J. R. Capablanca: 75 seiner schönsten Partien [Reprint 2019 ed.] 9783111474533, 9783111107561


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German Pages 194 [198] Year 1970

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Table of contents :
Inhaltsübersicht
Vorwort
Gedenkrede auf CAPABLANCA
1. Die frühen Jahre — Der Wettkampf mit Marshall
2. Schnelle Entfaltung — Die Reise nach Europa
3. Auf dem Wege zur Weltmeisterschaft — Der Wettkampf mit Lasker
4. Weltmeister
5. Sieg und Niederlage
6. Versuche der Rehabilitation
7. 1929 — Ein reiches Jahr
8. Prolog des Abschieds
9. Siegreiche Rüdtkehr
10. Der letzte Akt
Liste der Gegner
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J. R. Capablanca: 75 seiner schönsten Partien [Reprint 2019 ed.]
 9783111474533, 9783111107561

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J. R. CAPABLANCA 75 seiner schönsten Partien

J /2- (Pa^QilMcM^y

J. R. C A P A B L A N C A 75 seiner schönsten Partien Ausgewählt und kommentiert von H.

GOLOMBEK

Mit einer Gedenkrede von J. DU M O N T Ubersetzt und bearbeitet von R.

TESCHNER

WALTER DE GRUYTER & CO. BERLIN 1970

Der Titel der englischen Originalausgabe lautet „Capablanca's 100 Best Games of Chess Chosen and Annotated by H. Golombek" und ist 1947 bei G. Bell and Sons, Ltd., London, erschienen.

©

Copyright 1970 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung / J. Guttentag Verlagsbuchhandlung / Georg Reimer / Karl J. Trübner / Veit 8c Comp., 1 Berlin 30 — Alle Rechte, audi die des auszugsweisen Nachdruckes, der photomechanischen Wiedergabe, der Heistellung von Mikrofilmen und der Übersetzung, vorbehalten — Printed in Germany - Archiv-Nr. 5391691 — Satz und Druck: Franz Spiller, 1 Berlin36 Umschlag: U. Hanisch, Berlin-Zehlendorf

Inhaltsübersicht

Vorwort

7

Gedenkrede auf Capablanca

9

1. Die frühen Jahre — Der Wettkampf mit Marshall 2. Schnelle Entfaltung — Die Reise nach Europa

. . . .

25 36

3. Auf dem Wege zur Weltmeisterschaft — Der Wettkampf mit Lasker 4. Weltmeister 5. Sieg und Niederlage

54 77 93

6. Versuche der Rehabilitation

117

7. 1929 — Ein reiches Jahr

135

8. Prolog des Abschieds

160

9. Siegreiche Rüdtkehr

168

10. Der letzte Akt

187

Liste der Gegner

194

Vorwort Capablancas Partien werden von einem Geist durchdrungen, der sich von dem anderer großer Schachspieler scharf abhebt. Sie strahlen eine Heiterkeit aus, eine durchsiditige kristallene Klarheit, eine Art von endgültiger Vollkommenheit wie sie bei keinem anderen Meister gegenwärtig sind. Diese Eigenschaft der splendidior vitro*) des Spiels Capablancas hat manche Kritiker zu der falschen Annahme verleitet, er habe das Prinzip des Safety first übertrieben, und seine Vorliebe für Einfachheit an Stelle des Verwickelten habe ihn verführt, dem Remis zu häufig zuzustimmen. Nichts könnte von der Wahrheit weiter entfernt sein. Diese vollendete Einfachheit war das Ergebnis höchster Kunst. Das Nachspielen und, nach eingehendem Studium, Verstehen einer Partie Capablancas stellt die Hohe Schule der Schachkunst dar. Aus diesem Grunde habe ich es für nötig gehalten, die Partien so ausführlich zu behandeln, wie es in meinen Kräften stand. Bei Capablanca ist jeder Zug von Bedeutung, und seine Partien lohnen gründlichstes Studium wegen ihrer Frische und der klaren Schönheit der Entwürfe, die sie enthalten. Ich glaube, daß die ihnen innewohnende Größe aus verschiedenen Gründen in der öffentlichen Meinung nicht richtig gewürdigt worden ist. Erstens, obwohl es sich ein wenig nach tese-majesti**) anhört, ist es mein fester Glaube, und ich muß damit heraus: Capablanca war merkwürdig unbeholfen in der Erklärung seiner eigenen Partien. Möglicherweise rührte es daher, daß er den Lesern unmittelbares Verständnis von Zügen zutraute, die in Wirklichkeit eingehender Erläuterung bedurften. Zweitens: auch seine Rivalen haben ihm erheblich geschadet. Zu viele von ihnen (Dr. Tartakower bildete eine bemerkenswerte, glückliche Ausnahme) verschlossen aus eifersüchtigem Vorurteil ihre Augen vor der Größe seiner Partien und trugen zu dem Mythos bei, der sein Spiel als trocken und langweilig abstempelte. Wer die deutsche Ausgabe des Turnierbuchs von New York 1927***) liest, wird es als ein glänzendes Beispiel der systematischen Herabwürdigung erkennen, die einer der größten Glossatoren der Welt praktizierte. Er benützte jede Gelegenheit, die nackte Tatsache hinwegzuerklären, daß Capablanca das Turnier mit mehreren Punkten vor den führenden Meistern der Welt gewann, und manche Fälle, die es zuvor gar nicht gab, wurden geschaffen um zu zeigen, wie schwach und wie seltsam regelmäßig alle Gegner unter ihrer wahren Form gegen ihn spielten. Nur unwillige Anerkennung, und das selten, wurde dem großartigen *) Lat. ..gläserne Klarheit". **) Franz. „Majestätsbeleidigung". ***) A. Aljediin, „Das N e w Yorker Schach-Turnier 1927". Walter de Gruyter & Co., Berlin 30 (1963). 7

Spiel des Kubaners gezollt. Diese Unstimmigkeit ist niemals berichtigt worden; Capablanca gab sich nicht die Mühe, zu antworten. Nun wohl, hier sind die Partien, und der Leser mag selbst urteilen. Nachdem er sie nachgespielt hat, möchte ich ihn bitten, diese Frage zu erwägen: H a t irgend ein anderer Spieler, den die Schachwelt bisher gesehen hat, eine solche Menge von Partien hervorgebracht, denen jene innere logische Harmonie innewohnt, die nach meiner Meinung die wesentliche Eigenschaft einer großen Schachpartie darstellt? Rubinstein allein, glaube ich, hätte sich mit Capablanca messen können, wenn er nicht die bedauerliche Neigung gehabt hätte, hin und wieder groteske Fehler zu begehen und damit eigenhändig die Vollendung manch wundervoller Partie zu vereiteln. Diese harmonische Vollkommenheit ist es, die den Kubaner zu einem Vorbild für den jungen und strebsamen Spieler werden läßt. Das stürmische und begeisternde Genie Aljechins hingegen steckt für seine Nachahmer voller Fallstricke. Da ich Aljechins Namen erwähne, denke ich an eine der großen Meinungsverschiedenheiten der Schachgeschichte dieses Jahrhunderts. Jedem ist der Streit, um nicht zu sagen die Feindschaft, wohlbekannt, die es zwischen diesen beiden großen Meistern gab, und es ist jetzt allgemein anerkannt, daß auf beiden Seiten Fehler gemacht worden sind. Gleichwohl war die Schachwelt lange Jahre scharf in Anhänger eines der beiden Lager geschieden. Gegen Ende ihrer Laufbahnen lernte ich beide kennen und fand sie in gleicher Weise anziehend, freundlich und angenehm als belebende Gesprächspartner. Erwähnte man aber einmal den Namen des verhaßten Rivalen (es kam nur einmal vor), machte sich sofort eine gezwungene, eisige Atmosphäre bemerkbar. Ein amüsantes Beispiel dieser Antipathie ereignete sich auf der Schacholympiade Buenos Aires 1939. Ich stand in einem der Gänge des Teatro Politeama, wo der Kongreß abgehalten wurde, als Aljechin hereinkam. Ich begleitete ihn ein Stück den Korridor entlang, und wir sprachen über eine Partie, die er am Vortage gespielt hatte. Plötzlich trat Capablanca aus einer Seitentür des Theaters und näherte sich uns in dem etwas engen Gang, der gerade drei Leuten nebeneinander Platz bot. Es war außergewöhnlich und tatsächlich komisch zu sehen, wie sie aneinander vorbeiglitten und die Gegenwart des anderen vollständig ignorierten. Nun, da beide nicht mehr leben, kann man den Zank nur bedauern, der von ganz unbedeutender Ursache war und trotzdem den Rückkampf um die Weltmeisterschaft verhinderte und so die Schachwelt um einige große Partien beraubte. Auf die Einzelheiten des Lebens Capablancas brauche ich nicht einzugehen. J. du Mont hat das auf verdienstvolle Weise in der Biographie, die sich anschließt, getan. Harry Golombek Im Dezember 1946

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Gedenkrede auf CAPABLANCA Von J . du Mont Die Bedeutung eines Menschen im Plan der Dinge ist vollständig relativ. Manche Leute verbringen ihr Leben fröhlich und erfolgreich, ohne an die Astronomie einen Gedanken zu verschwenden. Ihnen ist der berühmteste Astronom nicht mehr als ein Name, sollten sie einmal von ihm hören. Seinen Astronomiekollegen ist er von höchstem Interesse und außerordentlicher Bedeutung. Capablanca, ein Stern der ersten Ordnung am Schachfirmament, war jedoch für die Öffentlichkeit mehr als ein Name. Es ist nicht leicht, einen plausiblen Grund für diese bemerkenswerte Tatsache zu finden; vielleicht war es der unfehlbare Instinkt des Volkes, der selten verfehlt, den Mann herauszugreifen, der Geschichte macht. Dem sei wie ihm wolle, Capablanca hat mehr als irgend jemand anders durch den Glanz seiner Persönlichkeit und seiner Leistungen getan, das Schachevangelium zu verbreiten, und er hat das große Verdienst, durch die Würde und Freundlichkeit seines Wesens den Mitmenschen gegenüber das Ansehen des Schachspielers gehoben zu haben. Er mag seine Fehler gehabt haben, im schlimmsten Falle waren es einige der kleinen Schwächen, von denen das Genie kaum jemals frei ist. Sie hatten jedoch nichts mit seiner Kunst zu tun, und der Biograph, der ihnen mehr als eine Nebenbemerkung widmet, leistet seinen Lesern in der Darstellung des Menschen einen schlechten Dienst. Es wäre das gleiche, wollte man Beethovens unsterbliche Werke verunglimpfen, weil seine Wirtinnen über seine Unsauberkeit klagten. Capablanca ist oft mit Morphy verglichen worden, und nicht ohne guten Grund. Beide sind spanischer Herkunft, lernten schon im frühen Kindesalter gut Schach zu spielen und waren im Alter von zwölf Jahren Meister. Im Alter von zwanzig Jahren schlugen sie alle amerikanischen Spieler ihrer Zeit und ließen unmittelbar darauf einen Europabesuch folgen, wo sie die ersten europäischen Meister mit vollendeter Leichtigkeit besiegten. Hier endete die Parallele; Morphy zog sich, 22 Jahre alt, unbesiegt zurück, während Capablanca, dem bei einem Rückzug ebenfalls der Nimbus der Unbesiegbarkeit verblieben wäre, von Erfolg zu Erfolg eilte und die Weltmeistersdiaft eroberte, bis er auf Aljechin traf, dem er in einem sich lange hinziehenden Wettkampf mit sechs Verlustpartien, drei Gewinnen und 21 Unentschieden 9

unterlag. Er war damals 38 Jahre alt, was bei den lateinischen Völkern ein höheres Alter darstellt als bei den nordischen. Dieser unerwartete Rückschlag brachte Capablancas Selbstvertrauen ins Wanken, und es gibt keinen Zweifel, daß der Fehlschlag, einen Rüdskampf zustande zu bringen, ihn seelisch belastete und seine Spielstärke beeinflußte. Er war jedenfalls nicht mehr der haushohe Favorit, wenn er in einem starkbesetzten Turnier auftrat. Trotzdem besetzte er, mit einer Ausnahme, hohe Plätze in den Tabellen der Turniere, an denen er teilnahm, und zweimal erzielte er einen Erfolg, der mit seinem ersten Auftreten in San Sebastian 1911 verglichen werden kann, in den großen Turnieren von Moskau und Nottingham 1936. Sein einziger verhältnismäßiger Mißerfolg war im AVRO-Großmeisterturnier 1938. Er näherte sich schon der Fünfzig und litt an hohem Blutdruck, dem er ein paar Jahre später erlag. Es ist praktisch unmöglich, die Stärke der großen Schachspieler zu vergleichen, denn ihre Kräfte bilden kein statisches Ganzes. Es kommt selten vor, daß die beiden Spieler, die an einem Weltmeisterschaftskampf teilnehmen, im Aufstieg begriffen sind. Der regierende Meister im besonderen ist nicht sonderlich erpicht darauf, mit einem wirklich gefährlichen Rivalen zu spielen, bis er durch die Umstände dazu gezwungen wird*). Eine menschliche Schwäche, vielleicht beklagenswert, aber nicht auf das Schach beschränkt. Wer weiß, was geschehen wäre, hätte Lasker 1898 mit Tarrasch gespielt, oder mit Capablanca 1914, oder wenn Capablanca schon 1925 auf Aljechin gestoßen wäre. Das wahre Kriterium eines Schachmeisters, auch in anderen Zweigen des Lebens gültig, ist darin zu sehen, ob sein Werk die Generationen überdauern wird. Es ist kaum daran zu zweifeln, daß Capablanca sich als einer der Unsterblichen erweisen wird. José Raul Capablanca y Graupera wurde am 19. November 1888 in Havanna geboren. In seinem vierten Jahr zeigte er schon Zeichen seines außergewöhnlichen Schachtalents, und das folgende Geschehnis ist vollkommen authentisch. Eines Tages sah das Kind zu, wie sein Vater eine Partie mit einem Freund spielte. Die Steine zogen es an, und es kam am nächsten Tag wieder zum Zuschauen. Am dritten Tag beobachtete es, wie sein Vater einen Springer von einem weißen auf ein anderes weißes Feld zog. Als die Partie zu Ende war, lachte das Kind seinen Vater an und sagte, er habe durch Mogeln gewonnen. Der Vater wies den Kleinen ärgerlich zurecht, er wisse ja gar nicht, wie die Figuren ziehen, worauf José Raul erwiderte, er könnte seinen Vater schlagen. Er bestätigte seine Behauptung geradeswegs und besiegte seinen Vater zweimal. So gewann, ohne daß ihm jemand die Spielregeln beibrachte, das kindliche Genie seine ersten beiden Partien. Während der nächsten Jahre wurde dem *) Seit der Weltschachbund die Weltmeisterschaft unter seine Fittiche genommen hat (1948), kann der Titelträger nicht mehr ausweichen; er muß sich alle drei Jahre dem ermittelten Herausforderer stellen. Der Obers. 10

Kind das Schachspielen auf ärztlichen Rat nur bei wenigen Gelegenheiten erlaubt. Nach seinem achten Geburtstag wurde der junge Raul im Schachklub von Havanna eingeführt und damit seine Schachlaufbahn eingeleitet. Der Havanna-Schachklub genoß lange den Ruf, einer der enthusiastischsten und veranstaltungsfreudigsten Klubs der Welt zu sein. In seinen schönen, weitläufigen Räumen haben viele wichtige Kämpfe stattgefunden, wie z. B. SteinitzTschigorin, Tschigorin-Gunsberg. Viele berühmte Spieler sind Gäste des Klubs gewesen — Morphy, Kapitän Mackenzie, Blackburne, Pillsbury und viele andere. Die Mitgliedschaft ist immer zahlreich gewesen mit einem hohen Prozentsatz an starken Spielern. Das jugendliche Genie reifte in dieser Atmosphäre. Drei Monate nach seinem Beitritt stieg er zur ersten Klasse auf und behauptete sich leicht gegen die stärksten Spieler des Klubs mit Ausnahme von Vasquez und Corzo. Seine Fortschritte waren so geschwind und seine Erfolge so gleichbleibend, daß beschlossen wurde, einen Wettkampf um die Klubmeisterschaft zwischen dem nun 12jährigen Jungen und dem Titelverteidiger, Juan Corzo, zu veranstalten. Corzo gewann die ersten beiden Partien und es schien, als ob der junge Mann überfordert war. Doch mit der Gleichmütigkeit eines erfahrenen Meisters rechtfertigte Raul seinen Ruf und ging mit dem Ergebnis von 7:5 als Sieger hervor. Nach diesem bemerkenswerten Erfolg wurde der Knabe so weit wie möglich vom Schach ferngehalten, so daß er sich seinen Studien, insbesondere der englischen Sprache, widmen konnte, die zur Aufnahme in die Universität von Columbia führen sollten. In diesem Zusammenhang besuchte er erstmals im Jahre 1905 den Schachklub Manhattan, und bei späteren Besuchen zeigte er eine so gute Form, daß er nach allgemeiner Meinung in diesem berühmten Klub niemandem nachstand. Im Blitzschach war er bei weitem der beste, und während eines Besuchs von Dr. Em. Lasker gewann er 1906 ein Blitzturnier, wobei er den Weltmeister in ihrer persönlichen Begegnung schlug. Im gleichen Jahr trat er in die Universität von Columbia ein. In der Aufnahmeprüfung errang er in wissenschaftlichen Fächern hohe Noten und nicht weniger als 99 °/o in Algebra. Nachdem er zwei Jahre dem Studium gewidmet und übrigens auch viel Sport getrieben hatte, verließ er die Universität und brachte den größten Teil seiner Zeit mit Schach zu. In jenem Jahr, 1908, unternahm er erstmals eine Tournee durch die Vereinigten Staaten und brach alle Rekorde, sowohl was die Ergebnisse als auch die Geschwindigkeit seiner Simultanspiele anging. Er spielte 168 Partien in zehn aufeinanderfolgenden Vorstellungen, bevor er eine Partie von 22 in Minneapolis verlor. Was die Schnelligkeit anging, so konnte man sich zu jener Zeit immer darauf verlassen, daß er 30 Partien in weniger als zwei Stunden beendete. Insgesamt erzielte er bei seiner ersten Tournee 703 Gewinne, 19 Unentschieden und verlor nur zwölfmal. 11

Dann kam seine erste wirkliche Kraftprobe, sein Match mit Frank Marshall, den unbestrittenen Vorkämpfer des amerikanischen Schachs seit dem Tode Pillsburys. Mit einer langen Liste europäischer Erfolge zu seinen Gunsten und einem sensationellen Triumph in Cambridge Springs 1904 glaubte niemand, daß Marshall irgend etwas von seinem jugendlichen und unerfahrenen Gegner zu fürchten haben würde. Wie Capablanca selbst sagte, hatte er niemals ein Eröffnungsbuch studiert, und das Ergebnis des Matches, ein Sieg Capablancas mit 8:1 bei 14 Remispartien, war verblüffend, und niemand war überraschter als Marshall selbst. Kurz nach dem Wettkampf kehrte Capablanca nach Kuba zurück, nach einer Abwesenheit von fünf Jahren, während der er seine Muttersprache fast vergessen hatte. Bei seinem nächsten Besuch Amerikas unternahm Capablanca eine zweite Tournee. Sie strengte ihn sehr an mit der Folge, daß er es wegen seiner körperlichen Verfassung für nötig erachtete, die geplante erste Reise nach Europa, wo er eine Einladung zum Internationalen Turnier in Hamburg 1910 angenommen hatte, zu verschieben. Daraufhin waren viele bissige Kommentare zu hören; so äußerten einige europäische Experten den Verdacht, der wahre Grund für Capablancas Fernbleiben sei die Furcht vor der starken Gegnerschaft gewesen. Im folgenden Jahr unternahm er eine dritte sehr aufreibende Tour durch die Vereinigten Staaten. Ihr folgte seine Teilnahme an einem Turnier in New York, das er als gute Übung für das bevorstehende Turnier in San Sebastian ansah. Der einzige Gegner von wirklichem Kaliber war Marshall; doch Capablanca, offenbar von der Tour erschöpft, begann das Turnier sehr schwach und befand sich nach der halben Strecke auf dem fünften Tabellenplatz. Dann fand er seine Form und beendete das Turnier nach fünf aufeinanderfolgenden Siegen als Zweiter hinter Marshall. Kurz danach befand er sich auf See. Sein Ziel war Europa, wo er hoffte, der Leistung seiner großen Vorgänger Morphy und Pillsbury nachzueifern, indem er sich beim ersten Versuch den Besten, die Europa aufbringen konnte, ebenbürtig erwies. Das Turnier von San Sebastian 1911 war der erste Wettkampf, der mit Recht als Großmeisterturnier, wie wir es heute kennen, bezeichnet werden konnte. Eine neuartige Zulassungsbedingung war, daß jeder Kämpfer mindestens zweimal in einem sehr starken Meisterturnier den dritten Preis errungen haben mußte. Daraus ergab sich ein ungewöhnlich starkes Feld. Die Teilnehmer waren Rubinstein, Vidmar, Marshall, Nimzowitsch, Schlechter, Tarrasch, Bernstein, Spielmann, Teichmann, Janowski, Maróczy, Burn, Duras und Leonhardt — das stärkste Aufgebot an Meistern, das bis zu jenem Zeitpunkt in einem Turnier zusammengezogen worden ist. Im Hinblick auf seinen sensationellen Sieg über Marshall wurde für den jungen Capablanca, der noch in keinem Meisterturnier aufgetreten war, geschweige 12

denn zwei dritte Preise gewonnen hatte, eine Ausnahme gemacht. Es gab viel Kopfschütteln, besonders hinsichtlich seines teilweisen Mißerfogs in einem zweitklassigen Turnier kurz zuvor, und verschiedene der Meister, die in San Sebastian spielen sollten, erhoben entschieden Widerspruch gegen die Zulassung des Neulings. Am deutlichsten sprachen sich Bernstein und Nimzowitsch aus, und es war nur poetische Gerechtigkeit, daß Capablanca in einer sensationellen Glanzpartie Bernstein in der ersten Runde des Turniers schlagen und auch Nimzowitsch in entscheidender Weise abfertigen sollte. Am Ende hatte er nur eine Partie verloren (gegen Rubinstein), sechs gewonnen und sieben remis gemacht. Die Ergebnisse der Spitzengruppe waren: Capablanca 9]/2, Rubinstein und Vidmar je 9, Marshall 8 % . Niemand hatte erwartet, daß der Neuling das Turnier gewinnen würde, in dem, mit der alleinigen Ausnahme von Dr. Lasker, alle führenden Meister der Welt versammelt waren, und man kann mit Sicherheit sagen, daß es niemals eine größere Sensation in der Geschichte des Schachspiels gegeben hat. Die Folge war eine gewaltige Nachfrage nach Auftritten Capablancas aus Vereinen in ganz Europa. Wegen eines zweimonatigen Engagements in Argentinien unternahm er bei dieser Gelegenheit nur eine kurze Reise durch Deutschland. Sein Besuch in Argentinien war sehr erfolgreich: er trat nur gegen die Besten allein oder in Beratungspartien an und gewann alle Kämpfe bis auf einen (gegen lila und Gelly), der remis endete. Auf seiner Reise gab er in einer Reihe südamerikanischer Städte weitere Vorstellungen und kehrte dann nach Europa zurück, wo ihn eine triumphale Tournee durch Holland, Dänemark, Deutschland, Österreich, Frankreich und England führte. Die Ergebnisse seiner Simultanspiele erregten Aufsehen, denn jeder Klub, den er besuchte, legte Wert darauf, die bestmögliche Gegnerschaft aufzustellen, und dennoch waren hundertprozentige Resultate keine Einzelfälle. Ganz ungewöhnlich waren auch die geforderten Honorare, die die Klubs bereitwillig für ein so außerordentliches Ereignis wie den Besuch Capablancas aufbrachten. Zweifellos zog das Berufsschach Nutzen aus dieser neuen Richtung. Nachdem er 1912 Europa verließ, ereignete sich eine Zeitlang nichts von besonderer Bedeutung; es gab ein paar kleine Turniere, Tourneen in K u b a und Amerika. 1913 gewann Capablanca in einem kleinen Turnier in N e w York alle 13 Partien, und obwohl von den Teilnehmern nur Duras seine eigene Klasse verkörperte, handelte es sich doch um eine ungewöhnliche Leistung. In einem doppelrundigen Turnier in Havanna 1913 verlor Capablanca eine Partie gegen Janowski und wurde infolgedessen nur Zweiter, einen halben Punkt hinter Marshall. So übertrieben war der Begriff, den die Schachwelt von dem beliebten Helden hatte, daß ein zweiter Preis, einen halben Punkt hinter dem Sieger errungen, ihr wie ein Fehlschlag erschien. Während des Jahres 1913 trat Capablanca in den diplomatischen Dienst ein. Damit waren ein ansehnliches Gehalt und eine Menge Reisen verbunden, die ihm ermöglichten, die stärksten Spieler der meisten Länder kennenzulernen. Diese 13

Stellung wird allgemein als Sinekure, als einträgliches Ruheamt, angesehen. So war es nicht, und obwohl sich die kubanische Regierung der großartigen Reklame, die die sensationellen Errungenschaften ihres Landsmannes in der Schachwelt mit sich brachte, voll bewußt war, erledigte er seine Pflichten, die ihm auferlegt waren, ernst und bestimmt in korrektem diplomatischen Stil und sprach mit niemandem darüber. Seine erste Mission führte ihn nach St. Petersburg. Auf der Reise gab er Simultanvorstellungen in London, Paris und Berlin. Während eines kurzen Aufenthalts in der letztgenannten Stadt wurden vier öffentliche Partien arrangiert, zwei gegen Mieses und zwei gegen Teichmann. Er gewann alle vier. Bald nach seiner Ankunft in St. Petersburg kam es zu einer ähnlichen Serie von sechs Partien, je zwei gegen Aljechin, Snosko-Borowsky und Dus Chotimirsky. Eine davon verlor er gegen Snosko-Borowsky, die übrigen gewann er. Das folgende Jahr brachte viele Reisen und Besuche in Wien, Paris und Berlin. Neben Simultanvorstellungen gab es viele ernste Partien gegen Meister wie Nimzowitsch, Dr. Bernstein, Aljechin und andere von der gleichen Klasse. Von zehn Partien gewann er acht und hielt zwei remis-Partien, die niemals übertroffen wurden in Akkuratesse und reifem Können. Capablancas nächste große Bewährungsprobe war das Turnier von St. Petersburg 1914, wo er zum zweiten Mal dem Inhaber der Weltmeisterschaft, Dr. Lasker, in einem Turnier begegnete. Hinsichtlich der Stärke waren die Nennungen zu diesem großen Turnier mit San Sebastian 1911 zu vergleichen, das System war jedoch ungewöhnlidi. Es sah vor, daß die fünf Ersten um die Preise in einem doppelrundigen Finalturnier zu kämpfen hatten. Noch ungewöhnlicher war die Bestimmung, daß die Ergebnisse des Vorturniers in die Endrunde übernommen wurden. Capablanca gewann die erste Stufe mit 8 Punkten ohne Niederlage. l}/2 Punkte vor seinen großen Rivalen Dr. Lasker und Dr. Tarrasdi. Danach kamen Aljechin und Marshall mit je 6 Punkten. Es schien von vornherein festzustehen, daß Capablanca mit diesem erheblichen Vorsprung den ersten Platz belegen würde, doch Lasker gelang es in einem jener Ausbrüche übermenschlicher Energie, für die er berühmt war, tatsächlich, zwei Punkte mehr als sein Gegenspieler herauszuholen und schließlich den ersten Preis mit 1 3 ^ gegen Capablancas 13 Punkte davonzutragen. Im Abstand von 3 Punkten kam Aljechin, die erste große Leistung des künftigen Weltmeisters. Dr. Tarrasch kam auf %)/{, Marshall auf 8 Punkte. Obgleich das Ergebnis dieses Turniers keinen wirklichen Rückschluß auf die verhältnismäßige Stärke von Dr. Lasker und Capablanca zu jener Zeit zuläßt, machte es sehr deutlich, daß diese beiden Männer eine Klasse für sich darstellten und daß Capablanca der einzig mögliche Titelanwärter war. Es gab in der Tat verschiedene Versuche, diese beiden großen Spieler zusammenzubringen, doch der Krieg 1914 mischte sich ein, und erst lange danach kam es tatsächlich zu dem Wettkampf. Kurz vor dem Kriege verließ Capablanca St. Petersburg und begab sich nach Buenos Aires, wo er engagiert war. Sein Besuch dauerte länger als voraus14

zusehen w a r . Alle Schiffe hißten die britische Flagge, u n d viele erlitten zu jener Zeit schwere Beschädigungen durch deutsche Angriffe. H i e r half ihm w i e d e r u m sein diplomatischer Status, der ihm erlaubte, einen der argentinischen T r a n s p o r t e r zu besteigen, der nach Philadelphia auslief, w o er A n f a n g 1915 landete. D i e Kriegsjahre machten natürlich größere Sdiachereignisse unmöglich. Alles, was es w ä h r e n d der Zeit zu berichten gibt, ist der G e w i n n v o n zwei kleinen Turnieren, ein Besuch in H a v a n n a u n d die unvermeidliche Simultan-Tournee. — I m H e r b s t 1918 brachte ein doppelrundiges T u r n i e r in N e w Y o r k eine Reihe v o n Meistern zusammen. Das Resultat w a r C a p a b l a n c a IOV2, Kostié 9, M a r shall 7, Chajes 6, J a n o w s k i 4, Black 3 % , Morrison 2. D i e beiden Ersten gingen ohne Niederlage durch das Turnier, wobei Kostic seine P a r t i e n mit C a p a b l a n c a beide remis hielt. E r ließ d a r a u f h i n C a p a b l a n c a eine F o r d e r u n g z u k o m m e n , die angenommen w u r d e . D a s Match f a n d verabredungsgemäß in den schönen R ä u m e n des U n i o n Klubs v o n H a v a n n a statt. Kostic gab sich geschlagen, nachdem er f ü n f Partien hintereinander verloren hatte. Eine Untersuchung dieser f ü n f P a r t i e n erklärt das G e f ü h l der H o f f n u n g s losigkeit, das den Unterlegenen ü b e r m a n n t e u n d seine A u f g a b e rechtfertigte. E r spielte gut u n d richtete sich ganz nach den zu jener Zeit a n e r k a n n t e n P r i n zipien. Dieses Match zeigte vielleicht mehr als alle vorangegangenen E r r u n g e n schaften Capablancas, d a ß sein Genie etwas Tieferes u n d g a n z Persönliches entdeckt hatte, das die G r u n d l a g e seines Spiels bildete. Diese Partien gingen zu jener Zeit über das Verständnis des durchschnittlichen Schachamateurs hinaus u n d ließen ein G e f ü h l der V e r w u n d e r u n g zurück. C a p a blancas Stil h a t weder als Grundlage einer M e t h o d e gedient, n o d i w u r d e n die ihm z u g r u n d e liegenden Prinzipien jemals analysiert u n d als etwas Neues herausgestellt*). Es k a n n aber nicht angezweifelt w e r d e n , d a ß er den jüngeren Meistern N a h r u n g z u m Nachdenken gab u n d eine Neueinschätzung der leitenden Ideen im Schach einleitete. Ich bin sicher, d a ß hier die G r u n d i d e e des modernen Spiels lag, die später ziemlich geräuschvoll als „ h y p e r m o d e r n " bezeichnet w u r d e . A m Ende des ersten Weltkrieges brachte der berühmte Sdhadiklub v o n Hastings ein T u r n i e r zur Feier des Sieges der Alliierten zustande. D i e zwölf Teilnehmer w a r e n v o n unausgeglichenem F o r m a t , u n d es ist kein W u n d e r , d a ß C a p a b l a n c a , der IOV2 P u n k t e erzielte, alle seine Partien g e w a n n mit A u s n a h m e eines U n entschiedens mit Kostic, der auf 9 % P u n k t e k a m u n d Zweiter w u r d e . D e r dritte u n d vierte Preis w u r d e v o n Sir George T h o m a s u n d Yates (je 7) geteilt. T r o t z dem erweckte dieser überwältigende Sieg, der auf die v o m Kriege gerissene Lücke folgte, das öffentliche Interesse f ü r das Schach im allgemeinen u n d f ü r C a p a b l a n c a im besonderen. *) Réti in seinen „Neuen Ideen" hat sich mit dem Neuartigen in Capablancas Spiel auseinandergesetzt. D. Übers. 15

Eine Untersuchung seiner Leistungen im Laufe von acht Jahren im Wettkampfschach zeigte, daß er während dieser Zeit, wenn man nur die Turnier- und Wettkampfpartien und öffentliche Partien gegen Weltklassespieler zählte, 136 Spiele gewonnen und nur zehn verloren hatte — zehn Niederlagen in acht Jahren! Interessant ist die Tatsache, daß nach diesem Zeitpunkt, als einige Kritiker ein merkliches Abfallen der Kräfte Capablancas notieren zu müssen glaubten, von ihm 187 Partien gewonnen und nur 24 während 20 Jahren Turnier- und Matchspieles verloren wurden. Darüber hinaus gab es in der ersten Periode nur zwei Wettbewerbe, die mit Recht als vollwertige Meisterturniere zu bezeichnen waren, gegen 15 in der zweiten Periode, die auch seinen Wettkampf mit Dr. Aljechin einschloß. Das langerwartete Duell mit Dr. Lasker um die Weltmeisterschaft kam endlich im Jahre 1921 zustande. Der Austragungsort war Havanna, und Capablanca ging als Sieger hervor, indem er vier Partien für sidi entschied, 14 remis hielt und keine verlor. Über dieses Ergebnis ist viel gesagt und geschrieben worden. Dr. Lasker erschien mit Sicherheit nicht als der Riese früherer Tage; andererseits hätte er sich seinem jüngeren Kontrahenten zu einem früheren Zeitpunkt stellen können, wobei der Ausgang hätte ein anderer sein oder jedenfalls das Ringen ausgeglichener hätte verlaufen können. Anno Domini*) ist ein gestrenger Zuchtmeister, und möglicherweise hatten die vier Kriegsjahre, in denen Dr, Lasker praktisch seine ganze Habe einbüßte, Rückwirkungen auf seine Ausdauer und Spielstärke**). Capablanca hatte nun den Gipfel seines Ruhms erklommen, und das erste vollwertige Meisterturnier, an dem er nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft teilnahm, das Turnier von London 1922, gewann er mit ausgesprochener Leichtigkeit. Er erzielte 13 Punkte aus 15 Partien und gab nur vier halbe Punkte ab: Dr. Aljechin war Zweiter mit IIV2. Er verlor ebenfalls keine Partie, konzedierte jedoch sieben Spielern ein Remis. Man konnte jedoch bemerken, daß etwas im Spiel des neuen Weltmeisters fehlte. Man vermißte den unwiderstehlichen Willen zum Siege. Er gewann durch reine Technik und nicht durch den Einsatz seines normalen Kampfgeistes. Dies wurde unterstrichen in den nächsten beiden Turnieren, in denen er mitwirkte, in N e w York 1924 und Moskau 1925. In N e w York hatte er einen wahrhaft schwachen Start mit vier affektierten Remisen und einer bösen Niederlage gegen Réti, bevor er sidi zusammenriß und seiner Weltmeisterwürde eher gerecht wurde. Im weiteren Verlauf dieses schweren doppelrundigen Turniers erlitt er keine weitere Niederlage und gab nur noch fünf Unentschieden ab. Inzwischen war jedoch Dr. Lasker im Stil seiner besten Tage vorgeprellt, und A n n o D o m i n i , „ i m J a h r e des H e r r n " . * * ) Z u berücksichtigen ist auch, d a ß der 20 J a h r e ältere L a s k e r im f ü r ihn ungew o h n t e n , heißen kubanischen K l i m a a n t r e t e n m u ß t e . D . U b e r s . 16

obwohl Capablanca in seiner persönlichen Begegnung mit Lasker eine Partie gewann und eine remis madite, konnte er seinen schlechten Beginn nicht wettmachen. Der große alte Mann ging als Sieger hervor (16), IV2 Punkte vor Capablanca. Als nächster ging Aljechin mit 12 durchs Ziel vor Marshall 11. In Moskau schnitt er zu Anfang sogar noch schlechter ab, indem er zwei Partien an verhältnismäßig unbekannte Spieler, Iljin-Jenevsky und Werlinsky, die an 10. resp. 14. Stelle endeten, verlor. Den Sieg errang Bogoljubow, der auf diese Weise in seiner Heimat den größten Erfolg seiner Schachlaufbahn erzielte. Sein Schlußstand war 15V2 vor Lasker 14, dicht gefolgt von Capablanca mit I3V2. Capablanca schlug den Sieger und trennte sich vom Zweiten unentschieden, konnte jedoch wiederum seinen Mißerfolg in den ersten Runden nicht wieder gutmachen. Im folgenden Jahr nahm Capablanca in Lake H o p a t cong an einem doppelrundigen Turnier mit Maroczy, Marshall, Edward Lasker und Kupchik teil. Er gewann leicht mit + 4, = 4 ohne Niederlage. Kupchik gewann überraschend den zweiten Preis mit 4V2 Punkten und verlor nur eine Partie gegen den Turniersieger. Zu dieser Zeit empfing er eine Reihe von Herausforderungen zu einem Weltmeisterschaftskampf, besonders von Nimzowitsch und Aljechin, die beide seit dem Ende des ersten Weltkrieges wertvolle Erfolge verbucht hatten. Ein Turnier wurde in N e w York 1927 veranstaltet, in dem Capablanca, Aljechin, N i m zowitsch, Vidmar, Spielmann und Marshall aufeinandertrafen. Es war doppelrundig, und die Bestimmung lautete, daß der Sieger, falls es nicht der Weltmeister war, als Herausforderer zu akzeptieren war. Im Falle eines Sieges Capablancas sollte der Zweite zu einem Wettkampf berechtigt sein. In dieser mächtigen Kraftprobe entfaltete Capablanca noch einmal sein ganzes erstaunliches Können und siegte mit 14 Punkten ohne eine einzige Verlustpartie ( + 9, = 11), IV2 Punkte vor Aljechin, der auf ÍIV2 kam ( + 5, = 13, — 2). Dieser Triumph zeigte wohl den Kubaner auf der Höhe seiner Karriere und mag in gewissem Maße f ü r das Ergebnis des Wettkampfes mit Aljechin, der im gleichen Jahr in Buenos Aires vonstatten ging, verantwortlich sein. Es besteht kein Zweifel, daß Capablanca nach diesem überwältigenden Triumph die Schwere seiner Aufgabe unterschätzte und die Bühne vollständig unvorbereitet betrat. In der ersten Partie spielte er Weiß gegen die französische Verteidigung und verlor, nachdem er eine Remismöglichkeit verpaßt hatte. Von diesem Schock erholte er sich nicht mehr. Der neue Weltmeister erstritt jedenfalls seinen Sieg nicht im Spazierengehen, denn er gewann mit 6 : 3 Gewinnpartien bei bisher nicht dagewesenen 25 Remisen. Bis zum Ende seines Lebens versuchte Capablanca mit allen Mitteln, zu einem Rüdekampf zu kommen, und er war vollkommen berechtigt dazu. In allen Turnieren, an denen beide Spieler zugleich teilgenommen hatten, gewann Aljechin nur einmal gegen seinen Rivalen. 2 Golombek, Capablanca

17

Das Gesamtergebnis zwischen ihnen lautete: Capablancas Turniere Ernste Partien Wettkampf

