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German Pages 398 Year 1910
GLOBUS Illustrierte
Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde Vereinigt mit den Zeitschriften
„Das Ausland" und „Aus allen Weltteilen"
Begründet 1862 von Karl Andree Herausgegeben von
H. Singer
Achtundneunzigster
Band
Braunschweig Druck und Verlag von Friedrich 19 10
Vieweg
und Sohn
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Inhaltsverzeichnis des XCVIII. Bandes.
Allgemeines. Tie Geographie auf der 82. Versamm und lung deutscher Naturforscher Arzte 17. Der Hund im Altertum 20. Kühl, Antike und moderne Bronzen 21. Militäruntauglichkeit und Groß Steinmetz, Eine stadteinfluß 36. Berichtigung zu Eduard Hahns Auf satz „Niederer Ackerbau oder Hack bau" 66. Die wirtschaftliche Bedeu tung der einzelnen Erdöllagerstätten 84. Weißenberg, Zur Besprechung des Buches von E. N. Adler „Von Banse, Ghetto zu Ghetto" 99. Abflußlosigkeit und Entwässerung im Orient. Mit 1 Karte als Sonderbei10. internationaler Geo lage 117. graphenkongreß 163. Menschenopfer Halbfaß, im Altertum 194. Die der Wasserkräfte im Ausnutzung Auslande 215. Bildung einer AngkorGesellschaft (Paris) 226. Luftdruck schwankungen als Ursache der plötz lichen Todesfälle 228. Baglioni, Ein Beitrag zur Kenntnis der natür lichen Musik. Mit Abb. 232. 249. 264. Die Frage der Schiffsverbin dung zwischen Europa und Sibirien 244. Das angeblich fehlende Natur gefühl des frühen Mittelalters 276. Banse, Die geographische Bedeutung der Araber. Mit 1 Karte 316 Neue Bemühungen um die Heiligsprechung des Kolumbus 368. Fassarge, Herr Geheimrat Fenck und seine Urteile über Dr. Michaelsens Dissertation 369. Die Kürzung des Afrikafonds 385.
Europa. Allgemeines.
Nacktschneckenstudien in den Südalpen 52. Tetzner, Die Brautwerbung der Balten und West slawen 154. 170. Kämpfe auf dem der slawischen Altertums Gebiete kunde 196. Koch, Die Flüsse in der ersten Jahreshälfte 1910 236. Er neuerer simultaner Tem gebnisse peraturmessungen in einigen tiefen Seen Europas 260. Eine neue euro Verkehrslinie 274. Zur päische Thermik der Alpenseen und einiger Seen Nordeuropas 275. Flußgeröll, Molasseproblem und Alpenfaltung 308. Täuber, Ein uralter Flußname (Aach-aqua-ava) 333. Die Herkunft des europäischen Hausrindes 356. Österreich - Ungarn n. Deutschland, Schweiz. Kurzdauernde Temperaturschwankungen (Potsdam) 19, Die
der Gera Entwickelungsgeschichte und ihrer Nebenge Wässer 19. Die neuen über den Untersuchungen unterirdischen Lauf des Timavus 20. Neue Forschungen in den paläolithischen Stätten im Löß von Willen dorf 34. Jaeger, Tölz und die Isarlandschaft. Mit 1 Karte 37. 62. Pola eine kolchische Kolonie 51. Prähistorische Entdeckungen in einer 51. Karsthöhle Landeskundlicher Grundriß von Lübeck 51. Landver lust und Landgewinn auf Hiddensöe 52. Verschwinden des Neusiedler sees 52. Geographische Wanderskizze über Bornholm 52. Eingewöhnung von Pflanzen wärmerer Zonen auf Helgoland 68. Morphologie des kri stallinen Odenwaldes 68. Die Mol luskenfauna der Schwäbischen Alb 68. Die Temperaturen und Sauerstoff im Sakrower See bei Pots mengen dam 83. Quartärstudien im Gebiete der nordischen Vereisung Galiziens 83. Die geologischen und hydro graphischen Verhältnisse der Therme Verdunstungs Stubica Topliee 83. am Grimnitzsee in der messungen Mark 83. Die Graswirtschaft in der Hügelregion des nordost- und zentral schweizerischen Alpenfußlandes 83. Stürme und Sturmwarnungen an der deutschen Küste 1896 bis 1905 84. Glazialstudien im Tölzer Diluvium 84. Gen gier, Das Schnupfen im Bayerischen Wald. Mit Abb. 91. in dun SedimentKugelbildungen und Eruptivgesteinen der Rheinpfalz 99. Das Kamel zur Römerzeit in Der Sirgenstein der Schweiz 100. und die diluvialen Kulturstätten Württembergs 116. Paläontologische Entdeckungen in einer Vorstadt von in den Triest 116. Schneemessungen Schweizer Hochalpen 146. Die deut schen Weilerorte 146. Zum Schutz der Alpenflora (Berchtesgaden und Bad Reichenhall) 147. Die Tektonik des schweizerischen Tafeljura 148. Die Vegetation des Oberrheins 148. Junghans, Das Wiederaufleben des sächsischen Zinnbergbaues 159. Seiches und Berg- und Talwinde in Riva 164. Der Schaalsee 180. Kon struktion eines Pfahlbaues im Atter see 195. Die Eisverhaltnisse in den südbayerischen Seen 211. Die süd lichen von Rheingletscherzungen St. Gallen bis Aadorf 211. v. Gabnay, „Sunnawend" im Maramaroser Komitat 240. Die Gewitterfrequ'euz in der Schweiz 244. Halbfaß, Der
585178
Mohriner See in der Neumark. Mit 1 Karte 257. Ein schweizerischer Nationalpark 259. Ergebnisse zehn jähriger Gewitterbeobachtungen in und Mitteldeutschland 260. NordCarthaus, Die Höhlen Westfalens und die Ausgrabungen in der VeledaNeue, 261. Höhle prähistorische Karstfunde 274. Die Schwerkraft in der Umgebung des Plattensees 275. Steinzeitliches Dolmengrab bei Aesch 276. Volksdichtedarstellung des Krei ses Goldap 276. Geologie der Insel Sylt 276. Ol bricht, Das Diluvium in der Umgebung von Hannover. Mit Abb. u. Karten 277. Schroeter, Der erste schweizerische „National park", Val Cluoza im Unter-Engadin 282. Rasse und Kultur der jüngeren Steinzeit in der Rheinpfalz 292. Die Die Eishöhle bei Obertraun 306. Straßen im 18. und ostpreußischen 19. Jahrhundert 306. Beobachtungen des niederösterreicliischen Gewitter 1901 bis 1905 306. Die stationsuetzes jüngeren Krustenbewegungen in den Karpathen 307. Volksdichte im Kreise Dirschau 308. Die kristallinische Zone der Kärnter Alpen 324. Der Wert von Wasser wirtschaftliche straßen in Württemberg 340. Mor des Böhmerwaldes 340. phologie Tertiär und Quartär des subbeskidischen Vorlandes in Ostschlesien Die künstliche Veranlassung 354. des Abganges von Lavinen (Schweiz) 354. Die Frage nach der Erhebungs zeit des Thüringer Waldes und des Die Sumpfschildkröte Harzes 354. in der Provinz Brandenburg 354. Die Bevölkerungsentwickelung in den Regierungsbezirken Kassel und Wies 355. baden Beiträge zur Agrargeschichte des Westerwaldes 356. Die Siedelungen im westlichen Nadrauen Die glaziale Karpathen land356. schaft 356. Beiträge zur- Kenntnis der rügenschen Burgwälle 356. Der 371. Erdgasbrand hei Neuengamme Die Wallburgen auf den westlichen Höhen des Etschtales zwischen Meran und Bozen 386. Nordenropa, Belgien, die Nieder lande und Großbritannien. Das während der Klima in Schweden spätquaternären Periode 19. Wasser standsschwankungen des Vänern 19. 274. Der neue Wasserweg nach 146. Der GlämujökuU Rotterdam Flechtnerkein Gletscher 147. Lobach, Die Volkskunst in Schweden Ebelings Reise durch das is174.
Inhaltsverzeichnis
VI Südland 180. Die lappi ländisehe 196. Der Zaubertrommeln schen in Lappland 260. See Torneträsk Weiteres über den Pfahlbaufund am 302. Erkes, Meine vierte Wettersee Islandreise, Sommer 1910. Mit Abb. Die Insel Texel 355. 309.
Frankreich, Spanien, Portugal nnd Italien. Darstellungen menschlicher
Hande in der Höhle von Gargas 18. Mielert, Die Insel Korsika. Mit Abb. 56. 69. 85. Der Stillstand in der Bevölkerungszunahme Frankreichs 67. Das Verhältnis von Alpen und Apen nin zu Korsika und Sardinien 99. Halbfaß, JJie Entwässerung des Val di Chiana in Toskana. Mit Karte Die neueren Aus 108. vanGennep, grabungen in der Stadt Alesia. Mit Abb. u. 1 Plan 165. Beimischung von Sklavenblut in der Bevölkerung Italiens 212. Die Republik Portugal Schoen, Alte Sitten in der 292. Bretagne 325. 348. Schmidt, Aus den italienischen Marken 363. Er richtung eines paläontologischen In stituts in Paris 371. Rußland and die sudosteuropäische Halbinsel. Erster Versuch einer kaukasischer geographi Erklärung scher Namen 35. Die Bewohner der Halbinsel 35. südosteuropäischen Neues über die Lasen 143. Bestei gung des Kasbek 179. Das König Türkische reich Montenegro 179. Eisenbahnbauten und -projekte 191. v. Hahn, Ein Versuch der Erfor schung des Klimas im Kaukasus 191. Bergbesteigungen im Kaukasus 227.
Asien. Kleinasien, Vordernsien n. Arabien. Oman 15. Nöldeke, Zu dem Artikel
der Sehi'iten „Die Grabesmoscheen im Iraq" 82. v. Schultz, Der „Turssuk". Mit Abb. 105. Saad, Jafa. Mit 1 Plan 137. Jagd, Fischfang und Bienenzucht der Juden in der tannäischen Zeit 146. Rescher, Weib und Ehe in der Spruchw eislieit der Araber 186. Türkische Eisenbahnbauten und Projekte 191. Kasi , Der Kurden stamm Mit Abb. 213. Manggur. Die Hittiterforschung 241. Ohnef al flch-Richter, des Entdeckung bei Homer erwähnten Räucheraltar platzes der Aphrodite in Paphos auf Cypern. Mit Abb. u. 1 Karte 293. Goldstein, Zur Ethnographie der Juden 311. Butlers archäologische nach der Stätte von Expedition Sardes 322. Die persische Frau 351. Max Freiherr v. Oppenheims neue Reise nach Svrien und Mesopotamien 385.
Asiatisches Ru Bland. Der klimatische Einfluß des Baikalsees auf seine Um 36. Zweifel an Deschnews gebung sibirischer Reise von 1648 195. Chinesisches Reich, Tibet, Japan mit Korea. Baron Budberg, Uber die Bedingungen des Exporthandels in der Nordmandschurei 7. Der Nachlaß der ermordeten deutschen Reisenden Brunhuber und Schmitz 50. Scheitern der chinesischen Volks Die Quellen und Ur zählung 67. sachen der japanischen Auswande Frauen - und Mädchen rung 82. handel in China zur Zeit der Hun gersnöte 99. Der japanische Kohlenhergbau 100. Baron Budberg, Zur Seelen Charakteristik chinesischen lebens 111. Fertigstellung der Jünnan-
des
XCVIIl.
Bandes.
bahn 116. Eiszeitliche Ablagerungen in der Nordwestmongolei 131. Die koreanische Seidenindustrie 132. De Lacostes Reise durch die westliche Mougolei 147. Das Ende des Kaiser reichs Korea 177. Der chinesische Baron Budberg, Alligator 275. Bürg- und Haftpflicht im chinesischen Volksleben 285. Carruthers' Reise in der nordwestlichen Mongolei 291. Eisenbahnbau in 305. Südchina Untersuchung des Jangtsebogens und Jalongkiangauf ihre Schift'barkeit 323. China ein Verfassungsstaat 371. Indo Vorder- und Hinterindien, Hosseus, Ein botanischer nesien. Ausflug auf den Pedrotallagala (Ceylon) 45. Der Zimt des Königs von Annam 98. Eigenartige Stoff verzierung des Torati ja auf MittelCelebes 116. Longstaffs vorjährige Reise in das Karakoramgebirge 131. Die neue Ruhestätte der Reste der Gebeine Buddhas 195. Die indischen Verbrecherklassen 210. Carthaus, Die Insel Timor 245.
Afrika, Kumms Durchquerung Allgemeines. des nördlichen Afrika 180. Strucks der Ubersichtskarte Hauptsprach familien in Afrika 244. Nordafrika und die Sahara. Cortiers Abkommen neue Saharareise 18. über die tunesisch - tripolitanische Grenze 19. Gentils neue Marokko reise 147. Burmester, Einige Be obachtungen über tropische Schutz krusten und Wadibildungen (Ägyp Mit Abb. 149. Die Steinzeit ten). Ein altägyptisches Ägyptens 275. Steingrab 307. Neuere Anschauungen der Saharabahn über das Projekt Die österreichische Sahara319. Expedition 320. Tod des Scherifen Ma el-Ainin 372. Die Frage nach der Entstehung der Ägypter 372. Spieß, Westafrika mit Kamerun. Verborgener Fetischdienst unter den Evheern. Mit Abb. 10. Das Klima der Niederguineaküste 20. Freiherr v. Steins Expedition nach der Gegend von Nun und Mbam 35. Das Gebiet der Ntum und Mwei 35. Die Kultur 100. Bahnbau in regionen Togos 113. Höhlenzeichnungen Nigeria und -maiereien im Senegal -Niger Karte des Konzessions gebiet 132. der Gesellschaft gebietes „SüdKamerun" 179. Der Fischfang der Eingeborenen an der mauretanischen Küste 271. Bahn von Konakry nach Kurussa 291. Die Verhältnisse Libe rias nach amerikanischer Auffassung 297. Die spanischen Besitzungen im und am Golf von Guinea 307. Nsibidi, eine neue Negerschrift (Südnigeria) 308. Chevaliers wtstafrikanische Mission 322. Die deutsch-englische Grenzexpedition in Kamerun 323. Der Inhalt eines Fetischtopfes von der Goldküste 324. Spieß, Die Joholu-Gottheit und ihr Schlangenkult 337.
Äquatoriales Afrika (mit Osthorn)
Das Somalilandund der Sudan. 18. Die aerologische Protektorat Expedition nach dem Viktoriasee 20. Die Handels- und Wirtschaftsverhält nisse Angolas 36. Tordays Reisen im südlichen Kongobecken 130. Eine Riesenhöhle in Deutsch-Ostafrika 130. Zum Tode Boyd Alexanders 131. 292. Verhältnisse Die innerpolitischen
Die Farbestempel Abessiniens 141. Priebusch, Buschongo 146. Die Stellung des Häuptlings bei den Wabena 205. Mitteilungen über das Zwei hydro heutige Wadai 206. graphische Missionen im französischen Westafrika 210. Gifte der Eingebo im Uhehegebiet 211. renen Karte des Massaireservats 226. Die kongo Grenze am lesisch-portugiesische Dilolosee 226. Tilho über das TsadEine in Wadai ge seegebiet 276. fundene Reliquie Eduard Vogels 385. Südafrika. Hutter, Im Gebiet, der Etoshapfanne (Deutsch Südwest Mit Abb. 1. 24. Pearsons afrika). Reise an der südafrikanischen West küste 36. Die Binneukonchylien von Deutsch-Südwestafrika und ihre Be ziehungen zur Molluskenfauna des Seiner, Der Ver Kaplandes 98. bindungsweg zwischen Deutsch-Süd westafrika und der BetschuanenlandEisenbahn 122. 133. Seiners neue Reise nach Deutsch-Südwestafrika 195. Range, Stein Werkzeuge der Busch leute des deutschen Namalandes. Mit Abb. 207. Volkskunde der Buren 212. Die Kalkpfannen Passarge, des östlichen Damaralandes. Mit Abb. 216. Die Auin-Buschmänner 227. Die Buschleute derNamib 306. Michael sen, Die Kalkpfannen des östlichen Damaralandes Mit (Erwiderung). Abb. 378. Schneefall in Transvaal 387. Afrikanische Inseln. Zur Kenntnis des Klimas der photochemischen Die Kapverdischen Kanaren 84. 100. Inseln der Tiergeographie v. Boxberger, Seychellen 194. Wandertage auf Mafia. Mit Abb. u. 1 Karte 197. Die Riesenlandschild kröte der Insel Aldabra 226. Die Besitzungen im und am spanischen Golf von Guinea 307. Straußenzucht auf Madagaskar 388. der
Amerika. Friederici, Die Ver Allgemeines. breitung der Steinschleuder in Ame rika 287. Chamberlain, Über die von „amerikanisch", Bedeutungen „Amerikaner" usw. 341. Britisch -Nordamerika und Alaska. Aus dem Norden Kanadas 32. Eine neue Expedition zur Ersteigung des Mount McKinley 50. Versuche, den Mount Robson zu ersteigen 163. Macmillans Reise im nordöstlichen Labrador 243. Expe Leffingwells dition an der Nordküste Alaskas 340. Die Indianer von Labrador 372. Woltereck, Vereinigte Staaten. Indianer von heute 90. Woltereck, Aus dem Leben eines Sioux-Indianers 129. Lumholtz' nach Expedition Arizona und Sonora 162. Pennsylvanien zur Zeit Penns 189. Eigen Bewohner der tümlichkeiten der 212. v. Rümker, Hatterasinsel in Ver den Naturdenkmalpflege einigten Staaten von Amerika 229. 292. 254. Nansen über „Vinland" Henning, Streif züge in den Rocky Mit Abb. 328. 343. 359. Mountains. Woltereck, Indianererziehung auf der staatlichen Indianerschule Carlisle. Mit Abb. 373. Reliefkarte der Vereinigten Staaten von Amerika 387. Bureau of Mines und Bureau of Standards 388. Mexiko, Zentralamerika und West 79. indien. Der Panamakanal Massenhaftes Auftreten von Kope-
Inhaltsverzeichnis poden vor dem kalifornischen Meer busen 82. Lumholtz' Expedition nach Arizona und Sonora 162. Die Karst im nördlichen Tucatan 227. gebiete Die Technik der Purpurfärberei in 228. Zentralamerika und Mexiko Fossile Säugetiere aus dem Pleistozän in den Höhlen des zentralen Cuba 387.
Lehmann, Syphilis und Südamerika. Die kroatische Uta in Peru 13. wissenschaftliche Mission in Süd amerika 18. Bahn Bahia de Caraques— Quito 18. Seijan, Die GuayräFälle (Salto das Sete-Quedas) des v. Buchwald, Zur Paranä 48. Südamerikas II 74. Völkerkunde S e 1j a n , Drei südamerikanische Sagen 94. Max Schmidts neue Reise ^ nach dem zentralen Südamerika 162. Frhr. v. Nordenskiöld, Sind die Tapiete ein guaranisierter Chacostamm? Mit Abb. u. 1 Karte 181. bei Die den Leichenbeseitigung Macheyengas 196. Das Wunder der Jungfrau Maria bei der Belagerung von Cuzco 228. Eilerts de Haans Suri nam-Expedition 1908 243. v. Buchwald, Primitiver B'eldbau und Ar 269. beitseinteilung (Südamerika) Eilerts de Haans Surinam-Expedition 1910 306. Die Eisenbahnen Colombias 324. Sievers, Die Quellen des Amazonenstromes 339. Reeves' Karte des südlichen Peru und nördlichen Bolivia 388.
Australien u. Ozeanien. Das Festland. Vermessung der austra lischen Uberlandbahn Port Augusta — Fremantle 80. Schmidt, Der an gebliche universale Heiratstotemismus der südostaustralischen Stämme und einiges
andere
Die Inseln.
238.
Pygmäenbevölkerung in 50. Der Niederländisch-Neuguinea geologische Bau von Kaiser- WilhelmsDiebstahl und Duell in Land 67. Buin (Bougainville) 99. Die englische nach Holländisch -Neu Expedition guinea 147. 339. Untersuchungen über Wachstum und Geschlechtsreife bei Kindern 180. Moszmelanesischen kowskis Forschungsreise in Neu guinea 195. Vulkanische Ausbrüche am Geysir von Waimangu 195. Pyg im mäen Nieder Schneegebirge ländisch- Neuguineas 210. Die heutige Lage der Gilbert-Insulaner 223. Die deutsch - holländische Abgrenzungs in Neuguinea 227. Her kommission derschees Mamberamo-Expedition 243. Schultz, Das Falealii 300. Neue holländische Expedition in das Schnee gebirge Neuguineas 372. Die Fahrt der holländischen Grenzexpedition auf dem Kaiserin-Augusta- Fluß 376. Roux' Aufenthalt auf den Aruinseln 384. Abschluß der Hamburger Südsee-Ex pedition 385. Friedericis Wanderungen an der Küste von Kaiser -WilhelmsLand 386.
Polargebiete
u. Ozeane.
Nord- und Südpolargebiet. Aufbruch
der neuen englischen Südpolarexpe dition 14. Charcots Südpolarexpe dition 36. 115. Berniers neue Polar expedition 50. 163. 292. Die polaren Eisverhältnisse im Sommer 1909 82. Filchners 131. Südpolarexpedition 273. 340. Rasmussens Expedition nach dem polaren Amerika 131. Die ge-
I I
des
XCVIII.
VII
Bandes.
plante japanische Südpolarexpedition 131. Amundsens Nordpolarexpedition 131. Mikkelsens Grönland expedition 148. 371. Der Moschusochse 163. Die des arktischen Gebietes Coleopteren 164. Wissenschaftliche Luftschiff fahrten in der Arktis 179. Durch durch Filchner querung Spitzbergens 210. Die Frage der Schiffsverbindung zwischen Europa und Sibirien 244. Amundsens Südpolarexpedition 259. Entdeckung eines Vulkans und warmer Die Quellen auf Spitzbergen 260. Aussagen der Eskimobegleiter Cooks 339. Die bisherigen geologischen Kenntnisse über die Bäreninsel, Spitz und das Könii; - Karl - Land bergen 354. Die englische Südpolarexpedi tion 385. Cooks Bekenntnis 385. Ozeane. Expedition des „Thor" im Nordatlantischen Ozean und Mittel meer 17. 305. Morphologie des süd 19. westlichen pazifischen Ozeans Die Forschungsfahrt des „Michael Sars" im Nordatlantischen Ozean 147. 382. Der Kaiser-Wilhelms-Berg ein 322. der Heardinsel Vulkan im Morphologie des Meeresbodens südwestlichen pazifischen Ozean 355.
Hydrographie, Meteorologie, Geophysik. Expedition des „Thor" im Nordatlan und Mittelmeer 17. tischen Ozean Kurzdauernde Temperatur 305. schwankungen (Potsdam) 19. Das während der Klima in Schweden spätquarternären Periode 19. Wasser standsschwankungen des Vänern 19. Die aerologische Expedition 274. nach dem Viktoriasee 20. Das Klima der Niederguineaküste 20. Die Be deutung der Seen für die Gewitter bildung 35. Der klimatische Einfluß des Baikalsees auf seine Umgebung 36. Grundzüge der Biologie und Geographie des Süßwasserplanktons 51. Zunahme des Widerstandes, den Wasser von verschiedener Temperatur 52. der Vermischung entgegensetzt Aufstiege von Pilotballons auf deut schen Handelsschiffen 67. Radium, Aktinium und in der Thorium Die polaren EisAtmosphäre 68. 1909 82. verhältnisse im Sommer Temperaturen und Sauerstoff mengen 83. im Sakrower See bei Potsdam und hydrographi Die geologischen schen Verhältnisse der Therme Stu83. bica-Toplice Verdunstungs am Grimnitzsee in der messungen Mark 83. Zur Kenntnis des photo Klimas der Kanaren 84. chemischen Stürme und Sturmwarnungen an der Küste 1896 bis 1905 84. deutschen Der Winterhimmel des Hochgebirges und des Tieflandes 98. Verdunstungs auf dem Meere 100. Ver messungen im schiebungen der Atmosphäre 116. Monatskarten für Jahreslauf den Indischen Ozean 132. Die perio dischen Schwankungen der Gletscher 1908 146. Schneemessungen in den Schweizer Hochalpen 146. Die For schungsfahrt des „Michael Sars" im Nordatlantischen Ozean 147. 382. Sei ches und Berg- und Talwinde in Riva 164. Wissenschaftliche Luftschiff 179. Der fahrten in der Arktis 180. v. Hahn, Ein Ver Schaalsee such der Erforschung des Klimas im Menschenopfer im Kaukasus 191. 194. Die Eisverhältnisse Altertum
in den südbayerischen Seen 211. Die südlichen Rheingletscherzungeu von St. Gallen bis Aadorf 211. Luft druckschwankungen als Ursache der Koch, plötzlichen Todesfälle 228. Die Flüsse in der ersten Jahreshälfte 1910 236. Der Begriff „Interglazial" Die Gewitterfrequenz in der 244. Schweiz 244. Halbfaß, Der Mohriner See in der Neumark. Mit 1 Karte 257. Der See Torueträsk in 260. Ergebnisse zehn Lappland jähriger Gewitterbeobachtungen in 260. und Mitteldeutschland Nordneuerer simultaner Tem Ergebnisse in einigen tieferen peraturmessungen Zur Thermik Seen Europas 260. der Alpenseen und einiger Seen Nord europas 274. Die Schwerkraft in der Umgebung des Plattensees 275. Be obachtungen des niederösterreichi schen Gewitterstationsnetzes 1901 bis 1905 306. Ergebnisse und fernere Ziele der wissenschaftlichen DrachenSäkulare und Ballonaufstiege 307. der erdmagnetischen Änderungen Wehner über die Elemente 307. der Gravi Revision eines Satzes tationslehre 307. Fragen der Eiszeit des magne 354. Neue Kreuzfahrt tischen Vermessungsschiffes „Carne gie" 371. Schneefall in Transvaal 387.
Geologie u.
Paläontologie.
Die Entwickelungsgeschichte der Gera 19. Der und ihrer Nebengewässer geologische Bau von Kaiser-WilhelmsLand 67. Morphologie des kristallinen 68. Odenwaldes Quartärstudien im der nordischen Vereisung Gebiete und Galiziens 83. Die geologischen hydrographischen Verhältnisse der Therme Stubica-Toplice 83. Glazial studien im Tölzer Diluvium 84. Die Lebensweise des Diplodocus 98. Kugel bildungen in den Sediment- und Eruptivgesteinen der Rheinpfalz 99. Das Verhältnis von Alpen und Apennin zu Korsika und Sardinien 99. Palä ontologische Entdeckungen in einer Vorstadt von Triest 116. Eiszeitliche in der NordwestAblagerungen monsjolei 131. Der Zusammenhang zwischen Abplattung und GebirgsDie Tektonik des 145. bildung schweizerischen Tafeljura 148. Vul kanische Ausbrüche am Geysir von Waimangu 195. Die Entstehung der Faltengebirge 211. Passarge, Die Kalkpfannen des östlichen DamaraMit Abb. 216. Die Karstlandes. gebiete im nördlichen Yucatan 227. eines Vulkans und Entdeckung warmer Quellen auf Spitzbergen 260. 01der Insel Sylt 276. Geologie bricht, Das Diluvium in der Um Mit Abb. u. gebung von Hannover. Karten 277. Die Eishöhle bei Obertraun 306. Die jüngeren Krusten in den Karpathen 307. bewegungen Flußgeröll, Molasseproblem und Alpen Der Kaiser-Wilhelmsfaltung 308. Berg der Heardinsel ein Vulkan 322. Die kristallinische Zone der Kärnter Alpen 324. Flysch und Erdöl 324. Morphologie des Böhmerwaldes 340. Fragen der Eiszeit 354. Tertiär und Quartär des subbeskidischen Vorlandes Die bisherigen 354. in Ostschlesien Kenntnisse über die geologischen Bäreninsel, und das Spitzbergen
VIII
Inhaltsverzeichnis
354. Die Frage König-Karl-Land nach der Erhebungszeit des Thürin Die ger Waldes und Harzes 354. glaziale Karpathenlandschaft 356. Errichtung eines paläontologischen In stitutes in Paris 371. Michaelsen, des östlichen Dadie Kalkpfannen Mit Abb. maralandes (Erwiderung). 378. Fossile Säugetiere aus dem Pleistozän in den Höhlen des zentralen Cuba
387.
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Botanisches und Zoologisches. Der Hund im Altertum 20. Gengier, Die Schwalben im Volksglauben 31. Hosseus, Ein botanischer Ausflug auf den Pedrotallagala (Ceylon) 45. Grundzüge der Biologie und Geo graphie des Süßwasserplanktons 51. Nacktschneckenstudien in den Süd alpen 52. Eingewöhnung von Pflanzen wärmerer Zonen auf Helgoland 68. Die Molluskenfauna der Schwäbischen Alb 68. Massenhaftes Auftreten von vor dem kalifornischen Kopepoden Meerbusen 82. Die Laichwanderungen der Fische 84. Die Binnenkonchylien von Deutsch-Südwestafrika und ihre Beziehungen zur Molluskenfauna des des Kaplandes 98. Die Lebensweise piplodocus 98. Florengeschichtlicher Überblick der Farne 98. Der Zimt des Königs von Annan) 98. Das Kamel zur Eömerzeit in der Schweiz 100. Zum Schutz der Alpenflora (Berchtes 147. und Bad Reichenhall) gaden Die Vegetation des Oberrheins 148. 163. Die ColeoDer Moschusochse des arktischen Gebietes 164. pteren Tiergeographie der Seychellen 194. Die Riesenlandschildkröte der Insel Aldabra 226. Der chinesische Alli gator 275. Die Identität des post glazialen Elches mit der heute noch lebenden Art 308. Die Sumpfschild kröte in der Provinz Brandenburg 354. Die Herkunft des europäischen Hausrindes 356. Fossile Säugetiere aus dem Pleistozän in den Höhlen des zentralen Cuba 387. Straußen zucht auf Madagaskar 388.
Urgeschichte. Darstellungen menschlicher Hände in der Höhle von Gargas 18. Neue For den in paläolithischen schungen Stätten im Löß von Willendorf 34. Prähistorische Entdeckungen in einer Karsthöhle 51. Der Sirgenstein und die diluvialen Kulturstätten Württem bergs 116. Höhlenzeichnungen und -maiereien im Senegal-Nigergebiet 132. Konstruktion Pfahlbaues im eines Attersee 195. Carthaus, Die Höhlen Westfalens und die Ausgrabungen in der Veledahöhle 261. Neue prähisto rische Karstfunde 274. Die Steinzeit Ägyptens 275. Steinzeitliches Dolmen grab bei Aeseh 276. Rasse und Kultur der jüngeren Steinzeit in der Rheinpfalz 292. Weiteres über den Pfahl 302. Prä baufund am Wettersee historische Fälschungen 323. Beiträge zur Kenntnis der riigenschen BurgWälle 356. Die Herkunft des europäi schen Hausrindes 356. Die Wall burgen auf den westlichen Höhen des Etschtales zwischen Heran und Bozen 387.
des
XCVIII.
Bandes.
Anthropologie. Lehmann, |
Syphilis und Uta in Peru und GroßMilitäruntauglichkeit Der Stillstand in stadteinfluß 36. der Frank Bevölkerungszunahme reichs 67. Klotz, Die „organgesetz liche" Orientierung des Organismus Mensch im Raume. Mit Abb. 101. Audree, Anthropologische Indices 160. Der Ursprung der Haussa 164. Untersuchungen über Wachstum und Geschlechtsreife bei melanesischen Kindern 180. Pygmäen im Schneegebirge Niederländisch - Neuguineas 210. Beimischung von Sklavenblut in der Bevölkerung Italiens 212. Rasse und Kultur der jüngeren Stein zeit in der Rheinpfalz 292. Die Frage nach der Entstehung der Ägypter 372. 13.
Ethnographie nebst Volkskunde. Spieß, Verborgener Fetischdienst unter den Evheern. Mit Abb. 10. Geng
ier,
Die Schwalben im Volksglauben
31. Die Bewohner der südosteuropäischen Halbinsel 35. Steinmetz,
Eine Berichtigung zu Eduard Hahns oder Aufsatz „Niederer Ackerbau Zur Hackbau" 66. v. Buchwald, II 74. Völkerkunde Südamerikas Woltereck, Indianer von heute 90. Gengier, Das Schnupfen im Bayeri schen Wald. Mit Abb. 91. Seijan, 94. Drei südamerikanische Sagen in Frauenund Mädchenhandel China zur Zeit der Hungersnöte 99. Diebstahl und Duell in Buin (BouDie Kulturregionen gainville) 99. Togos 100. v. Schultz, Der „Turssuk". Mit Abb. 105. Baron Bud berg, Zur Charakteristik chinesischen 111. Eigenartige Stoff Seelenlebens verzierung der Toradja auf MittelCelebes 116. Woltereck, Aus dem 128. Sioux-Indianers Leben eines die Neues über Lasen 143. Die Farbestempel der Buschongo 146. Jagd, Fischfang und Bienenzucht in der tannäischen Zeit 146. Die deut Tetzner, 146. schen Weilerorte Die Brautwerbung der Balten und Westslawen 154. 170. Die Völker kunde im Unterricht an den höheren Schulen 163. van Gennep, Die neueren Ausgrabungen in der Stadt Alesia. Mit Abb. und 1 Plan 165. Flechtner-Lobach, Die Volks kunst in Schweden 174. Frhr. von Nordenskiöld, Sind die Tapiete ein guaranisierter Chacostamm? Mit Abb. und 1 Karte 181. Rescher, Weib und Ehe in der Spruchweisheit der Araber 186. Die Leichenbesei tigung bei den Macheyengas 196. Die lappischen Zaubertrommeln 196. Kämpfe auf dem Gebiete der sla wischen Altertumskunde 196. Priebusch, Die Stellung des Häuptlings bei den Wabena 205. Range, Stein werkzeuge der Busclileute des deut Mit Abb. 207. schen Namalandes. Die indischen Verbrecherklassen 210. Tod Mihajlos, des letzten Zigeuner fürsten 210. Gifte der Eingeborenen im Uhehegebiet 211. San Lucio, der Heilige für den Schweizerkäse 212. Volkskunde der Buren 212. Eigen tümlichkeiten der Bewohner der Hatterasinsel 212. Kasi, Der Kurd,'nstamm Mit Abbild. 213. Manggur. Goldstein, Besitz und Vermögen
Völkern 222. Die der Gilbert-Insulaner 223. Die. Auin- Buschmänner 227. Die Technik der Purpurfärberei in Zentralamerika und Mexiko 228. Methoden der Eisengewinnung bei den alten Völkern 228. Das Wunder der Maria während der Be Jungfrau lagerung von Cuzco 228. Baglioni, Ein Beitrag zur Kenntnis der natür lichen Musik. Mit Abb. 232. 249. Schmidt, 264. Der angebliche Heiratstotemismus der südaustra lischen Stämme und einiges andere 238. v. Gabnay, „Sunnawend" im Maramaroser Komitat 240. Die Hit titerforschung 241. v. Buchwald, Primitiver Feldbau und Arbeitsteilung Der Fischfang (Südamerika) 269. der Eingeborenen an der maureta nischen Küste 271. Volksdichtedar stellung des Kreises Goldap 276. Baron Budberg, Bürg- und Haft pflicht im chinesischen Volksleben 285. Fried erici, Die Verbreitung der Steinschleuder in Amerika 287. Ohnefalsch-Richter, Entdeckung des bei Homer erwähnten Räucher altarplatzes der Aphrodite in Paphos auf Cypern. Mit Abb. und 1 Karte Schultz, Das Falealii 300. 293. Die Buschleute der Namib 306. Ein altägyptisches Steingrab 307. Nsibidi, eine neue Negerschrift (Südnigeria) 308. Volksdichte im Kreise Dirschau 308. Goldstein, Zur Ethnographie Banse, Die geo der Juden 311. graphische Bedeutung der Araber. Mit 1 Karte 316. Butlers archäologi sche Expedition nach der Stätte von Sardes 322. Der Inhalt eines Fetisch topfes von der Goldküste 324. Schoeu , Alte Sitten in der Bretagne 325. 348. Spieß, Die Joholu-Gottheit und ihr 337. Die persische Schlangenkult Hahn, Bemerkung zu Frau 351. der Berichtigung von Steinmetz zum „niedrigen Ackerbau oder Hackbau" Danzel, Magisches und mit 353. teilendes Zeichnen 357. Die Indianer Woltereok, 372. Labrador von Indianererziehung auf der staatlichen Indianerschule Carlisle. Mit Abb. 373. Die zweistufige Bestattung der Eth und die Teilbestattung der nologen Prähistoriker 386. Begraben und Verbrennen im Lichte der Religions und Kulturgeschichte 387. bei den primitiven
heutige Lage
Sprachliches. Erster Versuch einer Erklärung kaukasi scher Namen 35. geographischer Strucks Übersichtskarte der Haupt sprachfamilien in Afrika 244. Täu ber, Ein uralter Flußname (Aachai|ua-ava) 333
Biographien.
Nekrologe.
f
115. Theobald Fischer Henry Harrisse t 227. T. W. Saunders f 244. Hormuzd Rassam t 275. Eilerts de Haan t 306. Leon Laloy f 372. Gustav Adolf Graf von Götzen |386.
Karten und Pläne. Kartenskizze des oberen Isargebiets 38. Die Veränderungen im Val di Chiana seit der römischen Zeit 108. Der Orient. Sonderbeilage zu Nr. 8. Plan von Jafa 138. Plan der Burg Alesia
Inhaltsverzeichnis 165. Die Indianerstämme im bolivia nisch-argentinischen Grenzgebiet 182. Übersichtskarte der Mafia- Inselgruppe 197. Tiefenkarte des Mohriner Sees 257. Übersicht über das Diluvium Geolo Nordwest-Deutschlands 278. gische Übersichtskarte der Umgebung von Hannover 279. Lage des ältesten Paphos auf Cypern nach OhnefalschRichter 293. Die Stellung Arabiens und der Araber im Bereich des Islam 317.
Abbildungen. Allgemeines.
Stimmgabel
nach Be-
zold 233. Skizze zur Elementarregel Beobachtens 378. geologischen
Europa. Der Monte Rotondo
(2625 m) vom Lago dell' Oriente (2055 m) aus 58. Gipfelkamm des Monte Rotondo 58. An der Bucht von Porto 59. Bucht von Ajaccio 59. Alte Kastanien bäume auf Korsika 60. Buchenwald von des Passes auf der Südseite Vizzavona (1000 m) 60. Südlicher Teil von Bastia, vom Genueser Fort aus gesehen 70. Rückblick auf dem "Wege nach Rivisecca in die Berg welt des Restonicatales 70. Zitadelle 71. Hirtenkolonie Rivi von Corte 1500 m hoch 71. secca, Typische Hütte in der Hirtenkolonie Rivisecca 72. Rasenplateau mit dem Abfluß des Lago dell' Oriente (2055 m) 72. Die höchste Gipfelpyramide des Monte Rotondo, 2625 m, von Osten her ge sehen 73. Evisa (842 m) mit Blick auf die Küstenberge 85. Motiv hinter Evisa beim Ponte de Tavoletta (611m) 86. Motiv aus den Calanches 86. La Piana 86. Viehhürde in Cargese 87. Motiv aus Bocognano 87. Häuser anlage in Bocognano 88. Bahnviadukt im Gravonetal unterhalb des Col de 88. Einfaches Vizzavona (900 m) Gschmeiglasl aus Grafenau 92. Far biges Gschmeiglasl aus Grafenau 92. Gschmeiglasl mit Bild (farbig) aus Cham 92. Die drei Schichten Alesias 166. Hipposandale (Pferdeschuh) aus Alesia 167. Die sogenannte .Mutter" (Alesia) 167. Kleinere in Alesia ge Glöckchen, fundene Gegenstände : Löffel, Kanne, Axt usw. 168. Die alesische Panflöte 168. Panflöte aus Schedem .Urteil des Paris" 265. matisches Profil durch das Diluvium der Umgebung von Hannover 280. Das Val da Scarl 282. Der Hinter grund des Val Cluoza von der Alp Murter aus gesehen 283. Piz Foral im Val da Scarl 283. Arvenwald im Val da Scarl 284. Die Lavawüste
Odadahraun 310. Thoroddsentindur, 310. höchste Spitze der Dyngjufjöll Lava auf der Hochebene im Süd westen der Dyngjufjöll 311. Knebel see (Askjasee) mit Solfataren am Fuße des Thoroddsentindur 311. mit Inschrift, Asien. Steintrommel aus Fenghsiang, Provinz Schensi 42. Urne mit Bügel zum Wassertragen Liegender bei Opfern (China) 42. oder springender Hirsch aus Gold, 1688 in Sibirien 42. Chi gefunden nesisches Opfergefäß mit Deckel, aus 42. Bronze Metallspiegel aus der aus den Hanzeit 42. Steinrelief Grabkammern der Familie Wu (147 n. Chr.), Schantung 42. Tongefäß in Toten Form eines Getreidespeichers. beigabe aus Gräbern der Hanzeit 43. mit Kochherd auf „Bären'-Füßen
des
XCVIII.
Feueröffnung, Rauchabzug und zwei Kochöffnungen , aus Gräbern der Hanzeit 43. Totenbeigabe aus Ton in Form eines Schafstalles mit Ge treidemühle (China) 43. Kochgerät aus Bronzim Stil der Hanzeit 43. Häuschen aus Ton mit Ziegeldach 43. am .Tausend-Buddha-Felsen" Yaho, Provinz Szechuan 44. Bud dhistische Heilige. Felsrelief bei Yong Kinghien 44. Assyrisches Kellek 105. Verschluß am Fuße eines Burdjuk 105. Eingeborene durchqueren auf dem Burdjuk den Bartang 106. Zu Tursauk auf dem sammengestellter Transport über Land 106. DerTurssuk unbelastet auf dem Wasser 107. Der Turssuk im Gebrauch. Zwei Passa giere und zwei Fährleute 107. Junger Kaderweschi mit Dienern 214. Bürger vonManggurabstammungausSaudscbDer Räucheraltarberg bulagh 215. (Paphos) 294. Die von Prof. Meister im Juni 1910 publizierte Inschrift (Paphos) 294. Altertümliches Räucher becken aus Stein mit verwitterter Inschrift auf dem Räucheraltarberg (Paphos) 295. Felsenräuoherkammer auf dem Räucheraltarberg mit aus gegrabener Inschrift (Paphos) 295. Ruinen von Alt-Paphos 296. Auf den von Alt - Paphos Trümmerfeldern 297.
Afrika.
IX
BandeB.
Ebene an der Südostecke der Etoshapfanne 1. Landschaftstyp an der Etoshapfanne 2. Wildebeest (Gnu) 3. Junges bland 4. Löffelhund 4. Ausgewitterte Kalkformationen in der Etoshalandschaft 5. Abzeichen des Boko 11. Gboniti 11. Aweli und Ahoneza 12. Nuhewiho 12. Wumetrowo 12. Kupferhaltige Kalkriffe bei Tsumeb 24. Der Otjikotosee von Süden aus 25. Kalkbergkette bei Otavi 26. Landsc.haftstyp zwi schen Grootfontein-N. und Ghaub 26. und Bananenpflanzung Viehtränke auf der Missionsstation Ghaub 27. an Rindenbildung Schuppenartige Bäumen im Gebiet der Etoshapfanne 28. Kakteen im östlichen KtoshaWerft der Heigum-Buschgebiet 28. manner bei Namutoni 29. Saiten Welliges instrument der Bali 29. Grauwackenland mit Strauohsteppe im Cbansefeld 123. Die Leboanavlei in der Nordplatte des Ngamirumpfes 124. "Ai-khoe mit Ochsenfrosch in der Massarin janivlei 125. Grassteppe mit vereinzelten Büschen auf trocken Boden des Ngamisees 126. gelegtem Der Ngamifluß bei Komaning im Januar 1907 133. Der Tamalakane unmittelbar an seiner Mündung 134. Ausspannplatz Lilokwalo am Botletle 134. den drei Briefbäumen mit Wagenweg im Bette des Botletle bei 'Namessan 135. Matete (Oh6-khoe) am Botletle 135. Die NtsehokutsaSalzpfanne im Makamkarri-Becken 136. Der Ostabfall des Mahura136. bei Seme Baustein plateaus bei der Cheopspyramide mit Schutz rindenlappen 150. Sphinxkopf mit Kruste und Verwitterung am Hinter kopf 150. Abschuppung in der Reil schlucht 151. Blindende der Sclaterschlucht 151. Stufe in der Derflerschlucbt mit Kruste und Wasserim 152. Erosionsschlucht erosion WadiDugla 152. Oberlauf des Wadi Vegetationsstreifen im Dugla 153. Wadi Dugla 153. des Unterlauf Kopalbäume bei Kilindoni 198. Neger hütten in Marimbani mit Akadjubaum 198. Im Urwald von Tschun-
199. Zugang zum Dorf 199. Korallenklippen auf Miewi 200. Arabisches Grab auf Tschole 200. Einbaum ohne Aus 201. Aus den leger (Mtumbwi) Ruinen von Kua 201. Steinwerk zeuge von Rotekuppe im südlichen Namalande 207. Die Kalkpfanne Okateitei 217. Marimba vom Helle. Azande 234. Marimba aus Quilimane 234. Marimba der Balondo235. stämme Marimba vom Uelle. Südost aus Azande? 236. Sansa afrika 250. Sansa der Barotse 250. Sansa der Mayombe 250. Sansa vom 250. Sansa vom Ubanghi-Mobeghi Sambesi 250. Sansa aus Masciona (Maschona) 250. Sansa vom unteren Kongo 250. Sansa von Alt-Calabar 250. Sansa aus Alt-Calabar 250. Panflöte aus der Umgebung von Harrar 265. Panflöte der Mayombe 265. Amerika. Tapietefrau vom Rio Parapiti 183. Tapietemann vom Rio Pilcomayo 183. Kchte Tapietehütte 184. Moderne 184. Tapietehütte
guruma
Kipingwi
Chorotiweib mit Tatuierung; Tapieteweib mit Tatuierung ; Matacoweib mit Tatuierung; Tapiete (Yanaygua) mit Tatuierung; Tapieteweib mit 185. Axt der Tapiete Tatuierung 185. Panflöte vom Amazonenstrom 265. Rock" (South Table „Castle Mountain) bei Golden 329. „Hanging Rock" , Clear Creek Canyon 330. Der „Roadmaster", Clear Creek Can yon 330. Blaok Hawk 331. Central City 331. Idaho Springs 843. Stark gefaltete Felspartie bei Idaho Springs 344. Silver Plume , von Osten ge sehen 344. Georgetown, von "Westen Blick auf die Conti gesehen 345. nental Divide von Waldorf aus 360. Mount Mc Clellan von "Waldorf ge sehen 361. Gray's und Torrey's Peak vom Mount Mc Clellan gesehen 361. Richard Kissitti (Apachen-Indianer) 374. Joe Exendine (Sioux-Indianer) 374. Jake Rocher (Hopi-Indianer) und Ted White (Zuni-Indianer) 374. Elisabeth Penny (Nez-perces- India Estella Sky (Sehwarz nerin) 375. fuß-Indianerin) 375. Australien. Panflöte vom Fly River, Panflöte vom Fly Neuguinea 265. River,' Neuguinea 265. Panflöte von den Fidschiinseln 265. Panflöte von der Insel Buka 265. Panflöte von der Insel Buka 265. Panflöte von der Insel Buka 265. Botanisches u. Zoologisches. Wilde beest Junges Eland 4. (Gnu) 3. Löffelhund 4. Schuppenartige Rinden bildung an Bäumen im Gebiet der Kakteen im öst Etoshapfanne 28. lichen Etoshagebiet 28. Alte Kasta nienbäume auf Korsika 60. Buchen wald auf der Südseite des Passes von 60. bei Kopalbäume Vizzavona Kilindoni 198. Negerhütten in Marim bani mit Akadjubaum 198. Arven wald im Val da Scarl 284. Ethnographie, Anthropologie and Abzeichen des Boko Volkskunde. und Aho 11. Gboniti 11. Aweli neza 12. Nuhewiho 12. "Wumetrowo 12. "Werft der Heigum-Buschmänner Saiteninstrument bei Namutoni 29. der Bali 29. Steintrommel mit In schrift , aus Fenghsiang , Provinz Urne mit Bügel zum Schensi 42. bei Opfern (China) 42. "Wassertragen Liegender oder springender Hirsch aus Gold, gefunden 1688 in Sibirien 42. Chinesisches Opfergefäß mit Deckel,
Inhaltsverzeichnis
X aus Bronze 42. Metallspiegel aus der Hanzeit 42. Steinrelief aus den Grab kammern der Familie Wu(147 n.Chr.), Tongefäß in Form Schantung 42. eines Totenbei Getreidespeichers. gabe aus Gräbern der Hanzeit 43.
Kochherd mit auf „Bären"-Füßen Feueröffnung, Rauchabzug und zwei Gräbern der Kochöffnungeu , aus Hanzeit 43. Totenbeigabe aus Ton in Form eines Schafstalles, mit Ge treidemühle (China) 43. Kochgerät aus Bronze im Stil der Hanzeit 43. " am Yaho, . Tausend-Buddha-Felsen Provinz Szechuan 44. Buddhistische Heilige. Felsrelief bei Yong Kinghieu 44. Die Milchdrüse der Slammalia, beim menschlichen Weibe gesehen 103. Assyrisches Kellek 105. Ver schluß am Fuße eines Burdjuk 105. Turssuk auf dem Zusammengestellter Transport über Land 106. "Ai-khoe mit Ochsenfrosch in der Massarinjanivlei 125. Matete (Ohe-khoe) am Botletle 135. Die drei Schichten Alesias 166. Hipposandale (Pferde schuh) aus Alesia 167. Die sog. „Mutter" 167. Kleinere in Alesia gefundene Gegenstände : Glöckchen, Löffel, Kanne, Axt usw. 168. Die alesische Panflöte 168. Tapietefrau vom Rio Parapiti 183. Tapietemann vom Rio 183. Echte Pilcomayo Tapietehütte 184. Moderne Tapietehütte 184. Chorotiweib mit Tatuierung; Tapieteweib mit Tatuierung; Matacoweib mit Tatuierung; Tapiete (Yanaygua) mit Tatuierung; Tapiete weib mit Tatuierung 185. Axt der Einbaum ohne Aus Tapiete 185. 201. Steinwerk leger (Mtumbwi) zeuge von Rotekuppe im südlichen Namalande 207. Junger Kaderweschi 214. mit Dienern von Bürger Manggurabstammung aus SaudschMarimba vom Uelle. bulagh 215. Azande 234. Marimba aus Quilimane 234. Marimba der Balondostämme 235. Marimba vom Uelle. Azande? 236. Sansa aus Südostafrika 250. Sansa der Barotse 250. Sansa der 250. Sansa vom Mayombe Ubanghi -Mobeghi 250. Sansa vom 250. Sansa aus Masciona Sambesi (Maschona) 250. Sansa vom unteren Kongo 250. Sansa aus Alt-Calabar
aus Alt-Calabar 250. Sansa Panflöte vom Fly River, Neuguinea 265. Panflöte vom Fly River, Neu guinea 265. Panflöte von den Fidschi inseln 265. Panflöte von der Insel Buka 265. Panflöte von der Insel Buka 265. Panflöte von der Insel Buka 265. Panflöte aus dem „Urteil des Paris" 265. Panflöte aus der Um von Harrar 265. Panflöte gegend der Panflöte vom Mayombe 265. Amazonenstrom 265. Der Räucheialtarberg (Paphos) 294. Die von Prof. Meister im Juni 1910 publizierte Inschrift (Paphos) 294. Altertümliches Räucherbecken aus Stein mit ver witterter Inschrift, auf dem Räucher(Paphos) 295. altarberg Felsen räucherkammer auf dem Räucheraltarberg mit ausgegrabener Inschrift (Paphos) 295. Ruinen von Alt-Paphos 296. Auf den Trümmerfeldern von 297. Eichard Kis3itti Alt-Paphos Joe Exen(Apachen-Indianer) 374. dine 374. Jake (Sioux-Indianer) (Hopi-Indianer) Rocher und Ted White (Zuüi-Indianer) 374. Elisabeth Penny (Nez-perces-Indianerin 375. 250.
Estella 375.
Sky (Schwarzfuß-Indianerin)
des
XCVIII.
Bandes.
Bücherschau.
Kayser, Lehrbuch der Geologie, 3. Aufl.
Andrees Geographie des Welthandels, 2. Aufl., Bd. I 225. Archaeological Survey of Nubia, Bull. 5
Keller, Die antike Tierwelt, Bd. I 17. Kessler, Serbien 193. v. Kimakowicz-Winnicki, Spinn- und
353.
338.
Artbauer, Kreuz und quer durch Ma rokko 321. Aubin, En Haiti 80. Baedeker, Südbayern, Tirol und Salz burg, 34. Aufl. 97. Baedeker, Palästina und Syrien, 7. Aufl. 162.
Baeßler-Archiv, Bd. I, Heft 1 272. Prinzessin von Bayern, Des Prinzen Arnulf Jagdexpedition in den TianSchan 304. Beyschlag, Krusch u. Vogt, Die Lager stätten der nutzbaren Mineralien, Bd. I, 2 352. Birkner, Der diluviale Mensch in Europa 17. Boas , The land 145.
Kwakiutl of Vancouver Is
Bogoras, Chukchee Mythology 115. Bowditch, The Numeration, Calendar Systems and Astronomical Knowledge of the Mayas 273. British Museum, Handbook to the Ethnographical Collections 145. De Carvalho, Prehistoria Sul-Americana 178.
Curschmann, Die deutsehen Ortsnamen im nordostdeutschen Kolonialgebiet 209.
Dähnhardt, Natursagen, Bd. III, 1 16. Dechelette, Manuel d'Archeologie, Bd. II 322.
Der Islam, Bd. I, Heft 1 193. Fa'itlovitch, Quer durch Abessinien 161. Flemmings Namentreue Länderkarten, Bl. 1 bis 3 80. Frazer, Totemism and Exogamy 144. Frobenius, Kulturtypen aus dem West sudan
272.
Gerste, Notes sur la medecine et la botanique des anciens Mexicains 83. Goebel, Volkswirtschaft des westbaikalischen Sibirien 178. Goes, Die indischen Großstädte 179. Gothan, Botanisch-geologische Spazier gänge in die Umgebung von Berlin 352.
Grube, Eeligion nesen
und Kultus
der
Chi
81.
Grund, Beiträge zur Morphologie des Dinarischeu Gebirges 114. Guardia, Cartas de Juan Vazquez de Coronado 224. Haberlandt, Botanische Tropenreise, 2. Aufl. 369. Haddon u. Quiggin, History of Anthropology 369. Heilborn, Der Mensch der Urzeit, 2. Aufl. 290.
Herrmann , Island in Vergangenheit und Gegenwart, Bd. III 178. Heuser, Pennsylvanien im 17. Jahr hundert 189. Hesse, Tierbau und Tierleben 96. Hoebels Karte von China 272. Hölzeis Wandkarte der Alpen, neue Bearbeitung von Franz Heiderich 370. Hübners Geographisch- statistische Ta bellen aller Länder der Erde, 59. Ausg. 291.
Hunziker,
Das
Schweizerhaus, Bd.
VI
209.
Jahrbuch d. städt. Museums f. Völker kunde Leipzig, Bd. III 303. Jochelson, The Yukaghir and the Yukaghirized Tungus 114. Johnson, Geological and Archaeological Notes on Orangia 208. Katalog des Ethnographischen Reichsmuseums (Leiden), Bd. I, 1, IVu.V 50.
Webe Werkzeuge
162.
Koch, Beiträge zur Kenntnis der Höhen der Vegetation grenzen im Mittel 224. meergebiete Chinese Pottery Dynasty 209.
Lauf er,
of the Han
Lehmann -Nitsche, Sumarios de las Conferencias XVII Congreso Internacional de los Americanistas 291. Mc Clintock, The Old North Trail 352. Manes, Ins Land der sozialen Wunder 290.
Matienzo ,
Gobierno
del Peru ,
obra 243. Messikomer, Aus alter Zeit 145. Kolonialreich, Meyer, Das deutsche 33. Bd. Michaelsen, Die Kalkpfannen des öst lichen Damaralandes 216. Middelberg, Geologische en Technische over de GoudinAanteckeningen dustrie in Suriname 353. escrita
en el siglo
XVI
II
Moszeik, Die Malereien der Busch männer in Südafrika 370. Chinesische Kunstge Münsterberg, schichte, Bd. I 40. Oldenberg, Aus dem alten Indien 144. Pawlowski, Les ports de Paris 81. Pietschmann, Bericht des Diego Rodriüber seine Ver guez de Figueroa handlungen mit dem Inka Titu Cusi Yupanqui 291. Pittier, Versuch über die Nutzpflanzen Costa Ricas 34. Pringsheim, Physik der Sonne 114. Putnam Anniversary Volume 15. Rehse, Kiziba 77. Sapir, Takelma Texts 178. Schlaginhaufen, Reisen in Kaiser- Wil helms Land 304. Schmidt, Die Stellung der Pygmäen völker in der Entwicklungsgeschichte des Menschen 53. Schuller, Kleiner spanisch-indianischer (araukanischer) Katechismus 15. Schuller, Calzadas Beichtbuch auf Spa nisch und Araukanisch 15. Schultze, Das Sultanat Bornu 162. Seligmann, The Melanesians of British New Guinea 241. Solger, Studien über nordostdeutsche Inlanddünen 81. Solger etc., Dünenbuch 224. Speck, Ethnology of the Yuchi Indians 243.
Steinhauff und Schmidt, Lehrbuch der Erdkunde für höhere Schulen 321. Stiny, Die Muren 97. Stjema, Les groupes de civilisation en Scandinavie ä l'epoque des sepultures ä galerie 161. Strehlow, Die Aranda- und Loritjastämme in Zentralanstralien, III. Teil 226.
Stuhlmann, Handwerk und Industrie in Ostafrika 304. Thonner, Vom Kongo zum Ubangi 208. Th urston u. Rangachari, Castes and Tribes of Southern India 49. Trebitsch, Bei den Eskimos in West grönland 97. Trietsch, Levante-Handbuch, 2. Aufl. 193. Trietsch, Handbuch über die wirtschaft lichen Verhältnisse Marokkos und Persiens 193. Vischer, Across the Sahara from Tripoli to Bornu 97. Wagner, Geographisches Jahrbuch, 33. Bd. 291. Walther, Lehrbuch der Geologie von Deutschland 358.
Inhaltsverzeichnis Wilhelm, Kungfutse, Gespräche 242. Wilke, Spiral -Mäander -Keramik und Gefäßmalerei 338. der Zacher, Römisches Volksleben Gegenwart 144.
Mitarbeiter. Andree, R., Prof ., Dr., München
15. 16. 17. 18. 50. 97. 114. 115. 116. 144. 145. 146. 160. 162. 180. 196. 209. 210. 212. 226. 259. 272. 275. 276. 303. 304. 308. 323. 356. 369. 372. 386. Baglioni, S., Prof., Dr., Rom 232. 249. 264. Banse, Ewald, Braunschweig 117. 316. Bauer, Adolf, Kopenhagen 260. 302. 305. Beltz, R., Dr., Schwerin 161. v. Boxberger, Leo, Dr., Marburg a. L. 197. v. Buchwald, Otto, Guayaquil 74. 269.
Baron Budberg, Roger, Dr., Polizeiarzt, Charbin 7. 111. 285. Burmester, Herbert, Dr., München 149. Byhan, A., Dr., Hamburg 15. 243. Carthaus, Emil, Dr., Halensee -Berlin Chamberlain, Alexander F., Prof., Dr., Worcester, Mass. 341. Dahms, Paul, Prof., Dr., Zoppot 96.' Danzel, Th. W., Leipzig 257. Eckert, Max, Prof., Dr., Aachen 225. Erkes, Heinrich, Köln 147. 309. Flechtner-Lobach, Alice, Stettin 174. Förster, B., Oberstleutnant a. D., Mün 35. 36. 79.
Friederici,
Georg,
saß) 287. v. Gabnay, Franz, pest 240.
130. 180. 276. 306.
Dr., Dorlisheim (El Forstmeister, Buda
Gengier, J., Dr., Erlangen 31. 91. van Gennep, Paris U65. Goldstein, F., Dr., Steglitz - Berlin 193. 222. 311.
Graebner, Fritz, Dr., Köln 241. (ireim, G., Prof., Dr., Darmstadt 19. 20. 97. 99. 100. 114. 115. 116. 131. 132. 145. 146. 276. 307. 353. 354.
C, Wirkl. Staatsrat, v. Hahn, 51. 143. 179. 191. 227.
353.
S. „ „ „ „ „ „ S. „ „
v. Rümker, K., Prof., Dr., Breslau 229. 254. Saad, L., Dr., Jafa 137. I
Hartmann, Albert, Dr., München 388. Henning, Karl L. , Denver, Colo. 328. 343. 359. 387. 388. Hoernes, Max, Prof., Dr., Wien 322. Hosseus, C. C, Dr., Bad Reichenhall 45. 147. 274. Hutter, Franz, Hauptmann a. D., Murnau 1. 24.
Julius, Generaldirektionsrat Jaeger, a. D., München 37. 62. v. Jezewski, S., Dr., Jena 67. 80. 82. 100. 113. 116.
Junghans, Werner, Chemnitz 159. Kasi, Mirsa Djewad, Berlin 213. Klotz, Ernst, Leipzig 101. Koch, L., Duderstadt 236. Krause, Arthur, Dr., Oberlehrer, Leipzig 321.
Kühl, Hugo, Dr., Kiel 21. Lehmann, Walter, Dr., Kustos, München 13. 33. 34. 178. 224. 228. 243. 273. 291.
F,
Pfarrer,
Dr.,
Bullenheim
Tiflis
Messerschmitt, J. B., München 114. Michaelsen, H., Dr., Hamburg 378. Mielert, Fritz, Sprottau 56. 69. 85. Moser, L. Karl, Prof., Dr., Triest 20. 51. 82. 116.
Moszkowski, Max, Dr., z. Zt. Niederländisch-Neuguinea 195. Nöldeke, Arn., Dr.. München 82. Frhr. v. Nordenskiöld , Erland , Stock holm 181. Ohnefalsch-Richter, Max, Dr., z. Zt. auf Reisen
293.
Olbricht, K., Dr., Hannover 277. Passarge, S., Prof., Dr., Wandsbek 208. 216. 227. 369.
Priebusch, Martin, Missionar, Ilembula (Deutsch-Ostafrika) 205. Range, P., Dr., Lübeck 207. Rescher, O., Dr., Stuttgart 186. Roth, E., Dr., Oberbibliothekar, Halle 20. 52. 67. 68. 83. 84. 98. 100. 148. 163. 164. 180. 193. 194. 211. 224. 228. 244. 276. 292. 306. 807. 308. 324. 340. 354. 355. 356. 369.
zum
von unten lies Magnesia statt Mangan. von oben lies Przybyllok statt Przybyllek. von oben lies Seelheim statt Saelheim. von oben lies griechisch-cyprische Silbeninschriftfunde statt Silbeninschriftfunde. 293, Sp. 1, Z. 19 von unten lies mein bereits am 23. Juni Bericht statt mein Bericht. geschriebener 293, Sp. 1, Z. 17 von unten lies Juni statt Juli. 293, „ 1, „ 6 von unten lies 22. August statt 27. August. 293, „ 2, „ 2 von oben lies Juli statt Juni. 293, „ 2, „ 19 von oben lies Juni statt Juli. 294, von unten lies 22. August statt 27. August. „ 1, , 294, 6 von unten lies Apostolides statt Aphrostolites. » 1, , 294, „ 2, „ 6 von oben lies Auf deren westlicher Seite statt Auf dieser westlichen Seite. 294, Sp. 2, Z. 7 von unten lies Tonschalen statt Tonschale. 1 von unten lies 22. August statt 27. August. 294, „ 2, . 294 muß die Unterschrift der Abb. 2 heißen : Die von Prof. Meister im Juli 1910 publizierte Inschrift des
37, Sp. 2, , 1, „ 211, „ 1, „ 293, „ 1,
„211,
S.
Jena 36. 51. 164. 180. 215. 257. 260.
Hahn, Eduard, Dr., Privatdozent, Berlin
Maurer,
Z. 12 „ 20 „ 22 , 4
u
Räucheraltarhlockes.
XI
Bandes.
W., Prof., Dr.,
52. 83. 188. 275. 371.
Berichtigungen S.
XCVIII.
144. 146.
245. 261.
chen 323.
Halbfaß,
des
Schmidt, Max, Dr., Direktorialassistent, z. Zt. Brasilien 162. Schmidt, Everhard, Dr., Privatdozent, Rom 363. Schmidt, W., Prof., Mödling b. Wien 238.
Schoen, Heinrich, Prof., Dr., Cahors (Lot) 325. 348. C, Prof., Zürich 282. Schroeter, v. Schultz, Arved, Gießen 105. Schultz, Erich, Dr., Oberrichter, Apia 300.
Schwalbe, G., Prof., Dr., Straßburg i. E. 53. Seiner,
Franz, z. Zt. Deutsch-Südwest afrika 122. 133. Seijan, Mirko u. Stevo, Santiago (Chile) 18. 48. 94.
Singer, H. , Schöneberg - Berlin
14. 15. 18. 19. 82. 33. 34. 35. 36. 50. 67. 80. 81. 82. 97. 98. 99. 100. 130. 132. 141. 147. 148. 161. 162. 163. 177. 178. 179. 189. 191. 193. 195. 208. 210. 211. 212. 223. 226. 227. 243. 244. 259. 271. 272. 273. 275. 291. 292. 297. 304. 305. 306. 307. 320. 321. 322. 323. 324. 339. 340. 352. 368. 370. 371. 372. 376. 382. 385. 386. 387. 388. Spethmann, Hans, Dr., Greifswald 81. 352. Spieß, C, Missionar, Ho (Togo) 10. 337. 17. 77. 131. 164. 206. 241. 290. 319. 351. 384.
Steinmetz,
R. S., Prof., Dr., Amster
dam 66.
Stönner, Dr., Berlin 49. Stühe, R. , Dr.,
Direktorial
- Assistent,
Privatdozent,
Leipzig
40. 81. 209. 242.
Tannhäuser, F., Prof., Dr., Berlin 352. Täuber, C, Prof., Dr., Zürich 333. Tetzner, F., Prof., Dr., Leipzig 154. 170.
Volz, W., Prof., Dr., Breslau 353. Weißen berg, S., Dr., Elisabethgrad 99. Wiedemann, A., Prof., Dr., Bonn 338. Winternitz, M., Prof., Dr., Prag 17. Wolkenhauer, W., Prof., Dr., Bremen 115.
Woltereck,
K., München
90. 128. 373.
XCVIII. Bande.
S.295 muß die Unterschrift der Abb. 3 heißen: Altertümliches Räucherbecken aus Stein mit verwitterter Inschrift von dem unweit des Räucheraltarberges Ruinen gelegenen felde. S. 296, Sp. 2. Der Satz „Auch an dieser Stelle hat Dr. Zahn versuchsweise lassen und einige Bildwerke graben ge funden" schließt sich unmittelbar an den voraufgegangenen Absatz an. Der dann folgende Satz des neuen Abschnitts von „Ganz" bis „wird" muß lauten: Ganz anders nun hier in Kuklia, der Stätte der antiken Stadt Palaipaphos, die so zum Unterschiede von der weiter westlich bei dem heutigen Distriktshauptort Ktima an der Stätte des Dorfes Paphos gelegenen antiken Stadt Neapaphos genannt wird. S. 297, Sp. 2, Z. 8 von oben lies und soll vorher statt und vorher. S. 297, Sp. 2, Z. 9 von oben lies gefunden haben statt ge funden. S. 297, Sp. 2, Z. 7/8 von unten lies wodurch für Rantidi die Zeit Homers genau fixiert würde.
GLOBUS. ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT VEREINIGT MIT HERAUSGEGEBEN
DEN ZEITSCHRIFTEN:
XCVIII.
„DAS AUSLAND" UND „AUS ALLEN WELTTEILEN".
VON H. SINGER UNTER BESONDERER MITWIRKUNG
VERLAG Bd.
FÜR LÄNDER- UND VÖLKERKUNDE.
Nr.
1.
von FRIEDR. VIEWEG
VON Prof. Dr. RICHARD ANDRE E.
& SOHN.
BRAUNSCHWEIG.
7.
Juli
1910.
Nachdruck nur nach Übereinkunft mit der Verlagahaudlung gestattet.
Im Gebiet der Etoshapfanne (Deutsch -Südwestafrika). Von Hauptmann Die
afrikas Norden
Südwest und Sandsteinplateaus Gneismassive in breitem Gürtel im Osten und umschließt die dritte morphologische Formation des Landes:
die Kalaharisenke. In ihrer Gesamtheit erstreckt sie sich vom Mittel weit nach lauf des Oranje bis zu dem des Okavango im Norden bis zum Kaokofeld Osten sich ausbreitend; Ihre Südgrenze hier oben im Norden ist übergreifend.
Abb. 1.
Ebene
a. D.
Hutter.
„Outjo-Sandsteinterrasse". Er ist aber keine nennung: Sandsteinformation mehr — und auch keine Terrasse, sondern gehört bereits zur Kalksteinformation der Kalaharidepression. Diese, die
Kalaharisenke, ist als das nunmehr trockengelegte und mit Sand überdeckte ungeheure Becken einer einzigen Wasseransammlung oder eines Systems aus Die allmähliche gedehnter Binnenseen anzusprechen.
an der Südost ecke der Etoshapfanne.
die von Grootfontein über Otavi nach Outjo und in Westdarüber hinaus streichende Bergkette. südwestrichtung Auf älteren Karten (u. a. im Langhans sehen Kolonial die BeHöhenzug atlas 2) trägt dieser kettenförmige ') Einer der vielen unrichtigen Namen, von denen unsere stammt von Da3 Wort Geographie bekanntlich wimmelt. Andersson; es lautet, nach Schinz, richtig: „Ovankuangara". Aber auch das ist nicht der Name des Flusses, sondern der Die eines an seinem Mittellaufe sitzenden Negerstammes. — Bei dieser den Okavango: Ombuenge. Ovambo nennen Gelegenheit sei gleich bemerkt, daß auch die Benennung „Kunene" bei den Eingeborenen unbekannt ist. Karten benutzte ich: Deutsch - Südwestafrika *) An 1:2000000 von P. Sprigade u. M. Moisel, 1910; die sog. Nr. I. Globus XCVIII.
Im Hintergrunde
die Station Mamutoni.
Austrocknung hat eine Anzahl verschiedener kleinerer Senken in ihr zutage treten lassen, von denen die des Ngamisees der tiefste Punkt der ganzen Depressionsform zu sein scheint. ist nach Schinz Wenigstens „bei unbedeutenderen Regenperioden eine jede dieser einzelnen Senkungen das Sammelbecken der nächsten Umgebung; eine gewisse Höhe erreicht sowie aber der Wasserstand hat, beginnt eine Entleerung nach dem Ngamisee zu." und Karte Kriegskarte; Langhans, Deutscher Kolonialatlas; Reisewerkes „Deutsch- Südwestafrika" von Dr. Schinz — Die ziemlich geringe Genauigkeit süd (1884 bis 1887). westafrikanischen Kartenmaterials und der Mangel an ein wandfreien Höhenangaben ist leider bekannt. des
1
Hutter: Im Gebiet der Etoshapfanne
-J-
-f-
Eine weitere Senke ist jene, deren tiefster Punkt die Etoshapfanne ist. Die zu ihr sich senkende und des halb sowie in sonstiger Richtung zu ihr ressortierende unter dem Namen „EtoshaUmgebung faßt Rohrbach becken" zusammen. reicht, die Pfanne (-)- 1050 m) Dieses Etoshabecken als Mittelpunkt angenommen, im Westen bis zum Kaokofeld (Ostrand desselben: 1200 bis 1400 m), im Norden gehört dazu das ganze Amboland bis zum Kunene (Onkunbi am mittleren Kunene nach Schinz 1120 m).
Abb. 2.
Landschaftstyp
Hochwasser gibt dieser Strom durch ein vielfach verzweigtes System von flachen Omiramben Wasser zur Pfanne ab; Beweis hierfür: erst jüngst in der Pfanne entdeckte Fische. Im Osten erstreckt es sich bis Grootfontein (-)- 1530 m) und einer etwa von da Nordost zur Einmündung des Löwen -Omuramba in den Kunene streichenden Linie. Im Süden deckt sich die Grenze mit 1430m, der der Kalaharisenke (Otavi 1410 m, Neidaus 1239 m, Namatanga 1270 m, Orubob Otjomongundi +
-)-
-f-
-f-
Bei
+
1300 m). Die Niveauunterschiede innerhalb dieses Becken randes sind außerordentlich gering, namentlich in der öst der die Etosha lichen Hälfte. So zeigt der Onsillakaual, pfanne mit einer weit kleineren, nahe östlich gelegenen, verbindet, regengefüllt beinahe gar der Onandovapfanne So ist auch bis zur Stunde keine Wasserbewegung. noch unentschieden, ob der Omuramba u Ovambo ein Zu- oder Abfluß der Pfanne war oder ist. Nach der größeren Höhentendenz der bergigen Otavi-GrootfonteinLandschaft möchte ich ihn eher für einen Zufluß halten. Auch der — wenn auch sehr schwach — terrassen — ich förmige Abstieg von Gochab bis Grootfontein habe drei deutlich erkennbare Stufen gefunden — sowie über die ungemessene die Überhöhung Grootfonteins Ebene bis hinüber zum Omuramba u Omatako spricht dafür.
(Deutsch-Südwe,staf
rika).
Bevor ich mich der Etoshapfanne und ihrer Umgebung zuwende, möchte ich noch auf die unverkennbare Ähnlich keit der Verhältnisse der Kalaharidepression im ganzen, wie des Etoshabeckens speziell mit jenen der großen zentralafrikanischen Senke am Südrande der Sahara auf merksam machen. Dort wie hier findet sich der einstige Binnensee in vereinzelten größeren und kleineren Über bleibseln (dort Tsad-, Fitri-, Irosee usw.). Dort wie hier be stand und besteht die Unentschiedenheit über Zu- oder Abflußrichtung einer großen Wasserrinne (dort das Bahr
an der Etoshapfanne. Ghasal); dort wie hier ist der Plus- oder Minushöhen unterschied der verschiedenen Senkengebiete (dort TsadAn der Etoshapfanne becken, Egel, Bodele) zweifelhaft. und am Ngamisee finden sich die gleichen Aus- und Ein zum Teil mit analoger Vegetation wie dort buchtungen, Nur die klima oben die „ridschul" und „ngaldjam". sind verschieden; tischen und geologischen Verhältnisse und demzufolge verschieden der Grad des Austrocknungs prozesses. Aber die Tatsache eines interessanten Gegen stückes ist unverkennbar. Die Etoshapfanne ist zweifellos das Überbleibsel eines großen Binnensees, dessen Wasserspiegel sich er heblich weiter ausgedehnt hat, als das jetzige Bassin der el
2
es tut. Einen ungefähren Anhalt über diese ehemalige Größe gibt der Salz- oder Natrongehalt („Brak" ist die landesübliche Bezeichnung) der Umgebung; in folge der gänzlichen Abflußlosigkeit dieser Wasseran in Verbindung mit dem sammlung mußte, namentlich Dann eintreten. geologischen Untergrund, Versalzung Dieses das fast gänzliche Fehlen von Rivierbildungen. Fehlen von Rivierbildungen hängt übrigens außerdem eng zusammen mit der geologischen Unterlage der Pfanne,
Pfanne
sowie
oder Gebietes, sich angliedernden und der dadurch Beschaffenheit mechanischen und chemischen Be- und Aus derselben zur Karstformation.
eines
genauer möglichen arbeitung
daran
ihrer lokalen
Hutter: Im Gebiet der Etoshapfanne An sich ist diese geologische Unterlage, der Kalk, der ganzen dritten morphologischen Hauptformation des Landes, der Kalaharisenke, gemeinsam. „Das Leitgestein dieser Formation", sagt Schinz, „ist ein rezenter, weißer Kalkstein von bald dichtem, bald porösem Gefüge. u Und eben das poröse Gefüge herrscht in einem gewissen Umkreis um die Etoshapfanne. Teil des Diese drei dem der Pfanne näherliegenden Etoshabeckens Faktoren — Brakgehalt des eigenen und Karstforma Bodens, Fehlen von Omirambenbildung tion — lassen diesen Teil als landschaftliche Einheit ich nenne sie das aus dem Etoshabecken herausgreifen:
Etoshagebiet.
Unter ihm möchte ich hiermit verstanden haben: Die Pfanne selbst, einen Streifen ihres Westufers, ihr Nordufer bis zur Höhe von Osohoma. Im Osten bildet der Omuramba u Ovambo die Nordgrenze. Von seinem östlichen Ende zieht die Grenzlinie herunter nach Grootfontein-N. und deckt sich von da ab im Süden mit der Grenze der ganzen Kalaharisenke, der alten „OutjoVon deren Westende folgt sie un Sandsteinterrasse". gefähr der Pad Outjo — Okaukwejo bis zum Westufer der Pfanne.
Kalk — „Otavikalk" nennt ihn Rohrbach — ist der Untergrund des ganzen Gebietes. In der Pfanne selbst ist seine obere Schicht durch die stete, periodische
des Einwirkung jeder Regenzeit (zu stattfindende) Wassers chemisch bearbeitet und aufgelöst und bildet
Abb. 3.
Pfannen, die durch Riffe und Bänke getrennt sind. An der Südgrenze des Gebietes erreichen diese Riffe über raschende Höhen, 200 bis 300m (relativ), und erheben sich in den Otavibergen, den Bobosbergen und in dem Globua XCVIII.
Nr. 1.
Konglomerat
zwischen
Tsumeb
3
und
Grootfontein
zu
Mittelgebirgen. all dieser kleinen und Die Streichungstendenz großen Kalkriffe und -bänke ist ausnahmslos Ost — West; in der gleichen Richtung zieht die Längsachse aller Pfannen: auch drüben in der Kalahari. Die Etosha dieser pfanne ist ja nur der mächtigste Repräsentant einstigen Salzseen; eine ganze Reihe kleinerer ist über die Kalkformation hin verstreut. Die ostwestliche Länge der Etoshapfanne beträgt etwa 150 km; ihre größte (Nord — Süd) Breite erreicht sie im Westteil mit ungefähr 80 km. Es ist aber, wie gesagt, an vielen Stellen schwer, den Uferzug zu fixieren — abgesehen davon, daß leider noch keine eigentliche genaue Erforschung dieses höchst interessanten Naturgebildes stattgefunden hat: also auch hierin zeigt sich Ahnlichkeit mit dem großen Natronsee Zentralafrikas. Am schwierigsten ist die Fixierung am dort geht das anfängliche Südrand: Steilufer westlich von Namutoni bald in eine wellenförmige, vielgegliederte und ausgebuchtete Erhebung des ganzen Geländes gen Süden über. Erst drüben in der Südwestecke erhebt sich die verschwommene Randlinie wieder zu Riffen und Bänken. In der Kette kleiner Pfannen längs dem Südufer findet sich meist Brakwasser; doch treten in einigen auch süße Quellen aus dem Kalkgestein zutage; so bei Na mutoni, bei Springbockfontein , bei Okaukwejo und an
Wildebeest
zur trockenen Zeit eine Effloreszenzschicht von salpeter saurem Kalzium. Es finden sich aber auch ungelöste Gebilde: Kalkfelsen und Kalkinseln ragen aus dem „See"grund empor. Am Nordufer legt sich bald nach Osohoma eine mäßige Decke geringerer Ablagerungen darüber. Im Süden der Pfanne tritt er unbedeckt zutage, in der in unmittelbarer Nähe des Ufers — soweit man von einem solchen sprechen kann — sich hinziehenden Reihe kleiner
(Deutsch-Süd westaf rika).
((Jim).
anderen Orten. Ein weiteres Analogon zum Tsadsee: dieses unvermittelte und auf den ersten Hlick über raschende Vorkommen von Brak- und Süßwasser fast unmittelbar nebeneinander. Gleich unbestimmter Uferzug findet sich an der Westseite (nach Schinz); sowie stellenweise im Osten, wo die Pfanne immer schmäler wird, um sich endlich zu dem etwa 10 km langen Onsillj1kanal (der Verbin mit der Onandovapfanne) zu verjüngen, der ein des Gebietes. Schärfer aus Omurambenbildung Uferrand, sowohl durch die geprägt ist der nördliche der Konfiguration selbst als durch die Beschaffenheit dung zigen
2
4
Hutter: Im Gebiet der Etoshapf
Abb. 4.
Junges Eland.
Terrassenförmig steigt hier das Ge Bodenbedeckung. lände vom Seegrunde aus an und markiert auf diese Weise ganz deutlich die verschiedenen einstigen Ränder der Pfanne. „Mit der Entfernung vom Austrocknungs zentrum., eben der Pfanne, steigert sich die Reichhaltig keit der Vegetation im allmählichen Erobern der trocken gelegten Zonen: erst spärliche Grasflur, auf der nächst höheren Terrasse solche von dichterem Bestand, dann folgt — immer in zentrifugaler Richtung — Busch-, und endlich Wasserwald", wie Schlnz in Anlehnung an die von Pechuel-Loesche Waldeinteilung die eingeführte höheren Baumbestände auch hierzulande nennt. „Die bzw. Uferlinien werden unter diesen Umständen haar scharf gekennzeichnet." Aus diesem Uferzug ergibt sich als ungefähre Grund form für die Etoshapfanne ein nach Osten sich zu spitzendes Dreieck (der Tsadsee war zu Nachtigals Zeiten gleichfalls ein langgezogenes A; nur lag die Spitze gen Norden). Die Höhe vom Boden der Pfanne bis auf die obere Kante des Steilrandes westlich Namutoni schätzt Rohrbach auf 15 bis 25 m. Das, was diesem Becken — und ebenso der Onandovapfanne — ein ganz eigenartiges Gepräge gibt, sind die bereits genannten Salzausbi üh un gen, die die ganze vollkommen Mulde über vegetationslose ungeheure, decken. An der Peripherie ruhen sie, bis zu 10cm dick, auf vollkommen trockener Unterlage; je weiter nach der Mitte zu, desto weicher wird die ganze Masse und bildet schließlich unergründlichen, zähen, übelriechenden Schlick mit allen möglichen Salzausscheidungen Die übersättigt. zeigt in ihrer ganzen Ausdehnung Onandovapfanne festen Untergrund. In der Regenzeit ist die mächtige Etoshapfanne eine große Wasserfläche, die Onandovapfanne desgleichen und der Onsilla ein breiter Strom. Ich habe die Pfanne nur in der Trockenzeit kennen und da bietet sie ein einzigartiges, gelernt: unvergeß liches Bild, das auf den verschiedenen Streifen von Namutoni aus immer wieder aufs neue zu bestaunen ich nicht müde ward. Man muß sich nämlich trotz oder
anue (Deutsch-Süd
Weitafrika).
vielmehr gerade wegen der ab soluten Fläche des Landes ein zelne Auslugpunkte aufsuchen, von denen man Ausblick auf die Pfanne hat. Also sogar in dieser Richtung ähnelt der Salzsee Süd afrikas dem Schilf see der Sahara. Auch von den Türmen der Feste aus, die doch hart an der Süd ostecke der Pfanne liegt, sieht man nicht ein Stückchen von ihr. Reitet man frühmorgens von der Station nach Norden zu zum Onsilla oder nach Westen nach den Wasserstellen Hoachas und Hoas, so ahnt man vorerst gleich falls erst recht nicht ihre so un mittelbare Nähe. Plötzlich, nach Passieren eines der zahlreichen, schmalen, aber dichten Busch waldstreifen, an einer Weg biegung, liegt ein uferlos sich aus dehnender scheinbarer Wasser Kleine be spiegel gen Westen. waldete Erbebungen, die wie Inseln in ihm liegen, erhöhen die Täuschung (es sind weit in — Und nun be die Pfanne hineinragende Uferteile). der Sonne ein wechsel ginnt mit dem Höhersteigen reizendes volles, draußen der auf Strahlungsspiel Fläche und insbesondere in den durch Landzungen und Buchten lebhaft Bald gegliederten Uferpartien. schimmert hier ein schmaler, weit ins Land hineinzün vermeintlicher Wasserarm wie eine tiefblaue gelnder, Ader, bald leuchtet dort eine smaragdgrüne, schilf um säumte Bucht — „ridschifl und ngaldjam" vermerke ich in meinem Tagebuch; wie ich in ihm auch „die über raschende Ähnlichkeit der Einmündung des Onsilla in die tiefgegliederte und rasch sich weitende Ostecke der Pfanne mit dem Kamerunästuar" hervorhebe — und drüben, wo eine bewaldete Bodenwelle sich weit in den „See" hinein
Abb. 5.
Löffelhund.
Hutter:
Im Gebiet der Etoshapf anne (Deutsch-Südwestaf
vorschiebt, spiegeln sich, um die Täuschung vollkommen zu machen, die Bäume in der Salzpfanne wie im ruhigen, Wasser eines wirklichen Sees. offenen Ist die Sonne höher gestiegen, wandelt sich das ganze Bild zu einer neuen Täuschung: da glitzern und funkeln auf der uferlosen Fläche die weißen Salzausblühungen gleich frischgefallenem Schnee, und man glaubt sich nach nordischer Winterlandschaft versetzt. Unwillkürlich ge dachte ich, so oft ich diese Salzschneedecke, die unter oder dem Huf des Tieres und dem Tritt des Menschen dem Rad der Karre leise knistert, kreuz und quer durchzog, der Sage vom Reiter, der ahnungslos über den zugefrorenen und überschneiten Boden see gezogen. Straßen gleich durch-
Abb. 6. ziehen
fährten.
das
„Schneefeld"
nach
Aasgewitterte allen
Richtungen
rika).
5
Aloe — laubte Mopanebaum oder eine kandelaberartige man glaubte sich , besonders in der Abenddämmerung, an einem einsamen schilfumsäumten Altwasser im baye rischen Auenwald, des Einfallens eines Fluges Wildenten gewärtig. Und wenn nun auch gerade keine Enten kommen, so doch Tiere mit heimatlich schlichtem Federkleid: große Schwärme rebhuhnfarbiger und starke Wasserwachteln Ketten Perlhühner. In der Steppe schnarrt lauten Tones das Gackelhuhn (onomatopoetisch von den Eingeborenen, „Karrada" genannt), und im Röhricht quakt der Ochsenfrosch, dieser südafrikanische Riesenvetter seiner nordischen Teich verwandten. — Solche Stellen finden sich am ganzen Südufer der Pfanne nicht wenige; so Rietfontein, Hoas, Hoachas,
Kalkformationen in der Etoshalandschaft. Wild
Gleichfalls an die nordische Heimat gemahnten mich die verschiedenen Wasserstellen am Südufer der Pfanne; Sie sind nämlich wenigstens der eine der beiden Typen. entweder sumpfige, schilf- und rieddurchsetzte und -um säumte Buchten oder (die bereits oben erwähnten) Kalk pfannen. In beide fließt von der Tiefe quellen artig Wasser ein. Auf letztere, als Gebilde der Karstformation, werde ich bei Besprechung dieser noch zurückkommen. Der erste Typ mutet, wie gesagt, ganz heimatlich an ; oder im Buschwalde namentlich wenn die Wasserstelle in dessen Nähe liegt. Die Umrahmung, Ried und Schilf, verrät schon aus der Ferne einen solchen Platz; still und ruhig liegt das offene Wasser, das üppigen Gras wuchs ringsum hat. Ständen nicht da hervorgerufen und dort, auf und zwischen den Klippen und phanta stisch ausgewaschenen Kalksteinplatten der seltsam be-
Klein-Namutoni und andere. Bis hinunter nach Sissekab und Goab kommen sie vor; Rietfontein bei Grootfontein zeigt den gleichen Typ. Auch Groß-Namutoni (Amutoni
bereits der schreibt Schinz) — an welcher Wasserstelle erste Europäer, der bis in diese abgelegenen Gebiete hier vordrang, der Engländer Galton 1851 lagerte — war eine solche, bevor dort die stattliche Feste Namutoni sich er hob. Auch jetzt noch ist dicht neben der Station der, allerdings gereinigte, offene Wassertümpel. Dieser Platz sowie Klein - Namutoni vereinigt die beiden Typen. Auf der ganz flach gewölbten Kuppe einer unbedeutenden Erhebung liegt eine Kalkpfanne, die durch die Kalkausscheidung einer früher offenen Quelle mit einer Sinterdecke übermauert worden ist. Auf diese Weise erklärt sich — das sei hier Von der Besprechung der Karstformation vorweg genommen — die auf den ersten Blick höchlich überraschende daß im Tatsache, Etoshagebiet die meisten Wasserstellen auf den — aller 2*
Hutter: Im Gebiet der Etoshapfanne
fi
sich vor dings ganz minimalen — Geländeerhebungen hat sich einen Ausweg finden. Diese Wasseransammlung gesucht und, entweder durch den Kalk sich durcharbeitend oder die Decke ein Stück sprengend, eben den offenen YVassertümpel, der nach und nach versumpfte, gebildet. Die dadurch ermöglichte Vegetation hat das übrige be sorgt. (Auf der Langhans sehen Karte, die ich wegen die sich auf ihr noch nach der ihrer Detailangaben, früher üblichen Weise der Eintragung der lokalen Tage buchnotizen der ersten Forscher finden, sehr zum Studium empfehle — abgesehen von den verschiedenen „wasser losen Wüsten" u. dgl. — , findet sich hier in dieser Gegend, wo jetzt alles einhüllende Sandstürme über die Fläche brausen, der Eintrag: „Zur Regenzeit schwarzer
Morast.") Ich habe auch eine der oben erwähnten Kalkinseln besucht: „Achatinsel" hat sie der um die Erforschung seines Bezirks
sehr
verdiente
mehrjährige
Stationschef
auf Namutoni, Oberleutnant Fischer, getauft. Auch ich hielt, gleich ihm, anfänglich die Formation für Achat. Die Insel liegt am Beginn einer weit nach Nordosten sich erstreckenden Bucht, der sogenannten Onkandoschapfanne, Unvermittelt er westlich Uitsab, in der Etoshapfanne. Schlick des Pfannen hebt sich aus dem weißlichgrauen bodens mit teils vollkommen senkrecht, teils sägerückenförmig ansteigenden Wänden ein mächtiger Kalkfels, der läßt. Diese in Platten und Knollen sich abblättern Stufen verjüngen sich nach oben, so daß die ganze etwa 500 m an der Basis im Umkreis betragende Insel wie eine Pyramide mit Terrassen oder fast noch ähnlicher wie ein riesiger Baumkuchen aussieht. Was so täuschend an Achat erinnert, ist die samtartige, baumschwammFeine Linien gleich dem braune Färbung des Gesteins. Geäder eines Blattes durchziehen die Oberfläche der wellen förmig gepreßten Platten, die, ausgebrochen, bänderförSchichten mige Anordnung von auf ein anderlagernden zeigen und an den Bruchrändern halb durchsichtig im helleren Braun schimmern. Uferlose Steppe umrahmt das Salzmeer. Keinen Ruhe Die oben erwähnte punkt im Gelände findet das Auge. Terrassenbildung am Nordufer, die Vertikaldifferenz des Omuramba des Seebodens zum Ufer, der Ränder u sind so gering, all diese Böhenunterschiede Ovambo: Fläche vollkommen ver daß sie in der ungeheuren schwinden; die Bergzüge im Süden ragen nicht mehr So sehr mich wochenlang über den Horizont (Abb. 1). der Reiz der Pfanne, der Steppe, gefesselt, so groß war Süddeutschen, die Freude für mich als berggewohnten als ich endlich wieder, quer durch das Buschmannsfeld gegen Otavi ziehend, bei Harib die dem Tafelzug des Uisib aufgesetzte Zacke über den Horizont langsam sich heraufrecken sah; unwillkürlich trieb ich mein Pferd zum Galopp an, um rascher den Berg wachsen zu sehen. In das fahle, gelbe Gras der Steppe ist im Süden und ein Osten streifenförmig langgezogener Dornbuschwald zu gestreut, der aus seinem gelben Blütenknospenmeer Frühlings mit herrlichen Beginn des südafrikanischen die reinen Lüfte erfüllt (Abb. 2). Laub Wohlgerüchen bäume, einzeln und in Gruppen, stellenweise in größeren Beständen, mischen sich darein, und eine, buchstäblich hoch als willkommene eine Palme ragt (Hyphaene) bei Hoas über den Busch. Nach Orientierungsmarke — die Bänder des Norden das gleiche Steppenbild Omuramba sind mit vereinzelten Bäumen und Palmen etwa Osohama. Hier beginnt bestanden, bis ge schlossener Wald (das besagt schon der Name: in der Ovambosprache heißt: „Ohama" Wald; Plural Oohama; darausist „Osohama" geworden), der sich nach Nordosten, Dornbusch bis zum ins Sandfeld hinein, als dichter
(
Deutsoh-Süd westaf rikft).
fortsetzt. Auf der Westseite herrscht, nach Nord, West und Süd sich ausdehnend, sind fast voll sandige Steppe; Bäume und Sträucher ständig verschwunden; hin und wieder erhebt eine Aloii ihre Blattrosette über das wogende Feld, da und dort Franke berichtet, daß steht eine Akazie. „Hauptmann nördlich Okaukwejo man schon eine Reitstunde keinen Stein mehr findet, und daß bis zum Kunene hinauf im ganzen Lande kein Steinchen von der Größe einer Erbse auf der Oberfläche des grauweißen Sandbodens liegt" Schinz geriet indirekt durch diese Stein (Rohrbach). armut in der Landschaft Ondonga in sehr unangenehme mit den Eingeborenen. Er hatte von Verwickelungen einem im Felde liegenden „großen Stein" gehört, den er der Beschreibung nach für einen Meteoriten hielt. Kaum daß hatte er ihn besichtigt — wobei sich herausstellte, war — und sich noch dazu es lediglich ein Quarzstück ein Stückchen davon abgeschlagen, als er von der auf Häuptling für Verletzung geregten Menge und dem eines heiligen Ortes und eines die Existenz des ganzen Stammes symbolisierenden ver heiligen Gegenstandes antwortlich gemacht wurde: eine solche Seltenheit war im ganzen Lande ein größeres Steinstück. Wasserstellen mit ihrem üppigen Die zahlreichen Graswuchs, die von allen Tieren zeitweilig sehr begehrte und insbesondere die Pfanne brakhaltige Vegetation, selbst, die ja eine ungeheuere Salzlecke ist, machen die Umgebung der Etoshapfanne zu einem wahren Tierpark; Fünf und mehr sowohl der Zahl als den Arten nach. den Meter breite dunkle Streifen kreuzen allenthalben Salzsee, führen zu den Ried wasserstellen : es sind die Nicht nur, daß sich hier oben Heerstraßen des Wildes. beinahe alle auch imHerero-und Namalande vorkommenden Gattungen finden; es weist das nähere und weitere Gebiet der Etoshapfanne auch mehrere diesen Landschaften eigene Tierweltvertreter auf. Und diese hauptsächlich möchte In Rudeln von 100 und mehr Stück ich hier nennen. schweift die nächst dem Eland größte Antilopenart, das Gnu — hierzulande allgemein genannt „Wildebeest" (Abb. 3). Der Bur, der ihm diesen Namen gegeben hat, hat in diesem Falle das Richtige getroffen: es ist tat sächlich mehr ein Rind, ein „Beest", als eine Antilope. Merkwürdig kontrastieren mit dem schweren mächtigen Bau, dem Nacken, Gehörn und der Widerristmähne eines die zierlich schlanken Das Büffels Antilopenläufe. Eland (Boselaphus orcas, Abb. 4) ist mit seiner rötlichen Decke und dem bis zu 1 m langen , starken stangen geraden, gewundenen Gehörn das mächtige Gegenstück in der Grootfonteiner im Ost teil des Etoshagebietes, Landschaft bis hinauf zum Omuramba u Ovambo, hin Der „Gemsbock" (Oryx über zum großen Omuramba. selten zu sein; dagegen beisa) scheint verhältnismäßig ist die „Hartebeest" -Antilope (Bubalis caama) dem Norden eigentümlich. Die edelste und schönstgebaute Antilope, das Kudu, trifft man fast nur mehr hier oben nur in diesem Wilddorado. Die Giraffe ist gleichfalls mehr hier oben anzutreffen und macht sich — den sehr bemerkbar. unangenehm Telegraphenleitungen scheint das Innige Freundschaft mit dem Wildebeest Zebra geschlossen zu haben; wenigstens sieht man selten und darin eine Herde Wildebeeste ohne begleitende verteilte Zebrarudel über Steppe und Pfanne galoppieren; und als dritter im Bunde pflegt sich der Strauß, nicht selten zu 20 und 30 Stück auftretend, anzuschließen. Erdferkel habe ich bei Grootfontein mehrmals beobachtet, und nicht selten in den Waldstreifen östlich der Etosha Ein Gürteltier (?) soll einmal pfanne unseren Hasen. von einem Reiter auf Namutoni im Felde totgeschlagen worden sein.
Löwen -Omuramba unabsehbar
Budberg:
Über die Bedingungen
des
Daß bei diesem außerordentlichen Wildreichtum auch nicht fehlen, ist selbstverständlich: vom die Raubtiere Leoparden und Geparden — beide nennt derBur „Tiger" — bis zur Hyäne, dem Schakal und den zierlichen, Aber auch der Löwe behenden Löffelhunden (Abb. 5). zeigt sich hier oben bisweilen; wohl auf Streif zügen von der Kalahari herüber. Nicht minder arten- und zahlreich als das Haarwild ist die Vogelwelt vertreten; von der Riesentrappe („Paw" Auffallend genannt) bis herunter zum Siedelsperling. und der häufig an der Pfanne sind der Schlangenfresser Turakoähnliche Vögel beobachtete ich nur Pfefferfresser. hier oben im Norden; desgleichen ist mir aufgefallen, daß fast alle Vögel verschiedener Art in der Land schaft zwischen der Pfanne und dem großen Omuramba Kopfschopf und Langschwanz (zwei bis drei bis zu 1 m Auch die Färbungen aufweisen. lange Schwanzfedern) sind lebhafter, vielfach stahlgrün und leuchtend dunkel blau. In der Regenzeit findet vom Kunene her nach den wassergefüllten Pfannen Masseneinwanderung von Wasser statt: Flamingos, Kronenkranichen, Ibissen, vögeln Zur Regenzeit wimmelt es im Reihern, Enten usw. von Riesenfröschen. ganzen Amboland (nach Schinz) Es ist der sogenannte Ochsenfrosch (Rana adspersa). ein paar Ich habe an und in den Riedwasserstellen Exemplare davon gefunden; das größte maß über 20cm von der Schnauze bis zum Hinterteil. Bei dieser Gelegen daß auf einer Farm bei heit möchte ich erwähnen, Grootfontein die Pumpe aus 10 m Tiefe häufig lebende Frösche (rot und schwarz gezeichnet) sowie zahlreiche Wasserkäfer heraufbefördert. Der Vollständigkeit halber muß ich noch bemerken, im ganzen Etoshagebiet eine daß die Termitenbauten wesentlich andere Form zeigen als die wohlbekannte kuppel- und schwammförmige Zentralafrikas, die auch im Hier oben Herero- und Namalande die gewöhnliche ist. haben sie ausnahmslos obelisk- oder kegelförmige Gestalt und erreichen höchstens 1 bis 1,5 m Höhe. In der nähe ren Umgebung der Etoshapfanne zahlreich und schnee oder der gelben weiß, geben sie im grünen Buschwald ab. Steppe eine eigenartige Landschaftsstaffage Nun zu den beiden Faktoren, die dem Etoshagebiet nächst der Pfanne selbst das ihm eigene Landschafts der Karstformation und der durch gepräge verleihen: die damit geschaffenen besonderen Grundwasserverhält nisse mit ihr eng zusammenhängenden Vegetation. Wenn man von Omaruru weiter gen Norden vordringt, so herrscht im Westen bis Outjo, in der Mitte und öst lich bis Okatupa (an der Otavibahn) und Otjenga (an der Waterberg — Otavi-Pad) noch vollständig der Typ des Hererolandes. Dann beginnt allmählich das Bild sich zu verwandeln. Eine weite, schwach wellige Ebene nimmt ihren Anfang, fern im Norden durch scheinbar
Exporthandels in der Nordmandachurei.
7
zusammenhängende Bergzüge mit weichen Formen be grenzt: die mehrfach erwähnte (fälschlich einst so ge die ihre Ostfortsetzung nannte) Outjo-Sandsteinterrasse, in dem Höhenkonglomerat zwischen Otavi und Groot fontein hat. Der wohlbekannte Dornbusch findet sich zwar noch, aber er ist nicht mehr allein herrschend; die allerdings auch nicht selten mit langen Laubbäume, Stacheln bewehrt sind, mischen sich darein. Lichte Parklandschaft wechselt mit reiner Steppe, aus der sich höchstens hohe Aloen da und dort erheben, und ge feines, weiches, dichtes Gras schlossenen Waldbeständen; mehrt sich. (Ich verweise hinsichtlich der Vegetation auf die Langhans sehe Karte.) Näher den eben genann ten Höhenzügen überrascht ihre Bewaldung — im ange nehmen Gegensatz zu den kahlen Bergformen des Herero landes. „Es ist kein Hochwald im deutschen Sinne", schreibt Rohrbach sehr richtig, „aber ein für südafrika nische Augen ganz leidlicher Baumwuchs, der die Hänge bedeckt und die Berge des Nordens, namentlich zur Regenzeit, vollkommen grün erscheinen läßt." Der Eintritt in die Hügelkette, die sich jetzt deutlich in mehrere Gruppen und Züge gliedert, findet allent halben durch niedrige Talpässe, sogenannte „Pforten", statt. Solche Pforten führen auch von einem der, aus nahmslos Ost— West streichenden, Täler und Kessel in das nächste. Damit ist der oben gezeichnete Südrand des Etoshagebietes erreicht: die Karstformation. Diese Karstformation beginnt — ich folge hier nächst meinen eigenen, mehr laienhaft schildernden den Ausführungen Rohrbachs Tagebuchaufzeichnungen — etwa bei Outjo. teils offene, teils Zahlreiche, Einstürze, Trichter, Schlote usw. kenn unterirdische zeichnen sie. Seltsam ausgewitterte, da und dort stalakgähnen oft plötzlich dem überraschten Buschwald Wanderer entgegen (Abb. 6). Der Kalk, aus dem dieser Karst aufgebaut ist, ist so porös und wasserdurchlässig, daß er die hier im Norden bereits beträchtlichen Regenmassen (durchschnitt liches Jahresmittel der Niederschläge 600 mm) wie ein Schwamm aufsaugt und es zu gar keiner ausgesprochenen kommen läßt. Dagegen hat das in den Omirambenbildung Kalk eingedrungene Wasser unterirdisch durch seine auf lösende und ausspülende Wirksamkeit ein großes Ein sturz- und Höhlengebiet geschaffen. In unterirdischen Becken sammelt sich seeartig das Wasser gleich wie in den Kalkalpen Mitteleuropas ,• in Istrien und an anderen Vielfach stehen diese Becken miteinander in Ver Orten. bindung, und rauschend und brausend durchziehen unter irdische Ströme das Gestein. In dem Höhlengebiet von Awachab hört man, dem noch fern, mächtiges- Getöse unsichtbaren Eingangsstollen Wassers, und tiefe Schächte gähnen in dem Labyrinth.
titenförmig aufgebaute Höhlungen
im
(Schluß
folgt.)
Über die Bedingungen des Exporthandels in der Nordmandschurei. Von Baron Budberg. Mit Recht lenkt die Mandschurei die Aufmerksamkeit in immer steigendem aller handeltreibenden Nationen Maße auf sich, denn allein an Fähigkeit, alle Arten von übertrifft sie jetzt schon, bei Getreide zu produzieren, noch lange nicht beendeter Kolonisation, die indessen von Jahr zu Jahr schnell fortschreitet, die reichsten Kornländer der Erde. Das Verlangen der Großstaaten, die Tore der Mandschurei müßten allen Nationen offen gehalten werden, hat ja noch kürzlich in dem nordameri kanischen Vorschlage, die mandschurischen Bahnen zu (ilobus XCVIII.
Nr. 1.
Charbin.
beredten Ausdruck gefunden. Japan und nicht eingewilligt, die Haupttore dem internationalen Handel zu öffnen, neue Nebenpforten sind es, durch die andere Nationen immerhin lohnenden Ein Ob aber Japan und Rußland mit gang finden können. Erfolg sich auch dem Projekt, neue Bahnen, deren das Land und der Handel bedürfen, mit Hilfe internationaler Anleihen zu bauen, werden widersetzen können, erscheint sehr fraglich. So lohnend nun aber auch der Markt in der Mandschurei ist, so verwickelt sind andererseits alle neutralisieren,
Rußland haben
3
Budberg:
8
Uber die Bedingungen
des
Exporthandels
mit denen der ausländische Kauf Handelsbedingungen, mann es hier zu tun hat. Nur ein gründliches Studium aller hier in Betracht kann den europäischen Kauf kommenden Bedingungen mann auf Erfolg rechnen lassen. Werfen wir einmal einen flüchtigen Blick auf diese Schwierigkeiten. 1. Die chinesische Sprache gilt mit Recht als die Nicht allein die Schriftsprache schwerste aller Sprachen. Charakteren, mit ihren Tausenden von komplizierten sondern nicht weniger die Umgangssprache mit ihren an die das verwickelten Redewendungen und Tonhöhen, europäische Ohr sich erst im Laufe von Jahren gewöhnt, bietet große Hindernisse. Dazu macht es sich sehr be merkenswert, daß es bis jetzt kein praktisches Sprach buch zum Selbstunterricht, etwa nach der Methode von
Toussaint-LangenBcheidt, für den Deutschen
Es gibt. daß an den deutschen vielleicht empfehlenswert, Konsulaten in China chinesische Sprachlehrer gehalten würden zur praktischen Unterweisung deutscher Staats in Sprache und Handelsbedingungen des angehöriger Landes. Der Lehrerberuf in China ist wenig lohnend, die Ausgaben für eine Garantie der Einnahme oder ein ständiges Gehalt des Lehrers würden sich aber bezahlt machen oder nur geringe Zuschüsse des Konsulats erfor dern. Wirklich gute Sprachlehrer sind hier schwer zu haben, man findet sie unter den chinesischen Seminaristen der katholischen Missionen, die Latein lernen und deren wäre
große Deutlichkeit kennzeichnet. Dringend Aussprache zu raten ist jedem Deutschen, der in China Geschäfte machen will, daß er vor den Schwierigkeiten, die die Aneignung der chinesischen Sprache und Sitten mit sich An Ausdauer und auch bringt, nicht zurückschreckt. an Fähigkeit, sich fremden Verhältnissen anzupassen, fehlt es dem Deutschen ja nicht, dadurch hat er vor vielen anderen Nationen einen bedeutenden Vorteil voraus. 2. China besitzt bis jetzt kein einheitliches Geld system. Im Verkehr stehen : a) Silber in Barren von ver schiedenem Gewicht und Wert. Der Silberwert, nach der Gewichtseinheit „Lan" berechnet, liegt wohl allen Geld nur reicht das im Lande vorhandene werten zugrunde, Silber bei weitem nicht aus, um die große Menge der zu decken, b) Silbermünzen, kursierenden Anweisungen wobei die verschiedenen Provinzen ihre eigene Prägung besitzen, Geprägte Kupfermünzen, c) d) Gegossene
Kupfermünzen (Tschech, Cash, Sapeque), je nach dem Ort und der Zeit der Emission von verschiedener Legie rung und verschiedenem Wert, e) Papiergeld, je nach der Provinz, wo es ediert wird, von sehr verschiedenem So beträgt der Wert des girinschen Kurswert. Djau etwa l/5 mehr ah der des zizikarschen. f) Private An weisungen nicht nur einzelner Banken, sondern selbst kleiner Firmen, die in manchen Bezirken oder Ortschaften das fast allein in Verkehr stehende Geld bilden, g) Aus ländische
Münzen,
so in der Nordmandschurei,
Bahnlinie, russisches
Geld,
in
nahe der der Südmandschurei ja
panisches.
Nur der SUberwert hält sich ziemlich konstant,
und Man aber ist, daß der Zwiespalt zwischen Chinesen dschuren schroff ist; so fühlen sich diese chinesischen Be amten hier in eine ihnen unsympathische Gegend versetzt, und ihr ganzes Sinnen und Trachten richtet sich nur darauf, das Volk auszuplündern, sich möglichst schnell zu bereichern. Meist entstammen diese aus dem Süden gebürtigen Beamten ärmeren Familien und sind noch dazu wegen der Erlangung ihres Postens gründlich in Schulden geraten; die von ihnen beliebte Erpressung und Willkür reicht also ans Unglaub liche. Sie sind es, die das Silber an sich reißen und in ihre Heimat befördern, auch leisten sie Vorschub der Emission von Assignationen durch Firmen, deren Spekulationen von Sehr wesentlich wird Hause aus schwindelhaft erscheinen. noch das Interesse der Beamten, segensreich in ihrem Bezirk zu wirken, durch die Bestimmung gelähmt, daß sie alle drei Die Ernennung der Unter Jahre gewechselt werden sollen. beamten hängt meist ganz von dem Ortspräfekten ab; dieser, von einem Posten auf den anderen versetzt, nimmt sein Ge folge aus ihm ergebenen Personen und Freunden mit sich, und so erscheinen alle Bedingungen für ein Arbeiten in die Indessen müssen wir hier bemerken, eigene Tasche erfüllt. daß die jetzige Regierung durch Gründung vorzüglicher Man dschurenschulen alles tut, um sich einen Bestand an gut ge bildeten mandschurischen Beamten zu schaffen.
Alle die aufgezählten Werte schwanken in ihrem Kurse. Früh morgens versammeln sich Belbst in kleinen Ortschaften die Vertreter der größeren Firmen und die Geldwechsler, um den Tageskurs zu bestimmen. 3. Gewicht und Maß. Nur das Pfund, „Dsjin", ist einheitlich, während das Getreidemaß, das „Dan", nicht einheitlich ist; jeder Ort hat sein eigenes „Dan" als Ge treidemaß. Jede 4. Das Steuersystem ist ebensowenig einheitlich. Provinz hat ihre speziellen Abgaben, die teils von der oder teils von dem Geueralgouverneur Zentralregierung, den Gouverneuren werden; sie legen sich festgesetzt hauptsächlich auf den Handel in allen Zweigen. Es dürfte nicht ohne Interesse sein, hier eine Provinz als Beispiel anzuführen. Wir folgen den Angaben Bolobans in bezug auf die Provinz Zizikar. Jedes Handelshaus, jeder Laden ist zu genauester Buch führung mit Monatsabschluß verpflichtet. Von dem Brutto gewinn ist 1 Proz. in das Du-tsch-sö, das Departement der bringt Solch ein Besteuerungssystem Finanzen, abzuführen. zwar dem Fiskus Geld ein, erscheint aber höchst unrationell, denn die Ware, die z. B. erst durch die vierte oder fünfte Hand an den Konsumenten kommt, unterliegt somit einer vier- bis fünffachen Besteuerung. Sehr ungerecht ist hierbei noch die Bestimmung, daß an Orten, die dem internationalen Handel geöffnet sind, von Ausländern die Steuer nicht ent richtet zu werden braucht. Das führt denn auch, nament lich in der Südmandschurei, zur Umgehung des Gesetzes, indem Japaner und andere Ausländer fiktiv ihren Namen chinesischen Geschäften geben. Für den Verkauf von Pferden und Vieh sind vom Kauf 3,53 Proz. als Steuer zu entrichten und außerdem preise 0,2 Djau pro Tier für die Kaufbescheinigung. Für Straßenbeleuchtung in den Städten zahlt jedes Ma gazin 0,1 Proz. An Grundsteuer ist im Herbst pro Schan 0,66 Djau zu zahlen. Seit dem Januar 1909 haben die Dör fer eine neue Steuer zur Erhaltung der Polizei zu entrichten für jeden Ochsen und jedes Pferd 0,4 Djau pro Schan, die dem Kreispräfekten zur beliebigen 0,4 Djau, Einkünfte, Verwendung überlassen bleiben. Lombardgeschäfte, Dang-pu, zahlen 1 Proz. der Bein einnahme.
leider
aber ist das Silber in Münze als auch in Barren in den letzten Jahren fast völlig verschwunden , was den Beamten zuzu am Wohl der Bevölkerung schreiben ist, die kein Interesse Die Landbauern sind Mandschuren, die Be hier besitzen. amten waren bis zum russisch-japanischen Kriege oder noch früher, bis zu den Boxerwirren, ebenfalls Mandschuren. Diese interessierten sich natürlich für das Wohl ihrer Heimat und und war auch damals Bestechlichkeit nicht Heimatsgenossen, selten, so herrschte sie doch lange nicht in dem Maße wie heutzutage, wo die Beamten fast ausschließlich Chinesen aus dem Süden sind. Die Regierung war gezwungen, als Beamte Südchinesen hierher zu ernennen, weil diese an Bildung den Das Verderbliche dabei Mandschuren weit überlegen sind.
in der Nordmandsohurei.
