Funktionsverbgefüge vom Typ "in Erfahrung bringen": ein Beitrag zur generativ-transformationellen Grammatik des Deutschen 3484101660, 9783484101661

Die Buchreihe Linguistische Arbeiten hat mit über 500 Bänden zur linguistischen Theoriebildung der letzten Jahrzehnte in

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Table of contents :
0. VORBEMERKUNG
1. EINLEITUNG
1.1 Vorläufige Eingrenzung des Gegenstandes
1.2 Einführung der Grammatiktheorie
2. HEURISTISCHE ANALYSE DER FVG
2.1 Ziel und Methoden der Heuristik
2.2 Permutationsanalyse der PP
2.3 Kommutationsanalyse der PP
2.4 Paraphrasetest mit den FVG
2.5 Partielle Kompetenz als Basis unserer syntaktischen Analyse
2.6 These über die grammatische Beschreibung der FVG
3. GRAMMATIK DER FUNKTIONSVERBGEFÜGE I
3.1 Die PSG bei Steinitz 1969
3.2 FV als Expansion von AUX
3.3 FVG als Expansion von VB
4. GRAMMATIK DER FUNKTIONSVERBGEFÜGE II
4.1 Basiskomponente der Grammatik II
4.2 Transformationskomponente der Grammatik II
4.3 Kritik der Grammatik II
5. GRAMMATIK DER FUNKTIONSVERBGEFÜGE III: LEXIKALISCHE LÖSUNG
5.1 Entwurf einer Basiskomponente
5.2 Syntax III der FVG: Basis
5.3 Syntax III der FVG: Transformationen
6. GRAMMATIK DER FVG IV: GENERATIVE SEMANTIK
6.1 Zur semantischen Adäquatheit der Grammatik III
6.2 Skizze einer generativen Semantik als Basiskomponente
6.3 Skizze einer generativen Semantik der FVG
7. LITERATUR
8. ANHANG: INVENTAR DER FVG
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Funktionsverbgefüge vom Typ "in Erfahrung bringen": ein Beitrag zur generativ-transformationellen Grammatik des Deutschen
 3484101660, 9783484101661

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Linguistische Arbeiten

l

Herausgegeben von Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner

Wolfgang Herrlitz

Funktionsverbgefüge vorn Typ »in Erfahrung bringen« Bin Beitrag zur generativ-transformationellen Grammatik des Deutschen

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1973

ISBN 3-484-10166-0

Max Niemeyer Verlag Tübingen 1973 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. Printed in Germany

VOFWORT DER HERAUSGEBER

Mit dem vorliegenden Band wird die neue Reihe Linguistische Arbeiten eröffnet. Die Herausgeber möchten - zugleich auch im Namen des Max Niemeyer Verlages die Ziele dieser Publikationsreihe kurz charakterisieren. Grundsätzlich soll unsere Reihe dazu dienen, Ergebnisse der aktuellen sprachwissenschaftlichen Forschung möglichst ohne Zeitverlust der interessierten Fachöffentlichkeit zugänglich zu machen. Als wesentliches Kriterium für die Aufnahme von sprachwissenschaftlichen Arbeiten in die Reihe soll gelten, daß' die Arbeiten, die aus allen Bereichen der heutigen Sprachwissenschaft stammen können, die jeweils zugrundeliegenden theoretischen Positionen explizit aufführen und deren Relevanz für die abzuhandelnden materialen Probleme aufzeigen. Die Herausgeber streben bei der Gestaltung der Reihe eine möglichst ausgewogene Verteilung von primär theoretischen und stärker materialgebundenen, von synchronisch orientierten und sprachhistorischen Arbeiten an. Wir legen als Herausgeber besonderen Wert darauf, für die Fortführung der Reihe gute und möglichst allgemein interessierende akademische Schriften zu gewinnen (Dissertationen, Habilitationsschriften oder auch größere Aufsätze, die sich mit anderen zu einem Band vereinigen lassen). Wir hoffen, daß die Linguistischen Arbeiten auf dem sich in lebhafter Bewegung befindlichen Feld der Sprachwissenschaft eine nützliche Funktion erfüllen werden, und bitten um Zusammenarbeit mit interessierten Rollegen. Herbert E. Brekle Hans Jürgen Heringer Christian Rohrer Heinz Vater Otmar Werner

INHALT

0.

VORBEMERKUNG

IX

1.

EINLEITUNG

l

1.1 1.2

Vorläufige Eingrenzung des Gegenstandes Einführung der Gramrratlktheorie

l 2

2.

HEURISTISCHE ANALYSE DEP. FVG

9

2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6

Ziel und Methoden der Heuristik Permutationsanalyse der PP Konrcutationsarialyse der PP Paraphrasetest mit den FVG Partielle Kompetenz als Basis unserer syntaktischen Analyse These über die gramratische Beschreibung der FVG

3.

GRAMMATIK DER FUNKTIONSVEFEGEFÜGE I

3.1 3.2 3.3

Die PSG bei Steinitz 1969 FV als Expansion von AUX FVG als Expansion von VE

31 33 39

4.

GRAMMATIK DER FUNKTIONSVEPBGEFÜGE II

42

4.1 4.2

Basiskomponente der Grammatik II Trans formationskomponente der Grammatik II

42 52

4.3

Kritik der Grammatik II

72

5.

GRAMMATIK DER FUNKTIONSVEPEGFFÜGE III: LEXIKALISCHE LÖSUNG

79

5.1 5.2 5.3

Entwurf einer Basiskonponente Syntax III der FVG: Basis Syntax III der FVG: Transformationen

80 95 Io7

6.

GRAMMATIK DER FVG IV: GENERATIVE SEMANTIK

114

6.1 6.2 6.3

Zur semantischen Adäquatheit der Grammatik III Skizze einer generativen Seirantik als Basiskomponente Skizze einer generativen Seirantik der FVG

7.

LITERATUR

153

8.

ANHANG: INVENTAR DER FVG

16o

9 13 14 25 29 29 31

114 125 141

o.

VORBEMERKUNG

Zu Beginn der sechziger Jahre gab es einen gewissen Höhepunkt sprachkritischer Diskussion in der Auseinandersetzung zwischen Sprachkritikern und Sprachwissenschaftlern über die 'Sprache in der verwalteten Welt', personifiziert in den Kontrahenten Dolf Sternberger und Peter von Polenz. Dabei spielte traditionsgemäß die unterschiedliche Beurteilung des "Nbminalstils" eine wichtige Rolle. In der Nachfolge dieser Kontroverse erschien eine ganze Reihe von sprachwissenschaftlichen Arbeiten über die "Funktionsverbgefüge" des Deutschen (vom Typ in Erfahrung bringen und Bescheid geben), die sich vor allem darum bemühten, die besondere sprachliche Leistung dieser Syntagmen herauszuarbeiten (vgl. dazu die Literaturangaben in Abschnitt 1.2.2). Dagegen ist unser Ziel die g r a m m a t i s c h e B e s c h r e i b u n g d e r präpositionalen Funktionsverbgefüge (also nur die Beschreibung des Typs in Erfahrung bringen). Gleichfalls in den sechziger Jahren rezipierte die germanistische Sprachwissenschaft die Linguistik (vor allem amerikanischer Prägung). Seitdem hat sich Forschung und Lehre weitgehend verändert, der Wechsel von Methoden, Theorien und Forschungsgebieten hat internationales Ausmaß und eine entsprechende Geschwindigkeit angenommen. Deswegen ist es immer schwieriger geworden, in einer Analyse, die längere Zeit in Anspruch nimmt, ein und dieselbe theoretische Basis zu benutzen, ohne hoffnungslos hinter dem aktuellen Stand der Diskussion zurückzubleiben. Besonders groß scheint mir diese Schwierigkeit dann zu sein, wenn nicht mithilfe einzelner Beispiele ein neuer theoretischer Vorschlag expliziert, sondern ein Beitrag zur linguistischen Beschreibung einer Einzelsprache geleistet werden soll, der darauf angelegt ist, viel Material zu verarbeiten und außerdem voraussetzt, daß die zugrundeliegende Theorie akzeptiert ist und die Analyse in den Rahmen der allgemeinen Grammatik dieser Sprache eingepaßt werden kann. Ich habe versucht, dieses Problem so zu lösen, daß (nach einer Heuristik, die vorwiegend mit Methoden des Strukturalismus arbeitet) nacheinander vier verschiedene Grammatiken der Funktionsverbgefüge vorgeschlagen werden, und zwar so, daß aus der Kritik der Grammatik I die Grammatik II entwickelt wird usw., wobei entsprechende Vorschläge der theoretischen

Linguistik die Basis für die Revision abgeben. Die Grammatiken I und II haben als Grundlage Chomskys Aspects (Chomsky 1965}, die Grammatik III verarbeitet die lexikalistischen Vorschläge Chomskys (Chomsky 197O) und die Kasusgrarmatik Filimores (Fillmore 1968 und 1971), Grammatik IV bietet eine Beschreibung der Funktionsverbgefüge im Modell der generativen Semantik. Ich habe mich bemüht, auf der Grundlage von Mäquatheitskriterien die einzelnen Vorschläge zu kritisieren und so die Modelle I - IV als Alternativen auseinander abzuleiten. Die vier Modelle spiegeln (natürlich mit Abstrichen) die Diskussion der generativen Grammatik von 1965 bis 1972. Diese Arbeit soll einen Beitrag zu einer generativ—transformationeilen Grammatik des Deutschen leisten; sie könnte außerdem etwas zur Beantwortung der Frage beisteuern, wie ein Grammatikmodell aussehen muß, das eine adäquate Beschreibung einer Sprache ermöglicht; vielleicht bietet sie, da Funktionsverbgefüge in einer ganzen Reihe von Sprachen zu beobachten sind (vgl. Nickel 1968), drittens einigen Aufschluß für die Beschreibung eines allgemeineren sprachlichen Phänomens, nämlich des komplexen nominalen Prädikats. Ich danke Herrn Theo Schumacher, Herrn Wolfgang Mohr und Herrn Otmar Werner für die Betreuung dieser Arbeit in ihren jeweiligen Stadien; ich danke meinen Tübinger Kollegen für Diskussionen, Anregungen und Kritik; ich bedanke mich bei Frau Hildegard Mayer für die mühselige Herstellung der Druckvorlage. Tübingen, Dezember 1972

Wolfgang Herrlitz

l.

EINLEITUNG

1.1

Vorläufige Eingrenzung des Gegenstandes

1.1.1

In der vorliegenden Arbeit sollen die Kontoinationen aus Verb, Präposi-

tion, Artikel und Substantiv analysiert werden, wie sie etwa in den Verbalphrasen folgender Sätze stehen: (1.1)

Paul nimmt sich vor seiner Schwiegermutter in Acht

(1.2)

Die Rettungsarbeiten hielten das ganze Dorf in Atem

(1.3)

Das Landestheater brachte den Faust zur

(1.4)

Eine Gehaltserhöhung steht in Aussicht

(1.5)

Eine Gehaltserhöhung kommt nicht in Betracht

(1.6)

Der Zug setzt sich langsam in Bewegung

(1.7)

Paul wird von seiner Schwiegermutter unter Druck gesetzt

(1.8)

Herrn Mayers Verhalten steht nicht in Einklang mit der Straßen-

Aufführung

verkehrsordnung (1.9)

Die Maschine wurde von einem Spezialisten in Gang gesetzt

(1.10) Der Genösse brachte dem Vorsitzenden einen Skandal zur Kenntnis Diese Syntagmen kann man (in der Oberflächenstruktur) folgendermaßen beschreiben: .(1.11) Präposition + (bestimmter Artikel) + Substantiv + Verb In dieser Beschreibung ist die Komponente 'bestürmter Artikel·1 in runde Klammern gesetzt zum Zeichen, daß diese Komponente in einigen Fällen obligatorisch steht, in anderen Fällen obligatorisch nicht stehen darf. Außerdem zeigen bereits die Beispiele (1.1) - (1.1O), daß der Artikel immer nur in der mit der Präposition (PRÄP) verschmolzenen Variante auftritt. Für die Verben (V) in diesen Syntagmen hat Polenz 1963 den Terminus 'Funktionsverben1 (FV) geprägt; im Anschluß daran nennt Engelen 1968 das ganze Syntagma 'Funktionsverbgefüge' (FVG). FV können sowohl mit Präpositionalphrasen (PP) al·s auch mit Nomina (N) ohne PRÄP konstruiert werden (Haltung annehmen usw.). In dieser Arbeit beschränken wir uns auf die Syntagmen mit PRÄP, weil· sich in dieser Teilmenge der FVG regelmäßige syntaktische und semantische

Phänomene erkennen lassen, die durch generellere Regeln beschrieben werden können (vgl. dazu etwa die Taxonomien bei Engelen 1968 und Klein 1968). 1.1.2 In dieser Arbeit sollen die FVG in ihrer syntaktischen Struktur beschrieben werden. Das besondere Problem einer solchen Beschreibung liegt zunächst darin, daß es viele Syntagmsn der Oberflächenstruktur (1.11) gibt, die von Sprechern des Deutschen sowohl in ihrer syntaktischen als auch in ihrer seitiantischen Struktur ganz anders beurteilt werden als die FVG, wie etwa (1.12) Der Direktor brachte seine Frau zur Aufführung des Faust (1.13) -in dicker Baum steht mir mitten in der Aussicht (1.14) Die Maschine wurde von drei kräftigen Herren in den Gang gesetzt (1.15) Paul denkt an seine Schwiegermutter (1.16) Herr Mayer schläft am Mittag Aufgabe einer syntaktischen Beschreibung wird es sein, diese Unterschiede intuitiver Art dadurch zu explizieren, daß im Rahmen einer umfassenderen Granmatiktheorie den verschiedenen Typen der PP spezifische syntaktische Strukturbeschreibungen zugeordnet werden. Dabei sollen die FVG im Mittelpunkt des Interesses stehen; eine exakte Abgrenzung der FVG gegen die PP anderer Struktur wird dann die endgültige syntaktische Theorie für diesen Gegenstandsbereich leisten.

1.2

Einführung der Gratnratiktheorie

1.2.1 Von einer Theorie über eine Sprache (d.h., von einer Graitmatik) kann man Adäquatheit auf drei Ebenen verlangen: (i) Eine Granmatik soll b e o b a c h t u n g s a d ä q u a t sein, d.h., sie soll beobachtete sprachliche Daten korrekt beschreiben. Eine beobachtungsadäquate Granmatik basiert also empirisch auf Daten der Performanz, und sie hat ihre Grenzen in der Unmöglichkeit, ohne die kompetente Beurteilung beobachtbarer Daten so grundlegende Eigenschaften wir Grantnatikalität, Ambiguität, Synonymie konstatieren zu können. (ii) Eine Granmatik soll b e s c h r e i b u n g s a d ä q u a t sein, d.h., sie soll nicht nur beobachtete Daten, sondern die Konpetenz eines Sprecher-Hörers und dessen intuitive Beurteilung sprachlicher Daten so

(iii)

beschreiben, daß generelle Regulär!täten, die den empirischen Daten zugrundeliegen, formuliert, werden. Eine beschreibungsadäquate Grammatik basiert also empirisch auf der Beurteilung beobachtbarer sprachlicher Daten durch den kompetenten Sprecher-Hörer; dadurch ist sie in der Lage, die in der Kompetenz internalisierten Regularitäten zu beschreiben, Eine Grammatik soll e r k l ä r u n g s a d ä q u a t sein, d.h., sie soll mit einer Theorie verbunden sein, die es erlaubt, verschiedene Grammatiken nach dem Maßstab der Beschreibungsadäquatheit zu bewerten und auf diese Weise die beste Beschreibung der Kompetenz des idealen Sprecher-Hörers auszuwählen. Diese Bewertungskriterien für Grammatiken hat Chomsky 1964, 62 f. formuliert: "The lowest level of success is achieved if the grammar presents the observed primary data correctly. A second and higher level of success is achieved when the grammar gives a correct account of the linguistic intuition of the native speaker, and specifies the observed data (in particular) in terms of significant generalizations that express underlying regularities in the language. A third and still higher level of success is achieved when the associated linguistic theory provides a general basis for selecting a grammar that achieves the second level of success over other grammars consistent with the relevant observed data that do not achieve this level of success." "let us refer to this roughly delimited levels of success as the levels of o b s e r v a t i o n a l a d e q u a c y , d e s c r i p t i v e a d e q u a c y , and e x p l a n a t o r y a d e q u a c y " . Ausführliche Interpretationen dieser Bewertungskriterien finden sich in Chomsky 1964 und Chomsky 1965, dazu etwa bei Bierwisch 1966 und Seuren 1969; auf diese Arbeiten werden wir uns im Folgenden bei der Explizierung der Kriterien stützen. Zu den mathematischen Grundlagen vgl. Chomsky 1963 und Chomsky/MiHer 1963.

1.2.2 Eine Syntax der FVG wäre dann beobachtungsadäquat, wenn sie auf der Grundlage eines repräsentativen Corpus (vgl. dazu die Sammlung der FVG im Anhang) die FVG definieren und ihre beobachtbare Struktur beschreiben würde. Diese Syntax würde Aussagen über die Komponenten der FVG enthalten (vgl. als Beispiel die Beschreibung (1.11)) , sie würde eine Liste der FV, sie würde Angaben über die morphologische Struktur der N in FVG (FN), über Ableitungssuffixe usw. enthalten und etwas über die Distribution der FVG im Satz aussagen usw. Diese Ebene der Adäquatheit wird in gewissen Punkten (allerdings implizit und nicht formalisiert) von den Arbeiten erreicht, die zur Grammatik der FVG im Deutschen vorliegen: Kolb 1962, Polenz 1963, Daniels 1963, Polenz 1964, Bausch 1964, Engelen 1968, Heringer 1968, Klein 1968, Schmidt 1968, Rothkegel 1969, Popadic 1971. Hier findet man umfangreiche Materialsammlungen, .Defini-

tionen der FVG aufgrund von Analysen der Cfoerflächenstruktur, Angaben über die Komponenten der FVG und ihre Koribinationsmöglichkeiten, Analysen der Kontextstruktur (Veränderung der verbalen Wertigkeit, Kausativierung usw.). Die spezifische Absicht all dieser Arbeiten (wenn wir von Engelen 1968 und Rothkegel 1969 absehen) ist, die besondere Funktion der FVG im Sprachsystem nachzuweisen und dadurch die These vieler Sprachkritiker zu widerlegen, daß die FVG als funktionslose Varianten zu entsprechenden verbalen Syntagmen anzusehen und zudem als moralisch suspekt, weil bürokratisierend und kraftlos nominal zu interpretieren seien. Eine Übersicht über die sprachkritische Literatur zu den FVG gibt Daniels 1963, 9-12; wir verzichten auf eine ausführlichere Diskussion, weil sie uns für die grammatische Theorie fruchtlos zu sein scheint, und verweisen auf die Blütenlese, die Daniels zusammengestellt hat.

Die Funktionsanalyse impliziert eine Beurteilung der FVG durch den Linguisten (in der Rolle des kompetenten Sprecher-Hörers); von Ansätzen bei Heringer 1968 (auf der theoretischen Basis der Dependenzgrammatik Tesnieres) abgesehen, sind diese Beurteilungen jedoch nicht in einer kohärenten Theorie explizit dargestellt, so daß man zwar von isolierten ad-hoc-Feststellungen, nicht aber von einer Beschreibung der Kompetenz sprechen kann. Wir wollen in dieser Arbeit versuchen, eine partielle (nämlich auf die FVG konzentrierte) Kompetenzbeschreibung zu geben und also Beschreibungsadäquatheit der Syntax der FVG zu erreichen; mit den oben genannten Arbeiten zu den FVG werden wir uns im Laufe der Darstellung jeweils in den relevanten Punkten auseinandersetzen. 1.2.3

Eine Syntax der FVG ist dann beschreibungsadäquat, wenn sie die Kompe-

tenz des idealen Sprecher-Hörers expliziert. Das bedeutet im Einzelnen: Die Syntax soll nicht die Struktur einer beschränkten Anzahl von FVG beschreiben, sondern sie soll die

R e g e l n

formulieren, die es dem kom-

petenten Sprecher-Hörer gestatten, alle möglichen FVG grammatisch richtig zu zu benützen und zu verstehen (auch solche, die er bisher noch nicht gehört hat). Solche Regeln werden von generativen Grammatiken explizit formuliert. Die Syntax darf sich nicht auf die Beschreibung der Oberflächenstruktur beschränken, sondern sie muß verschieden beurteilten Syntagmen der Ctoerflächenstruktur (1.11) verschiedene Strukturbeschreibungen zuordnen; z.B. muß einer beschreibungsadäquaten Grammatik zu entnehmen sein, daß Satz (1.17)

Der Maler bringt sein Bild zur Versteigerung

doppeldeutig ist und auch syntaktisch auf zweierlei Weise beurteilt wird. Die Syntax muß also tiefenstrukturelle Beschreibungen formulieren und zusätzlich

Transformationen enthalten, die die Tiefenstrukturen in Oberflächenstrukturen abbilden. Als Granmatikniodell, mit dem eine beschreibungsadäquate Syntax der FVG erreicht werden soll, wählen wir eine generative Transformationsgrammatik (gTg) , wie sie Chomsky 1965 vorgeschlagen hat. Diese Grairmatik wird im (Bierwisch 1966 (197O,31) folgenden) provisorischen Schema (1.18) skizziert. (1.18) Grammatik —

Syntax Basis der Grammatik-

Regeln der PSG Lexikon

Lexikonregel Tiefenstruktur

Transformations regeln Oberflächenstruktur

Phonologie

Semantik

Lautstruktur

BedeutungsStruktur

Das Schema (1.18) erlaubt es zunächst, den Begriff 'Grammatik1 zu explizieren: Unter 'Grammatik' wird eine Theorie verstanden, die den Sätzen einer Sprache (=der Domäne der Grammatik) eine Lautstrukturbeschreibung und eine Bedeutungsstrukturbeschreibung zuordnet und beide Strukturbeschreibungen explizit zueinander in Relation setzt. Wir nehmen an, daß die Grammatik, um diese Aufgabe zu erfüllen, drei Komponenten enthalten muß: Eine Syntax, die Tiefenstrukturen erzeugt und diese Tiefenstrukturen in Oberflächenstrukturen abbildet; eine semantische Komponente, die die Tiefenstrukturen semantisch interpretiert, d.h., ihnen die entsprechende Bedeutungsstruktur zuordnet; eine phonologische Komponente, die die Oberflächenstrukturen phonologisch interpretiert, d.h., ihnen die entsprechende Lautstruktur zuordnet.

Damit ist auch der für diese Arbeit zentrale Begriff der Syntax expliziert: Die Syntax ist der einzige generative Teil der Grantnatik; Phonologie und Semantik sind interpretative Kanponenten. Die Syntax umfaßt einerseits die Basis der Graitmatik: In dieser Basis werden durch Regeln der Phrasenstrukturgraimiatik (PSG-Regeln oder auch Formationsregeln) präterminale Strukturbäume erzeugt, in die dann mithilfe einer Lexikonregel Einheiten des Lexikons eingesetzt und dadurch Tiefenstrukturen produziert werden. Zum anderen umfaßt die Syntax Transformationsregeln, die die Tiefenstrukturen in Cberflächenstrukturen abbilden. Die Basis der Grammatik produziert den Input sowohl für die Transformationskomponente als auch für die semantische Interpretation; die Transformationskornponente produziert den Input für die phonologische Interpretation. Dieser Aufbau der Grammatik mit der Syntax als generativer Komponente, der Semantik als Interpretation der Tiefenstruktur und der Phonologie als Interpretation der Oberflächenstruktur folgt Chomsky 1965; wir werden dieses Modell als Ansatz unserer syntaktischen Analyse benutzen. Diese Entscheidung zugunsten von Chomskys Modell trotz der tiefgreifenden Kritik etwa bei Fillmore 1968, McCawley 1968, Chafe 1968, Lakoff/ ROSS 1967 usw. liegt darin begründet, daß verhältnismäßig explizite Untersuchungen auf der Grundlage dieses Modell vorliegen (vgl. etwa Jacobs/Rosenbaum 1968 und Steinitz 1969), die Vorbilder und Anknüpfungspunkte zur Lösung vieler Einzelprobleme bieten, so daß hier im Moment praktikable Analysemöglichkeiten gegeben sind. Außerdem beziehen sich auch die Kritiker auf Chomsky 1965, so daß auch in der neueren Diskussion dieses Modell eine Basis darstellt. Auch in dieser Arbeit 'soll schließlich versucht werden, Mängel dieses Modells am Beispiel der FVG-Syntax aufzuzeigen und aufgrund dieser Kritik dann im Anschluß an Chomsky 197O, Fillmore 1968, Lakoff 1965 und Stockwell 1968 eine modifizierte Syntax der FVG und schließlich eine Beschreibung im Modell der Generativen Semantik zu skizzieren. Zur Diskussion der Begriffe 'Kompetenz', 'idealer Sprecher-Hörer', 'Domäne der Grammatik 1 usw. vgl. Chomsky 1965.

1.2.4 Eine Grammatik ist dann erklärungsadäquat, wenn sie mit einer Theorie über die Granmatik (also einer Theorie über eine Theorie über Sätze einer Sprache) verknüpft ist, die es erlaubt, aus einer Anzahl von Grammatiken die beschreibungsadäquateste auszuwählen. In dieser Metatheorie müssen (zusätzlich zu den bisher genannten) vier Bedingungen der Adäquatheit formuliert werden: Erstens muß eine Granmatik in expliziter und formaler Vfeise formuliert sein, damit Widersprüche vermieden werden, intuitive Voraussetzungen in der Theorie expliziert und eindeutige Zuordnungen von Beschreibungen erreicht werden können. Diese erste Bedingung gilt für eine beobachtungsadäquate ebenso wie für eine beschreibungsadäquate Grammatik: Ihre Erfüllung ist von jeder Theorie zu fordern. Zweitens muß eine Grammatik alle Sätze, die von einem idealen Sprecher-Hörer als grammatisch angesehen werden generieren, und nur diese. Sie muß diese

Sätze semantisch und phonologisch so interpretieren, wie es der Kompetenz des idealen Sprecher-Hörers entspricht. Drittens muß eine Grammatik so einfach wie möglich sein, d.h., sie muß generell formuliert sein, wie es die empirischen Daten maximal zulassen. Die Forderung der möglichst generellen Formulierung impliziert die Forderung nach einer möglichst weitgehenden Formulierung der grammatischen Universalien, die von den Einzelsprachen unabhängig generell für jede Grammatik zutreffen und deswegen in jede Grammatik aufgenommen werden sollen. Das bedeutet, daß eine beschreibungsadäquate Grammatik nicht nur die einzelsprachliche Kompetenz, sondern die menschliche Sprachfähigkeit des Menschen überhaupt explizit beschreiben soll. Viertens muß eine Grammatik semantisch adäquat sein. Diese Bedingung ergibt sich aus der Annahme, daß die Tiefenstruktur der Grammatik den Input in die semantische Komponente darstellt. Daraus folgt, daß die Basis eine in Hinblick auf die semantische Interpretation möglichst einfache (d.h. alle Generalisierungen berücksichtigende) Tiefenstruktur generieren muß, die die gesamte für die semantische Interpretation notwendige Information enthält. Die Basis muß also Elementen mit unterschiedlicher Bedeutung verschiedene Tiefenstrukturen und Elementen mit gleicher Bedeutung gleiche Tiefenstrukturen zuordnen. Außerdem dürfen Transformationen die Semantik einer Tiefenstruktur nicht verändern. Diese Adäquatheitsbedingungen sind weitgehend nach dem Vorbild von Seuren 1968, 9f. formuliert. Dabei stellt die vierte Bedingung eine Explizierung der dritten Bedingung d a r , weil hier die Forderung der Einfachheit für einen bestimmten Komplex der Grammatik ausgeführt wird. Genauso könnte man eine Bedingung der phonologischen Adäquatheit formulieren. Nur ist die semantische Adäquatheit im Rahmen dieser Arbeit besonders wichtig, weil unser besonderes Interesse der Formulierung einer adäquaten Basis gilt, während die Transformationen (die die phonologisch adäquate Oberflächenstruktur produzieren) uns nur begrenzt beschäftigen werden.

1.2.5 Im Rahmen der gTg, wie sie im Schema (1.18) skizziert wurde, wollen wir die Syntax (im explizierten Sinne) der FVG formulieren. Das Hauptgewicht der Untersuchung wird dabei auf der Basisstruktur liegen, während im Bereich der Transformationen nur die entscheidenden Regeln dargestellt werden sollen. In der näheren Ausformulierung der Syntax werden wir zunächst vor allem bei Chomsky 1965, Jacobs-Rosenbaum 1968 und Steinitz 1969 anknüpfen. Die vier Adäquatheitsbedingungen bieten dabei die Möglichkeit zu einer Kritik der jeweils vorliegenden Beschreibung und damit Ansatzpunkte zu ihrer Verbesserung. Im Laufe der Untersuchung werden wir uns dann von dem Modell von Chomsky 1965 entfernen und zunächst in der Grammatik III der FVG (also in der dritten Fassung der Grammatik)

8

eine syntaktisch-lexikalistisdie Beschreibung und schließlich in der Grartratik IV eine Beschreibung irr. Modell der Generativen Semantik vorlegen, die (gemessen an den vier Bedingungen) jeweils adäquater sind als die vorgehenden Theorien.

2.

HEURISTISCHE ANALYSE DER FVG

2.1

Ziel und Methoden der Heuristik

2.1.1. Von einer beschreibungsadäquaten Graimatik wird gefordert, daß sie die Kompetenz des idealen Sprecher-Hörers einer Sprache beschreibt, indem sie Regeln und Inventare angibt, die der Produktion und Interpretation grammatischer Sätze durch den Sprecher-Hörer zugrundeliegen. Allerdings verfügt der SprecherHörer nicht über eine explizite Kenntnis der Regeln seiner Sprache, so daß er über diese Regeln keine Auskunft geben kann. Beurteilen kann er lediglich die Sätze, die nach diesen Regeln gebildet werden, ihre Gramnatikalität, ihre Ambiguität usw. Die empirische Basis der Grammatik ist die Fähigkeit des SprecherHörers, sprachliche Einheiten zu beurteilen, nicht dagegen die Fähigkeit, über die grammatischen Regeln etwas auszusagen. Um eine generative Grammatik empirisch zu überprüfen, muß man also den Output der Grammatik, die erzeugten Lautstrukturen und Bedeutungsstrukturen, kompetenten Sprecher-Hörern zur Beurteilung vorlegen. Die Grammatik hält der empirischen Überprüfung dann vollständig stand, wenn alle von ihr produzierten Sätze als grammatisch angesehen werden, wenn sie zudem alle Sätze produzieren kann, die als grammatisch gelten, wenn sie semantisch verschieden interpretierten Sätzen (und Satzteilen) verschiedene Bedeutungsstrukturen und gleich interpretierten Sätzen (und Satzteilen) gleiche Bedeutungsstrukturen zuordnet. Die Grammatik muß solange verändert werden, bis ihr Output von den Sprecher-Hörern einer Sprache in diesem Sinne akzeptiert werden kann. Zur empirischen Basis generativer Grammatiken vgl. Chomsky 1965 (1969), K a p . l , vor allem S.32-43. Das Problem der vielfältigen Differenzierungen innerhalb einer Sprache, z.B. innerhalb des Deutschen, klammern wir aus dieser Untersuchung aus (vgl. dazu Kanngießer 1971); wir nehmen also idealisierend an, daß alle Sprecher-Hörer, die Deutsch als erste Sprache gelernt haben, identische Beurteilungen abgeben, so daß es ausreichend ist, wenn der Linguist lediglich seine eigene Kompetenz als empirische Basis benützt. Die Vorläufigkeit dieser Annahme braucht nicht betont zu werden.

Chomsky 1965 (1969), besonders 80f. hat die These ausführlich begründet, daß es unmöglich sei, mithilfe von Analyseoperationen wie z.B. Segmentierung und

10

Klassifizierung aus einem gegebenen Korpus eine beschreibungsadäquate Graimatik abzuleiten (besonders die Kreativität des Sprecher-Hörers spricht dagegen). Solche Operationen müssen auf die empirische Basis einer beschreibungsadäquaten Grammatik, den kompetenten Sprecher-Hörer, bezogen sein und haben dann die Aufgabe, dessen Kompetenz zu testen und so weit zu explizieren, daß auf dieser Grundlage alle Entscheidungen getroffen werden können, die für die Beschreibung einer Sprache in einer Grammatik relevant sind. Zu diesem Zweck übernehmen wir Operationen, die die strukturelle Linguistik zur Korpusanalyse entwickelt hat, und beziehen sie auf die Beurteilungen sprachlicher Einheiten durch den kompetenten Sprecher-Hörer, wie dies auch die strukturelle Linguistik (z.B. bei der Entscheidung über Grattmatikalität oder Bedeutungsveränderung) getan hat. Als Analysemethoden des syntaktischen Verhaltens stehen auf der syntagmatischen Ebene Permutationstests und auf der paradigmatischen Ebene Kcmmutationstests zur Verfügung. Im Permutationstest wird das Stellungsverhalten einer Einheit in einer syntaktischen Kette untersucht. Im Kommutationstest wird expliziert, welche verschiedenen Einheiten in den jeweiligen Positionen einer Kette stehen können. Beide Tests bieten die Möglichkeit, Syntagmen nach ihrem syntaktischen Verhalten zu klassifizieren. Als semantisch orientierten Test nehmen wir die Paraphrase hinzu, mit deren Hilfe die für die Beschreibung der Tiefenstruktur entscheidenden Synonymie-Relationen zwischen verschiedenen Sätzen analysiert werden können. Die verschiedenen Formen der Substitution sind sowohl im amerikanischen Distributionalismus (vgl. etwa Bloomfield 1926, Wells 1947, Harris 1951) als auch bei den europäischen Strukturalisten (vgl. z.B. Trubetzkoy 1939, Hjelmslev 1943) dazu entwickelt worden, sprachliche Einheiten zu segmentieren und zu klassifizieren und dadurch Variable auf invariante Kategorien zurückzuführen. Auch diese auf ein Sprachkorpus bezogenen Operationen sind in zwei Punkten mit der Beurteilung durch einen SprecherHörer verbunden: Der Sprecher-Hörer muß die Grammatikalität einer Spracheinheit feststellen, und er muß angeben, ob eine sprachliche Einheit die Paraphrase einer anderen ist oder nicht. Diese Operationen sind also durchaus auf den Sprecher-Hörer bezogen, weil sie Urteile über Grammatikalität und Paraphraserelationen implizieren, sie werden aber als Mechanismen verstanden, die es erlauben, aus einem Sprachkorpus eine Grammatik abzuleiten. Im Zusammenhang mit einer generativen Grammatik dagegen ist es Aufgabe dieser Operationen zu testen, welche Sprachstrukturen der kompetente Sprecher-Hörer im Einzelnen als grammatisch oder auch als paraphrastisch beurteilt und welche nicht. Dabei bleibt zu bemerken, daß diese Tests keine unanfechtbaren Ergebnisse liefern werden; denn einmal ist nicht anzunehmen, daß der Autor als kompetenter Sprecher-Hörer in allen Fällen repräsentativ entscheidet; zum anderen ist sowohl der Beg r i f f der Grammatikalität als auch der der Paraphrase theoretisch noch nicht so weit expliziert, daß präzise Tests auf dieser Basis konstruiert werden könnten (zur Grammatikalität vgl. die Forschungsdiskussion bei Seuren 1969, 13-25, zum Problem der Paraphrase Hiz 1964, Nolan 197O, Smaby 1971). Zum Problem der Grammatikalität noch eine differenzierende

11

Bemerkung: Der Sprecher-Hörer kann, genau genommen, nur über die Akzeptabilität sprachlicher Äußerungen auf der Ebene der Performanz entscheiden, während über die Grammatikalität innerhalb der Kompetenztheorie ( d . h . der Grammatik) auf der Grundlage der Akzeptabilität entschieden wird. Die akzeptablen Sätze sind die Teilmenge der grammatischen Sätze, die sowohl den Regeln der Grammatik als den Regeln der Performanzvariablen entsprechen. In diesem heuristischen Kapitel kann also auf der Grundlage der bisher erschienen Literatur zu den FVG nur eine begrenzte Explizierung der empirischen Basis vorgenommen werden, von der wir annehmen, daß sie jedenfalls teilweise kompetenten Sprecher-Hörern des Deutschen akzeptabel ist.

2.1.2 Mithilfe der P e r m u t a t i o n sanalyse wird das Stellungsverhalten einer sprachlichen Einheit innerhalb der syntaktischen Kette untersucht. Dabei sind zwei Aspekte von Interesse: - Welche Stellungen werden akzeptiert, welche nicht? Wie unterscheidet sich eine Einheit in ihrem Stellungsverhalten von anderen? - Ist die Permutation mit einer Veränderung der Bedeutung verbunden (ist also die permutierte Kette eine Paraphrase der nicht-permutierten)? Unter dem ersten Aspekt gibt die Permutationsanalyse Hinweise auf die transformationeile Ableitung einer Einheit, genauer: auf die fakultativen Permutationstransformationen, die speziell auf diese Einheit angewandt werden können. Unter dem zweiten Aspekt läßt die Permutation auf spezielle Eigenschaften der Tiefenstruktur schließen, die der permutierten Einheit zugeordnet werden muß. Auf den Vorschlag Chomskys (Chomsky 1969), auch Veränderungen an der Oberfläche (z.B. dem Stellungswechsel von Verneinungspartikeln) semantische Relevanz zuzuschreiben und also auch nichtparaphrastische Transformationen zuzulassen, wollen wir hier nicht eingehen, sondern an dem im 1. Kap. skizzierten Grammatikmodell festhalten.

2.1.3 Die Substitution sprachlicher Einheiten durch andere Syntagmen führt zu einer Klassifizierung der Einheiten nach dem Kriterium der Position, in der diese Einheiten stehen können. Verbunden mit einem Paraphrasetest ist die Substitution die entscheidende Operation zur Analyse der Zeichenstruktur einer komplexen sprachlichen Einheit (etwa eines Satzes): Kann eine Einheit für eine andere ohne semantische Veränderungen substituiert werden, so sind beide Einheiten Varianten desselben sprachlichen Zeichens; kann eine Einheit überhaupt nicht durch eine andere substituiert werden, ohne daß sich auch der Kontext der Einheit verändert, so ist diese Einheit kein selbständiges Zeichen, sondern Teil eines größeren Zeichens; nur die Einheiten, die füreinander mit einer semantischen Veränderung substituiert werden können, haben Zeichenstruktur, d.h., es

12

handelt sich um phonologische Strukturen, die eine selbständige Beziehung zu semantischen Strukturen besitzen. Diese nicht-paraphrastische Substitution nennen wir mit Hjelmslev 1943 K o m m u t a t i o n . Zur klassischen Formulierung der Kommutation, mit deren Hilfe Variable auf Invarianten mit Zeichenstruktur zurückgeführt werden können, vgl. Hjelmslev 1943 ( 1 9 6 3 ) , vor allem Kap.14, 6O-75. Zur Konsubstantialitätsthese, die der Kommutationsoperation zugrunde liegt, vgl. Stötzel 197O, besonders Kap", l , 17-32.

Wir haben im 1. Kapitel festgestellt, daß eine Grammatik die Beziehungen zwischen Bedeutungsstruktur und Lautstruktur explizieren muß. Die Kommutation ist ein Verfahren, das Schlüsse auf diese Beziehungen zuläßt: Koitmutierende Einheiten müssen aufgrund der Bedingung der semantischen Adäquatheit in der Tiefenstruktur in irgendeiner Weise beschrieben werden; nicht-kommutierende Einheiten müssen in der Tiefenstruktur als Teile kommutierender Einheiten beschrieben und erst durch Transformationen segmentiert werden. Als Beispiele für die Konsequenzen, die aus der Kommutationsanalyse folgen, kann die Beschreibung der 'unpersönlichen Verben 1 durch Heringer 1967 und die Analyse der Reflexivverben durch Stötzel 197O dienen.

2.1.4 Führt die Substitution einer Einheit durch eine andere zu keiner Bedeutungsveränderung, so sprechen wir von einer P a r a p h r a s e . Ist eine sprachliche Kette die Paraphrase einer anderen, werden also beide vom SprecherHörer als synonym beurteilt, so muß beiden Ketten aufgrund der Bedingung der semantischen Adäquatheit dieselbe Tiefenstruktur zugeordnet werden. Dadurch wird sichergestellt, daß die Grammatik nur paraphrastische Transformationen enthält und daß zum anderen die Basisstruktur einen maximal einfachen Input in die semantische Komponente produziert. Wir werden in dieser Arbeit keine expliziten Kriterien für die Paraphrasierung benutzen (vgl. Nolan 197O), sondern lediglich das Urteil des kompetenten Sprecher-Hörers ( d . h . : des Autors) zum Maßstab dafür nehmen, ob eine Paraphrase vorliegt oder nicht. Sicherlich ist dies eine sehr schmale empirische Basis in diesem wichtigen, für die Konstruktion der Tiefenstruktur entscheidenden Punkt. Systematische Aussagen über Paraphrasen im Deutschen können aber nur auf der Grundlage möglichst umfangreicher Befragungen von Sprecher-Hörern des Deutschen gemacht werden, und diese würden den Rahmen dieser Arbeit sprengen, vor allem, weil zum Deutschen Vorarbeiten fehlen. Wir sind also auf diese schmale Basis angewiesen. Zum Aufbau einer solchen Untersuchung von der Datenkollektion über die Datenselektion und Generalisierung zur Systematisierung der Paraphrase vgl. Smaby 1971, 16-31.

2.1.5 Im folgenden sollen nun alle Syntagmen, die die Cberflächenstruktur einer PP haben, den drei Operationen Permutation, Kommutation und Paraphrase unterzogen werden. Von dieser heuristischen Analyse erwarten wir zwei Ergebnisse:

13

- Sie soll distinktive Merkmale zur Unterscheidung der verschiedenen Typen deutscher PP liefern. - Sie soll vor allem explizieren, wie FVG vom kompetenten Sprecher-Hörer strukturell beurteilt werden, und dadurch die empirische Basis einer Syntax der FVG klären helfen. In diese Analysen sind die Ergebnisse der oben genannten Arbeiten zu den FVG eingearbeitet worden.

2.2

Permutationsanalyse der PP

2.2.1 Alle PP können am Anfang des Satzes stehen mit der Folge, daß sie kontrastierend betont werden: (2.1) In Aussicht steht eine Gehaltserhöhung (2.2) Im Garten stehen drei Bäume (2.3) Im Sommer traf ich einen alten Bekannten (2.4) An sie denke ich immerzu Von unterschiedlicher Stärke der Betonung abgesehen, liefert dieser einfache Permutationstest keine distinktiven Merkmale zwischen den einzelnen PP. Da also die FVG keine Satzklammer (Endstellung des FN) bilden m ü s s e n , ist die Klammerfähigkeit auch kein Kriterium für die Definition der FVG, wie Daniels 1963, 24 behauptet; die Fähigkeit zur Klammerbildung kommt auch anderen PP zu. 2.2.2 Differenzen zeigen sich, wenn man die Stellung der Verneinung in Sätzen mit PP beobachtet: (2.5) Herr Müller meint, daß eine Gehaltserhöhung nicht in Betracht kommt (2.5") *Herr Müller meint, daß eine Gehaltserhöhung in Betracht nicht kommt (2.6) Herr Müller meint, daß wir nicht zum Bahnhof gehen ( 2 . 6 ' ) Herr Müller meint, daß wir zum Bahnhof nicht gehen (2.7) Mir scheint, daß die Bäume nicht im Garten wachsen (2.7") Mir scheint, daß die Bäume im Garten nicht wachsen (2.8) Ich bedauere, daß ich nicht an sie denke (2.8') Ich bedauere, daß ich an sie nicht denke Der Satz (2.5") wird nicht als grammatisch angesehen, weil die Verneinung zwischen der nominalen und der verbalen Komponente der FVG steht. Dagegen ist in allen anderen Syntagmen, die aus PP und V bestehen, die Stellung der Verneinung

14

vor V und damit die Verneinung nur von V möglich. Ein FVG kann nur als ganzes Syntagma verneint werden, bei den anderen Syntagmen aus PP und V kann die Verneinung sich sowohl nur auf die PP als auch nur auf V beziehen. Die semantischen Veränderungen, die mit der Permutation deif Verneinungspartikel in den Sätzen ( 2 . 6 ) - ( 2 . 7 1 ) verbunden sind, lassen wir außer Acht und beschränken uns auf die Feststellung, daß ( 2 . 5 ' ) ungrammatisch ist. Zu dieser Analyse vgl. Heringer 1968, 49-51; hier findet sich auch S.5O der Beispielsatz . . . , daß er sich zur Versammlung nicht begab, der zeigt, daß auch bei 'notwendigen Raumergänzungen' die Verneinung nicht direkt vor dem Verb stehen kann, wenn es für dieses Verb keine sinnvolle Alternative gibt.

