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German Pages 247 Year 1828
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wichtigſten und intereſſanteſten
See-undLand-Neiſen herausgegeben bon
Joachim Heinrich gåck, 15. Bändchett.
N ü r n berg. 1828. WwwWwwW
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stönigl. Bibliothekar zu Bamberg.
Inhalts -Anzeige. Seite
Literatur der Reifen durch Griechenland
5
1. Sturze Beſchreibung des alten Gries chenlandes , von einem Profeſſor der Geſchichte und Geographie zu Paris. Aus d . franz. frei bearb. u . mit vies len Zuſaben bereichert vom Herauss geber.
II. Peter Belon's Reiſebeobachtun : gen in Griechenland , Afien , Judaa, Aegypten , Arabien und andern frems den tändern ,wäbtend der Jahre 1546 49. Aus d. franz. überf. und durch Anmerkungen erlautert von Dr. Reut be ch er.
.
.
62
Bei den Verlegern ift in Commiſſion zu baben :
Worte des Troſtes ac. (Fortſeßung des Inhalts vom 14. B .) 10 ) Beruhigung in Hinſicht der ungerecht fcheinenden Vertheilung des Glücks und Uns glücks auf Erden . - 11) Beruhigung in Sunſicht der Sulaffung des Hojen . - 12) Bes ruhigung in Hinſicht auf die große Ungewißs
hert und iufälligkeit alles Irdiſchen und
Bito dahil
•
Taſchen -Bibliothek Der wichtigſten und intereſſanteſten
See - und Land -Neiſen , von der
Erfindung der Buchdruckerkunſt bis auf unſere Zeiten .
Mit Landkarten , Planen , Portraits und anderen Abbildungen .
Verf a ßt -
von
Mehren Gelehrten , und herausgegeben : 0 0 11
Joachim Heinrich
J & cf ,
Stönigl. Bibliothekar zu Bamberg .
15. Bändden .
Mit einer farten 1. Theil. 1. Bändchen von Griechenland.
Nürnberg. Verlegt von Haubenſtricker und yon Ebner. 18 2 8 .
.
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Taſchen - Bibliothek wichtigſten und intereſſanteften
See - und Land-Reifen , von der
Erfindung der Buchdrnckerkunſt bis auf unſere Zeiten . Mit Landkarten , Planen , Portraits und anderen Abbildungen.
V e r fa ßt von
Mehren Gelehrten , und herausgegeben
Joachim Heinrich gå cf , fiönigl. Bibliothekar zu Bamberg. .
15 . Bänddeen.
Mit einer starten 1. Theil. 1. Bändchen von Griechenland. Nürnberg
Verlegt oon Haubenſtricker und yon Ebner. 18 2 8.
Literatur der Reiſen durch Griechenland. Nach den griechiſchen und römiſchen Klaſſikern bieten die meiſten Reiſen in die Türkei und in das gelobte Land reichen Stoff zur näheren Stenntniß von Gries chenland dar.
Außer dieſen fdon bekannten Quellen -
verdienen noch die Bemerkungen des 1563 geſtorbenen Pariſer Arztes und Philologen ,.. Peter Belon , welder auf Befehl des Stardinals con Tournon
)(RECAP
1546 – 50 dort verweilte , beſondere Rückſicht, tbeils wegen ibrer wiederholten Auflagen zu Paris 1553 , 55, · 88 , und zu Antwerpen 1555 , 89 , 1605 , theils wegen ihrer Mannigfaltigkeit und Ueberſegung in das Latei: niſche. - Einiges Aufſehen machte auch der Bericht
Fr. Savari de Brev.e s von feiner 1604 unternom . menen Reiſe , welcher 1628 und 1630 zu Paris er: ſchien . — Nicht unbeachtet blieben die Mittheilungen
des Jeſuiten Fr. Richard zu , Paris 1657. 8 .; des Venezianer Malers und Stupferſtechers Marc Bos
63814
ſchini fu Venedig 1658 . 4., tad des franzöſiſchen Geſandten Nointel zu Paris 1678. 8. Doch übers. trafen alle ihre Vorganger der Leidner Arzt , gat, Spon, und der engliſche Ritter , G . Wheler durch ihre gemeinſchaftliche Beſchreibung aus den Jahren 1675 – 16 , welche mit Stupfern zu Lyon 1678 , ju Ams
fierdam 1679 und 1697, I Haag 1680 und 1924 in franzöfiſcher , gu Bononien 1688 von fe a f. frerdiot in italiſcher , ju Nürnberg, 1690 von Job. Mea usi
dier iu teutſcher Sprache erſchien , von Guillet 1679 ju Paris bekämpft , und von S P O 'n toch im nämlichen Galyre zu Lyon vertheidiget wurde. Nebfis dem gab noch G . Wheler ſein Tagebuch in englis ſcher Sprache mit tupfern zu London 1682 , franzos fiſch zu Utrecht 1682 , ju Amſterdam 1682 und 1692, .
und zu Haag 1723. 8. heraus. – Was der ſtaliener Viuc. Coronelli über Morea , Negroponte und deren Umgebung zu Venedig 1685 und 1688 mittheilte, wurde 1686 ſchon zu Paris and Amfterdam in das
Franzöſiſche , 1681 zu London in das Engliſche , und bald darauf auch in das Deutſche åberfekt. 1 Die Ehre der Ueberſegung in das Teutfche , wels dhe den Berichten zweier Starmeliten 1687. 12. ju
Stürnberg Begegnete, war unverdient im Vergleiche mit Dapper's holländiſchen Beſchreibungen im f. 1688, wovon eine in das Franzöſiſche überſekt 1703 ja Amſterdam und 1730 zu Haag mit vielen Kupfern erſchien . - Mehr wiſſenſchaftlichen Werth
hatten die Mittheilungen von B . Rando'lpH ju Orford.1689 , von PaulLuca s und R . Pocock e. Die Briefe des Marſeiller Akademikers Gu» 8 haben
weniger durch ihren Inhalt , als durch ihre leichtfers tige Schreibart drei Auflagen mit Stupfern zu Paris 1971 , 76 , 83 , und eine Verteutſchung von Chr. F . Weifre tu Leipzig 1772 erhalten . Zur genauen
Stenntniß von Morea trng N . Sellin zu Paris 1771 ſehr viel bei. - Der berühmte Engländer R . Chands ler begab ſich mit zu vielen Vorkenntniſſen der Alters thümer und griechiſchen Sprache dahin , als daß nicht reine zu Orford and London 1776. 4 . mit Stupfern ers
ſchienene Reiſebeſchreibung in das Deutſche durch H . C . Boje und J . H . Voß zu Leipzig 1777 , und
durch Winkelmann in das Holländiſche zu Utrecht 1979. übertragen werden ſollte. - Auch die maleriſche
Reiſe des franzöfiſchen Geſandten zu Stonftantinopel, des Grafen Choiſeul Gouffier , welche zu Pas
ris 1779 - 83 mit herrlichen Stupfern in 12 Abtheis lungen heraus kam , wurde vom Gothaer Bibliothekar
Reichard 1780 - -82 verteutſcht. -
Die Beſchreis
bung Griechenlands und Aegyptens durch R . Dals
ton'erſchien erſt 1191 zu {ondon , obſchon die 79 Stus pfer ſchon 1752 größtentheils geſtochen waren .
Doch
alle dieſe Beſchreibungen Griechenlands werden durch Barthelemy' s Reiſe des jungen Anach arſis
an umfang und Grändlichkeit weit übertroffen , weßs
·
8
·
wegen ich mir deren Mittheilung in gebrångter Stürze zur vorzüglichen Pflicht rechue.
Jei neueren Zeiten empfahlen ſich die Werke von Hugbes , Chateaubriand , Sonnini , Bats
thiany , Pouqueville , Wittman 11 , Dallas wav , Savary , Serofaui, Bartholdy , Do0%. well , Miller, Vaudoiteourt , Beaujour, Caſtellani, st insbergen , Nur bard , Sies
ber, Voutier , Waddingtoni , Stanhope
und Bronofted in ihren Originalien , wie in Hebers ſetzungen .
Obſchon die meiſten leſer ihre erſte Bildung in der Jugend durch römiſche und griechiſche Sklaſſiker erhalten haben , ſo mögen doch ſogar dieſe eine kurze Beſchreibung des alten Griechenlandes , welche hier als Einleitung zu den Reiſen ſieht, nicht ungeeignet finden . Den übrigen Leſern tvird dadurch unſtreitig eine große Annehmlich keit erzeigt werden , indem ſie wenigſtens eine oberflächliche Stenntniß dieſes klaſſis
fchen Landes erhalten , und künftig den Inhalt der.
Reiſen durch Griechenland leichter ſich aneignen können .
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.
1. Kurze Beſchreibung des alten Griechen. landes , von einem Profeſſor der Geſchichte
und Geographie zu Paris. Aus 8. Franz. frei bearbeitet und mit vielen Zuſäßen
bereichert vom Herausgeber * ). W
enn wir erwägen , daß die Griechen das ausge: . .
zeichnetfte Volk des Alterthumes waren , welche in * ) Géographie abrégée de la Grèce ancienne, comprenant, 1 ) une description de la Grèce. 2) Un discours sur l'origine, le gouverne ment , la religion etc. des Grecs. 3) Quel ques morceaux rélatifs à la chronologie , tels que les olympiades comparées aux années,
qui ont précédé notre Ere ; la liste des rois d 'Argos, d ’Athenes etc. Avec une Carte et quelques tableaux géographique. Par un Professeur d 'Histoire et deGéographie. Paris
chez Barbou 1772. 8 .
ieder Hinſicht Vorzüge vor allen anderen Batten ; ro könnten wir glaubeni ,' ihr Land rei von außerordents
lichem Umfange geweſen . Allein dieſes war nur mit Neapel ju vergleichen , wenn man Sizilien dazu rechnet , damit es dem PeloPOR e 8 entſpricht. Zwar
bat Griechenland von Cretá an , einen Naum von 8 Graden in der Breite, welche faft 200 Stunden ausmachen ; allein man muß viel davon abrechnen ,
wenn man nur die Oberflåche ihres Landes in Anc ſchlag bringen will. Wie es jeßt einen Theil der eus ropäiſchen Türkei bildet , ſo erſtreckt es ſich gegen
Sůd des europäiſchen Drients wie eine Halbinſel. Der Theil des mittelländiſchen Meeres , welcher ſeine
Stůſten gegen Morgen berpålt, wurde das å gaeiſche
Meer , wegen der darin befindlichen Hügel , Felſen und kleinen Inſeln oder verborgenen Slippen genannt. Nur durch Verunſtaltung des Wortes Egio : Pelas :
808 iſt der Name Arch is Pelago entſtanden . Der andere Theil des mittelländiſchen Meeres , welcher
Griechenland gegen Abend beſpület , wird das jo n is
fcheMeer genannt. Dieſe beiden Meere bildeten ehemals un Griechenland ſehr viele Okeerbuſen , des. ren vorzüglichfte find: 1 ) Sorinth oder Lepanto ,
2) C 1 pariſsa oder arkadien , 3) Merrenia oder' st oron , 4 ) Lakonien oder Coloch ina, 6 ) Argolie n oder Napoli, 6 ) Saron oder Ens
gia , und 7) Saloniki gegen Mazedonien auf der nordöſtlichen Seite von Therralien .
Gegen
.
11
Nordoſt von Griechenland war ehemals Thrasien , welches den Griechen erf durch die Eroberungen der
Sönige von Mazedonien bekannt wvurde. Sriechenland wird in die Inſeln und in das fefe Land abgetheilt . Lekteres enthält gegen Nord Mas
iedonien , Albanien , und gegen Süd das e is gentliche Griechenland , dann den Pelopos
nes oder Morea ; die Inſeln aber liegen theils ges
gen Morgen im å gaeiſchen – theils gegen Abend in joniſch en Meere.
I. Mazedonien war anfangs viet kleiner , als
es erf durch die Eroberungen mehrer Stónige gewors · den iſt ; auch wurde es lange Zeit gar nicht zu Gries
chenland gerechnet. Das filima war , wegen ſeiner vielen Berge und wegen ſeiner Lage zwiſchen 40 - 42 Graden der Breite , mehr kalt als warm , obſchon manche Mineral : Quelle gefunden wird. In den
Ebenen ift herrliches Futter gediehen ; die Berge was ren durch Eiſens, Silber : nnd Gold - Minen wichtig.
Die Pferdezucht ivar immer berühmt. Die ehemalige Hauptſtadt Ederra verwahrte
die Leichname der Stórige nach der Anordnung des alten Perdiccnø. Die Geburtsſtadt Alerander's gegen Angriffe befeſtigt , und verwahrte das Grab
bieß Pelia , war durch Sümpfe auf mehren Seiten von E uiripides.
Die Stadt Olynth gehörte zu
hrajien , bis ſie durch die Verråtherci der beiden Bürges Eqtb dorites und faſt bene $ pon
St .
12 Philipp erobertwurde. Theríalonik am Meer: -
buſen gleiches Namens, hieß ehemals Therma, und jekt durch Verunſtaltung Saloniki. Wer Mazedonien zuerſt bewohnte , iſt unbes
kannt ; nur weiß man , daß die Argier durch Cara: aus beiläufig 807 Jahre vor Chriftus eingeführt Ivorden ſind.
In der Religion harmonirten die Mazedonier beis läufig mit den übrigen Griechen . Sie verehrten vors
züglich Jupiter als ihren Beſchützer ; Herkules als Schußgott der Tapferen ; Diana als Göttin der Jagd , mit welcher ſie ſich ſehr beſchäftigten .
Sie
waren dem Dienſte dieſer drei Gottheiten ſo ergeben ,
daß zuweilen ſogar die Stönige die Stellen der Pries fter vertraten , und für ſich , wie für ihre Völker opferten . - :
Ihre.bürgerliche Verfaſſung war monarchiſch , und se o der Fürſt , welcher ſelbſt öfters richtete , ſprach fich in den meiſen Fållen nur nach natürlicher Billigkeit
aus.
Die wichtigſten Gegenſtände wurden vor der
Armee , oder vor dein Volke verhandelt ; waren die
Schuldigen von der Verſammlung verurtheilt, ſo batte der Stönig allein keine Gewalt mehr , ſie hins
richten zu laſſen . Man hat viele Beweiſe , daß das Volk einer großen Freiheit gegen den Souverain ſich zu erfreuen hatte. Die urſprüngliche Gerichtsords nung erhielt ſich bis auf Perreus, welcher auch
über die kleinſten Händel entſchied. Die Stönige von
: 13
Mazedonien waren ſehr beſcheiden in ihrer fleidung, und geſtatteten allen den leichteſten Zutritt. Ihre Weiber und Tochter fertigten öfters die ſchönſten Kleider für ihre Brüder , Gatten oder Våter. Die Großen des Reiches waren bloß durch den Titel der
Freunde oder Råthe des Stönigs ausgezeichnet. Unter den Civil · Aemtern wurde jene des Sekretårs des
Stönigs vorzüglich hoch geachtet , obſchon dieſer das große Staats - Siegel an Ringe reines Fingers trug . Der Thron von Mazedonien war erblich ; er blieb der
Familie des Begründers Caran u s bis zur Vertilgung
der Familie Alexander's ; allein nicht immer kam der Aelteſte auf den Thron .
In militäriſcher Hinſicht zeichneten ſich ſchon die natürliche Anlage, welche noch durch ſtrenge Zuct ålteften Mazedonier durch Tapferkeit aus; durch diere
erböht ward , wurden ſie die erfen Volker , und relbſt
die Unterjocher Griechenlands. Ihre Truppen waren theils aus Eingebornen , theils aus Verbündeten ,
theils aus Sildlingen zuſammengeſeßt. Die Majes donier ſelbſt leiſteten Striegsdienſte auf eigene Stoſten ,
und begnügten ſich mit zufälliger Beute. Die Vers bündeten wurden durch die Theſſalier , Pionier und einige andere Nachbarn unterhalten , und beftanden
auch aus griechiſchen Hülfs : Truppen , ſobald die Stos nige General- Stapitäne vom ganzen Griechenland ges worden waren . Die Söldlinge leiſteten Dienſte für den Strieg , ohne Rückſicht, ob dieſer gerecht oder uin
14
's
gerecht war , wenn fie nur richtig bezahlt wurden . Die Therralier felten gewohnlich die Reiterei. Nach ihrer Verbindung mit den "Nazedoniern war jes
der Kapitán , wenn ein Reiter rein Pferd im Treffen oder durch Strankheit verloren hatte , verbunder , ihma . ein anderes aus ſeinem eigenen Stalle zu geben , weil
das allgenreine Wohl tinem der Privaten vorgezogen werden mußte.
Die Infanterie war in 3 Stlaſſen ger
theilt , von welchen die fogenannte Phalanx deu Vorzug hatte. Dieſe beſtand aus einem Storps dod 600 Mann auf der Front , und von 16 in der Tiefe,
welche 8000 mit Piken bewaffnet waren . Sie ſchlofeu ſich ſo eng an einander , als der Weg oder der Angriff
erlaubte. Da der König oberfer Befehlshaber der
armee in allen Striegen war ; fo hatte er die Leitung aller Zweige ſowohl bei Schlachten , als Belagerunts
· gen . Weibsperſonen und andere entbehrliche Mens rohen fand man relten bei den Heeren . Wer im Dienfte des Vaterlandes umkam , wurde durch ein öffentliches
Erinnerungs : Zeichen geehrt ; ſowohl ſeine Kinder, als die nachften Verwandten waren von jeder Abgabe
befreit. War die Zeit des Striegsdienſtes vorbei , oder rekten Verwundungen ihn außer.Stande , ferner fu dienen , ſo wurde er zu den Seinigen mit einer Uns
terſtüßung zurück geſchickt , von welcher er während Teines übrigen Lebens ſich udbren konnte.
Die Mazedonier rechneten ihre Zeit nach 12 Mos naten , 7 34 30 und 6 ju 31 LASCH ; in jedem vierten
. i 15 Jahre hatte das lekte Monat 31 Tage, was mit ans ferem Schaltiahre überein kommt. Der erfte Tag des Masedoniſchen Jahres war unſer 24ſter September,
wie urrerius bewies. Sie lebten einfach und måſfig , and zeigten keine Pracht , als bei großen Gaftereien. Jünglinge durften ſids darelbft nicht niederlaſſen , wenn ſie nicht auf der Jagd ein wildes Schwein durch lans
jen:Stiche erlegt batten ; Frauenzimmer hatten keinen Zutritt.
Nach der Tafel hatten ſie unter anderen
Vergnügen auch eine Art militäriſcher Eånze, welche ſich ſehr ſchön zeigten . Ihre Mundart war von jener
der anderen Griechen febr verſchieden . Das Reich war von Cara nu $ im I . 807 vor Chriſtus gegründet , und batte ſich unter 41 Stonigen
bis auf den legten Perreus erhalten , welcher von den Römern 168 Jahre vor Chriftus unterjocht wurdes
doch hat keiner eine weltgeſchichtliche Berühmtheit ers langt , als Pbilipp und Alexander.
II. Die wefliche Seite von Mazedonien war von einigen Illyriſchen Nationen bewohnt ; unter den Mömern wurde dieſes JUyrien das neue Epirus
genannt. Die vorzüglichſten Städtewaren: 1) Epidamn# 8, welche durch eine Stolonie der Coregråer geſtiftet, von den Römern Dyrrachium genannt wurde. Doch behauptet Peuſanias und andere, dieſe Stadt ſei nicht auf dem nåmlichen Plage errichtet worden , als erſtere.
2) # pollonia war eine Stolonie der Korinthier,
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und wurde vorzüglich wegen ihrer eifrigen Pflege der beiligen , griechiſchen Literaturlange Zeit hoch geachtet.
Deſſen ungeachtet waren die Einwohner JUyrien 's mebre Jahrhunderte verwildert in ihren Sitten , und
wurden erſt febr fpåt durch Verkehr mit Griechen , welche ſich unter ihnen niederließen , etwas gebildeter . Ill. Der Name Epirus bedeutet im Griechis ſchen feſtes Land ; man legte ihn dem Lande bei, von
welchem wir jetzt ſprechen wollen , im Gegenſaße zu jenen benachbarten Inſeln im Joniſchen Meere, welche
von Griechen bewohnt wurden . Dieſes gebirgige Land enthielt geſegnete Felder und vortrefliche Weiden , auf welchen zahlreiche Herden von Rindern in erſtaunlicher Große ſowohl , als von fdynell laufenden Pferden ges
náhrt wurden , welche leştere durch ihre Siege in den Olympiſchen Spielen einen ſo entſchiedenen Ruf ers langten . Das regierende Haus in Epirus ftammte von Pyrrhus, dem Sohne Achillen 's. Einer dies
fer Fürften , 311 Athen erzogen , war ſo edel geſinnt, das' er ſelbft ſeine Miad )t einſdyrånkte . Die Dichter
erwähnen oft, des Landes Epirus und ſeiner 14 pers ſchiedenen Nationen . Die vorzüglichſten Städte waren : 1) Butbrot, nicht weit von Corcyra , welche
vom alten Helden Butbrot gegründet worden ſeyn rou . 2)'Nicopolis, deren Namen ſchon die Stadt des Sieges verkündigt. Sie wurde ſehr ſpåt vom K . A uguft, zur Erinnerung an die Schlacht von A ¢:
tíunt in 31. Jahre vor Chriſtus auf dertnämtlichen Plaké gebaut. ' und größten theils mit Bewohnern der
in dieſem Striege zerſtörten Städte bevolkert. - IV : Theffalien war in mehre Bezirke vertheilt, deren mittaglidie von jenen Dolopern und Myrmis
donen beivoljnt waren , welche A chilles zum Siege von Eroja führte. Ehefralien hätte ſehr viele Weideri, und war åufferit fruchtbar an årztlicheu Strått: tern , kveldre übernatürliche Wirkungen in verſchiedes nen Strarifbeiten bervor zu bringen ſchienen . Daſelbſt wurden die wilden Pferde zuerſt bezåbmt. Seine Ochs fenhirten gaben die Veranlaſſung zur alten Fabel der
Centaurer. Die vorzüglich ſien Städte waren : 1) Lariiſa , welche ihren Namen nach Pauras
nias von der Tochter des,Pelargu $ deren von jener des.
nach Ans
criſius entlehnt haben ſoll ,
war mit ſchönen Ebenen umgeben , und albmete ſebr
reine und kalte Luft.
:
* 2) Pharfalia würde wenig bekannt ſeyn ;wäre . nid)t vor ihreu Mauern zwiſchen den Truppen Cås far's und Pompejus jeue berühmte Schlacht geliefert
,worden in welcher lekterer 48 Jahre vor Chriſtus ſeine
Nicderlage fand. . .. 3) ,Magneſia, an einem kleinen Meerburen , . welche ebenfalls nur durch den Verluſt der Flotte des Xerres, 480 Jahre vor Chriſtus, nach dem ſchrecklis
chen Sturme'bei dem Vorgebirge Sepias, bekannt wurde. Į 15tes B . Griechenlanda 1. 1.
2
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. i 5 ) Lamia ift. Dadurch merkwürdig , daß fie den Strieg veranlaßte , welchen die Griechen gegen Majes
donic 11 tiach dem Tode Aleranders führten . Heb: rigens batten die Theſſalier viele Sclaven , und ver:
kauften ſie an andere Völker. Ihre Kinder erhielten eine ſehr ſchlechte Erziehung. Sie hatten beſondere Tånge , welche ſie eifrig pflegten . Sie waren beſon : ders aufmerkjan auf den Zug,der Störche. Auch hat: ten ſie eine gute Striegsmacht, und riefen den. Sp. Pb is lipp von Mazedonien zur Hülfe gegen ihre Tyran .
nen . Sie feierten ein Fejt zum Andenken des Erdbes
bens, welches einen Gang für des Peneus Gewåller ſpaltete , und die ſchöne Ebene von Lariſſa euts deckte . ' ' ghost gütion .
V. Das eigentliche Griechenland fchloß in fich die wenig bekannte Proving ukarnianien . " Im - zweiten Buche des I hucydides wird gemeldet, daß der Fluß A ch élous, welcher vom Pindus ziviſchen
Akarnanien und dietolien fließt, während des Winters austrat , und gegen ſeine Mündung bedeus
tende Sümpfe bildete. Nach derni Pauſania & Wurs den ' die Einwohner zuerſt St ure tei genannt , und
veränderten dieſe Benennung erft ilach . A karnán ,
Sohn Alcmeon's und Tallir hoe. Die wichtigs ften Städte waren :
1) Actium , berühmt durch Apollo's Tempel, welchen die Argonauten gebaut haben ſollen , wurde
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durch die oben gemeldete See:Schlachtan ihrein Meere buſen 31. Jahre vor Chriſtus unſterblich. . . 2) Argos roll von Alcmeon zuin Andenken an
die zärtliche Freundſchaft zu ſeinem Bruder Amp i ir 10 : us gebaut iworden ſeyn ; ſie war lange Zeit groß
und wohlhabend . 3 ) Die ziemlich befeſtigte Stadt Stratu 8 nahm viel Theil an den Kriegen der Nómer .
Das Land u karnanien beſtand übrigens aus
Völkern verſchiedener Abkunft, welche mit einander verbündet waren . Sie waren ſehr frei , und wurdex von einem Magiſtrate regiert, welcher von der Natios nal-Verſammlung abhängig war. Sie waren uners
ſchütterlich treu in ihren Vertrågen , und vorzüglich den mit ihnen verbundenen Stonigen von Mazedonien ergeben .
VI. Auch die Beivohner von Aetolien bießen anfangs St ureten , und erhielten erit durch die Flucht Netolus, des Sohnes von Endimion, in ihr Land Die neuere Benennung , wie Pauſanias verſidert.
Das Lauid iſt ſehr unfruchtbar gegen das Meer , und
blos gegeni Nord etwas beſſer. Die vorzüglichſten Städte wareni : 1) It alid on am Fluſie Even us , wo Her k us les deu Centaur Nerius getödet haben ſoll. 2 ) Ibermus mag bei warnien Bådern gelegen
ſeon . Zuerſt batten -die Aetolier Stónige ; dann eiue
Republik, welcbe gegen Mazedonien ſtets feindlich war.
20 Sie hatten einen oberiten Staatsrath unter dem Nas men Panethy olium , weil deſſen Glieder aus allen
Provinzen gewählt worden waren . Nach fivi # 6
waren ſie eitel und undankbar; nach Strabo und mar imus von Errus auch See-Råuber; doch alle Schriftſteller balten ſie für tapfere und gewandte
Strieger. Zwar wollten fie auch den Römern widers fteben ; allein ſie wurden von Fulvius Nobilior
beſiegt.
VII. Die Locreer ftammen von Locrus, dem Sohne des D pus, und waren in 4 Nationen getheilt.
Die Stadt Naupaktu 8 war berühmtdurch die Vers drung Neptun's , und durch einen Tempel der Ves
w us, wo die Wittwen fich einen anderen Mann crbas
ten . Die Stadt Amphifra wurde vom st. P his lipp erobert, nachdem er die Einwohner beſiegt hatte . Sie erlangte einen Ruhm durch jene Fildfåule des Millerua welche Thou 6 aus eroja gebracht
haben ſoll. Die Locreer ſollen ſehr verdorbene Sitten
sehabt haben . Die Vielweiberei war gefeßlich , auf den Gråbern ihrer Verſtorbenen feierten ſie Gaftmåler; jeden überwieſenen Diebe aber ſtachen ſie die Aus gen aus.
VIII. Der Bezirk Doris hatte ſeine Benennung son Dorus , dem Eohne Deukalivn 's des Kids nigs in Theſſalien , welcher mit ſeinem Bruder A e os lus und dem Neffen Joll , ihre Nanen drei großen
Völkerſchaften Griechenlandes mittheilten , ivoher nach :
21 ber die drei griechiſchen Dialekte ſich unterſchieden . . Die Dorier machten ſich nicht allein durch die Eigens beiten ihrer Mundart berühmt; ſondern ſie waren auch die Erfinder der ålteſten Bau : Ordnung, deren Ans
denken ſich bis auf unſere Zeit erhielt. Sie ſollen die Stadt Storinth, Salsedon der Stadt Stonftans
tinopel gegenüber, und Syraku s in Sizilien durch ihre Sioloniſten gegründet haben. Gewiß iſt , daß ſie auch einen großen Theil des Pelopones bis auf A ch a ia, welches die Jonier im Beſike behielten , bes . .
völkerten . Die eigentliche Landſchaft Doris liegt
am Parnaß, und ift ſehr gebirgig ; daher auch nicht ; fruchtbar an Getraid. . IX . Die Landſchaft Phocis , welche von Phos cea in Klein - Aſien verſchieden iſt , hat ihre Benens
nung von zwei Fürſen Phocus , welche nach einass der regierteil. Die Gegend war ſehr fruchtbar , vors
züglich an Getraid ; und belebt durch zahlreiche Heers den von Rindvieh und Schafen . Der Darelbſt befinds liche Berg Parn af ſoll einft von Deukalian bes
wohnt geweſeu reyn , nachdem er durch Ueberſchwem . mungen genöthigt wurde , die Ebenen von Therras
lien zu verlaſſen. Die vorzüglichſten Stådte ivaren : 1) Delphi, ſüdlich vom Parnaß , berühmt durd einen Tempel, worin die Orakel der Erde des Nep:
tun 's , der Themis und des U poll's ſtatt fanden . Dieſer wurde wegen ſeiner vielen Reichthümer von den
bocåern ſelbſt ſchon gegen die Zeit S . Philip p's ,
22
dann durch die Gallier unter der Anführung des Feld : herrn Brenn u 8 278 vor Chriſtus gerlůndert , wovon Paufanias ausführlich handelt . Selbſt die Gries den hatten , nach der Sdhlacht von Salamis auf
einen gemeinſamen Beſchluß, Geſchenke in dieſen Tenis pel gcſendet.
: : 2) Die Stadt Elaté a ſoll die größte geweſen
reyn ; ſie wurde zwar von den Perſi rn verbrannt, als anfehnlich war. 3) Criſra, verſchieden von Cyrrh a, über welche fie lange Zeit herrſchte, gab den Namen zum Meers -
lein wieder ſo erbaut , daß ſie noch unter den Nomern
buſen von Storinth welcher jekt Salone heißt.
Von der Regierung der Phocåer weiß man nicht viel. Nach Deukalion trat eine Oligarchie ein . Sie verſammelten ſich in einem Tempel bei der Stadt
Daulis , und ſtifteten allgemeine Verſamnilungen , tvoju jede Stadt ihre Abgeordneten beförderte. Sie
batten viele Drangſale aus den Stämpfen Oriedyenlands .
Durch ihren gottloſen Raub am Tempel ju Delphi veranlaßten ſie den 10 jährigen beiligen Krieg, wels cher erft 348 Jahre vor Chriſtus ſich endigte. Bekimxft und beſiegt durch St . Philipp, verloren ſie das Recht,
Abgeordnete in die allgemeinen Verſamnilungen der
Griechen zu ſenden , welche unter dem Namen der n p hic tionen bekannt ſind. X , Die Landſchaft Boeotien , einſt Xonien genannt , ſoll ihre Bencnuung von einem Bueotus,
23 Sohn der Nymphe Melampia und Enkel 4 ms phiction 's haben . Sie iſt voll Hügel und Berge, und ivurde durch das gewöhnliche Austreten des Sees
Copa is febrebeſchädigt , bis deſſen Ausfluß in das
Meer durch die Anſtrengung der Einwolyner gebahnet wurde. Der berühmteſte Berg iſt Helikon, aufwels
chem nach Pauſanias die meiſten Bäume jeder Art ohne irgend eine giftige Pflanze gediehen . Dieſer war dell.Muſen geweihet , und von Dichtern oft mit dem
Painaß in Phozien , wie mit dem Pin d'us verwechs relt, welder zwiſchen Epirus und Eberralie 11 liegt.
In einiger Entfernung von einem heiligen Haine rah man die Quelle Hippocrenes , welche auch den Muren geweihet iſt , und welde Pegarú s durch eis nen Fuftritt ſpringen ließ. Auf dem Berge Tithes
ron ſoll der junge Dedipus ausgeſett geweſen feyn '; er tvar dem
Iupiter mit dem Blike
wahrſcheinlich deſwegen gewidmet, weil ſich ſehr häus
fige lingewitter üm thn bildeten . Die vorzüglichſten Stådte wareii.. sii
i
! .
1) I heben , einft Cadm á genannt : denn der Fürſt Sad in u 8 , roll 1519 Jahre vor Chriſtus aus Phoeni; ie 11 hieber gekommen ſeyn , und dieſe Stadt
begründet haben . In der Folge bemachtigten ſich ders Telben A mplion und Zethus, Sólne von A ns tiore, vereinigten fie mit jeneni Cheile , welchen
man die untere Stadt-nelint , und nannten fie Thes bé n. Das muſikaliſche Calent 4 mphio n’s hat ſich
24 i in der Geſchichte verewigt. Diere Stadt wurde bes rüchtigt durch das Verbrechen von { ai u s., und durch
die Striege gegen die Lagedemonier. Sie wurde ders fiðrt durch Alexander 335 Jahre vor Chriſtus, durch
Caſſander wieder erbaut , und durch Sylla wies
der vernichtet , welcher ſich für die Anhänglichkeit der Thebaner au die Parthei des Mithridates zu rås chen ſuchte. Sie iſt der Geburtsort von Pindar, Epaminondas , Pelopidae , und nach dem
Zeugniße der Dichter auch des Bacchus und Hers por Chriſtus, gåhlte man 20 Stónige von Theben ; fpåter hatte eine republikaniſche Verfaſſung ftatt. Im
kules. Von Cadmu bis a v thus im J. 1100
Winter iſt der Aufenthalt darelbſt wegen der ſteten
Nebel faft unertråglich , deſto angenehmer im Sommer. " ; 2 ) Cheronea , einſt A rna nach der Tochter von Aeolus genannt , erhielt die fpåtere Benennung nach Pąurania s von Cheron , den Sohne von Ibero und Apollo , und wurde durch den Sieg berubmt, welchen K . Philip # an deren Mauern 338
Jahre vor Chriſtus errang. Sehr lange Zeit fah inan
das Grab der tapferen Thebaner, welche dafelbft ges fallen ſind. 1 . 3) Orch om enu $, zuerſt Andreis genannt, er : hielt dieſen Namen durch Drchomenes, den Sohn von Min » a 6 . Diere Stadt mit ihren Umgebungen
wurde von Phlegia & underjocht , welcher den Tems
fel au Delphi beraubt hatte , und von weldem die
25 Dichter ſo ſchon die Verurtheilung zur Hölle beſuns geu baben . Man behauptete , daſelbſt ſeien die Aidhen
des berühmten Dichters , Heriod verwahrt.
Die
Stadt war bekannt durch Spiegel aus fchwarzlichtem Steine , welcher ſich in dieſer Gegend fand.
:,,4 ) leuctra , gegen Dit von Platåa , berühmt durch die ſiegreiche Schlacht der 6000 Thebaner mit 400 Reitern unter Epaminondas 371 Jahre vor Chriftus , gegen 24,000 Spartaner und Lazedemonier zu Fuß mit 1600 Reitern , unter Pelopidas.
-
5 ):Platåa hatte ſeinen Namen von der Tochs
ter des A ropus erhalten , und mag anfangs unter
einer beſonderen . Obrigkeit geſtanden renn . In der Folge wurden die Einwohner von den Thebanern zwei Mal fo verdrängt , daß ſie ſogar die Zerſtörung der
Stadt zuſehen mußten . Vor den Dauern dieſer Stadt wurde Macedon i u 8 nach Herodot mit 300 ,000 Mann , nach Diodør gar mit 500 ,000 durch die Athes
nienfer und Lazedemonier unter 4 r iftide und Paus fanias 479 Jahre vor Chriſtus geſchlagen .
6) Iuli$ an einer kleinen Meerbuſen , wo die griechiſche Flotte Agamem 11 o u's , welche zur Belas gerung Trojen 's beſtininitwar, durch widrige Winde
aufgehalten wurde. Die Einwohner erwarben ſich viel , Geld durch Verfertigung der Dopfer - Geſchirre.
• Die Gewåſſer und Gebirge Boeotien's,mögen . die neblichte und dichtere Luft veranlaſſen , welche Ers ſcheinung ſogar zum Schluße'auf gleichartigen Geiſt
26
der Einwohner veranlaßte. Man warf ihnen vor, daß ſie dieWiſſenſchaften vernachläſſigten , den Weine und Aberglauben ergeben ſeien ; deſſen ungeachtet waren groſe Månner in allen Zweigen aus ihnen gekommen . Durch ein ſehr weiſes Seſek wurde verboten , ſich der
unehelichen , oder von zu armen Aeltern geborvien fins der ju entledigent; ſoldie mußten vielmehr der Obrigs
keit tibergeben werden , ivelche ſie auf allgemeine Staats Koſteu erziehen ließ . Wer rein Vermögen fo verſchleu : derte, daß er endlich zählungsunfähig und banques route wurde , der wurde im Betretunge- Falle verhaf:
tet, und mit einem Schilde aus Seiden auf den Prans ger des offentlichen Marktes geſtellt i. durch welche Strafe er lebenslånglich ehrlos geworden iſt. Die Bräute wurden auf Wagen in die Wohnungen ihrer
Bräutigame geführt ; nachher wurden die Deichfeln zur Belehrung zerbrochen , daß die Bräute nichtmehr zurückkehren dürfen . Uebrigens ro Plunip und dumm auch die Bocotier ausſahen , fo batten fie doch viel
Geſchmack fiir die Tonkunft und ausgeſuchte Speiſen , und für ihre Tapferkeit gab Philipp von Diazedonien das ebrenvollſte Zeuguiß .
XI. Die Provinz Megara hatte ihre Benens nung von der Hauptftadt gleiches Namens , und war
in den erſten Zeiten unter der Botinåßigkeit der Athés ner. Unter der Regicrung des St . Sodvus bemächtigten
fich die Athener dieſer Laudſchaft , und bevölkerten fie mit Doriern . Nach der Meinung Auswärtiger
27 wurde ihr Name von Megare u $, deni Sohne Meps tun 's abgeleitet; nach der Verſicherurig Einheimiſcher
aber kam er von den der Göttin Cere $ geiveihten Lempeln , Naniens Megara.
1) Diere Stadthatte eine berühmte philoſophiſche Schule , nieben anderen Denkmålern eine ſehr ſchöne Waſſer Leitung , mehre prachtige Tempel, verwahrte das Grab der · Alemène, Gemahlin Amph is triori's , und war durch eine gute Citadelle geſchüßt.
2 ) Die Stadt Nifaéa wurde öfters mit Mes gára verwechſelt , und Tag am Ufer des Saroniſchen
Meerbu ens. Ihre Benennung wurde von Niſus, cineni der Sohrie Pandion's abgeleitet, welcher zu Megara regierte , nachdem er aus Atly en vertries ben worden war. Ein ſchmaler Pfad führte von Mes
gara zur korinthiſchen Landenge. Die Megarer vers ehrten die Athener als ihre Lehrer in den Sitten , und
die ſtorinthier als ihre Voråltern . Sie hatten nicht viele ruhige Zeiten : durch auswårtige Stricge und ins nere Zwifte ſind ſie vom höchſten Wohlſtande in die
tieffte Armuth verſekt worden. Um ſo ſchneller theils ten ſie das Schickſal der übrigen Griechen , vori den
Römern unterjocht zu werden . Ihre Landſchaft war rehr frurchtbar an Sals , welches ſie , wie manche an :
dere Leben18 :Mittel nach Athen lieferten . Man warf
ihnen vor, daß ſie ſehr eitel geweſen ſeien . XII. Der Attiſche Staat iſt der bereihins
teſte von ganz Griechenland ; er bieß anfangs Cecros
28
pia , weil die erſte Stadt auf dem Hügel ſtand, wo jekt noch die obere Stadt oder die Burg Acropolis iſt. Die ſpätere Benennung Attika wurde von ihrer
Lage abgeleitet, indem ſie wie eine Art einer Halbs inſel das Ufer einer sebirgigen , ſteinigen und wenig fruchtbaren Landſchaft bildet. De wegen konnten auch
die erſten Beſitzer nach der Verſicherung des Thucos dides ſich um ſo leichter erhalten , indem andere dies ſelbe nicht der Mühe der Eroberung werth hielten .
Die faſt einzigen Produkte find Honig , Feigen und Del , dann guter Marmor aus denı Gebirge Pentes
likon. Da alles Getraid aus Aegypten und Sizilien bezogen werden mußte
und ſehr ſchönes geliefert
wurde , ſo war auch das Attiſche Brod rebr beliebt.
Die vorzuiglidiſten Städte waren : 1) Atben , welche Pauſanias bezaubernd be:
ſchrieb , und deren ſpätere Denkmåler kaum ſchöner gewürdigtwerden können , als es in dem großen Werke Le roi's mit ſehr vielen Stupfern über die N u is nen Grie chenlands in gwei Auflagen ſchon lange geſchehen iſt. Mit dieſer Stadt war der bedeutendſte
Hafen Pyrå u 8 durch zwei Mauern auf einen Raum von 3116 Toiſen verbunden .
2) Eleuſis roll nach dem Helden gleiches Nas mens, dem Sohne von D guges , fo bezeichnet wors
den' reyn. Dieſe ebeinals freie Stadt wurde von den fter der Seres , deren Geheimniſſe mit der größten
Athenern mit der Bedingung unterjocht, daß die Pries
.
:
99
Pracht gefeiert murden , immer aus der Familie von Eumolpes genommen werden müßten . Eine beſons
dere Belchrung über dieſe Myſterien theilte ſchon Dvid im IV . Buche trauriger Ereigniſſe mit. Der wcite Archont batre den Vorſiß bei den Feften , welche
mehre Tage dauerteni, unter welchen der rechte der glåns jendſte war. Die großen und kleinen Myſterien wurs den alle Jahre gefeiert ; leştere 6 Monate vor den ers
ficren in einen kleinen Tempel bei Athen . Die Eins weihung in die Myſterien gewährte große Vortheile ; fie fand unter beſondererl Zeremonien ſtatt. Wer die
Orduung dabei ſtórte, wurde mit dem Tode geſtraft, oder zu ſchweren Geld - Strafen verurtheilt . 3 ) IN a rathon , gegen Nord von Athen , lag in
tiner Cbene , welche ſich bis an das Meer erſtreckte. Hier wurden 100,000 Fußgänger und 10,000 Reiter
Perſie n’s vont 10 ,000 Atheitern unter der Anfühs . . rung des Miltiade 8 490 Jahre vor Chriſtus gefchlas
gen , zur Zeit des Pauſanias fab man noch das Grab der Truppen , wvelche in dieſem Stampfe fielen ; auch der Sieger wurde ſpåter dahin begraben . Deßs
wegen erhielt ſich lange der Glaube , daß die Seelen
der daſelbſt Begrabenen jede Nacht ein großes Getóre machten . Man behauptete auch , dem Herkules rei - ri hier der erſte Altar errichtet wordeii.
Der attiſche Dialekt war jener der beliebteſten
Schriftſteller , durch welche er ſich verewigte . Die Athener widmeten ſich faſt tåglich dem Götterdienſte.
30
Ueber ihre Verfaſſung verbreitete ſich vorzüglich Neurs rius. Sie hatten a ) Stånde , welde nach Bürgern ,
Zünften und fremden abgetheilt waren , b) Vers ſammlungen , c ) Gerichtshofe , d ) Magiſtrate , e ) Staats : Beamten , f) und öffentliche Sprecher , wels che entweder gegen mangelhafte Gereke auftraten ,
oder die Angelegenheiten der Republik vertheidigten . Die Athener beherrſchten die übrigen Griechen ſchon
durch ihr ſanftes und zuvor kommendes Benehineri,
durch ihren gebildeten Geſchmack in allen Gegenſtåns den , und durch ihre allſeitigen Stenutniſſe.
Deßwes
gen war ihre Stadt der angenehmie Aufenthalt , wvo die ausgezeichnetſten Perſonen ſich verſammelten. Sie waren lebhaft , und faßten alles leicht auf ; aber ſie
waren auch höchft leichtſinnig. Faſt möchte man glaus ben , daß ſie durch dieſen Fehler in der öffentlichen
Meinung eben ſo viel verloren , als ſie durch ihre großen Talente und Stenntniſſe geivonnen hatten . Die Reinheit ihrer Eprache , welche noch durch ihre
Reduer rehr vervolkommnet wurde , ihr feiner Ses ſchmack , und ihr geweckter und bervor frechender Geift ſpricht ſich nod in den Geiſtestverken aus , welche wir
bewundern . Daher kommt das Sprichwort : voll attiſch en Salze 8.“
es ift
Alein ihr Hang zu
feſten , Schauſpielen und Vergnügen entfernte ſie zu ſehr von ernſtlichen und nůßlichen Geſchäften , als daß fie nicht endlich dadurch håtten zu Grunde gehen ,
und ganz Griechenland in den Strudel zieben ſollen.
s
31
1: Die Geſchichte von Athen beginnt mit Ces crop 8, 1582 Jahre vor Chriſtus , und zieht ſich durch 17. Stönise bis auf Codr us fort , welcher von den Dorieru 1095 getödtet wurde. Indeſſen iſt dasMeiſte, Was man aus jener Zeit wiſſen will, ſehr ungewiß und fabelhaft.
Nach dem Tode des lentel Stonigs
wählten die Athener Obrigkeiten , welche ſie a rs douten nannten , von welchen Med on der erfie,
Alcmeou der dreizehnte und lezte war. Sie waren auf ihr ganzes Leben beßimmt, ihre 7 Nachfolger aber nur auf 10 Jahre , yon Charo P.8 754 bis Erykias
687 ; nach deljen Tode trat Ynarchie auf 3 Jahre ein , Dann wurden ziyar die Archonten wieder hergeſtellt,
aber nur auf ein Jahr. Der erſte war Creon 684, der lekte bekannte Diphilu 8 . oder Philipp 293 ; von den übvigen weiß man lycuig Beſtimmtes . Doch
glaubt man , die Archonten våtten ſich bis zur Eing nahme.Atb e ni's durch Sylla 86 Jahre vor Chriſtus erhalten. Dieſer Feldherr gab der Stadt ihre Freiheit wieder. - Von den Nömern ging die Abhängigkeit auf
die griechiſchen Staiſer bis zum J. 1204 unſerer Zeits rechnung über , in welchem die Gallier ſich der Stadt Konftantinopel bemeiſterten , und Grieche 11:
land unter die Fürſten vertheilten , welche ſich auss gezeichnet hatten . Vom Marquis von Bonifas ging
das Herzogthum Itben auf die Familien Noche
und Brienne über , nach ihnen folgten Herren aus Urragonien , Floren1; , und endlich Venedig.
. . 32 Lektere wurden wieder durch einen Fürften aus A r« rag'o nie n verdrångt , und der leşte abendlåndiſche
Beſiker war Franz Acciaoli , Herzog von Athen
und Prinz von A ch aja. . Als er reine Befißungen von den Dürfen bedroht fal , bat er die chriftlichen
Monarchen um Hülfe . Dieſe ivürde ihm auch vers
frrochen , aber unter der Bediligung , daß den gries chiſchen Schijnia, entfagt ivairde.
Da er Teille Unters
thanen dazu midt bewegen konnte , foi fab er fich in die Notbivendigkeit verſekt, feine Stadt an die Curs
ken 1155 gelangen zu laſſen . Von dieſer Zeit war das einſt ro berühmte Athen der Barbarei und Unwiſſens beit Preis gegeben .
Rach 232 Jahren wurden zwar
die Venetianer 16 $7 wieder Meiſter derſelben ; aber nur auf kurze Beit , nach welchir die Türken umro
mehr verheerteil. Doch erbielten fich noch viele Chris ften darelbſt , und die Stapuziner hatten ſogar cin kleis tres Sélojter in der Burg # cropolis bis auf die neues
Aten Zeiten bervahrt." ;
/ ;P
o gó tano
16. XIII. Der Pelopones iſt faſt eine Halbinſel ini mittäglichen Griechenlande , und zwiſchen dem kos
rinthiſchen und raroniſchen Meerbuſen durch einen fchmalen Strich Landes , welcher 2 bis 6 Meilen breit iſt mit demi feſten Lande verbunden. Dieſer kleine Theil Griechenlands ſchloß einſt 9 - 8 Staaten in ſich , deren mehre eine große Rolle ſpielten ; doch die bes
deutendſte ift uns von den Lazedemonieru bekannt. i ,' XIV . Der Name A ch aja wurde zwar von den
33 . . Römern dem ganzen Griechenlande beigelegt; doch ger börte er nur dem Theile des Pelopones, welcher pom korinthiſchen Meerbuſen beſpült war. Der ganze öſtliche Theil war ſehr fruchtbar , und beſtand aus ſchöneu Ebenen. Die vorzüglichſten Städte waren : 1 ) Dyma, die einzige , welche ſich im Striege gegen A dh aia an Philipp , den Sohn des Demes trius anſchloß. Der römiſche Seldherr Sulpix ließ diefelbe plùndern , nachdem er fie eingenominen batte. S . Augu ft vereinigte ſie mit der Verwaltung bon Patria .
