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German Pages 556 [557] Year 2000
Dynamische Ökologiefuhrerschaft eine Wettbewerbsstrategie gewinnorientierter Unternehmen theoretische Darstellung und praktische Überprüfung am Beispiel der Automobilindustrie
Angewandte
Betriebswirtschaftslehre Herausgegeben von Prof. Dr. Bernd Kaluza Prof. Dr. Erich J. Schwarz
Band 1
Ralf Jürgen Ostendorf
• • Dynamische Okologieführerschaft eine Wettbewerbsstrategie gewinnorientierter Unternehmen theoretische Darstellung und praktische Überprüfung am Beispiel der Automobilindustrie
Verlag Wissenschaft & Praxis
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Ostendorf, Ralf Jürgen: Dynamische Ökologiefuhrerschaft: eine Wettbewerbsstrategie gewinnorientierter Unternehmen - theoretische Darstellung und praktische Überprüfung am Beispiel der Automobilindustrie / Ralf Jürgen Ostendorf. Hrsg.: Bernd Kaluza ; Erich J. Schwarz. Sternenfels : Verl. Wiss, und Praxis, 2000 (Angewandte Betriebswirtschaftslehre ; Bd. 1) Zugl.: Duisburg, Univ., Diss., 2000 ISBN 3-89673-098-3
ISBN 3-89673-098-3 © Verlag Wissenschaft & Praxis Dr. Brauner GmbH 2000 D-75447 Sternenfels, Nußbaumweg 6 Tel. 07045/930093 Fax 07045/930094
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Inhaltsübersicht
Seite:
Teil 1:
Einleitung
Teil 2:
Traditionelle und moderne Wettbewerbsstrategien
Teil 3:
48
Konzept der Strategie der Dynamischen Okologieführerschaft und Anwendung am Beispiel der Automobilindustrie
Teil 5:
10
Darstellung relevanter ökologischer Aspekte und bisherige Berücksichtigung
im Schrifttum Teil 4:
1
147
Empirische Analyse der Automobilindustrie vor dem Hintergrund der Dynamischen Ökologiefiihrerschaft sowie ausgewählter
234
Schrifttumsergebnisse Teil 6:
Statistische Interpretation ausgewählter empirischer Daten und Bezugnahme zur Wettbewerbsstrategie der Dynamischen Ökologiefiihrerschaft
Teil 7:
Zusammenfassung und Ausblick
372 395
Geleitwort
Seite -1 -
Geleitwort Probleme der ökologischen Umwelt sind bedeutende und äußerst aktuelle Themen unserer Zeit. Dabei ist die steigende Bedeutung des Umweltschutzes für die Unternehmen nicht nur auf die zunehmenden Kundenansprüche an die Umweltverträglichkeit von Produkten, sondern auch auf die weltweit unter dem Schlagwort Sustainable Development diskutierten Anforderungen zurückzu führen. Der Verfasser stellt in seiner Schrift fest, daß aus der Sicht der Industrieunternehmen bisher eine hybride Wettbewerbsstrategie fehlt, die die Ökologie explizit und die Dynamik der Märkte umfassend berücksichtigt. Herr Ostendorf setzt sich deshalb als ein Hauptziel seiner Arbeit „... eine Wettbewerbsstrategie zu entwerfen”, „... mit der sowohl der ökologischen Herausforderung als auch der Dynamik der Märkte in adäquater Form begegnet werden kann. ” (S.2) Diese Strategie bezeichnet er als Dynamische Ökologieführerschaft.
Der Autor beschäftigt sich damit, traditionelle und moderne Wettbewerbsstrategien darzustellen und die Bedeutung ökologischer Fragen für die Untemehmensführungen aufzuzeigen. Im Anschluß daran entwickelt er seinen eigenständigen wettbewerbsstrategischen Ansatz. Nach der theoretischen Herleitung dieses Konzepts diskutiert Herr Ostendorf ausführlich die Anwendungschancen für die Automobilindustrie auf der Basis einer umfassenden Analyse des Schrifttums. Einen weiteren Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit bildet die Diskussion der Ergebnisse einer vom Autor durchgeführten Befragung in der Automobilindustrie. Zusätzlich zu den deutschen Herstellern konventioneller Automobile untersucht der Verfasser auch ausländische Produzenten mit einer Repräsentanz in Deutschland. Zudem gelingt es ihm, Kleinserienhersteller, die sich auf die Produktion von Elektrofahrzeugen spezialisiert haben, für eine Teilnahme an der Befragung zu bewegen. Insgesamt beteiligen sich mehr als 74 Prozent der von Herm Ostendorf kontaktierten Unternehmen an dieser Erhebung. Seine Aussagen können somit als repräsentativ eingestuft werden, zumal der erfaßte Marktanteil mehr als 80 Prozent des deutschen Automobilmarktes beträgt.
Auf der Basis einer ausführlichen Interpretation der Einzelergebnisse führt der Verfasser eine zusammenfassende Analyse durch, bei der er feststellt, daß die ökologisch orientierten Unternehmen den höchsten Erfolg realisieren. Mit Hilfe seiner Ergebnisse kann er belegen, daß ökonomischer Erfolg und ökologische Ausrichtung auch in der Automobilindustrie miteinander kompatibel sind. Seine These, daß die Strategie der Dynamischen Ökologieführerschaft in der Automobilindustrie anzuwenden ist, wird somit grundsätzlich bestätigt. Das Buch, welches auf einer Dissertation der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg basiert, richtet sich sowohl an Leser aus der Wissenschaft als auch an Praktiker der Automobilindustrie und weiterer Branchen, die aufgrund des anschaulich vorgestellten Konzeptes der Dynamischen Ökologieführerschaft viele theoretische und praktische Hinweise erhalten. Es ist der Arbeit von Herm Ostendorf zu wünschen, daß sie von beiden Zielgruppen große Resonanz erfährt.
Klagenfurt, im Februar 2000 o.Univ.-Prof. Dr. Bernd Kaluza
Vorwort
Seite - Ill -
Vorwort Die zunehmende Dynamik des Wettbewerbs und die gestiegenen ökologischen Ansprüche fordern eine moderne Wettbewerbsstrategie, die es den Unternehmen erlaubt, beiden Herausforderungen optimal zu begegnen. Ziel dieser Arbeit ist es deshalb, die bestehenden Wettbewerbsstrategien um eine weitere moderne Ausprägung zu ergänzen, die diese Bedingungen erfüllt. Zusätzlich zur theoretischen Herleitung der Dynamischen Okologieführerschaft erfolgt auch eine Überprüfung der Einsatzmöglichkeiten für die Automobilindustrie, um die Praktikabilität dieses neuen wettbewerbs strategischen Ansatzes sicherzustellen. Die vorliegende Arbeit wurde im Wintersemester 1999/2000 vom Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg als Dissertationsschrift angenommen. Während der Dissertationserstellung bin ich von vielen Personen unterstützt worden, die mir das Gelingen der Arbeit erst ermöglicht haben. Meinem akademischen Lehrer und Doktorvater Herm o.Univ.-Prof. Dr. Bernd Kaluza gilt mein ganz besonderer Dank dafür, daß er mich trotz seiner großen zeitlichen Belastung in so beispielloser Form gefordert hat. Durch seine vielen Anregungen und Hinweise hat er der Arbeit fruchtbare Impulse gegeben und ihren wissenschaftlichen Wert wesentlich erhöht.
Zu Dank bin ich ebenso Herm Prof. Dr. Gerhard Bodenstein für die Erstellung des Zweitgutachtens verpflichtet. Trotz fachlicher Divergenzen hat er mir die erforderlichen wissenschaftlichen Freiheiten gewährt, meine Ideen umzusetzen. Für ihre Mitwirkung an der Prüfungskommission möchte ich mich zudem bei Herm Prof. Dr. Helmut Cox und Herm Prof. Dr. Michael Wohlgemuth, die mich schon während meiner Studienzeit forderten, ganz herzlich bedanken. Herm Prof. Dr. Manfred Kirchgeorg sowie Herm Dr. Achim Spiller danke ich an dieser Stelle für die kritische Durchsicht des Fragebogenkonzeptes.
Auch durch meinen Freundeskreis wurde ich vielfältig unterstützt. Für viele kritische Diskussionen danke ich besonders meinem langjährigen Freund Herm Dipl.-Vw. Dipl. Soz.-Wiss. Carsten Born. Herm Dipl.-Ök. Bernd Gotsche habe ich ebenfalls zu danken, da er mich bei den SPSS-Auswertungen und Fragen zu dieser Thematik unterstützte. Herm Dipl.-Kfm. Jürgen Koschwitz danke ich für die kritische Durchsicht der Arbeit. Einen ganz wesentlichen Anteil zum Gelingen dieser Arbeit leisteten auch meine Eltern Hedi und Hans-Jürgen. Ohne ihre permanente Unterstützung und Förderung während meines Studiums und der Promotionszeit hätte ich diese vermutlich nie erstellt. Hierfür gilt ihnen mein herzlichster Dank.
Die liebevolle Unterstützung meiner Frau Annette hat einen ganz wesentlichen Beitrag zum erfolgreichen Abschluß der Promotion beigetragen. Ebenso wie unsere Tochter Alexandra sehr oft auf den Vater, mußte sie auf ihren Mann verzichten. Trotzdem gaben sie mir durch ihr Verständnis die Kraft, diese Arbeit zu vollenden. Meiner Frau und meiner Tochter widme ich dieses Buch.
Ralf Jürgen Ostendorf
Für Annette und Alexandra
Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis
XIII
Abkürzungsverzeichnis
XVIII
Abkürzungsverzeichnis der zitierten Zeitschriften und Handbücher
XXIII
1
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1
1.2 Gang der Untersuchung
5
2 Traditionelle und moderne Wettbewerbsstrategien
2.1 Generische Wettbewerbsstrategien nach Porter als traditionelle Ansätze 2.1.1 Darstellung der generischen Wettbewerbsstrategien 2.1.1.1 Grundsätzliche Überlegungen
2.1.1.2 Möglichkeiten der Positionierung
2.1.1.2.1 Strategie der Kostenfuhrerschaft
10
16 16 16
19 19
2.1.1.2.2 Strategie der Differenzierung
19
2.1.1.2.3 Strategien für Nischenanbieter
20
2.1.2 Diskussion der generischen Wettbewerbsstrategien 2.1.2.1 Kritische Gedanken
2.1.2.2 Gültigkeit der generischen Wettbewerbsstrategien bei verändertem Wettbewerbsumfeld 2.1.2.3 Ergänzungen der generischen Wettbewerbsstrategien 2.2 Hybride Wettbewerbsstrategien als moderne Ansätze
20
20
25
28
2.2.1 Klassifikatorische Grundlagen der hybriden Wettbewerbsstrategien
28
2.2.2 Multilokale und sequentielle hybride Wettbewerbsstrategien
30
2.2.2.1 Multilokale hybride Wettbewerbsstrategien
30
2.2.2.2 Sequentielle hybride Wettbewerbsstrategien
32
2.2.2.2.1 Outpacing-Strategies nach Gilbert und Strebel
2.2.2.2.2 Mass Customization nach Davis und Pine
2.2.3 Simultan hybride Wettbewerbsstrategien
32 35 40
2.2.3.1 Dynamische Produktdifferenzierung nach Kaluza
40
2.2.3.2 Simultaneitätskonzept von Corsten und Will
45
2.3 Diskussion der dargestellten Ergebnisse
47
Seite - VI -
Verzeichnisse
3 Darstellung relevanter ökologischer Aspekte und bisherige Berücksichtigung im Schrifttum
48
3.1 Ausgewählte ökologische Problemfelder im Bezugsrahmen
49
3.1.1 Ressourcenverbrauch und Entsorgungsproblematik
50
3.1.2 Treibhauseffekt als globale Bedrohung
53
3.1.2.1 Darstellung des Treibhauseffektes
53
3.1.2.2 Maßnahmen zur Verminderung des Treibhauseffektes
55
3.2 Ökologie im Spannungsfeld ökonomischer Interessendivergenzen
64
3.2.1 Volkswirtschaftliche Betrachtungsebene der ökologischen Problematik
64
3.2.1.1 Ursache der Umweltproblematik aus volkswirtschaftlicher Sicht
64
3.2.1.2 Monetäres Ausmaß ökologischer Schäden
66
3.2.1.3 Konzeption der nachhaltigen Entwicklung als Lösungsvorschlag der jün geren Vergangenheit $7 3.2.2 Betriebswirtschaftliche Relevanz ökologischer Fragen, aufgezeigt an aggregier ten Stakeholdergruppen ?! 3.2.2.1 Betrachtung der Konsumentenperspektive
72
3.2.2.2 Betrachtung des Staates als Gesetzgeber
80
3.2.2.3 Betrachtung des Finanzsektors als weitere wichtige Bezugsgruppe
88
3.2.3 Betriebswirtschaftliche Auswirkungen ökologischer Fragestellungen auf die Un ternehmen 89
3.3 Instrumente und Wettbewerbsstrategien zur Begegnung der ökologischen Heraus forderung
99
3.3.1 Isolierte ökologische Instrumente
99
3.3.2 Strategische Anpassungen an die ökologische Herausforderung
107 109
3.3.2.1 Strategische ökologische Positionierung nach Meffert und Kirchgeorg
109
3.3.2.1.1 Darstellung der Basisstrategien
112
3.3.2.1.2 Darstellung möglicher Wettbewerbsstrategien 3.3.2.1.3 Ökologische Kosten-Nutzenmatrix zur Überprüfung der Er folgsaussichten ökologischen Wettbewerbsverhaltens 11 3.3.2.2 Wettbewerbsstrategische Optionen nach Dyllick, Belz und Schneidewind
117
3.3.2.3 Wettbewerbsstrategische Chancen-Risiko-Orientierung nach Steger
123
3.3.2.4 Weitere traditionelle Ansätze im Schrifttum
126
3.3.2.5 Strategische Überlegungen im Öko-Controlling nach Hummel als moderner Ansatz
8
Seite - VII -
Verzeichnisse
133
3.3.3 Kritische Betrachtung der dargestellten Ansätze
3.3.3.1 Defizite der bisher verwendeten ökologischen Vier-Felder-Differenzie rungsmatrizen 133 3.3.3.2 Unzureichende Berücksichtigung hybrider Wettbewerbsstrategien
139
3.3.3.3 Mangelnde Eigenständigkeit der bestehenden Ansätze hinsichtlich der Basisstrategien 141 3.3.3.4 Mangelnde Berücksichtigung, daß es auch Branchen gibt, für welche die Ökologie strategisch unbedeutend ist 143 3.3.3.5 Ergebnisse der kritischen Würdigung
145
4 Strategie der Dynamischen Ökologieführerschaft und Anwendung am Beispiel der Automobilindustrie
4.1 Entwicklung der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
14? 148
4.1.1 Grundlagendarstellung
148
4.1.2 Branchenanalyse - Sind ausreichende ökologische Verbesserungsmöglichkeiten vorhanden? 1$4 4.1.3 Analyse der Untemehmenspotentiale
158
4.1.4 Ansätze zur Operationalisierung der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft
161
4.1.5 Einordnung der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft in ausgewählte Wettbe werbsstrategien 166
4.1.6 Vergleich zwischen der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft und der Öko-Leadership-Strategie von Henkel 1 71 4.1.6.1 Darstellung der Öko-Leadership-Strategie von Henkel
4.1.6.2 Differenzierung zwischen Dynamischer Ökologieführerschaft und ÖkoLeadership 175 4.2 Anwendbarkeit der Dynamischen Ökologieführerschaft für die Automobilindustrie 4.2.1 Wettbewerbssituation in der Automobilindustrie
171
177
179
179
4.2.1.1 Betrachtung aktueller Wettbewerbsmerkmale
4.2.1.2 Aktuelle Konzentrationstendenzen in der Automobilindustrie
184
4.2.1.3 Bewertung der Wettbewerbssituation
189
4.2.2 Ökologische Relevanz von Automobilproduktion, Automobilnutzung und Auto mobilrecycling 191 4.2.2.1 Ökologische Relevanz der Automobilproduktion und des Automobil recyclings
191
4.2.2.2 Ökologische Relevanz der Automobilnutzung
194
4.2.3 Ansatzpunkte zur automobilen Verbrauchsreduzierung als ökologisch besonders relevanter Parameter 197 4.2.3.1 Gewichtsminimierung der Fahrzeuge als ein möglicher Parameter zur V erbrauchsreduzierung
19$
4.2.3.2 Möglichkeiten und Grenzen der Dieseltechnologie
201
4.2.3.3 Optimierungsbestrebungen bei Benzinmotoren
203
4.2.3.4 Betrachtung der Elektrofahrzeuge
205
4.2.3.5 Kombinierter Einsatz von Verbrennungs- und Elektromotoren bei Hybridfahrzeugen
208
Seite - VIII -
Verzeichnisse
4.23.6 Chancen des Erdgasantriebes und weiterer Verbesserungspotentiale
210
4.2.4 Verbrauchsreduzierung - wichtige ökologische Anforderung an die Automobil industrie ^12
4.2.4.1 Gesetzliche Anforderungen an die Automobilnutzung und die Reaktion der Automobilbranche 4.2.4.2 Gesellschaftliche Anforderungen an die Automobilindustrie
214
4.2.43 Einführung des Drei-Liter-Fahrzeuges als operationalisierte Anforderung an die Automobilindustrie 16
4.2.4.4 Einführung des Hypercars als weitestgehende Anforderung an die Auto mobilindustrie ^18
4.2.5 Ökologische Positionierung ausgewählter Automobilhersteller
220
4.2.5.1 DaimlerChrysler - Mit neuen Modellen zur ökologischen Kompetenz?
221
4.2.5.2 Opel - Gelang eine Anknüpfung an die Katalysatorinitiative?
223
4.2.53 Ökologische Vorstöße des VW-Konzems
225
4.2.5.4 Toyota - Ökologisierung mit der Einführung des Prius?
228
4.2.5.5 Positionierung weiterer Unternehmen 4.2.6 Diskussion der Zwischenergebnisse
229
230
5 Empirische Analyse der Automobilindustrie vor dem Hintergrund der Dynamischen Ökologieführerschaft und ausgewählter Schrifttumsergebnisse m
5.1 Grundlagen der empirischen Untersuchung
236
5.2 Darstellung der untersuchten Automobiluntemehmen
246
5.2.1 Aufbereitung der allgemeinen Untemehmensdaten
246
5.2.1.1 Anzahl der Produktionsstandorte
246
5.2.1.2 Anzahl der Länder, in denen die Produkte angeboten werden
247
5.2.13 Beginn der Marktteilnahme
249
5.2.1.4 Umsatzaufteilung bzw. Absatzerfolge der beteiligten Unternehmen
250
5.2.2 Wettbewerbspositionierung der betrachteten Unternehmen und ökonomischer Erfolg 5.2.2.1 Wettbewerbsstrategische Ausrichtung der beteiligten Unternehmen und Vergleich zu den Ergebnissen von Backhaus/Schlüter 5.2.2.2 Bedeutung strategischer Erfolgsfaktoren im Vergleich zu den Ergebnis sen von Fritz und Diller/Lücking 2$? 5.2.23 Erfolgsentwicklung der beteiligten Unternehmen im Überblick
262
5.3 Ermittelte ökologische Ausrichtung der Automobiluntemehmen im Vergleich zu aus gewählten Ergebnissen der branchenübergreifenden empirischen Forschung 5.3.1 Strategisch-ökologische Untemehmensausrichtung
266
53.1.1 Motive ökologischen Handelns in der Automobilindustrie reflektiert an ausgewählten Studien 53.1.2 Implementierung des Umweltschutzes in das unternehmerische Ziel system im Vergleich zu den Ergebnissen von Meffert/Kirchgeorg 5.3.13 Wechselwirkung zwischen dem Umweltschutzziel und anderen Unter nehmenszielen im Kanon anderer empirischer Untersuchungen 'm
Verzeichnisse
Seite - IX -
4 Integration ökologischer Gedanken in die strategische Planung und deren Bewertung, gemessen an den Ergebnissen der FUUF 5.3.1. 5 Berücksichtigung ökologischer Sachverhalte bei der Produktkonzeption, gemessen an den durch Coenenberg et al. generierten Ergebnissen 5.3.1. 6 Berücksichtigung ökologischer Sachverhalte in der Produktionsgestal tung in der Gegenüberstellung der von Coenenberg et al. erzielten Ergebnisse 279
5.3.1.
5.3.2 Organisation ökologischer Untemehmensausrichtung
281
5.3.2.1 Koordination ökologischer Aktivitäten unter Bezugnahme der durch Steinle et al. generierten Resultate 281 5.3.2.2 Existenz weltweit einheitlicher Standards
283
5.3.3 Allgemeine ökologische Selbsteinschätzung der befragten Automobilhersteller
284
5.3.3.1 Selbsteinschätzung der produktspezifischen Umweltausrichtung für den deutschen Markt 284 5.3.3.2 Verkaufseinstellung aus ökologischen Gründen
286
5.3.3.3 Selbsteinschätzung der produktionsspezifischen Umweltausrichtung
287
5.3.3.4 Hindernisse eines weiteren Umweltmanagements
289
5.3.3.4.1 Grundsätzliche Hindernisse - Darstellung und Diskussion an den durch Meffert et al. erzielten Ergebnissen 289
5.3.3.4.2 Spezifische Hindernisse für Kleinserienhersteller
295
5.3.3.5 Umwandlung des eigenen Umweltschutzstandards zur gesetzlichen Vorlage 296 5.3.4 Einfluß der Ökologie auf die Werbung in der Automobilindustrie
298
5.3.4.1 Ökologische Schwerpunktthemen in der Werbung
298
5.3.4.2 Branchendruckinduzierte Ökologisierung der Automobilwerbung
299
5.3.4.3 Sponsoring von Umweltschutzorganisationen
300
5.3.5 Ökologische Orientierung und deren ökonomische Auswirkungen
302
5.3.5.1 Rentabilität ökologischer und herkömmlicher Produkte sowie Bezug nahme zu den durch Steinle et al. ermittelten Ergebnissen 302 5.3.5.2 Realisierung üblicher Rentabilitätsanforderungen durch umwelt orientierte Investitionen
304
5.3.5.3 Subventionsbedarf ökologischer Produkte
306
5.3.5.4 Amortisationszeiten ökologischer und konventioneller Produktions anlagen im Vergleich 307
5.3.5.5 Realisierung von Kostendegressionen im Umweltschutzbereich
308
5.3.5.6 Negative ökonomische Auswirkungenökologischer Gesetzgebung
309
5.4 Möglichkeiten der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft, überprüft an den Branchen spezifika der Automobilindustrie
311
5.4.1 Untersuchung des ökologischen Wettbewerbsumfeldes der Automobilindustrie
5.4.1.1 Auslöser der ökologischen Sensibilisierung bei Verbrauchern und der Automobilindustrie 311 5.4.1.2 Ökologische Beurteilung der Branchenteilnehmer hinsichtlich Kommuni kation und Technik 315 5.4.1.3 Erfolgsvoraussetzung zur ökologischen Positionierung in der Automobil industrie 317
311
Seite - X -
Verzeichnisse
5.4.1.4 Realisierung ökologischer Durchbrüche und Auswirkungen für die durch führenden Unternehmen 31 $ 5.4.2 Darstellung wichtiger Forschungsergebnisse und des Forschungsverhaltens in der Automobilindustrie m 5.4.2.1 Forschungsergebnisse zur Gewichtsreduzierung und zu alternativen Antriebskonzepten 322
5.4.2.2 Einbeziehung von Wettbewerbern, branchenfremden Unternehmen und Universitäten in die Forschung der Automobilhersteller 331 5.4.2.3 Einschätzung des SmILE-Konzeptes von Greenpeace
5.4.3 Umsetzung ökologischer Maßnahmen 5.4.3.1 Berücksichtigung ökologischer Aspekte bei der Beschaffung
335
337
337
5.4.3.2 Grundsätzliche Produktionsmöglichkeiten verbrauchsorientierter Fahr zeuge 339 5.4.4 Betroffenheit von ökologischen Gesetzgebungsmaßnahmen
344
5.4.4.1 Einschätzung ökologischer Gesetzgebungsmaßnahmen
344
5.4.4.2 Reaktionen auf restriktive Flottenverbrauchsbeschränkungen
349
5.5 Überprüfung der Zukunftserwartungen in der Automobilindustrie und deren Reflektion
353
5.5.1 Wachstumspotential des deutschen Automobilmarktes und weltweite Relevanz der Ökologie für die Automobilindustrie 5.5.1.1 Wachstumsbeurteilung des deutschen Automobilmarktes
JJ 353
5.5.1.2 Erwartung internationaler gesetzlicher Umweltauflagen
355
5.5.1.3 Erwartete Umweltanforderungen durch Konsumenten im internationalen Vergleich 359
5.5.2 Erwartetes ökologisches Wettbewerbsumfeld für die Automobilindustrie 5.5.2.1 Beurteilung des Hypercars nach Lovins
363
363
5.5.2.2 Künftige Konkurrenzfähigkeit von Kleinstuntemehmen
364
5.5.23 Beurteilung potentieller branchenfremder Konkurrenten
366
5.6 Ergebniszusammenfassung und Konsequenzen für die praktische Anwendung der Dynamischen Ökologiefiihrerschaft in der Automobilindustrie
368
Verzeichnisse
Seite - XI -
6 Statistische Interpretation ausgewählter empirischer Zusammenhänge und Bezug nahme zur Wettbewerbsstrategie der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft
372 6.1 Analyse des Zusammenhangs zwischen Wettbewerbsstrategie und dem zentralen strategischen Erfolgsfaktor
6.1.1 Aussageintention der Korrespondenzanalyse 6.1.2 Wettbewerbsstrategische Untemehmenspositionierung im Bezugsrahmen der strategischen Erfolgsfaktoren 6.2 Ökologische Untemehmensausrichtung und Erfolgszuordnung mit Hilfe der Clusteranalyse
373 373
381
6.2.1 Reliabilitätsanalyse als Grundlage der Gruppenbildung
382
6.2.2 Gruppenbildung und Erfolgsanalyse
386
6.2.2.1 Sachlogische Herleitung
386
6.2.2.2 Gruppendeterminierung mittels der Clusteranalyse
388
6.2.2.3 Erfolgsanalyse
391
7 Zusammenfassung und Ausblick
395
Literaturverzeichnis
404
Anhang
488
Stichwortverzeichnis
523
Seite - XII -
Verzeichnisse
Abbildungsverzeichnis Seite:
5
Abb.l:
Übersicht des Untersuchungsverlaufes
Abb.2.1:
Detaillierte Darstellung der Stufen eines strategischen Prozesses
Abb.2.2:
Wettbewerbsstrategien und strategische Erfolgsfaktoren
14
Abb.2.3:
Generische Wettbewerbsstrategien nach Porter
17
10
Abb.2.4:
Strategieauswahl und Rentabilität
18
Abb.2.5:
Erweiterter Ansatz zur Klassifizierung von Wettbewerbsstrategien
28
Abb.2.6:
Mögliche Einteilung hybrider Wettbewerbsstrategien
29
Abb.2.7:
Beispielhafte Einteilung multilokal hybrider Wettbewerbsstrategien
31
Abb.2.8:
Schematik der Outpacing-Strategies
33
Abb.2.9:
Darstellung und kritische Beurteilung der Outpacing-Strategies
34
Abb.2.10:
Möglichkeiten zur Realisierung Maßgeschneiderter Massenprodukte
38
Abb.2.11:
Dynamische Produktdifferenzierung im Kontext der generischenStrategien
42
Abb.2.12:
Maßgebliche strategische Erfolgsfaktoren der Dynamischen Produkt
differenzierung
43
Abb.2.13:
Gestaltungsfelder zur Sicherung der Dynamischen Produktdifferenzierung
44
Abb.2.14:
Schema des Simultaneitätskonzeptes nach Corsten/Will
45
Abb.3.1:
Entwicklung des Verbrauchs von FCKW und Halonen in ODP-Tonnen in
besonders relevanten Staaten
56
Abb.3.2:
CO2-Emission in der Bundesrepublik nach Verursachern im Zeitverlauf
57
Abb.3.3:
Schematischer Zusammenhang zwischen Umweltbewußtsein und Umwelt
verhalten
79
Abb.3.4:
Schema der ökologischen Gap
80
Abb.3.5:
Verbrauchsabhängige Besteuerung der Automobile in Ontario
Abb.3.6:
Umstellungsprofile unterschiedlicher Teilnehmer der Wertkette nach Spiller
87
103
Abb.3.7:
Strategieauswahlmöglichkeiten nach Meffert/Kirchgeorg
110
Abb.3.8:
Systematisierung der Basisstrategien nach Meffert/Kirchgeorg
112
Abb.3.9:
Ansatzpunkte für eine ökologische Strategie
Abb.3.10:
Ökologische Wettbewerbsfelder der Lebensmittelbranche nach Dyllick et al.
Abb.3.11:
Ökologische Wettbewerbsstrategien nach Dyllick et al.
120
Abb.3.12:
Marktchancen-Risiko-Kombinationen nach Steger
124
Abb.3.13:
Dimensionen der unternehmerischen Positionierung nach Hummel
129
Abb.3.14:
Untemehmensausrichtung im dreidimensionalen Raum, ohne die Ökologie schwerpunktmäßig einzubeziehen
115 118
13 0
Seite - XIII -
Verzeichnisse
Seite:
Abb.3.15:
Doppelt simultan hybride Untemehmensausrichtung im dreidimensionalen
Raum
131
Abb.3.16:
Konzentration auf Ökologie und Kosten im dreidimensionalen Raum
132
Abb.3.17:
Würfel zur ökologischen Profilierung in Abhängigkeit von der gewählten
Abb.3.18:
Operationalisierung des Würfels zur ökologischen Profilierung im Wett
Abb.3.19:
Zusammenfassung der vorgebrachten Kritik
Wettbewerbsstrategie bewerb
Abb.4.1:
134
135 146
Strategische Erfolgsfaktoren und Wesensmerkmale der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft
152
Abb.4.2:
Nutzengenerierung durch die Dynamische Ökologiefuhrerschaft I
153
Abb.4.3:
Nutzengenerierung durch die Dynamische Ökologiefuhrerschaft II
154
Abb.4.4:
Prüfschema zur Anwendbarkeit der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft
155
Abb.4.5:
Ökologische Positionierung in Abhängigkeit von Wahrnehmung und Potential
156
Abb.4.6:
Einordnung der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft in den Kanon ausge
Abb.4.7:
Unterteilungsschema für ökologische Strategien in Abhängigkeit von Gewinn
wählter Wettbewerbsstrategien
167
und Ganzheitlichkeitsanspruch
170
Abb.4.8:
Qualitätsabgrenzung nach Henkel
174
Abb.4.9:
Operationalisierte Wesensmerkmale der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft für die Automobilindustrie
231 239
Abb.5.1:
Übersicht der nicht teilnehmenden Unternehmen nach Ursachen gegliedert
Abb.5.2:
Entwicklung der zu befragenden Unternehmen im Untersuchungsverlauf
241
Abb.5.3:
Beteiligte Unternehmen im Überblick
242
Abb.5.4:
Untemehmensbeteiligung an der Untersuchung nach Herstellern und regionalen Gesichtspunkten
Abb.5.5:
Anzahl der Länder, die als Produktionsstandort genutzt werden
244
246
Abb.5.6:
Anzahl der Länder, in denen die Produkte angeboten werden
248
Abb.5.7:
Markteintritt in Deutschland
249
Abb.5.8:
Stückabsatz der Elektrofahrzeughersteller für das Jahr 1996 und Gesamtabsatz
Abb.5.9:
Wettbewerbsstrategische Ausrichtung der untersuchten Unternehmen
Abb.5.10:
Wettbewerbsstrategische Ausrichtung der untersuchten Unternehmen im
Abb.5.11:
Durch den Kunden wahrgenommene Wettbewerbsvorteile
Vergleich mit den Ergebnissen von Backhaus/Schlüter
251
253
255 257
Seite - XIV -
Verzeichnisse
Seite:
Abb.5.12:
Vergleichende Übersicht ausgewählter Ergebnisse der Erfolgsfaktoren forschung
259
Abb.5.13:
Strategische Erfolgsfaktoren, Erfolgspotentiale und Zielgrößen
261
Abb.5.14:
Erfolgsentwicklung der beteiligten Unternehmen im Überblick
263
Abb.5.15:
Motive ökologischen Handelns
Abb.5.16:
Ökologie als eigenständiger Bestandteil des unternehmerischen Zielsystems
Abb.5.17:
Einfluß der Ökologie auf andere Untemehmensziele
Abb.5.18:
266 269
271
Zielbeziehungen und Wirkungen der Ökologie auf andere Untemehmens
ziele im Kontext verschiedener empirischer Erhebungen
273
Abb.5.19:
Einbeziehung ökologischer Gedanken in die strategische Planung
274
Abb.5.20:
Integration ökologischer Fragen in die Untemehmensplanung im Vergleich
275
Abb.5.21:
Einfluß ökologischer Fragestellungen bei der Produktkonzeption
277
Abb.5.22:
Einbeziehung von Umweltschutzaspekten in die F&E nach Coenenberg et al.