2.2.3

Entsprechend ist die Stellung von 'freien Adverbien' geregelt: (2.9) *Herr Müller meint, daß eine Gehaltserhöhung in Betrficht bald konmt (2.10) Herr Müller meint, daß wir zum Bahnhof schnell gehen (2.11) Mir scheint, daß die Bäume im Garten ausgezeichnet wachsen (2.12) Ich bedauere, daß ich an sie unabläßlich denke Auch in diesem Test erscheint das FVG als feste Einheit insofern, als sich adverbielle Ergänzungen auf das ganze Syntagma beziehen, während die verbalen Komponenten der Kombinationen PP+V jeweils allein adverbiell ergänzt werden können. In Bezug auf die Stellung der Verneinungspartikel und Adverbien verhalten sich FVG genau wie Syntagmen aus Finitum und Infinitiv (INF): (2.13) Mir scheint, daß wir zum Bahnhof nicht gehen sollten (2.13') *Mir scheint, daß wir zum Bahnhof gehen nicht sollten (2.14) Mir scheint, daß wir zum Bahnhof schnell gehen sollten (2.14') Mir scheint, daß wir zum Bahnhof gehen schnell sollten Im Permutationstest mit Verneinung und Adverb reagiert also ein FVG genau wie ein Syntagma aus Finitum und Infinitum und unterscheidet sich deutlich von den PP anderer Typen. Vgl.

2.3

dazu Heringer 1968, 44-48.

Kommutationsanalyse der PP

2.3.1 Eine Teilmenge der PP kommutiert mit 0, während das Fehlen der PP aus der komplementären Menge ungrammatisch ist: (2.15) Eine Gehaltserhöhung steht in Aussicht (2.15') »Eine Gehaltserhöhung steht (2.16) Drei Bäume stehen im Garten

15 (2.16')

»Drei Bäume stehen

(2.17)

Iah denke an sie

(2.17')

»Ich denke

(2.18)

Ich traf im Sommer einen alten Bekannten

(2.18')

loh traf einen alten Bekannten

Über die Beurteilung der Sätze (2.16') und (2.17') läßt sich streiten, und zwar, weil es Kontexte gibt, in denen man (2.16') mit entsprechender Betonung äußern kann, und weil denken in unterschiedlichen kategorialen Kontexten steht (wie viele andere V auch); wenn nan jedoch den Kontext von (2.16) auch bei (2.16') annimmt und denselben Typ von denken in (2.17) und (2.17') annimmt, dann scheint mir deutlich zu sein, daß in (2.16") und (2.17') eine Position, die obligatorisch besetzt sein müßte, unbesetzt ist und daß diese Sätze deswegen als elliptisch zu bewerten sind. Wir halten trotz möglicher Einwände also daran fest, daß lediglich die PP vom Typ (2.18) fakultativ sind; dieser Kommutationstest mit 0 trennt also die Teilmenge der 'freien Adverbialbestimmungen' (ADVB) von den anderen PP (zu denen auch die PP der FVG gehören). Zur Unterscheidung zwischen fakultativen und obligatorischen Adverbialen des Deutschen, zum Problem der Ellipse und zu den verschiedenen Ausnahmen vgl. Steinitz 1969, 1O-37. Diese Beispiele zeigen im übrigen deutlich die Mehrdeutigkeit einer heuristischen Analyse, die Indizien für eine Beschreibung liefern kann, aus der aber keine Theorie ableitbar ist.

2.3.2 Eine andere Teilmenge der PP kommutiert zusammen mit V, mit dem sie ein Syntagma bilden, mit einzelnen V: (2.19) Paul geriet in Erstaunen über seine Schwiegermutter staunte schimpfte redete (2.2O) Drei Wachtmeister hielten Killerkarle fin Schach| bewachten erwischten verfolgten beschimpften

Die Elemente der komplementären Menge kommutieren zwar in ihren Elementen PP und V einzeln mit anderen PP und V, nicht aber als einheitliches Syntagma mit V allein:

16

(2.21) Drei Wachtmeister brachten Killerkarle .vor den Richter schleppten

ins

Gefängnis

zogen

vors Tribunal

führten

ins Kittchen

Alle V, die im Kontext Drei Wachtmeister Killerkarle stehen, besetzen immer nur die Positionen von brachten, kommutieren also mit V, nicht aber mit PP+V. Auch die Verben mit ganz anderen Wertigkeiten als bringen (etwa einkerkern, verprügeln usw.) wird man so beurteilen müssen. Dieser Kcnrnutationstest mit dem Syntagma PP+V liefert ein distinktives Merkmal zwischen den FVG und den oberflächlich gleich strukturierten PP, die zusammen mit V konstruiert werden. Die Teilmenge der PP+v, deren Elemente mit V kommutieren, deckt sich mit der, deren Elemente nur als Einheit verneint bzw. adverbiell ergänzt werden können. Die intuitive Unterscheidung der FVG von den Syntagmsn PP+V der komplementären Menge bewährt sich also in den syntaktischen Tests. 2.3.3 Die meisten FVG konmutieren mit Verben, die denselben Stamm haben wie das Ncmen der FVG (geriet in Erstaunen - staunte, brachte zur Versteigerung versteigerte, in Bewegung setzen - bewegen usw.). Dieses Phänomen war Anlaß zu der Meinung der Sprachkritik, daß bei diesen Konmutationen keinerlei Änderung der Bedeutung vorläge, so daß beide Einheiten als Varianten derselben funktionellen Einheit anzusehen seien. Die neuere Forschung hat jedoch plausibel gemacht, daß etwa setzte in Bewegung Kausativum ist, bewegte sich jedoch nicht, daß zwischen geriet in Erstaunen und staunte eine Differenz der Aktionsart besteht usw. Daraus folgt, daß in all diesen Fällen FVG und V nicht Varianten, sondern selbständige, semantisch relevante Einheiten sind, die nicht lediglich unter stilistischem, sondern vor allem unter graitnatischem Aspekt analysiert werden müssen. Dieser semantische 'Mehrwert' wurde von Kolb 1962, Daniels 1963 und Polenz 1963 herausgearbeitet und in allen Arbeiten zu den FVG wieder betont (vgl. die kurze Diskussion der Forschungslage in K a p . l . ) . Daß FN häufig ein Verbal- oder Adjektivabstraktum ist, hat bereits die Sprachkritik hervorgehoben und getadelt (vgl. dazu den Bericht bei Daniels 1963, 9-11). Seit Kolb 1962 wurde das Abstraktum als Charakteristikum der FVG gewertet und als solches überschätzt, weil viele FVG kein abgeleitetes Nomen enthalten (vgl. zur Illustration das Inventar im Anhang; es ist natürlich eine Frage der Definition, ob man FVG ohne Abstrakta als FVG bezeichnet); außerdem ist der Begriff des Abstraktums

17

nicht expliziert worden. Heringer 1968, 23-32 rechnet nur Syntagmen mit einem Nomen actionis zu den FVG; dabei ist ein Nomen actionis inhaltlich definiert als Nomen, das dieselbe semantische Funktion wie ein Verb hat. Wahrscheinlich ist es angemessener, die FN nicht mit der Wortart des V, sondern mit dem Prädikat eines Satzes in Relation zu setzen und dadurch auch Adjektiva einzubeziehen; außerdem ist fraglich, ob man Syntagmen wie zu Wort kommen, zu Papier bringen nicht zu den FVG zählen soll, wenn die anderen Tests dafür sprechen. Es ist jedoch nicht sinnvoll, aufgrund einer Heuristik zu definieren: Definitionen werden durch die beschreibungsadäquate Grammatik geliefert, die mithilfe bestimmter Regeln eine bestimmte Menge von Syntagmen erzeugt, die wir FVG nennen.

2.3.4 Die verbale Komponente der FVG korrnutiert entweder gar nicht oder nur mit sehr wenigen anderen Verben (den Funktionsverben FV, die Elemente eines geschlossenen Inventars sind): (2.22) Der Autor nimmt das zweite Kapitel in

Angriff

0 (2.23) Tante Oorothee schwebte, ständig in Angst

war geriet (2.24) Killerkarle lstehtl unter Arrest

wird gestellt

ü

Dagegen sind die Verben, die mit den anderen Typen der PP konstruiert werden, Elemente einer sehr umfangreichen paradigmatischen Liste, die zwar auch Restriktionen unterworfen sind, jedoch in weit geringerem Maße als die FV: (2.25) Hans {gehtt zum Bahnhof fährt blickt te lephoniert

Diese Kommutation von FV ergibt ein weiteres distinktives Merkmal zwischen den FVG und den Syntagmen PP+V anderen Typs (die Tatsache, daß bei manchen dieser Syntagmen PP+V nur zusammen mit der Präposition kommutiert, werden wir unten in 2.3.6 erörtern). Die Klasse der FV, die sich in diesem Kommutationstest ergibt, enthält die Elemente (2.26) können, bringen, sein, stehen, geraten, setzen, stellen, bleiben, halten, nehmen, haben, versetzen, gehen, treten

In diese Liste sind nur die FV aufgenommen, die in unserem Inventar (vgl. den Anhang) mit mehr als kombiniert sind; um die Strukturbeschreibungen unserer Grammatik nicht zu komplizieren, lassen wir die FVG mit den FV ziehen, stürzen,

18

liegen, lassen, machen, fallen, führen, geben, legen, schweben, ausbrechen, Verfallen, schreiten, gereichen, Jagen, werden, treiben, rufen, werfen, belegen, gewinnen, stecken, tun, schlagen, stoßen, stechen, fassen, melden, fühlen, fördern außer acht. Auch gelangen als Variante von kommen und sich befinden als Variante von sein bleiben beiseite. Diese Einschränkung des Gegenstandes hat zunächst einmal nur den praktischen Grund, das sprachliche Material überschaubar zu halten und die syntaktische Beschreibung nicht durch zu viele Einzelfälle zu komplizieren. Es wird sich jedoch im Laufe der Untersuchung zeigen, daß es eine prinzipielle Differenz gibt zwischen den FVG, die als Elemente eines weit ausgebauten Paradigmas beschrieben werden können, und den (singulären) FVG, die als Einheiten des Lexikons in die Grammatik aufgenommen werden müssen. Ob diese Grenze mit der oberen gezogenen übereinstimmt, ist natürlich eine andere Frage.

Wegen ihrer begrenzten Kommutierbarkeit sind FV vergleichbar mit Flexionsmorpheitien, vor allem aber mit den V, die in den Syntagmen v+INF stehen: (2.27) Hans will^ zum Bahnhof gehen soll kann darf muß möchte wird Hier zeigt sich, wie schon in der Permutationsanalyse mit Negation und Adverb (s.2.22, 2.23), die Verwandtschaft der FV mit den 'Hilfsverben1 der traditionellen Grammatik. Auf die Verwandtschaft der FV mit den 'Hilfsverben' wird aus semantischen Gründen seit Kolb 1962 und Polenz 1963a immer wieder hingewiesen; in dieser Verwandtschaft liegt auch der Terminus 'Funktionsverben 1 begründet. Im Zusammenhang damit werden die FVG von Kolb 1962 zu den analytischen Formen gestellt, die im Verbsystem die alten synthetischen Kausativa usw. ersetzen und das System erheblich erweitern.

2.3.5

Im Gegensatz zu FV ist die PP der FVG (FN) frei kommutierbar: (2.28) Herr Müller konnte lange nicht pum Zugt kommen in Zorn in Wut zu Hilfe ins Gespräch

19

(2.29) Herr Maier brachte das Geschäft ( z u Endet in Schwung zum Erliegen in Gefahr

Mit den FV kommen und bringen verbinden sich mit Abstand die meisten FN, hier bestehen also die umfangreichsten Kcitmutationsmöglichkeiten; das andere Extrem bilden die FV, die nur in einer FVG vorkommen, etwa (2.30) Killerkarle wurde in Ketten geworfen (2.31) Die Scheune wurde von einem Unbekannten in Brand gesteckt (2.32) Der Hund wird den Kindern nichts zuleide tun Wir haben diese Syntagmen im vorigen Kapitel in den Peripherbereich verwiesen, der in unserer Arbeit außer acht gelassen wird, der wohl auch nur im Zusammenhang mit den 'festen Verbindungen1 (wie etwa Wind bekommen, den Mund sehr voll nehmen) adäquat beschrieben werden können. Die FVG des Zentrums dagegen sind produktive Syntagmen aus Elementen des geschlossenen Paradigmas der FV und Elementen des offenen Paradigmas der FN. Einen Überblick über die Produktivität der FVG gibt das Inventar im Anhang dieser Arbeit. Zur Beziehung zwischen FVG und den 'festen Verbindungen 1 vgl. Daniels 1963, 25-27 und Engelen 1968, 292 f.

Der Konnutationstest mit FN ergibt nur dann ein distinktives Merkmal zu den anderen PP-Typen, wenn Pro-Formen in den Test einbezogen werden: (2.33) Dieses Problem müssen wir zur Sprache bringen (2.33') *Dieses Problem müssen wir dringend dazu bringen (2.34) Das Ansehen der Partei darf nicht aufs Spiel gesetzt werden (2.34") *Das Ansehen der Partei darf nicht darauf gesetzt werden Sätze, in denen FN durch Pro-Formen ersetzt worden sind, werden als ungrammatisch beurteilt; in den Fällen, in denen auch die Pro-Form akzeptiert wird, liegt automatisch nicht mehr eine FN, sondern eine pronominalisierte PP anderen Typs vor: (2.35) Die Maschine wurde in Gang gebracht (2.35') Die Maschine wurde dahin gebracht Satz (2.35') wird zwar als grammatisch beurteilt, jedoch ist dahin nicht ProForm von in Gang, sondern z.B. von in den Gang. Alle anderen PP-Typen komnutieren mit Pro-Formen: (2.36) Am Vormittag sitzt Mariechen weinend im Grase (2.36") Dann sitzt Mariechen weinend dort

20

(2.37) Killerkarle rechnet mit der· Verhaftung (2.37') Killerkarle rechnet damit Entsprechend kann FN nicht durch ein Pronomen wieder auf geronnen werden, was bei anderen PP-Typen durchaus möglich ist: (2.38) *Die Maschine wurde in Gang gebracht, wo sie rostete (2.39) *Die Maschine wurde in Gang gebracht, Wohin wurde sie gebracht? (2.40) Hans geht zum Bahnhof, wo er seine Mutter abholt (2.41) Hans geht zum Bahnhof. Wohin geht er? Vgl. dazu vor allem Daniels 1963, 23 f. und Engelen 1968, 29O f. Von den FVG sind die sehr ähnlichen Syntagmen abzuheben, die als 'persönliche Fügungen' bezeichnet werden; diese Fügungen sind pronominalisierbar und sind deswegen nicht zu den FVG zu rechnen: (2.42) Die Stadt wurde zur Übergabe gebracht (2.42') *Oie Stadt wurde dazu gebracht, übergeben zu werden (2.43) Der Bürgermeister wurde zur Übergabe der Stadt gebracht (2.43") Der Bürgermeister wurde dazu gebracht, die Stadt zu übergeben Bedingung für eine 'persönliche Fügung' ist, daß das Akkusativobjekt (in Passivsätzen das Subjekt) das Merkmal [+belebt] haben muß; ist diese Bedingung nicht erfüllt, ergibt die Pronominalisierung ungrammatische Sätze: (2.44) Der Koch brachte die Suppe zum Sieden (2.45') *Der Koch brachte die Suppe dazu, zu sieden Wir halten an der Pronominalisierbarkeit als distinktives Merkmal fest und schließen damit die 'persönlichen Fügungen' aus den FVG aus. Der Terminus 'persönliche Fügung 1 ist von Heringer 1968, 32 übernommen. Auch Heringer rechnet die persönlichen Fügungen nicht zu den FVG.

2.3.6 Als Präpositionen kommen in FVG vor allem in und zu, seltener außer und unter, ganz vereinzelt auf, bei und von vor. Lediglich in und außer kotmutieren miteinander: (2.46) Die Maschine ist / .Be trieb außer (2.47) Das Gesetz bleibt ^

Kraft

außer Diese Kommutation ist jedoch nur in wenigen Fällen möglich (nämlich bei einigen FVG mit den FV setzen, bleiben, stehen, sein). Ebenfalls in wenigen Fällen wechseln in und zu miteinander, jedoch ohne semantische Folgen (in und zu sind in

21

diesen Fällen also als Varianten zu bezeichnen): (2.48) Jetzt muß Regel fünf|zur| Anwendung gebracht werden in In den weitaus meisten Fällen kornmutiert die Präposition von FN nicht:

(2.49) Die Maschine wurde in Gang gebracht (2.49') *Die Maschine wurde zu Gang gebracht (2.50) Killerkarle setzte Witae Balte unter Druck (2.50') *Killerkarle setzte Witwe Balte auf Druck Von der (seltenen) Kommatation von in und außer abgesehen, ist die PRÄP eines FVG als redundante Komponente der semantisch relevanten Einheit FN zu werten, mit der zusammen sie kommutiert. Die Menge der PP, die weder mit 0 kommutieren (also der Menge der ADVB angehören) noch zu den FN gerechnet werden, läßt sich durch Kommutation der PRÄP in zwei Teilmengen zerlegen: Die eine Teilmenge (Menge der Adverbialbestimmungen ADV) ist definiert durch Koitmutierbarkeit der PRÄP: (2.51) Ich stelle die Kiste auf den Tisch unter neben an Bei Elementen der anderen Teilmenge (Präpositionalobjekte PO) ist die Kommutierbarkeit der PRÄP ausgeschlossen: (2.52) Ich denke immer an dich (2.52') *Ich denke immer an dich Die PRÄP der PO ist

redundante Komponente der V, mit denen sie zusammen kommu-

tiert:

(2.53) Ich denke immer an. dich vertraue auf dringe in Zur Kategorie des PO und seiner Abgrenzung von den ADV vgl. Steinitz 1969, 40-46.

Damit haben wir das endgültige Ergebnis der Analyse der PP in die vier Teilmengen der ADVB, ADV, PO, FN erreicht. Von einer beobachtungsadäquaten syntaktischen Beschreibung der PP muß verlangt werden, daß sie diesen vier Teilmengen vier verschiedene Strukturbeschreibungen zuordnet. 2.3.7 In den FVG steht der bestimmte Artikel (DET) nur, wenn er enklitisch an PRÄP angehängt werden kann:

22

(2.54) Das Bild kommt hervorragend zur Geltung (2.55) Dieser Artikel kommt in der Sems tags ausgäbe zum Abdruck (2.56) Die Menge vor dem Rathaus kam in Bewegung

Allerdings fehlt DET häufig, auch wenn die Möglichkeit der Enklise besteht: (2.57) Matrose Müller kam dem Ertrinkenden zu Hilfe (2.58) Killerkarle steht in Kontakt zum BND

DET ist nicht komnutierbar (entsprechend kann in die unbesetzte Position DET nicht eingesetzt werden): (2.54") *Das Bild kommt hervorragend zur Geltung (2.55") *Dieser Artikel kommt in der Samstagsausgabe zu einem Abdruck (2.57') *Matrose Müller kam dem Ertrinkenden zur Hilfe (2.58") *Killerkarle steht in einem Kontakt zum BND In den wenigen Fällen, in denen verschiedene Formen von DET stehen können, ist diese Substitution nicht mit einer Bedeutungsänderung verbunden (entsprechend ist die Verneinung mit kein lediglich eine Variante der Verneinung mit nicht) : (2.59) Der Vorsitzende brachte die Verhandlungen .zu.Ende zum zu einem (2.60) Der Vorsitzende brachte die Verhandlungen glicht zu einem zu keinem Ende Bei allen PP der anderen Typen kommutieren die verschiedenen Formen von DET (es sei denn, die Artikelwahl wird durch Merkmale des Nomens wie Okontinuierlich] anders geregelt) . In den FVG dagegen ist DET ein Teil des Zeichens FN, mit dem er zusammen korttnutiert . Vgl. dazu Daniels 1963, 17 f. und Heringer 1968, 37-4O. 2.3.8

Das Ergebnis der Permutations- und Kommutationsanalyse läßt sich in

folgendem Schema zusammenfassen:

23

(2.61) i-jciiyt: utiL ijyiiuayutui vrrr

·

V separat verneinbar und adverbiell erg nzbar ADVB kotirtutiert mit 0 V+ADVB nicht konmitierbar mit V V ausgedehnt komnutierbar (offene Liste) ADVB kommutiert mit Proformen DET kommutiert PRKP kotmutiert r

"

iciijiienge V+AIJV

V separat verneinbar und adverbiell erg nzbar ADV kommutiert nicht mit 0 V+ADV kommutiert nicht mit V V ist ausgedehnt kontnutierbar (offene Liste) ADV kcrrmutiert mit Pro-Formen DET komnutiert PRKP kotinutiert

V separat verneinbar und adverbiell erg nzbar PO kommutiert nicht mit 0 V+PO komnutiert nicht mit V V ist ausgedehnt komnutierbar (offene Liste) PO komnutiert mit Pro-Formen DET komnutiert PFA"P komnutiert nicht (nur zusanmen mit V) ΦΠΊ IrTk-mnO TATlTTTJ

f

ΤΛ7Γ*\

V nicht separat verneinbar und nicht adverbiell erg nzbar FN komnutiert nicht mit 0 FV+FN komnutiert mit V V begrenzt kommutierbar (geschlossene Liste) FN kommutiert nicht mit Pro-Formen DET und PR&P komnutieren (so gut wie) nicht

24

Zusätzlich zu der klaren Differenzierung der FVG gegenüber den anderen Syntagma-Typen V+PP läßt sich aufgrund der Permutations- und Komtutationsanalysen eine Verwandtschaft der FVG zu den Verbindungen der sogenannten Hilfsverben mit infiniten Verbformen (V+INF) konstatieren: Auch in den Syntagmen V+INF läßt sich V nicht separat verneinen oder adverbiell ergänzen; auch diese V sind nur begrenzt kommutierbar mit Einheiten aus einer geschlossenen Liste; zwar stehen im Kontext der Nominalform INF weder PRÄP noch enklitischer DET, man muß aber bedenken, daß diese Einheiten auch im Kontext von FN nicht semantisch relevant sind, sondern als inhärente Komponenten von FN betrachtet werden können. 2.3.9

Diese Beziehung zwischen FVG und V+INF wird auch darin sichtbar, daß

sehr oft zwischen FN und INF kommutative Beziehungen bestehen: Da sehr viele der FN sogenannte 'Verbalabstrakta' sind oder jedenfalls ein V desselben Stammes existiert, tritt im Kontext des betreffenden Stammes sowohl ein Nominalsuffix als auch die Infinitivendung -en sowie alle Verbalendungen auf: (2.62) (zur) Darstellung (kommen),

(zum) Bruch (kommen)

e

en

end

en •

t

(2.63) (in) Zweifel

(bringen),

(ins) Spiel^bringen)

n

en

Verhältnismäßig häufig tritt die gleiche Form sowohl in INF wie in FN auf: (2.64) ins Rollen bringen^ zum Sieden bringen, zum Lachen bringen Diese FN-Typen sind bei weitem in der Mehrzahl. Innen steht eine kleine Menge von FN gegenüber, die mit einem Adjektiv (A) in kommutativer Beziehung stehen oder die keinerlei entsprechende Relationen haben: (2.65) von Belang sein, zu Papier bringen, in Kontakt bringen (2.66) in Gefahr bringen, in Ekstase bringen, in Unordnung geraten Wir werten diese kommutative Beziehung der FN zu V oder auch zu A nicht als distinktives Merkmal zu ADVB, PO und ADV, weil auch zwischen diesen PP und V oder A entsprechende Relationen bestehen können. Es ist deswegen auch kein Grund vorhanden, zu Papier bringen aus der Menge der FVG auszuschließen. Die Ähnlichkeiten zwischen den Syntagmen FVG und V+INF bieten kein Definitionskriterium,

25

sondern lediglich einen Hinweis für die strukturelle Beschreibung der FVG analog zur Grammatik von V+INF, V+A. Vgl. aber Heringer 1968, 23-32, dessen abweichende Meinung wir in der Anm. zu 2.33 kurz skizziert haben.

2.4

Paraphrasetest mit den FVG

2.4.1 Der Test der Paraphrase liefert weitere distinktive Merkmale gegenüber den oberflächlich gleich strukturierten PP anderen Typs. Jeder kompetente Sprecher wird etwa bestätigen, daß der Satz (2.67) Der Maler bewirkte, daß sein Bild versteigert wurde die Paraphrase lediglich einer Bedeutung des Satzes (2.68) Der Maler brachte sein Bild zur Versteigerung

ist; zwischen (2.67) und (2.68) besteht also partielle Synonymie-Relation. Eine Paraphrase der anderen Teilbedeutung von (2.68) wäre etwa (2.69) Der Maler transportierte sein Bild zur Versteigerung

Die beiden vollkommen verschiedenen Paraphrasen (2.67) und (2.69) kennzeichnen die Ambiguität des Syntagmas zur Versteigerung bringen; sie liefern damit ein distinktives Merkmal zwischen den PP-Typen ADV und FN; sie weisen zum anderen darauf hin, daß auch bringen in (2.68) auf zwei sehr verschiedene Weisen interpretiert werden kann, nämlich einmal als 'bewirken, daß etwas geschieht1, zum anderen als "transportieren1. Entsprechende Ambiguität läßt sich bei allen FV feststellen: (2.70)

Das Blümchen kommt zum Blühen

(2.70') Das Blümchen beginnt zu blühen (2.71)

Das Mauerblümchen kommt zur Party

1

(2.7l ) Das. Mauerblümchen begibt sich zur Party (2.72)

Killerkarle steht unter Beobachtung

(2.72') Killerkarle befindet sich in der Lage, beobachtet zu werden (2.73)

Killerkarle steht vor dem Richter

(2.73') Killerkarle befindet

sich in aufrechter Körperhaltung vor dem

Richter

usw. Die intuitive Feststellung, daß die FV nicht das Prädikat des Satzes ausmachen, sondern nur einen modifizierenden Aspekt zur Satzaussage hinzufügen, wird bestätigt durch die Beobachtung, daß die Paraphrase der FVG oft zwei V enthält

26

(Paraphrase (2.70') z.B. beginnen und blühen) . Aus diesem Phänomen, das wir in anderem Zusammenhang bereits öfter erwähnt haben, resultiert die Bezeichnung der Verben in FVG als Funktionsverben und also auch die Bezeichnung des ganzen Syntagmas als Funktionsverbgefüge. Die Funktion der FVG wird entsprechend darin gesehen, auf analytischem Wege das Verbalsystem des Deutschen zum Zwecke der Äktionsartbezeichnung, der Bildung von Kausativa und Faktitiva zu erweitern. Dieses Phänonen spiegelt die strukturelle Verwandtschaft der FVG mit den Syntagmen V+INF, wie sie sich in der Mutationsanalyse ergeben hat. Auch die Kommutierbarkeit von FVG mit V und die Kommutationsbeziehungen zwischen FN und V sind in diesem Zusammenhang zu sehen. Den analytischen Ausbau des deutschen Verbalsystems durch kausativische FVG analysiert Kolb 1962; zur Bezeichnung der Aktionsarten durch FVG vgl. Polenz 1963a. In der diesen beiden Arbeiten folgenden Literatur wird dieser Aspekt immer wieder diskutiert, besonders bei Heringer 1968, 57-1O5 und Klein 1968. Auf diese Arbeiten beziehen sich auch die folgenden Ausführungen.

2.4.2 Eine bestimmte Gruppe der FV kann durch V wie bewirken und verursachen paraphrasiert werden. Die entsprechenden FVG gehören in die Kategorie der Kausativa: Verglichen sowohl mit dem V, das FN entspricht, als auch mit FVG mit kommen oder auch sein haben FVG dieser Kategorie (etwa die mit den FV bringen) kausative Bedeutung: (2.74) Diese Angelegenheit ist in Ordnung (2.74') Diese Angelegenheit kommt in Ordnung (2.74 1 1 ) loh bringe diese Angelegenheit in Ordnung (2.75) Onkel Otto rast (2.75") Onkel Otto kommt (gerät) in Raserei (2.75"') Mäxehen bringt Onkel Otto in Raserei Die FVG mit bringen sind durchgehend Kausativa. In dieselbe Gruppe gehören die FVG mit setzen, stellen, versetzen: (2.76) Der Skandal kommt dem Vorsitzenden zur Kenntnis (2.76') Der Vorsitzende kennt den Skandal (2.76 1 1 ) Genösse Mayer setzt den Vorsitzenden von dem Skandal in Kenntnis (2.77) Mein Verein debattiert über ein Problem (2.77') loh stelle in meinem Verein ein Problem zur Debatte (2.78) Onkel Otto zürnt (2.78') Mäxohen versetzt Onkel Otto in Zorn Neben den FVG mit bringen, setzen, stellen und versetzen gibt es im Deutschen noch Kausativa anderen Typs. So ist etwa ordnen, genau wie in Ordnung bringen

27

Kausativum zu ordentlich sein, in Ordnung sein, setzen zu sitzen, tränken zu trinken, bewirken, daß etwas geschieht zu etwas geschieht usw. Von den Syntaginen mit bewirken, verursachen usw. einmal abgesehen, sind im gegenwärtigen Deutsch die FVG die produktive Möglichkeit des Deutschen, Kausativa zu bilden. Zu einem Typ, der eng mit den Kausativa in Beziehung steht, zu den Faktitiva, gehören die FVG mit halten, die den Syntagmen lassen+INF synonym sind: (2.79)

Onkel Otto ängstigt sich

(2.79')

Killerkarle hält Onkel Otto in Angst

11

( 2 . 7 9 ) Killerkarle läßt Onkel Otto sich ängstigen Kausativa unterscheiden sich von Faktitiva dadurch, daß sie transformativ sind, während Faktitiva kursive Aktionsart bezeichnen. Diese Differenz spielt auch für die weitere semantische Analyse der FVG eine wichtige Rolle. Die Termini der transformativen und der kursiven Aktionsart sind von Heringer 1968, 8O-84 übernommen: Transformative bezeichnen den Übergang von einem Zustand oder Vorgang zu einem anderen, Kursiva bezeichnen die Dauer eines Vorgangs. Zur Theorie der Aktionsart in ihrer Anwendung auf die FVG vgl. neben Heringer Klein 1968, vor allem 1O-23.

2.4.3 Innerhalb der gesamten Kategorie der FVG kann man unterscheiden zwischen Transformativa und Kursiva. Zu den Transformativa zählen zusätzlich zu den Kausativa die FVG mit den Verben kommen, geraten, nehmen, treten, gehen: (2.80) (2.80')

Oie Rose blüht Die Rose kommt zwn Blühen

(2.80") Die Rose erblüht (2.81) Der Vorsitzende ist wütend (2.8l 1 )

Der Vorsitzende gerät in Nut

11

(2.8l ) Der Vorsitzende wird wütend (2.82) Ich gebrauche meine Schreibmaschine (2.82')

Iah nehme meine Schreibmaschine in Gebrauch

(2.82'") Ich beginne, meine Schreibmaschine zu gebrauchen (2.83)

Das Urteil über Killerkarle wird revidiert

(2.83')

Das Urteil über Killerkarle geht in Revision

(2.84)

Der Genösse verhandelt mit dem Vorsitzenden

(2.84")

Der Genösse tritt mit dem Vorsitzenden in Verhandlung

(2.85) (2.85")

Killerkarle wird von seinem Rechtsbeistand beraten Killerkarle zieht seinen Rechtsbeistand zu Rate

Die Beispielsätze (2.80"), (2.81") und (2.82") zeigen, daß FVG nicht die einzigen Möglichkeiten des Deutschen sind, Transformativa zu bilden; vor allem die FVG mit kommen sind jedoch zweifellos eine sehr produktive und auch sehr häufig

28

genutzte Möglichkeit, den Umschlag eines Prozesses in einen anderen bzw. eines Zustandes in einen anderen zu bezeichnen. Im Gegensatz zu den Transformativa (und häufig auch in exposition zu ihnen) bezeichnen die Kursiva den andauernden Verlauf. Kursiva sind neben dem Faktitivum, wie die Paraphrase etwa mit sich befinden ausweist, die FVG mit den Verben sein, stehen, haben, bleiben: (2.86)

Der Vorsitzende gerät in Zorn

(2.86')

Der Vorsitzende ist in Zorn

11

(2.86 ) Der Vorsitzende bleibt in Zorn (2.87)

Der Genösse kommt unter Druck

(2.87")

Der Genösse steht unter Druck

(2.88)

Der Kerkermeister nimmt Killerkarle in Verwahrung

(2.88')

Der Kerkermeister hat Killerkarle in Verwahrung

Die Oppositionen zwischen FVG mit identischen FN wie auch zwischen FVG und V (wobei V dem FN des FVG entspricht) lassen die semantische Relevanz der FV erkennen, die darin besteht, Faktitiva und Kausativa zu bilden sowie verschiedene Phasen eines Prozesses oder Zustandes zu bezeichnen. Synonymie-Relationen zeigen, daß die FV dieselbe Bedeutung haben wie V in Syntagmen des Typs V+INF (kochen lassen, beginnen zu kochen) , V+S (bewirken, daß es kocht) , Präfixe von V (erblühen) usw. 2.4.4 men:

Folgende Matrix faßt das Ergebnis der semantischen Analyse der FV zusam(2.89)

[kaus]

[transf]

bringen

+

setzen

+ + + + -

+ + + + + + + + + -

versetzen stellen halten kommen

geraten nehmen treten gehen sein stehen bleiben haben

-

29 2.5

Partielle Kompetenz als Basis unserer syntaktischen Analyse

Da die Granmatik eine Beschreibung der Kompetenz eines idealen Sprecher/Hörers sein soll, haben wir in diesem heuristischen Kapitel mithilfe von syntaktisch und semantisch orientierten Tests diese Kompetenz, soweit sie sich auf die Beurteilung der FVG bezieht, zu ejqplizieren versucht. Diese partielle, auf die FVG bezogene Kompetenz läßt sich mit folgenden vier Merkmalen umreißen: 2.5.1 Der kompetente Sprecher/Hörer beurteilt die PP gleicher Oberfläche in folgenden vier Sätzen jeweils verschieden: (2.90) Zur Versteigerung seines neuesten Bildes trank Maler Müller einen Korn (2.91) Maler Müller kam zur Versteigerung seines neuesten Bildes (2.92) Maler Müller bekannte sich zur Versteigerung seines neuesten EiIdes (2.93) Maler Müllers neuestes Bild kam zur Versteigerung Diese PP gehören zu den verschiedenen Typen ADVB, ADV, PO und FN (= PP in FVG). Diesen vier Typen müssen in der Tiefenstruktur vier verschiedene Strukturbeschreibungen zugeordnet werden. 2.5.2 Es bestehen einige strukturelle Ähnlichkeiten zwischen FVG und V+INF, sowohl was die Negationspermutation als auch was die Komtnutation mit V betrifft. Die semantische Analyse von FVG mithilfe der Paraphrasierung bestätigt diese Beziehung auch für die einzelnen Komponenten der Syntagmen FV - V und FN - INF. 2.5.3 Die FV unterscheiden sich syntaktisch wie semantisch stark von den gleichlautenden V: FV treten nur zusammen mit FN in FVG auf; semantisch sind sie festgelegt auf kausative, faktitive, transformative, kursive Bedeutung.

2.6

These über die grammatische Beschreibung der FVG

Die These der Vorbemerkung, daß die FVG weder als Syntagmen aus V+PP beschrieben noch als idiomatische Einheiten ins Lexikon aufgenoitnien werden könnten, gewinnt jetzt, auf dem Hintergrund der heuristischen Analyse, an Evidenz. Die Heuristik hat gezeigt, daß die FVG keine Ncminalphrase NP enthalten, eben weil ihnen ein Artikel DET (als selbständig kommutierende Komponente) fehlt, und daß sie sich

30

auch in anderer Hinsicht von den Syntagmen V+PP unterscheiden. Die Heuristik hat andererseits deutlich gemacht, daß die FVG keine singulären idiomatischen Wendungen sind, sondern Syntagmen, die im Zusammenhang mit (zum Teil) weit ausgebauten Paradigmen stehen, deren Elemente parallele semantische und syntaktische Struktur haben: wenn wir annehmen, daß im Lexikon polyseme Einträge kommen^ bringen, setzen usw. vorhanden sind, deren eine Bedeutung die der FV ist, so läßt sich die Bedeutung der FVG aus den Bedeutungen von FV und FN ableiten. Nach der Terminologie von Weinreich 1969 sind die FVG phraseologische Einheiten, aber (jedenfalls, was die Mehrzahl in dem von uns ausgegrenzten Kern betrifft) keine Idiome. Vgl. dazu Weinreich (1969, 4 2 ) : ..."let us stabilize our terminology, calling any expression in which at least one constituent is polysemous, and in which a selection of a subsence is determined by the verbal context, a phraseological unit. A phraseological unit that involves at least two polysemous constituents, and in which there is a reciprocal contextual selection of subsence, will be called an idiom. Thus, some phraseological units are idioms; others are not."

Im Falle der FVG ist das FV die polyseme Konstituente, während das FN die Selektion einer Bedeutung der V steuert. Die Analyse der semantisch-syntaktischen Beziehungen zwischen den Konstituenten der phraseologischen Einheit FVG im Kontext einer generativen Grammatik des Deutschen ist die Aufgabe dieser Arbeit. Wir werden versuchen, diese Aufgabe in vier Stufen auf der Basis unterschiedlicher, unserer Meinung nach inner adäquaterer Grairniatikmodelle zu lösen.

3.

GRAMMATIK DER FUNKTIONSVEFBGEFUGE I

Durch diese Grarnnatik I soll den Elenenten der Teilmengen von PP, nämlich ADVB, ADV, PO und FN, verschiedene Strukturbeschreibungen zugeordnet werden, und zwar so, daß auch die spezifischen Eigenschaften der FVG, wie sie im heuristischen Kapitel expliziert worden sind, möglichst berücksichtigt werden. Wir beschränken uns dabei zunächst auf die Formulierung der Phrasenstrukturgranmatik (PSG), die die Basis für Lexikoneinträge bildet.

3.1

Die PSG bei Steinitz 1969

Eine umfangreiche generativ-transformationelle Untersuchung zur Adverbialsyntax des Deutschen liegt in Steinitz 1969 vor. 1

Sinne 'adverbialen

Diese Arbeit analysiert die im engeren

Teilmengen von PP: ADVB, ADV und PO; auf die Teilmenge FN

geht Steinitz nicht ein.

Für die Basiskomponente werden u.a.

folgende Phrasen-

strukturregeln vorgeschlagen (Steinitz 1969, 39): (3.1)

(i)

(ii) (iii)

(iv)

Satz

>

(I) S

S

> NP + VP

VP

>

(ADVB) HV + AUX

HV

>

(NP) (ADV) V

Das Symbol 'Satz' wird expandiert in das fakultative Symbol I, das den Typus (Frage, Aussage, Befehl) eines Satzes bestimmt, und in S; S wird expandiert zur Nominalphrase in der Funktion eines Subjektes und zur Verbalphrase; die Verbalphrase wird weiter expandiert in die fakultative Konstituente ADV, für die an der Oberfläche ein Element der Teilmenge ADVB erscheinen kann, in den Hauptverbkcmplex HV und in die Konstituente AUX, die eine Sanmelkonstituente für Tempus, Modus, Personalendung usw. ist; HV wird weiter expandiert in NP (= Sammelkonstituente für die Objekte, deren weitere Expansion vernachlässigt wird), in ADV, für das an der Oberfläche Elemente der Teilmenge ADV erscheinen, und in V (Konstituente für das Finitum).

32

Daß ein V einer bestiinnten Subklasse gewählt wird, hängt von der Expansion von HV ab und wird durch strikte Subkategorisierungsregeln geregelt. Die Strukturbeschreibung, die durch die Regeln (i)-(iv) generiert wird, wird durch folgenden Staimbaum repräsentiert (Steinitz 1969, 40): (3.2) Satz -

NP

ADVB

NP

ADV

V

AUX

Eine solche Tiefenstrukturbeschreibung könnte etwa dem Satz (3.31) weil+der Vater+heute+die Großmutter+zum Bahnhof+bring+t zugeordnet werden. Die unterschiedliche Stellung der Konstituenten ADVB und ADV in der Hierarchie der Basiskomponente ist begründet durch die verschiedene Rolle bei der strikten Subkategorisierung von V: Die strikte Subkategorie, der V angehört, ist abhängig von der jeweils möglichen Expansion von HV in NP und ADV; sie ist dagegen unabhängig von der Existenz und Beschaffenheit der Konstituente ADVB. Wenn man also von Selektionsbeschränkungen absieht, kann bei jedem V ein ADVB stehen: (3.4) Paul trinkt gern Wein (3.5) Peter schläft oft bis zehn Uhr (3.6) Ich schenke Katja. zum Nikolaus ein Bilderbuch Ein Element der Menge ADV jedoch tritt nur mit V aus der Subkategorie auf, die durch Kombinationsfähigkeit mit ADV definiert ist: (3.7) Paul geht zur Schule (3.8) Paul bringt seine Freundin nach Hause (3.9) Ich gebe Katja ein Bilderbuch in die Hand Wird ADV mit einem V aus einer anderen Kategorie kombiniert, so ist der betreffende Satz ungrammatisch: (3.10) *Paul trinkt gern Wein in den Hals

(3.11) »Peter schläft oft bis zehn Uhr auf das Bett (3.12) *Ich schenke Katj'a ein Bilderbuch in die Hand

33

Da sowohl ADV als auch NP entscheidend für die Subkategorisierung von V sind, hängen NP, ADV und V an dem einen Knoten HV. Vgl. dazu die Diskussion der beiden 'adverbialen Hauptkategorien 1 ADVB und ADV bei Steinitz 1969, 1O-4O, die wir oben knapp skizziert haben.

Durch die PSG (3.1) werden Elementen aus den Teilmengen ADVB und ADV unterschiedliche Strukturbeschreibungen zugeordnet. Eine Lösung für Elemente aus PO dagegen scheint noch auszustehen. Steinitz 1969 schlägt vor, PO aus der von HV dominierten NP zu entwickeln: Einmal ist PO relevant für die Subkategorisierung von V und muß daher auch von HV dominiert werden. Zum anderen unterscheidet sich PO von ADV dadurch, daß PRfiP nicht allein, sondern nur zusammen mit V kommutierbar ist; in der Tiefenstruktur muß PRÄP also als spezielles Merkmal von V dargestellt werden, das erst durch Transformationen auf die NP übertragen wird. In der Tiefenstruktur unterscheidet sich die Beschreibung von PO und NP nicht; die Differenz liegt in V, dessen Strukturbeschreibung im ersten Fall Merkmale für PRÄP enthält, im zweiten Fall dagegen nicht. Als drittes Argument für die Entwicklung der Präpositionalobjekte aus einer tiefenstrukturellen NP kommt hinzu, daß im Deutschen Sätze mit PO und mit NP existieren, die semantisch sehr ähnlich interpretiert werden. (3.13) Ich denke an den Vater (3.13') Iah gedenke des Vaters (3.14) Paul denkt an etwas (3.14') Paul denkt sioh etwas Diese semantischen Beziehungen werden in der Lösung von Steinitz 1969 berücksichtigt. Vgl. die Vorschläge zur Beschreibung der PO bei Steinitz 1969, 40-46.