2) Diere Stadt wurde von der Begründung durch das Getraidſåen lehrte, droe genannt. Pátr å u 8,
Eumelus her , welchen Ceres oder Triptolent der Sdwiegerſohn des Agenor, hat ſie vergrößert,
mit Mauern verſehen , und ihr ſeinen Namen beige: legt. St. Augu ft fand ihre Lage fu vortheilhaft, daß er ſie allein wieder bevölkerte , u !1d im Genuſſe der
Freiheit als eine römiſche svolonie erklärte. . ' 3) Tritåa ſoll von einer Prinzeſſin gleiches Nas mens gegründet worden ſe914 , welcher man opferte, weil man ſie für eine Tochter des Hurres Triton
bielt. Auch dieſe Stadt wurde durch A uguft mit Patråa vereinigt. 4) Zu Algium wurden die allgemeinen Ver: ſammlungen von A chai a lange Zeit gehalten . Auch wurde der ſchönſte Sinabe des Landes zum Prieder 15tes B . Griedenland. I. 1,
34
1
Jupiters gewählt; erſt nachdem er mannbar ges worden war , erhielt er einen Nachfolger. 5 ) Algira bieß, einſt Hypere fia.
In einem
Striege gegen die Sicyonier- fühlten ſich die Einwohs ner zu ſchwach , verſammelten "viele Hocke , banden an deren Hörner Weinreben , und zůndeten ſie in ei:
-ner finſteren Nacht an. Ihre Gegner glaubten , fie båtten unterſtüßung erhalten , und zogen ſich zurück. Deßwegen wurde an dem Orte , wo der ſchönſte Bock geſtanden war , der Göttin Diana ein Tempel ers
richtet , und der Stadt der Name Algira,zuin ani 6 ) Pellere ſoll von dem Sohre des Phorbas
denken dieſes Ereigniſes beigelegt.
gleiches Namens gegründet worden ſeyn .
Zur Zeit
Alexander's vernichtete ein gewiſſer Cheron , be:
rühmt durch mehre Siege in den olympiſchen Spielen , aber gewonnen durch den Stönig von Mazedonien , die
Republik ſeines Vaterlandes , und ſchuf ſich zum Tys ranueu deſſelben ; doch erhielt ſich dieſe Umänderung nicht lange.
Die Achder mifchten ſich lange Zeit nicht in die Angelegenheiten der Griechen . Jede ihrer Städte hatte das Recht, Abgeordnete zu der Jahres : Verſammlung, wie zu den außerordentlichen zu ſchicken , welche von
den oberfien Magiftraten zuſammen berufen werden konnten .
Die kleine Landſchaft Sicyonie'n liegt gegen Morgen von A ch a ia , und hat ein eben ſo ſchönes,
i
. . " 35
als fruchtbares Gebiet.
Ihr wichtigſter Fluß iſt der
Arop , von welchem die Einwohner aus Unwiſſenheit behaupten , daß er in Aſien an eben dem Plaße ent: fpringe , wo der große M å an de r. ſich in das Reer
ergieße. Er ſollte unter der Erde fortlaufen , um ihr Land wieder zu befeuchten .
Die Stadt Sicyon
wurde durch Erdbeben öfters ſo erſchüttert , daß der größte Theil der öffentlichen Gebäude einſtürzte. Die Begräbniſſe waren außer der Stadt.
Die Religion
und Sitten der Einwohner waren von jenen der Gries chen nicht verſchieden. Die Stůnſte blühten zu einem
hohen Grade unter ihnen , beſonders die Bau - und Bildhauerkunft , welche beide durch die eigene Malers
ſchule ſehr gehoben wurden. Unter den Stònigen , wel' che daſelbſt herrfchten , verdiente Orthagoras wes gen ſeiner Måßigung eine beſondere Belobung ; ihre . Regierung begann 1773 vor Chriftus unter Egiale u $ ,
1129 kam ſie an die Heracleer , und ſpåter übten die Prieſter des Apollo die Gewalt aus. Von der Zeit
Alexander's verlor Sicyon ihre Größeund ihres Wohlſtand , noch mehr unter den Römern . Schon Þauſanias ſchildert die Einwohner als ſehr arm und elend.
XV. Nach dieſem Geſchichtſchreiber erhielt ff os rinth feine Benennung von dem Sohne Mar86 thon's gleiches Namens ; allein weit eher von den
vielen Gebirgen der nicht fruchtbaren Landſchaft. Dieſe Stadt baite viel prachtige Denkinéler , und war ſehr
36 Bald in der Gewalt der Dorier. Die auf einer Ans höhe befindliche Burg hieß A cro: Korinth, Nach: dem die Stadt lange Zeit des höchften Flores fich er;
freut hatte , wurde ſie 146 Jahre vor Chriſtus durch den römiſchen Feldherrn Mummius eingenommen und verbrannt. Julius Cårar ließ ſie wieder er:
bauen .
Die Landenge iſt nicht breit ; deßwegen bes
muhten ſich Demetrius , Herodes Atticus,
Julius Cirar und Nero ſie zu durchbrechen , um
eine Verbindung der Meerbuſen herzuſtellen ; allein Jes dem ſtellten ſich unüberſteigliche Hinderniſie entgegen .
In dieſer Provinz 04 tſchten Könige viel ſpåter , als in anderen ; zuerſt wurde ſie von den Argiern unters jocht, dann von den Stånigen zu Mycenå. Man nennt Siryx bu $ als den Begründer der Mos narchie 1376 Jahre vor Chriſtus. Nach der Ariſtokras tie erhoben ſich die Tyrannen Cypreles und Pes
riander, obſchon der leßte unter die 7 Weiſen Gries chenlands gezähltwird. Endlich 582 wurde St.orinth als Republik erklärt, von welcher Zeit ſie in den An
gelegenheiten Griechenlandes eine jehr ehrenvolle Rolle Europa ; weßwegen die Magazine ftets mit Produkten
behauptete . Sie iſt der Stapelort zwiſchen Aſien und aller Art gefüllt ſind.
Die Frauenzimmer ſind ſehr
ſchón ; daber auch die Fremden gewöhnlich von den Buhlerinnen zu Grunde gerichtet werden . Diere důrs
fen jedoch dem Seſte der Venus, welches die ehrbas ren Frauen feiern , nicht beiwohnen . Pbilo , ejner
37
der Geſetzgeber ließ zwar die ungleichheit des Bermos gens beſtehen , ſuchte aber die Zahl der Familien und Bürger zu beſtimmen .
XVI. Nach Pauſania 8 iſt die Landſchaft Ars - golis die Wiege der Griecheli , und hatte ihre Bes nennung von dem Stonige Argus. erhalten . Der ganze Bezirk war ſehr fruchtbar , und vorzüglich ges diel die Zucht ſehr ſchöner Pferde. Der vorzüglichſte Fluß beißt I nach us. In weſtlichen Theil war der See { erna , deſſen Grund -Nero durch . Ankertaue nicht erreichen konnte. Die vorzüglichſten . Stådte waren :
·
1) Argos , welche, wie Strabo verſichert , nach
Sparta die erſte Stadt des Pelopon e 6 geweſen
reyn roll. Sie zeichnete ſich durch ſehr viele Gebäude aus , unter welchen das Denkmal an die Niederlage
und den Tod des Pyrrhus, welcher 212 Jahre vor Chriſius bei den Verſuche der Eroberung der Stadt daſelbſt getödtet wurde, beſonders merkwürdig war. Eben ſo die Burg , der Tempel der Minerva, und eine ronderbare Bildråule Jupiters. Die Stadt war der Goitin Juno geweihet. Die umliegenden Moråſte des Winters wurden durch die Hiße der Sonne im Frühlinge ſchon ausgetrocknet. 2).Mycen å wurde von Þeyre u s , dem Schivies gerfohne und Mörder des Acriſiu s begründet, und war die Hauptſtadt eines berühmten Stönigreiches uns ter der Regierung Agamem 2 0118 , wurde aber
: 38
"bald darauf mit dem Königreiche Argos vereinigt. Die Argier zerſtörten ſie aus Eiferſucht bloß deß: wegen , weil die Einwohner den Lagedemoniern bei der
Vertheidigung von Thermopyle halfen . 3 ) Eirynth lag felur ſchon zwiſchen den Ber : gen ; daher iſt zu erklärell , daß die Mauern aus ſehr
großen Felsſtücken von den Cyclopen ' erbaut worden
ſeien . Sie rol von Tiryn $ , dem Sohne des Ar: gus erbaut worden ſeyn . Allein die Argier zerſtörten fie , und nahmen die Einwohner mit ſich ; daber fie fchon zur Zeit des Pauſanias nicht mehr eriſtirte.
4) Nau » lia , deſſen Name von den griechiſchen
Wörtern eines Schiffes und Schwimmen , oder von einem Hafen abzuleiten iſt , follte gar durch Nau: plius, den Sohn Neptun's und A mymone ges ftiftet worden ſeyn . Strabu behauptet , ihre Benens
nung komme von ihrer Heftinnung , und von den
fahlreichen Schiffen , welche daſelbſt zuſammen treffen . 5 ) Epidaurus. war die Hauptſtadt jènes Bes zirkes , welcher dem A est ulap geweihet war. Der
ren Tempel, und die ſchöneNuffchrift über die Pforte , die allgemeine Verehrung , welche gang Griechenland
dem Schußgotte der Krankeu gervåhrte , und die vie : len anderen Tempel veranlaßten einen zahlreichen Be:
ſuch aus der Nähe und Ferne. · Die Rotunde 4 e 5: kula p 8 war im heiligen Paine von Poliklet ges
bant, von Pauſia s verziert , und mit Säulen ums gebeli , auf welchen die Namen der geheilten Stranken ,
39 die Strankheiten und die Mittel zur Geneſung geſchrie: ben ſtanden . Das berühmte Theater war vom nåms lichen Baumeiſter errichtet.
6) Troson e war ſehr alt, und ihre Bewohner rühmten ſich , viele Götter als Gäſte und Beſchůßer gehabt zu haben . Sie war zwar reich an Stunſtwers ken ; aber die Luft daſelbſt immer ungeſund , das Waſſer ſchlecht, und der Wein tvenig geachtet. Im faroniſchen Meerbuſen befand ſich die Inſel
Aegina. Ungeachtet ſie nach ihrem Namen voll Hů gel und Berge war , ſo wurde ſie doch ſehr bald von den Argieru bewohnt , welche ſich im Striege gegen die Perſer ſehr auszeichneten . Naddem ſie von den ebrgeißigen und unruhigen Athenern verjagt waren ,
zogen ſie ſich nach der Inſel Eby r å a, an der Gränze
Lakonie n ’s zurück , wo die Lazedemonier damals herrſchten . Doch verließen ſie ſpäter diere. Inſel wie:
der , und kehrten nach A egin a zurück , welcher Name erſt von der Nachwelt in Engia verunſtaltet wurde. Die Argier waren im Rufe , gute Seeleute , aber
ſchlechte Redner zu ſeyn. Sie waren ſehr tapfer , und pflegten mehr die Stůnſte und Gewerbe , als die Wiſs ſenſchaften . Ihr Königreich wurde durch Inach u s begründet, welcher mit einer Stolonie aus A egyps ten gekommen ſeyn rou. Seiner Familie folgte jene
des D an aus, welche auch aus Aegypten gekommen war , in der, Regierung. Unter Pretus und A cris
rius , 1330 Jahre vor Chriſtus , wurde das Reich
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getheilt. Der geſchickte Arzt emela nrp erhielt einen Theil für ſich , und den anderen für ſeinen Bruder Bias , während die Nachfolger von Pretus den
dritten behaupteten . Sobald Perfåus die Stadt MN ne å ne geftiftet hatte , veranlaßte er die Begrült: 0:lng eines neuen Stönigreiches. Nach der Rückkehr . der Herakliden der Askiminlinge des Herkules , 1129 por Chriſtus bildete das ganze Land nur einen
Staat, welcher dem Stinige Tem e n us, Sohne Aris ft omal's übertragen wurde. Nachdem aber der dritte Storig Melt'a nach ihm vom wuthigen Volke getöds
tét war , wurde eine demokratiſche Regierung ange: nommen .
Die Argier hatten keinen beſonderu Theil
an den Angelegenheiten Griechenlandes , und fielen
mit dieſem in die Gewalt der Römer. .
Prose
' XVII. Der Name der Landfchaft fatio nien
wurde unter den griechiſchen Staiſern in Tiaronien verwandelt . War ſie auch nicht überall gleich frucht: bar ; ſo war ſie es doch nicht wenig . Sie wurde von
Erdbeben ſo erſchüttert, daß fogar der durch Gehölz. und Wild bekannte Berg Targetes befchådigt wors den iſt , auf welchem die Kagedemonier fich im Jagen
ůbten . Gegen das Vorgebirge Eenara fand man
fehr ſchönen Marnior. Die vorzüglichften. Stådte . . 1) Sparta , welche ihren Namen von der Sats tin Laz edemon's , eines der älteſten Sdnige ableis ten roll ; daljer die Bewohner der Stadt., als S párs
41"
taner, mit jenen des Landes Lalonien , als tas gedemoniert , dfters verwechſelt werden .
Dieſe
Stadt war weit fdöner gebaut und verziert , als man nach der Einfachheit , Strenge und Rohheit der Eins
wohner vermuthen route. Vorzüglich bewunderungss würdig war der Portiku s der Perfer welcher aus der an dieſer geniachten Beute bei ihtei allgemeis
nen Niederlage in Griechenland errichtetwurde. Sehr fonderbar war , daß ſie den felben mit den Statuen
ihrer Feinde Mardonius, Artemiſi u s und aus derer perſiſchen Feldherren verherrlichten . Dieſer Por: tikus war aber nicht , wie die Bogengånge Italien's
- und England's, vor 'den Häuſern unter dem erſten Stockwerke , im Erdgeſchoße',' ſondern ein viereckiger einfacher Saal , mit Säulen umgeben , zum Luſtwants deln bei übler Witterung . Die Stadt hatte eigent:
' lich keine Mauern , ſondern beſtand aus fünf von eins ander geſonderten Dörfern , deren jedes von einem bes
fonderen Volksſtanrine bervohnt wurde.
Auf dem
Markte waren mehrere Denkmåler , auf dem höchſten
Hügel ein Tempel der Minerva aus Erkir die Hauss · Ter klein und plump gebaut , diel Grabmåler ohne Verzierung , und bezeichneten keinen Unterſchied uns . . ter den Bürgern . .
..
?"
ti .
11 : 2) Onthium war eine feſte Stadt und ſchöner Hafen , und ſoll durch Herkules und Apoll ſelbſt
begründet worden feyu . Unter den Römern war fie die vorzüglichfte der 18 Städte , welche St. Auguſt
42 von der Regierung zu Sparta befreite , und deren meiſie am Ufer des Meeres gelegen waren .
1 . Die Religion der Sajedemonier war von jener der übrigen Griechen nur darin verſchieden , daß manche Feſte mit den Athenern nicht getheilt , und Venus bewaffuet porgeſtellt wurde. , Durch die Weisheit der Gerege, durch die eigene Regierungs . Form und durch die unveränderlichkeit derſelben , erhob ſich { azed å mon auf jene Stufe , auf welcher es einen ſo großen Ruhm einerndete , und ſo lange ſich erhalten konnte. Waren gleichwohl immer Könige zu Spartaj ſo war : doch die Regierung nur im Anfangę monar:
chiſch . Vor der Zeit Licurg's batte man noch keine
: beſtézumten Begriffe und Staats . Formen . ; Sohald, er aber ſeine Gefeße gegeben hatte, gewann der Staat · eine ganz neue Form . , s ' ; este si : · Die Statuen der Gottheiten mußten bewaffnet vorgeſtellt werden , damit das Volk, den Wehrſtand achtete.
Ihre Opfer-waren nicht theuer , damit die
Armen wie die Reichen, ſolche darbringen konnten, und damit dieſe ſich nicht durch Aufwand auszuzeich : nen ſuchten , welcher nur dem Stolze ſchineichelt, aber
die Gottheit nicht ehrt. Sie hielten das Beerdigen der Todten und das Begleiten der, Leichenzüge für keine berabwürdigende Handlung. Jene , welche im Dienſte des Vaterlandes innerhalb des Bezirkes son
Sparta geſtorben waren , wurden in die Stadt ges
,bracht , um ihren Familien a Gruften beigefekt ju
43 werden . Wareni fie im Auslande geſtorben , ſo wurs.
den ſie daſelbſt beerdigt, und ihr.Græ nur mit einer einfachen Inſchrift des Namens und der llrſache ihres Todes verſehen . Man gewöhute die fiinder frühjeis tig , Hunger und Durſt zu ertragen . Die reicieren erhielten keine beſſere Stojt , als die ärmeren , ſie .fpei: ften mit einander. , Bei dieſen öffentlichen Gaſtmålern erzählten die Alten der Jugend merkivůrdige Creigniſſe ihrer Zeit, -; und fucten ſo durch Vortrag und Beiſpiel ſie zu bes
lehren , wie man dem Vaterlande nůßlich fern roll. So einfach ihre Nahrung war , eben ſo kleideten ſie fich auch . Die Stuaben mußten bis zu einem gewiſſen
Jahre barfuß geben ; nur bei den Heere durfte man
ſich etwas vornehmer kleiden . Sie ſetten fogar Stro: nen auf , wenn ſie im Begriffe waren , eine Schlacht
zu lieferni. Auch die Frauenjimmer kleideten ſich ſehr einfach , ohne Gold urid Borden ; Verzierungen fand
man nur an ganz verdienſtloſen Mädchen . .. .
in
Die Lagedåmonier waren ihren Stönigen und jeder untergeordneten Obrigkeit ſehr gehorſam ; ſie waren
voll Ehrfifrcht gegen die Greiſe , beobachteten in ihrer
Gegenwart eine große Stille , und nahmen : jede Zus rechtweiſung an . Jeder Greis batte nicht nur das Recht, ſondern war ſogar verpflichtet, jeden Jüngling zu abnden , welcher fich eines Fehlers ſchuldig machte .
Das Stilfchweigen , die Geduld und Feſtigkeit,waren die Tugenden , welche man den Stindern vorzüglich
44
einprägte. Sie durften nicht ragen , was ſie geſehen oder gehört hatten . Man züchtigte ſie bis zum Vers gießen des Blutes , um
ſie an das Ertragen des
Schmerzes zu gewöhnen , überwelchen ſie nicht ſchreien idurften ; mancher Snabe gab, freilich dabei den Geiſt
auf. Merkwürdig itt , daß ihnen auch das teimliche Stehlen gelehrt wurde ; Diebſtähle wurden nur ges
ftraft, wenn man auf der That ergriffen war. Jagd und Tanz waren ſehr gewöhnliche Vergnügen der Las
sed åmonier beiden Geſchlechtes. . 1 Von der Zeit Lnburg's gab es nur eine ſehr dicke Stupfermünze ; man durfte kein Silber dafür ein ,
tauſchen , damit man nicht verſud)t würde , ſich zu bereichern , oder ſich von Fremden beſtechen zu laſſen .
Die Jünglinge wurden erſt im 30. Jahre als Månner
erkannt ; nach dieſem durften ſie ſich iu Staats-Angęs legenheiten miſchen , und Waffen tragen .
Sie kånis
pfeten nur auf Ebenen , Bon Belagerungen , wüften
ſie niches .
Sie hatten die Regel, nichts öfters den
nåmlichen Feind zu befehden , und nicht lange Zeit
an dem nåmlichen Maße ſich zu lagern . War man im Begriffe , eine Schlacht zu eröffnen , fo brachte
der Stónig den Mufen ein Opfer , damit dieſelbe zur Ehre der ståmpfer und zur Ermunterung der Nachs
kommen gelinge. Sobald der Stampf begonnen hatte, fQ wurde er mit Straft und Hartnäckigkeit fortgeſetzt, damit man nicht die Schande erlebte , beſiegt zu wers den .
Die Mütter umarmten ibre Söhne vor dem
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Zuge in das Schlachtfeld , und empfahlen ihnen, end weder zu fiegen oder zu fierben . Waren die Feinde in die Flucht gejagt, ro wurden ſie rur fo weit serfolgt,
als nothwendig ſchien . Hatte man 4 Jahre Scriegds Dienſte geleiſtet, fo warman derſelben überhoben . Man hielt alle Lazedåmonier für lebhaft und fpottiſch , ihre
gedrångte und beſtimmte Schreibart war der Ausdruck ihrer gleichartigen Gedanken ; daher noch der Name
des Lakoniſden Styles bis auf unſere Zeiten fich erhielt.
Die Lazedämonier hatten anfang8 13 Könige, welche von Leler im 9 . 1516 vor Chriſtus bis Tiras
menes allein herrſchten ; Leşterer wurde nach einer 30 jährigen Regierung durch die Herakliden vernichtet.
Der Anführer dieſer Unterriehmung , Ariftodem es,' vertheilte - darin die höchſte Gewalt unter ſeine beiden
Söhne Eury i benes und Procles. Die Herakli: den beriſchten bis 21193 einige Tyrannen folgten ihnen ;
und nachdem Nabi8 192 Jahre vor Chriſtus getödet war , trat die Regierung der Römer ein . .
XVIII. Die Landſchaft Merſenien hatte ihreu Namen von meffene aus Argos, der Tochter von
Triopas, und der Enkelin von Phorbas. Die Hauptftadt Meffene wurde von . E p amin ondas, nad dem Siege bei Le ultra , mit ſehr ſtarken und
dicken Mauern und prächtigen Tempeln am Fuße des
Berges Ithomes erbaut. Der Name der Stadt
E paes wurde von Epimelides , aus Corons in
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Boeotien , in Corona verwandelt, nachdem die Thes baner die Meſſenier in den Pelopone8 zurück kebs ren ließen , auswelchem ſie durch die Lajedåmonier vers
drångt waren . Die Stadt Pilos war gegründet von
Polas , dem Sohne Clefon' , deſſen Grab Paus fanias noch fah . Ihm folgten N åfåus und Nes ftor in der Regierung. Nach der königlichen Regies
rung folgte jene der Herakliden unter einem Chef; der lebte und berühmtefie war a rift omenes , welcher
ſich durch unbegreiflichen Mutlı, Tapferkeit und Glück in der Geſchichte verewigte. Nach ihm bemåchtigten
ſich die Lazed åmonier der Regierung. Die 3 Striege der Meſſenier gegen dieſe find in 3 beſonderen Elegien
beſchrieben . Ein Haufe der vertriebenen Meſſenier bes gab fich nach Sizilien , bemächtigte ſich der Stadt 3 ankle, und veränderte deren Namen in Merlina. XIX . Die Provinz Elis hieß anfangs Epea nach dem Sohne Endimion's ; welcher ſeinem Vas ter in dieſem Stönigreiche folgte. Eleus regierte nachs
ber , und verlieh ſeinen Namen der Landſchaft und
dem Votke. Dieſelbe war ſehr fruchtbar an Viehs Futter , Früchten , Hanf x . ; ihr Hauptfluß hieß Als p håus, welchen die Dichter unter der Erde nach Sizilien flieſſen , und mit der Quelle A retbura
vereinigen lieſſen . Die vorzüglichſten Städte waren : 1) Olympia , berühmt durch die alle 5 Jahre
gefeierten Spieie , welche von Herkules erfunden . Zwar wurden ſie nicht immer genau zur gehörigen Zeit
• 47
gefeiert, auch zuweilen unterbrochen ; doch durch den Regenten Iphitus 19. Juli 776 vor Chriſtus ers neuert , und 5 Tage fortgeſeßt. Mit den Spielen ,
worin Storibus gekröntwurde, fångt die Zeitrechs nung an . Steine Stadt von gana Griechenlarid hatte
fo vielfache Verzierungen 2) Sehr unrichtig wurde die Stadt Pira. Von einigen Geographen mit Olympia verwechſelt ; ihr
Gründer war Pirus, Enkel von derlus. Ihre Eins wohner hatten heftige Stämpfe mit der übrigen Bes wohnern der Landſchaft , weil fie die Olympiſchen
Spiele auf eigene Rechnung feiern wolten .
. .
3.) Elis , die Hauptftadt des Landes , hatte den Vorſik in den Spielen . Auch fie batte viele ſchöne Denkmåler , und beſondets ein 6 ymuaſium , wo
die Stämpfer ſich übten , ehe fie in den Spielen erk fchienent.
. . Nach der Regierung der Stönige, von welchen nur 12 bekannt ſind, trat die republikaniſche ; und Theil. nahme an den Angelegenbyeiten Griechenlands ein . In
einigen Fehden mit den Lasedánoniern blieben die Elis den Sieger . Waren ſie gleichwohl Auhånger des st .
Philipp , ſo wollten ſie doch bei der Schlacht von Cheron 'e a nicht für ihn fechten . Nachdem fie ſich
mit den Achaiern verbunden hatten , wurden ſie ges meinſchaftlich von den Römern unterjocht. XX . Arkadien liegt in der Mitte des Pelo : pone$ . Von den Herrſchern iſt bekannt , daß pes
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.
Lasgus der erſte war , welchem Arcas, Sohn des Calift o folgte , und welcher die Landſchaft mit reis jiem Namen bezeichnete. Sie svar fruchtbar an Vicle
Futter ; man erjog viele Pferde und Erel , welche wes gen ihrer Ausdauer in Strapatzen boch geachtet was ren . Da die Provinz für den See: Handel keine Ver:
biridung,mit dem Meere batte, ſo bliebeir die Arkadier viel längere Zeit verwildert , als die übrigen Griechen .
Sie widmeten ſich dann vorzüglich dem Hirten -Leben . da ſie in der Politik keine beſondere Rolle ſpielten , ſo dienten ibre Jünglinge als Söldlinge anderer Völker, wie in neueren Zeiten die Schweißer. Jbre Berge waren berühmt: Menalus durch ſeine Hirten ; Erna mantbus durch das außerordentlich große Schwein ,
mit welchem Herkules daſelbſt ſich befaßte ; und £:1 8:diu $ durch den Tempel Jupiter's , wo dieſer rogar gezeugt worden ſeyn ſoll. Auſſer dem fluje # pb å u 8.seichnete fid noch Lapon durch ſein ſchönes Waffer , ung durch die Abentheuer der Daponis aus, welche ſich darin badete, ali A pollo in die vera i , coron Jiebt war. Die wichtigſten Stådte waren ;
.." 1).Man tinda , berühmt durch ziveiSchlachtens
die erſte war zwiſchen den Chebauern und Lažedamo. • Riern :363 , I . por Chriſtus , in welcher E pa niin on
da 8 zwar ſiegte , aber das Leben verlor. Die zweite batte zwiſchen den Achaiern und Lazedåmoniern 206 J: Latt ; erſtere waren unter der Anführung Pbilopes.-
49 mene8 , lektere unter ihrem Tyrann Ma chanis d as, welder dabei uinkai . - 2) Tégea's Bewohner nahmen an allen ehreni's volen Unternehmungeni A rkadie 11's Cheil ; vorzig: 2 9 lidh in der Schlacht bei Platåa , und zeichneten ſich
in den Fehden gegen die Mantineer und Lazedåmo: nier aus.
3) Megalopolis war die neueſte dieſer Pros
vinz, erbaut nach dem Rathe des Ep aminon d a 8, welcher den Arkadiern begreiflich machte , wie wichtig
ein Vereinigungs-Punkt und eine ſehr feſte Stadt rei, uin den Lazedåmoniern zu widerſtehen . 4 ) Hero a roll vom Sohne Ly kaon 's gegrüns .
det ſeyn , hätte eine ſchöne Allee von Ahorn : Bäumen und Myrthen långs des Fluſſes Afp b å us, worin die Einwohner ſich im Leufen übten .
Die Arkadier verehrten die Feld -Götter , vorzüglich Gefeße waren ſo einfach wie ihre Sitten . Anfangs
Pai, und opferten dem Sturme und Donner. Ihre wurden ſie nach Willkůhr beherrſcht, dann hatte die monarchiſche Verfaſſung ftatt; doch beiicit Das Volk
noch ſo viel Gewalt , daß der frånig nicht alles , was er wollte , ausführen konnte. Sie ſollen zuerſt die Leins
wand , die Ståſe, das Oel, Honig 16. in Griechenland bereitet haben. Sie waren in Wiſſenſchaften und stůns . ſten wohl unterrichtet; Dichtkunſt, Geſang , Tanz und Feſte hatten ihren Charakter fehr bald gemildert. Sie 156es B. Griechenland. I. I.
. '
:
¿
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waren menſchen freundlich , wohlthåtig , tapfer und ſehr eiferſüchtig auf ihre Freiheit. Ihr Jahr theilten ſie lange Zeit nur nach 3 Monaten ein . Ihre Waffen waren ſehr einfach ; ſie batten nur ein Bund Wurfs
Spieſſe und eine Lanze,welche fie fehr geſchickt zu wens den wußten . Die Weiber theilten die Ehre derMåns ner, dem Vaterlande zu dienen : in dem Zuge der Las • gedåmnonier gegen Tegea , wurde diere Stadt blos durch die Tapferkeit der Weiber erhalten .
Ihr erfter
Stönig war Pelasgus in der graueſteu Vorzeit, der kerte hieß Arifokrates II , mehr als 600 I. vor Sbriſus. Dieſer wurde von ſeinen Uuterthanen urns gebracht, meil er treulos gegen die mit ihren verbuns
deten Meſſenier ſich bewies . Vou dieſer Zeit bildeten fie kein beſonderes Volk mehr , wurden als. Acbaier
betrachtet , und von den Römern uuteriocht. XXI. Unter den
Inſeln des Foniſchen Mecres
gegen Nord, verdient die erſte Erivåhnung Torcorar jeßt storfu genannt. Nach Diodor erhielt ſie jenen .
Namen von einer Nymphe gleicher Benenuuug, welcbe durch Neptun in das Meer getaucit worden war.
Homer nennt ſie die Inſel der Pheasier. Sie hat etwa 12 Meilen in der Långe , und 5 in der höchsen
Breite . Der Boden iſt gut , und wurde durch die Anſtrengung der Einwohner ſehr fruchtbar gemacht. Die Sitten waren gleich jenen der Mazedonier. Durch ibre fertigkeit und Glück in der Schiffahrt Datten fie
51 . fich ehemals große Merchthümer erworben , durch welche ſie eitel wurden , und ſich viele Neider und Feinde zuzogen . Anfangs hatten ſie Stönige , unter welchen der Garten - Freund leino us Fehr berühmt ift ; fpås ter wählten ſie die republikaniſche Verfaſſung. Gegen die Zeit, in welcher Numa ju Rom regierte , rendes ten die Korinthier eine Kolonie nach Storfu ; burcty fuelche (nach Thucydides ) unter der Leitung des
Phalias die Stadt Epidamn us wieder bepflanzt wurde. So glångend ihre Verhältniße in der Vorzeit waren , fo fanfen ſie doch auch , bis zur Ummerklichkeit berab , als die ſchöne Zeit Griechenlands ſich endigte . 1 . XXII . keuladia , einft Neritus gengunt, ipar
urſpringlich nur eine Halbinſel, welche nuit dem fefert Lande verbunden war. Die Storinthier fiachen durch die : Landenge, um eine Inſel herzuſtellen . Gegen
Nord war die Hauptſtadt feutate; gtgen Süd ftand ein Tempel Apollo 's und ein Vorgebirge , weldys. durch die Thorheit unglüdlicher Liebhaber bekannt
wurde , die ſich hier in das Meer fürzten. Von der Höhe dieſes Felſens warfen die Realadier jährlidz cis
nen Verbrecher in das Waſſer, um die Uebel abzuwen : umwickelten feinen Leib mit vielen Federn , um ſeinen Sturz weniger gewaltſam 'zu machen . Sconnte er fid retten , ſo war ihm zwar das Leben geſchenkt , allein
dell , mit welchen ſie ihr Land bedroht wähnten. Ste
er war für ſein Leben verbannt
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* XXHI.. Cephalonién hieß einſt Samo' , nach der Stadt gleiches Namens art: einem kleinen ,
Meerbuſen , welche viele Handels's Geſchåfte. trieb. Zwar ift dieſe Inſel nicht ſo la : als Korfu ; aber
doch grófer. Sie war lange Zeit von den Thebanern abhängig , donn von den Aetoliern, ehe der Xómer IN . Fulvius nobilior kam , welcher die Finwohner an die Meiftbieteiden verkaufte . Man glaubt , uiy Yri . . 1? fes habe darebit geherrſcht in 1
XXIV . Duli ch iu'm wird für Ithaka gehals! ten , welches als Sik des ulurre 8 durch Homere . .. ! und irgil ro berühmt wurde. . .
XXV. Die Inſel Zach nthus mag ihren Nas men von Sohne des Dardanus ableiten , welcher
ſich dafelbft mit einer Kolonie niederlief. ' " !
****
- XXVI.- Die Strophad en wurden Boniaften Sdiffern die rchivimnienden genannt , weil man fie
bald fab , bald nicht , und -weil ſie ihren Stand intº Meerë ju år Dern (chienett. Erft ſeit der Fabel von Zez thus und Salais, neri Söhnen des Bore às, wurs
den ſie die Strophaden igeriannt. Auf ihnen iſt eine Quelle Fehr guten Wafers. of
18",
-
pa
XXVII. Unter den gafeln des Negåifchen mees ses gegen Nord verdient die erſte Erwähnung : Thas ſos nachft
b razie n . 11 Diere durch ihre reichen
Gold Minen bersihmte Stifel, erhielt ihre Benennung von Ibaru $ , dem Bruder desi Cad nius , welcher
.. .
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daſelbft fich nieder gelaſſen , und eine Stadt gebaut batte. Ihre Fruchtbarkeit wurde zum Sprichworte,
wenn man ein Land bezeichnen wollte , welches an Als lem Ueberfluß hatte. Vorzüglich ſchåsbar war der Wein und marmor .
Die erſten Pflanzer waren Phönizier,
bis Griechen aus Paros, kamen . Die Perſer hatten
ſich unter Darjuf dieſer Inſel bemächtigt; allein ſie wurden von den Griechen wieder verjagt. Die Juſeli war vielen Angriffen der,Athener ausgeſetzt , und wurde von den Lazedămoniern vertheidigt. Zur Zeit Alex 4. 116
ders unterwarfen ſich die Thazier den Mazedoniern ;
nachher erlangten ſie ihre Freiheit nicht mehr bis zum Vertrage mit den Nomern unter dem fonful flas . . . . . .. t iti j 8. . . . . . . ne XXVIII, Scyro & leitete reinen Namen von den
{chönen Felſen der Inſel ab, batte vortrefliden Wein ,
und berrliche Ziegen . Allein alle anderen . Lebensmits tet waren ſo ſelten , daß man ihren Namen zum Sprichworte wählte , um ein recht armes Lakd aus:us
drücken . Borerſt war ſie von Pelasgern und Starieru , dann von Chalcidiern bewohnt. Mehre ihrer Könige
hießen £ y comedes ; bei einem bielt ſich A chilles gls verkleidetes
ádchen auf , wåhrend man , ihin rudis:
te , um ihn zum Trojaniſchen . Striege zu führen . Auch Theſeus wurde , nachdem er ſich aus aiheu auf
dieſe Juret geflüchtet hatte, durch einen Fürfien L y cos • mede $ in das Meer geſtürzt. Die Perſer hatten dies .
felbe den Griechen abgenonimen i fie wurde dieren aber bei den Frieden von Antalcid as 389 J. vor Chris ftus zurück gegeben. Spiter gab ihr Demetrius Poliorcetes ihre ganze Freiheit wieder , die fie
crji unter den Römeru wieder verlor. i
.
n
XXIX . Euboa , eine ſchmale aber groei Meilen ,
lange Inſel ijt von feften Lande des eigentlichen Gries denlandes, tei Chalets gegenüber , durch eine fo . fdmale Zunge getrerint; daf kaum ein Schiff durch
fahren kanit. Die dafelbk herrſchende Ebbé und Flut iſt ſehr gewaltſam , und hat die Alten ſehr'erſchredt. Seiu siufſerft fruchtbarer Boden bringt Getreid , Del, Wein und alle fchmackhafte Früchte hervor. Ihre Diets
Weiden ſind ſehr hoch geſchåkt worden . Die zwei und Eretria. Die Bes : wohner waren berühmt durch ihre Tapferkeit; aber Städte waren ebalci
ibre Sitten ſebr verrufen . Bis zum St . Vefpafian batten fie ihren Wohlſtand erhalten , weil st. 4 us guk die Freiheit wieder gegeben hatte. -
-
XXX ; Die Obciaden haben ihre Benennung
von der Streisförmigen Geſtalt , in welcher fie zuſams men liegen . Die erſte ift : " . . ., 1 ) Andro6, welche ihren Namen von einem der
Generale des Rb adamantes erhalten haben ſoll, Shr Boden iſt ſehr fruchtbar , er hat füße Früchte im Ueberfluße , und eben ſo bele , als friche Quellen. .
der ihn beſtimmte , alle dieſe Inſeln zu beherrſchen .
.
55
Von einer behauptete man rogar , daß ſie während des Bacchus: Fefies iveinartig ſchmecke. Die Androyer vers banden ſich zuerſt mit den Perſern nach deren Einfale.
Aus Ehrgeik , oder um ſich für die allgemeine Anges
legenheit zu rächen , nahmen die Athener dieſe Jufel in Beſitz ; Allein die Perſer bemächtigten ſich derſelben
vom Nieuen. Sie gerieth ſpåter in die Gewalt A les rander's , Antigone's , Ptolom i us , Attalus
als Stönig von Pergamus , und endlich der Römer,
welche ſich auf eine lekte Willens - Verfügung dieſes Fürſten berieferi.
: . 2) Ten108, nordweftlich von Telos , hatte einer beiligen Hein , einen herrlichen Tempel Ncptu n 's,
welcher von mehren großen Gebäuden umgeben war, -,viele herrliche Quellen, welche aus den Gebirgen (prus deln , und vortrefflichen Wein . Die Einwohner waren
zwar ſehr nuachtig und tapfer auf dem Meere: doch getrauten ſie nicht, ſich der Macht der Perſer zu wis derſeken ; fie crgaben ſich dem Zerres, obie den ges
ringſten Widerſtand zu ' leiſten .
Sie theilten zuletzt
das Sdhidral der Bewohner von Andros. . . 3) My ko 1108, oftwärts von De10.$ , wenig
frucs tbar , nur berühmt durch ſeine Feigen , Ziegeu. und Weinberge. Die Einwohner werden entweder
durch Eigenheit des Waſſers, oder durch die Raubeit . des Elima’s-ſchon im 20 - 25 Jahre ganz kabl. Plis ' .
.
:
:
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nius behauptete ſogar , daß die Kinder haarlos gebos rent werden ..
. 4) Obgleich die Jufel Delo s weniger groß iſt, ſo war ſie doch die berühmteſte des Archipels theils
wegen des Alters" ihres Tempels , theils wegen des Drakels von A po110 , welcher , vvie reine Schweſter
Diana , daſelbſt geboren reyn roll. Die. allgemeine Verehrung für dieſen Art war ſo groß , daß ſelbit die Perſer unter dem Feldherrn Datis sveder als Wafa
feuträger , noch als Räuber etwas zu unternehmen wagten . Man hegte die Thorheit , die Inſel müſſe in gewiſſen Umſtånden gereinigt iverden ; deßwegen
wurden einmal die Störper und Beine der Verſtorbes neil aus ihren Gråben genommen , und auf die Jorel
Nhen å a gebracht. Zugleich wurde befohleni , man ſollte künftig Niemand mehr daſelbſt fterben lafen .
Eben ro.wurde den Weibern verboten , ihre ferneren
Entbindungen daſelbſt zu halten . So hoch geachtet in deſſen die Inſel ſchien , ro hatte ſie doch das Uns ' . glůck , von Mithridates ausgepländert zu werden ,
nach welchem die Römer folgten .
Dieſe neuen Hera
reri ertheilten der Bewohnern von Delos große Freiheiten . Sehr auffallend iſt , daß dieſe einſt ſo bes rühmte Inſel jetzt nur noch ein Haufen von Felſena. und ein Schlupfwinkel der Seeråuber iſt. 5 ) Ceos, ganz nahe an Attika , war ſehr bea
růhut durch ſeine fruchtbaren und reichen Viehweis
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den , und durch viele Feigen geworden . Von den 4 berühmten Städten daſelbſt waren , gur 3cit Stra: bo's , nur noch zwei übrig ; die beiden anderen ſchon
vom Erdbeben verſchlungen . Nach ſeiner Verſicherung wurde jeder , welcher das Techszigſte Jahr erreicht
hatte , vergiftet , damit er den übrigen Gliedern ſeiner Familie etwas zum Leben übrig ließ. Als ſie einſt von den Athenern ſo enge eingeſdylofs
ſen waren , daß ſie , wenn ſie långer widerſtanden håts ten , vor Hunger geſtorben wåren ; ſo beſchloßen ſie, daß alle , ivelche nicht zur gemeinſamen Wertheidigung
des Vaterlandes mitwirken könnten , oder ein gewiſſes Alter erreicht hätten , erivůrgt werden ſollten . Staum batten die Athener dieſen ſchrecklichen Beſchluß vers nommen , ſo boben ſie die Einſchließung auf , und 20 . gen ſich zurück . Mark Anton eroberte ſie , und Vefpafian verwandelte ſie in eine römiſche Proving.
6 ) N axos war immer eine der fruchtbarſten Ins ſeln des Archipels , daher nannte man ſie auch ges
wöhnlich das kleine.Sisilien. Ihre Weine was ren ganz vortrefflich ; deswegen mag auch gedichtet
worden ſeyri , Bacchus babe hier gewohnt , und mit
Ariadie Liebe gepflogen. Sie hatte alle Früchte im Ueberfluſſe , weißen und grünen Marnior. Die Urgeſchichte iſt ſehr fabelhaft; Bacch us ſpielt darin die vorzüglichſte Rolle. Sobald ſich ein geſchloſſenes Reich gebildet batte , wurde die republikaniſcbe Vers
58 faſſung angenommen ; die Freiheit behauptete ſich bis jur Zeit des Pirift ratus. A18 dieſer Tyrann Nas ro $ unterworfer batte, überließ er die Oberherrſchaft
einení ſeiner reichſten Unterthanen {nadam is. Von
dieſer Zeit war die Inſel durch Faktionen und den Ehrgeix tener ftets beunruhigt , welche nach der höchs ften Gewalt ſtrebten .
Bald waren ſie von den Pers
fern unterjocht, bald mit den Athenern verbunden ; faſt immer in einein Zuſtande der Sclaverei, bis ſie .. durch Mark Anton den Einwohnern von Rhodus. übergeben waren .
St . Vefparian ſchenkte ihnen
ihre Freiheit wieder . . . 7) Paros, nods kleiner als naros , aber reis dher , beſonders an Marmor . Vielleicht hat der vors treffliche Boder eben fo , wie die Schwache der Eins wohner beigetragen , daß die Frenaden fich ſobald nies
derließen , und Herren wurden . Die Jufel kam von den Pööniziern an die Starier , Arkadier , und Sreter
zur Zeit des großen Minos. Zur Expedition des Darius lieferten die Bewohner von Paros eine beträchtliche Eskadre . Sie svůrden dafür von Mils tiade 6 nach dem Tage von Marathon ſtrenge ges fraft fvorden cy11 , wenn er nicht vor ibrer Haupts
ftadt geſtrandet hätte.
Themifto kles , welcher
glücklicher war , nahm ihnen beträchtliche Summen
für ihre Untreuè ab, Nachdem Paro $ von den Ptos lemåern unterjocht war , kam es an die Athener , als
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fie durch den großen Miltiades 88 Jahre vor Chris ftus vertrieben wurden . Zuießt erſchienen die Rómer , auch hier , wie im übrigen Griechenland.
8) There war von Phöniziern beroohnt , als der Lazedåmonier Ther a $ Feine Pitanjer dehjn verſekte, iveßtegen auch der erſte Name Califto in lekteren derivandelt wurde. Sie hatte viele Erſchütterungen
Durch Erdbeben gelitten . Während des peloponeſiſchen Serieges jvar fie fets den Pazebånzoniern ergeben . " . XXX1. Von den'. Inſeln des mittäglichen Gries
chenlandes erwähnen wir : 1) Cythera , welche faſt an { akonien grenzt, und durch die Verehrung der Den u 6 berühmt war , welcher der Name Cyttera
. .
gewöhnlich beigclegt wurde , als ſie aus den Mecre
fieg . Von den Lajedámoniern kam ſie in die Herrſchaft der Athener unter der Anführung von
icias.
172) Creta 'ift die größte aller Inſeln des Archisi
pols. Ihr vorzüglichfier Berg hieß Ida, auf welchem Jupiter genåbrt wurde.
Sie batte gute Seehås
fen , auch ſehr fruchtbaren Boden får Betraid , ' Fråchte und Reben ; der Wein war ſehr ſtark, obgleich böchft fchmackhaft. In der Mitte der Inſel , gegen 6vrtyna', fand ein großer Ahornbaum , deſſen alte Blåtter nicht eher abfielen , bis neue hervor brangen . Die Beivohner von Creta behaupteten , unter dieſem
Baume fei' Jupiter mit der Erde das erſte Mal zus
fammen geEo komm mmen en .
?
Die Luft der ganzen Inſel iſt rein und belle und
gegen die Gebirge ziemlich friſch . Vor: Alters roll man mehr als 100 Stådte gezählt habent; zur Zeit des Ptolem å u s gab es nur noch vierzig ; die bedeutends ften waren Gnorrus , wo Minos wohnte, und Svdonia , welche die anſehnlichſte und reidhe se's
weſen iſt. Unter M i 11 0 8. I. 1432 Jahre vor Chriftus wurde am Berge foa das Eiſen entdeckt; und unter Min o š II. 1295 brach ein Strieg mit den Atheuern aus. Dieſer Regent , eben 10. berühmt durch ſeine
weiſen Geſetze , als durch den Umfang ſeiner Macht, batte einen großen Theil der Juſeln des Archipels unter ſich . Nach ilm bewarben ſich die Einwohner
für die republikaniſche Verfaſſung. Ein oberſtes Rathss Stollegium von 30 Gliederit erwog dic Angelegenheiten
der Nation , und die Volks - Verſammlung beſtåtigte deſſen Entſcheidungeit , um ihnen Geſekesfraſt zu ers
theilen . Indeſſen mehre große Städte befehoeten ſich fiets , wodurch die råmmtlichen Bewohner eine kries
geriſche Fertigkeit ſich aneigneten. Man fand ſie balo in den Heeren der Griechen , bald in jenen der Pers ſer ; überall waren ſie als ſehr geſchickte Schleuderer
- geſchikt ; even ſo getvandt auch im Seeweſen. - So große Rolle fie als Strieger lange Zeit geſpielt betten ;
ſo wurden ſie doch endlich den Römern durch Cù e is lius Metellu $ unterworfen , welcher bei dieſer
Gelegenheit mit Pompejus ficb entzweite.
each
61 jwei Jatyren aber Hatte er die Ehre , den Sieg zu er:
ringen , und den Beinamen des Cretenſers zu erhalten * ).
* ) Wollte ich mich in die Entwicklung der Hypos thefen über die erſten Griechen , über ihre Schreibform und Sprache , Religion , burgerlis che und militariſche Verfaffung , Seeweſen , piiloſophiſche Schulen , Arzniei Wifenſchaft, fchöne st ünſte und Wiſſenſchaften , Gewolnbei: ten und Gebräuche, Münzen , öffentliche Spiele, " Heirathen und Stinderzucht auch noch ſo kurz erklären , fo würde ich die Grenzen dieſer Eins : : leitung zu den Reiſen durch Griechenland weit überſchreiten . Eben deßwegen übergehe ich auch die Erörterung der 4 Zeitalter , deren erſtes . vom unbekannteti 3 . bis 1320 Jahre vor Chris ftus, in frelchem Jahre der Pelopones von Pes Iv p $ ſeine Benennung erhielt ; das zweite vom Beginnen der Belagerung Trojens 1229 bis 612, in welchem Jahre die 7 Weiſen lebten ; das dritte bis 324 ; das vierte bis zur Zerſtörung Sforinth's , im Jahr 146 vor Chriftus, fich ers odo ftreckte. Noch mehr kann ich mich der Berech : nung der Olympiaden von 1976 bis Chriſtus, , und der Namen der Stónige von Argos , Si: cyona , Athen , Cheben , Sorinth , Lagedamos
nien und Mazedonien überleben .
62
II. Peter Belon's Reiſebeobachtungen in Griechenland , Afien , Judäa , Negypten ,
Arabien und andern fremden Ländern wäh , renb der Jahre 1546 – 49.
Aus dem
Franz. überlebt, und durch Anmerkungen erläutert von Dr. Ceutbeder zu
Erlangen ). Vo: bemerka ng. Les observations de plusieurs singularitez ct cho. ses memorables , trouvées en Grèce , Asie , Judée,
* ) Belon wurde ju Sourletiere , in einem Dorfe in der Provinz Maine geboren , Doctor der Urznei . Wifenſchaft an der Fatultåt ju Paris, vorber Begleiter und Sekretår der berühmten Oulles auf defien Reiſe in die Türtei , dellen
03 Egypte , Arabie et autres pays éstranges ,, redigées en trois livres , par Pierre Belon du Mans, reveuz
de nouveau et 'augmentez de figures , dediées à
Monseigneur le Cardinal de Tournon , á Paris chez Guill. Cavellat. 1555. 3. .
