Geschichte des Vereins bayerischer Philologen (des Bayerischen Gymnasialvereins) von 1863–1937: Im Auftrage der Bezirksvertreterversammlung vom 6. Dezember 1936 [Reprint 2019 ed.] 9783486771992, 9783486771985

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Table of contents :
Vorwort
Inhaltsübersicht
Aus dm Zeiten vor der Gründung des Banerischen Gymnasiallehrervereins
Die Gründung des Bayerischen Gymnasiallehrervereins
Die Leistungen des Gymnasiallehrer-Vereins in den so Jahren bis zum Weltkriege
Arbeit des Vereins für die Hebung der Standesverhältniffe
Bestrebungen des Vereins auf dem Gebiete der Schulverwaltung, der Schulorgamfation, der Erziehung und des Unterrichtes
Die Arbeit des Vereins in und seit dem Weltkrieg
Anhang I. Entwicklung und Geschichte der „Blätter für das Bayerische Gymnasialschulwesen"
Anhang II. Wichtigere Verhandlungögegenstände der Generalversammlungen, Vortragöthemen, wichtigere Thesen und Beschlüsse
Anhang III. Grüttdungöjahre der humanistischen Lehranstalten in Bayern
Anhang IV
Anhang V. Einige Daten über die Entwicklung des Vereins
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Geschichte des Vereins bayerischer Philologen (des Bayerischen Gymnasialvereins) von 1863–1937: Im Auftrage der Bezirksvertreterversammlung vom 6. Dezember 1936 [Reprint 2019 ed.]
 9783486771992, 9783486771985

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Fünfundsiebzig Jahre im Dienste des Gymnasiums

Geschichte des Vereins bayerischer Phüologen (des Bayerischen Gymnasiallehrervereins) von 1863-1937 Im Austrage der Bezirksvertreterversammlung vom 6. Dezember 1936 verfaßt von

Dr. Friedrich Weber Oberstudiendirektor i. R.

München 1938 Druck von R.Oldenbourg München und Berlin

Vorwort. Die Auflösung des Vereins bayerischer Philologen (des Bayerischen Gymnasiallehrervereins) und sein Aufgehen in dem Nationalsozialistischen Lehrerbund ist 1937 wirksam geworden. Nahezu fünfundsiebzig Jahre hat er sich in Treue und opferbereiter Eingabe den Zielen gewidmet, die er sich selbst gesteckt hatte: „Förderung der Interessen des Standes und Berufes seiner Mitglieder" (§ 2 der ersten Satzungen des Vereins). Auch in den Jahren, in denen der Aufstieg des Standes aus drückenden Verhältnissen in eine Stellung, die der Bedeutung seiner Berufsarbeit entsprach, in opferreicher Arbeit erkämpft werden mußte, hat der Verein doch nie die materielle Besserstellung der Standesangehörigen als Selbstzweck erstrebt. Immer handelte es sich ihm dabei darum, der Berufsarbeit des Lehrers an den Gymnasien wie überhaupt an den höheren Schulen in dem Ringen jüngerer Beamtenstände um die Anerkennung im Staatsleben neben den alten die Wertung und Geltung zu sichern, die eine der Voraussetzungen für den Erfolg ist. Der Äauptteil der Arbeit des Vereins war der För­ derung seiner Mitglieder in ihrer Berufsarbeit und einer gesunden Ent­ wicklung des Gymnasiums gewidmet. So rechtfertigt es sich wohl, die 75 Jahre seines Wirkens im Dienste des Gymnasiums in einem zusammen­ fassenden Rückblick an den geistigen Augen der Berufskameraden, nament­ lich der jüngeren, vorüberziehen zu lassen. Die Bezirksvertreterversamm­ lung, welche die Auflösung beschloß, betraute mich mit dieser Aufgabe. Ich habe schon 1913 im Auftrag der Vereinsleitung die ersten fünfzig Jahre der Tätigkeit des Vereins darstellen dürfen. Diese im Selbstverlag des Vereins erschienene Schrift ist wohl den wenigsten unter den jüngeren Berufskameraden bekannt oder zur Land. Ich habe sie deshalb im wesentlichen in die vorliegende Geschichte übernommen. Dabei ist der Vorgeschichte des Vereins ein breiter Raum zugebilligt, mit gutem Bedacht. Wenn wir die Bedeutung der Gründung und der Arbeit des Vereins richtig verstehen und würdigen wollen, müssen wir die Verhält­ nisse kennen, welche die schul- und standesgeschichtlichen Voraussetzungen und Bedingungen seines Wirkens nicht nur in den ersten Jahren seines Bestehens bildeten. Sie werden vielen wie Erzählungen aus grauen Zei­ ten klingen, obwohl sie nur höchstens hundert Jahre hinter uns liegen. Aber der Abstand vom Einst und Jetzt wird auf diese Weise deutlich. And die Dankbarkeit wird lebendig gegen alle die treuen, tapferen und selbstlosen Männer, die uns aus dem Einst in das Jetzt geführt haben. Solln bei München, Lerbst 1937.

Inhaltsübersicht, Seite

Aus den Seiten vor der Gründung des Bayerischen Gymnasiallehrervereins

1 —27

Die Gründung des Bayerischen Gymnasiallehrervereins.....................28—32 Die Leistungen des Vereins in den 50 Jahren bis zum Weltkrieg. . 33—72 Gründung der Vereinszeitschrift: Blätter für das bayerische Gymnasial­ schulwesen ...............................................................................................33—37 Arbeit des Vereins für die Lebung der Standesverhältniffe . . . 37—52 1. für die grundsätzliche Gleichstellung mit den Juristen 2. für Lebung der Rektorate, Verbesserung der allgemeinen Beförderungsverhältniffe Bestrebungen des Vereins auf dem Gebiete der Schulverwaltung, der Schulorganisation, der Erziehung und des Unterrichts.................53—72 1. Oberste Schulleitung 2. Schulorganisation, Fragen der Erziehung und des Unterrichts Die Arbeit des Vereins in und seit dem Weltkriege

.

.................73—162

1. In den Kriegsjahren und in der ersten Seit nach dem Kriege . 73—114 2. Rach der Reichsschulkonferenz von 1920 bis 1936 ..................... 114—162 Anhang I Entwicklung und Geschichte der „Blätter für das Bayerische Gymnasialschulwesen".............................................................................. 163—168 Anhang II Wichtigere Verhandlungsgegenstände der Generalversamm­ lungen, Vortragsthemen, Thesen und Beschlüsse..................................169—186 Anhang III Gründungsjahre der humanistischen Lehranstalten in Bayern 187m 188 Anhang IV Anteil der humanistischen Schüler an der Gesamtschülerzahl von 1925—1935 ..................................................................................... 189 Anhang V Einige Daten über die Entwicklung des Vereins................. 190 u.191

Aus dm Zeiten vor der Gründung des Bayerischm Gymnasiallehrervereins. Der Bayerische Gymnasiallehrerverein wurde auf die Anregung des späteren Rektors am Münchener Wilhelmsgymnasium Dr. Wolf­ gang Bauer am 20. Dezember 1863 als „Verein von Lehrern der bayerischen Studienanstalten" von 42 Kollegen der Münchener Gymnasien gegründet. § 2 der ersten Statuten bezeichnet den Zweck des neuen Vereins so: „Der Zweck des Vereins ist die Förderung der Interessen des Standes und des Berufes seiner Mitglieder." Überblicken wir auch nur flüchtig die Verhältnisse, unter denen der damalige Gymnasiallehrerstand und die höheren Schulen in Bayern seit Jahrzehnten litten, dann müssen wir uns wundern, daß der Druck der Not in der Lebenshaltung wie in der Berufs­ erfüllung die Gymnasiallehrer nicht schon viel früher zusammenschloß. Nicht nur den jüngeren Angehörigen des Standes der akademisch ge­ bildeten Lehrer sind jene Zeiten und ihre Nöte größtenteils unbekannt. So rechtfertigt es sich, wenn wir uns durch einige einwandfreie Zeugen über diese berichten lassen. Nach Fr. Thiersch (Über gelehrte Schulen mit besonderer Rück­ sicht auf Bayern, München 1826—1831, III, 1, S. 120) finden sich in dem Berichte vom 8. Dezember 1828, mit dem die zur Abfassung des Schulplans bestellte Kommission dem König ihr Werk vorlegte, folgende Sätze, die von den Besoldungen handeln: „Es fehlt nicht an einzelnen guten Lehrern, manche Anstalten haben sie sogar in der Überzahl; aber kaum hier und da ist einer, den sein Amt mit Frau und Kindern notdürftig nährt, und fast allen wurde die Hoffnung auf bessere Zeiten seit Jahren vereitelt. Deshalb hat sich im Ganzen des Lehrerstandes eine Mutlosig­ keit, eine Stockung und Erschlaffung bemächtigt, die uns mit schnellem Rückgang auch in demjenigen bedroht, was die Schulen geworden sind.

Lier ist keine Äilfe möglich, außer eine gründliche. Die Lehrer sämtlich aus einem Stande, dem geistlichen, zu nehmen, welche sich an Wenigerem genügen ließen, ist, im Fall man die Schulen heben will, unausführbar, weil er die für so viele Anstalten unumgänglich nötige große Summe von Talenten und Lehrgaben allein zu liefern nicht vermag und die ihrer Bestimmung gewachsenen Lehrer auch dieses Standes jeder Aufmunterung und Belohnung so würdig sind, wie jeder andere. Nur aus eine Art ist Lilse möglich, wenn die alte, engherzige und der wissenschaftlichen Bil­ dung feindselige Geringachtung des Lehrstandes durch die Tat aus­ gehoben und der Lehrer in Verhältnisse gebracht wird, welche ihm die Aussicht eröffnen, nach einer Reihe mit redlichem und aufrichtigem Eifer vollbrachter Dienstjahre sich durch sein Amt ein Verhältnis zu bilden, in dem er mit seiner Familie ohne Nahrungssorgen von seinem Amte leben kann." In dem Schweinfurter Gymnasialprogramm vom Jahre 1857 zeich­ net Gymnasialprofeffor Dr. Enderlein ein Lebensbild des am 25. März 1852 verstorbenen Mathematikprofessors Karl Friedrich Äennig, der von 1830 bis 1851, seit März 1834 als Professor, am dortigen Gym­ nasium wirkte. Verhältnisse der dreißiger und vierziger Jahre des 19. Jahr­ hunderts werden uns aus einer solchen Darstellung besonders klar. Man hatte schon seit 1824 mit Rücksicht auf die hohe Pensionslast allgemein dazu gegriffen „auf dem Wege der Einzelfeststellungen einen äußerst nied­ rigen Betrag fdes Gehaltesj und oft im Mißverhältnis zu der Bedeutung des Amtes einen pensionssähigen Standesgehalt" festzusetzen (Max von Seydel, Bayer. Staatsrecht II. Bd., 1896, S. 242 A). In seinem An­ stellungsdekret war für Äennig ein Standesgehalt von 300 fl. festgesetzt worden. Erst nach drei Jahren fand seine Gegenvorstellung Berück­ sichtigung: es wurden ihm die sonst üblichen 400 si. als Standesgehalt (Pensionsbetrag) zugebilligt. „Die Studienlehrer, berichtet Dr. Ender­ lein, standen damals sowohl an Einnahmen als an dienstlichen Rechten hinter dem Gerichtsdiener; denn außer der höheren Einnahme hat letzterer auch das Recht, im höheren Alter sich durch einen Gehilfen vertreten zu lassen." Außerdem teilt Enderlein (S. 13 A) einige Einzelheiten mit, welche die damaligen Verhältnisse beleuchten. „Ein Ministerialerlaß vom 10. Juli 1838 forderte die nicht mit pragmatischen Rechten angestellten Lehrer an den Studienanstalten auf, dem Kanzleiverein (einem Privat­ verein zur Unterstützung von dienstunfähigem Kanzleipersonal) beizu­ treten, wo sie gegen geringe Einlage ihre und der Ihrigen Zukunft sichern könnten. And doch hatte, wie Staatsrat von Äermann später der