3.2

FV als Expansion von AUX

Steinitz 1969 geht auf Syntagmen wie FVG nicht ein. Damit nun auch den FVG adäquate Strukturbeschreibungen zugeordnet werden, muß die PSG von Steinitz um die Kategorien FN und FV in angemessenen Relationen erweitert werden. Damit die Syntax wirklich die Kompetenz des Sprecher-Hörers beschreibt, muß sie die Ergebnisse der Heuristik berücksichtigen, d.h., sie muß FN wie FV von den anderen Typen der PP und V differenziert darstellen. Damit die Bedingung der semantischen Adäquatheit erfüllt ist, müssen diese Differenzen bereits in der Basis der Grammatik ausgedrückt werden.

34

3.2.1

Im heuristischen Kapitel haben wir festgestellt, daß FVG strukturell in

Beziehung zu setzen sind zu den Syntagmen V+INF. Dazu kennten noch kommunikative Beziehungen zu V+A. (3.15) kommt wird will kann hat ist

+

zur Abstimmung

+ +

abgestimmt abstimmen

+ + +

abstimmen abzustimmen abstimmungsreif

Diesen Beziehungen entsprechend wäre FV als Expansion von AUX in die PSG einzufügen, genau wie die 'Hilfsverben1 wollen, können usw. auch. AUX wäre dann zu folgendem komplexen Symbol zu expandieren: (3.16) AUX > [+ AUX + irod + fv + präs

Diese Regeln, in der ein Symbol der Tiefenstruktur in einen Merkmalskomplex expandiert wird, wurde in Anlehnung an Jacobs/Rosenbaum 1968, 121-129 formuliert; in der Schreibkonvention folgen wir Bechert/Clement usw. 1970 (speziell zu dieser Regelform vgl. S.67).

Der Merkmalskomplex wird durch die Matrix (3.16') interpretiert: (3.16')

[mod]

[fv]

[präs]

Modalverb kein Modalverb FV

Präsens Imperfekt Das komplexe Symbol [+AUX, +mod, -fv] erscheint an der Oberfläche als Modalverb wie wollen, können, müssen usw. Ein Auxiliar [+AUX, 4-modal, +fv] wird abgebildet in ein FV. Ein Auxiliar [+AUX, -modal, -fv] wird transformationell zu einem Segment der finiten Verbform entwickelt (dabei wird die Kopula transfonrationell eingeführt, wenn VB das Merkmal [-V] hat (vgl. Regeln (3.17)). Das Merkmal [+präs]

35

determiniert das Tempus des Satzes (alle weiteren Probleme wie die der 'zusammengesetzten Zeiten1, des Konjunktivs, der Prädikativa mit werden lassen wir in diesem Zusammenhang unberücksichtigt) . Wegen der syntaktischen und semantischen Beziehungen von FV zu den modalen Auxiliaren, vor allem auch wegen der bei beiden Typen zu beobachtenden 'sekundären Prädikation' erscheint diese Lösung plausibel und ist implizit schon öfter vorgeschlagen worden. Bereits die Kategorisierung der FVG als 'analytische Formen1 (Kolb 1962) legt diese Beschreibung nahe. Polenz (1963a, 23) stellt dann fest: "Die Verbalnomina der Funktionsverbformeln übernehmen also die syntaktische Funktion, die der Infinitiv in der herkömmlichen Hilfsverbverbindung hat," ... . Auch Heringer 1968 spricht S.44 von einem "prädikativen Syntagma" und gibt (S.43) den FVG im Stemma die gleiche Stellung wie einem einfachen V. Wie allerdings die Relation der FVG zu den 'Hilfsverbverbindungen 1 vorzustellen ist, wird hier nicht expliziert.

3.2.2 Wenn PV als Expansion von AüX beschrieben wird, dann muß entsprechend FN in dieselbe Kategorie wie INF und prädikatives A gehören. Folgende Pegeln der PSG liefern dazu die angemessene Beschreibung: (3.17) HV > (NP) (ADV) VB VB > +VB!

L±vJ

Die erste Regel ist als Alternative zu Regel (3.1 iv) anzusehen. Zur Kategorie VB vgl. Jacobs-Rosenbaum 1968, vor allem 52-58.

HV wird expandiert in die Objekt-NP, in ADV und das Verbal VB (dabei sind NP und ADV fakultative Konstituenten, deren Distribution die Subklassen von VB bedingen); VB wird expandiert entweder zu [+V], das für finite wie infinite Verbformen und FN steht (soweit sie nicht von AUX beschrieben werden) , oder zu [-V], das die prädikativen A beschreibt. Die weitere Entwicklung von VB ist abhängig von der Expansion von AUX: Wenn AUX das Merkmal [+mod] hat und VB [+V] ist, wird durch Transformationen VB in INF abgebildet; wenn AUX [-modal] und [-fv] ist und VB [+V], entsteht transformationell eine finite Verbform; wenn AUX [+fv] ist und VB [+V], entsteht (unter anderem durch eine Nominalisierungstransformation) FN; die Kombination [+VB, -V] + [AUX, +modal, -fv] wird entwickelt zur Oberfläche A + Kopula, wobei die Kopula transfonrationell eingeführt wird (dabei ist, je nach Merkmal, das Syntagma A + Kopula mit einem Modalverb kombiniert oder nicht). FVG werden also tiefenstrukturell beschrieben als Kombination von zwei komplexen Symbolen [+VB, +V] + [AUX, +modal, +fv]. Der Strukturbaum (3.18) bildet die Tiefenstruktur eines FVG vereinfacht ab:

36

(3.18)

zur Kenntnis

bringt

Diese Beschreibung berücksichtigt neben den in 3.21 genannten Beziehungen das Phänomen, daß fast alle FN in kcmnutativer Beziehung zu V oder A stehen, d.h., daß dasselbe Basismorphem sowohl in IN als auch in V oder A vorkonmt. Die PSGRegeln (3.16) und (3.17) bieten damit eine einfache Beschreibung-auch der strukturellen und semantischen Beziehungen zwischen EN und V (A) : die FN werden nicht im Lexikon extra aufgeführt, sondern aus den ohnehin vorhandenen V (A) transformationell abgeleitet. Die Einzelheiten (etwa die Probleme der Selektion, der Suffixauswahl, der FN ohne kcmnutative Beziehung zu V oder A, der Lexikalisierung) lassen wir hier beiseite. Wir werden an anderer Stelle eine Lösung diskutieren. 3.2.3 Die Expansion von HV ist entscheidend für die strikte Subkategorisierung (SSK) von VB. Wird etwa HV zu ADV und VB expandiert, so ist damit auch eine bestirtinte Subkategorie festgelegt, aus der die VB stammen müssen, damit die Tiefenstruktur eines graimati sehen Satzes generiert wird. Zu dieser Subkategorie [+VB, 4ADV

] gehören etwa kommen, gehen, fahren, wohnen, ansässig usw.;

die betreffenden Lexikoneinträge enthalten das Merkmal [+ADV ], so daß entweder diese Einheiten nur in den entsprechenden Kontext eingesetzt werden oder unstlmmige Kombinationen transformationell blockiert werden. Zur Theorie der Subkategorisierung vgl. Chomsky 1965,

Kap.2, 88-164.

37

Auch die IN, die tiefenstrukturell als VB beschrieben werden, unterliegen der Subkategorisierung durch den strikten Kontext. Der Satz (3.19) Der Skandal kommt dem Vorstand zwo Kenntnis zeigt, daß kenn in dem strikten Kontext eines Cbjektes steht, also der Subkategorie [+VB, +NP ] angehört, koch staimtt aus der Subkategorie [+VB, + ], weil in Sätzen mit koch als M HV nur zu VB expandiert wird: (3.20) Das Wasser kam zum Kochen In dieselbe Subkategorie gehören offensichtlich auch frag und abstimm: (3.21) Ein Verkauf des Erbes kommt nicht in Frage (3.22) Das Gesetz kommt zur Abstimmung Damit die SSK der VB adäquat in unserem Syntaxmodell beschrieben werden kann, müssen zwei entscheidende Bedingungen erfüllt sein: - Eine Einheit, die in VB eingesetzt wird, muß derselben strikten Subkategorie angehören, unabhängig davon, ob sie in Abhängigkeit von AUX transformationell in FN oder in eine Verbform abgebildet wird. Ein VB darf, mit anderen Worten, die Subkategorie nicht deswegen ändern, weil in AUX das Merkmal [+fv] eingeführt wird. - Die strikte Subkategorie von VB muß unabhängig sein von der Lexikoneinheit und ihren Merkmalen, die in AUX eingesetzt wird. Beide Bedingungen sind nicht erfüllt. Die VB kenn, frag, abstimm gehören verschiedenen strikten Subkategorien an, je nachdem, ob sie im Kontext von [+AUX, +fv] stehen oder nicht: (3.19) Der Skandal kommt dem Vorstand zur Kenntnis (3.19") Der Vorstand kennt den Skandal (3.21) Ein Verkauf des Erbes kommt nicht in Frage (3.2l 1 ) Mäxchen fragt Onkel Otto nach dem Erbe (3.22) Das Gesetz kommt zur Abstimmung (3.22") Der Bundestag stimmt über das Gesetz ab Der Kontext [+AUX, +modal, -fv] dagegen beeinflußt die Zugehörigkeit von VB zu einer Subkategorie nicht: (3.19') Der Vorstand kennt den Skandal (3.19 1 1 ) Der Vorstand muß den Skandal kennen Die Modalverben wie müssen können also aus AUX entwickelt werden, weil die SSK von VB unabhängig von ihnen ist. FV dagegen haben offensichtlichen Anteil an der SSK von VB und werden als Expansionen von AUX nicht adäquat beschrieben. Man kann natürlich einwenden, daß viele VB mehreren Subkategorien angehören, daß also ein Wechsel allgemein in Kauf gencnmen werden muß:

38

(3.23) Der Koahfisch kocht (3.23') Der Koch kocht den Kochfisch Die Merkmale von AUX aber sind an diesem Wechsel nicht beteiligt; auch bei der Beschreibung der FV3 müssen wir diese Nicht-Beteiligung verlangen, die wir bei den Modalberben etwa konstatieren konnten. Chomsky hat (1965, 128) verhältnismäßig ad hoc den Einfluß der umgebenden Kategorien auf die Subkategorisierung des Verbs auf den strikten Kontext, d.h. in unserer Grammatik auf die Domäne von HV, beschränkt; nach dieser Regel darf nur die Subkategorie von VB, nicht aber die von AUX von den Kategorien determiniert werden, in die HV expandiert wird. Genau das zweite ist aber in unserer Beschreibung der Fall. Selbst dann, wenn man sich über Chomskys verhältnismäßig wenig begründete (und etwa von Steinitz 1969 in ihrer Richtigkeit angezweifelte) Beschränkung der kategorialen Subkategorisierung auf den strikten Kontext hinwegsetzt, verstößt unsere Beschreibung gegen die Bedingung der Einfachheit: Ein und dasselbe VB müßte in sehr vielen Subkategorien aufgeführt werden, und zudem müßte immer angegeben werden, welche MerkmalStruktur von AUX im einzelnen Fall erforderlich ist. Die angemessenste Lösung scheint dann zu sein, FV (das, anders als die Modalverben in AUX, den strikten Kontext von VB beeinflußt, oder, anders ausgedrückt, in seiner Subkategorisierung von den Kategorien unter HV beeinflußt wird) mit in die Domäne von HV hineinzunehmen.

Folgende Beispielsätze zeigen, daß auch die zweite Bedingung (daß nämlich die Subkategorie eines VB unabhängig ist von den Lexikoneinträgen, die für AUX substituiert werden) nicht erfüllt ist: (3.24) Der Genösse bringt dem Vorsitzenden den Skandal zur Kenntnis (3.25) Der Genösse setzt den Vorsitzenden von dem Skandal in Kenntnis (3.26) Der Skandal kommt dem Vorsitzenden zur Kenntnis (3.27) Der Vorsitzende nimmt den Skandal zur Kenntnis Nicht nur FN, sondern das ganze FVG ist in seiner Subkategorie abhängig von der Expansion von HV. In diesem wichtigen Punkt unterscheidet sich das FVG von den Syntagmen V+INF und V+A: Während hier nur die eine Komponente (INF und A) in Abhängigkeit vom strikten Kontext subkategorisiert wird, ist bei FVG der strikte Kontext für die Subkategorisierung beider Komponenten FN und FV entscheidend. Daraus folgt, daß auch FV als Expansion von HV zu beschreiben und nicht aus AUX zu entwickeln ist. Die Regeln der PSG, die wir in (3.16) und (3.17) formuliert haben, müssen entsprechend verändert werden. Auch die entgegengesetzte Lösung, nämlich FV aus VB zu erzeugen, scheitert daran, daß nicht alle FVG mit demselben FV zur gleichen strikten Subkategorie gehören: (3.28) Otto bringt sein Mitgefühl zum Ausdruck (3.29) Otto bringt in Erfahrung} daß der Zug bereits weg ist

39

(3.30) Karl bringt Otto einen Fehltritt seiner Frau zur Kenntnis (3.31) Otto bringt Karl mit der Geliebten seines Chefs

in Kontakt

Diese Sätze bestätigen, daß beide Komponenten der FVG auf den kategorialen Kontext Einfluß haben, daß also das ganze FVG dem strikten Kontext gemäß subkategorisiert werden miß. Aus diesem Grund führen die Versuche, FV als 'Hilfsverb' (d.h. als AUX) oder auch FN nicht als VB zu beschreiben, zu keinem Erfolg. Diese Beobachtungen bestätigen unsere These, daß sowohl FN als auch FV je nach Struktur des strikten Kontextes subkategorisiert werden, daß sich also die Kontextabhängigkeit zwischen VB und den anderen Kategorien unter dem Knoten HV weder auf FV noch auf FN einschränken läßt, sondern in komplexer Vfeise für beide Komponenten des FVG gilt. Das syntaktisch entscheidende Kriterium der Kontextrelation stellt also die FVG zwischen die Syntagmen PP+V und INF+V: Bei PP+V wird allein V von strikten Kontext subkategorisiert, bei INF+V allein INF, bei FVG sowohl FN •als auch FV. Innerhalb der Theorie der PSG stützt die Relation zum kategorialen Kontext das Ergebnis der Heuristik, daß nämlich die Syntagmen FVG und PP+V verschiedener Struktur sind; sie modifiziert das Ergebnis, daß FVG die gleiche Struktur haben wie V+INF insofern, als nicht nur die nominale, sondern beide Komponenten strikt subkategorisiert werden.

3.3

FVG als Expansion von VB

VB wird in Abhängigkeit von seinem strikten Kontext subkategorisiert. Da auch FVG als ganzes Syntagma (und nicht nur FN) durch die NP und ADV, die HV expandieren, subkategorisiert wird, muß FVG auch in diesem Kontext beschrieben, also als Expansion von VB aufgefaßt werden, 3.3.1

Die PSG-Regeln (3.16) und (3.17) müssen also folgendermaßen umformuliert

werden: (3.32)

AUX

+AUX +mod +präs

(3.33)

VB

+VB +V

+fvg

40

Die Regel (3.33) wird durch folgende Matrix interpretiert: (3.33') [V]

[fvg]

V A FVG

Das komplexe Synfool [+VB, +V, -fvg] wird in eine Verbform der Oberfläche abgebildet, [+VB, -V, -fvg] in ein prädikatives A, [+VB, +fvg] in ein FVG. Regel (3.33) wird der Subkategorisierung von FVG durch NP und A des strikten Kontextes gerecht: zur Kenntnis bringen etwa würde beschrieben als [+VB, +fvg, +NP NP»

], zur Kenntnis kommen als [+VB, +fvg, +NPT

], in Kenntnis setzen

als [+VB, +fvg, +NP NPp ], zur Kenntnis nehmen als [+VB, +fvg, +NP (vgl. die Sätze (3.24) - (3.27).

]

Die Kontextmerkmale von VB setzen eine Formationsregel voraus, die die NP der Regel (3.1 iv) in ein direktes Objekt NP D , ein indirektes Objekt NP und ein Präpositionalobjekt NP expandiert. Die Schreibkonvention ist wiederum von Bechert/Clement usw. 97 , 76 weitgehend übernommen.

3.3.2 Zugunsten einer adäquaten Beschreibung der Subkategorien von FVG in Abhängigkeit des strikten Kbntexts bleibt in unserer Fassung der Tiefenstrukturbeschreibung FVG weitgehend unanalysiert: - Die FVG werden im Lexikon als nicht weiter analysierbare Einheiten gespeichert und als Ganzes in VB eingesetzt. Eine solche Beschreibung steht aber im Gegensatz zu unserer Feststellung in 2.6, daß die FVG keine Idiome sind, sondern syntaktisch und semantisch analysierbare phraseologische Einheiten mit nur einem polysemen Element. Dieser Feststellung muß die Tiefenstrukturbeschreibung entsprechen, so daß es nicht in Frage kommt, die FVG als unanalysierte Einheiten ins Lexikon aufzunehmen. Daß die FVG ein System darstellen, in dem FN und FV (von den Lexikalisierungen einmal abgesehen) auf verschiedene Weise syntaktisch kombiniert werden können und so das Prädikatsystem des Deutschen um Paradigmen zur Bezeichnung der Aktionsarten und Kausativa erweitert wird, liegt allen Arbeiten zu den FVG implizit zugrunde. Es bleibt die Aufgabe nachzuweisen, daß die FVG durch generelle Regeln aus den Komponenten FV und FN in der PSG erzeugt werden können. Der erste Versuch, FV aus AUX oder FN nicht aus VB zu erzeugen, ist gescheitert. Die folgenden Analysen können als Versuch angesehen werden, eine lexikalische Lösung zu vermeiden und doch noch generelle Regeln der syntaktischen Erzeugung zu finden.

- Darüber hinaus sollten die konmutativen Beziehungen von FN zu V und A in der Tiefenstruktur berücksichtigt werden (wie es unsere erste syntaktische Be-

41

Schreibung tat), damit alle syntaktisch komplexen Gebilde wirklich in ihre Komponenten aufgelöst werden und damit die Strukturbeschreibung möglichst generell, d.h. möglichst einfach formuliert werden kann. FN sollte also als Nominalisierung von V oder A beschrieben werden, damit die Forderung der Einfachheit erfüllt ist. Es bleibt also zu versuchen, ob nicht die einheitliche Behandlung der FVG, die eine adäquate Beschreibung der SSK voraussetzt, verknüpft werden kann mit einer differenzierten Darstellung des komplexen Syntagmas und seiner Komponenten. 3.3.3 Ein weiteres Argument gegen den Vorschlag, FVG als Einheit in VB einzusetzen, liefert die syntaktische Analyse des Kontextes der FVG. Man kann hier als Regelmäßigkeit feststellen, daß die FV mit dem Merkmal Okaus] immer ein "Akkusativ-Objekt1 im Kontext haben, die FV mit dem Merkmal [-kaus] (mit der Ausnahme von nehmen} jedoch nie. Aufgrund dieser Beobachtung kann man den kategorialen Kontext der FVG analysieren in den generellen Kontext des FV und in den Kontext des FN; der Satz (3.34) Der Genösse setzt den Vorsitzenden von dem Skandal in Kenntnis wird dann zerlegt in die beiden Teile (3.34") *Der Genösse setzt den Vorsitzenden + der Vorsitzende kennt den Skandal. Dabei ist zu bemerken, daß der erste Teil von (3.34') kein Satz des Deutschen ist, weil die FV nur im Kontext von FN stehen können. Immerhin macht diese Analyse plausibel, daß die Annahme, FVG werde als Ganzes durch den strikten Kontext subkategorisiert, verhältnismäßig oberflächlich ist. Das Beispiel zeigt, daß auch dieser strikte Kontext komplex ist und durchaus als Kontext des FN einerseits und des FV andererseits analysiert werden kann. Damit entfällt die Notwendigkeit, FVG als Einheit aus VB zu entwickeln: Man kann, indem man sowohl für FN als auch FV verschiedene strikte Kontexte in der Strukturbeschreibung zuordnet, FN und FV aus verschiedenen VB entwickeln und damit eine differenzierte Darstellung erreichen. Die entsprechende Tiefenstruktur würde sowohl FVG als Syntagma aus zwei Komponenten FV und FN beschreiben als auch den kctnmutativen Beziehungen zwischen FN und V oder A gerecht werden. Sie wäre als generalisierter Phrasemarker anzusetzen, der dann transfonrationell in einen Satz mit FVG abzubilden wäre, wobei FV aus dem VB des Matrixsatzes, FN aus dem VB des Konstituentensatzes zu entwickeln ist. In einer Grammatik II soll im nächsten Kapitel versucht werden, FVG auf diese Weise eine tiefenstrukturelle Beschreibuna zuzuordnen.

4.

GRAMMATIK DER FUNKTIONSVERBGEFÜGE

II

In einer Strukturbeschreibung der FVG müssen, damit die Relationen zum kategorialen Kontext adäquat beschrieben werden, sowohl FN als auch FV aus der in VP allein der SSK unterliegenden Kategorie VB entwickelt werden. Da die PSG eines S das Kategorialsymbol VB nur einmal generiert, muß das Symbol S an bestintnter Stelle noch einmal eingeführt werden, so daß die PSG einen generalisierten PMarker erzeugt, der die Kategorie VB mehrmals enthält. Die Graranatik II wird versuchen, auf der Basis einer PSG, die das Symbol S rekursiv verwendet, die FVG adäquat zu beschreiben.

4.1

Basiskomponente der Grammatik II

4.1.1 Phrasenstrukturgratmiatik: Für die PSG der syntaktischen Beschreibung II nehmen wir folgende Regeln an: (4.1)

(i)

S

>

NP

(ii)

VP

>

(NP-j.)

VP

AUX

(NPD)

(NPp)

(ADV) (S)

VB

Die PSG ist auf das in unserem Rahmen augenblicklich Notwendige vereinfacht. Das Element AUX ist aus der VP herausgenommen und wird direkt von S dominiert, da Kategorien von AUX wie Modalität und Tempus sich auf den ganzen Satz und nicht nur auf die VP beziehen. Als Expansionen von VP treten neben VB alle die Kategorien auf, die die SSK von VB bedingen, und zwar als fakultative Komponenten. VP wird u.a. expandiert in das rekursive Element der PSG S, durch das die zweite VB mitsamt ihrem speziellen strikten Kontext eingeführt werden kann. Die VB des Matrixsatzes beschreibt die FV der Oberflache, die VB des Konstituentensatzes die FN der Oberfläche. Die PSG ( 4 . 1 ) folgt Jacobs/Rosenbaum 1968, vor allem 57. Zum strikten Kontext von VB vgl. Steinitz 1969 und Bechert/Clement usw. 197O.

Dem Satz

(4.2) Der Genösse bringt dem Vorsitzenden den Skandal zur Kenntnis würde die PSG (4.1) den Graphen (4.3) als Strukturbeschreibung zuordnen:

43

(4.3)

AUX

der Genösse

den Skandal

biing-

AUX

der Vorsitzende

den Skandal

kenn-

4.1.2 Einbettung von S: Die Regeln der PSG (4.1) führen das rekursive Symbol S an einer Stelle ein, an der es auch etwa von Jacobs/Rosenbaum vorgesehen ist. In diesem Zusanrnenhang stellt sich das Problem, wie die Satzeinbettung, die FVG beschreiben soll, sich unterscheiden von den Tiefenstrukturen, die folgenden konplexen Sätzen zugrundeliegen: (4.4) Der Onkel, der- den Nomen Otto trägt, ist verstimmt (4.5) Daß Onkel Otto verstimmt ist, ist gewiß (4.6) Onkel Otto beginnt zu verstimmen

44

Für eine PSG, die unter anderm diese Sätze beschreibt, sieht Jaoobs/Rosenbaum 1968 folgende Regeln vor: (4.7)

S

VP

>

NP

>

NP S ' (ART)

>

VB

VP

AUX N

(S)

(NP)

Dabei beschreibt S als Expansion von NP im Kontext NP Relativsätze wie ( 4 . 4 ) , im Kontext N Sätze wie (4.5), als Expansion von VP Sätze wie (4.6) . Die Differenz der Beschreibung zwischen FVG und Infinitiv-Konstruktionen wie (4.6) liegt also nicht in den Regeln der PSG, sondern in den Lexikoneinheiten, die für VB des Matrixsatzes substituiert werden. Wenn diese Einheiten das Merkmal [+FV] haben, dann steuert dieses Merkmal die Selektion einer Einheit mit dem Merkmal [+FN] für die Kategorie VB des Konstituentensatzes. Die Differenz zwischen FVG und Infinitiv-Konstruktionen liegt also in der Selektion der VB, nicht in der Struktur der PSG. Die Regeln ( 4 . 7 ) werden bei Jacobs/Rosenbaum 1968, 44-57 entwickelt; vgl. die Zusammenstellung S.57. Die FVG nicht durch spezielle Kategorien der PSG, sondern durch die Merkmale der VB zu kennzeichnen, hat Otmar Werner (mündliche Kommunikation) vorgeschlagen.

4.1.3

Strikte Subkategorisierung der VB des Matrixsatzes:

Die Kategorie VB des Matrixsatzes wird durch das Merkmal [+FV] in zwei Subkategorien geteilt, wenn sie das Merkmal [+V] enthält. (4.8) VB +VB +V +FV

Die Subkategorie [+VB, +V, +FV] (= die Klasse der FV) ist in unserem thematischen Rahmen weiter interessant und soll hier auf Subkategorien in Abhängigkeit vom strikten Kontext untersucht werden. Wir führen an dieser Stelle die Konvention ein, daß ein positiv markiertes Kontextmerkmal· [+A_] die Kategorie A im strikten Kontext obligatorisch macht, während eine Kategorie, die durch kein Kontextmerkmal genannt wird, auch im Kontext nicht auftauchen darf. Positiv und negativ markierte Merkmale [+A ] zeigen fakultative Kategorien an.

Die Subkategorie [+VB, +V, +FN] enthält zwei Subkategorien, für die entsprechende Lexikoneinträge zur Verfügung stehen: Die Elemente der einen Teilklasse werden mit einem Akkusativobjekt NPD konstruiert, die anderen nicht.

45

(4.9)

VB

>

+VB

+V +FV

+S

Für dieses komplexe Syrrbol der PSG sind die Lexikoneinträge komm, sei, steh, gerat, bleib, geh, tret substituierbar. (4.10)

VB

+VB

+V 4FV

+NPDS

Für das komplexe Symbol (4.1O) sind die Lexikoneinträge bring, stell, halt, nehm, hob, versetz substituierbar. Für alle anderen möglichen Kontexte sind keine Lexikoneinträge vorhanden; andere Expansionen von VP im Kontext eines FV sind keine Tiefenstrukturen von grammatischen Sätzen. 4.1.4 Strikte Subkategorisierung der VB des Konstituentensatzes: Im Konstituentensatz darf VP nicht zu FN expandiert werden, weil in der PSG (4.1) die Rekursivität von S auf einmalige Einbettung beschränkt ist. Neben den FV kann noch eine andere Subkategorie von VB nicht als Expansion von VP im Konstituentensatz stehen: Die VB mit dem Merkmal [+ADV___]; wenn also die VP des Konstituentensatzes zu ADV expandiert wird, dann generiert die PSG keine Tiefenstruktur eines grammatischen Satzes. Weitere spezifische Beschränkungen für die Expansion von VP im Konstituentensatz (und damit für die Wahl der strikten Subkategorien von VB) bestehen nicht. Für VB sind also folgende strikte Subkategorien zugelassen: (4.11)

VB

+VB

+V

Die Regeln ( 4 . 8 ) - (4.11) sollen nur die Beschränkungen, die in der PSG der Expansion von VP (im Matrixsatz wie im Konstituentensatz) und damit der Wahl der strikten Subkategorien von VB auferlegt sind/ ad hoc formalisieren und keine endgültige Lösung für die Darstellung der Abhängigkeit vom kategorialen Kontext implizieren. Die Form der Regeln legt zwar nahe, daß in unserer PSG das Kategorialsymbol VB durch kontextsensitive Formationsregeln weiter expandiert wird zu komplexen Symbolen, die dem kategorialen Kontext entsprechende Merkmalmengen enthalten. Diese Form ist jedoch nur deswegen gewählt worden, weil sie die Expansionsbeschrän-

46 kungen in einer PSG der FVG besonders anschaulich darstellt. Diese Wahl richtet sich nicht gegen die Annahme einer kontextfreien PSG, in deren Zusammenhang die Lexikonregeln kontextsensitiv sind und bei Divergenzen zwischen dem Phrasemarker und den Merkmalen der Lexikoneinträge die Lexikonregel nicht arbeitet, so daß die weitere Abbildung auf die Oberfläche blockiert wird. Die letzte Lösung, die Chomsky 1965, 155-159 vorschlägt, ist deswegen plausibel, weil sie den Transformationsregeln generell die Funktion eines Filters zuweist, der die Erzeugung ungrammatischer Oberflächenstrukturen verhindert und zum anderen Redundanzen in der Basisstrukturableitung vermeidet, die auftreten, wenn präterminale komplexe Symbole und Lexikoneinträge dieselben Merkmale enthalten, die den ohnehin vorhandenen Kontext beschreiben. Wenn wir uns also für eine kontextfreie PSG entscheiden, dann müssen die Regeln ( 4 . 8 ) - ( 4 . 1 1 ) umformuliert werden in Einsetzungsbedingungen von Lexikoneinträgen (vgl. die Diskussion in 4 . 1 . 7 ) .

4.1.5

Selektionsbesdiränkungen zwischen den beiden VB:

Selektionsbeschränkungen zwischen den VB des Matrixsatzes und des Konstituentensatzes sind sehr kompliziert und deswegen umständlich zu formulieren. Für das VB des Konstituentensatzes etwa kann man den Lexikoneintrag helf nicht aber unterstütz oder heil oder

substituieren,

erfrisch:

(4.12) Ich komme dem Freund zu (4.13) *Ioh komme dem Freund zur

Hilfe Unterstützung

(4.14) *Ich komme dem Freund zur Heilung (4.15) *Ich korrme dem Freund zur

Erfrischung

Innerhalb der Kategorie VB ist also zu unterscheiden zwischen der Teilmenge der Elemente, die als FN in einem FVG vorkommen können, und der komplementären Teilmenge, deren Elemente nicht als FN stehen können. In der Tiefenstruktur zeichnen sich die Elemente der ersten Subkategorie dadurch aus, daß sie im Kontext der Kategorie der FV (also der VB mit den Merkmalen [+VB, +FV]) vorkommen können. Diese Elemente müssen also mit dem Merkmal [ +FVLVB —gekennzeichnet werden; aus Gründen der Einfachheit führen wir die Konvention ein, für dieses Merkmal [+FN] zu schreiben. Für die VB des Konstituentensatzes können also nur Einheiten mit der Merkmalstruktur [+VB, +FN,...] substituiert werden. Während Chomsky (1965, 129) den Arbeitsbereich der Selektionsregeln auf die Domäne von S beschränkt, so daß also zwischen VB des Matrixsatzes und VB des Konstituentensatzes keine selektiven Beziehungen in seinem Graramatikmodell formuliert werden können, müssen wir den Geltungsbereich der Selektionsrelationen erweitern, um grammatische Kombinationen von FN und FV zu erzeugen. Diese Erweiterung ist nicht für die adäquate Beschreibung der FVG, sondern auch anderer komplexer Einbettungen wie Objektsätze usw. notwendig (vgl. dazu Bätori 1971 und die dort angegebene Literatur Lakoff 1965 und Perlmutter 1969).

Die Zugehörigkeit zur Subklasse [+VB, +FN] noch genereller mithilfe von ohnehin vorhandenen syntaktischen oder semantischen Merkmalen zu formulieren, scheint

47

nicht möglich zu sein. Beispiele wie (4.12) - (4.15) oder auch (4.16) Der Kampf kam zum Ausbruch (4.17) *Der Kampf kam zum Anfang (4.18) *Der Kampf kam zwm Beginn

zeigen, daß eine Kongruenz der Menge [+VB, +FN] mit anderen syntaktisch oder semantisch definierten Mengen nicht gegeben ist. Wir müssen also ein spezifisches Merkmal für die Kennzeichnung der VB einführen, die in den Konstituentensatz eingesetzt werden können. Auch die Selektionen zwischen den einzelnen Lexikoneinträgen in den beiden VB lassen sich nur spezifisch mithilfe von Merkmalen beschreiben, weil keine generelle Regelung dieser Relationen zu erkennen ist. (4.19) Die Schaukel kommt in Schwung (4.20) Die Schaukel gerät in Schwung (4.21) Die Schaukel ist in Schwung (4.22) Mäxchen bringt die Schaukel in Schwung (4.23) Mäxchen setzt die Schaukel in Schwung (4.24) Mäxchen versetzt die Schaukel in Schwung (4.25) Mäxchen hat die Schaukel in Schwung (4.26) Mäxchen hält die Schaukel in Schwung (4.27) Die Schaukel bleibt in Schwung (4.28) *Die Schaukel geht in Schwung (4.29) *Die Schaukel steht in Schwung (4.30) *Mäxchen nimmt die Schaukel in Schwung (4.31) *'Mäxchen stellt die Schaukel in Schwung

Die Beispiele zeigen, daß weder alle Elemente der Menge [+VB, +FN] mit allen Elementen der Menge [+VB, +FV] kombinierbar sind, noch daß offensichtliche syntaktische oder semantische Merkmale die Kombinierbarkeit steuern: Man kann zwar in Schwung kommen, aber weder gehen, treten noch stehen, dafür aber setzen und versetzen usw. Eine Lösung dieses Problems ist dadurch möglich, daß mithilfe der inhärenten Merkmale, die FV im Lexikon differenzieren, die Elemente der Menge [+VB, +FN] so gekennzeichnet werden, daß nur grammatische Kombinationen erzeugt werden. Vier Merkmale reichten aus, um die 15 FV voneinander zu differenzieren, und mit diesen Merkmalen könnte man bei jedem [+VB, +FN] angeben, mit welchem FV sie ein FVG bilden können. Einigermaßen ökonomisch wäre dieses Verfahren, wenn jedes [+VB, +FN] nur mit einem FV kombinierbar wäre (wie etwa helf mit komm in zu Hilfe kommen); bei schwing aber müßte man für neun FV mit je vier Merkmalen die Konfcinationsfähigkeit angeben. Wenn aber die Beziehung zwischen FV und FN nur speziell für jeden Einzelfall formuliert werden kann, dann ist die adäquatere Lösung, die

48

FVG als Einheiten im Lexikon auf zuführen und nicht transformationell aus zwei VB zu erzeugen. Nun lassen sich generellere Kcnbinationsbedingungen insofern formulieren, als sich gewisse Gruppen von FV finden lassen, innerhalb -derer gewisse FN frei mit allen Elementen kcnbiniert werden können. Diese Beziehungen stellt die folgende Matrix dar (die Merkmale +a, +b, +c kennzeichnen diese Gruppen der FV): (4.32) FV

I

kommen, geraten, bringen, versetzen, bleiben, sein, halten

II

"kommen, geraten, bringen, bleiben, sein, halten

Gruppenmerkmale

"+a~ +b +c +a +b -c

kommen, bringen

+a -b

IV stellen, stehen

-a -fto +c

V treten, stehen

-a +b -c

III

-a VI setzen, bleiben, sein

VII gehen, nehmen, geben, sein, haben

-b +c -a -b -c

49

Innerhalb der sieben Gruppen der FV, die diese Matrix verzeichnet, können die Elemente der Subkategorie [+VB, +FN], die die Merkmale der zweiten Matrixspalte haben, frei kombiniert werden. Der Lexikoneintrag erreg etwa müßte folgende Merkmale enthalten: [+VB, +FN, "—^—^ [+aLVDro]; erreg ist nämlich mit den FV der ersten Gruppe kombinierbar, die alle Gruppen mit dem Merkmal [+a] impliziert. Nicht jeder Fall läßt sich natürlich so ohne Komplikationen lösen: schwing (vgl. (4.19) - (4.31)) ist mit den FV der Gruppen I und VI verknüpfbar und muß deswegen die Merkmale [+VB, +FN, [+a; -b, +c] ] erhalten, wobei das Semikolon VoT7D Alternativen trennt. Das FVG zur Kenntnis nehmen kann auf diese Weise nicht beschrieben werden, weil kenn mit den anderen FV der Gruppe VTI nicht kombinierbar ist und nur die Merkmale [+VB, +FN, • · [-b, +c]._,] (= Kombination der FVVD Gruppen II und VI) enthält. Zur Kenntnis nehmen würde also von der Syntax II nicht beschrieben und in die immer umfangreichere Peripherie verwiesen werden. Das 'Zentrum' zeichnet sich gegenüber der Peripherie dadurch aus, daß hier verhältnismäßig generelle Selektionsbeziehungen zwischen [+VB, +FV] und [+VB, +FN] konstatiert und formuliert werden können. Je kleiner dieses Zentrum wird, desto mehr spricht für eine lexikalische und gegen eine transformationelle Beschreibung der FVG. Die Matrix (4.32) beschreibt schätzungsweise 80 % der FVG unseres Inventars in ihren Selektionsbedingungen zwischen FV und FN; das Zentrum und damit die Reichweite der Syntax II scheint uns groß genug, um jedenfalls den Versuch einer transformationellen Beschreibung zu rechtfertigen. Diese Feststellung schließt nicht aus, daß es Lösungsmöglichkeiten gibt, die größere Reichweite mit äquivalenter Analysefähigkeit und damit die Vorzüge der lexikalischen mit der transformationeilen Beschreibung der FVG verbinden. In diesem Zusammenhang ist es notwendig, auf die System-Norm-Problematik und die Frage der Produktivität jedenfalls hinzuweisen. Die Matrix ( 4 . 3 2 ) gibt an, welche FN mit welchen FV in einen FVG kombiniert werden können. Dabei muß gesehen werden, daß diese Kombinationsmerkmale nicht zur Beschreibung des Systems funktioneller Einheiten, sondern der Worm dienen, nach der dieses System, das erheblich mehr FVG enthält als tatsächlich benützt werden, realisierbar wird. Wir nehmen an, daß das System durch generelle Regeln der PSG und des Lexikons (Redundanzregeln} beschrieben wird, etwa in der Weise, daß alle VB, die nicht bereits das Merkmal [+kaus] bereits haben, mit den FV kombinierbar sind, die das Merkmal [+kaus] besitzen (ausgeschlossen sind also nur Fälle wie ich bringe das Wasser zum Erhitzen). Da solche Regeln zweifellos viele FVG erzeugen, die nicht der Norm entsprechen und auch vom Sprecher-Hörer nicht akzeptiert werden, muß durch die oben beschriebenen Kombinationsmerkmale des Lexikons gewährleistet sein, daß nur die FVG realisiert werden, die der Norm genügen. Das System wird also durch generelle Regeln der Grammatik beschrieben (vgl. dazu Brekle (197O, 22) und Lerot (197O, 4 5 ) ) , während die Norm durch die idiosynkratischen Merkmale des Lexikons expliziert wird (vgl. dazu Abraham (197O, 2 8 ) . Der Produktivität der FVG wird dadurch Rechnung getragen, daß diese idiosynkratischen Merkmale weiteren Lexikoneinträgen

50

zugeschrieben werden. Zum System-Norm-Problem vgl. Coseriu 1969.

4.1.6 Skizze der Basiskoirponente: Wir können unsere Vorschläge für die Basiskcrponente der Syntax II in folgender Skizze zusannenfassen: (4.33) PSG: S - > NP

(4.34)

VP

VP

->

(NPj)

VB

->

[+VB]

AUX (NPD)

(NPQ)

(ADV)

(S)

VB

Lexikon: Einträge:

Typ FV:

[ ....... , +VB, +FV, +a, +b, +c, +NP +kaus , +transf , . . . . ]

Typ ETJ:

[ ....... , +VB, +V, +NP.J._

, ++NP

Redundanzregeln: [+FV]

>

[+V]

[+FV]'

>

[+S

>

[+FN]

_ [j-a, +b, ±C]T7D (4.35)

Lexikonregel: Wenn Q ein komplexes Symbol in einem Strukturbaum SB ist und (PM, SM) ein Lexikoneintrag, und wenn Q nicht verschieden von SM ist, dann wird Q durch die Vereinigungsmenge M aus Q und SM ersetzt und M durch PM symbolisiert.

In den Schreibkonventionen folgen wir wiederum Bechert/Clement usw. 1970, 64-85; die Lexikonregel ist wörtlich von S.72 übernommen, hat jedoch wegen der fehlenden kontextsensitiven Subkategorisierungsregeln nicht dieselbe Funktion wie in der dort entwickelten Grammatik.

Aus der Skizze geht hervor, daß wir uns für eine kontextfreie PSG entschieden haben und sowohl auf kontextsensitive Subkategorisierungsregeln als auch auf mit der Lexikonregel verknüpfte Substitutionsbedingungen verzichtet haben. Die einfachste Lösung scheint uns zu sein, eine Transformationsregel aufzunehmen, die die Verträglichkeit der Lexikoneinträge mit der Struktur des Phrasemarkers, in den sie eingesetzt wurden (SSK), und mit der Struktur der Lexikon-

51

einheiten des Kontextes (Selektion) kontrolliert. Diese Kontrollregel ist die erste Regel des Transformationsteils und arbeitet also auf dem terminalen Strukturbaum, den die Basis erzeugt hat. Wenn Unstiimigkeiten festgestellt werden, wird die Überführung der Tiefenstruktur in eine Oberflächenstruktur blockiert: Die betreffende Struktur ist nicht die Tiefenstruktur eines grantnatischen Satzes Diese Regel hat also dieselbe Blockierfunktion wie die Transformationen, die mit einer Identitätsbedingung versehen sind. Chomsky (1965, 155-159) hat darauf hingewiesen, daß man Redundanz vermeidet und größere Flexibilität erreicht, wenn man statt der Subkategorisierungsregeln mit Substitutionsbedingungen verknüpfte Lexikonregeln benützt. Unsere Lösung ist noch etwas einfacher, weil sie keine Festlegung der Reihenfolge der Lexikoneinsetzungen in den präterminalen Phrasemarker erfordert. In der gesamten Basiskomponente wird kontextfrei gearbeitet, während sämtliche Kontextbeschränkungen durch Transformationsregeln kontrolliert werden, die als Filter wirken und so zwischen Tiefenstrukturen und Nicht-Tiefenstrukturen unterscheiden. Dabei werden die Vorteile der Substitutionsbedingungen nicht aufgegeben. Die komplexen Symbole (wie [+VB]), die in der PSG erzeugt und durch die Lexikonregel substituiert werden, sind also nicht das Ergebnis kontextsensitiver Subkategorisierungsregeln, sondern enthalten nur Merkmale, die weder vom Kontext noch von der Struktur der Lexikoneinheiten, sondern nur von einer präterminalen Kategorie der PSG abhängig sind, wie etwa [+Vß] oder [+AUX, +präs]. Ein Merkmal wie [+präs] kann nicht ins Lexikon aufgenommen werden, weil keine Lexikoneinheit durch dieses Merkmal spezifiziert ist.

Seuren 1969 hat kritisiert, daß im Modell von Chomsky 1965 die Basis Nicht-Tiefenstrukturen erzeuge, die erst im Transformationsteil herausgefiltert werden; dieses "parasitäre Wachstum" der Strukturen, das mit sehr häufig 'erfolglosen1:1 Arbeiten der Basis verbunden ist und auch zum vermutlichen Ablauf von Sprechen und Verstehen in Widerspruch steht, verstoße gegen die Forderung der Einfachheit und sei durch selektive Mechanismen in der Basis zu vermeiden. Dem kann man, meine ich, entgegenhalten, daß das Kriterium der Einfachheit einer Grammatik weder auf die Performanz noch auf die Generierungsoperationen der Basis (also auf das Arbeiten des Regelmechanismus einer Grammatik), sondern auf die Form der Regeln bezogen ist: Adäquat also ist eine formal einfache, nicht eine operational einfache Grammatik; ob die generative Basis sehr oft oder weniger oft arbeiten muß, ist nicht entscheidend. Zum Problem der parasitären Strukturen vgl. Seuren 1969, 51-6O (sein wichtigeres Argument der semantischen Inadäquatheit lassen wir hier beiseite; wir werden es in Kap. 4.3 ausführlich aufnehmen). Daß eine konsequente Vermeidung parasitärer Strukturen zu einer Basis führt, die fast ausschließlich Dependenzrelationen formuliert, zeigt Werner 1971. Wir

52 halten an einer reinen Konstituenzgrammatik fest (die uns besonders einfach formuliert zu sein scheint, wenn Kontextbeschränkungen in Merkmalen des Lexikons formuliert und durch Transformationen kontrolliert werden) und klammern das Problem des Verhältnisses zwischen Konstituenz- und Dependenzrelationen in der Grammatik aus (vgl. zu diesem Problem neben Werner 1971 Baumgärtner 197O und Heringer 197O).