Dieß iſt der Titel eines Werkes, : aus dem Nach ftehendes mitgetheilt wird. Daſſelbe gehört unſtreitig
zu den vortrefflichſten und reichhaltigften , aber auch ju den feltenten Werken über Reiſen in dieſe Länder. Der - wichtige Schriften er zum Theile entwendet ind nach deſſen Tode untur ſeinem Namen heraus gegeben baben foll , 1564 ermordet. Außer ſeis nem franjòſiſchen Reiſeberichte , welcher von
Karl sluſius in das Lateinifche überſet, ' er noch and ſpäter auch verteutſcht wurde, gab e beraus ,
eine Erläuterung über Diofcorid 8 welchen , webft Theophraft , er in das Frans sofiſche überſekte ; ferner Portraits d'oisseaux , sérpens , animaux etc. ; l'Histoire nat. des étrangers poissons marins ; de la nature et diversité des poissons ; Theomcria s. de ani. , ma ; Libri II. de aquatilibus ; de arboribus
coniferis , resiniferis , aliïsqire sempiterna fronde virentibus ; de neglecta stirpium cul tura ; de onerum antiq . et rerum suscipien darum admirabili praestantia , cum libro de
un'edicato funere s. cadavere condite , in Gro novii thes. Antiq. graec. T . VIII.; de admi randa veterum fabricarum structura ; Liber
de agricultura etc.
(Jaeck.)
Verfaſſer war Arzt, u::0 beſaß bei vielem Scharfſinne, bei einem treffenden IIrtheile und einer großen Beobachs tungsgabe einen hohen Grad von gelehrter Bildung.
Beſondern Hang hatte er zur Naturgeſchichte , die er meiſtens aus den Werken der Alten lieb gewonnen
hatte. Dieſen Hang zu befriedigeni , in Ort und Stelle 098 Geleſene , das Gelernte zu beobachten , vors züglich entſchloß er ſich , zu einer Reiſe in die oben angegebenen Lånder .
Seinen Entſchluß zur That zu
fördern , war das Werk reines Måcens, des Stardivals de Tournon , der ein geſchworner Feind aler Unwiſs
ſenheit und Halbgelehrtheit war , und in deſſen Hauſe ( in der Abtey von Saint - Germain zu Paris ) , fpås ter Belon auch die gemachten Beobachtungen nies derzuſchreiben , Muße fand. Als Belon reine Reiſen machte , war er noch
nicht 36 Jahre alt ; und dennoch hat er auf jeder
Seite ſeines 442 Quartſeiten ftarken Merkes bewieſen , wie ſebr er zum Reiſenden geeignet war , mehr als
mancher andere Mann , der ſchon fünfzig Jahre lang Stenntniffe aller Art geſammelt hatte. Denn er hat nicht bloß Naturgeſchichtliches bemerkt; er beobachtete
auch noch vieles andere , was für jeden Gebildeten ſein Jutereſſe ſo gut hat, wie für jeden andern Ges lehrten .
Die Beobachtungen , welche Belon machte, hat er nach einer nicht ungefälligen Methode zu ſchreiben ,
- 65 ung in drei Büchern vertheilt , vorgelegt.
In dem
erfien Buche , und — will man firenge ſeyn - noch in den 14 erſten Stapitein des zweiten Buches , ſind ſeine Beobac ,tungen von Griechenland , den grie.iis
ſchen Inſeln , vom Archipelagos , überhaupt von jes nen Orten enthalten , wo jeßt die Griecher im Stampfe
um die höchſten Güter einer civiliſirten Menſchheit, die Bewunderung und das Mitleid von ganz Europa auf ſich ziehen . Die Beobachtungen des zweiten Bus
* ches beziehen ſich dann auf das vordere afien , es gypten , Pal å ſtina uno Syrien . Das dritte
Buch entizált meil Bemerkungen über Lebensart und Sitten der Einivohner des türkiſchen Gebietęs .
Was die hinzugefügten Anmerkungen und Zuråke betrifft , ſo ſollen dieſelben nur zur Vervolfåndigung unſerer Sfenntniſſe port dieſen Ländern und ihren Vibe : fern dienen .
.
Erfte $ B u chy. •
.
Nach einigen Andeutungen über die Art und Weiſe , wie Belon reiſete und beobachtete , wie er ſich beſonders über die oft falſch benannten naturges
ſchichtlichen Gegenstände Belehrung zu verſchaffen
wußte , führt er uns zuerſ auf die Inſel Creta , jert Candia genannt , " woſelbft er ſich einige Zeit aufs
gehalten hat. Ehe Belon uns jedoch dieſe Infet genau kennen lehrt, fchickt er als Einleitung Einiges über Griechen und griechiſche Sitten voraus. 15tes B. Griechenland. I. 1.
66 . Die meiſten Stûuſte und Wiſſenſchaften Cragt er ), wie wir fie haben und pflegen , verdanken wir jenen bochbegeiſterten Griecheli , deren Tugenden lange uns ter ihren Fackeln biůbten , aber endlich ſchindlig unter
dem Joche der Türken und Venetianer einer moralis fchen Schlechtheit Plaß mache:: inuften ; deren Liebe
zu den Wiſſenſchaften und fünften endlich gar erkals tete und ausſtarb . Denn e$ berrſcht unter dieſen Völkern jeßt eine ſolche Barbarei , daß ihre Stinder meiſt ohne Zucht und Lehre aufwachſen * ).
Die Sprache der Griechen iſt zivar nicht mehr die alte, reine der Griechen , aber dennoch immer noch eine
Volksſprache , gemiſcht aus Altgriechiſchen und- Italis fühen , auch aus Türkiſchen Worten , je nachdemu eben
der Grieche in dieſer od in jener Gegend mehr oder weniger von der Sprache , iner Unterdrücker ſich ansgeeignet bat.
Vil man die Sitten der Griecheu beſchreiben , fo mußman dabei nothwendig den Landbewohner vom Stådter unterſcheiden . Die Fleidung richtet ſich nach
Reichthum und Titeln , und nach den Oberherren . * ) Dieß iſt jetzt anders , desin ſowohl Türken als Griechen haben eines To großen Fortſchritt in der Civilijation gend)t , als ihre Schüler, wos zu beſonders aus England freilich miehr durch einzelne reiche Priva.c , à 6 durch den Staat, " bülfreiche sand gebvien worden ist.
67
Die den Venetianern Unterivor fenen kleiden fich wie Dieſes die Unterthanen der Türken wie dieſe. Das Alitike im
Hoſtůmn der Griechen findet man weder
auf dem Feſtlande , 11och auf den Inſeln mehr. Jil der Keiigionsübung haben die Inſelbewohner, beſonders die auf 5 y pern , Xhodus , Lemos,
Clios, Imbros , Ebaros, Path in os , Cos,
Lesbos, forenrea , Zainnt ), Naxos, Cres tä , ivie auch andere Chriſten , die unter turiifder
Soheit ſiehen , dieſelben Cereinonien beibehalten , ivet: de die übrigen Bewohner des europäiſchen und aſias
- tiſchen Feſtlandes' haben . • cm Hauſe der Griechen findet man ſo wenige Seråthe , als bei den Türken .- Man ſiki , wie dieſe , auf ebener Erde , auf Teppichen , 117 ) chiaji , ivie diere , auf baumwollenen Decken .
Den Weinl trinft
der Grieche gerne, und obne ihn mit Waſſer zu ver's dünnen .
Daher gibt es oft , beſonders in Sreta,
Trinkgelage unter ihnelt , wobei jedoch alle aus Einem Heder trinken . Wer den Wein dann am geſchickteſten
einzugießen verſteht , der ift Weinſchankor für alle Ze: cher. Trinken ſie Bruderſchafteri uder Smolis , ſu ges
ſchieht es mit Ilmarmungen und stůſien . Die Tiſche, ar welchen ſie bei ſolchen Gedagen liegen , ſind nied: rig , und fchon von Alters her ſind die Griechinnen davon ausgeſchloſſen .
. . Die Griechinnen dürfen ſich überhaupt nicht öf: fentlich zeigen ; ihr Reich iſt das Haus. Nur in einem
68 cinsigen Falle iſt ib : en vergönnt , in einem Schleier einberzugeben auf öffentlichen Platzen . Es befieht nåmlid in Griechenland., Epirus , Bulgarien , Croas tien , Seruta , Wallachien , Illysieri, Dalmatien und
andern griechiſchen Provinzen die alte Siite , die Todien zu beklagen .
Zu dein Ende verſammeln ſich
die Frauen an einem beſtim !nten Orte , und weinen dann von früher Morge::dåinmerung bis ſpät zur Nacht
einem Verivandten Wie Chránen der Silage, ſingen ihm Wehelieder , gerraufen ſich die Haare und zerkraßen
fici Antliß , Wangen und Brüſte , um in dem Zus fciauer eines Leicherzuges Mitleid zu erwecken .
In
den Pauſen , die ein ſolcher Slagezug machte wird des Todten Lebens - Geſchichte lobend verkündet. Ein
ſolcher Zug lockt dann , wie leicht zu denken , Máns ner und Jünglinge herbei, um einmal wenigſtens des Nachbars Gattinnen und Tochter zu erölicken * ).
Die Inſel Creta hat drei Berge , einit leu foi
genannt , jekt Madara oder Spadhia. Einer iſt der Priloriti ( einſt goa) , der andre Setbia (einft Dicte), der dritte Lafti. Sie ſind hoch , und iur Winiers:Zeit mit Schnee bedeckt; dennod wachſen
unter ihren Felſen in den Thålen enpreſſen . Die Juis ſel iſt groß, hat viel unbebaute Striche , wenige Ebe: ;
.
;
* ) hic . *r)reHierniit auch e ftimmen rerr RReiſexden überein .
die Beobachtungen nenes
69
nen , dennoch gute Vieh Zucht. Die Bewohner der : felben ſind gewandt, ftark und treffliche Bogenfajůßen . Obgleich die Inſel Hafenplåte bat, als : Canea, Candia , Sethia , Voulismeni, Chiramo, Selino und Spa chia ; ſo ſind dennoch die Schiffe
ſehr ſchwer in dieſelben zu führen . Die vorzüglichften Stådre der Juſel ſind : Candia, einſt Matium , - . Canea , einſt Cydon , - Nherymo, eiuft Xbes tbymna.
Dieſe Städte haben siemlich gute und
ſichere Håfen gegen die Winde. Außerdem liegen zers ftreut auf der Inſel dieſe Caſtelle : Voliomeni (eisſt Panormos) auf einer Anhöhe am Meer zwis
ſchen Citia und Candia ; dánn Citea (einſt teon ) , an der äußerfen Spiße des Eilands , Rhos dos gerade gegenüber ; Cho ramo, ( einſt Chiñas mon ) faſt ganz zerſtört , einen Pfleilſchuß vom Ges
ſtade, uach dem Aeg å iſchen Meere zu . Eine halbe Meile von hy rano, nach Caporpada hin , ſind
die Ruiueu dei cinſt mächtigen Stadt Palaion He: lenikon . Cho ramo gegenüber auf einer Anhöhe am Meere iſt das stafell Selino ; nicht fern davoni die mauernloſe Stadt Spacia , am Fuße des La pa d ) i A .
Von den Flüſſen der Inſel iſt nicht Eis
ner ſchiffbar. An ihren Ufern wächſt viel Colocals fia * ); auſſerdem ſind ſie reich an Strebſen. – Das
- * ) phås Hier Lotus iſ wohlzu das Arum Colocaſia , nicht Numis verftehen .
70
Clima der Inſel iſt mild . Dieſes und ihre Flüſſe mas chen aber auch die Inſel zu einem Garten voll Olivens, Granaten : Seiseni « Tåume und Palmen . Von den Oraraten wird ein Cyder bereitet , und mach ftons. fi antinopel an die Tirfeu verkauft. Ein Las
byrinth gab es in Creta nicht , wie Belon berichtet. Man bezeichnete tit dieſem Worte nur die großen Steinbrüche, aus welchen die Mauern der jeßt in Ruis
nen liegenden , einſt ſo berůbmten Hauptfadt der Jus rel, Onorrus , und dann noch , die eben auch nur in Trümmern vorhandenen Städte Cortina und DR es
taria gebaut worden .
Sich nun zunächſt mit den Naturproducten der Juſel beſchäftigend , Pflanzen , Fiſche , Vögel und
Thiere betraditend , knůpft Belon an die Erwähnung des Dactylus jo å us, eines Steines, die Beſchreis: bung des Berges Joa oder Philoriti, die auch bier mit kurzen Worten ſtehen mag. si Der Gipfel der Herges Jda bat die Sorm eines
Pirien: Apfels , und regt ſehr hoch über die andern Berge der Inſel hervor. Nach unten iſt ſein Ilmfang, so groß , daß er von zwei Eeiten an das Meer ftoft.
Der Madarà iſt wohl im Unifang größer ; doch bei
weitem nicht ro hoch . Etwas unterhalb ſeines Gis pfels ſind Weiden für Ziegen , Widder , u. ſ. w . Stellt man ſich auf den Gipfel , ſo kann man
faſt die ganze Inſel Creta überblicken , auch die bes
trachbarten Inſeln Milo , Cerigo oder Eutbes .
rea , und noch andere in Archipel. Doch iſt die • luft auf demſelben , ſelbit in den heiſſeſten Hundstas gen , ſchneidend kalt . Gegen Often hat er vom Girfel
abwårts grofe anmuthige Plånen und Quellen . Ges gen die Etadt Candia iſt er waldig ; ſüdwärts iſt
er'unbewaldet, doch nicht ganz Båumelos. Beſonders wachſen hier Andrachr.en * ), Elåprinen und Ciſten . Gegen Meffaria oder Gortina trågt er Cypreffen und Pinien * * ). Auf dieſer Seite iſt das fålſchlich rogenarinte Labyrinth . Unter vielen Sträutern , die um
den
da herum , oder aufdemſelben wachſen , beinerkte
Belon folgende : Mandragora, Påonie 11 , Tragium , feontopetalo 11, Heliotrop, Mies
liloch u 6, Matherina, Helio diroron , Oriz ganum , Dirtymas , Heracleuticum und andre. Von Stauden und Bäumen deſſelben nennt er under andern das Ladanu m , Gljirrby3 0 11, den
Á roolimbrus, Halania tia, Terebinthell , forber ; { entiſcus, Cedern , Appalathen und fidh ten . – Beſonders vortrefflich wächft auf
der Inſel Creta der ſüße Malvaſier-Wein , welder weit und breit verſchickt, und deßhalb meiſtens vorber,
damit er nicht fåure , gut deſtilirt wird . * ) drachne Unter dieſenı verfeht Belon den Arbutus Ans kinn .
** ) Pinus Abies {.
:
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In einem Dorfe der Inſel Creta rah Selon öfters , die måniiliden Bewohner in weißen weiter Unterkleidern , gegürtet, eine Art Schnürſtiefel tragend;
mit einem Stöcher volier Pfeile auf den Nůcken , einen tüchtigen Bogen in der Hand, ein Schwerdt an der Seite, einen Waffen - Tanz aufführen , den ſogenannten Dålt i der Sureten , oder die Byrehiſchen Sprůnge, wobei ſie zu ſingen pflegter . Die weiblichen Bewohner dieſes Dorfes trugen freißatternde Schleyer über dem Haupt. Brufi und
Schultern waren nackt , und vou der Sonne gebräunta Dieſer Bråuuung find die Stödte:Bewohner nicht ro
fehr ausgereßt, weil ſie gewóbnlich erſt nach dem Uns tergang der Souine auszugeben pfiegen . Nach einigen Bemerkungen für Botaniker, Mates rialiſten und Apotheker , über die beſte Art und Weiſe, die Pflanzeu - Producte fremder Fårder kennen zu lers nen , führt uns Belon auf die Inſel Lem no 8, oder
Stalimene im aeg.d iſchen Meere. Die Reiſe
dabin machte er aufeinem pac Salon ich i beftima : ten Schnell ſegler durch den p ro pontis an Gallia
Polis vorbei. Unterwegs wurden ſie , außerhalb des Hellefponts , von Seeråubern verfolgt , und nach dem Hafen der Juſel Imbros genóthigt. Nach zwei Dageni kamen ſie jedoch von da auf Le m n o 8 an .
Die Stade der Inſel, Lemuos (einft Myrina) it wenig berühmt, liegi auf einem Vorberge , und
wird ſo auf zwei Seiten vom Meere umiſpült. Die Anhóba, auf welcher fie liegt , iſt mit alten Mauern umgeben , und auf der höchſten Spitze derſelben felt ein kleines Startell gegen Seeräuber , oder vielmehr, damit die Einwohner derſelben von der türkiſchen Bes ſabung iin Zaume gehalteni , uus zu keinem Aufruhre
gelausen konnten . Die Stadt Hephaift in , jett Sos chono, ift ide. Die Inſel ſelbit iſt voller kabler Hügel,
zw . dhen denen jedoch gut gebaute Felder angetroffen werden . Der Hafen der Goret iſt nicht ſehr ſicher ges
gen die Winde , und befindet ſich auf der Seite, wo das Staftell von Lemnos liegt. Die Inſel iſt wenig
bevölkert. Die Einwohner ſind Gricchen , und ſpres cien ihre eigene Sprache, wie alle die griechiſchen Bes wobuer der Inſel im Mittellån diſchen Meere, die meis ftens die Städte den Türken laſſen , und ihre Neligion
und Sitten auf dem Lande bewahren . Die Inſel Lemnos iſt länger als breit , und zwar zieht ihre Långe
von Oft nach Weft. Mehr ais-75 Dörfer befinden ſich nach Belons Berichte auf verſelben . Der 8 Meilen
entfernte , freilich ſehr hohe Berg Athos wirft bei Sonnen-Untergang ſeinen Schatten auf den Hafen der
Inſel. . Auf der Inſel fand Belon viel urphodes 10n , Cotyledon , Chryſanthem us, Eid) os riei , Dracunculus, Lactuca , Braſſica,
Nerion , Hippo relinon , Pimpinella , an Stauden und Bäumeil, welche bei uns tu ; in Treibs
häuſern geſehen werden . Beſonders richtete er fein '
-
74
.
.
Augenmerk auf das Hauptproduct der Inſel, auf die bekannte Siegelerde , welche bouiftivalricheinlid , das Erzeugniß eines Vulkans iſt , welcher hier auf dem Berse Sotira bei fod y 11 o fcilien Strater hatte, -
Die Erde gehört dem Cultan , wird von Janitſch as rer bewacht , und jályrlich nur einmal, den 6 . Auguſt gegraben von den griechiſchen Mönchen . Derin fie vers liert riach altein Wabnię ihre wirkſame und heilende Kraft , wird ſie nicht von einem keuſchen Volke , und an dieſem Tage , gegraben . Doch findet ſich dieſe Ers de , auch anderorts auf der Inſel noch nicht blus in den Gruben von Sotira ; auch bei dem Dorfe Nas
panidi, nahe bei Co ch i 11 v. Quf der Inſel ke in nos ift übrigens , wie auf allen Inſeln , im Archipel cin griechiſches Siloſter für die Mör dhe , nidit weit vom Dorfe { 1 n a du 11, und heißt Hagio Paulitikon. Die Inſel hat auch warme Bader, in welchen man baden kann, ohne
daß nur einen Augenblick die Hitze derſelben es hinderte . Von der Gurel lemno $ machte Belon in Bes
gleitung zweier Mönche vor derMorgenrotheabſegelnd, die Fahrt nach der Jufel Tharos, wurde aber durch unerwartet cintretenden , widrigen Wind genòthist, an
der 50 Meilen unter { em 11 os gelegenen Juſel Skys ros su landen . Auf dieſer kamen ſie vor Nachts,noch
an . Den folgenden Tag fülzte günſtiger Wind ſie nach Ibaros zurück. Hier ſah unſer Reiſender den
75
-
-
beriilmten , ſchimmern diveißen Marmor, in ganzen Fels renmaſſen , ſelbſt zu Tage liegend. Auf den Bergen der Joſel fang er Tannen , Fidten , Thapſia ulid Fes. rula. Einſt unter dem Makedoniſchen Philipp und
Alerander hatte die Inſel Tharos Golds und. Silber , Bergwerke; dieſe fand Belon aber leer,
Von Tharos regelte er nach einer vierfündigen Fahrt an den damals berühmiteften griechiſchen Mönchs
llofer liatopodi, vorbei nach dem Ber?, Athos, auch Me on? tcran to genannt. Dieſer Berg , von jes
ber den Yeligioſen grireiht, hat 24 Stiòſter für Mönche, die wegen ihrer Heiligkeit im ganzen Griechenlande
und Oricuic auferordentlich hoch geachtet werden , ſelbit von den Türken . Ja , fie ftehen in einem groſs
ſern Anſehen faſt, als die Mönche auf Sinai, Libas. non , in den Einoden des heiligen Antonius, im Zaurus, in Antiuch ien , Alexandrien , Jeruſalem , Prufa , Damask und anderen Ors, ten , welche lektere gewöhnlid, an Anſehen gewinnen ,
wenn ſie zuvor auf dem Berge Athos waren . Die Mionche auf A ¢bos , deren Zahl auf 6000 angegeben wird, find übrigens, keine Faulbauche'; ſie arbeiteten
vom Morgen bis in die Nacht, machten Holz , hackten Weit:fiocke , beſchnitten Båuine, giminerten Schiffe ,
und trieben noch andere múklidie Geſchåfte zuin Hes Ben der Stlöfter. Was die Geſtalt des Berges Athos betrifft , ſo
denke nian ficb cincu Menſchen , der mit dem Rüden
-
76
von Weſt nach Süd fich auf das Ufer des Merres aus: geſtreckt habe. Wie bei dieſem dann Stirne, Naſen , Stinn , Bruſt , Bauch und Fußfpißen vor den übrigen
Körpertheilen hervorragen ; eben ſo geſtalten ſich abs , weſelnd Hügel und Vertiefungin auf dem Berge
A thoß , welcher drei Tngereiſen lang iſt. Der zu: gang des Berges iſt für 5: 63ånger, wie für Reiter fchwierig . Jedes einzelne Selofier deſſelben , deren keis
nes über 200 Mönche qufnimmt, iſt gut unmauert . gegen feindliche Angriffe von den Seeräuberri , die midt ſelten nach den Schaken der Mönche fireben, i aber von dieſen gut betvaffrieten Leuten gewöhnlich ſehr { • tapfer und übel empfangen werden . Auch hat jedes
Filofter ſeinen Namen. Dem Feſtlande zunächſt liegt das Silofter Hierinos , nach ćem Geſtade hin alas
diefnu, u. f. f. – Die Stirchen der silofter find ſchön und vortrefflich gebaut. Die Bibliotheken derſelben
enthielten nur theologiſche Schriften , weder Hiſtoris ker noch Philoſophen , noch Dichter. Die Mönche bes fißen ſelten Gelehrfamkeit . Von fechs taufend kønnen
kaum ſechs Leſen oder ſchreiten . Nur wenige unter ihnen ſind im Stande, eine Meſſe zu halten . Sie vers
ſtehen ſich durchaus auf nichis beſſer , als auf die Des kononiie ihrer Stlöſter , und leben ſo unbekümmert nies be! einander, daß fie , da ſie einerlei Sileidung tragen ,
einander 'oft gar nicht einmal dem Namen nach rens nen . Die Vegetation auf dim Bezge Atbos iſt ſehr
reich , und ſeine Bäume, Platanen , Fichten , Cedern _
u . ſ. f. wady[en zu einer bedeutenden Hibe in ser: ſchiedenen Gegeriden des Bergs. In den Båchen des Berges gab es Strebre und andere kleine Fiſche.
:
Vom Berge Athu 8 bigab ſich Belon nach S as
Tonichi, wo er nais; ciner ztveitågigen Reiſe ankain . Diere Stadt einſt
heſlalonich genaunt, licgt,
in Theffalien , tahe an Mace i onien und iſt : grob, reich und berülmi. Belon reiſie in živei Tagen von da nach Syderocapſa in Macedonien , um dafelbſt die Silber und Gold-Grüben des Sultans ju rehen . .
. .
Ć Syderocapra liegt, wie Jo a chimsthal in Bob me ll , in einem Chale am Fuße eines hohen Berges , in deſſen Gruben sie meiſten Einfvobner der
Stadt, Jinrier, Vulgaren , Griechen und Dalmatier, arbeiteten . Um die Stadt ſind bewäſſerte Gårten und
Wein-Geiårider. Der Berg bei Sydero capra ges wahre eine ſchöne Ausſicht nach fem nos , auf den Ath o 6 bineber , und auf die gebirgigen und unglei:
chen Gefilde Macedonien 6 , wie auch auf einige
Seen , Sou o s oder Couios genannt, welche eine Von Syderocapſa reiſte Beion nach Cas valla , einſ Bucephala genannt. Zu Meer kann
balbe Tagreiſe entfernt ſirid .
dieſe Reiſe in einem halben Tage vollendet werden .
Er brauchte zu Larde zwei Tage an dem Geſtade des Buſens von Chalkis und Strimonium
hin ,
..welches wie ein Bogen geſtaltet iſt. Auf dieſem Wege
78
fand unſer Reiſender viel Joldanella , Ditbis malus, dann Terebinthe n , Aria, Phylica und mehre andere Pflanzen , Stauden und Bäume.
Der
dem Berg åthos zunächſt gelegene Buren ift der : Strimonio , an welchem man einen Bunjen Tag reifte. Von dieſem weiidete ſich Belon nad Iris
cala , einſt Trica , wo der Siß des Sanſabe g 6 , oder Statthalters von Macedonien war. Dii "Stadt iſt sie ulich anfelinlich , und bedeutenden Wai: " jen handel treibend , welche durch die nicht ſehr ferne, ſchiffbare Mündung des Fluſſes Strini o'r ſehr erleichtert wird. Die Eivwohner Triealas, meiſtens Griechen und Juden , rejcten , wie die von Sere's , einſt'.Erano n (eine Stadt in der Eberen
Thraciens ) griechiſch . Die Juden ſprachen auch das Spaniſche oder Teutſche. - Die Landleute fprachen
Griechiſch und Serviſch . ..
Hi vor Eranon wanderte Beton über die Bleis Gruben von Caſtagna nach den Ruinen der Stadt Philippi in fidei Tagen . Dieſe Stadt liegt auf der Stönigsſtraße nach Fronftantinopel , nicht fern voin Mieere, und iſt nicht zu verwechſeln mit Philips » O polis. Sie liegt in einer Ebene am Fuße eines
Berges. In ihrer Umgebung wächſt der Cythifus Tehr häufig. Auch werden in ihrer Nähe ſehr viele *und große Gråber gefunden , woraus man auf ihre ches
malige Grüße und Bedeutenheit ſchlieſſen wil . Den Berg our Philippi'umziebend , kam er nach einer
Wanderung von andeithalb Tagen nadi Cavalla. Diere Stadt hieß einft, ehe ſie von Alexander dem Großen nach ſeinem Leibpfeide dem Bucephalus deni Ranieri Bucephala erhielt , Chalaſt råa .
Sie hat viel åbnliches init der Stadt Lemnos auf femnus hinſichtlich ilirer fase am Meere, bat einen zwar großen , doch nicht ſehr ſicheren Hafen , und iſt wie die Stadt MN agneria ein Schlüſſel zu R . As cedun ie 11. Helon ging nach
Stonftantinopel. ' Zwei
Meilen 'von Ea valla kam er über Berghöhen aus
Macedonien nach Thražien , ſtieg in eine weite Ebene binab , nabe an das Meer , die Inſel Tharos rechts , den Bergrücken des Håmus zur Linken laſs rend. Er ging über den Fluß Mieftro; von den Türs * ken Chararon genannt, welcher auf dem H &mus entſpringt , und bemerkte bei dieſer Gelegenheit , daß
derMelanifche Buſen nicht:"wie einige Reiſende geglaubt haben von der Mié ftro gebildet werde , ſoins
dern vielmehr vor dem ebenfalls auf deir H åmus ente ſpringenden Fluſſe » eros. In der Ebene, welche er durchwaniderte, fand er mancherlei Stråuter und Staus
den , die bei uns in Treibhäuſern gezogen werden , als Cotirus, Halim us * ), Rhamsus altera * * ),
* ) Ift der Atripler Halimus. Linn . · . .
; * *) Iſt der Abamuus Zipphus. Linn.
• 80 u . d. m . – An dem fiſchereichen Sex Houron oder Bifton is hinziehend gelangte er eine halbe Tagreife
weiter ili ein kleines Flecken Commercind, wo ein großer Speiſe s und Gemüſe -Markt war , viele Gries
chen und wenige Türken wohnten. Nun führte der Weg über den Fiecien sivuſella , insgemein auch Chapſyiar geliannt. Daſeibſt wohnten größtentheils Tůrlen, wenige Griechen , noch weniger Judeii. Von Dem See bis bieber war der Weg beſchwerlic). Nun
aber Cam Belon auf die von den Röme.n 'eini er: baute St : nigsiraße nach stoji fi antinopel , 1124 ,den
. er zuvor den fiči.en Berg Sé: rias beſtiegen hatte. Das erſte Dorf, in das er kam , und welches von Orie:
chen bewohnt war , bieß Tragoriganon. Ju der Nåbe deſſeibeii fette er gegen theures Fåfrgeld an eis nen Türken , der die Habſucht ſeiner Nation nicht
verläugnete, auf einen kleinen Nachen über den bruks kenloſen Fluß Marira. Dieſer iſt der ungeſtům flieſſende, Goló fund führende Heb rus der Alten . An Teinem vielfach gekrümmten Geftade ſind reiche Wais den und Wieſen . - Weiter reiſend ſtieß Belon auf ganze Schaaren von Landleuten aus Epirus, welche aus Armuth von Ort zu Ort wanverten , um des faus
len Türčen ihre Aernten für Lohn einzubringen , und davon den Winter leben zu können . Sie ſind Chris ften und wurden ſouft auch Albaner genannt. Auf den Aeckern , über welche Belon hier kam , fand er
Jaspis und Chalzedoniſche Steine. – Zwiſchen der
.
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Stadt Perinthos und Gallipolis rette er über den Fluß 4 11 3 0's , von den Türken Obia u erlik ges.
nannt. Dieſer fließt ziviſchen Gallipolis und Ros dofto in das Gewiſſer des Propontis. Weiter, wandernd ließ der Reiſende nun die alte durch giftis ges Honig * ) berühinte Stadt Heraclé a links liegen , und kam
ſo nach Belimbria , wovon er lloch eine
Lagreiſe nach der Hauptſtadt des türkiſchen Reiches zu machen hatte. Selimbris liegt in offener baumas loſer Gegend. ?
"Ein ailgemeines Reſultat aller Beobachtungen Best lons über das nin durchzogene Thrazien ſpricht er iu folgenden Worten aus : Ebrajien hatgroße Nehrs
lixbkeit mit der Picardie; iſt eben ro baumlos , ſo · eben und von ähnlichen Anhöhen durchrohnitten . . .
Pera und fponfi.antinopel. Dieſe beiden Städte, als eine betrachtet, liegen einander gegenüber , getrennt dure Gewåſſer , wie mehrere Städte an den Ufern eines Fluſſes gegeneinander über liegen , k. B . Beaucaire und Tarraroon . Sowuß , wer von
Se on ftantinopel nach Pora kommen will , über * ) Dieres Honig heißt wohl deßhalb giftiges , weil .. . es, Uebelkeiten verurſacht und Erbrechen . Die Urſache davon liegt wobl an dem hier ſehr haus
figen , Chamåleonskraut , von welchem die Bies den oft ſammeln . 15tes B . Griechenland. I. 1 .
.
82
den Hafen : denn dieſes liegt auf einer Anhöhe. Zu fton ftantinopei, oder auch zu Pera , kommt
man entiveder zu Lande, oder zu Meere an . Iſt das erſtere , ſo hat man hier für alle Mübreligkeiten der Keiſe (denn unterwegs ſind außer den Caravan . ferais * ) keine Herbergen wie in andern Låndern )
zuerſt ein Ruhequartier zu erfvarten, mit dem man jus, frieden iſt , zwar in keinem Wirthsbauſe, aber für Geld und gute Worte bei den Bewobyern der Stadt, welche aus allen Ländern hier zuſammengefloſſen ſind , ſo daß der Rufe wie der Franzoſe , der Deutſchewie der Engs
länder ſeine Landsleute hier hat und aufſucht..
- Keine Reſidenz in der Welt liegt bequemer , keine iſt großer , und bat mehr Antiquitäten :Schåße. Die
Stadt liegt wię Rom auf ſieben Hügeln , und bat *) ente Dieſeeinander Herbergengleich ſindmeiſt in dem ganzen Dris , haben 80 – 120 Fuß ins Gevierte , find innen gepfiaftert, und oben übers i dacht. Ein großes Thor führt binein . Innen find an allen Seiten einige Erhobungen anges bracht , worauf die Reiſenden zu liegen und zu ruben pftegen . Tiſche , Bänke und dergleichen giebt es nidt darin . Auch felten kann man Speiſen oder Matraßen haben . Das bringt der Reiſende mit. Die Pferde der Reiſenden oder ihre Reiſethiere anderer Gattung , bleiben auf dem Raum in der Mitte, wo ſie an Ringe, die im Pflaſter angebracht ſind, angebunden werden . Eigentliche Wirthshäuſer giebt es nidt.
.
83 ringsunt dreifache Mauern . Unter das vorzüglich Ses benswerthe derſelben gehört der Hippodromus,
ein großes und koſtſpieliges Gebäude mit zwei Obelis: ken ; Ferner die Porphyr Säule neben der Sophiess Kirche, dieſem herrliditen Kunſtwerke, welches Roms Pantheon weit übertrifft ; dann die Menagerie des
Sultans , und noch anderes , das wir hier übergehen , weil es ſpäter wieder erwähnt wird . Von Se on fantinopel beſuchte. Belon die Ruinen , des alten berühmten Nico in edia , welches auf einem quellenreichen , jeßt von Túrken bewohnten
Hügel lag , und einen Buſen hat. In dieſem Buſen fah er die Inſeln Proty:8 ,: Bergus und Iſula del Cor.bd. Andere Inſeln im Buſen vou Nicos media und im
Proponti 6 fand er namenlos und
klein . Die Inſeln im Hellerpont , ånderten ihre Namen ; ſo heißt die Inſel Proconefus jektMars
mora und die Inſel Besbik o.s . bat den Namen Calomino.
.
3 weite
B
db. . ,
Mit Ende des Monats August ( allem Vermuthen nach , da selon das Jahr nicht nennt, 1547) fchiffte er von It o nftantinopel nad Alerandrien ab. '
Günſtiger Nordwind wehte das Schiff in einer eindis gen Nacht durch den ganzen Propontis. Phrms
gien blieb links , und Ihtajien rechts. Am drit: ten Tage nach der Abfahrt wurde im Buren von G als
lipolis geankert. Bei dieſer Stadt fah er in einer Ebene Grabhügel thraziſcher Sönige und Herrſcher. Nach einem zweitågigen Verweilen ward die Reiſe ges
gen die K afelle des Bosphorus , nach £ éstos und Abh0.08 fortgeſetzt:* ), um dort zum zweitenmal zu anfern .
Der Stanar bei den Kaſtellen iſt etwa 4
Meilen breit. Die Scaftelle , nicht allzufeſt , find die Schlüſſel zur Durchfahrt in das Mittelländiſche Meer. Die Steine zu dem Schluße. Sefto ſind aus den Nuinen einer alten Stadt Skamandria , eine balbe
Tagreiſe unter Seſto s einft gelegen . :i con • Mit gutem Winde, m dftro tramontako bon den Schiffern genannt , kam er bald nun in das Mits telländiſche meer , - 3 Meilen unter
by 0 .9 $ , Eber
rodes rechts und die Ausſicht auf das thrafiſche See frade, wie nach der Inrel fem .nos. Links von da, on
Afien's Stůſte hinziehend , erblickte man bei dem Vors berg.e Sig å ium , auch das Janitfch are 11 . Cap ges
nannt; die Trümmer von einem alten Schloſſe Gy'ing) nerion , und in derſen Nåbe große Ciſternen für die
nach Troja Reiſenden . Hieraufhatte Belou die Inſel fontedo 8 zur, Linken and rechts die Nuinen von
Troja. Die Gegend son Troja wurde von Griechen , Türken , und Yrabern bewohnt , und * An den beiden genannten Orten müſſen alle Schiffe anhalten , um ihre Påſe vorzuweiſen . : pder fich 'welche ausfertigen zu laſſen .
85
alle dieſe Bewohner nannten die Ruinen , wie die Gegend um dieſelben Troada.
Dieß iſt kein
anwichtiger Bew iß , daß bier Troja wirklich lag. Noch mehr aber beweiſen dieſes die prachtis
gen und Herrlichen Kvinen theils über , theils unter der Erde. Die Uingegend von Troia iſt fandig und unfruchtbar. Von Bäumen wird der Erculus' am båufigſten angetroffen ; doch gibt's auch Seſam , und
eine Art Melonen , welche nicht viel Feuchtigkeit nöthig hat zu ihrem Gedeihen ; denn die Gegend iſt waſſerleer.
Fortgeſetzte Fahrt brachte Belon zu der Inſel Le 860 $ (Mitylene) mit der Hauptſtadt M e tes
lino. Die Einwohner dieſer Inſel in der Stadt find Türken , auf dem Lande Griechen . Die Juliet giebt Wein und Getraide in Ueberfluß. Die Ausfuhr davon geht nach Stonftantinopel. -
Ungünſti:
ger Wind hielt nun das Schiff unſers Reiſenden eine Weile zwiſchen Shios und Tenodos; dann fubr
er mit günſtigerem Winde , die Inſel Lesbo s links ,
fpåter die Inſel Pfara rechts habend , nach Sbio $ , nachdem er von dein Hellefpont bis dahin einige - Page gebraucht hatte.
Die Inſel Chios bat einen Stanal und Hafens ift reich an Maſtirbäumen , Oliven und grüner Erde,
welche von den Einwohnern Theodotion genannt wird. Dieſe ſind meiſtens Griechen und Franken . Eben ſo gemiſcht iſt ihre Lebensweiſe , halb frånfiſch)
86 , und halb griechiſch .
Auch die Sprache iſt gemiſcht,
halb griechiſd) und halb genueſiſch . Die Stleidung der Einwohner glich jener der Bewohner von Sen ud.
Von hier führte günſtiger Wind das Schiff weis ter.
Die kleine, långliche , waldleere , aber waides
- und getraiðreiche, nur hügelige Inſel Ikaria, die erſte , die man von hier ſab , blieb rechts .
Dann fab
man zwiſchen Ikaria und Naxos die Inſel Jon und die an hohen Bergen reiche rundförmige Inſel Samos, deren Umfang Belon bedeutend fand.
Sie war ide, aus Furcht vor Seeräubern von Mens ſchen leer. mit Nordwind ließ man die Inſel Samos
links, ſchiffte durch die Enge zwiſchen Sam os und Si aria åber berüchtigte Sflippen nach der Inſel Gais deroniſo , welche ebenfalls öde war , und kam von
da nach der Inſel Patmos, insgemein Palmora genannt , von Griechen betwohnt , berühmt durch den
Verfaſſer · der Offenbarung im neuen Teftamente. Palmora hat einen råumigen Hafen , ift reich an Wajzen , hat ein Mönchenklofter , und iſt ziemlich fera
von Ikaria. ,
Widrigen Wind von Ibražien her habend , die Schiffer nannten ihn Ihrazia $ , - kam man in den Stanal der Inſel Cos, welche von den Türs ken Stankou genannt wird , und ſo hohe Berge
wie Creta hat. In der Stadt Cos wohnten Tůrs ken , in den beiden Dörfern der Inſel Griechen.
87
. Die Inſel Cos ließ man zur Rechten . Schon fah man die Stadt Rbod o 8 mit ihren hohen Thůrs men und Seeleuchten von ferne , und doch war man noch weit davon . Als man nåber kam und landete,
fand .man die Stadt auf einem runden Hügel ain
Meere liegend , mit ſchönen Gebåuden , gut befeſtigt, von Tůsken bereßt. In den Dörfern der Jnſel wohns ten Griechen. Die Inſel ſelbit fand Belon frucht: bar an Weint , Ouft , Feigen , Diiven u . . f. Unter den Vogeln nennet er beſonders den Onocrotas
I u 8 *) , (die Löffelgans) unter den Schlangen die gaette , welche von den Türken och ilanne ges nanntwurde.
Nach einigen Tagen reiſte man von Rhodus
wieder ab. Der Wind wechſelte. Bald hemmte der Nordweſt , bald begünſtigte der Nordivind ſo , daß
man die Inſel in einer Nacht aus dem Geſichte vers lor. Dann ſtürmte wieder hinderlich ein Siroc, heminte
nochmals der Weſt , bis endlich wieder Nordwind eiris fiel , und das Schiff in wenigen Tagen in die Gegend von Damiate trieb .
Ju der Nåbe dieſer Stadt
ftrömt der Nil durch eine feiner ſchiffbaren Mündums geni ili dasMeer , und trübt ſo das lektere eine ganze
Strecke weit , ob man gleich Aegypten ſchon ziems
lich nabe war , ſo konnte man es doch von hier noch
* ) Nach Linné der Pelecanus Onocrotalus.
"
88
-
nicht fehen , weil es tief liegt. Unterweges bemerkte Selon , daß Sakerfalken *) , Wachteln ** ), Löffels gånſe von Nord nach Süd zogen , und weil er dieſe Vögel früher hatte nordwärts ziehen fehen , ſo ſchloß , er , daß ſie Zugvögel ſeien . Weil die Nacht ejnfiel, ehe man Aler andrien , das Ziel dieſer Reiſe , ers reichte , ſo ward auf offenem Meere geankert , um
durch Nachtſegeln den Ort der Landung nicht zu vers fehlen . Den andern Tag kam man geitig an den zweiten ſchiffbareu Arm . des Nilftroms, an die Mündung von Roſette , welche das Meer selb fårbte. Das erſte , was man von Aegypten fals, war das Schloß von Nurette , 2011 wo man noch anderthalb Tagereiſen nach. Ale r a n drien hatte.
Ehe man zu dieſer Stadt kim , fab man von ferne nichts als Palmen , Sycomore n *** ), und die hobe
Pompej u $ s Såule auf dem Vorberg von Ales fandrien .
Das Schiff lief fpåt in den Haferi ,
und ro konnten die Reiſenden erſt an dem andern Morgeni qusffeigen .
Die Reiſe von Stor ftantinopel bis Alexana
* ) Vielleicht der Falco Aegyptius. Vielleicht der Wieſenknarrer , der Rallus Crex **).Linn .. . ***) Wilde Feigenbäume.
89 drien kann , mit gutem Wind und ohne allen Aufs enthalt unterweges , in acht Tagen gemacht werden .
s
Dritte $ B u ch. . .
Alexandria iſt wohl du unterſcheiden von einem anderen Alexandria , welches die Römer
auf den Trümmern 'von Troia erbauten , und jeßt ebenfalls wieder gertrümmert iſt. Alexandrien : in egypten , liegt auf einer Landſpiße , auf febr .
fandigern Bodell , und hat auf der einen Sette das mitteländiſche Meer , auf der andern den See Mias
seotis. Diemeiſten Lebensmittelfür die in altenGebäus den , doch hinter guten Mauern wohnenden Menſchen , kommen aus nahen Orten, oder über das Meer, und bes ſtehen in Wein von allen Sorten , Fleiſch von Himmeln ,
Gazellen, stålbern , Ochſen, Hühnern , Eiern , Fiſchen , beſonder : Meerbremen , Harſen , Maigres , Zabnfiſchen ,
Meerbarven , Rochen , Seehunden und Gourneaux *), denn in Granateit, Mouree * *) , Citronen , Pomeranjen , tahmen und wilden Feigen , Reis , Gerte und Dinkel.
:
Auf dem eine halbe Meile von der Stadt ents
fernten Hügel , wo die Pompejus - Säule fteht, die viel größer und dicker als die Såule des A grips . pa im Pantheon su rom , bat man eine weite
* ) Li Dernn .graue Seebaha oder Trigla Gurnardus
***) Musa paradisiaca, Piſang. .
-
90
Ausſicht auf das Meer und auch in das Land hinein , . auf der mit Palmen umgebenen , eine halbe Meile
fernen See mareotis. Das Feld um die Stadt iſt größtentheils Flugfund , und trägt nur Hermalas
kraut, Capern b å u me und Tamaris ke n .
Die Gebäude der Stadt hatten teraſſenförmige Dås cher , wie alle griechiſchen , türkiſchen und arabiſchen Häuſer. Auf dieſen pflegen die Einivohner Sommerss
.
und Wintertzeit ollie Betten in freier Luft zu fchlas fen . Die Hauptſpradje in Alerandrien war, nach Belon 6 Ausſage , arabirch odermobrirch . Dod
:: hôrte er auch die dort wohnenden Türken , Juden , Griechen und Italiener ihre beſonderen Sprachen reden . Einige Tage blieb er zu Alexandrien , dana ward auf Stamelen die Reiſe nach Stairo begonnen . Zunächſt ging es über Sandfeld , wo unter anderea Stråutern Antilli 6 oder stali wuchs. Dieſes
Strautes bedienen ſich die Eintó ohner zum Feuern . Die Arche davon wird als Handels - Artikel nach
Frankreich , und anderwärts verſchifft , und dient za Werfertigung des Striſtallglares. Auf dieſen Sandfels
dern wuchs auch Hermala oder wilde Raute. Zwei Meilen von aler andrien rah Belon wies
der Sandfeld mit Capernbåumen und se ali bewachs
Ten zur rechten Seite , links viele und große Dörfer unter Palmenſchattert. Nach drei Tagen kann man an das mittelländiſche Meer , långs dieſem über Sands Gefilde mit Tamarisken , kleinen ſchwarzen Myrthen ,
91 -
gegen Abend nach Rorette , Narch it genannt von den Moren, am 1lfer einer grote Nilmůndung gelegen , wo man ågoptiſche Feigeni, Papyrus, Zuckerrohr, Colos caſſen und Sykomoren und den Rhamnus altera fand.
Die Stadt Rorette war mauernlos und ſchön . Ihre Einwohner , unter welchen auch Juden , ſpras den arabiſch . Palmwålder befchatten die Stadt,welche alle Lebensmittel hatte , die man zu Alerandrien fand. · Zu rorette fette man ſich in Nilſchiffe , um mit guten Weliwinde nach stairo zu kommen , deſto
beſſer die Ufer dieſes Fluſſes beobachten zu können . Die fdhönſteil Dörfer lagen an dem Nil zu beiden
Seiten ; minderbedeutende und meiſt waſſerleere Orts fchaften lagen zur Seite tiefer in das Land.
Eine halbe Tagreiſe von Rorette kam man an die kleine Stadt Nantubes , welche auf beiden Nilufern liegt. Weiter kam man über das Dorf Eli minie ,
unterwegs
Colocarren ,
Lotus * ) ,
Rhamnus, und Palmen fehend', dann über das Dorf Berimbal.
Die meiſten Häuſer der Orte,
die man bier ral) , waren auf Erderhöhungen gebaut, wegen der Ueberſchwemmungen des Niles. Sie hats
ten das Auſehen der Bienenkorbe und waren ober platt und offen . Man kam über das Dorf Sindon ,
zur Rechten Diuruth laffend , dann in die große
Stądt fua, welche viel größer war als Rorette.
* ) Wobl Nymphaea Lotuş.
.
92
Ihr gegenüber lag eine Inſel mit Zuckerrohr, Sofos Mören , Palmen und Colocaffen , Gartengewachſen , Getraide , beſonders Gerſte und Réis. Hier kvar der Nil ftellenweis ro reiſſend , wie die Loire in Frank, reich iſt. Unterhalb Sindon fal man den alerans der 6 . Stanal zur Rechten , fruchtbares Land gur
Linken , am Ufer oft Geier , Sakerfalken , Meerfalken, den Håmatopus (eine Art fchwarzer Ibis ) , den Hips
popotamus (Nilpferd) , Büffelochſen , das Strokodil, den Dryrinchus (cine Art Hecht) , dann Heuſchrecken ,
Fliegen mancher Art und ſchon oft genannte Hitzer. . !. Noch waren die Reiſenden 40 Meilen von St airo
entfernt ; dennoch fahen vie ſchon die Obelisken und Pyramiden dieſer großen Stadt.
Vier Meilen unter
ibr rah man den Nil in zwei Arme fich theilen , wos von einer rechts nach Damiecte få uft , und dort
die peluſiakir chè Mündung madt; der andere Arm aber links nach Noſette giebt, URD da die in Hopiſch e Münding bildet.
Um Dorfe. Bulak, wo alle Nilſchiffe Tanden ,
ward auch jeßt angelegt." - Von hier macht man die Reiſe nach fi airo gewöhnlich auf Laftthieren .