Für Holzkauf sind 10 Proz., für Kohle 20 Proz. der Kaufsumme zu zahlen. Diese unglaublich hohe Steuer findet daß die Beamten durch sie wohl nur darin ihre Erklärung, Händen zu konzentrieren diesen Handel in ihren eigenen wünschen. Für Verkauf von Immobilien sind 6,6 Proz. einschließlich der Gebühren für die Ausfolge der Dokumente zu zahlen. Getreidesteuer: Beim Verkauf werden zwei Kategorien unterschieden: Si-ljang und Zu-ljang. Zu der Kategorie SiDsch-ma, Hirse Ijang gehören: Sesam (sesamum Orientale), (Panicum italicum, Panicum miliacem u. a.), Gudsa, Paidsa, Hun-midsa, Bai-midsa, Beis (Oryza montana), Dsjin-mi, Weizen, Diese Kategorie zahlt 2,4 Proz. Die Kategorie Sjau-mai. Zu-ljang zahlt 1,4 Proz. vom Verkaufspreis; zu ihr gehören: Mais, Bau-ör-mi, Gaoljang (Holcus Sorghum), Hafer (Avena),
Budberg:
Über die Bedingungen
des
Ling-da-mai, Gerste (Hordeum), Da-mai, Buchweizen (Polygonum), Zjau-mai. Für Einfuhr in die Stadt sind von allen Waren 5 Proz. zu zahlen, für Opium 5,5 Proz. Beim Fleisch verkauf , na mentlich bei dem von Schweinen, werden 0,26 Djau pro ge Tier beznhlt. schlachtetes Lastfuhren , die in die Stadt Zizikar zur Bahn gehen oder ans ihr kommen, zahlen 0,1 Djau pro Arbeitstag. Tierhäute dürfen ohne Stempel nicht verkauft werden, und für den Stempel ist zu zahlen: Ochsenfell 1,5 Djau, Pferd 1 Djau, Maultier 0,8, Esel 0,6, Hammel 0,5, Fischotter 0,7, Eichhorn 0,2, Fuchs 1,0, Wolf 1,0, Zobel 5,0, Biber 8,0, Hirsch 1,0, Elch 2,0, Tiger 2,0, Bär 4,0, Hund 0,4, Katze 0,2 Djau. Kaufleute haben außer den vorher erwähnten Steuern in den Städten auch noch ihre Steuern an die Kaufmanns gilden zu entrichten. 5. Nicht wenig erschwert dem ausländischen Kauf mann den Handel die große Solidarität der gesamten Be völkerung in weitestem Rayon im Aufrechterhalten der Preise, was sich ganz besonders im Getreidehandel zeigt. Es brauchen nur irgendwo größere Getreidekäufe mit Lieferungen auf die Bahn im Gange zu sein, um sofort die Preise im ganzen Lande proportional den Ausfuhr Das System münd bedingungen steigen zu machen. licher Benachrichtigung, mit dem auf ausgedehnten Ge bieten Post und Telegraph nicht an Schnelligkeit wett eifern können, hat durch Jahrtausende alte Gewohn heiten der Chinesen eine uns Europäern ganz unverständ liche Entwickelung erreicht. Der chinesische Aufkäufer versteht es indessen, seinen Es genügt schon, daß die Feldzugsplan zu maskieren. Lieferungen nicht an die Bahn gehen, um Alarm vorzu Diese chinesischen Aufkäufer kaufen das Ge beugen. treide sofort nach der Ernte, während die Kampagne der und Exporteure viel später erst europäischen Mühlen Ja, bereits lange, bevor die Ernte besorgt ist, einsetzt. streckt der Aufkäufer dem Bauern Geld vor oder kauft Der Aufkäufer geht völlig gar die kommende Ernte. sicher, wenn er frühzeitig das Getreide kauft, denn von der Ernte an steigt notwendig der Preis, fast stets ohne höchstens gegen das Neujahr der Chi jedes Nachlassen, Der Aufkäufer stapelt nesen, wo jeder Geld braucht. das Getreide auf bis zur günstigen Verkaufszeit; er legt sein Kapital damit zu 25 bis 40 Proz. an, hat dabei die Möglichkeit, wenn nötig, jederzeit ohne Verlust das Ge Der treide zu verkaufen, es kommt barem Gelde gleich. größte Vorteil indessen ist der, daß er sich rechtzeitig Der die Beförderung an die Bahn sicherstellen kann. Versuch der mandschurischen Mühlen, der bisher größten Ankäufer von Getreide, durch Bildung eines Syndikates Die die Preise zu drücken , ist völlig fehlgeschlagen. europäischen Exporteure und Mühlen sind bisher ge zwungen, aus vierter bis fünfter Hand zu kaufen. 6. Eine weitere große Kalamität stellt die Möglichkeit der Ausfuhr aus dem Innern des Landes dar. Das Ver hältnis zwischen Produktionsfähigkeit des Landes und vor handenem Material an Lasttieren und Wagen, bei man gelhaften Straßen und klimatischen Bedingungen (Regen Zur Überwindung aller perioden) ist äußerst ungünstig. dieser Schwierigkeiten gelangt ohne chinesische Kombi nationen und Hilfe kein Europäer. bedient sich der 7. Beim Abschluß von Geschäften Chinese völlig anderer Sicherstellungen als der unter Für den, der das Land und Europäern gebräuchlichen. die Verhältnisse gut kennt, sind dabei erhebliche Ver einfachungen , die Ersparnis großer Formalitäten und Nach chinesischem uralten Gewohn Ausgaben möglich. heitsrecht, das zugleich Staatsgesetz ist, spielt das Bürgund Haftrecht im ganzen Volks- und Wirtschaftsleben eine gewaltige Rolle. Je nach der Größe des Verbrechens haftet z. B. die ganze Verwandtschaft für ihre Glieder.
Exporthandels in der Nordmandschurei.
9
Nehmen wir an, ich sei von meinem chinesischen Dienst boten bestohlen worden und dieser geflohen. Ist mir sein Vater, sein Sohn, ja auch nur sein Bruder bekannt, so kann ich ihn verhaften und verlangen, daß er mir den Verlust ersetzt oder im Kerker gehalten wird, bis der Schuldige sich gestellt hat oder arretiert ist. Es geht sogar so weit, daß für große politische Verbrechen, die durch eine Person begangen sind, deren ganze Fa milie der Todesstrafe Hier in diesen unterliegen kann. und ähnlichen Fällen haben wir es mit natürlicher Bürg schaft zu tun. Zu der natürlichen Bürgschaft kommt die freiwillige. Ein Chinese, der in Dienst treten will, findet gewiß keine Stelle, wenn ihm ein Bau-thjau, eine Diese auf einen Streifen geschriebene Bürgschaft fehlt. gewöhnlichen Papiers geschriebene, wenn es ein Kauf mannsgeschäft ist, mit Siegel versehene Bürgschaft sichert, vorausgesetzt natürlich, daß das Vermögen des Bürgen den groß genug ist, den zukünftigen Dienstherrn vor allem Schaden, der ihm durch die in Dienst genommene Person verursacht werden könnte. Bei Abschluß von kaufmännischen Geschäften aller Art sind dieselben Prin was zu vorzüglichen Sicherheiten zipien im Gebrauch, führt. Die Russen, denen die Fähigkeit, sich fremden Verhältnissen völlig abgeht, haben in der anzupassen, Mandschurei durch Ignorierung dieses Gewohnheitsrechtes sich selbst und geregelten Handelsprinzipien enormen Schaden bereitet. Zugleich aber führt auch die Igno zu rierung dieses eigentümlichen Bürgschaftsrechtes schnell um sich greifender Demoralisation der Bevölke und die ganze Bahnstrecke Charbin rung überhaupt. leidet unter der immer zunehmenden Zahl von Verbrechen aller Art, und wenn die Russen nicht lernen, sich nütz lichen Einrichtungen zu akkommodieren, so müssen die Verhältnisse über kurz oder lang äußerst unerfreulich werden. Morde und große Diebstähle durch Raube, Dienstboten , Erpressungen durch Chinesen , die gar der Verwaltung dienen, wie sie hier zu Alltäglichkeiten ge hören, wären ganz undenkbar bei Beobachtung des Bürgund Haftgesetzes. Selbst hiesige Stellenvermittelungs bureaus ahnen nichts von dem eigentümlichen System der Bürgschaft. Von Diebstählen und anderen Verbrechen, verübt durch Angestellte und Bediente bei Chinesen, die eine Bürgschaft stets verlangen, hört man kaum jemals. Ganz besonderen Wert erhält diese Institution an den Handels, wo die Bevölkerung stark Orten internationalen fluktuiert. Der Raum erlaubt es leider nicht, hier im einzelnen auf diese wichtige Einrichtung einzugehen, die im wirtschaftlichen Leben Chinas und der Chinesen auch außerhalb Chinas eine so große Rolle spielt. 8. Die Bahnlinie, die in ihrem Hauptteil von Mandschuria bis Charbin das große Gebiet durchschneidet, geht durch die unfruchtbarste Steppengegend, und ebenso führt die Strecke von Charbin über Pogranitschnaja zum Hafen Wladiwostok durch nicht kultiviertes Gebirgsland. Nur der kurze Zweig zwischen Charbin und Kuantschendsö geht, wie die ganze japanische Bahn, durch reiches fehlt es der Nordman Gebiet, und an Zufuhrbahnen dschurei völlig. Gegen das große Projekt einer Bahn Dsjindschau — Taunanfu — Zizikar — Aigun mit kleinen Zufuhrbahnen nach Beilindsö — Hulan und ins reiche Tunkön -Gebiet protestiert Rußland. Die Ausführung dieses Projektes wäre allerdings geeignet, die Mandschu rei dem internationalen Handel völlig zu erschließen, und würde China die Möglichkeit geben, die Kolonisation der wodurch allen Mandschurei und Mongolei durchzuführen, eröffnet industriellen Staaten das reichste Absatzgebiet würde. Aber damit wäre Rußland verdrängt, und sein um so mehr, als es Protest ist somit wohl verständlich, Auf die hierin auf Japans Unterstützung rechnen darf. 3*
Spieß:
10
Verborgener
Fetischdienst unter
einzugehen, mit denen der Exporteur es Schwierigkeiten auf der russischen Bahn zu tun hat, würde hier zu weit führen. 9. Neben der Bahn ist von größter Wichtigkeit das der Wasserwege des Sungari mit mächtige Zufuhrsystem Nebenflüssen. Die Benutzung dieses seinen großen Systems ist indessen laut Vertrag nur China und Ruß land gestattet, was den Ausländer völlig von russischen und chinesischen Schiffsbesitzern abhängig macht. Wohl könnten noch eine große Reihe anderer Schwie angeführt werden , mit denen der Ausländer rigkeiten Nationalität es hier zu tun hat, aber nichtrussischer das würde zu weit führen; erwähnt seien nur noch an das Fehlen von Kreditinstitutionen, die deutungsweise den Kaufmann unterstützen könnten, und die völlig un städtischen
sogenannten Selbstverwaltungen. den angeführten Schwierigkeiten, mit denen es hier der deutsche Kaufmann zu tun hat, dürfte es dennoch sehr lohnend sein, dem Markt die größte Aufmerksamkeit zu schenken. Uns will es scheinen, daß von deutschen Pionieren speziell auf dem Exportgebiet ein großer Fehler dadurch geordneten
Aber
trotz allen
begangen worden ist, daß sie
bisher nicht versucht
haben, durch Assoziation mit chinesischen Fir men von gutem Ruf Geschäfte zu betreiben. Den Chinesen fehlt es an dem notwendigen Betriebs kapital, nicht aber den Firmen an sicheren Garantien, die sie bieten können. Auf Grund peinlich genauer Buchführung lassen sich die Operationen jedes Handels hauses genau prüfen. Durch Vorschüsse an die Bauern ist möglichst frühzeitig Betriebskapital auszuwerfen; euro päisches Kapital trüge dabei bis 20 und mehr Prozent. Chi nesische Firmen betreiben bisher noch fast gar keinen direkten Exporthandel von Getreide, liefern nur euro Haben chinesische Firmen freie päischen Exporteuren. Kapitalien, so legen sie diese doch nicht frühzeitig in den Getreideankauf, weil das Kapital hier überhaupt große Prozente trägt; geliehene Kapitalien tragen selbst bei sicheren Garantien 30 und mehr Prozent. sei noch schließen, Ehe wir unsere Betrachtungen auf einen eventuell gut zu verwertenden Faktor hinge wiesen. Die katholische Mission erfreut sich in China Sie hat das Privileg, Land und großer Sonderrechte. Immobilien zu erwerben, auch in allen dem internatio nalen Handel nicht eröffneten Bezirken. sehr verbreitet, namentlich Sie' ist in der Mandschurei in den Provinzen Girin und Mukden, wo jeder bedeuten
An Landbesitz fehlt es dere Ort einen Missionar hat. ihr dort nicht. Zwischen den Sitzen der einzelnen Mis nicht allzuweit von sionare befinden sich in kleinen, Filialen, die von den einander entfernten Ortschaften oder von in hier existierenden europäischen Missionaren Priesterseminaren erzogenen chinesischen Missionspriestern verwaltet werden. So ist fast das ganze Land, wenig
den Evheern.
Strecken, von einem feinmaschi stens die kultiviertesten gen Netz katholischer Missionen überzogen, mit Land untereinander. besitz und recht engem Zusammenhang Mission", Die Mission trägt den Namen „Französische ihre Glieder sind fast alles Franzosen, aber es sind auch gute Deutsche, wie der Elsässer Pater Stöffler, und meh rere Belgier darunter; denn bei Anstellung von Missio naren soll, wie die Vorschrift lautet, keine Rücksicht auf die Nationalität genommen werden. Abgeschlossen vom europäischen Verkehr, in inniger Verbindung mit der Landbevölkerung, wobei einige von ihnen 30 und mehr Jahre in der Mandschurei leben, haben diese Missionare reiche Kenntnisse der Verhältnisse, und sie alle zeichnet ein herzliches Entgegentreten Europäern gegenüber, un Durch Vermitteabhängig von deren Nationalität, aus. lung der Missionare, die selbst Land besitzen, dürfte für die Beschaffung notwendig erscheinender Speicherplätze und auch auf manche andere gesorgt werden können, Hilfeleistung ihrerseits wäre zu rechnen, wenngleich alles dieses die vorher empfohlene Assoziation mit chinesischen Firmen, die Einfluß auf den Geldkurs , haben und außer aller europäischer Konkurrenz stehende Konjunkturen besitzen, nicht ausschließt. des Getreidehandels Eine Monopolisierung der ganzen Mandschurei durch große europäische Kapitalien ist wohl denkbar. An fast allen Zentren der Mandschurei sind bereits Abteilungen der Reichsbank Hu-bu-jin-hang er öffnet. Sie unterliegen der direkten Administration des Finanzministeriums, und die Angestellten der Bank Alle Abteilungen stehen im Staatsdienst. stehen im engsten Zusammenhange, der Jahresabschluß umfaßt alle Bildete sich nun ein euro Abteilungen als ein Ganzes. päisches Konsortium mit großem Millionenkapital, das mit dem Hu-bu-jin-hang kontraktierte, dann wäre eine fast vollständige des Getreidehandels Monopolisierung zum Nutzen Kapitals, des chinesischen europäischen Fiskus und der chinesischen Landbevölkerung erreicht. Dem Hu-bu-jin-hang wären die Kapitalien zum Vorschuß an die Landbevölkerung und zum Ankauf von Getreide aus erster Quelle zur Disposition zu stellen. Über die und Nachfrage nach Getreide europäischen Marktpreise London, Hamburg usw. würden an den Hauptzentren des Unternehmens den Hu-bu-jin-hang in Agenturen steter Kenntnis erhalten. Nur in dieser Weise ließe sich mit vollem Erfolge dem unsinnigen Steigen der Getreide steuern und würden preise bei jeder Ankaufskampagne die europäischen Exporteure nicht den großen Schaden erleiden, wie es im letzten Jahre der Fall gewesen ist. Bei solchen Kombinationen schiene den Kapitalgebern die Zusage der Hälfte des Gewinnes an den Hu-bu-jinhang für die geleistete Arbeit noch immerhin sehr vorteil haft. Ein ganz besonderes Interesse, in solch ein Unter nehmen größere Kapitalien anzulegen, dürften vorzüglich die deutschen Schiffahrtsgesellschaften haben.
Verborgener Fetischdienst unter den Evheern. Von C. Spieß. Immer näher rückt der Zeitpunkt, daß dem Heiden tum der Evheer durch die europäischen Kulturströmungen die Lebenskraft genommen wird. Die Mission als Weg bereiterin neuer religiöser Bewegungen war als erste an dem Niedergang der heidnischen Religion beteiligt, ihr Der Götter- und Fetischdienst folgte die Regierung. Die einstige zieht sich deshalb immer mehr zurück.
Missionar in Togo. Macht, namentlich die Möglichkeit öffentlichen Hervor tretens, ist gebrochen. An geheimen Orten, in verborgenen Winkeln, entlegenen Hainen, einsamen Hütten macht der Fetischdienst seine letzten Anstrengungen. Es wird Zeit, zu sammeln, was noch zu erhalten, und photographisch ist. aufzunehmen, was noch aufzutreiben Über das Be stehende kann nur der alte Eingeborene die Erklärungen
Spieß:
Verborgener
Fetischdienst unter
und Aufschlüsse geben, die man wünscht — das heran wachsende Geschlecht weiß nicht mehr viel von der Väter Sitten und Handlungen. der Inhalt der heidnischen So schwer verständlich Religion bleibt, so unklar ist uns die Vorstellung des mit Ich den religiösen Übungen verbundenen Fetischismus. im Fetischtum stets sehe, um mich kurz auszudrücken, die, durch Priesterhand geweiht greifbare Gegenstände, mit überirdischer und von dessen Geist angehaucht, Kraft versehen, die Verbindung mit der größten unsicht baren Macht über und um uns nicht herstellen, sondern fortwährend aufrecht erhalten sollen. Die folgenden Ausführungen scheinen es mir von neuem zu bestätigen.
den Evheern.
11
Tafel (ete), mittels der der Zauberer durch bestimmte Zeichen auf dieser mit einem anderen Boko oder Afakala Auf die Tafel streut er eine macht. sich verständlich feingeriebene Masse aus Holz (aye genannt) oder auch Mehl, worin er mit zwei oder drei Fingern die Schrift zeichen (Afadmoo, genau Afa-Städte) einträgt. Ein öfters ist das Rechteck 1 Schriftzeichen wiederkehrendes I,
1. Die Abzeichen eines Boko (Zauberer). Betreten wir die Hütte eines Boko, so finden wir in einer Ecke derselben seine Zeichen, in diesem Falle Kraftmittel , die ihm sein Ansehen erwirken: Abb. 1. Links auf ihr sehen wir einen Legbagbo, auch Agbonudzola genannt, soviel wie Wächter des Hauses oder Zaunes. Des öfteren hat der Legbagbo zwei oder mehrere kleine Stäbe vor sich, um irgend einen Unfall oder etwas Böses abzuwenden. Er ist aber auch gleichzeitig Beschützer des Afa (s. unten) selbst. Das weiße Tuch, in das er gehüllt ist, gilt, wie die weiße Toga der Priester, als Zeichen der Reinheit, Klarheit und Wahrheit. Den mit zwei Kauris versehenen Kopf schmücken rote Schwanz federn des Klevo, eines selten vorkommenden Vogels. Diese Federn spielen eine große Rolle bei den heidnischen Zauberern. Zur Ausrüstung des Boko, der auch Afakala genannt wird, gehört weiter das in der Mitte sich vor findende Se, über das ausführlich meine Abhandlung im Globus, Bd. 94, 1908, Nr. 1, berichtete. Das Afa, der kleine Beutel mit Kernen (von der Ölpalme oder anderen Früchten), ist für den Boko das wichtigste Zaubermittel. Aus diesen Kernen, je nachdem der Wurf derselben aus fällt, deutet er Glück oder Unglück an.
Abb. 2.
Gboniti.
Gbosobo genannt, dessen Bedeutung ich bis jetzt nicht ermitteln konnte. In die im Vordergrunde stehenden Tassen und Gläser tut der Zauberer Wasser oder liha (Maisbier). Besucht ein Boko den anderen, so kniet der Kommende vor dem Afa (jenem Wahrsage -Fetisch) nieder und neigt seineu Kopf bis auf die Erde. Diese Afa-Begrüßung nennt der Evheer Darauf schüttet der Besucher ein nudedegu. wenig vom Wasser oder Maisbier auf die Erde — ein Zeichen der Ehrfurcht vor dem Gott, der alles gemacht — und nimmt dann selber einen Schluck, worauf die Unter redung beginnen kann. 2.
Gboniti.
in gleichmäßigen Abständen Irgend ein Baumstück, mit Kornmehl bestrichen, um das oben zwei Holzstäbchen, mit starkem Lianenstrick an den Stock gebunden, fest gewickelt sind, wird etwa 30 cm tief in ein Loch, in das vorher ein getöteter Ziegenbock gelegt wurde, gesteckt: 2. Sie zeigt uns den Gboniti (Bedeutung: Heran nahendes wird zerbrochen, geknickt, zurückgehalten) in einem Trö- (Götter-) Haine. Wie die festgebundenen Stäbchen am Gboni, so sollen auch böse Geister, Unglück und anderes festgehalten werden. Der Ziegenbock dient zur Nahrung des Gboni. Der Gboniti im Trö -Gehöfte ist der Freistätte unter den Israeliten gleich. Hat jemand Unrechtes begangen oder eines der TröGesetze übertreten, so wird er zum Gboni im Götterhofe flüchten, wo ihn dann Furcht und Zittern, mit verwirrten Reden begleitet, so gewaltig überfällt, daß ihm Blut aus dem Munde kommen soll. wird auf Das Schuldgefühl
Abb.
Abb. l.
Abzeichen
des Bokn (Zauberers).
Unter dem Afa liegen die Afatiwo, zwei kleine Stäbe, die der Boko bei seinen Manipulationen in die Hand nimmt, aber auch als Ausweis seinen Gesandten an einen anderen Ort mitgibt, und das Awudza, der Schweif eines Rindes, das hin und wieder zu gleichen Zwecken benutzt wird, gewöhnlich jedoch zur Vertreibung böser Mächte dient. Afa, Afatiwo und Awudza befinden sich auf einem mit weißem Tuch bedeckten breiten Brette, der sog. Boko-
Spieß:
12
Verborgener
Fetischdienst unter
den Evheern.
Trosi ist der Name für Priester, genau: Frau (asi) (tro). Es können sowohl Frauen wie Männer die Trö -Dienste als Vertreter der Gottheiten verrichten, des Gottes
vorausgesetzt, daß sie aus einem Priestergeschlecht men oder als vom Trö berufen gottesdienstliche tionen übernehmen dürfen. 3.
stam
Funk
Aweli und Ahöneza.
Aweli, zur Legba-Fetisch-Gruppe gehörend, wird auf freien Plätzen und Gehöften errichtet, und Ahöneza, eine Schüssel auf dem Kopfe tragend, worin Essen für Aweli getan wird, ist dessen Bote (Abb. 3). Auch unter diesem Fetisch wird bei seiner Herstellung ein getöteter Ziegen bock gelegt. Durch Hühner- und Ziegenblut sowie Palmöl, das der Priester über diesen Fetisch schüttet, sucht er sich den im Aweli wohnenden Geist willig und Se, die beiden Eisenstäbe, sind als geneigt zu machen. Abwehrmittel beigegeben, und das um Aweli gebundene weiße Tuch, aklala genannt, das eine große Rolle in der
Abb. 3.
Aweli and Ahüneza.
ihm lasten so lange, bis der Priester, der auf des Flücht lings Geschrei hin erscheint, den die Tat Gestehenden mit einem aus Flakräutern hergestellten Absud durch Abwaschen vom Fluch befreit und damit auch vor der Ebenso flüchten Frauen, die Rache seines Verfolgers. einem Manne wider Willen folgen mußten, zur GbohiStätte, wo sie dann unter starkem Geschrei, beim Gotte Schutz suchend, durch Vermittelung des des Priesters Priesters aus ihrem erzwungenen Verhältnis erlöst werden, so daß der Mann kein Anrecht mehr an ihnen haben kann. Der Evheer nennt Schutz beim Gboiii suchen : trömedodo, genau : Zuflucht suchen bei einer Gottheit.
Abb. 5.
tVnmetrüwo.
Götter- und Fetischlehre
spielt, ist als Zeichen der Rein heit und Vollkommenheit anzusehen. Besitzer dieser Fetische glauben sich vor bösen Geistern gefeit. 4.
Nuhewiho
oder
Busuyiwe.
„Hütten, um böse Geister abzuhalten",
Abb. 4.
Nuhewlho
oder Busuyhve.
ist die An Kreuzwegen oder im Ge Bedeutung beider Namen. büsch außerhalb einer Stadt kann man diese aus Gras büscheln errichteten , etwa 1 m hohen Fetischhüttchen sehen In und außerhalb derselben befinden (Abb. 4). sich eine Reihe kleiner, teils aus Lehm geformter, teils aus Holz geschnitzter menschenähnlicher Figuren. Erstere bezeichnen die Evheer mit Legbavi, „kleine Legba", letztere mit Aklama kpakpewo, wörtlich: geschnitzte Geister. Aklama ist der dem Menschen vom ersten Augenblick an beigegebene unsichtbare Schutzgeist, der ihn stets begleitet. Was wir mit dem Worte „dabei habe ich Glück gehabt" oder „da kannst du von (ilück sagen" ausdrücken, das bezeichnet der Evheer mit aklama di nam; das Aklama war mir günstig. Diese Legbaviwo und Aklamakpakpewo treten an die Stelle wirklicher Der Eingeborene sagt: „Amewo tsona Menschenopfer.
Lehmann:
Syphilis und Uta in Peru.
wo savö de wodokui tewe hena gbetsivöwo", wörtlich: „Menschen nehmen sie, opfern sie an ihrer selbst Stelle den bösen Geistern". Man nennt sie auch amedokuido nuwo. Man bringt diesen Fetischen Eierschalen, Kauris,
Palmöl, Maismehl als Opfergaben. Ihre Aufgabe ist, bösen Geistern, die besonders ansteckende Krankheiten den Weg zu versperren (he nu: ein Ding ab schicken, halten ; heino : in den Weg treten). 5.
Wumetröwo.
Einer der interessantesten Fetische ist der sog. Wumetrö, von Wu, das Meer. Das Bild (Abb. 5) soll einen Europäer mit seiner Frau, auf einem Pferde sitzend, sowie
seine Angestellten,
fielewo genannt,
sämtlich von Bilde besagen Die Besen (hawo) sind Reinigungs von bösen Geistern und Krankheiten,
Europa kommend, was die Boote auf wollen, darstellen. mittel zum Befreien
dem
und
13
die Stöcke
dienen zum Vertreiben derselben. Die den Fetisch besonders wirksam. Wer im Besitze dieses Fetisches ist, rechnet auf gutes Ein vernehmen mit den Weißen und glaubt, gute Geschäfte mit ihnen zu machen, und dieser Gedanke liegt im Opfern wie z. B. des abgebildeten Gegenstände, europäischer Tellers und namentlich der Boote, die solche Waren Mit diesen Opfergaben verknüpft sich auch bringen. der weitere Gedanke beim Eingeborenen, diese Gegen stände seien Fetische der Europäer.
Kauris machen
der Gebete an den Wume-Fetisch lautet: Nunyuie netso wu nie alo wüwo netso nunyniewo tso Ablotsi va na yewo, yevu nkuno neva ku nu na yewo alo yevu likutato ade neva ku nuwo na yewo. (Gute Dinge mögen die Boote aus Europa für uns bringen ! Ein Weißer, auch wenn er blind ist, möge kommen und uns Dinge zeigen, oder irgend ein Kluger aus Europa Eines
komme und liefere uns Sachen !)
Syphilis und Uta in Peru. Die Akten über den Ursprung der Syphilis aus Amerika sind seit den Untersuchungen Iwan Blochs (Jena 1901) endgültig geschlossen. Wohl alle Amerika nisten stehen heute auf dem Standpunkte, daß diese Krankheit erst nach der Entdeckung Amerikas durch die Spanier nach Europa gebracht wurde. Auffallend dagegen ist die geringe Zahl von Knochen mit syphilitischen aus alten Gräbern. Die aus verschiedenen Veränderungen Teilen Amerikas herbeigebrachten angeblich syphilitisch veränderten Schädel wurden von verschiedenen Autoren In Ländern wie Mexiko, wo ein verschieden beurteilt. großer Teil der Toten verbrannt wurde, darf der Mangel an solchem Knochenmaterial nicht wunder nehmen. In Peru dagegen, Argentinien und anderen Gebieten der andinen Kulturvölker Südamerikas, die ihre Toten bestatteten, müßten syphilitisch veränderte Knochen in größerer Zahl zu Prof. Hansemann -Berlin hat auch tat erwarten sein. Schädel als syphilitisch sächlich eine Reihe derartiger verändert angesprochen. Julio C. Tello publiziert nun in seiner Arbeit: La antigüedad de la neuerdings Sifilis en el Peru, Lima 1909 (Universidad Mayorde San Marcos, Facultad de Medicina) eine größere Anzahl von Schädeln, die er durch syphilitische Prozesse (Exostosen
lädiert annimmt (S. 149 ff.). Bildungen)' sein, inwieweit diese Diagnosen Merkwürdig ist, daß nur pathologisch begründet sind. Schädel und keine Extremitätenknochen krankhaft in Mitleidenschaft gezogen worden sein sollen. In derselben Arbeit kommt Verfasser auf interessante einschlägige Nachrichten über Syphilis im alten Peru zu sprechen. Die sonderbare Frage, ob die Krankheit in Peru durch bestialische Akte vom Llama oder Alpaca auf den wurde, wird S. 35 berührt. Menschen übertragen Daß derartige Akte vorgekommen sind, scheint festzustehen. Aber Versuche, das Syphilis -Virus primärer Schanker haben ein von Menschen auf Llamas zu übertragen,
und
gummöse
Es wird die Frage
negatives Resultat ergeben (S. 42). von welcher Krankheit die Die alte Streitfrage, pathologischen Gestalten altperuanischer Keramik affiziert noch immer nicht sind, wird durch diese Untersuchungen entschieden. Rudolph Virchow hatte sich in einem Falle für Lepra entschieden, während Ashmead Syphilis diagder Lepra in Amerika nostisierte. Das Vorhandensein werden. kann wenigstens für Mexiko kaum bezweifelt vielleicht noch eine dritte Interessant ist nun, daß Möglichkeit denkbar ist, daß es sich weder um Syphilis,
noch Lepra, sondern um eine spezifische Krankheit, Uta genannt, in Peru handelt. Diese Vermutung hatte bereits Kenner Perus Marcos Jimenez de la der vortreffliche
R. Virchow gab vorsichtigerweise dieser Möglichkeit Raum, bedauerte aber, nichts Näheres über die Uta-Krankheit zu wissen. Auch Ashmead schloß sich später der Uta-Theorie an, obwohl er die Krankheit für einen tuberkulösen Lupus hält. Tello setzt nun in seiner Arbeit (S. 100) an dieser Stelle ein und gibt nähere Auskunft über das, was man unter Uta zu verstehen hat. Das Wort ist sehr unsicherer Herkunft und fehlt in den alten Wörterbüchern der peru anischen Sprachen. Im neueren Sprachgebrauch bezeichnet Espada geäußert.
Ulzerationen ganz allgemein jede Art chronischer Es gibt aber eine spezifische Krankheit vom (S. 111). Charakter einer „Dermatosis" , die nach gewöhnlichem Glauben durch den Stich eines Insektes hervorgerufen wird, welches das Gift des Kadavers eines in Verwesung begriffe nen Reptiles in sich aufgesogen hat. Das klinische Bild der Uta, die von einer geröteten Papel mit Infiltration der Gewebe und meist durch Kratzen verursachter Ulzeration einer blutigen serösen Flüssigkeit unter Sezernierung langsam Teile des Gesichts befällt, hier unter Narben bildung heilt, dort weiter sich ausbreitet, erinnert mich lebhaft an eine Krankheit, die ich in Costa Rica bei einem Chirrip6-Indianer sah. Diese Krankheit wird in Costa Rica auf den Stich einer giftigen Fliege, Papalomoyo ge nannt, zurückgeführt. Ich hatte den Eindruck, daß diese Krankheit sich auf dem Lymphwege ausbreitet. Die Ul zerationen verliefen strangartig. Die Krankheit ist un gemein chronisch; ich hörte von Fällen, die durch Kaute es
risation zum Stillstand gebracht wurden. Ob diese Papalomoyo-Krankheit mit der Uta identisch ist, können freilich erst nähere Untersuchungen, namentlich des die Krankheit durch Stich verursachenden Insektes ergeben. Gelegentlich führt die Uta auch zu Knochennekrosen. Tello ist jedoch geneigt, die Darstellung pathologischer Prozesse auf peruanischen Tongefäßen nicht der Uta zu zuschreiben, sondern eher der Syphilis (S. 123). Die Uta findet sich nicht an der peruanischen Küste (S. 120), sondern ist in den mittleren Höhen der Sierra templada an gewissen Plätzen endemisch. Die S. 123 ausgesprochene Beziehung der Syphilis zu Legenden und Zaubereien würde eine Parallele in Mexiko
14
Aufbruch der neuen englischen Südpolarexpedition.
in den Mythen des syphilitischen Gottes XolotlNanauatzin. Uber die Uta ist von Ricardo Palma (Sohn) eine be sondere Arbeit erschienen: La- Uta del Peru, Lima, im8". 104 S. Die S. 15 prenta de „El Lucero" 1908. bis 21 geschilderten klinischen Bilder werden durch Ab bildungen von 8 Fällen illustriert. Es wird (S. 18) betont, daß die Krankheit nur sehr selten große Deformationen finden
des Gesichtes
mit Verstümmelung
der Nase herbeiführt.
Eine Verstümmelung von Gliedern wird nicht beobachtet (S. 19). Die Krankheit soll meist schon in sehr jungen Was die Ätiologie an Jahren die Individuen befallen. langt, so wird S. 22 ff. der Volksglaube, daß die Übertragung durch eine Fliege oder einen Moskito hervorgerufen werde, Jedenfalls hat die Uta nichts mit einem argumentiert. tuberkulösen Lupus zu tun (S. 27). Die pathologisch anatomische Untersuchung zeigt Proliferationen des Corpus mucosum Malpighis einerseits nach der des Stratum corneum beraubten Oberfläche der Haut und andererseits nach der Tiefe in die Dermalschicht, die mit Embryonalgewebe infiltriert wird, das zentral verhornte Nester malpighischer Zellen aufweist. Hiermit gehen Veränderungen der Gefäße (Peri- und Endarteritis obliterans) einher. Im 5. Kapitel besonders zwischen Uta und wird die Differentialdiagnose Lupus tuberculosus durchgeführt. Der für Amerikanisten interessanteste Teil beginnt mit Kapitel V, wo eine Reihe altperuanischer Tongefäße verunstalteter Personen mit Darstellungen pathologisch erläutert wird. beschrieben und durch Photographien Palma hebt hervor, daß in den Fällen, wo auch Glied maßen verstümmelt sind, an Uta nicht gedacht werden kann (S. 66). Nach der verschiedenen Resumierung Möglichkeiten , die Mutilationen durch Kulthandlungen, usw. zu erklären, kommt Palma (S. 83) zu Bestrafungen
daß nur ein pathologischer Prozeß dar Schluß, gestellt sein kann, und daß da in erster Linie Syphilis in Frage kommt mit Resultaten Eingriffe chirurgischer dem
(S. 87).
Wie man sieht, ist das Ergebnis der beiden hier er wähnten Arbeiten von Tello und Palma für die Lösung der Frage der peruanischen Darstellungen von Krank heiten destruktiven Charakters ein ziemlich mageres. Um überhaupt hier jemals Licht verbreiten zu können, wird es nötig sein, eine große Zahl von solchen peru anischen Tongefäßen in öffentlichen und privaten Samm lungen systematisch zu untersuchen und nach Typen zu ordnen. Es wird dabei die Möglichkeit nicht außer Augen zu lassen sein, daß außer Syphilis auch Lepra in Betracht Es scheint mir, daß in vielen gezogen werden muß. Fällen eine scharfe Trennung dieser beiden Krankheiten an plastischen nicht durchführbar sein Darstellungen wird. Das gesamte Material, das bereits eine umfang reiche Literatur gezeitigt hat, aus der namentlich die Abhandlungen von R. Lehmann -Nitsche hervorzuheben sind , müßte kritisch gesichtet werden. zu Dringend wünschen ist die Herbeischaffung einwandfreier Knochen (nicht bloß von Schädeln), deren syphilitische Verände Alter rung ebenso zweifellos wie ihr präkolumbianisches anerkannt wäre. Probleme sind geeignet, auch in Rassenpathologische Amerika neue und weite Gesichtspunkte zu eröffnen. Die Lepraforschung müßte sich hier mit den wenig be kannten leichteren Formen von Lepra, die sich in eigen tümlichen Fleckenkrankheiten äußern, Elephantiasis und anderem mehr, beschäftigen. Es wäre auch lohnend, zu ermitteln, inwieweit hier ein Zusammenhang mit Nahrungsmitteln besteht. Dr. Walter Lehmann, München.
Aufbruch der neuen englischen Die „Terra Nova", das Schiff der neuen englischen hat in den ersten Tagen des Juni Südpolarexpedition, England verlassen und soll in Ly ttelton (Neuseeland) gegen die Mitte des Oktobers eintreffen. Im Gegensatz zu früheren die die Reise gen Süden gewöhnlich Südpolarexpeditionen, erst in der zweiten Hälfte des Dezembers angetreten haben, soll die „Terra Nova" bereits Ende November von Neu seeland aufbrechen, so daß sie gegen Ende Dezember den Dort wird die „WestMcMurdosund erreichen dürfte. abteilung" gelandet werden, die sogleich an den Bau der Winterstation gehen und dann, möglichst von Mitte Januar 1911 ab, eine Anzahl von Depots gegen Süden vor soll das Schiff die Küste von schieben soll. Inzwischen Edwardland rekognoszieren und dort, wenn möglich, eine mit ausreichenden Vorräten und kleinere „Ostabteilung" einigen Transportmitteln absetzen. Hierauf wird es nach dem McMurdosund und von da, etwa Mitte Februar, nach Sollten die Kohlenvorräte es ge Norden zurückkehren. statten, so soll die ^Terra Nova" auf der Rückreise das Packeis bei den Ballenyinseln untersuchen und zu diesem Mit Ablauf Zweck nach Westen oder Süden vordringen. des März geht sie dann nach Neuseeland. Die Westabteilung dürfte im April mit dem Hausbau und dem Errichten von Depots am Südrand des großen Eisfeldes fertig sein, und der Winter wird nun mit der des großen Vorstoßes verbracht Vorbereitung polwärts Dieser soll im Oktober 1911 beginnen. Den werden. Oktober und November wird die Reise über das Eisfeld
Südpolarexpedition.
und der Anstieg auf dem Beardmoregletscher in Anspruch nehmen, so daß Scott das südpolare Hochland Anfang Dezember erreicht haben wird. Etwa drei Wochen dürfte schließlich der Zug über dieses Plateau bis zum Südpol beanspruchen. Dieses ist das endgültige Operationsprogramm Scotts. Aus ihm geht hervor, daß er die Absicht, vom Edward lande aus den Südpol zu bezwingen, aufgegeben hat und sich an die bekannte Route Shackletons halten wird. Es ist das Richtigste, was Scott, dessen vornehmstes Ziel eben der Südpol ist, tun konnte. Selbst wenn eine Lan dung auf Edwardland möglich sein sollte — was im übrigen sehr zweifelhaft ist — , so würde Scott nicht darauf rechnen können, auf diesem gänzlich unbekannten Wege in einer Kraftanstrengung zum Südpol zu gelangen. Die Unter suchung von Edwardland bleibt also die Aufgabe einer Nebenabteilung. Als Teilnehmer
an der Expedition werden genannt: Marineleutnant E. R. G. R. Evans als Zweitkommandierender; Dr. E. A. Wilson als Chef des wissenschaftlichen H. L. L. Pennell als Physiker und Stabes; Marineleutnant Meteorologe der „Terra Nova" ; G. M. Levick als Arzt und Zoologe; E. L. Atkinson als Arzt und Bakteriologe (beide von der Kriegsmarine); Dr. G. L. Simpson als Physiker; T. Griffith Taylor und W. G. Thompson als Geologen; E. W. Nelson und D. G. Lillie als Biologen; — Die Heimkehr der Expe C. S. Wright als Chemiker. dition ist für März 1912 zu erwarten.
Oman. — Bijoherschau.
Oman. Über Oman, das von der Türkei so gut wie unabhängige, um so mehr aber heute unter englischem Einfluß stellende arabische Sultanat, hat der französische Marinearzt L. Moreau auf Grund eines mehrmonatigen Aufenthalts im Persischen Golf in den „Archives de medecine navale", ausgehend von
hygienischen Bemerkungen, auch einige allgemeine Angaben gemacht.
Im Gegensatz zum Klima des übrigen Arabien, das heiß und trocken ist, ist das allerdings ebenfalls heiße Klima von Oman durch seine Feuchtigkeit bemerkenswert. Diese Eigen tümlichkeit wird gewöhnlich darauf zurückgeführt, daß, während die arabische Küste am Roten Meer infolge der verhältnismäßig geringen Verdunstungsfläche desselben trocken bleibt, die Küste von Oman der beständigen Verdunstung der Wasser des Indischen Ozeans ausgesetzt ist. Moreau zweifelt aber an der Richtigkeit dieser Annahme und fragt: Warum hält nicht der an der Straße von Ormuz endigende Gebirgs auf, und warum sollte andererseits zug diese Feuchtigkeit das Rote Meer trotz seiner angeblich unzureichenden Fläche nicht Verdunstungserscheinungen zeigen, während doch der etwa ebenso beschränkte Persische Golf in der heißen Jahres zeit sie im beträchtlichen Maße auslöst ? Moreau ist im Monat Januar während seines Aufenthalts in, mehreren kleinen Häfen der afrikanischen Küste des Roten Meeres über den Feuchtig keitsgehalt der Luft erstaunt gewesen. Das Klima von Oman ist bald trocken, bald feucht. Der Winter, der von Dezember bis Februar dauert, zeichnet sich durch das Auftreten einiger Regenfälle aus. In Maskat die Niederschläge niemals 1HO bis 180 mm jähr übersteigen lich, und die Temperatur sinkt im Winter nicht unter 20° C. Folgende Tatsache zeigt, wie selten und unergiebig die Regen dort sind: Die auf der Reede von Maskat ankernden Kriegs schiffe lassen als Andenken an ihre Anwesenheit zur großen Freude des Sultans ihre in riesigen Lettern mit weißer Farbe Namen auf den Abhängen der die Reede um geschriebenen gebenden Granitberge zurück, und diese Inschriften sind dank der Trockenheit des Klimas so unverlöschbar , daß manche noch nach einem halben Jahrhundert zu lesen sind. Mit Beginn des April steigt die Temperatur und erreicht schnell 39 bis 40°. Vom Mai bis Juli steigt sie auf 45 und sogar 48°, um im August bis auf 33 und 30" zu fallen. Wäh rend der heißesten Monate weht im Golf von Oman fast un aufhörlich ein besonderer Wind, ein von den Eingeborenen „Gharbi" genannter Wüstenwind, und man muß mehr in den Persischen Golf hinausfahren, um hier den „Schemal" oder Nordwestwind anzutreffen. Im allgemeinen ist die Tempe ratur in Oman weniger launenhaft, als an den Küsten des übrigen Arabiens und Persiens. Für die Europäer aber ist das Klima schwer erträglich, und sie können nicht einmal auf die benachbarten kühleren Höhen flüchten, um sich vor der Hitze zu retten; denn die 8020 und 2360 m Höhe erreichen den Dschebels Akhdar und Nakhl sind ihnen infolge der dort ständig herrschenden Stammesfehden und der Räuber
15
nicht zugänglich. Deshalb suchen sie zur Zeit der Hitze Karachi in Indien auf. Die Bevölkerung fluktuiert stark und setzt sich aus sehr verschiedenen Elementen zusammen. Die Araber (etwa 300 000) dominieren allerdings stark. Die eingewanderten Beludschen zählen 60 000 und die ostafrikanischen Neger, die Suaheli, etwa 40 000. Die handeltreibenden Inder sind durch die Banjanen(1000) und die Luwatja (700) vertreten. Dann kommen noch 500 goanesische Perser und 400 Parsen hinzu. Diese Zahlen sind die des französischen Konsulats und ergeben im 402 600 Einwohner für das Sultanat, während man ganzen sonst Schätzungen von 1 Million findet. Moreau sagt, Oman sei zum größeren Teil Wüste; ehemals war die Lage günsti ger, und damals mag die Bewohnerzahl 1 Million und mehr Aber die schlechten hygienischen Verhält betragen haben. nisse, in denen die Bevölkerung lebt, haben die Sterblichkeit in beträchtlichem Maße vermehrt. Die Tuberkulose richtet große Verheerungen an, und man sieht keinen Weg, wie. ihr zu steuern sei: zu einem Araber kann man nicht über Hy Namentlich unter den Neugeborenen fordert giene sprechen. die Tuberkulose in allen Formen schwere Opfer. Außerdem sind die inneren Kämpfe ein wesentlicher Faktor für die Be räuberischen oder völkerungsabnahme bei den verschiedenen Ohne die Beludschen und Suaheli, rauflustigen Stämmen. deren Zahl allein sich dauernd zu vermehren scheint, würde Maskat selbst, das mit seinen Vorstädten und Matra 30 000 Ein wohner hat, nur die Hälfte davon zählen. Für die Araber ist Vegetieren das wahre Leben ; Fata listen und resignierte Pessimisten, verachten sie das diessei zur Beschaulichkeit, der Schwester tige Leben und gelangen Die meisten sind Fischer; abgesehen aber von der Trägheit. den Morgenstunden, die genügen müssen, ihnen die Mittel für die dürftige Existenz zu schaffen, verzichten sie auf jede Arbeit, und das lebhafte Treiben des Basars ist nur eine den Fremden verführende Täuschung, verbirgt ihm die Indolenz. Die Inder, die den Kleinhandel beherrschen, sind die Aristo kraten der Bevölkerung, manche haben sich ein kleines Ver mögen erworben, das ihnen ein gewisses Wohlleben gestattet. Sie wie die Omanaraber huldigen dem Opiumgenuß, und die Araber haben es verstanden, den Opiumgenuß mit den harten Pflichten des Ramadan in Einklang zu bringen: sie nehmen vor Anbruch des Tages einige Pillen und stehen dann wäh rend dessen ganzer Dauer unter dem Einfluß des Giftes. Sie sind übrigens recht fanatisch. Die meisten Inder sind gleich falls Mohammedaner. Die Beludschen und Neger verrichten die schweren Arbeiten, sie tragen Lasten und spannen sich vor die Karren; Zugtiere fehlen nämlich in Oman, nur der Das Kamel dient nur als Sultan besitzt etwa 40 Pferde. Tragtier bei den Karawanen, die größtenteils von Matra auf zubrechen pflegen. Die Hauptstadt Maskat verdankt ihre Bedeutung ihrer indischen und per Lage an der Vereinigung der arabischen, sischen Seewege. Der Hafen ist im Grunde eines Einschnitts gelegen, sozusagen in einem natürlichen Bett zwischen Bergen, aber schlecht geschützt vor den Nordost- und Nordwestwinden. banden größten
Bücherschau. Kleiner spanisch-indianischer (araukanischer) Ka techismus. Neue Ausgabe durch Rudolf R. Schuller. 43 S.
Santiago de Chile 1907, Druckerei Cervantes.
Beichtbuch in Fragen und Lehrpredigten auf Spa nisch und Araukanisch nach dem unveröffentlichten
Das Buch enthält in zwei Spalten — rechts Mapuche, links spanisch — zahlreiche, auf Grund der zehn Gebote gebildete Fragen, die, der Priester an den Beichtenden richten soll, vor
Antonio Her-
her eine kürzere und am Schluß eine lange Ermahnung für den Beichtenden. Auf S. 61 bis 68 folgen noch zwei bisher unveröffentlichte Lehrpredigten über Tod und Hölle und das Aby. ewige Leben.
Santiago 1907, F. BecerraM. Publikationen (in spanischer Sprache) liefert der bekannte Verfasser, der schon 1907 eine außer ordentlich verdienstliche und umfangreiche araukanische Bibliographie veröffentlichte, neues, wertvolles Material zum Studium des Mapuche. Die erste Schrift ist ein Abdruck des 1879 in Buenos Aires kleinen anonym erschienenen Katechismus, der in Frage und Antwort spanisch und arau kanisch die Hauptlehren der katholischen Kirche behandelt und am Schlusse die Gebote und die drei gebräuchlichsten Gebete wiedergibt. Das Beichtbuch, in der National dessen Manuskript bibliothek zufällig gefunden wurde, ist größer und reicher Schuller schickt ihm einige bibliographische ausgestattet. Angaben über das Manuskript und die anderen Arbeiten des P. Hernändez voraus, während P. Antonio Pavez einen Abrifl von dessen Leben, Missions- und literarischer Tätigkeit gibt.
Anniversary Volume. Anthropological Essays Presented to Frederic Ward Putnam in Honor of his seventieth Birthday, April 16, 1909, by his Friends and Asso ciates. New York 1909, G. E. Stechert and Co. Die zahlreichen „Festschriften", welche im letzten Jahr zehnt zu Ehren verdienter Gelehrter auf geographischem und ethnographischem Gebiete erschienen (Bastian, Ratzel, Boas, E. B. Tylor und anderer), enthalten eine Fülle wertvollen Stoffes, da die Mitarbeiter eine Ehre darein setzten, nur Der Tüchtiges dem Meister als Huldigung darzubringen. vorliegende Anniversary Volume ist unter allen der umfang Re mit über 600 Seiten und prächtig ausgestattet; reichste dakteur war der unermüdliche Franz Boas, Mitarbeiter sind die hervorragendsten amerikanischen Anthropologen, Ethno Putnam, dessen große Ver graphen und Kulturhistoriker. An dienste als Leiter des Peabody-Museums die allgemeinste erkennung genießen, begann seine wissenschaftliche Arbeit
Manuskript
nändez
des Franziskanermissionars
Calzada
In
diesen
beiden
P.
Mit biographischen Notizen O. F. M. , hsg. von Rudolf
P. Antonio Pavez Schuller. In 200 Ex. 125 S.
von
R.
(1843).
Putnam
16
Bücherschau.
mit Studien über Fische, ging dann zu anthropologischen und archäologischen Forschungen über und schloß daran die Verzeichnis ethnologischen. Das der Festschrift angehängte seiner Veröffentlichungen umfaßt von 1855 bis 1909 über 400 Nummern. Die Zahl der Abhandlungen in der vorliegenden Fest schrift beträgt 26, unter denen sich einige sehr umfangreiche befinden. Fast alle bewegen sich auf einer gewissen Höhe, manche bringen Neues und sichern dem Bande dauernden Wert. Sie alle nach Gebühr zu würdigen, ist leider hier nicht möglich, doch wollen wir einzelnes herausgreifen, was zur Kennzeichnung des Ganzen dienlich erscheint. Kroeber, der auf kalifornischem Gebiete so gründlich Erfahrene, beschäftigt sich mit der Frage des ersten Auf tretens des Menschen in Kalifornien und mit der Entwickelung der dortigen Kultur, wobei er in bezug auf ersteres zu dem Ergebnisse gelangt: Altogether it may be said that the Problem of the antiquity of man in California still awaits archäologischen its anwer, während die fleißig betriebenen der Forschungen uns die allmähliche Kulturentwickelung Nordwestamerikaner erkennen lassen. Mit der alten Töpferei der Zuni-Indianer befaßt sich eingehend Walter Fewkes. Während die moderne Töpferei mit ihren vielen kennzeich nenden Ornamenten sehr gut erforscht ist , hat man die ältere, ursprüngliche ganz vernachlässigt, da bis jetzt sorgfältige Ausgrabungen, namentlich in Heshotauthla, bewiesen haben, daß sich wesentliche Unterschiede zeigen. Es liegen keinerlei Übergänge zwischen alt und neu vor, der Symbolismus der dargestellten Ornamente usw. ist bei beiden durchaus ver schieden , so daß Fewkes für die neue Töpferei einen extracultural origin annimmt. Großen Umfang erreicht die Abhandlung von W. J. Mills über die sehr sorgfältig durchgeführte Ausgrabung des Seip Mound in Ohio, der einer der größten bisher un berührten seiner Art ist und seinen Namen nach den Be sitzern (Seip) trägt. Wiewohl mancher wichtige Fund darin gemacht wurde, können wir doch nicht weiter darauf ein gehen , da die Ergebnisse mit der Moundforschung im all gemeinen stimmen. — Schon längst war es aufgefallen, daß in der peruanischen Kunst der Fisch eine hervorragende Rolle spielt. Zahlreich sind die Holz- und Tongefäße in Fischform, als Dekoration auf Vasen und Bechern ist sie vielfach verwendet, und von der naturwahrsten Form, welche Arten mit Sicherheit erkennen läßt, geht die verschiedenen der Fisch allmählich in stilisierte Ornamentformen über, von denen niemand den Ursprung ahnen wird , der nicht die Übergänge kennt. Dieses wird unter Beifügung zahlreicher Abbildungen von Charles W. Mead gezeigt. Wie man auch in Europa nur allmählich dazu gelangt ist, für die Urzeiten verschiedene Kulturperioden zu erkennen, und jetzt selbst die Steinzeit höchst subtil nach französischem Stein Vorbilde je nach den gröber oder feiner bearbeiteten geräten in eine Anzahl Epochen zerlegt wird, so beginnt man auch für die prähistorische Zeit der Vereinigten Staaten mit der Zerlegung. Warren Moorehead versucht dieses zunächst für Ohio; für ihn ist es safe to assume that three cultures have clearly established, wobei auch ein kurzköpfiges südliches und ein langköpfiges nördliches Volk in Betracht welche schon komme. — Die Ruinen von Mitla in Mexiko, eine Literatur große hervorgerufen haben, darunter das Prachtwerk unseres Landsmanns Seier über die dortigen Wandmalereien, haben einen amerikanischen Gelehrten von Verdienst, Marshall H. Saville, zu weiteren Forschungen veranlaßt. Sie liegen hier, von vielen Abbildungen begleitet, in der Abhandlung .Über die kreuzförmigen Bauten von Mitla" vor. Diese zeigen sich als die großartigsten Grab kammern der ganzen Neuen Welt, nicht nur durch ihre Größe, sondern auch durch die meisterhafte Durchführung der Steinhauerei und die Ausschmückung ausgezeichnet. Was die Kreuzform betrifft, die ja in Amerika keineswegs ungewöhnlich ist, so scheint sie religiöse Bedeutung zu haben und mit dem Tlaloc- oder Quetzalcoatl-Kultus in Verbindung zu stehen. — Eine Spezialität aus der Mayadekoration be handelt G. Byron Gordon. Man hat dort in langschnäbeligen, rüsselbesetzten Köpfen altweltliche Elefanten gesehen, und Hartogh van Zouteveen (Arch. f. Anthrop., VII) hat im Jahre 1874 mit Hilfe solcher Elefantenrüssel phönizische Kultur zu den Mayavölkern gelangen lassen. Gordon zeigt in seiner Abhandlung, daß es sich hier um die Köpfe von großschnäbeligen Papageien handelt, deren lang stilisierte Schnäbel zu Rüsseln phantasiert wurden. — Ausgrabungen in den Totenräumen des Pueblo Bonito (New Mexico) hat G. Pepper unternommen, die eine große Ausbeute lieferten. Besonders erwähnenswert sind die reichen Tiirkisbeigaben (Schnitzereien in Gestalt von Fröschen) und die Türkis mosaiken, die an die altmexikanische Mosaikkunst erinnern,
der nur wenige erhalten haben. von
Exemplare sich in europäischen
Museen
Ein eingehendes Verständnis mit den Mayahieroglyphen und den Schriften von Förstemann und Seier verlangt eine Abhandlung von Ch. Bowditch über die Daten und Zahlen auf den Seiten 24 und 46 bis 50 des Dresdener Mayakodex, nach anführen können. die wir nur dem Titel Ergän so farbenreichen zungen zu den bisher bekannt gewordenen und eigentümlichen religiösen Zeremonien (namentlich den Sandmalereien) der Navaho-Indianer bietet A. M. Tozzer. Diese eigentümlichen Sandmalereien, die zum Teil farbige Darstellungen von Regengöttern, Wirbelwinden u. dgl bringen, unter Beigabe guter Abbil sind hier am ausführlichsten dungen behandelt, so daß wir erst jetzt voll über ihre Be deutung klar werden. Ganz überrascht sind wir, mitten unter all den ameri kanistischen Abhandlungen plötzlich auf eine solche aus der Volkskunde zu stoßen, die auch mit guter Be europäischen Materials verfaßt ist. herrschung unseres folkloristischen „Certain Quests and Doles" betitelt sich die Arbeit von Charles Peabody. Also Bitten, Verlangen und Gewähren, Schenken. Er faßt darunter die meist auf religiösem Hinter Umzüge zusammen, grunde beruhenden gabenheischenden Völkern an kirchlichen welche bei den meisten europäischen Festen gewöhnlich von Knaben ausgeführt werden, wobei Sitten, Lieder herrschen. Englische, deutsche, verschiedene italienische, französische usw. werden vergleichend angeführt und dabei die große Übereinstimmung nachgewiesen. So finde ich z. B., daß die schottischen Kinder am 81. Dezember um herziehen und Haferbrot erbitten, wobei sie singen: My feet's cauld, my shoons thin Gie's my cake and let me rin, wobei mir sofort aus einem Martinigesang meiner deutschen Heimat die schlagende Parallele einfiel:
Ik sta up kölem steine Mik freiset mine beine, Gif mik wat, ik mot en
hüs
nieder
noch wider gän.
Eine hochverdiente Amerikanistin, Frau Zelia Nuttall, fehlt auch nicht mit einem Beitrag, welcher das Überleben in Mexiko betrifft. Sie fand in der echten Purpurfärberei Tehuantepec, daß die dortigen Frauen schön purpurfarbige Baumwollgewänder trugen , und berichtet dann , wie die Fischer bei dem Orte Huamelula mit dem Baumwollgarn in das Meer fahren, dort die Purpurschnecken (Caracol genannt, Purpura patula) sammeln und ihren färbenden Saft auf das Garn ausdrücken. Dieses wird dann weiter behandelt und erhält später erst seine schöne Farbe. Der vorher beschriebene Prozeß dient auch zur Aufklärung der antiken Purpurfärberei im Mittelmeer. Frau Nuttall unterläßt nicht, Auszüge aus der Abhandlung des Berliner Zoologen v. Marteus (Zeitschr. f. Ethnol. 1898) und den Schriften von Eduard und Cäcilie Seier zu geben, welche vor ihr über diesen Gegenstand ge Zum Schlusse wirft die Verfasserin die schrieben haben. brennende Frage auf, ob dieses Überbleibsel der Purpur färberei bodenständig und ursprünglich oder entlehnt sei, durch „schiffbrüchige mittelmeerische Seefahrer nach Ame rika gelangte", und ihre Ansicht neigt sich der letzteren Warum aber jene schiffbrüchigen Mittel Auffassung zu. meerleute Kulturelemente nach Amerika zu wichtigere bringen unterließen, sagt die Verfasserin nicht. Rein anthropologischer Art ist der Beitrag über die Mes sungen, welche Alexander Hrdlicka an Indianern des südwestlichen und nördlichen Mexiko ausführte, nach denen die Otomi die kleinsten sind (Männer 159 cm im Durchschnitt), während die Maricopa (Männer 175 cm) als die größten er scheinen. Einige sprachliche Beiträge: über die Sprache der Irokesen von Franz Boas, über die Wintungrammatik von Roland Dixon und über einen neuen Siouxdialekt von J. Swanton entziehen sich meiner Beurteilung. Zum Schlusse erhalten wir noch eine flott geschriebene Skizze von George Dorsey, der im Jahre 1908 die deutschen Salomonsinseln besuchte; sie bietet aber für uns nichts Neues. R. A.
Natursagen. Eine Sammlung natur Märchen, Fabeln und Legenden. Bd. III : Erster Teil. Leipzig 1910, B. G. Teubner.
Oskar Dähnhardt, deutender
Tiersagen. 15
Jt.
Sagen,
Den allseits mit großem Beifall aufgenommenen beiden ersten Bänden der Natursagen folgt hier der dritte, Tier In der Einleitung nimmt Dähnhardt sagen behandelnde. grundsätzliche Stellung zu der jetzt vielfach die Ethnologen wieder beschäftigenden Krage nach der Entlehnung oder usw., und bei der Sagen Wanderung der verschiedenen
Kleine Nachrichten. Fülle des zu vergleichenden Stoffes und dessen Durch arbeitung konnte Dähnbardt wohl zu einem Ergebnisse ge soweit es sich um die. hier in Betracht langen, wenigstens kommenden Materien handelt. Er geht aus von den bei Bastian , R. Andree u. a. für den Völkergedanken sprechen den Beweisen, gibt aber auch den Wanderungen ihr Recht. „Im allgemeinen darf man wohl annehmen, daß Sagen und Märchen, die nur in einem Motiv übereinstimmen , ohne Wanderung überall in gleichen oder ähnlichen Formen ent stehen können, besonders Natursagen, denn die Natur ist überall das gleiche Objekt, an dem sich die beobachtende und dichtende Volksphantasie in gleicher Weise versucht. Doch ist auch hier die Wanderung nicht ausgeschlossen. Gleichheit mehrerer Motive deutet dagegen wohl immer auf Wanderung hin." Für beides nun bietet die vorliegende Sammlung ein überreiches Material. Nicht nur, daß der Verfasser unter Beihilfe einer Anzahl hervorragender Forscher im In- und Auslande seine gewaltige Sammlung zusammenbrachte, er hat sie auch so geordnet, daß man mit Leichtigkeit über sehen und auffinden kann, was die Natursagen nicht nur der europäischen, sondern auch amerikanischer, afrikanischer und anderer Völker bieten. Das Ubereinstimmende wird sofort klar. Es ist ein entschiedenes Verdienst von Dähn bardt, daß er nicht, wie es bei ähnlichen Untersuchungen meist der Fall ist, an der europäischen Scholle kleben blieb, sondern nach Möglichkeit die Völker der Erde zusammen faßt^. Die 18 Kapitel, in welche er seinen überreichen Stoff Wir gliedert, zerfallen wieder in viele Unterabteilungen. können sie nicht alle hier registrieren, heben aber die Ab schnitte über Gestalt und Eigenart der Tiere, das Entstehen des Ungeziefers , Tierstimmen , die Namen , Gewohnheiten (Geruch , Diebstahl) , Nahrung , Verwandlungen der Tiere hervor. Auch greifen einzelne Untersuchungen, wie jene über die Gewinnung des Feuers und die Seelenvögel, über den engeren Rahmen hinaus. Der noch ausstehende Schluß band des Werkes soll sich mit der Geschichte und Psycho logie der Sagen beschäftigen. großen
F.
Birkner,
Der
diluviale Mensch
in
Europa.
1,75 JtMünchen 1910, Isaria-Verlag. Die neuerdings sich häufenden Funde von Uberresten des diluvialen Menschen in Europa haben schon verschiedene zusammenfassende Schriften veranlaßt. Unter diesen ist die vorliegende die wissenschaftlich am besten begründete, die klar einen größeren Leserkreis unterrichtet. Zwar bringt sie uns in Wort und Bild nichts Selbständiges und Neues, aber sie zeichnet sich aus durch eine recht objektive Zusammen fassung und stellt bei abweichenden Ansichten und Hypo thesen (z. B. in der Eolithenfrage) das Für und Wider gegen einander. Etwa 100 Abbildungen, alle nach guten, neuen Den vom Verfasser selbst Vorlagen, schmücken die Schrift. angezweifelten „Neandertaler nach Kupka", Fig. 53, hätte man vielleicht besser durch eine der traditionellen Abbil biblische dungen Adams ersetzen können , die wenigstens Autorität hinter sich haben.
Otto Keller, Die antike Tierwelt. 1. Bd.: Säugetiere. XII u.434 S. m. 145 Abbild, im Text u. 3 Lichtdruck tafeln. Leipzig 1909, Wilhelm Engelmann. Otto Keller gehörte als einer der ersten zu jenen aucli zahlreichen klassischen Philologen, jetzt noch keineswegs welche die klassische Altertumswissenschaft nur als einen
17
Teil
der allgemeinen Wissenschaft vom Menschen ansehen und daher auch einen weiten und geschärften Blick für all Kine Autori ethnologische Beziehungen haben. gemeine tät ersten Ranges ist Keller für die kulturgeschichtliche Be Altertum, und sein 1887 deutung der Tiere im klassischen zu Innsbruck erschienenes Buch „Tiere des klassischen Alter tums in kulturgeschichtlicher Beziehung" gehört zu den Büchern, die der Philologe ebenso wie der Kulturforscher zu Es ist erfreulich, schätzen weiß. daß zu diesem Werk nun — mit Unterstützung der kaiserl. Akademie der Wissen — schaften in Wien eine groß angelegte, auf zwei Bände berechnete Fortsetzung und Erweiterung erscheint. Der vor erste Band behandelt die Säugetiere und bietet ein liegende
außerordentlich reichliches, durch wertvolle Illustrationen noch vermehrtes kulturgeschichtliches Material. Der Verfasser be schränkt sich hierbei keineswegs nur auf die Griechen und Römer, sondern zieht auch die orientalischen Völker (nament lich Inder und Ägypter) in Betracht, soweit uns antike Schriftsteller übür sie berichten. Auch mit den prähistori schen Forschungen über die Verbreitung der Tiere und die Anfänge der Zähmung und Züchtung von Haustieren zeigt sich Keller wohlvertraut. Das Werk ist ferner ein wichtiger Beitrag sowohl zur Geschichte der materiellen als auch der geistigen Kultur der Völker des Altertums. Denn wir erfahren aus ihm nicht nur, was die Alten von den Tieren wußten bzw. fabelten, welche Tiere sie kannten, zähmten und züchteten, welche und den Bedeutung die Tierwelt für die Volkswirtschaft Sport hatte, sondern auch was die Alten von den Tieren glaubten, welche Rolle sie im Mythos, im Volksglauben, im Kultus und in der- Volksmedizin spielen, ferner was die Dichter von den Tieren erzählen und wie die Künstler sie darstellen. Manche wichtige Beiträge zur vergleichenden Fabel- und Märchenforschung wird man in den Ab schnitten über die Affen, den Löwen, die Hauskatze, die Maus, das Wiesel, das Eichhörnchen, den Esel, das Maultier und andere finden. Insbesondere aber sei hier das Schluß kapitel über das mythische Einhorn erwähnt, welches in Sage und Dichtung östlicher und westlicher Völker eine so große Rolle Wertvolle religionsgeschichtliche spielt. Beziehungen werden in allen Abschnitten, namentlich aber in denen über den Hund, die Hyäne, die Ziege, das Schaf, Für das Pferd, das Rind und das Schwein nachgewiesen. die Wirtschaftsgeschichte sind von größter Wichtigkeit die Abschnitte über die Hundezucht — es ist erstaunlich, welche Mengen von Hunderassen die Alten gezüchtet hatten! — sowie über die Pferde-, Ziegen-, Schaf-, Rinder- und Schweinezucht. Die gründlichsten Monographien sind dem Pferd und dem Rind gewidmet. Ich verweise nur auf die eingehen den Untersuchungen über die Verbreitung des Pferdes im Altertum, über die Pflege und Zucht des Pferdes bei den alten Griechen, über Eeiten und Fahren, über das Wettrennen mit Wagen, über das Roß in Mythologie und Kult, insbesondere Roß das bei den indogermanischen Völkern so bedeutsame über den Apis opfer, über die Rinderzucht im Altertum, kult der Agypter, über den Minotaurus, über das antike Hirten Diese bei den Alten usw. leben, über die Milchwirtschaft bloße Aufzählung genügt, um zu zeigen, daß das Werk nicht nur für den klassischen Philologen, sondern auch für den Ethnologen viel wertvolles und dankenswertes Material enthält. Möge dem vorliegenden ersten Bande recht bald der zweite nachfolgen. M. Winternitz. Prag.
Kleine Nachrichten. Abdruck nur mit Quellenangabe gestattet.
— Anfang Juni hat hagen
verlassen, die
eine dänische Expedition Kopen im Nordatlantischen Ozean und
im Mittelmeer ozeanographische Studien ausführen wird. Ihr Leiter ist Dr. Johs. Schmidt, bekannt durch seine früheren Forschungen im Atlantik, besonders über den Aal. Seine Begleiter sind J. W. Nielsen als Hydrograph, C. H. Ostenfeld und O. Paulsen als Plank tonspezialisten, Sven Palitsch vom Carlsberg-Laboratorium als Chemiker und ein Biologe. Während des ersten Teiles der Fahrt in den Ge wässern von Island und den Färöer, Juni über, sollen die Forschungen einen mehr offiziellen Charakter haben, weil sie auf Kosten der dänischen Regierung geschehen und einen Teil des internationalen Schemas der Meeresforschung bilden. Der zweite Reiseabschnitt wird mit Beginn des Juli in einem englischen Hafen seinen Anfang nehmen, und die Kosten
teils Privatleute. Auf hierfür tragen teils der Carlsb^rgfonds, die atlantischen Gewässer südlich von Irland wird nicht viel Zeit verwendet werden, es soll dann gleich nach dem Mittel meer gehen. Expeditionsschiff ist der bekannte Forschungs dampfer „Thor".
— Die Geographie auf der 82. Versammlung deut scher Naturforscher und Arzte (Königsberg i. Pr., 18.
bis 23. September 1910). Ans Königsberg wird uns berichtet: Die Geographie ist zunächst an der sogenannten gemein schaftlichen Sitzung der Hauptgruppen am Donnerstag, dem Es ist gelungen, den 22. September, vormittags beteiligt. Südpolarexpedition, deutschen Führer der nächstjährigen Oberleutnant Filchner, für diese Sitzung zu einem Vortrage Damit knüpft die über sein Unternehmen zu gewinnen.
Kleine Nachrichten.
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»
Tagung wieder an die Traditionen der Zeit Neumayers an. Dem Herkommen der letzten Jahre entsprechend , ist auch wieder eine geographische Sektion eingerichtet worden, deren Einführende Professor Hahn und Professor Lullies sind. Der Praxis der Geographentage folgend , nahen sie eine Anzahl ausgewählt, die das Rückgrat der Diskussion Gegenstände bilden sollen. .Solche Gegenstände sind : Die Rolle der Erd beschreibung auf der Naturforsclierversammlung (HahnKönigsberg); die Geologie im Schulunterricht (Lullies-Königsberg); die Zerstörung der Steilküsten in der Gegenwart die großen Straßen des Weltver (Brückmann-Königsberg); kehrs (Mennig-Berlin und andere); Landeskunde des nord östlichen Deutschland, besonders auch Posens (voraussichtlich Schütze-Posen und andere); Ethnographische Probleme aus dem südöstlichen Asien (Oberlehrer Bork - Königsberg und andere).
— Das Somaliland-Protektorat gehört zu den Schmerzenskindern der englischen Regierung, weil dort der sogenannte „Tolle Mullah" sein Wesen trieb und die Engländer Die zu kostspieligen und doch nutzlosen Feldzügen zwang. englische Regierung hat sich daher entschlossen, das Innere der Kolonie aufzugeben und künftig nur einige Punkte an der Küste, darunter Berbera, besetzt zu halten. Die der Re gierung freundlich gesinnten Stämme sollen mit Waffen ver sehen werden, damit sie sich der Angriffe des „Tollen Mullah" und dann soll mit der Zurück selbst erwehren können, ziehung der Truppen begonnen werden. Das Somaliland-Protek torat ist ein Glied in der Kette jener Stationen, die England den Weg nach Indien sichern sollen, und darin beruht allein die Bedeutung der Kolonie; wirtschaftliche Vorteile bietet sie wenig oder gar nicht. Jener Zweck aber kann durch die erreicht werden. Kürzlich Besetzung der Küste genügend wurde nun wieder berichtet, der „Tolle Mullah" sei gestorben, und wenn diese Nachricht diesmal bestätigen sollte, sich so würde die englische Regierung in ihrem Entschlusse doch vielleicht wankend werden, zumal dieser im Parlament durch Die Opposi aus nicht allgemeine Billigung gefunden hat. tion wandte ein, daß durch das Aufgeben des Protektorats Ansehen nicht nur dort, sondern auch in das englische Abessinien leiden würde. — In
Südamerika ist seit dem Jahre 1903 eine von ausgesandte „kroatische wissenschaftliche Mission" tätig, an deren Spitze die Herren Mirko und Stevo Seijan stehen. Uber ihre bisherigen Unternehmungen Die Mission landete folgendes mitgeteilt werden: mag im genannten Jahre in Rio de Janeiro und begab sich nach S. Paulo, um über Land die Stromschnellen des Rio ParanaTalabwärts an diesem Flusse und den panema zu erreichen. Rio Ivinheima hinauf kamen die Forscher in die Campos de Vaccaria, überschritten die Höhenzüge Dorados-Brillante zum Rio Miranda und erreichten Corumba, die am Rio Paraguay Diese Reise dauerte gelegene Handelsstadt von Matto Grosso. ein Jahr, und die Mission hatte beschlossen, die Rückkehr zu den Gestaden des Atlantischen Ozeans quer durch Para guay und den brasilianischen Staat Parana zu bewerkstelligen. Bei dieser Gelegenheit wurden die großartigen Wasserfälle El Salto del Guayrä des Rio Paranä und der am gleich Das namigen Flusse gelegene Salto del Jguazü besucht. letzte Projekt der Mission, das zwischen den Flüssen Xingu und Paranatinga - Tapajoz liegende und bis heute auf allen Karten als unbekannt bezeichnete Landgebiet zu erforschen, scheiterte an der Revolution, die im Jahre 1906 in Matto Grosso (Cuyabä) herrschte. Die Regierung dieses brasiliani schen Staates bemächtigte sich mit Gewalt der der Mission und der des Proviants gehörigen Reit- und Tragtiere, Munition und verhinderte dadurch die geplante Expedition, für die die Mittel in Chile aufgebracht waren. Ihre letzte Forschungsreise richtete die Mission im Jahre 1908 nach dem linken Ufer des unteren Amazonenstromes und ins Amapagebiet. (Erwähnt sei, daß seit 1889 die beiden Reisenden drei Jahre in Abessinien weilten , dort mit geographischen und ethnographischen Studien beschäftigt waren. Sie kamen bis zum Omo, Rudolf- und Stefaniesee. Die ethnographische Sammlung wurde dem Kroatischen Landesmuseum in Agram übergeben, die Resultate sind in kroatischen Zeitschriften veröffentlicht worden und deshalb ziemlich unbekannt ge Agram
blieben.) — Die französischen Prähistoriker E. Cartailhac und Breuil setzen ihre Beschreibungen der Malereien und Figurenritzungen in den Höhlen der Pyrenäen fort. Jetzt 1910, S.129) sind sie bei der Höhle von (L'Anthropologie Gar gas in der Gegend von Bagueres-de-Luchon angelangt, wo zu den bekannten Büffel- und Pferdebildern sich etwas
Abbe
1 Neues
gesellt:
das
sind
lungen menschlicher
massenhaften Darstel Hände, auf die allerdings 1906
die
Felix Regnault hingewiesen hatte. Bei den Analogien, welche diese Handbilder in der heutigen Ethnographie bieten, erscheint ihr Vorkommen in der Höhle von Gargas besonders Die Handdarstellungen sind durch die ganze belangreich. Höhle verteilt, und die Forscher konnten mehr als 150 zählen; sie müssen aber ursprünglich viel zahlreicher gewesen sein, da in der sehr feuchten Höhle die Sickerwasser viele fort haben, andere durch spätere Kalkablagerungen gewaschen verdeckt wurden. Die Darstellung der Hände erfolgte in sehr einfacher Art. Die Hand wurde mit ausgebreiteten Fingern auf die feuchte Höhlenwand gelegt und dann rote oder schwarze Farbe ringsum aufgetragen, so daß beim Fort ziehen der Hand deren Abbild rot oder schwarz umrahmt In überwiegender Menge handelt es sich um zurückblieb. linke Hände, woraus hervorgeht, daß der Darsteller die rechte Hand zum Auftragen der Farbe benutzte, was auf Rechts händigkeit der prähistorischen Höhlenbewohner schließen läßt. Noch etwas fällt bei den abgebildeten Händen auf : bei vielen fehlen an einem oder mehreren Fingern einige Glieder, was, bei der Häufigkeit des Vorkommens, nicht auf Zufall beruhen kann. In Frankreich ist die Höhle von Gar gas die erste , in welcher man solche Handbilder beobachtet hat, während ganz gleiche und in der gleichen Art her gestellt in den Höhlen von Santander in Spanien 1906 ge funden wurden. Mit Recht haben Cartailhac und Breuil die Ethnographie zur Erklärung der von ihnen beschriebenen Handbilder heran Wir kennen ganz ähnliche Handbilder aus sehr gezogen. verschiedenen Kulturepochen bei Nord- und Südamerikanern, Nordafrikanern, Phöniziern, besonders aber aus Australien, wo sie auf den Felsmalereien der Eingeborenen in der gleichen Technik wie in der Höhle von Gargas dargestellt sind (Ma thews im Journ. Anthropol. Institute, Bd. 25, Tafel 14). Was die Beschreiber der Handbilder nicht erklären, ist das Fehlen einzelner Fingerglieder bei den Händen der Gargashöhle. Auch hierfür kann eine ethnographische Parallele angeführt werden, nämlich das sehr verbreitete Ablösen eines Finger amerikani gliedes als Zeichen der Trauer bei verschiedenen schen, afrikanischen und polynesischen Völkerschaften. R. A. schon
— Seit dem Juli 1909 wird — durch eine französische Gesellschaft — eine neue Eisenbahn gebaut, die von dem ecuadorianischen Hafenort Bahia de Oaraques nach Quito Sie wird etwa 300 km lang sein und daher die führen soll. Hauptstadt Ecuadors weit schneller mit dem Meere verbinden, von Guayaquil ausgehende Bahn. als die schon bestehende Auch hat Bahia de Caraques, das gegenwärtig erst 4000 Ein wohner zählt, vor Guayaquil den Vorteil eines viel gesünderen Bisher Klimas und einer geringeren Regenmenge voraus. sind von Bahia de Caraques aus freilich erst 5 km im Betrieb. Die Linie folgt dem Rio Chone (oder Calceta) aufwärts ins Gebirge, überschreitet dieses in 400 m Höhe und erreicht die Stadt Baizar. Dort wird sich die Bahn gabeln, der nördliche Ast nach Quito, der südliche nach Guayaquil führen. Bis Baizar sind alle Vorarbeiten vollendet. Ein großer Übelstand Die Gezeiten ist beim Bau der Mangel an süßem Wasser. hinauf bemerkbar, und machen sich bis 30 km den Chonö die Einwohner sind soweit auf das Regenwasser angewiesen. Die Bahnbaugesellschaft hat daher die Anlage einer Wasser leitung beschlossen. Anfangs erschien die Frage der Be schaffung von Arbeitskräften bedenklich ; sie scheint nun aber durch die Herbeiziehung von solchen aus Colombia und Jamaika gelöst zu sein. — Kapitän Cortier dürfte seine neue Saharareise, über die hier einige Male berichtet worden ist, inzwischen beendet haben und nach Frankreich zurückgekehrt sein. Sie hatte namentlich topographische Zwecke, und es sollte den zahlreichen neueren französischen Routen in der westlichen Sahara durch astronomische Ortsbestimmungen ein festes Deshalb reiste er nicht mit bis an Gefüge gegeben werden. die Zähne bewaffneten Meharistenkompagnien, sondern mit nur wenigen Reitern, wurde somit freilich auch manchmal durch räuberische Unternehmungen der Wüstenstämme in seiner Bewegungsfreiheit behindert. Aber er bringt doch ein schönes, umfa>).
geben.
Dank der Ergebnisse der systematischen Ausgrabungen Uhle wissen wir, daß diese szenischen Darstel lungen zwar aus sehr alter Zeit, die weit vor der Inka kultur zurückliegt, stammen, daß sich ober doch deutlich eine noch frühere Zeitperiode unterscheiden läßt, deren sich aufs engste an die alte Kultur Kulturerzeugnisse von
')
!)
Die Gewebe dieser letzteren, von Tiahuanaco anschließen. der zeitlich früheren Kulturperiode sind ohne Webstuhl gewebt und stimmen in ihrer Technik durchaus mit den Nur die Ge entsprechenden Geweben von Ica überein.
webe der späteren Periode mit den szenenhaften Dar stellungen sind mit dem Webstuhl gearbeitet, der seinem Wesen nach genau mit den entsprechenden Formen der Südsee und Ostasiens übereinstimmt. Auf den sich der alten Tiahuanacokultur anschließenden Geweben haben wir es zumeist mit der Darstellung szeptertragender Figuren zu tun, die entweder als Muster eingewebt oder auf einfaches Baumwollengewebe Auf aufgemalt sind den Geweben der späteren Periode mit den szenenhaften finden wir insbesondere Bootsszenen dar Darstellungen gestellt, bei denen hochgeschnäbelte Binsenboote zur Ver wendung kommen, wie sie heute noch auf dem Titicacasee in Gebrauch sind ..." Ehe ich mich in dem weiteren Teile des Berichtes umsehe, möchte ich auf die Landkarte verweisen, wo Ica und Pachacamac verzeichnet sind. Am ersten Orte, im Süden, finden wir Ähnlichkeiten nur mit Tiahuanaco. Am zweiten, dicht bei Lima, dieselbe Kultur und eine neuere sehr verschiedene. Trotz einer wahrscheinlichen Urverwandtschaft finden wir zwei Völkerschaften (nicht nur Epochen), die scharf unterschieden werden können und nach meiner Ansicht auch noch im heutigen Peru gefunden werden. Daß beide Völker aus Ostasien gekom men sind, scheint auch mir wahrscheinlich, wie ich bereits anderwärts bemerkt habe. 2).
1910, n, In der Zeitschrift „Süd- und Mittelamerika finde ich einen G. St. unterzeichneten Bericht über den Gesellschaft gehaltenen Vortrag in der Anthropologischen der von Dr. Max Schmidt über peruanische Webereien, mich sehr interessiert hat , und zu dem ich einige Be merkungen hinzufügen möchte. Der Verfasser spricht über die verdienstlichen Aus grabungen Dr. Max Uhles und sagt folgendes: „Wir kennen geometrische Ornamente und Flechtmuster aus altperuanischen Geweben, die aus der Gegend von Ica stammen; die Gewebe aus Pachacamac dagegen zeigen neben dieser geometrischen Ornamentik eine ganz die Szenen aus andere Art von bildlichen Darstellungen, dem täglichen Leben und andere szenische Bilder wieder
Vgl. Bd. 96, 8. 317.
1906.
Vgl. Sarmiento de Gamboa, ed. Richard Pietschmann Bilder als Gegenstücke zu dem Geschichtswerke 1572.
Zur Völkerkunde
ein lesen zu können, ganze Verse in die Satteltaschen webte, sobald man ihr nur die Buchstaben angab. Ferner berichtet G. St. von der Zeichnung eines Blas rohres, von der er sagt, daß es die einzige Darstellung Ich dieser Waffe sei, die man in Peru gefunden habe. also in dem' habe das Blasrohr in Jaen de Bracamoros, Hinterland der Provinz Lambayeque, angetroffen, wo es zur Jagd auf Rehe benutzt wurde, um mehrere in einem Rudel zu erlegen. Man benutzte einen kleinen, mit Baum wolle umwickelten Pfeil oder Pflock, der vor dem Schuß An der Küste muß das Blas in Gift eingetaucht wurde. rohr aber immer selten gewesen sein, weil das geeignete
Maispflanzen
nach unten
anderen ihn mit lautem Geschrei umkreisen. Da die Entwickelung der andinischen Völker durch die spanische Eroberung schroff unterbrochen wurde, kann man die räumliche Verteilung jener Zeit noch deut lich an den Ortsnamen unterscheiden. Die Kraft der Inkas war gebrochen und damit auch großenteils das
Vordringen ihrer Sprache.
Nur im Gebirge und be förderten die Missionare die weitere Ausdehnung des Kichua, weil sie fanden, daß die Indianer diese Sprache besser begriffen als das Spanische. Anderen teils muß man bedenken, daß diese hochentwickelte Sprache die Ubersetzung außerordentlich erleichterte. Aber auch diese Bewegung ging zurück, nachdem man von den Priestern auch die Kenntnis der übrigen Sprachen ver Von dieser Zeit an sehen wir nur noch ein Vor langte. dringen der spanischen Namen gegen die indianischen. Da aber die Priester meistens nur dem alten Namen den eines Heiligen hinzufügten, so hat sich die ältere Form noch vielfach erhalten. Wenn ich nun die Namen der Umgegend von Lima ansehe, so finde ich, daß sie dem Kichua angehören. So auch der Name Pachacamac (pacha kamak oder camac = Schöpfer und Erhalter der Welt), der sehr alt ist und an die Sagen von Kami und Keri = Sonne und Mond erinnert, von denen uns Dr. v. d. Steinen (Unter den Naturvölkern Zentralbrasiliens, 319) erzählt. Dr. Tschudi erwähnt in seinen Sprachproben einen Vers, von dem er sagt, daß er aus der Zeit der Inkas stammt: Es handelt sich um eine Prinzessin (fiusta), die mit einem Krug voll Wasser in den Himmel versetzt ist. Ihr Bruder zerschlägt das Gefäß, das Wasser fließt her aus und fällt zur Erde als Regen Schnee und Hagel. Darin heißt es: Pachacamac (der Schöpfer der Welt), Pacharurac (der Erbauer der Welt) hat dich zu diesem Zweck dort hingesetzt und erhält dich. Der Name Pachacamac ist also für einen Ort des und doch wäre es religiösen Kults durchaus passend möglich, daß die Kichuas ihn einem früheren, nicht ver standenen Wortlaut angepaßt haben. wo im Norden von Quito So heißt das Schlachtfeld, einst die Karankis besiegt wurden heute Hatuntaki takani, schlagen, ein Name, der aus Tun(hatun, groß taki Schlaf stelle] entstanden ist). So bedeutet der Name des Hafens Pacasmayo Pacayfluß (pacay = inga edulis) in Kichua, während in der Mochicasprache der Name Pakatnamu lautet und wahrscheinlich Eintritt der Fische bedeutet. Wenn ich auch kein großes Gewicht darauf lege, so möchte ich doch auf den Namen der Stadt Lima aufmerk sam machen, die von dem Fluß Rimac durchflössen wird (d. h. wenn er Wasser hat). Man sieht sofort, daß Flußund Stadtname dasselbe Wort sind. Rimac bedeutet „der ,
S.
8)
-f-
sonders im Norden
4)
wird.
Grün: Blätter eines Strauches, Chilca genannt. Blau : Ich habe nur importierten Indigo gesehen, doch wächst die Indigofera Anil überall an der Küste. Gelb: Verschiedene Wurzeln und Blumen, die als „Azafran" bezeichnet werden. Braun: Die natürliche Farbe einer Varietät der Baum wolle (Algodon pardo). werden auf diese Weise Ponchos und Heutzutage Satteltaschen (alforjas) gewebt; erstere nur in Streifen aller mög gemustert, letztere aber oft mit Zeichnungen wie Schiffe, Menschen, Tiere und lichen Gegenstände, Ich kannte eine Indianerin, die, ohne selbst Pflanzen.
die reifen
,
funden
Zum Schutze werden
geknickt, oder man stellt Knaben auf, um die Vögel zu verscheuchen. Ich habe oft die Schleuder wie eine Peitsche knallen hören, und hie und da gelingt der Wurf und ein Vogel fällt aus dem Schwärm zur Erde, während die
,
Eisenvitriol (aleaparrosa). Rot: Cochenilla, die an den Abhängen der Berge überall an der Opuntia (Feigenkaktus, tuna, higo chumbo) ge
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festen Farben Die altindianischen , außerordentlich sind erst seit wenigen Jahren durch deutsche Anilin Benutzt wurden für: farben verdrängt. Schwarz: Die Schoten verschiedener Akazien und
Südamerikas.
Holz (Palme) dort nicht vorkommt. Auch in Ecuador wird diese Waffe, wie schon früher bemerkt, benutzt; sie ist wohl schon auf der Wanderung von Süden mitgebracht. Auch von einem Vogel, der am Mais sitzt, und Män nern mit Schleudern auf den Geweben wird erzählt. Ersterer ist wohl der grüne Sittig oder Papagei mit rotem Gesicht, der den Pflanzungen viel Schaden tut.
")
Wie aus den Forschungen Dr. Uhles zu ersehen ist, findet sich die ältere Kultur an der Küste und im Gebirge, die jüngere aber nur an der See. Letztere könnte also sehr wohl die erstere zeitweilig in das Gebirge zurückgedrängt haben, wo sich das Reich der Inkas und auch schon ihrer Vorgänger ausbildete. Daraus würde sich der alte Kampf mit den Küsten indianern erklären, die erst von einem der letzten Inkas endgültig unterworfen wurden. Die wenigen in dem kurzen Bericht gegebenen Daten über die spätere Kulturperiode glaube ich nun noch heute an der Nordküste von Peru zu finden — in dem alten Reich der Chimus, denen noch nicht die Aufmerksamkeit • gewidmet wird, die sie verdienen. Binsenboote finden sich noch heute in Die den Häfen und werden wohl erst von der von Eten und Pimentel Küste nach dem Titicaca gekommen sein. Es ist aber nicht wahrscheinlich, daß die ersten Einwanderer auf diesen kleinen Fahrzeugen angekommen sind, denn sie sind zwar Man muß da sehr sicher, aber natürlich nicht dauerhaft. wohl hölzerne Fahrzeuge annehmen, die erst bei späterem Mangel an geeignetem Holz an der nackten Küste durch Binsenboote ersetzt wurden, bis man bei späterer Besetzung im Norden wieder besseres Material fand des Guayas (vgl. Globus, Bd. 95, Nr. 10). Nun komme ich zu den Geweben, bei denen ich, nach eine große Ähnlichkeit zwischen den der Beschreibung, alten und heutigen finde. Der noch jetzt gebräuchliche Webstuhl ist der mög Die Fäden werden zwischen zwei Hölzern lichst einfache. ausgespannt, und es hat jede Bahn (pano) ungefähr 35 bis 40 cm. Das obere Holz wird an einen Balken gebunden, die webende Indianerin mit und das untere befestigt einem breiten Gürtel um ihre Hüften. Das Weberschiff wird mit der Hand durch die Fäden geworfen, mit einem Querstock gewechselt und mit einem Lineal angedrückt. Der fertige Stoff wird am unteren Ende aufgerollt.
quilla
Ich möchte auch Keri mit Mond in Kichua: killa oder vergleichen, denn für „e" kann ich „i" und für „r"
ebensogut 4)
Buchwald:
„1" setzen.
Hatuntaki
könnte auch heißen:
Großer Tanz,
Siegesfest. 11*
also
Buchwald:
76
Zur Völkerkunde
Sprecher" oder „der, welcher spricht", es ist ein Partizip des Verbums rima = sprechen und soll auf ein Orakel deuten. Die Verwechselung der Buchstaben R und L ist allerdings häufig, aber auffällig ist das Vorkommen beider Formen nebeneinander. Außerdem sprechen die Gebirgsindianer das i oft wie e aus — sie sagen Lema statt Lima. Nun sehen wir, daß der Cura Carrera in seiner Mochica-Grammatik die Stadt „Limac" nennt; es wäre also doch wohl möglich, daß der Name den Stamm „läm" = sterben enthält. Obwohl gemäßigt, ist das Klima von Lima doch für nicht gesund, und ich mache noch die Gebirgsindianer besonders auf die Quebrada de Berruyas oberhalb Lima mit ihrer Beulenkrankheit aufmerksam. Auf alle Fälle sehen wir aus den Ortsnamen, daß die Kichuas sich dort festgesetzt haben, und erst im Norden, wo es heißer wird, finden wir die Namen der Mochica. Ein anderes Wort scheint mir größere geschichtliche Bedeutung zu haben, es ist das Wort Jaku = Wasser. Ich habe bereits früher erwähnt, daß das Wort Jaku
in der ganzen Kichua sprechenden Bevölkerung nördlich von Apurimak gefunden wird. In Cuzco aber, dem Zen trum der Inkas, heißt das Wasser Unu, ähnlich wie bei den verwandten Stämmen des Ostens. Ebenso finde ich im Norden von Ecuador bei den Atakames oder EsmeWasser, una Es muß also raldas: uve Regen. eine einst unterbrochene Verbindung gegeben haben. Wenn ich nun das Wort Jaku in anderen Sprachen suche, so finde ich nur bei den Küstenindianern, den Mochica, des Wort Ja, augenscheinlich dem Jaku ähnlich. Allmählich tauchen die alten , bisher verworfenen mit dem Sagen wieder auf, man hört von Verbindungen an der Küste , Befestigungen am Norden , Landungen zum Schutze gegen Fremdlinge, Apurimak (Limatambo) die von der See kamen; bis wir zu der geschichtlichen Zeit kommen, in der die Inkas den Chimu besiegten. Wenn wir also die Ausgrabungen des Herrn Dr. Uhle betrachten, so finden wir in Pachacamac eine ältere und eine neuere Schicht; die ältere gleich der von Ica, lehnt sich an die Funde von Tiahuanaco an, gehört also doch der Inkas, während die neuere wohl zur Vorgeschichte Schicht den Küstenindianern zugeschrieben werden muß. Diese letztere wird also wohl mit Zurückdrängung der älteren Bewohner bis tief in die Gebirge eingedrungen sein, wie wir das im Norden (Cajamarca, Cachapoyas und Zu Anfang der geschichtlichen Zeit finden Canar) sehen. wir die Kichuas bereits wieder im Besitz der Küste bis zum 10. Grad südl. Br., wie die geographischen Namen
=
=
beweisen. 12. Grad südl. Br. finden wir die ersten neueren Schicht, die sich dann bis zum haben wird. Dort im Norden Äquator ausgebreitet grenzen sie an den jetzt ausgestorbenen Stamm der Ata mit Cuzco haben, und kames, die Sprachähnlichkeiten hinter ihnen die Colorados-Cayapas mit Annäherungen an Kichua und Aimarä. Wie schon früher bemerkt, finden sich Spuren der Atakames bis zum 3. Grad südl. Br., und weiter nach Osten die letzten Spuren des Colorados bis zum 5. Grad
Auf
Spuren
dem
der
südl. Br.
Es ist also anzunehmen , daß die ganze Küste von Südkolumbien bis zur Wüste von Atakama weit im Süden von verwandten Völkern besetzt war, die, wenn auch un einst auf einer gleichmäßigen Kultur gleich entwickelt, stufe gestanden haben. Leider habe ich bis jetzt die Provinz Esmeraldas noch nicht selbst untersuchen können, beziehe mich aber auf
Südamerikas.
Prof. E. Seler, der in seinen „Gesammelten Abhandlungen zur amerikanischen Sprach- und Altertumskunde" sagt: in Atakames „Nach Theodor Wolf soll es namentlich und in der Gegend von „La (westlich von Esmeraldas) Tola"6) zahlreiche „Huacas" geben, in denen man Ton gefäße und Tierfiguren aus Ton oder Stein, selten aus Metall gefunden hätte, den Hausrat einer armen, aber künstlerisch nicht ganz ungebildeten Bevölkerung." Welchen weiten Einblick in die amerikanische Ver gangenheit uns die Unterscheidungen Dr. Uhles gewähren, möchte ich noch mit einem Beispiel beleuchten: Nehmen wir das Wort „Wasser" als Leitwort an, so finden wir Daß die Bezeichnung Völker mit Unu-pi und Jä-Jaku. pi, die in Ecuador und Kolumbien vorkommt, auf die Völker mit „Unu" zurückzuführen ist, habe ich bereits Diese Gruppe finden wir also vom früher dargelegt. 4. Grad nördl. Br. bis zum 22. Grad südl. Br. an der Küste Aber die Verbindung geht noch viel des Stillen Meeres. Es sei mir gestattet, weiter, wenn wir nach Osten blicken. aus Dr. Emil A. Göldis „Excavacöes archeologicas em 1895" eine Liste nach Martius' Glossarium zu entnehmen. Wasser Darin finden wir für Unu
=
Ini
Indios Tariana Baniva Mariati, Bare, Moxos, Uirina
uni-weni „ uni „ oenoe „, une ' „ oni ain
wuni ueni
» „ „
Orejones Maypure
Jucuna, Uainumbi, (Tupi)
Guianau,
Palicur
Pebas
Aruak (Surinam) Tamanaco.
Wir finden also das Leitwort Unu bis nach Guayana und das Pronamen nu (ku-Aruak) — nokka der Kichua. Ja noch mehr: Wenn ich die ethnographischen Reste be trachte, so finde ich, daß die Zeichnungen der Gefäße, die Dr. Göldi in Brasilianisch-Guayana fand, dieselben For men haben, wie meine Krüge aus dem Lande der Puruha und die Ketten von den Ufern des Guayas. (Riobamba) Alle diese Völker scheinen also einen eigenartigen Kultur grad gehabt zu haben, aus dem sich später die andinischen Stämme weiter entwickelten, während sich im Urwald der Zwischen diese Völker schiebt sich Urzustand erhielt. wie ein Keil eine neue Einwanderung. Es sind die die wohl schon ihre eigene Stämme mit „Ja"-„Jacu", Kultur mitgebracht haben. Die andinischen Völker hatten bereits gelernt, ihre die wir in Bauten aus behauenen Steinen auszuführen, Tiahuanaco, Cuzco und Ollantaytambo bewundern, wäh rend wir die neueren Einwanderer in dem Übergang vom Sie verstanden aber Luftziegel zum Steinbau antreffen. schon den Stein zu Skulpturen zu benutzen, deren Vor bilder sie der Natur des Landes, das sie besetzten, ent Wenn ich nun diesen Keil neuerer Einwande nahmen. rung zwischen den andinischen Stämmen als ein Dreieck betrachte, so liegt die Basis am Stillen Meer. Weder im Norden noch im Süden habe ich Verbindungen getroffen. und die noch Ziehe ich daneben die Meeresströmungen fortdauernde Senkung der Küste in Betracht, so scheint eine Einwanderung von Osten an irgend einem Punkte der gegebenen Basis nicht unmöglich zu sein. ob man die 5) Bei „La Tola" ist es allerdings fraglich, vorgefundenen Altertümer den Esmeraldas oder den Kayapas (Cayapa) zuschreiben darf, da der Ort bereits in dem Gebiet der letzteren liegt.
Die Wasiba.
77
Die V des
Viktoria
Sie zwischen diesem See und dem unteren Eagera. gehört zum Bezirk Bukoba und ist mit ihren Bewohnern, schon 1894 von Herrmann den Wasiba oder Basiba, Fünf Jahre später behandelte sie geschildert worden. Richter in seiner Arbeit über den Bezirk Bukoba. Kürzere finden sich natürlich bei den verschiedenen Notizen Reisenden, die in älterer oder neuerer Zeit das Land durchwandert haben. Jetzt ist nun — nachdem sie schon war — eine neue, seit mehreren Jahren angekündigt umfangreichere Monographie über die Wasiba erschienen, als deren Verfasser der noch im Lande tätige Missionar HermannRehse sich ein großes Verdienst erworben hat Rehse hat vieles sehen und sammeln können, was seinen Vorgängern nicht bekannt geworden war, und es ist erfreu lich, daß ihm Gelegenheit geboten war, es in voller Aus Sein Buch berücksichtigt führlichkeit zu veröffentlichen. die ganze materielle und geistige Kultur des Volkes und bringt schließlich auch (im 18. Kapitel) eine Geschichte deren Verfasser der des Lesens und der Wasiba, Schreibens kundige Neffe des jetzigen Königs von Kisiba Mitgeteilt wird diese historische Abhandlung des ist. im Urtext mit Interlinear einheimischen Schriftstellers Zur Ausstattung des Buches mit Abbil übersetzung. dungen sind die in Kollmanns Buch vorhandenen in großem das übrige hat der worden; Umfange herangezogen Verfasser geliefert. Einige Einzelheiten aus dem reichen des Verfassers mögen hier mit Beobachtungsmaterial geteilt werden. Wie fast überall im Zwischenseegebiet, so besteht Kisibas aus zwei verschiedenen auch die Bevölkerung Rassenelementen: den ursprünglichen Bewohnern, die hier Wairu oder Bairu genannt werden, und den Bahima oder Wahima, aus dem Norden eingewanderten HfCmiten (Rehse Die selber nennt sie irrtümlich ein semitisches Volk). Wahima sind auch hier, trotz ihrer numerischen Schwäche, das herrschende Volk, zu ihm gehören der König und die Verwaltungsbeamten. Neben der Königsfamilie gibt es 27 Familien oder Stämme, von denen Rehse sagt, daß alle zu einer Familie gehörenden Mitglieder dieselbe „Musiro" hätten. „Musiro" lasse sich am besten mit „Eigentümlichkeit" oder auch „Verbotene Speise" übersetzen. In der Regel sei „Musiro" ein eßbares Tier, zuweilen aber werde damit auch irgend ein anderes verbotenes Ding bezeichnet. Wenn jemand die diesem Dinge zugeschriebene Eigentümlichkeit ver letze oder eine seiner Familie verbotene Speise esse, so bekomme er einen Ausschlag an Armen und Händen. Es handelt sich hier offenbar, wie v. Luschan in seinem Vorwort bemerkt, um totemistische Anschauungen. Aus den weiteren Bemerkungen Rehses über „Musiro" und die damit verbundenen Gebräuche geht das auch sehr deutlich hervor. Die Mitglieder derselben Familie, nicht heiraten. Die Ruganda, dürfen untereinander Kinder gehören immer zur Ruganda des Vaters. Die Familie Abaruani darf das Fleisch von schwarz und weiß gestreiften Kühen nicht essen und deren Milch nicht trinken; sie hat von jeher die Henker und die Polizisten für den König gestellt, und ihre Angehörigen dürfen daher bis heute nicht vor ihm erscheinen. Man
').
Kiziba,
')
Eine Monographie von Vorwort von Prof. Dr. v. Luschan. Herausgegeben mit Unterstützung des ReichsKolonialamts. XI und 394 S. mit 131 Abb. im Text, Licht drucktafel und Karte. Stuttgart 1910, Strecker Schröder. Land
Rehse.
und
Mit
Leute.
einem
24
Jt.
&
1
l
Hermann
weiß in jedem Falle, warum diese oder jene Familie das Fleisch dieses oder jenes Tieres nicht essen darf; meist deshalb nicht, weil das Tier der Familie einmal einen Schaden zugefügt oder sie aus schwerer Not gerettet hat. Die Königsfamilie steht in besonderer Beziehung zu den Schlangen. Aus der Ausstattung der Wohnung mag erwähnt werden, daß zu ihr — hier unter dem Äquator — Ofen aus Ton gehören. Allerdings kann sie nur der Wohl habende sich leisten. So ein Ofen besteht aus einer Schale, die die Kohlen enthält. Die Schale ist mit Löchern Der Fuß versehen, die innerhalb ihres Fußes münden. ist eine Tonröhre von etwas geringerem Durchmesser als die Schale und hat vier Löcher, die den Luftdurchzug vermitteln. Man stellt diesen Ofen meist im Vorraum auf, um diesen, in dem es abends kühl wird, zu erwärmen. Außer den Speiseverboten für Familien bestehen auch solche für Frauen. Diese dürfen eine bestimmte Fisch art, Heuschrecken — die als Leckerbissen gelten — und Ziegen nicht genießen, schwangere Frauen außerdem nicht das aus dem Süden stammende Salz. Die Priester der Geister
essen
keine Fische
und kein Ziegenfleisch.
Der
König genießt nur Ochsenfleisch, Bananen, eine gewisse Gemüseart, Milch und Bananenbier. Sämtliche Wahima keine Fische und alle Erwachsenen, Wahima wie essen Wairu, auch kein Geflügel. Eine Erklärung für diese und -beschränkungen hat man nicht. sowie Ziernarben, sonstige Körper kommen nicht vor, dagegen scheint es verunstaltungen eine Art Deformierung des Kopfes zu geben; wenigstens sagt Rehse: „Bei neugeborenen Kindern hat die Hebamme die Pflicht, dem Kopf durch Drücken mit den Handflächen, die vorher mit Fett beschmiert und an dem Herdfeuer werden, eine angenehme Form zu geben. angewärmt Man nennt dieses Drücken der Köpfe neugeborener Kinder töpfern, kubumba." Die Jagd erstreckt sich auf alles, was kreucht und fleugt, selbst auf die Mücken, aus denen man sich eine Delikatesse bereitet. Nur Schlangen tötet man nicht; denn sie über die der Erdgeist gehören zu den Lebewesen, Jede Schlange hat ihren besonderen Irungu herrscht. Geist in sich, d. h. sie ist die Verkörperung eines Geistes, der einem menschlichen Körper entwichen ist. Allerdings hat man ein Instrument zum Fangen von Schlangen, das aus einem an einem Ende gespaltenen Stocke besteht; aber es dient nur dazu, in der Hütte angetroffene Schlangen daraus zu entfernen, man tötet sie nicht, sondern schleudert sie damit in den nächsten Busch. Eine große Rolle spielt die Rindviehzucht, aber haupt Geschlachtet werden nur sächlich nur der Milch wegen. männliche Kälber und Rinder, das Schlachten von Kühen ist dagegen Sünde; man bequemt sich dazu erst jetzt aus nahmsweise, nachdem Europäer ins Land gekommen sind. Von jedem geschlachteten Rinde muß dem Landesgeiste ein Bein geopfert werden. Gebuttert wird in einem Indessen dient die Butter nicht größeren Flaschenkürbis. zum Essen — man hält das für ekelhaft — sondern nur zum Einschmieren der Körperhaut und der Kleidungs stücke, auch zum Behandeln der Felle durch die Gerber. Die Buttermilch bleibt unbenutzt. Zu den Genußmittel gehören u. a. Bier, Hanf und Tabak. Das Bier ist das bekannte Bananenbier. Neu ist aber, daß man daraus neuerdings einen „Kognak" Speiseverbote
Tätowierung,
,
Kisiba heißt die Landschaft im Westen sees,
destilliert.
Das
Verdienst
gebührt wohl irgend an diesen „Kognak"
für
diese
Errungenschaft
einem weißen „Kulturträger". Wer nicht gewöhnt ist, verfällt in einen
Die Wasiba.
7S
höchst bösartigen Rausch mit Unzurechnungsfähigkeit und Wahnsinn, der oft 3 bis 4 Tage dauert und dem Hanfrausch an Kraft nichts nachgibt. Der Tabak wächst sozusagen wild, die Bearbeitung ist Sache der Frau, und die Wahimaweiber rauchen auch fast alle. Der König aber darf nicht Pfeife rauchen. Unter „Spielen und Tanz" erwähnt Rehse den Hofnarren des Königs, einen Mann, der sich durch seine überaus große auszeichnet, selber aber stets ernst Belustigungsgabe bleibt. Die Töpferei wird von Männern ausgeübt und gilt hier für ebenso ansehnlich wie jeder andere Beruf. Die Dreh scheibe ist nicht bekannt. Ebenso nimmt das Schmiede handwerk keine Ausnahmestellung ein, wie sonst vielfach in Afrika. Die Eisentechnik ist recht gut ausgebildet. Die Herstellung des Roheisens geschieht aus Eisenstein mit Hilfe von Holzkohle, die beide in einem Haufen überwerden, wobei eine größere Anzahl einandergeschichtet von Blasebälgen zur Bedienung dieses Eisenschmelzofens verwendet wird. Es sind ebensoviel Leute wie Blase bälge vorhanden. In der Unterschrift zu einer Abbildung (115) bemerkt Rehse, daß die Blasebälge „unter tanz bedient würden. Im Text findet artigen Bewegungen" sich darüber nichts Näheres. Zu den gesetzlich anerkannten Gründen für die Ehe scheidung gehört u. a. Irrsinn, der in Kisiba sehr häufig vorkommt. Kindermord ist unbekannt. Nur der neu geborenen Krüppel entledigt man sich, indem man sie d. h. außerhalb am Ufer des Kagera, des jenseitigen Landes, aussetzt. Aber die Eltern behaupten, das wäre ihnen sehr schmerzlich, und sie täten es nur dem Kinde würde. zuliebe, das sonst ein elendes Leben führen Zwillinge müssen stets ganz gleich behandelt werden. So darf ein Zwilling nicht allein geschlagen werden, der andere muß zugleich sein Teil bekommen. Ist dieser zu fällig nicht anwesend, so schlägt man symbolisch die Pubertätsfeiern ebenso Erde. sind nicht bekannt, wenig Geheimbünde. Wie schon aus dem oben Erwähnten hervorgeht, nehmen der Scharfrichter und seine Familie Die Todesstrafe wird ge eine verachtete Stellung ein. wöhnlich durch einen Genickschlag mit dem Beilmesser Der vollstreckt; verschärfte Todesstrafen gibt es nicht. und übt es z. B. aus König hat das Begnadigungsrecht Anlaß besonderer Ereignisse, wie Geburten oder Hoch zeiten, aus. Er verleiht ferner eine Art Orden, nämlich sein Königsgewand (ein verziertes Ochsenfell) und einen mit schwarzen Mustern bemalten Rindeustoff. Es besteht ein Priestertum, das den Verkehr zwischen zu vermitteln hat. Nur die Menschen und Geistern Geister haben Priester, die Gottheit nicht; ihr wird auch nicht geopfert. Man denkt sich den Priester als von er dient, besessen. dem Geist, dem „ergriffen" Die Seele des Königs wird ein regierender Geist, die also ein Diener Seele des Untertanen ein dienender, der regierenden Geister. Alle Geister können aus dem Jenseits zurückkehren und in den Kopf eines Lebenden fahren. Ein „regierender" Geist „erleuchtet" den Menschen, in den er fährt, und dieser wird dadurch zum Priester Der Priester gibt vor, seinen Geist im Halb gemacht. traum zu sehen, nimmt Opfer für ihn entgegen und ver Die Leiche eines Priesters braucht sie für sich selber. wird in Rindenstoffe gewickelt und auf einem Balken sitzend in den Wald getragen. Hier setzt man die Leiche auf einen Stuhl, bekleidet sie mit Rindenstoff oder einem steckt ihr eine Tabakspfeife in den Mund Leopardenfell, und stellt ihr einen Flaschenkürbis nebst Saugrohr zur Man meint, daß dann die wilden Tiere die Leiche Seite. nicht angreifen. Die Leichen anderer Menschen, auch des Königs, werden dagegen begraben.
=
Der Kuß zwischen Erwachsenen ist nicht bekannt, die Mutter küßt jedoch ihr kleines Kind. Die Töchter des Königs dürfen sich bei Lebzeiten ihres Vaters nicht ver kommt, heiraten, damit der König nicht in Versuchung seine Schwiegersöhne zu bevorzugen. Es gibt ein höchstes Wesen, Rubaga, d. i. Gnaden spender, genannt, der als Schöpfer des Menschen und des Rindes gilt. Opfer werden ihm nicht gebracht. Der Mensch steht, solange er lebt, in Rubagas Gewalt, seine Seele kehrt aber nach dem Tode nicht zu ihm zurück, sondern geht zu dem Geist der Seelen, zu Wamara. Was Rehse über die „Geister" mitteilt (vgl. auch oben), ist ziemlich verworren und widerspruchsvoll ; es liegt das wohl zum Teil an seinen Gewährsmännern. Es ist von einem Erdgeist, einem Sonnengeist, einem Seegeist und anderen die Rede. werden ihrem Wirken Naturerscheinungen So denkt man sich das Gewitter als eine zugeschrieben. Anzahl kleiner roter Vögel, die in irgend einem Felsen im der Sohn des Nyansa hausen, und die der Gewittergott, Seegeistes, über das Land schickt, wenn es ihm paßt. Der Donner entstellt durch das Rauschen der Flügel jener Vögel, der Blitz durch die im Sonnenlicht glänzende rote Farbe des Gefieders. Übrigens hat der Seegeist
nur ein Bein. ist auch aus Unter den ärztlichen Instrumenten Kisiba der Schröpfkopf zu erwähnen ; er kommt von allen Instrumenten am meisten zur Verwendung. Das Instrument besteht aus der etwa 1 5 cm langen Spitze eines Kuh oder Ziegenhornes, das nahe an der Spitze mit einer kleinen Seitenöffnung versehen ist. Man ritzt mit einem scharfen Rohrhalm, manchmal auch mit einem Messer, die Haut an der zu schröpfenden Stelle, setzt das Horn darauf und saugt es mit Hilfe der oberen Öffnung luft man das Loch mit Darm- oder leer. Dann verklebt Hautteilen, heute meist schon mit Papier, öffnet es nach einer Weile und nimmt das Horn ab. Die Zeitrechnung ist sehr ungenau. Man zählt nach Monaten oder Tagen. Wieviel Tage der Monat hat, ist Die unbekannt; man teilt ihn nach Mondphasen ein. astronomischen Kenntnisse sind auch recht mangelhaft, man kennt nicht einmal den Großen Bären. Kometen ge sehen zu haben, wollen sich die ältesten Leute nicht Von Sonne und Mond heißt es, daß der erinnern. Sonnengott Kasoba jeden Tag ein neues Exemplar im Osten aufsteigen lasse, das dann im Westen verschwinde. Aus dem Erscheinen großer heller Sternschnuppen folgert man eine der Erde vom Sterngeiste Hangi drohende Gefahr. Auf Sonnen- und Mondfinsternisse will man merkwürdiger weise nie aufmerksam sein. des geworden Bezüglich Rechnens der Wasiba sei bemerkt, daß die Multiplikation durch Addition und die Division durch Substraktion ersetzt wird. Folgendes Beispiel für diese Division führt Rehse an: Der König gibt drei Leuten eine Rinderherde von 65 Stück mit der Bestimmung, sie untereinander gleich Dann würde sich zunächst jeder so mäßig zu verteilen. als die Herde es ge lange immer ein Rind fortnehmen, stattet. Schließlich würden noch zwei Rinder übrig bleiben. Zwei Rinder haben acht Beine, jeder wurde also noch zwei Beine bekommen. Dann wären noch zwei Beine übrig, von denen der erste und zweite je eines erhält. Der dritte würde von dem ersten Kalb, das von den so verteilten zwei Kühen geboren würde, und von den drei ein Bein zuerst für sich erhalten, anderen Beinen des Kalbes gehörte jedem der drei Männer eines. wäre also wie folgt Die Rinderherde
verteilt
:
Der erste: 21 Rinder, 3 Beine, Aussicht auf 1 Bein. Der zweite: 21 Rinder, 3 Beine, Aussicht auf 1 Bein. Der dritte: 21 Rinder, 2 Beine, Aussicht auf 2 Beine.
Der Panamakan aL Die Rinder, deren Beine man so verteilt hat, dürfen aber nicht geschlachtet werden , sondern bleiben so lange Besitztum, bis sie zusammen mit den gemeinschaftliches
79
von ihnen geborenen Kälbern sich durch 3 teilen lassen. Kälber und erwachsene Rinder zählen gleich. Es wird nur nach der Anzahl der Beine gerechnet.
Der Panamakanal. Bekanntlich sind nach dem gegenwärtigen und end vor gültigen Plan bei der Ausführung des Panamakanals allem drei großartige Werke zu vollenden: erstens die der 8 km langen und 102 m hohen Wasser Durchstechung scheide von Culebra bis auf ein Niveau von 26 m ü. d. zweitens die Aufstauung der Flüsse Chagres und Grande zu Binnenseen im Norden und Süden, und drittens die von Gatun bis zur Herstellung von Schleusenwerken Limonbai und von Pedro Miguel bis zum Stillen Ozean. Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika hat französischen 1902 den Kanalbau von den verkrachten übernommen und seit 1905 die Arbeiten Kompagnien mit eiserner Energie und unter Anwendung aller Hilfs mittel und Erfindungen, welche die modernste Technik bietet, begonnen. Der Kostenpunkt, an dem die früheren gescheitert waren, spielt Untersuchungen hauptsächlich jetzt absolut keine Rolle. War Lesseps' Kostenvoranschlag von 1875 674 Mill. Mark und steigerte er sich 10 Jahre später bis zu 960 Mill. Mark, und hatten die Amerikaner 1905 nur 559 Mill. Mark berechnet, so hat man gegen sich ergebenden Gesamt wärtig vor den wahrscheinlich kosten von über 1500 Mill. Mark nicht die geringste Scheu, obwohl in dieser Summe noch nicht der Betrag von 160 Mill. Mark für die in Aussicht genommene Befestigung des Hafens von Colon einbegriffen ist. Die Leitung des Kanalbaues ist dem Obersten Goethals übertragen, unter dem die Oberstleutnants Hodges und Sibert stehen; sämtlich Offiziere vom Ingenieur korps der Vereinigten Staaten. Wie weit das Werk gegenwärtig gediehen und in welcher Weise es durchgeführt wird, darüber gibt ein des Londoner „Standard" in den Nummern Korrespondent vom 21. Mai und 2. Juni d. J. ausführlichen und an schaulichen Bericht. Die Durchstechung des Höhenrückens von Culebra stellt sich jetzt als ein keilförmiger, 100 m tiefer Ein Maschinen schnitt dar, oben in der Breite von 16O0m. mit 300 bis 400 Bohrern lockern das Erdreich; 75 bis 100 Dampf schaufeln heben es aus und laden es in bereit stehende Karren. Jede dieser Maschinen fördert täglich 1300 bis 1400 cbm und wird nur von 2 oder 3 Mann bedient. Die Karren, je 18 von einer Lokomotive gezogen und in einem Abstand von ein paar hundert Metern, laufen in sechs Etagen übereinander längs der Erdreich beiden Böschungen hin. Das so verfrachtete wird entweder nach Panama zur Herstellung eines Wellen brechers oder nach Gatun zum Bau des Dammes geschafft. Ist der Durchstich zu Ende geführt, so wird der Fluß Chagres in die tiefer liegende Ebene von Pedro Miguel bis Gatun geleitet, um als „Gatun Lake" das bisher trockene und angebaute Land in einem Umfang von 424 qkm zu überschwemmen, wobei der Kanal selbst 300 m Breite und eine Wasserhöhe von über 12 m haben von zwei Jahren wird. Man erwartet, daß innerhalb dieser 48 km lange Binnensee sich anstaut. Um die An stauung zu bewirken, arbeitet man jetzt an dem Damm von Gatun, der 3 km lang, 45 m hoch, und 800 m breit werden soll, wozu man eine Erdmasse von 21/2Mill. cbm braucht. Um ihn undurchlässig gegen das heran strömende Wasser zu machen, gibt man ihm die außer ordentliche Böschung.