Wir beschränken uns in diesem Zusammenhang darauf, die selektiven Beziehungen zwischen VB des Matrixsatzes und VB des Konstituentensatzes zu beschreiben und auf grundlegende Probleme bei der Beschreibung der Kontextsensitivität einzugehen. Auch die PSG enthält bisher nur die Regeln, die in unserem Zusammenhang besonders wichtig sind. Wir werden die Basis der Syntax II weiter ausbauen, wenn sich dies im Laufe der Beschreibung der transformationeilen Komponente als notwendig erweist.

4.2

Transformationskonponente der Grammatik II

Die Basiskcnponente erzeugt u.a. folgenden generalisierten P-Marker:

(4.36)

AUX ich

etwas

Karl

etwas

kenn

bring

Die terminale Kette, die wir mit der graphischen Repräsentation als (4.36') Ich etwas Karl etwas kennt bringe angedeutet haben, muß nun transformationell in eine granrnatische Oberflächenstruktur abgebildet werden. Als erste Transformation haben wir im vorigen Kapitel diejenige beschrieben, die die Verträglichkeit der Kontextmerkmale mit dem Kontext überprüft. Drei weitere Transformationen sind neben anderen besonders wichtig, um

53

die terminale Kette (4.36') in die Oberflächenstruktur (4.37) Ich bringe Karl etwas zur Kenntnis

weiterzuentwickeln:

- Eine Tilgungstransformation tilgt die Lexikoneinträge (mit den sie dominierenden Knoten), die mit anderen des P-Markers identisch sind. - Eine Permutationstransformation muß bestimmte Teilstrukturen des P-Markers an anderer Stelle einfügen (in unserem Beispiel muß die NP, die Karl dominiert, als Expansion von S getilgt werden). Diese Permutationstransformation muß mit einer Substitutionstransformation verknüpft sein, die die permutierte NP durch eine NP... ersetzt. - Eine Nominalisierungstransformation muß das komplexe Symbol [+VB, +FN, ...] um das Merkmal [+N] erweitem (=Insertion) und dadurch den Umbau dieses VB zu einer PP der Oberfläche (also etwa durch Segmentierung des Suffixes und der PRÄP) in Gang setzen. Vor allem diese Transformationen wollen wir in den folgenden Abschnitten skizzieren und dabei die Probleme diskutieren, die mit ihnen verbunden sind. 4.2.1 Der Komplex der Tilgungstransformationen: Die Tilgungstransformation für Strukturen wie (4.36) kann folgendermaßen formuliert werden: (4.38)

SB

SV

NP

NP^

NP

NP^ _

VB

AUX

VB

AUX

1

2

3

4

5

6

7

8

1

2

3

0

5

6

7

8

Bedingung: 2 = 4 Die Schreibkonvention für die Transformationsregeln ist wiederum von Bechert-Clement usw. 197O, 127-129 übernommen worden. Wir geben insofern nur eine abgekürzte Schreibweise, als wir in der Strukturbeschreibung SB nur die Kette der KategorialSymbole angeben, die die komplexen Symbole in unserer Grammatik dominieren, nicht aber den gesamten Phrasemarker, auf dem die Transformationsregel operiert. In den Fällen, in denen der Strukturbaum ohne Schwierigkeiten erschlossen werden kann, wählen wir diese abgekürzte Schreibung. Das Komma in der vierten Position trennt Alternativen voneinander.

Die Transformation (4.38) wird angewandt, wenn die eingegebene Struktur der Strukturbeschreibung SB entspricht und wenn die Bedingung der Transformation, daß nämlich Position 2 mit Position 4 identisch ist, erfüllt ist. Die Transformationsbedingung garantiert, daß die Eingabestruktur rekonstruierbar bleibt, daß also durch diese Transformation die Bedeutung der Basisstruktur nicht ver-

54

ändert wird. Die Transformation (4.38) ist obligatorisch: Wenn sie nicht angewandt werden kann, weil die soeben angegebenen Bedingungen nicht erfüllt sind, dann wird die weitere Abbildung der Tiefenstruktur in eine Cberflächenstruktur blockiert. Die Transformation (4.38) könnte auf folgende Ketten angewandt werden: (4.39) Ich die Sache Herr Mayer die Sache wählt stelle (4.40) Iah das Auto Onkel Otto über das Auto verfügt stelle Das Ergebnis der Tilgung ist jeweils (4.39') Ich die Sache Herr Mayer wählt stelle (4.40') Ich das Auto Onkel Otto verfügt stelle Diese (und folgende entsprechende) Beispiele dienen zur Veranschaulichung bestimmter Phrasemarker; in ihnen sind keine Sätze oder Vorformen von Sätzen zu sehen. Wir verzichten deswegen auch auf Bezeichnung der Nicht-Grammatikalität usw.

Beispielsatz (4.40) zeigt, daß die Transformationsbedingung in (4.38) so locker formuliert werden muß, daß kein Unterschied zwischen NP_. und NPp gemacht wird. Das Gleichheitszeichen ist also so zu interpretieren, daß beide Positionen mit einer NPD oder NPp besetzt sein müssen und daß zum anderen bis hin zum Lexikoneintrag alles, was diese NP dominieren, identisch sein muß. Bei genauer Analyse zeigt sich, daß nicht nur ein bestimmter Teil der Phrasenstruktur und der Lexikoneinträge, sondern auch die entsprechende kognitive Struktur, die als Input in die Basiskomponente fungiert, in Bezug auf das Referendum identisch sein muß. In dem Beispiel (4.4O) muß gefordert werden, daß nicht nur der Lexikoneintrag Auto in bestimmter syntaktischer Position sowohl im Matrixsatz als auch im Konstituentensatz steht, sondern auch, daß das 'Auto 1 in beiden Fällen dasselbe ist; vgl. dazu Heringer 197O, 27 f. Identitätsbedingungen müssen also, wenn sie vollständig expliziert sein sollen, in Beziehung gesetzt werden zu einer Theorie der kognitiven Struktur, die Bewußtseinsinhalte mit ihren Referenzen beschreibt (zur Stellung der intellektuellen Struktur vgl. das Sprachmodell bei Hutchins 1971, 7-1O, der von "cognitive experience" spricht).

Auch die Obligatorik der Transformation (4.38) darf nicht so streng formuliert werden, wie wir es oben getan haben. Es gibt nämlich viele Basisstrukturen, die ein komplexes Symbol [+VB, +FN] enthalten, die auch Tiefenstrukturen zu grammatischen Sätzen sind, die aber den Bedingungen von Regel (4.38) nicht entsprechen: (4.41)

NP

NP_ "D

der Künstler

alle

NP

VB

!

alle staun

AUX

en

VB

'

setz

> der Künstler setzt alle in Erstaunen

AUX

55

(4.42)

NP

NP. D

VB

ich

Killerkarle

drück

NP

iah

Killerkarle

AUX

VB

AUX

I

setz

•ich setze Killerkarle unter Druck

NP

NP

VB

der Vesuv

der Vesuv

ausbrich

(4.43)

—5>

AUX

komm

der Vesuv kommt zum Ausbruch

(4.44)

NP

der Skandal >

AUX

VB

VB

AUX

VB

t

komm

der Vorsitzende den Skandal kenn

AUX

der Skandal kommt dem Vorsitzenden zur Kenntnis

Für die vier Strukturtypen, denen die Sätze (4.41) - (4.44) angehören, müssen zusätzliche Tilgungstransformationen formuliert v/erden, da auch diese Basisstrukturen Tiefenstrukturen von granmatischen Sätzen sind: (4.45)

SB

NP

NP, D

SV

l

2

Bedingung: (4.46)

SB

SV

SB

VB

VB

AUX

AUX

0

2=3

NP

NPD

NP

1

2

3

4

5

6

7

8

1

2

0

0

5

6

7

8

Bedingung: (4.47)

NP

NP

SV l Bedingung:

1=3, NP

VB

0 3 1=2

NPD

VB

AUX

2=4 AUX

VB

AUX

VB

AUX

56 (4.48)

SB

SV

NP

NP

NP_

1

2

3

1

2

0

Bedingung:

VB

AUX

VB

AUX

4

5

6

7

4

5

6

7

1=3

Es muß darauf hingewiesen werden, daß die SB der Transformationsregeln auf das Notwendige und Signifikante verkürzt sind: Die Kontextmerkmale der Lexikoneinträge vom Typ FN (vgl. ( 4 . 3 4 ) ) machen deutlich, welche Erweiterungen der hier angegebenen Struktur der Konstituentensätze möglich sind.

Obligatorisch ist also nicht die Transformation (4.38), sondern der ganze Komplex der T-Regeln (4.38), (4.45) - (4.48), von denen eine von jedem Phrasemarker mit dem konplexen Symbol t+VB, +FN] durchlaufen werden muß. Wenn eine der Tilgungsregeln angewandt werden kann, wird der Komplex der TilgungsregeLn verlassen und die Struktur durchläuft den nächsten Pegelkomplex. Wenn keine der Tilgungstransformationen durchlaufen werden kann, weil deren Bedingungen nicht erfüllt sind, so wird der Transformationsmechanismus für diese Basisstruktur abgebrochen . Im allgemeinen legen die SB der Tilgungsregeln eindeutig fest, welche Strukturen welche Regel durchlaufen müssen. Konkurrenz besteht lediglich zwischen Regel (4.38) und (4.46) , weil hier die SB identisch sind. In diesem Fall der Konkurrenz muß, damit nicht ungraittnatische Sätze generiert v/erden, durch Merkmale differenziert werden. Regel (4.38) wird nur von Strukturen mit den FV bringen und stellen durchlaufen, und zwar nur von einem Teil. Diese beiden FV müssen also mit einem entsprechenden Merkmal gekennzeichnet sein (z.B. [+dat], weil diese FVG an der Oberfläche mit einer NP konstruiert werden), und die entsprechenden FN müssen auch ein Merkmal [+dat] besitzen; sind beide Merkmale vorhanden, dann muß Tilgungsregel (4.38) durchlaufen werden (die Lexikoneinträge in (4.34) sind entsprechend zu erweitern). Weiter führt die Analyse des (ungrammatischen) Satzes (4.37'): (4.37') *Ich bringe mir etwas zur Kenntnis Dieser Satz wird von unserer Granmatik dann erzeugt, wenn das Subjekt des Matrixsatzes und das Subjekt des Konstituentensatzes identisch sind. Die Erzeugung könnte dadurch verhindert werden, daß in der Basis für bestinmte FN mit dem Merkmal [+NPD ] ein Selektionsmerkmal formuliert wird, das die Identität der Subjekte verhindert (ad hoc formuliert: [NP„ ^ NP„ ] ) . Dieses Merkmal müssen all die FN enthalten, die in der oben skizzierten Beschreibung das Merkmal [+dat] haben würden. Dieses Merkmal [+dat] wird überflüssig, wenn wir das Selektions-

57

merkmal in die Lexikoneinträge einiger FN (kenn, aussieht, auswahl, ermess, gebiet, rechn, verfüg, wohl; vgl. dazu das Inventar der FVG unter stellen] aufnehmen. Dann nämlich ist bei all diesen Strukturen die Identitätsbedingung der Tilgungsregel (4.46) nicht erfüllt. Wir können also festlegen, daß Pegel (4.38) erst nach der Regel (4.46) unter der Bedingung angewandt werden darf, daß die Bedingungen der Fegel (4.46) nicht erfüllt waren. Durch die Aufnahme des Selektionsmerkmals [NP_ ^ NPg ] in einige Lexikoneinträge und durch die Festlegung der Reihenfolge von Pegel (4.38) nach (4.46) scheint uns das Problem der Konkurrenz zwischen diesen beiden Tilgungsregeln am besten gelöst zu sein; die oben skizzierte Lösung lassen wir fallen, v/eil sie komplizierter ist und trotzdem nicht die Erzeugung ungrammatischer Sätze (vgl. (4.37')) verhindert. 4.2.2 Passivtransformationen als Voraussetzung der Tilgung: Ein besonderes Problem bieten Sätze wie (4.49)

Diese Angelegenheit kommt in Ordnung

Die Basisstruktur dieses Satzes generiert folgende Kette: (4.49")

Diese Angelegenheit X diese Angelegenheit ordn - et komm - t

Diese Kette erfüllt die Bedingungen der Transformation (4.48) und wird transformiert zu ( 4 . 4 9 1 1 ) Diese Angelegenheit X ordn - et "komm - t

Das Problem liegt jetzt darin, daß das Subjekt des Konstituentensatzes nicht getilgt worden ist, obwohl es an der Cberflache nicht erscheint; man muß also annehmen, daß dieses Subjekt obligatorisch indefinit sein muß (jemand diese Angelegenheit ordnet) , damit es ohne Bedeutungsverlust getilgt werden kann. Solch eine Tilgungstransformation für Indefinita ist im Zusammenhang mit der Passivbeschreibung zu formulieren: (4.50) Jemand schlägt den Hund

Der Hund wird geschlagen

Wenn das Subjekt-NP durch einen Lexikoneintrag substituiert worden ist, erscheint an der Oberfläche eine PP: (4.51) Herr Mayer schlägt den Hund

Der Hund wird von Herrn Mayer

geschlagen

Genauso verhalten sich bestimmte Sätze mit FVG: (4.52) Diese Angelegenheit Herr Mayer diese Angelegenheit ordn - et komm - t Diese Angelegenheit kommt durch Herrn Mayer in Ordnung

Diese Beobachtungen legen eine Lösung nahe, die auch der intuitiven Beurteilung der Bedeutung dieser Sätze entspricht: Bestimmte Phrasemarker müssen eine

58

Passivtransfonnation durchlaufen, bevor der Komplex der Tilgungstransformationen arbeiten kann: (4.53) Diese Angelegenheit Herr Mayer diese Angelegenheit ordn - et komm - t > Diese Angelegenheit diese Angelegenheit durch Herrn Mayer ordn - ge-et-wird komm - t > Diese Angelegenheit durch Herrn Mayer ordn - ge-et^wird komm - t Nach der Passivtransfonnation durchläuft die Struktur (4.53) die Tilgungstransformätion (4.47). Wenn das Subjekt des Konstituentensatzes indefinit ist, kann es (wie allgemein nach einer Passivtransfonnation) getilgt werden: (4.54) Diese Angelegenheit jemand diese Angelegenheit ordn - et komm - t > Diese Angelegenheit diese Angelegenheit durch jemand ordn ge-et^üird komm - t > Diese Angelegenheit diese Angelegenheit ordn - ge-et-uird komm - t > Diese Angelegenheit ordn - ge-et-wird komm - t Damit die Struktur (4.53) Regel (4.47) durchlaufen kann, muß diese Regel durch eine fakultative PP in der SB ergänzt werden. Die VB mit dem Merkmal [+FN] müssen durch ein spezielles Merkmal [+pass] gekennzeichnet sein, wenn für den entsprechenden Konstituentensatz vor der Tilgungsregel das Durchlaufen der Passivregel erforderlich ist (hier wäre also eine entsprechende Erweiterung der Lexikoneinträge vom Typ FN in (4.34) notoJendig). Im übrigen muß festgelegt werden, daß der Output der Passivtransfonnation der Input nur in die Tilgungsregel (4.47) sein darf; entspricht der Output nicht der SB und der Bedingung dieser Regel, dann wird die Weiterentwicklung der betreffenden Struktur zur Oberfläche abgebrochen. 4.2.3 Permutationstransformationen: Wenn eine der Tilgungstransf ormationen durchlaufen werden konnte, so müssen in einem nächsten Schritt gewisse Teilstrükturen pentrutiert und zum Teil auch durch andere ersetzt werden. Generell ist zu sagen, daß alle NP des Konstituentensatzes zu Expansionen der VP des Matrixsatzes permutiert werden und durch NP,. bzw. NPp substituiert werden müssen. Die folgenden Beispiele zeigen die Gesetzmäßigkeiten: (4.55) Der Skandal der Vorsitzende kenn - t komm - t > Der Skandal dem Vorsitzenden kenn - t komm - t

59

(4.56) Iah den Vorsitzenden diese Sache kenn - t setz - e > Iah den Vorsitzenden von dieser Sache kenn - t setz - e Iah dem Freund helf - e komm - e > Iah dem Freund helf - e komm - e Der Korrektor den Satz mit der Vorlage übereinstimm - t bring - t —> Der Korrektor den Satz mit der Vorlage übereinstimm - t bring - t Die Transformationen, die im Beispiel (4.55) illustriert werden, lassen sich so formulieren: (4.59)

SB

NP

S V 1-tNPj

NP

VB

AUX

VB

AUX

0

3

4

5

6

Die T-Regel (4.59) ist folgendermaßen zu lesen: Die Svbjektnominalphrase des eingebetteten Satzes wird getilgt und in die VB des Matrixsatzes (= rechts von dessen Subjekt-NP) wieder eingehängt. In dieser Position wird dann NP durch NP.J. substituiert. Regel (4.59) beschreibt also einen Komplex von vier elementaren Transformationen (Tilgung + Insertion + Tilgung + Insertion). Entsprechend läßt sich die andere Transformation, die durch (4.56) illustriert wird, formulieren: (4.60)

SB

NP

NP_

NP_

VB

AUX

VB

AUX

S V

l

2+NPp

0

4

5

6

7

Durch" Regel (4.60) wird die NPQ des Konstituentensatzes getilgt und als NPp rechts von der NP des Matrixsatzes wieder eingehängt. Wenn der Konstituentensatz weder eine NP noch eine NP nach dem Durchlaufen des Tilgungstransformationskomplexes enthält, dann müssen die vorhandenen NP lediglich in den Matrixsatz permutiert, nicht jedoch durch andere Kategorien substituiert werden (vgl. die Beispiele (4.57) und (4.58)). Diese Permutationen werden in den Regeln (4.61) und (4.62) beschrieben.

60 (4.6l)

SB

NP

NP

VB

AUX

VB

AUX

1

2

3

4

5

6 _

(4.69)

SV

1+2

0

SB

NP

NPD

SV

l

2+3

v.

3

4

5

6

NPp

VB

AUX

VB

0

4

5

6

AUX

7

Die Transformation (4.60), durch die eine NP durch eine NPp substituiert wird, macht es erforderlich, daß die Wahl der PFÄP, die an der Oberfläche mit NP zusammen erscheint, geregelt werden muß. Die Kcmrutationsanalyse hat ergeben, daß die PRfiP eines PO als Einheit des V aufzufassen ist, das mit PO kombiniert ist. Die Sätze (4.63) Iah setze alle Teilnehmer von dem Problem in Kenntnis (4.64) Ich halte alle Teilnehmer von dem Problem in Kenntnis zeigen, daß das VB des Konstituentensatzes PRSP enthalten muß, daß also den Laxikoneinträgeri [+VB, +FN, +NPD , ...] die betreffende PRSP hinzugefügt werden muß. Der Lexikoneintrag von kenn würde also das ^rkmal [+von\ enthalten; wenn nach der Transformation (4.6O) dieses komplexe Merkmal in der Nachbarschaft von NPp steht, dann muß transformationeil das Merkmal [+von] secmentiert und vor NPp eingesetzt werden. Ein entsprechendes Problem bieten einige Permutationen von NPp durch Regel (4.62): (4.65) Ich seine Äußerung auf die Realitäten bezieh - e setz - e > Iah seine Äußerung zu den Realitäten bezieh - e setz - e Diese Fälle sind deswegen kompliziert, weil hier ein VB zwei PRKP als Merkmale enthalten muß und in Abhängigkeit von der Nominalisierung als FN eine andere PRfiP segmentiert wird als in sonstigen Fällen. Die Segmentierung der PRfiP aus VB muß also nach der Nominalisierungstransformation erfolgen. Von der segmentierten PRSP ist dann wiederum der Kasus von NP abhängig.

61

4.2.4 Ncminalisierung und Segmentierungstransformation: Die terminale Struktur, die von der Basis unserer Grattmatik erzeugt wurde, hat inzwischen vier obligatorische Transformationen (Kontext-Kontroll-Transformation, Passiv-Transformation (nur unter bestimmten Bedingungen), Tilgungstransformation, Permutations-Transformation) durchlaufen. In einem nächsten Schritt müssen nun die VB mit dem Merkmal [+FN] transformationeil nominalisiert werden. Diese T-Fegel ersetzt das Merkmal [+VB] durch [-VB] und das Merkmal [+FN] durch [+N] und fügt als neue dominierende Kategorie N ein. +VB (4.66) SB +FN

SV

VB

-VB

+N

N] VB

Das Merkmal [-VB] kennzeichnet eine Kategorie, die weder Verb noch Adjektiv ist. Das Merkmal [+N] zeigt zusammen mit dem Merkmal [+V], das auch in jedem dieser komplexen Symbole steht, an, daß es sich hier um ein nominalisiertes Verb oder Adjektiv handelt. Zum Problem der Nominalisierung vgl. Jacobs-Rosenbaum 1968a, 28-33. Die Substitution von [+FN] durch [+N] zieht weitere Veränderungen nach sich. Zunächst muß das Suffix als besonderes Segment eingeführt werden, das an der Cberflache Nominalisierungen kennzeichnet. Zum Problem der Segmentierung vgl. Jacobs-Rosenb-aum 1968, 81-91. Da es im Deutschen kein generelles Suffix für nominalisierte Verben oder Adjektive gibt (vgl. etwa Ordnung, Bruch, Singen, Gefahr usw.), muß den Lexikoneinträgen der VB zu entnehmen sein, welche Suffixe (bzw. Veränderungen der phonologischen Matrix) im Falle einer Nominalisierung hinzutreten müssen. Für die Lexikoneintragung von ordn nehmen wir demnach folgende Form an: (4.67) ordn, [+VB, +V, , +Nsuf ung, ] Die Substitution von [+FN] durch [+N] zieht die Segmentierung des Merkmals [+Nsuf ung] automatisch nach sich: (4.68)

SB

-VB

+N

+Nsuf

SV

62

Entsprechend werden die komplexen Symbole mit den Merkmalen [+Nsuf en\, [+Nsuf keit] usw. durch Pegel (4.68) behandelt. Andere VB haben ein Merkmal des Typs [-Nsuf bruoh~\; in diesen Fällen wird nicht die Segmentierungsgransformation (4.68) angewandt, sondern die T-Regel (4.69) , die die phonologische Matrix der Lexikoneintragung durch die phonologische Matrix innerhalb des Merkmals [-Nsuf ...] substituiert: (4.69)

SB -VB

+N

-Nsuf .-.-.-

SV -VB

+N

Die Regel ( 4 . 6 9 ) kann in diesem Rahmen nur ad hoc, d.h. ohne die Kenntnis phonologischer Regeln des Deutschen sehr vorläufig formuliert werden; es besteht durchaus die Möglichkeit, daß in der phonologischen Komponente der deutschen Grammatik bruch durch eine Regel aus brech abgeleitet wird (vgl. sprach - spruch, werf - wurf).

Der dritte Fall besteht darin, daß der Lexikoneintrag eines VB ein Merkmal [+Nsuf ...] nicht enthält; dann bleibt auch nach der Nctninalisierung die ursprüngliche phonologische Matrix unsuffigiert erhalten (etwa bei Wegfall, umlauft zaeifel usw.). Wenn also ein Merkmal [+Nsuf ...] fehlt, dürfen die T-Regeln (4.68) und (4.69) nicht durchlaufen werden. In diesem Zusanmenhang kann auch eine Beschreibung für die wenigen Fälle gefunden werden, bei denen FN weder mit V noch mit A in kommutativer Beziehung stehen (etwa Papier, Konflikt, Kontakt) , die aber in unserer Grammatik trotzdem das Merkmal [+VB] haben müssen, weil ja alle FN tiefenstrukturell als VB beschrieben werden. Diese Einheiten zeichnen sich im Lexikon dadurch aus, daß deren Einträge keine phonologische Matrix enthalten, sondern nur ein Merkmal [-Nsuf papieT~\: Solche Lexikoneinträge erhalten also erst dann eine phonologische Matrix, wenn die Nominalisierungstransformation (4.66) und die modifizierte Pegel (4.74') gearbeitet haben.

63

(4.69')

SB -VB

+N

-Nsuf

SV -VB

+N

Falls die Regel (4.66) (und damit auch (4.69')) nicht angewandt wird, kann die entsprechende Kette nicht auf die Cberflache abgebildet werden, weil ein Lexikoneintrag keine phonologische Matrix enthält. Dadurch ist gesichert, daß diese VB auf dem Weg an die Oberflache das Merkmal [-VB] erhalten und deswegen weder als Verbform noch als Adjektiv an der Cberf lache erscheinen. Zur Annahme von Lexikoneinträgen ohne phonologische Matrix vgl. Motsch 1970, 215 f.

Genau wie das Nominalsuffix muß auch die Präposition aus dem Merkmalkomplex von [-VB] segmentiert werden. Wir haben in der Heuristik gesehen, daß (von der Opposition in - außer abgesehen) die Präposition weder frei wählbar noch generell einheitlich festgelegt ist. Da PRÄP mit FN zusammen kcnrtutiert, müssen die Lexikoneinträge [+VB, +FN] ein Merkmal enthalten, das die entsprechende PRSP fixiert: [+PRKP zur], [+PRSP -in] usw. Die Transformation (4.70) segmentiert dieses Merkmal, fügt als dominierende Kategorie PRfiP hinzu und hängt sie links von [-VB] an VB an: (4.70) SB -VB +N

+PRKP

N

?

SV

"-VB"

~+PRSP~

+N

[

U•

· ·· ·

J

VB

N

Diese Regel unterliegt strengeren Beschränkungen als (4.66), (4.68) - (4.69'): Sie darf nur dann angewandt werden, wenn in derselben Kette noch ein komplexes Merkmal [+VB, +FV] steht, also nur dann, wenn aus zwei VB ein FVG erzeugt wird.

64

Die Regeln (4.66), (4.68) - (4.69') dagegen gelten für Nominalisierungen allgemein. Schwierigkeiten treten natürlich dann auf, wenn ein VB mit mehreren PRfiP auftritt, wie z.B. kenn: (4.71) Die Hochzeit kam dem Schwiegervater zur Kenntnis (4.72) Der Schwiegervater wurde von der Heirat seiner Tochter in Kenntnis gesetzt

In diesen Fällen müssen die jeweiligen PFAP im Lexikon verzeichnet und die Selektion dann mithilfe der Merkmale geregelt werden, die auch die Kombination von [+VB, +FN] und [+VB, +FV] organisieren. 4.2.5 Tilgung des Konstituentensatzes: Die Tiefenstruktur, die die Basis unserer Grammatik erzeugt hat (vgl. die Zusammenfassung in 4.1.6), ist durch die eben beschriebenen Transformationen zu einer Struktur entwickelt worden, wie sie folgender Stammbaum wiedergibt: (4.73) S AUX

AUX

[+PPSP] [-VB]

[+Nsuf]

Das Symbol NP11 bezeichnet alle NP und PP, die von VB dominiert werden. Die Kategorie [+NsufJ fehlt in den Fällen, in denen die Pegel (4.73) nicht angewandt wird. Der Komplex von Nominalisierungs- und Segmentierungsregeln, den wir in diesem Abschnitt erörtern, muß vervollständigt werden durch eine Transformation, die die von VB dominierten komplexen Symbole permutiert und unter FN einhängt.

65

Daran anschließend wird das von VP dominierte Syitbol S mit allen seinen Verzweigungen getilgt. (4.74)

SB

[NP [NPn

SV

l

[ [ [PRAP N]^]^ AUX]£ VB]^ ADX] g

[2]^

0

4

Diese Regel ist folgendermaßen zu lesen: Das von VP dominierte S wird mitsamt den abhängigen Kategorien AUX, VP und VB gelöscht. Gleichzeitig wird FN als unabhängige Kategorie von VP eingeführt und PRKP und N unter dieser Kategorie FN des Matrixsatzes eingehängt. Durch diese Transformation werden die restlichen Kategorien des Konstituentensatzes, die an der Cberflache erscheinen, in den Matrixsatz permutiert und der Konstituentensatz mit den übrigen Kategorien eliminiert. Die Regel genügt (jedenfalls weitgehend) der Forderung, daß die eliminierten Kategorien wiederentdeckbar sind: Im komplexen Symbol [-VB] ist durch Merkmale festgehalten, daß diese Kategorie in der Tiefenstruktur von VB dominiert wurde (das Merkmal [-VB] entsteht immer durch Transformation aus [+VB]) und welche NP zusammen mit VB von VP dominiert wurden (das zeigen die SSK-Merkmale)) ; ein VB wiederum wird iittner in unserer Grammatik von VP dominiert und diese immer von S, das generell in NP, VP und AUX verzweigt wird. Die Lexikoneinträge, durch die die komplexen Symbole des Konstituentensatzes substituiert wurden, sind entweder in den Matrixsatz permutiert oder mit Kategorien des Matrixsatzes identisch, so daß auch keine Information aus dem Lexikon verloren ging. Eine Ausnahme (und damit einen Verstoß gegen den Grundsatz der Wiederentdeckbarkeit) bildet allerdings das komplexe Symbol [4AUX] mit seinen Informationen über Tempus, Modalität usw. Tempus und Modus des Cberflächensatzes werden nämlich ausschließlich von den Merkmalen bestimmt, die AUX des Matrixsatzes enthält; die Merkmale des AUX im eingebetteten Satz sind irrelevant und werden durch Regel (4.74) beseitigt, ohne daß es später noch möglich wäre zu sagen, ob dieses AUX [+präs] oder [-präs], [-Hnod] oder [-mod] war usw. In diesem Punkt besteht also eine Divergenz zwischen der semantischen Interpretation, die auf der Tiefenstruktur aufbaut, und der Cberflache, die transformationell entwickelt wird dadurch, daß Regel (4.74) die semantische Struktur des Konstituentensatzes verändert. Wir werden dieses Problem in der zusammenfassenden Kritik der Grammatik II noch einmal aufnehmen und dann in der Grammatik III eine Lösungsmöcrlichkeit vorschlagen.

66

Nachdem die Basisstruktur auch den Kcrtplex der Ncminalisierungs-, Segmentierung- und Tilgungsregeln (4.66), (4.68) - (4.70), (4.73) und (4.74) durchlaufen hat, kann sie in folgendem Starrnbaum abgebildet werden: (4.75)

4.2.6 Beschreibung der Opposition in - außer: Für die Fälle, bei denen die PRÄP in und außer kortmutieren, iruß in der Syntax noch eine Beschreibung gefunden werden. Die Kcittnutation tritt bei einer Subklasse der Klasse [+VB, +FN, +PRÄP in] auf, z.B. bei betreib, kraftj kurs (in-außer Betrieb setzen usw.). Bei diesen VB wird in durch außer, substituiert, wenn der Konstituentensatz verneint ist. (4.76) Otto die Maschine jemand die Maschine nicht betreib - t setz - t

>

Otto die Maschine die Maschine nicht betreib - en-uird setz - t

—>

Otto die Maschine nicht betreib - en-^n-rd setz - t

>

Otto die Maschine außer Betrieb setzt Die Verneinung des Satzes (4.77) Otto setzt die Maschine nicht in Betrieb

wird dagegen in der Tiefenstruktur als Negation des Matrixsatzes beschrieben, so daß den unterschiedlichen Oberflächen und Interpretationen durch unterschiedliche Strukturbeschreibungen Rechnung getragen wird. Um eine Negation des Konstituentensatzes in der Basis beschreiben zu können, müssen wir die PSG folgendermaßen erweitern: (4.78) Satz —> I S S NUKL

—> >

(NBG) NUKL NP

VP

AUX

67

Das Initialsynfcol SATZ wird expandiert in sage, Imperativ, Frage) angibt, und in S; Satzes und die fakultative Kategorie NEG, schreibt. Der Nukleus wird dann weiter in

die Kategorie I, die die Satzart (AusS dominiert den Nukleus NUKL des die die Satznegation in der Basis beNP, VP und AUX expandiert.

Zu dieser Erweiterung der PSG vgl. die Konstituentenregeln bei Stickel 197O, 58 und die Einführung der Konstituente NEG bei Stickel 1970, 64-71. Die Regeln (4.78) ersetzen die erste Regel der PSG in ( 4 . 3 3 ) .

Wenn im Konstituentensatz NEG gewählt wird, dann bedingt NEG bei einigen Elementen der Subkategorie [+VB, +FN, +PPÄP in] die Substitution von in durch außer. Die Subklasse dieser (wenigen) Elemente wird mit dem Merkmal [+PR&P in/ außer] gekennzeichnet. Die Substitution von in durch außer wird durch die T-Pegel (4.79) vollzogen. (4.79)

SB

[+PRKP

NEG

Hn/außer

SV

Diese Regel tilgt in sowie NEG, wenn die eingegebene Kette der SB entspricht, wenn also links von der PRfiP mit den Merkmalen für in/außer die Kategorie NEG steht. Mit Regel (4.79) ist Regel (4.80) verknüpft: (4.80)

+PRSP

SB NP

SV

in/außer^

+PRSP

in

Diese Regel tilgt außer, wenn die eingegebene Kette der SB entspricht, wenn also links von PRKP nicht NEG, sondern NP steht. Diese Beschreibung läßt viele Fragen offen. Es gibt z.B. FN, die in der Kombination mit einigen FV sowohl in als auch außer als PRÄP haben können, mit anderen FV jedoch nur in (man kann sagen: in Betrieb setzen und außer Betrieb setzen; man kann aber nicht *außer Betrieb nehmen sagen, sondern nur in Betrieb nehmen). Hier müßten also weitere kontextsensitive Merkmale eingeführt werden.

68

Zum anderen bestehen gewisse Beziehungen zwischen der PRfiP außer und der Struktur des Konstituentensatzes. Z.B. muß im Beispielsatz (4.76) das Subjekt des Konstituentensatzes indefinit sein; Otto bewirkt nämlich, daß die Maschine überhaupt nicht betrieben wird, nicht aber, daß er oder ein bestimmter anderer die Maschine nicht betreibt. Die Kette (4.81) Otto die Maschine Otto die Maschine nicht betreib - t setz - t wird semantisch so interpretiert, daß Otto die Maschine nicht in Betrieb setzt, nicht aber so, daß Otto die Maschine außer Betrieb setzt, wie wir es von einer adäquaten Tiefenstruktur verlangen. VB mit dem Merkmal [+PRÄP in/außer} müssen also offensichtlich auch fakultativ das Merkmal [+NPD , +pass] enthalten, damit wirklich die Konmutation von in und außer adäquat als Auswirkung der Negation der Konstitution beschrieben werden kann. Wir sollen hier diese Probleme nur andeuten. Es zeigt sich dadurch, daß im Rahmen dieser Syntax II vieles nur sehr kompliziert beschrieben werden kann, sobald man auf umfassende Reichweite der Syntax Wert legt. Jede dieser Komplikationen liefert Argumente für eine Kritik dieser Granmatik. 4.2.7 Zusammenfassung der Grairrnatik II: Da wir die Regeln, die im Rahmen einer transformationellen Beschreibung der FVG wichtig sind, formuliert haben, können wir die Entwicklung der Syntax II abbrechen und den Regelmechanismus im Schema (4.82) zusanmenfassen:

69

(4.82) -Basis der Grammatik· PSG

präterminale P-Marker [Lexikon

Lexikonrecrel

T

terminale P-Marker

-Transformationsteil der Grammatik T Kontextkontrolle T Passiv T-Komplex Tilgung T-Komplex Permutation + Substitution T Nominalisierung T Suffixsegmentierung T PRSP-Segmentierung T -in-Tilgung T owßer-Tilgung T [Sj^-Tilgung

In der Basis der Granmatik wird in der Phrasenstrukturgraimatik mithilfe von Formationsregeln eine präterminale Kette erzeugt; (vgl. die Regeln in (4.33) und (4.78)). Mithilfe der Lexikonregel (4.35) werden Einheiten des Lexikons (4.34) in den präterminalen Phrasemarker eingesetzt; damit ist in der Basis eine Struktur erzeugt worden, die möglicherweise (nämlich dann, wenn keine der Transformationen blockiert ist) die Tiefenstruktur eines deutschen Satzes ist. Im Transformationsteil der Grammatik (T = Transformationsregel) wird zunächst die übereinstimtung der kontextsensitiven Merkmale, die die aus dem Lexikon eingesetzten komplexen Symbole der Tiefenstruktur enthalten, mit dem Kontext

70

des betreffenden Symbols untersucht; bei Differenzen wird die transformationelle Entwicklung abgebrochen. Dasselbe gilt für die folgenden Transformationen ebenso, wenn ihre Operationsbedingungen nicht erfüllt sind. Der Teil, der vom dominierten S abhängig ist, wird dann obligatorisch der Passivtransformation unterzogen, wenn VB zu der Subkategorie gehört, die eine Umsetzung ins Passiv erfordert. Es folgt der Komplex der Tilgungsregeln, die als Operationsbedingung identische komplexe Symbole innerhalb der eingegebenen Kette verlangen und die die Merkmalskomplexe, die sowohl im Matrixsatz als auch im Konstituentensatz vorhanden sind, im Konstituentensatz tilgen (vgl. (4.38), (4.45) - (4.58)). Dann hängt die Permutationstransformation alle NP des Konstituentensatzes in die VP des Matrixsatzes ein und substituiert teilweise diese NP durch NP mit anderem Kasus (vgl. (4.59) - (4.62)). Zuletzt arbeitet die Ncminalisierungstransformation mit den sich daran anschließenden T-Pegeln der Suffix- und Präpositionssegmentierung, den •in-außer'-Tilgungen für den besonderen Fall der in-außer-Opposition und schließlich der Tilgungsregel, die alle Kategorien zwischen VP und den komplexen Symbolen [+PRKP], [-VB] und [+Nsuf] tilgt und damit den eingebetteten Satz beseitigt (vgl. (4.66), (4.68) - (4.70), (4.79), (4.807, (4.74)). Im Transformationsteil werden nur die für unser Thema zentralen obligatorischen fegeln aufgeführt. Generelle Transformationen, die für jede Basisstruktur der deutschen Grammatik gelten, müssen hinzutreten, damit die Tiefenstruktur in eine Oberflächenstruktur überführt werden kann, die als grarrrnatisch akzeptiert wird. 4.2.8 Vergleich der FVG mit anderen PP: Bereits in der Einleitung haben wir als besondere Eigenschaft der FN beobachtet, daß sie an der Oberfläche dieselbe Struktur wie PP haben. Daraus folgt, daß etwa dem Satz (4.83) Der Maler bringt sein Bild zur Versteigerung

zwei verschiedene strukturelle Beschreibungen zugeordnet werden müssen: zur Versteigerung kann sowohl als FN als auch als ADV bestimmt werden. Die transformationelle Entwicklung der FN aus einem eingebetteten S ist jetzt so weit fortgeschritten, daß sich die Ähnlichkeit zu anderen PP-Typen an den entsprechenden Phrasemarkers ablesen läßt. Nachdem alle Transformationen, die wir diskutiert haben, gearbeitet haben, hat der Phrasemarker, den FN dominiert, folgende Struktur: (vgl. 4.75):

71 (4.84)

Falls die Nominalisierung ein Suffix enthält, dominiert N zusätzlich das komplexe Syirbol [+Nsuf, ]. Die Struktur einer PP anderen Typs (ebenfalls nach Durchlaufen der Segmentierungstransformationen) stellt folgender Phrasemarker dar: (4.85) PP PRSP

+PRAP

Ein Vergleich der beiden Phrasemarker läßt sowohl die Ähnlichkeit als auch die v/ichtigen Unterschiede der Struktur hervortreten: FN wie PP werden an der Oberfläche durch phonologische Matrizen von PRAP und N repräsentiert. Bei PP kann allerdings DET hinzutreten, das bei FN nie vorhanden ist. Außerdem kann DET mit PFÄP verschmolzen sein, so daß sich eine oberflächliche Identität von PFÄP und PFAP+DET ergibt. Innerhalb von FN werden dagegen Formen wie ins, ans, zur usw., nicht als Kontraktionen, sondern als spezielle Formen von PPÄP gewertet, weil keine Kbmmutationen mit den Syntagmen PRKP+DET möglich sind (vgl. 2.3.7) . FN enthalten keinen Artikel. Deswegen dcminiert Hag Symbol FN auch nicht NP, sondern unmittelbar N. Das komplexe Symbol [+N, ...] enthält inrner auch das Merkmal [-VB], weil alle diese N durch Nominalisierung aus einem VB entstehen. Auch PP können Ncminalisierungen enthalten, müssen es aber nicht.

72

Neben der Artikellosigkeit und der besonderen Ableitungsstruktur haben wir als drittes Merkmal der FN beobachtet, daß sie nicht pronorinalisierbar sind (vgl. 2.3.5). Auch diese Pronominalisierung verhindert unsere Granmatik. Pronominalisierungstransformationen ersetzen eine NP durch eine Proform, wenn eine identische NP bereits im Kontext vorhanden ist. Auf diese Weise ist die ursprüngliche NP in, allen ihren Merkmalen rekonstruierbar, obwohl in der Proform nur noch wenige dieser Merkmale vorhanden sind. Genau wie die Tilgungstransformation enthält auch die Pronominalisierungsregel eine Identitätsbedingung. Folgendes Beispiel verdeutlicht diese Regel: (4.86) Die Maschine wird in den Gang gebracht. Im Gang rostet sie > Die Maschine wird in den Gang gebracht. Dort rostet sie > Die Maschine wird in den Gang gebracht, wo sie rostet Die Operationsbedingung und die SB müssen so formuliert sein, daß die Pronominalisierungstransformation nur identische NP durch Proformen ersetzt. Da FN nicht zu NP expandiert wird, ist ausgeschlossen, daß FN pronominalisiert wird. Man kann also feststellen, daß die Syntax II, die wir in diesem Kapitel für die FVG entwickelt haben, in wichtigen Punkten den empirischen Fakten entspricht: (a) Der komplizierte strikte Kontext der FVG kann dadurch generell beschrieben werden, daß er durch Transformationen aus den strikten Kontexten von FV und FN erzeugt wird. (b) Die Ärmlichkeit mit PP anderen Typs, aber auch die entscheidenden Differenzen kommen deutlich zum Ausdruck (Artikellosigkeit, Ableitungsstruktur, keine Prononinalisierbarkeit). (c) Der Beobachtung, daß FN die Satzaussage enthält, während FV die Satzaussage modifiziert, trägt die Beschreibung dadurch Rechnung, daß sie sowohl FN als auch FN aus zwei VB der Tiefenstruktur erzeugt.