Siege 5 3 3 11

Remisen 7

Verluste 1

25

6

32

7

Audi wenn man die ernsten Partien ausläßt, die vor einem großen Publikum ausgetragen wurden, behält Capablanca noch knapp die Nase vorn. Es gibt nicht den Schatten eines Zweifels, daß Capablanca wahrlidi ein volles Recht zu einem Rüdekampf besaß. Die Schachwelt ist ärmer geworden durch die Tatsache, daß er nie zustande gekommen ist. Es wäre jetzt nichts mehr zu gewinnen, wollte man versuchen, den Schuldigen anzusdiwärzen, es wäre jedoch ein sdiarfes Gefecht geworden, denn Capablanca würde sich ganz anders auf diese schwere Auseinandersetzung vorbereitet haben als in der beiläufigen Art, in der er gewöhnlich diese Dinge behandelte. Natürlich kann niemand sagen, wie der Ausgang gewesen wäre. Während der nächsten zehn Jahre spielte Capablanca in vielen Turnieren und versuchte, seinen Ansprudi auf einen Rüdkkampf zu untermauern. Im ganzen war er erfolgreich, wenn er sidi auch manchmal mit dem dritten oder auch vierten Preis zufrieden geben mußte. Im Jahre 1928 spielte er in drei wichtigen Turnieren. In Bad Kissingen wurde er Zweiter, einen Punkt hinter Bogoljubow, der 8 Zähler errang. In Berlin war er Erster mit 8V2, W2 Punkte vor Nimzowitsdi, und in Budapest ging er wiederum mit 8V2, 1 Punkt vor Marshall, als Sieger hervor. In Karlsbad 1929 teilte er den zweiten Preis mit Spielmann; er kam auf 14V2 Punkte gegen Nimzowitschs 15. In jenem Jahr gewann er drei erste Preise: in Ramsgate, Barcelona und Budapest. Während der nächsten fünf Jahre sdieint er den Mut verloren zu haben, denn er nahm nur an zwei kleineren Turnieren teil. In Hastings 1930/31 sicherte er sich den zweiten, in New York 1931 den ersten Preis. Der Mangel an Praxis machte sich bemerkbar, als er seine schachliche Tätigkeit 1935 wieder aufnahm. In Hastings wurde er nur Vierter, ebenso in Moskau 1935, bis dahin sein schlechtestes Absdineiden. Im Jahre 1936 gewann er viel von seiner Stärke zurück. Nach zwei weiteren Preisen in weniger wichtigen Ereignissen (in Margate 1935 und 1936) erstritt er einen bemerkensten Triumph in dem doppelrundigen Turnier von Moskau 1936. Er kam auf 13 Punkte, einen Zähler mehr als Botwinnik und nicht weniger als 3V2 Punkte vor dem dritten Preisträger Salo Flohr! Im gleichen Jahr hatte er einen weiteren außerordentlichen Erfolg in einem der stärksten Turniere, die je abgehalten wurden, in Nottingham, wo der Welt18

meister und drei Exweltmeister konkurrierten. Capablanca teilte den ersten Preis mit Botwinnik, dem neuen Stern aus Rußland. Dies scheint sein Schwanengesang gewesen zu sein, obgleich sein mit Reshevsky geteilter dritter Preis in Semmering 1937, knapp hinter Keres und Fine, als gute Leistung nach normalem Standard angesehen werden muß. Er gewann ein schwaches Turnier in Paris 1938, schnitt jedoch im doppelrundigen A. V . R . O . Turnier von 1938 schlecht ab. Es war sein einziger Mißerfolg während seiner gesamten Laufbahn. Zu jener Zeit litt er an einer Angina pectoris, die einige Jahre später sein Leben beendete. Er war damals 50 Jahre alt, und die Bedingungen des Turniers, bei dem jede Runde an einem anderen Ort ausgetragen wurde, brachten viele unbequeme Reisen mit sich. Außerdem handelte es sich bei seinen Rivalen um den Weltmeister und sechs vollwertige Großmeister — Keres, Fine, Botwinnik, Reshevsky, Euwe und Flohr —, die alle als Titelanwärter gelten konnten und erheblich jünger als er waren. Dr. Aljechin selbst mit 47 Jahren fand die Bedingungen zu anstrengend; er schnitt fast ebenso schlecht ab und verbuchte nur einen Punkt mehr als Capablanca. Gleichwohl beendete Capablanca das Turnier nur iVi Punkte hinter den Siegern Keres und Fine; er hatte zwei Siege, acht Unentschieden und vier Niederlagen zu verzeichnen. Nach dem A. V. R. O.-Turnier nahm Capablanca nur noch an zwei Ereignissen teil. In Margate 1939, wo er den zweiten Preis hinter Keres teilte; beide verloren keine Partie. Im gleichen Jahr spielte er im Mannschaftsturnier in Buenos Aires, das mit dem Beginn des zweiten Weltkrieges zusammentraf. Dies sein letztes Auftreten war voller Glanz. Er vertrat Kuba am Spitzenbrett, und von den zehn Partien, die er spielte, gewann er sechs und hielt vier unentschieden. Der Weltkrieg zog für eine Zeit einen Strich unter das repräsentative internationale Schach. Am 8. März 1942 starb Capablanca an einem Herzinfarkt. Er erkrankte im New Yorker Manhattan-Schachklub, von wo er zum Mount Sinai Hospital gebracht wurde. Sein großer Rivale, Dr. Lasker, hatte die Welt gerade ein Jahr vorher verlassen. Der Veteran Frank Marshall drückte sich wie folgt aus: „Verhältnismäßig wenig ist über Capablancas Art zu spielen geschrieben worden, und vieles von dem, was in der Presse erschien, steckte voller Widersprüche. Viele nannten sein Spiel eintönig und ihn selbst eine mathematische Präzisionsmaschine. Dennoch fiel ihm verdient der erste Schönheitspreis in der allerersten Partie, die er im internationalen Schach austrug, jener gegen Bernstein in San Sebastian 1911, zu, und die Partie bleibt eine Perle unter den Glanzpartien. In einem Turnier nach dem anderen errang Capablanca Schönheitspreise, nicht weniger als drei in Budapest 1929. Tatsächlich gewann er in schweren Turnieren fast ebenso viele Schönheitspreise, wie er derartige Turniere spielte. Die Wahrheit ist, daß er als wahrer Künstler fühlte, daß der einfachste Weg zum Gewinn auch der künstlerisch angemessene war. Er suchte nie den Glanz nur des Glanzes wegen. Nur wenn das Opfer, die Kombination, den kürzesten 2*

19

Weg zum Siege darstellten, entfaltete Capablanca sein außerordentliches Talent in dieser Richtung." In einem ausführlichen Artikel im Turnierbuch von San Sebastian 1911 schrieb der berühmte Kritiker und Schriftsteller J . Mieses wie folgt: „Was seinen Spieltypus anbetrifft, so ist zunächst hervorzuheben, daß er keineswegs, wie man ja voraussetzen könnte, etwas Jugendliches, noch im Werden Begriffenes, an sich hat, sondern reif, durchaus reif ist. Man darf eben nicht vergessen, daß Capablanca zwar als Mensch jung, als Spieler aber schon ziemlich alt ist: vom vierten bis zum zweiundzwanzigsten Lebensjahr hat er alle freie Zeit seiner Lieblingsbeschäftigung gewidmet, und achtzehn Jahre in diesem Alter zählen doppelt und dreifach . . . Von Seiten vieler Kenner wird behauptet, daß sein Stil eine gewisse Verwandtschaft mit dem des Weltmeisters Laskers zeige. Darin mag etwas Richtiges liegen. Laskers Stiel ist klares Wasser mit einem Tropfen Gift darin, der es opalisieren läßt. Capablancas Stil ist vielleicht noch klarer, aber es fehlt der Tropfen Gift." Im Jahre 1913 hielt Snosko-Borowsky einen Vortrag über den kubanischen Meister vor dem Sdiachklub St. Petersburg und zeigte klar, daß es Capablancas Spiel war, das dem russischen Autor die erste Idee zu seiner Theorie von Raum und Zeit gab, die er später in seinem bemerkenswerten Buch „Das Mittelspiel im Schach" entwickelte. Wie alle Weltmeister, glänzte Capablanca im Endspiel, das er mit selten erreichter und nie übertroffener Genauigkeit behandelte. Im Mittelspiel gab ihm sein ungewöhnlich rasches Stellungsverständnis einen taktischen Vorteil über seine meisten Gegner, so daß er selten zu tiefer Strategie zu greifen brauchte. Seine Eröffnungen waren korrekt und wohlgeplant; hier jedoch war er wegen seiner Abneigung ausgedehnter Theoriestudien eher im Nachteil, der sich deutlicher abzeichnete, nachdem er seinen Titel eingebüßt hatte, als eine größere Zahl ehrgeiziger junger Spieler, die alle der Weltmeisterklasse angehörten, ihre Gegenwart spürbar machten, wie Botwinnik, Keres, Reshevsky, Fine, Euwe, Flohr, um nur wenige neben Aljediin zu nennen, die mit den Feinheiten der modernen Eröffnungsstrategie wohlvertraut waren. Nikolai Grekov gibt in seinen persönlichen Erinnerungen einen interessanten Bericht über den Empfang Capablancas in Rußland. Er gibt besser als die meisten Veröffentlichungen Einblicke in den Charakter des Menschen: „Im Jahre 1914, am Vorabend des ersten Weltkrieges, nahm José Raoul Capablanca an einem großen Turnier in St. Petersburg teil. Eine unglückliche Niederlage durch Tarrasch beraubte ihn des ersten Preises. Capablanca wurde Zweiter nach Lasker, erhielt jedoch einen Sonderpreis für die schönste Partie des Turniers. — Nach der Oktober-Revolution traf ich Capablanca in Moskau 1925, 1935 und 1936 während der drei großen internationalen Turniere. Im Jahre 1925 hatte er außer seinen sonstigen Auszeichnungen den Weltmeistertitel mitgebracht. Er verlor zwei Partien, eine an Boris Werlinsky und die andere an Alexander Iljin-Jenevsky, der im Herbst 1941 in der Nähe von Leningrad 20

von einer deutschen Bombe getötet wurde. Als Ergebnis seines schlechten Starts wurde Capablanca Dritter, niemand kann jedoch seinen glänzenden Endspurt vergessen: aus den letzten zehn Partien holte er 8V2 Punkte heraus, schlug den Turniersieger und erhielt wiederum den Preis für die schönste Partie. — Als Redakteur der sowjetischen Schachzeitung erhielt ich einen Artikel von Capablanca, in dem er seine Haltung dem Schach gegenüber charakterisierte. ,Von der Wissenschaft wollen wir uns abwenden', schrieb er.,Schach kann seine höchste Höhe niemals erreichen, indem man dem Pfade der Wissenschaft folgt . . . Wir wollen daher eine neue Anstrengung machen und mit Hilfe unserer Erfindungsgabe das Ringen der Technik in einen Kampf der Ideen verwandeln.' Die letzten Worte waren besonders charakteristisch für Capablanca, der seinen Erfolg seinen natürlichen Gaben und Eigenschaften als Turnierspieler verdankt und nicht so sehr seinem theoretischen Wissen. — Was die sowjetischen Spieler am meisten an dem verstorbenen einstigen Weltmeister bewunderten, war seine außergewöhnliche Selbstbeherrschung. Nach einer Spielpause von fast drei Jahren trat Capablanca in dem internationalen Turnier in Moskau 1935 auf, wo er den vierten Platz belegte. Ich erinnere mich an seine dramatische Auseinandersetzung mit Emanuel Lasker. Capablanca war in eine schwierige Lage geraten. Sein Gegner war nervös, weil er fürchtete, daß der Sieg ihm noch entgleiten könnte; aber noch aufgeregter war Laskers Frau. Nachdem er gezogen hatte, durchschritt Capablanca gemächlich den Saal und bat Frau Lasker, sich nicht zu beunruhigen, denn seiner Meinung nach hätte ihr Gatte die bessere Stellung. Capablancas letztes Auftreten in einem sowjetischen Wettbewerb war eindrucksvoll. In dem doppelrundigen Turnier Moskau 1936 holte er sich ohne Niederlage den ersten Preis. Berücksichtigt man, daß eine Anzahl hervorragender Meister teilnahmen (Botwinnik, Lasker, Flohr usw.), kann man die Leistung nur als glänzend bezeichnen. Wie in den beiden vorangegangenen Turnieren wurde Capablanca der Preis für die schönste Partie zuerkannt. Die folgende merkwürdige Begebenheit trug sich während dieses Turniers zu. Ein dreizehnjähriger Schuljunge namens Pawel Pomoschnikov ging während einer Spielpause auf Capablanca zu und forderte in flüssigem Französisch den Exweltmeister zu einer Partie heraus. Der Meister wollte den Jungen nicht kränken und willigte ein. Nachdem er drei Partien hintereinander verloren hatte, forderte Pawel die Dame als Vorgabe. Capablanca erwiderte, daß die Dame zuviel sei. Der Junge erklärte sodann feierlich, daß er in zehn Jahren gegen Capablanca als Ebenbürtiger spielen und besser abschneiden würde. Der Kubaner riet dem jungen Herausforderer, sidi auf den kommenden Wettkampf gut vorzubereiten und schenkte ihm ein mit Autogramm versehenes Exemplar seines Lehrbuchs. Capablancas literarische Arbeiten genießen in der UdSSR weitverbreitete Beliebtheit. Sechs Auflagen seiner „Grundzüge der Schachstrategie" sind bisher herausgekommen. Das Buch ist fast zu einem Handbuch für eine ganze Generation sowjetischer Spieler geworden, insbesondere für Michail Botwinnik, dem 21

gegenwärtigen UdSSR-Champion. Interessant ist festzustellen, daß Capablanca der erste war, der Botwinnik eine große Zukunft vorhersagte. Als Botwinnik bei einem Simultanspiel in Leningrad 1925 den Meister schlug, sagte Capablanca: „Dieser Junge wird es weit bringen." Die Prophezeiung erwies sich als richtig. Zehn Jahre später beim internationalen Turnier in Moskau teilte Botwinnik den ersten Preis mit Flohr und überflügelte seinen Lehrmeister. Im großen Turnier von Nottingham 1936 teilte Botwinnik den ersten Preis mit Capablanca. In Moskau 1936 unterlag Botwinnik dem früheren Weltmeister, revanchierte sich jedodi in Amsterdam 1 9 3 8 . . . . Capablanca hat die Sowjetunion zuletzt 1936 besucht. Wann immer er nach Rußland kam, kämpfte Capablanca nicht nur in Turnieren, sondern bestritt auch zahlreiche Simultanspiele mit Amateuren. Er war immer bereit, seine Partien öffentlich zu untersuchen und zu analysieren. Er zeigte eine Fähigkeit, die Stellungen weitsichtig abzuschätzen, die nur ein genialer Spieler besitzen kann. Capablanca beteiligte sich 1925 an einem in Moskau produzierten Film, der dem damals dort abgehaltenen internationalen Turnier gewidmet war. Der Film hieß „Schadi-Fieber" und zog im ganzen Lande große Zusdiauermengen an. Immer wenn er sich in der Sowjetunion befand, zeigte er ein lebhaftes Interesse für das sowjetische System. Er bestand darauf, die Moskauer Sehenswürdigkeiten kennenzulernen und besudite oft Sportstätten, wo er verschiedene Sportarten selbst ausübte, besonders Tennis, das er sehr lobte. Er war außerdem ein enthusiastischer Theaterbesucher und brachte seine besondere Bewunderung des Russischen Balletts zum Ausdruck. Wer den Vorzug hatte, Capablanca persönlich zu kennen, wird sich immer an ihn als einen reizenden Menschen und einen genialen Schachspieler erinnern. Capablanca schrieb drei Bücher, „My Chess Career" (Meine Schachlaufbahn), „Chess Fundamentals" (Grundzüge der Sdiachstrategie) und „A Primer of Chess" (Ein Schachlehrbuch), alle drei Bereicherungen der Schachliteratur, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Ich hatte die Ehre, mit dem Autor bei der Herstellung der ersten beiden Titel zusammenzuarbeiten und erhielt so die Gelegenheit, mir einen außergewöhnlichen Einblick in den Charakter dieses großen Meisters zu verschaffen. Seine Hauptmerkmale schienen mir zu sein: Einfachheit, Scharm und Aufrichtigkeit. Nach der Veröffentlichung des „Chess Career" wurde besonders von englischen Kritikern als ernster Mangel bezeichnet, was sie als anmaßende Ausdrucksweise zu erkennen glaubten. Ich kann mich dafür verbürgen, daß in seinen Schriften keine Spur davon vorhanden war. Diese Kritiker wollten den Unterschied nicht gelten lassen oder verstanden ihn nicht, der zwischen einem südländischen und unserem Temperament besteht, den Unterschied zwischen den Einblicken eines aufragenden Genies und jener, die lediglich begabt sind. Ein Engländer, der etwas Großes zustande gebracht hat, würde mit bezeichnender Untertreibung sagen: „Es war nichts", oder äußerstenfalls „Nidit so schlecht". Capablanca pflegte nicht zu zögern zu sagen: „Ich habe dieses Endspiel fehlerfrei gespielt", 22

und warum sollte man es verschweigen, wenn es wirklich stimmte? Es war lediglich als Feststellung zu verstehen, ohne jede Spur eitler Prahlerei. Man warf ihm auch vor, daß er in seinem „Chess Career" keine Verlustpartie veröffentlichte. Warum sollte man ihn kritisieren, wenn er von der zugestandenen Freiheit Gebrauch machte, seine besten Partien auszuwählen, und das waren natürlich diejenigen, die er gewann — seine Niederlagen wurden ja von den Gegenspielern zuverlässig vorgeführt. Aljechins zwei Bände mit etwa 250 Partien, Keres „Beste Partien", um nur zwei zu nennen, enthalten keine einzige ihrer Niederlagen. Capablanca war gegen Kritik sehr empfindlich — zu sehr. In seinen „Grundlagen der Schachstrategie" nahm er deshalb seine sämtlichen Verlustpartien bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung auf: insgesamt acht von 24 in dem Buch enthaltenen Partien. Seine Persönlichkeit war heiter und magnetisch, und wenn er unaufdringlich und unangekündigt einen Raum voller Menschen, die nicht unbedingt Schachspieler zu sein brauchten, betrat, pflegte seine Gegenwart nie unbeachtet zu bleiben. Sehr bald stand er im Mittelpunkt des Interesses. Er erwarb sich zahlreiche Freunde durch sein liebenswürdiges, unverfälschtes Wesen. Idi erinnere mich, wie er eine vortreffliche Partie gegen Dr. Vidmar in London 1922 gewann und lachend dem Unterlegenen auf die Schultern klopfte: „Er gibt mir immer Gelegenheit zu einer Glanzpartie — er ist meine Lieblingsspeise", begleitet von einem so reizenden und gutmütigen Lädieln, daß jedermann, einschließlich Dr. Vidmar, den Eindruck hatte, er habe seinem Gegner das schönste Kompliment gemacht. Wer könnte sonst eine soldie Bemerkung zu seinem Partner machen und damit ein Gefühl äußerster Freundlichkeit vermitteln? Es gibt und hat viele große Schachspieler gegeben, und es gab große Gestalten unter ihnen, darunter Philidor, Morphy, Steinitz, Lasker, Capablanca und Aljechin. Wer kann sagen, wer der Größte war? Eins ist sicher: Capablanca hat Seiten unauslöschlichen Glanzes in der Geschichte des Schadis geschrieben und seine Partien werden vielen Freude und Glück bringen, solange Schach gespielt wird. Wie Marshall sagte: „Seine Partien werden für sein immerwährendes Andenken sorgen."

Corzo, 1900 Marshall, 1909 Kostic, 1919 Em. Lasker, 1921 Aljechin, 1927 Euwe, 1932

Wertkämpfe +

6 14

4 8 5 4 3 2

2

6

0

14 25 S

26

9

67

1 0 0

0

23

Turniere

Staat New York 1910 New York 1911 San Sebastian 1911 New York 1913 Havanna 1913 New York 1913 St. Petersburg 1914 New York 1914 New York 1915 New York 1916 New York 1918 Hastings 1919 London 1922 New York 1924 Moskau 1925 Lake Hopatcong 1926 New York 1927 Berlin 1928 Bad Kissingen 1928 Budapest 1928 Ramsgate 1929 Karlsbad 1929 Budapest 1928 Barcelona 1929 Hastings 1930/31 New York 1931 Hastings 1934/35 Moskau 1935 Margate 1935 Margate 1936 Moskau 1936 Nottingham 1936 Semmering 1937 Paris 1938 A.V.R.O. 1938 Margate 1939 Buenos Aires 1939

24

Platz

Gewinne

Verluste

Remis

Gesamt

1 2 1 1 2 1 2 1 1 1 1 1 1 2 3 1 1 1 2 1 1 2—3 1 1 2 1 4 4 2 2 1 1—2 3—4 1 7 2—3

7 8 6 10 8 13 10 11 12 12 9 10 11 10 9 4 8 5 4 5 4 10 5 13 5 9 4 7 6 5 8 7 2 6 2 4 6

0 1 1 1 2 0 2 0 0 1 0 0 0 1 2 0 0 0 1 0 0 2 0 0 1 0 2 2 1 0 0 1 1 0 4 0 0

0 3 7 2 4 0 6 0 2 4 3 1 4 9 9 4 12 7 6 7 3 9 7 1 3 2 3 10 2 4 10 6 11 4 8 5 4

7 9% 9% 11 10 13 13 11 13 14 10% 10% 13 14% 13% 6 14 8% 7 8% 5% 14% 8% 13% 6% 10 5% 12 7 7 13 10 7% 8 6 6% 8

277

26

177



Kapitel 1 Die frühen Jahre — Der Wettkampf mit Marshall Die erstaunliche Frühreife des Genies, die in den ersten Partien Capablancas augenscheinlich wird, findet keine wirkliche Parallele in der Schachgeschichte. Das annäherndste Beispiel, das einem einfällt, das Reshevskys, kann hinsichtlich der Sicherheit und der reifen Technik, die zum Beispiel in der zweiten hier gegebenen Partie gegen Corzo zum Ausdruck kommen, nicht wetteifern. Noch schlagender ist sein erstaunlicher Sieg über Marshall 1909, einen Spieler, der damals zu den ersten Meistern der Welt gehörte, der ein paar Jahre zuvor das Turnier von Cambridge-Springs 1904 vor den meisten Vertretern der Weltelite gewonnen hatte und als ein Anwärter auf die Weltmeisterschaft betrachtet wurde. Die Partien selbst sind, wie zu erwarten, in der Eröffnung ein wenig roh und oberflächlich. Im Mittelspiel hingegen sind sie gekennzeichnet durch eine reiche kombinatorische Ader voller frischer Ideen, und in den Endspielen gibt es, wie stets bei Capablanca, keine Beanstandungen. Seine Partien gegen Marshall interessieren besonders durch den auffallenden Gegensatz der Persönlichkeiten, der in den beiderseitigen Stilen zum Ausdruck kommt. Den gleichen Unterschied wird man in Capablancas Partien gegen den amerikanischen Meister während seiner ganzen Laufbahn ständig beobachten können. Marshalls Spiel voller Feuer und glänzender Einfälle, gelegentlich jedoch leider gewagte, ungenügend auf Mängel untersuchte Kombinationen; Capablancas ruhige, klare, weitsichtige und von jener „geplanten Einfachheit" durchdrungene Spielweise, die einen natürlichen Gegenpol zum Elan seines Gegners zu sein schien.

1 Wettkampf um die kubanische Meisterschaft Havanna 1900 Wiener Gambit Weiß: / . Corzo 1. e2—e4 2. Sbl—c3 3. f2—f4 4. Sgl—f3 5. h2—h4 6. Sf3—g5

Schwarz: Capablanca e7—e5 Sb8—c6 e5xf4 g7-g5 g5—g4

Das Hamppe-Allgaier-Gambit, bei dem eine Figur für rasche Entwicklung geopfert wird. Es ist nicht gesund, doch der Weiße verließ sich darauf, daß seinem Gegner das Buchwissen vollständig mangelte und hoffte, er würde in den Verwicklungen, die sich ergeben, fehlgreifen. In gewissem Sinne behielt er recht, denn Capablanca wich wirklich von dem Buchwissen jener Zeit ab — aber nur, um eine Verstärkung für Schwarz zu finden! 6. ... 7. Sg5xf7 8. d2—d4

h7—h6 Ke8xf7 d7—d5 25

Besser als 8. ...d6, 9. Lf4: Lg7, 10. Lc4f mit starkem Angriff. 9. e4xd5 Gut für Schwarz wäre 9. Lf4: Lb4. 9. ... Dd8—e7f 10. K e l — f 2 g4—g3f 11. Kf2—gl Der weiße König ist nun scheinbar in Sicherheit; Schwarz gibt die Figur zurück, um die Diagonale gl/a7 zu öffnen, wonach Weiß wegen des schwarzen Bg3 fortlaufend von Mattdrohungen heimgesucht wird.



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iü ¿ i n m H H m H PP 13 HP ¡pp &HA •P Bf H Will s H



11. ... Sc6xd4! 12. D d l x d 4 Weiß muß auf die Rückgabe der Figur eingehen, wie 12. Lf4: Sf5, wobei nach wie vor Dc5f droht, zeigt. 12. ... De7—c5 13. Sc3—e2 Dc5—b6! Eine originelle und lustige Wendung und viel stärker als das lärmende 13. ...Dd4:"t", 14. Sd4: Lc5, 15. c3. Die Drohung 14. ...Lc5 zwingt Weiß, die Damen zu tauschen und dem Gegner dadurch zu gestatten, sofort den Damenturm ins Spiel zu bringen. 14. Dd4xb6 a7xb6 15. Se2—d4 Lf8—c5 16. c2—c3 Ta8—a4 So erobert Schwarz noch einen Bauern infolge der Drohung Td4:, gefolgt von Matt. 17. Lfl—e2 Lc5xd4t 18. c3xd4 Ta4xd4 19. b2—b3 26

Auf dieses Manöver hatte sich Weiß verlassen: er hoffte, damit die Partie zu seinen Gunsten zu wenden, indem er die riskante Stellung des schwarzen Turms ausnützt. Bald zeigt sich, daß Schwarz tiefer in die Stellung geblickt hat als Weiß. 19. ... Sg8—f6 20. Lei—b2 Td4—d2 Aber nicht 20. ...Td5:, 21. Lc4. 21. Le2—h5f In der Hoffnung auf 21. ...Kg7, 22. Lc3 Tc2, 23. Le5 mit entschiedenen Gegenchancen. Schwarz beendet nun die Partie im besten Stil. 21. ... Sf6xh5! 22. Lb2xh8 f4—f3 23. g2xf3 Weiß muß den Bauern nehmen, denn auf 23. Lc3 f 2 f , 24. K f l Lf5, 25. Ld2: setzt Ld3 matt. 23. ... Sh5—f4 24. Lh8—e5 Bei 24. Tel Tg2f, 25. K f l T f 2 t , 26. Kgl Lh3 wird es wiederum matt. 24. ... Td2—g2| 25. K g l — f l Tg2—f2f 26. K f l — e l Sf4—d3f Weiß gab auf. Diese Partie und audi die folgende sind f ü r einen Spieler im Alter von zwölf Jahren wirklich erstaunlich.

2 Wettkampf um die kubanische Meisterschaft Havanna 1900 Damenbauernspiel Weiß: Capablanca

Schwarz: / . Corzo

1. d2—d4 Capablanca zog, wenn er Weiß gegen Corzo hatte, stets d2—d4, weil diese Eröffnung zu jener Zeit verhältnismäßig wenig erforscht war. Der junge Spieler, dem es vollkommen an Buchwissen man-

gelte, bedachte, d a ß dieser Nachteil hier nicht so ins Gewicht fallen würde. M e r k würdigerweise folgt die Eröffnung der Partie Bogoljubow-Capablanca, New Y o r k 1924 (richtiger gesagt umgekehrt), ziemlich weit. Wenn der Leser C a p a b l a n cas meisterhafte Behandlung der Verteidigung mit den antipositionellen Methoden vergleichen will, die C o r z o anwendet, möge er Partie N r . 27 heranziehen. 1. ... d7—d5 2. S g l — f 3 c7—c5 3. e2—e3 Sb8—c6 4. b2—b3 Mit der elementaren Logik der Jugend gespielt. D e r D a m e n l ä u f e r ist durch den Königsbauern eingesperrt, also m u ß er auf eine andere Weise entwickelt w e r d e n ; daher der Textzug. 4. ... e7—e6 5. L e i — b2 Sg8—f6 6. S b l — d 2 c5xd4(?) Objektiv weniger gut als Ld6 oder Le7, hat der gewählte Zug audi vom psychologischen Gesichtspunkt aus Nachteile, weil er das Eröffnungsproblem f ü r den unerfahrenen Gegenspieler vereinfacht. 7. e3xd4 Lf8—d6 8. L f l — d 3 0—0 9. 0—0 Sf6—h5 Der Beginn eines zeitraubenden Manövers, das nur dem Weißen nützt. Richtig w a r 9...b6, gefolgt von Lb7. Wie Schwarz spielt, bleibt seinem L ä u f e r n u r wenig Zukunft. 10. g2—g3 f7—f5 11. Sf3—e5 Sh5—f6 12. f2—e4 Ld6xe5 13. f4xe5 Sf6—g4 Schwarz hofft, aus der Stellung mehr als ein Remis herauszuholen, sonst h ä t t e er mit Se4 nadi Ausgleich gestrebt. Oberflüssig zu sagen, d a ß der geschehene Zug weit schwächer u n d mit Zeitverlust auf der Suche nach einem friedlichen H a f e n f ü r den Springer verbunden ist. 14. D d l — e 2 15. Sd2—f3

Dd8—b6 Lc8—d7

Schwarz ist immer noch von dem Gedanken besessen, das Remis z u vermeiden. Das spätere Mittelspiel bereitet seinen Illusionen ein schmerzliches Ende. Sein bester Zug w a r , auf ungleichfarbige Läufer zu spielen: Sb4, worauf 16. La3 geschehen wäre. 16. a2—a3 N u n h a t Weiß das verhindert u n d plant einen eventuellen Vorstoß der b- u n d cBauern. 16. ... Kg8—h8 Schwarz gruppiert seine Figuren um im Bestreben, etwas Gegenspiel am KönigsFlügel zu erlangen. 17. h2—h3 18. D e 2 — f 2 19. K g l - g 2

Sg4—h6 Sh6—f7 g7-g5

E r möchte nicht passiv verharren, w ä h r e n d Weiß am Damenflügel mit c2—c4, b3—b4, c4—c5, b4—b5 (vorbereitet durch Sd2) v o r g e h t . N u n ist jedoch ein« Schwäche auf der langen Diagonalen entstanden, die Weiß fein ausnützt. 20. g3—g4! Beleuchtet hell die Schwäche des letzten schwarzen Zuges. W e n n n u n 20. ... fg, 21. hg, gefolgt v o n T h l m i t s t a r k e m K ö aigsangriff, u n d w e n n 20. ...f4, in der Absicht, d i e Stellung zu blockieren, d a n n k a n n Weiß sie schließlich m i t h 3 — h 4 a u f brechen. 20. ... 21. D f 2 — e 3 22. T a l — e l

Sc6—e7 Tf8—g8

Alles in vorzüglichem Positionsstil, w ü r dig eines e r f a h r e n e n Meisters. 22. ... 23. g4xf5 24. K g 2 — h 2

Se7—g6 Sg6—f4| Sf4xd3

Falls 24. ...ef, so 25. Sg5:! 25. De3xd3 e6xf5 26. c2—c4! Sehr stark; Weiß ö f f n e t die Stellung nun vollständig. 26. ... Db6—e6 27

Die Alternative war 26. ...I>h6, 27. cd g4, 28. Sgl Sg5, 29. e6 Sf3f, 30. Tf3:! und Weiß gewinnt. 27. c4xd5 28. e5—e6!

De6xd5

Diese feine Gewinnkombination wirft den Schatten des großen Meisters voraus. 28. ... Ld7—b5 Denn auf 28. ...Le6: entscheidet 29. Te6: sofort.

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29. Dd3xb5 Ein sehr hübsches Damenopfer, das Capablanca bei e5—e6 geplant hatte. Zwar gewinnt auch 29. Dd2 auf etwas einfachere Weise, den Wert der Kombination beeinträchtigt das jedoch kaum. 29. ... 30. d4—d5f 31. e6xf7

Dd5xb5 Tg8—g7 h7—h6

Kaum mehr Widerstand leistete 31 Tf8. Nach Capablanca gewönne Weiß dann mit 32. Sd4 Dd5: 33. Te8 D f 7 : 34. Tf8:f Df8: 35. Sf5: 32. Sf3—d4

Db5xfl

Es gibt nichts Besseres. Auf 32 Dd7 gibt Capablanca 33. Sf5: Df7:, 34. Lg7:t Kh7, 35. Te7 mit Eroberung der Dame (Dd5: würde nach 36. Le5f Kg6, 37. T g l f Kh5, 38. Sg3f Kh4, 39. T f 4 | gf, 40. Tg4 zum Matt führen). 33. T e l x f l 34. T f l x f 5 35. Sd4xf5f 28

Tg7xf7 Tf7xf5 Kh8—h7

Der Rest ist Sache der Technik, wenn auch noch beträchtliche Genauigkeit erforderlich ist. Capablanca entledigt sich seiner Aufgabe mit einer Leichtigkeit, als sei er bereits Weltmeister. 36. Sf5—e7! Schneidet den König hübsch von der Brettmitte ab. 36. ... Ta8—f8 37. Kh2—g2 h6—h5 38. d5—d6 g5—g4 39. h3xg4 h5xg4 40. Lb2—e5 Kh7—h6 41. d6—d7 Tf8—d8 Td8xg8 42. Se7—g8t Oder 42. ... Kg6, 43. Sf6 Kf7, 44. Lc7. 43. Le5—f6

Kh6—g6

Schwarz setzt fort in der Hoffnung auf Remis durch Patt. Gegen einen weniger wachen Partner hätte er es vielleicht erreicht. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53.

d7—d8 Lf6xd8 Kg2—f2 Kf2—e3 Ke3—d3 Kd3—c3 Ld8—h4 Lh4—f2 b3—b4 Lgl—b6

Tg8xd8 b7—b5 Kg6—f5 Kf5—e5 Ke5—d5 g4—g3 g3-g2 a7—a5 Kd5—e4

Und nicht 53. ba, das zum Remis führt, weil der Läufer nicht das Feld a8 beherrscht. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. 60.

... Kc3—d3 Lb6—gl Lgl—h2 Kd3—d4 Kd4—e5 Ke5—d5 Kd5—c5!

Ke4—d5 Kd5—c6 Kc6—d5 Kd5—c6 a5—a4 Kc6—b6 Kb6—a6

Da Weiß nicht in die Falle 60. Kc6 glD, 61. L g l : patt gegangen ist, gab Schwarz auf.

3 Sechste Wettkampfpartie N e w York 1909 Spanische Partie Weiß: Capablanca

Schwarz: F.]. Marshall

1. e2—e4 e7—e5 2. Sgl—f3 Sb8—c6 3. Lfl—b5 d7—d6 4. c2—c3 Dieser zurückhaltende Zug ist nicht so stark wie das normale d2—d4; aber in dieser frühen Phase seiner Entwicklung kannte Capablanca praktisch keine Eröffnungstheorie. Trotzdem wählt er, sobald die Vorgeplänkel des Partieanfangs vorbei sind, intuitiv ein System für den Angriff am Königsflügel, das deutlich an einige Partien von Steinitz erinnert. 4. ...

Lc8—g4

Die Fesselung ist Zeitvergeudung; sie erleichtert nur den weißen Königsangriff, indem sie ihn zu h2—h3 und g2—g4 ermutigt. Die von Capablanca und anderen empfohlene Alternative 4. ...f5 ist jedoch nicht gut, weil Weiß sie auf ähnliche Weise behandeln kann wie die sogenannte Siesta-Variante (aber mit noch größerer Wirkung). Er spielt 5. ef Lf5: (nicht 5. ...e4, 6. Sd4 und gewinnt), 6. d4 e4, 7. Sg5 Le7, 8. 0-0 Lg5:, 9. Dh5f Lg6, 10. Dg5: Dg5:, 11. Lg5: und hat die weit überlegene Entwicklung. Eine ausgezeichnete, feste Verteidigung ist jedoch mit dem Königsfianchetto zu erreichen wie in der Partie Dr. E. Lasker— Speyer, 1909, 4. ... g6, 5. 0-0 Lg7, 6. d4 Ld7, 7. Lg5 f6, 8. Lh4 De7, 9. Sa3 Sh6, 10. Sc2 Sd8, 11. Lc4 Sf7, 12. Sd2 Se6. 5. d2—d3 Die Steinitz-Methode, das Zentrum zu befestigen, bevor ein Königsangriff gestartet wird. Besser und aggressiver ist gleichwohl 5. d4. 5. ... Lf8—e7

Auch hier wäre Schwarz wohl beraten gewesen, seinen Königsläufer zu fiandiettieren und damit dem Angriffstyp entgegenzuwirken, der von Weiß beabsichtigt ist. 6. Sbl—d2 Sg8—f6 7. 0—0 0—0 8. T f l — e l h7—h6 Mit der Idee, den Königsflügel vom Druck zu befreien und Sf6—h7 nebst Sh7—g5 zu spielen. Das verliert viel Zeit und erlaubt dem Weißen, seinen Angriff mit alarmierender Geschwindigkeit voranzutreiben. Ein besserer Plan war 8. ...a6, 9. La4 b5, 10. Lc2 d5 mit Gegenchancen auf der d-Linie. 9. Sd2—fl Sf6—h7 10. Sfl—e3 Führt den 4. Zug von Schwarz ad absurdum. 10. ... Lg4—h5 Der Läufer hätte sich richtiger nach d7 zurückgezogen. Schlecht wäre 10. ...Le6, 11. d4, drohend d4—d5. Auf 10. ...f5 gibt Capablanca 11. ef Lf5:, 12. Sf5: Tf5:, 13. d4 mit gewonnenem Spiel an, z.B. 13. ...ed, 14. Lc6: bc, 15. Sd4:, oder 13. ...Lf6, 14. Ld3. 11. g 2 - g 4 ! Lh5-g6 12. Se3—f5 Setzt sein strategisches Ziel durch. Dieser starke Vorposten kann von Schwarz nur beseitigt werden, indem er dem Weißen die g-Linie öffnet und zum Angriff auf den geschwächten Königsflügel einlädt. 12. ... h6—h5? Die schwarze Stellung war bedenklich; aber so schwächt er die Rochadestellung noch mehr. Die beste Verteidigung bestand in 12. ...Sg5, 13. Kg2 Sf3:, 14. D f 3 : Lg5 mit einer gewissen Befreiung durch Abtausch. 13. h2—h3 h5xg4? Vorzuziehen war 13. ...Lf6. Der gespielte Zug öffnet nur die h-Linie zugunsten des weißen Angriffs. Weiß hätte zwar den Tausch früher oder später durch einen Zug des Sf3 erzwingen können; wozu aber sich 29

beeilen, diese Möglichkeit dern? 14. h3xg4 15. Sf3xg5 16. Kgl—g2

herauszufor-

Le7—g5 Sh7xg5

Weiß geht nun daran, die h-Linie mit seinen schweren Figuren zu besetzen — die Strafe für die verfehlten Züge des hBauern. 16. ... 17. Ddl—e2 18. Tel—hl

26. T a l — h l 27. Dg3—f3!

Anders ist der d-Bauer nicht zu halten; doch nun haben sich frische Angriffslinien geöffnet. 28. g4xf5 Te6—d6 29. Df3—h5 Ta8—a7 Sf7—h6 30. Dh5—g6

B w 18 II w, A k m A4 A 'M-WA Ä

d6—d5 Tf8—e8 Te8—e6

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IB Ü 1 AK HLAÜ B 4 • L III. ? H AB B ¡P K•¡Ä B ÄA ¡§LFB I IP l ¡3 • B Ä

19. De2—e3! Ein Meisterzug; indem er f7—f6 erzwingt, schneidet Weiß nicht nur die schwarze Dame vom Königsflügel ab, sondern ruft außerdem eine Schwäche der Diagonalen a2/g8 hervor. Weiß verschmäht mit Recht die Eroberung der Qualität durch 19. Lg5: Dg5:, 20. ed Lf5:, 21. de Le6:. Der Angriff ginge dann auf Schwarz über. 19. ... f7—f6 20. Lb5—a4!

Se7—g8 Lg6xf5

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18 B B B S Schwarz darf 31. Th7 nicht zulassen. Falls 30. ...Se7, so 31. Th8f Sh8:, 32 Th8:f Sg8, 33. Dh7 Kf7, 34. Lb6: und gewinnt. 31. Th4xh6! g7xh6 Oder 31. ...Sh6:, 32. Lh6: gh, 33. Th6: und so weiter. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38.

Le3xh6t Dg6-g7t Dg7xg8f Dg8—h7f Lh6—f8! Thlxh7f Th7xa7

Kf8—e7 Ke7—e8 Ke8—d7 Dd8—e7 De7xh7 Kd7—e8 Sdiwarz gab auf

Der Läufer soll auf der von Schwarz geschwächten Diagonalen wirken. 20. 21. 22. 23. 24.

... La4—b3 De3—g3 a2—a4 L e i — e3

Sc6—e7 c7—c6 a7—a5 Sg5—f7 b7—b6

Um Lc5 zu unterbinden. 25. Thl—h4 Kg8—f8 Weiß drohte auf der h-Linie zu triplieren und dann Se7:f nebst Th8f mit Eroberung einer Figur folgen zu lassen. 30

Adite Wettkampfpartie New York 1909 Spanische Partie Weiß: Capablanca Schwarz: F. J.Marshall 1 2. 3. 4.

e2—e4 Sgl—f3 Lfl—b5 0—0

e7—e5 Sb8—c6 d7—d6

Wie in den Anmerkungen zur vorhergehenden Partie erwähnt, ist hier 4. d4 der stärkste Zug. 4. ...

a7—a6

Die Antwort des Schwarzen bedeutet allerdings einen glatten Zeitverlust, ein sehr wichtiger Faktor in einem so frühen Stadium. Entweder 4. ...Ld7 oder 4. ...Sf6 sind die Normalzüge. 5. Lb5xc6f 6. d2—d4

b7xc6 e5xd4

Wegen des Tempoverlustes ist die Aufgabe des Zentrums kaum zu vermeiden. So würde 6. ...Sf6, 7. de Se4:, 8. ed cd (Sd6:, 9. T e l f Le7, 10. Lg5), 9. Tel d5, 10. Sfd2 einen Bauern kosten. 7. Sf3xd4 Lc8—d7 8. T f l — e l c6—c5 Sofortige Maßnahmen gegen das drohende e4—e5 (d6—d5 e5—e6) waren erforderlich. 9. Sd4—f3

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Weiß spielt positioneil und zieht den Springer zurück, damit die Drohung e4—e5 über dem Haupte des Schwarzen schweben bleibt. Noch besser war jedoch das kombinatorische 9. Sf5! Wenn dann 9. ...Se7, so 10. Dd6: Sf5:, 11. eff und gewinnt. Falls 9. ...g6, so 10. Sc3! gf, 11. e f t Le7, 12. Sd5 Lf5:, 13. T e 7 : | Kf8 (Se7:?, 14. Sf6f Kf8, 15. Lh6+), 14. Dh5 Le8 (oder Se7:, 15. Lh6f nebst +), 15. Lh6f usw. Spielt Schwarz auf (9. ...g6) 10. Sc3! Lc6, so geschieht 11. Sd4! cd (Ld7,

12. e5!), 12. D d 4 : D f 6 (Sf6, 13. e5 de, 14. De5: De7, 15. Lg5!), 13. e5 de, 14. Te5:f Le7, 15. Lg5 Dd6 (wenn Td8, so 16. Te7:t), 17. Te7:f Se7:, 18. D h 8 : t Kd7, 19. Dh7: und gewinnt. 9. ... Lf8—e7 Der Versuch eines verzögerten Fianchettos mit 9. ...Se7, 10. Sc3 g6, 11. e5 führt zu einem verlorenen Spiel für Schwarz. 10. Sbl—c3

c7—c6

10. ...Sf6 wird wiederum mit 11. e5 beantwortet, z.B. 11. ...de, 12. Se5: 0—0, 13. Lg5 Le8, 14. D f 3 Tb8, 15. T a d l Dc8, 16. Sg4! und gewinnt. 11. Lei—f4 Ld7—e6 12. D d l — d 3 Sg8—f6 13. T a l — d l d6—d5 So ist es Schwarz gelungen, seinen rückständigen Bauern nach vorn zu bringen; seine Damenflügelbauern erweisen sich aber noch immer als schwach und schutzbedürftig. Der nächste Zug des Weißen erzwingt eine weitere Schwäche am Königsflügel. 14. Sf3—g5!

d5—d4

Der Vorstoß ist erzwungen; wenn 14. ...0—0, so 15. e5 mit Eroberung einer Figur, und wenn 14. ...de, 15. De2 Db6, 16. Se6: fe, 17. Se4: Db2:, 18. Sd6f Ld6:, 19. De6:f usw. 15. Sg5xe6 f7xe6 16. Sc3—a4 Dd8—a5 Schwarz kann seine Entwicklung nicht fortführen, weil 17. Dc4 Bauerngewinn drohte. Zum Schutz der Bauern eilt die Dame herbei, die dafür wieder in der Mitte und am Königsflügel vermißt wird. 17. b2—b3 Hofft 18. Nicht Dame

Ta8—d8

auf 18. Dc4 Kf7, gefolgt von Db5. Sa4—b2! Sf6—h5 aber 18. ...Da2:, 19. Sc4 und die wäre gefangen.