Breite und eine sehr mäßig ansteigende Da aber auch für etwa überschüssiges Wasser
Vorsorge getragen werden muß, erhält der Damm ein kleines Schleusenwerk („ Spill way"), und dieses wird dann die elektrische Kraft für die Anlagen längs des ganzen Kanals liefern. Wie der Chagres im Norden zur Bildung des einen, so wird der Rio Grande im Süden zur Bildung des zweiten Binnensees verwendet; der beim Josahügel (in der Nähe von Panama) zu errichtende Damm hat die Wasser des Rio Grande aufzustauen. Da das für die bestimmte Land gegenwärtig von Farmern Dammbildung bewohnt ist, so sollen diese eine Entschädigung im Be trage von 2 Mill. Mark erhalten. Um das Funktionieren der Schleusenwerke für alle nur denkbaren Fälle sicherzustellen , hat man ein Modell derselben und ein Modell des größten Ozean dampfers, des „Olympic" (der in Belfast gebaut wird), angefertigt und mit diesem alle nur möglichen Proben Durch ein sinnreiches System von Leitungs angestellt. röhren innerhalb der Schleusen gedenkt man es fertig zu bringen, daß die Wassermasse nur ganz allmählich steigt; auch hat man die Schleusentore derart konstruiert, daß sie den etwaigen Anprall selbst des größten Dampfers unschädlich machen. Die Schleusen sind 33 m breit und 304 m lang und haben eine Wassertiefe von 121/4m. Zwischen Colon und Panama werden sechs Paar nebeneinderlaufende Schleusen gebaut, so daß zu gleicher Zeit Schiffe von Nord nach Süd und umgekehrt befördert werden können. Außerdem besteht jede Schleuse aus einer größeren und einer kleineren Abteilung für den gleichzeitigen Transport von Schiffen mächtigeren und Vierzig Dampfer werden einst geringeren Umfanges. die 80 km lange Strecke des Kanals täglich in zehn Stunden die Aus sind zurücklegen. Gegenwärtig grabungen der Schleusen vollendet, und mit dem 21m hohen Mauerwerk ist man ebenfalls nahezu fertig ge worden. Mit dem Bau des 3000 m langen Wellenbrechers in der Limonbai sollte im Juli d. J. begonnen werden. Am Kanalbau sind 44000 Arbeiter beschäftigt, eine bunte Menge von Engländern und Amerikanern, von Italienern und Spaniern, von Chinesen und Japanern. Zur Aufrechthaltung der Ordnung dienen 500 Marine soldaten und 245 Polizisten. Sie haben wenig zu tun ; denn die Verwaltung sorgt ausgezeichnet für die Verpflegung der Arbeiter und für ihr Unterkommen in Blockhäusern, deren Fenster mit feinmaschigen Netzen von Kupfer draht überzogen sind zum Schutz gegen die Moskitos, die Verbreiter der Malaria. Der Gesundheitszustand ist deshalb weitaus besser als zur Zeit Lesseps'. Für die Beamten und höheren Angestellten, meist Amerikaner, die mit Frauen und Kindern 7929 Personen zählen, gibt es nicht nur hygienisch und bequem eingerichtete Wohnungen, sondern auch Gasthöfe, Klubhäuser und Sportplätze. Um sich bei Kräften und in voller Gesundheit zu erhalten, sind sie auf das strengste verpflichtet, jedes Jahr auf sechs Wochen nach Jamaika oder nach den Vereinigten Staaten in Urlaub zu gehen. Nie dürfen sie ein Jahr über springen, um etwa im folgenden drei Monate Erholung sich zu verschaffen. — Für die Vollendung des Kanals wurde seinerzeit im Kongreß das Jahr 1915 fest Oberst Goethals aber setzt alles daran und gesetzt. hegt die sichere Erwartung, daß schon im Jahre 1913 B. F. das Werk zu Ende geführt sein wird.
machte. 1 :
80 und Die maßgebende Steigung der Linie beträgt kommt auf einer Gesamtlänge von km vor, der kleinste Die Nivellements trafen bei Krümmungsradius ist 360 m. einer Entfernung von 2800 km von Meeresspiegel zu Meeres Die Kosten spiegel mit einem Fehler von 85 cm zusammen. 988 000 Pfd. Sterl. geschätzt, wo des Bahnbaues werden auf von nur 5000 Pfd. Sterl. auf Grunderwerb, aber 609 000 Pfd. Sterl. auf die Wasserbeschaffung entfallen. Der Verkehr soll zu nächst durch einen Personenzug und zwei Güterzüge in jeder Richtung bedient werden. Die Wahl der Spurweite für die neue Bahn war bei der in Australien herrschenden Spurweiten verwirrung nicht leicht. Während die Linien von Westaustralien und Queensland mit der sogenannten Kapspur von 1,067 m Nor gebaut sind, die von Neusüdwales mit der europäischen malspur von 1,435 m, haben die Bahnen von Victoria und Südaustralien teils die Breitspur von 1,60 m, teils Schmalspur weiten von 1,067 und 0,76 m. Da man nun für die Überland bahn die Normalspur gewählt hat, wird der Reisende, der von Perth nach Queensland will, nicht weniger als gelangen fünfmal umzusteigen haben. Aufgewogen wird dieser Nach teil aber vor allem durch die höheren Zuggeschwindigkeiten, die im Vergleich mit einer schmalspurigen Ausführung er zielt werden können, was bei der Aufgabe der Bahn, die Fahrzeit gegenüber dem Seewege herabzusetzen, besonders ins Gewicht fällt. Der Bau der Überlandbahn wird neuerdings auch aus Gründen u. a- von Lord Kitchener stark befür strategischen Die Verkürzung der Reisedauer zwischen Europa wortet. und den Großstädten an der Süd- und Ostküste Australiens wird bis Außerdem wird die Linie aus Tage betragen. gedehnte Flächen erschließen, die sich als Weideland nutzbar machen lassen, ferner auch Landstriche mit reichen minera lischen Schätzen, wie z. B. das aufblühende Bergwerksgebiet von Tarcoola in Südaustralien. J.
*)
stitute)
United Empire (Monthly Journal of the Royal Colonial In 1910, Nr. u. 2. Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen 1910, 1
')
2
s).
').
Die schon seit einer Reihe von Jahren projektierten Über landbahnen, die den australischen Kontinent von Nord nach Süd und von Ost nach West durchqueren sollen, dürften nun mehr in nicht zu ferner Zeit zur Ausführung gelangen. Die Entscheidung über den Bau der Nordsüdbahn Port Darwin — Port Augusta wird demnächst getroffen werden, gleichzeitig soll die Prage der Übernahme des sogenannten Nordterrito riums von Südaustralien durch den Bund ihre endgültige Nach dem ursprünglichen Entwurfe wird die Lösung finden. Linie dem Laufe des Überlandtelegraphen folgen, und in diesem Falle würde die Länge der noch zu erbauenden Teil strecke Oodnadatta — Pine Creek 1068 engl. Meilen oder 1710 km betragen; es ist aber nicht unmöglich, daß man es noch in letzter Stunde vorzieht, eine weiter östlich verlaufende, durch leichter zu erschließende Gebiete führende Trasse zu wählen Auch der Plan der ostwestlichen Querbahn, die gleich falls von Port Augusta ausgehen und bei Coolgardie das west australische Bahnnetz erreichen soll, ist in der letzten Zeit wesentlich gefördert worden. In den beiden letzten Jahren ist eine Vermessung dieser Linie ausgeführt worden, über deren Ergebnisse soeben ein eingehender Bericht erschienen ist Die Vorarbeiten wurden unter der Leitung der Ver waltung der süd- und der westaustralischen Staatsbahnen Auf westaustralischem Gebiet liegen 730 km, vorgenommen. auf südaustralischem Boden 980 km der Linie; ihre Gesamt länge ist also zufälligerweise ebenso groß wie das fehlende Glied der Nordsüdbahn. In Westaustralien bot das Gelände im allgemeinen keine Schwierigkeiten, so daß hier werktäglich rund 10 km bearbeitet werden konnten. Zur Beförderung der Geräte und des Gepäcks dienten 91 Kamele. Wesentlich
km pro Tag, stellten sich die Fortschritte niedriger, auf nur auf der südaustralischen Seite, wo, abgesehen von der Gelände beschaffenheit, besonders die Wasserversorgung große Mühe
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Port
Nr. 34.
— Bücherschau.
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der australischen Überlandbahn Augusta— Fremantle.
— Fremantle. 5
Vermessung
Port Augusta
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Vermessung der australischen Überlandbahn
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ja
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land „sehen. Äußerlich repräsentieren sich die lithographierten Karten in sehr gefälligem Gewande in vielen Farben alles ist sauber und deutlich, und was überhaupt aufgenommen ist, das ist auch gut zu erkennen. Aufgenommen worden aber ist viel, sehr viel, ohne daß der Eindruck der Überladenheit entstanden ist. Die Bahnen sind rot eingetragen, solche mit Schnellzugsverkehr in breiteren Linien. Auch das Kunststraßennetz (in braunen Doppellinien) hat Aufnahme gefunden, so wird in der Ankündigung gesagt. Man sieht, wo Garnisonen liegen, wo Bisehofsitze sind, wo deutsche und österreich - ungarische Konsulate sich befinden, wo Flußschiffahrt beginnt und noch viele andere Dinge. Aber so manches auf den Karten scheint doch noch nicht im Lot zu sein, und die Bearbeiter werden für künftige Auflagen noch tüchtig revidieren müssen. Wir haben uns das nördliche Stück des Blattes Italien etwas ge nauer angesehen und bemerken unter anderem folgendes: Die Montreux — Berner Oberland-Bahn fehlt. Ebenso — und das ist eigentlich schon sehr bedenklich — die seit mindestens vier Jahren fertige Vintschgaubahn (Mals — Meran). Ferner die Berninabahn und die Bahn ins Val Camonica. Die Simplonbahn ist so gezeichnet, als gehe sie nicht etwa, wie es in der Tat der Fall, geradesweges von Iselle nach Brig durch einen Tunnel, sondern als folge sie der großen südwestlichen Ausbiegung der Simplonstraße und führe über den Simplon.
beim
Eugene Anbin, En Haiti. Planteurs d'autrefois, negera XXXV u. 345 S. mit 64 Abbildungen und d'aujourd'hui. Fr. Karten. Paris 1910, Armand Colin. Der weitgereiste Verfasser, dessen frühere Berichte über Marokko und Persien wohlverdiente Beachtung gefunden haben, hat sich in den Jahren 1904 bis 1906 in Port-au-Prince aufgehalten, mehrere Reisen durch Haiti gemacht und dar über in Briefen an das .Journal des Debats" berichtet. Sie sind in dem vorliegenden Bande vereinigt. Allerdings sind nicht alle Reisen des Verfassers, deren Routen auf einer der Karten angegeben sind, behandelt, sondern nur die in der Umgebung der Hauptstadt und zum Etang Saumätre (diese am ausführlichsten), ein Besuch von St. Marc und den Oahos und ein Zug von Gonaives nach Cap Haitien. Bas Buch, dessen Verfasser sowohl aus der Fülle seiner eigenen Beob achtungen wie aus der ihm wohlbekannten Literatur schöpfen konnte, liefert einen schätzenswerten Beitrag zur Kenntnis der Republik und ihrer Bewohner, wobei auch viel auf die geschichtlichen Ereignisse eingegangen wird. Der Wodukult wird im zweiten Kapitel im Zusammenhange besprochen. Die ursprüngliche Negerbevölkerung setzte sich aus den ver5
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J.
nicht der große Tunnel der benachbarten Gott Das Kunst Simplon aber der Schnitzer! ist doch wohl nicht so vollständig eingetragen, straßennetz als es die Ankündigung verheißt. Das ist auch bei Karten dieses Maßstabes nicht zu verlangen wo solche Straßen aber Da ist z. B. gezeichnet sind, da müssen sie auch stimmen. die große Dolomitenstraße erst bis Buchenstein (Pieve) ge zeichnet, während sie bis Falzarego schon lange fertig war und im vorigen Sommer auch ihr Endziel Cortina erreicht hat. Da zweigt sich ferner auf dieser Karte kurz östlich von Campitello (etwa bei Canazei) eine Kunststraße zur nicht. Wahr Marmolata ab; die gibt es in Wirklichkeit scheinlich gibt es in Wirklichkeit auch nicht die schöne die die Karte von Zermatt über die italienische Ohaussee, Grenze nach Breuil zeichnet. Beschwören können wir ihre ich texi stenz zwar nicht; daß aber urplötzlich, ohne daß man etwas davon gehört hätte, eine Kunststraße, die doch das Stilfser Joch in den Schatten stellen würde, durch die gewaltigen Gletscher des Matterhorngebietes über den über 3300 m (!) hohen Theodulpaß gebaut worden sei will uns H. Singer. nicht recht plausibel erscheinen. Es fehlt hardbahn,
N
J.
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von A. Bludau und Otto Herausgegeben Herkt. Blatt bis 3. Berlin und Glogau, Carl FlemJe 3,50 Jtming, o. Von diesen Karten sind bisher Rußland, Frankreich und Italien erschienen, die letzten beiden, in 1:1500000, im Juni d. Als besonders wichtig und neu wird an diesen Karten die Eigenschaft der Namentreue hervorgehoben, d. h. es handelte sich bei ihnen „um die konsequente Durchfüh rung der Aufgabe, jedes geographische Objekt der Karte, das einen Namen trägt, der in der Karte verzeichnet werden soll, mit dem Namen zu versehen, den es an Ort und Stelle trägt, und nicht mit demjenigen der ihm in entstellter oder über setzter Form in Lehrbüchern beigelegt ist und der sich in auch auf Karten unberechtigterweise dann ein folgedessen gebürgert hat". Für die Karten der Länder, die eine be sondere Schrift besitzen, ist eine besondere Transkription angewendet worden. Man kann sie auf der Karte von Ruß
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derkarten.
(idiomatographische) Län
i
Namentreue
ja
Bücherschau. Flemmings
Büeherschau. schiedensten Elementen Westafrikas zusammen ; aber infolge der allmählichen Durchmischung dieser Elemente, des Klimas, des Christentums nnd der Berührung der Einführung mit den Weißen bildete sich ein einheitlicher, neuer und „ge milderter* Negertyp heraus. Erwähnt mag werden, daß es in Haiti heute etwa 3000 Syrer gibt, von denen zwei Drittel in der Hauptstadt wohnen. S. XXI finden wir eine Notiz über das deutsche Element: .Die ersten Deutschen waren 1764 in die Kolonie gekommen ; Beste einer verunglückten Kolonisation in Cayenne, wurden sie in Bombardopolis bei Mole Saint-Nicolas untergebracht, nnd hier wurden sie durch Kaffeekultur wohlhabend; zur Zeit der Revolution waren es etwa 1000. Das unabhängig gewordene Haiti unterschied sie von den französischen Weißen , gab ihnen das Bürgerrecht und die Familiennamen von Schwarzen. Sie bemühten sich übrigens, das zu verdienen und verschwanden unter den Negern. Ein neuer Zustrom von Deutschen, aus den Hansestädten, kam um 1860. Mehrere traten als Angestellte in die Dienste französischer Geschäftsleute, heirateten deren Töchter und wurden ihre Nachfolger. Seitdem fand ein beständiges Ein strömen statt, und der deutsche Handel spielt heute in den haitischen Häfen, besonders in Port -au- Prince, eine ansehn liche Rolle." Dem Buche sind zahlreiche kleine Lichtdrucke beigegeben ; von den Karten ist die eine ein ganz gutes Übersichtsblatt mit den Routen des Verfassers, die zweite stellt in 1 : 250 000 die Gegenden im Osten und Süden von Port -au -Prince dar.
Auguste PawlowskI, Les ports de Paris. X und 150 S. mit 27 Abbildungen. Paris 1910, Berger - Levrault et Cie. Paris ist nach Wert und Menge der Güter der größte Hafen Frankreichs; dank einem weitverzweigten Kanal des das die Seine mit den übrigen Stromsystemen system, Landes verbindet, das Zentrum von dessen Binnenschiffahrt. Im eigentlichen Sinne aber bat Paris nicht einen Hafen, sondern eine ganze Anzahl, vor und innerhalb der Stadt, und sie betrachtet der Verfasser des vorliegenden kleinen Werkes in historischer, technischer und Verkehrsund Handels beziehung unter Heranziehung eines umfangreichen statisti Handelswelt und Schiffahrt aber haben schen Materials. natürlich mit Bezug auf die Hafenanlagen noch mancherlei Wünsche und Vorschläge, und auch auf diese wird ein Die Abbildungen stellen Hafenanlagen, Kanäle, gegangen. Flußteile dar. Vielleicht wäre die Beifügung einiger Pläne und Kartenskizzen von Vorteil gewesen.
F. Solger, Studien über nordostdeutsche Inland dünen. (Forschungen zur deutschen Landes- und Volks
kunde, Bd. 19, Heft 1.) 89 S. mit 4 Taf. und 11 Text 5,60 M,. abbild. Stuttgart 1910, J. Engelhorn. Solger liefert als Einleitung einen kurz gefaßten Abriß Hire Entstehung wurzelt in dem über die Stranddünen. Küstenwall, von dem man aprioristisch anzunehmen hat, daß er von Vegetation entblößt wurde. Alsdann setzt er sich in Bewegung, wobei er von dem Bestreben geleitet wird, die Form eines Bogens anzunehmen. Entweder eilen die Flanken voraus, wodurch die Sichel einem trägeren Mittelstück düne entsteht, oder die Flanken werden durch Vegetation festgelegt, die Mitte wandert und läuft sich tot: Parabel düne. Ist die Küstendüne ein fremdes Element in dem Ge biete, in dem sie getroffen wird, so ist die Wüstendüne hei misch in den Gegenden, in denen sie auftritt. An der Hand der Forschungen Hedins im Tarimbecken wird für die Wüstendüne als charakteristisch die Walldüne angesehen, die im großen Maßstabe die Erscheinung der Wellenfurchen wiederholt. Nach diesen allgemeinen Bemerkungen wendet sich Solger speziell den norddeutschen Inlanddünen zu, dabei aber viel fach auf andere Teile Norddeutschlands übergreifend. Mit werden zwei Gruppen Hilfe eines reichen Beobachtungsschatzes unterschieden: Bögen, deren äußere Krümmung nach Osten gerichtet ist, und langgestreckte Wälle, Strichdünen, mit einer Orientierung O— W oder OSO— WNW. Beide Gebilde sind tote Formen und setzen für ihre Entstehung ein anderes Klima Es muß trocken gewesen sein und als das gegenwärtige voraus. im Gebiet vorherrschender Ostwinde gelegen haben, die eine Folge einer Antizyklone waren, die sich über dem nordischen Die nach dem Rückzug des Inlandeise entwickelt hatte. Eises einsetzenden Westwinde vermochten den Grundriß dieser Dünenformen nicht umzugestalten, sondern nur geringe Va Hans Spethmann. riationen herbeizuführen. Wilhelm Grube, Religion und Kultus der Chinesen. VII u. 220 8. Leipzig 1910, Rudolf Haupt. 3 Jd. Grabes Schilderung der chinesischen Religion und ihres Dar Kultus ist die einzige für weitere Kreise bestimmte
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stellung, die dieses schwierige Gebiet wissenschaftlich mit vollendeter Meisterschaft behandelt und die uns äußerst unserem Gedanken und Institutionen Ver fremdartigen ständnis wirklich erschließt. Es ist ein aus dem Nachlaß Werk , das den Verlust dieses aus Grubes herausgegebenes Mannes, der seiner Wissenschaft allzu früh ent gezeichneten rissen ist, schmerzlich fühlbar macht. Denn die Notwendig keit, die ostasiatische Kulturwelt zu erschließen , ist für die Wissenschaft wie für das praktische Leben gleich dringend. Und dafür hatte Grube alle Fähigkeiten in hohem Maße: intime , auf reicher Anschauung beruhende Kenntnis des Wesens, ausgedehnte chinesischen Quellenkenntnis und eine seltene Gabe lichtvoller Darstellung, die auch die schwieri wie der gen Probleme der chinesischen Geistesgesohichte Sprache und des Denkens einfach zu gestalten und klar zu machen weiß. Grubes Buch ist nicht nur gegenüber den vielen schlechten Büchern, die über China produziert werden, eine Wohltat, es nimmt auch im Kreise der sinologischen Literatur eine beachtenswerte Stellung ein. Denn wir haben hier wenig, worauf man weitere Kreise mit gutem Gewissen Oonradys schöne Vorträge .Chinas verweisen könnte. Kultur und Literatur" (Leipzig 1909) betonen die Literatur, die Religion wird in ihnen wesentlich als eine im Kultur leben Chinas mitwirkende Macht erfaßt. An erster Stelle ist gewiß J. J. M. de Groots „The Religious System of Es ist ein gewaltiges China" als Standardwerk zu nennen. Werk, von den sieben „Büchern", auf die es angelegt, sind erst zwei in fünf starken Quartbänden erschienen. Das ist eine Masse, die in unserer Zeit bei dem Andrängen stets neuer Stoffe schwer zu bewältigen ist. Andererseits ist die die de Groot Darstellung des chinesischen Heligionswesens, in Chantepie de la Saussayes der Religions „Lehrbuch geschichte (3. Aufl., Tübingen 1905, Bd. 1) gegeben hat, Sie enthält vieles nicht, was leicht geschrieben. keineswegs unentbehrlich ist und doch nicht überall als bekannt und verstanden werden darf. Knapp, aber sehr ge vorausgesetzt haltvoll ist die Skizze von de Groot in der „Kultur der Gegenwart" (Leipzig 1906, Teil I, Abt. IH, 1), aber, wie viele Teile dieses glänzenden Sammelwerkes, nicht gerade als Ein führung für solche, die den Dingen fernstehen, zu brauchen. Gerade darin liegt der Wert von Grubes Buch: es ergänzt die bisherigen guten Werke durch eine elementarere Gestal tung, es baut das Verständnis des chinesischen Religions wesens von Grund aus auf, indem es die einzelnen Baustücke, wie sie vom chinesischen Denken und der Kultur Chinas ge bildet sind, kennen lehrt. Vor allem ist die Klarlegung der Begriffe, die das Chinesische anstatt unseres Beligionsbegriffes braucht, von entscheidender Bedeutung für das Verständnis des gesamten chinesischen Religionswesens. Auch das ist ein wichtiger Schritt zum richtigen Verständnis, daß die Darstellung nicht von den klassischen Schriften ausgeht, son dern von den volkstümlichen kultischen Bräuchen. In ihnen haben wir das wirkliche Leben, nicht die systematische Von hier aus erst ist das Werk des Konfuzius „Lehre". historisch richtig zu erfassen. Zweifellos gehört Konfuzius nicht zu den Religionsstiftern, so tief auch seine Wirkung auf das Chinesentum ist. Der Konfuzianismus ist „Lehre etwa im Sinne eines philosophisch-politischen Systems. Kon fuzius hat gewirkt, einmal weil er der typische Exponent aller tüchtigen chinesischen Wesenszüge ist und damit seinem Volke faßbar war, sodann weil er die primitiven Elemente des Volksglaubens schonend behandelte und sie durch ihre Verbindung mit seiner Pflichten- und Staatslehre ethisch er dar höhte. Grube hat hier in weiterem Zusammenhange gestellt, was sein schöner Aufsatz „Der Konfuzianismus und das Chinesentum" („Deutsche Rundschau" 1900) begonnen hatte. — Weit größere Schwierigkeiten als der nüchterne, klare Konfuzius machte der ungleich tiefere Denker, der Mystiker Lao-tse. Auch er ist kein Religionsstifter, sondern Philosoph von hohem, prophetischem Geist, unfraglich die interessanteste Chinas. Stark hervorheben muß Geistesgröße man den sozialistischen Zug in Lao-tse, der die Menschen aus einer verderbten, unheilsvollen Zeit in die Paradieseszeit und das Kinderland der Menschheit zurückführen möchte, in ein Leben, wo die Kultur den Menschen noch nicht ver dorben Bei alledem ist Lao-tse ein tief religiöser, hatte. metaphysisch denkender Geist, so daß immer wieder Ver sind , sein Denken mit der indischen Philo suche gemacht Die kritische Umsicht und sophie in Verbindung zu setzen. das eindringende Verständnis, mit dem Grube dem Leben und Denken dieses großen Geistes gerecht wird, ist eine Meisterleistung. Mit der volkstümlichen Religion, die durch den Namen „Taoismus" an Lao-tses Lehre anknüpft, hat der große Philosoph freilich nichts zu tun. Hier sind Elemente primitiven Glaubens und alchemistische Geheimlehren zu einer Form der Volksreligion verwachsen. Dieses Empor
Kleine Nachrichten.
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steigen volkstümlichen Glaubens und Aberglaubens gestaltet der Lehre auch den chinesischen Buddhismus, der gegenüber Eine besondere Stellung Buddhas etwas völlig Neues ist. die aber gebührt dem Buddhismus als einer Kulturmacht, in China anf Denken, Kunst und Literatur den tiefsten Ein Besonders fluß geübt hat, was Grube vortrefflich schildert. dankenswert ist der letzte Abschnitt in Grubes Buch, die Darstellung der verwirrenden, heutigen synkretistischen Volksreligion und eines besonderen Gebietes, des geomantischen Systems, des mit den Totenbräuchen verknüpften Zauber wesens. Der Islam in China ist nicht berücksichtigt, obwohl er recht stark ist; er hat indes auf Chinas Denken keinen Einfluß geübt und ist auch seinerseits in seinem starren Dogmengefüge nicht durch chinesische Züge umgebildet wor
Zukunft eine größere Ob er politisch und kulturell in China haben wird, ist eine mehrfach in entgegengesetztem Sinne beantwortete Frage (Wassiljew, Dabry de Thiersant, Eine Beihe von guten Bildern — Ori de Groot, Conrady). ginalaufnahmen der Gattin Grubes — liefern wertvolles An schauungsmaterial zum Kultus. Wer China kennen zu lernen genötigt ist — durch prak tische oder wissenschaftliche Interessen — , kann Grubes Buch China ist nicht ohne ein Zurückgehen in nicht entbehren. seine ältere Geschichte verständlich. Denn das heutige China ist in seinem innersten Wesen ein Altertumsstaat, das einzige Gebilde, in dem ein uraltes Staatswesen und seine Grundlagen bis heute ohne wesentliche Neubildungen fortleben. B. Stühe. den.
Kleine Nachrichten. Abdruck nur mit Quellenangabe gestattet.
— Massenhaftes Auftreten von Kopepoden vor dem kalifornischen Meerbusen. Der Kapitän des Dampfers
„Hermine" der Triester Österreichisch-amerikanischen Schiff fahrtsgesellschaft berichtet, daß er am 29. Mai d. J. während des Tages von Kap Corrientes bis zum Kap S. Lucas, d. h. während der Überquerung der breiten Einfahrt in den kali fornischen Meerbusen, durch eine förmliche schwimmende Bank Die Krebse, Kopepoden, aufgehalten worden ist. lebender Meeresoberfläche war mit einer Schicht dieser Tiere so dicht bedeckt, daß durch sie die. Schraube in ihren Bewegungen gehindert war und der Dampfer infolgedessen längere Zeit aufgehalten wurde. — An diese Krebsart schließen sich die Jugendformen des amerikanischen Hummers an, der eben falls in unglaublichen Mengen an den kalifornischen Küsten M. erscheint. — Die polaren
Eisverhältnisse
im Sommer 1909.
Dan dänische meteorologische Institut hat seinen Bericht über 1909 veröffentlicht; die polaren Eisverhältnisse des Sommers er beruht auf sämtlichem dem Institut zugänglich gewordenen Material von originalen oder gedruckten Beobachtungen. Das Gesamtresultat läßt sich wie folgt zusammenfassen : Ungünstig für die Schiffahrt waren die Eisverhältnisse im Barentsmeer um Spitzbergen, während im Grönlandmeer und in der Däne markstraße die Eisgrenze viel weiter westlich als gewöhnlich lag. Die isländischen Küsten waren fast ganz frei von Eis, viel Eis aber wurde vor Neufundland und auf den trans atlantischen Dampferwegen gesehen. Becht günstig waren die Verhältnisse im Südosten von Grönland und im Archipel im In der Beringstraße waren sie etwa Norden von Amerika. normal und im Beaufortmeer, besonders gegen die Mitte des Sommers, ziemlich günstig. Es wird in dem Bericht vermutet, daß in diesem Sommer (1910) die Eismassen längs der Süd ostküste Grönlands ziemlich gering sein und daß sich für die Südwestküste ebenfalls günstige Bedingungen ergeben werden.
— Die Quellen und Ursachen der japanischen Aus wanderung erörtert Yosaburo Yoshida in den „Annais
of the American Academy of Political and Social Science" Als Hauptbeweggründe für die (Band 34, S. 377 bis 387). Auswanderung erscheinen die Bevölkerungszunahme, der auf den unteren Volksschichten lastende wirtschaftliche Druck und das Streben nach Wohlstand oder Bildung. Japan ist eines der dichtest besiedelten Länder der Erde. In den Jahren 1872 bis 1903 hat sich seine Volksdichte von 87 auf 122 Ein wohner pro Quadratkilometer erhöht. Die Auswanderung er reicht indessen ihren Höhepunkt nicht in den am dichtesten be siedelten Distrikten überhaupt, sondern in jenen, die den größten Prozentsatz kleinbäuerlicher Familien aufzuweisen haben, vor allem in den südwestlichen Bezirken Hiroshima, Yamaguchi, Wakayama und Fukuoka. In den Jahren 1899 bis 1903 betrug die Zahl der japanischen Auswanderer (ausschl. der nach China und Korea gehenden) insgesamt 84 576; davon entfielen 56 687 auf die genannten vier Distrikte und den Bezirk Kumamoto. Der Strom dieser Auswanderer richtet sich zum weitaus über Teil (über 80 Proz.) nach den Vereinigten Staaten wiegenden und Hawaii. Nach den ersteren gingen im Jahre 1906 8466, Die Mehrzahl von ihnen sind nach Hawaii 3009.5 Japaner. Landwirte, die entweder selbst Land pachten oder sich als Farmarbeiter verdingen. Einen starken Anreiz zur Auswande rung bilden für diese Klasse von Leuten vor allem die Er folge, die einzelne ihrer Landsleute in Amerika errungen haben. Das Glück des kalifornischen „Kartoffelkönigs" Kinya Ushizima z. B., das oftmals in den Zeitungen geschildert worden ist, hat viele seiner engeren Landsleute aus dem Di
strikt Fukuoka angelockt. Die zweitgrößte, an Zahl aller dings schon weit schwächere Gruppe der Auswanderer bilden Unter den 9544 im Jahre 1908 nach den fest die Studenten. ländischen Vereinigten Staaten zugelassenen Japanern befanden Die Zahl der Studierenden, die seit den sich 2252 Studenten. 70er Jahren nach der Union gegangen sind, beläuft sich auf In früherer Zeit erhielten diese Leute bei viele Tausende. ihrer Bückkehr in die Heimat häufig gute Stellungen als Beamte. Heute erfährt die Mehrzahl der japanischen Stu denten, die nach Amerika auswandern, bittere Enttäuschungen und fristet schließlich als Dienstboten oder als Feldarbeiter J. ihr Dasein. — Im Globus, Bd. 97, Nr. 15 ist ein Artikel von Dr. ing. abgedruckt mit dem Titel „Die Grabesmoscheen der Schi'iten im Iraq". Der Ver fasser läßt darin eine Angabe vermissen, zu welcher Zeit sein Besuch in Kerbelä, um welche Stadt es sich besonders han Seine Beobachtungen stammen nun aus dem delt, stattfand. Jahre 1905 und sind heute keineswegs das Allerneueste auf ihrem Gebiete, wie man vielleicht annehmen könnte (vgl. Türkische Bibliothek, Bd. XI: Das Heiligtum al-Husains zu Kerbelä. Berlin 1909. Besprochen im Globus, Bd. 97, Nr. 5). der Die ausführlicheren Angaben über die Grabesmoscheen Schi'iten beschränken sich auf Kerbelä, weil, wie der Verfasser sagt, es ihm gelungen ist, sich dort verkleidet einzuschleichen, und er so authentisch berichten kann. In weiteren Kreisen ist nun wohl bekannt, daß ein Europäer sich nicht zu ver Es kleiden braucht, um nach Kerbelä hineinzugelangen. scheint aber aus dem letzten Absätze auf S. 235 hervor — in das gehen zu sollen, daß es das Husainheiligtum ist allerdings ein Ungläubiger nur, wenn er nicht erkannt wird, — , welches authentisch beschrieben wird. eindringen kann Meine eigenen Beobachtungen über das Innere des alHusainheiligtumes , die ich mit zeichnerischen Aufnahmen aus dem Jahre 1907 und weichen belegen konnte, stammen teils von den Langeneggerschen ab, teils sind sie vielleicht In der Mitte des Baumes unter geeignet, jene zu ergänzen. der Kuppel steht quer zu dem von Süden her Eintretenden eine riesige Sandüqa aus silbernem Gitterwerk nach Art der Was sich darunter befindet, ist sowohl bei Maschrebijen. der natürlichen Tagesbeleuchtung als auch bei der üblichen künstlichen Beleuchtung des Kuppelraumes durch das Gitter werk hindurch schwer zu erkennen. Der Sarg al-Husains selber steht in einem unterirdischen Gewölbe, welches durch einen engen Gang so mühsam zu erreichen ist, daß man dem Schah Näsir ed-din bei seiner Wallfahrt abriet, es zu be sichtigen. An das Ostende der großen Sandüqa schließt sich eine kleinere aus ebensolchem silbernen Maschrebijenwerk an ; es soll die des 'Ali Ekber sein, eines Sohnes al-Husains, der auch bei Kerbelä fiel. Die Wallfahrt vollzieht sich um diese beiden Sandüqen herum im Drehungsinne der arabischen Handmühle, also von rechts nach links (T. B. XI, 8. 20, steht leider infolge Druckfehlers „von links nach rechts"). Daß Opfergaben durch das Gitterwerk geworfen werden, habe ich nicht beobachtet; es ist aber nicht unwahrscheinlich. Zu meiner Zeit lag ein Geisteskranker, die Hände hoch an das silberne Gitter gefesselt, hart an die Sandüqa gepreßt, auf den Steinplatten des Fußbodens. Man hatte ihn dem Heiligen zum Opfer gebracht, in der Hoffnung, daß dieser den guten Willen anerkennen und die Krankheit von dem Unglücklichen nehmen würde. Ein großer, runder Kronleuchter aus Glas hängt aus dem Mittelpunkte der Kuppel herab; er ist von moderner, vielleicht europäischer Arbeit und wird eine Stif tung aus den ersten Jahrzehnten nach dem Wahhäbiten
Felix Langenegger
Kleine Nachrichten. Die gläsernen Armleuchter an den Überfall (1801) sein. Wänden sind drei- und mehrarmig und ebenfalls modemer Arbeit. Waffen und Uhren sind im Husain an den Wänden nicht aufgehängt. (Im Heiligtum des 'Ahbäs zu Kerbelä sollen dagegen Waffen in großer Zahl vorhanden und einige Uber der Handüqa des 'Ali an der Decke aufgehängt sein. in Nedschef muß ein riesiger krummer Säbel angebracht sein, wohl eine Erinnerung an den dhu'l-fiqär, das berühmte Schwert 'Alis. Auf den im Lande käuflichen Bilderbogen tritt er an dieser Stelle wenigstens immer auf.) Auch elek trische Bogenlampen gibt es im Heiligtume natürlich nicht. (Betreffs der Ausschmückung des Innern verweise ich auf Photographische Aufnahmen aus dem Innern T. B. XI.) Beleuchtung wegen meist mißlungen ; sind der ungenügenden auch wünscht die Geistlichkeit deren Bestehen nicht. Es gibt aber Abzüge nach einer Platte, die so stark retuschiert ist, daß die Kopie wie nach einer Handzeichnung gemacht aus sieht (veröffentlicht in Grothe, Geogr. Charakterbilder, Taf. 79, Abb. 138). Diese Aufnahme, die wohl 1904 schon bestand, kann zur Unterstützung meiner Angaben herangezogen werden. Einige Irrtümer geschichtlicher Art oder in der Auf fassung von al-Husains Charakter, die dem Verfasser des Globusartikels untergelaufen sind, will ich nicht weiter be richtigen. Die dritte der Abbildungen nach Aufnahmen des Verfassers — d. h. nach aus seinem Besitze stammenden Photographien — trägt ihre Bezeichnung „Goldene Kuppel des Heiligtums des Mahdi in Samarra" zu Unrecht : sie stellt das Stadtbild von Nedschef mit der Goldkuppel 'Alis von Westen gesehen vor. „Chaimüke" (richtig chaime-gäh) ist nicht „Begräbnisplatz", sondern ein (heiliger) Ort (gäh) in der Weststadt von Kerbelä, wo der Sage nach al-Husains Zelt (chaime) gestanden hat. Er trägt einen kleinen oktogonalen Taf. 84, Zentralbau (vgl. Grothe, Geogr. Charakterbilder, Abb. 145. Ein Grundriß ist in T. B. XI, Taf. 7, gegeben), Arn. Nöldeke. der sehr hübsch liegt.
— Über Temperaturen und Sauerstoff mengen im Sakrower See bei Potsdam, die auf Veranlassung des Instituts für Meereskunde in Berlin von G. Schickendantz
wurden, berichtet dieser in der „Intern. Revue der beobachtet , Bd. 1910. Er ges. Hydrobiologie und Hydrographie", findet, daß namentlich im Herbst die Kurven für Temperatur und Sauerstoff parallel gehen und daß die Sprungschicht des Wassers einen Abschluß für die Durchlüftung bildet Die Temperaturschwankungen am Grunde des Sees erklärt und er durch Erwärmung vom Boden aus. Im September Die November trat daselbst freier Schwefelwasserstoff auf. Halb faß. Untersuchungen sollen fortgesetzt werden.
III,
Quartärstudien im Gebiete der nordischen Vereisung Galiziens lassen Walery Ritter v. Lozinski (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt 1910, 60. Bd.) zu folgenden -
Die Wasserläufe im nordgalizischen gelangen. Tieflande sind ungleichen Alters. So ist die Entstehung des heutigen Sanlaufes wie des ursprünglichen Wisloklaufes noch in die präglaziale Zeit zu versetzen. In postglazialer Zeit müssen aber Bewegungen der Erdoberfläche in vertikaler Richtung stattgefunden haben, wobei Senkungen am Kar pathenrande, wie Hebungen im nordgalizischen Tieflande in Die erstere Eventualität ist nicht gut Betracht kommen. annehmbar ; gegen die Möglichkeit postglazialer Senkungen am Karpathenrand spricht schon der Umstand, daß in den erweiterten Talausgängen die terrassierte Bodenausfüllung vielfach bis zur älteren Unterlage durchschnitten ist und die Flüsse über nackten Schichtköpfen dahinfließen. Am nächsten liegt wohl der Gedanke, die postglaziale Hebung im nord galizischen Tieflande als eine Folge der Senkung der Erd oberfläche unter dem diluvialen Inlandeise nnd der darauf zu betrachten. Der westgalizische folgenden Entlastung Karpathenrand, wo das diluviale Inlandeis in Eiszungen auf gelöst war, ist seit dieser Zeit vollkommen stabil geblieben ; eine merkliche Hebung noch eine Senkung es hat weder erfahren. Angesichts der Stabilität des westgalizischen Kar pathenrandes kann die postglaziale Hebung des Tieflandes nur als eine Aufwölbung von sehr großer Spannweite und relativ kleiner Amplitude aufgefaßt werden. Höchstwahr scheinlich war die Amplitude lokalen Schwankungen von 0 bis zum Maximalwerte von etwa 50 m unterworfen. Es hat den Anschein, als wenn die durch das Abschmelzen des diluvialen Inlandeises entstandene Spannung in der Erdkruste nicht überall, sondern nur in gewissen Krustenteilen zur Auslösung wäre. Denn in der nordwestlichen Umrandung gekommen des Tieflandes, im östlichen Teile des polnischen Mittelgebirges, ist kein Anzeichen von postglazialen Krustenbewegungen vorhanden, vielmehr muß eine Stabilität seit der Diluvialzeit werden. Dieses könnte zum Teil dadurch be angenommen Schlüssen
S3
Gebiet infolge seiner gründet werden, daß das genannte höheren Lage von einem weniger mächtigen Inlandeise be lastet und zum Teil ganz eisfrei war. Außerdem muß noch der Umstand in Betracht gezogen werden, daß der östliche Teil des polnischen Mittelgebirges unmittelbar nach dem Verschwinden des Inlandeises einen bedeutenden Massen zuwachs durch die Bildung einer mächtigen Lößdecke aus von Winden importiertem Staubmaterial und infolgedessen eine dauernde Belastung erfuhr. — Die geologischen hältnisse der Therme
und hydrographischen
Ver
Stubica-Toplice in Kroatien erörtern Gorjanovic-Kramberger, Chr. Steeb und M. Melkmus im Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt 1910,
60. Bd. Bereits 1205 werden diese heißen Quellen urkundlich erwähnt. Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts bestand kein Badeetablissement, man badete in hölzernen Kisten im Freien. Erst 1820 baute man Badehäuser, die 1895 vergrößert wurden. Die geotektonischen Untersuchungen zeigen, daß das Thermen nach Nordosten gebiet von Stubica an eine von Südwesten streichende Spalte gebunden ist und daß die in Rede stehen den Thermen aus der Tiefe aufsteigende Spaltquellen dar stellen und eine Ausdehnung von etwas über 300 m zeigen. Dabei war das Thermalgebiet seinerzeit noch umfangreicher. Die Therme von Stubica gehört zu den heißesten von Kroa tien und muß als sogenannte juvenile bezeichnet werden, die postvulkanischen Ursprungs ist. Chemische Eigenschaften wie Temperatur dieser Quelle dürften stets unverändert ge blieben sein, die Ergiebigkeit aber abgenommen haben. Die sich meistens im entgegen bewegen Quellenwasserstände gesetzten Sinne wie das Barometer, wenn auch oft mit 1 bis 2 Tagen Verspätung, wobei Schnee und Frost die Quellen Wahrscheinlich hängen die größeren Schwan träge machen. kungen im Niveau der Thermen , welche sich auf längere Perioden wie Monate und Jahre erstrecken , hauptsächlich mit der Bewegung des Grundwassers zusammen, während die der Quellen durch kleineren Oszillationen des Wasserspiegels den Luftdruck und die Niederschläge hervorgerufen werden. Die Stubicaer Thermen sind auch radioaktiv ; bei den käl wie meistens, stärker teren Quellen tritt diese Eigenschaft, hervor. Im Thermalwasser ist radioaktive Emanation auf Der Thermalschlamm aus dem Antonia-Schlammbade gelöst. zeigte eine Radioaktivität von 0,6 Mache-Einheiten.
— Um die Verdunstungshöhe im offenen Wasser becken zu messen, hat die Preußische Landesanstalt für am Grimnitzsee in der Mark und am Gewässerkunde
Ufer desselben in den Jahren 1908 und 1909 von Mitte Juli bis Ende Oktober Verdunstungsmesser aufgestellt, von denen der auf dem Wasser befindliche von einem 14,5 m im Durchmesser haltenden floßartigen Gerüst umgeben war, um störende Wellenbewegungen möglichst zu vermeiden. Das Verdunstungsgefäß, das mit dem in größerer Entfernung vom Ufer auf dem See verankerten Floße starr verbunden war, Die beiden am hatte eine Verdunstungsfläche von 2000 qcm. Ufer aufgestellten Messer von ähnlichen Dimensionen wurden auf verschiedenem Wasserstand gehalten, um den Einfluß, vom Gefäßrande auf die den der Abstand des Wasserspiegels Verdunstung hat, festzustellen. Alle drei Gefäße waren der vollen Einwirkung der Luft und der Sonne ausgesetzt und mit Regenmessern versehen. Wie wir dem Führer durch auf dem Gebiete des Wasser die Sammelausstellung
baues auf der Weltausstellung in Brüssel,
die
das
Preußische Ministerium der öffentlichen Arbeiten veranstaltet hat, entnehmen, zeigen die drei offenen Gefäße eine ziemlich gute Übereinstimmung in der Verdunstungshöhe; die Ver schiedenheiten, welche auftreten, sind meist auf die ver Im schieden große Erwärmung des Wassers zurückzuführen. Mittel betrug die tägliche Verdunstungshöhe in dem an gegebenen Zeitraum 3,5 mm , am größten war sie natürlich zur Zeit der größten Wärme, die 1908 im Juli, 1909 im August eintrat, sie stieg bis auf 5,8 mm im Mittel des Zeitraumes von Mitte Juli bis Mitte August 1908 und sank auf 1,52 m im Oktober 1909. Auf die weiteren Resultate darf man ge spannt sein, wenngleich in Betracht gezogen werden muß, räumlich recht unbedeutendes daß der Grimnitzsee ein Halbfaß. Wasserbecken ist. — Eine Betrachtung der reinen Gras Wirtschaft in der Hügelregion des nordost- und zentralschwei zerischen Alpenfußlandes führt J. Suter (Münch. Diss. der Techn. Hochschule 1910) zu der Ansicht, daß dieselbe im Hügelland heute vielfach auch über solche Gebiete ver am Platze breitet ist, wo andere mehrseitige Betriebssysteme wären, die zwar ebenfalls die Graswüchsigkeit des Bodens ausnutzen, aber dabei die Ackerkultur nicht ganz vernach
Kleine Nachrichten.
über die Laich u. Ges.-Biol., RassenJahrg. 7, 1910) zu der Schlußfolgerung, daß diese Wanderungen, die größten aller durch die Fortpflanzung bedingten Phänomene im Tierreich, ohne eine Spur sexueller oder erotischer Instinkte zustande kommen. Männchen und Weibchen reagieren nicht aufeinander, sondern reagieren gemeinsam auf ein Drittes, das sind die optimalen Entwickelungs- und Lebensbedingungen für die junge Brut, die in den hydrographischen Bedingungen Diesmal behält also nicht der Laichgebiete gegeben sind. recht, sondern der Dichter der nüchterne Naturforscher. Nicht Hunger und Liebe, wohl aber das Prinzip der Erhaltung der Art regiert hier das Getriebe. — V.
Franz
wanderungen
kommt in seiner
Arbeit
der Fische (Arch. f.
— In den Beiträgen zur Kenntnis des photochemi schen Klimas der Oanaren und des Ozeans zeigt E. Rubel (Vierteljahrsschr. der naturf. Gesellsch. in Zürich,
'/,
54. Jahrg., 1909), daß in der Beobachtungszeit auf dem Meere 1400 die höchste gemessene Gesamtlichtstärke war, 830 die diffuse, 900 die höchste direkte betrug. Auf dem höchste Meere erreicht das direkte Sonnenlicht nur vereinzelt den Wert des diffusen; auf dem Meere ist das diffuse doppelten Licht aber stärker als auf dem Lande. Hohe Sonnenstände haben auf die Lichtintensitäten eine ausgleichende Wirkung. Die Lichtsummen steigen auf dem Meere höher als in Wien. Auf dem Pik herrschten nicht die großen erwarteten Lichtstärken. Die Zahlen vom 6. bis 8. April 1908 blieben unter dem Mittel derjenigen des Berninahnspizes bei gleicher Sonnenhöhe und Sonuenbedeckung. Das direkte Sonnenlicht erreichte in größter Seehöhe den sechsfachen Wert des diffusen. In der Wolkenregion herrscht '/i,6 bis des Tageslichtes, im Lorbeerwald im Mittel '/,„ bis '/4°.
— Die wirtschaftliche Bedeutung der einzelnen Erdöllagerstätten. Für den Weltmarkt kommen nach F. W. Moeller, der Wirtschaftsbetrieb des Erdöls (Techn. u.
Wirtsch., 3. Jahrg., 1910), nur die Vereinigten Staaten, Rußland, Galizien, Rumänien und Niederländisch -Indien, allenfalls Britisch-Indien und Japan in Betracht. Wegen der verhältnismäßig sehr geringen Erschließung dieser Fundstätten ist es unmöglich, die Vorräte zu schätzen, die noch zu Dabei wird der flüssige Brennstoff in der gewinnen sind. künftigen Gestaltung unserer Verkehrsverhältnisse eine immer Rolle spielen. Zudem ist das Lichtbedürfnis der größere Menschheit noch immer im Steigen begriffen. Dabei zeigen die Vereinigten Staaten, wie ununterbrochen seit 1903, immer noch weitaus die größte Produktion, sie sind mit über 63 Proz. an der Weltproduktion beteiligt. Rußland, das von 1898 bis 1901 an der Spitze stand, folgt jetzt in weitem Abstande mit etwa 23 Proz. Im ganzen zeigt sich, daß die
Weltproduktion nach einem zeitweiligen Rückgang in den Jahren 1905/06 wieder schnell gestiegen ist (um mehr als 25 Proz.). An dieser Steigerung ist absolut genommen Amerika am meisten beteiligt, prozentualiter, abgesehen von den anderen Ländern, Galizien. In Amerika ist die Steigerung auf die zunehmende Erschließung neuer Olgebiete zurück zuführen, nicht etwa auf eine ausgedehntere Bohrtätigkeit in den bekannten Feldern. Das Versiegen von Quellen in Pennsylvanien, New York, Ohio usw. gehört zu den alltäg lichen Erscheinungen. Dafür bringt jetzt Kalifornien allein 40 Millionen Barr, hervor. Die in den erschlossenen »lagern von der United States Geological Survey vorgenommene Abschätzung hat ergeben, daß diese Felder bei einer Ver größerung der Förderung in ihrem jetzigen Umfange ungefähr bis 1935 ausreichen, falls der Gebrauch in demselben Maße zunimmt wie bisher.
. Napoleon III oder Musee Municipal (collection Callabre); 2. Musee Alesia oder Musee de la Societe des Sciences de Semur.
Erscheint in der Librairie Armand Colin Abonnementspreis fürs Ausland 10 Franken.
monatlich
;
Stadt Semur, viele jüngere Kräfte konzentriert, so daß endlich auch mit systematischen Ausgrabungen auf dem
schen dank
1.
heute noch sich lebhaft für die Altertümer interessieren den ehemaligen Maire, Victor Pernet wäre Stoffel nicht viel gelungen. Es haben sich dann seit einigen Jahren um Prof. Louis Matruchot und um Dr. Simon , den der Societe des Sciences der benachbarten Präsidenten
7)
Die drei Schichten
*)
Abb. 2.
über die neuen Funde, Nachrichten sondern enthält auch höchst wert volle Abhandlungen von allgemeiner Tragweite, wie ich im folgenden zeigen möchte, da bald der vierte Jahrgang dieser Zeitschrift zu Ende geht, und man jetzt ein einheitliches Bild der vorrömischen und frührömi Stadt Alesia entwerfen kann. Auch kann ich der Liebenswürdigkeit von Prof. L. Matruchot
Die neueren Ausgrabungen
die Resultate
der Kampagnen 1909 und 1910 berück sichtigen. Die auf dem Mont Auxois und in der Umgebung be findlichen prähistorischen deren mehrere Ansiedelungen, während der napoleonischen Ausgrabungen gefunden worden sind3), sind seitdem nie systematisch unter sucht worden. Als ich unter Führung von L. Matruchot und V. Pernet den Mont Auxois vor einigen Monaten besuchte, wurde mir versichert, eine prähistorische Stätte hätte man auch während der Arbeiten für die Errichtung des riesigen Vercingetorixdenkmals entdeckt, sich darum aber nicht weiter gekümmert. An der Stelle, wo das eigentliche Alesia stand, scheinen keine vorhistorischen Artefakte vorzukommen; übrigens ist man da noch nicht überall zu der untersten Schicht vorgedrungen 10). Heute ist Alise-Sainte- Reine immer noch ein Wall fahrtsort, da es dort eine heilige Quelle gibt, die der heiligen Reine geweiht ist. Wie so oft, so hat auch hier das Mittelalter nur frühere Gewohnheiten christianisiert, und die neuen gut gelungenen Forschungen Esperandieus haben nachgewiesen, daß dieselbe Quelle auch den Römern, Gallo -Römern und früher den Kelten, vielleicht sogar den Ligurern, als heilig und heilbringend Er galt11). hat beweiskräftige Ex-votos gefunden, hauptsächlich Simulacra von Augen ; und die Quelle heilt heute noch
in der Stadt Alesia.
167
oder fließendes Wasser bezeichnen ,2). Sehr früh aber begegnet man schon der von den griechischen und latei nischen Schriftstellern adoptierten Form Alesia, die man griechischer Abkunft hielt; im Jahrhundert leitet der Hagiograph Heiricus Alesia vom lateinischen alere her und verschmilzt auf diese Weise eine Volksetymologie 9.
van Gennep:
nach Volksmeinung. Augenkrankheiten Uber die Herkunft des Namens der Stadt hat man früher viel gestritten. Heute steht so viel fest, daß die
Abb. 4.
Die sogenannte
„Mutter*.
mit einer einheimischen Brottechnik (über diese siehe weiter unten). Unter den in Alesia gefundenen Gottheiten verdienen eine besondere Betrachtung der Gott Ucuetis und die Göttin Bergusia. Das Wort Ucuetis behandelt bereits eine ansehnliche Literatur: Roger de Belloguet, Pictet, Allmer 13), John Rhys, d'Arbois de .Tubainville, Berthoud lt), Ad. J. Reinach und andere haben die Abkunft dieses mit
HJpposandale (Pferdeschnh) ans Alesia.
merkwürdigen Endungen versehenen Götternamens unter sucht, und jetzt scheint man zu der Annahme gekommen zu sein das Wort sei völlig ligurisch. Aber von der Persönlichkeit des Gottes weiß man noch nichts. Ligu risch wäre auch der Name Bergusia. Solche mit ,
Abb. 3.
Alise
prehistorique , Pro Alesia
I,
8. 11,
Es interessieren sich aber für die prähistorische Frage einige Prähistoriker von Dijon und Um
"J
Comptes-Rendus de 1'Academie
A
des Mont Auxois gehung.
I,
10)
*) V. Pernet, 29, 48fE.
A. T. Vercoutre, Le Nom d' Alesia, Pro Alesia II, 8. 193 Jullian, Le Nom d'Alesia II, S. 241— 242; A.Thomas, Alisum, ancien francais Alis, IV, 8. 625—626. in Pro Alesia Wiederabgedruckte Abhandlung 8. 71—72. Sur un vase votif en hronze avec inlg1 7l
b)
Dieses ebenfalls eigenartige Instrument Zentralafrikas, das vielleicht noch stärker verbreitet ist als die Marimba besteht wesentlich aus einem Klangkörper, welcher von Metall- oder Holzzungen einer Reihe frei vibrierender der meist gebildet ist, und aus einem Resonanzkörper, mitunter aber aus einem hinzu aus einem Holzkasten, Oft gibt es ferner gefügten hohlen Kürbis besteht. klappernde Anhängsel (in einer Spalte des Resonanz
Töne (vermindert)
Baglinni: Ein Beitrag zur Kenntnis der natürlichen Musik.
250
Toriinhalt und Tonanordnung dieser Sansa hieten Zunächst manche Eigentümlichkeiten. ergiht sich das dieser Art (mit ein sonst von den übrigen Exemplaren daß die überhaupt gezeigte Merkmal, paar Ausnahmen)
Abb. 6.
Sansa aas Sttdostafrika.
Abb. 10.
Ein anderes spezifisches Merkmal dieser Sansa in der Tonauswahl besteht darin, daß die Gesamtheit der Einzel zerfällt, von denen die erste tone in vier Untergruppen von den Zungen VI, VIT und VIII, die zweite von IX, X
Sansa vom Sambesi.
Abb. 12.
Sansa vom unteren
Kongo.
Abb. 7.
Sansa der Barotse.
Abb. 11.
Abb. 9.
Sansa vom Cbanghi-Mobeghl.
Sansa ans Mascio na (Haschona).
I
Stes
Abb. 14.
Sansa aus
Alt-Calabar. Abb. 8.
Abb. 13.
Sansa der Majombe.
tieferen Töne die mittlere Gegend der Zungenreihe ein nehmen, von der aus die darauffolgenden Töne in ihrer Tonhöhe nach beiden Seiten hin zunehmen. Diese Eigen schaft entspricht wohl am besten den Anforderungen der des Instrumentes beim Spielen, das, wie ge Handhabung sagt, von beiden Daumen besorgt wird.
Sansa aus
Alt-Calabar. und XI, die dritte von HI, IV und V, die vierte von I, und XVI gebildet sind. Die Einteilung ergibt sich übrigens auch aus der Länge (vgl. Abb.) der betreffenden
II
Es ist nun eine Tatsache, daß die einzelnen Zungen. Gruppen (namentlich die drei ersten) aus Tönen gebildet sind, die sehr nahe untereinander stehen, indem sie nur
Baglioni: Ein Beitrag zur Kenntnis der natürlichen Musik.
•J!>1
innerhalb des Umfanges je einer vermehrten kleinen Terz sich bewegen. Die Mehrzahl der zwischen den benachbarten Tönen bestehenden Intervalle beträgt auch hier den Wert eines Ganztones (sechs Fälle), der häufig aber (in drei Fällen) etwas vermindert ist. Es gibt ferner zwei Halbtoninter valle, von denen das eine vermehrt ist, sowie ein Inter vall, das bedeutend geringer ist als ein Halbtonintervall. Von den konsonanten Intervallen gibt es hier schließ lich drei Oktaven (Vffl— V, VII— IV, VI— HI); vier
der Abbildung ersichtlichen, den Enden der Zungen direkt Die Notie entsprechenden Furche im Resonanzkasten. rung zeigt die Werte der Einzeltöne.
Quinten Terzen
wurden
(VI— IX, X— HI, XI— XQ, IV— I); fünf große (VH— IX, vermehrt; IX— XI; X-V; XI— IV; Xn— I, vermindert); fünf kleine Terzen (VHI— VI; VI — IX; V — II, vermindert; V — in, vermehrt, H — XII).
Im ganzen kommen also auf 12 Einzeltöne 17 konsonante Intervalle. Würde es sich dagegen um 12 genau diatonisch abgestufte Einzeltöne handeln , so wären im ganzen 22 konsonante Intervalle (d. h. fünf Oktaven, sieben Quinten, vier große Terzen und sechs kleine Terzen) gewesen. 2. Die Sansa der Abb. 7 wird in dem Register mit der Nr. 74 756, als „Kangombio" bezeichnet. Länge des 10,5 cm, Minimalbreite Brettchens 14 cm, Maximalbreite Herkunft: Zentralafrika, Barotse des westlichen 8 cm. Rhodesia, am Sambesi. Der Klangkörper ergibt sich aus Als Resonanzkörper neun Eisenzungen. fungiert ein Kürbis. Die Analyse ihrer Einzeltöne lieferte die in der Notierung angegebenen Werte.
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4—-
1 -#■
VII
VI
I
VIII
IX
Die folgende Tabelle VI zeigt die Leiter der nach ihrer Tonhöhe geordneten einzelnen Töne, sowie den ausgerech neten Wert der betreffenden Intervalle. Tabelle VI.
1. Skala
C\ (-1.5) e' . . . . . . . . ■ • •
f
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(-*)
gis1 . . . h' 3,5) eis' (— 4) «' •
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IV. V.
III. II.
VI.
VII. VIII. I.
IX.
Zunge
Intervalle
> y >
21/, Töne
> 7, Ton
> 1 > V, > i'A > i > l1/«
(vermindert) . . n
(vennehrt)
Es gibt also zwei Intervalle eines Ganztones, ein Inter vall eines Halbtones, sowie zwei Intervalle unterhalb des Wertes eines Halbtones und drei Intervalle oberhalb des Wertes eines Ganztones. Auch hier besteht aber eine große Zahl konsonanter Intervalle. Denn es gibt eine verminderte Oktave (V — I); sechs Quinten (IV — II, ver V — VI, vermehrt; HI — V, eigentlich Quarte; mindert; n— I; VTI— IX, vermehrt; IX— VHI, eigentlich Quarte); fünf kleine Terzen (III — VT, vermindert; HI — VII; VI —
Vlll; Vn — VHI, vermindert; I — IX, vermindert). Im wohl 12 konso ganzen sind also auf neun Einzeltöne nante Intervalle gegen 14 (d. h. zwei Oktaven, fünf Quinten, drei große Terzen und vier kleine Terzen, aller dings außer den Quarten), die sich in der genau diatoni schen Tonfolge von neun Tönen beobachten lassen. 3. Das schöne Exemplar (Abb. 8) trägt die Nr. 63 929 und u. a. folgende Notizen: Länge 28 cm, Breite 11 cm. Es sind Herkunft: Afrika, Unterkongo, Mayombeneger. die auf dem verzierten kahnförmigen elf Eisenstäbchen, nach ihrer regelmäßig von links nach Resonanzkasten rechts abnehmenden Länge eingereiht und solide befestigt sind. Der fortgesetzte Gebrauch ergibt sich sowohl aus den glatt polierten Zungenenden, wie au,s einer auch aus
ii
i
in
+1
+1
iv
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Ihre zunehmende
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1. Skala
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...
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ix
x
xi
Intervalle
deren
zusammengestellt.
Tabelle VII. fls
-2,5
viii
Tonleiter sowie
VH
in der Tabelle
+ 1
I. Zunge II. . III- . IV. . V. .
VI.
VII. vm. IX. X. XI.
„
.
Intervalle
> > > > > >
1 Ton
«V, . v, . 7, .
i
. ,
,
.
i
.
(vermindert)
> 17. > 7.
. . .
(vermehrt) (vermindert)
> V, > 1
.
(vermehrt)
,
Auch die Klänge, aus denen diese Sansa besteht, sind also vorwiegend, ja in einem noch genaueren Maße als die vorangehenden, nach dem diatonischen Prinzip aus Es gibt nämlich vier Intervalle gewählt und geordnet. des Wertes eines Ganztones, von denen zwei genau, eins vermindert und eins vermehrt sind; vier Intervalle eines Halbtones, von denen wiederum zwei genau, eins vermehrt und eins vermindert Es bestehen aber noch zwei volle Intervalle des Wertes einer kleinen Terz, von denen eins vermindert ist. Von konsonanten Intervallen existieren: vier Oktaven (I— VHI; H— IX, schwach vermehrt; IH— X; IV— XI, beide vermindert); sieben Quinten (I — IV, vermindert; I — -V, etwas vermehrt; H — VI, etwas vermehrt; IH — VHI; V— IX; VI— X; VH— XI, vermindert); drei große Terzen (HI— VI; V— VIT; IX— XI, vermindert); vier kleine Terzen (H— HI; rV— VI; VH— IX; IX— X, ver Also im ganzen auf elf Einzeltöne wohl 18 mindert). konsonante Intervalle, gegen nur 19 (d. h. vier Oktaven, sechs Quinten, vier große Terzen und fünf kleine Terzen), wenn es sich um eine genaue diatonische Tonfolge von elf Zungen gehandelt hätte. 4. Die aus mehreren Gründen bemerkenswerte völlig aus Holz verfertigte Sansa der Abb. 9 bringt im Register unter Nr. 76 010 u. a. folgende Notizen: Länge 25 cm, Fluß HerkunftKongobecken, größte Breite 14 cm. Die neun Zungen aus Bambus (dem Ubanghi-Mobeghi. wir hier zum ersten Male begegnen) sind auf dem Brett chen solide befestigt, welches den als Resonanzboden dienenden hohlen Halbzylinder aus zweckmäßig einge rollter und durch Holznägel zusammengehaltener Baum rinde deckt. Die Analyse der Einzeltöne lieferte die in der folgenden
i
n
Notierung angegebenen Werte.
in
iv
vi
vii
vm
IX
Die folgende Tabelle VIII enthält die ihrer Tonhöhe nach geordneten Einzeltöne, sowie deren Intervalle. Sansa Die Tonanordnung dieser wohl primitiveren gleicht den drei ersten Sansas mit den tieferen Tönen in Zum ersten Male der mittleren Gegend der Zungenreihe. finden wir hier zwei Fälle von Wiederholung eines und desselben Tones (d. h. Einklang, zwischen in und VI, I und IX), was notwendigerweise die Mannigfaltigkeit 33*
Ein Beitrag zur Kenntnis der natürlichen Musik.
VII
VIII
IX
Tabelle IX zeigt diese Töne ihrer Tonhöhe ordnet, sowie deren Intervallenwerte.
IX. V,
»
. (vermindert)
xn
+
—2,5
—3,5
xiii
xiv
vm
ix
+ 2,5
xv
xvi
fis*
Skala
(+
v.
XI. IX. IV.
1,5)
(- 1,5) 1,5)
al (+
X.
(- 3,5)
II.
(-1,5)
(-2)
• eis* (— 2,5) 3,5) fis' fi,*
(+2,5)
„
,
»
1
> > > > > > >
»
Töne Ton , (vermindert) (vermehrt)
5" V» » > Einklang
XIV.
(—3,5)
(-
,
Intervalle
Ton (vermindert) (vermehrt)
„
2. Skala
in. vn.
-8)
Zunge
7,V«
1. Skala
Tabelle X.
> 7iTon > V« »
xn. vi. XIII. vm. xv.
> >
.
Intervalle.
21/, Töne (vermin-
> V.Ton >
XVI.
[dert) (vermehrt)
Die Tonanordnung dieser Sansa unterscheidet sich wesentlich von der üblichen. Sie ist keine genau regel mäßige; man erkennt jedoch in ihr leicht die Tendenz, dem Prinzip der von links nach rechts zunehmenden Tonleiter zu folgen. Eigentümlich ist hier ferner der Umstand, daß hohe Töne mit tieferen abwechseln, oft von konsonanten Intervallen getrennt (z. B. bildet die Zunge II die um einen Halbton verminderte höhere Ok tave von und zugleich die genaue höhere Oktave von HI, VI ist die höhere Oktave von V, VHI die von IX, während ein Intervall einer Quint zwischen und IV sowie zwischen XI und XII, ein Intervall einer kleinen Terz zwischen IX und Deshalb erinnert besteht). zum Teil die Anordnung dieser Sansa an die der ersten Marimba. Der Wert der Einzelintervalle schwankt innerhalb von einem Ganztone sehr weiter Grenzen, zwischen und etwas mehr als zwei Ganztönen. In ihrer Mehrzahl (sechs) betragen sie den Wert eines Halbtones, von denen drei genau, zwei vermehrt und einer vermindert sind. Ferner gibt es drei Intervalle geringer als einen Halb ton, einen Einklang, drei Intervalle des Wertes eines Ganztones (zwei vermehrt und eines vermindert), und schließlich zwei große Terzen. Von mehr oder minder Intervallen bestehen zehn Oktaven genau konsonanten — X, vermehrt; IH — (außer den vier oben erwähnten:
(vermehrt)
(VI— VHI, vermindert; V— IX; IV— Hl, VIII — n bzw. IX — X, vermindert); drei vermindert; ver große Terzen (IV— VHE; VH— HI; HI— H bzw. mehrt); drei kleine Terzen (VI — IV, vermehrt; IV — VH, VTH — HI, vermindert), vermindert; also im ganzen 12 I,
I;
fünf Quinten
konsonante Intervalle auf zehn Einzeltöne,
gegen
15
(d.h.
je
1)
Die Tonanordnung dieser Sansa ist demnach die üb liche. Die Werte der Einzelintervalle schwanken auch hier innerhalb sehr weiter Grenzen, zwischen dem Ein klang (II — und einer vermehrten großen Terz (HI — H). Die Mehrzahl entspricht jedoch dem Wert eines mehr oder minder alterierten Halbtones. Von konsonanten Inter vallen gibt es eine Oktave (IV — X, etwas vermindert);
1/s
Töne
> Einklang > V.Ton
V
,,
.
V,
I
1V.
vii
+1,5
I
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.
Ton (vermehrt)
vi
IV
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X
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1
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Intervalle
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IV. VII.
V.
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9
2.
Skala
VI.
„ . . .
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(- 1,5) im' (—3,5) A' (- 1,6) (-2) . . rf* (g'
Skala
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1.
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Tabelle
nach ge
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.
-2
Die entsprechende Tabelle X enthält die Einzeltöne nach ihrer zunehmenden Tonhöhe eingere1ht, sowie deren
9'
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VI
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IV
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—i -1,5
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XI
3.
Halbkugel, die mit dem Brettchen durch eine Schnur ver bunden ist. Die ausgehöhlte vordere Seite des Brettchens birgt ferner eine Reihe Eisenringe, die, in einen Eisendraht gesteckt, den Klang der Zungen mit einem charakteristi schen harmonischen Klirren begleiten. Das Ergebnis der Analyse der Einzeltöne ist in der Notierung ersichtlich:
in
e1 .
Inventar u.a. folgende Notizen: Benennung: Länge des Brettchens 0,16 m, größte Breite Kagombio. Herkunft: Afrika, Schwarze 0,10m, Dicke 0,015m. des Sambesi. Der Klangkörper besteht aus zehn Eisen stäbchen, deren Enden abgenutzt erscheinen. Als Resonanz auf dem die Zungen boden dient außer dem Brettchen, fixiert sind, eine aus Holz verfertigte hohle, abgeplattete sie im
—1,5
=3=
i=*Ä' *' hl
neun konsonante Intervalle, gegen 14 (vgl. Einzeltöne oben) einer Tonfolge von neun genau diatonisch abge stuften Einzeltönen. 5. Die Sansa der Abb. 10 (a. S. 250) ist aus mehreren Grün den der zweiten oben erwähnten ähnlich. Unter Nr. 47 916
-3
-3,5
(V— m bzw. v— vi, iv— ii, nI— vm bzw. m— vi, VHI— IX bzw. VHI— I, vermehrt); eine kleine Terz (III Also im ganzen auf neun bzw. VI — VII, vermehrt).
trägt
S.
1 1
zusammengestellt.
1 2
Die und den Reichtum des Toninhaltes sehr beschränkt. Einzelintervalle schwanken zwischen dem Werte eines Fünftels vom Ganztone und dem einer vermehrten großen Terz. Die Mehrzahl entspricht jedoch dem Werte eines Von konsonanten Intervallen gibt es eine Ganztones. genaue Oktave (V — IX bzw. V — I); drei Quinten (V — VII, vermehrt; V — VIII, noch mehr vermehrt; II — IX bzw. II — I, um einen Halbton vermindert); vier große Terzen
'/,
.
I.
1
. ,
1 Ton Vi ,, (vermehrt) V. . Töne 2'/, (verminEinklang [dert)
> > > >
V,
„
>
'/,
,
.
II. VII. VIII. ix.
fanges. 6. Die merkwürdige Sansa der Abb. (a. 250) bringt im Register die Nr. 40 553 und u. a. folgende Notizen: Be nennung: Sephela. Größe des viereckigen Holzresonanz Herkunft: Stamm Masciona (?) kastens 0,19 X 0,14 m. Es sind 16 Eisenzungen von abwechseln am Sambesi. von denen die der Länge, in zwei Gruppen eingeteilt, linke aus neun Stäbchen, die rechte aus acht Stäbchen In der folgenden Notierung sind die durch die besteht. Analyse festgestellten akustischen Werte der Einzeltöne
„
„
, .
VI.
> 1 Ton > 1 . > Einklang
I.
(+2) (-M.5)
,
.
fr
2. Skala
• . •
.
III.
drei Oktaven, fünf Quinten, drei große Terzen und vier kleine Terzen) einer diatonischen Tonfolge gleichen Um-
Intervalle
(-
. .
1. Skala
VIII.
V. Zunge IV. ,
gl
Tabelle
\h
Baglioni:
252
XIV; ni— XII,
vermehrt;
V— XIII,
vermehrt;
IX— XV,
Baglioui: Ein Beitrag zur Ke nntnis der natürlichen Musik.
III.
II. I.
1%
n
(vermindert) (vermehrt)
Vf y«
v. v,
(vermindert) (vermehrt)
y,
(vermindert)
i
Die Tonanordnung entspricht also der üblichen , mit Der Wert Tönen in der mittleren Gegend. der Einzelintervalle schwankt auch hier innerhalb sehr eines weiter Grenzen, d. h. von einem Minimum, das Ganztones gleich ist, bis zu einem Maximum einer ver Ihre Mehrzahl entspricht aber mehrten kleinen Terz. dem Wert eines Halbtonintervalles (fünf Fälle, von denen zwei vermehrt und drei vermindert sind). Nur ein Inter vall hat den Wert eine? Ganztones, während zwei den einer kleinen Terz erweisen, von denen das eine vermehrt, Von den zwar meist alteist. das andere vermindert rierten konsonanten Intervallen gibt es zwei Oktaven (VI— II, V— I); fünf Quinten (VI— IV, vermehrt; V— X, — IV, vermehrt; VII— III; VIII — ver etwas genauer; mindert); vier große Terzen (VII — X, vermehrt; VIII — ffl; IV— H; IX— I); sieben kleine Terzen (VI— VII; — VTI, beide vermindert; VII — VIII, vermehrt; VIII — — III, vermindert; IX — II, vermehrt; IX, vermindert; III — vermindert): also im ganzen 18, zwar meist alterierte konsonante Intervalle auf zehn Einzeltöne, gegen 15 (drei Oktaven, fünf Quinten, drei große Terzen, vier kleine Terzen), die sich in einer genau diatonischen Ton folge gleichen Umfanges ergeben würden. Aus dem Obigen ergibt sich ferner, daß alle mehr oder weniger alterierten Einzeltöne dieser Sansa sich in
X
V
I,
V
l/7
den tieferen
+ I 1 '/«
. .
V4
.
V.
.
Die Tonanordnung vorliegender Sansa ist sicher recht Denn wir haben hier außer der gewöhn merkwürdig. lichen Anordnung der Sansas (mit den tieferen Tönen in der mittleren Gegend) die Tatsache, daß der tiefste Ton den allerletzten, d. h. den am leichtesten beim Spielen auszufindenden Platz der Reihe einnimmt. Auch hier schwanken übrigens die Werte der Einzelintervalle inner halb sehr weiter Grenzen, und zwar von einem Minimalwert, der V4 Ganzton (in zwei Fällen) gleich ist, bis zu dem Maximalwert einer kleinen Terz (der wohl dreimal vorkommt). Von freilich oft alterierten konsonanten Intervallen haben wir eine beinahe genaue Oktave (VIII — I); vier — VII, vermin Quinten (VIII — VI; VIH — -II, vennehrt; II — IV, eigentlich Quarte); fünf große Terzen dert; (VIII— V; IV— VI, vermehrt; V— II, vermindert; VI— Vn, vermindert; II— I); fünf kleine Terzen (VIII — IV, vermindert; VII); also im Konsonanzen dings außer Quinten, drei diatonischen
— VI;
III — VI,
vermindert;
III— II; II —
15 meist mehr oder minder
alterierte ganzen auf acht Einzeltönen, gegenüber elf (aller d. h. also einer Oktave, den Quarten, vier großen und drei kleinen Terzen), die in der Tonfolge gleichen Umfanges auftreten. Aus dem Obigen ergibt sich ferner, daß sich die ge samten Einzeltöne, die den Inhalt dieser Sansa bilden, um die zwei fundamentalen Drei-Klang-Akkorde vereini (Prim, Terz, Quint) und r:1— — (Prim, gen: — — Die Tonika des letzten Akkordes Terz, untere Quint). steht in konsonantem Verhältnis mit der Tonika des ersten. g
X.
IV. IX.
> l'/t
> > > > > > >
II. VII.
e1
VII.
VIII.
> %Ton
> i% > > IV. >
VI.
(vermindert)
,
V
V.
III.
Es fehlt also bloß der dritte fundamentale Drei-KlangAkkord der Dominante (d.h. — — zur völligen Ver wirklichung unserer klassischen diatonischen Tonleiter11). g
-
VI. Zunge
. , „ InterTalle
> >
V.
V
(-
I,
IV.
ais (— 3,5) ais eis1 (—3) eis1
Intervalle
> l'/,Ton
c>
cl (+D • ■ c1 (+2) . dis1 (— 2,5) /!»•(+ 1,5) 9l (+3) . . . . gii1 a* 1,5) ais1 . . . c« eis* ( 2,5)
XI.
VIII
VII
d)
X
Zunge
1.
IX
a
VIII
VII
f
VI
f
TabeUe
2. Skala
VIII.
(-H)
Vgl. H. Riemann, Die Elemente der musikalischen Ästhetik, Berlin und Stuttgart, 8. 121 ff.
")
V
Die folgende Tabelle XI zeigt ihrerseits die nach ihrer Tonhöhe geordneten Einzel töne, sowie deren Intervalle.
1. Skala
g1
f in
VI
XII.
Talx-Ile gis
ii
IV
Einzelintervalle angegeben.
e1
i
III
In der Tabelle XII wurden die Einzeltöne ihrer zu nehmenden Tonhöhe nach geordnet, sowie der Wert der
+2+1-2,5+1,5-1,5+3
-2,6
im
- 3.5
V
7. Die Sansa der Abb. 12 (a. S. 250) trägt mit Nr. 41 078 u.a. folgende Notizen : Größe des Resonanzkastens 0,17 X Herkunft: Westafrika, unterer Kongo. Es 0,095 m. sind zehn Eisenzungen, von denen vier (I., VI., VTO. und X.) in ihrem unteren Teile je zwei Glasperlen eingesteckt also dieselbe Be tragen, die beim Spielen mitschwingen, haben wie die Eisenringe der ersten und gleitaufgabe Die Analyse der Einzeltöne liefert der fünften Sansa. die in der Notierung angegebenen Werte:
h
wären.
II
II
dem Umfang der zwei fundamentalen Drei-Klang-Akkorde bewegen: c1 — — ca und dis1 —fis1 —ais1 (Prim, Quint, Die Tonika (Prim) des Oktave, bzw. Prim, Terz, Quint). letzten Akkordes steht dann in konsonantem Verhältnis (kleine Terz) zu der Tonika des ersten. 8. Die zierliche Sansa der Abb. 13 (a.S.250) gehört zu einer Gruppe von vier Sansas gleicher Konstruktion und gleicher Herkunft, von denen noch die folgende untersucht werden konnte, da die zwei übrigen keine so ausreichende Garantie veränderten Toniuhaltes boten. Die vorliegende hat im Register unter Nr. 20 778 u. a. folgende Notizen: 0,32 X 0,10 m. Größe des viereckigen Resonanzkastens Herkunft: Westafrika, Ostguinea, Alt-Calabar. Es sind von denen die allerletzte acht Zungen aus Bambusrohr, rechts die längste der Reihe ist, während die übrigen nach der üblichen Art der Sansas geordnet sind. Die Werte der Einzeltöne werden von der folgenden Notierung gezeigt.
1
IV — XVI, vermehrt); elf Quinten (I — XI, vermindert; vermehrt; III — IX, vermehrt; VII — IV; V — IV, vermin XI — XII, vermin dert; XI — II bzw. XIV, vermindert; II bzw. XIV— VIII; XII— dert; IX— XIU, vermindert; XV, vermindert; VI — XVI, vermindert; XIU — XVI, ver mehrt); sechs große Terzen (I — V, vermindert; IV — XII; V— XI; IX— bzw. XIV, vermehrt; IV— II bzw. XIV, XIII — VEH, vermehrt); fünf kleine Terzen vermindert; XV, vermindert; IX— X; X— VI, vermin VE; XI— (I— Im ganzen gibt es also auf dert; X — XIII, vermehrt). 32 konsonante Intervalle (deren Mehrheit 16 Zungen freilich mehr oder minder alteriert ist), gegenüber 34 konsonanten Intervallen (d. h. neun Oktaven, elf Quinten, sechs großen und acht kleinen Terzen), die sich verwirk licht hätten, wenn die 16 Einzeltöne genau nach dem Prinzip der diatonischen Tonleiter abgestimmt worden
253
Naturdenkmalpflege in
von Rümker:
254
9. Die Sansa in Abb. 14 (a.S. 250) gehört, wie gesagt, der Gruppe der vorangehenden an. Im Inventar trägt sie die Nr. 40 780 und folgende Angaben betreffs der Größe des Re 0,33 X 0,10 m. sonanzbodens: Sonst decken sich ihre Die Werte der Angaben mit denen der vorangehenden. Einzeltöne ergeben Bich aus der Notierung: +
i
+ 1,5
+ 1,6
+ 1
+1
3= II
III
IV
VI
VII
Tabelle XIU enthält die nach ihrer Tonhöhe neten Einzeltöne, sowie deren Einzelintervalle.
*
Tabelle
«' (+ 2,5) eis1 (+1,5) dis1 (+1,5)
f (-2) (+
g1 o1
1)
(+2)
geord
Intervalle
VIH. Zunge > 1%Ton (vermindert) IV.
(-D
XIU.
VIII
V.
>
III.
>
vu.
> i > i > i
VI. n.
i.
> l
(vermehrt) (vermindert) (vermehrt)
Auch hier findet also wesentlich dieselbe Tonanord Der Toninhalt nung wie bei der vorangehenden statt. bietet jedoch manche Unterschiede. Denn die Werte der
den
Vereinigten Staaten von Amerika.
Einzelintervalle schwanken zwar auch innerhalb weiter Grenzen (von einem Halbton zu einer vermehrten kleinen Terz), ergeben jedoch in der Mehrzahl den Wert eines Ganztones. Während nämlich in der vorangehenden Sansa aus dem Umfang einer Oktave sieben verschiedene Einzeltöne ausgewählt waren (es verwirklichte sich also Tonleiter), erreichen hier bloß eine Art heptatonischer fünf Einzeltöne fast denselben Umfang einer Oktave (von Zunge VIH bis VI, es würde sich also hier dagegen um eine Art pentatonischer Tonleiter handeln). Von zwar auch hier oft alterierten Konsonanzen gibt es drei Oktaven (VH[ — II, vermindert; Vlil — VU, ver mehrt; IV — I, vermehrt); fünf Quinten (Vlil — V, vermin dert; VEI— m; IV— VI; V— VI; VI— I, vermindert); vier große Terzen (IV — III, vermehrt; III — II, vermin dert; VI—VII; II— I, vermehrt); drei kleine Terzen (VD3 —IV, vermindert; IV — V, vermehrt; V —VI, vermindert): also im ganzen auch hier 15 mehr oder minder genaue konsonante Intervalle auf acht Einzeltönen. Der fundamentale Dreiklang -Akkord, um den sich die verschiedenen Einzeltöne vereinigen, ist — a — c1. Die zwei übrigen Töne d — g stehen in konsonantem Ver hältnis einer Quint mit den beiden letzten Tönen des fundamentalen Akkordes, der andererseits dem der voran gehenden Sansa gleich ist.
f
(Schloß
folgt.)
Naturdenkmalpflege in den Vereinigten Staaten von Amerika. Von Prof. Dr. K. von Rümker.
Breslau.
(Schluß.) 2.
Naturgeschichtliches.
Das Yellowstonegebiet
in gewissen Teilen aus andesitischer und rhyolithischer Lava, welche mitunter 600 m hoch, stellenweise auch noch mächtiger auf Kalkschichten lagert. Die besteht
Bergketten, welche das Hochplateau überragen, bestehen teils aus Kalk, teils aus Sandstein ; auch Porphyr, Basalt in größeren Massen vor. Das und Obsidian kommen ganze Gebiet ist in der Tertiärzeit der Schauplatz ge waltiger vulkanischer Tätigkeit gewesen, deren Spuren uns auf Schritt und Tritt in reicher und Nachklänge Abwechselung begegnen, so z. B. in Schwefelhügeln, den Sinterterrassen, Kraterbildungen, Geysern, Schlammvul kanen, versteinerten Bäumen, Obsidianfelsen, in dem Vor kommen von Basalt und allerlei Kristalldrusen von Achat, Chalcedon, Onyx, Jaspis, Amethyst usw. Die letzte Eiszeit überflutete dieses Gebiet von Osten und Süden her mit Gletschern und hinterließ in ihren von Geschiebelehm mit Moränenresten und Ablagerungen erratischen Blöcken durchsetzt eine mächtige Decke über den teils sedimentären, teils vulkanischen Formationen. sind die Geradezu typisch für das Yellowstonegebiet größeren und kleineren vegetationslosen Kalksinterplatten, aus denen durch ungezählte Ritze und Spalten heiße, zum Teil übelriechende Dämpfe herauszischen und diese Platten fast zur Temperatur des kochenden Wassers sind von sehr verschiedener erhitzen. Diese Spalten Größe, vom kleinsten Riß bis zur Ausdehnung gewaltiger Die weiteren Spalten sind meistens mit Kratertrichter. kochend heißem, kalkhaltigem Wasser gefüllt, das ent weder darin still steht, oder aber auch von Zeit zu Zeit kochend aufschäumt, oder auch periodisch fontänenartig zu sehr verschiedener Höhe emporgeschleudert wird. Diese heißen Quellen werden Geyser genannt. springenden „Geysier" ist ein isländisches Wort und heißt zu deutsch
Hire Entstehung erklärt Bunsen Das Wasser, welches von oben durch oder aus Seen, Bächen und meteorische Niederschläge durch die die Lavamassen und dar Flüssen versickernd unterliegenden Kalkschichten durchsetzenden Spalten in die Erde dringt, wird von der aus dem Erdinnern nach oben strebenden Hitze sehr stark erwärmt und beginnt in der oberen Hälfte dieser Wassersäulen dort zu sieden, wo der Druck der darauf ruhenden Wassersäule es gerade noch gestattet. Durch diesen Verdampfungsprozeß wird zunächst der ganze obere Teil der Wassersäule aus dem Rohre herausgeschleudert, und dieses Hinauswerfen des Wassers hält so lange an, bis der Siedeprozeß den Grund des Rohres erreicht hat. Sobald das geschehen, tritt äußerlich so lange Ruhe ein, bis das Rohr wieder voll Wasser gelaufen ist, und bis diese Wassersäule durch die aufsteigende Wärme wieder so weit erhitzt ist, daß der vorher geschilderte Kochprozeß sich wiederholt. Diese periodische Wiederkehr des Sprudelauf kochens ist je nach der Tiefe und Weite des Rohres, je nach der Masse des darin Bich ansammelnden Wassers und je nach der Wärme zufuhr aus dem Erdinnern sehr verschieden. Manche dieser Geyser springen alle 5 oder 10 Minuten, andere alle 12 bis 24 Stunden, manche nach ein bis vier Tagen, noch andere alle zwei bis drei Wochen, vereinzelte auch Im allgemeinen springen die größeren, unregelmäßig. bedeutenderen Geyser weniger oft als die kleinen, was nach der Art ihrer Entstehung auch selbstverständlich erscheint. Die Springhöhe und die Springdauer der Geyser wechselt ebenfalls beträchtlich; es gibt einzelne, wie den Giant, die Giantess, oder den Grand Geyser, welche bis 80 m hoch springen. Die größten Geyser, die man auf dieser Tour zu sehen bekommt, zeigt das obere Geyser becken bei Old Faithfull Inn, das mittlere und untere „Tobender
in folgender
Sprudel".
Art:
von Rümker:
Katardenkmalpflege in
Geyserbecken hat auch einige recht ansehnliche Geyser, wahrend das Norris- Geyserbecken sich durch eine sehr große Zahl kleinerer Geyser auszeichnet. Neben den springenden Geysern sind auch die nicht die sogenannten springenden, „Pools" oder „Springs" von großem Reiz, und zwar infolge der Farbenpracht der in ihren Kratern befindlichen Wassermassen. In dem Morning Glory Spring sieht man etwa 20 bis 30 m tief in eine kristallklare, intensiv dunkelhimmelblaue hinab, in deren tiefdunkelsaphirblauem Wassermasse Grunde große Gasblasen flottieren, welche den Anschein züngelnder hellblauer Flammen erwecken, als welche sie dem staunenden Publikum von dem Führer auch vor gestellt werden. Ein anderer, der Emerald Spring, ebenfalls im oberen Geyserbecken gelegen, ist wiederum mit kristallklarem, smaragdgrünem Wasser gefüllt, und so hat jede von diesen nichtspringenden heißen Quellen ihre besondere Schönheit und ihren Farbenreiz. Eine ganz merkwürdige Art von heißen Quellen sind auch die „Paint Pots", die Farbentöpfe. Die Krater dieser Quellen sind mit einem dicken Kalksinterbrei ge füllt, der an den arbeitenden Stellen mit glucksendem Geräusch die dann Breiklümpchen emporschleudert, schließlich kleine, über den Breispiegel hervorragende Breikegel aufbauen, während der zurzeit nicht arbeitende Teil eines solchen Paint Pots die getrocknete Breimasse in bunten Farben von vielen Rissen durchfurcht zeigt mit konkaven Flächen, wie ein eingetrockneter Lehm oder Kleistertopf. Diese Breimasse der Paint Pots wird zum Anstreichen von Holz- und Mauerteilen benutzt und stellt mit etwas Leimzusatz eine von der Natur gelieferte dar. Die Farben sind blau, grün, billige Anstreichmasse rot, gelblich, orange, bräunlich, kurz in etwas matteren Nuancen die Farben der rhyolithischen Lava, wie sie uns an den Wänden des Grand Canyon vom Yellowstonefluß, an den SinterterrasBen und anderen Überlauf stellen dieser heißen Quellen im Yellowstone-Park begegnen. Es gibt auch einige periodisch springende Geyser, die stinkendes Schmutzwasser auswerfen, z. B. im Norrisbecken und an anderen Stellen, die sogenannten Schmutzgeyser.
Kurz, die Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit dieser zahlreichen Geyser ist überraschend groß, und man wird nicht müde, dieses Phänomen in seinem Abwechselungs reichtum zu beobachten. Auch die Formen und Farben der Kalksinterablage sind oft von großartiger rungen dieser Geyserbecken Schönheit. Ganz besonders imposant sind die riesigen Sinterterrassen bei Mammoth Hot Springs, sowohl durch ihre Größe, wie die Farbenpracht der in frischem Überlauf befindlichen Partien. Hoch oben auf einem Berge brechen die heißen Quellen hervor und haben an den Abhängen durch ihren Ablauf die merkwürdigsten Terrassen gebildet Sehr interessant ist es auch, zu sehen, wie einzelne Geyser an der Stelle ihres Austritts einen Kegel aufgebaut haben, der mitunter nur klein ist, mitunter aber auch sehr be deutende Dimensionen wie bei dem Schloßannimmt, geyser, dem Grottengeyser, dem Riesengeyser und beson ders bei dem Liberty Cap, dem riesigen Kegel eines längst erloschenen Geysers in der Nähe von Mammoth Hot Springs am Fuße der dortigen Sinterterrassen. Sehr schön sehen auch die Kalksinterbildungen aus, welche die Farbe und Gestalt eines neuen gelben Bade schwammes besitzen. Die Abflüsse heißen sämtlicher Quellen sind bunt in allen Farben, und nur die nicht mehr überlaufenden Partien sind blendend weißer Kalk. Die Schwefeldämpfe, welche diese heißen Quellen aus hauchen, schädigen die Vegetation, indem sie die Bäume,
den Vereinigten
Staaten von Amerika.
255
die sie berühren, zum Absterben bringen und mit einer weißen Kalksinterkruste überziehen. Die Lage dieser scheint im Laufe der Zeit zu wechseln, Ausströmungen denn man sieht an manchen Stellen die Waldränder um die Geyserplatten im Absterben neuerdings begriffen, während wieder in anderen Teilen, wo die Dampf ausströmung zur Ruhe gekommen ist, der Wald wieder erobernd in eine solche erkaltete Geyserplatte vordringt.
Eine ganz Grand Canyon
Farbenpracht zeigt der Hier hat der Ab fluß des Yellowstonesees eine mächtige Schicht rhyolithischer Lava durchbrochen, und die Abhänge dieser Erosions schlucht strahlen in einer Farbenpracht von Weiß, Gelb, Orange, Purpur, Violett usw., die jeder Beschreibung Selbst wenn man es in der Natur sieht, kann spottet. man kaum glauben, daß dieser Farbenexzeß Wirklichkeit Wenn der Grand Canyon des Coloradoflusses ist. in Arizona durch seine riesenhaften Dimensionen und die unvergleichliche
des Yellowstoneflusses.
dunkelroten Töne seines Gesteins, die sich durch die Fernen in Blau und Tief violett verwandeln, infernalisch großartig wirkt, so ist das Bild des Grand Canyon im Yellowstone-Park an Majestät und Gewaltigkeit zwar nicht mit jenem zu vergleichen, dafür aber so heiter und daß er den Beschauer nicht weniger farbenübermütig, anzieht und in seiner Art einen ebenfalls unvergeßlichen Eindruck hinterläßt. Das intensiv grüne, von weißen Schaumkämmen bedeckte Wasser des Yellowstoneflusses, das diesen Canyon durchrauscht, trägt nicht wenig dazu bei, den Reiz dieses Landschaftsbildes zu erhöhen, und steht in einem sehr vorteilhaften Gegensatz zu den lehmig trüben Fluten des Coloradoflusses, der sich durch die Schluchten des Grand Canyon in Arizona abgrundtiefen hindurchwindet In zwei prächtigen Wasserfällen, von denen der eine 34 m hoch ist, stürzt der Yellowstonefluß in den Grand Canyon hinein, und Treppenanlagen mit Aussichtspunkten, sowie Fahrstraßen und Promenaden aus diese herrlichen Bilder wege lassen vom Canyon-Hotel mühelos genießen. Der braungefiederte weißköpfige ameri kanische Weißkopf Seeadler, der sich an großen Flüssen und Seen bis tief ins Land hinein verbreitet, nistet auf den turmartigen Zinnen und Klippen dieser leicht ver witternden Lavamassen des Canyons in so großer Zahl, daß man ohne Mühe von den Aussichtspunkten aus der Höhe in der Schlucht 20 bis 30 und mehr Adlerhorste zählen kann. Die Tierwelt des Yellowstone-Parkes gehört überhaupt mit zu seinen größten Reizen. Während man in den ganzen Vereinigten Staaten von Amerika, wenn man sie durchfährt, nirgend mehr ein wild mit der Eisenbahn lebendes Tier sieht, kaum in den Wüsten Arizonas einen Hasen oder Präriewolf, scheinen die Waldreserven und Nationalparks alles aufgenommen zu haben, was noch von wild lebenden Tieren übrig geblieben ist, und hier, wo nichts geschossen werden darf und niemand die Tiere stört, beunruhigt oder gar verfolgt, scheinen sie zu para diesischer Harmlosigkeit zurückgekehrt zu sein und auch dem Menschen nichts mehr zu leide zu tun. Die Büffel sind in mehreren Herden hinter Hegezäunen interniert und machen auf den Beschauer, abgesehen von ihrer größeren Zahl, keinen wesentlich anderen Eindruck als in einem großen zoologischen Garten. Von Bären gibt es im Yellowstone-Park braune, schwarze und graue Bären, aber nicht die gefürchteten Grizzlibären. Im Anfange des Sommers, Ende Mai, An fang Juni, fischen sie in den Bächen des Gebirges Fo rellen, und ist diese Zeit vorüber, dann ziehen sie sich nach den Hotels hin, wo sie auf den Kehrichthaufen ihre Abendmahlzeit Dort kann man sie zu suchen pflegen. sehr bequem beobachten; sogar Bänke sind in der Nähe
256
von Rümker:
Naturdenkmalpflege in
dieser Müllhaufen für das Publikum aufgestellt, und es des Parkgenusses, nach gehört zu den Vergnügungen dem Dinner in dieses „Bärentheater" zu gehen und die munteren und oft imponierenden Gesellen bei dem Sinken des Tages aus dem Walde kommen und dort wühlen zu sehen. Mitunter steht zum Schutze des Publikums ein Soldat mit geladenem Gewehr dabei, um durch einen Schuß zu scheuchen, falls einer der Bären ein intimeres Interesse für seine Bewunderer zeigen sollte, was aber kaum jemals vorgekommen sein soll. Gewöhnlich küm mern sich die Tiere sehr wenig oder gar nicht um den der ihnen neugierig zuschaut. Menschenhaufen, Auch die Präriewölfe (Coyotes), die nicht selten den Weg der Beisenden kreuzen, scheinen harmlos zu sein und den Wagen wenigstens nichts zu tun. Da nun aber die Wagen selten einzeln fahren, diese Coyotes dagegen im Sommer einzeln herumzustreifen pflegen, wagen sie wohl keinen Angriff. Ferner sieht man im YellowstonePark eine ungeheure Menge von Hirschen, hauptsächlich Virginiahirsche, seltener Wapiti, in gewissen Teilen Anti in den höchsten Gebirgen Wildschafe, ferner lopen, Skunkse, Luchse, Füchse, zahllose Eichhörnchenarten, Hermeline, Marder, Biber, Kaninchen, Wildschweine usw. Von Vögeln : Schwäne, Pelikane, Kraniche, Adler, Geier, zahlreiche Entenarten, Raben, wilde Gänse, Krähen, Drosseln usw. Von größeren Reptilien sollen in einzelnen Teilen Klapperschlangen
vorkommen.
Auffallend ist, wie schon bemerkt, an allen Tieren, die man dort sieht, ihre vollkommene Harmlosigkeit und Zutraulichkeit. Die Hirsche gehen niemandem aus dem Wege und laufen in nächster Nähe der Hotels mitten durch die promenierenden Hotelgäste hindurch. Die Flora des Yellowstone- Parkes ist weniger ab Die Hochgebirgslage schränkt hier die wechselungsreich. Zahl der noch lebensfähigen Gattungen und Arten sehr ein. Der Wald besteht hauptsächlich aus Schwarzfichte, Rotfichte, Balsamfichte, Weißtanne, roten Zedern, Espen, Zuckerahorn und Weiden. Von Büschen gibt es einige und von Gräsern herrschen Büffelgras, beerentragende, Raygras und Timothee vor. Die Vegetation macht daher einen etwas eintönigen und stellenweise düsteren Eindruck. Die Seen, Flüsse und Bäche sind, soweit sie kalt sind, sehr forellenreich. Das Fischen ist gestattet und bildet an den Seen , besonders am Yellowstonesee vom Seehotel aus, ein sehr beliebtes Vergnügen. Dort ist mit Ruderund anderen Booten, mit Angel- und sonstigem Fischerei gerät alles aufs bequemste für das Publikum eingerichtet, so daß es in der Tat verlockend genug ist, einen solchen nach dem Ausflusse des Yellowstoneflusses Angelausflug aus dem See zu unternehmen. Die Seen selbst mit ihrer und den fernher herüberleuchtenden Bergwaldumrahmung der Anden bieten an sich schon einen Schneehäuptern hohen landschaftlichen Genuß, auch wenn man dem nicht huldigen will. Sogar Motorboote Fischereisport findet man am Seehotel zu Exkursionen auf der viele Quadratmeilen großen Wasserfläche. Keine Schilderung kann aber den Eindrücken gerecht werden, welche der Reisende im Yellowstonegebiet emp fängt; es ist von unvergleichlich eigenartiger Schönheit, herb, streng und doch wieder wunderbar großartig und anziehend. Der Besuch des Yellowstone -Parkes ist allein eine Reise nach Amerika wert, und es war ein großartiger Gedanke, ihn zu einem nationalen Reservat zu machen und diese Eigenart seiner Natur, die auf dem ganzen Erdenrund wohl einzig dastehen dürfte, vor jeglicher Verletzung und Zerstörung zu bewahren. Es ist ein
den
Vereinigten Staaten von Amerika.
Naturdenkmal größten Stiles, welches man dort erhält, und ebenso großartig und genial ist die Art, wie man dieses tut. Auch ist es geradezu erstaunlich, wie dieser ideale Zweck des reinen Naturgenusses festgehalten wird und nicht einmal die vielleicht in diesen heißen Quellen schlummernden Heilkräfte zu verwerten gestattet. Sollte dieser letztere Gesichtspunkt einmal den Sieg davontragen, dann allerdings wäre die keusche Jungfräulichkeit dieses Wunderlandes dahin, und das Badeleben mit all seinen würde die Gesunden , für welche allein Konsequenzen heute dieser Naturgenuß möglich ist, hinausdrängen und mit ihnen die interessante Tierwelt und heilige Stille des Hoffen wir, daß der Erwerbssinn sich nicht Bergwaldes. auch dieser Stätte reinster Naturschönheit bemächtigt. Würde dadurch vielleicht manches gewonnen werden, es würde aber unendlich viel und Unersetzliches darüber verloren gehen.
Andere
Nationalparks.
Ein anderer Naturpark großen Stiles ist das Yosewelches man in der Regel von San Francisco aus über Berenda und Raymond erreicht. Es wurde
mitetal,
1864 mit seiner Umgebung im Umkreise von 3 km durch dem Staate Kalifornien geschenkt unter Kongreßbeschluß der Bedingung, daß es als öffentlicher Park erhalten bleiben sollte. Die gewöhnliche Rundfahrt, zu der die Yosemite Stage and Turnpike Co. in San Francisco die Fahrkarten ausgibt, kostet 38 Dollar ausschließlich Hotel unterkunft. Andere Zugänge sind von San Francisco über Stockton und über Merced. Im Yosemitetale selbst gibt es nur ein Gasthaus, das Sentinel- Hotel; man kann auch hier ähnlich wie im Yellowstone -Park Camp-Touren machen und ein Lager leben führen mit der Curry 's Camp Co., oder auch mit der Yosemite Camp Co. Das Yosemitetal bietet herrliche Hochgebirgsland schaften, Bchöne Wasserfälle und eine abwechselungs reiche Vegetation , da es nicht so hoch liegt wie der Yellowstone-Park. Die Saison dauert hier vom 1. April bis 1. November, und Mitte Mai ist wohl die angenehmste und beste Zeit zum Besuche dieser Gegend. Für Lager liebhaber ist das allerdings zu früh der Kälte wegen; Juni bis August ist dafür die beste Zeit. Die Naturschönheiten des Yosemitetales sind groß artig, vielfach an die Schweiz erinnernd, aber nicht bo und absonderlich wie die des Yellowstoneeigenartig Auch ist das ganze Gebiet viel kleiner. Parkes. Der Sequoia-National-Park oder Giant Forest Staaten käuflich erworben) (1890 von den Vereinigten liegt im hohen Teil der Sierra Nevada in Kalifornien an der Linie zwischen Exeter und Tulare. Das Sehenswerte hier wie im General-Grant-Park bei Millwood oder im Calaveras-Hain bei Stockton, oder im MariposaHain bei Wawona und an anderen Orten sind die »Big Trees", die riesenhaften Sequoien, die einen Umfang von über 30 m und gegen 100 m Höhe und ein Alter von 3000 bis 5000 Jahren erreichen können. Die Sequoien oder Redwood (Sequoia sempervirens) sind Nadelhölzer, welche vorwiegend der Sierra Nevada am Westabhange und in den Wäldern der kalifornischen Küstengebirge vorkommen. Die Sequoia oder Wellingtonia oder Washingtonia gigantea wird noch größer und ist nur auf die Westabhänge der Sierra Nevada beschränkt. Diese uralten Riesen zu erhalten, ist in der Tat eine Pflicht der Naturdenkmalpflege, und so ist es sehr er freulich, daß die amerikanische Zentralregierung mehrere dieser Sequoienreste, die den furchtbaren Verwüstungen der amerikanischen Wälder durch Feuer und der Gewinn sucht der Holzschlächter bisher entgangen waren, an
Halbfaß: Der Mobriner Daß man gekauft hat und vor Vernichtung schützt. diese herrlichen Waldriesen oft nur gegen Entree zu sehen bekommt, wie z. B. bei Santa Cruz in Kalifornien, berührt zunächst etwas befremdend; wenn man aber die Geschichte dieser Reservate kennt, erstaunt man nicht darüber. Die Sequoien haben die Eigentümlichkeit, sich durch Ausschlag aus den Wurzeln ringförmig um den Haupt stamm zu verbreiten und mitunter mit diesem zu ver von wachsen. So kommen ganz gewaltige Gruppen diesen Riesen zustande, die durch ihre ringförmige Stel Mutterbaum lung, wenn der ursprüngliche nicht^mehr vorhanden ist, in Erstaunen setzen. Mögen diese Beispiele genügen, zu zeigen, wie der und Ge Amerikaner, dem meist die größte Nüchternheit winnsucht nachgesagt wird, doch auch Sinn für die Natur
See in der Neumark.
257
und ihre Schönheiten besitzt und wie er diese Liebe zur Natur und die Achtung vor ihr in großem Stile zu be Man ist sich in Amerika der großen und tätigen weiß. Schönheiten des Landes bewußt und seit eigenartigen einigen Jahrzehnten in einer Weise und in einem Um fange bemüht, sie zu erhalten und zur Geltung zu bringen, die auch für andere Völker vorbildlich sein könnte. Möchte es uns auch in Deutschland gelingen, Sinn und Verständnis für die Pflege der Naturdenkmäler so weit zu erwecken, daß auch wir über die Kleinarbeit hinaus an wirklich große Aufgaben herantreten könnten ! Die darauf verwendeten Gelder wären gut angelegt und würden zur geistigen und körperlichen Gesunderhaltung unseres Volkes mehr beitragen als manche» verweich lichende Einrichtung der Großstädte, Badeorte und High Life - Sommerfrischen.
Der Mohriner See in der Neumark. Von Prof. Dr. W. Halbfaß.
Jena.
Mit einer Karte.
Es ist eine unter den Geographen bekannte Tatsache, Formen der Erdoberfläche sam
und Geologen satt daß das stehende Wasser die konserviert. Die Wellen reichen
Die konservierende Eigenschaft des geringer. macht sich vor allen Dingen bei unseren Land seen geltend, und die Ansicht, die Ule einmal aussprach,
weitaus Wassers
Tiefenkarte des Mohriner Sees nach Lotungen
von Prof.
Dr. W.
Maßstab
Halbfaß.
1 : 25
000
1500m
in ihrer Wirkung selbst in günstigsten Ausnahmefällen nur einige Meter unter die Oberfläche des Wassers; vor den auflösenden und sammelnden Wirkungen der Atmo sphäre bleibt der Grund der stehenden Gewässer dauernd vor allem ist der Einfluß des Sauerstoffs geschützt;
daß die Konturen des Bodens der Landseen die des um widerspiegeln, gebenden Landes unter allen Umständen entspricht in sehr vielen Fällen durchaus nicht den Tat sachen, wie ich dies bereits früher an mehreren Beispielen Ein weiteres sehr treffendes Beispiel zeigen konnte,
5
3
3
1
d.
2, 9,
4,
8, 2,
5,
3,
3,
7, 4,
6, 3,
3,
Je
2
7,
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2,
je
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3, 3,
3,
5,
je
2
je
je
9,
je
4
9,
je
7,
je
je
4, 2,
8,
je je
"
5
stand des Sees dazu gehört, um sein Niveau 60 m über seinen tiefsten Punkt zu erheben. Auch der Umstand, daß sowohl Zu- wie Abfluß (Schibbe) im Verhältnis zur Ausdehnung nur sehr gering zu nennen sind, spricht des Sees seines Wasserstandes. Die gegen große Schwankungen des Sees dürfte durch Grundwasserströme Hauptspeisung zu denen die Zeit erfolgen; Tiefentemperaturmessungen, fehlte, hätten darüber sicheren Aufschluß geben können. Beobachtungen mittels des bekannten Endrösschen IndexMinuten limnographen ergaben eine Seiche von ungefähr Der See ist nach dem großen Stechlinsee (64,5 m) Dauer. der tiefste der Provinz Brandenburg. Was endlich die Entstehung des Mohriner Sees an geht, so darf ich an die Arbeit von Geh. Rat Professor Dr. Keilhack über „Die baltische Endmoräne in der Neu erinnern, welche mark und im südlichen Hinterpommern 1895 im Jahrbuch der Königl. Preußischen Geologischen für 1893 erschien. Die baltische End Landesanstalt moräne in der Neumark findet sich danach unmittelbar von dem Mohriner See, und zwar sowohl im südlich aber, wie ich mich Westen wie im Osten des Südzipfels, konnte, durch nur überzeugen Begehung persönlich schwach ausgeprägt und ist keineswegs mit den bekannten prachtvollen Aufschlüssen nördlich und südlich von NörenIch glaube daher, daß der See nur berg zu vergleichen. teilweise durch Stauung in diesem Endmoränenzug ent standen ist; sein verwickeltes Relief trägt vielmehr in wobei der Hauptsache den Typus eines Grundmoränensees, der verhältnismäßig geringe Teil des Sees, welcher eine bedeutende Tiefe besitzt, durch Evorsion entstanden sein mag, etwa in ähnlicher Weise wie dies für den Hauptteil sehr Sees, des Dratzigsees, des tiefsten norddeutschen erscheint. wahrscheinlich Durch den See gelegte Profile: A' D. Nach 7, 2m. DE. Nach 12, 12, 11, 20 Schlägen: 12, 12I/», 12, 11, 10, 8Vj, 4Vsm. 15 Schlägen: EF. Nach 15 Schlägen: 2'/» 11, 13y2, 13V„ 12, 81/» 15 Schlägen: 9Va, 12, 14, 14, 7Vam. FG. Nach 15 Schlägen: GH. Nach 13ys, 13Vs. &V2, 4"2m. m. 13, 12, IA". Nach 20 Schlägen: 11, 12'/* 13i/s, 13, 10V2. 10, llVa. H'/a, 6m. AB. Nach 20 Schlägen: 11'/,, 12, 17V2, 19, 18Va. 16, 16'/2, 20, 21, 18, 16, 9V2, 2V2m. CA'. Nach 20 Schlägen: m. AK. 1172, 14y2, 15'/2, 17, 18, 18l/„ 17, 10V2, Nach 20 Schlägen: 11, 16, 18, 20, 26, 25, 23, 23, 13, Im. KL. Nach 15 Schlägen: 3Vs, 16 m; nach 20 Schlägen: 20, 20, m. LN. 20, 24, 30, 32, 32, 28, 21, 20, 17, 18, Nach 20 Schlägen: 11, 18, 20, 20, 22, 25, 24, 23, 29, 34, 35, 36, 32, 27, 22, 15V2, 10, 10, NM. Nach 20 Schlägen: 2V2, lVa m. 14, 22, 31, 34, 40, 41, 40, 54, 56' 2, 38, 20, 11, 14, 5, 5,
je
2
6,
6,
8,
m. 10. Nach 10, 30 Schlägen: 2'/a, 22, 20, 15, 18, 26, 29, 27, 19, 24, 34, 40, 40, 38, 2m. OS. Nach 32, 25, 17, 16, 14, 16, 20 Schlägen: 16, 17, 14, 16, 27. 31, 30, 29, 29, 35, 45 m; nach 10 14, 12,
8,
je
19,
8,
')
Wie ich erst bei meinem Aufenthalt in Mohrin erfuhr, hat Herr Dr. Samter Lotungen im See vom Eis aus unter nommen, das Resultat seiner Arbeiten bisher aber noch nicht publiziert. Vor längeren Jahren soll der Landesgeologe Professor Dr. Müller gleichfalls Lotungen im Mohriner See unter nommen haben. Auch diese Tatsache erfuhr ich erst später, da Recherchen nach früheren Lotungen im See meinerseits nur das Resultat ergeben hatten, daß Tiefen bis zu 60 bzw. 58,5 m gefunden worden seien, ohne Angabe von Namen. Diese bedeutende Tiefe veranlaßte mich in erster Linie, eine Auslotung des Sees vorzunehmen und eine Tiefenkarte zu publizieren.
arbeiten (2. Hälfte des Juli J.) angeht, so behaupteten zwar die Fischer, daß der Wasserstand niedrig gewesen über m höher sei. Die Be und der Hochwasserstand der Ufer widerspricht aber dieser Behauptung schaffenheit so daß ein ganz ungewöhnlich hoher Wasser durchaus,
je
3
1 :
1 :
1).
nicht wesentlich über 20 m hinaus. unterschiede Die nächsten Ufer des Sees ragen nur bis 10 m über ihn empor welcher den mit alleiniger Ausnahme des Schloßwalles, westlichen Teil des Sees zu einem besonderen Zipfel, aber auch Butterfelder See genannt, zusammenschnürt, dieser erhebt sich nur 15 bis 16 m über den Seespiegel. Völlig im Gegensatz zu seinen flachen Ufern erscheint seines Untergrundes, wie die hier die Bodenkbnfiguration beigegebene Tiefenkarte zeigt. Sie wurde gezeichnet auf Grund von 396 Lotungen vom Boot aus mittels der be kannten Uleschen Lotmaschine unter Zählung der Ruder Selbst schläge zwischen zwei benachbarten Lotungen verständlich läßt der Maßstab 25000 nicht zu, die Das Er geloteten Punkte zur Darstellung zu bringen. gebnis der Lotungen findet sich daher am Schluß dieses Auf Die morphomesatzes tabellarisch zusammengestellt. trischen Berechnungen wurden an der Hand einer Karte im 12500 gemacht, auf die ich die Konturen des Maßstab Meßtischblattes vergrößert hatte. Es ergibt sich, daß das Relief des Seebodens im Gegensatz zu dem umgebenden Land sehr verwickelt ist und die Tiefenkarte sich noch unregelmäßiger gestalten würde, wenn man die Zahl der Profile durch den See noch vermehrt hätte, wozu es mir aber an Zeit gebrach. Die tiefste Stelle mit 58,5 m befindet sich ungefähr in der Mitte des Sees, doch näher dem Südwest- als dem Nordostufer; sie liegt innerhalb der kleinen Fläche, welche Auch die 40 m-Isobathe, die 50 m-Isobathe umspannt. welche langgestreckt dem Nordufer bis auf etwa 350 m sich Proz. des nähert, umfaßt nur 10 ha, das sind nur etwa Gesamtareals, und nur dreimal größer ist die Fläche Ob die kleineren 30 m-Isoinnerhalb der 30 m-Isobathe. bathen nördlich und südlich von der Hauptfläche mit ihr stehen oder durch Höhenrücken in Zusammenhang ge trennt sind, wage ich nicht mit völliger Sicherheit zu entscheiden, ich habe sie zunächst als isolierte Tiefen flacheren Gebietes Die zonen innerhalb gezeichnet. erstreckt sich noch ziemlich weit in den 10 m-Isobathe südlichsten schmalen Zipfel des Sees, südlich von der Stadt Mohrin, hinein, reicht dagegen nicht in den westlichsten Teil des Sees, der wegen gesonderter Besitzverhältnisse auch einen besonderen Namen, Butterfelder See, erhalten hat, wenigstens, soweit meine Lotungen ergaben, die sich nicht ganz bis in das letzte Ende des Sees erstreckt haben. Die mich begleitenden Fischer versicherten mir bestimmt, daß größere Tiefen in dem nicht ausgeloteten Teil des was ich auch durchaus für wahr Sees nicht vorkämen, scheinlich halte. Am nächsten dem Ufer hält sich die 10 mIsobathe bei dem Vorsprung am Mohriner Schützenhaus (A der Karte), während sie weiter nördlich bis auf 500 m
Innerhalb der 10 und 20 mvom Ufer entfernt bleibt. Isobathen finden sich nicht wenige Stellen mit Untiefen m Tiefe; ihre Zahl ist jedenfalls in Wirklichkeit bis zu Die Ein weit größer, als sie die Tiefenkarte angibt. schnürung zwischen dem eigentlichen See und dem Butter m tief, so daß eine m-Tiefenfelder Winkel ist ungefähr kurve in ihm eine geschlossene Linie darstellen würde. Was die Wasserstandshöhe während meiner Lotungs
4, 6,
Dieser durch bietet der Mohriner See in der Neumark. Kopisch hübsches weitverbreitetes Gedicht „Der große Krebs im Mohriner See" populär gewordene See liegt in einem überwiegend dem „Sandr" zugehörigen Terrain, das größerer Unebenheiten fast überall entbehrt. Auf dem Meßtischblatt Mohrin liegt der höchste Punkt 39 m über dem Spiegel des Sees, über 3 km von seinem Ufer ent fernt; im großen und ganzen gehen aber die Höhen
See in der Neumark.