278
Abb.5.23:
Frühzeitige Implementierung ökologischer Fragen in die Produktion
279
Abb.5.24:
Einbeziehung von Umweltschutzaspekten in die Fertigung nach
Abb.5.25:
Abstimmung ökologischen Verhaltens im Unternehmen
282
Abb.5.26:
Weltweit einheitliche Produktionsstandards
283
Coenenberg et al.
280
Abb.5.27:
Produktbezogene Umweltausrichtung auf dem deutschen Markt
285
Abb.5.28:
Produkteliminierung aus ökologischen Gründen
286
Abb.5.29:
Selbsteinschätzung der produktionsspezifischen Umweltorientierung
288
Abb.5.30:
Grundsätzliche Hindernisse für eine stärkere Ökologieorientierung
290
Abb.5.31:
Hindernisse weiteren ökologischen Engagements im Vergleich mit den Ergebnissen nach Meffert et al.
Abb.5.32:
294
Spezifische Hindernisse der Kleinserienhersteller für weiteres ökologisches
Engagement
296
Abb.5.33:
Einflußnahme auf die Formulierung ökologischer Gesetzesvorschriften
297
Abb.5.34:
Schwerpunkte ökologischer Werbeaktivitäten
298
Abb.5.35:
Ökologisch orientierte Werbung als Reaktion auf den Konkurrenzdruck
299
Abb.5.36:
Förderung von Umweltschutzorganisationen
301
Abb.5.37:
Rentabilität ökologischer Produktionsvarianten im Vergleich zu
Abb.5.3 8:
Wirkung ökologischer Produkte auf das Betriebsergebnis im Vergleich
Abb.5.39:
Erfullungsgrad der Erwartungen umweltorientierter Investitionen
304
Abb.5.40:
Einfluß ökologischer Investitionen auf das Betriebsergebnis
305
Abb.5.41:
Subventionierung ökologischer Produkte durch „herkömmliche”
306
„herkömmlichen” Varianten
zur Untersuchung von Steinle et al.
302
303
Seite-X V-
Verzeichnisse
Seite:
Abb.5.42:
Amortisationszeiten umweltorientierter Produktionsanlagen gemessen an
„herkömmlichen”
307
Abb.5.43:
Realisierung von Kostendegressionen im Umweltschutzbereich
308
Abb.5.44:
Negative Folgen aus Gesetzesänderungen im Ökologiebereich
310
Abb.5.45:
Ökologische Sensibilisierung in den 70er Jahren durch umweltrelevante
Ereignisse Abb.5.46:
Ereignisse
Abb.5.47:
312
Ökologische Sensibilisierung in den 80er Jahren durch umweltrelevante 313
Ökologische Sensibilisierung in den 90er Jahren durch umweltrelevante Ereignisse
314
Abb.5.48:
Ökologische Vorsprünge im Bereich Technik und Kommunikation
Abb.5.49:
Bewertung ausgewählter Parameter fur einen ökologischen Markterfolg
318
Abb.5.50:
Erzielung ökologischer Durchbrüche und ihre Folgen
320
Abb.5.51:
Ansatzpunkte ökologischer Durchbrüche
321
316
Abb.5.52:
Erfahrungen mit verschiedenen technischen Veränderungspotentialen
323
Abb.5.53:
Forschungsverhalten der Automobilhersteller
331
Abb.5.54:
Beurteilung des SmILE-Fahrzeugs von Greenpeace
335
Abb.5.55:
Berücksichtigung ökologischer Aspekte im Beschaffungsbereich
337
Abb.5.56:
Einbeziehung von Umweltschutzaspekten in die Beschaffung nach
Abb.5.57:
Möglichkeit der Industrie, verbrauchsreduzierte Fahrzeuge herstellen zu
Coenenberg et al.
können Abb.5.58:
Bewertung gesetzgeberischer Maßnahmen
Abb.5.59:
Reaktionen auf restriktive Flottenverbrauchsbeschränkungen durch den Gesetzgeber
338
340
345 350
Abb.5.60:
Beurteilung des Wachstumspotentials des deutschen Automobilmarktes
bis zum Jahr 2010
354
Abb.5.61:
Erwartung internationaler gesetzlicher Umweltauflagen bis zum Jahr 2010
355
Abb.5.62:
Erwartete ökologische Anforderungen der Konsumenten bis zum Jahr 2010
Abb.5.63:
Bewertung des Hypercaransatzes nach Lovins
363
Abb.5.64:
Beurteilung der Konkurrenzfähigkeit von Kleinstuntemehmen
365
Abb.5.65:
Marktchancen potentieller branchenfremder Konkurrenten
366
im internationalen Vergleich
359
Seite - XVI -
Verzeichnisse
Seite:
Abb.6.1:
Exemplarische Merkmalpositionierung in einem dreidimensionalen Raum
Abb.6.2:
Visualisierung einer Dimensionsreduzierung im Rahmen der Korrespon denzanalyse
374 376
Abb.6.3:
Beispiel einer Vektoraddition
377
Abb.6.4:
Korrespondenzanalyse zwischen Wettbewerbsstrategie und Kundenvorteil
379
Abb.6.5:
Vorgehen zur gruppenbildenden Analyse
381
Abb.6.6:
Gruppenbildung aufgrund strategischen und operativen ökologischen Ver
haltens
387
Beispiel zur euklidischen Distanz
389
Abb.6.8:
Dendrogramm zur ökologischen Positionierung
390
Abb.6.9:
Erfolg innerhalb der herausgearbeiteten Gruppen
392
Abb.7.1:
Entwicklungsschema der Dynamischen Ökologiefiihrerschaft
399
Abb.7.2:
Überprüfungsschema der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft
401
Abb.6.7:
Seite-XVII-
Verzeichnisse
Abkü rzu ngsverzeich nis AgV AiF akt. ARGE
A.S.I.E.G.E.
Audi Aufl. AP AWF AWK BCSD BDI bearb. BEWAG BGH BIUS BJU BMU BMW BUND BUWAL B.A.U.M CAD CAM CAP CAQ CCV CDU CFK
ch4 Chrysler CIM CIO Citroen Co. CO2 Conn. CoS C&C Daewoo Daihatsu Daimler-Benz DaimlerChrysler
Arbeitsgemeinschaft der Verbraucher e.V. Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen aktualisierte Arbeitsgemeinschaft der BEWAG; Energie-Versorgung Schwaben AG, Ham burgische Electricitätswerke-AG, RWE Energie AG, Schleswag AG und VEW AG Association Suisse pour Integration de le Ecologie dans la Gestion d'Enterprises Audi AG Auflage Arbeitspapier Ausschuß für wirtschaftliche Fertigung e.V. Aachener Werkzeugmaschinen Kolloquium Business Council for Sustainable Development Bundesverband der Deutschen Industrie bearbeitete Berliner Kraft- und Licht AG Bundesgerichtshof Betriebliche Umweltinformationssysteme Bundesverband Junger Untemehmmer Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Bayrische Motorenwerke AG Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V., Bonn Bundesamt für Umweltschutz, Wald und Landschaft der Schweiz Bundesarbeitskreis für Umweltmanagement Computer-Aided Design Computer-Aided Manufacturing Computer Aided Planning Computer-Aided Quality Assurance Composite Concept Vehicle Christlich Demokratische Union Kohlenstoffaserverstärkter Kunststoff Methan Chrysler Corporation Computer Integrated Manufacturing Computer Integrated Organization Citroen Deutschland AG Corporation Kohlendioxid Connecticut Committee on Science, Engineering and Public Policy Car & Company Daewoo Corporation Daihatsu Motor Company Daimler-Benz AG DaimlerChrysler AG
Seite - XVIII -
DGOR DlfW durchges. DR DV EDV ESP Ergh. erw. FAW FCKW FES FDI Fiat Ford Ford MC FS FSI FUUF F&E GDI ges. GfK GH grds. Greenpeace GM GMT GTP HAB HEW Henkel HIM Hotzenblitz HSG HUI Hyundai IAA IBM i.Br. ICDP i.e. i.L. IfWe IKH IÖW Isad ISOR
Verzeichnisse
Deutsche Gesellschaft fur Operations Research Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung durchgesehen Deutsche Richterakademie Datenverarbeitung Elektronische Datenverarbeitung Elektronisches Stabilitätsprogramm Ergänzungsheft erweiterte Forschungsstelle Automobilwirtschaft, Bamberg Fluorchlorkohlenwasserstoffe Friedrich-Ebert-Stiftung Fuel Direct Injection Fiat Auto SpA Ford-Werke AG Ford Motor Company Forschungsschwerpunkt Technik, Arbeit, Umwelt Fuels Stratified Injection Forschungsgruppe umweltorientierte Untemehmensfuhrung Forschung und Entwicklung Gasoline Direct Injection gesetzlich(e) Gesellschaft fur Konsumforschung Gesamthochschule grundsätzlich Greenpeace e.V. General Motors glasmattenverstärkte Thermoplaste Gruber, Titze & Partner International Management Consultans Hochschulgruppe Arbeits- und Betriebsorganisation Hamburger Elektrizitätswerk AG Henkel KGaA Human Integrated Manufacturing Hotzenblitz Mobile Thüringen GmbH Hochschule St. Gallen Hamburger Umwelt Institut, Zentrum für soziale und ökologische Technik e.V. Hyundai Business Group Internationale Automobil Ausstellung International Business Machines im Breisgau International Car Distribution Programme in einem in Liquidation Institut für Wirtschaftsethik Institut für Kraftfahrwesen Universität Hannover Institut für ökologische Wirtschaftsforschung GmbH Integrierter Starter Alternator (=Lichtmaschine) Initiative Solarmobil Ruhrgebiet e.V.
Verzeichnisse
luK IUS iwb IWE IWÖ JIT KBA Kdrs Kia KMU KrW-/AbfG KVP kW KZSS LB LEM LTD m&s MC MCC Mercedes-Benz MeRSy mgl. MIPS MITI Mitsubishi MPIfM mwN M-ZFP N20 NBIC NAWU NEFZ NIC Nissan Nox NRDC o3 O.J.
o.V. Ö.B.U. ökol. ÖMV ÖP ÖVK OFW OLG Opel
Seite - XIX -
Information und Kommunikation Integrierter Umweltschutz Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften Institut für Wirtschaftsethik an der Hochschule St.Gallen Institut für Wirtschaft und Ökologie an der Hochschule St. Gallen Just in Time Kraftfahrt-Bundesamt Kommissionsdrucksache Kia Corporation Kleine und mittlere Unternehmen Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz Kontinuierlicher Verbesserungsprozeß Kilowatt Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie Landesbank Leicht-Elektromobile Limited management & seminar Motor Company Micro Compact Car Mercedes-Benz AG Mercedes Recycling System möglich Materialinput pro Serviceeinheit Ministry of International Trade and Industry (Japan) Mitsubishi Motors Corporation Max-Planck-Institut fur Meteorologie mit weiteren Nachweisen Marketing ZFP Zeitschrift für Forschung und Praxis Stickstoffoxid National Bicycle Industrial Company Neue Analysen für Wirtschaft und Umweltschutz Neuer Europäischer Fahrzyklus New Industrial Country Nissan Motor Corporation Stickoxide Natural Resource Defense Council Ozon ohne Jahr ohne Verfasser Schweizerische Vereinigung für ökologisch bewußte Untemehmensführung ökologisch Österreichisches Ministerium für Verkehr Öko-Promotion Österreichischer Verein für Kraftfahrzeugtechnik Organisationsforum Wirtschaftskongreß e.V. Oberlandesgericht Adam Opel AG
Seite - XX -
PC PIMS Plc. PNGV Porsche PPS PR QFD Renault RMI RWE RWI RZEV Sachsenring Automobiltechnik Sehr. Schriftl. Samsung SASIL SIfA S-G SGE SmILE SPSS STEP Suzuki SVE TA Tb TB TCO TDI Toyota Toyota (D) TQM TÜV TZF&T UBA überarb. ULSAB UNEP UPI USW VCI VCD VDA VDG
Verzeichnisse
Personal Computer Profit Impact of Markest Strategies Public limited company Partnership for a New Generation of Vehicles Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG umweltorientierte Produktionsplanung und -Steuerung Public Relation Quality Function Development Renault S.A. Rocky Mountains Institute Rheinisch Westfalische Elektrizitätswerke Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung Real Zero Emission Vehicles
Sachsenring Automobiltechnik AG Schrift Schriftleitung Samsung Corporation Sodium Aluminium Silicat Schweizerisches Institut für Auslandsforschung Schmalenbach-Gesellschaft, Deutsche Gesellschaft für Betriebs wirtschaftslehre e.V. Strategische Geschäftseinheit Small Intelligent Light Efficient Statistic Program for Sozial Science Science and Technologie for Environment Protection Suzuki Motors Co. Solarmobil Verein Erlangen e.V. Technische Anweisung Teilbereich TopBusiness Total Cost of Ownership Turbodiesel mit Direkteinspritzung Toyota Motor Corporation Toyota Deutschland GmbH Total Quality Management Technischer Überwachungsverein Treffpunkt Zukunft, Fahrzeuge & Technologien GmbH & Co KG Umweltbundesamt überarbeitete Ultra Light Steel Auto Body United Nations Environment Program Umwelt- und Prognose-Institut Universitätsseminar der Wirtschaft Verband der Chemischen Industrie e.V. Verkehrsclub Deutschland e.V. Verband der Automobilindustrie e.V. Verein Deutscher Gießereifachleute
Verzeichnisse
VDI VDIK VDEW VDMA verbes. VEW vmi Volvo VW WBGU WGfMU WHfUK WIFI WTO WZB WwIR ZEV ZUMA
Seite - XXI -
Verein Deutscher Ingenieure Verband der Importeure von Kraftfahrzeugen e.V. Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke e.V. Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. verbesserte Vereinigte Elektrizitätswerke Westfalen AG verlag moderne Industrie AB Volvo Volkswagen AG Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen Wissenschaftliche Gesellschaft für Marketing und Untemehmensführung e.V. Wissenschaftliche Hochschule für Untemehmensführung Koblenz Wirtschaftsförderungsinstitut World Trade Organisation Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH Worldwatch Institute Report Zero Emissions Vehicles Zentrum fur Umfragen, Methoden und Analyse, Mannheim
Seite - XXII -
Verzeichnisse
Abkürzungsverzeichnis zitierter Zeitschriften und Handwörterbücher
AfSuS AH-S AMR ams AoME AoMJ AoMR ASA AZ BBS BddW bdw BFuP BH BMWM BUSY BW CMR CRN DB Dba DBW Dbw DM dna DS DO DU DW DZ EC EMJ E-SP et FAS FAZ FB/IE FT GF GPM HB Hbm HBR HBSWP
Archiv für Sozialwissenschaften und Sozialpolitik Autohaus-Spezial Automotive Marketing Review auto, motor und sport Academy of Management Executive Academy of Management Journal Academy of Management Review Allgemeines Statistisches Archiv Auto Zeitung Bonner Betriebswirtschaftliche Schriften Blick durch die Wirtschaft bild der Wissenschaft Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis Business Horizons BMW MAGAZIN Busy Magazin Business- & Trend-Monitoring Business Week California Management Review Computer Reseller News Der Betrieb Die Bank Die Betriebswirtschaft Der Betriebswirt Das Magazin das neue automobil Der Spiegel Die Orientierung Die Unternehmung, Schweizerische Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis Das Wirtschaftsstudium Die Zeit Eco Car European Management Journal Elektor-Sonderheft Plus Energiewirtschaftliche Tagesfragen Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung Frankfurter Allgemeine Zeitung Fortschrittliche Betriebsführung/Industrial Engineering Financial Times Gute Fahrt - Das Auto-Spezial für Volkswagen und Audi Greenpeace Magazin Handelsblatt HARVARD BUSINESS manager (bis 1992 Hm) Harvard Business Review Harvard Business School Working Paper
Verzeichnisse
HdJ Hm HWB HWProd io luK ISOR Ivw JdAV JoM JoMS JoGM KP krp LRP M&M M-BU mir mm MPIfM MuA MuM MW NJW NW NZZ ÖP PS Rr SD SdW SI Sm SM SMJ SZ Sz SzU TCJoWB TFaSC TJoBS TT TW UDH USW uwf
Seite - XXIII -
Handbuch des Jahresabschlusses in Einzeldarstellungen HARVARDmanager (seit 1993 HBm) Handwörterbuch Handwörterbuch der Produktionswirtschaft io Management Zeitschrift Informations- und Kommunikationssysteme SOLAR+E-MOBIL 1995 Internationales Verkehrswesen Jahrbuch der Absatz- und Verbrauchsforschung Journal of Management Journal of Management Studies Journal of General Management Kredit Praxis Kostenrechnungspraxis Long Range Planning Marktforschung und Management Mercedes-Benz Umweltjoumal Management International Review manager magazin Max-Planck-Institut fur Meteorologie Müll und Abfall, Fachzeitschrift für Behandlung und Beseitigung von Abfallen Management und Mittelstand Management Wissen Neue Juristische Wochenschrift New World, Das Siemens-Magazin Neue Züricher Zeitung ÖkologiePolitik Das Sport Motorrad Magazin Renault revue Sustainable Development Spektrum der Wissenschaft, Internationale Ausgabe in deutscher Sprache von Scientific American Special Issue Strom mobil Solarmobil Mitteilungen, Fachzeitschrift für Solarmobile und Elektroautos Strategie Management Journal Süddeutsche Zeitung Szenario Schriften zur Untemehmensführung The Columbia Journal of World Business Technological Forecasting and Social Change The Journal of Business Strategy The Times Thema Wirtschaft Unsere Duisburger Hochschule Universitätsseminar der Wirtschaft Umweltwirtschaftsforum
Seite - XXIV -
VDI-Z
WiSt WISU Wiwo WLB WP WS WwIR ZA ZfaU ZfB zfbf ZfdgVw zfhf zfo ZfO ZfP ZfU ZfVw ZögU Z-P z-s ZVersWiss
Verzeichnisse
Zeitung des Vereins Deutscher Ingenieure für integrierte Produktionstechnik (bis August 1990: Zeitung des Vereins Deutscher Ingenieure für Maschinenbau und Metallverarbeitung) Wirtschaftswissenschaftliches Studium Das Wirtschaftsstudium Wirtschaftswoche Wasser, Luft und Boden Wuppertal Papers Wirtschaftsspiegel Worldwatch Institute Report Zentralarchiv für empirische Sozialforschung Universität zu Köln Zeitschrift für angewandte Umweltforschung Zeitschrift für Betriebswirtschaft Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung (bis 1964: zfhf) Zeitschrift für das gesamte Versicherungswesen Zeitschrift für handelswissenschaftliche Forschung Zeitschrift Führung + Organisation (bis 1981: ZfO) Zeitschrift für Organisation Zeitschrift für Planung Zeitschrift für Umweltpolitik Zeitschrift für VerkehrsWirtschaft Zeitschrift für öffentliche und gemeinwirtschaftliche Unternehmen Zeit-Punkte Zeit-Schriften (seit Ausgabe 2/1992 Z-P) Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft
Dynamische ÖkologiefÜhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite -1 -
1 Einleitung
1.1 Problemstellung Industrieunternehmen werden zunehmend mit einer gesteigerten Komplexität konfrontiert. Eine
Ursache dieser Entwicklung ist die hohe Änderungsgeschwindigkeit der Rahmenbedingungen auf den verschiedenen Märkten. Die daraus resultierende turbulente Umwelt macht es deshalb für Unternehmen schwierig, Wettbewerbsvorteile zu erzielen.1
Zur Erreichung des Ziels, die langfristige Wettbewerbsfähigkeit in Unternehmen zu schaffen und zu erhalten, werden im Schrifttum verschiedene Vorgehensweisen diskutiert.2 Schon in den 80er Jahren
formulierte Porter seinen marktorientierten wettbewerbsstrategischen Ansatz, bei dem er zwischen Kostenfuhrerschaft und Differenzierung unterscheidet. Nach seiner Einschätzung sind diese Grund
ausrichtungen nicht miteinander kompatibel.3 Auch wenn diesem Ansatz eine hohe Bedeutung
zukommt4 müssen wir feststellen, daß er angesichts der hohen Dynamik der Märkte Defizite auf
weist. Diese Tatsache wurde bereits in den ausgehenden 80er Jahren erkannt.5 Im aktuellen betriebswirtschaftlichen Schrifttum wird deshalb vorgeschlagen, der Dynamik der
Märkte durch die Verwendung hybrider Wettbewerbsstrategien zu begegnen. Die hybriden Wettbe werbsstrategien werden in drei Gruppen unterteilt. Bei einer multilokal hybriden Ausrichtung
erfolgt die Strategieauswahl nach geographischen Gegebenheiten, während im Rahmen sequentiell hybrider Strategien Differenzierung bzw. Kostenminimierung zeitlich nacheinander verfolgt werden. Eine Orientierung an simultan hybriden Wettbewerbsstrategien zielt darauf ab, Kosten und
Differenzierungsvorteile gleichzeitig zu realisieren.6 Strategien dieses Typs bieten somit besonders gute Möglichkeiten, der Dynamik der Märkte sachgerecht zu begegnen.7 Explizite Berücksichtigung
ökologischer Fragestellungen sind in diesen Konzepten aufgrund der allgemeineren Zielsetzung nicht vorhanden.8
1
2
3 4 5 6 7 8
Vgl. Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996a], S.193; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996b], S.3; Aaker [Marke 1998], S.43; Adam/Johannwille [Komplexitätsfalle 1998], S5ff; und Lester et al. [Manager 1998], S.26. Vgl. Bodenstein/Spiller [Marketing 1998], S.150; Corsten [Grundlagen 1998], S.93ff; und Hahn [Konzepte 1998], S.566L Vgl. aktuell Porter [Wettbewerbsstrategie 1999], S.70ff; und Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], S.37ff. Vgl. Corsten [Grundlagen 1998], S.93. Vgl. Kaluza [Erzeugniswechsel 1987]. Vgl. Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995]; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996a], S.196ff; und Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996b], S.6ff. Vgl. Corsten/Will [Simultaneität 1995], S.238ff; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996a], S.198ff; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996b], S.9ff; und Will [Wettbewerbsvorteile 1996], S.59ff. Vgl. Corsten/Will [Simultaneität 1995], S.238ff; Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995]; Kaluza [Produktdifferenzie rungsstrategie 1996a], S.193ff; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996b], S.3ff; Will [Wettbewerbsvor teile 1996], S.59ff; und Piller [Massenproduktion 1998].
Seite - 2 -Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Der natürlichen Umwelt kommt als Verursacher der Komplexitätszunahme eine hohe Bedeutung zu, da die Unternehmen mit den verschiedensten Herausforderungen konfrontiert werden. So lösen
ökologische Fragestellungen eine zunehmende Regelungsdichte aus, da staatliche Institutionen zur Bewältigung oft auf gesetzgeberische Maßnahmen zurückgreifen.9 Durch die Sensibilisierung der
Konsumenten für die Thematik des Umweltschutzes können bestehende Marktverhältnisse außer Kraft gesetzt werden, indem bisher erfolgreiche Produkte kaum mehr nachgefragt werden.10 Zudem beeinträchtigen ökologisch induzierte Strafzahlungen und Nachbesserungen von Anlagen die Kre
ditwürdigkeit der Unternehmen, wenn sie deren Finanzkraft deutlich verringern.11 Insgesamt üben ökologische Fragen auf die Unternehmen einen deutlichen Einfluß aus und induzieren eine weitere Komplexitätszunahme, die durch diese zu bewältigen ist.12 Für den künftigen Wettbewerb wird die
Ökologie als dominierender Parameter eingestuft.13
Es ist somit erforderlich, die Ökologie explizit in die Formulierung von Wettbewerbsstrategien ein zubeziehen. Die existierenden wettbewerbsstrategischen Ansätze, welche diesem Anspruch genügen, implementieren die Dynamik der Märkte aber nur unzureichend. Im wesentlichen greifen
diese Autoren auf die Wettbewerbsstrategien von Porter zurück.14 Die Ausrichtung als Kostenführer oder Differenzierer ist schon im Bereich der konventionellen Wettbewerbsstrategien meist nicht
zielführend. Ökologisch ausgerichtete Unternehmen sind mit einer noch höheren Komplexität kon frontiert als andere Unternehmen. Neben den stark an Porter angelehnten ökologischen Strategiean
sätzen gibt es vereinzelte Vorschläge, die eine ausdrückliche Ökologieorientierung und ein sequen
tiell hybrides Vorgehen miteinander verbinden.15 Aus der Sicht der Industrieunternehmen fehlt somit eine simultan hybride Wettbewerbsstrategie, mit der sowohl der ökologischen Herausfor derung als auch der Dynamik der Märkte in adäquater Form begegnet werden kann.
Hauptziel der vorliegenden Arbeit ist es, eine Wettbewerbsstrategie zu entwerfen, die beide Anfor
derungen erfüllt. Dieses neue Konzept wird als Dynamische Ökologieführerschaft bezeichnet.
Neben den Wesensmerkmalen sind dabei auch die strategischen Erfolgfaktor-Zielgrößen abzu leiten. Es ist außerdem erforderlich zu prüfen, ob die Wettbewerbsstrategie generisch einsetzbar ist. Hierzu muß analysiert werden, ob alle Branchen im gleichen Umfang für die Implementierung der
neuen Wettbewerbsstrategie geeignet sind. Auch die Frage der Voraussetzungen, die auf der Unter nehmensebene erfüllt sein müssen, um die Dynamische Ökologieführerschaft erfolgreich
9 10 11 12
13 14
15
Vgl. Rohe [Umweltschutz 1992], S.600; und Freimann [Öko-Audit 1997], S.160. Vgl. Dyllick/Belz [Betroffenheit 1994], S. 1. Vgl. Schmidheiny et al. [Finanzierung 1996], S.163f.; und Schwarze [Umweltorientierung 1997], S.284ff. Vgl. Dyllick [Ökologie 1995], S.75; Hahn [Konzepte 1998], S.563; Bullinger et al. [Integrationsbasis 1998], S.10; Kreikebaum [Organisationsmanagement 1998], S.76; und Richter [Entwicklung 1998], S.96. Vgl. Dyllick/Belz [Einleitung 1994], S.12; und Liesegang [Lernprozesse 1995b], S.159. Vgl. Steger [Umweltmanagement 1993], S.2O8ff.; Steger [Management 1994], S.71 ff.; Dyllick et al. [Wettbe werbsfähigkeit 1997], S.57ff.; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.22 Iff. Vgl. Türck [Produkt 1991], S. 191 f.; Türck [Erfolgschancen 1994], S,129fE; und Hummel [Öko-Controlling 1997], S.36ff.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie________________________________________
Seite - 3 -
anzuwenden, ist von uns zu prüfen. Die Grundsätze der Operationalisierung müssen ebenfalls darge
stellt werden. Als abschließende Anforderung verbleibt noch die Einordnung des von uns zu ent
wickelnden Konzeptes in das System der existierenden Wettbewerbsstrategien. Neben der theoriegestützten Herleitung sehen wir in der Konkretisierung unserer Wettbewerbsstra
tegie eine weitere Hauptaufgabe. Als Anwendungsbeispiel verwenden wir die Automobilindustrie, die unter anderem durch eine hohe ökonomische Bedeutung gekennzeichnet ist.16 Zur zielgerichte ten Analyse konzentrieren wir unsere Betrachtungen auf die Automobile, die dem Personentransport
dienen und nicht auf Lastkraftwagen. Ziel ist es somit, die Eignung der Dynamischen Ökologiefuh rerschaft für die Anwendung in der Automobilindustrie zu überprüfen und die besonderen Ausge staltungen auf der Grundlage des aktuellen Schrifttums herzuleiten. Hierzu ist es erforderlich, die Wettbewerbsintensität und die Umweltrelevanz zu betrachten. Zudem müssen wir prüfen, ob und
welches ökologische Themenfeld für unsere Strategie einsetzbar ist. Ebenso sind die ökologischen Anforderungen an die Automobilindustrie zu untersuchen. In diesem Zusammenhang sind umwelt
bezogene Aktivitäten der Branchenmitglieder kritisch zu würdigen, um die Wettbewerbsintensität der Branche in Bezug auf die Ökologie zu ermitteln. Auf der Grundlage der zu generierenden
Ergebnisse ist bei Eignung der Dynamischen Ökologieführerschaft, diese für den Einsatz in der
Automobilindustrie zu konkretisieren. Über die Konzeption der Dynamischen Ökologieführerschaft und ihrer literaturgestützten Operatio
nalisierung am Beispiel der Automobilindustrie bildet die eigene empirische Analyse eine ebenso wesentliche Aufgabe zur weiteren Fundierung17 der Einsatzmöglichkeiten für die untersuchte Bran che. Die Automobilindustrie ist aufgrund ihrer oligopolistischen Angebotsstruktur für eine Befra gung gut geeignet. Hierbei ist es sachgerecht, ausschließlich die Produzenten bzw. deren Reprä
sentanzen einzubeziehen, um so den Betrachtungsfokus auf das Gesamtprodukt zu legen. Neben den
konventionellen Automobilhersteilem sind auch die elektrofahrzeugherstellenden Kleinserienprodu zenten zu betrachten, denen teilweise ein erhebliches Innovationspotential im ökologischen Bereich zugeschrieben wird18 und deren Wettbewerbssituation empirisch bisher unzureichend erforscht ist. Wir wollen das vorhandene Branchenpotential untersuchen und nicht die Anwendbarkeit für ein
bestimmtes Unternehmen überprüfen, da diese Aufgabe im Rahmen einer standardisierten schriftli chen Befragung nicht zu lösen ist, sondern eine wesentlich intensivere Zusammenarbeit mit dem Unternehmen erfordert.
So sollten beispielsweise Marketinginstrumente19 nicht pauschal
„verordnet”, sondern untemehmensindividuell erarbeitet werden.
16 17
11 19
Vgl. Hünerberg [Zukunft 1995], S.716; Caspers [Megatrends 1994], S.59; FAW [Zukunftserwartungen 1994], S.2; und Kaluza/Ostendorf [Szenario-Technik 1995], S.43ff. Eine Überprüfung der Verbreitung ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich, da unser Konzept bis heute noch nicht vorgestellt wurde. Vgl. zur grundsätzlichen Problematik Chmielewicz [Forschungskonzeptionen 1994], S.146f. Vgl. von Weizsäcker et al. [Faktor 1997], S.37. Vgl. grundsätzlich zu den Marketinginstrumenten Bodenstein/Spiller [Marketing 1998], S.155ff.
Seite - 4 -
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Im Rahmen der empirischen Untersuchung besteht eine unserer Aufgaben darin, die Ergebnisse der einzelnen Fragen separat aufzubereiten, darzustellen und hinsichtlich ihres ökologischen Aussage
gehaltes zu bewerten. Zudem sind die zu generierenden Resultate mit ausgewählten, im Schrifttum existierenden empirischen Ergebnissen zu vergleichen und Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten vor dem Hintergrund der branchenspezifischen Situation der Automobilindustrie kritisch zu würdigen. Darüber hinaus ist es erforderlich, die Konsequenzen für die erfolgreiche Einsetzbarkeit der Dyna
mischen Okologieführerschaft an den Ergebnissen der einzeln Fragen zu diskutieren. Die abschließende Aufgabe besteht darin, basierend auf der separaten Bewertung der Fragebogener gebnisse, ausgewählte Fragen zu einer zusammenfassenden Betrachtung zu komprimieren, um
eine weitere Analyseebene hinzuzufügen. Hierbei ist, der Ausrichtung der Arbeit folgend, auf die Beziehungsanalyse von Wettbewerbsstrate
gie und wichtigstem strategischen Erfolgsfaktor ein Schwerpunkt zu legen. Es ist zu fragen, ob die
Unternehmen in Abhängigkeit von der wettbewerbsstrategischen Ausrichtung strategische Erfolgs faktoren auswählen oder ob in der Automobilindustrie zwischen diesen beiden Größen kein Zusam
menhang existiert. Hierzu ist auf die Korrespondenzanalyse, ein im deutschsprachigen Raum bisher wenig verbreitetes statistisches Instrument,20 zurückzugreifen. Das ermittelte Ergebnis ist im Hin blick auf die Praktikabilität der Dynamischen Ökologieführerschaft zu deuten. Im weiteren ist der Zusammenhang zwischen ökologischer Ausrichtung und Erfolg in der Automo
bilindustrie zu untersuchen. Auf der Basis ausgewählter, hierzu erhobener Fragen werden Gruppen mit unterschiedlichem ökologischen Engagement gebildet. Ebenfalls auf der Grundlage der von uns
erhobenen Daten wird der unternehmerische Erfolg der Branchenmitglieder ermittelt und den ein zelnen Gruppen zugeordnet, so daß der Erfolg in Abhängigkeit von der ökologischen Untemeh-
mensausrichtung erkennbar wird. Auch dieses Ergebnis wird für die Einsetzbarkeit der Dynami
schen Ökologieführerschaft in der Automobilindustrie interpretiert.