19. Lf4—e5 20. Sb2—c4 21. Dd3—h3

0—0 Da5—b4 g7—g6 31

Schwarz m u ß sidi mit dem Verlust eines Bauern abfinden und obendrein mit einer neuen Schwäche; Schwarz bereitet jedoch einen verzweifelten Gegenangriff vor, der eine äußerst akkurate Behandlung von Seiten des Weißen erfordert. 22. D h 3 x e 6 t Tf8—f7 23. g2—g4 Le7—h4 Oder 23. ...Sg7, 24. Lg7: Kg7:, 25. Se5. 24. g4xh5 Lh4xf2f 25. K g l — h l Db4—c3 Wenn 25. ... Lei:, so 26. hg hg, 27. Dg6:f Kf8, 28. Sd6 Tfd7, 29. D f 6 f Kg8, 30. Dh8+.

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Nach dem Damenzug scheint Schwarz allerdings eine sehr drohende Stellung eingenommen zu haben mit einer unmittelbaren Mattdrohung. 26. Tel—e3! Eine schöne Antwort, die alle gegnerischen Absichten zunichte macht. 26. ...

Dc3xc2

Wenn 26. ...Le3:, so 27. hg hg, 28. Dg6:f ähnlich der beim 25. Zuge von Schwarz notierten Variante. 27. Te3—d3 Dc2—e2 28. Sc4—d6 Td8xd6 29. Le5xd6 Lf2—el Gefährlich bis zum Schluß — dennoch kann die Mattdrohung mit einer gewinnbringenden Serie von Schachgeboten beantwortet werden. 30. De6—e8t 31. h 5 — h 6 t 32

Kg8—g7 Schwarz gab auf.

5 Dreiundzwanzigste und letzte Wettkampfpartie N e w York 1909 Abgelehntes Damengambit Weiß: F. J.Marshall 1. d2—d4 2. c2—c4 3. Sbl—c3

Schwarz:

Capablanca

d7—d5 e7—e6 c7—c5

Die Tarrasdi-Verteidigung, mit der Schwarz den Nachteil des vereinzelten Bauern auf sidi nimmt und d a f ü r freies Spiel f ü r seine leichten Figuren erhält. Zu der Zeit, als diese Partie gespielt wurde, genoß sie einen guten R u f . Tarrasdi selbst behauptete, sie sei die einzige „korrekte" Verteidigung des Damengambits und ging so weit, dem dritten Zug von Schwarz ein Rufzeichen zu geben (in seinem Buche „Die moderne Schachpartie"). Capablanca erklärt, daß er eine Partie Rubinstein-Mieses gesehen habe, in der der letztere die Tarrasch-Verteidigung anwandte, und er sei von Mieses' Spiel so beeindruckt gewesen, daß er beschloß, sie gegen Marshall anzuwenden. Heutzutage w i r d diese Verteidigung jedoch als weniger gut als die hauptsächlichen normalen Abwehrmethoden angesehen. 4. c4xd5 e6xd5 5. S g l — f 3 Sb8—c6 6. g 2 - g 3 Das Manöver, das die Tarrasdi-Verteidigung in Mißkredit gebracht hat — der Läufer wird so postiert, daß er den äußersten Drude auf den vereinzelten Bauern ausübt. 6. ...

Lc8—e6

Der Zug von Mieses; es ist kein sonderlich guter, weil der Läufer auf e6 eine reine Defensivrolle spielt. Besser ist das übliche 6. ...Sf6, 7. Lg2 Le7. 7. L f l — g 2 8. 0—0 9. Lei—g5

Lf8—e7 Sg8—f6

Damit hilft Weiß nur der sdrwarzen Partie. Richtig ist 9. de Lc5:, und nun entweder 10. Sg5, wie Bogoljubow empfohlen hat, oder nodi besser, ähnlich wie in von R i t i befürworteten Abspielen, 10. Sa4 Le7, 11. Le3 0—0, 12. Sd4, und Weiß hat ein sehr günstiges Spiel. 9. ... Sf6—e4! Das sofortige Befreiungsmanöver gibt Schwarz ein ausgezeichnetes Spiel. 10. Lg5xe7 Wenn 10. Le3 c4, 11. Sd2 f5 zugunsten von Schwarz. 10. ... Dd8xe7 11. Sf3—e5 Und nicht 11. de Sc3; und der weiße Damenflügel wird aufgerissen. Rubinstein setzte hier gegen Mieses (in der erwähnten Partie) 11. T e l Sc3:, 12. Tc3: c4, 13. Se5 0—0 fort und hätte nun an Stelle von 14. b3 Db4, 14. f4 spielen sollen, womit 15. f5 und 15. e4 drohte. Marshalls Zug ist einfallsreich und genügt zum Ausgleich. 11. ... Sc6xd4 Am besten. Das Bestreben, die weißen Bauern mit 11. ...Sc3:, 12. bc Se5:, 13. de zu zersplittern, gibt Schwarz eine äußerst schlechte Partie nach 13. ...0—0 (wenn 13. ... Dd7, 14. f4 g6, 15. e4!), 14. Ld5: Tad8, 15. e4 Lh3 (oder Ld5:, 16. ed De5:, 17. c4 b5, 18. Tel!), 16. Tel De5:, 17. Db3 b6, 18. f4 De7, 19. a4, gefolgt von a4—a5 und Weiß beherrscht alle offenen Linien. 12. Sc3xe4 d5xe4 13. e2—e3 Weiß würde nach 13. Le4: Lh3 eine Figur einbüßen. 13. ... Sd4—f3f 14. Se5xf3? Marshall wählt den falschen Schlagmodus. Er sollte die Partie mit 14. Lf3: ef, 15. Da4f Ld7, 16. Sd7: Dd7:, 17. De4f De7, 18. D f 3 : vereinfachen, und Schwarz könnte dem Remis kaum entgehen. 3 Golombek, Capablanca

Capablanca hatte seinerzeit zwar angegeben, die Absicht gehabt zu haben, mit 15. ...Kf8 den Abtausch zu vermeiden, doch hätte das zu einem eher f ü r Weiß besseren Spiel geführt, wie 16. T f d l f6, 17. Sf3: Kf7, 18. D f 4 beweist. Wenn dann 18. ... Tfd8, so 19. Sg5t Kg8, 20. Se6: De6:, 21. Dc7 usw.

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14. ... 15. D d l x f 3

e4xf3 0—0!

Mit nonchalanter Nichtachtung des drohenden Db7: gespielt. Schwarz hat nun den Vorteil der Bauernmehrheit am Damenflügel, und er nützt sie mit höchster Feinheit aus. 16. T f l — c l ? Marshall, entmutigt durch sein schwaches Abschneiden im bisherigen Wettkampfverlauf, versucht vergeblich, sich dem Vormarsch der schwarzen Damenflügelbauern entgegenzustemmen und wählt einen rein negativen Weg. Nach 16. Db7: Db7:, 17. Lb7: Tab8, gefolgt von Tb2:, hätte Weiß tatsächlich ein verlorenes Endspiel; er hätte hingegen versuchen sollen, einen ausgleichenden Gegenangriff durch Verwertung seiner eigenen Mehrheit einzuleiten, etwa mittels 16. e4, gefolgt von De3, f2—f4 und f4—f5. Von hier ab nimmt der schwarze Vorteil Zug f ü r Zug zu. 16. ... 17. Df3—e4.

Ta8—b8

33

Droht 18. Lh3. Immer nodi wäre der Vormarsch mit 18. e4 angezeigt gewesen. 17. 18. 19. 20.

... Tel—c3 a2—a3 Lg2—f3.

De7—c7 b7—b5 c5—c4

Wenn 20. b3 Da5 und Weiß ist gezwungen 21. b4 zu spielen und Schwarz einen außerordentlich machtvollen gedeckten Freibauern auf c4 zu überlassen. Eine bessere Verteidigung jedoch hätte eine Umgruppierung seiner Türme ergeben, z. B. 20. T d l Tfd8, 21. T3cl. 20. ... 21. T a l — d l 22. Lf3xdl

g7—g6

Einfach, aber sehr stark. Der Zug droht unmittelbar eine Figur zu gewinnen mit 24. ... Ld5, 25 Dg4 h5; er gestattet aber außerdem dem Turm, sich von der Grundreihe zu lösen und ermöglicht Lf5, gefolgt von Td2. 24. De4—c6

Dc7—e5!

Er will kein Tempo vergeuden, wie es nadi 24. ... Dc6:, 25. Lc6: zur Verteidigung des b-Bauern nötig gewesen wäre. 25. Dc6—e4 Sonst folgt Td2 mit gewaltiger Wirkung. 25. ... 26. Lf3xe4

De5xe4 Td8—dlf

Damit der König nicht so schnell über f l und e2 in die Mitte läuft. 27. Kgl—g2

a7—a5

Weiß ist nun machtlos gegen das Vorgehen der Bauern; Schwarz wird sich sehr bald einen siegbringenden Freibauern verschaffen. 34

8

b5—b4 a5xb4 Tdl—bl b4—b3 33. Lc4: Tc2 und

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Tf8—d8 Td8xdlt Tb8—d8

Schwarz hat im Ergebnis der letzten Züge die Kontrolle über die einzige offene Linie erhalten, und dies in Verbindung mit der Bauernmehrheit am Damenflügel genügt zum Gewinn. 23. L d l — f 3

28. Tc3—c2 29. a3xb4 30. Le4—f3 31. Lf3—e2 32. Tc2—d2 Falls 32. Tc3, so Tb2:, gewinnt eine Figur.

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33. Le2—dl c4—c3 b3—b2 34. b2xc3 35. Td2xb2 Und nicht 35. Lc2 Tc2:! 35. ... Tblxdl 36. Tb2—c2 Hier war Partieaufgabe angebracht. 36. ... Le6—f5 37. Tc2—b2 Tdl—cl 38. Tb2—b3 Lf5—e4f 39. Kg2—h3 Tel—c2 40. f2—f4 h7—h5 Droht Matt durch L f 5 f , T h 2 : f , und f6. 41. g 3 - g 4 h5xg4t 42. Kh3xg4 Tc2xh2 43. Tb3—b4 f7—f5f 44. K g 4 - g 3

Kg7

44. Kg5 würde den König nach 44. ... Kg7 dem sofortigen Matt aussetzen. 44. 45. 46. 47. 48. 49. Weiß

... Tb4—c4 Kg3—h4 Tc4—c7f Tc7—d7 Td7—d6f gab auf.

Th2—e2 Te2xe3f Kg8—g7 Kg7—f6 Le4—g2 Kf6—g7

6 N e w York 1910 Abgelehntes Damengambit Weiß: Capablanca

Schwarz: C.Jaffe

1. d2—d4 d7-d5 2. Sgl—f3 Sg8—f6 3. e2—e3 c7—c6 4. c2—c4 e7—e6 5. Sbl—c3 Sb8—d7 6. L f l — d 3 Lf8—d6 7. 0—0 0—0 8. e3—e4 d5xe4 9. Sc3xe4 Sf6xe4 10. Ld3xe4 Sd7—f6 Dieser natürliche Zug ist völlig verfehlt. Er treibt den Läufer dorthin, wo er von selbst hingehen wird und beraubt den Schwarzen eines künftigen Entwicklungsplans. Der richtige Zug wäre 10. ...c5, wie in der Partie Grünfeld-Bogoljubow, Berlin 1926, mit der Fortsetzung 11. Lc2 Dc7, 12. Dd3 f5, 13. T d l cd, 14. Dd4: Lc5, 15. Dh4 Sf6 und brauchbarem Spiel für Schwarz. 11. Le4—c2 h7—h6 Sonst könnte Weiß Lg5 spielen, gefolgt von Dd3. 12. b2—b3 b7—b6 13. Lei—b2 Lc8—b7 14. D d l — d 3 g7—g6 Schwarz fürchtet d4—d5 nebst Lf6: mit Mattangriff. Doch der Textzug schafft eine tödliche Schwäche, aus der Weiß prompt Vorteil zieht. Er steht freilich schon so schlecht, daß es schwierig ist eine plausible Fortsetzung anzugeben. 14. ...Dc7 verliert nach 15. c5 und 16. d5. Das verhältnismäßig beste dürfte noch 14. ...Te8, 15. Tael Le7, 15. Se5 sein, obgleich Weiß es nicht schwer hat, den Angriff weiterzuführen. 15. T a l — el Sf6—h5? Er hofft zu Sh5—g7 zu kommen und damit ein eventuelles Te6: abzuschirmen. Dazu wird ihm jedoch keine Zeit gelas3*

sen, und der Zug beschleunigt lediglich den Untergang. Am besten, denn sogar in so miserablen Stellungen muß es „beste Züge" geben, ist 15. ...De7 mit vielleicht noch haltbarer Stellung. 16. Lb2—cl

Kg8—g7

Das andere Mittel, den h-Bauern zu verteidigen, 16. ...Lf4, wäre auch an 17. Te6: gescheitert. Nun zerstört Weiß in dem knappen Maß von vier Zügen die gesamte Bauernfront des Königsflügels.

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17. Telxe6!

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Wenn 17. ...fe, so Matt in zwei Zügen. 18. Sf3—e5! Diesen Zug, der den Turm zeitweise einstehen läßt, begleitet ein nettes Gefühl der Sorglosigkeit. 18. ...

c6—c5

Die verspätete Feststellung des Schwarzen, daß er den Damenflügel unentwickelt gelassen hat, verschlimmert die Sache nur. Sein einziger Weg, die Partie zu verlängern, bestünde in 18. ...Le5:, obgleich der Gewinn für Weiß nach 19. Te5: nur eine Sache der Technik gewesen wäre. Schwarz kann den Turm wegen (18. ...fe), 19. Dg6:f Kh8, 20. D h 6 : t Kg8, 21. D g 6 t Kh8, 22. Tel De8, 23. D h 6 | Kg8, 24. Te3 nebst Matt nicht nehmen. 19. Lclxh6f 20. Se5xf7f!

Kg7xh6 Schwarz gab auf

Ein schönes Beispiel, wie unbedachte Züge der Rochadebauern auszunützen sind. 35

Kapitel 2 Schnelle Entfaltung — Die Reise nach Europa Das Turnier in San Sebastian 1911 zeigt einen Capablanca, der im großen Stil zu siegen versteht. Es beginnt gleich in der ersten Runde mit der berühmten Partie gegen Bernstein, die gespickt ist mit schönen und verwickelten Kombinationen. Die wenig bekannte Partie, die folgt, ist eine glänzende Variation auf ein Steinitz-Thema gegen einen besonders harten Widerpart. Sein nächster Besuch in Europa im Jahre 1913 brachte ebenfalls viele schöne Partien hervor. Diese Periode enthält das erste Beispiel seines Sbl—d2-Manövers gegen c7—c6 im Damengambit, mit dem er überzeugend Aljechin in St. Petersburg 1913 schlug. Seine Vorliebe für diesen Zug läuft durdi seine gesamte Karriere und ist sogar noch in Karlsbad 1929 (siehe Partie gegen Treybal) zu beobachten. Auch in St. Petersburg diente Bernstein als Folie für einige der bedeutendsten Leistungen Capablancas, besonders in der hervorragenden Partie N r . 13, die eine zauberhafte Serie großartiger Wendungen enthält. Ebenso bewundernswert sind sein im Stile Morphys errungener Sieg mit den schwarzen Steinen gegen Aljechin in St. Petersburg 1914 und die bündige Art, wie er Blackburnes Exzentrizität im gleichen Turnier bestrafte. Der methodische Weg, der dazu führte, ist besonders bemerkenswert; zunächst weist er einen Angriff zurück, dann erreicht er die Herrschaft über das ganze Brett und schließlich fegt er den schwarzen Königsflügel vom Brett. Die Ergebnisse der vier Turniere sind in Tabellen wiedergegeben.

36

San Sebastian 1911

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U b i f S - s l a i i f r 2 1 S í o 1 S í E § n a l i e a s e H l i s e

0 1 Capablanca Jt1 R Vui d mba r i n s t e i n 1 31 i 1 4 Marshall i i Nimzowitsch 0 i 5 1f 6 Schlechter i i Tarrasch 7 1l i i B e r n s t e i n | 0 i 8 J Spielmann 0 1 911 10 Teichmann i i 0 0 1 1 Jf J a n o w s k i Maroczy 1 2 1( 1 i 0 1 1 3 1| B u r n 1 4 1[ D u r a s i 0 0 0 15 L e o n h a r d t 2

1 1 1 1 i 1 1 1 1 1 i i 1 0 i 0 i i 0 i 1 1 i 1 0 0 i 41 5 5 51 61 61 1 i i 1 0 1 1 1 i i i i 0 i i i 0 0 0 1 i 0 i 0 1 0 0

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1 Capablanca 2 Marshall 3 JafCe 4 Janowski Chajes 5 i1 Stapfer 61t 7 Kupchik Tenenwurzel 8 J( Whitaker 91l 1 0 i| K l i n e Rubinstein 1 1 1( 12 Morrison 13 Liebenstein 14 Zapoléon

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23. ... Sf4xg2! Ein entscheidender Schlag, der die weiße Stellung im Nu zusammenbrechen läßt. (Dr. Tarrasch weist auf die „Nebenlösung" 23. ... Dg4!, 24. f3 De6! hin. D. Ü.) 24. Kflxg2 Auf 24. Tle2 gewinnt Dh3. 24. ... De6—g4| 25. Kg2—fl Nach 25. Khl Tg5! wäre das Matt nicht zu decken. 25. ... Dg4—h3f 26. Kfl—e2 Te5xe3t! 27. f2xe3 Dh3xe3f 28. Ke2—dl De3xelf 29. Kdl—c2 Del—e4f 30. Kc2—b3. Die weiße Partie ist klar verloren. Der geschehene und die folgenden beiden Züge verkürzen die Agonie. Mehr Widerstand leistete 30. Kcl. Schwarz täte dann am 49

besten, 30. ... Dg6 mit der Drohung Telf nebst Turmtausch, Dglf und Eroberung des Bh2 zu spielen. Falls dann 31. Tdl, so zunächst 31. ... h6, z.B. 32. De7 Te2, 33. Td2 D g l f , 34. Tdl De3f, 35. Kbl De4t, 36. Kai Dc2, 37. Tbl mit immer stärkerer Lähmung des weißen Spiels. 30. ... De4—c6 Noch genauer war nach Dr. Tarrasdi 30. ... c4'f, damit der König sich nicht in den Schlupfwinkel a2 verkriecht. (Der Übersetzer.) 31. a2—a4. Verzweiflung. Das Vorrücken des a-Bauern entblößt den König nodi mehr. Weiß mußte sidi mit 31. a3 begnügen. Auf die Dauer war natürlich auch damit nichts zu retten. 31. ... d6—d5! 32. a4—a5. Führt zu einem Mattfinale. 32. Tf2 f6, 33. Tg2 g6 hätte den Kampf verlängert. 32. ... Dc6—b5f 33. Kb3—a3 Oder 33. Kc2 Da4f, 34. b3 Da2t, 35. Kd3 D b l f , 36. Tc2 D f l f , 37. Kd2 Te2t, 38. Kd3 Df3 matt. 33. ... Te8—b8 34. Ka3—a2 h7—h6 Ein notwendiger Zug, denn Schwarz muß, um mattsetzen zu können, den Turm von der 8. Reihe entfernen. 35. a5—a6 Db5—b3f Weiß gab auf, denn das Matt wäre nadi 36. Kbl Te8, 37. Tc2 T e l | , 38. Tel Te2, 39. Db7 T b 2 : | nicht mehr zu decken.

13 St. Petersburg 1914 Damengambit Weiß: Capablanca Schwarz: O. Bernstein 1. d2—d4 2. Sgl—f3 3. c2—c4 50

d7—d5 Sg8—f6 e7—e6

4. Sbl—c3 Sb8—d7 5. Lei—g5 Lf8—e7 6. e2—e3 c7—c6 Dr. Bernstein hatte eine Verteidigungsmethode ausgearbeitet, die mit diesem Zuge einsetzt und eng verwandt ist mit der später bekannt gewordenen Meraner Variante. Sie besteht aus einem frühzeitigen und heftigen Gegenangriff am Damenflügel und ähnelt der „Meraner" darin, daß sie ebenso unzuverlässig und positionell ungesund ist. Am besten ist das normale 6. ... 0—0. 7. Lfl—d3 Weiß lehnt es mit Recht ab, sich durch das Abweichen von der Regel seitens des Schwarzen von ruhiger Entwicklung abhalten zu lassen. Befangene Versuche, das sdiwarze System zu widerlegen, schlagen nur auf das Haupt des Weißen zurück, z.B 7. Dc2 Se4, 8. Le7: De7:, 9. Se4: de, 10. De4: Db4t, 11. Sd2 Db2:, 12. Dbl Dc3, 13. Del Da5, 14. c5(?) (Weiß hätte sich mit 14. Ld3 und Ausgleich begnügen sollen), 14. ... e5, und Schwarz steht besser (Reshevsky—Tylor, Nottingham 1936). 7. ... d5xc4 8. Ld3xc4 b7—b5 Nidit völlig befriedigend ist das Befreiungsmanöver 8. ... Sd5, 9. Le7: De7:, 10. Dc2 Sc3:, 11. Dc3: 0—0, 12. 0—0 b6, 13. Dd3 Td8, 14. De2 c5, 15. Tadl Lb7, 16. La6, und nach dem unvermeidlichen Läufertausch wird Schwarz an einer Schwäche der weißen Felder leiden (Sämisdi—Selesniev, Pistyan 1922). 9. Lc4—d3 a7—a6 10. e3—e4 e6—e5? Dieses vorübergehende Bauernopfer ist strategisch verfehlt. Es lockert die sdiwarze Stellung auf gefährliche Weise und bedeutet außerdem Zeitverlust, denn Weiß kann ruhig seine Entwicklung fortsetzen, während Sdiwarz mehrere Züge investieren muß, um den Bauern zurückzuerobern. Die Hauptstrafe, die Schwarz zahlt, besteht in der unglücklichen Lage

des schwarzen Königs im Gegensatz zum sicher am Flügel aufgehobenen weißen König. Anstatt so tödliche Gefahren auf sich zu nehmen, sollte Schwarz 10. ... c5 spielen. 11. d4xe5 Sf6—g4 12. Lg5—f4 Le7—c5 13. 0—0 Dd8—c7 Aber nicht 13. ...De7, 14. e6 fe (De6:?, 15. Sg5 mit Eroberung des Springers), 15. e5! mit gewonnener Stellung für Weiß. 14. T a l — c l Auf den ersten Blick ein reiner Routinezug, der den Turm auf eine offene Linie gegenüber der schwarzen Dame stellt; in Wirklichkeit bereitet Weiß bereits eine großartige Kombination vor, in der der Turmzug eine wichtige Rolle spielt.

Denn falls 16. ...Lb4:, so 17. Sd5 Dd6, 18. Sb4: Db4:, 19. Tc6: 0—0, 20. Lc2, und Weiß droht entweder 21. Lb3f nebst Sg5, oder 21. Dd5f mit Materialgewinn. Der Läufer muß auf der Schrägen a7/gl bleiben, weil 16. ... Ld6, 17. Lb5: ab 18. Sb5: zwei Bauern erobert und 16. ... Le7 an 17. Sd5 scheitert. Nachdem der Läufer vom Königsflügel abgelenkt worden ist, bläst Weiß zum Sturm.

14. ... f7—f6 Falls 14. ...Sge5:, 15. Se5: Se5:, 16. Sd5 cd, 17. b4 und gewinnt, denn 17. ... L f 2 : f , 18. Tf2: Dd6, 19. Dh5 kostet eine Figur.

Auf ... S7f6 wäre 21. Db3 (Dd7, 22. Dc4) zu stark. (Anm. d. Ubers.)

15. Lf4—g3

f6xe5

Schwarz hat nun seinen Bauern zurückerobert —• auf Kosten seiner Entwicklung.

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16. b2—b4! Die Tatsache, daß dieses Bauernangebot nicht angenommen werden darf, bedeutet, daß der schwarze Läufer sich zurückziehen und die eine oder die andere Schräge preisgeben muß. Wir werden dieses ablenkende Bauernopfer wieder und wieder in Capablancas Partien antreffen; man sehe etwa die 9. Matchpartie mit Euwe. 16. ... Lc5—a7 4*

17. 18. 19. 20.

Ld3xb5! Sc3xb5 Sb5—d6t Tclxc6

a6xb5 Dc7—d8 Ke8—f8

Droht Sc8:, gefolgt von Dd6f und Deöf. 20. ... Sd7—b6

21. Lg3—h4! Sehr fein gespielt; Weiß ist im Begriff, den Schwarzen zur Annahme der Qualität zu zwingen, um den schwarzen König ins Freie treiben zu können. Der einfache Zug 21. Se5: gäbe dem Weißen mehr Material als erforderlich für die geopferte Figur und sollte zum Siege ausreichen; er wäre aber weder so durchschlagend noch so elegant. 21. ... Dd8—d7 22. Sd6xc8 Dd7xc6 Erzwungen; wenn 22. . . . D d l : , 23. T d l : Tc8:, 24. Tc8:f Sc8:, 25. Td8f usw. 23. D d l — d 8 f

Dc6—e8

Wenn 23. ... Kf7, so 24. Sd6t, gefolgt von matt oder Damengewinn. 24. Lh4—e7f 25. Sc8—d6f 26. Sf3—h4f

Kf8—f7 Kf7—g6 Kg6—h5

Schwarz wird nach 26. ... Kh6, 27. S6f5f Kh5, 28. S g 7 : | Kh6, 29. S4f5f Kg6, 30. Dd6 usw. mattgesetzt. 27. Sd6xe8 28. Se8xg7f 29. Sg7—f5f

Ta8xd8 Kh5—h6 Kh6—h5 51

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Schwarz gab auf. Mit dieser Partie gewann Capablanca einen wohlverdienten Schönheitspreis. Bernstein scheint genau der richtige Typ des Gegenspielers gewesen zu sein, der die künstlerische Note in Capablancas Stil in besonderem Maße hervorlodkte.

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30. h2—h3! Ein wunderschön stiller, dennoch tödlicher Zug, der den angemessenen Höhepunkt des von Weiß im 16. Zuge begonnenen Kombinationsspiels bildet. Die Drohung 31. hgt Kg4:, 32. f3| Kh5, 33. g4 matt zwingt Schwarz, einen Turm zurückzugeben. Danach bleibt Weiß im Mehrbesitz von drei Bauern bei anhaltendem Angriff. 30. ... Sb6—c8 Der einzige Zug, der das Matt vermeidet (der Bf2 ist gefesselt). 31. h3xg4f Kh5xg4 32. Le7xd8 Th8xd8 33. g2—g3 Weiß gibt zu erkennen, daß er wieder ein Mattnetz im Auge hat. Die kombinatorische Zusammenarbeit der Springer und Bauern soll einen Ring um den König legen, bis der Turm zur 7. Reihe gelangen und dort den Gnadenstoß geben kann. 33. ... Td8—d2 34. K g l - g 2 Td2—e2 (Ta2:, 35. Sf3!) 35. a2—a4 Sc8—b6 36. Sf5—e3t Kg4—h5 37. a4—a5 Sb6—d7 38. Sh4—f5 Sd7—f6 39. b4—b5 La7—d4 40. Kg2—f3 Te2—a2 41. a5—a6 Ld4—a7 42. T f l — c l Ta2—b2 43. g3—g4f Kh5—g6 44. Tel—c7 Tb2xf2t 45. Kf3xf2 Sf6xg4t 46. Kf2—f3

St. Petersburg 1914 Spanische Partie

52

Weiß: Capablanca Schwarz: H. J. Blackburne 1. e2—e4 e7—e5 2. Sgl—f3 Sb8—c6 3. Lfl—b5 Sc6—d4 Diese Verteidigung ist nicht empfehlenswert; sie kostet Zeit ohne jeden Gegenwert in der Stellung. Blackburne wandte sie dreimal in diesem Turnier an, verlor zweimal und machte einmal remis. 4. Sf3xd4 e5xd4 5. 0 - 0 g7-g6 Die logische Methode, das meiste aus dem Bd4 herauszuholen und ihn als Speerspitze für den Angriff des Läufers auf der langen Diagonalen zu benutzen. 6. d2—d3 Lf8—g7 7. Sbl—d2 In der 4. Runde setzte Tarrasch gegen den gleichen Spieler (nach einer Umstellung der Züge) fort mit 7. c3 Se7, 8. cd Ld4:, 9. Sc3 c6, 10. Lc4 d6, 11. Le3 Lg7, 12. Df3 0—0, 13. Lb3 Kh8, 14. Dg3 Le6, 15. Le6: fe, 16. Dh3 mit besserem Spiel für Weiß. Mit dem Textzug plant Capablanca einen anderen Spieltypus, der im Vormarsch der Königsflügelbauern besteht, der vom Springer auf f3 unterstützt werden soll. 7. ... 8. f2—f4

Sg8—e7 c7—c6

Schwarz beginnt hiermit den geistreichen Versuch eines Gegenspiels am Damenflügel.

9. Lb5—c4 d7—d5 10. Lc4—b3 0—0 11. Sd2—f3 c6—c5 11. ... de, 12. de Lg4, obwohl wenigerr k i H X i B Ä Ä¡Äs tr ¡1 I ü Ö



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26. Sh4xg6! h7xg6 Zu seinem Unglück muß er auf 26. ... De6 verzichten wegen 27. f5 Tf5:, 28. Df5:. 27. Tglxg6 Db6—b8 Nach diesem Zuge beseitigt Weiß die letzte Figur auf dem Königsflügel, die einem wirklichen Defensivzweck dient. Die beste Verteidigung bestand in 27. ... Dc7, wenngleich Schwarz auch danach verloren ist, z. B. 28. Tdgl Th7, 29. f5 Dd7, 30. Lg5 Kh8, 31. Lf6 bzw. 30. ...Kf8, 31. Dg2 mit vernichtenden Drohungen. 28. Tg6xg7t Kg8xg7 29. Tbl—gif Kg7—f8 30. Dc2—g6 Th5xh3f 31. Kh2xh3 Schwarz gab auf. Sein König ist nicht mehr zu verteidigen, z.B. 31. ... Dc8f, 32. f5 Sf7, 33. e6 usw. 53

Kapitel 3 Auf dem Wege zur Weltmeisterschaft — Der Wettkampf mit Lasker Zunächst war Capablancas Auftreten in diesem Zeitraum auf New York konzentriert. Seine Gegnerschaft war nicht ganz so hart wie die in Europa angetroffene. Das natürliche Vorwärtssdireiten in Richtung auf die Weltmeisterschaft wurde zeitweilig durch den Krieg aufgehalten; Die Hauptrivalen Capablancas waren Janowski und Marshall. Siege über andere amerikanische Spieler fielen leicht, dodi diese beiden leisteten zähen Widerstand, der ausgezeichnete Partien hervorbrachte. Dem Lernenden wird empfohlen, sorgfältig die wissenschaftliche Ausnützung des Stellungsvorteils zu studieren, wie sie in der Partie mit Janowski beim Rice-Gedenkturnier zu sehen ist, und wir zeigen eine besonders hübsche und elegante Partie gegen den polnischen Meister in New York 1918. Marshall war ein außerordentlich schwerer Gegner für Capablanca während dieser Periode. Er schlug ihn sogar einmal während eines Turniers in New York — ein ungewöhnlich selten vorkommender Fall. Aber die pièce de résistance*) dieser Phase der Laufbahn Capablancas ist sein wunderbarer Sieg über den amerikanischen Meister in der ersten Runde des Turniers von New York 1918. Marshall hatte eine ungemein verwickelte Variante der Spanischen Partie vorbereitet, die einen äußerst giftigen und langdauernden Angriff in Szene setzt. Capablanca erkannte die Zusammenhänge, nahm *) Frz. „Hauptgericht", wichtigstes Stüde der Serie. New York 1914 O Ö ö Js

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die Herausforderung an und erfodit einen großen dramatischen Sieg, in dem er sidi auf die klaren Grundprinzipien der Sdiadikunst verließ. Der Leser wird diese etwas hochtrabende Beschreibung der Partie vergeben, nachdem er sie selbst durchgespielt hat; sie ist tatsächlich ein Meisterstück. Sein Wettkampf mit Kostic verlief enttäuschend eintönig; nadi dem ersten besonders langwierigen und hartumkämpften Spiel verlor der serbische Meister den Mut, mit dem Ergebnis, daß das Niveau der Partien sank. Fast die gleidie Enttäuschung rief der Weltmeisterschaftskampf mit Lasker hervor. Der letztere war während des größten Teils der Begegnung außer Form. Infolgedessen fehlten, abgesehen von den beiden hier wiedergegebenen Partien, die außergewöhnlichen Errungenschaften, die man beim Zusammentreffen der beiden größten Schachspieler aller Zeiten erwarten würde.

New York 1915 «j

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§a Capablanca Marshall 3 Chajes 4 Kupchik 5 Bernstein 6 Lasker, Ed. 7 ' Hodges 8 1 Michelsen

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13 12 7 7 61 64 2 2

New York 1916, Ausscheidung 0 a 3cd 01 i g Capablanca Janowski Kostid Kupchik Chajes Rosenthal 7 Bernstein, J. 8 Pox 9 Schroeder 10 B l a c k 111 H o d g e s 12 T e n e n w u r z e l 13 P e r k i n s 14 B a n k s 1 2 3. 41 5 6

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Capablanca Janowski Chajes 4 [ Kostié J[ Kupchik 5 1

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Capablanci

New York 1916, Finale

Vorrunde

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12 81 8 81 81

14 11 101 10 10

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1 1 1 1 0 1

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Capablanca Kostié Marshall Chajes Janowski Black Morrison

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Janowski

New York 1918

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Hastings 1919

1 Capablanca 2 Kostié 3 ( Sir G. Thomas 4 \ Yates 5 J Micheli 6 \ Wahltuch 7 / OUand 8 \ Scott 9 Marchand 10 Conde 11 Winter 12 Cole 56

1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

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15 New York 1915 Spanisch Weiß: Capablanca Schwarz: A. Kupchik 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11.

e2—e4. Sgl—f3 Lfl—b5 Lb5—a4 0—0 Tfl—el La4—b3 c2—c3 Lb3—c2 d2—d4 h2—h3

e7—e5 Sb8—c6 a7—a6 Sg8—f6 Lf8—e7 b7—b5 d7—d6 Sc6—a5 c7—c5 Dd8—c7

Soweit folgen beide Spieler den wohlbekannten und ausgetretenen Pfaden der orthodoxen Verteidigung der Spanischen Partie. Die Normalvariante für Schwarz ist hier 11. ... 0—0, 12. Sld2 Sc6, 13. d5 Sd8 mit fester Stellung am Königsflügel und Hoffnungen auf Gegenspiel auf der anderen Brettseite. 11. ... Sa5—c6 12. Lei—e3 0—0 Der Nachteil des schwarzen Spiels liegt darin, daß keine reine Zugumstellung vorliegt, denn inzwischen hat Weiß Zeit gefunden, seinen Damenläufer zu entwickeln. Nadi 11. ...0—0 wäre 12. Le3 wegen Sc4 nicht gut gewesen. 13. Sbl—d2

Tf8—d8

Kein glückliches Manöver; Schwarz hofft, den status quo im Zentrum aufrechterhalten zu können, während er den Gegenangriff am Damenflügel vorantreibt und glaubt, daß sein Königsflügel von den beiden leichten Figuren ausreichend geschützt werden kann. Das folgende feine Spiel des Weißen zeigt, daß er im Irrtum ist. Der Königsturm wird für die Verteidigung des Königs gebraucht; auf d8 hindert er den Springer am Rückzug auf sein günstigstes Feld, wenn er vom weißen d-Bauern vertrieben wird.

Der beste Plan des Schwarzen sdieint ein sofortiger Gegenstoß mit b5—b4 zu sein. Daß der normale Entwicklungszug 13. ... Ld7 nicht gut genug ist, zeigte eine Partie L. Steiner—Asztalos, Maribor 1934, die 14. Tel Tfc8, 15. Sfl Sa5, 16. S3d2 Le8, 17. Sg3 Sd7, 18. Sf5 Lf8, 18. Dg4 fortgesetzt wurde mit deutlichem Plus für Weiß. 14. Tal—cl Lc8—d7 15. Sd2—fl b5—b4 16. d4—d5 Sc6—a7 Dies ist der schwache Punkt in der schwarzen Partie; der Springer ist ein Hindernis für die anderen schwarzen Figuren und dient von jetzt an bis zum Ende der Partie keinem nützlichen Zweck. 17. c3—c4 18. g2—g4 19. b2—b3

Sa7—c8 Sc8—b6 a6—a5

Beide Seiten gehen nach thematischen Gesichtspunkten vor. Weiß wird einen massiven Königsangriff entwickeln, während Schwarz auf einen Drude entlang der aLinie rechnet. 20. Sfl—g3 g7—g6 21. Kgl—h2 a5—a4 22. Tel—gl a4xb3 23. a2xb3 Le7—f8 Notwendig, denn Weiß drohte 24. Lh6, gefolgt von 25. Sf5. 24. Ddl—d2 Ta8—a2 25. Le3—g5 Lf8—g7 26. Dd2—e3 Weiß muß den Lc2 entfesseln, damit Schwarz nicht zu Sa4 b3xa4 b4—b3 greifen kann. Die sich öffnenden Linien am äußersten Damenflügel kämen Schwarz zugute. 26. ... Td8—a8 27. Lc2—bl Ta2—a3 28. Sf3—el Der Springer soll nach c2 wandern, wo er die mühsam errungene Beherrschung der a-Linie völlig neutralisiert. 28. ... Kg8—h8 57

28. ... Sa4 würde nach 29. Sc2 die Qualität kosten, und 28. ... La4, 29. Lc2 verlöre nur Zeit, weil der Läufer sich bald zurückziehen müßte (29. ... Sc4:, 30. De2 kostet sogar eine Figur). Schwarz beschließt daher, sich auf der Königsseite einzugraben und dem weißen Anprall zu trotzen. Die sofortige Niederlage hätte 28. ... h6, 29. Lh6: Lh6:, 30. Dh6: Tb3:, 31. Sf5 Se8, 32. Se7 matt zur Folge. 29. 30. 31. 32. 33. 34.

De3—d3 Sei—c2 Tel—fl Lg5—e3 Sc2—el g4-g5!

Sf6—g8 Ta3—a7 Ld7—e8 Sb6—d7 Dc7—d8

Ein starker Zug als Vorspiel des Sdilußangriffs. Sdiwarz kann nicht viel tun, seine Lage zu verbessern, sondern muß abwarten, um zu sehen, welche Form die Attacke annehmen wird. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42.

... h3—h4 h4—h5 Sei—f3 Tgl—hl Kh2—g2 h5xg6 Thl—h3 Tfl—hl

Dd8—a5 Da5—d8 Dd8—e7 Sd7—b6 De7—d7 Sg8-e7 f7xg6 Le8—f7 Lf7-g8

Schwarz gab auf. Er ist ganz hilflos gegen die vielen auf seinen König gerichteten Drohungen, deren schwerste in dem Manöver Sf3—g2—g4—f6 besteht.

16 New York 1915 Spanische Partie Weiß: Capablanca 1. 2. 3. 4. 5.

e2—e4 Sgl—f3 L f l — b5 Lb5—a4 0—0

Sdiwarz:

O.Chajes

e7—e5 Sb8—c6 a7—a6 Sg8—f6 Sf6xe4

Die offene Verteidigung, die nicht die Festigkeit hat wie die geschlossene, die nach 5. ... Le7 entsteht, die jedoch als Ausgleich ein aktiveres Spiel für die schwarzen Leichtfiguren bietet. Das strategische Hauptproblem ist die Frage der Kontrolle des Punktes c5. Wenn Weiß ihn erobern kann, hat er ein strategisch gewonnenes Spiel, wie der Verlauf der vorliegenden Partie zeigt. 6. 7. 8. 9. 10.

d2—d4 La4—b3 d4xe5 c2—c3 Sbl—d2

b7-b5 d7—d5 Lc8—e6 Lf8—e7 Se4—c5

Der Zug hat den Nachteil, daß der schwarze König im Zentrum gefährlich bloßgestellt wird, wenn Sdiwarz sich um einen Gegenangriff mit d5—d4 bemüht; daher ist 10. ... 0—0 weit vorzuziehen.