Kammer erzählt, dasselbe Ministerium vorher schon dem Kanzleiverein auf seine Bitte um Staatsunterstützung erklärt, für eine Anstalt, die auf so unsolider Basis ruhe, daß sie in dieser Form unter großen Verlusten der Teilnehmer notwendig fallen müsse, könne die Staatsregierung nichts tun." Aus Sorge um seine Familie hatte Leimig, um Nebenverdienst zu haben, zu dem geographischen noch den ganzen mathematischen Unter­ richt in zwei, später in drei Kursen der Gewerbeschule übernommen, eine Ausgabe, „die weit mühevoller war als sein Lauptamt". Da er die von einem Prüfungskommissär bei den Schülern mit großer Verwunderung vermißte Bekanntschaft mit den Meßinstrumenten bei seinem Studien­ gange selbst nicht erworben hatte, eignete er sich mühsam die geometrische Technik an und wanderte dann längere Zeit früh um 4 Ahr mit feinen Schülern ins Gelände, um Ausirahmen zu machen. Der nächste Prüfungs­ kommissär tadelte dann diese „alles geistbildenden Elements entbehrenden Übungen" und erst der übernächste Kommissär lobte „diese höchst zweck­ mäßige Anleitung". Zu dieser zweifachen Lehrtätigkeit an Anstalten kam noch Privatunterricht. Das Ministerium Abel hatte zwar das bereits bestehende Verbot des Privatunterrichts am 1. August 1837 auch auf die Mathematikprofessoren ausgedehnt, aber in Schweinfurt, „wo anderweitige Nachhilfe gar nicht vorhanden war", war es besonders wegen der auf dem Lande aufgewachsenen und für den Eintritt in höhere Klassen vorbereiteten Schüler „völlig unausführbar". So lag eine drei­ fache Last auf Lennigs Schultern. „Er atmete leicht, wenn ihn sein Wochenpensum nur mit 50 Lehrstunden drückte; in der Regel waren es gegen 60, und war er auch ein sieißiger Kirchgänger, so war doch auch sein Sonntag kein voller Sabbat. Was Wunder, wenn dem Müdling, der im Sommer von früh 6 Ahr, im Winter von 7 Ahr an in 10 Lehrstunden seine Kraft erschöpft hatte, mancher Tag sine linea ver­ ging." Solche lebensvolle und schlichte Darstellung der Nöte eines tüchtigen Mannes zeigt uns, unter welchen Opfern und schmerzlichen Verzichten das arbeitsame Leben eines trefflichen Gymnasiallehrers in jener Zeit dahinfloß. Damit ist aber nicht ein Ausnahmefall gezeichnet, sondern ein Beispiel für viele. Am die allseitig als unzulänglich bezeichneten Gehälter etwas aufzubessern, hatte der Landtag 1831 zur besseren Dotation der Volks­ schulen und Gymnasien zusammen 244000 fl. bewilligt. Aus den sog. Direktiven an die Kreisregierungen zur Verteilung dieser Summe ist

herauszuheben: Der Anfangsgehalt eines Lehrers an der Lateinschule soll auf 600 fl. angeschlagen und im Falle der Würdigkeit sollen nach je sechs Dienstjahren dreimal je 100 fl. als Funktionszulage vorgesehen werden, so daß nach 18 Dienstjahren als Höchstgehalt 900 fl. erdient werden konnten. Der Anfangsgehalt eines Gymnasialprofessors von 700 fl. wird nach 6 Jahren durch eine Funktionszulage von 200 fl. ge­ steigert; mit Beginn des 3. und 4. Sexenniums soll sich die Funktions­ zulage „je nach der besonderen Befähigung zwischen einem Mehrungsminimo von 100 fl. und einem Mehrungsmaximo von 200 fl." bewegen, und zwar „ohne Einrechnung des dem Rektor als solchem zukommenden Funktionsbezuges" (M. E. v. 14. Mai 1832). C. L. Roth, der als geborener Württemberger nach Nürnberg berufen worden war und dort von 1821 bis 1843 Gymnasialrektor war, hat nach seinem Austritt aus dem bayerischen Staatsdienste unter dem Titel: „Das Gymnasial-Schulwesen in Bayern zwischen den Jahren 1824 und 1843. Berichte und Be­ trachtungen" (Stuttgart, S. G. Liesching 1845) seine Erfahrungen ver­ öffentlicht. Er sagt dort S. 21 über diese Direktiven: „Was dadurch den Gymnasiallehrern verheißen wurde, war weniger als das von den zwei früheren Schulplänen Zugesagte; aber es gab doch eine Hoffnung zur Aufbesserung." Diese Direktiven wurden nun durch Allerhöchste Ent­ schließung vom 20. April 1838 außer Wirksamkeit gesetzt: die bereits ver­ liehenen Funktionsremunerationen sollten den damit Ausgestatteten ver­ bleiben, „inso lange Seine Majestät nicht anders zu verfügen geruhen werden"; wenn es die Mittel der Studienanstalten, ohne Erhöhung der festgesetzten Zuschüsse aus der Kreisschuldotation gestatteten, könnten für verdiente Lehrer und Professoren, dann für ausgezeichnete Rektoren dieser Anstalten besondere „Gratifikationen", jedoch immer nur für die Dauer eines Jahres, beantragt werden. Wie diese Entschließung wirkte, sehen wir aus Roths Worten (a. a. O. S. 23): „Keine von allen den vielen Verordnungen, die während der langen Amtstätigkeit des Verfassers in bayerischem Dienste rücksichtlich des Schulwesens ergangen sind, hat einen so ganz niederschlagenden Ein­ druck, wie diese, hervorgebracht und ist so durchaus geeignet gewesen, junge Männer von der Wahl des Schulstandes abzuschrecken." Auch der gewissenhafteste Lehrer konnte es durch seine Treue im Berufe nicht weiter bringen, als daß er vielleicht eine Gratifikation bekam, die nach einem Jahre wieder aufhören konnte, jedenfalls immer ungewiß blieb. Der neu angestellte Gymnasiallehrer wußte, daß sein Anfangsgehalt wohl auch sein Endgehalt sei; wer schon Zulagen hatte, wußte nie, ob er sie im

nächsten Jahre noch haben werde; und wer so glücklich war, einmal eine kleine Gratifikation sich erobert zu haben, konnte nicht mit ihr fest rechnen. C. L. Roth begleitet diese Verfügung mit den bitteren Worten: „Dies wie mehreres in der neueren bayerischen Schulgesetzgebung deutet auf die An­ sicht der oberen Behörden hin, daß die Furcht das rechte Motiv der Pflicht­ erfüllung sei, daß der Untergeordnete nur von der Gnade, nicht von Rech­ ten wissen solle" (a.a.O. 6.24). And der Erlanger Aniv.-Professor Dr. Äarleß, der oft und warmherzig für die Gymnasiallehrer im Landtage einttat, konnte dort im Jahre 1843 tatsächlich berichten, daß von den in Aussicht gestellten Gratifikationen in den fränkischen Provinzen in 4 Jah­ ren nur zwei Lehrer etwas bekommen hatten; davon erhalte einer 50 ff. Zulage nach zwanzigjähriger (!) Dienstzeit. Bei den wachsenden Preisen der Lebensmittel habe man den Gehalt der Gymnasiallehrer nicht er­ höht, sondern herabgedrückt. Es sei diesen keine sorgenfreie und anständige t^istenz tzeboten, nicht einmal Beseitigung der Nahrungssorgen gesichert. Die Studienlehrer an den Lateinschulen mit höchstens 600 fl. Gehalt seien übler dran als die Diener an der kgl. Bildergalerie und stünden auf einer Stufe mit Rentamtsoberschreibern, Landgerichtsdienern und Appella­ tionsgerichtsboten. Der tüchtige Lehrerstand sterbe aus; man bekomme keine tüchtigen Lehrer mehr. Es sei diesen unmöglich mit 800 fl. als Lyzealprofessor, mit 700 fl. als Gymnasialprofessor und mit 600 fl. als Studien­ lehrer in Städten zu leben. Zudem würden diese Gehaltssätze nicht einmal eingehalten. Unter solchen Umständen begreift man, daß Lehrer, die zugleich Theologie studiert hatten, möglichst bald von der Schule loszukommen suchten und daß es allmählich an Lehrern mangelte, so daß das Mini­ sterium 1847 öffentlich zum Studium der Philologie aufforderte, eine der ersten Taten des neugegründeten Kultusministeriums. Zu diesem Ergebnis hatte neben der Unsicherheit und der Not im Materiellen auch eine Reihe von Einrichtuügen beigetragen, welche freien und selbständigen Naturen die ganze Entfaltung ihrer Kräfte im Dienste der Schule erschwerten, den Verlust anerkannt hervorragender Männer wie C. L. Roths herbeiführten und andrerseits den Beruf des Lehrers wenig begehrenswert machten; die Freiheit der inneren Entwicklung war den Schulen durch eine große Zahl von Verordnungen beengt worden, die bis in kleinste Einzelheiten hinein das Schulleben regeln sollten und oft genug sich kreuzten. Rektorat und Lehrerrat hatten nach und nach Beschneidung ihrer notwendigen Befugnisse erfahren. Die in ihren Absichten beste Schul-

ordnung von 1829 hatte die Einrichtung des „Ortsscholarchates" für jede Anstalt gebracht. Dieses bestand aus einem Geistlichen, einem Mitgliede des Magistrates und der Gemeindebevollmächtigten und in Gym­ nasialstädten dem Rettor und sollte eine Stelle zur Vermittlung mit dem Publikum bilden. In verschiedenen Erlassen wurden die Befugnisse be­ handelt: in Sachen der Disziplin und des Anterrichts konnte das Scholar­ chat beigezogen werden, es konnte aber auch in eigenen Sitzungen für sich beraten. C. L. Roth konnte in seinem Buche S. 8 sagen: „Da es mehr eine gesellschaftliche als amtliche Tätigkeit ist, die man dem Scholarchat als solchem zugewiesen hat, so ist dasselbe im ganzen ohne Wirkung ge­ blieben." Roth glaubte nach seinen Erfahrungen in Nürnberg, daß es, weil das Scholarchat nicht die Kraft hatte etwas zu tun, „wohl auch kaum ein Beispiel davon gegeben habe, daß ein Scholarch seine Stellung zu mißbrauchen suchte, um die Schule empfinden zu lassen, daß er etwas zu sagen habe." Aber diese Erfahrung wurde wohl nicht überall gemacht. Unter den aus dem Jahre 1848 stammenden „Wünschen und Anttägen des Kollegiums der Lateinschule zu Dillingen, durch den kgl. Prüfungs­ kommissär der kgl. Regierung von Schwaben und Neuburg überreicht"*) befindet sich unter 8b der aufAufhebung desOrtsscholarchates. Am den Studienanstalten in ihrem engen Wirkungskreise mehr Freiheit und Selbständigkeit und möglichste Anabhängigkeit vom Publikum zu ver­ schaffen, können es die Anterzeichner nicht für angemessen erachten, „daß der Studienanstalt ein Scholarchat zur Seite steht, welches zum Teil ohne Kenntnisse der zu lehrenden Gegenstände oder ohne Interesse für Wissen­ schaft überhaupt ist, und welches, wie verlautet, in geheimen Sitzungen Arteile über das Lehr-Personal fällt und der Regierung einsendet, über deren Begründung und Folgen die Beteiligten selbst nie Kenntnis er­ langen". Solche amtlich geäußerten Wünsche müssen ihre Unterlage in Vorgängen gehabt haben, welche das Ortsscholarchat nicht als harmlos erscheinen lassen. Durch A. V. vom 6. Mai 1833 wurde für jede Anstalt ein Regierungskommiffär aufgestellt in der Person des Stadtkommissärs, des Land­ oder Lerrschaftsrichters. Er wurde mit weitgehenden Vollmachten aus­ gestattet über alles, was Disziplin, Ordnung und Sittlichkeit betrifft. Seine Stimme konnte auch gegen den Widerspruch des Rettors entscheiden, wenn es sich um politische, polizeiliche und sittliche Angelegenheiten han­ delte. Bei Entlassungen aus Gründen der Zucht und Ordnung hatte der J) „Gymnasialblätter", hrsgeg. v. K. Clesca und A. Schöppner Augsburg 1849 S. 98—102.