Ebe
dieſe ankamen , machte Belon die Beobachtung , daß die Aegypterinnen alle verſchleiert gingen , latge Seleia der trugen , ſehr verſchieden von denen der Türkinner , und daß nur des Durbans Farbe den Unterſchied zwis
rcben Glaubensgenoſſen machte. Dieſen Turban nånts
lich trugen die Ebriften bunt, die Juden gelb , die
93 Mohren , Aegypter und Türken weiß oder grün ; das leftere war beſonders bei denen der Fall , welche in ,
gerader Linie von Mohamed - ſelbſt abftammten .
Außerdem tah Belon bei den Einwohnerin hölje Ubk , fårfchuhe oder auch Stiefelchen unten mit Eiſenibes' o ma . .' legt , wie bei den Türken .R
i in Pon Bulaf batteriman mus noch eine halbe Reile nad) siird. Der Weg führte durch Gemüſes Gårten und fruchtbare Gegend , wo man unter andern
Geivächſen auch wilde ſimonen , bobe Sebeſten , Eaſs fien und Sykoinoren fand. .. $1!! Die Stadt Se airo ift groß und geråumig , nicht
ganz uminiawert , weil sie an mehreren Orten von dem borüberfließenden Nil geſchüßt iſt. Sie iſt mehr lang
als breit , uud'meiftens don Staufleuten bewohnt, wels . de in das ganze türkiſche Gebiet umber bandeln . Die Hiße des Himmelsſtriches , unter dem fie liegt , is
ſehr groß; daher werde# ſowohl in den Gårten der Stadt , als auch an andern Orten , beſonders bei den Häuſern " viele wilde Feigenbåume gepflanzt , um hins
länglich unter Schatten feyn zu können. Der Markt , der Stadt , oder der Beze ft an , war voll Lådeni und
Buden für Silber , Gold , Spezerei u. dgl. " Stleine Luſtreiſen in die Umgegend der Stadt Stairo. 9 Uuf dieſen fals Belon die nahen Ruinen Babylons, welches wohl zu unterſcheiden iſt vor dem alioriſchen'Babplon in Meſopotamien; und jeki BasDad beißt.
i
c .
94
Die Mohren , die unſer Reiſender bei dieſen Wans ; derungen kennen lernte , fand er als luftige , immer
frohe Leute , die den ganzen Tag büpften und tanzten und muſicirten *). Beſonders gernei pielten dieMobir rinnen auf ihrer kleinen Harfe Cinghi genannt, und fangen dazu .
Ueberhaupt ,
bemerkt Belon ,
s mogen die Türken ihre Stenntniſſe , inſofern diefelben vou einigem Belang ſind , yon den Mohren erbaltea baben . : . Eine andere Luftwanderung fübrte Belon in die
Gärten des nahen Dorfes Materea , wo er die Halo ramftauden ** ), befalı , die beſonders an dieſem Orts gut und in Menge gepflegt werden , und den theueren
kiflichen .Balſam liefern , von dem ein einziger Tros ' pfen in Konftantin o pel ſchon mit einein Ducaten
.: . bejablt wird... .
?
Noch eine andere Wallfahrt felte Belon nach - der Wüſte oberhalb des Dorfes Buſiris an , um Dørt die berühmten Pyramiden oder Grabdenkinåler großer Aegopter zu bereben . Auf dieſer Wanderung. begegnete er oft Zigeunern , einem wahren Landſtreia dergeſindel. Er beſtieg eine der großen Pyramiden ,
* ) Man ragt gewöhnlich : der Charakter der Mobs ren rei der melancholiſche.
Balsamea meccanensis , oder Amyris Opo * * ) balsam um .
95 , von welcher er eine herrliche Ausſicht über den gros ten Theil des Aegyptenlandes batte , und anh , wie
dieſes die Form eines Triangels babe. Auf ſeinem Rückwege von den Pyramiden , die er als erhabene Denkmale bewunderte und deren Entſtehung er der Lehre der Aegypter über die Auferſtehung der Todten
zuſchreibt , beraber das koloſſale Haupt der Andros ſphinx , eines Stunſtwerkes , tereſſirt, erzählt uns aber Wichtiges pon demſelben . Inn , in dem Stapitel, wo
das jeden Archåologen ins nichts Bedeutendes und Beiher bemerkt uns Bes er uns dieſe Wanderung
erzählt , daß die alten Aegypter ibre Todten mit einer
Miſchung pokusatran und Salpeter in Mius mien verwould n båtten , ebenfalls weil ſie ſo feft ax die Auferſtehung des Merſchen vom Tode geglaubt und darum für die Erhaltung des Leibes eines Lodten Sorge tragen zu müſſen glaubten .
einigen nachfolgenden
Ja
Stapiteln erzählt uns der
Reiſende von einer Art Geige mit Roßhaaren bes ſpannt , welche er hier in der Gegend von stairs
öfters geſehen , von einer Giraffe , welches Thier
jekt bekannt genug iſt, von einem Ochſen , H ubalus genannt, dann von einer Art Dammhirſchen , vom Dris und Orix , Thiere , welche in der Menagerie tu stairo waren , und endlich von einem Affen Stats
litrir , welcber zum Geſchlechte der Meerlaken , ges borte.. .
• Von mairo reifte Belon mit einer Karawanen
. . : 96 welce son 20 Janitſcharen begleitet wurde nach dem Berge Sinai. Weil dieſe Gegend ſo heiß ift, To benůkte mån größtentheils die kühleren Nächte zona
Reiſen , während inal des Zugs die meiſten drückens den Mittagsſtunden unter Zelten zubrachte.
Jn drei
Reiſe - Stationen ging die Reiſe den Nil hinauf und an den Brunnen von Suez, mit deiſen ſalzigetu Wafer fid , die Eintvohner der nahen Stadt Snej eben ſo gut , als die Reiſenden begnügen laſſex Inår ſen , wenn die leßteren kein beſſeres Getränke auf ibis rer Thieren mitbringen . Bemerken muß ich hier, daß ! in dieſen Gegenden , wie überhaupt im Oriente oft
ganze Strecken von mehreren Tagerelahtme Quels: len ſind , daß die Bewohner dieſer Stilwerpcominn Sis ! -
fernen anlegen , und Waſſer darein razumeli , wovou
fie oft das ganze Jahr trinken . Ju Aegypten füllt pulche Cidernen der übertretende Nil , an anderu Ors ' ten der Regen . A18 Belon die Producte der Gegend um Sue ; etivas genau unterſuchte , ſo fand er unter andern Ambroſia, Cenesb å u me, I ex ! richo - Xvreni, Sologuinteil, A cacien , Sens wer , Streuobeerſi a uden oder Rbam 11 # 5.
Nidtweit von Suez kamen die Reiſenden au ? das ſogenannte rothe Meer, welches bei der Stadt Suezihur ein engër Stanal , nicht viel breiter ift als : die. Seine zwiſchen Havrefleur und Hondex : fleur , klippeureich , und ſchwer zu beſchiffen , von
Noro nach Súd ſich zieht, und unterhalb der zwölf
97 Quellen fids weſtwärts krümmt. An der Stüſte hin faud , man nichts als Nb a m 'n us ( Streuzbeerſtaude) und wilde Gazellen , welche von den nahen Bergen ' berabkamen . Durch eine baumeloſe, nur mit Pfriem Fraut bewachſene
Gegend ward uitter großer Hité der Weg fortgeſetzt bis an kleine,mit Cayernitauden berekte Gebirge. Hier
rahte man , und verließ die Meeresſeite und das w ü ft e Arabien1 , um in das noch unfruchtbarere
feinigte zu ziehen . Der Weg ging zwiſchen Sands gebiegen bin , ivo es wieder nichts als Çapern - und
Wollenbäume und Onzellen gab.
Dann kann man
über befchwerliche Felſen in das fteinigte Ara:
bien . Das erſte Dorf , auf welches man ftieß , war von Urabern bewohnt, lag in einem von einem Bache
bewåſſerten Thale , und hieß Pbarang u . Hier gað
es Granaten , Palmen , Oliven und andere Fruchts båume , und ſüßes Waſſer , Ziegen und. Schaafe,
Efel , Pferde , Stamele , Ochſen , Stühe und Hühner. Ale diere Thiere waren jedoch kleiner als in Aegyps ' ten . Außerdem fand Belon in dieſer Gegend zwis
fchen Felfen die birkenähnliche Balanus Mirepsica * ), an Båchen die Balſamite , Pauliot, Moronkreſſe und Binſen .
Die Reiſendeu durchzogen ein Chal mit Palmens waldung hinwärts nach dem Fuße der hohen Gebirge
* ) Guilandina Moringa oder Bennußbaum . ! ! 15tes B . Griechenland. I. 1.
.
98
pox Sinai. Auf künſtlich von Mönchen argelegten Wegen ftieg man endlich eine halbe Meile hinauf,
zwiſchen Gipfeln nach einem Maroniten : ft los fter , welches ſich dort fand. Dieſes Stlofter , von deſſen Mönchen die Reiſenden ſehr wohl und gut aufs genommen wurden , lag am Fuße des Berges Horeb, hatte hobe Mauern und außer einer chriſtlichen Stirche
auch eine Moſchee für die Türken , ohne welche kein Neiſender hieher gelangen kann. Im Kloſtergarten ſah Helon Stohl, Lattich , Salat , Mangold , Zwie:
beln , Knoblauch , Dattelbåume. Auf dem Berge Horeb, wo einſt Elias ſich aufhielt , ftand eine Kirche ; an verſchiedenen Orten des Serges waren Bes quemlichkeiten aller Art und Ciſternen angebracht. An der Abendſeite des Berges lag das Seloſter Sarauda
Pateres.
Der Berg Sinai, auf deſſen Gipfel ein eiſens
farbiger Fels ſteht, iſt höher als der Horeb , und beſchattet bei Sonnenaufgang den Lekteren . Er ift böher,
als der Deta in Griechenland , und auf allen Seiten mit Bäumen und niedrigen Bergen umgeben ; doch iſt
er nicht ſo hoch , als der Olymp in Pbrogien . Er gewährt eine Ausſicht auf die beiden Stůſten des arabiſchen Meerbuſens (rothes meer), und auf die gegen A ethiopien liegenden Einöden des heilis
nen Antonius , gegen Oft auf das feinigte Arabien , welches an den Berg Sinai grenzt, und auf die Berge Ierufalems, welche mit dem Sis
99 nai zuſammenhängen , gegen Wert auf das w üfte und randigeArabien, und auf die fünf Tagereiſe ferne Gegend des mittellandiſchen Meers. Mo
: der Berg am höchften iſt , beträgt ſeine Breite nicht
über 4 Schritte. Am Fuße des Sinai liegen vers ſchiedene Stlofier.
Unter den Kräutern des Sina i
bemerkte Belon viel Absynthium , Seriphium *) , Panacea Asclepia * *) , Conisa und arabiſch e 8 al
kraut. Die Gegend um den Sinai iſt gemäßigt ; die Berge Derſelben aber meiſtens unfruchtbar und
trocken , bis auf wenige Orte, wo Quellen ſind , 3. B . in der Nähe des Statharinen : Stloſters um den Waſſers
fels des Nores. Getraide und Hülſenfrüchte erhals
ten die hier lebenden Mönche von ihren Patriarchen aus Stairo ; andere Bedürfniſſe ſuchen ſie dem Bos den abzugewinnen ,
Vom Berge Sinai führte die Reiſe über Tor wieder nach Sairo zurück. In der Stadt Tor kam
man , durch Gebirge ziehend , nach zwei Tagen an . Eine halbe Meile von Tor rab Belon die in der Bibel crtvåbnten vierzig Palm båume, bei wel: chen ein warmes Had war. Die Stadt Tor, welche
im Grunde nur ein Dorf iſt , hat Mangel an Holi * ) Absynthium seriphium iſt wohl die Artemisia judaica L .
* *) IA wohl Thapsia Asclepium L.
100 und Trinkwaſſer , und ihr Hafen am rothen Meer
iſt nicht beſonders gegen die Winde geſichert. Die Belvohner derſelben , Juden , Griechenl, Arader und
Armenier , trieben bedeutenden Fiſchhandel. Bei Tor
ruben gelvóhulich die Star atvanen aus, welche von M e cea und aus dem glückli d )en Arabien koms men , und mit allerlei koſbaren Spezereien beladen find . Mit einer ſolchen Sturalvane reifte Belon, den Berg Sinai rechts , das rothe Meer links bas
bend , von hier durch ſchöne Gårten mit Weinbau , dann durch randige und freinigte Gegenden , von dem Stanal des rother Meers in das feſte Land hineins ziehend nach Suez , wo man in 5 1/ 2 Tagen ankam .
Von Suez führt der gerade Weg durch unfruchtbare Wüſten niach stairo. Vierte 8 Buch. zu einer neuen Reiſe hinlänglich ausgerüſtet, . brach Belon bald wieder von Stairo auf , folgte
eine gute Strecke dem Stanal nach Damiate , ließ bann A¢gnpfen links , jog durch Sandgefilde , wo
nur Stúrbifre gezogen u urden , und kam zum Dorfe CAUSA .
Hier wurden wieder Lebensmittel auf die
Maulthiere 'gepadt. Von da ging es nach dem Dorfe · Cataro , welches nicht ſehr weit vom Nil, und fehr bervorragend liegt, und mit Palmen und ſehinen
Gårten umgeben iſt. Nan vom nachfen Dorfe Bils
101 bez zwiſchen Morgen und Mitternacht hinziehend, fah man rechts nur unfruchtbare Felder , links das frucht: bare vom Nil bewäſſerte {and mit Dörfern , Wåls dern von Feigen und Palmenbäumen . Man kam ir
das Dorf Salatia.' Hier fand,man Ziegen , Hüh: ner, Gerſte, Wein und andere Lebensbedürfniſſe. Weil
die Gegend , welche man nunmehr durchziehen mußte, von Näubern ſehr unſicher war , ſo nahmen die Reis fenden zu ihrer Janitſcharen - Eskorte noch bewaffnete Araber , und ſo zog man weiter fünf Stunden ourd
unfruchtbares Feld ; dann durch ſchlechte Wege nach dem Dorfe Belba , nicht weit vom mittelländiſchen Mieere , : in der Gegend von Palmira zivi cheir Aegypten und Syrie it , fivei Cagereifen von S as
Latia. Von Belba zogen die Reiſenden långs dem mittellandiſchen Meere hin , dann öſtlich , rechts die Gebirge von Sinai laſſend , am Meere wieder , an die Grenze des frugtbaren Theils von Pal å fina.
zwiſchen Belba uno Gafaro , der er fien juddi: fchen Stadt, fano man Beachfelder , ſah inancher;
lei Vigel , Sakerfalken , ägyptiſche Habichte , Bous drons , mancherlei Pflanzen , ß. B . Meerziviebeln , Thapsia , Bergpoley und Hastula regia . Man kam
auch durch Wälder , welchemit Getraide und Hülſens. früchten gut angebaut waren . Gazaro , mauernlos , liegt fruchtbar. Es gibt
dafelbft Feigen , Oliven , Hepfel, Granaten,
102
Wein . Die Einwohner, Griechen , Dürken und Aras ber , find fleißige Landbauer. · Bei ſtarkem Sirocwind , wodurch man die nicht ſehr fernen Meereswellen brauſen horen konnte , Bogen die Reiſenden nordwärts , die Mittagsſeite gang in Rücken , unterwegs Dinoplien und Papecabåume * ), Colocaſſen und Zuckerrohr treffend , nach Rama. Von dieſer einſt ſo großen und berühmten Stadt iſt faſt alles in Ruinen ; kaum zwolf Håuſer waren noch
und von Ackerbau treibenden Griechen , bewohnt.
' '.
Belon kam durch reiche und fette , nur durch
Trågbeit der Einwohner nicht gebaute , Gefilde in das Thal zwiſchen den ſteilen Bergen von Jeruſalem . Dieſe Berge tragen alle Baumarten , und find ſo
reich an wilden und wohlriechenden Sträutern wie der Isa auf Candia.
Auch findet man überall noch
Spuren von dem Fleiße , mit welchem einſt die Jus den hier Land und Bergrücken bebauten. Wild wachs
rende Bäume dieſer Berge find: Andrachnen , Fichs ten , Aria , grüne Eichen , Terebinthen , Maftir. Wild wachſende Stråuter auf denſelben ſind Ciſtus , Rosnias rin , Thymbra , Maron , Salbey , Cycla minus ,
Frauennabel , Thymian , Yſop. Weſtwärts tragen dieſe Berge Wein , Obft , feigen , Oliven und Granaten .
*) If R. spina Christi L . ,
.
103
Nach einem vier franzöſiſcheMeilen langen March - über die Berge, kam man zu den Ruinen eines alten lateiniſchen Stloſters.
Belon fand die Gegend um
Jeruſalem , wo ſie jèkt waren , ſehr fvohl angebaut, Weinberge, Aepfels , Mandels , Feigens und Olivers båume. Von einem Franziskanier begleitet , fah man
zuerſt den Ort , wo Jefus mit ſeinen Schülern das Viachtmahl hielt, und eine türkiſche Moſdee ftand, dann den Tempel der Jungfrau nahe bei der Stadt, ebenfalls eine Moſchee . Nun ftiegen ſie in das Thal goraphat , über den nur einen Steinwurf von der .
Stadt entfernten Bach Stidron , um die Begräbniſſe des Jeremia s und Jeraia $ zu ſehen . Weiter kam man in die unebene und ſteinigte Gegend von Sets phage , rechts über den Delberg , von deſſen Gis
pfel man gang Jeruſalem , die Ebene von Jes . rich o und das todte, ſonſt asphaltirdh e M e er ſah . Abermals über den Bach Stibron gehend , fah man das Grab der h . Jungfrau Maria und das der beil. Anna , Dann das goldene Chor, wo unter Titus die Römer die Mauern Durchbrachen . Von
bier wandte man ſich nach dem Berge Sio11 , fab
dann zunachft den Schaafteich im Thal Joras ubat , das beil. Grab , welches allein , ſeit der Zeit
der Piſanen , jährlich an den Sultan achttauſend Dus caten einträgt. Denn jeder Fremde, der nicht Mönch
ift , muß 9 Ducaten erlegen , bevor man es ihm res
ben låßt. idea
104 Jeruſalem felbſt hatte ſchledite Mauern , Häuſer mit Altanen. Die Buden der staufleute waren wie in Alexandrien . Die Einwohner ſprachen verſchiedene Sprachen , wie die zu stairo, die Sprache der Frans
ken , die hier ſehr zahlreid), griechifdh , armeniſch u.ſ. f. - Dieß kommt daher ; weil die Einwohner aus allen Himmelsgegeiiden ber zuſamıınen kameii .
Von Jeruſalem zogen die Reiſenden nach Südor,
den Nordpol zur linken Hand habend , in die Ebene von Jericho , wo man ganze Heerden von Stamden antraf, welche die Blätter von den Myrabolanen : Fåy : mien fraſſen . Der Bezirk von Jericho iſt mit Ser : gen eingeſchloſſen , und grenzt füdwårts an das todte
Meer, welches hier ſich in die Erde verliert. Gégen Nord ift die Gegend des Jordan , gegen Dit rah man die Geburge vom ſteinigten Arabien , ges
gen Weſt die Berge von Jeruſalem . Von der ehemaligen Stadt Jericho ſah man nur noch einen viereckigen ſchlechten Thurm und wes nige Häuſer worin Landleute wohnten . In der Ebene
felüft fand Belon den Jordan nichtüber acht- Stlafs ter breit , auch nicht tief , ſchwarze Weiden , Tamariss
ken , Agnus castus (Schaafmilbe) und Schilfrohr. Das lektere gebrauchen Türken und Araber , Perſer, Griechen und Årmenier zum Schreiben , wie die Gåns Tekjele.
·
Nun wandte ſich Belon nach der Quelle stels lirboe, oder nach der Sonne n quelle,wie ſie ans
105 ders gengnntwird, in deren Umgebung Strebe , Hals ' ramite , Myrabolanen und Feigenbaumewuchſen , dann
zu dem Ort, wo Jeſus faftete , durch die Eindde , wo Johannes der Täufer lehrte , und ſich von einer Art
Heuſchrecken (On y s oder Aphros) náhrte', wieder zurück nach Jeruſalem . Von hier beſuchteman das . zwei Meileu ferne Betblehem , ein kleines Dorfmit fchöner Stirche und ſchönem Franziskanerkloſter. : Von Bethlehem , deſſen Umgebung ſehr frucht:
bar ivar, ſeşte man auf beſchwerlidem Wege die Reiſe nach Ebron fort , wd wieder zurück nach Jeru: ralem . -. ,
Mit allem Bedarf verſehen ward von da aber die, Reiſe nach Dam a 8 unternommeli, welche Stadtman ohngefähr in fünf kleinen Tagreiſen erreichen kann . Dritthalb Meilen von Jeruſale in kam man an das
Dorf Elpire, wovon einſt die Mutter Jefu $ zurück:
gieng , um den bei den Schriftgelehrten gelaſſenen Stnaben zu ſuchen . Anfangs führte der Weg nordwårts, dann füdiich durch Gegenden welde, mit Seram und Baumwolle befået waren . Auf den Bergeni fab man Hageeichen , Steineichen , und Cocusbåume. Univeit Sy ch e m od Naplora , welches man bald erreichte,
rah man den Brunneli,wo Jeſus von einer Samaritas nerin zu trinken begehrte , daſelbſt Ruinen einer alten Stirche. Nach einer kleinen Ruhe dog thait über Berge und Thåler nach dem Dörfchen N az a retb , welches
von Arabern, bewohnt war. Von da wanderte man
106
nicht ſehr weit , nach dem See Tiberias , wo man Scarpfen , Schleien , Hechte , u . f. w . fing . Um
Fuße des Berges hinziehend , wo Jeſus fünftauſend Mann ſpeifte, 30g man in das Dorf St a pbarnaon ,
welches ſchöne Quellen hat. Um den nicht großen See berum fals man die von Juden bewohnten Dörfer Beths raida, Chorno j aim Weiter ging die Reiſe durch freinigtes Land, Irachonitio genannt, wo der Co:
cus - und Aeſculusbaum wuchs ; dann wieder durch gut gebautes Gefild , die Berge von Tripolis, uns Phonicien links laſſend , in die Ebene von Damas, welche Stadt wie in Wåldern zu liegen ſchien , wegen
der vielen wilden und hohen , fühwarfen und weiſſen Pappeln , die daſelbſt gedeiheii. Die Stadt Damas hat hinreichend füßes Waffer durch den Fluß Chryforhoas. Die Straſſen fanid man var eng und Fruinni, Dod) die Häufer artig und
ſo eingerichtet , wie zu Stairo. Die Einwohner bes ſtanden aus Juden , Griechen und Armeniern, die aller:
lei Gewerbe und Handel trieben . Un die Stadt rah man ſchone Sartell , von einem Stanale des genannten Fluſſes befvåſſert , welchen Einige fålſchlich für den
Anfang des Jordan gehalten haben . Von Dama s ging die Reiſe nordwärts bis zum
Fuße des Berges , von welchem der Fluß in die Stadt
ſtromt, nach dem Dorfe Caleus. Von hier über den Libanon , den Antilibanus , und das mit
• Sorię i vereinigte Phönisien zur Linken Lafferid,
107
nach Tripolis fort. Nun wandten ſich die Reiſens , den nach Balbes , einer alten ſehr berühmten Stadt -
am Fuße des Libanon , wie ihre Ruinen zeigten . Die Lage derſelben könnte nicht ſchöner ſeyn , und die Stadt war , nach der Sage der Einwohner , von dem Stönige Salomo erbaut worden . Dieß iſt aller das ehemalige Sefaria Philipp i.
Die Mauern der
Stadt waren ſchon,und reich an Antiquitåten . Nachs dem aber von da die Reiſenden das Dorf { ubon im Rücken batteri , kamen ſie in eine große , trenig be: baute , doch fruchtbare Ebene, dann an Bergen hin ,
den (ibanoti links babend, in die Stadt Hamſa ( einft Emera) , wo ein ſtarker Seidenhandel getrieben wurde. Diere gewe breiche Stadt, von Griechen , Jus den und Arntenieri bewohnt , war ziemlich zerfallen .
Von den Türken wurde die Stadt Haman oder auch Ham uz genannt.
Von hier gelangten die Reiſenden bald in die Nähe der Ruinen von der einſt berühmten Stadt Ses bafton opolis , und weiter in das Sabdiſche
Feld , eine breite und eine Tagreiſe lange baumlore Ebene. Eine halbe Tagreiſe von Hamu z trafman in der Stadt H ama ein . Der Fluß Sid 11 u $ fließt durch dieſelbe. Das Land , worin dieſe Stadt , der
einſtige Aufenthaltsortdes Apoftels Paulus liegt, heißt Cilicien , und hat viel Aehnliches mit Be a ure, obs gleich dort der Ackerbau nicht ſo ſehr, wie hier betries ben wird. -
Ueber Thonboden zogen von Hama die
108
!
Reiſenden nach der verwüſteten Stadt Marat (einſt vjelleicht Maronias), welche ſehr ſchön geweſen feyn mochte , und Waſſer hatte, dennoch aber ſehr wes nig bewohntwar." Marat liegt auf balbem . Wege von der Stadt Darron ( Hama) und. Ale p p o. In der Umgebung derſelben tvurde Getraide gebaut,
Gerſte , Baumwolle und Seſam . Nun , einen Tag lang durch einförmige firauchlore Gegend ziehend , ges langte man an einen Bach , der nach Aleppo ftof,
jenſeits deſſelben über ſteinigtes Bergland, nach einer Wanderung von drei. Meilen in die Stadt Halep,
der Mittelpunkt alles orientaliſchen Handels-Verkehrs. Die Stadt Halep , von manchen auch für das alte Hierapolis gehalten , iſt groß und gewerbfam , wie Orleans. Beſonders ſtarker Handel wird mit der aus Meſopota in ien Dalin koininenden Nbab ars ber, die der alten Griechen N hapontica vielleicht
iſt , getrieben . In der Mitte der Stadt auf einem Hügel war ein ummauertes und umwalltes Startell für
Den türkiſchen Statthalter. Die Einwohner der Stadt ſprachen Arabiſch , die allgemeine Sprache in Aeg 1 PS , ten , Syriell , Cilicien , 'Arabien und andern
Nachbarländern .
Von Halep kam Belon zunächſt in das Dorf
Farru , dann durch bebaute Felder , durch ſteinigte Gegenden über Berge und Hügel ,,woman zuweilen Andrachnen fand , über den Amanu s oder ſch w ads
ien Berg, endlich über den nad Antiochien fliefs
109 ſenden Orus nach zwei Tagereiſen in die Stadt Ans tio chien , welche an cinem großen See, wahrſcheins
lich an dem ehemaligen Meandrio'politiſchen See, liegt. Die Stadt fand Belon groß wie It ons
# altinopel und fchòn , von Griechen , Arnieniern , Juden und Türken bewohnt , und mit reichlichem
Quellwaſſer verſehen . Die Berge in der Nähe der Stadt trugen Eichen , Alinternus , Andrachnen', Stas chaiden , und Scharlach -Stauden . Vor den Thoren der
Stadt waren viele Platanen . . Als man Autio chien verlaſſen , zogen die Reis Tenden eine Strecke über den Drus an Bergen hin , Durch fettes Land nach dem Dorfe Sarameli, wel ! ches am Fufe eines zum Ama n u s geborigen Berges
liegt. Nun führte der Weg nordöſtlich an der Seite der Berge hin , auf den höchſten Gipfel des Amanus
wo man nach einen fechsſtündigen Steigen ankam . Der manus trågt Cedern wie der Libanon, Erds
beerbäume, Alaternus * ), Lorbeer., Myrthen , Shymes lea * * ), Chamelea, und St ellerkraut. Vom Amas in us wendeten ſich die Reiſenden nach dem Ufer des
Iffiſch en Meerb u fens ( des Meerd von Pams philien ) zurůck , welches an den Fuß des A manus
anſpült, und Cilicie n begrenzt. Man umjog den Alates * ) Ramnus Alaternus L1 . .
1
.
** ) Thymelaea ciliata L . vidi
svi s ' ;
110
genannten Buſen , reşte über manchen rohönen Bach , ſtieg dann über einen mit Fichten bedeckten unweglas men kleinen Berg , nachher an einem türkiſchen Stas ſtell vorüber , bis an den Iru $ s Fluß. Nun führte der Weg durch angenehme Gegenden , oft unter Lors
ber s und Platonenſchatten hin , rechts die Berge, links
das Meer habend , in die Ebene, wo einſt alerans der mit Darius · ſchlug ; dann über die Port å Cilici
( ein alter Bructen Bogeni ), durch ſchlecht
bevolkte, doch gut bewåſſerte Landſchaft, ſodann durch fteinigte Gefilde , über einen Arm des Fiuſſes Poras mus , ju den Ruinen der alten Stadt Sårarea C is
liojå. Hier war einſt die Grenze des Sultaniſchen Gebietes. Hier hörte einſt die arabiſche Sprache auf,
und fing die Türkiſche an . Hier ward die erſte Schlacht zwiſchen Arabern und Türken geſchlagen .
Am genannten Fluſſe hinab , unter hohen Teres bintben:Båumen, zwiſchen großen Schaafs und Zies gen : Heerden , und nomadiſch lebenden tårkiſchen Lands leuten , kam man endlich nach den a . Dierer ftarke
Flecken liegt an einem Fluſſe , welchen die Türken Schelik ni ark tiannten ', und welcher durch Ludien
und Silicien unter Rhodus in das Mittelt å ns dirche M e er fließt. Die Einwohner des Fleckens
waren Juden , Griechen , Dürken und Armenier , und beſchåftigten ſich viel mit Fertigung der Teppiche.
Von Adena hielten die Reiſenden die Richtung nach Nordweſt , und ftiegen dann nach einer balben
111
Tage-Reiſe den Taurus hingn , auf welchem Berge ſie Platanen , Andrächne! , Nerions * ), ErdbeersStr&us che,, Wachholder:Gåume, Styrar :Bäume, sichten ; Sevenholz und Cedern fanden . Bergab zogen ſie in eine Carbarara oder Caravanſerai , liabe bei einem na :
türlich warnien Bade , welches gut eingerichtetwar, danu tiefer noch in die fruchtbaren und wohlbebauten ,
an Flüſſen _ und Dörfern reiche Ebene von Hera:
clea, welche zwei Tagreiſen lang iſt. Die Stadt Heraclea felbſt iſt nicht ſehr bedeutend . Auf Reitthieren ward die Reiſe nach Conie n
( Iconium ) fortgeſetzt. Auf dem Wege dahin kam man nach I 8niil einem Dorfe. Die Stadt Conien iſt nicht weit von den Gebirgen entfernt , und in die Runde gebaut. Im Ofen derfelben iſt Flachfeld . Sie wurde von Griechen, Dirken , Arabern und Armeniern bewohnt, hatte Moſcheen , Båder, artige Häuſer, su : ten Weinbau , und viele Goldarbeiter , die überhaupt . . da in großer Anzahl zu finden ſind , wo es Armenier gibt. Die Umgegend iſt volkreid und hat viele Dörfer . Von Iconiuin kainen die Reiſenden innerhalb einer Tagereiſe aus dem Gebirge heraus in die Flächen von Pamphylien oder Sara ni a nien , welcher
lettere Namen Pamphylien und Cilicien zu :
ſammenfaßt . Der Weg führte unter Fruchtbäumen * ) Nerium Oleander .
112 . hin . Rechts ließ man die Stadt Anguri, einif Enkyra , einen berühmten Ort wegen ſeines Han: dels mit eameloten ; Dann kam man auf die
Strafe nach A ch ar a . Acha ra war, obgleich Hauptſtadt Selein : Armes
nie 1 8 , maueruilos, wie die meiſten türkiſchen Städte.
Nabebei war ein Sce , reich an starpfen , Schleien , Hechten und Braſſen . Von a ch ara, rechts und links
Dörfer laſſend, ging es nun niach Car ach a ra,wo die
Reiſenden den Winter und einen guten Theil des Frühjahres vertebten. ..
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wichtigſten und intereſſanteffen
See-und Land-Reiſen herausgegeben bon
Joachim Heinrich gåck , Stönigl. Biblisthefar su Bamberg. 17. Bändchent.
Nüraber g. 1828. wwwwwwwwwwwwwwwwwww
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Taſchen -Bibliothek der
Inhalts-Angeige. Seite
III. Jacob Spon's Reiſe durch Sta : lien , Dalmatien , Griechenland und
den Orient , in den Jahren 1675 — 76. A . $ . Franz. überſ. und in gedrangter
Sürze mitgetheilt ; vom Pfarr : Provis for sarl Peter u Bettſtadt bei Bamberg 1
17
Fortfeßung des Inhaltes des bei den Vers
legern erſchienenen Werkes :
Watt's merkwürdige Begebenheiten aus der Geſchichte der Menſchen 2 . Der unberufene Racher .
Jobama
Perrys und ihre beiden Söhne, fonderbarer Rechtsfall. Leiden des Wundarztes Das vid Menziers , unter den Frokeren . Ets
mordung Heinrich des Vierten von Franks reich. - Ermordung Albrechts von Deft: reich . - Opfertod der indiſchen Wittwen . Eigene Art der amerikaniſchen Indianer ,
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Taſchen -Bibliothek wichtigſten und intereſſanteſten See - und Land- Reiſen , von der Erfindung der Dumorum der Buchdruckerkunſt
bis auf unſere
Zeiten . DRit Landkarten , Planen , Portraits und anderen Abbildungen . ' Þerfa B I von
Mehren Gelehrten ,
und herausgegeben on
Joachim Heinrich gåck, Stönigl. Bibliothekar zu Bamberg .
.
17. Bändchen . Mit einem soupfer.
I. Theil. 2. Bändchen von Griechenland. Nürnberg.
Verlegt von Baubenſtricker und von Ebner. 18 2 8 .
Taſchen - Bibliothek wichtigſten und intereſſanteſten Reiſen dürdi
Griechenland Mit Landrarter , Planen , Portraits und andererti Abbildungen . V a di fi * * $ & 00: n .
Mehren Gelehrten:,, und berausgegeben 0.1
goad im Heinrich gåck , Königl. Bibliothekar zu Bamberg.
-
I. Theil. 2. Bändchen .. . Nürnberg
Derlegt:von Haubenſtricker und vor Obner. 1 8 2 8.
III. Jacob Spon's Reiſe durch Italien, Dalmatien , Griechenland und den Orient in den Jahren 1675 – 76 . Aus 6 . Franz. überf. und in gebrängter Kürze mitgetheilt vom Pfarr - Proviſor" Karl Peter zu Bettſtadt bei Bamberg. .
DornéDei Jac. S pon war der Sohn eines berühmten Arztes und Gelehrten zu Lyon , und 1647 daſelbft ges .
boreira
Den erſten Unterricht erhielt er von reinem
Vater ; mit gründlichen philologiſchen Stenntniſſen aus:
gerüſtet , begab er ſich auf die berühmte årztlich - chis rurgiſche Schule zu Montpellier , wo er das mes
diziniſche Doctorat erlangte . Im Drangenach böherer Wiſenſchaft begab er ſich auch nach Straßburg , wo
er ſich zwei Jahre an der Seite des berühmten Boec: ler und Farl Patin aufbielt , deren geiſtreicher
.
. ,
118
.
.
cesima
Umgang reiten Forſchungsgeiſt nach Alterthümern vors aðglich noch mehr anfpornte. Im J . 1669 wurde, er in das Scolleg. der Aerzte zu Lyon aufgenommen , „wo er durch fortgerektes Studiren die Achtung der Ges ' . lehrten , und durch glückliche Behandlung der ihm ans vertrauten Stranken , mit ſeinem Vater die Liebe der Mitbürger theilte . Im Dcf. 1674 entdeekte er den
durchreiſenden königl. Alterthums .Forſcher Fons Vaillant rein Vorbaben zu einer gleichzeitigen Reife uach Italien , wo er dann durch Verbindung mit Eng: ländern , auch zur Reiſe nach Griechenland , in die
Türkei und selein A fien , ſich entſchloß. Nach ſeiner Rückkehr 1677 ließ er ſich -wieder su Lyon. Kit :
der , widmete ſich ſeinen Studien , und der Ausübung . Der Arznei : Wiſſenſchaft, wurdeMitglied der berühm : ten Recuperatoren zu Padua , und 1682. des königl.
Stollegs der ſchönen Seifter ,du Nimes , während ſein Reiſe : Bericht in mehren Auflagen durch alle Låns der Europen 's fich verbreitete ., und feine übrigen Schriften die Bewunderung aller grrindlichen Gelehrs ten feſſelten . Delien ungeachtet traf 1685 auch ihn
dis «baxte koos., welccs in Frankreich allen Prote: fianten :bereitet wurde , ihr Vaterland zu verlaſſeni .
Er begab ſich von { 9.0n nach Vevai an Genfer See , wo er fchon 25. Dez. d. I. farb , nachdent fein Vater erft 21. Febr. 1684 :zuvor verblicheu war. If
dieichwohl ſeine irdiſche Hůle ſo frühe von ſeinen
-
119 Zeitgenoſſen geſchieden , fo hat :er fich doch durch ſeine Geiſteswerke die Unſterblichkeit errungen . 1) Voyage d'Italie , de Dalmatic , de Grèce et du Levant, fait aux années 1675. et 1676. A Lyon 1678. 12. IH . Vol. ( Diere Ausgabe ift die ſchönſte vor den folgenden .) A Amsterd. 1679. 12. III. Vol. Ed. II. $699. 12.
A la Haye 1680. 12. II. Vol.
Ed . II.-1124. 12. In das Italiſche überfekt von C a: ſimir Frer cho t zu Bononien 1688. 12. II. Vol. Verteutſcht v011 Ivh. Meenu dier , Prof. an. Sym : 1:afium M Baircuth . Erfte Auflage 1690. Fol. 2 Thle. Zweite Ausgabe 1713., mit Stupfern , einen Worter:
buche und vielen Juforiften , beſonders aus Athen,
wie alle früheren Ausgabeu. Er hatte ſich vorgenom : men , Gruter's Inſchriften zu berichtigen und nach Möglichkeit zu vermehren ; ihm gelang nicht nur erſte:
res in vieler Hinficht, ſondern er fammelte auch mehr
als 2000 unbekannte Inſchriften , vvie beſonders das zu Dxford -erſchienene Buch : Marmora Oxoniensia :
beweiſet. Er behauptete in der Vorrede zu ſeinem . Reiſe : Berichte , nichts aufgenommen zu haben , was er ſelbſt nicht geſehen habe ; er berief ſich auf das Zeugniß feiner Reiſegefährten .,-befonders F09 :Vails lan t'k , und des gelehrten Edelmannes Georg
beler aus England , deſſen aufnierkſame Beobachs tungen er mit der Ehre. kelohnte , ihn als Mitheraus: geber auf dem Titel ſeines Werkes erſcheinen zu laſſen .
Dieſer gab heraus : Journey into Dalmatia , Grece
120 and Lavant. Lond. 1682. Fol. mit Stupf., welches
in das Franzófiſche überſetšt zu Utrecht 1682. 12. , ju Amſterdam 1689 und 1692 , und zu Haag 1923 in 2 Båndeni heraus kam . 2) Staum hatte Guillet gegen ihn : Lettres écrites sur une dissertation d 'un voyage de Grèce
publié par Mr. Spon. Paris 1679. 16. erfcheinen laſſen ; ſo gab er heraus : Réponse à la critique, publiée par Mr. Guillet sur le voyage de Grèce de Jaque's Spon . A Lyon 1679. 12., worin er fich rehr ehrenvoll vertheidigte.
Deffen ungeachtet wurde er
noch vomi Engländer Thomas Smith , welcher zwiſchen 1664 und 1707 ſich berühmt machte , in der
Vorrede der Briefe von 7 Stirchen Aſien's eines ſchrift: ſtelleriſchen Diebſtahles beſchuldigt. Von Spon find
noch bekannt: 3) Nouvelles de la republique des lettres. 4 ) Recherches des antiquités de Lyon , 5 ) Histoire de la ville et de l' état de Géneve ,
welche 3 Werke 1730 in 2 Quarts und 4 Duodess Sånden mit vielen Zuſågen vermehrt , wieder aufge:
legt fvurden . 6 ) Ignotorum atque obscurorum Deorum arae, welche Schrift in Gronovii thes. antiquit. graec.
T . VII. ſteht.
7) Lettre au Père la Chaise sur l'antiquité de la religion , woju Mr. Arnaud eine Antwort - lieferte.
:
121.
8 ) Recherches curieuses d 'antiquité.
9) Misc. erud. antiquitatis , von welchen einige in Mich . Maittaire Marmor. Arundel, ffehen . 10 ) Aphorismi noyi ex Hippocratis operibus.
11 ) Observ. sur les fièvres , et sur les febri fuges.
12) Obs. circa aquam Rhodani. 13 ) Polypus renis obs. 14 ) Curiosa antiquitatum investigatio.
į
15) Supplementum Gruterianum .
- 16 ) Relation sur l'état present d'Athène, avec un abrégé de son histoire et de ses antiquités.
19 ) Suppl. ad J. Meursium sen. de populis et
pagis Atticae , welche Gronov in T. IV . antiq . ' graec. aufnahnr , wie
18 ) De origine strenarum , in T . IX . 19 ) Diss . de potu Caphee , Sinensiuin Thee, et
de Chocolata , auch in das Franzöſiſche åberſert, und verteütſcht zu Budiſlin 1688. Wenn man in Erwägung zieht , daß dieſer praks
tiſche Arzt fich meiſtens über Gegenſtånde, welche ſeis nem öffentlichen Berufe ganz fremd waren ; mit ſo vielet Sachkenntniß verbreitete , und dieſelben in eis nem ganz neuen Lichte darſtellte', ſo wird man um ro
mehr bedauern , daß dieſes ſeltene Talent nur ein AL . ter von 38 Jahren erreichte. Jåd .
. 122
"E r*ft e-8 6
ch.
om Det. 1674 kion F01 :Vaillant, königl. franzöſiſcher Alterthums- Forſcher , vvelcher vom Mi: nißer Colbert Hefehl hatte , irath ftalien zu reis
fen , um für die königl. Gemacher Gcmålde und Sels
tenheiten zu fchen , nach Lyon . Hier wurde ich mit ihm bekannt , und eröffnete ihm , daß ich dieſelbe Reiſe zu macheni, seſongen fej. Er verſicherte mid), ineine
Geſellſchaft wirde ihn ſehr angenehm ſeyn , weßtve: gen ich ihni perſprach , da ich in Privatangelegenheis ten tiach Chreft im Delphinat reiſen mußte, ihu
au Marſeille tvieder zu treffen , um mit ihm ges meinſchaftlich zu Schife zu geben .
1) um mid dort von ihm nicht lange erivarten 31 laſſen , reiſie ich vor ihm von { von ab , und kam über Vienne oder Toukon nach Valence., wo
ich das Genralde-eiges Mamuth's , welches man in delſen Nåhe jenſeits des Fluſſes Rhone - in einem Eriche gefunden atte , rab .; auch zeigte: nian mir alvei Daumen dicke Zähne deſſelben . Mitdergleichen Gebeinen ,
die mal für Ueberreſte eines Rieſeligeſchlechtes. hålt , welche aber nichts , 018 Gebeine von : Elephanten oder
andern großen Landthieren :-find , betrogen -ſich auch die Leute zu Soy O IL S und Sb., r mes , zwei Dörfer
nake bei Valex se jenſeits der Rh o:ne. Nabe bei Charme:s keſtieg ich die Spiße eines kleinen Ber :
ges , um ein Grab mit einer Aufſchrift zu ſeben, wel:
123 ches das gemeine Volk før das Grab eines unbekannten Heiligen hält , und fleißig-beſucht. Da es aber kein inziges chriſtliches Zeichen hatte , welches gewdhnlich Streur., Bibel, Alpba und Omega zu ſeyn piegt., ſo war es nach den Verfen , die auf dem [etben eingegra: beri waren , hejdniſcheni Urſprungez.
Chreft , eine kleine Stadt, 4 Meilen „von Vas lense , nach Inſchriften in der Mauer der Haupts
kirche ehemals.Chrifta , Chriftum , und nach als ten geſchriebenen Urkunden Chrifta Arnaudi ges Hannt , liegt am Fuße des Gebirges , welches ſich vo11
Grenoble bis nach ,Shreſt wie eine Stette forts fchlingt. Beber dem Stadtthore iſt das Wapren des Fürften von Monaco , welchem der Stönig die Eins
künfte von Chreft, Balence, Chabueil, Grane und Montelimar geſchenkt Batte. * Montelimar , yach einer Inſchrift von 1198,
Montilium , d. i. die Befreiung von Zöllen ges nannt, irar die leßte Stadt, von der ich wieder auf den Weg riach Marſeille gelangte. Von jbr ging ich niach Ora ilge.
Dieſe Stgot hat ſehr merkwürpige Alterthümer., unter denen ein Triumphbogen ., welchem an Große und Pracht keiuer zu Rom gleich kommt, und der relbft die Triumphbögen des Titu S., Trajans ynd Salie n u s úbertrifft, ganz porzüglich merkwürdig iſt. Die Siegeszeichen auf demſelben werden ein ewigcs .
Denkmai des Herrlichen Sieges des Marius 'uild
124 Catulus über die Timbrer bleiben , bei dem nach Eutropiu $ 200,000 fielen und 80,000 gefangen wurs den . Auf der einen Seite des Triumphbogens , auf
welchem ich noch zur Hälfte die Namen der Sonſuln - leren konnte , iſt das triumphirenide Nomi, das Haupt mit Strahlen umgeben , um dadurch anzuzeigen , daß Ro'm ’s Gebiet ſich ſo weit erfrecke, als die Sonne ſcheine , abgebildet ; auf der anderen Bogenhålfte die
Wahrſagerin Martha mit dem Finger an dem Ohr, welche Mariu 's ebrerbietigi in ſeiner Armee herums
führte , um ſie zu bewegeni , ihm den Ausgang reines Unternehmens vorherzuſagen : Nachdem ich Orange verlaſſen hatte, ging ich
über den Fluß Sorgue, welcher durch den hochges feierten Petrarcha, der in deſſen Nåhe wohnte,
berühmt iſt. Von ihm kam ich durchi Cavaillon, fort , La niberc und S . Canal nach Uif , der Hauptſtadt der Provence. Dieſe wurde vor Zeiten Aquae Sextiae genannt, weil ſie warme Båder hatte, und ein Rinier Namens Sertius bieber eine Stos
lonie führte . Von ihren Bädern berichtet Strabo,
daß fie ichon zu ſeiner Zeit kalt geweſen ſeien .
Ich
fand ſie lauwarm , jedoch ſind ſie unbeachtet und werden bljß von Fårbern , in deren Wohnung ſie mir auch gezeigt ivurden , bemüßt. Dieſe Stadt iſt eine der beſtens gebauten in Frankreich . Ihre Håuſer gleichen
den Paläſten , ja übertreffen ſogar hinſichtlich der ges fåligen Bauart die am marſeilliſchen Hofe. In dieſer
- 125 Stadt beſaßen mehrere Private Sunftſammlungen, wel: che ich durch die Gefälligkeit derſelben beſuchte. Ich fah Edelſteine in welche von Steinſchneidern herrliche Gefials ten aufs wunderbarlichfte eingeårt zu ſeyn Tchienen . So
ſah ich eine Faſnachts-Mumulerei in einen ſchönen , ovalen , 5 Zou großen Eliotrop, ein Stleinod, das nicht zu bezahlen if ; dann einen vortrefflich geſchnittenen Carniol von der Größe eines Nagels , auf dem ſich 15 Vorſtellungen , und gegen 35 Figuren von Inſtrumens
ten , Gefäßen und anderen Sachen befinden ; endlich Solo n’s Haupt auf einem Amethift , welchen der
künftlichſte Steinſchneider, den Augsburg jemals bes foldete , mit dem Namen Dioſcoride 8 gegraben hat. Auch fand ich in einer ſolchen Privat- Stunts Sammlung zwei Handſchriften , welche von alten Ins ſchriften handelten , aus denen ich über 300 noch nie gedruckte abſchrieb.
Dieſes hielt mich gegen meinen
Vorrak lange zu A ir auf; jedoch war der långere Aufs
enthalt für mich glücklicher , als ich håtte erwarten können . Er war nämlich die Urſache, daß ich nicht
jur beſtimmten Zeit zu Marſeille eintraf, und daher
-nicht gleiches Schidſal mit Vaillant haben konnte . Dieſer war, ohne mich zu erwarten , auf einer Barque
son kivorno abgefegelt , und wurde nebft einer Jacht vol Franzoſen ,welche, um die Eröffnungs-Feier: lichkeiten des Jubeljahrs zu ſehen , nach Rom gehen
wolten , eine Beute Algieriſcher Seerå uber . -
Nachdem ich in Marſeille angekommen war,
126 ſuchte ich sérſchiedene Seltenheiten auf, fárd auch wirklich einige Römiſche Inſchriften , aber nicht ein altes Gebäude, obgleich die Stadt. noch von den alten Phokeern erbaut iſt. Sie liegt in einer ſteinigten Gegend und hat unten gegen Mittag einen in Felſen
gehauenen Hafen, der die Geſtalt eines Amphitheaters bildet , 2 ſchöne. Citadellen und ein reiches Zeughaus.