43. Sg3—f5!

Ta8—f8

Falls 43. ... gf, so 44. ef Lf8, 45. g6 mit leichtem Gewinn. 44. Sf5xg7 45. Dd3—e2 58

Kh8xg7

11. Lb3—c2 d5—d4 Die schwarze Stellung wird zu sehr gelockert und auf den weißen Feldern geschwächt nach 11. ... Lg4, 12. T e l 0—0, 13. Sb3 Se4, 14. Lf4 f5, 15. ef e. p. Sf6:, 16. Dd3, Aljediin—Nimzowitsdi, St. Petersburg 1914. 12. Sd2—e4! Dieser starke Zug bezweckt, das Feld e4 für den weißen Läufer zu erobern, von wo

aus er eine lähmende Wirkung auf den schwarzen Damenflügel ausübt. 12. ... d4xc3 Der Tausch ist erzwungen, denn Weiß drohte den d-Bauern nach 13. Sc5: Lc5:, 14. Le4 zu erobern. Eine interessante Analyse von Tarrasch zeigt, daß Schwarz nicht 12. ... Dd5 fortfahren darf wegen 13. Sc5: Lc5:, 14. Lb3 Dd7, 15. Le6: fe, 16. cd Sd4:, 17. Le3 Td8, 18. Tel Sf3:f, 19. D f 3 : Le3:, 20. fe mit hoffnungsloser Stellung für Schwarz. 13. Se4xc5 Le7xc5 Die scheinbare Eroberung eines Bauern durch 13. ... D d l : , 14. T d l : cb führt nach 15. Lb2: Lc5:, 16. Le4 Ld7, 17. Tacl zum Verlust einer Figur. 14. Lc2—e4 Dd8—d7 Nicht jedoch 14. ... Ld7, 15. Dd5 Le7, 16. e6 fe, 17. Dh5f Kf8, 18. Se5 mit Qualitätsgewinn. 15. b2xc3 Soweit folgte die Partie genau einer Analyse, die Capablanca einige Monate zuvor veröffentlicht hatte. Chajes hatte sie untersucht und war der Ansicht, daß die Stellung entgegen der Meinnung Capablancas günstig f ü r Schwarz sei. Sein Urteil erwies sidi jedoch als völlig falsch, wie die vorliegende Partie lehrt. 15. ... Ta8—d8 16. D d l x d 7 f Le6xd7 17. T f l — d l Sc6—e7 Es ist aufschlußreich zu beobachten, daß Schwarz nodi immer nicht seinen König in Sicherheit rochieren darf, denn 17. ...

0—0, 18. Le3 Le3:, 19. Td7: kostet zwei Figuren für einen Turm. Nicht besser ist der Rückzug 17. ... Sb8, wie in der Partie Capablanca—Holges aus dem gleichen Turnier, die 18. Sd4 Le7, 19. Le3 mit überlegenem Zentrum fortgeführt wurde. 18. Sf3—d4 h7—h6? Büßt einen wichtigen Zug ein infolge einer oberflächlichen Stellungseinschätzung. Schwarz hält es f ü r zwingend geboten, die Fesselung des Springers durch Lg5 zu verhindern, übersieht dabei aber, daß der weiße Läufer noch wirkungsvoller auf dem anderen Flügel postiert werden kann. 18. ... 0—0 ist noch immer verhängnisvoll für Schwarz, wie 19. Sb3 Lb6 (Lf5, 20. Td8: Td8:, 21. Lg5 und gewinnt), 20. La3 Tfe8, 21. Le7: Te7:, 22. Lc6 Kf8, 23. Td3 Ke8, 24. T a d l beweist: Weiß gewinnt, indem er seinen Springer über e2 nach g3 bringt. Dies erzwingt g7—g6, worauf der Springer über e4 nach f6 hüpft. Capablanca schlägt 18. ...Lg4 als besten Ausweg vor, doch nach 19. Td3 ist Schwarz wiederum ohne vernünftige, gute Fortsetzung. 19. Sd4—b3 Lc5—b6 20. Lei—a3 So verschafft sich Weiß eine andauernde Kontrolle über das Feld c5; es ist lehrreich festzustellen, wie das schwarze Spiel auf diese Weise lahmgelegt wird. 20. ... h6—h5 Weil Schwarz nicht rochieren kann, muß er seinen Turm über h6 ins Spiel bringen. 21. T d l — d 3 Ld7—g4 22. Td3xd8f Ke8xd8 23. Sb3—c5 Th8—h6 24. h2—h3 Lg4—c8 25. T a l — d l f Kd8—e8 26. K g l - f l g7-g5 Um den Weißen daran zu hindern, weiteren Boden in der Mitte zu erobern mit f2—f4. Dieser Vorstoß schwächt jedoch das Bauerngerippe des Königsflügels auf schwerwiegende Weise. 27. Sc5—d3 f7—f5 59

Weiß droht mit Lei einen Bauern zu erobern; Schwarz kann nur noch versuchen, das Ende hinauszuzögern; seine Stellung fällt in Stücke. 28. e5xf6 e. p. Th6xf6 29. Tdl—el Lc8—e6 Der drohende Abzugsangriff auf der e-Linie mußte abgewehrt werden; wenn 29. ... Te6, 30. Lg6f Tg6:, 31. Te7:f Kd8, 32. Se5 usw. 30. Le4—f3 Tf6—h6 Wie auch immer Schwarz spielt, ein Bauer geht verloren. Falls 30. ... h4, so 31. Lei; falls 30. ... g4, so 31. hg hg, 32. Lg4: Lg4:, 33. Te7:f Kd8, 34. Tg7 und erobert eine Figur (infolge der Drohung Le7f). 31. Lf3xh5t Ke8—d7 32. Lh5—g4 Se7—c6 33. Telxe6 Th6xe6 34. La3—cl Weiß holt sich den letzten schwarzen Bauern am Königsflügel, wonadi Schwarz ohne Gewissensbisse aufgeben konnte. 34. ... Kd7—d6 35. Lg4xe6 Kd6xe6 36. Lclxg5 Lb6—a5 37. Lg5—d2 Ke6—d5 38. h3—h4 Sc6—e5 Zwecklos wäre Kc4 wegen 39. Sb2f39. Sd3xe5 Kd5xe5 40. h4—h5 c7—c5 41. g2—g4 Ke5—f6 42. Kfl—e2 c5—c4 43. f2—f4 Kf6—f7 44. Ke2—f3 La5—d8 45. Kf3—e4 a6—a5 46. Ke4—d5 Ld8—e7 47. g4—g5 Kf7-g8 48. f4—f5 Sdiwarz gab auf.

17 Rice-Gedenkturnier, New York 1916 Damengambit Weiß: Capablanca Schwarz: A.Scbroeder 1. d2—d4 d7—d5 e7—e6 2. Sgl—f3 60

Sg8—f6 3. c2—c4 Sb8—d7 4. Sbl—c3 Lf8—e7 5. Lei—g5 0—0 6. e2—e3 a7—a6 7. Tal—cl Nidit so gut wie der normale Zug in der Orthodoxen Verteidigung 7. ... c6. Er versucht, das Problem der Entwicklung des Damenläufers durdi ein baldiges b7—b5 und Lc8—b7 zu lösen. Es entsteht jedoch eine holprige Bauernstellung am Damenflügel, die leidit angreifbar ist. 8. D d l — c2 Gut genug, und dem aggressiven 8. c5 sogar vorzuziehen, wie audi dem zahmen 8. a3, das Capablanca so oft im Weltmeistersdiaftskampf mit Aljechin 1927 ohne Erfolg versuchte. Am besten aber ist 8. cd, wie er in der Partie mit Mieses, Kissingen 1928, spielte. 8. ... Tf8—e8 9. Lfl—d3 d5xc4 10. Ld3xc4 b7—b5 11. Lc4—d3 Lc8—b7 12. a2—a4 Zwingt Sdiwarz, den b-Bauern vorzustoßen und hindert ihn so daran, c7— c5—c4 zu spielen, wie Sdiroeder in einer vorhergehenden Partie mit Perkins tat. In den nächsten paar Zügen ist Weiß vor allem darauf bedacht, den Zug c7—c5 zu verhindern. Sdiroeder setzt ihn schließlich durch, aber nur auf Kosten anderweitiger Schwächen. 12. ... b5—b4 13. Lg5xf6 Eine klug erdachte Finesse. Er hindert auf diese Weise den Schwarzen daran, einen Springer nach f8 zu bringen und den König sicherzustellen. 13. ... Sd7xf6 14. Sc3—e4 Sf6xe4 Erzwungen. Sonst spielt Weiß Sc5 mit strategisch überlegenem Spiel. 15. Ld3xe4 Lb7xe4 Danach wird die weiße Dame eine beherrschende Rolle im Zentrum einnehmen.

Wenn aber 15. ... b3, so 16. Lh7:f Kh8, 17. Dd3 g6, 18. Lg6: fg, 19. Dg6: mit durchschlagendem Angriff. 16. Dc2xe4

c7—c5

Am besten. Weiß drohte 17. Dc6 mit großem Drude am Damenflügel. 17. d4xc5 18. b2—b3 19. Sf3—g5

Dd8—a5 Le7xc5 h7—h6

Läßt die folgende Gewinnkombination zu; Schwarz ist in jedem Falle merkwürdig hilflos. Spielt er 19. ... g6, entscheidet 20. Df3 sofort, denn Ta7 oder f5 scheitern an 21. Dc6 bzw. 21. Se6:, und auf 20. ... Tf8 folgt 21. Dh3 h5, 22. Se6:. Es gibt hier viele Varianten, die jedoch alle zum Verlust für Schwarz führen.

H I W&M fü II ¿ B 1 ¡Ü tHi 1 W ¡ü G3 A w m mjm f 3 AB H Ü Ü ¡¡¡h IH

20. De4—h7f 21. D h 7 — h 8 |

Kg8—f8

Ein weitsichtiges Opfer des Springers für zwei Bauern und Angriff. Nicht so entscheidend wäre 21. Se4 Lb6, 22. Dh8f Ke7, 23. Dg7: Df5, 24. Sg3 Dd3. Weiß hätte dabei zwar einen Bauern gewonnen, wäre jedoch mit 25. Db2 in die Defensive gezwungen. Capablanca meint, die Schönheit der Kombination beruhe auf der Voraussicht, daß Schwarz nidit in der Lage sein werde, den Vormarsch des freien weißen h-Bauern aufzuhalten, weil seine Figuren den König schützen müssen. 21. ... 22. Dh8xg7

Kf8—e7 h6xg5

23. Dg7xg5t 24. Kel—e2 25. Tel—c4

Ke7—d6 Ta8—c8 Kd6—c6

Schwarz entschließt sich, den König zum Damenflügel hinüberzubringen, wo er verhältnismäßig sicher stehen und die Dame decken wird. Andere Züge sind noch verhängnisvoller, z.B. 25. ... Lb6, 26. T d l f . 26. T h l — c l 27. h3—h4

Kc6—b6

Nun, da alle schwarzen Figuren mit Verteidigungsaufgaben betraut sind, rückt Weiß diesen Bauern mit entscheidender Wirkung vor.

P i A

• I i ••

IIP B 4 % M

¡1

A



SB

• •• 27. ...

B

B f-i B A

f7-f5

Dieser Zug führt zu einem enttäuschend raschen Ende. Capablanca hatte 27. ... Tc7 erwartet und die folgende verwickelte Variante vorbereitet: 28. h5 Tfc8, 29, h6 Ld6, 30. Da5:f Ka5:, 31. Tc7: Tc7: (auf Lc7: gewinnt 32. Tc6), 32. Tc7: Lc7:, 33. f4 Ld8, 34. g4 Lf6, 35. g5 Lh8, 36. e4 Kb6, 37. f5 ef, 38. ef Kc5, 39. g6 fg, 40. fg usw. 28. Dg5—g7 Te8—e7 29. Dg7—e5 Schwarz ist nun gegen den Vormarsch des h-Bauern wehrlos. 29. ...

Tc8—c6

Verliert sogleich, aber es gibt keine gute Fortsetzung. 30. Tc4xc5 Schwarz gab auf. 61

18 Rice-Gedenkturnier, New York 1916 Damengambit Weiß: D. Janowski

Schwarz:

Capablanca

1. d2—d4 Sg8—f6 2. Sgl—f3 d7—d5 3. c2—c4 c7—c6 4. Sbl—c3 Lc8—f5 Diese frühe Entwicklung des Läufers führt zu einem Tempoverlust für Schwarz. Üblich ist 4. ... de. 5. Ddl—b3 Nicht der beste Weg, den verfrühten Läuferzug auszunützen. Richtig ist, zuvor auf d5 zu tauschen, z. B. 5. cd cd, 6. Db3, und Schwarz hat nichts Besseres als 6. ... Lc8. 5. ... Dd8—b6 6. Db3xb6 Weiß hofft Vorteil aus dem vereinzelten Doppelbauern ziehen zu können. Aber Schwarz erhält mehr als ausreichenden Gegenwert in den Turmlinieri, die sich öffnen. Auf 6. cd spielt Schwarz am besten 6. ... Db3:, 7. ab Sd5:. 6. ... a7xb6 7. c4xd5 Sf6xd5 8. Sc3xd5 c6xd5 9. e2—e3 Sb8—c6 10. Lei—d2 Lf5—d7! Dieser Rückzug ist tatsächlich ein Angriffszug; Sdiwarz beabsichtigt b6—b5, Sc6—a5 und Sa5—c4 zu spielen. Der Läuferzug ist nötig, um den Bauern nach b5 vorstoßen zu können. 11. Lfl—e2 Janowski erkennt offenbar die eigentlichen Stärken der schwarzen Stellung nicht, sondern ist der Meinung, daß die Partie einem zahmen Remis entgegentreibt. Hätte er die wahren Absichten des Schwarzen erkannt, hätte er das eben erwähnte Manöver mit 11. Lb5 verhindert. 11. ... 12. 0—0 62

e7—e6

Ein weiterer Nachteil, den der 11. Zug mit sich brachte, besteht darin, daß er dem König das natürliche Entwicklungsfeld e2 nimmt. In dieser Art Mittel-Endspiel steht der König viel besser in der Mitte als auf dem Flügel. 12. ... Lf8—d6 13. T f l — c l Ke8—e7 14. Ld2—c3 Th8—c8 15. a2—a3? Im Bestreben, den Turm von der Aufgabe zu befreien, den a-Bauern zu verteidigen, schafft Weiß ein „Loch" am Damenflügel (b3) und erhöht damit die Kraft des kommenden Manövers des Schwarzen. Am besten war sofort 15. Sd2. 15. ... Sc6—a5 16. Sf3—d2 f7—f5! Diese Partie ist ein schönes Beispiel für positioneile Strategie. Das einzige Mittel des Weißen gegen die Tätigkeit von Schwarz am Damenflügel besteht in einem Vorstoß in der Mitte. Der letzte schwarze Zug verzögert und beschränkt die Kraft dieses Gegenstoßes. 17. g2—g3 b6—b5 18. f2—f3 Sa5—c4 19. Le2xc4 Er schlägt mit dem Läufer, damit e3—e4 möglichst rasch geschehen kann. 19. ... b5xc4 20. e3—e4 Ke7—f7 Angesichts des drohenden e4—e5 macht der schwarze König die Rückzugslinie für den Ld6 frei, damit die Aktion der Türme auf der offenen Linie nicht behindert wird. 21. e4—e5 Ld6—e7 22. f3—f4 b7—b5 Nun entwickelt Sdiwarz die zweite Phase seiner Strategie, die im Angriff auf beiden Flügeln mit b7—b5 und g7—g5 besteht. Indem er fortwährend den Drude auf den Linien a und g verstärkt und die Stellung seiner Figuren verbessert, treibt er das Spiel dem Kulminationspunkt entgegen, an dem die weiße Partie wie ein Kartenhaus zusammenbricht.

23. Kgl—f2 24. Kf2—e3 Droht b5—b4. 25. T a l — b l 26. Sd2—f3 27. Sf3—el 28. Ke3—f3 29. g3xf4 30. Sei—g2 31. Tel—gl 32. Lc3—el

Ta8—a4 Tc8—a8 h7—h6 g7-g5 T"\8—g8 g5xf4 Ta4—a8 Tg8-g4 Ta8—g8



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35. ... Lc2—e4f 36. Kf3—f2 h6—h5 37. Tal—a7 Kostet die Qualität; dodi Weiß ist hilflos gegen die Drohung h5—h4. 37. ... Le4xg2 h5—h4 38. Tglxg2 39. Lg3xh4 Tg4xg2t Tg2xh2 40. Kf2—f3 41. Lh4xe7 Falls 41. Te7:f Kf8, 42. Lf6 Tgh8. 41. ... Th2—h3| Th3—b3 42. Kf3—f2 Kf7—g6 43. Le7—g5t 44. Ta7—e7 Tb3xb2f Tg8—a8 45. Kf2—f3 Kg6—h7 46. Te7xe6f Weiß gab auf, weil Ta3+ nicht abzuwenden (und der Gegner auf 46. ... Kh5??, 47. TTiö^ nicht hereingefallen) ist.

K9 HS

32. ... b5—b4 Ein kräftiges vorübergehendes Bauernopfer, das den Damenläufer ins Spiel bringt. 33. a3xb4 Oder 33. Lb4: Lb4:, 34. ab h5 und Weiß ist hilflos gegen den weiteren Vormarsch dieses Bauern, wobei 35. h3 oder h4 wegen Tg3"(" ausscheidet. 33. ... Ld7—a4 34. Tbl—al Verliert rasch, weil der Läufer über c2 nadi e4 gelangt. (Auf 34. Tel wäre allerdings das reizende Scheinopfer 34. ... T f 4 : f ! möglich gewesen [35. Kf4: Lg5f bzw. 35. Sf4: T g l : ] , das dem Schwarzen einen gedeckten Freibauern verschafft hätte. Capablanca empfiehlt in seinem „Chess Career" 34. Tel, ohne auf Tf4:f aufmerksam zu machen. Anm. d. Übers.) 34. ... La4—c2 35. Lei—g3 Erzwungen, weil sonst der Springer nicht zu retten wäre.

19 New York 1918 Spanische Partie Weiß: Capablanca

Schwarz: Marshall

1. e2—e4 e7—e5 Sb8—c6 2. Sgl—f3 3. Lfl—b5 a7—a6 4. Lb5—a4 Sg8—f6 5. 0—0 Lf8—e7 6. T f l — e l b7—b5 7. La4—b3 0—0 Schwarz weicht von dem damals üblichen Zuge 7. ...d6 ab; es zeigt sich bald, daß er etwas Neues in petto hat. 8. c2—c3 Obwohl er den Verdacht hegt, daß sein Gegner eine Variante vorbereitet hatte, weigert sich Capablanca vom normalen Wege abzuweichen. 8. Ld5, um die Auslassung von d7—d6 auszunützen, bringt Weiß nach 8. ...Sd5:, 9. ed Sb4, 10. Sc3 Lb7 nichts ein. 8. ... d7—d5 63

Der Marshallangriff, der einen Bauern für einen sehr heftigen Angriff hergibt. 9. e4xd5 Sf6xd5 10. Sf3xe5 Weiß nimmt den Bauern und läßt sich auf die sidi ergebenden weitreichenden Folgen ein. Lehnt er ab und setzt seine Entwicklung mit 10. d4 fort, ergäbe sich für ihn nach 10. ...ed, 11. Sd4: Sd4:, 12. Dd4: Sf6, 13. Dd8: Ld8: nidit mehr als ein Remis. 10. ... Sc6xe5 11. Telxe5 Sd5—f6 (Die ganze Variante ist in den letzten Jahren wieder stark aufgelebt. Sowjetische Analytiker, insbesondere Großmeister Spaßky, haben nachgewiesen, daß das Bauernopfer praktisch nidit zu widerlegen ist, wobei sie allerdings dem Zuge 11. ...c6 den Vorzug geben. Der Übersetzer.) Der Springerzug droht stark Ld6, gefolgt von Sg4. Der Zweck des Bauernopfers wird nun klar. Schwarz profitiert von dem vorübergehend deplazierten Turm und der Tatsache, daß Weiß Züge verbrauchen mußte, um den Bauern einzuheimsen. Schwarz hat seine eigene Entwicklung rasch beendet und beginnt einen mächtigen Königsangriff. 12. Te5—el Le7—d6 13. h2—h3 Sf6—g4 Dieses Opfer darf nicht angenommen werden: 14. hg Dh4, 15. Df3 Lh2f!, 16. K f l Lg4:, 17. De4 Kh8, 18. d4 Dh5, 19. Ld5 f5 zugunsten von Schwarz (Fink-Kanorowicz, 1955), oder 15. g3? Lg3:, 16. fg Dg3:f, 17. K f l Lg4: und erobert die Dame. Weiß muß nun allerdings sehr genau spielen, um den Zusammenbruch abzuwenden. 14. Ddl—f3! Weiß zieht es sehr richtig vor, den Angriff mit einem Gegenangriff zu parieren, der einmal auf den Ta8 und in manchen Varianten auch gegen den Bf7 gerichtet ist. 14. ... Dd8—h4 15. d2—d4 64

Die Partie erhält einen pikanten Beigeschmack, wenn man sieht, daß der einzige Weg für Weiß sie zu retten darin besteht, die gewaltige Demonstration auf dem Königsflügel kaltblütig zu ignorieren, um die Entwicklung des Damenflügels fortzusetzen. Natürlich würde 15. Da8: Df2:f zum Matt führen. Versucht Weiß, die Partie mit 15. Te8 zu beenden, so steht er nach 15. ...Lb7!, 16. Tf8:f Tf8:, 17. Dg4: Te8!, 18. K f l De7, 19. Ddl (19. Le6 Ld5!), 19. ...De4, 20. f3 De5, 21. d4 Dh2, 22. Sd2 Lg3, 23. Se4 Le4:, 24. fe Te4: vor einem undeckbaren Matt (25. Lf7:f Kh8!).

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15. ... Sg4xf2 Das einzige Mittel, und zwar ein äußerst gewalttätiges, den Angriff fortzuführen. 15. ...h5 ließe Weiß Zeit zu dem wertvollen Verteidigungszuge 16. Le3. 16. Tel—e2 Nicht aber 16. Df2: Lh2|! (ganz falsch 16. ...Lg3, 17. Df7:f usw.), 17. K f l Lg3, 18. De2 Lh3:, 19. gh Tae8, 20. Le3 Lei:, 21. Del: Dh3f, 22. Kf2 Dh4f, 23. K f l Del ff, 24. Kel: Te3:f mit gewonnenem Endspiel für Schwarz. Wie spätere Analysen zeigten, genügt der Turmzug doch nicht ganz, den Vorteil für Weiß festzuhalten. Als bestes hat sich 16. Ld2 Lh3: (Lb7, 17. Db7: Sd3, 18. Te2!), 17. gh Sh3:f, 18. K f l herausgestellt; eine Partie Aronin-Demurija, Tiflis 1957, gewann Weiß nach 18. ...g5, 19. Te4 Lf4, 20. Lf4: Sf4, 21. Sd2 Tad8, 22. Tf4: gf, 23. Se4.

16. ... Lc8—g4 Nach heutiger Ansidit hält 16. ...Sg4! remis; der S darf wegen L g 4 : nicht genommen werden, 17. Te8 Sf6!, 18. T f 8 : | K f 8 : , 19. Sd2 Tb8, 20. S f l gibt bei materiellem Ausgleich gleiches Spiel. 17. h3xg4. 17. ... Ld6—h2f 18. K g l — f l Lh2—g3 Auf 18. ...Shl kann Weiß 19. Le3 S g 3 f , 20. K e l S e 2 : f , 21. K e 2 : Tae8, 22. Sd2 De7, 23. T h l mit gewonnenem Spiel fortfahren. 19. Te2xf2. Die Alternative ist 19. K e l , die Schwarz nicht mit 19. ...Tae8 beantworten kann wegen 20. Df7:j". Schwarz würde jedodi vorher 19. ...h6 spielen, wonadi Tae8 eine wirkliche Drohung darstellt. Dh4—hlf Lg3xf2

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Nicht günstiger wäre 20. . . . D e l : , dem Weiß mit 21. Dg3: D b 2 : t , 22. Kd3 (und nicht 22. Sd2 T a e 8 t , 23. K d l D a l : t , 24. K c 2 T e l , 25. D c 7 : b4), 22. . . . D a l : , 23. K c 2 b4, 24. g5 bc, 25. D c 3 : und gewonnenem Endspiel begegnet. 21. L e i — d 2 Lf2—h4 22. Df3—h3 Weiß benützt die Stellung des Lh4, den Damentausdi anzubieten, und Sdiwarz muß zu einer Schachserie seine Zuflucht nehmen, um dies zu vermeiden; inzwischen erreicht der weiße König das sichere Feld c2. 5 Golombek, C a p a b l a n c a

Ta8—e8f Dhl—fl|

Nun muß der Materialvorteil des Weißen bald mitsprechen; die Partie ist ein Triumph der ruhigen Verteidigung des Weißen und des Gegenangriffs. 24. ...

Verfehlt 17. D f 2 : Lg3.

19. ... 20. K f l — e 2

22. ... 23. Ke2—d3 24. K d 3 — c 2

Lh4—f2

Etwas besser war 24. ...Ld8, das das Fesselungsmanöver des Gegners vermieden hätte. 25. Dh3—f3

Dfl—gl

Auf 25. ...Te2 gibt Capablanca die folgende Gewinn Variante: 26. Sa3 T d 2 : f , 27. K d 2 : D a l : , 28. D f 2 : D b 2 : t , 29. Sc2 c5, 30. Ld5. 26. Lb3—d5 27. d4xc5 28. b2—b4

c7—c5 Lf2xc5 Lc5—d6

Oder 28. ...Le3, 29. Le3: T e 3 : , 30. Sd2 D a l : , 31. De3: und das materielle Übergewicht muß zugunsten von Weiß entscheiden. Nun ist aber Weiß endlich in der Lage, die Partie zu öffnen und allen seinen Figuren zu einer günstigen Wirkung zu verhelfen. Das Ende kommt rasch. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35.

a2—a4! a4xb5 Tal—a6 Sblxc3 b5—b6 Ld2xc3 b6—b7

a6—a5 a5xb4 b4xc3 Ld6—b4 Lb4—c3 h7—h6 Te8—e3

Verzweiflung; aber gegen Ta8 gab es keine Abwehr. Weiß erzwingt nun ein Matt in sechs Zügen, beginnend mit 36. L d 5 x f 7 f .

20 New Y o r k 1918 Damengambit Weiß: Capablanca 1. d2—d4 2. S g l — f 3

Schwarz:

Janowski

d7—d5 Sg8—f6 65

3. c2—c4 e7—e6 4. Lei—g5 Sb8—d7 5. e2—e3 c7—c6 6. Sbl—d2 Weiß geht mit diesem Zuge der Cambridge-Springs-Verteidigung (6. Sc3 Da5) aus dem Wege und lenkt die Partie auf Wege ähnlich denen in Partie 10 mit Aljedhin. In beiden Partien gelangt Weiß zur Kontrolle des Punktes e5 nach Zurückschlagen auf c4 mit dem Springer. 6. ... 7. L f l — d 3

Lf8—e7 d5xc4

Auf diesen Abtausch hat Weiß gerade gespielt; er sollte um jeden Preis vermieden werden. Die beste Fortsetzung für Schwarz war 7. ...0—0, und wenn 8. 0—0, so 8. ...b6, 9. e4 de, 10. Se4: Lb7, 11. Dc2 h6, 12. Lf4 Se4:, 13. Le4: Sf6, 14. Ld3 c5 mit fester Stellung. 8. Sd2xc4 0—0 9. 0—0 c6—c5 10. T a l — c l Stellungsgemäß und stark; aber noch kräftiger war 10. Sce5. Schwarz wird behindert, weil 10. ...b6 wegen 11. Sc6 ausscheidet. 10. ... 11. D d l — e 2 12. T f l — d l

b7—b6 Lc8—b7 Sf6—d5

Dies befreit nur scheinbar, wie die Antwort zeigt. 13. Sc4—d6! Ein tiefer Zug, der den Läufer nach c6 nötigt, wo er dem Angriff des weißen Turms ausgesetzt ist. 13. ...

Lb7—c6

Zum Bauernverlust führt 13. ...Lg5:, 14. Sb7: De7, 15. Sg5: Dg5:, 16. de. 14. Sd6—e4

f7—f5

Die schwarze Stellung war bereits nachteilig; dieser überstürzte Zug schafft jedoch verhängnisvolle Löcher in seinem Bauerngerüst. Die beste Verteidigung bestand in 14. ...Tc8, denn nach 15. Le7: De7:, 16. de Sc5:, 17. Sc5: bc hätte Schwarz einige Gegenwerte für die vereinzelten Bauern in 66

offenen Linien und Bewegungsfreiheit für seine Figuren. 15. Lg5xe7 Dd8xe7 16. Se4—d2 In der Absicht, über c4 nach e5 zu reisen. 16. ... e6—e5 Er möchte das erwähnte Manöver ausschalten, um nicht langsam zu ersticken, und spielt darauf, den rückständigen Bauern los zu werden. Doch nun tritt ein weiterer Naditeil seiner Stellung in Erscheinung — die Schwäche der langen Diagonalen a2/g8. 17. d4xe5 Sd7xe5 18. Sf3xe5 De7xe5 19. Sd2—f3 De5—e7 Andere Damenzüge beantwortet Weiß mit 20. Lc4 und langanhaltender Fesselung des Sd5, z. B. 19. ...Df6, 20. Lc4 Tad8, 21. e4 fe, 22. De4: Df5, 23, D f 5 : T f 5 : 24. Td2 Kf8, 25. Tcdl b5, 26. Ld3 Th5, 27. Le4.

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20. Sf3—d4! Dieser Springer hat sich als auffallend wirkungsvoll erwiesen; er hat siebenmal gezogen, und bei jeder Gelegenheit war eine zunehmende Erschütterung der schwarzen Stellung spürbar. 20. . . . c5xd4 Erzwungen; wenn 20. ...Ld7, so 21. Lc4 mit augenblicklichem Gewinn. 21. T c l x c ö Sd5—b4 21. ...d4xe3, 22. Lc4 kostet den Springer; die Schwäche dieser Diagonalen wird immer offensichtlicher. 22. Ld3—c4f Kg8—h8 23. Tc6—e6! d4—d3

Ein erfindungsreicher Versuch, die H a r monie des weißen Spiels zu stören; Capablanca lehnt es jedoch ab, sich von seinem thematischen Vorgehen abbringen zu lassen. 24. T d l x d 3 De7—c5 Er hofft auf eine Gegendemonstration am Damenflügel. Falls 24. ...Dg5, so 25. Tb3 a5, 26. a3 usw. 25. Td3—d4 b6—b5 26. Lc4xb5 Sb4xa2 27. Lb5—c4 Sa2—b4 28. De2—h5 Der coup de grâce; Weiß droht jetzt 29. Th4.

Die solideste der drei Alternativen, die sich dem Weißen hier anbieten. Sie ergibt einen leichten Stellungsvorteil, der nur mit äußerster Sorgfalt von Weiß festgehalten werden kann. Diese ganze Partie ist ein großartiges Beispiel der ausgeklügelten Anhäufung winziger Vorteile, die am Ende zu einer gewonnenen Partie führen. Kostid errichtet eine zähe und widerspenstige Verteidigung, die sich gleichwohl als aussichtlos gegen Capablancas feines und wissenschaftliches Vorgehen erweist. Die anderen Varianten, 5. d4 d5, 6. Ld3, oder 5. Sc3 Sc3:, 6. de Le7, 7. Ld3 0—0, 8. 0—0 Lg4 ergeben nur Ausgleich. 5. ... 6. d2—d3 7. Lei—g5

Dd8—e7 Se4—f6 De7xe2f

Vergrößert den weißen Entwicklungsvorsprung ein wenig. Vermeidet Schwarz den Damenstausch, steigen seine Sorgen, wie u. a. eine Partie Lasker-Marshall, St. Petersburg 1914, bewiesen hat: 7. ...Le6, 8. Sc3 Sbd7, 9. 0—0—0 h6, 10. Lh4 g5, 11. Lg3 Sh5, 12. d4 Sg3:, 13. hg g4, 14. Sh4. 28. ... g7—g6 29. Te6xg6! Ta8—d8 30. Tg6—g7 Sdiwarz gab auf, denn nadi 30. ...Kg7:, 31. D g 5 | Kh8, 32. Td8: hätte er keine ausreichende Antwort gegen das drohende D f 6 f . Für diese wunderhübsche Partie erhielt Capablanca den zweiten Schönheitspreis.

21 Erste Wettkampfpartie, Havanna 1919 Russische Partie Weiß: Capablanca 1. 2. 3. 4. 5. 5*

e2—e4 Sgl—f3 Sf3xe5 Se5—f3 Ddl—e2

Schwarz: B. Kostic e7—e5 Sg8—f6 d7—d6 Sf6xe4

8. L f l x e 2

Lf8—e7

Als bestes gilt gegenwärtig 8. ...Sbd7, 9. Sc3 h6, 10. Lh4 g6, 11. 0—0—0 Lg7, 12. Thel (Chatschaturov), 12. ...Sb6 (Keres), 13. L f l f Kd8, und Schwarz hat den Druck abgeschüttelt. (Der Übersetzer.) 9. Sbl—c3

Lc8—d7

Ein Verteidigungszug, um Sb5 zu verhindern. Nach Keres kommt 9. ...c6 in Betracht und auch die Einschaltung von 9. ...h6, 10. Lh4. 10. 0—0 Nicht so gut ist 10. 0—0—0 h6, 11. Lh4 Sc6, 12. d4 0—0—0, 13. Thel Tde8, 14. Lf4 Sd8 mit gleichem Spiel wie in der Partie Fine-Kashdan, New York 1934. 10. ... 11. T f l — e l 12. d3—d4.

0—0 Sb8—c6

Droht Lb5, gefolgt von d4—d5. 67

12. ... Tf8—e8 13. Le2—b5 a7—a6 Schwarz ist vernünftigerweise mit rein passiver Verteidigung nicht zufrieden; der am Damenflügel geplante Bauernvormarsch ist jedoch von zweifelhaftem Wert, weil mit ihm Schwädien der Bauernstruktur verbunden sind. Weiß drohte zwar 14. d5, gefolgt von 15. Lf6:, dodi war dem besser mit 13. ...Kf8 zu begegnen. 14. Lb5—a4 b7—b5 15. La4—b3 Sc6—a5 16. Tel—e3 c7—c6 17. T a l — e l Der Druck des Weißen auf der e-Linie wird unangenehm stark; falls nun 17. ...Ld8, so 18. L f 6 : L f 6 : , 19. Se4 Le7, 20. Sc5 de, 21. Te7: wenigstens mit Bauerngewinn für Weiß. 17. ... 18. Lg5—f4

... Lf4—h2 Te3xe8f a2—a4

h7—h6 Le7—d8 Ld7xe8

Weiß bemüht sich nun, die Stellung so weit wie möglich aufzubrechen, um Nutzen aus der überlegenen Plazierung seiner Figuren auf den offenen Linien zu ziehen. 22. ...

c6—c5

Schwarz hingegen strebt danach, die Reichweite seiner Läufer zu vergrößern; offen68

23. Sc3—e4 Sf6xe4 Schwarz darf weder 23. ...c4, 24. Sd6: noch 23. ...Le7, 24. de de, 25. Sf6:, gefolgt von Ld5, ziehen. Jetzt hingegen hofft er nach 24. Te4: c4 ein gutes Spiel zu erhalten. Doch Capablanca hält die Initiative mit einem finessenreidien Manöver fest.

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Kg8—f8

Droht 19. Te7: Te7:, 20. Ld6:. Die Schwäche des Damenflügels macht sich bemerkbar. 18. ... Sa5—b7 19. h2—h3 Dieser ruhige kleine Routinezug ist dennoch kraftvoll, weil er einem dreifachen Zweck dient; er hindert Schwarz daran, seine Stellung mit 19. ...Lg4 zu befreien, er gibt dem weißen König ein Fluchtfeld im Falle eventuellen Turmschachs auf der ersten Reihe, und er sdialtet die Möglichkeit aus, daß Schwarz den wertvollen Damenläufer des Weißen mittels Sh5 abtauscht. 19. 20. 21. 22.

bar ist ihm aber dabei der 24. Zug des Weißen entgangen. Etwas besser wäre 22. ...La5 gewesen.

24. 25. 26. 27.

Lb3—d5! Ld5xe4 a4xb5 d4xc5

Ta8—a7 Ld8—e7 a6xb5 d6xc5

Der Vorteil des Weißen liegt in der überlegenen Angriffsstellung seiner beiden Läufer im Gegensatz zur defensiven N a tur der schwarzen Streikräfte. Er führt nun eine Zugwiederholung herbei, um Bedenkzeit zu gewinnen. 28. 29. 30. 31. 32.

Lh2—b8 Lb8—g3 Lg3—b8 Lb8—g3 Sf3—e5

Ta7—a8 Ta8—a7 Ta7—a8 Ta8—a7

Droht sich den Vorteil des Läuferpaars gegen Läufer und Springer mittels 33. Sc6 zu verschaffen. 32. ... 33. b2—b3

Sb7—d8

Eine notwendige Vorsichtsmaßnahme gegen das drohende 33. ...Lf6, gefolgt von 34. ...c4 und Te7, aber auch in der Absicht, die Damenflügelbauern des Gegners festzulegen.

33. ... Sd8—e6 34. Le4—d5 Jetzt würde 34. Sc6 nach 34. ...Lc6:, 35. Lc6: Sd4, 36. Le4 Ta2 einen Bauern gekostet haben. 34. ... Se6—d4 35. c2—c3 Sd4—f5 36. Lg3—h2 b5—b4 Schwarz muß hier mit äußerster Kraft vorgehen. Als Antwort auf irgend einen passiven Zug käme 37. Lc6 mit der Drohung Le8:, g4, Sc6 und eventuell Ld6 mit Figurengewinn. 37. g2—g4 Sf5—d6 38. c3—c4 Ta7—a3 39. Tel—e3 Sd6—c8 Kostic wehrt sich mit Könnerschaft und gruppiert nun seine Figuren um. Er tritt damit der Drohung 40. Lc6, gefolgt von Le8: nebst eventuell Sd7f entgegen. 40. Ld5—b7 Sc8—a7 41. Lb7—d5 f7—f6 42. Se5—f3 Sa7—c6 43. Sf3—h4 Sc6—d4 44. Sh4—f5! Ein Meisterzug. Weiß braucht den Doppelbauern auf der f-Linie nicht zu fürchten; im Gegenteil, das Vorhandensein eines B auf f5 übt einen verdrießlichen Einengungseffekt auf die schwarze Stellung aus. 44. ... Sd4xf5 45. g4xf5 Le8—d7 46. Ld5—e4 Ta3—a6 47. Te3—d3 Ld7—c6 48. Le4xc6 Ta6xc6 49. Kgl—g2 Der Beginn eines verderbenbringenden Königsmarschs. Er wandert auf den weißen Feldern und dringt mit entscheidender Wirkung auf g6 ein. Der Leser vergewissere sich, wie behindert Schwarz in der Verteidigung seiner Stellung durch den Umstand ist, daß sich seine Bauern auf der gleichen Felderfarbe befinden wie sein Läufer und dadurch die Wirkung dieser Figur einschränken, während der feindliche Läufer kraftvoll zur Geltung kommt.

Tc6—a6 49. ... Ta6—a2 50. Kg2—f3 Kf8—e8 51. Lh2—g3 Ta2—a3 52. Lg3—f4 Ta3—al 53. Lf4—e3 Tal—a7 54. Kf3—g4 Ke8—f7 55. Kg4—h5 Ta7—a3 56. Td3—d5 Der defensive Zug 56. ...Tc7 verliert nach 57. h4 Lf8, 58. Td8 Le7, 59. Ta8 Td7 (Schwarz befindet sich im Zugzwang und muß entweder die c-Linie oder die 7. Reihe aufgeben), 60. Tc8 Td3, 61. Lc5: Lc5:, 62. Tc5: Tb3:, 63. Tc7 usw. 57. Td5—d7 Kf7—e8 58. Td7—d3 Ke8—f7 59. h3—h4 Ta3—a7 60. Td3—d5 Ta7—a5 61. Td5—d7 Kf7—e8 62. Td5—d3 Ke8—f7 Sollte Schwarz einmal Kh5—g6 zulassen, sind seine Königsflügelbauern zum Untergang verurteilt. 63. Td3—d5 Up IUP

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63. ... Ta5—a3 Schwarz befand sich im Zugzwang; es gab keine Rettung. Wenn 63. ...Lf8, so 64. T d 7 t Ke8, 65. Tc7 Le7, 66. Kg6 Lf8, 67. Tc8f usw. 64. Le3xc5 Le7xc5 65. Td5xc5 Ta3xb3 66. Tc5—c7f Kf7—f8 67. Kh5—g6 Ta3—f3 68. Tc7—f7f Kf8—e8 69. Tf7xg7 Tf3—f4 70. h4—h5 Tf4xc4 71. Kg6xh6 69

Verwandelt den h-Bauern in einen entscheidenden Siegesfaktor, denn der schwarze König bleibt für alle Zeiten auf der 8. Reihe eingesperrt durdi den weißen Turm. Weiß gibt seinem hartnäckigen Gegner nun im akkuratesten Stil den Todesstoß. 71. ... Ke8—f8 72. Tg7—b7 Tc4—g4 Nicht aber 72. ...Kg8 wegen 73. f3! gefolgt von 74. Kg6 mit Mattdrohung. 73. f2—f3! Zwingt den Turm, die 4. Reihe aufzugeben, weil 73. ...Tf4, 74. Kg6 ausscheidet. 73. ... Tg4-g5 74. Tb7xb4 Kf8—f7 Falls 74. ...Tf5:, so 75. Kg6 und gewinnt. 75. Tb4—g4! Tg5xf5 76. f3—f4 Tf5—a5 77. Tg4— g 7f Kf7—f8 78. Tg7—b7 f6—f5 79. Kh6—g6 Ta5—a6t 80. Kg6xf5 Ta6—a5f 81. Kf5—g4 Ta5—a6 82. Kg4—g5 Ta6—c6 83. f4—f5 Kf8—g8 84. f5—f6 Tc6—cl 85. T b 7 — g 7 | Kg8—f8 86. h5—h6 Schwarz gab auf Schwarz kann den h-Bauern nicht an der Umwandlung hindern; in der Tat eine ausgezeichnete Leistung Capablancas, die den Widerstandswillen seines Gegners erheblich geschwächt hat — in keiner der übrigen Wettkampfpartien war der Jugoslawe so schwer zu erschüttern wie in dieser.

