten Percuſſions-, für die Shrapnels Ringbrenn zünder mit Concuſſion .) Nur die Engländer führen für beide Geschoßarten Percussions- und Säulen brennzünder gemeinschaftlich, während man in Frank reich den Brennzünder gänzlich ausgeschlossen und nicht nur der Granate , son dern auch dem Shrapnel einen Percuſſionszünder gegeben hat , was abermals als ein entschiedener Fehler der Französischen Shrapnelconstruction aufgefaßt werden muß. Für ein Urtheil , wie sich die verschiedenen Zünder der gleichen Klaſſen hinsichtlich ihres Functionirens zu einander verhalten , mangelt vorläufig noch eine genügende thatsächliche Grundlage. Die Mitführung des vollständig fertig gemachten Percussionszünders in der Granate (wie bei den Fran zösischen und Desterreichischen Geſchüßen) erscheint als ein nicht zu unter schätzender Vortheil für die Bedienung . c. Die Kartätschwirkung. Die Kartätsche , früher nicht selten als "1 blanke Waffe der Artillerie " gerühmt, ist die einzige Geschoßzart , welche durch Einführung der gezogenen Geschüße keinerlei Zunahme ihrer Wirkung er fahren und demzufolge von ihrer einstigen relativen Bedeutung viel eingebüßt hat. Alle Vorzüge des gezogenen Systems sind auf den Kartätschschuß ohne Einfluß; seine Wirkung hängt ebenso, wie bei den glatten Geschützen , haupt sächlich vom Ladungsverhältniß , der Anzahl und dem Gewicht der Kugeln ab. Ersteres ist am größten bei dem Deutschen leichten Feldgeschütz ( 1 : 4) , dem sich der Reihe nach anschließen : der Desterreichische 9 cm. (1 : 4, 9) , das Deutsche schwere Geschütz und der Oesterreichische 8 cm. (15) , der Eng lische 16- und 9 Pför. (1 : 5, 1 , bez. 5 , 6) , der Italienische 7 cm. (1 7, 5) und die Russischen Geschütze (1 : 8 , bez. 10) . (Die Französische Feld-Artillerie führt überhaupt keine Kartätschen). In Bezug auf die Kugelzahl nimmt der Engliſche 16 Pfdr. ( 176) (bez . der Italienische 9 cm. mit 200) die erste und der Russische 4Pför. (48) die lette Stelle ein. Das Gewicht der einzelnen Kugel steht hierzu im umgekehrten Verhältniß ; es ist am größten bei den Russischen Geschützen (91 Gr.) und am kleinsten bei den Englischen (27,5 Gr.) (bez. bei dem Italienischen 9 cm. mit 16 Gr.) . Ueberhaupt gleichen sich die für die Wirkung maßgebenden Vorzüge und Schwächen der Construction bei keiner anderen Geschoßart in dem Grade gegenseitig aus , wie bei der Kartätsche. Ein gründlicheres Eingehen auf die Frage, wie sich die hier in Betracht kommenden Kartätschen betreffs ihrer Wirkung voraussichtlich zu einander verhalten würden , kann daher um so eber unterbleiben, als die Kartätſchausrüstung sämmtlicher Feldgeschüße , dem unter geordneten relativen Werth dieses Geschosses entsprechend , nur sehr gering be messen ist.
Material der Artillerie.
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3. Die Munitions - Ausrüstung . Die Schußzahl , welche bei der Batterie pro Geschütz mitgeführt wird, schwankt bei den leichten Kalibern zwischen 148 (Englischer 9 Pfdr. *) und 168 (Französischer c . de 5), bei den schweren zwischen 100 (Engliſcher 16Pfdr.) und 135 % (Deutsches schweres Geschüt). Dabei ist aber zu berücksichtigen, daß die Deutschen Batterien 2 und die Russischen 9 Pfdr.-Batterien 4 Munitions wagen mehr , als Geschütze , mitführen , sowie daß alle Russische Batterien 1 bez. 2 Vorraths - Laffeten und - Proßen haben , die ebenfalls mit vollſtändiger Munitionsausrüstung versehen sind. Vergleichen wir die Procentfäße , in denen die verschiedenen Geschoßarten hierbei vertreten sind, so ergiebt sich Folgendes :
Granaten.
Kartätschen.
in Procenten. 28,6 3,7 27,0 4,2 64,9 2,7 62,0 4,0 9,5 10,0 43,75 3,75 47,7 3,1 5,3 23,7 23,4 6,3 47,8 4,4 46,4 7,2 45,9 6,1
Brand, granaten.
24 11
3964
3,9 3,9 | | |
leichtes Geschütz Deutschland { schweres = 9Pfdr.. England { 16 Pfdr.. c. de 5 • Frankreich { c. de 7 . 7 cm . Italien { 9 cm. 8 cm . Desterreich { 9 cm . Fuß-Batterie Reitende Batterie Rußland 9 Pfdr.
67,7 68,8 32,4 34,0 90,5 90,0 52,5 49,2 67,1 66,4 47,8 46,4 48,0
Shrapnels.
In dieser Zusammenstellung tritt am auffallendsten der grelle Gegensatz hervor, welcher zwischen der Englischen und Franzöſiſchen Artillerie hinsichtlich des Shrapnelschusses herrscht ; bei ersterer kommen auf 10 Granaten zwanzig Shrapnels , bei letterer ein Shrapnel auf 9 bis 10 Granaten. Die schon oben berührte Unvollkommenheit des Französischen Shrapnels in seiner jetzigen Gestalt mag hierauf nicht ohne Einfluß gewesen sein. Mit Granaten und Shrapnels zu gleichen Theilen ist die Russische Feldartillerie und nahezu auch die Italienische (besonders der 9 cm.) aus gerüstet , während bei den übrigen die Granaten der Zahl nach noch beträchtlich überwiegen. Da das neuerdings nach allen Richtungen so sehr vervollkommnete Shrapnel heut wohl als das Hauptgeschoß der Artillerie für den Feldkrieg betrachtet werden muß , so ist anzunehmen , daß sich künftighin seine Zahl in der Aus rüstung der Mehrzahl der Feldartillerien noch wesentlich vergrößern wird , und zwar selbstredend auf Kosten der Granate. *) Dies gilt indeß nur , wenn bei dem Französischen c. de 5 das neueste Proß kasten Modell, also die stärkste Munitions- Ausrüstung zu Grunde gelegt wird .
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Zwei Dinge tauchen unter der Munition der Batterien mur noch ganz vereinzelt auf; es sind dies die kleinen (sog . Wurf-) Ladungen und die Brandgranaten ; beide kommen nur bei den Desterreichischen Geschüßen noch vor. Ein Verlust für die Wirksamkeit der Feldartillerie dürfte aus ihrer fast allgemeinen Beseitigung schwerlich herzuleiten sein. Die Entnahme der Geschosse aus den Proß- und Wagenkaſten und damit auch ein beschleunigter Munitions - Ersatz im Gefecht ist bei den Deutschen und Oesterreichischen Geſchützen durch Einführung loser Geſchüß kasten wesentlich erleichtert.
4. Die Beweglichkeit. Die Geschütze ohne aufgesessene Mannschaften ergeben die kleinste Zuglast pro Pferd bei dem Russischen 4Pfünder der reitenden Artillerie , dem Desterreichischen 8 cm. und dem Französischen canon de 5 (259 bis 260 K.), die größte bei dem Französischen canon de 7 (343 K.) Mit aufgeſeſſener Bedienung ist am günstigsten gestellt der Engliſche 16 Pfünder (293 K.) , am ungünstigsten das Französische canon de 7 (414 K. ). Für den , abweichend von sämmtlichen anderen Geschützen allein mit 8 Pferden bespannten 16 Pfünder gilt dies indeß nur dann , wenn sich der Munitionswagen beim Geschütz befindet und demzufolge nicht mehr als 2 Mann auf der Geschützprote sitzen. Tritt dieser Fall nicht ein , so gebührt dem Englischen 9Pfünder der reitenden Artillerie mit nur 309 K. Zuglast der Vorrang ; bei diesem Geſchüß ſizen stets nur 2 Mann auf der Proze. Von den Munitionswagen bürdet sowohl ohne , wie mit aufge= ſeſſener Bedienung der des Franzöſiſchen canon de 5 den Pferden die ge ringste Zuglast auf (248 bezw. 333 K.) und der des Russischen 9 Pfünders die größte (423 bezw. 508 K. ). Letztere Angabe bezieht sich indeß noch auf den bisherigen zweirädrigen und mit drei Pferden bespannten Ruſſiſchen Mu nitionskarren ; durch Einführung des neuen vierrädrigen Wagens mit 6 Pferden wird sich vermuthlich auch die Belastung günstiger gestaltet haben. Die gleichfalls für die Fahrbarkeit wesentliche Höhe der Räder ist bei den Englischen Geschützen am größten, bei dem Italienischen 7 cm. am kleinſten; dazwischen gruppiren sich der Reihe nach der Italienische 9 cm., die Franzöſi schen , Deutschen , Oesterreichischen und Russischen Fahrzeuge; letztere find die einzigen, welche noch verschieden hohe Vorder- und Hinterräder haben, was um so ungünstiger erscheint, als die Vorderräder selbst denen des Italieniſchen 7 cm. (126 cm.) noch um 4 cm. an Höhe nachstehen. Die senkrechte Biegsamkeit und die Lenkbarkeit dürften bei allen Geschützen und Fahrzeugen den Anforderungen des Feldgebrauchs entsprechen. Dem Balancirsystem huldigen, wie bisher, die Deutsche, Oesterreichiſche und Ruſſiſche Artillerie, dem Unabhängigkeits - System die Englische und Fran zösische ; die Italienische ist neuerdings zum Balancirſyſtem übergegangen , hält aber ebenso , wie die Desterreichische besondere Vorrichtungen für erforderlich, um der Deichsel eine genügende Stetigkeit zu geben. Die Prozverbindung ist nur bei den Italienischen und Ruſſiſchen Geſchützen durch Protznagel und -loch, sonst überall durch Haken und Dese hergestellt. Wägen wir die vorſtehend skizzirten Eigenschaften der in Rede ſtehenden Feldgeschütze gegen einander ab , so dürfte sich als Gesammtrejultat des ange stellten Vergleichs Folgendes ergeben:
Material der Artillerie.
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Die Deutschen und Desterreichischen Geschüße , sowie der Ita lienische 9 cm. bilden zusammen eine in sich abgeschlossene Gruppe, ent sprechen den Anforderungen der Neuzeit und sind allen anderen Feldgeschützen entſchieden überlegen. Ihnen zunächst stehen die Franzöſichen ; auf dieſe folgen die Englischen und in letter Reihe die Russischen nebst dem Italieni schen 7 cm. Es ist indeß unschwer vorauszusehen, daß kein langer Zeitraum mehr ver fließen wird , bis sich sämmtliche Feld = Artillerien die klar zu Tage liegenden wesentlichen Vorzüge jener ersten Gruppe ebenfalls zu eigen gemacht haben. Dann wird, bis zum Auftreten neuer epochemachender Fortschritte der Construc tion und Technik, die entscheidende Ueberlegenheit auf dem Schlachtfelde aus schließlich der am besten geführten und verwendeten Artillerie zufallen können - ein Verhältniß , wie es hinsichtlich der Bewaffnung der Infanterie gegen wärtig bereits obzuwalten scheint.
II.
Belagerungs-, Feftungs-, Küften- und See - Artillerie . 1.
England.
Am 23. October und 9. November 1876 haben bei Eastbourne ausgedehnte Schießversuche mit Belagerungsgeschüßen gegen Casematten und gegen eine Belagerungs =- Batterie (ohne tiefe Scharten , also nach Deutschem Muster) stattgefunden. Es geschahen im Ganzen über 400 Schuß auf Entfernungen von 900 bis 2700 Meter. Die hierzu verwendeten Geschüße waren : der 64Pfünder , die 8 , 6,3 und 10zöllige Haubige , sämmtlich dem Woolwich - System angehörig. Die beiden erstgenannten sind bekanntlich schon seit längerer Zeit eingeführt, die anderen befinden sich noch im Verſuchsſtadium. Nachstehend sind einige Angaben über diese Geschütze zusammengestellt :
Geschüß.
Seelendurchmesser Rohrgewicht Größte Ladung
cm. K. K. Gewicht der geladenen Gra nate K. Gewicht der Sprengladung K.
6,8" ge Haubize.
Haubige.
16,0 3250 5,6
16,0 915 1,8
20,32 2337 4,5
29,5*
29,5
81,6
161
3,2
3,2
6,6
12,3
64Pfünder.
8" ge
10 " ge Haubize.
25,4 6096 9,0
* Die Hartguß- (Palliſer-) Granate wiegt 41 K. und enthält 1,8 K. Sprengladung. In England beginnt man nun ebenfalls die mit erhöhten Schildzapfen lagern versehenen Belagerungs- Laffeten der Deutschen Artillerie nachzuahmen (vergl. Jahresberichte für 1874 , Seite 564). Der 64Pfünder lag bereits in einer solchen, welche durch Anbringung zweier Aufsätze von Eisenblech aus der normalen eisernen aptirt worden war. Ihr Gewicht beträgt 2385 K. , iſt alſo unverhältnißmäßig groß ; Lagerhöhe = 190,5 cm. Die Ergebnisse dieses Schießens waren der Artillerie wenig günstig ; die Sprengwirkung der Granaten erwies sich gegen die beschossenen Casematten als
312
Militairische Jahresberichte für 1876.
unzureichend ; ebenso befriedigte die Trefffähigkeit der Haubitzen , beſonders der 6,3 und 10zölligen , durchaus nicht. Die Versuchs Casematten, die Zielbatterie und die erhöhte 64Pfünder Laffete bewährten sich gut, weniger die ebenfalls in Versuch genommenen schrä gen Bettungen, welche zu wenig Widerstandsfähigkeit zeigten. ") Army and Navy Gazette (vom 4. November 1876) kritisirt die Ver suche von Eastbourne, tadelt namentlich die mangelhafte Trefffähigkeit der leichten Haubize und verhöhnt deshalb die eigene Artillerie ; nebenher macht sie dem Kriegs-Ministerium einen Vorwurf daraus , daß Italien bereits 100 Ton- und England erst 81 Ton-Geschütze habe. Dieser lettere Gedanke scheint auch ſonſt noch Anklang gefunden zu haben , denn es ist bereits ein 200 Ton - Geschüt
(= 203,000 K. Rohrgewicht) entworfen worden, welches 15,24 Meter (= 50 Englisch) Länge und 50,8 cm. ( = 20 ″ Engliſch) Seelendurchmeſſer erhalten und ein 1814 K. ( = 4000 Pfund Englisch ) schweres Geschoß mit 363 K. (= 800 Pfund Englisch) Pulver verfeuern soll. Die 120 und 160 - Ton Geschütze , deren Anfertigung man (wie im vorigen Jahresbericht , Seite 376, schon wieder erwähnt wurde) beabsichtigte , sind also - auf dem Papier weit überholt. Im geraden Gegensatz hierzu wurde der Regierung von anderen Seiten vorgehalten , daß sie zur Construction und Anfertigung von 81 Ton- Kanonen geschritten sei , bevor man noch über die Haltbarkeit und Dauer des nächſt kleineren Kalibers (38 Tons) hinlängliche Erfahrungen gesammelt habe. Capitain Price hatte im Parlament seine Zweifel sogar darüber ausge sprochen, daß die schweren Englischen Geschütze ein Schnellfeuer auch nur einige Stunden hindurch auszuhalten vermöchten , ohne unbrauchbar zu werden ; ihre Verwendung während eines einzigen Gefechtstages werde sie gänzlich dienst unfähig machen. Auf diese parlamentarische Anregung hin veranstaltete man am 21. und 22. Juni 1876 zu Shoeburyneß eine Art combinirten Schnellfeuer- und Dauerschießversuch aus der 38 Ton - Kanone ( 12,53öller = 31,73 cm. Seelendurchmesser; Rohrgewicht = 38,570 K.) Das Geschütz that an den beiden Tagen je 50 Schuß mit 59 K. Würfelpulver von 38,1 mm . Seite und 367,4 K. schweren Pallisergeschossen ; lettere waren sämmtlich mit kupfernen Liderungsböden (gas checks) von 5 K. Gewicht versehen. Das Rohr lag in seiner Küstenlaffete , war in einer Casematte aufgestellt und wurde von 8 (anstatt reglementarisch 11 ) Mann bedient. Man gab durchschnittlich in 2 Mi nuten (einschließlich Richten) 1 Schuß ab. Rohr , Laffete und Caſematte ver hielten sich tadellos. Die Befürchtungen des Capitain Price hatten sich also nicht bestätigt. Eingehendere Angaben über dies Schießen finden sich in Revue d'artillerie , Augustheft von 1876 , Seite 466 (nach dem „Engineer “) und in den Mittheilungen des Desterreichischen technischen und adminiſtrativen Militär Comité's , Heft 10 von 1876 , Seite 97 der Notizen. Aus demselben Kaliber geschah am 11. October 1876 in Shoeburyneß ein Schuß gegen eine Panzerscheibe. Gewicht der Ladung = 59 K. Würfel pulver von 25,4 mm . Seite, des Pallisergeschosses = 368 K. (mit Liderungs boden.) Entfernung : 64 Meter, Auftreffgeschwindigkeit : 433 Meter. Das Ziel bestand aus 3 Platten von je 16,8 cm . Stärke , welche durch 16 dreizöllige Palliserbolzen verbunden waren , und 2 , je 12,7 cm. dicken Zwischenlagen aus
*) Revue d'Artillerie, Decemberheft von 1876, Seite 297.
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Teakholz. Es wurde glatt durchschlagen , wobei das Geſchoß zerschellte, die Spitze blieb ganz. Da das Profil dieser Scheibe der Panzerung der meisten Forts , welche gegenwärtig bei Portland und überhaupt an der Englischen Südküste im Bau begriffen sind , genau entspricht , ſo giebt dies Reſultat zu begründeten Zweifeln an der ausreichenden Widerstandsfähigkeit jener Forts gegen die Artillerie feind licher Panzerschiffe Veranlassung , zumal wenn man berücksichtigt , daß die 38 Ton-Kanone auch bei weitem nicht das mächtigste Geschütz der Gegenwart vor 哆 stellt ; vielmehr sind ihm der Krupp'sche 35,s cm. , die 40 Ton - Kanone des Ruſſiſchen Panzerschiffes „ Peter der Große “ , die 80 Ton - Kanone des „In flexible" und die von 100 Tons des "I Duilio “ und „ Dandolo" naturgemäß erheblich überlegen. *) Die Schießversuche mit dem 81 (80) Ton - Geschüß , deren Anfänge wir im vorigen Jahresbericht (Seite 375 und 376) besprachen, sind inzwischen eifrig fortgesetzt worden und haben insofern zu einem bemerkenswerthen , wenn auch negativen und Vielen unerwarteten Resultat geführt, als die Kernröhre bei dem legten Schießen einen Riß am Geschoßlager bekommen hat. Das Rohr, dessen ursprünglicher Seelendurchmesser 36,83 cm. (= 14,5 " Engl.) betrug, wurde nach den ersten 21 Schüssen auf 38,1 cm. (= 15 " Engl.) nachgebohrt und that in dieser Verfaſſung 32 Schuß (März und April 1876) mit Ladungen von 100 bis 127 und Gefchoffen von 572 und 665 K. Gewicht. Es wurden 3 Sorten Würfelpulver von 38,1-43,2 und 50,8 mm. Seite verwendet. Die Ergebnisse konnten Anfangs durchaus nicht befriedigen , denn man erzielte weniger lebendige Kraft pro cm. Geschoßumfang , als bei der ersten Serie ( mit dem ursprünglichen Kaliber ) und mußte überdies einen sehr hohen Gasdruck (bis zu 4000 Atmoſphären) in den Kauf nehmen. Bei den letzten 12 Schüſſen der 2. Serie besserten ſie ſich indeß bedeutend, = nachdem wahrscheinlich wesentliche Aenderungen der physikalischen Be , vor Dichtigkeit seine auf in Bezug , namentlich Pulvers des schaffenheit genommen worden waren. Das günstigste Resultat wurde damit bei 127 K. Ladung (Würfelpulver von 43,2 mm. Seite ) und 665 K. Geschoßgewicht er reicht und ergab 456 m. Anfangsgeschwindigkeit und 7,050,758 Meterkilo ganze lebendige Kraft (oder 58,932 Meterkilo pro cm. Umfang) ; der Gasdruck wurde zu 3469 Atmosphären gemessen. Für die 3. Serie wurde das Rohr mit einem erweiterten Kartusch raum versehen , indem man den hinteren Theil der Seele in einer Länge von 1,02 m. von 38,1 cm. (= 15" Engl.) auf 40,64 cm. (= 16" Engl .) nach bohrte. Damit geschahen im Mai und Juni weitere 21 Schuß mit 118 bis 141 K. Ladung (Pulversorten wie früher) und 665 K. Geschoßgewicht. Das beste Resultat ergab bei 141 K. Pulver (von 38,1 mm. Seite) 473 m. Ge schwindigkeit , 7,591,716 und 63432 Meterkilo ganze lebendige Kraft , bez . pro cm. Umfang und 3438 Atmosphären Gasdruck. Durch weitere Steigerung der Ladungen hatte man also abermals eine nicht unbeträchtlich höhere Leistung ge wonnen ; dagegen lieferte der weitere Kartuschraum bei gleichen Ladungen und Pulversorten in Bezug auf Geschoßgeschwindigkeit und Gasspannung durch weg keine wesentlich anderen Ergebnisse, als der engere.
*) Revue d'artillerie, Decemberheft von 1876 , Seite 295 (nach dem Engineer) .
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Demnächst wurde das Rohr im Arsenal von Woolwich folgenden Ver änderungen unterworfen : Nachbohren der Seele in ihrer ganzen Länge auf 40,64 cm . Kaliber und Vermehrung der Züge von 11 auf 13 (wegen des größeren Seelenumfangs ) , aber unter Beibehalt des bisherigen Progreſſiv dralls von 0 bis 35 Kaliber ; zugleich erhöhte sich das Geschoßgewicht auf 771 K. (= 1700 Pfd. Engl.) ; auch erhielten sämmtliche Geschosse kupferne Liderungsböden. Das so umgestaltete Geſchütz gab in der 4. Serie (Juli , Auguſt und September) 27 Schuß mit Ladungen von 100 bis 168 K. ab , wobei aus schließlich die bis dahin am besten bewährte Pulversorte von 38,1 mm. Scite verwendet wurde. Der wirksamiste Schuß mit 168 K. Pulver lieferte 464 m. Geschwindigkeit und 8,498,588 Meterkilo lebendige Kraft, also wiederum eine merkliche Zunahme der letzteren. Der Gasdruck wurde bei diesem Schuß = 3102 Atmosphären gemeſſen. *) Daraufhin sette die Versuchs - Commission die Gebrauchsladung auf 168 K. Würfelpulver von 38,1 mm. Seite und das Geschoßgewicht auf 771 K. fest. Die 5. und legte Serie ( September und October) gelangte in Shoeburyneß gegen die freie Ebene zur Ausführung und bildete eine Art Schußtafelverſuch. Es wurden 39 Schuß verfeuert, davon 32 mit (theils Palliser-, theils gewöhn lichen) Granaten , 5 mit Shrapnels und 2 mit Kartätschen. Ein Theil der gewöhnlichen Granaten und sämmtliche Shrapnels waren mit Zündern verſehen. Die größte Schußweite (bei 10° Erhöhung) betrug 5716 m. Die Treff fähigkeit erwies sich als recht befriedigend. Im Ganzen hat das Geſchütz 140 Schuß gethan und dabei 19143 K. Pulver nebst 97910 K. Eisen verfeuert.
Von der im vorigen Bericht (Seite 378) erwähnten Absicht des Englischen Kriegs- Ministeriums , einen vergleichenden Schießverſuch zwiſchen Krupp’ſchen Hinter- und Woolwich - Vorderladern anzustellen , hat seither nichts mehr ver lautet. Nicht ohne Einfluß mag darauf die scharfe Kritik gewesen sein , welche jene Absicht seitens des Englischen Offizier-Corps und der Preffe erfuhr, wobei namentlich hervorgehoben wurde, daß ein solcher Vergleichsverſuch am Orte ge wesen wäre, bevor man sich endgültig zur Aufgabe der Hinter- und Annahme der Vorderlader entschloß. Die Verbesserung der Geschüßbronce hat das Arſenal von Woolwich auf anderem Wege, als in Rußland und Oesterreich, nämlich durch einen Zuſaß von Mangan angestrebt , welcher die schädlichen Orydbildungen im flüssigen Metall beseitigen , also ebenso wirken soll , wie der früher von dem Chemiker Künzel vorgeschlagene Phosphorzuſatz. Die Englische Manganbronce zeigt die selbe Festigkeit, wie gutes Schmiedeeisen; in rothwarmem Zustande geschmiedet gewinnt sie erheblich an Zähigkeit. **) Einen lehrreichen Beitrag zur Kenntniß der Englischen Laffetirung liefern die Mittheilungen des Desterreichischen technischen und administrativen Militair *) Eingehendere Angaben über diese Versuche sind in den Nummern 39, 62 und 75 des Militair- Wochenblattes von 1876 enthalten . **) Ausführlichere Mittheilungen und Zahlenwerthe in Revue d'artillerie , Aprilheft von 1876, Seite 86.
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Comités" im 10. Heft von 1876 , Seite 101 der Notizen, durch Beschreibung und theilweise Abbildung der Minimalfcharten - Laffete für das 18 Ton Geschütz ( 10zöller = 25,4 cm .) *) Das Heben und Senken des Rohrs wird in der gewöhnlichen Weise auf hydraulischem Wege bewirkt , aber gegenüber den analogen Deutschen Constructionen hat die Laffete offenbar zwei schwerwiegende Nachtheile: der hydraulische Mechanismus muß beim Schuß durch besondere Vor richtungen entlastet und die genaue Höhenrichtung mittelst einer besonderen Richtmaschine (Zahnbogen und Schnecke) genommen werden. Die Schiffs laffete für Minimal - Stückpforten gestattet sogar nur 3 verschiedene Höhenlagen des Rohrs beim Schuß; in den beiden oberen Lagen wird der hydraulische Mechanismus durch bewegliche Riegel entlastet, an deren Stelle bei den für Landbefestigungen bestimmten Laffeten Schraubenwinden treten. Die Laffete wiegt 6100, der zugehörige Rahmen 5180 K. 2. Frankreich). In neuerer Zeit ſind nur auffallend ſpärliche Mittheilungen über die Fran zösische Artillerie in die Oeffentlichkeit gedrungen. Wir müssen uns in Betreff der Belagerungs- und Festungs-Artillerie mit der Angabe begnügen, daß sich die aus den glatten broncenen 16 Pfündern umgearbeiteten gezogenen Hinterlader von 13,8 cm . Seelendurchmesser (vgl. Jahresbericht für 1874 , Seite 569) vortrefflich bewährt haben , weshalb man begonnen hat , auch neue dergl. Ge ſchüße für die Belagerungs - Trains anzufertigen . Die Seelenwandungen der ſelben werden im Ladungsraum nach Oesterreichischer Manier verdichtet. Sie feuern mit grobkörnigem Pulver in Kartuschbeuteln aus Seidentuch , erhalten die Broadwellliderung und haben Geschosse mit Kupferführung. **) Von der Einführung schwerer stählerner Küsten- und Marine-Geſchütze, deren versuchsweise Prüfung im vorigen Jahresbericht ( Seite 381) erwähnt wurde, verlautet noch Nichts. 3. Italien. Das denkwürdigste Ereigniß für die Italienische Artillerie im Jahr 1876 bildet die Fertigstellung und das Anſchießen des ersten 100 Ton - Geschüßes . Acht dieser Röhre sind für die Panzerthurmschiffe „ Duilio“ und „ Dandolo " bestimmt und bei der Armstrong'schen Kanonenfabrik in Elswick bestellt. Die Anfertigung des ersten Rohrs hat 12 Jahre und außerdem mehrmonatliche Vorbereitungen erfordert. Es ist ein nach dem Woolwich - Syſtem construirter Vorderlader, wiegt 102,500 K. und kostet 330,000 Mark. Der Seelendurch messer beträgt 43,2 cm. , die Rohrlänge 10 und die Seelenlänge 9,3 m. Rohr besteht aus der stählernen Kernröhre, der stählernen Bodenschraube und 10 schmiedeeisernen Ringen , welche das Bodenstück in 3, das Zapfenſtück in 2 und das lange Feld in 1 Lage umgeben. Die Kernröhre ist (und hierin liegt eine große Schwäche der Construction) aus zwei Stücken zusammen gesezt, welche ungefähr in der Mitte der Rohrlänge zuſammenstoßen; ihre ſich berührenden Enden sind in einander gefalzt und werden durch einen halbirten Diebel ring zusammengehalten. Die Wandstärke der Kernröhre verjüngt sich außen von hinten nach vorn in vier Absätzen. Die Seele hat 27 Züge, deren Drall am Kartuschraum mit 150 Kalibern beginnt, bis nahe hinter der Mündung auf *) Nach den „ Proceedings of the Royal Artillery Institution", Woolwich, 1876. **) Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine , Juniheft von 1876 , Seite 364 Hauptmann Stein ). (
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50 Kaliber wächst und von da ab gleichförmig bleibt. Das Rohr ist für Central zündung (in der Seelenachse) eingerichtet , wobei die Kartuſche nach Capitain A. Nobles System von ihrem Mittelpunkt aus entzündet wird. Die Geschosse haben Expansionsführung : vorn ein kupfernes Cen trirband und hinten einen expandirenden Kupferboden , welcher zugleich beim Schuß die Seele nach vorn gasdicht abschließen soll. Die Laffete beſteht nur aus 2 Blöcken , auf denen die Schildzapfen ruhen und die in Führungen auf dem Boden des Thurmes vor und zurück gleiten können. Unmittelbar hinter diesen Blöcken oder Schildzapfenlagern find hydraulische Bremsen angebracht, welche sowohl den Rücklauf hemmen, als auch , vermöge ihrer Einrichtung nach Art hydrauliſcher Preſſen, zum Aus- und Ein rennen des Geschützes zu benutzen ſind . Die Abnahme- Bedingungen , welche die Italienische Regierung mit Sir William Armstrong vereinbart hatte, lauteten dahin, daß das Geschütz einem 907 K. ( 2000 Pfund Engl.) schwerem Geschoß 411 m. Anfangsgeschwin digkeit ertheilen und 50 Schuß mit der Gebrauchsladung , davon 5 mit Ge schoffen von 1134 K. (= 2500 Pfund Engl. ) abgeben solle. Diesen Anforderungen hat das Geschütz inzwischen auf dem Schießplatz bei Spezzia vollständig entsprochen und sie zum Theil sogar erheblich überholt. Gefeuert wurde mit Ladungen von 90,7 bis 170,1 K. Englischen Würfel pulvers von 38,1 mm. Seite und außerdem mit Italienischem Versuchs (jogen. Progressiv-) Pulver der Königlichen Pulverfabrik von Fossano (bis zu 180 K.). Als größte Leiſtung erhielt man mit der erstgenannten Pulverſorte (170,1 K.) 470,3 m. Anfangsgeschwindigkeit und eine lebendige Kraft des Ge schosses von 10,235,310 mk. im Ganzen, oder von 75,649 mk. pro cm. Um fang, oder von 60,012 mk. pro K. Pulver. Der Gasdruck wurde dabei zu 3270 Atmosphären am Seelen- und zu 2766 am Geschoßboden gemeſſen. Das Progressiv-Pulver ergab bei 180 K. Ladung nur 455,5 m. Anfangs geschwindigkeit und eine ganze lebendige Kraft des Geſchofſes von 9,601,254 mk. (70,963 pro cm . Umfang und 53,340 pro K. Pulver). Es hat sich also erheblich schlechter verwerthet, als das Englische Würfelpulver, soll aber anderer seits auch verhältnißmäßig ſehr niedrige Gasspannungen geliefert haben , würde sich also möglicher Weise für dies Geschütz gut eignen. Ueber die phyſikaliſchen Eigenschaften des Progreſſivpulvers fehlen vorläufig alle Angaben. Mit dem Anschießen der 100 Ton-Kanone wurde zugleich ein in jeder Beziehung höchst bedeutsamer Panzerschießversuch verbunden. Man hatte auf 91,4 m. 100 Yards vom Geschütz vier Panzerziele errichtet ; von dieſen war das erste mit zwei seitens der Französischen Firma Schneider (im Creusot) gelieferten stählernen Platten (3,51 bezw. 3,28 m. lang, 1,4 m . breit und 56 cm . = 22 Zoll Engl. dick) bekleidet. Die Platten ruhten auf zwei Balkenlagen (eine wagerecht, eine senkrecht) von zusammen 73 cm . Stärke, hinter denen sich eine aus zwei zusammen 3,8 cm. dicken Eisenplatten bestehende Innenhaut befand. Das Ganze lehnte sich gegen ein den entsprechenden Theilen der Panzerthurmschiffe Duilio und Dandolo nachgebildetes Spantenſyſtem. Die beiden Panzerplatten waren übereinander, mit ihrer Längenrichtung wagerecht, angebracht, so daß die Gejammthöhe des Ziels 2,8 m. betrug. Die anderen drei Scheiben hatten ganz dieselbe Hinterlage ; aber die Platten selbst waren bei der zweiten von Schmiedeeisen , die obere von Cammell , die untere von der Französischen Firma Marrel. Bei der dritten Scheibe bestand die obere Hälfte der Panzerung aus zwei , bezw. 30,5 und 25,5 cm.
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(= 12 und 10 Zoll Engl.) dicken Cammell- Platten , mit einer Balkenlage da zwischen ; die untere Hälfte war ebenfalls aus zwei Platten von bezw. 20,4 und 35,6 cm. (= 8 und 14 Zoll Engl. ) Stärke zuſammengesetzt ; die schwächere (Cam mell ) Platte lag außen , die stärkere, innere bestand aus Eisenhartguß. Die vierte Scheibe hatte die gleiche Einrichtung ; nur befanden sich in der oberen Hälfte statt der Cammell'schen Marrel'sche Platten , und in der unteren Hälfte war ebenfalls eine Balkenschicht der Hinterlage zwischen die äußere schmiedeeiserne und die Hartguß-Platte eingeschoben. Ohne auf die Ergebnisse der einzelnen Schüſſe dieſes Verſuchs , an dem sich auch eine 10- und eine 11zöllige Kanone betheiligten, näher einzugehen, möge nur das Gesammt-Reſultat dahin zusammengefaßt werden, daß sämmtliche aus dem 100 Ton-Geſchütz beschossenen Scheiben, mit alleiniger Ausnahme von Nr. 1 , glatt durchschlagen, bezw. völlig zerstört wurden. In dem einen Fall ging das unverlegt gebliebene Geschoß nach dem Durchschlagen des Ziels noch mit 198 m. Geſchwindigkeit (= rund 1,707,000 mk. lebendige Kraft) weiter. Die beiden stählernen Platten der Scheibe Nr. 1 wurden zwar ſelbſt voll ständig zerschmettert und bildeten nach dem Schuß nur noch einen Trümmer haufen am Fuße des Ziels, aber sie hatten sich dennoch den schmiedeeisernen entschieden überlegen gezeigt , denn sie waren die einzigen , welche , wenn auch um den Preis ihrer eigenen Zerstörung, die Kraft des Geſchofſes faſt_vollſtän dig brachen und das Durchdringen der Hinterlage verhinderten ; sie allein würden jonach auch im Ernſtfall dem Inneren des Schiffes einen wirksamen Schuß gewährt haben. Die Tragweite dieses Ereignisses wird um so weniger unterschätzt werden dürfen, als zur Zeit bekanntlich alle vorhandenen Panzerschiffe nur mit schmiede eisernen Platten bekleidet sind ; die stärkste bisher überhaupt gewalzte Panzer platte hat eine Dicke von 61 cm . (= 24 Zoll Engl.) , also nur 5 cm . mehr, als die bei Spezzia geprüften Platten.") Der nunmehr über 20 Jahre währende Kampf zwiſchen Artillerie und Panzer ist nach Obigem in seiner neusten Phase abermals , wie schon so ost, zu Gunsten der ersteren entschieden worden , und das Resultat scheint diesmal mehr als je dazu angethan, den bereits vielfach aufgetauchten Zweifeln, ob den Panzerschiffen überhaupt noch eine große Zukunft beschieden sein wird , wieder eine neue Anregung zu geben. Als die acht 100 Ton- Geschütze bereits seit längerer Zeit bestellt waren, trat General Rosset , der bekannte Director der Turiner Geschützgießerei , im Giornale di Artiglieria e Genio **) mit dem Entwurf eines 90 Ton - Ge schüßes hervor. Er will dasselbe als Hinterlader , von Gußeiſen, mit 3 Stahlringlagen und dem Französischen Schraubenverschluß construiren ; es soll Anfangs 40, später 46 cm. Seelendurchmesser erhalten , um so auf dem Wege des Versuchs festzustellen, welches Kaliber die größte Leistungsfähigkeit bei ge nügender Schonung des Rohrs ergiebt. Für das Kaliber von 40 cm. sind 150 K. Ladung, 7 bis 800 K. Geschoßgewicht und 430 m. Geschwindigkeit, für 46 cm. Kaliber dagegen anfangs bezw. 157 K. , 1000 K. und 390 m., *) Vergl. Militair-Wochenblatt Nr. 86 und 104 von 1876; Mittheilungen des Desterr. techn. und adminiſtr. Militair - Comités , Heft 10 von 1876 , Seite 89 der Notizen"; Revue d'artillerie , December-Heft 1876, Seite 225 u . u . a. D.; Engineer und Engineering an verschiedenen Stellen. **) Parte 2a, puntata la (vom 5. Februar 1876), Seite 3.
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später , wenn das Rohr dieſen Anstrengungen gut wiedersteht, 200 K. , 1100 K. und 420 m. in Aussicht genommen. Gegen Panzerschiffe sollen „Torpedo = Granaten" mit 61 , bezw. 88 K. Dynamit geladen, verfeuert werden.*) Wir wissen nicht, ob und welche praktischen Folgen man den Rosset'ſchen Vorschlägen in Italien gegeben hat, bezw. zu geben beabsichtigt ; auf alle Fälle ist aber die bezügliche Abhandlung schon wegen des reichhaltigen Beitrages be achtenswerth, welchen sie zur vergleichenden Beurtheilung der schweren Geſchüße anderer Länder liefert.
4.
Desterreich.
Die Oesterreichische Artillerie hat die Verwerthung der sogen . Stahl bronce auch für die Röhre der Belagerungs - Artillerie in Angriff ge= nommen. Es soll zunächst der noch im Belagerungstrain befindliche guß eiserne 12 cm. C/61 mit Kolbenverschluß (Preußisches Modell) durch einen stahlbroncenen 12 cm . ersetzt werden, welcher sich in Bezug auf ballistische Eigenschaften und Geſchoßwirkung dem Deutſchen 12 cm. C/73 anschließen, aber leichter als letterer gehalten werden würde, was sich bei der großen Wider standsfähigkeit der Stahlbronce unschwer ermöglichen lassen dürfte. Ferner beabsichtigt man auch die bereits vor längerer Zeit in Versuch ge nommene gußstählerne 15 cm. Ring - Kanone durch ein 15 cm. Stahl broncerohr von gleicher Wirksamkeit zu erſeßen. Endlich erscheint es auch wünschenswerth , an Stelle der verhältnißmäßig sehr schweren gußeisernen 17- und 21 cm. Hinterladungs - Mörser (2200 bez. 4872 K. mit Verſchlußz) eine analoge, aber leichtere Rohrconſtruction zu setzen.**) Die Schußtafeln für die genannten beiden Mörser sind kürzlich ver öffentlicht worden. ***) Danach feuert der leichte Mörser unter 30 , 45 , 60 und 70 , der schwere unter 30, 45 und 60 Grad. Die anzuwendende Erhöhung richtet sich lediglich nach der Art der beabsichtigten Wirkung und nach der Be schaffenheit des Ziels ( Enfiliren : 30 , Bewerfen von Bombendecken : 60 bezw. 70, Bombardement u. s. w.: 45 Grad). Die Entfernung des Ziels ist ohne Einfluß auf die Erhöhung , dagegen maßgebend für die zu wählende Ladung, welche daher immer von 100 zu 100 Meter verschieden ausfällt. Auf dieſe Weise hat man z. B. bei dem 17 cm. Mörser für 30 Grad Er höhung unter 39, für 45 Grad unter 42 , für 60 Grad unter 35 und für 70 Grad unter 26 verschiedenen Ladungen zu wählen, zwischen denen abermals Interpolationen von 10 zu 10 Gr. Pulver zulässig sind. Die hieraus entstehende Umständlichkeit des Gebrauchs wird noch das durch verschärft, daß man der Ladung pro Kilo eine gewisse , durch Rechnung zu ermittelnde Anzahl Gramm hinzufügen , bezw. weg nehmen muß , wenn das zu verwendende Pulver auf der Hebelprobe eine von der normalen abweichende Kraft zeigt , was (nach den in der Schußtafel aufgeführten Beispielen zu urtheilen) nicht eben selten vorzukommen jcheint.
*) Näheres in Mittheilungen des Oesterr. techn . und administ. Militair-Comités, Heft 9 von 1876, Seite 79 der „ Notizen“ und in Revue d'artillerie, Band 7, Seite 509. **) Mittheilungen des Desterr. t. u. a. M.-C. und Revue d'artillerie , Band 7 , Seite 475. ***) Hof- und Staatsdruckerci . Wien, 1876.
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17 cm. 21 cm. Mörser. 38,5 K. 87,2 Gewicht der geladenen Granate K. 2,8 3,9 Sprengladung Gewicht der . 2,71 K. 5,70 Gewicht der größten Ladung 247,0 m. 233,5 Größte Anfangsgeschwindigkeit m. 4800 4600 Größte Schußweite Der Preußische 21 cm. Mörser C/71 steht dem gleichnamigen Oester reichischen in Bezug auf größte Schußweite um 660 m. nach , ist ihm an lebendiger Kraft der Granate durchschnittlich gleich und überragt ihn hin Fichtlich der Sprengwirkung und Trefffähigkeit. 5.
Rußland.
Neben der Fabrication broncener und stählerner Röhre für Belagerungs und Festungs-Artillerie kommt in neuerer Zeit auch die Verwendung des Guß eisens als Rohrmetall wieder mehr zur Geltung. Nicht allein kurze 15 cm. Kanonen (von 1605 K. Rohrgewicht) werden daraus gefertigt , sondern man hat es auch für das vorläufig schwerſte Zukunftskaliber der Ruſſiſchen Artillerie, einen 14 3öller ( = 35,5 cm. ) in Aussicht genommen , wie bereits im vorigen Bericht (Seite 387) erwähnt wurde. Dies Geschütz wird im Weſent lichen nach dem System der Französischen und Italienischen Marinekanonen ausgeführt. Seine Länge soll nach den Beschlüssen des Artillerie-Comité's 21 und die Seelenlänge 19 Kaliber betragen. Um hinsichtlich seiner genügenden Widerstandsfähigkeit sicher zu gehen, erhält es eine bedeutend längere und stärkere Stahlberingung , als sonst gebräuchlich. Sein Gewicht wird gegen 65,500 K. (also 8000 K. mehr, als bei dem Krupp'schen stählernen 35,5 cm. ) betragen ; davon entfallen auf die Stahltheile 30,300 K. *) Der Russische Artillerie - Hauptmann Paschkiewitsch hatte schon früher ein Rohr von demselben Kaliber entworfen, deſſen Körper aus Gußeiſen beſteht und in seinem hinteren Theil eine dünne stählerne und von ſtählernen Ringen umgebene Kernröhre einschließt. Der Verschluß (Französischer Schraubenverschlußz von Gußeijen) liegt in einem besonderen System stählerner Ringe, welches sich an das hintere Ende des eigentlichen Rohrkörpers ansett ; letterer ist äußerlich nicht beringt. Das Rohrgewicht soll nur 51,000 K. betragen, wovon die Stahltheile 10,500 K. in Anspruch nehmen. Die Revue d'artillerie giebt im Augustheft von 1876 (Seite 446) eine vom Erfinder selbst herrührende Beschreibung und Abbildung des Geſchützes nebst einer theoretischen Begründung der leitenden Ideen. Jedenfalls giebt diese Rohrconstruction zu manchen ernsten Bedenken hinsichtlich ihrer Haltbarkeit Veranlassung. Dieſelbe Zeitschrift liefert im Octoberheft von 1876 (Seite 17) eine ziem= lich ausführliche Darstellung des vom Oberst Lawroff bei der Verdichtung der Bronceröhre in flüssigem und festen Zustande angewendeten Verfahrens, nach einer in Belgien veröffentlichten Abhandlung des Marine -Lieutenants Levizky über die geschichtliche Entwickelung der Ruſſiſchen Geſchützfabrication. Nach dem 1873 in Wien ausgestellten Modell der stählernen 30,5 cm . Ringkanone sind seither 6 Röhre angefertigt worden (4 für das Panzer thurmschiff „ Peter der Große“ und 2 für die Popoffka „ Viceadmiral Popoff“) . *) Revue d'artillerie , Novemberheft von 1876 , Seite 184 , nach dem Ruſſiſchen Artillerie-Journal vom October 1876 .
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Neuerdings hat man sich indeß für ein anderes Modell dieses Geschüßes ent schieden , welches in seiner ganzen Länge vor und hinter dem Verschluß mit einer stählernen Kernröhre versehen ist, während die äußere Beringung , welche bei der ursprünglichen Construction bis zur Mündung reichte, im vorderen Theil des langen Feldes fortfällt. Die Kernröhre ist mit Rücksicht auf die starken Ausbrennungen angeordnet worden , welche die schweren Ruſſiſchen Stahlröhre nach einer verhältnißmäßig geringen Schußzahl erleiden. Man hofft , ſowohl durch das homogenere und besser durchgearbeitete Metall in der dünnen Kern röhre die Ausbrennungen erheblich zu verzögern , als auch die schließlich un brauchbar gewordenen Kernröhren durch nene ersetzen und so die Dauer des Rohrs entsprechend steigern zu können. Eine in der Obuchoff'schen Gußſtahlfabrik gefertigte 9zöllige Stabl kanone wurde nach einem Dauerversuch von 765 Schuß mit Ladungen von 12,3 bis 21,3 K. prismatischem Pulver mit einer solchen Kernröhre versehen und gab dann noch weitere 455 Schuß ab, davon 400 mit 21 , K. Ladung ; das Geschoßgewicht betrug 119 K.; die Gasspannungen wurden zu 2390 bis 2840 , im Mittel 2655 Atmosphären gemeſſen. Die Kernröhre zeigte danach im Uebergangsconus und Ladungsraum Ausbrennungen in einer 22 cm. breiten Zone. ") Für die Mittelkaliber der Belagerungs- und Festungs-Artillerie beabsichtigt man eine Einheits - Laffete anzunehmen , welche 183 cm. Lagerhöhe haben, gegen 1230 K. wiegen und 4 verschiedene Röhre (den broncenen langen 24Pfünder , den broncenen und gußeisernen kurzen desgleichen und den guß eifernen 12 Pfünder) aufzunehmen haben würde. Die Gewichte dieser Röhre betragen bezw . 2228 , 1458 , 1605 und 1523 K. **) Die auf dieſe Weise zu erzielende Vereinfachung des Materials erscheint offenbar empfehlenswerth. Von der Laffete des 6zölligen Hinterladungs - Mörsers bringt Revue d'artillerie im Septemberheft von 1876 (Seite 503) eine genaue, durch zahlreiche gute Abbildungen erläuterte Beschreibung , der wir folgende Zahlenangaben entnehmen: Gewicht des Rohrs . 1570 K. " der Laffete (ohne Achse und Räder) 1221 11 623 " der Proze " des vollständigen, fahrbar gemachten "! Geschüßes . 4034 " 10 Zahl der Zugpferde Die sonstigen wesentlichen Angaben über diesen und den 8zölligen Mörjer find bereits im Jahresbericht für 1874, Seite 581 , enthalten. 6. Die Vereinigten Staaten von Nord - America . Jm vorigen Bericht (Seite 388) erwähnten wir bereits, daß man in Ver juche mit verschiedenen Modellen gezogener 123öller (30, s cm. ) einzutreten beabsichtige, von denen die Systeme Hitchcock (nicht Hotchkiss, wie dort gejagt war) und Woodbridge kurz charakterisirt wurden. Außer diesen beiden Vorder
*) Mittheilungen des Desterr. t. u. a. Mil. - Com. , Heft 10 von 1876 , Seite 93 und 96 der „ Notizen. “ **) Revue d'artillerie , Novemberheft von 1876 , Seite 189 , nach dem Ruſſiſchen Ar tillerie-Journal , October 1876.
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ladern ſollen auch noch zwei Hinterlader: System Sutcliffe und Thomp son mit zum Versuch herangezogen werden , deren Eigenthümlichkeiten auf der Einrichtung ihrer Verschlüffe beruhen. Der Sutcliffe - Verschluß hat große Aehnlichkeit mit dem der Englischen Armstrong -Hinterlader, er besteht ebenfalls aus Hohlschraube und Verschlußstück. Letzteres hat eine cylindrische Gestalt und wird beim Oeffnen nicht (wie bei Armstrong) nach oben oder seitwärts aus dem Rohr entfernt , sondern sinkt ſelbſtthätig in ein passendes , unterhalb im Rohrkörper angebrachtes Lager hinab , wenn man die Kurbel der Hohl schraube eine halbe Linksdrehung machen läßt und dadurch den Verschluß öffnet. Ebenso steigt das Verschlußstück wieder in seine ursprüngliche centrale Stellung hinter der Seele von selbst empor , wenn der Verschluß durch Rechtsdrehung der Kurbel geschlossen wird . Dies ist einfach dadurch erreicht , daß ein am vorderen Rande der Hohlschraube parallel der Seelenachse angebrachter Stift lose in das Verschlußſtück eingreift und somit letteres zwingt, an der Drehung der Verschlußschraube durch eine excentrische , der Form seines Lagers ent sprechende Bewegung theilzunehmen. Wenn sich diese Einrichtung praktisch be währen sollte, so würde sie vor dem Armstrong-Verschluß jedenfalls den Vorzug einer größeren Einfachheit der Construction und Bedienung voraus haben. Das System Thompson hat einen cylindrischen , in der Seelenachse ge lagerten Verschlußkolben ; dieser ist vorn mit einem conisch vortretenden Kopf, welcher die Seele abschließt , und hinten mit einer runden , hinter der Bodenfläche des Rohrs liegenden Führungsplatte nebst Kurbel versehen. Kopf und Platte sind an einem Theil ihres Umfangs gezahnt und liegen auf 2 entsprechenden Zahnstangen. Links vom Verschluß hat das Rohr einen Aus ſchnitt in der ganzen Höhe des ersteren. Der Kopf findet daher nur etwa mit der Hälfte seines Randes Anlehnung im Rohrkörper. Das Oeffnen und Schließen wird durch Links- bezw. Rechtsdrehen der Kurbel bewirkt, wobei der Verschluß auf den Zahnstangen seitwärts rollt. Die Liderung liegt nicht im Ver schluß oder Rohr , sondern in der dazu besonders eingerichteten. Kartusche, ebenso die Geschützündung (Zündpille) . Diese wird mittelst einer den Verschluß arial durchseßenden Zündnadel nebst Spiralfeder angestochen. Mit der Hand gespannt , stellt sich die Nadel vermöge der Einwirkung einer Schlagfeder von selbst fest ; das Niederrücken der letteren bringt die Nadel durch die Kraft der Spiralfeder zum Vorschnellen und feuert den Schuß ab. Der ganze Verschluß macht einen ziemlich primi tiven Eindruck, die der Einheitspatrone nachgebildete neue Art der Geschütz zündung mag vielleicht in vervollkommneter Gestalt noch eine Zukunft haben. Der Thompson'sche 12zöllige Hinterlader hat 32 Züge von 60 Kaliber Drall , wiegt 42,140 K. und soll mit 60 K. Maximal - Ladung eine 300 K. schwere Granate (mit Bleimantel) verfeuern. Die Bemerkung im vorigen Jahresbericht (Seite 389) , daß der Hinter lader in den Vereinigten Staaten noch immer keinen Boden gewinnen zu können scheine, ist also nicht mehr zutreffend, zumal man auch verschiedene Hinterlader M. Modelle von Feldgeschützen in Versuch zu nehmen gedenkt.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Bericht über die
Feftungs- und Belagerungs - Artillerie.
1876 .
Der Gesammteindruck , welchen man erhält , wenn die Bestrebungen der Großstaaten Europa's , ausschließlich Deutschlands , zur weiteren Entwickelung ihrer Festungs- und Belagerungs - Artillerie im Laufe des vergangenen Jahres überschaut werden, ist im Allgemeinen ein recht dürftiger und liefert den Beweis, daß das Verständniß für die Aufgaben des Festungskrieges in einigem Grade vielleicht in einzelnen Artillerien , im Uebrigen aber so gut wie gar nicht vor handen ist. Von Vorbereitungen, um die Erfolge in einem etwa nöthig werdenden Belagerungskriege in ähnlicher Weise, wie dies überall in Bezug auf den Feld krieg geschieht, nach Möglichkeit zu sichern, wird von keiner Seite etwas berichtet und doch sollte man sich der Ueberzeugung nicht mehr verschließen, daß heutzu= tage selbst die besten im Feldkriege erzielten Erfolge in Frage gestellt werden können , wenn die siegreiche Armee nicht im Stande iſt , ſofort in ſchneidiger Weise und mit mächtigem Geschütz gegen die großen Festungen vorzugehen, welche jetzt durch die Ausrüstung mit den Geschützen und allen ſonſtigen Ver theidigungsmitteln der Neuzeit ein ganz anderes Gewicht als früher in die Waag schale der Entscheidung legen können. Allerdings kann diese Unthätigkeit auf dem Gebiete der Organisation der Festungs- und namentlich der Belagerungs - Artillerie zum Theil daraus erklärt werden, daß die Artillerien mit der dringenderen Aufgabe, ihr Material zu ver vollkommnen und in größerer Anzahl zu beschaffen vollauf zu thun haben, und daß die Fortschritte bezüglich der Organiſation meist nicht von ihnen, sondern von der allgemeinen Armee-Leitung abhängig sind. Die in Bezug auf das Material stattgehabte Weiterentwickelung bringen die Jahresberichte an anderer Stelle und erübrigt daher hier die spärlichen Fortschritte zu verzeichnen , welche in Bezug auf Personal, Organisation, Ausbildung xc. der Erwähnung werth sind. Zunächst erregt Rußland in dieser Beziehung das lebhafteste Intereſſe, nicht nur, weil es die größte Regsamkeit auf dem bezüglichen Gebiete gezeigt hat , sondern weil es augenblicklich mit einer kriegsbereiten Armee an seiner Grenze steht und einen Belagerungs -Park ebendaselbst concentrirt hat. Ist aus legterem Umstande zwar zu ersehen , daß man sich Russischer Seits in richtiger Weise vorbereitet , bei einer Offensive der Feld - Armee sofort den Angriff auf die Türkischen Festungen in Scene zu setzen, so ist doch der Schluß schon jezt mit ziemlicher Sicherheit zu ziehen, daß man aus den bisher gemachten und noch zu machenden Erfahrungen die Nothwendigkeit einer beſſeren Organiſation der Belagerungs - Artillerie und größerer Vorbereitung ihrer Unternehmungen lernen wird. Für dieses Mal liegen die Verhältnisse, weil man während der lange dauern den Vorbereitungen für den Feldkrieg hinreichende Zeit hat , die Belagerungs Artillerie einigermaßen zu organisiren , noch günstig, aber man wird die dabei obwaltenden Schwierigkeiten kennen lernen und sich sagen , daß nicht immer so viel Zeit übrig ist , und man daher schon im Frieden der guten Organiſation einer Belagerungs- Artillerie hohen Werth beilegen muß. Nicht ohne günstigen
Festungs- und Belagerungs-Artillerie.
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Einfluß auf die augenblicklichen Verhältnisse der Russischen Artillerie wird es sein, daß die Festungs-Artillerie im verfloffenen Jahre eine veränderte Organiſation erhalten hat , durch welche die erhebliche Vermehrung der bisherigen 87 Com pagnien des Kriegsstandes auf 200 angestrebt wird. Die Russische Festungs Artillerie war nach der alten Organisation in 55 Compagnien im Frieden formirt, deren veränderliche Stärke im Kriege auf 400 Mann gebracht werden sollte. Außer dem bestand ein in drei Klassen eingetheilter Festungs - Artillerie- Stab. Für den Kriegsfall stellten alsdann die Friedens- Compagnien noch die Stämme für 34 neu zu formirende Kriegs-Compagnien. Die Friedens -Compagnien waren in 26 Festungen, von denen 15 im Europäischen Rußland, 6 im Kaukasus, 4 in Turkestan und 1 in Sibirien liegen, untergebracht. Ueber die neue Organiſation vergl. den Bericht über das Heerwesen Rußlands 1876 im vorliegenden Bande S. 131 . Aber auch bezüglich der Ausbildung sind in Rußland wichtige Bestimmun= gen für die Festungs- Artillerie, welche deren praktische Uebungen regeln , erlaſſen. Sie beziehen sich hauptsächlich auf den Batterie-Bau und auf das Schießen auf große Entfernungen. In Betreff des Schießens wird dabei namentlich der Grundsatz durchgeführt, daß die Ziele für die Uebungen den wirklich im Kriege vorkommenden nachgebildet sein müssen. So soll gegen ein Polygon gefeuert werden, deſſen Abmessungen die bei den Festungswerken fremder Mächte zur Anwendung kommenden sind, ferner gegen die verschiedenen Arten von Batte rien, Pulver-Magazinen, Approchen 2c. Hinter den Deckungen sollen zur Ver anschaulichung der Wirkung altes , ausrangirtes Material, Tirailleurs u. s . w. aufgestellt werden, während Scheiben nur noch zur Einübung der Rekruten dienen. Für die Schießübungen ist eine ziemlich reichliche Munition , nämlich 400 Schuß, für Küstenplätze 300 Schuß pro Compagnie überwiesen, doch spielen die glatten Geschütze noch immer eine gewisse Rolle, indem auf sie von den 400 Schuß 80 entfallen. Für gezogene Mörser sind 64, für gezogene Kanonen 256 Schuß, außerdem 5 Leuchtkugeln und 1000 Mitrailleusen- Patro nen ausgeworfen. Im Uebrigen sind die Bestimmungen für die Verwendung dieser Munition denen, welche in der Deutschen Artillerie maßgebend sind, sehr ähnlich, indem die Schüffe eingetheilt werden: in solche für die Rekruten-Ein übung, für das Instructions - Schießen, das kriegsmäßige und das Inspicirungs Schießen. Endlich ist als ein wichtiger Fortschritt das Erscheinen eines neuen Reglements über die Armirung der Festungen, welche in Sicherheits- und Vertheidigungs-Armirung zerfällt , zu erwähnen ; bei Küstenplätzen wird neben diesen beiden Arten der Armirung der Landfronten diejenige der Seefronten unterschieden. Eine Commission von Artillerie- und Ingenieur- Offizieren stellt den Entwurf einer Normal-Armirung , welcher Zahl und Art der Geschütze, Laffeten, Geſchoffe 2. enthält, fest, und dieser wird bei großen Festungen durch den Kaiser selbst , bei kleineren Befestigungen durch den Commandanten des Militair-Bezirks genehmigt. Dieser Normal-Entwurf hat die Eigenthümlichkeiten der Festung , welche Einfluß auf die Armirung haben, hervorzuheben und danach zu bestimmen , ob z. B. einige Fronten nur die Sicherheits-Armirung erhalten sollen. Ferner enthält ein Armirungs-Tableau die Armirung jedes Werkes , eingetheilt in die Sicherheits-Armirung, in die zur Vertheidigung und die zur Reserve und wird hiernach der Etat an Laffeten, Geschossen, Zubehör 2c. festgesetzt. Diese weiteren Ausarbeitungen des Normal-Entwurfes sind von den commandirenden Artillerie Offizieren aufzustellen und werden bei großen Festungen vom Großmeister der Artillerie, bei kleineren Werken vom Artillerie-Commandanten des Bezirks be 21*
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stätigt. Zur Vervollständigung dieser Vorbereitungen für den Festungskrieg soll für jeden Platz eine Nachweisung von allen zur Armirung gehörigen Be dürfnissen, aus welcher hervorgeht, was vorhanden und was zu beſchaffen iſt, aufgestellt und endlich Tableaux, welche bis zur äußersten Schußweite der Ge schütze die Entfernungen bis zu den wichtigsten Zielpunkten angeben, ange fertigt werden. Bezüglich der Ausbildung der Festungs -Artillerie ist in der Oesterreichischen Armee ein ähnlicher Schritt wie in der Russischen im verflossenen Jahre ge schehen, indem man der Schießübung durch die Bearbeitung einer Vorschrift eine neue Grundlage gegeben hat. Dieſe Vorschrift, vom technisch-adminiſtra tiven Militair-Comité aufgestellt , führt den Titel : !!Allgemeine Bestimmungen über die Abhaltung der Uebungen im Batterieban, in der Erzeugung und Be handlung der Munition und im Schießen. " Die Uebungen im Feſtungskriege, deren der vorjährige Bericht so rühmend gedenken konnte, scheinen im verfloſſe nen Jahre nicht in wünschenswerthem Grade berücksichtigt worden zu ſein, wenigstens wird die Klage laut , daß die Belagerungs-Uebungen nur auf ein mehr oder minder „ intereſſant“ ausgestattetes Uebungsschießen der Festungs Artillerie und Minen-Productionen der Genietruppen unter Zuschauen der Gar niſon heraus kämen. Hieran wird die Bemerkung angeſchloſſen, daß das Wesen des Kampfes um Festungen wohl so ziemlich allen betheiligten Factoren aus praktischer Anschauung durchaus fremd sei und daß es daher in jeder Beziehung lehrreich und von großer Wichtigkeit sei, auch jenen Theil des Krieges zum Gegenstand eingehender Uebung zu machen, welcher als Belagerungskampf von wesentlichem Einfluß auf die Entscheidung ist. Diesen Bemerkungen eines Desterreichischen Öffiziers kann man nur beistimmen , doch möge es ihm zum Trost gereichen , daß dieses Feld in den übrigen Staaten noch weit weniger angebaut ist, als in Oesterreich und Deutschland, ja daß man meist noch keine Ahnung von der Bedeutung einer gut organisirten Belagerungs- und Festungs Artillerie hat. Den besten Beweis hierfür liefert Frankreich , wo allerdings stets nur = die Feld Artillerie Geltung gehabt hat und die Mißachtung der Festungs Artillerie eine althergebrachte ist. Man glaubt dort im Allgemeinen auch jezt noch, daß die Aufgaben der Festungs - Artillerie so nebenher von dem Perſonal der Feld - Artillerie gelöst werden können und obwohl in neuerer Zeit sich die Stimmen in der Franzöſiſchen militairiſchen Preſſe mehren, welche eine von der Feld-Artillerie getrennte Festungs- und Belagerungs - Artillerie und eine Orga nisation dieſer Waffe verlangen, so ist es für den augenblicklichen Zuſtand doch bezeichnend, daß man , während der Belagerungs- Artillerie in der 13,8 cm. Kanone ein vorzügliches Demontirgeschütz gegeben wurde , in personeller Be ziehung an einem in Deutschland seit etwa einem Jahrzehnt als veraltet und falsch verworfenen Standpunkt festhält , indem man für die Bedienung dieses Geſchüßes event. 2 Artilleriſten als genügend , für die übrige Mannſchaft aber eine Aushülfe durch Infanteristen 2c. als znlässig annimmt. Auch aus Italien und England ist wenig von Fortschritten zu berichten und sind die Gründe für diese Erscheinung , welche im vorigen Berichte schon Erwähnung fand, dort bereits angegeben. Italien, welches eine verhältnißmäßig gut organisirte Festungs - Artillerie besitzt , hat in letzter Zeit seine Bestrebungen mehr in anderer Richtung (Riesengeschüße für seine Marine- und Küsten-Artillerie) bethätigt und von England wäre auch nur anzuführen , daß neuerdings ein Schießen aus den aus dem Arſenal zu Woolwich herbeigeſchafften Belagerungs
Festungs- und Belagerungs- Artillerie.
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geschützen bei Eaſtbourne ſtattgefunden hat. Es scheint jedoch, als habe es sich fort nur um materielle Fragen gehandelt , wenigstens wird berichtet , daß die Laffeten sehr gut gehalten haben, woraus wiederum der Schluß zu machen sein . dürfte, daß man das Feuer unter hohen Elevationen versucht und ebenso schlechte Resultate wie überall damit erzielt hat. Nach dieser Rundschau über andere Staaten sei es gestattet, mit einer ge wiffen Befriedigung auf die raſtloſe Thätigkeit der Fuß - Artillerie in Deutsch land zu blicken, welche dieselbe wiederum im Jahre 1876 auf ihre Ausbildung verwendet hat. Diese Ausbildung erfuhr eine zweifache Erweiterung , einmal dadurch, daß Landwehr-Mannschaften, in Compagnien und Bataillonen zusammen gezogen , in der Bedienung der ihnen noch fremden neuen Geſchüße geübt wurden, ferner dadurch, daß zu den Schießübungen 21 cm. Mörser und 15 cm. Ringkanonen mit herangezogen wurden. Im Uebrigen hat der Rahmen, welcher durch die bestehende Organiſation der Fuß-Artillerie geschaffen ist, eine Erweite= rung nicht erfahren und es trat somit , nachdem fast jedes vorhergehende Jahr, wie die früheren Berichte nachweisen, erhebliche Veränderungen mit sich gebracht hatte , eine Art von Ruhepause ein , welche es der Truppe ermöglichte , eine größere Sicherheit in Anwendung der so vielfach neuen reglementarischen Formen, in der Behandlung der Geschüße, in der Anwendung der Schießregeln u. s. f. zu gewinnen. Ferner erfuhren im verflossenen Jahre die Vorschriften , welche sich auf die Fuß - Artillerie beziehen , eine Vermehrung bezw. Neubearbeitung, indem man nicht nur für die Feld-Armee, sondern auch für die zum Festungs kriege berufenen Truppen , namentlich für die dort im Bataillons- und Regi mentsverbande wie in rangirter Schlacht kämpfende Waffe , die Artillerie , Alles möglichst im Voraus zu bedenken und soweit angängig durch Vorschriften zu regeln bestrebt ist. Außerdem hat das vergangene Jahr zwei seit Jahren in der Bearbeitung befindliche große Werke zum endlichen Abschluß gebracht und durch dieselben ist dem Personal der Artillerie und vorzüglich dem Offiziercorps der Fuß-Artillerie eine reiche Quelle des Wissens, als Grundlage alles Könnens, erſchloſſen. Es sind dies das „Handbuch für Offiziere der Artillerie" in 20 und die "Kriegsfeuerwerkerei" in 11 Abtheilungen , welche nur die Artillerie Munition umfassen, während die Bearbeitung eines 2. Theils über die Gewehr Munition noch in Aussicht steht. Aus dem erstgenannten Werke sind außer den das Material beschreibenden Abschnitten als für die Fuß- Artillerie beson= ders wichtig hervorzuheben : die Abtheilungen vom Pulver , über das Schießen, über die Behandlung der Geschüße und der Munition , den Batterie - Bau, den Festungsdienst, den Angriff und die Vertheidigung von Festungen, welche Theile meist neu bearbeitet worden sind. In einigen Beziehungen war somit ein gewisser Stillstand , wie er in der Entwickelung der Fuß- Artillerie augenblicklich bemerkbar ist , vortheilhaft , in deſſen kann man nur wünſchen , daß er nicht zu lange anhalte , weil bei einer so neuen Schöpfung , wie diese Waffe es ist , ein langer Stillstand leicht mit einem Rückschritt gleichbedeutend wird. In der That scheint es, als würde die weitere Entwickelung, für die nächste Zeit wenigstens , nicht den Bahnen folgen, welche wir am Schluß des vorjährigen Berichtes als die wünschenswerthen an gedeutet hatten. Im verflossenen Jahre hat eine längere Zeit schwebende Frage nicht gerade zu Gunsten der Fuß- Artillerie ihre Erledigung durch die Zurückziehung ihrer Offiziere aus der See - Artillerie und deren Ersatz durch Marine - Offiziere ge= funden. Hiermit geht die Verwendung dieser Truppe für die Zwecke der Fuß
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Artillerie verloren , während die Freunde dieser Waffe eine Vermehrung der See-Artillerie auf ein Regiment und demnächstige Ueberweisung dieses Küsten Regiments als Fuß-Artillerie für die Küstenpläge erhofften. Jene Vermehrung scheiterte bekanntlich in Folge der Nichtgewährung der Geldmittel , indeſſen, mag auch noch lange Zeit darüber hingehen, endlich wird eine Vermehrung der Fuß Artillerie nicht zu umgehen sein. Ebenso wird man schließlich eine Eintheilung dieser Waffe in's Auge faſſen müssen , welche dem Princip der Theilung der Arbeit, aus welchem ja auch die Fuß- Artillerie als solche hervorgegangen iſt, noch mehr wie bisher Rechnung trägt und den Kampfplähen entſpricht , auf welchen die einzelnen Theile der Waffe gebraucht werden und für welche im Frieden die Vorbereitungen getroffen werden müssen. Dieſer Gedanke_hat_schon in der Militair Literatur = Zeitung vom Jahre 1872 , Heft 6 und 7 bei Be sprechung der Schrift „die Trennungsfrage der Artillerie von M. und D. “ Ausdruck gefunden , indem die Trennung der Fuß - Artillerie in 4 Inſpectionen, eine Küsten-, 2 Festungs- (Ost- und Westfront) und eine Belagerungs-Artillerie Inspection empfohlen wurde. In solchem Rahmen würde sich die Kriegsthätig keit der Waffe unstreitig in hohem Grade vorbereiten laſſen und es ist anzu nehmen , daß sich dabei die Normen für Angriff und Vertheidigung der Pläße auf der richtigsten Grundlage entwickeln würden. Eine solche aber — das muß stets von Neuem hervorgehoben werden kann nur die sein, daß im Festungskriege von der Tüchtigkeit und dem richtigen Gebrauch der Fuß-Artillerie der Erfolg abhängt und daß alle Maßnahmen und Vorschriften von dieſem W. Gesichtspunkte ausgehen müſſen.
Bericht über die
Küften - Artillerie.
1876 .
Es ist eine allbekannte Erfahrung , daß jede Neuerung auf den Gebieten menschlicher Schöpfungen erst dann sich zu behaupten vermag, wenn der größere Werth derselben gegenüber dem Werth des verdrängten Alten nachgewiesen worden ist. Jedes Ding hat seine Licht- und Schattenseiten, weiſt in ſeinem Gefolge Vorzüge und Uebelstände auf, aber die Macht der Gewohnheit lehrt das Unbehagen an den Letzteren geringer empfinden , während sie die Erkenntniß des Werthes der Ersteren derart schwächt, daß diese oft erst nach deren Verlust vollkommen erkannt werden. Dann aber sind es wieder die Uebelſtände, welche zunächst in die Augen fallen, während die Vorzüge erst ganz allmälig anerkannt werden , wenn wiederum Gewöhnung an jene die Vorzüge des zu Grabe ge tragenen Alten hat vergeſſen laſſen. So entwickelt sich eine Periode des Ueber ganges, welche in um so kürzerer Zeit durchgeführt wird, je mehr Energie bei der Einsetzung des Neuen angewandt , mit je allgemeinerem Interesse dieſes entgegengenommen wurde.
Küsten-Artillerie.
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In einer solchen Periode befindet sich , wie in den früheren Jahrgängen dieser Berichte eingehender auseinander gesetzt worden ist , derjenige Theil der Land-Fußartillerie, welchem die artilleristische Vertheidigung der Deutschen Küsten anvertraut worden ist. Viel ist hier bereits geschehen , ernstes Studium , viel seitige Thätigkeit ist entwickelt worden , um möglichst rasch einen befriedigenden Abschluß herbeizuführen, und beſonders hat das verflossene Jahr zur Erreichung dieſes Zieles ein tüchtiges Fundament aufgerichtet , aber noch bleibt Manches zu vollenden, manche Lücke auszufüllen künftigen Jahren vorbehalten. Zwei Special-Aufgaben waren es , deren Lösung bei gleichzeitiger fort gesetzter Verbesserung und Entwickelung aller erforderlichen Hülfsmittel der Küsten- Artillerie für die Zeitdauer des Jahres 1876 vererbt wurden , nämlich : die Organisation des Dienstes in den Küstenbatterien und die Fest stellung brauchbarer Regeln für das Schießen aus Küstengeſchüßen nach sich bewegenden Zielen. Schon im Herbst des Jahres 1875 wurden die Commandos der beiden Küsten-Artillerie-Regimenter beauftragt, Commissionen aus besonders intereſſirten und befähigten Offizieren zu ernennen, welche nach allgemeinen , höheren Orts ertheilten Directiven Vorschriften zur Lösung obiger Aufgaben ausarbeiten und zur Prüfung vorschlagen sollten , und wurden auch schon im Frühjahr 1876 nach geschehener Berathung und Prüfung die betreffenden Truppen in den Stand gesezt , ihre Ausbildung den erfolgten neuen Vorschriften entsprechend zu be treiben und die Schießübung darnach abzuhalten. Hier mögen nun zunächst Mittheilungen über die Organiſation des Dienstes in den Küstenbatterien folgen und zugleich derjenigen Verhältnisse ge dacht werden , welche Anlaß zu den verschiedenen Special - Vorschriften gegeben haben. Die Eigenthümlichkeit der Aufgabe der Küstenbatterien , nämlich meist widerstandsfähige, das Gesichtsfeld derselben in äußerst kurzer Zeitdauer paſſtrende Ziele - (Panzerschiffe) - zu beschießen, bedingt von dem das Feuer leitenden Commandeur schnellen Entschluß und klares Verständniß für die den Umſtänden entsprechend zu ergreifenden Maßnahmen und sodann vor Allem gründliche Kenntnisse und praktische Sicherheit im Gebrauch der Waffe, um die Ausführung des Entschluffes auch schnell ermöglichen zu können. Schon diese Bedingungen laffen es nothwendig erscheinen , daß die Feuerleitung einem mit den erforder lichen geistigen Eigenschaften begabten , womöglich älteren Offizier anvertraut werde. Da trop der Vorzüglichkeit des Materials die Trefffähigkeit der Geschüße gegen sich schnell bewegende Ziele noch immer keine gesicherte iſt und oft auch die Wirkung eines Geschoffes eine nicht zureichende sein wird , ſo gilt hier mehr noch als in der Landartillerie der alte Grundsatz: „ein Geschütz kein Geschütz“ , ja es würde sogar , wo es sich darum handelt, nach ein und demselben Ziel mehrere Feuerschlünde wirken zu lassen , die möglichst größte Anzahl die beste sein , wenn nicht die nothwendige Uebersichtlichkeit und auch noch technische Gründe hier sehr bald eine Grenze innezuhalten geböten. Aus diesem Umstande hat sich die Regel ergeben, daß mindestens zwei, höchstens acht Küstengeschütze unter ein Commando zu stellen sind. Es liegt nahe , daß es für den Commandeur einer Batterie von mehreren Geſchüßen zur Unmöglich keit wird , über Einzelheiten in der vorschriftsmäßigen Bedienung der Geschütze oder über die Ausführung seiner Anordnungen zu wachen und müssen daher zur Erfüllung dieser Aufgaben Unter-Commandeure (Zugführer) über eine leicht übersehbare Anzahl (also zwei) - Geschütze bestimmt werden. Für die ge
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sicherte Aufstellung dieser Offiziere sind Beobachtungsstände an geeigneten Punkten der Batterien permanent hergerichtet worden , von denen aus sowohl die sämmtlichen unterstellten Geschützbedienungen , als auch das von den Ge schüßen zu bestreichende Gesichtsfeld übersehen werden können. Um ein möglichst flares Bild von dem Ineinandergreifen der verschiedenen Dienſtfunctionen in einer Küstenbatterie entwerfen zu können , empfiehlt sich vielleicht eine kurze Schilderung der Feuerthätigkeit in derselben. Sobald der Commandeur durch die betreffende Station des Entfernungs meſſers die Mittheilung, betreffend die Entfernung des Ziels von der Batterie, erhalten hat, giebt er mit Berücksichtigung derselben das Commando zum Laden, worauf die Zugführer mit Hülfe der Schußtafeln den Geschützbedienungen die entsprechenden Elevationen zurufen. Gleichzeitig werden durch einen besonders abgetheilten Avancirten mittelst der Visir - Vorrichtungen eines Geschützes oder auch mittelst eines speciell für diesen Zweck aufgestellten Visir-Apparates in der Nähe des Commandeurstandes Messungen der Fahrgeschwindigkeit des Zieles vorgenommen und aus den Ergebnissen derselben das Maß ermittelt, um welches die Geschüße vor das Ziel zu richten haben , damit die durch die Flugzeit des Geschosses bewirkte Verzögerung wieder aufgehoben werde. Während die Ge schützbedienungen laden , nehmen die Geschützführer eine derartige Seiten verschiebung des Visirs , daß die Flugbahnen der Geschosse um das ermittelte Maß seitwärts verlegt werden. Das Eleviren der Geschüßröhre wird nunmehr ebenfalls durch die Bedienung mit Hülfe eines an der Seite der Laffete ange brachten Gradmessers bewirkt. So vorbereitet wird die Richtung nach dem sich bewegenden Ziel genommen und unter fortgesetter Drehung des Geschützes das feststehende Pivot dauernd beibehalten. Es wird hier bemerkt , daß zur Be schleunigung der zu nehmenden Richtung ein Aufsatz versucht wurde , deffen Visireinrichtung aus zwei straffgespannten 5 mm. von einander entfernten Drähten besteht, zwischen welchen hindurch über die Spitze des Korns nach dem Ziel gerichtet werden soll. Es bietet dieser Aufsatz gegenüber dem bekannten mit dreieckigem Visir - Ausschnitt den Vortheil , daß ein Nehmen der Seiten richtung stattfinden kann , ohne vorheriges der Elevation entsprechend genaues Einstellen des Aufsatzes , was beim Richten nach sich bewegenden Zielen zu großen Zeitaufwand beanspruchen würde. Da während aller dieser genannten Verrichtungen sich das Ziel weiter be wegt und sich somit auch die Entfernung desselben von der Batterie fortgeſeht ändern kann, wird leicht möglich vor dem Abfeuern von Neuem eine Elevations veränderung erforderlich werden. Demzufolge ist die Anordnung getroffen, daß in bestimmten Zeiträumen, je nachdem es die Gewandtheit der Bedienung ge ſtattet , etwa von Minute zu Minute oder von 30 zu 30 Secunden , die Er gebnisse der fortgesetzten Messungen der Entfernungsmesser an den Commandeur mitgetheilt werden , so daß dieser durch erneute Commandos die Aenderung der Elevation veranlassen kann. Es könnte aber auch der Commandeur bereits bei Abgabe des ersten Commandos die ihm mitgetheilte Entfernung um das Maß, um welches sich dieselbe seiner Beurtheilung nach während der Ausübung der Bedienung verändern muß, verkürzen oder verlängern. Diese Beurtheilung be ansprucht aber nautische Kenntnisse und Erfahrungen , wie sich solche der Offizier der Artillerie wohl nur ganz ausnahmsweise anzueignen im Stande sein wird, und müßte daher dem Commandeur im Ernstfalle ein sachverständiger Seeman als Berather beigegeben werden. Diese Auskunft hat aber , wie leicht ersichtlich , ſeine Unzuträglichkeiten im Gefolge und werden somit künftig wohl
Küsten-Artillerie.
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die erwähnten beiden Arten des Verfahrens in nachstehender Weise vereint zur Anwendung gelangen. Auf der Platte des Entfernungsmessers läßt sich die Bahn des Zieles mit Leichtigkeit firiren und daraus , wenn die Fahrt nicht eine ganz unregelmäßige ist , das Maß ermitteln , um welches in bestimmten Zeit räumen die Entfernung sich verändert. Diese am Meß-Apparat vorgenommenen Ermittlungen werden dem Commandeur mitgetheilt, welcher dieselben analog wie dies eben beschrieben, verwendet. Neuerdings werden bei den Truppen der Küsten-Artillerie Uebungen von Offizieren und Ävancirten vorgenommen, welche die Ausbildung derselben im Intereffe dieses Verfahrens zum Zweck haben. Das Abfeuern der einzelnen Geschütze hat auf ein Avertissement des Com mandeurs durch den Geſchüßführer selbstständig zu geschehen , da der Moment, in welchem die Visirlinie das Ziel schneidet, von diesem allein beurtheilt werden kann. Die durch neuere Versuche gewonnene Ueberzeugung , daß das gleich zeitige Aufschlagen mehrerer Geſchofſe auf möglichst denselben Punkt einer Schiffs - Panzerung auf diese eine Wirkung hervorzurufen vermag , wie eine solche durch einzelne Schüsse selbst der größten bis jetzt vorhandenen Kaliber nicht zu erreichen ist , hat die Wichtigkeit des Salvenfeuers vermehrt erkennen laſſen, um so mehr, als durch dasselbe der Werth der in verschiedenen Küsten - Batterien aufgestellten Geschüße geringeren Kalibers im hohen Grade gesteigert wird. Das Verfahren bei Abgabe des Salvenfeuers beansprucht aber einen so hohen Grad von Geschicklichkeit der Bedienung und speciell des Geschützführers , daß die hierfür erforderliche Uebung bis jetzt noch einen für die praktische Anwendung desselben erschwerenden Umstand bildet. Das während der Schießübungen zur Anwendung gelangte Verfahren ist nämlich im Allgemeinen folgendes : Die Geschüße werden sämmtlich auf Commando geladen, worauf die Geschützführer das Ziel durch unausgesetztes Anvisiren verfolgen und sich dabei jeden Augenblick bereit halten, auf das ebenfalls vom Batterie-Commandeur abgegebene Commando : „Feuer! " die Geschütze zu ent laden. Ein genau gleichzeitiges Abfeuern , wie es zur Herbeiführung der beab fichtigten Wirkung nothwendig ist, bietet nun seine Schwierigkeiten ; denn selbst bei dem aufmerkſamſten , das Auge im hohen Grade anstrengenden Verfolgen des Zieles treten Momente ein , in denen dasselbe aus der Viſirlinie entweicht. Erfolgt nun gerade in einem solchen Moment das Commando zum Feuern, so ergiebt sich entweder ein ganz nußloser Nichttreffer oder eine Verspätung_des Schusses und gleichzeitige Verminderung der beabsichtigten Wirkung. Das Vorhandensein dieser Schwierigkeit hat sich bei den stattgehabten Versuchen durchaus bestätigt und ist daher auch die Frage aufgestellt worden , wie unab hängig von der schwer erfüllbaren Aufgabe der Geschützführer ein gleichzeitiges Abfeuern mehrerer nach einem Zielpunkt gerichteter Geschütze leichter ausführbar gemacht werden könne. Es lag nahe , die Beantwortung dieser Frage bei der Marine einzuholen , bei welcher in den letzten Jahren ebenfalls ein vermehrtes Gewicht auf das Salvenfeuer oder , wie es hier heißt , „Breitſeitenfeuer“ gelegt wird und man demzufolge auch bestrebt gewesen , die hier wie in den Küsten Batterien vorhandenen Schwierigkeiten zu beseitigen. Als ein hierzu geeignetes Mittel hat sich nach wiederholten Versuchen und Uebungen das sogenannte „Concentriren der Geschütze" als anwendbar empfohlen. Es handelt sich nämlich darum , das Richten nur an einer Stelle vorzunehmen und sämmtliche Geschütze um ihre Pivots derart zu drehen , daß ihre Visirlinien den an der einen Stelle anvisirten Zielpunkt durchschneiden. Man erreicht dies, indem man für die Entfernungen , auf welche man ein concentrisches Feuer abgeben will,
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vorher die verschiedenen Winkel berechnet , welche die Visirlinien der einzelnen Breitſeiten-Geschütze mit der Frontlinie bilden. Wird nun das Geſchütz ſeinem errechneten Winkel gemäß durch Drehung um sein Pivot aufgestellt , so hat man nur an einer Stelle darauf zu achten , wann das Ziel die Viſirlinie auf der betreffenden Stelle durchschneidet und in dieſem Augenblick die Entladung sämmtlicher Geschütze zu veranlassen. Da dieses Verfahren sich höchst com plicirt gestalten würde , wollte man dasselbe auf alle oder nur auf mehrere Entfernungen anwenden , so hat man sich in der Marine mit der Berechnung für nur zwei Entfernungen begnügt. Das Visiren an der einen Stelle ge schieht nicht über die Vistreinrichtung eines Geschüßes , sondern über eine für diesen speciellen Zweck construirte einfache Dioptervorrichtung , dem „ Con -― centrations -Director" . Das gleichzeitige Abfeuern der Geschütze kann hierbei, durch nichts behindert, auf einen Pfiff oder auf ein kurzes Commando erfolgen. Neuerdings werden sogar bei der Marine Versuche angestellt , welche bezwecken, die Entzündung der Geschüßladungen mittelst Elektricität zu bewirken und scheint es , daß dieses naheliegende Mittel zur Lösung dieser nothwendigen Forderung von dem erwarteten Erfolg gekrönt werden wird. Diese etwas weitläufige Abschweifung auf ein fremdes Gebiet deutet in einfachſter Weise das Verfahren an , mittelst deſſen - freilich nur nach be stimmten Punkten , als Hafeneinfahrten oder andern von feindlichen Schiffen nothwendig zu passirenden Stellen - ein äußerst wirksames Salvenfeuer vor bereitet und abgegeben werden kann. Noch hat freilich diese Uebertragung der Uebungen der Marine auf die Küsten-Artillerie nicht stattgefunden, wohl aber finden sich bereits an den Küsten - Geschüßen Vorrichtungen angebracht,- welche die Ausführung dieser Uebungen ermöglichen. Gleichzeitig mit der Anbringung des Gradmessers an den Laffeten wurde nämlich an dem hinteren unteren Theile derselben (dem Querblech des Windegehäuses) eine sogenannte Seiten scala befestigt , mittelst welcher und auf der Bettung eingelassener Marken mau das Geschütz , ohne über Visir und Korn zu richten, für bestimmte Richtungen einstellen kann. Wenngleich diese Vorrichtung anfänglich vielleicht nur zu ähnlichen Zwecken bestimmt war, wie die Richter'ſche Richtſcala der Belagerungs und Festungs - Artillerie , so läßt doch der Umstand , daß Vorschriften über den Gebrauch derselben bisher noch nicht ausgegeben worden sind , darauf schließen, daß die Absicht einer erweiterten Verwendung der Seitenscala die Ausgabe von Vorschriften vorläufig noch verhinderte. Wie nach dem hier Ausgeführten die Umwandlung der betreffenden Truppentheile der Fuß - Artillerie in eine den Forderungen der Neuzeit ent sprechend ausgebildete Küsten - Artillerie mit mächtigen Schritten vorwärts ge führt wird, so geschieht dies auch mit der Regelung aller personellen und materiellen Verhältnisse , um den Dienstbetrieb in den Küsten-Batterien mög lichst dem Ernstfalle anpassen zu können . Es sind über die Besaßungsstärken der Küsten - Batterien genaue Bestimmungen erlassen worden und kann dem zufolge auch bei den Uebungen schon eine zweckentsprechende Vertheilung der Mannschaften an das Geschütz, in die Munitionsräume, sowie zur Handreichung bei Herstellungsarbeiten und schließlich zur Reserve vorgenommen werden. Die in den Uebungs -Batterien vollendeten Umbauten ermöglichen den Gebrauch der hier angebrachten Vorrichtungen zum Aufziehen und Transport der Munition von ihren Aufbewahrungs- nach den Ausgaberäumen , sowie die reglements mäßige Benutzung der Schienengeleise und anderer Vorrichtungen zum Transport schwerer Lasten. - Auch der Ersatz gefechtsunbrauchbar gewordener Küsten
Küsten-Artillerie.
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Geschüße, wie solcher freilich nur während mehrſtündiger Gefechtspauſen denkbar erscheint , hat zufolge der schon im Frieden vorzunehmenden Armirungen der neu erbauten Küsten - Befestigungen gründlich geübt werden können. Noch sind die Versuche betreffend die Herstellung praktischer und nicht allzu kostbarer Hebewerke für schwere Lasten nicht abgeschlossen und hat daher das Heben und Niederlassen der schweren Laffeten und Röhre in der nunmehr reglements mäßigen Weise durch Auf- und Abbauen von starken Kreuzholzgerüsten geschehen. müſſen und sich dabei herausgestellt , daß dieses lettere Verfahren , wenn auch zeitraubender als das mit Hebewerken, so doch bei erlangter Gewandtheit sicherer und ganz unvergleichlich billiger zu bewerkstelligen iſt. Veränderungen oder Verbesserungen des Materials der Küsten - Artillerie, insoweit diese Bezug auf die Ausbildung der Truppen haben können , sind hier nicht anzuführen. Nur von einem in diesem Bericht schon wiederholentlich berührten Gegenstande soll, wegen der Wichtigkeit desselben in Bezug auf die nachfolgende Besprechung des Schießens aus Küsten - Geschützen nach sich be wegenden Zielen, hier eine kurze Schilderung folgen ; es ist dies der elektrische Entfernungsmesser. Durch die Artillerie - Prüfungs - Commission sind der Küsten-Artillerie vor läufig zwei derartige Instrumente , sowohl zur Uebung an denselben als auch zur Prüfung ihres praktischen Werthes übergeben worden. Für die Con struction des einen dieser beiden in einigen wesentlichen Theilen von einander verschiedenen Instrumente hat der Admiralitätsrath Gurlt die Idee angegeben; dasselbe ist im Bereich des Ostpreußischen Fuß-Artillerie-Regiments Nr. 1 auf gestellt worden. Das andere, in der Fabrik von Siemens u. Halske und nach Angaben des Ingenieur Siemens gefertigt , wurde dem Pommerschen Fuß Artillerie - Regiment Nr. 2 übergeben. Die beiden Instrumenten gemeinsame Einrichtung der Entfernungsmesser besteht kurz in Folgendem: In einem End punkt einer mindestens 2000 Meter langen, genau gemessenen Standlinie wird, geschützt durch einen Ueberbau , eine Meßtischplatte von ca. 1 Meter Länge und Breite aufgestellt , auf welcher die Standlinie in einem passenden Maß stabe, der Lage des Terrains und des Strandes entsprechend , eingezeichnet wird. Ueber jedem Endpunkt dieser eingezeichneten Linie ist drehbar um den selben ein Lineal angebracht , von denen das eine mit Fernglas und Diopter, das andere mit einem Entfernungsmaßstab versehen ist. Die Meßtischplatte wird in große und kleine durch leicht verständliche Bezeichnungen kennbar ge machte Quadrate getheilt und ferner sind auf derselben, und zwar um die Centren der drehbaren Lineale, Gradbogen mit feiner Eintheilung angebracht. — Ueber dem anderen Endpunkt der Standlinien befindet sich , ebenfalls unter Bedachung, ein dem geschilderten gleiches Fernglas und Diopter , welches wie jenes um einen dem obigen genau parallel gelegten und gleichen Gradbogen sich bewegen läßt. Richtet man nun auf beiden Endstationen die Diopter nach einem und demselben Zielpunkt und stellt in der erſterwähnten Station (der Hauptstation) über den Meßtisch das Lineal mit dem Maßstab genau auf den Theilstrich des Gradbogens , auf welchen auf der anderen Station (der Nebenstation) das Diopter zeigt , so schneiden sich die beiden Lineale in einem Punkt , welcher mit Hülfe der Quadrate genau die Stelle bezeichnet, in welcher sich der Zielpunkt im Moment der geschilderten Operation befand. - Da die Lage jeder Küsten-Batterie zur Standlinie bekannt ist, läßt sich aus der Angabe des Quadrats auch sofort die Entfernung des Zielpunktes von jeder Batterie direct feststellen . Zur Verbindung beider Stationen ist eine elektrische Lei
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tung hergestellt , mittelst welcher beim Gurlt'schen Instrument der auf der Nebenstation sich ergebende Theilstrich des Gradbogens nach der Hauptstation zur Einstellung des Lineals daselbst telegraphisch mitgetheilt wird , während bei dem Siemens schen Instrument durch die Drehung des Diopters der Neben station das Lineal der Hauptstation parallel mitbewegt wird. Es geschieht dies lettere , indem die Drehung des Diopters einen mit demſelben in Ver bindung stehenden Inductions - Apparat in Wirksamkeit und dadurch auf der Hauptstation einen Mechanismus zur Drehung des Lineals in Bewegung setzt. Es tritt somit bei dem Gurlt'schen Meß-Instrument zufolge der telegraphiſchen Mittheilung ein für die Feuerthätigkeit der Batterie nachtheiliger Zeitverlust ein , während der Siemens'sche in jedem Augenblick die Stelle, wo sich der Zielpunkt befindet , genau erkennen läßt. Dafür besitzt aber der Erstere den sehr werthvollen Vorzug der größeren Zuverlässigkeit und Sicherheit , welche dringend nothwendigen Eigenschaften dem äußerst sensiblen und complicirt construirten Letteren nicht in annähernd gleichem Maße zuerkannt werden können . Wie bereits erwähnt , befindet sich in jeder Küsten-Batterie eine gegen Schüsse gesicherte Station , nach welcher elektrische Leitungen in bestimmten Zeiträumen telegraphische Mittheilungen von dem den Ort des Zielpunkts be zeichnenden Quadrat überführen , und von welcher alsdann der Batterie Commandeur die aus obigen Mittheilungen berechneten Entfernungs - Angaben empfängt. Bisher geschah dies Lettere durch Zuruf oder optische Zeichen , doch ist für die Folge die Einrichtung von Sprachrohrverbindungen zwiſchen den Beobachtungsständen des Commandeurs und der Station nach Art der auf ――――― Dampfschiffen üblichen in Aussicht genommen . Da mittelst elektriſcher Drahtleitungen mehrere Batterien einer Küsten-Befestigung mit einander in Verbindung gebracht werden können , so läßt sich auch der Befehl eines Com mandeurs auf mehrere ein und dasselbe Ziel beschießende Batterien ausdehnen, was für das gegenseitige Secundiren sowie besonders für das oben geſchilderte Salvenfeuer von höchster Wichtigkeit werden kann. Wie bereits im vorjährigen Bericht dargelegt worden, hatte sich die Noth wendigkeit der hier geschilderten Meß - Instrumente für das Schießen nach ſich bewegenden Zielen herausgestellt und durfte daher auch bei der Aufstellung von Regeln für dieses Schießen auf das Vorhandensein derartiger Instrumente ge rechnet werden. Was nun insbesondere die Lösung dieser zweiten wichtigen Aufgabe der Küsten - Artillerie anbetrifft , so hat dieselbe , obwohl mit dem der Wichtigkeit der Sache entsprechenden Ernst in der That Alles geschehen ist , was nur irgend geschehen konnte, doch noch nicht einen gleich zufriedenstellenden Abschluß Schon als gefunden, wie die Lösung der oben besprochenen ersten Aufgabe. n t che ich ng pro ber de wur , daß während des ausges die Hoffnu im letzten Jahres nunmehr vollendeten Jahres brauchbare , auf praktische Erfahrung und theoretische Berechnung gegründete Schießregeln festgestellt werden möchten , waren zur Ab hülfe dieses Bedürfnisses verschiedene Einleitungen getroffen worden . Zuvörderft trat die oben erwähnte Commission von Offizieren zusammen , sodann hatte die General - Inspection der Artillerie für die Offiziere dieser Waffe unter Anderem die Frage : wie das Schießen aus Küsten -Geschützen geschehen solle, als Preis aufgabe gestellt . - Als Resultat der Berathungen und Vorschläge jener Com miſſionen erfolgten im Frühjahr 1876 bestimmte Regeln , welche , im Allgemeinen höheren Orts anerkannt , den Truppen behufs eingehender praktischer Prüfung
Küsten-Artillerie.
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Die Preis während der nachfolgenden Schießübungen übergeben wurden. aufgabe ist ebenfalls mehrfach zum Gegenstand der Bearbeitung gewählt worden, doch sind bis jetzt noch keine Resultate derselben zur allgemeinen Kenntniß gelangt. Auch in militairischen Zeitschriften des In- und Auslandes ist über diesen Gegenstand vielfach discutirt worden , sowie derselbe häufig das Thema zu Winterarbeiten und Vorträgen in Offizierkreisen der Küsten-Artillerie bildete. Ueberall wird die große Wichtigkeit desselben, aber auch die Schwierig keit einer vollkommen befriedigenden Lösung anerkannt , ja es tritt fogar, und zwar nicht nur vereinzelt , die entschieden ausgesprochene, nicht sehr tröstliche Ansicht auf, daß ein auf Beobachtung und systematisches Corrigiren gegründetes Einschießen nach beweglichen Zielen überhaupt nicht möglich und demzufolge kein anderes Mittel zur Erreichung guter Treffer anwendbar ſei , als unaus gejezte - bis zu der Sicherheit des nach dem fliehenden Wilde schießenden d Jägers führende - Uebung. Wie dem auch sei , so ist hier nicht der Ort, zu unterſuchen , wie weit dieſe peſſimiſtiſche , das Unausführbare verlangende nsicht eine berechtigte ist , wohl aber muß den wichtigsten Versuchen und Vorschlägen in Betreff aufgestellter Schießregeln hier ein Plaß eingeräumt werden. Bei dem während der Schießübungen versuchten Verfahren wurde von der Annahme ausgegangen , daß zufolge der vorzüglichen Trefffähigkeit der Küsten - Geschüße bei genauer Kenntniß der Entfernungen auch günstige Treff reſultate erlangt werden müßten und daß Abweichungen und Streuungen der Geschosse nur in Folge von Ungenauigkeiten bei der Bedienung und in dem Gebrauch der Meß - Instrumente oder in Folge anderweitiger Versehen erzeugt würden. Es werden somit die Tageseinflüsse, d. h . die Einflüsse der Temperatur Unterschiede , der Dichtigkeit und Bewegung der Luft auf die Flugbahnen der verhältnißmäßig sehr großen Geschosse nur äußerst gering in Anrechnung ge bracht. Das hierauf sich gründende Verfahren war folgendes : Durch die Meß - Instrumente wird die Entfernung festgestellt und mit der dieser entsprechenden Elevation der erste Schuß abgegeben. Nur wenn der Augenschein lehrt oder wiederholte Messungen nachweisen , daß sich das Ziel dem Geschützſtande schnell nähert oder sich von demselben entfernt , wird die Elevation für eine um 50 bis 100 Meter geringere resp. größere Entfernung statt für die gemessene genommen . Beobachtet man nun Treffer, so unterliegt das weitere Verfahren keinem Zweifel ; beobachtet man Nichttreffer , so sett man das begonnene Schießen durch eine Anzahl ( 3–4) unter analogen Um ständen abgegebener Schüsse fort und bildet sich aus den ferneren Beobachtungen derselben ein Urtheil , ob die Elevationen für zu große oder zu kleine Ent fernungen gewählt worden. Obigen Annahmen entsprechend darf die Elevation nur ganz unbedeutend verändert , d. h. verringert oder vermehrt werden. Es erfolgen jetzt mit der veränderten Elevation wieder eine Anzahl Schüſſe und wird dies Verfahren so oft wiederholt , bis sich in einer Gruppe von Schüſſen endlich Treffer nachweisen lassen. Dürfen die oben angeführten Annahmen als unantastbar gelten , so ist kein Zweifel , daß nur wenige Wiederholungen dieſes Gruppenschießens statthaben und somit auch gegen die praktische Verwendbarkeit dieses sehr einfachen Verfahrens kaum Einwendungen zu erheben sein werden. Ersteres wird aber von verschiedenen Seiten ernstlich bestritten , und in der That haben auch die nicht durchweg befriedigenden Treff- Erfolge während der Schießübungen die Lebensfähigkeit dieses Verfahrens noch keineswegs festgestellt ; • freilich wurde die Abgabe eines maßgebenden Urtheils noch sehr erschwert, da
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Militairische Jahresberichte für 1876.
die Aufstellung der beschriebenen genau functionirenden Entfernungsmeſſer erſt nach den Schießübungen vollendet wurde und während derselben nur proviso rische, meist ziemlich primitiv hergestellte in Thätigkeit waren. Häufig wiederkehrend trat in Vorschlägen für neue Schießverfahren die Neigung auf, das Schießen gegen sich bewegende Ziele möglichst den Regeln für das Schießen gegen feststehende Ziele anzupaſſen, d. h . man will auch hier das Ziel von den Flugbahnen auf einander folgender ― zu kurzer und zu weiter ― Schüffe immer enger einschließen , bis diese , möglichst nahe sich be rührend, das Ziel endlich durch eine größtmögliche Trefferzahl gefährden. Dieses bisher nur theoretisch aufgestellte Verfahren wird sich , wenn schnell und sicher functionirende Entfernungsmesser in Gebrauch sind und die Fahrgeschwindigkeit wie die Bewegung der Ziele eine gleichmäßige bleibt, wohl auch für die Praxis empfehlen lassen ; der geringste Fehler aber bei den Messungen, oder mehr noch jede Unregelmäßigkeit bei der Fahrt des Ziels , wirft den ganzen kunstvollen Aufbau der theoretischen Berechnungen über den Haufen. Es ist bei Erwähnung all' dieser Versuche und Vorschläge hier noch der leicht mögliche Fall einer Zerstörung des Entfernungsmeſſers und die daraus folgende Nothwendigkeit , auch auf unbekannte , nicht gemessene Entfernungen schießen zu können , außer Acht gelassen worden. Die Unentbehrlichkeit eines Verfahrens für diesen Zweck ist selbstverständlich erkannt worden und hat man demzufolge ein Gabelverfahren , ähnlich dem , welches gegen sich bewegende Ziele in der Feld-Artillerie mit Erfolg angewendet wird, vorgeschlagen und auch ver sucht. Das Verfahren hat sich als „Nothbehelf“ im Ganzen zweckmäßig er wiesen , jedoch ist dasselbe mit einem die Ausrüstung der Küsten - Batterien schwer gefährdenden Munitionsverbrauch verbunden , so daß auch hier das Be streben , eine vorhandene Lücke auszufüllen , noch zu keinem glücklichen Ziele gelangt ist. Wir sehen somit , daß eine in der Land-Artillerie so trefflich gelöste Frage in der Küsten - Artillerie noch immer einer vollbefriedigenden Antwort entgegen sieht ; daß eine solche aber der Zukunft noch abgewonnen werden wird , dafür bürgt der unverkennbare Eifer, mit welchem dieses Ziel von allen Betheiligten verfolgt wird ; auch würde man Unrecht begehen , wollte man aus der noch nicht günstigen Beurtheilung der Schießkunft der Küsten-Artillerie der Empfin dung Raum geben , es könne der artilleristische Schutz der Küsten noch keine volle , keine genügende Sicherheit gewähren ; denn wenn auch die Schießregeln der Küsten - Artillerie noch keinen Vergleich mit denen der Land- Artillerie aus halten, so haben doch die noch immer stattgehabten Trefferfolge während der Schießübungen die Ueberlegenheit der Schießkunst der Küsten - Artillerie über die, welche von den schwankenden Geschützständen ihrer Gegner ausgeübt wird, unzweifelhaft dargethan, und dieſe Ueberlegenheit - das vergesse man nicht ist die maßgebende . Gleichzeitig mit den Bestrebungen , den Gebrauch des einzelnen Geſchüßes ſeinem Zweck gemäß bestmöglichst festzustellen , begannen sich auch die Anſichten über die Verwendung der Batterien im Gefecht mit feindlichen Schiffen zu entwickeln und zu klären. Noch sind zwar auch über dieſen Gegenſtand officielle Stimmen nicht laut geworden und kann dies wohl auch erst geschehen , wenn die für den Angriff von Küsten-Befestigungen bestimmte Flotte, den augenblick lichen Verhältnissen Rechnung tragend , sich für ein bestimmtes , allgemein giltiges Verfahren hierbei entschieden hat. Aber soweit die in Bezug auf dieſe Angelegenheit stattgehabten Flotten-Uebungen den Öffizieren der Küsten-Artillerie
Küsten-Artillerie.
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bekannt geworden sind , hat man sich in den Kreisen derselben über bestimmte allgemeine Grundsätze schlüssig gemacht , nach welchen einem Angriff von der See aus zu begegnen sei , und erscheint es wohl gerechtfertigt , über diese hier einige Andeutungen beizufügen. Je nach den strategischen Zwecken des Angreifers einer Küsten -Festung wird derselbe die Einfahrt in den vertheidigten Hafen oder die Landung von zur Einnahme der Festungswerke von der Landſeite her mitgeführten Truppen zu bewerkstelligen suchen. Während die erstgenannte Absicht nur Gelingen ver spricht, nachdem sowohl die fernwirkenden Streitmittel der Küsten- Befestigungen lahm gelegt , als auch die die Einfahrt sperrenden , in der Neuzeit zuweilen recht gefährlichen Hindernisse beseitigt worden sind , genügt das Vorhandensein von Küsten-Geschützen oft schon , um die Ausführung der letztgenannten Absicht in sicherer Entfernung von den Befestigungswerken zu versuchen. - Die Ein leitung der Ausführung beider Absichten wird ſonach zur Schwächung der Streit mittel des Vertheidigers durch ein Bombardement aus größerer Entfernung zu Dieses ist von den Küsten-Batterien aus , sobald die Ent geschehen pflegen. fernung der feindlichen Schiffe von denselben eine Wirkung der Geschütze in Aussicht stellt , zu beantworten und zwar in der Weise , wie dies von Seiten der Festungs-Artillerie den Bombardements -Batterien der Belagerungs -Artillerie gegenüber zu geschehen hat. Da auf allzu große Entfernungen die Schiffs = Geschütze keine entscheidende Wirkung herbeizuführen im Stande sein werden, ſo wird , sobald dies statthaft , ein staffelweises Vorrücken der angreifenden Flotte gegen die Küsten- Batterien stattfinden; nun aber kann auch der neuen Stellung des Angreifers wirksamer als vorher entgegengetreten werden. Während gegen die erste Aufstellung der angreifenden Kriegsschiffe wohl nur die im gekrümmten Bogen geschleuderte Langgranate durch das Verdeck Zer störung zu bringen sucht oder höchstens noch das Shrapnel die Mannſchaften in der Takelage, auf dem Verdeck oder hinter Luken und Pforten bedroht, wird jezt gegen die Panzer der näher gerückten Schiffskörper die Hartgußgranate zur Geltung gebracht werden können. Ist es nach Ueberwindung des Widerstandes der Küsten - Batterien die Absicht der angreifenden Schiffe, in den Hafen einzulaufen, so müssen unbedingt vor einem Versuch , diese Absicht auszuführen , die vorhandenen Hafensperren (Torpedos, Seeminen u. s. w.) beseitigt oder unschädlich gemacht werden. Wie dies nun auch geschehen mag , jedenfalls erhalten zur Verhinderung dieser nur zur Nachtzeit möglichen Arbeit des Angreifers weiter rückwärts aufgestellte, bisher am Kampf unbetheiligt gebliebene Geschütze die Aufgabe , vornehmlich mit Shrapnelfeuer einzugreifen. Gelingt dem Angreifer das Freimachen der Einfahrt, so wird das Vorhanden- oder Nichtvorhandensein noch kampf fähiger Geschüße des Vertheidigers , welche den einlaufenden Angreifer aus nächster Nähe kräftig beschießen können , die endliche Entscheidung herbei führen . Zur Verhinderung einer Landung wird die Küsten-Artillerie nicht anders als bereits erwähnt thätig eingreifen können ; jedoch wird, sobald die gelandeten Truppen zum Angriff auf die Festungswerke vorgehen , das Feuer der Schiffs = Geschüße sich gegen die den Landangriff gefährdenden Festungs - Geschütze wenden , so daß nun den noch kampffähigen Küsten-Geschützen die Aufgabe zu= fällt, die feindliche Flotte so weit als möglich vom Strande fern zu halten, um hierdurch die Treffwirkung der Schiffs - Geschüße auf die Landbefeſtigung und die artilleristische Ärmirung derselben noch mehr abzuschwächen. ▬ ▬ ▬ ▬ ▬ ▬ ▬
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Wir sind hier am Schluß der Mittheilungen über die Erfolge der so regen Thätigkeit der Küsten - Artillerie im verflossenen Jahre angelangt und bleibt nur noch zu berichten , wie sich deutlichen Anzeichen nach eine wichtige Organisations - Veränderung in Bezug auf die See - Artillerie - Abtheilung vor bereitet. Von den vielfachen Uebelſtänden , welche die Nichtbewilligung einer noth wendigen Vermehrung der See - Artillerie zur Folge hatte , verbessert sich der einſt bedrohlichste , nämlich der Mangel einer genügenden Anzahl ausgebildeter Bedienungsmannschaften für die aufzustellenden Küsten - Geſchüße , mit jedem Jahre , so daß vielleicht jetzt schon die Frage Berechtigung gewinnt , ob bei einem Vorhandensein von 20 Compagnien Küsten - Artillerie das Fortbestehen der nur 3 Compagnien starken See - Artillerie - Abtheilung dem bisher vor handenen Bedürfniß noch fernerhin entspricht , oder ob nicht durch eine ander weitige Verwendung der für dieselben vorhandenen personellen und materiellen Mittel ein größerer Nutzen geschaffen werden könne. Es hatte sich schon seit einigen Jahren zufolge der Vergrößerung der Flotte herausgestellt , daß der Friedens-Etat an Matrojen zur Beſaßung der in Dienſt zu stellenden Uebungs Kriegsfahrzeuge nicht ausreichte und wurde dieser Mangel besonders fühlbar, als im Sommer v. J. die schleunige Ausrüstung eines Geschwaders zur Ent sendung in die Türkischen Gewäſſer vor sich gehen sollte. Eine Vermehrung des Friedens - Etats an Matrosen konnte vorläufig nicht in Aussicht gestellt werden , wohl aber konnte dem nothwendigsten Bedürfniß abgeholfen werden, wenn die der Admiralität bereits unterstellten Mannschaften der See - Artillerie durch eine Aenderung in ihrer dienstlichen Ausbildung und Bestimmung geeignet gemacht würden , als Erſatz für mangelnde Schiffsbesaßung verwendet zu werden. ― Nach welchen Grundsäßen und bis zu welchem Grade eine Um wandlung der bisher nur zum Dienst auf dem Lande beſtimmten Truppe ſtatt haben soll , darüber kann vorläufig eine Auskunft nicht ertheilt werden; daß aber außer der artilleristischen Ausbildung noch eine solche im Interesse des see männischen Dienstes beabsichtigt wird , läßt sich unschwer aus der vermehrten Einberufung von Seeleuten als Rekruten , sowie besonders aus dem Umſtande entnehmen , daß die Commandeurstelle sowie fast sämmtliche Offizierſtellen der See-Artillerie - Abtheilung durch Marine-Offiziere besetzt worden sind. - Daß für die Beschleunigung dieser Veränderung auch noch andere Verhältniſſe mit gewirkt haben mögen , ist wohl anzunehmen ; ――― unter Anderem ist jedenfalls die Abhängigkeit der Admiralität von der General - Inspection der Artillerie, von welch' Letzterer allein die Besetzung der Offizierstellen der See - Artillerie ausging , störend empfunden worden , um so mehr , als die nicht immer leicht zu vereinbarende Verschiedenheit der Anschauungsweise der Land - Offiziere auf der einen und der Marine - Offiziere auf der andern Seite einem gemeinsamen dienstlichen Wirken nicht immer förderlich war. In wie weit die Jahresberichte für 1877 noch die See-Artillerie-Abtheilung als zur Küsten-Artillerie gehörig erwähnen werden , muß einstweilen dahin gestellt bleiben; soviel aber ist gewiß , daß aus dem dreijährigen erfolgreichen Wirken eines Theiles der Fuß - Artillerie im Dienst der Küsten - Artillerie die Zuversicht gewonnen werden kann , dieselbe werde das Vertrauen , diesen Dienst fernerhin allein versehen zu dürfen, jederzeit rechtfertigen. H.
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Handfeuerwaffen.
Bericht über die Handfeuerwaffen.
1876.
Deutschland. Für die Ausrüstung der gesammten Deutschen Landwehr, der Erjaßtruppen und für die im Falle einer Mobilmachung zu errichtenden Reserve-Formationen find die erforderlichen Reservebestände an Infanterie - Gewehren M/71 in den Depots vorhanden. Die Deutsche Marine ist nunmehr ebenfalls mit dem Infanterie- Gewehr M/71 ohne Seitengewehr ausgerüstet. Die in der Tagespresse auch der militairischen laut gewordenen Mängel des M/71 find übertrieben, dürften höchstens auf Mängel des Materials, auf Ungleichmäßigkeiten der Anfertigung 2. zurückzuführen sein , die bei der raschen massenhaften Herstellung der Waffen und Patronenhülsen außer in den Staatsfabriken auch in ausländischen und inländischen Privatfabriken wohl nicht ganz zu umgehen waren, keineswegs aber irgendwie die Kriegsbrauchbarkeit der Waffe auch entfernt nur in Frage stellen. Die bei einzelnen Gewehren vorkommende größere Zahl der Versager ist als Folge zu schwacher , sich ab nüßender Schlagfedern erkannt , welche durch eine Constructionsänderung des Verschlusses : bleibende Verbindung von Schlößchen , Schlagbolzen und Schlag bolzenmutter durch Kuppelung unter Beibehalt der normalen Schlagfeder von 11 Kilo gehoben werden soll. Umfassende Versuche mit diesem M/71 ver besserten Musters haben sehr befriedigt. Nach der militairischen Tagespreſſe soll dieſe Aptirung in den Gewehrfabriken Spandau, Sömmerda x . bereits aus geführt werden. Von geringerer Wichtigkeit ist die Aptirung des messingenen Bischstocks mit einem Ring zur Schonung der Seele. Ende Juni d . J. war die Munitionsausrüstung für die geſammten Deutschen Handfeuerwaffen bewirkt und auch noch ein weiterer Reservebestand von 12 Millionen Patronen M/71 hergestellt. Außer den Mannschaften der Dragoner , Husaren- und Reserve-Cavallerie Regimenter bekommen nunmehr auch sämmtliche Mannschaften der Ulanen-Regi menter den Carabiner M/71 , auch werden die berittenen Mannschaften der Train Bataillene und Administrationen , der Brückentrains und Munitions -Colonnen, jowie die Trainhandwerker , die Reserveführer der Proviant- und Fuhrparks Colonnen, die Mannschaften der Bäckerei- Colonnen und die Krankenträger der Sanitäts-Detachements mit dem Carabiner M/71 ausgerüstet. Bis Mitte 1877 soll der Umtausch der gegenwärtig geführten Carabiner gegen die neue Waffe für alle diese Truppentheile und Verwaltungszweige bewirkt werden. 60,000 Cara biner M/71 sind in der Gewehrfabrik von Werndl in Steyr bestellt. In Bayern ist die Aptirung des Infanterie-Gewehrs Modell 1869 auf die Deutsche Patrone M/1871 für Linie und Landwehr seit September 1876 vollendet ; die Anfertigung von 25,000 Gewehren Modell 1869 neueſten Musters *) (j. Jahresberichte 1875 G. 418) ist im Gange und soll bis Juli 1877 voraussichtlich beendet sein. *) Das aptirte Infanterie- Gewehr M/69 . 3. Auflage mit Nachtrag. Eichstädt, Krüll 22 Militairische Jahresberichte 1876.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Größere Schwierigkeiten hat das Bayerische M/69 nach seiner Aptirung für die Deutsche Patrone M/71 mit der stärkeren Ladung hinsichtlich des prä cijen Auswerfens der Patronenhülsen zu überwinden. Da die Zapfen der Drehachse des Extractors in ihren Zapfenlagern - den beiden immerhin etwas beweglichen Schloßblechen — nicht eine unbedingt stabile Lage und unbedingte Sicherheit gegen Verschieben finden, so ist auch ein normales gleichzeitiges An greifen beider Extractorarme am Patronenende, deſſen Durchmesser bei M/71 um 1 mm. kleiner ist, als bei der Patrone M/69, alſo ein gleichmäßiges Aus ziehen der Patronenhülse ohne Klemmen um so weniger garantirt, als bei fort geseztem Gebrauch die Zapfenlager sich auch noch selbst und überdies nicht gleichmäßig erweitern und somit eine schiefe Lage der Extractor- Drehachſe nicht vermeiden lassen. Der Extractor hatte zuweilen eine , für den um 1 mm. kleineren Patronenboden zu weite Spannung, oder war nicht federhart. Weitere Störungen entstanden durch Klemmungen des Zündstifts und des Verschluß stücks, dessen Achsen sich bei mangelhafter Härtung verbiegen konnten. Diese Schwierigkeiten , die raschere , sichere und billigere Herstellung der Waffen und Munition , der sichere und raschere Ersatz bei Verlusten , endlich hauptsächlich die Einheit der Deutschen Bewaffnung haben die vom Bayerischen Kriegs -Miniſterium nach München berufene Commiſſion zur Berathung der Neubewaffnung unter Vorsitz des nunmehr zurückgetretenen Directors der Ge wehrfabrik Amberg, Generallieutenant v . Podewils , bestimmt , die Einführung des Modell 1871 zu beantragen. Die Beschaffung der für den Kriegsbestand noch fehlenden 53,000 Ge wehre erfolgt durch Neuanfertigung von Gewehren M/71 verbesserten Muſters (j. oben) in der Gewehrfabrik Amberg, welche für diese Fabrication vollständig eingerichtet ist und die Lieferung binnen Jahresfrist ausführen kann. Die gesammte Cavallerie , der ganze Train und die Begleitmannſchaften der Munitions- Colonnen wurden mit dem Carabiner M/71 bewaffnet, desgleichen die Leibgarde der Hartschiere. Die bisherigen Werder-Carabiner soll die Feld-Artillerie erhalten, während die Fuß-Artillerie die bisher benutzten Chaffepot- Gewehre mit Werder- Gewehren vertauscht. Die von den Ulanen und Cüraſſieren abgelegten Werderpiſtolen M/69 er halten die berittenen Mannschaften der Feld -Artillerie, sowie die Wachtmeister des Trains an Stelle der glatten Pistolen, welche proviſoriſch die Bewaffnung der Fahrer der Feld-Artillerie bilden.