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I. Bd.,

Lehrerrat nur beratende Stimme, die Entscheidung lag beim Kommissär. Er war auch berechtigt, von den Lehrvorträgen Kenntnis zu nehmen und gegen jede etwa wahrgenommene „gefährliche Doktrine" mit alsbaldiger Anzeige bei dem Regierungspräsidenten und dem Minister des Innern einzuschreiten, überwachte also die politische Gesinnung der Lehrer. Am 30. November 1833 bestimmte eine Allerhöchste Verordnung: „Wir behalten Ans vor die Rektoren Unserer Gymnasien entweder aus der Zahl der Gymnasialprofefsoren oder den sonst mit akademischen Stu­ dien und entsprechenden Kenntnissen versehenen Männern zu ernennen. Das Rektorat behauptet die Eigenschaft einer widerruflichen mit einer Funk­ tionsremuneration begleiteten Funktion." Ein Ministerialerlaß vom 3. Februar 1834 beauftragt die Regie­ rungspräsidenten mit den Kreisschulreferenten, den Kreisscholarchaten und den Regierungskommissären in genaue Erörterung der Frage einzugehen, ob und inwiefern jeder einzelne Gymnasialrektor seiner Aufgabe vollständig und in jeder Beziehung entspreche. Die Ehre der Vorstandschaft sollte vorzugsweise dem Stande der Professoren zugewendet werden. Wo aber der Rektor nicht qualifiziert sei und keiner der Professoren an seine Stelle gesetzt werden könne, da sollten die zur Qualifikation des Rektors berufenen Beamten „erwägen, ob eine vollständige, in jeder Beziehung entsprechende Ersetzung des betreffenden Rektorates durch Übertragung desselben an einen in dem Orte befindlichen, durch akademische Studien, tiefes Wissen und würdige, kräftige Haltung empfehlenswerten höheren Staats- oder höheren Kirchenbeamten des Ortes, insbesondere in Aniversitätsstädten an einen bewährten Aniversitätsprofessor, in anderen Städten an einen ehemals in dem höheren Lehramt gestandenen Seelsorger usw. stattzufinden habe" (s. C. L. Roth a. a. O. S. 35f.). Es leuchtet ein, daß alle diese Anordnungen die Rektorate und Lehrer­ kollegien in ihrer Lehrtätigkeit und Selbständigkeit beengen mußten und sie in ihren für das Schulleben wichtigsten Befugnissen: in der Aufrecht­ erhaltung der Zucht und in der Beurteilung der Schüler geradezu krän­ kenden Beschränkungen unterwarfen. Zudem hatte die Amwandlung des Rektorates aus einer ständigen in eine stets widerrufliche Stellung, die auch außerhalb der Schule stehenden Männern übertragen werden konnte, die Bedeutung nicht nur dieses Amtes, des höchsten, zu welchem bei her­ vorragender Tüchtigkeit ein Gymnasialprofessor bis dahin hatte gelangen können, mindestens in den Augen der Öffentlichkeit stark herabgedrückt. Gerade die tüchtigsten Rektoren und Lehrer fühlten bitter durch diese Erlasse als Meinung der obersten Behörden die hindurch, daß sie durch

Beweise des Nichtvertrauens zu ihrer Pflicht getrieben werden müßten. C. L. Noth, der 1834 schon über zwölf Jahre lang Rektor in Nürnberg gewesen war, hat noch neun Jahre später die herben Worte niedergeschrieben (a. a. O. S. 37): „Es ist manches Verachtete in der Welt schon stark und ehrenreich geworden, aber nicht durch die Verachtung, sondern trotz der Verachtung. Was eine Regierung heben will, und wäre es auch nur eine ländliche Kultur, das stellt sie dem Volke nicht mit Verachtung, sondern mit einer gewissen Achtung dar. Die Verordnung vom 3. Februar 1834 ist der Ausdruck einer großen Verachtung gegen die Sache, nämlich das Schulvorsteheramt, und gegen die Personen, die Schulvorsteher." Ein Mann wie Roth hatte für sich persönlich nichts zu fürchten gehabt; in seinen Worten zittert und klingt noch die Erregung nach, die er wegen der allgemeinen Anordnungen empfand, die „lieber alle bloßstellen als einzelne rügen" wollten und die den ganzen Stand empfindlich trafen, um so mehr, als sie sich tatsächlich als ungerechtfertigt herausstellten. Denn nach Roths Mitteilungen (S. 36) ist kein einziger Gymnasialrektor auf Grund der Verordnung entfernt worden; nur die Subrektorate in Lersbruck, Nördlingen, Rothenburg wurden mit Geistlichen besetzt. Was hatte also eine solche Verordnung nötig gemacht? So schmerzliche Empfindungen nun auch in uns Nachfahren solche dunkle Zeiten unserer Standesgeschichte auslösen mögen, so dürfen wir doch diese Verfügungen nicht isoliert betrachten und in ihnen bewußte und beabsichtigte Schikane der Regierung insbesondere gegen unseren Stand oder gegen unsere Anstalten sehen. In ihren geschichtlichen Zu­ sammenhang gerückt, verlieren die meisten dieser Verordnungen wenigstens den peinlichen Anschein von Ausnahmebestimmungen. Auch die Aniversitäten und Lyzeen hatten damals aus politischen Gründen weitgehende Überwachung zu ertragen und auf dem ganzen Gebiete der inneren Ver­ waltung zeigten sich ähnliche Erscheinungen. Der im ganzen damaligen Deutschland noch wirksame unfrohe und unfreie Geist der „Karlsbader Be­ schlüsse" vom Jahre 1819, die in den Beschlüssen des deutschen Bundes vom Juni und Juli 1832 eine Art von Wiederholung erfahren hatten, hatte auch in Bayern die Regierung zu manchen pessimistischen und ängst­ lichen Verwaltungsgrundsätzen gebracht. Die aus ihnen fließenden Maß­ regeln wirkten aber gerade auf dem Gebiete des höheren Schulwesens des­ halb so verbitternd, weil sie die Lebensbedingungen für gesundes Gedeihen der Schule und des Lehrerstandes übersahen. Der Beruf des Lehrers ver­ langt gewissenhafteste Treue im Kleinen und im Großen, arbeitsame, stete und fröhliche Pflichterfüllung, er stellt hohe Anforderungen an die wifsen-

schaftlichen Qualitäten wie an den Charakter; aber er stellt selten vor große und folgenschwere Entscheidungen. Die Frage des Vorrückens und der Reifeerklärung der Schüler, die Wahrung der Disziplin in schweren Fällen sind vielleicht die wichtigsten. Je mehr nun in diesen und auch in Fragen des Anterrichts dem einzelnen Lehrkörper und Lehrer freie Entscheidung und damit auch Verantwortung zugewiesen wird, desto besser gedeiht die Schule. Die mit festem Vertrauen auf ihr Pflichtgefühl und ihre Ge­ wissenhaftigkeit mit Befugnissen und Verantwortlichkeit ausgestatteten tüchtigen Lehrer wirken in dem Gefühle, Mannesarbeit zu leisten, freudiger und ersprießlicher als solche, deren Tätigkeit bis ins kleinste und einzelne durch Vorschriften geordnet und gebunden ist. Die Sorge für die Schulen bildete damals einen Teil der Aufgaben des Ministeriums des Innern; ein eigenes Kultusministerium wurde erst durch Verordnung vom 27. Februar 1847 gebildet. Ohne ausreichende Beratung und Mitwirkung von Fachmännern mußten die juristischen Referenten durch Verordnungen nicht nur die äußere Verwaltung und Organisation der Schulen regeln, sondern griffen auch in die Einzelheiten des technischen Betriebs ein. C. L. Roth sagt einmal in seinem Buche (S. 4): „Aber wenn es darauf ankommt, ins Einzelne des Schulwesens einzugehen, machen die allermeisten Beamten das Kreuz davor und fügen sich nur mit größtem Widerstreben der Notwendigkeit, von demselben geschäftliche Notiz zu nehmen." Wenn diese Bemerkung über das Ver­ hältnis des Juristen zum Schulbetrieb eine richtige Beobachtung enthält und wenn andrerseits für die recht zahlreichen Verordnungen sachver­ ständiger Rat nur spärlich in Anspruch genommen wurde, begreift man, daß eine Reihe von Bestimmungen getroffen wurde, welche tüchtige Rek­ toren durch möglichst beschränkte Ausführung unschädlich zu machen such­ ten. In der Zeitschrift für das Gymnasialwesen (3. Jahrg. 1849, S. 513) hebt Dr. Schiller (Erlangen) in seinen „Bemerkungen über den Ge­ schichtsunterricht mit besonderer Beziehung auf die bayerischen Schul­ ordnungen" ausdrücklich „zum Lobe der Behörden" hervor, „daß kein Fall bekannt ist, wo gegen Rektoren wegen ihres liberalen Landhabens der Schulvorschriften eingeschritten worden wäre". Lören wir aus den literarischen Äußerungen von Fachmännern wie aus dem Munde gebilde­ ter Abgeordneter in den beiden Kammern jener Zeiten das Bedauern über die einander zu rasch folgenden Änderungen im Lehrplan wie über die in den eigentlichen Schulbetrieb eingreifenden Entscheidungen, die sich öfter gegenseitig aufhoben, dann verstehen wir, daß sich allmählich Klagen über den Stand des bayerischen Gymnasialwesens erhoben. Ich möchte aber

doch auch auf die Worte unseres bayerischen Kollegen Schiller (Ztschr. f. d. Gymnasialwesen 3. Iahrg. 1849, S. 514) hinweisen, der die außer Bayern Lebenden zur Vorsicht mahnte die Zustände unserer Gymnasien nur nach den Schulverordnungen zu beurteilen; in dieser Hinsicht habe Roths Schrift die bayerischen Schulen für die ausländischen Beurteiler ungünstig gestellt, weil diese nicht das von den Rektoraten und Lehrer­ gremien im Kampfe der Vielregiererei gegen ihre Autonomie Gerettete wissen könnten. Wie verhielten sich nun gegenüber den wirtschaftlichen Nöten und den beruflichen Anliegen diejenigen, die davon betroffen wurden? Wackere und aufrechte Rektoren machten in bestimmt gehaltenen Vorstellungen die vorgesetzte Behörde auf Unzweckmäßigkeit und Folgen mancher Bestim­ mungen aufmerksam. Andere Berufsgenoffen wandten sich einzeln oder in kleinen Gruppen an den Landtag, um in Petitionen Abhilfe in den Ge­ haltsverhältnissen zu erbitten, andere suchten durch freimütige oder auch scharfe Besprechungen der Tatsachen und durch Äußerung ihrer Befürch­ tungen und Entwicklung ihrer Gedanken in Broschüren, in Tageszeitungen und in außerbayerischen Fachzeitschriften eine Besserung des Getadelten mit herbeizuführen. Es lag nahe, daß die durch gleichen Druck Belasteten und in Interessen­ gemeinschaft Stehenden sich in einer Organisation zusammenschlossen, um in gemeinsamer Arbeit für die gemeinsamen Berufsaufgaben und für die Aufhebung des Druckes zu wirken. Warum entstand also nicht schon in den dreißiger und vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts der Verein bayerischer Gymnasiallehrer? Natürlich war jener Zeit der Gedanke nicht fremd, daß durch geord­ neten Zusammenschluß aller Kräfte wirtschaftliche Sorgen und geistige Bedürstnsse wirksamer gefördert werden als durch die opferfreudigste, aber zersplitterte Arbeit Einzelner. Friedrich Thiersch, der seit seiner Be­ rufung nach München (1809) als der anregende Lehrer ganzer Lehrer­ geschlechter, als der Vater des einheitlichsten und innerlich geschlossensten der damaligen Lehrpläne, als ein von den Gymnasiallehrern verehrter Ministerialkommiffär jahrzehntelang in der bayerischen Gymnasiallehrer­ schaft nachhaltigen und tiefgehenden Einfluß übte1), hat bei dem AniverSans Loewe, Friedrich Thiersch, Ein Äumanistenleben im Rahmen der Geistesgeschtchte seiner Zeit. München-Berlin 1925. Verl, von R. Oldenbourg. — Der gleiche Verfasser behandelte in unseren Bayerischen Blättern für das Gymnasialschulwesen Bd. 60 1924 S. 202 ff. u. 270ff. das überragende und maßgebende Verdienst Thierschs an dem Lehrplan von 1829.