22 Wettkampf Havanna 1921 Zehnte Partie Weiß: Lasker 1. d2—d4 2. c2—c4 3. Sbl—c3 70

Schwarz: Capablanca d7—d5 e7—e6 Sg8—f6

4. Lei—g5 Lf8—e7 5. e2—e3 0—0 6. Sgl—f3 Sb8—d7 7. Ddl—c2 Eine interessante Alternative zum gebräuchlicheren 7. Tel, die zu einem spannenden Kampf in der Mitte wegen des vereinzelten d-Bauern führt, der f ü r jede der beiden Seiten günstig ausgehen kann. 7. ... c7—c5! Die energischste Antwort, mit der Schwarz sein Spiel befreit. 7. ...c6, wie Capablanca in der 4. Wettkampfpartie spielte, führt zu einem beengten Spiel f ü r Schwarz. Zu passiv ist 7. ...b6, 8. cd ed, 9. Ld3 Lb7, 10. 0—0 h6,11. Lf4 a6,12. T f d l Se8, 13. Tacl und Weiß hat starken Angriff auf der c-Linie. 8. T a l — d l Die lange Rochade, die lange Zeit in dieser Stellung sehr beliebt war, ist zu gewagt und gibt Schwarz Angriff auf den weißen König, z. B. Rotlevi-Teichmann, Karlsbad 1911: 8. ...Da5, 9. cd ed, 10. de Sc5:, 11. Sd4 Le6, 12. K b l Tac8 usw. Auch der Tausch 8. cd ed, 9. Ld3 c4, 10. Lf5 g6 führt zu nichts. 8. ... Dd8—a5 Das thematische Befreiungsmanöver in dieser Variante, das zusammen mit der Öffnung der c-Linie dem Schwarzen Gegenangriff auf dem Damenflügel verschafft. 9. L f l — d 3 Droht Lh7:f; in der 7. Matchpartie spielte Capablanca hier 9. cd Sd5:, 10. Le7: Se7:, 11. Ld3 Sf6, 12. 0—0 cd, 13. Sd4: Ld7, 14. Se4 S7d5, 15. Sb3 Dd8, 16. Sf6:+ Sf6:, 17. Dc5 Db6, und nach weiteren fünf Zügen einigte man sich auf remis. 9. ... h7—h6 10. Lg5—h4 c5xd4 Er entschließt sich, die Spannung in der Mitte aufzuheben und Weiß einen vereinzelten Bauern zu verschaffen. Eine befriedigende Alternative wäre 10. ...de, 11. Lc4: Sb6, 12. Le2 (sonst ist Sd5 noch unangenehmer), 12. ...Ld7, 13. 0—0 Tac8.

Zu gekünstelt ist hingegen 10. ...Sb6, 11. cd cd, 12. d6 Ld6:, 13. Lf6: gf, 14. Sd4:, und der schwarze K-Flügel ist tödlich zerrissen (Aljediin-Foltys, Podjebrad 1936). 11. e3xd4 Und nicht 11. Sd4: Se5! 11. ... d5xc4 12. Ld3xc4 Sd7—b6 13. Lc4—b3 Lc8—d7 14. 0—0 Ta8—c8 In Moskau 1935 variierte Capablanca hier gegen Stahlberg mit 14. ...Lc6, erhielt jedoch nach 15. Se5 Ld5, 16. Sd5: Sbd5:, 17. De2 Tad8, 18. f4 eine schlechte Partie. 15. Sf3—e5 Ein starker Angriffszug — jedoch nicht der stärkste. Die logische Folge war 15. De2, um den Sc3 sofort zu entfesseln und eventuell d4—d5 zu drohen. Falls dann 15. ...Sbd5, 16. Se5 Lc6, 17. f4 mit besserem Spiel, denn Schwarz muß von 17. ...Sc3:, 18. bc Dc3: wegen 19. Lei und Verlust der Dame Abstand nehmen. 15. ... Ld7—b5! Gut gespielt. Weiß wird an De2 gehindert. 16. T f l — e l Sb6—d5 Weiß drohte Sg6. Versucht Schwarz dies mit 16. ...Lc4 zu verhindern, erhält Weiß einen siegreichen Angriff, wie die Partie Euwe-Landau, Noordwijk 1938, zeigt: 17. Lc4: Sc4:, 18. Lf6: Lf6:, 19. Sd7 Tfd8, 20. Sf6:f gf, 21. Td3.

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17. Lb3xd5? Schwarz erhält danach die Oberhand. Eine Analyse von G. Breyer hat gezeigt, daß

Weiß mittels 17. Lf6: ein klares Remis erzwingen kann. Schwarz darf nicht 17. ...Sf6: antworten wegen 18. Sg6 Tfe8 (oder 18. ...fg, 19. Te6: Lc4, 20. Te7:), 19. Te6: fe, 20. L e 6 : | Kh7, 21. S f 8 f t Kh8, 22. Dh7f Sh7:, 23. Sg6+. Er muß daher 17. ...Lf6: spielen mit der Folge 18. Ld5: ed, 19. Df5 Lc6, 20. Sg4 Lg5, 21. f4 g6, 21. De5 Tce8 mit ausgeglichenem Spiel. Weiß kann in dieser Variante anstelle von 19. Df5 sogleich 19. Sg4 spielen und interessante Verwicklungen einleiten, z. B. 19. ...Lg5, 20. f4 Lf4: (oder Lh4, 21. g3 Ld8, 22. D f 5 Tc3:, 23. bc Dc3:, 24. Dd5: Lc6, 25. Db3 Db3:, 26. ab Lf3 mit leichtem Remis), 21. Df5 Lg5, 22. Dd5: a6, 23. a4 Tcd8, 24. Db7: La4:, 25. b4 Df5, 26. Sh6:f Lh6:, 27. Sa4: Dc2, 28. Sc5 Le3f, 29. K h l Ld4:, 30. Da6: und hält remis. Abgesehen von seinem wahren Gehalt ist diese Analyse von erheblicher Bedeutung, weil sie die Behauptung belegt, daß Capablanca in keinem Stadium seines Wettkampfes mit Lasker eine wirklich minderwertige Stellung gehabt hat. 17. ... Sf6xd5 18. Lg5xe7 Sd5xe7 19. Dc2—b3 Lb5—c6 Nach 19. ...La6, 20. Sd7 Tfd8, 21. Sc5 b6, 22. Sa6: Da6:, 23. d5 würde sich die Stellung zu einem offensichtlichen Remis vereinfachen. 20. Se5xc6 b7xc6 21. Tel—e5 Falls 21. Sa4, so 21. ...Tfd8, 22. Te5 Td5, 23. f4 Sf5, und der weiße d-Bauer ist sehr schwach. 21. ... Da5—b6 22. Db3—c2 Damentausch wäre hier verkehrt, weil die schwarzen Bauern sich vereinigen würden. 22. ... Tf8—d8 23. Sc3—e2 Zu defensiv gespielt. Zwar würde ein sofortiges 23. Tc5 nach 23. ...Td4:! einen Bauern kosten, doch konnte Weiß mit 23. 71

Sa4 etwas Spiel erhalten. Schwarz täte am besten, die Dame nach b8 zurückzuführen, z. B. 23. ...Db8, 24. Tc5 Td6, gefolgt von Tcd8, Db7 und Dd7. 23. ... Td8—d5 24. Te5xd5 Danadi wird Sdiwarz seine einzige Schwäche auf der c-Linie los. Nicht besser war jedoch Laskers Vorschlag 24. Te3 wegen 24. ...Sf5, 25. Tb3 Dd8, 26. Tb4 Dd7, 27. Tc4 e5 mit Gewinn des d-Bauern, weil 28. Dc3 an ed 29. Sd4:? Td8 scheitert. 24. ... c6xd5 25. Dc2—d2 Se7—f5 26. b2—b3 Kein sehr eindrucksvoller Zug; die von Lasker angegebene Alternative 26. g3 hätte sich weniger schwächend ausgewirkt. Falls 26. Sg3, so Sd6, 27. b3 Tc6, 28. h3 Dc7, gefolgt von Tc2. 26. ... h6—h5 Dieser natürlich aussehende Zug, der g2— g4 verhindern und so dem Sf5 seinen Platz sichern soll, gibt dem Weißen Gelegenheit zu einem günstigen Tausch und ist daher als verfrüht anzusehen. Am besten ist 26 g6, und falls 27. g4 Sd6, 28. Tel T c l : f , 29. Sei: Se4, und Schwarz behält die Initiative.

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24

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London 1922 Damengambit Weiß: Capablanca

Schwarz:

Vidmar

1. d2—d4 d7—d5 2. Sgl—f3 Sg8—f6 3. c2—c4 e7—e6 4. Sbl—c3 Lf8—e7 Sb8—d7 5. Lei—g5 6. e2—e3 0—0 7. T a l — c l c7—c6 8. Ddl—c2 Am besten ist der Normalzug 8. Ld3. Der Damenzug sollte Schwarz ohne Mühe ausgleichen lassen. 8. ... d5xc4 Ein Manöver, das ausreicht, wenn es richtig fortgeführt wird. Gut für Schwarz ist auch 8. ...Se4, 9. Le7: De7:, 10. Se4: de, 11. De4: D b 4 f , 12. Sd2 Db2: mit gleichem Spiel. 9. Lflxc4 Sf6—d5 10. Lg5xe7 Nicht aber 10. Se4 D a 5 f , 11. Ke2 f6, 12. Lh4 Sb6, was für Schwarz günstig ist. 10. ... Dd8xe7 11. 0—0 b7—b6? Ein verhängnisvoller Irrtum in der Reihenfolge der Züge, der Weiß die vollständige Beherrschung der c-Linie einbringt. Schwarz mußte zuvor die Springer tauschen. 12. Sc3xd5 c6xd5 Hier wird die Pointe klar; Schwarz kann nicht mit dem e-Bauern wiedernehmen wegen 13. Ld3 mit Bauernverlust. Nun wird die weiße Dame nadi c7 eindringen. 13. Lc4—d3 h7—h6 13. ...Sf6 wäre ebenso beantwortet worden. 14. Dc2—c7 Schwarz kann sidi nun nicht mehr befreien. 14. ... De7—b4

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Der letzte schwarze Zug ist ein verzweifelter Versuch, sich Luft zu verschaffen, der an dem feinen Kombinationsspiel Capablancas scheitert. Er hofft, Weiß zu 15. b3 bewegen zu können, wonach Sf6, Da3 und La6 ihn vollständig wiederherstellen. Die Logik von Stellungen dieser Art ist so, daß der Zusammenbruch um so größer wird, je kräftiger der Versuch gestaltet wird, loszubrechen. Zu bemerken ist, daß auch ruhigere Züge nicht ausreichen, z. B. 14. ...Te8, 15. Lb5, oder 14. ...Td8, 15. Se5. 15. a2—a3! Db4—a4 Auf 15. ...Db2: erwidert Capablanca mit der Zugfolge 16. T b l Da3:, 17. Lb5 De7 (oder 17. ...Sf6, 18. T a l Db4, 19. T f b l und die Dame geht verloren), 18. Lc6 Tb8, 19. Se5 Dd8, 20. Da7: Se5:, 21. de und Schwarz verliert eine Figur. 16. h2—h3 Sd7—f6 17. Sf3—e5 Lc8—d7 Jeder Versuch, den Damenflügel zu entwickeln, führt zum Materialverlust. Wenn 17. ...La6, so 18. b3 Da5, 19. Sc6 Da3:, 20. T a l und der Läufer muß daran glauben. 18. Ld3—c2 Da4—b5 19. a3—a4 Db5xb2 20. Se5xd7 Hastig gespielt. Weiß übersieht die Antwort, mit der Schwarz nur die Qualität gegen einen Bauern einbüßt. Statt dessen hätte 20. Tbl Da2, 21. Lb3 eine ganze Figur gewonnen. Dies ist ein unglücklicher Makel an dem sonst tadellosen Spiel des 79

Weißen; gleichwohl ist die mit dem Gewinn des Schlußteils der Partie verbundene Technik lehrreich und keineswegs leicht. 20. ...

New York 1924 Holländische Verteidigung

Ta8—c8

21. Dc7—b7 Wegen der Fesselung, die sich nach 21. Sf6:f gf, 22. D g 3 t Kh8 gegen Lc2 und Tel ergibt, muß Weiß auf den Figurengewinn verzichten. 21. ... Sf6xd7 22. Lc2—h7f Kg8xh7 23. Tclxc8 Tf8xc8 24. Db7xc8 Sd7—f6 25. T f l — c l Db2—b4 Wenn 25. ...Se4, so 26. Dc2 mit erzwungenem Damentausch. 26. Dc8—c2f Kh7—g8 27. Dc2—c6 Db4—a3 28. Dc6—a8f Kg8—h7 29. Tel—c7 Da3xa4 Sdiwarz hat nun keine Verteidigung gegen die gemeinschaftlich operierenden Dame und Turm. Das passive 29. ...Kg6, 30. Da7: Df8, 31. Db6: usw. verlöre allerdings noch schneller. 30. Tc7xf7 Da4—dlf 31. Kgl—h2 Ddl—h5 Notwendig, denn auf 31. ...a5 geschähe 32. Df8 Sh5, 33. g4. 32. Da8xa7 Dh5—g6 33. Tf7—f8 Dg6—f5 Dieser und die nächsten paar Züge sind ein letztes Aufbäumen; Schwarz droht mit Sg4-f" die Qualität zurückzuerobern. 34. Tf8—f7 Df5—g6 35. Tf7—b7 Sf6—e4 36. Da7—a2 e6—e5 37. Da2xd5 e5xd4 38. Tb7—b8 Se4—f6 39. Dd5xd4 Dg6—f5 40. Tb8xb6 Df5xf2 41. Dd4—d3f Kh7—g8 42. Tb6—b8f Schwarz gab auf. Weiterer Widerstand ist nach 42. ...Kf7, 43. T b 7 t Ke6, 44. Tg7: nutzlos.

80

25

Weiß: Capablanca 1. d2—d4 2. Sgl—f3

Schwarz: Tartakower f7—f5

Der übliche Zug ist heute 2. g3, denn die Holländische Verteidigung dreht sich allgemein um den Besitz des Punktes e4, und der flankierte Läufer ist sowohl für diesen Zweck nützlich als auch zur Behinderung der Entwicklung des schwarzen Damenflügels. Es wird bald klar, daß Capablanca, um eine vorbereitete Variante seines Gegners (eines besonders guten Kenners der Holländischen) zu vermeiden, beabsichtigt von den gebräuchlichen Kanälen fernzubleiben und in völlig unbekannten Gewässern zu kreuzen. ... e7—e6 Sg8—f6 3. c2—c4 Lf8—e7 4. Lei—g5 0—0 5. Sbl— c3 b7—b6 6. e2—e3 Lc8—b7 7. L f l — d 3 Dd8—e8 8. 0—0 In einer früheren Runde versuchte Tartakower gegen Marshall das vorzeitige 8. ...Se4, 9. Le7: De7:, 10. Le4: fe, 11. Sd2 Dh4, 12. S3e4: und ein Bauer war verloren, denn auf Le4: folgt 13. g3 Tf6, 14. f4 usw. Der Textzug droht Dh5, gefolgt von Sg4 und Lf3:. 2.

9. Ddl—e2! Sf6—e4 Jetzt wird 9. ...Dh5 von 10. e4 durchkreuzt, denn 10. ...h6?, 11. Lf4 d6, 12. ef wäre ganz verfehlt. 10. Lg5xe7 Se4xc3 11. b2xc3 De8xe7 12. a2—a4 Lb7xf3? Ein der Stellung nicht entsprechender Zug. Nachdem er den Läufer mühsam fianchettiert und ein wenig Kontrolle über den Punkt e4 erlangt hat, versteht man schwer, warum er ihn gegen den weit weniger beweglichen Springer abtauscht.

Schwarz sollte statt dessen seine Entwicklung vervollständigen — nicht mit 12. ...Sc6, 13. T f b l Sa5, 14. c5 bc, 15. Tb5 Lf3:, 16. D f 3 : c4, 17. Lc2 Sb3, 18. Lb3: cb, 20. Tb3: und Weiß, der die offene Linie und die lange Diagonale hl/a8 beherrscht, hat großen Stellungsvorteil — sondern mit 12. ...d6 nebst Sd7. (Wahrscheinlich fürchtete Schwarz, daß nach 12. ...d6, 13. e4 der Be6 schwach wird. Anm. d. Übers.) 13. De2xf3 Sb8—c6 14. T f l — b l Ta8—e8 Mit der Absicht e6—e5, der der nächste weiße Zug sofort zuvorkommt. 15. Df3—h3 Tf8—f6 Ein zweckloser Versuch am K-Flügel anzugreifen; sinnvoller wäre ein von Aljechin im Turnierbuch empfohlener Zug gewesen: 15. ...g5. Dann könnte sich ein interessantes Spiel ergeben, bei dem sich Schwarz am Flügel engagiert und Weiß in der Mitte vorgeht, wie folgt: 16. f4 g4, 17. Dg3 h5, 18. e4 h4, 19. De3. Weiß hätte auch dann Stellungsvorteil. 16. f2—f4! Sc6—a5 17. Dh3—f3 d7—d6 17. ...c5 wird mit 18. Tb5! cd, 19. cd Tc8, 20. c5! beantwortet. 18. T b l — e l De7—d7

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Eine äußerst interessante Stellung; Schwarz geht mit der Dame von der e-Linie herunter, um einer Einwirkung des weißen Turms auf dieser Linie zu entgehen. Falls nämlich 18. ...e5, so 19.e4 ef, 20.ef D e l : t , 21. T e l : T e l : t , 22. K f 2 Te3, 23. Dd5f 6 Golombek, C a p a b l a n c a

Kf8, und die Dame wird sich hier den beiden Türmen überlegen erweisen, weil der schwärze König anfällig postiert ist, z. B. 24. Le4 Tc3:, 25. Da8f Ke7, 26. Dg8 Tc4:, 27. Dg7:f Tf7, 28. f 6 | Ke6, 29. Ld5f und gewinnt. 19. e3—e4 f5xe4 Schwarz darf e4—e5 nicht zulassen. 20. Df3xe4 g7—g6 21. g2—g3 Kg8-f8 Weiß droht ein eventuelles h2—h4—h5, darum geht der König aus dem Mattbereich heraus. 22. Kgl—g2 Tf6—f7 Damentausch wäre besser gewesen; nach 22. ...Dc6, 23. Dc6: Sc6: würde das oberflächlich attraktive 23. c5 nicht wirklich gut f ü r Weiß sein. Zwar droht 24. Lb5, doch dem kann einfach mit 24. ...Sa5 begegnet werden. Weiß geriete in beträchtliche Verlegenheit, was er mit denDamenflügelbauern anfangen soll. Weiß setzt auch dann am besten ähnlich wie in der Partie mit 24. h4 nebst h5 fort. 23. h2—h4

d6—d5

Das führt zu einem verlorenen Turmendspiel, das Capablanca mit großer Sorgfalt und Genauigkeit führt. Vorzuziehen war aus den soeben angeführten Gründen 23. ...Dc6. Im Tausch Läufer gegen Springer hingegen läge nicht viel Hoffnung auf Rettung, z.B. 23. ...Sc4:, 24. Lc4: d5, 25. Ld5: Dd5:, 26. a5 und die Bauernstellung des Schwarzen ist äußerst anfällig. 24. c4xd5 e6xd5 25. De4xe8f Dd7xe8 26. Telxe8f Kf8xe8 27. h4—h5! Sehr nachhaltig; der weiße Turm gelangt nun auf die 7. Reihe. 27. ... Tf7—f6 Mit dem zweifachen Ziel, den g-Bauern zu decken und einen Gegenangriff auf den weißen c-Bauern einzuleiten. Falls 27. ...gh, 28. T h l Kf8, 29. Th5: und d- oder h-Bauer fällt. 81

28. h5xg6 h7xg6 29. T a l — h l Ke8—f8 Sofort 29. ...Tc6 ging nicht wegen 30. Lb5. 30. T h l — h 7 Tf6—c6 31. g3—g4 Sa5—c4 32. g 4 - g 5 Hier wurde die Partie abgebrochen. Weiß droht Th6, gefolgt von f5. 32. ... Sc4—e3f Nicht besser ist 32. ...Sd2, 33. Th6 Se4, 34. c4 usw. 33. Kg2—f3 Se3—f5

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Tartakower weist auf eine kuriose Variante hin als Begründung dafür, warum er nicht 33. ...Sdl gespielt habe: 34. Th6 Kg7, 35. f5 Sc3:, 36. K f 4 Se4, 37. Le4: de, 38. f 6 f ! T f 6 : t , 39. gff Kh6:, 40. Ke4: Kh7, 41. Kd5 Kg8, 42. Kc6 g5, 43. Kc7: g4, 44. d5 g3, 45. d6 g2, 46. d7 g l D , 47. d8Df und gewinnt. 34. Ld3xf5 g6xf5 35. Kf3—g3! Weiß plant ein Mattnetz. Der König soll nach f6 marschieren und der g-Bauer nach g6 vorrücken. Danach ist Sdiwarz ganz hilflos. 35. ... Tc6xc3f 36. Kg3—h4 Tc3-f3 Wenn 36. ...Tel, so 37. Kh5 (nicht aber 37. g6 T h l f , 38. Kg5 Th7:, 39. gh Kg7, 40. Kf5: c5 und Schwarz hält remis), 37. ...Kg8, 38. Td7 und gewinnt; oder 36. ...a5, 37. g6 b5, 38. ab a4, 39. Kg5 a3, 40. Kf6 mit unparierbaren Drohungen. 37. g5—g6 Tf3xf4t 38. Kh4—g5 Tf4—e4 82

Oder 38. ...Td4:, 39. Kf6 Kg8, 40. Td7 nebst matt. 39. Kg5—f6 Kf8—g8 40. Th7—g7f Kg8—h8 41. Tg7xc7 Te4—e8 42. Kf6xf5 Te8—e4 Nach 42. ...a6, 43. Ta7 b5, 44. a5 erobert Weiß den a-Bauern und gewinnt leicht. 43. Kf5—f6 Te4—f4f 44. Kf6—e5 Tf4—g4 45. g6—g7f Kh8—g8 Schwarz hätte hier ebenso gut aufgeben können, weil 45. ...Tg7:, 46. Tg7: Kg7:, 47. Kd5: ein offensichtlich verlorenes Bauernspiel ergäbe. Das Turmendspiel vom 27. Zuge ab war höchst lehrreich. 46. Tc7xa7 Tg4—gl 47. Ke5xd5 Tgl— cl 48. Kd5—d6 Tel— c2 49. d4—d5 Tc2—cl 50. Ta7—c7 Tel—al 51. Kd6—c6 Talxa4 52. d5—d6 Schwarz gab auf

26 New York 1924 Königsindisch Weiß: Capablanca

Schwarz: Yates

1. d2—d4 Sg8—f6 2. Sgl—f3 g7-g6 3. Sbl—c3 Eine ungewöhnliche, jedoch sehr solide Methode, die Königsindische Verteidigung, zu behandeln. Sie setzt ein Spiel mit den leichten Figuren voraus anstelle des allmählichen Aufbaus eines Bauernzentrums durch Bauernzüge. 3. ... d7—d5 Um e2—e4 zu verhindern. 4. Lei—f4 Lf8—g7 5. e2—e3 0—0 6. h2—h3 Aljediin hat diesen Zug im Turnierbuch ungerecht getadelt. Er schafft dem Läufer

ein Rückzugsfeld im Falle von Sh5 und, noch wichtiger, verhindert die Entwicklung des schwarzen Läufers nach g4. Colle ließ diesen Zug gegen Euwe (Amsterdam 1928) aus und spielte statt dessen 6. Ld3 c5, 7. de Sbd7, 8. 0—0 Sc5:, 9. Le5 Lg4, 10. h3 Lf3:, 11. Df3: ©6 und überließ Schwarz ein sehr zufriedenstellendes Spiel. 6. ... c7—c5 7. d4xc5 Dd8—a5 Mit der Idee, einen Angriff mit Se4 zu beginnen. Dieser Angriff erweist sidi als Wunsditraum und der Damenzug als reiner Zeitverlust. Besser wäre 7. ...Sbd7 gewesen. 8. Sf3—d2! Ein ausgezeichneter Vorbeugungszug, der die Drohung Se4 ein für allemal ausschaltet. 8. ... Da5xc5 Falls jetzt 8. ...Sbd7, so 9. Sb3; falls 8. ... Se4, 9. Soe4: de, 10. c3. 9. Sd2—b3 Dc5—b6 10. Lf4—e5 Von hier ab madit Capablanca äußerst geschickt von der Tatsache Gebrauch, daß er drei leichte Figuren im Spiel hat. Er strebt den Tausch des schwarzen Flankenläufers und damit eine Schwächung der dunklen Felder an. Darum ruft er zunächst den Zug e7—e6 hervor, indem er Lf6: nebst Sd5: droht. 10. ... e7—e6 Falls 10. ...Le6, so 11. Ld4 Dd8, 12. Sc5 und Weiß verschafft sich den Vorteil des Läuf erpaars. 11. Sc3—b5 Sf6—e8 Erzwungen, denn 11. ...Sa6 kostet nach 12. Ld4 den a-Bauern. 12. Le5xg7 Se8xg7 13. h3—h4! Läßt eine neue Drohung auftauchen: Weiß möchte nach entsprechender Vorbereitung h4—h5 spielen und den geschwächten Königsflügel unter Drude setzen. 6»

13. ... a7—a6 14. Sb5—c3 Sb8—c6 15. L f l — d 3 f7—f5? Schwächt das Bauerngerüst ohne Anlaß. Schwarz sollte versuchen, seine Entwicklung zu vervollständigen und einen Gegenangriff einzuleiten. Dazu wäre 15. ...Dc7, gefolgt von b7—b5 und Lb7 eher geeignet. 16. D d l — d 2 Bereitet die lange Rochade vor und droht außerdem Sc3—a4—c5. 16. ... Sc6—e5 17. Ld3—e2 Se5—c4 Das ermöglicht dem Gegner, den Damentausch zu erzwingen und ein überlegenes Endspiel mit Türmen und leichten Figuren zu erreichen, weil Schwarz eine schwache Bauernstellung hat und die d-Linie dem Weißen gehört. Allerdings wäre auch auf 17. ...Ld7, 18. Dd4 günstig f ü r Weiß gewesen. 18. Le2xc4 d5xc4 19. Dd2—d4! Db6—c7 Oder 19. ...Dd4:, 20. Sd4: e5, 21. Sf3 Te8, 22. 0—0—0 und Weiß beherrscht die d-Linie. Um den Damentausch kommt Schwarz auch so nicht herum. 20. Dd4—c5 21. Sb3xc5

Dc7xc5

Die Schwäche des Schwarzen auf den schwarzen Feldern macht sich im entstehenden Endspiel für ihn sehr nachteilig bemerkbar. Ferner ist auch die Tätigkeit des schwarzen Läufers beschränkt, zumal ihn seine eigenen, auf der gleichen Felder-

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f ä r b e stehenden Bauern behindern. I m G e gensatz d a z u ist die T ä t i g k e i t der weißen Springer sehr spürbar. Es ist lehrreich, z u verfolgen, wie C a p a blanca diese u n w ä g b a r e n Vorteile z u m G e w i n n verdichtet. 21. . . . b7—b6 W e n n 21. . . . T d 8 , so 22. Ke2, gefolgt v o n 23. T a d l , u n d Schwarz w i r d nicht in der Lage sein, u m die d-Linie z u k ä m p f e n . 22. Sc5—a4 Ta8—b8 23. 0 — 0 — 0 D r o h t T d 6 ; d a r u m die nächsten beiden schwarzen Züge. 23. . . . b6—b5 24. Sa4—c5 Tb8—b6 25. a 2 — a 4 Dieser u n d der nächste weiße Z u g zerstören die vorgerückte B a u e r n k e t t e a m D a menflügel, u n d m i t ihr verschwindet der einzige günstige A s p e k t des schwarzen Spiels. 25. ... Sg7—h5 Falls 25. ...Tc6, so 26. Sd7 L d 7 : ( e r z w u n gen; jeder T u r m z u g kostet die Q u a l i t ä t ) , 27. T d 7 : b4, 28. Se2 T f 7 , 29. T h d l Tc7, 30. T c 7 : Tc7:, 31. T d 6 , u n d W e i ß erobert einen Bauern. 26. b 2 — b 3 c4xb3 27. c2xb3 b5xa4 28. Sc3xa4 Tb6—c6 29. K c l — b 2 Sh5—f6 Versuche, selbst z u m Angriff z u k o m m e n , f ü h r e n n u r zu neuen Schwierigkeiten, z. B. 29. ...e5, 30. T d 5 e4, 31. T h d l ; oder 29. . . . f 4 , 30. e4. 30. T d l — d 2 a6—a5 Dieser Bauer, das melancholische Ü b e r bleibsel der einst eindrucksvollen B a u e r n kette, erweist sich schließlich als u n h a l t b a r auf a5. A u f a6 w ä r e er aber ebenso verloren gewesen, wie 30. ...e5, 31. T h d l , g e folgt v o n T d 6 , zeigt. 31. T h l — d l Sf6—d5 32. g2—g3 Mit gnadenloser Genauigkeit gespielt; dem Schwarzen w i r d der Gegenangriff f 5 — f 4 genommen. 84

32. ... Tf8—f7 33. Sc5—d3 D e r Springer strebt z u m Angriff auf d e n a - B a u e r n nach c4. M a n vergleiche die freie u n d kräftige Betätigung dieser Figur m i t d e r t r a u r i g e n , passiven R o l l e des schwarzen L ä u f e r s . 33. ... Tf7—b7 34. Sd3—e5 Tc6—c7 35. T d 2 — d 4 Kg8—g7 36. e3—e4! Alles ist sehr hübsch a u f e i n a n d e r abges t i m m t ; Schwarz ist gezwungen, eine w e i tere Schwäche auf e6 zuzugestehen, weil sonst die einzige S t ä r k e seiner Stellung, der Sd5, d e n günstigen P l a t z auf d 5 r ä u men m ü ß t e . 36. ... f5xe4 37. T d 4 x e 4 Tb7—b5 38. T e 4 — c 4 Tc7xc4 39. Se5xc4 Lc8—d7 Weiß steht f ü r das entscheidende M a n ö v e r bereit, das z u r E r o b e r u n g des a - B a u e r n f ü h r t . Es besteht in einer Serie genau berechneter Springerzüge.

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40. Sa4—c3 Tb5—c5 41. Sc3—e4 Tc5—b5 42. Se4—d6 Tb5—c5 43. S d 6 — b 7 Tc5—c7 44. Sb7xa5 W e i ß h a t einen Freibauern mehr. D e r P a r t i e g e w i n n ist n u n eine Sache der Technik. Schwarz leistet jedoch e r b i t t e r t e n W i d e r s t a n d (Yates w a r kein Spieler, der sich ohne langwierigen K a m p f ins U n v e r m e i d liche schickte), u n d W e i ß m u ß m i t z w i n gender Genauigkeit vorgehen.

44. ... Ld7—b5 45. Sc4—d6 Lb5—d7 46. Sa5—c4 Tc7—a7 47. Sd6—e4 h7—h6 48. f2—f4 Ld7—e8 49. Sc4—e5 Ta7—a8 50. Tdl—cl Le8—f7 51. T e l — c6 Lf7-g8 52. Se4—c5 Ta8—e8 Nicht 52. ...Kf6, 53. Sg4t, und Weiß gewönne einen Bauern. 53. Tc6—a6 Te8—e7 54. Kb2—a3 Lg8—f7 55. b3—b4 Sd5—c7 56. Ta6—c6 Sc7—b5f 57. Ka3—b2 Sb5—d4 58. Tc6—a6 Lf7—e8 Oder 58. ...Sf5, 59. Se4 Tb7, 60. Kc3 Tc7f, 61. Tc6, und der Turmtausch •würde die Niederlage beschleunigen. Der schwarze Turm darf die 7. Reihe nidit verlassen wegen der unglücklichen hilflosen Lage des Läufers. 59. g3—g4 Kg7-f6 60. Sc5—e4f Kf6—g7 61. Se4—d6 Le8—b5 62. Ta6—a5 Lb5—fl Wenn 62. ...Le8, so 63. Se8:t Te8:, 64. Ta7f usw. Nadidem nun der Läufer vom Kampfplatz abgelenkt worden ist, gelingt es Weiß, mit seinen wunderbar postierten Springern ein Mattnetz zu weben. 63. Ta5—a8 g6—g5 Sdtwarz muß einen Bauern geben, um wenigstens vorübergehend die Mattdrohung 64. Se8f Kh7, 65. Sf6f Kg7, 66. g5 abwenden zu können. 64. f4xg5 h6xg5 65. h4xg5 Lfl—g2 66. Ta8—e8 Te7—c7 Turmtausch führt offensichtlich zu einem vollständig verlorenen Endspiel der leichten Figuren. 67. Te8—d8 Sd4—c6 68. Sd6—e8f Kg7—f8 69. Se8xc7f Sc6xd8 70. Kb2—c3 Lg2—b7 71. Kc3—d4 Lb7—c8

72. g5—g6 Sd8—b7 73. Sc7—e8! Sb7—d8 Nicht 73. ...Ke8:, 74. g7. 74. b4—b5 Kf8—g8 75. g4—g5 Kg8-f8 76. g 6 - g 7 t Kf8-g8 77. g5—g6 Schwarz gab auf, denn Weiß erzwingt sonst mit 78. Ke3, 79. Sg4, 80. Sh6 das Matt.

27 New York 1924 Damenbauer-Eröffnung Weiß: Bogoljubow

Sdiwarz:

Capablanca

1. d2—d4 Sg8—f6 2. Sgl—f3 d7—d5 3. e2—e3 Diese freiwillige Einsperrung des weißen Damenläufers zeigt gewöhnlich den Entschluß des Weißen an, die Partie nach einem von zwei feststehenden Systemen zu führen. Das erste, das von Colle bevorzugt wurde, besteht in vollständiger Entwicklung aller Figuren und folgendem Bauernvorstoß nadi e4, in der Hoffnung, daß dieser verzögerte Vormarsch in Verbindung mit der angesammelten Energie der weißen Figuren um so wirkungsvoller sein wird. Das zweite System ist die Rubinstein-Variante, wo der Weiße nach gründlicher Vorbereitung einen Angriff auf der c-Linie und im Zentrum durchführt. Es wird bald klar, daß Bogoljubow sich noch nicht entschieden hatte, welchen Gang die Entwicklung nehmen sollte, und diese halbherzige Eröffnungstaktik steht in direktem Gegensatz zu den einfachen, aber kraftvollen Gegenmaßnahmen des Schwarzen. 3. ... e7—e6 Sdiwarz kann auch 3. ...c5 sofort spielen, und es gibt ferner die Möglichkeit, den Damenläufer mit 3. ...Lf5 zu ent85

wickeln. Falls dann 4. Ld3 e6, 5. Lf5: ef, 6. Dd3 (Schwarz erhält ein sehr gutes Spiel nach 6. 0—0 Sbd7, 7. c4 de, 8. Da4 Ld6, 9. Sld2 0—0, 10. Sc4: Sb6, ColleAljediin, San Remo 1930) 6. ...Dc8, 7. 0—0 Ld6 mit ausgezeichnetem Spiel. 4. L f l — d 3 Die ersten Zeichen der Unentschlossenheit — der normale Entwicklungszug im ColleSystem ist 4. Sld2. 4. ... c7—c5 5. b2—b3 Nun würde 5. Sld2 mit 5. ...c4 beantwortet werden. Wünschte Weiß beim Colle-System zu bleiben, sollte er 5. c3 spielen. 5. ... Sb8—c6 6. 0—0 Nun, wo er die Rubinsteinvariante spielt, wäre 6. a3, gefolgt von 7. Lb2, 0—0, Sld2 und c2—c4 ein bewährter und sicherer Entwicklungsplan gewesen. 6. ... Lf8—d6 7. Lei—b2 0—0 8. Sbl—d2 Hier ist 8. a3 eine zwingende Notwendigkeit; merkwürdigerweise ist die naheliegende Entwicklung des Damenspringers ein ernsthafter strategischer Fehler. 8. ... Dd8—e7! Mit der Doppeldrohung 9. ...e5 und, wie in der Partie, 9. ...cd nebst La3 mit Schwächung des weißen Damenflügels. 9. Sf3—e5 Pariert eine der Drohungen; es wäre jedoch besser, e6—e5 zuzulassen und 9. a3 e5, 10. de Lc5 :, 11. e4 Td8, 12. De2 mit gleichem Spiel fortzusetzen. (Audi 9. de Lc5:, 10. e4 und 9. e4 sind brauchbare Alternativen. Der Übers.) 9. ... c5xd4 10. e3xd4 Ld6—a3 11. Lb2xa3 De7xa3 12. Sd2—f3 Nach dem Tausch der Läufer hat Weiß eine merkliche Schwäche am Damenflügel. Der verbleibende Teil der Partie dreht 86

sich um die Pläne des Schwarzen, sie auszubeuten. 12. ... Lc8—d7 13. Se5xc6 Kommt dem schwarzen Angriff auf der c-Linie mit Tac8 und Sb4 zuvor. 13. ... Ld7xc6 14. D d l — d 2 Bogoljubow versucht, die Kontrolle über einige schwarze Felder wiederzugewinnen und macht außerdem die 1. Reihe f ü r die Türme frei; wirkungsvoller wäre jedodi 14. D e l Dd6, 15. Se5 Tac8, 16. De3 gewesen. 14. ... Ta8—c8 15. c2—c3? Tauscht die Schwäche des Feldes c3 gegen eine viel ernsthaftere in der Bauernstellung ein. Weiß sollte seine Damenflügelbauern eisern stehen lassen und 15. Se5, gefolgt von f2—f4, fortsetzen. 15. ... a7—a6! Ein sehr feiner Zug, mit dem Schwarz den Abtausch seines untätigen Läufers gegen die beststehende weiße Figur, den Läufer auf d3, vorbereitet. 16. Sf3—e5 Lc6—b5 17. f2—f3 17. Lb5: hätte nur eine weitere Linie für die schwarzen Türme geöffnet und den Zwischenzug 17. ...Se4! zugelassen. 17. ... Lb5xd3 18. Se5xd3 Tc8—c7 19. T a l — cl Tf8—c8 20. Tel—c2 Sf6—e8 Droht noch eine Figur gegen den unglücklichen c-Bauern marschieren zu lassen (Se8—d6—b5). 21. T f l — c l Se8—d6 22. Sd3—e5 Diese mechanische Bevorzugung von e5 führt zu baldigem Untergang. Eine zähere Verteidigung leistete 22. Sc5, obgleich Schwarz auch dann den Druck mittels 22. ...e5, 23. Sa4 e4 festhalten würde. (In Frage kam die „Stillhaltetechnik" 22. Sf4 nebst Se2. Anm. d. Obers.)

22. ... Da3—a5 Droht 23. ...Sb5. 23. a2—a4 Verhindert die erwähnte Drohung, jedodi auf Kosten einer weiteren fatalen Schwächung. Falls 23. Sd3, so nicht 23. ...Sb5 wegen 24. Sc5 b6, 25. Sa4 und Weiß hat die Stellung sichern können, sondern sofort 23. ...b6. 23. ... Da5—b6

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24. Se5—d3 Die vereinte Wirkung der Fesselungen des d-Bauern auf der c-Linie zwingt Weiß, den Bauern preiszugeben. Im Falle von 24. Tbl Sf5, 25. T2cl f6, 26. Sg4 (oder 26. Sd3 Sd4:, 27. cd D d 4 : t , 28. K h l Dd3:!), 26. ...e5 und Weiß büßt den e-Bauern ein; wenn andererseits 24. b4 geschieht, ist nach 24. ...a5, 25. b5 Sc4, 26. Sc4: Tc4:, 27. T a l e5 wiederum der d-Bauer verloren. 24. ... Db6xb3 25. Sd3—c5 Db3—b6 26. Tc2—b2 Db6—a7 27. Dd2—el b7—b6 28. Sc5—d3 Tc7—c4 29. a4—a5 Um c5 wieder zugänglich zu machen. Wenn 29. Ta2, so 29. ...Dc7, 30. Ta3 b5, 31. ab Sb5:, 32. Ta6: Sc3: und Weiß ist ganz verloren. 29. ... b6xa5 30. Sd3—c5 Sb6—b5 31. Tb2—e2 Bogoljubow übersieht den plötzlichen Entscheidungsschlag, der durch das Visavis der Da7 mit dem weißen König ermöglicht

wird. (Deswegen war etwa 31. K h l dringend erforderlich.) 31. ... Sb5xd4! 32. e3xd4 Tc8xc5! Weiß gab auf, denn sonst müßte er ein Endspiel mit drei Bauern weniger auf sich nehmen. Ein drastisches Beispiel der Schwächen, die aus einem zwecklosen Damenfiandietto hervorgehen können.