Sie ſieht heute noch ſo aus, wie Strabo ſie beſchries ben hat , und ſie kann ſich rühmen , mehr als einige andere Städte in baulichem Stände erfalten worden BH Tenn .. Ohne mich auf.Einzelnbeiten der Stadt eins - zulaſſen , bemerké. ich nur, daß ich dafelbft eine Zuckers
Raffinerie; eineSeifen:Siederei, Mumien , Hegyptiſche Gökenbilder mit Charakteren , und eine Störallen-Wert: fåtte rah.. Auch zeigte: max mir in einem Silofter ei: nen menſchlichen Schädel, der 3 Schuhe im Umfange, und: wenigſtens einen in der Höhe maß. Wie man mich verſicherte:,:war er der: Stopf eines Caſelbſt im fünfzigſten Jahre geſtorbenen Mannes , der nicht über
4. Schuhe. groß geweſen iſt.
Während ich hier auf eine günſtige Zeit, zu Schiffe ·
zu gehen , wartete.,,beſah ich,alles , was in der Umge: send von Marſeille réhenstverth ift. Auf dem Wege nach 4 rles liegt die kleine Stadt von Salon ; bin : tör ihr Trau, ein großes 5 bis 6 Meilen breites Land ,
ganz voll von Steinen , zwiſchen welchen wenig , aber gutes Oras bervorivéchit. Arifoteles hielt dieſe
Menge.Smeine für eine Folge eines. Vulkans , Pori:
1271 doniu s-dagegen stäubte , daß dieſe Gegend ehemals See : Grund geweſen ſei. – Arles , eine zwar nicht machtige , aber doch ſchöne Stadt , iſt voll von alten eingefallenen.Gemäuer, unter welchem man einen Theil
eines ziemlich ſchönen Ainphitheaters: ſieht. Jin Rath : haufedaſelbftwird ein marmornes Bildniß der Diana aufbewahrt , was den Bericht:Strabo's, daß von den Marſeillern die: Dian a 'von Eplerus verehrt wors
den rei, beſtåtiget .. Unter Arles auf einer. Inſel,
welche durch den Zuſammenfluß der Rhone gebildet wird , ſtand ehedem .der. Tempel.dieſer Götriu, aus deru auch wabrſcheinlich dieſes Bild ift.. Um ein Stloſter,
· welches auſſer der Stadt liegt., iſt eine große.Anzahl
alter. Gråber . Die Chriſtlichen haben Kreuje , oder bibliſche Geſchichten, die Heidniſchen aber. Juſchriften, die ausgefreffen ſind.
In der Gruft dieſes. Seloſters
find die Epitaphien des: 1. Tro.p him u 8; Hilarius und anderer. Biſchöfe, von Arles. mit vortrefflichen
Verſen , welche aus dem . V . Jahrhunderte, in welchen ſehr finnreiche. Geifter lebten , zu fénn ſcheinen . Merk: würdig. ift in dieſen unterirdiſchen Gewölbe, ein Grab ,
welches immer zur. Häfte vou Waſſer iſt ; obgleich man
in keinem höheren oder,tieferen Grabe,einen Tropfen findet.. . 2 ) Von Arles. reiſe ich nach Sainte sau:
me',, um die Höhle , in der Magdalena ſich aufge: balten haben ſoll , zu . ſebent. Nachdem ich mich 3 bis 4
Stunden in dieſer unfrcuudlichen, wüſten Gegend aufs
128 gehalten hatte , begab ich mnich auf den Weg von Marſeille nach Toulon , auf dem ich bald nach Oliowe gelangte . Der Weg dahil, da er immer unter großen Pomeranzen : Båumen fich fortzog , gewährte eine angenehme Augentveide.
In Orei Stunden kam
ich nach Toulon , von welchem 3 Meilen extfernt Hieres liegt, wohin die Reiſe wegen der Verſchwens ' dung, welche die Natur mit Pomeranzen - und Zitros . nen - Båumen zu treiben ſcheint, dußerſt anmuthig ift. 3 ) Von Hieres kam ich wieder nach mars reille. Ich wollte nach { non zurückreiſen, als cben einer meiner Freunde in der Abſicht , nach Italien zu reiſen , um die Eröffnung des JubelsAblaſſes anza : ſehen , ankam . Ich ließ mich von ihm gerne bereden, die Reiſe zu machen , und beſtieg mit ihm ein Hams burgiſches Schiff, welches , um mit erſtem guten Winde nach Genua abzulaufen , regelfertig dag. Nachdem
wir 3 Wochen auf den guten Wind gewartet hatten , wurden die Anker gelichtet, und innerhalb 36 Stunden
batten wir ichon Genua im Angeſichte. Jedoch konus ten wir, da kleine mit Waſſer bedeckte Felſen den Has fen gefährlich machen , und wegen des Nordwindes, der ſich erhoben hatte , erſt nach 2 Tagen landen. G es nua liegt åußerſt mahleriſch ,wie ein Amphitheater um den Hafen .
So anmuthig ſeine Lage iſt , ſo reißend
iſt es auch ſelbft. Denn man ſieht in ihr nichts als Palåfte aus Marmor , unter denen die in der neuen Straſſe ausnehmend prächtig ſind. Genua hat unter
129
allen Städten Italie 11 8 den Vorzug, daß ſeine Pas Håuſer unterbrochen zu werden . Es hat auch ſehr
Idfie auf einander folgen , ohne durch andere gemeine ſchöne Ftirdien , unter welchen die Jeſuiten - und Thegi tiner: Stirdhen die ausgezeichnetften ſind.
4 ) Voni Genua nahmen wir eine Feluke (kleis nes Ruderſdiff ) , und fuhren långs der Stufte des Mees
reb , welches die Alten das Liguftiſche Meer nannis ten nach Livorno, wo wir glücklich anlangten .
: Livorno iſt eine berühmte Handelsſtadt, hat aber i nicht viel Sehenswürdiges. Deßwegen und weil fich die Eröffnung der b . Prorte zu Rom herannajte, ſens
ten wir uns ſchon au dem anderen Tage zu Schiffe, und fuhren auf dem Stanal nach Pira.
Pira iſt eine große , fehr ſchöne, aber nicht volke reiche Stadt. Ehemals war ſie ſehr berülymit. In der Kirche zu St. Victor fand ich ein Grabmal der
Piraner, welche 1114 bei einem Verſuche Majorka ju erobern , welches die Muhametaner beraßen , umkou men . Wunderbar iſt ein Thurm zu Pira , der von
oben vorgebeugt iſt. Man belehrte mich nicht, ob dies res ein Meiſterſtůck der Baukunft , oder Folge eines Erdbebenis ift.
- 5 ) Hier nahmen wir Tags darauf Pferde, und rits ten über Sien a nach Rom , wo wir unſerem Wulis
ſche gemäß noch etliche Tage vor der Eröffnung des Jubel-Ablaſſes eintrafen . Die Eröffnung der h. Pforte
sing mit der bekannten Feierlichkeit vor; ich will das , 17tes B. Griechenland. I. 2.
-
2
130
her den Leſer mit den Merkwürdigkeiten Noms unter: halten , deren daſelbſt eine ſo große Menge iſt , daß jes der, in welcher Abiicht er auch immer teiſen mag, Ges nüge findet.
Hat Jemand Luſt an Büchern , fo findet er zu
Rom Bibliotheken , worin er ganze Tage ſtudieren kanni. Sucht Jeniand Handſchriften , ſo ſteht ihm die Vatikaniſche Bibliothek offen , wo er dieſe und gedrukte Bücher findet , nach denen er andersivo vergeblich fras gen wird. Wer ein Freund der Muſik iſt , kann tågs lich in den Stirden , oder bei Stardinålen ftonzerte, voni
den lieblichſten Stimmen begleitet, hören . Auch werden , nirgends in der Welt die kirchlichen Verrichtungen mit
micie Feierlichkeit und größerer Pracht , als hier ge: balten . Oft Jemand ein Stenner von ſchönen Gemil: den , ſo kann er deren mehre nirgends , als zu Nom ,
und zwar von den berühmteſten Meiſtern fehen . Wer Geſchmack an Statuen bat , trifft eine außerordentliche Menge daſelbſt an : denn man kann von Rom , wie ebemals von Atheni ſagen , daß daſelbſt nicht ſo viele
Menfchen , als Statuen find. Unter dieſen ſind jene von 9N i chael Angelo , dann der Laokoon im
Vatikan , der Farneſiſche Herkules, der Ans tinou s und die Venus wahrhafte Wunderwerke .
Wenn ich alles dieſes betrachte, ſo muß ich mich wuns dern , wie Rom , nachdem es ſo vielmal ganz ausges plündert wurde , dennoch ro viele ſchöne Werke babe
erbalten können . Es iſt wohl Niemand unter den Ges
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bildeten, den nicht das Schöne der Baukunft entzücte , auch dieſe werden befriedigt. Denn ſie finden zu Rom das Pantheon , die Båder Diocletian's , das
Theater Marcell's , das Schauſpiel: Haus Werpaſian 's , dann die Peterskirche, welches
die ſchönſte Stirche der Welt iſt. So ſieht man auch barelbit vortrefflich ſchöne Brunnen , beſonders den de
S . Pietro Montorio, herrliche Basreliefs , fehr reiche Sammlungen von Denkmünzen und Alterthümerii .
Wie die Bienen das Honig und den Thau ausſaugen , nicht aber das Gift, gleich den Spinnen ; ſo muß man auch auf der Reiſe nur das gute , was man autrifft,
ſich aneignen , und iver dieſes thut , der hat nicht von
nöthen , ſich über die in Rom herrſchenden Lafter zu beklagen , welche man erſt durch Bekanntſchaft mit Vers
brechern kennen lernt. Ehe ich Roni verließ , bereifte ich die umliegen . den Orte, wobeimir ein Engländer von Adel, Nas mens Øbeler , wvelder auch ſpäter mit mir in den
Drient reiſte , Geſellſchaft leiftete. Zuerſt erreichten wir Tivoli, sveldjes eine balbe Tagreiſe vou Rom
entfernt liegt, vortreffliche bydrauliſche Werke, ein altes
Mauſoleum mit Inſeriften und zwei überaus fchöne ' Statuen aus herrlich rothgekörnten Marmor mit eins . . ., geſprengten ſchwarzen Flecken , die Göttin ffis able
bildend hat. Dieſes rühmt man selvšhnlich von II: ... voli; allein merkwürdiger iſt eine halbe Meile abs wårts ein kleiner, tiefer See von kaunt 4 oder 500
132 Schritten im Umfange, deffen Waſſer ſehr viel Schwe: fel enthält , und von den Römern , als Heilbad gegen verſchiedene Beſchwerden und Strankheiten gebraucht
wird. Die Luft in dieſer Gegend iſt ganz von Schwe:
feldünften erfüllt, wober auch der Name dieſer Gei gend Solfatara fich leiten mag . Das merkwürs digfie aber iſt ein See, von Si ir cher der See ſchwims
mender Jnſeln genannt , in welchern wir mehr als 12 Inſelni, vom Winde getrieben , ſchwimmen raben . Die
größte mag 25 Schritte in der Långe und 15 in der Breite gehabt baben . Sie ſind oben auf dem Waffer ,
und mit Rohr und Schilf bewachſen , mit welchen wir Ane ſo lange an uns zogen , bis einer von uns hinübers ſpringen konnte, was wir übrigen hernach auch befolgs
ter. Aus dieſem erkan:sten wir , daß fie zienilich did und feft ſind , beſonders da wir mit unſeren Degen nicht auf den Grund kommen konnten . Solche fahs
rende Inſeln , welche das Volk zu Tivoli Nachen wennt , weil fie nach deren Art darin berumſchwims
miteit , und wie n a chen regiertwerden können , eps isbnt Plinius der Ueltere. Plinius der Jů ns
gere, des vorigen Nefe, und Dionns von Halis carnas haben einige derfelben beſchriebeni.
6 ) Von Tivoli reiſten wir auf den Weg von prescati weiter , wendetent uns aber ettvas links , in dic {age von Hadrian's Villa ju ſehen , weldiye
die Landleute der dortigen Segend das alte Tivoli
nennen . Deru ſie wiſſen nicht, daß es ehemals bloß
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cin Lufthans des Staiſers Hadrian gerveren iſt. Alte Beſchreibungen berichten , daß Staiſer Hadrian bei l
ihin die berühmteſten Gebåude der Welt nachgeahmt babe; was jedoch die Ruinen nicht befåtigen . Von hier ſekten wir unſere Reife fort, ließen den See yon Regilla zur Linken liegen , und kamen nach Freso cati.
Dieſes tvar ehedem des Lucullus Landbaus, ijt . aber nun eine kleine Stadt mit Gärten und Paldien ,
Sehenswerth find einige landhåuſer, beſonders Sors 8 beſe, Aldobrandini x . mit herrlichen Gårten . Wir nahmen uns hier einen Wegweiſer , der uns die Ueberbleib el des alten T46 ¢ ulum , des Landhauſes Sicero's, DAS 2 Meilen oben an der Spiße eines Ges
birges liegt, zeigen mußte. Um Roin hat man auf
dieſem Landhauſe die ſchönfe Ausſicht. Ohne uzs von und Luſtbarkeiten der Stadt fresca ti binhalten zu laſſen , reiften wir durch das
den Annehmlichkeiten
große Dorf Marini, das ehemalige Gut des M as rius , zu dem 4 bis 5 Meilen entfernten Staftell û 115 golfe , wo die Påbiie einen Palaſt haben . Es bat
eine ſehr ſchöne Ausſicht auf den See Alban o lángs deſſen wir unſeren Weg nahmen , und dabei nach dem Drte , wo Alba Longa geſtanden haben foll, raher . Dierer Ort an dem nun ein Klofier ſteht, wo nian biss weiten bei dem Nachgraben Ruinen dieſer berúinns
ten Stadt finder, liegt swiſchen der See und dem Ses birge .
134 7) Albano, weldjes von Alba Longa den Nás men hat , liegt nicht über 2 oder 3 Meilen entfernt. Es iſt ein ſehr anmuthiges Dori, unið verdankt ſeinen Urſprung dem Luſtbaufe Domitia 11's. Der Wein
von Albano und Genzano ſind unter den vielen ,
welche zu N o in getrunken werden , die berühmteſten . Pou da kamen wir auf die Heerſtraſie , welche nachſt der alten Appifch en Strafe , die noch auf beiden Feiten voll von Denkmälern iſt, ſich hinzieht. Dieſe
Uppiſde Strale war ſehr ſchon , uid führte in ges rader Rid tung nach Rom .
Sie war , wie andere
Şeerfiraffen , mit großen Quader:Steinen gepflaſtert, von denen man noch Spuren auf dem ganzen Wege . nach Neapel fieht. *
- Niemand ift mehr der Veränderung unterworfen, und von Verhältniſſen abhängig , als ein Reiſender : desin kaun fångt ein Ort an , ihm zu gefallen ro muß er ihn ſchon wieder verlaſſen . So wäre ich gern lån : ger zu Rom geblicben : Dennt je långer nian ſich allda
aufhält, deſto mehr Luſt bekommtman daſelbſt zu bleis bent. Allein ich mußte mich trennen , um nach Vene: dig zu gehen , welches ich und drei Engländer von Ädel zum Orte unſerer Zuſammenkunft erwvåblt hats ten , um in Gerellſchaft nad , Griechenland zu res
gelu . Ich ritt auf Poipferden dahin , die man bei jes
der Station wechſelt , und welche ihren Weg ſo gut . kennen , daß inani weder zu. fragen , noch fie zu leiten
braucht, um an den beſtimmten Ort zu kommeli. ..
.
1
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Ich brauchte einen Tag nach Viterbo , wo ich auf dem Rathhauſe das Bildniß des Annik 8 rah , Ocr ſich in der gelehrten Republik durch ſeinen Betrug einen Namen erworben hat.
Heut zu Tag nemlid
stveifelt Niemand mehr , daß er der Verfaſſer der als terthümer des Heroſus und des Chronikon 's von
Maneth o iſt , welche Werke er verfaßte , und unter ihren Namen herausgab . Er ließ auch allerlei Ins
ſchriften und Charaktere in Marmor bauen , und in die Erde vergraben . Als man ſie itach einigen Jahren fand , und die Alterthums: Forſcher vergebens verſuch : ten , ſie zu leſen und zu entziffern , unternahm er es,
yud machte ſich dadurch berühmt. Eine dieſer Nar : mor:Tafeln , die ſich eingemauert daſelbſt noch vorfiris det, enthält einen Widerruf der Geſeke Aiſt ulply's durch den Lombarden Sönig Theodorich ; die andere, in Griechiſcher Sprache, redet von einem Tempel der Gittin Zybele nahe bei Viterbo . Der Betrug wird ſehr begreiflich dadurch , daß beide Steine , die
durch ein Jahrhundert von einander getrennt ſind, gleich gut erhalten , und mit gleichen Buchſtaben klar
und nach einer Weiſe, wie man ſie ſonſt nicht leicht findet , beſchrieben ſind. - 8. Hierauf reiſte ich über Nadicofani, eines
der böchſten Gebirge in Jtalien nach Florenz, welche den Beinanien der Sdönen nicht mit Unrecht führt.
Am meiſten entzückte mich die Galerie des Großlers
30g$. In ihr rab ich über 150 Statuen, von denen ets
136 liche Inſchriften hatten. Daich ei:iigebeſſer leſen konnte, als der fehr gelehrte Abt Falconieri, der ſie öffents lich im Drucke herausgab , obwohl er im Abſchreiben
einige Verföße machen konnte, hielt man mich für eis nen ausgezeichneten Gelehrte:1. Um diere Galerie find
ſehr viele Gemächer , welche des Großherzogs Schåge enthalten . 4 — 5 ſind voll von Gewehren , unter wel.
chen eine Büchſe mit einem Laufe von maſſivein Gold itt . Lebte rioch ein Heliosabalus , wabrlich es gåbe kein Gnftrument, durch das er vornehmer ſterben
konnte. Von dieſem wird erzählt , daß er ſich einen Doch aus Gold habe verfertigen laſſen , um ſich damit
zu erſtechen , und Goråbe von Smaragd, um das Gift
daraus zu triuken , im Falle er gezwungen würde , fich felbft, zu tödten . Die anderen Gemächer ſind mit Golds
und Silber:Geſchirren, mit Gemåhlden von Naphael, Litian und Carrache und init vielen anderen als
ten , wie neuen Werken der stunft angefůut Merks würdig war noch ein Magnetfein im Hofe dieſes Pa:
laftes , welcher über 50 Zentner wiegt, aber im Vers båltniffe zu ſeiner Größe wenig Straft hat , da ihm dieſe eine Feuersbrunſt entzogen haben ſoll . Bei dies fer Gelegenheit will ich eines andern Magnets erwåbs
nen , den idi zu Uvign on rah. Diefer , obwohl er beinahe eine Fauſt groß und wohlgefaßt war, jog doch nicht mehr, als einen kleinen Schlüſſel an , während
ein Mefſer, oder ein anderes Stück Eiſen , welches man
mit ihm beſtrich , 4 mal ſo viel als dieſer Stein an
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[ich sog , wovon ich mich durch einen Verſuch übers jeugte. Auch entziebe derſelbe, wenn ein anderer Mags net zu ihm gelegt wird , demſelben fiine Straft. Das ſelbſt beſuchte ich auch die Bibliothek bei St. Paus rentius, in der ein zur Zeit des Staiſers Theodos ſius geſchriebener Virgil und eine andere große Gries cbiſche Handſchrift aufbewahrt wird , welche von der Chirurgie der Alten bandelt , und die dieren Gegens ſtand behandelnden Werke des Hippokrates, Sas
lenus , arkclepiade8 , Bithynus , Apollos a ius , Ar ch igen e $ , Nym phodorus, Helios dorus , Diokles , Rufinu 8 von Erheſus und
Upollodor enthält. Dieſes Manuſcript iſt ganz auf Pergament gefchrieben , und mit gemahlten Figuren geziert , welche zeigen , wvie verenkte Glieder wieder einzurichten reven . So pråchtig es iſt , ſo iyichtig iſt es auch für die Medizin und Chirurgie, da wir Arkles piades , Apollonius 110 Diokles nur aus Citaten von Plinius, und A r chigen es durch Gas lenus , der ſeiner erwähnt kennen ; Bithy 11us,
Ny m phodorus und Heliodoru s aber uns gang unbekannt ſind.
Die Stapelle zum 1. Lorenz , wo die herfoglichen Begråbniſſe ſind, darf man billig unter die prächtigſten Werke Italien's záblen ; alles iſt darin aus Marmor,
Phorphir , Laſur und Chalcedon . Nahe bei ihr iſt eine Stapelle , wo die fürſtlichen Leichen ausgereßt werden .
Sie beſikt 2 Mauſeleen von der künſtlichen Hand des
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-Mich . Angelo , von deſſen künſtlichem Meiffel auch der Brunnen auf dem Markte , der den Neptun von
4 Meerpferden gefogen vorſtellt, feyn roll. So rehr
alles dieſes anſpricht , ſo würde ich doch unbefriedigt von Florenz gegangen ſeyn , wenn ich nicht einige Inſchriften gefunden håtte , deren ich aber ſehr viele
in den Garten eines Grafen und eines Abtes fand. Von da fekte ich meinen Weg nach Bologna fort. 211 dieſer Stadt iſt nichts zu tadeln , als die Sprache, welche die ungeſchliffenfte und raubefte von gang Italien iſt. Man geht durch die ganze Stadt uns
ter bedeckten Gången ; auch ſind die Stlóſter wohl die
ſchönſten in der Welt. Ich rab in ihnen Gemälde von Carrache, Guido Reni , und P . R a v bael,
und fand verſchiedene alte Inſchriften , unter andern eine von Titus Aviarius Serv andus, welcher zur Unterhaltung eines öffentlichen Bades , welches von Auguſt gebaut, und von Germaniku s wieder bergeſtellt worden war , 400 Seſtertien vermachte. Aus dieſem kann man die Verſchwendung und Prachtliebe
der Alten bei ihren Bådern erkennen . Zu Bolongna feßte ich mich auf das Schiff, und fuhr auf dem Stanal nach Ferrara,welche Stadt
ziemlich ſchön und groß ; aber nicht ſehr volkreich , und ungeſund iſt. Von hier kommtman durch die Stanåle und den Fluß Po in die Venetianiſchen Sümpfe, wo ich etliche Tage vor Himmelfahrt aulangte.
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5 ) Venedig hat eine ſo eigne Lage , daß man eine ihr gleiche, wohl vergeblich ſuchen würde. Hols land konnte wegen ſeiner Stanåle einen Vergleich abs geben ; allein daſſelbe fteht auf den feſten Lande, wos gegen Venedig auf dem Meere, das hier ſehr reicht ift , und einen Sumpf bildet , erbaut iſt. Seine meis ften Häuſer ſind aus Lehm und Sand gebaut, ſtehen aber durch die Pfåhle auf denen ſie ruhen , nicht wes niger feft , als auf dem feſten Lande. Ein Beweis ift.
der St. Markus Thurn , der ſo hoch iſt , daß man. alle Städte im Venetianiſchen Gebiete ; alſo in einem
Umkreiſe von 10 – 12 Meilen , ſehen kann . Wollte ich von allen Seltenheiten und merkwürdigkeiten Venes dig's Erwähnung machen , ſo mußte ich ein ganzes
Buch ſchreiben . Was mich überall am meiſten intereſs -
firte, waren die Bildfåulen und Tafeln mit Inſchrifs ten . Unter denen befand ſich das Grabmal des Cynis: Fers Diogenes und des Dichters Anakreo 11, dem
eine Rofinbeere quer im Halſe ſtecken blieb , woran er
erſtickte, wie der Dichter Theokrit,und die Inſchrift berichtet. Da ich zur Zeit des Feſtes der Himmelfahrt
hier war, ſo wohnte ich der Feierlichkeit der Vermåls lung des Herzogs mit dem Meere bei , dieſe geht auf
folgende Weiſe vor ſich . Der Herzog fålyrt am erwähns ten Tage in Begleitung ſeiner Miniſter in deni Bus
fentauer auf die offene See. Der Bukentauer iſt eine Art Galeere von 2 Stockwerken , die zu dieſem Feſte
eigends gebaut und mit vergoldetem Schnikwerk vers
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- gieret iſt * ). Während der Feierlichkeit ift fie mit Tas peten von karmoſinrothen Sammet , mit breiten Bor:
ten und Franzen ſo behenkt , daß man 'nur weniges von den Rudern ſieht. Wenn er dort angekommen ift,
wirft er einen Ring in die See , welcher mit folgens den Worten in Lateiniſcher Sprache beſchrieben iſt :
wir serm åhlen uns mit dir Meer, als zein chen der wahren und beſt å n digent Her is
ſchaft. Iſt dieſes geſchehen , ſo gibt der Patriarcb unter dem Donner der Sianonen den Sejen , worauf ſich alles zur Stirche de £ielo verfügt , um dem feiers
lichen Meß-Opfer beizuwohnen . Die Vermählung geht im Angeſichte einer großen Volksmenge vor , welche auf vielen 1000 Gondelị , die bei den Venetianero die Stelle der Chaiſen vertreien , nachfåhrt. Dieſes
gibt der Feierlichkeit ein ſehr großes Anſehen . Das mit dieſes Feft einer voukommenen Hochzeit gleiche, ſo endet es fich mit einem Gaſtmahle , welches der Herzog gibt und dazu die Råthe und die Prokuratoren pon S . Markus einladet.
3 we i te $ Buch .
Nach Beendigung des Feſtes der Himmelfahrt Maria erfubren wir , daß der Venetianiſche Geſandte . * ) Dieſes Prachtſchiff wurde unter der Regierung Napoleon 's in zwei getbeilt , und, ju anderen
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in einigen Tagen nach Stonftantinopel reiſen würde . Einer von uns, ein adeliger Englånder kannte ibn , und wußte es dahin zu bringen , daß wir mit ibm reiſen durften. Den 20 . Junius 1695 ließ er uns melden , daß er
-abreiſen .müßte , weſwegen wir uns alle ſogleich auf einer ſeiner Galeeren einfanden . Um Mitternachtwurs den die Segel aufgezogen ; der Wind ging ro leiſe, daß man kaum inerkte, ob man fortfahre. Demohnges
achtet kimen wir den andern Morgen an die Ståſte von Ifrien , wo wir um 10 Uhr Vormittags vor
dem Hafen S . Andrea 8 , auf welchem ein fringiss
taner:Kloſter in einer äußerſt angenehmen Gegend Neht, die Anker auswarfen . Von Venedig bis hies
ber rechnet man gegen 24 Meilen . . .
1).Rovigo iſt eine kleine Stadt,welche nahe an der Inſel S . Andre a s auf einer Halbinſel liegt. Ihre Umgegend iſt ſehr fruchtbar an Oliven und Wein,
welcher ſehr gut iſt , was ich für die Urſache des Hins tens ſo vieler Leute dieſer Gegend halte. Denn der Aarke Wein iſt der Vater und die Amme der Gidi und des Podagra.
Feierlichkeiten des Vizekönigs Eugen beſtimmt; im Herbſte 1821 waren ſie noch im Zeughaure
zu ſehen. S . Jae ct's Beſchreibung von Ves nedig . .
. ..
142 2 ) Pola , wo wir den andern Tag Anker war
fen , iſt eine der ålteſien Stådte in Iftrien. Sie hat etwa 9 — 800 Einwohner , und war ehemals eine Republik, was ich kaum würde geglaubt haben , wenn mich nicht Spuren der ehemaligen Größe dieſer Stadt, wie auch Inſchriften davon überzeugt båtten . Nach dem Dichter Salim a ch us ift . Pola eine soloaie der Stoichier , welche die Archonauten verfolgten . Dieſe ſollen auf der Donau , welche eheders Ifter hieß, dahin gekommen ſeyn , woher auch der Name des Landes I ft rien ſich leiten roll.
Am St. Johannes Abend hielten ſich unſera Galeeren regelfertig , weil ſie aber widrigen Wind hatten , wichen ſie ihm aus, und liefen unehr als 6 Meilen früher in den Hafen vou Veruda ein . Den andern Tag regetten wir durch den Golf von S u am neret , welcher 18 Meilen breit iſt.
In der Mitte
Deſſelben überfiel uns ein Sturm , welcher und in große Furcht reşte. Denn die Galeeren können dems ſelben nicht ſowohlwiderſtehen , wie andere Schiffe: er legte ſich jedoch bald wieder, und befreite uns von
der Furcht. Wir erhielten aber dadurch noch nicht günſtigen Wind, ſondern mußten noch 2 Tage zubrins
gen , ehe wir nach 3 ara kommen konnten , welches oon Pola 100 und von Venedig gegen 200 Meis
len entfernt liegt. Auf dem Wege dahin raben wir oiele Inſeln , Dörfer und Flecken von Dalmatien,
anter andern ulbo , Selva, eine niedliche Stadt,
143 welche von reichen Schiffern bewohnt wird , und .
S . Peter von Nembo. ·
3) Nach Zara kommtman durch einen großen und
ſchönen Meerkanal , welcher ziviſchen den Juſeln und dem feiten Lande iſt. Als unſere Galeeren anlangten , wurden ſie mit dem Donner der Stanonen und Mouss
queten begrüßt, was zur Ehre des Geſandten geſchal , der , als er ausſtieg , auch ſogleich von Abgeordneten
empfangen , und in den Palaſt des Generals son Dalmatien geführt wurde.
Dieſer bewirthete ihn
berrlich , und führte ihn nach der Tafel in der Stadt berum , wobei er ihn jedoch nicht zur Redten gehen ließ , weil ein neuer Geſandter ſeine Würde nicht eher
erhålt , als bis er zu Adria ui o pel geweſen , und von ſeinem Vorfahrer eingeſekt worden ift . Wir fies
gen in dem einzigen Wirthshauſe daſelbſt ab , wo wir aber gar keine Bequemlichkeit fanden , was in dieſen Gegenden überhauptder Fall iſt; weßwegen man wahrs lich des Wohllebens wegen nicht bieber reiſen darf.
Aus dieſer Noth half uns ein Empfehlungsſchreiben an den Stommandanten von Zara , einen venetianis
fchen Adeligen : denn dieſer empfing uns , als wir ihm daſſelbe einhändigten , nicht nur ſebr höflich , ſondern
lud uns auch auf den Abend ein , ließ während des übendmales unſer Gepäcke aus dem Wirthshauſe bos len , und uns Zimmer in ſeinem Palaſte aniveiſen . Die Stadt liegt eben , auf einer Halbinſel , wels dhe durch eine Erdjunge, die da ſie nur 24 oder 25
144 Schritte breit iſt, leicht durchgegraben werden könnte, mit dem Lande zuſammenhångt. Sie hat von dieſer Seite ein ſehr wohl befeſtigtes Stafell , nebſt 3 mis nierten und contreminierten Baſteien , die mit balben Monden und Contreſcarpen bedeckt ſind.
Zara bieß vor Alters Zadera , und genoß das Redit einer römiſchen Stolonie.
In einer anſchrift
wird der Staiſer A uguft , Vater dieſer Stolonie , und Erbauer der Thürme und Dauern der Stadt genannt.
Es bat feine Brunnen , ſo:idern wie zu Venedig bloß Ciſternen .
In den Mangel des Waſſers zu ers
reken , ließ der Kaiſer Trajan , wie alte Inſchriften lehren , eine Walſerieitung anlegen , durch welche 2
Meilen weit das Waſſer bergeleitet wurde , welche aber nun verfallen ift . In den Stirden zeigte man nair Bilduiſe von der Hand Tintoreto, Palma's,
Titia n ’s gezeichnet , und den störper des frommen Greiſes Simeon , der die Weiſjagung hatte , daß er
nicht eher ferien würde, als bis er den Welterlöſer gereben båtte.
Die Gegend um Zara iſt ziemlich angebaut , jes doch ſind ſeit der Feindſeligkeit, ivelche Zara mit den
Türken hatte , alle Båume abgebauen. Das Gebirge, welches durch Dalmatien läuft, iſt von Morlaquen beivohut, welche ein kühnes und abgebårtetes Volk ſind , und nichts mehr lieben , als ſich im Striege mit den Dürken ſchlagen zu können .
Sie baben ein furchtbares Aeußere, kommen nie mit
145 ihren Waaren zu Markte , ohne Såbel und Piftolent bei ſich zu führen , und verbinden ſich öfters., um Dörfer zu plündern. Sie reden ſclavoniſch , und find meiſtentheils der griechiſchen Religion ergeben . .
4) Der Tag nach unſerer Wreiſe von Zara , brachte uns in die Gegend von Sebeniko , der Feſtung von Dalmatien mit 4 Citadellen .
Die
Gegend um ihr iſt wohl angebaut ; in der Stadt, die 1.- 8000 Einwohner haben möchte , die aber vor der
Peſt gegen 20,000 zählte , ſteht ein Thurni, welcher ganz aus Marmor , und ein herrliches Werk der Bau : kunft iſt. Die Goldinſel nahe bei der Stadt ift übers
aus annehmlich und ſehr volfreich . Man rechnet von Bibigne , S . Caſſian , forrette , dein alten
Bara pach Sebeliko 50 Meilen , wohin wir bei Zara uno Mortaro , welches einen ueberfluß an Muskaten und Oliven hat, vorbei reifen . Vou Ses b.enilo kommt iran durch einen Stanal zwiſchen deint
feften Lande und den Jafeln Girona und Br 4. 3 a
nad Crau. Die Inſel de Bua ( Rebhühners Inſel) ftißt an Drau an .' Man nennt ſie ſo wegen der Menge denne Nebhübner , die man alda antrifft , einfalft , und wie
die geringe in Tonnen nac: Venedig ſchiekt. 5) Trau war den Alten unter dem Namen Cras Durium bekannt. Ptolom å 48 und Strabo erwähnen ihrer als einer Inſel; ſie iſt jedoch nur eine . Halbinſel , indem der Stanal, der ſie vom feften Lande ' 29
B . Oriedenland. I. 2.
1.
3
146 " . fchneidet, nur ein Werk der Stunft , nicht der Natur ift. Wir waren um Mittag hier angekoinnien , und
fragten nach einem Gaſthofe. Man antwortete uns,
wir müßten uns anderswo nach einen Mittagemahle erkundigen : denn Gaſthöfe reien in diefein lande nicht int Gebrauche. Dieß war ein ſchlechter Gruß für unſre
hungerigen Magen. Die Stadt , in der ohngefähr 4000 Menſchen leben , gewahrt einen relr fchönen Ans blick , beſonders die Vorſtadt, welche auf der Inſel Bua liegt.
· Unſere Galeeren fanden zu Trau keinen Grund ; wir fuhren daber zu Spalatro auf einer Barque dahin , um ein Manuſcript zu fcheni , das die Frass. mente aus dein 15 . und 16 . Buch des Betronius
Arbiter etthielt , welche vor kurzem gedruckt wurs - den , und großes Aufſehen ' erregten .
6) Spalatro iſt 12 italiſche Meilen vou Trau, und ungefähr 400 Meilen von Venedig entfernt.
Es iſt nicht größer , als der Ort , von dem tvir abges
reiſt waren ; aber viel volfreicher , indem es ein Stas pelplaß der Saraivanen aus der Türkei iſt , welche ihre
Güter hier abladen ; und nach Veúedig führen lafen. Sein Hafen iſt groß, und hat ſehr guten Grund ; iſt jedoch dem Süd - und Wefiwinde etwas ausgefert. Unten an dem Hafen der Stadt , nabe an der Stadtmauer , iſt ein fchönes großes Lazareth , wp alle , -welche aus Ländern kommen , die durch die
Peft angeſteckt ſind , die Quarantaine ausbalten , oder
147 40 Tage von allen Renſchen abgeſondert leben müſſen .
Wir hielten uns hier 10 bis 12 Tage auf; denn der Geſandte wollte zu Land nach Stonftantinopel
reiſen , und mußte ſich daju 5 Dagereiſen von hier die Pferde herbringen laſſen. Da die Galeere bis zu ſeis ner Abreiſe warten mußte , ſo hatten wir Zeit, unſes rem Wunſche gemäß die Seltenheiten der Stadt zu
ſehen .
Die Stadt hat eineMeile im Umkreiſe, und liegt am Seſtade des Meeres, das einen halber Mond bils det. Beſouders gegen das Meer gewährt ſie einen ſehr angenehmen Anblic . In alten 3 bis 4 bunderts idhrigen Monumenten heißt ſie Spoletum , Spas Tatum und Arpalat u m ; weswegen mirSpalato richtiger geſprochen ſcheint, als Spalatro, was jedoch
mehr im Brguche iſt. Dieſen Namen kann es von Palatium ( Palaſt) haben , weil der Staiſer Diocles tian , der eine Meile von ihm zu Salone geboren warde , einen Palaſt daſelbft hatte. Einige halten es für die alte Stadt Epetium ; allein deren Uebers reſte liegen 6 bis 7 Meilen weiter am Einfluſſe des kleinen Fluſies zarnoviffa.
Spaldtro iſt mit
guten Baſteien befeſtigti deren fie auf der Landſeite 3 ganze , auf der dem Meere ' jugekehrten Seite aber 2 halbe hat. Was fie am ſchwächſten macht , ſind die
Hügel gegen Abend , wo die Vorſtadt liegt , von der nen man die ganze Stadt beſchießen kann . Einen
Flintenſchuß vor dem Thore der Stadt gegen Morgen
148
liegt eine Fekung auf einer Anhöhe. Sie gelört zur Stadt , und bat 4 Vaſteieri, welche aber weder vollens det , noch regeįmåbig ſind. Dieſes Fort iſt unbedeus tend , dagegen iſt vorzüglich das Fort Cliria , vor
welchem man vorbei regeln muß , wenn man aus der : Türkei nach Spalatro gelangen will.
Der Thurm von Spalatro war ehedem ein kleiner Tempel in der Mitte des Palafes Discles tian's . Er iſt von Außen achteckigy von innen rund, und ganz aus ſchön gehauenen Steinen erbaut.
Jus
- wendig zieht ſich unter dem Gewölbe ein Gang bers um , der auf. 8 Korintbifden Säulen aus Porphir
fuht; eben ſo sieht ſich auch von Außen in der Mitte ſeiner Höhe ein Sang herum , der mit gebauenen Steinen bedeckt iſt , und auf 8 korinthiſchen Marmor
fåulen ruht. Dieſe Kirche, deren Gångemit verſchies Denem Schnitwerke verziert ſind , imo mit mehrer andern Tempeln in Verbindung fand , verräth elio ! guten Meiſter , jedoch ift .das Ganze nicht aus der Zeiten der erſten Staiſer. Nachdem dieſer Veidniſche Tempel zu einer chriſtlichen Kirche verwendet worden iſt , bat man ihn , um einen Chor zu erhalten , durchs gebrochen , und dadarch bewirkt, daß etwas Licht eins fåūt. Denn zuvor hatte er kein Licht , außer das, welches durch die Thüre einfiel. Die Heiden bauten åberbaupt faſt alle ihre Tempel finſter , damit die ferbs
Jidien Augen die Heiligthümer der Götter nicht ents
weihen konnten ; daher kommt auch der Gebrauch , *
Lichter und Ampeln in denſelben anzuzünden . Die Mauern von D 'ideletian 's Palafte , wéls che beinahe“ faſt zwei Drittheile der Stadt umſchlies
Ben , ſind noch ganz gut erhaltell , und machen ein
regelmäßiges Dandrat , auf defien 4 Seiten in der Mitteiurnier ein Thor i .
Det ganzé Bezirk Sir
Staðr", welcher in dieſen Mauern " eingeſchloſſen iſt, bat viele Zeichen hohen Afterthyms.
Ich fand in
dierem Stadtviertel 12 Jordhriften , und in dem Fraise
jiskait:rFloſter gegen 25 Statieil, welche mir ſchienen , auf den Sieg se on fi a i 't in 's über Marentius,
welder ſich in der · Tiber ercrånkte “, zü ' deutéri , und wahrſcheinlich von Salon a ' Bieber gebracht worden
ju reynt. Nähe bei dem weſtlichen Tbore der Stadt fallen 2 bis zu kleine Bache , welche ſalzigtes und Pcbweflichtes Waſſer führen , jedoch nicht benůßt wers dey , in das Meer.
:
Die Zeit unſeres Aufenthaltes zu Spalatro kam uns kurz vor , indem wir jeden Tag durch Neude, das wvir rahen , unterhalteit wurden . - Es war auch bier febr wohlfeil und gut zu leben , beſonders aßen
wir ſehr gute Forellen . " Nadi" dieſen wár Diocles tian ſo liſtern , daß er aus Beforgniß daran Mangel zu teiden , einen Bach ', ivorin ſie ſich aufhielten , in reinen Palaſt leiteit ließ. Die Forellen hier find auch
in Wabrheit' feht gut'; jedoch wverden ſie durch jene,
- welche in dem Fluife Ascanias' vou Natolieu
-
150 gefangen werden , hinſiötlich des Geſchmaces , als der Größe übertroffen .
7) Salona war eine ehemals berühmte Stadt, son welcher aber an dem Orte, wo ſie geftanden war, keine weitere Spur , als eine ftirche und 4 Mühlen
åbrig. find ; ein deutlicher Beweis , daß gleich den Menſchen , auch die Städte vergånglich ſind. Sie las auf einer ſehr ſchönen Ebené, 2 Meilen von dem moro
laguiſchen Gebirge, welches ſie gegen Nord hatte , und erſtreckte ſich bis an einen kleinen Meerbuſen,
welcher ihr Hafen war. In ihm fåut ein kleiner for rellenbach. Von Clifra , wie von Spalatro liegt fie' gleich weit , 4 Meilen entfernt. Im Umfange roll
fie 8 oder 9 Meilen , und wie die Einwohner ivollen, noch mehr gehabt haben . Unſere Wegweiſer , die uns
hier herumführten , tvaren 4 Morlaguen , welche uns recht gefällig bedienten . Unter dem alten Gemåuer jeigten ſie uns auch das Grab des h . Dominikus, des erſten Biſchofs au Salonia , welcher ein Schů:
ler des h . Petrus geweſen ſeyn ſoll ; ferner das Grab des b . A 11 a ft a 6 und Rainer. Der Weg von hier nach Cliffa fibrte , wie ich aus alten Inſchriften erkannte , elvedem den Namen gabinianiſche
Strafe.
í 8) clirra von Ptolomåns, der ihre Lage fehlerhaft angibt , Andecrium , von Strabo Andetrin um , nach einer Stein s Juſchrift aber Andetrium gengunt , iſt ein Fort von großerWic
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tigkeit. Es liegt auf der Spitze eines Hügels zwis rchen zwei hohen Bergen auf den Wege, über wels chen man aus der Türkei uach Dalmatien reiſen muß , hat aber weder Bafteien , noch Vorwerke, runs dern bloß etliche Wålle, Statt der Mauern dient ihr
der Fels , auf dem ſie ſteht. Sie hat Mangel an Waſſer , und iſt im Winter außerordentlich kalt. Ebes
mals gehörte Clifra den teutſchen Staiſern , und ſotl von einer Stönigin in Ungarn erbaut worden ſeyn.
Vou Spalatro kamen wir långſtens in 15 Stuns
den nach lieſing. 9) Diere von Ptolom å u 8 Pbaria , von Strabo Pharos genannt, iſt eine felſigte uns rauhe Inſel pon etwa 100 Meilen im Uinkreiſe . Sie bat eine Stadt gleiches Namens mit einera Hafell, der von der einen Seite künſtlich durch eine Mguer,
von der andern natürlich durch Felſen verwahrt iſt. Ihre Lage gleicht jener von Genua ; iſt jedoch nicht ſo fchön . Auf dieſer Inſel wåchſt guter Wein ; auch werden auda ſehr viele Sardellen gefangell, die den
Appetit reißen , nach Italien und ganz Griechen: unterhaltend iſt , geſchieht auf folgende Art: Sobald
land verſendet werden . Der Sardellenfang , der ſehr
man weiß , daß die Sardellen angekommen ſind , was
im Mai oder Juni der Fall iſt , fahren die Schiffer ju wahrſcheinlic Iwegen großerer Sicherheit vor den groženi See : Fiſchen gerne aufhalten. Wenn ſie hier anges
den Seeklippen Dalmatie 118 , wo ſich dieſelben
152 lange ſind, bereiten ſie ſich anr Tage zuini Fange vor, worauf alsdanin Nachts der Fang beginnit. Sie füns den dazu am Hintertheile ihrer Barte ein Stick Fids
tenholz an , und fahren damit 2 oder 300-Schritte vom Lande , un fie aufzuſuchen . - Wein die fiſeijer, jie ſehr langſam ruderit , merfcit , dng ein ſehr großer
Haufe ihrein Lichte nachfolge , ru treinen ſie fich und ** ergreifen ihre Nege , die ſie , robald sie die Fiſciye um
ſich bemerken , hurtig auswerferi , und eben ſo ſchnell wieder berausziehen , und ſie dann ist ihre Bargue ausleeren . Die beſten Sardelleir iverden bei der be:
nachbarten juſel Liffa gefangen. Die Türken , des nen geſunder verſtand nicht fehlt , beilen fich damit von mancher ihrer Strankheiteni ; weßtvegen die Sats dellen in der Türkei auch ſehr geſucht find. Nachdem
fidh hier unſere Galeere bis Chiurnie mit Zivieback verjebeni hatte , bekam ſie einen guteu Wind , der ſie **
in einem Nachmittag 50 Meilen weit , bis nach EN 13 10 ) Diere alte Corzira nigra iſt eine - kleine
t'u la brachte.
Stadt auf der Inſel gleichen Namens. Dieſe Juifel, da fle gang mit hohen Bäumen und Gebol; befekt iſt,
und folglich als ein natürliches Arſcual, Schiffe fos wchl zu bauen , ais auszubefferit dicart , ifi von großer
Widtigkeit. Sie hat 5 Dörfer , deren jedes 14 - 15000 Einweisner gåbit , die Fiel von Oeiii Saroçenfange und Weinbau ernähren . Ihre Staðf dagegen , welche etiva eine Viertels Meile im Umfange bat, zählt
153 nicht viel über 1000* Einwoonet.
Die Mauerit depe
ſelben ſind von Diocletian erbaut, wie der Thurn St. Markus , welcher in ihrer Mitte auf einem
Hügel fteht, ſo daß alle Straßen gegen ihn abhäirgig find. Alle Gebäude find beinahe ganz aus Marmor, welcher 4 oder 5 Meilen von ihr auf dieſer. Juſei ges
brochen wird ; jedoch nehmen ſich die Einwohner nicht die Mlibe , ihni 311 fchleifen , Wegen des vielen Hols
jes gibt es auf dieſer. Juſel auch viele wilde Tbiere, insbeſondere Ehakale . Auf unſerer iveiteren Neiſe fabeit wir unterwegs
die Inſeln A ug u ſt A , M e 33 0 und-Meleda , wors auf:wir bei dem h . fereu fa cinem guten Seebafen ,
welcher Nagura gehörte , arikerten . Den folgenden Lag regelten tvir Naguſa vorbei , zu den etiva 12 . Meileni binaus gelegenen Dörfe Ragura Vecchia,
welches die alte Stadt Epidaurus ift. · Hinter ihm ſind die Mündungen von Cattard, in die wir
einliefen ,
11) Von hier regelten wirdürch den Meerbuſen don fodrin von etwa 180 Meilen in der Länge. Dieſes iſt der berühmte Meerburen von Apolonien , auf welchem Julius Eå rar in Lebensgefahr gerathen war: Auf dieſer Fahrt liefert wir die Feſtung Bus
dua, welche die lekte Beſitung der Venetianer in Albanien iſt , liegen . Wenn man an dem Lande
binfciffet ; wie auf unferer.Rücklehr , fiebt-man D uls segno, das alte ulcinium , eine ziemlich bedeur
154 tende Stadt mit 7 bis 8000 Secten , wo die Frau : ken , tvie mani alle Europäer im Morgenlande nenut,
einen Stonſul haben , dann Durajin, das alte D y r, ra d ) iu m der Römer , ein Dorf mit einer eingefalles nen Feftung , hierauf den Golf von Bojan a nebit
einen kleinen in ihn fallenden Fluß , ehedem Drilo genannt. Långs reines Ufers läuft der Fluß von Pol
lona , welcher ſeinen Namen von dem benachbarten Apollonien hat. Dieren Fluß ſieht man noch , aber
nicht die Stadt; eben ro iit auch nicht mehr vorbana den A ulon , welches fyir verdorben Vallona Quis .
ſprechen .