sitätsjubiläum zu Göttingen 1837 den Philologen Deutschlands die An­ regung zur Gründung des Vereins deutscher Philologen und Schul­ männer gegeben und 1838 dessen erste Versammlung in Nürnberg geleitet. Aber gerade diese Gründung war vielleicht einem Zusammenschluß der bayerischen Gymnasiallehrer deshalb nicht günstig, weil viele und nicht die schlechtesten von ihnen in ihren wissenschaftlichen Neigungen und Berufsintereffen durch den ganz Deutschland umfassenden Verein sich gefördert und beftiedigt sahen, so daß sie kein Bedürfnis zur Verbindung nur innerhalb der bayerischen Amtsgenossen fühlten. Der Stand der Gymnasiallehrer war in Bayern überdies noch jung und eigentlich erst im Werden; er war in seiner Zusammensetzung noch nicht einheitlich und gleichartig. Die seit Beginn des 19. Jahrhunderts reichlich wechselnden Vorschriften über Ausbildung und Prüfung, die einander rasch folgenden Änderungen in der Schulorganisation und im Zusammenhange damit in der Art und Abstufung der Änforderungen und der Verwendung wie in den Anstellungsgrundsätzen^) überhaupt hatten in einigen Jahrzehnten innerhalb des Lehrpersonals an den Gymnasien und Lateinschulen große Unterschiede in der Vorbildung und nach der Ärt der abgelegten Prüfungen?), sowie in der Möglichkeit der Verwendung geschaffen. Dazu kam der Gegensatz zwischen geistlichen und weltlichen Lehrem. Zeitenweise war die Anstellung der Geistlichen als Lehrer in weitgehendem Maße begünstigt worden, zum Teil wohl aus Ersparnis*) Es sonnte z. B. vorkommen, daß (1833 unter dem Ministerium Waller­ stein) ein Mann in Berücksichtigung der am Kadettenkorps geleisteten Dienste eines Aushilfslehrers von der vorgeschriebenen Prüfung überhaupt dispensiert und in die Zahl der zum öffentlichen Lehramte qualifizierten Philologen eingereiht wurde. Später zum Gymnasialprosessor ernannt, mußte er wegen Anfähigkeit in Ruhestand versetzt werden (f. Spengel, Das philologische Seminartum in München und die Alttamontanen, 2. Auflage, München 1854 S. 29 u. 80, 81). 2) Noch die am 3. Februar 1834 erfolgte Änderung der Prüfungsordnung vom 13. März 1830, die dann bis 1853 in Geltung war, ließ eine Prüfung für die zwei unteren Klaffen der Lateinschule zu, die in der Kreishauptstadt vor dem Gymnasialrettor und den sämtlichen Professoren des dorügen Gymnasiums zu halten war. Zu dieser Prüfung konnte zugelassen werden, wer das Gymnasialabsolutorium hatte; auch Volksschullehrer ohne Gymnasialstudien konnten zu­ gelassen werden. Außerdem konnte eine Prüfung für die zwei oberen Klassen der Lateinschule gemacht werden, und zwar nach einem zweijährigen philosophischen Kurse an einer Aniversität oder an einem Lyzeum. Nur die Kandidaten für das Gymnafiallehramt — also für die oberen Klassen des eigentlichen Gymnasiums — hatten den Nachweis eines vollständigen akademischen Studiums zu erbringen, ehe sie zu ihrer aus zahlreichen Fächern abzulegenden Prüfimg an den drei Landes­ universitäten zugelassen wurden. Weber, Gymnasium.

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gründen, weil die ehelosen Geistlichen mit geringerer Besoldung zufrieden waren. Die 1830 erlassene Anordnung, daß man in den Prüfungen den Geistlichen durch erleichterte Fragestellung den Eintritt ins Lehramt besser ermöglichen sollte, hatte Fr. Thiersch und Spengel veranlaßt, aus der Prüfungskommission auszutreten (Zeitschrift f. d. G. 2. Zahrg. 1848, S. 564). Die Prüfüngsordnung vom 3. Februar 1834 bestimmte in § 115: „Bei gleicher Note und sonst gleichen Verhältnissen wird jener Kandidat vorzugsweise berücksichtigt werden, welcher mit der vollständigen klassischen Bildung auch ein absolviertes Fachstudium verbindet, sowie übrigens Seine Majestät keinen anzustellen gedenken, gegen dessen Sitt­ lichkeit und religiöse Gesinnungen irgend ein Zweifel obwaltet." Nach Lage der Dinge war diese Bestimmung nur für die Theologen getroffen. And wenn dann in der Praxis öfter Geistliche selbst besser qualifizierten Bewerbern weltlichen Standes vorgezogen würben*1), dann versteht man, daß damit Gegensätze geschaffen und vertieft wurden, die einem Zu­ sammenschluß des Gymnasiallehrerstandes entgegenstanden. Auch der Gegensatz zwischen Katholiken und Protestanten wirkte in gleicher Richtung. Dieser hatte insbesondere unter dem Ministerium Abel (1837—1846) durch manche Anordnung im öffentlichen Leben an Schärfe und Bitterkeit zugenommen. Die durch M.E. vom 13. August 1841 voll­ zogene Ausscheidung der Studienanstalten nach Konfessionen konnte die Lehrerkollegien der beiden Konfessionen einander noch mehr entfremden, zumal wenn sich auch Qualitätsunterschiede zeigten, wie dies katholische Autoren zugunsten der protestantischen Anstalten hervorheben?). *) In dem Ministerialerlaß (15. April 1847), durch welchen das neu ge­ schaffene Kultusministerium zum Studium der Philologie aufmunterte, war still­ schweigend enthalten, daß man klerikale Bewerber bisher begünstigt habe. In einem Ausschreiben der Regierung von Schwaben und Neuburg aus dieser Zeit wird bemerkt, es sei wünschenswert, daß auch wieder eine größere Anzahl talent­ voller Jünglinge weltlichen Standes dem philologischen Studium sich zuwende; dazu könne die Besserung der VerhälMiffe, der Mangel an Kandidaten ermuntern sowie der Amstand, daß die höchste Stelle in Zukunft Standesrücksichten bezüglich der Bestellung des Lehramtes nur dann und insofern anerkennen werde, als solche in den klaren Vorschriften der Schulordnung begründet seien (vgl. Zeitschr. f. d. G. 1. Iahrg. 1847 S. 175 u. 2. Iahrg. 1848 S. 562 ff.). Interessant sind auch die Ausfithrungen im 2. Jahrgang der Zeitschrift für das Gymnasialwesen 1848 S. 225 bis 268, in denen ein bayerischer Schulmann sich unter anderm auch mit der Bevor­ zugung klerikaler Bewerber in der Besetzung von Lehrstellen beschäftigt. 2) L. Spengel, Das philologische Seminarium in München und die Ultramontanen. 2. Auflage, München 1854 S. 15—30. Auf S. 16 nennt er als Gründe: geringere Schülerzahl, größere Auslese derer, die sich dem Studium zuwenden.

In biegen trennenden Tatsachen lagen Lemmungen, die sich als stärker erwiesen als die Anziehungskraft des Einigenden, das die im gleichen Berufe stehenden Männer mit unsichtbaren Banden verbinden sollte. Daß übrigens bei den an den maßgebenden Stellen herrschenden Ansichten über das Beamtenverhältnis und über Beamtenpflichten ein organisierter Zusammenschluß einer Beamtengruppe kaum hätte verwirk­ licht werden können, leuchtet ohne weiteres ein1). Als der Llniversitätsprofessor und Studienrektor Dr. L. Döderlein bei der Jahrhundertfeier des Erlanger Gymnasiums 1845 in der Festrede das „stille Zerwürfnis zwischen den Gelehrtenschulen und der öffentlichen Meinung" festgestellt hatte, sagte er: „Äat die Schule vielleicht einen um so stärkeren Rückhalt an den Regierungen? Noch ist die Zeit nicht vor­ handen; noch müssen sich die Lehrer damit trösten, daß ihr Beruf ein apo­ stolischer sei, noch sind sie mit ihrem Lohne und ihrer Ehre auf das Jen­ seits angewiesen, noch wirkt alles zusammen, sie allen anderen Ständen gegenüber in der Demut zu erhalten" (Festrede bei dem 100jährigen Stiftungsfest der Kgl. Studienanstalt zu Erlangen, Erlangen 1845, S. 8). In Demut waren sie auch in anderer Äinsicht erhalten worden. Geistliche und Verwaltungsbeamte hatten das ganze Schulwesen bisher geleitet und geregelt; der Lehrerstand war in den großen und kleinen Schulfragen im wesentlichen zu passivem Verhalten gezwungen gewesen; er hatte sich noch nicht selbst als Stand empfunden und schien so den wichtigen eigenen Interessen des Standes und des Berufes gegenüber teilnahmslos. Darin konnte nach 1848 eine Änderung eintreten, wie sie auch in anderen Ländern zum Teil schon eingetreten war. Die schon lange Zeit geführten Kämpfe gegen das Gymnasium waren in den vierziger Jahren besonders heftig geworden und hatten in Preußen und die Tüchtigkeit und Energie der Lehrer. — Brand, Die Entwicklung des Gymnasiallehrerstandes in Bayern (Sep.-Abdnrck aus den Bl. f. d. G. 1904 S. 39) nennt als Gründe: Das selbständige Verhalten der protestantischen Rek­ toren gegen die wechselnden Vorschriften, ihr Arbeiten im Sinne von Thiersch. — Vgl. dazu Zeitschrift für das Gymnasialwesen, 4. Iahrg. 1850 S. 245 A. 3, wo ein anonymer „bayerischer Schulmann" sich äußert. 0 Der aus dem 1821 gegründeten „Nürnberger Lehrerverein" hervorge­ gangene „Allgemeine Lehrerverein", dem in den Frankenkreisen, in Oberpfalz, Niederbayern und Schwaben gegen 400 Lehrer angehörten, war 1832 von der Negierung des Rezatkreises aufgelöst worden. Der preußische Kultusminister hat 1842 ein Verbot solcher Lehrerveretne erlaffen. Beide Angaben entnehme ich Georg Widenbauer, Geschichte des Verbandes Bayerischer Philologen, Mün­ chen 1936, S. 6 A. 1. Daß es sich um Volksschullehrervereine handelt, begründet keinen Unterschied.

seine Anhänger zusammengeschlossen. Neben den schon vorher stattfinden­ den Direktoren-Konferenzeiss) wurde 1843/1844 der Berlinische Gym­ nasiallehrer-Verein gegründet, der außer der Pflege persönlicher Beziehun­ gen in seinen Sitzungen die regelmäßige Beschäftigung mit wissenschaft­ lichen Gegenständen, Mitteilung literarischer Arbeiten und Besprechung pädagogischer Fragen erstrebte. Schon 1846 wurde beschlossen, diesen Zwecken besonders mit einer Zeitschrift zu dienen, die auch die Stellung des Gymnasiums gegenüber dem Publikum stärken sollte. Seit 1847 er­ scheint die so entstandene und für die Sache des Gymnasiums außer­ ordentlich verdienstliche „Zeitschrift für das Gymnasialwesen", die sofort lebhaft in die Bewegung eingriff und ihre Leser trefflich über alle Vor­ kommnisse auf dem Gebiete des Schulwesens in den verschiedenen Teilen Deutschlands unterrichtete. And deren gab es bald hochwichtige zu be­ richten. In Sachsen, in verschiedenen Provinzen Preußens, in Hannover, in Braunschweig, Schleswig-Äolstein, Nassau wurden Lehrervereine ge­ gründet und fanden, freiwillig oder berufen, Lehrerversammlungen statt, in denen man sich über die beste Lehrverfassung beriet. Man muß die Be­ richte über diese Versammlungen (z. B. besonders im 3. und 4. Jahrgang der Zeitschrift für das Gymnasialwesen 1849 und 1850) lesen, um zu füh­ len, welch frisches Leben, welcher Tätigkeitsdrang bei allen Anterschieden der politischen Meinungen in diesen Männern wirksam war, besonders in Sachsen, wo Lermann Köchly die Seele der Reformbewegung war (siehe Paulsen, Geschichte des gelehrten Anterrichts 2. Aufl. Leipzig 1897 II. Bd. S. 469ff.). Wir erkennen die Wirkung der Zeitgedanken, wenn wir lesen, wie sich die „Generalversammlung der Lehrer an den höhe­ ren Schulen Brandenburgs" am 3., 4. und 5. Oktober 1848 zu Berlin z. B. über Zahl, Wahl und Befugnisse der 31 Angehörigen des Lehrer­ standes besprach, welche das Ministerium als freigewählte Vertreter zu einem Beirat bei der Amgestaltung des Gymnasial- und Realschulwesens zu berufen versprochen hatte (Zeitschr. f. d. G. 3. Iahrg. 1849 S. 64—94, bes. S. 87ff.). And in mehr als vierwöchiger gemeinsamer Arbeit haben dann die Ministerialbeamten mit den Vertretern der Lehrer an den höhe­ ren Schulen die ministerielle Gesetzesvorlage aus der Landesschulkonferenz 1823 hatten sich die Gymnasialdirektoren Westfalens zum Gedanken­ austausch über Schulangelegenheiten zusammengeschlossen; diesem Beispiel folgten die übrigen Provinzen Preußens. Das preußische Kultusministerium machte dann die Direktorenkonserenzen zu einer amtlichen Einrichtung. Diese haben Fragen des höheren Schulwesens aus Grund von Beratungen und Besprechungen in den Lehrerkollegien in Berichten und Erörterungen behandelt als ein gutachtliches Organ der Schulverwaltung.