4.3

Kritik der Grammatik II

Dieser relativen Adäquatheit stehen allerdings Schwächen in wichtigen Punkten gegenüber. Diese Schwächen sind so grundsätzlicher Natur, daß sie innerhalb des Grammatikmodells, das wir bisher benützt haben, nicht zu beseitigen sind. Wir sollen an dieser Stelle diese Mängel aufzeigen und dann im 5. und 6. Kapitel versuchen, zwei Modelle jedenfalls zu skizzieren, die auch in diesen Punkten be-

73

friedigend sind. Um zu einem verbesserten Modell zu gelangen, wählen wir nicht den Weg eines radikalen Neuansatzes, wie ihn etwa Lakoff-Eoss 1967, Chafe 1968, McCawley 1968 mit der 'Generativen Semantik' vorgeschlagen haben. Wir wollen dagegen (Seuren 1969 folgend) die Syntax II mithilfe der Adäquatheitskriterien, wie wir sie im ersten Kapitel dargestellt haben, zunächst 'intern' kritisieren und entsprechende modelliitmanente Änderungsvorschläge machen. Dabei wird allerdings die zunächst inmanente Forderung nach semantischer Adäquatheit der Basis und Einfachheit der Beschreibung die Grartmatik stark umgestalten und z.B. zur Integration von Filimores Kasusgranmatik und Chomskys lexikalistischen Vorschlägen (Chomsky 1970) führen. Erst anschließend wollen wir dann eine grantnatisohe Beschreibung der FVG auf der Basis der generativen Semantik skizzieren, eine Beschreibung, die unserer Meinung nach das Kriterium der semantischen Adäquatheit optimal erfüllt. 4.3.1 Nicht-paraphrastische Transformationen: Die Bedingung der semantischen Adäquatheit (vgl. das erste Kapitel) erfordert, daß die ganze für die semantische Interpretation relevante Information bereits in der Basisstruktur vorhanden sein muß, daß die Transformationen also die Bedeutung einer Struktur nicht verändern dürfen (= paraphrastisch sein müssen). Gegen diese Bedingung wird in der Syntax II verstoßen: Die Regel (4.74) beseitigt die Kategorie AUX des eingebetteten Satzes mitsamt dem davon abhängigen komplexen Synbol, ohne daß die Information, die das komplexe Symbol enthält, irgendwo im Satz noch einmal vorhanden wäre. Damit geht bei der Abbildung der Tiefenstruktur in die Oberflächenstruktur Information verloren, die in der semantischen Interpretation berücksichtigt wird. Diese Diskrepanz zwischen semantischer Interpretation und transformationeller Ableitung kann natürlich dadurch vermieden werden, daß Regel (4.74) so geändert wird, daß sie AUX des eingebetteten Satzes nicht tilgt, sondern in den Matrixsatz transponiert. Daß diese Lösung den beobachtbaren Fakten nicht entspricht, zeigt z.B. folgender Satz: (4.87) Der Monteur setzte die Maschine in Gang Für das Verständnis dieses Satzes spielt nur das AUX des Matrixsatzes eine Rolle: Jeder Hörer interpretiert diesen Satz u.a. als iitperfek tisch, indikativisch und nicht modal. Diese Informationen liefert ohne Ausnahme das AUX des Matrixsatzes, die Merkmale [-präs, +ind, -mod] können also dem setzen zu. über das Tempus des eingebetteten Satzes dagegen sagt Satz (4.87) nichts aus: Wir wissen z.B. nicht, ob die Maschine inmer noch geht oder schon wieder abgestellt wurde, ob also als

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eingebetteter Satz (4.88) Die Maschine geht oder (4.89) Die Maschine ging anzusetzen ist. Die Alternativen +mcd und +ind sind im Konstituentensatz gar nicht mehr gegeben, weil hier AUX auf -mod und +ind festgelegt ist. Es ist nicht sinnvoll, Satz (4.87) etwa mit (4.90) Der Monteur setzte die Maschine - die Maschine ginge oder mit (4.91) Der Monteur setzte die Maschine - die Maschine muß gehen zu paraphrasieren. Für die semantische Interpretation von (4.87) sind also alle Informationen, die AUX des Konstituentensatzes liefern könnte, irrelevant. Das bedeutet, daß dieses AUX in der Tiefenstruktur nicht erzeugt werden darf, damit es die semantische Interpretation nicht beeinflußt. In den Matrixsatz ist also kein weiterer Satz einzubetten, sondern nur die Teile eines Satzes, die für die semantische Interpretation relevant sind, also etwa die Kategorie NUKL mit ihren Expansionen, in einigen Fällen auch die Kategorie NEG. Damit ist in einer revidierten Grammatik nicht mehr S- das rekursive Element, sondern eine von S dominierte Kategorie. Brekle 1970, 56-59 setzt den "Satzbegriff" (den "semantischen Kern" des Satzes, den Fillmore 1968 "proposition" und Seuren 1969 "nucleus" nennt) als Basis für abgeleitete Strukturen wie Komposita an, und nicht den ganzen Satz mit Kategorien wie Tempus, Modus, Assertion, Negation. Erst eine solche Basis ermöglicht paraphrastische Transformationen.

4.3.2 Semantische Interpretation parasitärer Strukturen: Auf einen ganz entscheidenden Mangel der Tilgungstransformationen irr. Graitnatikmodell von Chomsky 1965 hat Seuren hingewiesen: Diese Transformationen haben nicht nur die Aufgabe zu tilgen, sondern auch gewisse Identitätsstrukturen zu überprüfen. Sind bestimmte NP nicht identisch, so wird die weitere Abbildung der Tiefenstruktur auf die Oberflache blockiert; das bedeutet, daß die betreffende Struktur parasitär, also nicht die Tiefenstruktur eines grammatischen Satzes einer bestürmten Sprache ist. Cfo eine von der Basis erzeugte syntaktische Struktur eine Tiefenstruktur ist, wird also erst durch eine Pegel des Transformationsteils festgestellt. Das bedeutet, daß durch die semantische Komponente, die ja direkt im Anschluß an die Basis arbeitet, sowohl Tiefenstrukturen als auch Nicht-Tiefenstrukturen einer Sprache interpretiert werden: eine offensichtlich nicht adäquate Annahme. Damit die semantische Komponente nur die Tiefenstrukturen einer Sprache interpretiert, muß also bereits in der Basis end-

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gültig und vollständig zwischen Tiefenstrukturen und Nicht-Tiefenstrukturen unterschieden werden. Vgl. dazu Seuren 1969, 53-6O.

Dieser entscheidende Einwand trifft natürlich nicht nur die Tilgungsregeln, sondern alle Transformationen, die als "Filter" zwischen Basis und Oberflache fungieren und als solche zwischen Tiefenstrukturen und Nicht-Tiefenstrukturen unterscheiden (in unsere Syntax II also vor allem die Kontextkontrolltransformation) . Die Basis der Grammatik ist nur dann semantisch adäquat, wenn alle erforderlichen Relationen zwischen den Kategorien (also etwa die Relation der Identität) bereits in der Basis durch Merkmale formuliert und auch in der Basis kontrolliert werden, wenn also die Basis ausschließlich Tiefenstrukturen als Input in die semantische Komponente generiert. 4.3.3 Erzeugung semantisch irrelevanter Strukturen: Die Bedingung der sanantischen Adäquatheit macht es erforderlich, daß die Basis der Grammatik den Strukturen, die als paraphrastisch interpretiert werden, gleiche Strukturbeschreibungen zuordnet, und den Strukturen, die nicht als paraphrastisch interpretiert werden, verschiedene. Nur dann produziert die Basis einen maximal einfachen Input in die semantische Komponente der Grammatik. Zu dieser Explikation der semantischen Adäquatheit vgl. Seuren 1969, 10 f.

Eine semantisch adäquate Tiefenstruktur würde u.a. dann erreicht, wenn alle Einheiten noch so verschiedener Oberflache, die semantisch gleich interpretiert werden, auf dieselbe Einheit in der Tiefenstruktur zurückgeführt würden. Wenn also etwa FVG mit bringen als Kausativa interpretiert werden, dann sollten sie zusammen mit Kausativa anderer Cberfläche (bewirken, daß, setzen, tränken, heißmachen, besänftigen, säubern usw.) aus einer identischen Tiefenstruktur erzeugt werden. Das aber ist in der Syntax II nicht der Fall; FVG werden aus einem eingebetteten Satz erzeugt, der von VP dominiert wird, bewirken, daß aus einem Satz, der von einer NP dominiert wird, setzen, tränken werden aus dem Lexikon direkt eingesetzt usw. Das Entsprechende gilt auch für die Transformativa und Kursiva: Die Basis der Syntax II berücksichtigt solche Synonyiriebeziehungen nicht und entspricht daher auch nicht der Bedingung, semantisch Identisches aus gleichen Strukturelementen zu erzeugen. Dasselbe Argument führt auch zu einer Ablösung der Subjekt-Objektstruktur unserer Grammatik durch eine Beschreibung der einzelnen Argumente des Verbs, wie sie Fillmore 1968 vorgeschlagen hat.

76

4.3.4 Schwächen der transfontiationellen Lösung: Die Syntax II bietet eine weitgehend transformationeile Beschreibung der FVG. Damit ist gemeint, daß die Beziehungen der FN zu Elementen der Kategorie VB (die Tatsache, daß die FN aus Verben oder Adjektiven abgeleitet sind) durch bestimmte Transformationen beschrieben werden und daß zum anderen dem besonderen syntaktischen Status der FVG dadurch Rechnung getragen wird, daß FN transformationell aus dem VB eines eingebetteten Satzes abgeleitet wird. Tilgungs-, Transponierungs- und Noninalisierungstransformationen gestatten es, Sätzen des Typs (4.92) Das Wasser kocht (4.93) Otto bringt das Wasser zum Kochen syntaktisch so zu beschreiben, daß die spezifische tiefenstrukturelle Beschreibung von (4.92) auch in der Tiefenstruktur von (4.93) verwendet werden kann. Transformationen gestatten also (wie allgemein im Modell von Chomsky 1965) die einfache Formulierung genereller Beziehungen zwischen verschiedenen Sätzen einer Sprache. Diese transformationelle Lösung impliziert allerdings schwerwiegende Probleme: - Die transformationeile Syntax II formuliert generelle Beziehungen zwischen FN und S, die jedenfalls an der Cfoerflache nicht bestehen. Man kann Satz (4.93) nicht durch (4.94) *0tto bringt; das Wasser kocht

oder ähnlich umschreiben; Matrixsätze dieses Typs (also mit einem FV als Prädikat) treten nie ohne eingebetteten nominalisierten Satz auf. Die Beziehungen anderer Nominalisierungen zu Sätzen lassen sich dagegen an der Oberfläche beobachten: (4.95) Otto veranlaßt das Kochen des Wassers (4.96) Otto veranlaßt, daß das Wasser gekocht wird (4.97) Auf Ottos Veranlassung wird das Wasser gekocht usw. Es erscheint also zumindest als fraglich, ob die Erzeugung der FV aus dem VB eines Matrixsatzes eine adäquate Lösung ist, wenn es solch einen Matrixsatz im Deutschen nicht als selbständigen Satz oder als Satz in einem Satzgefüge gibt. Eine adäquatere Lösung wäre dann erreicht, wenn die Grammatik die Möglichkeit böte, komplexe Prädikate anders als durch Satzeinbettung zu beschreiben (in dieselbe Richtung ging eine Forderung auf der Grundlage der semantischen Adäquatheit (vgl. 4.3.1)). - Die Transformationen der Syntax II arbeiten nicht generell, sondern müssen von Merkmalen wie [+pass], [NP ^ NP ] gesteuert werden, die bereits in

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den Einträgen des Lexikons enthalten sein müssen. Die Strukturbeschreibungen der Transfonrationsregeln und zusätzliche Bedingungen etwa der Identität sind also nicht ausreichend, um ein einwandfreies Funktionieren zu garantieren. Der Grund liegt darin, daß die Gesetzmäßigkeiten in diesem Bereich nicht so generell sind, daß sie mit Transfontiationsregeln ohne jede weitere Spezifizierung beschrieben werden können. Deswegen bleibt zu überlegen, ob nicht aus diesem Sachverhalt die Konsequenz gezogen und von vornherein eine lexikalische Lösung angestrebt werden sollte, die eine einfachere Beschreibung als die transformationelle gestattet. Als Beispiel sei in einem Punkt auf die Redundanz der transformationeilen Lösung hingewiesen: Die Information, die in den Strukturbeschreibungen der Tilgungsregeln (4.38) und (4.45) - (4.48) formuliert werden, sind bereits vollständig in den SSK-Merkmalen der beiden VB enthalten, die aus dem Lexikon übernommen werden. Wenn man nun statt der Identitätsbedingung für jedes FV ein Merkmal formuliert, das (in Abhängigkeit vom. strikten Kontext der eingebetteten VB) angibt, welche NP im Kontext identisch sein müssen, kann man also sämtliche fünf Tilgungstransformationen durch eine ganz generelle ersetzen, die von allen obligatorisch identischen NP jeweils eine tilgt. Diese lexikalische Lösung ist nicht nur einfacher als die transformationeile, sie bietet auch die Gelegenheit, bereits in der Basis die erforderlichen Identitätsbedingungen zu formulieren: Damit erfüllt sie gleichzeitig die Bedingung der semantischen Adäquatheit, die wir in 4.3.2 expliziert haben. Zur Opposition von lexikalistischer und transformationalistischer Position vgl. Chomsky 197O, vor allem 185-193. Die Überprüfung von Identitäten bereits in der Tiefenstruktur schlägt auch Perlmutter 1969 und ihm folgend Bätori 1971 für die Beschreibung der Objektsätze vor. Auch für die Nominalisierung haben wir (Jacobs-Rosenbaum 197O folgend) bereits eine. Lösung gewählt/ die großenteils auf einer Beschreibung mithilfe von Merkmalen beruht; die Nominalisierungstransfonnation führt lediglich noch zu einem Merkmalswechsel und zu einer Aktivierung bestimmter Information aus dem Lexikon.

4.3.5 Lexikalisierungen: Die Syntax II kann solche FVG, deren Bedeutung sich nicht aus der Bedeutung der Komponenten FN und FV amalgamieren läßt, nicht beschreiben. In diese Gruppe der lexikalisierten FVG gehören etwa (4.98) Der Monteur setzt die Maschine instand (4.99) Onkel Otto bringt nichts mehr zuwege

78 (4.100) Der Wachtmeister stellte Killerkarle zur Eede Zu Satz (4.98) ist nicht etwa (4.101) Der Monteur setzt die Maschine - die Maschine steht sondern (4.102) Der Monteur repariert die Maschine

eine Paraphrase. In all diesen Fällen kann das FVG in der Tiefenstruktur nicht wie gewöhnlich auf die VB zweier Sätze zurückgeführt werden, weil die seirantische Interpretation dann eine Bedeutung analgamieren würde, die diesen lexikalisierten Syntagmen nicht zukonrot (für das FVG in (4.98) würde die semantische Kcroponente etwa die Bedeutung 'bewirken, daß die Maschine steht1 liefern, nicht aber die Bedeutung 'reparieren'). Während also (nach der Terminologie von Weinreich 1969) das Gros der FVG als phraseologische Einheiten anzusehen ist, handelt es sich bei den Lexikalisierungen um "idioms" mit zwei polysemen Konstituenten (vgl. die Anmerkung in 2 . 6 ) .

Solche individuellen Modifikationen lassen sich nur mithilfe eines Apparates beschreiben, der zu singulären Spezifizierungen in der Lage ist. Auch hier bietet sich eine lexikalische Lösung an, in der diese FW3 entweder als lexikalische Einheiten oder aber als Syntagmen mit lexikalisch individuell zu spezifizierenden Komponenten beschrieben werden. Zu einer Beschreibung von Lexikalisierungen (idioms) in einer generativen Grammatik vgl. die Vorschläge von Weinreich 1966 und 1969, Chafe 1968, Fräser 1970 und Brekle 197O, besonders 29-32, wo auch die Unzulänglichkeiten von Lees' transformationeller Lösung (Lees 1963) angedeutet werden.

5.

GRAMMATIK DER FUNKTIONSVEPBGEFÜGE III: LEXIKALISCHE LÖSUNG

Die Kritik der Syntax der FVG II, die eine Beschreibung auf transformationeller Grundlage formulierte, brachte Inadäquatheiten in zwei Hauptpunkten zum Vorschein: - Da die Transformationen der Syntax II in ihrer Wirkungsweise eingeschränkt sind und deswegen von Merkmalen der einzelnen Lexikoneinträge gesteuert werden müssen, ist eine weitgehend lexikalische Lösung wahrscheinlich einfacher als eine vorwiegend transformationelle Beschreibung (diese Einfachheit muß natürlich im Einzelnen noch expliziert werden; vgl. dazu das Beispiel in 4.3.4). Als lexikalisch bezeichnen wir eine solche Beschreibung, die Beziehungen zwischen den (in bestinmter Beziehung) verwandten Elementen einer Sprache (z.B. den Einheiten, die voneinander abgeleitet sind) nicht mithilfe von Transformationen, sondern innerhalb des Lexikons durch die besondere Konstruktion der Lexikoneinträge und durch spezielle Merkmale beschreibt. - Im Modell von Chomsky 1965, dem die Syntax II folgt, ist die semantische Bedingung, die die Basiskorrponente erfüllen muß, in mehreren Punkten verletzt. Einmal beseitigen Transformationen Information, weil nur das Synfool S rekursiv verwendet wird und deswegen auch bestintnte Nomina aus S transformationell abgeleitet werden müssen (dabei wird z.B. die Information der Kategorie AUX getilgt) . Zum anderen wird die Unterscheidung zwischen Tiefenstrukturen und Nicht-Tiefenstrukturen von Transformationen getroffen, so daß die semantische Komponente auch Nicht-Tiefenstrukturen interpretiert. Drittens liefert die Basis der Syntax II nicht einen maximal einfachen Input in die semantische Konponente, weil sie sowohl semantisch irrelevante Kategorien und Relationen enthält als auch synonymen Ausdrücken verschiedene Strukturbeschreibungen zuordnet. In diesem fünften Kapitel sollen einige Vorschläge zur Lösung der Probleme diskutiert werden, die innerhalb der Syntax II nicht gelöst werden konnten. Die Grundlage der Grammatik III sollen einige Vorschläge bilden, die Chomsky 197o für eine lexikalische Beschreibung der Noninalisierung gemacht hat.

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Dieser Aufsatz wird im Folgenden referiert. Wir verzichten auf spezielle Stellenangaben.

5.1

Entwurf einer Basiskcnponente

5.1.1 Lexikalische Beschreibung: Chonsky schlägt vor, Ncminalisierungen nicht mehr mithilfe von Transformationen aus Sätzen abzuleiten, sondern aus dem Lexikon wie andere Nomina auch einzuführen. Für diesen Vorschlag führt er drei Gründe an: - Die Produktivität der Nccninalisierung ist eingeschränkt. Die entsprechende Transformation kann also nicht generell formuliert werden, sondern muß mithilfe von lexikalischen Merkmalen in ihrer Wirkungsweise eingeschränkt werden. - Die Beziehung zwischen Verb und abgeleitetem Meinen ist sehr oft idiosynkratischer Natur, die Naninalisierung ist also verbunden mit einer Bedeutungsänderung. Daraus folgt, daß solche Ableitungen nicht durch Transformationen geleistet werden können, weil ja Transformationen die Bedeutung einer Basisstruktur nicht verändern dürfen. - Wenn Nominalisierungen innerhalb normaler KP stehen, gibt es auch keinen syntaktischen Grund, sie aus Sätzen oder jedenfalls aus Satzpropositionen zu entwickeln. Denn die komplexe syntaktische Struktur mancher NP, die sich mit der Struktur von Satzpropositionen in Beziehung setzen läßt, ist nicht nur bei abgeleiteten NP zu beobachten, sondern kann bei allen NP auftreten. Diese syntaktische Struktur liefert deswegen kein Argument dafür, die NP (5.1) die erste Begegnung des Vaters mit dem Nachbarn aus Satz (5.2) Der Vater begegnet dem Nachbarn abzuleiten, in die NP (5.3) der natürliche Sohn Goethes mit Christiane dagegen das Nonen Sohn aus dem Lexikon einzusetzen. Transformationelle Beschreibungen sollten auf die Ableitungen beschränkt bleiben, die syntaktisch in spezifischer Weise verwendet werden (wie etwa das englische Gerundium). Aus seinem Vorschlag folgert Chomsky, daß die einzelnen Lexikoneinträge nicht mehr auf eine Wortart festgelegt werden dürfen, sondern daß das auseinander Ableitbare in einer Lexikoneinheit zusammengefaßt wird. In jedem Lexikoneintrag muß dann angemerkt werden, für welche der Wortartkategorien Nomen, Verb und Adjektiv der Eintrag substituiert werden kann, welches Suffix gegebenenfalls zu

81

verwenden ist, «eiche semantischen Merkmale mit der Verwendung innerhalb einer bestimmten Wbrtart verbunden sind usw. Diese lexikalische Beschreibung der Ableitungsstrukturen mithilfe von Merkmalen zeichnet sich gegenüber der transformationellen Alternative durch ihre große Flexibilität aus, die es sogar erlaubt, auch voHkatmen lexlkalisierte Ableitungen ohne zusätzliche Schwierigkeiten einzubeziehen. Die präterminale Kette, in die die Lexikoneinheiten eingesetzt werden, besteht u.a. aus den Kategorien N, V und A. Je nach der Kategorie wird ein bestimmter Teil des Lexikoneintrages für ein Symbol dieser Kette substituiert. Ableitungstransformationen bewirken nicht nur einen Wechsel der Wbrtart, sie leiten auch bestiimte syntaktische Strukturen voneinander ab, wie es die Beispiele .(5.1) und (5.2) veranschaulichen. In Grammatikmodellen, in denen S als einziges rekursives Symbol fungiert, wird noninalen Ableitungen ein ganzer Satz zugrundegelegt und dann zusammen mit der Nctninalisierung der Satz mithilfe von Transformationen in eine komplexe NP überführt. Da Chomsky Nominalisierungen direkt aus dem Lexikon einführt, muß er bereits in der Tiefenstruktur komplexe NP annehmen, die strukturell ganzen Sätzen äquivalent sind, und er muß die Information über die NP-Struktur auch dem Lexikon direkt entnehmen. Die kontextsensitiven Merkmale der strikten Subkategorisierung etwa, die bisher den kategorialen Kontext für jedes Verb festlegten, müssen jetzt generell für jeden Lexikoneintrag formuliert werden, gleichgültig, für welches Wbrtartensymbol er substituiert wird. Für Lexikoneinträge, die für N, V und A substituiert werden können, ist diese lexikalische Lösung plausibel und wohl auch einfacher als die transformationelle. Sie ist plausibler wegen ihrer Flexibilität gegenüber speziellen Eigenschaften der formalen Ableitung und der BedeutungsVeränderung. Sie ist einfacher, weil die kontextsensitiven Merkmale, die im bisherigen Modell bereits für das Verb formuliert werden mußten, jetzt für die ganze Lexikoneintragung Gültigkeit besitzen; der Lexikoneintrag muß also nicht erweitert werden; dafür werden aber Transformationsregeln eingespart. Voraussetzung für eine solche lexikalische, aber genauso für die transformationeile Lösung ist, daß für N, V und A dieselben Kontextmerkmale gelten. Als Vorteil der lexikalischen Lösung kamt auch in diesem Punkt wieder hinzu, daß mithilfe von speziellen Merkmalen individuelle Erscheinungen beschrieben werden können (z.B. ein kategorieller Kontext von N, der von dem des entsprechenden V abweicht), während eine Transformation nur für generelle Sachverhalte formuliert werden kann (jedenfalls, wenn man auf wiederum lexikalische Steuerung verzichtet).

82 Chomskys Modell baut auf den Gemeinsamkeiten der verschiedenen komplexen Phrasen auf, obwohl natürlich die Differenzen nicht zu übersehen sind; z.B. haben so gut wie alle VP des Deutschen im Kontext eine Subjekt-NP, während ein entsprechendes Genetiv-Attribut innerhalb einer NP fakultativ ist (vgl. Stockwell 1968, 1-8). Die Tatsache, daß in Chomskys Beschreibung nicht konsequent die Folgerungen aus den postulierten Parallelen gezogen werden, werden wir noch diskutieren und als Anlaß zu Revisionen nehmen.

Chonskys Vorschläge betreffen nicht nur Nctninalisierungen, sondern haben, was die Annahme einer komplexen Tiefenstruktur betrifft, Auswirkungen auf die Beschreibung sämtlicher NP: Wann man NP mit einer Nominalisierung bereits in der Tiefenstruktur syntaktisch komplex einführt, dann muß man das mit sämtlichen NP tun, unabhängig von der Ableitungsstruktur des Nomens in der NP. In diesen Fällen muß dann dem Lexikoneintrag ein neuer Merkmalskomplex hinzugefügt werden, durch den der mögliche Kontext von N in einer komplexen NP geregelt wird. Dafür werden die Transformationen, mit der die komplexe NP etwa aus einer NP mit Relativsatz abzuleiten ist, überflüssig. Um die lexikalische Alternative noch besser zu motivieren, wollen wir die transformationelle Ableitung einer komplexen NP aus einer einfachen NP mit Relativsatz etwas genauer analysieren: Die NP (5.4) der Sohn Goethes mit Christiane würde in einer transformationeilen Beschreibung aus der NP (5.5) der Sohn, den Goethe mit Christiane hatte

hergeleitet. Ganz unabhängig vom Problem der Nominalisierung könnte man auch (5.6) so beschreiben: (5.6) die Begegnung des Vaters mit dem Nachbarn (5.7)

die Begegnungt die der Vater mit dem Nachbarn hatte

Man könnte also durchaus Nominalisierungen aus dem Lexikon einsetzen und trotzdem den komplexen Kontext aus einem Satz ableiten, der relativisch mit der Nominalisierung verknüpft ist. Allerdings ist fraglich, ob diese Lösung wirklich viele Vorteile bringt. Zwar erspart sie bei den Lexikoneinträgen, die nur für N substituiert werden können, die Formulierung einiger kontextsensitiver Merkmale (in allen anderen Einträgen wird die Geltung dieser Merkmale nur auf V oder A beschränkt), weil dieser Kontext von N von dem Relativsatz abgeleitet wird. Problematisch bleibt aber, wie die Kontextbedingungen für das V des Relativsatzes so formuliert werden sollen, daß ein grammatischer Satz generiert wird. Wenn man die folgenden Sätze vergleicht, so stellt man fest, daß etwa für haben sehr verschiedenartig'e Kbntextmerkmale formuliert werden müssen:

83 (5.8)

Der Vater hat Geld

(5.9)

Der Vater hat eine Begegnung mit dem Nachbarn

(5.10) Iah habe die Gewißheit., daß (5.11) Otto hat Angst vor Hunden Diese Beispiele lassen vermuten, daß der strikte Kontext von V abhängig ist von der NP im Akkusativ, mit der V konstruiert ist. Wenn das der Fall ist (was natürlich noch im einzelnen nachgewiesen werden müßte), so erspart auch die Rückführung komplexer NP auf NP mit Relativsätzen keineswegs die Formulierung kontextsensitiver Merkmale für Nomina, ob man bereits in der Tiefenstruktur komplexe NP annimmt oder diese erst transformationell aus ganzen Sätzen ableitet: In jedem Fall muß bei Angst (genau wie bei ängstigen und bei ängstlich) im Lexikon der mögliche Kontext angegeben werden (Angst vor, Angst, daß, . . . J ; dasselbe gilt für Nonina wie Kampagne (Kampagne gegen .. .) oder Ansicht (Ansicht, daß . . . ) , die weder V noch A neben sich haben. Wenn auch diese Probleme bei weitem nicht ausdiskutiert sind, so läßt sich doch Chomskys Vorschlag empirisch und theoretisch motivieren, Nctrinalisierungen direkt aus dem Lexikon einzuführen und nicht nur komplexe VP, sondern auch komplexe NP bereits in der Tiefenstruktur anzunehmen. Damit fällt übrigens auch der distributioneile Grund dafür fort, V und A aus einer Kategorie VB abzuleiten: Diese Kategorien unterscheiden sich jetzt, was ihre Beziehungen zum Kontext betrifft, nicht mehr von der Kategorie N. Chomsky formuliert seinen Vorschlag (auf einer vorläufigen Stufe) durch folgende Regeln: (5.12) (i) NP > N Comp (ii) VP > V Comp (iii) AP > A Comp (iv) Comp > (NP) , (S) , (NP S) , (NP PP) , (PP) , • ··

In der Tiefenstruktur werden Ncminalphrasen NP, Verbalphrasen VP und Adjektivphrasen AP angenontnen. Jede dieser Symbole wird in N, V bzw. A und ein Complement Comp expandiert, dessen Struktur mit den kontextsensitiven Merkmalen übereinstimmen muß, die für die entsprechenden N, V oder A im Lexikon formuliert sind. Einen Lexikoneintrag (als Beispiel den von begegn) könnte man sehr vorläufig so skizzieren:

84 (5.13)

begegn [4MP]

C+belebt] [+Fahrzeug]

[4-N, ung, mit],3

[+belebt] [+FahrzeugJ

Sem

Unter der phonologischen Angabe ist die Kontextstruktur angegeben, in die begegn eingesetzt werden kann: In der ersten Position ist für das "Subjekt" festgelegt, daß es entweder das Merkmal [+belebt] oder das Merkmal [^Fahrzeug] haben muß; in der dritten Position sind für das "Objekt" die Merkmale [indirekt] und wieder alternativ [+belebt] und [+Fahrzeug] fixiert. Darunter ist angegeben, daß diese Lexikoneinheit für die Kategorien V und N substituiert werden kann; wenn begegn als N fungiert, muß durch zwei Segmentierungstransformationen das Suffix ung angefügt und die PRfiP mit mit dem "Objekt" NP verknüpft werden. Die Symbole und stehen für die idiosynkratisdien Bedeutungsmerkmale von V und N; das Symbol Sem bezeichnet die Merkmale, die die allgemeine Bedeutung dieser Lexikoneinheit beschreiben. In der Darstellung der Le'xikoneinträge folgen wir Wunderlich 1971, 2O7, der in diesem Aufsatz Chomsky 197O interpretiert und kritisiert.

Das Beispiel (5.13) veranschaulicht, inwiefern in einer lexikalischen Lösung mithälfe von Merkmalen generelle Strukturen formuliert werden, die in bisherigen generativ—transformationellen Grammatikmodellen durch Transformationsregeln beschrieben wurden: Statt die Kontextstruktur mithilfe von Merkmalen für V festzulegen und dann aus V und dessen Kontext N mitsamt seinem Kontext transformationeil abzuleiten, werden die Alternativen V und N in einer Lexikoneinheit formuliert. Die generellen Beziehungen zwischen bestimmten NP und S werden beschrieben durch Merkmale, die N und V (oder auch A) in derselben Lexikoneinheit gemeinsam zukommen. Die Identität des kontextsensitiven Merkmals bildet sich in der Identität der Phrasemarker für NP und S ab:

85

(5.14)

Corp Cqnp des Waters

die Begegnung

mit dem Nachbarn

(5.15)

Comp der Vater

begegnet

dem Nachbarn

5.1.2 Strukturidentität von NP und VP: Von kleineren Unzulänglichkeiten der Regeln (5.12) (z.B. der Frage des Artikels) abgesehen, zeigen die Stamnbäume (5.14) und (5.15) vor allem, daß man NP und S nur dann eine identische Struktur geben kann, wenn man die Identität zwischen derselben NP und VP (AP), die die Regeln (5.12) postulieren, in der Beschreibung opfert, weil es ausgeschlossen ist, daß eine NP sowohl mit einer VP als auch mit der die VP dominierenden Kategorie S strukturell identisch sein soll. Diese Schwäche des Modells hat ihren Grund darin, daß Chomsky einerseits unter lexikalischem Aspekt für den Kontext von N, V und A jedenfalls potentiell eine identische Struktur fordert, andererseits aber daran festhält, wie in einer transformationellen Beschreibung die strukturellen Beziehungen zwischen einer komplexen NP und einem S der Tiefenstruktur zu explizieren. Es gibt mehrere Gründe dafür, in erster Linie strukturelle Beziehungen zwischen NP und VP in

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der Beschreibung deutlich werden zu lassen und erst mittelbar dadurch auch die Beziehungen zwischen NP und S zu formulieren: - Auch in einem transformationeilen Modell kann eine NP nicht von S, sondern nur von einer S untergeordneten Kategorie (etwa von der Proposition eines Satzes) abgeleitet werden, wenn die Ableitungstransformation keine Information beseitigen soll. - Wenn man NP in Parallele zu VP setzt, dann muß VP dieselben Kategorien dominieren wie NP; das bedeutet im Einzelnen, daß sie "Subjekt"-NP nicht mehr von S, sondern von VP wie alle "Objekte" abhängig ist, so daß der Unterschied zwischen "Subjekt" und "Cfojekt" in der Tiefenstruktur der Grammatik nicht mehr gemacht wird. Der Lexikoneintrag unter (5.13) macht nun deutlich, daß es nicht sinnvoll ist, in den kontextsensitiven Merkmalen (und damit auch in der Tiefensyntax) zwischen verschiedenen Cbjekten (NP_, NP , NPp) zu unterscheiden, weil diese Differenzierungen alle auf die Struktur der VP zugeschnitten sind und deswegen auf die Struktur der NP nicht übertragen werden können; diese Ubertragbarkeit aber ist ein Axiom der lexikalischen Lösung. Eine adäquate Formulierung der Lexikoneinträge erfordert, daß in der Basis der Grammatik die Kategorien und Relationen so allgemein (d.h., so unabhängig von der Struktur der Cberflache) formuliert werden, daß wirklich für N, V und A identische Kontextbedingungen angegeben werden können. Eine adäquate Angabe der Kontextbedingungen von begegn könnte z.B. nach Fillmore 1971 so skizziert werden: (5.16) begegn [Agens] [+belebt] [+Fahrzeug]

[Goal] [+belebt] [4-Fahrzeug]

Wird im Lexikon der Kontext für N, V und A gemeinsam bestimmt (wie es die Einfachheit der Beschreibung erfordert), so muß die Basisstruktur ohne Funktionen wie "Subjekt", "Direktes Cfojekt" usw. beschrieben werden, v/eil es weder ein "Subjekt" noch ein "Direktes Objekt" usw. einer NP gibt. Genau das wird für die Tiefenstruktur einer generativen Grarnnatik mit dem Argument gefordert, daß die Basis nur dann semantisch adäquat sei (d.h., einen adäquaten Input für die interpretative semantische Komponente liefere), wenn sie statt semantisch irrelevanter Relationen wie 'Subjekt von' und 'Objekt von' nur semantisch relevante Beziehungen wie 'Agens von', 'Affiziertes von1 usw. enthielte.

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Eine lexikalische Beschreibung der Ableitungsstrukturen impliziert also interessanterweise eine Beschreibung der Argumente von N, V und A durch Tiefenkasus, wie sie etwa Fillmore 1968 und 1971 vorgeschlagen hat, weil der strikte Kontext allgemein, also unabhängig von VP formuliert werden muß. Zu dieser Integration von lexikalistischem Modell und Kasusgrammatik vgl. den Ansatz von Stockwell 1968, vor allem 1-12.

Als generelle Beschreibung des strikten Kontextes von N, V und A verwenden wir die Kasus, die Fillmore 1971 für die Tiefenstruktur vorgeschlagen hat: Agent (Ag) als Agens des Geschehens; Experiencer (E) als der von einem Geschehen psychologisch Affizierte; Instrument (I) als Werkzeug des Geschehens; Object (O) als das von dem Geschehen Veränderte, Bewegte, Betroffene; Source (So) als der Ausgangspunkt des Geschehens; Goal (G) als der Zielpunkt des Geschehens; location (L) als Ort des Geschehens; Time (T) als Zeit des Geschehens. Vgl. dazu Fillmore 1972, vor allem 4-17. Wir verzichten auf eine Übersetzung und übernehmen die Bezeichnungen Fillmore's als Termini unserer linguistischen Theorie. Statt der Fillmore'sehen Kategorien kann jede andere Theorie der Argumente gewählt werden, vorausgesetzt, daß diese Theorie für NP, VP und AP identische Argumentbeschreibungen liefert; vgl. etwa die Vorschläge von Anderson 1969, Anderson 1971 und Brekle 1970.

- Wenn die Kontextbedingungen für N, V und A gemeinsam formuliert werden, so folgt daraus, daß in einer lexikalischen Lösung die Beziehung zwischen NP, VP und AP und nicht zwischen NP und S expliziert werden, weil eben die gemeinsamen Kontextmerkmale sowohl die,Beziehungen beschreiben als auch die Identität der Phrasenstruktur bedingen. Diese Gründe erscheinen als wichtig genug, strukturelle Beziehungen zwischen NP, VP und AP zu explizieren; die Lexikoneinträge werden also entsprechend (5.16) formuliert; Phrasemarker, die die identische Struktur zwischen bestimmten NP, VP und AP abbilden, haben eine Form wie (5.17) und (5.18): (5.17)

Goal-NP

die Begegnung

des Vaters

mit dem Nachbarn

88

(5.18)

Goal-NP begegnet

der Vater

dem Nachbarn

Erst diese Phrasemarker entsprechen den Formationsregeln in (5.12), weil erst sie die VP, NP und AP gemeinsame Struktur abbilden, die auch in den Regeln (5.12) formuliert ist. Wir betrachten die Kasus als Relationen zwischen dem Prädikator und den NP des strikten Kontextes und stellen sie deswegen nicht als Kategorien der Tiefenstruktur (wie etwa Stockwell 1968, 32-35), sondern als Indizes der NP dar, die diesen von Kontextmerkmalen des Prädikators zugeschrieben werden. Die Kasus sind also in den Lexikoneinheiten, die als Prädikator fungieren können, je nach deren strikten Kontext durch Merkmale der Form X festgelegt, wobei X eine Kette der Kasus Ag, E, I, O, So, G, L, T ist. Diese Kette kann alle Kasus (höchstens einmal) enthalten, sie kann aus einer Teilmenge bestehen, sie kann auch 0 sein (etwa in es regnet), je nach der Subkategorie des Prädikators. Diese Kontextmerkmale entsprechen genau den Dependenznotationen, die Fillmore 1971, 36 vorschlägt. Zwei in diesem Zusammenhang sehr wichtige Probleme, das der Obligatorik und das der kasusspezifischen NP-Merkmale, lassen wir hier ungelöst. Offensichtlich sind Zeit- und Ortsangaben in manchen Propositionen obligatorisch, in manchen fakultativ; zudem ist das nicht nur vom Prädikator, sondern auch von seiner Verwendung als NP, VP oder AP abhängig (das Ag einer VP kann obligatorisch, in der entsprechenden Nominalisierung aber fakultativ sein usw.). Andererseits können die Kasus (etwa L oder T) nicht von beliebigen Lexikoneinträgen substituiert werden, es gibt also inhärente Merkmale etwa der N, die den Kasusangaben der Prädikatoren entsprechen.

5.1.3 Phrasenstrukturgrammatik: Nachdem Chomskys lexikalischer Ansatz in den wichtigen Punkten skizziert und verändert wurde, können die Formationsregeln der Basis einer deutschen Grammatik in großen Zügen angegeben werden. Als Grundtyp einer solchen Formationsregeln schlägt Chomsky folgende Regel vor: (5.19)

X

>

X [Spez, X]

89

Die Regel ist zu lesen: Eine übergeordnete Kategorie X wird expandiert in eine dominierte Kategorie X und eine Spezifizierung zu X. In der Phrasenstrukturgramnatik nehmen wir Kategorien 1. Ordnung X und 2. Ordnung X an, und zwar jeweils für N, V und A. Chomsky 197O verwendet zusätzlich N, V und A; es ergibt sich aber in der PSG eine Vereinfachung (= Generalisierung), wenn man auf dieser Ebene_ _ noch_wortartunabhängig mit der Kategorie P operiert, die fakultativ N, V und A dominiert. (5.20)

(i) (ii)

S M

> >

(iii)

P

>

(iv) (v) (vi)

V

V

(P)

Ä

A

(KOMP)

(PART)

N

(PRSP)

(DET)

N

>

M P [+präs, +mod, +neg,

(P) n

...]

(S)

...

Das Initialsymbol S wird expandiert in die Proposition P (die Seuren 1969 Nukleus und Brekle 197O Satzbegriff nennt; vgl. Fillmore 1968) und deren Spezifizierung M, die der Modalkategorie in Fillmore 1968 und der Kategorie Operator bei Seuren 1969 entspricht. M wird u.a. expandiert in Merkmale für Tempus, Modus und Negation. Die Proposition P dominiert den Prädikator, der alternativ aus V, A oder N besteht (vgl. Otto ängstigt sich, Otto ist ängstlich, Otto hat Angst) , n Propositionen P als Einheiten des strikten Kontextes des Prädikators (also die Argumente des Prädikators, die wiederum komplex, d.h. Propositionen sein können) und S (ebenso als mögliches Argument des Prädikators). Anzahl, Typ und Kasus der Argumente wird von den Kontextmerkmalen des Prädikators fixiert. Als Argumente fungieren deswegen mindestens Propositionen, weil hier komplexe, dem Satzbegriff strukturell genau entsprechende Einheiten anzutreffen sind (die Begegnung des Vaters mit dem Naahbarn, der natürliche Sohn Goethes mit Christiane usw.). Durch diese Regel (iii) wird in der PSG der strukturellen Identität von Verbalphrasen, Nbminalphrasen und Adjektivphrasen Rechnung getragen und außerdem (mithilfe der rekursiven Kategorien) die Erweiterbarkeit durch Einheiten derselben Struktur dargestellt. Die Regel stellt fest, daß auf dieser Ebene N, V und A dieselben syntaktischen Rollen spielen und daß es von daher gerechtfertigt ist, Lexikoneinheiten zu formulieren, die diese Kategorien umfassen. Alle Pro-

90

Positionen P, die nicht von S dominiert werden, stehen zu einem Prädikator in einer Relation, die durch einen Kasus bestürmt ist. Das Entscheidende ist, daß die Regel (iii) es erlaubt, komplexe Einheiten (mit der Struktur Prädikator + Argumente = Proposition P) wiederum in die Argumente einer Proposition einzusetzen. Dadurch ist es möglich, komplexe Argumente direkt zu generieren, eine transformationelle Ableitung mit ihren skizzierten Schwächen also zu vermeiden. Die Kategorien N, A und V werden weiter expandiert zu N, A und V und den entsprechenden Spezifizierungen: N hat als Kontext Präpositionen und Artikel, A kommt in komparativischen Konstruktionen und zusammen mit Partikeln wie sehr vor, V kann mit einer weiteren Kategorie P verknüpft sein, aus der dann die FN der FVG abgeleitet werden. Die Regeln (5.20) sind nicht mehr als ein Skelett eines Formationsteils einer Granmatik, die lexikalisch ausgerichtet ist (die Punkte in einigen Regeln sollen diese Unvollständigkeit und Unvollkommenheit signalisieren): Bislang wird innerhalb der Spezifizierung M von P z.B. eine Beschreibung der Satzarten überhaupt nicht angeboten, ebenso keine Beschreibung von Satzadverbien usw. In einer umfassenden Syntax des Deutschen müssen diese Probleme geklärt werden, während wir in diesem Zusammenhang auf eine umfassende Analyse verzichten, weil sie nichts direkt zu unserem speziellen Ihema beiträgt. Während das Graitmatikmodell Chomsky 1965 nur das eine rekursive Symbol S enthält, ist im Formationsteil (5.20) neben S auch die Kategorie P rekursiv. Dadurch ist es möglich, auf flexible Vfeise komplexe Kategorien auf zwei Ebenen (und nicht nur, wie bisher, auf einer) in einen Matrixsatz einzubetten: Wenn der einzubettende Komplex Kategorien wie Tempus, Modus, Negation usw., also die Kategorie M enthält, dann muß S als rekursives Symbol verwendet werden, weil nur S die Kategorie M dominiert (die dem 'Operator1 entspricht). Enthält jedoch der einzubettende Komplex solche Kategorien nicht, dann fungiert P als rekursives Element. Die Formationsregeln (5.20) erzeugen einen Phrasemarker, der als präterminale Symbole vor allem die Kategorien N, V und A, dazu aber auch Symbole wie PRKP und DET und Merkmalskomplexe wie [+präs, +mod] enthält. Für die Kategorien N, V und A können Einheiten aus den Lexikon substituiert werden, die durch das entsprechende Merkmal [+N], [+V] oder [+A] gekennzeichnet sind. Die Lexikoneinträge sind dem Beispiel (5.13) (mit den Veränderungen von (5.16)) analog konstruiert; sie enthalten also Information über die Kategorie, für die sie substituiert werden können, über die kategoriale und semantische Struktur des Kontextes, in den sie eingesetzt werden können, über die morphologische Struktur und über die Bedeutung der betreffenden Einheit. Entscheidend ist, daß ein Lexi-

91

koneintrag V, N und A umfassen kann (je nachdem, für welche präterminalen Symbole er substituierbar ist); die Trennung nach Wörtarten ist aufgegeben. Als Beispiel wiederholen wir noch einmal den Eintrag begegn: (5.13') begegn

[Ag G ] [+V] , [+N, ung, mit},

l J '

Sem

Das Kbntextnerkmal unter der phonologischen Repräsentation legt die Kasus der P des strikten Kontextes fest. Darunter alternativ die Kategorialmerkmale [+V] und [+N] mit den für diese Alternativen idiosynkratischen Merkmalmengen und ß. Dahinter die Menge Sem der semantischen Merkmale für den ganzen Lexikoneintrag. Genau wie bei der Syntax II nehmen wir die parasitäre Erzeugung von Strukturen, die keine Tiefenstrukturen deutscher Sätze sind, in Kauf, um die Lexikonregeln zu vereinfachen (d.h., um nicht die Reihenfolge der Einsetzungen bestimmen und die Wahl der Einträge selbst vom Kontext abhängig machen zu müssen). Die Lexikonregel kann folgendermaßen formuliert werden: (5.21) Lexikonregel: Wenn Q ein präterminales Symbol in einem Strukturbaum SB ist und (PM, SM) ein Lexikoneintrag, und wenn SM ein Q entsprechendes Merkmal [+Q] enthält, dann wird Q durch R ersetzt und R durch PM symbolisiert, wobei R die Teilmenge der Merkmale von SM ist, die für den ganzen Lexikoneintrag als gültig formuliert wurden, vereinigt mit denen, die spezifisch mit dem Merkmal [+Q] verknüpft sind. Diese Regel ist liert.

im Anschluß an Bechert/Clement usw. 197O, 72 formu-

Die Formationsregeln (5.2O) und die Lexikonsregel (5.21) erzeugen Strukturen, von denen nur eine Teilmenge Tiefenstrukturen der deutschen Sprache sind, weil keine dieser Regeln sicherstellt, daß die kategorialen und semantischen Kontextbedingungen der einzelnen Lexikoneinheiten auch im Kontext erfüllt sind. Deswegen muß drittens eine Regel formuliert werden, durch die Tiefenstrukturen von Nicht-Tiefenstrukturen unterschieden und sowohl die seirantische Interpretation als auch die transformationelle Abbildung der Nicht-Tiefenstrukturen auf die Oberfläche verhindert werden. Diese Kontextregel soll so formuliert werden:

92

(5.22) Ist (PM, R) ein terminales Symbol in einem Strukturbaum SB, so ist SB nur dann ein Input sowohl in die semantische als auch in die transforntationelle Korponente der Grammatik, wenn die Syrrbole von SB nicht verschieden sind von den Merkmalsangaben in R über den kategorialen Kontext und wenn die R aller tenrtinalen Symbole (PM, R) von SB nicht verschieden sind von den Merkmalsangaben in R über alle anderen R von SB. Der Geltungsbereich der kontextsensitiven Merkmale der Lexikoneinträge als auch der Wirkungsbereich der Kontextregel erstrecken sich über den ganzen generalisierten Phrasemarker, überschreiten also die Satzgrenzen, falls S in einen Matrixsatz eingebettet ist. Die Kontextregel kann nur dann einwandfrei arbeiten, wenn alle relevanten Angaben über die erforderliche Kontextstruktur in den Lexikoneinheiten formuliert sind. Um die Tiefenstrukturen von Nicht-Tiefenstrukturen zu unterscheiden, genügt es nicht, Kontextmerkmale auf ihre Übereinstimnung mit dem jeweiligen Kontext zu überprüfen, wie dies Regel (5.22) tut. Zusätzlich muß auch bei bestimmten Einbettungen sichergestellt sein, daß im Matrixsatz und in den eingebetteten Strukturen gewisse N identisch sind. Diese N-Identitäten werden von bestirtmten V (z.B. von den FV) oder von den syntaktischen Relationen der eingebetteten Struktur zur Matrixstruktur (etwa bei Relativsatzeinbettungen) bedingt. Damit die Basiskorponente wirklich nur Tiefenstrukturen als Output hat (die semantische Konponente also nur Tiefenstrukturen interpretiert), muß eine Regel der Basis diese Identitäten überprüfen, eine Aufgabe, die bisher von Transformationsregeln wahrgenommen wurde. Wenn die Identität bestirnter N von den Kontextnerkmalen bestürmter Verben gefordert wird, dann muß die Identitätsregel, von den Merkmalangaben gesteuert, feststellen, ob die vorgeschriebenen terminalen Symbole (PM, R) in allen Angaben identisch sind. In den anderen Fällen, wo solche Angaben über bestürmte Identitäten nicht vorhanden sind (wie etwa bei der Einbettung von S in P mit relativischem Verhältnis zwischen S und N ) , wo also die Identitäten von syntaktischen Relationen bedingt sind, muß die Identitätsregel so formuliert werden, daß sie bestirmrte Strukturen des Phrasemarkers mit bestimmten Identitätsbedingungen automatisch verknüpft und diese Identitäten dann überprüft (genau, wie das auch die Transformationsregeln im Modell Chomsky 1965 tun). Wir wollen die Problematik einer solchen Regel in diesem Zusammenhang nicht weiter diskutieren und begnügen uns mit einer vorläufigen Formulierung.