Frankreich. Das Infanterie- Gewehr M/1866 ist nach dem System M/1874 (Gras) umgeändert durch Einsetzen einer 100 mm. langen conischen Büchse des Kalibers 11 mm. in das aufgebohrte Patronenlager. Die hinten mit 2 Flügeln ver sehene Büchse steht in der Aufbohrung vorn an , ihre Flügel treten in Ein schnitte am Ende derselben. Durch das aufgeschraubte Verschlußgehäuse wird die eingesetzte Büchse hinten so gedeckt, daß sie unbeweglich festsitzt. Der Constructionseinheit wegen wurde der Verschluß M/66 für die neue Metallpatrone nicht umgeändert , sondern durch den neuen Verschluß M/1874 erſetzt. Das alte Visir ist entsprechend modificirt. Die übrigen Abänderungen be treffen das Zurücksetzen der Abzugsfeder, die Stellung des Abzugs x. Die neu angefertigten Carabiner der Cavallerie und der Musqueton der
Handfeuerwaffen.
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Artillerie find analog den Constructionen des Modell 1866. Abweichend vom Infanterie-Gewehr M/74 ist die Handhabe des Verſchluſſes dieser beiden Waffen umgelegt. Die Anfangsgeschwindigkeiten beider Waffen - 435 resp. 415 Meter find etwas kleiner als die des Gewehrs - 450 Meter. Die Waffen werden in den Fabriken zu Chatellerault , St. Etienne und Tulle angefertigt. Das Französische Gewehr-Pulver (poudre de fusil F. ) ſoll dem Eng lischen Ordonnanz- Pulver: ,,Curtis & Harvey No. 6 triple strong" nach gebildet sein. Die Patronenhülsen tragen auf ihrem Boden das Datum der Anfertigung ; die wiederholt gebrauchten Hülsen erhalten vor jeder neuen Verwendung einen Punkt auf dem Boden eingeschlagen und werden bis zu zehnmal benügt. Großbritannien. Nach den Verhandlungen im Engliſchen Oberhause zeigt das Martini Henry-Gewehr folgende Nachtheile: 1) Die leeren Patronenhülsen bleiben im Rohr stecken , wenn die Hülse nicht ausgezogen wird, so lange der Lauf noch warm ist. 2) Bei der Bewegung zum Schließen findet zuweilen eine vorzeitige Explo fien statt.
3) Der Staub setzt sich an der Abzugsvorrichtung fest. Die Punkte 2 und 3 glaubt die Prüfungs- Commiſſion mit einer geringen ― Aenderung für 3 sh. per Waffe - abhelfen zu können ; bezüglich des ersten Punktes sind Vorschriften des Exercir-Reglements in Aussicht gestellt. Nach den Erfahrungen gelegentlich der Kämpfe in Hinterindien bei Perak soll der Extractor bei, durch mehrfache Schüsse erwärmten Gewehren zu functio niren aufhören. Das Martini-Gewehr ist mit den beiden Vorrichtungen für das Aufspflanzen eines dreieckigen gewöhnlichen Bajonets oder des Jriſch- Constable - Säge - Säbel bajonets versehen. Nach dem Bericht der Staats- Gewehrfabrik zu Enfield von 1876 find mit Schluß des Jahres 1875 alle Engliſchen Linientruppen mit dem Martini Henry-Gewehr bewaffnet, während die Milizen vollständig mit Snider-Gewehren versehen sind. Italien. Von dem Vetterli - Gewehr M/1870 konnten nur 36,000 Stück statt der beabsichtigten 85,000 Stück im Jahre 1876 angefertigt werden, so daß Italien mit Ende dieses Jahres für Infanterie und Cavallerie etwa 290,000 Vetterli Waffen besitzen wird. Eine von Vetterli vorgeschlagene vereinfachtere Construction des Modell 1870 ist vom Ministerium bereits angenommen , wird aber noch geheim ge halten. Dieselbe vermindert die Zahl der Gewehrtheile um 5 Stück und er mäßigt den Preis um 4,80 Mark. Im Sommer 1876 wurden Versuche mit verbessertem Pulver angestellt ; nach denselben soll Ladung , Geschoß und Hülse unverändert bleiben und doch die Rasanz und Präcision des Deutschen Infanterie - Gewehrs M/1871 erreicht werden ; die Versuche sind noch im Gange. Eigenthümlicher Weise soll die Bewaffnung mit dem Modell 1870 nicht 22**
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Militairische Jahresberichte für 1876.
armeecorpsweise geschehen sein , so daß sich Vetterli- und Carcano - Gewehre nebeneinander in den Compagnien befinden sollen. Bezüglich des Vetterli - Infanterie - Gewehrs sind einige Daten der Jahres berichte 1874 S. 639 zu corrigiren. Länge und Gewicht der Waffe mit resp. ohne Yatagan betragen 1867 und 1347 mm. resp. 4,650 und 4,100 Kilo ; vier Züge 4,1 mm. breit und 0,20 bis 0,25 mm. tief. Der Musqueton der Cavallerie hat den Vetterli =- Verschlußmechanismus mit seitlicher Lade (1. Jahresberichte 1874 , S. 638) ; Verschlußgehäuse ― öffnung und drehbarem Verschlußdeckel mit Bascülehaken und besonderer Bascüle-Scheibe nebst Hebel mit rechts vorstehendem, vor und zurück drehbarem dreieckigen Hebelknopf, der vorwärts umgelegt , den Abzugsfederstollen aus der Bahn bleibend in den Schlitz des Verschlußgehäuſes herabzieht. Eine charakteristische Eigenthümlichkeit ist die Ausrüstung des Musqueton mit einem vierschneidigen Bajonet und dessen Befestigungsart für den Trans port. Hierzu wird die ohne Hals mit der Bajonetklinge verbundene Dille ver kehrt so auf das vordere Laufende gesteckt, daß die 470 mm. lange Klinge etwa 245 mm. tief in der Bajonetnuthe des halben Schafts unter dem Laufe steckt und mittelst des Bajonethaftes und des Korns nach dem Umdrehen des Bajonet ringes in dieſer Lage bleibend befestigt wird. Das 280 mm. lange vordere ungeschäftete Laufende wird durch das so befestigte Bajonet bei den heftigen Bewegungen während des Transportes in dem ledernen Futteral rechts am hinteren Sattelbogen gegen Beschädigungen gesichert. Das Bajonet mit Dille ist 535 mm. lang und 268 gr. schwer. Der Entladestock besteht aus einem der Länge nach aufgeschnittenen Guj ſtahl-Rundstab, der durch ein Charnier auf die Länge von 263 mm. zuſammen legbar ist. Auseinandergelegt werden beide Hälften durch eine mit dem Char nier befestigte Feder mit Stellstift für eine in der andern Stockhälfte entsprechend angebrachte Vertiefung, in dieser Lage befestigt und bilden den 507 mm . Langen Entlade- und Wiſchſtock, der an beiden Enden mit Schlitzen zum Einſtecken der Wischlappen versehen ist ; er wiegt 58 gr. Der zusammengelegte Entladestock wird eigenthümlicher Weise in einer cylindrischen Ausbohrung in der Längen achse des Kolbens , welche durch eine in der Kolbenkappe befindliche Klappe ge öffnet und geschlossen wird, sicher aufbewahrt. Das Quadranten-Visir von Carcano Jahresberichte 1874, . 639 ist bis zu 600 Meter eingetheilt. Um nach dem Laden einer Patrone die Waffe ungespannt in Ruhe zu schließen, wird vor dem Vorschieben des Verschlusses der oben erwähnte Hebelknopf vorwärts gedreht und damit der Abzugsfederstollen aus der Verschlußz Gehäusebahn entfernt. Beim Schließen der Waffe Vorschieben des Ver schlusses findet daher der untere Rastflügel des Schlagbolzens keine An lehnung am Abzugsfederstollen , so daß also die jetzt gespannte und firirte Schlagfeder beim Rechtsumlegen der Handhabe des Verschlusses nicht in diesem Zustande verharren kann , da die Widerlager der Schlagfeder -- die beiden Schlagbolzenflügel - weiter vorwärts in die hinteren Schraubengewinde - Ein schnitte der Nuß nach und nach vortreten können und sich dabei die Feder wieder langsam entspannen muß. Während des Umlegens des Griffs drückt dessen Schaft auf die vordere schiefe Seite des dreieckigen Hebelknopfs und dreht ihn nach und nach wieder zurück , so daß der Abzugsfederstollen hinter den Rastflügel des Schlagbolzens wieder in die Bahn des Verschlußzgehäuſes tritt. Um die Waffe schußfertig zu machen, wird die Handhabe des Verschlusses links
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aufgestellt: Spannen und Fixiren der Feder. Beim Umlegen findet nun der Raftflügel des Schlagbolzens seine Anlehnung wieder am Abzugsfederſtollen im Verschlußgehäuse : die gespannte Feder bleibt nunmehr firirt. In der Richtung der Seelenachse gemessen ist der Musqueton mit resp. ohne Bajonet 1405 resp. 935 mm. lang ; das Gewicht beträgt 3,280 resp. 3,012 Kilo. Die Patrone ist diejenige des Infanterie-Gewehrs. Für die Gendarmerie wurde 1875 eine Kartätschpatrone eingeführt : 10 Bleikugeln von 8 mm. Kaliber und 3,02 gr. Gewicht in einer Hülſe von papier parchemin , über den Kugeln gewürgt , unten an dem ganz flachen Zündspiegel befestigt. Die Zwischenräume sind mit Sägespähnen (0,85 gr.) gefüllt. Diese Geschoßhülſe wird in die Pulverhülse von demselben Stoff auf ―― das Pulver (4 gr. ) eingesetzt. Gewicht der Patrone : 37,5 gr. Die Pa tronen ſind in Cartonſchachteln zu 8 Stück, im Mittel 317,5 gr. schwer, verpackt.
Niederlande. *) Die Veränderungen betreffen nur Kleinigkeiten, wie die Annahme des drei eckigen oder scharf trapezförmigen Querschnitts des Korns , der Ringe von Stahl statt Schmiedeeisen, den Ersatz des geschlitten Kopfendes des Entladestocks durch einen maſſiven Kopf, die Einführung eines verstärkten Ausziehers , der nicht mehr seiner ganzen Länge nach im Verschlußkopf , sondern nur mit dem Fuß schwalbenschwanzförmig eingelassen ist. Für sämmtliche Waffen ist nunmehr die Infanteriepatrone als Einheits patrone eingeführt. Der Sappeur-Carabiner , in Conſtruction dem Cavallerie-Carabiner gleich, ist mit resp. ohne Bajonet 1,430 resp . 0,915 Meter lang und 3,600 resp. 3,250 Kilo schwer. Das Marine = Gewehr ist dasjenige der Infanterie ohne Säbelbajonet (1. S. 423 der Jahresberichte 1875). Oesterreich-Angarn.**) Die Aptirung des Werndl- Gewehrs Modell 1867 und die Neuconſtruction der Infanterie- und Jägergewehre, des Extracorps-Gewehrs und des Carabiners Modell 1873 kam im Jahre 1876 nicht zur Ausführung , da die Munition noch nicht endgültig festgestellt ist. Es wird eine den Deutschen Ladeverhält nissen entsprechende Patrone angestrebt. Um dabei auch die alte Patrone ver wenden zu können, wurde der Ladungsraum unerheblich verlängert, die Patronen hülse aber wesentlich erweitert. Zur Aufnahme von 5 gr. Pulver in die flaschenförmige Hülse wurde ein Theil der Ladung comprimirt ; die Reſultate waren ungünstig : verringerte Präcision , Unregelmäßigkeiten des Schuffes 2c. , die alten Hülsen riſſen. Nach dem Vorgange Bayerns wird nun der Ladungsraum verlängert und die Lademulde des Verschlußblocks vertieft. Die endgültige Entscheidung ist in Kürze zu erwarten. Das Infanterie- Gewehr Modell 1873 ist mit resp. ohne Seitengewehr *) De draagbare wapenen der Nederland'sche Landmacht door Jhr C. K. van der Wijck, Cleef. 1876 .1. luitenant by het regiment grenadiers en jagers. S'Gravenhage, van **) Leitfaden der Waffenlehre von G. Picha. II . Theil. Die Handfeuerwaffen. Mit 16 lithographirten Tafeln. Wien 1876. Seidel & Sohn.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
1749 resp . 1281 mm . lang und 4,695 resp. 4,170 Kilo schwer; in der Con struction ist es dem Modell 1867 sonst gleich. Das Magazinsgewehr (System Fruhwirth) Modell 1870 der Gendarmerie zeigt in Construction und Handhabung wesentliche Mängel. Verbeſſerungsvor schläge vom Artillerie-Hauptmann v. Kropatscheck und Landwehr-Oberlieutenant Puchtel werden in der Armee- Schützenschule geprüft. Die Ladung des Carabiner wird von 2,19 auf 2,628 gr. erhöht und durch Einpressen in die alte Patronenhülſe hereingebracht ; Geschoß 24 gr. Der Aufsatz wird wie , beim Werndlgewehr eingerichtet mit der Eintheilung bis zu 1600 Schritt, etwa 1213 Meter. Bei dem Armee-Revolver soll der Entladestock in Wegfall kommen und wird ein automatisches gleichzeitiges Auswerfen der Hülsen versucht , wodurc Handhabung und Gebrauch wesentlich erleichtert werden soll. Eine größere Anzahl derart aptirter Revolver werden bei 2 Cavallerie-Regimentern geprüft. Ruhland.*) Nachrichten zufolge war Mitte 1876 die gesammte Russische Garde zu Fuß, die 7 Schützen-Brigaden der Ruſſiſch-Europäiſch und Kaukaſiſchen Armee und zusammen 11 Grenadier- und Armee-Infanterie-Divisionen mit dem Berdan Gewehr ausgerüstet. Die Gewehre für noch weitere 4, selbst 6 Grenadier und Armee-Infanterie-Diviſionen sollen schon deponirt sein. Von den 48 In fanterie-Diviſionen der stehenden Ruſſiſchen Armee werden demnach Ende 1876 wahrscheinlich nahezu die Hälfte mit der neuen Waffe ausgerüstet ſein. Von der Cavallerie werden sämmtliche Dragoner und ein großer Theil der auch für den Friedensgebrauch schon in die Armee eingereihten Don-Kajaken Regimenter als mit dem Berdan-Kajaken- oder Dragoner - Gewehr ausgerüſtet angegeben. Der Russische Berdan-Carabiner iſt 0,980 Meter lang, und wiegt 2,815 Kile. Der Verschluß wird in dem Verschlußgehäuse noch durch eine besondere Halte schraube firirt. Die Vistreintheilung reicht bis 600 Schritt = 455 Meter. Beim Umhängen liegen Kajaken-Gewehr und Carabiner durch die seitliche Art der Anbringung der Riemen flach am Rücken auf. Die Patrone ist die gleiche wie für das Infanterie- und das Kajaken-Gewehr. Ueber den Stand der Revolver - Ausrüstung ―――― System Smith und Weffonder schweren Cavallerie- und der Chargen der anderen Cavallerie Regimenter, der Artillerie und des Trains fehlen nähere Angaben. Von den nicht in die Neu-Bewaffnung eingetretenen 32 Infanterie-Divi fionen führen diejenigen, welche der Europäischen Armee angehören, das Kruta Gewehr ; bei den betreffenden Divisionen der Kaukasischen Armee ist das Carlé Gewehr eingeführt. Die Gußstahlläufe liefert die Gußſtahl- und Waffen-Fabrik Witten , ver mals Berger u. Cie. in Witten an der Ruhr. In America hat Rußland 25 Millionen Berdan-Patronen bestellt. Schweiz. Die Versuche mit Centralzündungs -Patronen für das Magazins -Gewehr sistiren im Augenblick .
*) Les armes portatives en Russie , par L. Labiche , capitaine d'artillerie 2 planches. Paris , Berger-Levrault. 1875.
Handfeuerwaffen.
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Rumänien . Die Commiſſion für Neubewaffnung hat das Gewehr System Lee be antragt. Egypten. Zu seinem Vorrathe von 120,000 Remington-Gewehren hat Egypten 1875/76 noch 100,100 Gewehre und 60,000 Pistolen aus Remington's Fabrik bezogen. Nord-America. Vereinigte Staaten. Die gesammte Armee ist mit neuen Springfield-Gewehren und Carabinern vom Kaliber 11,43 mm. versehen worden. Ende Juni 1876 soll ein Vorrath von 40,000 Waffen des neuen Modells , etwa zur Bewaffnung eines Armee Corps im Kriegsfalle hinreichend, bereit stehen. Canada. Die Infanterie der Miliz-Armee Canada's ist mit jogenannten short-rifles, für den Snider-Verschluß und die Borerpatrone transformirte Enfield-Gewehre des mittleren Kalibers 14,7 mm. mit dreifantigem Bajonet, ausgerüstet. Die freiwilligen Bataillone führen Martini-Henry- Gewehre von 11,43 mm. Kaliber und Yatagan. Im Arsenal von Quebek sind 125,000 Gewehre deponirt. Die Cavallerie und Artillerie sind mit dem Lancaſter-Carabiner aus gerüstet. Mexico. Merico hat zu seinem Vorrath von 15,000 Remington-Gewehren und 8000 Carabinern im verflossenen Jahre 10,000 Gewehre und 6000 Carabiner aus der Remington'schen Fabrik bezogen. Süd-America. Die Staaten Guatemala, Uruguay , die Argentinische Republik besitzen 16,000 resp. 5000 und 25,000 Remington-Gewehre und der letztere Staat noch 80,000 Remington-Carabiner.
Die Gewehr-Munition. Nachdem in der Construction der Handfeuerwaffen eine vollständige Um wälzung sich vollzogen, die Construction der Geschosse und der Patronenhülsen endgültig abgeschlossen zu sein scheint , hat sich nun auch des letzten seither un berührten Gliedes der alten Handfeuerwaffen, des Gewehrpulvers , die Technik zur Verbesserung behufs Erhöhung der Kraftäußerung und der Haltbarkeit be mächtigt. Das seitherige Gewehrpulver erhielt bei der bekannten Zuſammensetzung und der bekannten Fabrication höchstens ein specifisches Gewicht von nur 1,64; dieses Pulver entspricht weder in der Leistung , noch in der Haltbarkeit den Forderungen , welche die Jehtzeit an dasselbe stellen muß und die auch von demselben geleistet werden können. Dieſe Umwälzung , theils in der Zubereitung der Bestandtheile , theils in der Anfertigung des Pulvers selbst , ging von England aus und ist die beste Sorte
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Militairische Jahresberichte für 1876.
dieses Pulvers das in der Fabrik von Curtis und Harvey in England gefertigte jogenannte: ,,Curtis & Harvey No. 6 triple strong", wie es von Bayern für die Patronen seines aptirten Werdergewehrs Modell 1869 benugt wird. Das wie gewöhnlich eckige Pulver zeichnet sich durch ein mittelst hydraulischen Pressens erzieltes specifisches Gewicht von 1,74 und in Folge hiervon und der erwähnten verbesserten Fabrication : durch wesentlich erhöhte Kraftäußerung und die so sehr wichtige größere Haltbarkeit aus . Der freilich fast dreifach höhere Preis dieses Pulvers gegenüber dem gewöhnlichen kann bei der Wichtigkeit der Sache schließlich doch nicht wesentlich in Betracht gezogen werden. Bayern verwendet anstatt 5 gr. des Preußischen Pulvers M/71 nur 4,8 gr. der erwähnten Englischen Sorte. Frankreich hat das Geheimniß von einer Fabrik in England in der neueren Zeit erworben. In dem Schottischen Etabliſſement der „ Deutschen Pulverfabriken-Actiengesell schaft zu Rönsahl in Westfalen " wird ebenfalls dieses Pulver fabricirt. Daſelbſt an gestellte Versuche ergaben aus dem Deutschen Infanterie - Gewehr Modell 1871 mit Ordonnanz- Pulver: 419,6 bis 423,8 Meter Anfangsgeschwindigkeit mit le Boulenge's Chronograph und zwar bei regnerischem windigem Wetter; Patronen M/71 mit 5 gr, des Englischen Pulvers ergaben dagegen eine An fangsgeschwindigkeit von 438,s bis 439,s Meter. Im Laufe des Jahres 1876 wurden auch in der Schweiz*) Erfahrungen über die Lagerungsfähigkeit der Patronen mit Metallhülsen gemacht und auch dort, wie im vorigen Jahre in Deutschland constatirt , daß „die Fettung mit dem Alter ihren Zweck verliert , indem das Fett spröde und ranzig wird, abbröckelt und zur Orydation des Geschoffes und der Hülse Veranlassung giebt. Das spröde Fett vermindert oder verhindert denn auch nicht mehr das Anhängen von Blei im Laufe. Durch das Orydiren der Geschoßoberfläche wird dieſelbe wohl härter und weniger abstreifbar , aber nur zum Nachtheil der Präcision. “ Die Patronen werden daher auch jetzt in der Schweiz " ungefettet" maga= zinirt und kurz vor dem Gebrauch resp. Gefecht gefettet. Da auch bei allzu langem Lagern das Pulver, der Zündsatz und ſelbſt die Hülsen, welche durch Grünspahn zerfressen werden, leiden, ist vom Eidgenöſſiſchen Bundesrath angeordnet worden, daß vom 1. Januar 1879 ab für den Kriegs gebrauch in den Depots keine Kriegsmunition sich mehr vorfinden darf, welche vor mehr als drei Jahren fabricirt worden. Es ist daher beantragt , auf dem Boden der Patrone noch, wie auch sonst üblich, das Jahr der Anfertigung ein zuprägen. Welche Wichtigkeit gewährt unter diesen Verhältnissen das specifisch schwerere lagerbeständigere Englische Pulver , das dann trotz des hohen Preiſes doch billiger sein dürfte. Die bei dem Deutschen Infanterie-Gewehr M/1871 vorkommenden Ver jager lassen sich auf schwer zu umgehende Mängel der Fabrication zurückführen, insbesondere darauf, daß die Patronenhülfen keine oder verstopfte Zündlöcher hatten; daß der Ambos zerbrochen war und nicht functionirte ; daß die Zünd hütchen beim Einseßen unbemerkt detonnirten und die Patrone doch fertig laborirt wurde ; daß der Zündsaß im Hütchen fehlte oder dieselben mangelhaft waren oder daß selbst die Pulverladung fehlte u. s. w.
*) S. Tell, Schweizerische Unteroffizier- und Schüßen-Zeitung, Nr. 30 bis incl. Nr. 33 de 1876.
Handfeuerwaffen.
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Die Literatur der Handfeuerwaffen. D. Emmerich, Königlich Bayerischer Premierlieutenant : Das Gefechts feuer der Infanterie. Berlin, Luckhardt. 1875. Mattenheimer , Königlich Bayerischer Hauptmann a. D.: Die Rück ladungsgewehre. Fragmente ihrer Entstehungs- und Entwickelungsgeschichte in 102 lithographirten und colorirten Blättern. Darmstadt, Zernin. 1871 bis 1876. v. Neumann , Königlich Preußischer Hauptmann à la suite des Rhein. Fußartillerie-Regiments Nr. 8 : Die wichtigsten Angaben über die Handfeuer waffen aller Länder. Cassel, Kay. 1876. Weygand, Großh. Heff. Major z. D.: Die modernen Ordonnanz-Prä cisionswaffen. Berlin, Luckhardt. 1872 bis 1876. 1. Theil: Die technische Entwickelung der modernen Präcisionswaffen. 2. Theil: Die Construction und Leistung. 3. Theil : Das Schießen mit Handfeuerwaffen. Eine vereinfachte Schießlehre. C. J. Tackels , capitaine de l'armée belge : Étude sur les car touches et les poudres fulminantes. Bruxelles, Lebègue. 1873. E. Jouffret , capitaine d'artillerie : Sur l'établissement et l'usage des tables de tir. Paris, Berger. 1874. J. L. , capitaine d'artillerie : De la détermination du calibre dans les armes portatives. Paris, Tanera. 1872 . N. Libioulle : Les nouvelles armes à feu portatives de guerre et les munitions à leur usage. Paris, Tanera. 1872. Puy de Podio , chef de bataillon au 48 régiment de ligne : La balle tube ; Nouveau projectile proposé par M. le commandant P. Noyez pour le tir des armes à feu portatives. Paris, Dumaine. 1875. J. Viglezzi , capitano d'artiglieria : Le armi della fanteria nei principali eserciti d'Europa al principio del 1876 , note e appunti tecnici, illustrati con 32 disegni. Torino, G. Candeletti. 1876 . van Dam van Isselt , Kapitain by het regiment grenadiers & jagers : De Kogelbaan der getrokken vuurwapens met eene wiskun dige inleiding. s'Gravenhage, van Cleef. 1872-1875. R. Schmidt , major à l'état major général suisse et directeur de la fabrique féderale d'armes : Les armes à feu portatives, leur origine et leur developpement historique jusqu'à nos jours. Avec un atlas de 58 planches contenant plus de 400 dessins chromolithographiques . Traduit de l'allemand par J. N. Cuttut, ingénieur, premier- lieutenant du génie de l'armée suisse. Genève, Bâle, Paris. Tanera. 1877. Siegfried , Eidgenössischer Oberst und Chef des Eidgenössischen Stabs büreaus: 1) Handbuch der Schweizerischen Artillerie-Offiziere. XII . Capitel. Schieß theorie. Aarau, Sauerländer. 1870. 2) Beitrag zur Schießtheorie, angewendet auf das Schießen mit Schweize= W. rischen Handfeuerwaffen. Bern, 1871 .
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Militairische Jahresberichte für 1876 .
Bericht über die
Entwickelung der modernen Ballistik.
1876 .
Die Einführung der gezogenen Geschütze , die auf allen Gebieten des Kriegswesens und der Kriegswissenschaft die einschneidendsten Aenderungen her vorrief, mußte begreiflicher Weise auf die Entwickelung der Ballistik von größtem Einfluß werden. Unsere Aufgabe wird daher sein, zunächst den Standpunkt ― dieser Wissenschaft kurz vor der geschehenen Umwälzung also vor ca. 20 Jah ren ― ins Auge zu fassen. Wir werden es vermeiden , auf Details näher einzugehen, vielmehr den Entwicklungsgang in großen Zügen schildern und zu zeigen versuchen, wie mit den Fortschritten der Wissenschaft ihre Bedeutung für die Praxis sich steigerte. Der verstorbene General Otto , eine der größten Autoriäten auf dieſem Gebiet, hatte als die Aufgaben der Ballistik hingestellt: 1) die Auffindung des wahren Luftwiderstandsgesetzes, 2) die Aufstellung der Bahngleichung bei gegebener Anfangsgeschwindigkeit, und endlich 3) die Uebertragung der Anfangsgeschwindigkeit in Pulverladung. Mit bewunderungswürdigem Fleiß und einer Ausdauer ohne Gleichen hatte der verewigte General ſeine Kräfte der Lösung dieses Problems gewidmet und gerade damals war es durch die Anwendung der excentrischen Hohlgeschoffe ver wickelter geworden, als je. Dennoch gelang es ihm, Dank einer wunderbaren mathematischen Begabung, eine Lösung wenigstens in so weit zu finden, daß er bei flachen und mäßig gekrümmten Bahnen bis zu Elevationswinkeln vou ca. 20 Grad für eine gegebene Anfangsgeschwindigkeit alle Elemente der Schuß tafel wie Elevationswinkel, Einfallwinkel, Endgeschwindigkeit und Flugzeit für alle Schußweiten berechnen konnte, sobald für eine Schußweite der Elevations winkel praktisch gefunden war. Er wandte bei seinen Rechnungen das New ton'sche Luftwiderstandsgesetz an, nach welchem der Luftwiderstand mit dem Quadrat der Geschwindigkeit wächst und in der Richtung der Flugbahntangente verzögernd auf die Geschoßbewegung wirkt. Ein praktische Verwendung fanden seine Arbeiten indeß vorläufig nicht ; vielmehr zog man es vor, für einzelne Entfernungen die zugehörige Elevation durch Verſuch und für die dazwischen liegenden durch Interpolation — entweder durch Rechnung oder auf graphischem Wege zu ermitteln. Die letztere Methode hatte den Vortheil, auf die einfachste Weise ohne schwierige Rechnungen zum Ziele zu führen. Ihre Resultate ließen in Bezug auf Genauigkeit nichts zu wünschen übrig; ja, sie corrigirte sogar ohne alle Rechnung die unvermeid lichen Versuchsfehler in ähnlicher Weise , wie es in der Wahrscheinlichkeitsrech nung durch die Methode der kleinsten Quadrate geschieht. Ueber mannigfache sich aufdrängende Fragen gab sie überdies eine den Bedürfnissen der Praxis völlig entsprechende Antwort. Zum ersten Male wurde sie in umfaſſendſter Weise bei der durch Einführung des Zollgewichts im Jahre 1858 nothwendig gewordenen Umrechnung der Schußtafeln angewendet. Nachdem ihr Werth er kannt war, ist sie bis auf den heutigen Tag bei Aufstellung der Preußiſchen
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Ballistik.
Schußtafeln in Kraft geblieben. Die im Jahre 1863 erschienene „Ballistik, abgeleitet aus den graphischen Darstellungen der Schuß- und Wurftafeln “ vom damaligen Hauptmann Rördansz giebt über das Wesen und die Verwendbar keit dieser Methode sehr klaren Aufschluß. *) Wenn die Einführung der gezogenen Geschütze das balliſtiſche Problem auch insofern ungemein complicirte, als nunmehr auch die in Folge der Rotation der Geschosse um ihre Längenachse auftretende constante Seitenabweichung zu berück sichtigen war , so schien andererseits doch die Lösung des Problems - sobald man von dieser Erscheinung zunächst absah und nur die Vorwärtsbewegung des Geschosses ins Auge faßte sehr erleichtert. Der Grund liegt darin, daß der Einfluß des Luftwiderstandes auf die Bewegung der Langgeschosse der größeren Querschnittsbelastung wegen erheblich geringer ist, als auf die der Rundgeſchoſſe, dann aber auch , und das fällt noch mehr ins Gewicht , in der Regelmäßigkeit der Flugbahn , so daß die Zuverlässigkeit der Versuchsresultate selbst bei einer geringen Schußzahl viel größer ist, als sie mit glatten Geschützen je zu erreichen war. Indeß diese beiden Umstände allein hätten noch nicht hingereicht, die wissen schaftliche Ballistik im Gegensatz zu der rein empirischen - so zu fördern, daß sie praktisch brauchbare Resultate lieferte. Es muß vielmehr als ein besonders glücklicher Zufall angeſehen werden, daß man in den zu dieser Zeit erfundenen oder doch wenigstens seitdem häufig angewendeten elektromagnetischen Chronographen die Mittel fand, die Geschoßgeschwindigkeit durch Meſſung kleiner Flugzeiten sehr genau zu bestimmen. Bis dahin war man zur Ermittelung der Anfangsgeschwindigkeit lediglich auf die ballistischen Pendel angewiesen , bei denen aus der Größe des Ausschlagwinkels ein ohne Zweifel mit vielen Fehlern behafteter Schluß auf die Größe der Anfangsgeschwindigkeit gemacht wurde. Freilich hatte man schon früher noch andere Mittel zur Messung der Anfangs geschwindigkeit, so z . B. eine vom spätern General v. Hartmann conſtruirte elektrische Uhr; indeß waren diese Mittel weit unvollkommener und überdies ver bot sich die Ermittelung der Geschwindigkeiten auf einigermaßen beträchtlichen Ent fernungen wegen der ungenügenden Trefffähigkeit der damaligen Geſchüße von ſelbſt. Der erste Verſuch zu einer wiſſenſchaftlichen Lösung des ballistischen Pro blems (für gezogene Geschütze) wurde in Preußen von dem damaligen Ober feuerwerker (später Feuerwerks - Lieutenant) Prehn gemacht. Seine Arbeit (vergl. Archiv für Artillerie-Offiziere Bd . 55 und 68) lehnt sich an die Otto'schen Rechnungen an und beruht in der Hauptsache auf folgendem Ideen gang. Die von Otto aufgestellte Gleichung der Geschoßbahn -- auf recht winklige Coordinaten bezogen lautete:
X e k. cos α C2 (
g.k
y = x . tg a ――
X ---
k. cos a
Der Anfangspunkt der Coordinaten lag in der Geschützmündung , es war x die Absciffe, y die Ordinate der Bahn, e die Anfangsgeschwindigkeit, a der *) Die graphische Methode betrachtet die Schußweite als eine Function der Anfangs geschwindigkeit (Ladung) und der Elevation. Ist eine dieser Größen constant, so kann die Schußweite lediglich als eine Function der andern angesehen, also durch eine Curve dargestellt werden, zu deren Festlegung man sich quadirter Gitterbogen und biegsamer Lineale bedient. Diese Darstellungsweise hat neben dem Vortheil einer großen Zuver lässigkeit auch noch den einer großen Anschaulichkeit. Zur Erkenntniß der waltenden kräfte und Geseze vermag sie indeß nichts beizutragen; dazu ist neben der Meſſung die Rechnung unentbehrlich.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Abgangswinkel des Geschosses , k eine vom Luftwiderstand abhängige , durch Schießversuche zu ermittelnde Constante, *) e die Baſis des natürlichen Loga X rithmensystems. k cos a in eine nach steigenden Po e Prehn verwandelte den Ausdruck X tenzen von und nahm an, daß, da bei dem geringen k cos a geordnete Reihe
Luftwiderstand , den die Geschoffe gezogener Geschütze erleiden , die Größe k sehr X groß wurde, die höheren Potenzen von k.cos a vernachlässigt werden dürfen xs g x² g und kam so auf die Gleichung y = x tg a- 2 c² . cos² α 6 c² cos³ a.k Bei Entwickelung der Otto'schen Gleichung war Voraussetzung , daß die Bahn flach, der Abgangswinkel ca. 10 Grad sei ; daher konnte die davon abge leitete Prehn'sche Gleichung auch nur für flache Bahnen Gültigkeit beanspruchen. Zur Ermittelung der Luftwiderstands - Constanten wurde y = 0 gejezt, wodurch x zur Schußweite wurde ; aus der Größe derselben und dem dazu ge hörigen Elevationswinkel konnte dann k berechnet werden. Sobald k bekannt war, konnte man mit Hülfe dieser Gleichung die Elevation für jede beliebige Entfernung mit einer für die Praxis völlig ausreichenden Ge nauigkeit errechnen. Prehn leitete dann aus dieser Gleichung Formeln für die Berechnung der übrigen Schußtafel- Elemente ――――― Einfallwinkel, Anfangs- und Endgeschwindigkeit, Flugzeit ab, die nicht minder einfach waren. Zehn Jahre später vervollständigte Prehn seine Arbeit, indem er eben -falls nach dem Vorgange Otto's mehrere Luftwiderstandsgesetze untersuchte und zeigte, daß innerhalb gewisser Grenzen auf denen nämlich Geschwindig keitsmessungen vorgenommen würden (damals ca. 1500 Meter) es für die Praris ziemlich gleichgültig sei , ob man den Luftwiderſtand proportional der 2., 3. bis 6. Potenz der Geschwindigkeit annehme. Er entwickelte dann die dieſen Luftwiderstandsgesetzen entsprechenden Bahngleichungen und zeigte, daß die dem biquadratischen Gesetz entsprechende Gleichung die einfachste Form annehme und identisch sei mit der früher von ihm entwickelten und als eine Abkürzung der Otto'schen Gleichung anzusehenden Gleichung sei. Er folgert daraus, daß man vollkommen berechtigt sei , das biquadratische Luftwiderstandsgesetz allen Rech nungen zu Grunde zu legen und daß es als das bequemste für die Rechnung den Vorzug vor allen andern verdiene. In der That werden seitdem --- etwa 1873 oder 1874 in der Preußischen Artillerie die Endgeschwindigkeiten für die größeren Entfernungen — neuerdings, die über 1800 Meter auf denen directe Messungen ausgeschloffen sind, nach diesem Gesetz errechnet, während sie bis dahin nach dem Newton'schen berechnet wurden. Die übrigen Angaben der Schußtafeln werden freilich nach wie vor unter Zugrundelegung zahlreicher Schießversuche durch graphische Interpolation ermittelt ; aber immerhin hatte diese Gleichung mit ihren daraus abgeleiteten Formeln ihre hohe praktische Bedeutung, da man dadurch eine sichere Grund lage für die Versuche gewinnt, dieſe alſo wesentlich abkürzen kann, was — namentlich bei schweren Kalibern ――― einer bedeutenden Zeit- und Kostenersparniß gleichkommt. *) Beim quadratischen Luftwiderstandsgeseh , welches wie oben erwähnt Otto zu Grunde legte, ist der Luftwiderstand = b . v2 zu sehen (v die Geſchwindigkeit des Ge 1 ſchofſes in jedem Punkte der Bahn). Ter Abkürzung halber jezte Otto 2 b = k.
Ballistit.
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Indeß eine schwache Seite hat die Prehn'sche Lösung dennoch. Während bei mittleren Anfangsgeschwindigkeiten bis ca. 350 Meter -- ihre Resultate selbst bei ziemlich großen Elevationswinkeln (20-25 Gr.) recht gut mit der Praris übereinſtimmen, sah man sich bei Geſchüßen mit großer Anfangsge schwindigkeit gezwungen, mit dem Wechsel der Entfernungen (namentlich, wenn diese beträchtlicher wurden) auch einen Wechsel der Constanten vorzunehmen . Man half sich dadurch, daß man eine Curve für die Luftwiderſtands-Conſtante construirte, aus welcher der Werth derselben für jede Entfernung entnommen werden konnte. Ueberhaupt ist der Luftwiderstands-Coefficient k keine wahre Conſtante, wie er es doch nach der Voraussetzung sein müßte. Vielmehr erhält man für jede Anfangsgeschwindigkeit auch einen anderen Werth der Constanten und zwar wächst diese mit zunehmender Geschwindigkeit. Ebenso sind die Werthe dieser Constanten , die man auch aus den gemeſſenen Endgeschwindigkeiten er hält, keineswegs identiſch mit den aus der Bahngleichung abgeleiteten Werthen ; man findet vielmehr, daß die auf letzterem Wege gewonnenen Werthe durchweg fleiner ausfallen. ") In Frankreich und England waren inzwischen ebenfalls umfassende Ver suche mit gezogenen Geschützen angestellt, aus denen gefolgert wurde , daß der Luftwiderstand proportional dem Cubus der Geſchwindigkeit ſei. Die dieſem Gesetz entsprechende Flugbahngleichung, sowie die Formeln zur Berechnung der übrigen Schußtafel - Elemente findet man in der vortrefflichen Ballistik des Professor an der Marine-Schule Helié, allerdings, wie es in der Natur der Sache liegt, nur für flache Flugbahnen zutreffend. Die Integration der Diffe rentialgleichungen - und das gilt für alle Luftwiderstandsgesetze - ist nämlich nur dann möglich, wenn man , wie dies bei kleinen Elevationswinkeln bis zu ca. 10 Grad ohne merklichen Fehler geschehen kann, den Cosinus des Winkels , den die Flugbahntangente mit dem Horizont bildet, als constant annimmt. Im verflossenen Jahre ist es jedoch dem Preußischen Artillerie-Hauptmann Haupt gelungen, eine, man darf wohl sagen, vollständige Lösung des ballistischen Problems zu finden. Sein Verfahren ist so originell und geistreich , daß wir, auf die Gefahr hin, die Grenzen unſerer Aufgabe zu überschreiten, es uns nicht verjagen können, es in großen Zügen anzudeuten. Er geht davon aus , die parallele Richtung und gleichbleibende Intensität der Anziehungskraft der Erde, wie sie allen bisherigen Rechnungen zur Voraussetzung dient , zu verwerfen. Er betrachtet vielmehr die Anziehungskraft der Erde als gegen deren Mittel punkt gerichtet und als abnehmend mit dem Quadrat der Entfernung von dem jelben. Er gewinnt dadurch den Vortheil , anstatt der rechtwinkligen Coordi naten Polar-Coordinaten anwenden zu können. So beweist er denn , daß die Flugbahn im luftleeren Raum nicht eine Parabel , sondern eine Ellipse mit allerdings sehr großer Excentricität sei , wodurch sie der Parabel in dem allein in Betracht kommenden Theil sehr ähnlich, ja fast identisch mit derselben wird. Zur Berechnung der Flugbahn im luftleeren Raum nimmt er dann a priori das cubische Luftwiderstandsgesetz an und rechtfertigt diese Wahl auf eine eben
*) Bei Anwendung des Newton'schen Luftwiderstandsgesetzes findet man , daß der Luftwiderstands-Coefficient sich gerade umgekehrt verhält, wie hier; er nimmt im All gemeinen ab mit zunehmender Anfangsgeschwindigkeit und die aus den Endgeschwindig teiten abgeleiteten Werthe sind kleiner als die aus der Bahngleichung errechneten. Das scheint darauf hinzudeuten , daß der Luftwiderstand stärker als mit dem Quadrat , aber nicht so stark wie mit der 4. Potenz der Geschwindigkeit wächst, daß also höchst wahr scheinlich das cubische Gesetz noch besser zutrifft.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
ſo einfache wie geniale Weiſe. Offenbar ändert es nichts an der Sachlage, sagt er, ob man sich das Geschoß mit seiner Geschwindigkeit gegen die ruhende Luft oder umgekehrt die Luft mit derselben Geschwindigkeit gegen das ruhende Geschoß bewegt denkt. Im letteren Falle wird die Wirkung jedes einzelnen Lufttheilchens dm proportional seiner lebendigen Kraft also dem Quadrat seiner Geschwindigkeit sein , ähnlich der Wirkung eines Geſchofſes gegen eine Panzerplatte, also a . v² . dm. Die Zahl der in einem Zeittheilchen dt an prallenden Lufttheilchen ist aber abhängig von der Geschwindigkeit, also = b. v zu setzen, woraus folgt, daß die Wirkung aller in einem Zeittheilchen anprallenden Luftatome ab . v³ . dm sein wird . Die Größe der Werthe a, b und dm hängt ab vom Gewicht, dem Querschnitt , der Form des Geschosses und der Dichtigkeit der Luft , sie findet ihre Berücksichtigung in der Luftwiderstands Conſtanten, die durch Rechnung aus Verſuchen ermittelt, aber nicht durch bloße Speculation gewonnen werden kann. Durch Aufstellung der Differentialgleichungen und deren Integration mitteſt unendlicher, aber sehr schnell convergirender Reihen findet er dann einfache Formeln, mit Hülfe deren , sobald die Luftwiderſtands Constante und Anfangsgeschwindigkeit bekannt sind , für jede beliebige Zeit die Endgeschwindigkeit des Geschosses , die Schußweite, sowie der Abgangs- und Einfallwinkel berechnet werden können. Mit Ausnahme der Endgeschwindig keiten stimmen seine Resultate außerordentlich genau mit der Schußtafel überein; indeß, wie oben nachgewieſen, ſind dieſe größtentheils auf Grund des biquadra tischen Luftwiderstandsgesetzes errechnet und zwar nicht etwa , weil dieses als das richtigste, sondern nur als das für die Rechnung bequemste erkannt ist. Dabei ist wohl zu beachten, daß seine Methode für alle Entfernungen und auch für die größten in der Praxis vorkommenden Abgangswinkel , für welche die Prehn'schen Formeln keine zutreffenden Resultate liefern und ferner für alle Anfangsgeschwindigkeiten , ohne einen Wechsel der Constanten vorzunehmen, brauchbar ist. Mit Recht folgert Verfasser daraus , daß der Luftwiderstand in der That ſehr nahezu proportional der 3. Potenz der Geſchwindigkeit zunimmt und daß die Geschosse sich mit ihrer Achse stets sehr nahe der Flugbahn tangente befinden müſſen. *) Er zeigt ferner, wie die Luftwiderſtands -Conſtante zu finden sei. Der eine Weg ist der schon früher gebräuchliche durch Meſſung der Geschoßgeschwindigkeit auf zwei verschiedenen Entfernungen. Der zweite Weg ist aber ein durchaus neuer und beſteht darin, die Flugzeit und die Schuß weite eines unter einem bestimmten Elevationswinkel abgeschossenen Geschosses zu messen. In beiden Fällen wird außer der Luftwiderstands-Constante gleich zeitig die Anfangsgeschwindigkeit errechnet. Natürlich müssen diese Versuche, um zuverlässige Resultate zu liefern, oft genug wiederholt ſein. *) Es muß hier indeß bemerkt werden, daß in einzelnen , ich möchte sagen, ertremen Fällen , die Rechnungs - Reſultate nicht mit der Praris übereinſtimmen. Oben iſt aus geführt worden, daß der Luftwiderstands - Coefficient von Gewicht, Querschnitt und Form des Geschosses abhängig sei, daß er mithin für ein und dasselbe Geschoß für alle Anfangs geschwindigkeiten constant sei. Die stillschweigende Vorausseßung dabei ist , daß der Querschnitt des Geschosses senkrecht zur Flugbahn-Tangente stets derselbe sei. Findet man bei einem Geschüß, daß bei Abnahme der Ladungen der Luftwiderſtands - Coefficient erheblich wächst, wie dies beispielsweise bei der kurzen 15cm.-Kanone der Fall ist, ſo iſt man zu dem Schluß berechtigt , daß bei dieſen kleinen Ladungen das Geschoß ſehr starke conische Pendelungen annimmt. Wahrscheinlich hat dies seinen Grund darin , daß für diese kleinen Ladungen der Drall zu schwach ist. Diese Annahme findet ihre Bestätigung in der großen Abnahme der Trefffähigkeit des Geschüßes bei den kleinen Ladungen. Für solche Fälle dürfte es wohl überhaupt unmöglich sein , ein zutreffendes Luftwiderſtands gesetz aufzustellen.
Ballistik.
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Man ist nunmehr im Stande , die ganze Schußtafel aufzustellen , sobald durch Versuche festgestellt ist, daß beispielsweise die Granate des schweren Feld ſchüßes auf 100 Meter vor der Mündung eine Geſchwindigkeit von 424 Meter, auf 200 Meter eine solche von 406 Meter hat, oder aber, wenn man weiß, daß bei einem Elevationswinkel von 212/16 Grad die Schußweite 1500 Meter, die Flugzeit 4,116 Secunden beträgt. Ob seine Methode schon eine praktische Verwerthung bei Verſuchen gefunden hat, ist nicht bekannt. Es läßt sich nicht läugnen, daß die Rechnungen etwas umständlicher sind , als die nach den Prehn'schen Formeln. Dafür aber hat man den Vortheil , viel zuverlässigere Reſultate zu erhalten und die zur Er mittelung der veränderlichen Werthe des Lustwiderstands -Coefficienten nöthigen Versuche entbehren zu können. Selbstverständlich wird es nöthig sein , die Rechnungsresultate durch Schießversuche zu controliren. Schon oben ist angedeutet worden, daß das balliſtiſche Problem durch die constante Seitenabweichung der Langgeschosse sehr complicirt geworden ist. Die Versuche, diese Erscheinung zu erklären, haben, namentlich beim ersten Auf treten der gezogenen Geschütze, eine recht umfangreiche Literatur hervorgerufen. Noch heutigen Tags erfreut sich die vor 20 Jahren vom Professor Magnus aufgestellte und erperimentell bewiesene Theorie des Beifalls aller Ballistiker. Nach dieser bewegt sich die Achse solcher Langgeschoffe, bei denen die Luftwider standsresultante die Geschoßachse vor dem Schwerpunkt schneidet bei Rechts drall mit der Spitze nach rechts aus der Schußzebene; das Geschoßz bietet dadurch dem Luftwiderstand mehr die linke Seite dar und wird nach rechts abgelenkt. Bei langer Flugzeit neigt sich die Geschoßspite mehr der Bahntangente zu, sinkt jogar unter dieselbe und erhält die Achse unter Umständen - wie bei ―――――――― Kanonen mit großer Anfangsgeschwindigkeit eine Art von kegelförmiger Be wegung. Die Folge davon ist, daß die seitliche Ablenkung bald eine relativ große, bald relativ geringer sein wird - je nach dem Winkel, den die Geschoßz achse mit der Bahntangente bildet - ſo daß die Projection der Flugbahn auf den Horizont eine Art Schlangenlinie wird, mit der Tendenz sich immer mehr nach rechts aus der ursprünglichen Schußrichtung zu entfernen. An eine Be rechnung dieser Linie ist aber nicht im entferntesten zu denken , da bekanntlich die Größe der Derivation mehr als jedes andere Flugbahn - Element den Witterungseinflüssen unterworfen ist. Die Praxis vernachlässigt diese Undula tionen auch gänzlich und begnügt sich damit, die stetig zunehmenden Mittelwerthe der Derivation durch die Seitenverschiebung auszugleichen. Haupt giebt auch höchst einfache Formeln an, mit Hülfe deren die Seitenverschiebung zu errechnen ist, sobald man dieselbe für eine Entfernung durch einen einwandfreien Ver juch ermittelt hat. So scheint denn durch die Arbeit des Hauptmann Haupt das balliſtiſche Problem, wenigstens so weit als das praktische Bedürfniß in Frage kommt, völlig gelöst, denn man ist in der That im Stande, für jede Anfangsgeschwindig= feit die ganze Schußtafel vollständig zu errechnen , wenn man sich durch Ver suche Aufschluß über die Luftwiderstands-Constante und die Größe der Derivation verschafft hat. General Otto verlangte indeß für die völlige Lösung des Problems noch die Umwandlung einer angenommenen Anfangsgeschwindigkeit in Ladung. Nach dem heutigen Standpunkt der Wiſſenſchaft muß indeß die Lösung dieser Auf gabe lediglich durch Rechnung als unmöglich erscheinen ; dazu müßte die innere Ballistik auf einer viel höheren Stufe ihrer Ausbildung stehen. Indeß sind
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Militairische Jahresberichte für 1876.
wir doch im Stande, dieſe Aufgabe in gewiſſem Sinne lösen zu können. In seiner oben erwähnten Balliſtik der gezogenen Geschütze ſtellt Prehn das, wahr scheinlich mit Hülfe der Methode der kleinsten Quadrate gefundene, Gesetz auf, daß die Anfangsgeschwindigkeiten gleicher Geschosse sich verhalten , wie die 1,8. Wurzeln aus dem Ladungsgewicht. Dieses Gesetz stimmt mit Ausnahme -der extremsten Fälle in denen entweder die Pulverladung nicht völlig ver brennt (wie z . B. bei sehr großen Ladungen gewöhnlichen Geſchüßpulvers) oder bei sehr kleinen Ladungen, bei denen durch Ausströmen von Gaſen aus dem Zündloch oder durch Wärmeverlust zu viel Kraft verloren geht - hin reichend genau mit der Praxis überein. Kennt man alſo für eine Ladung die zugehörige Anfangsgeschwindigkeit, so kann man dieselbe für alle Ladungen wenigstens so weit errechnen , daß man eine recht brauchbare Grundlage für weitere Versuche hat. Zum Gebiet der äußern Ballistik gehört auch noch die Berechnung der Durch schlagskraft der Geschosse, welche durch die in neuerer Zeit häufig vorkommenden widerstandsfähigen Ziele, wie Schiffspanzer 2c. eine beſondere Bedeutung erlangt hat. Begnügte man sich früher allgemein mit der Erklärung, daß die Percussionskraft das Product aus Maſſe (oder Gewicht) des Geschosses und seiner Geschwindig keit sei, so haben die neuern Versuche unzweifelhaft dargethan, daß die Percuſſions kraft proportional der lebendigen Kraft der Geschosse , also mit dem Quadrat der Geschwindigkeit wachse. Eine offene Frage war und ist es zum Theil noch heute, wie sich Geschosse von gleicher lebendiger Kraft, aber verschiedenem Kaliber verhalten. Russische Versuche ließen den wiſſenſchaftlich am besten begründeten Schluß zu, daß der Widerstand , den das Ziel dem Eindringen der Geſchoſſe ent gegensett , proportional der Größe der getroffenen Fläche , also mit dem Quer schnitt des Geschoffes (oder dem Quadrat des Kalibers) wüchse ; nach Englischen, unter Leitung des Capitain Noble , angestellten Versuchen schien die Annahme, daß der Widerstand mit dem Geſchoßumfang (also nur mit dem Kaliber) wüchse, beſſer zuzutreffen. Der Grund scheint in einer verschiedenen Form der verwendeten Geschosse zu liegen , die bei den Russischen Versuchen eine mehr schlanke , bei den Englischen eine fast halbkugelförmige Spize hatten. Jedenfalls ist es noch nicht gelungen , eine für alle Fälle gültige Formel aufzustellen. Die von der Preußischen Artillerie gemachten Rechnungen legen fast durchweg die nach den Russischen Versuchen zutreffende Formel zu Grunde. Der Widerstand der Platten wächst natürlich mit ihrer Stärke und zwar, wie man annimmt, im quadratischen Verhältniß ; bei sehr starken Platten scheint indeß der Widerstand in etwas schwächerm Maße zuzunehmen , wie neuere Ber suche andeuten. Schließlich hat die Rechnung noch den Auftreffwinkel , sowie das Material der Geschosse zu berücksichtigen , worauf hier diesmal nicht einge gangen werden kann. Alle diese Angaben sind von hohem Werth , wenn es sich um die Construction eines Geschüßes handelt , welches eine ganz bestimmte Leiſtungsfähigkeit nach dieser Richtung hin¸ aufweiſen ſoll. Von ganz besonderer Wichtigkeit , namentlich für das praktische Schießen, wurde die Kenntniß der Gesetze über die Regelmäßigkeit der Flugbahn – die Lehre von der Treffsfähigkeit oder Präcision. Mußte man sich in früherer Zeit zur Beurtheilung der Trefffähigkeit lediglich mit der Angabe der Trefferzahl, die bei den Uebungen der Truppen oder bei Versuchen gegen Ziele von bestimmten Abmessungen erhalten wurde, begnügen, so beschäftigten sich schon in der legten Zeit der glatten Geschütze einzelne hervorragende Artilleristen mit dem Problem, eine allgemein gültige Methode für die Beurtheilung der Trefffähigkeit zu finden.
Ballistik.
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Es ist eine eigenthümliche, höchſt intereſſante Erscheinung in der Geschichte aller Wissenschaften , daß eine Wahrheit immer erst dann entdeckt wird , wenn ihre Erkenntniß ein wirkliches Bedürfniß geworden ist, daß sie aber dann sehr häufig von Mehreren, die ganz unabhängig von einander gearbeitet haben, gleich zeitig gefunden wird. So geschah es auch hier. Dem berühmten, auch um andere Zweige der Ballistik hochverdienten Mathematiker Poiſſon gebührt das Verdienſt, die von Gauß eben erst begründete Wahrscheinlichkeitsrechnung zuerst ( 1834) auf die Abweichungen der Geschosse angewendet zu haben. Würdig schließt sich ihm die 1838 ganz unabhängig davon verfaßte und einen ganz eigenen Weg gehende Arbeit Otto's ?? Erörterung über die Mittel zur Beurtheilung der Wahr scheinlichkeit des Treffens " an. Otto spricht in dieser Arbeit die Forderung aus, es müſſe die Trefffähigkeit der Geschütze so ausgedrückt werden, daß es möglich sei, mit Leichtigkeit die Zahl der Treffer abzuleiten , welche bei fortgeſetztem Schießen in ein Ziel von beliebigen Abmessungen gefallen sein würde und ent wickelt dann mit außerordentlicher Gründlichkeit die noch heute in der Preußischen Artillerie bestehende Treffwahrscheinlichkeitslehre. Von ihm rührt auch das so an schauliche Bild des Trefferberges. Seine Arbeit ist um so werthvoller, als er Gelegenheit hatte, an den Resultaten eines sehr ausgedehnten Schießversuchs die Uebereinstimmung seiner Theorie mit der Praxis nachzuweisen. In neuerer Zeit lieferte der Eidgenössische Oberst Siegfried in seinem „ Bei trag zur Schießtheorie, Aarau 1872 " eine sehr werthvolle, weil außerordentlich populair geschriebene Arbeit über diesen Gegenstand. Er leitet die bis dahin nur mit Hülfe der höhern Analysis gefundenen Wahrscheinlichkeitsfactoren aus sehr umfangreichen Schießversuchen ab und zeigt so , daß in der That eine fast vollkommene Uebereinstimmung zwischen den empirisch und theoretisch gefundenen Zahlen stattfindet. Neu ist in seinem Werke der Nachweis, welchen Einfluß die verschiedenen Factoren wie z . B. Kenntniß der Entfernung, Ausbildung u . s. w., auf die Größe der Streuungen haben. Die Einführung der gezogenen Geſchüße hat schließlich noch einen Zweig der Ballistik ― die innere Ballistik ---- wenn auch nicht gerade in's Leben ge= rufen, so doch wesentlich gefördert. Die Aufgabe derselben ist die Betrachtung der Vorgänge im Innern des Rohres , also der Bewegung des Geſchoffes und der Gasspannungen. Diese Vorgänge entziehen sich gänzlich der directen Beob achtung, und man ist nur im Stande, die Wirkung der Pulvergase aus gewiſſen Erscheinungen zu beurtheilen und daraus Schlüsse, die aber sehr leicht mit vielen Fehlern behaftet sind, zu ziehen. Wie jede inductive Wiſſenſchaft in ihren ersten Stadien befaßt sich die innere Ballistik vorläufig hauptsächlich mit der Samm lung von Thatsachen ; indeß ist auch schon der Versuch gemacht, Schlußfolgerungen aus denselben zu ziehen. Die ersten Versuche zur Bestimmung der Gasspannung an verschiedenen Stellen des Rohres wurden in Preußen auf Anregung des jetzigen General lieutenant v . Neumann ausgeführt. In verschiedene Stellen des Rohres wurden dünne cylindrische Deffnungen senkrecht zur Seelenachse gebohrt, aus denen durch den Druck der Pulvergase kleine, möglichst genau passende Cylinder geschoffen wurden. Die Geschwindigkeit dieser Cylinder, die anfangs mit dem balliſtiſchen Pendel, später mit elektromagnetischen Apparaten gemessen wurde, gewährte einen Anhalt zur Beurtheilung der Gasspannung. In spätern Zeiten wurde die Messung der Gasspannung meist mittelst des von dem Americanischen Oberst Rodman erfundenen Apparats ausgefürt. Bei diesem drücken die Gase auf einen Meißel , welcher je nach Größe des Drucks 23 Militairische Jahresberichte 1876.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
verschieden lange Einschnitte in eine Kupferplatte macht. Die Größe des Drucks beurtheilt man durch Vergleich mit solchen Einschnitten , die vorher durch Auf fallen eines Rammbärs von verschiedenem Gewicht gewonnen sind. General v. Neumann, eine der ersten Autoritäten auf dem Gebiete der innern Balliſtik, giebt über diese Methode ein sehr abfälliges Urtheil , da man durchaus nicht wiffe , was durch dieselbe gemessen werde , ob die totale Gasspannung oder das Maximum derselben. Immerhin aber liefert der Apparat für den Vergleich ge eignete und darum praktiſch brauchbare Angaben. Zur Messung der Geschoßgeschwindigkeit im Innern des Geschüßes sind ver schiedene Apparate construirt, die meist darauf beruhen, mit Hülfe des elektrischen Stromes die Zeit möglichst genau zu messen , welche das Geschoß zur Zurück legung bestimmter Strecken in der Seele des Rohrs gebraucht. Dieſelben haben sich indeß noch nicht einzubürgern vermocht. Um die Zunahme der Geschwindigkeiten an den verschiedenen Stellen der Seele des Geschützes zu erkennen , betrat die Preußische Artillerie einen ganz eigenen Weg. Mit Hülfe der elektromagnetischen Chronographen wurde die An fangsgeschwindigkeit der Geschosse gemessen, wobei die Geſchüßrohre ſucceſſive ſo weit verkürzt wurden, daß schließlich der ganze gezogene Theil abgeschnitten war und nur noch der Ladungsraum und Uebergangsconus übrig blieben. Dieſe Versuche, die zuerst bei Gelegenheit der Einführung der kurzen 15 cm. Kanone stattfanden, sind von großem Einfluß auf die Entwickelung der inneren Balliſtik und bilden gleichzeitig eine sichere Grundlage für die Beurtheilung verschiedener Pulversorten hinsichtlich ihrer Verbrennungsgeschwindigkeit. Schließlich finde hier noch eine Arbeit des Feuerwerkslieutenant Prehn Erwähnung Versuch über die Elemente der innern Ballistik der gezogenen Ge schütze 1866 " (Archiv Bd. 59) , welche sich die Aufgabe stellt, das Problem der inneren Ballistik auf theoretischem Wege zu lösen. Er sucht darin nachzuweiſen, daß bei Hinterladern die Bewegung des Geschosses erst dann eintritt, wenn die ganze Pulverladung verbrannt ist , während bei Vorderladern das Geschoß sich schon mit Beginn der Gasentwickelung in Bewegung setzt. Durch diese Er scheinung wird das Problem für unsere gezogenen Geschütze wesentlich verein facht und so gelingt es ihm denn , Formeln zur Berechnung der Anfangsge schwindigkeit für verschiedene Ladungen , Geschoßgewichte , Länge des Ladungs raums , des gezogenen Theils des Rohrs , des Dralls u. s. w. aufzustellen, die eine genügende Uebereinstimmung mit den Erfahrungsresultaten zeigen. Später freilich , bei Benutzung starker Ladungen und namentlich bei Anwendung einer 5 langsamer verbrennenden Pulversorte stellte sich heraus , daß seine Annahme nicht zutrifft , daß vielmehr auch beim gezogenen Geschütz die Bewegung des Geschosses schon vor der gänzlichen Verbrennung des Pulvers beginnt. Es vers dient hervorgehoben zu werden, daß Prehn schon damals den Vorſchlag machte, -Geschützröhre von verschiedener Länge aber sonst gleicher Construction — zu benutzen , um durch Parallelschießversuche die Wirkungen verschiedener Pulver ſorten zu prüfen. Die vollständige Lösung des Problems der innern Ballistik bietet ganz enorme Schwierigkeiten und es wird daher noch sehr ausgedehnter Beobachtungen be dürfen, ehe an eine befriedigende, theoretische Lösung zu denken iſt. Zum Schluß legen wir uns die Frage vor, welchen Werth denn die Ballistik gegenüber den andern Kriegswissenschaften und in der Praxis habe. Ihr Haupt werth liegt zunächst darin, daß sie dem construirenden Artilleristen oder Techniker die nöthigen Fingerzeige giebt. Wie auf der einen Seite die Ballistik durch Ein
Ballistik.
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führung der gezogenen Geschütze mächtig gefördert wurde, so ist andererseits die schnelle Entwickelung des Systems der gezogenen Geschüße ohne die Mitwirkung der Ballistik gar nicht zu denken. Ohne balliſtiſche Kenntnisse hätten alle Ver juche nur in einem blinden Tappen und Taſten bestehen können, nur der Kenntniß ballistischer Geseze war es zu danken, daß die Verſuche in rationeller Weise statt fanden, daß man auf Grund weniger, aber zweckmäßig angestellter Versuche ein sicheres Urtheil über den Versuchsgegenstand abgeben und Folgerungen ziehen konnte. Ohne Anwendung der ballistischen Kenntnisse würde die Schießkunst namentlich der Fuß- Artillerie noch auf einer sehr niedrigen Stufe stehen ; von einem indirecten Schuß z. B. würde gar keine Rede sein können. Eine früher ganz ungeahnte Bedeutung hat in neuerer Zeit die Lehre von der Treffwahrscheinlichkeit erhalten. Ursprünglich nur aufgestellt zu dem Zweck , ein sicheres Urtheil über die Präcision der Feuerwaffen zu gewinnen, stieg ihre Bedeutung im Laufe der Zeit von Tag zu Tag. In seiner schon oben erwähnten Ballistik forderte der damalige Hauptmann Rördansz (1863) für die Schußtafeln die Angabe der wahrscheinlichen Streuungen und der Wahrschein lichkeitsfactoren , um den Artillerie - Offizier vorkommendenfalls zu befähigen, jofort die in maximo zu erwartende Trefferzahl gegen ein Ziel von bekannten Abmessungen zu errechnen und so zu beurtheilen, ob ein Geschütz eine ihm zu gemuthete Aufgabe ohne unverhältnißmäßigen Aufwand an Munition und Zeit zu lösen im Stande sei. - Ihre höchste Bedeutung erhielt dieselbe aber in aller neuester Zeit, als sie zur Begründung von Regeln für das praktische Schießen Verwerthung fand. Die Schießregeln der Deutschen Artillerie beruhen in erster Linie auf ihren Geſetzen. Die Schießregeln gehen von dem Gedanken aus, daß man nur die zu kurz gehenden Schüffe mit Sicherheit als solche erkennen kann, während die Treffer nicht immer von den über das Ziel hinweggehenden Schüffen zu unterscheiden sind. Bei richtiger Lage des mittleren Treffpunktes in der Mitte eines Zieles von bekannten Abmessungen ist man mit Hülfe der Angabe über die Streuungen und die Wahrscheinlichkeitsfactoren im Stande, die Zahl der zu er wartenden Treffer zu berechnen. Von den nicht treffenden Schüſſen ist nur die Hälfte zu kurz, während die andere Hälfte über das Ziel hinweggeht. Man kann also aus der Zahl der zu kurz gehenden Schüſſe einen Schluß auf die Lage des mittleren Treffpunktes zum Ziel machen und danach die nöthige Correctur ein treten lassen. In der Praxis ist natürlich die durchaus nicht schwierige, immer hin aber zeitraubende Rechnung - wenigstens bei der Feld-Artillerie - unaus führbar. Es genügt , wenn die Zahl der vor dem Ziel aufschlagenden Schüffe gewisse Grenzen nicht überschreitet , die durch die Schießregeln hiernach ein für ―― alle mal festgesetzt sind. Die Schießregeln der fremden Artillerien baſiren jämmt lich auf denselben Gedanken ; ja, die der Desterreichischen Artillerie stimmen fast ganz mit den Deutschen überein. Auch auf die Bestimmungen für das Schießen der Infanterie sind die Ge jeze der Streuungen von großem Einfluß gewesen. Um ein Beispiel hierfür anzuführen , ſo iſt die Grenze des Einzelfeuers in der Hauptsache mit Rücksicht auf die Größe der Streuungen festgesetzt ; ebenso beruht die Bestimmung , daß auf größeren Entfernungen das Massenfeuer der Infanterie mit verschiedenen Visiren abzugeben ist , auf der Erkenntniß, daß dadurch ein großer zusammen hängender Raum unter Feuer gehalten wird. Daß ballistische Kenntnisse für die Ausbildung der Truppen nicht nur der Artillerie ――――― im Schießen von nicht zu unterschätzender Bedeutung sein werden, bedarf nach dem Gesagten nur der Andeutung. Plönnies, einer der gründlichsten Kenner der Ballistik der Hand 23**
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Militairische Jahresberichte für 1876 .
feuerwaffen , giebt in seinen „ neuen Studien “ zahlreiche Belege für dieſe Be hauptung. Ja , selbst die Taktik kann die Hülfe der Ballistik nicht entbehren ; die Frage , wie die Verluste im feindlichen Feuer zu vermindern sind , läßt sich nur an ihrer Hand beantworten . Ein näheres Eingehen auf dieſen Gegen stand hieße die Grenzen dieses Jahresberichts überschreiten ; wir verweisen daher wiederum auf die neuen Studien " , ferner auf Tellenbach, " die Kunst im seind lichen Feuer mit möglichst geringem Verlust zu operiren“ und einen Aufſaß in Nr. 86 des Militair-Wochenblatt von 1872. So sehen wir hier wie überall ein Ineinandergreifen der verschiedensten Zweige der Kriegswissenschaft , die auf den ersten Blick kaum etwas gemein zu haben scheinen. Wenn es wahr ist , was der berühmte Naturforscher Derstedt in einer Betrachtung der Geschichte der Chemie sagt, „daß jeder Schritt in dem Gange der Wiſſenſchaft durch den vorhergehenden nothwendig gemacht ist und selbst einen folgenden nothwendig macht “ , so dürfen wir auch für die Balliſtik, die eine noch so junge Wissenschaft ist, die Hoffnung einer weiteren und ver Allem immer fruchtbareren Entwickelung hegen. R.
Bericht über die Militair-Statistik
1876 .
Während des Jahres 1876 erschienen sechs militairſtatiſtiſche Sanitäts berichte *) über die Gesundheitsverhältniſſe der Königlich Preußischen , der Ruj *) 1. Statistischer Sanitätsbericht über die Königlich Preußische Ar mee und das 13. (Königlich - Württembergische) Armee- Corps für die Jahre 1870 , 1871 , 1872 und das erste Vierteljahr 1873 , ausschließlich des Kriegs jahres 1870/71 . Bearbeitet von der Militair- Medicinal-Abtheilung des Königl. Preuß. Kriegs-Ministeriums. Berlin 1876. 2. Statistischer Sanitätsbericht über die Kaiserlich Russische Ar mee im Jahre 1872. Unter Leitung des Generalinspectors für das Militair Medicinalwesen Dr. N. Kosloff, bearbeitet von Dr. J. Schmulewitsch. St. Pe tersburg 1876. (Russisch). (Im Auszuge auch in der Zeitschrift des Königl. Preuß. Statistischen Bureaus, XVI. Jahrgang 1876). 3. Militairstatistisches Jahrbuch für das Jahr 1873. II . Theil. Die Sa nitätsverhältnisse des tt. Heeres. Wien 1876. 4. Statistique médicale de l'armée pendant l'année 1874. Paris 1875. Appendice au compte rendu sur le service du recrutement de l'armée. 5. Army Medical Department. Report for the year 1874. Vol . XVI. Presented to both houses of Parliament by command of Her Majesty. London 1876. ―― 6. Annual Report of the Registrar - general of Births , Deaths and Marriages in England. Abstract of 1874. Presented to both houses of Parliament by command of Her Majesty. London 1876. (Im Vorberichte finden sich Uebersichten über die Sterblichkeit in Army and Navy). Außerdem enthält das Jahrbuch für die amtliche Statistik des Preußischen Staates , Berlin 1876, im zweiten Theile einen kurzen Sanitätsbericht über die Königl. Preußische Armee, das 12. (Königl. Sächſiſche) und 13. (Königl. Württembergiſche) Armee Corps während der Jahre 1873 und 1874.
Militair-Statistik.
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fischen, Desterreich-Ungarischen, Französischen und Britischen Armee, sowie zwei über die Kaiserlich Deutsche und Britische Marine. Dieſelben beziehen sich auf die Jahre 1870-1874 einschließlich. Gleichzeitig wurden im Deutschen Reiche, in Rußland, in Desterreich- Ungarn , in Frankreich, in der Schweiz, in Italien, in Großbritannien und in Schweden von amtlicher Seite statistische Uebersichten über die Ergebniſſe des Erſaßgeschäftes während des Jahres 1875 veröffentlicht, in Wien außerdem eine ebenfalls auf amtlichen Unterlagen beruhende ver gleichende Uebersicht der Europäischen Wehrverhältnisse zu Lande und zur See. Die letztgedachten , auf die Erſatz - Ergebniſſe und den Stand der Heere und Flotten bezüglichen Nachweisungen werden in einigen Staaten noch durch später erscheinende, eingehendere Bearbeitungen ergänzt und berichtigt werden, weshalb hier von einer Zuſammenſtellung der bisher bekannt gewordenen Nachrichten um so mehr Abstand genommen wird , als der verfügbare Raum ohnehin für die Besprechung der Sanitätsberichte schon knapp bemeſſen ist. Die in den statistischen Sanitätsberichten der einzelnen Heere enthaltenen Nachrichten wurden zur Erleichterung des Vergleiches unter drei für die mili -tairischen Dienstverhältnisse belangreichen Gesichtspunkten der Morbidität , Mortalität und Invalidität - aufgefaßt und danach gruppirt. Es wird dadurch die durch die Zahl und Dauer der Erkrankungen bedingte Störung der militairischen Ausbildung und des Dienstbetriebes , sowie die Größe der durch Todesfälle aller Art oder eingetretene Dienſtunfähigkeit herbeigeführten Verluste ersichtlich gemacht. Ueber die Preußische Armee und die dieser angeſchloſſenen Deutschen Truppen werden nur wenige Thatsachen mitgetheilt , um den Ver gleich mit den über fremdländische Heere berichteten Angaben zu ermöglichen. Diese Beschränkung war räumlich geboten und um so mehr angängig, als durch das Königlich Preußische Kriegs - Miniſterium der neueste statistische Sanitäts bericht innerhalb des Deutschen Heeres in zahlreichen Abdrücken verbreitet worden und deshalb der überwiegenden Mehrzahl der Lejer der Jahresberichte leicht zugänglich gemacht ist ; auch gelangte eine etwas eingehendere Besprechung des Preußischen Sanitätsberichtes im Militair - Wochenblatte zur Veröffentlichung. (1. Beiheft von 1877) . Die Bearbeitung der statistischen Sanitätsberichte erfolgt leider nicht nach gleichartigen Grundsäßen, wodurch die Vergleichsfähigkeit der Ergebnisse erheblich beeinträchtigt wird. Dies gilt namentlich von den Nachrichten über Morbidität und Invalidität, weniger von denen über Mortalität. Zunächst bleibt für den Vergleich der aus den einzelnen Heeren vorliegenden Berichte allgemein zu beachten, daß nur für Oesterreich-Ungarn und Frankreich auch die innerhalb des Offizier- Corps vorgekommenen Erkrankungen , Sterbefälle und Invalidisirungen mit in den Berichten enthalten sind , während die Angaben aus Preußen, Rußland und Großbritannien nur für Unteroffiziere und Soldaten gelten. Wegen des durch schnittlich höheren Lebens- und Dienstalters der Offiziere werden bei diesen verhältnißmäßig mehr Invalidisirungen vorkommen, als bei der gesammten Armee im Durchschnitt, während die bei Offizieren vorgekommenen Erkrankungen, na mentlich soweit die ärztliche Behandlung in der eigenen Wohnung und durch Civilärzte erfolgt ist, wahrscheinlich nur unvollständig zur Erhebung kommen. Ferner konnten für Rußland die ermittelten Zahlenwerthe nicht mit der wirklichen Durchschnittsstärke der Truppen verglichen werden , sondern nur mit der mittleren Sollstärke , während für die übrigen Heere der Vergleich der Er krankungen , Sterbefälle und Invalidisirungen mit der durchschnittlichen Ver= pflegungsstärke möglich gewesen ist . Es dürfte hierbei ohne Einfluß auf das schließliche Ergebniß sein, ob die Durchschnittsstärke wie in Preußen und Frank
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Militairische Jahresberichte für 1876
reich aus der Summe aller Dienst- und Krankentage , oder wie in Desterreich Ungarn aus den Stärkenachweisen zu Anfang jedes Monats , oder wie in Großbritannien aus Mittelwerthen der 52 Wochen des Jahres berechnet worden ist; hingegen sind alle für die Russische Armee mitgetheilten Verhältnißzablen der Morbidität, Mortalität und Invalidität etwas zu niedrig, da die Sollstärke der Truppen jederzeit größer ist als ihre wirkliche Stärke. Ferner ist zu er wähnen, daß zwischen der Gesammtzahl der Gestorbenen und der Gesammtzahl der Erkrankungen oder der Lazarethzugänge kein Vergleich zulässig ist , da nur von den bei der Truppe befindlichen Mannschaften zuverlässige und vollſtändige Nachrichten über die Erkrankungen vorhanden sind, während die Erkrankungen der abcommandirten , beurlaubten u. s. w. Mannschaften in der Regel nicht bekannt werden. Dagegen kommen unter gewöhnlichen Friedensverhältnissen sämmtliche Sterbefälle von Militairperſonen vollständig zur Kenntniß der Be hörden; auch tritt ein nicht unerheblicher Theil der Sterbefälle nicht als Folge einer vorangegangenen Krankheit , sondern unmittelbar, z. B. durch Selbstmord, tödliche Verunglückung , plötzlich entstandene Geistesstörung u . s. w. ein , ganz abgesehen von den vor dem Feinde Gebliebenen. Auch die in den einzelnen Staaten nach ganz verschiedenen Grundſäßen eingerichtete militairische Krankenpflege, sowie die ebenfalls ungleichartigen Vor schriften über die Invalidisirung beeinträchtigen die Vergleichsfähigkeit der ſtatiſtiſchen Ergebnisse, ja es bestehen nach den vorangeführten Richtungen ſogar wesentliche Verschiedenheiten innerhalb der einzelnen Heere, welche für beſtimmte Truppenverbände oder Waffengattungen von merklichem Einfluſſe auf die Zahlen werthe sind. Der Britische Sanitätsbericht läßt alle Erkrankungen, welche nicht die Auf nahme in das Lazareth erforderten , unbeachtet , während in den übrigen Sa nitätsberichten auch die leichteren , nur im Revier bezw. der eigenen Wohnung behandelten Fälle mit zu den Erkrankungen gerechnet werden, wobei dann noch wesentliche Verschiedenheiten für die einzelnen Heere bestehen. In Preußen, Desterreich - Ungarn und Frankreich werden im Allgemeinen alle Fälle beachtet, welche den Erkrankten während eines Tages dem Dienste entzogen haben. Hierbei äußert die Art dieſes Dienstes , z. B. als Handwerker, Krankenwärter u. s. w. , sowie das Vorhandensein oder Fehlen besonderer Krankenstuben und die Art der Unterkunft der Truppen, z. B. in Caſernen, Bürgerquartieren oder in kleinen ländlichen Ortschaften , jederzeit einen erheblichen Einfluß auf die Krankenziffer. Auch die Localverhältnisse der Garnisonen kommen hierbei in Betracht. In Desterreich- Ungarn fehlen bei einem großen Theile der Cavallerie, der Sanitäts truppen und des Fuhrwesens -Corps besondere Marodenzimmer, weil dieſe Truppen in kleine Abtheilungen zersplittert sind. Deshalb stellt sich für dieſe Waſſen gattungen die Gesammtzahl der Erkrankungen verhältnißmäßig niedrig , während die Schwere der einzelnen Fälle anscheinend größer wird, da man genöthigt ist, die Kranken unverzüglich den nächsten Lazarethen zu überweisen. In Frankreich bestehen neben den Lazarethen und Civilspitälern für die einzelnen Regimenter noch Infirmerien , außerdem Convalescenten - Zimmer für genesene Lazarethkranke und Revierkranken-Zimmer. In Algerien fehlen jedoch bei einem großen Theile der Truppen die Regiments-Infirmerien , weil die be züglichen Truppen in kleine Abtheilungen zur Besetzung von Forts und Grenz posten zerstreut sind . Bei den Algerischen Truppen , und aus ähnlicher Veran lassung auch bei den Strafanstalten und Handwerker - Abtheilungen , werden Erkrankte deshalb meist im Lazareth oder im Revier behandelt , weshalb sich
Militair-Statistik.
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der Zugang für dieſe Behandlungsarten etwas höher, für die Infirmerien_da gegen niedriger stellt, als im eigentlichen Frankreich. In Preußen und Dester reich-Ungarn werden genesene Lazarethkranke entweder zur Schonung beurlaubt oder vor Wiederaufnahme des Dienstes noch einige Zeit im Reviere behandelt. Um den Vergleich mit dem Zugang zur Revierbehandlung zu ermöglichen, wurden deshalb auch für Frankreich die Convalescenten zu den malades à la chambre gezählt. In Rußland ist die Berichterstattung über die Revierkranken zwar vor geschrieben , jedoch in einzelnen Militair - Bezirken , z . B. in Turkestan sowie bei vielen in kleinen ländlichen Ortschaften des Europäiſchen Rußlands unter gebrachten Truppentheilen sehr unvollständig. Außerdem besteht bei dem Russi schen Soldaten überhaupt wenig Neigung dazu , im Beginne einer Krankheit ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Man verpflegt kranke Militairperſonen theils in großen Hoſpitälern, deren 4. Klaſſe auf je 1200 Kranke und darüber eingerichtet ist, theils in kleineren , stets beim Regimente verbleibenden La Es hat sich dabei herausgestellt , daß zarethen , theils auch in Civilspitälern. die Mortalität unter den Hospitalkranken größer ist als unter den Lazareth franken (44,45 bezw. 28,79 vom Tausend der Kranken) , und zwar wurde dies in sämmtlichen Militair - Bezirken mit Ausnahme des von Orenburg und für alle Waffengattungen beobachtet, ja es endeten gerade diejenigen Krankheiten, welche überhaupt die meisten Sterbefälle veranlaßten , in den Hospitälern noch öfter tödlich als in den Lazarethen. Dies spricht gegen die Zweckmäßigkeit großer Kranken - Anstalten und bestätigt die anderwärts dieserhalb gesammelten In Frankreich, wo im Jahre 1874 lazarethkranke Militair Erfahrungen. personen in 110 Städten ohne Garniſon in Civilſpitälern und in 239 Gar misonstädten theils in Militair-Lazarethen , theils in Civilspitälern behandelt wurden , ergab sich sowohl für Lazarethe wie für Civilſpitäler durchſchnittlich dieselbe Mortalität (37 vom Tausend der Kranken). Auch die Invalidität wird in den einzelnen Staaten nach verschiedenen Grundsätzen beurtheilt. In Preußen unterscheidet man nach dieser Richtung Dienstunbrauchbare, Halbinvaliden und Ganzinvaliden, in Rußland dagegen Invaliden 1., 2. und 3. Klasse. Die Russischen Invaliden 1. Klaſſe ſind genesene Lazarethkranke, welche auf einige Monate behufs Wiederherstellung und Kräftigung beurlaubt werden. Bei den Invaliden 2. Klaſſe wird ei längerer , unter Umständen ein ohne Zeitbestimmung bis zu völliger Wieder herstellung ausgedehnter Urlaub gewährt. Nur die Invaliden 3. Klaſſe werden als völlig dienstuntauglich gänzlich aus dem Heeresverbande entlassen. In Desterreich-Ungarn rechnet man Militairpersonen , welche durch Selbſt= verstümmelung oder mißlungene Selbstmordversuche die Diensttauglichkeit ver loren haben, nicht zu den Invaliden und unterscheidet die zeitlich von den dauernd Invaliden. Da die zeitlich Invaliden dem Heere auch ferner ange hören, so werden diese nicht vom Grundbuchstande abgerechnet , während die dauernd Invaliden aus dem letterem ausfallen. In Frankreich unterscheidet man die Zahl der als dienſtunfähig aus dem Heere Entlassenen in zwei Gruppen , je nachdem sie in den Genuß von In validen-Benefizien treten (Retraites) oder nicht. Außerdem wird die Zahl der in Folge von Krankheit zur Disposition gestellten Offiziere (non-activité) mit getheilt, welche nicht immer als dauernder Abgang anzusehen ist. In Großbritannien machte die Verschiedenheit der Dienstverhältnisse im Mutterlande und in den Colonien einige besondere Einrichtungen auch bezüg lich der Invalidiſirung nothwendig. Alle in den Colonien verwendeten Euro
Militairische Jahresberichte für 1876.
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päischen Truppen senden die in Folge von Krankheit u. s. w. für längere Zeit dienstunbrauchbaren Mannschaften nach dem Mutterlande zurück , wo dieselben zunächst in die Depottruppen der betreffenden Abtheilungen eingestellt, im Falle unheilbarer oder die Dienstfähigkeit dauernd beschränkender Gebrechen jedoch der Centralanstalt zu Netley überwiesen und von letterer aus auf Grund ärztlicher Untersuchung als Invaliden anerkannt und aus dem Heeresverbande entlaſſen werden. Die Truppen in England , Schottland und Irland entlassen ihre
Beobachtungs zeit in Jahren
dauernd dienſtunbrauchbaren Invaliden direct ; ebenso die Negertruppen in Britisch-Westindien, doch werden die Dienstuntauglichen leßtgedachter Regimenter auch aus den Stationen der Goldküste erst nach Westindien übergeführt und dort anerkannt, ebenso die in Guyana und Honduras verwendeten und dienst untauglich gewordenen schwarzen Soldaten. Die eingeborenen Aſiatiſchen Truppen auf Ceylon, in Indien, in den Straits settlements und in Hongkong entlassen ihre Invaliden direct. Diesen Verhältnissen ist in der Britischen Sanitätsstatistik bereits einiger maßen Rechnung getragen worden, soweit es sich um Berechnung der Mortalität der in den einzelnen Colonien verwendeten Europäischen Truppen handelt. Man rechnet nämlich die Zahl der in dem Centralinstitute zu Netley gestorbenen Militairpersonen nicht zur Zahl der im vereinigten Königreiche Gestorbenen, sondern zu denjenigen Colonialtruppen , aus welchen sie herstammen. Nicht ebenso wird jedoch bezüglich derjenigen Mannschaften verfahren, welche als un geeignet zum Colonialdienste und größtentheils mit gebrochener Gesundheit seitens der Europäischen Colonialtruppen nach dem Mutterlande zurückgesendet worden und demnächst in den Depots verstorben sind. Alle derartigen Sterbe fälle sind in der durchschnittlichen Mortalität der Britischen Truppen innerhalb des vereinigten Königreiches mit enthalten, wodurch diese Mortalität etwas un günstiger , die der Europäischen Truppen in den Colonien dagegen etwas günstiger erscheint, als sie wirklich ist. Es folgen nunmehr zwei Uebersichtstabellen über die Sanitätsverhältnisse der vorerwähnten Heere, sowie gleichartige Angaben für die Portugiesische Armee und das stehende Heer der Vereinigten Staaten von America. Die Erkrankungen und Sterbefälle, welche in Folge größerer Kriege eintraten , sind hierbei außer Ansatz gelassen worden. 1 . Krankenzugang und durchschnittlicher Krankenſtand.
Seer
Von je 1000 Mann der durchſchnittl. Stärke erkrankten jährlich über haupt
davon davon Revier Lazar.
Jeder Mann wurde dem waren täglich krank Dienste ent zogen jährlich über. im im Lage: haupt | Revier | Lazar.
*
495,2 349,9 344,7
43 ||
854 532,4 375,9
16
15
11
Preußische Armee 1867-1872 1349,2 1873 **) 882,2 " 1874 **) 720,6 " X
*) Jahre 1867 bis 1869 , erstes Halbjahr 1870, zweites Halbjahr 1871, Jahr 1872. **) Preußische Armee nebst 12. (Königl. Sächsischem) und 13. (Königl. Württem bergischem) Armee - Corps. Die der Berechnung für beide Jahre zu Grunde gelegte Durchschnittsstärke wurde aus den für 1873 bekannten monatlichen Durchschnittsstärken der einzelnen Contingente abgeleitet und ist wahrscheinlich etwas zu hoch angenommen, die Vergleichszahlen mithin zu niedrig.
Beobachtungs
1872
361
Von je 1000 Mann der durchſchnittl. Stärke erkrankten jährlich über haupt
davon davon Revier | Lazar.
1063,7
523,5
Jeder Mann wurde dem waren täglich krank Dienste ent im zogen jährlich überim Lage: haupt Revier | Lazar.
540,2
51
18,7 I
Beobachtungs
1726
600
845,1 840,7
50
44 42,4
18,3
15,2
27,2
16,3 16,8
41,44 38,59
||
Französ. Armee " " " "I " " ** Britische Armee 1864-1873 1874 " "P
496 539 462
11
1373 1286 995
| | : ཀླུ
1871 1869 1872 1825 1457 1873 *) 1862-1869 2250 1872*) 2110 1873*) 2132 1874*) 2326
IT
Russische Armee Desterr. - Ungar. Armee " " " "
zeit Jahren in
Heer
Militair Statistit.
zeit
Heer
Jahr in en
2. Sterblichkeit und Entlassung wegen Dienstuntauglichkeit. Von je 1000 Mann der durchſchnittlichen Stärke starben jährlich im Durchschnitt überhaupt
13,0 9,8 6,4 6,82
12,09 8,89 5,49 5,76
0,45 0,45 0,45 0,46
0,46 0,46 0,46 0,60
3,1 7,0 13,5 53,6
6,10 5,24 16,45 18,42
5,27 4,28
0,38 0,34
0,45 0,62
12,3 12,7
――
11,58
I
Preußische Armee| 1846–1850| " " 1851-1859 11 " 1860-1863 " " 1867-1872 **) " 1873+) " 1874 †) Russische Armée 1858-1869 1872 " Desterr. Ungar. Armee 1869 Defterr. ፡ Ungar. Armee 1871 Desterr. - Ungar. Armee 1872 Defterr.- Ungar. Armee 1873
durch in Folge in Folge v. Krankh. v.Verungl. Selbstmord
wurden als dienstuntaug lich entlassen (invalidiſirt)
14,70
13,6
0,28
0,8
11,0
15,99
14,7
0,41
0,88
10,0
17,11
15,8
0,50
0,81
9,0
18,8
25,0
*) Einschließlich der Convalescenten und mit Schonung vom Dienſte_befreiten Mannschaften. Außerdem gelten die Vergleichszahlen für den jährlichen Krankenzugang für je 1000 Mann der durchschnittlichen Dienststärke nach Abzug der Kranken. **) Truppen im Bereinigten Königreiche. ***) Jahre 1867 bis 1869, erstes Halbjahr 1870, zweites Halbjahr 1871 , Jahr 1872. †) Preußische Armee nebst 12. (Königl. Sächsischem) und 13. (Königl. Württem= bergischem) Armee Corps . Die der Berechnung für beide Jahre zu Grunde gelegte Durchschnittsstärke wurde aus den für 1873 bekannten monatlichen Durchschnittsstärken der einzelnen Contingente abgeleitet und ist wahrſcheinlich etwas zu hoch angenommen, die Vergleichszahlen mithin zu niedrige.
Heer
Beobachtungs zeit Jahre in n
362
Militairische Jahresberichte für 1876.
10,32 7,84 7,88
0,60 0,51 0,53
0,49 0,37 0,36
8,39 8,01
0,50 0,49
0,28
7,0 9,42 17,0 28,47 29,66 25,0
|
11,41 8,72 8,77 12,7 9,17 8,79 13,5
1
Französ. Armee 1862-1869 1873 " " 1874 " Portugies. Armee 1861-1867 Britische Armee *) 1864-1873 1874 Verein. Staaten 1859
Von je 1000 Mann der durſchſchnittlichen Stärke wurden als starben jährlich im Durchschnitt dienstuntaug durch lich entlassen überhaupt in Folge in Folge v. Krankh. v.Verungl. Selbstmord (invalidiſirt)
Die in der letzten Tabelle enthaltenen Angaben für die Mortalität geben nur einen Ausdruck für die während der Dienstzeit im Heere bezw . in der Flotte vorgekommenen Todesfälle. Die beigefügten Zahlenwerthe über Inva lidität würden, wenn sie aus gleichartigen Unterlagen gewonnen wären , das Mittel bieten , den wirklichen Verlust an Menschenleben erheblich genauer fest zustellen. Nach Französischen Beobachtungen [ Dr. Bertillon im Dictionnaire encyclopédique des sciences médicales unter Mortalité] läßt sich an nehmen , daß fast die Hälfte der als dienstunbrauchbar aus dem Heere ent lassenen Mannschaften binnen kurzer Zeit dem Tode verfällt. In Preußen und Desterreich wird wahrscheinlich etwa der dritte Theil der Invalidisirten ebenfalls bald nach der Entlassung sterben , während beispielsweise der entsprechende An theil bei den von der Deutschen Flotte entlassenen Dienstunbrauchbaren gewiß erheblich niedriger ist , da fast sämmtliche Mannschaften dieser Kategorie sehr bald nach dem Diensteintritt in Folge mitgebrachter körperlicher Fehler zur Ent laffung kommen . Wo die Mannschaft viele Jahre ununterbrochen im stehenden Heere ver bleibt, wie in Frankreich bis zum Deutsch-Franzöſiſchen Kriege oder in Groß britannien in Folge der Erfordernisse des Colonialdienstes sowie wegen der Art der Heeresergänzung , da ist die Sterblichkeit jederzeit hoch. Obwohl es sich nämlich um die Sterblichkeit einer ausgewählten Bevölkerung handelt, aus welcher gelegentlich des Erſatzgeschäftes ungefähr ein Drittel wegen augenfälliger Krankheiten und Gebrechen oder allgemeiner Körperschwäche bereits ausgeschieden wurde, so wirkt der Militairdienst nach einigen Jahren doch so störend auf die Gesundheitsverhältnisse ein , daß der anfängliche Vortheil gegenüber der in gleichem Alter stehenden Gesammtbevölkerung bald verloren geht. In Preußen tritt dieser Uebelstand in Folge der kurzen Dienstzeit bei der Fahne nicht be merkbar hervor, wohl aber in Frankreich und Großbritannien ; auch in Ruß land dürfte die hohe Sterblichkeit der Truppen großentheils diesem Umstande, daneben alsdann wohl auch der Ungunst der klimatischen Verhältnisse beizu messen sein. Einige Zahlenangaben werden vorstehende Bemerkungen näher erläutern. Von 1862 bis 1869, und abgesehen von dem Mericanischen Expeditionsheere, verlor die Französische Armee jährlich 11,41 Mann vom Tausend durch Tod, und zwar stellte sich der Verlust für die Truppen im eigentlichen Frankreich auf 10,1 für die Truppen in Algerien auf 17,16 und für die Besatzungstruppen *) Truppen im Bereinigten Königreiche.
Militair Statiſtit.
363
Nach Chargen gruppirt starben im Kirchenstaate auf 15,51 vom Tauſend. unter dem Offizier-Corps 8,90, von den Unteroffizieren 0,35 und von der Mann schaft 12,35 vom Tausend. Hierzu ist für bald nach der Entlassung gestorbene Militairpersonen noch ein Zuschlag von ungefähr 3,3 aufs Tausend zu rechnen, ſo daß der wirkliche Verlust durch Tod jährlich auf 14,7 vom Tausend der Heeresstärke zu veranschlagen ist. Der Vergleich der Sterblichkeit des Heeres und der männlichen Gejammt bevölkerung muß auf die der Zuſammensetzung des Heeres entsprechenden Alters flaffen beschränkt werden. Deshalb eignet sich die allgemeine Mortalitätsziffer, welche durch die Kindersterblichkeit sehr stark beeinflußt wird, überhaupt nicht zu diesem Vergleiche. Das Französische Heer war von 1862 bis 1869 nach dem Alter der Militairpersonen folgendermaßen zusammengesetzt. Von 1000 Mann standen durchschnittlich 37 im Alter von unter 20 Jahren , 361 Mann zwischen 20 und 25 Jahren, 320 Mann zwischen 25 und 30 Jahren, 150 Mann zwischen 30 und 35 Jahren, 60 Mann zwischen 35 und 40 Jahren, 43 Mann zwischen 40 und 45 Jahren , 24 Mann zwischen 45 und 50 Jahren und 5 Mann waren über 50 Jahre alt. Die Sterblichkeit innerhalb derselben Altersklassen beträgt aufs Tauſend der männlichen Französischen Bevölkerung : 20 bis 25 Jahr : 10,6 ; 25 bis 30 Jahr: 8,4 ; 30 bis 35 Jahr: 8,6 ; 35 bis 40 Jahr: 9,0 ; 40 bis 45 Jahr : 11,2 ; 45 bis 50 Jahr 13,4. Hieraus geht hervor , daß bei gleicher Altersmischung wie in der Armee aufs Tausend männlicher Franzosen jährlich 9,6 Sterbefälle vorkommen , während in der Armee 11,41 , mit Anrechnung der bald nach der Entlassung verstorbenen Invaliden sogar 14,7 vom Tausend jährlich sterben. Vergleicht man die Sterblichkeit der einzelnen Altersgruppen , so ergiebt sich jofort, daß nur in der ersten derselben die Sterblichkeit im Heere geringer ist, als unter der gesammten männlichen Bevölkerung. Es sterben nämlich von je Tausend Personen : Altersgruppe: im Heere: in der Bevölkerung : 9,9 10,6 20 bis 25 Jahr: 9,3 25 bis 30 Jahr : 8,4 10,2 30 bis 35 Jahr: 8,6 11,2 35 bis 40 Jahr: 9,0 16,2 11,2 40 bis 45 Jahr: 21,2 13,4 45 bis 50 Jahr: Mit Beendigung des vierten Dienstjahres erreicht die Sterblichkeit der ausgesuchten Mannschaft des Heeres dieselbe Höhe wie bei der männlichen Ge jammtbevölkerung und nimmt von diesem Zeitpunkte ab beständig rascher zu, als die allgemeine Sterblichkeit. Hierin liegt ein starker Beweis für die Zweck mäßigkeit der in Deutschland bestehenden Begrenzung der activen Dienstzeit auf 3 bis 4 Jahre, d. h. auf die zur vollständigen militairischen Ausbildung er fahrungsmäßig nothwendige Zeit. Wo, wie in Deutschland, nur Offiziere und Unteroffiziere länger als vier Jahre ohne Unterbrechung im Dienste verbleiben, wird auch für die höheren Altersklassen die Sterblichkeit erheblich eingeschränkt, denn die Mortalität der Chargen ist jederzeit niedriger als die der in gleichem Alter stehenden Mannschaft , und zwar in steigendem Maße bei zunehmendem Alter. Das erste Dienstjahr allein macht eine Ausnahme von dem Durch schnittsergebnisse der Sterblichkeit im Heere, weil in diesem Jahre in Folge der durch die militairischen Lebens- und Dienstverhältnisse bedingten plötzlichen Ver änderung der Lebensweise und Beschäftigung die junge Mannschaft einer höheren
364
Militairische Jahresberichte für 1876.
Sterblichkeit unterworfen ist , als die männliche Bevölkerung überhaupt. Bei der Französischen Armee starben während der Jahre 1862 bis 1869 durch schnittlich 12 vom Tauſend des jüngsten Jahrgangs und in anderen Heeren wurde, wie weiter unten gezeigt wird , die gleiche Beobachtung gemacht. Diese durch keinen Uebergang vermittelte umgestaltung der gesammten Lebensverhält nisse ist zugleich die Hauptursache dafür , daß im Heere mehr Selbstmorde vor zukommen pflegen , als unter der männlichen Bevölkerung im Staate , ja jogar mehr als in der Hauptstadt. In Frankreich starben durch Selbstmord im Durch schnitte 0,1 , in Paris 0,4 , im Heere hingegen 0,5 vom Tausend und zwar finden die in der Armee vorkommenden Selbstmorde faſt ausschließlich im erſten Dienstjahre statt , während bei der Gesammtbevölkerung deren Häufigkeit mit steigendem Alter, namentlich vom 40. Lebensjahre an, zunimmt. Auch Geisteskrankheiten sind im Heere häufiger , als unter der gesammten männlichen Bevölkerung , und treten nicht erst in höherem Alter ein , wie bei lekterer, ſondern schon erheblich früher, und zwar vorzugsweise bei den Chargen. Durchschnittlich ergab sich für die Jahre 1862 bis 1869 für Fro derartige Erkrankung jährlich unter 676 Offizieren bezw. 1205 Unteroffizieren und 2632 Soldaten. Auch Verunglückungen mit tödtlichem Ausgange oder dauernder Störung der Erwerbsthätigkeit kommen im Heere häufiger vor, als unter der in gleichem Alter stehenden männlichen Bevölkerung , doch ist der Unterschied nicht mehr je beträchtlich , als in früherer Zeit , da durch die moderne Industrie und die ver mehrte Anwendung von Maſchinenbetrieben die Häufigkeit der Verunglückungen überhaupt gesteigert worden ist. Aber auch nach Abzug aller durch Selbstmord , Geisteskrankheit oder Ber unglückung veranlaßten Todesfälle, sowie der Kriegsverluste , bleibt die Zahl der in der Armee Gestorbenen dort , wo die Dienstzeit bei der Fahne länger als 4 Jahre dauert, verhältnißmäßig höher , als unter der unter denselben klima tischen Verhältnissen lebenden, in demselben Verhältniß aus den einzelnen Alters gruppen zusammengestellten männlichen Gesammtbevölkerung. Von 1862 bis 1869 starben vom Tausend jährlich an Krankheiten: im eigentlichen Frankreich : bei der Armee: 9,2 bei der Bevölkerung : 9,1
in Algerien: 16,1 15,9
in Italien: 14,4 14,4 Hierbei sind die bald nach der Entlassung aus dem Heere gestorbenen In validen , welche auf 3,3 vom Tausend der Armee zu schäßen sind , nicht beim Heere, sondern bei der männlichen Gesammtbevölkerung angerechnet. Auch für die Britische Armee , welcher durch ihr Erſatzſyſtem eine noch sorgfältigere Auswahl der Mannschaft ermöglicht ist, ergiebt sich, daß nur wäh rend der ersten Dienstjahre die Sterblichkeit der Truppen geringer ist als die durchschnittliche der gleichalten männlichen Personen im Vereinigten Königreice. Es starben nämlich durchschnittlich vom Tausend :
Altersgruppe: 17 bis 19 Jahr: 20 bis 24 Jahr: 25 bis 29 Jahr: 30 bis 34 Jahr: 35 bis 39 Jahr: 40 bis 44 Jahr:
im Heere: 3,13 5.73 8,01 12,26 16,35 19,62
in der Bevölkerung : 7,41 8,43 9.21 10,23 11.63 13.55
365
Militair-Statistik.
Bei der Preußischen Armee, einschließlich des 13. (Königlich-Württembergi schen) und 15. Armee-Corps sowie der 25. (Großherzoglich Hessischen) Division ſind nur die abſoluten Zahlen der aus den einzelnen Altersklassen während des Jahres 1872 Gestorbenen dem statistischen Sanitätsberichte zu entnehmen. Die Zusammensetzung des Heeres nach Altersklassen ist nicht genau bekannt und wurde zur Berechnung der Vergleichszahlen geschätzt und die bekannte Gesammt stärke demgemäß vertheilt. Die für die männliche Bevölkerung mitgetheilten Vergleichszahlen sind aus den Ergebniſſen der Volkszählung vom 1. December 1871 und den Sterbelisten für 1872 für die einzelnen Geburts -Jahrgänge der männlichen Bevölkerung unter Berücksichtigung der Bevölkerungszunahme wäh rend des Monats December 1871 berechnet und dürfen als zuverlässig gelten. Danach starben im Jahre 1872 durchschnittlich vom Tausend : im Heere :
Altersgruppe: Unter 20 Jahren: 20 bis 21 Jahre: 21 bis 22 Jahre: 22 bis 23 Jahre: 23 bis 25 Jahre: 25 bis 30 Jahre: 30 bis 50 Jahre:
in der Bevölkerung:
7,6 4,2 6,2 5,2 7,5 8,1 15,9
8,30 9,65 10,41 11,65 10,56 10,18 16,24
Hiernach scheint in Preußen erst vom 40. Lebensjahre ab die Sterblichkeit im Heere etwas größer zu werden , als unter der gesammten männlichen Be völkerung durchschnittlich. Es folgt nunmehr die Zusammenstellung der wichtigsten Nachrichten über die Morbidität , die Mortalität und die Invalidität in den einzelnen Armeen und Flotten auf Grund der neuesten Sanitätsberichte.
A. Morbidität. 1. Preußische Armee.
1867 bis 1872.
Krankenzugang und Art der Behandlung.
Bon je 1000 Erkrankten wurden behandelt
Auf je 1000 Mann erkrankten davon im
im ersten Halbjahre
Jahr. überhaupt.
1867 1868 1869 1870 1871 1872
Durchschnitt
zweiten ersten Halbjahre.
1128,7 1496,2 1403,4
625,6 843,5 794,7
1504,4
774,3
1213,9
699,5
730,1 514,4
1349,3
747,5
601,8
im zweiten Halbjahre
im Reviere. im Lazarethe.[ im Reviere. im Lazarethe.
503,1 652,7 608,7
|
499 682 627 731
501 318 373 269 .
698 654
531 630 693
469 370 307
302
642 657
358 343
346
633
367
366
Militairische Jahresberichte für 1876. Krankenziffer und Dauer der Behandlung.
Jahr.
Feber Mann Bon je 1000 Mann waren täglich krank | Auf jed. Krant. kommen Behandlungstage wurde dem im ersten Halbjahre im zweit. Halbjahre im ersten Halbjahre| im zweit. Halbjahre Dienste im im im im im im im im entzogen Reviere. Lazarethe. Reviere. Lazarethe. Reviere. Lazarethe. Reviere. Lazarethe. Tage.
1867 1868 1869 1870 1871 1872
14,8 16,3 15,2
Durchschnitt
15,9
17,6 { 15,3
13,0 18,5 16,6 21,6
34,8 33,2 29,6 23,0
18,0
30,6
| 17,5
2. Russische Armee.
8,6 12,6 14,4
24,6
7,4
24,4 22,0
17,6 12,8
34,5 22.6
6,8 6,1 7,1 --
30,2 | 13,2
18.5 22,8 19,2 19,4
5,8 4,6 6,6 -
18,9 17,0 18,0
6,9
26,4
6.6 6,5
21,1 20,3
25,6 | 6,9
21,3
6,0
19,0
Su İneg
"
1872.
Vom Tausend der mittleren Sollstärke erkrankten während des Jahres 1063,7 Mann , von denen 540,2 im Lazareth oder in Hospitälern und 523,5 im Reviere behandelt wurden. Die meisten Erkrankungen fielen in die Monate Februar, März, Juli und Auguſt, und zwar in den nördlichen Gouvernements in den Winter, in den südlichen in den Sommer, in Sibirien in den Frühling, in Kaukasten in den Beginn des Herbstes , in den westlichen Gouvernements gegen Ende des Winters und zu Beginn des Frühlings. Die einzelnen Waffengattungen hatten aufs Tausend der mittleren Soll stärke folgenden Zugang zum Lazarethe und Hoſpitale : Infanterie 452,6 , Schützen 335,9 , Cavallerie 461,6 , Artillerie 394,5, Genietruppen 346,0, Localtruppen 719,8 und irregulaire Truppen 359,3. Am häufigsten fanden Erkrankungen an folgenden Krankheiten und vor zugsweise unter den beigeschriebenen Waffengattungen statt, und zwar aufs Tausend der mittleren Sollstärke des Heeres : Diarrhoe 26,37 (Localtruppen, Infanterie , Genietruppen) , acuter Katarrh der Athmungsorgane 25,46 , Ent zündung der Athmungsorgane 20,75 (Localtruppen), katarrhalische Augenentzün dung 32,66 (Infanterie und Localtruppen) , Syphilis 50,17 (Infanterie und Localtruppen), Rheumatismus 20,8s (Localtruppen), Wechselfieber 144,01 (Local truppen und Irregulaire), remittirendes Fieber 40,36 (Cavallerie und Infanterie), Typhus 16,17 (Cavallerie und Localtruppen) , Cholera 11,00 , äußere Ver letzungen 8,38 (Cavallerie, Irregulaire, Localtruppen, Artillerie) , Abſceſſe 16,09 (Localtruppen , Cavallerie , Ingenieurtruppen , Infanterie) , Alkoholismus 0,97 (Localtruppen und Irregulaire) . Im Allgemeinen herrschen bei der Cavallerie äußere Krankheiten , bei der Artillerie Krankheiten der Athmungsorgane vor, ferner im Militairbezirk St. Petersburg Katarrh der Athmungs - Organe , im Bezirk Odessa Augenentzündung, im Bezirk Turkestan Diarrhoe und im Bezirk Kajan Erantheme. Aus den über die Garde- Truppen vorliegenden genaueren Nachrichten er giebt sich , daß namentlich während des zweiten Dienstjahres sehr viele Er krankungen und , wie hier vorgreifend bemerkt wird , auch die meisten Sterbe fälle vorkommen. Die mittlere Verpflegungsdauer der Erkrankten war für ältere Mannschaften länger als für die jüngeren und betrug für die im La
-
367
Militair-Statistik.
zareth oder Hospital Verstorbenen durchschnittlich 34,9 Tage. Durchschnittlich war jeder Mann , mit Einschluß der Revierbehandlung , im Laufe des Jahres 18,7 Tage hindurch krank. Genauere Angaben über Behandlungsdauer der Geheilten 2c. fehlen. 3. Desterreichisch- Ungarische Armee. 1871-1873 . Krankenzugang und Art der Behandlung. In den Jahren 1873 , 1872 und 1871 erkrankten einschließlich der im Revier behandelten Mannschaften vom Tausend der durchschnittlichen Ver pflegungsstärke in den einzelnen Militair-Bezirken : Wien 1328-1736-1703 ; Linz 1336-1643-1672; Graz 1331-1626-1658 ; Triest 1733-1978 2323 ; Jnnsbruck 1552-1767-1624 ; 3ara 1258-1579--1953 ; Prag 1352-1645-1839 ; Brünn 1237-1672-1550 ; Lemberg 1295-1556— 1609 ; Krakau 1612-2019-1951 ; Budapest 1645-1924-1959 ; Preß burg 1146-1325-1455 ; Kaschau 1722-1856-1636 ; Temesvár 2172 2662-2212 ; Hermannsstadt 1551-2153-2371 und Agram 1680 2571-2849. Im ganzen Heere erkrankten vom Tausend 1873 : 1457 Mann, 1872 : 1825 Mann und 1871 : 1869 Mann , von denen 462 bezw. 539 und 496 Mann ins Lazareth , die übrigen in die Revierbehandlung aufgenommen wurden. Für die einzelnen Waffengattungen stellt sich das Verhältniß folgender maßen : Es erkrankten jährlich von 1000 Mann der Durchschnittsſtärke
Waffengattung.
Infanterie Jägertruppe Cavallerie Artillerie Genietruppe Pionier-Regiment Sanitätstruppe Fuhrwesen •
überhaupt im Jahre
davon kamen ins Lazareth im Jahre
1873
1872
1871
1577 1617 1286 1311 1419 1551 890 1211
2039 1857 1388 1852 1494 2071 917 1166
2134 : 513 1747 389 1202 433 1742 387 1726 372 1928 279 1218 477 1377 527
1873
1872
1871
607 446 454 456 329 261 697 389
545 436 445 471 304 282 450 356
Nach Nationalitäten erkrankten während des Jahres 1873 vom Tausend der im Heere befindlichen Mannschaft, bezw. kamen ins Lazareth: Deutsche 1593 bezw. 325, Ungarn 1336 bezw. 574 , Czechen 1331 bezw. 411 , Polen 1736 bezw. 518, Ruthenen 1505 bezw. 445 , Kroaten 1664 bezw. 660 und Ru mänen 1587 bezw. 715. Nach der Dauer der Dienstzeit wurden lazarethkrank während des Jahres 1873 vom Tausend im 1. Dienstjahre 500, im 2. Dienstjahre 363, im 3. Dienſt jahre 283, im 4. Dienstjahre 202, von den älteren Mannschaften nur 70. Die meisten Erkrankungen finden im Auguſt ſtatt (158 vom Tauſend der Mannschaft), die wenigsten im Dezember (98 vom Tausend). Im Allgemeinen sind im Militair - Bezirke Temesvár am häufigsten , im Bezirke Preßburg am jeltensten Erkrankungen vorgekommen . Während der drei Beobachtungsjahre 1871 bis 1873 nahm die Häufigkeit der Erkrankungen in den Bezirken Linz , Graz , Triest , Zara, Prag , Lemberg , Budapest , Preßburg , Hermannſtadt und Agram beständig ab , ebenso bei der gesammten Infanterie, der Genie
368
Militairische Jahresberichte für 1876.
Die hohe Erkrankungsziffer der im ersten truppe und der Sanitätstruppe. Dienstjahre stehenden Mannschaft beweist, daß ein erheblicher Theil des Erjahes noch nicht die für die Strapazen des Militairdienstes nothwendige körperliche Entwickelung besitzt. Wahrscheinlich würde sich das Verhältniß ungleich gün stiger stellen , wenn der Ersatz vorzugsweise aus den Klaffen der 21- und ― Die große Zahl der Er 22jährigen Mannschaft ausgehoben würde. krankungen ist theilweise auch der mangelhaften , dem durch die Dienſtverhält niſſe bedingten Kräfteverbrauch nicht mehr angemessenen Ernährung der Mann schaft zuzuschreiben. Die Portionssätze sind zu niedrig bemessen , auch ist das Commisbrot mangelhaft zubereitet , wodurch namentlich Magen- und Darm katarrhe veranlaßt werden. Die mangelhafte Unterkunft der Truppen trägt ebenfalls zur Erhöhung der Krankenzahl bei. Viele Casernements sind zu stark belegt, mangelhaft ventilirt und mit ungenügenden oder schlecht gelegenen Ab Diese Uebelſtände rühren meist daher, daß die orten u. s. w. ausgestattet. Casernements ursprünglich für ganz andere Zwecke, z. B. als Klöster, Er ziehungs -Anstalten, Privathäuser, erbaut wurden , wobei auf eine geringere Bewohnerzahl zu rechnen war. Ein Theil der Erkrankungen wird auch durch die ungenügende Bekleidung verursacht. Das Schuhzeug und die Mäntel ſind vielfach von schlechter Beschaffenheit, die engen Ungarischen Hosen erzeugen Abscesse, die allzu lang bemessene Tragezeit der Leibwäsche veranlaßt namentlich bei den berittenen Truppen Hautkrankheiten , Wundreiten u. s . w. und erzeugt allgemein Unreinlichkeit. Man könnte an den Kosten der Krankenpflege ſparen, was an Mitteln zur beſſeren Bekleidung mehr aufgewendet würde. Am wenigsten Erkrankungen kommen bei den Czechen, am meiſten bei den Polen vor; am wenigsten Lazarethkranke bei den Deutschen , am meisten bei den Rumänen und Kroaten. Unter den Ungarn herrschen die schweren, unter den Deutschen die leichten Erkrankungen vor, denn von je 1000 überhaupt Erkrankten mußten bei den Deutschen 204 , bei den Ungarn 429 , bei den Rumänen sogar 450 dem Lazareth überwiesen werden. ――――――― Die Dauer der Behandlung durchschnittlich betrug 12,1 Tag, in den Bezirken Lemberg und Wien 1 bis 2 Tage mehr, in den übrigen Bezirken etwas weniger. Jeder Mann war im Laufe des Jahres durchschnittlich 18,3 Tage krank, in den Bezirken Temesvar, Budapest, Agram, Kaschau, Lemberg, Hermannstadt, Krakau und Wien um 7 bis zu 1/2 Tag länger , in den übrigen Bezirken dagegen etwas kürzer. 4.
Französische Armee.
1874.
Nach Artikel 5 des Gesetzes vom 22. Januar 1851 sind dem jährlichen Berichte über das Ersatz-Geschäft statistische Uebersichten über den Gesundheits Diese Uebersichten sollen für jeden Truppen zustand im Heere beizugeben. körper nachweisen: 1) die durchschnittliche Stärke (Effectif moyen) ; 2) die Zahl der in Lazarethen , Ambulanzen und Civilspitälern , oder in Regiments Anstalten (Infirmeries) behandelten Kranken nebst der Zahl der Behandlungs tage ; 3) die Zahl der als dienstunbrauchbar Entlassenen ; 4) die Zahl der Gestorbenen; 5) die Krankheitsursachen der Lazarethkranken , der Infirmerie kranken , der als dienstunbrauchbar Entlassenen und der Gestorbenen. ---- Der erste derartige statistische Sanitätsbericht wurde jedoch erst viel später, und zwar für das Jahr 1862 veröffentlicht, dann erſchienen dieſelben bis 1869 einſchließz lich regelmäßig und seitdem für die Jahre 1872 , 1873 und 1874 . Neben der durchschnittlichen Stärke wird auch der durchschnittliche Dienst
Militair-Statistik.
369
stand , d. h. die nach Abzug der Kranken durchschnittlich vorhandene Zahl der Militairpersonen, zum Vergleich mit der Zahl der Erkrankten benutzt. Die folgende Tabelle giebt eine Uebersicht über den Krankenzugang im Jahre 1874 nach Waffengattungen.
Waffengattung
Infanterie*) Fuß-Jäger Cavallerie**) Artillerie***)
Genietruppe †) Armee-Train Special = Corps von Paris 20. tt) Handwerker - Abtheilungen Krankenwärter Französische Truppen in Algerien Algerische Special-Corps Strafabtheilungen †††)
Durchschnitt für das Heer für Frankreich "1 "1 für Algerien
Auf 1000 M. Krankenzugang auf 1000 Mann des durch ſchnittlichen Dienſtſtandes der Truppen derDurchschn. stärke kamen ins Lazareth überhaupt Lazareth Infirmerie Revier
200 200 218 217 166 328
2226 2601 2310 2452 1508 2100
232 232 248 251 194 362
345 380 399 412 502 302
1963 2271 1951 2029 950 1749
151 241 393
1030 2275 1059
162 278 469
140 156 14
786 2114 780
408 354
2398 2575 4613
456 415 731
47 179 166
2131 2355 4388
237 208 371
2326 2263 2515
270 240 429
330 355 168
2008 1931 2278
Die Spalte Ueberhaupt“ entspricht nicht der Summe der Spalten „,Lazareth“, „In firmerie" und Revier", da in ersterer die Doppelzählungen in Folge Uebergangs aus der einen in die andere Behandlungsart bereits ausgeschieden worden sind. Unter den Militairhandwerkern, dem Train und den Krankenwärtern kommen die meisten , bei den Special-Corps von Paris und Verſailles sowie der Genietruppe die wenigsten Erkrankungen vor, welche die Aufnahme in das Lazareth bedingen. Die Zahl der Infirmeriekranken betrug 290 bezw. 330 aufs Tausend der durchschnittlichen bezw. der Dienſtſtärke, oder nach Abzug der Offiziere und derjenigen Truppen , bei denen keine Infirmerie vorhanden ist - 321 bezw. 367 vom Tausend. In der Regel ist die Zahl der Infirmeriekranken niedrig,
*) Nur die in Frankreich stehenden Linienregimenter. **) Einschließlich der Remonte-Reiter- Compagnien. ***) Einschließlich des Artillerie -Trains. †) Einschließlich der Geniefahrer und Eisenbahn-Compagnien. tt) Garde républicaine , Mobile Legion von Versailles und Sapeurs - pompiers von Paris. ttt) Einschließlich der Strafanstalten. 24 Militairische Jahresberichte 1876.