2,
Halbfaß: Der Mohriner
258
Amundsens Südpolarexpedition. — Kleine Nachrichten. Schlägen:
45 m;
3,
172m. 14, 7,
nach
28, 20, 14. 9, je 20 Schlägen: Nach je 20 Schlägen: 2, 2, 7, 11, nach je 12, 13, 27, 42, 55 m; 13, Von diesem Punkt 54, 5872 m. 5 Schlägen: 56'/2, 54, 48, 44, aus direkt nördlich nach je 5 Schlägen: 43, 44 m. Zurück zum Ausgangspunkt und nach je 20 Schlägen: 42, 43, 44, 39, 32, 24, 20, 15, 9, 13, 12, 8, 5, 2 m. AN. Nach je 20 Schlägen: 12, 19, 22, 21, 14, 13, 157a, 21, 22, 22, 20, 14, 18, 2072, 21, 25, 23, 18, 17, 11, 10, 6, 3, 2 m. NS. Nach je 20 Schlägen: 2, 3, 3, 6, 4, 8, 12, 7, 5, 16, 23 1/2, 29, 28, 30, 29V2, 30, 35, 32, 30, 33, 46, 42, 26, 20, 17, 157,, 9V3, 9, 3, 2m. SQ. Nach je 15 Schlägen: 2, 2, 14, 18, 14, 3, 12, 11, 9, 2m. QC. Nach je 20 Schlägen: 2, 19, 30, 31, 28, 26, 22, 24, 31, 31, 40, 43, 42, 47, 46, 32, 24, 22,
3,
27a.
SR.
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IV.
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(vermehrt) (vermindert) zwischen
fünf noch erhaltenen Tönen sind im ganzen vier, d.h.
")
D. del Campana, Notizie intorno all' uao della „siringa" Aren. p. l'Antropol. e la Etnol., Vol. 39
o „flauto di Pane". (1909), S. 46.
V.
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IV.
III. n. i.
Töne (vermindert)
1 Ton V« 1
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Daten.
Intervalle
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(vermehrt)
Die unter den vier Einzelklängen noch wahrzunehmen den Konsonanzen sind im ganzen drei: und zwar eine Oktave (V — I), eine Quint (V — IV) und eine kleine Terz (III — I). Zu bemerken ist noch, daß hier im Gegensatz zu der vorangehenden Flöte die sechs Einzelklänge dem Umfang zweier Oktaven gehören: denn von einem und demselben Oktavumfang gibt es nur vier Einzeltöne. 3. Bezüglich der Panflöte Abb. 17 wird im Register unter Nr. 1471 u. a. folgendes angegeben: Länge der Röhren von 0,16 bis 0,44 m. Herkunft: Fidschiinseln. Von
Baglioni:
Ein Beitrag zur Kenntnis der natürlichen Musik.
den 16 in zwei parallel verlaufenden Reihen angeordneten Röhren sind nur die acht der vorderen Reihe zum Blasen fähig, da die andere Reihe aus oben und unten
Panflöte von den Fidschiinsein.
Abb. 17.
Abb. 22.
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1 Glübua XCVIIi.
+ 1,5
11
111 Nr. 17.
IV
-4
-2,5
VI
sammenhalten der Flöte diente. Die Werte der Einzeltöne ergeben sich aus der untenstehenden Notierung. — Die Tabelle XVI (a. S. 266) zeigt die nach ihrer zunehmen-
Panflöte ans der Umgegend von Harrar.
geöffneten Röhren besteht und wohl entweder als Reso nator oder als ein Mittel zum besseren und solideren Zu-
3
Vll
E±3 VIII
265
Abb. 24. Panflöte vom Amazonengtrom.
den Tonhöhe geordneten Einzeltöne, sowie deren Inter valle. — Der Toninhalt dieser Panflöte, die mit den voran gehenden und den drei nächstfolgenden einem der primi tivsten Völker (Australiern) gehört, ist sicher durchaus Denn hier erweisen die Werte der Einzel wichtig. intervalle deutlich die Tendenz, sich einem konstanten einer verWert eines vermehrten Ganztones (also 35
Baglioni: Ein Beitrag zur Kenntnis der natürlichen Musik.
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1 8
Notierung). —1,8
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(vermehrt) (vermindert)
X
— VDZ) Intervall von drei Ganztönen (etwas vermindert, Die Werte aller übrigen Einzelintervalle getrennt sind. neigen dann deutlich zum konstanten Wert eines Ganz tones. Denn es sind hiervon wohl neun, von denen fünf Es gibt nur vermehrt, drei genau und eine vermindert. Die sich hier ein Intervall vom Werte eines Halbtones. verwirklichenden,
I,
d.
mehr oder minder genauen konsonanten h. sechs Oktaven (IX — VIII; XII— VU; XI— VI, vermindert; XI— V, vermehrt; X — IV, vermehrt; VIH — sieben Quinten vermehrt);
Intervalle sind im ganzen 21,
I,
(IX— X; XI— VIII, vermehrt; X— VH, vermehrt; VIII— IV; VH— HI; VI— II, vermindert; V— vermehrt); fünf XH — X, vermehrt; große Terzen (IX — XI, vermehrt; VI — IV, vermehrt; — HI; HI — vermindert); drei kleine Terzen (VIII— VI, vermehrt; VTI— V, vermehrt; IV— H, In dieser Flöte verwirklicht sich also eine vermehrt).
o-moll-Tonleiter, die der ersten Gruppe (VHI — der acht Röhren dar gestellt ist", und deren erste vier Töne eine Oktave nie driger von den vier Röhren der zweiten Gruppe wieder holt werden. Der Moll -Sinn dieser Tonleiter zeigt an dererseits keine scharfe Bestimmtheit, da sie infolge der angebrachten Alterationen der Einzeltöne nach dem DurSinn hinneigt. Denn die Abteilung der vier tieferen Töne gehört entschieden zu einer Dur -Tonleiter, während die kleine Terz der Tonika VIH — VI) wohl eine vermehrte ist. 6. Die Panflöte Abb. 20 (a. 265), die ebenfalls zur Gruppe der zwei vorangehenden gehört, besteht aus 14 In der regelmäßig nach ihrer Länge geordneten Röhren. folgenden Notierung wurden die gefundenen Werte der Einzeltöne zusammengestellt.
fast genau abgestufte diatonische von
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5.
XLX zeigt ihrerseits
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Skala
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Werden die Einzeltöne ihrer Tonhöhe nach geordnet und deren Intervalle ausgerechnet, so ergibt sich Ta belle XVHL Tonanordnung und Tonauswahl vorliegender Panflöte erweisen durchaus wichtige Eigenschaften. Zunächst ist leicht zu erkennen, daß die Gesamtheit der Einzeltöne in zerfällt, die voneinander durch ein zwei Abteilungen
die gewöhnlichen
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während die vier übrigen längeren nicht genau nach ihrer Länge eingereiht sind, wie es übrigens deutlich aus der Folgende Notierung zeigt die Abbildung hervorgeht. gefundenen Werte der Einzeltöne. 0,5
+ 1
ii
Die zwei übrigen Panflöten, die der obigen Gruppe der Salomoninseln gehören, erweisen die klassische Kon Die Pan struktion dieses musikalischen Blasinstrumentes. flöte der Abb. 19 (a. 265) besteht aus zwölf Röhren, von denen acht nach ihrer Länge regelmäßig geordnet sind,
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heptatonischen Tonleiter. 4. Die Panflöte Abb. (a. 265) gehört zu einer Gruppe von fünf Panflöten gleicher Herkunft (Salomonen, Insel Buka), welche im Register die Nr. 48 599 bis 48 603 tragen. Alle zeigen Spuren längeren Gebrauches. Drei hiervon be sieben verschieden langen stehen aus einem Bündel von Röhren, von denen aber nur zwei zum Blasen fähig sind, da die übrigen an beiden Enden offen sind. Von diesen drei wurde nur die hier abgebildete eine analysiert (vgl.
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XII. XI.
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minderten kleinen Terz) zu nähern. Es gibt kein Intervall Der Umfang einer Oktave vom Werte eines Halbtones. es verwirklicht sich wird von fünf Tönen dargestellt; also hier eine wahre pentatonische Tonleiter. Auf acht Einzeltönen finden wir dann im ganzen wohl 13 mehr oder minder genaue konsonante Intervalle, und zwar drei drei Oktaven (VIII— IH; VE— II; VI— vermindert); — VI— III; IV — vermin vermindert; Quinten (VII IV — II, dert); zwei große Terzen (VI — V, vermindert; — VII, vier kleine Terzen (VIII vermindert; vermindert); VII — VI, vermindert; V— III, vermehrt; II — vermin Die zwei fundamentalen Dreiklang- Akkorde dert). (Prim, Terz, Quint), die dem Toninhalt dieser Panflöte — — und — — g. Es zugrunde liegen, sind offenbar fehlt also auch hier der dritte Akkord der Dominante — — zur völligen Verwirklichung der klassischen
die folgende
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töne in den ersten tieferen neun Röhren, und die der Ganztöne in den übrigen weit überwiegt. Ich halte es für überflüssig, näher in die Tonanord nung vorliegender Flöte einzugehen, da sie, aller Wahr und nicht zum nach , für Handelszwecke scheinlichkeit wahren musikalischen Genuß fabriziert wurde. 8. Die Flöte der Abb. 23 (a. S. 265), die aus vier Röhren besteht, trägt im Register unter Nr. 63 925 folgende Angabe bezüglich der Herkunft: Afrika, unterer Kongo, MayombeZum Unterschied von der größten Mehrzahl der neger. anderen Panflöten sind hier die vier Röhren ihrer Länge Die Notierung zeigt die nach abwechselnd geordnet. gefundenen Werte ihrer Töne. +2
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Ton (vermindert) (vermehrt)
Die vier Klänge bilden zwei konsonante Intervalle, deren Werte zwischen der großen und der kleinen Terz schwanken (P7 — III ist eine sehr vermehrte kleine Terz, und II — ist ebenfalls, freilich nicht so sehr, eine ver mehrte kleine Terz). 9. Die Flöte der Abb. 24 (a. 265) trägt im Register die Nr. 3383 und folgende Notizen: 13 Röhren, deren Länge
Herkunft: Amerika, Ein von 0,03 bis 0,14 m schwankt. geborene Brasiliens vom Amazonenstrom. Die zwei längsten nicht zum Ertönen gebracht werden. Röhren konnten Folgende Notierung zeigt die Werte der elf übrigen Röhren. -0,5 —0,5
-1,25 —1 +0,5 +4
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Tabelle XX zeigt die gewöhnlichen Daten. Der Toninhalt dieser Flöte ist also der Umfang dreier Die Werte der Einzelinter Oktaven. unvollständigen valle schwanken innerhalb eines Fünftels und eines ver mehrten ganzen Tones, indem jedoch die Zahl der Halb-
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Der Toninhalt vorliegender Panflöte wurde demnach aus dem Umfang zweier aufeinanderfolgender Oktaven gewählt, von denen die erste (untere) durch fünf Einzel töne (XIV — X) repräsentiert ist, mithin eine Art pentawährend die zweite (obere) tonischer Tonleiter wäre, acht Einzeltöne bietet, indem sie zugleich diatonische und In dieser Panflöte semichromatische Intervalle aufweist. würden sich also die wesentlichen Elemente der drei klassischen pentatonischen, heptatonischen (diatonischen) und semichromatischen vermischt be Tonleitersysteme finden. Bemerkenswert ist schließlich der Umstand, daß die Zusammensetzung vorliegender Flöte mit derjenigen der Hier eben vorangehenden im allgemeinen übereinstimmt. wie dort zerfällt die Gesamtheit des Toninhaltes in zwei Abteilungen, von denen die tiefere aus einer geringeren Anzahl Töne besteht; hier wie dort liegt endlich der höchste Einzelton zwei Oktaven höher als der tiefste. Wie aus Aufnahme der hier wiedergegebenen photographischen (Abb.21 a. S. 265) eines im römischen Museum Terme (Ludovisis Sammlung) sich befindlichen Hochreliefs (Urteil Herkunft hervorgeht, scheint des Paris) hellenistischer daß auch die griechisch-römischen es eigentümlicherweise, Panflöten nach einem Prinzip gebaut waren, das mit dem der zwei hier in Rede stehenden übereinstimmt, indem Röhren bestehen. auch sie aus zwei Hauptgruppen 7. Die Panflöte der Abb. 22 (a. S. 265), die aus 20 glatten, neuen Röhren besteht und im Register die Zahl 42 279 trägt, stammt aus Ostafrika (Umgegend von Harrar). Die Notierung zeigt den Wert der Einzeltöne.
(-2)
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XVIII. XVII.
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VHI— HI, vermindert; VII— IH; vermehrt; VI — I, vermehrt; V — I, vermindert); drei große Terzen (XIV— XII, vermehrt; X— VHI, vermindert; VH— IV); XI — X, ver acht kleine Terzen (XHI — XII, vermindert; IX— VII; VHI— VI, vermehrt; VII— V; Vi mindert; lli; IV— II; H— I, vermindert).
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1
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Intervalle
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vermindert; XI — III, vermehrt; X — II, vermindert; IX — I, vermehrt; VIII — I, vermindert); zwölf Quinten (XP7 — XI, XH — X; XI — VII; X — vermindert; XHI — X, vermehrt; VI, vermindert; X — V, vermehrt; IX — IV, vermindert;
/^(+2) 1. Skala
XX. Röhre > XIX. „
I
denen eins vermehrt, eins genau und vier vermindert. Die übrigen zerfallen in vier Halbtöne (einer vermehrt und drei genau) und in drei verminderte kleine Terzen. Von mehr oder minder genauen Konsonanzen gibt es im ganzen wohl 32, d. h. neun Oktaven (XIV— IX; XDl— VII; XII— VI, vermindert; XH— V, vermehrt; XI— IV,
Tabelle XX.
r
+
Toninhalt und Tonanordnung auch dieser Flöte zeigen Merkmale. Hier schwanken die Werte der Einzelintervalle innerhalb weiterer Grenzen, obwohl auch hier ihre Mehrzahl den Wert eines Ganztones zeigt. Denn es gibt sechs Intervalle des Wertes eines Ganztones, von wichtige
267
xi xn xm
Oktave höher
In der Tabelle XXII wurden dann die Einzeltöne ihrer Tonhöhe nach geordnet, sowie deren Intervalle angegeben. Die den Toninhalt vorliegender Flöte zusammensetzen den Einzeltöne stammen also aus dem Umfang von drei Die Werte ihrer Intervalle schwanken Oktaven her. innerhalb eines Minimums eines verminderten Ganztones Es und eines Maximums einer vermehrten großen Terz. deren überwiegen wohl die Intervalle eines Ganztones, 35*
Baglioni: Ein Beitrag zur Kenntnis der natürlichen Musik.
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sieben (vier genau, zwei vermindert und eins vermehrt) bestehen. Halbtonintervalle gibt es überhaupt nicht. Im ganzen sind hier auf elf Einzeltönen 18 mehr oder weniger genaue konsonante Intervalle, d. h. fünf Oktaven (XI— VI, vermindert; X— V; VIII— IV, vermindert; VH — TTT, vermindert; VI — I); sieben Quinten. (XI — VII, ver VIII — VI, vermindert; VII mehrt; X — VH, vermindert;
— V, vermindert; VI — III; V — II, vermehrt; IV — I); vier große Terzen (XI — IX, vermindert; X — VIII, ver IX — VII; VII — VI, vermindert); zwei kleine mindert; Terzen (V — IV, vermindert; II — III, vermindert).
Man wäre also versucht zu schließen, daß die Grund tonleiter dieser Flöte aus vier Tönen besteht (es wäre also eine tetratonische Tonleiter). Diese Einzeltöne, ob wohl sie die Neigung deutlich erweisen, in den drei auf Skalen wiederholt zu werden, unter einanderfolgenden indem sie in den scheiden sich aber doch voneinander, So entspricht tieferen Skalen höher zu werden streben. bzw. dem g* der höheren Skala aa der darauffolgenden, h1 der tieferen usw. Es wäre auch in betreff dieser Pan flöte, die sonst mehrere primitive Merkmale aufweist, die Annahme nicht zutreffend, daß sie aus Tonleitern besteht, die ausschließlich vier (oder fünf) konstante Einzel töne enthalten. Dagegen gilt auch für diese Flöte die Tatsache, daß in ihrem immer wieder hervorgehobene Toninhalt recht zahlreiche konsonante Intervalle vor kommen. 3.
Einige Schlußbetrachtungen.
Aus der zusammenfassenden
sämtlicher Betrachtung Tatsachen hervorgehobener ergeben sich manche der nicht unwichtigen allgemeinen Schlüsse bezüglich Merkmale der ersten Anfänge einer musikalischen Ästhetik, die uns ihrerseits vielleicht über die wichtigsten Faktoren der Entstehung unserer fundamentalen diatonischen Ton Der Kürze halber werde ich leiter unterrichten dürften. mich im folgenden jedoch nur auf einige Hinweise be oben
schränken. oder recht häufige Eigenschaften der Allgemeingültige sind: besprochenen Musikinstrumente innerhalb sehr weiter Grenzen a) Die Schwankungen (von einem minimalen Wert, der bedeutend niedriger als ein Halbton sein kann, bis zu einem maximalen, dem einer großen Terz und noch mehr) in den Werten, welche die in der Tonreihe folgenden Einzelintervalle voneinander trennen. Eine Folge hiervon ist: b) Das häufige Auftreten mehr oder minder starker Alterationen der verschiedenen Inter daß oft die valle. Besonders ist hier hervorzuheben, Terzen zwischen der kleinen und der großen schwanken,
so daß man dann die darauf gebauten Melodien sowohl in unserem Moll- wie in unserem Dur- Sinne verstehen kann. Dies dürfte wohl auch die oft einander wider sprechenden Angaben von Reisenden bezüglich der Ton art musikalischer Produktionen dieser Naturvölker er klären. c) Das Auftreten recht zahlreicher konsonanter Intervalle, und zwar gleichgültig aller vier konsonanter Intervalle (Oktave, Quint, kleine und große Terzen), die auch unser Ohr als solche wahrnimmt. d) Es ist ferner nicht zu bestreiten, daß im allgemeinen die Tendenz be steht, durch bessere Tonauswahl und genauere Be stimmung der Einzelintervalle der diatonischen (heptatonischen) Tonleiter sich zu nähern. Genaue diatonische Tonleitern gibt es jedoch nur bei einigen wenigen Fällen (Marimba Nr. 2), und zwar da, wo auch durch andere äußere Merkmale sich ein etwas höherer Kulturgrad zu erkennen gibt. e) Es können aber zugleich Fälle tetra tonischer, (ja sogar semichromatischer) pentatonischer
Tonleitern sich verwirklichen. Dürfton wir daraus etwas Allgemeines über die Fak toren der Entstehung der diatonischen Tonleiter in un serer Zivilisation folgern, so könnten wir behaupten, daß das Prinzip, welches die Herkunft der heptatonischen Tonleiter veranlaßt und bestimmt hat, in höchstem Grade Denn es würde darin be biologischer Natur ist. stehen , durch die möglichst geringe Anzahl Einzeltöne die möglichst größte Zahl von den vier verschiedenen konsonanten (angenehmen) Intervallen zu verwirklichen. Dies findet eben am besten in der klassischen diatoni schen Tonleiter 1S) statt. Es zeigt sich also auch hier das bekannte Ökonomie von gesetz in Geltung, welches allen Lebenstätigkeiten den niedrigsten bis zu den höchsten des Seelenlebens als Grundlage dient. Der Fortschritt der Kultur würde hinsichtlich der Tonkunst (was übrigens dem entspricht, was bezüglich der hohen Äußerungen unseres Geisteslebens übrigen ge schehen ist) in der besseren Auswahl und genaueren Be der sieben die heptatonische Tonleiter zu stimmung sammensetzenden Elemente bestanden haben, wodurch man zur genaueren Feststellung einer konstanten fun damentalen Intervalleinheit (Ganzton und Halbton) ge langte, die dann zur Entstehung und Einführung der semichromatischen Tonleiter späteren (temperierten) beitrug. Die Tatsachen aber, daß ebenso genaue diatonische Tonleitern auch bei einigen Instrumenten von Naturvöl kern vorkommen können, und daß sich bei allen wie auch zu einer solchen gebauten Instrumenten Ubergangsstufen stets nachweisen lassen, beweisen meiner Ansicht nach, daß unsere Tonleiter weder als ledigliche Folge unserer jetzigen künstlichen Zivilisation, noch als Folge spezieller Anforderungen einiger Musikinstrumente (wie Wallaschek will) aufzufassen ist. Sie ist vielmehr die direkte natürliche Folge der physiologischen und psychologischen inneren Anforderungen und Eigenschaften, die den musi kalischen Hörsinn jedes Menschen, des Natur- wie des Kulturmenschen, wesentlich bestimmen und charak terisieren. w) Vgl. Eiemann, a.a.O. Vgl auch Baglioni, I fondamenti tisio-psicologici dell' estetioa musicale, Riv. di Psicologia applicata, 1910.
von Buchwald:
Primitiver Feldbau und Arbeitsteilung.
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Primitiver Feldbau und Arbeitsteilung. Von Otto von Buchwald. Angeregt durch die interessanten Aufsätze des Herrn K. Sapper in den Heften 1 und 22 des 97. Globusbandes möchte ich mir erlauben, hier einige Beobachtungen aus dem mittleren Südamerika mitzuteilen. Die kleinen Horden der Jäger, die sich in den un endlichen Wäldern auf beiden Seiten der Anden ver teilten, hatten anfangs reichliche Fleischnahrung, zu der Affen, erst in zweiter Linie einige Fruchte kamen. Schweine, Rehe, Nagetiere, Rebhühner, Truthähne und Fasanen gab es in großer Menge, und mit Leichtigkeit konnten sie erlegt werden. Das Material war zur Hand, Bogen, Wurfbrett und Blasrohr wurden aus Palmenholz gefertigt, und ein kleines Arsenal lag stets unter dem Dach der Hütte. Während die Frau die Speisen zubereitete, arbeitete der Mann an seinen Pfeilen, die er der Jagd entsprechend ganz verschieden ausarbeitete, gerade so wie zwischen Entenschrot und Kugel ein großer Unterschied ist. Der Pfeil für Bären und Affen mußte Widerhaken haben, damit die Tiere ihn nicht aus der Wunde herausrissen ; ebenso die Fischpfeile, um die Beute ans Land oder ins Kanu Um Papageien lebendig zu fangen, ziehen zu können. setzte man dem Pfeil eine umwundene Kugel auf, und Taubenpfeile hatten drei kleine Spitzen. Jagen und Fischen gehört zusammen, aber es hat natürlich je nach der Ortlichkeit der eine oder andere die Hauptrolle gespielt. Zweig dieser Beschäftigungen Dabei muß aber bemerkt werden, daß sich die Frauen am Fischfang beteiligten. Besonders wo es sich um des Flußarmes mußte die ganze handelte, Absperren Familie aufgeboten werden, um die mit Barbasco be täubten Fische zu sammeln. So wie ich es an den oberen Flußläufen des Napo und Ucayali gesehen, war es schon in Urzeiten, und man findet dieses Jägerleben noch überall in Blüte, wo um sich die Stämme weit genug auseinander wohnen, nicht zu beeinträchtigen. Wo sich aber fremde feindliche Stämme eindrängten, wurde das Revier verkleinert, und wenn der Mann nicht genügend Tiere erlegen konnte, brachte er in seiner Tasche auch Früchte mit, um den Bedarf zu decken. finden sich auch nicht überall in den Die Lebensmittel Wäldern in gleicher Fülle, und es gibt Stellen, wo man So wurden verhungern kann, wenn man nichts mitnimmt. denn die Menschen erfinderisch, und der Küchenzettel vermehrte sich durch vegetabilische Stoffe, wobei man auch von den Nachbarn lernte und Erfahrungen zu sammentrug. Wenn ich mir nun eine solche Hütte ohne Feldbau vorstelle, so muß rings umher der Küchenabfall gelegen haben, also auch die Kerne der Früchte und die Wurzeln und Zweige der anderen Vegetabilien. In der kleinen Lichtung keimte es bei dem heißen und feuchten Klima überall, und rings um die Wohnung sich bald eßbare Früchte und Pflanzen. Als Guayaquil im Jahre 1896 abbrannte, waren die
fanden
Ruinen nach dem Regen mit kleinen Obstbäumen, Kür bissen, Wassermelonen und anderen Vegetabilien bedeckt, und die schnell umzäunten Hausplätze glichen wilden Gärten. So kann man auch oft im Walde den Platz erkennen, wo eine Hütte gestanden hat, denn aus zu Boden gefallenen Kernen entwickeln sich Orangen- und Mangobäume. So ist es auch schou früher gewesen, und die Be wohner der primitiven Hütte werden wohl oft die ein
Guayaquil.
wandernde Vegetation beseitigt haben, um in der Wohnung Luft und Licht zu erhalten. Dabei ist es aber sehr natür lich, daß sie auf die Bequemlichkeit aufmerksam' wurden, bot, sei die sich ihnen durch die Nähe der Lebensmittel der Sorge der Frau oder des Spieles der es nun infolge Kinder; wer will sagen, wie in Tausenden von Anfängen das bebaute Feld im Walde entstanden ist ! Soviel ist aber gewiß, daß auch der Mann darauf aufmerksam wurde, denn es war bequemer, die Lebensmittel in der Nähe des Hauses zu haben, als sie von weither durch den Wald heranzuschleppen. Darum habe ich auf dieser Seite Südamerikas auch fast nur Männer bei der Feldarbeit getroffen; daß aber der Frau das Dasein leicht gemacht Sie holte das wurde, soll durchaus nicht gesagt sein. Wasser in einem Stück Bambus, in einer Kalabasse oder einem Topf; sie suchte das Holz zum Kochen, was in dem feuchten Walde mitunter gar keine leichte Arbeit ist ; sie holte die Vegetabilien aus dem Felde, das sie mit den Kindern von Unkraut säuberte. Das konnte ja auch nicht anders sein, denn die Hauptsache blieb die Jagd, und der Mann streifte im Walde umher. Kam er dann ermüdet nach Hause, so verlangte er das Essen, dann ruhte er aus und fing wieder an, seine Pfeilspitzen aus Rohr zu schnitzen. War die Jagd aber nicht ergiebig genug, mußte er Bäume fällen und die Pflanzung vor Das Abholzen war mit Stein- oder Kupferaxt bereiten. eine mühevolle Arbeit, denn die Bäume mußten geringelt und mit Hilfe des Feuers einzeln oder in Gruppen gefällt Im ersten Jahre war im Urwald wohl selten werden. der Rodung zu denken, und erst im an ein Abbrennen zweiten Jahre konnte, mit Hilfe des abgehauenen Nach Dabei blieben die wuchses, Feuer angelegt werden. dicken Stämme immer noch liegen, und zwischen ihnen begann die Pflanzung. Das erste Werkzeug war der Pflanzstock, wie er noch jetzt an der Küste von Ecuador und in den Wäldern wird. Der hiesige Arbeiter, von Peru angetroffen welcher Rassenmischung er auch angehöre, kennt nur und Axt. Pflanzstock, Waldmesser Allen Neuerungen setzt er passiven Widerstand entgegen, und das geht von Entwässerungsgräben so weit, daß zum Ausheben Leute aus dem Hochlande genommen werden, die mit Mit dem Pflanzstock der Schaufel umzugehen wissen. pflanzt er Mais, Reis, Bohnen usw. Der Grabstock existiert nicht, denn um Yuca, Zucker rohr oder Kakao zu pflanzen, bedient der Arbeiter sich mit dem er kleine Löcher macht, um des Waldmessers, den Samen in die aufgelockerte Erde zu stecken. Erst vor wenigen Jahren wurde der Pflug in den Zuckerrohr plantagen, unter vielfachem Widerspruch der Eigentümer, eingeführt.
Ich kann den Hackbau
durchaus nicht für primitiv unendlich und viele lange Zeiträume dem Pflanzstockmüssen zwischen Errungenschaften und dem Hackbau liegen. Sowohl im Reiche der Inkas wie in dem der Chimus Wo die Chimus an der Küste war Hackbau allgemein. vorgedrungen sind, finden wir in den Gräbern kupferne Hacken, deren Gebrauch bei den heutigen Bewohnern in Es wird sich also wohl um Vergessenheit geraten ist. der Einwanderung zur Zeit der eine Unterbrechung erklären ,
denn
letzten Inkas handeln. Da aber, wo die Herren von Tahuantinsuyu ihre Kolonisten festsetzten, finden wir noch heute den Hack bau neben dem modernen Pfluge, der allerdings nur aus
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von Buchwald:
Primitiver Feldbau
einem krummen Holz, Deichsel und Keil besteht, um den Tiefgang der angebundenen Spitze zu bestimmen. Dabei möchte ich bemerken, daß die Baumstümpfe in der Rodung Man hebt den keineswegs entfernt zu werden brauchen. Pflug darüber hinweg, und wenn die Spitze an einer Wurzel hängen bleibt, so wird sie mit Axt oder Wald Nur in Zuckerrohrplantagen wird messer abgehauen. weil man mit schweren Pflügen regelrecht gerodet, arbeitet. waren Die Hacken der Kolonisten des Inkareiches aus Kupfer, doch findet man daneben auch Stein, wo werden viel es an Metall fehlte. Diese Steinhacken weil sie ihnen verwechselt, fach mit den Steinäxten ähnlich sind und an den Hakenstock (Kuti — um wenden) angebunden wurden, um Kartoffeln und Mais zu häufen. Ob die höher stehenden Völker diese Errungenschaften haben, wird wohl bei ihrer Einwanderung mitgebracht erst durch weitere Untersuchungen nachgewiesen werden können, und ich möchte hier vorläufig nur auf die längst bekannten großen Kulturunterschiede hinweisen. Wenn wir nun von den Waldbewohnern zum Strande des Meeres gehen, so finden wir statt der Jäger eine Das Haus besteht aus Schilfmatten Fischerbevölkerung. Die ganze Nahrung und steht auf trockenem Sande. liefert ursprünglich das Meer mit seinen Fischen, Krebsen, Muscheln usw., und dazu kommt als einzige vegetabilische Ein breiter Nahrung der Seetang (Köchay-yüyu). trennt die Fischer Streifen unfruchtbaren Dünenlandes von dem fruchtbaren Alluvialboden. Die Fischerei auf hohem Meer war Sache der Männer, während Frauen die auf ihren Schilfbooten hinausfuhren, um und Kinder alles übrige am Strande sammelten, zu selbst bei schlechtem Fange auf See Lebensmittel haben. Kam der Mann nach Hause, so schleppten Frau wo sie aus und Kinder die Beute nach der Hütte, genommen, gesalzen und getrocknet wurde. Aus den Burgen aus Luftziegeln im Lande der Yungas sehen wir aber, daß der Aufenthalt am Strande oft durch Piraten gefährdet wurde. Die Fischer mußten sich also zeitweise vom Strande zurückziehen und fanden dann in den halb ausgetrockneten Flüssen nicht die Anderenteils war die Jagd auf Land nötige Nahrung. tiere gering und die Fähigkeit als Jäger weniger aus So genügten ihnen die Tauben und Rehe gebildet. nicht, und sie waren dann auf den Ackerbau angewiesen. Zu welcher Vollkommenheit es aber dieses Volk mit seinem beweisen die alten Bewässerungs Hackbau gebracht, Feldern. gräben und Furchen auf längst ausgedörrten Die Hauptfrucht war der Mais, der nicht gemahlen, sondern geschält ganz gekocht wurde (mote) und neben dem Fisch noch heute die Hauptnahrung dieser Indianer Da aber die Felder zu weit vom Strande des ausmacht. Meeres entfernt lagen, so muß sich schon früher eine Teilung der Arbeit gebildet haben und damit ein Handel mit Mais und Fischen. Wenn wir uns nun das Besitztum einer primitiven Familie vorstellen , so müssen wir vor allem bedenken, daß es Gemeingut war, in dem dem Manne als Haupt der Familie der Löwenanteil Ein Reservat der gehörte. Frau habe ich nicht gefunden und ebensowenig ein Gärtchen, das schon auf höheren Grad der Kultur und schließen läßt. vielleicht Rassenneigung Der Platz des Hauses war auch häufig für Pflanzungen nicht geeignet, weil bei der Auswahl ganz andere Rücksichten genommen werden mußten als bei dem Felde. Die Feldarbeit an dieser und jener Seite der Cordillere doch half die Frau beim Reinigen war Männerarbeit, und Ernten.
und Arbeitsteilung.
Wenn auch stellenweise die (Feldarbeit die Haupt sache wurde, so pflegte man die 'Jagd doch nicht ganz zu vergessen. Bei den Yumbos am oberen Napo fand ich, daß sie drei Häuser und ebensoviele Felder (Karu-Tambo Karu, fern, und Tambo, Wohnung) haben, die voneinander Die Jagd ist ebenso geringfügig ge entfernt liegen. worden, daß man alles Getier als Lebensmittel betrachtet. Faultiere und die kleinsten Vögel Ratten, Raubvögel, werden gegessen, und man verläßt die Wohnung während mehrerer Monate, damit sich wieder neue Tiere dort an Alle vier Monate wird gewechselt, und ein sammeln. Fest mit berauschenden Getränken bezeichnet den Ein tritt in die neue Wohnung. Chontaruro (Guillema sp?) und weißen Kakao (Theobroma bicolor) läßt man in der Rodung stehen, weil sie Nahrung bieten, das übrige wird mit Mais und Yuca (Manihot aipi) bepflanzt, ehe man die Wohnung verläßt. Kultur wurde die Jagd aber mit Bei fortschreitender unter fast ganz vergessen, und es steigerten sich die der vegetabilischen Bedürfnisse Sowohl bei Nahrung. den Inkas als auch bei den Yungas mit ihrem Hackbau trat eine veränderte Lebensweise ein. Das Haus blieb des Wassers natürlich dort, wo die Beschaffung am leichtesten war, aber die Felder entfernten sich je nach der Der Mann arbeitete draußen, und Qualität des Bodens. die Frau brachte ihm Essen und Chicha nach dem Felde; wie noch heute, so vor langen Jahren, wie die Krüge und Schalen in den Begräbnissen beweisen. Die Lasten in der Nähe des Hauses, an das sie schon die Familie band, trug die Frau, nach auswärts aber der Mann. So sah ich die Frauen von Papallacta (auf dem Wege zwischen Quito und dem Napo) mit Körben voll Bohnen und Arracacha zwischen dem Dorf und den Die hölzernen Schalen und Feldern im Tale verkehren. Löffel aber zum Verkauf in Quito trugen die Männer, die es nicht gern sehen, daß ihre Frauen die spanische Sprache erlernen. Bei den von den Yungas abstammenden Stämmen ist der Ackerbau so intensiv, daß zweimal je nach der Jahreszeit verschiedene Arten Mais gesät werden. bei einigen tritt sogar ein sechsmonatlicher Wohnungs wechsel mit verschiedener Kultur im Hoch- und Tief lande ein. Wir finden also, daß bei den Völkern der Cordillere der Ackerbau von den Männern besorgt wird und die Frau höchstens bei der Ernte hilft. Töpfe habe ich ebenfalls nur von den Männern anfertigen sehen. Dagegen ist Kochen, Spinnen und Weben Frauenarbeit. So komme ich denn zu der sozialen Stellung der Frau, die ich unter Bezugnahme auf einen kleinen Artikel in Nr. 22 des 97. Globusbandes besprechen möchte. Ich glaube, daß die karaibischen Stämme von denen der Westseite strenge getrennt werden müssen. Wenn die Frauen , besonders bei den Nordkaraiben , so ver schieden von den Männern waren , so kommt das doch wohl nur daher, daß sie zu anderen, höher entwickelten Die Karaiben töteten Stämmen eben die gehörten. Männer und behielten die Frauen, die natürlich ihre Daher die häuslichen Kenntnisse Sprache bewahrten. der Frauen und ihre niedrige Stellung den Männern Sie waren eben kriegsgefangene Sklavinnen. gegenüber. Bei den andinischen Stämmen war die Stellung der Frau weit besser, und die Mutter und Großmutter wurden Ja, die Frauen konnten mitunter einfluß hoch geehrt. reiche Stellungen einnehmen, wie aus der Sage von Manko Kapak und seinen vier Schwestern zu ersehen ist. Die Frau hat im allgemeinen eine passivere Stellung als der Mann, allein wenn man bedenkt, daß sie im
=
Ja
Der Fischfang der Eingeborenen Walde, wenn der Mann auf der Jagd war, ihre Kinder zu verteidigen hatte, so kann man sich die Entwickelung Eine der des entschlossenen Kampfes wohl vorstellen. Schwestern von Manko Kopak jagte mit ihrer brutalen Kampf weise den Feinden blinden Schrecken ein, und eine andere Frau verteidigte Cuzco gegen die Chankas. Von einer Frau vom Maranon, die einem Panther das Rückgrat mit dem Ruder zerschlug, nachdem er ihrem Manne das Bein zerbissen hatte, hörte ich ebenfalls erzählen. Solcher Beispiele ließen sich wohl noch mehr auf zählen, und ich glaube, daß die indianische Frau sich unter Umständen wohl am Kampfe beteiligen kann, wie Orellana berichtet, zumal wenn sie Mann und Kinder bedroht glaubt. Trotzdem zweifle ich an dem historischen Grunde der Amazonensage. Es gehörte eben zu dem Charakter der Spanier jener Zeit, profane und religiöse Sagen der Alten Welt auf Amerika zu übertragen, das ja nur die Atlantis war, die einst bis nach Spanien gereicht haben sollte. Auf andere Weise konnten sie sich die Ver breitung des Menschengeschlechtes seit Noah nicht er klären.
Wer die ersten Kapitel zur Geschichte des Inka reiches von Pedro Sarmiento de Gamboa (ed. R. Pietschmann) liest, kann sich einen Begriff davon machen, wie man damals Geschichte schrieb und mit der Genealogie der Völker umging. Was nun gar die Verbindung der Sonnenjungfrauen mit der Amazonensage betrifft, so scheint mir das doch waren keines recht bedenklich. Die Sonnenjungfrauen Sie hießen wegs Nonnen nach europäischen Begriffen.
Der Fischfang der Eingeborenen Küste.
an der mauretanischen
Die Küsten Mauretaniens sind reich an Fischen, und neuerdings werden sie auch von französischen Fischereidampfern viel aufgesucht, nachdem dort bei Kap Blanco der Hafenort Port-Etienne begründet worden ist. Die französische Regie rung hatte außerdem im Jahre 1908 den Dozenten A. Gruvel und den bekannten Saharaforscher R. Chudeau nach jenen Küstengebieten entsandt, damit sie sie wissenschaftlich und wirtschaftlich untersuchten, auch das Meer im Interesse der französischen Fischerei. Gruvel und Chudeau veröffentlichen jetzt über ihre Mission ein Werk ,A travers la Mauritanie Occidentale" (Paris, bei Emile Larose), dessen erster Band ist, und es sei erschienen „Parties generale et economique" hier daraus einiges von dem mitgeteilt, was sie über die Fischerei der Eingeborenen berichten. Die eingeborenen Fischer, die dort am Meere ihre Lager plätze haben, heißen Imragen, was eigentlich „Muschel Es sind zum größeren Teil keine reinen sammler" bedeutet. Mauren, sondern Mischlinge aus Mauren und schwarzen Fischerlager Frauen. Der Beschreibung ist ein bestimmtes zugrunde gelegt, dessen Bewohner aus Haratines des Mauren und Benaga der TJled-Hamed-Ben stammes El-Bu-Abueni Daman ') bestehen. Das Lager selbst liegt am Abhang einer Die Hütten sind aus Strauch Küstendüne nahe dem Meere. werk, Euphorbienstengeln und ähnlichem Material errichtet und mit einem langen Grase bedeckt. Die Männer geben auf das Meeresufer acht. Haben sie einen Fischschwann bemerkt, so versehen sie sich mit ihren Netzen, entledigen sich ihrer Baumwollenkleider und legen eine Art Badehose aus dickem Leder (Asefa) an, die den untersten Teil des Leibes gegen die Haifische schützen soll. Die Fischnetze sind an 2 m langen Stöcken befestigt, die ihrer seits wieder auf im Boden vor den Hütten steckenden Gabeln ruhen, damit sie trocknen. Der Fischer nimmt also den ') Haratines (= „Freigelassene") sind Mauren, die einem Krieger stamme eine Abgabe entrichten und sich dafür ungehindert mit Die Senaga Ackerbau und Handel beschäftigen dürfen. Viehzucht, sind wahrscheinlich die Urbewohner, doch stark gemischt, und wenig mehr als Sklaven der Krieger- und Marabutstämme Mauretaniens. (Gruvel und Chudeau, S. 162 u. 163.)
an der mauretanischen
Küste.
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Aklla,
d. h. Auserwählte, die allerdings im Sonnendienst waren, aber nur so lange, bis der Inka sie in tätig seinen Harem aufnahm oder sie als Preis an seine Heer führer verteilte. Das wurde beiderseits als hohe Ehre
angesehen.
Nun wird allerdings berichtet, daß Anko Ayllo, Heer führer der Chankas, der unter Pachakutek focht, mit seiner Mannschaft in die Wälder nach Rupa-rupa (rupa = heiß) entflohen sei, und daß man nicht wieder von Wie aber Sonnenjungfrauen ihm gehört habe. in jene Gegenden zwischen Chachapoyas und Guanuco gekommen Wie gesagt, Orellana sein sollen , ist mir nicht klar. wird wohl kämpfende Frauen gesehen haben , und die üppige spanische Phantasie jener Zeit hat das übrige hinzugedacht. Was aber
die Sonnenjungfrauen betrifft, so haben für die soziale Stellung der jedenfalls Bedeutung indianischen Frau im Reiche der Inkas. Wenn ich die durch die spanischen Encomindas ver und die tierten Indianer des Hochlandes ausnehme Frauen der andinischen Stämme betrachte, wie ich sie in langen Jahren auf Reisen beobachtet habe, so finde ich, daß die Arbeitsteilung und soziale Stellung eine durch aus angemessene ist. Mit dem Ackerbau hob sich die Stellung der Frau. Am Maranon erinnere ich mich, die Tochter des letzten Kaziken gesehen zu haben, die mit souveräner Würde ein Dutzend Männer und an der Küste beherrschte, wurde ich nicht den Männern, sondern den Frauen vor deren jede die Spezialität einer Fischspeise gestellt, und von der Küche aus ihr kleines Reich kannte sie
regierte.
Stock mit dem Netz und wirft sich in die Brandung, um watend und schwimmend in den Fischschwarm zu gelangen. Den Stock hält der Fischer in der einen Hand, während er mit der anderen das Netz ausbreitet und so viel Fische wie möglich darin einzuschließen versucht. Er geht dann mit seiner Beute ans Ufer und schüttet sie auf den Sand, um und das Ma von neuem sich ins Meer hinein zu begeben növer zu wiederholen, bis der Schwann verschwunden ist. Ist das Netz lang genug, so wird es auch an zwei Stöcken befestigt, und es arbeiten dann zwei Mann gemein sam. Auch die Kinder fischen mit kleinen Netzen zusammen mit den Erwachsenen. Es sind äußerst geschickte Schwimmer, die sich in der Brandung nur mit den Füßen oben zu halten wissen, so daß sie mit den Händen frei zu agieren vermögen. Die maurischen Netze sind zum Teil aus in St. -Louis gekauftem Hanfgarn, zum Teil aus einem Faden geknüpft, der aus einer dort sehr häufigen Asklepiadee („Titarek", Leptadenia pyrotechnica) gewonnen wird. Die Schwimmer (Tifa), 2 bis 3 cm breit und 6 bis 7 cm lang, sind aus gut getrockneten Als Netzbeschwerer (Ida) Calotropis-Stengeln geschnitten. benutzt man in der Gegend von Nuakschott Bruchstücke von Ziegeln aus dem alten Fort Marsa (dem früheren Portendick), anderwärts Kugeln aus gebranntem Ton. Diese ziehen den unteren Teil des Netzes zu Boden, während der obere Teil auf der Oberfläche des Wassers gehalten wird. Die primitive Methode gestattet den Imragen den Fang nur weniger Fischarten; es sind in der Häuptsache Meeräschen oder Seebarben : Mugil cephalus, von den Eingeborenen Asaula genannt, und Mugil auratus, dessen maurischer Name Agmila ist. Diese Arten kommen an der Küste in gewaltigen Massen vor und bilden mehr als drei Viertel des maurischen Fisch fangs. Manchmal gehen auch Seezungen ins Netz, aber sie haben für die Mauren keinen Wert und werden am Strande Diese Abneigung gegen Plattfische findet liegen gelassen. sich bei allen mohammedanischen Schwarzen. Man hat das auf irgend welche religiöse Verbote zurückführen wollen, Der aber, wie Gruvel und Chudeau meinen, mit Unrecht. Plattfisch behagt den Mauren und Schwarzen einfach deshalb nicht, weil er im Verhältnis zum eßbaren Fleisch zu viel Gräten enthält, besonders wenn er — was ja meistens der Fall — getrocknet genossen wird. so werden alle Ist der Fang wenig ergiebig gewesen, Fische gleich zubereitet und im Lager verzehrt. War er
Bücherschau.
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reichlich,
so trocknet mun die Fische und steckt sie in be sondere Säcke aus Titarekfasern. Die Frauen nehmen diese Säcke auf den Rücken und verkaufen oder vertauschen sie in benachbarten Lagern oder bei durchpassierenden Karawanen.
Die Zubereitung der Fische ist folgende: Man entfernt Kopf, öffnet den Fisch auf der Mitte und am Rücken, nimmt die Wirbelsäule und die Eingeweide heraus und läßt ihn von der Sonne auf dem Hüttendach oder auf Gesträuch trocknen. Salz wird dabei nicht verwendet. der Solange Fisch noch feucht ist, legen die Fliegen ihre Eier dort nieder; den
aber die Sonne, der Wind und die trockene Luft dörren ihn bo schnell, daß die Maden nicht zum Auskriechen kommen. Diese getrockneten Fische sind bei den Mauren sehr beliebt und werden von ihnen so wie sie sind verzehrt. Sie rösten sie aber auch auf Kohlen oder kochen sie mit etwas Hirse oder Reis. Es findet an der Küste ein ziemlich lebhafter Handel mit ihnen statt. Von den Marabutstämmen sind es besonders die El- Bu - Abueni , die El-Barrikallah und die Tendgha, die Fischlasten ziemlich überall im Innern und bis nach Adrar gegen Guineakorn, Hirse usw. verkaufen.
Bücherschau. Leo Frobenlus , Kulturtypen aus dem Westsudan.
Aus züge aus den Ergebnissen der zweiten deutschen inner afrikanischen Forschungsexpedition nebst einem Anhang über Kulturzonen und Kulturforschung in Afrika. 125 S. mit 1 Karte u. 7 Textfiguren. (Ergänzungsheft Nr. 166 zu „Petermanns Mitteilungen".) Gotha 1910, Justus Per thes.
8,40 JH,.
Der Verfasser hat zwei Reisen nach Afrika unternommen, die eine vor ein paar Jahren nach dem südlichen Kongobecken, die zweite jüngst nach dem Französischen Sudan und Togo. Zwischen diesen beiden Reisegebieten klafft ein weiter Raum, den der Verfasser noch nicht kennt, und dem er jetzt eine besondere Reise, die dritte , widmen will. Nachdem er auch diese hinter sich hat, will er dann endlich sein ganzes Material verarbeiten und herausgeben. Um aber schon jetzt eine Vor stellung von dem zu liefern, was er auf der Westsudanreise quantitativ und qualitativ gesammelt und wie er gearbeitet hat, ist er dem Rat wohlmeinender Freunde gefolgt und hat hier sozusagen einen Ausschnitt aus seinem Material vor gelegt und auf gewisse seiner Schlußfolgerungen schon jetzt aufmerksam gemacht. Sicherlich hat der Verfasser, wie auch schon früher, die Museen, für die er sammeln durfte, um viele und interessante Stücke bereichert. Ob er aber auch die Völkerkunde selbst um so viel Tatsachen bereichert hat, wie er kühnen Mutes an nimmt, darüber dürften die Meinungen auseinandergehen. Die Sucht zu überraschen, die Ethnologen durch neuartige Spekulationen zu verblüffen, äußert sich auch in dieser Arbeit des Verfassers. Freilich soll nicht verkannt werden, daß aus ihr eine gewaltige Beobachtungsfreudigkeit spricht, die auch vergeblich gewesen, wenn vielleicht auch nicht keineswegs immer richtig verwendet worden ist. Um wenigstens einen kleinen Begriff von des Verfassers weitreichenden Ideen zu sei erwähnt, daß ihm eine gewisse, geben, nicht zufällige Verwandtschaft des mittelalterlichen europäischen mit dem westsudanischen Rittertum der dortigen Epen aufstößt. Dieses afrikanische Rittertum stamme fraglos aus dem Libyer- und Berbertum; nun seien aber jene maurischen Stämme, mit denen seinerzeit die Krieger Karls des Großen in Spanien fochten, und die dem Rolandslied bekannt sind, ebenfalls Berber gewesen. .Es darf ferner darauf hingewiesen werden, daß gerade nach dem Verkehr zwischen den maurischen Berbern in Spanien mit den Stämmen Südfrankreichs jene Periode des Rittersanges und des Epos neu belebt und die Form ins Leben gerufen wurde, der wir den Parsival und das Gavanlied verdanken." Aber noch mehr : Späterer Zeit, so meint dann der Verfasser, mag es vorbehalten sein, darauf hinzu weisen, und zu beweisen, daß die ältere Kultur Westeuropas und Nordwestafrikas sich auf gleicher Grundlage erhoben hat. — Man kann dazu nur wünschen, daß der Verfasser selbst noch Zeit und Gelegenheit finden möge, diesen Beweis zu führen; denn ihm wird er wohl am besten gelingen.
Hoebels Karte von China.
Maßstab 1:4500000. Berlin, Kommissionsverlag der Simon Schroppschen Landkarten handlung. 6 Mi. Diese Karte, deren Verfasser Dolmetscher des Chinesischen im Chinafeldzuge gewesen ist, räumt mit den bisherigen Transskriptionen der chinesischen Namen auf unseren China karten auf. Ihnen lag der eine Dialekt von Peking zugrunde. Hier aber sind für die verschiedenen zahlreichen Dialekt gebiete besondere Transskriptionen geschaffen worden, und da lag die Schwierigkeit darin, deren Geltungsbereich festzu stellen. Demnach begegnen uns auf der Hoebelschen Karte für bekannte Orte Namen, die ganz anders wie die seither üblichen lauten, z. B. Hök tschiu hu statt Futschau. Der Verfasser hat denn auch gefühlt, daß diese Umwälzung in der Namen schreibung die praktische Verwendbarkeit seiner Karte beein trächtigen könnte, und deshalb häufig die pekinesischen Namen in grüner Schrift neben die neuen gesetzt. Ob die neue Me
thode Nachahmung verdient, ist vielleicht fraglich; ob der an sich durchaus anerkennenswerte Versuch überall gelungen ist, mögen Sinologen entscheiden. An dieser Stelle kann die Karte nur vom geographischen Standpunkt aus beurteilt werden, und da wäre folgendes zu sagen. Das Gelände, braune Schummerung, läßt eine ausreichend durchgearbeitete Plastik vermissen, die gewaltigen Hochgebirge des Westens sehen ebenso aus, wie die Mittelgebirge oder Das ist um so mißlicher, als die Karte Hügel des Ostens. keine Höhenzahlen angibt; wir haben nur ein paar auf For mosa entdecken können. Bei der Zeichnung des Flußnetzes ist des Guten zu viel getan. Die zahllosen kleinen Flüßchen verwirren das Auge und können im übrigen den ganz falschen Eindruck erwecken, als seien sie wirklich bekannt. Nirgends begegnet man einem gestrichelten Flußlauf, und doch sind ja die wenigstens Andererseits ist es sehr schwer, aufgenommen. auf der Karte gerade die großen Flußläufe zu verfolgen, weil sie zu dünn und undeutlich gezeichnet sind. Bei der Dar stellung des größten Teils von China hat der Verfasser im
wesentlichen andere, ältere Kartenkompilationen zugrunde gelegt; einige Gebiete, so die Mongolei und auch Teile von Szetschwan, hat er selber nach den Originalquellen bearbeitet, wobei ihm freilich doch manches ist und auch entgangen Fehler vorgekommen sind. So ist z. P». der doppelte obere Hoanghobogen nach Futterer richtig eingetragen, aber der Name Baa-Gol kommt einem südlicheren Zufluß zu. Im übrigen muß anerkannt werden, daß die neue Chinakarte einen sehr reichlichen Inhalt und viele nützliche Angaben aufweist. S.
Baeßler-Archiv.
Beiträge
zur
Völkerkunde,
geben aus Mitteln des Baeßler-Instituts. Unter der Direktoren der ethnologischen Abteilungen
herausge
Mitwirkung
des Königl. Museums für Völkerkunde in Berlin redigiert von P. Ehren reich. Bd. I, Heft 1 mit 4 Tafeln und 49 Abbildungen im Text. Leipzig 1910, B. G. Teubner. Preis des Bandes von 36 Bogen 20 Jb. Es ist dieses die erste Frucht, die der Ethnographie aus den reichen Mitteln erwächst, welche der vor zwei Jahren verstorbene Reisende und Ethnograph Prof. Baeßler dem Museum für Völkerkunde hinterließ. Unter der Redaktion eines bewährten Fachmannes liegt der Anfang des Archivs in vornehmster Ausstattung hier vor, und es ist zu hoffen, daß die Fortsetzung von eben so gediegenem Inhalt wie dieses erste Heft sein wird,_ das eine einzige Abhandlung, von Dr. Max Schmidt .Über altperuanische Gewebe mit szenenhaften Darstellungen", bringt. Im wesentlichen benutzt sie die überreichen Schätze, welche im Jahre 1907 durch eine Schenkung der Gretzerschen Sammlung in das Berliner Museum gelangten. So viel auch über die merkwürdigen peruanischen Ge webe schon gearbeitet wurde, die in wunderbarer Erhaltung aus Gräbern ans Tageslicht gelangten, so bekommen wir doch hier zum ersten Male reinliche Scheidungen nach der chrono logischen Seite und den Stilarten, die bisher meistens über sehen wurden. Auch in den Deutungen der Szenen ist Schmidt glücklich gewesen, und in der schwierigen Frage, ob ein neuer von ihm nachgewiesener Kulturkreis etwa von außen her zu einer unbestimmten Zeit an die Küste Perus gelangt sei, verhält er sich vorsichtig. Ob zu Lande oder zu Wasser, von Westen oder Norden kann er nicht sagen. Aber er schaut mit Ephraim und dem Webstuhl nach Westen. Das große Fragezeichen für das Eindringen einer außerameri kanischen Kultur nach Amerika besteht aber fort, und am auffallendsten bleibt, daß bei etwaiger Übernahme einer hohen Webekultur so wichtige Kulturwerte wie Haustiere und Eisen nicht auch übernommen wurden, die doch eher als nützlich ins Auge fallen mußten, wie schöne Gewebe. Dem Verfasser in manche Einzelheiten seiner sorgfältigen Studien zu folgen, ist leider ohne Beigabe von Abbildungen nicht möglich, da diese erst das Verständnis bringen. Die
Kleine Nachrichten. technische Seite der Arbeit kann alao ohne solche hier nicht erörtert werden. Schmidt faßt zunächst die figürlichen Dar stellungen von Pachacamac ins Auge, bei denen von einem Einflusse der Inkakultur noch keine Rede ist, neben oder vielmehr vor welchen sich deutlich noch eine ältere Art von Szenen nachweisen läßt, welche mit der alten Kultur von Tiahuanaco übereinstimmt und auch in ihren Geweben eine durchaus andere Technik zeigt. Das beweisen die erhaltenen Stücke und auch die vorhandenen, teilweise rekonstruierten Webapparate. Diese ältere, schon durch Uhle betonte Tiahuanacokultur zeigt als besonders typisches Kennzeichen eine quadratische Anordnung der einzelnen Teile der Figuren nicht nur in den Geweben, sondern auch auf Baumwollstoffmalereien. Und weiter hat Schmidt nachgewiesen, daß diese Webereien von Tiahuanaco nicht nur in der Technik mit jenen von Ica übereinstimmen, sondern daß auch die Flächenornamentik beider nahe verwandt ist. Dadurch ist festgestellt, daß in Ica und Tiahuanaco zwei alte Schwesterkulturen vorhanden waren. Die figürlichen Bilder der jüngeren Pachacamaczeit aber zeigen dem eben erwähnten quadratischen ganZ gegenüber anderen Charakter und sind oft schwierig zu deuten. Da haben wir wahrscheinlich geschichtliche Darstellungen, Mythen, Szenen aus dem Alltagsleben vor uns, z. B. Bootfahrten (auf den heute noch üblichen Balsas), Fischerei, Gewebedar stellungen, welche als altperuanische Bilderschrift (?) gedeutet werden, von der bisher kaum etwas bekannt war, wiewohl schon Acosta darauf hinwies. Allein die Deutungen sind schwierig, und Schmidt muß sich damit begnügen, die Frage angeschnitten zu haben. Ganz neu sind seine Kachweise von Bildern von Kulturpflanzen, die schematisch, aber zum Teil vorkommen. Wir gut erkennbar, als Malerei auf Geweben Mais, erkennen den die Mandioka mit den bekannten Wurzeln, Bohnen und anderes. Diese Pflanzungen zeigen gewöhnlich auch die Figuren von Feldhütern (Pariana), welche die Felder vor Diebstahl und Vogelschaden senutzten und deren Amt mit einer Art von religiöser Würde verbunden war. Mit ihnen sind auch Mythen verknüpft, welche auf den Bildern zur Darstellung gelangen. Durch die Scheidung der verschiedenen Stile und der durch sie gekennzeichneten altperuanischen Kulturperioden, die Max Schmidt hier in die Wege geleitet hat — viel ist noch zu tun — sind wir in der Deutnng dieser Teztile um ein gutes Stück weiter gekommen, und die ganze Arbeit ist als eine glückliche Einleitung des neuen Baeßler-Archivs zu bewillkommnen .
Charles P. Bowditch, The Numeration, Calendar Systems and Astronomical Knowledge of the Mayas. 840 S. mit 19 Taf. Cambridge 1910. Seit dem Tode des Nestors der May aforschung , Emst
Förstemanns, schien dieser Zweig der Amerikanistik etwas vernachlässigt zu sein, da sich das Interesse der Forscher anderen, im Augenblicke wichtigeren Aufgaben zugewandt So sehr sich auch in den letzten Jahren der Kreis der hat. Amerikanisten vermehrt hat, so sind doch diejenigen, die sich ernsthaft mit dem Problem der Entzifferung der Mayahieroglyphen beschäftigen, nur wenige. Ihre Anzahl scheint eher ab-, als zuzunehmen, ein Umstand, der selbst wieder nur dazu beiträgt, das Interesse an diesem Wissenszweig er lahmen zu lassen, das nur durch die Mitarbeit mehrerer Forscher wach erhalten und gefördert werden kann. Seit dem „Primer of Mayan Hieroglyphics" von Daniel G. Brinton ist etwas Zusammenfassendes über die Mayahieroglyphen nicht mehr veröffentlicht worden, obwohl durch die Arbeiten Seier, Förstemann, Goodman, von Schellhas, Bowditch, Tozzer, C. Thomas manche Probleme in vielen Einzelheiten Freilich macht sich eine gewisse sogar gelöst worden sind. Stagnation der Forschung fühlbar, weil das Vergleichsmaterial beinahe erschöpft ist, wenigstens was die drei Mayahandschriften in Dresden, Paris und Madrid anlangt, tu denen keine weitere sich auffinden lassen will. Andererseits ist das Studium der Steininschriften noch über die chronologische Entzifferung der Initial Serie« kaum hinausgekommen ; ein Vergleich zwischen diesen und den
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Handschriften stößt auf außerordentliche Schwierigkeiten und ist in vielen Fällen ergebnislos. Dinge nur aus diesen selbst heraus erklären zu wollen, ist meist eine Unmöglich keit. So liegt es mit den Hieroglyphen der Mayahandschriften, obwohl uns ihr bildlicher und rechnerischer Inhalt im wesent lichen geläufig ist. Die absurden Entzifferungen Brasseur de Bourbourgs sind inzwischen so gut wie vergessen worden, seitdem Förste mann seine Kommentare zu den genannten drei Hand schriften am Abend seines hochbetagten Lebens geschrieben hat. Die praktischen Amerikaner haben im 28. Band der Bulletins des Smithsonian Institution 24 Aufsätze verschiedener deutscher Autoren unter der Aufsicht von Charles P. Bow ditch in englischer Übersetzung, Washington 1904, gesammelt, die zumeist Mayaforschungen betreffen. Es lag das Bedürfnis vor, den jetzigen Stand der Mayahieroglyphenforschung zu schildern, und es ist unstreitig ein großes Verdienst, das sich der Verfasser erworben hat, in dem er einen Teil dieser Aufgabe erschöpfend behandelt hat in einem Werke , das hoffentlich neae Jünger dieser jungen Wissenschaft zuführen wird. Es ist ganz unmöglich, hier auf alle Einzelheiten einzugehen, da das ganze Werk eine Summe unzähliger Einzeltatsachen ist, die mit großem Fleiß und in wohltuender Übersichtlichkeit angeordnet sind. Was die Planeten (S. 225 ff.) anlangt, so sind die von Förstemann eruierten Zeichen dafür bis auf die Venus zweifel haft. Vielmehr scheinen sie zusammenzuhängen mit gewissen Hieroglyphen aus Chichen Itza, die nach Seier (Verhdlg. XVI. Int. Am.-Kgr. Wien 1909, S. 158 ff.) Konjunktionen des Planeten Venus mit verschiedenen Sternbildern darstellen. Ich stimme auch dem Verfasser bei, wenn er (S. 227) die Deutung des Förstemann sehen Saturn im Cod. Dresd. ab lehnt. Verfasser verwirft auch (S. 212) die Merkurperiode, aber, wie ich glaube, mit Unrecht. Die synodische Umlaufs zeit dieses Planeten, die von den Astronomen mit 115 Tagen 21 Stunden berechnet wird, kommt den 115 Tagen des Codex Bl. 51 und 52 immerhin nahe. Dresdensis Man darf daher an einer mit 12 lamat Merkurperiode wohl beginnenden noch vorläufig festhalten. Was den Planeten Mars anlangt (S.229 und S. 235), so müßte namentlich die wichtige und merkwürdige Reihe auf Bl. 43 und 44 des Codex Dresd. herangezogen werden, die mit 3 lamat 6 zo'tz beginnt und die Differenz 780 aufweist. An der Richtigkeit der Hieroglyphen der vier Himmels Farben (S. 249) kann richtungen und der vier entsprechenden füglich nicht mehr gezweifelt werden. Im Appendix I, S. 263 werden die Bedeutungen der 20 Mayatageszeichen nach verschiedenen Autoren gegeben, die aber meist unrichtige Vermutungen enthalten. Seier hat diesen Gegenstand jedoch ganz ausführlich (Ges. Abhdlg Bd. I, 1902, S. 449 bis 500) behandelt und namentlich die Es ist zu verwundern, Etymologien grundlegend festgestellt. daß Brasseur de Bourbourg, Brinton und Schellhas hier als Autoren zitiert werden und Seier mit Stillschweigen über wird. gangen Auch die Bedeutungen der 18 Monate sind vielfach falsch oder ungenau. So ist, um einiges richtig zu stellen, yaxkin („die grüne Sonne") „das erste Fest", nämlich nach dem vorhergehenden Monat xul „Schluß", in den früher das Jahresende fiel. Mac bedeutet „Grenze, Absperrung". Moau ist ein Wolkendämon, was aus dem Ackersegen von Xconchakan bei Brasseur hervorgeht (vgl. oxlahun taz muyal „die 13 Schichten der Wolken"). Aus der Vorstellung des Ver hüllten, Dunkeln entwickelte sich vermutlich die Idee des Todes und des mit Todessymbolen ausgerüsteten Moan-Vogels. Kayab bedeutet ursprünglich „womit man singt", cumku enthält etymologisch vielleicht cum „Topf"; die Hieroglyphe scheint jedenfalls Lebensmittel in einem Topf anzudeuten. Auf den beigefügten Tafeln werden die Varianten der bekannteren Hieroglyphen , wie der 20 Tageszeichen , der 18 Monate, der Zyklen, katun, tun, uinal und kin, der Zahlen in Balken und Punkten sowie in Köpfen usw. nach den Hand schriften und Steinmonumenten abgebildet. Dr. Walter Lehmann -München.
Kleine Nachrichten. Abdruck nur mit Quellenangabe gestattet.
— Auf der diesjährigen Versammlung deutscher Natur forscher und Ärzte, im September in Königsberg i. Pr., sprach Seine Filchner über seine geplante Südpolarexpedition. Mitteilungen hat er der Zeitschrift der Berliner Gesellschaft für Erdkunde übergeben, wo wir sie in Nr. 7 abgedruckt
finden. Das Neue darin sei hier kurz verzeichnet und mit ein paar Bemerkungen begleitet. Dadurch, daß Filchner und Scott sich möglichst in die Hände arbeiten wollen, ist die anfangs ins Auge gefaßte Ent sendung eines zweiten Schiffes überflüssig geworden, so daß
Kleine Nachrichten.
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Jt
die Kosten des Filchnerschen Unternehmens sich auf 1 200 000 ermäßigen. Die Hälfte davon ist durch Zeichnungen bereits Filchner hat auch schon das Expeditionsschiff an gedeckt. „Björn", und gekauft, nämlich den Sandefjorder "Walfänger es in Christiania ins Dock gebracht. Das Schiff, das künftig führen wird, ist 56 m lang und den Namen .Deutschland" 10% m breit, hat einen Gehalt von 527 t brutto und 277 t netto und eine Segelfläche von 7000 Quadratfuß. Die Maschine hat 400 Pf erdekräfte , und das Schiff kann bei voller Fahrt 7 Knoten laufen. Zurzeit wird das Innere den Zwecken der Expedition entsprechend umgebaut, im Dezember wird das Schiff in Hamburg zur Verfügung stehen. Als Kapitän
ist der Norweger Jörgensßn gewonnen worden, sämtliche etwa 25 Mann Besatzung anderen Teilnehmer — im ganzen und 10 Mann wissenschaftlicher Stab — werden Deutsche sein. Die Ausreise soll „im Frühjahr" 1911 erfolgen, wohl des halb so früh, damit für die geplanten Meeresforschungen auf der südamerikanischen Seite des Atlantischen Ozeans etwas Zeit bleibt. Man wird dann Buenos Aires und Südgeorgien anlaufen und über die Sandwichinseln in das Weddellmeer vorstoßen, dessen Tiefenverhältnisse weiter untersucht werden sollen. Die Landung wird südlich von Coatsland angestrebt werden, wo Filchner seine Basisstation entweder auf dem Lande oder aber auch, wenn solches nicht erreicht werden kann, auf dem Eise errichten will. Bezüglich des Schlitten zur Entscheidung der Frage des Zusammenhanges vorstoßes zwischen Ost- und Westantarktika sagt Filchner: „Über die Richtung des Schlittenvorstoßes ergeben sich zwei Möglich keiten: Entweder wir finden Anhaltspunkte für den an Meeresarm zwischen Ost- und Westantarktika, genommenen so verfolgen wir diesen, und ein Zusammentreffen mit Scott gewinnt an Möglichkeit, da wir naturgemäß in derselben Jahreszeit vorgehen werden. Oder aber es ergibt sich, daß Coatsland mit Grahamland in Verbindung steht, so unter wir diese und stellen diese fest, indem wir jedoch suchen unter allen Umständen weit nach Süden vorzustoßen trachten, um den Anstieg^ des Binneneises festzustellen." In dieser Äußerung fällt auf, daß Filchner und Scott „naturgemäß in derselben Jahreszeit" vorgehen werden. Auf ein solch gleichzeitiges Vorgehen verweist auch eine andere Bemerkung Filchners: „Scott dringt von der Roßsee, ich von der Weddellsee aus vor. Begegnen wir uns dabei, so gehen Leute von Scott mit mir nach der Roßsee und Leute von mir mit Scott nach der Weddellsee. So entwickelt sich ein Durchstoß beider Expeditionen ganz von selbst." Dieses Über einkommen im Falle einer Begegnung ist deshalb getroffen worden, damit jede Schlittenexpedition die Depots der anderen benutzen kann. Da nun Scott seinen Schlittenvorstoß polwärts im Oktober 1911, jedesfalls mit Beginn des Südsommers antritt, so müßte Filchner bei einem „natur jenes Jahres, gemäß gleichzeitigen" Vorgehen das ebenfalls tun, er müßte also sofort nach der Landung auch mit seinem großen Schlitten vorstoß beginnen. Dergleichen ist bei antarktischen Expe ditionen noch nicht vorgekommen, und es will uns sehr fraglich erscheinen, ob Filchner so früh im Südwinter 1911/12 landen kann, daß er noch für seine große Schlittenreise die nötigen Vorbereitungen treffen und sie durchführen kann. Sollte es möglich sein und dieses Programm wirklich zur Ausführung kommen , so würde die Filchnersche Expedition wahrschein lich keine Überwinterung in den Antarktis durchmachen und schon Auf jeden Fall wird Anfang 1912 zurückkehren. Filchner sein Schiff bei der Basisstation zurückhalten müssen, denn die dort eventuell eintreffenden Mitglieder der Scott sehen Schlittenexpedition werden doch wohl gleich heimkehren wollen. Über diese Angelegenheit wird vielleicht später noch einiges
zu sagen
sein.
Aus Filchners Vortrag sei schließlich noch erwähnt, daß er außer Hunden auch mandschurische Ponies und drei Eis kraftwagen, diese besonders zum Legen rückwärtiger Ver bindungen, mit sich nehmen will. — Eine neue europäische Verkehrslinie. Eine Frage von wirtschaftsgeographisch höchster Bedeutung wurde am 9. Oktober zu St. Johann i. T. wiederum angeschnitten. Unter dem Vorsitz des Präsidenten des Österreich-ungarischen Abgeordnetenhauses, Dr. Pattay, in Gegenwart der Vertreter aller österreichischen Kronländer und der Handelskammern wurde der Beschluß gefaßt, nachdrücklichst darauf zu dringen, daß die Saalach talbahn gebaut werde. Sie bedeutet für den Verkehr Wien — Innsbruck eine Abkürzung von 97 km oder zwei Stunden Fahrtgewinn, die zu gleicher Zeit auch dem internationalen Verkehr Konstantinopel — Paris, Warschau — — Paris, Wien Italien und Wien — Lindau zugute kommen. Diese Parallelbahn zur Giselabahn, die bekanntlich eingleisig und technisch auf die Dauer für den Weltverkehr unzulänglich sein wird, berührt die Orte Salzburg, Bad Reichen hui I in
Bayern, Löf er und St. Johann einerseits, Bad Reichenhall, Lofer und Saalfelden mit Anschluß an die Tauernbahn Die Strecke beträgt 53 + 22 km und würde andererseits. bei zweigleisigem Bau einen Kostenaufwand von 28450000 Kronen erfordern, im Gegensatz zu den 42 Millionen Kronen, die die sonst notwendige Herstellung eines zweiten Gleises der Giselabahn kosten würde. Infolge der Fahrtabkürzung wäre die Strecke Wien — Innsbruck in 9 Stunden, Wien — Zürich in 17% Stunden zurückzulegen. Strategisch würde die Bahn insofern eine wertvolle Hilfe bedeuten, als im Falle eines Krieges die Reichenhaller Bahn den internationalen Personenverkehr aufrecht erhalten könnte, während die Giselabahn ausschließlich zu militärischen Zwecken Verwendung finden könnte. Von Interesse ist des weiteren der Umstand, daß die neue Bahnlinie der uralten Reichsstraße Wien — Bad Reichenhall — Innsbruck folgen würde, auf der auch, als dem kürzesten Wege, das Automobilwett rennen von 1905 Paris — Wien stattfand. Außer für den internationalen Verkehr gewänne die Linie auch für Osterreich durch den engen Anschluß der Kronländer Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Böhmen und Tirol, Vorarlberg an immenser Bedeutung. Für Bayern bedeutet die Erschließung des Saalachtales, an dem der welt berühmte Luftkurort Bad Reichenhall liegt, insofern einen großen Vorteil, als bei Reichenhall ein großer Stausee zur Ausnutzung der Wasserkräfte der Saalach errichtet wird und damit neue Abnehmer für die Elektrizität gewonnen werden. Dr. C. C. Hussens.
— Neue prähistorische Karstfunde. Vor einigen Monaten gaben wir Nachricht von den wichtigen Entdeckungen auf prähistorischem Gebiete, die Herr Peter Savini in der „Fliegen - Grotte" unweit S. Kantian gemacht hatte. Unter vielen anderen Objekten wurde damals ein vollständig er haltener Helm mit italo-etruskischer Inschrift gefunden, der der Archäologen erregte. Vor kurzem die Aufmerksamkeit setzte Herr Savini die Arbeiten in der tiefen Grotte fort und seine Mühen wurden durch die Ausgrabung eines reichen prähistorischen Depotfundes belohnt. Der Fund ist so groß artig, daß in drei Wochen Arbeit 4000 Stücke ans Licht gefördert werden konnten. Unter diesen sind in großer Zahl Waffen aus Bronze; Lanzenspitzen, Paalstab, Kelte, Axtmesser, halbmondförmige Sicheln, Bronzeschwerter, Dolche, kurze Schwerter wurden an die hundert gefunden. Die Lanzenspitzen mit Hohlrinne sind am zahlreichsten und sehr verschieden in der Form und Nicht weniger häufig sind Schmuckgegen Ornamentierung. stände. Die Armbänder sind meist einfach spiralig oder schnur artig; einige sind verziert und von sehr schwerfälliger Arbeit, ihre Rundung kann sich nur an sehr dünne Hände schmiegen. Es fehlen Die Ringe sind meist zylindrisch und geschlossen. auch nicht Fibeln, Haarnadeln und Stecknadeln. Einige Schwertblätter wurden im rohen Zustande oder in der ersten Bearbeitung gefunden, was zur Annahme führen würde, daß diese tiefe Höhle eine Werkstatt war, in der die Bronze Unter und verarbeitet wurde. den vielen geschmolzen gibt es auch einige von Eisen: gefundenen Gegenständen wie Lanzenspitzen und Nägel. Von Artefakten aus Knochen ist nur ein einziges Stück gefunden, gearbeitet nach Art eines Pfriemens. Ebenso selten sind Gefäßreste aus Ton, bestehend in einigen Bruchstücken von aus freier Hand Gefäßen , deren Ton mit wenigen Quarz- und gearbeiteten Kalkspatkörnchen gemischt ist, unvollständig gebrannt oder an der Sonne getrocknet. Die Verzierung solcher Gefäße ist sehr einfach, entweder auf einfache erhabene Wülste beschränkt, oder auf umlaufende Finger- oder Fingernageleindrücke, oder Die mit einem spitzen Werkzeuge herbeigeführte Eindrücke. Prüfung der Funde durch den Finder ergab nach seinem Dafürhalten , daß sie aus der Übergangsperiode der vor dürften. geschichtlichen zur geschichtlichen Zeit stammen Sämtliche Funde werden der prähistorischen Abteilung des k. k. Naturhistorischen Hofmuseums einverleibt. Triest, im September 1910. Di'. L. K. Moser. —
den frän Hy drograf iska „Meddelanden No. 1, hat A. Wallen, der Vorstand des Schwedi schen Hydrographischen Amtes, wie schon (oben S. 19) kurz des Wenermitgeteilt, die Wasserstandsschwankungen sees in dem verflossenen Jahrhundert untersucht (Väners Vattenstandsvariationer, Stockholm 1910). Die Wasserstände am Wenersee wurden zuerst 1807 in Frugarden nahe Venersborg gemessen, seit 1810 in Sjötorp am Ostufer, da, wo der Götakanal den See verläßt, um den Wettersee zu erreichen. In den 100 Jahren von 1809 bis 1910 betrug die Differenz zwischen Höchst- und Niedrigstwasserstand nur 2,80 m, eine geringe Zahl, wenn man sie mit den Wasserstandsschwan
In
Byran",
Kleine Nachrichten. von Alpenseen vergleicht; kl1ngen freilich übertrifft der Wenersee an Areal den größten innerhalb der Alpen ge Die Diffe legenen See, den Genfersee, um das Zehnfache.
renz der Mittel der jährlichen Maxima und Minima betrug nur 80 cm. Der stärkste Zuwuchs erfolgte vom 5. Mai bis 5. Juni 1836, nämlich durchschnittlich 3,5 cm pro Tag, was einer Zunahme von 2250 cbm pro Sekunde entspricht. Die stärkste Abnahme fand vom 26. Juli bis 3. August 1811 statt und betrug 1,6 cm pro Tag, entsprechend einer Abnahme von 1000 cbm pro Sekunde. Die höchsten Wasserstände treten im Juni, Juli, die tiefsten im März ein, die Differenzen dieser Wasserstände im Durchschnitt betragen jährlich 0,37 m. Sehr eingehend sind die Wasserstandsschwankungen auf ihre Periodizität untersucht worden durch immer weiter Mittelbildungen der Wasserhöhen, namentlich der gehende durchschnittlichen Monatshöhen. Es zeigten sich vier ver schiedene Perioden: eine jährliche, eine Periode von ungefähr 33 Monaten, eine solche von 11 Jahren und eine solche von noch längerer Dauer, wobei es aber gänzlich zweifelhaft bleibt, ob die letztere mit der Brücknerschen 35jährigen übereinstimmt oder nicht. Wallen konstatiert nämlich ein Minimum um 1810, um 1859 und um 1890, ein Maximum 1828 und um 1865 bzw. 1869. um Der Zwischenraum zwischen den drei Minima ist also 49 bzw. 31 Jahre, zwischen den beiden Maxima 37 bzw. 41 Jahre. Der Übergang von einem Minimum zu einem Maximum erfolgt weit energischer Mit vollem Recht sagt Wallön, im Gegen als umgekehrt. auf falschen Rechnungen satz zu Sieger, dessen Schlüsse fußten, daß die Beobachtungszeit am Wenersee nicht aus reicht, um sich für oder gegen die Brücknersche Periode zu erklären. Von den zuerst genannten drei Perioden besitzt die jährliche eine mittlere Amplitude von 37 cm, die 33monatliche von 76, die von 11 Jahren eine solche von 90 cm. Letztere steht in genauestem Zusammenhang mit der Sonnenfleckenperiode, mit der sie auch in den einzelnen Phasen vortrefflich übereinstimmt. Das sehr bedeutende Retentionsdes Wenersees den Niederschlägen in vermögen gegenüber seinem gewaltigen Einzugsgebiet (48 540qkm = Rheinland + Westfalen) wird graphisch sehr schön durch Gegenüberstellen der Regenhöhen und Seespiegelhöhen dargestellt; aus der Größe des Einzugsgebietes erhellt zugleich, daß Kurven der und Seespiegelschwankungen unmöglich kon TemperaturMit dem bisherigen Beobachtungs form gehen können. material ist es dem Verfasser geglückt, die künftigen Wasser standsschwankungen des Sees auf ein Jahr vorauszubestunmen.
Halbfaß.
— W. Halbfaß polemisiert in einem Thermik der Alpenseen und einiger
Aufsatz „Zur Seen Nord-
(Zeitschr. f. Gewässerkunde, IX, 4) gegen die von in der Geogr. Zeitsehr. XV, 6, aufgestellte Be daß für die Temperatur der Alpenseen und hauptung, einiger nordischer Seen die größere oder geringere Durch Halbfaß zeigt an mehreren flutung die Hauptrolle spiele. Faktor für die prägnanten Beispielen, daß der entscheidende Wärmebildung und Bilanz eines Sees stets seine morphometriscbe Beschaffenheit ist, und daß nur unter sonst gleichen Verhältnissen starke Durchflutung die Ampli tude der der Schwankungen Oberflächentemperatur und etwas auch die des gesamten Wärmeumsatzes verringere. Das von Brückner beigebrachte Zahlenmaterial beruht zum am Ufer und ist demnach nicht größten Teil auf Messungen beweiskräftig, es steht in vielen Fällen in Widerspruch mit den Temperaturmessungen in dem eigentlich pelagischen Teil des Sees. Auch der Einfluß des Windes, der Höhenlage und der topographischen Umgebung des Sees wird von Brückner nicht gebührend berücksichtigt.
Europas"
Brückner
— Dr. R. v. Sterneck hat die Schwerkraft in der des Plattensees untersucht und seine Resul tate in dem großen Balatonwerk, Bd. I, Teil I, geophys. An Die nähere Umgebung des Sees gehört hang, dargelegt. einem Gebiet mit zu großer Schwere an, denn während südlich des Sees 10 Stationen im Mittel -f- 0,021 cm zu viel geben, finden wir im Nordosten des Sees aus 12 Stationen im Mittel 0,033, im Nordwesten aus Stationen + 0,048 cm. Sta tionen in der Umgebung von Tihany, umgeben von Gegenden mit zu großer Schwere (+ 0,037 cm), gehören einem Gebiet mit normaler Schwere (-f- 0,004 cm) an. In weiterer Ent fernung vom See finden wir im Nordwesten ein Gebiet mit zu kleiner, im Norden, Süden und Osten mit normaler Schwere. Das Gebiet der größten Schwere deckt sich so ziemlich mit dem Vorkommen der schweren Gesteine der Basaltfamilie, während die normale Schwere in den jüngeren nnd jüngsten Formationen zu finden ist. Unter den vielen Schwerebestimmungen, welche v. Sterneck ausgeführt hat, 4
1 1
-j-
Umgebung
ist die
am Plattensee einer der wenigen Gegend denen die Schwere mit der Dichte der anstehenden in einem engen Zusammenhang zu stehen scheint.
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Fälle, in Gesteine
Halbfaß.
— Alligatorenarten gibt es nicht nur in Amerika, sondern Dem (nach Fonck) auch im Tanganikasee und in China. chinesischen Alligator, der in den Museen erst in etwa einem Dutzend Exemplaren vertreten ist, hat T. Barbour in den „Proc. Philadelph. Acad." eine Abhandlung gewidmet, worin er nachzuweisen sucht, daß dieser Alligator nur im Jangtsetal vorkommt und auch dort nur eine enge begrenzte Verbreitung hat. Die meisten der bisher bekannten Exem plare sind bei Wuhu und Tschinkiang erbeutet worden, andere sollen aus dem Poyangsee und der Gegend von Nanking her rühren. — Über die Steinzeit Ägyptens besitzen wir, seit sie 1870 zuerst betont wurde, eine sehr reiche Literatur. Zu sammenfassend kritisch und auch auf eigene Beobachtungen gestützt, bebandelt sie neuerdings Dr. Paul Sarasin in den
Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Basel, Band XXI, 1910. Zwar läßt er den Ausdruck Steinzeit nicht mehr gelten und setzt dafür Lithochromie, wie Ohalkochromie und Siderochromie für Bronze- und Eisenzeit, indessen es scheint doch sehr fraglich, ob die seit alters eingebürgerten Ausdrücke dadurch verdrängt werden. Es ist sehr zeitgemäß, daß Sarasin wieder einmal auffrischt, wie die zünftigen Ägyptologen sich dem Vorhandensein der ägyptischen Steinzeit gegenüber ablehnend verhielten, und man traut seinen Augen kaum, wenn man nachliest, was so hervorragende Gelehrte wie Lepsius, Dümichen, Ebers und andere im Beginne der siebziger Jahre noch schrieben und eine prähistorische Zeit in Sarasin schreibt dem kürzlich verstorbenen Agypten leugneten. Anthropologen E. Hamy das Verdienst zu, die Steinzeit Ägyptens entdeckt zu haben, und erwähnt nur nebenbei eine Notiz Ärcelins (nicht Arcellin), welcher kurz vor Hamy die ägyptische Steinzeit „gemeldet" haben sollte. Allein die Sache verhält sich umgekehrt und die Priorität kommt A. Arcelin zu. Dieser bereiste 1869 bis 1870 im Auftrage des französischen Unterrichtsministeriums Ägypten. Bei Abu Mangar, oberhalb der bekannten Steinbrüche von Silsilis, fand er auf einer Schicht von Kies und Sand Feuersteingeräte und auch eine geschliffene Axt von Porphyr; ferner bei El-Kab behauene Feuersteine, endlich am Eingange des Tales von Bab el-Melik bei Theben große Mengen künstlich geschlagener Feuersteine, Messer, Sägen, Schaber usw. Er sprach in seinem Berichte an den Unterrichtsminister vom 26. Juni 1869 von einer In dustrie primitive en Egypte, probablement prehistorique, welche wahrscheinlich verschiedenen Epochen angehöre, bei Abu Mangar aber mit dem Kennzeichen de l'äge dit de la sei. pierre polie versehen (Matenaux pour l'histoire de l'homme, FeVr. et Sept. 1869, LTndustrie primitive en Egypte. Macon 1870.) Damit kommt in dieser Sache Arcelin die Priorität zu. In Sarasins Schrift ist von besonderem Belang, was er nach eigenen Forschungen über die Steinwerkzeuge in den pleistozänen Schottern des Nils berichtet. Sehr bekannt sind die Steinwerkzeuge auf den Anhöhen über Theben, die schon durch ihre Färbung jedem Vorübergehenden auffallen und leicht aufgelesen werden können. Sie zeigen den Acheuleentypus, und Sarasin weist nun nach, daß die in den Nilschottern vorkommenden Artefakte ganz genau den gleichen Typus Beide gehören zusammen. Wie kommt das nun: zeigen. oben auf den Höhen über den Königsgräbern und unten in den Schottern am Nil die gleichen Geräte? „Die Ansiedelungen der ägyptischen Acheuleenmenschen befanden sich auf den über dem Ufer eines ungeheuren Stromes, des diluvialen Nils, ge legenen Plateaus und Bergkuppen", und in den Pluvialfluten, welche in jener Zeit eines sehr feuchten ägyptischen Klimas herrschten, entsprechend der europäischen Eiszeit, wurden über den Schottergeräte von den Kalksteinwänden jene R. A. Königsgräbern herabgeschwemmt. — Der Assyriologe Hormuzd Rassam, der Mitarbeiter und Nachfolger Layards auf den Ruinenstätten Assyriens, ist am 16. September d. J. in Brighton gestorben. Rassam, der aus einer chaldäischen Familie stammte und 1826 in Mosul geboren war, begleitete Layard auf dessen beiden Grabungszügen nach Ninive, 1845 und 1849, und leitete später selber die weiteren Forschungen für das Britische Museum, das ihm eine Menge schöner und wertvoller assyrischer Alter tümer verdankt. Er trat dann in den englischen Konsulats und wurde 1864 von der englischen Regierung zu dienst Theodor von Abessinien gesandt, um von diesem die Frei lassung der von ihm gefangen gesetzten Engländer zu er wirken. Aber Rassam wurde selber von Theodor als Ge
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Kleine Nachrichten.
fangener nach Magdala gebracht, und erst der Napiersche ihm die Freiheit wieder. Später nahm Feldzog verschaffte Bassam als Kustos des Britischen Museums auf Veranlassung Layards, der mittlerweile Botschafter in Konstantinopel ge worden war, seine Grabungen in Assyrien und Babylonien wieder auf, und zwar auch auf einigen neuen Buinenstätten, wie Balawat und Sippar (Abu Habba bei Babylon), denen er zahlreiche weitere Schätze entnehmen konnte. In Sippar fand er auch ein großes Tontafelarchiv. Diese Forschungen endeten 1882, er hat über sie in den „Transactions of the Society of Biblical Archaeologie* berichtet, auch hat diese Gesellschaft einen Teil der Funde von Balawat in dem Werke „The Bronze Ornaments of the Palace Gates of Balawat" in Seine Erfahrungen (London 1880/81) herausgegeben. Abessinien hat Bassam 1869 in dem zweibändigen Werke „A British Mission to Theodore" veröffentlicht.
— In der Nähe von Basel beim Dorfe Aesch hat Dr. Fritz Sarasin ein steinzeitliches Dolmengrab aus
welches schon deshalb von Belang ist, weil es die östlichste Verbreitung der ganz ähnlichen Dolmengräber Frankreichs darstellt und in der Schweiz vereinzelt dasteht. Es handelt sich um eine etwa 4 m lange und 21/, m breite, mit Pflasterboden versehene Grabkammer aus Kalksteinplatten, die, wie Sarasin annimmt, ehemals auch mit Decksteinen Die Grabanlage ist mit einem niedrigen Tuversehen war. Eine Überraschung bereitete die Ausgrabung, mulus umgeben. eine da sie Unmenge menschlicher Skelettreste zutage förderte, alle in Trümmer aufgelöst, so daß kein Knochen oder Schädel vollständig war. Bunt durcheinander lagen die zerstörten Beste von Kindern und Erwachsenen, deren An zahl Sarasin nach den gut erhaltenen Zähnen auf etwa 40 berechnet. Jedenfalls handelt es sich um allmähliche Nach bestattungen und, wie gezeigt wurde, nicht um frische Leichen, sondern um Beisetzung von Skeletten (zweistufige Bestattung), die. ja auch anderweitig bekannt ist. Die Grabbeigaben waren gering: Messer aus Silex und Jaspis, Tonscherben, durchbohrte Zähne und ein »Schädelamulett" mit Trepanations marke (Brocas „Bondelle"). gegraben,
— Kapitän J. Thilo hielt im Februar d. J. einen Vortrag über seine Forschungsreisen im Tsadsee-Gebiet, welcher unter Beifügung einer Übersichtskarte und (1:2000000) 12 Abbildungen im Septemberheft 1910 des .Geographica! Journal" publiziert wurde. Er enthält eine Anzahl sehr bemer kenswerter Beobachtungen mehr, als der Bericht desselben Autors, den das Märzheft von „La Geographie" gebracht hat und worüber bereits in Nr. 17 des 97. Bandes des „Globus" (8. 269) referiert worden ist. Thilo bestätigt nicht nur die Erfahrungen des Leutnants Freydenberg über die gegenwärtige Beschaffen heit des nördlichen Teiles des Tsad (vgl. Globus, Band 91, S. 369), sondern er geht noch mehr ins Detail ein und hat die deutlich erkennbaren Grenzen von vier verschiedenen Zonen des Grenzgebietes herausgefunden und beschrieben , nämlich eine morastige, eine schiffbare und eine völlig ausgetrocknete, Die ausgetrocknete eine lagunenhafte Zone. Zone liegt nörd lich vom Parallel der Mündung des Komadugu-Yobe und ist im Westen von 30 bis 40 Fuß hohen Dünen eingefaßt. Es ist eine trostlose, monotone, leicht gewellte Fläche, teils mit nie derem Gesträuch oder mit Sand bedeckt, hier und da von 3 bis 6 Fuß tiefen zerklüfteten Depressionen von geringem Um fang unterbrochen, deren von dem erst kürzlich zurückge tretenen Wasser durchfeuchteter Boden unter den Tritten von Menschen und Tieren auf und nieder schwankt. Was früher deutlich eine Insel war, ragt jetzt nur ein klein wenig her vor und ist übersät mit Muschelschalen und umgrenzt von Tausenden von Fischleichen. Und auf diesen winzigen Er hausen noch immer Eingeborene in den elendesten hebungen Hütten 1 Weiter nach Osten, gegen Kanem zu, nehmen die inselartigen Wohnstätten an Höhe und Größe zu. — Die mo rastige Zone beginnt im Osten, zwei Stunden von Bosso ent fernt; folgt man dem Lauf des Komadugu, welcher nach und nach in eine Keihe von Wasserlöchern versickert, und dessen Bett schließlich ganz verschwindet, so tritt man in eine weit Schilf fläche ein, deren Horizont ein Wald von ausgedehnte Ambatschbäumen (Herminiera elaphroxylon) umschließt. Diese Fläche ist mit einer Unzahl von tiefen und breiten Wasser rinnen durchsetzt und geht streckenweise in ein trockenes Plateau von schwarzem Lehm über; sie nimmt den dritten Teil des ganzen Seengebietes ein. Die erste und schiffbare Seefläche, welche im südlichen Abschnitt von dem Gestade von Kuka gegen Osten sich er streckt, beträgt nur 60 bis 77 qkm. Fast undurchdringliche Ambatschwaldungen bilden die Umrandung; durch diese erst gelangt man auf wenigen engen Kanälen zur zweiten und
größten Ausdehnung des offenen Wassers, welches sich vor der Mündung des Schari nach allen Seiten ausbreitet. Hier hat die Seefläche einen Umfang von nahezu 1800 qkm, re präsentiert jedoch nur den 50. Teil des gesamten Seegebiets. — Die Lagunenzone, eine wirr untereinander verschlungene Masse von engen und seichten Binnen, durch welche drei befahrbare Wasserstraßen führen, ist hauptsächlich der Küste In ihr befinden sich einige größere von Kanem vorgelagert. nnd bewohnte Inseln mit einer Erhebung von 35 bis 50 Fuß ; die meisten, welche mit 15 bis 25 Fuß über dem Wasser her vorragen oder in der Begenzeit ganz untertauchen, dienen Zufluchts gelegentlich als Weideplätze oder als temporäre stätten. — Der Archipel ist bevölkert von zwei verschiedenen seßhaften, als Kuri Arten von Buduma. Die im Südosten bekannt, treiben Ackerbau und verkehren friedlich mit den Eingeborenen des Festlandes. Die im Nordosten hausenden dagegen, ungefähr 45000 an der Zahl, beschäftigen sich neben der Viehzucht am liebsten mit Baubzügen in die nähere und fernere Umgebung. Sie sind ein gefürchtetes, kriegslustiges Volk, welches selbst ein Babeh nicht unterwerfen konnte, das aber doch vor den Dampfern und Schußwaffen der Weißen in unzugängliche Schlupfwinkel scheu sich verkriecht. B. F. — Eine Volksdichtedarstellung des Kreises Goldap gibt H. Steinroeck in seiner Königsberger Dissertation 726,69 qkm werden, nach Abzug der Holzungen und 1910. Wasserstücke, welche 26,9 Proz. der Gesamtfläche ausmachen, bei der Berechnung der Dichte zugrunde gelegt, so daß 59 Einwohner auf 1 qkm kommen. Dabei ist der Süden des Kreises bedeutend dünner bewohnt als der Osten und Norden. Während dort die höheren Dichtestufen fast gänzlich fehlen und Dichtegrade von 20 bis 40 Einwohnern auf den Quadratkilo meter bei weitem vorherrschen, treten im Osten und Norden deutlich Bezirke mit stärkerer Verdichtung auf. Während nur 36,3 Proz. der Bevölkerung auf die Dichtestufen unter das Mittel von 50 bis 75 Einwohnern kommen, gehören 42,9 Proz. Mit anderen Gegenden Deutsch den über dem Mittel an. lands verglichen verfügt aber der Kreis Goldap über eine sehr dünne Bevölkerung, und selbst in der ohnehin schon so dünn bevölkerten Provinz Ostpreußen nimmt der Kreis eine der niedrigsten Dichtestufen ein. — Die Meinung von dem fehlenden Naturgefühl des frühen Mittelalters ist nach den Ausführungen von Gertrud Stockmayer (Diss. von Tübingen 1910) entschie den unhaltbar; es gibt tatsächlich ein Naturgefühl zu jener Zeit, wenn es auch nicht so mannigfaltig und fein ab gestuft aus den Quellen hervorgeht wie das moderne. Man sieht, wie den Gestirnen Bewunderung entgegengebracht wird, das Meer wird nach seiner stürmischen Seite erwähnt; die schauerliche Dunkelheit kam den Leuten zum Bewußtsein, und Irrlichter wie Wunder sind nicht zu selten. Von den und der Wald wird Bergen kannte man die Gefährlichkeit, in seiner Wildheit und Düsternheit gefürchtet, andererseits aber schon als Schmuck einer Gegend angesehen. Am Lenz und seinem Kommen erfreute man sich bereits, und Blumen müssen zu allerlei Vergleichen herhalten. Dann wurde da mals bereits die Natur in Beziehung zum menschlichen Leben gesetzt, wie ihr auch persönliches Leben verliehen worden ist. Nicht -mit Unrecht bemerkt auch die Verfasserin, daß die leidenschaftliche Sehnsucht nach der Natur wohl bei den modernen Menschen am meisten vorhanden ist, die in die großen Städte gebannt sind ; solche Steinkolosse kannte man aber im frühen Mittelalter noch nicht. — Eine sehr ansprechende kleine Geologie der Insel hat Dr. W.Wolf geschrieben. (Verlag v. Pfennigsdorf , Halle a. S. u. Westerland auf Sylt.) Unter steter Bezugnahme auf die den Badegästen bekannten oder leicht von ihnen auf zusuchenden Aufschlüsse schildert er die geologische Geschieht« und Entstehung der Insel und der heute dort vorhandenen Landformen, sowie die noch auf der Insel tätigen umgestaltenden Interessant ist hierbei, daß er eine fortschrei Naturkräfte. tende Landsenkung in der allerletzten geologischen Zeit ab lehnt und die in historischen Zeiten vorgekommenen Verände rungen auf andere noch tätige Kräfte: Wind, Meereserosion und Einwirkung des Menschen zurückführt. Das leichtver ständliche, in fließender Sprache geschriebene und mit 16 gut gelungenen und gewählten Abbildungen versehene Büchlein ist bei seinem billigen Preis (1,25 M) wohl wert, daß es recht viel von Interessenten , besonders Badegästen gekauft wird, und auch fähig, bei ihnen nicht nur Verständnis für die Insel und ihre geologischen Verhältnisse, sondern auch Interesse für geologische Kragen im allgemeinen zu erwecken. Gr.
Sylt
Verantwortlicher Kodaktour: H. Singer, Schoneberg-Berlin, Hauptstraße 66. — Druck:
Frtedr. Vieweg & Buhn, Brauiuchweig.
GLOBUS. ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT VEREINIGT MIT DEN ZEITSCHRIFTEN:
FÜR LÄNDER- UND VÖLKERKUNDE.
„DAS AUSLAND" UND „AUS ALLEN WELTTEILEN".
HERAUSGEGEBEN VON H. SINGER UNTER BESONDERER MITWIRKUNG
VERLAG Bd.
XCVIII. Nr.
18.
von FRIEDR. VIEWEG
VON Prof. Dr. RICHARD ANDREE.
& SOHN.
BRAUNSCHWEIG.
10.
November
1910.
Nachdruck nur nach Übereinkunft mit der Verlagshandlung gestattet.
Das Diluvium in der Umgebung
Ergebnis geführt, daß die Heide aus zwei ganz verschiedenen Teilstücken besteht. Das reich zertalte Hügelland im Norden besteht überwiegend aus Schichten der Würmeiszeit, d. h. der letzten Eiszeit der Beamten der Landesanstalt; erst in den tiefeingeschnittenen Tälern kommt das ältere Diluvium zum Vorschein. Dieses besteht aus rot verwitterten Sanden und Grundmoränen, eisenschüssig die wahrscheinlich eine recht unebene Oberfläche mit zahlreichen Senken gebildet haben, in denen als Seeablage rungen die bekannten Kieselgur- und Süßwasserkalklager
2
(I,
(Riß- Wurm-Interglazial) entstanden. Im Süden der Heide nimmt die Mächtigkeit der jung glazialen Schichten stark ab, und die großen plumpen, der Südheide werden nur wenig zertalten Hochflächen mit einer dünnen Decke des jüngeren Diluviums überzogen, und stellenweise steht sogar das ältere Diluvium auf weiten Strecken an, so beim Falkenberg, großen Teilen der Lüßhochfläche und den Wierener Bergen. Dieser eigentümliche Aufbau der Südheide hatte mich schon früher s. Literatur am Schluß) veranlaßt, aus zusprechen, daß der Rand des Würmeises nicht allzuweit im Süden gelegen haben muß, und im folgenden will ich über die Ergebnisse meiner jüngsten Begehungen in der Umgebung von Hannover kurz berichten, da diese sicher manches Interesse haben. Mein Arbeitsfeld läßt sich auf der beigefügten Karte leicht überblicken. Es deckt sich in manchen Punkten mit demjenigen Spethmanns (II), dessen Arbeit ich im folgenden häufig erwähnen werde. Zweck meiner Studien war einmal die Betrachtung des Aufbaues der Endmoränen, die ich nicht nur morpho logisch aufgefaßt habe, dann die Untersuchung der Lösse, endlich die Begrenzung der jungdiluvialen Schichten auf Grund der verschiedenen Arten der Verwitterung, da sich — wenn Lösse zurücktreten — nur auf diesem Wege einwandfreie Grenzen von Gletschern verschiedener Eis zeiten nachweisen lassen. Auch über die Verbreitung und Einteilung der Leineschotter habe ich viel Material gesammelt, wenngleich dieses zu einer genaueren Würdi Daher gung der Probleme noch längst nicht ausreicht. komme ich nur kurz auf diese zu sprechen. Am Ende des Aufsatzes werde ich meine Ergebnisse mit denen anderer Forscher vergleichen und dann auf die wichtigen Probleme hinweisen, die in Westhannover einer eingehenden Würdigung noch harren, die sich aber nur durch regio nales Arbeiten einer Lösung näher bringen lassen. A. Der vordiluviale Untergrund. Dieser bildet die Schichten der Trias, des Jura und eine Fastebene, Olobu» XCVIII.
Nr. 18.
der Kreide abschneidet. Über diese welligen Flächen der Fastebene erheben sich als Monadnocks mehrere Hügel, von denen besonders der Kronsberg, der Benther Berg, der Stemmer Berg und die Gehrdehner Berge genannt seien. Das sicher einmal über diesen Höhen ausgebreitete Diluvium ist überall wieder abgetragen. Aber auch in den übrigen Gebieten ist die diluviale Decke nur gering, und die Nähe des alten wasserundurchlässigen Gebirges und dadurch bedingt einen hohen Grundwasserstand üppige Wiesen und fruchtbare Felder, wodurch Teile der So kann an den meisten Gegend parkartig erscheinen. Stellen nach Abdeckung der jüngeren Schichten das ältere Gestein erreicht und wirtschaftlich verwandt werden. Im Süden von Hannover überwiegen Kalkgruben mit Zement industrie (obere Kreide), im Norden ist die obere Kreide wohl überall denudiert, und die dunkeln an Eisenkon kretionen reichen Tone der unteren Kreide werden in Mellendorf, Berenbostel, großen Ziegeleien abgebaut, Warmbüchen. Eine Ausnahme machen Langenhagen, nur die Ziegeleien im Leinetal, welche Anlehm abbauen. Über das genaue Alter dieser Fastebenen lassen sich für die Gegend von Hannover keine Angaben machen, da das Tertiär ganz fehlt. B. Die diluvialen Deckschichten. Wie ich schon bemerkte, bilden die diluvialen Schichten eine hin und wieder unterbrochene Decke, die ihre größten Mächtig keiten in den mehrfach vorhandenen Endmoränen erreicht. Die Endmoränauszüge, die schon teilweise Spethmann beschrieben hat — die große Engelbosteler Endmoräne erwähnt er nicht — lassen sich auf der beigegebenen Übersichtskarte sehr gut erkennen. Die Endmoränen bilden zwei Gruppen. Eine nördliche wesentlich frischer aussehende und auch mehr zusammenhängende mit teilweise vorgelagerten großen Sandrebenen und eine südliche, die in wenigen rudimentären Spuren westlich von Peine be ginnt, bei Hohenhameln am schönsten ausgebildet ist und Ich vermute aber, daß westlich der Leine verschwindet. die Moränenreste, welche Spethmann nördlich der Weser von Rinteln bis Hameln beschreibt, auch bei dem Gletscher Endmoräne vorstoß entstanden, der die Hohenhameler schuf, welcher ein deutlich ausgeprägtes Urstromtal sind die Endmo vorgelagert ist. Siedelungsgeographisch ränen, die nicht nur wegen ihrer Höhe Schutz, sondern Trockenheit auch wegen ihrer sandigen Beschaffenheit gewähren, von großer Bedeutung. So finden wir im Norden die Orte Horst, Meyenfeld, Berenbostel, von Hannover und das km lange Isernhagen mit seiner Engelbostel malerischen Kirche auf der Engelbosteler Endmoräne. Im Süden weist Hohenhameln eine ähnliche Lage auf , .
Meine Arbeiten in der Lüneburger Heide hatten mich — zum Teil in Übereinstimmung mit Stoller — zu dem
lbricht.
5
Von K. 0
von Hannover.
86
2?S
Ölbricht:
Das
Diluvium in der Umgebung
und beherrscht mit seiner schönen zweätürmigen Kirche die Umgebung. Die Engelbosteler Endmoräne weist nörd lich der Stadt Hannover eine große Lücke auf, die heute von der Eisenbahn nach Soltau benutzt wird. Der Aufbau dieser Endmoränen läßt sich an mehreren — deren Lage die Karte andeutet tiefen Aufschlüssen — gut ersehen. Die Mellendorfer Moränen bestehen nach den dortigen tiefen Aufschlüssen (1, vgl. Karte 2) — nördlich Mellendorf an der Straße nach Walsrode — aus weißen stark gestörten Sanden, über denen Reste von Grundmoränen in Gestalt von Kiesen und Geschiebesanden Am Aufbau der Engelbosteler Endmoräne um liegen. hüllen, wie die großen Aufschlüsse (2) bei Engelbostel zeigen, diese Sande mit ihrer Kies- und Geschiebesanddecke stark aufgepreßte eisenschüssig verwitterte Sande, die in
von Hannover.
diese liegenden verwitterten Schichten, die auch in allen erwähnten Aufschlüssen Manganausscheidungen und über
?
S.
S.
I.
(I.
wiegend rotgelb gefärbte Feuersteine enthalten, sehr gut erschlossen. Die hangenden Sande haben viel älteres Material umgearbeitet, darunter sogar Kieselgurbruch stücke, die nur aus der Heide kommen können. Dazu passen sehr gut die Beobachtungen, die wir in den Kiesel gurlagern bei Breloh und Oberohe machen können, wo die Kieselgur durch Eisdruck stark gefaltet und ihre obersten Partien vielleicht teilweise vom Eise abgehobelt sind. Die meist weißen Sande dieser Sandr sind nun an vielen Stellen — besonders nördlich der Leine bei Garbsen — zu hohen Dünen aufgeweht, die darum wichtig sind, weil sie in der Vorzeit dicht besiedelt waren, wie zahl reiche Funde von Feuersteinwaffen beweisen. Auff allenderGrund weise verengt sich dieser Sandr im Osten immer mehr verwickelter Weise mit verwitterten entkalkten Feuersteine und und scheint nördlich von Burgdorf ganz zu fehlen, wenn moränen, •in denen tief rot patinierte er nicht unter dem Oldborster Moor liegt. Dieses ist völlig zersetzte Gebiete vorkommen, wechsellagern. Diese eines der vielen Moore, die südlich in großem Bogen Moräne erweist sich also deutlich als eine Aufpressung. den besprochenen Endmoränen vorgelagert sind und südwestlich von Celle mit dem großen Moor beginnen. Uberschauen wir die bisher mitgeteilten Tatsachen, wir, daß in dem bisher so sehen besprochenen Gebiete das Diluvium eine Zwei teilung erfährt, in einen oberen Horizont mit überwiegend weißen Sanden und Resten einer Grundmöräne darüber, und einen unteren Hori zont, der nur meist aus eisenschüssig ver witterten Schichten besteht und so schon durch die Farbe deutlich mit den hangenden Schichten kontrastiert. Da genau dieselbe Zweiteilung auch von mir in der Lüneburger Heide beob achtet ist, hege ich keinen Zweifel, die liegen den Glieder mit dem Rißdiluvium (unteren Dilu vium der Heide), die hangenden mit dem Würm diluvium zu identifizieren. Dazu paßt nicht nur die Lage der umgelagerten Kieselgur schollen, sondern daß auch, wie ich gleich mitteilen werde, die Schichten des südlichen Vorlandes unmittelbar in das verwitterte Riß diluvium der Lüneburger Heide übergehen. Entstand nun diese große Endmoräne aus einem lokalen 522 — 526) oder einem Für letzteres größeren selbständigen Vorstoße Karte 1. Übersicht Uber das Diluvium Nordwest-Deutschlands. würde (vgl. hierzu 520 — 522, wo diese ganzen Probleme formuliert sind) schon die Kleinere Aufschlüsse bei Horst (3) und Isernhagen (4) Tatsache sprechen, daß vor ihr eine große aufgeschüttete Sandrfläche liegt. Jedoch genügt uns diese Feststellung zeigen nicht mehr die jüngeren Sande, sondern nur noch Falls hier nicht Umlagerungsnoch nicht. Auch die Lösse können wir nicht verwenden, eisenschüssig verwitterte. annehmen , daß die weil sie erst viel weiter südlich beginnen. Viel wichtiger vorliegen , kann man produkte schon abgetragen sind. ist hier die Erforschung des südlichen Vorlandes, zu dessen jüngeren Deckschichten Im Süden dieser Endmoräne lagern große ausgedehnte Da Aufschlüsse ausreichen. Analyse die vorhandenen Sandrebenen, in denen sich lokale Reste von verwischten sehen wir denn, daß sich im Süden das Bild verändert. Vorstaffeln erkennen lassen (Weg von Engelbostel nach Die roteisenschüssig verwitterten Schichten, die bis her das Liegende jüngerer Deckschichten bildeten, stehen Stöcken). Die Sandrebenen sind leider nur an sehr wenigen Stellen aufgeschlossen, so im Norden von Bothfeld (5) in allen Aufschlüssen oberflächlich an, die ich als rote auf der rechten Seite der Landstraße nach Isernhagen Kreuze und rote Punkte eingetragen habe, und zwar ist und im Ahltener Walde an der Straße von Ahlten (6) die Lagerung derart, daß an den Stellen, wo Grundmo nach Kolshorn. Nur an wenigen Stellen reichen diese ränen vorhanden sind, diese immer über den Sanden Sandr über die Leine und sind bei Letter (7) und Ahlem (8) lagen. Die ganze Gegend stellt also eine im Süden von in großen Saudgruben über interglazialen roteisenschüssig Löß überdeckte Grundmoränenlandschaft dar, über die verwitterten Leineschottern und Grundmoränen sich hin und wieder das ältere Gestein erhebt. Den Ha (8) er Bei Bothfeld sind diese schlossen, etwa 5 m mächtig. bitus dieser Grundmoränen erkennen wir am besten in Sandr etwa 4 m tief aufgeschlossen, enthalten oft Bänke den großen Aufschlüssen bei Hohenhameln (8), Burgdorf mit Kies und Lagen von Kieselschiefern und werden bei Celle (10). Die Grundmoränen (9) und Altenhagen sind überall entkalkt, weit roteisenschüssig verwittert und unterlagert von eisenschüssig ver (nach Baggerproben) witterten lehmig bis sandigen Schichten, die große zersetzte führen an zahlreichen Stellen die charakteristischen zer nordische Gesteine enthalten. Im Ahltener Walde sind setzten, lokal sogar (Altenhagen) kaolinisierten, Geschiebe
Olbricht:
Das
Diluvium in der Umgebung
und
Nur zwischen Burgdorf und gelbrote Feuersteine. Celle ist diese Moränendecke bei der Bildung des Allertales abgetragen, aber die im Allertal vereinzelt (Westercelle 11) angelegten Sandgruben erschließen Sande, die von den Sanden, die überall im Süden das Liegende der Grundmoränen bilden, nicht zu unterscheiden und daher wohl identisch mit ihnen sind. So lagern also vor den großen
Karte 2.
Geologische
von Hannover.
279
umkleiden zugleich mantelartig einen aufgestauchten Kern der liegenden Sande. Diese Beobachtungen ermöglichen es uns also, auf große Strecken den Rand des Würmeises genauer festzu legen und damit einen wichtigen Fixpunkt zu schaffen, den wir nachher im Rahmen der weiteren Umgebung be trachten wollen. Der Rand des Würmeises bei Hannover
Übersichtskarte der Umgebung
von Hannover.