93

(5.23) Identitätsregel: Sind n (PM, R) terminale Symbole in einem Strukturbaum SB, und ist (EM, R) a = (PM, R) eine Identitätsbedingung, die entweder in irgendeinem R formuliert ist oder aus bestimmten Strukturmerkmalen von SB folgt, so ist SB nur dann ein Input sowohl in die semantische als auch in die transformationelle Komponente der Granmatik, wenn die Menge der Merkmale in (PM, R) a mit der Menge der Merkmale in (EM, R) b identisch ist. Um der Bedingung der semantischen Adäquatheit gerecht zu werden (vgl. 4 . 3 . 2 ) , formulieren wir also sowohl die Kontextkontrolltransformation als auch die Identitätsbedingungen anderer Transformationen so um, daß sie in der Basis mithilfe von Merkmalen fixiert und mithilfe von zwei Regeln kontrolliert werden können. Auch die Syntax III erzeugt also parasitäre Strukturen, jedoch werden noch in der Basis Tiefenstrukturen von Nichttiefenstrukturen unterschieden (vgl. die Begründung in 4 . 3 . 2 ) .

5.1.4 Die Basiskomponente der Syntax III kann im folgenden Schema zusammengefaßt werden: (5.24) Basis der Grammatik Lexikon

PhrasenstrukturgraimBtik

l i

präterminaler P-Marker Lexikonregel

l l

terminaler P-Marker Restriktionsregeln Tiefenstruktur

Die Phrasenstrukturgrartmatik besteht aus den Formationsregeln (5.20); die Lexikonregel wurde unter (5.21) formuliert; Restriktionsregeln sind die Kontextregel (5.22) und die Identitätsregel (5.23); das Lexikon enthält Einträge, die analog zum Beispiel (5.13) mit den Verbesserungen (5.16) strukturiert sind.

94

Uns scheint diese Basis in fünf Punkten adäquater als die Basis der Syntax II zu sein (vgl. dazu die Kritik der Syntax II in 2.3): - Dadurch, daß die Phrasenstrukturgraitmatik nicht nur S, sondern auch die von S dominierte Kategorie P als rekursive Synfcole enthält, wird vermieden, daß bestiirmte Transformationen die Information beseitigen, die die Kategorie M enthält. Die Syntax III ist also semantisch adäquater. - Dadurch, daß sämtliche Restriktionsregeln in die Basis aufgenommen sind, liefert die Basis nur Tiefenstrukturen einer Sprache als Input der semantischen Komponente, so daß die semantische Komponente keinen Nicht-Tiefenstrukturen eine semantische Interpretation zuordnet. Auch in diesem Punkt ist die Syntax III semantisch adäquater. - Durch ihre spezifische lexikalische Struktur bietet die Basis der Syntax III flexible Möglichkeiten, Beziehungen zwischen den Kategorien N, V und Ä und deren kategorialen Kontexten auszudrücken, so daß sowohl generelle Relationen (mithilfe von Transformationen) als auch idiosynkratische Beziehungen (mithilfe von spezifischen Merkmalen) problemlos beschrieben werden können. - In der Basis der Syntax III werden die Beziehungen zwischen Kategorien und deren Kontext mithilfe von lexikalischen Merkmalen beschrieben, die ohnehin für die Subklassifizierung der Kategorie VB im Lexikon vorhanden sein müssen; man ersetzt also Transformationen durch bereits vorhandene Merkmale. Dadurch ist die Syntax III einfacher als die Syntax II. - In der PSG der Syntax III werden statt der semantisch nicht relevanten Relationen der Oberflache wie "Subjekt von1, 'Akkusativobjekt von1 usw. semantisch relevante Relationen wie 'Agent von 1 , 'Object von1 usw. benützt, so daß die Basis der Syntax III der Forderung, semantisch relevante Strukturen (und nur diese) zu generieren und der semantischen Kcmponente als Input zu liefern, besser gerecht wird als die Basis der Syntax II. In diesem Punkt ist die Syntax III wiederum semantisch adäquater. Wir wollen auf eine allgemeine Darstellung einer möglichen Transformationskonponente der Syntax III verzichten und uns unserem speziellen Thema, der syntaktischen Beschreibung der FVG mithilfe dieses Grartmatikmodells zuwenden. Auf diesem eingegrenzten Gebiet kann dann anhand konkreten Materials die Adäquatheit der Syntax III weiter untersucht und außerdem eine Skizze der in diesem Zusammenhang notwendigen Transformationen gegeben werden.

95

5.2

Syntax III der FVG: Basis

In diesem Kapitel soll dargestellt werden, wie durch die Syntax III, deren Basis im vorigen Kapitel skizziert wurde, FVG beschrieben werden können. Dann werden auch die Vorzüge der Syntax III für diesen speziellen Beschreibungszweck stichhaltiger abgewogen werden können. 5.2.1 FN als Spezifizierung von V: Für die Beschreibung der FVG ist die Regel (iv) der Phrasenstrukturgranmatik (5.20) von besonderer Bedeutung: (5.20) (iv) V > v (P) Durch Regel (iv) wird das Symbol V eingeführt, für das neben allen anderen Lexikoneinträgen mit dem Merkmal [+V] auch die IV substituiert werden können. Als Spezifizierung von V tritt die Proposition P auf, aus der die FN der FVG entwickelt werden. Durch Selektionsmerkmale wird gewährleistet, daß als Prädikator dieser Proposition nur bestürmte V und A fungieren können. Dem Satz (5.25) Der Genösse bringt dem Vorsitzenden den Skandal zur Kenntnis wird durch die Fegein (5.20) der Phrasemarker (5.26) zugeordnet: (5.26)

der Genösse

bring

der Vorsitzende kenn

96

Vor allem ein Punkt dieser Beschreibung muß ausführlicher diskutiert werden: Die nominale Komponente der FVG wird auch in dieser Beschreibung aus einem Verbalkonplex V der Tiefenstruktur und nicht aus einem Nominalkomplex erzeugt, obwohl dieses Gramnatikmodell deswegen lexikalisch ausgerichtet wurde, damit komplizierte Noninalisierungstransfontationen durch einfache Lexikonmerkmale ersetzt werden können. Um den Verzicht auf diese Vereinfachungen zu erklären, wollen wir noch einmal Chomskys Kriterien referieren, anhand derer er zwischen lexikalischer und transfunrationeller Beschreibung (die ja beide im Modell III möglich sind) abwägt. Chomsky 1970 nennt drei Kriterien: - Kriterium der Produktivität: Können von. den Elementen einer Kategorie generell Elemente einer anderen Kategorie abgeleitet werden, dann sollte diese Ableitung transformationeil beschrieben werden. Wenn dagegen Transformationen nicht ohne Restriktionen arbeiten können, dann ist eine lexikalische Beschreibung vorzuziehen. - Kriterium der semantischen Beziehung: Verändert sich während der Ableitung die Bedeutung eines Elements, dann ist eine lexikalische Beschreibung der Ableitung einer transformationeilen vorzuziehen. - Kriterium der syntaktischen Struktur: Wenn ein Lexikoneintrag durch Merkmale so gekennzeichnet wird, daß er für mehrere Kategorien des SB substituierbar ist, dann muß er auch die syntaktischen Eigenschaften der anderen Elemente dieser Kategorie in vollem Umfang besitzen: Jede Einheit, die durch das Merkmal [+N] gekennzeichnet ist (also auch alle Nominalisierungen) muß für jedes präterminale N eines Phrasemarkers substituierbar sein, also auch in der komplexen Struktur N stehen können, wie die Fegeln der Phrasenstrukturgranitatik sie erzeugen (kontextsensitive Merkmale regeln dann das spezifische Verhältnis zum Kontext). Während die ersten beiden Kriterien Forderungen nach dem Maßstab einer möglichst einfachen Graitmatik darstellen, ist das dritte Kriterium eine Voraussetzung für eine lexikalische Lösung, und zwar eine notwendige. Die lexikalische Beschreibung etwa der Nominalisierung beruht doch darin, daß das Lexikon so angelegt wird, daß die Nominalisierung bereits durch das Einsetzen einer Lexikoneinheit in eine Nominalphrase und nicht erst durch eine Transformation vollzogen wird. Voraussetzung dafür ist natürlich, daß die betreffende nominale Form auch wirklich in einer Nominalphrase steht. Da FN, wie wir bereits in der heuristischen Analyse zu zeigen versucht haben, keine Nominalphrase ist, können die Nominalisierungen, die als FN auftreten,

97

auch nicht auf lexikalischem Wege beschrieben werden, oder jedenfalls nur mit großen Schwierigkeiten. Einer der Auswege wäre, die Lexikoneinträge mit dem Merkmal [+FN] zusätzlich mit Merkmalen auszustatten, die der betreffenden Nominalphrase weder Artikel noch Proncminalisierung usw. erlauben. Nun haben diese betreffenden Einheiten solche Eigenschaften aber nur dann, wenn sie zusammen mit einem FV konstruiert werden: Die NP (5.27) Die ungeheure Kenntnis des Vorsitzenden ist vollkommen grammatisch; ungrammatisch ist lediglich (5.28) *0tto brachte dem Vorsitzenden eine Sache zu dieser ungeheuren Kenntnis Man muß also angeben, daß im Kontext einer bestimmten Subkategorie von V keine NP als Expansion von V stehen darf, sondern nur eine "amputierte" NP: Daraus aber folgt, daß auch durch Formationsregeln keine Kategorie P als Expansion von V eingeführt werden darf (daß also dieser Ausweg keiner ist). Der zweite Ausweg wäre, in der Basis Regeln wie (5.29) anzunehmen: (5.29) (i) [Spez, V] > (FN) ... (ii) FN > FN (P) n (S) (iii) FN > N Es würde also ein Symbol FNJ dominiert von FN, in der Basis eingeführt. Dieses FN wird dann zu N ohne weitere Spezifizierung expandiert: Damit ist ausgeschlossen, daß FN mit einem Artikel oder auch mit einer frei wählbaren Präposition generiert wird. Die Selektion der FN aus der Kategorie N wird vom FV aus gesteuert Diese Lösung ist praktikabel, hat aber den Nachteil, daß die Geschlossenheit der PSG gesprengt wird, weil neben den Kategorien N, V und A, die alle Ihr Pendant in den Wbrtartmerkmalen der Lexikoneinträge haben und außerdem generell als Prädikator jeder Proposition fungieren können, eine vierte Kategorie FN eingeführt werden muß, die diese Eigenschaften nicht hat und außerdem ein N ohne die Spezifizierungen DET und PRfiP dominiert. Der Vorteil dieser Beschreibung ergibt sich aus Chomskys ersten beiden Kriterien: Sowohl die Produktivitätsbeschränkung als auch die Idiosynkrasien lassen sich verhältnismäßig einfach darstellen. Wie schwer der Nachteil, die Geschlossenheit der PSG zu durchbrechen, wiegt, kann erst dann entschieden werden, wenn die Grammatik vollständig ausgebaut ist und man sagen kann, wieviele solcher Durchbrechungen noch aus anderen Gründen notwendig waren. Sollte man, von den FVG abgesehen, mit den Regeln (5.20) aus-

98

kamen, so rechtfertigen auch die FVG keine Unfonrulierung oder Erweiterung der PSG. Da das in unseren» Rahmen aber nicht entschieden werden kann, geben wir vorläufig der Geschlossenheit der PSG den Vorzug und skizzieren auf der Basis der Regeln (5.20) eine Beschreibung der FVG, in der FN durch eine Nominalisierungstransformation aus V abgeleitet wird (wir geben also dem dritten, besonders gewichtigen Kriterium den Vorzug und verzichten auch auf den praktikablen zweiten Ausweg). 5.2.2 Struktur der Lexikoneinträge für FV: Die Formationsregeln (5.20) beschreiben FVG als Expansionen von V; dabei kann V, das von V dominiert wird, durch die Sübkategorie der FV substituiert werden. Die Elemente dieser Sübkategorie erfordern als Spezifizierung von V die Kategorie P, aus der dann (u.a. durch eine Noninalisierungstransformation) FN mitsamt seinem Kontext entwickelt wird. Der Kontext von FV wird als Spezifikation von V beschrieben. In einem nächsten Schritt müssen jetzt die Subkategorisierungsmerkmale, die wir in der Syntax II für die richtige Selektion von FV und FN formuliert haben, Übernamen und der Syntax III entsprechend adaptiert werden. Wir beginnen mit den Subkategorisierungsnerkmalen der FV. Elemente der Kategorie FV sind nur dann für V substituierbar, wenn P im strikten Kontext von V steht: Diese Elemente müssen also ein Merkmal [+P ] erhalten. Verbale Ergänzungen zu Verben anderer Kategorien (iah bitte ihn zu kommen usw.) werden nicht aus dem von V dominierten P, sondern aus einem von P dominierten P (vgl. (5.20)) abgeleitet. On diesen Unterschied zu fixieren, wird das Merkmal als [+Pr? ] formuliert. Die Merkmale, die regeln, welches FV mit welchem FN korbinierbar ist, können direkt aus der Syntax II übernommen werden: Jeder Lexikoneintrag mit dem Merkmal [+Py__] muß die Merkmale [+a, jto, +c] enthalten, damit die Selektion von FN mit entsprechenden Merkmalen korrekt funktioniert (zu den Merkmalen und den mit ihnen definierten Subkategorien vgl. die Matrix (4.32)). Als dritten Typ müssen die Lexikoneinträge der FV Merkmale enthalten, die angeben, in welchem von P dominierten kategorialen Kontext FV stehen kann, wie also Regel (5.20) (iii) expandiert werden muß, damit eine Tiefenstruktur des Deutschen generiert wird. Zum Teil können wir wiederum auf die Ergebnisse der Syntax II zurückgreifen. Zunächst kann kein FN im Kontext von S stehen. Auch die Typen der n P sind nicht beliebig, sondern bedingen in bestimmter Weise die Subkategorien der FV. Die Verteilung der Kontextmerkmale auf die einzelnen FV zeigt die Matrix (5.3O). Dabei tritt in den meisten Fällen die Alternative von O und

99

E auf; entsprechend der Definition dieser beiden Kasus steht E, wenn das eingebettete V (also an der Oberfläche FN) ein psychologisch erfahrbares Geschehen bezeichnet; andernfalls ist 0 der Kasus des P Im Kontext. Matrix (5.30) faßt die Verteilung der Merkmale zusaimien, die im letzten Absatz formuliert wurden. +Ag__

bringen

*

setzen

*

versetzen

*

stellen

*

halten

*

nehmen

*

haben

K

treten

*

{ +O

+E

* * *

* * *

m * * * * *

stehen

*

können

*

geraten

*

sein

*

bleiben

*

gehen

«

*

*

}

100

Die angekreuzten Merkmale bezeichnen obligatorische Kategorien des Kontextes; nicht-angekreuzte Merkmale oder Merkmale, die in der Matrix gar nicht auftauchen, sind so zu interpretieren, daß die betreffende Kategorie nicht im Kontext stehen darf. Gewisse Interpretationsunsicherheiten treten dann auf, wenn das FV in einen anderen kategorialen Kontext steht als das FN, . bei (5.31) Otto könnt mit seinem Nachbarn in Streit, verglichen mit (5.32) Otto streitet mit seinem Nachbarn. In (5.32) ist Otto zweifellos als Agens zu interpretieren, und deswegen könnte man dazu neigen, auch in (5.31) Otto als Agens sowohl des Matrixsatzes als auch der eingebetteten VP anzusehen. Es scheint mir jedoch richtiger zu sein, Otto im Matrixsatz als Experiencer, in der eingebetteten VP als Agens zu interpretieren, weil die Bedeutung des FV kormen das beteiligte Lebewesen in der Rolle des Betroffenen erscheinen läßt (in dem Sinne Otto passiert es, daß er sich mit seinem Nachbarn streitet) und nicht in der Rolle des die Handlung veranlassenden (Otto fängt mit seinem Nachbarn einen Streit an). Dieselbe Interpretation (Otto als Experiencer des Matrixsatzes) ziehe ich auch für folgende Sätze vor: (5.33) Otto gerät mit seinem Nachbarn in Streit (5.34) Otto ist mit seinem Nachbarn in Streit (5.35) Otto bleibt mit seinem Nachbarn in Streit Diese Interpretationsschwierigkeiten ergeben sich aus dem sich genau in diesem Punkt (das Otto der eingebetteten VP ist ja getilgt) überschneidenden Kontext von FV und FN. Dahinter steht das für die Theorie sehr wichtige Problem (das wir hier nicht lösen können), ob wirklich eine NP der Oberfläche sowohl (im Matrixsatz) Dativ als auch (in der eingebetteten Struktur) Agens sein kann, ob also zwei verschiedene Funktionen der Tiefenstruktur konpatlbel sind. Unter einen Gesichtspunkt jedenfalls scheint die Kompatibilität gegeben zu sein: An der Oberfläche sind beide Funktionen der NP Otto noch zu identifizieren; ganz ohne Zweifel kann man vor allem noch die Information entnehmen (aus Satz (5.31)), daß Otto in der eingebetteten Struktur Agens ist, obwohl das Otto der Einbettung transformationell getilgt worden ist. Diese Tilgungstransformationen beseitigen also keine Information, weil eben diese Information in den kontextsensitiven Merkmalen der V, wie wir sie oben für die Subkategorie der FV formuliert haben, gespeichert ist. Da beide V miteinander in dieser speziellen Weise konstruiert werden können, folgt daraus auch die Kompatibilität verschiedener Funktionen in einer NP. Aus dieser Kompatibilität wiederum folgt, daß verschiedene Funktionen in der Tiefenstruktur nicht die Identität von NP beseitigen, die Voraussetzung

für die Anwendung einer Tilgungstransfonration ist. Diese Tatsache liefert ein weiteres Argument dafür, daß die Kasus nicht als Kategorien in der Tiefenstruktur aufzuführen sind, sondern als Relationen zwischen Kategorien der Tiefenstruktur angesehen werden müssen.

Damit die Identitätsregel der Basis arbeiten kann, müssen die Lexikoneinträge der FV Merkmale enthalten, die die notwendigen Identitäten zwischen der Matrix-P und der eingebetteten P fixieren. In der Formulierung dieser Merkmale können wir wiederum auf die Syntax II (Transformationsregeln (4.38), (4.45) (4.48) und die entsprechenden Merkmale der FV) zurückgreifen. Die folgende Formulierung der Identitätsroerkmale, die ja auch auf einer Kontextanalyse der FN basiert, ignoriert Einzelheiten und Besonderheiten, weil eine so präzise Analyse der großen Zahl der FN-Kontexte nicht geleistet werden konnte (vor allem, weil umfassende Arbeiten für das Deutsche auf der Basis von FiHmore 1971 nicht vorliegen). In den Merkmalen steht links vom Gleichheitszeichen Kategorien des FV-Kontextes, rechts vom Gleichheitszeichen Kategorien des FN-Kontextes, dahinter eventuelle Bedingungen (die den SB der entsprechenden Transformationsregeln der Syntax II entsprechen); das Gleichheitszeichen erfordert Identität aller Merkmale der postterminalen Symbole der angegebenen NP. Kottmata trennen Alternativen. Auf die besonderen Schwierigkeiten bei der Formulierung solcher Identitätsbedingungen (Identität der zugrundeliegenden intellektuellen Struktur) haben wir schon im 4. Kap. hingewiesen. (5.36)

sein,

geraten,

bleiben,

gehen,

versetzen

[O, E = O, E]

0 und E treten alternativ auf; bei gehen steht nur O, bei versetzen nur E (vgl. Matrix (5.30)). (5.37)

nehmen,

haben

[Ag = Ag; 0, E = O, E] (5.38)

treten

[Ag = Ag] (5.39)

kommen,

stehen

[E, 0 =_

l x / [xyl l 0 / [XOV]

E oder 0 aus dem FV-Kontext müssen mit einem beliebigen X aus dem FNKontext identisch sein, wenn es nur dieses eine X als Expansion von P gibt; dabei ist X eine Variable, die entweder für Ag, für E oder für 0 steht. E oder O müssen mit dem 0 identisch sein, wenn es neben X noch

102

ein O als Expansion von P gibt. (5.40)

setzen,

(5.41)

halten

bringen E, 0 = X / [XV] Ag = Ag; E, 0 = E, 0 / [AgXV] | ] E = E / [EOV] '

[E, o = x / [xv] j Ag = Ag; 0, E - 0, E / [XXV]

(5.42)

stellen E, 0 = X / [XV] Ag = Ag; 0 = 0 / [XXV] 0 = 0 / [XXV] + [Ag t Ag]

Die zweite und dritte Alternative bei stellen unterscheiden sich nicht durch den kategorialen Kontext von FN. Zur Differenzierung muß das Selektionsmerkmal [Ag jt Ag] von FN dienen (dieses Merkmal ist die Umformulierung von [NPO ^ NPOC ], dessen Einführung wir im 4.Kap. bereits diskutiert haben). Wie bereits erörtert, umfassen diese Merkmale auch die speziellen Identitätsbedingungen, die in der Syntax II in den Tilgungstransformationen formuliert wurden, und bieten dadurch die Möglichkeit, bereits in der Basis der Grammatik zwischen Tiefenstrukturen und Nicht-Tiefenstrukturen zu entscheiden. Als Beispiel für den Lexikoneintrag eines FV skizzieren wir die Lexikoneinheit kommen: (5.43) komm

x / xv I [E, O =


L« · ·

J

Unter der graphischen Abkürzung der phonologischen Matrix zunächst die Angaben über den kategorialen Kontext, in dem berühr vorkommt, gleichgültig, ob es als N oder V auftritt: (5.46) Otto berührt die Statue (5.47) die Berührung Ottos mit der Unterwelt.

Darunter die Angaben über die möglichen Kategorien, für die diese Einheit substituiert werden kann (alternativ [+V] und [+N] . Verknüpft mit [+V] ist das Merkmal [+Py] , das diese Einheit als FN, also als ein Element der Subkategorie von V kennzeichnet, die in der vom Merkmal angegebenen syntaktischen Struktur (= in einem P, das von V dominiert wird) stehen kann, aber keineswegs stehen muß (vgl. die Beispielsätze (5.44) und (5.46)). In der Klammer dahinter stehen

104

die Merkmale, cue von Bedeutung sind, wenn diese Einheit in der Struktur P^ vorkommt (daher hinter der Klammer die Bedingung /Prr) : zunächst das Merkmal [ _ [+V, +a, -c]], das für das im Phrasemarker rechts stehende V (das FV) die Merkmale [+a, -c] fordert (das mit berühr konstruierte FV muß also den Gruppen II oder III angehören; vgl. die Matrix (4.32)); als zweites ein Merkmal [+ —> N], das die Lexikonregel anweist, zusätzlich zu den Merkmalen hinter [+V] auch die Merkmale der ersten Klammer hinter [+N] , also [4N; ung; in/Prr] in das postterminale Symbol einzuführen. Diese Merkmale lösen eine Nominalisierungstransformation aus und garantieren, daß ung als nominales Suffix und in als Präposition des FN benutzt wird. Am Ende der Zeile [+V] dann die (offengelassenen) idiosynkratischen semantischen Merkmale von V und hinter der geschweiften Klammer die (ebenfalls offengelassenen) semantischen Merkmale, die für die ganze Lexikoneinheit gelten. Die Skizze (5.45) stellt lediglich einen ersten Versuch dar, eine Lexikoneinheit in der Syntax III zu formulieren. Vor allem, was idiosynkratische Merkmale angeht, bleibt sehr viel unanalysiert und unbeschrieben. Wir wollen diese Mängel wenigstens mit zwei Beispielen andeuten. Der Satz (5.44) und die NP (5.47) sind zwar grammatisch, nicht aber Satz (5.49) *0tto berührt die Unterwelt.

Daraus scheint zu folgen, daß in der Zeile von V ein idiosynkratisches Merkmal die Konstruktion mit einem abstrakten Objekt unterbinden muß. Zum anderen ist zu vermuten, daß weitere idiosynkratische semantische Merkmale für den Fall formuliert werden müssen, daß V als FN (also / ? ) fungiert, die im Falle von berühr einiges mit den Merkmalen in der Zeile von N gemeinsam haben. Auch der kategoriale Kontext ist nicht einheitlich: V kann im Kontext eines Instrumentals stehen, wie (5.49) Otto berührt die Statue mit dem Handstock

zeigt; eine Nominalisierung von (5.49) macht jedoch Schwierigkeiten: (5.50) Ottos Berührung der Statue mit dem Handstook.

Eindeutiger wie für die Ncminalisierung in (5.50) ist für FN die Konstruktion mit einem Instrumental ausgeschlossen. th\ all diese Phänomene beschreiben zu können, müßte man die Skizze (5.45) erheblich um idiosynkratische Merkmale für V, für V/Py (= FN) und für N erweitem. Das Merkmal [+ —> +N] erlaubt es, FN in der Tiefenstruktur als V zu beschreiben, ohne auf die Vorteile der lexikalischen Lösung bei der Nominalisierung verzichten zu müssen. Durch idiosynkratische Merkmale können sowohl beschränkt produktive Beziehungen zwischen Kategorien N, A und V als auch semantische Verände-

105

rungen beim Wechsel der Kategorie einfach beschrieben werden (den Kriterien l und 2 von Chomsky 1970, vgl. Kap. 5.2.1, wird also genügt); andererseits braucht weder FN inadäquaterweise als N beschrieben noch eine neue Kategorie FN in die PSG eingeführt zu werden, da die Nominalform von FN durch eine Transformation aus V erzeugt wird (Chomskys 3. Kriterium wird also auch erfüllt). Aus diesen Gründen scheint mir bereits an diesem Punkt die Feststellung begründet zu sein, daß diese hier vorgetragene 'Mischung1 von lexikalischer und transformationeller Beschreibung der FVG (mit zweifellos lexikalischem Schwerpunkt) der rein lexikalischen, wie sie in Kap. 5.2.1 skizziert wurde, an Einfachheit überlegen ist. Wir wollen die Peihe der Beispiele mit einer Skizze des Lexikoneintrages von ausdruak fortsetzen, wie er etwa in folgenden Sätzen vorkommt: (5.51) Der Vorsitzende brachte in seinem Brief großen Dank zum Ausdruck (5.52) In dem Brief kam großer Dank zum Ausdruck (5.53) In dem Brief wurde großer Dank ausgedrückt (5.54) Der Ausdruck großen Dankes in dem Brief (5.55) ausdruck [Ag L 0

] +a, -b]; +AgA; +

[+N; 0; zum/P]; [

:

]

Eines Konmentars bedarf das Merkmal [+Ag&], welches die Substitution von Ag durch eine Lexikoneinheit verhindert, wenn das FV der Konstruktion (beispielsweise kommen) kein Ag als Argument besitzt; dieses Merkmal ersetzt also das Merkmal [+pass], das wir in der Syntax II entsprechend benutzt haben. Die Kategorie Ag, die nicht durch einen Lexikoneintrag substituiert wurde, wird dann später automatisch getilgt; auch bei der Kontextbedingung der Identitätsmerkmale (vgl. (5.43)) ist ein Ag irrelevant. Der Satz In dem Brief kam großer Dank des Vorsitzenden zum Ausdruck zeigt allerdings, daß es sehr wohl ein Agens an der Oberfläche auch in diesen Fällen geben kann; nur sind die Transformationen, die die Kategorie Ag weiter entwickeln, offensichtlich sehr kompliziert und auch für das Deutsche noch nicht beschrieben (abgesehen von dem Problem, ob in diesem Satz des Vorsitzenden Ag von Ausdruck ist oder nicht). Bisher haben wir immer den Fall diskutiert, daß nicht Ä, sondern V von P dominiert wurde; jetzt soll wenigstens ein Beispiel dafür gegeben werden, daß

106

A die Basis für FN bildet. Der Lexikoneintrag von mod etwa in (5.56) Maxi kommt in Mode kann folgendermaßen skizziert werden: (5.57) mod 0

,[+N; e;

H+A; ern, isoh; +P^]; [

V, +a, -c; +

> +N] /P^;

[...]

Dieser Lexikoneintrag ist genau parallel zu den anderen gebaut, nur daß A und nicht V Basis der nominalen Form von FN ist; die semantische Differenz zwischen modern und modisch wird ebenso vernachlässigt wie die Beschreibung von modernisieren, die im Zusammenhang mit dieser Lexikoneinheit stehen muß. Neben den Einträgen muß noch eine Pedundanzregel in das Lexikon aufgenommen werden, die ein Merkmal für alle FN ableitet, das eine mehrmalige Einbettung von P in V verhindert: (5.58) V_

Wenn also eine Einheit das Merkmal [+Py] hat, dann ist diesem das Merkmal [- __] hinzuzufügen, damit im Kontext die Expansion von V in P verhindert wird. Das Merkmal [+P~I kommt nur Lexikoneinträgen mit den Merkmalen [+v] oder [+A] zu. Grenzfälle wie zu Papier bringen werden so behandelt, daß der Lexikoneintrag Papier ein Merkmal [+v] erhält mit der Bedingung, daß die entsprechende Merkmalteilmenge nur unter der Bedingung /Prr substituiert werden darf.

Mithilfe dieser drei Beispiele konnten die in unserem Zusammenhang wichtigen Merkmale innerhalb der FN formuliert werden. Wir haben damit - den kategorialen Kontext von FV wie von FN beschrieben; - die Kombination von FN mit FV sowie die akzeptablen Selektionen zwischen FN und FV sichergestellt; - die erforderlichen Identitäten zwischen Matrixstruktur und eingebetteter Struktur festgelegt; - die Nominalisierung durch entsprechende Merkmale (+N, ung, in) vorbereitet; wenn man von der Formulierung vieler idiosynkratischer und der semantischen Merkmale (auch etwa der Präsuppositionen) absieht, so ist die PSG wie das Lexikon so weit skizziert, daß die Funktion der Pestriktionsregeln deutlich wird

107

und auch die Möglichkeit ausgewiesen ist, in dieser Basis einer Granmatik Tiefenstrukturen für eine bestürmte Menge deutscher Sätze zu erzeugen.

5.3

Syntax III der FVG; Transformationen

Die Basiskctrponente generiert Tiefenstrukturen, die den Input in die Transformationskatponente der Syntax bilden, Im Anschluß an die Diskussion der Basisregeln und der Lexikoneinheiten für FV und FN sollen nun für unseren Zusamnenhang wichtige Transformationsregeln der Syntax II in die Syntax III aufgenommen und entsprechend modifiziert werden. Wir wählen als Beispiel den terminalen Phrasemarker (5.59). (5.59)

großer Dank

AgA

~L

'0

r

l

|

t

in dem Brief

großer Dank Ag L O

E, 0 =

+V,+a,-b

+N;0; zum

+a +transf -kaus

au s druck koim

(In dem Brief kommt großer Dank zum Ausdruck)

{

X/ XV _} O/ XOV

108

Wir haben uns darauf beschränkt, nur die Lexikoneinträge (5.43) und (5.55) in den Phraseitiarker einzusetzen; die anderen kcnplexen Symbole sind lediglich angedeutet. Soweit die kontextsensitiven Merkmale angegeben sind, läßt sich überprüfen, daß die Restriktionsregeln diesen Phraseirarker als Tiefenstruktur ausweisen. Durch die Restriktionsregeln der Basis sind die ersten beiden Transformationsregeln der Syntax II, T Kontextkontrolle und T Passiv, überflüssig geworden (vgl. das Schema (4.82)). Der Komplex der Tilgungsregeln kann erheblich vereinfacht werden, da die Identitätskontrolle bereits abgeschlossen ist: Es genügt eine Tilgungstransformation, welche alle die Symbole mitsamt allen abhängigen Einheiten tilgt, die unter die auf der rechten Seite des Identitätsmerkmals angegebenen Kategorie fallen, welche nachgeprüfterweise mit einem Symbol der Matrixstruktur identisch ist. Für den Phrasemarker (5.59) gilt die Identitätsbedingung 0 = X, weil die eingebettete Struktur die Form XV hat (das indefinite Agens ist nicht relevant) und deswegen die obere Alternative des Identitätsmerkmals zutrifft (vgl. 5.39). Die Tilgungsregel könnte man vorläufig so formulieren: (5.60) Tilgungstransformation: Wenn = Z das Identitätsmerkmal im V eines Strukturbaumes SB ist und ES die eingebettete Struktur in SB, für die die rechte Seite des Identitätsmerkmals formuliert wurde, so sind alle Z im ES zu tilgen. Durch diese Transformation werden in unserem Beispiel (5.59) das indefinite Ag und das 0 großer Dank im eingebetteten P getilgt, da sowohl Ag als auch O in die Kategorie X gehören (vgl. den Kommentar zu (5.39)). Da in der Basis III weder Funktionen wie 'Subjekt von' und "Objekt von' und auch Kasus der Oberfläche nicht vorkamen, müssen durch eine Reihe von Transformationen die Kategorien der Basis Ag, E, O, L usw. in die NP der Oberfläche mit ihren Funktionen und Kasus überführt werden. Wir können dieses Problem hier nur andeuten, weil zum Deutschen in dieser Hinsicht kaum Untersuchungen vorliegen, so daß man auf Filiitore 1968 und 1971 zurückgreifen muß. Für die eingebetteten Strukturen des Deutschen ist dieses Problem, soweit ich sehe, noch gar nicht diskutiert worden. Fillmore gibt als Subjektivierungsregel an: "If there is an A, it becomes the subject; otherwise, if there is an I, it becomes the subject; otherwise, the subject is the O." (Fillmore 1968, 33; A ist Agens, I ist Instrumental).

Diese Regel kann auch auf unser Beispiel (5.59) angewendet werden und würde gesetzmäßig aus dem 0 des Matrixsatzes die Subjekt-NP des Matrixsatzes ablei-

109

ten (inwiefern diese Regel generell für das Deutsche übernortmen werden kann, wollen wir nicht untersuchen; es sei nur angemerkt, daß iir Deutschen wie im Englischen auch E Subjekt eines Satzes sein kann, wenn das V des Satzes entsprechend markiert ist (vgl. etwa Filiitore 1968, 37-40)). Es ist klar, daß eine Subjektivierungsregel nur auf Kategorien angewendet werden kann, die dem Matrixsatz oder einem eingebetteten Satz angehören, weil eben nur diese Strukturen an der Oberfläche ein Subjekt haben. Für eingebettete P müssen andere Pegeln formuliert werden, die die Struktur einer Basiskategorie an der Oberfläche bestimmen. Diese Pegeln sind wiederum abhängig von der dominierenden Kategorie: Ein Ag, das in einem S Subjekt wird, wird Genitivattribut von N usw. Das von P=^ dominierte Ag wird ein Dativobjekt des Matrixsatzes, wie der Satz (5.61) Iah stelle Onkel Otto mein Auto zur Verfügung > Iah stelle mein Auto + Onkel Otto verfügt über mein Auto zeigt. Diese Pegel stellt eine Adaption der Transformation (4.59) dar, die das Subjekt des eingebetteten Satzes in ein Dativobjekt des Matrixsatzes umformte (vorausgesetzt, dieses Subjekt ist ein Ag). über die Regeln, die die anderen von Prj dominierten Basiskategorien in Oberflächeneinheiten des Matrixsatzes überführen, können wir nur aufgrund begrenzter Beispielanalysen Vermutungen anstellen: - Ein von Prr doninierter E wird ein Dativobjekt des Matrixsatzes (vgl. (4.59) und (4.61)): (5.62) Der Skandal kommt dem Vorsitzenden zur Kenntnis —> Der Skandal korrmt + der Vorsitzende kennt den Skandal -

Ein von Pr: dominiertes 0 wird ein Präpositionalobjekt des Matrixsatzes (vgl. Regel (4.6O)): (5.63) Otto setzt den Vorsitzenden von dem Skandal in Kenntnis —> Otto setzt den Vorsitzenden + der Vorsitzende kennt den Skandal

-

Ein von Prr dominierter L wird zu einer lokalen PP des Matrixsatzes: (5.64) In dem Brief kommt großer Dank zum Ausdruck Großer Dank konrnt + jemand drückt in dem Brief großen Dank aus

-

Ein von Prr dominierter Instrvmental I wird zu einer instrumentalen PP des Matrixsatzes: (5.65) Durch den Genuß von zehn Schnäpsen bringt sich Killerkarle in Ekstase >

110

Killerkarle bringt sich + durah den Genuß von zehn Schnäpsen ist Killerkarle ekstatisch Folgende Tabelle faßt die eben skizzierten Transformationen zusammen: (5.66) Cbjekttransformationen: Kasus in Prj

Oberflächenkasus des Matrixsatzes

^^*S

Ag

—>

Dativobjekt

E

—>

Dativobjekt

0

>

Präp. Objekt

L

—>

PP PP

I

Für die anderen Kasus haben wir in unserer begrenzten Analyse keine Belege gefunden. Mit diesen (sehr vorläufig formulierten) Objekttransformationen ist der Transformations-Komplex Permutation und Substitution der Syntax II (vgl. die Regeln (4.59) - (4.62)) in der Syntax III ersetzt worden. Die Transformationsregeln für die Nominalisierung, Suffixsegmentierung und PRSP-Segmentierung können so gut wie unverändert aus der Syntax II übernomnen werden (vgl. die Regeln' (4.66), (4.68) - (4.70)). Die Nominalisierungstransformation wird von dem Merkmal [+N] eines komplexen Symbols ausgelöst, das an zweiter Stelle neben den Merkmalen [+V] oder [+A] vorkommt. Sie transformiert [+V] und [+A] zu [-V] und [-A] und rückt [+N] mitsamt den damit verknüpften Angaben über Suffixe und PRfiP an die zweite Position des Symbols: (5.67) SB

+v

+N, Nsuf, PRSP V

SV

n -A'

+N, Nsuf, PRfiP

Ill

Der Noninalisierungstransfontiation muß die Segmentierung des Suffixes und der PPEP folgen: (5.67) SB

O +N, Nsuf, PRKP N]-

SV

+PRSP

+Nsuf

O

V

+N

In Bezug auf Einzelheiten verweisen wir auf die Syntax II (vgl.Kap.4.24). Wenn der Phraseinarker (5.59) die in diesem Kapitel skizzierten Transformationen durchlaufen hat, ist folgender Strukturbaum das Ergebnis: (5.68) S

großer Dank

in dem Brief

+v

komm +PRÄPT

zum

ausdruck (In dem Brief kommt großer Dank zwn Ausdruck)

112

Dieser Phrasemarker hat genau dieselbe Struktur wie der Phrasemarker (4.75), der das Ergebnis der in der Syntax II dargestellten Basiskomponente und Transformationskotponente ist. Lediglich die Symbole sind verschieden; außerdem haben wir in der Syntax III aus Gründen der Einfachheit der Gramnatik darauf verzichtet, ein spezielles Symbol EU einzuführen, so daß (5.68) stattdessen ein rekursives P enthält. Die transfonnationelie Abbildung der Tiefenstrukturen auf die Oberflache hat in der Syntax III also dieselbe Stufe erreicht wie in der Syntax II, so daß wir die Weiterentwicklung hier abbrechen. Weitere Regeln müssen in einer allgemeinen Syntax des Deutschen entwickelt werden. Wir verzichten in der Syntax III auch darauf, die Opposition der PRfiP in und außer· zu beschreiben, weil dazu die Stellung der Verneinung in der Syntax III vollkcniten geklärt werden müßte: eine Aufgabe, die über den Rahmen unserer Untersuchung hinausgeht. 5.3.1 Zusammenfassung:

Im Schema (5.69) sind die Regeln der Transformationskoirponente der Syntax III, soweit sie in diesem Kapitel skizziert wurden, zusammengefaßt: (5.69) Transformationen der Grammatik T T T T T T

Tilgung Sub jektivierung - Komplex Objektivierung Nominalisierung PRfiP-Segmentierung Suffix-Segmentierung

Oberflächenstruktur Die Thesen in Kap. 5.1.4 über die besondere Adäquatheit dieser Grammatik haben sich nach der Beschreibung der FVG mithilfe dieser Grammatik bestätigt. Besonders zu betonen ist an dieser Stelle, daß aufgrund der Identitätsmerkmale die Tilgung identischer Kategorien nicht nur semantisch adäquater ist, sondern auch sehr viel einfacher (in einer Regel) formuliert werden kann. Zudem kann vermutet werden, daß die Sübjektivierungs- und Cbjektivierungstransformationen,

113

die auf einer Basis von allgemeinen Kategorien Ag, 0, E, L usw. arbeiten, einfacher sind als Substituierungs- und Permutationstransfontiationen, die für jede eingebettete Struktur individuell formuliert werden müssen. Drittens hat sich bestätigt, daß Lexikoneinträge, die in Bezug auf Wortarten unspezifiziert sind, es auf einfache Weise ermöglichen, den Wechsel zwischen verschiedenen Wortartkategorien zu beschreiben, und zwar unabhängig davon, ob dieser Wechsel von den präterminalen Symbolen gesteuert oder von einer Transformation vollzogen wird: In jedem Fall ist es möglich, dem unspezifizierten Lexikoneintrag die Teilmenge an Information zu entnehmen, die in der jeweils zu besetzenden Position eines Phrasemarkers benötigt wird.