in Berlin vom 16. April 1849 an besprochen und geändert (f. den vor­ läufigen Bericht Zeitschr. f. d. G. 3. Iahrg. 1849 S. 623ff. und 4. Iahrg. 1850 6.255ff., 312ff., 428ff., 511 ff.). Schon 1847 hatte die Württembergische Regierung, wie vorher die von Nassau (f. Zeitschr. f. d. G. 2. Iahrg. 1848 S. 89/90), den Entwurf einer neuen Schulordnung für die gelehrten Anstalten Württembergs, „wie derselbe von einer in höherem Auftrag vom Königlichen Studienrat ein­ berufenen, aus Schulmännern zusammengesetzten Kommission entworfen, übrigens von der Studienbehörde noch nicht geprüft worden ist, samt einem einleitenden Vorwort und den am Schlüsse beigegebenen Motiven des Entwurfs, nebst deren Beilagen der Öffentlichkeit durch den Druck über­ geben, um Sachverständigen Gelegenheit zu verschaffen, sich über diesen wichtigen Gegenstand auszusprechen" (die Veröffentlichung erschien bei Cotta, siehe Zeitschr. f. d. G. 2. Iahrg. 1848 S. 365 ff.). And als 1849 Franz Exner und der von ihm im gleichen Jahre aus Berlin nach Wien geholte Ler mann Bonitz den „Esitwurf der Organisation der Gym­ nasien und Realschulen in Österreich" verfaßten, benützten sie dabei die von allen höheren Lehranstalten eingegangenen Gutachten und Vorschläge. Diese aber hatten zur Grundlage den schon 1848 von Exner verfaßten „Entwurf der Grundzüge des öffentlichen Anterrichtswesens in Österreich", „das einstweilige Resultat mehrseitig ihm zugekommener Vorschläge", welcher der Öffentlichkeit übergeben worden war, damit er „die Sachver­ ständigen zur Entwicklung ihrer Ansichten veranlasse"*). So sehen wir als Merkmale der politisch bewegten Zeit auf dem Gebiete des Schulwesens in deutschen Landen hervortreten: die Zeit­ stimmung gegen die Buchgelehrsamkeit richtet sich besonders gegen das Gymnasium, dem man vor allem formalistischen Betrieb der Studien und nicht genügende Pflege des Vaterländischen vorwirft; die Freunde von Neuerungen wie die Verfechter des Alten schließen sich zusammen und suchen durch mündliche Beratungen wie in neugegründeten Zeit­ schriften — auch die 1850 unter Mitwirkung von $>. Bonitz geschaffene „Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien" gehört hierher — die Mei­ nungen im eigenen Lager wie bei den Gegnern zu klären, erstrebenswerte Ziele aufzustellen und mögliche Wege zu finden; die Regierungen erlassen nicht einfach Schulordnungen, sondern verwerten die in der Lehrerschaft angesammelte Erfahrung und Sachkenntnis und unterstellen Schulord­ nungs-Entwürfe der öffentlichen Besprechung, ehe sie Gesetze werden. *) Auch 1857 wurde vom österr. Ministerium der Abänderungsentwurf zur öffentlichen Erörterung gestellt (f. Zeitschr. f. d. österr. Gymn. 1857 S. 794ff.).

Natürlich war diese lebhafte Bewegung auf geistigem Gebiete, für die wichtigen Bildungs-' und Erziehungsinteressen, auch in Bayern zu verspüren. In politischen Tageszeitungen, vor allem in der damals führen­ den „Augsburger Allgemeinen Zeitung", in Programmen, in auswär­ tigen Zeitschriften und in Broschüren haben bayerische Schulmänner — freilich meist anonym — die Zeit- und Streitfragen erörtert. Zwei bayerische Amtsgenossen, Professor K. Clesca und Studienlehrer A. Schöppner zu Neuburg a. D., hatten den Mut, eine Zeitschrift zu begründen: „Gymnasialblätter. Ein Archiv für die wichtigsten Interessen deutscher Gelehrtenschulen mit besonderer Rücksicht auf Bayern. Unter Mitwirkung praktischer Schulmänner. Augsburg, Verlag der Matth. Riegerschen Buchhandlung, 1849." Philologie als solche sollte bei dieser Zeitschrift ausgeschlossen sein, gymnasial-pädagogische Abhandlungen den Hauptbestandteil bilden; den größten Teil der Aufmerksamkeit sollte sie der Reform des gelehrten Schulwesens zuwenden, die allenthalben im Gange sei. „Eine neue Zeit macht neue Forderungen, wie an Staat und Kirche, so an die Schule. Die Männer der Schule haben die Psiicht, diese Forderungen kennen zu lernen, zu prüfen, als begründet anzunehmen oder als grundlos abzuweisen. Nicht alles ist gut, was neu ist, noch umgekehrt was grau vor Alter, göttlich." Die neue Zeitschrift wurde von vorwärts­ drängenden Männern, wie Prof. Dr. Burkhard, als „ein Zeichen des Aufschwunges zu Neuem und Besserem" in Bayern begrüßt, das „bei dieser großen geistigen Bewegung, insofern sie in Taten zutage tritt, arg zurückgeblieben" sei. Obwohl sich die Herausgeber eifrig bemühten, ihr Programm zu erfüllen, mußte die Zeitschrift nach zwei Jahren ihr Er­ scheinen einstellen. Die Gründe liegen nah: es fehlte ihr der feste Rückhalt, den andere, ähnlichem Zwecke dienende Zeitschriften hatten. Die Zeit­ schrift für das Gymnasialwesen, die „im Auftrage und unter Mitwirkung des Berlinischen Gymnasiallehrer-Vereins" herausgegeben wurde, war durch diesen großen Verein wie durch zahlreiche andere GymnasiallehrerVereine Nord- und Mitteldeutschlands sowohl für Mitarbeiterschaft als auch für die Geldausgaben vollkommen sichergestellt. Sie hatte auch in Süddeutschland eifrige Mitarbeiter und große Verbreitung. Für die österreichische Zeitschrift hatte das Ministerium, auf dessen Anregung sie überhaupt ins Leben getreten war, der Verlagshandlung gegenüber Sicherstellung für die nächste Zeit übernommen, damit sie dem wissen­ schaftlichen Zwecke würdig dienen könne; andrerseits „versprach es der Redaktion die Mitteilung des für die Zeitschrift interessanten statistischen und anderweitigen amtlichen Materials" (Zeitschrift f. d. österr. Gym-

rrasien 1850, 6.3). Neben so großzügig begonnenen und geförderten Anternehmungen konnte sich eine private Gründung nicht behaupten, die von vornherein einen beschränkten Kreis von Mitarbeitern und Lesern haben mußte, die weder durch Organisationen noch durch die Regierung unterstützt wurde. Sie hatte das gleiche Schicksal wie 14 Jahre später die „Eos", Süddeutsche Zeitschrift für Philologie und Gymnasialwesen, herausgegeben von L. Arlichs, B. Stark und L. von Jan (Würzburg 1864), welche „neben allgemeinen wissenschaftlichen Zwecken das Bedürf­ nis der Lehrer an den höheren Studienanstalten des südwestlichen Deutsch­ lands besonders berücksichtigen" wollte und die den Blättern des neu ge­ gründeten Bayerischen Gymnasiallehrer-Vereins erlag. Auch an einem Anlaufe fehlte es nicht, die Lehrer an den bayerischen Gymnasien zu einem Vereine zusammenzuschließen. Der Münchener Professor Dr. C. Burkhard, der in der Schrift „Grundzüge einer Gym­ nasialreform in Bayern im Zusammenhang mit der allgemeinen deutschen Schulreform" (München 1849) die wichtigsten Reformgedanken seiner Zeit für bayerische Verhältnisse nutzbar machen wollte, hatte in der Beilage zur Allgemeinen Zeitung vom 26. Januar 1849 eine allgemeine Lehrer­ versammlung zur Beratung der Gesamtschulinteressen vorgeschlagen. Dieser Vorschlag fand unter den Gymnasiallehrern Bayerns wenig An­ klang, zunächst wohl, weil er die Verschiedenheit der Interessen der Schul­ arten Volksschule, Mittelschule, Lochschule übersah). Clesca und Schöppner wollten den Vorschlag dahin ändern, daß eine Gymnasiallehrer-Ver­ sammlung zur Gründung eines bayerischen Gymnasiallehrer-Vereins be­ rufen werden solle, der sich die allseitige Wahrung und Förderung der Inter­ essen der bayerischen Gelehrtenschulen zur Aufgabe setzen solle (Gymnasial­ blätter 1849 S. 105 und 106). Die Anregung führte zu keinem Ergebnis. Zwar fühlte man das Unzulängliche der zersplitterten Arbeit einzelner und das Peinliche des mangelnden Zusammenhanges. „Kein Institut kann kraftvoll nach außen sein, welches schwach im Innern ist, weil es kein Ganzes bildet, sondern bloß aus Einzelnen besteht, von denen keiner sich um den andern kümmert" sagt der Bamberger Professor Buchert („Zur Reform der Gelehrtenschulen in Bayern." Progr. Bamberg *) Tatsächlich zeigt der Bericht über die vom 27.—29. September 1849 in Nürnberg abgehaltene 2. Versammlung des Allgemeinen deutschen Lehrer­ vereins (Zeitschr. f. d. G. 1850 6.304ff.) sehr geringe Beteiligung von seiten der Gymnasien; siehe auch den Bericht über die 1. Versammlung zu Eisenach (Zeitschr. f. d. G. 1849 S. 152). Die beiden Berichte zeigen die Schwierigkeiten, unter denen die Verwirklichung des Gedankens litt.