370
Militairische Jahresberichte für 1876.
wo die Zahl der Lazarethkranken hoch ist, und umgekehrt, nur bei den Special Corps von Paris und Versailles sind beide Zahlen niedrig . Nach Ausscheidung aller Doppelzählungen kamen auf 1000 Mann der Durchschnittsstärke während des Beobachtungsjahres 2046 Erkrankungen. Dies ist mehr als im Jahre 1873 , 1872 und im Durchschnitte des Zeitraums von 1862 bis 1869, doch fand die Zunahme nicht bei allen Waffengattungen statt, namentlich nicht bei den Special Corps von Paris und Verſailles, bei den Genie-Truppen und dem Armee-Train, auch stieg die Krankenziffer vorzugsweiſe im eigentlichen Frankreich und nur sehr wenig in Algerien. Es erkrankten vom Tausend der Durchschnittsstärke an Venerie 91 , und zwar in Frankreich nur halb so häufig als in Algerien , am ſeltenſten überhaupt bei der Genie-Truppe, den Krankenwärtern und der Infanterie , am häufigsten bei den Special-Corps von Paris und Versailles , den Militairhandwerkern und Fuß-Jägern. Durchschnittlich kam 1 Krankentag im Jahre 1874 auf 20,7 Diensttage, 1873 dagegen auf 21,4 Diensttage , und zwar waren von 1000 Mann der Dienststärke stets 48,2 , von 1000 Mann der Durchschnittsstärke hingegen 42,4 Mann krank. Jeder Kranke , welcher ins Lazareth kam , wurde durchschnittlich 28,2 Tage lang darin behandelt, und zwar bei den Special- Corps von Paris und Versailles etwas länger , beim Train , den Krankenwärtern und allen Truppen in Algerien etwas kürzer. Jeder Mann war während des Jahres durchschnittlich 7,2 Tage im Lazareth und 15,5 Tage überhaupt in ärztlicher Behandlung (14,7 in Frankreich und 17,4 in Algerien). Jeder Kranke war durchschnittlich 7,44 Tage in Lazarethpflege (7,39 in Frankreich und 7,88 in Algerien). Die Behandlungsdauer war etwas größer für die Artillerie , die Fran zösischen Truppen in Algerien und die Cavallerie, dagegen etwas niedriger für Krankenwärter , Genietruppen , die Special - Corps von Paris und Verſailles sowie für Militairhandwerker. Die meiſten Lazarethkranken fanden sich bei der Cavallerie , Artillerie , Handwerkern , allen Truppen in Algerien und Kranken wärtern , die wenigsten bei den Genietruppen. Auf 1000 Mann des Dienſtſtandes kamen durchschnittlich 10,4 Infirmerie kranke, und jeder derartige Kranke verblieb 11,3 Tage in der Jnfirmerie. Die Zahl der Infirmeriekranten ist gegen früher gestiegen , wogegen die Zahl der Lazarethkranken abnimmt. Jm Reviere wurden auf 1000 Mann des Dienſtſtandes 15,2 Mann be handelt , und zwar jeder durchschnittlich 2,7 Tage hindurch. Außerdem wurden die nach längerer Krankheit Genesenen durchschnittlich 17 Tage lang den Con valescenten-Sälen überwiesen . Von 6,4 Krankentagen aller Art kam 1 Tag auf Venerische . Dies ist günſtiger als die früheren Ergebnisse. Jeder Venerische blieb 25 Tage in Be handlung, bei der Cavallerie, Artillerie, den Special-Corps von Paris und Ver sailles etwas länger, in ganz Algerien hingegen erheblich kürzere Zeit. Ven 1000 Mann der Durchschnittsstärke waren immer 6,6 venerisch und auf 1000 Mann des Dienſtſtandes 7,5 . Der Lazarethzugang im ganzen Jahre betrug durchnittlich 237 (i. J. 1873 : 252) der Durchschnittsstärke. Derselbe war niedriger als 200 , mithin günſtiger, in folgenden größeren Garnisonen : Châlons ( 114), Langres , Avignon , Denai, Arras, Luneville, Lille, Limoges, Belfort, Lager von Avord, Tours, Paris ( 196) , also im Nordosten von Frankreich, dagegen betrug derselbe über 320 bis 450
Militair-Statistik.
371
Mann vom Tausend in Lyon (321) , Marseille, Lager von Châlons , Toulon , Rennes , Montpellier (447) und den etwas schwächeren Le Mans , Clermont - Ferrand und La Rochelle. Am ungünstigsten Gesundheitsverhältnisse der Truppen auf Corsica und in einigen Festungen.
5.
Britische Armee.
Perpignan, Garnisonen waren die Pyrenäen
1874.
Von 1000 Mann der durchschnittlichen Stärke kamen im Jahre 1874 bezw. im Mittel der Jahre 1864 bis 1873 ins Lazareth bei den Truppen im Vereinigten Königreiche 840,7 bezw. 845,1 , in Gibraltar 610,8 bezw. 657,7 , auf Malta (ohne die Royal Malta Fencible Artillery) 836,9 bezw. 833,0 , in Canada 613 bezw. 647,5 , auf den Bermudas 578,8 bezw. 751,1 , in Westindien bei den Europäischen Truppen 1177,5 bezw. 1067,2 und bei den Negertruppen , welche auch in Honduras , Guyana und an der Africanischen Goldküste verwendet werden, 1254,8 bezw. 1058,4; an der Africanischen West küste (Negertruppen) 1850,2 bezw . 1504,7 ; im Caplande und auf St. Helena 905,8 bezw. 1042,6 ; auf Mauritius 1239,1 bezw. 1309,7 ; auf Ceylon bei den Europäischen Truppen 834,0 bezw. 1267,4 und bei den Asiatischen Truppen. 363,0, in China bei den Europäischen Truppen 1049,6 bezw. 1883,0 und bei den Asiatischen Truppen 1000,0, auf Malacka und in den Straits settlements 1301,7 bezw. 1651,7 , in Bengalen (Europäer) 1416,7 bezw. 1502,6 , in Madras (Europäer) 1121,9 bezw. 1371,6 , in Bombay (Europäer) 1267,3 bezw. 1404,0 ; an Bord von Transportschiffen bei den Europäiſchen Truppen 566,3 bezw. 620,4 und bei Aſiatiſchen und Negertruppen , von denen in Folge des regelmäßigen Garnisonwechsels namentlich aus Honduras und den Stationen an der Goldküste sehr viele Mannschaften mit gebrochener Geſundheit zurück kehren, 1453,8. Durchschnittlich waren von 1000 Mann täglich krank und dadurch dem Dienste entzogen im Jahre 1874 bezw. in den Jahren 1864 bis 1873 : Im Vereinigten Königreiche 38,59 bezw. 41,44 , in Gibraltar 31,04 bezw. 33,18 , auf Malta 38,85 bezw. 42,22 ; in Canada 29,68 bezw. 30,86 , auf den Bermudas 27,94 bezw. 38,84 , in Westindien bei den Europäischen Truppen 46,55 bezw. 47,65 und bei den Negertruppen 70,54 bezw. 57,14 ; im Caplande und auf St. Helena 43,61 bezw. 51,81 , auf Mauritius 35,83 bezw. 52,32 ; auf Ceylon bei den Europäiſchen Truppen 36,67 bezw. 57,87 und bei den Aſiatiſchen Truppen 7,39 ; in China bei den Europäischen Truppen 33,86 bezw. 77,50 und bei den Asiatischen Truppen 47,50 bezw. 45,57, auf Malacka und in den Straits settlements 54,35 bezw. 56,62 , in Bengalen (Europäer) 57,19 bezw. 57,43 , in Madras (Europäer) 55,89 bezw. 61,89 , in Bombay (Europäer) 50,10 bezw. 54,91 . Nach Krankheitsgruppen sind auf 1000 Mann während des Jahres 1874 bezw. in den Jahren 1869 bis 1873 im Vereinigten König reiche ins Lazareth aufgenommen worden: Fieber aller Art 60,5 bezw. 52,3, constitutionelle Krankheiten 145,3 bezw. 153,9 , Krankheiten der Athmungs organe 89,5 bezw . 80,9 , Krankheiten der Verdauungsorgane 122,5 bezw . 97,0 , Krankheiten der Geschlechtsorgane 88,7 bezw. 124,8 , Krankheiten des Zellgewebes 24,6 bezw. 21,1 , Hautkrankheiten 103,0 bezw. 96,5, in Folge äußerer Verletzungen und Unfälle 116,0 bezw. 96,4 . Auch unter der Eivil bevölkerung von England und Wales war der Gesundheitszustand während als gewöhnlich , obgleich keine des Jahres 1874 etwas ungünstiger , Epidemie in größerem Umfange herrschte , und wahrscheinlich wurde durch 24**
372
Militairische Jahresberichte für 1876.
dieselben klimatischen und lokalen Einflüsse auch die Krankenziffer im Heere erhöht. Bei den Truppen im Vereinigten Königreiche stellte sich die Zahl der Er krankungen auf 1000 Mann durchschnittlich auf 840,7 und zwar in den Hafen plätzen auf 738,8 , in den Arsenalen und Werften auf 942,6 , in stehenden Lagern auf 888,9 , in den großen Induſtrieſtädten auf 915,0 , in London und Windsor auf 857,5 , in Dublin auf 792,7 , in den übrigen Garniſonen auf 797,4. - In denselben Garnisongruppen waren von 1000 Mann stets krank 36,72 bezw. 42,87 , 39,42 , 41,72 , 45,30 , 40,29 und 34,78 Mann. — Nach Waffengattungen erkrankten vom 1000 der Mannschaft während des Jahres 1874 von der Cavallerie des Königlichen Hauses 634,2 , von den Dra gonergarden und der Linien-Cavallerie 820,7 , von der Artillerie 808,3 , von der Garde = Infanterie 749,s , von der Linien - Infanterie 733,5, von den Depot truppen der Artillerie 1281 , von den übrigen Depottruppen 927,4. Dieje Zahlen sind nur bei der Artillerie und den sonstigen Depottruppen niedriger als während der Jahre 1864 bis 1873 durchschnittlich der Fall war. Syphilis veranlaßte weniger Erkrankungen als gewöhnlich. Bei den Nach impfungen ergab sich, daß in je Tausend Fällen bei älteren Mannſchaften 307,2 Mal mit gutem , 450,6 Mal mit einigem und 242,2 Mal vergeblich geimpft wurde. Für Rekruten stellen sich die gleichartigen Ergebniſſe auf 357,3 bezw. 439,3 und 203,4. B. Mortalität.
1.
Von je 1000 Mann der durchschnittlichen Stärke starben: davon im durch in Folge über durch von Verun erſten | zweiten haupt. Selbstmord. Krankheit. glückung. Halbjahr.
888
615
6,83
2,94 3,86 2,62
888
Durchschnitt.
232
7,80 7,19
3,26 3,04 3,49 2,99
ཱཎྜ
6,20 6,90 6,11
1867 1868 1869 1870 1871 1872
3332
Jahr.
Preußische Armee 1867 bis 1872.
5,09 5,80 5,01
0,50 0,47 0,50
0,61 0,63 0,60
6,79
0,44
0,57
3,74
4,81 3,45
6,15
0,42
0,62
3,30
3,53
5,76
0,47
0,61
In dem Zeitraum ven 1846 bis 1863 starben bei der Preußischen Armee durchschnittlich jährlich von 1000 Mann 9,49 , und zwar 8,48 in Folge ven Krankheiten, 0,45 durch Verunglückung und 0,46 durch Selbstmord.
1872. 2. Russische Armee. Von 1000 Mann der mittleren Sollstärke des Heeres starben durchschnitt lich 18,42 Mann und zwar war in den Militairbezirken Charkow und Kiew die Sterblichkeit am höchsten , demnächst in Kasan und Turkestan , am niedrigſten dagegen in Ost- und West-Sibirien . Auf 1000 Erkrankungen entfielen durch schnittlich 16,72 Sterbefälle. Die Truppen in den verschiedenen Theilen des Reichs waren sehr ungleich mit ärztlichem Personal ausgestattet. Auf einen Arzt trafen Mann der mittleren Sollstärke in den Militairbezirken : St. Peters
Militair-Statistik.
373
burg 579, Finnland 533, Wilna 772, Warschau 565, Kiew 1004, Odeſſa 701, Charlow 1158, Moskau 1232, Kajan 2336, Orenburg 1175, Turkestan 469, West-Sibirien 1017 , Ost-Sibirien 798 , Kaukasien 569. Die höchste Sterblichkeit fiel in die Monate Juni bis September ; nament lich in den Monaten August und September nahmen die Krankheiten ver hältnißmäßig sehr häufig einen tödtlichen Ausgang. Für die einzelnen Waffengattungen betrug die Zahl der Todesfälle durch schnittlich aufs Tausend mittlerer Sollstärke bezw. der Erkrankten : Infanterie 15,19 bezw. 15,12 , Schützen 10,58 bezw. 15,38 , Cavallerie 14,98 bezw. 15,18, Artillerie 13,44 bezw. 17,19 , Genietruppen 11,39 bezw. 13,09 , Localtruppen 21,26 bezw. 17,05 , irregulaire Truppen 15,14 bezw. 20,65. Mehr als 10 Procent der Erkrankten starben an folgenden Krankheiten: Tuberculose 45, Gehirnentzündung 41 , Cholera 37 , Marasmus und Gangraena senilis 35 , Starrtrampf 31 , Morbus Brightii 30 , Hydrops 25 , Rücken mark - Entzündung 25 , Carcinoma 24 , Apoplerieen und Croup 20 , echte ocken 17 , Typhus 15, Lithiasis 14, Dysenterie 14, organische Krankheiten des Herzens 10 Procent. Die folgende Tabelle enthält die Mortalität des Heeres nach Krankheits gruppen.
Gestorben vom Tausend
Krankheitsgruppen.
Krankheiten der Ver dauungsorgane : der Athmungs organe - desHerzens und der Gefäße . 3 der Harn- und Geschlechts organe : des Nerven: ſyſtems
der der Er aller Krankheitsgruppen. Soll frank Gestor = ſtärke. ten. benen.
Gestorben vom Tausend der der Er aller Soll frank Gestor ſtärke. ten. benen.
Krankh. der Augen u. 1,82 0,84 des Gehörs 0,03 Constitutionelle 3,52 45,43 201,07 2,69 51,41 153,28 Krankheiten 2.38 2,86 0,05 Rheumatismus 7,81 35,22 445,71 0,13 96,46 7,05 Infectionskrankheiten 0,18 61,89 10,19 Acute Exantheme • Chronische Eran 0,42 9,35 0,01 23,90 theme 0,16 13,75 0,44 12,33 25,54 Aeußere Krankheiten 2,09 0,03 19,19 0,63 127,15 36,14 Neubildungen . Ueber die Sterblichkeit der einzelnen Altersklaffen fehlen genaue Nachrichten. Bei den Gardetruppen starben von 1000 Mann der 21 jährigen 25,5, der 22jäh rigen 48,1 , der 23jährigen 23,4 , der 24jährigen 13,9 , der 25jährigen 18,6, der 26jährigen 13,4, der 27 jährigen 10,0, der 28 jährigen 13,2, der 29 jährigen 7,8, der 30jährigen 5,0 Mann. Nach dem Dienstalter starben bei den Garden von 1000 Mann : im 1. Jahre 7,85, im 2. Jahre 24,21 , im 3. Jahre 13,93 , im 4. Jahre 13,81 , im 5. Jahre 10,77, im 6. Jahre 12,62 , im 7. Jahre 9,52, im 8. Jahre 17,89, im 9. Jahre 17,54, im 10. Jahre und später 30,28 Mann. -Im ganzen Heere und nach fünfjährigen Altersgruppen aller Gestorbenen trafen die meisten Todesfälle der 21- bis 25 jährigen in die Monate September, October und November, der 26- bis 30jährigen in die Monate Mai und Juli, der 31- bis 35jährigen in den April und August , der 36- bis 40jährigen in den März , der über 40 Jahre alten Mannschaft in die Monate Januar, Februar, Juni und December. Im ganzen Heere starben vom Tausend der in den ersten sechs Dienst jahren Gestorbenen : im 1. Jahre 204 , im 2. Jahre 245 , im 3. Jahre 154, im 4. Jahre 135, im 5. Jahre 132 und im 6. Jahre 130 Mann. Die Zahl der
1,79
32,16 101,67
374
Militairische Jahresberichte für 1876.
in den einzelnen Jahrgängen vorhanden gewesenen Mannschaft ist jedoch nicht bekannt, weshalb die Mortalität derselben nicht festgestellt werden kann. Die mittlere Verpflegungsdauer der in den Lazarethen und Hospitälern Gestorbenen betrug im Durchschnitte 34,9 Tage.
3. Desterreich- Ungarische Armee.
1871 bis 1873.
In den Jahren 1873, 1872 und 1871 starben vom Tauſend der mittleren Verpflegungsstärke durchschnittlich überhaupt 17,11 bezw. 15,99 und 14,73, dar unter in Folge von Krankheiten 15,8 bezw. 14,7 und 13,6 Mann . In den einzelnen Militairbezirken betrug die Sterblichkeit in Folge von Krankheiten in den 3 vorgedachten Jahren : Wien 19,7-16-14, Linz 10,3-11-11 , Gra 9,9-7-7 , Triest 8,9-10-6 , Innsbruck 5,7-4-4 , Zara 7,4-13-8, Prag 9,7-12-10 , Brünn 8,1-9-11 , Lemberg 16,7-14-12 , Krakau 20,4-14-16 , Budapest 21,7-22-24 , Preßburg 13,8-11-10 , Kaſchan 24,5-13-10 , Temesvár 27.92119 , Hermannstadt 20,7-14-15, Agram 18,5-31-25. Tödtliche Verunglückungen fanden auf 1000 Mann in derselben Zeit ―――― 0,50 0,41 0,28 und Selbstmorde 0,81-0,88-0,82 statt. Von den 122 im Jahre 1873 vorgekommenen tödtlichen Verunglückungen wurden 52 durch Er trinken, 17 durch Erſchießzen, 15 durch Hufschlag, 13 durch Herabsturz, 10 durd Stich- und Schnittwunden , 4 durch Ersticken und je 3 durch Exploſion eder Alkoholvergiftung veranlaßt. Die meisten Verunglückungen kamen in den Be zirken Agram, Zara und Preßburg , die wenigsten in den Bezirken Krakau und Prag vor. Unter 100 Fällen erfolgte bei 77 der Tod sogleich, bei 11,5 inner halb der ersten 24 Stunden und bei 11,5 später. Selbstmorde kamen am häufigsten in den Bezirken Prag, Brünn und Krakau, Budapest und Hermann stadt vor [und zwar mehr als 1 auf 1000 Mann] , waren dagegen in den Bezirken Linz und Innsbruck selten [nur 0,12 bezw . 0,16 auf 1000 Mann]. Ein Viertel der versuchten Selbstmorde führte nicht zu dem beabsichtigten Ziele. Durch Geistesstörung starben , abgesehen von den geisteskranken Selbstmördern, während der Jahre 1873 , 1872 und 1871 vom Laufend der Mannſchaft 0,32 bezw . 0,34 und 0,35, und zwar waren derartige Todesfälle unter dem Offizier Corps am häufigsten, demnächst bei Unteroffizieren und am seltensten bei den Soldaten. Die Mortalität in Folge von Krankheiten betrug für die Jahre 1873 , 1872 und 1871 aufs Tausend der einzelnen Waffengattungen : Infanterie 16,2 15-14, Jäger 9,6-8-8, Cavallerie 20.6-15-13, Artillerie 10,1-12-14, Genietruppe 11,9106 , Pionier-Regiment 14,0-8-9 , Sanitätstruppe 20,9-18-23 und Fuhrwesen 32,4-20-19. Bei der Cavallerie, dem Fuhr wesen und der Sanitätstruppe ist die Mortalität sehr hoch, bei den Genie truppen, der Artillerie und den Jägern dagegen niedrig. Bei der Cavallerie kamen sehr viele tödtliche Verunglückungen [ 1,01 aufë Tausend der Mannschaft] vor, bei den Pionieren und dem Fuhrwesen gar keine. Aufs Hundert der tödtlich Verunglückten von jeder Waffengattung starben durch Ertrinken bei der Infanterie 53, den Jägern 68, der Cavallerie 23, der Artillerie 33 und der Genietruppe 50; durch Erschießen bei der Infanterie 16. der Cavallerie 14 und den Jägern 30 ; durch Hufschlag bei der Cavallerie 32. 41 Procent aller tödtlichen Verunglückungen fanden im Dienste statt. Selbstmorde kamen bei der Genietruppe und dem Pionier-Regimente nicht vor, bei den übrigen Waffengattungen im Jahre 1873 aufs Tausend der Mannschaft: Infanterie 0,89 , Jäger 0,96, Cavallerie 1,15, Artillerie 0,38, Sanitätstruppe 0,5 und Fuhrwesen 0,98.
Militair-Statiſtik.
375
An Krankheiten fanden namentlich im Juli und August verhältnißmäßig viele , im October , November und December dagegen wenig Todesfälle ſtatt ; tödtliche Verunglückungen waren im Sommer am häufigsten (Ertrinken) , Selbst morde in der heißesten und der kältesten Jahreszeit , d. h. im Mai bis Juli und im Januar und Februar. In den beiden größesten Garnisonen , Wien und Budapest , wurde beob achtet , daß bei hoher Temperatur (über 20 ° C.) und hohem Luftdrucke (750 Millimeter und darüber) erheblich mehr Todesfälle eintraten als gewöhnlich. Die Sterblichkeit unter Offizieren und Unteroffizieren war beträchtlich ge ringer als unter den Soldaten. Während des Jahres 1873 starben vom Tausend der mittleren Verpfle gungsstärke des Heeres an constitutionellen Krankheiten 6,8, an Scrophulose und Tuberkulose 3,0 , an Neubildungen 0,1 , an Nervenkrankheiten 0,7 , an Krank heiten der Athmungsorgane 2,4, an Krankheiten des Herzens und der Gefäße 0,3, an Krankheiten der Verdauungsorgane 0,8 , an Krankheiten der Harnorgane (ohne Venerie) 0,2 , an Krankheiten des Zellengewebes und der Haut 1,3 , an Krankheiten der Knochen und Gelenke (ohne äußere Verletzungen) 0,1. Insbesondere sind gestorben an Cholera 3,7 [davon ein Drittel im Auguſt und überhaupt 79 Procent vom Juli bis September ; vorzugsweise im Bezirke Kaschau mit 13,2 vom Tausend] , an Typhus 2,4 [vorzugsweise im Bezirke Herrmannstadt], an Flecktyphus 0,1 [vorzugsweise in Lemberg und Temesvár], an Lungen- und Bruftfell -= Entzündung 2,0 [vorzugsweise in den Bezirken Temesvár , Wien , Agram , Budapest und beim Fuhrwesen] , an Magen- und Darmkatarrh [namentlich bei den Jägern und einigen Infanterie - Regimentern, jelten bei der Cavallerie], an Ruhr [namentlich beim Fuhrwesen), an Pocken 1,09 [namentlich in den Bezirken Brünn , Prag , Hermannstadt , beim Fuhrwesen, Pionieren, Sanitäts- und Genietruppe , den Jägern , vorzugsweise in den Mo naten December , Januar und Februar] . Von den Lazarethkranken starben 29 vom Tausend. Besonders hoch war die Mortalität unter den Lazarethkranken der Bezirke Wien und Budapest , verhältnißmäßig niedrig im Bezirke Zara.
Französische Armee.
Waffen durch Selbst mord.
7,28 5,46 8,82 9,84 4,57 7,93
0,40 0,41 0,65 0,82 0,32 0,40
haupt.
0,33 Krankenwärter 11,77 0,50 Französische 0,32 Truppen in Algerien 0,28 11,92 Algerische 0,81 Special- Corps 10,16 Durchschnitt für das Heer 8,77 0,23 | Durchschnitt für Frankreich 8,49 Durchschnitt für Algerien 10,76
durch Selbst. mord.
11,12
0,61
10,49
0,86
0,57
8,62
0,96
0,61
7,87
0,53
0,36
7,63
0,48
0,32
9,93
0,93
0,60
0,65
6,03
1
6,63
über
|
gattung.
haupt.
Infanterie 8,01 6,39 Fuß-Jäger Cavallerie 9,80 Artillerie 10,88 Genietruppe 4,90 Armee- Train 9,15 Special Corps von Paris 20 6,69 Handwerker Abtheilungen 7,20
Von 1000 Mann der Durch schnittsstärke starben
Verun durch glück ung .
über:
Verun durch glückung .
Waffen gattung.
Folge in von Krankheit .
Von 1000 Mann der Durch schnittsstärke starben
1874. Folge in von Krankheit .
4.
0,34
376
Militairische Jahresberichte für 1876.
Mehr als ein Drittel aller Todesfälle veranlaßte typhöses Fieber. Die Epidemie war namentlich im Bereiche des XV. und XVI . Corps verbreitet und wurde nach dem XIII ., XIV. und XVII. Corps übertragen. Auch im Fort Vincennes hatte diese Krankheit einen Heerd und kam von dort nach Paris , ebenso vom IV. Corps nach dem Bereiche des III. und XI. Corps. In Algerien trat die Krankheit vorzugsweise in den Departements Algier und Constantine, weniger in Oran auf. Lungenkrankheiten rafften in Frankreich 0,98, in Algerien 1,7 vom Tausend hinweg. Geisteskrankheiten veranlaßten unter je 1000 Truppen-Offizieren 1 , unter 1000 Unteroffizieren 0,20, und unter 1000 Soldaten 0,24 Todesfälle. Von den Special-Corps von Paris und Versailles starben an Geisteskrankheit vom Tausend 0,97 , von den Krankenwärtern 0,96, vom Train 0,81 , von der Artillerie 0,36 , von den Truppen in Algerien 0,27 , dagegen bei den algeriſchen Special Corps nur 0,10, bei den Handwerkern 0,11 , bei den Fuß-Jägern 0,13 , bei der Infanterie und den Genietruppen 0,21 , bei der Cavallerie 0,24 vom Tauſend der Durchschnittsstärke. Außerdem kamen noch namentlich unter den Offizieren des Geniestabes und der Verwaltung , sowie unter den zur Disposition ge stellten Offizieren, den Invaliden und Gendarmen viele Fälle dieser Art vor. An Pocken , Scharlach und Masern kamen nur wenige Sterbefälle vor, auch Ruhr und Diarrhöe verliefen meist günstig, an Cholera starben überhaupt nur 4 Mann. Unter den 154 Selbstmördern waren 6 Offiziere und 43 Unteroffiziere; es ſtanden im 1. Dienſtjahre 21 , im 2. und 3. Jahre 33, im 4. und 5. Jahre 44, im 6. und 7. Jahre 9 , im 8. und 9. Jahre 6, im 10. und darüber 35 von der Gesammtzahl. Die gewählten Mittel waren 90 Mal Erſchießen, 3 Mal Erſtechen, 17 Mal Ertränken, 35 Mal Erhängen, 4 Mal Gift und 5 Mal Herabsturz. Nach Krankheitsgruppen starben vom Tausend der Durchschnittsstärke an typhöjem Fieber 3,0s, an Pocken, Scharlach und Maſern 0,06, sonst an Fiebern 0,50 , an Blutvergiftung und Syphilis 0,os , an Gehirn- und Rückenmarks Krankheiten 0,34, an Krankheiten des Herzens und der Gefäße 0,24 , an Krank heiten der Athmungsorgane 2,22 , an Krankheiten der Verdauungsorgane 0,61 , an Krankheiten der Geschlechtstheile 0,06, an Krankheiten der Knochen und der Gelenke 0,17 , an Nervenkrankheiten 0,08 , an Krankheiten der Haut und des Zellengewebes 0,10 , an chirurgischen Krankheiten 0,10 , durch Selbstmord 0,36, durch Verunglückung 0,53, durch Mord und Todtschlag 0,01 , durch Hinrichtung 0,006 , von Feindeshand in Algerien 0,002 , durch unbekannte Ursachen 0,24. -
5. Britische Armee.
1874.
Vom Tausend der durchſchnittlichen Stärke ſtarben im Jahre 1874 bezw. im Mittel der Jahre 1864-1873 : im Vereinigten Königreiche 8,79 bezw. 9,17, in Gibraltar 6,63 bezw. 8,18 , auf Malta 7,93 bezw. 13,93 , in Canada 6,00 bezw. 9,49, auf den Bermudas 10,18 bezw. 26,45, in Westindien bei den Eure päischen Truppen 16,90 bezw. 17,05 und bei den Negertruppen 22,37 bezw. 22,67 , an der Goldküste bei den Regertruppen 35,27 bezw. 40,08 , im Capland und auf St. Helena 14,40 bezw. 10,56 , auf Mauritius 16,74 bezw. 17, ss , auf Ceylon bei den Europäischen Truppen 6,04 bezw. 21,95 und bei den Aſiatiſchen Truppen 11,36 , in China bei den Europäischen Truppen 11,58 bezw. 14,62 und bei den Aſiatiſchen Truppen 13,88 , auf Malacka und in den Straits settlements 7,81 bezw. 16,69, in Bengalen (Europäer) 15,23 bezw. 26, os , in
Militair Statistil.
377
Madras (Europäer) 13,7s bezw. 22,85, in Bombay (Europäer) 11,16 bezw. 19,63 , an Bord von Schiffen bei den Europäischen Truppen 9,51 bezw . 10,66 ―― und bei Negertruppen, sowie Asiaten 184,61. Namentlich unter den von den ungefunden Garnisonen an der Goldküste und in Honduras nach Westindien Die von zurückkehrenden Negertruppen herrschte eine sehr hohe Sterblichkeit. Europäischen Truppen nach Netley behufs Invalidisirung zurückgeschickten, und während der Ueberfahrt oder später in Netley Gestorbenen , sind bei den ur sprünglichen Garniſonen angerechnet worden . Bei der Britischen Armee im Vereinigten Königreiche starben von Tausend der Durchschnittsstärke während des Jahres 1874 bezw. im Mittel von 1869 bis 1873 : an Fiebern aller Art 0,52 bezw. 0,64, an constitutionellen Leiden 2,00 bezw. 2,84, an Krankheiten der Nerven, Augen und des Gehörs 0,57 bezw. 0,55, an Krankheiten des Herzens und der Gefäße 1,42 bezw. 1,52 , an Krank heiten der Athmungsorgane 1,60 bezw. 1,27, an Krankheiten der Verdauungs organe 0,68 bezw. 0,57, an Krankheiten der Geschlechtstheile 0,31 bezw. 0,27, an Krankheiten der Bewegungsorgane 0,01 bezw. 0,05, an Krankheiten des Zellen gewebes 0,05 bezw . 0,02 , an allgemeiner Schwäche 0,01 , durch Gift 0,os bezw. 0,10 , durch Verunglückung 0,49 bezw. 0,50, durch Mord und Todtschlag 0,03, durch Selbstmord Ö, 29 bezw. 0,28 , durch Hinrichtung 0,01 , durch unbekannte Ur sachen 0,08. Es starben vom Tausend der Durchschnittsstärke im Jahre 1874 bezw. im Mittel von 1870-1873 : in den Hafenstädten 7,14 bezw. 9,62, in Werften und Arsenalen 8,96 bezw. 8,24, in stehenden Lagern 8,04 bezw. 7,60, in großen Induſtrieſtädten 12,86 bezw. 9,50 , in London und Windsor 7,15 bezw. 7,85, in Dublin 8,62 bezw. 10,99 , in den übrigen Garniſonen 8,68 bezw. 7,84 , und unter den abkommandirten Mannschaften 12,75 bezw. 12,49. Nach Waffengattungen starben im Jahre 1874 bezw. im Mittel der Jahre 1864-1873 vom Tausend : Cavallerie des Königlichen Hauses 9,18 bezw. 7,60 , Dragonergarden und Linien-Cavallerie 7,97 bezw. 7,29 , Artillerie 9,29 bezw . 8,72, Garde-Infanterie 7,45 bezw. 7,64 , Linien-Infanterie 8,04 bezw. 7,80, Genietruppe 5,58 bezw. 6,45 , Sanitäts - Perſonal 6,52 bezw. 15,68 , Verwaltungstruppe 11,35 bezw. 7,29 , Depot der Artillerie 10,92 bezw. 9,33 , Depot der Küsten - Artillerie 17,45 bezw. 18,72, und bei den übrigen Depots der Armee 11,05 bezw . 10,98. Vom ganzen Königlichen Heere starben im Jahre 1874 vom Tauſend 11,5 enn (im Vereinigten Königreiche dagegen nur 9,2), und zwar 16,1 unter dem Offizier-Corps und 10,0 von den Unteroffizieren und Mannschaften. Bei den Truppen in den Colonien starben 13,8 von 1000 Offizieren und 12,7 von 1000 Unteroffizieren und Mannschaften , während von 1861 bis 1872 in den Colonien die Mortalität der Offiziere 14,0, die der übrigen Mannschaft 19,3 betragen hatte. C. Invalidität.
1. Preußische Armee.
1867 bis 1872 .
In der Preußischen Armee wurden von 1846 bis 1850 durchschnittlich jährlich 3,1 , von 1851 bis 1859 jährlich 7,0 , von 1860 bis 1863 jährlich 13,5 Mann vom Tausend der Durchschnittsstärke wegen Dienstuntauglichkeit invalidifirt. In der Zeit von 1867 bis 1872 beträgt die Zahl der durch schnittlich Invalidisirten jährlich 25,8 vom Tausend. Diese Zunahme ist ledig lich eine Folge der Feldzüge von 1866 und 1870/71 , wie aus der hohen
Militairische Jahresberichte für 1876.
378
Ziffer der als halb- und ganzinvalide anerkannten Mannschaften für die erſten Halbjahre 1867 und 1872 sowie zweiten Halbjahre 1871 und 1872 her= vorgeht. Auch in den nächstfolgenden Jahren, bis einschließlich des Jahres 1876, sind noch Invalidifirungen in Folge des Deutsch - Französischen Krieges vorges kommen, wenngleich in verhältnißmäßig geringerer Zahl. Von 1000 Mann der Durchschnittsstärke wurden wegen Dienſtuntauglichkeit entlassen:
im ersten Halbjahre
im zweiten Halbjahre
Jahr. als dienst-
als halb
|untauglich invalide. 1867 1868 1869 1870 1871 1872
51,0 30,2 32,75
2,5 1,3 1,2 1,3
18,0 3,4 2,56 2,20
52,56
14,0
2,3
53,4
13,6
1,7
2.
als dienst:
als halb
invalide. Juntauglich invalide.
11,0 11,0 14,0 18,0
100,71
Durchschnitt
als ganz-
2321322
überhaupt.
als ganz invalide.
3,5 3,7
14,0 9,0 10,0
1,8 1,7
21,0 15,0
4,3
13,34
53,91 5,82
7,7
14,0
2,4
14,0
Russische Armee.
1872.
Man unterscheidet Invaliden 1. , 2. und 3. Klaſſe, von denen die 1. Klaſſe auf einige Monate nach der Heimath beurlaubt werden, während die Invaliden 2. Klasse auf längere oder unbestimmte Zeit entlassen und die der 3. Klaſſe als völlig dienstuntauglich für immer entlassen werden. Die letzteren entsprechen den Preußischen Ganzinvaliden. Während des Jahres 1872 wurden im ganzen Heere vom Tauſend der durchschnittlichen Sollstärke überhaupt 18,77 Mann invalidifirt, wovon 1,61 auf die dritte Klaſſe entfielen, mithin Ganzinvalide waren. Hieraus läßt sich schließen, daß auch noch unter den Invaliden 2. Klaffe verhältnißmäßig viele Ganzinvaliden sein müssen , welche nur nicht als solche anerkannt worden sind. Unter 1000 überhaupt invalidisirten Mannschaften waren durchschnittlich 85,6 Invaliden 3. Klaſſe. Für die Waffengattungen stellte sich leztgedachtes Verhältniß weſent lich verschieden. Es wurden nämlich vom Tausend der überhaupt Invaliden als ganzinvalide anerkannt bei der Infanterie 62,1 , den Schüßen 64,2 , der Cavallerie 92,8, der Artillerie 70,9, den Genietruppen 75,7 und bei den Local truppen, welche zum Theil aus halbinvaliden Mannschaften ergänzt werden, 122,1. Sehr viele Invalidiſirungen fanden in Folge von Krankheiten der Athmungs organe statt , wobei man die Beobachtung machte , daß nicht allein bei Ver sehungen der Truppen aus südlichen nach nördlichen Gouvernements , sondern auch bei in entgegengesetztem Sinne stattfindenden Garnisonveränderungen die Zahl der an Tuberculose Erkrankten und Invalidisirten eine Steigerung erfuhr.
3.
Desterreich - Ungarische Armee.
1871 bis 1873.
In Folge von Selbstverstümmelungen wurden als dienſtuntauglich im Jahre 1873 : 0,88 , im Jahre 1872 : 0,18 und im Jahre 1871 : 0,22 Mann vom Tausend der mittleren Verpflegungsstärke entlaffen. Derartige Fälle waren in den Bezirken Temesvár , Kaschau , Lemberg und Brünn besonders häufig,
Militair- Statistik.
379
ebenso bei der Cavallerie (1873 : 0,71 vom Tauſend) . Sie betrafen nur Sol daten und meist junge Ersatzmannschaft. Im October allein kam mehr als ein Viertel aller Fälle vor , in den beiden folgenden Monaten ein zweites Viertel. 48 Procent wurden durch Schnitt oder Hieb , 39 Procent durch Schuß, 12 Procent durch Aezung mit Säuren und 1 Procent durch Zermalmen zwischen Eisenbahnwagen ausgeführt. Außerdem wurden als zeitlich invalide vom Tauſend der mittleren Ver pflegungsstärke beurlaubt oder als dauernd invalide vom Tausend des Grund buchstandes [Zahl der dienstpflichtigen Mannschaft einschließlich der Reserve und Landwehr] ganz aus dem Heere entlaſſen :
FERRAR
Waffengattung.
Vom 1000 der Durchschnitts stärke als zeitlich invalide beur laubt:
Vom 1000 des Grundbuch standes als dauernd invalide entlassen :
1872.
1871.
1873 .
1872.
1871 .
Infanterie Jägertruppe Cavallerie Artillerie Genietruppe Pioniere Sanitätstruppe Fuhrwesen
41 31 39 45 34 0,7 23 59
49 31 29 42 23 25 25 35
51 29 24 41 24 24 49 34
9 10 13 10 11 9 11 2
10 10 13 9 13 9 11 4
11 11 14 10 11 10 11 4
Armee
38
40
40
9
10
11
EF9E9ES
1873.
Sehr viele Mannschaften mußten nach kurzer Dienstzeit wegen allgemeiner Körperschwäche, Scropheln , Kurzsichtigkeit und Unterleibs - Brüchen entlassen werden, welche bei sorgfältiger ärztlicher Untersuchung überhaupt nicht hätten ausgehoben werden dürfen. Wo die Körperlänge unter 60 Zoll oder der Bruſt umfang unter 30 Zoll betrug, wurden doppelt bezw. fünfmal soviel Entlassungen nothwendig , als durchschnittlich im ganzen Heere. Unteroffiziere wurden am seltensten als ganzinvalide entlaſſen. 4. Französische Armee.
1874.
Vom Tauſend der Durchschnittsstärke wurden 9,42 als dienſtuntauglich ent= laſſen , und zwar bei der Infanterie 11,07 , bei der Cavallerie 9,44 , bei der Artillerie 10,37. - Von der Gesammtzahl erhielten nur 0,42 Invalidenbeneficien (Retraites) , was dem Durchschnitt der Jahre 1862 bis 1869 nahe kommt und weit günstiger ist , als das Ergebniß der Jahre 1872 und 1873. - Bei dem Special-Corps von Paris und Versailles betrug die Zahl der Retraites jedoch 3,09 , für Fuß-Jäger 0,92 vom Tausend. Von den Offizieren wurden außerdem noch 5,70 vom Tausend wegen Krankheit zur Disposition gestellt (non-activité), aber bei dem Special-Corps von Paris 2c. 27,77 , beim Train 9,77, der Cavallerie 7,53. - Namentlich Krankheiten der Athmungsorgane ver anlaßten im Heere viele (2,10 vom Tausend der Mannſchaft) Entlaſſungen.
5. Britische Armee.
1874.
Vom Tausend der Durchschnittsstärke wurden als ganzinvalide (in Netley) anerkannt und entlassen bezw. aus den Colonien als dienstunbrauchbar nach
380
Militairische Jahresberichte für 1876.
Hause zurückgesendet : im Vereinigten Königreiche 29,66 , in Gibraltar 12,2 bezw. 23,57, auf Malta 21,1 bezw. 28,15 , in Canada 16,22 bezw. 23,4 , auf den Bermudas 22,50 , bezw. 21,97 , in Westindien 10,51 , bezw. 28,02 (Negertruppen 28,5 ), im Caplande und auf St. Helena 11.93 bezw. 18,10, auf Mauritius 2,39 bezw. 19,13 , auf Ceylon 9,0s bezw. 34,20 , in China 13,71 bezw. 36,92 , auf Malacka und in den Straits settlements 27,93 bezw. 60,33 , im Indischen Reiche 9,41 bezw. 43,30. ―――― Jm Vereinigten Königreiche wurden aufs Tausend der Mannschaft invalide bei der Cavallerie des Königlichen Hauſes 9,13 , bei Dragonergarden und Linien-Cavallerie 34,61 , bei der Artillerie 26,02 , der Garde Infanterie 19,44, der Linien - Infanterie 27,29 , den Genietruppen 20,19 , dem Sanitätspersonal 16,30, der Verwaltungstruppe 16,85 , dem Depot der Artillerie 64,70, dem Depot der Küsten-Artillerie 8,38, den sonstigen Depots 69,91. A. Frhr. v. F.
Bericht über das
Militair- Eisenbahnweſen.
1876.
Am 27. September 1875 wurde zu Darlington das 50jährige Bestehen der Eisenbahnen in Europa gefeiert , denn am 27. September 1825 fand die Eröffnung der 41 Kilometer langen Eisenstraße von Stockton nach Witton Park (Darlington) statt, die gegenwärtig dem Neße der North Eastern-Geſellſchaft angehört. Gleichzeitig wurde zu Darlington das Standbild des Quäkers Joseph Pease, dem Hauptbeförderer des Planes , dem die Induſtrie nicht nur von Darlington, sondern des ganzen umliegenden induſtriereichen Bezirkes unge mein viel verdankt , enthüllt. Die Ausführung des Planes hatte Pease nicht geringe Schwierigkeiten bereitet. Schon 1817 hatte er den Vorschlag gemacht, eine Schienenbahn anzulegen, die dem Mineralreichthum des westlich von Dar lington liegenden Bezirkes einen leichteren Ausweg verschaffen sollte. Von allen Seiten erhob sich Widerstand gegen das Project, und erst nach vier Jahren er hielt die betreffende Bill die Königliche Genehmigung. Nur mit Mühe gelang es, die zur Ausführung des Unternehmens erforderlichen Geldmittel zu beschaffen, von vielen Seiten wurde die Idee bespöttelt, von den Meisten mit Gleichgültig keit betrachtet , von Einzelnen mit entschiedener Abneigung behandelt. Dem Herzog von Cleveland gelang es durch seinen mächtigen Einfluß , die Unter nehmer des Bahnbaues zu zwingen , ihre Linie in großem Bogen um seine Güter herumzuführen, weil er von dem neuen Unternehmen für seine Fuchs lager fürchtete. Eine Jronie des Schicksals fügte es , daß ein Herzog von Cleveland es war, der am 27. September 1875 die Festrede bei der Enthüllung des Standbildes von Pease hielt. Zuerst wollte man hölzerne Schienen und Pferdekräfte verwenden; auf den
Militair- Eisenbahnwesen.
381
Rath von Stephenſon wurden aber eiserne Schienen gelegt und schließlich ge lang es diesem auch, die Directoren zur Anwendung einer Locomotive zu be wegen , wie er sie in den Kohlenbergwerken von Killingworth schon erfolgreich benugt hatte. Bald nach der Eröffnung fand das neue Communicationsmittel bei dem Publicum einen so großen Beifall, daß man sich genöthigt sah , neben der ursprünglich nur beabsichtigten Güterbeförderung auch einen regelmäßigen Personenverkehr einzuführen , so daß die Strecke Stockton-Witton-Park alle charakteristischen Merkmale der modernen Eisenbahnen an sich trug, nämlich den künstlich gebauten, mit eisernen Schienen eingerahmten Spurweg, die Locomotive und die Benutzung der Straße für den öffentlichen Verkehr zur Beförderung von Personen und Sachen. Die Menge, welche den ersten Zug begrüßte , ahnte wohl kaum , welche Zukunft dem neuen Unternehmen bestimmt war, und geraume Zeit sollte ver streichen, ehe die Bedeutung der Eisenbahnen einigermaßen erkannt und richtig geschätzt wurde. Erst zehn Jahre später , am 7. December 1835 wurde die erste Eisenbahn in Deutschland , die eine Meile lange Strecke von Nürnberg. nach Fürth mit Locomotivbenutzung eröffnet , nachdem in Desterreich bereits früher auf Pferdebetrieb berechnete Bahnen von Linz nach Budweis und von Prag nach Pilsen , leßtere von 1828-1831 , angelegt worden waren. In Preußen wurde die Bahn von Berlin nach Potsdam als erste ihrer Art am 2. November 1838 eröffnet, und im Jahre 1876 zeigten die Deutschen Eisen bahnen bereits eine Gesammtlänge von etwa 29,000 Kilometer, während sämmt liche Eisenbahnen der Erde von den ersten Anfängen bis zu einer Entwickelung von 300,000 Kilometer angeschwollen sind, von denen etwa 144,000 Kilometer auf Europa und circa 134,000 Kilometer auf America kommen. Immer neue Maschen werden dem Eisenbahnnete Europa's eingefügt , dasselbe sendet seine Ausstrahlungen nach den fernsten Gegenden Asiens und der Gedanke, mittelst eines Tunnelbaus unter dem Canal die continentalen Bahnen mit den Engliſchen und mit der Mutterbahn zu verknüpfen, hat Aussicht auf Verwirklichung. Welche Wandlungen haben die Eisenbahnen seit dem Augenblicke , als Stephenson die erste Locomotive zwischen Stockton und Witton-Park laufen ließ, auf allen Gebieten des Lebens hervorgerufen, und welche Wandlungen in den Ansichten über die Bedeutung der Bahnen haben sich damit vollzogen! Von militairischer Seite trat man den Eisenbahnen lange Zeit mit großer Gleichgültigkeit und sehr kühl gegenüber. Einerseits betrachtete man sie Jahre hindurch als lebensgefährliche Anstalten , so daß z. B. der Iron Duke , der Herzog von Wellington, nachdem einer seiner Freunde auf der Eisenbahn ver unglückt war, sich erst im Jahre 1842 entschließen konnte , eine Bahnfahrt zu unternehmen, andererseits ließen die geringe Ausdehnung der neuen Communi cationsmittel, die zuſammenhangslosen Theilstrecken, die spärliche Quantität der Betriebsmittel , die zum Ein- und Ausschiffen von Truppen und Armee Material erforderliche Zeit , die Meinung derjenigen als eine berechtigte er scheinen, daß ein Fußmarsch schneller zum Ziele führe, als eine Benutzung der Eisenbahnen, und daß letztere nur in Ausnahmefällen für den Transport kleiner Truppen- Abtheilungen Vortheile darbieten könnten. Der erste Versuch zur Verwendung der Eisenbahnen zum Truppentrans port fand 1832 in England statt. In der Absicht der Ermittelung der Mög lichkeit der schnellen Concentration eines Armee-Corps gegen die Landung einer feindlichen Armee wurde ein Infanterie-Regiment von Liverpool nach Manchester transportirt. Für die Fahrt auf der 50 Kilometer langen Strecke genügten
382
Militairische Jahresberichte für 1876.
durch welche alle Begriffe der Beweglichkeit und alle Beziehungen der verschiedenen Völker Europa's eine Aenderung erlitten haben , hat die Anwendung der An griffs- und Vertheidigungsmittel benachbarter Völker viel schwieriger gemacht. . . . Man begreift, daß durch diese bis jetzt unbekannten Bewegungsmittel die An griffe und Invasionen pünktlicher , plötzlicher und gefährlicher werden müſſen, als sie sonst sein konnten. Man denke sich ein Land , wie Deutschland , ven Eisenbahnen durchschnitten, welche auf der einen Seite an den Rhein und auf der anderen in das Herz Rußlands auslaufen und Seitenbahnen in die frucht barsten und bevölkertsten Provinzen verzweigen , so kann man berechnen , dah ein Waggonzug von einer gewissen Stärke innerhalb 3-4 Tagen an unserer Grenze vereinigt sein kann, und daß nach einigen wiederholten Fahrten die Zabl der transportirten und auf einem und demselben Punkte vereinigten Truppen sehr beträchtlich sein muß. Diese Annahme ist weder grundlos noch hypothetisch,
SPLETNA
2 Stunden , während der Fußmarsch 2 Tage in Anspruch genommen hätte. General Lamarque erwähnte diesen Versuch in der Deputirtenkammer und fügte in prophetischem Geiste hinzu , daß der Dampf möglicherweise in der Krieg führung eine ähnliche Revolution hervorrufen werde , wie die Erfindung des Schießpulvers. Die Mehrzahl der Offiziere theilte diese Ansicht nicht und Graf Daru z. B. meinte , das Material der Eisenbahnen werde stets zum Transport einer bedeutenden Anzahl Pferde unzureichend und die Ausschiffung dieſer Pferde ungemein zeitraubend und schwierig sein. Im Jahre 1836 gab ein Preußischer Generalstabs-Offizier eine kleine Schrift über die militairische Benutzung der Eisenbahnen" heraus. Er ließ derselben, nachdem er längere Zeit im Orient geweſen und gefunden hatte, daß während seiner Abwesenheit die Eisenbahnfrage weiter vorgeschritten sei als die Orientalische Frage und daß es Noth thue, sich über den Gegenstand gründlich auszusprechen, und dies um ſo mehr, als seine Ansichten ſich weſentlich modificirt und berichtigt hätten, 1841 der ersten eine neue Schrift folgen. Dieselbe führte den Titel: „ Darlegung der technischen und Verkehrsverhältnisse der Eisenbahnen, 'nebst darauf begründeter Erörterung über die militairische Benutzung derselben und über die zur Erleichterung dieser Benutzung zu treffenden Anordnungen. " (Berlin, Mittler. ) Die letztere Schrift wurde in der Militair-Literatur-Zeitung einer Besprechung unterzogen (Jahrgang 1841 Seite 281) , die höchſt charakte ristisch für die damaligen in militairischen Kreisen herrschenden Anschauungen ist. In derselben heißt es : Nach allen sanguinischen Hoffnungen, welche einige Schriftsteller bezüglich der militairischen Benutzung der Eisenbahnen geäußert, Hoffnungen , nach welchen ganze Armee-Corps vom Nord- zum Südpol über den Erdball hinsausen sollten, ist es dankenswerth , daß ein mit den Leistungen der Eisenbahnen gründlich vertrauter Militair eine Untersuchung über diesen Gegen stand dem Publicum vorlegt, ... und weiter liest man . . . es stellt sich immer mehr heraus, daß man die Eisenbahnen unter Umständen zu militairischen Zwecken zwar wird brauchen können , daß sie aber im Wesentlichen auf die Kriegführung von nur geringem Einflusse bleiben werden. Sie sind einmal friedlicher Natur. Mehr als andere Erfindungen der Zeit werden sie zur innigeren Verbindung der Völker beitragen, weshalb es denn Niemand Wunder nehmen kann, daß sie dem Kriege wenig Vorschub leisten mögen. Anders urtheilte freilich zu derselben Zeit Generallieutenant Graf Rumigny, Adjutant König Ludwig Philipps in einem im Spectateur militaire veröffent lichten Aufsatz : Influence de la decouverte de la vapeur sur la guerre de terre et de mer. Er sagte darin : Die Erfindung der Eisenbahnen,
Militair - Eisenbahnwesen.
383
vielmehr in der Ausführung begriffen und wird von den thätigen und umsich tigen Cabinetten von Preußen und Desterreich in aller Stille betrieben ; und während wir unsere parlamentarischen Debatten dazu mißbrauchen, den Absichten der Regierung Fesseln anzulegen, arbeitet man an unseren Grenzen und beginnt, ohne viele Worte zu verlieren, den Bau jener langen Eisenbahnlinien , welche einen furchtbaren Einfluß ausüben werden, wenn der Genius des Krieges ſeine – Brandfackeln über Europa schwingen wird. Man sieht, daß für die Zukunft die Wahl der Operationslinie der Armeen nicht mehr von der Scharfsichtigkeit des commandirenden Generals abhängt; sie ist nicht mehr dem freien Willen überlassen, ſondern sie wird durch die Richtung der Eisenbahnen unabänderlich bestimmt, und da man lettere in einem Staate nur langsam vervielfältigen wird, so wird man auch hinsichtlich der dem Angriff und der Vertheidigung zu gebenden Rich tungen nicht in Ungewißheit ſein. Es ist daher nöthig , daß alle Völker sich bereiten, ihre Grenzen zu decken und keinen Theil derselben übersehen, denn der Angriff kann plötzlich kommen wie der Blitz. Die Anwendung der Tele graphie als schnellstes Benachrichtigungsmittel, vor Allem aber lange Eisenbahn linien müssen dergleichen Arbeiten entgegengesetzt werden. Sie werden das Palladium der Völker und ihre Mittel des Angriffs oder der Gewalt sein. Glücklicherweise werden sie auch die Quelle ihres Reichthums und Wohlstandes jein und wenn sie auch eines Tages die Invasion, den Krieg und die Plünde= rung herbeiführen können, so müssen sie auch sicherlich das Land während des Gegen Frankreich giebt es keinen partiellen Krieg . . . Friedens beleben. es weiß, daß die Stunde des Gefechtes für dasselbe der Anfang eines heftigen, erbitterten, entscheidenden Kampfes ist ; es muß sich daher durch alle Mittel vorbereiten, welche der Himmel in seine Macht gelegt hat. Möge Frankreich daher ohne Zögerung die Bahn betreten , welche ihm seine Rivalen vorge zeichnet haben. Aus diesen Anschauungen Rumignys klingt schon die Anwendung der Re miniscenz an den Satz Napoleons I.: La force d'une armée , comme la quantité de mouvement en mécanique , s'évalue par la masse multi pliée par la vitesse . Une marche rapide augmente le moral de l'armée, elle accroît ses moyens de victoire, auf die Eisenbahnen heraus. Die Frage aber, ob Frankreich alle Mittel für den entscheidenden Kampf vor bereitet, hat 30 Jahre später nicht zu Gunsten des Landes ihre Beantwortung gefunden , denn zu dieser Vorbereitung genügt nicht ausschließlich der Bau der todten Eisenbahnlinien , sondern ihnen müssen durch sorgfältiges Studium und durch planvolle Berechnungen die Leistungen abgewonnen werden , zu welchen sie für kriegerische Zwecke geeignet sind. An Eisenbahnbauten ließ es Frankreich nicht fehlen. Nachdem der Regie rung 1833 ein Credit von 1/2 Million Francs zu den nöthigen Vorſtudien bewilligt worden, legte sie 1838 der Deputirtenkammer einen umfassenden Plan vor, nach welchem ein Eisenbahnnetz über ganz Frankreich sich ausbreiten und der Staat die Kosten der Ausführung so wie den Betrieb übernehmen sollte. Dies Project scheiterte, da man der Meinung war, daß Eisenbahnen überhaupt weder vom Staate gebaut noch verwaltet werden könnten und dürften, vielmehr ganz der Privat- Induſtrie überlassen werden müßten und ferner, daß ein so umfassendes Netz nicht gleichzeitig zu beginnen, sondern zuerst eine große Haupt linie auszuführen sei , welche Frankreich von einem Ende zum anderen durch schneide und die Basis für die übrigen abgeben müsse. Erst 1842 wurde den Kammern die Eisenbahnfrage wieder vorgelegt. Da inzwischen die Erfahrungen
384
Militairische Jahresberichte für 1876.
mit den Privat-Unternehmungen der Linien von Paris nach Rouen, Havre und Orleans keineswegs günstig lauteten und das von Thiers vertheidigte Project des zunächſtigen Baues einer großen durchgehenden Linie in glänzender Weise durch Lamartine bekämpft wurde , gelangte der Regierungs - Entwurf zur An nahme. Lamartine sagte damals : Was ist Frankreich geographisch genommen ? Frankreich ist keine gerade Linie ; Frankreich ist ein Centrum mit einem Um kreis ; dieser sett Radien voraus ; jeder dieser Radien hat in den Augen der Regierung ein gleiches Recht vertreten zu werden und jeder trägt dazu bei , die schöne Einheit Frankreichs, seinen Reichthum, seine Concentration vervollständi gen zu helfen! Nur ein System verbindet -- eine Linie verbindet nicht! So kam das Gesetz vom 11. Juni 1842 zu Stande , das die Grundlage für das Eisenbahnsystem Frankreichs geworden ist , zufolge welchen der Privat industrie die Schienenlegung und der Betrieb der Bahnen nach allgemein fest gestellten Principien überlassen wurde ; letterer auf eine Reihe von Jahren, welche 99 nicht überschreiten darf, nach welcher Zeit eine neue Bewerbung ein treten soll. Trotzdem bei den Debatten über die Eisenbahnvorlage die militairische Be deutung der Schienenwege wiederholt betont und erörtert worden , obgleich die Schriften von Jardot : Les chemins de fer de l'Europe centrale , con siderés comme lignes stratégiques (Paris 1842) und des Grafen Daru : Des chemins de fer et de l'application de la loi du 11. juin 1842 bald darauf den Gegenstand eingehend beleuchteten und von manchen anderen den gleichen Zwecken gewidmeten Werken gefolgt wurden , wurde doch der Ein fluß der Eisenbahnen in den entscheidenden Kreisen Frankreichs oftmals recht wenig gewürdigt , selbst bis in die neuesten Zeiten hinein. Der Verfaſſer des Artikels : Die Ostgrenze und die Eisenbahnen Frankreichs vom militairiſchen Gesichtspunkte, erzählt im 6. Hefte des Spectateur militaire vom Jahre 1875, er habe ein Schreiben Vaillant's gelesen , in welchem derselbe das Gesuch eines Ingenieur- Offiziers, er möchte ein Project, nach welchem eine Bahn unmittelbar bei einer Festung vorbeiführte, gegenüber einem andern , das sie seitwärts um gehen sollte, kräftig unterstützen, dahin beantwortete, daß es gleichgültig sei, cb die Eisenbahn rechts oder links von der Festung vorbeiführe , da Eisenbahnen in militairischer Beziehung hier gar nicht in Betracht kämen. In Deutschland fand die militairische Bedeutung der Eisenbahnen eine sachgemäße Erörterung durch Pönitz in dem Werke : Die Eisenbahnen als mili tairische Operationslinien . Nebst einem Eisenbahnsystem für Deutschland. Von Pz. (Adorf 1842.) Einige Jahre darauf erregte der Transport eines Ruſſi schen Detachements unter Generallieutenant Panutin von Krakau nach Hradisch allgemeine Aufmerksamkeit. Bei der ſtarken Gefährdung Wiens durch die Un garn erbaten Miniſterpräsident Fürst Schwarzenberg und General Baron Welden vom Fürst von Warschau , Graf Paskewitsch , Anfangs Mai 1849 sehr drin gend die Sendung eines 25,000 Mann starken Corps mittels Eisenbahn nach Göding. Auf wiederholten Antrag entschloß sich der Russische Feldherr dem Gesuche zu genügen und 13,000 Mann Infanterie mit 48 Geschützen auf der Eisenbahn nach Wien zu senden. In Folge davon traten die Infanterie-Regi menter Graf Diebitsch und Sefsk , die Jäger - Regimenter Bränsk und Fürſt Paskewitsch und die 9. Feld-Artillerie-Brigade mit ihren 4 Batterien à 12 Ge schützen unter den Befehl von Pamutin. Er selbst ging mit den ersten Ab theilungen seines Detachements am 9. Mai von Krakau auf der Eisenbahn ab. Auf Anordnung des Oesterreichischen Oberbefehlshabers wurden die Truppen
Militair Eisenbahnwesen.
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bei Hradisch angehalten , wo sich das Detachement am 15. Mai definitiv con centrirte. Die Fahrt der Züge wurde in Oderberg auf eine Nacht unterbrochen, die Truppen biwakirten und fuhren dann weiter ; je ein Bataillon resp. ½ Batterie wurde in einem Zuge befördert , ſo daß mit den Trains und dem Schlachtvieh 31 Züge gebraucht wurden. Trotz der Fahrtunterbrechung hatte das Detachement die 301 Kilometer betragende Strecke bis Hradisch in 5 Tagen zurückgelegt , während es den Fußmarsch nur in 16 Tagen hätte bewältigen können. Man hatte dabei den Abgang erspart , den marschirende Truppen er fahrungsmäßig stets erleiden und der mindestens auf 3 Procent zu veranschlagen ist, unter den obwaltenden Umständen aber wohl 7-800 Mann betragen haben würde. Man erkannte diese Leistung fast überall an und accentuirte auch , daß bei Benutzung der Eisenbahnen die Truppen frisch und nicht erschöpft durch anstrengende Märsche an den Feind gebracht werden könnten , aber man hielt doch die Truppenſtärke nicht hinlänglich groß genug , um das Beiſpiel als alle Zweifel beseitigend zu erkennen. Gelegentlich des Lombardischen Feldzuges von 1859 wurde endlich die wichtige Rolle der Eisenbahnen für die militairiſchen Operationen in's hellste Licht gestellt. Die Französische Armee wurde in ver hältnißmäßig kurzer Zeit an den Ufern des Po concentrirt. Die Fahrt der 75,000 Mann und 4500 Pferde der Garde dauerte von Paris bis zur Sar dinischen Grenze 10 Tage , während sie zu einem Fußmarsch 60 Tage hätte aufwenden müssen. Dank der aufopfernden Thätigkeit der Bahnverwaltungen und ihres reichen Betriebsmaterials wurden über 200,000 Mann aus den ver schiedenen Punkten Frankreichs nach der Lombardei , theilweise bis an die Ufer des Mincio , geführt. Trotzdem eine militairische Leitung und Regelung fast ganz gebrach, wickelte sich alles glücklich ab , freilich mußte das Trochu'sche Debrouillez vous viel nach- und aushelfen , denn in den Details waren Un ordnungen an der Tagesordnung. Auf den mit Artillerie - Munitionswagen be ladenen Lowrys wurden Jäger transportirt , während die Kanoniere erst nach Tagen nachfolgten. Von den Bahnhöfen mußten die Truppen zum Theil ohne ihre Wagen abrücken und in manchen Fällen lange Zeit sich ohne die noth wendigsten Gegenstände zu behelfen suchen. Dergleichen Dinge verschwinden. aber Siegen gegenüber und so ist es erklärlich, daß man in Frankreich im Ge danken an die Siege von Magenta und Solferino voll Bewunderung für die Leistungen der Eisenbahnen war und für einen folgenden Feldzug einen ähn lichen glücklichen Verlauf der Truppentransporte ohne directe militairische Ein wirkung erhoffte. In dem Americaniſchen Seceſſionskriege spielten die Eiſenbahnen eine ſo hervorragende Rolle, daß sie ihm einen für die Kriegsgeschichte ganz neuen Cha rafter aufprägten. Die Unterbrechung und die Occupation der Bahnstrecken, der Angriff der Züge wird zu einer Kunst ausgebildet , in der sich die Union und die Conföderation den Rang abzulaufen suchten. Die Eisenbahnen werden die Adern , längs denen das kriegerische Leben pulsirt; man bildet zu ihrer Aus nuzung unter der Leitung des General Mac Cullum ein eigenes Corps und stellt diesem ein beträchtliches Material zum Bau , zur Zerstörung und zur Wiederherstellung der Bahnen zur Verfügung ; ja noch mehr, der Staat ergreift Besitz von allen Eisenbahnlinien und überläßt den Betrieb den Privatgesellschaften nur auf den von den militairischen Operationen nicht berührten Strecken. Auf diese Weise gelang es , in kurzer Zeit ein bewunderungswürdiges System der 25 Militairische Jahresberichte 1876.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
militairischen Organiſation der Eiſenbahnen zu gewinnen ; es war dies der voll ständige Gegensatz zu dem Französischen Laissez aller vom Jahre 1859. In Preußen hatte man die Nothwendigkeit der militairiſchen Leitung der Eisenbahntransporte in Kriegszeit bald erkannt und darauf hinzielende Ein richtungen bei der 2. Abtheilung des Großen Generalstabes getroffen . Neben den Vorschriften für das Ein- und Ausschiffen der verschiedenen Waffenarten hatte man am 1. Mai 1861 eine Instruction für die Organiſation größerer Truppenmassen erlassen, da man im Gegensaße zu der anderwärts herrschenden Meinung von der Ansicht durchdrungen war, daß zur militairischen Ausnutzung der Eisenbahnen mehr gehört als reglementarisches Aus- und Einsteigen der Truppen. In diesem Gedanken wurden auch nach und nach die für die Be arbeitung der Eisenbahnangelegenheiten beim Generalstabe beſtehenden Einrich tungen weiter entwickelt. Unterm 31. März 1864 wurde bestimmt , daß die betreffenden Angelegenheiten fortan in einer besonderen, der 2. Abtheilung atta chirten Section, die den Namen „ Eisenbahn-Section" tragen solle, zu bearbeiten ſeien , daß das älteste Mitglied derselben als Vorſtand die Arbeiten zu leiten habe, daß aber die Section in enger Verbindung mit der 2. Abtheilung bleibe und zu ihr im subordinirten Verhältniß stehe. - Da aber die Arbeiten in Eisenbahnangelegenheiten eine bedeutende und stets wachsende Ausdehnung er langten, so wurde unterm 30. Januar 1869 eine selbstständige „ Eisenbahn Abtheilung" gebildet, die von deren ältestem Offizier als Vorſtand unter eigener Verantwortlichkeit , aber ohne die Prärogative eines Abtheilungs - Chefs geleitet werden sollte. Die Allerhöchste Cabinetsordre vom 8. Juni 1871 verfügte dann schließlich die Erweiterung des Großen Generalstabes um eine vierte Abtheilungs Chef-Stelle mit den Competenzen eines Regiments -Commandeurs, so daß die Eiſen bahn-Abtheilung nunmehr als gleichberechtigtes Glied den anderen Abtheilungen des Großen Generalstabes an die Seite trat. Diese Einrichtungen bewährten sich auch insofern, als man die eigenen und anderweitigen Erfahrungen stets in bestmöglichster Weise verwerthen und ihnen praktische Folge geben konnte. 1864 und 1866 fand man hierzu Gelegenheit und benußte die empfangenen Lehren dergestalt, daß 1870 nicht nur der strategische Aufmarsch der Armee mit einer Präcision erfolgte, welche die gesammte Welt in Erstaunen setzte und grell von der Unordnung contraſtirte, die sich auf Franzö fischer Seite manifeſtirte , ſondern daß auch während des Feldzuges die Eisen bahnen eine Rolle spielten, wie sie es bisher in Europa noch nicht gethan. Seit dieser Zeit begegnet man bei allen Armeen , in allen Staaten einem richtigen Verständniß für den Werth und die Bedeutung der Eisenbahnen für den Krieg und die Kriegführung , aber man wandelt, wie auf allen anderen Gebieten, verschiedene Wege. Die Berichte über das Heerwesen der einzelnen Armeen in den früheren Jahrgängen dieses Werkes haben mehrfach die in den verschiedenen Staaten bezüglich der militairischen Ausnutzung der Eisenbahnen getroffenen Maßregeln erwähnt , es dürfte sich daher empfehlen , dem vorliegen den Berichte nur das einzuverleiben , was in dieſer Nichtung im Jahre 1876 fich Neues vollzogen hat und diejenigen neuen Erfahrungen mitzutheilen, welche bei der militairischen Benutzung der Eisenbahnen gemacht worden sind. In Frankreich hat das Cadre-Gesetz bei jedem der bestehenden 4 Genie Regimenter eine Eisenbahn - Arbeiter - Compagnie (compagnie d'ouvriers de chemins de fer) vorgesehen (vergl. Jahresberichte für 1875 Seite 123) und find die 4 Compagnien durch Präsidial-Decret vom 3. Januar 1876 behufs gleich mäßiger Ausbildung sämmtlich zusammengezogen und der Genieschule zu Ber
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sailles attachirt worden. Außer diesen im Frieden bestehenden und sich im Mobilmachungsfalle auf Kriegsstärke completirenden Eisenbahn - Arbeiter -Com pagnien sollen für den Kriegsfall von den verschiedenen Eisenbahn-Verwaltungen Eisenbahn - Sectionen aufgestellt werden. Das unterm 23. December 1876 er laſſene Règlement sur l'organisation et l'administration des sections techniques d'ouvriers de chemins de fer de campagne hat diesen Gegenstand speciell geregelt. Nach demselben sind die Eisenbahn - Gesellschaften verpflichtet , die betreffenden Sectionen stets in voller Stärke bereit zu halten und jeden eintretenden Abgang sofort aus dem Beamtenpersonal resp . aus den ausgebildeten Arbeitern zu ergänzen. Die 6 großen Eisenbahn- Gesellschaften sollen im Ganzen 8 Eisenbahn - Sectionen für militairische Zwecke stellen und zwar die Gesellschaft der Linie Paris - Lyon -Mittelmeer 2, die Gesellschaft der Linien von Orleans , des Westens , des Nordens und des Ostens je 1 und die Linie des Südens im Verein mit der von Orleans zuſammen ebenfalls 1 Section. Die 8. Section soll von den Geſellſchaften der Linie des Weſtens , des Nordens und des Ostens gemeinschaftlich gestellt werden. Jede Section bildet einen selbstständigen Körper und zerfällt in eine Ab theilung für den Betrieb , eine andere für den Stations- und Wachdienst und eine dritte für den Bau und die Materialverwaltung. An der Spite jeder Section steht der Oberingenieur der betreffenden Geſellſchaft , zu seiner Hülfe muß nöthigenfalls der die erste Abtheilung führende Betriebs -Director eintreten, während ihn in Behinderungsfällen der Führer der zweiten Abtheilung zu ver treten hat. Jeder Section sollen 7 Rechnungsbeamite und 2 Aerzte zugetheilt werden. An ſubalternem und Arbeiter - Perſonal ſoll jede Betriebs-Abtheilung 458, jede Stations - Abtheilung 363 und jede Bau - Abtheilung 277 Köpfe zählen, so daß jede Eisenbahn - Section hiernach eine Stärke von 1098 Köpfen erreicht. Die Mannschaften sind ähnlich wie die Geniesoldaten bekleidet und tragen auf dem rechten Aermel das Unterscheidungszeichen für die einzelnen Abtheilungen, das in einem weißen , resp. gelben oder rothen Rade besteht und am Käppi die Nummer der Section. Chevrons am rechten Aermel bezeichnen die Grad abstufungen der subalternen Chargen. ―――――――― Für die höheren Grade ist der Rock und die Hose der Genie- und die Capote der Infanterie-Offiziere als Bekleidung vorgeschrieben. Die Gradabzeichen bestehen in goldenen Lißen auf den Aermeln des Rockes, der Capote und an der Kopfbedeckung. Die compagnies d'ouvriers de chemins de fer ſollen grundsätzlich den Dienst im Bereiche der operirenden Armeen versehen , die sections tech niques d'ouvriers de chemins de fer dagegen den auf den rückwärtigen Verbindungen. Dennoch werden die Mannschaften der Letzteren mit Säbel und Revolver bewaffnet und können event. auch Gewehre erhalten. Trotz dieser Bewaffnung ist auf eine militairische Ausbildung der Arbeiter fast gar nicht gerücksichtigt . In den Niederlanden ist durch Kgl. Beschluß vom 16. September 1876 ein Reglement für den Dienst und die Benutzung der Eisenbahnen im Falle des Krieges und außergewöhnlicher Verhältnisse festgestellt worden. Diesem zu folge werden die Vorbereitungen und die Ausführung der betreffenden Maß regeln einer permanenten Militair-Eisenbahn- Commission (Permanente Mili taire Spoorweg - Commissie) übertragen. Dieſe Commiſſion ſoll mindeſtens aus 3 Mitgliedern und einem Secretair bestehen , welche von dem König er nannt werden. Das von dem König speciell bezeichnete Mitglied führt den 25*
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Vorsitz , während der Secretair nur eine berathende Stimme besitzt. Die Commission hat ihren Sitz im Haag. Im Falle des Krieges steht sie unter unmittelbarem Befehl des Befehlhabers der Armee und hat ihren Aufenthalt mit seiner Zustimmung zu nehmen. Die Commission hat das Recht , in officiellen Verkehr mit dem Kriegs Minister, dem Chef des Generalstabes , dem Eisenbahn-Aufsichtsrath , und im Kriegsfalle und anderen außergewöhnlichen Umständen mit den Eiſenbahn-Ver waltungen und jeder anderen Behörde zu treten. Die Angaben über die Einrichtung der Eisenbahnen , das Material und den Dienst derselben, requirirt sie von dem Eisenbahn-Aufsichtsrath , der diejen Requisitionen, so weit möglich, genügt. Die Commission erhält von dem Kriegs-Minister Mittheilung über die im militairischen Interesse des Gebrauchs der Eisenbahnen wünschenswerthen Maß regeln, und bereitet im Frieden alles hierzu Dienliche vor. Wenn Anzeichen vorhanden , daß ein Krieg die Verwendung der Eiſen bahnen zu Zwecken der Landesvertheidigung nothwendig machen könnte , wird die Commiſſion durch den König oder durch den Kriegs-Miniſter zur Empfang nahme der Mittheilung zusammenberufen , welche Truppenſtärke , Pferde und welcher Kriegsbedarf unter den erwarteten Umständen transportirt werden sollen. Die Commiſſion berichtet alljährlich zweimal, am 1. Januar und 1. Juli, an den König ausführlich über ihre Arbeiten ; aus dem Bericht müſſen die von ihr im Interesse der Landesvertheidigung getroffenen Maßregeln und Vor bereitungen ersichtlich sein. Den Mitgliedern und dem Secretair der Commiſſion iſt zur Ausübung ihrer Functionen freier Zutritt zu den Eisenbahnen und den dazu gehörigen Anlagen und Gebäuden gestattet. Der Staat sorgt für die Einrichtungen zum Transport der Kranken, Ver wundeten , Geschüße und Pferde im Kriegsfalle , soweit das Material der Bahnverwaltungen hierzu nicht genügt und dazu ohne Inconvenienzen für den gewöhnlichen Eisenbahndienst nicht eingerichtet werden kann. Die Commiſſion überwacht die Ausführung der Vorschriften und Bestimmungen, welche in Ueber einstimmung mit den Eisenbahnen über die Aufbewahrung und den Gebrauch der Wagen und Vorrichtungen erlassen werden, welche auf Staatskoſten zu dem erwähnten Zweck beschafft sind. Wenn die Benutzung der Eisenbahnen für den Kriegsfall nothwendig er scheint , oder der Krieg bereits ausgebrochen ist , senden die Bahnverwaltungen, deren Sit sich in den Niederlanden befindet , auf eine betreffende Mittheilung Mitglieder ihrer Directionen zu den Berathungen der Commiſſion, die ihrerseits dafür sorgt , daß den Befehlen und Anforderungen möglichst schnell genügt werde. Die Bahnverwaltungen sind dann verpflichtet , ihr rollendes Material im Inlande zu behalten , wenn nicht der Kriegs-Miniſter im Intereſſe der Landesvertheidigung das Gegentheil anordnet. Die Commission aber hat ferner die nöthigen Abtheilungen von Arbeitern und Ingenieuren zu bilden , die zum Herstellen der Eiſenbahnen , zum Bau neuer Verbindungen , Hülfsgeleiſen und anderen Anlagen, welche das militairische Interesse erheischt , bestimmt sind und event. auch zu dem Zerstören der Bahnen und der Brücken , Telegraphen und Signalvorrichtungen derselben , falls dies durch den König befohlen wird, ver wendet werden. Befehle und Anforderungen im Kriegsfalle sollen möglichst durch die Commiſſion oder durch eins ihrer Mitglieder den Bahnverwaltungen zur Aus
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führung übertragen werden. Können die Verwaltungen den Aufträgen nicht in geeigneter Zeit genügen, so läßt die Commission dieselben selbst ausführen. In jedem Falle wird den Bahnverwaltungen resp . der Commiſſion der erforderliche militairische Beistand geleistet. Während der Benutzung der Eisenbahnen zur Landesvertheidigung bleiben die Eisenbahnverwaltungen mit dem Betrieb ihrer Bahnen betraut. Wenn nach Anweisung des Kriegs -Miniſters Material transportirt werden muß , welches zur Benutzung für den Kriegsfall an einer Eisenbahn vertheilt werden soll , so muß dieses ebenso wie das Material für den Staatsdienst von den Verwaltungen auf ihrem Grund und Boden oder in ihren Vorrathsgebäuden untergebracht werden. Die Commission hat die Berechtigung , die Verwalter , Beamte und das Unterperſonal einer Bahnverwaltung, welche milizpflichtig sind oder zu einer mobilen Schutterij gehören, vom Kriegsdienste so lange zu entbinden, als sie in ihrer Stellung thätig sind ; diese Entbindung bringt sie unmittelbar zur Kennt niß des commandirenden Offiziers des Corps , zu dem der Befreite gehört ; dieſer Offizier hat event. sofort der Requiſition der Commiſſion zu entsprechen. Gehört der Betreffende einer nicht mobilen Schutterij an , dann beantragt die Commission seine Entlassung bei deren Commandanten. Wenn im Kriegsfalle auf einer Linie das genügende Personal nicht vor handen , dann sucht die Commiſſion den Mangel aus den Cadres der übrigen Verwaltungen oder aus den Reihen des Heeres zu ersetzen. Die Commission hat durch gütliche Uebereinkunst die Entschädigung zu regeln , welche den Verwaltungen für die Benutzung ihrer Strecken und ihres Materials zum Zwecke der Landesvertheidigung gewährt werden soll. Sie richtet die dazu erforderlichen Vorschläge an den Kriegs- Minister. Die speciellen Verpflichtungen u. s. w. der Commiſſion ſollen durch eine noch zu erlaffende Königliche Instruction festgestellt werden. In Desterreich = Ungarn wurden die im September 1876 zwischen der Donau und Thaya stattfindenden Manöver des 1. und 10. Armee-Corps dazu benugt , um den größeren Theil der Truppen , namentlich der Infanterie und Detachements zweier Dragoner-Regimenter, nach beendigten Uebungen in ihre Garnisonen auf der Eiſenbahn zurückzuführen . Man wollte dadurch die Fric tionen kennen lernen, welche sich der präcisen Beförderung der nach einem Gefechtstage von verschiedenen Richtungen und Entfernungen anmarſchirenden Truppen entgegenstellen. Die Oesterreichisch-Ungarischen Militairischen Blätter brachten in ihrem 1. Decemberhefte des 3. Jahrgangs ( 1876) einen Bericht, der Interesse genug darbietet , daß wir ihm hier eine Stelle gewähren. Der jelbe lautet: Obwohl die gestellte Aufgabe eine leicht zu bewältigende schien , da man es ja nur mit Friedensverhältnissen zu thun hatte , so war in Wahrheit das stricteste Gegentheil der Fall. Im Kriege stehen die Bahnlinien mit all ihrem lebenden, rollenden und festen Material den militairischen Zwecken unbedingt zu Gebote; sämmtlicher Güter- und Personenverkehr wird eingestellt, Rampen und andere Waggonirungsvorrichtungen werden nach Bedarf etablirt , die Zahl wie die Eigenthumsverhältnisse der Maſchinen und Waggons , sowie die Rücksicht Die Heeresleitung ist mit einem auf den Kostenpunkt fallen im Kriege weg. Wort der absolute Gebieter der in ihrem Besitz befindlichen Bahnen. Von all diesen, den Betrieb der Militairzüge im Kriege fördernden Factoren, kam bei der Abtransportirung der Truppen vom Manöverfelde auch nicht ein
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einziger zur Wirksamkeit , die militairische Leitung war vielmehr an beſtimmte Verhältnisse gebunden. Die Einschiffung konnte nur an 4 kleinen , für die Expedition von Truppen nur sehr mangelhaft eingerichteten Stationen , Nikols burg, Feldsberg, Laa und Staaz erfolgen, der regelmäßige Verkehr der Personen und Güterzüge durfte in keiner Weise alterirt werden, die Abtransportirung der Truppen erfolgte nicht ――――――――― wie im Kriege ―――――― nach einer , sondern nach 4 vers schiedenen Richtungen, und mußten binnen 22 Stunden nicht weniger als 1566 Generale , Stabs- und Oberoffiziere , 30,476 Mann , 908 Pferde und 34 Fuhrwerke expedirt werden. Wird noch erwähnt, daß die Lundenburg—Gruß bacher Bahn für den Verkehr langer Züge sehr ungünstig tracirt ist , daß viele Objecte gestützt und verstärkt werden mußten , und troßdem nur in langjamer Fahrt zu passiren waren, daß bei einigen Brücken die Vorspannslocomotive ab gekoppelt werden mußte, um erst nach deren Ueberschreitung wieder in Zug zu treten; daß ein Theil der Truppen direct vom Manöverfelde zum Bahnhof marſchiren mußte und bei der auf schlechten , durchweichten Waldwegen zurück zulegenden , mehr als 22 Kilometer langen Strecke , eine Verspätung beinahe unvermeidlich war; daß viele der bei den Stäben benutten Pferde gleichfalls verspätet eintrafen und die Einwaggonirung zum Theil bei tiefer Dunkelheit und strömendem Regen durchgeführt werden mußte, so ergiebt sich eine Reihe von Schwierigkeiten, deren Bewältigung den mit der Leitung des Eisen bahntransportes beauftragten Organen zu um so größerer Ehre gereicht, je seltener die Gelegenheit zu solcher Uebung geboten ist.
Die Abtransportirung erfolgte : a) mit der Nordbahn, b) mit der Staatsbahn resp. mit der betr. Anſchlußbahn.
a.
Transport mit der Nordbahn.
Die Direction dieſer Bahn expedirte 17 Militair-Ertrazüge und ging der 1. Zug am 7. Sept. um 5,45 Abends , der letzte am 8. Sept. um 12,44 Nach mittags ab und wurden binnen 18 Stunden 765 Generale , Stabs- und Ober Offiziere, 16,728 Mann, 363 Pferde und 30 Fuhrwerke , wie in nebenſtehender Uebersicht (erste Tabelle auf Seite 391 ) angegeben , befördert. Sämmtliche Züge gingen fahrplanmäßig ab und traten weder bei der Ab fahrt, noch bei der Ankunft Verspätungen ein , obwohl der Betrieb auf der Strecke Laa - Lundenburg erst 14 Tage vorher von der Nordbahn übernommen war, welcher Nachtheil indeß durch das von Lundenburg an zur Disposition stehende Doppelgeleise , wie durch den Umstand wieder paralysirt wurde , daß die Abfahrtszeiten, mit Ausnahme der dreier Züge , in die Tagesstunden ver legt waren. --Unabhängig von dem Truppentransporte hatte die Nordbahn eine äußerst difficile Aufgabe mit dem Transport des kostbaren Kaiserl. Marstalls übernommen, und entſprach allen Anforderungen in vollem Maße.
b) Transport mit der Staatsbahn. Sämmtliche auf dieſer Bahnlinie verkehrenden 13 Militair-Extrazüge wurden von der kleinen Station Staaz expedirt und sollte der 1. Zug am 7. September um 6 Abends, der letzte am 8. September 4,25 Nachmittags abgehen. Es wurden daher binnen 22 Stunden 768 Generale, Stabs- und Ober- Offiziere,
Abfahrts Ort
Datum
Militair-Eisenbahnweſen.
Stärke
Zeit
Truppentheil
Zielpunkt
2828 7: " "
11. und 16. Landwehr-Bat.. . 17. Jäg.-Bat., 10. Landw.-Bat., 1 Comp. des 17. Ldw. Bat. 8,10 " 3. Inf. Regt. 5,45früh 1. Inf.-Regt. 9. Inf. Regt. "1 8,17 " Stab der 4. Div . und 7. Brigade, 25. Jäg. Bat., 1 Res. -Comp .. 9,57 V. 54. Inf. Regt. 11,u " 45. Inf. Regt. 12,30Mtg. 19. Ldw.-Bat., X. Arm. -Hauptqu. 1,35 N. Stab d. 5. Div., der 9. u. 10. Brig., 2 Genie- Comp. , 1 Comp. des 15. 2bm. 8at. 71. Inf. Regt. 2,40 " 8,20früh 1. und 2. Landw. -Bat.
"
12,30 N.
"
Nikolzburg
391
* " "
====
" " "
5,45 A. 7 "
Feldsberg "
8,5 früh
vvy
9,25 V. " " 10,54 " " 12,44 R.
32 1200 8
36 1200 15 2 Teschen 44 1070 15 3 Olmüş 64 1170 30 - Wien 64 1070 15 3 Olmüş
36 600 40 64 1070 15 64 1070 20 39 650,40
Zeit
Datum
3 Brünn 3 Olmüh 3 Brünn 3 Brünn
33 400 34 3 Olmüt 31 860 12 2 Brünn Wien und 32 1200 10 Stockerau Troppau, Jä 53. Brig.-Stab, 57. Jnf. - Regt • 67 1200 30 gerndorf 14. Landw. -Bat. und 1. Bat. des 31 1000,15 2 Iglau und 49. Inf. Regt. Trebitsch Stab und 2. Bat. d. 49.Jnf. Regt. 38 800 20 3 glau 1. Jäger- und 5. Landw. Bat. • 35 1038 20 - Krems . 64 1090 24 - Krems und 43. Inf. Regt. Tulln
13,748 Mann, 545 Pferde und 4 Wagen befördert. folgende Tabelle:
Abf. Ort.
Schönberg
Die Details ergiebt
Stärke
Truppentheil
Zielpunkt
Offiz. Mann Pfde. Wag.
n
8. "
27 " 27
8,20 A. Oberleitung, Hauptquartier d . I Armee= Corps, Stab der 1., 2. und 25. Div. 8,40 A. 20. Jäg Bat. u. 4. Ldwhr. -Bat., 1 Comp . des 23. Ldwhr.-Bat. 6,38frh. Stab d. 50. Brig. u. 5. Inf - Regt. 7,32frh. Stab d. 49. Brig. , 12. u. 24. Jäg.- u. 1. Bat. des 18. Inf. Regts .. 8,57frh. Stab und 1 Bat. des 18. Inf.- Regts., 44. Inf. Regt. 11,5V. Stab d. 4. Brig., 20. Inf. Regt. 12Mtg 28. Jnf.-Regt. u. 1. Bat. 4. Inf. Regts. 1,5N. Stab d. 3. Brig., Stab u. 1 Bat. d. 76. u. 1 Bat. d. 4.Jnf. -Regts., 3 Genie-Cp. 2,8 N. Stab d . 2. Brig., 29. Jnf. - Regt., 1 Bat. 76. Inf. Regts. 3,58N. 41. Inf. Regt. 4,50 N. Stab d. 1. Brig., 37. Inf. Reg. .
38 1200 38 1200
80
Wels u. Salzburg St. Pölten u. Linz
23 4
4
80 200
34 1238 18 65 1100 36
11
Staaz
"
6 A.17. u. 8. Ldwhr. Bat. mit Detachements des 3. und 4. Drag.-Regts.. 7 A. 3. und 6. Ldwhr. -Bat.
Wien Wr.Neuftdt., Leoben
65 1200 36 1
7.
65 1130 65 1100 64 1100
30 36 30
60 1200 36 65 1100 36 64 1100 30 65 1100 30
Wien
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Die zur Erpedition für die ersten beiden Züge bestimmten Abtheilungen, jo wie eine Anzahl der bei den höheren Stäben benutten Pierde trafen , da vom Revueplate bis Staaz auf schlechten Wegen mehr als 24 Kilometer zurüd zulegen waren , erst nach der feſtgeſetzten Zeit ein ; dieje Züge verspäteten sich taher um 3-4 Stunden, während alle übrigen fahrplanmäßig abgingen. In Folge der erwähnten Verspätungen konnten bei der eingeleinigen Bahn die in den Stationen erfolgenden Kreuzungen nicht mehr nach dem Fahrplan durch geführt werden und wurde daher vom Vertreter der General - Inspection der Eisenbahnen die Kreuzung zweier Personen- und eines Güterzuges von Frattigs dorf und Mistelbach nach Staaz verlegt, um einer Verspätung der Personenzüge vorzubeugen. Da aber die leeren Aufnahmszüge vom Norden her allmälig in Staaz eintrafen, so entstand in der kleinen Station eine Anhäufung, welche bei der Kürze der Stationsgeleise eine Theilung der Züge bedingte , was bei den wenigen zur Verfügung stehenden Geleisen und der tiefen Dunkelheit einige Störungen verursachte , die durch den bedauerlichen Unfall , von welchem der Chef der Eisenbahnleitung, Oberst v. Winterhalter, in eifrigster Ausübung seines Dienstes betroffen wurde, nicht verringert wurden. Auch von Seiten der Truppen wurden die für den Transport auf Eiſen bahnen geltenden Vorschriften theilweise nicht beachtet und so manche Reibungen herbeigeführt , die sich leicht hätten vermeiden lassen. Eben diese Störungen haben die Nothwendigkeit zeitweiser größerer Uebungen in Handhabung der „ Eisenbahn-Disciplin" seitens der Truppen und in Führung des Betriebes seitens der berufenen militairiſchen und der bahntechniſchen Organe klar er wiesen. Da von den „ Landwehrzügen“ die Verspätung eingebracht , die übrigen Züge aber zur beſtimmten Zeit expedirt wurden, ſo trafen sämmtliche Züge zur fahrplanmäßigen Stunde an den Zielpunkten ein. In Rußland hat die am 1. (13.) November 1876 befohlene Mobil machung eines Theiles der Armee Gelegenheit geboten, die Leiſtungsfähigkeit des Eisenbahnnetzes für militairische Zwecke in umfassender Weise zu erproben. Leider hat es nicht gelingen wollen , detaillirte Angaben über die Benutzung der Bahnlinien bei der Mobilmachung, bei der Concentration der mobilen Armee-Corps u. s. w . zu beschaffen. Nach den vereinzelt aufgetretenen Nach richten scheint es aber, daß die Truppentransporte mit mancherlei Frictionen zu kämpfen gehabt haben , die theilweiſe freilich auf die klimatischen Verhältniſſe zurückzuführen sind , aber doch auch in der Anlage der Linien , der Menge des rollenden Materials und des Personals derselben und vornämlich wohl in der mangelnden Erfahrung zur Bewältigung bedeutender, sich schnell auf einander folgender Transporte zu suchen sind. Wohl zum ersten Male hat der mit einer Mobilmachung und einer Con centration verbundene Truppentransport in großem Maßstabe auf Eisenbahnen während der Wintermonate stattgefunden. Daß hierdurch die glatte Abwickelung der Transporte erschwert werden würde, war vorauszusehen und ist eingetroffen. Nach dem Journal de St. Petersburg machte z. B. das technische Comité der Inspection der Eisenbahnen bekannt , daß große Schneemassen , welche sich während des Sturmes am 24. November gebildet, am 25. und 26. November die Fahrten auf den Linien Kozlow-Woronesch -Rostow, Charkow - Azow, Con stantinowka und Lozowo - Sebastopol verhindert hätten. Schneeverwehungen haben auch an anderen Tagen die Leiſtungen der Bahnen wesentlich beeinträch tigt, in einzelnen Fällen mußten die Mannschaften der transportirten Bataillone,
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den Berichten zufolge, mit ihrem Schanzzeug die Bahn frei machen. Ob die gemeldeten Entgleisungen und Zusammenstöße von Zügen auch auf Schneever wehungen zurückzuführen sind , muß dahingestellt bleiben. Gemeldet wurde, daß am 25. November der Postwagen und die beiden Locomotiven des Postzuges Nr. 2 auf der Linie Kozlow -Woronesch-Rostow und am 27. November die Locomotive und 2Wagen des Zuges Nr. 4 auf der Linie Kursk - Charkow- Azow entgleiſten und daß am 28. November ein von Witebsk nach Orel laufender Zug auf dem Bahnhof des lettgenannten Ortes mit einer Rangirmaſchine zu sammenstieß, wodurch mehrere Personen verlegt wurden. Erklärlich sind diese Unfälle freilich auch dadurch, daß die Telegraphenleitungen der Bahnen längere Zeit versagten, da der vorerwähnte Sturm die Telegraphenstangen längere Zeit auf den südlichen Bahnen fast sämmtlich auf der Linie Lozowo - Sebastopol allein 400 ――― umgebrochen hatte und ihre Wiederaufstellung und Herstellung mehrere Tage in Anspruch nahm. Aus vielfachen Nachrichten läßt sich darauf schließen , daß während der Truppentransporte sich ein Mangel an Betriebsmaterial und an Ausweich geleisen fühlbar gemacht hat. So berichtete man unterm 23. Januar 1877 aus Petersburg , den nach den Süden führenden Bahnen sei von der Regierung ein außerordentlicher Credit zur Beschaffung von Betriebsmaterial für Militairtrans porte bewilligt worden; nach einigen Tagen wurde bestimmt gemeldet , die Rybinsk-Bologojer Bahn habe von der Regierung eine Subvention zur Be schaffung von 36 schweren 8rädrigen Locomotiven und zur Verlängerung der Ausweichsgeleise auf den Stationen erhalten. Ende Januar 1877 hieß es in einer Correspondenz aus Kiſchinew, der Souschef des Generalstabes, Generallieutenant Lewicki , werde aus Petersburg zurückerwartet , wo er mit den maßgebenden Kreisen hauptsächlich die Mängel erörtert habe , welche sich bei der Truppen beförderung auf den Bahnen sehr nachtheilig herausgestellt hätten und die bei der Möglichkeit weiterer bedeutender Transporte beseitigt werden müßten. Die selbe Correspondenz erwähnte dabei zugleich , es sei davon die Rede , daß die Hauptlinien der Südbahnen provisorisch der Armee-Verwaltung übergeben und der Betrieb auf denselben von den formirten Eisenbahn-Bataillonen übernommen werden sollten. Zu Anfang Februar 1877 las man dann die Nachricht, General Sujeff sei vom Kriegs-Ministerium entſendet, um die Bahnlinien zwiſchen Mos kau , Kiew, Odeſſa und Kiſchinew zu bereisen und die Mittel derselben zu prüfen, event. alle Verfügungen unverzüglich zu treffen, damit die Beförderungs mittel bedeutend vermehrt würden. Mangel an Erfahrung bei Bewältigung bedeutender Truppentransporte bei vielen Militair- und Civilbehörden, sowie bei den Bahnverwaltungen, scheint aber auch Ursache zu manchen Verzögerungen u. s. w. gewesen zu sein. Darauf deutet die Erzählung, der Chef des Comités für Truppentransporte auf Eiſen bahnen und Waſſerwegen habe sich beklagt, daß ihm täglich einige hundert Tele gramme von den Gouverneuren und Behörden zugingen , in denen Wünſche, Bitten u. s. w. an ihn gerichtet würden. ―――― Dafür zeugt ferner eine Correspon denz , welche die politischen Zeitungen Mitte December veröffentlichten. In derselben hieß es : Bei der Mobilmachung ist manche Unordnung vorgekommen. Der Hauptgrund scheint in den mangelhaften Anordnungen zu suchen , welche von den Agenten der Transporte ausgegangen. Die Ernennung der Mehrzahl der Etappen-Commandanten fand nicht zu rechter Zeit statt , so daß dieselben ihre Function verspätet angetreten . Trotzdem die Mobilmachung bereits im Gange, wurden an mehreren Orten die früher festgesetzten Anordnungen noch
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geändert. Auf manchen Linien, auf denen nicht der geringste Militair-Trans port erfolgte , wurden die Personen- und Güterzüge ohne Noth eingestellt, so daß dadurch an manchen Orten eine Anhäufung von beladenen Wagen ent stand , die dann im Momente der größten Beschleunigung an anderen Orten einen Wagenmangel hervorrief. Die Zusammenstellung der vorstehenden einzelnen Nachrichten wirft sicher ein zu trübes Licht auf den Verlauf der großen Truppenbewegungen in den beiden letzten Monaten des Jahres 1876 , da sie nur die Schattenſeiten betrifft und die Lichtblicke, die dem Ganzen sicherlich nicht gefehlt haben werden , ver schweigt. Nicht aus Böswilligkeit oder Voreingenommenheit sind die Lichtblicke unerwähnt geblieben ; - verläuft Alles rund und glatt, dann findet man eben nichts Besonderes zu berichten ; daraus ist es erklärlich , daß ausschließlich un günstige Nachrichten den Weg nach dem übrigen Europa gefunden haben. Werden erst von Russischer Seite authentische Nachrichten über die große Prüfung der militairischen Leistungsfähigkeit der Eisenbahnen veröffentlicht , dann wire man unzweifelhaft Veranlassung haben, die leitenden Behörden über die Geschick lichkeit zu beglückwünschen , mit der sie die sich aufthürmenden Schwierigkeiten zu überwinden gewußt haben. Und Schwierigkeiten hat schon das Eisenbahn-Neg Rußlands an und für sich dargeboten. In Rußland dauerte es, trotzdem es schwer an der „ Wunde der Diſtancen“ leidet, verhältnißmäßig lange , ehe sich die Regierung von der Nothwendigkeit der die Entfernungen verkürzenden Eisenbahnen für das ausgedehnte Reich überzeugte. Peter der Große meinte, er wolle für jeden Quadratfuß Meer, den er dem Reiche einverleibe , eine Quadratmeile Land dahingeben. Durch groß artige Eisenbahnen läßt sich der Gedanke dieses Ausspruches verwirklichen, denn sie verwandeln in gewissem Sinne Land in Meer , indem sie die Transport fähigkeit des Letzteren gewähren , dabei aber die Productionskraft des Ersteren bewahren. Das erkannte man aber in Rußland erst spät. Obgleich Rußland bereits seit dem October 1836 eine Eisenbahn von Petersburg nach Zarskoje- Selo und Pawlowsk besaß, hatte es doch bei dem Tode des Kaiser Nikolaus 1855 erst 1044 Kilometer Bahnen gebaut. Später ist man aber rüstig ans Werk gegangen , so daß Ende 1876 das geſammte Ruſſiſche Eisenbahnnetz eine Länge von 20,879,3 Kilometer aufwies . Dieſe Gesammtausdehnung ist aber in über 50 Einzellinien zerstückelt, welche be sonderen Verwaltungen unterstehen. Die einzelnen Linien zeigten Ende 1876 folgende Längen in Werst (à 1,067 Kilometer) : Werkt Werst 170,9 6 Bjeloostrow-Sjistrorſezk Schuja Iwanowo 191,9 17,5 Riga- Bolderaa Jaroslaw-Wologda 19-3 25,0 Rjäsan- Koslow Petersburg- 3arskoje-Selo 199,5 26,0 Warschau- Terespol Lodz-Koliuschin 31,0 202,4 Borgo-Kerwo . Brest-Litowsk-Grajewo . 56,5 214,2 Weichselbahn (VII. Section) Riga-Dünaburg 233,3 57,0 Moskau -Rjäsan Liwny-Werchowje 67,5 244, Tambow - Koslow Dünaburg-Witebsk 68,3 270,9 Moskau -Jaroslaw Nowgorod-Tschudowo 279,1 72,8 Wolga-Don Rybinsk Bologoje 283,0 85,0 Constantinowsche Bahn Orel-Griasi 289,5 121,4 Rjascht - Morschansk Poti-Tiflis 324,7 127,9 Ostaschkowo -Rschewo . Warschau-Wien 334,3 137,9 Warschau - Bromberg Faßtow'sche Bahn 373, 139,9 Tambow- Saratow Mitau’ſche Bahn
Militair- Eisenbahnweſen .
Moskau-Nischnei -Nowgorod Kurst-Kiew Morschansk-Sysran Drel-Witebsk . Moskau-Kursk Orenburger Bahn Baltische Bahn Charkom Nikolajew . Petersburg-Moskau Lozowaja-Sebastopol Griasi- Zarizin .
•
Werst 409,5 438,8 484,7 487,8 502,3 512,0 571,5 603,4 604,2 614,3 624,7
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Werft 642,3 Rjaschsk Wiasma 653,0 Rostow-Wladikawkas 763,5 Kursk-Charkow — Azow 771,7 Koslow-Woronesch-Rostow . 791,0 Finnländische Staatsbahnen • 1028,0 Kiew-Brest-Litowsk Libau-Landwarowo -Romny • 1190,5 1206,6 Petersburg-Warschau . Werst 19,569 oder Kilometer 20,879,3
Von dieſen Bahnen sind im Laufe des Jahres 1876 eröffnet worden : 1) am 12. (24.) Juni die Strecke Abo -Tojala -Tamersfors -Tavastehus der Finnländischen Staatsbahn 194,0 Werst 2) am 20. November (2. December) das Endstück der Weichselbahn Ludow Zwangorod 56,5 = 3) am 23. November (5. December) die Faßtow'sche Bahn auf ihrer ganzen 334,3 = Länge 4) am 28. November (10. December) die Strede Dorpat-Taps der Balti schen Bahn 106,0 5) am 28. December (9. Januar 1877) die Orenburger Bahn auf der gan 512,0 ፡ zen Länge Summa 1202,8 Werst oder 1293,4 Klm. Im Bau befanden sich Ende 1876 folgende Bahnen : 1) die Strecke Riga- Dubbeln-Tukum (Eröffnung zu Anfang 1877) . . 60 Werst 2) die Weichselbahn ; sie soll im Mai 1877 eröffnet werden, nachdem bereits das Endstück derselben mit 56,5 Werſt dem Betriebe übergeben worden; 446 ſie wird messen 669,025 3) die Ural-Bahn M 223,3 4) die Sumskaer Bahn N4 477,0 5) die Donez- Bahn = 90,3 6) die Bahn von Nowgorod nach Staraja-Ruſſa : 8,0 7) die Kutaische Zweigbahn 28,0 8) die Borowitsche Bahn in Summa 2001,635 Werſt oder 2135,734 Klm. In Vorbereitung waren außerdem Ende 1876: 1) die Murom'sche Bahn von der Station Kowrow der Nischnei-Nowgoroder Bahn nach Murom 100 Werst 2) die Tiflis -Baku-Bahn als Verlängerung der Poti-Tiflis - Bahn bis ans 520,4 = Kaspiſche Meer zu den Petroleum-Quellen von Baku . 51,0 M 3) die Bustuntschak'sche Salzbahn 4) die Sibirische Bahn, für die am 18. December 1875 vom Kaiser die südliche Trace vorgeschrieben worden und deren Kostenanschläge und Vorarbeiten Ende 1876 zur Genehmigung vorlagen. Man sieht , an Thätigkeit im Eisenbahn - Bau gebricht es Rußland nicht. Wie steht es nun aber mit der militairischen Bedeutung der bestehenden Bahnen? Ueber diesen Gegenstand brachte die „Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn Verwaltungen" in ihrer Nummer 95 vom 4. December 1876 einen inter eſſanten Artikel , der die Dinge vielleicht zu schwarz malt , jedenfalls aber er tennen läßt , welche schwierige Aufgabe den leitenden Behörden in Rußland durch die Truppenbeförderung bei der Mobilmachung und Concentration gestellt worden. Da der Artikel, weil in einem technischen Blatte befindlich, wohl nur wenig in militairischen Kreisen bekannt geworden , lassen wir ihn hier folgen. Er führt den Titel : Ueber den Werth der Russischen Eisenbahnen für den Krieg mit der Türkei " und lautet wie folgt:
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Nach 25jährigem Frieden ist nunmehr zum ersten Male an das Ruſſiſche Reich die Aufgabe herangetreten, den Werth seiner Bahnen in militairischer Hinsicht zu erproben und den Nachweis zu liefern , daß dieſelben im Stande sind, zum Mindesten alle die Opfer einzubringen , welche der Productionsfähig keit und inneren Entwickelung des ganzen Reiches dadurch gebracht worden sind, daß fast sämmtliche Bahnen ohne Rücksicht auf das wirthschaftliche und com mercielle Bedürfniß der einzelnen Landestheile, ohne Rücksicht des zu erwarten den Transitverkehrs angelegt worden sind und daß bei Tracirung lediglich ge wisse strategische Gesichtspunkte maßgebend waren, welche theilweise die wunder samsten Linien zur Welt gebracht haben. Wir wollen, um nur einige Beispiele anzuführen , an die berühmte Linie der Petersburg-Moskauer Bahn erinnern, welche mit Umgehung aller, damals im Aufblühen begriffenen Städte , quer durch Sümpfe und Wälder der Kaiserlichen Linie folgt und nachträglich durch Erbauung von Zweiglinien den vernachlässigten Orten wie Nowgorod und Staraja Ruſſa, ſowie Torſchok und Rschewo zu helfen sucht, oder an die Krim bahn, welche zur Vermeidung der commerciell wichtigen, aber schwerer zu schützen den, Meeresküste über die baum- und wasserlose Steppe auf einer um Millionen theuereren Trace geführt worden ist. Ist besonders die Odessaer Bahn und deren berühmte Lage auf der Höhe der Steppe im Stande , in militairischer Hinsicht so glänzende Reſultate zu liefern, daß man vergessen könnte, wie diese Bahn auf einer Länge von beinabe 1000 Kilometer sich möglichst weit von den beiden bebauten und fruchtbaren Thälern hält und auf der Waſſerſcheide beider eine Trace verfolgt, welche derart an Waffermangel leidet , daß bis heute , d. h. nach 10jährigem Betriebe , noch nicht ein einziges Gebäude oder Gehöft an derselben angelegt worden ist. Wir abstrahiren vorläufig so lange es sich nur um einen Krieg mit der Türkei handelt -- ganz von der längst überwundenen Ansicht , als ob die für die Russischen Bahnen , wieder nur aus strategischen Gründen gewählte, breite Spurweite irgend einen Vortheil zu bieten im Stande wäre ; wir wollen nur conſtatiren , daß die Südbahnen , welche jetzt hauptsächlich in Betracht kommen, durch das exclusiv strategisch bestimmte Tracé jämmtlich nicht derart angelegt sind , daß sie Truppenbeförderungen in irgend bedeutender Menge zu bewältigen im Stande wären. Zunächst lehrt ein Blick auf die Karte , daß das Eisenbahnnetz der Ruſſi schen Südwestgrenze ein sehr weitmaſchiges ist , und daß z . B. das Gebiet zwischen den Städten Kiew -Brest-Litowsk-Minsk und Konotop, welches noch von keiner Eisenbahn berührt wird , etwas größer ist , als ganz Belgien und Holland zusammengenommen ; die dasselbe begrenzenden Bahnen sowie die füd licher gelegenen können aber insgesammt an Transporte, wie wir sie im Deutsch Französischen Kriege gesehen haben, nicht wohl denken. Die weiter oben erwähnten Tracen mögen wohl militairisch am leichtesten zu halten sein, ihre hohe Lage hat aber zur Versorgung des Betriebes mit Waffer zur Anlage meilenweiter Wasserleitungen aus den zunächst liegenden Thälern geführt, welche, da sie sehr theuer zu stehen kommen, nur in der aller nothwendigsten Anzahl ausgeführt wurden, und bei einer im Winter nicht ſelten eintretenden Störung eines einzelnen Wasserwerkes den Verkehr streckenweise ungemein erschweren , wenn nicht ganz unmöglich machen. Sodann ist zu berücksichtigen , daß die sämmtlichen Süd- und Südwest bahnen mit Ausnahme der 70 Kilometer langen Strecke Odessa-Rasdelnaja nur eingeleiſig ſind und daß die Ausweichſtationen so weit von einander entfernt
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sind, daß die Anzahl der zu expedirenden Züge eine sehr beschränkte iſt. So beträgt beispielsweise die mittlere Entfernung der Stationen auf der Charkow Nikolajew-Linie 16 Kilometer, auf der Kiew-Brester und Landworow - Romny Bahn 18,2 Kilometer , auf der Lozowaja -Sebastopoler Bahn 20, s Kilometer ; die Maximalentfernung zwischen 2 Ausweichstationen , welche allein maßgebend ist , beträgt auf all dieſen Bahnen mehr als 25 Kilometer. Diese bedeutende Entfernung der Ausweichpunkte ist um so schwerwiegender , als bei dem großen Mangel an Rollmaterial , sofort bei Beginn der Militairtransporte Rücksicht darauf zu nehmen ist, die Wagen baldmöglichst zu retourniren ; da aber die Militairzüge, wenn dieselben nur etwa 60 Achsen haben , über 1 Stunde Zeit brauchen , um den Abstand zweier Stationen von 26 Kilometer zu durchfahren. und da kein Zug die Station verlaſſen darf , bevor der vorhergehende die Be ſtimmungsstation erreicht , so ergiebt sich die Marimalanzahl der Züge in jeder Richtung bei geringstem Aufenthalt auf den Stationen und unter Annahme richtig functionirender elektrischer Verbindung zu höchstens 12 Zügen pro Tag. Dabei müssen sämmtliche Wasserreservoire, welche auch der Cavallerie das nöthige Waſſer zu liefern haben , beſtändig gefüllt sein , es darf nicht das Ge ringste an den Maschinen vorkommen , da die Requiſition einer Hülfsmaſchine, bei den weit auseinander liegenden Maschinendepots leicht halbe Tage in An= spruch nehmen kann. Ein weiteres , sehr bedeutendes Hinderniß regelmäßiger Truppentransporte liegt in den unausbleiblichen Schneeverwehungen , welche selbstredend auch nur eine Folge des ohne alle Rücksicht auf den Betrieb gewählten Tracés sind und welche daher weder durch das berühmte Concurrenzausschreiben der Kursk- Char kow -Azow - Bahn , noch durch radical wirkende Schneepflüge beseitigt werden können. Schon heute meldete ein Telegramm , daß auf der Strecke zwischen Charkow und Kursk bedeutender Schneefall den Betrieb hindere , und wenn derselbe einige Tage anhält, möglicher Weise wie im vorigen Jahre, Odeſſa auf Wochen von allem Eisenbahnverkehr abschneiden kann. Endlich ist ein weiteres Factum zu constatiren, welches die Regelmäßigkeit eines größeren Truppentransportes in Rußland illuſoriſch macht es ist dies die Unzuverlässigkeit des Beamtenpersonals , welche zwar theilweise durch die wilden klimatischen Verhältnisse entschuldigt werden kann , welche aber bereits Früchte getrieben hat , wie sie bisher kein Land der Welt aufzuweisen gehabt. Noch schweben die gerichtlichen Verhandlungen in Betreff des sich jezt jährenden Unglücksfalles am Tiligul , bei dem in friedlichen Zeiten - ein ganzer Militairzug verunglückte und mehr Todte und Verwundete brachte , als irgend ein seit dem 50jährigen Bestehen der Eisenbahnen bisher stattgehabter Unfall. Und doch ist , wie die Blätter melden , auf Requisition des Verkehrs Miniſteriums , durch den Staatsanwalt die Verhandlung des Proceſſes bis zum Januar 1877 verschoben worden , weil nun weil eben die in Untersuchung befindlichen Beamten bei dem vergrößerten Betriebe unentbehrlich seien. Es wären noch eine ganze Menge technischer Details und Mängel anzu führen , welche den Russischen Bahnen und ihrem Rollmaterial anhaften und welche , so lange sie nicht behoben sind , eine Nußbarmachung der Bahnen für militairische Zwecke in dem Maße, wie dies bei den Deutſchen und Franzöſiſchen Bahnen im Deutsch-Französischen Kriege der Fall war , vollkommen unmöglich machen; da es jedoch nicht die Absicht dieser Zeilen sein kann , diese Mängel aufzudecken, ſondern lediglich die, den Werth der Bahnen feſtzuſtellen, so erübrigt
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uns nur noch anzugeben, welche Maßregeln bei der Mobilifirung der Russischen Armee in Betreff der Bahnen bereits getroffen sind. Nachdem bereits seit mehreren Jahren auf den einzelnen Bahnen von Zeit zu Zeit Versuche in Betreff der Ent- und Beladung der Eisenbahnzüge mit Militair gemacht worden , ist 1873 von Seiten der Militairbehörden eine sehr umfangreiche Instruction zu diesem Zweck ausgearbeitet worden , welche auf 122 Seiten mit entsprechender Zahl Zeichnungen die verschiedenen Bestimmungen in ziemlich unklarer Fassung enthält. Wie weit die Betriebsbestimmungen von den Deutschen abweichen und wie viel den Mannschaften bei dieſen Transporten zugemuthet wird, erhellt wohl am deutlichsten aus der Anordnung, daß bei den Truppentransporten z . B. auf der etwa 800 Kilometer langen Kursk - Charkow Azow Bahn mit Ausnahme der beiden Endpunkte Kursk und Rostow nur noch eine einzige Station angegeben ist, auf der die Soldaten mit warmen Speiſen verpflegt werden können. Ob auf diese Weise der Muth der Mannschaften bei der Ankunft noch warm zu erhalten sein wird , wird die Zukunft wohl lehren, umjomehr, als eine dieser Tage getroffene Bestimmung den Soldaten wegen des in die Wagen einzulegenden Fußstrohes das Rauchen während der ganzen Fahrt, welche ununterbrochen Tage lang dauern kann, auf das Strengste verbietet. Nachdem vor einigen Wochen die Directoren der zunächſt in Betracht kom menden Bahnen nach Petersburg berufen waren , um die Mobiliſation ihrer Bahnen vorzubereiten, ist der Befehl hierzu in der Nacht vom 1. auf den 2. November erfolgt ; gleichzeitig sind für die folgenden Bahnen die militairiſchen Stations - Commandanten ernannt : Ödessaer Bahn , Kursk-Charkow- Azow, Kursk - Kiew , Charkow - Nicolajeff, Kiew - Brest-Litowsk , Rostow - Wladi kawkas , Lozowaja - Sebastopol , Griaſi – Zarizin , Orel - Griafi , Tambow Saratow , Morschansk- Syſran , Rjaſchsk—Morſchansk, Koslow--Woroneſch— Rostow , Koslow - Tambow , Landwarowo - Romny , Moskau — Brest und Rjaschst-Wiasma. Diese wohl etwas zu dunkel gefärbte Darstellung ist ganz geeignet , eine Beachtung zu finden, wenn später die erzielten Resultate in ihren Einzelheiten bekannt sein werden. Daß die erwähnten Bahnhofs -Commandanten zum Theil, wie früher erwähnt , etwas spät in Function getreten , erklärt sich vielleicht daraus, daß durch Kaiserlichen Befehl vom 9. (21.) November nur 65 derselben direct ernannt wurden, während die Chefs der Militairkreise angewiesen wurden, 49 Offiziere für ebenso viele Bahnſtationen als Commandanten zu deſigniren, woraus leicht eine Verzögerung refultiren mußte. Ueber die angedeutete Conferenz der Bahndirectoren berichtete eine Corre, spondenz d. d. Petersburg, 15. November der Oesterreichisch-Ungarischen Mili tairischen Blätter in deren 2. Novemberhefte, daß in derselben, die unter Vorsit des Miniſters der öffentlichen Communicationen und unter Hinzuziehung von Generalstabs -Offizieren stattgefunden , die Bestimmungen für den Transport der Truppen und des Armee-Materials festgestellt seien. Es wurde als Regel nor mirt, daß wenn auf der betreffenden Linie täglich weniger als 18 Militairzüge befördert werden , dann noch der Personenverkehr stattfinden könne und daß 24-26 Züge als Marimalleistung einer Bahnlinie zu betrachten seien. Ferner wurde normirt, daß, wenn eine Linie 7 Tage hintereinander ausſchließlich Mili tairzüge befördert habe , am 8. Tage Ruhe eintreten solle , während der es ge stattet , die planmäßigen Personenzüge coursiren zu lassen. Außerdem wurden alle Bahnverwaltungen verpflichtet , bis zum 27. November dem Communica tions - Minister zu berichten , wie viele Militairzüge sie täglich auf ihren Linien
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zu befördern vermögen. Bestimmt wurde schließlich, daß mit dem Moment des Beginns der Truppentransporte jeder Güterverkehr eingestellt und die in den Waggons befindlichen Güter ausgeladen werden müßten. Später sollte der Güterverkehr dann nur insoweit zugelassen werden , als die Bahn nicht ganz von Militairzügen in Anspruch genommen sei , jedoch dürfe er nur unter der speciellen Verantwortlichkeit der Verwaltungen , daß die Militairtransporte_da durch in keiner Weise beeinträchtigt würden , geschehen. Die erwähnte Petersburger Correspondenz berichtete anderweitig , daß auf einer großen Zahl von Stationen Anstalten getroffen würden , um die dieſelbe paffirenden Truppen mit warmer Kost versehen zu können , zu welchem Zwecke Küchen angelegt wurden , und daß z . B. in Taganrog die erforderlichen Ein richtungen in der Herstellung begriffen , um täglich 10,000 Mann warm zu beköstigen. Außerdem meldete sie , daß die Gesellschaft für Pflege verwundeter und erkrankter Krieger auf Veranlassung des Kriegs - Ministeriums es über nommen habe, die auf den Bahnen beförderten Mannschaften täglich 1-2 Mal mit Thee zu erquicken, zu welchem Zwecke jene Geſellſchaft schon mit etwa 80 Reſtaurateuren an den Bahnstationen die nöthigen Contracte abgeschloffen habe. Die in der Directoren = Conferenz erwähnten Leistungen der Eisenbahnen stimmen freilich wenig mit den von technischer Seite erwarteten , oben ange führten, überein ; sie harmoniren aber auch keineswegs vollständig mit den An sichten und Grundsätzen , welche an der Nikolaus = Generalstabs- Akademie zu St. Petersburg vorgetragen werden. Oberst Kazanski hat seine betreffenden Vorträge in dem Februar- und Märzheft 1876 des Wojennje Sbornik_ver= öffentlicht. Dieſelben lassen einen so tiefen Einblick in die Anschauungen thun, welche in den maßgebenden Kreisen Rußlands getheilt werden , daß es wohl gerechtfertigt erscheint , hier näher auf sie einzugehen , umſomehr , als sie einen Maßstab liefern, nach dem die wirklich erlangten Leistungen zu meſſen ſein werden. Oberst Kazanski sagt: Die gute Ausführung eines Truppentransportes hängt ab : 1) von der Zahl der Wagen jeden Zuges ; 2) von der Gesammtzahl der Züge , welche für die Truppen und für den Transport der Impedimenta erforderlich ist ; 3) von der Fahrtgeschwindigkeit der Züge ; 4) von der Zahl der Züge, welche in 24 Stunden abgelassen werden kann ; 5) endlich von der Totallänge der Fahrt. Die Maximalzahl der Wagen eines Zuges steht in gradem Verhältniß zu der Kräftigkeit der Locomotiven und zu den Niveauverhältnissen des Bahnplanums. Auf Bahnen mit schwachen Steigungen (weniger als 0,005) können ge wöhnliche Güterzugsmaschinen Züge von 100 Achsen ( 20-25,000 Pud à 16,380 Klgr.) ziehen, bei Steigungen von 0,008 ungefähr 70 Achſen (17,000 Pud), während ihre Zugkraft bei Steigungen von 0,01 nur auf 50 Achsen ( 12,000 bis 13,000 Pud) beſchränkt iſt. Ein Zug von 30 Waggons, d . h . von 80-100 Achſen, kann aufnehmen : entweder 1 Bataillon Infanterie mit einem Theil seiner Fahrzeuge, oder 1 Escadron Cavallerie mit einem Theil ihres Transportmaterials, oder 1/2 reitende Batterie, oder 3/4 einer Feld-Fuß-Batterie mit einigen Fahrzeugen, woraus sich als Durchschnittszahl pro Achse ergiebt : 10 Offiziere , 16 Mann, 3-4 Pferde mit 2 Wärtern, und 1/2 Achse per Fahrzeug.