28 N e w York 1924 Damengambit Weiß: Capablanca

Sdiwarz: Lasker

1. d2—d4 Sg8—f6 2. c2—c4 c7—c6 3. Sbl—c3 d7—d5 4. c4xd5 Die Abtauschvariante ist nidit so einfach und übersiditlich wie sie aussieht; sie enthält viele versteckte Pointen. Beide Seiten können leicht fehlgreifen. 4. ... c6xd5 5. Sgl—f3 Sb8—c6 6. Lei—f4 e7—e6 Von den vielen Alternativen, die ihm zu Gebote stehen, wählte Sdiwarz die sicherste. 7. e2—e3 Lf8—e7 Schwierig wird es für Sdiwarz nach 7. ...Ld6, 8. Lg3! 0—0, 9. Ld3 Te8, 10. T e l a6, 11. 0—0 De7, 12. Lh4 Ld7, 13. Lbl h6, 14. Dd3 Dd8, 15. a3 Kf8, 16. e4 de, 17. Se4: Le7, 18. Lf6: gf, 19. Sg3 mit starkem Angriff (Mattison-Havasi, Paris 1924). 8. L f l — d 3 0—0 Auf 8. ...Sh5 wäre 9. Le5! der richtige Zug. 9. 0—0 In Frage kommt 9. h3. Nur gleiches Spiel ist mit 9. Tel zu erreichen, z. B. 9. ...Sh5, 10. Le5 f6, 11. Lg3 Sg3:, 12. hg g6, 13. 87

a3 Ld7, 14. Sd2 Tf7, Pirc-Fine, Stockholm 1937. 9. ... Sf6—h5 Eine andere Idee ist 9. ...Ld7 und Entfaltung eines Gegenspiels am Damenflügel mit Tc8, a7—a6, b7—b5 usw. 10. Lf4—e5 Besser als 10. Lg3, das nur den Läufer gegen den Springer ohne Gegenwert hergibt.

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ü§ Hü A ÜS WM •A " B S B 1 A f l •mm s 10. ... f7—f5 Dieser verzögerte „Steinwall"-Aufbau ist das beste Manöver, das Sdiwar? zur Verfügung steht. Ein schlechtes Spiel ergäbe 10. ...Se5:, 11. Se5: Sf6, 12. f4 g6, 13. Df3, wie in der 7. Matchpartie MarshallJanowski, 1905. Auch 10. ...f6 wäre ungünstig wegen 11. Sg5! De8, 12. Sb5! mit Vorteil f ü r Weiß. 11. T a l — cl 12. Le5xf6

Sh5—f6

Damit der Springer sich nicht auf e4 festsetzt. Vielleicht verspricht 12. Lf4 Se4, 13. Lb5 etwas mehr (wie Pachman vorschlägt). 12. ... g 7xf6 Auf den ersten Blick sieht dieses Zurückschlagen seltsam aus, tatsächlich aber erlangt Schwarz so noch die besten Gegenchancen. Denn 12. ...Lf6:, 13. Sa4, gefolgt von Sc5, gibt dem Weißen einen fühlbaren Drude auf der c-Linie. Ferner hindert Schwarz mit dem geschehenen Zuge feindliche Figuren, sich auf e5 niederzulassen und verschafft sich außerdem die 88

Möglichkeit eines Königsangriffs auf der offenen g-Linie. 13. Sf3—h4 Mit der unmittelbaren Drohung g2—g4, der Schwarz sofort begegnet. Audi soll der T f l nach f2—f4 über f3 ins Spiel eingreifen. 13. ... Kg8—h8 14. f2—f4 Tf8—g8 15. T f l — f 3 Lc8—d7 16. Tf3—h3 Droht 17. Dh5, gefolgt von Sg6. Schwarz kann das ganz einfach parieren; darum wäre es besser gewesen, einfach 16. Tg3 zu spielen. 16. ... Ld7—e8 Spielt Schwarz zuvor 16. ...Df8, verfügt Weiß über das siegreiche Opfer 17. Sd5: ed, 18. Sf5: Lf5:, 19. Lf5: Tg7, 20. Db3. Er hätte drei Bauern für die Figur und starken Angriff. 17. a2—a3 Mit der Absicht Dc2. 17. ... Tg8-g7 Ein starker Zug, der die 7. Reihe sichert und auf einen Angriff in der g-Linie mit Lf7 und Dg8 hinzielt. 18. Th3—g3 Auf der h-Linie geht der Sturm nur nach Tausch der Türme weiter. Falls 18. Dc2, so Lf7, 19. Lf5:? ef, 20. Sf5: Lg6! 18. ... Tg7xg3 Schwarz erhält das schlechtere Endspiel nach 18. ...Dd7, 19. Tg7: Kg7:, 20. g4 fg, 21. D g 4 : | Kh8, 22. f5 Lf7, 23. fe De6: (nicht Le6:, 24. Dh5), 24. De6: Le6:, 25. Lf5 Tg8f, 26. K f 2 Lf7, 27. Sa4. In dieser Variante hindern die Bauern die schwarzen Figuren an der freien Entfaltung. Der Abtausch ist daher erzwungen, denn sonst könnte Weiß Tg7: spielen, gefolgt von K h l und g2—g4. 19. h2xg3 Ta8—c8 20. K g l — f 2 Bereitet einen Angriff auf der h-Linie vor. 20. ... Sc6—a5 21. D d l — f 3

Ein ungenauer Zug, der ein Tempo einbüßt, weil der Bb2 unbewacht bleibt. In die vielen Variationen der vorhergegangenen Züge vertieft, war Capablanca in Zeitnot geraten, ein bei ihm höchst ungewöhnliches Vorkommnis. Wie er selbst am Ende der Partie ausführte, wäre hier 21. De2 richtig gewesen. Ungesund ist das verführerische Springeropfer 21. g4 fg, 22. Dg4: f5, 23. Sf5: ef, 24. Lf5: Tc7 (und nicht Tc6, das Tartakower angibt, weil Weiß dann mit 25. T h l h6, 26. Le6! gewinnt), 25. T h l Lf6, 26. Le6 Lc6. 21. ... Sa5—c4 22. Df3—e2 Er sieht den Fehler ein und stellt die Dame auf das richtige Feld. Schlecht wäre 21. Sdl Sb2:! 22. ... Sc4—d6 Dieses ausgezeichnete Springermanöver sichert die schwarze Stellung gegen die drohenden Springeropfer des Weißen. Wenn 22. ...Tc7, so 23. Sf5: ef, 24. Lf5: Lf7, 25. T h l Lg8, 26. Sb5 Tc6, 27. Dh5 und gewinnt. 23. T e l — h l

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23. ... Sd6—e4f? Dies ist verfrüht und gibt dem Weißen die eventuelle Chance des Opfers einer Figur für drei Bauern und Angriff. Der Fehlgriff überrascht um so mehr, als Schwarz bisher bewundernswert gespielt hat. Richtig war 23. ...Lf7; wenn 24. g4, so erst dann 24. ...Se4f, 25. Le4: fe und die schwarze Stellung ist vollkommen si-

cher, weil die weiße Dame nicht g4 betreten kann. 24. Ld3xe4 f5xe4 Noch gefährlicher wird der Angriff nach 24. ...de, 25. g4 fg (La3:, 26. gf Db6, 27. Sg6f Kg8, 28. ba Tc3:, 29. Th7: und gewinnt, eine Analyse von Tartakower), 26. f5 e5, 27. Dg4: ed, 28. Sg6f Lg6:, 29. fg de, 30. T h 7 : t Kg8, 31. De6f und matt. 25. De2—g4 f6—f5 Erzwungen. Auf Tc6 oder Lf7 käme 26. f5! 26. Sh4xf5 Das Opfer erweist sich als vollkommen begründet, zumal der Rückzug der Dame zum Verlust der Initiative führt, z. B. 26. Dh3 Lh4:. 26. ... e6xf5 27. Dg4xf5 h7—h5 28. g 3 - g 4 Sich sofort auf den d-Bauern zu stürzen, wäre unbeherrscht wegen (28. Sd5:) 28. ...Tc2t, 29. K g l Dd6 (sonst 30. De5t), 30. De4: T c l f , 31. Kh2 T h l : t , 32. K h l : Lc6, 33. De7: Dd5:, 34. De5f De5:, 35. de Le4 und Schwarz heftet den Sieg an seine Fahne, nicht Weiß! 28. ... Tc8—c6 29. g 4 - g 5 Weiß ist unentschlossen und findet den Gewinnzug nicht, der in 29. Sd5:! bestand. Die oben angegebene Variante ist nun günstig f ü r Weiß, dessen König ein Fluchtfeld hat. Nach 29. Sd5: Tc2f, 30. Kg3 h 4 f , 31. Kh3 Dd6, 32. D e 5 t De5:, 33. de Ld8, 34. T d l Tb2:, 35. e6 ist Schwarz gegen den Bauernvormarsdi wehrlos. Eine feine Analyse gibt Aljechin im Turnierbuch: 29. Sd5: Lh4t, 30. g3 Tc2t, 31. Kgl T c l f , 32. Kg2 Tc2t, 33. Kh3 h g f , 34. Kg4: Ld7, 35. Th4:f D h 4 : f , 36. gh L f 5 : f , 37. Kf5: Tb2:, 38. Ke6 Kg7, 39. f5 Kf8, 40. h5 Ta2 (oder Th2, 41. Sf4, gefolgt von f6 und Sg6f usw.), 41. f6 Ta3:, 42. h6 Ta6f, 43. Kf5 Kg8, 44. Se7f und erzwingt die Umwandlung eines Bauern. Nach dem Partiezuge hätte Sdiwarz remis machen können. 89



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29. ... Kh8—g8 Das sollte zum Remis ausreichen; vorzuziehen, weil einfacher und daher weniger fehlerträchtig war Aljechins Vorschlag 29. ...Td6, 30. g4 Kg8, 31. gh Dd7, 32. Dd7: Ld7:, und die Kraft der Läufer würde genügen, den Vormarsch der Freibauern des Weißen aufzuhalten. Aus der Tatsache, daß Lasker die einfacheren Remisvarianten vermied, kann man schließen, daß er die Illusion nährte, seine Stellung enthalte Gewinnchancen. 30. Sc3xd5 Wenn 30. g4, so Td6 wie in der eben erwähnten Variante. Schlecht für Weiß wäre der Damentausch nach 30. D d 5 : | Dd5:, 31. Sd5: Ld8, 32. Sc3 Lg6 usw. 30. ... Le8—f7 31. Sd5xe7f Dd8xe7 32. g2—g4 h5xg4 Die Partie wurde hier abgebrochen. Schwarz verschmäht noch immer das zwangsläufige Remis, das er mit 32. . . . T c 2 f , 33. Kg3 (nicht 33. K f l oder K g l wegen Dc7 und Mattangriff durch T c l f und D c 2 t ) , 33. ...Te2, 34. g6 h 4 f ! , 35. Th4: T e 3 : t , 36. Kg2 (nicht 36. K f 2 D h 4 : t , 37. Ke3: D e l + ) , 36. . . . T e 2 t , 37. K f l T e l f ! usw. erreichen konnte. 33. D f 5 — h 7 t Kg8—f8 34. T h l — h 6 Lf7—g8 Wieder gab es einen einfacheren Weg, Remis zu machen: 34. ...Th6:, 35. D h 6 : f (35. gh D h 4 t ) , 35. ...Kg8, und nun a) 36. g6 Lb3, 37. f5 Dc7, 38. f6 D c 2 f , 39. Kg3 D c 7 f mit ewigem Schach, denn 40. Kg4:? Le6-(- würde zum Matt führen; b)

90

36. f5 Lc4, 37. Dh4 Df7, 38. Dg4: Le6, 39. De4: D f 5 : f mit leichtem Remis, weil die drei Bauern nicht verbunden sind. 35. D h 7 — f 5 f

Kf8—g7

Nicht 35. ...Kf8—e8, 36. T c 6 : bc, 37. D c 8 t nebst Dc6:, und 35. ...Lf7? kostet nach 36. g6 eine Figur. 36. Th6xc6 b7xc6 37. Kf2—g3 Oder 37. Dg4: c5, 38. de Dc5:, 39. f5 D c 2 f , 40. Kg3 D b l und hält mühelos unentschieden.

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37. ... De7—e6? Der entscheidende Fehler, nach dem das Endspiel verloren ist. Nach der Partie war Lasker der Meinung, daß 37. .. .Ld5 remis gehalten hätte, denn als Antwort auf 38. Dg4: kann Schwarz die Stellung mit 38. ...c5 öffnen; doch Réti wies Gewinnchancen für Weiß mittels 38. Dc8 De6, 39. D c 7 f nebst 40. D a 7 : nach. Der richtige Zug, die Stellung remis zu halten, ist 37. ...Lf7! Die Pointe liegt darin, daß nun 38. b4 De6, 39. Kg4:? an L h 5 | mit Damengewinn scheitert. Wenn 38. Dc8, so De6, 39. Db7 Dc4, 40. f5 D e 2 f mit ewigem Schach. Der geschehene Zug gestattet dem Weißen, seinen König mit nachhaltiger Wirkung ins Spiel zu bringen, im Gegensatz zu den ausgeführten Varianten, in denen der König ein klares Handikap bildete. 38. Kg3xg4 De6xf5t Damentausch ist nicht zu vermeiden; denn 38. ...Dc4, 39. D f 6 t führt zum Matt, und auf 38. ...De7 oder Dd6 käme 39. De5f.

39. Kg4xf5 Lg8—d5 40. b2—b4 a7—a6 41. Kf5—g4 Bereitet den abschließenden Bauernmarsch vor. 41. ... Ld5—c4 42. f4—f5 Lc4—b3 43. Kg4—f4 Lb3—c2 Falls 43. ...Ld5, 44. Ke5 nesbt a4 und b5. 44. Kf4—e5 Kg7—f7 45. a3—a4 Kf7—g7 Nach 45. ...La4:, 46. Ke4: gewinnen die drei verbundenen Freibauern leicht. 46. d4—d5 ! Erzwingt auf hübsche Weise das Entstehen eines weiteren Freibauern. 46. ... Lc2xa4 Oder 46. ...cd, 47. Kd5: La4:, 48. Ke4: usw. 47. d5—d6 c6—c5 48. b4xc5 La4—c6 49. Ke5—e6 a6—a5 50. f5—f6f Schwarz gab auf Für diese außergewöhnlich verwickelte Partie wurde Capablanca der dritte Sdiönheitspreis zuerkannt; die vielen Ungenauigkeiten werden durch die gespannte psychologische Atmosphäre in dem Ringen zwischen dem Weltmeister und seinem Vorgänger, zwischen dem Spitzenreiter im Turnier und seinem stärksten Rivalen erklärt.

29 New York 1924 Weiß: Tartakower

Schwarz: Capablanca

1. e2—e4 e7—e 5 2. f2—f4 e5xf4 3. Lfl—e2 Dies eingeschränkte Läufergambit ist eine alte Variante, die der exzentrische, aber begabte britische Meister Bird sehr gern gespielt hat. Sie ist nicht ohne Pointe, und darum hat sie Tartakower wieder eingeführt und im New Yorker Turnier viermal angewandt: der Läufer kann even-

tuell wirkungsvoll nach f3 entwickelt werden, während der Springer nach e2 geht; der Läufer ist Bauernvorstößen nicht so ausgesetzt wie auf c4 und schützt Weiß vor Schachgeboten auf der e-Linie. Diese Vorzüge sind jedoch vornehmlich defensiv, und bei gutem, kräftigem Spiel des Schwarzen sollte die Führung auf ihn übergehen. 3. ... d7—d5! Der stärkste und klarste Weg, dem Weißen die Initiative zu entwinden. In einer früheren Partie spielte Yates 3. ...Sc6, 4. d4 d5, 5. ed Dd5:, 6. Sf3 Lg4, 7. Sc3 Lb4, 8. 0—0 Lc3:, 9. bc S8e7, 10. Lf4: und Weiß hatte mit seinem Läuferpaar und den offenen Linien das weit überlegene Spiel. Gut genug zum Ausgleich, wenn auch etwas gekünstelt, ist Aljechins zug 3. ...Se7. Audi 3. ...f5 ist interessant, denn die Empfehlung Tartakowers 4. e5 gibt Schwarz nach 4. ...d6, 5. d4 de, 6. de D d l :f, 7. L d l : Sc6, 8. Lf4: Lc5 das günstigere Spiel. 4. e4xd5 Sg8—f6 5. c2—c4 c7—c6 6. d2—d4 Lf8—b4f! Viel besser als 6. ...cd, 7. Lf4: de, 8. Lc4: Lb4t, 9. Sc3 0—0, 10. Sle2 Lg4, 11. 0—0 S8d7, 12. Db3 Lc3:, 13. bc, wie Bogoljubow gegen Tartakower in der 1. Runde fortsetzte, wobei Weiß wiederum die Läufer und offene Linien besitzt. 7. K e l — f l Denn auf 7. Ld2 geschieht nicht Ld2:t, 8. Dd2: mit gutem Spiel, sondern 7. ...Se4!, 8. Sf3 (wenn 8. Lb4:, so Dh4f und gewinnt), 8. ...Sd2:, 9. Sld2: cd mit ausgezeichneter Partie für Schwarz. c6xd5 7. ... 8. Lclxf4 Auf 8. c5 sollte Schwarz unterlasssen, seinen Königsflügel mit g7—g5 bloßzustellen, sondern einfach 8. ...0—0 spielen. 8. ... d5xc4 9. Lf4xb8 Ubersieht ganz die feine Antwort; am besten war 9. Lc4:. 91

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Sf6—d5!

Bei diesem Zuge schwingt eine Portion „poetische Gerechtigkeit" mit. Weiß drohte 10. D a 4 f mit Gewinn des Läufers, doch Schwarz pariert das nicht nur, sondern droht seinerseits mit Se3f die Dame zu erobern. 10. K f l — f 2 Wenn 10. Lf4, so Df6! mit erneuter Drohung Se3f und Rückgewinn der Figur. 10. ... Ta8xb8 11. Le2xc4 0—0 12. Sgl—f3? Möglicherweise war dem Weißen nicht bewußt, wie schwach seine Stellung geworden ist; jedenfalls unterschätzt er die Kraft des nächsten schwarzen Zuges. Er sollte 12. Ld5: Dd5:, 13. Sc3 spielen, obgleich auch dann Schwarz mit seinen beiden Läufern weit günstiger steht. 12. ... Sd5—f6 13. Sbl—c3 b7—b5! Schwarz führt die ganze Partie mit großer Energie. Den angebotenen Bauern hätte er annehmen können, hätte jedoch etwas von seiner Initiative nach 13 Lc3:, 14. bc Se4f, 15. K g l Sc3:, 16. Db3 Se4, 17. T e l Sd6, 18. Ld5 eingebüßt. Auf 14. Sb5: war 14. ...Se4t, 15. Kgl a6, 16. Sc3 Sc3:, 17. bc Lc3:, 18. T e l Lb2, 19. Tc2 Lg4 geplant; Weiß wird nidit alle Drohungen abwenden können. 14. 15. 16. 17. 92

Lc4—d3 Kf2—gl Ld3—f5 g2xf3

Sf6—g4| Lc8—b7 Lb7xf3 Sg4—e3!

Dieses Bauernopfer, das der Gegner annehmen muß, gibt dem Schwarzen Zeit, seine Figuren für den Schlußangriff auf die geschwächte weiße Königsstellung neu zu formieren. 18. Ld3xh7f Kg8—h8 19. D d l — d 3 Lb4xc3 20. b2xc3 Se3—d5 21. Lh7—e4 Sd5—f4 22. Dd3—d2 Dd8—h4 23. K g l — f l Er will das drohende Manöver Tb8—b6, f7—f5 und Tb6—g6f, gefolgt von Tg2 vermeiden und hofft außerdem in der Lage zu sein, Damentausch mit D f 2 anbieten zu können; doch Schwarz läßt ihm dazu keine Zeit. 23. ... f7—f5 24. Le4—c6 Tf8—f6 Zwingt Weiß, den Läufer von der Verteidigung des Königsflügels auszusperren. 25. d4—d5 Tb8—d8 Weiß ist nun hilflos; die Drohung besteht in Tc6:, und wenn die Dame irgendwo hingeht, folgt der sofortige Zusammenbruch, z. B. 26. Df2 D h 3 f , 27. K e l Sd3t, oder 26. Dc2 D h 3 t , 27. K e l Tc6:, 28. de Sd3f, 29. Ke2 Dg2 bzw. 29. Kd2 Sb4|.

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Tf6xc6 26. T a l — d l Td8xd2 27. d5xc6 Sf4—e6 28. T d l x d 2 Dh4—c4f 29. T d l — d 6 Df4—e2f 30. K f l — g 2 Weiß gab auf, denn 31. K g l Sf4 führt zum Matt, und 31. Kg3 D e 5 t kostet den Td6. Wieder ein Triumph für Capablancas natürliche, leichte Eleganz.

Kapitel 5 Sieg und Niederlage Das Moskauer Turnier von 1925 war ein ernster Rückschlag für den Weltmeister. In der Liste der Preisträger rangierten Bogoljubow und Lasker vor ihm, und er wurde zweimal von russischen Spielern geringeren Kalibers geschlagen. Sein Spiel besserte sich jedoch erheblich zum Ende des Turniers; beginnend mit einem schönen kleinen Sieg über seinen alten Rivalen Marshall, setzte er mit einem großartigen kombinatorischen Meisterstück gegen Subarev fort, der ihm den verdienten ersten Schönheitspreis einbrachte. Dann kommt der glänzende und aufregende Gewinn gegen den Spitzenreiter Bogoljubow, eine Partie, in der er erstmals einen Opfertypus anwandte, den er später zu seiner Spezialität entwickeln sollte. Schließlich schlägt er in der vorletzten Runde Gotthilf verniditend in sehr wenigen Zügen. Ober das Turnier in Lake Hopatcong 1926, aus dem wir als gefälliges Beispiel einen Sieg über den Namensvetter Emanuels, Edward Lasker, bringen, kommen wir nun zu Capablancas wohl größtem Erfolg in seiner Turnierlaufbahn, New York 1927.Zu spielen waren je vier Partien gegen fünf Spieler, die zu den stärksten der Welt gehörten (Aljechin, Nimzowitsch, Vidmar, Spielmann und Marshall), und Capablanca ging nicht nur ohne Niederlage aus dem Ringen hervor, sondern beim Endstand von 14 Punkten mit 2 % Punkten Vorsprung vor seinem nächsten Rivalen Aljediin. Die Partien sind entsprechend schön und von reicher Vielfalt. Die beiden Nimzowitsdi-Partien sind Modelle positioneller Vollkommenheit, die Nimzowitsch in seinen Schriften selbst benützte, um seine eigenen Theorien zu illustrieren. Die Partie gegen Vidmar enthält die typische Capablanca-Abtauschkombination, die ein gewonnenes Endspiel sichert. Am eindrucksvollsten von allem ist das Meisterstück gegen Spielmann, eine Partie von höchster Ordnung, in der sich positioneller Genius und kombinatorischer Glanz auf das schönste vermischen. Aber dieser Höhepunkt in Capablancas Laufbahn war das Vorspiel der Niederlage. Zum Erstaunen praktisch der gesamten Schachwelt (Réti war die einzige weitsichtige Ausnahme) bot ihm Aljechin Paroli und besiegte ihn im Wettkampf um die Weltmeisterschaft in Buenos Aires im gleichen Jahr. Wie in seinen früheren Zweikämpfen mit KostiiS und Lasker war auch hier das Spiel nicht so gut oder so interessant wie man von zwei so großen Meistern der Partie erwartet hatte. Zu viele Partien enden in langweiligen Unentschieden, bevor das Spiel richtig begonnen hat, und von jenen Kämpfen, die verbissen bis zum Ende ausgefochten wurden, sind nur wenige frei von bedauerlichen Fehlgriffen oder Urteilsmängeln. Audi die Eröffnungen leiden an einer gewissen eintönigen Behandlungsweise; nachdem man alle Partien des Wettkampfes durchgespielt hat, wünscht man beinahe, die Orthodoxe Verteidigung des Damengambits wäre nie erfunden worden. Wir geben daher nur zwei Partien aus dem Match, dessen geschichtliche Bedeutung den inneren Wert der gespielten Partien weit übertrifft. 93

Moskau 1925

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Lake Hopatcong 1926

1 2 3 4 5 94

Capablanca Kupchik Maroczy Marshall Lasker



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1 Capablanca



2 Aljechin

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3 Nimzowitsch 4 Vidmar 5 Spielmann 6 Marshall

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30 Moskau 1925 Weiß: Capablanca

Sdiwarz: Marshall

1. Sgl—f3 Capablanca hat eine Vorliebe für die Englisdie Eröffnung (1. c4) und wandte sie sehr oft an, um von den vielbetretenen Pfaden des Damengambits oder der Spanisdien Partie abzuweichen. Hier übernimmt er eine lebhaftere Form — Rétis System —, ein Kompliment (freiwillig oder unfreiwillig) für die treffliche Partie, die Réti gegen ihn in New York 1924 gewann. 1. ... Sg8—f6 2. c2—c4 e7—e6 Eine vollgültige Alternative ist 2. ...g6, 3. Sc3 d5 mit der Möglichkeit des Uberganges in eine Variante der GrünfeldVerteidigung. 3. g 2 - g 3 Zeigt den Entschluß, beim Réti-System zu bleiben; 3. Sc3 könnte zum normalen Damengambit übergehen mit 3. ...d5, 4. d4. Der Textzug mag heute ganz üblich erscheinen, doch die Eröffnung dieser Partie

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Aljechin

New York 1937

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wirkte zu einer Zeit, als Rétis Theorien noch als Summe von etwas bizarren, neuartigen Paradoxa betrachtet wurde, sensationell. Die Tatsache, daß der Weltmeister selbst seine Hände in diesen neumodischen Richtungen hatte, kam für die hartnäckigen Anhänger der klassischen Schule als Schock, wie jedoch Nimzowitsch aus Anlaß dieser Partie bemerkte, Weltmeister zu sein und klassisdi zu spielen ist eine und dieselbe Sache. 3. ... d7—d5 4. b2—b3 Réti selbst bevorzugte das gleichmütigere 4. Lg2, und falls dann 4. ...de, so 5. Da4t Sbd7, 6. 0—0 Le7, 7. Dc4: c5, c5, 8. b3 usw. 4. ... c7—c5 Der unerschütterliche Marshall weigert sich, den hypermodernen Theorien Glauben zu schenken, daß eine frühzeitige Besetzung des Zentrums nicht ratsam und es nötig sei, den zu frühzeitigen Zusammenstoß mit den feindlichen Kräften in der Mitte des Brettes zu vermeiden; tatsächlich leidet die Alternative, einen Block gegen den feindlichen Läufer mittels c7—c6 zu bilden, unter dem Nach95

teil, den schwarzen Damenläufer ohne Zukunft zu lassen. Der Textzug ist mit dem Auge auf ein künftiges aktives Vorgehen mit d5—d4 gespielt. 5. Lfl—g2 Sb8—c6 6. 0—0 Lf8—e7 Schwarz kann das Zentrum sofort mit 6. ...d4 schließen; aber nach 7. d3 Ld6 (wir ziehen 7. ...e5 vor), 8. e4 e5, 9. Sei De7, 10. f4 steht Weiß besser (Tartakower-Janowski, Gent 1926). 7. d2—d3 Nicht besonders wirkungsvoll ist das üblichere 7. cd Sd5:, 8. Lb2 0—0, 9. d4 b6, 10. Sc3 Sc3:, 11. Lc3: Lb7, 12. de Lc5: mit ausgeglichenem Spiel (Euwe-Flohr, 16. Matchpartie 1932). Capablanca zieht den Textzug vor, der die Partie so geschlossen wie möglich hält und Marshall einen Aufbau gegenübersetzt, den er am wenigsten liebt. Hierin lag das Geheimnis seiner fortgesetzten und herausragenden Erfolge gegen Marshall, der doch ein so großer Spieler war. 7. ... 0—0 8. Lei—b2 d5—d4 Ganz logisch gespielt. Er schaltet den weißen Damenläufer aus und behauptet einen Riegel im Zentrum; eine interessante Alternative liegt in dem Versuch, ein Gegenspiel am Damenflügel mittels a7—a5— a4 einzuleiten. 9. e2—e4 Wiederum psychologisch gespielt, gegründet auf der Abneigung Marshalls für geschlossene Spiele. Sonst war 9. e3 der objektiv beste Zug. 9. ...

d4xe3 e.p.

Entgegen dem Thema seines 8. Zuges, denn jetzt erhalten beide weißen Läufer ausgezeichnete Wirksamkeit auf den offenen Schrägen. Richtig war 9. ...e5, und falls 10. Sei Se8, 11. f4 f6 mit gleichwertigem Spiel. 10. f2xe3 96

Weiß hat nun ein interessantes Beispiel dafür erhalten, was Nimzowitsch ein „kleines, aber elastisches Bauernzentrum" nannte. Schwarz versucht, den Vorteil des Weißen in der Mitte durch eine Gegenaktion an den Flügeln auszugleichen. 10. ... Sf6—g4 Schwarz plant das weiße Zentrum anzugreifen in dem irrigen Glauben, daß Punkt d3 schwach sei. 11. Ddl—e2 Le7—f6 12. Sbl—c3 Dd8—a5 Macht Platz für den Turm auf d8 und hofft, auf den weißen Damenflügel Druck ausüben zu können. Hier raten Nimzowitsch und Bogoljubow einhellig zu 12. ...Ld7 und meinen, daß das schwarze Spiel danach ganz gut sei. Weiß braucht jedoch nicht in die taktische Falle 13. K h l Se7, 14. h3? Sf5! zu gehen, sondern kann, wie Tartakower angibt, 13. Sd2 S4e5, 14. Sde4 Le7, 15. T a d l spielen mit hervorragender Stellung. 13. T a l — c l Tf8—d8 In Verfolg der mit dem 10. Zuge eingeleiteten Politik schwächt Schwarz die Rüstung des Königsflügels. Capablanca zieht daraus den entscheidenden Nutzen. 14. h2—h3 Sg4—e5

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15. Sc3—e4! Dieser kräftige Zug, der das zentrale Spiel des Weißen krönt, hat einen vernichtenden Effekt für die schwarze Königsstellung. Marshall ist bereits völlig verloren. 15. ... Da5xa2

Hoffnungslos ist 15. ...Sf3:t, 16. Df3:, denn Lb2:, 17. D f 7 : f führt zum Matt in zwei Zügen. 16. Se4xf6f 17. Sf3xe5

g7xf6 Sc6xe5

Auf 17. ...fe, 18. Dh5 Db2:, 19. D f 7 : f Kh8, 20. Le4 wird Sdiwarz mattgesetzt. 18. Lg2—e4! Sehr ökonomisch gespielt; d3 ist geschützt und h7 angegriffen. 18. ...

Lc8—d7

Falls 18. ...f5, so 19. T a l Db3:, 20. Le5: fe, 21. Dg4t usw. 19. Tel—al Da2xb3 20. T f l — b l Erobert einfach eine Figur oder die Dame und darum gut genug. Sofort nach der Partie zeigte Capablanca eine weit hübschere Gewinnmethode, der er jedoch wegen ihrer unnötigen Verwicklungen aus dem Wege ging. Nach 20. Le5: fe, 21. Dg4t Kf8 hat Weiß die folgende pikante Fortsetzung: 22. T f 7 : f ! Kf7:, 23. Dg5! (ein schöner ruhiger Zug, der dem König die Flucht abschneidet) 23. ...Tf8, 24. Lh7: Lc6 (Das einzige, um das Matt abzuwenden, wie die Pointe im 31. Zuge beweist), 25. Lg6| Kg7, 26. Lf5f Kf7, 27. Dg6f Ke7, 28. De6:t Kd8, 29. Dd6f Ke8, 30. Lg6f Tf7, 31. T f l Lf3, 32. De6| (und nicht 32. Tf3:? D d l f ) , 32. ...Kd8, 33. Df7:, und Schwarz kann aufgeben. 20. ... Db3—b4 21. Lb2xe5 f6xe5 22. Tblxb4 c5xb4 Schwarz ist glatt verloren und sollte aufgeben. 23. Le4xb7 Ta8—b8 24. Talxa7 b4—b3 25. De2—b2 Ld7—a4 26. Db2xe5 La4—c6 27. De5—g5f Kg8—f8 28. Lb7xc6 b3— b2 29. Dg5—e7f Schwarz gab auf, gerade rechtzeitig, um nicht mattgesetzt zu werden; die Partie ist ein gefälliges kleines Beispiel der Ge7 Golombek, Capablanca

wandtheit Capablancas in der Ausnützung eines zentralen Vorteils.

31 Moskau 1925 Angenommenes Damengambit Weiß: Capablanca

Sdiwarz:

Subarev

1. d2—d4 d7—d5 2. c2—c4 e7—e6 3. Sgl—f3 d5xc4 4. e2—e4 Dieser energische Vorstoß hat gerade als Nachteil seines Schwunges eine frühzeitige Vereinfachung in der Mitte zur Folge. 4. e3 gibt dem Weißen eine anhaltendere Führung. 4. ... c7—c5 5. d4—d5 Weniger gut als 5. Lc4:, wie Capablanca in diesem Turnier gegen Bogoljubow spielte. Weiß erhält zwar einen Freibauern, doch Schwarz kann ihn leicht blockieren, so daß er ihm keine Sorgen bereitet. 5. ... e6xd5 6. e4xd5 Sg8—f6 7. Lflxc4 Lf8—d6 8. 0—0 0—0 9. Lei—g5 Lc8—g4 10. Sbl—c3 Sb8—d7 Schwarz hat seine Entwicklung beendet; seine Stellung ist befriedigend, wenn auch ein wenig beengt. Capablanca tut nun sein Äußerstes, aus dem letzten Faktor Vorteil zu erzielen. 11. Sc3—e4 Dd8—c7 Der Doppelbauer, der am Königsflügel entsteht, wird durch den Besitz der zwei Läufer hier nicht voll ausgeglichen. Am besten wäre 11. ...Le5, 12. Db3 Lf3:, 13. Df3: Db6 mit tadellosem Spiel. 12. Lg5xf6 Sd7xf6 Nicht 12. ...Lh2:f, 13. Khl Sf6:, 14. d6! mit Verlust einer Figur. 13. Se4xf6t g7xf6 14. h2—h3 Lg4—h5 97

15. T f l — e l Tf8—e8 16. D d l — b 3 a7—a6 17. a2—a4 Lh5—g6 Dieser Rückzug würde ohnehin bald nötig werden, denn Weiß spielt sonst Sf3— h4—£5. 18. Lc4—d3 Dc7—d7 19. Sf3—d2! Auf e4 wird der Springer einen äußerst unangenehmen Druck auf die schwarzen Sdiwächen ausüben. 19. ... Te8—e7 20. Ld3xg6 f7xg6 So entsteht ein sdilimmes Loch auf e6; aber 20. ...hg verliert wegen 21. Se4 Kg7, 22. Df3 f5, 23. Sc5: Lc5:, 24. Dc3t Kg8, 25. Dc5: T e l : t , 26. T e l : Da4:, 27. De7 Da5, 28. d6 usw. 21. Sd2—e4 Kg8—g7 22. Db3—c3 Ld6—e5 23. Dc3xc5 Le5xb2 In Eile den Bauern wiederzugewinnen, übersieht Schwarz die sdiöne Antwort. Ein gutes Auskunftsmittel war 23. ...Tae8, 24. Te2 Lb2:, 25. Tb2: Te4:, 26. a5, und obwohl Weiß immer noch besser steht, ist Schwarz längst nicht verloren. (Weiß könnte auch 24. Sc3 ziehen und den gewonnenen Bauern behaupten, z. B. 24. ...Lh2f, 25. K f l , oder 24. ...Ld6, 25. Te7:f De7:, 26. Dc4 D e l f , 27. D f l . D. Übers.)

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24. 25. 26. 27. 28. 98

Se4—g5! Sg5—e6f Tal—bl Dc5—c4 Dc4—b3

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Die schwarze Stellung ist während der letzten paar Züge kritisdi geworden; verfolgt er die Dame nodi weiter mit 28. ... Tc3, 29. Da2 (drohend 30. Tb7:), 29. ... b5, 30. Dd2 Tc4 (sonst erobert f2—f4 eine Figur), so gewinnt der Zug 31. Dh6. 29. g2—g3 Dd7—d6 30. Se6—f4 Die Umgruppierung von Turm und Springer erhöht den Druck auf das schwarze Spiel ganz erheblich. Falls nun 30 Tel : f , 31. T e l : Te8, 32. Te6 Te6:, 33. def Kf8, 34. Db7: Lc7, so 35. Sd5, und der weiße Angriff dringt durch. 30. ... Tc8—e8 31. Tel—e6 Dd6—d7 32. Te6xe7t Kf7xe7 Wegen der Drohung d5—d6"|" muß der König zurückschlagen. 33. Db3xb7 Dieser scheinbar einfache Bauernschlag ist der Beginn einer sehr schönen Kombination, mit der Capablanca Matt oder Damengewinn erzwingt. 33. ... Lb8xf4 Hofft auf 34. gf Db7:, 35. Tb7:f Kd6 mit klaren Remisdiancen. Statt dessen erfährt er eine schöne Überraschung.

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Ta8— es Kg7-f7 Lb2—e5 Te8—c8 Le5—b8

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34. Wenn 35. Oder Tcl|. 36. 37.

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Tbl—elf Lf4—e5 34. . . . K d 8 , so 35. Da8td5—d6f Ke7—e6 35. ... Kd8, 36. D b 6 f , gefolgt von Db7—b3| Db3—d3f

Ke6—f5 Kf5—g5

Wenn 37. ... Ke6, 38. Dc4f nebst matt oder Gewinn der Dame. Nach einer kurzen Schachserie ist Schwarz ohnehin zu dieser traurigen Wahl genötigt. 38. Dd3—e3f Kg5—f5 Bei 38. ... Kh5 setzt 39. g4f in zwei Zügen matt. 39. De3—e4f Kf5—e6 Weiß hat die oben erwähnte erwünschte Stellung erreicht (39. ...Kg5, 40. Dh4f Kf5, 41. Dg4f). 40. De4—c4f Ke6xd6 41. T e l — d l t Kd6—e7 42. Tdlxd7f Ke7xd7 43. Dc4xa6 Te8—b8 44. Da6—a7f Kd7—c6 45. Da7xh7 Tb8—b2 46. Dh7xg6 Schwarz gab auf. Die Partie wurde mit dem ersten Schönheitspreis ausgezeichnet.

32 Moskau 1925 Damenindisch Weiß: Gotthilf

Schwarz:

Capablanca

1. d2—d4 Sg8—f6 2. c2—c4 e7—e6 3. Sgl—f3 b7—b6 4. g2—g3 Lc8—b7 5. Lfl—g2 c7—c5 Dieser Zug ist jetzt in Ungunst geraten, weil er dem Weißen zuviel Spielraum in der Mitte läßt. Vorzuziehen sind 5. ... Lb4f oder 5. ... Le7. 6. d4xc5 Eine zahme Erwiderung, der den 5. Zug des Schwarzen in einen guten verwandelt. Richtig ist 6. d5 ed, 7. Sh4, wie Aljechin gegen Capablanca in New York 1927 spielte (wenn er die Partie auch verlor). 6. ... Lf8xc5 Schwarz kann auch auf die andere Weise mit guter Wirkung zurücknehmen, z. B. 7*

6. ...bc, 7. 0—0 Dc7, 8. Sc3 a6, 9. Tel Se4, 10. Se4: Le4:, wie in der Partie Rüben—Sultan Khan, Hamburg 1930. 7. Sbl—c3 Weiß sollte sofort rodiieren. Die Verzögerung gestattet Schwarz eine nützliche Vereinfachung, die die Kraft der schwarzen Läufer erhöht. 7. ... Sf6—e4 8. Sc3xe4 Lb7xe4 9. 0—0 Sb8—c6 10. Sf3—d2 Wieder ein Tausch, der das weiße Spiel schwächt. Es überrascht nicht, daß Schwarz infolge des zahmen weißen Spiels die Position in den Griff bekommt, besonders in der Mitte. Unternehmender und besser ist hier für Weiß 10. a3 a5, 11. Lf4. 10. ... Le4xg2 11. Kglxg2 d7—d5 12. Ddl—a4 Dieser zweitweilige Angriffszug hat als falschen Endzweck den Tausch des weißen Springers gegen den schwarzen Läufer. Die weiße Stellung ist in jedem Falle schon schwierig; spielt er 12. Sf3 de, 13. Da4 Tc8, 14. Se5 Dc7, 15. Lf4, so hat Schwarz nach Db7 merklich mehr vom Spiel. 12. ... Ta8—c8 13. Sd2—b3 In Verfolg seiner Idee versäumt Weiß die Chance, mit 13. cd Dd5:t, 14. De4 annähernd auszugleichen. 13. ... 0—0 14. Tfl—dl Jetzt wäre 14. cd schlecht wegen 14. ... Dd5:t, 15. e4 Dd3, 16. Sc5: bc, 17. Le3 Sd4 mit weit besserem Spiel für Sdiwarz. 14. ... d5—d4! Mit diesem Keil im Zentrum beherrscht Schwarz die Partie. Die nächste Phase wird aus einer allmählichen Einschnürung der weißen Stellung mit Hilfe der Bauern bestehen, gefolgt von einem Ansturm auf die Königsstellung, die durch den Tausch des Fianchettoläufers bereits geschwächt ist. 15. Sb3xc5 99

Wenn 15. e3 e5, und Weiß hat das Feld f3 zwecklos geschwächt. 15. ... 16. a2—a3

b6xc5

Mit dem Ziel, das sdiwarze Bauerngerüst mit 17. b4 zu schwächen; die nädisten beiden Züge des Schwarzen verhindern das. 16. ... Dd8—b6 17. Lei—d2 a7—a5 17. ... Db2:, 18. Tabl würde dem Weißen gestatten, durch Zugwiederholung Remis zu machen. 18. Da4—c2 e6—e5 19.Tal—bl Er beabsichtigt, den Vorstoß nach b4 zu erzwingen, indem er zuerst b2—b3 spielt und dann die Türme auf der b-Linie verdoppelt; ihm wird aber dafür nicht genug Zeit gelassen. Wäre er bestrebt, den Vormarsch der sdiwarzen Bauern mit e2—e4 zu verhindern, so könnte Schwarz die Stellung mit g7—g6 und f7—f5 aufbrechen. 19. 20. 21. 22.

... h2—h3 b2—b3 Tbl—b2

f7—f5 h7—h6 Tc8—b8 Db6—b7!