6.

GRAMMATIK DER FVG IV: GENERATIVE SEMANTIK

Wir wollen die Analyse der FVG noch einen Schritt weitertreiben und, nach einer Kritik der Grammatik III, innerhalb des Modells der Generativen Semantik, wie es als Alternative zur 'standard theory1 von Chomsky 1965 im Augenblick in der Diskussion ist, eine Beschreibung der FVG jedenfalls skizzieren, die uns relativ am adäquatesten zu sein scheint, weil sie dem Kriterium der semantischen Adäquatheit am ehesten genügt.

6.1

Zur semantischen Adäquatheit der Grammatik III

Die Grammatik III erfüllt in zwei Punkten die Bedingung semantischer Adäquatheit: Die Basiskomponente liefert nur Tiefenstrukturen als Input für die semantische Komponente, und außerdem beseitigen Transformationen keine Information bei der Abbildung der Tiefenstruktur auf die Oberflache. Diskutiert werden muß noch das Problem, ob diese Basis auch so konstruiert ist, daß sie auf möglichst einfache Weise die P-Marker der Tiefenstruktur generiert, die in dem Modell der Grammatik III den Input in die semantisdie Komponente bilden. Dieses Problem ist gleichbedeutend mit der Frage, ob denn alle Einheiten noch so verschiedener Cberflache, die semantisch in bestimmten Relationen zueinander stehen (etwa Paraphrasen voneinander sind oder einander implizieren) diesen Relationen entsprechend in der Tiefenstruktur dargestellt werden (also z.B. auf identische oder teilidentische Tiefenstrukturen zurückgeführt werden). Diese Diskussion führt über die Grenzen des Modells einer generativen Syntax hinaus zur Annahme, daß die generative Basis der Grammatik die semantische Komponente darstellt (eben, weil sie semantische Kategorien und Relationen formuliert), deren Output mithälfe von Transformationen in Cfoerflächenstrukturen abgebildet werden, ohne daß dabei die Postulierung einer autonomen syntaktischen Tiefenstrukturebene sinnvoll wäre. Ein Modell mit der semantischen Komponente als generative Basis wurde von Lakoff/Ross 1967, McCawley 1968 und Chafe 1968 vorgeschlagen und bis

115

heute mit zunehmender Intensität diskutiert. Zu weiteren Hinweisen vgl. die Literaturangaben zur folgenden Darstellung der Grammatik der FVG IV.

6.1.1 Tiefenkasus: In der Granroatik der FVG III wurde ein wichtiger Schritt auf die seirantische Adäquatheit hin insofern getan, als die Beziehungen zwischen einem Prädikat und seinen Argunenten nicht mithilfe von Cberflächenkasus wie 'Subjekt von' und 'Objekt von1, sondern durch (semantisch. relevante) Tiefenkasus 'Agens', 'Instrumental1 usw. dargestellt wurden. Hauptmotiv für diese Beschreibung war interessanterweise nicht die Forderung nach semantischer Adäquatheit, sondern die Notwendigkeit, unabhängig von-den Strukturen der NP, VP und AP die kontextsensitiven Merkmale der strikten Subkategorisierung darstellen zu müssen. Nur eine Nebenrolle spielte das Argument, daß syntaktische Relationen der Cberflache (wie 'Subjekt von' oder 'Cfojekt von") nicht dazu geeignet sind, in die Basis einer Gramatik aufgenommen zu werden, von der man semantische Adäquatheit fordert, weil diese Relationen semantisch Gleiches verschieden und semantisch Verschiedenes gleich beschreiben. Diese These hat Fillmore 1968 mit Beispielen wie die Fensterscheibe zerbricht und Hans zerbricht die Fensterscheibe begründet; die Beispiele zeigen, daß sowohl Agens als auch Objekt einer Handlung Subjektfunktion haben können, daß also die Oberflächenrelationen 'Subjekt von1 und Objekt von" nicht eindeutig interpretiert werden und deswegen für die Tiefenstrukturbeschreibung nicht relevant sind'. Vgl. Lakoff/Poss 1967, 2 und Fillmore 1968, vor allem 21-25, dazu Fillmore 1969 und Fillmore 1971.

Die Tiefenkasus der Grammatik III wie Agens und Instrumental müssen also in die Grammatik IV wegen ihrer semantischen Adäguatheit überncttmen werden. Ein offenes Problem bleiben die präterminalen Kategorien, die von einer semantisch adäquaten Basis generiert werden, und, damit direkt zusammenhängend, die Lexikoneinheiten, die für die präterminalen Kategorien substituiert werden: Wie müssen diese Kategorien und Lexikoneinheiten formuliert v/erden, damit in der Tiefenstruktur wirklich die semantischen Relationen explizierbar sind? 6.1.2 Beschreibung der Kausativas In unserem Zusammenhang besonders wichtig ist die Frage, wie in einer semantisch adäquaten Basis ein komplexes Prädikat konstruiert werden müßte, das nicht nur kausative FVG, sondern Kausativa überhaupt adäquat beschreibt. Als Beispiele wählen wir die Sätze (6.1) Das Eisen schmilzt (6.2) Paul schmilzt das Eisen (6.3) Paul bringt das Eisen zum Schmelzen

116

Wir nehmen an, daß in semantischer Hinsicht (6.3) (6.2) und (6.1) und (6.2) (6.1) irtpliziert: (6.3) > (6.2) > (6.1). Und zwar interpretieren wir (6.2) als Kausativutr von (6.1) und (6.3) als Transformativum von (6.2). Diesen Enplikationsrelationen muß eine Basis, die dew Kriterium der setnantischen Adäquatheit genügen soll, auf die Weise Rechnung tragen, daß der P-Marker von (6.1) in dem von (6.2) enthalten ist und daß der P-Marker von (6.2) in dem von (6.3) enthalten ist; außerdem muß in der Tiefenstruktur zum Ausdruck kommen, daß sich (6.2) nur durch die Kausativität von (6.1) und (6.3) sich nur durch die Transfontativitat von (6.1) unterscheidet. Man kann sehr leicht zeigen, daß die Grammatik III diesen Anforderungen nicht genügt. Den Sätzen (6.1) bis (6.3) würde sie in der Tiefenstruktur folgende P-Marker zuordnen: (6.4)

schmelz

das Eisen

(6.5)

Paul

das Eisen

schmelz

117

(6.6)

Paul bring das Eisen

schmelz

Der P-Marker (6.5) enthält zwar (6.4); er bringt aber nicht zum Ausdruck, daß Satz (6.2) Kausativum von Satz (6.1) ist. Die einzige Möglichkeit, diese Differenz abzulesen, bieten die jeweils verschiedenen Lexikoneinträge mit der phonologischen Komponente schmelz: In Satz (6.2) hat schmelz ein Merkmal [+kaus], das dem entsprechenden Eintrag in (6.1) fehlt. Die Frage bleibt aber, ob nicht eine weit einfachere und damit semantisch adäquatere Lösung dann erreicht wäre, wenn alle komplexen kausativen Prädikate aufgelöst würden in das kausative Element und das nicht-kausative Restprädikat. Damit würde das Lexikon vereinfacht (der Eintrag schmelz etwa brauchte nur einmal aufgeführt zu werden, und zwar nur als nicht-kausative Variante), und außerdem würde die Beziehung zwischen Kausativa und entsprechenden Nicht-Kausativa im P-Marker explizit dargestellt werden. Hypothetische Lexikoneinträge für ein abstraktes kausatives und auch ein abstraktes inchoatives Prädikat hat Lakoff 1965 (1970, 91-107) vorgeschlagen, um Kausativ- und Inchoativrelationen explizieren zu können und das Lexikon zu vereinfachen (von allen Kausativ-Nicht-kausativ-Paaren etwa braucht dann nur noch der nicht-kausative Eintrag ins Lexikon aufgenommen zu werden). Für Satz (6.1) würde Lakoff folgenden P-Marker vorschlagen (wir verwenden die Basis der Grammatik III weiter, variieren sie aber entsprechend den Vorschlägen von Lakoff):

118

(6.7)

das Eisen

schmelz

Im Lexikon gibt es einen Eintrag ohne phonologische Matrix (daher die Bezeichnung "hypothetischer Lexikoneintrag") mit den Merkmalen [+V, +kaus, +pro]; .diese verbale Preform mit der Bedeutung 'Kausativ' kann unter bestimmten Itontextvoraussetzungen für ein präterminales Symbol V substituiert werden; alle Kausativa der Oberflächenstruktur werden aus einer Katfoination von dieser kausativen Proform mit einem nicht-kausativen V mithilfe bestimmter Transformationsregeln abgeleitet. In unserem Beispiel ist schmelz dieses nicht-kausative V (ein anderes schmelz ist im Lexikon nicht mehr vorhanden), aus dem dadurch, daß die kausative Proform transformationell unter schmelz subsumiert wird, das Kausativum schmelz abgeleitet wird. Ein Vergleich mit dem P-Marker (6.4) zeigt, daß mit der Tiefenstruktur (6.7) die Forderungen, die wir eingangs gestellt haben, erfüllt sind: - Der P-Marker (6.7) enthält den P-Marker (6.4), soweit die semantischen Beziehungen zwischen (6.2) und (6.1) das rechtfertigen: die Proposition P aus (6.4) ist als P in die Proposition P von (6.7) eingebettet. - Die Tatsache, daß (6.2) Kausativum von (6.1) ist, wird im P-Marker (6.7) durch eine kausative Proform expliziert; durch die Annahme einer solchen - Proform wird auch das Lexikon vereinfacht. Wenn also (6.7) als Beschreibung von (6.2) semantisch adäquater ist als (6.4), dann muß die Gramnatik III entsprechend verändert werden, d.h. sie muß Beschreibungen von Kausativa mithilfe von Lexikoneinträgen ohne phonologische Matrix erlauben.

119

6.1.3 Beschreibung der kausativen FVG: Wenn der P-Marker (6.7) Kausativa semantisch adäquat beschreibt, dann muß, der Feststellung entsprechend, daß Satz (6.3) Satz (6.2) inpliziert, auch P-Marker (6.6) P-Marker (6.7) enthalten. Daß dies nicht der Fall ist, liegt begründet in einer der Grundthesen der Grainratik III, daß nämlich alle NP, ob abgeleitet oder nicht, bereits in der Tiefenstruktur als NP zu beschreiben sind, daß aber Syntagmen wie die FVG, die keine NP enthalten, auch nicht als Kombination aus V und NP, sondern als komplexe V mit einer speziellen, nur für FVG zutreffenden Struktur beschrieben werden. Diese spezielle Beschreibung wird von Phänomenen der Qberflache, vor allem von der syntaktischen Struktur her motiviert und ist in der Grammatik III, die mit einer generativen Syntax als Basis arbeitet, durchaus begründet. Argumentiert man jedoch weiter unter dan. Aspekt der semantischen Adäquatheit, so ergibt sich, daß die FVG etwa mit bringen Kausativa sind wie sehr viele andere Einheiten des Deutschen auch, daß also die semantische Struktur keine Besonderheiten (Defizienzen etwa wie die syntaktische Struktur) aufweist, die eine spezielle semantische Beschreibung rechtfertigen würden. Die Argumentation unter semantischem Aspekt führt also zu der Forderung, allen Kausativa dieselbe Tiefenstruktur zuzuordnen, eben die Forderung, die wir zu Beginn dieses Kapitels formuliert haben, um dem Kriterium der semantischen Adäquatheit zu genügen. Die speziellen (syntaktischen) Strukturen der einzelnen Kausativ-Typen werden dann durch Transformationsregeln abgeleitet. Wenn wir vorläufig einmal von der Transformativität absehen, muß also Satz (6.3) von einer semantisch adäquaten Grammatik folgender P-Marker zugeordnet werden (ein P-Marker, der (6.7) impliziert):

(6.8)

120

Da die Transformat!vitat vernachlässigt worden ist, gleicht der P-Marker (6.8) dem P-Marker (6.7) , den er inplizieren soll, bis auf einen Punkt: Statt der kausativen Proform ist hier für V des dominierenden P das FV bring substituiert worden, das ebenfalls das Merkmal [+kaus] enthält. Diese Differenz hat zur Folge, daß hier das kausativierende V nicht unter schmelz subsumiert, sondern transformationeil zum FVG zum Schmelzen bringen mit all seinen speziellen Strukturmerkmalen abgeleitet wird. Die charakteristischen Eigenschaften der FVG sind also das Produkt von Transformationen; die Basis der Grammatik generiert für alle Kausativa denselben P-Marker. 6.1.4 Beschreibung der Transformativa: Wir haben eingangs den Satz (6.3) nicht nur kausativ, sondern auch transformativ interpretiert, ganz den Merkmalen des FV bringen entsprechend, wie sie in der Matrix (2.89) formuliert wurden. Dieser Transformativität könnte man dadurch gerecht v/erden, daß man ein entsprechendes Merkmal in die Lexikoneinheit bring aufnimmt. Wir haben dann aber (wie bei der Unterscheidung von (6.1) und (6.2)) wiederum den Fall, daß sich die semantische Differenz nur im Lexikoneintrag, nicht aber in der Struktur des präterminalen P-Markers ausdrückt. Beispiele wie (6.9)

Die Bluhme blüht

(6.10) Die Blume erblüht

zeigen, daß die Opposition von Transformativa zu Nicht-Transformativa weit verbreitet ist, so daß auch hier (aufgrund derselben Argumente wie bei der Opposition Kausativa - Nicht-Kausativa) die Annahme eines hypothetischen Lexikoneintrags mit den Merkmalen [-(-V, + transf, +pro] gerechtfertigt ist, der es erlaubt, diese semantische Relation mithilfe der präterminalen P-Marker auszudrücken und das Lexikon zu vereinfachen. Satz (6.10) würde dann folgende Tiefenstruktur zugeordnet:

121

(6.11)

die Blume

Die transformationeile Ableitung ist etwas komplizierter als bei (6.7), weil die Proform nicht einfach unter das Prädikat blüht subsumiert werden kann, sondern eine Präfigierung ( > erblüht) bewirken muß. Auch die Postulierung eines hypothetischen Lexikoneintrages für verbale Aktionsarten hat Lakoff 1965 vorgeschlagen: Er setzt zur Beschreibung bestimmter Verben eine abstrakte Einheit mit dem Merkmal [+inchoative] an, die unserer Proform für Transformativa teilweise entspricht (Lakoff 1965 (1970, 98-107)).

Die Diskussion der Sätze (6.12) Hans ist

tot

(6.13) Hans stirbt (6.14) Paul tötet Hans

zeigt, wie in einer tiefenstrukturellen Beschreibung, die die semantische Beziehung zwischen diesen Sätzen expliziert, kausative und transformative Proform miteinander kombiniert werden müssen. Wenn man (6.13) als Transformativum von (6.12) und (6.14) als Kausativum von (6.13) interpretiert, dann kann man (6.14) folgende Tiefenstruktur zuordnen (eine Tiefenstruktur, die die von (6.13) und (6.12), den semantischen Relationen entsprechend, enthält):

122

(6.15)

Hans

tot

Die transformationelle Abbildung in die Oberflächenstruktur wirft wiederum größere Probleme auf: Im Lexikoneintrag tot muß die Information enthalten sein, daß bei der Subsumierung einer transformativen Proform die phonologische Matrix sterb und bei der zusätzlichen Subsumierung einer kausativen Proform die phonologische Matrix tot erscheinen muß: Dem Kriterium der semantischen Mäquatheit läßt sich mit der Postulierung hypothetischer Einheiten für bestimmte semantische Relationen allein nicht genügen; eine ganze Kette von Liderungen (z.B. ein tiefgreifender Unbau des Lexikons) muß sich anschließen, damit die semantischen Relationen zwischen Sätzen adäquat beschrieben werden können, damit also die Basis semantisch adäquat arbeitet. Vgl. dazu die Diskussion der entsprechenden englischen Beispiele dead, to die, to kill bei Lakoff 1965 (197O, 98-1OO).

Nach unserer Interpretation muß Satz (6.4) eine Tiefenstruktur zugeordnet bekommen, die (6.15) entspricht. Hier taucht die zusätzliche Schwierigkeit auf, daß das Prädikat (zum Schneisen bringen) zwei Komponenten hat, von denen das FV bring den beiden Proformen entspricht: Das bedeutet, daß wir in diesem Fall nicht zwei Proformen ohne phonologische Matrix ansetzen können, sondern ein Prädikat bring entweder mit dem Merkmal [+kaus] oder aber mit dem Merkmal [+transf] ansetzen müssen, unter das dann eine Proform mit dem jeweils anderen Merkmal subsumiert werden muß.

123

(6.16)

bring das Eisen

Daß diese Beschreibung nicht akzeptabel ist, liegt an der Struktur des Lexikoneintrags bring: Dieses FV hat sowohl das Merkmal [+kaus] als auch das Merkmal [+transf], so daß es nicht adäquat ist, der Struktur des P-Markers zuliebe im Lexikon bring ohne [+trans] anzusetzen (dieselben Bedenken gelten natürlich auch für die andere Möglichkeit, eine kausative Proform vorzusehen und bring lediglich mit dem Merkmal [+transf ] auszustatten) . Eine andere Beschreibungsmöglichkeit bestünde darin, die phonologische Matrix bring so in eine kausative Proform einzufügen wie die Matrix sterb in den Lexikoneintrag tot: Unter der Bedingung, daß eine transformative Proform unter die kausative subsumiert wird, syirbolisiert die phonologische Matrix bring die kombinierten verbalen Proformen. Diese Lösung würde allerdings zu einer umfangreichen Erweiterung der hypothetischen Lexikoneinträge führen, weil ja die phonologischen Matrizen vieler kausativer Prädikate hier aufgenommen werden müßten (etwa die FV bringen, setzen, stellen, versetzen) . An diesem Punkt kollidiert offensichtlich das Bestreben, dem Kriterium der semantischen Adäguatheit gerecht zu werden, mit den einzelsprachlichen Strukturen der Lexikoneinträge, d.h., es bereitet Schwierigkeiten, einerseits semantische Strukturen möglichst einfach im P-Marker der Tiefenstruktur auszudrücken, und andererseits mithilfe des Lexikons diese nach semantischen Gesichtspunkten konstruierten p-Marker in die einzelsprachlichen, in keiner Weise nach semantischen Kriterien aufgebauten Oberflächenstrukturen zu übersetzen.

124

6.1.5 Folgerungen aus der Kritik der Grammatik III ; Wir haben das Kriterium der serantischen Adäquatheit weiter konkretisiert, indem wir angegeben haben, daß P-Marker dann semantische Relationen adäquat in der Tiefenstruktur beschreiben, wenn diese Relationen sich in den Beziehungen der entsprechenden P-Marker zueinander spiegeln (sich also z.B. semantische Implikationen darin ausdrücken, daß die tiefenstrukturellen P-Marker der einander implizierenden Sätze sich gegenseitig enthalten). Diese Forderung (der die Grammatik III nicht genügt) führt zu einem tiefgreifenden Umbau der Basiskomponente insofern, als das Lexikon semantischen Relationen wie kausativ - nichtkausativ oder transfonrativ - nicht-transformativ entsprechend umorganisiert werden muß, damit in den tiefenstrukturellen P-Markern diese Relationen expliziert werden können. Wir haben versucht, dem Kriterium der semantischen Adäquatheit dadurch gerecht zu werden, daß wir hypothetische Lexikoneinträge ohne phonologische Matrix angesetzt haben, die Merkmale wie [+kaus] oder [+transf] enthalten und dadurch die entsprechenden semantischen Relationen ausdrücken; vor allem kann mithilfe dieser Proformen der P-Marker die Komplexität eines Prädikats dadurch ausdrücken, daß er Propositionen, deren Prädikate den Elementen des komplexen Prädikats entsprechen, ineinander einbettet. Bei dieser Lösung entstehen Schwierigkeiten bei der Überführung der Prädikate der Tiefenstruktur, die in ihre Elemente aufgelöst sind, in die Prädikate der Cberflächenstruktur, weil diese nicht nach semantischen Gesichtspunkten, sondern nach den idiosynkratischen Schemata organisiert sind, wie sie für jede Einzelsprache im Lexikon festliegen. Durch die Annahme hypothetischer Lexikoneinträge erhält das Lexikon zwei Funktionen, die miteinander kollidieren: - es muß (durch diese Analyse komplexer Lexikoneinträge in semantisch elementare Proformen ohne phonologische Matrix) der Beschreibung semantischer Relationen auf möglichst einfache Weise gerecht werden; - es muß die einzelsprachlichen Beziehungen zwischen phonologischen und semantischen Merkmalkombinationen formulieren, Beziehungen, die den seirantischen Relationen zwischen Tiefenstrukturen nicht entsprechen. Um diese Kollision zu vermeiden, liegt es nahe, diese beiden Funktionen nicht zusammen dem Lexikon zu überlassen, sondern sie voneinander zu trennen in der Weise, daß die Darstellung der semantischen Relationen vollständig den präterminalen P-Markern zukommt, während das Lexikon die Funktion hat, den in den präterminalen P-Markern dargestellten seirantischen Strukturen die entsprechenden phonologischen Einheiten zuzuordnen. Damit schlagen wir das Modell vor, daß als

125

"Generative Semantik" im Augenblick diskutiert und ausgebaut wird. Wir wollen irr. folgenden dieses Modell skizzieren, kritische Punkte diskutieren und anhand einiger Beispiele die Beschreibung der FVG innerhalb dieses Modells jedenfalls andeuten.

6.2

Skizze einer generativen Semantik als Basiskomponente

Die konsequente Frage nach der semantischen Adäquatheit einer Grammatik mit einer syntaktischen Basis sprengt den Rahmen dieses Granrratikmodells und führt zur Entwicklung einer generativen Serrantik: Aus der Forderung nach einem optimalen Input in die (interpretative) semantische Komponente der Grairmatik folgt die Forderung nach einer Basis, die als semantische Komponente der Grammatik P-Marker generiert, welche die semantische Struktur von Sätzen adäquat beschreiben. Eine solche generative Semantik kann man in folgender (vereinfachenden) Graphik schematisch darstellen:

126

(6.17) Generative Basis

T seroantische Komponente

lexikalische syntaktische Trans formationen

syntaktische Komponente

Phonologische Regeln

phonologische Kcnponente

127

Das Schema stellt dar, daß in der Basis der Grammatik präterminale P-Marker generiert werden, die die Bedeutung eines Satzes möglichst einfach beschreiben (semantische Komponente der Grarrtnatik); in der syntaktischen Komponente werden diese präterminalen P-Marker durch lexikalische Transformationen mit den ihrer Bedeutung entsprechenden phonologischen Matrizen kombiniert und außerdem durch syntaktische Transformationen in die entsprechende Oberflächenstruktur abgebildet; diese Oberflächenstruktur wird dann durch phonologische Regeln zu phonetischen Ketten weiterentwickelt. Dieses Modell expliziert also mithilfe von Transformationsregeln die Relation zwischen der phonologischen Repräsentation einer sprachlichen Äußerung und der Beschreibung ihrer semantischen Struktur; es spiegelt die Struktur des sprachlichen Zeichens. Die Diskussion der semantischen Adäquatheit einer Grammatik führt schließlich zu einer einfachen Explizierung des Zusammenhangs zwischen Ausdrucksstruktur und Inhaltsstruktur der Sprache. Die schematische Darstellung (6.17) folgt Gruber 1972, 7; unserer Skizze der generativen Semantik liegen zugrunde die Arbeiten von Anderson 1971, Chafe 1968, Dahl 1971, Fillmore (1968, 1969, 1971, 1971a), Gruber 1972, Lakoff (197o, 1971, Lakoff/Ross 1967, Langendoen/Savin 1971, Lerot 1971. McCawley (1968, 1968a, 1969, 197O, 1972), Morgan 1969, Robinson 1970. Vor allem bei Chafe, Lakoff, Lakoff/Ross und McCawley finden sich weitere Argumente für die Annahme einer generativen semantischen Komponente (z.B. Darstellung idiomatischer Syntagmen, Transformationen vor dem Arbeiten der Lexikonregel, Darstellung der Beziehung eines Satzes zu seiner logischen Struktur).

Entscheidende Punkte dieses Graitmatikmodells scheinen uns die Struktur der generativen Basis und die Struktur der lexikalischen Transformationen zu sein. Diese Probleme wollen wir anhand von einigen Beispielen aus dem Bereich der FVG diskutieren, um dann zu einer Skizze der Grammatik IV der FVG zu gelangen. 6.2.1 Die Basiskomponente einer generativen Semantik: In einer generativen Semantik kcmmt die Darstellung der semantischen Struktur eines Satzes den präterminalen P-Markern zu, genau so, wie wir es von einer semantisch adäquaten Grammatik in der Kritik des Graitmatikmodells III gefordert haben. Das bedeutet, daß sowohl die semantische Information, die bisher in den Merkmalen der Lexikoneinträge formuliert worden war, als auch alle semantischen Relationen (zwischen Sätzen und zwischen Lexikoneinträgen) in diesen präterminalen P-Markern enthalten sein muß: Die Lexikoneinträge fügen dem Output der Basiskomponente keine Information hinzu (dieser Sachverhalt wird im Schema (6.17) durch die oberste Klammer dargestellt).

128

Die Menge der Kategorien, über denen die Basisregeln operieren, muß also (gegenüber den generativen Modellen mit syntaktischer Basis) erheblich vergrößert werden, und zwar kormt hinzu das Inventar der. Merkmale, die bisher im Lexikon die semantische Beschreibung der Lexikoneinheiten darstellten. Dafür kann die Zahl der syntaktischen Kategorien sehr vermindert werden, v/eil nur noch die logische Grundbeziehung der Prädikation in der Basis formuliert werden muß. Was z.B. Fillmore 1969 (1971, 391 f.) als "meaning" von Lexikoneinträgen angibt ("x judges [y caused z ' ] " , "x judges [z 1 is 'bad']" u s w . ) , muß jetzt in den präterminalen P-Markern formuliert werden; dazu benötigt die Basis Kategorien wie CAUSE, JUDGE, BAD usw. Zum Problem der syntaktischen Kategorien in einer generativen Semantik vgl. etwa Lakoff/Ross 1967, McCawley 197O und 1972, 9-11.

In der semantischen Tiefenstruktur soll die Relation der Implikation dargestellt werden, und zwar so, daß im Falle der Implikation ein P-Marker den anderen enthält. Die Relation der Implikation wird definiert aufgrund der Wahrheitswerte von Sätzen: S^ impliziert S- (S.. —> S2) dann, wenn aus der Wahrheit von S, die Wahrheit von S_ folgt. Die Darstellung der Präsupposition eines Satzes (die Beschreibung des Satzes S-, der wahr sein muß, wenn S., geäußert wird, unabhängig davon, ob S, wahr ist oder nicht) lassen wir in diesem Zusammenhang beiseite. Werden durch die P-Marker, die die Basis der Grammatik generiert, alle Implikationen maximal einfach dargestellt, dann genügt diese Basis dem Kriterium der semantischen Mäquatheit. In dem Modell der generativen Semantik wird dem Satz (6.3) Paul bringt das Eisen zum Sahmelzen der P-Marker (6.18) zugeordnet: (6.18)

S

KAUS

TRANSF

SCHMELZ

129

Da wir uns auf die Beschreibung der FVT3 konzentrieren, lassen wir dem P-Marker unvollständig: es fehlen alle Prädikate, die der Modalkomponente entsprechen, und die Expansion der NP, die dem Agens und dem Objektiv des Satzes (6.3) entsprechen. Folgende Basisregeln würden (u.a.) den P-Marker (6.18) generieren: (6.19) (i) S > NPn V (ii) NP > S, NP (iii)

V

> KAUS, TRANSF, SCHMELZ, ...

Das rekursive Initialsymbol S wird expandiert in eine Kette von n NP (die n Argumente des Prädikats im strikten Kontext) und das Prädikat V; ein Argument NP wird weiter expandiert entweder in S (falls in'die erste Proposition eine zweite eingebettet ist) oder (das Komma in Pegel (ii) trennt Alternativen voneinander) in eine NP mit einem referentiellen Index (falls keine weitere Einbettung, sondern eine referentielle Variable oder Konstante vorliegt (wie z.B. die Konstante NP , der als Prädikat der Eigenname Paul zukommt, oder NP , die alle der Bedeutung 'Eisen' entsprechenden semantischen Kategorien als Prädikate hat). In Regel (iii) wird V ersetzt durch ein Element der Menge aller möglichen elementaren Prädikate. Die elementaren Prädikate sind unabhängig von den Wörtarten und den Prädikatstrukturen der jeweiligen Einzelsprache; diese Menge umfaßt Kategorien wie PEfiS, ADV (adversative Konjunktion), POSS (Modalität der Möglichkeit) , NEG, ALL, KAUS, URTEIL, HUM (Prädikat "menschlich") usw. Alle Elemente dieser Menge können dann aufgezählt werden, wenn man eine Sprache (oder, falls man der Basis Universalität zuschreibt, alle möglichen Sprachen) semantisch vollständig analysiert hat. Solange eine solche Analyse fehlt, wird diese Menge nicht nur unvollständig sein, sondern auch ungesicherte Elemente enthalten, weil man (da Einfachheit eine Eigenschaft eines ganzen Systems ist) über die Elementarität eines Prädikats erst dann entscheiden kann, wenn man das semantische System vollständig analysiert hat. Als präterminale Symbole enthält die Basis (6.19) S, NP und V, als terminale Kategorien die referentiellen NP und die Menge der Prädikate KAUS, TPANSF usw. Die Regeln (6.19) generieren also (im Unterschied zur Basis der Grammatik III) terminale P-Marker, die direkt Input in die transformationeile Komponente sind. Da das Lexikon keine semantische Information hinzufügt, sind auch die Lexikoneinträge nicht mehr terminale Kategorien der Basis, sondern lexikalische Transformationen, die die Symbolisierungsrelation zwischen bestimmten (Gruppen von) terminalen Kategorien der Basis und bestimmten phonologischen Matrizen explizieren. l

130

Zur Darstellung der Basis vgl. insbesondere McCawley 1972, 1-15, abgesehen allerdings von seinem Vorschlag der admissibility conditions (dazu vor allem McCawley 1968a, 258 f . ) ; wir werden im folgenden Abschnitt die Basis (6.19) grundlegend modifizieren und dabei auch kurz diesen Vorschlag McCawleys für die Formulierung der Basisregeln diskutieren.

6.2.2 Zur Rontextsensitivität der Basisregeln: Ein weiteres Problem liegt in der Frage, wie man der Kontextabhängigkeit der semantischen Kategorien in der Basis gerecht werden soll. Die eine Möglichkeit, für die wir uns bisher in dieser Arbeit entschieden haben, besteht darin, den P-Marker kontextfrei zu generieren und dann nach dem Einsetzen der Lexikoneinträge (oder auch während des Einsetzens) zu kontrollieren. Für diese Lösungsmöglichkeit entscheidend ist, daß anhand der Information in den Lexikoneinträgen überprüft wird, ob ein P-Marker, was die Kontextbedingungen betrifft, wohlgeformt ist oder nicht. In diese Richtung geht der Vorschlag von McCawley 1968a, 258 f . , der kontextsensitive Lexikonregeln und kontextfreie Konstituentenstrukturregeln vorschlägt (beide in Form von admissibility conditions). Jedenfalls andeutungsweise entscheidet sich auch Lakoff 1971, 233 für diese Möglichkeit, indem er den lexikalischen Transformationen (wie den syntaktischen auch) die Filterfunktion von Wenigeformtheitsbedingungen für P-Marker zuweist.

Jedenfalls, was die Kontextbeschreibung der Prädikate V angeht, scheint diese Beschreibung der Kontextabhängigkeit inadäquat zu sein. Nehmen wir als Beispiel den kategorialen Kontext der Kategorie KAUS: Sie erfordert in ihrem Kontext zwei Kasus, und zwar NPAy (oder alternativ NPJL ) und NPU . In der kontextfreien Basis (6.22) generiert Pegel (i) n NP als Kontext von KAUS, obwohl mit der Wahl von KAUS dieser Kontext schon ganz genau bestimmt ist. Mithilfe der Regeln (6.19) ist es also unmöglich, die Information über den Kontext, die mit den Kategorien KAUS, TRANSF, INCH usw. bereits in der Basis gegeben ist, in die entsprechende Struktur des P-Markers umzusetzen. Anders ausgedrückt: Die Struktur der einzelnen Propositionen bleibt weitgehend (d.h. abgesehen von Pegel (i)) ungeregelt (die Überprüfung der Wbhlgeformtheit einer Proposition wird späteren Transformationsregeln überlassen), obwohl durch die Wahl des Prädikats diese Regelung bereits impliziert ist. Daß dieses Implikat nicht expliziert wird, scheint mir eine Inadäquatheit dieser Grammatik zu sein, weil Information, die in der Basis vorhanden ist, nocheinmal in der Regel (etwa einer lexikalischen Transformation) gegeben werden muß, die die tobhlgeformtheit überprüft. Diese Feststellung gilt sowohl für die Anzahl der Kontextkategorien als auch für ihren Kasus.

131

In einer syntaktischen Basis ist die eben skizzierte Beschreibung der Kontextsensitivität deswegen adäquat, weil in den syntaktischen Basiskategorien (wie VP, NP) k e i n e Information über den Kontext vorhanden ist; erst die Lexikoneinheiten bringen diese Information in den P-Marker ein.

Es gibt zwei Möglichkeiten, die Implikationen der semantischen Kategorien in der Basis zu explizieren: -

den Umbau von Pegel (iii) in eine kontextsensitive Pegel von der Form (6.20) V KAUS / NP NP TRANSF / NP

-

die Einführung von Regeln der Form (6 21)

' KAUS > NP die zu lesen ist: Die Kategorie KAUS hat zur Folge, daß zusätzlich zur bereits vorhandenen NP eine weitere im strikten Kontext des dominierenden V hinzugefügt wird. Ein Kriterium, zwischen diesen beiden Möglichkeiten zu entscheiden, bietet die Diskussion der Frage, wie in dieser Grammatik die Relationen zwischen einem Prädikat und den NP des Kontextes (also die Tiefenkasus) formuliert werden sollen. Auch für die Kasus gilt die Feststellung, daß sie bereits von der Basis expliziert werden müssen, weil sie bereits mit den Kategorien KAUS, TRANSF, INCH usw. gegeben sind. Außerdem steht fest, daß die Kasus inhärente Eigenschaften der Prädikate (und nicht der Argumente) sind, die die Relation zwischen Prädikat und Argument bestimmen. Vgl. dazu etwa Fillmore 1969 (1971, 376-78, dazu die Beispiele 391 f . ) . Nun ist es (als einfachste Lösung) naheliegend, die Kasus zusammen mit der Anzahl der Argumente (in Abhängigkeit von dem betreffenden Prädikat) im P-Marker zu explizieren. Da nun die Kasus inhärente Eigenschaften der Prädikate sind, ist es ausgeschlossen, in einer Regel wie (6.22)

S

>

(NPAg, NPr NPQ, ...)

V

(wobei Komata Alternativen voneinander trennen) die Kasus als Indizes der Argumente mitzugenerieren. Die Kasus müssen vielmehr von Prädikat aus auf die Argumente übertragen werden (keine NP ist von sich aus Agens, sondern nur in Bezug auf eine ganz bestimmte Klasse von Prädikaten). Daraus folgt, daß auch eine Regel mit Kontextbedingung wie

132

(6.23)

V

>

KAUS / NPA

NE>0

ausgeschlossen ist, weil sie Regel (6.22) voraussetzt. Als einzige Möglichkeit bleibt eine Regel wie (6.24)

KAUS

>

NP

NPQ

,

deren Lesung (6.21) entspricht (mit der Modifizierung, daß die NP mit Kasus 0 bereits vorhanden ist, so daß ihr nur der Index 0 zugeschrieben werden muß). Folgt man dieser Argumentation (daß nämlich die Information der semantischen Kategorien bereits im präterminalen P-Marker expliziert sein müsse und daß Anzahl und Kasus der Argumente in derselben Regel zu bestimmen sind), dann müssen die Basisregeln folgende Form erhalten: (6.25) (i) S > NP V (ii)

NP

>

S,

(iii)

V

i>

KAUS, TRANSF, SCHMELZ,

(iv) KAUS

>

NP. NPAg 0 NP

(v)TFANSF

>

...

Nun sind allerdings Regeln wie (iv) formal nicht akzeptabel: Zum einen handelt es sich nicht um "rewrite rules", weil nicht einer dominierenden Kategorie eine abhängige zugeordnet wird, sondern eine abhängige Kategorie die Expansion einer dominierenden Kategorie auslöst; es handelt sich hier um Dependenzrelationen (wenn KAUS, dann NPft NPO, nicht aber umgekehrt), die in.diesem Fall in einer Konstituenzregel nicht ausgedrückt werden können, weil die dependenten Kategorien (NPA , NP ) Konstituenten einer KAUS dominierenden Kategorie (nämlich S) sind (wenn eine Kategorie die dependenten Einheiten auch dominiert, tauchen keine Schwierigkeiten auf). Zum anderen bleibt es ein Problem, ob die Relationen zwischen dem Prädikat und den Argumenten (also die Kasus) wirklich auf solche Weise generiert werden können, daß teilweise bereits vorhandenen NP ein Index zugewiesen wird. Zur Definition der Dependenz vgl. Hjelmslev 1943 (1963, 2 4 ) .

6.2.3 Pegeln für die generative Basis ; Bei der Formulierung adäquater Basisregeln kommt es also darauf an, eine formal akzeptable Lösung für die Generierung wohlgeformter kategorialer Kontexte der semantischen Kategorien zu entwickeln. Die besondere Schwierigkeit besteht darin zu vermeiden, daß Kategorien von solchen Einheiten dependent sind, die in

133

der Ableitungshierarchie tiefer liegen (so, wie wir das oben bei KAUS und den von KAUS dependenten NP beobachtet haben) . Um diese Schwierigkeit zu vermeiden, liegt es nahe, die präterminalen P-Marker den Dependenzen (und Interdependenzen) entsprechend zu generieren, also statt Konstituenzregeln (die die Relation "X besteht aus Y, Z, ..." explizieren) Dependenzregeln ("wenn X, dann Y") als Basisregeln zu verwenden. Nach diesen Argumenten scheinen Vorschläge wie die von McCawley 1968a nicht mehr akzeptabel. Dependenzrelation in der semantischen Basis nehmen Dahl 1971 und Lerot 1971 an, Dependenzrelationen zur Darstellung der Kasusbeziehungen schlagen Robinson (1970, 197Oa, 197Ob) und Fillmore 1971 vor, allerdings in einem lexikalistischen Modell, nicht in einem der generativen Semantik. Zur weiteren Forschung vgl. den Bericht bei Werner (demnächst erscheinend, 18O-182). Während wir aus Gründen der Fonnulierbarkeit Dependenzregeln in einer semantischen Basis fordern, bringt Dahl 1971, l f. ein sehr einleuchtendes theoretisches Argument: Es ist nicht einzusehen, waruir in einer semantischen Basis die Kategorien eine feste lineare Reihenfolge haben sollen, wie sie Konstituenzregeln (als Ordnung "von links nach rechts") implizieren; für die Relation "rechts neben A steht B" in der Basisstruktur gibt es keine empirische Evidenz und damit auch keine Kriterien zugunsten einer linearen Ordnung gegen eine andere. Die Dependenzregeln haben zudem den Vorzug der größeren Einfachheit.

Die Basis einer generativen Semantik, die mit Dependenzregeln arbeitet, hätte folgende Form: (6.26) (i) S > V (ii)

V

>

KAUS, TRANSF, SCHMELZ,

(iii)

KAUS

>

NP

NP

>

V,

>

NP_

(n)

(iv)

TRANSF

...

NP

Die Pfeile stellen die Relation "wenn X, dann Y" dar.

Eine Inadäquatheit der Basis (6.26) besteht noch darin, daß in Pegel (n) V und NP als Alternativen aufgeführt werden, daß es aber viele Prädikate gibt, von deren Argument obligatorisch (und nicht nur fakultativ) ein S abhängig ist; zu diesen Prädikaten zählen auch KAUS und TRANSF, von deren NP_ ein V dependent ist. Und zwar gilt nicht, daß allgemein V von NP_ dependent ist (es gilt also nicht: NP_ > V), sondern nur, daß V von NP_ dependent ist, wenn NP_ von KAUS (oder auch TRANSF) dependent ist. Diesem Sachverhalt wird man dann gerecht, wenn man S als direkt dependent von KAUS (oder TRANSF usw.) beschreibt:

134

(6.27)

(i) (ii) (iii)

S V KAUS

V

(iv)

TRANSF

v

(v)

SCHMELZ

NP,

(n)

KAUS, TRANSF, SCHMELZ, , Ag

V

0

V,

NP

Diese Basis generiert für Satz (6.3) folgenden präterminalen Dependenzstammbaun: (6.28)

V

KAUS

TRANSF V

SCHMELZ NP

0

Die Äste in diesem Stammbaum sind, den Pfeilen der Regeln entsprechend, als Relation "wenn X, dann Y" zu interpretieren. Da die Oberflächenstruktur, damit sie als Input in die phonologische Komponente dienen kann, aufgrund der Konstituenzrelation organisiert sein muß (schon wegen der endgültigen Reihenfolge der Konstituenten), ist es notwendig, eine Transformation anzunehmen, die die Dependenzstammbäume der Basis in Konstituenzstammbäume verwandelt. Da die Äquivalenz von Konstituenzgrammatik und Dependenz-

135

granmatik nachgewiesen worden ist, dürfte diese Umsetzung an irgendeinem Punkt der Ableitung keine Schwierigkeit bereiten. Delhi 1971, 4-8 schlägt "flattening rules" vor, die Dependenzstrukturen in Konstituenzstrukturen abbilden, also "wenn-dann"-Relationen als "vonlinks-nach-rechts"-Anordnungen interpretieren. Diese Regeln sollen am Ende des Transformationszyklus operieren, weil die zyklischen Transformationen mit einem Dependenzstammbaum als Input einfacher zu formulieren sind.

Und wenn, unter formalem Aspekt, eine Dependenzgrammatik eine lediglich beschränkte Konstituenzgranmatik ist, dann macht auch der Wechsel der Relationen, die die Äste des Staitmbaums ausdrücken, keine Schwierigkeiten. Zur Äquivalenz von Dependenz- und Konstituenzgrammatik vgl. Hays 1964 und Baumgärtner 197O, 52-6O. Hier auch die These: "Eine Dependenzgrammatik ist eine - lediglich beschränkte - Phrasenstrukturgrammatik" (59 f . ) . Konstituenzsystem und Dependenzsystem als zwei komplementäre Beschreibungen, die sich zur Strukturbeschreibung eines Satzes ergänzen, schlägt auch Heringer 197O (vor allem 72-8O) vor, wobei er die Relevanz des Dependenzsystems für die Beschreibung der Satzbedeutung betont. Vgl. auch Baumgärtner 1970, der die Komplementarität von Dependenz und Konstituenz unterstreicht und besonders hervorhebt, daß die Satzbedeutung abhängig ist von der funktionalen Organisation des Satzes, die wiederum nur durch ein Dependenzsystem beschrieben werden kann. Da Baumgärtner genau wie Heringer von einer syntaktischen Basis der Grammatik ausgeht, arbeitet bei beiden das Dependenzsystem auf der Grundlage des Konstituenzsystems. In unserer Grammatik mit einer semantischen Basis ist das Verhältnis von Konstituenzstammbäumen und Dependenzstammbäumen umgekehrt. Entsprechend tauchen die bei Baumgärtner und Heringer erörterten Probleme einer interpretativen Satzsemantik nicht auf.