20
Vgl. Backhaus/Meyer [Korrespondenzanalyse 1988], S.295ff.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 5 -
1.2 Gang der Untersuchung Zur sachgerechten Erarbeitung der formulierten Problemstellung ist eine Gliederung der Arbeit in
sieben Teile zielfuhrend. Eine graphische Übersicht des grundlegenden Aufbaus der Arbeit sowie der Interdependenzen der einzelnen Teile zueinander vermittelt Abbildung 1.
Abb.l: Übersicht des Untersuchungsverlaufes
Nach dem einleitenden ersten Teil werden wir im zweiten Teil der Arbeit traditionelle und moderne
Wettbewerbsstrategien vorstellen und kritisch würdigen. Ausgangspunkt (2.1) der Betrachtung ist
Seite - 6 -Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
der Ansatz nach Porter. Neben der Darstellung in Abschnitt 2.1.1 erfolgt auch eine Beurteilung der
durch ihn vorgeschlagenen Strategien (2.1.2). Daran schließt sich im zweiten Kapitel (2.2) eine
Erörterung der modernen hybriden Wettbewerbsstrategien an, deren Grundlagen wir im ersten Abschnitt (2.2.1) aufzeigen. Im folgenden Abschnitt werden die multilokal und sequentiell hybriden
Strategien vorgestellt. In diesem Zusammenhang bilden die Ansätze von Gilbert/Strebel und Davis
bzw. Pine einen Schwerpunkt. Die besondere Bedeutung der simultan hybriden Wettbewerbsstrate gie berücksichtigend, widmen wir deren Diskussion einen eigenständigen Abschnitt. Hierbei
betrachten wir die Wettbewerbsstrategien nach Kaluza und Corsten/Will. Mit einer Diskussion der
erarbeiteten Ergebnisse (2.3) endet der zweite Teil. Der dritte Teil ist der ökologischen Thematik gewidmet und in drei Kapitel untergliedert. Im ersten
Kapitel (3.1) diskutieren wir die ökologischen Problemfelder, die eine Relevanz für den Betrach
tungsrahmen haben. Ausgangspunkt der Untersuchung ist eine Differenzierung ökologischer Fragen nach der Zugehörigkeit zu den Themenbereichen Ressourcenverbrauch und Entsorgung. Anschlie
ßend wird der Treibhauseffekt als globale ökologische Bedrohung diskutiert. Den Abschluß dieses Kapitels bildet die Darstellung möglicher Maßnahmen zur Verminderung des Treibhauseffektes und
deren Hindernisse.
Aufgabe des anschließenden Kapitels (3.2) ist die Auseinandersetzung mit dem Spannungsfeld zwi schen Ökologie und ökonomischen Interessen. Wir beginnen unsere Ausführungen mit einer volks
wirtschaftlichen Betrachtung. Daran schließt sich eine Analyse der Interessenlage ausgewählter Sta keholdergruppen an. Hierbei betrachten wir die Konsumenten, die Politiker und den Finanzsektor.
Dieses Kapitel findet in der Aufbereitung der unternehmerischen Perspektive seinen Abschluß. Die Instrumente und Wettbewerbsstrategien zur Begegnung der ökologischen Herausforderung bil
den den Gegenstand des abschließenden Kapitels (3.3). Im ersten Abschnitt dieses Kapitels (3.3.1) behandeln wir isolierte ökologische Instrumente, die zur Lösung ökologischer Probleme beitragen
können, jedoch keinen wettbewerbsstrategischen Charakter aufweisen. Anschließend werden ausge
wählte ökologieorientierte Wettbewerbsstrategiekonzepte vorgestellt. Hierbei finden die Ansätze nach Meffert und Kirchgeorg, Dyllick, Belz und Schneidewind, Steger sowie Hummel explizit Berücksichtigung. Im abschließenden Abschnitt dieses Teils (3.3.3) zeigen wir die Schwachstellen
dieser Konzepte auf. Ansatzpunkte unserer Kritik sind neben der unzureichenden Berücksichtigung der dynamischen Komponente die mangelnde Eigenständigkeit der bestehenden Konzeptionen
sowie Defizite bei den bisher verwendeten ökologischen Vier-Felder-Differenzierungsmatrizen. Auch die mangelnde Berücksichtigung unterschiedlicher Branchenpotentiale bietet einen Ansatz
punkt für Verbesserungen.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Auf der Basis der in den Teilen zwei und drei herausgearbeiteten Ergebnisse konzipieren wir im vierten Teil unsere Strategie der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft und wenden diese am Bei
spiel der Automobilindustrie an. Im Rahmen des ersten Kapitels (4.1) stellen wir unser Konzept der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft vor. Der erste Abschnitt dient der Grundlagendarstellung
(4.1.1). Hierbei leiten wir die Merkmale der neuen Wettbewerbsstrategie ab und erarbeiten die stra tegischen Erfolgsfaktor-Zielgrößen. In den beiden anschließenden Abschnitten erfolgt die Ausein andersetzung mit der Generik. Die Untersuchung auf branchenübergreifende Einsetzbarkeit fuhren
wir im Abschnitt 4.1.2. Anschließend hinterfragen wir die Eignung von Unternehmen zur Umset
zung der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft vor dem Hintergrund der bisher verwendeten Wettbe werbsstrategien. Aufgabe des vierten Abschnitts (4.1.4) ist die grundsätzliche Operationalisierung
des hier vorgestellten Konzeptes. In den beiden folgenden Abschnitten ordnen wir unsere Wettbe
werbsstrategie in das System ausgewählter Wettbewerbsstrategien ein und grenzen sie gegenüber dem Öko-Leadership-Ansatz von Henkel ab. Anhand der erzielten Ergebnisse des ersten Kapitels prüfen wir die Anwendbarkeit der Dynami
schen Ökologiefuhrerschaft am Beispiel der Automobilindustrie. Wir beginnen unsere Untersu chung im ersten Abschnitt (4.2.1) mit der Analyse der Wettbewerbssituation in dieser Branche.
Anschließend (4.2.2) wird die ökologische Relevanz der Automobilproduktion, der Automobilnut zung und des Automobilrecyclings erarbeitet. Auf der Basis der herausgestellten ökologischen
Bedeutung der Nutzungsphase erfolgt im anschließenden Schritt die Diskussion möglicher Ansatz
punkte zur Verbrauchsminderung. Im weiteren Verlauf (4.2.4) stellen wir verbrauchsbezogene Ansprüche an die Automobilindustrie durch unterschiedliche Gruppen bzw. Institutionen vor. Dabei gehen wir auf die gesetzlichen und gesellschaftlichen Anforderungen ein und diskutieren die Einfor derung des Drei-Liter-Fahrzeuges sowie des Hypercars. Aufgabe des anschließenden Abschnittes
(4.2.5) ist die Einschätzung ausgewählter Automobilproduzenten, die im Schrifttum aufgrund „öko logischer Vorstöße” positiv hervorgehoben werden. Diese Untersuchung zeigt, inwieweit bereits
Branchenmitglieder aggressiv ökologische Fragestellungen im Wettbewerb einsetzen. Den Abschluß dieses Teils bildet der Abschnitt (4.2.6), in dem die Anwendung der Dynamischen Ökolo gieführerschaft für die Automobilindustrie operationalisiert wird.
Der fünfte Teil ist der deskriptiven Aufbereitung der erhobenen Fragebögen gewidmet. Hierbei
arbeiten wir sukzessive die Fragen gemäß der Fragebogenstruktur ab und aggregieren wo es sach gerecht ist, einzelne Fragen zu themenspezifischen Abschnitten. Zudem interpretieren wir unsere Ergebnisse für die Anwendbarkeit der Dynamischen Ökologieführerschaft und vergleichen diese mit den Darstellungen des Schrifttums, soweit dies zielführend ist.
Im einleitenden ersten Kapitel (5.1) legen wir die Grundlagen der empirischen Untersuchung.
Gegenstand der Befragung sind alle in Deutschland tätigen konventionellen Automobilhersteller
Seite - 8 -___________________________________________ Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
sowie Hersteller von Elektrofahrzeugen. Die erzielten Rücklaufquoten, unter anderem auch nach
regionalen Gesichtspunkten gegliedert, werden ebenfalls aufgezeigt.
Im anschließenden Kapitel (5.2) erfolgt eine Darstellung der untersuchten Automobiluntemehmen. Die Aufbereitung der allgemeinen Untemehmensdaten nehmen wir im ersten Abschnitt (5.2.1) vor,
um anschließend (5.2.2) die Wettbewerbspositionierung der Teilnehmer sowie deren Selbsteinschät
zung hinsichtlich des ökonomischen Erfolges darzustellen. Im
dritten
Kapitel
(5.3)
steht
die
Untersuchung
der
ökologischen
Ausrichtung
im
Betrachtungsfokus. Im ersten Abschnitt erfolgt die Auseinandersetzung mit der strategisch-ökologi
schen Ausrichtung und Gegenstand des zweiten Abschnitts (5.3.2) ist eine Prüfung der organisatori schen Umsetzung der ökologischen Untemehmensausrichtung. Die Aufbereitung der allgemeinen
ökologischen Selbsteinschätzung der befragten Unternehmen fuhren wir im Abschnitt 5.3.3 durch, wobei der Einfluß der Ökologie auf die Werbung dann im anschließenden Abschnitt 5.3.4 im Mit
telpunkt der Betrachtung steht. Abschließend (5.3.5) wird auf der Grundlage ausgewählter Frage stellungen die Erfolgsauswirkung ökologischer Engagements überprüft. Das vierte Kapitel (5.4) entspricht dem zweiten Teil des Fragebogens und erforscht die Möglichkei ten der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft an den Branchenspezifika der Automobilindustrie. Im
ersten Schritt (5.4.1) untersuchen wir das ökologische Wettbewerbsumfeld der Branche, woran sich
im Abschnitt 5.4.2 die Diskussion wichtiger Forschungsergebnisse zur Verbrauchsbeeinflussung
und des Forschungsverhaltens in der Automobilindustrie anschließt. Danach thematisieren wir (5.4.3) die Umsetzung ökologischer Maßnahmen der Branchenmitglieder. Den Abschluß dieses Kapitels bildet der vierte Abschnitt (5.4.4), in dem die Betroffenheit der Industrie durch unter schiedliche gesetzgeberische Maßnahmen aufgezeigt wird. Die Auseinandersetzung mit den Zukunftseinschätzungen der Teilnehmer ist Aufgabe des fünften
Kapitels (5.5). Neben den Wachstumserwartungen des deutschen Automobilmarktes werden auch die vermuteten künftigen Umweltanforderungen nach regionalen Gesichtspunkten gegliedert vorge
stellt. Diese Themen bilden den Abschnitt 5.5.1. Darüber hinaus setzen wir uns anschließend (5.5.2) mit den Erwartungen der Automobilindustrie hinsichtlich der künftigen ökologischen Wettbewerb
sintensität auseinander. Im letzten Kapitel des fünften Teils (5.6) werden die erzielten Ergebnisse der Einzelfragenauswer
tung zusammengefaßt. Zudem zeigen wir Konsequenzen für die Anwendung der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft in der Automobilindustrie auf.
Der sechste Teil basiert auf den zuvor vorgestellten Ergebnissen ausgewählter Fragen, die in einer
zusammenfassenden Betrachtung komprimiert werden, so daß wir auf eine weitere Analyseebene
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 9 -
zurückgreifen können. Dieser Teil ist in zwei Kapitel gegliedert. Im ersten Kapitel (6.1) zeigen wir
mit Hilfe der Korrespondenzanalyse den Zusammenhang zwischen Wettbewerbsstrategie und wich tigstem strategischen Erfolgsfaktor auf. Bevor wir die inhaltliche Aufbereitung der Ergebnisse vor
nehmen, stellen wir das mathematische Konzept dieses Analyseinstruments auf. Den Abschluß die ses Kapitels bildet die Ergebnisinterpretation für die Wettbewerbsstrategie der Dynamischen Ökolo
giefuhrerschaft. Im Kapitel 6.2 greifen wir ebenfalls auf die im Rahmen unserer Erhebung generierten Ergebnisse
zurück. Anhand der hier festgestellten ökologischen Ausrichtung bilden wir Gruppen, die unter
schiedliche Ökologieorientierungen repräsentieren. Anschließend messen wir den Erfolg der einzel nen Gruppen auf der Basis der uns kommunizierten Ergebnisse. Auf diese Weise erhalten wir für die zuvor gebildeten Gruppen eine Erfolgsbeurteilung. Auch diese Ergebnisse wollen wir nutzen, um die Einsatzfahigkeit der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft zu reflektieren.
Den Abschluß findet die Arbeit im siebten Teil, in dem wir die wesentlichen von uns erarbeiteten Ergebnisse zusammenfassen. Zudem vermitteln wir einen Ausblick auf ergänzende Fragen und ent
standenes Forschungspotential.
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Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
2 Traditionelle und moderne Wettbewerbsstrategien Strategische Planung wird nicht einheitlich definiert.21 Sie gehört nach Gutenberg zum Aufgaben
feld des dispositiven Produktionsfaktors.22 Im Schrifttum werden neben weiteren bedeutenden Abgrenzungsmerkmalen23 Langfristigkeit, die Handhabung von Erfolgspotentialen und eine hohe
inhaltliche Bedeutung genannt.24 Gemeinsames Merkmal der ausgewerteten Literatur ist die Vorbe
reitung der Unternehmung auf die bevorstehenden Herausforderungen des Wettbewerbs.25 Häufig
wird zwischen strategischer Planung und strategischem Management nicht unterschieden.26 Teil weise wird in der strategischen Planung aber auch die Vorstufe für das umfassendere strategische
Management27 gesehen.28 Schreyögg operationalisiert die Kemaufgabe des strategischen Manage ments durch die Aufgabenfelder Strategieformulierung, Strategieimplementierung und strategische Kontrolle.29 Andere Autoren stellen die strategische Planung lediglich als zweistufigen Prozeß dar,
der nur die Bestandsaufnahme und Strategieerstellung umfaßt.30 Eine detailliertere Darstellung, die zwischen strategischem Management und strategischer Planung hinsichtlich des Entstehungsprozes
ses nicht differenziert, ist in Abbildung 2.1 visualisiert.
Abb.2.1: Detaillierte Darstellung der Stufen eines strategischen Prozesses
21
22 23
24 25 26 27 28
29 30
Vgl. Körner [Wettbewerbsstrategien 1987], S.3f.; Welge/AI-Laham [Planung 1992], S.4; und Al-Ani [Management 1996], S.13. Vgl. Gutenberg [Grundlagen 1983], S.6ff.; und Gutenberg [Theorie 1989], S.67. Vgl. Gälweiler [Untemehmensplanung 1981], S.84; Link [Organisation 1985], S.l; Holloway [Planning 1986], S.28f.; Zäpfel [Produktionsmanagement 1989], S.10; Welge/Al-Laham [Planung 1992], S.5; und Götze [SzenarioTechnik 1993], S.14. Vgl. hierzu exemplarisch Kaluza [Betriebsgröße 1990], S.252; und Heinen [Untemehmensführung 1991], S.64f. Vgl. Kaluza/Ostendorf [Szenario-Technik 1995], S.12; sowie mit gleicher Einschätzung Hammer [Planung 1990], S.239ff. Vgl. Abel [Wettbewerbsstrategien 1992], S.47. Als synonymer Begriff wird der Begriff der strategischen Führung verwendet. Vgl. Wingert [Wettbewerbsvorteile 1997], S.5. Vgl. Welge/Al-Laham [Planung 1992], S.l3; Wingert [Wettbewerbsvorteile 1997], S.6; undAnsoff et al. [Planning 1999], S.105ff. Vgl. Schreyögg [Strategie 1995], S.20ff. Vgl. Görgei [Wettbewerbsstrategie 1992], S.l9.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie_________________________________________ Seite -11-
Bei allen betrachteten Ansätzen ist die Erstellung von Strategien31 als ein Teilbereich der strategi
schen Planung bzw. des strategischen Managements einzustufen.32 Untemehmensstrategien lassen sich in drei33 Stufen gliedern:
•
Inhalt der ersten Gliederungsstufe ist die Auseinandersetzung mit der grundsätzlichen Unter nehmensausrichtung, d.h. mit welchem Produkt auf welchem Markt soll konkurriert werden?
Die Festlegung der Gesamtuntemehmensstrategie definiert somit das strategische Geschäftsfeld
und ist bei einem bestehenden Unternehmen nur bedingt dispositionsfähig. In der Abbildung 2.1 sind diese Aufgaben teilweise im Schritt III enthalten.
•
Die zweite Ebene verfolgt die Frage, mit welchem Vorgehen innerhalb des gewählten Geschäftsfeldes ein nachhaltiger Vorteil gegenüber der Konkurrenz gewonnen werden kann.
Die hier getroffenen Maßnahmen werden als Wettbewerbsstrategien34 bezeichnet. Diese Abgrenzung entspricht dem Schritt IV in der Abbildung 2.1. •
Aufgabenstellung der dritten Ebene ist eine Operationalisierung der Wettbewerbsstrategien, d.h. eine Abstimmung der unterschiedlichen Untemehmensbereiche.35 In der Terminologie der
Abbildung 2.1 handelt es sich um den Schritt V. Inhaltlicher Schwerpunkt dieser Arbeit ist die zweite Ebene, die in Abbildung 2.1 dem Schritt IV entspricht, so daß hier eine genauere Abgrenzung erforderlich wird. Die Ursprünge der
Wettbewerbsanalyse sind im Bereich der Volkswirtschaftslehre entwickelt worden.36 Die hier betrachteten betriebswirtschaftlichen Wettbewerbsstrategien verfolgen das Ziel, der Unternehmung
einen nachhaltigen Vorteil zu sichern, um sich, gemessen an den Mitwettbewerbem der Branche, langfristig vorteilhaft zu positionieren.37 Voraussetzung für eine entsprechende Positionierung ist
31
32 33
34
35 36
37
Der Terminus der Strategie wird im Schriftum in Abhängigkeit von ihrer Ausrichtung unterschiedlich abgegrenzt. Vgl. Erfmann [Wettbewerbsstrategien 1988], S.17f.; Abel [Wettbewerbsstrategien 1992], S.49; Görgei [Wettbe werbsstrategie 1992], S. 18f.; Bohn [Differenzierungsstrategien 1993], S.218ff.; und Herlitz [Wettbewerbsstrategie 1995], S.19. Vgl. Erfmann [Wettbewerbsstrategien 1988], S.22ff. Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995], S.7 nennt noch eine übergeordnete vierte Ebene, die außerhalb des unterneh merischen Einflußbereiches liegt. Als Inhalt können beispielsweise staatliche Vorgaben genannt werden. Schreyögg [Strategie 1995], S.19 geht grundsätzlich von zwei Ebenen aus, räumt aber eine weitere Differenzierung für Großunternehmen ein. Im Rahmen der Wettbewerbsstrategien können verschiedene Ansätze unterschieden werden. Vgl. Krüger/Homp [Kemkompetenz-Management 1997], S.59ff.; Bodenstein/Spiller [Marketing 1998], S.150; Corsten [Grundlagen 1998], S.93ff.; und Hahn [Konzepte 1998], S.566f. Gegenstand der hier vorgenommenen Betrachtung sind die marktorientierten Ansätze. Vgl. Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995], S.7f.; und Will [Wettbewerbsstrategien 1995], S.1042. Vgl. Bomer et al. [Wettbewerbsvorteile 1991], S.55; Gaitanides/Westphal [Gruppen 1995], S. 101; Schneidewind [Ökologie 1995], S.30; und zu grundsätzlichen Fragen volkswirtschaftlicher Wettbewerbsdiskussion Clapham [Wettbewerbsfreiheit 1981]; Cox/Hübener [Wettbewerb 1981]; Kantzenbach/Kallfass [Konzept 1981]; und Berg [Wettbewerbspolitik 1999], S.30 Iff. Vgl. Seidel [Weg 1989], S.75ff.; Junior [Wettbewerbsstrategie 1990], S.l; Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanage ment 1993], S.153f.; Corsten/Will [Wettbewerbsstrategien 1994a], S.261; Corsten/Will [Wettbewerbsvorteile 1995], S.l; Will [Wettbewerbsstrategien 1995], S.l044; Quinn [Strategies 1996], S.5ff.; Steinmann/Schreyögg [Management 1997], S.15 Iff.; und Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], S.25.
Seite - 12 -__________________________________________ Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
neben der Analyse des eigenen Stärken-ZSchwächenprofils38 auch die Einschätzung der relevanten
Umwelten.39 Porter betont in diesem Zusammenhang, daß die Einzigartigkeit und damit die klare
Abgrenzung gegenüber der Konkurrenz Wesensmerkmale erfolgreicher Wettbewerbsstrategien sind.40 Hierfür ist es erforderlich, daß sich das Unternehmen hinsichtlich der regionalen Ausrichtung, des Wettbewerbsgegenstandes und der künftig anzustrebenden Strategie positioniert.41 Typische und im Schrifttum ausführlich diskutierte Wettbewerbsstrategien sind die Kostenfuhrer-
schaft, die Differenzierung, die Konzentration,42 die Outpacing-Strategies,43 die Dynamische Produktdifferenzierung44 und andere.45 Teilweise wird auch die Verbindung zwischen den unterneh
merischen Potentialen und der Branchensituation als Wesensmerkmal der Wettbewerbsstrategie interpretiert, das heißt ein über längere Zeit auf eine bestimmte Strategie hin ausgerichtetes Unter
nehmen kann nicht ohne weiteres auf eine völlig andere umgestellt werden.46 Die unterschiedliche Nutzung strategischer Erfolgsfaktoren47 bildet die Grundlage der Wettbe
werbsstrategien. Im betriebswirtschaftlichen Schrifttum werden hierzu verschiedene Ausprägungen diskutiert.48 Die unterschiedlichen Wettbewerbsstrategien erfordern die differenzierte Verwendung
von Erfolgsfaktoren, deren erfolgreicher Einsatz von den unternehmerischen Potentialen determi niert wird.49 Eine sachgerechte Systematisierung stellt die Einteilung der Erfolgsfaktoren in die
Gruppe der Erfolgspotentiale und Zielgrößen dar.50
31 39
40 41 42 43 44 45
46 47 4*
49
50
Vgl. hierzu Pümpin/Imboden [Unternehmungs-Dynamik 1991], S.12ff. Vgl. Coyne [Struktur 1988], S.l; Kaluza [Wettbewerbsstrategien 1990], S.58; Will [Wettbewerbsstrategien 1995], S. 1042ff.; und Kaluza et al. [Telekommunikationstechnologien 1996], S.6. Vgl. Porter [Strategy 1996], S.68. Vgl. Corsten/Will [Wettbewerbsvorteile 1995], S.l. Vgl. Porter [Wettbewerbsstrategie 1999], S.70ff; und Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], S.37ff. Vgl. Gilbert/Strebel [Strategies 1987], S.3 Iff.; und Gilbert/Strebel [Developing 1991], S.9 Iff. Vgl. Kaluza [Erzeugniswechsel 1987]; und Kaluza [Erzeugniswechsel 1989], S.29ff. Vgl. Perlmutter [Tortuous 1969], S.9ff; Wind et al. [Developing 1973], S.14ff; Chakravarthy/Perlmutter [Planning 1985], S.3ff; Corsten/Will [Simultaneität 1994], S.286ff; Corsten/Will [Simultaneität 1995], S.235ff; Pine [Mas senfertigung 1994]; D'Aveni [Hyperwettbewerb 1995]; und zu Übersichtsdarstellungen Kaluza [Produktdifferen zierungsstrategie 1996a], S.196ff; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996b], S.7ff; sowie Kaluza et al. [Telekommunikationstechnologien 1996], S.9ff. Vgl. Kargl [Planung 1994], S.359T; Schneidewind [Ökologie 1995], S.34; und zu den Problemen, die mit einem Strategiewechsel verbunden sind, Görgen/van Kerkom [Wettbewerbsstrategie 1991]. Im Schrifttum werden die Bezeichnungen kritischer Erfolgsfaktor, Wettbewerbsfaktor und strategischer Erfolgsfak tor gleichbedeutend verwendet. Vgl. Rösner [Service 1998], S.222. Vgl. Steinle et al. [Erfolgsfaktoren-Beziehungsanalyse 1994], S.20ff; Steinle et al. [Ergebnisse 1994], S. 14ff; und Seidel [Erfolgsfaktoren 1997], S.99ff. Vgl. zu einer empirischen Bewertung Fritz [Marketing 1990], S.104ff; und die Ausführungen im Unterabschnitt 5.2.2.2. Zu Fragen der Kompatibilität zwischen Erfolgspotentialen und -faktoren vgl. Krüger/Schwarz [Erfolgsfak toren 1999], S.75ff. Vgl. Kaluza [Erzeugniswechsel 1989], S.22.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie_____________________________ ___ ________ Seite -13-
Als wichtige Erfolgspotentiale sind zu nennen: •
Betriebsspezifika wie Größe,51 Organisations-52 und Finanzierungsstrukturen,53
•
die Gesamtheit der Produktion,54
•
eine professionell gemanagte Weiterbildung55 oder
•
eine optimierte Untemehmenskultur.56
Unter den Zielgrößen werden im Schrifttum folgende als besonders einflußreich eingestuft: •
51 52
53 54 55 56
57 58
59
60
61
62
63
64
Kosten57 bzw. der Preis,58
•
Qualität,59
•
Erzeugnisvielfalt,60
•
Flexibilität,61
•
Service,62
•
Zeit,63
•
Kundenkommunikation und das damit erzielte bzw. verbesserte Image,64
Vgl. Kaluza [Erfolgsfaktor 1990]. Vgl. Kaluza [Untemehmensverfassung 1989], S.274f.; Kaluza [Versicherungsuntemehmen 1989], Sp. 1612; Heitger/Jarmai [Erfolgsfaktor 1994], S. 18ff.; Höchst/Sander [Erfolgsfaktor 1996]; und Dernbach [Organisation 1996], S.I89ff. Vgl. Kaluza [Wettbewerbsstrategien 1995b], S.76. Vgl. Corsten/Will [Wettbewerbsvorteile 1993], S.lfE; Eidenmüller [Produktion 1995]; und Zahn/Huber-Hoffmann [Produktion 1995], S.l36. Vgl. Nagel [Weiterbildung 1994]; und Hahn [Managementpotential 1996]. Vgl. Hüchtermann/Lenske [Wettbewerbsfaktor 1991], S.lOff.; Majaro [Erfolgsfaktor 1993]; Beyer et al. [Untemeh menskultur 1994]; Pfister et al. [Identifikation 1994], S.26ff.; Slater [Business 1997], S.56ff.; und Briam [Erfolgs faktor 1998]. Vgl. zur Abgrenzung des Kostenbegriffs Kaluza/Hakenmüller [Integrationsmöglichkeiten 1983], S.80ff. Vgl. Simon [Management 1988], S.8; Porter/Millar [Information 1985], S.l50; Eidenmüller [Produktion 1995], S.33ff.; Simon [Management 1995], S.45; Porter [Strategy 1996], S.6 Iff.; und Porter [Wettbewerbsstrategie 1999], S.71ff.; und Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], S.38ff. Vgl. Meyer [Qualität 1988], S.73ff.; Porter/Millar [Information 1985], S.l50; Simon [Management 1988], S.8; Bodenstein [Qualitätspolitik 1992], S.4 ff.; Hagiwara [Qualität 1993], S.l 33; Schneider [Qualität 1994], S.3 Iff.; Teves [Qualitätsnonnen 1994], S.28ff; Eidenmüller [Produktion 1995], S.33ff.; Simon [Management 1995], S.45; Porter [Strategy 1996], S.6 Iff.; Porter [Wettbewerbsstrategie 1999], S.74; und Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], S.41. Vgl. Kaluza [Erzeugniswechsel 1989]; Deschamps et al. [Produktfilhrerschaft 1996], S.57ff.; Kaluza [Produktdiffe renzierungsstrategie 1996a], S.19 Iff.; und Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996b]. Vgl. Kaluza [Flexibilität 1984], S.29 Iff.; Wildemann [Erfolgspotentialaufbau 1988], S.l 20; Kaluza [Flexibilität 1993], Sp. 1173ff.; Kaluza [Rahmenentscheidungen 1994], S.62f.; Oberhauser/Daniel [Wettbewerbsfaktor 1994], S.78; Kaluza [Flexibilität 1995], S.lf.; und Kaluza [Flexibilität 1996], S.258f. Vgl. Coyne [Struktur 1988], S.l9; Porter/Millar [Information 1985], S.l50; Simon [Management 1988], S.8; Simon [Wettbewerbsstrategie 1991], S.l6; Oiemotz [Wettbewerbsvorteile 1995]; Simon [Management 1995], S.45; und Rösner [Service 1998]. Vgl. Müller [Zeitvorteil 1990]; Bitzer [Wettbewerbsstrategien 1991]; Bullinger [Produktentwicklung 1991], S.lOff.; Wildemann [Zeit 1991a], S.339ff; Wildemann [Zeit 1991b], S.267ff.; Kaluza/Klenter [Zeit 1992]; Geschka [Zeit 1993]; Kaluza/Klenter [Zeit 1993]; Otto/Reckenfelderbäumer [Erfolgsfaktor 1993]; Hegner et al. [Zeit 1995], S.lOff.; Kirschbaum [Untemehmenserfolg 1995]; Kaluza [Zeitmanagement 1995], S.1064ff.; Klenter [Zeit 1995]; Patt [Zeit 1995], S.12ff.; und Krystek/Müller-Stewens [Frühaufklärung 1999], S.497. Vgl. Simon [Management 1988], S.8; Simon [Kundennähe 1991]; Demuth [Erfolgsfaktor 1994], S.lIff.; Fritz [Marketing 1997], S.l 15ff.; und Weber [Erfolgsfaktoren 1997], S.80ff.
Seite - 14 -
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
•
Kundenschulung65 sowie
•
Ökologische Kompetenz.66
Einen zusammenfassenden Überblick gibt Abbildung 2.2.
Umwelt Chancen
—; Gefahren
j—
Ziele der Unternehmen
Industrieunternehmen
Stärken
Schwächen
Quelle: Kaluza [Wettbewerbsstrategien 1990], S.58 (leicht modifiziert)
Abb.2.2: Wettbewerbsstrategien und strategische Erfolgsfaktoren Gelingt es der Unternehmung, mit einer Wettbewerbsstrategie einen nachhaltigen Vorteil im Wett bewerb dergestalt zu erzielen, daß
65 66
67
•
er für den Kunden eine wichtige Leistungseigenschaft darstellt,
•
die der Kunde auch tatsächlich wahrnimmt und
•
die durch die Konkurrenz nicht leicht imitierbar ist,67
Vgl. Simon [Management 1988], S.8. Vgl. Stitzel/Wank [Lehre 1990], S.118; Ostmeier [Produktinnovationen 1991], S.3ff.; Steger [Untemehmensfüh rung 1991], S.130; Winter [Umweltschutz 1991], S.39; Dyllick [Untemehmensführung 1992], S.391ff.; Rebe [Risse 1993], S.32; Rittershaus [Umweltschutz 1993], S.62; Türck [Erfolgschancen 1994], S.122; Fritz [Umwelt schutz 1995], S.350ff.; Fritz [Gewinn 1995], S.820; Meffert/Kirchgeorg [Stellungnahme 1995], S.818; Müller [Lei stungen 1995], S.82ff.; Steger [Anmerkungen 1995], S.813; Schneidewind [Ökologie 1995], S.35; Bodenstein [Qualität 1997], S.31; Bodenstein/Spiller [Marketing 1998], S.l 16; und Liedtke/Hinterberger [Ressourceneffizienz 1998], S.209f. Coyne setzt für die strategische Verteidigungsfähigkeit voraus, daß die Übererträge reinvestiert werden, um den Vorteil weiter auszubauen. Wird die Überrendite hingegen ausgeschüttet, so liegt nach seiner Auffassung „nur” ein Geschäftsvorteil vor. Vgl. Coyne [Struktur 1988], S.20.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie____________________________________
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so spricht man von einem (strategischen) Wettbewerbsvorteil.68 Offerieren Unternehmen ihren
Kunden hingegen Vorteile, die mit der strategischen Ausrichtung nicht kompatibel sind bzw. deren Verteidigung nur temporär gelingen kann so besteht die Gefahr, daß sie ihre Marktposition dadurch verschlechtern.69 Weite Teile des betriebswirtschaftlichen Schrifttums erachten mindestens einen Wettbewerbsvorteil
als
Voraussetzung
für
die
Überlebensfähigkeit
des
strategischen
Geschäftsfeldes70 bzw. der Unternehmung.71
Nur in besonderen oder temporär begrenzten Ausnahmesituationen kann eine Unternehmung auch ohne einen Wettbewerbsvorteil eine dem Branchenfuhrer vergleichbare Ertragsposition erreichen. Als eine mögliche Konstellation werden hier junge wachstumsstarke Märkte genannt, auf denen die
Angebotskapazitäten zur Befriedigung der Nachfrage nicht ausreichen.72 In einer solchen Situation bietet alleine die Verfügbarkeit schon einen so großen Nutzen, daß negative Kriterien, die unter
anderen Konstellationen einen Erfolg verhindern könnten, nicht ins Gewicht fallen.73
68
69 70
71
72 73
Vgl. Aaker [Wettbewerbsvorteile 1988], S.37; Simon [Management 1988], S.4; Simon [Wettbewerbsvorteile 1988b], S.464f.; Corsten/Will [Wettbewerbsstrategien 1994b], S.2; Klenter [Zeit 1995], S.25; Simon [Management 1995], S.41; Kaluza/Kemminer [Produktdifferenzierungsstrategie 1997a], S.8; Kaluza/Kemminer [Produktdifferenzierungsstrategie 1997b], S.4; Simon [Gewinner 1997], S.124; Bodenstein/Spiller [Marketing 1998], S.112; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.58. Vgl. Coyne [Struktur 1988], S. 18. Vgl. zum strategischen Geschäftsfeld Gälweiler [SGE 1979], S.252ff.; Mauthe/Roventa [Portfolio-Analyse 1982], S. 192f.; Kaluza/Felscher [Aspekte 1983], S.72; und Link [Organisation 1985], S.55ff. Vgl. Henderson [Anatomy 1983], S.7ff.; Porter/Millar [Information 1985], S.149ff.; Aaker [Wettbewerbsvorteile 1988], S.37ff.; Porter [Strategy 1996], S.6 Iff.; Kupczik [Erfolgsfaktoren 1990], S.85ff.; und Porter [Wettbewerbs strategie 1999], S.38. Vgl. Coyne [Struktur 1988], S.26f. Vgl. Coyne [Struktur 1988], S.20.