1849/50 S. 19). Er will aber keinen „Lehrer-Kongreß" als eine unzweck­ mäßige Nachahmung parlamentarischen Wesens; „auch wünschte ich durchaus keinen Verein von Gymnasiallehrern mit Statuten u. dgl.; über­ haupt benütze man die größere Freiheit nicht dazu, um sich die Fesseln einer Verbindung anzulegen". Buchert glaubt mit dem von ihm vor­ geschlagenen Briefwechsel, den gegenseitigen Besuchen von Lehrern ver­ schiedener Anstalten des Königreichs, mit zwanglosen Ferienzusammen­ künften zum Zwecke des Gedankenaustausches die Einigkeit befestigen und so erreichen zu können, daß die Gymnasiallehrer Gewinn ziehen „durch die moralische Macht, mit welcher sie als ein geschlossenes Ganzes den Geg­ nern der Schule gegenüberstehen". Ich lasse den inneren Widerspruch bei­ seite, der in Bucherts Ausführungen liegt; das aber zeigen seine Vorschläge jedenfalls deutlich, wie weit damals die inneren Voraussetzungen für einen gedeihlichen Zusammenschluß der bayerischen Gymnasiallehrer fehl­ ten. Der trennenden Schranken waren noch zu viele. Wir sind deshalb auch nicht erstaunt, nach wie vor zu sehen, daß sich einzelne Gymnasien und Lateinschulen ohne Fühlung untereinander mit „Memoranden" teils an einzelne Abgeordnete, teils an die Kammer wenden, in der Loffnung, notwendige und zeitgemäße Veränderungen im gelehrten Schulwesen*) herbeizuführen zu können. Wir haben vorhin festgestellt, wie deutsche Regierungen die Lehrer­ schaft beim Entwürfe von Schulordnungen beizogen und zur Aussprache über Entwürfe ermunterten, wie Ministerialbeamte, z. T. ehemalige Schulmänner, in Kommissionen, z. B. in Württemberg und in Preußen, in gemeinsamer Aussprache mit praktischen Schulmännern den Entwürfen eine Gestalt geben wollten, welche eine gedeihliche Durchführung verbürgen könne. Wie stand es in dieser Hinsicht in Bayern? Eine Allerhöchste Ver­ ordnung vom 9. Dezember 1847 — seit 29. November 1847 hatte Fürst von Wallerstein als Verweser das Kultusministerium übernommen — hob ausdrücklich hervor, daß kein neuer Studienplan beabsichtigt sei, son­ dern der (seit 1834 bestehende) bisherige durch angemessene Fortbildung lebendig und wirksam erhalten werden solle. Dann verfügte sie, es solle neben dem ernsthaft und mit „durchgreifender Tüchtigkeit" betriebenen Studium der klassischen Sprachen „gleichzeitig auch der deutschen Mutter­ sprache und den allgemeinen Kenntnissen jene billige Rechnung getragen x) Unter den Lauptpunkten der Wünsche waren: 1. Besserung der Gehalts­ verhältnisse insbesondere der Pensionsverhältnisse, 2. Errichtung einer obersten Schulbehörde aus Männern von Fach, 3. zweckmäßigere Einrichtung der philo­ logischen Seminarien (f. Gymnasialblätter 1849 S. 88—103 und iS.).

werden, welche erforderlich ist, damit die von den Gymnasien in das Leben übertretenden Jünglinge eine in jeder Beziehung würdige Stelle in den Reihen ihrer Mitbürger einnehmen". Femer sollten die Schüler zwar zu emsigem Lernen angehalten werden, aber die geistige Ausbildung dürfe nicht auf Kosten der körperlichen Entwicklung stattfinden, namentlich sei für die sog. Lausaufgaben ein wohlberechnetes Maß festzusetzen und der Willkür einzelner Lehrer Schranken zu ziehen. Durch Min.-Reskript vom 21. Dezember 1847 erging unter Mitteilung dieser A. Verordnung an die Rektorate, Subrektorate und Lehrergremien der Befehl, bald­ möglichst eine „diese Direktiven gewissenhaft ins Auge fassende Revision" vorzunehmen und die Resultate vorzulegen. And was geschah? „Die Gutachten sind abgeliefert, die Berichte sind erstattet worden; ob sie das Schicksal mancher papiernen Beratung hatten: in den Staub der Akten begraben zu werden, soll hier weder behauptet noch geleugnet werden" sagt 1849 in den „Gymnasialblättern" (Iahrg. 1849 S. 15) ein Anonymus, um dann seinen Vorschlag zu begründen: es solle nach dem Vorgänge von Württemberg und Preußen eine Kommission berufen werden; jede voll­ ständige Studienanstalt solle in freier Wahl je ein Mitglied der Kommission stellen, die Regierung könne andere tüchtige Kräfte, insbesondere einige Aniversitätsprofessoren zur rechten Vermittlung von Gymnasium und Lochschule beiziehen; die Beschlüsse sollten nach hinlänglicher Prüfung durch die öffentliche Meinung die Grundlage der endgültigen Schulord­ nung werden. Eine solche Kommission wurde nicht berufen; die revidierte Schul­ ordnung mit einschneidenden Änderungen kam erst am 24. Februar 1854; ein Verein der bayerischen Gymnasiallehrer kam nicht zustande; die Zeit­ schrift, die den neuen Bedürfnissen einer neuen Zeit gerecht werden wollte, konnte sich nicht behaupten. In einer Zeit, in der eine tiefe geistige Be­ wegung in anderen Ländern Blüten und Früchte trieb, blieb es also in Bayern bei Keimen, deren Entwicklung unter den ungünstigen Verhält­ nissen litt, bis sie verdorrten. Sollten sie tot für immer bleiben? Die „revidierte Ordnung der lateinischen Schulen und der Gymnasien int Königreiche Bayern" vom 24. Februar 1854 erfüllte manche dringen­ den Wünsche, die für die freiere Stellung der Anstalten seit langen Jahren von Schulmännern und von Abgeordneten ausgesprochen worden waren: insbesondere die Landhabung der Disziplin wurde den Schulbehörden und dem Lehrpersonal übertragen und „in dieser Richtung jeder andere als der rein pädagogische Einsiuß und alle Mitwirkung von Seite anderer Behör­ den und Organe aufgehoben"; das Ortsscholarchat und die Regierungs-

kommissäre wurden also beseitigt; die Entscheidung über das Vorrücken der Schüler auf Grund ihrer wissenschaftlichen Leistungen wurde alleinige Be­ fugnis des Rektorates und des Lehrerrates. Die vorher stark eingeengte Stellung des Rektors bekam wieder größeren Einfluß. Rektor sollte einer der ordentlichen Lehrer der beiden oberen Klassen sein; an Lyzealorten konnte der Rektor oder ein Professor des Lyzeums auch Rektor der übrigen Anstalten sein. Der von Thiersch ausgearbeitete Studienplan (1829) hatte eine zehnjährige Vorbereitung für die Universität eingeführt: ein vierjähriges Gymnasium und darunter eine aus drei Doppelkursen bestehende lateinische Schule. Im Schulplan von 1830 wurden vier Vorbereitungs- und drei Gymnasialklassen festgesetzt; die Schüler hatten dann die Wahl, eine vierte Gymnasialklasse oder ein Jahr Lyzealstudien durchzumachen. 1834 wurde die vierte Gymnasialklasse allgemein verbindlich. Die Ordnung von 1854 behielt die vier Lateinklassen und die vier Gymnasialklassen bei, also eine achtjährige Vorbereitung für den Besuch der Universität. Erst 1874 wurden neun Iahreskurse (fünf Lateinklassen, vier Gymnasialklassen) nach den Vereinbarungen der deutschen Schulverwaltungen verbindlich. Lob die neue Schulordnung die Tätigkeit und Stellung der Lehrer an den höheren Lehranstalten, so sorgte eine neue Prüfungsordnung dafür, daß der Lehrerstand einen Nachwuchs bekam, der gleichartigen und hohen Anforderungen im Examen genügt hatte, der also innerlich nicht mehr die peinlichen Anterschiede zeigte wie früher. Vor allem wurde das Lehr­ amt für die zwei unteren Klassen der Lateinschule und die Ungleichheit der Prüfung an den drei Landesuniversitäten beseitigt. Die Prüfung wurde für das ganze Königreich nur in München abgelegt und damit in den Anforderungen einheitlich gemacht. Voraussetzung für die Zulassung zur Prüfung ist für alle Kandidaten ein vierjähriges akademisches Stu­ dium. Wer in dieser einheitlichen Prüfung sich nicht für das Gymnasium als befähigt erwies, aber mit den für die unteren Klassen genügenden Kenntnissen ausgestattet war, wurde der Lateinschule zugewiesen; die genaue Kenntnis der klassischen Sprachen und Autoren wurde als Forde­ rung schärfer betont. Dr. W. Markhauser sagt einmal: „Es liegt keine Übertreibung in der Behauptung, daß für den Anterrichtsbetrieb an den humanistischen Gymnasien Bayerns weder eine Prüftmgs- oder eine Schulordnung vor- noch nachher gleich segensreiche Wirkungen im Gefolge hatte wie die von 1853 und 1854" (Blätter für das Gymnasialschulwesen 1906 S. 455). Für die Entwicklung des Gymnasiallehrerstandes hatte die Prüfungsordnung den Segen einer gleichartigen Zusammensetzung

gebracht. And da auch die anderen früher genannten die Berufsgenossen trennenden Tatsachen in der Folgezeit an Schärfe verloren und sich aus­ glichen, so erstarkte unter den Kollegen mit der tatsächlichen Interessen­ gemeinschaft in Berufs- und Standesfragen auch das Gefühl der Zu­ sammengehörigkeit und des gleichen Wertes; die inneren Voraussetzungen eines Zusammenschlusses wurden so geschaffen. Dieser konnte also er­ folgen, wenn ihn Verhältnisse nötig machten, die alle Kollegen gemeinsam betrafen, und mußte erfolgen, wenn der rechte Augenblick die rechten Männer fand. Der Augenblick kam. Er fand den rechten Mann.

Die Gründung des Bayerischen Gymnasiallehrervereins. „Zur Organisation der bayerischen Gelehrtenschulen" betitelt sich das Programm des Münchener Wilhelms-Gymnasiums vom Jahre 1862/63. Sein Verfasser, der k. Gymnasialprofessor Dr. Wolfgang Bauer, bedauert dort ar2). Von ihren Beschlüssen und Anregungen hebe ich einige hervor: „Im § 29 der revidierten Schulordnung (von 1854) ist der Passus zu streichen: 1) Ähnliche Befürchtungen, wie sie Elsperger ausspricht, hatten den be­ rühmten Augsburger Rektor Mezger abgehalten, sich an den Bestrebungen des Gymnasiallehrervereins überhaupt zu beteiligen. Er fürchtete, das Zusammen­ wirken sämtlicher Lehrer für die Besserung unseres Schulwesens laufe in der Tat darauf hinaus, jede Eigenart der einzelnen Anstalten unmöglich zu machen und eine Schablone herzustellen (s. G. Mezger: Schulrat Dr. Georg Caspar Mezger. Nördlingen 1878 S. 171 und 172). 2) Von den 341 Mitgliedern im ganzen Königreich waren 90 — 26% in die Teilnehmerliste eingezeichnet.

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ein Schüler, welcher in die erste Klasse der lateinischen Schule aufgenommen werden wolle, müsse in den lateinischen Deklinationen geübt sein." Da­ durch wurde in Bayern die seit 1834 bestehende achtjährige Vorbereitung zur Äochschule gehalten, während in Preußen seit 1837 neun Iahreskurse bestanden. Die Schulordnung vom 20. August 1874 enthielt dann tat­ sächlich diese Bestimmung nicht mehr für den Eintritt in die erste sondern in die zweite Klasse und beseitigte durch Anfügung einer 9. Klasse*), der jetzigen ersten Lateinklasse, die ebenfalls bekämpften Vorschulen. Ebenso ließ die gleiche Schulordnung dem entsprechenden Beschlusse der General­ versammlung folgend die Abschlußprüfung zur Erlangung des Schluß­ zeugnisses der lateinischen Schule fallen und auch die Äbertrittsprüfung aus der lateinischen Schule in das Gymnasium*3),*2 obwohl * * * 8 ein dahin zielen­ der Antrag nicht die Mehrheit der Versammlung auf sich vereinigt hatte. Für das Absolutorium wurde von einer Minderheit gewünscht, man solle die Bestimmung des deutschen Themas der Prüfungskommission über­ lassen oder wenigstens die Auswahl aus mehreren Aufgaben; seit 1869 wird das letztere Verfahren geübt. Andere Anregungen, die ein Teil oder die Mehrheit der Teilnehmer gaben3), fanden ja nicht unmittelbar oder nicht unverändert Erfüllung. Aber es ist nicht zu bestreiten: die Loffnung, das Ergebnis gründlicher Vor­ arbeit und vielseitig erörternder Beratungen in allgemeinen Richtlinien, welche der Einzelentscheidung Spielraum lassen konnten, berücksichtigt zu sehen, erhielt seitdem bei den Mitgliedern den Eifer lebendig, sich mit den Schulfragen in Versammlungen eingehend zu beschäftigen und auch in der Zeitschrift das „Für" und „Wider" vorgeschlagener Änderungen in einer die Sache fördernden Weise zu besprechen. Unleugbar wurde auf solche Weise das Verständnis für neue Probleme des Berufes, für die *) Auf der 8. Generalversammlung (1872) beantragte Rektor Dr. Friedletn die Anfügung eines 9. Kursus, um die Gleichheit mit den norddeutschen Einrich­ tungen herbeizuführen und durch die Aufnahme philosophischer Propädeutik und die Berücksichtigung der Naturwissenschaften die Schüler besser für das Hochschul­ studium vorzubereiten. Die Versammlung erklärte ein weiteres Jahr für die all­ gemeinen Studien noch als nötig, ließ aber die Frage offen, wo dies anzufügen sei. 2) § 47 der Schulordnung von 1874 bestimmt, daß Schüler von einer fünf* (lässigen isolierten Lateinschule mit mindestens vier ordentlichen Lehrern beim Übertritte an eine vollständige Studtenanstalt nur auf Probe in die Klasse auf­ genommen werden, für welche sie das Zeugnis der Reife mitbringen. Schüler von isolierten Lateinschulen mit weniger als vier Lehrern müssen beim Übertritt an eine vollständige Anstalt eine Aufnahmeprüfung bestehen. 8) 3. B. an Stelle der deutsch-griechischen Aufgabe im Absolutorium eine griechisch-deutsche zu geben, die Absolutorialprüfung ganz fallen zu lassen.