30 Meilen von hier iſt auf einem Berge
eine ſchon von den Alten gekannte Haris oder Pechs Quelle , welche von großen Nußen iſt , da ihr Harz
vermiſcht mit Theer zum Verpichen der Schiffe ſehr tauglich iſt . 6 Meileit von Vallona ſind auch die
Steinklippen von Sarend, welche die ſüdliche Grenze des Meerbuſens von fodrin bilden . 12) Als wir durch dieſen Golf regelten , ſahen wir
eines Tags ein Schiff , welches , als es uns gewahr wurde , ſogleid zurück ruderte. Wir hielten es für ein Raubſchiff , beſonders , da es reinen Lauf gegen Vallona nahm , und regelten ihn in aller Eile
nach . Durch die Anſtrengungen unſerer Ruderknechte gelang es uns , in einer Stunde demſelben auf eine Stanonenſchuß:veite nahe zu ſeyn . Wir begrüßten 48 mit 3 oder 49Cunnenfonom , o b es gezwungen
war , ſeine Segel zu ſtreichen . Allein wir hatten uns
155 getauſcht; es war nur eine Bargue von Cephalos nien , welche mit Del und Getraide beladen , nach Venedig regeln avullte , und uns ebenfalls für Sees räuber gebalten batte. Es verfolgte hierauf jeder wies
der ſeinen Wcg ; die Cephalonier froh , von der Furcht befreit zu ſeyu ; wir traurig , weil wir unſere Hoffs nung eines Gewinſtes vereitelt ſaben .
Da uns der Wind fehr günſtig war , warfen wir por Sareno , in deſſen Gegend wir das Gebirge
Chimera (montes Acroceraunios) erblickten , nicht die Anker.
..
Sareno hat gegen das Meer 5 - 6 Dörfer,
unter denen das vornehmſte Chimera auf einem feis !
len Felſen liegt. Hieher können ſid , die Landleute im Falle der Noth flüchten . Ueberhaupt ſind die Eins wohner hier durch die Natur Tehr wohl gegen feinds
liche Macht geſchüßt. Denn wollte man ſie zur See überfallen , lo svůrden ſie ſich gar leicht in das Ges birge zurückziehen , wohin man unmöglich gelangen
kain ; und wollte man ſie zu fand,aufſuchen , ro has ben ſie ſo enge Påſle , daß fie eine Armee bloß durch Steinwürfe aufreiben können .
Sie ſind ſehr gute
Soldaten , und der Religion nach Griechen ; übrigens aber im Stehlen ſo geſchickt, wie die Maynoten ; / ſie bateu auch einen guten Seehafen , Namens Panors ·
mo. Hier ſetzten wir den erſten Fuß in Griechenlaud, welches uns eine eigene Freude verurſachte. » Denn
wir ſahen in ivm das Paterland , und in den Grics
156
cher die Nachkominlinge derjenigen , welchen wir alle fünfte und Wiſſenſchaften zu danken haben . 13) Die Infel Corfu , ehemals Pb dacia, naduals nach dein Namen einer Nymphe, wvelde
allda eine Stadt baute , Coronra genannt , ift eine der vornelunften griechifchen Inſeln , wenn man aus dem Meerbuſen von Venedig fegelt .
. É affopo; wo unfere erſte Anfahrt geſchah; ebes mals unter dem Namen Caffiope bekannt , und wegen eines herrlichen Teinpels des Jupiters ( Jovis
Cassinensis) berühmt, war eine Stadt dieſer Inſel,
iſt aber nun eine eingefallente Fefiuig. Den andera Morgen legten wir in kurzer Zeit die 12 Meilen 2014
růck , die wie bis Corfu ; wohin man vou venedig 700 italieniſche Meileri rednet , batten . id . .!
11och zu maden
Gorfu ; einer der wichtigften Plake' jener Genre gend , bat 2 Feftungen , wüvon eine , die ältere auf 2 Reilen Felſenſpitzen ;, liegt, und unten mit gutea Safteien verſehen iſt .
Nidt fo feſt iſt die neuere,
welche auf der anderen Seite der Stadt liegt, da fle von dem Abrahamsberge veſtrichen werden kann. Die Hauptkirche der Grechen dafelbft , in welcher der
Leichnan des h Spiridiun , dem ſie auch geweiht ift'; aufbehalten wiro , 2010 die mit reichen filbernen Ampelit , ja fogar einer goldenen ausgezieret , iſt sieuts lich fchont. - Noch kauni vor bundert Jahren bekend
die Stadt Corfu bloß ans der atten Feſtung und
157 der :Vorſtadt: C aſteati , welche ziemlich groß iſt, und mehre alte Inſchriften bat. Wir beſuchten hier mehs . rere Prieſter , die durch ihre gelehrteu Werke berühmt
find und, reiche Bibliotheken batteri. Bei eir en rols . chen ſaben wir ein noch ungedrucktes Manuſcript, eis um Cornientar des Origines über das Evangek:
lium des heil. Johannes , und die Reden des Heil. Ephrám anhaltend. Der Sefißer dieſer Manuſcripte war der Vorſteber einer Stirche , Namens Pairag i.. Callerheiligen Stirche) von Palåopoli , ivelche Kirs
We, tvie wir aus Inføriften über dem großen Portale etſaben , von dem
Staiſer : Jovian , welcher der
Chriſtlichen Religion zugethan war, erbaut wurde. Den Namen . Palopolis, welchen dieſe Gegend führt , bedeutet alte Stadt. Chenials , ftano wirksi licb eine folche das die groß und berrlich geweſen renu mue , was der. Marmor , der hier in großer Menge
ausgegraben tvird , beweiſet. Sie lag auf eiuer Halba turel , woher fie auch der andern Namen Cherr polis erhalten haben mag ; ſie hatte auch einen Has
' fen , indem man noch die Deffnung ſieht, worin die Sette , mit welcher man den Hafen fachloß, feſtgemacht war. Jekt hat derſelbe nur für kleine Barguen Grund
„genug. Die Stadi: Corfu bgt über 20000 Einwobs per , die Cornfel , die an Wein , Oliver , Codern und
Simoạien ſehr fruchtbar ift, gegen 60,000. . .. Am 2. Auguſt 1675 lichteten wir die Anker po*
Corfu, and ſøgelten mit Süd- of -Wind asta,nebo
158 cher uns entgegen war. Dieſen und den folgenden Tag konnten wir nur bald nach der einen , bald nach der anderen Seite , ohne den beſtimmten Weg zu vers
leren , regeln (d. i. laviren ), legten auch kaum 20. Meilen zurück ; ſpåter jedoch ånderte fich der Wind. Im Vorüberſegeln fahen tvir die Inſel Tephalos nia , welche zweimal größer , als Corfu ift. Denn fie hat 140 Meilen im Umkreiſe , während jene nur to
Meilen hat. Sie liefert Del , rothen Wein , vortreffs liche Muskaten , und korinthiſche Niofinen , mit wels
den die Einwohner ſehr vortheilhaften Handel treis ben . Ihr Hafen iſt groß und faßt auſeitig gefchloſſen , jedoch ohne guten Ankergrund. Am Eingange des
Hafens liegt das Dorf luxuri , wo durch den Ros fiuen - Handel febr bereicherte Staufleute wohnen .
Gegen Morgen iſt noch ein anderer Hafen , wo wir landeten , als wir von Zante nach Venedig. zurückreijten . Er heißt Pescarda, und taugt nur
für kleine Schiffe. Man ſieht alda die Spuren eines Dorfes , von welchem aber nichts , als eine Kirche
übrig iſt , bei der ſich Caloier, oder griechiſche Mönche aufbalten .
14) Sehr nahe bei Pescarda liegt die Inſel Chiaki, welche von Cephalonien nur durch eis nen , engen , . 3 bis 4 Meilen breiten Arm des Meeres geſoudert iſt ; wesivegen ſie auch das kleine Cep has lonien genannt wird .
Wegen der Aehnlichkeit des
Namens balten einige ſie für das alte Itbaka, wels
159 · ches in Reiche des ulnires eine der vornehmften Inſeln war. Ich möchte ſie für die Furet D ulis
chium halten , weil man hier noch die Spuren einer Stadt antrifft , welche heute Dolicha heißt , und
får I thaka vielmehr die Infel Itb ako nehmen . Alljährlich kommen hierher zu der Inſel Thiati zwei engliſche Schiffe, welche ſich mit Roſinen , die von den Einwohnern der drei Dörfer Duoi , Vatbi
und Dria gebaut werden , beladen. • Die Iurel Ithako iſt ode , jedoch verſuchen hin und wieder Einwohner von Thiaki, ſie anzubauen . Cephalos nia hieß , zu Homer's Zeiter , Samo 8 , und hatte 'eine Stadt gleichen Namelis. Dieſe Inſel, welche auch von Strabo und Plinius gekannt , aber nach ibs.
rem Umfange unrichtig angegeben wurde , muß nicht . weit von dem Port Þeseard a gelegen reyn . Sie
war eine der größten Juſeln , in dem Gebiete des uiorres.
Da wir uns in deſſen Neiche befinden ,
ſo wollen wir daſſelbe nicht ſogleich verlaſſen ; ſouderu es ſei uns erlaubt , etwas von der Inſel Maura ju erzählen.
15 ) Die hieß vor Alters Leucas, die Griecben nennen ſie noch immer Leucada ; denn St.Maura
heißt eigentlich die Feſtung , wegen des Stloſters , das einſt an ihrer Stelle fand. Auf unſerer Rückkebr nach Venedig , mußten wir wegen ungünſtigen
Wetters in den Hafen dieſer Inſel , welcher Climes
:
160
808 heißt, wegen des Grundes und ſeiner Lage unter , allen Häfen .dieſer Jurel der beſte iſt , einlaufen . Die Feſtung St. Maura , wohin wir von hier in 4 - 5 Stunden auf einem M O 1 .8 tylon fulren , iſt durch
einen künſtlichen Stanal von dem feſten Lande geſchnits ten . In Strabos Zeiten hieng ſie mit demſelben zuſammen . Sie ift durch runde Baſteien , durd) Gris ben von 40 - 50 Schuhe Breite von 3 andern Inſelu , die in Dioraſte . liegen , und gleichfam ihre Vorf åkte bilden , abgeſondert , und ſowohl zu Land , da ſie alls
ſeitig vom Waſſer umgeben iſt, als au Waſſer unzus gånglich , indem man über den Stanal nur in kleinen
Schiffen , die nicht über einen Schuh in das Waſſer ſinken dürfen , Teßen kann . Auf der Inſel mögen ſich gegen 30 Dörfer befinden , in denen arme Griechen vom Fiſchfange und Ackerbaue leben . Außerdem ift Die Inſel an Getraid , Zitronen , Pomeranzen , Máips
deln und Weide für das Vieh ſehr fruchtbar, und hat etwa 12 - 13 Meilen im Umkreiſe.' Die Feftarry St. Maura liegt nicht über 13 Meilen somn Golfo
D'Ambracie, welcher jeßt Golf von Larta heißt, Babe bei der ehemals berührsten Stadt Akti H ni
ftand , die durch die Schlacht zwiſchen Auguſt and Marc Anton berühmt ift .
Der Eingang dieſes
Meerbuſens iſt nicht über eine halbe Seile bëeit , obs
wohl er über 15 -Meilen im Umfange bat.
Ihm zur
Linken iſt die Fefung Preverja , welche an der
Stelle Der alten Stadt Nikopolis hebt, welche
161 Augu ft zum Andenken ſeines Sieges über Marc Unton erbaut hatte.
Arta oder karta , wovon dieſer Meerbuſen reis nen ueueren Namen erhalten hat , iſt nicht eins mit Irab racia. Denn dieſes liegt etwa eine Meile vom
Meere , wo ſich der Meerbuſen endet , gerade in der Mitte. Wo Ambracia ftand , iſt heute ein Dorf, welches iloch denſelben Namen führt ; bei demſelben låuft der Fluß Vouro Potami, der bekannte arach thu s vorbei. Arta liegt auf der linken Seite *
des Meerbuſend an einem Fluſſe , der ſich nach 15 Meis .
len in das Meer ergießt. Wahrſcheinlich ift dieſer Fluß der A cheron der Alten . Arta gåhlt gegen 7 - 8000 Seelen , und iſt ein Erzbisthum . Nogus
- if eine kleine Stadt mit einem Schloße, welches auf der andern Seite des Golfs liegt ; Aetos auf dem
feſten Lande, ziemlich groß, und 2 Tagreiſen von Arta entfernt; und A chelou , welches ſeinen Namen von dem Fluſe A chelous erhielt , in ſich begreift. Der
Biſchof von lekterer Stadt wohnt zu AngelosCas firo und bat zapandi , Meſſalongi und Anatoliko uno
ter ſich .
16) Janina iſt eine Stadt, welche größer , als Arta jf , ynd von reichen griechiſchen Staufleuten bes
wohnt wird. Es ift ein Erzbisthum ; die unter ihm febenden Bisthümer ſind : Argyro Caſtro , eine
Stadt von mittelmäßiger Große ; Delbeno ; Büé
trinto und Giy keon , welches ſeinen Namen von 17tes B . Griechenland. I. 2. ,
162
dein Fluß Ginki hat. Sektere Gegend erftreckt ſich von Paramythia bis Parga , einer Feſtung am
Ufer des Meeres. Ich habe weiter oben Monori la genanıft ; uns ter dieſen hat man zu verſtehen kleine Nachen , die von einen ausgehauenen Baume gefertigt ſind , und in der Långe 15 – 20, in der Breite gegen 1 1/ 2 Schuhe und
eben ſo viel in der Dicke haben . Man gebraucht ſolche ju Anatoliko , Mirrolungi und St. Mauro, weil inan hier wegen der Seichtigkeit des Meeres mit
einem Boote, das über ein Fuß
of in das Waſſer
geht, Gefahr liefe, auf dem Sties ſißen zu bleiben . Der Name drůckt den Stoff, ſo wie die Art ihre Beſchaf: fenheit aus : denn Monorolon beißt im Griechi: fchen , ſoviel als aus einem Stücke Holz verfertigt.
Man reßt ſich in demſelben auf den Boden , und treibt ſie mit einem Ruder, bisweilen auch durch kleine Sei
gel fort. Was mich einmal ſehr in Erſtaunen reşte, waren 2 Pferde, die ich in einem ſolchen ausgehöhl: ten Baumſtamme überfahren rah , bei deren geringſter
Bewegung dasMonorylon håtte umſchlagen müſſen .
17) Nun wollen wir auf unſeren vorigen Weg zurückkommen , auf dem wir den 4 . Auguft bei Zante anlangteli, wo wir 3.- 4 Tage blieben . 2 antewurde
ehemals von Boterus die Gold : Inſel genannt, wel:
chen Namen ſie wegen ihrer Weinpflanzungen , welche Geirinuſt erwerben , verdient. Dieſe Noſinen haben
die Forinthifchen Roſinen tragen , und ihren großen
103 ihren Namen von Corinth , woher ſie fammen ; wers der aber auda aus Mangel an Abraß nicht mehr ges
baut. Nebſt dieſen Roſinen , die gedůrrt, und in Fåre ſer getreten , verſchickt, und auch in Anatoliko, eis
nem Dorfe , welches wie Venedig auf einem Sums .
pfe erbaut iſt , dann auf den Inſeln : Cephalonia , und Ehiaki erzielt werden, hat Zante noch vortreffe lichen Wein , Pfirſiche , Gurken , Feigen und Del. Ghr Betraid bekommt dieſe Inſel aus dem Golf von
Lepanto ; ihr Vieh aus Morea. Sie iſt ein walres
irdiſches Paradies ; nur Schade, daß ſie wenig Hols bat, was ſie aber ſonſt in Ueberffuß gehabt haben muß , da Homer und Virgil ſie die waldige nennen . Zante iſt der italieniſche Name der Stadt wie der Inſel: deun die Griechen nennen ſie Zakintbos. Sie hat etwa 20 — 25,000 Einwohner , keine Miquem , wohl aber eine Feſtung auf einer Anhöhe. Ihre Håus
ſer find ſehr niedrig : denn es vergeht kein Jahr, daß man nicht daſelbſt Erdbeben verſpürt , welche aber keis nen großen Schaden verurſachen .
18 ) Donnerstag den 8. Auguft in der Frühe res gelte unſere Flotte nach St on ſt antinopel ab. Sie beſtand aus 8 Schiffen , 5 Striegs - und 3 Haudels-Schif: fen . Der Schiffs kapitain , welcher bei den Venetianern
eine hohe Perſon iſt , und den Auftrag hatte , einen welches die Sachen und Geſchenke des Geſandten ses
Geſchåftstråger nach Eine zu bringen, und das Schiff,
1
164 laden hatte , zu begleiten , war bei der Flotte felbe auweſend.
Wir hatten ſehr günſtigen Wind , Weſtwind , wos Alten als den Aufenthaltsort der Harpyen , die Mens ſdhen-Geſichter und Geierskörper hatten, dichteten, bald hinter uns hatten . Es find 2 niedrig gelegene Jns ſeln , die aber vortreffliche Früchte im reichlichen Maße
durch wir die Stroobatiſchen Inſeln , welche die
bervorbringen. Sie haben ſo viele Quellen , daß man keinen Stock in die Erde ſchlagen kann , whne daß dann
aus der Deffnung Waſſer hervorſprudle. Man ſagt, daß man in den Quellen dieſer Juſeln öfters Ahorns
Slåtter finde , obgleich dieſer Baum auf dieſer Inſel nicht ivåchit , ſondern auf dem gegen 30 Meilen entferns
ten Morea , was auf eine Verbindung beider Inſeln durch einen unterirdiſchen Stangl ſchlieſſen laſien möchte.
Die größte dieſer Inſeln hat nicht über 4 Meilen in
Umfange , und wird von Griechiſchen Mönchen , die daſelbſt ein nach Art eirer Feftung befeſtigtes Silofter baben , bewohnt. Die Italiener und Griechen nennen
dieſe Inſel Strofad i oder Strivali. 19. Freitags den 9. Auguft fuhren wir vor dem Gebirge Arcadiens und dem Eilande die B ciso
beit vorbei. Dieſe iſt eine kleine Inſel , welche ches . mals S » bagia und Sapientia hieß . Sie ist gex
fährlich , weil die ſtorſaren hinter derſelben gerne den Stauffdiffer aufiauern . Wir hatten faſt die ganze
Nad)t bindurch Windkille , wodurch es kam , daß wir
165 den anderen Morgen nicht weiter , als nabe bei dein Meerbuſen von Coron waren . Da wir nicht weit pon Hrafo di Mayna waren , ließen wir uns zum Vertreibe der Langerweile von Maynoten auf unſern
Schiffen etwas von den Diebereien ihrer Landsleute
erzählen. Unter vielen führten ſie auch folgende Aneks" dote ani. Einſt reien Staufleute bei ihnen angelandet,
und båtten ihre Güter in das Haus eines ſehr betags ten Mannes geſchafft , worauf derſelbe zu weinen ans
fing. Dieß fiel ihnen auf, und ſie fragten den Greis , warum er weine, da ihm doch Niemand etivas Unans
genehmes -zugefügt babe. Ach ! ſeufzte er : weil mein
Soon abweſend ift , der euch beſtehlen und einen gus ten Fang machen könnte !
20 . Den vierten Tag nach unſerer Abreiſe son Zante gelangten wir zur Juſel Cerigo , ehemals Cythera genannt, dem Vaterlande der Ven u $ uid
Helena. Es iſt eine gebirgigte Inſel mit randigem
důrren Erdreiche. Sie hat eine Citadelle, welche ges gen die Meeres:Seite , wo es gang abſchüſſig iſt , rehr
Feft ift. Auf ihm kann man die 40 Meilen entfernt.
-
Inſel Candia reben , und die Inſel Serigotto,
welche balb ſo weit entfernt iſt , und außerordentlich viele Semſen bat. Man lebt hier ſehr wohlfeil, und trifft daſelbft ſehr viele Haren , Wachteln und Turtels
tauben an , welche der Ven u $ geheiligt waren . Vor
den Hafen der Citadelle iſt eine kleine Stlippe, welche man wegen ihrer Geſtalt das Ev nennt. Der Haien
-
166
iſt unbedeutend , da er den mittågigen Winden auss geſett, und für 9 - 8 Schiffe nur Raum hat. Dieſer Ort kann alſo nicht derjenige ſeyn , von dem Strabo
berichtet, daß er einen guten Hafen habe , unter wels chem er ohne Zweifel den Hafen St. Nikolaus, wo wir landeten , um unſere Schiffe mit Waſſer zu verſehen ; verſtanden haben mag. Dieſer Hafen , wels
cher von der Natur in einer Felſen gehöhlt wurde, iſt nicht nur vor den Winden geſchüßt, ſondern auch für 40 Galeeren geräumig genug , und kann ohne fons derliche Mühe durch eine Stette geſchloffen werden .
Des andern Morgens fuhren wir mit gutem Winde, bei Falconiera , Falken - Infel, welche anbes wohnt iſt, borbei. Zur Rechten faben wir Bella : Pola , oder Irola Brugigta , und etwas weiter Milo und Antimilo . Die erſte hat den ſchönſten Hafen von der Welt. Zu unſerer Linken hatten wir das Eis land Sar a vi und noch weiter Argentiere , wels
ches etliche Einwohner und eine Silbergrube hat, und von den Einwohnern Himolo genannt wird. Dieſe iſt wahrſcheinlich die Inſel Simol u 6 der Alten , eine
der Cykladischen Jufeln , deren ſchoul Strabo und Ptolom å u s gedenken .
Hierauf bekommt man
Sifanto zu Geſicht, welches gegen 9 – 10 Dórs fer hat, und durch vortrefliche Friichte, und die Schons beit ſeines weiblichen Geſchlechtes berühmt iſt. Auch ſahen wir , jedoch nur von der Ferne, Paris oder Pas
ros , welches durch ſeinen Marmor berühmt ift. Den
167 17ten Abends hatten wir Serifos zu unſerer Rechs ten , welches ein Dorf und einen Hafen gegen Süd.
hat. Dieſe Inſel hat auch Magnet:Gruben , welche
aber den Sciffs:Stompaß bei der Ankunft eines Schif: fes nicht allzeit verändern ; der Magnet-Stein , der hier
gefunden wird , ſoll auch nicht ſo gut ſenn, als der in andern Gruben. Weil ſich dieſe Nacht der Wind ges geni Weft wendete , mußten wir unſeren Lauf ånderii, und fuhren zwiſchen de:: Inſeln Z ea und Thermia, welche ihren Namen von den warmen Badern haben . Folgenden Dages reiſten wir ſehr nahe bei der Inſel Seyra, ehodem Scoros vorbei, auch in der Nähe von Gyaros oder Joura , wohin die vornehmſten Römer in die Verbannung geſchickt wurden . 21) Endlid , gelangten wir zur Inſel Ten o ế , heut
zu Tag Dine, welche die beſtgebaute und bevölkertſte unter den Sy kladen iſt. Sie hat keinen Hafen , ſons dern nur die Schiff- Lånde St. Nikolaus , wo die
Schiffe Anker auswerfen . Nahe dabei fand die Stadt, von der aber nur 3 oder 4 Häuſer übrig ſind. Von hier geht man zur Feſtung binan , welche 4 – 5 Mei.
len vom Meere auf dem höchſten Orte der Jurel liegt, wegen welcher vortheilhaften Lage ſie aller Beachtung Iverth iſt. Die Inſel trågt Getraid , Feigen und Ros
ſinen , und mag gegen 24 Dörfer zählen , deren Eins wohner die Seide verarbeiten . Unſere Schiffe mußt 11
ſich bier einige Zeit aufbalten ; wir mußten die Zeit,
um Delos zu ſeheni,welches 12 Meilen von hier erit:
168
fernt gelegen iſt. Wir machten zu dieſer Reiſe eitie Geſellſchaft zuſammen , unter der ſich auch ein Arzt von Tine befanid . Jeder hatte zum Unterhalte etwas beizuſchaffen , wozu der Arzt 5 – 6 große Zwiebeln bei:
trug. Manchen mag dieß ſonderbar vorkommen ; allein die Zwiebeln und der Knoblauch , welche füß ſind , rob
gegeſſen werden , und ganz vorzüglich zur leichtern Vers dauung dienen , ſind wie man hieraus abnehmen kann , ganz anderer Art, und werden ſehr hoch geſchakt. Jo bin überzeugt, daß der feiufte Gaume in Frankreich fie ju efſen fich nicht weigern würde , ſo bald er ſie vers kortet båtte.
Dieres machte mir auch begreiflich ,
wie die Ifraeliten ſich ro rebir nach den Zwiebeln von Aegypten rehnen konnten .
Leute, die jene Gegend
durchreiſt baben , verſicherten mich , daß ſie dort noch fchmackhafter , als in Griechenland wůchreu . Wir nahnien nun eine Bargue von Tine, und kas men mit günſtigem Winde innerhalb 2 Stunden nach
Delos. 22) Delo hieß bei den Alten Deloi, weil ſie zu ihr die nahe Juſel Rhenea , die mit ihr aus der Weiten vereint zu ſeyn ſcheint, rechneten . Rhenaca
hießen ſie das große Delos ; die andere das kleine Delos. Lettere, welche eigentlich das rechte Delos
iſt, hat auch den Namen Lagia , wegen der vielen Haſen und Staninchen , die man alda autrifft; dana Ortogia , Wachtel- Inſel. Herodot berichtet, daß dieſe Inſel viele Palmbåume batte , von denen aber
169 nicht einer mehr zu ſehen iſt. Nur Maſtirftauden fins det man noch daſelbſt, welche aber den Harz, wie auf Der Inrel Chio , wahrſcheinlich , weil ſie nicht dazu
behandelt werden , nicht ſchwißen . Auf dieſer Inſel ſieht man eine ſo große Menge von zerbrochenen Såus
len und Bildhauer-Arbeit , daß man leicht damit eine ganze Stadt bauen könnte. Nachdem wir dieſe Inſel
berehen hatten , wollten wir Abends wieder zu unſern Schiffen zurückkehren , woran uns aber der heftige Wind , und das Meer, welches Wellen warf, hinderte .
Nachdem wir eine Nacht unter Entbehrung aller Bes . . quemlich keiten zugebracht batten , wollten wir unſer Vorhaben am anderen Morgen ausführen ; allein der Wind war noch iminer ungünftig , und wir hielten nicht für råthlich , uns dem Meere anzuvertrauen . Wir
warteten daher auf günſtigeres Wetter , wobei uns aber das übel zu ftatten kam , daß wir uns nicht reichlich mit Lebensmitteln verſehen hatten . Denn das Wenige, das wir mitgenommen hatten , war ſchon den vorigen Tag verzehrt. Zum Vortheile gereichte uns , daß eis ner aus unſerer Gefeliſchaft eine Flinte batte , mit welcher er einige Staninchen ſchoß , die wir zubereites
ten , ſo wie es uns möglich war, und ohne Zwieback senoge:I. Allein noch drückender war der Durſt, berons
ders , da es ſehr heiß war. Lange ſuchten wir nach Waſſer , aber vergebens ; endlich aber fand einer unſes
rer Gefåhrten eine mit Schwibbogen erbaute , alte
Ciſterne , in der wir åußerſt gutes Waſſer antrafen .
170
Nachdem wir ſo ein Mittagmahl gehalten hatten, gingen wir an die äußerſte Spiße der Inſel , um zu rehen , ob unſere Schiffe noch vor Anker lågen . Allein wie wurden wir betroffen , als wir ſie regelfertig , um
ihren Weg nach Stonftantinopel fortzuſeßen , und endlich wirklich abregeln ſaben ! Sie hatten widrigen Wind ; dieſes machte uns einige Hoffnung, daß ſie ents weder nach Ciné umkebren , oder wenigſtens ſich in den
Hafen der Inſel Mykone vor Anker legen möchten .
Dieſes geſchah in der That zu unſerer großen Freude. Wir hatten während der Nacht wegen unſeres Unglüts kes ſebr unruhig geſchlafen , und waren daher alle ſehr
früh wachſam . Staum war die Morgenròthe angebros chen , ſo waren wir auch ſogleich , weil die Matroſen
uns ſagten , der Wind båtte fich etwas gelegt, ents ſchloſſen , zu Schiffe zu gehen , und nach Mukone
ůberzuſeßen , was uns auch in einer Stunde glückte . Wir waren ſchon ſehr nahe daran , als ſich der Wind vom Neuen mit größerem Ungeſtüme , als früher er:
bob, wodurch unſer Hoot ganz voll Waſſer, und wir ſo naß wurden , als wåren wir in das Meer gefallen . Schwer wurde uns anjulanden , wobei wir immer in
der Gefahr waren , in die offene See hinausgetvorfen zu werden .
- 23) Mykone (Myconos ) liegt von Delos 3Meis len entfernt , hat im Umkreiſe 25 — 30 Meilen und trägt viel Serſte und Wein , der aber nicht ſehr gut
ift. Zwiſchen dieſer Inſel und Delos liegt das Eis
-
171
land Dragonera, wie es die Franken , oder Trapos niſi, wie es die Griechen nennen . Sie hat keine Fes ftung , ſondern nur ein Dorf mit etwa 2000 Einwohs nern . Da die Einwohner größtentheils Fiſcher oder Seeräuber ſind , wovon die Hälfte bei ihrem Fahren
auf gutes Gléck umkommt, ſo iſt das weibliche Ges ſchlecht , welches ſehr ſchön und leicht verführbar iſt,
hier weit zahlreicher, als jenes der Månner. Unſer Stapitain kaufte ſich hier eine Jungfrau von ihrem eig:
nen Vater, welche ſich aber dagegen ſträubte ; wie übers. haupt alle Weiber gegen dieſe Chat einen Abſcheu zu belveiſen ſchienen . Die Kleidung der Frauenzimmer ift
hier von eigener Art. Der Mieder iſt von rothen oder
braunen Sammet, die Aermel , welche eine Elleweit und lang find , beſtehen aus Zeug ; der Rock , welcher
in viele Falten gelegt iſt , geht ihnen nicht über die Stnie, unter ihm reicht aber ein weiſes Unterkleid her:
vor , welches aus Seide gewirkt und gefaltet iſt , und bis an die Schuhe geht. Sie beſchäftigen ſich mit dem
Spinnen der Baumwolle welche auf dieſer Juſel wächſt , oder mit dem Verarbeiten der Seide , welche
ſie von Ambros erhalten , aus welcher ſie Sacktücher wirken . Man brennt auf dieſer Inſel beinahe nichts als gedůrrte Stråuter: denn das Holz iſt åußerſt ſelten , weil es daſelbſt gar nicht gedeihet. So verhélt es ſich
auch mit dem Waſſer; ein einziger grofer Brunnen muß das ganze Dorf mit Waſſer verſehen .
24) Freitags den 23. Huguft lichteten wir die Ans
172 ker, und fuhren zwiſchen den Infeln Tine und Mos kone welche nichtmehr als 4 – 5 Meilen von einans
der entfernt liegen. Da erhob ſich plôßlich ein Nords wind, durch welchen wir nins am anderen Morgen auf die Seite von Nikarea und Samos, welche wir gegen 30 Meilen zur Rechten liegen gelaſſen hatten , verſchlagen fahen . . Gegen Abend befanden wir uns an der Mündung des Stanals , der zwiſchen Chio und bem feiten Lande von Natolien ift . Da dieſer Weg
der unſerige nicht war , ſo nahmen wir einen großen Umweg , um von dem Eylande Venetiko vorbei in
kommen , bei welchem wir auch nahe vorbeifubren .
. Sonntags war Windſtille , wobei wir die Inſel Sopro s nebit Calocero, welche von der Ferne eig
Schiff:Segel zu ſeyn ſcheint, zur Rechten liegen lieſs ren. Nachts wendete ſich der Wind gegen Südoſt ; wir fuhren daber zwiſchen den Inſeln Prara, welche nur ein einziges Dorf hat , und Cbio bin .
Da wir
fortwährend günftigen Wind batten , ſo ließen wir Metelin , das alte Lesbos zur Rechten , und kas men am 26ſten Abends zwiſchen die Inkl Denedos und das Land von Droia , oder Troas , wo uns
eine ganz unerwartet eingetretene Windfille veranlass te , Anker zu werfen .
25 ) Ehe ich den Archipel verlaſſe , ſei es mir ers
laubt, den leſer noch über Einzelheiten deſſelben ju unterrichten . Obio iſt eine ſchöne Inſel mit einer · guten Stadt und 12 -- 16 Dörfern , welche den Maſtif
173
and Therebinthenftrauch bauen , um daraus den Mas ftir und Therebinth zu erzielen , weil damit nach Eus
ropa ftark gehandelt wird. Man verfertigt auch Seis denzeuge und zienilich dicken Damaſt allda, welcher in di: Barbarei verführt wird. Die Jijel bat etiva gegen
60 Meilen im Umkreiſe, einen guten Hafen und farfe Feftung .
26 ) Metelin ift doppelt ſo groß , als Chio, Acht ihr aber hinſichtlich des Handels nach . Alle ihre
Einfünfte beſtehen in Gerraide, Frůchten , Butter und såre. Dieſe wie alle Inſeln unter türkiſchem Sauß,
jahlen der Pforte den Caraſch oder die Stopfiieuer, welche ſehr bedeutend iſt , und mit vieler Hårte erbos
ben wird.
Maria , weldie ehedem dem Bach us geheiliget war, trågt im Ueberfiuge vortrefflichen Wein, der das ſelbft ſehr wohlfeil ift.
- zwei Tage mußten wir zwiſchen Tenedod und Troja por Anker liegen , bis die Windſtille und der entgegengeſente Wind ſich unſerer Reiſe nicht mehr widerfekte. Um dieſe Zeit uicht unnůß verſtreichen ju ,
.
laſſen , reşten wir auf einem Boote nach Troia über, .
-
um die Ruinen deſſelben zu reben . Wir fanden bier
eineMenge Säulen und Figuren , größtentheils aus Uegyptiſchen Marmor, beſonders aber 2 Meilen vom
Meere auf einem Hügel, wo wahrſcheinlich der Haupts theil der Stadt Troja geſtanden iſt , Spuren von Tempeln , Gewölbern , Theatern und Palåſten. Nicht
174 :
alle Ruinen ſcheinen aus den Zeiten der Zerſtörung von Troia zu ſeyn , manche ſind viel jünger, haben auch lateiniſche Inſchriften , und ſtammen wahrſcheins lich aus den Zeiten der erſten römiſchen Staiſer, berons ders Augu ft 8 , der eine ſtolonie dahin ſchickte.
Ihr
Hafen , welcher ſonſt ſehr berühmt war, iſt verſtopft, und mit Sand angeſchwemmt, auch muß die Rhede
daſelbft ftatt eines Hafens gedient haben , tvas aus
Pfeilern und Såulen , die noch übrig ſind, einleuchtet. um
roja berum iſt alles åde , bis einige Plåße, wo
Baumwolle wächſt. 21) Sonnabends den 31. Auguft fuhren unſre
Schiffe einige Meilen weiter, um in der Nähe der ses ftung Tenedos, welche nichts , als ein mit Bollwers ken umgebener Thurm iſt, zu ankern . Die Inſel trägt ſehr guten Wein , womit ſie Stonifi antino pel vers
ſieht ; auch ſind die Muſcaten , welche audu wachſen , gang vortrefflich .
Den 3. September verfahen wir uns im Dorfe
Troja, welches am Vorgebirge Janirreni liegt,
und die alte Stadt Sige a war, mit Waſſer , und da fich unſere Reiſe verlängerte, auch mit Eiern und Hühnern . Die Matroſen kauften ſich Bohnen . Das Dorf mag etwa gegen 300 Heeroftåtten haben , in des
nen Griechen leben , welche ſich von dem Verkaufe ih : res Getraides , Weines, Saffrans , Melonen und ans derer Früchte nähren .
Nach 4 Tagen regelten wir von hier nach der Ins
• 175
rel gmbros, um da uns das benöthigte Getraid zu kaufen . Die Inſel iſt etwas größer als Tenedos, und hat 4 Dörfer, unter denen Jmbros, bei welchem ein Schloß liegt, das vornehmſte iſt. Wir beſtiegen bier den höchſten Punkt der Inſel , welcher aus klei:
nen , mit Holz bewachſenen Bergen beſteht. Den sten Tag kanien wir in den Hellespont, welcher Europa von Aſie 11 fcheidet ; beſonders Phrygien von Thracien . Dieſe Meerenge, welche
Herre $ mit Schiffen überbrückte , um ſeine Armee von 300 ,000 Menſchen nach Griechenland überzus reben , bat 2 alte uud 2 neue Namen . Man nennt ſie
Hellespont, Meer der Helle einer Tochter athas ma $ , Stönigs der Thebaner , die , um den Nach :
ſtellungen ihrer Stiefmutter Ino zu entgeben ſich mit ihrem Bruder Phrnru 6 flüchtete , aber bei der ues berfahrt über dieſes Meer ertrank. Dann auch Meers enge von Seftos und Abydos welche beide Stådte
auf beiden Ufern ſtanden , und durch die unglückliche Liebe der Leandra und des Hero berühmt ſind. Ihre heutigen Namen ſind Dardanellen , und Meerenge von Gallipoli. 29) Als wir bei den Dardanellen ankamen , feuerten die neuen Staftelle , welche auf beiden Seiten der Einfahrt ſiehen , ihreungeheuer großen Stanonen ab, mit denen ſie das Waſſer des Meeres überall beftreis chen können , worauf wir ſie mit 9 Stanonenſchůſſen begrüßten . Sie antworteten uns nach ihrer Gewohns
176 .
beit mit einem stanonenſchuße, woraufwir ihnen mit 5 dankten : denn die Salven auf dem Meere ſind wie die Pillen , welche die Eerste zu verordnen pflegen, ims mer von ungerader Zahl. Der Strom des Hellespont, melcher immer von Nord gegen Süd gebt, und in deo
Urchipel fåut, wie ſchon Plinius bemerkte , dano der Nordwind, der im Sommer oft 2 Monate dauert,
berhinderte uns weiter zu regeln . Verdrießlich darüber, ſo lange vor Anker liegen bleiben zu müſſent, entſchloſs
fen wir uns auf dem Lande bis zu den alten Schloſs ſern zu gehen , um von da auf einer Hargue nad
Stonfiantinopel zu fahren . Wir gingen wegen dieſes Vorbabens in das nahe Dorf Spaino uiro Chorio , d . h . Neudorf , um Pferde zu erhalten .
ja herbergte bei dieſer Gelegenheit mit dem His ſchofe von Serifo und Mykone, der mit uns in Geſellſchaft nach Konftantinopel reiſen wollte, bei
einem Griechen, der uns ſo gut, als ihm möglich war, bewirthete. Der Biſchof durfte nach ſeiner Ordenes
Regel kein Fleiſch eſſen ; er bereitete uns taber eine mahlzeit von Roſinen , Feigen , Honigſeim , Eiern , Kåre und Waſſer:Mielonen , von den Griechen A ugo Ar rie genannt, eine Frucht, welche in dieſem Lande ſebr
gemein iſt , und am beſten ju Galliopoli wåchi .
Dieſer Ort hat gesen 100 Häuſer , und wird von Griechen bewohnt , welche eine kleine Stirche haben , Wir gingen in dieſe , um die Veſper ju hören die ein
Prieſter außerk elend ſang. Wir konnten kein Wort
. 177 verſtehen ; vielleicht verſtand er ſelbſt nicht, was er fang, wie bei den Geiſtlichen auf dem Lande , die ſehr uns wiſſend find , ſehr häufig der Fall iſt. Denn die Sprache, worinn der Gottesdienſt gehalten wird , iſt altgriechiſch , welches von dem neugriechiſchen , wie das
lateiniſche von den italieniſchen unterſchieden iſt. 30 ) Den folgenden Tag, am 15 . September, dinga
ten wir uns, weil' tvir keine Pferde erhalten koinna ten , 4 mit Buffel beſpannte Wagen , um unſere Sas
chen auf die Schlöffer zu bringen . Wir langten unter Fiihrung eines Dolmetſchers ', der inter Wegs glück: lich zu uns gekommen war , dort Nachts an , wo žvir bei einem Juden übernachteten . ' Hier merkten wir , daß
wir in der Türkei fenen : denn wir nuften , mit uns ſerem Wirthe auf einer Decke ſitzend , mit übereinans dergeſchlagenen Beinen in einer Stellung wie wir ſie
bei unſeren Schneidern ſehen , ſpeiſen. Dieſes Dorf, welches auf der Aſiatiſchen Seite an dem Schloße iſt, hat gegen 3 — 4000 Seelen , unter welchen wenige Chris ften ſilid. Ich fand die Staffelle'nicht ſo feſt , als ich ſie mir vorgeſtellt hatte ; auch ſind ſie beide nicht an den Orte , wo S e fto $ und Aby dos ftandeni, erbaut,
indemn mau von dieſeri gar keine Spur findet, auch dieſes nicht der Ort ift , wo der Helles pont am ſchmåls
fien iſt. Drei Meilen entfernt wird dieſer enger ; man findet auch am Meeresſtrande Spuren , welche zu der Meinung berechtigen möchten , daß dieſer der Ort der wahren Lage benannter Orte ſei, da zudem die 17tes 3. Griechenland. I. 2. .
178
Namen der beiden Dardanellen : Feſtungen von den Einwohnern ganz anders , nåmlich Romelie und Ana tolie , genannt werden . Die Breite des Hels TesPonts an dem Drte der Dardanelle 11 : Feſtuns gen beträgt etwa 2 Meilen ; man kann daher mit ei:
ner stanone die andere Seite leicht beſtreichen . Deii andern Morgen mietheten wir ein Schiff von
5 Rudern , welches und zu dem wenigſtens noch 60 Meis len entfernten St on fi a ntinopel führen ſollte. Wir regelten die ganze Nacht , und kamen 2 Stunden
vor Tages :Anbruche zu Galliopoli an , welches wir beſahen , obgleich die Peſt darin wüthete. Denn da wir nach Stonftantinopel regelten , wo die Peſt beſi indig herrſcht , mußten wir uns seitlich daran ges wöhnell .
31) Galiopoli iſt eine große Stadt von 5 - 6 Meiten im Umkreiſe, doch nach Verhåltniß ihrer Große nicht ſehr volkveich . Beinahe jedes Haus hat hier eis
nen Garten . Der Bezeſtein , oder der Ort , wo die
Staufleute ihre Waare feil bieten , iſt ein großes wohls verwalrtes Gebäude , und hat etliche Thürme. Man glaubt , daß in dieſer Stadt , welche eine ſehr elende Feſtung bat, 12000 Türken , 5000 Griechen und eben
ſo viele Juden wohnen . Wir waren abgereift , und
übernachteten in der Meinung , unſere Reiſe fortzuſega jeni, ine Micile von da unter einem
Baume, als ein
Nordivind entſtand , unſer Vorhaben vereitelte , und
uns swang , in die Stadt zurückzukehren . Wir benůks
179 ten dieſe Zeit, um Lámprako zu ſehen , wohin wir auf einer Barque bei ſehr heftigem Winde unter der
Gefahr fuhren , daß dieſer fie umſchlagen möchte. Es
ift ein mittelmäßiger. Flecken , und wird von Türken und Griechen beivohnt. Hier muß ich bemerfen , daß
die Türken Se vuit a n tinopel, Adrian opel und etliche Grenzſtådte ausgenommen , ihre Stådte nicht mit Mauern umgeben ; weßwegen man uuter Städte ,
Flecken , Dörfer nur Orte von verſchiedener Größe zu denken hat. Die Orte , die von einiger Bedeutung ſind , baben größtentheils eine kleine Feſtung , tvelde
pou einem Aga, etlichen Offizieren und Soldaten koin :
mandirt wird , die auſſer ihrem Dienſte aber feine Såbel trageil , was in dieſer Gegenden böſe Abſichten verrathen , und in Ungelegenheit verſetzen würde. 32) Lain pravo iſt eines der 3 Dörfer, welche
Xerre s dem Themiftocles zu ſeinem linterhalte verehrte. Magneſia rollte ihm Brod geben , DR 98
uns Fleiſch , und d eſes Wein. Wir bemerkten auch
wirklich daſelbſt ſehr ſchöne Weinberge . Es hatte eles dem einen ſtattliden Hafen , welcher , wie Strabo bezeugt, Pityura hieß , und 170 Stadien von Ab : Do 5 lag. Hier als ſeiner Geburtsſtadt wurde der Gott Priapus verehrt. Es befindet ſich allda eine für dies
ren ziemlich ſchöneMoſchee, welche ebedem eine chrift: liche Stirche geweſen ſeyn ſoll , was auch die Streuse auf den Stapitålern der 4 Säulen , auf welchen der Gang ruht,
beſtåtigen . Abends kehrten wir wieder nach .Galli
180 Poli zurück , welches am Eingange des weißen Nees res , vormials Propontis genannt, liegt. Die des berfahrt dahin beträgt nicht über & Meilen . Da des andern Abends das Meer rubis zu werden
angefangen hatte, ſo reiſten wir mit einbrechender Nacht ab, und hatten bis Morgens gegen 30 Meilen zurüdges legt. Unſere Schiffleute waren ſehr ermüdet,und bedurf:
ten der Ruhe; wir kehrten daher in dem Dorfe Peras ft e ein . Sechs Meilen von hier raſteten wir zum zweiten
Male in dem Dorfe Heraklirra, und 3 Stunden von hier bei Myriofoton, einem Dorfe von 200 Feuerſtåts ten . Wir wollten hier durch die Gaſſen ſpatiren ; allein da
voir in unſerer franzöſiſchen Kleidung waren , ro liefen uns die Stinder ſchaarenweiſe nach , was uns zivang, zu unſerer Barke zurüczukehren . Hier berichte uns
der Obere des Ortes, welcher ſich mit uns ſehr freunds ſchaftlich unterhielt , und uns rogar einen Storb Rofis nen ſchickte , welche ſo groß wie Taubeneier , und von ausgezeichnetem Geſchmacke waren . Der Wein iſt , wie auf der ganzen Stüfte des weifen Meeres , iußerſt
wohlfeil. Wir ſchliefen in unſerer Chaluppe, und fes 1
gelteii noch vor Tags ab , ihn den Meerbuſen Rodefto
juri ckzulegen. Gegen Ende deſſelben liegt an einem Felſen die Stadt gleiches Namenis , welche gegen das Meer einen entzückenden Anblick gewährt. An Orige gleicht ſie der Stadt allipoli, binſichtlid der Filia
wohner - Zahl aber übertrifft ſie dieſelbe noch . Wir
fáljen da 19 — 12 Moſcheen mit ihren Minarets oder
181 . kleinen Thürmen , von denen 'zur Zeit des Gebetes durch Sdireien ein Zeiden gegeben wird , damit das Volk in der Moſchee ſich verſainile. Auch haben die Oriechen etliche Stirchen allda .
33 ) Drei Stunden vor dem Anbrude der Nacht gelangten wir nach Heraklea, welches einen ſchönen Hafen von 3 Meilen im Umkreiſe hat , deſſen Einfairt
gegen Nord -Of liegt. · Wir hatten Zeit, uns hier ums juſeben . Unſerer Zeit gemåß ſuchten wir Alterthümer,
waren auch ſo glücklich mehrere zu finden , beſonders einige Inſchriften , die wir abſdirieben . Aus dieſen
ging hervor, daß die Stadt zu einer Zert Perinthus geheiſſen hat.
.
.
Den andern Morgen vor dem Aufgang der Sonne griffen unſere Seeleute raſch zu den Rudern , und fube
ren uns bei Selymbria , welches eine alte Stadt mit vielen Moſchcen , einem Bezeſtein , und vielen gries
chiſchen Stirchen iſt; dann vor Pivades Eſcheſos mebe, und 3 bis 4 anderen großen Flecken vorbei.
Wir ankerten vor dem Hafen der Stadt St. Stes pha 110 , von welcher mau noch 9 - 10 Meilen nach Sto 11 ftantinopel zählt.
34 ) Montags früh den 23. September langten wir
bei dieſer großen und berühmten Stadt an , welche, ob: wohl ſie mehreutheils aus Holz gebaut iſt, doch ihre Schönheiten bat. Als wir an der Stadtmauer hins robifften , las ich die Namen der griechiſchen Staiſer .
Theophilus , Michael, Basilius, Conftat:
182 tin , Porphyrogennetus, Emanuel, C omnes nus und Johannes Palåologus , auf welchen
hervorgeht, daß dieſe dieſelbe gebaut haben , und daß Das alte Byzanå, welches nun stonftantinos
man ſeit ihnen an ihr wenig gebeſſert hat .
pel ift , lag an dem Drte , wo heute das Serail fteht. Es hat ſeinen Namen von dem Anführer einer stolos
nie , Byza8, und liegt nicht nur wunderſchön , ſons dern auc ar:ßerordentlich vortheilhaft , da es nur 2 . Winden , dem Nord : und Süd -Winde ausgelegt iſt , welches auch die 2 Schlüſſel der Stadt ſind, indem ſie die Fahrt zu ihr entweder öffnen , oder verſchlieſſen .
Wehet der Nord:Wind, ſo kann nichts durch den Pros ponti 6 oder Bosphorus fahren ; wehet der lekte, ſo ift den Schiffen der Lauf zur Stadt aus dem Pons tus Eurin u 6 verſperrt.