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2.1 Generische Wettbewerbsstrategien nach Porter als tra ditionelle Ansätze 2.1.1 Darstellung der generischen Wettbewerbsstrategien 2.1.1.1 Grundsätzliche Überlegungen Bei einer Betrachtung der Wettbewerbsstrategien kommt dem Ansatz von Porter eine besondere Bedeutung zu. Mit seinen Hauptwerken gelang es ihm zu Beginn der 80er Jahre, als einem der
ersten Autoren in diesem Bereich, volkswirtschaftliche Theorien in betriebswirtschaftlich operatio nalisierbare Handlungsempfehlungen umzuwandeln. Hierin wird eine wesentliche Ursache für sei
nen Erfolg gesehen.74 Es gibt Stimmen im Schrifttum, die seinem wettbewerbsstrategischen Ansatz bis heute - zumindest implizit - grundsätzlich zustimmen.75 Angesichts der vielfältigen und berechtigten Kritik, die zwi
schenzeitlich aufgrund sich verändernder Rahmenbedingungen an seinem Konzept geäußert wurde,76 können wir dieser Meinung nicht folgen. Richtig ist sicherlich, daß die Arbeiten Porters77
einen wichtigen Einfluß auf die wissenschaftliche Diskussion zur Thematik der Wettbewerbsstrate gien ausgeübt haben und wohl immer noch ausüben.78 Porter formulierte die generischen Wettbewerbsstrategien, die in Abbildung 2.3 schematisch darge stellt sind, wie folgt:
74 75
76
77
7*
Vgl. Gaitanides/Westphal [Untemehmenserfolg 1991], S.251; und Will [Wettbewerbsvorteile 1996], S.23. Vgl. Voß [Wettbewerbsstrategien 1989], S.lOff.; Zäpfel [Produktionsmanagement 1989], S.91; Gaitanides/Westphal [Untemehmenserfolg 1991], S.251; Görgen/van Kerkom [Wettbewerbsstrategie 1991], S.61; Westphal [Wettbewerbsstrategien 1991], S.l 18ff; Fritz [Untemehmensftihrung 1992], S.392; Görgei [Wettbe werbsstrategie 1992], S.53ff; Steger [Umweltmanagement 1992], S.58; Huber [Wettbewerbsstrategien 1994], S.152ff.; Nagel [Weiterbildung 1994], S.57f.; Böhi [Wettbewerbsvorteile 1995]; S.l25; Gaitanides/Westphal [Gruppen 1995], S.103; Grant [Strategy 1995], S.173ff; Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1995], S.121; Treacy/Wiersema [Marktfiihrerschaft 1995], S.55ff; Kenter [Produktinnovationen 1996], S.131; Tischler [Betriebswirtschaftslehre 1996], S.135ff; Crainer [Managementbibliothek 1997], S.237ff; Steger [Konzeption 1997], S.8ff.; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.22 Iff. Vgl. Gilbert/Strebel [Strategies 1987]; S.28ff; Kaluza [Erzeugniswechsel 1987]; Kaluza [Erzeugniswechsel 1989]; Gilbert/Strebel [Developing 1991], S.82ff; Hildebrandt [Wettbewerbssituation 1992], S.1084f.; Fleck [Wettbe werbsstrategie 1995], S.13ff; Will [Wettbewerbsstrategien 1995]; S.1046ff; Kaluza [Produktdifferenzierungsstra tegie 1996a], S.194ff; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996b], S.5ff; Simon [Gewinner 1997], S.49ff; Kaluza/Kemminer [Produktdifferenzierungsstrategie 1997a], S.7ff; und Kaluza/Kemminer [Produktdifferenzie rungsstrategie 1997b], S.4ff. Über den hier betrachteten Ansatz hinaus, hat Porter seine Konzepte auch auf nationaler Ebene diskutiert. Vgl. Por ter [Advantage 1998]; und Porter [Nations 1998], S.155ff. Für den hier betrachteten Rahmen sind diese Fragestel lungen jedoch nicht relevant. Vgl. Steger [Normenstrategien 1992], S.272; Bamberger/Wrona [Umwelt 1993], S.4f.; Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1993], S.153f.; Steger [Umweltmanagement 1993], S.203; Steger [Management 1994]; S.65; und Mintzberg [Strategies 1996]; S.83ff.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite -17-
Für branchenweit agierende Unternehmen benennt er •
die Kostenfuhrerschaft und
•
die Differenzierung
als mögliche Handlungsoptionen. Für spezialisierte Unternehmen, deren Ausrichtung nur Teile der Branche umfaßt, empfiehlt er •
die Kostenkonzentration und
•
die Differenzierungskonzentration.79
Künftiges Erfolgspotential-------------1
Erlösvorteile
Kostenvorteile
Branchenweite Ausrichtung
Kostenführerstrategie
Differenzierungsstrategie
Marktsegmentspezifische Ausrichtung
Kostenkonzentration
Differenzierungs konzentration
Wettbewerbsvorteil = Preis
Wettbewerbsvorteil = Zusatznutzen
Quelle: Porter [Wettbewerbsstrategie 1999], S.75 (leicht modifiziert)
Abb.2.3: Generische Wettbewerbsstrategien nach Porter
Unabhängig davon, ob sich ein Unternehmen branchenweit engagiert oder nur in Segmenten tätig
ist wird unterstellt, daß es die Wettbewerbsherausforderung entweder durch einen nachhaltigen
79
Vgl. aktuell hierzu und zu den folgenden Ausführungen Porter [Forces 1996], S.75ff.; Porter [Wettbewerbsstrategie 1999], S.70ff.; und Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], S.37ff. Vgl. darüber hinaus beispielsweise Kaluza [Erzeug niswechsel 1989], S.23ff.; Kaluza [Wettbewerbsstrategien 1990], S.59f.; Kirchgeorg [Untemehmensverhalten 1990], S.109f.; Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1993], S.153ff.; Corsten/Will [Wettbewerbsstrategien 1994a], S.261 f.; Grant [Strategy 1995], S.l73ff.; Kaluza [Wettbewerbsstrategien 1995a], S.86f.; Kaluza [Wettbe werbsstrategien 1995b], S.76; Klenter [Zeit 1995], S. 14Iff.; Will [Wettbewerbsstrategien 1995], S.l044ff.; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996a], S.194ff.; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996b], S.5f.; und Mintzberg [Strategies 1996]; S.83ff.
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Kosten- bzw. Erlösvorsprung bestehen kann. Eine gleichzeitige Verfolgung beider Vorteile kann nach Porter auch hier nicht gelingen. Ausnahmslos ist die Situation eines unentschlossenen Unter
nehmens dadurch gekennzeichnet, daß es „... 'zwischen den Stühlen sitzt'... "80 und damit seine Wett
bewerbsposition schwächt. Dieser Sachverhalt ist schematisch in Abbildung 2.4 visualisiert.
Abb.2.4: Strategieauswahl und Rentabilität81
g0 ”
Porter [Wettbewerbsstrategie 1999], S.79; und Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], S.44. Vgl. zur Aussagekraft der verschiedenen RentabilitätskennzifFem Perridon/Steiner [Finanzwirtschaft 1999].
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie___________________________________
Seite -19-
2.1.1.2 Möglichkeiten der Positionierung 2.1.1.2.1 Strategie der Kostenführerschaft Die Konzeption der Kostenfiihrerschaft ist darauf ausgerichtet, branchenweit die geringsten
Kosten zu realisieren. Folglich kann auch nur ein Unternehmen in jeder Branche bzw. in jeder stra
tegischen Gruppe82 diese Strategie erfolgreich anwenden. Ein Vorsprung auf der Erfahrungskurve83
bildet die Voraussetzung zur Erlangung der Kostenfiihrerschaft. Die Wettbewerbsstrategie ermög
licht, das betrachtete Produkt zum geringsten Preis anzubieten, durch diesen Vorteil ist ein hoher
Marktanteil generierbar. Der erreichte hohe Marktanteil ist Voraussetzung zur künftigen Verteidi gung der verfolgten Strategie. Dominanter strategischer Erfolgsfaktor sind die Kosten, wobei die anderen Nutzendimensionen nicht völlig ignoriert werden dürfen. Eine sachgerechte Anwendung
der Kostenfiihrerstrategie setzt einen hohen Homogenitätsgrad des geforderten Leistungsprofils
voraus.
2.1.1.2.2 Strategie der Differenzierung Entscheidet sich ein Unternehmen für den Strategietyp der Differenzierung, muß die Homogenität
des Angebots überwunden werden. Dadurch, daß das differenzierende Unternehmen ihren Kunden einen singulären und zusätzlichen Nutzen generiert, der auch entsprechend wahrgenommen wird,
erfolgt eine Abwertung der Konkurrenzprodukte. Leistungen, die diesen erweiterten Nutzen nicht aufweisen, sind für die Kunden somit nicht gleichwertig. Der generierte Mehmutzen soll durch eine erhöhte Zahlungsbereitschaft des Kunden dem Unternehmen eine verbesserte Erlössituation
schaffen.84 Durch den isolierten oder kombinierten Einsatz der strategischen Erfolgsfaktoren bieten sich der Unternehmung verschiedene Möglichkeiten der Differenzierung. Hierbei kann neben dem
Produkt auch eine Produktnebenleistung, wie ein herausragender Service,85 als Ansatzpunkt zur Dif
ferenzierung Verwendung finden. Die Kosten bilden keine eigenständige Möglichkeit zur Profilie rung, jedoch dürfen sie nicht ganz unberücksichtigt bleiben.
82
83
84 85
Die strategische Gruppe kann ein einzelnes Unternehmen oder auch eine ganze Branche umfassen. Unterschei dungskriterium ist das direkte Konkurrenzverhältnis. So gibt es in der Automobilbranche die strategische Gruppe der Sportwagenhersteller, die nur bedingt mit den übrigen Branchenmitgliedem in Konkurrenz stehen. Vgl. hierzu neben den Ausführungen bei Porter: Hunt [Competition 1972]; Minderlein [Markteintrittsbarrieren 1989], S.l 13ff.; und Gaitanides/Westphal [Gruppen 1995], S.103. Vgl. hierzu Henderson [Erfahrungskurve 1984]; Kaluza/Kürble [Anwendbarkeit 1985], S.1363ff.; Kaluza/Kürble [Erfahrungskurven-Konzept 1985], S.4 ff.; Kaluza/Kürble [Erfahrungskurve 1986], S.219ff.; Gälweiler [Untemehmensführung 1990], S.40f.; Hieber [Lemkurveneffekte 1991]; Welge/Al-Laham [Planung 1992], S.72ff.; Vidal [Wettbewerbsstrategien 1993], S.48ff.; und Steger [Umweltmanagement 1993], S.380. Vgl. schon früh zu grundlegenden Überlegungen Bain [Organization 1968]. Vgl. hierzu Stauss [Bedeutung 1995], S.7ff.; Meckel [Service 1996], S. 183ff.; und Rösner [Service 1998].
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Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
2.1.1.2.3 Strategien für Nischenanbieter Ein branchenweites Angebot wird weder bei der Kostenkonzentration noch bei der Differenzie rungskonzentration angestrebt. Vielmehr wird versucht, durch eine Segmentierung des Gesamt
marktes eine kundenspezifischere Leistung zu erstellen, die durch einen weniger konzentrierten Wettbewerber in der Form nicht angeboten werden kann. Bei der Auswahl des Segmentierungskri
teriums ist die Unternehmung frei, so daß kundenspezifische, produktspezifische und räumliche Anknüpfungspunkte gewählt werden können. Auch der Nischenanbieter steht vor der Frage, ob er sich als Kostenfuhrer oder Differenzierer in seinem Segment plazieren möchte. Die Anforderungen
an die branchenweit agierenden Unternehmen haben entsprechend Gültigkeit.
2.1.2 Diskussion der generischen Wettbewerbsstrategien
2.1.2.1 Kritische Gedanken Die durch Porter postulierte These der grundsätzlich unaussöhnlichen Disharmonie zwischen Kostenfuhrerschaft und Differenzierung86 ist - obwohl empirisch gestützt -87 ein wesentlicher
Kritikpunkt88 an seinem Ansatz.89 Zum Teil entwickelten sich aus dieser Kritik die hybriden90 Wett
bewerbsstrategien, deren wettbewerbsstrategische Relevanz ebenfalls in empirischen Untersuchun gen belegt werden konnte.91 Die grundsätzliche Kritik in der Literatur an Porters Ansatz kann nach
der strategischen Ausrichtung weiter operationalisiert werden. Teilweise wurden diese Problembe reiche durch Porter aber auch selbst thematisiert.92 Hinsichtlich der Auswirkungen bestehen aber
immer noch differenzierte Meinungen, denn Porter hält auch in seinen aktuellen Veröffentlichungen
86
87 88 89
90 91
92
Vgl. Porter [Strategy 1996], S.61 ff.; Porter [Wettbewerbsstrategie 1999], S.78ff.; und Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], S.44ff. Vgl. Hambrick [Strategies 1983], S.687ff.; Dess/Davis [Strategies 1984], S.457ff.; Backhaus/Schlüter [Wettbe werbsstrategien 1994]; S.7f.; und mit einer kritischen Auseinandersetzung Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995]. Vgl. zur volkswirtschaftlich orientierten Kritik am Porter-Ansatz Junior [Wettbewerbsstrategie 1990], S.37. Vgl. Miles/Snow [Untemehmensstrategien 1986], S.38ff.; Murray [View 1988], S.398f.; Zäpfel [Produktionsma nagement 1989], S.91; Albach [Differenzierung 1990], S.773ff; Millar/Dees [Generalizability 1993], S.553ff.; Reitsprenger et al. [Strategies 1993], S.9ff; Corsten/Will [Wettbewerbsstrategien 1994a], S.262; Diez [Automobil industrie 1994], S.40; Zahn [Produktion 1994], S.252; Corsten/Will [Wettbewerbsvorteile 1995], S.2f.; Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995], S.13ff.; Hagen [Wettbewerbsstrategien 1995], S.27; Schreyögg [Strategie 1995], S.25; Will [Wettbewerbsstrategien 1995], S.1047F; Will [Wettbewerbsvorteile 1996], S.32ff; Coenenberg [Unter nehmen 1997], S.30 Iff.; Kaluza/Kemminer [Produktdifferenzierungsstrategie 1997a], S.10; Kaluza/Kemminer [Produktdifferenzierungsstrategie 1997b], S.7; und Hopfenbeck [Betriebswirtschaftslehre 1998], S.448. Vgl. Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995]. Vgl. Hall [Strategies 1980], S.75ff.; White [Strategies 1986], S.217ff.; Miller/Friesen [Strategies 1986], S.37ff.; Gaitanides/Westphal [Untemehmenserfolg 1991], S.258ff.; Miller/Dees [Assessing 1993], S.570ff.; Reitsprenger et al. [Strategies 1993], S.14ff; und Kotha/Vadlamani [Assessing 1995], S.8 Iff. Vgl. Porter [Wettbewerbsstrategie 1999], besonders die S.82ff, S.205f. und S.230ff.; sowie Porter [Wettbewerbs vorteile 1999], besonders die S.163ff. und S.217ff.
Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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an seinen Strategien und damit der grundsätzlichen Unvereinbarkeit beider Ausrichtungen fest.93
Seine Kritiker sehen die Problembereiche als so gravierend an, daß sie seine Strategien für nicht oder nur bedingt einsetzbar erachten. Die Position des Kostenführers kann durch folgende Konstellationen gefährdet werden: •
Die Einmaligkeit des günstigsten Kostenverlaufs ist dauerhaft nur schwer zu verteidigen.94 Dieses gilt besonders vor der Vielzahl der reifen Branchen innerhalb der Triade, in denen Pro
duktionsverdopplungen nur noch selten realisiert werden können und mit vergleichsweise gerin gen Erfahrungskurvenfortschritten verbunden sind.95
•
Erfolge auf der bisherigen Erfahrungskurve und der damit verbundene Wettbewerbsvorteil des Kostenführers werden durch Produkt- bzw. Prozeßinnovationen ad absurdum geführt. Das
Gegenteil des angestrebten Wettbewerbsvorteils kann durch ein zu beharrliches Festhalten an den bisherigen Strukturen Realität werden.96
•
Gestaltet sich der Erfahrungskurvenvorsprung gegenüber der Konkurrenz als sehr gering,
kann sich der Abstand zum nächsten Konkurrenten dann als unzureichend erweisen, um mit der Kostenfuhrerstrategie erfolgreich zu sein.97
•
Die sich schnell wandelnden Kundenbedürfnisse der Gegenwart sind ein weiterer Problembe
reich. Nur noch in wenigen Ausnahmefällen existiert eine konstante Nachfrage, die als Grund voraussetzung der Kostenfiihrerschaft einzustufen ist.98
•
Bei der einseitigen Verfolgung der Kostenfuhrerstrategie besteht für die Unternehmung die Gefahr, daß Minimalstandards in anderen Bereichen, beispielsweise hinsichtlich der Qualität, nicht erfüllt werden.99 Ein besonders prägnantes Beispiel stellt hierzu der Autohersteller Yugo dar. Dieser aus Jugoslawien stammende Anbieter konnte seine Produkte zu absoluten Tiefprei
sen anbieten. Die Qualität war dabei aber so unzureichend, daß der Markterfolg ausblieb.100
Besonders ausgeprägt stellt sich die Gefahr bei einem Anstieg des Branchenstandards dar. Hier durch wird der dauerhafte Markterfolg trotz dominierender Kostenposition gefährdet.101
Vgl. Porter [Strategy 1996], S.6 Iff.; Porter [Wettbewerbsstrategie 1999], S.14ff. und S.70ff; sowie Porter [Wettbe werbsvorteile 1999], S.38ff. 94 Vgl. Hill [Differentation 1988], S.409; Corsten/Will [Wettbewerbsstrategien 1994a], S.263; und Will [Wettbe werbsvorteile 1996], S.36. 95 Vgl. Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995], S.24; und Will [Wettbewerbsvorteile 1996], S.36. 96 Vgl. Perlitz [Wettbewerbsvorteile 1988], S.49ff; Corsten/Will [Wettbewerbsstrategien 1994a], S.263; und Treacy/Wiersema [Marktführerschaft 1995], S.199f. 97 Vgl. Will [Wettbewerbsvorteile 1996], S.36; und Wingert [Wettbewerbsvorteile 1997], S.30. 98 Vgl. Pine [Massenfertigung 1994], S.79ff; Will [Wettbewerbsvorteile 1996], S.37; und Schultz-Wild/Lutz [Indu strie 1997], S.28. 99 Vgl. Bodenstein [Qualitätspolitik 1992], S.4. 100 Vgl. Treacy/Wiersema [Marktführerschaft 1995], S.33f. 101 Vgl. Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996a], S.193f.; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996b], S.4; Kaluza/Kemminer [Produktdifferenzierungsstrategie 1997a], S.l 1; und Kaluza/Kemminer [Produktdifferenzie rungsstrategie 1997b], S.7. 93
Seite - 22 -
•
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Vor dem Hintergrund der ständig zunehmenden Internationalisierung ist eine dominierende nationale Kostensituation unzureichend. Selbst wenn ein Unternehmen alle nationalen Konkur renten unterbieten kann, können in anderen Ländern fortgeschrittenere Erfahrungskurven exi
stieren bzw. aufgebaut werden. Betreten Unternehmen dieser Länder den nationalen Markt, so ist der Wettbewerbs vorteil des ehemaligen Kostenfuhrers neutralisiert.102 Verfolgt ein Unternehmen die Strategie der Differenzierung, sind damit ebenfalls Gefahrenpoten tiale verbunden.
•
In der mangelnden Zahlungsbereitschaft der Käufer für die verwirklichte Differenzierung liegt ein grundsätzliches Problem dieser Strategie.103
•
Besonders bei langfristiger Betrachtung ist zu befurchten, daß die Profilierungsmöglichkeiten tendenziell abnehmen bzw. nur mit unverhältnismäßig großem Einsatz erhalten werden können.104
•
Die Prognosefahigkeit105 künftiger Profilierungsmöglichkeiten ist angesichts der turbulenten
Umwelt106 als besonders schwierig einzustufen.107 •
Die Reaktionen der Konkurrenz kann den Wettbewerbsvorteil des differenzierenden Unterneh
mens durch Anhebung des Branchenstandards ebenfalls verringern.108 Eine Ausrichtung auf eine Marktnische impliziert in Abhängigkeit von der angestrebten Konkreti
sierung die gleichen Gefahrenpotentiale, wie sie für die branchenweite Ausrichtung bereits disku
tiert worden sind. Als zusätzliche Gefahrenkomponente ist eine Verringerung der Differenz zwi schen dem eigenen und dem branchenweiten Profil zu nennen. Durch Angleichung der Nische an
den Gesamtmarkt oder vice versa gerät der Nischenanbieter in die direkte Konkurrenzbeziehung zu den branchenweit agierenden Unternehmen und wird vermutlich aufgrund des geringeren Produkti
onsvolumens eine schlechtere Kostenposition einnehmen.109
102 Vgl. Perlitz [Wettbewerbsvorteile 1988], S.56f. 103 Vgl. Kleinaltenkamp [Dynamisierung 1987], S.36ff.; Corsten/Will [Wettbewerbsstrategien 1994a], S.262; Corsten/Will [Konzept 1995], S.124f.; und Will [Wettbewerbsvorteile 1996], S.35f. 104 Vgl. Kleinaltenkamp [Dynamisierung 1987], S.36ff.; Corsten/Will [Wettbewerbsstrategien 1994a], S.262; Corsten/Will [Konzept 1995], S.124f.; und Will [Wettbewerbsvorteile 1996], S.35f. 105 Vgl. o.V. [Forecasters 1974], S.51; Kahn/Wiener [Gebrauch 1975], S.190f.; Bruckmann [Möglichkeiten 1977], S.l6; Linneman/Kennell [Vorgehen 1979], S.25; Gälweiler [Untemehmensführung 1990], S.l29; und Küppers [Chaos 1993], S.94. 106 Vgl. Detter [Theorie 1990], S.107; Meyer/Greif [PIMS 1990], S.193ff.; Popp [Beurteilung 1990], S.252; Minte [Umweltschutz 1993], S.175ff.; Neuberger [Ästhetisierung 1994], S.60ff.; Pfeiffer/Weiß [Wettbewerbsstrategien 1994], S.277; und Zahn/Huber-Hoffmann [Produktion 1995], S.l36. 107 Vgl. Treacy/Wiersema [Marktführerschaft 1995], S.20 Iff. 108 Vgl. Kleinaltenkamp [Dynamisierung 1987], S.36ff.; Corsten/Will [Wettbewerbsstrategien 1994a], S.262; Corsten/Will [Konzept 1995], S.124F; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996a], S. 193f.; Kaluza [Produkt differenzierungsstrategie 1996b], S.4; Will [Wettbewerbsvorteile 1996], S.35f.; Kaluza/Kemminer [Produktdifferenzierungsstrategie 1997a], S.l 1; und Kaluza/Kemminer [Produktdifferenzierungsstrategie 1997b], S.7. 109 Vgl. Wingert [Wettbewerbsvorteile 1997], S.31.
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2.1.2.2 Gültigkeit der generischen Wettbewerbsstrategien bei ver ändertem Wettbewerbsumfeld 1980, zum Zeitpunkt der Konzeption seiner Strategien, war das Umfeld der Unternehmen noch
wesentlich stabiler als in in der zweiten Hälfte der 90er Jahre. Es muß jedoch betont werden, daß die Statik der vorangegangenen Dekaden auch in den späten 70er Jahren nicht mehr anzutreffen war,110
gemessen an der heutigen Umweltdynamik aber dennoch ein wesentlich berechenbareres Umfeld vorlag.111 Aktuell sehen sich die Unternehmen ständig turbulenter werdenden Veränderungen im
Wettbewerb gegenüber.112 Als folgenschwere Veränderungen sind hier besonders hervorzuheben: •
Die Veränderung der außenpolitischen Rahmenbedingungen, die heute durch eine multipolare
Konstellation gekennzeichnet sind.113 •
Eine Auffächerung der Nachfrage in immer kleinere Segmente, die in vielen Bereichen eine Umorientierung in der Produktion erforderlich macht.114
•
In vielen Industrienationen ist eine marktsättigungsinduzierte Wandlung vom Verkäufer- zum Käufermarkt zu beobachten, die zu einer Verschlechterung der Ertragssituation beiträgt.115
•
Darüber hinaus ist eine Beschleunigung der Produktlebenszyklen aufgrund einer überpropor
tionalen Wissensansammlung feststellbar.116 •
Gleichzeitig wächst der Finanzmittelbedarf für eine erfolgreiche Arbeit im F&E-Bereich, der die Unternehmen zum Teil überfordert.117
•
Auch die verstärkte Internationalisierung fuhrt zu einer erhöhten Anzahl relevanter
Wettbewerber.118
•
Höhere Verfügbarkeit der Produktionsfaktoren durch technische Fortschritte im Bereich der Verkehrsträger und der Telekommunikationsmöglichkeiten.119
110 Vgl. Bandelt/Clement [Zukunftsforschung 1977], S.407ff.; und Gälweiler [Untemehmensfilhrung 1990], S.25. Vgl. Welge/Al-Laham [Planung 1992], S.7ff. 112 Vgl. Kaluza [Erzeugniswechsel 1989], S.lOff.; Höfner [Entwicklungen 1990], S.81; Meyer/Greif [PIMS 1990], S.219; Popp [Beurteilung 1990], S.252; Lorenz [Macht 1992], S.67ff.; Pfeiffer/Weiß [Wettbewerbsstrategien 1994], S.280; Pine [Massenfertigung 1994], S.91; Eidenmüller [Produktion 1995], S.ll; Cantarella [Innovation 1996], S.36; Kaluza/Ostendorf [Weg 1996], S.27; Picot et al. [Unternehmung 1998], S.2ff; und Schmidt [Wert schöpfung 1996], S.49. 113 Vgl. Meyer/Greif [PIMS 1990], S.193ff; und Kaluza/Ostendorf [Szenario-Analyse 1997], S.54f. 114 Vgl. Zahn/Huber-Hoffmann [Produktion 1995], S.l36; und Schultz-Wild/Lutz [Industrie 1997], S.28. 115 Vgl. Henning/Marks [Management 1990], S.l87; Kaluza [Wettbewerbsstrategien 1990], S.57; Mühlbacher [Marke ting 1990], S.59; und von Weizsäcker [Wettbewerbsvorteil 1993], S.l. 116 Vgl. Meffert [Schlußbemerkung 1987], S.l24; Henning/Marks [Management 1990], S.l88; Hinterhuber [Strategie 1990], S.l7; Kaluza [Wettbewerbsstrategien 1990], S.57; Schiemenz [Komplexitätsbewältigung 1990], S.362; Zahn/Huber-Hoffmann [Produktion 1995], S.l36; und Rühli [Hyperwettbewerb 1996], S.l 18f. 117 Vgl. Mühlbacher [Marketing 1990], S.59; und Mayer [Wettbewerbsfaktor 1996], S.l. 1,8 Vgl. Zahn/Huber-Hoffmann [Produktion 1995], S.136; Mayer [Wettbewerbsfaktor 1996], S.l; Ostendorf [Erfolg 1996], S.216; Ostendorf [Erfolgsanalyse 1996]; und Rühli [Hyperwettbewerb 1996], S. 117f. 119 Vgl. Born [Regulierung 1994], S.5ff; und Cronjäger et al. [Strategies 1994], S.4.
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•
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Die Erwartungshaltung der Bezugsgruppen an die Unternehmen umfaßt heute weitere Dimen sionen als die ausschließliche Gewinnerzielung.120 Neben anderen ethisch-moralischen121
Fragestellungen122 ist hier auch die zunehmende Relevanz ökologischer Aspekte zu nennen.123
In einigen Branchen sind diese ökologischen Ansprüche schon zu determinierenden Faktoren
geworden.124 •
Durch die vorgenannten Determinanten wird die Zeit zunehmend zum Engpaßfaktor in den Unternehmen.125 Diese Entwicklung hat schon so gravierende Formen angenommen, daß stel
lenweise für eine gezielte Geschwindigkeitsverringerung plädiert wird.126 Auch Porter diskutiert, daß sich die Wettbewerbsintensität auf den Märkten erhöht hat. Trotzdem
hält er an der grundsätzlichen Richtigkeit seiner Alternativhypothese fest.127 Aufgrund des Anspruchs, eine einmal gewählte Strategie auch bei veränderten Marktbedingungen weiter zu ver
folgen, bieten die Wettbewerbsstrategien für die Unternehmen zu wenig Profilierungsspielraum. Die unzureichende Einbeziehung der Dynamik ist ein wesentlicher Kritikpunkt des Porter’sehen Ansat
zes, dessen Strategien deshalb als statisch einzustufen sind.128 Gleichzeitig ist zu betonen, daß die Möglichkeiten der Unternehmen auch stark angestiegen sind.
So war der DV-Einsatz in den 70er Jahren nur sehr gering ausgeprägt. Die Verwendungen
beschränkten sich weitgehend noch auf einfache mathematische Operationen und die Anfertigung
von Standardschriftstücken.129 Durch die heutigen Einsatzmöglichkeiten der DV haben die Unter nehmen somit auch ein erhebliches Flexibilitätspotential, mit dem sie auf die veränderten Rahmen
bedingungen reagieren können. Diesem Wandel muß auf jeden Fall Rechnung getragen werden; die 120 Vgl. Dyllick [Management 1989]; Kirsch [Untemehmenspolitik 1991], S.239; Cronjäger et al. [Strategies 1994], S.4f.; und Rühli [Hyperwettbewerb 1996], S.l 19. 121 Vgl. zur defmitorischen Abgrenzung Kant [Grundlagen 1983]; Pfriem [Unternehmen 1990b]; und Tischler [Betriebswirtschaftslehre 1996], S.61f. 122 Vgl. Dyllick [Management 1989], S.215ff.; Reuter [Macht 1991], S.389f.; Ami [Forderungen 1990], S.29 Iff.; Schneider [Untemehmensethik 1990], S.869ff.; Thommen [Förderung 1990], S.303 ff.; Nagler [Wirtschaftsethik 1991], S.7; Eschenbach/Müller [Umweltmanagement 1992], S.28; Krupinski [Führungsethik 1993]; Korff [Umweltethik 1995], S.282; Tischler [Betriebswirtschaftslehre 1996], S.60ff.; und Empacher/Kluge [Untemeh menspolitik 1999], S.87ff. 123 Vgl. Fischer/Weigand [Untemehmensführung 1990], S.92; Meffert [Ökologie-Management 1991], S.7ff.; Weise [Umweltschutz 1991], S.6; Birke/Schwarz [Umweltschutz 1994], S.26; Steger [Management 1994], S.76; Lippold [Einflüsse 1997], S.5; und die Ausführungen im dritten Teil. 124 Vgl. Steger [Normenstrategien 1992], S.273. 125 Vgl. Wildemann [Zeitmanagement 1990], S.61 ff.; Kaluza/Klenter [Zeit 1992]; Kem [Zeit 1992], S.41 ff.; Wilde mann [Zeit 1992], S.15ff.; Kaluza/Klenter [Zeit 1993]; Kuhn [Erfolgsfaktor 1995]; Klenter [Zeit 1995]; und Patt [Zeit 1995], S.12ff. 126 Vgl. Backhaus [Langsamkeit 1997], S.246ff.; und schon sehr früh Tumheim [Entwicklungstendenzen 1990], S.176ff. 127 Vgl. Porter [Strategy 1991], S.95ff.; Harrigan/Porter [Industries 1998], S.99; Porter [Clusters 1998a], S.244f.; Por ter [Clusters 1998b], S.78f.; Porter [Introduction 1998], S.l; Porter [Wettbewerbsstrategie 1999], S.l5 und S.70ff.; sowie Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], S.37ff. 128 Vgl. Kaluza [Erzeugniswechsel 1989], S.29ff.; Kaluza [Wettbewerbsstrategien 1990], S.6 Iff.; D'Aveni [Hyperwett bewerb 1995], S.33; Klenter [Zeit 1995], S.143; Kaluza et al. [Telekommunikationstechnologien 1996], S.8; Bodenstein/Spiller [Marketing 1998], S.l 15; und Kaluza et al. [Management 1998], S.24. 129 Vgl. Kaluza [Modelle 1972], S. 119.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Ergebnisaussichten eines Unternehmens müssen sich jedoch nicht zwangsläufig verschlechtern, denn diese Entwicklung bietet auch Chancen.130 Auch wenn einige Autoren den Aspekt der Dyna
mik überstrapazieren und zum Selbstzweck erheben131 bleibt doch festzuhalten, daß die Strategien von Porter hier eine weitere Unzulänglichkeit aufweisen. Dieses Defizit bildet neben den grundsätz lichen Schwachpunkten einen weiteren Ansatzpunkt für Kritik.