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Legt man diese Erfahrungsresultate zu Grunde , so werden an Zügen zu 100 Achsen gebraucht : 5 für ein Infanterie-Regiment und sein rollendes Material, 5 !! "! Cavallerie " " "! 7 " ?? " Kajaken " "1" " " 12 für eine Brigade Feld-Fuß-Artillerie und ihr rollendes Material, 5 " reitender Artillerie ?? " "! "! " " und demnach: 40 für eine Infanterie- Division mit ihrer Artillerie und einem Kajaten Regiment, 27 für eine Cavallerie-Diviſion von 4 Regimentern, 175 für ein Armee-Corps , nämlich : 120 für 3 Infanterie- Divisionen, 27 für 1 Cavallerie-Division, 2 für 1 Sappeur-Bataillon, 4 für 1/2 Pontonnier-Bataillon, 21 für die Telegraphen- und Artillerie-Parks , 1 für den Stab des Armee-Corps,
175 wie angegeben. Zum Transport eines Armee-Corps werden gebraucht : 175 Waggons 1. und 2. Klaſſe, = 1300 3. Klaffe, 2500 Pferdewagen, 1275 Lowries. 5,250 Eisenbahnwagen. Die mittlere Geschwindigkeit der Züge mit Maximalbelastung hängt von dem Radius der Curven und der Dauer des Aufenthaltes auf den Stationen ab. Die Militairzüge durchlaufen in einer Stunde 25-30 Werſt (à 1,067 Kilo meter) ; beachtet man aber die Aufenthalte auf den Stationen , so wird die mittlere Geschwindigkeit nur zu 20 bis 25 Werst , je nach der Gestaltung der Curven und der Niveauverhältnisse zu veranschlagen sein. Die Aufenthalte sind sowohl für die Truppen als auch für den Bahnbetrieb nothwendig. Die durch den Betrieb bedingten Arbeiten, welche auf jeder Station 5-10 Minuten in Anspruch nehmen, absorbiren von 24 Stunden 2-3 Stunden. Für die Mannschaften dienen die Ruhepausen zur Verpflegung, für die Pferde werden sie zum Füttern und Tränken verwendet . In je 24 Stunden sind min destens zwei größere Aufenthalte erforderlich , einer zu 30-45 Minuten , ein anderer zu 1-12 Stunden , so daß durch sie 3 Stunden täglich beansprucht werden. Zieht man die Aufenthaltszeiten ab, so bleiben von den 24 Stunden 17 zur eigentlichen Fahrt übrig, in denen eine Strecke von 350-550 Werst zurüd gelegt werden kann. Bei einer Verminderung der Aufenthaltszeiten und einer geringen Beschleunigung der Fahrtgeschwindigkeit können Truppenzüge innerhalb 24 Stunden 600 und selbst 650 Werst zurücklegen. Die Verpflegungs-Stationen werden nach der Länge und Dauer der Fahrt und nach der Geeignetheit der Stationen bestimmt. Die Zahl der Züge, welche man im Laufe von 24 Stunden ablaſſen kann, richtet sich : 1) nach der Art der Anlage der Bahnlinie und der Stationen, 2) nach der Menge des disponibeln Fahrmaterials, 3) nach der Gesammtlänge der Fahrt.
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Auf zweigeleisigen Linien können sich die vorher normirten Züge in Inter vallen folgen , welche der Zeit gleich sind , die zum Durchlaufen der Maximal Entfernung zweier Stationen auf der betreffenden Linie , einschließlich der Auf enthalte auf den Stationen, erforderlich ist. Wenn z . B. die Maximal-Distance der Haltestellen 23 Werst beträgt, zu deren Ueberschreitung incl . Aufenthalt eine Stunde nothwendig ist , so können von der Anfangsstation in 24 Stunden 24 Züge abgelassen werden, vorausgesetzt, daß die Waſſerſtationen und die Betriebs Einrichtungen nicht ſehr ungünſtige sind. Wenn die größte Entfernung zweier Stationen 20 Werst beträgt , die Fahrt zwischen beiden daher 50 Minuten er fordert, würde man 30 Züge in 24 Stunden ablaſſen können Auf eingeleisigen Linien können sich die Züge in Intervallen , gleich der doppelten Zeit , welche zum Durchlaufen der Maximal-Distance zwischen den Stationen , einschließlich der Stationsaufenthalte, erforderlich ist, folgen. Bei einem Marimal-Abstand von 23 Werst , die mit Beachtung der Aufenthalte in einer Stunde zu durchlaufen sind, würde man alle 2 Stunden einen Zug, und in 24 Stunden daher 12 Züge erpediren können ; beträgt die größte Stations entfernung 20 Werst, so würde stets nach 1 Stunde 35 Minuten ein Zug dem andern folgen können , so daß eine Leistung von 15 Zügen in 24 Stunden möglich wird. Die Zahl der innerhalb 24 Stunden abzulassenden Züge hängt aber ferner ab von der Zahl und Länge der Nebengeleise der Stationen, von der Leichtig keit und Schnelligkeit der Beladung und Entladung , und von der Leistungs fähigkeit der Wasserstationen. Sehr vortheilhaft ist eine große Länge der Neben geleise und der Laderampen , damit die Beladung und Entladung gleichzeitig erfolgen kann , ohne die Bewegungen auf den Hauptgeleiſen zu beeinträchtigen. Wenn alle Bahnhöfe eine hinreichende Zahl Betriebsgeleise besigen , um, ohne Schädigung der gewöhnlichen Erfordernisse, 2 Züge mit ihren Locomotiven bilden zu können, so wird es möglich, die Zahl der abzulassenden Züge zu ver doppeln , indem man je 2 Paar Züge mit einer Intervalle von 1/4 Stunde laufen läßt. In diesem Falle wird man die doppelte Anzahl der vorſtehend genannten Züge zu expediren vermögen. Dringend erforderlich ist es jedenfalls , im Voraus alle Anordnungen zu treffen, welche das Beladen und Entladen begünstigen ; wenn die hierzu nöthigen Einrichtungen mangeln oder nur in ungenügendem Grade vorhanden sind, so wächst eine Verzögerung , welche auf die Zahl der in Lauf zu setzenden Züge einwirkt. Zur Einschiffung ist der Zeitbedarf für für für für für
Infanterie Cavallerie Artillerie Train Güter 2c.
1/4 Stunde, 1 Stunde, 2 Stunden, 3 Stunden, 6 Stunden.
Hiernach muß man für Einſchiffung und Ausschiffung der verschiedenen Züge auch verschiedene Zeiten veranschlagen , woraus die Wichtigkeit und Noth= wendigkeit zahlreicher Hülfsgeleise auf den Stationen erhellt. Die Wasserstationen sind gewöhnlich dergestalt eingerichtet , daß sie , ſelbſt auf kleineren Stationen, den Wasserverbrauch der Locomotive auf der Fahrt von der nächst vorherigen Station ersetzen können ; eine Stunde genügt dann in der Regel, um den Waffervorrath der Reservoirs auf den unbedeutenderen Stationen wieder zu completiren . Bei einer solchen Einrichtung vermag man innerhalb 24 Stunden nicht mehr als 12 Züge in einer Richtung zu expediren. Davon 26 Militairische Jahresberichte 1876.
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muß man noch die für den Postdienst , für außerordentliche Bedürfnisse und unter Umständen die für die Personenbeförderung nöthigen Züge abziehen. Für die eigentlichen Militairzüge wird man daher, je nach der Construction der Linien und der Bahnhöfe, auf zweigeleisigen Bahnen nur auf 20—24, und auf eingeleisigen Strecken nur auf 10-12 Züge rechnen können. Bis zum Kriege von 1870-71 galt in Preußen die Regel , sagt Oberſt Kazanski, daß man auf doppelgeleisigen Bahnen höchstens 14, auf eingeleifigen nur 10 Züge per Tag expediren könne. Die Erfahrung hat aber gelehrt, daß man diese Ziffern auf 18 resp. 12 erhöhen dürfe. In demselben Feldzuge war die Leistung der Französischen Bahnen eine ungleich größere, da man auf den drei Linien von Paris nach Mek, Straßburg und Mühlhausen im ersten Monate bis zu 50 Züge , in der Folge sogar bis zu 74 Zügen innerhalb 24 Stunden laufen ließ. Aber auch die Menge des rollenden Materials, über das man disponirt, und die Gesammtlänge der Fahrt beeinflussen direct die Zahl der täglichen Züge und die Schnelligkeit des Truppentransportes. Wenn sehr bedeutende Truppenmassen befördert werden müssen , wird eine so große Menge Fahr material erfordert, daß es nicht möglich ist, dasselbe auf allen Linien und augen blicklich in Bereitschaft zu haben. Aus dieser Rücksicht ist es , namentlich bei langen Fahrtstrecken, unumgänglich, bei den Calcüls auch die Zeit zur Rückkehr der leeren Züge in Anschlag zu bringen. Um die Zeit zu bestimmen , welche ein Zug vom Beginn seiner Bewegung bis zur Rückkehr auf seinen Ausgangs punkt gebraucht , muß man die Zahl der Stunden ermitteln, welche er für das Durchlaufen der Strecke in einer Richtung aufwenden muß , diese Zahl ver doppeln und zu der sich ergebenden Summe noch im Minimum 10 Stunden zuschlagen, welche die Revision der Waggons und die Formation des Rückzuges beansprucht. Wollte man z . B. von Petersburg nach Moskau ein Armee-Corps von der oben erwähnten Zuſammensetzung transportiren , und hätte man im Voraus in Petersburg das rollende Material für 46 Züge vereinigt, so würden, da der Transport im Ganzen 175 Züge erfordert, die Fahrt eine Länge von 604 Werft hat , mit einer Geschwindigkeit von 25 Werst in der Stunde, be ansprucht: für den eigentlichen Transport • 24 Stunden 10 Minuten, 4 30 • für die kleinen Aufenthalte " " 2 • 20 " für die größeren Aufenthalte " in Summa 31 Stunden Minuten. Damit ein Zug wieder an seinen Anfangspunkt zurückkehrt , braucht er 31 +31 +10 Stunden , d. h. 3 Tage. Daher würden die, die ersten Truppen am 1. Mai um 8 Uhr Morgens aufnehmenden Waggons nach vollbrachter Hin und Rückfahrt erst am 4. Mai 8 Uhr früh wieder in Petersburg für eine neue Fahrt disponibel sein. Da die Nikolaus -Bahn (von Petersburg nach Moskau) täglich 23 Züge ablassen kann , so würden am zweiten Tage nach Beginn des Transportes alle Waggons verwendet sein , weil die am ersten Tage expedirten Züge noch nicht zurückgekehrt sein könnten. Man wäre daher gezwungen, am dritten Tage die Transporte einzustellen oder an den beiden ersten Tagen nur eine so beschränkte Zahl Züge abgehen zu lassen, daß eine Unterbrechung der Transporte vermieden wird. Im erwähnten Falle betrüge dies 14-15 Züge täglich. Eine Ber minderung der zu durchlaufenden Strecke, sowie eine Vermehrung des Fahr
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materials gestattet eine Beschleunigung der Rückkehr der Züge resp. eine Ver größerung der Zahl der jeden Tag zu befördernden Züge. Nach den erwähnten Angaben kann man die für den Eisenbahn- Transport Dieselbe ergiebt sich , wenn einer Truppenmenge erforderliche Zeit ermitteln. man die für die Gesammtstärke nothwendige Zahl der Züge durch die innerhalb 24 Stunden zu expedirende Zugzahl dividirt und zu dem Quotienten einen Bruch addirt, der als Zähler die Totallänge der Fahrt, und als Nenner die in 24 Stunden zurücklegbare Entfernung zeigt. In dem vorliegenden Falle würde sich daher die zum Transport eines Armee- Corps von Petersburg nach Moskau erforderliche Zeit ergeben zu : 604 175 + 400 = 114 + 12 = 134 Tage. 15 Für den Transport einer Infanterie Division auf einer Strecke von 1000 Werst, bei einer Geschwindigkeit von 350 Werft in 24 Stunden, und bei 15 täglichen Zügen, würde das Resultat sein : 40 1000 15 + 350 = 2,72,953 Tage, d. h. wenn die Beförderung vom 1. Mai Mittags begönne, würde sie am Vor mittag des 7. Mai beendigt sein.
8888821 Echelons In
282888888
Die folgende Tabelle gestattet einen Vergleich der Geschwindigkeit des Truppentransportes auf Eisenbahnen mit der, die sich durch Märsche auf ge wöhnlichen Straßen ergiebt und zugleich die Schlußfolgerung , bei welchen Stärken und bei welchen Entfernungen es vortheilhafter erscheint, der Benutzung der Eisenbahnen zu entsagen.
Zahl der Tage, die für die Beendigung der Bewegung erforderlich :
Zielpunktes
2
8 10 11 13 14 15 18 21 24 27 29 32 57
Drei Armee Corps
24 29 24 30 24 25 33 25 34 25 36 25 37 25 39 25 40 25 41 25 44 25 47 25 50 25 53 26 55 26 58 27 83 26*
2222885 467891
29 30 32 33 34 36 37 39 40 41 44 47 50 53 55 58 83
246
12 12 13 13 13 13 13 13 13 13 13 13 13 13 14 14 16
888888
22786
8 10 11 13 14 15 18 21 24 27 29 32 57
2233
346
4 4 4 4 4 4 4 4 4 5 55 5 6 83 556
38 63
25 27 30 55
29 30 32 33 34 36 37 39 40 41 44 47 50 835888
2
11 12 13 16 19
308844
28 31 56
1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
9 10 12 13 14 16 17 19 20 21 24 27 30 33
22222288 1245689
10 12 13 14 17
1
11223
25 50 75 100 125 150 175 200 225 250 300 350 400 450 500 600 1000
Zwei Armee Corps
181386868
Werft
23660902RHEERLEAD
Entfernung Ein Infante Eine Infante | Ein_Armee Corps rie-Regiment rie- Division des
4 5
35 35 35
11 12 14 15 16 19
36 36 36 36 36 36 36 36 36 37 37 38
30 33 57
404
Militairische Jahresberichte für 1876.
Bei der Aufstellung dieser Tabelle ist angenommen_worden : 1) daß für den Transport eines Regiments 5 Züge , für den einer Diviſion 40 und für den eines Armee- Corps 175 Züge erforderlich sind; 2) daß 15 Züge innerhalb 24 Stunden laufen können; 3) daß 450 Werst in 24 Stunden durchfahren werden. Für die Märsche ist supponirt, daß die mittlere Entfernung der Etappen 25 Werst beträgt und daß wöchentlich zwei Ruhetage bewilligt werden; die Zahl der Echelons ist auf 2 pro Regiment, 8 für eine Division und 28 für ein Armee : Corps angenommen und die Tiefe eines in drei Colonnen mit allen seinen Fuhrwerken marſchirenden Armee Corps zu 50 Werst, d . h . zu 2 Tagemärschen veranschlagt worden. Aus der Tabelle ist ersichtlich , daß für kleine Truppen = Abtheilungen der Eisenbahntransport in allen Fällen und auf allen Entfernungen vortheilhaft iſt. Eine Infanterie-Division hat erst bei Entfernungen über 100 Werst, ein Armee-Corps erst bei Entfernungen über 225 Werst und 2 Armee- Corps haben erst bei Entfernungen über 450 Werft Vortheil durch den Eisenbahntransport, da erst von diesen Entfernungen ab eine Concentration an einem gegebenen Punkte mittels der Eisenbahnen schneller bewirkt werden kann . Unter diesen Bedingungen bietet z . B. die Benutzung der Eisenbahn auf der Diſtance von 600 Werst gegenüber den Märſchen auf gewöhnlichen Straßen eine Beschleunigung dar für eine Division um das 7 fache, für ein Armee- Corps um das 4fache, für 2 Armee-Corps um mehr als das Doppelte, für eine aus 3 Corps bestehende Armee um mehr als das andert halbfache. Alle diese Vergleiche baſiren aber auf der Annahme , daß der Truppen transport nur auf einer einzigen Linie stattfindet , auf welcher nicht mehr als 15 Züge täglich laufen können. Es ist selbstverständlich , daß die Operation 2 bis 3 Mal schneller bewältigt wird , wenn man über 2 resp . 3 Linien ver fügt, die nach dem Zielpunkte führen. So weit die Ausführungen des Oberst Kazanski. Es ließen sich dazu manche Bemerkungen machen ; es kann aber nicht Zweck dieser Zeilen sein , die in maßgebenden Kreisen anderer Armeen gehegten Anschauungen nach einem fremden Maßstabe zu messen ; er will und soll nur referiren. Bei dieser Absicht muß der Bericht aber erwähnen , daß die in Rußland für die militairische Benutzung der Eisenbahnen bestehenden Einrichtungen (Vergl. Jahresberichte für 1875 Seite 241) durch die durch Kaiſerlichen Be fehl vom 24. November 1876 in Moskau erfolgte Errichtung eines 3. Eisen bahn-Bataillons vervollständigt und daß am 30. November 1876 ein Reglement für die Etappen - Commandanten und Etappen-Chefs auf den Communications linien der Armee und innerhalb des von ihr besetzten Rayons erlaſſen worden ist. Für das erwähnte Eisenbahn-Bataillon wurde folgender provisorischer Etat festgestellt : 1 Oberst als Commandeur, An Combattanten . Offiziere. 1 Oberstlieutenant, 2 Capitaine, 3 Stabscapitaine (2 als Compagnie-Commandeure), 7 Lieutenants, 5 Unterlieutenants, 5 Praportschids (Fähnriche), 24 Offiziere, von denen 1 Stabscapitain und 2 Lieute nants als Adjutant , Zahlmeiſter und Quartier meister fungiren.
Militair Eisenbahnwesen.
405
Truppe :
4 Feldwebel, 4 Capitaindarmes, 16 Unteroffiziere 1. Klaſſe, = 2. 56 9 Tambours, 1 Bataillonshornist, 80 Gefreite, 820 Gemeine. 990 Mann ; außerdem 1 Zahlmeister, 2 Aerzte. An Nichtcombattanten : 79 Capitaindarmes , Feldscher , Krankenwärter , Handwerker, Trainsoldaten und Ordonnanzen. Dazu : 10 reglementarische Trainfahrzeuge , 6 Fahrzeuge für den Transport des Materials, 69 Pferde. Das Bataillon zerfällt in 2 Bau- und 2 Betriebs - Compagnien ; jede Compagnie zählt 208 mit Berdan-Gewehren bewaffnete Combattanten und 17 Unbewaffnete. Dem Bataillon stehen außerdem Revolver zur Verfügung für 44 Mechaniker, 44 Hülfsmechaniker und 44 Heizer. Die Mannschaften werden auf die Compagnien nach ihrer Specialität und dem Bedarf vertheilt und tragen die Uniform der Sappeur - Bataillone , nur haben sie auf den Achselklappen außer der Nummer den Buchstaben J, die Initiale von Jeleznaja doroga d. h. Eisenbahn. Der Kaiserliche Befehl vom 24. November 1876 bestimmt ferner, daß dem Director der Section der Militair = Communicationen , welcher zur Operations Armee gehört, eine Anzahl Beamte des Ministeriums der Communicationen und des Innern und direct engagirte Personen für den Dienst der Militair-Commu nicationslinien zur Verfügung zu stellen seien und zwar für eine Bau - Section : 5 Ingenieure , davon 1 Ingenieur en chef, 2 Bau - Ingenieure und 2 Unter Ingenieure, daneben 4 Subalternbeamte; für eine Betriebs - Section : 9 Jn genieure, davon 1 Ingenieur en chef, 3 Chefs für den Dienst, die Bewegung, die Herstellung, das rollende und Zug-Material, 3 Unterchefs und 2 Chefs für die Strecken, 2 Telegraphen =- Beamte, davon 1 Chef und 1 Unter - Inspector, 9 Beamte für die Büreaus. Die von dem Ministerium überwiesenen Beamten jollen außer ihrem bisherigen Gehalt eine Jahreszulage von 1200 Rubel für die Chef-Ingenieure, von 900 Rubel für die Bau-Ingenieure, von 600 Rubel für die Unter : Ingenieure und die Unterbeamten erhalten , während mit den direct zu engagirenden Beamten die ihnen zu gewährenden Competenzen con= tractlich zu vereinbaren sind. Als wichtig ist schließlich der Kaiserliche Erlaß vom 21. October (1. No vember) 1876 über die Organisation der Heeresleitung im Felde (Vergl. Seite 139 140 dieses Jahrganges) zu bezeichnen und für den vorliegenden Zweck namentlich der Theil des Erlaffes , welcher sich auf die Feldverwaltung der Militair Communicationen bezieht. Ein näheres Eingehen auf die bezüglichen Details würde aber über die diesem Berichte gesteckten Grenzen hinausgehen und dürfte umſomehr unterbleiben können , als die Einzelnheiten in Nr. 105 des Militair-Wochenblatts vom 31. December 1876 dargelegt worden sind . Aus ähnlichen Gründen ist auch eine specielle Darlegung des Etappen = Reglements vom 30. November (12. December) hier unterlassen , - eine Mittheilung desselben befindet sich z . B. in Nr. 337 der Revue militaire de l'Etranger vom 10. Februar 1877 , auf die wohl verwiesen werden kann .
406
Militairische Jahresberichte für 1876.
Bericht über das
Kriegsspiel.
1876 .
Der Bericht über das Kriegsspiel des Jahres 1876 kann kurz sein. Es handelt sich, nach den zahlreichen literarischen Erscheinungen der Vorjahre, im verfloffenen nur um eine einzige , dafür aber auch um so bedeutendere Publi cation auf dem Gebiete der Kriegsspiel-Pflege. Es ist dies die schon im vor jährigen Berichte angekündigte und kurz charakterisirte Schrift des Generalmajor v. Verdy : Beitrag zum Kriegsspiel , (Berlin 1876 , E. S. Mittler und Sohn.) deren Besprechung und Nukanwendung, obwohl sie Ende des Jahres 1875 erſchien, dem verflossenen Jahre naturgemäß angehört : Der Beitrag zum Kriegsspiel" bezeichnet den Gipfel- und Endpunkt der jenigen Methode des Kriegsspiels , welche in früheren Berichten als die der freien Leitung bezeichnet wurde. Die Frage , aus welchen Gründen in vielen Offizierskreisen immer noch die Schwierigkeit bestehe , die Stelle des Leitenden in befriedigender Weise mit einer geeigneten Persönlichkeit zu besetzen , beant wortet der Verfaſſer in der Vorrede dahin, daß „ die Gründe meist auf der rein technischen Seite der Leitung des Spieles liegen , bei der sich der Neuling aus den Regeln, der Anwendung der Würfel- und der Verlust-Tabellen nicht zurecht findet. " Der " Beitrag " will die Leitung des Kriegsspiels ganz in derselben Weise gehandhabt sehen, wie bei den Generalstabsreisen und den Uebungen im Terrain. Er steht somit mit den Meckel'schen ?! Studien“ und „ Anleitung"*) auf demselben Boden, geht jedoch in der Consequenz noch einen guten Schritt weiter, indem er nicht nur alle Spielregeln , sondern auch die Anwendung des Würfels und der Verlusttabelle verwirft, welche lettere Meckel, als für bestimmte Fälle vortheilhaft, noch beibehält. Dieſe ſeine Methode, welche General v. Verdy als abgekürztes Verfahren“ bezeichnet, erklärt und erläutert derselbe durch ein im Sinne der " Studien über Truppenführung " durchgeführtes Beispiel einer Kriegsspiel-Uebung. Der Beitrag zum Kriegsspiel " ist in seiner ganzen Bedeutung als ein vorläufiger Schluß- und Markstein für die Entwickelung des Kriegsspiels an zusehen. Wenn ein im Uebrigen mit Interesse und eingehendem Verständniß ge schriebener Artikel in dem Decemberheft Nr. 63 der Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine von drei jetzt vorhandenen Methoden des Kriegsspiels : einer Trotha'schen, einer Meckel'schen und einer Verdy'schen spricht, so ist dem selben nur bedingungsweise beizutreten. Es giebt nur zwei Methoden: die der Spielregeln und die der freien Leitung ; die letztere ist durch Verdy und Meckel vertreten. Im Uebrigen bleibt für das Deutsche Kriegsspiel nur zu conſtatiren , daß das Intereſſe beinahe in allen Offizier- Corps ein erfreuliches und in stetem Wachsthum begriffen ist.
*) Vergleiche Jahresberichte 1875 Seite 519.
407
Kriegsspiel.
Außerhalb Deutschlands find beſondere Fortschritte in der Entwickelung des Kriegsspiels in folgenden Staaten zu verzeichnen : In Desterreich - Ungarn ist das Kriegsspiel durch die Instruction für die Truppenschulen der Infanterie und Jäger obligatorisch bei den Offizier Corps eingeführt. Es soll im Laufe des Winters wöchentlich eine Kriegsspiel Uebung stattfinden. Außerdem steht, wenn auch die Schwierigkeiten der Ein führung, besonders die Beschaffung geübter Leiter der Uebung, nicht unweſent liche sind , in hohen und höchsten Kreisen dem Kriegsspiel ein lebhaftes Intereſſe zur Seite. Auch in Italien ist das Kriegsſpiel inſofern dienſtlich eingeführt , als es einen Theil der wiſſenſchaftlichen Prüfung zum Hauptmann und Stabsoffizier ausmacht. Der Lieutenant muß im Hauptmanns - Examen den Beweis führen, daß er als Theilnehmer, der Hauptmann in der Stabsoffiziers -Prüfung, daß er als Leitender des Kriegsspiels Uebung und Routine gewonnen. Fast von allen größeren Garnisonen sind Kriegsspiel-Pläne im Maßstabe von 1 : 5000 ange= fertigt und von dem Generalstabe ist eine neue Ausgabe der Anleitung zum Kriegsspiele,*) welche der Methode der freien Leitung mehr zuneigt, ausgearbeitet. In Belgien ist das Kriegsspiel unter der persönlichen Einwirkung des Kriegs-Ministers neu erstanden. Alle Regimenter haben Apparate nebst Karten, begleitet von einer durch Klarheit und Kürze sehr vortheilhaft sich auszeichnen den Instruction über die Handhabung der Uebung (Methode der freien Leitung) erhalten. Die Niederländische Armee befleißigt sich schon seit längerer Zeit des Kriegsspiels , welches bei den theoretischen Winterübungen der Öffiziere ſyſte= matisch eingeführt ist. Als Leitfaden dient die Schrift vom Major Dommers : Handleiding tot de taktische Oefeningen op de Kaart. Auch ist im Laufe des Jahres 1876 eine Anleitung zum Festungskriegsspiel : Oefeningen op de Kaart in den belegerings - oorlog , vom Hauptmann Seyffardt erschienen.
Bericht über die
kriegsgeschichtliche
Literatur.
1876.
In der folgenden flüchtigen Uebersicht der im Jahre 1876 erschienenen kriegsgeschichtlichen Werke sollen die neuesten bedeutenderen Schriften über die jüngsten Kriege zuerst, und dann, chronologiſch rückwärts schreitend , die über die Vergangenheit besprochen werden. Was die allgemeinen Gesichtspunkte dieſer Besprechung betrifft , wird auf die einleitenden Worte in dem Bericht über die kriegsgeschichtliche Literatur seit 1870 in den Jahresberichten pro 1874 S. 741 verwiesen . * ) Istruzione per la Manovra Sulla carta ad uso degli ufficiali dell' Esercito Italiano. Corpo di Stato maggiore. Roma, Carlo Voghera.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
W. Rüstow: Der Krieg in der Türkei. 1876. Zürich. Der Verfaſſer veröffentlicht regelmäßig bei Beginn eines Feldzuges die erſten Lieferungen ſeiner Geschichte desselben. Natürlich kann er außer älteren Werken über das Kriegs theater, die streitenden Völker und Heere, nur Zeitungen und vielleicht Privat briefe benutzen , und es können diese Schriften keinen dauernden Werth be anspruchen ; aber Rüstow ist ein geiſt- und kenntnißreicher, vielerfahrener Offizier, und so sind seine lebendig geschriebenen Zusammenstellungen zur Orientirung immer recht brauchbar , und im vorliegenden Falle jedenfalls das Beste , was bis December 1876 zuſammenhängend und geordnet über den Krieg erſchienen. Seine bisweilen formlose, burschikose Ausdrucksweise hat er auch hier nicht über all unterdrücken wollen. Von dem Generalstabswerk über den Franzöſiſchen Feldzug 1870/71 ist die 11. Lieferung erschienen, die bis zu der Einschließung von Paris und bis zu den Operationen auf dem westlichen Kriegstheater Ende October führt. Fast gleichzeitig ist die treffliche Uebersetzung des Werkes durch Capitain Costa de Serda in's Französische vorgerückt. Von der Englischen Ueber ſetzung von Capitain Clark ſind erst 9 Lieferungen erſchienen. Allgemeines Interesse haben die " kritischen Versuche " des General v. Hartmann erregt ; ſie erschienen zuerst in der Deutſchen Rundschau, dann v. Hartmann gesondert und durch Erörterung taktischer Fragen vermehrt. kritisirt die Darstellung des Krieges im Generalstabswerk , was sachgemäß mit Seine Kritik ist über einer Beurtheilung des Krieges selbst verbunden wird. all geistreich , würdig und objectiv gehalten , sie zeugt von eingehender Sach kenntniß und von wiſſenſchaftlichem Ernst , was nicht ausschließt, daß ſie in einzelnen Punkten Widerspruch hervorruft. Er tadelt in dem Generalstabswerk die Ueberhäufung mit taktiſchen Details , die zu große Zurückhaltung , was die politische Seite des Krieges , seine Ursachen und Veranlassung betrifft , und die Eintheilung des Stoffes , nach welcher der erste Abschnitt mit der Capitulation Darauf läßt sich entgegnen , daß die Geschichte von Sedan schließen mußte. des Krieges zugleich eine Quelle taktischer Belehrung sein sollte ; v. Hartmann rühmt selbst die Resume's am Schluffe einzelner Abschnitte, welche das wissen schaftliche und praktiſche Reſultat aus den vorher dargestellten Kämpfen ziehen; das jetzt aber eine genaue Darstellung des taktischen Details in den Gefechten voraus. Ferner sollte das Werk eine Ruhmeshalle der Armee sein, in der jede Daß da hervorragende That , auch des einzelnen Soldaten , genannt würde. ſelbſtver , iſt kann leiden Gefechtsbildes des Rundung runter die Einheit und ständlich , aber der patriotische und militairische Zweck wurde mit Recht höher gestellt. Daß ein officielles , sehr bald nach dem geschlossenen Frieden, theilweise noch während der Occupation einiger Departements durch die Deutsche Armee, geschriebenes Werk über die politischen Verhältnisse mit Zurückhaltung ſpricht, das ist so erklärlich und nothwendig , daß der Tadel des sonst so einsichtigen Kritikers schwer begreiflich scheint. Sollte eine officielle, unter des Feldmarschall Grafen Moltke's Leitung herausgegebene Schrift , unzart und ungeſchickt die Stellung Desterreichs und Italiens im Sommer 1870 berühren , durfte fie Mac Mahon Feldherrntalente , seinen Rückzug von Wörth nach Chalons , den Marsch von dort nach Sedan schonungslos beurtheilen, während der Marschall an der Spitze von Frankreich steht? Der 1. Abschnitt des Krieges bildet den Kampf gegen die geſchulten Heere des Kaiserreichs , der 2. den gegen die Heere der Republik. Mithin mußte die Schlacht von Noisseville im ersten Theile des Werkes Plaß finden, denn in ihr
Kriegsgeschichtliche Literatur.
409
wurde der erste und einzige Versuch Bazaines , durchzubrechen, zurückgewiesen. Daß die Capitulation von Sedan und die Gefangennahme des Kaiſers einen effectvollen Schluß gebildet hätten , daß sie im Gefühle des Deutschen Volkes und Heeres den Schluß des ersten Kriegsactes bilden, darf bereitwillig zugegeben werden , aber der geschichtlichen Darstellung war der Gesichtspunkt historischer Treue und Correctheit maßgebender , als der ästhetische. Mit großer An erkennung bespricht v. Hartmann die gründliche und gewissenhafte Forschung, welche der gesammten Darstellung des Werkes zu Grunde liegt , die würdige Haltung und das maßvolle Urtheil , das auch von dem besiegten Feinde mit schonender Rücksicht und Anerkennung spricht. Den schärfsten Tadel richtet er gegen das Gefecht von Spichern, das aus der unberechtigten Initiative eines Diviſions-Commandeurs hervorgegangen , die Pläne der Gesammtleitung des Heeres durchkreuzte. Nur der Erfolg spräche für dies Gefecht. Aber eben diesem Erfolge und dem gleichzeitigen von Wörth ver dankt Deutschland unendlich viel ; wie belebend wirkten beide auf das Deutsche Heere und Volk, ohne beide Siege hätte die Deutsche Armee das ganze Französische Heer mit ungebrochenem Selbstgefühl hinter der Nied oder unter ――– den Forts von Metz zu bekämpfen gehabt. Daß nach dem Siege von Wörth die Cavallerie Tage lang alle Fühlung mit dem Feinde verlor , wird mit Recht tadelnd hervorgehoben, aber ganz unrichtig scheint die Behauptung, daß Gravelotte eine unnütz gelieferte Schlacht gewesen , und Bazaine durch die Schlacht bei Mars la Tour gezwungen gewesen sei , mit der Rhein-Armee bei Metz zu bleiben. Er hatte am 18. früh noch zwei Straßen zur Benutzung, die Rhein Armee war noch voll materieller und moralischer Kraft, sie hielt den Kampf am 16. für einen Sieg Französischer Waffen ; ohne Gravelotte war es unmög lich, mit verhältnißmäßig schwachen Kräften die Rhein-Armee einzuſchließen und zur Capitulation zu zwingen. Die taktischen Bemerkungen der gesonderten Ausgabe der kritischen Ver ſuche betreffen besonders die Formirung von Cavallerie- Diviſionen im Frieden und ihre beabsichtigte Verwendung im Gefecht. Der Verfasser tadelt das Herausreißen der Cavallerie-Division aus dem Rahmen des Armee- Corps -Ver bandes , hält die Formation solcher Diviſionen im gegebenen Fall für zweck mäßiger, und bezweifelt die Möglichkeit, mit so großen Körpern bei der heutigen Wirksamkeit des Infanterie- und Artillerie-Feuers , im Gefecht zu manövriren. Seine Beleuchtung dieser brennenden Frage verdient alle Beachtung. Jund. Der Deutsch - Französische Krieg 1870/71 , war schon wohl etwas verkürzt - in dem Journal „ Unsere Zeit“ erschienen. Da das Generalstabswerk sehr theuer werden, erst nach Jahren vollendet sein wird, auch immer ein ernſtes Studium erfordert , ist diese gut geschriebene , faßliche und auf gründliche Quellenforschung beruhende Darstellung sehr zu empfehlen. Ebenso die mehr belletristisch gehaltene von Fontane (Krieg gegen Frank reich 1870/71). Sehr interessant ist des Hauptmann Frhr. v . d. Golz Geſchichte der Operationen der II. Armee an der Loire , nach den Operations - Acten des Hauptquartiers der II. Armee bearbeitet (Berlin , Mittler) . Sie giebt einen ehrreichen Einblick in die Thätigkeit des Hauptquartiers , in die Motive, welche die Entschlüsse des Feldherrn bestimmten, in die Mittel , welche er wählte, und in das Verhältniß seiner Abhängigkeit vom großen Hauptquartier , wie in den Grad der Selbstständigkeit der Armee-Corps -Führer. Mit Vorliebe verweilt der wohlunterrichtete Verfaſſer bei den Plänen , die im Hauptquartier der II. Armee
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Militairische Jahresberichte für 1876.
gefaßt wurden, und würdigt mit Recht Gambetta's Leistungen, welche die großen Erfolge der II. Armee noch mehr hervorheben. Lehrreich und streng objectiv gehalten ist die Schrift des Oberst Schubert: „ Das 12. Armee - Corps vor Paris. “ Fast alle Belagerungen Französischer Festungen sind im officiellen Auftrage von Offizieren der Artillerie und des Ingenieur-Corps dargestellt worden. Viel leicht hätte das größere Publicum, auch das militairische, dabei gewonnen, wenn jedesmal ein Werk von Offizieren beider Waffen unter einheitlicher Leitung be arbeitet worden wäre. Das specifische Waffeninteresse, wie es sich in der früheren Schrift von Götze über die Thätigkeit der Deutschen Ingenieure und techniſchen Truppen zeigte, wäre zurückgetreten. Bei allen Belagerungen hat sich gezeigt, daß entweder das überlegene Feuer der Artillerie , oder die Cernirung durch Infanterie - niemals der methodiſche Angriff der Ingenieure , der ſelbſt bei Straßburg in die zweite Linie tritt den Fall der Festung herbeigeführt hat. Den Festungen, die nach dem alten System erbaut waren, gegenüber, war das Feuer schwerer Geschütze von schneller , vernichtender Wirkung , gegen Festungen mit detachirten Werken hat die Deutsche Belagerungs -Artillerie wenig erreicht, der langwierige, mühselige Weg der Cernirung mußte da gewählt werden. Eine Erstürmung oder Ueberraschung einer Festung , die wirklich vertheidigt worden, hat die Infanterie niemals in dieſem Feldzuge ausgeführt. Ganz vortrefflich ist Wagner's noch unvollendete „ Geschichte der Belagerung von Straßburg“ , die es sogar versteht, das langweilige methodische Vorrücken des förmlichen An griff's lebendig und anregend darzustellen . Auch die moralischen Elemente der Vertheidigung sind eingehend und geistreich behandelt. Von den anderen Geschichten der Belagerungen mögen hier nur ge nannt werden : Paulus, Cernirung von Mezz. Spohr, Belagerung und Beschießung von Thionville. Wolf, Bombardement von Schlettstadt. Castenholz, Belagerung von Belfort. Wolf, Belagerung von Longwy. Neumann, Belagerung von Schlettstadt und Neu-Breisach. Sehr lehrreich ist Major Hoffbauer's Schrift : „ Die Deutsche Artillerie in den Schlachten um Metz" und ebenso „ Die Deutsche Artillerie 1870/71 " zu nächst in dem Gefechte bei Weißenburg und in der Schlacht bei Wörth ven Hoffbauer und Leo . Aber es scheint in diesen Werken der Einfluß der Artillerie in den Gefechten der Gegenwart überschätzt worden zu sein ; durch die großen Erfolge ihrer Waffe im letzten Kriege werden manche Artilleristen verführt, der Infanterie (wie einst Okounes unter Kaiser Nikolaus) nur noch die Rolle der Geschützbedeckung anweisen zu wollen. Die Infanterie bleibt , wenigstens ſeit Erfindung des Pulvers, die Hauptwaffe, — im letzten Kriege ſtand der Deutschen Infanterie ein Gegner mit überlegener Waffe gegenüber, die Deutsche Artillerie war dagegen der feindlichen durch die Waffe und die Ausbildung überlegen. Das verschob etwas die normalen Verhältnisse . Und trotzdem sind auch im letzten Kriege fast 90 pCt. der Verwundungen und Tödtungen durch Infanterie Geschosse erfolgt, im Deutschen wie im Franzöſiſchen Heere — in den Reſt von etwas über 10 pCt. theilen sich Artillerie und Cavallerie, wobei die erstere mit Recht den sehr viel größeren Antheil in Anspruch nimmt. Ducrot , la défense de Paris. Paris , Dentu. 1876 Tome II.
Kriegsgeschichtliche Literatur.
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schildert die Ereignisse vom Ende October bis zum 2. December ; mit guten, deutlichen Plänen und zahlreichen pièces justificatives . Actes du gouvernement de la défense nationale (du 4. Sep tembre 1870 au Février 1871 ) . (Enquête parlementaire. ) Paris, 1876. Diese reichhaltige Sammlung von Berichten , Verhandlungen , Zeugenausſagen erscheint vervollständigt und sehr zweckmäßig geordnet zum zweiten Male. Wenn auch nicht alle Berichterstatter sich ganz frei von politischer Leidenschaft und Parteinahme erhalten haben mögen , bleibt die Sammlung 7 Bände groß Quart für nur 112 Francs doch eine der wichtigsten Quellen der Ge schichte des Krieges . Der vortreffliche Rapport von St. Marc Girardin über Veranlassung und Ausbruch des Krieges ist auch hier an die Spitze des Werkes gestellt; er war Präsident der Commission von 30 Abgeordneten zur Prüfung der Handlungen der Delegationen von Tours und Bordeaux ,,au triple point de vue civil , militaire, financiel" - nach Girardin's Tode wurde Graf Daru Präsident der Commiſſion. Es sei nur auf folgende Rapporte aufmerksam gemacht : l'emprunt Mor ――― gan. Le camp de Conlie. La journée du 4. Septembre à Paris. ――― Emeute du 28. Septembre 1870. Batailles de Coulmiers , de Beaune la Rolande. - Retraite de Pontarlier. Aus der großen Zahl der Regimentsgeschichten führe ich die von Deines (7. Husaren-Regiment), von v. Ardenne (3. Husaren-Regiment Zieten ) und von v. d. Mülbe (Garde-Fuſilier-Regiment) an ; namentlich die beiden ersteren zeich nen sich durch gewandte Darstellung aus . Aus dem Tagebuche des General von Colomb erzählt die kriege rischen Erlebnisse der von dem Verfaſſer geführten Cavallerie-Brigade im letzten Feldzuge und giebt einzelne interessante Excurſe über Natur, Architectur und Französische Volkssitten. v. d. Wengen , Villerserel und Belfort greift in maßvoller Weiſe einige Behauptungen des General von Loos in deſſen Geschichte des 25. Jn fanterie-Regiments an. Er benutzt die Gelegenheit , zu seiner alten Polemik gegen die Belfort-Legende" zurückzukehren und behauptet , daß Bourbaki nicht durch General Werder's tapferes Standhalten an der Liſaine ; sondern durch die Nachricht von Manteuffel's Annäherung zum Abmarsch veranlaßt worden jei. Die Stellen in General Blois Werk: ,,L'artillerie du 15 Corps", auf die er sich beruft , stimmen in keiner Weise für seine Behauptung , sie er wähnen Manteuffel's Annäherung mit keinem Wort ; sichere Kunde von der selben hat Bourbaki erst am 18. empfangen, und den Befehl zum Abmarsch in der Nacht vom 16. zum 17. Januar ertheilt. Der Kampf am 17. war ein Was Rückzugsgefecht und ist von Werder nie anders aufgefaßt worden. v. d. Wengen über Gambetta's Plan , den Bourbaki ausführen sollte , sagt, kann man für durchaus richtig halten , aber daraus folgt nicht , daß , falls es gelang, Belfort zu entsezen, Baden nicht, sei es auch nur durch Streif-Corps, gefährdet gewesen wäre. Süd- Deutſchland athmete auf, als es die Nachricht von Bourbaki's Abmarsch nach Süden vernahm , den es dem tapfern Stand halten Werder's in erster Linie verdankte , und deshalb steht das Denkmal in Freiburg an geeigneter Stelle. Spaniens Bürgerkrieg , militairisch - politische Briefe über die Karlistische Partei , Armee und Kriegführung , von Ernst Leopold. Hannover, 1875. Eine unparteiische, erklärende Darstellung der letzten Kämpfe in Spanien, lebendig geschrieben giebt sie eine gute kurze Uebersicht des Krieges,
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Militairische Jahresberichte für 1876.
seiner Veranlassung, der Heere, des Kriegsschauplatzes . Der Verfasser nahm an den Kämpfen in Spanien Theil. Historia de la interinidad y guerra civil de Espana desde 1868 por J. A. Bermejo. Madrid, 1875. Noch unvollendet : v. Wedell. Die Karlistische Armee und Kriegführung. Der Verfaſſer, der in der Preußischen Armee früher gedient, stand in Don Carlos Heere, schildert also aus eigener Anschauung.
1866. Jähns: Die Schlacht bei Königgrät , eine Jubelschrift , die den Verlanf der großen Schlacht mit lebendigen Farben malt. Die Darſtellung beruht auf gründlichem Studium der umfassenden betreffenden Literatur, ſie ent hält eine Zurückweiſung der ungünstigen und thörichten Kritik, die die Preußische Kriegführung erfahren, und spricht an vielen Punkten mit Anerkennung von den Leistungen des Oesterreichischen Heeres , so daß die bitteren Angriffe, welche die Schrift in Streffleur's Militair-Zeitschrift erfahren, durchaus ungerechtfertigt erscheinen ; sie sind auch bereits im Militair-Wochenblatt zurückgewiesen worden. Die Oesterreichische Nordarmee im Feldzuge 1866, vom Beginn der Feindseligkeiten bis zum Vorabend der Schlacht bei Königgrät. Potsdam, 1876. Es sind Versuche taktischer und strategischer Studien, in dem Sinne von Kühne's Wanderungen über die Böhmischen Schlachtfelder und General Verdy's Studien. J. V. Lemoyne : Campagne de 1866 en Italie , la bataille de Custoza. Paris , 1875. La Campagna del 1866 in Italia , redatta della sezione storica del corpo di stato maggiore. Roma, 1875. Beide Werke , namentlich das des Oesterreichischen Generalstabs , zeigen deutlich die Fehler der Italieniſchen Kriegführung besonders in der Schlacht von Cuſtozza. Vielleicht darf hier auf einen intereſſanten Aufsatz in den Jahrbüchern für die Deutsche Armee und Marine hingewiesen werden, der aus anscheinend guter Quelle viel Intereſſantes über den Feldzug , namentlich über die Schlacht von Custozza beibringt. " Die völlige Unfähigkeit La Marmora's als Feldherr tritt deutlich hervor. 1861-65.
Krieg in den Vereinigten Staaten.
Constantin Sander's Geschichte des Bürgerkrieges in den Ver einigten Staaten ist von F. Mangold (Hauptmann) verändert und vervoll, ständigt in 2. Auflage herausgegeben worden. Soweit sie bis jetzt vorliegt bis Ende 1862 ist sie ein selbstständiges mit Fleiß und Einsicht gearbeitetes Werk. Der Verfasser steht auf der Seite der Nordstaaten , und sucht in der sehr eingehenden Vorgeschichte des Krieges die Rechtmäßigkeit seines Stand punktes nachzuweisen. Wenn er, wie zu hoffen, sein Werk nach dem umfaſſen den Plane ausführt , welcher der Darstellung der erſten Kriegsjahre zu Grunde liegt, wird es vielleicht die gründlichste, lehrreichste Geschichte des Krieges werden, die wir besitzen, der nur das ebenfalls noch unvollendete Werk des Grafen von Paris zur Seite steht. Selbst kein Americaniſches Werk ist so gleichmäßig, alle Ereignisse und jeden Kriegsschauplatz betreffend, ausgearbeitet. Scheibert: Der Bürgerkrieg in den Vereinigten Staaten (schon 1874 erſchienen) ist ganz auf Seiten der Südstaaten, er ſchildert lebendig aus
Kriegsgeschichtliche Literatur.
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eigener Anschauung, und steht noch unter dem Eindrucke der edlen, großen und unter denen er an liebenswürdigen Persönlichkeiten - Lee und Stuart den Kämpfen und anderen wechselvollen Ereignissen jenes Krieges theilnehmen durfte. Sherman's historical raid. Der beste Feldherr des Nordheeres hatte in seinen höchst lehrreichen Memoir's viele Politiker und Generäle des eigenen Heeres scharf und nach Europäischen Begriffen rücksichtslos beurtheilt. ― Die genannte Schrift greift die Wahrheit seiner Behauptungen wie es scheint ――― ohne genügende Begründung auf's heftigste an , und sucht unter andern Longstreet , Mac Pherson , Thomas zu rechtfertigen , von denen auch Sherman mit hoher Achtung spricht, was ihn freilich nicht gehindert hat, gelegentlich halb spaßhafte, halb plumpe Bemerkungen über sie zu machen. Der Krieg in Italien 1859 nach den Feldacten und authen tischen Quellen bearbeitet durch das k. k. Generalstabs - Büreau für Kriegsgeschichte. Band II. Heft 2 mit 12 Karten (Wien , Gerold) ist, wie alle aus dem Büreau hervorgehenden Werke mit vieler Treue und Sorg falt bearbeitet. Es führt bis zum Schluß des Feldzuges ; vom höchsten Intereſſe ist die Mittheilung des Befehls , den Kaiser Franz Joseph nach der Schlacht bei Solferino an die Armee-Commandanten erlaſſen hat.
1847.
1856.
General G. H. Dufour , der Sonderbundskrieg und die Ereig = nisse von 1856. Der im vorigen Jahre gestorbene Dufour ist in Deutsch land besonders durch seine vortreffliche , künstlerisch schöne Karte der Schweiz bekannt. Seine Schrift über den Sonderbund, gegen den er die Bundesarmee commandirte, und über den Conflict der Schweiz mit Preußen wegen Neuchâtel ist jetzt herausgegeben und durch eine biographische Skizze eingeleitet , die ein treues Bild der raſtlosen Thätigkeit eines treuen , guten, klugen Mannes giebt, welcher als Typus des Französischen Schweizer's gelten kann. Dufour weiſt nach, daß es sich im Sonderbundskriege nicht um den religiösen Gegensatz des Katholicismus und Protestantismus handelte ――― der Führer des Sonderbund heeres , Salis = Soglio , war Protestant - sondern um den der Centralgewalt und der Selbstständigkeit der Einzelstaaten. In Dufour's wohldurchdachtem Plan zur Ueberwältigung des Gegners lag schon strategisch die Entscheidung . ―――― Sehr interessant ist sein Bericht über Entstehung , Verlauf und Beendigung des Neu châteler Conflicts , deffen friedlichen Ausgang Kaiser Napoleon , der im Verhältniß zu ſeinem alten Lehrer Dufour liebenswürdig erscheint , vermittelte.
1835-1839 . 2. Auflage. Der Feld H. von Moltke , Briefe aus der Türkei. marschall war 1835-39 als Hauptmann in der Türkei , lernte Chosrew und Halil Pascha wie den Sultan Mahmud II. persönlich kennen , und nahm an dem Feldzuge gegen die Kurden und gegen Ibrahim Pascha Theil. Die da mals von ihm an Privatpersonen gerichteten Briefe wurden 1841 veröffentlicht ; sie sind unverändert in 2. Auflage abgedruckt , nur der lette , die Rückreise be treffende Brief ist hinzugefügt. Der große Feldherr weiß mit höchster Anſchau lichkeit zu schildern; seine Beschreibungen der Wasserleitungen , der Alterthümer in Constantinopel , der Quarantaine = Anstalten, der Türkischen Adminiſtration sind unübertrefflich und haben großentheils noch heute volle Gültigkeit. Seine Naturschilderungen ,
seine Urtheile über Kunst und Alterthümer , sind poetisch
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Militairische Jahresberichte für 1876.
angehaucht , überall zeigt sich tiefe , keuſche Empfindung ; die Sitten und Ge bräuche des Volkes weiß er humoristisch darzustellen. Wer bisher nur den großen Feldherrn verehrt , kann aus diesen Briefen den vielfach geistig ange regten , liebenswürdigen Menschen , voll lebendiger Phantasie und voll warmer Empfindung kennen lernen. Ashley. The life of viscount Palmerston. Der edle Lord hat ein langes Leben hindurch großen Einfluß auf Englands Politik gehabt , deren Leiter er in vielen wichtigen Momenten gewesen; die Art seiner Wirksamkeit, seiner Beurtheilung der Persönlichkeiten und Verhältniſſe tritt in seinen höchst charakteristischen Briefen lebendig hervor; er war mit seinem klaren praktiſchen Verstande, seinem derben nationalen Egoismus , seiner Schlauheit und Energie, wie mit seinem guten Humor vor Allem ein Engländer. Sein Leben ist eine Geschichte der letzten 60 Jahre , alle bedeutenden Ereignisse , jede Krisis be gleitete er mit seinem Urtheile , in fast alle hat er bedeutend eingegriffen. Es ſei hier nur erinnert an die Orientalische Frage 1825 — 29 , an die Belgische 1830 , an den Streit der Pforte mit Mehemed Ali 1839 und an den krieg, fast alles Fragen, welche uns die Gegenwart nahe rückt, Palmerston's Leben und Wirken erklärt Englands heutige Stellung und läßt mit ziemlicher Sicherheit auf dessen spätere Stellung in der Orientalischen Frage schließen. Prokesch von Östen , Mehemed Ali , eine sehr lehrreiche biographiſche Skizze von dem vieljährigen Gesandten Desterreichs bei der hohe Pforte. Nach Prokesch, der vom Desterreichischen Standpunkt aus schreibt , wäre Mehemed Ali fähig und bereit gewesen, die Türkei zu reformiren, wie ihm die Regenera tion Egyptens geglückt war ; die Großmächte hätten suchen sollen , seinen Con flict mit dem Sultan Mahmud II. zu vermitteln ―――――― aus ihrer Versöhnung konnte eine Wiederbelebung des Osmanischen Reiches auf Orientalischer Grund lage versucht werden, welche, dem Intereſſe Deſterreichs gemäß, der Europäischen Türkei noch lange Dauer verhieß.
Die Napoleonischen Kriege. v. Ollech: Der Krieg von 1815. Die in den Beiheften zum Militair Wochenblatt erschienene Biographie des General von Reyher ist hier neu be arbeitet und vervollständigt. Das sehr lehrreiche Werk , das mehrere wichtige den Feldzug betreffende Fragen zum Abſchluſſe bringt, ist weniger eine Geschichte des Feldzuges , als eine ſtrategiſche und militair-hiſtoriſche Studie bei Gelegen heit desselben. W. Oncken : Oesterreich und Preußen im Befreiungskriege. Nach Forschungen im Wiener Archiv hat Verfasser hier ganz neues Licht über das Verhältniß von Preußen , Desterreich , Rußland und Frankreich vor Beginn des Feldzuges 1813 und während deſſelben verbreitet. Ob das neue Licht ein ganz ungetrübtes geblieben , ob die Liberalität , mit welcher dem Verfaſſer in Wien bisher geheim gehaltene (ob alle ?) Acten vorgelegt worden , ihn nicht günſtiger für Desterreichs damalige Pläne und Thätigkeit geſtimmt hat, das mögen spätere Veröffentlichungen aus anderen Archiven entscheiden. Die oft gehörten Klagen über Desterreich's Perfidie , über Metternich's Arglist sind Geschwätz , Dester reich's Politik war auf seine ſtaatlichen Interessen begründet, und verfolgte ihre Zwecke, die freilich mit den Deutsch-nationalen in Widerspruch standen, mindestens auseinander fielen , während die Ziele und Intereſſen Deutschlands und Preußens ineinander fielen. M. Lehmann : Knesebeck und Schön.
Der Verfaſſer weist nach, wie
Kriegsgeschichtliche Literatur.
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im Wesentlichen schon Duncker vor ihm gethan, daß Knesebeck nicht, wie dessen Memoiren und Müffling erzählen, 1812 den Kaiſer Alexander zu dem Rückzuge nach Moskau und in's Innere von Rußland bestimmt habe. Im Gegentheil gehörte Knesebeck damals zu den Vertretern der Friedenspartei , wurde deshalb auf Ancillon's Rath nach Petersburg geschickt , um für den Frieden zu wirken, und widerrieth in einem noch vorhandenen Memoire auf's Entschiedenste den Rückzug des Russischen Heeres in's Innere , falls nicht Oesterreich Rußlands Alliirter sei. Alle bisherigen Versuche , die traurige Thatsache zu widerlegen, daß ein sonst verdienter Mann , der Friedrich Wilhelm III. so nahe gestanden, im Greiſenalter aus Eitelkeit oder Gedächtnißschwäche so unrichtige Behaup tungen über seine Wirksamkeit veröffentlicht , sind bisher vergeblich gewesen. Ferner zeigt Lehmann , daß das Verhältniß zwiſchen Scharnhorst und Knesebeck keineswegs immer ein freundschaftliches gewesen, was die neuerdings bekannt gewordenen Briefe von Clausewitz an seine Frau bestätigen , und daß Scharn horft von dem Vorwurfe ganz freizusprechen ist , die Veranlassung gewesen zu sein , daß nach dem Abſchluſſe der Alliance mit Frankreich 300 Offiziere ihren Abschied genommen haben. Daß es nicht 300 , sondern höchstens einige 30 gewesen sind, wird zugleich schlagend nachgewiesen. Ob alle gegen Schön gerichteten Angriffe sich ebenso wohl begründen laſſen, muß abgewartet werden. Lehmann wirft Schön besonders vor, den An spruch erhoben zu haben, daß er selbst der Vater des großen Reformwerkes von 1808 gewesen sei, und er Stein die Gedanken deſſelben eingeblasen , die Aus führung geleitet hätte. Ebenso tadelt Schön Stein's Thätigkeit auf dem Ost preußischen Landtage 1813. Eine Gegenschrift voll Bitterkeit und Schärfe deren Veröffentlichung " 3u Schutz und Truz am Grabe Schöns " begonnen , verheißt Mittheilungen über die Verhältnisse aus Ostpreußischen Familienkreisen , deren Bedeutung manche neue Aufklärungen erwarten läßt. Lehmann's Polemik war vollständig gerechtfertigt durch den Wunſch , Preußens große Männer, Scharnhorst und Stein, gegen die im Nachlasse Schöns ( „ Aus Schöns Papieren") ausgesprochenen ungerechten Urtheile zu vertheidigen. Das neuerdings veröffentlichte Tagebuch Schöns aus den Jahren 1813 ist voller Verdächtigungen , unbegründeter Anklagen und Schmähungen , die keiner Wider legung bedürfen, gegen fast alle Helden der Freiheitskriege. Duncker. Sammlung von Auffäßen aus der Zeit Friedrich II. und Friedrich Wilhelm III . Der hochverdiente Kenner und Forscher, viel leicht die erste Autorität auf dem Gebiete der neuen Preußischen Geschichte , weist in dem Aufſatz über die Schlacht von Collin nach , daß die Darstellung des Königs , die Ursache ihres Verlustes betreffend , thatsächlich begründet iſt ; von großer Wichtigkeit ist sein Beweis, daß Gaudy's Tagebuch eine mit großer Vorsicht zu benutzende Quelle für die Geschichte des siebenjährigen Krieges ist. Gaudy war ein fleißiger, oft kritiklofer Sammler, der mit fast allen, besonders mit den mißvergnügten , Offizieren der Armee in vieljähriger Correspondenz Von den übrigen stand, er war weder unparteiisch noch streng gewissenhaft. Aufsätzen mögen hier nur die erwähnt werden , welche zeigen , was Preußen während der Französischen Occupation geleistet und gelitten hat. Blücher, in Briefen aus den Feldzügen 1813-15, herausgege = ben von E. v. Colomb. Die meisten Briefe , deren bedeutendste schon be kannt waren, sind an Blücher's Gattin gerichtet, sie zeigen des alten Feldherrn Liebenswürdigkeit und Herzensgüte, wie seine eiserne Willenskraft und den idealen Schwung seiner Seele.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Von allgemeinen Werken mögen nur die folgenden genannt werden. Susane , histoire de l'infanterie française - ein lehrreiches, auf selbstständiger Forschung beruhendes Werk. Des Fürsten Galißin's Kriegsgeschichte aller Völker und Zeiten aus dem Russischen übersetzt von Streccius . I. Abtheilung 4. Band enthält die Römischen Bürgerkriege bis Auguſtus. Er beruht , wie das gesammte Werk, nicht auf selbstständiger Forschung , vielfach sind Compendien benutzt , und darf, für Deutschland wenigstens, als ein verfehltes Unternehmen bezeichnet werden. Die Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen werden von dem k. k. Generalstabs-Bureau für Kriegsgeschichte herausgegeben. Bis jetzt sind erst 3 Bände des umfassenden, auf gründlichem Studium archivalischer Quellen be= ruhenden Buches erschienen : Einleitung zur Darstellung der Feldzüge des Prinzen Band I. Eugen, bearbeitet von der Abtheilung für Kriegsgeschichte. Band II . Feldzüge gegen die Türken 1697-98 und der Frieden von Carlowit 1699, bearbeitet vom Major Angeli. Band III . Spanischer Successionskrieg , Feldzug 1701 , bearbeitet vom Hauptmann Wetzer. Der erste Band giebt eine klare, sehr lehrreiche Darstellung der allgemeinen militairiſchen und politischen Situation , der militair-geographiſchen, fortificatoriſchen, taktischen und Verpflegungs -Verhältnisse beim Beginn jener Feldzüge ; sie zeigt im Verein mit den trefflichen Karten , mit welchen geistigen und materiellen Mitteln das großartige Werk unternommen wird. Während der große Staats mann und Feldherr Oesterreichs Politik und Heere lenkte , gewann es eine Europäische Machtstellung , unabhängig von Spanien , und bildete das noth wendige Gegengewicht gegen Frankreichs Uebermacht auf dem Continent, zu gleich wurden die Türken über die Donau zurückgedrängt , und seit Eugen's Siegen bestand für Desterreich und Deutſchland keine Türkengefahr mehr. Diese Geschichte der ruhmvollen und intereſſanten Kriege Eugen's wird ganz neues Licht über die Zeit des spanischen Erbfolgekrieges verbreiten. Möchte das lang athmige Werk in der Weise der bisher erschienenen Theile fortgeſetzt und voll endet werden. Raimondo Montecuccoli , la sua famiglia e suoi tempi , del Cesare Camponi. Firenze 1876. Eine Biographie des Feld herrn , Politikers und Militair - Schriftstellers nach Gualdo Priorati , anderen Italienischen und Lateinischen , fast vergessenen Werken, und den vom Marchese Gia Capponi hinterlassenen Manuſcripten. Montecuccoli trat schon 1625 in's Kaiserliche Heer , wurde 1634 Oberst , nahm als solcher und als General an den wichtigsten Kämpfen im 30 jährigen Kriege Theil , ging an den Hof der Königin Christine in Stockholm , kämpfte 1658-60 gegen Carl Guſtav in Polen und Pommern an der Spiße der Kaiserlichen Reiterei , besiegte 1664 die Türken bei St. Gotthard, und focht als Kaiserlicher Oberbefehlshaber 1672, 73 und 75 gegen Turenne. Nach einem fünfzigjährigen reichen Kriegsleben starb Montecuccoli 1680 in Wien und hinterließ, trotz seiner einfachen Lebens weise , kein Vermögen, Camponi schließt daraus wohl mit Recht , daß sich der Feldherr während der Kriege nicht durch Erpressungen bereichert habe, was v. M. ihm vielfach vorgeworfen iſt.
Dritter Theil.
Beiträge zur
Militairischen
Geschichte
des
Jahres 1876 .
Bericht über den
Karlistenkrieg.
1876 .
Am Schluffe des Jahres 1875 hatte die Regierung des Königs Alfons XII . alle diejenigen Vorbereitungen beendet, welche für die demnächst zu beginnenden Operationen des endlichen Entscheidungskampfes mit den Karlisten erforderlich schienen. Während auf der Seite der letzteren der Mangel an einheitlicher Leitung, welchem allein zuzuschreiben gewesen, daß die Sache des Prätendenten in Catalonien und Valencia allen Boden verloren , immer fühlbarer geworden war, die Hilfsquellen zu verstegen begannen, jemehr der Aufstand räumlich ein gedämmt wurde , und die Lücken in der Armee durch Deserteure und Ueber um so energischer setzte die Regierung des jungen läufer sich mehrten : Königs Alles daran, den langen blutigen Krieg jest zum Ende zu führen. Im Beginne des Jahres 1876 standen die Streitkräfte des Prätendenten , die sich nur noch auf 50 Bataillone mit ca. 40,000 Mann organisirter Truppen bezifferten , der Hauptsache nach in verschanzten Stellungen bei Bilbao und Estella, während Theile derselben San Sebastian und die von den Alfonsisten an der Küste behaupteten Punkte cernirt und an Hernani und Jrun vorüber auf Gebirgswegen Verbindungen mit der Französischen Grenze aufrecht hielten. Die Regierung hatte durch Neuaushebung ihre Armee erheblich verstärkt, im Norden des Reiches ca. 180,000 Mann versammelt und einen Kriegsplan festgestellt, wonach die einzelnen Theile der Armee , möglichst gleichzeitig und concentrisch den Feind umfassen und erdrücken sollten. Hierzu waren unter dem Oberbefehl des Königs 2 besondere Armeen und 2 selbstständige Corps ge= bildet worden. Die I. oder linke Armee (früher Nord-Armee) ―――――― Corps Echevarria und Reina, Reserve-Divisionen Pino , Maldonado und Burriel - unter Befehl des General Quesada, ca. 60,000 Mann stark, sollte von Alava gegen Vizcaya vordringen, dort mit dem Corps Loma Fühlung gewinnen und dann den Feind in seinen Hauptstellungen in Guipuzcoa aufsuchen. Die II. oder rechte Armee ( von Navarra") __ Corps Blanco und Primo de Rivera, Reserve-Division Prendergast - unter General Martinez Campos, ca. 46,000 Mann stark, sollte von Navarra aus Estella nehmen, über Pamplona nordwärts durch das Bidasoa-Thal gegen Irun sich vor die Grenze legen und nördlich mit dem Corps Moriones gemeinsam in der Richtung auf Toloja vordringen. Das Corps Loma, ca. 25,000 Mann start, sollte von Santander kommend die Karlisten von Bilbao vertreiben und, links mit General Moriones , rechts mit Quesada Fühlung haltend, gegen Guipuzcoa vorgehen. 27*
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Das Corps Moriones endlich , ca. 25,000 Mann stark, sollte von San Sebastian und Guetaria südwärts auf Tolosa verstoßen und damit den dic Karlisten umfassenden Ring von der Nordseite schließen. Die sehr ungünstige Witterung in der ersten Hälfte des Januar 1876 ließ zunächst den Beginn der Action noch nicht zu. Die Regierungstruppen benußten die Zeit, sich in den Stellungen zu sammeln und festzusetzen, von denen aus die Operationen ihren Anfang nehmen sollten. Auf dem östlichen Kriegsschauplaße hatte um Mitte Januar Mar tinez Campos seine Armee bei Puente la Reyna versammelt und das Corps Blanco auf Pamplona vordirigirt, während das Corps Primo de Rivera nech stehen blieb , um demnächst gegen Estella verwendet zu werden , die Reserve Division Prendergast aber den Auftrag erhielt, bei Lumbier Stellung zu nehmen und der Armee Flanken und Rücken zu decken. Lettere erhielt hierzu eine Cavallerie-Brigade zugetheilt. Die bei Pamplona stehenden schwachen Karliſtiſchen Kräfte wichen ver Blanco am 29. Januar nach leichten Gefechten auf Elizondo zurück. Martinez Campos folgte über Zubiri, sperrte das Terrain bis zur Französischen Grenze ab und erreichte in sehr beschwerlichem Marsche, hart an der Landesgrenze ent lang - ohne daß ihm besondere Hindernisse durch den Feind bereitet wären, Maja und Urday. Ein kräftiger Vorstoß auf Elizondo am 2. Februar zwang dann den Karliſtengeneral Larumbe , auf Vera zurückzugehen. Hier sehte der lettere , bald sich mit den Abtheilungen vereinend, welche ihm die Generale Graf Caserta und Perula zuführten , sich zwischen Echalar und Sumbilla in einer sehr starken Position fest, welcher gegenüber Martinez Campos zum Theil mit Rücksicht auf das anhaltende Schneewetter ebenfalls Stellung nahm , um die Erfolge seines zweiten ebenfalls in Bewegung gesetzten Corps abzuwarten. ――――― Das letztere Primo de Rivera hatte von Puente la Reyna aus am 30. Januar den Karliſten-General Perula angegriffen , welcher vorwärts Estella eine sehr günstige, stark fortificirte Stellung am Monte Jurra und bei Santa Barbara inne hatte. Es entspann sich ein sehr heftiger , oft mit der blanken Waffe geführter und blutiger Kampf, welcher schließlich zwar im Allge meinen Perula seine Stellung behaupten ließ ; indessen bewogen ihn doch der Verlust einiger wichtiger Schanzen bei Oteiza , die Verhältnisse bei Vera und ein Befehl des Don Carlos , die Stellung unter Zurücklaſſung ſchwacher Ab theilungen zu verlassen und nordwärts abzumarſchiren , wo er sich mit dem General Larumbe bei Vera vereinigte. Hier hatte inzwiſchen der Graf Caſerta , der am 3. Februar aus Guipuzcoa mit Verstärkungen eingetroffen war , den Oberbefehl übernommen. Nach gegenseitigen Recognoscirungen am 8. und 9. Februar griffen die Karlisten am 10. an und nöthigten Blanco durch eine umgehende Bewegung, sich auf die Behauptung von Urdar zu beschränken. Auf dem andern Flügel hatte gleichzeitig Perula überraschend über St. Estewan vorgestoßen. Nach heftigem Kampfe wurde jedoch auch hier der Angriff abgeschlagen. Die Alfon sisten verharrten bis zum 18. Februar in der Defensive. In Uebereinstimmung mit den Verhältniſſen auf den andern Theilen des Kriegstheaters griff an diesem Tage Martinez Campos an. Nach zweitägigem Kampfe wurde Graf Caserta , deffen Truppenzahl durch zahlreiche Deſertionen um diese Zeit bereits sehr zusammengeschmolzen war , nachdem Blanco die stark befestigte Penna Plato und Martinez Campos die Hauptstellung von Jrocs-Magas genommen, gezwungen, unter Preisgabe von Vera und Echalar seine Stellung
Karlistenkrieg.
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auf dem rechten Ufer der Bidasoa zu räumen. Eine Abtheilung von 400 Kar listen unter dem Brigadier Caſtella war während des Gefechts auf Französisches Gebiet gedrängt und dort entwaffnet worden . Am 19. Februar Abends rückte Martinez Campos in Vera ein. Da nun auch der Alfonsisten-General Navascues von Jrun aus mit einer Brigade süd wärts vorging, so zog sich Graf Caserta auf Goyzueta zurück, wohin auch Perula vom andern Flügel dirigirt wurde. In der Sierra von Avalar nahmen fie dann eine Stellung ein, durch die sie in Verbindung mit der Karlistischen Hauptarmee traten , welche wie weiter unten dargestellt werden wird — der Prätendent derzeit ſüdlich Tolosa aufgestellt hatte. Am 21. Februar rückte Martinez Campos in Frun ein und stand somit in unmittelbarer Berührung mit dem Corps Moriones. Während obiger Vorgänge beim Corps Blanco hatte Primo de Rivera am 18. Februar Estella von Neuem angegriffen, wo nach dem Abmarsch Perula's die Generale Lizzarraga und Zalduendo mit ihren schwachen Kräften energischen Widerstand leisteten. Es gelang jedoch dem Corps, Villatuerta zu erstürmen und durch Eröffnung eines concentrischen Feuers die Forts auf dem weithin dominirenden Monte Jurra in schwerem Kampfe zu nehmen. Hiernach war die Stellung nicht länger haltbar. Die Karlisten räumten Estella und zogen über Abarzuza nordwärts in dem Thal der Urederra nach den Amezcoas ab, wodurch sie an die Armee-Abtheilung des Grafen Caserta wieder den Anschluß gewannen. Der 18. Februar kostete Primo de Rivera über 400 Todte und Verwundete. Am 20. Februar rückte derselbe in Estella ein, ging jedoch sogleich weiter nordwärts vor , um über Pamplona die Bewegungen von Martinez Campos zu unterstützen. Auf dem westlichen Theile des Kriegsschauplatzes hatte Queſada um Mitte Januar seine Armee bei Vitoria versammelt , während das Corps Loma im Mena - Thal, südwestlich Bilbao, zusammengezogen war. Nachdem am 22. Januar ein Vorstoß Loma's gegen Berron durch den Karlisten-General Carasa zurückgewiesen war , begann Quesada seinerseits am 23. Januar seinen Vormarsch mit dem Corps Reina gegen Bilbao , auf der großen Straße von Burgos , mit dem Corps Echevarria gegen Durango , auf der Straße von Vitoria. Von den Reserve- Diviſionen sollte eine (Pino) den vormarschirenden Corps den Rücken decken, eine andere (Maldonado) dem Corps Echevarria folgen , die dritte endlich die Straße von Vitoria nach Tolosa und die Stadt Salvatierra in der rechten Flanke besetzt halten. Der letzteren gegen= über hatten die Karliſten bei Alsasua eine , die Eisenbahn nach Tolosa deckende feste Stellung eingenommen. Dem Anmarsche der Colonnen Quesadas vermochten die Karlisten einen nachhaltigen Widerstand nicht zu leisten. Auf der westlichen Straße wurde der General Fontecha gegen Orduna, auf derjenigen von Durango der General Ugarte , der nur über 5 Bataillone verfügte, gegen Ochandiano zurückgedrängt. Ohne sich jedoch auch hier behaupten zu können , wich Fontecha weiter nach Villaro , Ugarte nach Durango aus , wobei letzterer eine große Anzahl Ge fangener und mehrere Geschüße einbüßte. Auch die auf der Straße nach Ver= gara vorgetriebene Division Maldonado hatte glückliche Gefechte. Ein auf der Straße nach Villaro von den Karlisten gelegter Hinterhalt bereitete zwar den Regierungstruppen ziemlich bedeutende Verluste, konnte jedoch deren Operationen nicht aufhalten . Gleichzeitig drängte der von Neuem zur Offensive übergehende Loma den
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Karlisten-General Caraja über Valmaseda und Miravalles nach Zornoja zurück, wo letterer sich mit General Berritz vereinigte, der bisher vor Bilbao gestanden hatte. Beide von Loma hart gedrängt , der das Nervion-Thal durchſchreitend, am 31. Januar in Bilbao einrückte und dort mit Quesada sich persönlich über die weiteren Schritte verständigte , zogen sich gegen die Grenze von Guipuzcoa zurück , wo sie bei Ermua und Marquina eine feste Stellung bezogen, die mit den, durch Detachements besetzten Motrico und Deva , zugleich den äußersten rechten Flügel der Gesammtstellung der Karlisten-Armee bezeichnete. Dieſe ſtand am 4. Februar in der Linie Motrico — Marquina - Ermua —Elgueta—Vergara; ihr gegenüber, zum weiteren Vormarsch bereit, die Regierungs-Armee, mit dem Centrum (Quesada) in El Orrio , dem rechten Flügel bei Arrazo , dem linken anschließend an das Corps Loma, das sich nördlich bis vis - à-vis Guernica vor geschoben hatte. Am 5. Februar nahm Loma Guernica und setzte sich weiter gegen Marquina in Bewegung. Die überaus ungünstige Witterung , namentlich der starke Schneefall, brachte die Operationen ins Stocken. Erst am 13. Februar schritt Queſada zum allgemeinen Angriff. Während alle Versuche , Ermua und Eybar zu nehmen , scheiterten , und Loma gegen Marquina nicht recht Terrain gewinnen konnte , wurden auch die wiederholten und immer von Neuem mit großer Bravour unternommenen Angriffe Quejadas auf Elgueta zurückgewiesen , welches durch seine natürliche Lage und geschickt angelegte Fortificationen eine äußerst starke Stellung bildete und mit höchster Zähigkeit vertheidigt wurde. Endlich am Nachmittag gelang es Echevarria, die befestigte Einsiedelei St. Juan zu nehmen und durch eine Umgehung den linken Flügel des Feindes zu bedrohen. Während nämlich in der Front die Brigade Alarcon links , die Brigade Cordova rechts , im Centrum die Diviſion Ruiz y Dana, anstürmten, hatte die Division Maldonado , von Mondragon vorgehend, umfassend gegen Vergara vorstoßen müssen. Da hierdurch die Rückzugslinie auf Tolosa gefährdet war , sah sich Don Carlos , der während der Schlacht in Vergara weilte, genöthigt, El Orrio und Elgueta - die Schlüsselpunkte seiner Stellung aufzugeben und den Rückzug anzuordnen . Den rechten Flügel nach Elgoibar, auf das rechte Deva-Ufer, zurücknehmend, ging Don Carlos mit dem Gros nach Villarreal und Zumarraga zurück. Am folgenden Tage , dem 14. Februar, nahm Loma Motrico , Deva, El goibar, gewann somit die Deva-Linie und warf den Gegner auf Azpeytia zurück, wo sich derselbe den Urola hinab bis Cestona noch kurze Zeit behauptete und die Verbindung mit den Karliſtiſchen Heerestheilen vor San Sebaſtian_auf der Straße über Aya aufrecht erhielt. Vor der Front der Stellung blieb Plasencia von den Karlisten noch besetzt. Wie Loma und Moriones die Verbindung herstellten und durch gemein ſame Action den Gegner auch aus dieser Stellung vertrieben , ergiebt ſich aus Nachstehendem : Auf dem nördlichen Theil des Kriegsschauplates ſtand General Moriones mit seinem Corps (3 Divisionen : Cuadros , Morales und Catalan) im Anfang d. J. 1876 längs der Küste, und zwar mit 2 Diviſionen in San Sebastian und den dasselbe umschließenden Forts, mit der 3. Division in Ren teria, Los Pajages, Fuenterrabia, Jrun und Guetaria. Die Karlisten hielten diesen ganzen Rayon, und zumal die Befestigungen von San Sebastian, durch eine ausgedehnte Linie von Verschanzungen von der Landseite her cernirt und suchten durch fortgesettes Bombardement jenen Ort
Karlistenkrieg.
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zur Uebergabe zu bewegen. Täglich entspannen sich mehr oder minder lebhafte Feuergefechte , die jedoch bisher keinem Theile nennenswerthe Vortheile ver schafft hatten. Am 24. Januar ging Moriones von San Sebastian aus zu einem grö Beren Angriff vor, und zwar in der Richtung auf Hernani, indem ven Renteria und Los Paſages her flankirend in das Gefecht eingegriffen wurde. Obwohl den ganzen Tag mit großer Hartnäckigkeit das Gefecht sich fortsette , so blieb doch dieser Vorstoß reſultatlos. Am 25. Januar wurde derselbe wiederholt. Es war jedoch nur ein Schein angriff. Denn die bis Antigua vorgedrungenen Truppen kehrten , dort ein Detachement stehen lassend, bald zurück, um in einer Stärke von ca. 4000 Mann unbemerkt gegen Abend im Hafen von Los Pasages eingeschifft und auf dem Wasserwege nach Guetaria transportirt zu werden. Die Karlisten hatten gerade von dort einen Theil ihrer Truppen fortgezogen. Während die Division Mo rales in einem Ausfallgefecht die Aufmerksamkeit der Karlisten vor San Se baſtian zu fefſeln suchte , debarkirte Moriones in Guetaria , verdrängte in über raschendem Vorstoße jene vom Monte Garate (südöstlich des Ortes) und schlug fie bis Aizarnazaval zurück. Den 27. und 28. Januar benußte Moriones, noch mehr Truppen von San Sebaſtian heranzuziehen , so daß daſelbſt nur etwa eine starke Division verblieb , bei Guetaria jedoch seine Stellung bis Zarauz und gegen Zumaya hin erweitert werden konnte. Gleichzeitig hiermit hatte Morales von San Sebastian einen neuen Vor stoß unternommen . Anfangs glücklich , nahm er mehrere Karlistische Schanzen im Sturm und richtete aus den bei Igueldo liegenden Forts Hernandez und Calvariomendi ein empfindliches Geschützfeuer auf die Karlistischen Positionen von Mendizaroz und Aratzain ; die Karlisten behaupteten sich hier jedoch mit großer Hartnäckigkeit und schlugen schließlich die Alfonsisten wieder auf San Sebastian zurück, gegen welches das Bombardement sofort mit Heftigkeit , aber geringer Wirkung wiedereröffnet wurde. Die Kämpfe dieser Tage , bei San Sebastian und Guetaria , waren für beide Theile sehr verlustreich, besonders an Offizieren , da beiderseits mit großer Erbitterung und vielfach mit dem Bajonet gefochten wurde. Während nun die Karlisten in ihren Positionen , welche in einem weiten unregelmäßigen Bogen von Zumaya über Ybanerrieta, Usurbil, Lasarte, Urnieta, den San Jagomendi, den San Marco bis vor Jrun sich erstreckten, von Neuem sich befestigten , verhielt Moriones sich passiv. Erst am 14. Februar , als er über die Fortschritte Quesadas und Lomas orientirt war, brach er von Guetaria wieder vor, und zwar in südöstlicher Richtung gegen Elcana. Durch den General Catalan vom Monte Garate her unterstüßt , nahm er durch Ueberrumpelung die Karlistischen Verschanzungen auf dem Indamendi und gewann südwärts Terrain, wenn auch der Feind noch im Besitz der Höhen von Mendibelz blieb, welche die Brücke über den Oria - Fluß , an der Straße nach San Sebastian, beherrschten. Auf dem rechten Flügel war inzwiſchen General Cuadros vorgegangen, ―― hatte Zumaya und Ybanerrieta fortgenommen und da gleichzeitig Loma auf Zumaya und Gestona von Westen her vorstieß - den in Rücken und Flanke bedrohten Feind zum Rückzug auf Azpeytia und Aya gezwungen. Damit war die Verbindung zwischen Loma und Moriones vollkommen hergestellt. Als nun am 16. Februar Moriones und Loma gemeinsam gegen Azpeytia weiter vor drängten , welcher Bewegung sich Echevarria in Richtung auf Azcoytia ange=
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Militairische Jahresberichte für 1876.
schlossen hatte, so mußten die Karlisten nach kurzem heftigem Kampf auch diese Positionen räumen und über Bidania auf Tolosa zurückgehen , indem sie auch aus Aya ihre Abtheilungen mit zurücknahmen. Mit dem Preisgeben von Cestona und Azpeytia war jedoch nunmehr auch die Stellung vor San Sebastian nicht länger haltbar. Am 18. Februar traten daher , vom Feuer des Gegners verfolgt , die dort stehenden Abtheilungen jüd wärts auf Urnieta und Andoain den Rückmarsch an. Jedoch auch die Stellung bei Tolosa war für die Karlistische Armee in ihrer jetzigen der Auflösung zueilenden Verfassung gegenüber dem vereinten Vor gehen Lomas , Moriones und Quesadas , sowie Martinez Campos von Osten her nicht zu behaupten. Loma nahm Villabona, Quesada Tolosa am 21. Februar. Von allen Seiten gedrängt führte daher Don Carlos die Trümmer seines Heeres weiter südlich, den einen Flügel an die Höhen von Mutiloa — füdlich Villarreal und Zumarraga lehnend, den andern gegen die Sierra de Avalar, wohin Graf Caſerta ſ. Z. von Vera her ſeine Truppen dirigirt hatte. Hier schien es zum letzten Entscheidungskampfe kommen zu ſollen , von welchem der Prätendent bei dem halb aufgeriebenen Zustande seiner Armee einen glücklichen Ausgang nicht mehr erhoffen konnte. Dieselbe hatte in den fortwährenden Kämpfen der letzten Monate , welche so blutig sich gestalten mußten, weil die gegenseitige Erbitterung oft die Entscheidung im Kampfe mit der blanken Waffe suchte , große und nicht mehr ersetzbare Verluste erlitten ; mehr und mehr war der innere Halt geschwunden, indem Mißtrauen die Führer und Hoffnungslosigkeit die Mannſchaften ergriff, deren Reihen sich jezt täglich durch massenweiſes Desertiren und Uebergehen zum Feind lichteten. Don Carlos zog es daher, als er sich überzeugen mußte, daß seine Sache unrettbar verloren , vor , den letzten Act des blutigen Bürgerkrieges nicht durch zuspielen. Am 25. Februar brach er , umgeben von seinen treuesten Partei gängern , mit dem Kern seiner Truppen , ca. 4000 Mann , ostwärts auf und gewann über Betelu, Zubiri durch das historische Thal von Roncesvales gehend die Französische Grenze , welche er am 28. Februar Morgens bei Valcarlos überschritt. Er ließ hinter sich die Trümmer einer geschlagenen und verlassenen Armee, die dem Sieger auf Gnade und Ungnade sich ergeben mußte , und ein Land, welches durch einen der vernichtendsten Bürgerkriege , die die Geſchichte zu ver zeichnen hat, ruinirt , eines langen Zeitraums bedürfen wird , um zu innerem T. Frieden und früherem Wohlstande zurückzukehren.
Bericht über den Krieg zwischen den Niederlanden und Atjeh während
des
Jahres 1876 .
Die beiden Staaten, welche am Schluffe des vorjährigen Berichtes (Jahres berichte für 1875 Seite 570) als die wichtigsten derjenigen genannt wurden, welche noch der Kriegspartei zugethan, haben im Laufe des Jahres die Nieder
Krieg zwischen den Niederlanden und Atjeh während des Jahres 1876.
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ländische Souverainität anerkannt, — Pedir schon im Anfange von 1876 in Folge friedlicher Unterhandlungen , während die Meldung der Unterwerfung Simpang Olims erst im December auf telegraphischem Wege bekannt geworden . Nach der Einnahme des Kraton sind dies wohl die wichtigsten Ergebniſſe des Krieges, der in dem Zeitraum , welcher jetzt zur Berichterstattung vorliegt , weit mehr offensiv geführt worden, als im Jahre 1875. Am 9. November dieses Jahres kehrte Generalmajor Pel , der im Juni ſich aus Geſundheitsrückſichten nach Java hatte begeben müssen , nach Atjeh zurück , um wiederum als Ober befehlshaber und höchste bürgerliche Autorität zu fungiren. Sofort ergriff er Maßnahmen zur Ausführung des schon früher entworfenen Operationsplanes . Dieser bestand , wie schon im vorigen Berichte angedeutet worden , darin , daß man sich der Küste von Kroeng Ryah bis Kroeng Raba und der VI. Moekim bemächtigen und durch die Besetzung dieses Küstenstriches , besonders der fünf früher schon genannten Kwallas (Jahresberichte für 1875 Seite 569) , Atjeh Proper isoliren wollte. Sei dies geschehen , dann werde , so hoffte Pel, die Bevölkerung, wenn sie durch die Niederländer nicht weiter bedroht werde , viel leicht einige Versuche machen , diese zu vertreiben , sich aber schließlich in das Unvermeidliche fügen und höchst wahrscheinlich nach kürzerer oder längerer Zeit ihre inneren Fehden wieder aufnehmen. Pel hatte sich beim Entwurf dieſes Planes die Handlungsweise der Malayischen Fürsten zum Vorbilde genommen, welche sich auf Borneo und Sumatra an den Flußmündungen und Küſten feſt ſeßten , und von der Zeit erwarteten , daß sie im Innern des Landes Einfluß gewönnen, ein Verfahren, das in früheren Zeiten auch die Niederländer befolgt. Als die geforderten Truppenverstärkungen theilweise ausgeschifft und die baldige Ankunft der übrigen zu erwarten , begannen am 26. December 1875 die Operationen. Eine Abtheilung , 2½ Bataillone Infanterie, 1 Compagnie Marinesoldaten , 12 Geschütze und ein Detachement Genietruppen stark , rückte in 3 Colonnen gegen die VI . und IV. Moekim vor. Unter fortwährenden Gefechten wurden verschiedene Kampongs genommen , der Feind gezwungen, seine Befestigungen am linken Ufer des Kwalla Naridji zu verlaſſen (1. Januar), Lomagagger zur Unterwerfung gebracht und am 10. Januar von den Nieder ländern besetzt. General Pel rückte darauf über Blangkalla, wo der Feind im Gebirge am 16. Januar einen heftigen Widerstand leistete , nach Loenga, und nahm am 18. Januar an der Kroeng Raba Stellung, nachdem Tags zuvor die Häuptlinge des IV. Moekim ihre Unterwerfung angeboten hatten. Aus dem Biwak bei Loenga wurden Recognoscirungen nach den Gebirgsthälern Djengit und Beredonom vorgetrieben, darauf kehrten die Truppen am 24. Januar über Bockit Sebom , wo sie eine Besaßung zurückließen, nach Pekan Bakock zurück. Schon am 28. Januar rückte der Oberbefehlshaber aus Djengit wieder vor, um in südlicher und südöstlicher Richtung in das Gebiet des IX. Moekim einzudringen. Auch hier stieß man fortwährend auf hartnäckigen Widerstand, der aber überall siegreich überwunden wurde. Nach zehn Tagen und bei einem Gesammtverlust von 5 Todten und 59 Verwundeten war der IX . Moekim mit dem daran grenzenden Gebiet westlich des Atjeh-Fluffes und ein kleiner Theil des XXII. Moekim in der Gewalt der Niederländer , die an vier Punkten , zu Boekit Daroe , Beloel , Aloa und Pager-Ayer Besatzungen zurückließen. Der gewünschte Anschluß an die östliche Postenlinie war hierdurch erreicht. Am 13. Februar wurden die Operationen fortgesetzt , indem 3 Colonnen in einer Gesammtstärke von 32 Bataillonen Infanterie und 8 Geschützen gegen den XXVI . Moekim vorrückten. Auch diese Unternehmung hatte, wenn auch
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Militairische Jahresberichte für 1876.
mit erheblichen Verlusten verknüpft , einen günstigen Verlauf, und eben wollte Pel in nordöstlicher Richtung nach Kwalla Gighen vordringen, um dieſe Fluß mündung durch eine Redoute zu sperren, als er am 23. Februar einem Schlag aderbruch erlag. Oberst Engel , dem als Rangältester das Commando zufiel, setzte so bald als möglich den so unglücklich unterbrochenen Marsch fort, erreichte am 25. Februar Kwalla Gighen und ließ daselbst eine Verſchanzung erbauen, die in Verbindung mit der am 28. nach Kotta Pohama gesandten Besatzung die Bestimmung hatte, dem Feinde ein für alle Mal die Benutzung des Kroeng Tjoet zu versagen. Am 7. März kehrten die Truppen nach Kotta Nadja zurück. Als der neu ernannte Oberbefehlshaber, Generalmajor Wiggers van Kerchem, in Atjeh anlangte, waren die Operationen gegen den XXVI . Moekim ein gestellt , da an den Grenzen der XXII. und XXV. Moekim immer mehr Kraftanstrengung erfordert wurde , um den wiederholt vordringenden Feind in Zaum zu halten. In den nächsten Monaten suchte man sich daselbst durch Etablirung verschiedener Posten mehr und mehr zu sichern und das zuletzt er oberte Gebiet von Feinden zu reinigen. Doch war dies bei der großen Aus dehnung des Terrains keine leichte Aufgabe , namentlich so lange die Entwaſſ nung der unterworfenen Stämme noch nicht stattgefunden hatte , und Freunde von Feinden oftmals nicht zu unterscheiden waren. Die Entwaffnung wurde aber verschoben , so lange in dem VI. und IV. Moekim die Befestigungen noch nicht vollendet waren und ein regelmäßiger Patrouillendienst nicht organiſit worden, um der wohlgesinnten Bevölkerung nicht die Mittel zu nehmen, sich vertheidigen zu können. Anfang März machte man aber damit den Anfang und wurde diese wichtige Operation ohne besondere Schwierigkeiten, ſelbſt in Maraksa , wo das Waffentragen der Bevölkerung bisher erlaubt war , zu Ende geführt. Inzwischen gelang es dem Feinde zu wiederholten Malen , in das Occu pationsgebiet der Niederländer vorzudringen und ihnen empfindliche Verluste zu bereiten. So überfiel auf dem rechten Flügel am 3. Mai, früh 4½ Uhr, eine Bande die Besatzung von Lomagagger. Einige Atjeher kamen bis in die Ver schanzung , in der sie 2 Offiziere, 5 Soldaten und 1 Arbeiter tödteten und 23 Mann verwundeten ; mit Zurücklaffung von 11 Todten mußten sie aber bald das Weite suchen. Dieser Ueberfall, der wahrscheinlich durch eine Bande Marodeurs aus dem XXII . Moekim bewirkt war, gab dem Oberbefehlshaber Veranlassung , am 13. Mai mit 3 Colonnen (zusammen 2½ Bataillone, 6 Geschütze und 1 Detachement Genietruppen) in der Richtung nach Südost vor zurücken , um die Communication zwischen dem XXII. und XXV. Moetim durch Besetzung einer festen Position zu verhindern. Der Feind leistete faft keinen Widerstand , und am 27. Mai wurde der Posten Beloel - Süd vollendet. Am_7. Juli rückte General Wiggers mit 2 Colonnen nach dem Gebirge in den IV. und VI. Moekim vor , um den Feind daraus zu vertreiben und seine Schlupfwinkel zu zerstören. Dieser Zweck war am 20. Juli erreicht. In der Nacht vom 17. zum 18. August wurde ein allgemeiner Angriff der Atjeher erwartet, welche sich in der Umgegend von Lambaroe am Atjeh fluffe in großen Maſſen versammelt hatten. Kundschafter - Nachrichten zufolge hatten sie den Plan, die Niederländischen Linien an drei Stellen zu durchbrechen, Der größere Theil nach dem Kraton zu marschiren und diesen zu nehmen. der Besatzung des Kraton wurde des Abends in einen Hinterhalt gelegt und
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verblieb in demselben bis Morgens 6 Uhr. Die Nacht verlief jedoch ruhig und der erwartete Angriff fand auch später nicht statt. Zur Verstärkung der nordöstlichen Linien rückte der Oberbefehlshaber am 4. September mit 3 Colonnen (3 Bataillone stark) nach Lampong , welches nach heftigem Widerstande mit einem Verluste von 7 Lodten und 47 Ver wundeten, darunter 3 Offiziere, genommen wurde. Nachdem am 11. September die Befestigungen zu Tonga und Lampong vollendet waren , marschirten die Niederländer nach Lamara, vertrieben den Feind unter erheblichen Verlusten aus seiner befestigten Linie östlich des Kroeng Tjoet , und vernagelten 13 Ge schüße , darunter 1-30 und 1-12 Pfänder. Der Verlust hierbei betrug 2 Todte und 17 Verwundete. Nach Errichtung und Besetzung einer Be festigung bei Kroeng - Tjoet - Paſſar wurde am 19. September nach Tjade marſchirt und dieſes ohne Verlust genommen, wobei der Feind 8 Lila's verlor. Ein Bataillon blieb als Besatzung zurück , während die übrigen Truppen am folgenden Tage das starke Silang bei mäßigem Widerstande des Feindes be jetzten. So drangen die Niederländer immer weiter vor , warfen den Feind, wo er sich zeigte , nahmen seine Befestigungen , legten Posten an und beſeßten fie, erbaueten am 27. und 28. September eine Verschanzung zu Radjoe, 1200 Meter südöstlich von Gighen , schlugen an den beiden folgenden Tagen wiederholte Angriffe des Feindes ab, und kehrten, nachdem durch die Vollendung und Besetzung der Befestigung bei Radjoe die nördöstliche Linie bis Kwalla Gighen angemessen gesichert war, am 4. October nach Kotta Radja zurück, da die ungünstige Witterung weitere Operationen gänzlich unmöglich machte. Schon seit längerer Zeit beabsichtigten die Niederländer , die ihnen noch feindlich gesinnt gebliebenen Rajas von Simpang Olim und Tandjong Semantok anzugreifen ; die Umstände wurden dazu aber nicht günstig erachtet. Im October wurde der Angriff beschlossen. Dem Radja von Pasei, Toekoe Moeda Angkasa wurde unter Hülfeleistung gestattet, Tandjong Semantok , das ihm früher' größtentheils angehörte , ihm aber von dem jetzigen Radja genommen worden, zu bekriegen. Unter kräftiger Mitwirkung der Niederländischen Marine gelang es Toekoe Moeda Angkasa , Anfang November sich wieder in den Besitz seines Eigenthums zu setzen. Als die Niederländer darauf gegen Simpang Olim vor rückten, bot der Radja dieses Staates seine Unterwerfung an. In Folge hier von wurde Simpang Olim besetzt und ein Terrain zur Erbauung einer Be festigung ausgewählt. Diese Expedition kostete den Niederländern 3 Todte und 16 Verwundete. Obgleich Toetoe Moeda Angkasa bald darauf durch Miethlinge des Radja von Simpang Olim ermordet und dieser , nachdem er sich durch Flucht gerettet, seiner Würde entsegt worden , scheinen die Häuptlinge und die Bevölkerung dieses früher sehr gefürchteten Raubftaates dennoch gut gesinnt zu bleiben. Nach neueren Nachrichten hat die Einnahme Tandjong Semantoks und die Besetzung Simpang Olims überall einen gewaltigen Eindruck hervorgerufen. Die Bentings der südöstlichen Linie sind danach weniger stark als früher beſezt und steht die Hauptmacht des Feindes in den XXVI. Moekims . Der Bruder des Oberhauptes der Moekim Gani (XXVI . Moekims) , hat dem Aſſiſtent Residenten seine Unterwerfung angeboten , auch erneuerte der Radja von Felok Kroet jein Anerbieten , sich zu unterwerfen. Unterm 9. Januar 1877 meldete der Oberbefehlshaber , daß der neue Radja von Simpang Olim die geforderten Bedingungen bezüglich der Unterwerfung seines Staates angenommen und daß, nachdem derselbe am 5. Januar den Niederländern den Eid der Treue geleistet,
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die Niederländische Tricolore feierlich entfaltet und Tags darauf die Blocade aufgehoben worden. Der Colonial =- Miniſter erklärte Mitte Januar 1877 , daß die Regierung der Beendigung des Krieges in Atjeh lebhaft entgegensehe, und daß die letten Nachrichten nicht ungünstig seien , da sie weniger von feindlichen Angriffen und Verſtärkungen des Gegners durch die Küstenstaaten , dagegen mehr von dem herrschenden Nahrungsmangel beim Feinde meldeten. Die Operationen des Jahres 1876 hätten die Isolirung des Gegners bezweckt; man könne sich schmeicheln , daß dieser Zweck theilweise erreicht sei und ganz erreicht werden wird, wenn der Plan Pels vollständig zur Ausführung gekommen sein wird. Die Niederländer können daher mit Befriedigung auf die im Jahre 1876 in Atjeh errungenen Erfolge zurückblicken. Pels Plan ist zwar noch nicht gänzlich durchgeführt , denn Kroeng Ryah befindet sich noch nicht in Nieder ländischem Besitz, die schweren Platzregen im October verhinderten General Wiggers an der Ausführung der betreffenden Operation. Was Pel im Februar für die Südlinie gethan, that Wiggers im September für die Nordoſtlinie. Freilich eroberte er keine halben Provinzen , denn die Niederländische Linie ist nur etwa eine Stunde , höchstens anderthalb Stunden weiter vorgeschoben,*) aber die Position ist dadurch um Vieles besser. Die Gefahren für die Pa trouillen sind bedeutend geringer geworden , und man kann sich an eine wohl gesinnte Bevölkerung anlehnen. Die Verluste des Feindes waren groß , und verfehlten nicht eines tiefen Eindrucks auf die Atjeher. Dieſe Reſultate sind der gerechte Lohn für die zähe Ausdauer , mit der die Niederländer den Krieg führen, der ihnen, außer den großen Verlusten an Menschenleben, die ein Opfer von Feindeshand und des mörderischen Klima's und der schweren Strapazen aller Art geworden , nach officiellen Angaben von 1873-1875 allein schon über 45 Million Gulden gekostet hat. Die endliche Unterwerfung der Atjeher unter die Niederländische Souverainität möchte nur noch eine Frage der Zeit T. sein.
Bericht über den
Ruskschen Feldzug in
Kokan.
1875 76.
Ueberfallen von räuberiſchen Nachbarn, waren die Ruſſen in Central-Afien zur Abwehr dieser Horden gezwungen , und mit den Waffen in der Hand ihre civilisatorische Aufgabe auf ein neues Gebiet , das ehemalige Chanat Kokan, auszudehnen. Denn wo im Laufe von Jahrhunderten die einzelnen Stämme und Geschlechter in blutiger Fehde jede Kultur, jeden Fortschritt unterdrückten,
*) Der von den Niederländern beſette Theil von Gr. Atjeh wird zu 23 der Größe der Insel Walcheren angegeben, während der Gesammtflächenraum von Gr. Atjeh etwa 1½ mal größer als der der Niederlande ist.
Russischer Feldzug in Kokan.
1875-1876.
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da hat die starke Hand Rußlands begonnen, die Völker für die Segnungen des Friedens empfänglich zu machen. Das frühere Kokan , über 1300 Meilen groß , wird auf drei Seiten von den hohen Bergen des Tjan - Schan umgeben ; nur gegen Westen öffnen ſich die Berge und gestatten dem Sſyr - Darja den Durchgang in die Ruſſiſchen Gebiete des westlichen Turkestan. Die Ebene , das berühmte Fergana - Thal, wird von Osten nach Westen vom Sſyr-Darja durchschnitten, welcher aus dem Naryn und Kara-Darja, beide auf den Gletschern des Tjan-Schan entspringend, gebildet wird. Von den Gebirgen fließen eine Menge Gebirgsströme in das Thal, werden beim Austritt aus den Bergen in Canäle abgeleitet und bewässern so den größten Theil der Ebene , wobei ſie faſt nie die Haupt-Waſſerader , den Sjyr-Darja, erreichen. An den Canälen und Flüſſen hin ziehen sich die üppigsten Wein-, Obst-, Tabak-, Reis- und Maulbeer-Anpflanzungen. Die Bevölkerung des Fergana - Thales besteht , wie überhaupt die aller Länder Central-Asiens, aus ansässigen und aus nomadisirenden Stämmen . Zu den ersteren gehören die Tadjiks , die Urbewohner Ariſcher Abstammung , welche jedoch bereits stark mit den Usbeken, einem Turanischen Volksstamm , vermischt sind. Die Bewohner der Städte und Dörfer werden ohne Unterschied ihrer Abstammung daſelbſt Sarten genannt , wozu außer den Tadjiks noch die in nicht geringer Zahl in den Städten wohnenden Inder , Afganen und Kirgiſen zu rechnen sind. Die nomadiſirende Bevölkerung beſteht aus Kirgiſen, Kara - Kirgiſen, Us beken und Kiptschaken. Von diesen führt übrigens ein großer Theil nur ein halbnomadisirendes Leben und hält sich in seinen Aulen stets in der Nähe der Städte und Dörfer auf. Die Masse der ansässigen Bevölkerung ist auf dem linken , südlichen Ufer des Ssyr = Darja concentrirt , woselbst man auch die bedeutendsten Städte von Fergana vorfindet ; nördlich des Fluſſes , in der ehemaligen Provinz Namangan ist die Bevölkerung vorherrschend nomadisirend. Im Chanat Kokan soll nach den amtlichen Steuerrollen der früheren Herrscher die ansässige Bevölkerung 132,000 Häuser , die nomadiſirende 90,000 Kibitken bewohnt haben, was zu sammen eine Bevölkerung von ca. 960,000 Köpfe ergeben würde. Von den 1300 Meilen des Chanats entfallen ca. 4/5 auf die fast unbewohnten Gebirge ; die ca. 300 in der Ebene gelegenen □ Meilen würden alſo pro Meile eine Einwohnerzahl von 3200 Köpfen aufzuweisen haben. Die bedeutendsten Städte Kokan's sind : Schulen. Verkaufsbuden. Moscheen. Häuser. 300 10,000 120 2000 Kokan 6000 80 300 1000 Margelan 200 60 1000 4000 Andidjan 100 4000 250 1000 Namangan 20 70 100 1000 Usgent 10 100 50 1000 Baluktschi = In Kokan befindet sich außerdem noch das Residenz Schloß des Chans, eine Papier-, Pulver- und Gewehr-Fabrik. Während der Herrschaft des letzten Chans war Kokan in 15 Districte unter der Leitung von Beg's eingetheilt. Die Abgaben bestanden in Lieferungen von Getreide , Geldabgaben und Zoll für den Handel auf dem Bazar , für Salz 20. Die Abgaben erreichten in den letzten Jahren die Höhe von über 212 Millionen Rubel.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
- Klima, Frucht Obgleich das Land durch die Natur in jeder Beziehung barkeit des Bodens, Kohlen, Erze, verſchwenderiſch ausgestattet ist, so steht dennoch die Entwickelung der Industrie auf einer sehr niedrigen Stufe. Eine Ausbeutung des Mineral-Reichthums des Landes ist von den Eingeborenen noch nicht einmal versucht worden. Nur wenige Zweige der mechanischen Handarbeit werden im Lande kultivirt ; zu den wichtigſten einheimischen Erzeugniſſen iſt das „Bjas “ zu rechnen, ein Baumwollengewebe, welches für die Russischen Truppen im Turkestaner Militair-Bezirk verwendet wird , und Seide, zu deren Bearbeitung besonders um Margelan viele Spinnereien angelegt sind. Von den Abgaben unterhielt der Chan die Sfarbaſen , regulaire Truppen, deren Stärke je nach den vorhandenen Geldmitteln und Bedürfniſſen eine ſtets wechselnde war. Die Infanterie war mit einheimischen glatten Gewehren bewaffnet , deren Maße im Allgemeinen den der Ruſſiſchen 6linigen Wintowka entſprachen. Die Reiter führten Lanzen , an welchen sie zum Unterschiede von den irregulairen kleine Fähnchen trugen. Die Ausrüstung der Artillerie bestand aus Bronce Geschützen des verschiedenartigsten Kalibers, unter welchen sich sogar 2 Hinterlader befanden. Durch einen übermäßigen Druck seiner Unterthanen hatte sich der Chan von Kokan Chudojar, welcher seit 10 Jahren mit Rußland freundschaftliche Be ziehungen zu unterhalten verstanden hatte , so verhaßt gemacht , daß nicht nur die gesammte Bevölkerung seines Landes , sondern auch die Sfarbaſen Mitte Juli 1875 gegen ihn die Waffen ergriffen und ihn zwangen, auf Ruſſiſches Gebiet überzutreten. Als Leiter des Aufstandes machte sich bald der Kiptſchake Abdu rachman - Awtobatschi , ein früherer Günstling des Chan's , bemerkbar, der auch den ältesten Sohn Chudojar's Nassr =- Eddin zur Annahme der Krone von Kokan zwang. Der General-Gouverneur von Turkestan, General- Adjutant von Kaufman, empfing am 31. Juli *) in Taſchkent die Abgesandten des neuen Chan's Nafſr Eddin und von Abdurachman , welche ihm die neuen Veränderungen in Kokan anzeigten. General - Adjutant von Kaufman trat in Unterhandlungen`mit Nassr = Eddin , um die früheren friedlichen und nachbarlichen Beziehungen auf Grund der alten Verträge auch mit der neuen Regierung aufrecht zu erhalten. Diese Bemühungen scheiterten jedoch an dem Einfluſſe Abdurachman's , der die Entschließungen des Chan's selbst mit Androhung von Gewalt beeinflußte und durch Erregung des Fanatismus der Muhamedaner einen Religionskrieg gegen die Russen beabsichtigte. Zwischen Kokan und Taſchkent bestehen, da beide Orte früher unter einem Herrscher ſtanden, solche enge verwandtschaftliche und Handels-Beziehungen , daß sich jede Regung in einem Orte auch in dem anderen fühlbar machen mußte. Noch hervorragender ist dieses mit der Kokan noch näher liegenden Stadt Chod jent der Fall. Die Aufregung in diesen Städten wuchs , als sich die bald be stätigende Nachricht verbreitete, daß die Kokanzen in 2 starken Colonnen am 6. August die Grenze überschritten hatten , von denen sich die erste nach dem Thale des Angren gegen Taschkent, die zweite unter persönlicher Führung von Abdurachman auf Chodjent dirigirte. Diese Colonnen unterbrachen die Post Verbindung von Ura-tjube, Chodjent und Taschkent, brannten einige Stationen
*) In diesem Bericht beziehen sich alle Daten auf den Ruſſiſchen Kalender.
Russischer Feldzug in Kokan.
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und Fabriken nieder , tödteten dabei 1 Offizier und 1 Arzt und nahmen 2 Junker gefangen. Die muhamedanische Bevölkerung des Russischen Turkestan wartete jedoch, bevor sie dem Aufrufe zum „ heiligen Kriege“ nachkam, auf Erfolge der Kokanzen ; als diese ausblieben, verlief die stark hervortretende Aufregung ohne weitere Folgen. Die Verlegung der Ruſſiſchen Grenze mußte schnell und energisch bestraft werden. Als am 6. August Abends die erste Nachricht über das Auftreten feindlicher Banden bei Abyk nach Taschkent einlief, befahl General-Adjutant v. Kaufman dem Generallieutenant Golowatschew mit dem 2. Schüßen Bataillon, 412 Ssotnien und 4 Geschützen, ohne die Mobilmachung der Trains abzuwarten, am nächsten Morgen früh 6 Uhr nach Teljau, in welcher Be festigung 1 Compagnie und 12 Sfotnie stand, aufzubrechen und das Thal des Angren von den feindlichen Schaaren zu säubern. Gleichzeitig wurden das 1. Schützen-Bataillon und 4 Geschüße unter Oberſt lieutenant Garnowski von Taschkent nach Chodjent abgeschickt, da vorauszusehen war, daß dieser so nahe an der Grenze gelegene Ort ebenfalls vom Feinde an gegriffen werden würde. Am 8. folgte dieser letteren Colonne Oberst Aminow mit 2 Infanterie-, 1 Sappeur-Compagnie und 4 Geschützen , mußte jedoch bereits nach einem Marsche an der Fähre über den Tschirtſchik 3 Tage halten bleiben, um die für die weiteren Operationen nothwendigen Trains abzuwarten. General v. Kaufman beschränkte sich nicht allein auf Maßnahmen, welche die Sicherung des Ruſſiſchen Gebietes bezweckten , sondern er traf auch Vor kehrungen, um dem Gegner, wenn er, wie es vorauszusehen war, bald in das eigene Gebiet zurückgedrängt wurde , dahin zu folgen und ihn durch eine empfindliche Niederlage von ähnlichen Ueberfällen abzuschrecken. Bereits am 8. August be fahl er die Concentration eines zur Offensive gegen Kokan bestimmten Opera tions-Corps , welches bestehen sollte aus : 17 Infanterie- und 1 Sappeur-Com pagnie, 9 Sfotnien, 20 Geſchüßen, 8 Raketengestellen, in Summa ca. 4500 Mann und 1500 Pferde . Dem Corps sollten folgende Colonnen nachfolgen : ein Intendantur-Transport , der eine Verpflegung für 15 Tage geladen hatte, so daß die Verpflegung, da die Truppen einen 8 tägigen Vorrath im Tor nister und auf dem Truppen-Train mitführten, auf 23 Tage sicher gestellt war, ein Artillerie-Park mit einer completen Kriegs-Chargirung für die Mann schaften und Geschütze , ein Ingenieur-Park mit Schanzzeug und ein Kriegs-Feld-Lazareth mit 150 Betten. Die Colonnen wurden aus 1500 einheimischen Wagen zusammengestellt, für welche je 1 Rubel pro Tag bezahlt wurde. In Taschkent waren zurückgeblieben : 10 Compagnien , 6 Geschütze und 1½ Shotnien , welchen Truppen noch die in der Stadt lebenden Urlauber (ca. 600 Mann) und die daſelbſt ſoeben aus dem Europäiſchen Rußland_ein getroffenen 1600 Ersatz-Mannſchaften überwiesen wurden. In den sich nun entwickelnden Kämpfen markiren sich drei Perioden : Die Abwehr des feindlichen Angriffs , die Offensive gegen Kokan und die Sicherung der neu erworbenen Gebiete Namangan und Kokan. Die Colonne des Generallieutenant Golowatschew löste ihren Auftrag Dank ihrer Unermüdlichkeit und der Energie ihres Führers in wenigen Tagen.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Am 9. in Teljau angekommen, schlug die Colonne bereits am 10. Auguſt früb 4 Uhr die Kokanzen ca. 5000 Mann ſtark ―――――― bei dem Dorfe Taſchtel (in der Nähe von Abyk) und verfolgte den Gegner bis tief in den Engpaß Nawar din hinein , woselbſt dieſer vollſtändig zersprengt wurde. Die südlich Teljau vor dem Engpasse Urgas haltende Bande (ca. 800 Reiter) wurde in derNacht vom 11. zum 12. so unvermuthet überfallen, daß die Hälfte des Gegners toet auf dem Plate blieb. Der Eindruck dieser glänzenden Erfolge , welche die Russen, ohne selbst Verluste zu erleiden , erzielt hatten , war ein so überwäl tigender, daß die in das Thal des Angren herabgestiegenen feindlichen Banden schleunigst in ihr eigenes Gebiet zurückkehrten. Einen ernsteren Charakter trugen die Ereignisse in und bei Chodjent, gegen -welche Stadt sich Abdurachman mit der Hauptcolonne gewendet hatte. — Ueber 25,000 Kokanzen überfielen in der Nacht vom 8. zum 9. Auguſt die von 10 Compagnien , 1 Kreis -Commando , 8 Geschützen und 1 Sjotnie bejezte Stadt. Der unerschrockenen Umsicht und den wahrhaft mustergültigen Anord nungen des Kreis -Chefs, Oberstlieutenant Nolde, gelang es , mit dieser Handvell Leuten nicht nur die Angriffe abzuschlagen , sondern auch selber durch kühne Offensiv-Vorstöße den Feind in möglichst respectvoller Entfernung von der Stadt zu halten. Bis zum 14. , an welchem Tage die kurz vorher in Chodjent ein getroffene Colonne des Oberstlieutenant Garnowski die Sicherung der Stadt übernahm, waren die Truppen während 5 Tagen unausgesetzt unter den Waffen gewesen, jeden Moment bereit, einen feindlichen Ueberfall abzuweisen. Am 18. endlich trafen mit dem großen Hauptquartier auch die letzten der zur Formation des Operations-Corps bestimmten Truppen (die Colonne des Generallieutenant Golowatschew und Oberst Aminow) in Chodjent ein. Die erste , von General v. Kaufman gestellte Aufgabe , die Versammlung des Operations-Corps bei Chodjent, war gelöst und das Ruſſiſche Gebiet von den feindlichen Banden gesäubert ; es konnte jetzt zur Offensive gegen das Chanat vorgegangen werden. Für den weiteren Vormarsch gegen die etwa 45 Kilometer östlich gelegene feindliche Festung Machram, woselbst die feindlichen Schaaren den Angriff der Ruffen abwarten zu wollen schienen, befahl General v. Kaufman , um den so lästigen Train möglichst zu verringern , daß die Mannschaften eine viertägige Verpflegung im Tornister mitführen und allein die Munitions-Wagen , sowie die Feld-Küchenwagen den Truppen folgen sollten. Von den 1500 Trainwagen wurden nur 84 mitgenommen, während der Rest der Wagen unter Bedeckung zweier Compagnien in Chodjent zurückblieb. -Das Operations-Corps 16 Compagnien Infanterie, 20 Geschüße, 9 Sjotnien und 8 Raketengestelle - brach am 20. August von Chodjent auf und erreichte am nächsten Tage das dicht vor Machram gelegene Dorf Karat schikum, von wo aus am 22. der in und bei der Festung stehende Feind an gegriffen werden sollte. Von Karatschikum führen zwei Wege nach der Festung Machram und das von einem Walle mit Wassergraben umgebene Dorf gleichen Namens. Bei
einem Vormarsche in der bisherigen Richtung hätten die Truppen nur die beiden Wege benutzen können, da das sehr niedrige Terrain zwischen diesen und dem Flusse Ssyr-darja durch Anstauung der Canäle unter Wasser gesezt war. Die Artillerie würde hier keine Stellung gefunden haben , um gegen die mit 16 Ge schützen ausgerüstete Festung oder die mit 24 Geschützen armirte befestigte Stellung aufzufahren. Es schien daher angezeigt, südlich auszubiegen und die
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Befestigte Stellung von der Flanke und dem Rücken her anzugreifen, bei welcher Anordnung der Erfolg eines gelungenen Angriffes ein bedeutend größerer sein mußte, da die Flüchtenden hierbei nach dem Fluffe abgedrängt wurden. Um 5 Uhr früh marschirten die Russen bei dem Dorfe zum Gefecht auf: rechts und links der aufmarſchirten 2. (9 pfündigen) Batterie je ein Schüßen Bataillon; es folgten alsdann : die Sappeur-Compagnie, ein Linien-Bataillon mit 4 9Pfündern, der Train in 12 Reihen zu 7 Wagen nebeneinander, 1 Compagnie, 2 Compagnien mit 4 reitenden Geſchüßen und schließlich als Arrieregarde 2 Compagnien. Die Cavallerie unter Oberst Skobelew , in 4 Divisionen à 2 Sfotnien getheilt (die 9. bildete die Stabswache des General v. Kaufman) ritt rechts von der Infanterie in der Höhe der Arrieregarde. Bei dem Vormarsche , der etwa 2½ Kilometer von der Festung erfolgte, zeigten sich bald in den Flanken und im Rücken der Colonne bedeutende feind liche Reitermassen, deren Stärke auf etwa 15,000 Pferde geschätzt wurde. Un bekümmert um das größtentheils wirkungslose Gewehr- und Falconetfeuer der Kokanzen, setzte die Russische Abtheilung ihren Marsch weiter fort ; zu dreift vorrückende einzelne Gegner wurden durch Schüßenfeuer , größere Abtheilungen durch einige Scharochen resp. Raketen in angemessener Ferne gehalten. Es war natürlich , daß der Marsch der Ruffen , welche unter diesen Um ständen ein festes Aufbleiben des Trains im Auge behalten mußten , sehr ver zögert wurde, zumal da viele und steile Hohlwege zu passiren waren. Auch wurde öfters gehalten, um das Niedersinken des dichten Staubes , der den Ge sichtskreis auf wenige Schritte beschränkte, abzuwarten. Gegen 9 Uhr wurden die Mauern der Festung und der Wall der südlich davor liegenden befestigten Stellung sichtbar ; rechts von den Gärten des Dorfes Machram dehnte sich eine weite, mit Bäumen bestandene Ebene bis zum Sſyr Darja aus. Als General von Kaufman sich überzeugt hatte, daß die feindliche Stellung bereits umgangen war, befahl er seiner Colonne, ca. 2050 Meter vor dem Dorfe Machram zu halten, um von hier aus zuerst die befestigte Stellung bei dem Dorfe zu nehmen und dann zum Sturm der dahinter liegenden Festung schreiten zu können. Während der Train unter Bedeckung von 9 Compagnien und 4 Geſchüßen daselbst stehen blieb, wurden die beiden Schüßen-Bataillone mit den 9pfündigen Geschüßen unter Führung des Generallieutenants Golowatschew zum Angriffe der befestigten Stellung vorbeordert. Die Schüßen = Bataillone formirten ſich zum Gefecht; von den 12 Geschützen gab jedes einen Schuß ab. Dann wurde vorgerückt und noch zweimal wenige Minuten gehalten, um die feindliche Position mit Granaten zu bewerfen. Bei dem letzten Halt , 200 Meter vor der feind lichen Stellung, ließ Generallieutenant Golowatschew Compagnie - Colonnen in 2 Treffen formiren und diese dann zum Sturm vorgehen. Die 2. und 4. Compagnie des 1. Schüßen-Bataillons unter Hauptmann Awerjanow wandten sich rechts von der Befestigung nach den Gärten , um die Kokanzen im Rücken anzugreifen. Die beiden anderen Compagnien des Ba taillons gingen direct gegen die befestigte Stellung vor ; hierbei zog sich jedoch die 1. Compagnie (Hauptmann Jonow) ebenfalls rechts in die Gärten hinein, um nicht das Feuer der Geschütze zu maskiren , und vereinigte sich daselbst 28 Militairische Jahresberichte 1876.