Die roten Linien sind Endmoränen. Der Sandr des Würmeises ist punktiert. Die Aufschlüsse, in denen eisenschüssig verwitterte Schichten anstehen , sind als rote Punkte eingezeichnet und durch ein Kreuz eine Lößbedeckung angedeutet. Die Südgrenze des Würmeises ist Die Zahlen an den Punkten und Kreuzen bezeichnen die Nummer des Auf Die Monadnocks und Gebirge sind schraffiert. gestrichelt. schlusses in dem Aufsatze, so daß diese sofort auf der Karte aufzufinden sind. Berücksichtigt sind nur die größeren grundlegenden Aufschlüsse.
zuerst betrachteten Endmoränen ausgedehnte ältere Grundmoränenlandschaften , die im Nordosten sich weit in die Heide hinein verfolgen lassen. Unter diesen Grundmoränen finden wir auch Lokalmoränen aus umgelagerten älteren 12, Kreide: Hohenhameln, Leineschottern (Bemerode
Limmer 13, Muschelkalk: Benther Berg 14 und Ronnen finden von Hohenhameln berg 15). In der Endmoräne die Grundmoränen wir dieselben Lagerungsverhältnisse,
erscheint auffallend beeinflußt vom interglazialen Relief Wir der südlichen Lüneburger Heide (Karte in LH). sehen, wie das tiefe Örzetal dem Eise einen Weg wies und es ihm ermöglichte, weit nach Süden vorzudringen, während es die hohe Hochfläche des Lüß nicht mehr zu überschreiten vermochte, so daß hier auf weiten Strecken — genauere Grenzen habe ich wegen mangelnder Auf schlüsse nicht feststellen können, hoffentlich erbringt die 36*
Olbricht:
280
Das
Diluvium in der Umgebung von Hannover.
staatliche Kartierung der Landesanstalt solche — die Schichten anstehen. Es wird die älteren verwitterten Aufgabe derUntersuchungen zwischen Peine, Braunschweig und Gifhorn sein, festzustellen, wie weit auch das tiefe Isetal wieder ein weiteres Vordringen des Eises nach Süden gestattete, so daß sich infolge der eigentümlichen Höhenverhältnisse ein schmaler unvereister Zipfel im Osten und Westen von Eis umgeben weit hinein über Celle in die Heide erstreckte. Mehrere Andeutungen sprechen dafür, daß auch in unserer Gegend das ältere Diluvium noch eine Teilung in mehrere Glieder erfahren kann. So lagern in den großen bei Garßen (16) unter verwitterten Sanden Aufschlüssen mit einer Deckschicht von zersetzten Geschieben und Resten sandiger Grundmoränen bis 6 m mächtige schwarz blaue Tone, die keine Schichtung aufweisen und hin und Fossilien wieder kleine nordische Steinchen enthalten. aus diesen Tonen sind mir nicht bekannt. Unter ihnen lagern nach Bohrungen und Auf schlüssen nordische Sandr Sollten es spätere For zum Teil mit humosen Streifen. daß diese Tone — die nichts mit schungen ergeben, zu tun haben — identisch mit glazialen Bändertonen Ton dem Lauenburger (VI) sind, so wäre damit die wichtige Tatsache festgestellt, daß auch dieser keine ein heitliche Bildung ist, sondern zum Teil dem Mindel-RißInterglazial zuzurechnen ist. Ebenso sind in den großen
Schematisches
Profil
durch
Die beigesetzten Zahlen bezeichnen die Nummern
deutschlands eine ganz bestimmte Stellung im Diluvial profil zukommt. Wir haben bisher einfach von im Süden der Würm vereisung zum Vorschein kommenden älteren Grundmo Die Oberfläche derselben ränenlandschaften gesprochen. hängt im Süden von Hannover derartig vom älteren Untergrund ab und ist auch derart von einer Lößdecke überkleidet, daß wir eine genaue Analyse derselben nicht Anders bei Burgdorf, wo das Diluvium geben können. erhält und die Lößdecke fehlt. größere Mächtigkeiten Hier liegen keine Grundmoränenebenen vor, sondern die Landschaft löst sich — man betrachte die Meßtischblätter für Burgwedel und Burgdorf — in eine Fülle von rund lichen, oft langgestreckten Hügeln auf, die senkrecht zu der in unserer Gegend festgestellten Eisrandlage der Hohenhameler Endmoräne und des südlich derselben vor streichen. Hier liegt die Ver gelagerten Urstromtales mutung nahe, daß wir es mit einer älteren, darum schon gemilderten Exarationslandschaft (V) zu tun haben. Ich habe schon erwähnt, daß nach meinen Beobach tungen die Lößdecke erst im Süden von Hannover mit der von mir eingezeichneten Linie beginnt, also nicht mit der Grenze der Würmeiszeit zusammenfällt. Sollte hier aus die Möglichkeit hervorgehen, daß die Lößbildung im norwestdeutschen Flachlande allmählich regenreicheren ausgesetzt hat?
das Diluvium der Umgebung
der Aufschlüsse,
von Hannover.
wo die betreffende Schichtenfolge
am besten zu beobachten ist.
Die Schotter sind nicht berücksichtigt.
sr= —.
Grundmoränen und Sande der jungeren Eiszeit (Wurm).
S.
(I.
von Ahrbergen von Schottergruben (17) Grundmoränen derartig hochgradiger Zersetzung der Geschiebe aufge schlossen, daß hier möglicherweise auch ältere Bildungen Ebenso lagern in den großen Sandgruben vorliegen. nördlich von Burgdorf (18) — an der Bahnstrecke nach Celle — unter verwitterten Grundmoränen mit liegenden mehrere Meter mächtigen Sanden Reste noch älterer Grundmoränen mit dunkelrot verfärbten Feuersteinen und anderen Geschieben, die möglicherweise Reste von sind. Mindelmoränen Es wird Aufgabe weiterer For schungen im Süden sein, diese Fragen zu klären. Fassen wir die bisherigen Ergebnisse zusammen, so er gibt sich das Bild, welches stetig in Norddeutschland wiederzukehren scheint. Über Sanden der Rißeiszeit breiten sich die Grundmoränen dieser Eiszeit aus, die hochgradig eisenschüssig verwittert sind und nicht mehr von Rißsanden bedeckt werden. Nördlich von Hannover Endmoräne der lagert am Südrande der Engelbosteler Würmsandr, und auch dieser verschwindet im Norden — in der Heide besonders — unter immer mächtiger werden den Grundmoränen, die wiederum südlich der Elbe von jüngeren Sanden nicht mehr bedeckt werden. Beim Vor rücken der Gletscher werden also mächtige Sande auf geschüttet, über diese breitet der Gletscher seine Grund moräne, die aber nicht mehr von Sanden bedeckt wird. Wieder eine Bestätigung der von mir 521) zum ersten Male erwähnten Tatsache, daß das Abschmelzen der Gletscher offenbar unter ganz anderen Verhältnissen als das Vorrücken erfolgt, und daß den Sandr Nord-
Grundmoränen und Sande der älteren Eiszeit (Riß).
f.'.~l
Löß.
der Lösse — die im allgemeinen sehr und verlehmt erscheinen — ist bisher nicht zu zum Teil un geben, ebenso ist ihre Altersbestimmung möglich. Vielleicht ergibt sich diese durch die Verknüpfung der Lösse mit Gehängeschutt und Schottern, die wir weiter im Süden finden. Da mir hier nur Stichproben vorliegen, beschränke ich mich darauf, kurz die wichtigsten der Lösung harrenden Probleme hier zu erörtern. Gehängeschuttdecken, welche meine Arbeiten in der Lüneburger Heide in großem Umfange ergeben haben, fehlen in der Umgebung von Hannover wohl wegen der und treten erst im Bereich geringen Höhenunterschiede der Mittelgebirge wieder in größerem Umfange auf, zum Teil hier mehr als m mächtig werdend. Wie meinemitHerrn Professor Hauthal unternommenen Begehungen im Gebiete des Hildesheimer Waldes ergeben haben, sind diese Gehängeschuttdecken in großartigem Maße entwickelt und liegen teilweise in m Mächtigkeit über diluvialen Grundmoränen: Zeche Hildesia (21). In den großen Kiesgruben bei Eitzum (19), wo das glaziale Diluvium zumeist aus stark eisenschüssig verwitterten Sanden mit hangenden Grundmoränen besteht, liegt über diesen diluvialen Schichten — aber durch eine große Ero sionsdiskordanz von ihnen getrennt — ein etwa m der durch eine eingeschaltete mächtiger Gehängeschutt, Lößdecke in zwei Unterabteilungen zerfällt, von denen die untere lokal fehlt. Hier liegen also zwei Perioden der Gehängeschuttbildung getrennt durch eine der Löß bildung vor. Am Wege von Eitzum nach Diekholzen (20)
Eine Gliederung
unrein
2
Gebirge.
4
Alteres
4
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liegen Lösse über Hängeschutt. — Aus diesen Beobachtungen geht hervor, daß nach Ab lagerungen der diluvialen Schichten — die wahrschein sicher aber lich bei Eitzum der Rißeiszeit . angehören, präwürm sind — diese erst stark abgetragen wurden und und Zeiten dann erst Zeiten von Gehängeschuttbildung der Lößbildung folgten. Wer heute sieht, wie die dichte Walddecke den Boden schützt, zweifelt auch keinen Augen blick, daß diese Gehängeschuttdecken in trockenen, vege tationsarmen Zeiten entstanden sind. Zur Beurteilung des Alters der Lösse ist wichtig, daß Lößkindel nirgends beobachtet wurden, obwohl sie sich und Mächtigkeit stark von den durch ihre Verlehmung Die oft rötliche jüngsten Lössen (VI) unterscheiden. Farbe der Lösse beruht zum Teil — nicht überall ! — wohl abzuleiten sind, darauf, daß sie aus Buntsandsteinstaub da Buntsandstein den größten Teil des Hildesheimer Waldes wiederum wenigen
aufbaut.
Auch die Frage der Schottersysteme ist für unser Im Norden von Hildesheim Gebiet noch nicht spruchreif. zwischen Steuerwald und sind in großen Sandgruben Drispenstedt (22) mächtige, aus einheimischem Material — darunter Kieselschiefer aus dem Harz ! — aufgebaute Schotter erschlossen, die sich offenbar weit nach Norden ausdehnen und von glazialen, zum Teil eisenschüssig ver Sauden in zwei Abteilungen zerlegt werden, witterten derart, daß die obere mit einer Erosionsdiskordanz über den Sanden lagert. Weiter im Norden verschmälern sich die Schotter und beschränken sich im wesentlichen auf bieten sich besonders das Leinetal. Schöne Aufschlüsse in den großen Kiesgruben von Barnten (23), Ahrbergen (17) und Heisede (24). Bei Ahrbergen sind diese Schotter durch Eisdruck gestaucht und liegen unter völlig zersetzten — zum Teil aus umgelagertem Schotter aufgebauten — denen eisenschüssige Sandschlieren ein Grundmoränen, Darüber folgen 3 m verlehmter Löß. gelagert sind. Bei Barnten stehen diese Schotter unter einer dünnen mit stark Lößdecke an und lagern über Grundmoränen zersetzten Geschieben, die wiederum eine zum Teil zer bilden, die als störte dünne Decke über Keupermergeln Liegendes zum Vorschein kommen. Zwischen der Ablage rung der Schotter und der liegenden Grundmoräne liegt also eine Zeit, in der die letztere stark abgetragen wurde. Ich bemerke noch, daß die Schotter bei Ahrbergen stark verwittert sind , während diejenigen bei eisenschüssig Hildesheim und Barnten viel frischer aussehen. Die offen bar älteren eisenschüssigen Schotter entfernen sich nun Am Wege von Sarstedt und auch mehr von der Leine. Gödringen (23) sind sie in sehr schlechten verfallenen Hinter Bemerode Gruben erschlossen und stark gestört. — Weg nach Kirchrode — bilden sie das Liegende der verwitterten Rißmoränen und sind zum Teil in diese ein Während sich bei Hannover die heutige Leine gefaltet. nach Westen wendet, lassen sich diese alten Schotter nordwärts verfolgen und sind südlich von Mellendorf in den großen Tongruben (26) zwischen zwei Grundmoränen, von denen die Liegende verwitterte Geschiebe aufweist, aufgeschlossen. Auch bei Letter sind diese roteisenschüssi gen Schotter als Liegendes der dortigen Würmsandr er schlossen. Es sind also in der Gegend um Hannover Andeutungen das nach den vorhanden, eines älteren Schottersystems wahrscheinlich in der Zeit zwischen Lagerungsverhältnissen der Riß- und der Mindeleiszeit gebildet ist, zum Teil aber (Letter, Mellendorf) auch jünger sein kann. Charakteristisch für diese Schotter sind besonders Buntsandsteine und KieselDie Leine floß früher nördlich von Han schiefergerölle. nover direkt nach Norden durch die auffallende Senke, die heute zum Teil von der Eilenriede eingenommen wird Globus XCVIII.
Nr. ia
d er
Umgebung von Hannover.
28!
und weiter im Norden von dem Wietzetal, welches auch die Eisenbahn nach Walsrode benutzt. Das heutige Leine tal zwischen Hannover und Wunstorf ist vielleicht erst jüngeren Datums und hängt genetisch mit der Südgrenze des Würmeises eng zusammen. Auf die Bildung der älteren Schotter, die zum Teil 15 m über die Leine sich erheben, folgt offenbar eine Zeit starker Erosion und dann die Bildung der jüngeren Schotter, die nicht mehr eisenschüssig verwittert sind, wesentlich weniger zementiert erscheinen — oft ganz locker — und wohl auch wieder verschieden alt sind, indem ältere grobkörnige Schotter sich von jüngeren feinkörnigen unterscheiden lassen. Für das Alter der jüngsten Schotter ist es wichtig, daß bei Hemmingen (27) nach den Mit teilungen von Dr. Hahne unter 3 m Talton und 2 m feinem Schotter Hirschhorn waffen gefunden wurden, die wahrscheinlich neolithisch sind. Ich beschränke mich auf diese wenigen Mitteilungen, aus denen hervorgeht, was für eine Fülle von Problemen im Leinetal zu lösen ist. Es liegt nahe, die bisher gebrachten Ausblick. Ergebnisse mit denen aus benachbarten Gebieten zu ver gleichen , um so der hier einsetzenden Forschung die Auf der kleinen Ubersichtskarte habe Wege zu weisen. ich angedeutet, wo der Rand des Würmeises zu suchen ist. Als Fixpunkte kommen in Betracht die Saale des jüngeren Löß!), die nördlich von Halle (Nordgrenze Gegend nördlich von Halberstadt (dasselbe), das von uns der Stadt Hannover und behandelte Gebiet nördlich vielleicht die Insel Sylt (VII). Dazwischen klaffen große unerforschte Lücken. Nehmen wir aber die langgestreckten, Endmoränen repräsentierenden Wälle westlich der Weser und die mit ihnen zum Teil zusammenfallenden Wasser scheiden zu Hilfe, so ergibt sich das auf der Karte ein Hierfür ist es wichtig, daß Behrmann gezeichnete Bild. (VHI) bei Oldenburg Landschaften beschreibt, die mit den von mir bei Burgdorf beschriebenen große Ähnlichkeit aufweisen. Hier kommt möglicherweise außerhalb der Grenzen der Würm vereisung eine ältere wellige Exarationszum Vorschein, die auffallenderweise landschaft auch unter den von Würmmoränen bedeckten Landschaften vorhanden ist und in ihren Mulden die bekannten der Heide ent limnischen interglazialen Ablagerungen hält. Wie weit die Rißeiszeit nach Süden reichte, wissen wir auch noch nicht , doch vermute ich, daß ihre Grenze — auf der Karte zum mit der großen Wasserscheide Teil durch wallförmige, endmoränenartige Hügel ange deutet — im Westen der Ems zusammenfällt, die meine kleine Skizze auch verzeichnet Werfen wir zum Schluß noch einen Blick auf die Diese war im wesentlichen eine Zeit der Nacheiszeit. Abtragung. Das Klima wurde offenbar nicht allmählich wärmer, sondern trockene und feuchte Zeiten wechselten miteinander ab. Aus diesen trockenen Zeiten kennen wir bei Halle verlehmte Schuttkegel, ich stelle in die selben die Bildung der niederen Terrassen des Emenau die sich hier, wie in den tales und der Schuttkegel, Heidetälern, anderen ins Vorland geschoben haben. Wichtig sind hierfür besonders die von den meisten aus begreiflichen Gründen systematisch Glazialgeologen Arbeiten von Professor Schulz in totgeschwiegenen Halle, deren Quintessenz er kürzlich im 2. Hefte des Jahrganges 1910 der Zeitschrift der deutschen geolo Ich möchte alle kri gegeben hat. gischen Gesellschaft bitten diese Arbeiten tisch denkenden Glazialgeologen mit in den Kreis ihrer Betrachtung zu ziehen. ,
Diluvium in
').
Das
Eine genauere Begründung, auf Grund einer großen Teil in Arbeit befindlichen Übersichtskarte Nordwest deutschlands behalte ich mir vor. ')
Olbricht:
zum
37
282
Schröter: Der erste schweizerische
„Nationalpark", Val Cluoza
Auch bei Hannover finden wir Andeutungen post In den Gruben der Ze glazialer Klimaschwankungen. in Lehrte — genauere Profile dieser höchst mentfabrik wichtigen >Stelle werde ich demnächst mit Herrn Dr. Hahne — liegen zwei Torfbänke ge gemeinsam veröffentlichen trennt durch einen Schneckenriet mit gerollten Steinen. Darunter lagen direkt über der Kreide behauene Knochen Die heute von Mooren erfüllte aus der Litorinazeit. Mulde muß also eine Zeitlang ausgetrocknet sein. Die Fragen , die sich uns aufgedrängt haben , lassen sich nur durch regionales Arbeiten lösen, und so ist es daß die bisherigen Untersuchungen dieser bezeichnend, Gebiete eine Klärung nicht gebracht haben.
L K. Olbricht, Grundlinien einer Landeskunde der Lüneburger Heide (Stuttgart 1910), 8. 597. — K. Olbricht, Über einige altere Verwitterungserscheinungen in der Lüne burger Heide. Centraiblatt für Min. usw. 1909, Nr. 22.
407—417.
VII. Gagel, Uber
Jahrb.
einen Grenzpunkt der d. Landesanstalt 1907, S. 581 usw.
C.
Schröter.
Mächtig hat in den letzten Jahren die ideale Be wegung eingesetzt, deren Streben nach Erhaltung der spärlichen Reste ursprünglicher Natur in unseren alten den Naturdenkmälern" Kulturländern ging. „Schutz
Abb. l.
letzten Vereisung.
Behrmann, Zur Präge der Urstromtäler im Weiten
der Unterweser. Verhandlungen des 17. deutschen Geographen tages 1910, S. 49— 66. — Zu ähnlichen Ergebnissen wie ich kommt Stoller: Landschaftsformen der südlichen Lüneburger Heide. 2. Jahresbericht des niedersächsischen geologischen Vereins, 1909, S. 126— 131.
Der erste schweizerische „Nationalpark", Von Prof.
Unter-Engadin.
II. Spethmann , Glaziale Btillstandslagen im Gebiet der mittleren Weser. Geogr. lütt., Lübeck 1908, 2. Reihe, Heft 22. III. K. Olbricht, Bemerkungen an der Höhenschichten karte der Lüneburger Heide. Petermanns Mitteilungen 1910, 2. Halbbd., Heft 2. IV. Schucht, Der Lüneburger Ton als leitender Horizont usw. Jahrb. d. KgL Preuß. Landesanstalt 1908, S. 131—150. V. K. Olbricht, Die Exarationslandschaft. Geologische Rundschau 1910, Heft 4. VI. E. Wüst, Gliederung und Altersbestimmung der Löß Centralblatt f. Min. usw. ablagerungen Thüringens usw. S. 385-392. — Vgl. dazu die 1909, Bemerkungen der Herren L. Siegert usw., Centralblatt 1910, 8. 99—112, und die Antwort von Wüst im Centralblatt 1910, 8. 369—371 und
VIII.
Literaturverweis.
im
Danzig, ergriff.
Val Cluoza im Unter-Engadin. Zürich1)besonders lebhaft gefördert,
immer weitere Kreise
In der Schweiz wurden die früheren zerstreuten Be im Jahre 1906 zentralisiert durch die
strebungen
Das Val da Scarl.
lautete ihr Wahlspruch, dessen suggestive Wirkung, von dem unermüdlichen deutschen Vorkämpfer, Prof. Conwentz-
Schaffung einer „Kommission zur Erhaltung von Natur denkmälern und prähistorischer oder kürzer Stätten"
diesen Aufsatz mit seinen Abbildungen ') Wir entnehmen unter freundlicher Erlaubnis des Vereins Naturschutz park in Stuttgart dessen kürzlich erschienener Broschüre „Naturschutzparke in Deutschland und Osterreich, Ein Mahnwort an das deutsche und österreichische Volk" (Preis 1 jH>). Der genannte Verein ist bestrebt, auch in Deutsch land und Österreich-Ungarn einen Gedanken zu verbreiten,
der in anderen Ländern, wie in der Schweiz, in Amerika und Schweden, bereits Wurzel gefaßt hat und in die Tat worden ist: den Gedanken, Reservate zu schaffeD, umgesetzt in denen ein Stück deutscher Natur in unverändertem Zustand fernen Geschlechtern überliefert wird. Diesem schönen Ge danken dient auch die erwähnte Broschüre, die eine Reihe zweckdienlicher illustrierter Aufsätze enthält (außer dem vor
Schröter: Der erste schweizerische
„Nationalpark", Val Cluoza im Unter-Engadin.
2S3
die jetzt schon in den Kantonen gestrebt, Glarus, Grau Aargau, Appenzell-Außerrhoden, Luzern, Solothurn, St. Gallen, Uri, bünden, Wallis, Zürich und Zug durch die Regierungen für rechtskräftig erklärt ist und namentlich die vor der drohenden Ver gefährdete Alpenflora armung retten soll und wird. Als eine Hauptaufgabe betrachtete aber die die Schaffung von zu Naturschutzkommission
Abb. 2. Der Hintergrund des Yal Cluoza von der Alp Murter aus gesehen (rechts Piz Quatrevals und die Valetta, links das Val del Diavel und der Piz dell' Acqua).
sammenhängenden Erhaltungsgebieten (Reser vationen, Naturparken, Tier- und Pflanzen Das sind möglichst ursprünglich ge asylen). bliebene Gelände, auf denen in Zukunft jede menschliche Einwirkung ausgeschaltet werden soll, um den unberührten Naturzustand für alle Zeiten .zu erhalten: Es sollten so mit der Zeit die Haupttypen natürlicher Gelände der Schweiz der Nachwelt überliefert und vor der drohenden Vernichtung durch die Kultur ge rettet werden. Der Naturschutz arbeitet hier Hand in Hand mit dem „Heimatschutz" und dem schweizerischen Forstverein, der die Schaf in die Hand ge fung von Waldreservationen nommen hat. Zunächst es handelte sich darum, im schweizerischen einen Naturpark Hochgebirge
Naturschutz gefaßt „Schweizerischen kommission Im Schoße der Schweizeri schen naturforschenden die Gesellschaft, in unserem Lande die Rolle einer Aka demie der Wissenschaften spielt, war von ihrem Zentralpräsidenten, Dr. Fritz Sarasin-Basel , der mit Begeisterung auf genommene Antrag zur Gründung einer solchen Kommission gestellt worden. Sie besteht aus Geologen, Botanikern, Zoolo gen und Prähistorikern unter dem ener gischen Präsidium von Dr. Paul SarasinBasel. Sie veranlaßte in jedem Kanton die Bildung einer Subkommission, so daß jetzt über das ganze Land verteilt eine große Zahl von „Naturschutzmännern" an dem großen Ziel arbeitet. Es werden überall die Naturdenkmäler inventari siert, erratische Blöcke und schöne Bäume zu schützen gesucht, und es wurde eine an Verordnung zum Pflanzenschutz u. a. : Max Kemmerich, Natur schutzparke; Kurt Floericke, Entwicklung, Stand und Aussichten der Naturschutz parkbewegung; A. Metzroth, zur Geschichte Hans Sammereyer, der Naturschutzparke; Die Errichtung des Alpennaturschutzparkes; Konrad Günther, Das Leben der deutschen Wasserlandschaft, sein Rückgang und die Abhilfe dagegen; Floericke, Die Aussichten für einen Naturschutzpark in Norddeutsch land ; F. Schleichert, Eine Wanderung im Urwald am Kubani; Wolfgang von GarvensGarvensburg, Wild im Yellowstonepark ; Der selbe, Der Mariposahain von Riesenbäumen). Uber den schweizerischen Nationalpark wurde bereits oben S. 259 in einer kurzen Notiz berichtet; hier findet sich Näheres über ihn. — Die Mitgliedschaft des Vereins Naturschutzpark (Geschäftsstelle Stuttgart, Ptizerstr. 5) wird für einen jährlichen Mindest beitrag von 2 Jt erworben. Neue Mitglieder erhalten die Broschüre kostenlos. Der Bei tritt muß wärmstens empfohlen werden. Die Red. stehenden
Abb. 3.
Piz Foraz Im Val da Scarl. 37*
284
Schröter: Der erste schweizerische
„Nationalpark", Val Cluoza im Unter-Engadin.
das Ofen schaffen. Hier schien von vornherein gebiet, in der Südostecke unseres Landes gelegen, in vielen Hinsichten am Es gehört einer geeignetsten. oberen Grenzen mit Massenerhebung hochgelegenen und Dolomit an; zahlreiche gewaltige Schneegipfel stöcke über 3000 m krönen das Ganze. Der große Reich tum der Flora und Fauna ist durch die Lage an der Grenze der Zentral- und Ostalpen und durch den reichen Gesteinswechsel bedingt. Es ist ein wenig vom Verkehr und der Kultur berührtes Gebiet von wilder Ursprüng be Stundenweit lichkeit und erhabener Einsamkeit. die Gehänge, über decken urwaldartige Bergföhrenwälder denen zackig zerrissene Dolomitgipfel leuchten; in tief eingerissenen wilden Schluchten brausen der Spöl und Ofenbach dahin. Von Zeruez im Unter-Engadin, der waldreichsten Gemeinde der Schweiz (sie besitzt 8000 ha Wald), führt die schön angelegte hochromantische Ofen bergstraße nach Münster mitten durch dieses Gebiet, das Wildheit doch den Vor also trotz seiner ursprünglichen zu
zug leichter
Zugänglichkeit besitzt.
sette ihre leuchtendroten Rasen; es schimmern die manns hohen Rispen des Wiesenhafers im Glanze der Engadiner schüttet den Blüten Sonne, und der Schlangenwegerich staub in ganzen Wolken aus seinen hellgelben Ähren. So breiten sich an den Pforten unseres Naturparkes blumenreiche Fluren. Der Anstieg zur Wasserscheide ist ein herrlicher zwischen Fichten, Arven, Lärchen und Waldspaziergang, Engadiner Föhren (einer alpinen Abart der Waldföhre), auf rötlich schimmernden Teppichen der Schneeheide und durch weißbestreute Silberwurzelspaliere. Das Tal selbst, in das man auf holprigem Geißpfad nun hinabsteigt, führt an seinen steilen, tausendfach durchfurchten Kalkhängen, wie auf den weniger ebenen einen 'urwaldähnlichen lockeren Stellen des Talbodens Baumbestand aus aufrechten Bergföhren, Arven und Lärchen, abwechselnd mit Legföhrendickichten und baum losen Schutthalden, auf denen eine reiche und mannig Dem Grunde faltige Schuttflora sich angesiedelt hat. des moosigen Urwalds entsteigt die bleiche Korallenwurz (Coralliorrhiza) und der seltene Gift hahnenfuß (Ranunculus Thora). Das Endstück des Tales, das Val del Diavel, führt zum beschwerlichen Teufels paß empor, über den man ins italienische Livigno gelangt. Es ist von furchtbarer Wildheit „ein weites Felsengrab, wohin du blickst, ausgefüllt mit grauen Blöcken von Geröll (Otto v. Bülow.) Auf der rechten, etwas milderen Tal seite liegt die Alp Murter, an dem dom artig gerundeten Rücken, der das Val Cluoza vom Spöltal trennt. Es ist eine Schaf alp, bisher an Bergamasker ver mietet, die aber laut einer neuerlichen ihre Tiere Verfügung des Bundesrates nicht mehr in der Schweiz überhaupt weiden lassen dürfen; eine Vorschrift, die die Ablösung des Pachtvertrags den Zernezern sehr erleichtert. Ein üppiger, Rasen erfreut uns hier: blumenreicher in reichen Büscheln lagern die sammetblauen Alpenveilchen auf dem Grase; die ganzblätterige Primel streut herdenweise ihre roten Sterne über den Boden, und das seltene Callianthemum öffnet seine weißen Blüten. Auf dem steinigen Grat, der im Piz Murter gipfelt, schmückt eine reiche Polsterflora den Felsschutt: der leuchtend orange Hahnenfuß, zahl gelbe Mohn, der parnassiablätterige reiche Hungerblümchen und Saxifragen uns glänzen
..."
Abb. 4.
Arrenwald im Tal da Scarl.
Hier gelang es nun, den ersten schweizerischen Es ist das Val Cluoza, ein Nationalpark zu schaffen. in wildes, bis jetzt schwer zugängliches Hochgebirgstal, das gewaltige Dolomitmassiv des Piz Quatrevals tief ein gerissen, südlich von Zernez im Unter-Engadin, am rechten Innufer (Abb. 2). Es läuft vom Piz Quatrevals (3150 m) gerade nach Norden; die Einmündung des Cluozabachs in den ungestümen Spölfluß liegt etwa 1520 m hoch. Das Tal hat eine Länge von 10 km, eine maximale Breite von 4 km und einen Flächeninhalt von 28qkm. Nach oben gabelt es sich in die drei schreckhaft öden Fels- und Valetta, Val Sassa und Val del Diavel. Trümmertäler Gegen Süden, an der italienischen Grenze, ist es durch einen teilweise vergletscherten, schwer begehbaren Grenz kamm abgeschlossen. Der Zugang von Zernez aus umgeht die wilde, felsige des Cluozabachs, zieht sich zur links Mündungsschlucht seitigen Wasserscheide hinauf und von da ins Tal hinab. Haben wir von Zernez ausgehend den Spöl über schritten, so wandern wir zwischen blühenden Sträuchern der rostroten Heckenrose, unter denen in großen Raketen die üppigen duftenden Stauden der blauen Himmelsleiter emporschießen , während die schlingende (Polemonium) Alpenrebe ihre blauen Glocken zwischen die blühenden Rosen hängt. Auf den Wiesen breitet die wilde Espar
entgegen. So bietet das Tal die ganze Skala alpiner Vegetations typen : den Alpenwald, den Strauchgürtel, die Hochstauden flur, die Schuttfluren , die blumigen Matten , Quell- und Gesteinsfluren in reicher,' bunter Mischung. Auch an Gemsen und Murmeltieren fehlt es nicht, und, was dem Tal einen besonderen Reiz verleiht: es ist eine der letzten Zufluchtsstätten des Bären! Vom 1. Januar 1910 an hat sich die Gemeinde Zernez verpflichtet, im Val Cluoza keine wirtschaftliche Benutzung mehr zuzulassen, es darf in Zukunft „keine Axt und kein Schuß" mehr erklingen, kein weidendes Haustier der darf das Tal betreten. Die Naturschutzkommission Gesellschaft, Schweizerischen naturforschenden mit der der Vertrag abgeschlossen wurde, hat das Recht, Wege, und dergleichen zu erstellen und Hütten, Abgrenzungen Wächter anzustellen. Es ist beabsichtigt, einen besseren Zugang zu schaffen, eine einfache Klubhütte zu bauen und einen ständigen Wächter anzustellen, sowie für
Budberg:
Bürg- und Haftpflicht
die genaueste wissenschaftliche Durchforschung besorgt zu sein. Es ist ja keine Frage, daß die gesainte Flora der Alpweiden durch den Einfluß der Düngung und des Beweidens in ihrem Pflanzenbestand ganz wesentlich be-. einflußt ist. Alles, was das Btetige Abgebissenwerden und die Düngung nicht erträgt, das ist unter dieser Jahr hunderte dauernden Selektion verschwunden. Es wird eine besonders interessante Aufgabe sein, in den Reser vationen die allmähliche Wiederherstellung der ursprüng lichen Flora zu verfolgen. Mit dem Naturpark des Val Cluoza ist im Ofengebiet ein erstes Zentrum geschaffen, an das sich weitere Teile
im chinesischen
Von Dr. B. Baron Budberg.
völlig isoliert und kann auf ein gedeihliches Fortkommen nicht mehr rechnen. Ein solcher Mensch findet dann
in der Gesellschaft von Dieben, nur noch Aufnahme usw., die alle kein Gesicht Räubern, Menschenhändlern mehr besitzen. Chinas gesamter Staatsbau nun gründet sich auf den selben Prinzipien, auf denen das Leben einer geordneten Familie beruht. An der Spitze einer jeden Familie stehen die Eltern. Daß diese ihre Kinder lieben, ist ein Natur das ja selbst die ganze Tierwelt kennzeichnet; gesetz, daß umgekehrt die Kinder ihre Eltern lieben und achten, ist eine Notwendigkeit. Wohl können einmal die Eltern schlechte Leute sein (denken wir nur an das verbreitete Opiumlaster, das unzählige, selbst die reichsten Familien ruinieren kann), dann können die Kinder wohl auch den und eine ganze Reihe Eltern Vorstellungen machen anderer Mittel anwenden, um dem Unglück vorzubeugen; nie dürfen aber dabei die Grundbedingungen, die Liebe und Achtung den Eltern gegenüber fordern, vernachlässigt
285
dieses Gebietes angliedern sollen, teils Totalreservationen, wie Cluoza, teils hochalpine Partialreservationen, die erst oberhalb der Wald- oder Almengrenze beginnen sollen. Schon sind Unterhandlungen mit mehreren Gemeinden angeknüpft, die die Aussicht haben, zu einem guten Ende zu führen. So mit Schuls wegen der Tal- und Kamm gebiete östlich und westlich des einsamen, waldreichen Val da Scarl (vgl. Abb. 1, 3 u. 4), mit Tarasp wegen des Plafnatales und mit Scanfs wegen der südlichen Täler des Quatrevalsmassivs. Damit taucht das schöne Bild eines weiten Schutz- und Schongebiets unzerstörten vor uns auf, das der Nachwelt überliefert Naturlebens werden soll.
Bürg- und Haftpflicht im chinesischen Einer der wesentlichsten Charakterzüge des Chinesen ist, daß er die Welt und was ihn umgibt, nicht von sich sondern sich als ein sehr unwesentliches aus beurteilt, Atom der großen Welt, der er sich anzupassen hat, fühlt. Der Ausdruck „Fehlende Individualität" ist indessen für diese Eigentümlichkeit des Chinesen nicht die richtige Bezeichnung. Jedem Chinesen wohnt die Fähigkeit inne, sich Die vor Personen und Verhältnissen zu akkommodieren. züglichsten Beispiele dafür finden wir in der Sprache. zu von charakteristischen Bezeich Ganz schweigen nungen des eigenen „Ich", die zum Teil Ausdruck größter Bescheidenheit sind, gibt es viel bedeutsamere, die wirk lich als Ausdruck eines uns fremden Vorstellungs Die Begriffe vermögens zu gelten haben. „rechts" und „links" werden vom Chinesen wohl nur da gebraucht, wo es sich ausschließlich um seinen eigenen Körper handelt; um die Bezeichnung zur Umwelt auszudrücken, ersetzt er aber die uns geläufigen Begriffe links, rechts, vor und hinter durch Norden, Süden, Osten, Westen. Es berührt darum den Europäer, der erst kurze Zeit unter Chinesen weilt, höchst eigentümlich, wenn er selbst von kleinen Kindern hört: der Gegenstand befindet sich nördlich oder nordöstlich usw. auf dem Tische. Die Notwendig keit, zur eigenen befriedigenden Existenz sich beständig der Welt und Gesellschaft in Sitten und Anschauungen anpassen zu müssen, leuchtet auch dem weniger begabten Chinesen ein. Grundgesetze Gegen die elementarsten der Moral darf er nicht verstoßen, denn tut er das, so „verliert er sein Gesicht", d.h. er geht der Achtung, ohne die kein Mensch im Kreise seiner Mitmenschen leben Wer „das Gesicht verloren" hat, der ist kann, verlustig.
Volksleben,
Volksleben.
Charbin.
werden. Geschähe so etwas, so würden die Kinder un vermeidlich alle Achtung bei ihren Mitmenschen verlieren und hätten zu fürchten, daß das Gesetz, das streng über die guten Sitten wacht, sie sehr hart straft. Das Familienleben der Chinesen schließt die patriarchalische Glieder der Familie unvergleichlich fester zusammen, als wir Europäer es uns vorstellen können. Einen rechten Einblick ins chinesische Familienleben erhält ein Europäer Bande mit selten, es sei denn, daß ihn verwandtschaftliche chinesischen Familien verknüpfen oder er als helfender Arzt gerufen wird und man seiner Gesinnung vollstes Vertrauen schenkt; nur dann wird ihm ein Platz an In Europa gestattet. gutem chinesischen Familienherde und Volkspsychologie kennt man ja, was Familienleben betrifft, China meist nur aus der Feder der Missionare. Ihnen schreibt der Beruf Feindseligkeit gegen die kon fuzianischen Lebensprinzipien vor, und dazu kommt dann häufig eine gewisse Gereiztheit, weil ihnen, die ja inmitten chinesischer Bevölkerung meist ihr lebelang der Schwelle zum häuslichen weilen, das Ubertreten Herde guter Familien versagt wird. Sitten und mora in christlich-chinesischen und kon lische Anschauungen verschieden. fuzianischen Kreisen sind sehr voneinander Es kommt selten vor, daß sich eine Familie trennt, am häufigsten sehen wir Familien, selbst mehrere Generationen hindurch, beisammen bleiben unter einem Haupte, dem ältesten Mitgliede, dem sich die jüngerenGlieder unweiger lich zu fügen haben. Leben die Großeltern oder die Eltern nicht mehr, so tritt an ihre Stelle der älteste Sohn, dem Aus sich die jüngeren Brüder wie einem Vater fügen. praktischen Gründen, wegen Krankheit oder schwachen die Stelle des Familien des älteren, kann Charakters Die Heirat hauptes auch ein jüngeres Glied einnehmen. eines der Söhne bringt keinen Anlaß zur Trennung. Dem Sohne wählen die Eltern die Frau; wo nur Mittel vorhanden sind, sichern sich die Eltern möglichst früh zeitig eine Braut für ihren Sohn, als Kinder werden viele verlobt, ohne bis zur Hochzeit einander zu kennen. Das durch Vertrag verlobte Mädchen ist wie durch die Ehe Es ist deshalb eigentlich zutreffender, selbst gebunden. statt von Verlobung von der Adoption eines Mädchens Die junge Frau in eine andere Familie zu sprechen. wird gleichsam in die Familie ihrer Schwiegereltern adoptiert und dem eigenen Sohn als Frau zugewiesen; Weitaus aus ihrer Elternfamilie scheidet sie völlig aus. in den meisten Fällen sehen wir die junge Frau sich innig an ihre Schwiegereltern, die sie ja selbst zu ihrer Tochter
gewählt
haben,
anschließen.
Die
Kasse
der
Familie ist gemeinsam, das einzelne Glied arbeitet für die ganze Familie. Durch seine Ehe ist der chinesische
286
Budberg:
Bürg- und Haftpflicht im chinesischen
Er kann in Mann in seiner Freiheit nicht beschränkt. die Ferne ziehen, um mehr zu erwerben, für die Frau ist ja im Elternhause gesorgt; denn auf sie und ihre Kinder sieht man so wie auf die leiblichen. Es würde hier zu weit führen, noch andere Bedingungen, wie etwa den Ahnenkultus, zu erwähnen, die die Glieder der Familie so gewaltig fest verknüpfen. Die logische Folge aller dieser Bedingungen aber ist die Verantwortlichkeit der einzelnen Glieder für einander, die Haftpflicht in weiten Grenzen. Für Vergehen aller Art hält sich das Gesetz, hält sich der Geschädigte, im Falle der Schuldige sich geflüchtet hat, an die Verwandten. Ein Dienender hat seinen Nehmen wir ein Beispiel: Herrn bestohlen und sich geflüchtet, der Geschädigte reist dahin, wo der Vater, Bruder oder Sohn des Diebes lebt, des Diebes und auf sein Verlangen wird der Verwandte ins Gefängnis getan, bis der Schuldige sich gestellt hat oder festgenommen worden ist; ja es kann schließlich sogar der Haftpflichtige die Strafe des Diebes erleiden. unerhörten Verbrechen Bei sehr großen, moralischen die ganze Familie, Aszen eines Verwandten unterliegt denten wie Deszendenten, die beisammen lebten, der Aus rottung. Das Gesetz sagt in solchen Fällen, daß eben das ganze Geschlecht völlig degeneriert sein, und daß deshalb im Interesse der Mitmenschen, des Staates dem weiteren Keimen so schlechter Saat durch Ausrottung vorgebeugt werden müsse. Gewisse Verbrechen, die am Schuldigen mit dem Tode bestraft werden, zogen früher Kastration für die männliche Nachkommenschaft nach sich, um fort schreitender Degeneration vorzubeugen. Man sollte diese Prinzipien nicht schlechtweg grausam nennen ; ihr logischer, praktischer Sinn ist erstaunlich tief. Stets halte man sich Gesetz, die Volkspsychologie vor, daß das chinesische zum Wohle des Staates oder großer Kreise kennend, gegen das Einzelindividuum oft grausam, um nicht zu Besonders rücksichtslos ist das sagen ungerecht ist. Gesetz gegen Vergehen, die die Moral verletzen, wie Miß mannigfaltiger Art, achtung der Eltern, Unkeuschheiten die zum Teil vom europäischen Gesetz, als das intimste betreffend, gar nicht verfolgt werden. Familienleben Sympathisch berührt uns dabei, daß das Gesetz nicht nur bestraft, sondern auch große Tugenden exemplarisch und daß die Regierung den Tugend freigebig belohnt, haften selbst nach dem Tode schöne Denkmäler setzt, Witwen. Alle diese und viele z. B. häufig tugendhaften andere erziehende Prinzipien im chinesischen Gesetz, in Lebensmoral lassen die angeborener und anerzogener größte Verantwortlichkeit der einzelnen Familienglieder für einander ganz natürlich erscheinen. Die Anerkennung von Autorität überhaupt wird von jedem Gliede der auf Grund der elementarsten Tugend, der Gesellschaft Achtung vor den Eltern, gefordert; deshalb ist auch den Eltern, die verantwortlich für ihre Kinder sind, vom diesen gegenüber ein Gesetz die größte Machtbefugnis geräumt. Wer in China die elementarsten Tugenden miß achtet, wird unbarmherzig von der ganzen Gesellschaft verstoßen, er findet kein Brot in der Heimat und keine Bürgen, deren er in fernen Gegenden bedarf; zu Tausenden sterben alljährlich solche der Barmherzigkeit unwürdige Leute Hungers auf den Straßen. Barmherzig keit einem Unwürdigen gegenüber wird von der Gesell schaft nie anerkannt, vielmehr gerügt. Neben der natür lichen Haftpflicht der Verwandten spielt im sozialen Leben Chinas und der Chinesen in fremden Ländern die frei Das Band der willige Bürgschaft die wichtigste Rolle. geschworenen Freundschaft ist heilig und kommt der
Blutsverwandtschaft gleich. Die Haftpflicht der Verwandtschaft geht der Verant wortlichkeit auf Grund freiwilliger Bürgschaft voran.
Volksleben.
Dem Chinesen, der innig seine Heimat und sein Heim liebt, wohnt indessen stets ein Zug in die Ferne inne. Es ist nicht allein die große Armut in einzelnen Provinzen, die das Volk arbeitsuchend den häuslichen Herd verlassen läßt, sondern oft reine Wanderlust. Wohl keiner aber begibt sich allein oder ohne alle empfehlenden Ver ein bindungen in weite Ferne, ihn begleitet wenigstens Brief, eine Empfehlung bis zum nächsten Orte. Annahme von Dienstboten, ohne daß eine Bürgschaft geboten wird, erscheint als sträflicher Leichtsinn. Je nach der Verant wortlichkeit, die der Dienstbote übernimmt, wird eine Die Form größere oder geringere Bürgschaft verlangt. bildet ein schmaler Streifen Papier, auf dem das Geschäft oder eine einzelne Person bescheinigt, daß sie dem zu künftigen Dienstherrn für den Empfohlenen bürgt, ein Solch eine Bürg Stempel der Firma fehlt dabei nicht. schaft, „bau-thjau", sichert vor allem Schaden, den der durch den verbürgten Dienstherr Dienstboten erleiden könnte, sie besitzt vollste Rechtskraft. Man hört eigent lich nie davon, daß ein durch einen wahren „bau-thjau" empfohlener Dienstbote sich des ihm geschenkten Ver trauens unwürdig gezeigt habe; denn dadurch wäre nicht allein er verloren, seine ganze Familie wäre blamiert und vielleicht ruiniert durch Beitreibung des Vielfachen von dem Schaden, den er verschuldet hat. Es ist durch aus nicht notwendig , daß der Bürgende den Empfohlenen selbst kennt; es genügt, daß er von einer anderen Person oder Firma um die Bürgschaft gebeten wird, letztere kennt die Familie des Empfohlenen, weiß, an welche Personen sie sich mit der Haftpflicht zu halten hat. So können diese Bürgschaften eine lange Kette häufig bilden, was indessen häufig zum Vorteil der gegenseitigen kommerziellen Beziehungen dient. Den Schaden hat zu nächst derjenige zu tilgen, der den „bau-thjau" gegeben hat. Wir stehen hier vor einem erstaunlich organisierten System bester Garantien und geschäftlicher Beziehungen. Die nämlichen Prinzipien spielen im Handel dieselbe Rolle, schaffen dazu einen billigen Kredit und festen Konnex. Das Kaufmannsgeschäft beruht ja in China auf anderen Prinzipien als bei uns, die Kontrolle ist ver einfacht. Selbst der kleinste Kaufladen hat zu Teil nehmern am Geschäft meist mehrere Personen ; denn dieses schafft schon mehr Beziehungen und verlangt nicht zu große Kapitalien vom einzelnen. In den internationalen Kolonien Chinas ist es etwas sehr Gewöhnliches, daß die der Europäer stille Teilnehmer Dienstboten an solchen kleinen Geschäften sind. Die Buchführung eines jeden Geschäftes ist sehr genau und läßt eine vorzügliche Kontrolle zu. Der Kassenabschluß des Tages wird nach Schluß des Geschäftes alltäglich durch alle Angestellten geprüft, wobei jeder sein Rechenbrett, auf dem er meister haft schnell zählen kann, vor sich hat, die einzelnen Posten werden von der ganzen Gesellschaft rhythmisch singend addiert usw. und unterliegen so der ausgiebigsten Aufsicht. Zu welch einer Routine in kaufmännischen Interessen die Chinesen gelangen, mag ein Bild aus dem Leben in großen Restaurants illustrieren. Irgend ein Herr hat Gäste oder Freunde ins Restaurant geladen, die Mahlzeit ist zu Ende, der Kellner trägt die Rechnung rhythmisch singend vor, ihm antwortet zur Kontrolle der Koch aus der Küche, während der Kassierer seinerseits die Posten bucht. Der Chinese liebt überhaupt das Rechnen, und man sieht auch alle anderen Gäste mit Interesse dem schnellen Gesange und dem summarischen Resultat folgen. Der Wirt hat nebenbei den Vorteil, daß infolge dieser Methode so mancher Gast mehr be stellt, allein um vor dem Publikum ein wenig zu protzen. Im Dienste größerer Firmen finden junge Leute nur mit guten Bürgschaften Aufnahme. Als Laufbursche
Friederioi:
Die Verbreitung der Steinschleuder in Amerika.
rückt der junge eingetreten, tüchtig und zuverlässig, Mensch im Laufe einiger Jahre vor und erhält einen der mit den weiteren Anteil an dem Unternehmen, Jahren wächst. Die Stellung der Glieder eines chinesischen den Beziehungen Kaufmannshauses zueinander gleicht der Glieder einer Familie untereinander. Behörden bedienen sich bei Selbst die staatlichen Anstellung von niederen Beamten, Soldaten und Polizisten, die als Volontäre in den Dienst genommen werden, des
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Die Verwaltung sieht nun wohl allmählich sind. ein, daß die Verhältnisse immer kritischer werden; die Zahl der Verbrechen wächst sichtlich, und es werden neue Maßnahmen getroffen oder geplant, immer aber wird an den Grundsätzen die das Gesetz für die festgehalten, inneren russischen Gouvernements vorschreibt. Letzthin ist beim Polizeibureau in Charbin ein offizielles Kontor zur Annahme chinesischer Dienstboten eröffnet worden, und als Garantie sollen zwei Photographien dienen, von denen die eine der Dienstherr, die andere die Polizei behält. Dadurch meint man im Falle eines Verbrechens den Flüchtling wiederfinden zu können. Durch den amtlichen Charakter, den solch ein Kontor besitzt, wird die Annahme von Dienstboten nur noch leichtsinniger. Das Verderblichste für die hiesigen russischen Interessen ist, daß die ganze Presse, die das Publikum über die einer Existenz im Grundbedingungen befriedigenden fremden Lande und unter völlig fremder Bevölkerung aufklären könnte und sollte, nicht gebildete Kräfte besitzt und dabei den Gegensatz zwischen den einzelnen Nationalitäten zu schüren bestrebt ist. China kommt infolge der rapid zunehmenden Ver derbnis des ab- und zuwandernden Volkes auf einem so großen Gebiet, das dazu noch zu frisch sich erschließen den Kolonisation sgegenden führt, in eine kritische Hier will es jetzt schon nicht recht Herr werden Lage. können über die stets zunehmenden großen Räuber banden. Rußland, dem hier alle Vorbedingungen, seinen Handel und seine Machtstellung zu festigen, geboten waren, geht infolge seiner Unfähigkeit, sich großen kulturellen Grundsätzen anzubequemen, zurück, und die Zeit dürfte nicht fern sein, wo auch russisches Grenz gebiet heimgesucht wird von den überhandnehmenden Wird China es verstehen, in seinem Chunchudzenbanden. großen Reformwerk sich neu zu beleben, ohne sein altes rationelles Staatssystem zu zerbrechen, auf be währtem Fundament weiterzubauen, dann dürfte es im Erwerben der Errungenschaften auf wissenschaftlichen ein Schüler der modernen und technischen Gebieten, Welt, bald diese seine Rolle mit dem des Lehrmeisters in staatserhaltenden Prinzipien vertauschen. Zeigt uns doch schon die Geschichte des chinesischen Staates, daß er in ver kurzer Zeit dank seiner alten Kultur zahllose schiedene Völker zu einer Nation und einer Lebens auffassung so harmonisch vereinigt hat, wie es keinem anderen Staatswesen gelungen ist.
Bürgschaftssystems. in China nicht nur der Kaufmann, lebt, Wer sondern auch jeder andere, muß, wenn er sich nicht aus und Enttäuschungen großen Unannehmlichkeiten setzen will, sich an dieses tief eingebürgerte rationelle 99 Proz. von denen, die System der Bürgschaft halten. der Chinesen sich über Unehrlichkeit und Schlechtigkeit zu beklagen haben, verschulden sie selbst, weil sie diese im Verkehr mit den Chinesen nicht Grundbedingungen haben. oder vernachlässigt Solche Europäer gekannt daß sie schreiben, müssen sich dazu ins Gewissen demoralisierend auf die von ihnen beschäftigten Chinesen gewirkt haben. Darin, daß der Dienstherr von seinem Untergebenen keine Garantie verlangt, sieht der Chinese und in geradezu eine Verleitung zu Unehrlichkeiten, den dieser für jedem Fall ist eine Nichtbeachtung eine selbstverständlichen Chinesen Vorsichtsmaßregel herausfordernde Versuchung, die Tausende junger Chinesen in europäischen Diensten verdorben hat. Erschreckende Bilder weitestgreifender Demoralisation unter der chinesischen Bevölkerung infolge Ignorierens bietet das Gebiet der Ostgenannter Bedingungen Chinesischen Bahn. Diebstähle und Verbrechen aller Art nehmen in diesem Gebiet von Jahr zu Jahr in er schreckender Zahl zu. Es vergeht kein Jahr mehr, wo nicht Ermordungen ganzer Familien durch chinesische Dienstboten zu verzeichnen sind. Die entflohenen Verbrecher sind, bleiben dabei, weil Heimat und Name unbekannt ohne Strafe. Man nimmt sich ja nicht einmal die Mühe, den Namen seines chinesischen Bedienten, auch wenn er jahrelang im Hause ist, kennen zu lernen, man gibt ihm Namen Iwan, Andrei usw. und kümmert sich den welche Bonst nicht woher er stammt und darum, Beziehungen er unterhält. Es werden Stellenvermittelungs bureaus speziell für Annahme chinesischer Dienstboten konzessioniert, diese kennen aber nicht das System der Garantien, sondern halten sich an die Regeln, wie sie in den inneren russischen Gouvernements gebräuchlich
Die Verbreitung der Steinschleuder in Amerika. traf Sebastian Cabot die Schleuder bei von Nordamerika den Beothuks von New Foundland im Gebrauch2), Le derer bei einem Stamme von Nordkarolina Während den Indianern der Golf Staaten ihr mächtiger Bogen die Hauptangriffswaffe war, hatten sie doch offenbar noch als Nebenwaffe die Schleuder im Gebrauch. Cabeza andre Mackenzie daus lTnterieur de l'Amerique Septentrionale etc.' Trad. Castera. II, 61 (Paris 1802). — v. Wrangell: über die „Statistische und ethnographische Nachrichten Besitzungen an der Nordküste von Amerika." russischen Herausg. K. E. v. Baer, S. 90 (8t. Petersburg 1839). Harrisse: „Dicouverte et Evolution Cartographique de Terre-Neuve et des Pays Circonvoisins 1497 — 1501—1769", p. 164 (Paris et London 1900). „The Discoveries of John Lederer, in three Several Marches from Virginia, to the West of Carolina", p. 18
I,
l)
on and Spitzbergen »A Collection of Documenta GreetOand", p. 216, 217 (London 1855, Hakl. 8oc). — „The Voyages of Captain Luke Fox of Hull, and Captain Thomas James of Bristol, in Search of a North-West Passage, in 1631 — 1632", 49, 67, 88 (London 1894, Hakl. 8oc). — .Voyages d'Alex-
a)
*)
*).
Die im folgenden gegebene kurze Übersicht über die Verbreitung der Schleuder in Amerika ist das Ergebnis einer Untersuchung, die als Vorarbeit für eine größere Abhandlung über die Südseeinseln notwendig wurde. Um im Norden zu beginnen, so wissen wir zunächst, daß die Eskimos auf der ganzen Linie, von Grönland über die Baffin-Bai und Mündung des Mackenzie bis nach Alaska, gewandte und gefährliche Schleuderer waren. Frobisher und Luke Fox haben im Gefecht mit ihnen Bekanntschaft gemacht, Alexander Mackenzie und Admiral An der Ostküste v. Wrangell konnten sie beobachten
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(London 1672).
Die Verbreitung der Steinschleuder
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und Steinen gemischten Gomara Geschoßhagel. sagt, in Mexiko daß die Azteken während der Straßenkämpfe mit keiner Waffe so viel Schaden angerichtet hätten als wobei hier allerdings Steinen, mit den geschleuderten mit darunter zu verstehen auch wohl noch Handsteine sind. Der Chronist Diaz del Castillo erhielt im Gefecht Motecuhzoma einen nicht ungefährlichen Schleuderschuß drei Schleudersteine wurde bekanntlich durch seiner erbitterten Untergebenen verwundet Wir finden diese Waffe dann weiterhin im übrigen Zentralamerika ,0), im Anschluß hieran im Caucatal ll) Abert: „A Report and Map of the Examination of New Mexico", Senate Doc, p. 48 (Washington 1848). — Diaz del Caatillo: „Historia Verdadera de la Conquista de la Nueva 12, 14, 16, 17, 31, 88, 92, 93, 182, 187, 188, 226, Espafia", 282, 417, 418, 420 (bis), 422, 423, 424, 426 (bis), 431, 43S,
433, 434, 438, 491, 493; II, 11, 14, 26, 40, 70, 71, 129, 214, 215 (Mexico 1904). — Motolinia: „Historia de los Indios de 188 [trat. HI, cap. VII] (Mexico 1858). Nueva Espana", Tomo II, Juan de Sämano: „Relaciön", p. 269 (Mexico 1866.) — „Colecciön de Documentos In6ditos para la Historia de — Gomara: Eapafia", tomo LDH, p. 515 (Madrid 1869). „Historia de Mexico", p. 26a, 28a, 32 a, 36 a— 37, 110, 153, 153a, 154, 154a, 156 (Anvers 1554). — Dnran: „Historia de 259, 260 (Mexico 1867). las Indias de Nueva Espafia etc.",
I,
I,
1.
1]
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y
— Torquemada: „Los Veinte Un Rituales, Monarquia Indiana", lib. XIV, cap. III [tom.II, p. 538 II— 539 (Madrid — — III, Ramusio, 251a, c. 254a. Herrera: 1723). „Historia General", Dec. II, 1651, 186 II (Madrid 1726—1730). — Solls: „Historia de la Conquista de Mexico", 131 (Bar celona 1789). — Clavigero: „Storia Antica del Messico", lib. — VII, 23 [II, 143] (Cesena 1780). Landa: „Relaciön de las in „Colecciön de Documentos Ineditos Cosas de Yucatan", del Archivo de Indias", Seg. ser., vol. XIII, 341 (Madrid 1900). — Stoll: „Die Ethnologie der Indianerstämme von Guate d. „Intern. Arch. mala", Suppl. zu Bd. Ethnogr.", S. 74 (Leiden 1889). 2881. — Las 10) Herrera: „Historia General", Dec. Casas V, 518. ") „The Travels of Pedro de Cieza de Leon, A. D. 1532 — 1550", edit. Clements R. Markham, p. 49, 71, 81—82 — Zu Seite 49 sagt der (London 1864, Hakl. Soc. No. 33). Herausgeber in Note 1: „the slings seem to me likely to be ist unzu Diese Bemerkung throwing-sticks with corda". treffend; auch wenn der in der englischen Ausgabe ganz mangelhaft übersetzte spanische Originaltext nicht so deut lich spräche, wäre kein Kommentar für die Schleuder nötig, denn ihr Vorkommen ist in dieser ganzen Gegend Amerikas Text lautet folgendermaßen: „Las Der spanische belegt. lancas largas armas con que (p. 28 pelean, son dardos, vnoa dela palma negra que arriba dixe, tiraderas, hondas, bastones largos como espadas de a dos manos, a quien Pedro Cieca de Leon: „La Chronica del llamä Macanas". Die eng Perv", p. 28— 28 a [cap. XII] (Anvers 1554). lische Übersetzung der Hakluyt-Edit. lautet wie folgt: „Their arms are darts, long lances of black palm, slings and twoJeder Kommentar ist für handed clubs, called Macanas". einen Ethnologen überflüssig. Die Ausgaben der Haklnyt Society von Cieza de Leon und Garcilaso de la Vega sind und stellenweise schlechten wegen ihrer häufigen Lücken Übersetzung mit Vorsicht zu benutzen. Für einige Arten wissen schaftlicher Untersuchungen sind sie völlig unzureichend. f.
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Cabeza de Vaca: „Relaciön de los Nanfragios 40—41 Comentarios", (Madrid 1906). — Garcilaso de Ia Vega: „La Florida del Inca", p. 150 II (Madrid 1728). — C. B. Moore: „Certain Aboriginal Remains of the Northwest Florida Coast", II, 160—161 (Philadelphia 1902). — Jones: „Antiquities of the Southern Indiana", p. 372 (New York 1873). IX, 183—184 (Salem, „The American Naturalist", Mass., 1875). — Las Casas: „Historia de las Indias", III, 90 (Madrid 1875—1876). — Bernaldez: „Historia de los Reyes D»- Isabel", 296 (Granada 1856). Catolicos D. Fernando " — Thevet: de la France Antarctique „Lea 8ingularit6s p. 322 (Paris 1878). — „The Voyage of Robert Dudley, etc. to the West Indies, 1594—1595", p. 65/66, 78/78 (London 1899, Hakl. Soc). Eells: „The Twana Indiana etc." iu „Bull. U. S. III, 78 (WashGeolog, a. Geogr. Survey of the Territories", ington, D. C, 1877). Powera: „Tribes of California", p. 404 (Washington — Maaon in „Smithaonian Report", July 1893, p. 633 1877). — Maaon in „American Anthropologist", (Washington 1894). 61 (New York 1899). — Wheeler: „Report upon U. N. 8., S. Geogr. Surveya West of the One Hundredth Meridian", VII, 28, 205 (Washington, D. C, 1879). — Ramusio: „Delle Navigationi et Viaggi Raccolte", III, 288 D., 290 B., 292 A. — P. Juan Bravo in Stöcklein: „Der Neue (Venetia 1606). Welt-Bott", Bund, VII, 73 [Numerus 171] (Augapurg und Grätz 1728). F. Krause: „Die Pueblo-Indianer", 8. 36, 60 (Halle 1907).
aufgehäuft.
Die Treffsicherheit der Azteken Krieger ausgegeben. mit der Schleuder wird gerühmt, sie erzielten eine erheb liche Fernwirkung und gefährliche Durchschlagskraft. Das Gefecht begann gewöhnlich mit einem aus Pfeilen
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8),
7).
6).
6).
aber scheint angesichts der ausdrücklichen Angabe von Thevet nicht zu zweifeln zu sein Das Verschwinden der Schleuder kann bei den Twana im heutigen Staate Washington verfolgt werden. Eells konnte noch feststellen, daß in früherer Zeit die jungen mit Schleudern auf die Entenjagd gingen; er Leute selbst fand diese ehemalige Kriegswaffe zum Knabenspiel zeug entartet In Ober- und Unterkalifornia hat man noch die Schleuder im Gebrauch vorgefunden, aber sie war schon sichtlich vom Bogen zurückgedrängt, war auf dem Aus In Unterkalifornia scheint sie sich etwas sterbeetat. länger als Kriegswaffe gehalten zu haben Bei den Pueblo- Indianern war die Schleuder zum aber in Mexiko konnten Knabenspielzeug herabgesunken die Spanier noch ihre volle Wirkung im Kriege verspüren. Vom Gran Rio del Norte bis nach Guatemala hinein ist
läßt wir bestimmte Nachrichten. Merkwürdigerweise Landa bei Aufzählung der Waffen der Maya die Schleuder aus und sagt dann, daß sie andere Waffen als die ge Die Schleuder war eine etats nannten nicht besäßen. der Azteken. mäßige Waffe in der Heeresorganisation Neben den anderen Waffen und Ausrüstungsstücken waren auch die Schleudern mit Munition in den Arsenalen
I,
Wurfholzes der Tainos von Haiti, gewesen seien. Nichts wird hiervon in den spanischen Berichten erwähnt. Dazu kommt, daß für Trinidad der Gebrauch der Schleuder belegt ist; zwar ist nicht ersichtlich, ob es sich in diesem Falle um Karaiben oder um Aruaks handelt, die beide damals auf dieser Insel wohnten, an der Tatsache selbst des
hier die Schleuder belegt. Besonders über die sogenannten Chichimeken nördlich von Mexiko, über die Azteken und ihre Feinde, die Tlaxcalteken, über die Gegenden von Catoche, Campeche, Tabasco, Chiapas und Jalisco haben
I,
4).
de la Vega
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während Garcilaso sagt dies ganz ausdrücklich, bei Beschreibung der Schlacht von Mauvila es offen läßt, ob der gewaltige Steinhagel aus den Händen der Indianer stammte oder aus Schleudern. Moore hat zahlreiche in Mounds der Küste von Nordwestflorida ge fundene runde oder zylindrische Steine als indianische Schleudersteine gedeutet Im Museum von Nassau, New Providence, Bahamainseln, befindet sich eine Anzahl harter, eigroßer Kugeln aus einer tonigen Erde, die man in einer Höhle gefunden hat. Es sind sicherlich Erzeugnisse der ehemaligen Be wohner, der Lucayos, aber ob man in ihnen Schleuder steine vor sich habe oder Kochsteine, hat man nicht zu Vielleicht sind sie keines von entscheiden vermocht. beiden gewesen. der Tainos von Die Lucayos waren nahe Verwandte Haiti, von deren Sprache die ihrige nur dialektisch ver schieden war. Die Tainos nun haben nach dem aus drücklichen Zeugnis von Las Casas niemals Schleudern Aber den Schluß hieraus zu gekannt und verwandt. ziehen, daß nun auch den Lucayos die Schleuder fremd voreilig sein. Dann müßte man gewesen sei, würde auch folgern, daß die Lucayos auch im Besitz der tiradera, de Vaca
in Amerika.
§
Friederici:
288
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Indias",
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115
Oviedo y Valdes: „Historia General y Natural de las II, 39211 (Madrid 1851—1855). — Herrera, 1. c,
II.
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Alle Schleudern für und Rohr. wurden in bestimmten Gegenden wo die Bedingungen für gute des Reiches hergestellt, waren. Auch und billige Fabrikation am günstigsten — Kieselsteine, das will sagen die Schleudergeschosse — wurden in einer gewissen „harte Steine", genannt glatten eiförmigen Form fabrikmäßig hergestellt. Schleuder und Steine wurden in großen Massen in die Arsenale des Reichs gebracht und hier vermittelst Quipus registriert Selbst die Steine hatten die Kammer und verwaltet. des Inka auf diese Weise zu buchen. Bei unteroffiziere wurden dann Waffen und Muni einer Mobilmachung tion an die Soldaten ausgegeben. Die Chachapuya trugen ihre Nationalwaffe, eine Schleuder von ganz besonderer Machart, um die Stirn gewickelt, wie man das noch heute in derselben Art bei den Baining und Tumuip von NeuIm Kriege gegen Pommern in der Südsee sehen kann. Teil aus Agavefasern die Militärverwaltung
1
die Schleuder (waraka) über das ganze von den Cara und Purüa im Norden bis zu den Grenzen Chiles. Sie wurde zum Teil aus Wolle verfertigt und hieß dann auch washka, zum anderen
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Inkareich hin verbreitet,
Xerez: „Verdadera Relacion de Ia Conquista del Peru", p. 99 (Madrid 1891). — Cieza dp Leön (Hakl. Edit.) p. 299, 355. — Garcilaso de la Vega: „Primera Parte de los Comentarios Reales", p. 181 II, 1961, 201, 202 und lib. V, cap. [die Seitenzahl fehlt mir hier: s. Ausg. d. Hakluyt Soc. II, 18—19] (Madrid 1727). — Derselbe: (Ausgabe Lisboa 1609), p. 197 [lib. VIII, cap. 1]. — Las Casas: „De las Anti 108, 194, 197 del Peru", p. 38—39, 40, 42, guas Gentes — Montesinos: „Memorias Antiguas Histo (Madrid 1892). 164-166 riales Politicas del Peru", p. 124, 161—162, (Madrid 1882). — „The Life and Acts of Don Alonzo Henri quez de Guzman", p. 101 (London 1862, Hakl. Soc.). — oosta: Moral de las Indias", II, 11 „Historia Natural c, V, 61 II. — Sarmiento (Madrid 1894). — Herrera, von de Gamboa: „Geschichte des Inkareiches", herausg. R. Pietschmann, S. 35, 36, 65, 74 (Berlin 1906). — v. Tschudi: „Culturhistorische und sprachliche Beiträge zur Kenntniss des alten Peru", 8. 165 (Wien 1891). — „The Journal of the Anthrop. Inst. Gr. Britain a. Ireland", IV, 322 (London — Payne: „History of the New World called America", 1875). 372, Note; 478, 543 (Oxford 1892). Toribio Medina: „Los Aborijines %de Chile", p. 189 (Santiago 1882). — Molina: „Saggio sulla Storia Civile del Chili", p. 67—68 (Bologna 1787). — Luis de La Cruz: „Descripcion de la Naturaleza de los Terrenos etc. poseidos por los 46 (Buenos Aires in „Colecciön de Angelis", Peguenches" — Frezier: „Relation du Voyage de la Mer du Sud 1835). aux Cötes du Chili etc.", lib. 21, chap. (Amsterdam 1717). estr. ") Ercilla: „La Araucana", [canto 19] — Toribio Medina, c, p. 139. (Madrid 1776). del Ultimo al Estrecho Viage [Cördoba]: „Relacion de Magallanes", p. 341, 346—347 (Madrid 1787). — „Apendice la Relacion del Viage al Magallanes", p. 25 — 26 (Madrid — De Laet: „Nieuwe Wereldt ofte Beschrijvinghe 1793). van West-Indien", XII, [p. 464]; XII, 12 [p. 472] (Leyden 1630, Elzevier). — Weddell: „A Voyage towards the South 2"* edit., p. 164 Pole, Performed in the Years 1822—1824", — 165 (London 1827). — Wilkes: „Narrative of the United — 124 (Philadelphia States Exploring Expedition", 1845). 1.
Tote gab.
Ercilla gänzlich zurückgetreten 14). Kriegswerkzeuge führt in seiner Aufzählung der Waffen der Araukanier auch „trabucos" auf; Toribio Medina sagt in einer An merkung hierzu, daß ein trabuco ein Apparat zum Steine schleudern sei. Mir fehlen im Augenblick die Unterlagen, um feststellen zu können, wie dieser Apparat eigentlich aussah, auch weiß ich nicht einmal, ob dieses Instrument schon in befriedigender Weise untersucht worden ist 16). Während Yahgans auf Feuerland ihre Fellschleudern wie die Baining um den Kopf gewunden trugen, sind Anwohner der Magelhaensstraße beobachtet worden, denen ihre aus Fell und getrocknetem Fischdarm zusammen In gestellte Schleuder auch zugleich als Gürtel diente. diesem ganzen Südteile von Amerika ist die Schleuder als Jagd- und Kriegswaffe vertreten. Mit der Leistungs fähigkeit dieser Leute als Schleuderer scheint es in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts schnell Kapitän FitzRoy bergab gegangen zu sein; während sind, ist Hyades und noch Bove voller Bewunderung sehr enttäuscht 16). Wenden wir uns wieder nach Norden,
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9
Geschoß eine Kristallkugel war, in einer Schlacht Zeichen zum Angriff. Huayna Capac soll mit einer von seinem Vater, der Sonne, erhaltenen angeblich in einer Schlacht Schleuder nebst drei Kristallgeschossen haben. gegen die Kazika Quilago Wunder verrichtet Garcilaso sagt an einer Stelle, daß die Schleuder im Inka heer zu den wenig geachteten Waffen gehört habe. Das scheint mir aber nicht so ohne weiteres zuzutreffen und stimmt auch nicht zu den Angaben anderer Gewährs Sie war recht eigentlich die Waffe der Völker männer. der Berge, die zu den Kerntruppen des Inkaheeres ge hörten, und war in ihren Händen von gewaltiger Wir Möglich, daß die mit anderen Fernwaffen aus kung. gerüsteten Völker der Wälder und Ebenen mit einer gewissen , sicherlich auf Gegenseitigkeit beruhenden Ge ringschätzung auf die Schleuderer hinabsahen, wie ja auch in den modernen Armeen bis zum heutigen Tage Eifersucht unter den verschiedenen Truppengattungen gegeneinander zu herrschen pflegt, bis zu einer gewissen Im Grenze ein sehr wertvoller soldatischer Charakterzug. Gegensatz zu Garcilaso wird die Schleuder verschiedent lich an erster Stelle unter den aufgezählten Waffen ge nannt; die Kunst des Schleuderns war ein Prüfungszweig dem sich die Inkajünglinge unterziehen des Examens, mußten, bevor sie vom Herrscher zu „Rittern" ernannt Bei den militärischen wurden. Übungen mit Schleudern bediente man sich statt der Steine der Frucht des Quizco Ihre Durchschlagskraft war so (Cereus peruvianus). gewaltig, daß es selbst mit diesen Geschossen nicht selten
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man muß den scharfen, peitschenknallähnlichen Schuß eines gewandten Schleuderers gehört haben, um sofort zu verstehen, wie eine solche Auffassung bei einem Gebirgsvolke entstehen mußte, deren einzige Fernwaffe die Sie spielt dann weiter ihre Rolle in der Schleuder war. des Inkastaates und war noch bis zuletzt Gründungssage in der Hand des regieren eine Art göttlichen Donnerkeils den Inka. Cinchi Roca gab mit einem Schleuderschuß,
Cayambe zog Huayna Capac angeblich 40 000 mit Schleu dern und anderen Fernwaffen ausgerüstete Krieger zu sammen. In der Schlachtlinie marschierten die Schleuderer mit ihren Holzschilden und gepolsterten Baumwollen wämsern vorne weg; sie waren die Artillerie, sagt Las die das Gefecht Casas, einleitet. Die Wirkung der Schleudergeschosse wird als ganz gewaltig geschildert, „Ihre Hauptwaffe ist die Schleuder", sagt Henriquez de Guzman. „Mit ihr schleudern sie einen großen Stein mit solcher Gewalt, daß er ein Pferd tötet ; ihre Wirkung ist tatsächlich nur wenig geringer als die einer Arkebuse; ich habe gesehen, wie ein so geschleuderter Stein auf eine Entfernung von 30 Schritt ein Schwert in zwei Teile zerbrach, das ein Mann in der Hand hielt" IS). Auch die Araukanier und Pehuenche besaßen die Schleuder als Waffe; im Verlaufe ihrer Kämpfe gegen die Spanier ist sie aber wohl sehr bald gegen wirksamere
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Überall hier scheint die Schleuder aber nur eine unter geordnete Rolle gespielt zu haben ; die Hauptfernwaffe war die tiradera, das Wurfbrett oder Wurfholz. Weiter nach Süden kommen wir nun in das wichtigste der Schleuder, in das Inkareich. Verbreitungsgebiet Hier war sie zunächst die Waffe des Donnergottes;
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Die Verbreitung der Steinsohleuder
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v. Alfred
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Alfred Manes, Ins Land
der sozialen Wunder. Eine Studienfahrt durch Japan und die Südsee, nach Australien XII u. 812 S. mit 125 Abb. und Karte. und Neuseeland. Jt,. Berlin 1911, E. 8. Mittler u. Sohn. Die eigentümlichen, von den unseren so verschiedenen sozialpolitischen Verhältnisse Australiens und Neuseelands lockten den Verfasser im Jahre 1909 zu einer Studienreise dorthin. Sein Weg führte ihn dabei auch über Japan, Ma Sein Buch soll nila und über verschiedene Südseegruppen. den Leser mit den Erfahrungen, Urteilen, Nutzanwendungen, Eindrücken und Erlebnissen des Autors in leichter Form be kannt machen, und das wird denn auch dank seiner vollendeten und fesselnden Darstellungskunst in vollkommener Weise er reicht. Das Buch zerfällt in eine Beschreibung der Reise und in einen „Soziale Studien" überschriebenen Teil, der des Autors Beobachtungen zusammenfaßt. Ohne einer Über tragung der australischen und neuseeländischen sozialen Ge auf deutsche Verhältnisse ohne weiteres das Wort setzgebung zu reden, ist er doch mit Recht von hoher Bewunderung für die Sozialpolitik der Antipoden und das durch sie Erreichte erfüllt. Der Hauptunterschied zwischen der deutschen und z. B. der neuseeländischen Sozialgesetzgebung und ihrer bei uns war sie ein Wirkung liegt wohl in ihren Motiven Produkt der Angst, dort ein Ausfluß wahrer Humanität. ÜbrigenB gibt der Weg nach Australien dem Autor oft Ge legenheit zu kolonialpolitischen Betrachtungen. Im Bismarck archipel weilend, fragt er: Warum verwendet man im Kolonial Leute, denen dienst draußen einseitig juristisch gebildete volkswirtschaftliche, ethnologische und Sprachkenntnisse ganz 1
Der Mensch der Urzeit.
des Menschen lesungen aus der Entwickelungsgeschichte Zweite Auflage. und 104 8. mit zahl geschlechts. reichen Abbildungen. (Aus Natur und Geisteswelt, 62. Bd.) Leipzig 1910, B. G. Tenbner. 1,25 M. Auf dem Gebiete der Urgeschichte des Menschen ist in den allerletzten Jahren viel neues Material zusammen Es sind überaus wichtige Funde (z. B. gebracht worden. und Hauser) geglückt, und die Forschung durch Schoetensack ist auf Grund dieser Funde zu neuen — ob auch immer richtigen sei dahingestellt — Anschauungen über den euro So war eine Neubearbeitung päischen Urmenschen gekommen. An dieses Bandes der bekannten Sammlung wohl geboten. aber der Fülle des neuen Stoffs ließ der Verfasser gesichts diesmal eine Beschränkung insofern eintreten, als er sich im wesentlichen nur mit der Paläanthropologie beschäftigte und die Prähistorie, die Urgeschichte der Kultur, nur soweit be rührte, als es um des Verständnisses willen nicht zu umgehen war. So behandelt der Verfasser mit guter Beherrschung in für weite Kreise berechneter Form und Aus des Stoffes Das gegenwärtige Wissen vom dehnung folgende Dinge Ursprung des Menschen den tertiären Menschen die Neandertalrasse; die Aurignacmenschheit und die Mischrassen Diluviums. Die Abbildungen sind zweck des ausgehenden mäßig gewählt, man findet da z. B. viel aus der Fundstätte den Schädel von La Chapelle - aux - Saint, von Le Moustier, den Unterkiefer von Mauer (H. Heidelbergensis) und Skizzen, die dem Leaer unmittelbar das Verfolgen der Schädelentwicke lung gestatten.
herausg.
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I,
Adolf Heilborn,
w) „Völkerkunde", 5. Aufl., 8. 191 (Leipzig 1881). c, 269, Note. *')
:
Hyades in „Revue d'Ethnographie", IV, 542—546 (Paris 1885). „Expedicion Austral Argentina", p. 132 (Buenos Aires 1883). v. Ihering: do Brazil „A Civilisaräo Prehistorica MeridionaP, c, p. 129 (SSo Paulo 1895). — Stöcklein, — II, 52 (num. 48); VIII, 62 (num. 169). Buiz de Montoya: „Bocabulario de la Lengoa Gvarani", II, 38, unter honda (Leipzig 1876). Marban: „Artede la Lengua Moxa", p.253 (Leipzig 1894). „Skalpieren und ähnliche Kriegsgebräuche in Amerika", S. 40—41 (Braunschweig 1906). *— Bove:
gewiesen ao). Nicht zutreffend istdagegen die andere Behaup tung von Peschel, die auch Payne vertritt21), daß nämlich im tropischen Urwald die Schleuder nicht verwendbar sei. Ein Volk, dessen einzigste Fernwaffe die Schleuder ist, die Baining, lebt in einem nahezu lückenlosen Urwald. Im recht eigentlichen tropischen Urwald kann man über haupt mit keiner Fernwaffe kämpfen, manchmal kaum mit dem Messer. Man kämpft auf den schmalen Pfaden, an Flußübergängen, an den Rändern der Taropflanzungen, in den Lichtungen bei den Dörfern, am Strand. Ledig lich vom Standpunkte der Verwendung betrachtet, hat in einem solchen Gelände der Bogen sicherlich Vorzüge vor der Schleuder, das Wurf brett aber kaum. Der Wurf brettschütze braucht mehr Ellenbogenfreiheit als der Schleuderer; die mangelhafte Rasanz des Wurfbretts ist ein erheblicher Nachteil. Auch ist es nicht ganz zu treffend, wie gesagt worden ist, daß die Schleuder nur in wenig bewohnten Gebieten gefunden worden ist. Nirgends hat die Schleuder in Amerika eine so große Rolle gespielt wie in den Halbkulturländern Mexiko und Peru mit ihrer verhältnismäßig dichten Bevölkerung. Wenn man die weite Verbreitung der Schleuder über Melanesien, Mikronesien und Polynesien würdigt, so drängt sich die Frage auf, ob nicht vielleicht auch diese Waffe zu den Erscheinungen gehört, welche die Südsee dem amerikanischen Kontinent ethnologisch näher zu bringen scheinen. Aber die Untersuchung zeigt, daß dem nicht so ist. Die Schleuder ist in Amerika offenbar überall da, wo sie überhaupt nur sein kann während sie gestern ein Jäger bei der Llamajagd am Titicaca erfunden hat, ist vielleicht vorgestern in Neu-Mexiko beim Spiel einem Pueblo-Indianer derselbe glückliche Gedanke gekommen. Genau so verhält es sich mit dem Kind der Schleuder, der Bola; wir finden sie in ihren verschiedenen Formen, als bola perdida und als zwei- oder dreisträhnige Bola in Nord- und in Südamerika. Hier wie dort hat sie sich entwickelt. Doch das überschreitet den selbständig Rahmen dieses Aufsatzes.
I,
so finden wir die Schleuder noch bei den Guaranivölkern 17) und auch noch — wenigstens nach dem Vokabularium von Marban zu schließen — bei den Moxos 18). Hier aber scheint die Verbreitung der Schleuder nach Norden und Osten von Südamerika ihr Ende zu finden. Dieser ganze Teil von Brasilien, der Osten von Venezuela und die Guayanas scheinen im allgemeinen von der Schleuder frei gewesen zu sein. Ich bin mir wohl bewußt, in dieser kurzen Abhand lung das Quellenmaterial zur Sache nicht erschöpft zu aber ich glaube in großen Zügen ein im all haben; gemeinen richtiges Bild der Verbreitung der Schleuder über den amerikanischen Kontinent gegeben zu haben. In Einzelheiten wird es verbesserungsbedürftig sein. Man ersieht aus dem Vorhergehenden, daß die Schleuder vom Norden bis zum Süden Amerikas zu finden war, daß frei von ihr im allgemeinen nur die großen Alluvial gebiete des Mississippi, des Orinoko und des Amazonas waren und dazu die Gebiete der Völker, die einmal aus diesen Gegenden abgewandert sind. Es sind das an nähernd genau dieselben Länder, auf die ich schon in einem anderen Zusammenhang hingewiesen habe 19). Da mals habe ich nachgewiesen, daß für diese Gegenden der und Stechwerkzeugen Mangel an steinernen Schneideund Waffen oder das völlige Fehlen von ihnen charak teristisch ist, und ich habe diese Erscheinung durch den absoluten Steinmangel ungeheurer Gebiete des Kontinents zu erklären versucht. Dasselbe trifft nun auch für die Die Schleuder ist in Amerika annähernd Schleuder zu. überall da vertreten gewesen, wo es Steine gab; wo diese aufhörten, hört auch die Schleuder auf. Schon auf diesen Zusammenhang Oscar Peschel hat hin-
1.
2!)0
Kleine. Nachrichten. Vielleicht hat er einmal Gelegenheit, diese Frage zu Höhten. Wir .großen Kaufmann" Dernburg wollen sie mit dem Hinweis zu beantworten versuchen, daß ja auch die ganze Verwaltung (und zum Teil auch die Recht sprechung) daheim infolge ihrer Erziehung und juristischen Leuten konsequent Vorbildung meist weltfremd gewordenen ausgeliefert wird. — Dem empfehlenswerten Buche sind viele sehr hübsche Abbildungen beigefügt, die allerdings nicht immer ausreichende Beziehung zum Text erkennen lassen.
fehlen? an
den
Geographisches
Jahrbuch.
33. Bd., 1910. X u. 472 S. Gotha 1910, Justus Perthes. 15 Jt. Der Band ist diesmal als Ganzes herausgekommen, er enthält ausschließlich Berichte über mathematisch - natur
Hermann
Wagner,
wissenschaftliche Gebiete der Erdkunde, und zwar zumeist solche über längere Zeitperioden, während deren eine Bericht war. Das erklärt zum Teil erstattung bisher ausgeblieben auch die Änderungen in der Person der Berichterstatter. W. Gerbing in Leipzig behandelt die Fortschritte der geo graphischen Meteorologie von 1906 bis 1908; E. Tams in Hamburg die Fortschritte in der Dynamik der festen Erd rinde für die Jahre 1903 und 1904. Tams ist an die Stelle von E. Rudolph getreten und soll auch den ausstehenden Bericht über die folgenden Jahre zusammenstellen. Hermann Haack in Gotha berichtet für die Jahre 1906 bis 1908 über Kartenprojektion, -Zeichnung und -messung; das Kapitel über Zu den regelmäßiger die Kartenreproduktion fehlt diesmal. wiederkehrenden Berichten gehört der von Franz Toula in Wien über neuere Erfahrungen über den geognostischen Auf 1907 bis 1909. Leider hat Drude, bau der Erdoberfläche, einer der ältesten Mitarbeiter am Jahrbuch, die Bericht erstattung über die Geographie der Pflanzen niedergelegt; an seine Stelle ist L. Diels in Marburg getreten, der in dem Bande mit einer Übersicht über die Jahre 1905 bis 1909 er dessen letzter ozeanoscheint. Ebenso hat 0. Krümmel, graphischer Bericht im Jahrbuch für 1903 erschien, die Mit arbeiterschaft eingestellt; dieser hat mit dem vorliegenden Bande in dem Göttinger Privatdozenten L. Mecking einen jüngeren Nachfolger (Zeitraum 1903 bis 1909) gefunden. Otto
Hühners
Geographisch
aller Länder der Erde. von Franz Juraschek f. IX u. 103 S. Frankfurt a.
-
statistische
Tabellen
Fortgeführt und ausgestaltet 59. Ausgabe für das Jahr 1910. M., Heinrich Keller. 1,50 Jt. Schon zwei Menschenalter hindurch erscheint nun dieses von Hübner begründete, seit 1884 von Juraschek fortgeführte und ständig ausgebaute Juraschek starb Nachschlagewerk. im Februar 1910, und dieser 59. Jahrgang ist der letzte, den — — er noch zum Teil wenigstens bearbeitet hat; zu Ende geführt hat ihn Jurascheks Witwe und Mitarbeiterin, die in einer Einleitung auf die wichtigsten statistischen Verände rungen seit dem Vorjahre hinweist. Voraufgeschickt ist ein von Robert Meyer dem Verstorbenen gewidmeter Nachruf. Die Hübner-Juraschekschen Tabellen füllen ein nur ver hältnismäßig dünnes Heft; trotzdem ist hier eine ganz er staunliche Fülle von Angaben zusammengedrängt, und wer das Werk ständig benutzt, wird in ihm nicht leicht vergebens suchen. Dazu vermehrt sich von Jahrgang zu Jahrgang der gebotene Inhalt um neue Stoffarten und Nachweise, und auch der vorliegende macht da keine Ausnahme. Es ist klar, welche Mühe in dem Werke steckt, und die verwendete Sorg falt und Gewissenhaftigkeit ist höchsten Lobes würdig. Jeder
291
Geograph, Kaufmann, Volkswirtschaftler,
Verwaltungsbeamte, das staatliche Entwickelungsleben verfolgt, findet da Auskunft über alle mög lichen Fragen der Zahl, und wer sich an den verläßlichen, kurz und schnell orientierenden Berater gewöhnt hat, wird ihn nicht mehr entbehren wollen.
Politiker, eigentlich jeder Gebildete, der
Richard Pietschmann, Bericht des Diego Rodriguez de Figueroa über seine Verhandlungen mit dem Inka
TituCusiYupanquiindenAndenvonVillcapampa.
der Wissensch. (Aus den Nachrichten der Kgl. Gesellsch. Göttingen, Philol.-hist. Kl. 1910, S.79—122.) Der verdienstvolle Herausgeber der „Geschichte des Inka reiches von Pedro Sarmiento de Gamboa" veröffentlicht hier ein Manuskript aus dem Nachlasse Alexander von Humboldts in der Kgl. Bibliothek zu Berlin (Ms. hispan. qu. 64), eine Kopie des französischen Orientalisten Eugene Jacquet von Dokumenten, die er bei seinen Studien über die spanischen Schriftarten der Philippinen in einem Sammelbande spanischer Aktenstücke in der damals Kgl. Bibliothek zu Paris unter der Signatur Saint Germain, franc., No. 1588 vorfand. Es ist die Handschrift Esp. 325 der jetzigen Bibliotheque Natio nale in Paris, die auf dem Einbandrücken den Aufdruck „Relation des Philippines" trägt. Diese Bemerkung ist wichtig, da die Hoffnung besteht, daß in den Archiven der Philippinen oder in anderen auf diese Inseln bezüglichen Dokumenten sich noch weitere wertvolle Nachrichten über Peru und Mexiko in Form von spanischen Manuskripten werden auffinden lassen, eine Annahme, zu der ich längst auf Grund des lebhaften Handelsverkehrs und Aus tausches von Missionaren zwischen Amerika und den Philip pinen namentlich im 16. und 17. Jahrhundert gekommen bin. Der bisher unveröffentlichte Bericht des Diego Rodriguez (de Figueroa) behandelt seine Reise in die „tierra de guerra de Mango Ynga", das Andengebiet von Villcapampa, in dem einen Bruder des in Rodriguez den Titu Cusi Yupanqui, Yucay gestorbenen Sayri Tupac, aufsucht, um ihn durch Friedensverhandlungen zu einem Vertrage zu veranlassen, und zwar, wie sich rechnerisch feststellen läßt, im Jahre 1565. In der Schilderung der Reise des Hofstaates des Titu Cusi Yupanqui und der mit ihm gepflogenen Unterhandlungen findet sich eine Menge Nachrichten, die wertvoll sind nicht nur für die Geschichte Perus, sondern auch für die Kenntnis der Kultur und der Sitten der alten Bewohner des Landes. Dr. Walter Lehmann, München.
Robert Lehmann-Kitsche, Sumarios de las Conf erencias . y memorias .presentadas al XVII Oongreso Internacional de los Americanistas. Buenos Aires 1910.
Während sonst die Berichte der Amerikanistenkongresse immer erst geraume Zeit nach stattgehabter Tagung erscheinen, übergibt diesmal der verdienstvolle General-Sekretär des Kon gresses von Buenos Aires die Extrakte der einzelnen Vorträge der Öffentlichkeit. gleich nach Beendigung des Kongresses Damit ist allen Amerikanisten, namentlich denen, die nicht in Buenos Aires anwesend sein konnten, ein großer Dienst erwiesen worden. Die Vorträge und Arbeiten verteilen sich über die Paläanthropologie, physische Anthropologie, Lin guistik, Ethnologie und Archäologie, allgemeine Ethnologie und Kolonialgeschichte. Ein Eingehen auf Einzelheiten wird wenn der Kongreßbericht selbst besser erst dann geschehen, in extenso vorliegen wird. W. L.
Kleine Nachrichten. Abdruck nur mit Quellenangabe gestattet.
— Die Bahn von Konakry nach Kurussa am oberen Niger, in Plan und Bau ein Werk des Hauptmanns Salesses, ist Mitte September 1910 fertig geworden. Salesses studierte die Linie bereits 1896, drei Jahre später beschloß die fran zösische Regierung den Bau, und 1900 wurde mit ihm be Am 1. Januar 1904 war der Bau der ersten Teil gonnen. strecke von 148 km beendet. Dann folgte in weiteren drei Jahren der Bau der zweiten Teilstrecke, vom km 148 bis km 301 (Kumipaß), und seit 1908 der des Schlußstückes bis km 599 (Kurussa). Die Baukosten beliefen sich auf rund 561/, Mill. Fr., so daß der Kilometer auf 93 750 Fr. zu stehen kam. Am teuersten stellte sich der Bau, der Gebirge wegen, auf der zweiten Teilstrecke, wo der Kilometer rund 111 000 Fr. Am billigsten, nämlich für etwa 83 000 Fr. den Kilo kostete. meter, baute man das dritte Teilstück, Kumipaß — Kurussa, und da hierfür 30 Mill. Fr. bewilligt waren, sind an 5 Mil lionen erspart worden, die nun wohl dazu dienen werden,
Kurussa mit der 73 km entfernten , reichen und dicht bevöl kerten Landschaft Kankan im Südosten von Kurussa durch einen Schienenweg zu verbinden. Die Bahn Konakry — Ku russa wird in der Entwickelung des westlichen Französischen Sudan eine wichtige Rolle spielen , zumal sie für gewisse Teile des Sudan eine viel kürzere Verbindung mit der Küste darstellt, als die nördlichere aus dem Wasserweg des Senegal und der Bahnstrecke Kay es — Bammako zusammengesetzte ältere Verkehrsstraße. Schon vor Beendigung des letzten Teilstücks warf die Konakry — Kurussabahn einen Nettogewinn von 1 Mill. Fr. jährlich ab; er wird sich jetzt gewiß erheb lich steigern. — Der englische Zoologe Douglas Oarruthers hat im März d. J. mit J. H. Miller und M. P. Price eine Reise zwecks naturwissenschaftlicher und geographischer Studien in der nordwestlichen Mongolei, insbesondere im Becken des
Kleine Nachrichten.
292
Im „Geogr. Journ." für Oktober oberen Jenissei, angetreten. 1910 werden Mitteilungen über den bisherigen Verlauf der Reise, die von Ende Juli aus Tschak ul am oberen Jenissei datiert sind, gegeben. Danach verließ Carruthen im Mai Minussinsk am Jenissei (südlich von Krassnojarsk) und durch zog den Sajan- und Beikemdistrikt , worauf er auf einem Floß den Beikem, den nördlichen Quellfluß des Jenissei im chinesischen Gebiet, über 450 km weit hinaufging. Nach Carruthers ist das auf unseren Karten auf der russischchinesischen Grenze als Kette verzeichnete Sajanische Ge birge in dieser Form nicht vorhanden, sondern nur in der Form isolierter Gruppen von sehr rauhen Bergen; sie scheinen
infolge einer Reine voneinander getrennter Aufrichtungen, die nach verschiedenen Richtungen und in verschiedenen zu sein. Die Zeiträumen stattgefunden haben , entstanden Flußsysteme sind durch kaum wahrnehmbare Wasserscheiden getrennt. Es wurden viele auf unseren Karten nicht ver merkte Glazialseen , darunter solche von erheblicher Größe, angetroffen. Überraschend ist, daß dieses Gebiet eine enge Verwandtschaft mit Sibirien, nicht mit der Mongolei, auf Klima, Landschaft, Volk, Flora und Fauna — alles weist. ist sibirisch. Dichter Wald bedeckt den größeren Teil des Landes, die dürre mongolische Flora beginnt erst in den Talböden und an den Südabhängen der Hügel um Tschakul zu erscheinen. Bewohnt wird es von einer kleinen Anzahl Uriantschais , die auch mehr Verwandtschaft mit den süd sibirischen Stämmen als mit den Mongolen zeigen. Im Herzen der Wälder der abgelegenen oberen Täler wurden Nomaden angetroffen, die in Birkenrindenzelten wohnten und in ihrer Existenz gänzlich auf ihre gezähmten Rentierherden an Das Vorhandensein dieses Tieres innerhalb gewiesen waren. des chinesischen Reiches ist sehr interessant, um so mehr, als sich Beweise dafür ergaben, daß es dort einheimisch ist, nämlich auch wild vorkommt. Weil die bisherigen Karten sich als sehr unzuverlässig erwiesen, machten Carruthers und Miller überall Aufnahmen. Ferner ist viel zoologisches Ma terial gesammelt worden, und Price hat geologisch und bota nisch gearbeitet. — Die Weiterreise sollte nach Westen gehen, im Tale des Kemtschik, des aus dem Südwesten kommenden großen chinesischen Jenisseizuflusses , aufwärts, wobei das Tannu - ola-Gebirge untersucht werden sollte; dann über den Altai nach Tschugutschak und Kuldscha, wo die Expedition inzwischen eingetroffen sein wird. Den Winter gedachte Carruthers im Tarinibecken und den Frühling in Kansu und Alaschan zuzubringen. — Die
Republik Portugal.
Seit dem 5. Oktober gibt Republik mehr: in Lissabon erfolgte eine Revolution unter Mitwirkung von Teilen des Heeres und der Marine, der König Manuel II. suchte das Weite, seine Dynastie, (las Haus Braganza, ist abgesetzt und die Republik erklärt worden, zu der sich alsbald auch die übrigen Landesteile und Truppen bekannt haben. Portugal, 92 575 qkm groß mit annähernd 5'/, Millionen Einwohnern und einem noch sehr ansehnlichen Kolonialbesitz (etwa 2 090 000 qkm), lag seit langem wirtschaftlich und kulturell arg darnieder, und die Zukunft muß lehren, ob die neue Staatsform imstande sein wird, da mit mehr Erfolg zu arbeiten, als es das Königtum aber bisher wenig getan und vermocht hat. Sehr wertvoll, entwickelt sind die großen afrikanischen Kolonien Portugals; auch hier harrt der Republik eine große Aufgabe, wenn sie sie vor dem Appetit anderer Kolonialmächte dauernd sichern will. es in Europa
eine
— Über Boyd Alexanders
Tama
Ermordung in Dar-
(vgl. oben S. 131) haben die französischen Behörden in Wadai eine Untersuchung veranstaltet, die folgendes er geben hat : Nachdem der englische Reisende am 30. Dezember 1909 FortLamy am Schari verlassen hatte, zog erüberMoito, Yao, Birni und Birket el-Fatma nach Abescher, wo er am 4. März 1910 anlangte. Der französische Resident in Abescher ihm die Fortsetzung der Reise, doch trat Alexander untersagte mit dem Sultan von Dar-For in Verbindung und teilte ihm mit, daß er sein Land durchziehen wolle. Nachdem er dann erfahren hatte, daß in das von den Franzosen für Wadai reklamierte Dar-Tama Dar-For-Truppen einen Einfall gemacht hatten, erhielt er von dem französischen Offizier die Erlaubnis zu einem Erkundungsritt in der Richtung auf Dar - Tama unter der Voraussetzung, daß Alexander gleich nach Abescher zurückkehren würde. Dieser Ritt wurde am 28. März an und fand in einem kleinen Dorfe bei Nyeri durch getreten den Tod Alexanders sein Ende. Der Zusammenstoß wurde dadurch hervorgerufen , daß Alexander sich dem Versuch, ihn gewaltsam zum Sultan von Dar-Tama zu bringen, wider setzte. Einer seiner Leute, der ebenfalls niedergeschlagen wurde, kam nach dem Abzuge der Angreifer zu sich, über
zeugte sich vom Tode Alexanders und entkam dann. Alexan ders Leiche ist den Behörden von Englisch-Bornu übergeben und dort auf dem Europäerfriedhof in Maifoni beigesetzt worden, wo jetzt auch unser Landsmann Overweg ruht.
— Berniers neue Nordpolarfahrt. Es scheint, daß Kapitän Bernier, der im Juli d. J. mit dem Schiffe „Arctic" von neuem nach den Gewässern im Norden Kanadas ab ist, auf die Absicht, durch den Jonessund nach gesegelt Norden vorzudringen und die Frage nach der Existenz von Pearys Crockerland zu entscheiden, verzichtet hat. Es heißt jetzt, Bernier habe sich wiederum zum Lancastersund ge wendet und wolle eine Nordwestdurchfahrt auszuführen ver suchen.
— Nansen über „Vinland". Vinland = Weinland gilt als der südlichste Küstenteil des nordamerikanischen Festlandes, der ums Jahr 1000 n. Chr. von den isländischen Normannen entdeckt und auch Schauplatz ihrer späteren Kolonisationsversuche gewesen sein soll ; V inlandfahrten sollen noch während dreier Jahrhunderte nach der Entdeckung wir ausgeführt worden sein. Für diese Fahrten haben literarische Quellen, Spuren solcher Kolonisierung haben sich nicht gefunden; denn die amerikanischen „Runensteine" der Kritik schlecht standgehalten. Da indessen in haben Neuschottland, in Massachusetts, auf Rhode Island und auch in New Jersey die wilde Rebe mit ihren wohlschmeckenden vorkommt, Beeren so konnte man annehmen, daß hier irgendwo das .Vinland" zu suchen sei. Neuerdings hat sich Fridtjof Nansen mit den amerika nischen Fahrten der Normanne r beschäftigt und dafür die isländischen Berichte, aus denen wir von jenen wissen, zu Räte gezogen, sich dafür auch der Hilfe des norwegischen Historikers Mol und des Sprachforschers Torp versichert. Und da will er denn gefunden haben, daß jene Vinland be treffenden Reiseberichte Romangebilde, Sagen seien, die einen nur kleinen Tatsachenkern einhüllten. Die älteren, mit den angeblichen Fahrten nach Vinland gleichzeitigen altisländi schen Chroniken wüßten nichts von ihnen, erst viel spätere, und da lasse sich nachweisen, daß diese sie irischen Sagen (z. B. Insulae fortunatae), ja teilweise auch der Odyssee entlehnt hätten. Die „Skrälinger", die feindseligen Eingeborenen, mit denen die Vinlandfahrer zu kämpfen hatten, sind nach Torp die altdeutschen „Schräheller", d. h. Elfen und Spukwesen. Nur so viel will Nansen der bisher gültigen Ansicht zugestehen, daß die Isländer mit dem nördlichsten Amerika Tauschhandel seien und mit den getrieben, nach „Markland" gekommen Indianern gekämpft hätten ; denn in der Beschreibung dieser Dinge hätte die Rande Chronik eine ganz andere Prosa als in der Schilderung von Vinland. Nansen hat das Anfang Oktober in einem Vortrage vor der Videnskabs-Selskabet (Wissenschaftlichen Gesellschaft) in Christiania ausgeführt und zu begründen versucht, und die Zeitungen berichten darüber. Man kann sich vorläufig darauf beschränken, auf diese Hypothese aufmerksam zu machen und im übrigen zu bemerken, daß, wenn, wie Nansen zugibt, die Normannen bis Neufundland gekommen sind, nicht recht ist, warum sie nicht auch noch ein Stück südlicher, einzusehen bis „Vinland", gelangt sein sollen. — Über Rasse und Kultur der jüngeren Steinzeit in der Rheinpfalz, speziell der neolithischen Rasse, macht Fr. Sprater interessante Angaben (Mitt. d. hist. Ver. d. Pfalz,
1910, Heft 31, und Münch. Diss. 1910). Eine Zusammen stellung einer größeren Anzahl neolithischer Schädel ergab die Haltlosigkeit der mehrfach vertretenen An beispielsweise sicht, daß die Neolithiker ausschließlich dolichokephal waren. Auch die Annahme, daß in den verschiedenen Stufen ver schiedene Rassen zu erkennen sind, erscheint Verfasser nicht Wahrscheinlich haben wir vielmehr bereits gerechtfertigt. in der Steinzeit dieselbe Verbreitung des dolichc- und brachyIm Norden wiegt der erstere kephalen Typus wie heute. vor, im Süden der zweite vermischt mit ersterem. Irgend welche Abweichungen von den heutigen Schädelformen ver mochte Was die Kulturzustand e Sprater nicht zu finden. anlangt, so waren Schnurkeramik und Hinkelsteintypus nur mit zweifelhaften Funden zu belegen. So manches Material ist bereits in Aufsätzen veröffentlicht, doch vermochte Ver fasser eine große Anzahl falscher Datierungen zu korrigieren, falsche Fundortsangaben richtig zu stellen und das bisher bekannte Material beträchtlich zu vermehren. Das steinzeit liche Material wurde von neuem geordnet und eine vollständig neue neolithische Stufe, der Egersheimer Typus, nachgewiesen, welcher insbesondere durch seine Beziehungen zu nordischen Kulturen von Interesse ist.
Verantwortlicher Redakteur: H. Singer, Schöneberg-lierliu, Hauptstraße 55. — Druck:
Friedr. Vieweg & Sohu, Braunschweig.
GLOBUS. ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT VEREINIGT MIT DEN ZEITSCHRIFTEN: HERAUSGEGEBEN VON
H.
XCVIII. Nr.
„DAS AUSLAND" ÜND „ADS ALLEN WELTTEILEN".
SIN OER UNTER BESONDERER MITWIRKUNG
VERLAG Bd.
FÜR LÄNDER- UND VÖLKERKUNDE.
19.
von FRIEDR. VIEWEG
Sc
VON Prof. Dr. RICHARD AND REE.
SOHN.
BRAUNSCHWEIG.
17.
November
1910.
Nachdruck nur nach Übereinkunft mit der Verlagshaudlung gestattet.
Entdeckung des bei Homer erwähnten Räucheraltarplatzes der Aphrodite in Paphos auf Cypern. Von Dr. Max
Kuklia
(Cypern),
30. September
Ohnefalsch-Richter.
1910.
Als mir Ende Februar d. J. in der cyprischen Hafen stadt Limassol der Großkaufmann Kleanthis Pierides die ersten Mitteilungen über Silbeninschriftfuude machte und mir sie zeigte, fuhr es mir durch den Kopf: „Du hast dort in Rantidi, wo sie gefunden wurden, nur in 21 .2eng lischen Meilen Luftlinienentfernung von Kuklia -Palaipaphos, die homerische Altarstätte der Aphrodite und die älteste Stadt Paphos vor dir." Und mit den Abklatschen und Photographien der ersten Rantidi-Inschriften schrieb
Was ich am 23. Juni, ohne die Inschriftlesungen zu kennen, nach London schrieb, ist in Meisters am 25. Juni in Leipzig erschienener Abhandlung in glänzender Weise bestätigt und erweitert worden. Ich gebe hier den Wort laut der an den Anfang gesetzten Schlußfolgerungen aus der Abhandlung, die im August in meine Hand gelangte. der die eingesandten Abklatsche und Photo Meister, von den zuerst gefundenen Inschriften ent graphien zifferte, schreibt: sind „Die folgenden Steininschriften in der Gegend von Rantidi, ungefähr 5 km südöstlich von
an
Kuklia
Herausgeber des Silbenincyprischen schrif twerkes (Corpus
Flusses
ich
das
sofort
den
Inscriptionum CypriaProf. Dr. carum) , Richard Meister in Leipzig. Erst am 8. Mai
d. J. konnten die an tiken Ruinenfelder in selbst be Rantidi sichtigt werden, und weitere zwei Monate später erschien dann in den Londoner
„Times" am 27. Juli über mein Bericht
(Valtzipapfios)
tmgefähn AngaJboder Lage des AUarplatxes
N/ RANTIDI (RANDI)
,
jenseits
des
Cha-Potani
Schreib (englische weise Randi und KhaPotani), nicht weit vom Meere gefunden und von Herrn Pie rides in Limassol im Juli 1 9 1 0 dem CyprusMuseum geschenkt worden. Die ersten über sie Mitteilungen erhielt ich durch Herrn Dr. Max Ohne falsch-Richter, der mehrere bei Herrn in Limassol Pierides
Maßstab ca. 1:100000. gesehen hatte. Die Er I * Km Besichtigung. mächtigung zur Publi Denn erst am 16. Juli kation der Inschriften Lage des ältesten Paphos auf Cypern nach Ohnefalsch-Richter verdanke ich war es mir gelungen, den Herren Kleanthis Pie Herrn Pierides zu be aus geheimen, ver rides und Dr. Ohnefalsch -Richter. Ohnefalsch - Richters wegen, die von ihm aufgekauften, botenen Ausgrabungen stammenden zehn Rantidi -In Vermutung, daß in derGegend von Rantidi das älteste, später zu schenken, wodurch verlassene Paphos gelegen habe, konnte ich insoweit bestäti schriftsteine dem Cyprus-Museum ich meines Schweigegelöbnisses entbunden wurde. Auf gen, als alle dort gefundenen Syllabar-Inschrif ten sehr alter der hier beigedruckten Kartenskizze (der die große Karte tümlichen paphischen Schriftcharakter zeigen, während Kitcheners zugrunde liegt) ist bereits damals im Juli unter Alphabetinschriften, soviel ich erfahren habe, dort über Vorbehalt die ungefähre Lage des Altarplatzes durch Schon die wenigen haupt nicht gefunden worden sind. ein eingezeichnetes Viereck Inschriften , die bis jetzt aufgelesen wurden , bezeugen, angedeutet worden, wäh daß dort Aphrodite mit mannigfachen Beinamen (die rend ich jetzt, nach meiner Entdeckung vom 27. August Nr. 2, die Göttin, die den Frühling d. J., in der Lage bin, durch einen eingezeichneten kleinen »Unbesiegbare", sendet, Nr. 6), Apollon (Nr. 3) und eine mit »Philos Kreis die genaue Lage gerade am 86. englischen Meilen Theos« bezeichnete Gottheit steine unmittelbar an der Fahrstraße Nicosia — Limassol — (Nr. 4) einen Kult gehabt haben, daß sich dort ein ganz altertümlicher Räu Paphos auf einem etwa 20 bis 30 m über ihr liegenden cheraltar befunden hat (Nr. 5) und daß dort neben Hügel (Abb. 1) festzustellen. diese
Olobue XCVIII.
Nr. lü.
38
294
Ohnef alsoh-Richter:
Entdeckung
des bei Homer erwähnten
Kultplätzen auch Grabanlagen (Nr. 1) waren. Also ist in Rantidi nicht etw.a nur ein einzelnes »Themenos«, sondern ein großer Kulturplatz entdeckt worden, der sich vielleicht als das älteste Paphos erweisen wird." den
Abb. 1.
zu
einem
Räucheraltar." Und ferner sagt er:
„Der
Räucher altar
der Aphrodite zu
Paphos VIII, 362, rische
(Homer Home
Hymnen
IV,
war seit älte ster Zeit be rühmt." 59)
aufgestellt waren, hergeschenkten Inschrifträucherbecken vou denen wieder bisher Meister fünf entziffert und ver öffentlicht hat. Abb. 4 zeigt den nach Süden zu gelegenen Eingang zu dieser eigenartigen , etwa 20 m unter der höchsten
Der Räncheraltarberg.
Und die wichtigste Inschrift, die hier nach der Pu blikation der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissen schaften in Leipzig (die ihrerseits ihre Photographien von mir erhielt) wiedergegeben ist (Abb. 2), ergänzt Meister: „Der Paphia wurden von jeher hier die zum Räuchern bestimmten Ehren gaben verbrannt." Auch fügt er hinzu: „Der Block gehört danach
Räucheraltarplatzes der Aphrodite usw.
Auf dieser west Spitze gelegenen Seitenräucherkammer. lichen Seite ist oben in die senkrechte Felswand eine Stufe horizontal eingehauen , und auf dieser standen in einer Reihe aneinander sechs bis sieben steinerne Räucher becken, darunter die fünf mit den von Meister publi zierten hieratischen Inschriften, während der sechste Stein Meisters mit der Grabinschrift schon früher irgendwo in Rantidi gefunden war. Auf jeder der steinernen Räucher schalen stand eine große tönerne Weih rauchopferschale, bis zum Rande mit Asche und Kohle
Ich sehe angefüllt. Am 27. August noch die Spuren der Abb. 2. Die von Prof. Meister im Juni 1910 publizierte Inschrift. d. J. gelang es mir Verbrennung im Bo Links Oberseite, rechts Vorderseite. nun , geführt von den und auf den her dem geheimen Aus umliegenden Scher ben der rohen Tonschale, von denen ich eine Anzahl gräber Jangos Adgi Savas, dem Gärtner der Gebrüder sammelte und vorn vor die Inschriftschwelle legte, als Aphrostolites, der Pächter des am Cha-Potani-Flusse Sinai -Klostergutes, die ge das Bild aufgenommen wurde. welche liegenden Berg fundenen Inschriftsteine Herrn Pierides Alle diese fünf von Meister publizierten Inschrift abgetreten hatten, den einen Teil des Aphrodite-Räucheraltarplatzes, und sind räucherbecken waren ursprünglich unversehrt eine halb unterirdische, halb oberirdische Seitenfelskammer erst in Limassol zerschnitten worden. Es gelang mir nachzuweisen , in welcher acht oder neun von den zehn aber noch am Abend jenes 27. August, als bereits die
Ohnefalsch-Riehter: Entdeckung
des bei Homer erwähnten
Purpurkugel der Sonne bei dem fern vor uns liegenden Neapaphos ins Meer getaucht war, auf einem von dem größten
Ruinenfelde
Abb. 3.
(das offenbar
die Stadtanlage
Altertümliches Räucherbecken
des
Paphos ist, während unser Inschriften- und Weihrauchaltarhügel der Aphrodite deren Akropolis ge bildet haben wird) entfernten anderen Ruinenfelde nach zu
ein
ganz
unversehrtes
usw.
295
Inschrift
in denselben altertümlichen Silbenzeichen auf Nur die Inschriftenseite zulesen. ist etwas verwittert, da sie seit vielleicht 2900 Jahren den atmosphärischen
aus Stein mit verwitterter Inschrift auf dem Räucheraltarberg.
ältesten
Westen
Räucheraltarplatzes der Aphrodite
Räucherbecken
mit
Einflüssen ausgesetzt war. — So konnte ich denn gleich darauf nach Deutschland berichten, daß ich den ganz altertümlichen Weihrauchaltarplatz der Meisterschen Inschriftenpublikatiou tatsächlich entdeckt hatte.
296
Ohnefalsch-Richter: Entdeckung
des bei Homer erwähnten
Um diese Zeit kam der von der Königl. Akademie auf meine Veranlassung nach Cypern der Wissenschaften geschickte Dr. Zahn an, der nun fast einen Monat lang mit gegen 15 Mann gearbeitet und äußerst bedeutsame Erfolge erzielt hat. Dr. Zahn hat, in der von mir oben weiter hinein grabend, beschriebenen Räucheraltarkammer fünf oder sechs weitere Inschriftsteine (Abb. 3), alle mit denselben altertümlichen paphischen Inschriftzeichen ver Dann ist er weiter den Hügel hinab sehen, gefunden. gegangen und hat im ganzen über 100 mehr oder weniger gefunden. Auch ist große cyprische Silbeninschriftsteine er auf klare Mauierwerke gestoßen, die den Hügel um geben oder flankieren , und deren Spuren ich auf der Erdoberfläche bereits deutlich mit eigenen Augen gesehen ein hatte. Unter den Inschriftfunden ist hervorzuheben
Abb. 5.
mit Inschriften
Ruinen
förmlich überladenes großes tönernes Man hat auch unter anderem einen Weihrauchbecken. sehr merkwürdigen, realistisch vollendet aus Ton model lierten Phallus ausgegraben, der wiederum im cyprischen eine große Rolle gespielt hat. Überhaupt Aphroditedienst sind eine ganze Anzahl Phalli gefunden worden. In der Hauptsache ist der von Dr. Zahn weiter nachgewiesene Götterdienst amikonisch, bilderlos. Der Kultus auf diesem bestand im Darbringen von Weihrauch Aphroditehügel opfern, wie er bei Homer beschrieben wird. Aber andererseits sind die Ubergänge zum Bilder dienst da. Denn in der Mitte der beschriebenen Räucher altarkammer mit der Inschrift am als vorhanden inschrift lich nachgewiesenen Altar hat Jangos eine zerbrochene etwa lebensgroße Tonstatue gefunden. Der Stil ist sehr altertümlich und das Bildwerk um 600 v. Chr. anzusetzen. Auch führte mich Jangos zu einer Ausgrabestelle jenseits der Fahrstraße nach Norden zu, direkt unter
Räucheraltarplatzes der Aphrodite usw.
dem Weihrauchopferhügel; dort steht ein mit Bildwerken von der Art an, wie sie angefüllter Weihgeschenkraum für die cyprischen Heiligtümer vom Ende des 7. Jahr Es sind die Plätze, die den hunderts an typisch ist. von jeher die große Masse aller Bildwerke Ausgräbern lieferten. Hier opferten die vorüberkommeirden Wanderer kleine ihre Bildwerke, riesengroße, große, mittelgroße, oder winzige, jeder nach seinen Verhältnissen. das Ganz anders nun hier in Kuklia, in Palaipaphos, von Neapaphos, der weiter westlich zum Unterschiede gelegenen antiken Stadt, das Dorf Paphos bei Ktima Auch an dieser (dem Distrikthauptort) genannt wird. Stelle hat Dr. Zahn versuchsweise graben lassen und einige Bildwerke gefunden. Hier sind wir nicht mehr in früh griechischer, zu Homer und über Homer in die Mykenä-
von Alt-Paphos. Zeit, hier sind wir nie in dieser epoche hinaufreichender frühen, von phönizischen Einflüssen noch unberührten urgriechischen, für den Rantidi-Hügel charakteristischen Zeit gewesen. Hier künden megalithische Reste, Riesen blöcke, die aber auf einer Untermauerung aus kleinen Steinwürfeln stehen, grundverschieden von der -mykenischen Bauweise in Tiryns und Mykenä, den Einfluß der Phönizier einer nicht sehr alten Zeit an, die auch von den alten Schriftstellern als die Gründer von Palaipaphos bezeichnet werden. Diese Riesenblockmauern (Abb. 5) umgeben den Haupttempelhof, den hauptsächlich die Eng länder 1888 bloßlegten. Hier fanden sie die zahllosen Marmorbasen, aber, von drei Ausnahmen abgesehen, aus mit griechischen schließlich Inschriften hellenistischer und römischer Zeit beschrieben. Sie trugen viele große Bildsäulen, darunter sicher solche von hohem Kunstwert, die Cato für seinen Triumphzug 56 v. Chr. nach Rom schleppte, als er im Namen der Republik von der Insel
Die Verhältnisse
Liberias nach amerikanischer Auffassang.