2.1.2.3 Ergänzungen der generischen Wettbewerbsstrategien Neben der Kritik an Porters Ansätzen gibt es auch Autoren, die seine Ideen nicht ablehnen, sondern diese lediglich um gewisse Modifikationen ergänzt wissen wollen. Hier können beispielsweise ohne Anspruch auf Vollständigkeit - genannt werden:
•
Will schlägt die Erweiterung der Porter-Strategien um die Dimension der Geschäftsfeldstruk tur vor. Hiermit beschreibt er die gezielte Beeinflussung der Wertkette zugunsten des betrachte
ten Unternehmens. Durch ein solches Verhalten bestehe die Chance,
•
•
kritische Erfolgsfaktoren und
•
Wettbewerbsregeln völlig neu zu gestalten.132
Treacy/Wiersema postulieren, daß die Kostenfuhrerschaft heute weiter gefaßt werden müßte als im vorangegangenen Jahrzehnt. Heute stehe nicht mehr der reine Verkaufspreis im Mittelpunkt des Interesses, sondern die Lebenszykluskosten133. Auch eine Einflußnahme auf die Zulieferer
wird als erforderlich erachtet, um sicherzustellen, daß auch dort mit den günstigsten Preisen angeboten werden kann.134 Ein aktuelles Beispiel für die Wichtigkeit dieser erweiterten Betrach
tung stellt die PC-Branche dar. Gegenwärtig wird diese Problematik unter dem Begriff TCO (Total Cost of Ownership) ausführlich diskutiert.135
•
Die Differenzierungsstrategie wird von Treacy/Wiersema als Produktführerschaft bezeichnet,
die dabei besonders die dynamische Komponente betonen. Hierbei setzt das Unternehmen auf signifikante Innovationen und geht soweit, seine eigenen Produkte der Vergangenheit selbst in
Frage zu stellen, um den Kunden der Gegenwart den höchst möglichen Produktnutzen zu
gewährleisten. Ein fortwährendes Spannungsverhältnis zwischen dem technisch Realisierbaren und dem am Markt Darstellbaren wird als weiteres Kennzeichen genannt.136
•
Simon beschreibt im Rahmen der Darstellung der Strategien der „heimlichen Gewinner” eine
Steigerung der Porter’sehen Nischenstrategie. Dieses Vorgehen bezeichnet er als „Super-Nischenstrategie”. Kennzeichen sei ein noch engerer Marktfokus als bei dem durch Porter Vgl. von Oetinger [Vision 1990], S. 151; und Chamoni [Cash 1997], S. 136f. Vgl. D'Aveni [Hyperwettbewerb 1995]. Vgl. Will [Wettbewerbsstrategien 1995], S.1046f. Vgl. aktuell zur lebenszyklusorientierten Produktbetrachtung aus Herstellersicht Kemminer [Kostenmanagement 1999]. 134 Vgl. Treacy/Wiersema [Marktfuhrerschaft 1995], S.58ff. 135 Vgl. Friebe [Kostenkontrolle 1997], S.32ff. 136 Vgl. Treacy/Wiersema [Marktführerschaft 1995], S.94 ff. 130 131 132 133
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Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrateßie
andiskutierten Vorgehen. Als weiteres Unterscheidungsmerkmal nennt er die Infragestellung und Neustrukturierung der Branchenstruktur, soweit dies erforderlich erscheint. Teilweise wären die von Simon beschriebenen Unternehmen auch durch einen überragenden technischen
Vorsprung gekennzeichnet.137 Corsten/Will weisen in diesem Zusammenhang daraufhin, daß es kaum empirische Studien gibt, die erfolgreiche Nischenanbieter nachweisen.138
Eine weitere Quelle zur Erweiterung der Porter’schen Konzepte bilden dessen eigene Aufsätze. In diesen Beiträgen versucht er auch, seine strategische Einschätzung gegen die vorgebrachten Ein wände zu verteidigen indem er feststellt, daß es für Unternehmen unter restriktiven Ausnahmebe
dingungen möglich ist, beide Vorteilsdimensionen simultan zu verfolgen. Als Beispiele nennt er: •
Einen Markt, in dem kein Unternehmen die Position des Kostenfuhrers bzw. des Differenzie rers übernommen hat.139
•
Realisiert ein Unternehmen Kostenvorsprünge vor der Konkurrenz, die aus einer Konzernver flechtung oder ähnlichen Konstellationen resultieren, kann es trotz Differenzierung eine vorteil
hafte Kostenposition belegen.140 •
Eine ähnliche Situation ergibt sich, wenn die Kosten in einer Branche hauptsächlich durch den Marktanteil determiniert werden und das betrachtete Unternehmen hier dominiert. Es kann
seine Produkte differenzieren, ohne die Kostenfuhrerschaft einzubüßen.141
•
Sind mit Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung gleichzeitig Kostensenkungen verbunden, wer
den temporär ebenfalls beide Ziele verfolgt.142 •
Analog ist die Situation zu bewerten, wenn Innovationen eingefuhrt werden, die für beide
Parameter eine Weiterentwicklung bedeuten.143 •
Eine simultane Verfolgung ist darüber hinaus möglich, wenn das Unternehmen starke Produk tivitätsdefizite aufweist oder eine Verschiebung des bisher gültigen Standards vorliegt.144
Als praktischen Beleg verweist Porter hier auf das Lernen westlicher Unternehmen von ihren japa nischen Konkurrenten in der zurückliegenden Dekade. Durch die Übernahme der gesteigerten
Umrüstgeschwindigkeiten konnten sowohl Verbesserungen im Bereich der Kosten als auch der Dif
ferenzierung erreicht werden. Trotz dieser Erkenntnis beharrt Porter auf seiner Position, daß Unter nehmen, die eine Spitzenposition inne haben, sich zwischen Kosten und Differenzierung entschei den müssen. Die Entscheidung für einen Strategietyp sei wichtig, um dem steigenden Wettbewerbs
druck zu begegnen. Reine Effizienzorientierungen ohne strategische Ausrichtung würden die
137 138 139 140 141 142 143 144
Vgl. Simon [Gewinner 1997], S.51 ff. Vgl. Corsten/Will [Konzept 1995], S.l24. Vgl. Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], S.47. Vgl. Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], S.47f. Vgl. Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], S.47f. Vgl. Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], S.46. Vgl. Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], S.48. Vgl. hierzu und zu den folgenden Ausführungen Porter [Strategy 1996], S.6 Iff.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Unternehmen nur aufreiben, weil ein solches Vorgehen keine Gewinner hervorbringt. Dieses Ver halten hat nach seiner Einschätzung bereits eine Tendenz zu einem „...zerosum competition...”'*5
ausgelöst. Als Ursache für diese Entwicklung stuft er die Entscheidungsunwilligkeit des Manage ments ein.146 Nach seiner Auffassung erfordert es mehr Geschick, ein gesamtes Unternehmen auf
eine Strategie auszurichten und über Jahre zu optimieren, als in Partialbereichen Effizienzverbesse rungen zu realisieren. Die Verfolgung des seiner Meinung nach vermeintlich leichteren Weges
interpretiert er als Ursache für die zum Selbstzweck147 gewordene Verfolgung neuer Techniken.
Dieses Verhalten fuhrt dazu, daß die prognostizierte Beschleunigung des Wettbewerbs148 tatsäch lich in Ausnahmefallen eintritt.149 Kritisch bleibt bei diesen Erweiterungen anzumerken, daß ein Neuheitsgrad nur sehr eingeschränkt
festzustellen ist, denn grundsätzlich finden sich diese Gedanken auch im frühen Porter’sehen Kon
zept. Eine ganz andere Qualität hingegen haben die im folgenden diskutierten hybriden Wettbe werbsstrategien, denen bzw. ihren Autoren ein deutlicher wissenschaftlicher Erkenntnisfortschritt zu
verdanken ist.
145 Porter [Strategy 1996], S.64. 146 Eine kritische Auseinandersetzung mit der Managementqualität der deutschen Eliten liefert Ogger [Nieten 1998]. 147 Diese Tendenz wird nach Buscher [Trend 1998], S16ff. von Beratern ausgenutzt und verstärkt, die hiermit ihre Legitimationsbasis schaffen. 148 Dieser beschleunigte Wettbewerb wird als Hyperwettbewerb bezeichnet. Vgl. D'Aveni [Hyperwettbewerb 1995]; llintich et al. [Introduction 1998], S.XXII; Richardson [Responce 1998], S.208f.; Thomas [Faces 1998], S.4ff.; und Volberda [Form 1998], S.268f. Dieser Ansatz ist aber kaum bedeutsam. Vgl. Blecker [Unternehmung 1999], S.l85. 149 Vgl. zur frühzeitigen Auseinandersetzung mit diesem Problemfeld der selbsterfüllenden Prognosen Bruckmann [Möglichkeiten 1977], S.l8; und Becker [Scenarios 1983], S.96.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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2.2 Hybride Wettbewerbsstrategien als moderne Ansätze 2.2.1 Klassifikatorische Grundlagen der hybriden W ettbewerbsstrategien Kennzeichen der hybriden Wettbewerbsstrategien ist das Aufgeben der Porter’sehen Maßgabe, sich ausschließlich auf Kosten oder Differenzierung zu konzentrieren. Vielmehr werden beide Profilie
rungsmöglichkeiten im Wettbewerb genutzt.150 Eine umfassende Auseinandersetzung mit der The
matik der hybriden Wettbewerbsstrategien findet sich bei Fleck.151 Ausgangspunkt seiner Arbeit bil den die generischen Wettbewerbsstrategien nach Porter. Er interpretiert die hybriden Wettbewerbs
strategien als Erweiterung des Porter’schen-Schemas, welches in Abbildung 2.5 dargestellt ist. Exzellente Position in keiner Dimension
Wettbewerbsausrichtung
ohne Vorteil
Branchenweite Ausrichtung Ausrichtung auf heterogene Segmente
Ausrichtung auf homogene Segmente
Exzellente Position in einer Dimension
Exzellente Position in beiden Dimensionen
Kostenvorteil
DifTercnzierungsvortcil
Kosten- und Diflerenzierungsvorteil
Kostenfiihrerschaft
Differenzierung
HybrideStrategien
"stuck in the middle"
Hybride Segmentierung
KostenFokus
DifferenzierungsFokus
HybridFokus
r
Ausprägung der Wettbewerbsvorteile Quelle: In Anlehnung an Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995], S.29
Abb.2.5: Erweiterter Ansatz zur Klassifizierung von Wettbewerbsstrategien
150 Vgl. Kaluza et al. [Management 1998], S.34. 151 Vgl. Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995]. Frühere Auseinandersetzungen mit der Thematik finden sich bei Miles/Snow [Untemehmensstrategien 1986], S.38ff.; und zu Knyphausen/Ringlstetter [Wettbewerbsumfeld 1991], S.546ff.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Fleck hat existierende empirische Arbeiten ausgewertet und kommt zu dem Ergebnis, daß hybride
Strategien hinsichtlich der Performance den Porter’schen wesentlich überlegen sind.152 Wichtig ist, in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, daß die hybriden Strategien ihrerseits klassifi
ziert werden müssen. Eine weitgehend gängige Einteilung ist in Abbildung 2.6 visualisiert.153 Bei einer multilokal hybriden Ausrichtung erfolgt die Strategieauswahl nach geographischen Gege benheiten. Im Rahmen sequentiell hybrider Strategien werden Differenzierung bzw. Kostenmini
mierung zeitlich nacheinander verfolgt. Diese beiden Ausprägungen stellen wir in den Unterab
schnitten 2.2.2.1 und 2.2.2.2 vor.
Hybride Strategien im Wettbewerb
Quelle: Kaluza [ProduktdiHcrenzierungsstratcgic 1996a], S.l96 (leicht modifiziert)
Abb.2.6: Mögliche Einteilung hybrider Wettbewerbsstrategien Eine Orientierung an simultan hybriden Wettbewerbsstrategien zielt darauf ab, Kosten und Diffe renzierungsvorteile gleichzeitig zu realisieren. Eine kritische Auseinandersetzung mit ausgewählten
Ansätzen erfolgt im Abschnitt 2.2.3.
152 Vgl. Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995], S.39. 153 Vgl. Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995], S.61; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996b], S. 196ff.; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996b], S.6ff.; Kaluza et al. [Telekommunikationstechnologien 1996], S.10; Kaluza/Kemminer [Produktdifferenzierungsstrategie 1997a], S.ll; und Kaluza/Kemminer [Produktdifferenzie rungsstrategie 1997b], S.8.
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Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
2.2.2 Multilokale und sequentielle hybride Wettbewerbs strategien Entgegen der im Schrifttum üblichen Vorgehensweise154 werden hier die multilokalen vor den
sequentiell hybriden Wettbewerbsstrategien diskutiert. Dieses Vorgehen wählen wir bewußt, um die abnehmende Verbundenheit zum Porter’sehen Ansatz zu betonen. Hiermit sollen die üblichen Vor
gehensweisen jedoch nicht in Frage gestellt werden.
2.2.2.1 Multilokale hybride Wettbewerbsstrategien Ansatzpunkt multilokaler hybrider Wettbewerbsstrategien ist die Unterscheidung der Wettbewerbs strategien nach geographischen Kriterien. So kann beispielsweise die grundsätzliche Ausrichtung
eines Unternehmens die Kostenfuhrerschaft sein. Gleichzeitig wird bedarfsabhängig auf lokalen Märkten eine Differenzierung vorgenommen. Diese Strategiekombination wird in Abbildung 2.7 als
Alternative 1 bezeichnet. Bei der Alternative 2 werden die Wettbewerbsstrategien vice versa einge setzt. Auch eine Strategietrennung nach In- und Ausland wird als multilokale hybride Wettbewerbs
strategie klassifiziert.155 Die erste multilokale hybride Wettbewerbsstrategie wird auf Perlmutter156 zurückgefuhrt. Weitere
Ansätze finden sich beispielsweise bei Bartlett157 und Meffert158. Bemerkenswert ist, daß auch Porter159 eine solche Strategie diskutiert,160 so daß diese Art der hybriden Strategien die größte Kompatibilität mit den generischen Wettbewerbsstrategien aufweist.
Zentrales Problemfeld der multilokalen Ansätze ist die Optimierung zwischen Kostenvorteilen, die durch internationale Arbeitsteilung innerhalb des Untemehmensverbundes erzielbar sind, und der weltweiten Koordination der Untemehmensaktivitäten.161
154 Vgl. Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995], S.ölff.; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996a], S.I96ff.; und Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996b], S.7ff. 155 Vgl. Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995], S.71 ff.; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996a], S.196ff.; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996b], S.7ff.; und Piller [Produkte 1997], S.l6. 156 Vgl. Perlmutter [Tortuous 1969], S.9ff.; Wind et al. [Developing 1973], S.13ff.; und Chakravarthy/Perlmutter [Planning 1985], S.3ff. 157 Vgl. Bartlett [Building 1986], S.367ff. I5g Vgl. Meffert [Spannungsfeld 1986], S.689ff.; Meffert [Wettbewerbsstrategien 1991], S.404ff.; und zu einer empiri schen Untersuchung Meffert/Bolz [Wettbewerbsstrategien 1992]. 159 Vgl. Porter [Changing 1987], S.27ff. im» Vgi F]eck [Wettbewerbsstrategie 1995], S.71ff. 161 Vgl. Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995], S.73ff.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Kosten Führer schaft
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Alternative 1
Alternative 2 Quelle: Verfasser
Abb.2.7: Beispielhafte Einteilung multilokal hybrider Wettbewerbsstrategien Angesichts
der
technischen
Fortschritte,
die
besonders
auch
im
Bereich
der
Telekommunikationstechnologien162 zu verzeichnen sind,163 ist festzustellen, daß die Koordinations kosten in den letzten Jahren stark rückläufig waren und tendenziell weiter abnehmen dürften.164 Aus
diesem Grund wird dem Aspekt der Koordinationskosten zur Optimierung der weltweiten konzemintemen Arbeitsteilung, gemessen an seinem Gewicht während der frühen 80er Jahre, heute nur
noch eine untergeordnete Bedeutung zukommen. Gerade in den höheren Transaktionskosten, die bei den hier betrachteten Strategien entstehen, sieht
Fleck eine Einschränkung der Vorteilhaftigkeitsbeurteilung im Vergleich zu den generischen
Strategien.165 Vor dem Hintergrund der schon angesprochenen Veränderungen der Transaktionsko sten können wir Fleck hier nicht folgen.
162 Vgl. zur wettbewerbsbezogenen Beurteilung der Telekommunikationstechnologien Kaluza et al. [Telekommunika tionstechnologien 1996], S. 16ff.; und zu einer volkswirtschaftlichen Betrachtung Cox [Telekommunikation 1998]. 163 Vgl. Yip [Wettbewerbsstrategie 1996], S.l7. 164 Vgl. Fischer [Informationskooperationen 1996], S.l 8; Evans/Wurster [Strategy 1997], S.7 Iff.; lansiti/West [Tech nologie-Integration 1997], S.50; Piller [Massgeschneidertes 1997], S.70; und Piller [Produkte 1997], S.l6. 165 Vgl. Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995], S.83; und mit einer ebenfalls negativen Einschätzung Rasche [Wettbe werbsvorteile 1994], S.l 1.
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Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrateeie
2.2.2.2 Sequentielle hybride Wettbewerbsstrategien 2.2.2.2.1 Outpacing-Strategies nach Gilbert und Strebel Im Bereich der sequentiell hybriden Wettbewerbsstrategien dominieren die Outpacing-Strategies die
wissenschaftliche Diskussion.166 Das Konzept der Outpacing-Strategies wurde von Gilbert/Strebel167
entwickelt und durch Kleinaltenkamp168 in das deutschsprachige Schrifttum eingeführt.169 Das Vorgehen im Rahmen des Outpacing-Strategies Ansatzes ist in der ersten Zeitperiode mit dem Porter’sehen Ansatz identisch. Es wird alternativ entweder die Kostenfuhrerschaft oder die Pro
duktdifferenzierung verfolgt. Erst in der zweiten Zeitperiode wird der Unterschied deutlich. Denn nun wird auf der Basis des höheren Nutzen- bzw. des geringen Kostenniveaus versucht, ebenfalls
die andere Vorteilsdimension als Profilierungsmöglichkeit im Wettbewerb zu nutzen. Zielsetzung
des Ansatzes ist, ab der folgenden Zeitperiode die gleichzeitige Verwendung beider Wettbewerbsdi mensionen (Outpacing-Strategies). In der Abbildung 2.8 sind die „typischen” Vorgehens weisen von Innovatoren und Imitatoren sowie die Schematik des Gesamtkonzeptes dargestellt.
Ein Wesensmerkmal dieses Ansatzes ist die Berücksichtigung einer dynamischen Komponente. Erfordernisse der Produktlebenszyklen können durch dieses Vorgehen besser berücksichtigt werden.170 Doch hierbei wird auch einer der wesentlichen Schwachpunkte dieses Konzeptes deutlich: Die Prognose des richtigen Umstiegszeitpunktes ist kaum möglich, vielmehr handelt es sich um ein Erklärungsmodell.171 Ursache für diesen Problembereich ist die Unsicherheit über künf
tige Preis- bzw. Differenzierungspotentiale. Nach Ablauf der ersten Zeitperiode besteht für die
Unternehmen ein Entscheidungsproblem: Ist die Grenze der bisherigen Strategie bereits erreicht
oder sind die zu erwartenden Verbesserungen der nächsten Periode noch signifikant? Unter diesen Voraussetzungen ist ein Strategiewechsel angezeigt.
166 Vgl. Kaluza [Wettbewerbsstrategien 1990], S.60f; Türck [Produkt 1991], S.l86f.; Corsten/Will [Konzept 1995], S.l26ff.; Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995], S.62ff.; Kaluza [Wettbewerbsstrategien 1995a], S.87f.; Kaluza [Wett bewerbsstrategien 1995b], S.77; Klenter [Zeit 1995], S.145f.; Will [Wettbewerbsstrategien 1995], S. 1047f.; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996a], S.196f.; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996b], S.7; und Piller [Produkte 1997], S.l6. 167 Vgl. Gilbert/Strebel [Strategies 1987], S.28ff.; und Gilbert/Strebel [Developing 1991], S.82ff. 168 Vgl. Kleinaltenkamp [Dynamisierung 1987], S.3 Iff. 169 Vgl. Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995], S.63. 170 Vgl. Gilbert/Strebel [Strategies 1987], S.28ff.; Gilbert/Strebel [Developing 1991], S.82ff.; Kleinaltenkamp [Dyna misierung 1987], S.3 Iff.; Kleinaltenkamp [Dynamisierung 1995], S.59ff.; und Bodenstein/Spiller [Marketing 1998], S.l 15ff. 171 Vgl. Kleinaltenkamp [Dynamisierung 1987], S.40f.; und Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995], S.63.
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Quelle: In Anlehnung an Kleinaltenkamp [Dynamisierung 1987], S.33
Abb.2.8: Schematik der Outpacing-Strategies
Kleinaltenkamp hält hier gegebenenfalls auch einen Marktausstieg für den richtigen Schritt eines innovativen Unternehmens, um einem Preiswettbewerb zu entgehen, der für künftige Innovations ansätze einen Imageverlust bedeuten könnte.172 Besteht hingegen im Rahmen der bisher verfolgten
Strategie noch erhebliches Verbesserungspotential, so wäre ein Strategie wechsel sehr bedenklich. Dies hat für das betrachtete Unternehmen besonders dann Bedeutung, wenn der Vorsprung zum
gefährlichsten Rivalen nur gering ist. Analoge Überlegungen gelten ebenfalls für den Kostenführer, wobei die Alternative des Marktaustritts weniger relevant erscheint. Eine schematische Darstellung
zeigt die Abbildung 2.9.
172 Vgl. Kleinaltenkamp [Dynamisierung 1987], S.44.
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Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Abb.2.9: Darstellung und kritische Beurteilung der Outpacing-Strategies Ein weiterer ganz wesentlicher Schwachpunkt der Outpacing-Strategies ist sowohl die notwendige
mentale Umorientierung des Personals als auch die der gesamten Untemehmensphilosophie inner
halb sehr kurzer Zeiträume. Auch sind negative Auswirkungen auf das Image nicht auszuschließen,
welche die Ausgangsbedingungen für künftige Aktivitäten verschlechtern können.173 Diesen Überle gungen schließen wir uns an. Abschließend sei noch auf die schon durch Kleinaltenkamp vorge brachte Kritik hingewiesen, daß Gilbert/Strebel zu Beginn der Wettbewerbsaktivitäten von einer fehlenden gleichzeitigen Kompatibilität der Kosten- und Produktnutzenorientierung ausgehen. Als
Lösung schlägt er eine simultane Verfolgung beider Parameter von einem erreichten hohen Niveau aus vor.174 Ein solches Vorgehen ist Gegenstand der simultan hybriden Wettbewerbsstrategien.
173 Vgl. Türck [Produkt 1991], S.153; Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995], S.63ff.; und Bodenstein/Spiller [Marketing 1998], S.117. 174 Vgl. Kleinaltenkamp [Dynamisierung 1987], S.46.
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2.2.2.2.2 Mass Customization nach Davis und Pine Der Begriff und das Wesen der Mass Customization wurden von Davis 1987 eingeführt.175 Überle gungen zur Maßgeschneiderten Massenproduktion finden sich auch in den Aufsätzen von
Bower/Hout, Westbrook/Williamson und Feitzinger/Lee.176 Im deutschsprachigen Schrifttum wird Pine177 - einen ihrer prominentesten Vertreter -178 als der maßgebliche Autor benannt.179 Die Maßge
schneiderte Massenfertigung wird ebenfalls zu den sequentiell hybriden Wettbewerbsstrategien
gezählt und verfolgt prinzipiell den gleichen Ansatz wie die Outpacing-Strategies von Gilbert/Strebel.180 Das Ziel der Maßgeschneiderten Massenfertigung - ein hybrider Wettbewerbsvor
teil - kann über zwei mögliche Wege erreicht werden: •
Der kostenorientierte Massenhersteller kann seine Produkte differenzieren, wobei er
gleichzeitig seinen Kostenvorteil bewahren soll. •
Dem Produzenten für Individualerzeugnisse wird geraten, verstärkt die Kosten zu berück sichtigen, unter gleichzeitiger Beibehaltung des hohen Produktnutzens.
Zur Visualisierung des Vorgehens sei nochmals auf die Abbildung 2.8 verwiesen. Obwohl auch Pil ler in seinen Ausführungen zur Mass Customization die sequentiellen Vorgehens weisen als „...idealtypische Implementierungsstrategien...”™ darstellt und dies auch mit seinen Beispielen
belegt, bezeichnet er sie doch explizit als simultan hybride Strategie.182 Da die Mass Customization
nur im Ausnahmefall simultan hybrid wirkt, stufen wir sie in Übereinstimmung mit der herrschen den Meinung im Schrifttum183 als sequentiell hybrides Vorgehen ein.
Die Maßgeschneiderte Massenfertigung basiert meist auf der Lösung technischer Probleme durch eine verstärkte EDV-Orientierung.184 Der Einsatz dieser technischen Komponenten soll die bisheri
gen Gegenpole Massenfertigung und Individualität der Produkte miteinander ausgleichen. Trotz die ses Ausgleiches räumt auch Pine ein, daß der reine Kostenfuhrer preiswerter anbieten kann.185 Auch die Position des reinen Differenzierers ist wohl kaum vollständig erreichbar. Dennoch bietet die 175 Vgl. Davis [Zukunft 1988], S.l66. 176 Vgl. hierzu und grundsätzlich zu den folgenden Ausführungen: Bower/Hout [Cycle 1988], S. 11 Off; Westbrook/Williamson [Mass Customization 1993], S.38ff.; und Feitzinger/Lee [Customization 1997], S.l 16f. 177 Vgl. hierzu und im folgenden Pine et al. [Customization 1993], S.l08; Pine [Massenfertigung 1994]; Pine et al. [Customers 1995], S.l03ff.; und Pine [Customization 1997], S.3ff. 178 Aus diesem Grund bilden seine Aufsätze auch die Basis der folgenden Ausführungen. 179 Vgl. Piller [Massgeschneidertes 1997], S.70ff.; Piller [Customization 1998], S.l04; und Piller [Massenproduktion 1998], S.IX. 180 Vgl. Beck/Reiß [Kosten 1994], S.28f.; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996a], S.196; Kaluza et al. [Tele kommunikationstechnologien 1996], S.10; Kaluza/Kemminer [Produktdifferenzierungsstrategie 1997a], S.l 1. 181 Piller [Massenproduktion 1998], S.210. 182 Vgl. Piller [Massenproduktion 1998], S.72. 183 Vgl. Beck/Reiß [Kosten 1994], S.28f.; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996a], S.l96; Kaluza et al. [Tele kommunikationstechnologien 1996], S.10; Kaluza/Kemminer [Produktdifferenzierungsstrategie 1997a], S.l 1. 184 Vgl. zu dieser Thematik auch Eidenmüller [Produktion 1995], S.254ff.; Frese [Anmerkungen 1995], S.158ff.; Goldhar/Lei [Manufactoring 1995], S.74ff.; und Kaluza [Wettbewerbsstrategien 1995a], S.90ff. 185 Vgl. hierzu auch Moll [Leistung 1996], S.178; und Piller [Produkte 1997], S.23.
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Maßgeschneiderte Massenfertigung grundsätzlich eine interessante Möglichkeit, um beide Profilie
rungsmöglichkeiten weitgehend zu erreichen. In seinen weiteren Ausführungen weist Pine auch darauf hin, daß man entgegen anderslautenden Annahmen186 erkennen müsse, daß im Bereich der Produktion noch erheblicher Optimierungsspiel raum vorhanden ist.187 Auch seiner Kritik an einer zu kurzfristigen Orientierung der Unternehmung
folgen wir. Ähnlich wie Porter188 ist auch er der Meinung, daß eine strategische Ausrichtung die Wettbewerbsfähigkeit verbessert.189 Im Bereich der Dienstleistungsverbesserung diskutiert er zum Teil Vorgehensweisen, die zumindest
fragwürdig sind. Eine gewisse Ähnlichkeit mit der durch Gerken postulierten Bedürfniserfindung ist offensichtlich.190 Als ein Beispiel schlägt Pine vor, daß Pizzerien ihre Produkte nicht mehr im
Ladenlokal fertigen sollen, sondern auf der Fahrt zum Kunden im Anlieferungsfahrzeug.191 Hier werden zwei Komponenten des strategischen Wettbewerbsvorteils192 nur sehr begrenzt umgesetzt.
Ein großer Kundenteil wird angesichts moderner Verpackungs- und Warmhaltetechnologien diesen
Unterschied kaum wahmehmen. Die Nachahmung sollte für die Konkurrenz problemlos möglich
sein. Darüber hinaus werden ökologische Fragestellungen völlig ignoriert.193 Ein „Paradebeispiel” der Literatur zur Maßgeschneiderten Massenfertigung ist das jeansproduzierende Unternehmen Levi Strauss. Durch den Einsatz moderner Kommunikationstechniken werden
die in der Verkaufsniederlassung individuell ermittelten Maße des Käufers direkt dem Werk kom
muniziert. Der Einsatz hochwertiger Fertigungsmaschinen ermöglicht eine zeitnahe Umsetzung in der Produktion. Auf diese Weise kann in weniger als einem Monat eine maßgeschneiderte Jeans zu
einem Preis, der nur leicht über dem der herkömmlich produzierten Ware anzusiedeln ist, offeriert
werden. Zur künftigen Absicherung des Wettbewerbsvorteils übernahm Strauss seinen Softwarelie feranten. Die Imitation des durch Strauss vorgelebten Vorgehens wird für die Konkurrenz auf diese Weise sicherlich erschwert.194
186 Vgl. Eidenmüller [Produktion 1995], S.l8. 187 Vgl. zu dieser Problematik neben Pine [Massenfertigung 1994], S.119; schon sehr früh Kaluza [Flexibilität 1984], S.290; sowie Schulz/Schulz [Ökomanagement 1994], S.10; Zahn [Produktion 1994], S.243; Corsten/Will [Wettbe werbsvorteile 1995], S.5; und Zahn/Huber-Hoffmann [Produktion 1995], S.136. 188 Vgl. Porter [Strategy 1996], S.63. 189 Vgl. Pine [Massenfertigung 1994], S. 141. 190 Vgl. Gerken [Manager 1994], S.l6. Ein solches Vorgehen wird beispielsweise von Strebel [Industrie 1994], S.784f.; und Tischler [Betriebswirtschaftslehre 1996], S.57, hinsichtlich der Ökologieverträglichkeit sehr kritisch betrachtet. 191 Vgl. Pine [Massenfertigung 1994], S.254ff. 192 Vgl. hierzu die Auführungen auf S. 12. 193 Vgl. Tischler [Umweltökonomie 1994], S.27f, zur Ignoranz des aktuellen Konsums gegenüber ökologischen Fragestellungen. 194 Vgl. Pine [Massenfertigung 1994]; aber auch Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996a], S.197F; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996b], S.7f.; und Piller [Produkte 1997], S.17ff.
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Es sollte in diesem Zusammenhang jedoch vor einer allzu leichtfertigen Übertragung auf alle ande
ren Branchen gewarnt werden.195 Mehrere namhafte Automobilhersteller hatten 1997 für RoadsterModelle Lieferzeiten zwischen zwölf und 30 Monaten, und dies auch ohne die Maßgeschneiderte
Massenfertigung.196 Hier entsteht zumindest der Eindruck, daß Lieferverzögerungen auf dem deut schen Automobilmarkt vom Kunden weitgehend hingenommen werden.