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mit der 2. und 4. Compagnie , welche hier von einem lebhaften Gewehrfeuer empfangen wurden. Dem energischen Vordringen der ausgeschwärmten Schüßen gelang es jedoch bald , den Gegner zurückzudrängen. ― Die 3. Compagnie (Stabshauptmann Fedorow) war in der ihr angewiesenen Richtung verblieben, durchschritt den Wassergraben vor dem Walle und erstürmte die Befestigung, woselbst sie die Bedienung an den Geschützen niedermachte und 13 Geschüße nahm. Die Besatzung der Befestigung war so im Rücken und in der Flanke auf's Ernstlichste bedroht ; die Gefahr richtig erkennend , warf sie sich den ſieg reichen Compagnien entgegen, wurde aber abgewiesen und zerstreut. Von dem 2. Schüßen-Bataillon hatte die 4. Compagnie die Deckung der linken Flanke der Angriffstruppen übernommen und den im Rücken und in der Flanke folgenden Feind durch Gewehrfeuer abgehalten. Die 3. Compagnie er stürmte die rechte Flanke , die 1. und 2. die Front der befestigten Stellung, wobei 8 Geschütze in ihre Hände fielen. Der Sturm hatte etwa eine Viertel stunde gedauert und den Ruffen keine Verluste gekostet. Generallieutenant Golowatschew ließ darauf das 1. Schüßen-Bataillon die Colonne nach der Mitte formiren und dirigirte es gegen das einzige Thor der mit einer doppelten Mauer umgebenen Festung Machram. Während des Ver rückens nach dem Thore lebhaft aus den Geschützen der Festung beschossen , eilte das Bataillon in dichten Schüßenschwärmen mit sämmtlichen Offizieren vor der Front nach der nicht abgebrochenen Brücke, schlug die Thore mit Aerten ein und gewann so die Hauptstraße der Stadt. Die Besatzung wagte keinen Wider stand. Viele Kokanzen warfen sich in den Fluß , um durch Schwimmen das jenseitige Ufer zu erreichen ; andere sprangen über die Mauer und verſuchten, sich auf dem Wege nach Kokan zu retten. Die Schützen eröffneten aus ihren Berdan-Gewehren ein Schnellfeuer, welches den Flüchtenden große Verluste bei brachte. Das Bataillon hatte verloren: 2 Mann todt, 5 Mann verwundet. Die Cavallerie war dem Vormarsche der Infanterie - Sturm - Colonnen auf dem rechten Flügel gefolgt und hatte ihre 4 reitenden Geschütze gegen das Dorf in Thätigkeit gebracht , während die Raketen =- Batterie durch ein langſam ge nährtes Feuer die von Süden her anstürmenden feindlichen Reiter fern hielt. Als Oberst Skobelew die Erfolge der Infanterie sah , ritt er mit der 2. Kasaken-Division östlich von dem Dorfe Machram vor, nachdem er den Befehl zurückgelassen hatte, daß die 3. und 4. Diviſion zum Schuße der aufgefahrenen Batterien bei diesen zurückbleiben und die 1. Kasaken-Diviſion mit der Raketen Batterie ihm folgen sollte. Oberst Skobelew hatte bei dem Vormarsche einen sehr tiefen Canal größtentheils schwimmend übersetzen müssen , marschirte hinter diesem, trotz des sehr durchschnittenen Terrains auf und warf sich mit den beiden Sjotnien, ohne einen Schuß abzugeben, in die Flanke der auf dem Wege nach Bysch-aryk abziehenden feindlichen Haufen. Der Feind, der die Kajaken anfangs für eigene Reiter gehalten hatte , wurde so vollständig überrascht , daß er in Unordnung nach allen Richtungen auseinander floh und zwei Geschütze verlor. An der Verfolgung , die auf 10 Kilometer weit ausgedehnt wurde , konnte sich auch die inzwischen herangekommene Raketen-Batterie betheiligen Während die Verfolgung noch im besten Gange war, schickte Oberst Skobelew einen Theil der Kasaken gegen eine feindliche Abtheilung von etwa 200 Mann ab, die sich eben anschickte , über den Ssyr-Darja zu setzen. Der größte Theil derselben wurde niedergehauen, der Rest zersprengt. Bei der Verfolgung zeigte sich bald eine große Ermüdung von Mann und Pferd , während der Gegner stets frische Kräfte von den Bergen her an sich
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heranzog ; auch merkte Oberst Skobelew jezt erst , daß die 1. Kasaken - Division ihm nicht gefolgt war , sondern noch vor dem Canale hielt. Er ließ daher ,,Sammeln" blasen und vereinigte um sich die 2. Kaſaken =- Diviſion , die bald darauf durch die endlich eintreffende 1. verstärkt wurde. Mit drei Sjotnien und der Raketen - Batterie wurde dann die Verfolgung auf dem Wege nach Kanibadam wieder aufgenommen, und eine Ssotnie nach dem Ufer des Sſyr - Darja gegen die dahin geflüchteten feindlichen Abtheilungen Die auf dem Wege nach Kanibadam vorgehenden Sjotnien sahen entsendet. plötzlich auf 1000 Meter eine Masse von etwa 12,000 Reitern vor sich, welche, ermuthigt durch die geringe Zahl des Gegners , sofort zum Angriff deſſelben in der Front und linken Flanke vorgingen , um ihn nach den Bergen und den dort haltenden bedeutenden eigenen Kräften abzudrängen. In diesem kritischen Augenblicke hielt Oberst Skobelew die Ssotnien an , einen Moment überlegend, ob er es noch wagen dürfte , seine ermüdeten Pferde dem fast dreißigfach über legenen Feinde entgegenzuwerfen. Da sprengte aus eigener Initiative Haupt mann Abramow mit seiner Raketen-Batterie vor , und 15 Meisterschüsse" be wogen den Feind , nicht nur in seinen Angriffsbewegungen Halt zu machen, sondern auch abzuziehen. Es war 3 Uhr Nachmittag ; seit 7 Uhr früh waren die Kajaken im Ge fecht gewesen. Oberst Skobelew stellte die Verfolgung ein und zog sich an die bei Machram haltenden Hauptkräfte zurück. Den Vormarsch des Oberst Skobelew hatte Oberstlieutenant Aderkaß , der mit der 3. und 4. Kajaken- Division und 4 reitenden Geschützen vor Machram zurückgeblieben war, auf Veranlaſſung des General v. Kaufman mit 4 Sjotnien und 2 Raketen - Gestellen am Fuße der Berge in der Richtung auf Kanibadam begleitet und durch die Sicherung des Rückens und der rechten Flanke der Sjotnien des Oberst Skobelew wesentlich zu den Erfolgen der letztern beigetragen. Dem Rückmarsche des Oberst schloß sich auch Oberstlieutenant Aderkaß an. Die Siegesbeute dieses Tages bestand aus : 39 Geſchüßen , über 1500 Gewehren, einer großen Menge Falconets , Säbeln und anderen Waffen , über 50 Feldzeichen und Roßschweifen. In der Stadt und Festung wurden große Vorräthe von Pulver und Geschossen (darunter auch Sprenggeschosse von Blei), Proviant und 224 Pferde vorgefunden. Der Gesammtverlust der Russen bestand in: 1 Stabsoffizier (Oberſt= lieutenant Chorofchin von den Kasaken) , 4 Mann todt und 1 Stabsoffizier (Oberst Skobelew leicht), 7 Mann verwundet. An Munition war verbraucht worden : 149 Artillerie-Geſchoffe, 29 Raketen, 4685 Kajaken-, 4040 Berdan- und 662 Carle-Patronen. Die Verluste der Kokanzen , deren Stärke nach eigenen Angaben über 50,000 Reiter allein betrug, auch nur annähernd zu bestimmen, ist unmöglich, da sie ihre Todten und Verwundeten, soviel es geht, stets mit sich zurücknehmen. Ueber 1000 auf dem Schlachtfelde zurückgelaffene Leichen wurden noch in den nächsten Tagen von den Bewohnern der umliegenden Ortschaften beerdigt. Eine weitere Verfolgung des geschlagenen Gegners fand nicht statt, da die feindlichen Reitermassen in unzählige kleine Haufen auseinandergesprengt waren, die getrennt zu schlagen, für die Russischen Waffen kein Interesse haben konnte. • Bei einem längeren Halte, der überdies auch wünschenswerth war , um einen Theil des bei Chodjent zurückgelaſſenen Trains heranzuziehen , konnte der Ein druck dieses glänzenden Sieges auf das Land abgewartet werden. General von Kaufman glaubte voraussehen zu können , daß mit diesem Schlage der Wider 28*
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ſtand des Chanats überhaupt gebrochen war. In der That erſchienen in dem Russischen Lager am nächsten Tage aus der ganzen Umgegend die Ortsälteſten, welche die Unterwerfung des Landstriches bis Kokan anzeigten. Da es indeſſen den Russen erwünscht sein mußte , den definitiven Frieden mit Nassr - Eddin in der feindlichen Hauptstadt abzuschließen, traf General v. Kaufman die nöthigen Anordnungen für den weiteren Vormarsch nach Kokan. Die Festung Machram wurde als Stützpunkt und Depot der im Chanat operirenden Truppen bestimmt und daselbst die beiden Compagnien, welche mit dem Train aus Chodjent heran gerückt waren , sowie 30 Kajaken zurückgelaſſen. Die Abtheilung selbst brach nach 4 Tagen, am 26. Auguſt, in dem früheren Bestande von 16 Compagnien , 20 Geschützen , 9 Ssotnien und 1 Raketen Batterie in der Richtung auf Kokan auf. - Auch für diesen Marsch wurde der Train möglichst beschränkt ; zu den früher mitgenommenen Wagen kamen jetzt noch 50 hinzu, welche eine zweitägige Portion von Zwieback und Graupen geladen hatten. Die Russen bezogen am 29. August unter den Mauern von Kokan ein Lager , nach welchem dem General v. Kaufman Naſſr - Eddin - Chan entgegen kam , um über den Friedensabschluß zu verhandeln. Die Verhandlungen ver liefen jedoch resultatlos , da Abdurachman - Awtobatschi bei Margelan nochmals eine Bande von 10,000 Mann gesammelt hatte und der Chan zu schwach war, um durch Waffengewalt seine aufständischen Unterthanen zur Ruhe zu zwingen. Als die Russische Colonne auf dem nunmehr nothwendig gewordenen Vor marsche gegen dieſe Schaaren am 7. September bei Alty - aryk ein Lager be zogen hatte , verbreitete sich in dem noch etwa 25 Kilometer entfernten Lager Abdurachman's ein solcher Schrecken man jagt, in Folge des Retraite-Schuffes im Russischen Lager , daß letterer mit Zurücklassung der Zelte in eiliger Flucht nach Assake zu aufbrach. Zur Verfolgung des flüchtigen Abdurachman, bei dem nur 3-5000 Reiter und 4 Geschüße verblieben waren, wurde den 8. Abends 9 Uhr Oberst Skobelew mit 6 Sſotnien und der Raketen - Batterie in der Richtung auf Aſſake vorge schickt, auf welchem Marsche ihm Major Rodsjanko mit 4 Kajaken - Geschützen und 2 auf Wagen gesezten Compagnien folgen sollte. Auf die Nachricht , daß Abdurachman in südlicher Richtung nach dem Ge birge zu entflohen war , verließ Oberst Skobelew die große Straße und sticß endlich , nachdem er , die Infanterie weit zurücklaſſend , innerhalb 10 Stunden Nachts auf schwierigem Wege über 68 Kilometer zurückgelegt hatte , auf die ersten feindlichen Pikets. 2 Sjotnien wurden -- es war 7 Uhr früh , am 9. September im Trabe gegen das noch 12 Kilometer entfernte Dorf Min Ajube , in welchem nach den Aussagen einiger Gefangenen Abdurachman über nachten sollte , vorgeschickt. Sie fanden hier noch Gelegenheit , die feindliche Arrieregarde auseinanderzusprengen ; Abdurachman aber war bereits in Beglei tung von nur etwa 400 Mann nach Usch , dem Hauptorte der Kiptschaken, entflohen. Auch dorthin folgte ihm noch Oberst Skobelew am nächsten Tage, ohne ihn indeß erreichen zu können. Noch weiter die Verfolgung auszudehnen, hielt Oberst Skobelew nicht für angezeigt; er trat vielmehr nach einer kurzen Ruhe den Rückmarsch auf Mar gelan zu an , woselbst er sich mit dem Gros des Corps am 11. September wieder vereinigte. General v. Kaufman hatte indessen den Chan Nassr - Eddin aufgefordert, mit seinen Rathgebern nach Margelan zu kommen, um daselbst mit Ruſſiſchen
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Bevollmächtigten über die Bedingungen des Friedensſchluſſes zu verhandeln. Als nach der Ankunft des Chans sich dennoch die Verhandlungen in die Länge zogen, berief General v. Kaufman Nafsr - Eddin nebst seinem Gefolge am 23. Sep tember zu sich nach dem Lager und nahm daſelbſt mehrere Rathgeber des Chans, die den Abschluß der Verhandlungen verzögert hatten , gefangen. Nach diesem energischen Vorgehen wurde noch an demselben Tage der Vertrag unterzeichnet, welcher zwar erst am 19. October die Kaiserliche Sanction erhielt, aber in der Hauptsache bereits am 25. September durch einen Tagesbefehl des General r. Kaufman bekannt wurde. Der Befehl lautete : „Bis zur künftigen Allerhöchsten Entscheidung gehen die Länder auf dem rechten Ufer des Ssyr-darja von unserer Grenze gegenüber der Ortschaft Obschurek bis zum Fluffe Naryn, welche bisher zu dem Gebiete des Chans von Kokan gehörten, von nun ab in die Russische Verwaltung über. Zum Chef dieser Verwaltung wird Oberst Skobelew ernannt. " Sobald am 23. September der Vertrag unterzeichnet war, brach General v. Kaufman aus dem Lager bei Margelan auf und verlegte sein Hauptquartier nach Namangan, um von hier aus die Verwaltung des neu erworbenen Ge bietes zu regeln. Aber noch sollte es den Russischen Truppen nicht vergönnt sein , auf den frisch errungenen Lorbeeren auszuruhen. Abdurachman, welcher der Verfolgung des Oberst Skobelew nur mit größter Mühe entkommen war , hatte sich nach Andydjan geflüchtet und daselbst mit anerkennenswerther Energie in wenigen Tagen zwischen 70-80,000 Streiter versammelt. In Folge seiner Bemühungen wurde ein Verwandter von Naffr- Eddin, Pulat-bek, welcher sich an der Spitze von 12-15,000 Kara-Kirgisen nach Andydjan herangezogen hatte, zum Chan von Kokan ausgerufen und Nassr-Eddin des Thrones verlustig erklärt. Da Abdurachman gleichzeitig den Russen den "1 heiligen Krieg " erklärte, wurde gegen diese Banden von Namangan aus am 28. September Generalmajor Trozki mit etwa 1400 Mann entsendet. Dieses Detachement drang am 1. October in die von einer 60- bis 70 -fach überlegenen Zahl von Kriegern vertheidigte Stadt ein und erstürmte den hartnäckig vertheidigten Palast des Chans ; es durfte aber unter keinen Umständen daran denken , eine volkreiche Stadt, in deren Mauern zum Theil noch und vor deren Thoren eine feindliche Macht von über 90,000 Mann stand , auf die Dauer in Besitz zu halten. Der Rückmarsch des Generalmajor Trozki konnte nur unter für Asiatische Verhält= nisse schon bedeutenden Verlusten (tødt 8 Mann , verwundet resp . contusionirt 6 Offiziere, 45 Mann) bewerkstelligt werden und hinterließ den Asiaten das Ge fühl, einen entscheidenden Sieg errungen zu haben. Abdurachman's Siegeszuversicht erlitt jedoch bald einen harten Schlag, als er, der an der Spitze von 4000 Reitern den nach Namangan zurückkehrenden Ruffen auf dem Fuße gefolgt war, in der Nacht vom 3. zum 4. October durch den inzwischen zum General beförderten Obersten Skobelew überfallen wurde und nur allein von seiner Schaar , Dank der Schnelligkeit seines Pferdes , der Gefangenschaft entging. Als nach diesem Streifzuge längere Zeit von Ansammlungen feindlicher Banden nichts zu hören war , glaubte General v. Kaufman einen Theil des Operations- Corps nach den früheren Garnisonen zurückziehen zu können und übergab Ende October dem General Skobelew das Commando über die im früheren Chanate verbleibenden Truppen, nämlich 14 Compagnien, 18 Geschütze, 52 Sjotnien, 4 Raketengestelle.
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Uebertriebene Gerüchte bejagten , daß der größte Theil der Ruſſiſchen Truppen aus dem neu erworbenen Gebiete zurückgezogen wäre. Um die zurück gebliebenen schwachen Reste von der Verbindung mit Chodjent abzuschneiden und zu vernichten , riefen einige Kiptschaken-Führer die Bewohner von Tjure kurgan und Tuß zu den Waffen. Während General Skobelew am 23. October mit 3 Compagnien, 4 Geschützen, 1 % Sotnien gegen die in der Bildung be griffenen Schaaren auszog und nach theilweise hartnäckigem Widerſtand aus einandersprengte, versuchten die Bewohner Namangans , durch Zuzug aus den benachbarten Ortschaften verstärkt, die in der Citadelle und in dem Lager bei der Stadt zurückgelaffenen Truppen - 8 Compagnien, 14 Geschüße, 2 Sjot nien zu überfallen. Mit einer bewunderungswürdigen Ausdauer wieſen diese die feindlichen Angriffe am 24. , 25. und 26. October zurück. General Skobelew, der auf die Nachricht der Vorgänge bei Namangan sofort den Rück marsch angetreten hatte, nahm am 27. nach einem 11½ stündlichen Bombarde ment , durch welches dem Gegner ein Verlust von 3300 Mann beigebracht wurde, ohne weiteren Widerstand die Stadt ein. Auch diese neuen und schweren Mißerfolge waren nicht im Stande, die Kokanzen von der Aussichtslosigkeit eines ferneren Widerstandes zu überzeugen. Zahlreiche Banden wurden auf dem linken Ufer des Ssyr-darja und des Naryn in weitem Umkreise um Namangan versammelt , welche bei einem gemeinſchaft lichen Vorgehen gegen diesen immerhin schwach besetzten Ort sehr gefährlich hätten werden können. General Skobelew wartete jedoch diesen beabsichtigten concentrischen Vormarsch der feindlichen Banden nicht ab , sondern überfiel am 12. November mit Tagesanbruch die bei Balyktschi stehende Hauptmacht des Gegners (etwa 20,000 Mann) und trieb sie nach einem erbitterten Bajonet kampfe auseinander. Da die Kokanzen sich von der Gefahr, unter den Augen der Ruſſen Banden zu bilden, durch diese harte Lehre überzeugt hatten, versuchten sie noch einmal in dem weiter entfernten Andydjan eine neue Streitmacht aufzubringen. Als diese unter der Leitung des unermüdlichen Abdurachman im Laufe weniger Wochen die imposante Stärke von über 30,000 Mann erreicht hatte , rüdte General Skobelew mit 2800 Mann am 25. December aus Namangan aus, um zum zweiten Male Andydjan zu erstürmen und alsdann diese Stadt bis zur völligen Beruhigung des Chanats in Händen zu behalten. Am 8. und 9. Januar 1876 drang General Skobelew mit stürmender Hand in die Stadt ein und trieb Abdurachman in der Richtung auf Assake zurück , woselbst die Reste der feindlichen Schaaren am 18. Januar durch die von Andydjan vor rückenden Ruſſen vernichtet wurden. ― Diese entscheidenden Schläge endlich bewogen, einmal Abdurachman , sich den Russen zu unterwerfen , und dann die Bewohner der Stadt Kokan , den inzwischen von Palat-bet vertriebenen Chan Naffr-Eddin zurückzurufen. Nur Pulat-bek wagte noch den Ruſſiſchen Waffen Widerstand entgegenzuseßen. Als die ihm noch allein gebliebene starke Grenzfestung Usch-Kurgan den Ruſſen am 28. Januar in die Hände fiel, war auch der letzte Widerstand gebrochen. Mitte Januar war der Chan Nassr-Eddin nach seiner Residenz zurück gekehrt, woselbst er, unfähig eines eigenen festen Entschlusses, in kurzer Zeit ganz in die Hände der fanatiſchen einheimischen Geistlichkeit fiel; er unterlag ihrem Ein fluß so, daß er ihr das schriftliche Versprechen gab , bei der nächsten günstigen Gelegenheit den " heiligen Krieg " den Ungläubigen zu erklären. Inzwischen war aber ein merklicher Umschwung im Lande eingetreten. Die
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Bevölkerung, müde des langen Kampfes und der ewigen Thron-Streitigkeiten, fühlte klar, daß unter der Herrschaft Naffr-Eddin's die mühsam erkämpfte Ruhe im Chanat von keiner Dauer sein konnte und bat , in den Unterthanen-Ver band des weißen Zaren“ aufgenommen zu werden. General v. Kaufman befahl daher dem General Skobelew, um neue Unruhen zu verhüten, mit den dispo nibeln Truppen seines Commandos die Hauptstadt des Chanats zu beseßen. Auf dem Marsche nach Kokan wurde General Skobelew überall von der Bevölkerung freudig begrüßt und konnte , ohne auf den geringsten Widerstand zu stoßen, am 8. Februar seinen feierlichen Einzug in die Hauptstadt halten. Er nahm die Zügel der Regierung in seine kräftige Hand und wies dem stets schwankenden , allen Einflüssen zugänglichen Chan Nassr - Eddin , sowie Abdurachman, deſſen Zuverlässigkeit bereits mehr als zweifelhaft geworden war, als künftigen Aufenthaltsort Russische , außerhalb des Chanats gelegene, Städte an. Ende Februar traf in Kokan die Allerhöchste Ermächtigung ein , die Ein verleibung des ganzen Chanat in das Ruſſiſche Reich zu proclamiren und ſo dem allgemeinen Wunsche der Bevölkerung Rechnung zu tragen. Der betreffende Befehl vom 19. Februar 1876 lautete : „ Das neu er oberte Territorium , welches bis zum verflossenen Jahre 1875 das Chanat Kokan bildete, ist in die Grenzen des Reiches aufzunehmen und daraus das Gebiet Fergana zu bilden “ u . s. w. Die weiteren Ausführungs - Bestimmungen unterstellten das neue Gebiet dem Turkestanischen General- Gouvernement und dem Turkestaniſchen Militair Bezirk ; die Verwaltung im Gebiete wurde dem Commandirenden der daselbst stehenden Truppen übertragen. Obgleich es der Russischen Regierung in kurzer Zeit gelang , auch die anfangs widerstrebenden Unterthanen eines großen Theiles des Fergana Gebietes mit der neuen Ordnung zu versöhnen, so versuchten dennoch wieder holt einzelne Stämme , durch Raubzüge die friedliche Bevölkerung zur Em pörung zu zwingen oder für ihre Unterwürfigkeit zu züchtigen. Ende März hatten sich einige Kara-Kirgiſen-Stämme in der Nähe der Stadt Tschimion, im Gebirge, südlich von Kokan , gesammelt und einen bis dahin unbekannten Fanatiker, Chudai-Kula, zum Chan ausgerufen. Gegen dieſe Banden wurden drei kleine Detachements in verschiedenen Richtungen entsendet, welche die revol tirenden Schaaren von allen Seiten umgingen und größtentheils vernichteten. General Skobelew war zum Schuße der von den erwähnten Raub zügen schwer heimgesuchten Bevölkerung des östlichen Theiles von Fergana be reits Anfangs März nach Usch gerückt , von wo aus er fliegende Detachements bis zum Gultſcha-Thale vorschickte. Am Gultſcha-Flusse fand er eine ziemlich bedeutende und vollständig ruhige Bevölkerung vor, die durch die Banden des gefürchteten Abdul-bek's, eines früheren Anhängers von Pulat-bek , fortwährend überfallen und ausgeplündert wurde. Als General Skobelew sich von der Wichtigkeit dieses fruchtbaren Thales , in welchen die nomadisirenden Kara-Kir gisen zu überwintern pflegten , und auch während des Sommers die reichlichen Weideplätze besuchten, überzeugt hatte, besetzte er die Stadt Gultſcha mit einem Detachement von 6 Compagnien , 4 Geschützen , 1 Ssotnie , und legte daselbst eine Befestigung an , deren Geschütze das Thal und den einzigen Weg über den Paß Terek- Dawan nach Kaschgar bestreichen. Mitte April hatte Abdul-bek wieder mehrere aus Kaschgar kommende Caravanen geplündert und mit seinen Banden eine starke Position bei Jangi
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Kurgan (25 Klm. jüdlich von› Gultſcha) beſetzt. General Skobelew rückte ihm mit einem kleinen Detachement auf der Caravanen-Straße entgegen und er ſtürmte am 25. April mit 150 Bajoneten die Poſition auf den ſteilen, felſigen Höhen des Engpaſſes, welche durch eine Reihe von Erdwerken noch verſtärkt und von 1500 Feinden besetzt waren. Durch einen Ende Juli unternommenen Streifzug des General Skobelew in das Alai- Gebirge wurden endlich die letzten Nomadenſtämme, welche bei dem Vorschreiten der Ruffen in die Berge geflüchtet waren , unterworfen , so daß von diesem Zeitpunkte ab die Russische Herrschaft in der ganzen Ausdehnung des ehemaligen Chanats Kokan anerkannt wurde. Das energische Auftreten der Ruffen , welche , ungeachtet der numeriſchen Ueberlegenheit des Gegners , stets ohne Zögern die Offenſive ergriffen , und die feindlichen Schaaren ohne Ausnahme aus dem Felde schlugen, hat der Aſiatiſchen Bevölkerung die Ueberzeugung der Unüberwindlichkeit der Russischen Waffen beigebracht. Diese Ueberzeugung ist die beste Garantie dauernd geordneter Verhältnisse. Bei dem bekannten Colonisations-Talent der Rufsen steht zu erwarten , daß nach wenigen Jahren die Bewohner des Fergana - Gebietes so treu zu Rußland halten werden, wie es alle früher unterworfenen Völkerſchaften, und besonders die muhamedanischen Stämme des Russischen Turkestan, während 6. des oben skizzirten Feldzuges gethan haben. -
вод
Bericht über die Kämpfe
auf der
Balkan - Halbinsel
in den Jahren 1875-1876 .
I.
Die Kämpfe in der Herzegowina und in Bosnien. Beginn des Aufstandes. -- Die Kämpfe im Juli und August 1875 bis zum Entsaße von Trebinje. Die Mißwirthschaft und Willkür der Ottomanischen Beamten , sowie die Rohheiten und Ausschreitungen ihrer Organe , der Zaptiés (Gendarmen) und Soldaten waren die unmittelbare Veranlassung zur gewaltsamen Erhebung des hartbedrückten Herzegowinischen Volkes. Schon zu Ende des Monats Juni 1875 Es bildeten begannen die Unruhen in den Bezirken Stolać und Nevesinje. sich bewaffnete Banden , durch welche die Steuerbeamten und Gendarmen aus den Dörfern verjagt wurden. Die Beamten wollten nämlich den Bauern die schon einmal pünktlich entrichtete, jedoch gewohnter Weise nicht quittirte Steuer zum zweiten Male erpressen. Der Ueberfall einer Türkischen Carawane in der Schlucht der Bisina kei Nevesinje und ein Zusammenstoß zwischen Insurgenten und Türken bei Gabella im Narentathale, endlich die Vertreibung der Steuer - Executoren in Nevesinjc,
Kämpfe auf der Balkan-Halbinsel in den Jahren 1875-1876.
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der Angriff auf mehrere Zaptiés bei Stolać waren das Vorſpiel der kommen den Ereignisse. An Truppen hatte die Pforte im Augenblicke der Erhebung nicht mehr im Lande als 5 Infanterie- und Jäger - Bataillone , 1 Escadron und 150 Gendarmen nebst einiger Artillerie. Als die Kunde der erwähnten Vorgänge nach Serajewo gelangte, beorderte der Gouverneur (Vali) des Vilayets Bosna , Muschir Derwisch Pascha , den in Mostar stationirten Liwa Selim Pascha, mit den verfügbaren Kräften der Garnison nach Nevesinje zu marschiren. In der Nähe dieses Ortes wurde die Abtheilung in einem Engpasse von Insurgenten angefallen, durch Flintenschüsse, Steinwürfe und herabgerollte Felsenblöcke am Weitermarsche gehindert und zum Rückzuge nach Mostar gezwungen. Dieser erste leicht errungene Sieg goß Oel in die schwache Flamme des Aufruhrs und von Bergesspitze zu Bergesspitze schallte der weithin vernehm= bare Ruf an die Parteigenossen , daß die Stunde der Rache gekommen sei. In dem Serbischen Abenteurer Ljubibratić fand sich rasch ein leitender Kopf und die Districte Ljubinie, Bilek und Gabella ſchloſſen ſich an die Unzufriedenen in den Bezirken Stolac und Nevesinje an; dennoch trug diese ganze Volks bewegung einen rein agrarischen Charakter. Mohamedaner, Katholiken und griechisch-orientalische Rajahs gingen Hand in Hand. Die Zahl der Auf ständischen war noch gering und erreichte zu Mitte des Monats Juli kaum 400 Mann. Als die Insurgenten auf ihren Zügen gegen die verhaßten Begs (Slavische Einwohner muhamedanischer Religion und Grundbesizer) feindselig auftraten, und als die Türkische Regierung die Muhamedaner mit Waffen und Munition versah und sie zum Widerstande gegen die Rajahs aufforderte , da schwand die Unentschiedenheit der Grundbesißer und der Religionskampf begann. Der katholische Bischof von Mostar wurde um Vermittelung angegangen und es gelang seiner Thätigkeit und seinem Einflusse , die Katholiken zum größten Theile von der Bewegung abzuziehen und zu pacificiren. So wie sich Banden der Insurgenten zusammenrotteten , so vereinigten sich auch die Türki schen Einwohner , um christliche Dörfer zu überfallen , niederzubrennen , das Vich wegzutreiben und Grausamkeiten aller Art zu verüben , welche nur durch den rohen Zustand des Volkes erklärlich sind ; in Folge dieser Metzeleien flüch teten sich viele Bewohner der Herzegowina auf das Oesterreichische Gebiet , wo die energischsten Maßregeln getroffen werden mußten , um die Grenzen zu be wachen. Diese Vorgänge in der Herzegowina , deren Kunde sich rasch verbreitete, erzeugten auch in Bosnien bedenkliche Gährungen ; ―――― die Stammesbrüder in Montenegro , von früher her als Türkenhaffer bekannt , zollten den Aufſtändi schen nicht nur Beifall und Theilnahme, sondern auch vorerst heimliche und später thatsächliche Hilfe ; auch Serbien begünstigte die Erhebung und der An führer der Aufständischen Ljubibratić scheint schon damals geheime Informa tionen und Versprechungen aus Belgrad erhalten zu haben. Derwisch Pascha , welcher die Völker der Dinarischen Alpen kannte , ver schloß sich auch keinen Augenblick der Erkenntniß , daß seine Truppen zur Be zwingung des Aufstandes nicht hinreichten ; er sandte dringende Vorstellungen nach Constantinopel ; aber dort wollte man entweder an den Ernst der Sach lage nicht glauben oder man konnte bei der schwerfälligen Einrichtung des Administrations-Apparates nicht schnell genug die erbetene Hilfe senden, kurz es verging viel kostbare Zeit und der Aufstand gewann immer mehr an Umfang,
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Militairische Jahresberichte für 1876.
ehe die Türkischen Hilfstruppen in der Herzegowina anlangten. Deshalb fielen die ersten Versuche , einen entscheidenden Schlag gegen die Insurgenten zu führen , am 23. Juli auf der Hochebene von Dabar und am 24. Juli bei Nevesinje zum Nachtheile der Türken aus und die Districte Popovopolje (das Priesterfeld), die Suma, die Zubzi Banjani, Drobujak, sowie die Stämme auf der Hochebene zu Gacsko führten immer neue Kräfte in die Lager der Auf ständischen, wohin auch Enthuſiaſten , Abenteurer und Slavophilen aus anderer Herren Länder zogen. Zu Ende des Monats Juli standen die südliche Herzegowina , ferner Theile von Bosnien am rechten Ufer der Save und an der Drina im vollen Aufruhr gegen die Türkische Macht. Die Herzegowiniſchen Inſurgenten ſam melten sich im Thale der Trebinjciza und hatten ihr Augenmerk auf das be festigte Trebinje gerichtet. So schwach auch die Befestigung ist , so bejaß ſie doch gegenüber den mit schlechten Gewehren bewaffneten Insurgenten eine be deutende Widerstandsfähigkeit, da bei dem Mangel an Geschüßen an einen An griff nicht zu denken war. Ein Haufe von beiläufig 800 Mann besette umliegenden Höhen und cernirte Trebinje. Der Stab der Insurgenten hatte in dem eine Meile weſtlich gelegenen Kloſter Duſche ſein Quartier aufgeschlagen und bestand außer dem Serben Ljubibratić noch aus dem Erzpriester Perović und aus dem Rajah Luka Petković ; auch hatten sich Ausländer demſelben an geschlossen, so der Schriftseter Hubmayer aus Laibach und andere Abenteurer. Ljubibratić wurde zum Vojvoden der Herzegowina ausgerufen , gelangte jedoch niemals zu besonderer Autorität. Gleichzeitig mit Trebinje war auch das kleine Fort Drieno an der Straße nach Ragusa enge cernirt; auch hatten sich die Insurgenten einiger Türkiſcher Wachthäuſer (Kula) im Duga-Paſſe , auf der Hochebene von Gacsko und nächſt Piva bemächtigt , dagegen hatten sie am 10. und 20. Auguſt zwei unglückliche Gefechte mit der Besatzung von Trebinje bestanden, dessen Garnison sich wieder holt Luft machte und Proviant holte. Die Lage Derwisch Pascha's wurde immer gefahrvoller , die Zahl der Feinde vergrößerte sich von Tag zu Tag . Er zog aus Bosnien einige Truppen an sich , mobiliſirte die Redif (Landwehr) und formirte Abtheilungen Bajchi bozuks (Irregulaire) aus der muhamedanischen Bevölkerung. — Am 16. Auguſt kam endlich die erſte ersehnte Verſtärkung auf drei Kriegs - Transport - Dampf schiffen in Klek an. Die Jr Insurgenten thaten nichts , um die Ausschiffung und den am 20. August beginnenden Vormarsch der Brigade des Liwa Nedfib Pascha zu hindern , so daß dieser am 22. ungehindert in Stolać einrückte, während eine zweite Brigade unter Liwa Hussein Pascha in Klek landete. Derwisch Pascha , welcher nun die Gewißheit erlangt hatte , daß im Laufe der nächsten Tage noch weitere Verstärkungen eintreffen , begann sofort die Offensive ; er entsendete einen Proviant-Transport , welchen zwei Bataillone begleiteten , von Stolać über Grdevje und Kolesi in die Popovopolje, um von da nach Trebinje vorzurücken ; Nedsib Pascha sollte von Stolac über Predol auf die Hochebene von Dabar und von da gegen Bilek marſchiren. Die Sorglosigkeit der Insurgenten und die Eifersüchteleien der Führer erleichterte das Vorrücken der Türkischen Proviant - Colonne , welche fast ohne Widerstand am 29. in Trebinje einrückte. Inzwischen befand sich der Führer der ganzen Bewegung , Ljubibratić, in dem 112 Meilen nordöstlich Trebinje gelegenen Kloster Koffierowo , um mit den Gemeindevorständen der südlichen Herzegowina und einigen Montenegriniſchen
Kämpfe auf der Balkan-Halbinsel in den Jahren 1875-1876.
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Persönlichkeiten die staatliche Gestaltung des Landes zu berathen. Die auf 4000 Mann angewachsenen Insurgentenschaaren entbehrten schon seit vier Tagen jeder höheren Leitung. Dies erklärt die Verwirrung, welche bei der Annäherung der aus 3 Bataillonen und 4 Geschützen beſtehenden Colonne des Liwa Huſſein Pascha der rathlosen Aufständischen sich bemächtigte. Unterstützt durch einen Ausfall aus der Festung gelang es Hussein nach anderthalbstündigem Gefechte ſich des Klosters Dusche zu bemächtigen und die führerlosen Horden gänzlich zu versprengen. Trebinje war entsetzt ; das Kloster wurde niedergebrannt.
Guerilla -Kämpfe. - Verproviantirung der Forts und Blockhäuser. Zweitägiges Gefecht bei Muratovizza 11. und 12. November. ---Cernirung von Niksić. Nach dem Entsatze von Trebinje bekamen die Ottomaniſchen Truppen in der Herzegowina etwas Luft , denn die Insurgenten-Banden waren in die Ge birge der Zubzi zurückgedrängt und zerstreut. Ein entschiedenes Vorgehen der Türken hätte nun dem Aufstande ein Ende machen können , aber anstatt den errungenen Vortheil auszubeuten, ließen die Türken den Insurgenten Zeit , sich zu erholen , zu sammeln und zu bewaffnen. An fremder Hülfe fehlte es den selben nicht. Wenn auch die thatsächliche Unterstützung des Aufstandes durch Serbien noch auf sich warten ließ , so fanden dennoch die insurgirten Bezirke reichliche Mittel zur Fortsetzung des Widerstandes , denn bei den später geſchil derten Ereignissen waren hinlänglich Waffen und sonstige Kampfesmittel vor handen , ohne daß nachgewiesen werden kann , woher diese gekommen sind. Montenegro unterſtüßte im Geheimen den Aufſtand , aber dieses arme Fürsten thum konnte nicht so viel leisten , als zur Nährung des Aufstandes geschehen ist , es kann daher nur als Vermittler einer kräftigeren Unterſtützung angeſehen werden. -Dalmatien war Desterreichischerseits militairisch besetzt und die Kaiserlichen Truppen hatten einen ebenso beschwerlichen als theilweise vergeblichen Cordons dienst, da die Länge der Grenze eine vollständige Abschließung nicht ermöglichte und die Dalmatiner als Stammgenossen der Herzegowzen denselben jede mög liche Hilfe gewährten. Die Zahl der Flüchtlinge aus der Herzegowina betrug auf Desterreichischem Gebiete zu Ende August 1875 6000 Menschen , welche aus Staatsmitteln erhalten werden mußten . Die zu Anfang des Monats September erfolgte Abberufung des Muſchir Derwisch Pascha , welcher ca. 15,000 Mann mit 30 Gebirgs - Geſchüßen zwischen Klek, Gacsko und Trebinje echelonirt hatte, lähmte die Unternehmungen der Türken. Der interimiſtiſche Commandant Achmed Hamdi Paſcha besaß nicht die nöthige Entschlossenheit , um der Insurrection an den Leib zu gehen und so gestaltete sich der Kampf zu einer Kette zufälliger entscheidungsløjer Rencontres. Es war eigentlich ein beständiges Ringen um Brot , ――― welches mit Blut erobert werden mußte. In Bosnien hatte die Bewegung mittlerweile auch größeren Umfang ge wonnen. Es hatten sich an der Save , an der Drina und in der Kraina (Türkisch-Croatien) Freischaaren gebildet , welche die Türkischen Dörfer über fielen und niederbrannten , während die bewaffneten Bekenner des Kerans , von irregulairen Truppen unterstüßt , wieder ihrerseits Rachezüge gegen die Rajah's unternahmen. Namentlich unter dem Popen Zarko , dessen Bande zwiſchen Rovavaros und Visegrad das Land verheerte , gewann der Aufstand an Mäch tigkeit.
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Was die südliche Herzegowina betrifft, so erscheint es sehr gefehlt, daß die Türken verabsäumten , sich zur Sicherung einer Basis für weitere Operationen die wichtige Straße von Ragusa nach Trebinje (28 Klm. lang) , welche ihre Hauptzufuhrlinie für Verpflegungsartikel und für Material bildete , freizuhalten; ſie mußten jeden Zuschub von Proviant , welcher nur auf Tragthieren weiter befördert werden konnte , erkämpfen und waren oft froh , wenn sie nach bedeu= tenden Verlusten an Menschenleben einen Theil des Convois an seine Bestim= mung brachten. Es erfolgte am 18. September bei Glavskidol der Ueberfall einer aus 50 Tragthieren bestehenden Proviant - Colonne durch den Insurgentenführer Peko Pavlović , einen Montenegriner , welcher sich bald als der geschickteſte und kühnste Parteigänger erwies . Gegen Ende September hatten sich die Insurgenten wieder erholt , sie er schienen jetzt allerorts beffer bewaffnet und ansehnlich verstärkt. Am 29. September wurde ein auf dem Marsche von Klek nach Visić unter Escorte eines Bataillons marschirender Türkischer Transport durch Inſurgentenschaaren unter Ljubibratić und Peko Pavlović überfallen und nur durch das Aufgebot des hartnäckigsten Widerstandes gelang es , den Convoi faſt unversehrt nach Visić zu führen ; die Türken erlitten hiebei namhafte, mit Sicherheit nicht zu ermittelnde Verluste ; die Insurgenten schmückten diese Waffenthat zu einem Siege aus und behaupteten , es seien 150 Türken auf dem Plate geblieben. In dieselbe Zeit, 30. September, fällt das Gefecht bei Prapatnica. Vier Bataillone, welche in Klek ausgeschifft waren, marſchirten auf dem Saumwege von Neum nach Stolać ; die vorderen zwei Bataillone wurden von 2000 Jn jurgenten unter Ljubibratić und Peko Pavlović angegriffen und in die Kämpfe bei Utowa gedrängt , da aber die zwei rückwärtigen Bataillone in das Gefecht cingriffen und auch aus Mostar eine Türkische Abtheilung von 1600 Mann mit zwei Gebirgs- Geſchützen zu Hülfe herbeieilte, so zogen sich die Aufſtändiſchen, nicht ohne eine große Beute Türkischer Waffen und Lebensmittel mitzunehmen, in das Gebirge zurück und verkündigten den Ihrigen einen großen Sieg , deſſen Kunde in die entfernteſten Gegenden eilte und dem Aufstande neues Leben zu führte. Die Türken sollen 450 Mann verloren haben, während die Inſurgenten angeblich nur 80 Mann einbüßten . Während dieser Kämpfe dauerten die Verhandlungen des Türkischen Com miffairs Server Pascha , welcher durch die Conſuln der Europäiſchen Mächte unterstützt wurde, fort, ohne ein Resultat zu erzielen, weil die Insurgenten den Versprechungen der Pforte keinen Glauben schenken mochten. Vergebens erließ die Türkische Regierung am 2. October ein „Frade “ und am 15. October ein "/ Tansimat“ , worin sie eine Menge Verheißungen machte und volle Amnestie zusicherte. - Es kehrten zwar in den ersten Octobertagen einige nach Dalmatien und Montenegro geflüchtete Familien nach der Popovopolje zurück , vertrauend auf die gemachten Verheißungen und auf den Schuß der Consuln , aber die Erbitterung der Truppen, vielleicht auch Türkische Arglist , zeigten sich hier in ihrem vollen Umfange , denn der Türkische General Schefket Paſcha , welcher der Festung Trebinje durch eine Reihe von Kämpfen einigermaßen Luft ge macht hatte , rückte in die Popovopolje ein und vollzog an sieben Ortsältesten eine grausame Justification , welche sich als eine unnöthige Maßregel erwies und dadurch rächte, daß der Aufstand allerwärts mit neuer Kraft emporloderte. An der oberen Drina führte der Insurgenten-Chef Lazar Socića mehrere
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glückliche Unternehmungen gegen Türkische Dörfer aus und begab sich dann in das Piva-Thal, wo er das Wachthaus Kula Bezcy einnahm. Peko Pavlović verstand es , den größeren Abtheilungen der Türkischen Macht geschickt aus dem Wege zu gehen und bedrängte die Besatzung des Tür as Aeußerste. Osman kischen Blockhauses zu Grab am 21. October auf das Pascha begab sich mit 4 Bataillonen und einer Batterie von Trebinje dahin. Es gelang ihm zwar, Grab zu entsetzen, aber seine Truppen erlitten bedeutende Verluste und wurde ein Theil derselben nach Trebinje zurückgedrängt. Zur selben Zeit traten bei Gacsko starke Abtheilungen auf, welche Metokia bedrohten. Im Districte Novibazar wurde die Erhebung durch Mehmed Ali Paſcha (einen geborenen Magdeburger) mit dem Aufgebot der größten Strenge zwar erstickt, aber es gelang den bewaffneten Haufen , sich in die Herzegowina durchzuschlagen und die Insurrection daselbst zu verstärken. Im Laufe des Monats October waren bei Klek 4500 Mann friſche Truppen gelandet. Die befestigten Orte waren sämmtlich in den Händen der Türken und Server Pascha's officielle Mittheilungen schilderten den Aufſtand dem Erlöschen nahe und ließen erwarten , daß bei Eintritt der rauhen Jahres zeit der Mangel an Lebensmitteln die Insurgenten zwingen werde , sich zu ergeben. Diese Voraussetzungen bestätigten sich jedoch nicht. Die rauhe Jahreszeit wurde auch der Türkischen Armee verhängnißvoll , denn es brachen in ihren Reihen epidemische Krankheiten aus und der Mangel an Proviant machte sich fühlbar ; die Inſurgenten hingegen setzten ihre Unternehmungen mit ungeschwächter Kraft fort , sie griffen jeden Türkischen Lebensmittel - Transport an, erbeuteten jedes Mal wenigstens einen Theil und verproviantirten sich auf diese Art aus den Türkischen Magazinen. Die in Constantinopel vorgenommenen Personal - Veränderungen blieben nicht ohne Rückwirkung auf die Herzegowina; der Kriegs - Minister Hussein Avni Paſcha hatte sein Portefeuille an Riza Pascha abgegeben , doch dieſer trat schon nach drei Wochen von seinem Amte zurück und der Sultan ernannte Namik Pascha zum Minister. Dieser entsendete den Marschall Reuf Pascha als Commandanten in die Herzegowina und beorderte eine neue Brigade unter Hatil Pascha dahin. -— Reuf Paſcha fand bei seiner Ankunft das Land mit Ausnahme der befestigten Orte in den Händen der Insurgenten. Um dieſe Zeit hatten Peko Pavlović und Lazar Socića mit 5000 Insurgenten das Fort Goransko (an der Straße von Metokia nach Piva) enge umschloſſen und jede Zufuhr dahin abgeschnitten. - Auch Niksić war von 3000 Mann cernirt. Zum Entjate von Goransko entsendete Reuf Pascha den Ferik Scheftet Pascha mit 10 Bataillonen und 6 Geschüßen ; dieser trat seinen Marsch am 9. November an und stieß schon am nächsten Mittage bei Muratovizza auf den Feind. Hier entwickelte sich bald ein mehrstündiges Handgemenge, welchem erst die Nacht ein Ziel sezte. Am Morgen des 12. November erneuerte sich der Kampf. Die Insurgenten hatten in der Nacht 2000 Mann Verstärkung erhalten , die unter Führung des Gruics nach einem bewunderungswürdigen Gewaltmarsche und unter Bewältigung unbeschreiblicher Terrainhindernisse vom Rande des Niksicser Kessels hierher geeilt waren. Der Kampf am 12. No Er bildet vember wurde beiderseits mit verzweifelter Erbitterung geführt. das heißeste Ringen in der ganzen Campagne. Da aber Ferit Scheffet mit seinen ermüdeten Truppen keine Aussicht hatte, die imposanten kahlen Felsenkämme von Muratovizza zu erstürmen und den schwerfälligen , aus mehr als 400 Maulthieren bestehenden Verpflegungs - Convoi durchzubringen , so zog
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er gegen Mittag seine Abtheilungen , die enorm gelitten , aus dem Feuer und trat den Rückmarsch nach Metokia an. Inzwischen waren neue Türkische Ersatztruppen angelangt und Reuf Pascha , welchem daran gelegen war , Goransko zu erhalten , unternahm am 24. November eine neue Erpedition dahin , zu welcher er 12,000 Mann mit 12 Geschützen auf der Hochebene von Gacsko vereinigte und, mit denselben vor sichtig vorrückend , Goransko und das Kloster zu Piva erreichte , ohne einen Schuß gethan zu haben. Die Verstärkungen , welche am 12. November zu den Inſurgenten vor Goransko gestoßen , waren nämlich wieder gegen Nitſić gerückt ; die zurückgebliebenen Schaaren aber fühlten sich zum Widerstande gegen die jezt übermächtig vorrückenden Türken zu schwach. -Nach Ablösung und Verproviantirung der Besatzung wurde der Rückmarsch angetreten , wobei die Nachhut überfallen wurde. Die Insurgenten zogen sich jedoch nach Nieder machung einiger Türken wieder zurück , ehe das Gros sich gefechtsbereit ge macht hatte. Nach Metokia zurückgekehrt , marſchirte Reuf Paſcha sofort nach Bilek, da die Aufständischen das Dorf Bilana überfallen hatten; es entspann sich wieder ein zweitägiger Kampf, welcher mit der Niederlage der Jnſurgenten endete. ―― Der einbrechende strenge Winter veranlaßte Reuf Pascha , mit seiner Hauptmacht in Trebinje Quartier zu nehmen, doch sollte vorher Selim Pascha die Festung Niksić mit neuem Proviant versehen. Da es jedoch demſelben nicht gelang, den Duga - Paß zu forciren , so mußte Reuf Paſcha am 19. De cember 1875 selbst eingreifen und durch ein combinirtes Manöver den Süd ausgang des Duga = Passes erreichen , während Selim Pascha vom Norden her die Insurgenten angriff. Niksić wurde verproviantirt , ohne daß es große Opfer an Menschenleben gekostet hätte ; denn im Lager der Insurgenten , wo Peko Pavlović inzwischen zum Vojvoden ausgerufen worden , zeigte sich wieder Uneinigkeit und jeder Führer handelte nach seinem eigenen Gutachten und zog ab, sobald er etwas erbeutet hatte. Reuf Pascha, dessen Umsicht und Energie manchen schönen Erfolg er rungen hatte, erkrankte in Folge der Anstrengungen bei den letzten unter Schnee und Sturm unternommenen Operationen und war genöthigt , seine Abberufung zu erbitten. - Auch die politische Verwaltung erlitt eine Aenderung ; die Herzegowina wurde aus dem Vilayet Bosna ausgeschieden und zu einem eigenen Vilayet erhoben. Der neue Vali Ali Paſcha nahm seinen Sit in Mostar. Ein Christ, Constant Effendi, wurde ihm als erster Rath beigegeben. — Zum Commandanten der Truppen wurde Muschir Achmed Mukhtar Paſcha ernannt. — Die Türkische Armee hatte Winter - Quartiere um Trebinje , Moſtar und Gacsko bezogen.
Die Begebenheiten im Winter und Frühjahr bis zur offenen Theilnahme Serbiens und Montenegros. Achmed Mukhtar Pascha , ein Sohn Abdul Medschid's , landete am 1. Januar 1876 in Klek und schlug sein Hauptquartier in Trebinje auf. Er fand ungefähr 15,000 Mann vor, obwohl seit August 1875 mehr als 30,000 Mann regulaire Truppen in die Herzegowina gesendet worden waren. Die beständigen Kämpfe, die herrschenden Krankheiten, die schlechte Verpflegung , die ungenügende Fürsorge für die kranken Soldaten hatten die Reihen gelichtet , es
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herrschte überdies Mangel an Geld , Mangel an Vorräthen und , was sich be sonders fühlbar machte, Mangel an Transportthieren. Die Insurgenten waren in zwei Corps getheilt , deren eines in der Po povopolje Peko Pavlović , ein Schwager des Fürsten von Montenegro, führte, das zweite stand unter Lazar Soćica auf der Hochebene von Gacsko. Peko Pavlović , deffen Anhang in diesem Augenblicke ziemlich bedeutend war , um gab sich mit einem Stabe und ernannte Unterbefehlshaber , welche er für die genaue Ausführung seiner Anordnungen verantwortlich machte , aber der wilde Unabhängigkeitssinn der Banden fügte sich widerwillig und nur so weit des ſtrengen Vojwoden Auge reichte , den Befehlen. Ljubibratić , der frühere Vojwode , verlor allen Einfluß , da er von den Aufständischen ohnehin als Fremder betrachtet wurde und mußte auf Geheiß des Peko Pavlović den Schauplatz verlassen. Die ungewöhnliche Strenge des Winters, der hohe Schnee und die eisigen Stürme hinderten im Monat Januar jede größere Unternehmung ; dennoch fah sich Mukhtar Pascha zur Abwehr der vielen Ueberfälle auf Transporte und zur Erhaltung der Verbindung zwischen Trebinje und Ragusa am 26. Januar zu einem mehrtägigen Streifzuge genöthigt , wobei die Inſurgenten unter Peko Pavlović , welche am 18. , 19. und 20. Januar erfolgreiche Scharmützel be standen hatten , am 28. Januar aus ihrem Lager bei Vukovićs verjagt und für einige Tage zerstreut wurden. Die weitere Aufzählung aller kleiner Unternehmungen, welche sich immer auf dieselbe Weise wiederholten und nichts anderes bezweckten , als die Türken zu beunruhigen oder sie an der Verproviantirung ihrer Befestigungen zu hin dern, würde zu weit führen und ermüden ; hervorzuheben ist der Umstand, daß die Insurrection, ungeachtet der vielen Schläge , welche gegen sie geführt wur den, immer wieder neue Mittel, neue Streitkräfte und neue Waffen fand, ohne jedoch an Conſiſtenz zu gewinnen, weil die einheitliche Leitung fehlte. -Als feststehende Thatsache gilt , daß ohne fremde Unterstützung der Wider stand schon lange hätte gebrochen sein müſſen, denn ein so armes Land wie die Herzegowina hätte nie ohne die ausgiebige Hülfe Fremder einer bewaffneten Macht sich widersetzen können. Der Monat Februar verlief ziemlich ruhig ; zu Anfang des Monats März gab sich jedoch in den Bergen eine größere Rührigkeit kund ; die Streitkräfte Ihre der Insurgenten erreichten eine Stärke von nahezu 7000 Mann. ―― Bewaffnung bestand jetzt schon zum Theile sogar aus Gewehren moderner Systeme. Ljubibratić erſchien zu Anfang des März noch einmal auf dem Kriegs schauplatze mit einer aus 500 Mann bestehenden Abtheilung Freiwilliger, größtentheils Serben und Russen. Er landete an den Narentamündungen und versuchte das rechte Narenta - Üfer , welches bisher gar keinen Antheil an dem Aufstande genommen hatte, zu insurgiren ; er scheint diesen Streifzug auf eigene Faust unternommen und mehr Furcht vor Peko Pavlović , welcher ihm die Rückkehr bei Todesstrafe verboten hatte , als vor den Türken gehabt zu haben. -Seine Absicht , durch die Insurgirung des rechten Narenta - Ufers mit den Aufständischen in Bosnien sich zu vereinigen, scheiterte an dem Mißtrauen, welches der Eingeborene in jeden Fremden sezt, und Ljubibratić , welcher nicht den erwarteten Zulauf der Bevölkerung gefunden , versuchte nach einem Zu sammenstoße mit Baschibozuks gegen Bosnien vorzurücken , hielt sich aber dabei ſtets knapp an der Desterreichischen Grenze. Am 11. März kam er mit
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einigen Leuten seiner nächsten Umgebung füdlich von Jmoſchi auf Dalmatiniſches Gebiet, wo er, weil bewaffnet , angehalten und von einer Desterreichischen Pa ――――― trouille festgenommen wurde. Er wurde nach Linz in Ober-Oesterreich internirt, seine Schaar zerstreute sich , Viele suchten den Heimweg , Einige ſchloſſen ſich den Insurgenten in der südlichen Herzegowina an. Hatten die Türken auch im Laufe der ersten drei Monate des Jahres 1876 gegen 8000 Mann Verstärkungen erhalten, so blieben sie doch immer numeriſch zu schwach, um im Doppelkampfe gegen die Insurgenten und die feindliche, jede Bewegung erschwerende Natur des Bodens Erfolge erringen oder sie gar fest halten zu können. -- Mukhtar Pascha mußte sich darauf beschränken , jeine Truppen als fliegendes Corps zu betrachten , welches sich oft in einzelne De tachements auflöſte, um den Bedingungen eines Guerillakampfes par excellence gerecht zu werden . Die Diplomatie bemühte sich vergebens , diesen Kämpfen ein Ende zu machen, die Forderungen der Inſurgenten - Chefs waren unerfüllbar , die Ver heißungen der Türkischen Regierung fanden im Lande keinen Glauben und die Reform-Jrade vom 11. Februar blieb ohne Wirkung. Auch der Vermittelungs versuch des k. k. Feldzeugmeisters Freiherrn v. Rodich , welcher am 6. April mit den Insurgentenführern persönlich unterhandelte, mußte an dem Unglauben, welchen diese den Türkischen Versprechungen entgegenseßten, scheitern. Am 10. April hatten die Insurgenten die Garnison Niksić , deren Vor räthe an Proviant zu Ende gegangen , eingeschlossen. Sie vereinigten ihre Streitkräfte im Uteſch- und Njeguſch - Gebirge , um diesen besonders für das Fürstenthum Montenegro wichtigen Punkt in ihre Hände zu bringen . Als ihr Berather erschien im Lager ein Herr von Monteverde , angeblich ein Ruſſe, dessen eigentlicher Name Popoff sein soll und welcher mit dem Fürsten von Montenegro in näherer Verbindung stand. Drei Expeditionen der Türken waren mißlungen, als Mukhtar Paſcha am 26. April 18,000 Mann auf der Hochebene von Gacsko verjammelte , um den Duga-Paß zu forciren. Am 27. April waren die Türkischen Colonnen 20 Kile meter weit vorgerückt , ohne auf den Feind zu stoßen , und lagerten theils bei den zwei Wachtthürmen südlich des Hauses Zlostup , theils auf den Feljen höhen des Utesch-Gebirges. Am folgenden Tage stießen die über den Utejch vorrückenden Colonnen auf die Schaaren des Peko Pavlović und Socica. Während des Gefechts setzte die zweite Türkische Colonne unter unſagbaren Beschwerden die Vorrückung bis zur Cisterne von Nozdren fort , wo die In surgenten durch Felsenblöcke den Vormarsch zu hindern verſuchten. - Dennoch gewannen die Türken unter großen Verlusten stetig Boden und hatten Abends das Fort Presjeka (14 Kilometer von Niksic und 10 Kilometer von dem nördlichsten Vorwerke der Festung) erreicht. - Schon am 13. April hatte Mukhtar Pascha gelegentlich einer früheren , in der weiteren Vorrückung auf gehaltenen Erpedition hier Vorräthe deponirt und er wollte jezt dieselben nach Niksic befördern; er konnte aber den Kampf nicht abbrechen und hatte keine Transportthiere zur Verfügung. Während des Kampfes waren aber auf Schleich wegen die muhamedanischen Bewohner von Niksić nach Presjeka geeilt und nun schleppten sie , was jeder Einzelne tragen konnte , an Proviant in die Festung , wodurch dieselbe wenigstens für einige Zeit auf das Nothdürftigſte mit Lebensmitteln versehen wurde. Der Kampf, an dem sich noch auch ein Theil der aus Niksić ausgebrochenen Besatzung betheiligte, währte die ganze Nacht hindurch und setzte sich am Morgen des 29. fort. Auch der Rückmarsch am
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nächsten Tage gegen das Fort Krstacs erfolgte unter beständiger Belästigung der Nachhut durch Insurgentenschwärme. Diese Expedition war eine der blutigsten und bildet nebst dem Gefechte bei Muratoviza die entscheidendſte Unternehmung während der Inſurrections kämpfe. Gorainsko wurde am 8. Mai ohne Hinderniß verproviantirt. Während dieser Kämpfe in der Herzegowina gewann der Aufstand in Bosnien immer mehr Boden. Auch in Bulgarien, nordwestlich von Adrianopel, brach die Flamme des Aufstandes aus und die bedrängte Pforte überließ die Pacificirung dieses Landstriches den wilden Horden der Baschibozuks und den rohen Tscherkessen. Serbien und Montenegro schienen der Rolle , Zuseher zu ſein , überdrüſſig und die Ottomanische Regierung verstärkte die im Lager zu Nisch angeſam melten Truppen , um Serbien zu beobachten und sah sich genöthigt , ein Lager bei Scutari in Albanien gegen Montenegro aufzustellen. - Im Monat Mai ereignete sich der Consuln - Mord zu Saloniki , dessen Erzählung nicht in den Bereich dieses Berichtes fällt , welcher jedoch erwähnt werden muß , um den Zusammenhang der Begebenheiten festzuhalten, dann die Berufung Midhat Paſcha's in das Ministerium , welche eine Folge dieſes Attentats war , und die Ernennung Ruschdi Pascha's zum Großvezier blieben nicht ohne tiefgehende Einwirkung . Schon am 29. Mai wurde Sultan Abdul Aziz durch eine Pallast -Revolution entthront und Murad Effendi , der älteste Sohn Abdul Medſchid's , als Murad V. zum Sultan ausgerufen. Am 4. Juni wurde der abgesetzte Sultan todt aufgefunden und wenige Tage darauf, am 15. Juni, das Attentat des Kolagaſchi (Vice - Majors) Huſſan Bey auf die verſammelten Minister ausgeübt. Die nächste Folge dieses Thronwechsels und dieser Gewaltthaten in der Hauptstadt war, daß die Unternehmungen der Türkischen Truppen in Bosnien und in der Herzegowina ſich auf die dringendsten Verproviantirungen beschränkten und daß hierdurch eine durch die politischen Ereignisse gebotene Waffenruhe eintrat.
II.
Der Krieg zwischen der Türkei und den Fürftenthümern Serbien und Montenegro . Truppenvertheilung auf den Kriegsschaupläßen.
Serbien und Montenegro , Ersteres ein Türkischer Vasallenstaat , Letzteres ein unabhängiges Fürstenthum , waren durch den nahezu ein Jahr währenden Aufstand im Vilajet Bosnien in eine große Gährung versezt und unterſtüßten diesen auf das Eifrigste ; nicht ohne die geheime Absicht , ihre Grenzen zu er weitern und die verhaßten Osmanen gänzlich aus den Slavischen Gegenden hinauszudrängen . Serbien, welches in maßloser Selbstüberschätzung die Führerschaft der Slaven auf der Balkan-Halbinsel anstrebte , rechnete einerseits auf das gemein same Vorgehen mit Montenegro und erwartete , daß Fürst Nikita auf der kürzesten Linie gegen die Serbische Grenze vorrücken werde ; andererseits hoffte es auf den Anschluß der Bosnischen Inſurgenten und die Erhebung der durch Ottomanische Bedrückung zur Verzweiflung getriebenen Bulgaren , sobald nur Serbische Truppen die Grenze des Fürstenthums überschritten hätten. Bei Eröffnung des Feldzuges , Anfangs Juli , war die Streitmacht des
Fürstenthums folgendermaßen vertheilt : Militairische Jahresberichte 1876,
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1) An der Drina nächſt Loschniza standen 18,500 Mann unter General Alimpić. 2) An der Südfront am Jbar 13,500 Mann unter General Zach . 3) An der Südostfront 30,000 Mann bei Alerinaz und Deligrad und 17,000 Mann bei Knjazevac unter General Tschernjajev als Centrum. 4) An der Ostfront am Timok 16,300 Mann unter Oberſt Ljeſchanin. Fürst Nikita hatte in seinen Schwarzen Bergen gegen 24,000 Mann unter die Waffen gerufen , welche in zwei Divisionen an der Nord- und Süd grenze des Landes aufgestellt und durch etwa 4000 Herzegowiniſche Inſurgenten verstärkt waren. Die Vertheilung der Türkischen Armee war folgende : 1 ) In Bosnien an der Drina standen 6000 Nizam und Redif, in Zwornik 6000 Mann Besatzung und zur Bewältigung des Aufstandes im nörd lichen Bosnien noch 15,000 Mann Redif (Landwehr) unter Suleyman Pascha und Nefilbey. Im District Novibazar befanden sich in Sjenica 3000 , in Novibazar 6000 Mann , dann bei Visegrad und Novavaros ungefähr 10,000 Mann, Commandant Mehmed Ali. 3) Im Lager bei Niſch , dann in Pirot unter Achmed Eyub Paſcha_be fanden sich Anfangs Juli gegen 35,000 Mann , welche noch im Laufe dieſes Monats 25,000 Mann Verstärkung aus Klein-Asien erhielten. 4) In Widdin und gegen den Timok waren unter Ferik Osman Paſcha 15,000 Mann Tscherkessen aufgestellt. 5) In der Herzegowina commandirte Mukhtar Pascha ein Armee- Corps von etwa 20,000 Mann, welches bei Trebinje concentrirt war. 6) Bei Scutari und Podgorizza befand sich bei Beginn der Feindseligkeiten eine Brigade in der Stärke von 5000 Mann unter Mahmud Pascha. Der Hauptkriegsschauplatz war an der Südostgrenze Serbiens , an der Bulgarischen Morawa, und hatte auch der Oberbefehlshaber der Osmanen, der zum Serdar- Ekrem (d . i. Generaliſſimus) ernannte Kriegs- Minister Abdul Kerim Pascha sein Hauptquartier in Nisch aufgeschlagen. Abdul Kerim , ein 71jähriger Mann , hatte seine militairiſche Bildung in Wien erhalten, wo Feldzeugmeister Hauslab sein Lehrer gewesen war. - Er gilt als ein Mann von tiefem Wissen mit seltenen militairischen Eigenschaften, jedoch hat sein hohes Alter bereits einigen Einfluß auf seine Energie und seine Entschlüsse geltend gemacht. Als Chef des Generalstabs war ihm Nedſib Pascha , ein Mann von Europäischer Bildung und sehr einnehmendem Wesen, beigegeben. Türkischer Angriff auf Knja Mißglückte Serbische Offenſive. zevacs (3. bis 5. August) . — Kämpfe vor Alerinaz auf beiden Morawa-Ufern bis zur Waffenruhe (17. September).
Die Serbischen Brigaden Jovanović und Giorgević eröffneten die Opera tionen am 2. Juli , indem sie bei Supovac die Grenze überschritten , um den Angriffsplan des Generals Tschernjajev zu mastiren. ――― Dieser beabsichtigte nämlich, die Festung Nisch , den Basispunkt der Türkischen Operationen , zu umgehen und sich der nach Sophia führenden Straße zu bemächtigen, wobei er auf die Erhebung der Bulgaren rechnete. Der am Timok stehende Oberst Ljeschanin erhielt den Befehl , gleichzeitig gegen Adlić vorzurücken. Diesem Plane folgend rückte Tschernjajev , welcher jedoch zu schwache Kräfte zu dieſer
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Unternehmung bestimmt hatte , mit 3 Diviſionen über Banja , Knjazevać und Pandiralo bis auf die Höhe Babina glava vor, von wo er die Straße zwischen Nisch und Pirot vollkommen beherrschte. Muschir Achmed Eyub Pascha hatte , sobald er Tschernjajevs Absicht er kannte, einige Bataillone gesammelt und die in Piret stehende Division Suley= man Pascha zur schleunigen Vorrückung angewiesen . Diese Truppen genügten, um in zwei Gefechten, am 8. und 9. Juli, den Plan des Ruſſiſchen Generals, welchem auch die erwartete Unterstützung der Bulgaren fehlte , zu durchkreuzen und der Serbischen Vorrückung Halt zu gebieten. Weitere Verstärkungen der Türkischen Macht bestimmten den Serbischen Obercommandanten am 18. Juli zum Rückzuge aus der Stellung auf der Babina glava. ― Er führte seine Truppen wieder über die Grenze zurück , wobei sich am 21. bei Ak Pandiralo ein heftiges Nachhut-Gefecht entſpann . An der Grenze blieb Oberst Horvatović mit einer Division zurück, deren Stab in Knjazevać sich etablirte. Nach dem Eintreffen der erwarteten Verstärkungen gingen die Türken am 29. Juli zur Offensive über. Die Ordre de bataille zählte damals 5 Divi fionen mit 48,000 Mann Infanterie , 2000 Reitern , 108 Feld- und 16 Ge birgs-Geschützen, außerdem 3000 Tscherkessen, 6000 Arnauten und 7000 Baſchi= bozuks. Die Division Mehemed blieb als Reserve im verschanzten Lager von Risch zurück. - Die Türkische Armee überschritt an zwei Punkten bei Gramada und Ak Pandiralo die Serbische Grenze und vereinigte sich am 2. Auguſt auf den kahlen Höhen der Tresibaba. Die Höhen vor Knjazevać wurden während zwei Tagen von Oberst Horvatović auf das Hartnäckigste vertheidigt und die Türkischen Colonnen versuchten am 3. und 4. Auguſt vergeblich , die Schanzen - Da jedoch Horvatović ohne Unterstützung blieb, von Knjazevać zu nehmen. so räumte er in der Nacht vom 4. auf den 5. August den Ort Knjazevać und zog sich nach Banja zurück. Während 12 Tagen verweilte die Türkische Armee unthätig auf den Höhen der Tresibaba. Die ursprüngliche Idee , Banja zu gewinnen und von da aus über die Lukaviza - Planina auf die Straße Widdin- Zajcsſar -Paracſin zu kommen , um in dieser Weise die starken Positionen von Deligrad und Alerinaz zu umgehen , blieb unausgeführt , vornehmlich aus Verpflegungs rücksichten und wegen Mangels an Armee-Fuhrwerken . Die Ottomanische Armee durfte es nicht wagen, ihre Operationslinie zu sehr zu verlängern und sich von den Magazinen zu Nisch zu weit zu entfernen. Im Kaiserlichen Hauptquartier faßte man daher den Beschluß, Alexinaz direct anzugreifen. Am 17. Auguſt verließ die Türkische Armee die Höhen der Trefibaba. Nach zweitägigem Marsche, der mit der Bewältigung enormer, ganz ungeheurer Bodenschwierigkeiten verbunden war , erreichte die Armee Achmed Eyubs über Derwent, Lulince und Rsavzi die Höhen des Morawa-Thales. Vor dem Aufbruche war die Armee noch durch die von dem bei Zajcsar stehenden Corps Osman Pascha abgetrennte Division Fazly Pascha verstärkt -- an das worden. Dafür mußte sie aber eine Division - Hussein Sabri Corps Ali Saib abgeben, welches sich nunmehr bei Mramor, am linken Morawa Ufer , concentrirte und ebenfalls zum Einbruche nach Serbien bereit machte. Muschir Ali Saib hatte nämlich während der Kämpfe vor Knjazevać in den ersten Augusttagen vergeblich versucht , im südlichen Serbien die Jankowa Kliſſura zu forciren , den einzigen , durch eine enge Felsenschlucht führenden halbwegs pratticablen Zugang aus Alt - Serbien und dem Topliza - Thale nach 29*
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Süd - Serbien. Von einigen die Defiléen vertheidigenden Miliz - Bataillonen und Freiwilligen unter Oberst Protics in dem Vorrücken gehindert , hatte sich Ali Saib wieder nach Prokoplje zurückgezogen , wo ihn der Befehl des Serdar Ekrems Abdul Kerim traf , ins Morawa - Thal zu rücken und auf dem linken Ufer zu demonstriren, während auf dem rechten der Hauptangriff gegen Aleṛinaz geführt würde. Mittlerweile hatte Muschir Achmed Eyub am 20. August nach unbeden tenden Gefechten seinen Aufmarsch gegenüber den Erdwerken von Alexinaz be wirkt. Lettere , neunzehn an der Zahl , ziehen sich von den Höhen der Obla glava im Halbkreise bis an die Morawa bei Buimir. Sie waren durchwegs mit Positions - Geschüßen armirt , während die Türkische Armee nur über Feld Geschütze verfügte. Am 23. erfolgte der Angriff auf drei Hauptwerke. Derselbe scheiterte trotz der anerkennenswerthen Tapferkeit der Truppen an der Ueberlegenheit des Serbischen Geschützfeuers und an der guten Anlage der angegriffenen Redouten. Der Kampf wurde, namentlich auf dem rechten Flügel bei Cernabara , von der Diviſion Fazly bis in die sinkende Nacht fortgeführt, doch ohne Ergebniß. Die Türken erlitten furchtbare Verluste. Muſchir Achmed Eyub Pascha hatte jetzt die ungeheure Schwierigkeit eines directen Angriffs der Werke von Alexinaz auf dem rechten Morawa-Ufer kennen gelernt. Da er überdies erfuhr , daß Oberst Horvatović mit einer Diviſien von Banja aufgebrochen sei und seinen Rücken bedrohe, so faßte er den Ent schluß, den Angriff abzubrechen und vom linken Ufer aus zu verſuchen. Hier war Muschir Ali Saib beinahe ohne Kampf bis Mrſol und Zitkovac vorgedrungen und hatte die Verbindung mit dem linken Flügel Achmed Evubs hergestellt. Der Serdar Abdul Kerim kam am 25. Auguſt ſelbſt in das Lager und schloß sich nach genommener Einsicht in die Sachlage dem Vorhaben Achmed Eyub's an , die am rechten Morawa - Ufer stehenden drei Diviſionen am linken Ufer mit der Diviſion Ali Saib zu vereinigen und von dort aus den Angriff auf Alexinaz und Deligrad zu unternehmen. Am 27. August vollzogen zwei Divisionen den Uferwechsel , die Diviſien Fazly Pascha deckte denselben. Gegen Mittag sah sich diese Division von mehreren Seiten zugleich angegriffen ; es war die Serbische Division Horvatović, welche von Knjazevać kommend den Uebergang der Türken über die Morawa zu hindern versuchte. - Obzwar die Türken namhafte Verluste erlitten , jo gelang es ihnen dennoch, die Serbiſchen Milizen, welche wie in allen Kämpfen wenig Ausdauer zeigten , am Abend zurückzuwerfen und am nächsten Morgen das linke Morawa-Ufer zu gewinnen. Achmed Eyub nahm sein Hauptquartier bei Mrſol. Der Serdar Abdul Kerim ließ alle in Sophia eingetroffenen Truppen zur Feld - Armee abgeben und forderte auf die eindringlichste Weise vom Großvezir Ruschei Pascha Belagerungs-Material. Am 1. September begannen die Operationen am linken Morawa - Ufer. Die Avantgarde der Türken griff bei Zitkovać die Serben an und zwang die selben , nach Dolni Adrovac zurückzugehen. Am 2. September gewannen die Türken die Linie Kaonit - Gorni - Adrovac , und es gelang ihnen dadurch , die Serbischen Truppen in die Linie Deligrad-Ljubes - Djunis zurückzudrängen. Das Gros der Serbischen Armee war in die Befestigungen von Deli grad, welche im Laufe dieses Feldzuges bedeutend verstärkt worden waren
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zurückgegangen ; Alerinaz war durch den Oberst Protić mit 10 Bataillonen besetzt. Die unter Major Csolak Antić bei Jankova Klissura stehenden Serben, etwa 5000 Mann, hatten ihre Aufstellung verlassen , weil sie keinen Feind vor sich hatten, und besetzten Vukanja im Rücken der Türkischen Armee. Am 10. und 11. September versuchten die Türken bei Trujan eine Brücke über die Morawa herzustellen und einen Brückenkopf aufzuwerfen , was ihnen nach Abweisung eines Serbischen Angriffes gelang. Auch versuchte die Be jakung von Alerinaz , den rechten Flügel der Türkischen Aufstellung bei Tesica anzugreifen , und die Rückzugslinie nach Nisch zu bedrohen , jedoch wurden die zu dieser Division bestimmten 8 Bataillone unter großen Verlusten über die Brücke bei Buimir zurückgeworfen. Am 16. wurde eine vierzehntägige Waffen ruhe vereinbart.
Die Ereignisse auf den Nebenkriegsschaupläßen. Während dieser Vorgänge zwischen der Niſchawa und Morawa wurde auch auf den Nebenkriegsschaupläßen am unteren Timok, an der unteren Drina und am Jbar ununterbrochen gekämpft. Doch zersplitterte sich hier die Action in belanglose Scharmützel und Gefechte, die an der Situation nichts änderten und ohne Einfluß auf den Gang der Operationen bei den Hauptarmeen blieben. Am 5. Juli überschritt Oberſt Ljeſchanin , welcher in Folge Befehls die Offenſive ergreifen mußte, die Grenze, wurde jedoch von Ferik Osman Paſcha, welcher sein Corps auf 23,000 Mann gebracht hatte, nach Zajcsar zurück geworfen. Die Türken bemächtigten sich der am rechten Timok-Ufer gelegenen Serbischen Verschanzungen , und unternahmen in den folgenden Tagen bis zum 10. Juli vier vergebliche Versuche, den Timok zu überschreiten. Osman Pascha hatte 6000 Mann Anatolischer Truppen erhalten und entsendete Ferik Fazly Pascha gegen Bregovo zur Deckung seiner rechten Flanke. Am 12. und 13. Juli griff Ljeschanin wieder an , wurde jedoch bei Veliki Izvor von den Türken ge schlagen, während Fazly Pascha den zum Flankenangriff beorderten Oberst Beckers über Bregovo zurückgedrängt hatte. Osman Pascha ließ die Höhen von Veliki Izvor verschanzen, und behauptete sich da gegen die wiederholten Angriffe der Serben am 18. Juli. Man sagt, daß Ljeschanin für diese verunglückte Unternehmung, bei welcher die Wallachischen Bataillone gänzlich versagt hatten, ―― in gerichtliche Untersuchung gezogen werden sollte er blieb aber noch weiter im Commando , wurde jedoch dem directen Befehle Tschernjajev's unterstellt. Am 26. , 27. und 28. Juli wurde bei Vrazogrnac , bei Zajcsar und Bregovo hartnäckig gekämpft , ohne daß eine der kämpfenden Parteien einen besonderen Vortheil errang . Der Timok war in Folge des anhaltenden Regenwetters ausgetreten und die Feindseligkeiten ruhten durch einige Tage, während Achmed Eyub mit seiner Armee von Nisch nach Knjazevać vorgedrungen war. Tschernjajev ordnete nun auch die Räumung von Zajcjar an und überließ die Timok-Linie dem Gegner. In der Nacht vom 6. auf den 7. August verließen die Serben Zajcsar. Ein Theil der Division nahm eine Flankenstellung bei Negotin, der Rest wurde zur Armee nach Deligrad gezogen. Der Sicherheits- und Vorpostendienst von Seite der Türken wurde so nachlässig betrieben, daß Ferik Osman Pascha die Nachricht von der Räumung Zajchar's erst am Abende des 7. August erfuhr , und auch keine Anstalten
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machte, um den Feind zu verfolgen. Er beschränkte sich auf die Besetzung der Stadt und der umgebenden Höhen. Am 14. Auguſt rückte Fazly Pascha mit einer Division vom Corps Osman Paschas nach Knjazevać ab, um Achmed Eyub zu verstärken. Osman Pascha blieb nun unthätig in seiner Stellung bis zum Abſchluſſe des Waffen stillstandes. Der Serbische Commandant , Oberst Ljeschanin , welcher mit General Tschernjajev sich nie vertragen hatte , und bei dem Ende Auguſt ſtattgehabten Avancement übergangen worden war , hatte Hand an sich gelegt, *) und wurde durch einen Deutschen , Namens Horstig , im Commando ersetzt. Dieser re organisirte die durch Detachirungen sehr geschwächte Division, welche kaum mehr als 12,000 Mann stark sein mochte. Ueber die unter General Alimpić an der Drina aufgestellte Division, welche 18,500 Mann stark war und die Bestimmung hatte , in Bosnien ein zudringen , um sich mit den Aufständischen zu vereinigen , ist nicht viel zu melden. Alimpić eröffnete wohl die Feindseligkeiten am 3. Juli durch einen Vorstoß gegen das 7 Kilometer von der Grenze entfernte, mit etwa 6000 Mann Türkischer Truppen besetzte Städtchen Bjelina, welches er auch einnahm, jedoch nach kurzem Besize wieder räumen mußte. Die Türken gaben Klein-Zwornik am rechten Drina-Ufer auf und Alimpić - Am 20. Juli verschanzte sich daselbst , um seine jungen Leute zu schulen. wurde er von den Türken angegriffen und behauptete sich in seiner Stellung, weil er über eine vierfache Uebermacht verfügte. Es kam zwar noch am 12. August bei Teocak , nördlich von Zwornik, zu einem Zuſammenstoße , welcher aber belanglos war , da die Serbischen Truppen das gewonnene Terrain nicht behaupten konnten. Wichtiger erscheint es , daß Alimpić den Aufstand in Bosnien nährte und die in sein Lager geflüchteten Bosnier bewaffnete. Diese erhielten den Oberst Despotovics zum Anführer und setzten sich zwischen der Verbas und Suna fest , wo sie am 8. September das Fort und die Stadt Glamoć eroberten. Ebenso gering waren die Erfolge der Serben im Süden an der Jbar Linie, wo der alte General Zach mit absolut unzulänglichen Kräften die Auf gabe erhalten hatte, sich Sijenica's zu bemächtigen und sich mit den Montene grinern zu vereinigen. Sein Hauptquartier befand sich zu Ivanica. Zach entsendete den Griechisch-Orientalischen Bischof Ducić als Führer einer Schaar gegen Novavaros und den Oberstlieutenant Cjolak Antics über Raska gegen Novibazar. Er selbst überschritt am 6. Juli die Serbische Grenze bei Kladnica, wurde aber von Mehemed Ali, welcher ihm mit 10,000 Mann das Vordringen wehrte , zurückgedrängt und mußte in seine befestigte Stellung Javor zurück gehen. Zach erkrankte an den Folgen der durch einen Sturz vom Pferde er littenen Contusionen und übergab zu Ende des Monats Juli sein Commando an den Oberst Csolak Antics. Der Archimandrit Ducić wurde am 19. Juli von Novavaros in die Serbischen Gebirge geworfen , so daß die Serben im Süden ihres Reiches nur Mißerfolge aufweisen konnten. Die Kämpfe in Montenegro und in der Herzegowina vom Juli bis Ende September. In der Herzegowina hatten die Feindseligkeiten nach der Kriegserklärung Insurgentenschaaren schlossen sich als gerne auf Serbiens wieder begonnen. *) Er genas jedoch bald von seiner Wunde und erhielt im October wieder ein Commando.
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genommene Hülfstruppen den Bataillonen an, welche Fürst Nikita von Monte negro über die Nordgrenze der Schwarzen Berge in die Herzegowina führte. Der Krieg behielt hier auch nach dem Erscheinen der Montenegriner auf dem Kriegsschauplage den durch die Gestaltung des Karstgebirges so ungemein be günstigten Charakter des Guerillakampfes. Nur wurde dieser jetzt planmäßiger geführt , wenn auch anscheinend Fürst Nikita seine Cernagorzen ihrem kriege rischen Instincte überließ, indem er auf ihre angeborene Tapferkeit, ihren Türken haß und ihre nationale Begeisterung rechnete. Fürst Nikita entsendete Peko Pavlović gegen Klek, um die nach Trebinje führende Straße zu besetzen ; er selbst rückte gegen die Hochebene von Gacsko vor und cernirte die Citadelle von Metokia , ohne eine bestimmt ausgesprochene Absicht zu verfolgen ; er war in der Herzegowina , und dies genügte seinem Selbstbewußtsein. Am 26. Juli wurde eine Abtheilung der Cernagorzen , welche gegen Nevesinje vorrückte, durch Seleim Pascha in den Defiléen von Buna geschlagen und Fürst Nikita zog sich mit seinen 3 Brigaden nach Krstacs zurück. Muſchir Mukhtar Pascha befestigte einstweilen Mostar , und rückte am 28. Juli von Plana gegen Vucidol. Er hatte sein Corps in 3 Colonnen getheilt und wußte. nicht , daß die Montenegriner auf einer Parallelstraße von Korito nach Vrbica marschirten. Bei Vucidol sah sich Mukhtar Pascha plötzlich von allen Seiten vom Feinde umgeben, und nach einem blutigen Kampfe, wobei die Cernagorzen zu ihrem Handſchar griffen , retteten sich einzelne Theile des Türkischen Corps in wilder Flucht nach Bilek; 6 Bataillone , ca. 3000 Mann, wurden gänzlich Mukhtar zog ―――― vernichtet, und der Brigadier Liva Osman Paſcha gefangen. sich nach Trebinje zurück und Fürst Nikita, anstatt den errungenen Vortheil auszubeuten , oder, seinem Versprechen gemäß , den Serben bei Novibazar die Hand zu reichen, marschirte sonderbarer Weise in sein Land zurück. — An der Südgrenze Montenegros hatte der Vojwode Petrovics am 14. Auguſt einen glänzenden Sieg über Ferik Mahmud Pascha, einem Renegaten Namens Freund , welcher 17 Bataillone und 5000 Baschi-Bozuks befehligte , erfochten. Mahmud Pascha wurde seines Commandos enthoben , und durch Muſchir Der wisch Pascha ersetzt. Fürst Nikita rückte quer durch sein Land und ließ Peko Pavlović in der Herzegowina zurück. Er selbst stellte sich nördlich von Podgorizza auf und er wartete offenbar einen wiederholten Angriff der Türken von Albanien aus ; denn diese waren durch angelangte Verstärkungen auf einen Stand von 30,000 Mann gebracht worden. Mukhtar hingegen rückte am 2. September im Norden Montenegros bis Grabovać vor. Der Montenegrinische Senator Petrovics wurde in Piperi bei Podgorizza von 9000 Mann überfallen , jedoch gelang es ihm, nach erhaltener Verstärkung die Türkischen Bataillone zurückzuschlagen, wobei 2000 Mann in der Moracha ertrunken sein sollen. Fürst Nikita stand mit seinen Schaaren bei Danilograd , Derwisch Paſcha im Lager zwischen Spuz und Podgorizza , und Mukhtar Pascha im Norden Montenegros am Zaslap, als die Waffenruhe eintrat.
Vorgänge während der Waffenruhe. Die Europäischen Mächte bemühten sich vergebens , die kriegführenden Parteien zu dem Abschlusse eines Waffenstilstandes zu bewegen; das Reſultat ihrer Bemühungen war eine bis zum 2. October dauernde Waffenruhe.
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Es hatten sich mittlerweile Ereignisse vollzogen , welche der Vollständigkeit halber hier kurz erwähnt werden müssen. In Constantinopel wurde der geisteskranke Sultan Murad V. durch eine Bulle des Scheik ül Islam abgeſetzt und deſſen jüngerer Bruder Abdul Hamid II. am 7. September mit dem Schwerte Osmans umgürtet. In Serbien gewann der Einfluß der Russischen Offiziere die Oberhand, diese bemächtigten sich aller höheren Posten im Heere , und es bildeten sich in Folge des starken Zuzuges von Freiwilligen ganze Russische Abtheilungen. Am 16. September versuchte Tschernjajev und die Ruſſiſchen Offiziere den Fürsten Milan zum König von Serbien " zu proclamiren. Fürst Milan war vorsichtig genug, diese Würde abzulehnen und der Deputation , welche ihm die Adresse der Armee überbringen sollte, den Weg nach Belgrad zu verbieten. Wiederaufnahme der Feindseligkeiten ; die Entscheidungskämpfe bei Dyunis , Ende October; Fall von Alexinaz ; Waffenstillstand. Die Waffenruhe war von den Serben nur theilweise beobachtet worden. Die Stellung der beiden Parteien war bei der förmlichen Wiederaufnahme der Feindseligkeiten folgende: Der rechte Flügel der Serbischen Morawa-Armee stand längs des Dyuniska Baches von Weliki Siljegovac bis Dyunis , von hier bis Korman war das Serbische Centrum entwickelt , der linke Flügel stand am rechten Morawa-Ufer bei Alexinaz bis Glogowica. Die Reserve befand sich in Deligrad . Bei Trubarewo war ein großer Brückenkopf errichtet, deffen Hauptwerke aus 5 Re douten bei Sveti Nestor bestanden. Diese Erdwerke waren gut armirt. Die Eichenwaldungen, welche die Höhe des Sveti Nestor-Berges krönen, waren um gehauen, die einzelnen Werke durch Jägergräben verbunden. Die Türkische Armee stand in einem Winkel, dessen Spize Dolni Adrovac bildete , der linke Flügel ging bis Krusje , der rechte längs der Morawa bis Tesica. Außerdem hielten Türkische Truppen Prokoplje besett ; im verschanzten Lager bei Nisch, wo der Serdar Abdul Kerim sein Hauptquartier hatte, waren 20,000 Mann als Hauptreserve , und außerdem standen 8 Bataillone bei Ak Palanka und Pirot als Reserve für ein auf die Babina glava vorgeschobenes Detachement. Wenn auch die verschiedenen Angaben über die Stärkeverhältnisse weſent= lich von einander abweichen, so kann doch die Türkische Macht an der Morawa, in Nisch und im Toplizathale auf 90,000 Mann veranschlagt werden , woven 65,000 Mann im Morawathale standen. Die Serbische Armee an der Morawa kann mit Einſchluß von etwa 6000 Russen und einiger freiwilligen Corps nach Mobilmachung des 3. Aufgebotes gegen 60,000 Mann betragen haben. Am 28. und 30. September fanden längs der ganzen Linie blutige Kämpfe , statt obwohl die Waffenruhe noch nicht abgelaufen war , und die Türken eine bis an Selbstverläugnung streifende Ruhe an den Tag legten , indem sie sich nur abwehrend verhielten. Nach dem 1. October trat jedoch ein Stillſtand ein, während deſſen General Tschernjajev im Serbischen Heere die Ruſſiſche_Com mandoſprache einführte und die Serbischen Offiziere zu Dolmetschern der Russischen Diese Vergewaltigung des nationalen Elementes Commandanten erniedrigte. mußte in einem Milizheere eine große Aufregung verursachen und Anlaß zu vielen Widersetzlichkeiten geben , welchen wieder durch Gewaltthätigkeiten der Ruſſen begegnet wurde, wodurch eine hochgradige Spannung im Lager entſtand.
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Am 19. October begann auf Befehl des Serdars Abdul Kerim, dem aus Conſtantinopel die gemeſſenſten Weisungen, doch endlich einmal eine Entscheidung herbeizuführen , zugekommen waren , der Angriff auf die Serbische Stellung. Derselbe richtete sich zuerst gegen die Dyuniska- Linie, weil der Besitz derselben jenen von Deligrad illusorisch machte. Während der nun folgenden fünftägigen Kämpfe um die Redouten, entlang des Dyunisbaches , wurden die Verschanzungen von Alexinaz vom linken Fluß ufer aus nur beobachtet und aus den Feldgeschützen der Division Fazly be schossen. Es mußte zuerst das Schicksal der Dyuniska - Schanzen entſchieden werden , bevor man den Angriff auf die Alexinazer Werke selber unternehmen fonnte. Die Haltung der Dyuniska-Linie war begünstigt, da die Vertheidiger durch eine größere Zahl Russischer Bataillone auf einen ansehnlichen Stand erhöht worden. Die Zähigkeit des Moskowitischen Vertheidigers gestattete den jetzt mit ungewöhnlicher Energie geführten und mit Ungeſtüm vordringenden Türken nur einen schrittweiſen Bodengewinn. Ja, am dritten Kampftage, den 21. Octo ber , machten die Serbo-Ruffen sogar einen letzten verzweifelten Verſuch, aus ihren Schanzen herauszubrechen und an zwei Punkten - Oberst Horvatovics am rechten Flügel und Oberst v. Milizeff von Deligrad und dem Brückenkopfe vor Trubarevo her selbst die Offensive zu ergreifen. Doch umsonst! Die heroischen Anstrengungen der Russen scheiterten an der unzulänglichen Unter stüßung seitens der schon kleinmüthig gewordenen Serbiſchen Milizhaufen, sowie an den festen Stellungen der Türken , die auch ihres Ortes eine Bravour in der Behauptung der eroberten Positionen bewährten , welche wohl nur durch die, bis zum untersten Sacca gedrungene Erkenntniß erzeugt wurde , daß es ſich jetzt um die Entscheidung des Krieges, um Sein oder Nichtsein handle. Der nervösen Aufregung folgte bei den Serbischen und Russischen Truppen nach dem mißlungenen Offensivversuche eine naturgemäße Erschlaffung der Kräfte. Der strömende Regen, der durchweichte Boden, die kalten Herbstwinde und die Fatiguen der Kämpfe geboten auch den Türken am 22. October Ruhe. Den nächsten Tag gingen sie aber trotz des andauernden Unwetters auf allen Punkten wieder zum Angriff über. Derselbe concentrirte sich diesmal auf den Kern der Verschanzungen, auf die Redouten vor dem Orte Dyunis , und entwickelte sich im Laufe eines neunstündigen Kampfes zu einer großen Schlacht, der bedeutend ften und entscheidungsvollsten des ganzen Krieges. Die Leiden und Mißerfolge eines nahezu viermonatlichen Feldzuges hatten den moraliſchen Halt in der Ser bischen Armee schon sehr geschwächt. Die Lettere bot an diesem Tage das Schauspiel einer totalen Deroute dar. Auf einigen Punkten gingen die von ihren Gebetrufern (Hodjas) fanatisirten Türkischen Bataillone unter wüstem Allah-Geschrei mit dem Bajonette zum Sturme vor. Fast überall stoben die Serbischen Vertheidiger auseinander , indem sie noch , um sich ihrer Bürden rascher zu entledigen, Waffen und Sack und Pack in die Tümpel und Moräſte warfen. Nur die Ruſſiſchen Truppen hielten noch in ihren Schanzen aus und zogen den Kampf bis zum Einbruche der Dunkelheit hin. Der geschlagenen Serben hatte sich eine so furchtbare Panik bemächtigt, daß bei der Flucht ein zelner Abtheilungen gegen Deligrad auf der Brücke von Trubarevo, welche voll gepfrepft war mit retirirenden Fuhrwerken, Geschützen, Munitionswagen, Pferden u. s. w., viele Menschen in die hoch angeschwollene Morawa gestoßen wurden. Am Abend des 23. October waren sonach die Türken Herren der Dyuniska Linie; ihre Gegner hatten sich theils nach Deligrad , theils nach Krusevaz ge
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Srezovaz ; die Armee nahm in den folgenden Tagen Stellung in dem Dreiecke Dyunis Sveti-Nestor - Dolni Adrovac. Um diese Zeit trafen endlich auch die so sehnsüchtig erwarteten schweren Am Morgen des Geschütze (15 Centimeter-Röhre) im Türkischen Lager ein. 29. October konnte aus denselben das Feuer gegen die Werke von Alerinaz eröffnet und gleichzeitig auch der Bau einer Pontonbrücke bei Dolni Adrovac in Angriff genommen werden. Die enorme Wirkung des Bombardements zeigte sich in der schon in der Nacht zum 30. erfolgten gänzlichen Räumung der Stadt und der Werke, illustrirt aber auch die sträfliche Nachlässigkeit des Ottes manischen Armee-Obercommandos, welches in seiner Unbeholfenheit und Schwer fälligkeit fast vier Monate voll weltgeschichtlicher Ereigniſſe dahingehen ließ, bis es endlich jene Kriegsmittel zur Stelle schaffte , die allein die Bezwingung der Serbischen Fortificationen ermöglichten. Wie viel Blut und - in Folge der rascheren Beendigung wie viel Geld hätten die Türken erspart , wenn sie bei Zeiten ihre schweren Geschütze im Lager gehabt hätten! Die Siege der Ottomanischen Armee hatten das Verhältniß der hohen Pforte zum Petersburger Cabinet noch viel gereizter gestaltet. Alle Opfer, welche Rußland für Serbien gebracht, erwiesen sich jetzt nutzlos und vermochten den militairischen Ruin des Fürstenthums nicht aufzuhalten. Fürst Gortschakoff suchte daher dem bedrängten Lande dadurch beizuspringen, daß er durch General Ignatieff Verhandlungen über den raschen Abschluß eines Waffenstillstandes in Constantinopel einleiten ließ. Nichts wäre aber der Pforte ungelegener ge kommen , als durch einen Waffenstillstand in dem Augenblicke dem Serdar Ekrem in den Arm zu fallen , in welchem der vernichtende Streich gegen die Bollwerke Serbiens geführt werden sollte. Die Waffenſtillstands -Verhandlungen wurden daher von der Türkei künstlich in die Länge gezogen, bis die telegraphische Kunde in Constantinopel eintraf , daß die Türkische Armee nicht allein Herrin der Dyuniska-Linie sei , sondern am 30. October Mittags auch Alerinaz ohne Schwertstreich besetzt habe. Und auch jetzt trachtete noch die Pforte den Ab schluß einer Uebereinkunft hinauszuschieben, denn die Meldungen aus dem Feld lager über den verzweifelten und hülfslosen Zustand der Serbisch - Ruſſiſchen Truppen ließen hoffen , daß in den nächsten Tagen nicht allein der Brücken kopf von Trubarevo , sondern sogar Deligrad selbst den Türken in die Hände fillen werde. Die Noth war nun aufs Höchste gestiegen ; jede Stunde konnte eine Katastrophe über Serbien bringen . In solcher Lage schritt das Petersburger Cabinet zu dem äußersten Mittel. Es drohte am 30. October mit der Kriegs erklärung , wenn die Pforte nicht ungesäumt ihren Armee - Commandanten in Serbien und Montenegro die Weisung zur Einstellung der Feindseligkeiten zu gehen lasse. Das wirkte und so wurden denn am 31. October die legten Kugeln bei dem Brückenkopfe von Trubarevo zwischen Türken und Serben ge wechselt. Auf den Nebenkriegsschauplätzen hat sich in der zweiten kurzen Periode der Kämpfe nicht viel ereignet. Die Timok - Linie hielt Osman Pascha mit 28 Infanterie - Bataillonen, 8 Escadrons, Artillerie und etwa 1000 Tscherkeffen besetzt, und obwohl er um Vieles stärker war , als der ihm gegenüberstehende Oberst Jovanović , machte er dennoch keinen Versuch, ins Land einzudringen ; es kam wohl am 18. October
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zu einem größeren Gefechte bei Planinica, die gegenseitige Stellung blieb jedoch beinahe unverändert; nur hielten die Türken Ljubnica besetzt , welches am 23. October vergeblich von den Serben gestürmt wurde. Der Waffenstillstand machte dieſen belanglosen Kämpfen ein Ende und wurde eine Demarcations linie festgestellt , welche den Türken einen schmalen Landstreifen Serbiens und die Befestigungen von Zajcsar einräumte. An der Drina war das Corps des Generals Alimpić über den Fluß zurückgegangen , angeblich , weil es durch Abcommandirungen geschwächt worden war; die Orte Loznica und Lesnica wurden befestigt. -Am 5. October fand ein kleines Gefecht bei Raća statt , welches die Serben veranlaßte, ihre Kräfte bei Klein - Zwornik zu concentriren. Durch den Waffenstillstand wurde die Drina als Grenze bestimmt. -An der Javor-Linie hatte der Russische General Novoseloff das Commando übernommen und Verstärkungen erhalten. Oberst Colak Antić hatte mit der schwachen Abtheilung seines Freicorps Kursumlje besetzt und verhinderte die directe Verbindung des Lagers zu Nisch mit Mitrovica , jedoch scheinen die Türken keinen Werth auf diese Verbindungslinie gelegt zu haben. Am 17. October fand bei Ravnagora ein Gefecht statt , in welchem Novoseloff Sieger blieb und die früheren Stellungen bei Javor eroberte. Von hier aus rückte er am 26. in den District Novibazar ein und setzte sich in den Besitz Novavaros ; mußte jedoch nach abgeschlossenem Waffenstillstande hinter die ――― Landesgrenze zurückgehen und auch Kursumlje räumen . Der Fürst von Montenegro trat mit der hohen Pforte in geheime Unter handlungen und verlängerte die Waffenruhe bis 4. October. Es fanden zwar in und um Montenegro kleine Gefechte und Unternehmungen statt , in welchen die Türken sogar namhafte Verluste erlitten , so am 6. October bei Grahowa, am 10. October bei Danilograd, aber beide Theile waren erschöpft, so daß die Capitulation des Türkischen Forts Medun , deſſen Besatzung , 500 Mann mit 12 Offizieren, fich wegen Mangels an Lebensmitteln übergeben mußte, als das Schlußereigniß der Kämpfe an der Montenegrinischen Grenze betrachtet werden kann. Schlußwort. So bedeutungsvoll auch die Kämpfe auf der Balkan-Halbinsel und in den Dinarischen Alpen in politischer Beziehung sein mögen , dem Soldaten selber bieten sie doch nur ein mäßiges Interesse und eine bescheidene Ausbeute an Belehrung und Anregung. Und zwar weniger deshalb , weil schon nach ihrem Charakter und ihrer Anlage diese Kämpfe sehr untergeordnet neben den Er scheinungen jener großen Kriege sich ausnehmen, die innerhalb 18 Jahren, von 1853 bis 1871 , die militairische Welt in Bewegung gebracht , als vielmehr aus dem Grunde , weil auf allen Seiten eine hinter den Forderungen der Zeit zurückſtehende Kriegführung zu Tage trat. Besondere Beachtung können nur die Ereignisse auf den Felsenhängen des Prolog und in den düstern Schluchten der todtenstarren Dinarischen Alpen be anspruchen. Sie bringen uns die alle Vorstellungen übertreffenden , ganz un geheuren Schwierigkeiten des Krieges in einer unwirthlichen und wasserlosen, gottverlassenen und menschenverwaisten Gegend mit allen ihren Schrecken und den Barbareien versunkener Jahrhunderte lebendig zur Anschauung. In Wür digung der großen Gefahren hat das Stambuler Serastierat hierher auch seine besten Truppen gesendet und seinen besten General : durchwegs Anatolische
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Nizams und den jungen feuergeistigen Marschall Mukhtar Pascha. Was die geld- und brotlosen Soldaten des Padischa in einem verzweiflungsvollen Ringen gegen die feindlichen Elemente einer großgearteten gigantischen Natur und gegen die Wildheit trotziger freier Bergvölker vollbracht , zwingt den mili tairischen Beobachter zur Bewunderung und zur Achtung. Marschall Marmont hat auf denselben kahlen Kalkfelsen , im Kampfe gegen dieselben verwegenen Bergstämme, mit Regimentern versagt , die wohl besser gerüstet und verpflegt waren , als die darbenden Türkischen Alajs , und die auf den Schlachtfeldern zweier Erdtheile die Gewohnheit des Siegens sich angeeignet hatten. Der dauernde Erfolg in dem Montenegrinisch - Herzegowinischen Guerillakampfe ist eben für den Angreifer an Bedingungen geknüpft , deren Erfüllung ein über wältigendes Aufgebot an Truppen, an technischen und materiellen Hülfsmitteln erheischen würde, Bedingungen , denen die im kleinen Style zu arbeiten ver urtheilten Türken kaum zu genügen vermögen. Andere Verhältnisse herrschten auf dem Serbischen Kriegsschauplate. Hier hätte sich mehr als das individuelle physische Leistungsvermögen die Kraft der Entsagung und der Ertragung von Strapazen bethätigen müssen , um einen Erfolg zu erringen ; hier traten auch ernstere Forderungen an den Intellect, an die militairische Bildung und an die Führung der Truppen im Großen. Diesen Forderungen wurde aber weder auf Türkischer noch auf Serbisch-Ruſſiſcher Seite entsprochen. Wir finden hier den rohesten Empirismus, ein Wagen ohne Wägen und eine frevelnde Vergiftung des Soldatengeistes durch entsittlichendes Politisiren in der Front; bei den Türken dagegen eine beispielloſe Unwiſſenheit in den höheren , wie selbstverständlich auch in den unteren Kreisen , einen Mangel an Ordnung in der Truppe und Verwaltung und Mangel an Voraus sicht im Generalstabe, eine Denkträgheit, Schwerfälligkeit und Entſchlußunfähig keit, die es sattsam erklären, daß eine regulaire, tapfere, fanatisirte und muſter haft gehorsame und abgehärtete Truppe wie die Türkische vier Monate braucht, um mit ungefeſteten und im Beginn der Ereignisse sogar noch feuerscheuen Milizhaufen fertig zu werden, und die 25 Kilometer von Nisch bis Merinaz zu überschreiten. Doch Einen praktiſchen Gewinnſt zieht die heutige Generation immerhin aus den Kämpfen auf der Balkan - Halbinsel: sie hat wiederum ihr Urtheil geklärt über den Werth oder richtiger die Werthlosigkeit des Miliz systems . Für den Soldaten waren die Acten über die Milizen zwar schon längst geschlossen . Er hatte ja genug an den heiteren Erscheinungen des Treffens von Gislicon . Aber es bedurfte drastischer Belege, um auch weiteren Kreisen die Erkenntniß des Wesens oder Unwesens der Milizen zu vermitteln und namentlich in einigen Europäischen Vertretungskörpern die Wortführer des Milizenthums durch Thatsachen zu widerlegen. Und das ist geschehen. Guter Wille und nationale Begeisterung , die man in manchen Ländern allein schen als die Bürgen des Erfolges betrachten zu dürfen gewähnt , haben den Serbi ſchen Milizmännern gewiß nicht gefehlt. Und dennoch unterlagen sie , weil ſie nie den Ernst des Waffendienstes kennen gelernt , nie mit den Vortheilen und Griffen des Handwerkes vertraut geworden und endlich auch keine schon im Frieden geübte Offiziere besaßen , die ihren Beruf erfaßt und ihre Aufgabe er füllt hätten. Und so hat für lange Zeit hinaus der Serbisch- Türkische Krieg das lette D. Wort gesprochen in Sachen der Milizen.
Nekrologe von im Jahre 1876 verstorbenen hervorragenden Offizieren u. s. w .
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Nekrologe von
im
Jahre 1876 verstorbenen hervorragenden Offizieren u . s . w .
Etienne Merlin Baron de Beurnonville, Französischer General und Pair von Frankreich. Geb. 11. Juli 1782 zu Ferté sur Aube (Haute Marne), geft. 1. Februar 1876 bei Pontoise.
La Chapelle
Neffe des Marschall von Frankreich , Pierre de Riel , Marquis von Beurnonville, diente der Verstorbené von 1804-1806 in der Marine und trat dann in die Militair schule zu Fontainebleau. Unterlieutenant 1807, nahm er an der Schlacht von Friedland Theil und ging darauf nach Spanien , wo ihn Macdonald 1809 als Adjutant in ſeine Nähe berief. Er gewann den Lieutenants- und Capitainsrang durch zahlreiche Kriegs thaten und folgte dem Marschall nach Rußland , wo er der Belagerung von Riga bei wohnte; am 13. April 1813 wurde er Bataillonschef, und einige Monate später Oberst. Bei Baußen wurde er durch einen Schuß an der Brust verwundet , in dem Gefecht bei Arnheim erhielt er eine zweite Bleſſur. Während der Reſtauration führte Oberſt Beur nonville das Commando eines Regimentes der Kgl. Garde und wurde am 7. November 1817 zum Marechal de camp befördert. Am 24. April 1821 wurde er zur Pairie berufen, im Jahre 1822 Adjutant des Herzogs von Angouleme , mit dem er die Campagne in Spanien mitmachte , und deſſen Adjutant er bis zur Julirevolution blieb , Epoche , zu welcher er verabschiedet wurde. General de Beurnonville war am 31. October 1809 Ritter , am 29. Juni 1813 Offizier der Ehrenlegion geworden, und hatte das Ludwigs freuz 1814 bei der Rückkehr der Bourbonen erhalten. Reicher Groß- Grundbesizer und intelligenter Landwirth hat er das Land , das er bewohnte, umgewandelt, und das An denken an ein langes, dem Guten gewidmetes Leben binterlaſſen. (Nach Moniteur de l'Armée Nr. 15 vom 11. März 1876.) George Eugen Blanchard, Französischer Divisionsgeneral. Geb. 12. October 1805 in Basel, geſt. 13. Februar 1876 im Schloffe des Essarts bei Nouen. Blanchard trat am 1. October 1827 aus der Schule von St. Cyr als Unterlieutenant in das 1. leichte Infanterie-Regiment. Mit diesem Regiment nahm er an der Expedition nach Africa Theil , wurde 16. October 1831 Lieutenant und 13. December 1836 Haupt mann. Zum Major im 18. leichten Regiment am 10. October 1844 befördert, erhielt er am 22. September 1816 das Ritterkreuz der Ehrenlegion , wurde den 29. April 1850 Oberstlieutenant im 53. Linien-Regiment und am 14. Januar 1853 Oberst des 22. Linien Regimentes. Bei Wiederherstellung der Kaisergarde durch Decret vom 1. Mai 1854 wurde Oberst Blanchard zum Commando des 1. Grenadier - Regimentes beſtimmt , mit dem er thätigen Antheil an dem Krimfeldzuge nahm , in welchem er eine schwere Ver wundung erhielt. Am 22. September 1855 zum Brigadegeneral ernannt , wurde er am 8. April 1856 Offizier der Ehrenlegion, damals bereits 30 Dienstjahre zählend. Während des Feldzuges in Italien commandirte er die 2. Brigade (91. und 98. Linien-Regiment) der 1. Division des 1. Corps diese Division kämpfte am 20. Mai 1859 erfolgreich bei Montebello. Am Tage nach dem Siege wurde Blanchard Commandeur der Ehrenlegion. Nach der Schlacht von Magenta, in der er seine Truppen tapfer führte , erhielt er das Commando der 2. Brigade der 1. Division der Kaiserlichen Garde (2. und 3. Grenadier Regiment) in Stelle des zum Diviſionair ernannten General Wimpfen. General Blanchard verließ die Garde erst am 21. December 1866 , als er Divisionsgeneral wurde. Von 1867 bis 1870 hatte er nach einander das Commando der 3. Infanterie Division im Lager von Chalons und das der 18. Militair - Diviſion zu Tours . Bei der Kriegs erklärung 1870 wurde er an die Spite der 1. Infanterie - Diviſion des 12. Corps gestellt und commandirte darauf die 3. Division des 13. Corps Vinoy. Mit dieser führte er den Rückzug von Mézières aus , den General Vinoy detaillirt beschrieben hat. Am 6. Sep tember verließ die Diviſion Blanchard Laon, um nach La Fère und von da nach Terguier zu marſchiren, von wo aus sie mittelst der Eisenbahn nach Paris befördert wurde und
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hier in der Nacht des 7. September anlangte. An der Vertheidigung von Paris nahm General Blanchard thätigen Antheil. Er commandirte hierbei zuerst die 3. Division des 1. Corps, und seit dem 6. November 1870 das 1. Corps anstatt des General Vinoy, der an die Spize der 3. Armee gestellt wurde. Die Division Blanchard that sich bei allen Gefechten durch Solidität und Tapferkeit hervor, ſo daß ihr Führer am 25. October 1870 Großoffizier der Ehrenlegion wurde. Mittelst Decretes vom 24. Februar 1871 wurde General Blanchard , da er ein höheres Commando geführt, ohne Rücksicht auf das Alter, in der ersten Section der Generalität erhalten. Nach wiederhergestelltem Frieden zur Disposition gestellt , zog er sich in ſeine Familie , einige Kilometer von Rouen , zurück, und starb hier, 71 Jahre alt, geachtet von Allen , welche ihn auf den Schlachtfeldern (Nach Moniteur de l'Armée Nr. 15 vom 11. März 1876.) gesehen.
Carl von Brodeffer, Königlich Bayerischer Feldzeugmeiſter. Geb. 16. Juli 1795 zu Mannheim, gest. 2. Februar 1876 zu München. Sohn eines Corporals, begann er seine Laufbahn während der Napoleoniſchen Kriege. Mit 9 Jahren trat er als Tambour in die Kurfürstlich Bayerische Artillerie, machte die Feldzüge von 1805 und 1809 mit , war 1812 im Russischen Feldzuge noch Corporal, während der Kriege von 1813-15 aber bereits Junker und Lieutenant. Erst 1833 zum Hauptmann , 1848 zum Oberstlieutenant befördert , nahm er hervorragenden Antheil an der Organisation des 3. reitenden Artillerie-Regiments, zu deſſen Oberſt und Commandeur er 1850 ernannt wurde. 1856 Generalmajor und Brigadier , 1863 Artillerie Corps Commandant, 1864 Generallieutenant , befand er sich als Feld - Artillerie - Director im Feldzuge von 1866 im Stabe des Prinzen Carl von Bayern. Dagegen war es ihm in Folge seiner Stellung als damaliger Inspecteur der Artillerie und des Trains nicht ver gönnt, am Kriege 1870-71 Theil zu nehmen. Als Commandeur des reitenden Artillerie: Regiments Königin“ machte sich Brodeffer durch tüchtige Führung besonders bemerkbar; als Brigadier, als Corps - Commandant und als Inspecteur war er bemüht, den friſchen Geist und strammen Dienst der reitenden Artillerie auf die gesammte Feld - Artillerie zu übertragen. Die Bayerische Artillerie dankt dem Verstorbenen sehr viel, namentlich hat er die Manövrirfähigkeit und die Ausbildung für den Kriegszweck gefördert und die Erhaltung eines tüchtigen Offizier- Corps erstrebt. Soldat im vollen Sinne des Wortes, seinem Beruf mit Leib und Seele ergeben, noch im hohen Alter sehr beweglich zu Pferde, mit scharfem Auge und gutem Gedächtniß selbst für Details begabt, wußte Brodesser sich bei Offizieren und Mannschaften in hohem Ansehen zu erhalten. Im Jahre 1873 erbat er seinen Abschied und wurde als Feldzeugmeister und Inhaber des 2. Feld Artillerie Regiments mit Penſion zur Disposition gestellt. Einer der ältesten Veteranen, denn bei 78 Lebensjahren zählte er mit Einrechnung von 6 Feldzügen 75 Dienſtjahre, lebte er troßdem mit der Artillerie fort und folgte mit lebhaftem Interesse den Veränderungen derselben in Perſonal und Material, bis er an das Krankenlager gefefſelt wurde, von dem er nicht mehr auferstehen sollte. Durch seine derbe im Feldlager gestählte Soldaten natur war der Feldzeugmeiſter nicht nur in militairiſchen Kreiſen eine beliebte und popu laire Persönlichkeit , der Typus eines ausgezeichneten Troupiers , welcher die mangelnde v. H. Theorie durch seine reiche Praxis zu ersehen verſtand. Rudolf Otto v. Budrikki, Königlich Preußischer General der Infanterie. Geb. 17. October 1812 zu Berlin , gest. 15. Februar 1876 zu Berlin. Im Cadettenhauſe zu Potsdam und Berlin erzogen, trat er am 13. Auguſt 1830 als Offizier in das Kaiser Alexander Grenadier-Regiment, wurde 1844 Premierlieutenant, machte den Straßenkampf am 18. März 1848 in Berlin als Adjutant des Füsilier-Bataillons mit, ging dann mit demſelben nach Holſtein, wo er an der Schlacht bei Schleswig mitwirkte. Zum Compagniechef ernannt, zeichnete er sich am 6. Mai 1849 im Straßenkampfe zu Dresden aus , indem er , als bei dem Sturme auf das Gasthaus Stadt Rom das Thor nicht geöffnet, ein Fensterladen aber zertrümmert werden konnte, als Erster durch das geöffnete Fenster sprang , worauf die Deffnung des Thores von Innen gelang. Der Rothe Adlerorden mit Schwertern , ein Sächſiſcher und andere Orden belohnten dieſe That. Im Mai 1856 zum Major befördert, erhielt er zuerst das Commando des 2., bald aber das des Füsilier - Bataillons. 1861 wurde er Commandeur des Herzoglich Sachsen Coburg = Gothaischen Regiments , drei Jahre darauf trat er an die Spize des 4. Garde- Grenadier- Regiments Königin, das er im 2. Schleswig-Holsteinſchen Kriege 1864
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führte, um nach Beendigung deſſelben wiederum und zwar für immer mit dem Alexander Regiment vereint zu werden. Daffelbe commandirte er 1866 in ſeiner Brigade, 1870 in den Schlachten des 18. August , 1. September und 30. October als Generallieutenant in seiner Division. Die Disposition zur Wiedereroberung von le Bourget am 30. October war musterhaft und betreffend die Ausführung dankte ihm ein Corpsbefehl mit warmen Worten für die Ehren, die er dem Gardecorps erkämpft habe, während ihm der Orden pour le mérite den Dank seines Königs ausdrückte, nachdem er das Eiserne Kreuz beider Klaffen bereits für St. Privat und Sedan erhalten hatte. Während des Sturmes nahm er persönlich die Fahne des 2. Bataillons des Regiments Elisabeth dem verwundet niedersinkenden Träger ab und trug ſie an der Spiße eines Theils der einen (2. ) Colonne. Bis zum Ende des Feldzuges führte er die 2. Garde = Infanterie Division, zu deren Commandeur er beim Einzuge der Truppen in Berlin am 17. Juni 1871 ernannt wurde. Im Früh jahr 1875 erkrankt, suchte er Heilung in Wiesbaden und Norderney und wurde auf ſeine Bitte am 28. October 1875 unter Ernennung zum General der Infanterie zur Dispo ſition gestellt. Von qualvollen Schmerzen , die nur durch betäubende Arzneien unvoll kommen gemildert werden konnten, erlöste ihn am 15. Februar 1876 der Tod . (Nach Militair-Wochenblatt Nr. 19 vom 4. März 1876.) Alexandre Pierre Philippe Corneille Robert Emerence de Ceva, Königlich Niederländischer Generalmajor, Geb. 25. März 1791 zu Sevres , gest. 17. Mai 1876 zu Houthem (Limburg). Er trat , 14 Jahre alt , als Cadet in das Regiment Wallonische Dragoner , wurde 1807 Eleve in der Militairſchule zu Honselowersdyk und 1809 Cadet im Garde-Regiment des König Ludwig von Holland. In dem lezteren Jahre zum Secondelieutenant in der Leibgarde zu Pferd ernannt , trat er später in Französische Dienste, in denen er zum Premierlieutenant und zum Hauptmann avancirte. Er gehörte den Truppen an, welche 1809 die Engländer aus den Niederlanden vertrieben, nahm 1811—13 an den Feld zügen in Spanien und Portugal Theil und wurde 1812 durch eine Gewehrkugel verwundet. Am 12. Juni dieſes Jahres vertheidigte er als Hauptmann mit einer Compagnie den Posten Armignon gegen die 1500 Mann ſtarke Bande Longas und verlor bei dieſer Gelegenheit 1 Offizier 36 Mann , behauptete aber seinen Posten. Am 1. Juni 1813 wurde er bei Pomcorbo kriegsgefangen, nachdem der Feind die Vorwerke erstürmt hatte und alle Vertheidigungsmittel erschöpft waren. Sieben Monate verbrachte er in Kriegs gefangenschaft. Der Schlacht von Quatrebras wohnte er bei und trat 1815 in den Dienst der Niederlande als Hauptmann der Infanterie zurück , wobei ihm zunächst das Commando der damaligen Festung Stevensweert anvertraut wurde. Bald darauf wurde er Adjutant des General Baron Tindal , demnächst des Generalmajor der Cavallerie Baron de Gighey und 1827 , nachdem er inzwischen zum Major befördert worden, des Prinzen Friedrich. In dieser letteren Stellung 1831 zum Oberstlieutenant avancirt, leistete er von 1830-34 während des Krieges gegen Belgien vortreffliche Dienste. 1839 zum Oberſt ernannt , erbat er 1841 den Abschied, der ihm mit dem Charakter als Generalmajor ertheilt wurde. Mehrere Jahre darauf, 1850, wurde er zum außergewöhn lichen Adjutanten des Königs ernannt. Franz David Cochius, Königlich Niederländischer Generallieutenant und Adjutant des Königs. Geb. 3. December 1787 zu Valburg (Provinz Gelderland) , gest. 1. Mai 1876 zu Ryswyk (Provinz Südholland). Er trat am 5. Dctober 1804 , 17 Jahre alt , als Cadet des Genie in die Militair schule zu Zütphen, wurde am 8. August 1808 zum überzähligen Lieutenant der Artillerie und des Genie und am 19. Juli 1809 zum Ingenieur - Lieutenant ernannt , darauf nach der Einverleibung der Niederlande in Frankreich am 17. December 1810 zum Premier lieutenant im Geniestabe , 1811 zum 2. Capitain der Sappeure , 1812 zum 1. Capitain und noch in demselben Jahre zum Capitain 2. Klaſſe im Geniestabe befördert. 1812 er hielt er den Befehl, sich zur großen Armee zu begeben, erreichte sie aber nicht mehr. Er ward der 1. Division des Obſervations - Corps zugetheilt und nahm 1813 Theil an den Kämpfen bei Lüßen, Baußen, Möckern, Löwenberg und Leipzig, wo er verwundet wurde, um mit den Ueberbleibseln des 5. Corps nach Coblenz zurückzugehen. 1814 findet man Cochius in dem von den Alliirten belagerten Hüningen, nahm aber nach Napoleons Fall seinen Abschied aus dem Franzöſiſchen Dienst, um ins Vaterland zurückzukehren , wo er als Ingenieur = Capitain 2. Klaſſe placirt wurde, um bald darauf dem Indiſchen Heere
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zugetheilt zu werden, zu dem er sich im October 1815 begab, nachdem er mit der In dischen Brigade bei Quatrebras und Waterloo gekämpft und die Einſchließung von Le Bald nach seiner, Quesnoy und die Berennung von Valenciennes mitgemacht hatte. am 13. Mai erfolgten Ankunft auf Java wurde er dem Friedensdienſt als erſter Inge nieur zu Weltevreden entrückt und ihm eine Rolle bei der Dämpfung des Aufstandes in der Residenz Krawang angewiesen. Am 24. August 1817 zum Major und am 9. Fe bruar 1821 zum Oberstlieutenant befördert , machte er als Commandeur des Genies und der Pioniere die Expedition nach Palembang gegen den Sultan Machmoed Badar-Dedin mit , wobei er neue Lorbeeren errang und wofür ihm am 1. Mai 1822 der Wilhelms orden 3. Klaſſe, mit Ueberspringung der 4. Klaſſe, verliehen wurde, ein höchst selten ein tretender Fall . - Nach seiner Ernennung zum 2. Director der Befestigungen und Civil bauten im Jahre 1822 that Cochius den gewöhnlichen Friedensdienst, bis der fünfjährige blutige Krieg (1825-1830) gegen Diepo Negoro ausbrach, in welchem er eine hervor: ragende Rolle spielte und sich namentlich beim Entsatz von Djoekdja , der Einnahme des Kraton von Pleret und dem Kampfe bei Karta - Soera auszeichnete. Inzwiſchen war er am 31. December 1825 zum Oberſt befördert, noch 1827 mit der Function des Chefs der 3. Abtheilung des Militair Departements betraut und 1830 zum Befehlshaber der Feldarmee in Mittel- Java ernannt. Seiner geschickten Leitung war es zu verdanken, daß der Kaiser Pakoe Boewana VI. von Soerakarta gefangen genommen und der Aufſtand in der Residenz Baglen gedämpft wurde. Am 9. Februar 1832 zum Titular - General major ernannt - erst 7 Jahre (am 5. April 1839) ſpäter erhielt er den wirklichen Rang wurde ihm am 25. September 1835 der Befehl über das Ostindische Heer übertragen, den er bis zum 28. October 1847 führte. In dieser Stellung wurde er 1838 zum Com mandeur des Wilhelmsordens , 1839 zum Adjutanten des Königs und zum General lieutenant (22. November 1843 Titulair , 4. Januar 1846 wirklich) ernannt und 1837 mit ausgedehnten Vollmachten nach dem Kriegsschauplay auf Sumatra gesendet. Jhm ist die Einnahme von Bonjol in der Nacht vom 15. auf 16. Auguſt 1837 zu danken, wo ſich die Niederländischen Truppen ein Jahr zuvor (1836) blutige Köpfe geholt hatten. Für die wichtigen bei dieser Gelegenheit erwiesenen Dienste wurde er zum Commandeur des Militair - Wilhelmsordens ernannt. 1847 erbat und erhielt Cochius den Abſchied unter Verleihung des Großkreuzes der Eichenkrone , während seine Offiziere ihm einen Ehrendegen als Zeichen ihrer Verehrung überreichten. Die ihm 1848 angebotene Stelle des Kriegs-Ministers lehnte er ab, da er nach 44jähriger Dienstzeit, von der er 32 Jahre in Indien verlebt, der Ruhe genießen wollte. Man vergleiche : Militaire Loopbaan van den Luitenant - Generaal Frans David Cochius. Arnhem. 1876. 6. J. Thieme und Militaire Spectator. Vierde Serie - eerste Deel . 1876. Nro . 7. Seite 441-444.