Besitz ergriffen hatte. — Neuerdings sind nun auch von in etwa Schritt Entfernung den Aus 180 der Engländer und in nordöstlicher Richgrabungen von ihnen an der Nordostecke des tung heutigen Kuklia, den letzten Dorfes bei Häusern am Ab hänge des dort schluchtartig abfallenden Geländes, das den Namen Xylino führt, zwei Weihinschriften ge funden worden. Auf der einen Säulentrommel mit hel Inschrift (Abb. 6) sitze lenistischer gemeingriechischer ich im Vordergrunde. Mein photographischer Apparat
Abb. 6.
Kuklia
in der Tschira-Philippa genannten Gegend ge funden worden. Nicht nur, daß diese Steine kalligraphisch himmelweit von den sehr altertümlichen Rantidi-Inschriften entfernt sind und ins vierte vorchristliche Jahrhundert gehören , es sind auch phönizische Inschriften darunter. Übrigens hat gestern, am 29. September, der auf meine Veranlassung hergesandte Dr. Zahn seine Arbeit beendet und vorher noch ein in den Felsen gehauenes Kuppelgrab gefunden, wie ich deren bereits zwei 1885 bei Soloi ausgegraben und in meinem Werke „Kypros,
Auf den Trümmerfeldern von Alt-Paphos.
wurde zur Aufnahme fast genau auf die Fundstelle der zweiten im vorigen Jahre entdeckten spätphönizischen Inschrift gestellt. Sie lag in einer Mauer verbaut, die die heutigen Dörfler aus lose aufgehäuften Steinen er richtet hatten, um, wie hier überall, ihre Grundstücke voneinander zu trennen. Beide Inschriften waren offenbar Kirche, die hier in Ruinen liegt, in der byzantinischen verbaut und sind vor Jahrhunderten von benachbarten Tempeln hingebracht worden. Denn bis zur Ausgrabungs stelle der Engländer beträgt die Entfernung, wie gesagt, nur etwa 180 Schritt, und das Ende des Tempels liegt in nächster Nähe. — Endlich sind noch 37 Inschriftsteine südlich von
297
Links Stcintrommel.
die Bibel und Homer"
veröffentlicht habe. Diese Nach fallen in die Zeit bildungen mykenischer Kuppelgräber von 1200 bis 1000 v. Chr., und ich habe auch in einem derselben eine spätmykenische Vase mit Firnismalerei ausgegraben, wodurch die Rantidi-Zeit und die Zeit Homers genau fixiert werden. Wir müssen nun abwarten, was Prof. Meister aus diesen mehr als 100 gefundenen Inschriften herauslesen wird. Bis jetzt spricht alles für meine Vermutung, daß in Rantidi auf dem Räucheraltarhügel nicht nur ein Räucheraltar der Aphrodite Paphia stand, sondern der berühmteste Räucher altar der Aphrodite von Paphos, der homerische.
Die Verhältnisse Liberias nach amerikanischer Auffassung. Vor nicht langer Zeit wurde man wieder einmal auf Die Vereinigten Negerrepublik Liberia aufmerksam. Staaten, die die Republik ja gegründet, haben, äußerten für sie ein die europäischen Kolonialmächte etwas beun die
sie wollten die ewig schlechten Interesse; sanieren, ihm überhaupt auf Freistaates die Beine helfen, und da bekannt ist, daß ein Staat dem anderen diesen Freundschaftsdienst nicht umsonst und
ruhigendes
Finanzen
des
Globui XCVIII.
Nr. 19.
ohne Nebenabsichten leistet, so wurden namentlich Eng land und Frankreich etwas bedenklich. Denn Frankreich und England sind mit ihren afrikanischen Besitzungen die Nachbarn Liberias, haben dort mannigfache Interessen, und rechnen stark damit, daß es ihnen einmal zufallen wird. Interessen hat dort übrigens auch Deutschland, und ihm muß an der Unabhängigkeit Liberias gelegen sein, aber England und Frankreich kennen die Schüchtern
298
Die Verhältnisse
Liberias nac h amerikanischer Auffassung.
heit des deutschen Auswärtigen Amtes, das in manchmal komisch wirkender Ängstlichkeit bestrebt ist, bezüglich Liberias den Engländern und Franzosen nur ja keinen Anlaß zu dem „Verdacht" zu geben, es wolle dort etwas für sich. So ist ihnen da das Deutsche Reich eine Aber mit den von Rücksicht und quantite negligeable. Zartheit nicht behafteten Yankees ist das ganz anders; daher eine gewisse Sorge. Aber die Sorge war, wenn nicht überflüssig, so doch vielleicht verfrüht, und Amerika hat beruhigende Er klärungen vom Stapel gelassen. Immerhin hatte es sich mit den Verhältnissen der Republik sehr eingehend be schäftigt und eine aus den Herren Roland P. Folkner, George Sale und Emmet J. Scott gebildete Kommission zum Studium Diese jener Verhältnisse hingeschickt. haben natürlich einen Bericht erstattet, und aus dem soll hier einiges mitgeteilt werden. Bemerkenswert ist an ihm, daß er Liberias Zustände zum Teil mit ziemlich rosigen Farben malt, während englische und französische Beobachter alles rabenschwarz darzustellen belieben, und auch Deutsche in diese Kerbe zu hauen pflegen. Es mag bleiben, wer recht hat. Sicher wird man dahingestellt nicht alles unterschreiben dürfen, was die Amerikaner über das heutige Liberia sagen, aber viele ihrer Gedanken sind doch beachtenswert. Vor allem erkennt man auch aus dem Bericht, was die Amerikaner mit ihrem Interesse für Liberia im letzten Grunde bezwecken. Die Kommission berichtet nun, die Würde und die mit Intelligenz der liberianischen Regierungsvertreter, denen sie zu tun hatte, habe auf sie einen tiefen Ein druck gemacht. Obwohl ihre Zahl nur verhältnismäßig klein gewesen, hätten sie den besten Teil der Bürgerschaft Liberias repräsentiert, und schon die Tatsache, daß eben die besten Leute ihren Weg in die Staatsämter fänden, sei ein günstiger Umstand. Es heißt dann u. a. weiter: Die Liberianer sind kein revolutionär veranlagtes Volk und haben während der ganzen bisherigen Dauer ihres Staatswesens geordnete Regierungsformen aufrecht In 62 Jahren haben sie 13 Präsidenten gehabt, erhalten. von denen die meisten ein oder mehrere Male für die worden sind; zweijährige Amtsperiode wiedergewählt in der Verwaltung herbei wenn sie aber Veränderungen zuführen gesucht haben, so ist es durch konstitutionelle Mittel geschehen. Wenn unter dem Druck der öffent lichen Meinung ein oder mehrere Präsidenten ihr Amt vorzeitig niedergelegt haben, so ist es zu gewaltsamen
nicht gekommen. Es wird häufig versichert, Liberia sei bankerott, aber das ist falsch. Allerdings fanden sich viel Ungeschicklich keiten in seiner Finanzverwaltung vor, und die Regierung hat Verlegenheiten wegen ihrer Schulden und der daraus Umwälzungen
sich ergebenden Lasten ; aber die Staatsschuld von kaum 1300000 Doli, ist nicht zu groß, selbst wenn man sie mit den gegenwärtigen Einkünften vergleicht; sie ist im des Landes Reichtum sehr Gegensatz zum natürlichen klein. Richtig ist, daß die tatsächliche Regierungsgewalt sich nur auf die Küstenstädte und die Niederlassungen am St. Paul- und St. Johnsflusse aber hier erstreckt, herrscheu auch Gesetz und Ordnung, Leben und Eigen tum sind angemessen gesichert, und Verbrechen werden sofort bestraft. Frieden, guter Wille und freundschaft zwischen diesen Städten und liche Gefühle herrschen und den unmittelbar Ansiedelungen angrenzenden Ein geborenendörfern. So unfertig in vieler Beziehung die Zivilisation Liberias sein mag, es hat darin Fortschritte, nicht Rück schritte gemacht. Will man den Fortschritt des liberia nischen Volkes richtig einschätzen, so muß man seine Entstehung nicht vergessen. Es besteht aus drei ur
sprünglichen Elementen : Von der Kolonisationsgesellschaft hinausgesandten freien Negern, Afrikanern, die während der Zeit der Unterdrückung der Sklavenausfuhr von den den Sklavenhändlern ab amerikanischen Kriegsschiffen genommen worden sind, und aus Befreiten, die während des Sezessionskrieges nach Liberia ausgewandert sind. Aus diesem Material nun und geleitet von den amerika nischen das liberianische , hat Lebensüberlieferungen Volk eine Zivilisation entwickelt, die von der des besseren Negerelementes in den Vereinigten Staaten nicht unvor teilhaft absticht. Die Kommission hat die Überzeugung, daß die Liberianer die sie umgebende Eingeborenen weit mehr beeinflußt haben, als jene von bevölkerung dieser beeinflußt worden sind. Jener großen Masse un kultivierter Völker gegenüber haben sie sich auf einer hohen Stufe der Zivilisation gehalten, verhältnismäßig für die das wohlgeordnete Vaterland, der Respekt vor und die gut Gesetz und Ordnung, die Sonntagsruhe gehaltenen Häuser deutlich Zeugnis ablegen. Zu schwer für sich findet nun Liberia die größeren und schwierigeren Regierungsaufgaben, die ihm haupt sächlich infolge der Aufteilung Afrikas unter die euro päischen Mächte während der jüngsten Zeit entgegen getreten sind. Sie sind erwachsen aus der zunehmenden seiner Beziehungen zu den Nachbarländern Bedeutung und aus der dringenden Notwendigkeit einer mehr wirk lichen Kontrolle und Regierung der Eingeborenenstämme innerhalb seiner Grenzen. Infolge dieser Aufgaben und Probleme fühlt Liberia den Bedarf nach Hilfe durch eine starke Macht. Im einzelnen sind diese Probleme: 1. Der der Nach Schutz der Grenzen gegen Angriffsversuche barn, deren Macht Liberia nur die Gerechtigkeit seiner hat. 2. Die tatsächliche Ansprüche entgegenzustellen Aufsicht über die Eingeborenenstämme, besonders an den Grenzen, damit für die Besetzung liberianischen Ge bietes durch die Nachbarn jeder Vorwand entfällt. 3. Die der Staatsfinanzen, damit es allen Verpflich Ordnung tungen gegen das Ausland nachkommen kann und der Staatskredit auf eine feste Grundlage gestellt wird. 4. Die in der Weise, daß der Entwickelung des Hinterlandes Umfang des Handels wächst , so daß er die wachsenden Bedürfnisse einer auf den Fortschritt bedachten Regierung deckt und sie gleichzeitig in den Stand setzt, die wünschenswerte Einwanderung aus den Vereinigten Staaten zu beleben. — Weil es Liberia bis dahin nicht gelungen ist, diese Aufgaben befriedigend zu lösen, so hat es sich in Meinungsverschiedenheiten mit fremden Mächten verwickelt gesehen; sie haben eine Unruhe ge schaffen, die die innere Entwickelung Liberias hemmt und ihm das Gefühl erweckt, seine nationale Existenz werde und im Innern von außen durch mächtige Nachbarn durch Schwäche bedroht. Im Norden und Osten hat Liberia Frankreich zum Nachbar. Indem Frankreich seine auf den Aufbau eines Reiches gerichtete Politik ver großen westafrikanischen folgte, war es ein Dorn in der Seite Liberias. Die Fran zosen haben sich beständig und hartnäckig um die Ver besserung ihrer Grenzen bemüht. Durch Verträge haben sie Liberia allmählich um Gebiete beraubt, die es lange beansprucht hat. Seine Eingriffe begründet Frankreich mit der Ausrede, daß die Gebiete, die es annektiert und dann durch Vertrag von Liberia abgetreten erhalten hatte, nicht im tatsächlichen Besitz der Liberianer ge wesen wären und daher von jeder anderen Macht hätten erworben werden können. Im Westen grenzt Liberia an die englische Kolonie Sierra Leone. Sogar schon, als Liberia noch eine Kolonie war, die unter von der Kolonisationsgesellschaft ernannten Gouverneuren stand, hatte es mit Sierra Leone Streit.
Die Verhältnisse Liberias nach amerikanischer Auffassung. Britische Kaufleute bestritten ihm das Recht, Zölle zu erheben, und weigerten sich, in dieser Beziehung seine Die so entstandene Frage war Autorität anzuerkennen. einer der Hauptgründe, die zur Errichtung der Republik führten. Seitdem ist Liberia verschiedene Male gezwungen worden, den ehrgeizigen Absichten seines Nachbars Kon zessionen zu machen. Ein langer Streit um die West grenze Liberias ist durch den Vertrag von 1885 beendet worden; er kostete ihm ein beträchtliches Stück Küstenlinie, auf das es einen gerechten Anspruch hatte. Das britische Auswärtige Amt hat bestritten, daß es Gebiet habe; aber diese Absichten auf liberianisches Behauptung läßt sich schwer mit den Handlungen und der Haltung seiner Beamten in Sierra Leone und Liberia Unschwer ist doch Englands Erklärung ver vereinigen. ständlich: Wenn es Frankreich gestattet sei, erfolgreiche dann auf liberianisches Gebiet zu machen, Vorstöße sein, werde England im eigenen Interesse gezwungen Es macht wenig auch seinen Anteil zu beanspruchen. ob England der obere oder der untere Unterschied, ist: Liberia ist zwischen beiden und wird, Mühlstein wenn es nicht die Unterstützung einer England oder Frankreich an Stärke ebenbürtigen Macht erhält, als un abhängiger Staat schnell von der Karte verschwinden. Das öffentliche Schulwesen Liberias besteht aus dem Liberia College in Monrovia für den höheren Unterricht, und den Volksschulen. Dem College vier Mittelschulen in der Ausrüstung, seine fehlt es am Notwendigsten Studienkurse kommen denen einer höheren Schule schwer lich gleich. Die Mittel- und Volksschulen haben unter dem Mangel an Schulgebäuden und ausgebildeten Lehrern zu leiden. Die jährlichen Mittel für den Unterhalt der Schulen sind sehr gering und werden sehr unregelmäßig Eine völlige Rekonstruktion der Schulen ist gezahlt. eines von Liberias größten Bedürfnissen. Solange aber die Geldmittel so gering bleiben, wie sie sind, solange ist für die Entwickelung eines wirklichen öffentlichen nichts zu erhoffen, und solange die Ein Unterrichtes künfte des Staates sich nicht materiell vermehren, so lange besteht wenig Aussicht, daß der Staat jene Mittel Die beste Unterrichtsarbeit in Liberia wird erhöht. gegenwärtig unter der Aufsicht der Kirche geleistet, und manche von unterhaltenen religiösen Vereinigungen Schulen sind auch lobenswert. sind seine Liberias große Quelle des Wohlstandes Wälder, die Palmöl, Palmkerne, Piassavaf aser und Gummi liefern. Diese Produkte werden von Eingeborenen ge wonnen, die manchmal unter Leitung eines Liberianers, arbeiten und den Ertrag meistens aber selbständig an die fremden an die Liberianer oder unmittelbar Das, was es exportiert, vermag .Kaufleute verhandeln. Liberia nicht zum vollen Werte auszunutzen infolge der primitiven und verwüstenden Methoden bei der Gewinnung der Produkte und bei deren Vorbereitung für den Ex Von An port, die sie teilweise ihres Wertes berauben. die zur Ausfuhr kommen, ist der ameri bauprodukten, Kaffee das Einmal kanisch-liberianische wichtigste. stand diese Kaffeeindustrie in Blüte, jetzt aber steht sie still oder geht zurück. Der Wettbewerb anderer Länder, und besser zube besonders Brasiliens, das billigeren reiteten Kaffee auf den Weltmarkt gebracht hat, hat den liberianischen Pflanzer entmutigt, weil seine kleine Ernte ihm nicht mehr die früheren schönen Preise ein Er ist gleichgültig und nachlässig geworden, er trägt. hat nicht gelernt, sich den neuen Bedingungen anzupassen, und baut und erntet nach alter Art. Liberia hat seinen Boden bisher nur oberflächlich berührt und das auch nur in einem kleinen Teile seines Gebietes.
Infolge
des
Mangels
an Verkehrsmitteln
ist
es recht
un
299
Die Flüsse sind nur auf eine kurze Ent zugänglich. fernung von der Küste schiffbar, bis an die Schnellen. Primitive Straßen in den zivilisierten Siedelungen und Waldpfade im Innern des Landes sind die einzigen Ver Wagen sind fast unbekannt, und die gesamte kehrswege. Handelsware, die aus dem Innern kommt, findet, abge von den küstennahen Flußstrecken, auf den Schul tern und Köpfen der eingeborenen Träger ihren Weg zum Meere. Dieser traurige Mangel an Verkehrsmitteln beschränkt natürlich sehr die Fläche, wo der Handel festen Fuß fassen kann ; er drückt auch den Einfluß Monrovias im Innern auf ein Minimum herunter und be reitet der wirklichen Kontrolle von Punkten im Innern große Hindernisse. Die Schuld an diesen Verkehrsschwierigkeiten trägt Liberias; es fehlt eben an nicht die Bodenbeschaffenheit Straßen durch das Waldland. Deshalb ist das Innere den Liberianern ebenso wenig bekannt, wie der übrigen Was ihre ausgedehnten Wälder produzieren Welt. können, welche Quellen des Reichtums da liegen, welchen Wert das gerodete Land für Anbauzwecke haben könnte, Vor allem muß wissen die Liberianer einfach nicht. also das Land genau durchforscht werden. Ein weiteres Hindernis für den liberianischen Handel ist der Mangel an Häfen und als Folge davon die die Güter einzuschiffen. Das ist wegen Schwierigkeit, über den Barren an den Flußmün des flachen Wassers und oft gefährliche Aufgabe. dungen eine kostspielige Dazu kommt der Mangel an Interesse für Industrie Sie beschäftigen und Handwerk bei den Liberianern. und Handelsangelegenheiten. sich ganz mit RegierungsDa nun aber Fast alle Manufakturwaren sind importiert. Liberia vielleicht niemals ein gewerbetreibendes Land wer denwird, so müßte der Entwickelung von Handel und In dustrie erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt werden, wenn eine höhere Stufe nationalen Gedeihens erreicht werden soll. Unter den heutigen wirtschaftlichen Verhältnissen Liberias kann einer zahlreichen Auswanderung der Neger Staaten dorthin nicht das Wort geredet der Vereinigten Wahrscheinlich ist dort ein Feld für eine große werden. Menge zivilisierter Neger; ebenso sicher ist es aber, daß der Einwanderer, der nur seine physische Kraft und seine Arbeitslust mitbringt, heute in Liberia wenig Aus sicht hätte, sich und seiner Familie eine Existenz zu sehen
gründen. Die Liberianer wissen zu wenig von ihrem eigenen Lande und zu wenig davon, wie sie dessen Hilfsquellen ent wickeln können, als daß sie der Einwanderung Vorschub leisten dürften. Ein systematisches Studium jener Hilfs quellen, die Kenntnis der Produkte des Landes und der die Kenntnis der besten Methoden, sie zu gewinnen, Möglichkeiten des Landes und wie dieses am besten unter Kultur gebracht werden kann, der Bau wenigstens einer guten Straßeins Innere, wo besseres Land und gesunderes Klima für Menschen und Tiere zu finden wäre — all bevor Liberia daran denken kann, das ist notwendig, Da nun die Liberianer Einwanderer heranzuziehen. selbst weder über die Mittel noch über die Kenntnisse für ein solches Studium verfügen, so könnte ihnen kein größerer Dienst erwiesen werden, als wenn man für sie ausführt, damit sie ihre eigene diese Untersuchungen Erbschaft antreten und gastlich der wünschenswerten Einwanderung aus den Vereinigten Staaten die Tore Die Kommission öffnen können. schlägt deshalb unter anderem vor, daß die Vereinigten Staaten in Liberia eine errichten und unterhalten. Forschungsstation Die Aufgabe einer solchen Station sollte in der Er forschung der Natur des Landes bestehen, der Entwicke lung und Erhaltung der Quellen seines Wohlstandes, der 39*
Schultz:
300
Das
Falealii.
sein, der die Amerikaner in ihrer neuen Liberiapolitik leitet. Ob sie einschlagen wird, muß die Zukunft lehren. eines England und Frankreich kann die Nachbarschaft starken Negerstaates in Westafrika, hinter dem noch steht, dazu die nordamerikanische Union schützend schwerlich angenehm sein, weil im Laufe der Zeit die Farbigen in ihren Besitzungen Lust gewinnen dürften, sich ihm anzuschließen oder es gleichfalls mit der Unab zu versuchen. Es wird eben wohl ohnehin hängigkeit einmal dazu kommen, daß im Schwarzen Erdteil sich der Ruf erhebt: Afrika den Afrikanern, trotz der immerfort betonten angeblichen Inferiorität der Negerrassen.
des Klimas auf die Gesundheit und der Ur sachen, Behandlung und Heilung der Tropenkrankheiten. Auch rein wissenschaftliche Vorteile in diesem so wenig erforschten Teile Afrikas würden sich ergeben, und die Staaten würden sich damit ein Verdienst Vereinigten
Wirkungen
erwerben. der Bericht der Kommission. Soweit Den Ver einigten Staaten macht ihre schnell wachsende Neger bevölkerung Sorge, und sie möchten sie gern los werden oder beschränken. Da wirft man nun sein Auge auf der Afrikaner Liberia und will es für die Aufnahme Dies scheint einer der Hauptgedanken vorbereiten. zu
Das Falealii. Erich Schultz.
E faia lava i tausaga uma e amata i le masina o Taumaf amua ') e oo ia Lö ma na o Taumafamua aasilia auä Toelaumaf a fai ai mea taumafa ma-
Es geschieht alljährlich vom Monat Oktober bis zum März aber am mei sten im Oktober und No vember3), weil da Überfluß an Nahrung herrscht*).
der Vergangenheit
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Die alten samoanischen Monatsnamen sind heute nicht mehr gebräuchlich. Die im Oktober einsetzende Regenzeit bringt die Pflan zungen zur Reife. Familienhaupt (Häuptling oder Sprecher). Die Täuava und die Faimea gehören zur Klasse der tautai, der in Fischfang und Schiffahrt erfahrenen Leute, die ihre Kenntnisse in den Dienst der Häuptlinge zn stellen Die Faimea beschäftigen sich mit der Herstellung haben. Den Amtsbereich der weiter unten beschriebenen Angeln. die nicht der Täuava bilden die Riffeinfahrten — ava — nur für den Schiffsverkehr wichtig sind, sondern auch den von der hohen See in die Lagune kommenden Fischen als Jede Riffeinfahrt untersteht einer Gott Eingangstor dienen. heit — aitu — mit der der täu-ava im Interesse seines Häuptlings gute Beziehungen zu unterhalten hat — tapuai. Das Wort tau ist Abkürzung für täula (etwa = Priester). Die gleiche Etymologie hat das Wort täuläitu, das früher S. 23, Anm. häufig, auch noch bei Krämer, a. a. O., fälschlich von taula (Anker) abgeleitet worden ist. Ent ,
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gehören. Nachstehend eine aus berufener samoanischer Feder stammende Beschreibung des Festes nebst eigener Über setzung; zur Erleichterung des Satzes ist im samoani
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haben, dürfen am teilnehmen mag sein, jemand auch matai — hat er noch nie ein fau geleistet, so ist er vom Fa lealii ausgeschlossen. Die Täuava und die Faimea haben die Leitung und treffen Bestimmung über alle Einzelheiten, weil sie es sind, „durch deren Vermittelung dem Falealii Die Erfolg zuteil wird". Teilnehmer heißt man unter schiedslos, ob sie matai oder'
Falealii
4)
Im übrigen habe ich in der Samoaliteratur nur noch eine kurze Bemerkung in Krämers Monographie: Die Samoainseln n, S. 405 (Stuttgart 1902/03) gefunden, wo anscheinend in Anlehnung an Pratt fälschlich der PaloloFang zum Anlaß des Festes erhoben ist. Das Falealii ist einer näheren Betrachtung wohl wert, es weil charakteristische Züge samoanischen einige Wesens veranschaulicht. Strengen Regeln unterworfen, wie sie das Bedürfnis der Samoaner nach Form und Etikette nun einmal fordert, läßt es dennoch Raum zur wird Betätigung gesunden Humors, und dem Tüchtigsten die verdiente Anerkennung zuteil, ohne daß die bewährte soziale Gliederung des Volkes darunter litte. Das so oft geäußerte berechtigte Bedauern, daß gute, alte samoanische Sitten der europäischen Zivilisation weichen, ist Nur selten noch findet ein Fa auch hier am Platze.
*),s)
who lost.
statt;
pule lava Täuava Falealii, ma Faimea7) latou le tonu mo ia faia auä mea uma Fale latou tapuaiina taua alii ina ia manuia. alii ala, pe tagata uma
Nur die, die ihr fau ge leistet
*)
mafai
Falealii ui ona auai a afai se matai5), lava mafai lava lei fau Falealii. ona alu, ane
wenn sie fau ge
B)
ua fau
e
Na
o *). e
tuä tele
daran teilnehmen, eine Essensgabe, nannt, entrichten.
7)
f
3) e
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'),
Dieser Brauch ist bei Häuptlingen und Sprechern von alters her in Übung. Auch junge Männer können
überhaupt.
Turner sagt in seinem Buche Samoa a Hundred Years ago (London 1884), S. 127, summarisch: Fishing matches were in vogue at particular seaThe party who took the most fish won, and were sons. treated with cooked pigs and other viands by those
lealii
0 le mea lea e masani ai alii ma tulafale talu mai E mafai foi ona anamua. auai i ai ni taulelea pe afai ua faia ni o latou momoli e taua o le fau.
e
angelns
schen Text der als diakritisches Zeichen für den Kehl laut dienende Apostroph durchgehends weggelassen.
a
vielfach und eingehend Obwohl Samoa ethnologisch bearbeitet worden ist, bleibt doch noch reichlich zu tun übrig, um in intensiverer Tätigkeit Lücken auszufüllen So ist z. B. ein anmutiges und Irrtümer zu berichtigen. Stück samoanischen Volkstums, das Falealii, ein perio disch stattfindendes Wettfischen mit der Angel, der For schung bisher so gut wie völlig entgangen. Das Wort falealii ist in dem anerkannt besten Worter buch, Pratt's Grammar and Dictionary of the Samoan er Language (3. Aufl., London 1893), folgendermaßen klärt: 1. a feast at the time of getting palolo, 2. games on a large scale. Die erste Bedeutung ist so allgemein ausgedrückt, daß sie den Begriff kaum erkennen läßt; auch ist die Die zweite ist sicher unrichtig, Zeitangabe ungenau. da sich nach meinen Ermittelungen das Wort nur auf die hier besprochene Einrichtung bezieht. Falealii, zusammen gezogen aus fale o alii, Haus der Häuptlinge, bedeutet das Haus, in dem die an dem Wettfischen eigentlich dann über Personen sich versammeln, teilnehmenden tragen: die Gesamtheit der Teilnehmer, und schließlich den ganzen Brauch des festlichen gemeinsamen Wett-
Apia.
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Dr.
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Von Oberrichter
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Namen
II, S. 407 ff. angegeben. ") Fufui, eintauchen, naß machen,
a. a. 0.,
sind nach Krämer,
ls)
M)
umu, eigentlich die Kochgrnbe, hier bildlich für die Angeln, weil das Falealii zu so vielen Schmausereien Anlaß bietet, daß die Kochgrnben ebenso häutig gebraucht werden wie die Angeln. ") Irgend eines der großen (Bund-) Häuser des Dorfes wird gewählt und die daselbst wohnende Familie derweile ausquartiert (vgl. Anm. 20). läßt man aus dem Becher zu ,a) Beim Kawatrinken nächst einige Tropfen auf die Erde fallen, als Libation. Arten kleiner Fische, die in der Mafua, verschiedene Regenzeit erscheinen und den größeren als Nahrung dienen. Die Schäfte der Angeln sind in ihrer Gestalt den mafuaFisc.hen nachgebildet. Mafua, hier bildlich für die gefangenen Fische.
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fai ai fale sa lava ona mo-
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zuziehen.
Falealii
steigt man wieder an Land sich im und versammelt um auf großen Hause12), Kawa zu gutes Gelingen Kawa trinken 1S), diese heißt „die Kawa der Lock Auch werden fische u). "
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aso uma seia masina ona tuu fua Falealii, a faia foi ni mea taumafa faailoga ai lea aso, ma ua taua foi ama auä saläga toe ala seia oo matofitele isi ma sina l9).
*)
Eigentlich der Schaft der Angel (vgl. Anm. 9), hier bildlich gebraucht. Dieser von v. Bülow vorgeschlagene Ausdruck ist meines Erachtens der Übersetzung Krämers „Blanker" vor
lava faapea oo ina pe tuu lea.
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morgens. Dieser erste Mor gen heißt „das [erste] Ein tauchen der Angeln" n); jeder fährt in seinem Kanu und schleppt seine Angeln [durchs Wasser], um einen Fisch zu bekommen, dann
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afiafi ona toe lea Falealii sei fai se ava ona taua ava taumuli18), lea mo tapuaiga aso taeao, a tufa lea ava ua muamua Täuava ma Faimea. oo
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Am Morgen des pikvogel. Tages, an dem der Mond im letzten Viertel steht, fängt das Angeln an, alle müssen hinaus, keiner darf dahinten bleiben, anderer mit seits darf niemand machen, der noch kein fau oder dargebracht hat; um Uhr morgens geht es los oder und dauert bis Uhr
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der Cypraea- oder der Vermetus-Muschel 10) geschnit ten wird; es gibt also verschiedene Arten von Daran befestigt Schäften. man einen Haken aus Schild patt und versieht das Ganze mit weißen Federn vom Tro
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taifuigäumu n), lona tasi tagata ma alu toso ai ana pä ina paopao ia maua sana ia, ona ae uta ma faapotopoto lea alii ala uma fale tele12) fai ai Falealii sei fai alle ava ona tapuaiga taua lea Falealii ,s), le ava ava mafua 14), a sao foi ma ma fua l5) ina ia iloa pe fia ni na na maua, po
muamua ua ui lava se alii tele afai ua futi ia muamua lava sana ava, uma ona inu na futi ia ona pitu lea ai na alii ala na logo. futi ia fai faasaga ni mea taumafa ave Falealii taua lea sami ia 17). matuä viia lava le tagata ua futi ia, tofu nuu ma a latou lea mea. tu faasino
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Fa ua auai faga, sa ala uma lealii nofo lava se alii ala sa foi se tagata uta, alu lei fau alafaga, fa tolu po itulä seia amata taeao valu. fitu po oo taeao muamua taua
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futi ia, po ai foi na logo na fufuti ni ia a ua tufa le maua)16).
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mea nei tifa gaosia pä9) pule, tio10), matapoto, eseese maua ai ituaiga maga pä, ona fai lea se laumei a se fasi una fulu papae teuteu le aso le taeao tavae. ma matofitele ai lea ala a amata sina
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nuu uma atoa ma ni tagata ai. uma ia mea ese faiva ona faasaga lea
weil Mondviertel, letzten mit diesem das Angeln be ginnt, und dauert bis zum Neumond; dann hört es auf. Am ersten Tage findet ein Schmaus statt, pä alle angelnden genannt; dazu Häuptlinge tragen bei damit es viel werde, denn wer viel bringt, wird Das Essen wird gelobt. verteilt, auf daß das ganze Dorf davon genieße, des gleichen Fremde, die gerade anwesend sind. Wenn das vorüber ist, beginnt man Die An mit dem Fischen. geln, die man dazu ver wendet, bestehen aus einem der aus der Schale Schaft der Perlmutter-, der Conus-,
7
masina auä o le aso lea e amata ai alafaga, ona fai pea lea seia pe le ma sina ona tuu lea. 0 le aso muamua lava e taua o e fai ai faigäai alii ala uma tofu pä fai mea fono ma ai ni mea ia tele lava auä tauleleia le tagata ua tele a tufatufa ana mea. na mea ina ia aai ai o le
Falealii.
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le Falealii
jungeMänner sind, angelnde Häuptlinge. Das Falealii tritt in Tä tigkeit am Tage vor dem
4
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Schultz:
dann die gefangenen Fische herbeigebracht16), damit die ganze Beute übersehen und werden kann, festgestellt und wer etwas gefangen bei wem es nur an der Schnur gezuckt hat1,;). Beim Austeilen der Kawa trinkt zuerst, wer einen Fisch ge fangen hat, selbst ein hoher Häuptlingmuß warten,wenn er nichts gefangen hat; nach denen, die etwas gefangen haben, kommen die, bei de nen es an der Schnur ge zuckt hat. Aber die, die etwas gefangen haben, rü sten nunmehr für das Fa lealii ein Mahl her, das „der Dank für die Fische" ") Sie ernten genannt wird. großes Lob ein, doch hat jedes Dorf in dieser Hin sicht seine eigenen Ge bräuche. Am Nachmittag tritt das Falealii wieder zusammen, um Kawa zu trinken; diese Kawa heißt „die Kawa des Achterteils"18) und bedeutet, daß man für den folgenden Tag Erfolg erhofft. Hierbei bekommen der Täuava und der Faimea zuerst. Und so geht es alle Tage weiter, bis der Mond zu Ende ist, dann hört man auf. Je doch löst sich das Falealii nicht einfach auf, sondern man feiert den Schlußtag mit einem Festmahl, dies heißt „das Abnehmen der
weil man nicht Ausleger", wieder angelt bis zum letz ten Viertel des nächsten Mondes 19). In dem Hause, wo das Fa lealii sich versammelt, darf von Anfang an bis zum Ab nehmen der Ausleger kein
") D. h. ein Fisch hat angebissen, ist aber entkommen, weil die Angel nicht gehörig gefaBt hatte, oder durch Reißen der Schnur. 17) Sami (= putu), Dank abstatten (durch Darbringung von Essen) für eine Qunst, die man erfahren (hier das Glück, das die Götter durch Vermittolung der Täuava und Faimea dem Fischer gewährt haben). ") Weil die Angeln hinten nachschleppen. ") Die beim Falealii verwendeten Kanu durften in frü herer Zeit, als man die altsamoanische Sitte noch streng beobachtete, zu keinem anderen Zwecke benutzt werden, wurden also jedesmal nach Beendigung des Festes durch Abnehmen der Ausleger „außer Dienst gestellt'.
Weiteres über den Pfahlbaufund am Wettersee.
lealii seia oo ina sasala le ama ona faatagaina lea 2°). E sa lava se alii ala e faatamala ma ua le ala i se aso e tasi po ua le i ai i le Falealii i le taeao ma le afiafi o aso uma o alafaga.
E
lava ituaiga o i ai le ala faga, o malauliai) ma taoto ä2) , a o nisi ia e le amanina lava, a e faaooia
lua
faasaga
e
gaina foi le sapatü 23) nisi nuu o Upolu.
E
i
Familienmitglied und kein Gast schlafen 2°). darf Kein Teilnehmer während der ganzen Zeit an einem Tage das irgend Angeln versäumen oder am Vor- oder Nachmittag bei den Versammlungen des Fa lealii fehlen. Zwei Fischarten sind es, denen man auf diese Art nachstellt, der malauli al) und der taoto aa), um andere Fische kümmert man sich dabei nicht; doch nehmen manche Dörfer in Upolu noch den sapatü as).
pä e toso e le fai le alafaga:
Der angelnde Häuptling schleppt drei Angeln:
1. E nonoa i le vae taumatau ma toso i le itü i matau o le vaa, e taua lea o le pü tautino 24).
1. Eine wird am rechten Bein festgebunden und an der rechten (Steuerbord-) Seite des Kanus geschleppt; sie heißt die zum Leibe ge
tolu
alii ala
pe a
hörige Angel 24). i le vae 2. E nonoa ma toso i le tauagavale va o le vaa ma le ama, e taua lea o le pä taulalovasa 26).
E
2. Eine andere wird am linken Bein festgebunden Kanu und und zwischen sie Ausleger geschleppt; heißt die lalovasa26) -Angel.
nonoa i le lima tauagavale ma toso i tala atu o le ama, e taua lea o
dritte wird am linken Arm festgebunden und hinter dem Ausleger
le pa taufaatä 26).
geschleppt; sie heißt die hin und her gehende Angel 26).
3.
3. Die
E i o
ai le isi pä e taua tauofe e nonoa i le
le
Es gibt noch eine an dere,
die Angelstockangel,
")
Vgl. Anm. 12. Caranx hippos L., nach Krämer, a. a. 0., II, S. 414 ff. ™l Ein kleiner Hai, ebenda. ,*) Belone ferox Gthr., ebenda. **) Weil sie der rechtpn, d. h. der stärkeren und ge schickteren Hand, also dem wichtigsten Gliede des Leibes,
"i
am nächsten
")
ist.
Lalovasa, der Raum zwischen Kann und Ausleger. die Schnur den Bewegungen des rudernden **) Weil Armes folgt.
ofe, a e seäseä se tasi e i ai lea pä auä e gata i Täuava le tauofe vaganä ua e fai se loto le Täuava igaga o se alii po o se failauga ia fai sana tauofe ona faatoa fai lea.
0 le masani o alafaga fai ni itutaua e lua ona fai lea o le tauaiga ina ia e
iloa po o ai e manumalö, a tele ia a le itutaua o le manumalö lea, a itiiti ia a le au o le toilalo lea, o le au toilalo o le a faapolava i feau o le logaina Falealii e uiga i ava ma vai e utu pe valaauina nisi e fai ni siva ma lagi ni pese, o le au toilalo foi e fai sa latou faaai i ni mea taumafa 2').
E
faasalaina le alii ala ala ina ua moeloa vaganä se faalavelave ua ua
le
tatau23), o le tagata foi ua le futi ia o le a faasa laina o ia na te tufaina ava29).
0
le
au
ua
toilalo
le filemü lava, a e toe
mafai ona laga a lalo oo pe masina.
e
tauo le toi i se isi
wird an einem Bambus stock befestigt, aber sie kommt selten vor; denn nur der Täuava darf sie haben, es sei denn, daß er einem Häuptling oder Spre cher vergünstigungsweise erlauben will, eine Angel stockangel zu führen, erst dann darf es geschehen. Das Herkommen erfor dert, daß zwei Parteien ge bildet werden. Die [gefan genen] Fische werden ge zählt, damit man wisse, welchePartei gewonnen hat; viel Fische fangen heißt ge winnen, wenige fangen ver lieren. Die Verlierer müssen das Falealii bedienen mit Kawabereiten und Wasser schöpfen, oder einige müssen oder ein etwas vortanzen Lied vortragen, ferner müs sen sie eine Strafe in Essen entrichten 27). Der Langschläfer, der beim Angeln fehlt, wird be straft, ausgenommen wenn er sich genügend zu ent sie
schuldigen vermag'28). Auch wer keinen Fisch gefangen hat, wird bestraft, er muß die Kawa verteilen M). Den Verlierern läßt es keine Ruhe, sie versuchen im folgenden Monat ihre Niederlage wieder gut zu machen.
,7) Auch gröbere Spaße mögen mitunter vorgekommen sein. Ich habe mehrmals dem Falealii beigewohnt und an dieser Stelle stets Eindrücke gehabt, die mich an akademi sche Biersitten erinnerten. **) Z. B. mit Krankheit. Tufa heißt neben der Kawaschüssel sitzen und jedes mal den Namen dessen ausrufen, dem der gefüllte Becher gebracht werden soll; das Hin- und Hertragen des Bechers zwischen der Kawaschüssel und dem Trinkenden heißt tautü. **)
302
Weiteres über den Pfal baufund am Wettersee. die Entdeckung des interessanten Pfahlbaues in Schweden, dicht an dem großen Binnen see Wettern, ist im „Globus" schon früher berichtet worden 275, u. Bd. 97, Man wird sich er (Bd. 96, 51). innern, daß dieser Pfahlbau einzig in ganz Nordeuropa dasteht, und daß er sowohl durch seine Größe wie durch seine Lage sich von den schweizerischen und südeuropäi schen Pfahlbauten stark unterscheidet. Während die letzteren in offenen Seen auf Pfählen gebaut sind, ruht der schwedische Pfahlbau teilweise auf der Moorerde, in welche er hineingebaut ist, teilweise auf dem schwach sich neigenden Ufer des Sees und wurde mit Hilfe einer kleinen Brücke, deren Uberreste man auch gefunden hat, von den Bewohnern erreicht. Weiter besteht der Pfahl bau von Alvastra nicht wie die schweizerischen aus einem Einzelhause, sondern er hat eine Raumfläche von unge fähr 400 qm, und die verschiedeneu Öfen aus Kalkstein, Über
S.
S.
beiAlvastra
Holze und Töpfer die Reste von verbranntem gefäßen zeigen deutlich, daß die Behausung einer größeren Anzahl Personen als Heim gedient hat. Die Entdeckung des Pfahlbaues geschah im Jahre des Moores, der zwar die 1908 durch den Eigentümer Wichtigkeit seines Fundes nicht erkannte, aber doch die Aufmerksamkeit der schwedischen Akademie der Wissen schaften darauf lenkte. Die eigentliche Untersuchung begann im Jahre 1909 und wurde durch den von dem Institut beauftragten Amagenannten wissenschaftlichen nuensis Otto Frödin und seine Assistenten ausgeführt. Diese erkannten die Bedeutung des Fundes, und obschon es ihnen in jenem Jahre nur gelang, etwa 50 qm der großen Anlage zu untersuchen, stellten sie doch fest, daß hier ein Pfahlbau ackerbautreibender Menschen aus der jüngeren Steinzeit vorlag, einer Bevölkerung, die Getreide und Früchte (Apfel) baute, die Haustiere, wie Schweine, sowie
Bücherschau. Ziegen, Schafe, Kühe und Hunde, besaß, die Jagd auf die wilden Tiere des Waldes machte, und deren Geräte aus Stein, Flint, Bein und Horn verfertigt waren. Nun ist die Untersuchung dieses wichtigen Fundes wobei worden, im letzten Sommer (1910) fortgesetzt Frödin durch den Osteologen L. Hedell aus Upsala unter stützt wurde. Es gelang, das Gebiet der Untersuchungen um etwa 125 qm auszudehnen, so daß jetzt im ganzen un gefähr 175 qm der großen Bodenfläche des Pfahlbaues bloßgelegt und durchforscht sind — eine schwierige und langsame Arbeit, wenn man bedenkt, wie minutiös man verfahren mußte, damit auch nicht der geringste Gegen stand, den die Moorerde verbarg, übergangen würde. Die gefundenen Sachen sind, wie es sich von selbst versteht, hauptsächlich von demselben Charakter wie die 1909 geborgenen, doch befanden sich unter den etwa 1000 untersuchten Gegenständen — Tierknochen, Korn, Kohlen, Nußschalen und eingeschrumpfte Äpfel nicht mit gerechnet — zahlreiche Varianten und eine nicht un Die steinernen bedeutende Anzahl von Neuigkeiten. Geräte sind Äxte mit und ohne Öhr, Flintsteinsplitter, Bohrer und Pfeilspitzen aus Flint, sowie ungefähr zehn der steinernen Geräte, „Klopfsteine" zur Bearbeitung kleinere Stücke unzählbare und endlich geschliffener Weiter fand man in diesem Sommer etwa 300 Steine. Quarzstücke und ebenfalls zahlreiche Kugeln aus Schwefel kies; diese zwei Arten von Gegenständen sind zum Feuer Eine der eigentümlichsten schlagen benutzt worden. deren Ent diesen Kugeln aus Schwefelkies, von deckung dicht bei einer Feuerstätte von großem wissen schaftlichen Interesse war, wurde leider während der zu Frödins von einem der vielen fälligen Abwesenheit Touristen, die den Platz besuchten, gestohlen — ein Fall, der zu sehr scharfen Maßregeln gegen den Touristen strom im kommenden Sommer Veranlassung geben wird. Von Geräten aus Knochen und Horn hat man zahl reiche Meißel, Pfriemen und Dolche gefunden ; die Dolche des letzten Jahres, ebenso gehören zu den Neuigkeiten Ebenfalls neu ist auch wie zwei hölzerne Fischhaken. ein Gegenstand aus Hirschhorn, über dessen Zweck man nicht ganz im reinen ist, von dem man aber vermutet, daß er dazu diente, den geschlachteten Tieren die Haut Auch hat man neue Typen von Messern abzuziehen. aus Wildschweinknochen und anderen Geräten aus Horn und Knochen gefunden. Die Flora ist dieselbe wie die im Jahre 1909 ge fundene: Körner, Äpfel und Haselnüsse, doch um eine Hirse, welche neue Art von Samen vermehrt, nämlich in verkohlten zusammenhängenden Klumpen angetroffen wurde. Man wußte schon früher, daß Hirse der Steinzeit Nordens bekannt war, bevölkerung des skandinavischen und daß diese verstand, ein Getränk daraus zu brauen, aber in Schweden ist Hirse früher nicht gefunden. Die Tierwelt weist die oben genannten Haustiere und wilde Tiere auf, doch auch hier sind neue Funde ge von Biber, Fischotter, wilder Katze macht: Knochen und Igel. Besonders sind die Knochen der wilden Katze von Interesse, da man sie bisher nicht so weit nördlich Auch Knochen von Vögeln wurden aus gefunden hat. gegraben, die Arten sind aber noch nicht bestimmt. Was betrifft, so hat man wie im vorigen die Fischgräten
308
Jahre solche vom Hecht getroffen und als neue solche vom Brassen. Die Fischerei scheint von den Bewohnern nicht stark betrieben worden zu sein, wenigstens hat man nur sehr wenige Fischhaken entdeckt, und Fisch netze sind überhaupt nicht gefunden worden. Die Mög lichkeit ist aber doch vorhanden, daß solche benutzt worden sind, weil man kleine Rollen von Birkenrinde entdeckt die vielleicht hat, als Schwimmer gedient haben. Selbstverständlich werden die Arbeiten im kommen den Sommer und überhaupt so lange fortgesetzt werden, bis die ganze Bodenfläche aufgedeckt sein wird, was wahrscheinlich mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird. Über die Hälfte des Bodens, welcher von einer 1,5 m hohen Moorschicht bedeckt ist, ist noch auszugraben. Aber auch nachdem dies geschehen ist, sind die Arbeiten noch Durch zahlreiche lange nicht als beendet zu betrachten. hat man die Existenz von Abfallshügeln Probebohrungen („Kjökkenmöddings") konstatiert, durch welche das Gebiet der Untersuchungen bis auf 2000 qm erweitert wird, und von deren Untersuchung man sich viele Überraschungen Und wenn auch dieses ausgeführt ist, steht verspricht. die interessante der Skelettgräber noch Untersuchung bevor, von denen man weiß, daß sie sich unter dem Boden befinden, mit deren Ausgrabung man aber noch nicht angefangen hat. Wie man sieht, liegt noch eine lange und interessante Reihe von Aufgaben vor, welche der Pfahlbau von Alvastra darbietet. Wenn aber endlich einmal das große Werk beendet sein wird, dann wird man auch einen wichtigen Beitrag zur Beurteilung der großen Kultur- und Rassenfrage erhalten haben, die nach Frödins Ansicht durch diesen Fund aufgeworfen worden ist. Die Bewohner dieses Pfahlbaues sind nämlich, wie er meint, unzweifelhaft Skandinavier germanischen Ur von Südwesten, wohl über sprungs und wahrscheinlich den Wettern, in die Provinz Östergötland, wo der Pfahl bau liegt, eingedrungen. Aber zur gleichen Zeit lebte in derselben Provinz, der Küste der Ostsee entlang, eine nicht skandinavische Bevölkerung, die nicht Acker bau trieb und nicht seßhaft war, sondern sich von Die Existenz dieser Be Jagd und Fischerei ernährte. wohner kennt man aus mehreren Bauplätzen, welche zeigen, daß sie eine mehrere Meilen breite Küstenstrecke von Östergötland im Besitze hatten. Der Abstand zwischen den Sitzen dieser beiden Völkerstämme ist wahrscheinlich nur ungefähr zehn Meilen, vielleicht noch weniger ge wesen. Diese nahe Nachbarschaft des wilden, jagdtreiben den Volkes zur friedlichen, ackerbautreibenden Germanen die eigentliche bevölkerung ist nach Frödins Meinung für die eigentümliche Anlage des Pfahl Veranlassung baues von Alvastra gewesen. Damit die kriegerischen Nachbarn sie nicht allzu leicht überfallen könnten, mußten die Germanen ihre Behausung so isoliert und schwer erreichbar wie nur möglich anlegen, und dies geschah am besten durch einen Pfahlbau auf schwanken dem Grunde. Wir befänden uns überhaupt hier auf dem zweier Kulturen. Dies erkläre denn auch Grenzgebiet die eigentümliche Erscheinung, daß eine Siedelung wie der Pfahlbau von Alvastra nur hier und nicht innerhalb des eigentlichen Gebietes der südskandinavischen Kultur, Dänemark und Schonen, gefunden worden ist. B.
Bücherschau. Jahrbuch kunde
des städtischen Museums für Völker zu Leipzig. Bd. III: 1908 bis 1909. Leipzig
1910, R. Voigtländer. 5,60 Jt. Unter den Veröffentlichungen der deutschen ethnographi nehmen unter jene des Leipziger Museums schen Museen
K. Weules Direktion
einen ehrenvollen Platz ein , was durch wird. vorliegenden dritten Band wiederum bestätigt Rüstig hat sich das Museum weiter entwickelt, über dessen Ziele der Direktor Auskunft gibt, und da springen die Vor ins Auge, die zur besseren Nutzbarmachung des lesungen den
Bücherschau.
804
Museums für weite Kreise im Museum gehalten werden und großen Anklang finden. Die wissenschaftlichen Abhandlungen im vorliegenden Bande sind mannigfaltiger Art und kennzeichnen die vom Die prähistorische Abteilung Museum gepflegten Disziplinen. hat sich gut entwickelt, und zwei Arbeiten von Dr. Jacob machen uns mit Funden aus der Stein- und Bronzezeit und einem Römerfund von Schladiz bekannt, der um deswillen von Belang erscheint, weil es ein so weit nach Osten vor römischer Depotfund ist , in einem von Römern geschobener Es sind zusammen zehn Stücke, nicht betretenen Gebiete. Kasserolle, Schöpflöffel, Messer, die etwa aus dem Schüsseln, Jahre 200 n. Chr. stammen. Auch das Gebiet der Volkskunde ist durch eine reich von haltige Sagensammlung aus der Leipziger Umgegend J. Bernhardt vertreten, die überraschend reich ausgefallen ist und sich dadurch auszeichnet, daß dabei, oft Licht verbreitend, auch die prähistorischen Forschungsergebnisse mit verwertet sind. Das Ganze, 77 Seiten umfassend, ist ein wertvoller Beitrag zur Sagenkunde des ehemals wendischen, aber gründ lich germanisierten Leipziger Bodens. Rein ethnographischer Art sind zwei Abhandlungen des Jahrbuches. Bescheiden nennt G. Antze seine Arbeit „Einige Bemerkungen zu den Kugelbogen", welche ein bisher ver nachlässigtes Thema fördert. Diese Bogen , die eine ganz besitzen , dienen andere Sehne als die gewöhnlichen Bogen dazu, kleine Tonkugeln oder Steinchen auf Vögel zu schleudern, deren Gefieder nicht verletzt werden soll. Das Verbreitungs gebiet dieses Jagdgerätes ist beschränkt und räumlich weit zersplittert. Es kommt einmal in Südamerika (Brasilien, Paraguay, Argentinien und Bolivia) vor und dann im süd lichen, mittleren und östlichen Asien. Konstruktionsverschie denheiten sind dabei vorhanden, aber das Prinzip ist stets Noch ist Material über diese Bogen nicht ge das gleiche. nügend vorhanden, als daß man das Verbreitungsgebiet genau könnte, aber Dr. Antze verspricht auf die Kultur übersehen zurückzukommen , die sich an den Kugelbogen probleme knüpfen. Eine Frucht seiner zentralbrasilianischen Reise 1908 teilt Dr. Fritz Krause mit. Es handelt sich um Nachbildungen Immer noch er von Tanzmasken vom mittleren Araguaya. fahren wir hier Neues über die so vielfach behandelten Masken und Maskentänze. Neue Typen werden erschlossen und die technische Seite der Masken wird eingehend erläutert. Es wird gezeigt, wie die Indianer (Karaja und Schawaje) die Aufgabe lösten, dieselbe Maske im verschiedensten Stoffe, in Blättern , Federn , Wachs und als Zeichnungen auf Papier oder im Sande, darzustellen.
Franz Stuhlmann, Handwerk und
afrika.
Industrie
in Ost
Kulturgeschichtliche Betrachtungen. Nebsteinem Anhang: Die Gewinnung des Eisens bei den -Nyamwezi von R. Stern. XIV u. 163 6. mit 77 Abbild., 4 Kärtchen im Text und 2 Tafeln. (Abhandlungen des Hamburgischen Kolonialinstituts, Bd. I.) Hamburg 1910, L. Friederichsen u. Co.
8
Jt.
Auch das Hamburgische Kolonialinstitut hat nun mit der Veröffentlichung eigener wissenschaftlicher Abhandlungen Sie sollen dem ganzen Gebiete der kolonialen begonnen. Interessen entnommen sein und in zwangloser Folge erscheinen. Stuhlmann hat mit der vorliegenden Abhandlung den Reigen begonnen.
Die Arbeit zerfällt in zwei Hauptteile. Der erste behaudelt Handwerk und Industrie der Afrikaner (also nicht vor den neueren Fremd ausschließlich der Ostafrikaner) einflüssen, In den Unterkapiteln werden d. h. den Urbesitz. besprochen : Wohnungsbau, Steinarbeiten, Tonindustrie, Holz Fell technik, Rindenstoffbereitung, Weberei, Flechterei, industrie, Salzgewinnung, Eisenindustrie (diese im Hinblick auf die schroffen Meinungsverschiedenheiten unter den Ethno logen bezüglich der Frage, ob die afrikanische Eisentechnik bodenständig ist, besonders eingehend), andere Metallindu Im zweiten Hauptteil werden nach ungefähr der strien. selben Disposition Handwerk und Industrie in neuerer Be Zu diesen neueren einflussung durch Fremde vorgeführt. Beeinflussungen werden besonders die durch den indo-malaiischen und die durch den erythräischen Kulturkreis gerechnet, dann natürlich auch die ganz modernen europäischen. Man kann im Zweifel sein, ob der eigentliche Wert der Arbeit in dem angeführten Tatsachenmaterial oder in den eingestreuten und angehängten Ausführungen ihres Verfassers über die Herkunft der Afrikaner und ihrer Kultur besteht. und gruppierten Einzelbeobach Über die zusammengefügten tungen, eigene und fremde, kann nur gesagt werden, daß sie Vom zweiten Punkt, den Ausführungen, willkommen sind. Gedanken enthalten, die großen die ja viele interessante
Fragen der afrikanischen Völkerkunde aufrollen, gilt, daß — wie auch Stuhlmann zum Teil selbst zugibt — hier die Hypothese, die persönliche Anschauung herrscht. Stuhlmann steht auf dem Standpunkt, daß der Neger weder anthropo logisch noch kulturell sozusagen auf eigenen Füßen steht. Entstanden sei er aus einer Mischung von (zwerghaften) Ur einwohnern mit einer Reihe von vier großen Kulturströmen aus dem südlichen und aus dem westlichen Asien, und kul turell bleibe nach Abzug aller fremden Elemente wenig übrig, was er selbst hervorgebracht („Geistige Unproduktivität der Andererseits aber hätten diesen Neger die Afrikaner"). fremden Einflüsse wenig verändert. Daraus seien auch ge wisse Schlüsse für die koloniale Arbeit zu ziehen: sie mahnten zur Geduld und Bescheidenheit bei unseren eigenen Koloni— Das sind Gedanken, die sich mit sierungsbestrebungen. denen nicht weniger jüngeren Ethnologen berühren, aber der sicheren Stütze noch vielfach entbehren und deshalb mit Zustimmen aber darf großer Vorsicht aufzunehmen sind. man dem Verfasser bei seinem hier von neuem geäußerten dringenden Wunsch , es möchte Arabien und besonders die Gegend am Persischen Golf einer gründlichen vorgeschicht lichen Durchforschung unterzogen werden ; denn wenn alles Afrikanische aus dem südlichen Asien gekommen ist, so läge hier die Brücke, auf der sich vielleicht noch einige Spuren finden möchten. Angefügt ist der interessanten Abhandlung ein Beitrag des Missionssuperintendenten R. Stern über Überlieferungen der Waniamwesi über die Gewinnung des Eisens (in Urtext und Übersetzung). Die Ausstattung des Heftes ist muster S. gültig. Des
Prinzen Arnulf
den Tian-Schan.
von Bayern Jagdexpedition in Nach Tagebuch und Briefen zu
von Therese Prinzessin von Bayern. sammengestellt X u. 305 S. mit 126 Abbildungen und 2 Karten. München 1910, R. Oldenbourg. 10 JL. Prinz Arnulf von Bayern weilte 1907 zu Jagdzwecken im mittleren Tian-Schan, gleichzeitig mit der auch geo graphische Zwecke verfolgenden Expedition eines Münchener Bald nach seiner Heimkehr starb der Prinz. Er Alpinisten. hatte während der Reise ein Tagebuch geführt und zahlreiche Briefe an seine Familie geschrieben, und dieses Material — ein großer Teil der Tagebuchaufzeichnungen ist übrigens verloren gegangen — hat Prinz Arnulfs Schwester, die als Naturforscherin und Reisende rühmlichst bekannte Prinzessin Therese von Bayern, zu dem vorliegenden Buche verarbeitet. Aus den Aufzeichnungen geht hervor, daß Prinz Arnulf sich in ihnen keineswegs nur auf die Beschreibung Beiner jagd lichen Abenteuer beschränkt, sondern ihnen alles Bemerkens werte, was er gesehen und erlebt, anvertraut hat. Es spricht aus ihnen die Freude an der Natur und am Beobachten ihrer
Schönheiten und Eigenarten. Der „Nimrod" tritt gar nicht so dominierend hervor, wie der Titel vermuten läßt. Prin zessin Therese hat .sich ihrer Aufgabe mit der gewohnten Gründlichkeit und Sorgfalt entledigt und sich in die sonstige Literatur über die von ihrem B1nder besuchten Teile Asiens eingearbeitet, um in Fußnoten unter dem Text Erläuterungen Sie sind hauptsächlich zoologischer und geben zu können. botanischer Art, passen in ihrer wissenschaftlichen Schwere freilich nicht recht zu dem immerhin doch leichten Inhalt des Buches, verleihen ihm aber sicherlich einen größeren Wert. Beigefügt sind zwei gute Karten zur Übersicht der ganzen Reise und zum Verfolgen der Wege im Tian-Schan, sowie zahlreiche sehr schöne und zum Teil auch charak teristische Abbildungen (z. B. Landschaftliches), die nach von dem Verstorbenen aufgenommenen Photographien her gestellt sind.
Dr. 0. Schlaginhaufen, Reisen in Kaiser- WilhelmsLand (Neuguinea). Mit 3 Tafeln und 21 Textfiguren. (Abhandlungen des Kgl. zoologischen und ethnographi
XIII
schen Museums zu Dresden, Band ) Leipzig 1910, B. G. Teubner. 6,50 Diese Reise wurde im Jahre 1909 zu Sammel- und For
J,
schungszwecken unternommen und beschränkte sich wesentlich auf eine Befahrung des Kaiserin-Augusta Flusses, auf eine Be Ausflüge im steigung des Toricelligebirges und verschiedene Küstengebiete des nördlichen Kaiser- Wilhelms-Landes, wobei der Verfasser, ein guter Beobachter, viele ethnographische erbeutete und in guten Abbildungen festlegte. Gegenstände Hervorzuheben sind auch die Tafeln in Lichtdruck, welche Typen und namentlich die Pfahlbauten der Eingeborenen zur Darstellung bringen. Die Fahrt auf dem Kaiserin-Augusta-Fluß, dessen Breite auch dem Verfasser imponierte, führte 187 Seemeilen auf der auf die früheren Befahrungen wärts. Ein Rückblick,
Kleine Nachrichten. geworfen wird, zeigt, daß seit 1885 (Finsch) etwa ein Dutzend deutscher Dampfer den Strom aufwärts gelaugten ; am weitesten Reche mit 416 km. (Ganz neuerdings ist dann auf dem Flusse die deutsch - niederländische Grenzkommission sogar bis über den Grenzmeridian hinausgekommen.) Neu ist des Verfassers Beobachtung einer Brücke der Eingeborenen über einen La gunenarm des Flusses. Von Belang erscheinen auch die nicht näher beschriebenen, aus dem Lehm des Ufers herausgeformten plastischen Darstellungen von weiblichen Figuren und Schild kröten. Die künstlerischen Leistungen der Eingeborenen, die Schnitzereien , bemalten Binden standen auch hier auf der anderweitig in Neuguinea beobachteten Höhe. Nachdem der Verfasser am Flusse Rienjamur aufwärts marschiert war, erfolgte Ende August die Besteigung des Toricelligebirges,
305
auf schmalen Pfaden im dichten Urwalde. Schon in 600 m Höhe machte sich die Temperatur empfindlich bei Weißen und Schwarzen bemerkbar und doch zeigte das Thermometer noch -)-23°Cl Erreicht wurde eine Höhe von 1000 m, in welcher die Araukarien einen starken Gegensatz zu der tropi schen Vegetation an der Küste boten. Der Verkehr mit den sie waren durchweg klein Eingeborenen verlief friedlich; wüchsig, die äußere Kultur machte einen ärmlichen Eindruck. Hervorzuheben sind die Penishüllen aus Geflecht. Es folgen zum Schlüsse noch die sehr kurz und mehr skizzenhaft ge haltenen verschiedenen Ausflüge an der Nordküste , wobei namentlich die Hausbauten und Dorfanlagen beachtet wurden. Die ganze, nur 17 Folioseiten umfassende Arbeit macht den Eindruck eines vorläufigen Berichts.
Kleine Nachrichten. Abdruck nur mit Quellenangabe
J.
— Im Sommer d. hat Dr. Joh. Schmidt, der Leiter der dänischen Meeresuntersuchungen, mit dem Dampfer „Thor" eine zweimonatige Forschungsfahrt im Mittelmeer auf Kosten des Carlsberglaboratoriums ausgeführt. Er hat hier über in .einer Sitzung des Komitees für die Internationale Meeresforschung, Ende September in Kopenhagen, die ersten Mitteilungen gemacht, aus denen hier folgendes wieder gegeben sei: Die hydrographischen Beobachtungen im östlichen Becken des Mittelmeeres, besonders auf einer Linie von der Küste Ägyptens bis an die Insel Rhodos, boten größtes Interesse dar, weil sie sozusagen den Schlüssel geben zum Verständnis der Strömungen im Mittelmeere. Auf dieser ganzen Strecke war im Oberflächenwasser sowohl die Temperatur wie der ziemlich konstant (als Folge des Salzgehalt des Wassers starken Verdampf ens war auch der Salzgehalt recht hoch); aber etwas unter der Oberfläche wurde eine Wasserschicht gefunden, deren Salzgehalt im südlichen Teile der untersuchten Strecke weit niedriger war als im nördlichen Teile, also nächst der Insel Rhodos. Dieser niedrige Salzgehalt rührt notwendigerweise vom atlantischen Wasser her, das der nord afrikanischen Küste entlang aus dem Ozean einströmt, was noch deutlicher an den Küsten von Tunis und Algier sich nachweisen läßt. Entfernt man sich von der Küste Ägyptens, so ver schwindet allmählich das atlantische Wasser, und wenn man Rhodos erreicht, trifft man den größten Salzgebalt, welcher überhaupt gefunden wurde.
Da keine nennenswerte Zufuhr
von weichem Wasser hier stattfindet, so steigt die Salzmenge des Oberflächenwassers infolge der Verdampfung gradweise im Laufe des Sommers. Hierdurch entsteht eine ganz dünne, die vermittelst der aber sehr salzreiche Oberflächenschicht, hohen Sommertemperatur sich, ohne zu sinken, an der Ober fläche über dem darunterliegenden , weniger salzreichen Wasser halten kann. Wenn aber die Abkühlung im Herbst eintritt, dann sinkt dieses Wasser und mischt sich mit den tieferen Wasserschichten. Wenn dies den ganzen Winter hin durch sich fortsetzt, so kann der gesteigerte Salzgebalt sich bis in einer Tiefe von mehreren hundert Metern geltend machen, und die dadurch entstandene salzige Mittelschicht breitet sich nun gegen Westen aus, wo der Dampfer „Thor" sie schon auf seiner vorjährigen Reise im Ionischen Meere sowie im ganzen westlichen Becken in Tiefen von 200 bis 500 m gefunden hat. sind die Überhaupt eigentümlichen hydrographischen Verhältnisse des Mittelmeeres durch die in den regenlosen Sommern stattfindende Verdampfung bedingt. Dadurch wird das stetige Einströmen von atlantischem Meerwasser hervor gerufen , ohne die das Oberflächenniveau des Mittelmeeres sinken würde. Die einströmenden Wassermengen führen aber dem Mittelmeere eine gewisse Salzmenge zu, welche wieder abgegeben werden muß, wenn das Meerwasser nicht im Laufe der Zeit mit Salz gesättigt oder übersättigt werden soll. Die notwendige Gegenwirkung geschieht durch die Ausströmung, die in der Tiefe der Straße von Gibraltar stattfindet, und die man im Atlantischen Meere den Küsten von Portugal ent lang, in der Spanischen See, ja noch an der südwestlichen Küstenstrecke von Irland verfolgen kann. Das durch die Btraße von Gibraltar eindringende Wasser hat einen Salz gehalt von etwa 36 Promille, während das ausströmende Wasser etwa 38 Promille hat; folglich müssen die ausgehenden Wasser daß der Salzgehalt im mengen unter der Voraussetzung, Mittelmeere konstant ist, "%„ der einströmenden betragen, und nur */M werden verdampft. Man weiß aber, daß die Ver dampfung sehr bedeutend ist, und man bekommt hierdurch
gestattet.
eine Vorstellung von den riesigen Wassermengen, welche durch die Straße von Gibraltar ein- und ausströmen, was wieder zur Erklärung der dort herrschenden reißenden Strö mung dient. Die biologischen Untersuchungen des „Thor" haben ein sehr bedeutendes Material ergeben, das nun nach der Heim kehr näher untersucht und bestimmt werden soll. Dazu wird der eingesammelten wegen der Mannigfaltigkeit Organismen die Hilfe einer Menge zoologischer Spezialisten nötig sein, und es läßt sich voraussehen , daß erst nach Jahren die Be arbeitung der einzelnen Tiergruppen beendet sein wird. Das Hauptziel der Untersuchung ist, eine allgemeine Übersicht über die Verbreitung der Organismen zu gewinnen, um daraus einen Vergleich zwischen der Fauna des Mittelmeeres und der des Atlantischen Ozeans ziehen zu können. Aber schon jetzt meint die Expedition eine einzelne Beobachtung hervor heben zu können : daß man im Mittelmeere nirgends eine solche Menge von Organismen wie im Atlantischen Ozean findet. Weiter schien es, daß sowohl die Menge der Arten wie der Individuen im Mittelmeere , je östlicher man kam, abnahm. Dies gilt besonders in den oberen Schichten des Wassers, doch auch teilweise von den tieferen. In den oberen Schichten wurde eine weit größere Menge von Arten sowie auch von Individuen gefunden, als in einer Tiefe von 800 bis 3000 ra. Die verhältnismäßig wenigen Arten der tieferen Schichten waren beinahe immer dieselben, welche im Atlan tischen Meere aus den gleichen Tiefen hervorgeholt wurden, aber im zuletzt genannten Meere wurde außerdem, wenn man eine Tiefe von einigen tausend Metern erreichte, noch eine Reihe von anderen Arten gefunden, welche im Mittel Die pelagische Tief meere nicht angetroffen worden sind. wasserfauna des Mittelmeeres scheint danach im ganzen Areal so ziemlich gleich zu sein , doch ärmer im östlichen Teile. Überhaupt ist sie arm an Arten und kann als eine Verdünnung der atlantischen Tiefwasserfauna von 1000 bis 2000 m Tiefe aufgefaßt werden. Und es scheint auch, daß für das Mittelmeer eigentümliche Tiefwasserarten fehlen oder wenigstens sehr selten sind. Adolf Bauer. Kopenhagen, im Oktober. — Eisenbahnbau in Südchina. Nach einem neueren Bericht des britischen Konsuls in Kanton ist der Bau der Eisenbahn Kanton — Kaulun (bei Hongkong), der nach den Grundsätzen bei den europäischen Linien erster Ordnung vor sich geht, in letzter Zeit sehr schnell gefördert worden, so 45 bis 50 km auf chinesischem Gebiete in daß die ersten zwischen bereits dem Verkehr übergeben sein dürften. Es sind große technische Schwierigkeiten zu überwinden gewesen, vor allem bei den zahlreichen Brücken. Die Fundamentierung der Hauptbrücke, die über den Ostfluß bei Schifclung, ist fast vollendet, und man hat mit der Errichtung der Stahlgerüste Die englische für die gewaltigen Brückenträger begonnen. Teilstrecke nähert sich schnell ihrer Vollendung und wird — Mitte 1911 Verbindung mit Hongkong haben. Erhebliche Fortschritte sind dann beim Bau der Linie Kanton — Hankou zu verzeichnen gewesen. Die Züge von Kanton aus ver kehren hier etwa 85 km weit, bis Wöngschek am Nordfluß, 140 km nördlich von aber der Bau ist schon bis Yingtak, Kanton , fertig. Yingtak ist eine Bezirksstadt von einiger Bedeutung, und die Errichtung einer Station hier würde die Orte weiter aufwärts am Nordflusse Kanton um drei Tage näher bringen. Schnellzüge verkehren auf dieser Strecke gegenwärtig nicht, aber die Lokalzüge erreichen 60 bis 70 km (?) in der Stunde. Während der letzten Unruhen in Südchina, auf dieser Linie 1909/10, hat die Eisenbahngesellschaft
Kleine Nachrichten.
306
1456466 Reisende befördert und eine Einnahme von 294391 Dollar gehabt (monatlich im Durchschnitt 24 500 Dollar), was beweist, daß auch hier die Chinesen schnell die Vorteile der Eisenbahnen für den Personen- und Güterverkehr begriffen haben und sie sich zunutze machen.
— Die neue Surinam-Expedition unter J. G. W. J. de Haan, die Mitte Juli d. J. von Paramaribo ins Innere aufgebrochen war (vgl. oben, S. 243) hat leider mit Er scheint Ende August dem Tode ihres Leiters geendet. durch erfolgt zu sein, da die Nachricht Ende September Buschneger nach Paramaribo gebracht wurde. Haid darauf wurde die Nachricht durch die Rückkehr von de Haans beiden Begleitern bestätigt. Inwieweit die Expedition ihre Aufgabe , die Erforschung des Lucieflusses und der Gegend hat erfüllen können, weiß am mittleren Korantin, trotzdem man noch nicht.
Eilerts
— Professor
Alois Musil ist kürzlich von einer neuen nördlichen Arabien zurückgekehrt,
Reise nach dem
die er zu Anfang dieses Jahres auf Veranlassung der türki Diese hatte ihn beauf schen Regierung angetreten hatte. tragt, im Bereich der Hedschasbahn einen geeigneten Ort Er hat zur Errichtung eines Lazarettes ausfindig zu machen.
sich aber auch mit geographischen, archäologischen, ethno und naturwissenschaftlichen Forschungen beschäf logischen tigt, im Edomiterland, im Gebirge El-Hisma, im südlichen in den also Tihamagebirge und in den Bergen Midiaus, westlich von der Hedschasbahn. Trotz der Ge Gegenden fahren, die ihm aus der fanatischen Gesinnung der Ein sind, hat Musil gute Erfolge erzielt, erwachsen geborenen und er läßt geheimnisvoll andeuten, daß er den „wahren" Berg Sinai der Bibel entdeckt habe.
— Bei Obertraun am Südostende des Hallstätter Sees ist kürzlich eine Eishöhle aufgefunden worden, über die einer der Entdecker, Prof. E. Fugger in Salzburg, in der Zeitschrift „Naturo" vom 13. Oktober berichtet. englischen Die Öffnung, die von Obertraun aus sichtbar ist, liegt 1600 m über dem See in der Rückwand eines Zirkus zwischen Mittag kogl und Hirschberg. Ein niedriger, enger Gang führt in eine 10m hohe Halle, deren Boden mit ganz reinem und spiegelklarem Eise bedeckt ist. Eine Eissäule steigt nahezu Nach einem steilen Abstieg von 25 m bis zur Decke empor. gelangt man dann in einen von Eis umgebenen Dom von 40 m Höhe. Hier ist der Boden mit 4 bis 7 m hohen Eis blöcken bedeckt, die Wände sind dick mit Eis bekleidet, und eine Eispyramide ragt auch hier fast bis zur Decke empor. Ein Eisrücken, der diesen Raum in der Längsrichtung durch zieht, führt von ihm in eine Rieseneisgrotte, die prächtige Gruppen von nadelartigen Eiskristallen birgt. Von einer be sonders in die Augen fallenden Gruppe, „Monte Cristallo", erstreckt sich ein klarer Eisstrom über 100 m weit nach Osten Der Gang rechts ist eisfrei, empor bis zu einer Wegteilung. in ihm wurde ein Zahn des Höhlenbären (Ursus spelaeus) gefunden. Man kann diesen Gang bis in eine zweite große Halle von 100 m Länge, 50 m Breite und 25 m Höhe ver folgen, in der sich eine burgförmige Eismasse erhebt. Hierauf in einer Eisspalte abwärts klettern und kommt muß man dann an ein prachtvolles Eistor, von dem ein sehr enger, 30 m 20 m langer Gang in eine 200 m lange und mindestens hohe Halle führt, die eisfrei ist und sich in eine Reihe von Tunnels auflöst, in deren einigen vom Wasser bearbeitete Die Stromes Kiesel den Lauf eines ehemaligen andeuten. aller dieser Höhlen ist 2000 m. Wo Eis vor Gesamtlänge herrscht, beträgt die Temperatur 0 bis 1°C; in den eisfreien Teilen steigt sie auf 5". — Die ostpreußischen Straßen im 18. und 19. Jahr hundert unterzieht R. Grabe einer näheren Betrachtung (Königsberger Dissert. 1910). In früheren Zeiten waren, wo
nicht
See- oder Binnenschiffahrt in Frage kam , die Land Bei der Ent straßen die eigentlichen Träger des Verkehrs. stehung dieses Wegenetzes spielen die physische Beschaffen heit des Bodens wie der Kulturzustand seiner Bewohner wohl die Uber die ersten früheren Straßenverbin Hauptrolle. Jedenfalls hatte dungen sind wir nur schlecht unterrichtet. aber Ende des 17. Jahrhunderts das Aussehen der großen Landstraßen den Zustand äußerster Verwahrlosung erreicht, sie waren vollständig ausgefahren, und tiefe Löcher befanden sich in den Wegen. Brücken fehlten entweder gänzlich oder waren mangelhaft im Stande. suchte Friedrich dann die schlechten Verkehrsverhältnisse seines Landes mit größerem Nachdruck, als es bisher geschehen war, zu bessern, und das Wegeedikt von 1698 hat manches gebessert, zumal die Knüppel brücken vielfach zur Anwendung gelangten. Die Fahrpost
III.
bedeutete dann eine weitere Etappe in der Wegebesserung, in eine durch sie rückte die Verbindung gewissermaßen höhere Stufe und blieb darin, bis die Entwickelung der Eisen bahnen den alten Poststraßen allmählich ihre Würde nahm. Friedrich Wilhelm I. ist dann als mächtiger Förderer der Wege zu nennen, seine „neuen fahrenden Posten" brauchten gutgehaltene Wege zu ihrem relativ schnellen Fortkommen. Durch seine Kolonisation in Litauen und Masuren sehuf er daselbst auch überall gute Verkehrsbedingungen. Friedrich sein, doch der Große soll dem Straßenbau abhold gewesen war es wohl nur aus Sparsamkeitsrücksichten, und als die Kriegsjahre vorbei waren, erschien 1764 ein umfangreiches Die letzte Periode des Wegereglement, das erste seiner Zeit. alten Straßenbaues ist dann gegen Ende des 18. Jahrhunderts zu setzen, dann begann die Periode der Chausseen, die zuerst wurden und an Chausseegeld als Staatschausseen angelegt etwas zu ihren Kosten beitragen mußten. Später setzten dann die Privat-, Aktien- und Gemeindechausseen ein, welchen als Kunststraßen immerhin eine bedeutende Mitwirkung zur Bewältigung des Verkehrs zuzuschreiben ist. Als dann in den meisten Teilen der Provinz gute Wege dem großen Hauptverkehr dienten, aber der Mittel- und Klein verkehr noch vollkommen darniederlag, traten die Kreischausseen in ihre Rechte ; der Hauptteil an dieser allgemeinen Vergröße fiel den einzelnen Kreisen zu. Doch rung des Chausseenetzes erst von 1860 ab können wir von einem wirklich intensiven Kreischausseebau reden.
— Den Ergebnissen der Beobachtungen
des nieder in den Jahren Gewitterstationsnetzes A. Def ant (Meteorol. Zeitschr. 1910, 27. Bd.)
österreichischen 1901 bis 1905 von wir, entnehmen
daß alle größeren Erhebungen, besonders alle dominierenden , günstige Verhältnisse für die Bildung von Gewittern geben, sie fördern geradezu auffallend die Die ebeneren Gebiete Entwickelung des Gewitterprozesses. lassen nur äußerst wenige Gewitter entstehen; sie sind die Auflösungsstätten der Gewitter, die von auswärts kommen und den ebeneren Gegenden zuziehen; sie hemmen die Ent Ein Gebiet bevorzugt stets wickelung des Gewitterprozesses. Gewitter einer bestimmten Richtung; es läßt hauptsächlich nur Gewitter dieser bestimmten Richtung entstehen und ver nichtet mit Vorliebe Gewitter der entgegengesetzten Richtung. Dabei folgen die Gewitter der gewittererzeugenden Gebiete dem abfallenden Terrain, ziehen längs der Bergabhänge den ebeneren Gegenden zu und erlöschen vollständig, wenn sie sich in der Ebene ausbreiten können. Je breiter das Gewitter ist , desto länger hält der Gewitterprozeß an , einen desto längeren Weg legt das Gewitter zurück. Der tägliche Gang der Gewitterbildung weist drei gut ausgedrückte Maxima auf; das erste liegt in den Vormittagsstunden, das zweite fällt auf die wärmste Tageszeit, das dritte auf die Abend stunden. Diese Dreiteilung ist in jedem Jahr deutlich und klar ersichtlich. Zwei Gruppen von Gewittern vermag man zu unterscheiden, die auf verschiedene Ursachen zurückzu führen sind. Solche , die auf die allgemeine Zirkulation der Berg- und Talwinde zurückzuführen sind ; sie gehören zum Typus der Wärmegewitter, die an der Grenze von einem kalten und warmen Gebiete entstehen und sich gegen das warme fortpflanzen , die anderen beruhen auf Überhitzung der bodennahen auf labilem Gleichgewicht. Luftschichten Die kälteren Luftmassen lagern oberhalb der warmen, in der ersten Gruppe aber neben den warmen.
— In einer vortrefflichen, kurzgefaßten Schilderung der Buschleute der Namib von Oberleutnant Trenk (3. Heft
der Mitteilungen aus den deutschen Schutzgebieten, 1910, S. 166 ff.) sind Beobachtungen enthalten, welche wegen ihrer Neuheit besonderes Interesse erwecken. Die Buschmänner Deutsch-Südwestafrikas, in dem Bergland zwischen dem Swakdp und dem Oranjefluß, unterscheiden sich von jenen der Kalahari und von den Hottentotten namentlich durch ihr dichtes, nicht pfefferkornartiges Haupthaar; doch besitzen sie keine reines Nama. Sie führen eigene Sprache, sondern sprechen ein nomadenhaftes Jägerleben; von den Hottentotten werden sie verachtet und wegen ihrer gelegentlich verübten Vieh räubereien unablässig verfolgt, so daß sie in den verborgen sten Klüften und Höhlen der Tafelberge ihre Wohnsitze haben. Sie mögen im ganzen nicht mehr als 900 bis 1000 Köpfe zählen. Sie gliedern sich nach Familienclans, welche, je von einem Kapitän beherrscht, unabhängig voneinander sind, ihre eigenen Wasserstellen und Jagdbezirke haben und sich ge gebenenfalls unter strenger Beachtung kriegsrechtlicher For malitäten gegenseitig bekämpfen. Einen Großkapitän gibt es nicht mehr unter ihnen. In ihren Sitten weichen sie in vieler Beziehung von denen der übrigen Naturvölker ab : Monogamie ist allein üblich; Mädchen und Burschen heiraten
Kleine Nachrichten. sich sofort bei beginnender Geschlechtsreife und ohne Ent richtung eines Kaufpreises an die Eltern der Braut; Prosti tuierte kommen nicht vor; die Ehe gilt für das ganze Leben; Ehebrecher werden durch den Geschädigten von Rechts wegen ermordet; nach dem Tode des Familienhauptes erbt zuerst die Frau und dann der Sohn; Kinder dürfen von den Eltern nie verkauft, höchstens gegen Bezahlung zeitweilig verborgt werden; auch ist es nicht erlaubt, ein Familienmitglied in die Fremde zu verjagen; Diebstahl und Ehebruch sind unter eine große Seltenheit; den Gestorbenen den Volksgenossen gibt man unter großen Feierlichkeiten den verdickten Saft eines Strauches mit in das Grab, damit sie im Jenseits reich liche Kost finden; ihre ursprüngliche Religion besteht nur in dem Glauben an einen bösen Geist und an eine Manifestierung Seelen in gespensterhaftem Getier; hier der abgeschiedenen und da hat das Christentum Eingang gefunden und mit ihm die Überzeugung, daß es einen Himmel gibt, wo es einem gut Ist ein Verbrechen begangen und der Verbrecher nicht geht. entdeckt worden, so hilft man sich mit einem sonst in Afrika nicht üblichen Gottesgericht: Die im Verdacht Stehenden werden vor ein Feuer gesetzt; wendet sich die emporsteigende Rauchsäule abwärts gegen eine Person oder mehrere, so sind diese die Schuldigen, wirbelt sie gerade und ungeteilt nach oben, so ist der Bann des Verdachtes aufgehoben. — Zur sich die Buschmänner des Erlegung des Wildes bedienen indem sie damit giftigen Saftes der Kandelaber -Euphorbia, oder, um namentlich entweder die Pfeilspitzen beschmieren Zebras zu töten, in Wasserstellen es spritzen, wodurch das Wasser eine rötliche Färbung erhält. An die Trommelsprache der Kameruner erinnert der Ge Ihr Ton ist schrill, daß er bei brauch einer Signalpfeife. Windstille 2 bis 3 km weit zu hören ist. Eine bestimmte An zahl von Pfiffen mit größeren und geringeren Pausen be deuten: „Der Feind ist da" oder „Wasser gefunden" usw. Am Schluß seiner Schilderung bemerkt Oberleutnant Trenk, daß die Buschleute Südwestafrikas wohl kaum trotz aller Bemühungen zu dauernder kultureller Tätigkeit heran gezogen werden können; denn wenn sie auch in der Trocken zeit in kleinen Trupps auf Farmen sich verdingen, so machen sie sieh doch plötzlich und heimlich wieder aus dem Staube, nehmen auch überdies einige Rinder mit fort. Sie sind im höchsten Grade unzuverlässig. Lieber ertragen sie im Drang nach vollkommenster Unabhängigkeit Armut, Entbehrungen und Strapazen, als daß sie sich an stetige, geordnete Arbeit B. F. gewöhnen.
— Über die Entdeckung eines interessanten altägyptischen Steingrabes in der Nähe der Sneferu-Pyramide
v. Chr.) berichtet Flinders Petrie im „Man" vom September d. J. Es datiert aus einer Zeit vor der Erbauung der Pyramide, ist das früheste Privatgrab in Ägypten, dessen Alter bestimmt werden kann, und ist namentlich deshalb wichtig, weil es zeigt, daß der Leichnam gänzlich des Fleisches beraubt wurde, bevor man ihn in Tücher hüllte. Die Leiche liegt in einem Sarge aus rotem Granit; er ist der älteste Man weiß seit langem, daß bei bekannte Steinsarkophag. prähistorischen Begräbnissen das Fleisch vom Körper entfernt wurde, und daß man sogar die Knochen zerbrach, um das (4600
Im vorliegenden Falle war jeder Mark herauszuziehen. Knochen besonders in Leinen gehüllt, und der Fund beweist, daß die Zerstückelung des Skeletts unter den höheren Be völkerungsklassen am Beginn der Pyramidenperiode üblich war. — Über
spanischen
Besitzungen im und am ist einem neueren englischen Konsularbericht folgendes zu entnehmen: Die Bevölkerung der In9el Fernando Pöo wird auf 20000 geschätzt, von denen 2500 bis Wieviel Menschen auf der Insel Elobey 8000 Europäer sind. und auf dem Festlande, das ja noch ziemlich unerforscht ist, leben, weiß man nicht. Von hier — aus Bata — kommen die Plantagenarbeiter, ebenso aus Liberia und den englischen Die sanitären Verhältnisse sind nicht sehr günstig. Kolonien. Der Hafen von Sta. Isabel auf Fernando Pöo ist eine Station der europäischen Dampferlinien, hat aber in kultureller Hin Die Regenmenge sicht davon wenig Nutzen gehabt. betrug hier im Jahre 1908 2130 mm, im Jahre 1909 2470 mm; sie Jahr, mit zwei Maximalperioden im verteilt sich über das ganze Mai/ Juni und August/September von einem Monatsmittel von — Erst seit 1907 veröffentlicht die spanische Regie 330 mm. rung Handelsstatistiken, sie sind aber, außer für Fernando 1908 hatte der Import für diese Pöo, sehr unvollständig. Insel einen Wert von 2 832156 Pes. (Baumwollwaren, Tabak, Petroleum, Transportmaterial, Salz, Wein), der der Ausfuhr von 2 737 236 Pes. (Kakao, Palmöl und -nüsse, einen solchen Kautschuk, Gummi, Holz, Pfeffer, Piassava, Kopra und Elfen bein). Auf Fernando Pöo ist die Hauptkultur der Kakao, die
Golf von Guinea
307
und die Kakaoausfuhr ist von 1902 bis 1909 von 1499050 kg auf 2799264kg gestiegen (1908: 2813675 kg). Dieser gesamte Kakao geht nach Barcelona und Alicante infolge des hohen Ausfuhrzolls von 94,5 Pes. die Tonne, wenn er fürs Ausland bestimmt ist. In Spanisch-Guinea, also auf dem Festlande, gibt es viel Kautschuk, den mehrere Landolphiaarten liefern, aber der Handel damit stockt infolge des Preisrückganges in Europa und des Verbots, den Eingeborenen Flinten und Pulver zu verkaufen. Andererseits versucht man die Hevea auf Fernando Pöo einzubürgern, dessen Boden und Klima ihr günstig sind ; man zählt schon zwei Pflanzungen mit 3000 und 500 Bäumen, deren Samen teilweise aus Ceylon herrührt. Der Gehalt soll den der in Viktoria (Kamprun) gezogenen Hevea übertreffen. Der Benitodistrikt auf dem Festlande liefert Mahagoni, Ebenholz und Rotholz, aber die Höhe des Ausfuhrzolls lähmt den Handel. Die Eingeborenen des Batadistrikts bauen viel Mais von freilich mäßiger Qualität. Die Elefanten werden immer seltener.
IX die
— In der Naturwissenschaftlichen Wochenschrift (N. F., Bd., 1910, S. 369) verbreitet sich Dr. H. Rudolph über
Ergebnisse
und ferneren Ziele der wissenschaft Er gibt zuerst
lichen Drachen- und Ballonaufstiege.
eine historische Übersicht der hauptsächlichsten Aufstiegserien, welche bis jetzt stattgefunden haben, und der dabei erreichten höchsten Höhen. Darauf folgt eine kurze Aufzählung der bei den Aufstiegen benutzten Methoden, während unter den erreichten Ergebnissen auf die aufgefundenen Isothermien und Inversionen genauer eingegangen wird. Besonders beschäftigt sich der Verfasser mit der sogenannten oberen Inversion, ihrer Erklärung und ihrer Bedeutung für die Meteorologie. Ausführlich werden dann die Beziehungen der oberen Inver sion zur Luftelektrizität und Vorschläge zu ihrer besprochen Gr. experimentellen Untersuchung gemacht.
— Dr. H. Fritsche hat seine Berechnungen über den Erd durch eine siebente Arbeit fortgesetzt, in der magnetismus er sich hauptsächlich mit einer kritischen Besprechung der
säkularen
Änderungen
der erdmagnetischen
Ele
befaßt und im Anschluß daran die Verteilung der selben für das Mittelmeergebiet und die Epochen 1200, 1300, Die Resultate sind in vier bei 1400 und 1500 n. Chr. berechnet. gegebenen Isogonenkarten graphisch dargestellt und befinden sich nach den Darlegungen des Verfassers in befriedigender Übereinstimmung mit den Kompaßkarten, Portolanen und anderen historischen Überlieferungen der damaligen Zeit. Gr. mente
— H. Wehner hat auf der Kölner Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte einen Vortrag über die Revision eines Satzes der Gravitationslehre gehalten, dessen Referat von der Redaktionskommission nicht in den Versamm lungsbericht aufgenommen wurde. Er veröffentlicht deshalb das Heferat in der Zeitschrift „Neue Weltanschauung" (1910, Heft 8). Es handelt sich um den Satz, daß kleine Körper, nach keiner die im Innern von Massenhohlkugeln schweben, Seite hingezogen Gr. würden. — Die jüngeren Krustenbewegungen in den Kar pathen bespricht L. Sawicki (Lemberg. Kosmos, 34. Bd.).
vorwiegend im jüngeren Tertiär, in viel geringerem Maße auch im Quartär. Die Form dieser jungen Bewegungen ist in dem Gebirge selbst und der Schiefstellung, so daß die der Hebung en bloque wir noch die alten Formen zu erkennen vermögen; nur deren Höhenlage und Gefälle steht im Widerspruch zur Form und zur heutigen Entwickelung. Gleichzeitig fanden in den subkarpathischen Geosynklinalen leichte Faltungen der weichen jungtertiären Schichten statt, selbst Überschiebungen lassen Manchmal haben such die gehobenen sich nachweisen. Blöcke des Gebirges wellenartige, unregelmäßige Faltungen erfahren, wobei Einbiegungen von flachen Becken mitspielten, Zur selben Zeit, so in Westgalizien und dem Eisernen Tore. da die Gebirge gehoben, die Geosynklinalen gefaltet wurden, zentralen und randlichen Becken sanken auch die großen Rumäniens, Ungarns, das wiener ' -moravische Becken usw. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, daß diese posi tiven und negativen Bewegungen in einem isostatischen Ver Ein wichtiges Ergebnis ist, daß hältnis zueinander stehen. die Krustenbewegungen desto jünger zu sein scheinen, je mehr wir uns dem Osten nähern. Von intensiven Krusten im Pliozän wissen wir in den Westkarpathen bewegungen überhaupt nichts, sowie auch von den quartären Dislokationen, ähnlich denen in Rumänien. Das Wandern der Krusten bewegungen gegen Osten äfft nur die gleichnamige Verschie bung des Faltungsprozesses nach, der im Westen älter als im Osten ist; in Mähren oder Westgalizien ist nur das ältere Sie finden sich nach der Hauptfaltung
Kleine Nachrichten.
308
Miozän gefaltet, das jüngere liegt transgressiv auf dem schon gefalteten Gebirge nnd wurde durch die späteren Hebungen nur schwach disloziert. In Ostgalizien ist noch das jüngere Miozän überfall t, und in Rumänien unterlag nicht nur das Sarmaticum, sondern auch das Pliozän einer gelinden Faltung. Die gewaltigen Vulkanausbrüche, welche die Westkarpathen im Süden umgürten, stehen nicht mit der Hauptfaltung, wohl aber mit den jüngeren miozänen Krustenbewegungen in Zu Erst den jüngeren Krustenbewegungen ver sammenhang. die Karpathen danken ihr heutiges Aussehen , vergebens suchen wir den Einfluß der Hauptfaltungen und der Über faltungen in der Formengestalt der heutigen Oberfläche; nur im Verlauf der mehr oder minder widerstandsfähigen Ja, es ist wahrschein Schichten spiegelt sich die Struktur. lich, daß diese intensiven Bewegungen sich tief in der Erd kruste unter einer mächtigen Deckschicht abspielten. Erst die jüngeren Hebungen lieferten die Karpathen den die Ober fläche modulierenden Prozessen aus. Das Karpathenrelief ist überwiegend jungtertiär und fand in einem miozänen, pliozänen und quartären Zyklus statt. — Nsibidi, eine neue Negerschrift, wird durch den im „Journal Missionar J. K. Macgregor Anthropological Sie ist verbreitet Institute" Bd. 39, S.209 (1909) beschrieben. im Calabardistrikt der englischen Kolonie Südnigeria, mehr noch am Crosa River und diesen aufwärts und entstand unter Unter diesem dem großen 4 Millionen zählenden Ibovolke. sind es wieder die Schmiede, die bei allen Negern zauber kundigen, welche die beste Kenntnis des Nsibidi besitzen, das als eine Art Geheimschrift gilt und unter dem eigenen Volke den meisten unbekannt ist, namentlich aber vor den Europäern streng gehütet wird. Erst im Jahre 1904 wurde der britische Distriktskommissar Maxwell damit bekannt. Gleichzeitig wurde Macgregor durch einen seiner Missionsschüler auf das Nsibidi aufmerksam gemacht, und seinen Nachforschungen gelang es nun, Klarheit über diese „Schrift" zu gewinnen. Sie ist nach ihm ureigenes Negererzeugnis, entstanden ohne fremde Einflüsse, aber fern davon, alphabetischer Natur zu sein; sie ist vielmehr eine Art Zeichenschrift, die ich mit unseren „Bettlerzinken" oder den Zeichen auf Bauernkalendern Die Deutungen für die Zeichen, die vergleichen möchte. Eingeborenen erhielt, waren Macgregor von verschiedenen übereinstimmend. So stand das gleiche Zeichen keineswegs zuweilen für ganz verschiedene Dinge, z. B. einmal für ein Haus, dann für einen Baum. Oder die gleiche Sache wurde durch verschiedene Zeichen ausgedrückt, und eine bestimmte Ordnung war bei den Zeichen auch nicht vorhanden, sie Alle 98, die Macgregor stehen bald wage-, bald senkrecht. mitteilt, zeigen ziemlich gleichen Charakter, welcher aus nachstehenden Beispielen erhellt: 5
6
—
In
Doktorarbeit über die Volksdichte im sagt W. Poerschke (Königsberg 1910), daß vornehmlich die Höhenlandschaft von dem Weichseldelta zu unterscheiden ist. Die verhältnismäßig hohe Volksdichte ist nur einigen größeren Ortschaften zuzuschreiben. Äußerst auffällig ist die geringe Dichte im Weichseldelta, wo doch der beste Kulturboden sich findet. Hauptsächlich drei Momente drücken die Volksdichte eines Gebietes herunter: wenig ertragreicher Boden, große Waldbestände, die Besitz verhält nisse, namentlich große Gutkomplexe und Herrschaften. Einen direkten Zusammenhang zwischen Bodenertrag und Volksdichte vermochte Verfasser nur für die niederen Dichtestufen fest zustellen. Was die Lage der Siedelungen anlangt, so be beschäftigt sich Poerschke nur mit Dirschau und wenig mit den Zugang zum Pelplin. Ersteres beherrscht gewissermaßen ganzen Weichseldelta und ist besonders geeignet, als Über Aber erst durch den Bau gang über den Fluß zu dienen. der Ostbahn werde Dirschau eine wichtige Brückenstadt. seiner
Kreise Dirschau
— Betrachtungen
und Alpenfaltung
über lassen
Flußgeröll, Molasseproblem A. Ludwig (Jahrb. d. Schweiz.
Alpenklub, 45. Jahrg., 1910) zu folgenden Sätzen gelangen: Die Vergleichung der Geröllgrößen des heutigen Rheinkieses mit denjenigen der miozänen Nagelfluh ergibt den sicheren Beweis für die lokale Herkunft der Nagelfluh. Damit ist die Existenz eines dem Nordrande der Alpen entlang laufenden, dem Meere entragenden als Archipel Stammgebirges mit fremdartigen Graniten und mit ostalpiner Sedimentfazies bewiesen. Von diesem Stammgebirge sind auch die Klippen und die erratischen Blöcke herzuleiten. Damit wird die von der modernen Herkunft Überschiebungstheorie behauptete der höheren Decken aus dem oberitalischen Gebiet abgelehnt. Die Wurzellosigkeit zahlreicher und ausgedehnter Alpen gebiete ist Tatsache, aber die Deckenschollen stammen aus der Nähe und lagern oft beinahe darauf, wo sie einst in der Tiefe ruhten. Die Alpen sind nicht durch Horizontalschub aufgestaut worden, sondern durch vertikale Erhebung auf tektonischen Leitlinien, mit intensiver Gleitfaltung als Folge erscheinung. Die großen antiklinalen Faltenzüge waren einst Synklinalen, die heutigen Synklinalen waren einst Antiklinalen, oder die heutigen großen Alpenketten waren einst Täler, die heutigen großen tektonischen Alpentäler sind zurückgesunkene Gebirge. Die ursprünglichen Verhältnisse, wie sie unmittelbar nach vollendeter Faltung vorlagen, sind im heutigen Alpen Die übertrieben hoch an gebäude noch deutlich erkennbar. Denudationsbeträge sind stark zu reduzieren. genommenen Die alpinen Randseen sind weder durch Flußerosion, noch durch glaziale Erosion entstanden, sondern bilden die letzten Reste Pliozäne Sedimente des ausgesüßten Molassemeeres. waren einst auch auf der Nordseite der Alpen vorhanden, wurden aber von den eiszeitlichen Gletschern erfaßt, um gearbeitet und ausgeräumt, wie auch der pliozäne Schuttmantel des Gebirges. Die Existenz einer präglazialen Rumpf ebene und die Vierzahl der Eiszeiten sind nicht genügend bewiesen.
1. Zeichen für Reichtum. 2. Haus, in welchem drei Weiber und ein Mann. 3. Drei Männer dringen in ein Haus und verlangen ein Frauenzimmer. 4. Zeichen für Feuer. 5. Mann im Gefängnis. 6. Gin einsamer Mann, welcher keine Freunde hat.
Mit dieser „Schrift" werden auch ganze Geschichten ge schrieben. Macgregor berichtet von einer Gerichtssitzung, die so dargestellt ist und in welcher die Parteien, die Zeugen, der Richter usw. vorkommen. Weitgehenden Gebrauch macht man vom Nsibidi zu Bekanntmachungen und Warnungen, z. B. Verbot, gewisse Straßen zu gehen. Diese Zeichen werden dann in den Boden eingeschrieben oder mit Kalk an die Hauswände angemalt. Nsibidi ist nach der Überlieferung schon sehr alt; es soll seinen Ursprung bei dem Uguakimastamme der Ibo haben. Diese selbst erzählen folgende Geschichte über die Entstehung: In ihren Wäldern lebten die Idiokpaviane in großen Mengen. Wenn dort ein Neger des Nachts Feuer anzündete, um sich zu wärmen oder vor wilden Tieren zu schützen, kamen die Idiok heran und setzten sich wie Menschen rings um das Feuer und ritzten allerlei Zeichen in den Grund, welche die Neger natürlich nicht verstanden , bis die Idiok dazu eine Geste oder Pantomime machten, welche dem betreffenden Zeichen Diese Zeichen nannten die Uguakimaneger sollte. entsprechen nsibidi, vom Iboworte sibidi, spielen, da sie durch die Spielerei der Idiok damit bekannt wurden. Außer dieser Schrift lernten die Neger von den Idiok vielerlei Heilmittel, denn diese sind die weisesten Zauberdoktoren im Lande. A.
— In seinem Beitrag über einige Funde des Elentieres in dem Kanton Thurgau entscheidet sich E. Bächler (Mitt. d. thurg. naturf. Ges. 1910, 19. Heft) betreffend die Identität
des postglazialen Elches mit der heute noch leben den Art dahin, daß eine Trennung der beiden in verschie besitzt. Das Ergebnis dene Arten keinerlei Berechtigung deckt sich mit den Ansichten Rütimeyers, welcher zuerst die in der Schweiz, namentlich in den Pfahlbauten entdeckten Elchreste als gleichwertig und übereinstimmend mit der re zenten Art gefunden hat, namentlich aber auch mit den umfangreichen Untersuchungen von J. F. Brandt, der keinerlei spezifische Unterschiede zwischen fossilem und rezentem Elch festzustellen vermochte und nur bloße individuelle Abweichun Lassen sich nun am Skelett des ostschweizeri gen kennt. einzelnen Knochen schen fossilen Elentieres und geinen keinerlei tiefergreifende Unterscheidungsmerkmale feststellen, so gilt das letztere noch viel mehr von dem nicht unansehn lichen Material von fossilen Elchgeweihen und Einzelscliauf ein. Man kann nur immer wieder auf die schon genügend be leuchtete enorme Variationsfähigkeit des betreffenden Körper teiles hinweisen, so daß die beiden Geweilischaufelhälften in ihrer Flächenausdehnung und Form selten kongruent sind, sondern Ungleichheiten die Regel bilden, wobei die größten Variationen in der Zahl der beiderseitigen Sprossen eintreten. Daß aber sonst starkgebaute fossile Elche ab und zu kleinere, schmächtigere Geweihe tragen können , steht in direkter Erfah Übereinstimmung mit der experimentell gemachten rung, daß Nahrungsverhältnisse und Äsung einen entschie denen Einfluß auf Größe, Stärke und Ausladung des Geweihes ausüben.
Verantwortlicher Redakteur : H. Singer, Schöneberg-Berlin, Hauptstraße 55. — Druck:
Friedr. Vieweg & Sohn, Brannschweig.
GLOBUS. ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT VEREINIGT MIT DEN ZEITSCHRIFTEN:
FÜR LÄNDER- und VÖLKERKUNDE.
„DAS AUSLAND" UND „AUS ALLEN WELTTEILEN".
HERAUSGEGEBEN VON H. SINGER UNTER BESONDERER MITWIRKUNG
VERLAG Bd.
XCVin. Nr.
20.
•
von FRIEDR. VIEWEG
VON Prof. Dr. RICHARD AND REE.
& SOHN.
BRAUNSCHWEIG.
1.
Dezember
1910.
Nachdruck nur nach Übereinkunft mit der Yerlagshaudlung gestattet.
Meine vierte Islandreise, Sommer 1910. Von Heinrich Mit 4 Abbildungen
Im Sommer 1910 suchte ich mit meinem Sohne einige bisher wenig oder gar nicht bekannte Gegenden Nordund Innerislands auf. Wir landeten am 8. Juni im Reydarfjord im östlichen Island, von wo wir nach Norden durchs Inland ziehen wollten; der ungünstigen Schneeverhältnisse wegen mußten wir jedoch den Plan ändern und fuhren mit dem Dampfer weiter zum Eyjafjord, den wir am 12. Juni bei leichtem Nach einem Ausflug zum Schneegestöber erreichten. Hörgärdalur, an dessen Mündung Daniel Bruun und Finnur Jönsson vor einigen Jahren die Ruinen der mittel Gaesir aufgedeckt hatten, alterlichen Handelsniederlassung zogen wir den bekannten Weg über die Vadlaheidi nach Grenjadarstadir; hier liegt eine der wenigen auf Island noch vorkommenden alten Runensäulen. Dann besuchten wir die intermittierenden heißen beim Springquellen Uxahver; der Uxahver selbst sprang nicht, während er vor zwei Jahren alle 5 bis 7 Minuten einen Ausbruch Da der Geldingadalur verschneit war, zogen wir hatte. durch teilweise sehr unangenehm mooriges Terrain über der Lambafjöll, untersuchten den Jonspaß im Norden die Stirn des im 18. Jahrhundert von der Kraterreihe beim Leirhnükur nach Norden geflossenen großen Lavastromes und kamen zu den Schwefelfeldern von Theistareykir. Wir fanden sie beim Vergleich mit Thoroddsens nur hat Beschreibung von 1895 ziemlich unverändert; die von ihm erwähnte Erdwärme abgenommen. Vom wir den Schild Gipfel des Ketilfjall photographierten dessen Krater wir unter vulkan Theistareykjabunga, Über die stark ver dem Schnee leider nicht auffanden. schneite Reykjaheidi zogen wir sodann zur Jökulsa, über schritten diesen reißenden Gletscherfluß auf der Brücke
beim Asbyrgi und befanden uns in der Landschaft Axarfjördur, die jenseits der Grenze liegt, bis wohin der
Touristenstrom
kommt.
Weiter nördlich bilden die Landschaften Nüpasveit und Melrakkasljetta die nördlichste Halbinsel Islands, die von Fremden sehr selten besucht und außer von Thoroddsen nach seiner Reise 1895 niemals beschrieben wurde. Wir untersuchten zunächst die im Landinnern südöstlich des Kälf afeil liegende Vulkangruppe Raud hölar. Von ihr zieht sich ein großer Lavastrom nach Nordwesten, umfließt die Hügelkette Kata s ta d afjöll, die wir bestiegen, und erreicht die Axarbucht beim Pfarr hofe Presthölar. Ein zweiter Lavastrom fließt nordnord östlich bis zur Ormarsa, deren Mündung die Ostgrenze der Melrakkasljetta bildet. Unweit der Raudhölar sahen Globus XCVin.
Nr. 20.
Erkes.
nach Aufnahmen
Köln. des Verfassers.
wir mehrere verödete Gehöfte. Bei Presthölar liegt eine flache Bucht Magnavfk, deren Name auf Magni, einen der Söhne des Gottes Thor, hinweist. Ein nahe der
Bucht liegender Basalthügel wird Godhüs stein n ge nannt; es ist nicht unwahrscheinlich, daß hier oder in der Nähe einst ein heidnischer Tempel stand, doch sind außer den erwähnten Namen keine Überlieferungen da von erhalten. Am steilen Abhang des Axargnüpur, der Südgrenze der Nüpasveit, fanden wir etwa 100 m ü. d. M. die aus Basaltsäulen roh aufgeschichtete Grettishütte, die dem zu Anfang des 11. Jahrhunderts lebenden Saga helden Grettir zugeschrieben wird. Von Presthölar führte uns der sogenannte Hölsstig Südende des Blikalönsdalur ins Herz der Mel Dieser „dalur" ist eine etwa 25 km lange rakkasljetta. und 500 bis 800 m breite Einsenkung, Spalte oder Bruchlinie, die sich im Norden der Vulkane Raudhölar in fast ge rader Linie durch die ganze Sljetta bis ins Nördliche Eismeer beim Hofe Blikalön hinzieht und mutmaßlich mit den Raudhölar ursächlich zusammenhängt. Die Melrakka sljetta, d. h. Polarfuchs-Ebene, wegen der vielen dort vorkommenden Polarfüchse so genannt, zeigt sich als eine über 1000 qkm umfassende Glaziallandschaft auf einer Unterlage von geschrammter Doleritlava. Zahllose niedrige Höhenzüge (asar) dürften sich großenteils als Moränenschutt zwischen ihnen schimmern erweisen; mindestens 60, wahrscheinlich noch mehr, kleine und größere Teiche und Seen. Einige sind vermoort, doch bemerkten wir keine eigentlichen Sümpfe. Außer weißen Schwänen und einer einzigen, sehr großen grönländischen Schneeeule nahmen wir im einsamen Innern der Sljetta wenig Tierleben wahr, woran allerdings die Frühe der Jahreszeit bei kaum + 3° C Durch Schnittstemperatur Vom Hofe Blikalön, wo wir mitschuldig sein mochte. drei Tage blieben, besuchten wir die nahegelegene nörd lichste Spitze Islands, die über den Polarkreis hinaus als ein niedriges Basaltriff in die See ragt und RifsEine Stein warte bezeichnet die Stelle, tangi heißt. diese gefährliche wo ein Leuchtturm für niedrige Küste errichtet werden soll. In der Nähe liegt der kleine Hof Rif, das nördlichste Gehöft Islands, weiter östlich der aus isländischen Sögur (Sagas) bekannte steinige Hafen Hraunhöfnmit dem aus frostzersprengter Dolerit lava bestehenden Kap Hraunhafnartangi, auf dem sich die Thorgeirsdys erhebt, ein hoher Haufen loser Steine, der angebliche Grabhügel des hier im Jahre 1024 in einem Kampfe erschlagenen Skalden Thorgeirr. Von zum
40
310
Erkes: Meine vierte Islandreise, Sommer
1910.
Leirhaf narf jöll mit Tuffgebirge der höchsten Erhebung G e f 1a , die wir erstiegen und auf etwa 210 m In den steilen Meereshöhe maßen. eines Hochtales der Gefla Wänden horstete der isländische Falke. Am Ostfuße des Gebirges erstreckt sich eine
Schuttwüste,
der
sogenannte überschritten die Leirhafnarfjöll an drei Stellen, zuletzt im Süden durch den niedri wo gen Paß Leirhaf narskörd, wir am oberen Ende des Geitayaus sandur den Krater auffanden, dem, wie schon Thoroddsen erzählen hörte, im Jahre 1823 ein Ausbruch stattgefunden haben soll. Von der Melrakkasljetta kehrten wir zur Jökulsä zurück, zogen an
Geflusandur.
Wir
ihrem Westufer bis zum Villardsfoss Dettioberhalb des weltbekannten Erhebungen (von links nach rechts): Fjarborg, Likkista, Kollur u. Haihnukur. foss, und dann über Krafla und Leirhnükur, wo wir gegen meine hier sahen wir den stillen Hof Hardbakr, während ich Beobachtungen von 1907 eine starke Steigerung der vulka wahr den weiter südöstlich liegenden Hafen Rauf arhöfn und nischen Tätigkeit in den Kratern und Solfataren nahmen, bis zum Mückensee. Hier begann der zweite Haupt Im Umgegend schon im Jahre 1907 besucht hatte. Innern der Sljetta liegt ein einziger bewohnter Hof: abschnitt unserer Expedition, nämlich die genauere Durch Zwischen ihm und dem Blikalönsdalur be Grasholl. forschung der Lavawüste Odadahraun (Abb. 1) im Anschluß suchten wir die Graenur, die aus einem Komplex von an meine Reisen von 1907 und 1908. Wir stiegen zunächst zum etwa 650 m ü. d. M. liegenden Heilagsdalur, durch Seen, grünen Mooren und kargem Weideland bestehen. Nach Beendigung unserer Streifen durch das Innere dieses Tal zur Ketildyngja, die von Johnstrup und der Sljetta zogen wir an der Nordküste anderen besucht worden ist, und dann zur nie zuvor entlang nach Ihre Höhe bildet ein Die Nordküste besteht aus mächtigen Geröll Westen. bestiegenen Kerlingardy ngja. und wällen, gegen die seewärts das Eismeer brandet, während ausgedehntes Plateau mit vielen Ausbruchstellen Auf der Ostseite des Plateaus erhebt landwärts eine Anzahl Haffs sich hinzieht, die vortreff Schlackenhügeln. liche Brutstellen für Eiderenten usw. sind. Treibholz sich ein 90 m hoher, an 300 m breiter Breccief eisen ; und Walknochen bedecken weite Strecken des Strand nördlich unterhalb dieser Spitze, die Sighvatur heißt, Abb. 1.
gerölls.
katla; funden,
Die La vn wüste Odadahraun.
Im Hintergrunde
die Dyngjufjöll
Der nordwestlichste Hof der Sljetta heißt Nüpshier wurde am 7. Juni 1905 eine der Bojen ge die am 13. September 1899 im Auftrag der geo
mit folgenden
Die Südwestseite der Kerlingsind zwei kleine Krater. ardyngja fällt steil zu dem mehrere 100 m tiefer liegen den unteren Odadahraun ab, welches wir hier als erste bis zu dem am Rande der Lavawüste liegenden Gehöft.
Gesellschaft von Philadelphia bei Point graphischen Barrow an der Küste von Alaska ausgesetzt wurden und Von hier aus unternahmen Svartärkot durchzogen. wahrscheinlich über den Nordpol trieben. Der Auffinder wir einige Ausgrabungen in den Ruinen der seit vielen der Boje teilte uns alle Einzelheiten Jahrhunderten verlassenen Ansiedelungen Hrauntunga ausführlich mit. Die äußerste Nordwestecke der Melrakkasljetta erscheint von und Sandmüli. Etwa 25 Funde aus Stein, Knochen, der See aus als eine etwa 75 m hohe, steile, rote Fels Eisen und Kupfer schickten wir dem Altertumsmuseum wand und heißt Raudinüpur; sie ist, wie Thoroddsen feststellte, ein von dem Meere zerstückelter Vulkan. Außer dem großen bekannten Krater fanden wir einen zweiten kleineren Krater und außerdem in den zer bröckelnden Schlackenfelsen an scheinend noch die Trümmer eines Vulkanschlotes. Dem als Vogel felsen vor dem Raudinüpur im Meere stehengebliebenen Best des Vulkanmantels, der eine steile, einem runden Turm ähnliche massigen Klippe bildet, gaben wir auf islän dische Anregung den Namen Jon Trausti, zu Ehren des zu Rif ge borenen Dichters Gudmundur Mag nussen, der unter dem Pseudonym Im Süden Jon Trausti schreibt. des R-audinüpur liegt der schönste und reichste Hof der Sljetta, Grjötnes. Weiter südlich zieht sich, die Sljetta im Westen begrenzend, das Abb. 2. Thoroddsenstindur, höchste Spitze der Dyngrjufjöll.
Goldstein: Zur Ethnographie der Juden.
311
in Reykjavik. Durch den Oxnadalur wir zum inneren Hoch zogen land zwischen dem oberen Skjälfund be andafljöt Vatnajökull, stiegen den großen Schildvulkan Trölladyngja und hatten bei vorzüglich heller Witterung einen außergewöhnlich guten Überblick über das weite Gebiet vom Hofsjökull zum Vonarskard und den Nordrand des Inlandeises Vatna jökull bis zu den Kverkfjöll. Nach Rückkehr nach Svartärkot zogen wir zu den Dyngjuf jöll mit dem über 50 qkm umfassenden Riesen kessel Askja. Wir durchforschten zunächst den bisher un ganz bekannten Dyngjuf jalladalur, der etwa 300 m zwischen Tuff wänden ansteigt und von einem Lavastrom durchflossen wird. Von
Abb. 3. Lava der oberen Talmündung kletterten wir über eine Paßhöhe, die wir Sudurskörd nannten, von Süden in die Askja. Unweit unseres Zeltplatzes, genau im Süden des Knebelsees, erhebt sich die höchste Bergspitze der Dyngjuf jöll, die wir zu Ehren des größten aller Islandforscher Th oro ddsenstindur nannten (Abb. 2). Im Südwesten des Gebirgsstockes fanden wir eine große Hochebene mit vielen Kratern, großen Lavaströmen und mit ausgedehnten er loschenen Schwefelfeldern an den Randhöhen (Abb. 3). Der Knebelsee (Abb. 4) hat seit 1908 sein Niveau nicht
auf der Hochebene
im Südwesten
der Dyngjufjöll.
verändert,
doch sind große Stücke des Steilrandes ab Die Solfataren im Süden sind unverändert gesunken. Der Wasserspiegel im Rudioffkrater hat sich be tätig. deutend erhöht. Wir blieben vom 12. bis 19. Juli in der Askja, durchforschten besonders ihren Westen und Süden und einen Teil ihres Nordrandes, zogen auch nach Süden weit über den Fuß der Dyngjufjöll hinaus in die Wüste von Schlacken und vulkanischem Sande und machten u. a. die ersten photo graphischen Aufnahmen vom D y n g juvatn, der Vadalda usw. Beim Abstieg aus der Askja über den Jönspaß entdeckten wir einen neuen Paß, der von der Ebene im Norden der Askja zum Lockstindur führt, und nannten ihn Sigurdarskard. Der höchsten Spitze der nördlichen Dyngjufjöll, die von Svartärkot ge sehen als höchster Gipfel des Ge birges überhaupt erscheint, da von dort der Thoroddsenstindur nicht sichtbar ist, gaben wir den Namen
Häihnükur.