Kritisch wird die Anwendung der Maßgeschneiderten Massenproduktion für die japanische Toyota Motor Corporation197 diskutiert. Diese Unternehmung wurde von Pine explizit aufgrund ihres Vor gehens nach der Maßgeschneiderten Massenfertigung vorgestellt. So wurde berichtet, daß Toyota innerhalb von fünf Tagen Fahrzeuge liefern könne, die sich der Kunde zuvor nach dem Baukasten prinzip selbst zusammengestellt hat.198 In diesem Abweichen von der Massenproduktion sieht Anzai
jedoch eine maßgebliche Komponente des momentanen Mißerfolges bei Toyota.199 Eine übertrie
bene Produktvielfalt wird dafür mitverantwortlich gemacht, daß auch in vielen anderen Bereichen der japanischen Wirtschaft die Ertragskraft stark abgenommen hat.200 Selbst Piller, der die Mass
Customization weiterfiihrt,201 bewertet eine zu hohe Anzahl an Kombinationsmöglichkeiten in der Automobilindustrie negativ, wie sie beispielsweise durch die Nissan Motor Co.202 zeitweise umge
setzt wurde.203 Die neueren Veröffentlichungen von Pine beschreiben vier Vorgehensweisen, um zur Maßgeschnei
derten Massenfertigung zu gelangen: •
Eine Möglichkeit stellt die Kooperation mit dem Kunden dar. Auf diese Weise wird eine spezi
fische Anpassung an individuelle Bedürfnisse ermöglicht. Als Beispiel wird ein japanisches Optikergeschäft genannt, welches seine Kunden mittels Computersimulation bei der Auswahl der richtigen Brille berät. Bei der Fertigung wird auf ein weitgehend standardisiertes Produkt
zurückgegriffen. •
Produkte, an denen der Kunde im Nachhinein seine individuellen Bedürfnisse ausrichten kann, bilden seiner Auffassung nach eine weitere Option, die Maßgeschneiderte Massenfertigung zu
realisieren. In diesem Zusammenhang werden Beleuchtungssysteme genannt, die auf die jewei
ligen Anforderungen individuell ausgerichtet werden können.
195 196 197 198 199
200 201 202 203
Vgl. Piller [Massgeschneidertes 1997], S.75; und Piller [Produkte 1997], S.24. Vgl. Fischer [Boom 1996], S. 192ff. Die Toyota Motor Corporation wird nachfolgend als Toyota bezeichnet. Vgl. Pine [Massenfertigung 1994], S.68; und Beck/Reiß [Massenproduktion 1995], S.l5, zur Verwendung der Maßgeschneiderten Massenfertigung bei Toyota. Vgl. Anzai [Entwicklung 1996], S.283ff.; und mit einer analogen Aussage für Nissan Winter/Kosider [Automobil hersteller 1995], S.l83. Vgl. Miyabayashi [Herausforderung 1993], S.l 18ff. Vgl. Pine [Einführung 1998], S.2. Die Nissan Motor Co. wird nachfolgend als Nissan bezeichnet. Vgl. Piller [Massenproduktion 1998], S.l79.
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•
Lediglich kosmetische Veränderungen würden ebenfalls reichen, um aus einem Massenartikel ein maßgeschneidertes Gut zu machen. Die Abbildung des eigenen (Firmen-) Namens auf
einem T-Shirt wird als entsprechende kosmetische Komponente interpretiert.
•
Die verbleibende Alternative ist die unbemerkte eigenständige Anpassung an kundenspezifi sche Anforderungen, wenn die Kundenbedürfnisse antizipierbar sind. Ein Industrieseifenher
steller, der seine Kunden bedarfsabhängig ohne explizite Einzelbestellung mit der für sie erfor derlichen Seife beliefert, dient hier als Beispiel. Der Kunde wird, ohne es selbst zu steuern, an
einen gehobenen Standard gewöhnt.204 Eine Übersichtsdarstellung über diese vier grundsätzlich möglichen Optionen, die auch miteinander kombiniert werden können, zeigt Abbildung 2.10.
Unauffällige Maßschneiderung
Kooperation (mit Kunden)
Adaption durch Kunden
Kosmetik
Konstanz
Veränderung
Produktpräsentation Quelle: Gilmore/Pine [Massenproduktion 1997], S.l09 (leicht modifiziert)
Abb.2.10: Möglichkeiten zur Realisierung Maßgeschneiderter Massenprodukte
Diese neueren Publikationen tendieren mehr in Richtung Differenzierungsstrategie205 als seine frü heren Beiträge, denn die Kostensituation des Unternehmens wird nur noch gering beachtet. Allein
der Hinweis, daß sich die Maßgeschneiderte Massenproduktion auch wirtschaftlich lohnen müsse,206 reicht nach unserer Überzeugung nicht aus, denn diese Anforderung muß jede Wettbewerbsstrategie erfüllen. 204 Vgl. Gilmore/Pine [Faces 1997], S.9 Iff.; und Gilmore/Pine [Massenproduktion 1997], S. 105ff. 205 Grundsätzlich vergleichbare Überlegungen zur Erhöhung des Kundennutzens finden sich auch bei Porter. Vgl. Por ter [Wettbewerbsvorteile 1992], S.81 f. und aktuell Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], S.85f. 206 Vgl. Gilmore/Pine [Faces 1997], S.9 Iff; und Gilmore/Pine [Massenproduktion 1997], S. 105ff.
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Wesentlich schwerwiegender ist jedoch die teilweise Inkonsistenz in der eigenen Beispielsauswahl Pines. So bezieht sich das dargestellte Beispiel der Seifenproduktion auf einen reinen
Vertriebsaspekt, der mit dem Terminus der Maßgeschneiderten Massenfertigung nichts zu tun hat, da ja die Fertigung bzw. das Produkt in keiner Weise verändert wird. Darüber hinaus kann diesem
Vorgehen jeder Neuigkeitswert abgesprochen werden, da die vom Lieferanten selbständig zu gewährleistende lückenlose Versorgung mit bestimmten Gütern oder Dienstleistungen unter dem
Begriff Rahmenvertrag oder Full-Service-Belieferung schon lange gängige Praxis ist. Eine solche
Ausrichtung steht nicht im Widerspruch zu den Ausführungen Porters. Ebenso können wir das Beispiel der Beleuchtungssysteme nicht akzeptieren. Die individuelle Ein stellungsmöglichkeit durch den Kunden ist eine einmalig implementierte Produktverbesserung und
somit eine statische Differenzierung. Auch hier liegt die Kompatibilität mit Porter vor. In Abhängigkeit von der Sichtweise des Betrachters kann man diese Tendenz schon in früheren Ansätzen erkennen wird doch eingeräumt, daß die Maßgeschneiderte Massenfertigung höhere
Kosten impliziert als die massenproduzierte Ware.207 Genau hier kommt es auf die Interpretation an: Wird der Preisunterschied zwischen der Massenware und dem maßgeschneiderten Artikel als
signifikant eingestuft? Wird diese Frage bejaht, so muß auch hierin eine Produktdifferenzierung
gesehen werden. Betrachter, die den Preisunterschied für vemachlässigbar halten, müssen das Kon zept von Pine folglich als hybride Wettbewerbsstrategie einstufen. Im Gegensatz zu Pine halten Kotha208 und Piller209 eine simultane Verfolgung der „herkömmlichen” Massenproduktion und der
Maßgeschneideten Massenfertigung für verschiedene Marktsegmente für möglich. Die Aussage, daß der Mass Customization die höchste Bedeutung im Kanon der hybriden Wettbewerbsstrategien zukommt,2,0 sehen wir sehr skeptisch, zumal Piller diese These nicht hinreichend belegt.
Eine noch weitergehende Differenzierung von den generischen Ansätzen Porters ist in den simultan
hybriden Wettbewerbsstrategien zu sehen, in denen die zwei verschiedenen Vorteilsdimensionen
gleichzeitig realisiert werden. Diese Strategien sind Inhalt des folgenden Abschnitts.
207 Vgl. Pine [Massenfertigung 1994], S.83. 208 Vgl. Kotha [Mass Customization 1995], S.22ff., der sich auf eine Untersuchung bei der japanischen Unternehmung National Bicycle Industrial Company (NBIC) stützt. 209 Vgl. Piller [Massgeschneidertes 1997], S.75; Piller [Produkte 1997], S.21; und Piller [Massenproduktion 1998], S.66. 210 Vgl. Piller [Massenproduktion 1998], S.59.
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Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrateeie
2.2.3 Simultan hybride Wettbewerbsstrategien Fleck versucht, die simultan hybriden Wettbewerbsstrategien - denen beispielsweise auf dem deut schen Telekommunikationsmarkt praktische Relevanz zukommt -211 theoretisch herzuleiten, indem er die Kemaussagen Porters erfolgreich widerlegt. Zu diesem Zweck geht er von einer elementaren
Gewinngleichung212 aus. Im Rahmen seiner Untersuchungen kommt er zu dem Ergebnis, daß hybride Strategien alle untersuchten Variablen erfolgreich beeinflussen können.213 Aus diesem
Grund bezeichnet er sie als „...Konzept der ‘Erlösführerschäft'. ”214 Ein Nachvollziehen detaillierter Aspekte seiner Überlegungen ist nicht das Ziel dieser Arbeit.
Seinem selbst gestellten Anspruch, mit seiner Arbeit eine Basis für die wissenschaftliche Auseinan
dersetzung mit den hybriden Wettbewerbsstrategien zu schaffen,215 wird Fleck nur bedingt gerecht.
Bei seiner Analyse fehlt die Berücksichtigung existierender simultan hybrider Wettbewerbs
konzepte,216 die hier näher betrachtet werden.
2.2.3.1 Dynamische ProduktdifTerenzierung nach Kaluza Im Rahmen der simultan hybriden Wettbewerbsstrategien kommt dem Ansatz nach Kaluza eine
große Bedeutung zu. Hier kritisierte der Autor schon 1987 in seiner Habilitationsschrift die stellen weise Unzulänglichkeit des Porter’schen Ansatzes217 und beschritt einen neuen Weg, indem er
den Erzeugniswechsel in den Mittelpunkt der Betrachtungen stellte.218 Besonders in jüngerer Zeit
findet dieser Ansatz entsprechende Würdigung im Schrifttum,219 so daß der Eindruck entsteht, daß
der hohe wissenschaftliche Wert dieses Ansatzes vormals nicht erkannt wurde. Uns scheint es fast bezeichnend, daß Piller die Dynamische Produktdifferenzierung fälschlicherweise auf 1996 datiert,220 obwohl die erste Veröffentlichung bereits 1989 vorlag.221
211 212 2,3 214 215 216 2,7 218 219
220 221
Vgl. Gerpott [Wettbewerbsstrategien 1998], S.209ff. Gewinn = Absatzmenge x Preis abzgl. Kosten. VgL Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995], S.84ff. Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995], S.l55. Vgl. Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995], S.l55. Vgl. Kaluza [Produktdifterenzierungsstrategie 1996a], S.200; und Kaluza [ProduktdifFerenzierungsstrategie 1996b], S.10. Vgl. Kaluza [Erzeugniswechsel 1987]. Vgl. Corsten/Will [Wettbewerbsvorteile 1995], S.3. Vgl. Corsten/Will [Simultaneität 1994], S.287; Herlitz [Wettbewerbsstrategie 1995], S.47f.; Klenter [Zeit 1995], S.143fT.; Will [Wettbewerbsvorteile 1996], S.46f.; Piller [Produkte 1997], S.l6; Komorek [Produktentwicklung 1998], S.175f.; Piller [Massenproduktion 1998], S.62; Rösner [Service 1998], S.243ff.; Blecker [Unternehmung 1999], S. 178ff.; und Schwarz [Prozeßinnovationen 1999], S.91. Vgl. Piller [Produkte 1997], S. 16. Vgl. Kaluza [Erzeugniswechsel 1989].
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Inhaltliche Ansatzpunkte der Dynamischen Produktdifferenzierungsstrategie sind die Schwächen des Porter’sehen Ansatzes, die aufgrund der zunehmenden Umweltdynamik222 heute stärker in den
Mittelpunkt treten: Die schnellen Veränderungen der Kundenwünsche bei gleichzeitiger Preissensibilität.223 Mit zunehmender Produktpalette steigt die Betroffenheit der Unternehmen durch dieses Problemfeld. Unternehmen, die kundenindividuelle Lösungen im Rahmen einer Nischenstra
tegie anbieten, sind ebenfalls sehr stark betroffen. Mit einem reaktiven Verhalten auf die veränder ten Kundenanforderungen sind regelmäßig hohe Umstellungskosten verbunden. Der „... Aufbau
eines optimalen Erzeugniswechselpotentials... ”224 im Rahmen der Dynamischen Produktdifferenzie rung versetzt die Unternehmen in die Lage, sich zeitnah an die veränderten Erfordernisse des Mark
tes anzupassen, ohne ein großes Umstellungsbudget zu benötigen. Die Schaffung einer hohen Fertigungsflexibilität und Unterstützung der innerbetrieblichen Kommu
nikation durch eine entsprechende innerbetriebliche Infrastruktur bildet die Grundlage der Dynami schen Produktdifferenzierung. Die Unternehmung muß sicherstellen, daß Kundenwünsche zeitnah
in Produktveränderungen umsetzbar sind und die Produkte zu geringen Kosten und mit einem hohen Qualitätsstandard angeboten werden können. Durch diese simultan hybride Ausrichtung positioniert sich das Unternehmen mit einem hohen Zusatznutzen und geringen Kosten am
Markt. Einen Überblick zur Einordnung der Dynamischen Produktdifferenzierung in den Kanon der generischen Wettbewerbsstrategien gibt Abbildung 2.11.
Es ist leicht ersichtlich, daß die Dynamische Produktdifferenzierung dem Porter’sehen Ansatz von der Positionierung her überlegen ist. Besonders vorteilhaft gestaltet sie sich im Zeitablauf, wenn
ein Erzeugniswechsel zu bewerkstelligen ist. Hier kann auf das hohe Erzeugniswechselpotential
zurückgegriffen werden. Hat sich das Unternehmen den Ruf eines „...’Change Masters’...”225 erarbeitet,226 so ist es auf dem Weg zum Dynamischen Produktdifferenzierer sehr weit
fortgeschritten.227
222 So gehen beispielsweise Gemünden et al. [Management 1992] S.48; und Hamel/Prahalad [Wettlauf 1997], S.57ff., von einer weiter steigenden Tendenz aus. 223 Vgl. beispielsweise zu dieser Problematik Wittek [Strategien 1988], S.67; Detter [Theorie 1990], S.l07; und Hergeth [Customizing 1996], S.303. 224 Kaluza [Erzeugniswechsel 1989], S.30. 225 Kaluza [Erzeugniswechsel 1989], S.30. 226 Der Begriff des Change Masters wurde durch Kanter geprägt. Vgl. Kanter [Change Masters 1984]. 227 Vgl. Kaluza [Erzeugniswechsel 1989], S.30; und Kaluza [Wettbewerbsstrategien 1995b], S.77.
Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Zusatznutzen
hoch
Differenzierung
Dynamische Produkt differenzierung
Kostenfuhrerschaft
niedrig
hoch
niedrig
Kosten
Quelle: Kaluza [Erzeugniswechsel 1987], S.31 (leicht modifiziert)
Abb.2.11: Dynamische Produktdifferenzierung im Kontext der generischen Strategien
Der Flexibilität kommt in diesem dynamischen Ansatz somit eine zentrale Bedeutung zu.228 Dar
über hinaus sind Erzeugnisvielfalt, Service, Qualität, Zeit und Kosten weitere relevante Zielgrößen, wie dies die Abbildung 2.12 zeigt. Die Dynamik, die Kaluza in seinem Ansatz vorschlägt, um die Produktion zeitnah an Kundenbe-
dürfhisse auszurichten, setzt er auch überzeugend in seiner eigenen Arbeit um. Im Unterschied zu Porter, der seine Wettbewerbsstrategien nur wenig an die veränderte wissenschaftliche Diskussion
anpaßt, berücksichtigt Kaluza ständig neue Forschungsergebnisse, wie Produktnetzwerke, virtuelle Unternehmen, die Unternehmung ohne Grenzen und das Supply Management bei der Weiterent
wicklung seiner Dynamischen Produktdifferenzierung. 229 Hierbei überzeugt er besonders durch
seine interdisziplinäre Ausrichtung.
228 Vgl. Kaluza [Erzeugniswechsel 1989], S.29; Kaluza [Wettbewerbsstrategien 1995a], S.95; und Kaluza [Gruppenar beit 1998], S.l 128. 229 Vgl. Kaluza/Blecker [Stabilität 1998], S.27ff.
Dynamische Ökologiefilhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Quelle: Kaluza [Produktdiflerenzierungsstrategie 1996b], S.l3
Abb.2.12: Maßgebliche strategische Erfolgsfaktoren der Dynamischen Produktdifferenzierung Zur Realisierung des ursprünglichen Ansatzes legte Kaluza - dem Mainstream der 80er Jahre fol
gend -230 einen Schwerpunkt auf die Computerunterstützung der Fertigung. Hierzu zählen: •
CAD - (Computer-Aided Design),
•
CAP - (Computer-Aided Planning),
•
CAM - (Computer-Aided Manufacturing) und
•
CAQ - (Computer-Aided Quality Assurance).231
Aktuelle Forschungsergebnisse dieses Bereiches, wie den Ansatz von Scheer,232 implementiert Kaluza in sein Konzept.233 Über den originären Betrachtungsfokus der Flexiblen Fertigungsinsel
230 Vgl. AWF [EDV-Einsatz 1985]; Riesenhuber [Wettbewerbsfähigkeit 1988], S.140E; Wildemann [Erfolgspotential aufbau 1988], S.120ff.; und Klingenbiel [Prozeßinnovationen 1989], S.77ff. 231 Vgl. Kaluza [Erzeugniswechsel 1989], S.233ff.; Kaluza [Wettbewerbsstrategien 1989]; Kaluza [Wettbewerbsstrate gien 1990], S.61f.; Kaluza [Kostenrechnung 1991a], S.158ff.; Kaluza [Kostenrechnung 1991b], S.l5; Kaluza [Aspekte 1992], S. 16ff; und Kaluza [Kostenmanagement 1994], S.374ff. 232 Vgl. Scheer [Industriebetrieb 1990]; Scheer [CIM 1992], S.137ff.; und Scheer [Entwicklungstendenzen 1994], S.54 Iff. 233 Vgl. Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996a], S.205E; und Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996b], S.16f.
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Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
hinaus, ergänzt er seinen Ansatz mit eigenen Überlegungen als auch mit fremden Forschungsergeb
nissen zum gesamtbetrieblichen Organisationsaufbau.234 Mit Überlegungen, die auf den Mitarbeiter zentriert sind und unter dem Begriff Human Integrated
Manufacturing (HIM) summiert werden können,235 erweitert Kaluza seine Darstellungen um eine zusätzliche Komponente. Hierbei wird der Mensch als zentraler Produktionsfaktor des Industrieunternehmens236 bzw. als „... ’Zentrum der flexiblen Produktion. ”’237 klassifiziert.238 Dem
entsprechend wird dafür plädiert, Überlegungen zur Produktionsoptimierung stärker auf den Men
schen auszurichten. Als Ergebnis seiner neueren Forschungsaktivitäten belegt er, daß Technik,
Organisation und eine stärkere Berücksichtigung des Menschen, besonders auch im Rahmen der Produktion, einen wertvollen Beitrag zur Sicherung der Dynamischen Produktdifferenzierung - und damit zum Untemehmenserfolg - leisten können.239 Einen Überblick gibt Abbildung 2.13.
Abb.2.13: Gestaltungsfelder zur Sicherung der Dynamischen Produktdifferenzierung
234 Vgl. Kaluza [Gruppen- und Inselfertigung 1996], S.613ff.; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996a], S.206ff.; und Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996b], S. 17ff., einschließlich der dort zitierten Literatur. 235 Vgl. hierzu beispielsweise Bullinger/Rieger [HIM 1990], S.83ff.; und Reiß [Personalführung 1993], S.l71 ff. 236 Vgl. mit einer ähnlichen Einschätzung Beger [Megatrends 1994], S.26; und Miyaji [Philosophy 1994], S.109f. 237 Kaluza zitiert nach o.V. [Mensch 1996], S.44. 238 Vgl. Kaluza [Gruppenarbeit 1998], S.l 138. 239 Vgl. Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996a], S.213ff.; und Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996b], S.25ff.; sowie der dort zitierten Literatur.
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Darüber hinaus untersucht Kaluza
•
die Materialwirtschaft in Form des Supply Managements240 und
•
die Telekommunikationstechnologien241
hinsichtlich Wirkung und Kompatibilität mit der Dynamischen Produktdifferenzierung.
2.2.3.2 Simultaneitätskonzept von Corsten und Will Ausgangspunkt dieser simultan hybriden Wettbewerbsstrategie war ebenfalls die kritische Ausein
andersetzung mit Porter. Hier schlossen sich Corsten und Will den Kritikern an und kamen zu dem Ergebnis, daß es zumindest vom Grundsatz her möglich ist, Differenzierung und Kostenfuhrer schaft gleichzeitig ökonomisch erfolgreich zu verfolgen.242 Aus diesen Ursprüngen entwickelten
sie ihr Simultaneitätskonzept, das sich kaum vom Ansatz nach Kaluza - wie Abbildung 2.14 ver deutlicht - unterscheidet.
Produktmenge
hoch
niedrig
Simultaneität von Fokus: Kostenorientierung Kosten und Nutzen
Fatal
Fokus: Kunden orientierung (Nutzen)
niedrig
hoch
Qualität/Flexibilität
Altemativhypothese
Quelle: Corsten/Will [Wettbewerbsvorteile 1995], S.4
Abb.2.14: Schema des Simultaneitätskonzeptes nach Corsten/Will
240 Vgl. Kaluza/Kemminer [Produktdifferenzierungsstrategie 1997a], S.14ff.; und Kaluza/Kemminer [Produktdifferen zierungsstrategie 1997b], S.l Iff. 241 Vgl. Kaluza et al. [Telekommunikationstechnologien 1996], S.30ff. 242 Vgl. Corsten/Will [Analyse 1991]; Corsten/Will [Ansatzpunkte 1992], S.294ff.; und Corsten/Will [Wettbewerbs strategien 1992], S.l91.
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Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Zur Realisierung dieser Konzeption messen Corsten/Will der Produktion eine große Bedeutung zu. Hierbei stellen sie auch technische Möglichkeiten, wie sie beispielsweise CIM eröffnet, in den Mit telpunkt ihrer Betrachtungen. Darüber hinaus verweisen sie auch auf die Relevanz von organisatori
schen und humanorientierten Komponenten, die zur Realisierung der Simultaneität erforderlich
sind. In der Studie von Womak et al. zur Lean-Production243 sehen sie einen aktuellen empirischen
Beleg ihres Konzeptes. Zur kompatiblen Anwendung der einzelnen Komponenten weisen Corsten/Will auf das Erfordernis einer übergeordneten Verknüpfungseinheit. Hierfür prägen sie den
Begriff der Computer Integrated Organization (CIO). Beim Neuaufbau von Produktionsstätten soll
so eine zu einseitige Ausrichtung auf eine der Komponenten verhindert werden. Bei bestehenden Produktionseinrichtungen soll CIO die Differenz zwischen den verschiedenen Komponenten verrin
gern helfen. Zielpunkte ihrer Bemühungen sind: •
Flexibilitätserhöhungen,
•
Produktivitätsverbesserungen,
•
Durchlaufzeitoptimierungen und
•
Qualitätsfortschritte.
Der Einsatz moderner Fertigungstechnologien - und die damit realisierbaren Vorteile - sind für Cor
sten/Will elementare Bestandteile ihres Ansatzes. Auf diese Weise kann den veränderten Wettbe
werbssituationen sachgerechter begegnet werden, als dies mit den generischen Wettbewerbsstrate gien möglich wäre.244 Festzuhalten bleibt, daß Corsten/Will auf ähnliche Gedanken zurückgreifen wie Kaluza, jedoch die
permanente Anpassung an die Veränderung der Kundenwünsche weniger thematisieren. Aufgrund der geringeren Berücksichtigung der dynamischen Komponente ist der Simultaneitätsansatz der
Dynamischen Produktdifferenzierung, die ihren besonderen Schwerpunkt auf die Bewältigung der
zunehmenden Umweltkomplexität legt, auf jeden Fall unterlegen. Angesichts der zeitlichen späteren
Entstehung ist die geringe Berücksichtigung der Dynamik nicht nachvollziehbar.
243 Vgl. Womack et al. [Machine 1990]. 244 Vgl. Corsten/Will [Strategieunterstützung 1992], S.294ff.; Corsten/Will [Strategieunterstützung 1993], S.555ff.; Corsten/Will [Wettbewerbsvorteile 1993]; Corsten/Will [Simultaneität 1994], S.286ff.; Corsten/Will [Wettbewerbs strategien 1994b], S.9ff.; Corsten/Will [Simultaneität 1995], S.238ff.; Corsten/Will [Wettbewerbsvorteile 1995], S.8f.; und Will [Wettbewerbsvorteile 1996], S.59ff.
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2.3 Diskussion der dargestellten Ergebnisse Als Fazit des zweiten Teils bleibt festzuhalten, daß die generischen Strategien von Porter heute immer noch einen wichtigen Einfluß ausüben. Dem von Porter postulierten pauschalen Geltungsan spruch müssen wir jedoch widersprechen. Eine Befolgung der Altemativhypothese fuhrt nicht zwin
gend zu einem höheren ökonomischen Erfolg, welches durch verschiedene empirische Untersuchun
gen deutlich gemacht wird.245 Zudem verlangt die Bewältigung der heute auf den Märkten vorherr schenden hohen Dynamik und großen Komplexität der veränderten Umweltbedingungen246 eine
stärkere Orientierung am Wertoptimum, welches mit einer einseitigen Orientierung an Kosten oder Zusatznutzen nur bedingt erreichbar ist. Eine Vielzahl von Forschem hat die generischen Wettbewerbsstrategien erweitert bzw. modifiziert,
um den beschriebenen veränderten Anforderungen Rechnung zu tragen. Große Bedeutung kommt hierbei den simultan hybriden Ansätzen und hier ganz besonders der Dynamischen Produktdiffe renzierung zu. Dieser Ansatz berücksichtigt in sachgerechter Weise die aktuelle Marktdynamik. Einem Unternehmen kann heute angesichts des fortgeschrittenen wissenschaftlichen Erkenntnis
standes keine Strategie mehr pauschal empfohlen werden. Vielmehr ist es erforderlich, die momen
tanen Spezifika der Branche zu hinterfragen,247 um auf dieser Basis die optimale Wettbewerbsstra tegie zu wählen. Mit der feststellbaren zunehmenden Dynamik des Untemehmensumfeldes erhöht sich die Notwendigkeit, simultan hybride Strategien im Wettbewerb einzusetzen.
Der aus unserer Sicht grundlegende Forschungsbedarf, den die meisten der bisher diskutierten Wett
bewerbsstrategien aufweisen, liegt in der expliziten Einbeziehung ökologischer Fragestellungen.248 Teilweise werden diese Aspekte nur am Rande diskutiert, ausgeklammert249 oder sogar bewußt ignoriert.250 Der Thematik von Kompatibilität ökologischer Belange und der Marktausrichtung wen det sich der dritte Teil zu.
245 Vgl. Hall [Strategies 1980], S.75ff; White [Strategies 1986], S.217ff.; und Miller/Friesen [Strategies 1986], S.37ff. 246 Dieser Veränderungen ist sich auch Porter bewußt, doch hält er nach wie vor seine Altemativhypothese aufrecht. Vgl. aktuell Porter [Wettbewerbsstrategie 1999], S.12ff. 247 Vgl. schon früh Prahalad/Bettis [Logic 1986], S.49 Iff.; und Bodenstein/Spiller [Marketing 1998], S.l 50. 248 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.57. 249 So diskutiert Porter zwar ökologische Aspekte, vgl. Porter/van der Linde [Competitive 1998], S.351 ff., doch imple mentiert er diese nicht explizit in seine Wettbewerbsstrategien. Vgl. Porter [Wettbewerbsstrategie 1999]; und Porter [Wettbewerbsvorteile 1999]. 250 Vgl. Pine [Massenfertigung 1994], beispielsweise S.241.
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Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
3 Darstellung relevanter ökologischer Aspekte und bis herige Berücksichtigung im Schrifttum Aufgabe des dritten Teils ist eine Auseinandersetzung mit der ökologischen Problematik. Im Kapi
tel 3.1 betrachten wir bedeutende ökologische Problemfelder des Bezugsrahmens und beginnen im ersten Abschnitt (3.1.1) mit einer Differenzierung ökologischer Fragen nach der Zugehörigkeit zu den Themenbereichen Ressourcenverbrauch und Entsorgung. Aufgrund der höheren Brisanz, die der
Entsorgungsproblematik zukommt, bildet sie den Schwerpunkt des anschließenden Kapitels (3.1.2). Hierbei legen wir den Fokus unserer Betrachtungen auf die Treibhausproblematik und die hierfür (mit)verantwortlichen CO2-Emissionen. Wir diskutieren in diesem Zusammenhang Vorschläge zur
Verringerung des Treibhauseffektes und stellen die Bedeutung des Verkehrssektors und damit mit
telbar auch die der Automobilindustrie für diese Problematik heraus. Die Betrachtung der Ökologie im Spannungsfeld ökonomischer Interessendivergenzen erfolgt im
zweiten Kapitel (3.2). Wir beginnen unsere Ausführungen mit der Analyse der volkswirtschaftli chen Dimension (3.2.1). Hierbei werden neben Ursachen auch das monetäre Ausmaß und die Kon
zeption der nachhaltigen Entwicklung diskutiert. Anschließend (3.2.2) wenden wir uns der betriebs wirtschaftlichen Relevanz ökologischer Fragen zu. Hierbei betrachten wir kein konkretes Unterneh men, sondern die grundsätzlichen Zusammenhänge. Aus diesem Grund aggregieren wir
Stakeholder251 zu Bezugsgruppen der Unternehmen, die wir im Hinblick auf ökologische Fragen analysieren. Hierzu gehört neben den Konsumenten und der Politik auch der Finanzsektor. Die
gewonnenen Erkenntnisse dienen insbesondere dem Nachvollziehen der ebenfalls dargestellten
unternehmerischen Perspektiven, die in 3.2.3 diskutiert werden. Eine Vielzahl von betriebswirtschaftlichen Schrifttumsbeiträgen diskutiert Möglichkeiten zur
Bewältigung ökologischer Fragestellungen. Die kritische Auseinandersetzung mit dieser Thematik
bildet das dritte Kapitel (3.3). So stellen einige Autoren Methoden vor, die als isolierte Werkzeuge eingesetzt werden können, als Basis für eine untemehmensstrategisch ökologische Ausrichtung aber ungeeignet sind. Ausgewählte Beispiele werden im Abschnitt 3.3.1 behandelt. Anschließend (3.3.2) stellen wir vorhandene ökologische Wettbewerbsstrategien vor. Besondere Beachtung finden hier
bei die traditionellen Ansätze von Meffert/Kirchgeorg, Dyllick et al. und Steger. Zudem betrachten
wir das Vorgehen nach Hummel als modernen Vorschlag. Im abschließenden Abschnitt 3.3.3
erfolgt eine kritische Würdigung der beschriebenen wettbewerbsstrategischen Vorschläge. Hierbei betrachten wir die unzureichende Einbeziehung der Dynamik und der unterschiedlichen Branchen potentiale sowie die geringe Eigenständigkeit der Ansätze. Auch eine Erweiterung der verbreiteten
ökologischen Vier-Felder-Differenzierungsmatrizen stellen wir in diesem Zusammenhang vor. 251
Vgl. Freemann [Strategie 1984]; Ulrich/Fluri [Management 1995], S.79ff.; Pfriem [Umweltmanagement 1997], S.42; und Bodenstein/Spiller [Marketing 1998], S.61 ff.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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3.1 Ausgewählte ökologische Problemfelder im Bezugsrahmen Ökologische Probleme sind keine neuen Herausforderungen der industriellen Gesellschaft. Frühe Eingriffe in ökologische Gleichgewichte sind für das antike China und die Sumerer nachweisbar.
