177 39 3MB
German Pages 63 [64] Year 1813
Entwurf der Erziehung t» n d
Unterweisung eines Fürsten
Von
E.
M.
A r n d t.
Berlin, i 8 i 33m Verlage der Realschul - Buchhandlung.
Ihrer Majestät der
regierenden Kaiserin aller Reußen
Elisabeth Alexievna und
Ihrer Königlichen Hoheit der
Herzogin von Würrcmberg
Antonia Amalia
Erhabenste Frauen!
Sie seltnen die zufällige Entstehung
dieser
Worte;
Sie
haben
sie
mit
gnädiger Nachsicht ausgenommen. Neh men Sie im Namen der Welt den
Dank und das Zeugniß des Glaubens und Stolzes,
womit Sie gegen das
Verbrechen und die Schande für die Tugend
und
Ehre
gestanden
sind.
Gott verleihe Ihren edlen Herzen cm
befriedetes Europa/ ein glorreiches Va-
terland und ein freies Teutschland zu sehen,
das niemand reiner liebt,
als
Sie.
Ich ersterbe mit der tiefsten
Verehrung, Erhabenste Frauen,
Ihr unterthänigster
E.
M.
Arndt.
* *
*
Ein Adler flog ich einst hinein ine Leben, Ein Adler, sonnenkühn und frisch und jung. Der süße Trieb, den mir der Gott gegeben, Erregte meiner Flügel muntern Schwung, Die Erde sah ich unter mir verschweben. Zum Himmel trug mich hoch Begeisterung, Aue fernen Welten tönten Wunderklänge Und alle Sphären sangen mir Gesänge.
O goldne Zeit! o sel'ge Himmelehöhen O einzigschönes Land der Fantasien! O hohe Wunder, die ich dort gesehen! O Blumen, welche überirdisch blühn! 0 Lüfte, die wie Engelodem wehen! 0 Träume, welche selbst als Engel jirhn, Ale bunte Vögel ju der Zeit des Maien, Wann alle Kreaturen sich erfreuen!
0 süße Fahrt auf deinen 0eeanen, Erhabner Walter, wunderbarer Geist, Wo unermeßlich durch die Sonnenbahnen Der Feuerstrvm de» ew'gen Lebens fleußt.
8 Wo alle Sinne stolz zur Tugend mahnen. Wo jede Hoffnung hält, was sie verheißt, O frommes Ahnden, unergründlich Lieben, Unendlich Glauben, wo seid ihr geblieben?
Ihr seid dahin, und kehret nimmer wieder. Nur einmal blühet eure Zauberwelt, Der stolje Wahn sinkt von dem Himmel nieder. Er fühlet nun, wie tief der Gott hier fällt. Die lahme Schwinge streifet müd und müder Am Boden hin, die einst das Sternenzelt Mit edler Kühnheit wagte zu durchmessen. Hoch ob Olympen fliegend und Permessen.
Das war der Glanz von deiner ew'gen Schöne O Tugend, die mein kindlich Herz entzückt. Das euer Klang, ihr hohen Wundrrtöne, Die meine stillen Träume oft beglückt? Das wäret ihr, ihr stolzen Götterföhne, Heroen ihr, mit jedem Glanz geschmückt? So jäh warst du, o Sturz von jenen Höhen, Wo ich bei Göttern göttlich mich gesehen? Selbst du, des Liedes holde Wundergabe, Selbst du, der Rede himmlische Gewalt, Was mit beseelten Lippen schon der Knabe, Mit frohem Stammeln schon daö Kind gelallt, Apollon, selber deine süße Gabe Erstarret an des Tages Mordgestalt, Wie welche das Medufenbildniß sahen Don Eis und Stein ein kaltes Herz empfahen.
9 So klingt die Klage und sie hat geklungen.
So lange Geister hier in Leibern gehn;
Vieltausendmal hast du dich rundgefchwungen, Q Sonne, um der Alpen höchste Höh'n,
Dieltausendmal bist du dem Meer entsprungen —