Abb. 4.
Knebelsee
(Askjasee)
mit Solfataren am Fuße des Thoroddsenstlndur,
Am 25. Juli traf Dr. H. Spethmann in Akureyri mit uns zu sammen und zog sofort mit meinem Sohne wieder ins innere Hochland ; ich verließ Island am 2. August, während die beiden nach weiteren am erfolgreichen Untersuchungen Vatnajökull und im Odädahraun am 3. ihre Heimreise an September traten.
Zur Ethnographie der Juden. Von
Ferdinand
Robert Hartmann sagte: Wenn nichts hilft, wird das sei es auch mit den Haaren, Semiten tum herbeigezogen, oder: Wo Begriffe fehlen, da stellen Semiten zur rechten Zeit sich ein; und an einer anderen Stelle nennt er die Das ist ganz semitische Rasse einen alten Schwindel. Semiten und semitische Rasse sind Worte ohne richtig.
Goldstein. da aber die Menschen glaubten, den Worten müßten auch die Sachen, in diesem Fall also die Völker Irrwege ge entsprechen , sind sie auf verhängnisvolle Heute sind die Worte spurlos aus der Völker raten. wie einst das Phlogiston aus der kunde verschwunden Chemie, und nur in der Politisch- Anthropologischen
Inhalt;
40*
Zur Ethnographie der Juden.
5) 4)
;
6).
ja
voll in Erscheinung treten,
wenn sie den Händen der Theologen und Philologen entrissen sein wird, denn ihre Verfasser haben nicht geschlafen, sondern die Völker so wie sie zusammen gehörten, und ihr zusammengefaßt, Da diese in der Einteilungsprinzip war die Religion. Bibel eine so große Rolle spielt, so ist es von vornherein sehr wahrscheinlich, daß sie auch die Grundlage für die Völkertafel abgegeben hat. Es läßt sich dafür aber auch der positive Beweis erbringen 7).
Alte Geographie, S. 2. Im folgenden schöpfe ich aus meinem Vortrag „Über die Einteilung der mittelländischen Rasse in Semiten, Hamiten und Japhetiten", den ich am 16. November 1901 in der Berliner Anthropologischen Gesellschaft gehalten habe. Nach seiner Beendigung erhob sich Herr v. Luschan und sagte, daß über die Hamiten und Semiten ein so großes sprach liches und anatomisches Material vorliege, daß man meine vagen Spekulationen (sie!) nicht brauche, und bezweifelte, :
,
*) *)
')
Siehe des Verfassers Arbeiten: „Politik, Staatswissenschaften und Ethnographie" (Globus, Bd. 90) und „Die Her kunft der Juden" (Globus, Bd. 91). Globus, Bd. 92, S. 147. Ich muß hierzu noch bemerken daß v. Luschan als Kraniologe dem Schädel in seiner Beweisführung eine große Rolle zuerteilt. Dieser hat aber schon lange seine Beweis kraft verloren, und durch die Boas sehe Publikation ist ihm jede Bedeutung geraubt worden indessen zur Zeit der Ulmer Versammlung stand er noch in hohem Ansehen. Selbst wenn daher v. Luschan der erste gewesen wäre, der die Verwandt schaft der Juden mit den kaukasischen Stämmen nachge wiesen hat, stände seine Beweisführung auf schwachen Füßen. Globus, Bd. 92, S. 261 ff.; Bd. 93, S. 85 ff. Globus, Bd. 97, S. 309 ff., S. 328 ff.
gestehen, daß mich diese stillschweigende Aufgabe eines Grundsatzes höchlichst be wichtigen wissenschaftlichen fremdet hat, zumal Weißenberg von anderen peinlichste Angabe von Quellen fordert. Mir scheint jetzt das Wichtigste zu sein, das Gelehrtenund Laienpublikum für die neue oder, wenn man will, Lehre empfänglich zu machen. alte Erckertsche Daß hier noch so viel zu leisten bleibt, liegt hauptsächlich Irrlehren, die den Menschen in an den priesterlichen früher Jugend beigebracht werden und dadurch so fest mit ihnen verwachsen, daß sie sich in reifen Jahren schwer Das zehnte Kapitel der von ihnen losmachen können. Genesis enthält die Völkertafel, eines der merkwürdigsten und wertvollsten Dokumente Ver längst versunkener Sie ist so fein ausgearbeitet, daß Kiepert gangenheit. der gewiß richtigen Meinung war, ihrem oder ihren Ver fassern müßten Karten vorgelegen haben Die Völker tafel sagt nun, Noahs drei Söhne Sem, Ham und Japhet hätten nach der großen Flut Söhne gezeugt — von Töchtern Es unterliegt aber keiner spricht sie nicht. Frage, und auch der beschränkteste Theologe oder Phi daß es sich hierbei lologe hat noch nicht bestritten, handelt, daß mit um biblische lediglich Sprechweise den Söhnen Völker gemeint sind. Nach welchem Prinzip sind aber die Gruppen zusammengestellt? Ich darf hierbei wohl die naive Lehre, jeder der drei Noachiden hätte ganze Völkerschaften in die Welt ge setzt, mit Stillschweigen Damit wird aber übergehen. die philologische und anthropologische Zusammenfassung schon stark erschüttert, und sie kommt in Wegfall durch die Tatsache, daß der Bibel sprachliche oder somatische Einteilungen unbekannt sind, daß sie dagegen ganz von Religion und Religionspolitik beherrscht wird, diese sich aber noch niemals um Sprache oder Körper gekümmert hat. Für sie sind ganz andere Erwägungen maßgebend. Mit sprachlicher Einteilung stimmt auch die Völker tafel gar nicht überein, und den Philologen, die ihre blieb nichts anderes Dogmen nicht aufgeben wollten, Die Völkertafel übrig, als sie stimmend zu machen. zählt Kanaan zu den Söhnen Hams, die Philologen aber brauchten Sem, also erklärten sie nach dem Grundsatz interdum dormitat bonus Homerus: Hier liegt ein Irr tum vor; wir wissen es besser, Kanaan gehört zu Sem. Lud (die Lyder) wird von der Völkertafel zu Sem ge zählt, die Philologen aber brauchten Japhet, also hat der Verfasser der Völkertafel wieder geschlafen. Doch genug hiervon; ich bin überzeugt, daß eine nahe Zukunft über die Philologenrassen in unehrerbietiges Gelächter aus brechen wird. Aber ist es nicht auch sehr ernst, daß für solch wertlose Gelehrsamkeit so viel Zeit und Geld aufgewandt worden ist? Der hohe Wert der Völkertafel wird jedenfalls erst
*)
*).
3).
2).
Revue und ähnlichen Organen mögen sie sich ihres alten weil ohne ihr Dasein die Dogmen Ansehens erfreuen, nicht „stimmen". Außerdem herrschen sie natürlich in der Theologie, die ja ganz auf inhaltleeren Worten beruht. Es hatten sich viele vortreffliche Männer bemüht, die Wissenschaft von der „semitischen Rasse" zu befreien. Hartmann habe ich schon zitiert, Bastian nannte sie ein Pott und Stein Nebelgebilde unserer Denkoperationen, thal haben die Sprachrassen niemals anerkannt, Barth erklärte es für abgeschmackt, von semitischen und kuschitischen Völkern ohne Berücksichtigung der Haussa zu sprechen, und Ratzel nannte die semitische Rasse wie andere Sprachrassen nicht nur wertlos, sondern verwerf lich; aber sie hatten keinen Erfolg, da ihre Lehren gegen die Mode verstießen, und diese in inexakten Wissen schaften weit mächtiger ist als die Vernunft. Erst nachdem ich den Beweis erbracht hatte, daß man in dem Begriff der semitischen Rasse zwei verschiedene Sinneseindrücke daß sie also dem gesunden Menschen vereint hatte, verstande widersprach — kein Wunder, war ihre Mutter doch die Theologie — , mußte man wohl oder übel den falschen Begriff aufgeben Man hat dem ehemals so teuren Requisit zünftlerischer Völkerkunde kein ehrenvolles zuteil Begräbnis werden lassen, im Gegenteil, man hat es sang- und klanglos verscharrt wie den Leichnam eines Verbrechers. Daß es aber verscharrt ist, beweisen unwiderleglich die beiden Antipoden Andree die sich und Weißenberg, früher bei den Juden leicht in die Haare kamen, jetzt aber auf demselben Boden stehen. Andree ist seit kurzem zu der Uberzeugung gekommen , daß die Juden somatisch nahe Verwandte der Armenier sind; er meint, v. Luschan sei der erste gewesen, der auf ihre große Ähnlichkeit hat, erkennt ihm also die Priorität zu hingewiesen Das ist nun allerdings ein Irrtum, denn v. Luschan hat seine Forschungsergebnisse auf der Anthropologenver sammlung zu Ulm im Jahre 1892 vorgetragen, während v. Erckert in seinem bereits im Jahre 1888 erschienenen Buche „Der Kaukasus und seine Völker" auf die Ähn lichkeit der Juden mit den Völkern des Kaukasus auf merksam gemacht hat. Es haben aber weder v. Erckert noch v. Luschan mit ihren Lehren Eindruck machen können, weil ihnen die semitische Rasse entgegenstand, v. Erckerts Buch ist vor 22 Jahren erschienen, v. Luschan hat seinen Vortrag vor 18 Jahren gehalten, dennoch wurden nach wie vor die Juden zur semitischen Rasse gezählt, und auch An dree kann sich erst jetzt vorstellen, daß Juden und Ar hat durch ver menier verwandt sind Weißenberg schiedene Arbeiten bekundet, daß er auch in der wissen schaftlichen Ethnographie auf zionistischem Boden steht4), nach dem Sturz der semitischen Rasse durch mich folgte er aber ohne ein Wort der Erklärung der neuen Richtung, für die der Zionismus eine wunderliche Verirrung ist, indem er die nahe somatische Verwandtschaft der Juden mit den Kaukasiern „bewies" Ich muß
')
Goldstein:
312
Zur Ethnographie der Juden.
,)?
Ladenburgs
Handwörterbuch
der
Chemie,
Artikel
Chemie. sein Name gewesen, erst nach So ist ursprünglich langjährigem Aufenthalt in Kanaan wurde er zu Abraham korrumpiert. Amos IX, 7. Jesajas XXII, Fürst, Hebräisches Lexikon löste. 6;
mein Vortrag druckwürdig sei. Heute blicke ich mit Stolz auf ihn, da er der erste exakt wissenschaftliche Ver such gewesen ist, die Ethnographie von dem Semitenschwindel zu befreien, der allerdings erst mehrere Jahre später zum vollen Erfolg geführt hat. Herr v. Luschan aber erklärt jetzt selber Sprachrassen für ein Unding, freilich ohne zu istl sagen, woher ihm diese Erkenntnis gekommen Globus XCVm. Nr. 2°: daß
,
Buddha sind moderne Götter, während das höchste Wesen selber niemals verehrt wird, ja seine Ver ehrer, z. B. die Sozinianer, zwar nicht mehr heute, aber doch vor verhältnismäßig kurzer Zeit mit den grausam sten Strafen bedroht wurden. Das muß zur Erleichte rung des Verständnisses besonders hervorgehoben werden, da bei uns mit der Religion solch arger Mißbrauch ge trieben wird. Sem, Ham und Japhet sind Götter gewesen. Von Japhet ist dies längst bekannt, denn man hat seine Identität mit dem griechischen Japetos erkannt. Die Titanen, versuchten die Götter zu denen Japetos gehörte, zu stürzen, d. h. sie waren religiöse Revolutionäre, und sie müssen mit ihren Neuerungen auch zunächst Erfolge gehabt haben , denn erst durch die Hilfe der Athene konnten die alten Götter gerettet werden. Daher spricht Horaz von dem audax Japeti genas. Japetos Sohn war Pro metheus, also wieder ein Halbgott und religiöser Neuerer, der für seine Sünden an den Kaukasus geschmiedet wurde. Die Länder um den Kaukasus sind aber die Heimat der Japhetvölker. Worin ihr Kult bestand, wissen wir nicht; da aber die der beiden anderen zu den sexu ellen gehörten, so werden wir schwerlich mit der An nahme fehlgehen, daß auch der Japhetkult mit geschlecht lichen Ausschweifungen verbunden gewesen ist. Die Hamvölker, soweit sie identifiziert sind, hatten eine religiöse Grund vorschrift, an der sie noch bis zu dieser Stunde festhalten; das war die Beschneidung. Der Grund, der zu dieser seltsamen Operation geführt hat, ist uns unbekannt, wir wissen aber, daß sie eine priester liche Vorschrift war und ist. Man nimmt vielfach an, und auch Herodot berichtet so, daß die Kanaanäer die Beschneidung von den Ägyptern gelernt hätten. Ist das richtig, so muß es in sehr früher Zeit, lange vor Moses Kriegszügen geschehen sein, denn schon die Genesis er wähnt sie (Kap. XXXIV). Dort wird erzählt, daß ScheJakobs chem, der Sohn des Chiwiterfürsten Chamor, Tochter Dinah zum Weibe begehrte, daß man sie ihm aber verweigerte, da er unbeschnitten war, daß sie ihm jedoch unter der Bedingung zugesagt wurde, daß er sich und seine männlichen Untertanen beschneiden ließe. Außer Kanaan werden als Hamvölker noch Ägypten und Äthiopien aufgeführt, ferner Put, das nicht mit Sicher heit identifiziert ist. Daß die Ägypter seit den ältesten Zeiten die Beschneidung üben, ist bekannt, und von den berichtet es Herodot: Äthiopen „Die Kolcher scheinen mir Ägypter zu sein, und zwar wußte ich das, bevor ich es von anderen gehört hatte. Da ich aber einmal dar über nachdachte, fragte ich beide, und dabei zeigte es sich, daß sich die Kolcher besser an die Ägypter er innern als die Ägypter an die Kolcher. Die Ägypter sagten, daß sie die Kolcher für Nachkommen der Armee des Sesostris halten , und ich stimme ihnen bei, da sie schwarze Haut und wolliges Haar haben. Das aber will nichts bedeuten, denn auch andere sind so beschaffen. Das aber ist von größerer Bedeutung, daß sich Kolcher, Ägypter und Äthiopen seit alter Zeit die Schamglieder
beschneiden. Die Phöniker aber und die Syrer in Pa lästina stimmen darin überein, daß sie die Beschneidung von den Ägyptern gelernt haben; die Syrer aber am Thermodon und am Flusse Parthenios und die Makroner, die diesen benachbart sind, behaupten, daß sie sie erst vor kurzem von den Kolchern gelernt haben. Das sind die einzigen Menschen, die die Beschneidung haben, und diese scheinen sie den Ägyptern nachgemacht zu haben. Ob aber die Ägypter oder die Äthiopen zuerst die Be schneidung gehabt haben, vermag ich nicht zu sagen, denn sie scheint aus alter Zeit zu stammen" (H, 104). Alle Hamvölker hatten also eine gemeinsame religiöse Grundvorschrift. Eine Gottheit Ham (hebr. Cham) kennt die Überlieferung aber auch, nämlich die phallische Gott heit Chem, die namentlich in Oberägypten verehrt worden Von ihr wurde Ägypten ist. auch Chemia genannt, hiernach heißt die schwarze Kunst (die Kunst der und an Chem muß die Völkertafel Schwarzen) Chemie denken, wenn sie die beschnittenen Völker unter Cham zusammenfaßt. Die Beschneidung ist viel weiter verbreitet, als die Bibel weiß, selbst wenn man die „Enkelvölker" Hams mit berücksichtigt, von denen indessen viele nicht identi fiziert sind. Die Semvölker dagegen waren unbeschnitten, und dies allein hätte den Gelehrten Bedenken verursachen sollen, die Kanaanäer zu ihnen zu zählen. Sie können als Entschuldigung nicht unsere geringen Kenntnisse von diesen Ländern vor der großen Entfaltung der Assyriologie anführen, denn aus der Bibel konnten sie sehen, daß Abram9), der aus dem Lande der Semvölker (UrKasdim) stammte, bei seinem Einmarsch in Kanaan un beschnitten gewesen ist und sich erst nach langjährigem Aufenthalte daselbst mit seinem Anhange beschneiden ließ (1. Mos., Kap. XVH). Diese positive Nachricht ist wichtiger als das Fehlen jeglicher Spur der Beschneidung bei den Babyloniern und Assyrern, denn ex silentio non concluditur. Eine Gottheit namens Sem (hebr. Schem) war im Euphrat-Tigrisgebiet wohlbekannt, es war der Gott Samas (hebr. Schemesch). Die Philologen behaupten, die semitischen Sprach wurzeln seien triliteral, die ari schen diliteral. Aber diese Lehre ist von Delitzsch längst erschüttert worden, und die uralten hebräischen Wörter sind diliteral. Aber gesetzt, die Lehre bx, dx, wäre richtig, so müßte aus ihr gefolgert werden, daß Sem (ao) und natürlich auch Ham (an) fremde Namen, die entsprechenden Götter also aus anderen Ländern ein geführt worden sind. Da nun der Sonnengott der Babylonier, Samas, in den hebräischen Sprach- und Kultschatz übergegangen ist, so hat man die Frage zu stellen, ob Schemesch zu Schem verkürzt werden kann. Sie ist zu bejahen denn der Perserkönig Kyros (hebr. Koresch) hatte seinen Namen vom Flusse Kyros, und dieser er scheint in der Bibel als Kir1°), heute Kur. Aber man braucht solche Kunstgriffe gar nicht anzuwenden, denn das hebräische Schemesch ist aus einer Verdoppelung von hieß also ursprünglich Schemschem Schem entstanden, und mit Schem in innigstem steht demnach Zu sammenhange n). Als Sem- oder Samasvölker nennt die Völkertafel Elam, Assur, Arpachsad, Lud (Lyder) und Von diesen kennen wir die Elamiten, Assyrer Aram. ist unsicher, und aus Aram hat und Lyder, Arpachsad man das Volk der Aramäer konstruiert. Aber noch nie*)
Brahma,
31S
*)
Unter Religion verstand das Altertum die staatliche Anerkennung eines bestimmten Gottes oder, richtiger, Obergottes und seine zwangsweise oder freiwillige Ver Darin besteht auch bei uns ehrung durch das Volk. Jesus, Moses, Mohammed, das Wesen der Religion.
") '")
Goldstein:
•41
Goldstein: Zur Ethn ographie der Juden.
ja
") 1B)
Edit. Casaub, p. 41 f. Übersetzung von Lauer, S. 29. Die Kanaanäer hatten allerdings Herodot gesagt, sie hätten die Beschneidung von den Ägyptern empfangen, aber es ist leicht erklärlich, wie sie dazu gekommen waren. Zur Zeit von Herodots Reisen herrschte in Palästina das mosaische Gesetz, und alle geltenden Sitten und Vor schriften wurden auf Moses zurückgeführt, der aus Ägypten stammte. Von Moses aber stammte die Beschneidung in Kanaau sicher nicht, wie ich vorher nachgewiesen habe.
1,
I,
äl
6)
mit dem
des Mohren.
f.
") George Smiths Ohaldäische Genesis. Deutsch von Hermann Delitzsch. S. 81 So Niebuhr, Reisen in Arabien, S. 417 f.; Knobel, Die Völkertafel der Genesis, S.135. Das Rote Meer mag an der Küste infolge von Algen etwas rötliches Wasser haben, aber in anderen Meeresteilen ist das ebenso, ohne daß sie des Noch niemand aber hat wegen rote Meere genannt werden. daß der gesamte Meeresteil zwischen Afrika und gesehen Arabien rotes Wasser hat. Seine Name bedeutet vielmehr Meer der Roten und analog Schwarzes Meer Meer der Sch warzen, Gelbes Meer Meer der Gelben. Ebers und Guthe, Palästina in Bild und Wort, Bd.
I,
")
und die Vulgata rufus, nirgends ist also von Qtxxrjs Tacitus meldet, daß die Juden von Haaren die Rede. der Äthiopen den meisten für Nachkommen gehalten werden, die von König Kepheus vertrieben worden sind (Hist. V, 2), mit dem Begriff Äthiopien aber verband das Altertum regelmäßig die dunkle Hautfarbe wie wir
S. 186.
Reisen in Berges Sinai, Bd.
Syrien
II,
,
Urbevölkerung Palästinas ebenfalls dunkelfarbig ge wesen ist u). Ich könnte mich als Beweis dafür gleich auf die Adamsage berufen, unterlasse es aber, da sie sicher nicht in Palästina heimisch ist. Ich will indessen, um das Verständnis für das Folgende zu erleichtern, erwähnen, daß man in Babylonien zwei verschiedene Rassen unter schied, von denen die Adamu dunkelfarbig, die Sarku hellfarbig waren. George Smith sagt darüber: „Schon Sir Henry Rawlinson hat darauf aufmerksam gemacht, daß die Babylonier zwei Hauptrassen unterschieden: die Adamu oder die dunkle Rasse und die Sarku oder die helle Rasse, wahrscheinlich in gleicher Weise wie auch die Genesis zwei Rassen erwähnt, die Söhne Adams und die Söhne Gottes (6, 1 — 4). Aus den Fragmenten der Inschriften geht beiläufig hervor, daß die Rasse Adam, die dunkle Rasse, für die gefallene galt; welche Stellung
,
fest im inneren Wesen politisch getrennter erhalten, sie sich jahrtausendelang so liegt doch die Vermutung nahe, daß hier anthropologische Gründe vorliegen müssen, und da Ägypter und Äthiopen zu den dunkelfarbigen Rassen gehören, so werde ich im folgenden untersuchen, ob die so
Völker wurzeln, daß ja unausrottbar sind,
")
schriften
,
So ruht also die Völkertafel auf religionspolitischer Einteilung. Aus der Gemeinsamkeit der Religion darf nun aber nicht ohne weiteres auf gemeinsame Natur ge schlossen werden. Wenn aber gemeinsame religiöse Vor
dagegen die andere im babylonischen System eingenommen habe, dafür fehlen uns zurzeit noch die Anhaltspunkte. Aus der Genesis (Kap. erfahren wir, daß, als die Welt verderbt ward, die Söhne Gottes und die Rasse Adams und daß sich so das verheirateten, sich untereinander welches bei den Adamiten Sitten verderben verbreitete, seinen Anfang genommen hatte" ,ä). Muß ich auf der einen Seite auf die Benutzung der Adamsage, so verlockend sie für mich ist, verzichten, so kennt die biblische Überlieferung auf der anderen Seite den Volksstamm Edom, der sicher historisch ist und das genaue Analogon zu den Adamu der Babylonier bildet. Die Namen Adam und Edom werden mit denselben Ra dikalen geschrieben (stx), und erwägt man, daß die teste hebräische Schrift nur die Konsonanten schrieb, so ob von Edom oder kann man gar nicht unterscheiden, Adam die Rede ist; der verschiedenen Vokalisation haben dialektische Verschiedenheiten wahrscheinlich zugrunde Edom bedeutet rot, ist also gleichwertig mit gelegen. moivti; der Griechen, und Adam bedeutet auch rot. Das wissen wir einmal von der babylonischen Überlieferung, dann aber auch von Josephus (Antiq. Noch 2). heute trägt das Rote Meer seinen Namen von einem roten Volksstamm "). Spuren einer alten Edomiterherrschaft in Kanaan haben sich bis in historische Zeit er halten. Am östlichen Jordanufer, westlich von Zortau, lag eine Stadt Adam DT». (Jos. HI, 16), Maaleh Adummim (n^aix hbya) lag gegenüber von Gilgal (Jos. XV, 7), und Adami Hannekeb (aplP sbtk) war Grenzstadt Naphtalis (Jos. XIX, 33). Noch heute lebt bei Riha (Jericho) ein besonderer Stamm, der dunklere Hautfarbe hat, als aus der man sonst bei den Beduinen oder Fellachen Sie sind die ein höher gelegenen Landschaft bemerkt. zigen Menschen, welche während des ganzen Jahres im Jordantale leben und sich dem erschlaffenden Einfluß des heißen Klimas aussetzen. Denn die Fellachen des Gebirges kommen nur im Herbst und Winter herab, um das Land anzubauen, und die Beduinen ziehen nur im Frühling hierher, um ihre Herden auf die Weide zu führen 17). Nach Burckhardt gibt es nicht nur einen einzelnen dunkeln Stamm, sondern ist ganz Westpalästina den Ägyptern ähnlicher als den nördlichen Syrern 1s). Von großer Wichtigkeit ist, daß König David, der sondern aus dem Volk nicht aus der Priesterklasse, Man hat stammte, rot gewesen ist (1. Sam. XVII, 42). dem christlichen und jüdischen Europa diese „Schande" ersparen wollen und daher behauptet, die Bibel spreche Aber der hebräische Urtext schreibt von roten Haaren. rto-is, das mit mx zusammenhängt, die Septuaginta nv§-
")
mand hat ihr Gebiet angegeben oder etwas von ihrer Ge schichte erzählt, sie sind ein Wort wie die „semitische Rasse". Es kann aber keinem Zweifel unterliegen, daß mit Aram die Armenier gemeint sind, denn Strabo sagt, daß die Armenier auch Aramäer heißen12), und Moses der Geschichtschreiber Armeniens, von Chorene, sagt, daß, da König Aram mächtig und berühmt geworden war, alle Völker um uns herum unser Gebiet, wie allen bekannt ist, nach seinem Namen nennen bis auf diesen Tag ls). Ob das geschichtlich wahr ist, ist ohne Bedeu tung, wesentlich ist dagegen, daß man damals allgemein Aram und Armenien identifizierte. Bei den Assyrern und Babyloniern herrschte die Sitte, daß sich die Frauen und bei mußten, zu Ehren der Gottheit prostituieren den Armeniern (Strab., p. 532) und Lydern (Herod. I, Hierin muß also das Wesen des 93) war es ebenso. Sem- oder Samaskults bestanden haben. Allerdings ist überliefert, daß sich die Babylonierinnen zu Ehren einer weiblichen Gottheit preisgaben, aber welcher Ethnograph weiß es nicht, daß beim Import eines neuen Gottes fast immer nur der Name wechselt, der Inhalt des Kults aber derselbe bleibt. Die priesterlichen Lehren bestehen eben immer in inhaltleeren Worten. Die Prostitution der Frauen des Volkes werden die Sempriester sicher nicht aufgegeben haben, denn sie lieferte ihnen selbst erstens soviel Weib lichkeit, wie sie nur haben wollten, und zweitens mußte das einlaufende Geld an die Tempelkasse abgeliefert werden, bildete also eine reich fließende Einnahmequelle. Und auf etwas Anderes wie auf Weiber und Geld sind die tatsächlichen, hinter den inhaltleeren Worten sich nie Regierungen verbergenden Absichten priesterlicher mals gerichtet.
'*)
314
S. 588.
Palästina
und der Gegend
des
Goldstein: Zur Ethnographie der Juden. Bei diesen zahlreichen Zeugnissen tritt die bekannte Überlieferung der Falascha, sie seien die nächsten Ver wandten der antiken Juden, in ein neues Licht, ebenso Merkers Meinung, die Massai seien Verwandte der Juden. Aber nicht nur diese zwei, viele Stämme Afrikas werden sich bei objektiver Prüfung als Rasseverwandte der pa lästinensischen Urbevölkerung erweisen, und hätte man sich nicht von allen möglichen Rücksichten leiten lassen, sondern wäre der treuen Überlieferung der Bibel gefolgt, so wäre man darüber schon lange im klaren, denn sie stellt die Kanaanäer mit den Ägyptern und Äthiopen zu sammen, zwei notorisch
Stämmen. dunkelfarbigen Stämmen gab es in Kanaan auch gelbe, denn Bochart, auf den Talmud gestützt, sagt, die Juden wären nicht schwarz und nicht weiß, sondern buchsbaumfarben Man täte unrecht, (gelb) gewesen denn noch heute dieser Überlieferung zu mißtrauen, leben in Arabien gelbliche Sabäer neben dunkelfarbigen
Außer dunkelfarbigen
Himjaren
ao).
Der Anthropologe legt auf den Unterschied des gelben und dunkeln Kolorits wenig Gewicht, da beide inein für den Ethnographen aber ander übergehen können; Denn da das Kolorit von dem liegen die Dinge anders. Einfluß des Lichtes und der Sonne abhängt, deren Wir kung aber größer oder kleiner ist, je nachdem der Mensch mehr oder weniger im Freien lebt, also ihrer Wirkung ausgesetzt ist, so enthält die Hautfarbe wichtige Finger und soziale Stellung der zeige für die Beschäftigung Menschen, die für den Ethnographen verschiedenfarbigen In überzeugender Weise sind. von großer Bedeutung hat Virchow dies am weiblichen und männlichen Ge schlecht in Ägypten nachgewiesen, von denen ersteres, da mehr im Hause lebend und dem Einfluß der Sonne daher mehr entzogen, auf den Malereien zart gelb er während der mehr im Freien lebende Mann scheint, dunkel ist. Auf diese farbige Grundbevölkerung hat sich eine zweite aufgepfropft, die aus dem Euphrat- Tigrisgebiet stammte. Die Bibel knüpft dieses Ereignis an den Namen Abrams. Es ist mir allerdings zweifelhaft, ob dies die erste Eroberung Palästinas von Norden her ge wesen ist, sicher aber ist es die erste historisch beglaubigte. die sich den Theologen und Die Mythologen allerdings, zur Verdunkelung des Altertums würdig an Philologen geschlossen haben, behaupten, Abraham sei eine mythi sche Figur. Gewiß, die Sage hat ihren Schleier um ihn gesponnen wie um viele andere große Männer der Ge schichte; daß seinem Heereszuge aber eine Tatsache zu das 14. Kapitel der grunde liegt, beweist unwiderleglich Genesis, in dem sein erfolgreicher Krieg gegen Kedorlaomer, König von Elam, erzählt wird, dessen Dynastie durch die Inschriften festgestellt ist. Fraglich bleibt es ob die Bibel von einem einzelnen Menschen indessen, namens Abram spricht, oder von einem Volksstamm oder doch einem Volkshaufen. Wir haben zuvor gesehen, daß die Völkertafel von Stämmen wie von einzelnen Menschen spricht, und etwas Ähnliches kann bei Abram vorgelegen haben. Indessen ist dies von viel geringerer Bedeutung, als es auf den ersten Blick scheinen möchte; denn es handelt sich bei der Abramüberlieferung nicht um die Taten eines einzelnen Menschen, sondern um die eines geschlossenen Volkshaufens. Die Bibel, die für alles ein göttliches Geschichtchen haben muß, erzählt, Abram habe vom Ewigen die Wei sung erhalten , mit seinem ganzen Hause sein Geburts land zu verlassen, und habe darauf das ganze Land bis Bei Knobel, Die Völkertafel der Genesis, S. 136. v. Maitzahn, Zeitschrift für Ethnologie, Bd. V, S. 60 f.
315
Diese Über Schechem (Sichem in Kanaan) durchzogen. lieferung mag ja recht gut für die Kinderstube passen, historische Ereig in der Wirklichkeit aber verlaufen nisse anders. Für den einzelnen hat diö Weltgeschichte keinen Raum; er mag vortreffliche Ideen haben; wenn es ihm aber nicht gelingt, Anhang zu gewinnen, geht er Abram hatte seinen mit seinen Ideen spurlos zugrunde. Anhang, und zwar bestand er in einer gewaltigen Armee; wie hätte er sonst die mächtigsten Fürsten jener Zeit Die Bibel spricht allerdings nur von schlagen können! den Eingeborenen seines Hauses 318 Waffengeübten, (1. Mos. XIV, 14), nehmen wir aber Josephus zu Hilfe, so erfahren wir, daß mit den 318 Waffengeübten Ober befehlshaber gemeint sind, von denen jeder eine große Schar unter sich hatte (Bell. jud. 5, 9, 4). Es mag da hingestellt bleiben, ob die Zahl stimmt, es ist auch gleich gültig, ob seine Armee gleich beim Auszug aus Urkasdim so groß war wie in Kanaan, hier war sie jedenfalls so daß er die Fürstenliga schlagen konnte, bedeutend, und konnte er das, konnte er auch das Land unter jochen. Das tat er aber zunächst nicht; denn als der König von Sodom ihm Besitz anbot, lehnte er diesen ab. Später aber wurde 'er heimisch, erwarb Grundbesitz, nahm die an und wandelte seinen Namen in Abra Beschneidung ham um. Das ist indessen alles nicht so wörtlich zu nehmen, es ist ja auch für die Politik ganz gleichgültig, ob er eine Vorhaut hatte oder nicht, Abram hieß oder Abraham, wesentlich ist dagegen, daß aus dem Bericht aus Ur-Kasdim in daß die Auswanderer hervorgeht,
Kanaan festen Fuß faßten. Der Grund, der sie aus ihrem
Heimatlande fort Natur. Josephus getrieben hatte, war religionspolitischer erzählt darüber: Abraham lehrte zuerst, daß es nur einen Weltschöpfer gäbe, und daß, wenn einer von den übrigen seine An es auf etwas zur Glückseligkeit beitrage,
ordnung und nicht aus eigener Kraft geschähe. Er ver glich dies mit den Unglücksfällen zu Wasser und zu Lande und dem Lauf der Sonne, des Mondes und der Gestirne. Da ihnen Kraft innewohne, so sorgten sie für ihre eigene Ordnung; es sei aber offenbar, daß ihre Kraft gering sei, und daß sie nicht sowohl aus eigenem Willen als vielmehr auf Befehl zu unserem Glücke beitrügen des Höchsten, den man daher allein verehren müsse. Da deswegen die Chaldäer einen Aufstand gegen ihn machten, hätte er das Land verlassen müssen (Antiq. 1, 7, 1). Im ganzen hat die Geschichte Abrams die größte Ähn lichkeit mit der Mosis. Hier wie dort Volksbeunruhigung, und zu hier wie dort bewaffneter Auszug, Eroberungen letzt Herrschaft in Kanaan. Ob Abram oder Moses histo rische Persönlichkeiten gewesen sind, ist ohne jede Sie sind welche gewesen, ich kenne wenig Bedeutung. stens keinen Grund, der dagegen spricht; aber gesetzt, sie hätten nicht gelebt, oder sie wären kurz nach ihrem ersten politischen Auftreten gestorben oder umgebracht doch denselben worden , so hätte die Weltgeschichte Lauf genommen. Unsere Zeit legt so großen Wert auf Personen und vergißt vollständig, daß eine neue Volks bewegung nur ins Leben treten kann, wenn die Bevölke ist. Ist dies rung für die neuen Ideen aufnahmefähig der Fall, so mag ihr Schöpfer sehr bald verschwinden, es treten dann andere an seine Stelle und unterhalten ist das Volk dagegen nicht aufnahme die Bewegung; fähig, so verschwinden die neuen Gedanken sehr bald, Es ist also auch wenn ihr Schöpfer am Leben bleibt. eine ganz müßige Frage, ob Abram gelebt hat oder nicht; denn Tatsache ist, daß ein bewaffneter Haufe, der sich Abram nannte, aus Ur-Kasdim ausgezogen ist und be stimmend in die damalige Politik eingegriffen hat. 41*
316
Banse: Die geographische
Der Weg, den der Eroberungszug aus dem fernen Osten nahm, muß, um nach Kanaan zu gelangen, durch das heutige Armenien gegangen sein; es gibt keinen an deren, da die Wüste für ein Heer oder einen Volkshaufen oder unpassierbar ist. Armenien muß daher unterworfen verbündet gewesen und geblieben sein. Wäre es anders mit dem Osten gewesen, so wären die Verbindungen unterbrochen gewesen, die aber tatsächlich fortbestanden, wie die Brautwerbung um Rebekka beweist. Welches die Heimat der schönen Erzählung sein mag, ist für die wesentlich ist vorliegende Darstellung ohne Bedeutung, aber, daß aus ihr hervorgeht, daß erstens die Vornehmen unter den Eroberern keine ehelichen Verbindungen mit den Eingeborenen eingegangen sind, und zweitens, daß von Kanaan aus ungehindert eine große offizielle Ge sandtschaft nach dem Osten geschickt werden konnte. Dies war aber nur möglich, wenn die Eroberer in freund schaftlichen Beziehungen zu Armenien und seinen Nach barstaaten standen , und wenn dies der Fall war , so konnten auch umgekehrt die Armenier in Beziehungen zu den Kanaanäern treten. Und dies haben sie nicht nur oberflächlich getan, sondern sie haben sogar im Norden ihres Landes politisch festen Fuß gefaßt, wie die Bezeichnung von Damaskus als Aram unwiderleglich Damaskus beweist21). Wie stark sie von hier aus die beeinflußt haben, farbige kanaanäische Grundbevölkerung geht aus der Mythologie der Genesis hervor, die von der des Nordens untrennbar ist. Da auf diesem Gebiet aber ein fürchterlicher Wirrwarr herrscht, würde ich meine eigenen Forschungen nur gefährden, wenn ich mich hierher Ich erwähne daher nur, daß für die Noahsage begäbe. der Bibel, auf deren eigentlichen Ursprungsort ich nicht eingehe, Armenien das unmittelbare Stammland gewesen sein muß; denn die Bibel sagt selbst, daß der Kasten auf den Bergen des Landes Ararat hangengeblieben sei. Das Fazit meiner Untersuchung ist also, daß Ka naan von einer farbigen Urbevölkerung bewohnt gewesen ist, und daß diese von einer direkt vom Norden, indirekt vom Osten stammenden Bevölkerung unterjocht worden ist. Das ist an sich so wahrscheinlich, daß es der ganzen bedurft hat, um es zu ver religiösen Befangenheit Denn die Verwandtschaft der Araber mit den kennen. Einwohnern Kanaans ist noch niemals bestritten worden, und die Himjaren Arabiens sind dunkel, zum Teil sogar sehr dunkel, und die Sabäer sind gelb. JJaß ferner von Osten her das Land erobert worden ist, beweist die Uber lieferung von Abram, und daß die Armenier hingekommen sind, zeigt der Name Aram Damaskus. Endlich spielen die Hethiter (Cheta) unter den Völkern Kanaans eine
") Ich vermute sogar, daß Abram nichts anderes wie Aram bedeutet, daß also der Abramzug der Eroberungszug der Armenier gewesen ist. Denn Abram wird mit denselben Radikalen geschrieben wie Aram, enthält nur ein 3 mehr; der Ausfall eines solchen ist aber nicht ohne Beispiel: "ITS^Jt (4. Mos. XXVI, 30) heißt auch >,«"2X (Jos. XVII, 2).
Bedeutung
der Araber.
große Rolle, und dieses große Eroberervolk des fernen Altertums war den Armeniern somatisch nahe verwandt. Da es demnach erwiesen ist, daß Armenier und ar menische Völker in Kanaan eingedrungen sind, und daß andererseits die heutigen Juden nahe Verwandte dieser Völker sind, so begreift sich auch, warum die Lehre, die heutigen Juden stammten aus Kanaan, so viel Wahr für sich hatte: die Juden sind mit einem scheinlichkeit Teil der alten Bevölkerung Kanaans verwandt, nur stammen sie nicht aus ihrem Lande, sondern haben ein gemeinsames Stammland mit dem einen Teil der antiken Kanaanäer. Aber gleichzeitig sieht man dar aus auch, wie gefährlich es in der Ethnographie ist, mit politischen Begriffen zu operieren. Es gibt kein Volk, das nur aus einem einzigen Stamm zusammen gesetzt ist, alle bestehen aus einem Konglomerat von vielen, und daher kann es der exakten Wissenschaft nicht genügen, daß, um die Verwandtschaft zweier Völker diese oder jene Übereinstimmung nachzuweisen, hervor gehoben wird, sondern der Stamm muß aufgesucht und mit seiner Hilfe die Verwandtschaft ermittelt werden. Die Stämme sind die Individuen, mit denen die Ethno graphie zu arbeiten hat, während die Bedeutung der Per sonen in dem Einfluß besteht, den sie auf die Stämme oder Volksabteilungen gewinnen. Erwägt man nun aber, daß die Juden Verwandte der Armenier sind, und daß Aram von der Völkertafel zu Sem gerechnet wird, so behalten lächerlicherweise die Fanatiker, die immer behaupten, die Juden seien Se miten, doch recht; nur darf man nicht so töricht sein, dem Sohne Noahs eine solche Zeugungskraft zuzuschreiben, daß er vielen Millionen Menschen das Leben gab, oder den Verfassern der Völkertafel anthropologische oder ethnographische Kenntnisse zuzumuten. Vielmehr muß sich in unserem Volk die Erinnerung erhalten haben, daß die Armenoiden in Europa, die die Beschneidung angenommen hatten und sich Juden nannten, ursprünglich den Samaskult gehabt haben, und sie wurden daher mit Fug und Recht Semiten genannt. Dann aber bemächtigte sich die Demagogie der Sache, machte aus der Religion eine Rasse, und diese fand später Eingang in die Wissen schaft. Bei den polnischen und russischen Juden wird man sich vermutlich am besten Aufschluß über noch vorhandene Reste des alten Samaskultes holen können, denn sie wohnen von allen Juden den Armeniern am nächsten, haben die Tradition am reinsten erhalten und beweisen schon durch ihre Zahl, daß die übrigen Juden Europas von ihnen herzuleiten sind. Bei manchen kau kasischen Stämmen, auch bei den Armeniern, hat sich der alte Sonnenkult erhalten, und bei den Tscherkessen findet man sogar Spuren der heiligen Prostitution; denn bei Leichenbegängnissen vornehmer Herren wird ein junges Mädchen von den männlichen Leidtragenden defloriert22).
") v. Klaproth, Bd. I, 8. 603.
Die geographische Bedeutung Von Ewald Banse.
Reise
in
den
Kaukasus
und
Georgien,
der Araber.
Braunschweig.
Mit einer Karte. Zeichnet man eine Karte der Verbreitung des Islam, ergibt sich als das Mittelstück der so enstandenen westöstlich gestreckten unregelmäßigen Ellipse das Halb inselland Arabien, eben die Wiege dieser Religion. Es liegt nahe der Scheide der beiden innerislämschen Gesell so
des und indomalaiischen, schaftskreise, orientalischen doch aber völlig jenem angehörend, was sich schon durch das Fehlen seiner Bewohner in dem letzten Bezirk dar tut. Deshalb beschränken sich die Einflüsse der Araber jenseits der orientalischen Ostgrenze auf die Lieferung
Banse:
Die geographische
Bedeutung der Araber.
von (nicht einmal die Einführung1) ihrer Gottesidee, aber ist keine Rede. Beeinflussung anthropologischer Vielmehr klafft eine tiefe Cäsur zwischen dem islämschen Westen und Osten. Der indoislämschen Baukunst z. B. fehlt jeder Zusammenhang mit der orientalischen. Die Sunni und Schii Indiens haben nicht wenige religiöse und Bräuche der sie in sechsfacher Uber Anschauungen macht umgebenden Hindu übernommen, die während Mohammedaner des Orients, im Schutz ihrer weit über ragenden Mehrzahl, von den unter ihnen geduldeten Un So gläubigen nicht im geringsten sich berühren ließen. ist der Isläm im Westen seines Bereichs der ausschlag gebende Faktor, der Alleinherrscher, im Osten »ber nur ein Bruchteil!
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bewaldeten Flecke3) treten vor der anderen Vegetationsform völlig in den Hintergrund, sie entsprechen pflanzen genau den Oasen der ebeneren Regionen. physiologisch Beweist nun die Tatsache der Verbreitung an sich (der der geographischste aller geographischen handgreiflichste, Faktoren) nicht am besten die genetische Gebundenheit Denn auch in Indien, Nord des Isläm an die Steppe!! die hausen china, ja selbst auf den Malaieninseln Mohammedaner vorwiegend auf Grasfluren 4). das Meer die Andererseits hat bezeichnenderweise
In Verbreitung des grünen Banners wenig gefördert. ihm zugute nur der Hauptsache kam sein Wellenrücken nach der Küste Ostafrikas und nach den südasiatischen Inseln, also nach Gegenden, die für die Gesamtausbildung
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Die Stellung Arabiens und der Araber im Bereich des Islam. j Vorwiegend Mosslmin.
\^ftk\
Vorwiegend
Semiten.
Es ist klar, daß die Lage Arabiens die Ausbreitung und deren Richtung in erster Linie bestimmt hat. Als Kind der Steppe — auf Steppenwegen er des Isläm
sonnen, von Steppensöhnen zuerst übernommen und in die Fremde getragen — wanderte dieser Glaube mit Kamel und Pferd über die Landschaft der dürftigen Krautnarbe, wie er Heute noch vorwiegend auf sie be Denn die breite Nordhalbe Afrikas bis schränkt ist. über den 10. Parallel hinaus (im Osten viel weiter) ist ein ungeheurer Steppen raum 2), wie auch der allergrößte Teil des Asiatischen Orients und die beiden Turkestan. Sind doch gleichfalls der Atlas, Anatolien, Armenien und Iran durchaus Steppen- und nicht Waldgebiete, d. h. die ') Die in Vorderasien erst der Türke Mahmud von Rasna bewirkte (1000 u. Z.). rechnen hierbei nicht, da sie ja völlig *) Die Wü9ten unbewohnt sind.
317
Landgrenzen des Orients.
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Von Ewald
160
180
Banse.
Die altorientalischen
Kulturzentren.
den Gesamtbestand der mosslimschen Kulturgruppe Dieser kontinentale nur von geringem Wert sind. Charakter ist ferner der schwerstwiegende Grund für
und
*) Wälder in unserem Sinne gar kann man fast zählen. C. H. Becker in Hamburg glaubt *) Der Historiker diesen naturbedingten Schluß als „geographisches Schlagwort" abtun zu können und begreift als Hauptfaktoren des isläm einheitliches Bekenntnis, einheitliches schen Einheitbegriffs politisches Ideal und in der Hauptsache einheitliche Zivili Nun, mit dem einheitlichen politischen Ideal sieht sation. es (und sah es immer) mehr wie windig aus, da für einen derartigen Faktor zweiter Ordnung der Schauplatz denn doch zu mannigfaltig differenziert ist, und die in der Hauptsache einheitliche Zivilisation ist doch selber nur Folge nnd nicht Folge, die außerdem Ursache. Und zwar geographische nicht einmal durchweg zutrifft, denn zwischen einem Marok kaner oder Targi nnd einem Insulaner von sagen wir Timor dürfte eine himmelweite Kluft gähnen. Ach nein, der Boden läßt sich noch immer nicht beiseite schieben. Er, der Magen und der Geschlechtstrieb beherrschen nun mal die Welt.
7)
")
1
5)
Der Isläm als Problem. In Heft von: Der Isläm. Zeitschrift für Geschichte und Kultur des islamischen Orients. Straßburg 1910. Ich nehme hier Gelegenheit zu erklären, daß diese Arbeit (mit einigen Ausnahmen) hervorragend ist und dem Problem zweifellos weitergeholfen hat. Der islamische Orient, Bd. II. Die arabische Frage, S. 93 ff., Leipzig 1909. Der arabische Orient (Orient II), S. 72, Leipzig 1910.
dreiseitig meerverschlossenen, großenteils total unbewohn baren arabischen Halbinsel heraus kann es sich gar nicht handeln, sie hat keinen Völkerrückhalt hinter sich, wie die Steppen Innerasiens. Beide Gebiete hierin mit ein ander zu vergleichen, ist naiv. In der ganzen nord
arabischen Bewegung kann ich nichts anderes sehen als die vergrößerte Ausgabe des Überfalles eines Nomadenstammes auf eine seßhaft be wohnte Kulturlandschaft, einen Räsu, einen Aus schnitt aus dem Kern der gesamtorientalischen Geschichte, die besteht aus dem klimatischen und anthropogeographiBchen Kampf der Steppe gegen die Ackerkrume, der Barbarei Statt dessen greift man zu vier gegen die Kultur. nur durch Analogie vermuteten!) (größtenteils Völkerwanderungen, sogar zu „einem sich über Jahr tausende hinziehenden Klimawechsel und allgemeiner
ja
Austrocknung graphischer
des
Landes".
Der Historiker
will
geo
sein als der Geograph!
Zufällig und wenig imposant wie der Ur sprung der arabischen Bewegung ist im eigent lich Innersten auch ihr Verlauf geblieben! Denn dem Geistigen, in das sich ihr körperliches Überhandgefühl unter Mohammad umgesetzt hatte, vermochten die einfachen Steppenkinder auf die Dauer nicht gerecht zu werden. Diese Araber der ersten Chalifzeit sind in ihrem Aussturm genial, ganz vergleichbar einem jungen Genie, daB meteorgleich in kurzen Jahren eine Unsumme von Geist produziert, um bald darauf eben durch die Über der Gehirnnerven zusammenzufallen. Das anstrengung nördlichste Afrika, Syrien, Mesopotamien und Westpersien wurden hauptsächlich von Arabern dem Isläm gewonnen. Es sind noch heute die Kernlande der Minäre und der halben Monde. Bei der Eroberung der übrigen Gebiete aber traten die eigentlichen Araber sehr in den Hintergrund und Neubekehrte nahmen ihre Stellung ein, mehr dem beständigen Talent als zähere, vergleichbar dem ungleichen Genie. Die alten Araber waren so die besten, leiden schaftlichsten Vertreter des Orientgedankens, h. der Ausbreitung einer gewissen Halbkultureinheit gegenüber der Vollkultur. Ihre Vorgänger, die Neuperser und noch früher die Parther, hatten weniger Glück in der Verfechtung dieser Idee weil ihr hauptsächlich damals noch die packende geistige Verbrämung fehlte, die den Arabern der Mekkaner schuf. Auf der arabi schen Grundlage fortzubauen, war später keine so große und die UniSchwierigkeit, da der Steppencharakter formität des Bodens das ungemein erleichterten oder besser Als Illustration diene die überhaupt erst ermöglichten Erwägung, daß der Islam, wenn im südlichen, ebenfalls steppenhaften Rußland geboren, sich weniger nach Westen als nach Osten ausgedehnt haben würde. Er wäre kaum über die Wiener Gegend hinausgekommen oder doch bald wieder zurückgeflutet. Wie nun bei dem weitaus Araber die unausbleibliche größten Teil der reinen Reaktion in Form versagender Ermattung eintrat, so daß sie heute nicht mehr die Träger des Orientgedankens sind, ebenso brennt die orientalische Pechpfaune ruhig, wenn auch kräftig, in anderen Volkselementen weiter. In erster Linie in den Libuberbern Nordafrikas, und den Hethitern Kleinasiens und des westlichsten Armeniens, beide starrköpfig, geistig nicht hervorragend, aber doch brave Biedermänner. Neben sie treten die normal, iranschen Indogermanen deren höheren geistigen An sprüchen die gebotene Religion nicht genügte, weshalb sie sie besonders' sich zuschnitten, wobei entsprechend ihrer Neigung zur Lüge und Verschlagenheit denn auch ist was ganz Besonderes herausgekommen (Schia). und die die Neger Eigene Stellungen beanspruchen ,
!
,
5).
die geringe Kulturhöhe, es fehlt eben Freiheit des Horizonts, und deshalb hat der Islam nicht in Übersee Fuß gefaßt, wird es voraussichtlich niemals, was wieder innig mit der steppenhaften Genesis zusammenhängt. Man denke nur daran, daß die Mosslmin mit der prächtigen Renn bahn des auch gar Mittelmeers nichts haben an fangen können , und mit der Roten und Persischen See nicht viel mehr. Nein, solch eine Religion war, ist und bleibt kontinental. Dieses im Innersten Festländische geht mit der Die aggressive Arabiens Hand in Hand. Zentrallage Wirkung der letzten aber wurde ungemein gereizt durch eine Peripherie umgebender Kulturzentren. Der südarabische Kulturzirkel, der ägyptische, der syrischhethitische und der babylonisch-persische umgürten die Mekka — Medina-Landschaft in tunlichem Kreisrund. Sie alle hatten Gelegenheit, auf der Mittelaraber Sein und Werden reichlich und in unterschiedlichster Art abzu färben. Daraus ergab sich ein fördersames Gemisch von Kulturatomen, in dem die moralisch minderwertigen durchaus nicht brauchen überwogen zu haben. Nicht der geringste der kulturellen Anreize war die Aussicht auf Beute, der die fast absolute Sicherheit der weiten, wasserarmen und heerfeinden deshalb zum Steppen Fliehen sich paarte. Deshalb haben von jeher die arabischen Beduinen einträgliche Räsu gegen die Boll werke der Kultur unternommen und zwar, ohne daß jemals dieser Zustand aufgehört hat, war doch der casus belli konstant. Daß aber diese Raubzüge mit Retourbillet — man verzeihe das geschmacklose, aber hier sehr bezeichnende Wort — größere politische Wirkungen ergeben haben, das ist ganz entschieden zu bestreiten. Denn von einer führenden geistigen Idee, die allein solche hätte erzeugen können, ist vor Mohammed nicht das Die Bedu fielen in die Ackerbau geringste bekannt. gebiete ein, plünderten und raubten soviel sie konnten und kehrten dann befriedigt zu ihren Weiden zurück. Daß sie eine Mischung mit den Bodensassen eingingen und selber seßhaft wurden, wird im allgemeinen nur in zwei Fällen geschehen sein, nämlich entweder dann, wenn die Kulturträger übermächtig waren, so daß nichts oder nur wenig zu holen blieb, oder aber, wenn sie selber so überraschende Resultate erzielten, daß es lohnte, sich um zu herrschen. niederzulassen, Das erste ist in der an der Euphrat- und Tigrislinie und seit Gegenwart Mehemed Ali am Nil der Fall, das andere war der Zu stand nach Mohammed. Es herrscht augenblicklich eine Neigung, den Ursprung der arabischen zu überschätzen. Hugo Bewegung Winckler glaubt nach Analogie der in der Ausbreitung des Isläm gipfelnden arabischen Bewegung drei ältere aus Arabien nach Norden ableiten Völkerwanderungen zu können. C. H. Becker folgt in einem in den meisten Beziehungen überaus lichtvollen und Gedanken erregenden, in seiner einseitig historischen Tendenz unseren aber doch stark zuwider geographischen Anschauungen laufenden Aufsatz dieser Hypothese („denn sie wird durch den historischen Tatbestand überreichlich be Martin Hartmann8), dem ich7) mich gründet!!" hierin schon früher anschloß, hat den Gedanken als erster bezweifelt. Um Völkerwanderungen aus der
Bedeutung der Araber.
ja
Die geographische
d.
Banse:
318
Neuere Anschauungen
über das Projekt der Transsaharabahn.
Jene sind Türken, die beiden islämschen Gegenpole. die niedrigsten Bekenner des Koran und anthropologisch Daraus folgt aber nicht, daß deshalb die fanatischsten. sie auch seine dauerhaftesten Anhänger sind. Vielmehr wegen ihrer glaube ich , die Neger lassen sich eben minderen Gehirnqualität leichter vom Islam abziehen wobei ich jedoch als die andern eine Orientalen, Ausnahme mache. Das sind die Türken, unter denen ich nicht das weit überwiegende Gros der (ziemlich) rein hethitischen Land- und auch meist Stadtbevölkerung Anatoliens verstehe, sondern jenes vorwiegend in mili tärischen und zivilen Beamtenstellungen untergebrachte Mischmasch von alten mongoloiden Türken-, Griechen-, Kaukasier- und Negerelementen, das die leitende und Die Klasse ist von verderbende Clique der Türkei ist. Grund aus verseucht, ihr Gehirn beschränkt, ihre morali schen Qualitäten noch unter jedem anderen Tiefstand, verseucht durch einen alles in den Hintergrund stellen Ehebruch und den Hang zu Hochmut und Quälerei, Päderastie, besonders aber zur Verstellung und Lüge ■) Jeder, der größere Inlandreisen in der Türkei gemacht hat, wird Stückchen erzählen können von der schamlosen Ohne Verlogenheit der Beamten, besonders der höheren. Zucken und Zögern wird die frechste Lüge ausgesprochen Ton den und bei der Ertappung anstandslos zugegeben. Dutzenden von Beispielen, die mich persönlich betroffen Als ich im Begriff haben, greife ich ein beliebiges heraus.
Neuere Anschauungen über da — d. h. von dem Projekt Von der Transsaharabahn einer Bahn durch die Sahara von Nord nach Süd — war einst in Frankreich viel die Rede. Die von den Kolonial politikern angestrebte Verwirklichungdieses großen Planes rückte aber in immer weitere Fernen, je genauer man die Sahara kennen lernte; denn es ergab sich immer deutlicher, daß weder in ihr selber Reichtümer zu holen seien, noch daß die Bahn Produkte des Sudan in nennens haben wertem Umfange zur Nordküste zu transportieren würde. Allerdings konnten nach wie vor militärische Gründe für einen solchen Bahn und allgemein-politische bau ins Feld geführt werden, und das geschieht auch Tot und heute noch durch die Anhänger des Projektes. begraben ist es keineswegs, derartige Pläne sterben nie. Neuerdings hat sich R. Chudeau, der große Teile der mittleren und westlichen Sahara aus eigener Anschauung kennt, über die große Wüstenbahn ausgesprochen, in einem in „L'Afrique frangaise" (1910, S. 305 bis 307) ver öffentlichten Artikel, und die Bedeutung des Autors mag wenn wir hier aus seinen bemerkens es rechtfertigen, werten Ausführungen einiges mitteilen. Den Anhängern des Projektes schweben im allgemeinen zwei verschiedene Linien vor: eine östliche, die bei Sinder oder am Tsadsee endigen soll, und eine westliche, die ihren südlichen Endpunkt irgendwo am Niger hätte. Die Ostlinie hätte im südlichen Tunisien oder im süd lichen Constantine ihren Ausgang zu nehmen. Sie ginge zunächst 700 km weit durch das große östliche Erg, dessen Meereshöhe bis 300 m ansteigt, und dann 800 km weit, bis In-Asua, über eine Reihe von Plateaus (Tinghert 600m, Tassiii der Asger 1000m), wobei die Höhen stark wechseln. Hierauf könnte sie das Gebirgsland Air west lich umziehen, d. h. etwa der Talakebene folgen, und in
Die Entfernung In-Asua — Sinder be endigen. trägt auf diesem Wege 800 km, von denen die letzten 300km, von Agades in Air bis Sinder, nennenswerte technische Schwierigkeiten nicht mehr bieten würden. Sinder
319
Diese Türken nun hängen innerlich sehr wenig am Islam, so daß sie vielleicht die ersten wären, die das grüne Banner zerrissen, wenn ihr Vorteil es erheischte9). Es zeigt sich also, daß die Araber im ganzen
nur Anreger, trovatori, waren, nicht aber Vollender! Wo sollten diese Hintersteppier auch
die Gelegenheit dazu hernehmen. Daß ihre Rolle als Erfinder noch durchaus nicht beendet zu sein braucht, zeigt der Vorstoß der Uahäbi des Nedschd, der nichts weiter ist als eine kräftige Unterstreichung des Orient Die hat er erreicht, gedankens, der Kulturfeindlichkeit! sonst nichts, er hat (außer noch Beutemachen) allerdings wohl auch nicht mehr beabsichtigt. Er ist aber die beste
Illustration
Araber,
zur
gegenwärtigen
Bedeutung
der
die eben darin liegt, das Feuer der Orient idee, das andere ständig schüren, von Zeit zu Zeit grell emporflackern zu lassen, den Freunden ein Ansporn, den Feinden eine Drohung.
stand, mit einer einen der höchsten deutschen Titel führen den Persönlichkeit von Damaskus nach Der es sör zu gehen, war uns vom Uäli eine Eskorte von einem Offizier und fünf Mann versprochen. Die Leute stellten sich auch am Morgen der Abreise uns vor. Der Offizier erklärte, er wolle nur noch schnell etwas Vergessenes von Hause holen , verschwand und
ließ sich nie wieder blicken. Die fünf Soldaten ritten mit Euplirat. ') Das zeigt auch die Ungeniertheit, mit der sie öffent lich Bier und Schnaps trinken.
uns bis zum
Projekt der Transsaharabahn. Um so größer wären sie nach Chudeau im Norden;
viele
Kunstbauten wären dort nötig, so daß die im ganzen 2300 km lange Linie sehr kostspielig werden würde. Es fragt sich nun, ob diese Ostlinie der Transsahara bahn wirtschaftlich ihre Rechtfertigung finden kann. Da wäre vielleicht etwas Lokalhandel im Oasengebiet von Aber dann, bis Air, „gibt es nichts mehr". Tuggurt. Die Zahl der Tuareg des Nordens zusammen mit der von Tidikelt wird 10000 erreichen. der Bewohnerschaft Nutzbare oder gar wertvolle Mineralien kennt man aus diesem Gebiet nicht, und nichts läßt vermuten, daß man solche noch finden wird. „Ihres Klimas halber wird die Sahara immer arm sein und ihre Verbesserungmöglich Der Satz, daß eine keiten werden beschränkt bleiben." Eisenbahn sich auch Verkehr schafft, trifft für die Sahara nicht zu. Air hat ungefähr 20000 Einwohner und 5000 bis 6000 Dattelpalmen ; die Viehzucht ist gering und die Zerealien genügen so wenig für den eigenen Bedarf der Bewohner, daß sie noch jährlich 1000 t Hirse aus DamerZu diesen ziemlich mageren Hilfs ghu kaufen müssen. und quellen kommt in Air noch der Karawanenhandel das Vermieten von Kamelen. Es ist behauptet worden, daß es in Air wahrscheinlich Kupfererze gebe, aber die sind noch immer unbekannt. Tatsache ist Lagerstätten jedenfalls, daß alles Kupfer, was die einheimischen Schmiede verarbeiten, aus Europa kommt; hätten sie jemals in Air welches gefunden, so hätten sie es sicherlich benutzt. Im Süden von Air streifen die Kelgress in einer Zahl von 20000; sie sind Viehzüchter. Im Becken von Kauar (Bilma) und des Tsad sind die seßhaften Bewohner wenig zahlreich — Kauar hat 2500 Einwohner und 100000 Palmen — und die Nomaden, die Tibbu und die UledDiese Gegenden lägen überdies von Sliman, sehr arm. Im Westen von Air ist den Tuaregder Bahn weit ab. stämmen der Ifogas und Aulimmiden der Niger zu nahe, einen als daß sie für den Transport ihrer Erzeugnisse anderen Weg suchen sollten, als diesen Fluß. In Tegama,
Die österreichische Sahara-Expedition.
320
wie in allen
Heinen
westlichen,
östlichen
und
südlichen
sind die Regen für den Anbau unge Nachbargebieten Stellen abgesehen; nügend, von einigen bewässerbaren es ist also falsch, wenn man für die da herrschende macht, Ode Verwüstungen durch Nomaden verantwortlich allein das Klima trägt die Schuld. Südlich von Damerghu sind die Regen reichlicher, und es könnte da überall besonders Hirse in großem Aber von diesen Gegenden ge Maße angebaut werden. und hört nicht viel den Franzosen, sie sind englisch nach Kano. Und Kano ist nur 800 km vom gravitieren Atlantischen Ozean entfernt, die englische Bahn wird es bald erreicht haben und den ganzen Handel an sich ziehen. Also bliebe die Ostlinie noch vom politisch-militärischen Standpunkte aus zu betrachten, und da meint Chudeau: Im Falle eines Konfliktes in Europa oder in Algerien würde Frankreich in jenen Ländern nur geringe und schlechte Reserven finden; sollten aber etwa im Gebiet entstehen, so wäre eine ge von Sinder Schwierigkeiten meinsame Aktion des schwarzen und des hellen Bevölke rungselements nie zu befürchten; das eine oder das andere zu finden sein. würde immer auf Seite der Franzosen sich Sollten aber wirklich jemals ernste Schwierigkeiten erheben, so dürften die Engländer lieber ihre Nigeria bahn den Franzosen zur Verfügung stellen, als den Krieg, der dann ja nicht auf französisches oder auf englisches Kolonialgebiet beschränkt bliebe, auf eigene Rechnung führen. Von welchem Gesichtspunkt man also auch die Ost linie betrachten mag, sie würde zu teuer sein und zu nichts dienen. Ganz anders aber denkt Chudeau von der Westlinie. Diese Westlinie müßte die Figigbahn fortsetzen, durch das Susfana und Saura bis Tuat (Taurirt): 700 km. Von Technische Hindernisse sieht Chudeau hier nicht. Taurirt oder Reggan ginge die Linie weiter nach Aschurat: 700 km. Aus diesem Gebiet gibt es bisher nur des Ge die über die Beschaffenheit Rekognoszierungen, und dgl. wenig Bestimmtes ländes, Wasserverhältnisse erkennen lassen; es scheint aber, daß besondere Schwierig keiten für den Bahnbau nicht angetroffen werden würden. bekannt ist das Land von Aschurat bis Einigermaßen zum Niger: 400 km. Die übrigens niedrigen und wenig ausgedehnten Plateaus des Timetrin könnte man wahr scheinlich im Westen umgehen, und die Landschaft Asauad Ebene, ist im Meridian von Timbuktu eine horizontale deren 5 bis 6 m hohe Dünen durch Vegetation fest ge worden sind. Von Djenan ed-Dar bei Figig (810 m) bis zum Parallel von Taudeni (100 m), Entfernung 1000 km, ist das Gefälle sehr regelmäßig, weniger als 1:1000 im auf der größten Strecke aber, von Igli ab, Durchschnitt, nur 1 : 4000. Ebenso unbedeutend ist der Aufstieg vom Parallel von Taudeni (100 m) bis zum Niger (250 m), Da ferner größere auf einer Entfernung von 800 km. Kunstbauten hier nirgends nötig sind und die Zahl der wäre, so würde der beschränkt Stationen naturgemäß Kilometer sich hier auf etwa 100 000 Fr. stellen, der ganze Bau auf 180 bis 200 Millionen Fr.
Die österreichische Sahara .Expedition. Diese Bezeichnung führt ein wissenschaftliches Unter nehmen, das nichts mehr und nichts weniger als die Er forschung von Tibesti bezweckt. Leiter ist der Wiener Afrikareisende Otto Cesar Artbauer, der die ethnographi schen und linguistischen Arbeiten ausführen wird ; sein Be gleiter ist der österreichische Oberleutnant Kraft v. Helm hacker, dem die geographische und geologischen Studien
Es fragt sich nun, was die Bahn zu transportieren Gurara, Tuat und Tidikelt hatten nach der — Statistik im Jahre 1905 — einem Durchschnittsjahre eine Getreideernte von 8000 t, die knapp für den eigenen Bedarf der Bewohner (49100) zureichte; ferner ergaben die 1429650 Palmen 21280 t Datteln, von denen 2000 t Aber im allgemeinen ist der Waren exportiert wurden. hätte.
austausch der südalgerischen Oasen wenig bedeutend und übersteigt nicht einige tausend Tonnen, und die Produktion müßte eine ganz gewaltige Steigerung erfahren, wenn hier eine Bahn ihre Rechnung finden soll. Von Taurirt bis Aschurat herrscht Tanesruft, die Hilfs Das Ahnet z. B. ernährt auf quellen sind gleich Null. 15000 qkm kaum 1300 Kamele, 3000 Schafe und etwa 100 Krieger. Nicht viel besser steht es mit der Land schaft Asauad, die sonst etwa dieselben Verhältnisse zeigt, wie das oben erwähnte Tegama. Erst mit der Ankunft am Niger wird es anders, wenn Wert und Fruchtbarkeit des Landes auch recht ver schieden sind. Aber es ist unwahrscheinlich, daß von seinen Produkten die Transsaharabahn viel zum Mittelmeer zu befördern haben wird, dazu haben sie zu wenig Wert. Die wertvollen Erzeugnisse des Nigergebietes, wie der Kaut schuk, wachsen erst weiter südlich und finden auf den zur atlantischen Küste führenden Bahnen ihren Weg in die Außenwelt. Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus erscheint also auch die Westlinie von recht fraglicher Bedeutung. Nun aber die militärisch-politischen Erwägungen. Es ist bekannt, sagt Chudeau, daß unter den Schwarzen des Sudan sich die Elemente für eine brauchbare zahlreiche Infanterie fänden. Hire Verwendung in Europa werde be sonders durch die Entfernung erschwert. Man habe daran nach Algerien zu legen, und es gedacht, Senegaltruppeu jetzt auch im kleineu Umfange versucht. Aber man wisse auch schon, daß das Klima Algeriens ebenso wie das der Sahara den Schwarzen schlecht bekomme: selbst in den Oasen hätten die Neger wenig Kinder und stürben jung; seit der Unterdrückung des Sklavenhandels verminderten sich die Arbeitskräfte im Tuat in auffälliger Weise. Es sei also eine übergroße Sterblichkeit zu befürchten. Auch sei ja die Berührung der Zivilisation für die Primitiven immer verhängnisvoll. Deshalb wären Schwierigkeiten in Algerien möglich, wo es schon zu viel Rassenfragen gebe, und den Sudan könnte man nicht immer, wie jetzt, mit ein paar Kompagnien halten. Die Beförderung über See von Dakar nach Frankreich im Kriegsfalle wäre zu eine Transsaharabahn würde dagegen ge zeitraubend; statten, daß die schwarzen Truppen daheim blieben, bis sie gebraucht würden, und doch diese Unzuträglichkeiten beheben. Deshalb müsse Frankreich zu seiner eigenen haben. Sicherheit diese Transsaharabahn Der Gedanke, afrikanische Truppen in Europa zu verwenden, ist in Frankreich, dessen Einwohnerzahl sich nicht vermehrt, nicht selten schon verfochten worden. Der staatlichen Selbsterhaltung müssen natürlich alle Opfer gebracht werden, auch das Opfer der namentlich in Frankreich sehr verbreiteten Uberzeugung, daß man dort an der Spitze der Zivilisation marschiere! Wir Deutsche aber können uns dann gratulieren!
obliegen sollen. Der Aufbruch der Expedition sollte im Laufe des November erfolgen, Ausgangspunkt Tripolis sein. Art bauer schwebt eine Durchkreuzung Tibestis von Gatrun oder von Kuf ra aus vor mit Wadai oder dem Tsadsee als Schlußziel. Jeder , der auch nur einigermaßen mit der Geschichte der Afrikaforschung vertraut ist, weiß, was ein solches Unter nehmen bedeutet, welche Gefahren es einschließt. Nur ein Forscher, Gustav Nachtigal, hat — 1869 — nach Tibesti ge Die bösartigen, räuberischen langen können, von Gatrun aus.
Bücherschau.
').
Tibbu-Reschade , die Bewohner des Gebirgslandes , bedrohten dort sein Leben, und er konnte sich nur durch schleunige Flucht ausBardai und Gewaltmärsche retten. Bohlfs wollte 1879 über Kufra und den Osten Tibestis nach Wadai ziehen, wurde aber bereits in Kufra beraubt und zur Umkehr ge zwungen. Heute sind die Voraussetzungen für eine Reise nach Tibesti noch viel schlimmer als damals, weil jetzt fast alle Tibbustämme unter dem Einflusse der Sennssi stehen, deren Oberhaupt eine Reihe von Jahren in Borku wohnte, und die Senussi durch das Vorgehen der Franzosen in der östlichen Sahara und in Wadai aufs heftigste gereizt sein müssen — nicht nur gegen die Franzosen selbst, mit denen hatten, sondern ver sie in Borku blutige Zusammenstöße mutlich gegen alle Europäer Das Oberhaupt der Senussi residiert wieder in Kufra. Diese Dinge sind im Globus mehr fach besprochen worden. Man hatte sich somit an den Ge danken gewöhnt, daß ein Eindringen in Tibesti heute wohl nur an der Spitze bis an die Zähne bewaffneter Meharistenkompagnien möglich sein würde, und dieser Wunsch ist auch neuerdings von Offizieren der französischen Kolonialtruppen im Tsadseegebiet verfochten worden, weil die Tibbu angeb lich die Karawanenstraße Fessan — Bornu beunruhigen. Und trotz alledem will Artbauer das Wagnis unternehmen, er schreibt dem Globus unter anderem: „Wie ich das Rif bezwang (Artbauer hat mehrere Reisen in Marokko ausgeführt; vgl. hier unten die Besprechung seines Buches darüber), so hoffe ich, gelingt mir auch Tibesti. Nicht umsonst habe ich jahrelang als Araber unter Arabern gelebt, fließend schreibe ich deren Sprache. Nicht erst seit gestern oder seit vorigem Jahr befasse ich mich mit dem
;
')
Manche Beobachter, so zuletzt Hanns Vischer („Across the Sahara" an verschiedenen Stellen) bestreiten den Cbristeuhaß der Senussi Vischer behauptet sogar, er habe durch sie sehr wirksame Hilfe erfahren.
321
Problem.
Nubien
äußersten
Süden
und Kordofan, und den Tripolitanien Algeriens habe ich aufgesucht, um alles nur irgend in Betracht kommende selbst zu erkunden. Seit 1906 schwebt mir das Problem vor. Wenn irgend es in Menschenkraft steht, so werden wir, oder ich allein, Tibesti durchziehen. Ich glaube wohl vorbereitet zu sein." Es mag noch hinzugefügt werden, daß Artbauer die Länder des nordafrikanischen Islam gut kennt und mehrere arabische Mundarten spricht. In Österreich bringt man seinem Unternehmen größtes Interesse entgegen, in weiteren Kreisen sowohl wie in wissenschaftlichen (Akademie der Wissen schaften, Geographische Gesellschaft); an der Aufbringung der Kosten haben sich unter anderen der Kaiser und das Unterrichtsministerium beteiligt. Wie also auch der Ausgang des gefahrvollen Wagestücks sein mag, wir haben es mit einem durchaus ernsthaft aufzufassenden Forschungsunter nehmen zu tun. Welchen Weg es einschlagen wird, wird sich erst in Tripolitanien ergeben. Bei der offiziellen Türkei scheint Artbauer vorläufig kein Entgegenkommen zu finden. Das ist erklärlich. Zwar gehört Tibesti auf Grund des englisch -'französischen Vertrages vom 31. März 1899 zum französischen Kolonialbesitz und Kufra zu Ägypten. Aber die Türkei hat diesen Vertrag nicht an erkannt und beansprucht sowohl Kufra wie Tibesti, sogar die Oase Kauar an der Bornustraße (wo heute ein französi scher Militärposten besteht), obwohl sie dort schwerlich jemals etwas zu sagen gehabt hat. Allerdings berichtet Hanns Vischer („Across the Sahara", S. 130) aus dem Jahre 1906, von Mursuk aus sei ein türkischer Kaimakam in Bardai, dem Hauptort von Tibesti, eingesetzt worden, aber man weiß nicht recht, was es damit auf sich hat. Jedenfalls behauptet die Pforte, Tibesti gehöre zu Tripolitanien, und sie fürchtet offenbar, man könnte sie auf Grund solchen Anspruches zur Verant wortung ziehen, falls dort der österreichischen Expedition etwas zustoßen sollte. Man kann da aber auch an noch andere politische Erwägungen denken.
Bücherschau.
;
ja
,
ja
;
je
es Frankreich gelingen werde, die Berberbevölkerung zu unterwerfen, und verweist am Schluß auf die Gefahr einer solchen neuen Waffe für Frankreich selbst. — Das mit guter Urteil geschrie Kenntnis der Dinge und mit überzeugendem bene kleine Buch wird dem deutschen Publikum ein weit zuverlässigeres Bild von Marokko vermitteln, als die meisten Reisebeschreibungen deutscher Autoren, die mit der Bevölke rung doch nur wenig in Berührung gekommen sind.
A. Steinhauff
und
M. G. Schmidt,
kunde für höhere
Lehrbuch der Erd
Ausgabe R (für Real Teile. Leipzig 1910, B. G. Teubner. anstalten). Das vorliegende Lehrbuch zeigt viele Vorzüge. Es will mit der bisherigen Methode brechen, nach der dem Schüler von jedem Lande erst Grenzen, Gebirge, Ströme, Siedelungen, werden, so daß sie nur der Produkte einzeln dargeboten Name eines bestimmten Landes zusammenhält. Dieses Nach einander wird in ein Nebeneinander umgewandelt, indem räumlich zusammengehörige Gebiete nach drei Gesichtspunkten wird die Bodenform behandelt werden. Im Geländebild und deren Charakter beschrieben. Hierauf kann entwickelt werden, wie der Mensch die vorhandene Natur benutzt hat, um sie seinerseits für sich zu verwerten. Dieser zweite Ab schnitt heißt Natur und Menschen werk. Ihm folgt an Hier erst dritter Stelle Völkerleben unid Siedelungen. sieht der Schüler, wie die Entwickelung eines Volkes ganz von den durch die Natur gegebenen Bedingungen abhängt, wie besonders die Ansiedelungen nicht ohne Grund gerade sind. an den gewählten Stellen entstanden Auf diese Weise entstehen durch drei verschiedene Be trachtungsweisen drei Bilder jeder Landschaft, die sich in zu einem ihrem Gesamteindruck psychischen sozusagen Dreifarbendruck zusammenfügen. Jede Betrachtung zerfällt in eine Gesamt- und Einzel betrachtung. Dadurch wird es ermöglicht, daß der Schüler erst einen ganz allgemeinen Haupteindruck des besprochenen Landes erhält. Erst dann kommen weitere Einzelheiten, die sich dem Gesamtbild unterordnen, so daß sich das Charakte ristische an jedem Lande auf den ersten Blick einprägt. Letzteres wird noch unterstützt durch die sorgfältig aus gewählten fett gedruckten Überschriften jedes kleineren Ab schnittes, die, fortlaufend gelesen, sozusagen in Schlag Das ist be worten ein Allgemeinbild jedes Landes geben. 6
1
Otto C. Artbauer, Kreuz und quer durch Marokko. Kultur- und Sittenbilder aus dem Sultanat des Westens. X u. 233 S. mit 164 Abbildungen und Übersichtskarte. Stuttgart 1911, Strecker u. Schröder. Aus der Übersichtskarte bei S. 96 des Buches sind die des Verfassers in Marokko und Westalgerien zu Reisewege erkennen. Sie verteilen sich über die Jahre 1906, 1908 und 1909 und über weite Gebiete des Scherifenreiches, von Mogador bis zum Rif, dessen Durchwanderung in einem besonderen, jetzt in der Presse befindlichen Buche geschildert werden soll. Wer so weit in Marokko herumgekommen ist, von dem darf man wohl annehmen, daß er viel gesehen und viel zu berichten hat und diese Annahme wird durch den Inhalt des Buches auch vollauf bestätigt. Es ist keine Reisebeschrei-bung, sondern besteht aus geschlossenen Kapiteln, die dem Leser die Bewohner Marokkos vorführen. In diesen Kulturund Sittenbildern werden die mannigfaltigsten Seiten der nun der Unabhängigkeit beraubten Bevölkerung und ihres behandelt, und man erhält ein interessantes Staates und verläßliches Gemälde von den dortigen Zuständen. Da werden wir unter anderem bekannt gemacht: mit den Elementen der Bevölkerung, die zu vier Fünfteln aus reinen Berbern besteht, mit den marokkanischen Juden, deren Lage sich in neuerer Zeit sehr gebessert hat, mit den Wegen und dem Reisen, mit dem Leben und Treiben in den Dörfern und in den großen Städten, mit Militär und dem modernen, recht zwecklosen Polizeikorps, mit der Sklaverei, dem Heiligenunwesen, meh reren religiösen Festen, Frauen und Frauenleben, mit dem heutigen Sultan, dem gewalttätigen Treiben der Franzosen, mit Raisuli, Buhamara und anderen merkwürdigen Persönlich keiten, darunter auch dem alten Schelk Ma el Ainin, dem glühenden Franzosenhasser der jetzt gestorben sein soll. Franzosenhasser sind heute, wie der Verfasser an Beispielen zeigt, übrigens alle Marokkaner, und an anderen Beispielen weist er nach, daß sie das mit vollem Recht sind. Es werden eben auch politische Fragen gestreift. Die Frage, warum denn eigentlich Frankreich so auf den Besitz Marokkos dringt, beantwortet der Verfasser mit der Auskunft: Frankreich braucht Soldaten, Verstärkung seiner Armeen durch schwarze Truppen für die Aktion in Europa. Daß solche Hoffnungen bestehen, weiß man (vgl. oben S. 320 den Schluß des Artikels über die Transsaharabahn) der Verfasser wird also wohl recht haben. Aber er zweifelt an einer Stelle (S. 20), daß
Schulen.
Kleine Nachrichten.
322
sonders für die häusliche Eepetition äußerst wichtig, um den Schüler immer und immer wieder auf die Hauptmerk male hinzuweisen. Äußerst geschickt sind die zahlreichen Illustrationen ausgewählt. Sie zeigen nicht nur die tote Natur, sondern führen diese immer wieder in ihrer Beziehung zur mensch lichen Tätigkeit vor Augen. Dadurch wirken sie lebendig. den Anbau und die Sie veranschaulichen u. a. besonders
Ernte
der jedem Kinde
geläufigen Kolonialprodukte.
Auch
unsere deutschen Kolonien werden entsprechend ihrer mehr und mehr steigenden Wertschätzung auf verhältnismäßig
breitem Raume in Wort und Bild geschildert. Deutscher Verkehr und deutscher Handel werden vor allem gewürdigt. Die Ausführung der Bilder ist geradezu vorbildlich. Ein großer Teil ist vnn so malerischer Wirkung, daß man Der Verlag hat glaubt, die Wirklichkeit vor sich zu haben. keine Kosten gescheut, ein erstklassiges Lehrbuch herzustellen. Namen und Zahlen sind auf ein Mindestmaß beschränkt. Die wenigen Tabellen sind vorzüglich ausgesucht und tragen viel zur Veranschaulichung vergleichender Größenverhältnisse hei. Zu wünschen wäre nur eins, daß das Lehrbuch in recht vielen Anstalten Eingang fände, damit seine Brauchbarkeit K. auch praktisch erprobt würde.
Joseph Dächelette, Manuel d'Arche'ologie pröhistoII. Archeologie rique, celtique et gallo-romaine. Premiere partie: Age du celtique ou protohistorique. bronze. XVIII und 512 S. mit 212 Abbildungen, 5 Tafeln
und 1 Karte. — Dazu: Appendices. VII und 190 S. Paris 1910, Alphonse Picard et Fils. 20 Er. Zwei Jahre nach dem die beiden Steinzeiten behandeln den Bande (vgl. „Globus" Bd. 94, S. 369 f.) erschien kürzlich der erste Abschnitt des zweiten Teiles dieser groß angelegten zusammenfassenden Darstellung der vor- und frühgeschicht lichen Altertümer Europas, namentlich des keltischen Westens. Als .keltische und frühgeschichtliche Zeiten'' betrachtet der Verfasser die Bronzezeit, die Hallstatt- und die La Tene-Periode, von welchen in dem neuen Bande hauptsächlich die erste geschildert wird. Den beiden anderen, nämlich den beiden vorgeschichtlichen Eisenzeiten, wird wieder ein Band von gleicher Stärke gewidmet sein, welcher gegen Ende des nächsten Jahres erscheinen soll. Dann erst wird der dritte Teil folgen, der die gallorömische Archäologie enthalten und So das verdienstliche Werk zum Abschluß bringen soll. nähert sich der Verfasser auf einem langen Wege dem Haupt gebiete seiner Spezialstudien, dem letzten vorrömischen Zeit raum und den Jahrhunderten der Kaiserzeit. Infolge der überaus günstigen Aufnahme, die der erste Band durch die Kritik gefunden, hat sich Dechelette zu einer nach Möglichkeit und noch gesteigerten Gründlichkeit Korrektheit seiner durchwegs genau belegten Ausführungen lassen. Mit einem Fleiß und einem Eifer, den anspornen nur der zu würdigen weiß, der den Zustand unserer Quellen kennt und mit ihren Schwierigkeiten selbst gerungen hat, er wirklich alles, was billigerweise erwartet werden leistet Seine Kenntnis der Literatur, darf. vermutlich lückenlos für die französische und fast ebenso für die fremden Sprachen, verschafft ihm einen weiten Vorsprung vor den meisten anderen Prähistorikern, die gewöhnlich nur Kenner einzelner Fundgebiete und der darauf bezüglichen Publikationen sind.
Nun muß man aber diese Literatur kennen und wissen, wie wenig Vorarbeit für eine großzügige synthetische Darstellung damit geleistet ist. Andererseits genügt es, zu erinnern, daß von älteren zusammenfassenden Schilderungen der Bronzezeit nur Ernst Chantres Studien im Rhonebecken („Bronzezeit. Untersuchungen über den Ursprung der Metallurgie in Frank reich", 1875 f.), John Evans' Buch über diese Periode in Großbritannien und Irland (1872) und namentlich G. u. A. de Mortillets „Musee pröhistorique" (1881) für Westeuropa in Betracht kommen, während gerade diese Zeit für Nordeuropa (und teilweise auch für den Süden: Italien, Griechenland) von skandinavischen und anderen Forschern unermüdlich studiert und ihre weitreichenden Beziehungen gründlich untersucht worden sind. Der große Systematiker Oskar Montelius, dessen Name hier vor allen zu nennen ist, kennt und berücksichtigt wobl auch mittel- und westeuropä ische Funde und bedient sich ihrer zur Stütze seiner Lehren ; aber er geht doch nur mehr gelegentlich und beiläufig auf jene ein und greift lieber, um der Wurzeln der Erscheinungen habhaft zu werden, nach dem Orient hinüber, ans östliche Mittelmeer oder nach Ägypten und Susiana. Unterdiesen Umständen ist D6chelettes Bronzezeitband, dessen 212 Abbildungen meist Figurengruppen von bis 10 und 15 Einzelbildern sind und somit auch ein sehr reiches Illu strationsmaterial bringen, eine mächtige Förderung für alle, welche die europäische Bronzezeit nicht nur aus Skan Ländern Südeuropas kennen dinavien und den klassischen lernen wollen. Obgleich er vorzugsweise Frankreich berück sichtigt und sich in den .Appendices" (äußerst genauen Ver zeichnissen der bronzezeitlichen Depotfunde und Gußformen, sowie der — allerdings erst zum nächsten Band gehörigen — eisernen Schwerter und Dolche der Hallstattperiode) ganz auf dieses Land beschränkt, geht seine Darstellung doch auf die älteste Metallzeit ganz Europas ein und greift sogar Die einzelnen Kapitel behandeln: 1. die darüber hinaus. ältesten geschichtlich bekannten Einwohner Galliens: Ligurer und Iberer; 2. die Bronzezeit im Orient und in Griechenland mit Ausblicken auf Kaukasien, Indien, den fernen Osten und Amerika; 3. die europäischen Bronzezeitgebiete, der Ursprung der Metallurgie und die chronologische Einteilung des ge samten Bronzealters (in vier Stufen für Westeuropa); 4. die Wall Terramaren, Landdörfer, Siedelungen (Pfahlbauten, bauten); 5. die Grabformen der vier Stufen, brandlose Be stattung und Verbrennung der Leichen; 6. Depots und Guß stätten, metallurgische Prozesse und Behelfe; 7. Angriffs- und Schutzwaffen ; 8. Werkzeug und Gerät; 9. Kleidung und Schmuck; 10. Arbeiten aus Gold, Silber, Blei und Glas; 11. die Töpferei; 12. den Handel; 13. die Religion; 14. die bildende Kunst. Man wird nicht erwarten, über die vielen durchaus oder auch nur vorwiegend neue An Gegenstande sichten zu hören: genug, daß ein so umfassendes Bild dieser hauptsächlich in das zweite Jahrtausend vor Christus fallen den Kulturperiode streng nach dem heutigen Stande unseres Wissens geboten wird. In der Verfolgung mancher Formen reihen gerät der Verfasser wissentlich und nicht zum Schaden seiner Arbeit stark in die älteste Eisenzeit hinein. Die Grund lagen der letzteren ruhen ja fast ganz in der Bronzezeit, und jene ist mehr eine bereicherte Entwickelungsstufe dieser, als eine völlig neue Kulturperiode der nordischen Länder. M. Hoernes- Wien.
Kleine Nachrichten. Abdruck nur mit Que llenangabe — Von einer archäologischen Expedition nach der Stätte von Sardes ist „Nature" zufolge Professor Howard
C. Butler von der Prinoeton -Universität heimgekehrt. Die Entdeckungen bestehen in einem Teile des Pflasters der ehe maligen Stadt und dem Unterbau eines großen Tempels aus dem 4. vorchristlichen Jahrhundert. In der Nekropole auf dem der Stadt gegenüberliegenden Flußufer hat man Frag mente von Bildhauerarbeit und viel Goldschmuck von hoher Schönheit gefunden.
— Wie Kapitän Daste vom Schiffe „Mangoro" aus Durban der Pariser geographischen ist der Gesellschaft mitteilt, Kaiser-Wilhelms-Berg der Heardinsel ein Vulkan, der sich im März d. J. in voller Tätigkeit befand; Daste sah Dampf am Berge hinunterziehen („Geographie", Oktober 1910). Die Heardinsel liegt südlich von der Kerguelengruppe unter 53° s. Br. Daß der Kaiser- Wilhelms-Berg, die höchste Erhebung der Heardinsel, ein Vulkan sei, war bisher nicht bekannt. Als sie im Februar 1902 die deutsche Südpolar-
gestattet.
expedition anlief, stellte sich der Berg als ein runder vereister Gipfel dar, der nach allen Seiten Gletscher über stufenförmig abfallende Felsen ins Meer entsandte. Indessen waren jung vulkanische Bildungen (Lava) bei Rogers Head im Nordwesten der Insel vorbanden, man fand da sechs Kraterstellen mit jungen Schlacken. (v. Drygalski, Zum Kontinent des eisigen Südens,
S. 213/214.)
— Auguste Chevalier hat der Pariser geographischen Gesellschaft aus Nioro (Ober-Dahomey) über den Fortgang seiner westafrikanischen Mission (vgl. zuletzt Globus, Bd. 97, S. 36) berichtet. Er war, nachdem er das Hinterland der Elfenbeinküste verlassen hatte, zunächst fünf Monate in Mittel -Dahomey, worauf er sich dem Norden der Kolonie der ihm wissenschaftlich viel interessanter erschien zuwendete, als das übrige Dahomey. Die Oberläufe der Flüsse, auch der größten, wie des Son und Ueme, sind mehrere Monate hindurch völlig ausgetrocknet mit nur ein paar Lachen auf Die Flüsse erinnerten Chevalier mit weiten Entfernungen.
Kleine Nachrichten. dieser Erscheinung lebhaft an die Minia von Dar-Fertit und vom oberen Schari (die Khors Schweinfurths). Aber auch in der Flora und Vegetation waren sehr große Analogien mit
der jener Länder zu erkennen. Beide Vegetationsgebiete in Ober-Dahomey aber scheinen mehr gehören zur Budanzone, vom Nil und Schari gekommene Arten vorhanden zu sein, als dem Niger senegalesischen Sudan eigentümliche Arten. Einige Charakterpflanzen des oberen Schari, wie die zuerst von Schweinfurth im Bahr el - Ghasal entdeckte prächtige Encephalartos septentrionalis , findet sich noch Oycadee inselchenweise in Ober - Dahomey, reicht aber nicht gegen Westen nach Togo hinüber. Die am Schari die Zone zwi schen dem 6. und 8. Parallel charakterisierenden Pflanzen in Dahomey erst nördlich vom 9. oder selbst erscheinen 10. Breitengrad. Djugu, wo Chevalier sich einige Zeit auf hielt, ist ein wichtiges Handelszentrum, ein Transitpunkt für die Hanssakarawanen, die Kola aus Aschanti holen, um sie nach Kano, Sokoto, Bornu, ja sogar bis nach Wadai zu bringen. Der Karawanenhandel vollzieht sich noch genau so wie zu Barths Zeiten. Djugu passieren etwa jährlich Die Haussa bringen ge 15000 Lasten (zu SO kg) Kolanüsse. Leder, eingeborene Baumwollengewebe, Zwiebeln, gerbtes Matten, Strohhüte usw. Einige Kilogramm Leinsamen aus den Haussaländern wurden auf dem Markte von Djugu als Arznei verkauft ! — Durch Gurma und Mossi wollte sich Chevalier nach Bammako am Niger begeben, um von da die Heimreise anzutreten. („La Geographie", Oktober 1910.)
— Eine Untersuchung des Jangtsebogens und des in ihn von Norden her mündenden Jalongkiang auf ihre Bchif fbarkeit haben im letzten Winter und Frühjahr Graf Charles de Polignac, Jacques Faure und der Fregatten Die Reise wurde von kapitän Audemard ausgeführt. Schanghai aus angetreten, und Audemard hatte zunächst den Auftrag, das Kanonenboot „Doudart de Lagree" über die Schnellen oberhalb Itschang nach Tschungking am mittleren Jangtse zu bringen. Das gelang in kürzerer Zeit, als die früheren Unternehmungen gleicher Art, und ohne jeden Un fall. Mitte Dezember begaben sich dann die drei Reisenden unter einem Besuch der merkwürdigen von Tschungking Salzbrunnen von Tseliutsin nach Tschengtu, von wo sie den Minfluß aufwärts bis Wöntschwan verfolgten, und am 11. Fe bruar verließen sie Tschengtu aufs neue, um an die Lösung ihrer Hauptaufgabe zu gehen. Sie fuhren auf dem Min bis Kiating und erreichten über Jatscheu auf der Kientschang straße am 15. März Ningjuenfu am Nganning, einem östlichen Nebenfluß des Jalong. Von da kreuzten sie die nordsndlich verlaufende Gebirgskette zwischen dem Nganning und Jalong, gewannen diesen Fluß am 27. März bei Telipu und begannen nun , ihn mit zwei Barken von 8 m Länge hinaufzufahren. Aber schon vier Tage später wurden die Reisenden durch einen unüberwindlichen Katarakt aufgehalten, und sie fuhren ihn nun abwärts bis zur Einmündung in den Jangtse, der dort Petschuikiang heißt (10. April). Diese Fahrt gestaltete sich recht schwierig infolge der zahlreichen Stromschnellen und der Unerfahrenheit der Bootsleute, die diese Flußreise noch nicht gemacht hatten. Nachdem Fahrzeuge und Mann schaft in Matschang gewechselt worden waren, trat man am 14. April mit drei 10 m langen Barken die Bergfahrt auf dem Jangtse an und kam bis zum 1. Mai bis zur Brücke von Tselikiang, die in gleicher Breite mit dem westlicheren Likiang liegt. Dort kehrte man um und erreichte in 1'/, Tagen wieder Matschang. Während sich dann Graf Polignac und Faure von Lungkai nach Jünnanhsien und weiter nach Tonkin begaben, setzte Audemard die Talfahrt auf dem Jangtse mit denselben Barken fort und kam einen Monat später in Suif u oberhalb Tschungking an. Daraus geht zwar, wie Graf Po lignac sagt, noch nicht hervor, daß der Jangtse bis Suifu schiffbar ist, aber die Fahrt beweist wenigstens, daß es trotz der übereinstimmenden Versicherung der Chinesen dort kein unüberwindliches Hindernis gibt. Im ganzen sind zwischen der Brücke von Tselikiang bis Suifu 810 Schnellen von ver schiedener Stärke mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von angetroffen worden. Die Reiseroute ist von 51/, Knoten Tschengtu ab vollständig aufgenommen worden. — Prähistorische Fälschungen sind allerdings nicht so häufig wie die jetzt so beliebten Fälschungen mittelalter licher Gegenstände, welche die Verkaufsräume unserer Anti quare in den Großstädten füllen, sie haben aber auch schon ihre Geschichte. Die ältere Generation erinnert sich noch an das mit Lachen verknüpfte Aufsehen, als Ludwig Lindenschmit 1876 (Arch. f. Anthropol. XI, S. 173) die unter die beiden Tierflguren ver Thayinger Höhlenfnnde geratenen öffentlichte, „den Schwermutsbären" und den Fuchs „Aller wege ein Duckmäuser", welche der „prähistorische Künstler"
,
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aus einem Spamerschen Kinderbuche kopiert hatte. Damit fiel Verdacht auf die gesamten Thayinger Funde, aber der Entdecker konnte nachweisen, daß nur jene beiden Tier figuren unter die echten Stücke eingeschmuggelt waren. Jetzt liegt wieder ein neuer Fall vor, der namentlich in der Wiener Anthropologischen Gesellschaft (Sitzungsbericht 1910, S. 34) zu lebhaften Auseinandersetzungen geführt hat, zwischen Prof. Moser in Triest einerseits und den hervor ragenden Wiener Anthropologen Szombathy, Hoernes, R. Much und anderen, welche die Fälschungen nachwiesen. Da es sich hierbei auch teilweise um die im Globus, Bd. 97, S. 375 von Prof. Moser wiederholt abgebildeten Fig. 7, 8 und 9 handelt auch schon in Bd. 69, S. 305), so halten wir (sie erschienen es für geboten, auf die Ausführungen der genannten Herren Dabei bemerken wir, daß niemand Herrn Prof. einzugehen. Moser selbst als Fälscher betrachtet, nach wie vor sieht er in den Zeichnungen echte prähistorische Stücke, und er hat auch den Vorschlag, sie einer Prüfung von Sachverständigen zu unterbreiten, abgelehnt, da er selbst genug Fachmann sei, um die echten und unechten Stücke zu unterscheiden. Am strengsten urteilt Szombathy über die Stücke aus der Vlasca Nach ihm ist eine ganze Reihe von Speerspitzen, jama. Harpunen usw. aus alten Knochen in neuer Zeit gearbeitet, als ganz absichtliche Fälschungen erklärt er die auch im Globus zweimal wiedergegebenen Zeichnungen: das eckige Schwein, den Schildkrötenkopf, die Menschenfigur. Hier sei sträfliche Absicht der Täuschung unverkennbar. Der Wiener Prähiatoriker Prof. M. Hoernes schloß sich dem entschieden an und bemerkte, daß schon früher der ältere Much und Montelius Zweifel an der Korrektheit der Ausgrabungen ge äußert hätten. Auch Prof. R. Much pflichtete in allem Szom bathy bei und erklärte, daß alle Kriterien von Fälschungen vorlägen, daß schon aus der Entfernung sich dieses Urteil aufdränge.
— Uber die De utsch -englische Grenzexpedition die zwischen Yola und den Cross-Schnellen vermessen hat, bringt Major G. F. A. Whitlock einen aus führlichen Bericht im Oktoberheft 1910 des „Geographical Journal", unter Beifügung einer Karte (1:2000000) und einiger Abbildungen, der in kartographischer und geographi scher Beziehung sehr viel mehr enthält, als der hauptsächlich technische Bericht des deutschen Expeditionsführers Ober leutnant v. Stephani im „Deutschen Kolonialblatt" vom 15. Dezember 1909 (mitgeteilt im Globns, 97. Band, S. 51). Es ist das um so dankenswerter, da gerade das Gebiet des Grenzstreifens wenig erforscht und nur an einzelnen Stellen von Strümpell, Flegel, Zintgraff und Moseley quer durch Whitlocks kartographische Bruchstücke zogen worden ist. ergeben freilich kein vollständiges Kartenbild, aber sie dienen doch wesentlich zur Ergänzung und wichtigen Korrektur des bereits publizierten Materials, wie nicht nur von der soeben vorerst in zwei Blättern erschienenen und vom Reichskolonial amt herausgegebenen großen Kamerunkarte Max Moisels zu er warten, sondern auch aus dem „Deutschen Kolonialatlas" von 1910 (vgl. den Lauf des Taraba-Flusses) zu ersehen ist. Es sei mir gestattet, das im einzelnen durch Vergleich mit den letzten deutschen kartographischen Darstellungen nach zuweisen. Oberleutnant Strümpells Kartenskizze (Kolonialbl. 1907, Nr. 23) deckt sich in bezug auf den Mao Bulo und Ine und den Gebirgsstock südwestlich von Farang nahezu voll kommen mit der englischen Aufnahme, nur ist diese detail lierter. Dagegen zeigt sich, daß es nicht der Taraba ist, welcher in ost-westlicher Richtung gegen Beli fließt, wie auf Moisels Karte vom mittleren Teil von Kamerun („Mitteil, aus d. D. Schutzgebieten" 1903), wenn auch nur punktiert, eingezeichnet ist, sondern der Kam, und daß nicht der Kam, sondern der Taraba von Süden kommt. Auch liegt die Mündung der beiden Flüsse nicht bei Beli, sondern etwa 60 km weiter nordwestlich davon. Auf Hauptmann Glaunings „Provisorischer" Karte von Nordwest-Kamerun (Mitt. aus d. D. Schutzgebieten" 1907). hat der Gamana einen weit mehr nach Norden gewundenen Lauf als auf Whitlocks Karte, auch liegt der Ort Toso nördlich vom 7. Grad, statt südlich davon. Wichtiger aber ist hier der Unterschied in betreff des Katsena und seiner drei südlichen Nebenflüsse. Der Katsena fließt ein gutes Stück weiter südlich vom 7. Grad, und die drei Nebenflüsse, näher nach 9° 30' östl. L. gerückt, süd-nördlicher strömen ganz parallel zueinander in gerader des Endlich erstreckt sich die Wasserscheide Richtung. Katsena und Cross über 9° 30' östl. L., und zwar einen halben Grad nach Osten weiter hinaus und reicht hier hinab bis 6° 20' südl. Br. Aus Major Whitlocks Beobachtungen und Messungen von geographischer Bedeutung sei folgend es hervorgehoben . Der Ausgangspunkt seiner Expedition, Bayare, südlich von
in Kamerun,
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Kleine Nachrichten.
Von hier aus Yola, liegt in einer Ebene, 420 m ü. d. M. nach Südwesten geht die Grenzlinie durch ein schroffes, zer klüftetes Gebirgsland, welches in der Vogelspitze, nahe dem Ursprung des Kam, eine Höhe von 2040 m, auf der Wasser scheide des Bulo und Kam und dann auf jener zwischen dem Katsena und Crossfluß je eine solche von 1520 m er reicht. Der fortlaufende Gebirgskamm wird zweimal be unterbrochen; erstens durch eine 1290 qkm große deutend Ebene südlich des Zusammenflusses des Kam und Taraba Plateau und zweitens durch ein auf 518 qkm ausgedehntes südwestlich von Beli und dem Gazabu (dem Abaschirschir Die ganze Grenzgegend, in den Tälern sowohl, Glaunings). wie auch bis zu den Gipfeln empor, ist mit dichtem Strauch werk bedeckt, in manchen Partien nahezu unpassierbar und äußerst dürftig bevölkert. Ölpalmenbestände befinden sich nur zwischen Toso und Takum und hochstämmige Wald allein auf der Süd stücke mit massenhaften Gummilianen seite der Cross-Katsena- Wasserscheide. Reichlicheren Kulturen man auf beiden Seiten des Katsena und in dem begegnet dichtbevölkerten Distrikt zwischen Bascho und den Aus läufern des Gebirges nach Süden (in dem Winkel zwischen 6° 30' nördl. Br. und 7° 30' östl. L.). Am gangbarsten sind im südlichen Teil von Nordwest-Kamerun zwei Wege, die Der eine geht von Toso, der nach Takum führen. andere von Ossidinge aus, und zwar letzterer den Oji auf wärts bis Akongo und zuletzt durch das Tal von Sonkwala B. F. und über Kisimbila.
— Den Inhalt eines Fe tisch topf es von der Goldküste bespricht R. Zeller im Jahresber. über d. Ethnogr. Sammig. Bern f. 1909. Der Topf mit dem Inhalt wurde von
dem Missionar Jost der Berner Sammlung geschenkt; er ist zu aus rötlichgelbem Hartholz roh geschnitzt, im Gegensatz die alte euro den sonst dort verbreiteten Fetischgefäßen, päische Messingpfannen sind. Diese Fetischtöpfe sind schwer zu erwerben, und wenn das doch gelingt, so unterläßt man es im Museum lieber, den Inhalt zu untersuchen, weil er
nachher kaum wieder richtig angeordnet werden kann. Bei Berner Topf war das indessen möglich. Er ist napfförmig, oben 13 cm im Durchmesser, 8 cm hoch. Jost hatte darauf aufmerksam gemacht, daß der Topf lt Kinderknochen enthalte, und bei oberflächlicher Betrachtung erschien das auch so. Groß aber war dann das Erstaunen, als sich diese Knöchelchen als harmlose Holzstäbchen erwiesen, an deren einem Ende eine Verdickung aus rötlichweißer Masse einen Gelenkkopf vortäuschte. Kinderknochen müssen ja in einem solchen Topf als etwas Absonderliches erscheinen und in dem Neger den Glauben an den Zauber und die Macht eines Ferner wurden gefunden: Ein solchen Fetisches erwecken. Stäbchen mit einem Haken ebenfalls aus Holz und mit un bekannter Bedeutung; zwei mit weißer Masse beschmierte getrocknete Früchte mit den klappernden Kernen ; verschiedene Dinge europäischer Herkunft, wie zwei eiserne Schließkolben, zwei eiserne Stäbchen von dem Stützstäbchen eines europäischen Regenschirmes abgezwickt, eine alte am Rohr abgebrochene Tabakspfeife aus ehemals weißem Ton ; dann zwei einheimische Bruchstücke von Halsketten, wie sie heute nicht mehr an gefertigt werden (aus ringförmigen Perlen aus Schnecken schalen); ein Reisstrohband, in das ein Stückchen rostigen Eisenblechs und zwei aus einer Ancillariaschnecke geschliffene Ringe eingeflochten sind; ein in der Mitte geknüpfter Streifen braunen, schwarz bedruckten Baumwollenzeuges; endlich Beilklinge. eine steinerne Solche werden dort nicht selten auf den Äckern gefunden, es sind Zeugen einer primi tiveren Kultur, als sie dort die heutige ist. Der Neger hat für sie keine Erklärung, sie werden also mit den Geistern in Verbindung gebracht und passen mithin recht gut in den Fetischtopf. Als Füllmaterial war noch ein rötliches Faser gewirr vorhanden. Zeller bemerkt noch sehr richtig: Wenn auch der Inhalt des Topfes uns ein Lächeln abnötige, so dürften wir nicht vergessen, wie viele Reste ähnlichen Aber glaubens auch bei uns noch fortbestünden, und daß, wenn man einmal an Zaubermittel glaube, es ziemlich gleichgültig sei, an was der Zauber gebunden werde. dem
— Über die Eisenbahnen Oolombias finden sich in einem neueren englischen Konsniarbericht (von V. Huckin) Angaben. Die älteste Eisenbahn innerhalb der Grenzen des heutigen Colombia ist die seit 1867 bestehende Verbindung von Barranquilla mit dem Meere. Sie hat dadurch, daß sie dem Handel der atlantischen Küste jenen Ort zugänglich machte, eine bedeutende Rolle gespielt; diese wird aber jetzt in Frage gestellt durch den 1909 vom Kongreß gebilligten
Plan einer Durchstechung der gefährlichen Barre an der Mündung des Rio Magdalena, wodurch aus dem Flußhafen ein Seehafen 1874 wurde Barranquilla gemacht würde. vollendet. Die Caucalinie, die bereits die Antioquiabahn wurde, war bis Ende 1908 erst 75 km weit 1878 begonnen macht aber seitdem schnelle Fortschritte. 1879 gediehen, wurde mit der Cucutabahn begonnen; der Bau hat dann geruht, doch wird ihn nun wahrscheinlich die Wiedereröffnung Aus dem Jahre 1881 datiert des Rio Zulia beschleunigen. der Beginn des Baues der Girardot-, Dorada-,' Nord- und Sabanalinien. Von 1892 bis 1894 wurde die Cartagena-Eisenbahn Es ist dann gebaut, 1905 bis 1907 die Doradafortsetzung. auch neuerdings der Anfang zum Bau einer Linie zur Ver bindung von Bucaramanga mit dem Rio Magdalena gemacht Die jetzt im Betrieb befindlichen 12 Eisenbahn worden. linien Colombias sind zusammen rund 900 km lang. — Die kristallinische Zone der Kärnter Alpen gehört nach P. Egenter: „Die Marmorlagerstätten Kärntens" (Münch. Dissert. von 1909) einer ursprünglich sedimentären Formation an und verdankt ihre Umwandlung metamorphiDie kristallinische Beschaffenheit der Ge schen Prozessen. steine dieser Zone ist um so deutlicher hervortretend , je näher, sie am Zentralgranit liegen. Mit der Entfernung davon gehen hochkristallinische Glimmerschiefer in Phyllite über und aus dem in der Zone des ersteren grobkristallini schen Marmor werden immer feiner kristallinische Bildungen. Scheinbare Ausnahmen von dieser Regel, namentlich das Auftreten dichter Varietäten in der Zone der injizierten Schiefer, lassen sich als Ergebnisse der Zermalmung durch In der nächsten Nachbarschaft der Gebirgsdruck erkennen. granitischen Massen sind Schiefer wie Marmor von verschie denartigen Gängen durchsetzt, welche nur als Ausläufer der Intrusion des Zentralgranits angesehen werden können. Es haben gleichzeitig in demselben sich typische Mineralien der pneumatolytischen Agenzien entwickelt, wie der Turmalin und fremd sind. Apatit, die dem ursprünglichen Gesteinsbestande Auch in den am wenigsten kristallinisch entwickelten Ge steinen fehlt eine Imprägnation mit Turmalin nicht. Die Struktur der durch Kontaktmetamorphose umkristallisierten Kalksteine zeigt bald die innige Verzahnung der einzelnen Körner, bald ausgesprochene Pflasterstruktur, ohne daß irgend ein Zusammenhang dieser entgegengesetzten Formen mit den Prozessen der Umwandlung selbst konstatiert werden könnte. Die hin und wieder vorhandene Kataklasstruktur dagegen weist deutlich auf Bewegungen in dem schon umkristallisierten Gestein hin , als die Temperatur nicht mehr hoch genug war, um eine plastische Verschiebung der einzelnen Körner zu gestatten. Die den unangenehmen Geruch des Stinkmarmors hervorbringende Substanz besteht zum Teil aus nachweisbarem Schwefelwasserstoff. Daneben ist aber höchstwahrscheinlich eine noch stärker übelriechende orga nische Substanz vorhanden, welche einer Gruppe angehören muß, die eine große Widerstandsfähigkeit gegen hohe Tem Selbst Marmore der höchstkristallinischen peraturen besitzt. Zone, die einst stark erhitzt waren, enthalten diese in unver Erst die direkte Berührung mit den ändertem Zustande. Nachschüben der granitischen Intrusion hat in späteren schmalen Zonen ihre Veränderung bewirkt und wahrschein lich die eigenartigen zarten Farben auf ihre Kosten entstehen lassen, welche auf den direkten Kontakt mit diesen Gängen beschränkt sind.
— Flysch und Erdöl lautet der Titel einer Arbeit von R. Zuber (Kosmos, 35. Bd.), worin er darauf hinweist, daß alle erdölführenden Formationen fast ausschließlich und un Alter in der Flyschfazies aus abhängig vom geologischen gebildet sind, was den Schluß über den genetischen Zusammen hang zwischen dieser Fazies und dem Erdölbildungsprozesse sich berechtigt. Da nun dort, wo flyschartige Sedimente bilden, fast keine tierische oder fettartige organische Substanz in diese Sedimente hineinkommt, dagegen fast nur vegetabi lischer Detritus (Zellulose) in bedeutenderem Maße darin zur Ablagerung gelangt, so erscheint es gerechtfertigt, die Radziszewskinche Hypothese, welche eine eigentümliche Gärung annimmt, zum der Zellulose als Grund der Erdölbildung Ausgangspunkte einer befriedigenden Erklärung des Olbilsowohl vom chemischen wie vom geologischen dungsprozesses Standpnnkte aus zu nehmen, was natürlich nicht ausschließt, daß lokal auch andere Faktoren und Prozesse mitwirken können Verfasser verspricht eine besondere ausführliche Arbeit über diesen Punkt, der bekanntlich so oft schon zur Diskussion stand.
Verantwortlicher Redakteur: B. Singer, Schöneberg-Berlin, Hauptstraße 55. — Druck:
Friedr. Vieweg
dt Sohn, Braunachweig.
GLOBUS. ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT VEREINIGT
KT
HERAUSGEGEBEN VON
H.
DEN ZEITSCHRIFTEN:
Nr.
21.
„DAS AUSLAND" UND „AUS ALLEN WELTTEILEN".
SINGER TOTER BESONDERER MITWIRKUNG
VERLAG Bd. XCVHI.
FÜR LÄNDER- UND VÖLKERKUNDE.
von FRIEDR. VIEWEG
VON Prof. Dr. RICHARD
AND REE.
& SOHN.
BRAUNSCHWEIG.
8.
Dezember
1910.
Nachdruck nur nach Übereinkunft mit der Verlagshandlung gestattet.
Alte Sitten in der Bretagne. Volkslieder und Hochzeitsfeste. Von Prof. Dr.
Heinrich Schoen.
Als in den Jahren 1775 his 1779 Herder seine „Volks lieder" ') bearbeitete, wußte er für Frankreich keine wirk lich aus dem Munde und aus dem Herzen des Volkes ent Denn damals kannten sprungenen Lieder zu finden. auch die gelehrtesten Literaturhistoriker nur weniges, was im alten, von römischer Kultur überfluteten Gallien an den volkstümlichen Ton anzuklingen schien ; man war überhaupt geneigt, anzunehmen, die älteste französische Volkspoesie, wenn sie überhaupt jemals geblüht habe, müsse wohl in der Gluthitze innerer Fehden ver dorrt oder unter der Eiskälte höfischer Etikette er starrt sein. Erst seit vier oder fünf Jahrzehnten ist es einigen gelehrten Forschern gelungen, den französischen Schatz wahrer Volksdichtung wieder zu entdecken. In der Pro vence, in der Bretagne, in Languedoc, in der Gascogne, im Baskenland ist die echteste Volkspoesie seit zwanzig Jahren neu gepflegt worden. Alte Balladen und Volkssagen, lyrische Gedichte und sogar ausführliche Dramen im Dialekt haben sich eines ungeahnten Erfolges erfreut. Besonders in der westlichen Bretagne, im sogenannten „Pays de
Cornouailles", hat diese Vorliebe der modernen Ge bildeten für alte Volkspoesie eine unerschöpfliche Fund Befördernd wirkte hier eine von den grube gefunden. Bahnen der Weltgeschichte entrückte geographische Lage des Landes. So war es der weit vom Mittelpunkte des Welttreibens in ruhiger Ferne liegenden Halbinsel ver gönnt, in ihren Liedern und Sagen uralte Anschauungen lebendig zu erhalten und die sonst vergessenen lyrischen und epischen Weisen in mündlicher Überlieferung fort zupflanzen. Seit einigen Jahren haben sich viele gebildete Fran zosen für keltische Sitten und Poesie begeistert. In den letzten Jahren strömten sogar die englischen „Barden" aus dem fernen Schottland nach Brest und (1908) Nantes (Juli 1910) herbei, um mit ihren Fahnen und symbolischen Trachten und Emblemen den glänzenden „Festen des Bardismus" beizuwohnen. Die Priester des schottischen „Gorsedd" 2) reichten den armorikanischen Barden eine brüderliche Hand, und in der ganzen Halb insel wurden Armorikas Dichtung und Sitten gefeiert. ') Die erst später von Johannes v. Müller den be Titel „Stimmen der Völker in Liedern" deutungsvollen erhielten. *) Korporation der alten Barden. Globm XCVUI.