Ein für Weiß unbequemer Zug; abgesehen von dem taktisch vernichtenden Abzugsschach hat er den stellungsmäßigen Nutzen, den Besitz der langen Diagonalen zu sichern. 23. Kg2—h2 Wenn 23. f3, so 23. ... e4, 24. fe Se5 mit siegreichem Angriff. 23. ...

Tb8—d8

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Dieser Zug beinhaltet eine schreckliche Drohung, der Weiß völlig ahnungslos gegenübersteht. 24. b3—b4? Tödlich; nötig war 24. D b l , wenn Weiß die Partie weiterspielen wollte. Sdiwarz hätte auch dann ein positionell gewonnenes Spiel (nadi 24. ... e4 nebst Se5 und d4—d3). 24. ... d4—d3! Weiß gab auf, denn nach 25. ed Sd4, 26. Del S f 3 f geht Material verloren. Ein drastisches Beispiel, wie zahmes und farbloses Spiel bestraft wird.

33 Moskau 1925 Angenommenes Damengambit Weiß: Capablanca Sdiwarz:E.Bogoljubow 1. 2. 3. 4. 5.

d2—d4 c2—c4 Sgl—f3 e2—e4 Lflxc4

d7—d5 e7—e6 d5xc4 c7—c5

Besser als 5. d5, wie Capablanca in Partie 31 fortsetzte. 5. ... 6. Sf3xd4 7. Sbl—c3

c5xd4 Sg8—f6 Lf8—c5

Die schwarze Stellung, die ja unter Raummangel leidet, muß sehr sorgfältig verteidigt werden. Der Textzug ist nidit ganz befriedigend, denn nach der weißen Antwort ist der Läufer einem Abzugsangriff ausgesetzt. Audi das bescheidene 7. ... Le7 ist nicht zu empfehlen, denn Weiß erhält das bei weitem bessere Spiel mit 8. e5 Sfd7, 9. De2 usw. Am sichersten ist daher 7. ... Sbd7 zur Abwehr des störenden Zuges e4 —e5. 8. Lei—e3

Sb8—d7

Gibt dem Gegner Gelegenheit zu einem glänzenden positioneilen Läuferopfer. Am besten ist 8. ... 0—0, obgleich Weiß auch

dann Raumübergewicht behält (9. 0—0 Sbd7,10. De2, gefolgt von TfdlV

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9. Lc4xe6! Capabanca antwortete unverzüglich auf den letzten schwarzen Zug, ein Zeichen, daß er über das Läuferopfer bereits eine Zeitlang nachgedacht hatte. Es handelt sich um ein reines Stellungsopfer, das auf der überlegenen Entwicklung der weißen Streitkräfte beruht. 9. ... f7xe6 10. Sd4xe6 Dd8—a5 Der einzige andere spielbare Zug des Schwarzen, 10. ... Db6, führt zu einem ebenso scharfen Angriff des Weißen, wie z.B. 11. Sc5: Sc5:, 12. Tel (L. Prins) 12. ... 0—0 (sonst 13. Lc5:), 13. Sd5 Sd5:, 14. Dd5:t Le6, 15. Dc5: Db2:, 16. 0—0 Da2:, 17. Ld4 Tf7, 18. Tal Dc4, 19. Ta7: zeigt. 11. 0—0 Mit bewunderswerter Beherrschung gegespielt; Weiß beendet ruhig seine Entwicklung und zwingt Schwarz zugleich, neue Angriffslinien zu öffnen. Beeilt sich Weiß mit dem Schlagen des dritten Bauern, ließe die Heftigkeit seines Angriffs spürbar nach, z. B. 11. Sg7:t Sf7, 12. Sf5 Se5, 13. 0—0 Le6 nebst Td8 und Schwarz bringt alle Figuren ins Spiel. (Gleichwohl hielt Spielmann diese Fortsetzung für die richtige. Anm. d. Übersetzers.) 11. ... Lc5xe3 Oder 11. ... Kf7, 12. Db3 und Weiß gewinnt noch rascher als in der Partie. 12. f2xe3 Ke8—f7

Falls 12. ... Tg8,13. Dd6 Kf7,14. Sd5 und es gibt keine Verteidigung. 13. Ddl—b3 Kf7—g6 Auf 13. ... Db6 käme es zum Matt: 14. Sg5ft Kg6, 15. Df7t Kg5:, 16. Dg7:t Kh5, 17. Tf5f usw. 14. Tfl—f5 Da5—b6 15. Se6—f4f Kg6—h6 I • 1

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16. g2-g4? Ein Zug, der die Partie hätte verderben können; sehr schade, denn wie Capablanca selbst nach der Partie zeigte, gibt es einen zwangsläufigen Gewinn, der in 16. Df7! g6, 17. g4 De3:t, 18. Kg2 gf (oder 18. ... Sg4:, 19. Th5t gh, 20. Dh5:f Kg7, 21. Dg4:f Kf8, 22. Se6| Ke8, 23. Dh5f Ke7, 24. Sd5f mit Damengewinn), 19. g5f Kg5:, 20. D g 7 | Kf4:, 21. T f l f Ke5, 22. De7f Kd4, 23. T d l f Kc4, 24. De6f Kc5, 25. b4t Kb4:, 26. Db3f und Matt im nächsten Zuge besteht. Capablanca spielte 16. g4 unter dem Eindruck, daß der Zug einfacher und besser sei. Die Antwort raubte ihm unsanft alle Illusionen. 16. ... g7-g5 17. Db3xb6 Damentausch ist nun die beste Chance des Weißen; 17. Df7 wäre wegen 17. ... Tf8 verfehlt, umd auch nach 17. h4 De3:f, 18. K f l gf, 19. g5t Kh5, 20. gff Kg4, 21. De6 Kf3 wäre Weiß verloren. 17. ... a7xb6 18. Tal—dl Wegen der überlegenen Entwicklung des Weißen und der gefährdeten Lage seines 101

Königs ist der Nachziehende zu äußerst sorgfältiger Verteidigung genötigt, bevor er sich auf sicherem Grunde wähnen darf. Nun begeht Bogoljubow seinerseits einen Fehler, so daß die Partie wieder dem Weißen zufällt.



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18. ...

Th8—g8?

Richtig war 18. ... gf, 19. g5f Kg7 (Kg6?, 20. Td6 Tf8, 21. ef, wobei Weiß für die Figur drei Bauern erhielte), 20. gff Sf6:, 21. Tg5f Kf7, 22. ef h6, 23. Tg3 Sh5 und Schwarz sollte gewinnen. 19. Sf4—d5 Sf6xg4(?) Nötig war 19. ... Sd5:, 20. Sd5: Sc5 bzw. 20. T l d 5 : Sf8, und Schwarz brauchte nicht zu verlieren. 20. Sd5—e7 21. T d l — d 6 t 22. Tf5—f3!

Tg8—g7 Kh6—h5

Mit diesem Zuge nimmt das Spiel einen problemartigen Charakter an mit Mattdrohungen, die fortwährend um den Kopf des unglücklichen Königs kreisen. 'S

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B H Nach dem 25. Zuge

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22. ...

Sg4—f6

Auf 22. ... Sge5 setzt 23. Th6f in zwei Zügen matt. 23. Tf3—h3f Kh5—g4 24. Th3—g3f Kg4—h5 25. Se7—f5 Tg7—g6 (Siehe Diagramm) 26. Sf5—e7 Zwecks Zeitgewinn gespielt. Klar gewann 26. Th3f Kg4, 27. Kg2!, wobei der schwarze König in ein Mattnetz gerät, z. B. 27. ... Se4:, 28. Td5 Sc3:, 29. T h 4 t ! gh, 30. Sh6f! Th6:, 31. h34=, ein reizendes, von Capablanca selbst angegebenes Abspiel. 26. ...

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5-g4

Wieder versäumt Schwarz eine Remischance. Im Turnierbuch weist Bogoljubow nach, daß 26. ... Sc5 zum Remis führt, z. B. 27. Sg6: Sfe4:!, 28. Td8! Kg6:, 29. Tg2 Se6, 30. Tc8: usw. (Anm. des Übersetzers.) 27. Se7xg6

Kh5xg6

Viel stärkeren Widerstand leistete 27. ... hg, obgleich Weiß auf die Dauer auch dann gewinnen sollte (28. e5!). Der Textzug beschwört das plötzliche Ende der Partie herauf. 28. Tg3xg4t Kg6—f7 Oder 28. ... Kh5, 29. Tg7! mit der Drohung 30. e5, z.B. 29. ... Kh6?, 30. Tgd7:, oder 29. ... Ta5, 30. Se2! T g 5 | , 31. Sg3t Kh4, 32. Tf7! und gewinnt. (Anm. des Übersetzers.) 29. Tg4—f4 30. e4—e5

Kf7—g7 Sf6—e8

Oder 30. ... Sg8, 31. e6. 31. Td6—e6 32. Te6—e7|.

Se8—c7

Schwarz gab auf, denn 32. ... Kg6, 33. e6 Sc5, 34. Tc7: Se6:, 35. Tg4f Kf5, 36. T7c4 wäre völlig hoffnungslos. Trotz der vielen Unterlassungen ist diese Partie eine der interessantesten, die der Kubaner je gespielt hat. An mehreren Stellen blitzt sein ursprüngliches Genie auf.

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34 Lake Hopatcong 1926 Damenbauer-Eröffnung Weiß Edw. Lasker Schwarz:

Capablanca

1. d2—d4 Sg8—f6 2. Sgl—f3 e7—e6 3. g 2 - g 3 Eine bemerkenswerte Vorwegnahme des Katalanischen Systems. Es war Unglück für den Führer der weißen Steine, daß sich Capablanca zu jener Zeit in besonders erbarmungsloser Form befand. Bei einem anderen, schwächeren Gegner wäre die Originalität des Weißen wohl greifbar und historisch belohnt worden. 3. ... c7—c5 4. c2—c4 Sofort 4. Lg2 war vorzuziehen. 4. ... c5xd4 5. Sf3xd4 d7—d5 6. Lfl—g2 Nicht jedoch 6. cd Dd5:. Zu gefährlich ist 6. Sc3 e5, 7. Sdb5 d4, 8. Sd5 Sd5:, 9. Da4 Ld7, 10. cd a6, 11. e3 Db6 und Schwarz erobert eine Figur. 6. ... e6—e5! Dieser kräftige Vorstoß läßt die Initiative auf Schwarz übergehen. 7. Sd4—f3 e5—e4! Schwarz muß im gleichen flotten Stil fortsetzen, denn 7. ... Sc6, 8. cd Sd5:, 9. Se5:! hätte zu f ü r Weiß günstigen Verwicklungen geführt. (Man sehe: 9. ... Lb4f, 10. Sc3! Sc3:, 11. Lc6:f! Ke7, 12. Db3! usw. Anm. des Obersetzers.) 8. Sf3—d2 Deutlich zum Vorteil für Schwarz wären Züge wie 8. Se5 Ld6, 9. Dd4 De7 oder 8. Sd4 de, 9. Da4f Ld7, 10. Dc4: Sc6, 11. Sc3 Tc8. 8. ... d5xc4 9. D d l — a 4 | Am besten war die Rochade; im Bestreben, einen Bauern zu gewinnen, übersah Weiß den 10. Zug des Schwarzen.

9. ... Lc8—d7 10. Da4xc4 e4—e3! Eine bezeichnende Methode, den Entwicklungsvorsprung auszunützen. Der Bauer, den Weiß erhält, ist in Wirklichkeit ein Nachteil, der die Entfaltung der Figuren behindert und ständiger Deckung bedarf; inzwischen erfreuen sich die schwarzen Figuren der herrlichen offenen Linien.

11. f2xe3 Erzwungen, denn nach 11. Lb7: edf, 12. Ld2: Le6, 13. Da4f Sbd7, 14. La8: Da8: stünde Weiß auf verlorenem Posten. 11. ... Ld7—c6 Lc6xg2 12. 0—0 13. Kglxg2 Lf8—e7 14. Sbl—c3 Auf 14. D b 5 | würde Schwarz nicht die Damen tauschen, sondern mit dem zweiten Bauernopfer 14. ... Sbd7 den Angriff aufrechterhalten. 14. ... 0—0 15. Sd2—f3 Sb8—d7 16. e3—e4 Ta8—c8 17. Dc4—b5 Wenn 17. Dd3, so Sc5, 18. Dd8: Tfd8:, 19. e5 Sfe4, 20. Se4: Se4:, und Weiß hätte keine ausreichende Antwort gegen die Drohung Tc2. 17. ... a7—a6! Wer Kombinationstypen studiert, wird an einem Vergleich mit dem 15. Zuge der Partie Capablanca-Vidmar (Nr. 24) in London 1922 interessiert sein. Die weiße Dame wird fortan herumgejagt. 18. Db5—f5 103

Denn 18. Db7: Sc5, 19. Db4 S5e4:, 20. Db3 Sc3:, 21. bc Se4, 22. Lb2 Lf6,23. Tacl Da5 wird schließlich den Verlust des cBauern bei andauerndem Druck zur Folge haben. 18. ... Tc8—c5 19. Df5—f4 Und nidit 19. Dh3 wegen 19. ... Th5. 19. ... Tc5—c4 20. Lei—e3 Le7—c5! Schwarz führt den Angriff ganz unbekümmert; sein Damenturm ist nur scheinbar gefährdet und kann bald in das Zentrum zurückkehren. 21. Sf3— d2 Der Vorteil des Schwarzen hält auch dann an, falls Weiß sich entschlösse, den Bauern mit 21. Lc5: Sc5:, 22. T a d l De7, 23. Se5 Tb4, 24. Sd3 Sd3:, 25. ed Tb2:f zurückzugeben. 21. ... Tc4—b4 22. b2—b3 Dd8—e7 23. a2—a3 Lc5xe3 24. Df4xe3 Tb4—b6 25. T a l — d l Te6—e6 Eine Idealstellung für den Turm; der weiße e-Bauer ist nun durch Sc5 bedroht. 26. b3—b4 Tf8—c8 27. De3—d4? In großer Zeitnot macht Weiß einen Zug, der die Lage nur versdilimmert. Seine beste Chance ist hier 27. Tf5 g6, 28. Sd5 Sd5:, 29. Td5: Sf6, 30. Td4, wenngleich Sdiwarz den Bauern immer mit besserem Spiel zurückgewinnen kann (z. B. 30. ... Te8). 27. ... Te6—d6! 28. Sc3—d5 Tödlich wäre 28. De3 Sg4, 29. D f 4 S7e5, 30. h3 g5 mit Damenverlust. 28. ... Sf6xd5 29. e4xd5 De7xe2f 30. Kg2—gl Sd7—f6 31. Sd2—b3 Oder 31. Tdel Dh5 mit Eroberung des dBauern, denn 32. Te5 würde mit Td5: beantwortet. 104

31. ... Td6xd5 32. Dd4—f2 Schwarz beendet nun die Partie mit ein paar hübschen Wendungen.

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m 32. ... De2xdl! 33. T f l x d l Td5xdlf 34. K g l - g 2 Sf6-g4 35. Df2—b6 Oder 25. De2 Tc2! 35. ... h7—h5 Gibt seinem eigenen König ein Fluchtfeld und knüpft ein Mattnetz f ü r den feindlichen. 36. Sb3—c5 Tc8—e8 Weiß gab auf. Matt in wenigen Zügen ist nicht zu verhindern.

35 New York 1927 Damengambit Weiß: A. Nimzowitsch Schwarz: Capablanca 1. c2—c4 Sg8—f6 2. Sgl—f3 e7—e6 3. d2—d4 d7—d5 4. e2—e3 Lf8—e7 5. Sbl—d2 Weiß wendet hier eine eigene Idee von Capablanca an — jedoch im falschen Augenblick. Er hofft, Sdiwarz zu d5xc4 zu bewegen, wonach er mit dem Springer zurücknähme und das Feld e5 kontrollierte.

Schwarz kann jedoch den Bauernaustausch vermeiden; deswegen hätte Weiß besser getan, den Drudk auf d5 zu verstärken und 5. Sc3 zu spielen. 5. ... 0—0 6. L f l — d 3 c7—c5! Schwarz verhindert e3—e4 auf indirektem Wege, indem er Bd4 angreift. 7. d4xc5 Aus grundsätzlichen positionellen Gründen ist es unrichtig, mit dem Bauern aus dem Zentrum herauszuschlagen. Die Rochade oder 7. b3 wären positionsgerechte Züge. 7. ... Sb8—a6 Eine überraschende, wirkungsvolle Finesse; der Bauer wird vom Springer zurückgenommen mit Angriff auf den Ld3. N i m zowitsth hatte auf 7 . . . . Lc5:, 8. a3, gefolgt von b4 und Lb2, gehofft mit Herrschaft über die Zentralfelder d4 und e5. 8. 0—0 Gestattet Schwarz, seinen Plan ungehindert auszuführen. Weiß hätte sich beeilen sollen, durch erzwungene Abtauschaktionen das Remis anzusteuern, z. B. 8. Sb3 de, 9. Lc4: D d l : | , 10. K d l : Sc5:, 11. Sc5: Lc5:, 12. Ke2 usw. 8. ... Sa6xc5 9. Ld3—e2 Spielt er 9. Lc2 (mit der Idee, Feld e2 für die Dame freizulassen), so erwidert Schwarz mit 9. ... b6, 10. De2 La6 und hat das bessere Spiel. 9. ... b7—b6 10. c4xd5 Weiß vereinfacht und entwickelt dabei den Gegner. Er sollte seinen eigenen Damenflügel entwickeln, z. B. mit 10. b3 nebst Lb2. 10. ... Sf6xd5 Die schwarzen Springer sind im Zentrum ideal postiert und Weiß muß Zeit verlieren, sie entweder zu vertreiben oder durch Abtausch zu beseitigen. 11. Sd2—b3 12. Sb3xc5 13. D d l — a 4

Lc8—b7 Le7xc5 Dd8—f6

Ein starker Zug, der vielen Zwecken dient, die Entwicklung des weißen Damenflügels ist erheblich behindert, er kann nicht e3— e4 spielen wegen Sf4 und schließlich können die schwarzen Türme auf den Zentrallinien tätig werden. 14. Le2—a6 Lb7xa6 15. Da4xa6 Sd5—b4 16. Da6—e2 Tf8—d8 17. a2—a3 Sb4—d3 18. Sf3—el Das Problem der Entwicklung des weißen Damenflügels bliebe nach 18. T d l Se5, 19. Se5: D e 5 : ungelöst. 18. ... Sd3xel 19. T f l x e l Ta8—c8 20. T a l — b l Bereitet 21. b4, gefolgt von 22. Lb2, vor. Der Vorteil des Schwarzen scheint nahe daran zu sein, sich aufzulösen, doch Capablanca findet eine Reihe v o n feinen Z ü gen, die bestätigen und e r h ä r t e n , daß er das Brett beherrscht.

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iü A B ¡¡8 Ü H Él iü H I § ¡¡1 aN • WM a i H HP ,¿¡8 I SSP

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20. ... Df6—e5! 21. g 2 - g 3 Erzwungen im Hinblick auf die Drohung Ld6. Jeder Versuch, den Damenflügel zu entwickeln, gestattet dem Schwarzen, eine schwere Figur auf der 2. Reihe festzusetzen mit lähmender Wirkung auf das weiße Spiel. Z. B. 21. b4 Ld6, 22. g3 De4, 23. Tb2 Le5, 24. Td2 Td2:, 25. D d 2 : Dc2; oder 21. Ld2 Ld6, 22. g3 Tc2 usw. 21. ...

De5—d5!

Ein schönes Zentralisierungsmanöver, das die Schwäche der weißen Stellung auf den 105

weißen Feldern unterstreicht; falls nun 22. e4, so Da2, 23. Ld2 La3:! 22. b2—b4 Lc5—f8 23. Lei—b2 Dd5—a2 24. Tbl—al(?) Im Turnierbuch rät Aljediin zu 24. Tbdl T d l : , 25. T d l : a5, 26. ba ba, 27. Da6 Tc2, 28. Td8 D b l f , 29. Kg2 Db2:, 30. Da8!, das nach 30. ... Tf2:|, 31. Kgl Remischancen gegeben hätte. 24. ... Da2—b3 25. Lb2—d4 Versucht Weiß, das Eindringen der Türme auf die zweite Reihe zu verhindern und spielt 25. Tacl, so folgt 2 5 . . . . a5 und Weiß wird seinen a-Bauern nicht halten können. 25. ... 26. De2—a6

Tc8—c2

Weiß ist nun positionell verloren; die Flucht der Dame aus der Mitte ermöglicht dem Schwarzen, die Partie mit einer hübschen Kombination zu entscheiden. Am besten wäre noch 26. Ddl (drohend Te2) gewesen, aber auch dann war seine Stellung schwach, wie 26. ... Tdc8, 27. Te2 Dc4 beweist.

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Tf2xh2! 30. ... 31. Db7—f3. Falls 31. Lh2:, so 31. .. D g 4 : t , 32. Khl Dh3 nebst matt. 31. ... Th2-g2f 32. Df3xg2 Oder 32. K f l D c 4 f . 32. ... Tc2xg2| 33. Kglxg2 De6xg4 34. T a l — d l h7—h5 35. Tdl—d4 Dg4—g5 36. Kg2—h2 a7—a5 37. Tel—e2 a5xb4 Lf8—e7 38. a3xb4 Le7—f6 39. Td4—e4 Dg5—d5 40. Te2—f2 Kg8—h7 41. Te4—e8| Weiß gab auf; abgesehen von den Bauern, die Schwarz schon gutgemacht hat, kann er noch den b-Bauern mit Dc4 abholen, denn Ld6 scheidet wegen Dc6 aus.

SS

26. ... e6—e5! 27. Ld4xe5 Td8—d2 28. Da6—b7 Zum Matt führt 28. T f l De3:, 29. Lf4 Tf2:. Weit heftigeren Widerstand leistete jedoch 28. D f l Dd5, 29. Lf4. (Dies ist ein Vorschlag Dr. Euwes und weit besser als 29. Ld4 Dh5, 30. h4 Df3 mit leichtem Gewinn.) Trotzdem kann Schwarz mit dem folgenden Manöver den Sieg erringen: 29. 106

... Dh5 (Df3, 30. Tacl), 30. h4 (30. Tacl Tf2:, 31. D f 2 : Tf2:, 32. K f 2 : Dh2:f), 30. ... h6!, 31. Tacl T f 2 : ; 32. D f 2 : Tf2:, 33. Kf2: g5, 34. hg hg, 35. Le5 Dh2f, 36. K f l Lg7, 37. Ld6 Lb2 mit bequemer Gewinnführung. 28. ... Td2xf2 29. g 3 - g 4 Db3—e6 30. Le5—g3 Hofft auf 30. Dg4:, 31. T f l mit Gegenchancen. Schwarz hat jedoch eine überzeugendere Fortsetzung.

36 New York 1927 Spanische Partie Weiß: Capablanca Schwarz: M. Villmar 1. 2. 3. 4. 5.

e2—e4 Sgl—f3 Lfl—b5 Lb5—a4 0—0

e7—e5 Sb8—c6 a7—a6 Sg8—f6 Lf8—e7

b7-b5 6. T f l — e l d7—d6 7. La4—b3 Sc6—a5 8. c2—c3 c7—c5 9. Lb3—c2 Dd8—c7 10. d2—d4 0—0 11. Sbl—d2 Schwarz sollte die Auslassung von 11. h3 wahrnehmen und seinen Läufer nadi g4 entwickeln. 12. h2—h3 Sa5—c6 Eine von zahlreichen etwa gleichwertigen Möglichkeiten, wie 12. ... cd, 12 Lb7, 12. ... Ld7 und 12. ... Te8. 13. d4—d5 Gebräuchlich ist heute 13. de. Das Feld d5 soll für einen Springer frei bleiben. 13. ... Sc6—d8 Unternehmender wäre 13. ... Sa5. 14. a2—a4 b5—b4(?) Überläßt dem weißen Springer das schöne Feld c4. Vorzuziehen ist 14. ... Tb8, wonach Weiß gewisse Angriffsmöglichkeiten am Königsflügel hat. Bei richtiger Verteidigung sollte Schwarz sich halten können. Ein Beispiel: 15. c4 b4 (weniger gut Ld7, 16. ab ab, 17. cb Lb5:, 18. La4 Ta8, 19. Te3 Sb7, 20. Tea3, Stein-Ivkov, Amsterdam 1964), 16. S f l Se8, 17. g4 g6, 18. Sg3 Sg7, 19. Kh2 f6, 20. Tgl Sf7, Keres-Vidmar, Bad Nauheim 1936 und viele andere Partien. 15. Sd2—c4 a6—a5 Schwarz fürchtet ohne rechten Grund, daß Weiß seinen Bauern nach a5 vorstoßen könnte. Er sollte aber lieber versuchen, f7—f5 durchzusetzen und zu diesem Zweck 15. ... Se8 spielen, gefolgt von f7—f6, Sf7, g6 und Sg7. Schwach wäre 15. ... Sb7 (nicht wegen 16. a5 Tb8, 17. Ld2 Ld7, 18. cb cb, 19. Ld3 Lb5 was gut f ü r Schwarz wäre, sondern) wegen 16. cb cb, 17. b3 Sa5, 18. Sfd2. (Siehe Diagramm) 16. Sf3xe5 Eine interessante Kombination. Weiß erzwingt eine Reihe von Tauschvorgängen, um sich ein günstiges Endspiel zu sichern.

Vor 16. Se5:.

§ | # Hü Xggf Ü P i " m i Hü m 9 • ¡p ÜA H • &ÜÜ H S §§ B f i WB 4m ff H &• ff ¡¡HW

Lc8—a6 ... d6xe5 17. Lc2—b3 Le7xd6 18. d5—d6 Dc7xd6 19. D d l x d 6 Sd8—b7 20. Sc4xd6 Die Alternative ist 20. ... Tb8, und falls darauf 21. Lc4, so 21 ... Lc4:, 22. Sc4: Sc6 mit Ausgleich. Weiß spielt jedoch 21. Sb5! Lb5: (oder 21. ... bc, 22. bc Lb5:, 23. ab Tb5:, 24. Lc4, gefolgt von 25. Ta5:), 22. ab Tb5:, 23. Lc4 und wiederum 24. Ta5:, wonach die K r a f t der zwei Läufer übermächtig wird. 21. Sd6xb7 La6xb7 22. c3xb4 c5xb4 Oder 22. ... ab 23. Le3 (und nicht 23. f3 wegen La6 nebst c5—c4), 23. ... Se4:, 24. f3 Sf6, 25. Lc5: usw. Die Sorgen des Schwarzen, die jetzt auftreten, rühren von zwei Dingen her: 1) die Schwäche des Ba5; 2) die Macht des Läuferpaars in einer offenen Stellung. 23. f2—f3 Tf8—d8 Falls 23. ... Sd7, so 24. Le3 Tfc8, 25. Tedl Tc7, 26. Td6 Tac8, 27. T a d l und Weiß erobert den a-Bauern. 24. Lei—e3 h7—h6 25. T e l — d l Lb7—c6 26. T a l — cl Lc6—e8 27. K g l — f 2 Der König nähert sich dem Kriegsschauplatz. Das könnte wichtig sein, falls sich die Türme tauschen. Im Endspiel kommt es dazu in Wirklichkeit nicht. 27. ... Td8xdl 28. T c l x d l Ta8—c8 29. g 2 - g 4 16.

107

Mit der Drohung h3—h4, g4—g5 und Td5. Verfrüht wäre 29. Lb6 Sd7, 30. La5: Sc5 mit sidierem Rückgewinn des Bauern. 29. ... Le8—d7 Verliert geradewegs; eine ausreichende Verteidigung gegen den eben angeführten Plan ist jedodi nidit zu sehen. Auf 29. ... g5 gewinnt 30. h4. 30. Le3—b6 Ld7—e6 Auch nach 30. ... Ta8, 31. Lc7 ginge ein Bauer verloren. 31. Lb3xe6 f7xe6 Das Zwischenschach hätte eher dem Weißen geholfen, z. B. 31. ... Tc2f, 32. Ke3 fe, 33. Td2. 32. T d l — d 8 f Tc8xd8 33. Lb6xd8 Sf6—d7 Er sucht verzweifelt nach Gegenspiel am Damenflügel. Seine Hoffnungen gründen sich darauf, daß die weißen Damenflügelbauern scheinbar ebenfalls schwach sind; aber die Logik der Stellung ist gegen ihn, und der weiße Läufer erweist sich dem schwarzen Springer in einer so offenen Partie weit überlegen. 34. Ld8xa5 Sd7—c5 35. b2—b3! Capablanca zieht den Schlußstrich unter die Partie mit gewohnt eleganter Genauigkeit. Ein schwerer Fehler wäre 35. Lb4: wegen Sd3f. 35. ... Sc5xb3 36. La5xb4 Sb3—d4 37. a4—a5. Schwarz gab auf, denn den Bauern könnte er nur auf Kosten seines Springers bremsen.

37 New York 1927 Damengambit Weiß: Capablanca Schwarz: R. 1. d2—d4 2. Sgl— f3 3. c2—c4 108

Spielmann

d7—d5 e7—e6 Sb8—d7

Diesen gekünstelt aussehenden Zug hat Dr. Lasker sich ausgedacht mit dem Ziel, die Fesselung eines Springers durch Lg5 zu verzögern oder ganz zu verhindern. 4. Sbl—c3 Sg8—f6 5. Lei—g5 Lf8—b4 Bekannt als „Westphalia"-Variante, denn auf einem Schiff dieses Namens analysierten Spielmann und Dr. Vidmar den Zug Lb4 während der Reise von Hamburg nach New York. Die Variante ist aggressiv, aber von fraglicher Güte. 6. c4xd5 Eine gute Alternative ist 6. e3. 6. ... e6xd5 7. D d l — a 4 Gegen Spielmann in der ersten Runde des Turniers zog Capablanca 7. Db3 c5, 8. a3 Lc3:t, 9. Dc3: c4, 10. De3f De7, 11. De7:"|' Ke7:; die Partie ging nach 28 Zügen unentschieden aus. Der Textzug gründet sich auf positioneile und psychologische Erwähnungen. Weiß strebt einen Druck am Damenflügel an in Verbindung mit dem Besitz der zwei Läufer. Er redinet darauf, daß Spielmanns Vorliebe für eindeutigen Gegenangriff seine Ziele fördern wird. Gut ist auch 7. e3 c5 (nicht 7. ... 0—0, 8. Ld3 c5,10. 0—0 Lc3:, 11. bc c4,12. Lc2 Da5, 13. Se5 Dc3:, 14. D b l , und Weiß gewinnt den Bauern mit weit günstigerem Spiel zurück, weil er 15. Le7 und Lb4 droht, Aljediin-Vidmar, New York 1927), 8. Ld3 c4, 9. Lc2 Da5, 10. 0—0 Lc3: 11. bc Dc3:, 12. D b l , und die Angriffschancen des Weißen sind den geopferten Bauern wert. 7. ... Lb4xc3f? Die erwartete Reaktion, jedodi nicht die beste, denn auf den schwarzen Feldern entstehen schmerzliche Sdiwädien. Es gab für Schwarz zwei bessere Wege: 1) das abwartende 7. ... De7, 8. e3 c6, 9. Ld3 0—0, 10. 0—0 h6, 11, Lh4 Te8, 12. T f e l Df8 und obgleich Weiß ein leidites Plus behauptet, bleibt die schwarze Stellung genügend fest;

2) das aggressivere 7. ... c5, 8. e3 (Der Bauerngewinn 8. de w ä r e lediglich vorübergehend und riefe eine Schwächung der weißen Damenflügelbauern hervor.), 8. ... 0—0, 9. Ld3 b6, 10. 0—0 Lb7. 8. b2xc3 0—0 9. e2—e3 c7—c5 Aljechin gibt dem Zuge im Turnierbuch ein Fragezeichen u n d zieht 9. ... De8 vor, um 10. Ld3 mit Se5! z u beantworten, doch nach 10. D c 2 c6, 11. Ld3 stünde die D a m e schlecht u n d seine ganze P a r t i e w ä r e leblos. 10. L f l — d 3 c5—c4 Die Absichten des Schwarzen sind nun klar; er will das Bauerngerüst im D a m e n flügel m i t a7—a6 u n d b7—b5 a b r u n d e n und zugleich Druck auf e4 ausüben, damit Weiß sein Spiel nicht mit e3—e4 unterminieren k a n n . Die Gegenmethode C a p a blancas ist äußerst lehrreich. 11. Ld3—c2 Normalerweise w ü r d e m a n die weiße D a me als außer Spiel befindlich betrachten, abgesperrt von der Mitte u n d vom Königsflügel; die Schwäche auf den schwarzen Feldern des Schwarzen erlaubt ihm jedoch, die D a m e z u einem konzentrischen Druckspiel auf der a-Linie einzusetzen. 11. ... Dd8—e7 Eine logisch erscheinende Fortsetzung. Schwarz möchte seinen Springer mit De6 entfesseln u n d danach das Z e n t r u m kontrollieren mittels Se4, a6, b5 und Lb7. Dies e r f o r d e r t jedoch Zeit, und Aljediin schlägt ein interessantes, originelles M a n ö ver v o r : 11. ... Te8, 12. 0—0 Te6, um die D a m e mit T a 6 u n d Tb6 zu verfolgen. Weiß behauptet jedoch auch d a n n einen Vorteil, indem er 13. L f 5 Ta6, 14. Dc2 g6, 15. Lh3 Sf8, 16. Lc8: Dc8:, 17. Sd2 spielt; falls d a n n 17. ... Dg4, so 18. L f 4 nebst 19. f3. 12. 0—0 a7—a6 13. T f l — e l D r o h t e3—e4, das Schwarz eilig verhindert. Es ist unterhaltend zu verfolgen, wie Weiß seine D r o h u n g am Leben erhält. 13. ... De7—e6

U n d nicht 13. ... b 5 , 1 4 . D a 5 L b 7 , 1 5 . Dc7, das 16. D b 7 : ebenso wie 16. L f 6 : droht. 14. Sf3—d2 b7—b5 15. D a 4 — a 5 ! Oberflächlich betrachtet ein ganz naheliegender Z u g ; in Wirklichkeit jedoch ein Schlüsselzug, der im Zusammenhang mit dem folgenden Spiel zeigt, wie großartig und tief Capablanca die ganze P a r t i e angelegt hat. Der schwarze Damenflügel ist gründlich verdorben und bricht erstaunlich sdinell zusammen. 15. ... Sf6—e4 Spielmann setzt plangemäß und unbekümmert f o r t ; er a h n t nichts von der Mine, die gleich platzen u n d seine ganze P a r t i e zerstören w i r d . Nicht genügend, um die P a r t i e zu retten, aber zäher w a r 15. ... Lb7, 16. f 3 (nicht 16. Dc7 Lc6) und Weiß w i r d e3—e4 durchsetzen. 16. Sd2xe4 d5xe4 17. a2—a4! Dieser energische Zug legt die Schwäche der Bauernkonstellation am Damenflügel bloß. 17. ... De6—d5 Der natürliche Zug, der mit dem Rückzug des Lg5 nach f 4 rechnet, um Zeit f ü r den Zug Lb7, der den Ba6 entfesselt, z u gewinnen. D e r Zug scheitert jedoch an der folgenden weißen Kombination, die sich direkt aus seiner logischen, zweckvollen Strategie ergibt. D e r defensivere Zug 17. ... Tb8 verliert wegen 18. T e b l D d 5 , 19. L f 4 Tb6. 2 0 . a b T b 5 : , 2 1 . T b 5 : a b , 2 2 . T b l .

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18. a4xb5! Ein Opfer von schöner Unbekümmertheit, das dem Schwarzen keine gute Antwort läßt. Capablanca hatte auch die beiden folgenden Varianten erwogen und als nicht ausreichend verworfen. 1) 18. Lf4 Lb7, 19. Tebl Lc6, und 2) 18. Le7 Te8, 19. ab Lb7! (nicht 19. ... Te7:, 20. Dd8t) mit Ausgleich. 18. ... Dd5xg5 Die Alternative 18. ... Lb7, 19. ba Da5:, 20. Ta5: Ta6:, 21. Ta6: La6:, 22. Le4: verliert ebenso rasch. 19. Lc2xe4 Ta8—b8 19. ... Ta7 hätte die hübsche Pointe 20. b6 Da5:, 21. ba; zur Folge, und wenn dann 21. ... Dal:, so 22. T a l : Sb6, 23. Tbl, oder 21. ... Lb7, 22. Ta5: Le4:, 23. Ta6: mit großem Materialübergewicht. 20. b5xa6! Einer der pikanten Höhepunkte der Partie besteht darin, daß Weiß wiederholt Damentausch anbieten kann, obwohl er eine Figur weniger hat. 20. ... Tb8—b5 Nach Abtausch der Damen müßte Schwarz die Figur für den a-Bauern zurückgeben. 21. Da5—c7 Sd7—b6 22. a6—a7 Der Vormarsch des a-Bauern nach a7 im 22. Zuge muß wirklich ein seltenes Vorkommnis darstellen. 22. ... Lc8—h3 Ein letztes Aufbäumen; Capablancas kristallklares Spiel läßt aber jeden Versuch, Verwirrung zu stiften, nutzlos erscheinen. 23. Tel—bl! Einfach und entscheidend. 23. ... Tb5xblf Oder 23. ... Tc8, 24. Db6: Tb6:, 25. Tb6: und gewinnt spielend. 24. Talxbl f7—f5 Falls 24. ... Sd5, so 25. Db8. 25. Le4—f3 f5—f4 26. e3xf4! 110

Schwarz gab auf. 26. ... Tf4:, 27. Tb6: erzwänge 27. ... Tf8, 28. Dc4:f Kh8, 29. Tb8 usw., oder 27 Tf3:, 28. a8Df Tf8, 29. Dc4:f. Für sein prächtiges Spiel erhielt der Weiße den Preis für die beste Partie des Turniers.

38 New York 1927 Caro-Kann-Verteidigung Weiß: A. Nimzowitsch Schwarz: Capablanca 1. e2—e4 c7—c6 2. d2—d4 d7—d5 3. e4—e5 Nimzowitsch hatte eine Vorliebe für diesen Zug gegen die Caro-Kann-Verteidigung ebenso wie gegen die Französische Partie. Gegen die letztere erwies er sich als wirkungsvoll, doch kann man nicht sagen, daß er gegen die erstere sehr erfolgreich war. Zum Unterschied zur Französischen ist Schwarz hier in der Lage, seinen Damenläufer zu entwickeln mit dem Ergebnis, daß Weiß praktisch gezwungen ist, seinen wertvollen weißfeldrigen Läufer abzutauschen. Besser sind Züge wie 3. Sc3 oder 3. ed nebst 4. c4. 3. ... Lc8—f5 4. Lfl—d3 Lf5xd3 5. Ddlxd3 e7—e6 6. Sbl—c3 Hier ist 6. Se2 üblich; Schwarz setzt wie im Text mit 6. ... Db6, 7. 0—0 c5, 8. c3 Sc6 fort mit Druck gegen die weiße Mitte. 6. ... Dd8—b6 7. Sgl—e2 c6—c5 Schwarz spielt auf Gewinn; andernfalls würde er mit 7. ... Da6 den Damentausch anbieten. Falls dann die weiße Dame auswiche, wirkte die schwarze auf die Diagonale a6—fl ein. 8. d4xc5 Lf8xc5 9. 0—0

9. Dg3 hätte nur dem Schwarzen zum Angriff verholfen, wie 9. ... S8e7, 10. Dg7: Tg8, 11. Dh7: Tg2: mit anschließendem Fall des f-Bauern zeigt. 9. ... Sg8—e7 10. Sc3—a4 Mit diesem einfachen Zuge kann Weiß sein Spiel nicht merklich verbessern; eher anzuraten und dem normalen Stil Nimzowitschs mehr entsprechend wäre 10. a3, das 11. b4 droht. 10. ... Db6—c6 11. Sa4xc5 Dc6xc5 12. Lei—e3 Dc5—c7 Der Beginn eines langzügigen Manövers, das das weiße Zentrum untergraben soll. 13. f2—f4 Erzwungen; doch nun wird klar, daß die weiße Partie Schwächen auf den hellen Feldern aufweist, insbesondere e4, c4 und f5. 13. ... Se7—f5 14. c2—c3 Das läßt die weißfeldrigen Schwächen unberührt; angezeigt war 14. T a c l , gefolgt von 15. c4. 14. ... 15. T a l — d l

Sb8—c6

Auch dieser Zug dient keinem nützlichen Zweck. Es erinnert an den berühmten »mysteriösen Turmzug" Nimzowitschs, der einen Teil seiner erfolgreichen Technik bildete und den dieser Meister in vielen schönen Partien angewandt hat. Hier kann sein Zweck nur rein defensiv und für Schwarz harmlos sein. Das beste Verfahren für Weiß ist das einfache 15. Lf2, gefolgt von einem eventuellen g2—g4. 15. ... g7-g6 Ein interessanter Zug von halb abwartendem Charakter. Schwarz unterläßt das sofortige h7—h5 in der Hoffnung, daß Weiß seinen Königsflügel mit g2—g4 schwächen wird. 16. g2—g4? Er fällt in die von seinem Partner gelegte Positionsfalle. Weiß treibt den Springer

vorübergehend davon auf Kosten einer dauernden Schwächung seiner Königsflügelbauern. Immer noch sollte 16. Lf2 geschehen. 16. ... 17. Dd3xe3 18. g 4 - g 5

Sf5xe3 h7—h5

Nun ist Weiß mit einer auf die Dauer ungesunden Bauernstellung belastet; ein schlimmes Loch ist auf f5 entstanden, wo sich der andere Springer bald niederlassen wird. Zu seinem Unglück darf Weiß nicht 18. h3 hg, 19. hg 0—0—0 spielen, weil sich für Schwarz ein furchtbarer Angriff entlang der h-Linie entwickeln würde. 18. 19. 20. 21. 22.