Die beiden Meerengen , von denen man aus dem weißen in das ſchwarze Meer, und von dieſem in jenes
kommt , laufen zwiſchen St onftantinopel und S as lata zuſammen , und breiten ſich in einem kleinen Golf
von 10 oder 12 Meilen im Umkreiſe aus , was den berrlichfien Seehafen bildet, indem auch die größten
Schiffe noch ganz nahe am Lande Waſſer genug fins der . Um ihin herum liegen gegen Mittag und Abend
Stonftantinopel , gegen Mitternacht Galata,
fondukli, und Topbana; gegen Morgen Skus tari. Alle diere Orte liegen auf Hügeln , wie ein
*, Amphitheater in der Runde berum , und gewähren den
183 .
berrlichſten Anblick , welchen man ſich denken kann, deſſen Entzücken durch viele Cypreſten:Håume und die vielen Moſcheen noch um vieles verftårkt wird . Jes
doch iſt St v n ſt antinopel mehr von Auſſen , als Innen ſchön : denn die Straſſen ſind hier ſehr enge; auch muß man beſtändig die Berge hinauf oder herab . gehen . Nur eine einzige Straße, welchevordem Thos
- re, durch welches man nach Adrianopel geht , bis zum Serail ſich hinzieht, darf mau noch ziemlich ſchön nennen .
Da viele Reiſendemeiner Zeit und der berühmteſte derſelben Tavernier, eine Beſchreibung von St ons ftantinopel geliefert haben , ſo glaube ich derſelben i
überhoben zu ſeyn . Ain vollſtåndigſten hat Petrus Gyllius daſſelbe beſdrieben , der die Säule des Staiſers Marcianus nicht kannte , welche auf dem
Janitſcharen : Plaße in dem Vorhofe eines Privathauſes
15 Schuhe hoch , und aus geſprengten Marmor gefers tigt iſt , da dieſelbe damals noch verloren war. Ihr Stapital ijt Storinthiſch. Auf ihm fißt ein zugehaues ner Quadernein , an deſſen Eden Adler ſich befinden .
Da dieſer Staiſer Chriſt, und den Chriſten , ihre Kits per zu vierbrennen , nicht erlaubt war , ro fchloß ich , daß darin das Herz derſelben aufbewahrt repn möchte,
was auch die unten ſtehenden Verſe zu bekåtigen ſchies nen. Sein Störper mag unter der Säule begraven liegen .
ii
184 Eine andere Säule, die mit Geſchichten von halb , erhabener Arbeit beſchriebell , und zur Ehre der Staiſer
Honorius und Arcodiun errichtet iſt , ſteht in der Mitte der Stadt. Dieſe Såule iſt ganz aus Mars
mor, åhnlich der Säule Irajan 's: zu Rom , jedoch nicht ſo künftlich obwohl ſie viel höher ift : Denn wähs rend dieſe 123 Schuhe hoch iſt , mißt jene 147 Schube.
Beide Såulen übertrifft: jene des Antonius, welche
199 Schuhe hoch iſt. Dieſe bat in ſich eine Treppe, welche aber zu beſteigen die Türken mir nicht erlaubs
ten . An ihr find viele Figuren von Menſchen und Thieren bemerklich , die aber durch den Aberglauben der
Türken ſehr zerſtört ſind. - Die Muhametaner gtauben nåmlich daß alle Bilder von Menſchen und Thieren , ſeien ſie gemalt, oder gemeiſelt , am Tage des Gerichts
lebendig würden , und den Menſchen verklagen , daß er ſie gefertiget, und des Schöpfers Allmacht nacius
ahmen ſich unterfangen båtte. Noch eineSåule fteht zurSeite der großen Straſs ſe , die nach Adrianopel führt ; fie iſt ohue erhas bere Arbeit; aber die koſtbarſte unter allen , da ſie aus Porpbor gefertigt ift. Aus ihrer Inſchrift geht hervor, daß ſie vom Staiſer Emanuel Comienus erneuert worden ſei. Dieſe Säule fou diejenige ſeyn , in deren Nåbe A rius geſtorben iſt. !
Um die ſogenannte Såule des Pomp.ejus, welche am Eingange in das ſchwarze Meer, auf einem Fels
· fen , nahe bei dem Dorfe Fanari fteht, ju reben ,
185 fuhren wir in einer Felougue mit 6 Rudern dahin . Sie beſteht aus Marmor, bat etwa 12 Schuhe in der
Höhe, und ſteht auf einer runden Grundlage, welche die Inſchrift zur Ehre A ugu ft 8 trågt, und ein Theil . eines Opfer:Altars zu ſeyn ſcheint. Ihre Stapitåler
find Storinthiſcher Art. Wenn man zu ihr fåhrt, låst man zur Linken folgende Dörfer , deren erſtere an Gas kata anſioffen , liegen , als : Tophana, Fondulli,
Bechiktard , Ortakioi, Coroutſch erne, Ars naudkioi, Bebekbark chefi, Erkibi irar, deren altes Staftell , Bartoliman , Tegna, Segniloi, Lher apia , Bojukdere , Saryer . Zur Rechten dagegen gegen Aufgang bleiben liegen : Skutari,
Courch cougiuk, Stauros , Tchengbellioi, ' Caula bakebeſi , Tandil Baldeberi , Eskis
biriar; ferner Tebi: Boukli, Ingbirlitioi, Onliar : Skelori , Beicos , Salibouroun, Loro , das glte Fanum , welche ſehr nahe an Eus rope liegen .
Auf dem A meydan,.einem Plake von 550 Schrits ten in der Långe , uud 120 in der Breite , welcher jur Zeit der, orientaliſchen Staiſer die Rennbahn war , wo die Pferde liefen , und die Spiele angeſtellt wurden ,
fteht ein Obeliſk. Dieſer Obelife, welcher eine 4 eckigte aus einem Stücke gehauene Spißſäule iſt , beſteht aus
Deſprengten Uegyptiſchen Marmor , und hat eine große
Unzahl von Charakteren und hieroglyphiſchen Bildern , welche meiſtens der Baſis eingehauen ſind. Nebſt dies
"
186
rem Obeliſken , welcher '50 Schuhe hoch iſt , in der Mitte dieſes Plakes ſteht, und unter dem Staiſer Theos dorikus aufgerichtet wurde , ſind da noch 4 andere
Såulen , welche ehemals die Ziele beim Rennen ans zeigten .
Auf dieſem Plake ſieht man auch 3 eherne Schlans gen , die in einander gewunden , gleichfam eine Såule bilden , doch ſo , daß ihre Stopfe oben auseinander ftes
hen , und ein Dreieck bilden. Einige halten dieſes Als terthum für einen Dreifuß des Apollo , andere får
einen Talismann der Stadt gegen Schlangen . Dies ren Plak verſchönerte noch auf einer Seite das alte
Serail , welches jedoch nicht prachtig iſt, auf der ans
dern die neue Moſchee des Sultans A ch m et's, welche eine ber ſchönften zu st on ftantinopel ift. Schos ner als diere iſt die neue Moſchee der Sultanin . Sie iſt eines der ſchönſten Gebäude , die man irgendwo res . hen kann , man mag ſie von Innen , oder Auſſen bes
trachten ; wenn auch ihre Baukunft der unſrigen nicht gleich kommt , lo ſteht ſie doch den höchſten Stirchen Italien 's nicht nach . Sie beſteht aus einem großen und 4 balben Thürmen , die auf den Seiten ftehen ,
nebſt 4 kleinen Thürinen , welche auf jeder Ecke ſich befinden , wodurch alſo dieſes Gebåude 4 eckig wird. In die Moſchee iſt den Chriſten zur Zeit ihres Gebets nidht erlaubt zu geben , wohl aber zu anderer Zeit .
Die Türken halten dieſelbe rehr reinlich ; es tritt kein Türke ein , der nicht ſeine Schuhe entweder am Eins:
187
gange ſtehen ließe, oder ſie in der Hand trüge. Da man dieſes auch bei Heſuchen von Privatperſonen auf deren Zimmer beobachtet , indem diere mit Fußteppis
chen belegt ſind , wie die Moſcheen ; ſo ſcheint mir, daß dieſes für ein beſonderes Zeichen der Ehrfurcht nicht zu halten fer .
Dieſe beiden Moſcheen, wie die des Sultans Ses lim , Mahomet und Bajazet , ſind nach dem Mos delle der Sophien -Moſchee erbaut, welche unter den 7 Hauptkirchen der Stadt noch immer die ſchönſte iſt .
Dieſe Moſchee fteht nachſt dem Serail , und war zus vor eine chriſtliche Stirche ; dann iſt ſie erſt in eineMos
ſchee umgewandelt worden. Sie iſt ein überaus weis. ter und heller Thurm , der auf den Seiten mit ſchönen Marmorſåulen unterſtüßt wird und an den Mauern
auch ganz mit ſolchen angefüllt iſt. Wenn ſie auch der Peterskirche an Große und künſtlicherem Baue nicht gleich fommt; ſo bleibt ſie doch immer ein wunders ſchönes Gebäude. Um dieſe Sophienkirche ſtehen 4
Mauſoleen , Begräbniſſe, die nach Art der Thürme ers
baut, und von Junen mit Marmorſäulen , Lampen und Wachskerzen , die unten außerordentlich dick ſind,
gegen oben aber fich ſpißen , geziert ſind. Etwas weis ter davon in der großen Straße ſteht das Mauros le um des Großveziers Mahomet Coprogli Bacha. Wir wünſchten rehr , Adrianopel zu ſehen, und hatten großes Verlangen dabin zu reiſen ; allein wir borten , daß dort die Peſt wüthete , und tåglich
188 gegen 1000 Perſonen fürben ; weßwegen wir gerne dieß Vorhaben aufgaben . Gewiß iſt, daß zu stonftantis nopel tåglich gegen 2 --- 300 an dieſer Seuche fierben ,
und daß fie daſelbit ohne Unterbrechung wüthe. Da die Stadt ſehr groß und nebſt den Vorſtådten über 700,000 Menſchen zählt, ſo achtet man dieſe kleine Ans zahlnicht, und fångt auch nicht eher an , öffentliche Ges bete wegen dieſes Uebels anzufellen , bis tåglich gegen 1000 fterben .' Wir ſahen ſolche an der Peft Verſtorbes ne täglich mit unbedeckten Angeſichte , welcheihre Pries fter waſchen , begraben . Die Leiche wird ohne Furcht
von vielem Volke begleitet; aucb geht man bei ſolchen Stranken aus und ein , und kauft ohne Beſorgniß ihre
Geråthe , wie jene anderer Stranken . Gerne wäre ich a uch in das Serail , welches in der anmuthigſten Ges gend der Stadt liegt , gegangen , um den Obeliſk , der
in ihn ſteht , wie in ſeiner Bibliothek ein Manuſcript des Titus Livius, worin er gang enthalten ſeyn
roll, zu ſehen ; leider aber iſt dabin jedem der Eingang verſperrt.
Sonſtantinopel hat auf der außerften Seite
gegen Mittag 1 Thürme, welche eine Art Feſtung bil. den , in welchen des Grofberrn Schak aufbewahrt
wird. Auf der Landſeite iſt fie mit 3 Mauern , gegen das Meer nur mit einer Mauer umgeben .
Seine
Mauern mögen im Umkreiſe 15 Meileu haben ; jedoch ſind ſeine Vorſtådte , oder vielmehr die Stadte , die an ſie gebaut ſind nicht viel kleiner , und auch nicht
189 minder volfreich . Obwohl Stonftantinopel robes
feftiget iſt; ſo kann nian es doch nicht für feſt halten . Zwiſchen St on ftantinopel und Skutari ift in der Mitte des Stanals ein Thurm auf einen Felſen , welcher mit etlichen Stanonen bereßt iſt. Man nennt
iba Leander: I burm , movon ich die Urſache nicht anzugeben weiß, da dieſer Thurm vor Alters zu Abo:
dos nahe bei den Dardanellen geſauden . Wir fanden iu ihm heißes Waffer , welches nicht Folge einer Cis
ferne, ſondern einer Quelle renn ſoll. Pon da reiften wir noch 3Meilen über Skutari . hinaus , um Chalcedonien zu ſehen , welches noch
Alter als Byant f iſt. Die Türken nennen es Sals
Télioi, die Griechen Chalcedon a. Hier ſoll die dalcedoniſche Verſammlung in der Hauptkirche , die
wir deswegen beſuchteil, gehalten worden ein. Es ift jest nichts, als ein großes Dorf, mit etlichen Gårten , die von den Betvohnern Stonffantinopels zum
Dergnügen beſuchtwerden . Die Umgegend von Stonftantinopel iſt ſehr fruchtbar; es wåchſt daſelbſt alles in Ueberfluſſe , und von vorzüglicher Güte , mit Ausnahme des Weines, der nicht angebaut wird , und daher auch zu Sto 116 ftantinopel unter allen Natur : Erzeugniſſen am theuerſten iſt. Die Türken trinken keinen Wein ; ihr
gewöhnliches Getränk iſt Staffee , oder Sorbet, welcher
aus Waſſer , das man über klein geſtoſſene Roſinen
190
gießt, gefertiget iſt; die Reichen verwenden dazu auch noch Zitronen , Zucker und Biſam . Gerne wollte ich den Leſern von den Gebräuchen und Gewohnheiten der Türken etwas mittheilen , als lein da hierüber viele ſchon geführieben haben , ſo bes gnüge ich mich das angegeben zu haben, was Einer oder der Andere unbeachtet gelaſſen hat.
Wir hatten und lange zu stonftantinopel aufs gebalten, unſer Wunſch war nun , I then zu ſehen.
Dritte 8 Buch . :
1) Wir konnten lange über den Weg , welchen
wir nach utben einſchlagen wollten , nicht einig
werden. Zu Waſſer dabin zu ſchiffen , war wegen der Seeråuber nicht våthlich , und zu Land dahin zů reis ſen , war nicht minder gefåhrlich , da durch ganz Chragien die Peſt wüthete. Endlich entſchloſſen
wir uns mit engliſchen Staufleuten , einſtweilen nach Smirna zu geben , und dort erſt über den Weg,
welchen wir nach Athen betreten wolten , zu beraths ſchlagen . Am 16 . October 1675 reiſten wir von It ons
ftantinopel auf einer Barque ab , ließen zur Lins ken Chalcedonien und den Meerbuſen Nikomes dien mit der Stadt I r chmit, welche an ſeinem Ende liegt ; dann zur Rechten die Inrel Prote lies
sen , führen bei den beiden Seeklippen Orna und - Platn , und der kleinen Inſel Antigone vorbei,
und kamen zur Inſel Chalois , wo wir in einem
191 Kloſter von Calojern (Layenbrüdern ), die uns ſehr • salifreundlich aufnahmen , übernachteten . Am andes ren Tage reiſten wir ſehr frübe ab , und kamen in den Meerbuſen Montagnia , welcher von der Stadt
Cium , vor Alters Sinus Cianus genanntwurde.
Wir legelten hier recht vor dem Dorfe Trich !ia, und eine Meile weiter. vor dem Dorfe Siky , wels ches ziemlich groß ifi , und ſeinen Namen von den
vielen wilden Feigen , die in ſeiner Unigegend wachs ſeu , hat , vorbei. 4 oder 5 Meilen von hier liegt
Montagnia , wo wir an das Land ſtiegen. Dieſes iſt , nach den alten eingefallenen Mauern zu urtheiler ,
ein ſehr alter Ort', und ſoll das ehemalige Niko P os lis von Bytbinien ſeyn .
Von hier ritten wir
den andern Tag nach dem 10 - 12 Meilen entfernten Prura. Auf dem halben Wege dahin liegt das Dorf
Murran pula. 2) Pruſa oder Burſia , oder Burra (Prusa ad Olympum ) hat die angenehmſten Landungsplåge.
Seine Umgegend iſt von Wäſſern durchſchnitten , und bat es ſchöne Gärten , und links einen etwas bergigten , von Staſtanien und Maulbeerbäumen beſchattet; rechts
aber ſchönen und breiten Weg.
Es liegt am Berge
Olym®, welches der höchſte Berg in Slein : Aſien iſt. Dieſer Berg , der zu Stonftantinopel , obs wohl es 100 Meilen entfernt iſt , geſehen wird , ift
oben beſtåndig mit Schnee bedeckt, hat aber unterhalb reiner Schneelinje Tehr angenehme Orte,, an denen
192
.
Fichten , Dannen und Zedern wachſen ; auch einige kleine Båche , in denen Ladis : Forellen gefangen wers den. Die Stadt , welche vor der Eroberung von st on ftantinopel die Reſidenz des ottomanniſchen Reiches war , hat noch immer mauern , welche bei
Eroberung der Städte von den Türken gewöhnlic niedergeriſſen werden , im Umkreife etwa 6 Meilen , ein Schloß , und an Einwohnern gegen 50000 Türken und 12000 Juden . Einen ſchönen Anblick gewahren die vielen Brunnen in ilyr , 6 - 7 Moſcheen , eini Ses rail , und der Bajcſtall , wo die Waaren verkauft wers
den . Denn Prura iſt ein bedeutender Handelés plaß und der Stapelplaß der Staratvanen , welche von Alepo oder Smirna nach Stonftantinopel sieben .
Von hier kamen wir zu Pferd , auf denen
wir, wie Mark Aurel vom Stapitol, ohne Zaum , Bügel und Sattel ritten , zu dem Dorfe Sapligi,
'welches eine Meile entlegen iſt , und fiedend heift Schwefelbåder hat , in denen wir , nachdem wir ffe
durd kaltes Waſſer lan gemacht hatten , Nachmittags badeten. Dieſe Båder ſind von den Túrken ftark bes fucht , und im ganzen Land berühmt. Den andern Tag , am 24. October , reiften wir über Grecs , ein
kleines Dorf, wo wir zum Mittagmale Eier und Milo
aßen , aber unſern Pferdeil kein Futter vorwvarfen , weil die Türken die Gewvohnbeit haben , ihre Pferde auf der Reiſe erſt am Abende zu füttern , nach Los padi (Lopadium , Apollonia ), einer kleinen und
193 faft iden Stadt , an einem Fluſſe , welcher etwa 3 Meilen von hier in dem See und Fluß Askanius, welcher vom Meere etwa eine Lagreiſe entfernt iſt,
fåüt. Es ift , nach den marmornen Denkmålern und
Såulen zu urtheilen , eine ſehr alte Stadt. Wir her: bergten hier bei einem Griechen , der uns mit herrlis
dhen Forellen erquickte. • 3) Den andern Tag retten wir unſere Reiſe bis auf den Abend in den ſchönen Ebenen Myſiens
fort. Gegend Abend kamen wir zu dem Fluſſe G ras nikus, der durch Alerander den großen bes rühmt iſt. Er iſt ganz mit Sand und Sties anges · ſchwemmt , hat ſehr wenig Waſſer , ja iſt im Sommer ganz ausgetrocknet und tritt nur durch unbaltenden Regen manchmal aus feinen Ufern . Nachdem wir 2 Stunden langs deſſelben bingereiſt waren , erreichten
wir das Dorf Suſigirli (Büffels Dorf) , welches eine Schußweite von ihm entfernt liegt , in dem wir eine große Stan oder Stirvanſera , 0 . i. ein Gaſthaus uach jenes Landes Weiſe antrafen . Den andern Lug nachteten wir zu Mandragoia ; einem ſchlechten Dorfe , und die beiden folgende Dase in dem Dorfe
Curuguil und dem Flecken Barkulim Bei. Von hier hatten wir nicht mehr , als 2 kleine Tagrein
ſen noch Smyrna ; aber wir wendeten uns 6 Meis len von dem geraden Weg ab, um gatire von den Dürfen Ak-birrar , weißes Schloß genannt , iu reben . 37tes B . Griecoenland. I. 2.
6
- 194 4 ) Thyatir é iſt eine der 4 Sirchen der Johanneis fchen Offenbarung. . @ ie iſt auf einer ſchönen , bebaus ten und über 20 Meilen breiten Ebene , hat niedrige voit Lehm erbaute Håuſer , gegen y Moſcheen und
4 -- 5000 Einwohner , welche ſich mit dem Baumivols . lenbau beſchäftigeni. Nachdem wir den andern Tag
311 Ende der Ebene gekommen waren , führte unſer Weg über einen Hügel , und brachte und in eine ans dere Ebcite , yon 20 Meilen in der Långe und 4 - 5
Meileii 'in der Breite ,wo ehedem Scipio der Afris kan er den ºn ti o ch u $ todete .
Als wir dieſe 30s
růckgelegt batteri, -gelangten wir über den kleinen Fluß her mus , welder ſich mit dem Fluße Paltolus in den Meerburen von Smyrna ergießt. Diere beis
den Fliſfe führten vor Alters Goldrand , obwohl man jekt keine Spuren mehr davon findet.
i
5 ) Eine Meile von da iſt der Berg Supilus,
an defien Fuße die Stadt Magneſia , jekt Mags
nefa liegt. Sie iſt groß , und hat über 12,000 Eins wohner.
.
. **,
Den 31. Oktober beſtiegen wir in 3 Stunden den Berg Sopilus , welcher gegen SüdsDit liegt , und kamen in 5 Stunden zu Smyrna an . 6 ) Smyrna , nach der Sage der Griechen son
einer Amazone Damens Smyrne erbaut, if eine ſehr alte Stadt an einem großen Meerbuſen von 8 Meilen im Umfange und bat guten Ankergrunde. Nordoftlich
mon ihren Mauern läuft der FlußMele$, an dem man
195 Homer, der den Beinamen Melerigenes führt, geboren glaubt. Man bålt dafür daß ſie mehr als 30 ,000 Türkeit , 12 — 15,000 Juden , und 9 - 10 ,000
Griechen zu Einwohnern gåble. Die Chriften litten in den erften Jahrhunderten des Chriſtenthums darelbft
große Verfolgung , bei welcher der h. Polykarp, nebit vielen andern den Mårtyrer -Tod fich errang. Wir blieben ein Monat zu Smyrna , ehe wir uns nach Epheſus begaben , welches von h er nur 1 1 /2 Lagreiſe entfernt liegt. Auf dem Wege Dabin Fas
men wir 4 Meilen von Smyrna zu dem Dorfe Gas
muaki. Von da nahmen wir nach Ephe fus nicht den nåchilen Weg, der durch einen Felſen führt , weil
er durch Räuber unſicher war ; fondern fuchten durch einen Umweg , welcher über eine große Ebene fich bins 309, dahin zu gelangen . Auf dieſem Moje kamen wir über den Fluße halus , welcher gegeli stolopbon
låuft.
I
; i
. .. : 1 ) um 10 UhrMorgens faben wir das Dorf Turs
bale, welches der kage nach die Stadt Metropolis feyn könnte ; wahrſcheinlicher iſt aber, daß dieſe Stadt,
welche zwiſchen Epheſus und Smyrn a auf der Hälfte des Weges etwas nåher bei Epheſus lag , die Ruinen eine Meile von dem Dorfe Sabagea
find , auf welche wir gegen Mittag ſtießen . Zu ihren führt ein großer mit 4 eckigen Steinen gepflaferter
Weg , wahrſcheinlich die Heerftraffe zwiſchen Ephes
fus und Smyrna. Genannte Ruinen liegen an
196 dem Berge N im a $, und gewähren eine reißende Ausſicht in die Ebene. 2 - 3 Meilen von ihnen låuft der Fluß Saift re, der außerordentlich viele und große Strümmungen macht , webwegen man auf dem Wege
nach Epbeſus einige Male åber ihn reken muß.
Seine Strůmmungen find auch Urſache, daß einige ibu als 2 Flüſſe verkannt und einen Caifire, den andern Meander genannt haben.
Allein lekterer iſt von
bier 1 1 /2 Tagreifen entfernt , und ſtürzt" ſich bei den Ruinen von Mileto in das Meer. Die Türken nen : nien den Fluß Stay ftros, das fchwarze Waſſer , ( St a
raſu ); den kleinen oder ſchwarzen Meander (Couto chouk: Mintre Minderſkare) wegen der Achni
lichkeit , welche er mit dem wahren Meander bat, welchen ſie ſchlechthin mindre oder Bujouk Mins
dre , den gingen Meander, nennen . Er kommt aus
den { ndiſchen Gebirgen , und fließt in der Ephefur rden Ebene eine Meile von der Stadt gegen Wef . ; 8 ) Zwei Stunden 'vor einbrechender Nacht famen
wir nach Epheſus, welches die Tärken Ajafalu ! nennen . Ich glaube nicht , daß irgend eine Stadt fo viele große und traurige Merkmale ibrer alten Herrlids keit bebalten bat, als ſie. Wohin mian 'nur immer ſcine
Augen wendet, ſieht man Haufen von Marmor, uma . geworfene Mauern , Cåulen , Stapitálé und Trůmma von Bildſäulen. Sie hat eine Sehung , welche auf einer Anhöhe liegt, und wahrſcheinlich das Werk grios diſder Feldherren ift. Ebemals batte ſie viele, oft über
. 197 i 5 Meilen weit geführte Waſſerleitungen , von denen
man noch zur Linken der Heerſtraſſe auf dem Wege nach Skala Nuova die Schwibbogen fieht mit den Uufſchriften : zur Ehre der Dian a von Epheſus und jur Ehre der Staiſer A uguft und Tiberius. 9) Den folgenden Tag ritten ivir herum , die Als terthümer am Fuße des Berges zur Seite des Tems
pels der Diana zu ſehen. Mir gingen in die Höhle der Siebenſchlåfer , von denen die Legende erzählt, daß
ſie ſich bei der Verfolgung des Staiſers Diokletian bierher geflüchtet, eingeſchlafen , und erſt nach 200 Jabs ren wieder erwacht ſeyn ſollten. Die Frömmigkeit bat daraus einen Tempel gemacht. Wir ſaben auch
hier den Taufſtein des h . Johannes. Er iſt nicht gar tief, hat etwa 15 Schuhe im Durchmeſſer , und if aus Marmor , welcher wie Jaſpis ſtrahlt , gearbeitet. Nach ſeiner Pracht zu urcheilen , iſt er viel ſpätern Urs
ſprungs ; denn die erſten Zeiten des Chriſtenthums kannten die Pracht des Gottesdienſtes und der gottess dienſtlichen Geråthe heutiger Tage nicht. Auf der
Spiße eines angränzenden Hügels hat ſich noch etwas von einem 4 eckigen Thurn erhalten , welchen man das
Gefängniß Paulus nennt. Wir ritten auch zu dem Orte des Tempels der Diana, welcher am Fuße des Berges iſt, der, wenn man von Smyrna nach Ephes ſu 8 reiſet, der großen Ebene bei dieſer Stadt zur lins
ken liegt. Er Hebt auf einem feuchten und ſumpfigen
Grund , was die Urſache war , daß der Grund mehr
198 als der übrige Tempel gekoftet hat , da man denſelben durch Stohlen , Baumwolle und anderere Materialien trocken machen mußte . Eine kleine Stiege führte uns
unter die Erde in Gewölbe , welche wahrſcheinlich die Cyſternen des Tempels waren. Wir waren einen groſs . ſen Theil derſelben theils durchgangen , theils durchs
krochen , als uns der viele Schlamm das weitere Ein : dringen unmöglich machte. Wir verließen daher wies der dieſelben , und betrachteten lieber die alten einges fallenen Mauern , um uns den Grundriß des Tempels vorguſtellen . So viel wir aus dieſen ſchließen konnten ,
war der Tempel 4 eckig und noch einmal ſo lang als breit. Die Fronte deſſelben ſtand der Feſtung und dem Dorfe Epheſus entgegen . Die Mauern waren
theils aus Quadern theils aus Ziegelſteinen , in welchen man noch viele regelmäßig gemachte Oeffnungen fieht, tas mich zu der Vermuthung brachte , daß die Mauer
mit Blech überzogen geweſen ſeyn möchte. Dieſer Lempel wurde zu den y Wunderwerken der Welt ges
rechnet , und von Heroftrat, um fich zu verewigen , angezündet .
10) Nachdem wir alles dieſes geſehen hatten , vers lieſſen wir Epherus und kehrten nach Smyrna zu: rück, wowir unsnach den übrigen , in der Offenbarung genannten Kirchen erkundigten , die wir aber nicht: ras ben , ſondern blos aus angefertigten Manuſkripten , von einigen , welche die Reiſe dabin ſeit 5 oder 6 Jahren gemacht batten , über ſie nachſtehendes erfuhren.
-
199
Pergamus , nun Perga-mo ift. 34 Meilen . von Smyrna , und 20 von I boatire entlegell. Es.
liegt am Fuße eines Berges in einer ſchönen ari Storu ſehr fruchtbaren Ebene , in welcher die Flüße Titas nu s und Caicus, die in den Fluß
ermus ſich
ergießen, fließen , und hat gegen 2 – 3000 Einwohner . 211 der Seite der Stadt låuft ein kleiner Fluß , ehes dem Selin u s genannt , vorbei. Dieſer läuft gegen Süd Sid .Oft , und fålt in den Caicus. An ihm
iſt eine ſchöne Stirche der b. Sophia erbaut , welche
aber zu einer Moſchee umgewandelt worden ift. Eine andere Firche zum 1 . Jobannes, welche 50 Schritte lang und 32 breit war , it ganz zerſtört.
In dein öſts
lichen Theile der Stadt ſieht man die ueberreſte eincs
Palaſtes ; auch befinden ſich hier, wie in dem weſtlichen Theile auf den beiden Seiten der Heersſtraſſe 2 kleine künſtliche Berge , auf denen Feitungen ſind , um den Eingang zu bewahren .
11) Laodicea , von den umwohnenden Türken i Effibiirar , d. i. altes Schloß , genannt, iſt ganz Serchleift , und nur eine Mühle übrig. Es liegt 21
Meilen von der , durch einen Brief Paulus bekannten Stadt Colorrus , welche die Griechen Obanos
beiſen . Nord -Deſilich von ihr läuft der Fluß ky kus, welcher in den Neander fålt. Er wird von Titus . Liviu $ Marſyas genannt , und von Curtius unter dieſem Namen bedrieben . Von ihm hat die .
Stadt den Namen Laodisea nabe bei dem { y ku s
200 Non derehemals daſelbſt geftandenen chriſtlichen Stirche fiudet man keine Spur mehr. 12) Sarde $ nun Sardo, vor Alters der Siß des reichſten Stönigs ſeiner Zeit , Crorus , liegt ama Fuße des Berges Imolus, welcher gegen Nord eine große , mit vielen kleinen Båchen bewåfferte Ebene hat. Ale dieſe Bäche entſpringen theils aus dieſem Berge,
theils aus benachbarten füdofilich von der Stadt geles genen Hügeln . Aus dieſem Berge entſpringt auch der Fluß Paftolus. So reich diere Stadt ehemals war,
ro arm ſieht ſie jeßt aus : denn auſſer einem großen Stan , da der gemeine Weg der von Smyrna nacb
Ale po oder. Perſie n ziehenden Staravanen durchs führt, ftehen alda nur einige elende Hutten. In dem öftlichen Cheile der Stadt ſieht man noch ein altes Schloß niebſt verfallenen Mauern einer Stirche, und ges
gen Mittag und Mitternacht die Trümmer einer Kirche. Eine andere Stirche , an deren Thüren viele
Säulen aus geſchliffenen Marmor ftehen , haben die Půrken in eine Moſchee umgetvandelt.
13 ) Philadelphis , von den Türken Allas fch énr, d. i. Gottes Stadt genannt , hat 4 Stirchen und q - 8000 Einwohner. Es liegt 29 Meilen ſüdoſts
lich von dem Berge & molus, auf dem man eine ſchöne Ausſicht in die Ebene bat.
14) Ehe wir dieſes land verlaſſen , müſſen wir Städten fagen . Hierapolis iſt eine ganz öde Stadt,
auch einiges von jenem den y Stirchen benachbarten
201 ihre Ruinen heiffen die Türken Bambouts Stale, Baumwollen - Thurn , wegen der weißen Felſen , die umher zu ſehen ſind. Sie liegt am Fuße eines Hůs, i
gels , welcher beinahe Laodicea gegenüber iſt , und gegen Såd eine 5 Meilen breite Ebene bat. Zwiſchen beiden Städten , doch etwas nåber bei Hier a polis, fließt der { 1 kus. Man ſieht hier eine ro außerors dentliche Menge eingefallener fiirchen und Minerals Quellen, daß man fich nicht wundert , warum die Als ten ſie die heilige Stadt genannt haben . Ein folches Mineralbad , in dem ſich ſein Waſſer über den
Rand ergießt, niacht eine Rinde von grauer Erde , des ren Oberflächedem Topas der Farbe nach gleicht. Auch iſt allda ein großes Theater aus Marmor mit 40 Stus: fen , welches wirklid ſehenswerth ift.
15) Milet, welches nicht weniger als Ephes rus berühmt war, ift ein Haufe von ſchönen , aber als
ten Nauern, unter denen einige Schåferhütten ſtehen. Sie liegt 1 1/2 Tagreiſe von Epheſus , etliche Meis len vom Meere, nahe an dem Meander welcher die Srenje zwiſchen Carien und Jonien macht, tvar
die Vaterſtadt eines der ^ Weiſen Griechenlands, Thales, und wird wegen der von einem ſchönen Pas laſte übriggebliebenen Mauern nun Palatſchig ges nannt.
1 1/2 Tagreiſen von Milet liegt die zerſtörte Stadt arkem kaleſi (Schloß von Aſkem ). Båls
rend Milet nocb in Jonien liegt, befindet diere fick
202 ſchon in Sarien , und hat einen Seehafen . Aus Stein : Inſchriften fab ich , daß ſie die alte Stadt Gas ſus rei. 16) Melarro , von welcher 60 Stadien entferit der Tempel Jupiters noch ganz erhalten ſteht, iſt die alte Stadt Mylara, wovon mich auch Stein : Inſchrifs
ten und ihre Lage,welche ich mit der Beſchreibung ders ſelben durch Strabo zuſammenhielt , überzeugten . .
17) Halikarnarius iſt ſchon eine geraume Zeit jerſtórt , und von ihr nichts, als Nuinen übrig, welche nabe bei dem bewohnten Orte Vudron , welder der
Inſel Cos gegenüber ift , liegen .
Que dieſe hier beſchriebenen Städte liegen in jou nien , Carie 11 und £ndien, welche 3 aneinanders
ſtoßende und äuferſt fruchtbare ſånder find. Wir hits ten gerne noch viele andere Städte, welche ebeden das
ſelbſt berühmtwaren , geſehen ; allein wir gaben unſern Entſchluß gerne auf , als man uns mehrere Betruges reien der Türken gegeri Fremde erzählte wodurch das
Reiſen durch dieſe Gegenden , wie durch die Råuber , welche allda hauſen , lebensgefahrlich wird : Jonien bat 12 Stádte : Epheſus, Milet, M y un $ wels ches ſchon lange zerſtört iſt ; feb.edos, welches nicht mehr ſteht ; Teos , nun das Dorf Sigefi; Colos
phon , was verivúſtet iſt ; Priene , von dem keine Spur mehr zu ſeben ; Pbokea , nun Palåa foia ; Eryth rå , das Dorf Geime; fila pomene, das
Dorf Vurla oder .fi elijam ; Chios und Samos. -
203 Die- 13. Stadt iſt Smyrna , denn ſie liegtnoch in Jos nien . So lange wir uns hier aufhielten , hatten wir 2
lebendige durch die Veränderung ihrer Farbe wunders bare Chameleone. Bei jeder Veränderungnahmen ſie eine andere Farbe an, was ich für eine Folge ihrer Affekte, ihs rer Anſtrengung und tér Temperatur balte. Hier ents ſchloſſen wir uns auf einem engliſchen Schiffe nach
3 ante zu fahren , und von da nach A tbeil zu reiſen .
18 ) Den 28. November regelten wir mit gutem Winde rdion vor dem Anbruche des Tages ab, um aus dem Meerbuſen von Smyrna zx kommen . Bei dies
ſer Fahrt ließen wir gegen 15 Meilen zur Linken das Dorf V urla , und 5 Meilen weiter das Dorf St es liſnt a 11 auf einer Spike nahe bei etlichen Inſeln und
dem Eilande Calab u runt liegen . Den folgenden Sag kamen wir zwiſchen Chio und Prara , da wir entgegerigeſellten Wind bätten , nur von einen Ufer funt andern . Am 1. Dezember aber ſchifften wir vor dieſen Inſeln vorbei , und wendeten uns gegen Nés
gropont, dem wir auch immer nåber kamen . Als
lein Tags daraufwurden wir nahe bei Prara son einem Sturme, welcher 2 Tage dauerte, und mit Ges
witter und Windé Bräuten ſich endigte, weit hinwegs getriebent. Wir irrten bei entgegengeſeştemi Winde noch4 5 Tage herum , bis endlich am 9. Dezember
wieder günſtiger Wind eintrat , bei dem wir ziviſchen den Inſeln Negroponit und Undros hätten durchs
ſegeln können , was wir aber nicht wagten , da die
. : 204 Nacht uns überfallen hatte , der Wind etwas ſtärker geworden war , und dieſe Inſeln nur 4 - 5 Meilen
von einander liegen . Am folgenden Morgen befanden wir uns nabe bei eine und Mykone, wo uns, da
wir zwiſchen ſie hindurch zu ſchiffen Willens waren ,
gerade eine Meeres -Stille überraſchte. Dieſe Windo ſtille hielt uns hier einige Zeit auf , bis nachts plogs
lich ein tobender Nordwind ſich erhob, der uns nöthigs ' te, um nicht zwiſchen die beiden Inſeln getrieben zu werden , an das ufer zurückzukehren . Hier widerfians
den wir dem Winde, ſo gut wir konnten , bis er ends lich um Mitternacht fo ftark wurde, daß er das Segel des vorderſten Maſtbaums zerriß. Den andern Tag
Morgens befanden wir uns , nachdem wir in Gefahr waren , Schiffbruch zu leiden , 50 Meilen von Tina bei der Inſel Ikaria. Der Wind wurde uns nun
günſtig, und blieb es auch den ganzen Tag , war aber ro ftark , das die Wellen ſo hoch als das Hintertheil des Schiffes ſchlugen . Deſſen ohngeachtet legten wir mit ihm gegen 100 italieniſche Meilen zurück. Auf
dem Abende fahen wir uns zur Rechten der Inſel Stampalia , fuhren aber die ganze Nacht gegen
Skarpanto fort , welche Inſel gegen 50 italieniſche
Meilen im Umfange hat sehr gebirgig , jedoch fruchtá bar iſt. Von hier ſteuerten wir wegen des boren Wets
ters nach Candia , von da wir , nachdem wir noch 18 - 20 Tage auf dem Meere herumgeirrt waren , end;
lich nach z ante kanien .
205
Viertes Buch . 1) Am 3. Januar 1676 warfen wir vor sante die Anker. Nachdem wir uns hier 3 Tage aufgehals ten fuhren wir am 6 . Januar auf einer Barque nach Tepanto , um von da nach Athen zu regeln . Als
lein wir niußten wegen tvidrigen Windes auf halben
Wege wieder nach der Inſel zurůckkehren , wo wir nabe bei Zante in dem Filofter Sancta Venes randa übernachteten . Am andern Morgen reiſten wir
fchon vor Tags ab , und hatten 30 italieniſche Meilen jurückgelegt , als wir frühe 10 Uhr bei Chiarenja, der alten Stadt Cyllene, dem Vaterlande Mers turs , landeten . Chiarenza liegt . 6 Meilen von dem Stafell cornere , von den Türken Slemußi genannt , und 15 italieniſche Meilen von 6 afuni, einer Stadt mittlerer Große , welche 5 Meilen vom Meere an einem Fluſſe , wahrſcheinlich dem Pene u s
fich befindet. Sie batre ehemals einen Hafen , der aber
ganz verfandet ift. von ihm hat fich noch ein Strand erhalten , der wohl guten Grund hat , aber gegen den
Nord und Nordoft- Wind, welchen die Griechen Bos reas nennen , nicht Sicherheit gewåhrt. Wir trafen allda 3 franzöſiſche Schiffe, welche ſich mit Lebensmits teln zur Fahrt nach Sizilien perſahen .
. .. Ehe wir bei Chiarenza tandeten , waren wir stviſchen dem Vorgebirge gleichen Namens , das ein Cheil des Vorgebirges Chelonates und der Silippe
€ 4 u calidå , in deren Nähe fehr viele Sandbånke
206 ind , hindurchgefabren . Von Chiaranja fteuerten wir immer långft der Stufte von morea bin , aufwels
der Fahrt wir den andern Tag frůb 9 Uhr zu dem
Vorgebirge Soribet , kamen . Aus dem Felſen , der das Vorgebirge bildet , läuft ganz unten eine warme Quelle von ſchwefligtem und ſalzigtem Waſſer : oben bat der Felſen eine ſchöne Ebene, welche mit Fichter bolj bewachſen iſt. Von hier kamen wir zu dem Vors gebirge Calogria , von den Türken Mauro v'uni, (ſchwarzer Berg ) genannt ; bierauf von dem Vorgebirge Mauromiti, und dem Marktflecken Caminika,
welcher ohne Zweifeldie alte Stadt Olenus ift, vors bei nach Patras.
2) Patras auf einer Anhöhe, 1/4 Meile som Meere, nahe an einem ziemlich hohen Berge , hat an
dem höchſten Orte ihrer Lage eine Feftung. Sie hieß bei ihrem erſten Entſtehen 4 roa; (påter Patrå, end, lich unter Auguft Colonia 4 ugufta 4.roe P as trenfis. Sie hat einen Erzbiſchof, welcher auf den Kirchen :Verſammlungen ehemals der 32ſte war, mebs tere chriſtliche Stirchen und Moſcheen 4 - 5000 Eins wohner, und iſt eine wicht unbedeutende Handelsftade.
Ihr Handel beſteht in Seide, Leder, Starduan, Wachs, Wolle und Ståle. Vorzüglich , ſowohl wegen ihrer Groke,,als Süßer ſind die Zitronen , Pomeranzen und Granat:Xeyfel , die in ihren Gårten wachſen . Sie Tcheint ehemals großer geweſen zu ſeyn , und bis ap das Meer gereicht zu haben , was Ruinen auf deu Fels
207
dern gegen das Meer onzweideutig betveiſen. Sie bat euch noch alte Denkmåler.
Wir nahmen uns hier bei dem Venetian is fchen Storful einen Paß, um in den Meerbuſen von Lepanto einlaufeil zu können . Dieſer Meerbuſen bat an feinem Eingange 2 Schlöſſer , von denen man arit dem Geſchüße alle Seiten derſelben beforeiden kanni. Eines beißt Schloß von Morea , das andere von
Romelie it .
: . 3) Lepanto , vor Alters N au pactum , heißt men bei den Einwohnern Epactos. Es liegt ziems lich vortheilhaft um einen kleinen , juckerhutförmigen Serg , auf deffen oberſter Spitze der ſtårkie Theil der feftung ſich befindet , ift feft, und hat den Römern in ihren Striegen mit den Aetoliern , welche ſich hierber Hüchteten , immer viel zu ſchaffen gemacht. Sein Has fen iſt klein , hat im am Freiſe etwa 500 Schube , und
tann , da die Einfahrt nicht über 50 Schube breit iſt, mit einer Stette geſchloſſen werden . Es fahren daber auch nur zuweilen kleine Barguen in denſelben , die oft wegen Mangels an Waſſer nicht wieder aus dem felben laufen können , und die Ebbe abwarteni inufien ;
denn in dieren Golf ift Ebbe und Fluth . Morgens
kommt das Waſſer an , und verliert fich Nachmittags wieder. Außerhalb Lepanto gegen Often befinden
fich nåchft dem Meere einige große Quellen , die gleich bei ihrem Urſprunge einige Pulvermůblen treiben , und
auch ſehr vortheilbaft zur Bereitung des Korduans,
; 208 : welches hier ein vorzüglicher Erwerbsszweig ift , die nen . In der Umgegend wachſen Zitronen , Pomerans jen und Cederbäume; auch Wein , welcher der beſte !
von ganz Griechenland iſt , und in gepichten Fåſſern aufvehalten wird . Der Wein bekommt dadurch einen
.
Pechgeſchmack, den man aber bald gewöhut. Kepanto treibt Handel mit Leder , Del , Tabak , Storn und
Gerfte, welche hier geladen und verführt werden. Da wir hier nichts Merkwürdiges zu ſehen bekamen , ſo wurde uns die Zeit ziemlich lange, beſonders da Wins
ter war, und uns vom weiteren Reiſen tvidriger Wind binderte. Nach langem Harren erſchien endlich Wets
Wind. Da dieſer uns günſtig war , To begaben wir uns ſogleich auf das Schloß an Eingange des Solfe, von welchem wir den 27. Januar 1676 abſchifften . Wir
fuhren bei der Ruine des Dorfes Trepano, junách dem Vorgebirge , welches die Alten Trepan u ma hießen , und bei dem Vorgebirge Rhium vorbei. Da wir die ganze Nacht bei gutem Winde fortſegelten ; fo befanden wir uns ſchon des andern Tages gegeu
Morgen bei der Einfahrt des Meerbuſens Salong ( Sinus Criſaeus) in der Nåbe einer kleinen in Ruine
gelegten Stadt, welche die Griechen Pentagioi nennen , und wahrſcheinlich die Stadt Deantbea
der Alten iſt. In weniger als 2 Stunden hatten wir den andern Morgen das Ende dieſes Meerbuſens ers ' , reicht, wo wir Pferde , die nach Salong zurückkehrs ten , antrafen . Es konnte für uns nicht leicht etwas
209 , erwünſchter ſeyn , wir mietheten ſie daher und kamen nachdem wir 2 Meilen jurückgelegt hatten , in eine ſchöne. 7 - 8 ital.Meilen lange, mit Storn und Oliven bewachſene Ebene, an deren Ende Salona lag , wo
wir Nachmittags um 2 Ulir anlangten .
. 4) Die Stadt Salona, welche einige für Dels # bis halten , (welches aber die alte Stadt A mn pbirra
iſt, wie uns eineStein : Inſdıriſt lehrte ), iſt zur Hålfte von Türken , und zur Hälfte von Griechen bewohnt.
Beide haben hier Moſcheen und Stirchen , und leştere einen Biſchof.
Gegen Dfi von ihr fließt ein Bach ,
durch welchen,man die Oliven Bäume befeuchtet, ins dem man um ſie eine Grube öffnet uitd das Waſier in
dieſe leitet ; auch gibt es zu Sal011 a etliche Quellen . . Da diefes nicht Delphis war, ſo erkundigten wir uns, ob man in der Nähe keine Alterthümerwahrs : nåhme. Unſer Wirth -berichtete uns , daß man eine
Menge derſelben in dem Dorfe Caftri antreffe. Wir ritten in Begleitung von Janitſuaren dahin , und was ren kaum angekominen , als uns kein Zweifel mehr
übrig blieb , daß allda die berühmte Stadt Delphis geſtanden habe. Der Weg dahin iſt 4 - 5 Stunden
lang, und siebt ſich immer neben dem Berge Parn afs ſus bin .
5) Delphis, iſt die Stadt, zu deſſen Orackelman aus allen Theilen der Welt reiſte. Es liegt auf der Ebene eines Berges , iſt aber nun ſo verwüſtet, daß
e$ uns Mühe machte, nur ju errathen , wo der Temas - 17tes B. Griechenland. I. 2.
7
210
.
pel des Orakels geſtanden ſeyn mochte. Wir fanden hier einige Steine', welche unter ihrer Inſchrift auch das Wort Delphy is enthielten , beſuchten die Staftas: liſchen Quellen , welche iwiſchen 2 Felſen bervor: kommen und beſiegent del Parla 8 , welcher der böchſte Berg in Griechenland ift , ſchon ju storinth ,
welches doch 80 italieniſche Meilen davon entfernt, gereben wird . Er iſt auf ſeiner Spite beinabe das
fanze Jahrmit Schnee bedeckt , důrr und kalt,, und: wpird daber nur in ſeinem untern Theile beivohnt. Im
Imkreiſe mag er eine ſtarke. Tagreiſe haben . Gegen . Süd iſt ihm am nächſten der Berg C y r.phis , wels
chen die Griechen wegen des Dorfes Stira heißen , Beſtlich hat er den Berg Helikon uns das Dorf Daulis , gegei Nord die um das Dorf Turkochori
befindliche Evene,i wo ehemals Elatea,und der Fluß Cep birſu $ wären . : 6). Nachdem wir alles ſehenswerthe hier aufgeſucht batten , ritten wir zur alten Stadt Ambriſſ u.8, nun # rach :ova , einem Dorfe von 2 - 300 Familien , öfts . lich von Caftri', von welchem es nur 4.italieniſche Meilen eritfernt iſt. Das Frauen:Geſchlecht ziert ſich hier mit franzöſiſchen ſilbernen Münzen , welche ſie durchlöchern , ani einander ketten , und damit Stopf,
Mieder und Arne behången . Manches Frauenzimmer fab ich mit 53 Thalern dergleichen Nungen geziert. 1) Am Morger des andern Tages reiſten wir von
hier ab , und kamen gegen Mittag zum Klofter St. “
211
Lukas, welches der Sohn des Kaiſers sontana ti # VII . erbaut hat. Es iſt von Mönchen , welche
nach der Regel des 6 . Sariliu s leben , bewohnt ,
und das größte ſeloſter in ganz N omaniell, welchen . Namen Griechenland reit der Verlegung des Sites des Staiſerthums nach Ktonftantinopel hat.. 8 ) Erſt gegen Mittag des andern Tages verließen: wir dieſes Stloſter. Wir liefen den Berg Helikon .
zur Rechten , reiften durch das Dorf Sorba , und kamen gegen Albend in Livadia an , wo wir in dem Stani bei den Eingange der Stadt, logierteni. Lidadig treibt Handel mit WouetsJeugen , welche aulda veta
fertigt werden , und mit Siorn 'und Reis , mit welchen es ganz Griechenland verſieht.