Samuel Cooper, General 4 Adjutant der Armee der Vereinigten Staaten , dann General - Inſpecteur der Armee der Conföderirten Staaten . Geb. 1798 in New York ; gest. 4. December 1876 in Cameron, Fairfax County, Virginia. Nach dem Besuch der Militair - Akademie wurde er am 11. December 1815 als 2. Lieutenant der leichten Artillerie graduirt. Von 1828 bis 1836 war er Adjutant des General Macomb, erhielt 1831 nach zehnjährigem Dienſt in demselben Grade das Brevet als Hauptmann und wurde im Juni 1836 zum Hauptmann im 4. Artillerie - Regiment ernannt. In leyterem Jahre veröffentlichte er : A concise System of Instructions and regulations for the Militia and Volunteers of the United States. Am 7. Juli 1838 wurde er Assistant- Adjutant - General und fungirte während des Florida Krieges als Stabschef des Oberst Worth. In dem Kampfe bei Pilakilkaha am 19. April 1842 that er sich durch Kaltblütigkeit und Muth besonders hervor. 1848 erhielt er während des Mericanischen Krieges wegen seines ausgezeichneten Benehmens das Brevet als Oberſt und wurde am Schluſſe des Krieges am 15. Juli 1852 zum Adjutant - General der Armee mit dem Range als Oberst ernannt. Beim Ausbruche der Secession zogen ihn seine Sympathien, durch seine Heirath veranlaßt, nach dem Süden ; er erbat daher seinen Abschied aus der Stelle des General - Adjutanten und begab sich nach Montgomery in Alabama, wo er durch Jefferson Davis sofort zum General = Inspecteur der Armee der Conföderirten ernannt wurde. Ihm verdankte die Conföderation die Organisation ihrer Streitkräfte und erwarb er sich durch seine wunderbare praktiſche Geschicklichkeit das Zu trauen derselben in höchstem Grade. Während des größten Theils des Krieges war er in Richmond Tag und Nacht für die Zwecke des Krieges thätig und machte wiederholt Reisen, um die Heerestheile der Conföderirten Armee zu inspiciren. Zum persönlichen Stab von Jefferson Davis gehörig, verließ er Richmond bei der Capitulation und wurde
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mit Erſterem bei Charlotte, Nord -Carolina, gefangen. Nach seiner Befreiung zog er sich auf die von ihm mehrere Jahre vorher angekaufte Farm zu Cameron, unweit Alexandria in Virginien zurück, wo er sich bis zu seinem Tode lediglich mit der Landwirthschaft be schäftigte. (Nach Army and Navy Journal, New York, 9. December 1876.)
Carl Wilhelm Guſtav v. Coſel, Königlich Preußischer General der Cavallerie z . D. Geb. 25. Februar 1789 zu Goldap in Ostpreußen , gest. 1. März 1876 zu Schwedt a. D. Er trat im September 1803 als Fahnenjunker in das Huſaren-Regiment v . Prittwig Nr. 5, avancirte 1805 zum Cornet. An dem Feldzuge 1806 nahm er nicht Theil, da gegen betheiligte er sich in den Reihen der Todtenkopf = Husaren an allen Gefechten des Leftocq'schen Corps 1807 ; in der Schlacht bei Pr. Eylau fungirte er als Ordonnanz Offizier Lestocqs ; am Abend der Schlacht bei Heilsberg (10. Juni) befand er sich unter den kühnen Reitern , die in das 55. Französische Linien- Regiment einbrachen und das selbe fast vollständig vernichteten. Der Orden pour le mérite war die Anerkennung, den v. C. daher fast 69 Jahre getragen. Im August 1807 zum Secondelieutenant er nannt, kam er bei der Theilung des Regiments als Adjutant zum 2. Leibhusaren - Regi ment, darauf im September 1811 zu der neuformirten Normal- Dragoner-Escadron nach Berlin. Im Februar 1812 zum Premierlieutenant befördert, wohnte er 1812 dem Feld zuge gegen Rußland à la suite des Oberst v. Hünerbein bei , wurde im März 1813 Stabsrittmeister und zum Adjutant des Oberſt v . Dolffs , Commandeurs der Reſerve-Cavallerie des Blücher'schen Corps ernannt und wohnte als solcher den Schlachten von Gr. Görschen und Baußen und am 26. Mai 1813 dem glänzenden Reiterangriff auf die Division Maison bei Haynau bei , hier beim Einbrechen in ein Carré am linken Arm durch einen Bajonetstich verwundet. Im Juli 1813 zum wirklichen Rittmeister ernannt und von seiner Wunde genesen, nahm er als Adjutant des Generallieutenant v. Roeder, des Nach folgers des bei Haynau gefallenen Oberst v. Dolffs, an den Schlachten von Dresden und Kulm Theil. In letterer durch eine Kanonenkugel schwer an der linken Schulter ver wundet, wurde er im December 1814 Major , im März 1815 in den Generalstab verſeßt und wohnte als Generalstabsoffizier der Reserve Cavallerie des 2. Armee = Corps den Schlachten von Ligny und Belle B Alliance und dem unglücklichen Gefecht der Brigade Sohr bei Versailles bei, in welchem er in Kriegsgefangenſchaft fiel, die freilich nur wenig Tage dauerte. Für Ligny und Belle Alliance erhielt er das Eiserne Kreuz 1. Klasse. 1818 wurde er, 29 Jahr alt, Commandeur des 1. Ulanen-Regiments, 1821 Commandeur des 2. Garde Landwehr - Cavallerie - Regiments , 1822 Oberſtlicutenant , 1826 Oberſt und 1829 ins Kriegs-Miniſterium berufen . 1832 zum Commandeur der 2. Cavallerie-Brigade in Danzig ernannt , wurde er 1835 Generalmajor , im December d . J. Remonte -Inspec teur , 1840 Director des Militair - Dekonomie - Departements , 1842 Mitglied des Staats rath , 1843 Generallieutenant. Im Mai 1848 trat er in den Ruhestand , den er in Schwedt verlebte , während ihm 1860 der Charakter als General der Cavallerie verliehen wurde. (Nach Militair - Wochenblatt Nr. 26 vom 29. März 1876) . Niels Georg la Cour, Königlich Dänischer Generalmajor. Geb. 1797 zu Viborg in Jütland , gest. 21. December 1876. Er trat 1809 in die Landcadetten - Akademic , welche er 1813 als Secondelieutenant der Infanterie verließ. Mit dem Dänischen Detachement, welches 1816 mit zur Beschung Französischen Gebiets verwandt wurde, hielt er sich zwei Jahre in Bouchain im Departe ment du Nord auf. Nachdem er 1824 zum Premierlieutenant avancirt war , wurde er als Inspections - Offizier bei dem militairischen_gymnaſtiſchen Institut angestellt; 1834 wurde er Capitain und 1842 Vorsteher jenes Instituts, welches er mit großer Tüchtigkeit leitete. Beim Beginn des Deutsch Dänischen Krieges 1848 - 50 wurde er Major und Bataillons-Commandeur. Als Führer des 6. Reserve-Bataillons hatte er sehr wesentlichen Antheil an dem Gefecht bei Kolding am 23. April 1849, welche Stadt hauptsächlich durch seine Mitwirkung genommen wurde. Einige Tage darauf führte er ein größeres Detache ment, welches zur Abwehr einer von den Schleswig Holsteinern gegen Gudsöe unter nommenen Recognoscirung ausgesandt wurde. Am Tage vor der Schlacht bei Jdstedt führte er den Theil der Dänischen Avantgarde , der bei Popholz und Helligbek die ersten Erfolge errang und wurde ihm hier ein Pferd unter dem Leibe erschossen. Am 25. Juli 1850 kämpfte er mit seinem Bataillon südwestlich von Helligbek. Nachdem er inzwischen zum Oberst avancirt war, nahm er 1858 seinen Abschied mit dem Charakter als General 30 Militairische Jahresberichte 1876.
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major und wurde als Director des gesammten Turnweſens in Dänemark, ſowohl für die Armee, als auch für alle Schulen angestellt, welchen Posten er bis 1870 bekleidete. Zur Entwickelung des Turnwesens in Dänemark hat er ungemein viel beigetragen. Ludwig Graf Folliot de Crenneville, 1. t. Desterreichischer General der Cavallerie, Inhaber des 3. Huſaren-Regiments. Geb. 22. Juni 1813, gest. 21. April 1876 zu Montreux. Der Verstorbene wurde 1830 zum Unterlieutenant im 2. Cüraſſier-Regiment ernannt, dann 1832 Oberlieutenant im 48. Infanterie -Regiment und darauf 1834 Rittmeiſter im 10. Husaren - Regiment. Mit voller Hingebung die Pflichten des Escadronschefs erfüllend, wurde er 1846 Major im Regiment. Als im Jahre 1848 die inſurgirte Provinz Belluno zur Ordnung zurückgeführt werden mußte, löste Oberstlieutenant Graf Crenneville, mit unbeschränkter Vollmacht ausgestattet, diese Aufgabe trok geringer Mittel mit vollendetem Geschick und glänzendem Erfolge. Die bei dieser Miſſion an den Tag gelegte Umsicht und Thatkraft veranlaßte den Feldmarschall Grafen Nugent, Crenneville zu seinem Flügel adjutanten zu ernennen. Als solcher wohnte er den Sommer-Ereigniſſen des Jahres 1848 bei, um im Jahre 1849 in gleicher Eigenschaft im Stabe des Feldzeugmeister v. Weiden thätig zu sein. Nach wiederhergestelltem Frieden wurde Oberst Graf Crenneville zum Commandeur des wieder errichteten 10. Husaren-Regiments ernannt und hatte die Genug thuung, seine "! Preußen-Husaren" bald wieder die ihres alten Ruhmes würdige Stellung einnehmen zu sehen. 1851 mit dem Militair- Verdienstkreuze ausgezeichnet, wurde er 1852 zum Generalmajor ernannt; als solcher begleitete er den Erzherzog Ferdinand Max sowohl auf dessen Touren im Auslande, wie auf deſſen Seereiſen. ― In den Jahren 1853 bis 1857 Brigadier beim 5. und 6. Armee = Corps wurde Crenneville 1858 Feldmarschall lieutenant und mit dem damals besonders wichtigen Commando der Bundesfeftung Mainz betraut, das er in der kritischen Periode des Jahres 1859 mit besonderem Takte und Umsicht führte, so daß ihm der Rothe Adler Orden 1. Klasse und das Großkreuz des Philipps = Orden verliehen wurden. Nach dem Frieden von Zürich war Crenneville Präsident der internationalen Commiſſion , welche die Grenzen zwischen der Lombardei und Venetien feststellen sollte. Darauf führte er kurze Zeit das Commando einer Divi sion und wurde Ende 1860 zum ad latus des Commandirenden in Ungarn ernannt. Die in dieser schwierigen Stellung bewiesenen staatsmännischen Fähigkeiten veranlaßten 1862 die Berufung Crennevilles, der inzwischen Geheimer Rath und Inhaber des 3. Hu S ſaren Regiments geworden war, zum Präsidenten der Statthalterei in Siebenbürgen. 1865 mit dem Orden der eiſernen Krone 1. Klaſſe ausgezeichnet, harrte Graf Crenneville selbst dann noch auf dem dornenvollen Posten aus , als er vom Nervenschlage getroffen wurde, bis der Ausgleich mit Ungarn eintrat. 1868 wurde er auf seine Bitte wegen seiner arg zerrütteten Gesundheit mit Verleihung des Charakters als General der Cavallerie in den Ruhestand verſeßt, worauf er den Abend ſeines Lebens auf Schloß Windtern in Oberösterreich zubrachte. (Nach Desterr. Ung. Milit. Blätter. 1876. 1. Maiheft S. 405.) Georg Armstrong Cuſter, Brevet-Generalmajor der Armee der Vereinigten Staaten Nord-America's. Geb. 5. December 1839 zu New Rumley , Ohio , gest. 25. Juni 1876 im Kampfe gegen die Siour Indianer. Er trat am 1. Juli 1857 in die Militair Akademie zu Westpoint und wurde am 24. Juni 1861 als Lehter von 34 Zöglingen claſſificirt, weniger aus Mangel an Intelli genz und Lebhaftigkeit der Auffassung , als wegen seiner Liebe zu Unfug und seines Haffes gegen allen Zwang. Der Ausbruch des Secessionskrieges war für Custer eine Wohlthat, da er seine Studienzeit abkürzte und da er mit Freuden den Schuß der Caserne von Weſtpoint und der eiſernen Bettstellen gegen ein Zelt oder ein Lager unter freiem Himmel vertauschte. Er kam als Secondelieutenant zum 2. Cavallerie Regiment und seine Biographie von den ersten Kriegserfahrungen auf dem Schlachtfelde von Bull Run 1861 ab bis zu dem leßten verhängnißvollen Kampfe gegen die Indianer lieft sich wie Levers , Soldier of Fortune." Als Cavallerie Lieutenant drillte er Rekruten zu Washington, war darauf im Stabe eines verwandten Geistes , Phil. Kearney , dann bei der Potomac Armee und der von Stoneman, 1862 bei Yorktown mit Sumner, ſticß über den Chicahominy gegen Newbridge vor und gewann sich dadurch am 5. Juni 1862 den Capitainsgrad. Während der ganzen Halbinsel - Campagne befand er sich im Stabe des commandirenden Generals , bis man ihn nach dem Rückzuge von Mc. Clellan in die
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zweite Periode seiner Laufbahn eintreten ſieht. Bei Chancelorsville wurde er persönlicher Adjutant des General Pleaſanton und nach wenig Monaten seiner Tapferkeit wegen von den Generalen Meade, Hooker und Pleaſanton zum Brigadegeneral der Armee der Frei willigen vorgeschlagen und am 29. Juni 1863 zum Commandeur des 1., 5., 6. und 7. Michigan- Cavallerie-Regiments bestimmt. Bei Gettysburg wurden ihm zwei Pferde unter dem Leibe erschossen , während er vortreffliche Dienste leistete und am 3. Juli 1863 zum Brevet Major ernannt wurde. Bald nach beendigter Schlacht wurde er zum Angriff des feindlichen Trains , welcher den Weg nach dem Potomac zu forciren ſuchte, entſendet ; hierbei zerstörte er mehr als 400 Wagen. Bei Hagerstown wurde ihm während eines heftigen Gefechtes wiederum ein Pferd unter dem Leibe erschossen. Bei Falling Waters griff er mit seiner schwachen Brigade die Arrieregarde des Feindes an. Der conföderirte Befehlshaber General Pettigrew wurde getödtet und seine Truppen mit einem Verlust von 1300 Gefangenen, 2 Geschüßen und 4 Fahnen auseinander gesprengt. Längere Zeit nach diesem Gefecht war er ununterbrochen in Scharmüßeln mit dem Feinde engagirt und während des folgenden Winters hatte er den Rapidan zwischen den beiden Armeen zu bewachen. Custer nahm an der Schlacht in der Wilderneß 1864 Theil und begann am 9. Mai desselben Jahres unter Sheridan den berühmten Raid gegen Richmond. Seine Brigade voran, nahm Beaver Dam, verbrannte die Station und einen mit Vor räthen beladenen Train und befreite 400 Mann Unionstruppen . Mit Grant's Armee sich am Pamunkey vereinigend, betheiligte er sich an mehrfachen Gefechten. Nach der Schlacht von Fiſhers Hill, in der er die wichtigsten Dienſte leiſtete , wurde er an die Spiße einer Division gestellt und blieb in dieser Stellung bis nach der Uebergabe Lee's. Bei der denkwürdigen Schlacht von Cedar Creek hatte seine Division den rechten Flügel und als Sheridan nach dem Zwanzig Meilen-Ritt auf dem Schlachtfelde anlängte fand er die Cavallerie unter Merritt und Custer gefechtsbereit. Auf seinen sofortigen Befehl : Go in ! auf den die beiden jungen Generale nur gewartet, gingen sie vor und trieben den Feind einige Miles vom Schlachtfelde , nahe an 1000 Gefangene machend und 45 Geſchüße erobernd. Für dieſe That wurde Custer am 19. October 1864 zum Brevet- Generalmajor der Volunteers ernannt und von Sheridan beſtimmt , die Meldung über den Sieg und die eroberte Fahne nach Washington zu bringen. Als die Conföderirten nach Appomattox zurückwichen , hatte Cuſter die Avantgarde von Sheridan's Corps. Seine Thätigkeit hierbei ist intereſſant beschrieben in dem Werke: With Sheridan in Lee's last campaign des Oberst Newhall, damals im Stabe Sheridan's. Hier heißt es : Der energische Custer erspähete das Depot und vier mächtige Züge mit beladenen Wagen; sofort ließ er die vorderen Regimenter eine Umgehung links durch die Wälder ausführen und als diese die Eisenbahn jenseits der Station erreichten , führte er den Rest seiner Division pêle - mêle vor und umhüllte den Train im Augenblick. „ Custer", sagt Newhall, würde eine regel mäßige Belagerung mit Approchen nicht wohl führen, aber in plößlichem Ueberfall stürmt Custer gegen die Welt." Nach mannigfachen ähnlichen Thaten, wie die beschriebene, und nachdem er am 13. März 1865 wegen Tapferkeit und Auszeichnung während des Krieges zum Brevet- Generalmajor der Armee ernannt worden, ſchied Cuſter am 1. Februar 1866 aus dem Volunteer - Dienste und wurde am 28. Juli 1866 als Oberſtlieutenant Com mandeur des 7. Cavallerie .. Regiments , mit dem er bald darauf die Indianer - Gebiete betrat. Das Leben in denselben und der unabhängige Charakter seines Commandos waren für seine Natur wie geschaffen und fand er Muße, eine lebendige Schilderung des ſelben in der Schrift : „ Life on the Plains “ zu liefern. - Seine bemerkenswertheſten Kämpfe gegen die Indianer fanden am Washita River im Jahre 1868 unweit der An telope Hills statt, während deren er mit dem 7. Cavallerie- Regiment die Cheyennes unter Black Kettle, die Arapahoes unter Little Raven und die Kiowas unter Satanta ſchlug. Im Auguſt 1873 machte er unter General Stanley die Yellowstone- Expedition mit und ent ging nur durch Anlangen von Verstärkungen nach ſtundenlangem Gefechte der drohenden Gefangenschaft. Bei den Kämpfen im Juni 1876 am Little Horn River fiel er mit 5 Compagnien des 7. Cavallerie Regiments am 25. in einen Hinterhalt der Siour Indianer unter Sitting Bull und wurde mit seiner Truppe vernichtet. Bei den Indianern war er gefürchtet und als Long haired Chief bekannt; in der Armee sagte man , er wäre für Sheridan das gewesen, was Murat für Napoleon I. war , er habe elektriſch geistige Fähigkeiten mit eiserner Gestalt und Constitution und der ſprüchwörtlichen Sicher heit eines Husaren in sich vereinigt. Dabei beschrieb er seine Erlebnisse so vortrefflich und pittoresk, wie er in ſie eingriff. Sein leßtes, durch seinen Tod unterbrochenes Werk : War memoirs wurde in dem Journal Galary veröffentlicht und zwar in den Heften pro April bis Juni 1876 , während die Juli-Lieferung eine charakteriſtiſche Skizze der Kämpfe gegen die Sioux - Indianer am Yellowstone, also in der Nähe der Gegend , in der er 30*
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seinen Tod gefunden , brachte und weitere Schilderungen , die er während der lezten Expedition geschrieben, folgten. Eine Biographie unter dem Titel : The complete life of General G. A. Custer embracing his brillant Army life and his wonderful ex ploits in Indian warfare by Frederick Whittaker , Brevet Captain erschien im De tober 1876 bei Sheldon and Comp. in New York. (Nach Army and Navy Journal , New-York, den 15. Juli 1876.)
Pierre Abel Dargent, Französischer Diviſionsgeneral . Geb. 28. April 1811 zu Paris , gest. 28. September 1876 zu Tréliſſac (Dordogne). In die Special - Militairſchule am 18. November 1829 eingetreten , wurde er am 1. October 1831 zum Souslieutenant im 61. Linien - Regiment, am 2. Juni 1838 zum Lieutenant und am 10. April 1841 zum Capitain ernannt. 1842 trat er in das Ba taillon der Tirailleure von Constantine und Bona über und blieb in demſelben bis zum 22. September 1847, dem Tage seiner Ernennung zum Bataillonschef im 2. Linien-Regi ment, nachdem er am 30. Juni 1844 für ſein vorzügliches Verhalten zum Ritter der Ehrenlegion ernannt worden. 1848 wurde Commandant Dargent zum 8. leichten Regi ment, welches zu jener Zeit in Africa anlangte, versezt. Mit demselben hatte er oftmals Gelegenheit , sich bei den Erpeditionen gegen die Kabylen und die Nomaden hervor: zuthun, die nicht selten die Coloniſten_angriffen, die Pachthöfe und isolirt gelegenen Dörfer anzündeten. Seit dem 15. August 1852 Oberstlieutenant im 60. Linien- Regiment, wurde er am 21. März 1855 zum Oberst befördert und zum Commando eines Kreiſes der Provinz Constantine berufen In dieser Stellung konnte Dargent ſeine durch 25jäh rigen Aufenthalt in der Colonie gewonnenen Erfahrungen in den Arabiſchen Angelegen heiten nußbar machen. Am 10. November 1856 wurde er zum Offizier der Ehrenlegion ernannt, 1860 trat er an die Spiße des 71. Linien-Regiments und blieb deſſen Comman deur bis zu seiner am 4. März 1864 erfolgenden Beförderung zum Brigadegeneral, in welcher Eigenschaft er bis 1870 die Subdivision von Constantine befehligte. Zum Divi sionsgeneral am 11. Januar 1871 ernannt, wurde er bei der Reorganisation der Armee zum Commando der 24. Infanterie - Diviſion des 12. Corps berufen und führte daffelbe, bis er am 28. April 1876 in Folge erreichter Altersgrenze in die Reserve der Generalität verſeßt wurde. Er zählte 46 Dienſtjahre und 14 Feldzüge. (Nach Moniteur de l'Armée Nro. 60 vom 26. October 1876.) Auguſt Graf Degenfeld - Schonburg, 1. t. Desterr. Feldzeugmeister im Ruhestande. Geb. 10. December 1798 zu Großkanizsa in Ungarn , gest. 5. December 1876 in Altmünſter bei Gmunden. Einer Hessischen Familie entsproffen, Sohn eines k. k. Generalmajors , begann er ſeine militairiſche Laufbahn 1815 , wo er beim Infanterie - Regiment Argenteau Nr. 35 als Unterlieutenant eintrat. Er machte die Expedition nach Piemont 1821 mit, wurde Hauptmann im 2. Feldjäger - Bataillon und 1835 als Major im Infanterie - Regimente Frhr. v. Fleischer Nr. 35 General - Commando - Adjutant_in_Prag. Als Oberst comman dirte er von 1842 bis 1848 das Infanterie Regiment Erzherzog Rainer Nr. 11. 1848 zum Generalmajor ernannt, zeichnete er sich wiederholt aus und erwarb sich durch seine erfolgreiche Tapferkeit in der Schlacht bei Novarra 1849 das Ritterkreuz des Leopold und jenes des Maria-Theresien-Ordens. Im October 1849 wurde er als Feldmarschall Lieutenant zum Vice- Gouverneur von Mainz ernannt, von wo er als Sectionschef in das Kriegs- Ministerium berufen wurde. Hier bethätigte er sein Organiſations - Talent und schuf eine Menge von Inſtructionen, welche hauptsächlich die Neu- Ajuſtirung der Armee, sowie die Verwendung der Truppen im Felde zum Gegenstande hatten. Zum Inhaber des 36. Infanterie-Regiments ernannt (1852) wurde er 1855 Commandant des 8. Armee: Corps in den Päpstlichen Legationen und 1858 Commandant des 6. Armee - Corps in Graz. An dem Feldzuge 1859 nahm er keinen Antheil, erhielt jedoch nach dem Friedens ſchluſſe das 2. Armee- Commando zu Verona , aus welcher Stellung er im October 1860 zum Kriegs-Miniſter und Feldzeugmeister ernannt wurde. Seine Gesundheitsverhältniße veranlaßten 1864 seinen Rücktritt vom activen Dienste ; er stellte sich jedoch 1866 frei: willig zur Verfügung, und leitete die Arbeiten zur Vertheidigung des Donau - Brücken kopfes bei Floridsdorf, auch vereinbarte er in Nikolsburg die Waffenstillstands-Convention vom 26. Juli 1866. Nach dem Friedensſchluſſe zu Prag zog er sich wieder in den Ruhe
Nekrologe von im Jahre 1876 verstorbenen hervorragenden Offizieren u. s. w. 469 stand zurück. Er war t. k. wirklicher Geheimer Rath, lebenslängliches Mitglied des Herrenhauses und besaß außer dem Großkreuz des Leopold-Ordens noch viele ausländische Orden. Henri Gustave Delvigne, Französischer Capitain. Geb. 1799 zu Hamburg , gest. 18. October 1876 zu Toulon. Als Souslieutenant der Königlichen Garde schlug Delvigne in der Schrift: Re cherches sur le feu de l'infanterie par un officier de voltigeurs de la garde Royale 1826 die Kammerbüchsen mit Geschoßstauchung vor, die den ersten Schritt auf dem Wege, die gezogenen Gewehre für die Masse der Infanterie kriegsbrauchbar zu gestalten , dar stellen, denn die Langsamkeit des Ladens mit der Pflasterkugel verschwand bei der neuen Construction . 1829 erfand Delvigne Explosionsgeschoffe, die bei Versuchen in Gegenwart der Herzöge von Chartres und Nemours so günstige Ergebnisse lieferten, daß sie zu Vincennes officiellen Experimenten aus der Wallbüchse unterworfen wurden. Bei der Expedition gegen Algier wurde Delvigne mit dem Commando von 100 auserwählten Schüßen betraut, die theils mit Gewehren seines Syſtems , theils mit Wallbüchsen be waffnet waren, während das Detachement direct unter dem Commandeur der Artillerie des Expeditionscorps, General La Hitte ſtand. Die Soldaten, welche bei der Beschießung des Kaiserforts nach der Detonation ihres Gewehrs die Detonation des Geschosses an den Wänden der Scharten des Forts hörten, tauften ihre Gewehre mit dem Namen der Repetirgewehre. Die von Delvigne 1836 herausgegebenen Schriften : Exposé d'un nouveau système d'armement pour l'infanterie und Observations sur un nouveau modèle de carabine rayée et sur le feu des tirailleurs en Afrique zogen die Auf merksamkeit des Herzogs von Orleans auf ſich und riefen ihm die Versuche von 1829 ins Gedächtniß zurück. Als darauf 1838 die Formation des ersten Chasseur= Bataillons stattfand , erhielt dasselbe Büchsen des Systems Delvigne, die darauf auch den übrigen errichteten derartigen Bataillonen gegeben wurden, welche sie bis zur Einführung des carabine à tige von Thouvenin im Jahre 1846 beibehielten. Arago sagte 1844 gelegent lich der Berathung des Gesezentwurfs , demzufolge sämmtliche Gewehre in carabines Delvigne, carabines avec culasse à chambre umgeändert werden sollten, in der Depu tirtenkammer: Die Waffe Delvigne werde die Kriegführung wesentlich verändern und die Folgezeit hat ihm Recht gegeben, denn der von Delvigne gegebene Anstoß in der Her stellung kriegsbrauchbarer gezogener Gewehre hat die Entwickelung der Handfeuerwaffen bis zu ihrem heutigen Standpunkte vorbereitet und ermöglicht. Der erwähnte Gesezentwurf kam wegen des Auftretens des Thouvenin'schen Dorngewehrs nicht zur Anwendung. Außer den erwähnten Schriften schrieb Delvigne : Sur l'emploi des balles cylindro conique evidées (Paris 1843) und L'emploi des balles cylindro - coniques évidées (Paris 1849). Mit dem Ausbruch der Juli-Revolution verließ er den Französischen Dienst und lebte dann in Toulon. Napóleon III. erkannte Delvignes Verdienste an, indem er ihn zum Offizier der Ehrenlegion ernannte und ihm eine Pension bewilligte. Außer den Kammerbüchsen und den Explosionsgeschoffen hat Delvigne zahlreiche Erfindungen gemacht: Revolver, Zimmergewehre, Rettungsapparate u. s. w., 1857 erdachte er eine Mitrailleuse von 25-30 in ein und denselben Block gebohrten Läufen und in den letzten zehn Jahren seines Lebens beschäftigte er sich hauptsächlich mit der Adoptirung der Feuerwaffen zu Zwecken der Rettung Schiffbrüchiger, nach welcher Richtung hin man ihm die Erfindung der flèches porte-amarres verdankt. (Nach Moniteur de l'Armée Nr. 60 vom 26. October 1876.)
Servais Pierre Joseph Dupré, Königlich Belgischer General außer Dienst. Geb. 1. April 1787 zu Namur, geft. 7. Januar 1876 zu Tervueren (Brabant) . Dupré trat den 26. October 1806 als Ordonnanz - Gendarm der Garde in die Fran zösische Armee, wurde am 3. Juni 1809 Souslieutenant im 5. Cüraſſier-Regiment, am 21. April 1813 Lieutenant und erhielt am 6. November 1814 den Abschied. Er machte den Feldzug von 1806 in Preußen , den von 1807 in Polen , den von 1808 in Deutsch land, den von 1809 in Desterreich, den von 1812 in Rußland, den von 1813 in Sachsen und den von 1814 in Frankreich mit und war wiederholt verwundet worden , so bei Eflingen am 22. Mai 1809 durch einen Gewehrschuß , in der Schlacht an der Moskwa am 7. September 1812 am Kopfe durch einen Bajonetstich, zwischen Moskau und Galonka durch mehrere Lanzenstiche, in der Schlacht bei Lâon 1814 durch einen Granatſplitter an
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der Seite. Außerdem waren 2 Pferde unter ihm getödtet worden, eins an der Moskwa, eins bei Laon. — Auf dem Rückzuge aus Rußland gehörte Dupré zu der vom König von Neapel befehligten escadron sacré. ―― Am 11. November 1814 mit dem Grade des Adjutantmajor in das Carabinier-Regiment der Niederländischen Armee eingetreten, wurde er am 5. Mai 1815 zum Capitain - Instructeur ernannt und erhielt auf seine Bitte am 21. November 1830 den Abschied. - Als Oberstlieutenant in Belgische Dienste getreten und am 24. November 1830 dem 2. Lancier - Regiment zugetheilt, wurde er am 5. Sep tember 1831 zur Gendarmerie versest, mit dem interimiſtiſchen Commando dieses Corps am 4. August 1832 beauftragt und am 4. September 1832 zum Oberst ernannt. Duvré wurde am 7. September 1842 penſionirt; ein Königliches Decret vom 21. Juli 1863 verlieh ihm den Charakter als Generalmajor. Alexander v. Erichsen, Herzoglich Braunschweigscher Generallieutenant. Geb. 10. Mai 1787 zu Nicolai in Oberschlesien , gest. 2. Februar 1876 zu Braunschweig. Er trat noch nicht 14 Jahre alt als Junker in das braune (Preußiſche) Huſaren Regiment ein, avancirte 1803 zum Cornet und 1805 zum Secondelieutenant. Bei Saal feld am 10. October 1806 wurde ihm das Pferd unterm Leibe erschossen. Bei Auerſtädt, 14. October, und im Gefecht bei Zehdenick , 26. October 1806, fungirte er als Adjutant des Prinzen zu Anhalt- Bernburg - Schaumburg , der das 2. Bataillon des Husaren - Regi ments Schimmelfennig Nr. 6 (jezt 1. Schlesisches Nr. 4) befehligte. Als Lehterer das Commando einer Vorpostenbrigade an der Passarge übernahm , blieb v. E. als Brigade: adjutant bei ihm. Dieſe Brigade deckte am 10. Juni 1807, dem Tage der Schlacht von Heilsberg, den rechten Flügel, mußte ſich aber bei Kalgen am 14. Juni gefangen ergeben. Nach Friedensschluß kehrte v. E. zur Armee zurück, fand aber erst im März 1809 Wieder anſtellung in einem Ulanen - Regiment. Nach erlangtem Abſchiede trat er in das Corps des Herzogs von Braunschweig , nahm an dem Kriegszuge deſſelben thätigen Antheil und zeichnete sich als Husaren = Rittmeister bei vielen Gelegenheiten aus. Mit seinen Braunschweigschen Huſaren kämpfte er dann in Spanien, namentlich in der Schlacht von Castalla (April 1813), in dem Gefecht von Villa Bella, für das er durch Lord Bentind belobt wurde und in dem Cavallericgefecht bei Villa Franca. Das Regiment ging im April 1814 in Tarragona unter Segel, blieb 4 Wochen in Palermo , darauf bis Ende August 1815 in Meſſina, gab in Genua ſeine Pferde ab und landete im April 1816 in Emden, von wo aus v. E. dasselbe nach Braunschweig führte. Nach Auflösung des Regi: ments wurde er auf Wartegeld gesezt und erst 1825 als Escadronschef und Major bei dem neu errichteten Braunschweigschen Husaren = Regiment wieder angestellt. 1830 be gleitete er den flüchtigen Herzog Carl mit seiner Schwadron bis zur Hannöverſchen Grenze und wurde demnächst vom Herzog Wilhelm zum Ordonnanzoffizier und ſteten Be gleiter gewählt. Auch zu geheimen Missionen verwendet, wurde er 1848 zum General: major und Commandeur der Braunschweigſchen Truppen, demnächſt am 14. Februar 1855 zum Commandanten der Reſidenz ernannt und bald darai zum Generallieutenant be fördert. Mit der Aufhebung der Commandantur Braunschweig am 1. October 1867 endete ſeine dienſtliche Thätigkeit. Ein Handbuch für angehende Cavalleriſten ſchrieb er, als er 1828 in Folge eines Sturzes mit dem Pferde den linken Arm gebrochen hatte und an die Krankenstube gefesselt war. (Nach Militair - Wochenblatt Nr. 21 vom 11. März 1876) . Joseph Freiherr v. Fiedler, Desterreichischer Feldmarschalllieutenant, Inhaber des Infanterie-Regiments Erzherzog Carl Nr. 3. Geb. 1789 zu Mügliß in Mähren, gest. 28. October 1876 zu Erlan. Er trat 1806 in das Infanterie - Regiment Nr. 19 , machte den Feldzug 1809 gegen Frankreich als Fähnrich und Bataillonsadjutant mit , avancirte außer der Tour zum Unterlieutenant und wurde darauf zur Croatiſchen Insurrection commandirt. Vor Graz zum Oberlieutenant befördert, schlug er sich mit 60 Mann durch die Französischen Vor posten , für welche That ihn der Banus zum Capitainlieutenant beim 1. Mahral = Corps beförderte. Nach der Auflösung des Lehteren wurde F. in sein Regiment zurückverſeți. Der Aufforderung des General Dilsen, als Hauptmann in Franzöſiſche Dienſte zu treten, entſprach er nicht. Die Feldzüge 1812 , 1813 , 1814, 1815 machte er im Regiment mit und wurde am 28. Juni 1815 bei Ospedal , wo sein Regiment ſtarke Verluſte erlitt ,
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gefangen und nach Auxerre geführt. Nach sechszehn Tagen vom 1. Jäger - Bataillon be freit , geleitete er den Transport befreiter Gefangenen nach Roibon und trat nach Ab Lieferung derselben zu seinem Regiment zurück. Nach dem Friedensſchluſse kam er zum 39. Infanterie Regiment , machte 1821 den Zug nach Piemont mit , leitete, zum Haupt mann befördert, 1831 die Rekrutirung zu Debreczin , für welche er belobt und 1836 in den Desterreichischen Adelstand erhoben wurde. 1833 zum Major avancirt , wurde er in das Infanterie-Regiment Erzherzog Carl Ferdinand Nr. 51 verseht , in welchem er 1841 zum Obersten aufstieg. 1848 wurde er General und Brigadier in Lemberg, bombardirte nach Ausbruch der Revolution dieſe Stadt , bis dieselbe ſich unterwarf. Hierauf machte er den Feldzug 1848-1849 im Schlick'schen Corps gegen Ungarn mit und wurde wäh rend desselben in Folge seines tapferen Verhaltens zum Feldmarschalllieutenant befördert und mit dem Verdienstkreuze decorirt. 1853 wurde er Inhaber des Infanterie- Regiments Erzherzog Carl Nr. 3, 1854 Stadt- und Festungscommandant von Prag, 1858 in Folge seiner 52jährigen vortrefflichen Dienstleistung in den Desterreichischen Freiherrnstand er hoben und 1859 nach Beendigung des Feldzuges in den Ruhestand versezt. Sein Domicil wählte er zuerst in Kremsier, später in Erlau. (Nach Desterr. Ungar. Wehr-Zeitung „Der Kamerad" Nr. 87 vom 11. Novbr. 1876).
Henri Marquis de Forton, Französischer Divisionsgeneral. Geb. 27. December 1809 zu Beaucaire , gest. 7. Juli 1876. Forton trat 1824 als Page in den Königlichen Hofstaat , wurde am 27. September 1827 Souslieutenant der Cavallerie und zu dem Cadre des nach der Eroberung Algiers gebildeten 2. Regiments der Chasseurs d'Afrique verseßt. Mit dieſem Regiment zeichnete er sich in den ersten Waffenthaten in Algerien aus, in seinen Reihen wurde er am 8. November 1833 zum Lieutenant, am 30. April 1836 zum Ritter der Ehrenlegion und am 31. Juli 1836 zum Capitain ernannt. In dem Berichte des Oberstlieutenant Barral wurde er wegen besonderer Auszeichnung in den Kämpfen vom 3., 4., 5. und 6. Februar 1840 vor Mostaganem belobt, welche bezweckten die kleine im Reduit von Mazagran blokirte Garnison zu befreien. Für seine hierbei geleisteten Dienste wurde Capitain Forton am 3. März 1840 Offizier der Ehrenlegion. — Am 11. September 1844 wurde er als Escadronschef ins 1. Regiment Chasseurs d'Afrique verseßt, darauf wurde er am 8. November 1846 Oberstlieutenant im 2. Spahi-Regiment und am 18. Juni 1849 Oberst des 4. (Franzöſiſchen) Chaſſeur - Regiments. Bei seiner am 10. August 1853 er folgten Beförderung zum Brigadegeneral wurde er an die Spiße der Subdivifion der Seine und Marne gestellt und commandirte dann während der Campagne 1859 in Italien die 2. Cavallerie-Brigade der Division Desvaux des 1. Corps. Am 7. März 1861 zum Divisionsgeneral ernannt, wurde er 1863 als Mitglied in das Cavallerie Comité berufen und 1869 Präsident desselben , nachdem er am 12. August 1866 Großoffizier der Ehren legion geworden war. Während des Deutsch Französischen Krieges commandirte er die 3. Division der Reserve Cavallerie und erbat sich nach wiederhergestellten Frieden den Abschied, der ihm unterm 24. Dctober 1871 bewilligt wurde. (Nach Moniteur de l'Armée Nr. 49 vom 1. September 1876). Jean Baptiste Louis de Pointe de Gevigny, Französischer Divisionsgeneral. Geb. 11. März 1798 zu Chevreuse (Seine und Diſe), gest. März 1876 zu Paris. Gevigny_trat am 8. Mai 1816 als Gemeiner ins 1. Husaren-Regiment, wurde am 14. Juli 1817 Unteroffizier, am 30. Juli 1817 Souslieutenant, am 26. März 1823 Lieutenant, machte den Feldzug in Spanien mit und trat bei seiner Rückkehr als Unter stallmeister zur Cavallerie- Schule von Saumur. Am 13. October 1828 zum Capitain im 3. Husaren-Regiment und am 31. März 1838 zum Escadronschef im 8. Chasseur Regiment befördert, erhielt er am 20. April des folgenden Jahres das Ritterkreuz der Ehrenlegion. Am 3. Februar 1843 Oberstlieutenant, wurde er beim Remontirungsdienst verwendet. Als Commandant des Remonte- Depots von Caen wurde er im September 1846 vom Kriegs : Minister nach Gueret gesendet , um Recherchen über den Pferdestand der sechs zu diesem Depot gehörigen Departements anzustellen. Am 23. Februar 1847 wurde er Oberst des 13. Chasseur-Regiments und am 2. Mai 1850 Offizier der Ehren legion. Am 23. October 1852 zum Brigadegeneral ernannt, befehligte Gevigny die 1. Cavallerie- Brigade der Armee von Lyon, das Departement der Loire und nach ein
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ander die 2. und §. Subdiviſion der 18. Militair -Division (Sarthe und Loir und Cher), daneben war er Mitglied der Commiſſion für Pferde-Hygiene. Am 8. August 1858 et: hielt er das Commandeurkreuz der Ehrenlegion, damals 44 Dienstjahre und 2 Feldzüge zählend. 1859 befehligte er die Subdivision der Aube , bis er am 10. März 1860 bei erreichter Altersgrenze in die Reserve = Section übertrat. Am 15. December 1870 zur Activität berufen , wurde er zum Divisionsgeneral befördert und mit der Organiſation und dem Befehl der Truppen im Cotentin beauftragt. Zuleht wurde der General zum Stellvertreter des General Ducrot im Commando der 16. Militair - Diviſion designirt und trat erst im Mai 1871 in den Reserve-Cadre zurück. (Nach Moniteur de l'Armée Nr . 21 vom 11. April 1876.) Henri Ange Aristide de Gondrecourt, Französischer Divisionsgeneral. Geb. 22. März 1815 auf Guadeloupe, gest. 11. November 1876 auf Schloß Reynies bei Montauban. Bei seinem Austritt aus der Schule von St. Cyr am 20. April 1835 wurde er Souslieutenant im 47. Linien-Regiment, darauf nach dreijährigen Kämpfen in Africa am 27. April 1838 zum Lieutenant der Spahis von Dran ernannt. 1839 zum 12. Chaffſeur Regiment versest , wurde er in demselben am 3. Juli 1843 Capitain- Commandant und am 3. Januar 1851 Escadronschef im 3. Cürassier - Regiment. Seit 23. Juni 1855 Oberstlieutenant im 4. Regiment der Chasseurs d'Afrique, trat er bei Auflöſung deſſelben zum 1. Regiment der Chasseurs d'Afrique über und machte mit letterem die Erpedition nach der Großen Kabylie mit , während der sein Name wiederholt in den Berichten Mac Mahon's mit Lob genannt wurde. Seit 14. März 1859 Oberst des 6. Chaſſeur Regiments, erhielt er 1861 den Befehl über die Chasseurs zu Pferde der Garde, die aus Abgaben aller Regimenter der Chaſſeurs d'Afrique gebildet wurden. Am 21. December 1866 wurde er Brigadegeneral und Commandant der Militairſchule von St. Cyr. Am 18. Juli 1870 erhielt er auf seine Bitten die 2. Brigade der Cavallerie = Division des 4. Corps der Rhein-Armee (Ladmirault). Am 16. August zeichnete sich diese Division bei Gravelotte aus. Der Divisionsgeneral Legrand fiel, der Brigadegeneral de Montaigu wurde verwundet , Gondrecourt übernahm das Commando , während die Diviſion 1/5 ihrer Stärke an Mannſchaften und Pferden verloren hatte. Kriegsgefangener nach dem Falle von Met , wurde er nach seiner Rückkehr nach Frankreich zum Commandeur der Subdivision des Lot und der Garonne ernannt , verließ dieſen Poſten nach seiner Er nennung zum Divisionsgeneral am 26. December 1872 und war seit 1873 General Inspecteur der Cavallerie. Das Commandeurkreuz der Ehrenlegion erhielt er am 26. August 1875. Seit einem Jahre krank, hatte er im August 1876 die General-In spection begonnen und in Bordeaux beendigt, wodurch sich sein Zuſtand wesentlich ver schlechterte. Gondrecourt war Mitglied der Gesellschaft der gens de lettres und ein fruchtbarer Schriftsteller von großer Auszeichnung. 1844 veröffentlichte er den ersten Roman: Les derniers Kerven, Episode aus den Kriegen der beiden Roſen, und ſeit dieſer Zeit folgten demſelben zahlreiche Werke, von denen viele einen berechtigten Erfolg gewannen. (Nach L'Avenir militaire Nr. 391 vom 21. November 1876 und Moniteur de l'Armée Nr. 66 vom 26. November 1876.)
Gordon Granger, General der Armee der Vereinigten Staaten Nord-America's. Geb. 1825 zu New York, gest. 10. Januar 1876 zu Santa F , Neu-Mexico. Er wurde 1841 Cadet zu West Point und graduirte am 30. Juni 1845 in der ſelben Klaſſe mit General Smith, Frih John Porter, Barnard E. Lee und Anderen. Am 1. Juli 1815 erhielt er das Brevet als Secondelieutenant im Infanterie-Regiment und wurde im nächſten Jahre zu den Mounted Rifles verſeßt. Secondelieutenant wurde er 1847, ging dann nach Mexico , erhielt am 20. August 1847 den Charakter (breveted) als Premierlieutenant für die Schlachten von Conteras und Cherubuscó und am 13. Seps tember 1847 den als Capitain für die Schlacht von Chepultepec. Zum Premierlieutenant befördert, zeichnete er sich bei der Verfolgung und dem Angriff der Indianer an dem Neucesfluß in Merico am 13. April 1856 aus. Am 5. Mai 1861 wurde er Capitain in den Rifles, dem jezigen 3. Cavallerie- Regiment , und blieb dies bis zu seiner 1868 er: folgten Beförderung zum Oberst des 25. Infanterie-Regiments, von dem er bald darauf zum 15. Infanterie- Regiment versezt wurde, deſſen Commando er im Augenblicke ſeines
Nekrologe von im Jahre 1876 verstorbenen hervorragenden Offizieren u. s. w. 473 Todes führte. 1861 verließ er die Rifles, um ein Commando der Freiwilligen zu über nehmen, wurde Oberst des 2. Regiments der Michigan- Cavallerie und that sich so hervor, daß er am 26. März 1862 zum Brigadegeneral und im December desselben Jahres zum Generalmajor der Freiwilligen ernannt wurde. Seine Dienste im Westen, in Kentucky, Tennessee und Georgia gehören der Geschichte des Bürgerkrieges an. Es war Granger's Reserve- Colonne, welche General Thomas vor einer Niederlage bei Chickamauga bewahrte. Bei Chattanooga zeichnete er sich als Führer des 4. Armee- Corps aus und benahm sich bei allen folgenden Feldzügen brillant. Gordon Grangers' Hülfe gestattete Farragut, Mobile zu nehmen. 1865 erhielt der Verstorbene den Befehl über das Departement von Teras, trat 1866 aus seiner Beziehung zu den Freiwilligen und wurde dann Oberst des 25. Infanterie - Regiments und bald darauf des 15. Infanterie- Regiments , das aus dem früheren 15. und 35. Regiment gebildet wurde. Lesteres commandirte er bis zu seinem Tode, während er gleichzeitig den Befehl über den District von Neu-Mexico führte. In der Armee der Vereinigten Staaten wird der Verlust Grangers, als eines der Führer während des Secessionskrieges, lebhaft beklagt. (Nach Army and Navy Journal, New York, 15. Januar 1876.) Karl Graf von der Groeben, Königl. Preuß. General der Cavallerie, General-Adjutant u . s. w. Geb. 17. September 1788 zu Schrengen bei Rastenburg ; gest. 13. Juli 1876 zu Neudörfchen. Er trat am 21. November 1806 schon als 14jähriger Jüngling als aggregirter Cornet in das Regiment Towarczys ein. In dem Feldzuge 1806-1807 , zu dem Corps von L'Estocq gehörend, machte er den Ueberfall von Podgursz bei Thorn, die Gefechte von Biezun und Mlawa , für welche er den Orden pour le mérite erhielt, und die Schlacht bei Pr. Eylau mit. Anfang 1807 zum Secondelieutenant ernannt und einrangirt, wurde er bei Umformung der Towarcys in das Schleſiſche Ulanen - Regiment verſeßt , deſſen langjähriger Chef er später werden sollte. Nachdem Graf von der Groeben 1811 als Premierlieutenant in das Regiment der Gardes du Corps versezt worden und im Februar 1812 in den Generalstab gekommen war, wurde er im März desselben Jahres auf sein Ansuchen aus der Armee entlassen. Sich der Russischen Armee anschließend machte er 1813 die Märsche derselben auf Berlin , dann unter dem General Benkendorf auf Wittenberg und die Niederelbe und unter dem Großbritanniſchen General von Dörn berg auf Lüneburg mit . Vom 1. Mai ab bis zum Waffenstillstande schloß er sich dem commandirenden General der großen Armee, General von Wittgenstein , an, ohne in Diensten zu stehen , und machte bei dieser Armee die Gefechte bei Seehausen , Lüneburg, Elze, Vahrenwald, Reichenbach, Gießmannsdorf und Gr. Rosen und die Schlachten bei Lügen und Baußen mit , wofür er mit dem Russischen St. Annen- Orden 2. Klaſſe und St. Wladimir - Orden 4. Klaſſe decorirt wurde. Nachdem Graf von der Groeben Anfang August 1813 wieder in der Preußischen Armee als Stabs-Rittmeister mit einem Patent vom 25. April im Generalstabe angestellt und der Reserve- Cavallerie des II . Armee Corps von Kleist zugetheilt worden war, wurde er vor Dresden verwundet, focht aber wieder in den Schlachten bei Kulm und Leipzig mit und erhielt das Eiserne Kreuz 2. Klasse. Nachdem er zum wirklichen Rittmeister im Generalstabe befördert worden war und 1814 die Umschließung von Luremburg und die Gefechte bei Merry und Gué à Trême, in dem er schwer verwundet , mitgemacht hatte, wurde er im Juli desselben Jahres zum Major im Generalstabe befördert. 1815 machte Major Graf von der Groeben die Schlachten bei Ligny und Belle - Alliance und die Gefechte bei Nanteuil, Dammartin, Meudon und Issy mit und wurde Ende desselben Jahres als Oberstlieutenant im General stabe zum General Commando am Rhein verseht. Im Mai 1817 zum Chef des General stabes beim General- Commando in Schlesien ernannt, wurde er 1819 Chef des General stabes des VI. Armee Corps, im April 1823 Oberst und 1824 zum II. Armee - Corps als Chef des Generalstabes desselben verseßt. Am 14. Juni 1829 wurde Oberst Graf von der Groeben erster Adjutant Sr. Königlichen Hoheit des damaligen Kronprinzen, weiland König Friedrich Wilhelm IV. unter Verbleib als Chef des Generalstabes des II. Armee Corps. Am 30. März 1834 zum Generalmajor und Commandeur der 3. Cavallerie-Brigade ernannt, wurde er im September desselbenJahres als erster Adjutant des Kronprinzen bestätigt und im März 1838 zum interimiſtiſchen Commandeur der 14. Division ernannt. Nachdem Generalmajor Graf von der Groeben am 12. September 1842 zum Generallieutenant befördert worden war, wurde er im October 1843 unter Beibehaltung des Commandos der 14. Division zum General - Adjutanten weiland Sr. Majestät Friedrich Wilhelm IV. ernannt. Im März 1848 interimistisch mit der Führung des
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VII. Armee-Corps beauftragt, machte er 1849 in dem Feldzuge in Baden als comman dirender General der Rhein -Armee die Gefechte bei Ladenburg, am Hirſchgrunde und die Umſchließung und Uebergabe von Raſtatt mit. In Folge deſſen erhielt er das Eichen laub zum Orden pour le mérite und die Schwerter zum Rothen Adler-Orden 1. Klaſſe. Am 20. März 1852 zum General der Cavallerie und zum commandirenden General des VII. Armee - Corps ernannt , wurde er Anfang Juni 1853 als commandirender General zum Garde Corps verseht und am 21. September deſſelben Jahres zum Chef des Schlesischen Ulanen - Regiments Nr. 2 ernannt. General der Cavallerie Graf von der Groeben wurde am 1. Juni 1858 unter Bewilligung des Abschiedsgesuches mit Belaffung in dem Verhältniß als General - Adjutant Sr. Majestät des Königs und als Chef des Schlesischen Ülanen - Regiments Nr. 2 zur Disposition geſtellt , nachdem er 52 Jahre der activen Armee angehört hatte. Seitdem lebte derselbe, nachdem er bereits durch König lichen Erlaß vom 21. November 1854 auf Präſentation des Grafenverbandes der Proving Preußen auf Lebenszeit in das Herrenhaus berufen worden war, auf seinem Schloß Neu dörfchen im Kreise Marienwerder. Er starb am 13. Juli 1876 im 88. Lebensjahre und hatte 70 Jahre der Armee angehört, war 33 Jahre General-Adjutant zweier Könige und 23 Jahre Chef des Schlesischen Ulanen-Regiments Nr. 2 gewesen. Graf von der Groeben war Ritter des Rothen Adler - Ordens 1. Klaſſe mit Eichenlaub und Schwertern , Groß Comthur des Königlichen Haus - Ordens von Hohenzollern mit Brillanten, besaß die Krone zum Örden pour le mérite als 50jähriger Ritter deſſelben, war Ehrenſenior des Eisernen Kreuzes 2. Klaſſe und Ehrenritter des Johanniter - Ordens , Großkreuz des k. k. Deſter reichischen Leopold-Ordens_und_Ritter des hohen k. k. Russischen St. Andreas-Ordens_x . (Nach Beſonderer Beilage des Deutſchen_Reichs-Anzeigers Nr. 33 vom 22. Juli 1876.) James A. Hardie, Inspector-General der Armee der Vereinigten Staaten Nord-America's. Geft. 14. December 1876 zu Washington . Hardie graduirte in der Militair-Akademie von Westpoint im Juli 1843 und wurde an demselben Tage Brevet Secondelieutenant im 1. Artillerie - Regiment. Von 1844-1846 war er Assistent - Profeſſor in Weſtpoint. Während des Krieges gegen Merico diente er als Major im 1. New-Yorker Freiwilligen -Regiment und wurde am Schlusse desselben in San Francisco stationirt. Seine Beförderung zum Premier: lieutenant im 3. Artillerie- Regiment erfolgte am 3. März 1847. Während zweier Jahre, 1851-1853, war er Adjutant seines Regiments und garnisonirte in Fort Adams, Rhode Jsland. Dann war er im Stabe von General Wool und von 1855-1857 wiederum Adjutant. Zum Capitain am 5. October 1857 ernannt, diente er in Californien und Washington Territory bis 1860, während welcher Zeit er am 5. September 1858 das Gefecht bei Spokane Plain mitmachte. 1861 wurde er zum 5. Artillerie-Regiment verſeßt , bald darauf entwickelte er bei der Organisation neuer Truppen eine besondere Geschicklichkeit. Er begleitete General Mc Clellan als Adjutant während der Halbinsel und Maryland Feldzüge, befand sich im Stabe des General Burnſide, als dieser die Potomac - Armee commandirte und focht in der Schlacht von Fredericksburg am 12. December 1862. Darauf fungirte er als General- Auditeur (Judge Advocate General) dieser Armee bis zum März 1863, wo er mit dem Range als Major und Assistant Adjutant General ins Kriegs-Miniſterium trat, in dem er auch nach seiner am 24. März 1864 erfolgten Ernennung zum Oberst und Assistant Inspector General verblieb. Er erhielt zwei Brevets ; das zum General-Major wurde ihm für „ treue, verdienstvolle und ausgezeichnete Dienste" ertheilt. Er war einer der gründlichst informirten Offiziere des Stabes der Vereinigten Staaten und seine Geschicklichkeit als Inspector General wurde von Allen anerkannt, die mit ihm in dienstliche Berührung traten. Einige Jahre war er bei der Militair Division des Miſſouri thätig, zulest stand er aber wieder an der Spize des Amtes des Inspector General des Kriegs - Ministeriums. (Nach dem New Yorker Army and Navy Journal vom 23. December 1876.)
Sir Perch Herbert, Königlich Großbritannischer Generallieutenant. Geb. 15. April 1822 ; gest. 7. October 1876. Er wurde zu Eton und im Königl. Militair - Collegium zu Sandhurſt ausgebildet und 1840 im 43. Infanterie-Regiment angeſtellt , mit dem er den Kaffernkrieg 1851 bis
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1853 mitmachte. Während des Orientalischen Krieges fungirte er zuerst als Deputy Quartermaster General der 2. Division und dann als Quarter Master General der Orient-Armee. Bei dem Indischen Aufstande von 1857 commandirte er das 82. In: fanterie - Regiment und betheiligte sich mit demselben bei verschiedenen Kämpfen. Nach seiner Rückkehr nach England wurde er zum Deputy Quarter Master General beim Hauptquartier ernannt und füllte diesen Posten zwei Jahre lang aus. Von 1867-1868 war er Schahmeister der Königin und wurde aus dieser Veranlassung zum Privy Coun cillor ernannt. Von 1854-1860 und von 1865 bis zu seinem Tode war er Mitglied des Parlaments und machte sich in den lezten Jahren hauptsächlich dadurch bekannt, daß er die Beschwerden derjenigen Offiziere vertrat , welche sich durch die Abschaffung des Stellenverkaufs beinträchtigt betrachteten. 1869 wurde er Commandeur des Bath-Ordens. Carl Friedrich Ludwig v. Herrmann, Königlich Preußischer General der Infanterie. Geb. 19. August 1794 ; gest. 6. Juli 1876 zu Schwedt a. D. Er kam am 3. Juli 1803 ins Preußische Cadettencorps zu Kalisch und nach Auf lösung desselben nach Berlin , um am 5. Mai 1812 dem 8. Infanterie - Regiment als Offizier zugetheilt zu werden. Mit dieſem machte er in Curland die Gefechte von Eckau, Tomoszno , Mosothen und Wolgund mit , wurde von den Russen gefangen und blieb 14 Tage in Mitau Gefangener, da der durch die Capitulation Yorks stattfindende Um schwung der Verhältnisse ihn befreite. 1813, 1814 und 1815 war er Bataillons- Adjutant und machte 1813 die Kämpfe bei Möckern, Leipzig, Königswartha, Siegersdorf, Bunzlau, Wartenburg und Freiburg, sowie die Schlachten von Bauzen , an der Kazbach , bei Möckern und Leipzig mit ; 1814 nahm er Theil an den Kämpfen von Montmirail, Chateau Thierry und Trilport und an den Schlachten von Laon und Paris, für welche leştere er das Eiserne Kreuz 2. Klaffe erhielt ; 1815 war er bei Ligny und Wavre. 1816 wurde er Regiments - Adjutant und Premierlieutenant, besuchte von 1816-1818 die Kriegsschule und kam dann zum Cadettencorps , in dem er 1821 Hauptmann und Compapniechef wurde , um diese Stelle bis 1834 zu bekleiden. In diesem Jahre wurde er ins 7. Infanterie-Regiment versest, 1835 in demselben etatsmäßiger Stabsoffizier und 1839 Commandeur des Füsilier - Bataillons. 1840 als interimistischer Chef der Armee Abtheilung ins Kriegs- Ministerium berufen , wurde er 1841 als solcher bestätigt , 1843 Oberstlieutenant und darauf 1846 Oberst und Commandeur des 14. Infanterie Regiments. Mit diesem kämpfte er 1848 bei Trzemesno und Gnesen, die Schwerter zum Rothen Adler Orden 3. Klasse als Anerkennung erhaltend, wurde er darauf im November d. J. zum Comman danten von Magdeburg ernannt, von welcher Stellung aus er 1850 in das Staatenhaus nach Erfurt gesendet wurde. Im Herbst 1851 wurde er Generalmajor und Commandeur der damaligen 16. Landwehr Brigade in Trier, 1854 Commandeur der 6. Diviſion in Brandenburg a. H. , 1855 Generallieutenant, 1856 Commandeur der 3. Division in Stettin. 1858 wurde er als Bundes - Commissar zur Inspicirung des Württembergischen Contingents commandirt; im Winter 1859 veranlaßte eine schwere Erkrankung, daß er zu den Offizieren der Armee versetzt wurde, während schwere Schicksalsschläge ihn 1860 um seine Verabschiedung bitten ließen , die ihm am 1. Juli ertheilt wurde. Er zog sich nach Schwedt a. D. zurück, wurde aber 1866 berufen, das stellvertretende Commando des II. Armee-Corps zu führen, von dem er nach beendigtem Feldzuge wieder in sein Still leben zurückkehrte. (Nach Militair- Wochenblatt Nr. 67 vom 19. Auguſt 1876.) John Johnson v. Honneur, Königlich Dänischer Generallieutenant. Geb. 1797 in Eiderstedt im Herzogthum Schleswig ; gest. 14. Januar 1876. Er wurde 1810 als Frei- Corporal beim Schleswigschen Infanterie - Regiment an gestellt und trat 1811 in die Landcadetten-Akademie zu Kopenhagen, von welcher er zwei Jahre später als Secondelieutenant der Cavallerie zugetheilt wurde. Nachdem er zum Premierlieutenant ernannt war , wurde er 1829 als Schulvorsteher bei seinem Regiment angestellt; 1832 wurde ihm die Auszeichnung zu Theil, nach Preußen gesandt zu werden, um den dort abgehaltenen großen Cavallerie - Manövern beizuwohnen . Beim Ausbruch des Krieges 1848 war Honneur Escadrons Chef beim 5. Dragoner-Regiment und wurde bald darauf zum Major beim 6. Dragoner - Regiment befördert. In dieser Eigenſchaft verſah er im Kriege 1848-1850 häufig die Functionen eines Vorposten - Commandeurs, auch wurden ihm außerdem verschiedene selbstständige Aufträge ertheilt. So war er
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Führer des aus allen drei Waffen zuſammengeſeßten Detachements, welches am 24. Juli 1850 die Treenebrücke bei Bollingstedt forcirte , zu welchem Behuf Honneur einen Theil seiner Dragoner absizen ließ. Nach dem Kriege wurde Honneur Oberſt_und_Chef_des 3. Dragoner-Regiments , welches unter seinem einsichtigen und tüchtigen Commando das Muster eines Cavallerie - Regiments wurde. Als die Vorbereitungen zum Kriege 1864 getroffen wurden, erhielt Honneur als Generalmajor das Commando einer Cavallerie Brigade von zwei Regimentern und im Laufe des Feldzuges das Commando über die gesammte Dänische Cavallerie in Jütland. Nach dem Feldzuge wurde er zum General Inspecteur der Cavallerie ernannt und suchte 1866 um seinen Abschied nach, welchen er mit dem Charakter eines Generallieutenants erhielt. Charles Joseph Henry Courtois Rouſſel d'Hurbal, Französischer Divisionsgeneral. Geb. 18. März 1802 zu Neufchateau ; gest. 15. Juli 1876 zu Monrieur bei Vendome. Er trat im Jahre 1820 in die polytechnische Schule und wurde 1825 Lieutenant im 3. Artillerie - Regiment. 1827 gehörte er dem Occupations - Corps in Spanien und 1832, bald nach seiner Ernennung zum Capitain, der Nord-Armee an. Bei Lesterer wurde er in dem Armeebefehl erwähnt und zum Ritter der Ehrenlegion wegen seines Verhaltens in der Breschbatterie vor Antwerpen ernannt. 1837 findet man ihn bei der Einnahme von Constantine, bei der er sich in der Breschbatterie und während des Sturmes durch seine Bravour und Unerschrockenheit auszeichnete, so daß er mit dem Offizierkreuz der Ehrenlegion belohnt wurde. Nach Frankreich 1838 zurückgekehrt, ver dankte er es seinen Kriegsthaten und seltenen Eigenschaften, daß er berufen wurde, nach einander die Functionen eines Adjutanten des General Marquis Laplace, eines Ordonnanz Offiziers des Königs und des Herzogs von Nemours zu bekleiden. 1848 zum Escadrons Chef im 8. Artillerie-Regiment ernannt, wurde er 1851 als Oberstlieutenant zum 6. Re giment verseßt. Bei der Reorganiſation der Artillerie im Jahre 1854 commandirte er das 15. Regiment reitender Artillerie, 1856 erhielt er das Commandeurkreuz der Ehren legion. 1857 wurde er Brigadegeneral und commandirte die Artillerie der 8. Militair Division bis zu dem Augenblicke, in welchem er 1859 berufen wurde, die Artillerie des 3. Corps der Armee von Italien zu befehligen . Sein Commandeur, Marschall Canrobert, beantragte für ihn wegen seines Verhaltens während des Feldzugs das Großoffizierkreuz der Ehrenlegion, das er 1860 erhielt. Wenige Jahre darauf (1863) wurde er zum Commandeur der Artillerie des Expeditions - Corps nach Mexico ernannt und unterm 12. August desselben Jahres zum Divisionsgeneral befördert. Von 1863-1866 that er sich bei allen Expeditionen, namentlich bei der Belagerung von Dajaca, hervor ; er wurde im Armeebefehl vom 10. Februar 1865 citirt, betrieb die Organiſation der Mericaniſchen Artillerie, die unter seinen Befehl gestellt war, und erntete mehrfach die schmeichelhafteſten Lobsprüche des Kaiser Maximilian. Im November 1866 nach Frankreich zurückgekehrt, wurde er am 19. März 1867 in den Reserve- Cadre versezt, worauf er sich in die Gegend von Vendome zurückzog und sich als ein Wohlthäter der Armen erwies. (Nach Moniteur de l'Armée Nr. 42 vom 26. Juli 1876.) Joseph Freiherr Jablonsky von Monte berico, 1. k. Desterr. Feldzeugmeister. Geb. 1806 zu Radkersburg in Steiermark , gest. 1. Februar 1876 zu Graz. Mit 16 Jahren trat Jablonsky 1822 in das 10. Feldjäger-Bataillon , wo er langjam vorrückte, denn erst 1831 ward er Lieutenant und erst nach 17 Jahren wurde er bei Ausbruch des Krieges gegen Piemont zum Hauptmann befördert. Seine glänzende Waffenthat bei Vicenza am 16. Juni, wo er ohne Befehl an der Spiße seiner Compagnie der erste in die feindlichen Verschanzungen am Monte berico eindrang und den Feind von Stellung zu Stellung verfolgend zurückdrängte, verschaffte ihm das Ritterkreuz des Maria = Theresien- Ordens und ein rasches Vorwärtskommen , denn er erreichte noch in demselben Jahre die Majors- und in den zwei darauf folgenden Jahren die Oberst lieutenants und Oberstencharge. Nach 3 Jahren Wirksamkeit als Oberst und Comman dant des 13. Gendarmerie Regimentes zu Innsbruck in Tyrol trat er 1853 als Oberst des 14. Infanterie- Regiments wieder in die Linie zurück und wurde 1857 zum General major und Brigadier befördert. Als solcher wurde ihm die besondere Auszeichnung zu Theil zum 2. Inhaber des Infanterie-Regiments Kaiser Franz Joseph ernannt, und 1865 als Feldmarschalllieutenant dem General- Commando zu Prag zugetheilt zu werden. Bei
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Ausbruch des Krieges 1866 war er in Brünn und übernahm das Festungs- Commando zu Ollmüş. Drei Jahre später zum Geheimen Rathe ernannt , wurde ihm das 30. Jn fanterie Regiment als Inhaber verliehen und sein Name hierdurch in der Geschichte des f. t. Heeres verewigt. Zum Feldzeugmeister vorgerückt, erhielt er bei seinem Uebertritte in den Ruhestand 1873 für seine durch länger als ein halbes Jahrhundert geleisteten ausgezeichneten Dienste den Orden der eisernen Krone 1. Klasse. Mit ihm ist wieder einer der Helden, welche unter Radeßky's Augen das Panier der Treue und Ehre hochgehalten haben, aus der Mitte des Oesterreichischen Heeres geschieden! Den Freiherrnstand hat er sich durch seine Tapferkeit mit dem Maria-Theresienkreuze selbst erworben. Franz Freiherr v. John, k. k. Desterreichischer Feldzeugmeister und Chef des Generalstabes . Geb. 20. November 1815 zur Bruck an der Leitha, gest. 26. Mai 1876 in Wien. Die allgemeine Beſtürzung und die lebhafte Theilnahme , welche der plößliche Tod dieses charakterfesten , ebenso tapferen wie umsichtigen Mannes in allen Gauen Dester reichs hervorrief, bezeugen wohl beſſer den Werth deſſelben , als es ein, ſelbſt mit den lebendigsten Farben geschriebener Nachruf vermöchte. Des Verstorbenen Vater war zur Zeit der Geburt seines Sohnes Fähnrich und Adjutant im k. . Sappeur - Corps , und schickte denselben am 21. October 1827 in die Militair- Akademie zu Wr. Neustadt , zu deren ausgezeichneten Zöglingen derselbe zählte. Am 24. October 1835 verließ er die Anstalt und kam als Lieutenant in das Infanterie-Regiment Erzherzog Franz Carl Nr. 52, aus dem er am 20. Juni 1845 als Oberlieutenant in den General-Quartiermeiſterſtab versezt wurde, wo er am 13. März 1848 zum Hauptmann vorrückte. Der Brigade des Generalmajors Fürst Friedrich Lichtenstein zugetheilt , entwickelte er bei den Straßen kämpfen in Mailand , dann bei St. Lucia, Montanara , Goito, Sona und besonders in der Schlacht bei Cuſtozza ſeine militairiſchen Eigenſchaften und ſeinen ſeltenen Scharfblick in einem so hohen Grade, daß er mit dem k. k. Orden der eisernen Krone 3. Klaſſe aus gezeichnet wurde. Die herrlichste Waffenthat aber vollführte er unmittelbar nach der Schlacht bei Cuſtozza in der Nacht vom 26. auf den 27. Juli , indem er als Avantgarde mit einem Zuge Husaren bei Volta angelangt, und das Anrücken einer feindlichen Colonne zur Beſeßung dieſes Ortes bemerkend , durch einen kühnen Angriff den Feind täuschte und demselben glauben machte, Volta wäre bereits besett. Das Capitel des Maria-Theresien-Ordens erkannte ihm das Ritterkreuz für diese That zu. Auch 1849 hatte er Gelegenheit, sich rühmlichst hervorzuthun und sich das Militair -Verdienstkreuz zu erwerben. Am 24. October 1849 zum Major und am 23. März 1854 zum Oberst lieutenant im Generalstabe ernannt , übernahm er am 16. April 1857 das Commando des den Namen des Kaisers führenden Infanterie- Regiments Nr. 1, wurde aber bei Aus bruch des Feldzuges 1859 wieder in den Generalstab zurückverseßt und als Generalstabs Chef des 6. Armee-Corps in Süd-Tyrol verwendet. Am 2. October 1859 zum General stabs- Chef der II. Armee in Italien ernannt , und am 19. Februar 1861 zum General major befördert, war ihm Gelegenheit geboten, sich für seine künftige Thätigkeit vorzubereiten. Wie er diese unter dem Commando des Erzherzogs Albrecht 1866 in den Kämpfen gegen die Italienische Armee und bei dem herrlichen Siege bei Cuſtozza entfaltete , hierüber giebt die Geschichte Zeugniß ; er selbst erwarb sich an seinem Feldherrn den wärmsten Freund , das Commandeurkreuz des Maria -Theresien- Ordens und die außertourliche Be förderung zum Feldmarschalllieutenant. Mit dem Erzherzog Albrecht eilte John als Generalstabs -Chef der gesammten operirenden Armee am 10. Juli 1866 nach Wien, wo er nach dem Friedensschlusse zum Chef des Generalstabes der Armee und zum Leiter des Kriegs-Ministeriums , am 30. October 1866 zum Kriegs-Minister ernannt wurde. Diese beiden Stellen vereinigte er bis zum 18. Januar 1868 , während welcher Zeit er die Reorganisirung des k. k. Heeres anbahnte , und sich unvergängliche Verdienste erwarb. Die Neugestaltung des Reiches bewog ihn zu der Bitte um Enthebung von seinem Posten, und er erhielt, unter gleichzeitiger Verleihung des Großkreuzes des Leopold - Ordens , die Stelle eines commandirenden Generals in Graz, wo er im April 1873 zum Feldzeug meister ernannt wurde. Der Kaiser berief ihn jedoch am 14. Juni 1874 neuerdings als Chef des Generalſtabes nach Wien, wo er in raſtloſer Thätigkeit eine neue Beförderungs vorschrift für das k. k. Heer und die Reorganisation des Generalstabes vollendete , und diese zwei Acte der Armee als Vermächtniß hinterließ. Im Gebäude des Reichs -Kriegs Ministeriums, auf dem Wege in sein Bureau, erreichte ihn am 26. Mai 1876 um 11 Uhr Vormittags der Todesengel, als er mit dem Plane ciner größeren Generalstabsreise, deren Beginn unter seiner persönlichen Leitung in den nächsten Tagen stattfinden sollte , be
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Militairische Jahresberichte für 1876.
schäftigt war. Eine Herzlähmung bereitete dem 61jährigen Manne_voll Thatkraft und Edelfinn ein plötzliches , schnelles Ende; in dem Andenken der Oesterreichischen Armee aber wird der unbesiegte Held , der charaktervolle leutselige Mann und der treue, pflicht: erfüllte Soldat noch lange fortleben. Er war Wirklicher Geheimer Rath, lebenslängliches Mitglied des Herrenhauses , Inhaber des 76. Infanterie-Regimentes und Commandeur und Ritter vieler ausländischer Orden.
Gideon v. Krismanic, f. t. Desterreichischer Generalmajor und Festungs-Commandant von Peterwardein. Geb. 22. April 1817 zu Bazias, gest. 25. Mai 1876 zu Peterwardein. Als Lieutenant im Jahre 1836 aus der Neustädter Akademie zum 62. Infanterie Regiment eingetheilt , wurde Krismanic 1845 Oberlieutenant, 1847 zum Generalstabe versett und war schon 1849 Major, 1854 Oberstlieutenant, 1857 Oberst, 1859-60 Pro fessor der Strategie an der Kriegsschule und 1864 Generalmajor und Brigadier, als welcher er rasch und mit beſonderer Energie die in den Friauler Bergen ausgebrochenen Unruhen unterdrückte. Lezterer Erfolg wirkte mit, daß er beim Ausbruch des Feldzuges von 1866 als 2. Generalstabschef an die Seite Benedek's berufen wurde. Die öffentliche Meinung hat einen Theil der Schuld an den Unglücksschlägen der Nord- Armee auf die Schultern von Krismanic gewälzt, doch erfordert die Gerechtigkeit zu conſtatiren, daß den obwaltenden anderweitigen Verhältnissen wohl die Hauptschuld zugemessen werden muß. Nach längerer Ruhe seit dem Frieden von Prag wurde er am 13. Juni 1872 zum Festungs-Commandanten in Peterwardein ernannt, in welcher Stellung er starb. (Nach den Oesterr. Ungar. Milit. Blättern . 1. Juniheft 1876 S. 513). Ferdinand de Lacombe, Französischer Oberſt und Commandeur des 8. Huſaren-Regiments. Geb. 27. December 1820 zu Tonnerre (Yonne), geft. 29. October 1876 zu Orleansville (Algerien). In die Special - Militairſchule am 1. Juli 1841 eingetreten , verließ er dieſelbe am 1. April 1843 als Souslieutenant des 7. Dragoner-Regiments. Am 28. December 1844 zum 2. Dragoner Z Regiment verseßt , wurde er am 9. December 1847 Lieutenant, am 30. September 1851 Capitain und am 24. October 1860 Major. Am 30. October 1862 zum Ritter der Ehrenlegion ernannt , wurde er zum Guiden - Regiment der Kaiſergarde am 13. August 1863 versett, darauf Oberstlieutenant im 1. Spahi-Regiment am 27. Fe bruar 1869 und Commandeur des 8. Huſaren - Regiments am 14. November 1870. Offizier der Ehrenlegion seit dem 5. Mai 1871 hat Lacombe vom 13. April 1860 bis zum 2. December 1870 in Algerien , vom 3. December 1870 bis zum 7. März 1871 gegen Deutschland, vom 14. März bis zum 7. Juni 1871 gegen innere Feinde und vom 17. April 1875 bis zu seinem Tode in Algerien gekämpft . Im September 1876 hatte er in der Function eines Brigadegenerals die Manöver des 1. Regiments der Chaſſeurs von Africa, des 1. Spahi- und des 8. Huſaren = Regiments zu Blidah geleitet , erkrankte aber bei seiner Rückkehr nach Orleansville so heftig, daß er nicht mehr genas. Seit 1861 war er Mitglied der Société des gens de lettres und am 21. April wurden ihm die Palmen d'officier d'instruction publique zuertheilt, nachdem er sich durch mehrere hiſto rische Monographien und durch zahlreiche Artikel über Kriegskunst und Kriegsgeschichte einen Namen erworben. Noch nach seinem Tode erschien von ihm eine kleine Schrift unter dem Titel : L'enseignement primaire dans l'armée française. (Nach Moniteur de l'Armée Nr. 64 vom 16. November 1876.) Grigorij Grigorjewitsch Leljakin, Kaiserlich Russischer Generallieutenant. Geft. 26. ( 14.) November 1876 . Nachdem er 1823 den Curſus im 1. Cadettencorps beendigt hatte, trat er als Fähnrich in das Kerholm'sche Grenadier- Regiment ein. Im folgenden Jahre wurde er in das Leibgarde-Grenadier- Regiment verseßt, mit dem er die Feldzüge von 1827 und 1828 gegen Persien mitmachte. Als er am 13. October vor Eriwan mit seinen Schüßen zur Be sehung einer Bresche vorgeschickt worden und seinen Auftrag glänzend ausgeführt hatte, erfuhr er von Einwohnern, daß eins der in der Nähe liegenden Pulvermagazine in die Luft gesprengt werden solle. Er eilte dahin, entfernte die brennende Lunte und rettete dadurch den betreffenden Theil der Festung. Für dieſe That wurde er mit dem Orden
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der heiligen Anna 3. Klaſſe belohnt. Nachdem er an den Kämpfen in Polen Theil ge nommen und den Orientalischen Krieg theils in Sewastopol, theils zur Vertheidigung der Küsten Finnlands mitgemacht, wurde er 1856 zum Generallieutenant befördert und verließ als solcher den activen Dienst.
Jacob Gerhard Meydell, Königl. Norwegischer Generalmajor. Geb. 1786, gest. 4. Januar 1876. Er kam als 14 jähriger Knabe in die Kriegsschule zu Christiania, wurde 1803 Offizier, machte 1804 das Artillerie-Eramen in Kopenhagen, und blieb bis 1811 in Däne mark als Artillerie-Offizier. Nach Norwegen zurückgekehrt , wurde er 1813 Hauptmann und Lehrer der mathematischen Wissenschaften beim Cadetten-Corps , bei dem er später auch den Unterricht in den militairiſchen Fächern übernahm . Nach der im Jahre 1826 erfolgten Gründung der höheren militairwiſſenſchaftlichen Schule Norwegens übernahm Meydell bei derselben die früher genannten Fächer, in welchen er bis 1847 als Lehrer fungirte. Inzwischen 1827 zum Major , 1831 zum Oberstlieutenant avancirt, wurde er 1839 Oberst und Chef der Norwegischen Artillerie-Brigade, in welcher Stellung er 1843 zum Generaladjutanten und 1847 zum Generalmajor ernannt wurde. Wegen seines ge schwächten Sehvermögens mußte er 1855 den Abschied nehmen. ---- Meydell ist einer der Männer, denen , nachdem Norwegen 1814 von Dänemark getrennt worden, die Aufgabe zufiel, das militairiſche Leben des jungen Staates in neue und ſelbſtſtändige Bahnen zu lenken. In dieser Beziehung ist er von dem größten Einfluß gewesen, sowohl durch seine amtliche Thätigkeit, als durch seine Leistungen auf dem pädagogischen und literarischen Gebiete. Ein besonderes Verdienſt hat er sich dadurch erworben, daß er die Norwegische Artillerie und ihr Material den modernen Anforderungen entsprechend gestaltete. Seine Bestrebungen in dieser Beziehung waren um so fruchtbarer , als König Oskar I. , der als Kronprinz Chef der Norwegischen Artillerie war, diese Waffe mit ganz besonderer Vor liebe umfaßte. Auch um die Ausbreitung militairischer Kenntnisse im Norwegischen Offizier = Corps hat er sich sehr verdient gemacht. Größtentheils in Folge seiner Be mühungen wurde die militairische Gesellschaft in Christiania begründet und die Heraus gabe der Norsk militaert Tidsskrift begonnen , in welcher zahlreiche Artikel von ihm er ſchienen, wie er denn auch verſchiedene Lehrbücher für die militairiſche Hochſchule verfaßte, 3. B. das Laerebog i Krigskunsten (Christiania 1837) . Ferner ließ er z. B. 1835 eine Beurtheilung der Feldzüge seit der Französischen Revolution 1835 in Dänischer Sprache und 1839 die Schrift : Almindelig vaernepligt bragt i overeenstemmelse med grundloven ſamt en derpaa grundet Organisation af Forsvarsvacsenet, erscheinen. (Nach: ,,Norsk militaert Tidsskrift" .)
André Auguſtin Morin, Französischer Divisionsgeneral. Geb. 10. Januar 1793 zu Evreux, geft. 30. April 1876 zu Evreux. Am 1. Februar 1812 als Souslieutenant aus der Militairſchule von St. Cyr ins 3. Artillerie-Regiment eingetreten, erlangte er in 18 Monaten die Grade des Lieutenants und Capitains (1. und 9. November 1813) in Folge seiner Bravour und seiner Fähig teiten. 1818 fam er zum Generalstab. Am 22. Februar 1831 zum Escadronschef be fördert, befand er sich während der Belagerung von Antwerpen im Generalstabe der Nord-Armee und fungirte bei derselben als Trancheemajor. Am 14. Januar 1833 wurde er Oberstlieutenant und war bis zu seiner Ernennung zum Oberst am 28. Auguſt 1839 beim Generalstabe der 1. Militair-Diviſion und später als Generalstabschef bei der 14. und bei der 1. Division thätig . Zum Commandeur der Ehrenlegion am 27. April 1845 und zum Brigadegeneral am 22. April 1846 ernannt, fungirte er von 1848-1849 als Generalstabschef der Alpen-Armee und 1850 im Kriegs-Ministerium als Chef des Dienstes des Generalstabes , der militairischen Operationen und des Kriegsdepots. Seit dem 9. Juni 1852 Divisionsgeneral, wurde Morin wiederholt mit wichtigen Functionen be traut, ſo 1852-1856 mit der Inspicirung der Generalstabsschule. Als Mitglied des Comité's des Generalstabes nahm er thätigen Antheil an der Herstellung der General ſtabskarte. Großoffizier der Ehrenlegion wurde er am 13. August 1857. (Nach dem Moniteur de l'Armée Nr. 30 vom 26. Mai 1876. )
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Militairische Jahresberichte für 1876. Luc. Eugène Nypels, Königlich Belgischer Generalmajor und Commandeur der 1. Brigade der 1. Cavallerie- Diviſion. Geb. 9. April 1817 zu Löwen, gest. 29. Februar 1876 zu Schaerbeek.
Sohn des Generallieutenant Lambert Nypels , trat der Verstorbene im Alter von kaum 15 Jahren als Aspirant der Artillerie in die Militairſchule. Am 29. Juli 1836 erhielt er die Epaulets des Unterlieutenant und wurde dem Guiden-Regiment zugetheilt. Im Jahre 1840 erhielt er die Erlaubniß , sich den Operationen der Französischen Armee in Algerien anzuschließen. Am 27. März wurde er in dem Armeebefehle mit Auszeich nung genannt. Nach seiner Rückkehr nach Belgien erhielt er am 22. Januar 1841 das Ritterkreuz der Ehrenlegion. 1846 zum Lieutenant ernannt, gehörte er dem Guiden Regiment bis zum 24. Juni 1853 an, an welchem Tage er zum Capitain befördert und zum 1. Cürassier- Regiment verſeßt wurde. Als Capitaincommandant trat er 1856 zum Guiden-Regiment zurück, wurde 1860 Ritter des Leopold-Ordens , 1862 Major, 1868 Oberstlieutenant, am 25. Juni 1870 Oberſt und Commandeur des 4. Lancier-Regiments. Als Regiments = Commandeur zeichnete er sich vortheilhaft aus und erhielt 1873 das 1874 zum Generalmajor und Commandeur der Offizierkreuz des Leopold = Ordens. Guiden-Brigade ernannt, wurde er durch eine plößliche Krankheit dahingerafft. (Nach Belgique militaire Nr. 269 vom 12. März 1876.
Marquis d'Oraison, Französischer Divisionsgeneral. Geb. 1796 , gest. 1876 zu Paris. In der Provence geboren , trat Draiſon früh in die Militairſchule und wurde nach seinem Austritt aus derselben dem 1. Husaren - Regiment überwiesen, mit dem er den Feldzug von 1815 mitmachte. In der Schlacht bei Waterloo war er dem Generalstabe zugetheilt, wurde zweimal verwundet, verlor ein Pferd unterm Leibe und fiel in Gefangen schaft. ― Für sein Verhalten an jenem Tage erhielt er das Kreuz der Ehrenlegion. In Folge der Auflösung der Armee blieb Souslieutenant Draison zwei Jahre auf Halb ſold und trat darauf in das damals von Oberst Latour Maubourg commandirte 13. Chaſſeur : Regiment. Hier lernte er den Capitain , nachmaligen Marschall Randon kennen, mit dem er einen Freundschaftsbund schloß , den nur der Tod trennen sollte. Im Jahre 1822 trat er als Capitain in das Dragoner-Regiment der Königlichen Garde und wohnte dem Feldzuge von 1823 unter dem Befehl des Oberst Castelbajac bei . Er blieb in der Garde bis zur Auflösung des Corps im Jahre 1830. Der Marschall Herzog von Dalmatien nahm ihn nunmehr in seinen Stab und wurde er mehrfach mit wichtigen Missionen betraut, z. B. nach Algerien, nach Lyon gelegentlich der republicaniſchen Schild erhebung 1834 u . s. w.; überall legte er Beweise von bemerkenswerther Intelligenz und bedeutender Gewandtheit ab. 1838 wurde er zum Oberstlieutenant im 10. Dragoner: Regiment ernannt, dessen Commandeur er wurde, als Oberſt Chabannes zum Adjutanten des König Louis Philipp ernannt wurde. 1840 war Oberſtlieutenant d’Oraiſon berufen eins der vier Cavallerie-Regimenter zu bilden, die unter Befehl des Herzogs von Nemours er richtet wurden. Dabei entwickelte er eine seltene Thätigkeit und einen unermüdlichen Eifer. Im Jahre 1841 zum Oberst des 9. Husaren - Regiments ernannt, befehligte er dieses Regiment bis 1848. Die Februar ፡ Revolution entzog ihm dies Commando , doch wurde er 1850 durch den Prinz = Präsidenten an die Spise des 8. Lancier = Regiments gestellt. 1852 zum Brigadegeneral befördert , erhielt Oraison das Commando der Aisne. Am 2. December verhinderte er die Störung der Ordnung in St. Quentin , indem er sich persönlich an die Spitze des Artillerie - Regiments von la Fère stellte. Diviſions general wurde er 1857 und gleichzeitig ins Comité der Gendarmerie berufen; die Funes tionen als General - Inspecteur dieser Waffe führte er bis zu dem Momente , zu welchem er in den Reserve - Cadre übertrat. 1870 erbat Oraison dringend seine Wiederanſtellung, doch wurde sein Wunsch wegen seines hohen Alters nicht erfüllt. Bei vornehmem Aeußeren hatte General Draison einen erhabenen und edlen Geist ; die Liebenswürdigkeit seines Charakters fesselte Alle , die mit ihm in Berührung traten . Er war Großoffizier der Ehrenlegion und besaß die Großkreuze der Orden von Gregor dem Großen und Leopold von Belgien. (Nach Moniteur de l'Armée Nr. 19 vom 1. April 1876).
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Charles Gabriel Félicité Martin des Pallières, Französischer Divisionsgeneral. Geb. 22. November 1823 , gest. 11. September 1876 zu Palaiſeau. Er war in la Flêche und trat 1. April 1843 aus St. Cyr als Souslieutenant in die Marine Infanterie ein. Zuerst zeichnete er sich unter den Augen des Prinzen von Joinville, welcher die Expedition gegen Marocco commandirte , bei Mogador aus. Am Arme verwundet, verweigerte er die Amputation und hatte das Glück zu genesen und mit 19 Jahren decorirt zu werden. Darauf nimmt er an zahlreichen Expeditionen Theil und erträgt die gefährlichsten Klimate. An Schwierigkeiten gebricht es ihm auf allen Posten, die er bekleidet, nicht , aber Dank seiner Intelligenz und seiner seltenen Energie weiß er sie alle mit Ehren zu erledigen. Im Alter von kaum 28 Jahren erhält er das Offizier kreuz der Ehrenlegion, als er sich nach dem Senegal begab. Am 4. December 1852 wird er Capitain. Auf der Krim beim Angriff des Mamelon vert am Halse verwundet, wurde er am 27. Juli 1855 zum Bataillonschef ernannt. Darauf nahm er an der Erpe dition gegen China Theil, während der Admiral Rigault de Genouillý seine vortrefflichen militairischen Eigenſchaften ſchäßen lernte. Nach der Einnahme von Peking_durch die alliirten Armeen etablirten sich die Chefs der Engliſchen und Franzöſiſchen Expedition militairisch auf der Insel Choulan , um die Ereignisse abzuwarten. Commandant des Pallières wurde mit 2 Compagnien auf dieſen ſchwierigen Poſten gesendet , auf dem er sich die Achtung der Engländer zu verſchaffen und zugleich die delicateſten Inſtructionen auszuführen wußte. Zum Oberstlieutenant am 24. Februar 1860 befördert , wurde er nach Cochinchina gesendet und zeichnete sich bei mehreren Gelegenheiten aus , hatte aber auch den Schmerz, ſeinen jüngsten Bruder, der tapser vor den Linien von Villelongue kämpfte , unter gräßlichen Umständen zu verlieren. Bei seiner Rückkehr nach Frankreich commandirte er zu Breſt das 2. Marine-Infanterie- Regiment statt des in Merico befind lichen Oberst Hennique, erwarb sich darauf am Senegal am 14. März 1864 den Oberſten grad, nachdem er eine Expedition ſo erfolgreich geführt, daß er den insurgirten Schwarzen bedeutende Nachtheile zufügte, selbst aber nach St. Louis zurückkehren konnte, ohne einen Mann verloren zu haben. - Oberst des Pallières commandirte darauf 5 Jahre lang das 2. Regiment zu Brest, wurde am 8. Januar 1868 zum Brigadegeneral ernannt und unter nahm bis 1870 General == Inspectionen , welche ihn bis Caledonien und Japan führten. Als der Krieg gegen Deutschland ausbrach , wurde ihm das Commando der 2. Brigade der Diviſion Vaſſoigne des 12. Corps der Armee von Chalons anvertraut. Er kämpfte heroiſch bei Bazeilles, wo er durch sein männliches Verhalten dem 2. Regiment unter Oberſt Alleyron den Muth einzuflößen wußte, sich während des Nachmittags des 31. Auguſt gegen die heftigen wiederholten Angriffe der Bayern zu halten . Gegen Abend verwundet, wurde er Deutscherseits als unfähig zu weiterem Kriegsdienste über Mezieres evacuirt. Aber des Pallières sehnte sich nach Kampf. Die Ernennung zum Commandanten der Linien von Carentan lehnte er ab , da sie ihm keine active Rolle in Aussicht stellte , dagegen übe ahm er in den ersten Tagen des October bei noch offener Wunde das Commando der 1. Division des 15. Corps zu Nevers. Hier zeichnete er sich als Organisator aus, so daß er zur Zeit der Schlacht von Coulmiers eine Division von 32,000 Mann und 44 Geschüßen commandirte, der eine Umgehung über Argent , Sully sur Loire und Chateauneuf aufgetragen wurde, die sic am 11. November Mittags in den Rücken der_in der Front durch d'Aurelles angegriffenen Bayern bringen sollte. Als des Pallières aber am 9. November die Kanonade hörte , wurden seine Combinationen derangirt — er marſchirte 14 Stunden lang dem Kanonendonner zu und konnte nun nur die Nachzügler in Orleans erreichen. Der November verging mit Organisationen in der Umgegend von Orleans . General des Palliéres erhielt das Commando des 15. Corps , als d'Aurelles zum Chef der Loire - Armee ernannt wurde Anfang December erreichte das 15. Corps die Ziffer von 72,000 Mann mit zahlreicher Artillerie , gut bewaffnet , belebt von gutem Geiste, den der 46jährige General Allen einzuflößen wußte. In seinem 1872 erſchienenen Werke „ Orléans hat des Pallieres den Feldzug, die Tage des 2., 3. und 4. December u. s. w. erzählt. Er konnte aber nicht die absolute ſtrategiſche Leitung der militairiſchen Operationen durch die Delegation gutheißen. Da seine Reclamationen vergeblich waren, so glaubte er nicht länger den Befehl über das von ihm organisirte Armee- Corps führen zu können und reichte, wenn auch mit schwerem Herzen, seine Demiſſion ein. Die Wähler der Gironde wählten ihn in die Nationalversammlung , in der er ein fleißiger Arbeiter der Armee 3 Commiſſion war; doch drängte es ihn , wieder in den activen Dienst einzu treten und folgte er dem General Vassoigne als ständiger General- Inspecteur der Marine 81 Militairische Jahresberichte 1876.
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Infanterie. Aber im October 1875 wurde er auf seinem Schloſſe d'Autreville (Haute Marne) von einer Krankheit befallen, von der er nicht mehr genesen sollte. (Nach L'Avenir militaire Nr. 378 vom 16. September 1876 und Moniteur de l'Armée Nr. 52 vom 16. September 1876). Johannes Ludovicus Jacobus Hubertus Pel, Generalmajor im Niederländisch- Indischen Heere und Beschlshaber der Truppen in Atjeh. Geb. 10. Januar 1823 zu Maastricht, geſt. 25. Februar 1876 zu Kotta Nadja in Atjeh. Nach kurzem Aufenthalte in der Militair- Akademie trat Pel am 3. Februar 1841 als Freiwilliger bei der Niederländischen Infanterie ein und trat 5 Jahre später als Feldwebel zum Niederländisch- Indischen Heere über. Am 14. Juni 1848 zum Seconde Lieutenant, im Jahre 1853 zum Premierlieutenant und 4 Jahre später zum Hauptmann ernannt, machte er die 1. und 2. Expedition gegen Boni mit und erhielt für die bei der 1. Expedition geleisteten Dienste den Militair-Wilhelms - Orden. 1865 zum Major be fördert, war er einige Zeit Director der Militairſchule zu Meeſter-Cornelis und erhielt am 3. April 1870 als Oberstlieutenant das Commando über die wichtige Abtheilung Palembang. Als Commandeur des in den Annalen der Indischen Kriegsgeschichte rühm lichst bekannten 14. Infanterie-Bataillons nahm er an der 2. Erpedition gegen Atjeh Theil und landete daselbst am 9. December 1873. Schon früher zum Brigade-Commandeur crnannt, erhielt er am 10. Februar 1874 seine Beförderung zum Oberst und zeichnete sich 5 Tage darauf als Befehlshaber der Truppen im Gesecht bei Ketapaug-Doea besonders aus. Als Generallieutenant Baron van Swieten am 26. Februar 1874 mit dem Haupt theile des Expeditionsheeres nach Java zurückkehrte, ließ er Pel als militairiſchen und und Civilbefehlshaber mit etwa 4000 Mann in Atjeh mit dem ausdrücklichen Befehl zurück, sich, wenn irgend möglich, nur defensiv zu verhalten. Damals hatten die Nieder länder nur Kotta Radja und Kotta Goernoegan (Poetjoet) und einige Punkte längs des Flusses bis zur Küſte beſeßt. Kotta Radja wurde fortwährend vom Feinde angegriffen, der auch stets die etwa 4000 Meter lange Verbindung mit der Küste bedrohte. Trok scheinbar unüberwindlicher Schwierigkeiten , troß eines tollkühnen und ruheloſen Feindes, trok Cholera, Fiebern und anderen Krankheiten, troh Ueberschwemmungen u. s. w. gelang es Pel nicht nur, den Feind stets zurückzuschlagen, sondern auch die Stellung von Kotta Radja durch eine ausgedehnte Kette von Verschanzungen zu decken und die Communi cationen zu sichern . Am 18. Februar 1875 ernannte ihn der König zur Belohnung für seine ausgezeichneten in Atjeh geleisteten Dienste außer der Tour zum Generalmajor. Vier Monate darauf zwangen ihn Gesundheitsrücksichten nach Buitensorg auf Java auf Urlaub zu gehen. Am 1. November 1875 kehrte er nach Kotta Radja zurück, um, ſtait die Niederländische Poſition lediglich_zu_fichern , nunmehr kräftig offensiv zu handeln. Dies geschah anfänglich mit bestem Erfolge, als ihn der Tod in der Nacht vom 24. zum 25. Februar 1876 inmitten seines siegreichen Vordringens abrief. Vom König am 6. October 1874 durch das Ritterkreuz 3. Klasse und am 24. Januar 1875 durch das Commandeurkreuz des Militair-Wilhelms ―――-Ordens ausgezeichnet, wurde Pel auch von seinen Untergebenen hochgeachtet und geehrt, als Beweis mag die Thatsache dienen , daß die Offiziere ihm in Folge der leztgenannten Auszeichnung ein mit Brillanten bejeztes Commandeurkreuz zum Geschenk überreichten. In Pel hat die Niederländisch - Indiſche Armee unzweifelhaft einen ihrer vorzüglichsten Offiziere verloren .
Eduard v. Peucker, Königlich Preußischer General der Infanterie. Geb. 19. Januar 1791 zu Schmiedeberg in Schlesien, gest. 10. Februar 1876 zu Berlin. Er trat 1809 als Freiwilliger bei der Schlesischen Artillerie- Brigade ein, wurde 1811 Secondelieutenant und machte den Feldzug in Rußland bei der halben 12 pfündigen Batterie v. Rozynski mit. 1813-1814 war er Adjutant des Commandeurs der Artilleric des York'schen Corps , Oberstlieutenant v. Schmidt, und zeichnete sich als solcher bei vers schiedenen Gelegenheiten in hohem Grade aus , namentlich bei der Herbeiſchaffung der Munition für das 1. Armee- Corps zur Zeit der Schlacht an der Kazbach, während der Schlacht von Leipzig , für die er das Eiserne Kreuz 2. Klaſſe erhielt , und während der Schlacht von Paris , für die er das Eiserne Kreuz 1. Klasse erhielt. Am 7. Juni 1815 wurde er Premierlieutnant, am 24. Juni 1816 Hauptmann und zugleich als Aſſiſtent ins Kriegs- Ministerium versett, bald darauf in den Adelstand erhoben, am 3. Februar 1822 Major, am 30. März 1834 Oberstlieutenant, am 30. März 1836 Oberſt, am 7. April
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1842 Generalmajor, während er in diesen verschiedenen Chargen fast ununterbrochen seine Thätigkeit der Bearbeitung des Artillerie- und Waffenwesens im Kriegs - Ministerium widmete, zuerst als Assistent, dann seit 1825 als Vorstand der Artillerie-Abtheilung des Allgemeinen Kriegs- Departements . In dieser Stellung entwickelte er eine erfolgreiche Thätigkeit für die Bewaffnung der Armee , namentlich war es das Zündnadelgewehr, das in ihm einen eifrigen Verfechter und Beförderer fand. Am 5. Januar 1843 wurde er von der Stellung als Chef der Artillerie-Abtheilung entbunden und als wirkliches Mitglied des Kriegs-Ministeriums zur Disposition des Kriegs - Ministers gestellt. Am 4. Mai 1848 zum Militair- Commiſſarius bei der Bundesversammlung zu Frankfurt a. M. ernannt , wählte ihn der Reichsverweser Erzherzog Johann zum Reichs -Kriegs - Minister ; von dieser Stellung am 5. August zurückgetreten , übernahm er sie auf Befehl König Friedrich Wilhelms IV. wieder und entfaltete bei Niederwerfung des Aufstandes am 18. September eine kräftige Energie. Am 8. Mai 1849 zum Generallieutenant befördert, trat er im Verein mit den übrigen Reichs-Ministern am 10. Mai von seinem Posten zurück, um bald darauf zum Commandeur des aus Reichstruppen gebildeten Neckar-Corps berufen zu werden , das zur Niederschlagung des Aufſtandes in Baden mitwirken ſollte. Für seine Thätigkeit als solcher wurde er mit zahlreichen Orden ausgezeichnet und dann am 2. October 1849 zum Chef des Stabes des Prinzen von Preußen als Militair Gouverneur der Rheinprovinz und Weſtfalens ernannt. Im Februar 1850 zum Mit glied der Bundes - Central- Commiſſion bestimmt, ging er im November als außerordent licher Commissar zur Schlichtung der Verfaſſungsstreitigkeiten nach Kurhessen und wurde im Juni 1851 nach Reactivirung des Bundestages zur Disposition gestellt. In Activität trat er durch seine am 6. April 1854 erfolgte Ernennung zum General-Inspecteur des Militair- Erziehungs- und Bildungswesens zurück. In dieser Stellung wurde er am 22. November 1858 zum General der Infanterie , am 30. März 1863 zum Ritter des Schwarzen Adler-Ordens ernannt , am 1. September 1867 gelegentlich des 150jährigen Jubiläums des Cadetten- Corps à la suite deſſelben gestellt und am 30. November 1872 ins Herrenhaus berufen , nachdem er am 24. Juni 1869 die seltene Jubelfeier seiner 60jährigen Militair- Dienstzeit begangen , und nachdem ihm für ſein Werk „ Das Deutſche Kriegswesen der Urzeit in seinen Wechselbeziehungen und Verbindungen mit dem gleich zeitigen Staats- und Volksleben“ von der Univerſität Berlin gelegentlich ihrer Jubelfeier das Doctor-Diplom 1860 ertheilt worden war. In seiner amtlichen Thätigkeit wurde er der Schöpfer der Kriegsschulen und erwarb sich vielfache Verdienste um das Bildungs und Erziehungswesen der Armee. Auf seine Bitte wurde er unter gleichzeitiger Er nennung zum Chef des Schlesischen Feld- Artillerie-Regiments Nr. 6 unterm 21. November 1872 in den Ruhestand verseht, den er noch 3/2 Jahre genießen sollte. (Nach Militair-Wochenblatt Nr. 17 und 18 vom 26. Februar und 1. März 1876.) Alois Freiherr Pokorny v. Fürſtenſchild, 1. t. Desterreichischer Geheimer Rath, Feldzeugmeister und Inhaber des 32. Inf. - Regts. Geb. 25. Mai 1811 in Trebitsch (Mähren) ; gest . 25. Mai 1876 in Regenz bei Iglau. Besuchte von 1824-1831 die Wiener - Neustädter Militair- Akademie und gehörte seit dem 5. October 1831 dem Offiziercorps der k. k. Armee an. 1848 und 1849 kämpfte er als Major und Adjutant des 4. Armee - Corps in Italien und machte unter Haynau die Beschießung von Brescia mit. Im Sommer 1849 kam Pokorny als General Adjutant Haynaus auf den Ungarischen Kriegsschauplay, auf dem er den Schlachten von Komorn und Temeswar beiwohnte. Nach Beendigung des Feldzuges wurde Pokorny am 10. October 1849 Oberst und 1854 Generalmajor. Im Italienischen Feldzuge von 1859 war Pokorny bis zur Schlacht von Magenta Festungs- Commandant in Pavia, dann Brigadier beim 3. Armee- Corps, mit welchem er die Schlacht von Solferino mit machte. Im Feldzuge von 1866 war Pokorny als Feldmarschallieutenant Intendant der Nord-Armee; seit 1870 lebte er mit dem Charakter eines Feldzeugmeisters im Ruhestande. (Nach Desterr.-Ungar. Wehr - Zeitung „ Der Kamrad “ Nr. 42 vom 31. Mai 1876.) Charles Edouard Princeteau, Französischer Divisionsgeneral . Geb. 10. Januar 1807 zu Libourne ; geft. 24. März 1876 zu Libourne. Am 14. November 1827 in die polytechnische Schule getreten , verließ er dieselbe am 6. August 1830 , um als Souslieutenant in die Artillerie - Schule zu Meh zu treten. 31*
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Zwei Jahre später (6. August 1832) wurde er zum Lieutenant ernannt und kam zur Armee in Algerien , bei der er sich in den Gefechten von Muley-Ismail, an der Macta, am Sig u. s. w. hervorthat , so daß er am 22. September 1835 das Ritterkreuz der Ehrenlegion und am 5. August 1836 den Capitainsgrad erhielt. Nach Frankreich zurück gekehrt , wurde er der Artillerie- Direction von Toulon , darauf der Waffenfabrik zu Tulle beigegeben, darauf Adjutant des General de la Hitte und dann Ordonnanz-Offizier des König Ludwig Philipp . Nach den Februar - Ereignissen wurde Capitain Princeteau zum Commando der Artillerie zu Tlemcen berufen , aber schon im Juli 1848 gehörte er zu den Französischen Offizieren , welche behuss Reorganisation der Armee des Vicekönigs nach Egypten geschickt wurden. Während dieſer Miſſion wurde er am 2. October 1848 Escadronschef, am 10. December 1850 Offizier der Ehrenlegion und am 10. Mai 1852 Oberstlieutenant. Im Januar 1854 nach Frankreich zurückgekehrt, wurde er am 10. Wai dieses Jahres Oberst und bei der Erpedition nach dem Orient Director der Belagerungs Artillerie der Krim - Armee. An dem Feldzug in Italien Theil nehmend wurde Oberst Princeteau am 15. Juli 1859 zum Brigadegeneral befördert. Als solcher befehligte er die Artillerie zu La Fère und zu Toulouse und wurde darauf zu Ende des Jahres 1862 in einer delicaten Mission zum Vicekönig von Egypten gesendet, die er mit seltenem Tact erledigte. Darauf führte er 1866 den Oberbefehl der Artillerie in Algerien und wurde am 14. December 1868 Diviſionsgeneral und Mitglied des Artillerie - Comités. Beim Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges wurde der General zur Direction des zu Vincennes zu bildenden Feld - Artillerie - Parks berufen , darauf commandirte er wäh rend der Belagerung von Paris die Artillerie des 2. Corps , das außerhalb der Festung operiren sollte ; für die Dienste , die er hierbei leistete, wurde er am 16. December 1870 zum Großoffizier der Ehrenlegion ernannt. Nach der Vertheidigung der Hauptſtadt gegen die Deutsche Armee befehligte er die Artillerie der Armee von Versailles , um die Thore der in den Händen der Commune befindlichen Capitale zu öffnen. Als die Armee von Versailles ihre Aufgabe erfüllt hatte, wurde Princeteau zur Disposition gestellt, aber im activen Cadre erhalten , da er einen Oberbefehl geführt. Am 7. Januar 1875 mit dem Großkreuz der Ehrenlegion geschmückt, zählte er damals 48 Dienſtjahre und (Nach Moniteur de l'Armée Nr. 22 vom 16. April 1876.) 15 Feldzüge. Anton Graf Prokesch-Often, 1. k. Desterr. Feldzeugmeister im Ruhestande. Geb. 10. December 1795 zu Graz ; gest. 26. October 1876 in Wien. Kein Mann des Schwertes, aber der treueſte Diener seines Kaisers, ein Philanthrop und ein Gelehrter ist dahingegangen ! Als Sohn einer bürgerlichen Familie folgte er dem Rufe des Vaterlandes 1813 und trat in die Reihen der Vertheidiger. Er machte die Feldzüge nach Frankreich mit und wurde in Folge seiner hervorragenden Begabung Adjutant des Feldmarschall Fürſt Schwarzenberg. Sein Geſchick führte ihn 1823 an das Gestade des Adriatischen Meeres und es erwachte in dem damaligen Hauptmann Prokesch die Lust , das Meer und den Orient kennen zu lernen. Er erhielt die Be willigung , seinem Forscherdrange nachzugeben , verlebte sieben Jahre im Oriente , welche er nicht nur zu seiner wissenschaftlichen Ausbildung, sondern auch als Chef des General stabes der Flotte im Mittelmeere verwerthete und als Vermittler zwischen den Griechen und Türken seine vielseitigen Talente bekundete. Nach seiner im Jahre 1830 erfolgten Rückkehr wurde er in den Adelstand erhoben und dem Herzoge von Reichstadt zugetheilt; er benüßte diese Muße zur Herausgabe seiner trefflichen Werke über den Orient. 1831 trat er mit Beibehalt seiner militairischen Charge in das diplomatiſche Corps über und fand zuerst in Rom , dann am Hofe des Vicekönigs von Egypten, endlich als Kaiſerlicher Gesandter zu Athen seine Verwendung. In den Freiherrnstand erhoben und zum Feld marschalllieutenant befördert , kam er 1849 als Gesandter nach Berlin und wurde 1853 zum Bundes- Präsidial - Gesandten in Frankfurt a. M. ernannt. Zwei Jahre später kehrte er als Kaiserlicher Botschafter wieder in den Orient zurück und machte durch seine bewährten Kenntniſſe in Conſtantinopel seinen Einfluß geltend . In dem hohen Alter von 87 Jahren nach 60jähriger Dienstleistung wurde er als Feldzeugmeiſter 1872 in den Ruhestand versetzt, nachdem er in den Grafenſtand erhoben und mit den höchsten Aus zeichnungen geschmückt worden war ; er führte durch eine kurze Spanne Zeit ein erinnerungsreiches Stillleben und wird im Gedächtniß aller Zener fortleben , welche diesen ausgezeichneten Mann gekannt haben. Er gab 1822 die Denkwürdigkeiten des Feldmarschall Schwarzenberg (2. Auflage 1861) heraus. Ferner ließ er erscheinen : „ Cr:
Nekrologe von im Jahre 1876 verstorbenen hervorragenden Offizieren u. j . w . 485 innerungen aus Egypten und Kleiaſien “, „ Das Land zwiſchen den Katarakten und dem Nil", die Reise in das heilige Land", der Krieg des Vicekönigs von Egypten Mo hammed Ali gegen den Sultan 1831-1833" (Stuttgart 1842-1844), „ Mehmed Ali“ (Wien 1876). Wilhelm Freiherr Ramming v. Riedkirchen, . . Feldzeugmeister, Capitain der Arcieren -Leibgarde, Mitglied des Herrenhauſes, Inhaber des 72. Linien-Infanterie- Regiments. Geb. 30. Juni 1815 zu Nemoſchiß in Böhmen ; gest. 1. Juli 1876 zu Carlsbad. Er wurde als Sohn eines im December 1822 in den Adelsstand erhobenen Oberst lientenants der Beschäl- und Remontirungs - Branche geboren und genoß seine Ausbildung in der Wiener Neustädter Akademie, welche er am 17. October 1834 verließ , um als Unterlieutenant in das 7. Cüraſſier-Regiment einzutreten. 1839 avancirte er zum Ober lieutenant im Generalquartiermeiſterſtabe, wurde 1841 Hauptmann , machte 1848 zuerst im Stabe des General Welden die Expedition gegen die Insurgenten im Venetianischen Gebiete mit, wobei er sich durch die Unternehmung gegen Cadore auszeichnete , und war dann, inzwischen im Februar 1849 zum Major befördert, als Souschef des Generalstabes dem General Haynau zugetheilt. In dieser Eigenschaft machte er die 2. Expedition gegen Ferrara, die kühne und blutige Erstürmung von Brescia und die Belagerung von Mal ghera mit. Als Haynau mit dem Obercommando der Armee in Ungarn betraut wurde, erbat er sich vom Kaiser den am 4. Juni 1849 zum Oberstlicutenant ernannten Ramming zum Chef des Generalstabes, welcher durch den Entwurf zur Concentrirung der Armee bei Ungarisch- Altenburg die Grundlage zu den späteren glücklichen Operationen legte. Die Dispositionen für die Einnahme von Raab waren im Detail von Ramming verfaßt. Ebenso war er auch der Urheber des combinirten ſtrategiſchen Manövers , mittelst deſſen die Armee von Pest an die Theiß vorrückte, Szegedin und die ganze Theiß - Linie ohne Schwertstreich gewann und die Süd - Armee aus ihrer üblen Lage befreite . Für die Waffenthaten im Ungarischen Feldzuge wurde ihm das Ritterkreuz des Maria - Theresien Ordens verliehen , überdies wurde er im October 1849 außertourlich zum Oberst im Generalstabe befördert. Ein klares Bild der Wirksamkeit Rammings gewinnt man durch sein Werk: !! Der Feldzug in Ungarn und Siebenbürgen im Sommer des Jahres 1849" (Pest 1850). Nach eingetretener Pacificirung blieb Hamming Chef des Generalstabes in Ungarn, wurde im November 1850 Chef des kriegsgeschichtlichen Büreaus in Wien, 1853 dem Banus Jellacic zur Dienstleistung zugewiesen, 1854 abermals Generalstabschef_in Ungarn und im Mai dieses Jahres (39 Jahre alt) Generalmajor, 1855 Truppen-Brigadier. Als solcher machte er 1859 die Schlachten von Magenta und Solferino mit und avancirte 4 Tage nach letterer zum Feldmarschalllieutenant. Nach dem Frieden von Zürich ließ er einen Beitrag zur Darstellung der Schlacht bei Solferino“ als Manuſcript drucken. 1860 wurde er Inhaber des 72. Infanterie - Regiments , 1861 kam er als Stellvertreter des Generalquartiermeisters nach Wien und im Jahre 1862 wurde er dem Kriegs Ministerium zugetheilt. Noch in demselben Jahre zeigten sich die ersten Keime eines er schütterten Gesundheitszustandes bei ihm , weshalb er in den zeitlichen Ruhestand trat. 1864 trat er jedoch wieder in Activität und wurde Commandant des 6. Armee Corps, das er auch im Feldzuge von 1866 führte und mit dem er bei Skalih am 27. Juni engagirt war. Bei Königgrät stand er mit seinem Corps zur ausschließlichen Verwendung dez Armee- Commandanten Benedek. 1865 wurde er Geheimer Rath , 1873 Mitglied des Herrenhauses und Feldzeugmeister und 1874 aus dem activen Dienste scheidend nach dem Tode des Feldmarschall Baron Heß Capitain der Arcieren - Garde. Er starb am 1. Juli nach längerer Krankheit zu Carlsbad am Blutſturz, als er eben zur Tafel ging, nachdem er Tags zuvor seinen 60. Geburtstag gefeiert und zu demselben zahlreiche_Glückwünſche empfangen hatte. Ramming war einer der begabtesten Führer des k. k. Heeres , Kaiſer und Heer haben in ihm viel verloren. Joao Carlos Herzog v. Saldanha Oliveira e Daun, Königlich Portugiesischer Marschall. Geb. 1790 zu Arinhaga ; gest. 21. November 1876 zu London. Von Seiten der Mutter ein Enkel des Marquis v. Pombal aus seiner zweiten Ehe mit der Gräfin Daun, erhielt er seine Bildung in der Adelsschule zu Lissabon und ſtudirte auf der Universität zu Coimbra. Er diente eine Zeit lang mit Auszeichnung im Bra silianischen Heere, wurde im Januar 1825 in Portugal Minister der auswärtigen Ange legenheiten , dann 1826 Gouverneur von Oporto und darauf Kriegs- Minister. Nach
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seiner Entlassung im Juni 1827 ging er nach England , kehrte aber , nachdem Dom Miguel die Regentſchaft übernommen und der Aufſtand in Oporto ausgebrochen war, im Juni 1828 nach Oporto zurück und übernahm am 28. Juni mit Palmella den Ober befehl über das bereits am 24. geschlagene constitutionelle Heer. Da sich das Heer aber so muthlos zeigte, daß an einen Erfolg nicht zu denken , legte S. den Befehl nieder und ging wieder nach England. Da die beabsichtigte Landung auf Terceira zu Gunsten der Königin Maria da Gloria durch die Englische Regierung verhindert wurde, ging S. 1829 nach Frankreich. Als Dom Pedro 1832 die in Frankreich gesammelten Streitkräfte nach Terceira geführt hatte , wurde S. Oberbefehlshaber in Oporto und Chef des General ſtabes. Mit Villaflor , dem nachmaligen Herzog von Terceira, durchbrach er die Linien der Miguelisten vor Lissabon. 1834 übernahm er den Oberbefehl des Heeres und wurde von Dom Pedro zum Marschall und am 27. Mai 1835 zum Kriegs-Miniſter und Prä sidenten des Miniſterraths ernannt. Seitdem ſpielte er bei den häufigen Wirren Portugals eine politiſche Rolle. Nachdem er am 22. December 1846 die Inſurrection unter Bomfim bei Torres Vedras besiegt, wurde er zum Herzog ernannt. Seit 1856 bekleidete er nach einander den Gesandtenposten zu Paris und zu London, wurde inzwischen in Folge eines Pronunciamento troß seines hohen Alters am 19. Mai 1870 auch wieder einmal Kriegs Minister und Ministerpräsident und bewies bis zu seinem Tode eine Beweglichkeit und politische Vielseitigkeit sonder Gleichen. Lord Sandhurst, Königlich Großbritannischer General. Geb. 1819 ; gest. 23. Juni 1876 zu London. Er wurde am 27. November 1835, 17 Jahre alt, zum Fähnrich beim 53. Infanterie Regiment ernannt. Drei Jahre darauf wurde er Lieutenant, 1843 Capitain, 1847 Major, 1851 Oberstlicutenant , 1854 Oberst, 1858 Generalmajor , 1864 Generallieutenant und 1872 General. Seine erste Kriegserfahrung machte er in der Sutlej - Campagne 1846, während deren größten Theiles er als Adjutant des Oberbefehlshabers fungirte. Während des Punjab-Feldzuges commandirte er ſein Bataillon und fand 1851-1852 eine unaus gesezte Verwendung an der Grenze von Peshawar , wo er zeitweise beim Stabe thätig war, zeitweise sein Bataillon mit der Kaltblütigkeit und dem ruhigen Urtheil führte, die ihn schon früh auszeichneten. Diese Feldzüge, welche sich vor 20 bis 25 Jahren an den Grenzen Indiens oft wiederholten, boten den Offizieren eine treffliche Gelegenheit, ihre militairischen Fähigkeiten , die sonst lange unerprobt geblieben wären , zu documentiren. Obgleich diese Feldzüge in Europa wenig Beachtung gefunden, waren ſie doch nicht selten von großer Wichtigkeit und machten Operationen von außerordentlicher Gefahr und Schwierigkeit nothwendig. Im Juni 1855 kehrte Oberst Mansfield, wie Lord Sandhurſt damals hieß, nach Europa zurück, nachdem er zahlreiche ihm angebotene lucrative Civil stellungen ausgeschlagen hatte. Er wurde der Britiſchen Geſandtschaft in Rußland als verantwortlicher militairischer Rathgeber angeschlossen, kam im Gefolge des Botschafters nach der Krim und wurde nach beendigtem Kriege mit dem Range als Brigadier zum Generalconſul in Warschau ernannt. Als im folgenden Jahre der Indische Aufſtand ausbrach, wurde General Mansfield zum Chef des Generalſtabes der Ostindischen Armee ausersehen und erwarb sich in dieser Stellung wesentliche Verdienste um die Nieder werfung der Rebellion , die eine Zeit lang die Britische Herrschaft in Hindostan ernſtlich bedrohte. Für seine Dienste wurde er zum Commandeur des Bath- Ordens ernannt und erhielt er den Dank des Parlaments. 1865 wurde Sir William Oberbefehlshaber der Armee in Ostindien und erfüllte die Pflichten desselben in brillantester Weise, bis er nach Ablauf des fünfjährigen geseßlichen Zeitraums 1870 nach Europa zurückkehrte. Hier wurde er Commandirender der Truppen in Irland und 1871 auf Antrag der damals herrschenden liberalen Regierung zum Peer ernannt, welche einen so competenten Verfechter der durch die Aufhebung des Stellenkaufs beabsichtigten Reform des Militair: systems im Oberhause zu haben wünschte ; aber als Politiker und Parlamentsredner er füllte Lord Sandhurst_nicht die Erwartungen, die man gehegt hatte . Seine literarische Geschicklichkeit war bedeutend, aber seine Stärke lag mehr in der Organiſation und dem Entwurf von Plänen, als in ihrer praktischen Ausführung. Weit entfernt, behaupten zu wollen, Lord Sandhurst sei lediglich ein theoretischer Offizier gewesen, so ist doch nicht zu leugnen , daß er ein gut Theil mehr Bücherkenntniß besaß, als sie oftmals tüchtigen und glücklichen Generalen eigen ist. Derselbe Grund, der ihm einen so großen Ruf in der finanziellen Administration erwarb , machte Lord Sandhurſts Dienste im Generalstabe so werthvoll, so daß England einen großen , wenn nicht unerseßlichen Verlust durch den Tod des erst 57 Jahre alten Generals erlitten hat.