Aufgaben und Mittel von Anterricht und Erziehung in den Reihen der Vereinsmitglieder vertieft; sie wurden für die wechselnden Forderungen des Tages interessiert und angeregt, diese auf ihren Wert zu prüfen und an der Weiterentwicklung der Schule, d. h. in erster Linie unseres Gym­ nasiums mitzuarbeiten. Daß der Verein diese selbstgewählte Aufgabe stets als Ziel verfolgte und für seine Mitglieder wie für die Schule und die Schulverwaltung wert­ volle Arbeit leistete, zeigen die Jahrgänge seiner Zeitschrift und die Ver­ handlungen der Generalversammlungen. Ich will meine nur das Wesent­ liche, das Grundsätzliche und Entscheidende in großen Linien zeichnende Darstellung hier nicht mit Einzelheiten zu stark belasten; ich gebe deshalb in Anhang II eine Zusammenstellung der wichtigeren Verhandlungsgegenstände, der Vorttagsthemen, bedeutungsvoller Thesen und Beschlüsse der Generalversammlungen dieses Zeittaumes. Er ist eine gewaltige Summe von Arbeit im Dienste unserer Schule, die aus dieser Zusammen­ stellung sich ergibt. Im Dienste der Schule! Seit der 6. Generalversammlung (1869) wurden neben der Erörterung von Thesen und Anträgen auch Vorttäge gehalten. Von den 50 Vorträgen, die bis 1913 gehalten wurden, liegen 14 auf wissenschaftlichem Gebiete [7 klassische Philologie, 5 Archäologie und Kunst, 1 Philosophie, 1 Biologie (Jetzt und einst)], 7 behandelten Fragen der Schulorganisation (Einheitsschule, Schulreform, Gymnasium), 3 die Fragen der Vorbildung, 5 allgemeine Anterrichts- und Erziehungs­ fragen und 20 waren Fragen des Fachunterrichtes gewidmet, davon be­ trafen 6 die Stoffverteilung und 14 die Stoffbehandlung. Von 72 wich­ tigeren Thesen und Anttägen, die auf den Generalversammlungen bis 1913 erörtert wurden, betrafen 22 Fragen der Schulorganisation, der Vorbildung, der äußeren und inneren Ordnung der Schule, 48 aber Fragen der Stoffverteilung (18) und der Stoffbehandlung (30) der ein­ zelnen Unterrichtsfächer, die einschließlich Geschichte, Geographie, Französisch, Mathematik und Physik, alle etwa im gleichen Verhältnis be­ teiligt sind; dazu kommen noch Berichte über Gestaltung und Auswertung von Schülerbüchereien, über Fragen der Gesundheit u. a. And wenn wir das vom Vereine Geleistete richtig würdigen wollen, dürfen wir nicht übersehen, daß neben den Generalversammlungen seit 1905 die Versammlungen der in den größeren Städten gebildeten Orts­ gruppen, seit 1909 der Bezirksvereine, seit 1910 die Bezirksvertreterver­ sammlungen sich gleichfalls mit Berufs- und Schulfragen beschäftigten. Vor allem aber ist die Zeitschrift des Vereins zu beachten, in welcher

Thesen und Beschlüsse der Generalversammlungen durch Aufsätze vor­ bereitet oder im Austausch der Meinungen noch weiter erörtert wurden. Die Generalversammlungen des Bayerischen Gymnasiallehrer­ vereins waren Versammlungen praktischer Schulmänner. Sie hatten neben dem Zwecke der persönlichen Begegnung der Mitglieder vor allem der Förderung von Berufsangelegenheiten zu dienen, Fragen des Unter­ richtes und der Erziehung, überhaupt Schulfragen zu besprechen, neue Aufgaben zu erkennen, zu klären und Lösungsmöglichkeiten zu erörtern, die Forderungen und Wünsche der Theorie durch die Erfahrungen der Praxis zu stützen oder zu bekämpfen. Erörterung rein fachwissenschaftlicher Pro­ bleme wäre wegen der Zusammensetzung der Generalversammlung aus Angehörigen verschiedener Lehrämter nur in Sektionssitzungen zweckmäßig gewesen; für das Austragen wissenschaftlicher Meinungsverschiedenheiten waren in erster Linie die „Blätter" da. In den Generalversammlungen wurden nur solche wissenschaftliche Themen in Vorträgen behandelt, bei denen Fragestellung und Durchführung auch dem Nichtfachmann Interesse abgewinnen konnten. Wissenschaftlicher Ernst und die Überzeugung, daß gründliche wissen­ schaftliche Durchbildung für Lehrer der höheren Lehranstalten unentbehrlich sei, durchzieht alle Äußerungen, die vom Vereine als solchem in Beschlüssen von Generalversammlungen und von Ortsgruppen wie auch von einzelnen Mitgliedern in der Frage der Vorbildung vorliegen. Vor allem gilt das für die zahlreichen Aussätze und Vorträge, welche sich mit der Prüfungs­ ordnung vom Jahre 1895 beschäftigten*) und für die gründliche Behändlung des Entwurfes der neuen Prüfungsordnung?). Bei allen Ab­ weichungen in den Wegen zum Ziele waren alle einig in dem Ziele selbst: durch ein ausgedehntes üniversitätsstudium und vertiefte Anforderungen im Examen die wissenschaftliche Tüchtigkeit des Lehrerstandes zu sichern. In dem gleichen Geiste waren die Wünsche gehalten, welche der wissen-) Gebhard in den Bl. f. d. G. 1895 S. 359ff. und 1899 S. Iss., besonders 21 ff. und 1900 S. 625 ff., Stölzle, Bl. f. d. G. 1898 S. 10ff., ferner £ off­ mann, Bl. f. d. G. 1899 S. 213ff., Preger, Bl. f. d. G. 1899 S. 222ff., Dyroff. Bl. f. d. G. 1901 S. 1 ff., Wucherer, ebenda 1901 6.546ff., Römer, Lebensfragen des humanistischen Gymnasiums in Bayern 1900. Ferner mein Vortrag in der Münchener Gymnasiallehrervereinigung vom 8. November 1905, der separat erschien; dann Römer, Zur Reform der Prüfungsordnung 1906, dazu meine Besprechung Bl. f. d. G. 1906 S. 544ff. Brand, Bl. f. d. G. 1906 S. 99ff. 2) Siehe die Besprechungen von Flierle, Weber, Preger, Acker­ mann, Wielettner, Stadler in den Bl. f. d. G. 1910 6.401—420. Stemplinger. Neue Zahrb. 1910 II. Abt. S. 579ff.

schastlichen Weiterbildung galten, soweit diese durch Organisation unter­ stützt werden samt1).2 Es ist ferner ein Verdienst des Vereins, das Augenmerk der Schul­ verwaltung auf die Notwendigkeit einer praktischen Vorbildung für das höhere Lehramt gelenkt zu haben3). Die Forderungen, welche die 14. und 15. Generalversammlung nach eingehenden Beratungen erhoben, mußten sich durchsetzen. Kam ihnen schon die Prüfungsordnung vom Jahre 1895 durch Einfügung der Pädagogik als Prüfungsfach in den zweiten Prü­ fungsabschnitt entgegen, so brachte die endgültige Erfüllung die obliga­ torische Einführung der pädagogisch-didaktischen Kurse an den Gymnasien im Schuljahre 1896/18973). Es ist eine erfreuliche Anerkennung der wohl­ überlegten Vorschläge Deuerlings und anderer Mitglieder auf der 14. Ge­ neralversammlung (1886), daß die Seminarordnung sie in wesentlichen Punkten ausnahm. And ebenso erfreulich ist es, daß die Anregung, auch den *) Stich, Philologische Ferienkurse. (Eine Anregung.) Bl. f. d. G. 1901 S. 59ff., Stempltnger, Wissenschaft und Lehrberuf, Bl. f. d. G. 1912 S. 13ff., Raab, Zur Frage der wissenschaftlichen Weiterbildung, ebenda 1912 S. 190ff., Stählin, Die wissenschaftliche Weiterbildung der akademisch gebildeten Lehrer, Bl. f. d. G. 1913 S. 324ff., Stölzle, Die wissenschaftliche Weiterbildung des Lehrpersonals an den bayerischen Gymnasien, Bl. f. d. G. 1912 S. 91 ff. In grund­ sätzlichen Ausführungen behandelt die voneinander abweichenden Ziele und Auf­ gaben der Philol. Wissenschaft und des Gymnasiallehrers und die daraus sich er­ gebende besondere Art seiner persönlichen Weiterbildung G. Äofmann, Zur Frage der Weiterbildung und Berufsauffassung im höheren Lehrerstand, Bl. f. d. G. 1913 in-Äbersetzungen im neusprachlichen Unterricht"; er nahm einen vermittelnden Standpunkt ein. 24. Generalversammlung (1907). Vortrag von Gymnasial-Professor Dr. Neff (München, Wilhelms-Gymna­ sium): „Der Gymnasiallehrerstand einst und jetzt." Gymnasialasststent Enzensperger (München, Wilhelms-Gymnasium) begründete einige Thesen für den geographischen Unterrichts. Die erste wurde in eingehenden Darlegungen auch von Professor Dr. von Drygalski (Mün­ chen) unterstützt, der für eine Erweiterung des Geographieunterrichtes besonders unter dem Gesichtspunkt eintrat, daß damit eine geistige Brücke geschlagen werde zwischen der Anttke, also der humanistischen Bildung, und dem prak­ tischen Leben. Die Möglichkeit, daß der Philologe oder Mathemattker sich für diesen Unterricht vorbereiten könne, sei zu bejahen. Die Endziele des huma­ nistischen Studiums und des geographischen Studiums, das im Menschen das reizvollste Objekt der Forschung habe, deckten sich. Die erste These lautete: „Der Philologe (bzw. Mathemattker) soll die Möglichkeit behalten, am humanistischen Gymnasium den Geographieunterricht zu erteilen. Die Berechttgung hiezu erwirbt er durch Ablegung einer eigenen Prüfung." Die zweite These will eigene Lehrer für Geographie nur berufen sehen, wenn an dem betreffenden humanistischen Gymnasium zur Erteilung des Unterrichtes berechttgte Lehrer nicht vorhanden seien. Die dritte lautete: „Es ist wünschenswert, daß ein Weg gefunden wird (entweder durch Vorträge oder im fakultattven Unterricht), das geographische Wissen der Schüler an den höheren Klassen des humanistischen Gymnasiums auszubauen und zu verttefen." Die beiden letzten Thesen wurden einstimmig, die erste fast einstimmig ange­ nommen. An Stelle einer vom Ausschüsse vorgeschlagenen These, welche es nicht grundsätzlich ablehnen wollte, wenn eine Änderung der Prüfungsordnung die wissenschaftliche Vorbildung im ersten, die praktische Vorbildung im zweiten Abschnitte geprüft sehen wolle, wurde die These Äeisenbergs angenommen: „Der Lehrer der philologisch-historischen Fächer an einem humanistischen Gymnasium soll ein fünfjähriges Universitätsstudium absolviert haben. Das­ selbe soll unterbrochen werden durch eine erste Prüfung, in welcher auf das für die unteren und mittleren Klassen des Gymnasiums bewährte Ordinarius­ system Rücksicht genommen wird. Es soll seinen Abschluß finden in einer zweiten Prüfung, deren Kern die wissenschaftliche Arbeit aus der klassischen Philo­ logie oder Germanistik oder Geschichte bildet." 25. Generalversammlung (1909). Beratung und Schaffung neuer Statuten mit Einführung von Bezirksvereinen und Bezirksvertretern. — Umgestaltung der wissenschaftlichen Vereinszeit­ schrift und Einführung der für Vereinsmitteilungen bestimmten „Mitteilungen des bayerischen Gymnasiallehrervereins" als eines besonderen Blattes. Vortrag von Gymnasial-Professor Dr. Stadler (München, Maxx) 291. f. b. G. 1907 S. 496 ff.