Es gibt zu den Dependenzregeln (6.27) eine Alternative, die genauso leistungsfähig und vielleicht sogar etwas einfacher ist (einfacher deswegen, weil die Konstituenztrarisformation eingespart wird). Man kann nämlich den Konflikt zwischen Konstituenz- und Dependenzrelationen, der die Ablehnung der Pegeln (6.25) begründet, auch dadurch umgehen, daß man in die Menge der Kategorien, über der die Basisregeln operieren, komplexe Einheiten aufnimmt, die Angaben über den kategorialen Kontext enthalten. Wir stellen diese konplexen Einheiten als Stammbäume dar:

136

(6.29)

TRANSF

KAUS

SCHMELZ

über die Menge der komplexen Prädikate KAUS, TFANSF, SCHMELZ usw. operiert eine Regel wie (6.30) (i) S < S die an jedes nicht-«xpandierte S einer kotplexen Kategorie eine weitere, von S dominierte komplexe Kategorie anfügt. Hinzukommen muß eine Pegel, die NP expandiert; sie kann aus der Basis (6.25) übernommen werden: (6.30) (ii) NP > S, NPV Die Konstituenzstammbäume (6.29) enthalten Dependenzrelationen wie (6.31): (6.31) KAUS

TEANSF NP„

Diese Dependenzrelationen werden in den Konstituenzstantnbäumen mithilfe von Kasus-Indizes Ag, 0 usw. dargestellt. Nun ist offensichtlich, daß die Reihenfolge, in der die komplexen Kategorien miteinander kombiniert werden, nicht beliebig ist, und daß außerdem nicht alle Kategorien untereinander verträglich sind (die Prädikate des Modalkomplexes müssen z.B. die Prädikate der Proposition dominieren; die Prädikate PR&S und PRÄT sind, wenn sie dieselbe Proposition dominieren, nicht miteinander verträglich usw.) . Es muß also durch Pegeln gewährleistet werden, daß entweder nur wohlgeformte P-Marker durch die Basis generiert oder mithilfe von Transformationen die P-Marker herausgefiltert werden, die bestimmten Wbhlgeformtheitsbedingungen nicht

137

entsprechen. Fillmore 1971, 36 f. spricht von einem "composition plan", nach dem die einzelnen elementaren Stammbäume organisiert sind, als Input in die Transformationskomponente; Lakoff 1971 hat vorgeschlagen, den Transformationsregeln Filterfunktion zu geben und also erst während der Abbildung in die Oberfläche die Wohlgeformtheit zu überprüfen (hier fehlen allerdings Angaben über die Form der generativen Basis, so daß der Grad der Wohlgeformtheit, den der Output der Basis hat, nicht abzuschätzen ist). Unser letzter Vorschlag für die Struktur der generativen Basis gleicht dem von Fillmore 1971, 36, nur daß Fillmore lexikalistisch argumentiert und die elementaren Stammbäume ("kernel trees") bereits mit Information über entsprechende phonologische Matrizen ausstattet, also die Kombination von Lexikoneinträgen mit Stammbaumform vorschlägt (zum Vorschlag von polykategorialen Lexikoneinträgen in Stammbaumform vgl. auch Gruber 1972). Wir wollen im folgenden zu zeigen versuchen, daß unter bestimmten Bedingungen diese lexikalistische zu unserer transformationalistischen Position eine gleichwertige Alternative bietet.

Ein Kriterium für die Bewertung der Alternativen (6.27) und (6.29; 6.3O) haben wir nicht gefunden: Der Output beider Pegelsätze ist derselbe; der Notwendigkeit einer Kbnstituenztransfontiation im Modell (6.27) steht die Kompliziertheit der Lexikoneinträge (6.29) gegenüber. 6.2.4 Lexikalische Transformationen ; In unserem Modell der generativen Semantik sehen wir Transformationsregeln vor, die bestürmten terminalen Kategorien eines P-Markers phonologische Matrizen zuordnet, die in der jeweiligen Einzelsprache diese terminalen Kategorien symbolisiert. Im Gegensatz zu den Lexikoneinträgen z.B. der Grammatiken II und III sind die lexikalischen Transformationen polykategorial, d.h., sie sind in der Lage, mehreren terminalen Kategorien eines P-Markers eine phonologische Matrix zuzuordnen und so der Komplexität der Cberflächenprädikate einer Sprache, die mehreren elementaren Prädikaten der semantischen Basis entsprechen, Pechnung zu tragen. Polykategoriale Lexikoneinträge in Form von lexikalischen Transformationen, deren Strukturbeschreibungen als P-Marker formuliert sind, schlägt Gruber 1972 vor; wir folgen ihm in der Formulierung der lexikalischen Transformationen ebenso wie in der Formulierung der 'Zuordnungsbedingung 1 ("attachment criterion") der lexikalischen Transformationen.

Wenn wir einen Konstituenzstartirbaum als Input in lexikalische Transformationen annehmen (der entweder direkt generiert oder mithilfe einer Konstituenz-Transformation aus einem Dependenzstaimibaum abgeleitet worden ist), erhält der Lexikoneintrag für das FV bringen folgende Form:

138 (6.32)

KAÜS

TPANSF

bring

Die Strukturbeschreibung der Transformation formuliert die interne semantischsyntaktisdhe Struktur des FV bringen', unter dem Strich ist (vertreten durch die kursive Graphemkette) die phonologische Matrix angegeben, die im Deutschen diese semantisch-syntaktische Struktur symbolisiert. Die Transformation (6.32) kann dann arbeiten (d.h., sie kann der Teilstruktur eines P-Markers die phonologische Matrix bring zuordnen), wenn folgende Zuordnungsbedingung erfüllt ist: (6.33) Zuordnungsbedingung: Eine phonologische Matrix kann durch eine lexikalische Transformation dann einer Teilstruktur eines P-Markers zugeordnet werden, wenn diese Teilstruktur den P-Marker, der in der lexikalischen Transformation formuliert ist, einschließt. Zur Formulierung der Zuordnungsbedingung und zu ihrer Begründung vgl. Gruber 1972, 71-76.

Da die Bedingung (6.33) erfüllt ist, kann durch Pegel (6.32) die phonologische Matrix bring einer Teilstruktur des P-Markers (6.18) zugeordnet werden. Zu dieser Lösung (mithilfe von polykategorialen lexikalischen Transformationen) hat McCawley 1968b eine Alternative vorgeschlagen: eine "predicateraising—transformation" , die vor den lexikalischen Transformationen arbeitet und mehrere elementare Prädikate des P-Markers zu komplexen Prädikaten zusammenfaßt, die dann erst durch (ebenso komplexe) Lexikoneinträge substituiert werden. Diese Lösung scheint mir deswegen nicht adäquat zu sein, weil man (einzelsprachliche) Information aus dem Lexikon braucht, um den Umfang des "predicate-raising", und d.h., den Grad der Komplexität eines Prädikats bestürmen zu können. Nehmen wir an, im P-Marker

139

(6.18)

KAUS

TPANSF

SCHMELZ

werden durch "predicate-raising" a-le drei Prädikate zu einem Komplex zusammengefaßt. Das hat zur Folge, daß irr Lexikon des Deutschen keine lexikalische Transformation vorhanden ist, die diesem komplexen Prädikat eine phonologische Matrix zuordnen könnte. Daraus wiederum folgt, daß dieser P-farker nicht in eine Oberflächenstruktur abgebildet wird und deswegen (da Transformationen, lexikalische wie syntaktische, Wbhlgefonrttheitsbedingungen darstellen) keine semantische Repräsentation eines deutschen Satzes darstellt. Da die "predicateraising—transformation" solche Fehlschlüsse erlaubt, bietet sie keine adäquate Alternative zur Annahme polykategorialer lexikalischer Transformationen. Falls sich herausstellen sollte, daß es für alle prälexikalischen Transformationen (wie sie etwa McCawley 1968b und Lakoff 1971 vorschlagen) adäquatere Alternativen gibt, dann gewinnt der lexikalistische Vorschlag Filimores (1971, 36 f.) an Attraktivität, Lexikoneinträge in der Form von P-?larkem nach einem Kompositionsplan zu komplexen P-Markem zu kombinieren (also nicht einem terminalen P-Marker, der alle semantische Information enthält, mithälfe von lexikalischen Transformationen phonologische Matrizen zuzuordnen):

140 (6.34)

KAUS

TRANSF

SCHMELZ

bring

s ahmeis Die Regeln (6.30) können in dieses Modell direkt Übernamen werden. Zusätzlich müssen Kontdnationsregeln (entweder in Form von Transformationen oder als Kombinationsanweisung) formuliert werden. Der Vorschlag (6.. 34) kombiniert die Form der lexikalischen Transformationen, wie sie Gruber 1972 angibt, mit den Vorstellungen von Fillmore 1971, wie der Input in die transformationeile Komponente generiert werden solle. Die Kombinationsregeln könnte man sich als Dependenzregeln denken, die zwischen Prädikaten verschiedener Hierarchieebenen vermitteln, ähnlich, wie sie Werner (erscheint demnächst) für eine Generierung der Oberflächenstruktur vorgeschlagen hat. Vgl. weiter dazu die Vorschläge von Seuren 1969 und Anderson 1971.

Das Modell (6.34) erfüllt (infolge der speziellen Konstruktion der Lexikoneinheiten) das Kriterium der semantischen Adäquatheit und ist zudem erheblich einfacher als die Modelle (6.27) und (6.29; 6.3O), weil die Doppelung der Information, die zur Identifizierung von terminalen Kategorien und Lexikoneinträgen notwendig ist, wegfällt. Die Basisstrukturen im Modell (6.34) sind 'über dem Strich1 (nämlich abgesehen von den einzelsprachlichen Relationen zwischen semantischen Kategorien und phonologischen Matrizen) auch universell, so daß ebenso die Forderung nach einer universellen Basis der Granmatiken erfüllt ist. Falls allerdings erwiesenermaßen prälexikalische Transformationen arbeiten müssen, dann ist das Modell (6.34) nicht akzeptabel, weil es solchen Transformationen keinen Input liefert. Da dieses Problem für uns im Augenblick nicht entscheidbar ist, deuten wir hier die lexikalistische Lösung lediglich als mögliche

141

Alternative an und halten am Modell (6.29; 6.3O) (das mit dem Modell (6.27) austauschbar ist) als Basis der Grammatik IV fest.

6.3

Skizze einer generativen Seirantik der FVG

Nachdem wir nun ein Modell für eine generative Semantik in wichtigen Punkten dargestellt haben, wollen wir an einigen Beispielen die Grammatik IV der FVG, ihre besondere Leistungsfähigkeit und ihre speziellen Probleme jedenfalls skizzieren. An einem Beispiel von Fillitore 1969 hat sich bereits gezeigt, daß in die Basis einer generativen Semantik die semantischen Merkmale der Lexikoneinträge (mitsamt den Kontextmerkmalen, die von den semantischen Merkmalen abhängig sind) als Kategorien umformuliert aufgenommen werden müssen (vgl. 6.2.1 ) Es kommt also in dieser Skizze darauf an, die einschlägigen Merkmale der Lexikoneinträge, die wir in der Grammatik III formuliert haben, als Kategorien der Basis zu formulieren und außerdem auf die besonderen Probleme der transformationellen Ableitung hinzuweisen. 6.3.1 Analyse der FVG in elementare Prädikate : Die Matrix (2.89) zeigt, daß zur Beschreibung der grundlegenden semantischen Struktur der FV die elementaren Prädikate KAUS und TPANSF eine entscheidende Rolle spielen. Die semantische Struktur von bring haben wir schon in (6.32) beschrieben; die Strukturen von konrn und halt sind Teilstrukturen von bring: (6.35)

S

KAUS

S

S

V

V

TRANSF

KAUS

komm

halt

TRANSF

bring Die Merkmalsverteilung in der Matrix (2.89) zeigt die semantisc^e Struktur der anderen FV: zum Typ bring gehören noch setzen, versetzen, stellen; zum Typ komm

142

gehören geraten, nehmen, treten und gehen. Mit Ausnahme der Opposition kommengeraten ist die Wahl der FV innerhalb eines Typs nur abhängig von Cberflächenmerkmalen (also unabhängig von der semantischen Struktur, die jeweils identisch ist). Der Vergleich der Sätze (6.36)

Paul kommt in Wut

(6.36") Paul gerät in Wut

zeigt, daß (jedenfalls in unserer Interpretation) (6.36') (6.36) iitpliziert, daß aber umgekehrt diese Relation nicht gilt. Den "Mahrwert" von (6.36') könnte man mit 'plötzlich; unverschuldet und ohne eigenes Zutun' ad hoc charakterisieren: Ein entsprechendes elementares Prädikat müßte in einer endgültigen Beschreibung von geraten zu der semantischen Struktur von komm in (6.35) hinzutreten. Die in der Matrix (2.89) nur negativ charakterisierten FV sein, stehen und haben teilen weitgehend die semantische Struktur mit dem Prädikatkcitplex, der in der Oberflächenstruktur als FN erscheint. Für die Sätze (6.37)

Paul ist mit Peter in Verbindung

(6.37') Paul steht mit Peter in Verbindung

würden wir folgende semantische Strukturbeschreibung vorschlagen: (6.38) S

INF

Das Prädikat INF beschreibt eine 'informationelle Beziehung1 zwischen einem Argument mit dem Kasus ' Source' und einem Argument mit dem Kasus ' Goal'. Das Prädikat INF präsupponiert, daß beide Argumente das Prädikat HUM (mit der Bedeutung 'menschlich') haben (man kann allerdings auch sagen: Paul steht mit Rom in Verbindung, was aber in der Basis wohl als Paul steht mit jemandem in Rom in Verbindung anzusetzen wäre). Ob INF wirklich ein elementares Prädikat ist, läßt sich im Augenblick nicht entscheiden, weil die semantische Basis der Grammatik noch zu wenig erforscht ist. Man kann allerdings eine enge Beziehung zu Sätzen wie Paul hat Beziehungen zu Peter, Paul ist mit Peter verwandt usw. feststellen, bei denen Relationen mit anderen Qualitäten zwischen zwei Argumenten vorliegen. Es liegt nahe, solche Sätze in die "from-to-class" aufzunehmen, die Gruber 1972, 35-4O analysiert (die der Klasse der Prädikate mit den Kasus 'Source-Goal' genau entspricht. Es bleibt allerdings problematisch, ob symmetrische Beziehungen wie in (6.37; 6 . 3 7 ' )

143 wirklich diese Kasusstruktur haben; wenn man aber an Filimores Postulat festhält, daß jede Proposition jeden Kasus höchstens einmal enthält, dann bleibt diese Analyse als einzige Möglichkeit (vgl. dazu Fillmore 1971, 7 f . ) .

Die Sätze (6.37) und (6.37') sind Paraphrasen voneinander (sie duplizieren einandar gegenseitig). Satz "(6.39) Paul bleibt mit Peter in Verbindung dagegen impliziert (6.37) und (6.37'), umgekehrt aber besteht diese Relation nicht. Außerdem präsupponiert (6.39) Satz (6.40): & (6.4O) Paul stand mit Peter in Verbindung

Alle anderen FV haben:keinen Einfluß auf die Präsupposition eines FVG; diese ist identisch mit der Präsupposition des Prädikats, das FN entspricht. Etwas fraglich ist allerdings die Beurteilung von halten: Präsupponiert der Satz der Taifun hält die Bewohner in Angst den Satz die Bewohner waren in Angst? Ich neige dazu, diese Frage zu verneinen.

Wir ordnen (6.39) folgende semantische Strukturbeschreibung zu: (6.41)

DUR

INF

Das elementare Prädikat DUP. (mit der ungefähren Bedeutung 'fortdauernd') charakterisiert den "Mehrwert" von (6.39) gegenüber (6.36; 6.37) und ist verantwortlich für die Präsupposition (6.40). Entsprechend erhält das FV bleiben folgenden Lexikoneintrag: (6.42) S

DUR

bleib

144

Alle FV der Matrix (2.89) sind Varianten der vier Typen (bring, komm, halt, bleib), die wir oben (in den Lexikoneinträgen (6.35) und (6.42)) dargestellt haben, oder Varianten des Prädikatkcmplexes, dem an der Cfoerflache FN entspricht (dies trifft für die FV sei, steh und hob zu). Wir werden unten darauf eingehen, wie diese Variationen der Cberflächenstruktur beschrieben werden können. Die sehr umfangreiche semantische Analyse der FN lassen wir hier beiseite und beschränken uns auf das interessante Beispiel schmelz. Die semantische Kategorie SCHMELZ, die wir im vorigen Abschnitt ad hoc verwendet haben, ist natürlich alles andere als endgültig: Man kann sie in weitere, elementarere Komponenten auflösen, etwa.in FLUSSIG und eine Kategorie, die genau wie TPANSF den Übergang von einem Zustand in den anderen bezeichnet. Für diese Analyse spricht Satz (6.43) Das Eisen wird flüssig , den wir als Paraphrase von (6.1) Das Eisen schmilzt interpretieren. Diese Interpretation stellt unsere bisherige Analyse in Frage: Bisher haben wir dem FV bringen das Merkmal [+transf] zugeschrieben, jetzt scheint dieses Merkmal dem FN Schmelzen zuzukommen. Nun zeigen aber FVG mit durativem FN wie (6.44) Paul brachte das Problem zur Erörterung , daß bringen tatsächlich transformativ ist; auch der Vergleich von (6.2) und (6.3) (6.2) Paul schmilzt das Eisen (6.3) Paul bringt das Eisen zum Schmelzen macht deutlich, daß in (6.3) die Transformativität besonders betont wird. Die entscheidende Frage ist, cb (6.2) (6.3) impliziert oder nicht; bejaht man diese Frage, dann müssen (6.2) und (6.3) dieselbe semantische Beschreibung erhalten. Daraus würde folgen, daß das FV bringen zwei semantische Beschreibungen erhalten muß: Steht im Kontext das Prädikat TRANSF, hat bring nur das interne Prädikat KAUS; fehlt TRANSF im Kontext, dann hat bring KAUS und TRANSF als interne Prädikate:

145 (6.45)

KAUS

TRANSF

bring Die Klammem kennzeichnen den fakultativen Bereich der internen semantischen Struktur von bring: Jeder P-Marker, dem bring zugeordnet werden soll, muß notwendig das Prädikat TRANSF enthalten, weil der P-Marker von bring dieses Prädikat entweder als externe Kontextbedingung oder als interne Komponente enthält. Falls die fakultativ externe Komponente von einem Lexikoneintrag des Kontextes (z.B. von schmelz} in Anspruch genotinen wird, symbolisiert bring nur das Prädikat KAUS; andernfalls symbolisiert es KAUS und TRANSF. Zur Darstellung der Kontextbedingungen eines Lexikoneintrages als externe, außerhalb des durch den Strich angezeigten Symbolisierungsbereiches einer phonologischen Matrix liegende Äste eines Stammbaums vgl. Gruber 1972.

Falls man die Frage, ob (6.2) (6.3) impliziert, verneint (dieser Antwort neige ich mehr zu), dann liegt die Lösung nahe, schmelzen die elementaren Prädikate FLÜSSIG und INCH ('inchoativ1) zuzuordnen und die Kombination von TRANSF und INCH als potenzierte Transformativität zu interpretieren. Nimmt man an, daß FLÜSSIG ein elementares Prädikat der Basis ist (was erst im weiteren Verlauf der Analyse bestätigt werden muß), dann kann man Satz (6.3) den P-Marker (6.46) zuordnen:

146 (6.46)

bring

FLÜSSIG

schmelz

Um den Unterschied zu (6.45) zu verdeutlichen, haben wir die Lexikoneinträge von schmelz und bring hinzugefügt. Die Analyse des Beispiels zum Schmelzen bringen läßt Zweifel daran aufkamen, ob es richtig ist, die Relation der Implikation als logische Relation aufgrund von Wahrheitswerten zu definieren, und legt eine Definition aufgrund des Gebrauchs eines Satzes nahe (S inpliziert S„, wenn S„ inner dann gebraucht werden kann, wenn S. gebraucht wird). Das würde bedeuten, daß der semantischen Analyse die Bedeutungsdefinition Wittgensteins, daß nämlich die Bedeutung einer sprachlichen Äußerung ihr Gebrauch ist, zugrunde liegen würde. Die Analyse zeigt zum anderen, wie vorläufig die Formulierung der elementaren Prädikate bisher ist: Jedes weitere Beispiel kann zu Alternativen oder zu Einschränkungen der vorangegangenen Ergebnisse zwingen. Auch die semantische Beschreibung der FV ist abhängig von der semantischen Beschreibung aller FVG und setzt damit die Analyse eines großen Teils der Lexikoneinträge des Deutschen voraus.

147

6.3.2 Das Problem der Identitätsmerkmale: Für die Lexikoneinträge haben wir mit großem Aufwand Merkmale formuliert, die im Matrixsatz und Konstituentensatz für bestirnte NP Identität vorschreiben. In der Grammatik IV mit semantischer Basis sind diese Identitätsmerkmale genau wie die entsprechenden Tilgungstransformationen entbehrlich, weil alle Sätze so in elementare Prädikate aufgelöst werden, daß die Verdoppelung von NP vermieden wird. Während also in den Granrnatiken II und III, dem Aufbau dieser Grammatiken entsprechend der syntaktischen Oberflächenstruktur folgend, der Satz (6.47) Paul bringt Peter den Skandal zur Kenntnis aufgelöst wurde in die Komponenten (6.47') Paul bringt Peter· + Peter· kennt den Skandal und die Tiefenstruktur dann diesen Komponenten entsprechend angesetzt wurde, ordnen wir in der Grammatik IV Satz (6.47) folgende semantische Beschreibung zu: (6.48) S

KAUS

TRANSF

Agens, Experiencer und Objektiv der Oberflächenstruktur stehen nur je eirmal in der Basisstruktur, so daß '.Identitätsmerkmale wie Tilgungstransformationen überflüssig sind. Es müssen nur die Kasus durch entsprechende Transformationen, wie wir sie in der Grammatik III angedeutet haben (vgl. 5.2.4), in die Oberflächenstruktur abgebildet werden. Der folgende Satz scheint dieser These zu widersprechen: (6.49) Paul setzt Peter· unter Druck Falls man das dem FN entsprechende elementare Prädikat mit zwei Argumenten (einem Agens und einem Objektiv) ansetzt, dann muß tatsächlich gewährleistet sein,

148

daß dieses Agens mit dem Agens des Prädikats KAUS übereinstimmt. Wir ziehen aber auch in diesem Fall vor, Agens nur als Argument von KAUS anzusetzen und entsprechend für das elementare Prädikat, das dem FN der Cberflache entspricht, nur ein Argument (mit dem Kasus Objektiv) anzunehmen. Diese Lösung bietet sich deswegen an, weil hier chnehin eine Sonderbedeutung von Druck, drücken vorliegt, die mit einem einwertigen Prädikat adäquat beschrieben werden kann. Wir schlagen also vor, in allen Fällen möglichst ohne Redundanz zu verfahren und in der semantischen Beschreibung keine identischen NP anzusetzen. Dadurch wird die Grammatik IV nicht nur erheblich einfächer (keine Doppelungen in der Basisstruktur, keine Identitätsmerkmale, keine Tilgungstransformationen); sie vermeidet auch die (unter dem Aspekt der semantischen Interpretation) sehr gesuchten Konstruktionen wie (6.47') in der Tiefenstruktur. 6.3.3 Kontextmerkmale der Oberflächenstruktur: Die externen Äste und Kategorien der Stamtrbäume, die die semantische Struktur eines Lexikoneintrages beschreiben, gewährleisten die Verträglichkeit der Lexi•koneinträge nur auf der semantischen Ebene. Darüberhinaus muß die Grammatik auch jene Regeln beschreiben, die spezifisch für jede Einzelsprache und ganz unabhängig von der Bedeutung einer wohlgeformten Oberflächenstruktur zugrundeliegen. In unserem Zusammenhang besonders wichtig ist, daß einmal jedes FV die Nominalisierung des (jedenfalls in unseren Stamnbaumdarstellungen). benachbarten Lexikoneintrages nach sich zieht und daß zum anderen nicht jedes FN mit jedem FV kompatibel ist (daß also aus Gründen der Norm des Deutschen die Variation auf der semantischen Ebene, wie wir sie in 6.3.1 beschrieben haben, auf der Ebene der Oberflächenstruktur sehr eingeschränkt ist). Beide Problemkomplexe haben wir in den Grammatiken II und III ausführlich behandelt: Es bleibt nur die Frage, wie die dort vorgeschlagenen Lösungen in die Grammatik IV übernattnen werden sollen. Da der P-Marker, der im Lexikon mit jeder phonologischen Matrix verknüpft ist, der Beschreibung der (internen und externen) semantischen Struktur vorbehalten ist und auch vorbehalten bleiben muß, weil sonst die Zuordnung eines Lexikoneintrages zu der ausschließlich semantische Kategorien und Relationen berücksichtigen Basis nicht funktionieren kann, liegt der Vorschlag nahe, der phonologischen Matrix in einem komplexen Symbol alle die Merkmale hinzuzufügen, die als Information unabhängig von der semantischen Struktur die Wohlgeformtheit der Oberflächenstruktur bedingen. Gruber hat zwar nachdrücklich gegen Merkmale, die Transformationen steuern, zugunsten der Stammbaumdarstellung polemisiert (vgl. Gruber 1972, z.B. 46-52); aber einmal arbeitet er nicht mit einer semantisch adäquaten Ba-

149 sis (so daß er bereit ist, auch semantisch Irrelevantes in die Basis aufzunehmen) , zum anderen analysiert er keine Beispiele so offensichtlich idiosynkratischer Natur.

Wir schlagen also eine Korbination des Lexikontyps, wie ihn Gruber 1972 entwickelt hat, mit dem Typ vor, wie wir ihn in der Grammatik III verwendet haben: Ein P-Marker, der die interne und externe semantische Struktur darstellt, wird symbolisiert von einer phonologischen Matrix, die mit Cberflächenmerkmalen verknüpft ist. Die Lexikoneintrage schmelz und bring wären dann so zu skizzieren: (6.50)

INCH

FLÜSSIG

schmelz +N +a-a zum +N +V

(6.51)

KAUS

TRANSF

bring +N

+a

150

Das Köntextmerkmal [+N ] von bring löst eine Tilgungstransformation aus, die im links benachbarten Lexikoneintrag alle Merkmale tilgt, die nicht mit dem Merkmal [+N] verknüpft sind (bei schmelz würden also [+V, .... +N, ....] getilgt, so daß hier weder eine NP noch ein verbales Prädikat der Oberf lache entstehen kann). Ist kein Merkmal [+N] vorhanden, so wird die transformationelle Entwicklung abgebrochen (diese Struktur hat also keine wohlgeformte Oberfläche). Anhand des Merkmals [+a-b ] von schmelz wird transformationell überprüft, ob ein passendes PV im Kontext steht (vgl. dazu die Matrix 4.32); das Merkmal [+N] löst eine Ncrtdnalisierungstransformation aus; die Matrix zum wird transformationeil segmentiert usw. Mithilfe dieser komplexen Symbole ist es möglich, die charakteristische transformationelle Ableitung der FVG (unterschieden von semantisch entsprechenden Syntagmen wie bewirken, daß .... oder verursachen, daß ....) zu steuern, genau so, wie wir es in den Grammatiken II und III dargestellt haben. Mit diesen Oberflächenmerkmalen sind also alle Ergebnisse der Kapitel 4 und 5 in die Formulierung der Grammatik IV hineingenoitmen. 6.3.4 Beschreibung idiomatischer und phraseologischer Einheiten: Idiomatische und phraseologische Einheiten sind in der Grammatik IV problemlos so zu beschreiben, daß man den entsprechenden elementaren Prädikaten eine Kette von phonologischen Matrizen zuordnet. Der Unterschied zu anderen Syntagmen besteht also darin, daß man phonologische Matrizen nicht der semantischen Basis entsprechend jeweils kombiniert, sondern feste Kombinationen bereits dem Lexikon entnimmt. Sätze wie (6.52) Paul verfällt in Wahnsinn werden in der Grammatik IV so beschrieben: (6.53) S

TRANSF

WAHNSINN

in Wahnsinn

verfall

151

(dabei ist das Prädikat WAHNSINN ad hoc angenommen) . Auf diese Weise lassen sich alle FVG, die bisher wegen ihres ausgeprägt idiosynkratischen Charakters beiseite blieben, in der Granrnatik TV durch bloße Erweiterung des Lexikons beschreiben. Vgl. dazu Chafe 1968, der gezeigt hat, daß die Beschreibung idiomatischer Einheiten in einer generativen Grammatik eine semantische Basis voraussetzt.

Der Unterschied zwischen den idiomatischen und phraseologischen Einheiten und den anderen FVG besteht darin, daß FN und FV nicht mithälfe von Merkmalen zu wohlgeformten FVG kombiniert, sondern miteinander aus dem Lexikon eingeführt v/erden. Stimmt man der Ihese zu, daß die Selektionen von Lexikoneinträgen aufgrund von semantischen Merkmalen (also in der Basisstruktur) funktioniert (Mc Cawley 1968), dann liegen die FVG (mit ihren Cfoerflächenmerkmalen) auf der Mitte zwischen Syntagmen mit semantisch gesteuerter Selektion und den idiomatischen Einheiten, die im Lexikon als Syntagmen fixiert sind. 6.3.5 Adäquate Beschreibung der FVG: Die grammatische Beschreibung der FVG innerhalb des Modells einer generativen Semantik scheint uns den Kriterien der Acäquatheit einer Grammatik, wie wir sie in Kap. 1.2.4 aufgestellt haben, besonders gut gerecht zu werden: - Die Grammatik IV hat insofern die größte Reichveite, als sie ohne Schwierigkeiten auch die FVG, die aus dem Randgebiet der phraseologischen und idiomatischen Einheiten stammen, beschreiben kann; die FVG, die ein sehr wenig oder sogar nur einmal als FV verwendetes V enthalten (die FVG also, die wir aus ökonomischen Gründen zunächst aus der Untersuchung ausgeklammert hatten) werden mithilfe der semantischen Basis und den Cberflächenmerkmalen mit einem Aufwand beschrieben, wie es derr. Grad ihrer Idiosynkrasie entspricht. Das bedeutet, daß die Grammatik IV der Adäquatheitsbedingung, daß alle grammatischen FVG und nur diese generiert werden sollen, air besten genügt. - Die Grammatik IV bietet eine relativ einfache Beschreibung der FVG, und zwar sowohl ihrer semantischen Struktur als auch deren Abbildung in die Oberflächenstruktur; daraus folgt , daß sie die generalisierbaren Struktureigenschaften der FVG am adäquatesten ausdrückt. Diese Einfachheit wird erreicht durch eine Basis, die semantische Implikationen expliziert, und durch Lexikoneinträge, die mithilfe von Oberflächenmerkmalen den generellen wie den (mehr oder weniger) idiosynkratischen Eigenschaften der FVG gerecht werden können. Dieses Kriterium der Einfachheit impliziert das Kriterium der

152

semantischen Adäquatheit (das die Forderung nach einer möglichst einfachen Repräsentation der semantischen Struktur formuliert). Die Tatsache, daß eine semantisch adäquate Graitmatik auch (gegenüber den Grammatiken II und III) einfachere Beschreibungen syntaktischer Sachverhalte (etwa der Identitätsbedingungen) bietet, spricht für die Annahme einer generativen semantischen Korrponente und gegen eine generative Syntax. Die Entscheidung der Frage, ob die Generierung der serantischen Strukturen vor den lexikalischen Transformationen stattfinden müsse oder ob vielmehr durch die Kombination von Lexikoneinträgen die Easisstruktur generiert werde, klammern wir deswegen aus, weil die grundlegende Frage, ob prälexikalische Transformationen unentbehrlich sind, hier nicht beantwortet werden kann. Verneint man diese grundlegende Frage, so muß die Entscheidung zugunsten einer Generierung durch Kombination der Lexikoneinträge fallen, weil diese Lösung (da die Identifizierung der Lexikoneinträge mit Teilstrukturen der bereits generierten semantischen Easis fortfällt) dem. Bewertungskriterium der Einfachheit weit besser genügt.

7.

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8.

ANHANG: INVENTAR DER FUNKTICNSVEPBGEFÜGE

In diesen Anhang sind vor allem die FVG aufgenommen worden, die die Autoren der bisherigen Arbeiten über FVG (Daniels 1963, Engelen 1968, Heringer 1968, das Saarbrücken Korpus, das Klein 1968 und Rothkegel 1969 zugrundeliegt, sind hier besonders zu nennen); der Autor hat die Sammlung aus eigener Konpetenz ergänzt. Jeder Leser kann sich davon überzeugen, daß dieses Inventar nicht vollständig ist: Im Bereich des Typs zum Kochen bringen etwa herrscht große Produktivität, so daß hier leicht weitere Beispiele gefunden werden können. Dieses Inventar ist nicht als Korpus zu verstehen, aus dem mithilfe bestimmter Methoden die Gramratik abgeleitet worden ist: Es soll lediglich die Pegeln der Graimatik veranschaulichen und auch die Möglichkeit bieten, einzelne Punkte der Beschreibung an breitem Material zu überprüfen. Aus diesem Grund sind auch viele Syntagmen aufgenommen worden, deren Akzeptabilität bestritten v/erden kann. Die FVG sind zunächst nach den FV geordnet, und zwar in der Reihenfolge der Häufigkeit, mit der FV mit verschiedenen FN verbunden ist. Die FN innerhalb der so entstehenden Gruppen sind alphabetisch geordnet. Das Inventar enthält ungefähr loco Syntagmen.

161

bringen zur Abschaltung zum Abschluß zur Abstimmung in Abzug zur Anrechnung zur Anschauung zur Anwendung in Anwendung zur Anzeige

zu Gehör zur Geltung ins Gerede ins Gespräch in Harnisch zum Keimen zur Kenntnis zum Kochen in Kontakt zu Kräften in Kultur

in Armut

zum Lachen

außer Atem zur Aufführung in Aufregung in Aufruhr zum Ausdruck zur Ausführung zur Auswirkung in (zur) Bearbeitung in Begeisterung in Berührung zur Besinnung in Betrieb in Bewegung zu Bewußtsein zur Darstellung zur Deckung zum Durchbruch zur Durchführung in Einklang zum Einsatz zur Einsicht zum Einsturz in (zur) Ekstase ins Elend zu Ende zur Entscheidung zum Entstehen zur Entwicklung zur Entzündung in Erfahrung zum Erliegen zur Erörterung in Erregung in Erstaunen zur Explosion in Fahrt zu Fall zum Fließen in Fluß in Form in Gang in Gefahr in Gegensatz zum Gehen

in Mode in Ordnung zu Papier zur Reife zur Raserei ins (zum) Rollen zur Ruhe zum Sieden zum Singen ins Spiel zur Sprache zum Sprechen zum Schmelzen in Seh ul den in Schwingung in Schwung zustande instand zum Stehen in Stellung zum Stillstand in Stimmung zur Strecke zutage in ( a u f ) Trab in (zur) Übereinstimmung zur Übergabe zur Überzeugung zum Umkippen in Umlauf

in Ungnade in Ungunst in Unordnung in Unruhe in Verbindung zur Verdunstung zum Verkauf in Verlegenheit zur Verlegung zur Vernunft in Verruf zum Verschwinden zur Versteigerung in Versuchung

zur Verteilung zur Verwendung in Verwunderung in (zur) Verzückung in Verzug zur Verzweiflung zum Vorschein in Vorschlag zum Mahn sinn zuwege in Widerspruch zur Wirkung in Wut in Zorn in Zusammenhang in Zweifel

kommen zum Abdruck zum Abschluß zur Abstimmung in Abzug zur Anrechnung zur Anschauung zur Anwendung in Anwendung außer Atem zur Aufführung vor Augen zum Ausbruch zum Ausdruck zur Ausführung zur Auswirkung in Bearbeitung zur Bearbeitung in Berührung zur Besinnung in Betracht in Betrieb in Bewegung zu Bewußtsein zum Bruch zur Darstellung zum Durchbruch zur Durchführung zur Einsicht in Ekstase ins Elend zu Ende zur Entscheidung zum Entstehen zur Entzündung zu Ergebnissen zur Erörterung

162 kommen in Erregung in Erwägung in Fahrt zu Fall ins Fließen in Fluß in Form in Fortfall in Frage in Gang in Gebrauch zur Geltung ins Gerede ins Gespräch zugute in Harnisch zu Hilfe zur Kenntnis zum Kochen in Kontakt zu Kräften in Mode zu Ohren in Ordnung zustande zur Reife ins Reine ins Rollen zur Ruhe zum Sieden in Sicht ins Spiel zur Sprache zum Schmelzen in Schulden zum Schuß in Schwingung in Schwung zustatten zum Stillstand in Stimmung zutage in Trab zur Übergabe zur Überzeugung in Umlauf in Verdacht in Vergessenheit zum Verkauf in Verlegenheit zur Verlegung zur Vernunft in Verruf zur Verständigung

zur Versteigerung in Versuchung zur Verteilung zur Verwendung in Verzug zum Vorschein zum Vortrag in Wegfall zur Wirkung zu Wort in Wut in Zorn zum Zuge

se^n in Abhängigkeit in Aktion in Angst in hohem Ansehen in Anwendung in Arbeit außer Atem in Aufregung in Aufruhr in Auftrag in Bearbeitung in Begeisterung im Begriff von Belang in Betrieb außer Betrieb in Bewegung in Druck in Ekstase am Ende zu Ende im Entstehen in Erregung in Fabrikation in Fahrt in Fluß in Form in Furcht im Gange im Gebrauch im Gespräch zur Hand in Händen in Harnisch im Irrtum in Kenntnis im Klaren in Kontakt außer Kraft

in Kraft in Kurs außer Kurs in Mode in Ordnung am Platze im Recht in Sicht in Sorge im Spiele im Schwange in Schwung außerstande instand imstande zur Stelle in Stimmung in Unordnung im Unrecht in Unruhe in Verzückung in Verzug am Werk in Wut in Zorn in Zweifel

stehen in Abhängigkeit unter Anklage in hohem Ansehen unter Arrest unter Aufsicht in Aussicht zur Aussprache zur Auswahl im Begriff im Belieben unter Beobachtung unter Beweis in Beziehung zur Debatte zu Diensten zur Diskussion unter Druck im Einvernehmen zur Entscheidung im Ermessen zur Erörterung in Frage außer Frage zu Gebote in Gegensatz im Kampf

163

stehen

setzen

halten

in Konkurrenz in Kontakt unter Kontrolle in Kurs unter Strafe in Streik in Verbindung unter Verdacht zur Verfügung in Verhandlung zur Verhandlung in Verruf zur Wahl in Wechselwirkung im Wege in Wettbewerb im Widerspruch in Zusammenhang außer Zweifel in Zweifel

außer Aktion in Brand in Beziehung in Bewegung außer Betrieb in Betrieb ins Benehmen unter Druck in Erstaunen in Gang außer Gefecht in Kenntnis außer Kraft in Kraft in Kurs außer Kurs in Rechnung zur Ruhe aufs Spiel instand in Umlauf ins Unrecht in Verbindung ins Vertrauen ins Werk zur Wehr zum Ziel

in Angst in Atem in Aufregung in Aufruhr in Betrieb in Ekstase in Erregung in Bann in Bewegung in Furcht in Gang zugute in Haft in Kenntnis in Ordnung im Spiel in Schach in Schrecken in Schwung instand in Stimmung in Unruhe in Verwahrung in Verzückung in Wut

geraten in Abhängigkeit in Angst in Armut in Aufregung in Aufruhr in Begeisterung in Bewegung in Brand in Ekstase ins Elend in Erregung in Erstaunen in Furcht ins Gerede in Harnisch ins Rollen in Schulden in Schwingung in Stimmung in Unordnung in Unruhe in Vergessenheit in Verruf in Versuchung in Verwunderung in Verzückung in Verzug in Widerspruch in Wut in Zorn in Zweifel

nehmen stellen in Abrede unter Arrest in Aussicht zur Aussprache zur Auswahl unter Anklage ins Belieben unter Beweis zur Debatte zur Diskussion ins Ermessen zur Erörterung in Frage zu Gebote unter Kontrolle in Rechnung zur Rede beiseite unter Strafe zur Verfügung zur Verhandlung zur Wahl

in Acht in Angriff zum Anlaß in Anspruch in Arbeit in Augenschein in Aussicht in (zur) Bearbeitung in Beschlag in Besitz

in Betrieb in Empfang in Fabrikation in Gebrauch in Auftrag in Haft zu Hilfe in Kauf zur Kenntnis in Obhut in Pacht zu Protokoll beiseite in Schutz in Verwahrung

164

bleiben in Abhängigkeit in Anwendung in Aufruhr außer Betracht in Betrieb in Bewegung in Ekstase in Form im Gespräch in Kontakt außer Kraft in Kraft in Kurs außer Kurs in Mode in Ordnung in Sorge im Spiel in Schwung in Stimmung in Ungnade in Unordnung in Unruhe in Verbindung in Vergessenheit in Zwei fei

gehen in Arbeit in Auftrag in Druck zu Ende in Erfüllung in Fabrikation aufs Ganze ins Gericht zugrunde zur Hand zu Rate in Revision in Serie vonstatten in Stellung ans Werk zu Werke versetzen in Angst in Aufregung in Aufruhr

in in in in in in in in in in in in in in

Begeisterung Bewegung Ekstase Erregung Erstaunen Furcht Schrecken Schwung Stimmung Unruhe Verwunderung Verzückung Hut Zorn

schreiten zur Abstimmung zur Ausführung zur Tat verfallen ins Brüten in Wahnsinn in Zynismus ausbrechen

treten in Aktion ins Bewußtsein in Beziehung in Erscheinung in Gegensatz in Konkurrenz in Kontakt in Kraft in Streik zutage in Verbindung in Verhandlung in Wettbewerb

hoben in Arbeit in Auftrag in (zur) Bearbeitung in Besitz in Fabrikation zur Folge zu Gebote in Pacht zur Verfügung in Verwahrung im Auge gereichen zur Ehre zum Ruhme zum Wohle

in Gefahr in Angst in Furcht

schweben in Gefahr in Angst in Frucht legen zugrunde in Ketten beiseite ins Zeug

geben in in in in in in zu in

Arbeit Auftrag (zur) Bearbeitung Druck Fabrikation Pacht Protokoll Verwahrung

fallen ins Auge in Ohnmacht zum Opfer in Trab in Ungnade in Ungunst

165

machen zunutzen zur Pflicht zu Schanden zur Verpflichtung

zum Vorwurf

in Erwägung ins Gespräch in Mitleidenschaft zu Rate zur Rechenschaft zur Verantwortung ins Vertrauen in Zweifel

rufen

belegen

stechen

mit Beschlag

ins Auge

ist

stecken

ins Leben

seh lagen zu Buche

führen vor Augen zu Ende im Schilde zur Vereinigung in Versuchung

lassen außer Acht in (zur) Bearbeitung außer Betracht in Betrieb

begriffen

in Brand

im Anwachsen (begriffen)

sein

stoßen

im Entstehen

auf Ablehnung

im Stich in Unordnung im Zweifel

fassen

treiben

ins Auge

zur Verzweiflung zum Wahnsinn

liegen

fördern

in Fehde zugrunde im Kampf in Ketten in Scheidung im Sterben in Streit im Wettlauf

zutage

in Ruhe

tun zuleide

fühlen werden im Gegensatz zu Schanden zuteil gewinnen

stürzen in Angst in Armut ins Elend in Schrecken ins Unheil in Unruhe in Zweifel

an Bedeutung

in Ketten

jagen in Angst in Schrecken

melden

ziehen in Beratung in Betracht

werfen

zu Wort