Auch im vorchristlichen Griechenland sind entsprechende Hinweise zu finden.252 So thematisierte Plato die Verkarstung der Ägäisinseln, welche er jedoch nicht als Umweltzerstörung
interpretierte.253 Thomas R. Malthus setzte sich als Ökonom schon früh mit ökologischen Fragestel lungen auseinander.254
Im aktuellen Schrifttum werden ökologische Themen intensiv diskutiert. Die Vielzahl der ökolo gisch geprägten Publikationen und die uneinheitlichen Begriffsverwendungen255 haben jedoch auch
zu einer Überforderung der Leserschaft geführt.256 Hier sind durchaus Ähnlichkeiten mit anderen (wirtschaftswissenschaftlichen) Forschungsfeldem zu erkennen.257 Die Dimension der Umweltprobleme258 hat sich im Zeitverlauf stark verändert. Anstelle ausschließ
lich lokaler Probleme, die noch in den 60er Jahren im Mittelpunkt der Betrachtungen standen,259 sind heute auch globale Probleme zu bewältigen.260 Das Ausmaß und die Komplexität der Zerstö
rung sind enorm gewachsen.261 Es wird sogar befürchtet, daß die Spezie Mensch sich selbst aus löscht, wenn es ihr nicht gelingt, kurzfristig ihr Verhalten mit der Natur in Einklang zu bringen.262
An der Bewältigung dieser zentralen Aufgabe sei die Menschheit künftig zu beurteilen.263 Hierzu ist
neben einer Verhaltensänderung in den Industrienationen auch der ökologisch verträgliche
252 Vgl. Scharrer [Umweltpolitik 1993], S.518f.; Simmons [Ressourcen 1993], S.36; und Tischler [Betriebswirtschafts lehre 1996], S.54. 253 Vgl. Wieland [Voraussetzungen 1992], S.301. 254 Vgl. Simmons [Ressourcen 1993], S.36. 255 Vgl. Stitzei [Gedanken 1992], S.32; Wimmer [Einsichten 1993], S.47; Mildenberger [Management 1996], S.253; und Steger [Konzeption 1997], S.3. 256 Vgl. Pfriem [Unternehmen 1990a], S.35. 257 Vgl. Kaluza/Ostendorf [Szenario-Technik 1995], S. 11. 258 In diesem Zusammenhang muß darauf hingewiesen werden, daß im Schrifttum verschiedene Umwelten unterschie den werden. Vgl. stellvertretend für viele andere Krah [Umwelt 1995], S.959. In dem hier diskutierten Kontext ist ausschließlich die natürliche Umwelt gemeint. 259 Vgl. Steger [Management 1992], S.30. 260 Vgl. Cogoy [Steuerung 1992], S.257f.; Doemer [Öko-Controlling 1994], S.l80; Wittmann [Grenzen 1995], S.2; und Kaluza [Technologiemanagement 1996], S.41. 261 Vgl. Pfriem [Unternehmen 1990a], S.27; und Bellmann [Gestaltung 1996], S. 131 f. 262 Vgl. Gege [Banken 1992], S.9; Haber [Erkenntnisse 1992], S.28; Kreibich [Vorbemerkungen 1993], S.7; Kreibich [Zukunft 1993], S.14; Simmons [Ressourcen 1993], S.32; Wicke [Umweltökonomie 1993], S.643; Gege [Motive 1994], S.88; Zabel [Wirtschaft 1994], S.26; Kaluza/Pasckert [Kreislaufwirtschaft 1997], S.l07; und o.V. [Zukunfts faktor 1997], S.28f. 263 Vgl. Reuter [Umweltmanagement 1991], S.l3; von Osten [Umweltstrategien 1992], S.608ff.; Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1993], S.327; und Töpfer/Koch [Herausforderung 1994], S.10.
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wirtschaftliche Aufstieg der Entwicklungsländer - unter denen den ostasiatischen Staaten eine
besondere Bedeutung zukommt -264 erforderlich.265 Bei einer Auseinandersetzung mit dem ökologischen Status quo darf nicht das aktuelle Tagesge
schehen im Mittelpunkt stehen, wie es sich in Form von Chemie- und Tankerunfallen,266 durch den
Menschen mitverursachten Jahrhunderthochwassern oder ähnlichen Katastrophen niederschlägt.267 Diese Erscheinungen sind - auch wenn sie teilweise eine hohe Betroffenheit auslösen -268 nur „die
Spitze des Eisbergs” und können hinsichtlich der Umweltbelastung269 im Gesamtzusammenhang fast vernachlässigt werden.270 Wesentlich gravierender sind strukturell bedingte und damit perma nent relevante ökologische Fragestellungen.271 Hierbei ist es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, daß
trotz allem technischen Fortschritts nur ein Teil der realen Belastungen erkannt wird.272
3.1.1 Ressourcenverb rauch und Entsorgungsproblematik In den 70er Jahren wurde das ökologische Bewußtsein durch den Bericht an den Club of Rome
geweckt. Die Ressourcenknappheit wurde als größtes Wachstumshemmnis dargestellt.273 Hierzu muß man sich vergegenwärtigen, daß die Verwendung natürlicher Rohstoffe zu Produktions zwecken eine Konsumtion darstellt.274 Tatsache ist, daß statistisch derzeit jeder Mensch ein Vielfa
ches der Energie verbraucht, die pro Kopf durch erneuerbare Energieträger reproduziert werden
kann.275 Die nachfolgenden Generationen, die ihre berechtigten Interessen noch nicht artikulieren können, sind die Verlierer dieses Entsparungsprozesses.276
264 Vgl. Kaluza/Ostendorf [Szenario-Analyse 1997], S.28ff; und Kaluza/Ostendorf [Entwicklungsperspektiven 1998], S.19ff. 265 Vgl. Vorholz [Last 1994], S.79ff.; Hart [Geschäftsstrategien 1997], S.78ff.; und von Weizsäcker [Geleitwort 1998], S.7. 266 Vgl. zu einer Übersicht der umweltsensibilisierenden Zwischenfälle Schulz/Schulz [Ökomanagement 1994], S.181f. 267 Vgl. Wicke [Plädoyer 1992], S.41; Gruber [Hitzerekord 1995], S.l78; Hagenow [Hochwasser 1995], S. 120ff.; und Wittmann [Grenzen 1995], S.39ff. 268 Vgl. Meffert/Ostmeier [Umweltschutz 1990], S.8; Behrsing [Champagner 1995], S.8; Bode/Vemier [Feindbild 1995], S.24; Bode et al. [Greenfreeze 1995], S.l24; Böhmer [Brent Spar 1995], S.48ff.; Gruber [Hitzerekord 1995], S.178f.; Kintzinger/Wittich [Brent Spar 1995], S.20ff.; Drosdek [Management 1996], S.l5; Schmidheiny et al. [Finanzierung 1996], S.53; und Schneidewind [Partnership 1997], S.74. 269 Ein einziger Umweltzwischenfall kann filr einen betroffenen Markt extreme Folgen haben, die sogar bis zu einer vollständigen Marktvemichtung führen können. Vgl. Steger [Management 1992], S.57. 270 Einen Ausnahmestatus nimmt in diesem Zusammenhang der Reaktorunfall von Tschernobyl ein. 271 Vgl. Vester [Neuland 1997]; Flavin [Vermächtnis 1997], S.l Iff.; und Vester [Welt 1999]. 272 Vgl. Schmidt-Bleek et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.519. 273 Vgl. Meadows et al. [Grenzen 1972]; und ähnlich Ortwein [Wirtschaftswachstum 1982], S.86ff. 274 Vgl. Dyckhoff [Umwelt 1995], S.220; und Meffert [Umweltmanagements 1997], S.3. 275 Vgl. Ebeling [Selbstorganisation 1992], S.346f.; und Klemmer [Verträglichkeit 1994], S.30. 276 Vgl. Feinberg [Rechte 1986], S.170ff; Studer [Kehrseiten 1990], S.27f.; Bach [Klimaschutz 1991], S.63; Dietz/van der Straaten [Umweltökonomie 1992], S.243f.; Hampicke [Neoklassik 1992], S.l39; Strong [Stockholm 1992], S.l29; und Kümmel [Stoffkreisläufe 1998], S.35.
Dynamische Ökoloeiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Aktuell wird das Problem des Ressourcenmangels zwar nicht als gelöst eingestuft,277 doch wird die Entsorgungs- bzw. Schadstofffrage in vielen Schrifttumsbeiträgen als wesentlich problematischer
gesehen.278 Es gibt mehrere Ursachen für die Neuinterpretation: •
Die bekannten Rohstoffreserven werden zu einem bestimmten Zeitpunkt durch Entdeckung
neuer Lagerstätten ergänzt. Mit zunehmendem technischen Fortschritt werden in vielen Berei
chen Substitutionsmöglichkeiten bzw. verbesserte Fördertechniken eingesetzt. Eine Verknap pung einer bestimmten Rohstoffart löst darüber hinaus eine Preissteigerung aus, die dazu fuhrt, daß ehemals unrentable Lagerstätten erschlossen werden können.279 Wie durchschlagend diese „Erweiterungseffekte” wirken, zeigt sich beispielsweise bei den Energieträgervorräten. Trotz
der immensen Verbräuche der Vergangenheit errechnete man 1990 auf Basis der bekannten Lagerstätten ausreichende Vorräte an •
Kohle für 195 Jahre,
•
Erdgas für 58 Jahre und
•
Erdöl für 41 Jahre.
Diese Zahlen sind weitaus höher, als die in der Vergangenheit genannten Werte. Nur zu Beginn der Erdölförderung schätzte man die Vorräte ähnlich ergiebig ein wie gegenwärtig.280
•
Ein weiterer Grund für die Aufwertung der Entsorgungsproblematik ist in der vormals viel zu
hoch angesiedelten Regenerationskraft der Natur zu sehen. Man unterstellte aufgrund unzurei chender Kenntnis der Systemzusammenhänge eine nahezu unendliche Kompensationsfähigkeit
der natürlichen Medien. Erst in der jüngeren Vergangenheit eröffneten sich die Möglichkeiten, auch Minimalmengen von Schadstoffen zu analysieren. Dies führte in vielen Fällen zu dem Ergebnis, daß bislang für unbedenklich gehaltene Konzentrationen bestimmter Schadstoffe sehr
wohl als schädlich erkannt wurden.281 Um die technische Dimension zu visualisieren sei nur darauf hingewiesen, daß bei einer Dioxinanalyse noch Konzentrationen untersucht werden müs
sen, die einem Stück Zucker im Starnberger See entsprechen.282 In vielen zentraleuropäischen Flüssen werden bis zu einer Million Fremdstoffe in schädlicher Konzentration vermutet, die zu einem bedeutenden Teil verursachungsgemäß der chemischen Industrie zugerechnet werden
und deren Wirkungsweisen teilweise noch nicht geklärt sind.283 •
Das hohe Schadstoffaufkommen zeigt darüber hinaus, daß das in der Vergangenheit praktizierte Verhalten der Verdünnung von Giftstoffen, beispielsweise mittels hoher Schomsteinanlagen,
nicht sachgerecht ist bzw. war.284 277 Vgl. van Dieren [Verantwortung 1997], S.307, der hierin auch aktuell eines der größten globalen Probleme sieht. 278 Vgl. Schmidheiny/BCSD [Kurswechsel 1992], S.37; BMU [Umweltpolitik 1993]; Overmeyer [Energiesparkonzept 1994], S.257; Liesegang [Lernprozesse 1995a], S.l30; Spiller [Produktpolitik 1996], S.425L; und Liedtke/Hinterberger [Ressourceneffizienz 1998], S.l87. 279 Vgl. Garbe/Kühne [Herausbildung 1992], S.l90; und Wicke [Umweltökonomie 1993], S.566. 280 Vgl. Rogner [Analyse 1990], S.52ff. 281 Vgl. Kwiatkowski [Umweltschutz 1994], S.107f.; und Faber et al. [Entwicklung 1997], S.54. 282 Vgl. Kwiatkowski [Umweltschutz 1994], S.107f. 283 Vgl. Kreibich [Zukunft 1993], S.l6; und Faber et al. [Entwicklung 1997], S.56. 284 Vgl. Wicke [Umweltökonomie 1993], S.58f.
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Der vorhandene time-lag zwischen Verschmutzung und Wirksamwerdung ist dafür verantwortlich,
daß für viele Problembereiche das Ausmaß der Zerstörung noch gar nicht abgesehen werden kann. Selbst bei Unterbindung jeglicher Umweltverschmutzung wäre der Zenit der wahrgenommenen Umweltbelastung noch nicht erreicht.285
Es ist zu bemerken, daß tatsächliche Dringlichkeit und öffentliches Bewußtsein nicht immer über einstimmen. Ein Beispiel für dieses Auseinanderklaffen ist die Problematik der Hausmüllentsor gung bzw. dessen Recycling. Sie wird von den Naturwissenschaftlern als nachgelagert bezeichnet,
auch wenn sie in der bundesrepublikanischen Umweltdiskussion intensiv286 behandelt wird.287
Neben der begrenzten Aufnahmefähigkeit der Umwelt für Schadstoffe bzw. Abfall werden auch die Vernichtung der Regenwälder und die dadurch beeinflußte Verringerung der Artenvielfalt288 sowie
die CO2-Emissions-Thematik diskutiert.289 Im Hinblick auf die Automobilindustrie kommt den CO2-
Emissionen dabei eine besondere Bedeutung bei.
Überträgt man die vorgenommene Einteilung in Ressourcenverbrauchs- und Entsorgungsprobleme
auf die Belange der Automobilindustrie, so ist auch hier der Entsorgungsbereich von höherer Bedeutung. Im Produktionszyklus wird die Altauto-Problematik weitaus intensiver diskutiert als der
Materialverbrauch eines Neufahrzeugs und der Benzinverbrauch als zentraler Parameter wird stär ker unter dem Aspekt der Abgasentwicklung als unter dem der Erdölknappheit thematisiert.290
215 Vgl. Müller [Leistungen 1995], S.369; und Steger [Konzeption 1997], S.7. 286 Vgl. Cichonski [Abfallberatungskonzept 1992], S.101; Wicke [Plädoyer 1992], S.29ff.; Franze [Recycling 1997], S.293; Strebel [Industrie 1994], S.829; Tepper/von Schubert [Umweltinitiativen 1994], S.48ff.; Schumacher [Maß nahmen 1995], S.71 f.; und Meffert/Kirchgeorg [Konsumentenverhalten 1997], S.230. 217 Vgl. Dyckhoff et al. [Recycling 1994], S.1073; Hopfenbeck [Management 1994], S.287; Simonis [Umweltpolitik 1995], S.51 f.; Souren [Analyse 1996]; S.54ff.; und Bodenstein et al. [Konsumentenentscheidungen 1997], S.9. 2M Vgl. Wilson [Bedrohung 1990], S.42ff; Castriolo De Azambuja [Case 1992], S.9 Iff.; Cogoy [Steuerung 1992], S.258; Schmidheiny/BCSD [Kurswechsel 1992], S.28; Strunz [Umweltmanagement 1993], S.ll; Tischler [Betriebswirtschaftslehre 1996], S.55L; und von Weizsäcker [Erdpolitik 1997], S.l30. 2M Vgl. Schmitt-Tegge [Ökologie 1990], S.69; Gore [Marshallplan 1994], S.90ff.; Steger [Management 1992], S.30; Eberhardt/Ewen [Herausforderung 1994], S.9; Kleinert [Innovationslenkung 1995], S.95; und schon sehr früh zu dieser Thematik Binswanger et al. [NAWU-Report 1978], S.l04. 290 Dieser Gedanke wird im Abschnitt 4.2.2 ausführlich diskutiert.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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3.1.2 Treibhauseffekt als globale Bedrohung
3.1.2.1 Darstellung des Treibhauseffektes Bei der seit Mitte der 80er Jahre diskutierten Klimaveränderung handelt es sich um das relevanteste globale Umweltthema.291 Durch die verstärkte Emission der sogenannten klimawirksamen Spuren gase - hierzu werden Kohlendioxid (CO2)292, Methan (CH4), die Fluorchlorkohlenwasserstoffe
(FCKW), Stickstoffoxid (N2O) und Ozon (O3) gerechnet - hat sich der Wärmehaushalt der Erde zunehmend verändert. Als weitere Hauptursachen gelten die bereits angesprochene Brandrodung
der Regenwälder und landwirtschaftliche Produktionen.293 Infolgedessen ist die Wärmeabgabe an das Weltall gestört. Dieser Sachverhalt wird als
Treibhauseffekt294 bezeichnet.295 Schon in den 60er Jahren, zu Beginn der FCKW- Verwendung und auch in der Boomphase des FCKW-Einsatzes, artikulierten Forscher Warnungen, in denen sie auf
den Abbau der Ozonschicht296 und die damit verbundenen Konsequenzen hinwiesen, doch die Beachtung blieb lange sehr gering.297 Als Grund für die Tatenlosigkeit wurde die Schwierigkeit
angeführt, zwischen natürlichen Temperaturschwankungen und durch menschliche Handlungen
induzierten Veränderungen zu unterscheiden.298 Erst in der jüngeren Vergangenheit hat sich eine
nahezu einhellige Meinung über den durch menschliches Handeln verursachten Klimawandel
durchgesetzt.299 Es wird immer wieder darauf hingewiesen, daß die Ursachen des Treibhauseffektes
mittlerweile als erkannt eingestuft werden können, die Folgen hingegen seien teilweise bislang nur
291
292
293 294 295
296 297 298
299
Vgl. Brown [Weltordnung 1991], S.l2; CoS [Implications 1991]; Simonis [Klimakonvention 1991], S.2; Cogoy [Steuerung 1992], S.258; Rogall [Gestaltung 1993], S.191; Sparrer [Umweltmanagement 1994], S.l04; Klemmer [Weltklimakonferenz 1995], S.9ff.; Meyer-Krahmer [Leitbilder 1995], S.30; und Schade/Weimer-Jehle [Energie versorgung 1996], S.l. Neben der CO2-Emission entstehen bei der Verbrennung fossiler Energieträger weitere Verbrennungsrückstände, die ebenfalls zum Treibhauseffekt beitragen. Da die Ursache in der Verbrennung liegt, wird diese Thematik im fol genden implizit mitbehandelt. Vgl. Wicke [Umweltökonomie 1993], S.655; BMW [Treibhauseffekt 1997], S.3; und Lippold [Einflüsse 1997], S.8. Der Treibhauseffekt wird als mustergültiges Beispiel für einen internationalen externen Effekt eingestuft. Vgl. Kirchgässner [Umweltprobleme 1995], S.37. Vgl. Seifritz [Treibhauseffekt 1991], S.19ff.; Gore [Marshallplan 1994], S.97; Hegerl et al. [Detecting 1994], S. 12ff.; und Hasselmann et al. [Detection 1995], S.3ff. Die Ozonschicht wirkt auf die Klimawirkung und schützt die Erde gleichzeitig vor ultravioletten Strahlen. Diese Wirkung läßt mit schwindender Mächtigkeit der Ozonschicht ebenfalls nach. Vgl. Geißler [Steinkohle 1986], S.91; und Knabe/Loske [Treibhauseffekt 1990], S.222ff. Vgl. Bolin [Veränderungen 1990], S.l 1; und Fülgraff [Instrumente 1993], S.36. Böll [Alarmplan 1989], S.42, wies schon früh daraufhin, daß keine einhundertprozentige Kenntnis der Wirkungszusammenhänge erforderlich ist, um konkrete Maßnahmen zu ergreifen. Vgl. Bolin [Veränderungen 1990], S.ll; Flavin/Lenssen [Entwurf 1991], S.50; Gore [Marshallplan 1994], S.98; von Weizsäcker [Wettbewerbsvorteil 1993], S.2; Kemig [Welt 1994], S.l37; Sparrer [Umweltmanagement 1994], S.106ff.; Clayton [Gefahr 1996], S.196; Graßl [Erwärmung 1996], S.18; Brown/Flavin [Umstieg 1999], S.38; und Latif et al. [Sintflut 1999], S.5 Iff.
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Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
spekulativ eruierbar.300 Die Abschätzung der Folgen ist besonders schwierig, weil die Kombinati onswirkungen einzelner Stoffe ebenso wie die noch vorhandene Aufnahmefähigkeit der Ökosy
steme unbekannt sind. Der sehr große time-lag zwischen Emission und Wirksamwerdung ist eine weitere Unsicherheitskomponente.301 Als bereits eingetretene Folgen sind nach aktuellem Erkennt nisstand nachweisbar: •
Ein globaler durchschnittlicher Anstieg der Lufttemperatur um 0,5° Celsius innerhalb der
•
eine Erwärmung der tropischen Meeresoberfläche ebenfalls um 0,5° Celsius binnen der
letzten 100 Jahre,
zurückliegenden fünf Dekaden und •
eine Steigerung der Temperaturunterschiede zwischen den einzelnen Klimazonen, welche sich steigernd auf die Intensität und die Häufigkeit tropischer Stürme ausübt.302
Bei den künftigen Folgen besteht die schon angesprochene Unsicherheit. So werden in Abhängig keit vom Zeithorizont verschiedene Trendkorridore diskutiert. In der dritten Dekade des nächsten Jahrhunderts liegt die Temperaturzunahme zwischen 1 und 3°C. Bis zum Ende des 21. Jahrhun derts werden Temperaturanstiege sogar zwischen 3 und 4,5°C befurchtet. Der damit verbundene Anstieg des Meerwasserspiegels durch vermehrt schmelzendes Eis an den Polen wird zwischen 20
und 220 cm prognostiziert.303 Als Voraussetzung für den Erhalt des Klimas werden bis zum Jahr
2100 maximal 2°C als tolerierbar angesehen. Um dieses Ziel zu erreichen, sind deutliche Ein schränkungen bei der C02-Emission erforderlich.304
Selbst wenn es gelingen sollte, die Klimaerwärmung in diesem Rahmen zu halten, wird es zu Über
schwemmungen weiter Küstengebiete kommen. Die dort lebenden und davon betroffenen Men
schen stellen etwa ein Drittel der Erdbevölkerung dar. Um die Wirkung dieses Anstiegs auch für
Europa deutlich zu machen sei darauf hingewiesen, daß alleine die niederländischen Großstädte Haarlem, Den Haag, Rotterdam, Utrecht, Amsterdam, Alkmaar und Den Helder im Meer versinken würden. Natürlich würde man versuchen, einer solchen Entwicklung durch entsprechende bauliche Maßnahmen entgegenzuwirken, doch viele Entwicklungsländer wären aufgrund mangelnder
Wirtschaftskraft hierzu nicht in der Lage.305 Darüber hinaus wird in der Klimaerwärmung eine
300 Vgl. Industrievereinigung [CO2-Positionspapier 1994], S.6; Simonis/von Weizsäcker [Umweltprobleme 1989], S.l8; und Müller [Klimagefährdung 1997], S.34. 301 Vgl. Schmitt [Energiewirtschaft 1990], S.126; Dietz/van der Straaten [Umweltökonomie 1992], S.247; und Drake [Treibhausgasemissionen 1996], S.252ff. 302 Vgl. Bright [Klimaveränderung 1997], S.107f.; Lippold [Einflüsse 1997], S.7; und Latif et al. [Sintflut 1999], S.5 Iff. 303 Vgl. Ellwanger [Verkehrsverlagerungen 1991], S.97; Simonis [Klimakonvention 1991], S.9; Hartmann/Rudolph [Umweltprüflisten 1994], S.14; Wittmann [Grenzen 1995], S.7f.; Lippold [Einflüsse 1997], S.7; Grolle [Treibhaus effekt 1998], S.254ff.; und Weber [Fieber 1998], S.l 12ff. 304 Vgl. Bach [Klimaschutz 1991], S.lff.; und WBGU [Szenario 1995], S. 19ff. 305 Vgl. Seifritz [Treibhauseffekt 1991], S.33; UBA [Wirtschaftsfaktor 1995], S.25; Wittmann [Grenzen 1995], S.8ff.; Clayton [Vorhersagen 1996], S.283ff.; und Schnellhuber [Malaria 1997], S.214.
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Hauptursache für die Zunahme von Naturkatastrophen, wie Wirbelstürmen und auch deren Zer
störungskraft, vermutet.306
Gerade in jüngster Zeit ist die Diskussion über die menschbedingte Verursachung und die Auswir kungen des Treibhauseffektes neu entbrannt. Selbst wenn der prognostizierte Meeresspiegelanstieg sich nur teilweise einstellen sollte, sind auch mit einem geringeren Temperaturanstieg noch viele negative Folgen verbunden.307 So wird beispielsweise als weiterer negativer Effekt eine verstärkte
gesundheitliche Beeinträchtigung vieler Spezies, einschließlich des Menschen befürchtet. Eine stär kere Ausbreitung von Pathogenen, die bei höheren Temperaturen bessere Lebensbedingungen vor
finden als gegenwärtig, wird als Ursache für diese globale Gesundheitsgefahrdung genannt.308
3.1.2.2 Maßnahmen zur Verminderung des Treibhauseffektes In der Gegenwart der ausgehenden 90er Jahre wird die FCKW-Problematik als weitgehend geklärt eingestuft. Ein Verzicht auf diesen Stoff ist relativ problemlos möglich. So wurde bereits
bis 1994 der Verbrauch in den bisher wichtigsten Nachfragemationen drastisch gesenkt. Selbst in
einigen Entwicklungsländern sind bereits sinkende Verbräuche zu verzeichnen. 58 weitere Entwick lungsländer wollen einen vollständigen Verzicht noch vor dem im Montrealer Protokoll geforderten Termin 2010 realisieren. Lediglich einige ostasiatische Staaten haben ihren Verbrauch - auf der
Basis sehr geringer Ausgangswerte - prozentual drastisch erhöht.309 Eine Visualisierung der wichtig sten Nationen gibt die Abbildung 3.1.
Eine Reduzierung im Bereich der CO2-Emissionen ist erforderlich, ihre Realisierung scheint aber wesentlich schwieriger zu sein.310 Hierbei ist vorweg zu erwähnen, daß CO2 kein Schadstoff im engeren Sinne ist. Erst durch seine vermehrte Emission, die zu einer wesentlich höheren Kon
zentration in der Erdatmosphäre geführt hat, wird dieser Stoff als bedenklich eingestuft.311 So stieg
der atmosphärische Anteil dieses Klimagases von 0,028 Prozent vor der Industrialisierung auf 0,035 Prozent in der Gegenwart.312 Gemessen am Ausgangswert ist dies ein Anstieg von 25 Prozent.
3°6 vg] von Weizsäcker [Wettbewerbsvorteil 1993], S.2. 307 Vgl. o.V. [Weltuntergang 1997], S. 177ff; und Schnellhuber [Malaria 1997], S.214. 308 Vgl. Bright [Klimaveränderung 1997], S. 122ff.; Schnellhuber [Malaria 1997], S.214; und Rössiger [Malaria 1998], S.34f. 309 Vgl. French [Ozonschutz 1997], S.260ff.; und zu weiteren Details des ökologischen Verhaltens in China Ostendorf/Bom [Sprung 1998]. 310 VgL Simonis [Klimakonvention 1991], S.l8; Liesegang [Lernprozesse 1995b], S.161; und Lippold [Einflüsse 1997], S.8. 311 Vgl. Biniaris [Umweltbilanz 1997], S.l97; Hegerl et al. [Detecting 1994], S.12ff.; Hasselmann et al. [Detection 1995], S.3ff.; und Bodenstein et al. [Konsumentenentscheidungen 1997], S.10. 312 Vgl. Lippold [Einflüsse 1997], S.7.
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Quelle: Daten entnommen aus: French [Ozonschutz 1997], S.260 (eigene Darstellung)
Abb.3.1: Entwicklung des Verbrauchs von FCKW und Halonen in ODP-Tonnen313 in besonders relevanten Staaten
Die Ursache für die Reduktionsprobleme ist darin zu erblicken, daß der CO2-Anstieg überwiegend
bei der Verbrennung fossiler Energieträger entsteht, wobei die Energie einen maßgeblichen Ein fluß auf unsere Wirtschaft ausübt, wie am Beispiel Deutschland gezeigt werden soll.314 An der welt
weiten CO2-Emission nimmt die Bundesrepublik mit 5,1 Prozent den vierten Platz weltweit ein. Die Aufteilung der deutschen Emissionen nach Verursachern zeigt die nachfolgende Abbildung 3.2. Hierbei wird offensichtlich, daß der Verkehr auf der Basis des Jahres 1990 ein ganz wesentlicher
CO2-Emittent ist, aber bei weitem nicht dominiert.315 Löst man sich jedoch von einer statischen Betrachtung so ist leicht zu erkennen, daß der Verkehrsbereich für die Bundesrepublik die höch ste Wachstumsdynamik aufweist.316
315 Die verschiedenen betroffenen Chemikalien werden durch die Normierung auf den Ozonschädigungsfaktor (ODP) miteinander vergleichbar gemacht. 314 Vgl. Sparrer [Umweltmanagement 1994], S.l00; und Lippold [Einflüsse 1997], S.8f. 315 Vgl. Enquete-Kommission [Mobilität 1994], S.l8; und Drake [Treibhausgasemissionen 1996], S.l81. 316 Vgl. beispielsweise Koolmann [Leitbilder 1991], S.113; Enquete-Kommission [Mobilität 1994], S.18; Lin [Ener gieversorgung 1995], S.57; und van Suntum [Umwelt 1995], S.356. Ähnlich gestaltet sich die Situation in Öster reich, vgl. Industrievereinigung [CO2-Positionspapier 1994], S.8f.
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Deutlich wird diese Tendenz besonders bei einer Einbeziehung der Entwicklung der 90er Jahre, denn hier sind deutliche Reduzierungen des industriellen CO2-Ausstoßes zu verzeichnen. Im Zeit
raum von 1990 bis 1996 wurden bereits 75 Prozent der Selbstverpflichtung der deutschen Indu
strie erreicht, die bis zum Jahr 2005 ihre CO2-Emission im Vergleich zu 1990 um 20 Prozent senken will. Ein Großteil der Reduzierung wurde jedoch durch den starken ökonomischen Niedergang ost
deutscher Unternehmen und die damit verbundene Produktionseinstellung besonders umweltschädi gender Anlagen erzielt. Ein lineares Ansteigen dieses positiven Trends scheint aus diesem Grund
nicht angezeigt.317
Industrie
Haushalte und
Kraftwerke,
Kleinverbraucher
Fernheizungen
Verkehr
Quelle: Enquete-Kommission [Mobilität 1994], S.18 (leicht modifiziert)
Abb.3.2: CO2-Emission in der Bundesrepublik nach Verursachern im Zeitverlauf Dennoch ist hinsichtlich der künftigen Perspektive ein gewisser Optimismus zu erkennen. So wird durch Veränderung technischer Prozesse bei den Kraftwerken eine wesentliche Effizienzsteigerung und damit natürlich auch eine Emissionsverminderung prognostiziert.318 Selbst bei einer globalen Betrachtung - und dieses ist angesichts der Problemgestaltung sicherlich adäquat - würden diese
Effizienzsteigerungen Wirkung erzielen.
Gegenläufig ist die Einschätzung fiir den Verkehrsbereich. Steigende Bevölkerungszahlen und ein
Anwachsen des Mobilitätsbedürfnisses lassen hier eine Problemverschärfung befurchten.319 Leben die Menschen im asiatischen Raum die gleiche Mobilität aus wie die in Europa oder gar in den
317 Vgl. Goffart [Klimaschutz 1997], S.ll; Hillebrand et al. [Monitoring 1997]; o.V. [Kohlendioxid 1997], S.7; und Schürmann [Ziele 1997], S.2. 3,8 Vgl. Drake [Treibhausgasemissionen 1996], S.67. 319 Vgl. MacKenzie et al. [Rate 1992], S.47; und Hirschbach/Heidingsfelder [Produktpolitik 1996], S.215.
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USA, so wird mit schlimmsten Konsequenzen für das Weltklima gerechnet.320 In Deutschland wur
den Effizienzverbesserungen der Motoren durch eine Steigerung der Mobilität bzw. eine höhere Motorisierung kompensiert.321 Der europaweite Einsatz der Just-in-time-Beschaffung322 und eine unzureichende Optimierung des Verkehrsflusses323 werden als weitere Parameter diskutiert. Seitens der Bundesregierung hat man sich zwar als Ziel gesetzt, die CO2-Emission bis zum Jahr
2005 um mindestens 25 Prozent zu verringern,324 doch wird gleichzeitig auch betont, daß nachhal tige negative Wirkungen für die gesamte Volkswirtschaft und einzelne Wirtschaftssubjekte dabei
vermieden werden müßten. Um zu verdeutlichen, wie schwierig diese angestrebten Ziele zu realisie
ren sind sei darauf hingewiesen, daß bereits nach der ersten Ölkrise ein Entkoppelungsprozeß zwi schen wirtschaftlicher Entwicklung und Energieverbrauch initiiert wurde. Folglich ist heute ein Großteil der einfach zu realisierenden Einsparpotentiale bereits ausgeschöpft.325 Darüber hinaus
wird befürchtet, daß eine starke Verringerung des CO2-Ausstoßes den Arbeitsmarkt weiter belasten
könnte.326 Es wird außerdem für die nächsten Jahre in jedem Fall eine signifikante Steigerung des Individual verkehrs in Deutschland erwartet.327 Vergegenwärtigt man sich darüber hinaus, daß die
Verkehrsprognosen bisher immer durch die Realität übertroffen wurden328 ist es leicht verständlich, daß der Verkehr sehr stark in die ökologische Kritik geraten ist.329 Wir gehen von einer weiteren
Fortsetzung dieser Tendenz aus.