Es hat mehrere Mos
ſcheen und Kirchen , wird von Türken , Griechen und : Juden bewohnt, und war einſt wegen des Orakels des
Trophonius berühmt. Aus dem Felſen .,, an dem es liegt, entſpringt ein Bach , der durch Livadia fließt , und gleich an der Quelle ſo ſtark ift ,: daß er
Můhlen treiben kann. In der Entfernung eines Flins tenſchuſſes von dieſer Stadt fällt er in den Bach , der långs des Weges, den wir goiblt batten , fließt, und
in den See { ivadia, oder den alten .Copaidiſcheni Sumpf ſich verliert. : Den andern Tag ließen wir dieſen See , welcher . . von der Stadt Copa reinen Namen bat, zur Linken liegen , kamen zu dem Dorfe Denirna, 2. Monate . genaunt, weil das Storn allda mach: der Saat in 2. os.
212 naten reif iſt, hierauf zu dem Dorfe M e galo Mulci, Wo wir übernachteter!. Den andern Morgen reiſten wir nach Thebe 11 , wohin 3 Stunden ſind.
9 ) Theben von den Eingeborrien Thiva ge: ilanrit , nicht Stiva, wie Einige ſchreiben : denn das S . , welches fie vori den Griechen vor Ihiva fauſen
-biren , iſt nichts als das Fügewort in , ju oder ni a ch . Aus einer rolchen Unkenntniß der Sprache entſtand auch
Stampol oder Stimpol, ein Name von Stone ftantinopel, welches eigentlic ) s 'tin polin , nach der Stadt beißt ; daher ſchreibt ſich auch die andere
Benennung von Athina, nämlich Setines. Sie war vor Zeiten die Hauptſtadt von Bootjen , und bat ſich in dem Striege mit den fased åmoniern uns ter Examinondas berühmt gemacht. Ihr Erbauer
if St admus. A in phion , fönig von Theben hat ſie mit einerMauer unigebert, und Alexander der Große
ließ ſie auf Antrag ihrer benachbarten Völker , mit des nen ſie immer in Strieg lebte , ſchleifen . Seitdem ift
fie ein ſchlechtes Dorf geworden , was ſie noch heute
ift. Sie hat einige Moscheen und einige chriſtliche Stirchen und gegen 3 — 4000 Seelen , unter weichen die
Einwohner der Vorſtådte ſich auszeichnen , unter denen die Vorſtadt S . Theodor mit einer herrlichen Quelle , wahrſcheinlich,die alte Quelle Dirce, die berühmteſte ift. In der Nähe son Thebe ii auf dem Wege nach NegroPo At wird 15 – 20 Schuh tief in der
Erde der Meerſchaum gegraben , welches eine weiße
,
213
'
Erde iſt, welche anfangs weich , wie Wachs mit dem Meſſer geſchnitten werden kann, an der Luft aber nach und nad trocken und bart wird . Man " verivendet fie
zu Tabaks- Stopfen .
10) Deit folgenden Morgest reiſten wir über eine 7 - 8 ital. Meilen lange Evene ; hierauf führte uns
der Weg segen 2 Stunden iiber ein ungebautes gedir : gigtes fand '; wornach ivic gegeri Mittag das Dorf Vlaghi erreichten , welches von Alba iterern oder
Blagnern , wie ſie fich nennen bewohnt iſt. Von da führte uns der Weg: durch eine kleine Ebeiie von 3 - 4 Meiler an deren Ende wir zu dem Berge Dzia, .
dem alten Parnes oder Parneth es, welcher Bins tien und Attika von einander ſcheidet , kamen .
Auf ihni'nahmen wir unſer Nachtlager in einem kleis nen : uiigedeckten Stan . Da auf 2: Meilen weit in der
Uingegesid kein Bauer wohnt, ſo trifft man hier keine Lebensınittel ani , als die man ſelbſt mitbringt. Das Einzige was man habeit: kannt , iſt Waſſer aus einem
naljen Springbrunnen , der audi vont Wölfen und Bås ren öfters beſucht wird , weßwegen wir das Thor
auf das ſorgfåltigfte durch. Fichtenſtimme zu verwah: reit ſuchten .
Nachdem wir deit andern Tag in der Frühe 2 Stuus:den, abwärts gereiſt waren , befanden wir uns auf ein : mal auf einer Ebene, auf der wir durch das Dorf Sta
fchia , welches“ 3 Meilen son Åtbe'n liegt , kamen . Je nåber wir nun Athen kamen, deſto ſchöner wurde
I .
214
-
der Weg , welcher ſich auf einem flachen Lande voll Olivenbåume, zwiſchen welchen die Athener etliche Luſt:
$ &uſer haben , fortzieht. Die Leute , denen wir bier begegneten , ſchienen uns viel höflicher, als jene in Dem Lande , aus dem wir kamen .
Denn ſie redeteni
uns alle an mit dem Gruße: Herren , rend wilkoms men , worauf wir ihnen nad) Landesſitte mit „ Behůt.
euch Gott“ dankten . Es war 10 lbr, als wir ju Atb.e:n anlangten . ,
ů n ft € $ Buch .
.
Uthen , von deren Einwohnern Cicero' ſchreibt, daß ſie die feinen Sitten , den Gottesdienſt , die Ge: Teße und den Ackerbau zuerft erfunden und der ganzen
Welt mitgetheilt Håtten , heißt nun Athina. Es giebt 8 Atben in eben ſo vielen Landſchaften , unter
welchen aber dieſes in Attika das berühmteſte und sorzüglichfte iſt. Attika , welches gegen Oft den Euripu 8., gegen Weft Das Land Mega rin und den Berg Sitheron , gegen Nord Bootien , und ges
gen Såd den Meerbuſen Aegina zur Grenze bat, ist ein theils ebenes , th : ils gebirsigtes Land , und er's
freut ſich rehr reiner und geſunder Luft, beſonders U tb.e n . Dalrer kommt es auch , daß Stwankheiten das
felbſt ungewöhnlich find , und daß die Peſt , wenn auch in der Umgegend , doch fehr ſelten in Athen tů tBet. Dieſes gefunde Silima trågt auch ſehr viel zur Meiftesfähigkeit der Einwohner bei , welche man noch
215 heut zu Tag an ihnen wahrnimmt, obgleich ſie ſich nicht mehr auf Wiſſenſchaften verlegen .
1) Athen hatte åußerſt begueme Seehåfen , wets che ihn Flüſſe entbehrlich machten .
Seine Flüller
der Hurru 6., welcher faſt beſtändig ohne Waſſer iſt, wie der Erida ni und Sephiffus, find auch irur Både. Es hat in ſeiner Nähe mehrere Berge , von deilen die Berge Brite. lu .s und for abettu 6 bei
uns nicht bekannt ſind, wohl aber der Berg Parne6, auf dem ehemals die þarnetbienfifche Jupis
ter * .Såule' ftand , nördlich von der Stadt. Geger Oft von ihr liegt der Berg Pentelikus ; ſüdöſtlich
der Hymettus; nordöſtlich der Anch esmu$ , dies ſer lekte iſt von der Stadt nar eine stanonenſchuß,
weite entfernt, und hat auf ſeinem Gipfel eine Stas pelle., welche dem h. Georg gewidmet ift. Auf eis
nem Felfen , der von allen Seiten abſchürfig iſt, aus genommen gegen Weft , wo er leicht zu beſteigen , liegt die Zitadelle , von den alten
Eropolis , und vor:
ber Cecropia genannt, welchen Namen ſie von dent erſten Stönise ifu Athen Secrops hat , der aus ihr eine kleine Stadt machte.
Sie hat gegen
12,000
Schritte im Umfange , iſt auf ibrer weſtlichen [chwas
chen Seite mit dicken Mauern befeſtiget, und hatte einkt unten am Fuße des Hügels,, auf dem fic fteht, eine Mauer , von welcher man noch das Fundament
flebt. Nur mit Mühe konnten wir es erlangen , in die Feſtung zu kommen., welche von zwei Anbåben
216 gleichweit abfieht. Eine dieſer Anhöhen gegen Weſt , iſt der Berg Muſåum ; die andere gegen Nord - Oſt iſt der A n ch e smus , welcher unwegſam und oben
nicht eben iſt , ſondern in ſpißige Felſen ausläuft. Wenn man in die Feſtung durch den Vorhof geht, Tieht man rechts den Tempel des Pauſanias. Dieſer iſt nach joniſcher Art gebaut und etwa 15 Schuh
- breit. Zur Zeit iſt er in einen Pulverthurm verwens: det. Ihm gegenüber zur Linken des Weges fteht eitt
alideres ſchönes Gebäude, welches einige für das Zeuge baus Lykurg 8 , ich aber für einen Tempel balte.
Es iſt nach: doriſcher Art aufgeführt, hat aber inwens
dig joniſche Säulen , und dient als Zeughaus. Nachs dem wir auch die 3: Thore , die Figurent und Mars
mor: Inſchriften über ſie geſehen hätten , gingen wir , die große Moſchee zu betrachten , welche ehedent der Tempel der Minerva jvar , und von Pauſanias Parthenon genannt wird. Dieſes wunderſchöne
Gebäude', welches bezaubert und Ehrfurcht gebietet, war, bevor es eine Moſchee wurde , eine chriſtliche: Stirche: An feinen Frontfpißen hat es herrliche Bas : Relifs , deren Darſtellungen fich auf den Streit
Minerv a's und Neptun's wegen der Benennung: der Stadt , und auf Staiſer Hadrian beziehen . Sie ſind größtentheils verſtůmmelt, jedoch einige Pferde
noch zu ſehen , die denen des Phidia si und Pras xitites , welche wegen der Pferde ro berühmt ſind,
uichts nachgeben . Der Tempel , welchen Jetinus
217
gebaut bat , iſt zweimal ſo lang als breit , und hat einen von 46 Säulen getragenen Gang'um ſich . Nachs dem wir den Tempel von Auſſen bereben hatten , die
Figuren ſowohl an den Frontſpißen , lvie an den Såus len , traten wir in ihn hinein .
Er iſt von innen
ganz finjer , und erhålt , wie die meiſten :beidniſchen Tempel , rein Licht nur durch die Thüre. - Dieſes mag -auch der Grund ſeyn , daß man in ihn keine Bildhauer - Arbeit antrifft.
Ehemals war er , wie
(chon gemeldet wurde , eine chriſtliche Stirche , tvovon
noch ein Himmel über einen Altar , ein Predigtfull,
und am : Gewölbe: das Gemåhlde der bå Jungfrau übrig: ift: Er iſt ganz aus Marmor , welcher auf dem
Berge Pentelicus gebrochen wurde , gebaut , den . aber die Türken gang aus unverzeihlicher Thorbeit mit weiſſer Farbe übertünchen ließen . .
2) Wir verließen den Tempel der Min erva,
und fuchten andere Alterthümer auf. Wir waren noch nicht weit zwiſchen den alten Mauern und den Wohs nungen der Soldaten fortgegangeii , fo fanden wir
auf der Seite , welche der Stadt zusrwendet iſt , den Merkmalen , welcher Pauſanias gedenkt ; zum er's erecte iſch en Tempel. Man kennt ihn an zwei ften , daß er doppelt iſt , oder: Daß fivei, Tempel an
einander gefügt ſind ; zum andern , weil man hier den Salz - Brunnen trifft , den wir aber nicht ſehen konns
ten , weil er von den Mauern des Serails , in das außer dem Verwalter. Niemand geben darf , einges
218 ſchloſſen ift. Pauſanias Raunt nicht ſowohl über den Salzgehalt dieſer Quelle , als über eine andere Eigenheit derſelben , daß ſie 11ånilich , wenn der Süda '
wind weht , ein Geräuſche gleich den Meeresivogen von ſich gibt. Dieſe beiden Senipel ſind nach jonis ſcher Art gebaut., mit ausgehöhlten Säulen , und wie
der Tempel der Minerva., ganz. aus Marmor. Der größert hat der Långe nach 60-1/2 Schuh , der Breite nach 36 1/2 ; der kleinere mißt dagegen in die Långe
29 , in die Breite 213/12 Schuhe. . Auf der andern Seite des Tempels der-Minerti, ſüdwårts .von ihni, ſiehtman alte eingefallene Mauern , und etliche Statuen von Frauen in der Wand , wahrs fcheinlich die Grazien , welche Socrates allda auss
gebauen . Es können diefe die Ueberreſte der Tempel der poliadrid en min eru A , und der Romphe
- Pandroſa Tern .
Als wir das Sdfloß verlaſſen hatten, begaben wir uns zum Theater des Bacchus, worin die Athes
ner den Schau : 'und Trauerſpielen ihrer berühmten
Dichter zufahen . Es liegt unten an der Feſtung, und freht mit einer Mauer derſelben , die Pauſanias
Auſtr 4, nenit , weil fie gegen Süd tegt in Vers bindung.
Das Meiſte hat ſich von der Mauer hinter
der Schaubühne erhalten , in der man 3 Reihen Fens fter über einander ſieht. Die Zuſchauer rafen bier auf
etwas mehr als halbrunden Stufen , und waren mit Ausnahme des Südwindes., der jedoch auf die Ges
2:19
ſundheit nachtheilig wirkt , gegen alle Winde geſchůßt.
Ehemals ſal man in dieſem Theater die Bildfåulen verſchiedener großer Männer, unter denen man die Bitdráule des a erchy I u 8 ; Euripides und Sos phocles für die berübmteſten ' bielt.
Die Denks
fáulen der Tugend dieſer großen Geiſter ſind derfals len , nicht aber ihr Ruhm , der unſterblich ift. Die n & chſt dieſem Baue ſtehenden Schwibbogen ſind vers muthlich noch von der Wandelbahn ' Eumenic u og welches der vornehınſte Spafjerort der Athener war.
Man kan hieher nicht nur, um zu ſpaßieren , ſondern auch rich mit Gelehrten zu beſprechen . Von dieſer
Gewohnheit haben die Urhånger des U riſtoteles den Namen Peripatetiker , und die Schüler Z e:
n'o's den Nanien Stoiker, von Stoa, welches Gang bedeutet. .
-
Man ſieht in dieſer Gegend weder einen Baum , noch eine Spur einer ehemaligen Waſſerleitung , web: wegen ich das Lu$ åum zwiſchen der Stadt und dein Berge # 11 che niu8 in der Gegend der Kirche Sotira Locode'mon , d . i. Sirche der 1 . Jung frau bei dem Lye å um
ſuche.
Ich 'komine nun wieder zur Südſeite des unter: ften Theiles der Feftung zurück. Unten an der Mauer
ift die Stirche P a n a'gia Spiliotissa , die Kirche der Jungfrau Maria in der Höhle. Man hålt dafür, bier (ei die Höhle , in welcher Apollo , des Stönigs Erectbu$ Tochter , Namens Creuſa , geniotos
220 jůchtiget habe, welcher Meinung aber alte Beſchreis bungen , die ſie auf der Nordſeite der Feſtung reßen, widerſprechen .'
3) Wenn man auf dieſer Seite in die Stadt geht, kann man die Laterne des Demoſt bene's ſehen ; ſie iſt ein kleiner marmorner Thurm . Mani glaubt, Des moſthenes habe ſich darin in der Beredſamkeit ges
übt ; allein wahrſcheinlich iſt ſie nichts , als ein Denks mal , das man einem Schaulſpieler widmete , der viel
leicht in dem Stücke der wuthende Herkules, der ſich auf dem Bergė D .eta verbrannte , welches die
Figurert von Außen ſchließen laſſen , den Sieg davon trug. Pauſanias hat dieſer Laterne nicht erwähnt, so auch nicht des Thurms der Winde. Dieſer iſt s eckigt , ohne Licht, und hat auf ſeinem obert Strange an jeder Seite einen Wind abgebildet . Der Curus, Süd : Oft Wind , Siroco, ift in
Geſtalt eines jungen Mannes abgebildet; der Oft-Wind (Apeliotes Subsolanus) iſt ebenfalls jung dargeſtellt,
und trägt iu den Falten ſeines Mantels", lepfel , zis tronen und Granat: Aepfel , derent Wachsthum er wahrſcheinlich ſehr begünſtigt; er wehet" nicht heftig. Der Nord · Oft Wind- (Caecias) , auf dem mittellån . diſchen Meere der griechiſche Wind , und in Golf von Venedig Burino genannt , iſt ein Greis , er bringt fiiegend eine Schüſſel voli Oliven ', deren ernte die Athener bereichert.
Der Nordwind (Boreas): oder
Tramontana folgt auf dieſem . Er trågt nichts weiter, i
221 iſt ein unfruchtbarer Wind, fliegt ſchnell , ift mit Stiefeln und mit einem Mantel berſeben , in den er
feine Nare , gleichſam um ſie vor den Froſt ju bewahs ren , verhüllt. Der Nord Weſt Wind (Sciron , Ar gestes , Thraskias) iſt am Stiene bartig , und wie der
Nordwind mit Stiefeln und Mantel verſehen ; er trägt ein untgekehrtes Waſſergefåß in der Hand , wahr:
fcheinlich hat er alſo Regen herbeigeführt.
Der Zes
phir , Favonius , oder Weſtwind iſt jung , ſeine Bruſt und Schenkel find bloß , er hat in ſeinem Mantel Blumen , und ſcheiąt gar nicht zu fliegen ; ſondern ruhig zu fiben , wodurch man offenbar das Sanfte und Angenehme dieſes Windes andeuten wollte. Die 2 noch übrigen Winde ſind in das Gebåude hinein ges macht, und svaren wahrſcheinlich der Südwind , No.
tus , bei dem regner und trůber Himmel iſt ; und der
Südweſtwind , Lips oder Africus. Jeder dieſer Winde bat große Flügel, aber keine aufgeblaſene Wangen , wie ſie Mahler und Bildhauer gewöhnlich darzuſtellen Pflegen .
4) Nicht weit von dieſem Thurme iſt der Bazar oder Markt , welcher aber nicht der alte Ceramicus .iſt : denn dieſer lag außerhalb der Stadt zunachft dem Thore Dipylon . Auf dieſem Plate ſteht eine Mos fchee , welche ehemals die Hauptkirche der Griechen war , aber weder alt , 11och ſchon ift.
Die dermalige
Hauptkirche der Griechen liegt etwas niedriger , und
heißt Catholico. Dieſe kann der Tempel des Vuko
2221 . cans, der hier ftand , ſeyn , welche Meinung man jedoch mit nidyts begründen kann , indem wir bei ihr wie bei der unbe gelegeniet.Morüyee , welche man für den Tempel der Venus. Urania hålt', weder ein
Fundament, noch eingefallene Miauern fanden , welche uns båtten vergewiſern können . Süd : weſtwärts ges
gen den Hazar fiebt die vordere Seite eines Tema pels , welcher nach der Auffdrift , der Stadt Rom
und dem St. A u. g u ft gewvidinet war. Jenſeits des Bafa r’s gegen das Thor. Ele u fis geht man durch den Schwibbogen eines Geråudes , welches das prách . tigſte in 4 tben iſt , und nach meinem Erachten der
Tempel des olympiſchen Jupiter war. Nächſt dieſem Tenipel gegen Südweft iſt der fera.pirche
s
empel, welcher allem Anſcheine nach ein großes Und hobes Gebäude geweſen iſt. Mehr gegen Weſt ſteht
der Tempel des Theſeus; er liegt außer der Stadt, Aand aber ehemals in ihrer Mitte , da die Stadts.
mauern eine Viertels Meile:weiter hinausgingen , Er iſt 100 Schuhe lang , 40 breit , und nun die chriftliche Stirche zum . h), G e o r:9 ,; - die jedoch , weil ſie außer der Stadt gelegen iſt , wenig beſucht wird.
Ziveihundert Schritte jenſeits auf dem Wege nach { èprina oder Ele u iis befindet ſich ein Löwe aus Marmor , der wahrſcheinlich zu einem Born gedient. bat, was eine Deffnung , , die in ſeinen Stopf geht, arizeigt. Auf dieſeni Wege, fiild t inan eine große
Menge von verfallenen Alterthümern , webwegen ich
223
ihn für den Weg nach der Akademie kalte , wo ſich die Gråber um den Staat verdienter Männer bes fanden ..
5 ) Als: wit etiva eine italiſde Meile von der Stadt und entfernt und den Weg von Ele u ſis. links liegen gelaſſen hatten , kamen wir jll den ſchönen res: -
pollianiſchen Lufthåuſern und Garten , welches wir wegen der Annelinlichkeit des Ortes und des gus
teu Bodens , der ohne viele Pflege Zitronen und. Por meranzen trågt , für den Ort der. Akademie bielten . Mir iſt nicht unbekannt , daß die Akademie in der
Vorſtadt Eeramicus lag , welche dem , eleuſis richen Wege zur Linken iſt ; allein dem ſteht entgegen ,
daß der Ceramicus auf einer Ebene liegt, und weit und breit keine Anhöhe hat , auf der die Akademie
doch geftanden haben ſoll. · Heide Meinungen , wie noch andere Vermuthungen , haben ihre Gründe für:
fich ; dem mag daher ſeyn , wie ihm wolle , ich denke, man könne den Ort der Akademie nicht beſtimmt.
mehr. bezeichnen , vielleicht daß auch obige Vermuthuns gen dadurch ſid , vereinigen laſſen , daß man annimmt,
die Akademie habe ſich bis S pollia ausgedehnt.. Sie hat ihren Namen von einem gewiſſen Akades
mus, der ſeine Beſitzungen dem atheniſchen Volker vermachte , welches ſie dann zur Stiftung eines Stols.
legiums verwendete. Bei ihr befanden ſich die Grås ber mehrer ausgezeichneten Perionen ., B. eines
224 Theſeus, Depidus , Platos , ja man hielt fie für den vornehmſten Begräbnißplak. 6 ) Ich kehre wieder zur Beſchreibung der Stadt zurück , die ich wegen eines Spazierganges zur Akas
demie unterbrochen habe. Südwärts von dem Tem : pel des Theſe u s ſind die verfallenen Mauern des Are o p a g's, deſſen Fundament balbrund iſt, und aus
ſehr großen , in Form eines fpißigen Diamants gehaucs nen Felſenſteinen beſteht. Es ftand auf denſelbeil eine
Ebene von etwa 140 Schuh in der Långe, welches der Saal war : denn die Gerechtigkeit wurde hier immer
öffentlich gepflegt. Man fieht auch noch jeßt, daß dies ſes Gebåude nicht höher , als die Erde geweſen . In der Mitte befindet ſich ein aus Felſen gehauener Richs ter : Stuhl, der an ſeinem Rücken eine Mauer von eben ſolchen Felſen , und an den Seiten Reinerne Bånte ju Sißen für die Mitglieder des Areopags batte.
7) Zwiſchen dem Areopag und dem Tempel des Ehereus iſt die Kirche des Areopagiten Dionyfius. Hier befindet ſich auch die Wohnung des Erzbiſchofs , welchen wir beſuchten : wir fandeu
ibn als einen recht artigen und gebildeten Mann, wurden von ihm recht gut aufgenommen , und erfubs ren , daß zu Athen :52 Ştirchen , deren jede einen Prieſter bat, feien , außerhalb der Stadt aber gegen 200 , in denen zuweilen Gottesdienſt gehalten werde. Die Urſache ſo vieler Siirchen liegt in der Religion der
225 Griechen , die in einer Stirche des Tags nur eine Meſie zu leſen , erlaubt. : 8) Gegen Süd , auf der Süd - Weſt - Seite der Feſtung , befindet ſich der Berg M uråum , der ſeis
# en Namen von den Dichier M uſå u $ hat, welcher reine Gedichte hier vorzutragen pflegte. Unten läuft der Bach Flyifu s vorbei , der , ſo lange wir uns ju
Athen befanden , kein Waſſer hatte , wie dieß über:
baupt beſtåndig bei ihm der Fall iſt , wenn ihm nicht Regenwetter , oder das Schmelzen des Schnees auf
dem Hymettus , einiges Waſſer mittheilt , da er
nichts als ein Berg : Hach iſt. Wenn man långs des glurrus hõber hinauffteigt , findet man eine Brücke,
welche auf großen zugehauenen Steinen ohne Stalk
gebaut iſt , und 2 Joche hat. Heber ſie gingman zum Stadium , einen Orte , wo die öffentlichen Spiele
gehalten wurden . 50 Schritte überhalb der Brücke fteht ein runder Tempel , der wahrſcheinlich den i lors fiſchen Muſen geweiht war. Nicht weit von da ift der Ort , wo Boreas die orythiirche Nymphe . entführte . Wenn man auf die andere Seite des glurrus kommt, findet man den Tempel der Dias na Agrotera , welcher nun eine kleine Stirche iſt.
Dieſes war die Geg :nd , wo Diana, nach ihrer Abs reiſe von Delos, ſich zuerſt mit der Jagó ergoßte. Von da kehrten wir zu unſerer Wohnung zurück , wvo: bei wir unterwegs mehre Juſchriften laſſen , und ros gar an Privat : Wohnungen faiiden .
17tes B. Griechenland. I. 2.
8 .
226 . . .
9) Nachdem wir faſt einen Monat die Alterthümer der Stadt betrachtet hatten , wollten wir auch die Um : gebung derſelben kennen lernen . Der Berg Hymet:
tus ſchien uns eines Spatzier:Rittes werth ; wir mie: theten uns daher Pferde , und ritten dahin . Er liegt eine kleine Meile von Athen , bat 7 - 8 Meilen im Unifreiß , uud iſt oben weder bewohnt, noch bebaut.
Als wir zu ihm gekommen waren , fiel gerade Schnee ; wir mußten ihn deswegen früher verlaſſen , als zu eis ner andern Fabrs Zeit båtte geſchehen müſſen . Die Allten glaubteli , daß auf ihn die Bienen ihren Ur: sprung genommen båtten . Wenn auch dieß nicht die
Probe der Wahrheit aushålt, ſo iſt doch ſo viel gewiß . nen aufſuchen, und daß er voll von Bienen iſt, die das
daß dieſer Berg voll pop Kråutern iß, weid ;e die Bies fóſtlichfte Honig , das nian trift, bereiten . Es if ſchön
goldfårbig , šiemlich dick , und vertrågt wehr Waſſer, ali glideres Honig ; weßwegen es auch zur Bereitung des Corbets oder Meths vorzüglich geeignet iſt. Auf ibm fieben viele Griechiſche Monchs-Kloſter , welche
fid) von der Bienen-Zucht ernähreni. 10 ) Wir ritten auch berum , um die Häfen von
Athen zu ſehen. Der erſte , war der Phalereifche, welcher 2 italiſche Meilen von der Stadt entfernt it. Auf dem Wege zu ihm fiand ehein als der Demi
vet des Jupiter s welchen Mardorius, der Feld : berr der Perſer , in Aſche gelegt bat. Er war ſehr
groß , und hatte über 3 italiſche Meilen im Umkreiſer
-
227 war aber nicht geſchloſſen , wie der Porå e u 8 , hatte
auch nicht ſo tiefen Anker:Grund. Südwårts fteht er ganz offen , weſwegen man ihn nicht achtet . An reis
ner Weſt-Spiße iii ein kleiner, gutgeſchloſſener Hafen , wo Barquen und Galeeren geſtanden fenn mögen . Die Griecen nennen dieſen Porto. Zunächſt ſieht man auf einer Höhe die verfallenen Mauern einer Ferung
aus welchen man ihn beſchießen , und den Eingang deſſelben befchůken konnte. Als wir weſtwärts weiter
ritten , gelangten wir nach einer balben Meile Wege zu den Hafen M u n y chia , er ivar klein , aber ſebe gut, und ganz umfangen ; nun ift er ganz angeſchwveniat, und nichts geachtet. Von da bis zum Por å e us ift ju lande kaum eine Entfernung von zwei Flintenſchuſs feli, zu Waſſer aber wegen der Umſchweife, und ivegen
der in das Meer reichenden Stride Landes über zivá italiſche Meilen .
11) Der Poråe u 6 wird son den beutigen Grics chen PortosDraco genannt , von den Europäern aber Porto lione, wegen eines dönen großeri mars mornen Löwen , der an ſeinem iifer ſteht und ehemals
zu einem Springbrunnen diente. Seine Einfahrt 13 To enge , das 2 Galeeren auf einmal nebeneinander
picht einfahren können . Er hat guten Auker :Grund, ift sein und ſorgfältig unifangen . Die Schiffe , deren ben ooh Alten gegen 400 in ihm Raum hatten , von
• den unſrigen aber, da dieſe große Gebäude ſind , kaum
40 oder 50, ſind in ihm wohl verwahrt, indem ſie auch,
228 wenn ſie bei einem Sturme ankerlos würden , nidita
Gefahr liefen , zertrümmert zu werden, da er ohne Fels ſeu iff , und auch noch nabe an den Ufern Tiefe ges nug hat. Von der kleinen Pyråeiſchen Stadt in nichts mehr übrig ; noch weniger von den ſchönen Gåns
geli, deren Pauſanias gedenker. Das einzige Ges båude, das ſich alida befindet, iſt ein Staffee und Zolls
Haus. Wenn man von bier nach Athen, zurückkehrt, fieht man noch den Grund der Mauer , welche der Pyråe u $ mit der Stadt verband. Sie heißt die
- lange M a uer, und sieht ſich 5 Meilen fort bis nach
A then , welches in dieſer Entfernung vom Hafen if . Die Straße , die von dem Pyr å e us nach Athen
führte , hieß die Pyrå eirche, und war auf beiden Seiten mit Häuſern verſchen ; ießt ſieht man nichts als Felder und Oliven - Bäume.
12) Du Uthen- korinen 8 — 9000 Seelen wohnen , · von welcher 3 Viertheile Griechen , die übrigen Dür: ken ſind ; Juden werden in ihr nicht geduldet. Sie
hat 4 Moſcheen , und eine fünfte auf der Feffung. Die Türken reden ibre Sprache , jedoch nicht ſo sites
lich , wie zu fi o n 'ſtantinopel, verſtehen auch Griechiſch , wie auch einige Griechen das Türkiſche vers
ſtehen . Das Griechiſche, welches hier geredet wird , if reiner , als auf den übrigen Jufeln des Ard)
pels, welches viel Italieniſche Worte aufgenommen bat. Griechen und Dürken ſind durch die Tracht vers
fchieden . Die Griechen tragen , enge, ſchwarze oder
229 dunkle Seleider und Stiefel ; dagegen die Türken weite bunte Stleider, und nie Stiefel außer bei ſchlechtem * Wetter ; und dann aus gelbem Leder. Das Frauens
Geſchlecht, das felten auekommt, trägt einen aus Baumwolle gewebten Schleier, und über ihre Sileider einen Starinoiſin oder Violblauen rammeten Mantel,
mit großen filbernen Studpfen von der Größe einer Nuf, welche aber inwendig hohl find. •
13 ) A then iſt in 8 Theile abgetheilt, die folgend: Génennung führen : Placa , oftwärts gegen den Fas
nari ; Sotira s tou Cotaki, die Gegend der Stirche
Licodemon ; -M 0 11 u caluftis, in derMitte der Stadt gegen die neue Moſchee tiś Bennas zu ; NO U ombi
in der Gegend der Stirche Panagia Camou carias Bore a 8 Pla tame, an der Norbreite der Stadt; Priri, an der Wefireite derſelben ; ugioi bolims boi oder Olin poi an der Seite des Thereiſchen
Tempels. Es freiht Handel mit Dil , Anis , Stiims mel, Wolle, Echaffåſeri, Honig , gellem Wads , Stors
duan , Fårbe: Störnern , (Pernokoki) , grober und feiner Seide und Seife , welche aus der Aſche des Maſius
Baumes bereitet iſt , und hat Ueberfluß an Efwaaren , Nieb und Fifchen , wwelche man Nadts mit Hülfe eis nes lichts im Meere mit einer dreiſpißigen langen Gas
bet fångt. Sein Wein , der auf Pech liegt , iſt vous frefflich , fo auch feine Oliver , deren es hier eine Gats
tung gibt , die kein Del geben , aber &ußerſt ſchmacho baft ſind , und Colymbades genannt werden. -
230 .
Ehe wir Athen verließeri, beſuchten wir auch die Inſel Sala'm in a .
Dieſe wird nun solouri ges
nannt, hat ein großes Dorf gleiches Namens , und eis nen vorzüglichen Seehafeu . Dieſer iſt 9 - 8 italiſche Meilen lang, und 3 Meilen breit , hat ſehr guten Ans ker:Grund , und eine etwas gekrümmte Einfahrt , ſo
daß , wenn man in dem Hafen iſt , es ſcheint , als bes fånde man ſich in einem rings mit Dimmen und Hüs geln verwahrten See. An den füdlichen Ende dieres Hafenis liest duis ſchon genannte Dorf Salamina, defteri Lage jedoch nicht die der alten Stadt Salas mini a iſt , welche von bier 4 - 5 italiſche Meile!! ents fernt, bei einem kleinem Dorfe.Namens Ambali,
was uns die Steinhauſen daſelbſt und der Name Sas lamina , auſ einem Stein deſſelben bewieſen . Diere
guſel hat 15 Meilen im Umkreiſe , und nicht mebx,
.
als die beiden genannten Dörfer.
Se.ch Ħ e 8 B u ch .
416 wir nach Athen zurückgekommen waren , wünſchten wir Eleuſis, Negara , und.Forinth iu rehen . Da wir alle Merkivůrdigkeiten von Athen . . geſehen hatten , fu verliefen wir es 1676 am 15. Febr.,
und kamen nach Eleuſis auf dem heiligen Weg ; denii ro nannte ingn wegen der Eleuſiniſch en ofte rien den Weg , der dahin führte. Auf dieſem
Wege ſetzten wir über den Sephiifus, und ſahen eine
231
Meile von der Stadt Eleuſi s die verfallenen Mauern . eines Tempels , welchen wir für den Tempel der Ves 11 u s hielten .
Am Eingange der verfallenen Mauerit
dieſer Stadt fteist eine kleine Stirche zum h . Georg , an
deren Stelle ohne Ziveifel ehemals der Tempel der Dinn a Propyl å a geſtanden iſt.
1) Eleuſis, nun Leprina, war in den Zeiten der Blithe Athens eine berühmite Stadt; ſie iſt nun
gauz ven Menſchen verlaſſen ; weßtvegen wir bei ſeis nem alten Gemäuer abftiegen , und uns felbft kochten .
Während dieſer Zeit ſchrieben wir viele Jnſchriften ab, und fanden auch einen Theil einer Bildfåule der C es res , aus weißem Marmor , welde nach ihrer Schón :
beit zu urtheilen , ein Werk des Prariteles iſt.
Merkwürdig war an dieſer Bildſäule , die wirklich auſ: ſerft fürſtlich gearbeitet iſt , eine Prozeſſion , die auf ihrer Baſis gehauen war. Die Figuren svareni rebir verſtůmmelt , doch erkannte man , daß fie Paariveiſe gingen , und Fackeln in der Hand trugen . Die Stadt
hatte 2 italiſche Meilen im Unifange , und lag, zur Sålfte nahe am Meer , zur Hälfte auf einem Hügel,
an deſſen Fuße der Tempel der Ceres ſtand. Die Rheede, an der eine Ebene von4- 8 Meilen in der Långe, und
3 - 4 Meilen in der Breite fióßt, fanii als Hafen dies nen , da ſie durch die Inſel Coulouri gedeckt iji.
2) Eleuſis iſt von Athen 12 italiſche Meilen entfernt, Megara , wo wir mit einbrechender Nacht
ankameri, 26 Meilen . Es führtnoch heute reinen als
232 ten Namen, und iſt ein Flecken von etiva 409 Häuſera , welche meifientheils aus Waſen , welcher an der Sonne gedörrt wurde und mit Faſchinen oder Wellenholz .bes
deckt iſt, erbaut ſind. Den andern Tag ſahen wir die Alterthümer, fanden viele merkwürdige. Inſchriften , unter andern eine, welche alle Siege aufzählte , die ein Ungenannter in verſchiedenen Stampfſpielen, als zu Argos, Atben , Eleuſis , Eheben , Nom ,
Neapel 2 . errang. Dieſe Inſchrift befand ſich am Eingange einer viereckigten Stapelle ; unter welcher die
Alten eine ungedeckte Kirche verſtanden . 2 Meilen von
der Stadt iſt das Meer, welches hier einen Hafen hatte , der Niraça hieß.
3) Den 17. reiſten wir vor Tages:Anbruche von da niach storinth , wo wir -por Nachts anlangten , und auf den Wege dabin den Ort faben , wo man
den J ft bmus durchzugraben verſuchte, um aus Mos rea eine Jüſel zu machen . Auch raben wir den Grund der Mauer , welche 'man da , wo der Iſthmus am fchmalſien , etwa 4 - 5 italiſche Meilen breit ift , von
einem Meere zum andern führte . Storinth iſt noch immer ein bedeutender und reicher Drt, ſeine Håuſer
bången jedoch nicht zuſammen , ſondern febeu baufen : weiſe bald zu 12 , bald zu 20 in der Mitte des bebaus
ten Landes . Jedes derſelben hat ſchöne Zitronen oder Pomeranzen -Gårten . 4) Den Tag nach unſerer Ankunft ritten wir zu ihrer Feſtung hinauf, welche ehemals A crokorinth
a
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genanntwurde. Der Weg zu ihr iſt fteil und enge, jedoch wird mani, auf ihr für die Beſchwerde des Wes
ges entſchädigt: Denn ſie gelvåhrt eine ausnehmend. rchone Nusſicht. Man ſieht dort die beiden Golfe voni
Aegina und Lepailto, dent Pariak , Sicioil die Inſeln solouri und Aegina , Athen , das Vorgebürge Col011 na, das Eiland St. Georg ; auch
den Hafen von Korinth Cedrea , uun Cench reai, wovon jedoch nur ein Thum noch übrig iſt und den Hafen { e ch å u $ . Dieſes Schloß , ju dem man durch -2 . Thore gelangt, bat 3 Moſcheen und 6 kleine griechis rohe Stirden , und ſcheint rebr polkreich , und zu den Zeiten der Venetianer. wie eine Stadt geweſen zu regn . Es hatnoch ſehr viele Håuſer, die jedoch großens theils verfallen ſind. Seine Mauern , die ſich nach dem
Felſen richten , baleni 3 italiſche Meilen im Umkreiſe .
Un dem höchften Orte hates eine gute undwaſſerreiche Quelle nebit mehren andern kleinen , und über 200 Sifier:
neti. An der Oſts und Nord-Seite des Felſens ſtehen 2 kleine Schloſſer mit dem großen in Verbindung.
Die Stadt liegt auf der Nords und Dk-Seite dieſes Berges, hat 2 Moſcheen , eine Stirche und gegen
1500 Einwohner. Ihre Umgegend iſt voll von Dór: fern und Meiereien , ziviſchen Storint ) und Sveion
jållten wir deren allein 25, auf denen Waizen , Gerſte, Oliveri , vorzüglides Del, Wolle , Vieh und Wein erzielt wird. Die Einwohner baben viel von den See:
råubern zu leiden . Wir fanden daſelbſt wenige Alters
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thümer; alles , was mir antrafen , war beinahe durchs gebends neuern Urſprungs , die Inſchriften waren alle
in lateiniſcher Sprache abgefaßt und ſtammten aus der Zeit, wo die Römer hier eine Stolonie anlegten .
4 ) Von Storinth bis nach Sycion , nun Varis lica , ſind nur 3 italiſche Meilen . Unter der Herrs ſchaft der Venetianer jvar es ein kleine Stadt; nun hat es nur einige ſchlechte Häuſer , in denen 3 tůrs
kiſche und eben ſo viele griechiſche Familien wohnen . Es liegt auf einer Anbobe , 3 - 4 Meileii vom Meere.
Ehe man zu ihr hinauf kommt, inuß man über einen
Bach treten , der meines Erachtens der alte Aropus iſt . Es befinden ſich hier noch 2 andere Båche , wels
· che das an Oliver reiche Land bewåſſern. Wir wolle ten nicht nad
storinth zurückkehren , und übers
1 nachteten daher in einem kleinen Dorfe , etwa 2Meis len von dem nun ganz verſandeten korinthiſchen Sees hafen Lech å ud.
Den folgenden Tag übernachteten
wir zu Megara , den dritten zu A then , wo wir volt. unfern Bekannten und den fchönen Alterthümern Abſchied nahmen .
5 ) Wir hatten uns entſchloſſen , zu Lande durch Therfalonien nach Wien in Deſterreich zu reiſen . Wir brachen daber den 9. Mårt 1676 auf, und
übernachteten an nåmlichen Tage in den ventelis fchen Kloſter, welches eines der größten in Griechens
land iſt , und gegen 100 Mönche gåhlt. Es zahlt dem Sultan jábrlich 6000 Pfund Honig Caraſch oder
235 Schus , welchen es von 5000 Bienenſtocken rammelt. DieMóniche bewirtheten uns ſehr gait freundlich , beizs.
ten uns auch recht warm ein , was uns das anges nehmſte war : denn obgleich es in dieſem Lande relten Eis gefriert , ſo ift doch manchmal eine durchdringende
Stålte , beſonders wenn es windig iſt , und der Wind von den Schnee : Gebirgen weht. Wir waren mit doppelten Stleidern bedeckt , mit Pelzwerk und einem
Reiſerocke , und doch fühlten wir die Stålte, als wenn wir nackt wären .
5) Von da begaben wir uns auf den Weg nach Marathon , auf dem wir zuerſt nach Sephirria,, 2 Meilen von Penteli kamen . Es ift ein ziemlich großes Dorf,undwar ehemals eine von den kleinen Stad: ten Atticas. Wir kamen durch das verfallene Dorf Stamati , dann auf die Ebene von Marathon ,
das 7 - 8 Meilen von Sephirria entfernt iſt . Eine Oreile von Marathon liegt ein ſchlechtes Dorf, mit
Namen urano, welches die kleine Stadt Brauron war. Wir gingen nicht nach Marathon , ſondern
ließen es links liegen , und übernachteten in einem Flecken , der nahe am Geftad des Moraftes der maras
thoniſchen Felder lag. In dieſem Sumpfe, in wels chem zur Nachtreit die nach der Schlacht flüchtigen
• Perſer umkamen , verlieren ſich etliche Bache, welche • fich in ibn ergießen . Er iſt ganzmit Gras und Bims ren bewachfen , wefwegen man ihn von der Ferne für
eine Wieſe hålt. Die Mönche von Penteli, die
236 fich auch der Büffelzucht widmen , weiden hier Büffel, • weldje feuchte Orte ſehr lieben . Das ebene Land und Marathon , welches noch immer die marathos niſche Ebene genannt wird , hat etwa 12 Meileo im Umfange, iſt ganz angebaut, und erſtreckt ſich vom
nåchſten Gebirge bis zum Meere. Durch fie läuft ein kleiner Fluß , wahrſcheinlich der M acaria ; er kommt vom Berge Parne 0 , fließt durch das Dorf Mara:
thon , und fållt in den Euripus. Marathon, welches wir den andern Tag raheil , war vor alters
hochberühmt, iſt aber heutigen Tages ein kleiner Ort von etwa 15 - 20 Häuſern mit 150 Einwohnern . Es liegt 3 Meilen voin Meere , und gegen & Meileu von einem der kleinen Startelle von Storin tly.
Dieſes
Dorf , wenn man ſeinen Namen wegrechnet, hat nicht eine Spur mehr von ſeinem Alterthune.
Von da
kamen wir am folgenden Tage durch die Dörfer R os po , die ehemalige Stadt Dropus Marcopoulo, · Scamino ; durch die alte kleine Stadt Bootien's, Sycaminon , endlich durch Dramirch nach Nes grepont.
6) Negrepont(Chalcis) iſt eineStadt v. 2 Meil. im Umfange. Sie hat gegen 15,000 Einwohner, unter denen ſich gegen 8000 europåiſche Chriſten befinden , tvels che in den Vorſtådten wohnen . Die Stadt , die von® Suden und Muhametanern bewohnt iſt , hat 2 Nos
ſcheen , und alle Sonntage einen ſehr beſuchten Markt.
Sie iſt die Hauptfadt der Inſel gleichen Namens,
. 237 welche die größte in dem Archipel iſt , und vom feſten fande nur durch eine ſchmale Meerenge , der Euri: P u genannt , getrennt wird , welche bei der Stadt To eng ist , daß ſie allda durch eine Brücke mit dem feften Lande verbunden iſt. Merkwürdig und wahrs baft wunderbar iſt dieſe Meerenge wegen der Ebbe
und Sluth ; man erzállt , Ariſtoteles bare , weil cr die Urſache der Ebbe und Fluth nicht habe ergrüns
den können , ſich in ihr erſäuft. Dieſe Meerenge des Archipels , der ſonſt keine Ebbe und Fluth leidet, hat wie der Ocean manchen Tag 2 mal Ebbe und Fluth , nianchmal aber auch des Tages 14 inal. Hiebei richtet er ſich nach dem Mondes - Wechſel. Vom Neulichte bis zum erſten Viertel geht reine Ebbe und Fluth , nie die des Oceans , regelmäßig vor fich ; vom erſten
Viertel bis 2 Tage vor dem Vollmonde ift diefelbe Ebbe und Fluth. Hieraufwird ſie wåbrend des Vols
unirichtig , und oft 12 , 13 - 14 Mal in einem Tage mondes wieder richtig ; dann aber wieder bis 3 Sage
sor dem Neumonde unrichtig. Im Ganzen geht dies ſelbe 11 Tagen zu richtis , 18 - 19 Tage aber richtig vor fich . . 7) Den 16. März reiſten wir von hier nach Ibes
ben , den 17ten kam .11wir auf den Weg , den wir früher auf unſerer Reiſe nach Athen eingeſchlagen -hatten , wo wir auf der Nordſeite des Berges Pars
nas in dem Dorfe Turcoch o riübernachteten . Wir wolten von da nach BoudoniBa , Zeython und
238 lariffa gehen ; erfuhren aber , daß der Schnee io hoch liege, daß man unmöglich dahin kommen könne. Wirklich mußte ein Fuhrwerk, welches mit Seifen nach Zeython beladen war , wieder umkehren , und wartete ſchon 8 Tage auf das Schmelzen des Schnees.
Wir ånderten daher unſern früher gefaßten Reiſeplan . Ich beſchlon , auf dem lepantiſchen Meexbuſen mich einzuſchiffen , und nach Venedig zu gehen , womit aber mein Reiſe - Gefährte nicht übereinſtimms te , den Frühling erwartete , und dann zu Land nach
Hauſe reiſte.
Id , mußte meine Reiſe daher allein
antreten .
Ich und mein Reiſegefährte, Dr. Weller, batı ten långere Zeit mit einander zuſammengelebt , und
.
das Angenehmewie Widrige der Reiſe gemeinſchafts - lich empfunden ; wir hatten uns wie Brüder an eins
ander gewöhnt, unſere Trennung ging dahernicht ohne Herzlichkeit und Rührung vor ſich . Nachdem ich mich
von ihm losgeriſſen , und ihn gutem Glücke empfohs len hatte , ſuchte ich das Ufer des Golfs von Les
” a n to zu erreichen ; wo ich bald in dein Dorfe D is
Homo anlangte , und erfuhr, daß in dem Hafen erprorpitia eine Barque liege , die noch dieſen
Abend nach Venedig abſegle. Ich verſåumte keine Zeit , eine gute Gelegenheit zu benuken , verſab mich in der Eile mit dem zur Fahrt nothwendigen Weine,
und traf noch das Schiff vor Anker liegen , welches
id etwas fpåt Abends beſtieg , dabei aber das Unglück
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batte , in das Waſſer zu fallen , was bei dieſer ſtrengen
Jahreszeit wahrlich kein angenehin :s Gefühl iſt. Die: res batte für mich keine nachtheiligen Folgen , und ich
kam deſien ohngeachtet zu Schiff wohierhalten nach Venedig. Von da reiſte ich durd das Grau bůnds ner Land nach { voll , wo ich nad) 22 nionatlicher
Reiſe anlangte , und ſogleich Gott ein Dankupfer brachte , daß er mich vor jedem Unfalle, denen ſonſt
Reiſende ausgereßt ſind, behütete. Jeh überrah hier nochmal mit Luft die Ausbeute meiner Reiſe , die in mehr genn 2000 noch nie gedruckten Inſchriften fo: wohl aus Italien , als Griechenlany , über 50 griechi: schein-Manuſeripten , und gegen 600 alten Núnjen , ſowohl hiſtoriſchen als geographiſchen Inhalts , welche zur Aufhellung der von mir beſchriebenen Städte dien . tex , beſtande:1.