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Gymnasium), Honorarprofessor der Technischen Hochschule über: „Biologie jetzt und ernst1)/' **4**7 Vortrag von Gymnasial-Professor Dr. W. Wunderer (München, Wilhelms-Gymnasium) über: „Schülerführungen^)." Generalversammlung (1911). Vortrag von Gymnasial-Professor Diptmar (Nürnberg) über: „Lessings Laokoon im Lichte der Vergangenheit und im Urteil der Gegenwartb)." Vortrag von Gymnasial-Professor Dr. Huber (Bamberg, Neues Gym­ nasium) über: „Die ältere römische Geschichte im Unterrichtes." Generalversammlung (1913). Feier des fünfzigjährigen Bestehens. Fest-Vortrag von Oberstudienrat Gymnasial-Nektor Dr. Patin (Negensburg) über: „Humanistische Bildung und Gegenwart^)." Allgemeine Mitgliederversammlung (1919 in München). Vortrag von Oberstudienrat Rektor Neff (Bayreuth): „Was fordert die neue Zeit vom humanistischen Gymnasium?" Vortrag von Gymnasial-Professor Dr. Hans Bauerschmidt (München, Realgymnasium, ehemal. Kadettenkorps): „Zur Frage der Einheitsschule." Hauptversammlung (1923 in Würzburg). Die Gedenkfeier seines sechzigjährigen Bestehens beging der Verein am 21. und 22. Mai in Würzburg, wo gleichzeitig der Vereinsverband der akademisch gebildeten Lehrer tagte. Festvortrag von Geheimrat Prof. Dr. Stählin (Erlangen) über: „Unsere Gegenwart und das humanistische Gymnasium." Vortrag von Prof. Dr. Anton Mayer (München) über „Die Prin­ zipien der Heimatkunde an höheren Schulen"«). Vortrag von Oberstudiendirektor Dr. Dostler (München): „Der gegen­ wärtige Stand der Technik des stehenden und laufenden Lichtbildes." Hauptversammlung (1925 in Negensburg). Vortrag von Studienprofessor Dr. Peter Schneider: „Der deutsche Unter­ richt im Dienste der Erziehung zum Volksadel." Vortrag von Studienprofessor Braig (Nürnberg) über: „Die Be­ deutung des Zeichen- und Kunstunterrichtes für die humanistische Erziehung" (verbunden mit einer Ausstellung von Schülerarbeiten). Festvortrag von Universitätsprofessor Dr. Ed. Spranger (Berlin): „Der deutsche Geist und die Antikes." Vortrag von Oberstudienrat Dr. Littig (Negensburg) über „Gegen­ wartsaufgaben, Wege und Ziele des erdkundlichen Unterrichts" (verbunden mit einer Ausstellung von Schülerarbeiten). Vortrag von Oberstudienrat Dr. Schreibmüller (Ansbach): „Die Gegenwart im Geschichtsunterricht." ») a) ') 4) e) •) 7)

Bl. f. d. G. 1909 S. 409 ff. 931. f. b. G. 1909 S. 419 ff. 931. f. b. G. 1911 S. 273 ff. 931. f. b. G. 1911 S. 292 ff. Siehe Bayerische Staatszeitung 1913, Nr. 115 vom 19. Mai. Bayer. 931. f. d. G. 1924 S. 18 ff. Bayer. Bl. f. d. G. 1925 S. 193 ff.

31. Hauptversammlung (1927 in München). Festrede von Geheimrat Dr. August Leisenberg (München): „Ist das humanistische Gymnasium noch zeitgemäß^) ?" Vortrag von Geheimrat Professor Dr. Zenneck (München): „Neue experimentelle Lilfsmittel der Physik" (mit anschließender Führung in der Technischen Lochschule). Vortrag von Geheimrat Dr. Ed. Schwartz: „Die Alkestis des Euripides." „Grundlegende Demonstrationen über die Verwendung des Bildwerfers", St.Pr. Paul Wimmer. 32. Lauptversammlung (1930 in Nürnberg). Vortrag von Lochschulprofessor Dr. Anton Mayer (Freising): „Geschichts­ quellen im Geschichtsunterrichts." Vortrag von Studienprofessor Dr. Stumfall (München): „Die neueren Sprachen am Gymnasium." Vortrag von Oberstudiendirektor Df. Friedrich Stählin (Nürnberg): „Demetrias ein Meisterwerk griechischer Städtegründung." Vortrag von Studienrat Dr. K. Rupprecht (Aschaffenburg): „Der Gott auf Erden. Ein Beitrag zur Lorazerklärung und zur Geschichte des Messianismus im Westen." Festvortrag von Studienprofeffor Lans Scharold (München): „Päda­ gogische Probleme der Gegenwart und ihre Auswirkung auf die höhere Schule»)." ') Bayerisches Bildungswesen, Nichtarnll. Beiblatt zum Amtsblatt des b. Staatsministeriums f. U. u. K. I.Jahrg. 1927 S. 737 ff. a) Bayer. Bildungswesen, 4. Iahrg. 1930 S. 385ff. ') Bayer. Bl. f. d. G. 1930 S. 129—140.

Anhang m. Grüttdungöjahre der humanistischen Lehranstalten in Bayern. (Die eingeklammerten Jahreszahlen geben an, wann die Anstalt als Gymnasium bzw. als Progymnasium eingerichtet wurde, soweit dies ermittelt werden konnte, oder wann sie mit Realklaffen ausgestattet wurde.) 1526 1528 1530 1531 1537 1540 1546 1549 1558 1559 1561 1562 1578 1586 1605 1611 1620 1626 1629 1631 1632 1660 1664 1745 1768

I. Gymnasien. 1804 Nürnberg Melanchthongymna1817 sium 1824 Ansbach Burghausen (1872) Augsburg St. Anna Regensburg Altes G. 1827 1828 Speyer Kos 1837 1838 Dillingen Zweibrücken München Wilhelmsgymnasium 1840 Würzburg Altes G. 1850 Eichstätt 1858 1863 Neustadt a. d. Weinstraße (Lardt) (1880) 1872 Bamberg Altes G. Coburg Castmirianum 1880 Passau 1886 Aschaffenburg 1889 Neuburg a. d. D. 1890 Amberg 1896 Landshut 1901 1904 Straubing Schweinfurt 1905 Münnerstadt 1907 Bayreuth Erlangen 1910 Pirmasens (1909)

um 1500

Kempten Günzburg (1900) Ludwigshafen a. Rh. (1898) mit Realgymnasium München Ludwigsgymnasium Freising Augsburg St. Stephan Metten (Benediktiner) Lohr (1912 Gymn., 1928 mit Realschule) Rosenheim (1896) München Maxgymnasium Ingolstadt (1898) Fürth (1896) Kaiserslautern Landau (Pfalz) Regensburg Neues G. Würzburg Neues G. Nürnberg Neues G. Bamberg Neues G. München Theresiengynmasium Traunstein (1934) Weiden Ettal (Benediktiner) mit Realg. München Wittelsbachergymna­ sium (1920 mit Realg.) Pasing (1925 G. 1928 mit Realschule).

II. Progymnasien. Windsheim (1894 Prog. 1817 Frankental 1927 mit Realschule) 1836 Kirchheimbolanden

1530 1540 1543 1567 1700 1729

Windsbach (1898 Pr.) Schwabach (1894 Pr.) Öttingen Neustadt a. A. (1894 Pr. 1928 mit Realschule) Mittenberg a. M. (1902 Pr. 1922 mit Realschule Grünstadt (Pfalz)

1837 1840 1845 1884 1889 1899

Kusel (Pfalz) Edenkoben Scheyern (Benediktiner) Äamrnelburg (1905 Pr.) Schäftlarn (Benediktiner, 1894 Pr.) Donauwörth (1897 Pr.) Forchheim (1903 Pr. 1928 mit Realschule).

III. Lateinschulen. 1526

Bergzabern

1873

Landstuhl.

I V. An den 9 Realschulen, die mit einem Progymnasium verbunden sind, haben die humanistischen Anstalten die folgenden Gründungszeiten (die Gründungs­ jahre der betreffenden Realschule sind in Klammern beigefügt): 14. Jahrh. 1528 1536 1552 1592

Memmingen (1834) Lindau (1859) Weißenburg i. B. (1875) Nördlingen (1836) Rothenburg (1881)

1872 Kitzingen 1905 Kaufbeuren (1834) 1927 Garmisch-Partenkirchen (1921) 1934 Cham (1923).

Bon den im Jahre 1937/38 bestehenden rein humanistischen 68 Lehranstalten Bayerns sind also gegründet worden nach der Reformation im 16. Jahrhundert 20, darunter 14 jetzige Gymnasien; „17. „ 10 (jetzt Gymnasien); „ 4, darunter 2 Gymnasien; „ 18. „ 19. „ 29, „19 ,, ; „ 20. „ 5 (jetzt Gymnasien). Genau die Äälste wurden also im 19. und 20. Jahrhundert errichtet; sie verteilen sich auf die einzelnen Jahrzehnte ungefähr gleichmäßig. Fünf von den Gymnasien bestehen als humanistische Anstalten über 400 Jahre, neun zwischen 350 und 400 Jahre, acht zwischen 300 und 350, zwei über 270 Jahre; fünf Progymnasien bestehen zwischen 370 und 430 Jahre. Durch die Neuordnung des höheren Schulwesens werden vom Schuljahr 1938/39 abgebaut bzw. in deutsche Oberschulen umgewandelt folgende 21 huma­ nistische Gymnasien: Augsburg St. Stephan, Bamberg A.G., Burghausen, Dillingen, Eichstätt, Ettal, Freising, Fürth, Günzburg, Lohr, Metten, München Ludwigsg., Wittelsbacherg., Münnerstadt, Neuburg, Pasing, Regensburg N. G., Speyer, Straubing, Traunstein, Würzburg N. G.: ferner die fünf Realgymnasien. Sämtliche Progymnasien und Lateinschulen werden fünfklassige deutsche Ober­ schulen.

Anhang IV. Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, daß trotz heftiger Bekämpfung des huma­ nistischen Gymnasiums in der Nachkriegszeit die Besucherzahlen auch in den schlimm­ sten Jahren nur geringe Schwankungen aufweisen, die sich bei dem Neuzugang zumeist aus der Geburtenabnahme oder Geburtenmehrung der Jahrgänge erklären, die ihrem Alter nach für den Eintritt in die höheren Schulen in Betracht kommen. Von einer Abwendung von den humanistischen Schulen kann man jedenfalls nicht sprechen, wenn man den Anteil der einzelnen Schulgattungen an der Gesamtzahl der Schüler für mehrere Jahre vergleicht. Die folgenden Zahlen sind nach dem amtlichen Materials zusammengestellt. Von der Gesamtschülerzahl der bayerischen höheren Lehranstalten waren zu Beginn des Schuljahres Im Schuljahr ...

1925/26 1926/27 1927/28 1928/29 1929/30 1930/31 1931/32 1932/33 1933/34 1934/35 1935/36

Gymnastalschüler. Realg.-Schüler... Reforrnrealg.Schüler............... Realschüler.......... Aufbauschüler

35,24 5,67

36,38 5,78

38,31 5,79

40.60 5,75

in Pro zerrten 42,09 43,42 44,82 5,93 6,05 6,41

46,99 6,78

47,49 7,08

46,49 7,49

43,26 7,53

0,66 58,43 —

0,63 57,21 —

0,64 55,26 —

0,66 52,99 —

0,64 51,34 —

0,72 45,51 —

0,69 44,74 —

0,59 45,43 —

0,55 43,83 4,83

0,70 49,83 —

0,71 48,06 —

*) Die vom Unterrichtsministerium herausgegebenen Übersichten über die Klassenbildung sowie die Zahl und das Bekenntnis der Schüler an den staatlichen höheren Lehranstalten Bayerns für die männliche Jugend.



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