Nekrologe von im Jahre 1876 verstorbenen hervorragenden Offizieren u. s. w. 487 Christoph v . Schmidt, Königlich Preußischer General der Infanterie und Gouverneur von Meg. Geb. 1809 in Königsberg i. Ostpr., gest. 11. November 1876 zu Meß . Im Cadettenhause zu Culm und Berlin erzogen, trat er am 5. April 1826 als Fähnrich ins 4. Infanterie = Regiment und wurde am 2. Februar 1827 Seconde- und 1842 Premierlieutenant. Wiederholt zur Landwehr als Bataillons Adjutant, Compagnie führer und Brigade- Adjutant commandirt, hatte er Gelegenheit, sich über das Ersazwesen und die Landwehrverhältniſſe genau zu orientiren. Nachdem er Hauptmann in der Adju tantur und Adjutant der 4. Diviſion geweſen , wurde er bei Auflöſung der Adjutantur als Compagniechef ins 6. Infanterie - Regiment verseßt , darauf 1856 Commandeur des 2. Bataillons (Wehlau ) 1. Landwehr - Regiments und 1859 Commandeur des Füsilier Bataillons 5. Infanterie Regiments . Als Oberstlieutenant war er 1860 zur Dienstleistung im Kriegs ፡ Ministerium_commandirt, um einer Commission , welche eine Instruction für die Landwehr - Bezirks - Commandos zu entwerfen hatte , zu präsidiren, erhielt dann 1861 das 8. Ostpreußische Infanterie- Regiment und avancirte bald darauf zum Oberst . Vom August 1863 bis zum November 1864 ſtand er während der Polnischen Insurrection mit seinem Regiment an der Russischen Grenze . Im Mai 1866 zur Führung der 16. Jn fanterie- Brigade berufen , zog er im Juni als Generalmajor und Commandeur derselben in den Krieg gegen Desterreich und nahm an den Kämpfen bei Liebenau , Münchengräs, Preßburg sowie an der Schlacht bei Königgräß ruhmreichen Antheil. Nach wiederher gestelltem Frieden war er zur Regelung der Landwehr- und Erſaßverhältnisse im Bezirk des 11. Armee Corps in Kassel thätig. 1867 führte er das Commando über die zum Schuß gegen die Weiterverbreitung der Rinderpest in den Thüringiſchen Staaten ver wendeten Truppen und stand 1868 der Commission zur Prüfung des Entwurfs einer Militair - Erſahinſtruction für den Norddeutschen Bund als Präses vor. 1870 wurde er an die Spize der 10. Division gestellt ; bei Weißenburg übernahm er nach Verwundung des General v. Kirchbach die Gefechtsleitung; bei Wörth leitete er durch Wegnahme der Stadt die Schlacht ein und trug dann im Centrum das Hauptgewicht des schweren Kampfes ; bei Sedan schloß seine Division den Ring um das Französische Heer, indem sie das 11. Corps bei Wegnahme von Floing unterstüßte und den Höhenzug Jlly-Floing stürmte ; vor Paris erfüllte sie die Aufgabe, das große Hauptquartier in Versailles durch Zurückweisen des Ausfalles auf Malmaison sowie durch das siegreiche Behaupten seiner Vorpostenstellung gegen zehnfach überlegene Streitkräfte in der Schlacht vom Mont Valérien zu schüßen. Nach der Capitulation von Paris erkrankt , stieß er erst auf dem Rückmarsch der Division von Dijon nach Vesoul zu derselben , um sie nach Posen zurückzuführen. Am 11. October 1873 zum Gouverneur von Meß ernannt, erhielt er am 22. März 1875 den Charakter als General der Infanterie, 1876 ein Patent seiner Charge und feierte am 26. Juli 1876 sein 50jähriges Dienstjubiläum. Ein durch starke Erkältung hervorgerufenes Unter leibsleiden führte wenige Monate darauf seinen Tod herbei. (Nach Militair- Wochenblatt Nr . 94 vom 22. November 1876).
Ferdinand Synold v. Schüz, Königlich Preußischer General der Cavallerie. Geb. 5. August 1803 zu Pleß, gest. 10. Februar 1876 zu Liegniß . Er trat 1819 in das 1. Schlesische Huſaren- Regiment ein, wurde 1822 Offizier und 1830 Adjutant des Regiments. Darauf war er nach einander Adjutant der 10. und der 12. Cavallerie- Brigade, ſeit 1842 der 12. Diviſion , ſeit 1843 des General- Commandos des VI . Armee Corps und seit 1848, nach Einrangirung in die Adjutantur , des Kriegs Ministers von Rohr. Auf einer durch eigenes Verdienſt errungenen Laufbahn, die ihm eine stets wachsende Erweiterung des Gesichtskreises verschafft, und ihn u. a. in die unmittelbare Nähe der Generale v. Wrangel und Graf Brandenburg geführt hatte , war er somit bis in die Centralstelle der Kriegs - Verwaltung gelangt, der von nun an nahezu ausschließ lich seine dienstliche Thätigkeit gewidmet ſein sollte. Unter 11 Kriegs - Ministern arbeitete er in verschiedenen Stellungen im Ministerium , in einer Zeit, die von grundlegender Bedeutung für die Entwickelung aller Armee- Verhältnisse geworden ist. Er hatte hierbei Gelegenheit (als Chef der Armee- Abtheilung 1851), sowohl über den Bereich der eigenen Waffe hinaus thätig zu sein , als auch für den Fortschritt der letteren (als Mitglied der unter dem jeßigen Feldmarschall v. Wrangel zusammengetretenen Commission für Neu bearbeitung des Cavallerie- Exercir-Reglements) zu wirken . Auch die Fühlung mit der Truppe vermochte er aufrecht zu erhalten , da er während der genannten Wirksamkeit
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zweimal wenigstens auf kurze Zeit in den Frontdienst zurückkehrte : 1855 als Oberſtlieut nant an die Spitze des Regiments , in dem er seine Laufbahn begonnen, und 1859 für die Dauer des Kriegszustandes als Generalmajor und Commandeur der 2. Garde Cavallerie Brigade. Mit Ausnahme der leßtgenannten Unterbrechung bekleidete er von 1856 bis zum Kriege 1866 die Stellung des Remonte- Inſpecteurs der Armee, in den lezten Jahren unter dem Kriegs- Minister v. Roon, dessen Reorganiſations- Thätigkeit er auf dem ihm anvertrauten Gebiete mit äußerster Hingebung und großer Gewandtheit unterstüßte. Verbesserungen des Pferdestandes der Cavallerie, die Regelung des inneren Dienstes in den Remonte- Depots , sowie die Vermehrung der letteren um die in Wirſiş und Ferdinandshof gegründeten , waren die äußeren Merkmale ſeiner Thätigkeit. Sein lebhafter Wunsch, als Truppenführer im Feldzuge 1866 verwendet zu werden, wurde nicht erfüllt, dagegen wurde er, als Kriegs - Minister v. Roon ins Feld folgte, mit dem Range eines Departements - Directors zum stellvertretenden Kriegs-Miniſter ernannt und für die Dauer des Krieges mit der Vertretung des Refforts in den Sihungen des Staats : Ministeriums beauftragt. Nach Abſchluß dieſer Thätigkeit trat er aus dem activen Dienſt zurück und wurde am 3. November 1866 auf sein Gesuch zur Disposition gestellt, hatte aber faſt unmittelbar darauf Gelegenheit, eine Thätigkeit anderer Art zu erfüllen, da der 4. Gumbinner Wahlkreis , in den sein langjähriges Wirken als Remonte- Inspecteur ihn vielfach geführt hatte , ihn in den conſtituirenden Reichstag wählte. Auch Se. Majeſtät erhielt dem General ſein Vertrauen , ernannte ihn bei Ausbruch des Krieges 1870 zum stellvertretenden commandirenden General des VI . Armee- Corps und verlieh ihm , nach Beendigung dieser Thätigkeit im Juli 1871 den Charakter als General der Cavallerie. Der weite Kreis derer, die mit dem General in Berührung gekommen ſind, rühmte neben seiner Arbeitskraft und ſeiner , über das engere Berufsgebiet weit hinausgehenden Kennt niß der Armec- Verhältnisse, vor allem die seltene Fähigkeit, entschiedenes Wohlwollen mit den Anforderungen des Dienstes zu verbinden. Er war ganz der Mann, durch seine Persönlichkeit zu wirken, und zeichnete sich aus ebenso durch die eigene Leiſtung, als durch die Art, wie er Lust und Liebe zur Sache bei allen denen zu erhalten wußte, die mit ihm und unter ihm thätig waren. Ein treues Gedenken wird ihm in der Armee be wahrt bleiben. Edouard Hippolyte Pierre Sol, Französischer Divisionsgeneral. Geb. 13. Februar 1804 zu Straßburg, gest. 28. April 1876 zu Clermont-Ferrand. Am 5. November 1821 in die Schule zu St. Cyr getreten, verließ er dieselbe am 1. October 1823 als Unterlieutenant im 39. Linien-Regiment, in welchem er am 17. Sev: tember 1830 Lieutenant und am 14. August 1835 Capitain wurde. Er nahm an der Belagerung von Antwerpen Theil und diente mehrere Jahre in Africa, von wo er 1840 zurückberufen wurde, um den auserwählten Offizieren zugezählt zu werden , welche bei Errichtung der Chasseurs à pied in dieselben eingereiht wurden. Zum Bataillonschef im 7. Linien-Regiment am 14. Auguſt 1842 und zum Commandeur des 4. Bataillons der Chasseurs d'Orléans am 10. März 1844 ernannt, wurde er am 16. September des leḥten Jahres Ritter der Ehrenlegion. Nach seiner Beförderung zum Oberstlieutenant im 33. Linien Regiment am 17. Februar 1847 diente er zum zweiten Male in Africa und blieb daselbst , bis er 1849 mit seinem Regimente an der Expedition nach Rom Theil nahm. Während der leßteren wurde er am 13. Juli 1849 zum Oberst des 22. leichten Infanterie-Regiments ernannt. Nach Africa gesendet und am 10. Mai 1852 zum Offizier der Ehrenlegion ernannt , verließ er bald darauf die Colonie, um an dem Orientkriege Theil zu nehmen , deſſen Operationen er folgte, während er am 29. Auguſt 1854 zum Brigadegeneral befördert wurde. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich commandirte er eine Brigade der 1. Infanterie - Division der Armee von Lyon, und wurde Chef des Generalstabes des Marſchall Caſtellane. In dieser Stellung wurde er am 26. Mai 1859 Divisionsgeneral_und_darauf zum Commando der 19. Militair- Diviſion zu Bourges be rufen, das er bis zu seinem Uebertritt in die 2. Section der Generalität führte. Vorher war er am 21. Juli 1861 zum Commandeur und am 11. März 1868 zum Großoffizier der Ehrenlegion ernannt , damals 46 Dienstjahre, 14 Feldzüge und 1 Citation zählend. (Nach Moniteur de l'Armée Nr. 28 vom 16. Mai 1876.) Louis Auguste Victor Vincent Suſane, Französischer Diviſionsgeneral. Geb. 23. December 1810 zu Perugia im Kirchenſtaat, gest. 30. September 1876 zu Meudon. Er trat am 1. November 1829 in die Polytechnische Schule, verließ dieselbe am 6. Auguſt 1831 und am 5. April 1833 die Applicationsschule zu Mek, um als Lieute
Nekrologe von im Jahre 1876 verstorbenen hervorragenden Offizieren u. s. w . 489 nant zum 2. Artillerie - Regiment und nach Formation des 12. Artillerie - Regiments zu dieſem zu treten. Am 17. Februar 1836 zur Cavallerie- Schule zu Saumur commandirt, that er sich nachseiner Rückkehr zum Regiment als einer der vorzüglichsten Instructoren her vor. Am 30. Juli 1839 zum Capitain ernannt, wurde er Adjutant des General Neigre, der damals Director der Pulver- und Salpeterfabriken war. In dieser Stellung war er Rapporteur dreier wichtiger Commiſſionen , nämlich der über das Schleifen und Poliren des Pulvers , der über die Schießbaumwolle und der über das Brescheschießen zu Ba paume. Die betreffenden Berichte zeichnen sich durch Klarheit , Präcision und gründliche Sachkenntniß aus. Nachdem er vom 13. October 1839 bis zum 24. August 1847 Adju tant des General Neigre gewesen, wurde er unter letterem Datum Adjutant des Divisions general Tugnot de Lanoye. Am 3. Mai 1848 zum Unterdirector der Zündhütchenfabrik ernannt, wurde er am 19. desselben Monats als Chef der Abtheilung für das Personelle der Artillerie in das Kriegs-Ministerium berufen und behielt diese Stellung bei, nachdem er am 8. April 1850 zum Escadronschef befördert worden. In Folge Aenderungen in den Büreaus des Ministeriums mußte er am 17. Juli 1850 zum 14. Regiment nach Douai übertreten . Am 6. März 1852 wurde er zum Director der Centralschule der Militair Pyrotechnie zu Mek ernannt , welche er in den 11 Jahren ſeiner dortigen Thätigkeit auf eine hohe Stufe hob. Zuerst beschäftigte er sich mit der Ausbildung der Kriegsraketen, die im Orientkriege das Erreichen der Rhede und der Stadt auf Entfernungen gestatteten, welche die Schußweiten der damaligen Geschüße erheblich überstiegen . Nach dem Auf geben der Raketen wandte sich Susane der Construction der Metallzünder für die Geschosse der gezogenen 4- und 12pfündigen Geſchüße zu und hatte im Frühjahr 1859 die gesammte Ausrüstung der Armee von Italien mit dergleichen zu versehen. Schon vorher war er am 6. März 1854 zum Oberstlieutenant und am 13. März 1857 zum Obersten befördert. Ritter der Ehrenlegion seit dem 24. October 1848 hatte er das Offizierkreuz am 11. De tober 1854 als Auszeichnung für seine Verdienste um die Raketenfabrikation erhalten und wurde am 15. Auguſt 1860 Commandeur der Ehrenlegion. Am 25. December 1863 wurde Oberst Susane an Stelle des General Bressolles zur Leitung der Artillerie-Abthei lung ins Kriegs - Ministerium berufen. Während dieser Function wurde er am 4. März 1864 zum Brigade- und am 23. März 1870 zum Divisionsgeneral ernannt. Nach dem Kriege und als General Leflô nach Bordeaur gehen mußte , wurde er im Februar 1871 mit der Führung der Geſchäfte des Kriegs- Ministers beauftragt und am 5. Juni 1871 zum Generaldirector des Materials ernannt. Am 8. Februar 1872 wurde er in Folge cines heftigen Briefes, den er an den Ausschuß der Nationalversammlung für die Liefe rungsverträge gerichtet , seiner Stelle im Kriegs- Ministeriums entbunden und zum Mit glied des Artillerie Comités ernannt. Am 22. Mai 1873 mit dem Großoffizierkreuz der Ehrenlegion ausgezeichnet , wurde er am 14. December 1875 in den Reserve Cadre der Generalität verſeßt. - Neben seiner dienſtlichen Thätigkeit hat Susane Zeit zur Bearbei tung von Werken gefunden, die einen bleibenden Werth behalten werden. Nach zehn= jährigen archivalischen Studien ließ er von 1849-1853 die Histoire de l'ancienne infan terie française erscheinen, derselben folgte 1873 die Histoire de la cavalerie française und 1874 die der artillerie française. Diese drei bedeutenden Werke sind nicht die einzigen, die man der Feder Suſane's verdankt. Seit 1851 Mitglied der Société d'agri culture , sciences et arts du département du Nord zu Douai wurde er 1853 auch Mitglied der Akademie zu Meß und 1858 Präsident derselben. In den Sizungen der Lesteren sind wiederholt Abhandlungen von ihm zum Vortrage und in den Bülletins auch zum Abdruck gelangt, so 1855 Note sur le pyroxyle, 1856 Sur la gelatine, 1857 Sur la Champagne pouilleuse, 1858 Discours sur les academies, 1860 Sur l'inven tion de la poudre , 1862 Louis XI. et ses contemporains. Im Februar 1871 erſchien von ihm in der Revue de deux mondes und später in Brochürenform : L'Ar tillerie avant et depuis la guerre , eine Arbeit, die eine wichtige Luelle für die Ge schichte des Krieges von 1870-71 bildet. Mit der Veranstaltung einer zweiten Auflage seiner Geschichte der Französischen Infanterie beschäftigt, erlag er nach schweren Leiden am 30. September 1876 dem Tode. (Nach Moniteur de l'Armée Nr. 58 vom 16. October 1876). Carl Graf Thun-Hohenstein, t. t. Desterr. Feldzeugmeister im Ruhestande. Geb. 1803 zu Wien , gest. 16. Januar 1876 in Triest. Als jüngerer Sohn der alten gräflichen Familie trat er im 17. Jahre in die k. f. Cavallerie und wurde nach 14 Dienstjahren auf seine Bitte zur Infanterie verseßt. Er
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bereiſte Frankreich, England und Deutschland und erwarb sich umfassende Kenntniſſe, welche ihm den wohlverdienten Ruf eines hervorragenden Mannes erwarben. Das Jahr 1848 traf ihn als Überſt des 3. Infanterie-Regiments , an deſſen Spiße er den Sieges: zug unter Radetzky nach Mailand mitmachte , und 1849 zum Generalmajor ernannt wurde. 1854 zum Feldmarschalllieutenant ernannt, commandirte er 5 Jahre später daš 8. Armee-Corps in Venedig, und kam 1861 nach Trieſt, wo er zwar nur ein Jahr ver weilte, das er aber lieb gewann. Zum commandirenden General in Wien ernannt, verweilte er bis 1866 in der Hauptstadt und marschirte als Commandant des 2. Armee Corps zur Nord-Armee. Nach dem Feldzuge zog sich Graf Thun vom activen Dienſte zurück und nahm seinen Aufenthalt in Triest. Er war Inhaber des 29. Infanterie Regiments , . . wirklicher Geheimer Rath und Ritter des eisernen Kronen - Ordens 1. Klaſſe, ſowie des Leopold -Ordens. Theodor Freiherr v. Troſchke, Königlich Preußischer Generallieutenant z. D. Geb. 13. März 1810 zu Berlin, gest. 11. Februar 1876 zu Berlin. Der Vater, Generalmajor a. D., war kurze Zeit vor Geburt des Sohnes gestorben, so daß der Mutter , geb. v. Luck , die erste Erziehung anheimfiel ; die spätere Erziehung leitete ein Paſtor im Havellande, bis v. Troschke mit ſeinem 10. Jahre in das Cadetten haus zu Potsdam eintrat. Am 23. März 1827 verließ er das Cadettenhaus zu Berlin, um als Secondelieutenant in die Garde-Artillerie- Brigade zu treten. Commandos zur Lehr-Escadron und zur Allgemeinen Kriegsschule unterbrachen die Thätigkeit im praktiſchen Dienste , bis er 1842 als Hauptmann in den Generalstab versezt wurde. Nachdem er Dienststellungen in Frankfurt a. D. und in Königsberg i. Pr. gehabt und 1846 zum Major befördert war , wurde er 1848 Abtheilungs - Commandeur in dem 2. Artillerie-Re giment in Stralsund , und kam dann mit der neu formirten reitenden Abtheilung des Regiments nach Gark a. D. Zum Commandeur des 1. Artillerie-Regiments in Königs berg i. Pr. ernannt, wählten ihn die Bürger von Gark zum Ehrenbürger der Stadt; 1859 zum Generalmajor und zum Director der vereinigten Artillerie- und Ingenieur Schule ernannt, wurde er gleichzeitig Mitglied der Artillerie- Prüfungs- Commiſſion, die damals für die Einführung und Ausbildung der gezogenen Geschüße thätig war. 1863 zum Generallieutenant befördert , erbat er 1865 seine Versehung in den Ruhestand , die ihm unter Belaffung in den Stellungen als stimmführendes Mitglied des General-Ar tillerie-Comités und Mitglied der General-Ordens - Commiſſion huldvoll gewährt wurde. Seitdem widmete er sich vorzugsweise der Vereinsthätigkeit und der Militair-Literatur. 1870-1871 stand er an der Spize des von ihm organisirten Central-Nachweiſe-Bureau's für erkrankte und verwundete Krieger, und war bis zu seinem Lebensende ein thätiges Mitglied des Central-Comité's des betr. Vereins , in dessen Sizungen er nie fehlte. Schon früh war v. Troschke literarisch thätig. Pseudonym schrieb er 1840 als Theodor Posthumus Friedrich des Großen Jugendjahre" , ein Gedicht in mehreren Gesängen, das damals viel Aufsehen erregte. 1863 veröffentlichte er eine Erinnerungsschrift an seinen Onkel, der 1813-14 militairischer Begleiter König Friedrich Wilhelms IV. ge: wesen : „ Aus dem Leben des General v. Luck“, die jezt vergriffen , sich noch in dem von von Dr. Runkel herausgegebenen Preußischen Jahrbuch für 1863 zu finden. 1865 folgte der in der militairischen Geſellſchaft am Geburtstage Friedrich des Großen gehaltene Vortrag: "1 Die Beziehungen Friedrich des Großen zu seiner Artillerie“. Zu der am 28. Februar 1870 stattfindenden Feier des 50 jährigen Bestehens der Militair- Literatur Zeitung verfaßte v. Troschke das größere Werk: „Die Militair-Literatur seit den Bes freiungskriegen , mit besonderer Bezugnahme auf die Militair-Literatur-Zeitung während der ersten 50 Jahre ihres Bestehens von 1820-1870", und gleichzeitig gab er zum Besten der Victoria- National-Invaliden - Stiftung die von ihm gehaltene „Festrede bei der Jubiläumsfeier der Militair- Literatur- Zeitung" heraus. In demselben Jahre erſchien der von warmer Pietät dictirte Nekrolog: "I Ernst Siegfried Mittler, ein Lebensbild“. Für die im October 1871 begründeten Jahrbücher für die Deutsche Armee und Marine“ schrieb er die diese Zeitschrift eröffnende Monographie : ,, Das eiserne Kreuz“, die die seltene Auszeichnung genoß, von Sr. Majestät Kaiser Wilhelm in Gastein im Probedruck durchgesehen und mit eigenhändigen Bemerkungen versehen zu werden , und später auch in besonderem Abdruck erschien. 1872 veröffentlichte er zum Jubiläum des Regiments, dessen Commandeur er gewesen, die " Geschichte des Ostpreußischen Feld-Artillerie- Re giments Nr. 1 ", und 1875 wurde der von ihm in der militairiſchen Geſellſchaft gehaltene Vortrag : " Der Preußische Feldzug in Holland 1787", gedruckt, welcher auch in den Nieder
Nekrologe von im Jahre 1876 verstorbenen hervorragenden Offizieren u. s . w.
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landen so viel Beachtung fand, daß eine holländische Uebersehung veranstaltet wurde. Die Fortsehung des v. Hardegg'schen Werkes : Anleitung zum Studium der Kriegs geschichte", die im In- und Auslande große Anerkennung fand, und von der Feldmarschall Graf Moltke gesagt , sie befände sich in den besten Händen, sichert seinem Namen einen bleibenden Plas in der Militair-Literatur. Dagegen war es ihm durch den frühzeitigen Tod nicht vergönnt, das auf Wunsch der hiſtoriſchen Commiſſion der Akademie zu München begonnene Werk : " Geschichte der Kriegswissenschaften der Neuzeit “, zu vollenden, deſſen Anfang sich als starkes Manuskript auf seinem Arbeitstische vorfand. Neben diesen größeren Arbeiten gewann der Verstorbene noch Zeit zu journaliſtiſcher und anderweitiger literarischer Thätigkeit. Das Militair-Wochenblatt, die Militair-Literatur-Zeitung und die Allgemeine Militair- Zeitung (Darmstadt) haben sich mancher werthvollen Beiträge seiner Feder zu erfreuen, und auch die vorliegenden ,,Jahresberichte“ zählten ihn zu ihrem Mitarbeiter. An seinem Todestage hatte er für das Handwörterbuch der gesammten Militairwissenschaften“ des Oberstlieutenant Poten den Artikel : „ Bayard“ verfaßt und starb gleichsam in seinem Berufe , da er auf dem Wege zu einer Monatsconferenz der Mitarbeiter der Militair-Literatur - Zeitung urplößlich vom Herzschlage getroffen wurde. (Nach Militair-Wochenblatt Nr. 16 vom 23. Februar 1876 und Allg. Militair-Zeitung Nr. 8 vom 23. Februar 1876 ) Charles Romain Letellier-Valazė, Französischer Divisionsgeneral. Geb. 18. April 1812 zu Argentan (Orne), gest. 11. October 1876 zu Paris . Er trat am 18. November 1831 in die Schule von St. Cyr ein , wurde am 27. December 1833 Souslieutenant im 8. leichten Infanterie - Regiment und 1836 als Lieutenant in die Generalstabsschule aufgenommen. Darauf diente er mit dem 2. leichten Infanterie-Regiment in Africa , und zeichnete sich bei dem Angriffe von Conſtantine ſo aus , daß er am 11. November 1837 die Ehrenlegion und am 18. Januar 1840 den Capitainsgrad erhielt. 1841 wurde er in dem Tagesbefehl wegen der Energie belobt, welche er bei der Verproviantirung der Garnisonen von Medeah und Milianah bewiesen. Von 1842-46 war er dem Stabe der 1. Militair-Diviſion zu Paris zugetheilt und wurde im lehtgenannten Jahre Ordonnanz-Offizier des Königs . 1848 Adjutant des General Changarnier, am 30. Januar 1849 Escadronschef, am 9. Auguſt 1850 Offizier der Ehrenlégion , am 1. Januar 1854 Oberſtlieutenant, wurde er Chef des Stabes der 5. Infanterie-Division der Orient- Armee. Am 22. März 1856 zum Oberst befördert, fand er als Chef des Stabes der 9. Militair- Diviſion zu Marſeille und bei der 2. Diviſion zu Rouen Verwendung. Während des Feldzuges in Italien fungirte er als Chef des Generalstabes des 1. Corps und wurde am 20. Juni 1859 zum Commandeur der Ehren legion ernannt. 1861 Chef des Stabes der 3. Infanterie Division des 1. Armee- Corps, am 14. März 1863 Brigadegeneral, commandirte er die Subdivision der unteren Seine bis zum Ausbruch des Krieges gegen Deutschland. Während des letteren commandirte er die 1. Brigade der 1. Infanterie- Division der Rhein-Armee und wurde am 27. Octo ber 1870 zum Divisionsgeneral befördert. Kurze Zeit nach der Rückkehr aus seiner Kriegs gefangenschaft in Deutschland wurde er zum Unterſecretair des Kriegsdepartements er nannt und bekleidete diese Stelle vom 24. März bis zum 5. Juni 1871. Als er das Ministerium verließ , wurde er mit dem Commando der 2. Division zu Rouen betraut. Am 16. November 1873 zum Deputirten gewählt, wurde er am 15. December 1875 zum Senator ernannt. Er war seit dem 23. Mai 1873 Großoffizier der Ehrenlegion und zählte 45 Dienstjahre , 13 Feldzüge , 2 Blessuren. Er wird als Mitarbeiter an Thiers Geschichte des Conſulats und Kaiserreichs genannt. (Nach Moniteur de l'Armée Nr. 58 vom 16. October 1876.) Friedrich v. Wachter, Großherzoglich Hessischer General der Infanterie und 2. Inhaber des 4. Großherzoglich Hessischen Infanterie - Regiments Nr. 118. Geb. 1788 in Darmstadt, gest. 16. August 1876 zu Bensheim an der Bergstraße. Wachter trat 1805 als Frei Corporal in den Hessischen Kriegsdienst und avancirte 1806 zum Secondelieutenant und 1809 zum Premierlieutenant. Am 6. Juli 1809 büßte er bei Wagram das rechte Auge ein, gleichwohl kämpfte er nach seiner, Jahre in Anspruch nehmenden , Wiederherstellung in den späteren Feldzügen 1813, 1814, 1815 und erwarb sich die dankbare Anerkennung seines Kriegsherrn . 1813 wurde er Capitain, 1829 Major,
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Militairische Jahresberichte für 1876.
1837 Oberstlieutenant , 1841 Oberst, 1848 Generalmajor , 1853 charakterisirter General lieutenant unter Ernennung zum Commandanten der Reſidenz , 1862 wirklicher General lieutenant unter Ernennung zum Kriegs = Minister , 1865 General der Infanterie. Am 16. Juli 1855 feierte er sein 50jähriges Dienſtjubiläum und wurde aus Anlaß deſſelben zum 2. Inhaber des 4. Infanterie-Regiments ernannt, während ihm gleichzeitig mit seinen Nachkommen der Adel verliehen wurde. Auf seinen Wunsch trat er Ende 1866 in den Ruhestand, nachdem er über 60 Jahre seinem Kriegsherrn treu gedient. Auch auf dem Gebiete der Literatur hat sich Wachter hervorgethan. Als im Jahre 1826 der Geheime Staatsrath Dr. Zimmermann die Allgemeine Militair - Zeitung " herauszugeben begann, stand ihm sein Schwager Wachter kräftig zur Seite und ist der Verstorbene 50 Jahre lang, bis zu seinem Tode, der treue Gönner und fleißige Mitarbeiter der Darmstädter Militair = Zeitung gewesen . Auch trat er als Verfaſſer ſelbſtſtändiger Schriften auf, von denen der " Versuch einer Elementartaktik der Infanterie und deren Anwendung in ver schiedenen Gefechtsverhältnissen des Bataillons , basirt auf das Compagnie - Colonnen System . Von einem Deutschen General. " (2. Auflage. Darmstadt 1861) ſeinerzeit viel und lebhaft besprochen wurde. (Nach Allgemeine Militair-Zeitung Nr. 35 vom 2. September 1876). Fürst Alfred Nicolaus Guntram Windischgrät, k. k. Feldmarschalllieutenant. Geb. 28. März 1819 , gest. 28. April 1876 zu Tachau. Der Fürst diente seit 1838 in der Armee, war zuerst Unterlieutenant bei den Cürassieren , dann Oberlieutenant im Chevaurlegers - Regiment Prinz von Hohenzollern Hechingen. Später wurde er Flügel - Adjutant bei seinem Vater, avancirte 1848 zum Major, am 20. April 1852 zum Oberſtlieutenant, am 16. Januar 1856 zum Oberſt und Commandant des 6. Cürassier-Regiments und am 14. November 1861 zum Generalmajor. Im Desterreichisch Preußischen Kriege des Jahres 1866 commandirte er die 1. Brigade der 3. Reserve Cavalleric - Division Coudenhoven und wurde in der Schlacht bei König grät am Schenkel leicht verwundet. Die Cavallerickämpfe dieser Schlacht stellte er in Nr. 17 und 18 der Allgemeinen Militair - Zeitung von 1871 ausführlich dar und legte darin seine Erfahrungen als Augenzeuge und Mitkämpfer nieder. Seinem Vater, dem Feldmarschall, folgte er am 21. März 1862 als Chef der Familie und erbliches Mitglied des Herrenhauses und bekleidete seit dem 20. März 1868 den Feldmarſchalllieutenants Rang in der Armee. (Nach Desterr. Ungar. Wehr -Zeitung „ Der Kamerad “ Nr. 34 vom 3. Mai 1876). Witowtow, Kaiserlich Russischer General - Adjutant a. D. Geb. 1797, geſt. 22. ( 10. ) März 1876 . Bei seiner Geburt wurde er der damaligen Sitte gemäß als Anerkennung der Ber dienste seines Vaters dem Musketier = Regiment Jelez zugetheilt , kam mit 12 Jahren in das 1. Cadettencorps und wurde 1816 als Fähnrich dem 2. Sappeur - Bataillon über wiesen. Als am 14. December 1825 in Petersburg Unruhen ausgebrochen waren , eilte er als ältester Capitain des Leib - Garde - Sappeur - Bataillóns mit dieſem nach dem be drohten Winterpalast, woselbst er durch sein höchst energisches Auftreten in kurzer Zeit die Ruhe wieder herstellte. 1826 zur Belohnung zum Oberst befördert, erhielt er zwei Jahre darauf das Commando des 7. Sappeur - Bataillons , mit dem er die Belagerung von Varna mitmachte. Am 8. Juli 1829 schlug er eine Schiffbrücke über den Kamtſchik und nahm die feindlichen Uferbefeſtigungen mit Sturm. Als Belohnung für die mannig faltigste Bravour erhielt sein Bataillon an der Kopfbedeckung ein Band mit der Zn. schrift : „Für Auszeichnung. " Nach Beendigung des Feldzuges erhielt er die 2. Sappeur Brigade, wurde 1835 Generalmajor, 1844 Generallieutenant und 1849 General -Adjutant. 1849 machte er mit dem Garde- Corps als Chef des Stabes den Feldzug in Polen mit, blicb 1854-55 zum Schuße der Küsten in Petersburg zurück und commandirte vorüber gehend das Garde-Infanterie- und später das 4. Armee- Corps . Bei seinem Austritt aus dem activen Dienst wurde er 1859 à la suite des Generalstabes , des Leib Garde Sappeur-Bataillons und das 4. Pontonnier-Halbbataillons gestellt.
Rudolf Emanuel v. Wurftemberger, Eidgenössischer Oberſt und Verwalter des Kriegsmaterials. Geb. 18. April 1808, geft. 11. Februar 1876 zu Bern. Er stammte aus einer alten Berniſchen Patricierfamilie, aus der schon mehrere be deutende Artillerie- Offiziere und Waffentechniker hervorgegangen find einer ſeiner Vor
Nekrologe von im Jahre 1876 verstorbenen hervorragenden Offizieren u. s. w. 493 fahren construirte in der Mitte des 18. Jahrhunderts Hinterladungsgeschüße und das Modell einer gezogenen Kanone, die noch heute im Zeughaus von Bern Aufsehen erregen. - Als Cadet besuchte er von 1824-1827 die Militairſchule zu Bern, wurde im April 1827 zum Unterlieutenant im Artillerieſtab ernannt und widmete sich fortan dem Dienſte ſeines Vaterlandes . Schon 1829 war er mit der Unterſuchung von mehr als 1000 Ctr. cantonaler und Eidgenössischer Eisenmunition in den Asbacher Hütten in Rheinpreußen beschäftigt und löste seine Aufgabe so vortrefflich, daß er von da ab faſt zu allen Be rathungen und Commissionen über das Kriegsmaterial herangezogen wurde. So arbeitete er Anfang der Dreißiger Jahre unter Leitung des Eidgenössischen Oberinspectors der Artillerie die Ordonnanzen über das neue Artillerie-Material aus und stellte die Tabellen 1832 er: für die projectirte und modificirte Eidgenössische Militair-Organiſation auf. hielt er die Stelle des Zeughaus-Directors des Canton Bern, ein Amt, das er bis 1850 versah. 1841 war er Mitglied der Commiſſion für Einführung der Percuſſionswaffen, wurde Director der Eidgenössischen Zündhütchenfabrik und beschäftigte sich im folgenden Jahre mit der Bearbeitung der Vorschriften über Construction der Percussionsgewehre. Verschiedene Sendungen führten ihn ins Ausland, so hatte er Aufträge in Ulm . München, Lüttich zu erfüllen. Am Sonderbundskriege nahm der inzwiſchen zum Oberstlieutenant im Artillerieſtabe ernannte W. als Director des Eidgenössischen Depotparkes Theil und dieselbe Function wurde ihm übertragen, als die Schweiz 1849 gelegentlich des Badischen Aufſtandes Truppen an der Nordgrenze aufstellte. 1850 wählte der Bundesrath ihn zum Verwalter des Eidgenössischen Kriegsmaterials , welche Stelle er bis zu seinem Tode versah, und 1851 zum Mitgliede der Artillerie- Commiſſion. Seinen Namen aber hat er, der 1853 das Oberstbrevet erhalten, 1862 für alle Zeit mit der Entwickelung der Hand feuerwaffen verknüpft . Schon 1857 hatte die Schweiz , vornämlich in Folge seiner Be mühungen , das Jägergewehr kleinen Kalibers eingeführt. Es handelte sich 1862 um Neubewaffnung der Infanterie. Er allein stellte in der Gewehr-Commiſſion den Antrag, die gesammte Infanterie mit kleinkalibrigen Gewehren zu bewaffnen , alle übrigen Mit glieder waren für das große Kaliber. In dem sich entspinnenden Streit ließ er sich auf kein Compromiß ein und verhalf ſeiner Anſicht zum Siege. Im Januar 1863 adoptirte die Bundesversammlung das Kaliber von 10,5mm. für das Infanterie- Gewehr. Die Schweiz darf mit gerechtem Stolz auf diesen Schritt zurückblicken, denn alle Staaten find ihm schließlich gefolgt. Fremde Regierungen suchten unter glänzenden Anerbietungen Wurstemberger in ihren Dienst zu ziehen er wollte nur seinem Vaterlande dienen. Leider mußte auch der „ Vater des kleinen Kalibers" die bittere Erfahrung machen, daß der Prophet im eigenen Lande am wenigsten gilt. Viele Versuche, die dem Schweizerischen Wehr- und Schießwesen neuen Aufschwung verliehen , mußte er zum Theil aus seinen eigenen, keineswegs bedeutenden Mitteln bestreiten. 1866 war er Vicepräsident der Commission für Einführung der Hinterladungswaffen und 1867 besuchte er im amtlichen Auftrage die Ausstellung zu Paris. Unbestreitbare Verdienste erwarb er sich ferner bei Einführung der gezogenen Geschüße 1861 und der Hinterladungsgeschüße. Während der 25 Jahre seiner Function als Verwalter des Eidgenössischen Kriegsmaterials hatte er nicht ein einziges Mal Urlaub , er war unermüdlich thätig, gab seinen Untergebenen ein vortreffliches Beiſpiel , blieb körperlich rüſtig und geistig frisch, und folgte mit Intereſſe den Fortschritten auf militairischem und naturwissenschaftlichem Gebiet. Seit Mitte Januar 1876 fing er an zu kränkeln, am 11. Februar früh fand man ihn todt im Bett. (Nach Der Bund Nr . 51 , Bern, 21. Februar 1876.) Charles Louis St. Aubin Martin de Roh van Zuhdewyn, Königlich Niederländischer Generalmajor. Geb. 8. December 1825 zu Breda, geſt. 21. August 1876 auf der Reise von Sumatra nach den Niederlanden. Seit 1840 als Cadet bei der Militair-Akademie zu Breda, wurde er am 23. Juni 1845 zum Secondelieutenant der Infanterie ernannt. Fünf Jahre später trat er in die Riederländisch- Ostindische Armee, in der er 1851 zum Premierlieutenant und 1855 zum Hauptmann befördert wurde. In lehtgenanntem Jahre nahm er an den Kriegsereigniſſen in Palembang Theil, in den Jahren 1861-64 an denen in der Süd- und Ost- Abtheilung Borneos . 1863 wurde er zum Major befördert und erhielt die 4. Klaſſe des militairiſchen Wilhelmsordens. 1866 würde er Oberstlieutenant, 1868 Oberst. Gelegentlich der 2. Er pedition gegen Atjeh war er Commandeur der 1. Brigade, die in Pedang zurückgelassen wurde, während er durch General van Swieten für seine Person bald nach Atjeh be rufen wurde. Des Auftrages, sich des Miſsigits zu bemächtigen , entledigte er sich in
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Militairische Jahresberichte für 1876.
glänzender Weise . Seine Soldaten legten ihm hierbei den Ehrennamen „ Oberſt Madjoe“ (Vorwärts) bei, während der König ihm die 3. Klaſſe des Wilhelmsordens verlieh. Ob. gleich er schon zu Anfang des Kampfes eine Kugel ins Bein erhielt , ließ er sich dadurch nicht abhalten, den Angriff bis zur Entscheidung zu leiten. Die Wunde nöthigte ihn aber, Atjeh zu verlaſſen und darauf einen Urlaub nach den Niederlanden anzutreten, wo selbst er im Jahre 1875 in Genehmigung seines Gesuchs mit dem Charakter als General major verabschiedet wurde. In Privatangelegenheiten nach Sumatra gegangen, verſchied er auf der Rückreise nach dem Vaterlande.
Militairische Chronik
des
Jahres
1876 .
1)
Die am Schluß der einzelnen Daten befindlichen Ziffern bedeuten die Zahlen der Seiten der Jahresberichte pro 1876, auf denen Näheres zu finden. 2) Die Daten des Russischen Kalenders sind an den betreffenden Stellen in Klammern beigefügt. 3) In der Chronik befinden sich folgende Abkürzungen : A. C. O. für Allerhöchste Cabinets - Ortre. A. E. für Allerhöchsten Erlaß. -- betr. für betreffend. Briggen. für Brigade- General. Circ. Verf. für Circular Verfügung. -- Dec. für Decret. — Divgen. für Diviſionsgeneral. — F. V. L. für Feldmarschalllieutenant. F. 3. M. für Felbzeugmeister. - Gen. d . Inf. für General der Ins fanterie. Gen. d. Cav. für General der Cavallerie. - Genlieut. für Generallieutenant. Genmaj. für Generalmajor. — 3. B. für Jahresberichte. — J. für Jahre. Instr. für Instruction. — KgL O. für Königliche Ordre. - · Kgl. Dec. für Königliches Decret. Kr. Verf. für Kriegsministerielle Ber fügung. Ver. für Verordnung. — † für stirbt.
Januar. 1. Italien. Die durch Kgl. Dec. vom 26. October 1875 befohlene neue Organiſation der Ammistrazione centrale della guerra tritt in Kraft. Es treten von Vorschriften in Kraft : Das 1. Buch des neuen Regolamento di manovra per la fanteria und das neue Regolamento d'istruzione e di servizio interno per l'artiglieria ed il genio (218). Es werden neu formirt: Die 6. Escadron des 13., 15., 17., 18. und 20. Cav. Regts. , die 10. Batterie jedes Feld - Art. Regts . und die 3. Train-Comp. in beiden Genie-Regtrn. Niederlande. Die Atjeher müſſen die Befestigungen am linken Ufer des Kwalla Naridji verlaſſen (425) . Türkei. Achmed Mukhtar Pascha, zum Befehlshaber in der Herzegowina ernannt, landet in Klek (446). 3. Frankreich. Präsidial- Dec. betr. Zuſammenziehung der Eisenbahnarbeiter - Comp. der vier Genie- Regtr. bei der Genieschule zu Versailles (386). 4. Italien. Genmaj . Alberto Nicolis di Robilant , Territorial - Commandant der Artillerie, geb. 26. Decbr. 1827, † zu Florenz. Norwegen. Genmaj . Jacob Gerhard Meydell, lange Zeit Chef der Artillerie, geb. 1786, 4. Jan. 1876. 6. Preußen. A. C. O. betr. Benennung der Bataillone und Compagnien des Fuß Art. Regts. Nr. 15 (4) . Großbritannien. Gen. A. Dick †. Niederlande. Der Adviseur für die Anlage von Staats - Eisenbahnen Klerck wird vom 1. Febr. ab zum Kriegs- Miniſter ernannt und soll dann der Marine - Miniſter van Erp Taalman Kif, der seit Rücktritt des Kriegs- Minister Enderlein am 24. Dec. 1875 die Geschäfte des Kriegs-Miniſterium proviſoriſch geführt, dieſelben abgeben. Rußland (25. Decbr) . Gen. Skobelew verläßt mit 2800 Mann Namangan , um gegen Abdurachman zú marſchiren (438).
Chronik.
Januar.
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7. Frankreich. Versuch mit einer Straßen-Locomotive auf dem Marsfelde zu Paris. Dieselbe hatte 6 Pferdekraft und zog einen Train von 18 Geschüßen , zusammen 28,902 Kilo schwer, die zu normaler Bespannung 126 Pferde erfordert hätten. Belgien. Genmaj. Dupré †, 89 J. alt, zu Tervueren (469). Italien. Die Mannschaften der 1. Kategorie der Klasse 1855 und die in un bestimmtem Urlaub verbliebenen der Klasse 1854 treten unter die Waffen. 8. Preußen. A. C. D. betr. die Verleihung des Säcular - Fahnenbandes an das Brandenburgische Pionier -Bat. Nr. 3. 9. Bayern. Kr. Verf. betr. Einführung von Soldbüchern für Unteroffiziere und Gemeine in Frieden und Krieg (23). 10. Stalien. Die Aufnahme der Pferde und Maulesel findet nach dem Gesez vom 1. Dctbr. 1873 und dem Kgl. Dec. vom 3. Detbr. 1875 im ganzen Lande statt. Niederlande. In Atjeh wird Lomagagger von den Niederländern besezt (425). Vereinigte Staaten Nord - America's. Gen. Gordon Granger, † zu Santa Fé, Neu- Mexico (472) . 12. Preußen. Kr. Verf. betr. die Auflösung der Fortification zu Cosel (26). 13. Preußen. A. C. D. betr. Formation der Militair- Schießschule für 1876. Rußland ( 1. Jan.). Dec. betr. Errichtung eines 4. Bataillons bei jedem Inf. Regt. (219). In Kokan erreicht die Cavallerie des Gen. Skobelew eine Abtheilung Kiptſchaken, wirft sie zurück und verfolgt sie bis Jangui- Sabaka. 14. Preußen. Oberst Thilo v. Trotha †. Er war 29. April 1809 zu Halle a. S. geb., zuletzt Commandant von Swinemünde und hat sich als Militair - Schriftsteller einen Namen erworben. Seine ,,Anleitung zum Gebrauch des Kriegsspiel- Apparates" ist in mehrere Sprachen übersetzt. Seine Geschichte der Familie v . Trotha ist eine geachtete Monographie. Frankreich. Bestimmungen über die Sapeurs-Pompiers (75) . Dänemark. Genlieut. John Johnson v. Honneur † (475). Rußland (2. Jan.). In Kokan läßt Gen. Skobelew seine Truppen auf das linke Ufer des Kara Daria übergehen, bei Sarkhab lagern sich verschanzen. 15. Preußen. A. C. D. betr. Uniformirung der Offiziere und Ergänzung des Offizier Corps des Eisenbahn-Regts (3) . 16. Desterreich - Ungarn. Verlegung des 5. Districts - Commandos von Buda - Pest nach Stulweissenburg. F. 3. M. Carl Graf Thun - Hohenstein, Inhaber dez 29. Inf. Regt. , † zu Trieſt (489). Niederlande. Die Atjeher leisten bei Blangkalla heftigen Widerstand (425). Rußland (4. Jan.) . In Kokan recognoscirt Gen. Skobelew die Festung Andydjan. 17. Italien. Die Gazetta Uffiziale del Regno publicirt das Regolamento per il servizio e per la contabilità dei fondi e delle spese presso l'esercito mobilitato vom 23. Nov. 1875. 18. Niederlande. In Atjeh nimmt Gen. Pel an der Kroeng Raba Stellung (425). Türkei. In der Herzegowina beſtehen die Inſurgenten unter Peko Pavlovic er folgreiche Scharmütel, welche sich am 19. und 20. wiederholen (447) . 19. Frankreich. Einweihung des in St. Quentin durch die Stadt zum Andenken an die in den Mauern derselben während des 18. und 19. Jan. 1871 gebliebenen Soldaten . Rußland (7. Jan.). In Kokan fordert Gen. Skobelew Andydjan zur Uebergabe auf, wobei der Parlamentair getödtet wird . 20. Preußen. A. C. D. betr. die Uebungen des Beurlaubtenſtandes (17) . Frankreich. Kr. Verf. betr. die revues trimestrielles. Rußland (8. Jan.) . In Kokan läßt Gen. Skobelew Andydjan angreifen. 21. Bayern. Kgl. Entschließung betr. Einführung neuer Dienstauszeichnungen. (29.) Rußland (9. Jan.) . Die Truppen des Gen. Skobelew besezen nach zweitägigem Angriff Andydjan (438) . 22. Desterreich - Ungarn. Circ. Verf. betr. Verlegung der Ergänzungs - Cadres des Drag. Regts. Herzog Wilhelm v. Braunschweig von Pilsen nach Klattau. Frankreich. Kr. Verf. betr. Regelung des Anzugs der Truppen bei den ver schiedenen Dienstzweigen. Spanien. Der Karlistengeneral Carasa weist einen Vorstoß Loma's gegen Berron zurück (421) .
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23. Belgien. Genmaj . Corneille François Gauthier Buls , geb. 5. Juni 1804 zu Mecheln, zu Brüssel. Er trat 6. Aug. 1825 als Gemeiner in die Niederländische Armee, wurde 23. Detbr. 1828 Sergeantmajor und ging 25. Septbr. 1830 in den Belgischen Dienſt über. In demselben wurde er 30. Octbr. 1830 Souslieut. , am 8. Febr. 1831 Lieut. , am 7. Septbr. 1831 Adjutantmajor , am 22. Juni 1832 Capitain 2. Kl. , am 24. Jan. 1839 Capitain 1. Kl. , am 29. Aug. 1845 Adjutant des Gen. Leboutte, am 26. Juni 1846 Major und am 12. Jan. 1855 Oberstlieut. Am 4. Aug. 1855 mit dem Commando des 3. Regts. Jäger zu Fuß betraut, wurde er am 1. Aug. 1855 zum Oberst und am 13. Mai 1859 zum Commandeur des Gren. Regts. ernannt. Am 20. Juli 1861 zum Genmaj . befördert, befehligte er nach einander die 2. Brigade der 3. und 4. Jnf. Div. und wurde am 14. Febr. 1867 pensionirt. Spanien. Kgl. Dec. betr. Reorganisation des Bataillons der Schreiber und Ordonnanzen . Gen. Quesada beginnt den Vormarsch gegen Bilbao (421) . 24. Niederlande. In Atjeh kehren die Expeditionstruppen nach Pekan Bakok zurüd (425) . Spanien. Gen. Moriones geht von St. Sebastian aus zum Angriff gegen die Karlisten vor (423). 25. Spanien. Gen. Moriones erneuert seine Angriffe auf die Karliſten (423). 26. Italien. Kr. Verf. betr. neue Grundlagen für die Gesundheitsſtatiſtik des Heeres. Rußland (14. Jan.) 8 Gouvernements- Bataillone werden in Local-Bataillone um: gewandelt (134). 27. Preußen. A. C. O. betr. die Rekrutirung der Armee für 1876-1877 (7). A. C. D. betr. die größeren Truppenübungen 1876 (16, 283) . Spanien. Gen. Moriones dehnt seine Stellung bei Guetaria bis Zarauz und Zumaya aus (423) . 28. Dänemark. Prlicut . Ancker, bekannt durch die tapfere Vertheidigung der Düppeler Schanzen 1864, †. Niederlande. Gen. Pel rückt in Atjeh in das Gebiet der IX. Moekim vor (425). Rußland (16. Jan.) Die Commandirung von Artillerie Detachements zur Inf und Cav. behufs Ausbildung der Mannſchaften in der Geſchüßbedienung wird auf: gehoben (146). Türkei. Die Inſurgenten der Herzegowina werden aus ihrem Lager bei Vukovics vertrieben (447) . 29. Preußen. Instruction für die Cavallerie- Uebungs-Reisen (19, 232). Spanien. Die Karlisten weichen vor Blanco auf Elizondo zurück (420). 30. Italien. Kgl. Dec. betr. neue Normen für den Dienst und die Verwaltung der Bibliotheken der Präsidien. Spanien. Primo de Rivera greift Perula vorwärts Estella an; Letterer geht auf Vera zurück (420) . Rußland (18. Jan.). Abdurachman Awtobatschi, der sich mit 15,000 M. Andydjan nähert, wird durch die ihm entgegengehenden Ruffen bei Afſake geſchlagen und bis Niazbatir verfolgt (438) . 31. Desterreich- Ungarn. Veröffentlichung des Lehrplans für die k. K. Militair Realschulen (102). Spanien. Gen. Loma rückt in Bilbao ein (422) . Februar. 1. Desterreich - Ungarn. F. 3. M. Joseph Frhr . v. Jablonski del Monte berico, Inhaber des 30. Inf. Regts ., † (476). F. M. L. Ferdinand Frh. v. Kirchbach † zu Graz. Frankreich. Gen. Baron Beurnonville, Pair, † zu Chapelle bei Pontoise (461). Rußland (20. Jan.). Genlieut. Nat †. Er wurde 1838 aus der Ingenieur-Schule als Lieutenant entlassen und dem Ingenieur -Commando in Kiew überwiesen. Seit 1840 nach dem Kaukasus verſeßt, zeichnete er sich durch seine Specialkenntniſſe und durch persönlichen Muth höchst vortheilhaft aus . Bei der Erpedition gegen Anava 1856 erwarb er sich den goldenen Degen mit der Aufschrift „Für Tapferkeit." 1857 begann Oberst Nat die definitive Befestigung von Kertsch, wurde 1863 Commandant dieser Festung und 1865 Mitglied des technischen Comités der Haupt- Ingenieur Verwaltung zu St. Petersburg.
Chronit. Februar.
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2. Bayern. F. 3. M. Ritter v. Brodeſſer † in München (462). Sachsen. Stiftung eines " Allgemeinen Ehrenzeichens ", das an Stelle der mit dem Verdienst- und dem Albrecht - Orden vereinigten silbernen Medaille tritt. Es besteht aus einem broncenen Kreuze am grünweißen Bande. Aenderungen an den Statuten des Civil-Verdienst- und des Albrechts-Ordens. Beim Verdienst Orden wird 1. und 2. Klasse des Ritterkreuzes gebildet; an Stelle der Verdienstmedaille tritt ein Verdienstkreuz, ein silbernes 8ediges Kreuz mit Mittel schild. Das Ritterkreuz des Albrecht-Ordens zerfällt gleichfalls in 2 Klaffen; für die goldene Medaille des Albrechts - Ordens tritt das Albrechtskreuz, ein silbernes breit ausladendes Kreuz mit Mittelschild und dem Bildniß des Stammvaters der Alberti nischen Linien des Hauses Sachsen. Braunschweig. Genlieut. a. D. Alexander v. Erichsen † , 89 J. alt, zu Braun schweig (470). Italien. Das 2. Buch des Regolamento di manovra per la fanteria wird publi cirt (218). Kr. Verf. betr. die 6monatliche Dienstleistung der Offiziere di complemento , die darum nachsuchen. Spanien. Gen. Larumbe wird gezwungen, auf Vera zurückzugehen (420). 3. Desterreich - Ungarn. Ausgabe der Gebühren - Vorschrift für das 1. t. Heer. I. und II. Theil. F. 3. M. Graf Coronini feiert das 25 jährige Jubiläum als Inhaber des 6. Inf. Regts. zu St. Peter bei Görz. Frankreich. Präsidial- Dec. betr. Vermehrung der Cadres und des Etats der 6., 7. und 8. Compagnie der Remontereiter (cavaliers de remonte) (76) . Belgien. Kgl. Dec. betr. Aenderungen in der Zusammensetzung und in den Attri butionen des conseil de perfectionnement des etablissements d'instruction de l'armée nach der Ordre vom 21. April 1873 (48). Stálien. Das Annuario militare del Regno d'Italia für 1876 wird publicirt. Der Bericht des Gen. Torre über die Aushebung der 1854 geborenen Mannschaften und die Bewegung in dem Personal des Heeres vom 1. Detbr. 1874 bis 30. Septbr. 1875 wird publicirt. Spanien. Grf. Caserta übernimmt bei Vera den Oberbefehl (420). Süd - America. Zwischen der Argentinischen Conföderation und Paraguay wird unter Vermittelung Brasiliens ein Friedens , Grenz- und Handelstractat abgeschlossen ; er beseitigt alle Gründe zu Mißhelligkeiten zwischen Brasilien und der Argentinischen Republik, daher kehren die Brasilianischen Truppen, die die Hauptstadt Paraguays besezt hielten, nach Brasilien zurüc. 4. Preußen. Kr. Verf. betr. Zusammenſeßung und Zuſammentritt des Lehr-Infanterie Bataillons im J. 1876. Kr. Verf. betr. Anbringung von Nummertnöpfen an den Waffenröden der Fuß Artillerie . Frankreich. Kr. Verf. betr. die Taschenmunition für das Gewehr M. 74. Dieselbe zählt für Infanterie und Genie 74, für Gendarmerie , Cavallerie, Artillerie und Administrations - Truppen 38 Schuß. Pro Revolver find 30 Patronen normirt. 5. Niederlande. Kgl. Beschluß betr. Vergünstigungen der Milizen von 1876 behufs Beförderung des persönlichen Dienst in der National-Miliz. Rußland (24. Jan.). Abdurachman Awtobatschi übergiebt sich nach einer Zuſammen kunft mit Gen. Skobelew bei Hindu : Kischlak dem Czar auf Gnade und Ungnade, welchem Beispiel 26 andere Chefs folgen (438). Serbien (24. Jan.). Reorganisation des Generalstabes nach dem Muster des Russischen. Spanien. Gen. Loma nimmt Guernica (422). 7. Desterreich - Ungarn. Nebergangs Bestimmungen betr. die Reorganisation des Generalstabes. Ausgabe des 3. Theils des Dienstreglements für die . . Infanterie und Jäger truppe (101). Publication der organischen Bestimmungen für das Kriegsarchiv (98). 8. Spanien. Recognoscirungen bei Vera, die sich am 9. fortseßen (420). 9. Großbritannien. Sir Taylor , der älteste General der Armee †, 92 J. alt. Rußland (28. Jan.). Die Grenzfestung utsch Kurgan im Chanat Kokan fällt den Ruffen in die Hände (438). 10. Preußen. Gen. der Inf. v. Peucker † zu Berlin (482). 32 Militairische Jahresberichte 1876.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
10. Gen. der Cav. 3. D. Synold v. Schüz † zu Liegniß (487). Frankreich. Kr. Verf. betr. die Mitführung von Pioniergeräth durch die Jnf. (74). Kr. Verf. betr. die Benuzung der den Truppen überwiesenen Reliefpläne zu йebungen im Lesen von Plänen und zur Ausführung taktischer Uebungsaufgaben. Niederlande. Kgl. Beschluß betr. die Erhöhung des Soldes der Unteroffiziere der Landmacht. Spanien. Die Karlisten greifen bei Vera an (420). 11. Preußen. Genlieut. 3. D. Frh. Theodor v. Troschke † zu Berlin (490). Desterreich- Ungarn. F. M. L. Karl Liebler v. Afſelt † zu Graz. Schweiz. Oberst Rudolph Emanuel Wurstemberger, Verwalter des Eidgenössischen Kriegsmaterials , dem man die Einführung des kleinen Kalibers der Gewehre ver dankt, † zu Bern im 68. Jahre (492). Türkei. Frade der Pforte , mit Versprechungen zu Reformen in den inſurgirten Districten (448) . 13. Frankreich. Divgen. Blanchard † im Schlosse des Essarts bei Rouen (461). Niederlande. In Atjeh beginnen die Operationen gegen die XXVI. Moekim (425). Rußland (1. Febr.). Fürst Peter Romanowitsch Bagration , General - Gouverneur von Lifland, Estland und Kurland † zu St. Petersburg. Spanien. Dueſada greift die Karlisten bei Vergara an (422). 14. Preußen. Kr. Verf. betr. die Preise, zu denen Patronen an die Truppen von den Artillerie-Depots abgelassen werden können. Bayern. Gen. der Cav. Frh. v. Laroche, Generalcapitain der Leibgarde der Hart: schiere , † zu München. Spanien. Gen. Loma nimmt Motrico, Deva, Elgoibar (422). Gen. Moriones bricht von Guetaria in südöstlicher Richtung vor (423). 15. Preußen. Gen. der Inf. Rudolph Otto v. Budrizki † zu Berlin (462). 16. Deutsches Reich. Gesetz betr. weitere Anordnung über Verwendung der durch Gesetz vom 2. Juli 1873 zum Retabliſſement des Heeres beſtimmten 106,846,810 Thlt. uud die zu diesem Zwecke erforderlichen Geldmittel. Spanien. Die Generale Moriones und Loma dringen gemeinschaftlich gegen Azpeytia vor (423). 18. Deutsches Reich. Gesetz betr. die zur Erwerbung_und_Herrichtung eines Schieß plates für die Artillerie- Prüfungs - Commiſſion , zur Erweiterung des Dienſtgebäudes des Generalstabes der Armee und zu Casernenbauten in Leipzig und Baußen ferner erforderlichen aus der Französischen Kriegskosten-Entschädigung zu deckenden Geldmittel. Oesterreich- Ungarn. Auflaſſung des Militair-Commandos zu Linz (98). Frankreich. Präsidial - Dec. betr. Errichtung der cours militaires spéciaux pour former aux fonctions d'état-major des officiers de toutes armes (82). Italien. Genmaj . der Reserve Domenico Montagnini di Mirabello, geb. 22. Febr. 1814 zu Trino, † zu Savigliano. Spanien. Martinez Campos greift Grf. Caserta an und zwingt ihn, die Stellung auf dem rechten Ufer der Bidaſſoa zu räumen (420). Primo de Rivera greift Estella an, nimmt Villatuerta und die Forts auf dem Monte Jurra (421 ). Die Karlisten verlassen die Stellungen vor St. Sebastian (424). 19. Sachsen. Der König verleiht dem Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen das Sächſiſche 2. Huſ. Regt. Nr. 19 (bisheriges 2. Reit. Regt.). Spanien. Gen. Martinez Campos rückt in Vera ein (421 ) . Rußland (7. Febr.). Die Avantgarde des Gen. Skobelew besezt die Stadt Kokan, die Einwohner überliefern 29 Geſchüße, die zur Armirung gedient. 20. Frankreich. Instruction sur les revues trimestrielles. Niederlande. Kgl. Beschluß betr. die Eintheilung der Miliciens der Aushebung für 1876. Die Aushebung wird auf 11,000 Mann normirt, einſchließlich 600 Mann für den Seedienst. Spanien. Primo de Rivera rückt in Estella ein (421). Rußland (8. Febr.). Gen. Skobelew besetzt mit seinen Truppen die Citadelle von Kokan (439) . 21. Frankreich. Bestimmungen über die Uniformirung der Offiziere und Mannſchaften der Militair-Telegraphie. Spanien. Martinez Campos rückt in Irun ein (421). Loma nimmt Villabona, Queſada Toloſa ein (424).
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Großbritannien. Im Oberhause Discussion über die Vor- und Nachtheile des Henry-Martini- Gewehrs (339). Niederlande. Kgl. Beschluß betr. Reorganiſation der Feld - Artillerie. Aus dem einen Regiment werden zwei formirt. Deutsches Reich. Geset betr. Abänderung des Gesetzes vom 23. Mai 1873 bez . Gründung und Verwaltung des Invalidenfonds. Niederlande. Genmaj. Pel, Militair- und Civil - Gouverneur in Atjeh , † im Biwak zwischen Pomga und Lamara (426, 482). Preußen. A. C. D. betr. Beiwohnung der Inspicirungen auf den nächstgelegenen Schießpläßen durch die Artillerie- Offiziere der Pläße in zweijährigem Turnus. Rumänien. Gesez betr. Feſtſeßung des Contingents für 1876 auf 15,000 Rekruten, von denen 6000 für die stehende und 9000 für die Territorial-Armee. Spanien. Don Carlos bricht mit dem Rest seiner Getreuen nach der Franzöſiſchen Grenze auf (424). Niederlande. In Atjeh erreicht Oberst Engel Kwalla Gighen und läßt daselbst eine Verschanzung bauen (426) . Desterreich Ungarn. Geseß über die Gendarmerie für die im Reichsrathe ver tretenen Königreiche und Länder. Italien. Die am 1. März 1875 eingetretenen Einjährig - Freiwilligen werden entlassen. Spanien. Don Carlos überschreitet bei Valcarlos die Französische Grenze (424). Niederlande. Die Niederländer besehen in Atjeh Kotta Pohama (426). Belgien. Genmaj. Nypels, † zu Schaerbeek (480).
März. 1.
Preußen. Neue Ausgabe des Exercir-Reglements für die Infanterie vom 25. Febr. 1847 mit den bis zum 1. März 1876 ergangenen Aenderungen (13, 197). Gen. d. Cav. Carl Wilhelm Gustav v. Cosel, † zu Schwedt a. D. (465). Großbritannien. Army Circular betr. Normirung der Prämien für das Schießen und Diſtanceſchäßen bei der Infanterie. Schweiz . Verordnung des Militair- Departements betr. die zutheilung der Eid genössischen Truppencorps des Auszuges an die Diviſionen. 2. Bayern. Neu-Organisation des Kriegs - Miniſterium (5). Kr. Verf. betr. die Ausrüstung der Cavallerie mit Schanzzeug und Pionierwerk zeug (20). Großbritannien. Schießverſuch mit dem auf 15 Zoll (381 mm.) Kaliber ausge bohrten 81 Ton Geschüß, das ursprünglich 14'/2 Zoll (368,3mm.) Kaliber hatte (313) . Vereinigte Staaten Nord - America's. Das Repräsentantenhaus genehmigt den Antrag, den Kriegsſecretair Belknap in Anklagezustand zu verſeßen, da er be schuldigt wird, im Laufe von 6 Jahren 25,000 Dollars für die Anstellung eines Agenten erhalten zu haben. 3. Niederlande. Kr. Verf. betr. die Zahl der Mannschaften unter dem Offizierrange, die bei den verschiedenen Truppentheilen verheirathet ſein dürfen. Kr. Verf. betr. Ausführung der Kgl. D. vom 20. Febr. 1876 über die Eintheilung der Miliciens der Aushebung für 1876. Rußland (19. Febr.). Das Chanat Kokan wird unter dem Namen der Provinz Fergana Rußland einverleibt (439) . Spanien. Kgl. Dec. betr. Auflösung der Kriegs- Armeen und Bildung zweier Occupations Armeen für die unterworfenen Gebiete unter Quesada und Martinez Campos (185) . Kgl. Dec. betr. Entlassung der verheiratheten Mannschaften, welche ausschließlich den Bestand der Sedentair-Bataillone bildeten und der Mannschaften der Klasse 1870 und der früheren Jahrgänge ( 182) . 4. Frankreich. Divgen. Lebreton, †, 85 J. alt, zu Paris. Seit 1822 im Rußland (21. Febr.). Genlieut. Karl Alexander Schwebs † . Dienst bei der Infanterie, commandirte er nach einander das 4. Inf. Regt., die 1. Ersaß , die 1. Reserve- und die 23. Jnf. Div., sowie die Localtruppen des Peters burger Militairbezirks. Nach mehr als 50jähriger Dienstzeit wurde er zum Mitglied des Comité's für Verwundete ernannt und hatte beim Tode das Alter von 72 J. erreicht. 32*
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Militairische Jahresberichte für 1876.
6. Preußen. Verf. der Militair - Medicinal - Abtheilung des Kriegs-Miniſterium_betr. Vervollständigung des chemischen Apparates der Garnison-Lazarethe an den Stations orten der Corps- Generalärzte durch Utenſilien zu maßanalytiſchen Trinkwaſſer-Unter suchungen und zu Harn-Analysen. Niederlande. Kgl. Beschluß betr . Erhöhung der Prämien für freiwillige Engage ments. Für jeden Angeworbenen wie für jeden Milicien, der sich zum freiwilligen Dienst verpflichtet, werden 75 Gulden Niederl. gezahlt. Jeder Soldat , der sich vor dem 40. Lebensjahre zu einer 2., 3. u. s. w. Dienstzeit verpflichtet, erhält 60 fl., jeder Corporal 90 fl., jeder Unteroffizier 120 fl. gezahlt. 7. Niederlande. In Atjeh kehren die Truppen von der Expedition gegen die XXVI. Moekim nach Kotta Radja zurück (426). 8. Desterreich - Ungarn. F. M. L. Frhr. v. Wussin, † zu Wien. Er ist in den Italienischen Kriegen wiederholt genannt. Frankreich. Instruction sur la nomenclature , le démontage , le remontage et l'entretien du fusil modèle 1874 (65). - Dasselbe des carabines et mousquetons, modèle 1874 et modèle 1866-1874 . 9. Preußen. A. C. D. betr. die 1876 abzuhaltenden Generalstabs - Uebungsreiſen (19). A. C. D. betr. Bekleidung und Ausrüstung der zu Lazareth-Gehülfen auszubildenden Mannschaften. Kr. Verf. betr. Auflösung der Fortification zu Erfurt (26). Italien. Der Kriegs- Minister Ricotti legt der Kammer den Gesezentwurf über die Territorial- und Communal-Miliz und den Gesehentwurf über die Aushebung der Klaſſe 1856 vor (J. B. 1875 S. 162). 10. Italien. Kr. Verf. betr. die erste Veröffentlichung des Monatsberichtes über den Gesundheitszustand des Heeres nach den unterm 26. Jan. 1876 aufgestellten neuen Basen. 11. Preußen. Genmaj. a. D. Robert v. Hartmann, langjähriges Mitglied der Artillerie Prüfungs- Commiſſion, †, 73 J. alt, zu Berlin. Er hat einen hervorragenden An theil an der Entwickelung des Materials der Preuß. Artillerie genommen. Die Benuhung der Excentricität sphärischer Geschosse zur Verbesserung des Treffens, die Anwendung elektrischer Apparate zur Messung der Geschoßgeschwindigkeiten sind von ihm gefördert; die Construction des kurzen 12 Pfünders wie die der Demontir- (Tur binen ) Geschosse rühren direct von ihm her ; an der Ausbildung der gezogenen Ge schüße wirkte er eifrig mit. Desterreich- Ungarn. Der Kaiser nimmt die Jahrgänge 1871-75 der Streſſ leur'schen Militairischen Zeitschrift entgegen und verleiht dem Redacteur derselben, Hauptmann Ritter v . Brunner des Geniestabes , die goldene Medaille für Wiſſen schaft und Kunst. Vereinigte Staaten Nord - America's. Der an Stelle Belknaps zum Kriegs: secretair ernannte Richter Alphonso Taft leistet den Dienſteid und übernimmt die Führung der Geschäfte (2. März, 191.) 11. Türkei. Ljubibratic wird in Dalmatien angehalten und nach Linz internirt (448). 12. Preußen. Genlieut. v. Schnehen der früheren Hannoverschen Armee t. Frankreich. Kr. Verf. betr. die Erhöhung der jährlichen Uebungsmunition auf 100 Patronen pro Mann. 14. Frankreich. Der Kriegs N Minister legt dem Senat den Geſeßentwurf über die Administration der Armee vor. 15. Großbritannien . Edmund Alexander Parkes , geb. 30 März 1819 zu Barwick, seit 1860 Lehrer an der militairärztlichen Schule (zu Fort Pitt, seit 1863 zu Netley) und Begründer der rationellen Gesundheitslehre, † zu Bitterne. Italien. Ein Theil der Mannſchaften der 2. Kategorie der Klaſſe 1854 wird zur 50 tägigen Uebung eingestellt. Rußland (3. März). Das aus den Einnahmen für die Rekruten - Loskauf- Quit tungen angesammelte Capital wird zum Bau für Militair - Casernen beſtimmt (144). 16. Großbritannien. Kgl. Warrant betr. Erhöhung der Entschädigung für Wohnung, Feuerung und Licht für Unteroffiziere , wenn ihnen in Casernen kein Unterkommen gewährt werden kann. Italien. Reglement über die Märsche und den Transport der Truppen, das vom 1. Juni 1876 ab in Kraft tritt. 17. Belgien. Kgl. Ordre betr. Reorganisation der école de guerre (47) . General = Inspecteur des Sanitätsdienstes a. D. Jean François Vleminky , † zu Irelles. Geb. am 3. Novbr. 1800 zu Brüſſel , wurde er am 30. Septbr. 1830
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General-Inspecteur und trat am 1. Septbr. 1864 in den Ruhestand. Er war längere Zeit Präsident der Belgischen Akademie der Medicin und durch eine Ehren-Medaille für seine bei den Cholera = Epidemien der Jahre 1833 und 1849 geleisteten hervor. ragenden Dienste ausgezeichnet. 19. Frankreich. Briggen. Jules Antoine Grf. Paulin vom Reserve- Cadre † auf dem Schloffe zu Saint Léger sur Saone (Côte d'or) . Geb. 12. März 1782 hat er als • Genie-Offizier allen Kriegen des Consulats und Kaiserreichs beigewohnt. Großbritannien. Oberst Charles Chesney t. Er trat 1845 ins Ingenieur Corps , erhielt 1854 eine Compagnie, wurde 1868 Oberstlieutenant , 1873 Brevet Oberst und commandirte zulegt die Engineers of the Home district. Er ist als genialer Militair - Schriftsteller , z . B. als Verfasser der Waterloo Lectures und der Essays in modern military biography bekannt. Italien. Instructionen über die Ausrüstung des Heeres im Kriegsfall (sull' arre damento e sull' equipaggiamento). Spanien. Kgl. Dec., mittels deffen allen Mannschaften unter der Fahne als Be lohnung der erlangten Erfolge die Zurechnung eines Dienſtjahres zugebilligt wird und zwar 6 Monat Dienstzeit im stehenden Heere und 6 Monat in der Reserve (182). Kgl. Dec. betr. die Versehung der Mannschaften der Provinzial-Bataillone, die nicht zur definitiven Entlaffung kommen oder in die Reserve übertreten, zu den 40 Inf. Regtrn. und 20 Jäger- Bataillonen (182). 20. Italien. Das 3. Buch des Regolamento di manovra per la fanteria , die Evolu zioni di compagnia enthaltend, wird publicirt (218). 21. Italien. Kr. Verf. betr. die Autorisation der Unteroffiziere der stehenden Armee, fich mit Bagagetoffern zu versehen , die bei Garniſonveränderungen auf Kosten der allgemeinen Masse transportirt werden , während der Manöver und im Kriegsfall aber im Depot bleiben. 22. Frankreich. Kr. Verf. betr. Ausführungsbestimmungen zum Decret vom 30. Juli 1875 über die Errichtung von 19 escadrons d'éclaireurs volontaires (76, 250). Italien. Die 10 ersten Cavallerie - Regimenter werden mit dem Revolver (pistole a rotazione) Modell 1874 bewaffnet. Rußland. General-Adjutant Witowtow † (492). 23. Preußen. Genlieut. 3. D. v. Twardowski , zulet Commandant von Stettin †. Frankreich. Der Kriegs-Minister legt dem Senat den Geſeßentwurf über die Or ganisation des Generalstabes vor. Frankreich. Divgen. Princeteau † zu Libourne (483). 24. Instruction sur le service du mousqueton modèle 1874 pour les troupes d'artillerie und Instruction sur service de la carabine modèle 1874 pour les troupes d'ar tillerie et du train des équipages (78). Schweiz. Beschluß der Bundesversammlung betr. Einführung des neuen Exercir Reglements für die Infanterie (220). 25. Frankreich) . Instructions relatives à l'établissement des revues générales de liqui dation des corps de troupe et de pièces à l'appui de ces revues (73). Kr. Verf. betr. Aufstellung von Percolateurs (weiten Siedekeffeln) in allen Caſernen zur raschen und ökonomischen Bereitung von Kaffee für die Mannschaften. Italien. Gen. Ricotti tritt vom Kriegs- Ministerium zurück; Genlieut. Mezzacapo wird Kriegs- Minister. Versuche mit einer Straßenlocomotive auf der vom Fort Mont Frankreich. 27. rouge zur Redoute Chatillon führenden Straße. Eine Maschine von 8 Pferdekraft bewegte 4 schwere Marinegeschüße im Gesammtgewicht von 22,000 Kilo mit Leich tigkeit. (7. Jan.) . Niederlande. Kgl. Beschluß betr. Aenderungen der Ordre vom 31. Detbr. 1862 bezüglich der Errichtung des Colonial Militair- Invalidenhaus zu Bronbeek, das bisher nur zur Aufnahme von Invaliden der Colonial Landmacht diente , nunmehr aber auch Invaliden der Marine und des Corps der Mariniers , die den Krieg gegen Atjeh mitgemacht, aufnehmen soll. 29. Frankreich. Der Kriegs : Minister legt dem Senat den Bericht über die Rekruti rung im Jahre 1875 vor (62). 30. Bayern. Prinz Luitpold, General Inspecteur der Armee und Feldzeugmeister wird aus Anlaß der Vollendung von 40 Dienstjahren zum Generalfeldzeugmeiſter er nannt (29). Frankreich. Oberst Gustave Adolphe Neffler , der Constructeur eines Expanſions geschoffes großen Kalibers ohne Cülot, das lange Zeit bei der Französischen Infanterie in Verwendung, † zu Versailles.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
30. Spanien. Kgl. Dec. betr. sofortige Wiedereröffnung der Regimentsschulen jeder Art und Auflösung des Schul- Bataillons (183). 31. Bayern. Gen. der Inf. Frh. v. Prankh, Inhaber des 8. Inf. Regts. wird zum Generalcapitain der Leibgarde der Hartschiere ernannt. Das 5. Chevaurlegers- Regiment Prinz Otto feiert zu Saargemünd den Tag ſeines 100jährigen Bestehens. Frankreich. Briggen. Duportal-Dugoasmeur, geb. 15. Septbr. 1810 zu Tréguier (Côtes du Nord), † zu Nancy.
April. 1. Deutsches Reich. Verordnung betr. die Ausführung des Geſeßes vom 13. Juni 1873 über die Kriegsleistungen (23). Preußen. Errichtung eines Remontedepots auf der Domaine Liesken bei Barten stein (11). Großbritannien. Kgl. Warrant betr. Sold, Urlaubs- Competenzen und Sold rückhalt (pay, furlough pay and deferred pay) der Unteroffiziere und Mannſchaften der Armee. Army Circular betr. die Etats der Truppentheile vom 1. April 1876–77. Spanien. Kgl. Dec. betr. die Vermehrung der Mitglieder der Kriegs -Conſultativ Junta behufs Berathung einer Reorganisation der Armee. Rußland (20. März). Bestimmung betr. die Bataillons- und Compagnie - Jalon neur- Fahnen ( 141 ). Einige Militair-Beſſerungs - Compagnien werden aufgelöſt (134). Kr. Verf. betr. die 1875 ausgeführten Generalstabereisen (148). 2. Italien. Der 2. Theil der Istruzioni per la mobilitazione e la formazione di guerra del esercito enthaltend die Instruction vom 19. März 1876 über die Ausrüſtung u. s. w. im Kriegsfalle wird publicirt. Rußland (21. März) . Befehl betr. die Ausbildung der Offiziere (147). 4. Rußland (23. März) . Reorganisation der Festungs -Artillerie (131 , 323). 5. Rußland (24. März). Genlieut. Karl Wassilewitsch Piſtolkors †. Seit 1812 Fähnrich bei der Artillerie, nahm er an den Feldzügen 1813 und 1814 Theil. Durch persön lichen Muth that er sich bei Leipzig und Paris und namentlich bei dem Sturm von Stade so sehr hervor, daß er zum Unterlieutenant befördert und mit 2 Orden deco rirt wurde. In Folge einer schweren Verwundung nahm er 1827 den Abſchied, wurde jedoch nach 2 Jahren bereits wieder activ. Im Feldzuge 1829 commandirte er eine reitende Batterie, beim Sturm von Warschau 1831 erwarb er sich den gol denen Säbel mit der Aufschrift : Für Tapferkeit. 1850 mußte er aber seiner Wunden wegen neuerdings den Abschied nehmen. Bei Bewilligung desselben wurde ihm gleichzeitig das Commando über die Militair - Colonie im Militairbezirk von Cherſon und dann 1863 die Commandantur von Bobruisk unter Ernennung zum Genlieut. übertragen . 6. Preußen A. C. O. betr. Genehmigung der Vorschriften über das Turnen und Bajonetfechten der Infanterie (15). Vereinigte Staaten Nord - America's. Das Hauptquartier der Armee , das sich seit einigen Jahren in St. Louis befand , wird nach Washington zurückverlegt . Türkei. Der t. t . F. 3. M. Frh. v. Rodich unterhandelt mit den Führern der Insurrection in der Herzegowina (448). 7. Rußland (26. März). Genmaj . Anton Xawerewitsch Korewo †. Er trat 1847 aus der Ingenieur-Schule in den activen Dienst, besuchte später die Generalstabs-Akademic und wurde nach beendetem Cursus in den Generalstab verseßt. 1866 wurde er Commandeur des 1. Inf. Regts . , 1871 Gehülfe des Chefs des Stabes und 1875 Chef des Stabes des Moskauer Militairbezirks. Er war ein fleißiger Mitarbeiter des Russischen Invaliden“ und hat sich auch als Verfasser der „ Militairſtatiſtik des Gouvernements Wilna" einen geachteten Namen erworben. 8. Preußen. Genlieut. 3. D. v. Korth, zuleßt Commandeur der 35. Inf. Brig. † Niederlande. Gen. Grf. Limburg Stirum, früherer Kriegs- Miniſter, zur Zeit Präsident des Vereins für Abschaffung der Stellvertretung und Einführung der allgemeinen persönlichen Dienstpflicht , richtet an den König eine Petition betr. Er reichung der Ziele des Vereins. 10. Frankreich. Instruction provisoire sur le service de l'artillerie en campagne (78, 80, 264).
Chronit. 10.
12. 13.
15. 16. 17.
18. 19. 20.
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April.
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Der Curſus der Regional- Schießschulen der Lager von Chalons , Ruchard, Valbonne und zu Blida wird geschlossen. Belgien. Das Offiziercorps des Carabinier-Regiments feiert die Eröffnung seiner Meß in der Caserne Petit Chateau zu Brüſſel. Türkei. Die Insurgenten der Herzegowina schließen die Festung Niksic ein (448) . Belgien. Kr. Justr. betr. die im Jahre 1876 garnisonsweise auszuführenden Manöver (51). Rußland` (1. April). Die Localtruppen des Turkestaner Militairbezirk erhalten einen neuen Etat ( 134). Frankreich. Kr. Verf. betr. die Uniformirung der Offiziere der Territorial-Armee und der Reserve unter Aufhebung der bezüglichen Verf. vom 13. Jan. 1876. Türkei. Mukhtar Pascha versucht vergeblich Niksic zu verproviantiren (448). Belgien. Kgl. Decr. betr. Reorganisation des Verpflegungswesens während des Friedens (49). Spanien. Kgl. Dec. betr. Entlassung der Mannschaften der Einberufungen von 1873 und vom Januar 1874 (183). Belgien. Gen. a. D. Jean Baptiste Chrysogone Maria François Deus , geb. 11. Febr. 1814 zu Brüffel, † zu St. Gilles les Bruxelles. Er wurde am 13. Detbr. 1830 durch Gen. Goethals zum Souslieutenant ernannt und durch Decret der pro visorischen Regierung vom 30. Novbr. in seinem Grade bestätigt. Lieutenant wurde er 11. Mai 1831 , Capitain 2. Kl. 12. Octbr. 1832 , Capitain 1. Kl. 21. Juli 1842, Major 8. April 1847 , Oberstlieutenant 16. Novbr. 1854 , Oberst 8. Mai 1859, Genmaj. und Commandant einer Provinz 4. April 1865. Am 27. Detbr. 1868 in die Section der Reserve versett, erhielt er am 13. Novbr. d . J. das Commando der Provinz Antwerpen und commandirte nach einander seit 15. Jan. 1870 die 2. Bri gade der 2. Inf. Div., ſeit 17. Juli 1870 die 2. Brigade der 2. Division der Obser vations : Armee und seit 25. Decbr. 1870 die Provinz Ostflandern. In den defini tiven Pensionsstand trat er 21. März 1874. Niederlande. Kgl. Beſchluß betr. die Uebungen im Lager von Zeiſt im Sommer 1876. Frankreich. Kr. Verf. betr. den Sold und die Zahl der mit Schanzzeug zu ver sehenden Mannſchaften der Infanterie ( 10. Febr. 1874). Dänemark. Genmaj. Frederik Georg Henrik v. Hirſch, geb. 1812, †. Er trat 1822 in die Land-Cadettenakademie, von der er 1828 als Secondelieut. der Infanterie zu getheilt wurde; 1836 wurde er Prlieut., 1848 Capitain. In dem 1. Deutsch-Däni schen Kriege 1848-50 führte er eine Compagnie, fungirte 1852-53 als Adjutant der General Inspection der Infanterie und wurde dann Major in dem in Flensburg garnisonirenden Jäger-Bataillon. 1860 erhielt er den Charakter als Oberſtlieut. und wurde 1864 zum Chef des 18. Inf. Bat. und gleichzeitig zum Oberst ernannt. Bald darauf wurde er Commandant von Rendsburg. Nach der Einnahme von Alsen wurde er wegen Kränklichkeit nicht weiter verwandt und erhielt noch 1864 den Ab schied. 1867 wurde er zum Chef der Kopenhagener Bürgerwehr mit dem Charakter als Genmaj . ernannt. Desterreich - Ungarn. Gen. d . Cav. Ludwig Grf. Folliot de Crenneville † zu Montreur (466) . Frankreich. Mittels mehrerer Decrete wird dem Kriegs- Minister ein Credit bis zu 3,583,999 Frcs. für 1876 zu Caſernenbauten in Tours , la Flêche , Chartres, Chateaudun , Saint - Brieuc , Nantes , Montauban , Chatellerault, Bergerac, Cošne, Tarbes, Clermont-Ferrand, Poitiers, Angouleme und Decize eröffnet (69). Sachsen. Die beiden leichten Reiter Regtr. werden in Husaren-Regtr. umgewandelt unter dem Namen : Kgl. Sächs. 1. Hus. -Regt. Nr. 18 und Kgl. Sächs. 2. Hus.-Regt. Kronprinz Friedrich Wilhelm des Deutſchen Reiches und von Preußen Nr. 19 (5). Desterreich- Ungarn. Instr. über Einrichtung, Conſervirung, Visitirung u. s. w . des Inf. und Jäger-Gewehrs. Frankreich. Kr. Instr. über die Ausführung von jährlichen Recognoscirungs . Üebungen seitens der Inf. und Cav. - Brigaden (Reconnaissances annuelles de bri gade) (208). Erste Controlversammlung der Mannschaften der Territorial- Armee des Departements der Seine (92). Desterreich - Ungarn . Ausgabe der Instr. für den Unterricht in der Geſundheits pflege (109). Schießversuch mit dem nachgebohrten 81 Ton - Geschüt Großbritannien. (2. März , 313).
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Militairische Jahresberichte für 1876.
25. Niederlande. Kr. Verf. betr. Aenderungen in dem Examen für die Zulaffung von Offizieren zur Kriegsſchule. 26. Rußland (14. April). Genlieut. a. D. Axel Samoilowitsch Kroierus †. Er trat 1835 in die Feld - Fuß- Artillerie, besuchte 1839 die Militair - Akademie und wurde nach beendetem Cursus in den Generalstab versezt. Als Chef des Stabes des „ rechten Flügel der Kaukaſiſchen Linie“ machte er die Feldzüge von 1858 und 1861 mit , in Folge deren er den goldenen Säbel mit der Aufschrift : „Für Tapferkeit“ erhielt. Als Generalstabsoffizier wurde er bis 1869 beim Militairbezirksstabe von Oft- und Westsibirien verwendet , erhielt 1872 die Stelle des Chefs der Localtruppen im Ka saner Militairbezirk und trat 1/2 J. darauf bei ſeiner Verabschiedung als Mitglied des Militair-Hospital- Comité zu St. Petersburg ein. 26.-30. Türkei. Mukhtar Pascha unternimmt eine Expedition zur Verproviantirung von Niksic (448). 27. Großbritannien. Die Königin von England nimmt zu ihrem Herrschertitel den Zusah: Kaiserin von Indien an. Rußland (15. April). Bestimmungen über die Ausbildung der Kaſaken-Regimenter (146, 233). 28. Desterreich - Ungarn. F. M. L. Fürst Alfred Nicolaus Guntram Windiſchgräß † zu Tachau (492). Frankreich. Divgen. Sol vom Reservecadre †, 72 I alt, zu Clermont Ferrand (488). Großbritannien. Kgl. Warrant betr. Gehalt, Rang, Gebühren und Penſion der Sanitäts-Offiziere der Armee (officers of the Medical Department of the Army). Italien. Schiffslieutenant Eugenio Pescetto , der seit 6 J. die Rivista marittima leitete und sie zu einem der ersten Marine - Journale Europa's erhob, † noch nicht 32 J. alt. 29. Belgien. Minenversuche in der Citadelle von Gent. 30. Frankreich. Divgen. Morin † zu Evreux (479). Spanien. Kgl. Dec. betr. die Organisation des Geniecorps. Mai. 1. Frankreich. Kr. Verf. betr. die Benennung der einzelnen Truppen - Abtheilungen der Territorial-Armee (90). Italien. Die am 15. März 1876 eingezogenen Mannschaften der 2. Kategorie der Klaſſe 1854 werden auf unbeſtimmten Urlaub entlaſſen. Niederlande. Genlieut. Franz David Cochius † , 89 J. alt (463). 2. Bayern. Kr. Verf. betr. die Uebernahme der Kosten für die Beſchaffung und Unter haltung der Mieg'schen Zielapparate auf den Waffenreparatur = Fonds der Truppen. 3. Desterreich - Ungarn. Auf dem Steinfelde bei Wien findet ein Verſuchßſchießen mit einer halben Batterie von 7,5 cm. Geschüßen von Stahlbronce statt. Frankreich. Die Mannschaften der 2. Portion des Contingents der Klasse 1874, die seit 3. Novbr. 1875 bei den Depots der Truppentheile ausgebildet worden, werden in die Heimath entlassen (62). Niederlande. Die Atjeher überfallen die Besaßung von Lomagagger (426). 4. Desterreich - Ungarn. F. M. L. Grf. Olivier Wallis bringt sich in Wien eine tödtliche Wunde durch einen Schuß bei. 5. Serbien. In dem neu gebildeten Ministerium ist Tichomir Nicolic Kriegs-Miniſter. 6. Sachsen. In der 2. Kammer Berathung der Position betr. die zur Fortführung der Dresdener Militairbauten im Extraordinarium geforderten 6,000,000 Mart. Die Kammer tritt den Beſchlüſſen der 1. Kammer bei. Türkei. Abdul Kerim Pascha wird an Stelle Derwisch Paſcha's zum Kriegs Minister ernannt. Der Deutsche Consul Abbot und der Französische Consul Moulin werden von der muhamedanischen Bevölkerung in Salonichi erschlagen (449). 7. Rußland (25. April). Gen. Skobelew erstürmt die Position Abdul Beks bei Jangi Kurgan in Fergana (439). 8. Türkei. Gorainsko wird von den Türken verproviantirt (449). 9. Preußen. A. C. D. betr. Auflösung der Gewehr- Reviſions - Commiſſion in Söm merda (26). Frankreich. Präsidial ፡ Decret betr. die Organiſation und die Attributionen des Corps der ingénieurs des poudres et salpêtres, das nach dem Gesetz vom 13. Novbr. 1873 und Art . 11 des Cadresgesetzes vom 13. März 1875 dem Kriegs- Ministerium unterſtellt ist.
Chronik.
Mai.
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10. Frankreich. Instruction relative à l'exécution des manoeuvres d'automne. Kr. Verf. betr. die Ausbildung der Offiziere der Territorial-Armee (91). Italien. Kr. Verf. betr. die Zusammenziehung der Einjährig = Freiwilligen der Infanterie in 2 Bataillone (eins zu Varese , eins zu Jeſi) à 4 Comp. in der Zeit vom 17. Juli bis 5. October 1876. Niederlande. Geseßentwurf zur Aenderung des Geſeßes vom 19. August 1861 über die nationale Miliz, motivirt durch ein Memoire der Minister des Innern, des Krieges und der Marine. Norwegen. Kgl. Dec. betr. Aenderungen in dem Wehrverfaffungs - Geſeß vom J. 1875 (96). Rumänien. Slaniceanu wird zum Kriegs -Minister ernannt. Spanien. Kgl. Dec. betr. den Bestand der Armee (183) . 12. Preußen. Exerciren einer combinirten Truppen-Abtheilung auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin in Gegenwart des Kaisers von Rußland. Schweiz. Mittels Bundesrathsbeschluß wird die 1875 eingeführte Auszeichnung für die besten Schüßen abgeschafft. Niederlande. In der 2. Kammer der Generalstaaten Berathung der Novelle zum Milizgeseh, nach der das jährliche Contingent von 11,500 auf 14,000 Mann er höht werden soll. 13. Niederlande. Gen. Wiggers rückt in Atjeh gegen die XXII. und XXV. Moekim vor (426). Rußland. (1. Mai. ) Kaif. D. betr. Errichtung zweier Batterien à 6 Geschüße bei den Kasaken von Orenburg , die nach Turkestan detachirt werden , und zweier weiterer Batterien à 4 Geschüße in dem Militairbezirk von Orenburg. Gen. d. Cav. Nikolai Dmitrijewitsch Korssakow, geb. 1799, †. Er wurde 1816 Offizier, 1843 Genmaj . , 1852 Genlieut., 1866 Gen. d. Cav. Für hervorragende Auszeichnungen im Feldzuge 1831 wurde ihm der St. Georgs - Orden 4. Klaſſe und der goldene Säbel mit der Aufschrift : Für Tapferkeit , verliehen. Bei Ostrolenka schwer verwundet, mußte er den Abschied nehmen, wurde aber 1833 bereits wieder activ, zuerst als Plazmajor, dann als Commandant von Peterhof und ſeit 1869 als Commandant der Petersburger Festung , welche Stellung er bis zu seinem Tode bekleidete. Türkei. Abdul Kerim Paſcha wird zum Generaliſſimus, Hufſein Avni Paſcha zum Kriegs-Minister ernannt. 14. Desterreich - Ungarn. Der Kaiser feiert den Tag seines 25jährigen Inhaberſeins des Bayerischen 13. Inf. Regts . Franz Joseph , aus welchem Anlaß eine Deputation des Regiments nach Wien gekommen. 15. Preußen. Im Abgeordnetenhause 1. Berathung des Gesezentwurfes wegen Um wandlung des Zeughauses zu Berlin in eine Ruhmeshalle. Es wird Commiſſions berathung beschlossen (29). Dänemark. Eröffnung des außerordentlichen Reichstages, der sich nur mit militai rischen Angelegenheiten beschäftigen soll. Der 1. Kammer werden Entwürfe zur Or ganisation des Heeres und der Flotte, der 2. solche über die Anlage von Befestigungen, die Beschaffung von Feldgeſchüßen (von Krupp - gefordert werden 2,250,000 Mark) und die Beschaffung von Pferden für die Armee im Kriegsfalle, vorgelegt (54). Frankreich. Eröffnung der école superieure de guerre mit 57 Capitains und 15 Lieutenants als Zuhörer (82). Italien. Ein weiterer Theil der Mannschaften der 2. Kategorie der Klaſſe 1854 wird zur 50tägigen Uebung eingezogen (15. März). 16. Hessen. Der Großherzog feiert den Tag seiner 25jährigen Inhaberschaft des t. t. 14. Lin. Inf. Regts., zu dem sich eine Deputation des Regiments von Linz a. Donau nach Darmstadt begeben. Das Regiment selbst feiert den Tag in Linz durch Gottes dienst und Festbankett. Frankreich. Durch Decret werden dem Kriegs-Minister auf Kosten des Liquidations Conto's Credite eröffnet, und zwar 470,000 Frcs. für den Bau einer vorgeschobenen Enceinte von Grenoble, 20,600 Frcs. für die Anlage eines Exercirplaķes bei Angers, 100,000 Frcs. für den Bau einer Reitbahn in der Cavallerieſchule zu Saumur und 15,000 Frcs. für die Anlage von Schießständen bei Limoges. In Gegenwart des Generalgouverneurs Chanzy wird zu Dran ein cercle militaire feierlich eröffnet (86). Rußland (4. Mai). Bestimmungen betr. die Mitglieder des Haupt-Comités für Organisation und Ausbildung der Truppen (139). Bestimmungen über das Feuergefecht der Infanterie (146) .
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Militairische Jahresberichte für 1876.
17. Desterreich - Ungarn. Kr. Verf. betr. Herausgabe des Oesterr. Ung. Soldaten buches. Frankreich. Instruction sur le service de l'artillerie dans un siége (78). Italien. Officiel_werden_publicirt : Notizie sulla statistica sanitaria dell' esercito nel triennio 1871-73 und Relazione medica sulle condizioni sanitarie dell' esercito durante l'anno 1874. Niederlande. Kgl. Beschluß betr. Genehmigung der Instruction für den Chef: Intendanten der Mil. Administration des Heeres. Genmaj. de Ceva, † zu Houthem, Provinz Limburg (463). Schweiz. Der Bundesrath beſchließt die Herausgabe eines officiellen Militair Verordnungsblattes in Deutscher und einer Feuille militaire fédéral in Franzöſiſcher Sprache. 18. Dänemark. Das Folkething beschließt , ein Comité zu wählen , welches mit der Regierung über eine andere, von der Regierungsvorlage abweichende Basis für die Verhandlungen in der Befestigungsfrage unterhandeln soll. Frankreich. Der Deputirte Laisant legt der Kammer einen Geseßentwurf vor, nach welchem die Dienstzeit in der ſtehenden Armee von 5 auf 3 Jahre herabgeſeßt, die in der Reserve von 4 auf 6 Jahre erhöht und der einjährig-freiwillige Dienſt abgeschafft werden ſoll (60) . Rußland (6. Mai). Das Kriegs Ministerium publicirt ein Tableau der Re krutirungskreise (utchatski komplektovanie). Danach bestehen ercl. des Königreich Polen, der Gouvernements Kowno, Wilna, Bessarabien und der Ostsee-Provinzen 164 Rekrutirungskreise, entsprechend den 164 Regimentern Linien - Infanterie. 19. Frankreich. Kr. Verf. betr. das Tragen der Uniform seitens der Offiziere der Reserve und der Territorial-Armee. Desterreich Ungarn . Franz Ritter v. Linhard, k. k. General Auditeur, † zu Wien, 83 J. alt. Türkei. Feierliche Beerdigung der beiden ermordeten Consuln_in_Salonichi. 21. Desterreich - Ungarn. Maximilian Winter v. Lorschheim , k. k. Militair-Ober Intendant, f. 22. Desterreich - Ungarn . Kr. Verf. betr. Ausgabe einer neuen Auflage des Anhanges zur Schießinstruction für die Infanterie und Jägertruppe (101 ). Schweiz. Durch Bundesraths- Beschluß wird die Inſtruction über die Remontirung der Armee genehmigt (169). Vereinigte Staaten Nord- America's . Der Kriegssecretair Alphonso Taft wird Attorney General und an seiner Stelle John Donald Cameron von Penn ſylvanien Kriegsſecretair (191). 23. Preußen. Kr. Verf. betr. das Fahren der Tornister bei den Märschen während großer Hiße. Gen. d. Inf. v. Kirchbach, commandirender General des 5. Armee- Corps, feiert das 50 jährige Dienstjubiläum zu Posen. Desterreich- Ungarn. Kr. Verf. betr. Ausgabe einer Instruction über Einrichtung, Conservirung und Behandlung der Zimmergewehre mit Werndl-Verschluß , Syſtem Strachowsky. Italien. Die Deputirtenkammer nimmt den Geſeßentwurf betr. die Aushebung der 1856 Geborenen an. 24. Preußen. Die Commiſſion des Abgeordnetenhauses zur Vorberathung des Gesez entwurfes zur Umwandlung des Zeughauses in eine Ruhmeshalle beschließt Ber vom tagung, bis eine Erklärung der Regierung erfolgt ist: 1) daß das Zeughaus Preuß. Staats- Ministerium und von den Reichsfactoren als im Eigenthum des Preuß. Staates befindlich betrachtet wird ; 2) daß die Reichsfactoren lediglich ein Mitbenußungsrecht am Zeughause beanspruchen und 3) daß die Summe von 400,000 Mark als Ablösungssumme für jene Mitbenuzungsrechte als entsprechend erachtet wird (29). Großbritannien. Schießversuch mit dem nachgebohrten 81 Ton Geſchüß (2. März, 25. April, 313) . Rußland (12. Mai). Jm Kriegs-Miniſterium wird ein Bureau zur Prüfung von Petitionen errichtet ( 139). Genmaj. Gideon v . Krismanic, Festungs - Commandant 25. Oesterreich - Ungarn . von Peterwardein, der vielangegriffene 2. Generalstabschef der Nord - Armee im J. 1865, † (478 ) . F. 3. M. Alois Frhr Pokorny v. Fürſtenſchild, † zu Regenz bei Iglau (483).
Chronik.
Mai.
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26. Desterreich - Ungarn. Allerh. Entschließung betr. Reform des Militair-Bauwesens (99, 19. Juli. Organische Bestimmungen für Genieftab). F. 3. M. Frhr. v. John, Chef des Generalstabes der Armee, wird im Kriegs Miniſterium vom Schlage tödtlich getroffen (97, 477). Kr. Verf. betr. Aufnahme von Frequentanten in den Intendanz - Curs für 1876. Frankreich. Decret betr. die Uniformirung der verabschiedeten und zur Disposition gestellten Offiziere. Großbritannien. Die Gazette enthält die Ernennung des Herzogs vom Cumber land (König Georg v. Hannover) zum General und des Prinz Ernst August v. Cumber land (Kronprinz v. Hannover) zum Oberst in der Armee. Spanien. Marimo Gomez greift mit 1600 Cubaniſchen Inſurgenten Ciego de Avila an, wird aber von der nur 400 Mann starken Besaßung zurückgewiesen. 27. Preußen. A. C. D. betr. Verleihung eines silbernen Ringes mit Inschrift an die Fahne des 1. Bat. 1. Westf. Inf. Regts. Nr. 13. Niederlande. Der Niederländische Posten Beloel - Süd in Atjeh wird voll endet (426). 28. Desterreich - Ungarn . Kr. Verf. betr. Ausgabe der Instruction über das Ab kochen im Felde (101) . 29. Deutsches Reich. A. C. O. betr. Expropriation der zu den fortificatorischen Er weiterungs- und Umgestaltungsbauten in Cöln , Coblenz, Spandau, Cüstrin, Posen, Thorn, Danzig, Königsberg, Glogau, Neiffe , Memel, Pillau, Colberg, Swinemünde, Stralsund, Friedrichsort, Sonderburg, Düppel, Wilhelmshaven und der Befestigungen an der unteren Weser und Elbe erforderlichen Grundstücke , so weit nicht deren frei händiger Ankauf durch gütliches Uebereinkommen bewirkt werden kann. Italien. Feier des Jahrestages der Schlacht bei Legnago , 29. Mai 1176, in der Kaiser Friedrich Barbarossa von den Mailändern geschlagen wurde. Merico. Die Regierungstruppen erfechten einen entſcheidenden Sieg über die Auf ständischen bei Daraca. 30. Desterreich - Ungarn. Kaiserin Elisabeth richtet ein Schreiben an die Erz herzoginnen Marie und Clotilde, in welchem sie für die Bemühungen derselben und der Frauenvereine bei den Sammlungen zu Gunsten des Offiziertöchter - Instituts zu Hernals dankt und anführt, daß das Resultat der Sammlungen nicht nur die successive Vermehrung der Stiftungspläße um 40, ſondern auch die erforderlichen Erweiterungsbauten des Instituts ermöglicht . Die Sammlungen haben den Ertrag von 450,000 Gulden Desterr. ergeben . (J. B. 1875 : 199, 7. Novbr., 25. Decbr.). In der Desterreichiſchen Delegation wird der Antrag des Budget - Ausſchuſſes zur Reduction des Präsenzſtandes der Armee mit 38 gegen 21 Stimmen abgelehnt. Italien. Die Deputirtenkammer nimmt das Gesetz betr. die Territorial- und Communal-Miliz mit den vom Senat beschlossenen Aenderungen an. Türkei. Abdul Aziz Khan wird entthront und der präſumtive Thronfolger als Murad V. zum Kaijer proclamirt (449). 31. Großbritannien. Schießversuch mit dem nachgebohrten 81 Ton - Geſchüß (2. März, 25. April, 24. Mai, 313). Rußland (19. Mai) . Großfürst Michael feiert zu Carlsruhe in Baden das 25jährige Jubiläum als Chef des Preuß. 1. Schleſ. Huſ. Rgts. Nr. 4. Genlieut. Peter Jwanowitsch Briskorn †. Er trat 1834 in die Artillerie ein und machte als junger Offizier mehrere Feldzüge im Kaukasus mit. Im Orientalischen Kriege 1853-1854 führte er als Oberstlieutenant die 1. Batterie der Kaukaſiſchen Artillerie Brigade mit solcher Auszeichnung , daß derselben silberne Trompeten ver lichen wurden. Bereits 1859 trat er aus dem praktischen Dienste in die höhere Militair Verwaltung über und erbat und erhielt 1869 seinen Abschied. Mexico. Die Regierungstruppen siegen bei Queretaro über die von den Generalen Figueroa, Cortina und Martinez geführten Insurgenten. Juni. 1. Preußen. Das Cadettenhaus zu Culm feiert den Tag seines 100jährigen Bestehens. Das Garde Füsilier-Regiment feiert zu Berlin den Tag ſeines 50jährigen Bestehens. Frankreich. Der Kriegs - Minister bringt in der Deputirtenkammer einen Gesetz entwurf ein , durch welchen ein außerordentlicher Credit von 260,727,000 Francs für die weitere Befestigung der Landesgrenzen und die Widerherstellung des Kriegs materials auf Rechnung des Liquidations - Cento eröffnet wird.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
1. Großbritannien. Army Circular , Clause 74, betr. Schießprämien und ander weitige Prämien für die Artillerie. Italien. Das neue Regolamento per le marcie e per il trasporto delle truppe tritt in Kraft ( 16. März) . 2. Großbritannien. Schießversuch mit dem nachgebohrten 81 Ton-Geſchüß (2. März, 25. April, 24., 31. Mai, 313). 3. Italien. In Rom wird unter Ehrenpräsidium des Prinzen Humbert ein Circolo militare in der Via del Corso eröffnet. Niederlande. Kgl. Bef. betr. die von der 4. Inf. Div. im Auguſt in Overyffel auszuführenden Manöver. 4. Desterreich- Ungarn. Ernennung des F. M. L. Schönfeld zum Chef des General stabes (97). Türkei. Abdul Aziz , der am 30. Mai entthronte Sultan, endet angeblich durch Selbstmord (449). 5. Preußen. Das Lehr-Infanterie-Bataillon feiert das Stiftungsfeft. Desterreich- Ungarn. Hauptmann im Generalstabe Ernst Beck, geb. 1848 , † 34 Carlsruhe in Baden. Sohn eines Badischen Militair-Arztes und Neffe des L. L Generaladjutanten Genmaj. v. Beck trat er 1866 als Cadet ins k. k. Ulanen - Regt. Nr. 4, wurde bald darauf Offizier und kämpfte mit ſeinem Regiment bei Königgräs. 1868 trat er in die Kriegsschule, absolvirte sie mit glänzendem Erfolge und wurde von 1870 ab als Generalstabsoffizier bei der Brigade Pidoll und später im Landes beschreibungsbüreau verwendet. 1873-1875 war er Escadronschef im Regiment Erzs herzog Carl - Ulanen Nr. 3 , kam dann, vielfach belobt und ausgezeichnet, in den Generalstab zurück und zwar ins kriegsgeschichtliche Büreau. Fast alljährlich erſchien er mit gelungenen Arbeiten in der Deffentlichkeit und gehörte zu den hoffnungs vollsten Öffizieren der Armee. 6. Preußen. Der Kronprinz feiert den Tag seines 25jährigen Cheffeins des Ruſſiſchen Hus. Regts. Jſum Nr. 11 und ist zu seiner Beglückwünschung eine Deputation des Regiments in Berlin eingetroffen. 7. Deutsches Reich. Der Reichskanzler macht auf Grund des § 35 des Gesezes betr. die Beschränkungen des Grundeigenthums in den Festungen vom 21. Decbr. 1871 bekannt, daß die Erweiterung der Festungsanlagen von Wesel bez. ihrer Rayons in Aussicht genommen ist. 8. Preußen. A. C. D. betr. Bestimmungen über Capitulationen (6). 10. Rußland (29. Mai) . Die Feldbatterien verlieren die Scharochen und erhalten eine gleiche Anzahl Granaten und Shrapnels als Kriegschargirung (142). 12. Frankreich. Kr. Verf. betr. die circonscriptions und Depots der Remonten im Inlande (64). Kr. Verf. betr. die Umänderung des porte sabre baïonette , um daffelbe als épée baïonnette des Gewehr M/74 zu verwenden. In der Deputirtenkammer wird der Antrag Laisant , die Dienstzeit auf 3 Jahre herabzusehen und das Institut der Einjährig - Freiwilligen abzuschaffen (18. Mai), gegen den der Kriegs-Miniſter und Gambetta gesprochen, mit 230 gegen 197 Stimmen abgelehnt (60). 13. Italien. Der Senat genehmigt das Geſeß über die Aushebung der 1856 geborenen Pflichtigen. 14. Frankreich. Autorisation der General - Inspecteure der Cavallerie zur Vertheilung von Gratificationen an die besten Reiter (77). Desterreich- Ungarn. Kr. Verf. betr. Ausgabe der Organischen Bestimmungen für die Feld- Signal - Abtheilungen und der Instruction für den Signaldienst im t. t. Heere (100) . 15. Preußen. Generalstabsarzt 3. D. Dr. Louis Stromeyer , geb. 6. März 1804, der vor Kurzem sein 50jähriges Doctor- Jubiliäum gefeiert, † zu Hannover. Sachsen. Die erste Kammer bewilligt die zur Fortführung der Bauten für die Verlegung der Dresdener Militair- Etabliſſements nachträglich geforderten 3,000,000 Mk. Desterreich- Ungarn. Gen. der Cav. Graf Neipperg, commandirender General in Galizien, feiert das 50jährige Dienst-Jubiläum. Frankreich. Kr. Verf. betr. die Herbstmanöver 1876. Parade der Paris-Verſailler Garniſon auf Longchamps (74, 302) . Italien. Kr. Verf. betr . Aenderungen in der Organisation der Inſtructions Corps der Infanterie, Cavallerie und Artillerie.
Chronik. Juni .