Nr. Sl.
Cahors
(Lot). L
Provinz ist von der modernen Kultur so wenig berührt worden, wie die Bretagne. In manchen entlegenen Dörfern wird noch heutzutage kein Wort französisch gesprochen. In solchen Ortschaften muß der Schullehrer, ob gern oder ungern, mit seinen Keine
französische
Schülern bretonisch sprechen, wenn er verstanden werden will, und auf der Kanzel sieht sich der Priester genötigt, in der Sprache seiner Zuhörer zu predigen. Ein großer Teil der Soldaten, die aus der Bretagne kommen, kann bei seinem Eintritt in die Kaserne weder lesen noch schreiben. Bei solchen Verhältnissen führen uns die alten Volks sitten der Bretagne nicht allein ins graue Mittelalter zurück, sondern viel weiter, bis in die Zeit, wo das Christentum in Gallien eindrang, und wo es galt, zwischen der alten und der neuen Religion zu wählen. Manche Gebräuche stammen sogar religiöse oder volkstümliche aus der Zeit, da die Druiden auf den hundert jährigen Eichen mit goldener Sichel die heilige Mispel ernteten. Zu den ältesten Volkssitten gehören auch die Zere monien, die sich auf die Hochzeit beziehen. Nur wenige Gebräuche sind so eigentümlich und so verschiedenartig, als diejenigen, die Verlobung und Heirat begleiten. Man könnte fast sagen, daß die Art und Weise, wie sich die Bewohner eines Kreises verloben und heiraten, am besten ihre Sinnesart kundgibt; denn da verbinden sich Religion und Moral, Volks witz und Humor, Ernst und Familien sinn, Aberglaube und Furcht vor den unsichtbaren Mächten.
In den Legenden, die zahlreiche Anspielungen auf den hundertjährigen Kampf des Christentums gegen das Heidentum enthalten, ist der Barde Marzin oder Merlin der Hauptheld. Hier fühlen wir, wie schwierig es war, den alten Druidendienst auszurotten, dessen Zauber noch in frischer Er geheimnisse den ältesten Dichtern innerung vorschwebten. Eines der merkwürdigsten Fragmente, das durch die mündliche Tradition aufbewahrt worden ist, zeigt uns den alten Barden, der heilige Kräuter sammelt. Plötz lich erschallt eine Stimme, die er für eine göttliche Offen barung hält; es ertönen jene schönen Worte, deren 42
Alte Sitten in der Bretagne.
wir in mehreren Hauptgedanken schen Sänger wiederfinden :
Liedern
der
n.
bardi
in den lyrischen Gedichten (soniou) keltische Volksseele auf herrliche Weise Liebe und Freundschaft, Vaterlandsliebe kundgegeben. und religiöser Glaube haben sich in den alten Weisen Die Frau spielt in der Volks des Volkes ausgedrückt. poesie der Bretagne eine Hauptrolle. „Sie thront in unsern Liedern", ruft Prof. Le Braz aus, „sie thront im Herzen Ja, gewiß, des Kelten, wie eine mystische Herrscherin! die Bewohner der Bretagne sind Idealisten" Die keltische Seele hat für die Geliebte den hübschen Ausdruck „ma douce", meine Süße, erfunden, der sonst in der französischen Dichtung kaum vorkommt. Besonders hat sich die
Marzin, Marzin! zurücke kehr! Denn Zauberer ist nur Gott der Herr! Marzin, Marzin! distroet endrou! Ne deuz divinour nemed Dem*)!
Ein anderes Fragment, dessen Heldin eine Wahr Loiza (Heloise) sagerin ist, wirkt noch bedeutungsvoller. hat mit ihrer Zauberkraft irdische Schätze in Fülle er In ihrem wahnsinnigen Hochmut hat sie eben worben. die furchtbaren Worte ausgesprochen: „Wenn ich- noch ein Jahr auf Erden bliebe, so würde ich das Weltall ver Da wird eine himmlische Stimme umwälzen".
7).
Schoen:
926
nommen : „Mädchen, Denke an Wenn Dir So gehört
Schön ist meine Süße.
Mädchen, nimm Dich in acht! Deine unsterbliche Seele; diese 'Welt gehört, die andere Gott allein!"
Meine Süße ist schön wie Der bei Nacht unsre Erde Meine Süße ist schön wie Und erleuchtet mir meine
b).
So kommt es in den ältesten Legenden oft vor, daß der Himmel selbst den christlichen Sängern und den Heiligen gegen die heidnischen Mächte zu Hilfe kommt4). Die alten Druidensteine, Menhirs und Dolmen, sowie die heiligen Quellen, spielen noch heutzutage eine wichtige der Bauern. Zahlreiche Rolle in den Anschauungen Mädchen, die bald heiraten möchten, bringen dem nächsten eine kleine Gabe (farbige Bänder, seidene Druidenstein Stoffe u. dgl.); andere werfen Stecknadeln in eine heilige Quelle. Eheleute, die bald Kinder und besonders Knaben haben möchten, unternehmen eine Pilgerfahrt nach einem berühmten Dolmen und reiben sich an die Oberfläche des Steines Ebenso ist der alte Glaube an Zwerge und Feen nicht Die ersten sind Kinder der Feen, völlig verschwunden. Wie in den nur sind sie häßlicher, roher, dämonischer. nordischen Sagen besitzen sie große Schätze, aber sie Die Feen heißen gelten für berüchtigte Falschmünzer. Korriganen, von korr, klein, und gwen oder gann, Geist. Sie gelten für die Geister großer Fürstinnen oder die Gottes Fluch getroffen, weil sie sich Priesterinnen, Ihr Aufent nicht zum Christentum bekehren wollten. haltsort ist gewöhnlich eine Grotte oder ein Druidenstein, besonders in der Nähe von Quellen. Dort kämmen sie ihr
Meine Süße Und strahlt Meine Süße Und nichts
Der junge Hirte. Holzschuh' hab' ich verloren, die Füße riß ich wund, Der Süßen nachzufolgen durch Wald und Wiesengrund; Nicht Nebel, nicht der Regen, auch starres Eis nicht kann Die heiße Glut der Liebe hemmen in ihrer Bahn*).
Wie poetisch aber, Gegenliebe erfährt:
.
Ihr Aug',
so hell und rein ist das, Wie klares Wasser blinkt im Glas; Die Zähne sind so weiß und rein Und glänzender als Perlen fein.
Die Händ' und Wangen weißer sind Als Milch aus schwarzem Topfe rinnt. könntet Ihr, mein Freund, sie schaun, Euch reizte sie zur Liebe traun ")
Stimme ertönt mehrmals in der gallischen
Namen Diou, ned euz devin oder Namyn Duw nid oes devin (Mskpt. von Herghest), außer Gott gibt heißt es in zwei Liedern von es keinen Wahrsager, Liwarch Henn. Barzaz Breiz, Loiza, von Hersart de la Villemarque, 7. Auflage, Paris 1867. Daher der Name solcher Steine: pierre ecriante (d. h. 4)
s)
Frottiersteine). Aus der alten Ballade Junker Nann und die Fee (eigene, ungedruckte Übersetzung).
!
0
A. LeBraz.Einleitungzu Luzels Soniou BreizParis 1890, S. XXXV. Altes Volkslied aus der westlichen Bretagne. Un gedruckte Übersetzung von Fräulein Lina Friedländer und H. Schoen. Eigene ungedrnckte Übersetzung. Ungedruckte Übersetzung von Fräulein Lina Fried 7)
Mannes läuten.
Manche alte Volkslieder aus der Bretagne sind heutzutage als vor Jahrhunderten, am so frisch und unveraltet Tage, wo sie ein junger Hirte oder ein armer „cloarec" (Student) dichtete:
Izel,
")
die Glocken
Poesie.
")
kleines Herz?
1°)*)
Dieselbe
des jungen
an drei Paar Schuh', mein Herz; und schaff' mir Ruh',
Das Schönste, was der junge Bauer kennt, könnte kaum einen schwachen Begriff von der Schönheit des geliebten Mädchens geben:
länder.
")
")
zum Begräbnis
Leidenschaft
Das Mädchen.
Wie hast die große Frechheit Du, Daß Du die Quell' mir trübst im Nu! Willst Du nicht augenblicks miiSh frein, Am dritten Tag wirst tot Du sein")l
hört man am dritten Tage
Jünglings
Der arme Scholar. Ich hab' verbraucht Um Dich zu sehen, Nun sage mir aber, Was sagt Dir Dein
zu:
Und tatsächlich
des
).
.
.
lesen wir in einem Volkslied der westlichen Bretagne. Er ist dem Tode Doch wehe dem Mann, der sie stört. So ruft in einer geweiht, wenn er sie nicht heiratet. die Korrigane dem Gast alten Ballade ungerufenen wütend
wenn
Mein kleines Herze leise sagt: Ich will den, der mich gefragt 1°
Unweit der Quelle saß die Fei; Ihr blondes Haar sie kämmte frei. sie kämmt es schön
Ist schön wie die Sonne meinem Pfad für und für. ist mir eine Wonne, möcht ich haben dafür").
Um seine „Süße" zu besuchen oder sogar um sie von weitem zu sehen, wird der junge Hirte drei, vier Paar Holzschuhe abnutzen. Glücklich ist er, wenn es ihm vergönnt ist, sie auf den Bergen oder auf der Heide singen zu hören, auch ohne zu wissen, ob seine Liebe jemals belohnt sein wird.
blondes Haar vor Sonnenaufgang.
Mit gold'nem Kamm
der Mondschein, erhellt. ein Sternlein Welt.
Übersetzung von Prof.
Keller.
Schoen:
Alte Sitten in der Bretagne.
Womit mein süßes Liebchen ich wohl vergleichen könnt'? schönste Rose, die man Marienrose nennt, Der Mädchen Perl, die Lilie im Blumenflor sie ist, Die früh dem Licht sich öffnet und abends sich verschließt.
sich, nach altem Gebrauch, bei den Fingerspitzen und die letzten Strophen des Juniliedes singen:
Die
")
Weder Gold noch Silber können in Betracht kommen, wenn es sich um die Geliebte handelt. Mehr gilt mir die Liebe, die süß und weich, Als Reichtum, der nur eine Last. Wer heute arm, war noch gestern reich, Der Reichtnm macht nimmer Rast.
Ach, die Bretagner faßt so schnell doch Kummer an !
wir in einem hochpoetischen Lied, das von zwei Schwestern aus der niederen Bretagne verfaßt worden ist und wie ein herrliches Seitenstück zu dem Lied des armen „cloarec" klingt: So lesen
0 war' ein Weißdornblnmchen ich! Mit zarter Hand er pflückte mich. 0 wär' ein Weißdornbliimchen ich! Dann an die Brust er steckte mich.
Es ist, als ob die düstere Melancholie der Gegend tief in die Seele der Bewohner eingedrungen wäre. Deshalb fällt die Trennung und die Entfernung vom Vaterlande dem Bretagner so schwer. Manche Söhne der Halbinsel wurden auf Schiffen von Heimweh so befallen, daß man sie schon bei La Rochelle oder bei Bordeaux auf dem Strand zurücklassen mußte. Warum kann fliegen nicht, nicht fliegen ich wie ihr! Weit übers Meer ich flog' ins Heimatland von hier! singt ein Priester, Abbe Neurri, den die Verweigerung des Schwurs auf die bürgerliche Verfassung der Geistlich keit in die Ferne verbannen ließ, und ein vertriebener Dichter ruft aus dem Exil der Geliebten zu: Wie wenn ein säugend Lamm der Mutter Brust entbehrt, So stöhn' ich immerfort, seit unsre Trennung währt, Und immer muß mein Blick dorthin gerichtet sein, Wo Du geblieben bist, o süße Liebe mein ").
in. Wie die ältesten Volkslieder und das
Junifest.
Sagen, stammen der alten Druiden. So
Um ein altes keltisches Steindenkmal versammelt sich die Jugend an einem Samstagnachmittag. Die Jüng linge tragen an ihren Hüten grüne Ähren, die Mädchen Leinblüten, die sie haben auf dem Busen himmelblaue bei ihrer Ankunft auf einen großen Druidenstein nieder Diese Blumen sollen sich so lange frisch erhalten, legen. als sich die Liebenden treu bleiben. Nach zahlreichen und Zeremonien wird symbolischen geheimnisvollen um den Druidenstein und das Junifestlied getanzt gesungen: Da kommt der Juni wieder, bald wird es Sommer sein, Da überall mit Knaben lustwandeln Mägdflein. Nach Sonnenuntergang Mädchen durch Wald
von
ziehen und
dann
Wiesen
Jünglinge heim,
indem
und sie
") Übersetzung von Prof. Keller. ") Alte keltische Sprichwörter. (Ungedruckte Übersetzung Fränlein Friedländer.) M) Übersetzung von Prof.
Keller.
Komm mit, Du süßes Liebchen, lustwandelnd sei belauscht Von uns des Windes Wehen, der durch die Wipfel rauscht . . . Ein jeder Bingt sein Liedchen, so wie er ist begabt, Das freuet unsre Seele, und unser Herz es labt.
rv.
Seltener werden die lyrischen Verse in den Mund des Mädchens gelegt. Geschieht dies aber, so durchzieht oft ein melancholischer Zug die leidenschaftlichsten Strophen, denn die armorikanische Seele hat fast immer etwas Trauriges an sich.
aus der Zeit
halten
In der Bretagne werden die meisten Herden von Kindern geweidet. Das erklärt vielleicht, warum auch
Reichtum vergeht wie die Frucht am Baum, Die Liebe grünet immerdar; Sogar ein flücht'ger Liebestraum Gilt mir weit mehr als Gold fürwahr13).
manche Volksfeste
327
jetzt noch der Schulzwang in manchen Kreisen so schwer durchzuführen ist. Diese Jungen haben ihr eigenes Fest, das sogenannte Hirtenfest (fete des patres), das gegen Ende des "Herbstes fällt. Man führt die Knaben und Mädchen von acht bis dreizehn Jahren auf die schönste Weide des Kirchspiels. Wenn sie nach Herzenslust gespielt und getanzt haben, erhalten sie Kuchen, Obst und andere Lieblingsspeisen, und darauf wird ihnen auf der Weide ein reichliches Abendbrot aufgetragen. Am Ende des Mahles steht ein auf, um den Kindern eine Art Katechismus in Greis Versen vorzutragen. Das ausführliche Gedicht ist in der Bretagne sehr beliebt; Jahrhunderte haben daran ge arbeitet, und manche Strophen werden den kleinen Kindern eingeübt. Leider sind sie zu lang, um hier an geführt zu werden. Darauf tanzen Knaben und Mädchen, unter den Beim Augen der Eltern, bis nach Sonnenuntergang. Hinziehen die ältesten Kinder das geliebte singen
Hirteulied:
Sonntag morgens, als ich aufstand und hinaus die Kühe trieb, Hört ich — gleich die Stimme fcannt' ich — singen schön mein trautes Lieb. Ich vernahm den Sang der Süßen, der vom Berge klang so hell. Und sogleich zn ihrem Preise macht' ich dieses Liedchen schnell, usw. V.
Wenn ein reicher
Bauer den Boden seiner Tenne nicht mehr eben genug findet, so läßt er ein Fest der neuen Tenne verkündigen. Am Abend vor dem fest gesetzten Tage fahren mehrere Karren mit Tonerde und Wasserfässern ganz in der Stille nach dem betreffen den Hofe und suchen hinter den Gebüschen eine solche Stellung zu gewinnen, daß sie Schlag Mitternacht auf die Tenne loseilen und die farbigen Bänder gewinnen können, die den zuerst angekommenen als Preis erteilt werden. Bei werfen dann die Landleute, jeder nach Sonnenaufgang der Reihe, die Erde aus ihren Karren auf die Tenne; so dann wird Wasser darauf gegossen, und auf diese Mischung läßt man Pferde mit farbigen Bändern in der Mähne herumstampfen. Acht Tage später, wenn die Tenne trocken ist, tanzt man darauf, um sie völlig zu ebnen. Diesen Tanz er öffnen die Mädchen zuweilen mit einem kunstreichen Reigen. Gegen Abend findet ein großes Wettringen statt, ein Sport, in dem sich die Bewohner der Bretagne von jeher ausgezeichnet haben. Zuerst singen Knaben von zwölf bis fünfzehn Jahren; darauf lassen sich Jünglinge hören; endlich stimmen die Männer ein. Wer ringen will, ergreift einen Preis, trägt ihn im Kreise herum, und wenn ihn niemand streitig macht, behält er ihn. Zeigt sich jemand, so geben sich beide Ringer die Hand zum Zeichen der Freundschaft; sie sprechen leise miteinander und ergreifen sich gegenseitig.
Nur wenn einer den anderen auf den Rücken geworfen hat, 42*
Henning:
328
Streifzüge in
den Rocky
Ein Mägdlein schön ich tanzen sah, So munter wie ein Täubchen da.
Dann nimmt einer der wird er als Sieger betrachtet. Preisrichter den Sieger in die Arme und zeigt ihn dem Volk, das Beifall ruft. Nach dem Ringen singt und tanzt man wieder bis spät in die Nacht.
Und als wir tanzten, drückt' ich leis' Die liebe Hand so klein und weiß; Und sie, sie lächelte so süß, Wie's Engel tun im Paradies.
Lied am Tennenfest. All'
Und ich, ich lächelte ihr zu; .Nur eine lieb' ich, das bist Du"
beim Feste dort, Zum Tennenfest auch ging ich fort! waren
Mountains.
schon
(Schluß
Mir hüpft
das Herz vor Lust empor, Sobald die Spielleut' hört' mein Ohr.
")
Etwas veränderte
")l
folgt.)
Übersetzung von Keller.
Streifzüge in den Rocky Mountains1). Von Charles L. Henning.
Denver.
V. Der Clear Creek- Distrikt: Golden — Clear Creek Canyon — Black Hawk und Central City — Idaho Springs — Georgetown — Silver Plume — Mount McClellan. Mit 12 Abbildungen.
L Das Denver-Becken (Denver Basin) oder, richtiger, die wird in ihrer westlichen Begrenzung von Denver-Ebene, denFoothills abgeschlossen, die ihrerseits das Verbindungs glied zwischen diesen und dem Hochgebirge der Colorado An den Foathills, eine Seehöhe Front Range darstellen. von 1890 m erreichend, dehnt sich die Denver-Ebene bis zum Mississippi aus, dort nur noch 100 bis 150m See höhe aufweisend, so daß sich vom 105. bis 90. Längen grad ein Gefälle von über 1700 m ergibt. In ihrem öst lichen Teil nur wenig besiedelt und angebaut, ist die Ebene im Westen, besonders nördlich und südlich von Denver, ein reichen Ertrag lieferndes Kulturland, das besonders in den letzten Jahren, seitdem die hier nur spärlich fallenden Niederschläge ein ausgedehntes künst liches Bewässerungssystem nötig machten, dessen Kosten aus öst von mehreren Millionen Dollar hauptsächlich lichem Kapital bestritten wurden, zu einem Eldorado für Farmer geworden ist. Die Bedingungen für die Frucht barkeit des Landes sind in der' Zusammensetzung des Beschaffenheit bzw. in seiner geologischen Bodens, gegeben. unmittelbar Die der Stadt Denver und Umgebung unterliegenden Formationen bilden Süßwasserablagerungen der Kreidezeit, die sogenannten Denver Beds, deren Kon glomerate und Sandsteine ein besonderes Charakteristikum der ganzen Gegend ausmachen, und denen fast ausschließ lich vulkanische Gesteine mit verschiedenen Varietäten Unter den „Denver Beds" folgen von Andesit unterliegen. ein von vulkanischem Material die „Aropahoe Beda", freies Konglomerat, aber Gerölle sedimentärer Gesteine die in bezug auf ihr geologisches Alter von enthaltend, der Laramie-Fazies bis zu den roten Sandsteinen der Unter den „Arapahoe Beds" endlich Trias reichen. und kohleführende Sand liegen die Laramie-Kreidetone Diskordanzen kommen zwischen den Laramie steine. den letzteren und den und zwischen und Arapahoe Denver Beds vor. Die Denver-Ebene hat ihre gegenwärtige Gestalt nach des Kreidemeeres, besonders in der dem Zurücktreten folgenden Tertiär- und Diluvialzeit erhalten , wie sich in denn Zeitabschnitten jenen großen erdgeschichtlichen auch die Topographie der gesamten Foothill-Region end haben um diese Zeit gültig gebildet hat. Vornehmlich auch die zahlreichen, in west-östlicher Richtung streichen') Vgl. Globus, Bd. 92, Nr. 2, S, 7; Bd. 93, Nr.20; Bd. 96, Nr. 22.
den Canyons sich gebildet, die für die Foothill-Region sind und in die gewisse Ein so überaus charakteristisch tönigkeit des landschaftlichen Bildes vielfache Abwechs Wäre es uns vergönnt, aus der Vogel lung bringen. das Gebiet der Foothills zu überschauen, perspektive dann würden wir gewahr werden, wie vom Longa Peak im Norden bis zum Pikes Peak im Süden tiefe, fast sämtlich einander parallel laufende, von West nach Ost streichende tiefe Quertäler das Gebirge durchschneiden — eben jene vorerwähnten Canyons — und wie den zahlreichen von der Front Range herabkommenden Creeks durch sie ein Ausweg nach der Ebene hin gewiesen ist. Jeder der vielen Canyons bildet ein echtes Durchbruchs und weicht tal, hat seine besonderen Eigentümlichkeiten hinsichtlich seiner geologischen in vieler Beziehung von seinem Nachbar im Norden oder Beschaffenheit Süden ab. soll der Clear Creek Gegenstand dieser Schilderung Canyon und dessen Fortsetzung in die Hochebene von Idaho Springs, Georgetown und Silver Plume sein, sowie sein Seitental mit den Minenorten Black Hawk, Central Während einer Reise, die ich in der City und Russell. zweiten Hälfte des Juni dieses Jahres dahin unternahm, durchwanderte ich fast das ganze Gebiet zu Fuß, da es mir vornehmlich darum zu tun war, dessen morpholo Beschaffenheit zu eingehend gische und geologische für eine Studie zu und zugleich Material studieren sammeln, die sich mit sämtlichen Canyons des Staates Colorado, der in dieser Hinsicht geradezu ein klassisches Feld ist, befassen wird. An der Stelle, wo der Clear Creek aus dem Gebirge heraustritt, um nach einem Lauf von 15 km nördlich von Denver sich mit dem South Platte River zu vereinigen, Der etwa 3000 Ein liegt Golden (1717m Seehöhe). wohner zählende Ort bietet an sich wenig von Bedeutung; eine große Bierbrauerei (von Adolph Coors, einem ge sind neben der borenen Kölner) und ein Erzschmelzer „Colorado State School of Mines" zu nennen, die, wenn ver auch nicht mit unseren deutschen Bergakademien gleichbar, dennoch als eine vortreffliche Lehranstalt zur Heranbildung junger Leute für den praktischen Bergbau betrieb bezeichnet werden muß. Die geographische Lage Goldens entspricht der von Morrison, ausgenommen , daß die für den Ort charakte ristischen Erhebungen, die beiden Table Mountains, einen aufweisen als die Dakota Ridges bei anderen Charakter hier, und verschwindet Morrison; der Dakotasandstein an
seine Stelle
treten
die
säulenförmig
angeordneten
Henning:
Streifzüge in
des North und South Table Mountain , die auf den kretazeischen Denver Beds aufruhen. Die beiden Table Mountains erheben sich über 500 m über die Talsohle und sind durch eine weite Schlucht voneinander getrennt, durch die sich der Clear Creek seinen Weg gebahnt hat. Beide Berge haben eine Längen von 2'/a bis 3 km und zeigen die Form ausdehnung Der North Table Mountain hat an seinem einer Mesa. eine größere Höhe als an seinem Südabfall Nordabhang Eine Landmarke des South gegen den Clear Creek hin. Table Mountain bildet der weithin sichtbare Castle Rock (Abb. 1), auf den ein Fußpfad hinaufführt und auf dessen Spitze ein Aussichtshäuschen einen Rundblick auf die ganze Umgebung gestattet. Die die beiden Berge be deckende Basaltschicht hat eine Mächtigkeit von 90 bis 95 m und wird von zahlreichen größeren und kleineren Spalten und Klüften durchzogen, wodurch die Berge das Ansehen einer wohlbewehrten Festung gewinnen. Der
Kuppen
North Table Mountain wird zur Basaltgewinnung für Straßen
den Rocky
Mountains.
329
das Bild entstand, das bis in die Gegenwart ungeändert fortbesteht. Auf Einzelheiten der mit der Entstehung der Table Mountains in Verbindung stehenden geolo gischen Probleme kann hier nicht eingegangen werden. In den Denver Beds wurde eine reiche versteinerte Flora gefunden, deren Hauptvertreter Farne, Eichen, Rhamnus und 15 verschiedene bilden. Feigenspezies Koniferen waren selten. Über die Funde von Resten der Tierwelt habe ich bereits in meinem letzten Aufsatz über Morrison Näheres erwähnt. Nördlich und südlich von Golden wird aus den Hogbacks des Gebiets feuerfester Ton gewonnen, dessen Industrie allerdings während der letzten Jahre stark ist, so daß sie heute kaum noch von zurückgegangen nennenswerter Bedeutung ist. Unmittelbar westlich von den Table Mountains dehnt sich zwischen diesen und den eigentlichen Foothills eine Talmulde aus mit zahlreichen ausgetrockneten kleinen
bauzwecke und es abgebaut, finden sich hier in den Drusen des Basalts auch jene pracht vollen Zeolithe, von denen die
J)
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,
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,
;1)
geologische Sammlung der State School of Mines eine größere Zahl besitzt. Die verschiedenen Spezies dieser in der amygdaloiden Zone des Table Mountain-Basalt vor kommenden Zeolithe sind von W. F. Hillebrand und W. Cross 2) beschrieben worden und um fassen Analcit, Apophyllit, Chabazit, Laumontit, Mesolit, Natrolit, Scolecit, Stilbit, Thomsonit, Calcit und Bol. Die meisten Spezies, mit Ausnahme des Bol, kommen in weißen oder farb losen Kristallen in Höhlungen des Gesteins vor, während einige eine durch verur Eisenoxyd sachte braungelbe Färbung zei chemischen Zu Ihrer gen. nach sind die sammensetzung Zeolithe Kalzium - AluminiumAbb. 1. „Castle Hock- (South Table Mountain) bei Golden. Aafn. d. Verf. Silikate, und ihr Ursprung dürfte auf Auskristallisierung solcher in den amygdaloiden des Flußbetten, die gute Beispiele des Zutagetretens der aus Silikatlösungen Höhlungen Basalt zurückzuführen sein. Mergeln und Sandstein bestehenden Schichten zeigen. Was nun die Entstehungszeit der Table Mountains Südlich von dem etwas höher als Golden selbst lie so steht auf Grund der eingehenden Studien anbelangt, genden Gebäudekomplex der State School of Mines führt fest, von George H. Eldridge daß die Eruption des eine Fahrstraße nach dem etwa u'00 m über der Talsohle Table Mountain-Basalt während der Zeit der Bildung sich erhebenden Lookout Mountain der ein beliebtes der Denver Beds, also während der Kreidezeit, statt als auch Ausflugsziel der Bewohner sowohl von Golden hatte, und zwar bevor die Schichten den steilen Neigungs von Denver bildet, und über den die Straße weiter nach winkel erreichten, den sie heute zeigen. Die Spalten, Idaho Springs führt. Ein in diesem Jahre eröffnetes welche die Lava aus dem Innern der Erde durch Sommerhotel bietet alle Bequemlichkeiten nach den waren offenbar das Resultat der Besteigung des Berges, von dem man empordrang, beständig Strapazen vor sich gehender Biegungen des Gesteins, und das einen vortrefflichen Blick in die Talniederung genießt wird und die Gestaltung der Foothills, die im allgemeinen ein Empordringen der Lava an die Oberfläche das letzte Ereignis in der sehr komplizierten Ge beständiges Auf und Nieder ist, gut beobachten kann. schichte einer Region zum Abschluß gebracht haben, Südlich Golden führt eine gute Landstraße, an der eine die mehr als eine andere durch weitgreifende dynamische Reformschule für Knaben liegt, nach Morrison, während ist. Die nachfolgende, nach Norden Verbindungswege nach dem KohlenminenBewegungen gekennzeichnet starke Erosion mag die die Basaltdecke ort Leyden gebaut sind. umgebenden Denver Beds zum Teil abgetragen haben, so daß schließlich Golden verlassend lenken wir unsere Schritte westwärts, dem Bahngeleise der Colorado and Southern R.R. Monograph 27, U. S. Geological Survey: Geology of folgend, das uns schon nach einer knappen halben Stunde tue Denver Basin. S. 292—296. in den Bereich einer durchaus anders gearteten LandEbenda, S. 304 ff. Glubus XCV1II. Xr. 21. 43
Henning:
330
Streifzüge in
den Rocky
Mountains.
Breite des Flußbettes aber nur um ein Geringes das im allgemeinen eine Breite von ändernd, 14 bis 16 m aufweist. Die Bahn, eine sogenannte
folgt dem Fluß (Schmalspur), in seinen zahllosen Windungen, wodurch sich ein rascher Wechsel der Landschaftsbilder von selbst ergibt, der auf die Dauer das Auge sehr ermüdet, da ein kaum festgehaltenes Bild Ein ge sofort von einem anderen ersetzt wird. naueres Studium der großartigen Landschaft ist und so deshalb bei einer Bahnfahrt unmöglich, „Narrow Gauge"
bett
zog ich vor, den Canyon seiner ganzen Länge Bei dieser Ge nach zu Fuß zu durchwandern. legenheit wäre ich übrigens beinahe von einem hinter mir hersausenden Zug überrannt worden. Das Brausen des Flusses übertönt das Rasseln des Zuges vollständig, und obwohl es Vorschrift ist, daß die Züge beim Passieren von Kurven tönen lassen sollen, geschieht die Dampfpfeife Als ich dieserhalb am Nach dies keineswegs. mittag des 21. Juni in Forks Creek einen Lokomo tivführer zur Rede stellte, meinte er sehr naiv, es geschehe deshalb nicht, weil sie den „Steam" beim Bergauffahren nötig hätten und also nicht Er fuhr alle Augenblick „pfeifen" könnten. dann fort, daß soweit noch niemand überfahren worden sei, nur vor „einigen Wochen" hätten zermalmt, die auf den sie eine Frauensperson Schienen gegangen sei, und da man später eine Flasche in der Nähe einiger zerstückelter Leichen — teile gefunden habe, sei sie wahrscheinlich betrunken Abb. 2.
„Ilanging
Bock",
Clear Creek
Canyon.
Aufn.
gewesen.
Eine Fußwanderung durch
den Canyon ist die Mühen einer stetig aufwärts gerichteten — Schon Genuß. reichlich Bewegung aufwiegender etwa 1 km von Golden entfernt machen die stark mit Detritus bedeckten hogbackartigen Hügel gewaltigen Szenerien Platz, die an Großartigkeit zunehmen, je mehr
d. Verf.
ein
schaft versetzt. Aus dem meist aus dürftigem Pflanzen wuchs bestehenden Kleid der abgestumpften Kegeln ver von dunkel gleichbaren Rundhügel treten Granitfelsen roter Farbe hervor , uns belehrend, daß das „Altertum" der Erde in seinen Resten vor uns steht. Gleich einer Wache erhebt sich rechts vom Bahnbett, zur Höhe von Granitblock, etwa 20m ansteigend, ein domförmiger dessen fast senkrecht gegen seine
man in das eigentliche „Herz" des Canyon eintritt, der seine mächtigste Entwickelung zwischen den Haltestellen Guy Gulch und Forks Creek hat , wo die Wände bis zu
Zerklüf gerichtete Unterlage tungsspalten die noch stetig fort wirkende Tätigkeit der Erosion deutlich illustrieren. Noch etwa 150 m weiter, und wir sind am Eingang des Clear Creek Canyon angelangt.
Der Clear Creek Canyon. Der Clear Creek Canyon er streckt sich in einer Länge von 25 km von Golden bis Floyd Hill, von wo an das Tal bis Idaho Springs sich beständig erweitert und deshalb nicht mehr Canyon genannt werden kann. In Serpen tinen fließt der Creek durch das stellenweise nur wenige Meter breite Tal, einen echten „Box schaffend (mit diesem Canyon" Ausdruck bezeichnet die ameri kanische Terminologie sehr enge Schluchten mit hohen Seiten unserer wänden, deutschen „Klamm" entsprechend). Stellen weise rücken die Canyonwände 0,25 km weit auseinander, die
Abb. 3.
Der „Roadmaster", Clear Creek Canyon.
Aufn.
d. Verf.
Henning:
Streifzüge in
den Rocky
Mountains.
331
500 m und darüber über das Fluß bett sich erheben. Mit jeder neuen Kurve des besonders im Frühjahr stark angeschwollenen Creeks, dessen Bett an zahlreichen Stellen durch Felsblöcke von der abgestürzte Größe Häuser noch mittelgroßer mehr eingeengt ist, ändert sich das Landschaftsbild, für das die häufig abenteuerliche Formen aufweisenden Felsgebilde eine der Phantasie reichen Spielraum liefernde Staffage bilden (vgl. Abb. 2: „Hanging Rock" und Abb. 3: In Elk „Roadmaster"). Creek fand ich nach angestrengtem Marsch von über 5 Stunden gast bei einem Ameri liche Aufnahme kaner von deutscher Abstammung, George Young, der da Strecken wärter ist und seiner Freude, daß ein deutscher Gelehrter sich in diese Gegend verirrte, nicht genug Aus druck geben konnte. „Wenn De widder kommschst, kannste so lang bleiwe als De wilsschst, es kost nix, un esse hawwe mer plenty" meinte der freundliche „Landsmann", als
Abb. 4.
er mir nach ein auf einige Kilometer das Mittagsmahl genommenem Geleite gab und mir erzählte, wie reich an Gold der Canyon sei, „denn — hier wies er mit der Hand auf — dort einige die Felsen herablaufenden Quarzadern Staaten gibt's "leaders« (so heißen in den Vereinigten und ich selbst hab' schon goldführende Quarzgänge), Gold in meiner pan gefunne". Gewiß hatte der Mann nicht unrecht; aber wer wollte es wohl unternehmen, an den 1000 Fuß in die Tiefe abfallenden Steilabhängen nach Gold zu suchen! Etwa 3,5 km oberhalb Elk Creek weitet sich der Canyon wieder, und bei Roscoe trifft man auf eine ver lassene Mine, die gleich so vielen anderen des Distrikts langsam in Trümmer fällt.
Black Hank.
Aufn.
d. Verf.
Bei Forks Creek, wo es ein Stationshaus und einen „Lunchroom" gibt, mündet der North Clear Creek in den eigentlichen Clear Creek, der hier besonders charakte ristische aufweist. Da der westwärts Felsbildungen über Floyd Hill nach Idaho Springs sich fortsetzende Canyon allmählich an Großartigkeit abnimmt und keine bemerkenswerten Einzelheiten mehr darbietet, will ich, dem Lauf des North Clear Creek folgend, mich Black Hawk und Central City zuwenden, die beide den End punkt des Seitenzweigs der Colorado and Southern R. R. bezeichnen, die den ganzen Canyon von Golden bis Idaho Springs durchfährt und dann weiter nach Georgetown und Silver Plume geht. Das Tal des North Clear Creek ist von dem eigent lichen Clear Creek Canyon durchaus verschieden; die Talwände sind weiter ausein und die mit De andergerückt tritus bedeckten Hogbacks lassen nur an vereinzelten Stellen das Das massige Gestein anstehen. Tal weist infolgedessen nicht im die Großartigkeit entferntesten der Szenerie des Canyon auf. Forks Creek 11,5 km von entfernt liegt das in 40 Minuten Fahrzeit erreichbare Black Hawk der nebst Seehöhe) (2510 m Central City Amtssitz von Gilpin
Schwesterstadt (2657 m), County.
Black Hawk und Central City. Black Hawk (Abb. 4) bildet mit Central City (Abb. 5) ein
Abb. 5.
Central City.
Aufn.
d. Verf.
Ganzes, d. h. beide Orte sind unmittelbar aneinander angebaut. Der Name des ersten Ortes geht auf ein Firmenschild in Gestalt eines Habichts (Black Hawk) zurück, das einer der ersten Minen besitzer dort über seinem Besitztum anbrachte , während 43*
3:;2
Henning:
Streifzüge in
der Name von Central City das „Zentrum" der umliegenden Minen bedeutet. Irgend etwas Besonderes ist von den beiden Orten nicht zu berichten; beide sind sogenannte Mining Camps mit einer aus verschiedenen Nationalitäten zusammengesetzten Bevölkerung. Die Gründung der beiden Camps fällt in das Jahr 1858, als die Gebrüder Russell (nach denen der Ort Russell be nannt ist) aus Georgia nach den Rocky Mountains kamen, um nach Gold zu suchen. Im Juni des genannten Jahres fanden sie in der Tat Erz etwa 10 km oberhalb Denvers und nannten die Stelle „Montana Als sie Diggins". nach dem Missouri zurückgekehrt waren, um Mundvor räte zu holen, verbreitete sich die Kunde von Erzfunden in den Rockies derart schnell, daß eine ganze Gesell schaft nach dem vermeintlichen Goldlaud aufbrach, unter ihnen ein gewisser John H. Gregory , dem es im April 1859 in der Tat gelang, Seifengold im Clear Creek zu finden. Im Mai 1859 hatte Gregory die nach ihm benannte und bald herrschte reges „Lode" entdeckt, Das Gold wurde ausschließlich durch Waschen Leben. Bis Ende September 1859 arbeiteten gegen gewonnen. 900 Mann in dem Distrikt bei einer wöchentlichen Aus beute von 50 000 Doll, in Gold. In den 8 Monaten des Jahres belief sich die Gesamtausbeute auf 1 Million
Dollar. In Verbindung mit der ersten Besiedelung des Minen distrikts ist hier auch noch eine andere Persönlichkeit zu nennen , Patrick D. Casey , kurzweg „Pat" genannt, der in den sogenannten Gründerjahren und auch noch später eine Rolle spielte. Ein irländischer Landstreicher (tramp), der weder lesen noch schreiben konnte, arbeitete er zuerst mit Gregorys Leuten, dann als Arbeiter in der (jetzt eingegangenen) Burroughs Mine an Quartz Hill bei Das Central City für einen Tagelohn von 2,50 Doli. Glück war ihm günstig, und nachdem er in Chase Gulch einen sehr ergiebigen Erzgang entdeckt hatte, der ihm begann er auf großem Fuß große Summen einbrachte, zu leben , warf das Geld mit vollen Händen weg und bildete bald die Hauptfigur in den Straßen Central Citys, der etwas zu verkaufen hatte, jedem etwas abkaufend, auch wenn es das wertloseste Zeug war. Dabei führte er stets ein großes Notizbuch und eine Menge Bleistifte bei sich und gefiel sich besonders darin, das Heft mit allerhand Kritzeleien zu verzieren. Seine gewöhnliche Redensart dabei war, daß er „used up ten lead pencils Als „Pat" a day and then didn't half do bis business". auf der Höhe seines Ruhmes stand, hatte er über 100 Leute in seiner Mine beschäftigt, die für ihn durchs Feuer gingen. Eines Tages sank aber auch sein Stern! Es war während des Bürgerkrieges, als Pat, total be trunken , auf einem Pferde wie rasend durch Central Der Provostmarschall, der damals als City galoppierte. von Central City fungierte, versuchte ihn Bürgermeister hinter Schloß und Riegel zu bringen, worüber aber Pat derart in Harnisch geriet, daß er seine sämtlichen Leute zu seiner Befreiung aufbot, um den Marschall nebst seiner Nichts ganzen Bunde aus Central City zu verjagen. destoweniger mußte Pat dennoch ins Gefängsnis wandern, aber nun war erst recht der Teufel los. Während der Nacht glich die Stadt einer Szene des wildesten Aufruhrs, die Miliztruppen wurden herausgerufen , und erst nach von Colorado, John Evans, dem der damalige Gouverneur sich ins Mittel gelegt, trat etwas Ruhe unter den auf geregten Gemütern ein. Pat wurde nach einigen Tagen wieder in Freiheit gesetzt, blieb auch fürderhin nüchtern, verschwendete aber ebenso rasch sein Geld, wie er es ge Nachdem auch seine Minen allmählich wonnen hatte. an Wert abgenommen hatten, verkaufte er eines Tages sein und verschwand. Niemand konnte mir in Besitztum
den Rocky
Mountains.
City oder Black Hawk sagen, was aus ihm geworden, nur soviel hörte ich, daß er einen Zigarren laden in New York noch betrieben habe und dann wahr scheinlich ungekannt und unbetrauert gestorben sei. Ich habe die Geschichte Pat Caseys deshalb etwas ausführlicher hier erzählt, weil sie geradezu charakte ristisch für hundert andere, ähnlich verlaufene Schick ist, die aus der Hefe des Volkes sale von Abenteurern hervorgegangen, ohne einen Cent Geld und ohne jegliche Bildung, in kurzer Zeit zu kolossalen Reichtümern ge langten, dann aber ebenso starben wie sie lebten. Auch der im April dieses Jahres verstorbene Multi millionär Thomas F. Walsh war als mittelloser „Tramp" aus Irland nach Colorado gekommen, hatte, gleich Pat Casey, in Central City und Black Hawk als Prospektor und Bergmann hart gearbeitet, bis er in Leadville und im San Juan -Distrikt zum mehrfachen Millionär ge worden war. Aber Tom Walsh war ein ehrenhafter Charakter im vollsten Sinne des Wortes, und seine Rede, die er am 22. Mai 1908 vor den Studenten der State School of Mines in Golden hielt (abgedruckt im „Quarterly of the Colorado School of Mines", Vol. 3, Nr. 1), muß für ihn erwecken , wie auch unbedingte Hochachtung Walsh während seines Lebens ernstlich bestrebt war, durch eifriges Lernen nachzuholen , was ihm eine harte und entbehrungsreiche Er hat Jugend versagt hatte. einen unbefleckten Namen mit ins Grab genommen. Black Hawk sowohl als Central City , die noch vor etwa 10 Jahren eine Einwohnerzahl von 1500 bzw. 3000 hatten, weisen heute kaum die Hälfte der Bewohner auf und bieten in ihrer äußeren Erscheinung ein überaus und Verfalls. Ich trauriges Bild des Herunterkommens gewann geradezu den Eindruck, als ob der „böse Feind" über das Land gezogen sei: verfallene Häuser, zer schlagene oder vernagelte Türen und Fenster, verlassene Abfallhaufen (Dump Hills), Minen mit davorliegenden Schilder mit den Aufschriften: „House for rent" oder „House for sale" legen beredtes Zeugnis davon ab, daß die „goldenen Tage", die diese Orte einst sahen und wo das Geld „wie Heu" gemacht wurde, wohl nicht mehr wiederkommen werden, wenn nicht unvorausgesehene Ver In Massen verlassen die hältnisse die Lage ändern. Einwohner die Orte, um teils in Denver, teils in Nevada, zu erwerben. teils in Alaska wieder neue Reichtümer Pater Mayer von der katholischen in Aloysiusschule Central City, ein geborener Westfale, erklärte mir, daß 23 Familien im Mai und Juni Central City verlassen hätten, und daß, wenn die Dinge so weiter gingen, auch er sich wahrscheinlich entschließen müsse, sein Bündel zu schnüren , da er unter den obwaltenden Um ständen seine Schule nicht aufrecht wohl halten könne. Die herrschende Depression äußert sich in aus schon in den Mienen der Leute; gesprochener Weise und kaum zum Sprechen aufgelegt, niedergeschlagen nach und murren gehen sie ihrem kärglichen Verdienst über die „schlechten Zeiten". In Russell, wo fast ausschließlich Tiroler und Nord italiener wohnen, sind die Verhältnisse auch nicht besser, und da auch dort die wenigen noch im Betrieb befind lichen Minen im Lease-System bearbeitet werden, müssen die Leute oft ein paar Monate völlig umsonst arbeiten und erhalten auch dann nur einen mageren Lohn, nach Abzug der Kosten, die für die Versendung des Erzes nach den Schmelzern entstehen. Ebenso ungünstig lautende Berichte über Niedergang bzw. völligen Stillstand der Minen liegen aus Leadville, aus dem einst so blühenden Aspen und selbst aus Cripple Central
Creek vor, desgleichen aus dem San Juan-Distrikt. Was ist nun der Grund dieser Erscheinung?
Täuber: Ein uralter Flußname (Aach-aqua-ava). Zunächst kommt hier die Tatsache in Betracht, daß Erze von Gilpin- und Clear Creek County im all gemeinen „low grade ore", d. h. niedergradiges Erz dar stellen und zur Aufbereitung sehr kostspielige Prozesse haben, bevor sie technisch verwendbar durchzumachen sind. Solange in Black Hawk die Erze an Ort und Stelle eingeschmolzen werden konnten , ging die Sache noch sehr gut von statten, als aber der Schmelzer vor mehreren Jahren einging, mußte das Erz — wie auch heute noch — nach Golden bzw. Denver zum Ein schmelzen geschafft werden , wodurch naturgemäß sehr Des weiteren beträchtliche Transportkosten erwuchsen. ist die Art der Aufbereitung nicht auf der Höhe der Zeit, da kein Kapital vorhanden ist zur Aufstellung mo und weil ferner noch kein derner Aufbereitungsapparate, Mittel gefunden ist, niedergradiges Erz auf billige Weise zu verarbeiten. Der Hauptgrund für das Darniederliegen der Minen ist aber der völlige Mangel an dem nötigen Der Staat Colorado ist hinsichtlich des Betriebskapital. Zuflusses von Kapital zur Bewirtschaftung seiner Minen auf den Osten der Vereinigten Staaten ausschließlich oder, noch genauer gesprochen, auf Wall Street, New In den letzten Jahren hat nun York City, angewiesen. Schwindelminen das zahlloser Emporwuchern (Fake daß das Mines) einen derartigen Umfang angenommen, östliche Kapital — und auch mit voller Berechtigung — die Hände auf die Taschen hält und weniger liberal im Gewissenlose Individuen ist als zuvor. Geldspenden haben, ohne auch nur die elementarsten Kenntnisse von Erz oder Mine zu besitzen , das ganze Bergbauwesen nicht nur Colorados, sondern der ganzen Vereinigten aufs schwerste geschädigt, daß sie Staaten dadurch irgendwo einen „Claim" aufnahmen, dem Gesetz gemäß auch ein 10 Fuß tiefes Loch in die Erde bohrten, ein paar wertlose Steine herausnahmen und sie dann denen, „die nie alle werden", als „reiches Golderz" vorzeigten. Dann wurde eine „N. N. Milling and Mining Co." ins Leben gerufen, Anteilscheine verkauft und (Shares) das Geld den unter Zuhilfenahme sonstiger Fälschungen Leuten aus der Tasche gelockt, bis sie dann — natür lich zu spät — einsahen , daß sie zum so und sovielten Male betrogen waren. Ein besonders bezeichnender Fall, der mir persön lich in allen Einzelheiten bekannt wurde, sei hier mit — leider ein Deutscher — der Ein Metzger geteilt. von Erz- oder Minenwesen soviel verstand wie die Katze vom Sonntag, fungierte bis zu dem Tage, an welchem seine Schwindeleien einer zu arg wurden, als „Manager" solchen „Milling and Mining Co." bei Dumont (bei Idaho Springs), verkaufte massenhaft „Shares", besonders an ärmere Leute, und benutzte als Kapermittel pyrithaltiges Erz, das er, damit es mehr nach „Gold" aussehe, vorher mit Blattgold überrieben hatte, welches er sich in Idaho (!)
die
verschafft hatte. es nun diesen Betrügern, genügend Geld dann wird auch eine Mühle auf zusammenzubringen, Springs
Gelingt
333
auf einem großen gestellt, „Erz" wird herausgeschafft, Haufen angesammelt, um die „Ergiebigkeit" der Mine zu zeigen, Photographien dieses Haufens werden ge usw., bis endlich die ganze Herrlichkeit eines Dem Arbeiter in den Minen ist es Tages ein Ende hat. sehr gleichgültig, ob er wertvolles Erz oder einfach wert lose Steine herausfördert, solange er nur bezahlt be kommt. Gibt es kein Geld mehr, dann geht er anders hin, um dasselbe Spiel von neuem irgendwo aufzunehmen. Kein Wunder daher, wenn, wie ich vorher der Osten bemerkte, dem Westen mit ge schlossenen Taschen gegenübersteht, so lange die ge schilderten Zustände, „wild cat mining" genannt, un gestraft bestehen; denn leider hört man nur sehr selten vom Eingreifen der Justiz in diese jeder Zivilisation Zustände, und die Betrogenen wollen hohnsprechenden nicht auch noch obendrein Geld für Prozesse ausgeben, die in der Regel doch verlaufen wie das Hornberger Schießen. macht
Was Colorado und jeder bergbautreibende Staat der Union in erster Linie braucht, sind geschulte Bergleute. Solange die „Bergleute" Schmieden, sich aus ungebildeten Fleischern, Maurern usw. aller möglichen Nationen zusammen setzen, kann von einem Bergmann im deutschen Sinne des Wortes keine Rede sein. Des weiteren ist eine staatliche Überwachung des Bergbaues durch kompetente und wissenschaftlich gründ lich gebildete Organe eine dringende Notwendig keit. Erst nach Erfüllung dieser Bedingungen wird es möglich sein, das geschwundene Ver trauen wieder zu gewinnen und werden auch
Mittel
und Wege
gegeben
vorhandenen
sein,
die in der
Tat
überreichen Schätze des Bodens so zu heben und nutzbringend auszubeuten, daß das Gemeinwohl für gespendete Mühe und Arbeit auf seine Rechnung kommt. Allerdings
die ganze Reform der gegenwär eng mit dem herrschenden der Vereinigten Staaten zusammen. Erziehungssystem Solange hier nicht Wandel geschaffen wird, solange die Erziehung der Jugend — wenn hierzulande über haupt von einer solchen gesprochen werden kann — nahezu ausschließlich in den Händen ungebildeter und für ihr Amt völlig unfähiger Lehrerinnen ist, von denen man gewiß kein Interesse für Naturwissenschaften, wieGeologie und verwandte Zweige, verlangen kann, solange werden sich die des großen Landes unwürdigen Zustände auch nicht ändern. Die in den meisten Fällen äußerst mangel hafte Bildung der jungen Leute im Bergingenieurfach und der ist für das Gesagte ein sprechender Beweis, treffliche Präsident der Colorado State School of Mines, Victor C. Alderson, hatte nur allzu recht, als er kürzlich in nicht mißzuverstehenden Worten die ungenügende tigen
Art
hängt
des Bergbauwesens
Bildung der jungen Leute für ihren Beruf rügte. (Fortsetzung
folgt.)
Ein uralter Flußname (Aach-aqua-ava). Von Dr. C. Täuber.
,
a
=
a h
Es wäre interessant, eine einigermaßen vollständige Zusammenstellung der geographischen Namen zu besitzen,, die sich auf althochdeutsches aha v gotisches „fließendes Wasser", „Fluß" zurückführen lassen. Kluge (in seinem Deutschen etymologischen Wörterbuch) weist hin auf die vielen Ach, Aach, Ache, Achen in Süddeutsch land und Osterreich, Aa in der Schweiz und Westfalen,
Zürich.
Als zweiten Bestandteil von zusammen gesetzten Wörtern (Kluge nennt es Suffix) finden wir -ach (im ganzen mehr oberdeutsch) und -a (mehr mittelund niederdeutsch) z. B. in Urach, Steiuach, Salzach, Rotach, Schwarzach, Fulda (aus Fuldaha), Werra, Schwarza; als ersten Bestandteil in Achleiten (vom Wasser durchrieselte Die Grashalden), wovon der Personenname Achleitner.
Ohe in Hessen.
334
Täuber:
Ein uralter Flußname (Aach-aqua-ava).
Schweden haben ihre Ä und die Dänen ihre Aa. Man be achte hier schon, daß Aa, Aach usw. oft ohne weiteres auch für den an einem Bach oder Fluß liegenden Ort verwendet werden, wie z.B. das Städtchen Aach in Baden, das Dorf Steinach bei Arbon am Bodensee zeigen; oder daß der Fluß zwar inzwischen anders getauft wurde, der Ort aber immer noch den früheren generellen Wasser namen trägt, wie z. B. Aadorf an der Lützel- (der
„kleinen") Murg (Kt. Thurgau). Zum gleichen Stamm, den wir in indogermanischem akwä, lateinisch aqua, haben, gehört auch Au. Kluge sagt, das vorauszusetzende
agwjö sei ein substantiviertes
Adjektiv und bedeute „die wässerige" (Wasserland, d. h. Insel oder Wiese) ; agwjö wurde zu awjö (awiä), aujö, althoch ouwe: Aue. Die Angel deutsch ouwa, mittelhochdeutsch sachsen haben eg, ig „die Insel"; in Verbindung mit land erhalten wir niederländisch eiland, englisch i(s)land, „die Insel" (s aus Vermengung mit isle von insula). Die alte Form awia hat sich latinisiert bewahrt in Bat-avia Scadin-avia Betouwe), (angelsächsisch (niederländisch Sceden-ig, altnordisch Skäney). — Ein näheres Studium wäre im höchsten Grade Ortsnamen hierhergehöriger Das heute fast unbekannte „Ege" scheint weit lohnend. verbreitet gewesen zu sein. Wir haben es mit regelrechter Walliser Pluralbildung (vgl. die Laui, „Lawine" : Lauenen,
„zu den Lawinen"; die Rüfi, „Erdrutsch": Zenrüfenen; Seew, „der See": Seewinen usw.) in Eginen, ein dem Namen eines von vielen Bächen durchzogenen samen Tales im Oberwallis bei Ulrichen, und dem einer von den Abflüssen des mächtigen Allalin -Gletschers ge speisten Gegend Eginen im Saastal, die zwar auf der Karte nicht benannt ist, von der aber der anliegende Berg Eginer seinen Namen trägt, auf der Karte fälsch lich geschrieben Egginer im Anklang an Egg, das Eck Zenlauenen,
(=
währenddem die Ecke) im Sinne von Bergkante, die Bewohner Eginer oder sogar Eiginer sprechen. (Ver mutlich findet damit auch der noch ungedeutete Name des Berges Eiger im Berner Oberland seine Erklärung, der im Jahre 1252 mons Egere und später Egerhorn heißt; ferner Ege ri oderAegeri am gleichnamigen Schwei zersee, und der Egel, ahd. egala, „Blut-egel", nebst dem Egelsee ob Bremgarten.) Eger heißen sowohl ein ein Nebenfluß der Elbe, als Fluß im Württembergischen, ein Nebenfluß der Theiß; Egersund und Egerö, d. i. Eger-Insel, finden sich in Norwegen; ein Ort Egelsbach liegt im Kreis Offenbach und eine Stadt Egeln an der Bode in Preußen. Und ist es bloßer Zufall, daß die Göttin das der alten Latiner, aus deren Quell die Vestalinnen Wasser schöpften, Egeria hieß? Haben wir doch auf italienischem auch eine wasserreiche Alp Sprachgebiet Eigua) südlich von Cepponamens Colle, „Paß", (nebst Ich verweise noch auf den morelli in der Val Anzasca. nordischen Gott der Fluten, den „Wassermann" Agir; auf Ägina, die Tochter des Flußgottes Asopos, geboren Insel; auf Ägeus, den auf der nach ihr benannten mythischen König von Athen, und das ägäische Meer. Eine an einem kleinen Flüßchen gelegene Ortschaft Egnach findet sich neben Salmsach bei Romanshorn. Agger ist ein Nebenfluß der Sieg (Köln), Ager der Ab fluß des Attersees, in die Traun mündend. Häufiger als Ege ist die Form Ei, Eien. Wir haben wasserreiche Wiesen und Alpen dieses Namens u. a. am Fuß des vorhin genannten Eginer Berges, im urnerischen Erstfelder Tal, bei Engelberg ;dieEikehle(„ Wasserrinne" ) an der Schachen taler Windgelle. Andere Dialektformen sind 0 e y und Oeyen im Simmental, A e u j e (-je Walser, bzw. Walliser Diminutiv-Endung, wie Plattje, „kleine Platte",
Triftje, „kleine Trift", Stockje, „kleiner Stock" usw.) an der Landquart bei Klosters im Prätigau, und entsprechend,
Diminutiv -Ii (-lein) mit üblichem schweizerdeutschen Ü i i , Alp im Linth-Tal beim Tödi, E u : Euloch, eine Wasser rinne am Ortstock ob Linthal, der Eubach und das Eutal an der Sihl zwischen dem Aubrig („Au-berg") und Ein siedeln. Kluges etymologisches Wörterbuch macht uns schließ lich noch auf eine in deutschen Gebieten erhaltene, aber weniger leicht erkennbare Gruppe von Bachnamen aufmerksanvdie auf ein vorauszusetzendes keltisches apa = lateinisch aqua, gotisch ahwa, zurückgehen: Erlaff, ahd. Eril-affa, Aschaff, ahd. Asc-affa; ferner Ortsnamen Honeff, und niederdeutsch, auch im fränkisch-hessischen: westfälisch, nicht zu f verschoben, -ep in Lennep. Betrachten wir kurz den Einfluß des lateinischen in den roma aqua auf die Fluß- und Ortsnamenbildung Aus aqua entsteht italienisch acqua, nischen Gegenden. aigue, spanisch agua, provengalisch aigua, altfranzösisch aiwe, ewe, eawe, eaue, neufranzösisch eau. In den spa nischen Pyrenäen, wo z. B. der aragonesische Dialekt dem provengalischen sehr nahe verwandt ist, heißt der Bach oft aigueta, „Wässerlein", z. B. die Aigueta de Eriste, der südliche Abfluß des Posets- („Seen"-) Gebirges. In der Provence befinden sich die Aigues Mortes oder Martigues (= tote, „stagnierende" Wasser, „Etangs"), auch ein Ort Eyguieres usw. In der dem f ranko-provengalischen West schweiz bietet sich zugehörenden Sprachgebiet von Formen, die (nach uns eine reiche Musterkarte Lausanne 1906) alle teils H. Jaccard, Essai deToponymie, auf lateinisch aqua, teils auf keltisches eve, ive (vgl. oben apa) zurückgehen: aigue, eigue, igue, ivoue, ivue, invoue, ive, eve, euve. Beispiele: Aiguerousse („eau rouge") bei Gryon; Aigue-Saussaz (lateinisch salsus, „eau salee") bei Salins ob Aigle; Autraigue („au delä de l'eau") bei Ormont-dessous; Ballaigue („belle eau", Urkunde von 1117 Fraidaigue aqua bella, 1228 Ballewi, 1354 Balleigue), („eau froide") bei St. Pres; Raraigue („eau rare") bei Aigle; Longeaigue („longue eau") bei Avenches, Longive bei Oron, Longeau bei Biel, deutsch Lengnau 1181 Lengowe, 1228 (Urkunde von 990 Lengenach, Longiewa), Longivue bei Autigny; Mortaigue und Mortigue in der Waadt, Mortive oder Mortivue („eau morte") in Freiburg; Noiraigue (Urkunde von 998 nigra aqua) in Neuchätel, Neiraigue bei Ballens, Neirigue oder Neirivue („eau noire") in Freiburg; Aiguette („petite eau") bei Saubraz; Corne ä l'Egaz bei Villeneuve; L'Egasse bei St. Imier; in Ygouasse („aux eaux") bei Grimentz, Wallis; Albeuve (Urkunde von 1019 alba aqua, 1117 Erbiwi und Albewi, 1620 Albegue) und Erbivue („eau blanche"), Freiburg; Clarivue („eau claire"), Wallis; Marivue (nach Jaccard „mar" keltisch: „groß" (?); wohl mar „Stein", also „Steinach") bei Albeuve; Rougeve, Rogive (in einer Urkunde von 1237 Rogiaivui, rubea aqua),
bei Orbe; Saussivue Rozaigue („eau rouge") salsa aqua) bei Gruyere; Ivette oder Ivouette (1296 („petite eau") bei Bex; Evouettes, Wallis; Evuettes bei Sepey; es Yvoettes beiOllon; es Invouettes, kleine Quellen bei Charmey; Entreves, Etreves, Etrives („entre les eaux") bei Ollon; l'Evi, Fluß von Albeuve; Invoua bei Marly, Invoue bei Sales, lTnvoe bei Thierrens, lTnvuex bei Granges, Linvuex (mit verschmolzenem Artikel) bei Sales, Livoez bei Assens, Ivuex bei Prahins, Yvoex bei Prangins; Evuez bei Roche (-ez und -ex sind Kollektiv-Suffixe, -asse augmentative Endung) usw. Die angeführten westschweizerischen Namen bereiten uns die eine große Schwierigkeit: zu unterscheiden zwischen dem aus lateinischem aqua hervorgegangenen altfranzösischen französisch eVier, ewe, woraus „der Rogivue,
Rinnstein" englisch
aquarium, „Wasserbehälter"), (lateinisch ewer, „die Wasserkanne" (vgl. Ewer in Ham
Täuber:
Ein uralter Flußname (Aach-aqua-ava).
bürg, „ Flußfahrzeug"), französischevolage, „Bewässerung" usw. entstanden sind, und dem auf französischem Boden Die Formen aus keltischem apa entstandenen eve, ive. fließen hier ineinander; man hat deutlich vor Augen das von romanischen und keltischen Aufeinanderprallen Kulturelementen. Anders gestaltet sich die Sache, wenn wir uns in ein anderes Sprachgebiet, das räto-roinan ische begeben. Die Biindner Karte zeigt uns da zunächst einige wenige romanische Namen, die unschwierig zu deuten sind: so eine Alp Suracqua (»ob dem Wasser") am Julia-Fluß östlich von Stalla und die Lokalitäten Suracqua westlich und östlich von Casaccia im Bergell; daneben aber eine Menge von unstreitig rätischen Bachbezeichnungen a va, ova usw. Bei der Leichtigkeit des Uberganges von p zu v in verschiedenen Sprachen (vgl. z. B. auch oben eve, ive auf französischem Boden aus keltischem apa) müssen wir zum mindesten intime Verwandtschaft zwischen keltischem apa und rätischem ava ansetzen. — Ich führe zunächst eine Anzahl gesammelter Beispiele an: Ava da Nandrö, Fluß bei Savognin; Surava, Dorf über der Albula; ava lungia bei il crap (Bergüner Stein); ava da Mulix, südlich von Preda am Albula-Paß; ava dil Fadalux, Bach bei Molins; ava dellas tigias, Bach bei Sur (Molins); riva d'ava, an der Julia bei Marmorera; ava di Soreno; ava caeda, westlich von Stalla; Aua da Laiders, Fluß bei Cierfs (Münstertal); Val dell' aua bei Scarl; l'aua da Saglains, l'aua da Fless, l'aua da Lavinuoz usw. im UnterEngadin; Ova del Lejet („ Seelein-Bach ") in der Val d'Eschia (Engadin); ova del mulin („Mühlenbach"), ova della Roda, ova da Fex, ova del Crot (alle in den Silserova del vallun, bei Silvaplana; ova del see mündend); Fuorn, am Ofenpaß; ova d'spin, Nebenfluß des Spöl bei Zernetz; suot l'ova, zwischen Silser- und SilvaplanerAuch See; ova da Sanaspans, Bach auf der Lenzerheide. die Verkleinerung Ovel („Bächlein") kommt vor: Ovel d'Urmina, westlich von Bergün; die Alp Sur ovel, über dem Rosegbach. Sogar die Form eva findet sich: saneva zu l'ava marcha („gesundes Wasser") im Gegensatz — Schwefelquelle) im Val Tuors ob („faules Wasser" Eine Lokalität südöstlich von Tinzen, wo eine Bergün. Unmasse von Bächen entspringt, heißt l'Avagna. Die genannten Formen des tief in die Romanenzeit ova, ava bleiben indessen nicht erhaltenen „rätischen" auf „alt fry Rätien" beschränkt; sie begegnen uns wieder im Tessin. Freilich heißt dort das Wasser längst acqua, und als vor einiger Zeit am „Wasser" par excellence, am Tessin ob Airolo, ein paar Häuser entstanden, nannte man die Ortschaft einfach All'acqua. Aber von den vor alters getauf ten Bächen und Flüssen heißt keiner „acqua". Die Maiensässe ob den Bächen bei Peccia heißen die Monti der dell' Ovio; Oviga nennt sich ein Seitenbächlein bei Palagnedra, und gleichfalls Melezza im Centovalli Oviga ist der Name eines Bächleins südlich von Avegno (vgl. obiges Avagna bei Tinzen) im unteren Maggiatal. Ovesca ist der große Fluß des Antronatales (Ossola). des offenbar uralten ava im Weiterbildungen Sinne von Wasser, Fluß mit üblichem Suffix (Vergröße rungen, Verkleinerungen usw.) lassen sich nicht nur in Rätien und im Tessin nachweisen, sondern zeigen sich uns in einem großen Teile Europas. Ich verweise auf Namen: Val Avers in Grau folgende geographischen bünden (die Bewohner werden „Avner" genannt; vgl. Jahrbuch des Schweizer Alpenklubs XXX, S. 114), in welcher sich eine Aua da Vidurs, eine Aua granda („großer Bach"), eine Aua pintga („kleiner Bach") und eine Aua da mulin („Mühlenbach") mit dem Hauptfluß (der
„Ava")
vereinigen.
Avero
heißen
Alphütten
335
zwischen zwei Flüssen bei Campodolcino (Splügenroute). Dem berühmten Lago d'Averno bei Neapel stellt sich die Lokalität Averne südlich vom Kleinen St. Bernhard an die Seite. Avrona werden Alphütten ob Vulpera die an einem Seitenbach der Clemgia liegen, genannt, und Aurona heißt der von den Gletschermassen des Monte Leone gespeiste Sammelbach, der ostwärts ab fließt, Auressio ein Dorf bei vielen Bächen im tessinischen Onsernone-Tal (vgl. oben das augmentative Suffix -asse in Egasse, Westschweiz); Aurigen o, Dorf und Tal in der Valle Maggia, Val d'Auriglia, bei Selma im — Wieder andere Ableitungen von ava: Calanca-Tal. Avio, See, und Aviolo, Berg östlich von Edolo im Veltlin ; südlich davon ein Monte Avello. Avila (bei den Römern Ovila) und Aviles sind spanische Flußstädte; Aul eil a ist ein Flüßchen in den Apuanischen Alpen des Paßweges Bei der Beschreibung (Massa-Carrara). von Aviasco (Val Seriana) heißt es im Jahrbuch des S. A. C. XLn, S. 154: „Eine ganze Reihe jener ernsten, Avino, über dunkeln Bergseen folgt sich hier . . ." der Tunnelachse des Simplons, ist ein Seebecken, gespeist von Bächen des Monte Leone, Aveno ein am Monte Bach, Avegno ein Legnone (Comersee) entspringender Dörfchen bei der Einmündung des Rial grande in die Maggia nördlich von Ponte Brolla; Avigna, Tal bei MünsterTäufers ; A v i g n o n , das lateinische Avennio, die päpstliche Stadt an der Rhone; Avenone, westlich von Lavenone (vgl. Laveno am Langensee) am Idrosee; Avenza, ein Fluß in den Apuanischen Alpen im Marmorgebiet von Carrara ; Rio d'A v e d o , Bachgebiet am Lago Negro, Valle Vermolera, nordöstlich von Poschiavo; Avise, an der Dora,
westlich vonAosta; Ausone, Alp in bachreicher Gegend am Devero, südlich des Albrun-Passes; Avisio, der Fluß des südtirolischen Tales Fleims (wie die Orte Flims, Flums, St. Galler Oberland, und Flon, Fluß Graubünden; von Lausanne, verwandt mit lateinischem flumen, Fluß). — Avon ist der Name mehrerer Flüsse in England; be rühmt ist der, an welchem Shakespeares Geburtsstadt und auch der Ort Evesham („Wasserheim") liegen. — Man möchte auch an Aventicum (jetzt Avenches) denken, die Helveterstadt am Murtnersee, welcher früher sich noch über die nunmehrige Sumpflandschaft erstreckte. Avent (urkundlich 1100 Avainz, 1250 Aveyn), Dorf an der Rhone, westlich von Sitten. einem Seitenflüßchen Ave ist ein portugiesischer Fluß nördlich von Porto, und Aveiro eine Stadt südlich davon an einem großen „Aven", mit Diminutiven avenca, avenMeeresteich. quet nennt man in Südfrankreich (nach dem Zeugnis der „Montagne", C.A.F. 1910, No. 4, avril, p. 230) einen gouffre, einen Strudel oder Abgrund. Häufig sind die Flußnamen Avancon oder Avencon im unteren Rhonetal bei Bex, Vionnaz, Colombey, nebst einem Diminutiv Avanconnet, bei Mordes. Diesen an die Seite zu stellen sind die Flüsse Evangon im Aosta-Tal, und die Avaneon, Avance im Dauphine, unter Apokope des a auch Vangon, Vance, und Vanzone im Anzasca-Tal; als Diminutiv wieder das Flüßchen A v a n c h e t bei Genf. ist, daß die Form eva sich Höchst beachtenswert
vor auch in jetzt vollständig deutschem Sprachgebiet findet, so im Kanton Uri der wilde Evi-bach, welcher und sich bei Silenen von der Seewli-Alp herunterkommt in die Reuß ergießt; die bachreiche Eve Ii -Alp im Hinter grund des Maderaner - Tales ; die bachreiche Lokalität „im Evel" neben Eie (Eisten, im Walliser Saas-Tal). nenne ich Entreves Aus französischem Sprachgebiet („zwischen den Bächen") ob Courmayeur am Südfuß des Mont Blanc, in welcher Gegend der Wildbach sonst I durchweg
nant,
nantillon genannt
wird; die Lokalität
336
Täuber:
Ein uralter Flußname (Aach-aqua-ava).
„Entre les Eves"
nördlich vom Mont Buet, den Col in der Maurienne; die Grand am Gran Paradiso; Evole, ein jetzt zugedeckter Bach in Neuchätel; Evolena (urkund lich 1250 Ewelina, 1255 Eweleina, 1449 Evolenaz), Fluß und Dorf im Val d'Herens; Evian (urkundlich aquianum), Badeort am Genfersee; Evionnaz (1020 Evunna, 1263 Eviona), an der Rhone bei St. Maurice. Aus altem Evurnum ist Y vorne, Ort im unteren Rhonetal, aus Eburo-dunum Yverdon, Stadt am Neuenburgersee, entstanden. Es besteht die Möglichkeit, daßOyace, Ort in bach reicher Gegend in der Val Pelline, neben Fontana und
Evettes bei Bonneval E y via, den Fluß von Cogne des
oviaccio (vgl. oben Ovio), Bagnera, einem italienischen Ayas, auch Aiazza, das Tal desEvangon, italienischem aviaccia (vgl. oben Avia) entspricht, wobei dann wiederum Ajaccio, die korsische Hauptstadt am Meere, ihre Deutung fände. Aber auch die Eulach, der Fluß von Winterthur (in Urkunden von 760 und 761 wird der Ort Elgg, wo die Eulach ihren Ursprung nimmt, genannt: Ailagh-oga oder Ailihcc-auge, später Elcgauge, Eilicouwe, Eilcoue, also „Au an der Ailach" ; vgl. A. Ziegler, Die geographischen und topographischen Namen von Winterthur), gehört hierher. Ailach scheint eine Weiterbildung von Avil (vgl. oben Avila usw.) oder Evil zu sein. Daß v zwischen zwei Vokalen öfters ausfällt, zeigt nicht nur das italienische avea statt aveva usw., sondern auch das Wort A öl a, nach welchem der Graubündner Berg bei Bergün benannt ist. Um diesen Namen richtig zu verstehen, muß man im des Berghanges Auge behalten, daß an der Nordostseite die Grasplanken, wo mehrere Bäche, vom Gletscher ge speist, entspringen, „tranter Aelau heißen. (Sehr klar im Jahrbuch des zeigt die Situation eine Photographie Das romanische tranter, auch S. A. C. XXXIII, S. 32.) tanter, verwandt mit italienischem dentro, bedeutet „zwischen"; so haben wir den Engadiner Piz Trenter ovas („zwischen den Bächen") im Quellgebiet des Beverin ob Bevers; die Lokalität Tanter auas bei Lavin im Unter-Engadin; ferner Tanter ils Craps („zwischen den Felsen") westlich der Stammerspitze, Tanter mozza im Val Fless, Tanter Portas bei Sta. Maria, Tanter Ruinas im Münstertal usw. Aela (avela) ist offensichtlich Dimi nutiv zu ava. Die Lokalität, nach welcher der Berg benannt ist, heißt also „zwischen den Bächen" und es ist falsch, wenn die deutsch sprechenden Touristen und ihnen nach nun allmählich die ortsansässigen Gebirgsleute (Führer usw.) die Aussprache äla gebrauchen. — nennen die Deutschschweizer Älen auch den Übrigens waadtländischeu Ort Aigle. Dieser heißt urkundlich Jaccard (a. a. 0.) denkt an 1138 Allium, 1204 Aile. Herleitung von lateinischem aquila, „Adler". Könnte es nicht aquula oder aquila, Diminutiv von aqua, „Wasser" sein? Haben wir doch auch eine Aile froide, ein „kaltes Wässerchen" beim Pelvoux im Dauphine. (Gletscher-) Herbeizuziehen wären noch Aquila, die Flußstadt nord östlich von Bom, und Aquila am Fluß Brenno im tessinischen Blegnotal; Aquileja, die Wasserstadt, Vor gängerin Venedigs; das „Wasserland" Aquitania; das Gehöft Aquino an Fluß und Bächen im tessinischen Verzasca-Tal; die A guagl i o uls, Gletscherbach-Gegend am Zusammenstoß von Tschierva- und Roseg-Gletscher Diminutiv von aguagl, lateinisch (aguagliöl, aquale, „Wasserrinne") und Eq uilina, Hütten an einem Nebenflüßchen der Dora, westlich des obengenannten Avise im Aosta-Tal. Formen wie Equilina, Allium (Aigle), Aile helfen uns auch die Frage nach der Benennung des mächtigen Gletschers lösen, der von einer wasserreichen Lokalität
Allalin
seinen Namen erhielt. Man dachte an aquilina als von aquila, „Adler" kommend, weil ja auch der am oberen Gletscherende liegende Ubergang „Adlerpaß" heißt. Doch letzterer soll erst 1853 bei der erstmaligen von Pfarrer Imseng und dem Engländer Überschreitung Wills wegen dortigen Fundes einer Adlerfeder so getauft worden sein. Nun heißt das oben besprochene Oberwalliser Eginen-Tal urkundlich latinisiert Ayguelina. Wie, wenn Eginen, von dem der bereits erwähnte Eginer Wenn Berg seinen Namen hat, auch Ayguelina hieß? aus aquila (aquilum?) Allium wurde, kann aus aquilina bzw. einem barbarisch latinisierten allulina (aquulina) wohl Allalin werden. Ohne das Thema erschöpft zu haben — hierzu be dürfte es wegen der Fülle des vorhandenen Materials — , will ich noch kurz einer umfangreichen Dissertation nach fernerer Verwandtschaft zu gothisch-lateinischem ahva-aqua und keltisch-„rätischem" apa-ava-eva forschen. In Waldes Latein. etymologischen Wörterbuch findet sich unter aveo, „begierig sein, heftiges Verlangen tragen",
die Erwähnung des Avens (eines in den Tiber münden den, den Circus maxinius durchfließenden Baches), wovon der Mons Aventinus (vgl. oben Aventicum) seinen Namen trägt. Hierbei wird verwiesen auf die Fluß namen: gallisch Avos, Avara; bretonisch Ava; auf altindisch avani- „Strom", „Fluß" und avata-s,
lettisch awuts, „Quelle" den (sowie See; siehe oben). — Das lateinische amnis, „Fluß" wird auf zweierlei Art erklärt: 1. Aus einem vorauszusetzenden ap-ni: altindisch äp-, „Wasser" und äpa-vant-, „wässerig", altpreußisch „Brunnen",
Averner
ape „Fluß", apus, „Quelle", „Brunnen", litauisch und lettisch upe, „Wasser", wobei verwiesen wird auf lateinisch oplmus, fruchtbar, fett, wohlgenährt" (ops, „Fülle, Reichtum, Macht" usw.); ferner auf die griechi
sche Bezeichnung
Apia
des
Peloponnes
(der
„Pelops-Insel")
dieApuli, die „Wasseranwohner" Unter italiens (wovon Apulien); den illyrischen Fluß Apsos, und den apium, „Sumpf -eppic h ", und den Namen der Volskerstadt Apiolae. Ich möchte hier noch heran und auf
ziehen die Apuanischen Alpen bei Massa- Carrara dort die Flüßchen Avenza und Aulella) und (vgl. den Apennin vielleicht Wortbildung (aus Apenna; wie Ravenna als „Brunni-" oder „Brünneliusw.) stöcke".
2. Aus altirischem abann, „Fluß" (cymrisch af on, auon, „Fluß", gallisch -britisch coruisch- bretonisch Abona), wobei auf die Flußnamen Apidon in Arkadien, und Apidaucis in Thessalien hingewiesen wird, auch auf altindisches äbda-s, „Wolke". — „Im letzten Grunde stehen indogermanisch ap- und ab- wohl im Zu sammenhang." Chronologisch denke ich mir die Sache so: Da
sich v wohl ungemein viel seltener zu b und p verhärtet, als umgekehrt sich p zu b und später zu v abschwächt, so sind die Formen auf ap- die ursprünglichsten; abund av- gehören späteren Sprachperioden an und wurden zu den notwendig gewordenen Ableitungen vom Grund nimmt begriff „Wasser" benutzt. — Das Lateinische mit seinem (lautgesetzlich korrekten) qu an Stelle des p im Gegensatz zu den älteren italischen Idiomen, welche den p-Laut beibehalten, eine Sonderstellung ein, ähnlich wie das Germanische. — , Das verschafft uns die Leichtig keit, die germanischen und lateinischen, bzw. davon ab Fluß- und Ortsnamen ziemlich geleiteten romanischen klar zu erkennen: Ach, Aa, Au usw. einerseits, aqua, in der Form Ege treffen sich aigue usw. andererseits; beide. Dagegen sind weder germanisch noch lateinisch apa, ava, ova, eva usw.; ap kann altindisch, preußisch,
Spieß:
Die Joholü-Gottheit
sein, ab irisch illyrisch, italisch, keltisch griechisch, britisch, gallisch, av altindisch, westkeltisch und, wie wir an den vielen vorgebrachten Flußnamen gesehen haben, rätisch-italisch. Wie dem auch sei, Tatsache ist, daß eine große Menge von Flüssen und Orten schon vor der Weltherr schaft der Römer getauft worden waren und den
und ihr Schlangenkult.
837
Eroberungszug der lateinischen
Sprache durch Süd- und nicht mitgemacht haben, sondern konser Westeuropa vativ in ihrem alten Gewände verharrten. Übrigens haben sich wohl das alte ava usw. in der lebendigen Volkssprache, besonders im abgelegenen Gebirge, noch lange erhalten, bis endlich auch da das lateinische aqua einzudringen vermochte.
Die Joholü-Gottheit und ihr Schlangenkalt. Von Missionar C. Spieß, Togo, zurzeit Bremen. Auf einer meiner Reisen in Togo hielt ich mich längere Zeit in der Stadt Klewe, V4 Stunden von Ho entfernt, Dort, versteckt im Talesgrunde, auf. abseits vom Ge Sammler triebe der Städte, kann der ethnographische die anderswo schon dem noch Gebräuchen begegnen, Untergange geweiht gewesen sind. Aber nicht allzu lange mehr, und die europäische Kultur hat auch hier die letzten Reste heidnischer Sitten, die uns tiefe Blicke in die Religion der Eingeborenen Togos geben, verschlungen. In Klewe begegnete ich zum erstenmal einem einzig dem in erster Linie ein göttlicher artigen Schlangenkult, Diese trägt Begriff, eine Gottheit selbst zugrunde liegt. den Namen Joholü. Joholü wohnt dort in einer Steinkluft und läßt sich des öfteren sehen an dem großen Wasserloch, aus dem Frauen und Kinder Wasser für den täglichen Bedarf Hier entspringt ein kleiner Fluß, der nach schöpfen. Joholü dem Gotte Joholü den gleichen Namen trägt. die dort am führt uns auf wo (ho) = Riesenschlange, Er wird von der ganzen Wasserloch (lü) sich aufhält. wird Stadt Klewe gefürchtet, gilt als der Lebenserhalter, mit Eifer verehrt und soll als die größte Gottheit zugleich Joholü nimmt die älteste aller Gottheiten Klewes sein. die Kinder aus den Händen der höchsten Gottheit Mawu bevor sie von Menund überbringt sie der Klewe-Stadt, ' sehen geboren werden. Er kann, wenn er will, die Stadt auch vor schwerem Schaden u. dgl. beschützen. An seine Verehrungen knüpfen sich Verordnungen, die aufs strengste gehalten werden müssen. Diese lauten : Joholüs, dem sog. asigbe oder 1. Am Feiertage awenogbe, darf niemand auf seinem Felde arbeiten. Niemand darf eine wo töten, denn sie gilt als ein 2.
Kind des Joholü. Tötet dennoch jemand eine Riesenschlange, so hat er weißen Baumwollstoff, aklala genannt, eine große Kale basse Palmwein, 4,50 veranschlagt. Davon ist etwa die
Um nun Hälfte durch freiwillige Zeichnungen gedeckt. auch den Rest zusichern, ist zu einem neuen Mittel gegriffen, nämlich zu einer Geldlotterie. Die bayerische Regierung — Filchner ist Bayer — hat die Lotterie genehmigt und der Vertrieb der Lose ist auch in Preußen und anderen Bundes staaten worden. Es werden 600000 Lose zu 3 Jt gestattet und der dritte Teil ist der Reingewinn : 600 000 Jt. ausgegeben, Das wäre die zweite Hälfte. — Den wirtschaftlichen Wert von Wasserstraßen in Württemberg beleuchtet A. Marquard (Tübing. Inaug.Dissert. 1909), wobei er hervorhebt: Ein nicht an die großen
Verkehrsstraßen angeschlossenes Land geht erfahrungsgemäß zurück; eine Entwickelung , die sich in der Jetztzeit rasch vollzieht. Dabei kommt die Schiffbarmachung des Neckars in Frage, das Neckar- Donau -Kanalprojekt, wie das DonauBodenseeprojekt. Das erste württembergische Oberamt, das für das Neckarprojekt interessiert ist, finden wir in Neckars ulm, wo die Industrie bis jetzt noch teilweise der Entwicke lung harrt. Wichtig wäre der Wasserweg für das vielfache Vorkommen von Salz, dann kämen Zuckerrüben, Zichorie und Tabak in Frage. Für das Oberamt Heilbronn hat man etwa mit denselben Frachtgegenständen zu rechnen, wozu eventuell noch Kalksteine und Bausandsteine hinzutreten, Pianoforte-, auch der Weinbau, wie Papier-, Maschinen
wobei die chemische Großindustrie nicht zu Oberamt Besigheim ist bis vor kurzem vor wiegend landwirtschaftlich gewesen, doch regt sich jetzt dort auch die Industrie. Im Oberamt Marbach geht die Bevöl kerung zurück, da bisher dort keine Industrie aufzukommen Mannheim — vermochte usw. — Was die Schiffahrtstrecke Heilbronn — Cannstatt — Eßlingen anlangt, so wird sie wahr scheinlich in zwei großen Abständen herzustellen sein. Der Großschiffahrtsweg nach Württemberg wird erst durch die Fortsetzung zur Donau als die kürzeste Ost- West-Verbindung eine volle Bedeutung erlangen, Württemberg wird dadurch erst vollständig an den großen Verkehr angeschlossen , ein weit größerer Teil des Landes und auch Baden wäre erheb licher an der Schiffahrtsstrecke beteiligt. Eine große Durch von West nach Ost und umgekehrt wird stetig gangsstraße größere Bedeutung gewinnen, zumal England zur See stets die Oberhand behält und Zufuhren abzuschneiden in der Lage Der Donau-Bodensee-Kanal endlich würde bei Ulm von ist. der Donau abzweigen, dann dem Zuge der württembergischen Südbahn folgen, bei Erbach sie wieder kreuzen und in gerader Linie bis Biberach weitergeführt werden. Es unterliegt aber keinem Zweifel, daß die Verwirklichung dieser großgedachten und weit in die Zukunft blickenden Pläne für Handel, Ge und Landwirtschaft in Württemberg und darüber werbe hinaus gewaltige Kräfte freimachen würde. industrie usw., vergessen
ist.
— Eine Morphologie des Böhmerwaldes gibt Max Mayer in seiner Münchener Doktorarbeit (Erlangen 1910). Er unterscheidet für sein Gebiet sechs Landschaften. Die
Furth- Neumarker Senke, ein peneplainartiges Gebiet, be stehend aus Tonschiefern und Hornblendegesteinen; flacher Erosionstaltypus, gut besiedelt und angebaut, weitestes Vor dringen der Tschechen nach Westen. Ein zweites bilden die Regen -Angelzüge zwischen Chambach und dem Quertal des Schwarzen Regens, südwestlich bis zum Längstal desselben; drei ausgeprägte Gebirgszüge, unterbrochen durch das Quertal aus Gneis, im des Weißen Regens, bestehend im Südwesten Phyllit und Hornblende Nordosten aus Glimmerschiefer, schiefer; die größte absolute Erhebung des Böhmerwaldes finden wir hier im Arber mit 1457 m, sonst sind charak teristisch große tek tonische Längs- nnd enge Quertäler ; reiche Bewaldung auf den Höhen wechselt mit relativ guter Besiedelung und Bebauung in den tektonischen Tälern. Der nördliche Teil des Pfahlgebirges umfaßt dann das Gebiet zwischen Regen und Pfahl, weiterhin zwischen den höheren Grenzzügen und dem Pfahl bis südöstlich Grafenau; er ist aufgelöst in Kuppen und kurze Rücken , besteht vorwiegend aus Gneis, weniger aus Granit ; mit Ausnahme des schluchten artig eingeschnittenen Regentales stoßen wir auf kleinere Bäche in relativ breiten Talern ; der Wald tritt mehr zurück, die Besiedelung ist als mittelmäßig gut anzusprechen, die Kultur als gut. Eine vierte Landschaft tritt uns im Plateau Gruppe von Mader mit der nordwestlich davon gelegenen des Lukkaberges entgegen, bestehend aus Granit, Gneis und wenig Glimmerschiefer; hier ist die größte Massenentwickelung des Gebirges ; hochgelegene , meist flache Täler tragen eine fast ununterbrochene Bedeckung mit Wald und Sumpf; das rauhe Klima rechtfertigt die geringste Bevölkerungsdichte, wofür wir mit dem Zentrum der Holzwirtschaft zu rechnen umfaßt den östlichen Teil Das Ilz- Moldau-Bergland haben. der Ilzquellflüsse und das Bruchtal der Oberen Moldau; es stellt ein stark erniedrigtes und in einzelne flache Kuppen aufgelöstes , aus Granit und Gneis bestehendes Gebiet dar ; auch hier treten uns flache, versumpfte Täler entgegen, der Wald findet sich vorwiegend im Nordosten, die Hänge der größeren Täler erweisen sich als mittelmäßig gut besiedelt, ist im allgemeinen schlecht infolge der aber die Wirtschaft klimatischen Ungunst. Das Plöckensteingebirge schließlich besteht ans einem granitischen Höhenzug, der sich außerhalb des Gebietes gegen Osten fortsetzt; von ihm sind dichte Be waldung, geringe Besiedelung und starke Holzwirtschaft hervorzuheben. Was das mutmaßliche Klima früherer geo logischer Perioden anlangt, so herrschte nach der Miozänzeit Im Diluvium tritt ein mehr wohl dasselbe Klima wie heute. maliger Wechsel von kaltem, feuchtem und wärmerem, trockenem Klima ein, entsprechend dem Vorstoßen und Rück wärtsschreiten der nordischen und alpinen Gletschermassen. Während der Eiszeit herrschten im Böhmerwald wohl haupt sächlich südwestliche Winde , hervorgerufen von der über den Eismassen der Alpen lagernden Antizyklone. So wird im allgemeinen im Diluvium , vielleicht auch schon früher, des Ge der reichlichere Niederschlag auf der Südwestseite birges gewesen sein und dadurch hier die stärkere Erosion hervorgerufen haben.
Verantwortlicher Redakteur: H. SSi u g er , Schöneberg-Berlin, Hauptstraße 55. — Druck:
Fr iedr.
V ie weg 4 Sohn , Braonechweig.
GLOBUS. ILLUSTRIERTE ZEITSCHRIFT VEREINIGT MIT DEN ZEITSCHRIFTEN: HERAUSGEGEBEN VON
H.
XCVIII. Nr.
„DAS AUSLAND" UND „AUS ALLEN WELTTEILEN".
SIN OER UNTER BESONDERER MTWIRKUNG VON Prof. Dr. RICHARD
VERLAG Bd.
FÜR LÄNDER- und VÖLKERKUNDE.
von FRIEDR. VIEWEG
& SOHN.
BRAUNSCHWEIG.
2a.
AND REE.
15.
Dezember
1910.
Nachdruck nur nach Übereinkunft mit clor Verlagahandlung"gestattet.
Über die Bedeutungen
von „amerikanisch",
Von Dr. Professor der Anthropologie
an der Cinrk-Universität
nicht zusammengewachsen. Zur Erläuterung der Sache erzählt ein bereister Freund von mir folgende kleine Geschichte: „Eines Tages, als ich auf meiner europäi schen Reise war, stürzte sich in mein Zimmer ein deutNr. 22.
usw.
Alexander F. Chamberlain,
Als der berühmte Ethnolog Dr. Daniel G. Brinton im Jahre 1891 sein Werk über die primitiven Völker der Neuen Welt veröffentlichte, nannte er sie „The American Race" (die amerikanische Rasse). Darin folgte er vielen europäischen Vorgängern, z. B. Lafiteau mit des seinen „Moeurs Sauvages Ameriquains" (1724), worin die Indianer ganz kurz als „Americains", d. h. Amerikaner, bezeichnet werden. Die ersten „Ameri kaner" sind zwar die „Uramerikaner", die Rothäute, die das Land Jahrtausende vor der Ankunft der Weißen besaßen. Der Engländer aber und sein „strenuöser" Sohn, der Yankee, welcher sich allmählich zum Meister des nördlichen Teiles des Kontinents gemacht hat, wollen hier keine sprachliche Rivalität dulden. Also muß es nur eine wahre „amerikanische Rasse" geben, und da die rothäutigen natürlich keine Angel Eingeborenen sachsen sind, so müssen sie „Indianer" u. dgl. heißen. Die Weißen der Vereinigten Staaten von Nordamerika haben nun, obgleich die Kanadier, die Mexikaner und die Bürger der Republiken von Zentral- und Südamerika sich mit gleichem Rechte Amerikaner nennen können, die Ansicht, sie seien „die Amerikaner" im Gegensatz zu allen anderen Leuten , welche in der Neuen Welt wohnen. Dazu hat auch der Europäer beigetragen, indem er so oft die Ausdrücke „Amerika" und „Die Vereinigten Staaten" als gleichbedeutend gebraucht hat und noch So spricht auch der Engländer, welcher im braucht. tiefen Herzen die Kanadier als „bloße Kolonisten" ver achtet, gewöhnlich von „Amerika", wenn er „The United States" oder ganz kurz „The States" sagen soll. Gewiß wollen die Kanadier nicht, daß man sie auf diese Weise mache. Dieselbe Meinung haben auch zu „Amerikanern'1 die Millionen von Amerikanern, welche den südlichen Teil Man kann sich hier der Tat des Kontinents bewohnen. an den Ufern des sache erinnern , daß es heutzutage St. Lorenzstromes französisch -kanadische „habitants" (wie dort die Bauern heißen) gibt, deren Vorfahren eine recht lange Zeit vor der Landung der „Pilgerväter" in als Amerikaner hätten gelten können; Massachusetts-Bai und der große Präsident von Mexiko, P. Diaz, ist zwei da in seinen Adern nicht nur das Blut fach Amerikaner, der alten Azteken, sondern auch das der spanischen fließt. Und alle Amerikaner finden sich Konquistadoren noch nicht auf gemeinverständlichem Grunde, sind noch
Globm XCVIII.
„Amerikaner"
zu Worcester,
Massachusetts.
scher Bekannter mit der fröhlichen Ankündigung: »Herr Professor, ich habe einen Landsmann von Ihnen gefunden, einen Amerikaner! Sehen Sie, er kommt.'' Der Ameri kaner war in Wirklichkeit ein Portugiesisch sprechender Herr aus Brasilien, der nur ein paar Worte Deutsch ver stand und gar kein Englisch. Glücklicherweise sprachen wir beide ein wenig Französisch; und da saßen wir zwei Amerikaner und unterhielten uns mit unserem sehr schlimmen Französisch. Wo war der Angelsachse?" Die Portugiesisch -Amerikaner haben aber Mitbürger aus anderen Rassen. In Worcester (Massachusetts), einer Stadt von rund 150000 Einwohnern, z. B. haben wir Af ro - Amerikaner , Finnisch - Amerikaner , ArmenischSkandinavisch-Amerikaner, Deutsch-Ameri Amerikaner,
kaner, Französisch -Amerikaner, Englisch -Amerikaner, Schottisch - Amerikaner , Irisch - Amerikaner (ja sogar Schottisch - Irisch - Amerikaner) , Italienisch - Amerikaner, Polnisch-Amerikaner, Dänisch-Amerikaner und noch mehr dergleichen. Der wahre zusammengesetzte „AmerikanischAmerikaner" schwebt noch in der Luft. Auch amtlich ist die Frage: Was ist amerikanisch? betrachtet, worden. Im Juni 1904 hat der Staatssekretär John Hay, Leiter des Kabinetts von McKinley, den amt lichen Gebrauch von Ausdrücken wie „Ambassador of the United States", „Legation of the United States" usw. verboten ; von nun an soll man „American Ambassador", Hierin „American Legation" usw. sagen und schreiben. dem Beispiele des Volkes, folgen die Regierungsgewalten welches lange diese Ausdrücke gebraucht hatte. Historisch ist hier von Interesse, daß der Name „Amerika" anfänglich nicht Nord-, sondern nur Süd amerika bezeichnete, zuerst die Ufer Brasiliens, später das östliche Südamerika usw., bis Mercator im Jahre 1541 (vielleicht mehr aus in der Form des Globus liegen der Notwendigkeit als aus rein geographischer Absicht) das Wort America über die ganze Neue Welt ausbreitete. Darum hat der Brasilianer von allen Amerikanern euro päischer Abkunft das beste Recht, sich „amerikanisch" zu nennen. Die Pflanzen- und Tierwelt des neuentdeckten Amerika lieferte vieles, was der Alten Welt ganz fremd war, und bald begann man solche Dinge amerikanisch zu nennen. usw. von Nachher wurden auch die Tiere, Pflanzen Amerika, welche neue, oftmals den europäischen nur waren, amerikanisch ähnelnde Arten und Varietäten genannt; auch bezeichnete man mit dem Ausdruck ameri kanisch etwas ganz Unbekanntes, dem Europäischen weit davon merkEntferntes oder in seinen Eigenschaften 44
842
Chamberlain:
Über die Bedeutungen
würdig Verschiedenes. Die Ausdehnung dieser Bedeutung des Wortes americanus, americana (amerikanisch) wurde aber dadurch verhindert, daß man auch bereits mit demselben Sinne die Ausdrücke canadensis (d. h.
oder kanadianisch) und virginiensis (d. h. virginisch) gebraucht hatte. In den ersten Jahrhunderten nach der Entdeckung Nordamerikas nannte man gewöhn lich neue oder mehr oder minder unbekannte Pflanzen canadensis oder virginiensis (bzw. virginianus, virginicus), z.B. Cornus canadensis, Lilium canadense, Maianthemum canadense, Sanguinaria canadensis, Viola canadensis u. dgl. m. ; Anemone virginiana, Clematis virginiana, Fragraria virginiensis, Saxifraga virginiensis usw. Von mit americanus (bzw. americana) zusammen haben wir: Larix americana, Tilia gesetzten Namen americana, Bex americana, Ceanothus americanus und viele andere. Aus patriotischen Gründen haben die Eng lisch sprechenden Bewohner Nordamerikas die Zahl der amerikanischen Dinge vielfach vermehrt. In den Ver zeichnissen von Gartenkräutern z. B. findet man folgende Namen : American bean, American beet, American cabbage, American carrot, American cauliflower, American celery, American corn, American cress, American kale, American leek, American lettuce , American muskmelon , American onion, American peas, American rhubarb, American squash, American tomato , American turnip , American watermelon usw. Unter amerikanisch benannten Pflanzen und Bäumen sind zu erwähnen: American alder, American aloe, American arbor-vitae, American ash, American beebalm, American beech, American birch, American centaury, American cowslip, American crab, American cress, Ameri can dittany, American dodder, American dogwood, Ameri can eider, American elm, American feverfew, American fringe, American gromwell, American hellebore, American hemp, American holly, American horse-chestnut, American ice-plant, American ipecac, American ivy, American jute, American larch, American laurel, American linden, Ameri can liquorice, American mead'ow-sweet, American mint, American mountain-ash, American nettle-tree, American nightshade , American panicum , American pennyroyal, American plane-tree, American poplar, American rowantree, American senna, American service-tree , American silver-fir, American smoke-tree, American spikenard, American sumac, American valerian, American vervain, American vetch, American wistaria, American woodbine, American yellowwood, American yew. In der englischen Mundart von Oxford nennt man eine Art von Kartoffeln breezers" ; in der Mundart der Grafschaft „American Devon findet man „American creeper" (Kanarienvogel blume), lilac" u. a. In einigen englischen „American Mundarten bedeutet „American weed" (d. h. amerikani sches Unkraut) das lästige Teichgewächs Anacharsis. Als „American weed" wurde früher die Tabakspflanze (Nicotiana) bezeichnet. Von Tieren haben wir: American lion, auch „puma" oder „cougar" American tiger (d. h. Jaguar), genannt, American ostrich (Rhea), American camel (das Llama), American elk, American bison (Büffel), American bare Besonders zu er (Lepus amer.), American robin usw. wähnen sind zwei andere Namen : „American beauty rose" (d. h. Rose der amerikanischen Schönheit) und „American der „ National vogel" der Nord eagle" (wie bekannt,
kanadisch
amerikaner). Wie ich anderswo l) gezeigt habe, sind sehr viele hätten heißen können, Dinge, welche „amerikanisch" „indianisch" genannt worden. Beispiele davon sind ') Handbook of Amer. Inds. N. of Mexico (Bull. Bur. Ethnol. 30), Vol. I, Washington 1907, p. 605—607.
von „amerikanisch",
„Amerikaner"
usw.
folgende Namen: Indian com (d.h. Mais), Indian pitcher (die Pflanze Sarracenia purpurea), Indian rice (der „wilde" Reis, Zizania aquatica), Indian weed (ein veralteter Name
Tabakspflanze), Indian sugar (heutzutage „maplesugar" genannt) , Indian summer (dem europäischen Sommer von St. Martha u. dgl. ent Altweibersommer, Die Franzosen Kanadas haben auch einige sprechend). Dinge nach dem Indianer benannt, z. B. traine sauvage ein Schlitten, von den Rothäuten ent (d. i. Tobagane, lehnt), botte sauvage (oder Mokassin), the sauvage (vgl. den englischen Namen „Indian tea"), und in SpanischAmerika finden wir noch viele andere Dinge, welche nach worden sind. Man kann hier die dem Indio benannt Tatsache erwähnen , daß ein bekannter Häuptling der Sioux-Indianer den Namen „American Horse" trug. Es sind aber noch andere Dinge als Pflanzen, Tiere u. dgl. nach Amerika benannt worden, und zwar oftmals nicht aus Höflichkeits- oder ähnlichen Gründen. Es ist nicht alles gut, was aus der Neuen Welt kommt. Der Engländer spricht von „American shoulders" (das sind nicht die physischen Schultern des amerikanischen Mannes, sondern die ausgestopften „Schultern" des Rockes ä la mode); American leather (ein gewisses künstliches Leder, welches man für das Uberziehen von Hausgeräten braucht); bowls (eine Art von Kugel American organ; American spiel); American system (das amerikanische Tarif system); American rake (eine mit Pferden gebrauchte Heuharke) usw. Weit bekannt ist „the American plan" der Gasthäuser, im Gegensatz zu dem „European welches System plan" steht. In den verschiedenen europäischen Sprachen findet man viele Ausdrücke, welche die sogenannten Volkseigen bezeichnen. Der Franzose schaften der Nordamerikaner z. B. sagt ä l'americaine (auf amerikanische Weise), indem er auf die unbegrenzte Freiheit und Kühnheit der Yankees Das Schwindeln allerlei Art, welches man in hinweist. der englischen Sprache mit den Ausdrücken „gold brick", „green goods" usw. bezeichnet, nannte der Gamin, und nach ihm auch die gebildete Sprache von Paris, vol ä l'americaine, d.h. „Diebstahl auf amerikanische Weise". Dem Genossen eines solchen Schwindlers legte man den Die englische Volkssprache Namen un americain bei. tweezers", womit man kennt den Ausdruck „American die Drahtzange der Gasthausdiebe bezeichnet. In seinem im Jahre 1905 veröffentlichten „Dizionario moderno" erwähnt Panzini das Wort americanata, für das er fol gende Erklärung gibt: „Eine übertriebene, überraschende, kühne Handlung oder Unternehmung, deren charakte ristische Heimat Nordamerika ist". Ein anderer italieni scher Ausdruck ist roba americana, der die für die Touristen gefertigten Gegenstände, Reliquien usw. be zeichnet. Und mit „ganz amerikanisch" kann der Deutsche viel Interessantes meinen und sagen. Im neuen Larousse sehen Wörterbuch findet man den Ausdruck „ävoir l'oeil americain" (das amerikanische Auge haben) mit der Erklärung: „Kein Narr sein, nicht Der Ausdruck ist aus dem Argot von leicht betrogen". Paris aufgenommen worden, worin „avoir l'oeil americain" auch den Sinn hat: „Ein guter Schwindler sein". In der französischen Sprache findet man weiter solche Aus drücke, wie „faire l'oeil americain", d.h. „schief sehen"; „oeillade americaine", d. h. „Liebesblicke". Den Pferdebahnwagen nannte man in Paris erst „omnibus sur rails" ; aber das war ein etwas ungeschickter Name, den das Volk bald verwarf, indem es einen ganz neuen, „Tamericain", für sich schuf. Das weibliche Wort bedeutet ein leichtes Fuhrwerk, das un' „l'americaine" 1860 gewöhnlich war ; auch eine Art von Schriftzeichen, der
auf
englisch
„script"
genannt.
In
dem
spanischen
Henning: Streifzüge in Wörterbuch findet
man das Wort americana, welches einst sehr beliebten Rock bezeichnet. Der Portu giese nennt americina (d.h. „kleine Amerikanerin") eine In Ägypten bedeutet malakano gewisse kleine Eidechse. or manakano (d. h. „amerikanisch") eine gewisse graue Farbe (dem ägyptischen asmar nahe verwandt). In den Staaten von Nordamerika findet man das Vereinigten Wort „American" sogar als Personennamen. Eine be kannte Dame jüdischer Abkunft trägt z. B. den Namen einen
„Sadie American". Es gibt auch einige Krankheiten, welche amerikanisch heißen. Einer der ersten Namen für die Weltpest der Zivilisation, die Syphilis, war „Morbus Americanus", d. h. Krankheit", ein Name, welcher den „die Amerikanische Theorie Gedanken (zu unserer Zeit die wissenschaftliche von Bloch, Suzuki, Ashmead und anderen Forschern) in
Streifzüge
den Rocky Mountains.
343
sich trägt, daß diese schreckliche Krankheit aus der Neuen Welt herstamme. Wie bekannt, hat man sie auch Morbus Gallicus oder „Französische Krankheit" genannt. In den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts wollte der berühmte Arzt Astruc den Kinderblattern eine amerikanische Her kunft zuschreiben und nannte sie daher „la maladie americaine", die „Amerikanische Krankheit" (seine Theorie ist seit langem erschüttert). Ein deutscher Name für das Gelbe Fieber ist „Die amerikanische Pest". Als im Jahre 1869 Dr. Beard aus New York zum erstenmal die Neurasthenie beschrieb, legten ihr die europäischen Ärzte unter anderen Bezeichnungen den Namen „La maladie americaine" bei. Heutzutage nennt man die konstitutio nelle Nervosität (individuell und der Be national) wohner der Vereinigten Staaten von Nordamerika
„Americanitis".
in den Rocky Mountains.
Von Charles L. Henning.
Denver.
V. Der Clear Creek-Distrikt: Golden — Clear Creek Canyon — Black Hawk und Central City — Idaho — Georgetown — Silver Plume — Mount McClellan. Springs Mit 12 Abbildungen. (Fortsetzung.)
n. Von
Black Hawk
aus führt eine Schmalspurbahn durch in zahlreichen Chase Gulch Windungen nach Nevadaville (2910 m) und weiter nach Russell Gulch (2940 tn) zum Zwecke der Kohlenbeförderung für die in und um die genannten Plätze liegenden Minen. Personen findet auf dieser Bahn , der Gilpin County beförderung Railway, nicht statt, doch wird die Erlaubnis des Mit-
Abb. 6.
nur sehr spärlich mit Fichten und Zitterpappel bestanden und macht infolgedessen nur geringen Eindruck auf den Beschauer. Das Gestein ist der Hauptsache nach ein weißer Porphyr. Nach Abladung seiner Kohlenfracht geht der Zug mit dem Erz der Minen beladen nach Black Hawk zurück. Von Russell Gulch aus hat man zum erstenmal Ge legenheit, einen Blick auf die im Westen sich ausdehnende
Idaho Springs.
fahrens gern gewährt. Die auf der Bahn verwendeten Lokomotiven sind nach dem Shaysystem gebaut und in Lima, Ohio, hergestellt. werden ausschließlich Ein Räderwerk setzt die ineinandergreifendes kompliziertes, mit mäßiger Geschwindigkeit sich bewegende Maschine in den Stand, auch die schärfsten Kurven zu überwinden. Die Fahrt selbst bietet vortreffliche die Gelegenheit, des Landes zu studieren und sich im Geist Topographie in jene Zeit zu versetzen, in der Brüche und Verwerfungen die uns heute entgegentretende Gestalt des Gebirges ge schaffen haben. Nevadaville und Russell Gulch liegen auf der Höhe des Quartz Hill, eines domförmigen Berges, der zugleich der höchste des ganzen Distriks ist; er ist
Nach Photographie.
Divide zu genießen, deren mit Schnee be Continental deckte Häupter einen wundervollen Kontrast zu dem Blau des Himmels bilden. Ich verließ den Zug in Russell Gulch, um von hier aus zu Fuß nach Idaho Springs zu wandern, das südlich von Russell liegt. Der Weg dahin führt in einem steilen Abfall durch Virginia Canyon, eine Schlucht von etwa 6 km Länge, die ihren höchsten Punkt, 3020 m, bei den letzten Häusern von Russell er reicht. Das Panorama ist von hieraus großartig: im Norden erheben sich gewaltige Berggruppen , im Osten thront der bis zu 3300 m ansteigende und noch dicht bewaldete Pewabic Mountain, während im Westen das Massiv des Bellevue Mountain (3250 m) den Blick in die 44*
Henning:
344
Streifzüge in
den Rocky
Mountains.
In 2435 m Seehöhe gelegen, erstreckt sich die 3500 Einwohner zählende Stadt in einer langen, von Ost nach West laufenden Im Vergleich zu Straßenzeile. Central City und Black Hawk herrscht hier ein regeres Leben, das sich noch lebhafter gestalten dürfte, wenn die größte Mine des früher Ortes, der Argo-Tunnel, der Newhouse - Tunnel genannt, bis jetzt 8 km in den nördlich von Idaho Springs belegenen Seton Mountain gebaut ist, jene Stelle erreicht, von wo man von einer am Pewabic Mountain belegenen Mine einen 760 m tiefen Schacht Im Argo-Tunnel, gebohrt hat. der von einem Konsortium ver schiedener Kapitalisten — dar unter auch englisches Kapital — zurzeit abgebaut wird, arbeiten etwa 75 Mann in Tag- und Nacht schicht. Außer dem Argo-Tunnel sind noch etwa 6 kleinere Minen im Betrieb. Abb. 7. Stark gefaltete Felspartie bei Idaho Springs. Aufn. d. Verf. Idaho Springs macht einen freundlichen Eindruck mit seinen Auch an den beiden zuletzt meist weiß angestrichenen Häusern und wohlgepflegten Ferne einschränkt. kleinen die einen gewissen Wohlstand der Gärten, genannten Bergen liegen verschiedene Minen in stiller Mehrere gute Hotels und Logier Ruhe, darauf wartend, bis wieder ein unternehmender Bewohner verraten. häuser liefern für mäßige Preise Unterkunft und Ver Geist sich findet, sie zu neuer Tätigkeit zu beleben. wird von einem Elsässer Auch die Natur schien offenbar an der hier oben köstigung; das Bellevue-Hotel Im Süden und Norden des Ortes erheben sich herrschenden Ruhe teilzunehmen; nur hier und da ließ sich geführt. ein Gebirgshäher (Mountain Jay) vernehmen, andeutend, bis nahe an 3000 m hohe, teilweise noch dicht bewaldete daß doch nicht alles leblose Öde ist. Zahlreiche Erd Berge, unter denen Flirtation Peak vielfach als Ausflugs kreuzten meinen Pfad, in ziel gewählt wird. eichhörnchen (Chipmunks) Die Hauptbedeutung des Ortes liegt neben seinen Windeseile hinter diesem oder jenem Felsen verschwindend aber vornehmlich in seinen heißen und oder neugierig stille haltend. Der Weg durch die Schlucht Mineralschätzen kalten Schwefelquellen , die denn auch der Stadt ihren ist infolge seiner Steilheit und der vielen scharfen Steine, Namen gegeben haben. Sämtliche Quellen liegen im von denen der Fuß beständig abrutscht, kein besonderes östlichen Teile des Ortes gegen den Cleer Creek Canyon Eldorado für Fußgänger und macht öfters Ausruhen nötig. Als ich an einer Wegbiegung Halt machte, kamen zwei von je vier mageren Pferden gezogene, mit altem Hausrat bis zur äußersten Fassungskraft beladene Wagen deren Insassen an mir vorbei, offenbar auch aus Russell weg um, mit ihren gezogen waren, weiter wandernd, Habseligkeiten anderswo das Glück zu suchen, das
ihnen
das
einst
berühmte
Es hatte. versagt überkam mich ein eigenartig weh Gefühl, als ich diese mütiges „Auswanderer" mit bleichen Ge „Goldland"
sichtern und dürftiger Kleidung sah, und an mir vorüberziehen noch lange war das Klappern der alten Ofen- und Herdröhren, die zu ver die Wagen bekrönten, als diese im dichten nehmen, Staub der Straße talwärts ihren
Weg weiter nahmen.
In Idaho Springs traf
kurz nachmittags nach dreistündiger ein (Abb. 6).
ich
Uhr Wanderung
nach
4
Abb. 8.
Sllver Plume, von Osten gesehen.
Aufn. A. Verf.
Henning:
Streifzüge in
den Rocky Mountains.
345
zu und werden in drei Gruppen eingeteilt: Hot Springs, Blue Ribbon Springs und Cold Sulphur Springs. Neben den noch heute tätigen Quellen sind an vielen Stellen Beweise für das Vorhandensein von früheren aktiven Travertin- oder Kalksintern Quellen in gelblichweißen Die Hot Springs treten an die Oberfläche gegeben. nahe dem Kontakt eines Alkalisyenits mit präkambrischem Gneis, während die Blue Ribbon Springs am Koutakt eines kleineren Körpers desselben intrusiven Gesteins sich finden; die Cold Sulphur Springs kommen aus dem Gerölle des Talbodens. Die Temperatur der heißen Quellen schwankt von 37 bis 42° C und darüber. für Heilzwecke sind die Quellen in Behufs Benutzung
Resultat der Auslaugung
komfortabel ausgestatteten Badehäusern eingeschlossen, die besonders während der Sommermonate viele Kur gäste aus dem Osten oder selbst aus Europa beher Ihrer chemischen Zusammensetzung nach be bergen. stehen die Quellen im wesentlichen aus Natrium-, Eisen-, und aus Natrium- und Magnesium Magnesiumkarbonat sulfat mit geringen Mengen von Kalziumsulfat, Kalzium karbonat, Kochsalz und Schwefelwasserstoff. Das Wasser der Blue Ribbon Springs bildet einen von Idaho und wird in Haupterwerbszweig Springs großen Mengen nach dem Osten als Tafelwasser versandt. Was den Ursprung der Quellen anbelangt, so geht die Ansicht der amerikanischen Geologen in Uberein stimmung mit der von Ed. Suess aufgestellten Theorie dahin, daß die in den Wässern enthaltenen Basen das
und passieren zugleich dem Clear Creek stromaufwärts die Orte Fall River, Dumont und Empire nacheinander Station, um schließlich den Amtssitz von Clear Creek County, Georgetown, mit 2735 m Seehöhe, zu erreichen. Die Gegend von Idaho Springs bis Georgetown zeigt einen durchaus anderen Landschaftscharakter, als jene des Canyon. Das Flußtal ist breiter, zu beiden Seiten von denen von immer höher ansteigenden Berggruppen, die meisten abgestumpften Pyramiden gleichen, eingefaßt und, schon bei oberflächlicher Betrachtung, sehr deutlich ausgesprochene Faltungen zeigend (Abb. 7). Die kühlere Luftströmung belehrt uns, daß wir uns der Region des Hochgebirges nähern. Kurz vor Georgetown rücken die Bergriesen näher und Democrat aneinander und zeigen im Republican
Qlobu« XCVIII.
Nr. 22.
des Gesteins sind, und daß die Säuren bzw. Säurereste aus den Emanationen eines sich abkühlenden vulkanischen Magmas herrühren. Von dem eigentlichen Wasser (H2 0) der heißen Quellen glaubt man annehmen zu sollen, daß es das gleiche ist, welches auch den Erzgängen zugrunde liegt, und das als Exhalationen des in größerer Tiefe vorhandenen Magmas all mählich nach oben steigt; man vermutet, daß in einer gewissen Tiefe von etlichen tausend Fuß unter der Oberfläche die den heißen Quellen entstammenden Wasser auch noch heute mineralbildend wirken. Von Idaho Springs uns westwärts- wendend, folgen wir mit dem Geleise der Colorado and Southern R. R.
45
Henning:
346
Streifzüge in
zur Rechten (Norden) und Saxon und Griffith zur Linken (Süden) ihre mächtigste Ent
Mountain Mountain
faltung.
Georgetown (Abb. 9)