... Se2—d4 Tfl—f2 a2—a3 Tdl—d3

0—0 Dc7—b6 Tf8—c8 Tc8—c7

Weiß ist bestrebt, eine so starke Stellung im Zentrum wie möglich einzunehmen und dem Schwarzen die Lösung der Aufgabe anheimzustellen, durchzubrechen wenn möglich. 22. ... Sc6—a5 Schwarz versucht zunächst einen Ausfall am Damenflügel, erkennt, daß er nichts einbringt und entwickelt schließlich seinen Plan auf dem anderen Flügel vom 26. Zuge an. 23. Tf2—e2

Ta8—e8

Eine nötige Vorsichtsmaßnahme; Weiß drohte 24. f5 ef, 25. e6. Diese Variante spielt auch hinein, wenn Schwarz auf Bauernraub mit 23. ... Sc4, 24. Df2 Sa3:?,

§§ ¡ ¡ ¡ ¡ M I i 1 • A ¡1 ü§ ¡¡¡All AB B 1 1 ES ''HA B*B »* ¡3 ¡ l s § j B II 11 11 Ö 111

25. f5 (25. ba? D b l f ) , 25. ... gf, 26. g6 fg, 27. Tg3 Sc4, 28. T g 6 : t Tg7 spielt und nach 29. Dg3 keine Rettung mehr hat. 24. Kgl—g2 Sa5—c6 25. Te2—d2 Weiß setzt sein passives Verhalten fort; er wäre allerdings besser beraten gewesen, die Springer sofort abzutauschen, denn später kommt er dazu nur unter weniger günstigen Umständen. 25. ... Te8—c8 26. Td2—e2 Sc6—e7 27. Te2—d2 Tc7—c4! Die Verwendung der Türme auf der cLinie ist sehr lehrreich; er erhöht den Druck gegen den Punkt d4, bis der Turm nach e4 eindringen kann, von wo aus er den sdiwächsten Punkt im Lager des Weißen, f4, bedrohen wird. 28. De3—h3 Kg8—g7 Ein positioneller Zug, der den König näher an den Ort der Handlung heranführt. Später bewährt sich das (siehe Zug 32). 29. Td2—f2 a7—a5 30. Tf2—e2 Se7—f5! Erzwingt den Abtausch der beststehenden weißen Verteidigungsfigur, des Springers. Danach kann Schwarz sich schließlich dem Angriff auf den weißen f-Bauern widmen. 31. S d 4 x f 5 | Oder 32. Ted2 Sd4:, 32. Td4: Td4:, 33. cd Db5, 34. Df3 T e l , gefolgt vom Aufbau einer Zugzwangstellung fast genau wie im Partieverlauf. 31. ... g 6xf5 32. Dh3—f3 Nach 32. Dh5: Th8, 33. D f 3 Th4 bräche die weiße Stellung auseinander. 32. ... Kg7-g6 33. Te2—d2 Tc4—e4 34. Td3—d4 Tc8—c4 35. Df3—f2 Db6—b5 36. K g 2 - g 3 Auf 36. Tc4: Dc4:, 37. Td4 würde 37. ... De2! zum Gewinn führen. 36. ... Tc4xd4 37. c3xd4 112

Oder 37. Td4: Te2. 37. ... Db5—c4 Das Gewinnverfahren des Schwarzen bewegt sich um die zwei schwachen Punkte d4 und f4 und die erste Reihe: durch Druck auf die beiden Bauern bindet er den Gegner und gelangt schließlich mit den schweren Figuren auf die erste Reihe. Weiß hat dann keinen guten Zug mehr — ein schönes Beispiel des »Zugzwanges". 38. Kg3—g2 b7—b5 Dieser scheinbar belanglose Vorstoß ist ein Teil des Planes: er soll später mögliche harmlose Bauernzüge ausschalten. 39. Kg2—gl b5—b4 40. a3xb4 a5xb4 41. Kgl—g2 Dc4—cl 42. Kg2—g3 D e l — hl 43. Td2—d3 Te4—el 44. Td3—f3 Schwarz drohte T f l (45. Dg2 Tgl bzw. 45. De2 D g l t und die Bauern fallen). 44. ... 45. b2—b3

Tel—dl Tdl—cl!

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WM

Die perfekte Zugzwangstellung ist erreicht Jeder weiße Zug führt zum Untergang. 46. Tf3—e3 Wenn 46. Kh3 oder Kh4, so 46. ... Tc2, 47. Dc2: D f 3 : nebst matt. Wenn 46. h3, so 46. ... T g l f , 47. Kh4 Tg4 matt. 46. Dd2 hätte T g l f zur Folge, und 46. De2 schließlich ermöglicht 46. ... D g l f , 47. Dg2 Dd4: usw. 46. ...

Tel—fl.

Weiß gab auf, denn 47. De2 wird mit D g l f beantwortet. Der Gewinnprozeß in dieser Partie ist ein Musterbeispiel seiner Art und verdient genauestes Studium.

Weltmeisterschaftskamp f Buenos Aires 1927, 3. Partie Damenindisch

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7.

Sdiwarz: A.

d2—d4 Sgl—f3 g2—g3 Lfl—g2 0—0 Sf3xd4 Kglxg2

Aljechin

Sg8—f6 b7—b6 Lc8—b7 c7—c5 c5xd4 Lb7xg2 d7—d5?

Ein gewagter Zug, der dem Weißen erlaubt, das Spiel vorteilhaft zu öffnen. Besser ist 7. ... g6, gefolgt von Lg7; auch 7. ... Sc6 ist ein sicherer Zug. 8. c2—c4!

e7—e6

Sdiwarz hätte nun Damentausch mit 8. ... de, 9. Da4f Dd7, 10. Dc4: Dd5f erzwingen können, bliebe jedoch nach 11. Dd5: Sd5:, 12. e4 erheblich in der Entwicklung zurück. 9. D d l — a 4 f

Dd8—d7

Oder 9. ... Sbd7, 10. cd ed (Sd5:, 11. e4!), 11. Lg5 h6, 12. Lf6: Df6:, 13. Sc3 und Weiß steht bereits auf Gewinn. 10. Sd4—b5 Sb8—c6 11. c4xd5 e6xd5 Der einzige Zug; falls 11. ... Sd5:, so 12. T d l , und wenn 11. D d 5 : t , 12. e4 Dd7, 13. T d l Db7, 14. Lf4 Tc8, 15. Tel a6, 16. Sc7f mit Qualitätsgewinn für Weiß. 12. Lei—f4 13. T f l — c l

Ta8—c8

Droht die Partie mit 14. Sc7f Tc7:, 15. Lc7: Dc7:, 16. Tc6: sofort zu entscheiden. 13. ... 8 Golombek, C a p a b l a n c a

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Danach kann Weiß sich zwei leichte Figuren f ü r Turm und Bauer verschaffen. Der sdiließlidie Partiegewinn ist Sadie der Technik, die gleichwohl in sehr interessantem Stile erledigt wird. Stärkerer Widerstand konnte mit 13. ... Se4 geleistet werden, denn 14. Sc7f Tc7:, 15. Lc7: Sc5, 16. Df4 Se6, 17. Da4 Sc5 hätte eine Art „ewiges Schach" auf die weiße Dame hervorgerufen (16. Db5? Dc7:, 17. b4 a6! würde sogar verlieren). Wegen der gelockerten schwarzen Stellung hätte sich Weiß dennoch materiellen Vorteil sichern können durdi 14. b4 Ld6, 15. Ld6: Sd6:, 16. Slc3, und Sdiwarz hat drei mögliche Fortsetzungen: a) 16. ... 0—0, 17. Sd5: Sd4, 18. Sd6: mit sicherem Bauerngewinn, weil 18. ... Da4:, 19. Se7f Kh8, 20. Sf7:f zum Matt führen würde; b) 16. ... d4,17. T d l Sb5:, 18. Sb5: D d 5 f , 19. e4 De4:t, 20. Kgl Dd5, 21. Td4:! und Schwarz hat keine Verteidigung gegen die vielen Drohungen (Schwarz könnte allerdings besser 18. ... Td8 fortsetzen — Anm. d. Obers.); c) 16. ... Sb5:, 17. Sb5: 0—0, 18. Sd4 Sb8, 19. Dd7: Sd7:, 20. Sf5 mit Gewinn eines Bauern. 14. b2—b4! Lc5xb4 Wenn 14. ... Sb4:, so 15. S d 6 | . 15. Tclxc6 Tc8xc6 16. Da4xb4 Sf6—e4 17. Sbl—d2 Se4xd2 18. Db4xd2 Es war nicht nötig, Schwarz zur Rochade kommen zu lassen. Stärker war, wie Aljediin ausführt, 18. Ld2:, z.B. 18. ... De7, 19. Db2 De4f, 20. f3 D e 2 : | , 21. K g l , und 113

Schwarz kann nidit alle weißen Drohungen abwehren (22. Tel, 22. Sd4, 22. Dg7:). 18. ... 0—0 19. Tal—dl Tc6—c5 20. Sb5—d4 Tf8—e8 21. Sd4—b3 Tc5—c8 22. e2—e3 Dd7—a4 23. Dd2xd5! Weiß hat sich entsdilossen, die Partie durch direkten Königsangriff zu beenden. Darum läßt er zu, daß Schwarz am Damenflügel zwei verbundene Freibauern erhält, um seine leichten Figuren am anderen Flügel konzentrieren zu können. 23. ... Tc8—c2 Oder 23. ... Da2:, 24. Tal. 24. Tdl—d2 Tc2xa2 Eine interessante Alternative ist 24. ... Da2:, 25. Dd7 Tf8, 26. Tc2: Dc2:, 27. Sd4 Dc5, 28. Sf5 (nicht 28. Da7: g5, 29. Lc7 Tc8 mit Gegenangriff), 28. ... a5, 29. Se7f Kh8, 30. Ld6, gefolgt von Sg6f und Turmgewinn. 25. Td2xa2 Da4xa2 26. Dd5—c6 Te8—f8 27. Sb3—d4 Kg8—h8 Um einen sicheren Hafen für den Turm auf g8 zu haben, falls Weiß Ld6 spielen sollte. 28. Lf4—e5 Mit der unmittelbaren Mattdrohung 29. Lg7:f Kg7:, 30. Sf5f Kg8, 31. Df6. 28. ... f7—f6 29. Sd4—e6 Tf8—g8 30. Le5—d4 h7—h6 Schwarz muß seinen König mit einem Fluchtfeld versehen, denn nun drohte 31. Sg7: Tg7:, 32. Df6: Dg8, 33. h4 nebst h5 und h6. 31. h2—h4! Das Echo der Schlußwendung in der vorigen Anmerkung; sie bedeutet hier das notwendige Vorspiel der entscheidenden Kombination. 31. ... Da2—bl 114

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32. Se6xg7! Dbl—g6 Der Turm wäre nach 32. ... Tg7:, 33. Df6: Dh7, 34. Df8f Dg8, 35. Lg7:f verloren gegangen. 33. h4—h5 Dg6—f7 34. Sg7—f5 Kh8—h7 35. Dc6—e4 Tg8—e8 36. De4—f4 Df7—f8 37. Sf5—d6 Te8—e7 38. Ld4xf6 Df8—a8f 39. e3—e4 Te7—g7 40. Lf6xg7 Kh7xg7 41. Sd6—f5f Kg7—f7 42. Df4—c7f. Schwarz gab wegen Matt in zwei Zügen auf.

40 Weltmeistersdiaftskampf Buenos Aires 1927, 7. Partie Damengambit Weiß: Capablanca Schwarz: A. Aljechin 1. d2—d4 d7—d5 2. c2—c4 e7—e6 3. Sgl—f3 Sb8—d7 4. Sbl—c3 Sg8—f6 5. Lei—g5 c7—c6 6. e2—e3 Dd8—a5 7. Sf3—d2. (Die „klassische" Variante der Cambridge Springs-Verteidigung. Nach heutiger Ansicht bietet 7. cd Sd5:, 8. Dd2 mehr Chancen auf Initiative; allerdings wird das

Spiel nach 8. ... Lb4, 9. T e l f6, 10. Lh4 0—0, 11. e4! Sc3:, 12. bc La3, 13. Tbl e5 oder audi 8. ... S7b6, 9. Ld3 Sc3:, 10. bc Sd5, 11. 0—0 Dc3:, 12. De2 Ld6,13. Tacl Da5, 14. Lbl sehr verwickelt — Weiß hat einen Bauern f ü r Angriff gegeben. Anm. d. Obers.) 7. ... Lf8—b4 Auch 7. ... de, 8. Lf6: Sf6:, 9. Sc4: Dc7, 10. Tel Le7 ist spielbar, wenngleich Schwarz etwas beengt steht. 8. Ddl—c2 0—0 9. Lg5—h4 Eine Neuerung, auf die Aljechin nidit die beste Antwort findet. Die hauptsächlichen Alternativen sind: a) 9. Le2 e5, 10. 0—0 Ld6!, 11. Sb3 Dc7 und Schwarz steht gut, b) 9. Lf6: Sf6:, 10. Ld3 Te8, 11. 0—0 e5 und wieder ist es Schwarz gelungen, seine Partie zu befreien. 9. ... c6—c5 Aljediin schreibt den Verlust dieser Partie hauptsächlich dem großen Zeitverbrauch zu, den er bei der Abschätzung anderer Möglichkeiten hier verbrauchte; man berichtet ferner, er habe über seinen 12. Zug eine Stunde und fünf Minuten nachgedacht, so daß sein Spiel in dieser Partie verständlicherweise von akuter Zeitnot beeinflußt war. Ungünstig für Schwarz wäre 9. ... Se4,10. Sde4: de, 11. Le2 e5, 12. 0—0 ed, 13. Se4: f5, 14. a3 fe, 15. ab Db4:, 16. ed und die weißen Läufer sind in dieser offenen Stellung sehr stark. (Zum Ausgleich nicht ausreichend ist auch 9. ... e5, wie Padiman zeigt: 10. de Se4, 11. Sde4: de, 12. e6 Se5,

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13. eff Tf7:, 14. 0—0 Lc3:, 15. Dc3: Dc3 :f, 16. bc Lf5, 17. Td4 usw. Anm. d. Obers.) 10. Sd2—b3 11. Lh4xf6 12. d4xc5

Da5—a4 Sd7xf6 Sf6—e4

Nach diesem Zuge geht es mit dem schwarzen Spiel schnell bergab. Der einfachste und beste Weg f ü r Schwarz besteht in 12. ... Lc3:t, 13. Dc3: Se4, 14. Da5 D a 5 : t , 15. Sa5: Sc5:, 16. cd ed, wobei Schwarz zwar einen vereinzelten Bauern in Kauf nehmen müßte, einen gewissen Ausgleich aber im freien Figurenspiel und der besseren Entwicklung aufweist. 13. c4xd5 14. b2xc3

Lb4xc3f Se4xc5

Als Ergebnis seines unglücklichen Springermanövers hat Schwarz einen Bauern eingebüßt; spielt er 14. ... ed, kann Weiß den Bauern mit 15. Ld3 behaupten. 15. T a l — d l e6xd5 16. T d l x d 5 Sc5xb3 Ein wenig einträglicher Tausch, der die weißen Bauern vereinigt und das Wenige, was Schwarz an Gegenwert f ü r den Bauern in Form von Entwicklungsvorsprung aufweist, wieder hergibt. Die beste Chance von Schwarz bestand in 16. ... b6, und wenn nun (nach einer Analyse des russisch-belgischen Meisters Soutanbeieff) 17. Td4, so 17. ... Dc6, 18. Sc5: bc, 19. Th4 f5, 20. Lc4f Kh8, 21. 0—0 Lb7, 22. f3 Tad8 und Schwarz hat gute Gegenchancen infolge des deplazierten weißen Turms. (Weiß hätte allerdings besser 17. Td2 od. 18. Lc4 gespielt. Anm. d. Übers.) 17. a2xb3 18. Td5—d4

Da4—c6

Diese Figur steht nun außerordentlich stark. Sie beherrscht das Brett. 18. ...

Tf8—e8

Um den Weißen daran zu hindern, seine Entwicklung mit f2-f3 und K f 2 zu vervollständigen. 19. L f l — d 3 115

Weiß konnte seinen Bauern mit 19. e4 festhalten, zieht es aber richtig vor, durch einen unmittelbaren Angriff gegen den König zu gewinnen. 19. ... 20. Ld3xh7f

Dc6xg2 Kg8—f8

Den König in die Ecke zu stellen, wäre unsicher, z.B. 20. ... Kh8, 21. Le4 Dh3, 22. Tgl, und Sdiwarz könnte den h-Bauern wegen seines bloßgestellten Königs nicht sdilagen, während Weiß ruhig zum Angriff schreitet mittels c3—c4, Dc3 usw. 21. 22. 23. 24.

Lh7—e4 Dc2—d2 c3—c4 Thl—gl

Dg2—h3 Lc8—e6 a7—a5

Bietet den gewonnenen Bauern wieder an, um den König ins Freie treiben zu können. 24. ...

Dh3xh2

Sdiwarz beschleunigt die Niederlage durdi die Annahme des Bauern, mit der er eine neue Linie zum Angriff aufmacht. Er hätte statt dessen dem weißen Vorgehen mit 24. ... Dh6 vorbeugen sollen. 25. Tgl—hl 26. Dd2—b2!

Dh2—c7

Ein feiner Zug, der 27. Da3f Kg8, 28. L h 7 | Kh8, 29. Tdh4 nebst matt droht. Er enthält außerdem eine Abzugsdrohung gegen den Bg7.

116

26. ... Dc7—c5 27. Le4—d5 Ta8—a6 28. Td4—e4 Ta6—d6 Versudit Schwarz den g-Bauern auf direkte Weise zu schützen, träte das Unglück in Gestalt von 28. ... g6, 29. Df6 bzw. 28. ... f6, 29. Th8t sofort ein.

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29. Thl—h7! Kf8—e7 Der König muß den g-Bauern im Stich lassen, denn 29. ... g6, 30. Dg7f Ke7, 31. D f 7 : | scheidet aus. 30. Db2xg7 Ke7—d8 f7xe6 31. Ld5xe6 Dc5—b4| 32. Dg7xb7 a5xb4 33. Db7xb4 Td6—c6 34. c4—c5 Tc6xc5 35. Te4xb4 36. Th7—a7. Schwarz gab auf, weil er den doppelten Turmtausch nicht vermeiden kann (36. ... Tc8, 37. Td4 matt!). Capablanca hat den Schlußangriff im besten Stil durchgeführt.

Kapitel 6 Versuche der Rehabilitation In den nächsten paar Jahren beteiligte sich Capablanca an Turnier um Turnier im Bemühen, der Welt sein Recht auf einen Rückkampf um die Weltmeisterschaft mit Aljediin zu beweisen. Während dieser Zeit spielte er in mehr Turnieren als in irgend einer anderen davor oder danadi. Er befand sich in außerordentlich guter Form und brachte daher eine große Anzahl ausgezeichneter Partien hervor. Ein Rückkampf wurde ihm jedoch vorenthalten; wessen Schuld es war, ist schwer wenn nicht unmöglich zu sagen. Davon abgesehen, kann der unparteiische Zuschauer nur feststellen, wie schade es ist, daß die Schachwelt um viele sdiöne Partien, die ein zweiter Wettkampf der beiden großen Meister wohl hervorgebracht hätte, gekommen ist. Das Turnier von Bad Kissingen 1928 zeigt Capablanca in akademischer Stimmung. Er legt die positioneilen Mängel im Spiel seiner Gegner mit gnadenloser Genauigkeit bloß — man sehe die Partien mit Tartakower, Mieses und Yates. Doch die beste Partie des Turniers ist die mit Bogoljubow, wo das Endspiel mit vollendeter Künstlerschaft vorgetragen wird. Aus dem wichtigen Berliner Turnier, das von Capablanca ziemlich leicht gewonnen wurde, haben wir ein bemerkenswertes Paar Partien gegen den großen polnischen Meister Rubinstein ausgewählt. Capablanca, der einen großen Respekt vor dem Genie dieses Spielers hatte, war mit Recht stolz auf seinen Sieg hier über ihn, und das Remis gehört zu den originellsten Partien, die je gespielt worden sind. Beim Budapester Siesta-Turnier schließlich befand sich Capablanca auf der Höhe seiner Form. Die Partie mit Havasi enthält die typische Capa-Kombination, und zwar hier mit besonders durchschlagender Wirkung wegen eines gegnerischen Tempoverlusts. Die anderen beiden Partien bilden schöne Beispiele der Klarheit und Vollkommenheit des Capablancaschen Stils.

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1 Bogoljubow 2 Capablanca 3 [ Euwe J 41[ Rubinstein 5 Nimzowitsch 6 Réti 7 [ Marshall I 8 ' Tartakower 9 I[ Yates 10 Spielmann 11 Tarrasch 12 Mieses

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41 Bad Kissingen 1928 Budapester Verteidigung Weiß: Capablanca Schwarz: S. Tartakower 1. d2—d4 Sg8—£6 2. c2—c4 e7—e5 Tartakower war ein großer Verfechter der Budapester Verteidigung, die jedodi zu den Spielweisen gehört, mit denen man gegen einen Schachkünstler wie Capablanca am wenigsten auszurichten vermag. Ihre ein wenig zweifelhafte draufgängerische Note spielt in die Hände eines Gegners mit so sicherem Stellungsgefühl. 3. d4xe5 Sf6—g4 Die Fajarowicz-Variante 3. ... Se4 ist in der Partie Aljechin-Tartakower, London 1932, mit 4. Sd2 Sc5, 5. Slf3 Sc6, 6. g3 De7, 7. Lg2 g6, 8. Sbl! Se5:, 9.0—0Sf3:f, 10. ef Lg7, 11. Tel Se6, 12. Sc3 0—0, 13. Sd5 Dd8, 14. f4 c6, 15. Sc3 überzeugend abgekanzelt worden; Schwarz hatte ein sehr schlechtes Spiel und verlor. 4. e2—e4 Heute gilt 4. Lf4 als aussichtsreichstes. 4. ... d7—d6 Im Gambitstil. Üblicher und besser ist 4. ... S4e5:, 5. f4 S5c6, 6. Le3 Lb4f, 7. Sc3, wobei Weiß immer noch die etwas günstigeren Aussichten behält. 5. e5xd6 Lf8xd6 6. Lfl—e2! Weiß muß sorgfältig vorgehen. So führt 6. h3 Dh4, 7. Dd4 Le5 ebenso wie 6. Slf3 Lb4f, 7. Ld2 Lc5 zum Nachteil. 6. ... f7-f5 Eine interessante, von dem ungarischen Meister Balogh herrührende Idee. Die fLinie soll für weitere Angriffschancen geöffnet werden, und der Zug vermeidet außerdem den mit einer Deckung des Sg4 verbundenen Zeitverlust. 7. e4xf5 Dd8—e7 8. Sgl—f3

Weiß könnte hier eine Figur mit 8. ci Lc5:, 9. Da4f Sc6, 10. Dg4: erobern. Als diese Partie gespielt wurde und noch ziemlich lange danach glaubte man, daß Schwarz als Gegenwert einen zu starken Angriff erhielte, indem er 10. ... Sd4 fortsetzt. Das hat sich jedoch nicht bestätigt, denn Weiß kann 11. Dh5f Kf8, 12. f6! gf, 13. Lh6f Kg8, 14. Sc3 Sc2f, 15. Kdl Sal:, 16. Lc4t Le6, 17. Dc5:! Td8f, 18. Kcl Df7, 19. Le6: De6:, 20. Sf3 mit Gewinnstellung entgegensetzen. 8. ... Lc8xf5 9. Lei—g5 Sg4—f6 10. Sbl—c3 Sb8—c6 11. Sc3—d5 Die letzten drei energischen Züge des Weißen brachten ihm das erheblich günstigere Spiel ein, ganz abgesehen von dem gewonnenen Bauern. 11. ... De7—f7 12. 0—0 0—0—0 Wie sich später zeigt (Zug 18), bringt die lange Rochade bestimmte Nachteile mit sich; die schwarze Partie wäre aber auch nach 12. ... 0—0, 13. Sf6:t gf, 14. Lh6 Tfe8, 15. Sh4 Lg6, 16. Lf3! aussichtslos. 13. Sf3—d4 Sc6xd4 14. Ddlxd4 c7—c6 Auf 14. ... Sd5: käme nicht 15. Ld8: wegen Sf4, sondern 15. cd Tde8, 16. Lg4; ähnlich folgt auf 14. ... c5, 15. Dh4 Sd5:, 16. cd Tde8,17. Lg4 Lg4:, 18. Dg4:f Kb8, 19. Tadl und Weiß hätte einen guten Freibauern mehr (Te5, 20. Lf4 und gewinnt). 15. Lg5xf6 g7xf6 16. Dd4xf6 Ein Ausrutscher, der teuer hätte zu stehen kommen können. Richtig war 16. Da7: cd, 17. cd Dd5:, 18. Lf3 mit überwältigendem Angriff. 16. ... Df7xf6 Denn Schwarz hätte sich hier mit 16. ... Dg6!, 17. Dg6: hg, 18. g4 Lh2:t, 19. Kg2 Le4f, 20. f3 cd, 21. fe de das bessere Spiel verschaffen können. 17. Sd5xf6 Ld6—e5 18. Le2—g4! 119

Erzwingt auf hübsche Weise den Abtausch eines der beiden starken schwarzen Läufer. 18. ... Le5xf6 9 V H

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... h2—h4 Kgl—g2 h4—h5

Td4xc4 b7—b5 a7—a5

Droht 27. h6 nebst Lg8 und h7. 26. ... Lb2—g7 27. f2—f4 Lg7—h6 Um g3—g4 zu verhindern. 28. T f l — e l Tc4—a4 29. Lh7—g8 Ta4—d4 30. T e l — e 7 f Td4—d7 120

Oder 30. ... Kd8, 31. Te6 mit leichtem Gewinn; Schwarz steht nun vor einer hoffnungslosen Aufgabe. 31. Te7xd7f Kc7xd7 32. Kg2—f3 c6—c5 33. g3—g4 c5—c4 34. g4—g5 Lh6—f8 Oder Lg7, 35. h6 Lh8, 36. g6. 35. h5—h6 a5—a4 36. f4—f5 Kd7—c6 Falls 36. ... c3, so 37. Ke2. 37. h6—h7 Lf8—g7 38. f5—f6 c4—c3 In der eitlen Hoffnung, daß Weiß unaufmerksam 39. fg c2, 40. h8D c l D , 41. Dh6f Kc5 spielt, wobei Remismöglichkeiten blieben. 39. Kf3—e2 Lg7—h8 40. f6—f7. Schwarz gab auf. Ein mit Könnerschaft vorgetragenes Endspiel.

42 Bad Kissingen 1928 Damengambit Weiß: Capablanca

Schwarz: / .

Mieses

1. d2—d4 Sg8—f6 e7—e6 2. c2—c4 d7—d5 3. Sbl—c3 Lf8—e7 4. Lei—g5 Sb8—d7 5. e2—e3 0—0 6. Sgl—f3 a7—a6 7. T a l — cl Der normale Zug 7. ... c6 ist vorzuziehen. Die Absicht des Schwarzen, auf c4 zu tauschen und b7—b5 nebst c7—c5 folgen zu lassen, läßt sich leicht vermeiden, wie sich schon im Wettkampf Capablancas mit Aljediin erwiesen hat. 8. c4xd5. Weiß verschafft sich damit gleichzeitig die Aussicht auf ein Druckspiel am Damenflügel.

8. ... e6xd5 9. D d l — b 3 Ein neuer und starker Zug, der auf die Damenflügelbauern drückt. 9. ... c7—c6 10. L f l — d 3 Sf6—h5 Dieses Manöver ist in der Verteidigung des Damengambits immer verdächtig. Es vergeudet zwei Züge, um den Läufer zu tauschen (der Springer kann nicht auf h5 bleiben), und Schwarz kann sich diesen Zeitverlust nicht gut leisten. Schwarz sollte statt dessen 10. ... Te8 nebst Sf8 fortsetzen. 11. Lg5xe7 Dd8xe7 12. 0—0 Sh5—f6 Logischer ist 12. ... g6, gefolgt von Sg7 und Se6 mit Kontrolle des wichtigen Feldes c5. 13. Sc3—a4 Greift die Schwächen b6 und c5 a n ; Capablanca h a t dieses Manöver öfter in ähnlichen Stellungen des Wettkampfs gegen Aljechin angewandt. 13. ... Sf6—e4? Dieser Springer wird überbeansprucht. In den letzten vier Zügen h a t er dreimal gezogen. Weiß benützt seinen Zeitgewinn, den Angriff am Damenflügel zu beschleunigen, u n d Schwarz kann sich von dem Zeitverlust kaum noch erholen. 14. Ld3xe4 De7xe4 Es kann sein, daß Schwarz ursprünglich 14. ... de beabsichtigte. Wenn es so war, erkannte er jetzt, daß die weißen Springer sich nach 15. Sd2 Sf6, 16. Sc5 Te8, 17. Sc4 am Damenflügel übermächtig in Szene setzen würden. 15. Db3—b4! Ein sehr starker Zug, der die geschwächten Felder in der feindlichen Stellung beherrscht. Schwarz leidet nun sehr am Fehlen des Königsläufers, den er mit so großer Mühe abgetauscht hat. 15. ... De4—g6 Mit hoffnungsloser Selbstaufgabe gespielt; mehr Widerstand leistete 15. ... f6. Weiß

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hätte dann seinen Vorteil, der zum Gewinn ausreichen sollte, mit 16. Sd2 De6, 17. Sb3 Te8, 18. S3c5 Sc5:, 19. Sc5: De7, 20. Tc3 nebst Tb3 festgehalten. 16. 17. 18. 19. 20.

Db4—e7 Tel—c3 De7—d6 Tfl—cl Dd6xf8f

f7—f6 Dg6—e8 Tf8—f7 De8—f8 Kg8xf8

Falls 20. ... Sf8:, so 21. Sb6 Tb8, 22. Sd5:. Das Wiedernehmen mit dem Turm hätte einfach bedeutet, den Turm von seiner richtigen Reihe zu entfernen. 21. Sf3—el! Die Überführung dieses Springers auf den Damenflügel (nach c5 oder b4, je nach den Umständen) stellt den tödlichen Schlußstrich der weißen Strategie d a r ; Mieses hat wegen der Schwäche der schwarzen Felder keine ausreichenden Gegenmaßnahmen zur Verfügung. 21. ... Kf8—e8 Das verführerische 21. ... b5 scheitert an 22. Tc6: Lb7, 23. Tc7 usw. 22. Sei—d3 Ta8—b8 23. f2—f3 Tf7—e7 24. K g l — f 2 Sd7—f8 25. Tc3—b3 Erzwingt die Rückkehr des Springers nach d7 wegen der D r o h u n g e n 26. Tc6: und 26. S4c5 nebst Sa6:. 25. ... Sf8—d7 26. g2—g4 b7—b5 Danach bricht das schwarze Spiel zusammen wie ein Kartenhaus. Auf die Dauer wäre die schwarze Stellung ohnehin nicht 121

zu halten gewesen, weil sie zuviele Schwächen aufweist. Markiert er die Zeit mit Kd8, so bereitet Weiß einen Durchbruch am Königsflügel mit h2—h4—h5 usw. vor. 27. Sa4—c5 Sd7—b6 Oder 27. ... Sc5:, 28. Tc5: Lb7, 29. Ta3 Ta8, 30. Ta5 Tc7, 31. Sb4 Kd7, 32. Tc3, gefolgt von Tca3 usw. 28. Sd3—b4 Lc8—b7

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Weiß gewinnt nun glatt zwei Bauern, wonach Schwarz guten Gewissens aufgeben kann; Capablancas Spiel war wie gewöhnlich kristallklar. 29. Sc5xb7 Tb8xb7 30. Tclxc6 a6—a5 31. Tc6xb6 a5xb4 32. Tb6xb7 Te7xb7 33. Tb3xb4. Schwarz gab auf.

43 Bad Kissingen 1928 Sizilianisch Weiß: Capablanca Schwarz: F. D. Yates 1. e2—e4 c7—c5 2. Sgl—e2 Die Neuerung, die allerdings hiernurZugumstellung bedeutet. 2. ... d7—d6 Nach 2. ... e5, 3. Slc3 wäre eine geschlossene Spielart entstanden. 122

3. d2—d4 c5xd4 4. Se2xd4 g7—g6 Schwarz konnte den von Weiß hiernach gewählten Maroczy-Aufbau mit 4. ... Sf6 vermeiden. Weiß wäre danach genötigt, 5. Sc3 zu ziehen. 5. c2—c4 Lf8—g7 6. Sbl—c3 Sg8—f6 7. Lfl—e2 0—0 8. 0—0 Sb8—d7 Mit der Idee, nach c5 zu gehen und den weißen e-Bauern unter Druck zu setzen. Diesem Angriff begegnet Weiß mit einfachen Mitteln. Das üblidie 8. ... Sc6 ist darum besser. 9. Lei—e3 Sd7—c5 10. f2—f3 Lc8—d7 11. Ddl—d2. Weiß geht systematisch vor; zuerst versammelt er seine schweren Figuren in der Mitte, und wenn alle Kräfte bereit stehen, beginnt der eigentliche Vormarsdi. 11. ... Ta8—c8 12. T f l — d l a7—a6 Dieser Zug ruft eine Schwäche auf b6 hervor. Schwarz muß jedoch versuchen, ein gewisses Gegenspiel am Damenflügel vorzubereiten. Er mag auch die Idee Dc7 zu spielen gehabt haben und nimmt dem Springer das Feld b5. 13. Tal—cl Sc5—e6 In der Absicht, Sh5 nebst Sf4 zu spielen. 14. b2—b3 Das weiße Bauerngerüst ist sehr eindrucksvoll; Sdrwarz hat es schwer, eine brauchbare Fortsetzung zu finden. 14. ... Sf6—h5 Folgerichtig, aber schlecht. Etwas Erleichterung war durch Abtausch zu erreichen, z. B. 14. ... Sd4:, 15. Ld4: Lc6. Audi dann wäre seine Lage nicht beneidenswert, denn Weiß kann 16. De3 mit der Drohung 17. c5 fortfahren. 15. Sd4xe6 16. Sc3—a4

Ld7xe6

Nun hat Schwarz seinen 12. Zug bitter zu bereuen. Weiß droht 17. Lb6 und 18. c5. 16. ... Tc8—c6 Direkt gegen die erwähnte Drohung gerichtet; Weiß geht aber nun das Problem listig von der anderen Seite an. 17. f3—f4 Sh5—f6 18. Le2—f3 Droht Qualitätsgewinn durch 19. e5. 18. ... Sf6—g4 Falls 18. ... Lg4, so 19. e5 Lf3:, 20 ef Ldl:, 21. fg mit Gewinn von zwei Figuren für Turm und Bauer. 19. e4—e5! Sg4xe3 20. Dd2xe3 Tc6—c7 21. c4—c5 Erobert den d-Bauern; der vereinigte Druck der zentralisierten weißen Figuren ist zu mächtig, als daß Schwarz widerstehen könnte. 21. 22. 23. 24. 25.

... e5xd6 Tdlxdö De3—d2 Sa4—b6

Dd8—b8 e7xd6 Tf8—e8 b7—b5

Geht den beiden Fallen aus dem Weg, die Schwarz ausgestellt hat: a) 25. Sb2 Lb2:, 26. Db2: Tc5:; b) 25. cb e.p. Tel 26. Del: Dd6: mit Turmgewinn. 25. ... Lg7—f8

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26. Sb6—d5! Der einzige Zug — doch ausreichend zum Gewinn. Schlecht wäre 26. Tc6 Tc6:, 27.

Lc6: Lc5:f, 28. Tc5: Db6: und Schwarz hätte seinen Bauern zurückerobert. 26. ... Tc7xc5 Ein findiger Zug, der noch ideenreicher beantwortet wird. Falls 26. ... Ld6:, so 27. Sf6t Kf8, 28. Dd6:f T8e7, 29. Sh7:f Kg7, 30. Sf6 Kf8, 31. Dd4 und gewinnt. Wenn jedoch 26. ... Ld5:, 27. Td5:, so hat zwar Schwarz eine Stellung mit ungleichen Läufern herbeiführen können, eine Remisdiance ist damit jedoch nicht verbunden, denn der weiße Freibauer und die starke Stellung der weißen Figuren im Zentrum bedeuten einen zu großen Naditeil für Schwarz. 27. Sd5—f6t 28. Sf6xe8 29. Dd2xcl

Kg8—h8 Tc5xclf Db8xe8

29. ... Ld6:? verlöre sofort wegen 29. Dc3f. Sdiwarz muß sich daher auf ein Endspiel einlassen, in dem er Qualität und Bauer weniger hat, das natürlich vollständig aussichtslos ist, wenn er audi noch ein paar Stöße austeilen kann. 30. Td6xa6 31. Del—c3t

De8—e7 Kh8—g8

Nicht aber 31. ... f6, 32. De3 mit erzwungenem Damentausch. 32. 33. 34. 35.

Dc3—e5 Lf3—e4 h2—h3 Le4—d5!

b5—b4 De7—d8 Le6xh3

Nimmt Weiß den Läufer, rettet sich Schwarz in ein ewiges Schadi nach (35. gh) D d l t , 36. Kf2 Dd2|,37. Kf3 D d l f , denn 38. Ke3 geht nicht wegen Damenverlusts nach Lc5f. 35. ... 36. De5—f6

Dd8—h4

Wiederum führt 36. gh Lc5t, 37. Kh2 Df2f, 38. Lg2 D g l f , 39. Kg3 D f 2 | zum ewigen Schach. 36. ... Lf8—c5f 37. Kgl—h2 Schwarz gab auf. 123

44 Bad Kissingen 1928 Damenindisch Weiß. E. Schwarz:

Bogoljubow Capablanca

1. d2—d4 Sg8—f6 2. c2—c4 e7—e6 3. S g l — f 3 b7—b6 4. Sbl—c3 Lc8—b7 5. Lei—g5 Lf8—e7 6. e2—e3 Sf6—e4 7. Lg5xe7 Dd8xe7 8. Sc3xe4 Lb7xe4 9. Sf3—d2 Näheres über die E r ö f f n u n g erfährt der Leser bei Partie 61 mit Ribera. Die vorliegende Partie ist hauptsächlich ihres bemerkenswerten Endspiels u n d der letzten Phase des Mittelspiels wegen aufgenommen worden. In diesem Stadium des T u r niers h a t t e Bogoljubow einen Vorsprung von 1% P u n k t e n u n d wäre mit Remis zufrieden gewesen, u n d dies e r k l ä r t seine Politik des Abtauschs. Hier war jedoch 9. Le2 vorzuziehen. 9. ... Le4—b7 10. L f l — e 2 De7—g5 Ein lehrreicher Zug; Capablanca lehnt es ab, auf gekünstelte Weise den Abtausch zu vermeiden und so seine Stellung zu verschlechtern. Eine solche verkehrte Politik hätte zu antipositionellem Spiel geführt. Weiß kann zwar als Folge des Textzuges zum Damentausch kommen, Schwarz hat jedoch keinen Grund dies zu vermeiden, wenn seine Stellung sich in diesem Zusammenhang festigt. Ungünstig wäre 10. ... Lg2:?, 11. T g l Lb7, 12. Lf3, gefolgt von Tg7:. 11. Le2—f3 Lb7xf3 12. D d l x f 3 Gespielt in der Absicht, die Damen zu tauschen. Auf 12. Sf3: wäre nicht 12. ... Dg2:, 13. T g l nebst Tg7: gekommen, sondern Df6, w o die Dame sehr gut stünde. 12. ... Sb8—c6

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Abgesehen davon, daß der T u r m geschützt werden muß, taudien für später Drohungen wie e6—e5 oder Sc6—b4 auf. 13. Df3—g3 Nach dem Turnierstand gespielt; mit dem Damentausch h o f f t Bogoljubow einem Remis ein Stüde näher gekommen zu sein. Merkwürdigerweise bot aber das Vermeiden des Damentausch dem Weißen bessere Chancen auf ein baldiges Remis, z. B. 13. 0—0 0—0, 14. Se4 Dg6, 15. T f d l f5, 16. Sc3 a6 (um Sb5 zu vermeiden), 17. a3, und die Stellung ist vollkommen ausgeglichen. 13. ... 14. h2xg3

Dg5xg3 Ke8—e7

Natürlich sollte Weiß noch immer keine Schwierigkeiten haben, den Remishafen zu erreichen. Seine nächsten p a a r Züge verraten jedoch einen verblüffenden Mangel an Stellungsverständnis, während jeder Zug des Schwarzen den Nagel auf den Kopf trifft. 15.

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3-g4

Mit der vagen Vorstellung, zu einem späten Angriff am Königsflügel z u gelangen. Er sollte seinem Gegner ein Kompliment machen u n d den letzten Zug mit 15. Ke2 nachahmen. 15. ... h7—h6! Setzt jeder Aggression des Weißen auf diesem Flügel ein f ü r allemal ein Ende. 16. a2—a3 Ein passiver Verteidigungszug, der nur ein Loch in der weißen Stellung zurückläßt; wieder war 16. Ke2 am besten. 16. ...

a7—a6!

Dieser Zug hingegen w i r f t den Schatten eines Durchbruchs mit b6—b5 voraus. 17. K e l — e 2

Th8—b8!

Jetzt endlich sollte Weiß erkennen, wie gefährdet seine Lage geworden ist und sich entsprechend sichern. Die Kräfteansammlung des Schwarzen am Damenflügel gibt begründeten Anlaß zum Alarm. 18. Sd2—e4

Ein Springermanöver, das die Lage nur versdilimmert. Am sichersten war 18. Thbl b5, 19. Kd3, und falls 19. ... bct, 20. Sc4: Tb3t, 21. Kc2 Tab8, 22. Sd2 T3b5, 23. b4 und Weiß ist außer Gefahr. Nicht so gut ist 18. a4, denn nach 18. ... b5 wird Sdiwarz die b-Linie mit Angriff auf den b-Bauern öffnen. Strategisch ungenügend wäre 18. b4 b5, 19. c5 a5, 20. f4 ab, 21. ab Ta4 mit Gewinnstellung für Schwarz.

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