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15. Türkei. Der Kriegs - Miniſter Hussein Avni Pascha und der Minister des Aus wärtigen Raschid Pascha werden in einer Conferenz bei Midhat Pascha durch einen Offizier mittelst Revolverschüsse getödtet , der Marine - Miniſter Kaiſſerli Paſcha wird verwundet (449) . 16. Niederlande. Berathung des Geseßentwurfs betr. Erhöhung des Contingents. Der 1. Artikel wird von der zweiten Kammer mit 43 gegen 31 Stimmen abgelehnt, darauf zieht die Regierung den Gesezentwurf gänzlich zurück. Vereinigte Staaten Nord - America's. Das Repräsentantenhaus nimmt den Art. 6 der Army Appropriation Bill an, nach dem die Armee in Zukunft statt 25,000 nur 22,000 Mann stark sein und statt aus 10 Regimentern Cavallerie, 25 Regimentern Infanterie und 5 Regimentern Artillerie nur aus 8 Regimentern Cavallerie und 20 Infanterie- und Artillerie-Regimentern bestehen soll (193). 17. Preußen. Ein 17cm.-Versuchsrohr von Gußstahl springt auf dem Schießplaße der Artillerie-Prüfungs-Commiſſion bei Kummersdorf. Frankreich. Kr. Verf. betr. Anordnung der Fechtübungen in den Escadrons des Trains der Militair-Equipagen. Türkei. Abdul Kerim Pascha wird zum Kriegs-Miniſter ernannt. 18. Italien. Gesek betr. die Aushebung der 1856 geborenen Wehrpflichtigen. 19. Frankreich. Präsidial-Dec. betr. die Anrechnung der Zeit der Expedition gegen die Insurgirten von El Amri im Kreise Biskra der Provinz Constantine im April 1876 für die eingeborenen Soldaten als Kriegszeit. 20. Preußen. Auflösung der Gewehr-Revisions-Commiſſion in Sömmerda (26., 9. Mai) . Desterreich- Ungarn. Der Reichs - Kriegs- Minister Frhr. v. Koller erhält unter Verleihung des Großkreuzes des St. Stephans -Ordens die erbetene Entlassung ; Graf Bylandt-Rheidt wird unter Verleihung der Geheimrathswürde zum Reichs - Kriegs Minister ernannt (97). Kr. Verf. betr. die vom Kaiser am 10. Detbr. 1875 genehmigten Normen für die Artillerie- Ausrüstung der festen Pläge. Italien. Der Senat genehmigt den Gesezentwurf über die organiſchen Baſen der Territorial- und Communal-Miliz. Rußland (8. Juni). Gen. der Art. Herzog Georg von Mecklenburg - Strelit, Generaladjutant , Inspecteur sämmtlicher Schüßen - Bataillone (geb. 11. Juni 1824) † zu St. Petersburg. Mexico. Gen. Santa Anna †, 84 J. alt. 21. Preußen. Genlieut. 3. D. Gustav Weigelt † zu Berlin im 57. J. Großbritannien. Schießversuch mit der 38 Ton-Kanone zu Shoeburyneß (312). Vereinigte Staaten Nord - America's . Siegreiches Gefecht des Gen. Crook mit den Siour- Indianern (192). 22. Preußen. Die Privat-Pulverfabrik bei Bous unweit Saarlouis explodirt. Frankreich. Briggen. Felix Achille Guerin † zu Teurtheville Bocage (la Manche), 69 J. alt. Schweiz Feier der 400jährigen Wiederkehr des Tages, an welchem die Eidgenoſſen am 22. Juni 1476 Karl den Kühnen bei Murten aufs Haupt geschlagen. 23. Dänemark. Im Folkething gelangt eine von der Majorität der Commiſſion be züglich der Wehrvorlage beantragte gegen die Regierung gerichtete Tagesordnung mit 62 gegen 24 Stimmen zur Annahme (55). Großbritannien. Gen. Lord Sandhurst †, 57 J. alt, zu London (486). 24. Vereinigte Staaten Nord- America's. Laut Armeebefehl wird die Militair Division des Südens aufgehoben und das Departement des Südens der Division des Atlantischen Oceans hinzugefügt. Alabama und die Posten von Kentucky und Tennessee westlich des Tennessee - Stromes werden mit dem Departement des Golfs vereinigt. Die Militairposten an der Küste des Golfs und von Florida werden dem Departement des Südens einverleibt (191) . 25. Vereinigte Staaten Nord- America's. Gen. Custer wird mit 5 Compagnien des 7. Cav.-Regts. am Little Horn River von den Siour-Indianern in einen Hinter halt gelockt und mit ſeiner Truppe vernichtet (192, 466). 26. Belgien Die internationale Ausstellung für Gesundheitspflege und Rettungsweſen in Brüssel wird durch König Leopold II. eröffnet. Vereinigte Staaten Nord - America's. Der Senat streicht in der vom Re präsentantenhauſe ihm zugekommenen Army Appropriation Bill alle auf eine Reduc tion der Armee nnd der Gehälter bezüglichen Artikel ( 16. Juni, 193) .
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Militairische Jahresberichte für 1876.
26. Vereinigte Staaten Nord - America's. Geſch betr. die Verminderung der Zahl der Sanitäts- Offiziere der Armee. Danach sollen in Zukunft bestehen 125 Assistenz ärzte und außer den bisher normirten Graden sollen besißen 4 Aerzte Grad , Gehalt und Competenzen eines Oberst, 8 Aerzte Grad u. s. w. eines Oberstlieutenant. = 27. Preußen. Der General Auditeur der Armee , Fleck, feiert das 50jährige Dienst jubiläum und erhält den Rang als Genlieut. verliehen. Frankreich. Instruction sur le service de la cavalerie éclairant une armée (77, 244). Italien. Die am 15. Mai eingezogenen Mannschaften der 2. Kategorie der Klaffe 1854 werden auf unbestimmten Urlaub entlassen. 28. Desterreich - Ungarn. Kr. Verf. betr. Ausgabe einer Vorschrift für Flußbeſchrei: bungen durch Offiziere des Pionier-Regts. Frankreich. Kr. Verf. betr. den Hufbeſchlag der Cavallerie (77). Italien. Die Deputirtenkammer genehmigt das Gesetz über die Pensionen der Verwundeten , der Wittwen und Familien der bei Befreiung Roms und Venedigs Gebliebenen und über die Wiederverleihung des Grades an diejenige, welche ihn wegen politischer Ursachen verloren haben. 29. Serbien. Fürſt Milan verläßt unter Kanonendonner Belgrad, um sich zur Armee nach der Grenze zu begeben. 30. Italien. Gesez über die organiſchen Baſen der Territorial- und Communal-Miliz. Die neue Ausgabe des Regolamento di esercizi e di evoluzione per la fanteria vom 4. Decbr. 1869 erhält die Kgl. Genehmigung, wogegen das Reglement vom 9. Decbr. 1875 außer Kraft gesezt wird (218). Niederlande. Kr. Verf. betr. die Voorschrift tot het houden van groote manoeuvres, welche laut Kgl. Befehl befolgt werden soll und von der Kgl. Militair - Akademie zu Breda gedruckt zu beziehen ist.
Juli. 1. Preußen. In Razeburg wird die Vereinigung des Herzogthum Lauenburg mit der Preuß. Monarchie gefeiert. Das Militair-Wochenblatt feiert den Tag seines 60jährigen Bestehens zu Berlin. Desterreich- Ungarn. F. 3. M. Frhr. Ramming v. Riedkirchen † zu Carlsbad (485). Italien. Die Einjährig - Freiwilligen der Infanterie werden in 2 Bataillone zu sammengezogen, 1 in Varese, 1 in Jesi. Der Militairdistrict von Pavia wird gebildet. Serbien. Fürst Milan erläßt die Kriegsproclamation gegen die Türkei (449). 2. Montenegro. In Tettinje findet die Kriegserklärung gegen die Türkei ſtatt (449). Türkei. Die Serbischen Brigaden Jovanovics und Giorgevic überschreiten bei Supovac die Grenze (450). 3. Desterreich- Ungarn. Kr. Verf. betr. Ausgabe des III . Theils des Dienſt-Regle ments für die k. k. Cavallerie (101). Türkei. Gen. Alimpic nimmt die Stadt Bjelina den Türken ab (454) . 5. Preußen. Das Exerc.-Regl. für Cav. erhält die Kgl. Genehmigung (14, 230, 259) . Rußland (23. Juni). Befehl zur Aufstellung einer reitenden Gebirgs - Batterie, die der 1. Turkestanischen Artillerie-Brigade provisoriſch überwiesen wird (121). Schweiz. Instructionsplan für die Offizier Bildungsschulen der Infanterie (173). Türkei. Oberst Ljeschanin ergreift die Offensive, wird aber nach Zaicſar zurück geworfen. Die Türken nehmen die Serbischen Verschanzungen auf dem rechten Timok-Ufer und versuchen an den nächsten Tagen vergeblich den Limok zu überschreiten. 6. Preußen. Gen. d. Jnf. z. D. Carl v. Herrmann †, 82 J. alt, zu Schwedt a D. (475). Rußland. Großfürst Nikolai Nikolajewitsch feiert das 25jährige Jubiläum als Chef des Preuß. 5. Cüraſſ. Regts. und iſt eine Deputation deſſelben zur Beglückwünſchung in St. Petersburg eingetroffen. Türkei. Gen. Zach überschreitet die Serbische Grenze bei Kladnica, wird aber von Mehemed Ali in seine befestigte Stellung Javor zurückgedrängt (454) . 7. Frankreich. Divgen. Marquis de Forton † (471) . Niederlande. Gen. Wiggers rückt in Atjeh gegen die IV. und VI. Mockim vor (426). 8. Frankreich. Kr. Verf. betr. die Bezeichnung der Hauptquartiere der verſchiedenen Stäbe, der Schiedsrichter , der Ambulancen u. s. w. während des Krieges und der Manöver durch Flaggen und Laternen bei Tage und bei Nacht. Türkei. Achmed Eyub Pascha licfert den Serben Gefechte, die auch am 9. dauernd , der umgehenden Bewegung Einhalt gebieten (451 ).
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Schweiz. Volksabstimmung über das Militair - Erſagſteuergefeß, das mit rund 180,000 Stimmen Nein gegen 155,000 Ja verworfen wird (157). Desterreich- Ungarn. F. M. L. a. D. Moris Ritter v. Görger St. Jörgen † zu Wien , 82 J. alt. Rußland (28. Juni). Kais. Ordre betr. Ersaß der Mitrailleufen in den 6. Batterien der Artill. Brig. der Garde, der Grenadiere und der Linie durch 4pfündige Ge ſchüße (120). Deutschland. Berichtigung der Landwehr ፡ Bezirks Eintheilung in der Deutschen Wehrordnung vom 28. Šeptbr. 1875. Frankreich. Präsidial 3 Decret betr. Zusammenseßung des berathenden Comité's für den Dienst des Pulvers und der anderen monopoliſirten Erlosivstoffe (9. Mai). Rußland (30. Juni). Verf. daß nicht mehr als 5 Procent der Rekruten als Nicht combattanten ausgehoben werden dürfen (115). Türkei. Oberst Ljeſchanin greift die Türken an , wird aber, und auch am 13., bei Veliki Izvor geschlagen (453). Preußen. Gen. d. Cav. Karl v. d. Groeben-Neudörfchen , General - Adjutant † zu Neudörfchen (473). Genlieut. 3. D. Ferdinand v. Münchow , geb. 1790, † zu Potsdam. Er trat am 1. August 1808 beim leichten Bataillon v. Schill in Colberg ein, das wenige Monate darauf als Füsil. Bat. dem neuerrichteten Leib- Inf. Regt. einverleibt wurde. Mit diesem Regiment machte er die Feldzüge von 1812, 13, 14 und 15 mit und erwarb fich durch seine Bravour in 36 Gefechten und Schlachten das Eiserne Kreuz 1. und 2. Kl. Nach 1815 befand er sich 17 J. in der Adjutantur und von 1832 ab wieder im Truppendienst. Er commandirte das Füs. Bat. des 24. Jnf. Regts. in Prenzlau und erhielt 1842 das Commando des 27. Inf. Regts. in Magdeburg. 1848 war er Commandeur der 14. Jnf. Brig. zu Coblenz und 1849 kämpfte er wacker als Führer der Avantgarden-Brigade bei Waghäusel in Baden. Zum Genmaj. befördert, erhielt er später die 14 Inf. Brig. zu Magdeburg und dann als Genlieut. den er betenen Abschied. Spanien. Die 7. Batterie des Gebirgs - Artillerie - Regiment auf Cuba wird durch Kgl. Ordre auf Vorschlag des Generalcapitains aufgelöst. Frankreich. Divgen. Courtois Rouſſel d’Hurbal † zu Monrieur bei Vendome. (476). Mexico. Gen. Alatorre schlägt mit 400 Mann Regierungstruppen die 1300 Mann starken Aufständischen unter Hernandez unweit Drizaba. Rumänien. Der Kriegs- Minister macht der Kammer eine auf die Mobiliſirung der Armee und Einberufung der Reserve bezügliche Vorlage. Frankreich. Règlement sur les exercices de la cavalerie (77, 239). Rußland (5. Juli). Hauptmann Meredich, Verf. der Geschichte des Ruſſiſchen Keksholm'schen Gren. Regts. , überreicht in Begleitung des Commandeurs des Regi ments, Genmaj . v. Bremzen, dem Chef des Regiments Kaiser Franz Joseph zu Wien ein Exemplar der Regiments- Geschichte. Spanien. Kgl. Decr. betr. Aenderungen in der Organisation der Reserve der Infanterie nach dem Decr. vom 10. Mai 1876. Nach_dieſem ſollten beſtehen 80 Bataillone gewöhnlicher und 20 Bataillone außerordentlicher Reserve. Von den 80 Bataillonen gewöhnlicher Reserve waren inzwiſchen 20 Bataillone für Cuba als Expeditions- Corps bestimmt und sollen bis zum 1. Aug. zu je 1000 Mann formirt sein, um eingeschifft zu werden. Die übrigen 60 und 20 Bataillone bilden nun mehr eine Reserve ohne verschiedene Benennung, und werden mit durchlaufender Nummer von 1-80 außer dem Namen ihres Standortes verſehen (183). Desterreich - Ungarn. Kr. Verf. betr. Zuweiſung von Offiziersdienern an die an spruchsberechtigten Personen. Türkei. Gen. Tschernjajev geht aus der Stellung auf der Babina glava zurück (451). Osman Pascha behauptet sich gegen Serbiſche Ängriffe auf den Höhen von Veliki Izvor (453). Desterreich - Ungarn. C. Verf. betr. Ausgabe der umgearbeiteten Bestimmungen für den Geniestab (Reform des Militair-Bauwesens). (99, 26. Mai). Frankreich. Kr. Verf. betr. Nummerirung der Truppentheile und militairiſche Abzeichen der compagnies d'ouvriers de chemins de fer (79). Türkei. Der Archimandrit Ducic wird durch die Türken von Novavaros in die Serbischen Gebirge zurückgeworfen (454). Frankreich. Instr. über die Zulassung zum zweiten am 1. Jan. 1877 zu eröffnenden Cursus der durch Decr. vom 18. Febr. 1876 errichteten cours spéciaux d'enscignement militaire supérieur ( 82, 18. Febr., 15. Mai).
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Türkei. Gen. Alimpic wird von den Türken in ſeiner Stellung bei Kl. Zwornik angegriffen, behauptet sich aber (454). Preußen. Auflösung der durch A. C. D. vom 30. Nov. eingeſehten Gewehr-Ab nahme- Commission in Suhl. Das 2. Westf. Inf. Regt. Nr. 15 feiert das 60 jährige Jubiläum des Prinzen Fried rich der Niederlande als Chef des Regiments , der am 21. Juli 1816 an des am 25. Februar verstorbenen Gr. Bülow v. Dennewitz Stelle dazu ernannt wurde. Frankreich. Bestimmungen über die Theilung der sections hors rang der Inf. Regt. und Jäg. Bat. im Falle der Mobilmachung (75). Desterreich- Ungarn. Kais. Entschließung betr. Genehmigung der Beförderungs Vorschrift für die Personen des Soldatenstandes in der t. t. Landwehr. Türkei. Heftiges Gefecht zwischen Türken und Serben bei Ak Pandiralo (451). Preußen. A. C. D. betr. Patentirung des Ingenieur-Corps und der Portepec: fähnriche, welche das Offizier-Examen mit Allerhöchster Belobigung bestehen. Bayern. Das nach dem Stande vom 28. Juni 1876 verfaßte Militair-Handbuch wird ausgegeben. Vereinigte Staaten Nord - America's. Das Kriegs-Miniſterium ertheilt dem Ordnance Board den Auftrag , die auf der Ausstellung zu Philadelphia befindlichen Krupp'schen Laffeten für schwere Geſchüße einer Prüfung zu unterziehen. Desterreich - Ungarn. C. V. betr. Sanctionirung der Construction der Röhre, Laffeten, Proßen und Munitonswagen , Geſchoffe , Zünder des neuen Feld-Artillerie Materials C. 1875 in Folge der durchgeführten Versuche. Gleichzeitig wird die Ver wendung von Geschüßpulver mit der Körnergröße 6-10mm. und 1,61 Dichtigkeit beſtimmt (107, 294-301). Vereinigte Staaten Nord - America's. Congreßacte betr. Bildung einer Com mission zur Berathung aller Fragen bezüglich Reform und Reorganiſation in der Armee (193). Bayern. In der Abgeordnetenkammer Berathung des Geseßentwurfs betr. den Credit für die außerordentlichen Bedürfnisse des Heeres ; dabei erklärt der Kriegs: Minister, die Sachverständigen Commission habe nach angestellter Prüfung das aptirte Werdergewehr für vollkommen kriegsbrauchbar erklärt (338). Rußland (13. Juli). Ausgabe des Verzeichniß der Lehranstalten mit Theilung derselben in Kategorien in Bezug auf die Ableistung der Wehrpflicht (115). Preußen. Gen. d . Jnf. v . Schmidt, Gouverneur von Meg, feiert ſein 50jähriges Dienſtjubiläum zu Meh (487) . Bayern. Genmaj . Friedrich Frhr. v. Steinling † in München. Desterreich- Ungarn. C. Verf. betr. Ausgabe des militair-ſtatiſtiſchen Jahrbuchs für 1873, I. Theil (356). Italien. Kgl. Genehmigung der neuen Ausgabe des Rekrutirungs- Geſeßes, welche die Geseze vom 20. März 1854, 19. Juli 1871 und 7. Juni 1875 geordnet zu fammenfaßt. Türkei. Heftige Kämpfe am Timok, die am 27. und 28. ſich ſortſehen und bei Brazogrnac, Zaicsar und Bregovo stattfinden (453). Die Cernagorzen werden in den Defileen von Buna durch Seleim Pascha ge= schlagen (455). Preußen. Verf. der Medicinal-Abtheilung des Kriegs-Miniſterium betr. die anti septische Wundbehandlung in den Lazarethen. Frankreich. Kr. Berf. betr. Eintheilung der Klasse 1875 in 2 Portionen des Contingents , Bestimmungen über die Zurückgestellten der Klaſſen 1874 und 1873 und Formation des Contingents für die Marine (62). Rußland (16. Juli). Kr. Verf. betr. Einführung von Eimern von Segeltuch bei der Cavallerie und Artillerie. Türkei. Mukhtar Paſcha wird bei Vucidol von den Montenegrinern überfallen und sein 3000 Mann starkes Corps fast ganz vernichtet (455). Türkei. Die Türken beginnen die Offensive gegen Serbien (451). Vereinigte Staaten Nord - America's. Geset betr. Beurlaubung der Offiziere mit ganzem Gehalt. Eine solche kann auf 60 Tage einmal in 2 Jahren, auf 3 Monate einmal in 3 Jahren, auf 4 Monate einmal in 4 Jahren eintreten. Frankreich. Einweihung des Denkmals auf dem Schlachtfelde von Toulmiers, bei der der Erzbischof von Orleans , sowie die Generale Aurelle de Paladines und Bataille das Wort ergreifen. Frankreich. Beginn der Debatten über das Militair-Budget für 1877 in der Deputirtenkammer (67).
Chronik. Auguſt.
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Auguft. 1. Rußland (20. Juli). Wehrverpflichtungs -Reglement für das Orenburger Woißko ( 136). 2. Preußen. Gen. d . Inf. Albert Christoph Gottlieb Frhr. v. Barnekow, comman dirender General des 1. Armee-Corps , feiert das 50jährige Dienstjubiläum zu Königsberg i. Pr. Desterreich- Ungarn . Kais. Entschließung betr. Genehmigung der Vorschrift über die Ablegung der Cadettenprüfung durch solche Bewerber, welche die Cadettenschulen nicht absolvirt haben (104). Frankreich. Kr. Verf betr. Einberufung der Reſerven der Klaſſen 1868 und 1869 zur Uebung zum 21. Aug. beim 7., 8., 12., 13., 14., 15., 17. und 18. Corps, zum 1. Sept. beim 1., 2., 3., 4. , 5., 6., 9. Corps und im Militair - Gouvernement von Paris, zum 15. Sept. beim 10. und 11. Corps und zum 10. Dct. beim 16. Corps . Rußland (21. Juli) . Befehl , daß die Horniſten nicht mehr aus der Front aus scheiden, sondern Mannſchaften mit der Waffe den Horniſtendienst bei den Infanterie-, Schüßen- und Sappeur- Truppentheilen zu versehen haben (116, 133). Türkei. Die Türkische Armee vereinigt sich nach Ueberschreitung der Serbischen Grenze auf den Höhen der Treſibaba (451). 3. Rußland (22. Juli). Kais. Genehmigung der Instr. über die Aufbewahrung der Festungspläne und dazu gehörigen Detailzeichnungen und über Geheimhaltung der Anordnungen bezüglich des Sicherheitsdienstes in den Festungen. Türkei. Die Türken versuchen vergeblich die Schanzen von Knjazevać zu nehmen, was ihnen auch am 4. nicht gelingt (451). 4. Dänemark. Gen. v. Orholm , früher Gesandter in London , vertrauter Rathgeber des Königs, t. 5. Frankreich. Die Deputirtenkammer beschließt , von den projectirten Ersparniſſen am Kriegsbudget für 1877 die Summe von 13 Mill. Frcs. dazu zu verwenden, daß die 2. Portion des Contingents statt 6 Monate 1 Jahr lang bei den Fahnen bleibe. Gleichzeitig stimmt sie mit 217 gegen 212 Stimmen für vollständige Streichung des für die Feld-Almoseniere geforderten Credits (67-68) . Rußland (24. Juli). Befehl zur Bildung von Kasaken-Abtheilungen bei den Junkerschulen zu Warschau, Wilna und Jeliſawetgrad (135) Türkei. Oberst Horvatovic räumt in der Nacht Knjazevac und geht auf Banja zurück (451). 6. Deutschland. Oberstabs- und Garniſonarzt Dr. Rudolph Lex, † plößlich zu Straß burg i . E. Er hat sich als Herausgeber des „ Handbuchs der Militair- Gesundheits pflege “, das er im Verein mit Generalarzt Dr. Roth bearbeitet , einen Namen er worben. Türkei. In der Nacht zum 7. räumen die Serben Zajcjar (453). 7. Frankreich. Kr. Verf. betr. Einberufung der Reserven der Klaſſen 1868 und 1869 zur 28tägigen Uebung (2. Auguſt). Desterreich- Ungarn. Kais. Entſchließung betr. Einführung einer Czapka an Stelle der bisher vorgeschriebenen Tatarka für die Ulanen-Regtr., sowie eines Futterals zur Czapka und zum Huſaren - Czakot für Offiziere. 9. Frankreich. Kr. Verf. betr. das Scheibenschießen der Cavallerie. 10. Rußland (29. Juli). Die Arbeiter-Brigade im Kaukasus wird aufgelöſt (134). 11. Preußen. Kr. Verf. betr. die Beurtheilung der Beschädigungen beim Baden und Schwimmen. Desterreich- Ungarn. F. M. L. und Stations - Commandant Frhr. Ferd. Rosen zwein v. Drauwehr feiert das 50jährige Dienſtjubiläum zu Hermannstadt. Rußland (30. Juli) . Befehl betr. die Beförderung der Kasaken zu Offizieren (145). 12. Türkei. Gefecht bei Teocat, nördlich Zwornik, zwischen Türkischen und Serbischen Truppen (454). 13. Frankreich. Auf dem Kirchhof zu Compiegne wird ein Denkmal für die Gefallenen des Krieges 1870-71 enthüllt . 14. Desterreich - Ungarn. Kr. Verf. betr. Aenderungen in der Organiſation der Ca detten- und Vorbereitungsschulen (104). Türkei. Fazly Pascha rückt mit einer Diviſion zur Verstärkung Achmed Eyubs nach Knjazevać (454) . Petrovics erficht einen glänzenden Sieg über Mahmud Paſcha (455). 33 Militairische Jahresberichte 1876.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
15. Preußen. Der Kaiser verleiht dem Generalfeldmarschall Graf Wrangel zu seinem 80jährigen Dienſtjubiläum einen Ehrendegen mit Brillanten. Genlieut. 3. D. Lazarus Adam Aloysius Graf Henkel v. Donnersmark, zuleht Com mandant von Schweidniß, † in der Nacht. Er war 12. April 1785 geboren. Frankreich. An Stelle des Gen. Ciffey, der seine Entlassung erbeten, wird Gen. Berthaut zum Kriegs-Minister ernannt (69). Rußland (3. August). Befehl zur Formation einer Artillerie-Werkſtatt im Warschauer Militairbezirk (135) . Vereinigte Staaten Nord - America's. Congreßacte betr. Vermehrung der Cav. Regtr. um 2500 M., um kräftiger gegen die Sioux-Indianer auftreten zu können. Congreßacte betr. die Darreichung von künstlichen Gliedern an Offiziere und Mann schaften. Jeder Off. , Soldat 2c., der im Dienste ein Glied verloren, soll alle 5 Jahre ein neues künstliches Glied erhalten. 16. Deutschland. Verordnung betr. die Cautionen der bei der Militair- und Marine Verwaltung angestellten Beamten. Hessen. Gen. d. Inf. à la suite, letter Kriegs -Miniſter Heſſen- Darmstadt's und 2. Inhaber des 4. Inf. Regts., Friedrich v. Wachter † zu Bensheim an der Berg straße (491). Dänemark. Neues Regulativ über die Beurtheilung der Wehrpflichtigen bei der Aushebung (53). Rußland (4. Auguſt). Der Cadre- Etat der Baschkiren- Diviſion wird erhöht (138). 17. Preußen. A. C O. betr. die Auflöſung der Pulverfabrik zu Neiße (26) . A. C. D. betr. die Urlaubs- 2c. Gesuche der Offiziere von der Armee ohne Dienſt stellung. Bayern. Kgl. Ordre betr. Einführung des (Mauſer-) Carabiners M/71 in Stelle des (Werder ) Carabiners M/69 (20, 338) . Türkei. Die Türkische Armee beginnt den Vormarsch von den Höhen der Treſibaba gegen Alexinaz (451). 18. Preußen. Manöver einer combinirten Cavallerie - Diviſion unter Genmaj . Frhr. v. Loë bei Züllichau vor dem Kaiſer, das am 19. fortgesezt wird (17, 232) . 19. Rußland (7. Auguſt). Ordre betr. Einführung von Diaphragm- Shrapnels in die Feld Artillerie im Anschluß an die Ordre vom 10. Juni (29. Mai) betr. die Kriegs ausrüstung der Batterien (142). 20. Türkei. Achmed Eyub bewirkt den Aufmarsch seiner Armee vor den Erdwerken von Alexinaz (452). 21. Niederlande. Kr. Verf. betr. die Vorschrift über den Cavallerie- Carabiner und die damit abzuhaltenden Schießübungen. Genmaj. St. Aubin Martin de Roy van Zuydewyn † auf der Rückreiſe von Sumatra nach den Niederlanden (493). Vereinigte Staaten Nord - America's. Genmaj. Harry T. Hays † zu Neu Orleans. Er commandirte als Brigadegeneral eine Brigade der Conföderirten, die sich während des Feldzugs Stonewall Jacksons als Hays Brigade einen Namen er worben . 23. Rußland ( 11. August). Befehl zur Formirung einer combinirten Kaukaſiſchen Kajaken Division (118 ). Türkei. Die Türken greifen 3 Hauptwerke von Alexinaz an, müſſen aber nach starken Verlusten den Angriff aufgeben (452). 24. Preußen. A. C. D. betr. Genehmigung für das Hannoverſche Huſaren -Regt. Nr. 15 zur Annahme einer Garnitur Pelze als Geschenk des Chefs, des Großherzog von Mecklenburg-Schwerin. Stalien. Genmaj . Giovanni Castellazzi, 2. Commandant der Militair-Akademie, geb. 12. December 1824, † zu Saint-Vincent. 25. Bayern. Der commandirende General des 1. Armee- Corps Gen. v . d . Tann wird zum Großkanzler des Militair-Max - Josephs - Ordens ernannt. Italien. Kgl. Dec. betr. Einsetzung einer Commiſſion zur Ausführung des Geießes vom 7. Juli 1876 über die Wiederherstellung der in Folge politiſcher Ursachen ein gebüßten Militairgrade und über die Bewilligung lebenslänglicher Pensionen als National-Belohnungen. Türkei. Der Angriff gegen Alerinaz vom rechten Morawa-Ufer wird unter Gut heißung Abdul Kerims aufgegeben und soll der Angriff vom linken Ufer aus er folgen (452). 26. Rußland (14. August). Aenderungen in der Bekleidung der Truppen (140) .
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27. Türkei. Zwei Türkische Divisionen gehen vom rechten auf das linke Morawa- Ufer über und werden durch Horvatović angegriffen (452) . 28. Desterreich - Ungarn. Beginn der Nikolsburger Manöver zwischen dem 1. Armee Corps unter F. Z. M. Frhr. v . Maroicic und dem 10. Armee- Corps unter F. 3. M. Frhr. v. Philippovich (97, 251). 29. Preußen. Genlieut. a. D. Theodor v. Quiſtorp der früheren Hannoverschen Armee †, 81 Jahre alt. Spanien. Don Ramon Cabrera, Graf v. Morella, † zu Windsor. Er war geb. 31. August 1810 zu Tortosa in Catalonien. 30. Frankreich. Decret betr. die Vertheilung der bisher der Veterinairſchule zu Alfort allein angehörigen 60 Militair-Freistellen auf die 3 Veterinairſchulen Frankreichs, so daß die zu Alfort 30 behält und die zu Lyon und Toulouſe je 15 erhalten. Großbritannien. Kgl. Warrant betr. Reglement für die Ausrüstung (Equipment) der Armee, excl. der in Ostindien, aber einſchließlich der Armirung der Werke ―― an Stelle des Warrant vom 11. September 1870. 31. Preußen. A. C. D. betr. Bewaffnung der Ulanen - Regtr. (20, wo irrthümlich 26. August angegeben und 232). Türkei. Jm Miniſterrathe wird Abdul Hamid II. an Stelle des unheilbar erkrankten Murad zum Sultan proclamirt (456).
September. 1. Bayern. Auflösung der Feuerwerks - Compagnie und Etatisirung des Feuerwerks personals bei den Stäben der Fuß-Artillerie-Regimenter (5). Italien. Entlassung der 1. Kategorie der Klassen 1850 und 1851 bei der Cavallerie und 1853 bei den anderen Waffen auf unbeſtimmten Urlaub. Beginn der Manöver des 1. Corps Petitti zwischen Sesia und Ticino, des 2. Corps Mezzacapo zwischen Modena und Pavullo und des 3. Corps Cosenz zwischen Val montone und Ceprano. ― Beginn der Cavallerie-Manöver unter Genlieuts . Pianell und Cadorna (253). Türkei. Die Türken beginnen die Operationen gegen Alerinaz auf dem linken Morawa Ufer (452) . 2. Preußen. In Berlin Enthüllung des Sockels des Denkmals Friedrich Wilhelms III. im Lustgarten, deſſen Statue am 16. Juni 1871 beim Einzuge der Truppen enthüllt worden. In Berlin Enthüllung des Krieger- Denkmals vor dem Landsberger Thore, das der 5. Diſtrict ſeinen in den Kriegen 1864, 1866, 1870–71 gefallenen Söhnen hat er richten lassen. In Berlin Enthüllung des Denkmals, welches die Französische Gemeinde ihren ge fallenen Söhnen auf dem Friedhofe in der Lieſenſtraße gewidmet hat. In Spandau Enthüllung des Denkmals in der Plantage zu Ehren der 1864, 1866, 1870-71 Gebliebenen aus den Kirchspielen der Stadt. In Marienburg Enthüllung des Denkmals zu Ehren der 1866 und 1870-71 Ge fallenen des Marienburger Kreiſes, zu dem der Kaiſer am 14. September 1872 den Grundstein gelegt. Preußen. Rittmeister a. D. Ferdinand Werner , der die von York zu Tauroggen abgeschlossene Convention als Bauer verkleidet zu Pferde an König Friedrich Wilhelm III. nach Breslau brachte, † im 87. J. auf seinem Gute Ganſenſtein, Kreis Angerburg. Türkei. Die Türken drängen die Serben in die Linie Deligrad -Ljubes - Djunis zurück (452). Mukhtar Pascha rückt im Norden Montenegros gegen Grabovać vor (455). 3. Preußen. In Bad Reinerz Enthüllung des Denkmals für die 1866 dort begra benen Preußischen und Deſterreichischen Krieger. Rußland (22. August). Einige Militair - Besserungs - Compagnien werden auf gelöst (134). 4. Belgien. Genlieut. Graf du Chastel de la Howarderie, Commandant der garde civique pon Gent, † im Schloße von Ronsele. Niederlande. Gen. Wiggers marſchirt zur Verſtärkung der nordöstlichen Linie in Atjeh in 3 Colonnen vor (427). Türkei. Redif Paſcha wird zum Kriegs-Minister ernannt. 6. Sachsen. Parade des XII. (Kgl. Sächs.) Armee - Corps bei Böhlen unweit Leipzig in Gegenwart des Deutſchen Kaiſers (16) . 33*
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6. Belgien. Kr. Verf. betr. Einrichtung praktiſcher Curse für die Militair - Phar maceuten (48) . Großbritannien. Kgl. Warrant betr. Reglement über die Penſionen der Unter offiziere und Mannschaften der Armee. Türkei. Petrovics wird in Piperi von den Türken überfallen , schlägt sie aber nach erhaltener Verſtärkung zurüð (455) . Vereinigte Staaten Nord - America's. Das von Bartholdi gefertigte Monu ment zum Andenken an Lafayette wird auf dem Union Square zu New-York feier lich enthüllt. 7. Sachsen. Manöver des XII . (Kgl. Sächſ.) Armee-Corps bei Magdeborn am Göſſel bach in Gegenwart des Deutschen Kaisers (16). Desterreich- Ungarn. Schluß der Nikolsburger Manöver und Eisenbahntrans porte der Truppen (28. Auguſt, 97, 389). 8. Preußen. Parade des IV. Armee- Corps bei Merseburg in Gegenwart des Deutſchen Kaisers (16). Frankreich. Rundſchrieben des Kriegs -Ministers an die Generale, durch welches ihnen die Enthaltung von jeglicher politischen Manifeſtation empfohlen wird (71). Türkei. Die Bosnischen Insurgenten erobern Stadt und Festung Glamosé (454). 9. Niederlande. Der Kriegs -Minister G. J. G. Klerd wird auf seinen Wunſch von seiner Stellung entbunden und der Marine - Minister W. F. van Erp Taalman Kip interimiſtiſch mit der Leitung des Kriegs -Miniſteriums betraut. 10. Rußland. Cavallerie-Manöver bei Warschau in Gegenwart des Kaiſers (235). Türkei. Die Türken errichten eine Brücke mit Brückenkopf bei Trujan an der Morawa und weisen am 11. einen Serbischen Angriff zurück (453). 11. Preußen. Manöver des IV. Armee-Corps bei Zscherben und Rotthügel bei Merſe burg in Gegenwart des deutschen Kaiſers (16). Genlieut. Wehner der früheren Hannoverschen Armec , ein Waterloo - Kämpfer , † zu Hannover. Belgien. Kgl. Dec. betr. Errichtung von Schulen zur Bildung von Unteroffizieren [écoles de volontaires] (47 Frankreich. Gen. Martin de Pallières , der 1870-71 in der Loire - Armee com mandirte, zu Palaiseau (481 ). Niederlande. In Atjch werden die Befestigungen von Tonga und Lampong vollendet (427). Rußland (30. August). Befehl zur Bildung einer 7. Abtheilung des Hauptſtabes für Stärke und Ergänzung der Armee (139). 12. Deutschland. Manöver des IV. gegen das XII . Armee- Corps zwiſchen Merseburg und Altranstädt in Gegenwart des Deutschen Kaiſers ( 16). Belgien. Genmaj . a. D. Francois Joseph Neyt † zu Schaerbeek. Er war 16. Decbr. 1808 geb., 1827 als Milicien in die Niederl. Armee eingetreten und trat am 1. Oct. 1830 als Souslieut. in das 1. Belgische Freicorps über. Er wurde 1838 Capitain, 1853 Major , 1859 Oberstlieut. , 1863 Oberst, commandirte zuleßt das 12. Linien Regt., wurde im Februar 1869 penſionirt und bald darauf mit dem Charakter als Genmaj. begnadigt. Italien. Publication der Relazione medica sulle condizioni sanitarie dell' esercito nell' anno 1875. 13. Deutschland. Manöver des IV. und XII. Armee - Corps zwischen Merseburg und Altranstädt in Gegenwart des Deutschen Kaisers (16). Preußen. Fürst Reuß j . 2. wird zum Chef des Magdeburg. Jäger - Bat. Nr. 4, Fürst von Schwarzburg - Rudolstadt zum Chef des Magdeburg. Drag. Regts. Nr. 6 ernannt. Sachsen. König Albert erläßt von Merseburg aus einen Tagesbefehl an das XII. (Kgl. Sächs .) Armee- Corps aus Anlaß der beendeten Manöver (16). 13. Rußland (1. Septbr.) . Strategiſche Cavallerie- Manöver im Königreich Polen westlich der Weichsel bis 23. dauernd (236). Das Gesetz über die Wehrpflicht der Kasaken des Don tritt auch für die Kaſaken von Orenburg in Kraft, ebenso das Reglement für den Militairdienſt der Lehteren ( 136). Die Instructions - Sſotnie und die Brigadeſchule der reitenden Artillerie in Orenburg werden aufgehoben. Der Etat eines Belagerungsparks wird auf 400 Geſchüße normirt ( 125). 14. Bayern. Kgl. Ordre betr. Einführung des Pferde-Aushebungs-Reglements (29).
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14. Desterreich - Ungarn. Kais. Entschließung , daß mit 1. Oct. 1876 die Artillerie Cadettenschule in 4 Jahrgängen mit Parallelklassen zu formiren ist und daß der normale Frequentantenstand derselben 480 betragen soll (105). 15. Preußen. Parade des III. Armee - Corps auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin vor dem Deutschen Kaiser ( 16). Gen. d. J. v. Groß gen. v. Schwarzhoff, commandirender General des III. Armee Corps wird zum Chef des 4. Ostpreuß. Grenadier-Regts Nr. 5 ernannt. Belgien. Kr. Inſtr. über die Errichtung der école de volontaires für die Inf. ----Die Schule bildet ein Bat. zu 4 Comp . à 150 Eleven mit dem nöthigen Lehrer personal (11. Septbr., 47). 16. Preußen. Manöver des III. Armee Corps südlich von Berlin in Gegenwart des Deutschen Kaisers (16). Niederlande Kgl. Beschluß betr. Einseßung einer Permanente Militaire Spoorweg Commissie (387) . Die Generalstaaten werden geschlossen , dabei kündigt der Miniſter des Innern Heemskerk in der Schlußrede an, daß der Versammlung bei ihrem Wiederzuſammen tritt neue Vorschläge im Intereffe der Landesvertheidigung gemacht werden würden und daß er hoffe, man werde darüber zu einer Verständigung gelangen. Türkei. Durch die Vertreter der Großmächte in Constantinopol wird ein 14tägiger Waffenstillstand zwischen den Kämpfenden vereinbart (453). 18. Preußen. Manöver des Garde-Corps gegen das ш . Ármee- Corps bei Ruhlsdorf in Gegenwart des Deutschen Kaiſers (16) . 19. Württemberg. Genlieut. Frh. v. Entresz-Fürsteneck, † in Stuttgart. Niederlande. In Atjeh wird Tjade von den Niederländern genommen (427) . 21. Schweiz. Das internationale Comité vom rothen Kreuz zu Genf verſendet mit cinem an alle Central- Comités der Vereine zur Pflege im Felde verwundeter Krieger gerichteten Circular eine Brochure : Les destinées de la convention de Genève pen dant la guerre de Serbie , welche die Nichtachtung der Genfer Convention durch die Türkische Regierung, troßdem ſie ihr beigetreten, conſtatirt. 22. Württemberg. Parade des XIII . (Kgl. Württ.) Armee- Corps bei Ludwigsburg in Gegenwart des Deutſchen Kaiſers (16). Frankreich. Durch Präsidial- Decret wird der auf 31. Decbr. 1876 beſtimmte Termin zur Anmeldung von Ansprüchen in Folge der 1870-71 erhaltenen Wunden 2. bis zum 31. März 1877 hinausgeschoben. Rumänien. Ein Decret des Fürsten befiehlt , daß die am 12. Mai suspendirte Rekrutirung der Armee am 13. Detbr. wieder aufgenommen und am 13. Novbr . beendet werde. 23. Württemberg. Manöver des XIII . (Kgl. Württ.) Armee-Corps in Gegenwart des Deutschen Kaisers (16). 24. Württemberg . König Carl erläßt einen Tagesbefehl an das XIII. (Kgl. Württ.) Armee Corps aus Anlaß der beendeten Manöver (16). 25. Preußen. Manöver der bei Weissenburg i. El. zusammengezogenen Cavall. Regtr. in Gegenwart des Deutſchen Kaiſers (16, 232). Beginn eines bis zum 14. October dauernden Operations - Curſus zu Berlin für 30 Assistenzärzte der verschiedenen Armee- Corps . 26. Belgien. Der König nimmt die Parade über 12 Bat. Inf., 8 Esc. Cav., 34 Bat terien Artill., 1 Bat. Genie und 1 Comp. Telegraphiſten zur Feier des 46. Jahres tages der nationalen Unabhängigkeit Belgiens ab. Frankreich. Kr. Verf. betr. Vertheilung der Mannschaften der Klaſſe 1875 auf die verschiedenen Truppentheile (62). Rußland (14. Septbr.). Errichtung einer vorbereitenden Klaſſe für die Junker schule in Orenburg (136). Die Stelle eines Inspecteurs der Schüßen - Bataillone wird aufgehoben und dafür die eines Inspecteurs der Schüßen bei den Truppen creirt ( 139) . Befehl betr. die Beförderung der Kasaken zu Offizieren (145). 27. Frankreich. Kr. Verf. betr. Entlassung der Mannschaften , die bis 30. Juni 1877 ihre Dienstzeit vollendet, zum 10. Novbr. 1876 ; die Klaſſe 1871, die im Decbr. 1872 eingestellt, kommt somit nach 3 J. 10. M. Dienstzeit zur Entlassung (62) . Niederlande. Genmaj. Beyen wird zum Kriegs - Minister ernannt. In Atjeh erbauen die Niederländer eine Verschanzung zu Radjoe (427). Vereinigte Staaten Nord - America's . Gen. Brarton J. Bragg † zu Galveston, Teras, 61 J. alt.
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28. Frankreich. Die am 28. Septbr. 1875 ernannten 15 commandirenden Generale werden durch Präsidial-Decret mit Rücksicht auf Art. 14 des Gesetzes vom 24. Juli 1873 in ihren Stellungen erhalten, um die Reorganiſation zu Ende zu führen (71–72). Divgen. Dargent zu Treliſſac in der Dordogne (468). Zu Arc-et- Senans wird ein Denkmal der in der Ambulanz von La Saline im Ja nuar 1871 Folge der Schlacht von Villerserel (9. Jan.) verſtorbenen Franzöſiſchen Soldaten enthüllt . Türkei. Blutige Kämpfe vor Alexinaz (456). 30. Frankreich. Divgen. Suſane †, 66 J. alt, zu Meudon (488). Rußland (18. Septbr.) Kais. Befehl zur Bildung der Cadres von 6 Feld - Gen darmerie Detachements, die im Kriegsfall zu Escadrons augmentirt werden ſollen (134). Türkei. Blutige Kämpfe vor Alerinaz (456). October. 1. Bayern. Errichtung einer Oberfeuerwerkerschule (5) . Hessen. Die Allgemeine Militair - Zeitung feiert zu Darmstadt , nachträglich, da fie am 1. Juli 1826 zu erscheinen begonnen, ihr 50jähriges Bestehen. Italien. Die 11. und 12. Compagnien der Festungs - Artillerie-Regimenter werden formirt. Die neue Ausgabe des Regolamento di esercizi e di evoluzioni per la fanteria von 1869 tritt in Kraft (219). 2. Deutschland. Die dem Feldmarschall Grf. Moltke in seiner Geburtsſtadt Parchim in Mecklenburg- Schwerin errichtete Statue wird feierlich enthüllt. 3. Deutschland. Das dem XIV. Armee - Corps und seinem Führer Gen. v. Werder vom Badischen Volke zu Freiburg im Breisgau errichtete Denkmal wird in Gegenwart des Deutschen Kaisers feierlich enthüllt. 4. Niederlande. In Atjeh kehren die Niederländischen Truppen von ihrer Expedition nach Nordosten zurück nach Kotta Radja (427) . 5. Türkei. Gefecht bei Raca , die Serben concentriren sich bei Klein Zwornik (459) . 6. Desterreich - Ungarn. C. Verf des Kriegs -Miniſteriums betr. Reorganiſation der Feld Artillerie (98) . Frankreich. Kr. Verf. betr. die Vorsichtsmaßregeln bei Aufbewahrung der Pa tronen M. 1874 . Türkei. Gefechte bei Grahowa zwischen Türken und Montenegrinern (459). 7. Deutschland . Prinz Herrmann zu Waldeck und Pyrmont , geb. 12. Detbr. 1809, Genlieut. à la suite der Preuß. Armee, † auf Schloß Landau bei Arolsen. Frankreich. Kr. Verf. betr. die Entlassung der Mannschaften , die am 30. Juni 1877 ihre Dienstzeit beenden, zum 10. Novbr. (27. Septbr.). Großbritannien. Genlieut. Sir Percy Herbert † (474). 8. Deutschland. Die Stadt Andernach feiert das 1000jährige Jubiläum der Schlacht von Andernach, in der am 8. Octbr. 876 Ludwig der Jüngere (der Sachſe) Karl den Kahlen von Frankreich_besiegte. Preußen. Gen. d. Jnf. v. Bose, commandirender General des XI . Armee- Corps, feiert das 50jährige Dienstjubiläum zu Caſſel. Belgien. Kgl. Dec. betr. die Festsetzung des Preises der Stellvertretung für 1877 auf 1600 Frcs. 9. Spanien. Die II. Armee wird aufgelöſt ; die zu derselben gehörigen Diviſionen und Brigaden treten unter die Generalcapitaine von Arragonien , Catalonien und Valencia. Gen. Martinez Campos , commandirender General der II. Armee wird zum General en chef der Operations - Armee auf Cuba ernannt. Die I. Armee unter Quesada bleibt in Alt - Castilien , Navarra und den Baskischen Provinzen be ſtehen (185). 10. Frankreich. Kr . Verf. betr. die Einstellung der Einjährig - Freiwilligen zum 8. Novbr. 1876. Großbritannien. Feldmarschall George Hay Marquis v. Tweedale † zu London. Geb. 1. Febr. 1787 , erhielt er 1804 eine Fähnrichsstelle und folgte als 7. Marquis des Namens zwei Monat darauf seinem Vater. Während des Krieges auf der Pyre näischen Halbinsel war er Generalstabsoffizier , wurde in der Schlacht von Vittoria und in der Schlacht von Busaco, hier als Adjutant Wellington's, verwundet. Darauf ging er nach America, wo er während des Krieges diente und zum drittenmale ver wundet wurde. Später war er mehrere Jahre lang Adjutant des König Wilhelms IV. 1842 wurde er zum Gouverneur und Oberbefehlshaber der Präſidentſchaft Madras
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ernannt, welchen Posten er bis 1848 bekleidete, von welcher Zeit ab er keinen activen Dienst mehr that. Er war der älteste Ritter des Ordens der Distel und wurde 1867 zum Großkreuz des Bath- Ordens ernannt. Rußland (28. Septbr.). Die Don = Kasaken - Division erhält ein eigenes Muſik corps (118). Türkei. Gefechte bei Danilograd zwiſchen Türken und Montenegrinern (459). Frankreich. Gen. Letellier Valazé, Senator auf Lebenszeit, † (491). Großbritannien. Schießversuch gegen Panzer mit dem 38 Tons - Geſchüß bei Shoeburyneß (312). Italien. Genlieut. Baron Francesco Cavalchini -Garofoli † zu Tortona. Frankreich. Die Enthüllung der dem Marschall Niel auf dem Plaße der Stadt Muret (Toulouse) errichteten Statue findet statt. Türkei. Gefecht bei Ravnagora, in dem Novoseloff Sieger bleibt und die früheren Stellungen bei Javor erobert (459). Preußen. Enthüllung des Siegesdenkmals zu Ohlau und des Kriegerdenkmals bei Hagen. Frankreich. Capitain Delvigne , Conſtructeur der Kammergewehre, † zu Toulon, 77 J. alt (469) . Türkei Größeres Gefecht bei Planinica an der Timok-Linie zwiſchen Türken und Serben (459). Bereinigte Staaten Nord - America's. Die in Washington errichtete Statue des Gen. James B. Mac Pherson, der die Tenneſſee-Armee während des Seceſſions krieges commandirte, wird enthüllt Bayern. Einführung eines neuen Exercir-Reglements für die Cavallerie (15) . Frankreich. Instruction sur la nomenclature, le démontage le remontage et l'entre tien des carabines de gendarmerie modèle 1874 et modèle, 1866-1874 avec sabre baïonette et des carabines avec baïonnette modèle 1874 et modèle 1866-1874. Rußland (7. Detbr.). Kais. Befehl betr. Organisation der Reserve und Depot: Batterien (126, 129, 152). Türkei . Beginn des Türkischen Angriffs auf die Serbische Stellung bei Alerinaz (457). Rußland (8. Octbr .). Befehl betr. Mitführung des Schanzzeuges der Infanterie und Cavallerie (142). Türkei. Die Türkische Festung Medun capitulirt ; die 500 Mann starke Besaßung, eine Anzahl Geschüße und eine Quantität Munition fallen den Montenegrinern in die Hände (459). Serbien. Eine Verfügung des Kriegs-Miniſters ruft die ganze waffenfähige Mann schaft vom 17. bis 60. Lebensjahre ein (456). Preußen. Kr . Verf. betr. Pensionirung der Beamten der Militair-Verwaltung. Rumänien. Fürst Karl erläßt die Ordre de bataille für die zu concentrirende Armee, deren Oberbefehl er übernimmt. Türkei. Die Serben versuchen vergeblich von Deligrad und Trubarevo aus die Offensive zu ergreifen (457). Frankreich. Kr. Verf. betr. mehrere Verbeſſerungen bezüglich der Medicinal-Statiſtik der Armee. Präsidial Decret betr. Einreihung der Douaniers Algeriens in den Militairdienst. Es werden 4 Compagnien und 2 Sectionen zu Fuß und 2 Pelotons Cavallerie gebildet. Großbritannien. Beginn der bis zum 9. Novbr. fortgesetten Schießversuche zu Eastbourne gegen Casematten , Schußdächer verschiedener Conſtruction und gegen eine Belagerungs - Batterie neuesten Modells (311). Türkei. Nach neunſtündigen Kämpfen werden die Türken Herren der Dyuniska Linie (457). Die Serben verſuchen vergeblich Ljubnica an der Timok-Linie zu nehmen (459). Preußen. A. C. D. betr. Aufhören der Löhnungszahlung an die Militair - Gefan genen des Gemeinenstandes der Festungs - Gefängnisse. Desterreich- Ungarn. Der Minister für Landesvertheidigung Ungarns , Szende v. Revesztes , erklärt in der Sihung des Ungarischen Finanzausschusses in Beant wortung einer bezüglichen Interpellation , daß nöthigenfalls innerhalb 8 Tagen 217,000 Honveds vollständig ausgerüstet und mobilisirt werden könnten. Deutschland. Prinz Friedrich von Hessen, Sohn des 1837 verstorbenen Land grafen Friedrich von Heſſen, Gen. à la suite der Preuß. Armee , † zu Rumpenheim im 87. Jahre.
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25. Desterreich - Ungarn. Kaiſ. Entschließung betr. Einführung eines aus Doppel segeltuch gefertigten Brodſackes verbesserter Conſtruction. Belgien. Kgl. Dec., welches die zum Ersah der Lünette vor dem Saillant 6 der Festung Termonde zu erbauenden permanenten Batterien als in öffentlichem Nußen stehend bezeichnet. Italien. Beginn der bis zum 7. November dauernden Schießverſuche mit dem 100 Ton- Geschüße zu Spezia (316) . Rußland (13. Detbr.). Kais . Genehmigung des Reglements für die Telegraphen Parks (125, 141 ). 26. Desterreich - Ungarn. F. 3. M. Anton Prokesch v. Often † zu Wien im 81. J. (484). Frankreich. Enthüllung des Denkmals , das die Stadt St. Cloud zum Andenken der am 19. Januar 1871 Gefallenen errichtet hat, die auf dem Kirchhof zu St. Cloud begraben sind. Einweihung des zu Ehren der Gefallenen des 30. Auguſt 1870 auf dem Kirchhof zu Beaumont en Argonne errichteten Monuments . Italien. Kgl. Dec. betr. Aenderungen in der Organiſation der scuola di guerra. Türkei. Novoseloff rückt in den District Novibazar ein und besezt Novavaros (459). 27. Griechenland. Miniſterpräsident Komunduros legt der Kammer einen Geſeßentwurf über die Organisation der Armee vor (93). 28. Frankreich. Kr. Genehmigung des Règlement sur l'instruction à cheval dans les corps de troupe de l'artillerie. Desterreich ፡ Ungarn . F. M. L. Joseph Frh. v. Fiedler † , 88 J. alt, zu Erlau (470). 29. Preußen. Einweihung des Krieger-Denkmals zu Rybnik in Schlesien. Frankreich. Oberst Lacombe, Commandeur des 8. Huſ. Regts., † zu Orleansville in Algerien (478). Desterreich Ungarn . In Pola wird das von der Marine für den Erzherzog Maximilian (Kaiser von Merico) im Parke von San Policarpo errichtete Denkmal in Gegenwart der Erzherzöge Karl Ludwig und Karl Stephan feierlich enthüllt . Rußland (17. Octbr.) . Die der Armee des Kaukasus angehörige 41. Artillerie Brigade, die bisher nur aus 3 Batterien beſtand, ſoll um 2 4pfdge. und 1 Gebirgs Batterie vermehrt werden. Türkei. Die Türken eröffnen das Feuer aus schweren Geschüßen gegen Alexinaz, die Serben räumen die Stadt und die Werke in der Nacht zum 30. (458). 30. Großbritanien. Kgl. Warrant betr. den Ersaß des Offizier-Corps der Infanterie und Cavallerie (first appointments to the Army). Italien. Die am 15. Septbr. zur Uebung einberufenen Mannſchaften der 2. Kate gorie werden auf unbestimmten Urlaub entlassen. Rußland (18. Octbr.). Die 4 Reserve-Sappeür- Bataillone werden in active Sappeur Bataillone umgeformt (122). Spanien. Kgl. Ordre betr. die Vertheilung der Mannschaften auf die 6 erſten Compagnien jeden Bataillons , während für die 7. und 8. Comp. nur der Offizier Cadre, 1 Feldwebel, 1 Sergeant, 1 Hornist beizubehalten. Türkei. Die Türken beseßen Alexinaz (458). 31. Preußen. Die Direction der Pulverfabrik zu Reiſſe hört auf zu functioniren (17. Aug., 26). Türkei. Die lesten Kugeln zwischen Türken und Serben werden beim Brückenkopfe von Trubarevo gewechselt (458). Auf Intervention Rußlands Einstellung der Feindseligkeiten zwiſchen der Türkei und Serbien (458). November. 1. Preußen. Provisorische Anstellung eines Inspecteurs der Militair-Strafanſtalten (28). Italien. Bildung zweier Special- Disciplinar - Compagnien, eine zu Chioggia, die andere zu Barletta. Niederlande. Nachdem Holland op zyn smalst durchſtochen, werden in Gegenwart des Königs der neue Hafen Ymuiden und der Nordsee - Canal feierlich eröffnet und dem Verkehr übergeben ; durch beide wird Amſterdam zur Seeſtadt. Rußland (20. Oct. ). Befehl betr. Reorganisation der Festungs-Artillerie (131 ) . 2. Preußen. A. C. D. betr. den Schulunterricht der Capitulanten bei den Truppen (26) . Reglement über die Remontirung der Armee (12).
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November.
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2. Desterreich - Ungarn. Einweihung des den im Kampfe bei Oswiecim 1866 ge= fallenen Desterreichischen Kriegern auf dem Kirchhofe zu Oswiecim errichteten Denkmals. Kais. Befehl betr. Umwandlung des bisherigen Central - Infanterie - Curs in einen Stabsoffizier Curs für Hauptleute der Infanterie, der Jägertruppe , des Pionier Regts. und für Rittmeister der Cavallerie (106). Rußland. Der Regierungs - Anzeiger veröffentlicht den Kais. Befehl , welcher für 1876 den Termin zur Einberufung der militairpflichtigen jungen Mannschaft auf den 1. (13.) Decbr. festſeßt. Auf Sibirien und die Gouvernements Archangel und Ören burg findet der Befehl keine Anwendung (114). 3. Preußen. Einstellung der Rekruten bei`sämmtlichen Truppentheilen in der Zeit vom 3.- 7. (7). Frankreich. Kr. Verf. betr. die Zahl der scharfen und blinden Patronen , welche für die Mannschaften der 2. Portion des Contingents vom 1. Jan. 1877 ab be= willigt wird. Rußland (22. Oct.). Kr. Verf. betr. Zuſammenſeßung und Etats des Stabes der Commandeure der Artillerie 2 Parks der Armee, der Reserve der ersten Linie der Artillerie der Armee, der Munitions - Depots der Armee und der mobilen Werkstätten der Artillerie der Armee. 4. Bayern. Kgl. Befehl betr . Bewaffnung der unberittenen Mannschaften der Munitions Colonnen , der berittenen Mannschaften der Train - Bataillone u. s. w. mit dem Carabiner M. 71 (20, 338). Rumänien. Der Kriegs- Minister legt der Deputirtenkammer Geseßentwürfe vor, mittelst welchen ein Credit von 4 Mill. Fres. zur Completirung der Bewaffnung der Armee und ferner 400,000 Frcs. zur Deckung von Ausgaben für die Reſerve-Mann schaften für Octbr. verlangt werden. 5. Preußen. Oberst a. D. Heinrich Frh. von und zu Egloffſtein , Ehrensenior des Eisernen Kreuzes, † im 86. J. zu Grimma in Sachſen. Stalien. Kgl. Dec. , nach welchem den Cavallerie - Regimentern die Abzeichen und Namen wieder verliehen werden , welche sie vor dem Dec. vom 2. Septbr. 1871 trugen. Seit letterem trugen sie gleiche Abzeichen und unterſchieden sich nur durch Nummern von einander, da bei der Mobilmachung die Reserven von den Districten eingekleidet werden sollten, während inzwischen für die Cav. Regtr. Magazine mit den Augmentationsvorräthen etablirt sind. Rußland (24. Octbr.). Reglement für die Aushebung der Pferde im Kriegsfall (143). 6. Frankreich Der Senat beginnt die 1. Berathung des Geseßentwurfs betr. die Militair- Verwaltung (61) . 8. Sachsen. Feierliche Enthüllung des Standbildes Albrechts des Beherzten auf dem Burghofe zu Meißen. 9. Frankreich. Der Kriegs- Miniſter verfügt die Bildung von 44 Brigaden Gendar merie zu Fuß (73). Rußland (28. Detbr. ). Genmaj. Shankewitsch, geb. 1831 , †. Er commandirte 1867-69 das Inf. Regt. Nr. 97 und wurde dann Chef des Stabes des Kaſaner Militair-Districts. Spanien. Geſeßentwurf betr. Reorganiſation der Generalität (185). 10. Frankreich. Die Mannschaften, deren Dienstzeit am 30. Juni 1877 endet, werden entlassen (27. Septbr., 64). Kr. Verf. betr. den Eintritt der Mannschaften der Klaſſe 1875 in den Dienst. Die Leute der 1. Portion sollen am 20. Decbr. , die der 2. Portion am 27. Decbr. in Marsch gesezt werden (64). Spanien. Kgl. Ordre betr. die Benennung der nach Auflösung der II. Armee der Occupation der Baskischen Provinzen verbleibenden Armee als Nord-Armee (9. Octbr., 185). 11. Preußen. Gen. d. Inf. v. Schmidt, Gouverneur von Met . † (487). Frankreich. Divgen. Gondrecourt, † zu Schloß Regniès bei Montauban (472) . Rumänien. Die Deputirtenkammer genehmigt den Antrag des Kriegs- Miniſters, daß die Reserven über den für Uebungszwecke normirten Zeitraum bei den Fahnen behalten werden können. Rußland (30. Detbr.). Kais. Ukas betr. die Organisation der Reichswehr (115). 12. Rußland (31. Dctbr. ). Kr. Verf. betr. die Zusammenseßung und die Etats des Transport - Perſonals der Armee - Intendantur aus 14 Sectionen à 350 Fahrzeuge (124).
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Militairische Jahresberichte für 1876.
12. Rußland. Befehl betr. das Tragen von Regenmänteln durch Offiziere ( 140). 13. Frankreich. Präs. Dec. betr. die Bildung von Abtheilungen der Chasseurs forestiers in Algerien (93). Rußland (1. Novbr.). Kais. Befehl zur Bildung von 6 Armee - Corps aus den in den Militair Districten von Odessa, Charkow und Kiew ſtehenden Divisionen. Die active Armee unter dem Oberbefehl des Großfürſt Nikolai Nikolajewitsch d. Aelteren besteht aus dem VII. Corps (Genlieut. Fürst Barclay de Tolly) , VIII. Corys (Genlieut. Radezky ), XI. Corps (Genlieut. Fürst Schachoffśkoi I.) und dem XII. Corps (Genlieut. Wannowski). Chef des Generalstabes Generaladjutant Nepokojtſchięki. Das IX. Corps (Genlieut. Baron Krüdener) und das X. Corps (Genlieut. Fürſt Woronzoff) sollen vorläufig die Küsten des Schwarzen Meeres besezen (140, 149) . Kais. Erlaß betr. die Organisation der Heeresleitung im Felde (139). 14. Preußen. Das Pulver- und Dynamit Magazin der Rheinischen Bahn bei Langer feld explodirt. 14 Ctr. Pulver fliegen in die Luft; von den 17 Ctr. Dynamit ent zündet ſich nur ein geringer Theil und werden von den in die Luft geſchleuderten Dynamit- Patronen etwa 14 Ctr. wieder aufgesammelt. Desterreich Ungarn. C. Verf. betr. Einführung des Petroleums als Conſer virungsmittel für eiserne Geschüßröhre , Gewehre , Gewehrbestandtheile und blanke Waffen. 15. Frankreich. Im Senat beginnt die 2. Berathung über das Geſeß betr. die Armee Verwaltung (61). 16. Frankreich Kr. Verf. betr. Gebrauch des huile antoxyde von Bourgeois u. Comp. zu Paris, Rue Erard 30, zum Schuß der Lagergeräthschaften vor Rost in den Maga zinen und bei den Truppen, nachdem Versuche günstig ausgefallen . 17. Rußland (5. Novbr ) . Kr. Verf. betr. den Postdienst bei der Armee zum Erſat der Verfügung vom J. 1869 und Feststellung der Etats der Büreaus und der Sectionen der Feldpost sowie betr. den Kassendienst bei der Armee im Felde. 18. Desterreich - Ungarn. Kais. Entschließung betr. Activirung der 27. Truppen division zu Krakau (98). 19. Desterreich - Ungarn. C. Verf. betr. Ausgabe der Schießtafeln für die 8em.- und 9em.-Hinterladkanonen M/75 (107, 301). Italien. Kgl. Dec. betr. Aenderungen in der Bekleidung der Offiziere der ver schiedenen Waffen Rußland (7. Novbr.). Bildung beständiger Kasaken - Commandos beim Lehr Infanterie- Bataillon zur Ausbildung im Schießdienſt und Büchsenmacherwesen (134). 20. Stalien. Der König eröffnet die 13. Legislatur des Parlaments und sagt in der Thronrede bezüglich der Armez : Infine converra a condurre senza indugi a termini il ben avviato ordinamento dell' esercito ; novi dobbiamo anche cominciare quelle opere di difesa, le quali rafforzino i meravigliosi baluardi concessi dalla Provvidenza al nostro paese. Spanien. Der Kriegs- Minister Francisco Ceballos legt den Cortes einen Gesez Entwurf über die Organisation und Rekrutirung der Armee vor , welcher auf der allgemeinen Wehrpflicht basirt (185). 21. Frankreich. Der Senat genehmigt in dritter Lesung das Gesetz über die Ad miniſtration der Armee (61). Portugal. Herzog von Saldanha, Gesandter in London, † (485) . Rußland (9. Novbr.). Der Kaiser ernennt 65 Offiziere zu Bahnhofs - Comman danten auf den südlichen u. s. w. Eisenbahnen ; außerdem sollen die Kreisstäbe 49 Offiziere nach ebensoviel Bahnstationen als Commandanten senden (398). 23. Preußen. Genlieut. 3. D. Ernst v. Manstein, † im 83 J. zu Berlin. Desterreich Ungarn. Adjustirungs- und Ausrüstungs- Vorschrift für die Cadetten und Vorbereitungsschulen (104). Griechenland. Die Kammer nimmt die Geseßvorlagen betr. die außerordentlichen Rüstungen und die Organiſation einer Armee von 200,000 Mann an (93). Rußland (11 Novbr.). Kais. Ordre zur Bildung des 3. Bataillons der Festungs Artillerie zu Alexandropol (132). Kais. Ordre betr. Bildung zweier Gebirgs-Batterien, die direct dem Befehl des Commandeurs der Artillerie des Armee - Corps unterstellt werden, dem ſie attachirt sind (121 ). Gen. Beßnossikow †, er hat sich einen Namen durch die sorgsamen Untersuchungen gemacht, welche er in Central-Asien angestellt , um die Richtung der projectirten Bahn von Orenburg nach Taſchkent festzulegen .
Chronik.
November.
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24. Frankreich. Feierliche Enthüllung des Denkmals für die im Kampfe in den Straßen von Boiscommun am 24. Novbr. 1870 Gefallenen des 2. Lancier - Marſch Regiments und der Franctireurs des Oberrhein. Großbritannien. Gen. Sir John Bell † zu London , 95 J. alt. Er trat 1805 als Fähnrich in die Armee, diente in Sicilien , Portugal , Spanien und machte den Feldzug 1814 in Frankreich mit. Den Belagerungen von Ciudad Rodrigo und Badajoz, den Schlachten von Salamanca , Vittoria und Toulouse und dem Kriege gegen die Vereinigten Staaten Nord - America's wohnte er bei. Er war Adjutant König Wilhelm IV. und Lieutenant Governor 1845-1854. Desterreich- Ungarn. Organische Bestimmungen für den Artillerieſtab , für die Feld und Festungs - Artillerie und für das Artillerie Zeugswesen (98-99). Rußland (12. Novbr.). Errichtung des Eisenbahn 2 Bataillons in Moskau . ( 123, 404). Verordnung betr. die Gewährung von Mobilmachungsgeldern und Feldzulagen (143) . 26. Rußland ( 14. Novbr .). Genlieut . Leljakin † (478). 27. Desterreich - Ungarn. F. M. 2. des Ruhestandes Karl Ludwig Serinny † zu Budapest im 68. J. 28. Rußland (16. Novbr. ). Kaiſ. Ordre zur Bildung des 25., 26., 27. und 28. mobilen Artillerie - Parks und des 7. und 8. Parks für reitende Artillerie. Außerdem ſollen der 4., 5., 7. und 8. Park für reitende Artillerie doppelt so stark als etatsmäßig gebildet werden (125, 152). Generaladjutant Alexander Christianowitsch Kapherr †. Er trat 1829 in den Dienſt und wurde 1842 nach dem Kaukasus gesendet, wo er sich bald einen allgemein ge achteten Namen erwarb. Als Oberst erhielt er einen goldenen Säbel mit der Auf schrift: Für Tapferkeit. 1852 zum Genmaj . befördert, wurde er 1858 Militair Gouverneur von Tiflis und zwei Jahre darauf, unter Ernennung zum Genlieut., Senator. 29. Preußen. Gen. der Jnf. v. Gayl, zulezt Gouverneur v. Magdeburg, † in Potsdam im 86 J. Italien. Der Kriegs- Minister legt der Deputirtenkammer den Entwurf eines Gesezes über die Militair-Territorial- Eintheilung des Landes vor, das an Stelle des Gesetzes vom 30. Septbr. 1873 zu treten bestimmt ist. Rußland (17. Novbr.). Ordre betr. allgemeine Grundsäße für den Telegraphen dienst bei der Operations-Armee. 30. Griechenland. Die Kammer genehmigt in dritter Lesung das Militairgeſetz (23. Novbr.) . Italien. Kgl. Dec. betr. die Aufhebung des bisherigen 1. Curſus der Scuola militare, ſo daß derselben nur zwei Studienjahre verbleiben. Desterreich - Ungarn . C. Verf. betr. die Ausgabe der neuen organischen Be stimmungen für den Artillerieſtab, für die Feld- und Festungs - Artillerie und für das Artillerie-Zeugwesen (24. Novbr., 98-99). C. Verf. betr. Verlegung des Stabes der 69. Inf. Brig. nebst dem Brigadegericht Nr. 47 von Maros Vasarhely nach Carlsburg und der Reserve-Compagnie nebst dem Ergänzungs - Compagnie - Cadre des 23. Feld-Jäger-Bat. von Maros Vaſarhely nach Mediasch. Rußland (18. Novbr. ). Generalstabsoffizier Alexander Andrejewitsch Schtscherbinin unweit Charkow. Er nahm an den Kämpfen der Jahre 1812 , 13 und 14 als Offizier des Generalſtabes Theil und befand sich ununterbrochen in der Umgebung Karl's von Toll , der großes Vertrauen in ihn seßte. Ueber das Kriegsleben jener Periode hat er interessante Aufzeichnungen hinterlassen. Nach Beendigung jener Kriege diente er im Civil- und Hof- Ressort und bekleidete das Amt eines Hof marschall. Fast bis zu seinen lehten Stunden verfolgte er aufmerkſam die militai rische Literatur und ordnete seine Aufzeichnungen , die für das Archiv des General stabes bestimmt sind. Auch einige Uebersehungen Russischer Werke in fremde Sprachen lieferte er, so z . B. die Uebersehung des Werkes des General Bogdanowitsch ins Deutsche unter dem Titel : Der Freiheitskrieg Deutschlands im J. 1813. Er starb im 86 J. ſeines Lebens.
December. 1. Desterreich - Ungarn. C. Verf. betr. Activirung des Stabes der 27. Infanterie Truppen-Division (18. Novbr. , 98) . 2. Frankreich. Kr. Verf. betr. Jnmarschsehung der Mannſchaften der 1. und 2. Portion des Contingents, die zum activen Dienſt einberufen .
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Militairische Jahresberichte für 1876.
2. Rußland (21. Novbr.). Erlaubniß zur Annahme von Unteroffizieren der Reſerve als Capitulanten ohne Rückſicht auf die außer Dienſt zugebrachte Zeit (145). 3. Deutschland. Prof. H. A. Th. Köchly †, nachdem er kurz zuvor von der wissen schaftlichen Reise nach Griechenland in Begleitung des Erbprinzen Bernhard von Sachsen-Meiningen zurückgekehrt war. Er ist 5. August 1815 zu Leipzig geboren und war bis 1849 Lehrer an der Kreuzschule zu Dresden, verließ aber nach der Maikatastrophe Sachſen und bekleidete dann zuerſt in Zürich , zuleht in Heidelberg eine Professur der klaſſiſchen Philologie. Er gab in Gemeinſchaft mit Oberſt W. Rüſtow eine " Geschichte des Griechischen Kriegswesens von der ältesten Zeit bis auf Pyrrhos“ und „ Die Einleitung zu Julius Cäsare Commentarien über den Galliſchen Krieg“ heraus und bearbeitete im Anschluß an ersteres Werk die bedeutendsten Griechischen Kriegsschriftsteller mit Rüstow deutsch. Zu seinem Tode soll eine Verlegung des Schädels beigetragen haben, die er sich auf dem Schlachtfelde von Marathon durch einen unglücklichen Sturz mit dem Pferde zugezogen. Frankreich. Feierliche Einweihung des zum Andenken an die im Kriege 1870 bis 1871 Gefallenen errichteten Denkmals zu Lagny . Großbritannien. Gen. William Prescott † zu Genua im 75. J. Spanien. Kr. Verf. betr. die Egalisirung der Stärke der Bataillone der Infanterie auf 500 Mann, sowie der Jäger- und Reserve-Bataillone, welche proviſoriſch unter den Waffen gehalten werden, auf 535 Mann (183) . 4. Belgien. Gen. a. D. Louis Guillaume Brixhe, geb. 11. Novbr. 1787 zu Spa, †. Er trat 8. Juni 1806 als Eleve der Militairſchule in Franzöſiſchen Dienſt , wurde 14. Decbr. 1806 Souslieutenant im 13. Dragoner-Regt., 1. April 1811 Lieutenant, 17. August 1813 Capitain und nahm 26. Jan. 1815 seine Entlassung. Er wohnte den Campagnen von 1806, 1807 und 1808 in Deutschland und Polen, von 1809 in Spanien, von 1810 in Portugal , von 1811-1812 in Spanien und von 1813 in Deutschland bei und wurde 13. Novbr. 1810 bei Siles durch einen Schuß am linken Arm und am 11. Auguſt 1812 bei Alas Rosas durch einen weiteren Schuß verwundet. Am 25. Jan. 1815 als Capitain im 1. Regt. Belgische Husaren in Niederländischen Dienst getreten , wurde er 20. Detbi 1825 Major und trat 17. Detbr. 1830 in Belgischen Dienst. Mitglied der commission de guerre am 18. Octbr , wurde er 21. d. Mts. als Oberst Commandeur der Gendarmerie. Am 4. August 1832 Genmaj. z. D., wurde er am 26. Juni 1835 penſionirt. Schweden. Das Leib- Regt. und das Weſtgöta-Regt. feiern die 200jährige Wieder kehr des Tages der Schlacht bei Lund, in der 1676 Carl XI. die Dänen beſiegte. Vereinigte Staaten Nord - America's . Gen. Samuel Cooper, zulezt General Inspecteur der Conföderirten Staaten, † zu Cameron, Virginia (464). 5. Desterreich - Ungarn. F. 3. M. Graf August v. Degenfeld-Schonburg † zu Alt münster in Ober-Desterreich (468). Frankreich. Kr. Verf. betr. Aenderung der Zuſammenſchung der Cadres und des Etats der 5. Compagnie Remontereiter (76). Italien. Kr. Verf. betr. Bildung der 14. Sappeur- Compagnie des 2. Genie- Regts zu Venedig am 1. Januar 1877. 8. Rußland (27. November). Kaiſ. Befehl betr. Stiftung einer Kriegsmedaille für die Unterwerfung des Chanats Kokan vom 6. August 1875 bis 15. September 1876 (428). Rumänien. Fürstliches Decret betr. Organiſation der Territorial-Armee (112). 9. Bayern. Kgl. Ordre zur Ausrüstung der Ulanen-Regtr. excl. der Unteroffiziere, Trompeter und Pioniere mit Carabinern M. 1871 und betr. Wegfall des Cüraffſes bei den Cüraſſier-Regtrn und Bewaffnung derselben mit Carabinern M.1871 (20, 232, 338) . 12. Belgien. Kgl. Dec. betr. Aenderungen in dem Reglement über die Disciplin (50). Frankreich. Kr. Verf. betr. Aenderung des Namens des Constructions -Arſenals der Artillerie zu Tarbes in atelier de construction de Tarbes und des Parks der Brücken- Equipagen zu Avignon in atelier de construction d'Avignon, beides vom 1. Januar 1877 ab. Rußland (30. November). Reglement für die Etappen-Commandanten und Etappen Chefs auf den Communicationslinien der Armee und innerhalb des von ihr beſeßten Rayons (405). 14. Desterreich = Ungarn . C. Verf. betr. die Verwendung von Unteroffizieren zum Offiziers-Stellvertreterdienst während der Mobilität und im Kriege. Rumänien. Die amtliche Zeitung veröffentlicht_ein_Decret des Fürſten, durch welches außer den bereits bestehenden 8 Regtr. Dorobanzen die Errichtung von 8 weiteren Regtr. Dorobanzen angeordnet wird (112).
Chronik. 14.
December.
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Vereinigte Staaten Nord - America's . Inspector General der Armee Hardie † zu Waſhington (474). 15. Frankreich. Der Kriegs-Minister sendet den commandirenden Generalen die In struction pratique des cadres d'infanterie. Großbritannien. Gen. William Arbuthnot †, 90 J. alt. Er hatte die Schlachten von Oporto, Talavera und Busaco mitgemacht, war aber schon als Oberstlieutenant in den Ruhestand getreten. Rußland (3. December). Befehl betr. die Ersaß-Bataillone der Garde, der Grena diere und der Schüßen (127). 16. Frankreich Präsidial Decret betr. Eintheilung des gesammten Kriegsmaterials in solches für den laufenden Dienst und solches für die Reserve (matériel du service courant und matériel de la réserve). Großbritannien. Gen. Hodson, der lange in Indien gedient, † im Alter von 66 Jahren. Desterreich - Ungarn. C. Verf. betr. die Gebührsbeſtimmungen aus Anlaß der neuen Organisation und Administration der Feld-Artillerie (98). Rumänien. Der Kriegs-Minister bringt in der Deputirtenkammer eine Vorlage ein, nach welcher die Gemeinden verpflichtet werden , die Familien der einberufenen Mannschaften der Territorial-Armee zu unterstüßen. Eine weitere Vorlage suspendirt das Rekrutirungsgesetz vom 1. Januar 1877 ab. 17. Stalien. Kgl. Decret betr. Festsetung der von den Einjährig-Freiwilligen laut Art. 116 des Rekrutirungs - Gesetzes vom 26. Juli 1876 einzuzahlenden Summen auf 1600 Lire für die Cavallerie, auf 1200 Lire für die Infanterie. Schweiz. Oberſt- Diviſionair Egloff feiert sein 50jähriges Militair- Dienſtjubiläum zu Zürich. Vereinigte Staaten Nordamerica's. Brevet- Genmaj . William Francis Bart lett, ein ausgezeichneter Offizier der Freiwilligen während des Secessionskrieges, † zu Pittsfield , Massachusetts. Er verlor während der Halbinsel- Campagne ein Bein, wurde später noch zwei Mal verwundet und bei Petersburg 1864 gefangen. 18. Frankreich. Decret betr. Feststellung des Cadres der Normalſchule der Gym naſtik (84). Der Marschall -Präsident ernennt den Vorſißenden und die Mitglieder des berathenden Comités für die Pulver- und Salpeter-Angelegenheiten. Italien. Der Kriegs-Miniſter legt der Deputirtenkammer einen Geſeß- Entwurf vor, der einen außerordentlichen Credit von 15 Mill . Lire für die Jahre 1877, 1878 und 1879 für Handfeuerwaffen und deren Munition fordert. 19. Desterreich - Ungarn. Kaiserl. Entschließung betr. Organiſation des Landwehr Stabsoffizier-Curſes. F. M. L. Joseph Kamptner † zu Wien. 20. Frankreich. Die 1. Portion des Contingents gelangt zur Einstellung (62). 21. Preußen. Das neue Gebäude der Vereinigten Artillerie- und Ingenieur-Schule am Hippodrom zu Charlottenburg wird in Gegenwart des Deutschen Kaisers feierlich eingeweiht. Dänemark. General La Cour † (465) . 22. Frankreich Der Kriegs- Minister legt der Deputirtenkammer das vom Senat be rathene Gesetz über die Adminiſtration der Armee vor (61). Rumänien. Die Deputirtenkammer nimmt die Vorlage betr. die Aufhebung des Rekrutirungs - Gesetzes vom Februar 1876 und die Wiedereinführung des Rekrutirungs Gesezes von 1874 an. 23. Preußen. Kr. Verf. betr. den Dienſt der Oberroßärzte bei den Truppen. Frankreich. Règlement sur l'organisation et l'administration des sections techniques de chemins de fer de campagne (387). Desterreich- Ungarn. Kais. Sanction des vom Reichsrath beschlossenen Rekruten Contingents für 1877. Die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder haben 54,541 M. für das ſtehende Heer und 5454 für die Erſahreſerve zu stellen. 25. Serbien. Der Russische General Nikitin kommt in Belgrad an, um ſtatt Tschernja jeff das Commando zu übernehmen. 26. Frankreich. Règlement sur le service veterinaire dans les corps de troupe et les armées en campagne . Rumänien. Die Deputirtenkammer genehmigt den Geschentwurf, durch den die Gemeinden verpflichtet werden , die Felder der einberufenen Reserviſten zu beſtellen und für deren Familien zu sorgen.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
27. Bayern. Genlieut. a. D. Heinrich v. Buz † in München. Frankreich. Die 2. Portion des Contingents gelangt zur Einstellung (20. Decbr., 62). Griechenland. Die Deputirtenkammer genehmigt außer der Vorlage betr. Bewilli gung eines Credits von 10 Mill. zu außerordentlichen Rüstungen auch die Vorlage betr. Einberufung von 120,000 M. Desterreich Ungarn. F. M. L. Friedrich Baron v. Marburg †. 1859 machte er als Major im 4. Ulanen-Regt den Feldzug in Italien mit; 1864 zum Commandeur des Husaren-Regts Graf Haller ernannt, machte er mit dieſem den Feldzug in Böhmen 1866 mit und zeichnete sich bei Gitschin, Königgräß und Prerau beſonders aus. 1869 zum Gen. befördert, erbat er 1875 den Abschied. 28. Türkei. Die zu Constantinopel tagende Conferenz der Europäiſchen Großmächte verlängert den zwischen der Türkei und Serbien, Montenegro bestehenden Waffen stillstand auf 2 Monate, d. h. bis zum 1. März 1877 (31. October, 458). 29. Desterreich - Ungarn. C. Verf. betr. die Ausgabe des Dienstreglements für das 1. t. Pionier-Regt (101). 30. Rußland (18. December). Kaiſ. Befehl betr. proviſoriſche Reorganiſation der Bela gerungs-Artillerie (153).
Alphabetisches
Namen-
Abdurachman Awtobatſchi in Kokan 430. Abelgranate 293. Abkochen im Felde, Instr. für , in Dester: reich- Ungarn 101. Achselschwang, Remontedepot 11 Actes du gouvernement de la défense na tionale 411 . Administrationsſchule in Frankreich 83. Alexinaz, Kämpfe um, 452, 458. Alimpić, Serbischer General 454. Ancker, Prlieut., † 496. Andernach, Jubiläum der Schlacht 518. Andydjan, Angriff auf, 437 — zweiter An griff auf, 439. Anfangsgeschwindigkeiten der Geschosse der Feldgeschüße 303. in Angriff der Inf. in Frankreich 204 England 217 - in Schweiz 226. Applicationsschule der Artillerie und des Genie in Frankreich 83. Applicationsschule des Generalstabes in Frankreich 83. Arbeiter-Bataillone in Rußland 113, 134. Arbuthnot, General † 525. Armee- Corps in Rußland 140 -- in Ser bien 180 - in Türkei 188. Armeeverwaltungs- Gesek in Frankreich 61. Armirung der Festungen in Rußland 323. v. Arnim, Neue Waffen, neue Taktik ? 228. Artillerie in Egypten 56 in Frankreich 78 in Spanien 184. Artillerie - Offiziere der Pläße in Deutſch land 4. Artillerieparks in Rußland 124, 152. Artillerie- Train in Frankreich_78. Ashley. Life of viscount Palmerston 414. v. Asselt, Liebler, F. M. L. † 498.
und
Sach - Register.
Atjeh, Krieg der Niederländer gegen , 424. Aufgebote in Schweiz 157. Aushebung , Beurtheilung der Wehrpflich tigen in Dänemark 53. Ausrüstung der Eisenbahnwagen für Trup pentransporte in Deutschland 25. Auszug in Schweiz 157. Avancement der Öffiz. in Belgien 48 in Egypten 58 - in Frankreich 87 in Schweiz 174. Avantgardengefecht in Frankreich 207. Avni Paſcha, Huſſein, ermordet 449 . Art als Pionierwerkzeug 282. Aziz , Abdul , wird entthront, Murad V. Sultan 449. Backöfen, transportable, in Frankreich 65. Bagration, Fürst, General + 498. Bajonetfechten der Inf. in Preußen 16 in Belgien 51 . Ballistik 346. Ballistische Leistungen der Feldgeſchüße 303. Balyktschi, Gefecht bei, 438. Frhr. v. Barnekow, Jubiläum 513. Bartlett, General † 525. Bataillonsschule in Schweiz 223 . Bauwesen in Desterreich-Ungarn 99. Beaumontgewehr in Niederlanden 341. Beck, Hauptmann † 508. Becker. Deutsche Reiterei in den Kriegen der Urzeit und des frühen Mittelalters 256. Befestigungswesen 265. Beförderungen in Schweiz 174. in Egyp Bekleidung in Belgien 49 ten 57 -- in Frankreich 75 in Dester in Rußland 140 reich-Ungarn 107 in Schweden 155 - in Schweiz 161. Belagerungs- Artillerie in Rußland 153, 322.
Alphabetisches Namen- und Sach-Register.
Belagerungsgeschüße in England 311 -- in Frankreich 315 , 324 -- in Desterreich Ungarn 318- in Rußland 319. Belgiens Heerweſen 46. Belknap tritt vom Kriegs 2 Ministerium zurüd 191 , 499. Bell , General † 523. Beobachtungsstationen fürWaſſertemperatur, Grundwasser und Wafferhöhe in Dester reich- Ungarn 109-110. Berdangewehre in Rußland 141 , 342. Berthaut wird Kriegs- Minister 69. Bejagungstruppen in Deutschland 24. Besserungs -Compagnien in Rußland 134. Beßnossikow, General † 520. Beurlaubtenstand . Uebungen des B. in in Bayern 18 -- in Deutschland 17 Frankreich 63. Beurnonville, General, Nekrolog 461 . Bewaffnung der Cavallerie in Preußen 20, in Bayern 20, 232. 232 Bewaffnung in Egypten 57 —in Schweiz 161 . Beweglichkeit der Feldgeschüße 311. Beyen, Kriegs - Minister 517. Bezirks - Commandos in Deutſchland 37. Bjelina, Kämpfe bei, 454. Bilana, Gefechte bei, 446. Biwaksdienst in Frankreich 216. Blanchard, General , Nekrolog 461 . v. Bockelberg. Instruktionen des General Schmidt 254. Böcklin. Detailausbildung der Inf. 228. Bombardement von Festungen 271. v. Bose, Jubiläum 518. Bosnien, Kämpfe in, 440. Brarton J. Bragg , General † 517 . Brialmont, la défense des états et les camps retranchés 267. Brieftauben in Deutschland 41 ― in Frank reich 67. Brigaden in Desterreich-Ungarn 98. Brigade Recognoscirungsreisen in Frank reich 208 Briskorn, General † 507. Brirhe, General † 524. Brodesser, Feldzeugmeister, Nekrolog 462. Fronbeek, Invalidenhaus zu , 501 . Brückentrain in Frankreich 80 - in Ruß land 124 in Schweiz 165. v. Brunner. Leitfaden zum Unterricht in der beständigen Befestigung 277 -Leit faden zum Unterricht in Feldbefestigung 281 - Medaille 500. Budget für Armee in Deutschland 33 in in Belgien 52 - in Egypten 59 Frankreich 67 - in Desterreich- Ungarn 110 in Portugal 111 in Rußland 148 - in Schweiz 178. v. Budrizky, General, Nekrolog 462. Buls, General, † 496 . 1 Buna, Gefecht bei den Defileen von, 455. Bundesheer der Schweiz 159.
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Buz, General † 526. Bylandt-Rheidt, Grf., wird Kriegs -Minister 97 Cabrera , Grf. v. Morella † 515. Cadettenschulen in Desterreich-Ungarn 104. Cadregeset in Frankreich 60. Cameron, Kriegsminiſter d . Ver. Staaten 191. Campagna del 1866 in Italia 412. Camponi. Montecuccoli 416. Campos , Martinez , Befehlshaber der II. Armee 419, 518. Cantonnementsdienst in Frankreich 216. Capitulanten- Schulunterricht inPreußen 26. Capitulationen in Preußen 6. Carabiner M. 71 in Bayern 20 - in Deutschland 337. Carabineros in Spanien 184. Cardinal v. Widdern. Strategische Caval lerie Manöver 238, 257. Carree in Preußen 199. Casernement in Belgien 48 - in Ruß land 144. Castellazzi, General † 514. - in Egypten 56 Cavallerie in Sachſen 4 — in Frankreich 75 - in Rußland 118 in Spanien 183 in Schweiz 163 in Italien 253. in Ver. Staaten 193 Cavallerie- Division des 15. Armee-Corps -in Frankreich 76, in Deutschland 3 Kaukasische Kasaken- Diviſion in 243 Rußland 118. Cavallerieschule zu Saumur 83. Cavallerie Uebungen in Deutschland 16, in Rußland in Bayern 17 232 235 in Frankreich 245 - in Dester in Italien 253 reich-Ungarn 251 bei Konit 256. Cavallerie - Uebungsreiſen in , Deutſchland 19, 232, 254. de Teva, General, Nekrolog 463. Chargenpferde in Preußen 12. Chasseurs forestiers in Algerien 93. Chesney, Oberst † 501 . Ciſſey, tritt vom Kriegsministerium zurück 69. Civilgarde in Spanien 184. Clericalismus in Frankreich 85, 89. Cochius, General, Nekrolog 463. v. Colomb, aus dem Tagebuche 411 Blücher in Briefen 415. Commandanturen in Festungen Deutſch lands 30 - in offenen Städten Deutsch lands 31. Commandirende Generale der Armee-Corps in Frankreich 72. Compagnie- Colonnen in Frankreich 201 ·――― in Schweiz 225. Compagnieschule in Schweiz 220. Controlversammlungen in Belgien 49 in Frankreich 92. Cooper, General, Nekrolog 464. Graf Coronini, Jubiläum 497. v. Cofel, General, Nekrolog 465. Cosel, Auflösung der Fortification 26.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
la Cour, General, Nekrolog 465. ! Eisenbahn-Jubiläum in Darlington 380. in Eisenbahntruppen_in_Deutſchland 3 Cours spéciaux d'enseignement militaire supérieur 82. Bayern 5 - in Frankreich 79, 387 in Rußland 152, 404 — in Schweiz 166. Graf Crenneville, General, Nekrolog 466. Eisenbahn-Truppentransporte in Desterreich Csolak Antić, Serbischer Oberst 453. Ungarn 389 . Cürassiere in Bayern 20. Custer, von den Siour vernichtet 192. — Ne Elektrische Entfernungsmesser für Küsten batterien 331. krolog 466. v. Czerlien, fortificatorische Studien 276. Elgueta, Schlacht von, 422. Dabar, Gefecht bei, 442. Emmerich, Gefechtsfeuer der Infanterie 228. Dänemarks Heerwesen 52. Endgeschwindigkeiten der Geſchoſſe der Feld Danilograd, Gefecht bei, 459 geschüße 303. Dargent, General, Nekrolog 468. Engelhardts eiserne Feldlaffete 302. Entfernungsmesser für Küstenbatterien 331. Graf Degenfeld- Schonburg, F. 3. M., Ne frolog 468. Entlassung in Schweiz 175. Degradation in Belgien 50. Frhr. v. Entresz- Fürsteneck, General † 517. Deines, Geſchichte des Königs - Huſaren Erfurt, Auflösung der Fortification 26. Regiments 256. v. Erichsen, General, Nekrolog 470. Erinnerungs-Medaille in Dänemark 53. Delvigne, Capitain, Nekrolog 469. Demonstrative durch Inf. in Frankreich 206. Ersazbatterien in Rußland 129. Derwisch Pascha, Vali von Bosnien 441 . Ersagescadrons in Rußland 128. Erfaßtruppen in Rußland 127. Desertionen in Vereinigten Staaten 194. Escadrons d'éclaireurs volontaires 76. Despotovics, Anführer in Bosnien 454. Deus, General † 503. Estella, Kämpfe bei, 420. Etappenreglement in Rußland 405. Deutschlands Heerwesen 3. Dienstalterszeichen in Bayern 29. Eugens von Savoyen Feldzüge 416. Exercir-Reglement für Preuß. Inf. 13, 197 Dienstpferde in Frankreich 78. - für für Preuß. Cav. 14, 230, 259 — Dienstreglement in Desterreich- Ungarn 101. Preuß. Feld Artill. 14, 258 -- für Preuß. in Frankreich Dienstzeit in Egypten 57 Fuß-Artill. 15 - für Bayer. Cav. 15 — 60 in Norwegen 96. für Bayer. Pioniere 15 -- für Franz. Disciplinar-Reglement in Belgien 50. in Inf. 75, 200 für Franz. Cav. 77, Divisionen in Desterreich-Ungarn 98 238 für Russ. Cav. 146, 233 - für Schweiz 167. Italien. Inf. 218 ――― für Schweiz. Inf. Divisionskreise in Schweiz 158. 220. Divisions-Lazarethe in Rußland 126. Ducić, Archimandrit, bei Novavaros 454. Eyub Pascha, Achmed , Türkischer Befehls Ducrot, défense de Paris 410. haber 451. Feld-Artillerie in Bayern 5 - in Defter: Dufour, Sonderbundskrieg 413. in Rußland 119 Duga-Paß, Kämpfe um den, 446. reich-Ungarn 99 in Schweiz 164. Duncker, Sammlung von Auffäßen 415. Feld = Artillerie Material in England 293 Duportal Dugoasmeur, General † 502. in Italien 302 in Frankreich 293 Dupré, General, Nekrolog 469. in Rußland 302. Dyunis, Entscheidungskämpfe bei, 456. Feldbefestigung 278. Eastbourne, Schießversuche mit Belagerungs geschüßen 311. Felddienst in Frankreich 209. Feldpionier 287. Eclaireurs volontaires in Frankreich 76. Ecole de guerre in Belgien 47. Feld Signal- Abtheilungen in Desterreich: Ecole de volontaires in Belgien 47. Ungarn 100. Fergana , Gebiet von , das frühere Kokan, Egloff, Divisionair, Jubiläum 525. in Rußland einverleibt 439. Frhr. v. Egloffstein, Oberst + 521. Ausdeh Egyptens Heerwesen 55. Festungen in Deutschland 26 Truppen für dieſ. 272. nung ders. 269 Ehrenlegionaire , Begräbnisse derselben 88. Einjährig Freiwillige in Frankreich 60, 85 Festungs - Artillerie in Frankreich 78 - in Desterreich-Ungarn 99, 324 ---- in Ruß -in Desterreich- Ungarn 101. land 131 , 323. Eisenbahnbenutzung, militairische, Skizze der Geschichte 381 - Maßregeln in Preußen Festungs- Artillerie - Directoren in Desterreich Ungarn 99. 386 in Rußland bei der Mobilmachung -Festungsbauten in Deutschland 44, 266 392 - Vortrag des Oberst Kazanski 399. Frankreich 66. Eisenbahn -Commiſſion, militairiſche perma Festungs- Infanterie in Rußland 130, 153. nente, in den Niederlanden 387. - in Festungspionier 284. Eisenbahnen in Frankreich 66, 383 Feuergefecht der Inf. in Rußland 146. Deutschland 381 — in Rußland 394.
Alphabetisches Namen und Sach- Register .
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Feuerwerks - Perſonal in Bayern 5 - in Goransko, Expedition nach, 446. Gouvernements Bataillone in Rußland Preußen 26. 134. Frh. v. Fiedler, F. M. 2. Nekrolog 470. Fischer. Die heutige Inf. - Taktik und ihre Grahowa, Gefecht bei, 459. Entwickelung. 228. Granatwirkung der Feldgeschüße 305. Fleck, Jubiläum 510. Granger, General, Nekrolog 473. Fortification in der Kriegsvorbereitung 265 Grasgewehr 65, 338. - in der Kriegführung 278. Griechenlands Heerwesen 93. Fortificationstruppen in Schweden 155. Grf. v. d . Groeben, General, Nekrolog 473. de Forton, General, Nekrolog 471. Großbritanniens Heerwesen 94. General † 509. Guerin, Frankreichs Heerwesen 59. Fremden-Legionen in Griechenland 94. Guetaria, Kämpfe bei, 423. Gußeisen als Rohrmaterial in Rußland 319. Friedrich, Prinz von Heſſen, † 519. Friedrich, Prinz der Niederlande, Jubiläum | Gymnaſien (Milit.) in Rußland 136. 512. Halbinvaliden-Abtheilungen in Bayern 6. Fruhwirth Magazingewehr 342. Hamdi Pascha, interimistischer Befehlshaber, 443. Fuß-Artillerie in Preußen 4, 325. Garnisons-Compagnien in Bayern 6. Hann v. Weyhern, Ausbildung einer Esca dron 256. Garnisonwechsel in Frankreich 90. v. Gayl, General † 523. Hardie, General, Nekrolog 474. in v. Hartmann , Kritiſche Versuche 254 , 408. Gebirgsbatterien in Rußland 121 v. Hartmann, General † 500. Schweiz 164. Gebirgskanonen in Desterreich - Ungarn 107. Haupt, Mathematische Theorie der Flug Gefängnißwesen in Preußen 28 ―――― in Ruß bahnen gezogener Geschosse 349. land 135. Hauptstab in Rußland 139. Hays, General , † 514. Geistlicher Dienſt in Frankreich 84. Grf. Henckel v. Donnersmarck, General + 514. Gemminger. Flüchtige Feldbefestigung . 281 . Gendarmerie in Frankreich 73 - in Ruß Henry . Martini - Gewehr in Großbritannien land 134. 339. in Spanien Herbert, General, Nekrolog 474. Generalität in Frankreich 71, 185. Herrmann, Prinz zu Waldeck + 518. Generalstab in Frankreich 61, 72 - in v. Herrmann, General, Nekrolog 475. Schweiz 166. Herzegowina, Kämpfe in der, 440. Generalstabs- Uebungsreisen in Deutschland Hinterladungsgeschüße in Dänemark 55. v. Hirsch, General, † 503. 19 in Belgien 47 — in Rußland 148. Generalstabswerk über Krieg 1859 in Italien Hoffbauer , Taktik der Feld • Artillerie 261 Deutsche Artillerie in den Schlachten 413 über Krieg 1870-71 in Frank reich 408. um Met 410. v. Honneur, General, Nekrolog 475. Genie in Frankreich 79 in Desterreich Ungarn 99 - in Schweiz 165 ―――――― in Hornisten in Rußland 116. Spanien 184. Hospitaldienst in Frankreich 61. Grf. de la Howarderie, General † 515. Genußwasser - Untersuchung in Desterreich Ungarn 109. Hufbeschlag in Frankreich 77. Georg, Herzog v. Meckt. Strelit † 509. d'Hurbal, General, Nekrolog 476. Frhr. Jablonsky v. Monteberico, F. Z. M. Gepäck der Franz. Cav. 241 . 476. Gerichtswesen in Egypten 59 in Frank reich 84. Jähns, Königgrät 412. Gesundsheitspflege in Desterreich = Ungarn Jalonneurfahnen in Rußland 141 . 109. Infanterie in Egypten 56 - in Frankreich 73 - in Rußland 116 in Schweiz de Gevigny, General, Nekrolog 471. 162 in Spanien 183. Gewehr M/71 in Deutschland 337. Gewehrpulver 343. Infanterie-Feldwerk 280. Girard. La fortification de campagne Ingenieur ፡ Berathungs - Commiſſion in appliquée 280 . Bayern 5. Ingenieur-Comitee in Preußen 4. Glamoć. Stadt und Fort von den Bosniern erobert 454. Ingenieur-Corps, Trennung deſſelben 283. Glavskidol, Ueberfall einer Colonne 444. Ingenieur- Parks in Rußland 126. Ingenieur-Truppen in Rußland 122. v. Görger St. Jörgen, F. M. 2. † 511. Golowatſchew, Befehlshaber gegen Kokan 431 . Innere Ballistik 353. Inspecteur der Schüßen in Rußland 139. v. d. Golt. Operationen der II. Armee an Loire 409. Inspection der Mil. - Strafanſtalten in Preu Ben 28. Gondrecourt, General. Nekrolog 472. 34 Militairische Jahresberichte 1876.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Instruction pratique sur le service de l'in Küstengeschüße und Marinegeschüße in Eng fanterie en campagne 209. land 38 Tons 312, 81 Tons 313 - in Instruction provisoire sur le service de l'ar Italien 100 Tons 315, 90 Tons von Roffet 317. tillerie en campagne 77, 264. Instruction sur le service de la cavalerie Lacombe, Oberst, Nekrolog 478. éclairant une armée 77, 244. Lafayette, Statue in New-York 516. Instructionsoffiziere in Schweiz 170. Lager, stehende, in Frankreich 90. Lagerfestungen 274. Intendantur in Frankreich 73. Intendantur-Transport in Rußland 124. Lahitolle Geschütz 293. Invalidenhäuſer in Desterreich-Ungarn 98. Landesvermessung in Deutschland 26. Invalidität in den Armeen Preußens 377 Landesvertheidigung 267. Rußlands 378 - Desterreich- Ungarns Landsturm in Griechenland 94. in Schweiz 378 Frankreichs 379 Großbritan Landwehr in Griechenland 93 157. niens 379. Landwehr- Dienstauszeichnung in Bayern 29. Frhr. v . John, F. Z. M. Nekrolog 477. Irregulaire Truppen in Egypten 56. La Plata Pferde in Frankreich 65. v. Laroche, General † 498. Jund, Deutsch- Französischer Krieg 409. Lawa der Kasaken 234. Junkerschulen in Rußland 135. Lawroffs Bronce 319. Kamptner, F. M. L. † 525. Kapherr, General † 523. Lazarethe in Egypten 58 - in Frankreich 61. Karlistenkrieg 419. Kartäſchpatrone für Gendarmerie in Italien Legnago, Jubiläum der Schlacht 507. 341. Lehmann, Knesebeck und Schön 415. Lehrtruppen in Rußland 134. Kartätschwirkung der Feldgeſchüße 308. Leljakin, General, Nekrolog 478. Kasaken-Reglement 146, 233. Lemoyne, Campagne de 1866 en Italie 412. Kasaken-Woisskos 136 . v. Kaufman, General Gouverneur von Leopold, Spaniens Bürgerkrieg 411. Turkestan 430. v. Lettow-Vorbeck, Leitfaden für Unterricht in Taktik 227. Kazanski, über militairische Benußung der Eisenbahnen 399. Ler, Oberstabsarzt † 513. Kerim Pascha, Abdul, Oberbefehlshaber der Ljeschanin, Serbischer Oberst 453. Türken 450. Liesken, Remonte- Depot 9. v. Linhard, General-Auditeur † 506. v. Kirchbach, Jubiläum 506. Literatur über Taktik der Inf. 227 — über Frhr. v. Kirchbach, F. M. L., † 496. Taktik der Cav. 253 über Befestigungs: Klerek, Niederl. Kriegs - Minister 494, 516. Knjazevać von den Lürken angegriffen 451. wesen 266 über Handfeuerwaffen 345 Köchly, Professor † 524. über Kriegsgeschichte 407. Ljubibratić, Anführer der Insurgenten in Kokan, Feldzug der Ruffen 429. der Herzegowina 441 , 447. Koller, Bar., tritt vom Kriegsminiſterium zurück 97. Localtruppen in Rußland 130, 133. v. Lorschheim, Mil.-Ober-Intendant † 506. Korewo, General † 502. Luftschifffahrt in Frankreich 66. Korssakow, General † 505. v. Korth, General + 502. Luftwiderstand 348. Luitpold, Prinz von Bayern, Generalfeld Krankenstand in den Armeen 360. Kriegs-Akademie in Frankreich 82. zeugmeister 29. Lund, Jubiläum der Schlacht 524. Kriegsarchiv in Oesterreich-Ungarn 98. Machram, Angriff auf, 432. Kriegschargirung der Feldartillerie in Ruß Mac Pherson, Statue in Washington 519. in Schweiz 162. land 141 Manganbronce 314. Kriegsleistungen in Deutschland 23. Kriegs- Ministerium in Bayern 5 ―― in Mangold, Geschichte des Bürgerkrieges 412. v. Manstein, General † 522. Frankreich 69 ――― in Desterreich- Ungarn in Rußland 139. 97 Bar. v. Marburg, F. M. 2. † 526. in Dä Marschdienst in Frankreich 214. Kriegsspiel in Belgien 48, 407 in Deutschland 406 --- in nemark 54 Mathematische Behandlung der Taktik 229. Maximilian, Erzherzog, Denkmal in Pola520. 407 in Italien — 407 Ungarn Desterreich- in den Niederlanden 407. Medun, Türkisches Fort, übergiebt sich den Kriegsstammrollen in Bayern 7. Montenegrinern 459. Meteorologische Beobachtungsstationen in v. Krismanic, General, Nekrolog 478. Kroierus, General † 504. Desterreich -Ungarn 109. Meydell, General, Nekrolog 479. Krümperpferde in Preußen 13. Küsten-Artillerie in Deutschland 326. Mezzacapo, Kriegs- Minister 501. Küsten-Batterien, Dienſt in denselben, 327. Militair-Anwärter in Preußen 29.
Alphabetisches Namen- und Sach- Register . Militair Departement in Schweiz 176. Militair-Divisionen der Ver. Staaten 191. Militair-Pflichtersaßsteuer in Schweiz 157. Militair-Roßarztschule in Berlin 4. Militair-Statiſtik 356. Militair-Wochenblatt, Jubiläum 510. Militair : Zeitung , Allgemeine, Jubiläum 518. Milizsystem im Serbischen Kriege 460. Mineur Reglement in Bayern 15. Minimal- Schartenlaffete in England 315. Mirabello, General †, 498. Mitrailleusen in Rußland 120 . Mobilmachung in England 95 -- in Ruß land 149. Grf. Moltke, Briefe aus der Türkei 413 Statue in Parchim 518. Montenegros Krieg gegen die Türkei 449. Mörser in Desterreich- Ungarn 319. Mörserlaffete in Rußland 320. Montirungsdepots in Rußland 141. Montirungs - Werkstätten in Rußland 141 . Morbidität in den Armeen Preußens 365 Rußlands 366 - Oesterreich-Ungarns 367 - Frankreichs 368 — Großbritanniens 371. Morin, General, Nekrolog 479 . Mortalität in den Armeen Preußens 372 Rußlands 372 - Desterreich- Ungarns 374 - Frankreichs 375— Großbritanniens 376. v. Münchow, General, † 511 . Mukhtar Pascha 446. Mundportionen in Deutschland 24. Munitions -Ausrüstung d. Feldgeſchüße 309. Munitions - Colonnen in Frankreich 65 in Schweiz 165. Munitionsersatz im Gefecht in Rußland 219. Munitionskarren in Rußland 119. Munitionswagen in Rußland 120. Murad V. wird abgeſeßt und Abdul Hamid | Sultan 456. Muratovizza, Gefechte bei, 445. Murten, Jubiläum der Schlacht 509. Namangan, Einnahme von, 438. Nat, General, † 496. Grf. Neipperg, Jubiläum 508. Neiße, Auflösung der Pulverfabrik 26. Nessler, Oberst, † 501. Nevesinje, Gefecht bei, 442. Neyt, General, † 516. Nichtcombattanten in Rußland 114. v. Nickisch-Rosenegk, Studien überPatrouillen dienst 228. Niel, Statue zu Muret 519. Niksic , Verproviantirung von, 446 , zweite Verproviantirung 448. Normalschule der Gymnastik in Frank reich 84. Norwegens Heerwesen 96. Novoseloff. General, an der Javor-Linie 459. Nypels, General, Nekrolog 480. Oberbefehlshaber in Schweiz 177.
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Oberfeuerwerker- Schule in Bayern 5 -- in Preußen 28. Offiziere in Frankreich 86 - in Desterreich Ungarn 101 ― in Rußland 147 - - in Schweiz 167. v. Ollech, Krieg 1815 414. Onden, Desterreich und Preußen im Be freiungskriege 414. Operations-Armee der Türkei 189. d'Oraison, General, Nekrolog 480. Ordenswesen in Belgien 49 in Egypten 59 in Schweiz 167. Osman Pascha an der Timok-Linie 458. Otto, General, als Ballistiker 346. Orholm, General, † 513. Pallières, General, Nekrolog 481 . Panzerplatten 316. Parkcolonnen in Schweiz 165. Parkes, Englischer Militairarzt, † 500. Paffevolanz in Schweden 154. Patronen-Aufbewahrung 344. Patronenausrüstung in Schweiz 162. Patronenkarren in Rußland 124. Patrontaschen in Bayern 21. PatronenwagenfürBataillone i. Frankreich80 . Grf. Paulin, General, † 501. Pavlovic, Peko, Befehlshaber derHerzegovzen 444. Pel, General, inAtjeh 425, † 426, Nekrolog482. Pensionen in Egypten 57 ― in Desterreich Ungarn 107. Percuſſionskraft der Geſchoſſe 352. Pescetto, Schiffslieutenant, † 504. v. Peucker, General, Nekrolog 483. Pferde Aushebungs- Reglement in Bayern 29 - in Rußland 143 Pferde-Verbesserungs -Fonds in Preußen 13. Pharmaceuten (Milit.) in Belgien 48. Pioniere in Egypten 56. Pionier, Festungs- 281 ――― Feld 287. Pionier-Handbuch, Preuß., V. Abschnitt 278. Piperi bei Podgorizza. Petrovics wird über fallen, schlägt aber die Türken 455. Pistolkors, General, † 502. Frh. Pokorny v . Fürſtenschild, Gen., Nekr. 483. Polytechnische Schule in Frankreich 83. Pontontrain in Rußland 124. Portugals Heerwesen 111. Positionscompagnien in Schweiz 164. Präcision des Schießens 352. Präsidentschaft der Republik Frankreich 69. Prapatnica, Gefecht bei, 444. Prehn, Ballistische Arbeiten 347, 354. Prescott, General † 524. Princeteau, General, Nekrolog 483. Progymnasien (Milit.) in Rußland 136. Prokesch v. Osten, Mehemed Ali 414. - Ne krolog 484. Prytanée militaire 83. Quesada, Befehlshaber der I. Armee 419. v. Quistorp, General † 515. Frh. v. Ramming, F. 3 M. , Nekrolog 485 Rationen in Deutschland 21.
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Militairische Jahresberichte für 1876.
Ravnagora, Gefecht bei, 459. Realschulen (Milit.) in Deſterreich-Ung. 102. Recognoscirungsdienst in Frankreich 215. Reichswehr in Rußland 115, 130. Reitende Batterien in Deutschland 3. Reitinstruction in Frankreich 77. Rekrutenschulen in Schweiz 169, 172. in Bayern Rekrutirung in Preußen 7 7 in Belgien 46 -- in Frankreich 59, 62 - in Rußland 113. Remontedepots in Preußen 8- in Bayern 11. Remontirung in Preußen 8 ―――― in Bayern 11 Reglement über R. in Preußen 12 in Egypten 57 in Frankreich 64 — in Schweiz 160. Requisitions- Gesez in Frankreich 61. Reserve in Frankreich 62. Reservebatterien in Rußland 127, 129. Reservetruppen in Rußland 126. Retrogradation in Belgien 50. Reuf Pascha, Befehlsh. in der Herzegowina 445. Réunion des officiers zu Paris 88 . Ricotti tritt vom Kriegs - Minist. zurück 501 . di Robilant, General, † 494. Rördansz, Graphische Darstellung der Schuß tafeln 347. Frh. Rosenzwein v. Drauwehr Jubiläum 513. Rüstow, Krieg in der Türkei 408. Ruhmeshalle für Preußen 29, 506. Rumäniens Heerwesen 112. Rußlands Heerwesen 112. Herzog v. Saldanha, Marschall, Nekrolog 485. Saloniki, Consulnmord 449. Sander. Geschichte des Bürgerkrieges 412. Lord Sandhurst, General, Nekrolog 486. Sanitätsfahrzeuge in Frankreich 81. Sanitätswesen in Frankreich 81, 356 in Schweiz 166 ―― in Spanien 184 in Preußen 356 - in Rußland 356 in Groß in Desterreich-Ungarn 356 britannien 356. San Sebastian, Kämpfe bei, 423. Santa Anna, General † 509. Sapeurs pompiers in Frankreich 75. Schanze 279. Schanzzeug für Cav. in Bayern 20 — für Inf. in Frankreich 74 für Cav. in Frankreich 77 - für Divisions - Pionier Comp. in Frankreich 79 — für Jnf. und Cav. in Rußland 143. Scharochen in Rußland 141 . Scheibert. Bürgerkrieg in den Ver. Staaten 412 . v. Scherff, Lehre von der Truppenver wendung 227, 283. Schießinstruction in Desterreich- Ungarn 101, 220. Schießschulen in Frankreich 84. Schießübungen der Inf. in Deutſchland 18 der Cav. in Deutschland 19 - der Inf. in Dänemark 53 in Rußland 146 in Desterreich- Ungarn 219.
v. Schmidt, General, Nekrolog 487. v. Schnehen, General † 500. Schönfeld, Frh., wird Chef des Generalſt. 97. Schtscherbinin, Generalstabsoffizier + 523. Schüßengraben 279. v. Schüz, General, Nekrolog 487. Schulbildung des Ersaßes in Preußen 7. Schulunterr. der Capitulanten in Preuß. 26. Schumacher. Der Pontonnier 282. v. Schwarzhoff wird Chef des 5. Regts. 517. Schwebs, General † 499. Schwedens Heerwesen 154. Schweizerisches Heerwesen 156. See-Artillerie in Deutschland 325, 336. Serbiens Heerwesen 179 - Krieg gegen die Türkei 449. Serinny, F. M. L. † 523. Sherman's historical raid 413. Shrapnelwirkung der Feldgeſchüße 306. Siour Indianer, Kämpfe gegen, 191. Skobelew, Befehlshaber gegen Kokan 433. Soćica, Lazar, Insurgentenchef 444. Sömmerda, Auflösung der Gewehr-Revii. Commission 26. Sol, General, Nekrolog 488. Sold in Egypten 58 ―――nd in Schweiz 173. Soldatenkinderschule in Belgien 47 - in Frankreich 84 Soldatenſchule in Schweiz 220. Soldbücher in Bayern 23. Spaniens Heerwesen 182. Specialcurse in Schweiz 172. Specialschule zu St. Cyr 83. Sperrforts 276. Ssankewitsch, General † 521. Stab einer Operations- Armee in Rußland 139. Stabsoffizier- Curs in Desterr.-Ungarn 106. Stahlbronce-Geschüße in Deſterreich-Ungarn 107, 318. Frh. v. Steinling, General † 512. Sterblichkeit in den Armeen 361. Straßenlocomotiven 495, 501. Stromeyer, Generalarzt † 508. Superarbitrirung der Personen des Heeres in Desterreich- Ungarn 109. Susane, General, Nekrolog 488. Suspension in Belgien 50. Sutcliffe-Verschluß für Geschüße 321. Taft, Kriegs- Miniſter in Ver. Staaten 191. Taktik der Inf. 197 - der Cav. 229 der Feld Artill. 257. Taschenmunition in Rußland 124. Taylor, General † 497. Telegraphie in Frankreich 66. Telegraphen-Parks in Rußland 125. Tempos der Franz. Cav. 242. Terrainverstärkungen in Frankreich 208. -- in Territorial Armee in Frankreich 90, Rumänien 112. Territorialbezirke in Desterreich-Ungarn 98, - in der Schweiz 158, — in Serbien 180. Thompson-Verschluß für Geschüße 321.
Alphabetisches Namen- und Sach-Regiſter. Graf Thun -Hohenstein, F. 3. M., Nekr. 489. Tornister, Fahren ders., 29, 506. Train, in Frankreich 65, 79, - in Ruß in Schweiz 165. land 123 Trebinje, Entsag von, 442. Treffen der Cavallerie in Frankreich 243. Trefffähigkeit der Feldgeschüße 305.. Treffwahrscheinlichkeitslehre 355. Frhr. v. Troschke, General, Nekrolog 490. v . Trotha, Oberst, † 495. Truppenschulen in Desterreich- Ungarn 101. Truppenübungen in Deutschland 16, - in Belgien 51, in Desterreich-Ungarn 97, in Rußland 148. Tschernjajev,Serbischer Oberbefehlshaber 450. Türkei, Heerwesen 186, - im Feldzuge gegen die Fürstenthümer u. s. w. 18' Tunis, Heerweſen 190. in Turnen der Inf. in Preußen 15, Belgien 51. v. Twardowski, General, † 501. Tweedale, Marquis, Feldmarschall, † 518. Uebungsmunition in Rußland 147. Unteroffiziere in Frankreich 86, 92, ―――― in Rußland 144. Unteroffizierschulen in Belgien 47. Unterrichts - Anſtalten (Milit.-) in Belgien in Frankreich in Egypten 58, 48, in Desterreich-Ungarn 102, ---- in 82, Rußland 135. Ural - Kaſaken in Arbeiter - Bataillone for mirt 113. Valaze, General, Nekrolog, 491 . Vera, Kämpfe bei, 420. v. Verdy, Beitrag z . d . Cav. -Uebungsreiſen, 254, Beitrag zum Kriegsspiel, 406. Verpflegungswesen in Belgien, 49. Verschanzte Lager 268 Versorgung in Desterreich-Ungarn, 107. Vertheidigung der Inf. in Frankreich 205, in Schweiz 226.
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--- in Berwaltungstruppen in Frankreich 81, Schweiz 166, - in Spanien 184. Vetterli-Einlader in Italien 339. Betterli- Repetirgewehr 162. Vleminky, General- Inspecteur, † 500. Volunteers in Großbritannien, 95. Vorpostendienst in Frankreich, 213. Borunterricht in Schweiz, 170. Vucidol, bei, wird Mukhtar Pascha ge= schlagen, 455. v. Wachter, General, Nekrolog 491 . Waffenchefs in Schweiz, 176. Wagenmeister, Jnstr. für W. in Bayern, 16. Walther, Gliederung, Führung und Ver wendung größerer Cavallerickörper, 255. Wehner, General † 516. in Griechen Wehrpflicht in Egypten 57, der land 93, - in Norwegen 96, ――― Kasaken 136, in Schweiz 157, - in Spanien 185. Weigelt, General, † 509. v. d. Wengen, Villerserel und Belfort 411. Werdercarabiner in Bayern 20. Werdergewehr in Bayern 20, 337. Werndlgewehr in Desterr.- Ungarn 107, 341. Wiederholungscurse in Schweiz 169 , 172. Wiggers van Kerchem , Befehlshaber in Atjeh 426. Fürst Windischgrät, F. M L., Nekrolog 492. Wirkungssphäre der Feldgeschüße 305. Witowtow, General, Nekrolog 492. v. Wurstemberger, Oberst, Nekrolog 492. v. Wussin, Frhr., F. M. L., † 500. Zach, Serbischer General, and. Jbarlinie454. Zajcsar, Kämpfe bei, 453. Zeitschriften in Schweiz 173. Zerstören von Schienengeleisen und Tele graphen in Deutschland 19, -- in Ruß Land 147. Zeughaus in Berlin 29, 506. v. Zuydewyn, General, Nekrolog 493. Zwornik, Kämpfe bei, 454.
Merlin, Druck von Ernst Siegfried Mittler & Soh i. Kocßrafte 69. 70.
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