320 Vgl. Schmidheiny/BCSD [Kurswechsel 1992], S.217; Vester/Gleich [Altemativautos 1995], S.99; und Ott [Ener giewirtschaft 1997], S.324. 321 Vgl. Petersen [Verkehrspolitik 1992], S.l39. 322 Vgl. Binnenbruck [Just in Time 1992], S.l 1; Sparrer [Umweltmanagement 1994], S.l23; und Reese [Just-in-TimeLogistik 1993], S.l56. 323 Vgl. Koolmann [Leitbilder 1991], S.l54; und Braess/Frank [Sustainable Mobility 1996], S.5. 324 Bis zum Jahr 2050 müßte die weltweite CO2-Emission gar halbiert werden. Vgl. Spiller [Produktpolitik 1996], S.428. 325 Vgl. Meyer-Krahmer [Leitbilder 1995], S.24; und Lippold [Einflüsse 1997], S.9. 326 Vgl. Kessler [Klimaschutz 1996], S.29. 327 Vgl. Töpfer [Vorwort 1991], S.3; von Voigt [Ziel 1993], S.l 11; Grünwald/Nitz [Investitionsentscheidungen 1994], S.206; Tröge [Rahmenbedingungen 1994], S.377; Clement [Beitrag 1996], S.257; und Schürmann [Bundesregie rung 1996], S.2. 328 Vgl. Petersen [Verkehrspolitik 1992], S.l33. 329 Vgl. Eder [Atmen 1987], S.43; Ullrich [Kontraproduktivität 1987], S.152f.; Hennicke/Müller [Klima-Katastrophe 1990], S.147ff.; Vester [Ausfahrt 1990], S.127; Ellwanger [Verkehrsverlagerungen 1991], S.99; Sander [Deutsch land 1991], S.l46; Theml [Leib 1991], S.l46; Lompe [Wirtschaftswachstum 1993], S.60; Braess [Führerschaft 1994], S.55; Brandstetter [Umwelttechnik 1994], S.92; Gege [Motive 1994], S.86; Tröge [Rahmenbedingungen 1994], S.369f.; Breitenkamp/Blümel [Schadstoff 1995], S.22ff.; Hugenschmidt [Ökologie 1995], S.89; van Suntum [Umwelt 1995], S.356; Greenpeace [SmILE-Konzept 1996], S.3; und Hopfenbeck [Betriebswirtschaftslehre 1998], S.851.
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Die umstrittenste Maßnahme, die mit der Verringerung der CO2-Emission diskutiert wird, ist die Kernenergie.330 Ein Teil der Schrifttumsbeiträge votiert für ihre Nutzung. Alleine bei eine Substi
tution der in Deutschland eingesetzten Kernkraftwerke durch fossile Energieträger würden jährlich
140 Millionen Tonnen CO2 zusätzlich emittiert. Ein Ersatz dieser Kraftwerke wäre demzufolge aus klimapolitischen Erwägungen nicht vertretbar. Für Neubauten wäre es jedoch erforderlich, durch
technische Neukonzeptionen eine höhere Akzeptanz in der Bevölkerung zu erzielen.331 Andere Autoren stehen der Kernenergie ähnlich positiv gegenüber, wenden sich jedoch gegen den weiteren
Einsatz unsicherer Reaktoren,332 denn es werden teilweise noch die Reaktoren des „Tschernobyl-
Typs” verwendet.333 Simonis nimmt eine ähnliche Unterteilung in Abhängigkeit vom vorhandenen technischen Know-
how vor, jedoch mit der gegenteiligen Grundeinstellung, die Nutzung der Kernenergie tendenziell
abzulehnen, insbesondere für Entwicklungsländer wäre sie keinesfalls eine Alternative. Das politi sche Risiko, welches potentiell mit spaltbarem Material im Besitz von Entwicklungsländern verbun
den ist, und die langfristige Wirkung für künftige Generationen werden ebenfalls thematisiert.334
Auf der anderen Seite gibt es auch eine Vielzahl von Autoren, die sich strikt gegen die Verwen
dung atomar gewonnener Energie stellen. Hierbei wird neben der Unsicherheit bezüglich der mit der Endlagerung verbundenen Kosten auch auf die mengenmäßige Unzulänglichkeit der Endlagerstät
ten hingewiesen.335 Die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes zu Beginn des Jahres 1998,
die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Kärlich in Rheinland-Pfalz endgültig zu verbieten, zeigt,336 daß auch der „reine” Betrieb nach wie vor mit hohen Risiken behaftet ist.337 Von Weizsäcker geht
davon aus, daß selbst bei einer Verdreifachung des global produzierten Atomstroms - unter Berück
sichtigung des steigenden Bedarfs - keine zehn Prozent der weltweiten Nachfrage erfüllt werden
können.338 Festzuhalten bleibt, daß diese Thematik wohl auch künftig stark umstritten bleiben wird und bestenfalls eine Teillösung der CO2-ProbIematik darstellt. In verschiedenen europäischen
Ländern wie der Schweiz und den Niederlanden zeichnen sich politische Mehrheiten gegen die
330 Vgl. Afheldt [Solarenergie 1996], S.34; von Weizsäcker et al. [Dummheiten 1997], S.48ff.; Buchner [Atomreaktor 1998], S.16f.; und Vorholz/Hdnard [Castorproblematik 1998], S. 15 ff. 331 Vgl. Gieske [Management 1994], S.17L; Grünwald/Nitz [Investitionsentscheidungen 1994], S.206; Lippold [Ein flüsse 1997], S.l 1; und Peter [Schatten 1997], S.28. 332 Vgl. Schmidheiny/BCSD [Kurswechsel 1992], S.84; und Merkel et al. [Kleinvieh 1996], S.43. 333 Vgl. Schürmann [Osteuropa 1995], S.20; und Weidemann [Tschernobyl 1995], S.8. 334 Vgl. Spaemann [Eingriffe 1986]; Simonis [Klimakonvention 1991], S.29; Mehrens [Energiepolitik 1994], S.87; von Weizsäcker [Umweltstandort 1994], S.l8; Bode et al. [Greenfreeze 1995], S.124; und Ostendorf/Lee [Umwelt auswirkungen 1996], S.200ff. 335 VgL Meyer-Abich/Schefold [Grenzen 1986]; Klose [Notwendigkeit 1990], S.145; Wittmann [Grenzen 1995], S.18; Lenssen [Atommüll 1996], S.166ff.; Dürand [Schläue 1997], S.l 11; Fischer et al. [Sackgasse 1998], S.55; Hösch [Strahlenmeer 1998], S.30L; und Vester [Welt 1999], S.77. 336 Vgl. o.V. [RWE 1998], S.4. 337 Vgl. hierzu auch Flavin [Power 1987]; und Preuß [Gau 1999], S.55. 338 Vgl. Martinez-Alier [Ökonomie 1992], S.47; von Weizsäcker [Wettbewerbsvorteil 1993], S.3f.; und von Weizsäkker [Umweltstandort 1994], S.l8.
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Atomindustrie ab.339 Mit der Regierungsübemahme der rotgrünen Koalition haben sich die politi
schen Zukunftsaussichten der Atomindustrie für die Bundesrepublik verschlechtert. Die Umset zung des Atomausstiegs gestaltet sich dabei aber wesentlich langsamer als ursprünglich im Koaliti onsvertrag vereinbart.340
Ein anderer Vorschlag zielt auf eine weltweite personenbezogene Quotierung der CO2-Emission ab. Hierdurch würden die Industrienationen zum Handeln gezwungen und gleichzeitig verbliebe den Entwicklungsländern ein entsprechender Handlungsspielraum.341 Der Einsatz regenerativer Energie
träger wird ebenfalls als Ansatzpunkt gesehen.342
Als weitere Möglichkeit zur Lösung der Treibhausproblematik wurde jüngst die Einlagerung von CO2 in den Ozeanen vorgeschlagen. Eine solche Maßnahme kann heute nur unter strategischen
Gesichtspunkten diskutiert werden, sind die damit verbunden Risiken und die Praktikabilität doch
noch kaum abzusehen.343 Ein anderer Ansatzpunkt stellt die Effizienzverbesserung der verwendeten fossilen Energieträger in den Mittelpunkt der Betrachtungen.344 Die erste Erdölkrise löste bereits einen Entkoppelungs prozeß des Wirtschaftswachstums vom Naturverbrauch aus.345 In einigen Bereichen konnte binnen
20 Jahren bei gleichzeitiger (leichter) Verringerung der Umweltbelastung die Wirtschaftsleistung
um 60 Prozent gesteigert werden.346 Diese Ergebnisse werden zwar begrüßt, zur Lösung der ökolo
gischen Probleme sind sie jedoch unzureichend.347 Weitere Effizienzverbesserungen können sowohl isoliert angestrebt werden oder aber als Folge einer Umstrukturierung des Steuersystems eintreten.
Ein weiteres Argument für dieses Konzept wird darin gesehen, daß andere Energieträger nicht zu
ähnlich günstigen Preisen vermarktet werden können.348 In diesem Zusammenhang werden beson ders im Verkehrssektor noch erhebliche Optimierungspotentiale vermutet.349 Als Möglichkeiten zur Erschließung dieses Potentials werden verschiedene Vorgehensweisen debattiert, die sich auch
kombiniert einsetzen lassen:
339 Vgl. Steingart [Meiler 1998], S.124ff. 340 Vgl. Banas [Geschwätz 1999], S.3; Delhaes/Handschuch [Jobs 1999], S.l8f.; Hipp [Kniefall 1999], S.30; Lohse [Unterstützung 1999], S.3; o.V. [Schröder 1999], S.l; o.V. [Wiederaufbereitung 1999], S.l; und Schubert [Ver träge 1999], S.3. 341 Vgl. Simonis [Klimakonvention 1991], S.28; und Bodenstein et al. [Konsumentenentscheidungen 1997], S.16. 342 Vgl. Störmer [Energiepolitik 1992], S.696; und Krägenow [Strom 1999], S.52f. 343 Vgl. Eberl/Miltner [Luft 1997], S. 118ff. 344 Vgl. Störmer [Energiepolitik 1992], S.696; und von Weizsäcker [Umweltschutz 1992], S.37. 345 VgL Binswanger [Entkoppelung 1993], S.l. 346 Vgl. Schmitt [Energiewirtschaft 1990], S.131; Günther [Untemehmenskonzept 1993], S.64; Günther [Umweltqua lität 1994], S.64; und Jänicke et al. [Rich 1996], S.44fT. 347 Vgl. Simonis [Strukturwandel 1992], S.l 1 Off. 34g Vgl. Flavin/Lenssen [Entwurf 1991], S.46; von Weizsäcker [Energie-Szenario 1994], S.l 1 Iff.; Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1996], S.42; und Faber et al. [Entwicklung 1997], S.63. 349 Vgl. Schirmer [Ressourceneinsparung 1992], S.220; Lompe [Wirtschaftswachstum 1993], S.60; Schürmann [Bun desregierung 1996], S.2; und von Weizsäcker [Vorstellung 1992], S.26.
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•
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Ein Vorschlag zielt auf den verstärkten Einsatz der öffentlichen Verkehrsmittel ab, deren Energieeffizienz wesentlich höher ist als die des Individualverkehrs.350 Andere Autoren stu
fen ein solches Vorgehen in absehbarer Zeit für europäische Staaten als nicht praxistauglich ein. Für die USA wird eine solche Strategie aus dem gleichen Grund als Illusion eingestuft.351
•
Durch einen verstärkten Einsatz von Telematiksystemen352 soll zur Optimierung des Ver
kehrsflusses beigetragen und somit die stauinduzierten Emissionen vermindert werden.353 •
Das Individualfahrzeug selbst wird als Ansatzpunkt für Effizienzsteigerungen betrachtet,
welchem bei der Verminderung der CO2-Emissionen das größte Potential zugeschrieben wird.354 Selbst Verbesserungen der Verkehrsflußfuhrung oder Optimierungen des Fahrver
haltens würden dieses Einsparungspotential nicht erreichen.355 In diesem Zusammenhang
werden auch Optimierungspotentiale im Kraftstoffbereich untersucht.356 •
Als weiterer Ansatzpunkt wird die Verdoppelung der Treibstoffpreise innerhalb einer
Dekade genannt. Durch ein solches Vorgehen, so wird vermutet, werden die Marktkräfte in die erforderliche Richtung gelenkt. Zur optimalen Erfassung der Emissionswerte werden
sogar modifizierte Zapfsäulen diskutiert, die, in Abhängigkeit von typenspezifischen Merk malen des tankenden Automobils, einen jeweils schadstoffinduzierten Preis ermitteln.357
Eine weitere sehr stark diskutierte Maßnahme ist die Einführung einer nationalen Energiesteuer.
Ein Teil des Schrifttums sieht hierin eine wesentliche Chance zur CO2-Verminderung. Teilweise
wird ein europaweiter Vorstoß gefordert.358 Unabhängig von der räumlichen Ausdehnung einer sol
chen Energiesteuer ist die Elastizität der Nachfrage und die Wirkung auf die wirtschaftliche Ent
wicklung, selbst bei einer belastungsneutralen Ausgestaltung, mit Ungewißheit behaftet.359
Bemerkenswert ist, daß einige EU-Mitgliedsstaaten - besonders Dänemark, Schweden und die Nie derlande - auf dem Weg zur Umstrukturierung ihres Steuersystems bereits wesentliche Fort schritte erzielt haben. Negative Auswirkungen auf die betroffenen Volkswirtschaften sind bisher
350 Vgl. Ellwanger [VerkehrsVerlagerungen 1991], S.108f. 351 Vgl. Sauberzweig [Stadt 1995], S.7; und von Weizsäcker et al. [Faktor 1997], S.l63. 352 Unter diesem Begriff werden Verkehrsleitsysteme, Verkehrsinformationssysteme, duale Zielführung sowie Flotten management subsumiert. 353 Vgl. Clement [Beitrag 1996], S.257. 354 Vgl. Höpfner et al. [Energieverbrauch 1990], S.637; Goeudevert [Zukunft 1991], S.l 17; und Wittmann [Grenzen 1995], S.64. 355 Vgl. Höpfner et al. [Energieverbrauch 1990], S.641. 356 Vgl. Hackl [CO2-Problem 1992]. 357 Vgl. Schmidheiny et al. [Finanzierung 1996], S.58. 358 Vgl. Schmitt [Energiewirtschaft 1990], S.l34; Ziesing/Masuhr [Referenzszenario 1990], S.820; Töpfer [Vorwort 1991], S.3; Liesegang [Lernprozesse 1995a], S.l29; Liesegang [Lernprozesse 1995b], S.l60; Wittmann [Grenzen 1995], S.64; Lippold [Einflüsse 1997], S.l4; von Weizsäcker et al. [Faktor 1997], S.214; und Schwendemann [För derung 1999], S.l03. 359 Vgl. Dietz/van der Straaten [Umweltökonomie 1992], S.244.
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Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
nicht aufgetreten, es zeichnen sich vielmehr positive Tendenzen ab.360 Teilweise wird auch zur CO2-Problematik überzogene Kritik geäußert, die sich durch völlige Praxisfeme auszeichnet.361 Für die Frage, welcher Weg plausibler ist, sind mehrere Parameter entscheidend. Bei einer kurzfri stigen Betrachtung der nationalen Ebene kommt den Mehrheitsverhältnissen der Parteien im Bun destag eine dominante Bedeutung zu. So erschien schon vor der Bundestagswahl 1998 eine starke
Besteuerung362 der CO2-Emission363 oder eine stärkere Ökologieorientierung der Marktwirtschaft364
bei einer rotgrünen Regierungsbildung365 wesentlich plausibler366 als bei einer Fortsetzung der christlich-liberalen Koalition.367 Die ersten Schritte in diese Richtung sind bereits kurz nach dem
Regierungswechsel vollzogen worden.368 Durch die Verabschiedung der Ökosteuer im März 1999 durch die rotgrüne Koalition ist ein erster Schritt in Richtung steuerinduzierte CO2-Emission-Min-
derung vollzogen. Inwieweit die Preiserhöhungen, die aus Rücksichtnahme auf die Industrie nur
gering ausfielen, ausreichen, um Minderverbräuche zu induzieren, bleibt abzuwarten.369 Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt ist die Sensibilität der Konsumenten für ökologische Gefah ren. Dieser Thematik wenden wir uns im Unterabschnitt 3.2.2.1 zu. Auch der Anforderungsdruck bzw. das Verhalten anderer Nationen wird sicherlich den innenpolitischen Umweltkurs und damit die Frage der eingesetzten Mittel beeinflussen. Hier sei nur kurz auf den 1997er Weltklimagipfel in Kioto hingewiesen, an den im Vorfeld sehr große Erwartungen geknüpft wurden.370 Die Verhand
lungsziele waren sehr unterschiedlich, so belief sich das extremste von einigen Inselstaaten gefor
derte Reduktionsziel auf eine Emissionssenkung um 20 Prozent bis zum Jahr 2005. Den anderen
360 Vgl. Huckestein [Produktpolitik 1995], S.33; von Weizsäcker/Ranalder [Primat 1997], S.21; Latsch [Ökosteuer 1998], S.8 Iff.; und Schlegelmilch [Ökosteuer 1998], S.lOf. Die Bereitschaft zur Einführung einer Ökosteuer ist nicht auf Europa beschränkt, so wird auch für Japan eine solche Maßnahme für konsensfähig gehalten. Vgl. Gandow [Japan 1997], S.10. 361 Vgl. BUND [Barbados 1995]. 362 In diesem Zusammenhang wird auch die Forderung aufgestellt, daß die Preise ökologisch korrekt ausgestaltet sein müssen. Vgl. Simonis [Ökologie 1990], S.44f.; von Weizsäcker et al. [Wahrheit 1990], S.66; Vorholz [Probleme 1992], S.93; Schmidt-Bleek [Strukturwandel 1992], S.106; von Weizsäcker [Wettbewerbsvorteil 1993], S.7; von Weizsäcker [Umweltstandort 1994], S.45; Klaus [Umweltszenarien 1995], S.64f.; Thoenes [Umweltschutz 1995], S.244f.; und von Weizsäcker et al. [Faktor 1997], S.219ff. 363 Vgl. von Weizsäcker [Umweltschutz 1992], S.40; Greenpeace [Auswirkungen 1994], S.60ff.; Greenpeace [Öko steuer-Sackgasse 1994]; Tischler [Umweltökonomie 1994], S.214ff; Schröder et al. [Rot-Grün 1995], S.27f.; und Schmidheiny et al. [Finanzierung 1996], S.62. In diesem Zusammenhang wird auf die Bedeutung der Aufkom mensneutralität einer solchen Steuerreform hingewiesen. Vgl. Steger [Vergleich 1993], S. 141; Günther [Umwelt qualität 1994], S.74; Industrievereinigung [CO2-Positionspapier 1994], S.l6; und FES [Umweltschutz 1996], S.63f. 364 Vgl. Winter [Umweltschutz 1991], S.57; und von Osten [Umweltstrategien 1992], S.611. 365 So schlug die niedersächsische Landesregierung schon zu Beginn der 1990er Jahre eine wesentlich stärkere Besteuerung der Automobilnutzung vor. Vgl. von Voigt [Ziel 1993], S.l 11. 366 Vgl. Müller [Klimagefährdung 1997], S.36; o.V. [Kohlendioxid 1997], S.7; Fischer et al. [Regierungsfähigkeit 1998], S.32; Fischer [Gesellschaftsvertrag 1998], S.222ff.; Fischer et al. [Sackgasse 1998], S.53; und Leicht [CDU 1998], S.3. 367 Vgl. Tischler [Umweltökonomie 1994], S.l50; und o.V. [Ökosteuer 1997], S.95. 361 Vgl. Bergius [Ökosteuer 1998], S.2. 369 Vgl. o.V. [Kritik 1999], S.5; o.V. [Mittelstand 1999], S.5; o.V. [Ökosteuer 1999], S.lf.; o.V. [Ökosteuer-Erstattung 1999], S.5; o.V. [Rot-Grün 1999], S.l; und Schürmann [Vertrauensfrage 1999], S.2. 370 Vgl. French [Ozonschutz 1997], S.265; und Schürmann [Energiesteuer 1997], S.2.
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Extrempunkt vertraten die USA, die erst nach 2012 mit der Reduktion beginnen wollten und erst kurz davor sollte die Verringerungsquote konkret quantifiziert werden. Die Verhandlungen gestalte ten sich äußerst schwierig, um mit dem Kompromiß einer weltweiten Emissionsverminderung der
relevanten Gase um 5,2 Prozent zu enden, wobei für die einzelnen Länder unterschiedliche Redukti
onsziele festgeschrieben wurden.371 Auf dem Klimagipfel 1998 in Buenos Aires einigten sich die Beteiligten auf einen Zeitplan für weitere Operationalisierungen, so daß das Kyioto-Protokoll im
Jahre 2000 in Kraft treten kann. Auch wenn nicht die anspruchsvollsten Ziele an die einzelnen Kli
magipfel realisiert werden konnten so zeigt sich doch eine Tendenz, auf internationaler Ebene Lösungen für Umweltprobleme anzustreben, die mit spürbaren Einschränkungen für einzelne Län der verbunden sind.372
Vgl. Odenwald [Atmosphäre 1997], S.298f.; Odenwald [Treibhaus-Krieg 1997], S.212ff.; o.V. [Klimakompromiß 1997], S.l; o.V. [Klima-Poker 1997], S.l2; o.V. [Treibhaus 1997], S. 222ff.; o.V. [Weltuntergang 1997], S.l77; o.V. [Washington 1997], S.3; Simonis [Kyoto-Protokoll 1998]; und UBA [Jahresbericht 1998], S.27ff. 372 Vgl. Dutschke [Klimakonferenz 1998], S.16; Krägenow [Emissionsrechte 1998], S.37; Schmidheiny [Amerika 1998], S.8; und Schürmann [Ökolizenzen 1998], S.9. 371
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3.2 Ökologie im Spannungsfeld ökonomischer Interessendivergenzen 3.2.1 Volkswirtschaftliche Betrachtungsebene der ökologi schen Problematik Volkswirtschaftliche Auseinandersetzungen mit der ökologischen Thematik finden sich bereits in
der Antike als auch bei ökonomischen Klassikern. Hier können beispielsweise Smith373, Ricardo374 und Malthus375 genannt werden.376 Trotz dieser langen Auseinandersetzung mit der Thematik wer
den die ökonomischen Theorien hinsichtlich ihres Lösungspotentials der aktuellen Probleme kri tisch betrachtet.377
3.2.1.1 Ursache der Umweltproblematik aus volkswirtschaftlicher Sicht Grundlage der ökologischen Problematik aus volkswirtschaftlichem Betrachtungswinkel ist, daß die Preise nicht die ökologische Relevanz eines Gutes widerspiegeln, sie dokumentieren demnach
nicht seine Knappheit. Somit werden die Kosten, die mit seinem Ge- oder Verbrauch Zusammen hängen, nicht vom Unternehmen in der Erfolgsrechnung ausgewiesen, sondern von der Allgemein heit getragen. Dieses Vorgehen nennt man Externalisierung der Kosten.378 Die sich ergebenden Resultate sind angesichts der herrschenden ökonomischen Bewertungsverfahren, die ausschließlich
auf Zahlungswirksamkeit abstellen, unzureichend.379 Weitere Probleme ökologische Verbräuche adäquat zu berücksichtigen sind die Unwissenheit, die sich im Fehlen geeigneter Indikatoren nieder
schlägt und die oftmals zu kurzen Betrachtungszeiträume.380 Aus reinem ökonomischen Kalkül ist eine Überforderung der natürlichen Ressourcen immer dann
gewinnmaximierend, wenn eine Finanzanlage den natürlichen Vermögenszuwachs übersteigt.
Damit ist gemeint, daß es kurzfristig ertragreicher ist, auch einen völligen Raubbau einer bestimm ten Ressource zu betreiben, wenn der damit kurzfristig erzielbare Gewinn bei einer Anlage auf dem
Finanzmarkt eine höhere Verzinsung erzielt, als eine kontinuierliche Entnahme des jeweils Vgl. Smith [Untersuchung 1923]. Vgl. Ricardo [Principles 1817]. Vgl. Malthus [Abhandlung 1925]. Vgl. Simmons [Ressourcen 1993], S.36; und Junkemheinrich et al. [Konzeptionen 1995], S.88ff. Vgl. Kießler [Frage 1990], S.142f. Vgl. Wieland [Voraussetzungen 1992], S.299ff.; Endres [Umweltökonomie 1994], S.331T.; Furger [Krise 1994], S.25ff.; Schulz/Schulz [Ökomanagement 1994], S.49; Weimann [Umweltökonomik 1995], S.38ff.; und Böhm/Hiessel [Trends 1997], S.l34. 379 Vgl. Dyckhoff [Integration 1992], S.77. 380 Vgl. Simonis [Ökologie 1990], S.30.
373 374 375 376 377 378
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nachwachsenden Teils dieser Ressource. Somit kann eine bewußte Artenvemichtung für die Finanz
situation des direkten Akteurs rational sein.381 Hampicke fuhrt als Beispiel die natürliche Reproduk tionsrate des Blauwals von acht Prozent an. Kann der Walfänger eine Kapitalverzinsung oberhalb
dieses Prozentsatzes erzielen so ist es für ihn sinnvoll, in der ersten Betrachtungsperiode die Spezie
auszulöschen, selbst wenn er in weiteren Perioden keine neuen Einnahmen mehr aus dem Walfang erzielen kann. Neben der höheren Rendite entfällt darüber hinaus die Auseinandersetzung mit dem
eigentlichen Fangvorgang.382 Dieser Wirkungszusammenhang wird wohl ein wesentlicher Grund dafür sein, daß auch gegen eine
ökonomische Betrachtung ökologischer Sachverhalte argumentiert wird. In diesem Zusammenhang
wird darauf hingewiesen, daß die wirtschaftswissenschaftlichen Konzepte grundsätzlich zu kurz greifen, da sie auch bei strategischen Betrachtungen viel zu kurzsichtig sind. Strategische Ansätze beziehen sich im Extrem vielleicht auf ein Jahrzehnt, ökologische Sachverhalte sind oft in Jahrtau
senden zu messen. Ein anderer wesentlicher Aspekt im Rahmen dieser Thematik ist, daß jegliche menschliche Produktion Konsum von Naturgütem darstellt.383 Besonders die Neoklassik ist in die
Kritik geraten, denn ein nicht vorhandener Naturbezug sei für sie kennzeichnend.384 Auch werden ihre Modelle als überaltert und zur Lösung der anstehenden Probleme als ungeeignet eingestuft.385
Neben den verschiedenen marktkonformen Ansätzen sind sogar gänzlich neue Lenkungssysteme, wie eine Ökodiktatur oder eine ökologische Neuauflage der Planwirtschaft, diskutiert worden.386 Die
Darstellung der einzelnen theoretischen Ansätze ist an dieser Stelle jedoch nicht zielfuhrend. Eine von der theoretischen Denkschule losgelöste Kritik bringt Simonis vor: "Die Ökonomen haben sich zerschlissen im Streit darüber, welche ihrer Vorschläge effizienter seien - und sie haben über
sehen, daß dies den Politikern und den Umweltschädigern den Status quo ermöglicht. "387
Trotz aller Unstimmigkeiten zwischen den verschiedenen theoretischen Schulen wird die Markt wirtschaft als bestes System zur Lösung der ökologischen Probleme im Vergleich zu anderen Aus
richtungen eingestuft, da diese noch weniger ökologisch effiziente Resultate hervorgebracht haben oder aus demokratischen Überlegungen inakzeptabel sind.388 Dieser Meinung folgen wir
selbstverständlich.
Vgl. Hampicke [Neoklassik 1992], S.138; und Ströbele [Abdiskontierung 1992], S.l54. Vgl. Hampicke [Neoklassik 1992], S.l37. Vgl. Seidel [Verhältnis 1992], S.2; und Strebel [Industrie 1994], S.763. Vgl. Servatius [Evolution 1995], S.68. Zur gegenteiligen Auffassung vgl. Ströbele [Abdiskontierung 1992], S.l54. Vgl. Schwarz [Bemerkungen 1992], S.192f.; und Hampicke [Ökonomie 1995], S.l39. Vgl. Binswanger et al. [NAWU-Report 1978], S.303; Rethmann [Konsequenzen 1990], S.l90; Bonus [Lösungsan sätze 1992], S.l 6; Brentei [Arbeit 1992], S.227ff.; Faber/M an Stetten [Wurzeln 1992], S.29f; Fleissner [Marx 1992], S.20 Iff.; Schultz [Marx 1992], S.225; Linke [Gesellschaft 1993], S.l 4; Klemmer [Verträglichkeit 1994], S.34f.; Tischler [Umweltökonomie 1994], S.73ff.; und Schmidheiny et al. [Finanzierung 1996], S.35. 387 Simonis [Ökologie 1990], S.43. 388 Vgl. beispielsweise Linke [Gesellschaft 1993], S.14; Tischler [Umweltökonomie 1994], S.73ff.; Wiesenthal [Unsi cherheit 1992], S.294. 381 382 383 384 385 386
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Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrateeie
3.2.1.2 Monetäres Ausmaß ökologischer Schäden Die monetären Auswirkungen der ökologischen Umweltschäden werden im Bruttosozialprodukt
(BSP), dem Wertmesser wirtschaftlicher Aktivitäten, nicht adäquat berücksichtigt. Der Begriff des
BSP wurde während des zweiten Weltkrieges entwickelt. Ursprüngliche Zielsetzung war es, den politischen Entscheidungsträgem die Wirksamkeit ihrer wirtschaftspolitischen Maßnahmen durch
einen Indikator zu verdeutlichen.389 In der Nachkriegsgeschichte wurde das BSP zum allgemeinen Wohlstandsmesser.390 Eine wesentliche Kritik am BSP ist die ausschließliche Berücksichtigung
marktwirksamer Prozesse.391 Schon früh wurde auf eine andere Schwäche dieser Maßgröße hingewiesen;392 die unzureichende
Berücksichtigung einer ökologisch intakten Umwelt, die eine maßgebliche Komponente der Lebensqualität darstellt.393 Eine wesentliche Ursache für diesen Mangel ist die fehlende Berech nung natürlicher Ressourcen als Vorprodukt für wirtschaftliche Prozesse.394 Obwohl die eklatan
ten Schwachstellen des BSP bekannt sind, wird an diesem „Wohlstandsindikator” festgehalten.395
Die Problematik der unzureichenden Erfassung ökologischer Auswirkungen auf den „Wohlstandsin
dikator” ist mittlerweile umfassend in der Literatur diskutiert worden. So wird unter anderem für ein Ökosozialprodukt plädiert, welches den ökologischen Verbrauch sachgerecht erfassen soll.396 Es bleibt festzuhalten, daß es zu nennenswerten Wohlfahrtsverlusten kommt, wenn die Umwelt
qualität verringert wird.397 Eine genaue Bezifferung des Verlustes ist äußerst schwierig. Besonders
problematisch gestaltet sich die Ermittlung des monetären Verlustes einer Artenverringerung.398 Vester macht diesen Sachverhalt besonders deutlich, indem er dem Materialwert eines Blaukehl
chens von drei Pfennigen einen Wert von 1300,-- DM gegenüberstellt, den er unter Berücksichti gung der Systemzusammenhänge ermittelt.399 Eine weitere Unsicherheitsgröße ist der Umfang der Schadensanalyse, die häufig noch erhebliche Mängel aufweist.400 Es gibt eine Vielzahl von
389 390 391 392 393
394
395 396 397 398 399 400
Vgl. Schmidheiny/BCSD [Kurswechsel 1992], S.62. Vgl. Hübl [Wirtschaftskreislauf 1999], S.88. Vgl. Binswanger [Wachstum 1995], S.368f. Vgl. Binswanger et al. [NAWU-Report 1978], S.lOOff; und AgV [Wachstum 1983]. VgL WBGU [Szenario 1995], S.l9; Kaluza/Blecker [Management 1996], S.381; und Schmidheiny et al. [Finanzie rung 1996], S.214. Vgl. Siebert [Chaos 1973], S.78ff.; Steiger [Sozialprodukt 1979]; Klötzli [Einführung 1983], S.284; Passmore [Unrat 1986], S.235; Gore [Marshallplan 1994], S.l83; Maier-Rigaud [Herausbildung 1992], S.32; und Tischler [Umweltökonomie 1994], S.315 ff. Vgl. Lompe [Wirtschaftswachstum 1993], S.42. Vgl. Schlitt [Sicht 1993], S.6f.; van Dieren [Verantwortung 1997], S.305; und kritisch Zimmermann [Ökosozial produkt 1995], S.26 Iff. Vgl. Rogall [Gestaltung 1993], S.l90. Vgl. Siebert [Chaos 1973], S.50; und Kuttier [Schäden 1990], S.l65. Vgl. Vester [Welt 1999], S.l53; und mit einem vergleichbaren Ansatz Abramovitz [Natur 1997], S.147f. Vgl. Wicke [Umweltökonomie 1993], S.64f.
Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie;Seite - 67 -
Untersuchungen,
die
sich
mit
der
ökonomischen
Bewertung
von
Partialsystemen
auseinandersetzen,401 an dieser Stelle jedoch nicht näher vorgestellt werden sollen. Für den Beginn der 90er Jahre wird ein volkswirtschaftliches Schädigungsvolumen in einer Spann
breite zwischen 500 und 1.000 Milliarden DM vermutet.402 Andere Schätzungen bewerten alleine
den durch Waldschädigung induzierten gesamtwirtschaftlichen Verlust mit 3.300 Milliarden DM.403 Unabhängig davon, welchen Wert man als korrekt akzeptiert wird deutlich, daß alleine die volks
wirtschaftlichen Schäden in der Bundesrepublik immens sind.404 Vergegenwärtigt man sich die zunehmende Weltbevölkerung und den globalen Wunsch, den Lebensstandard der Industrienationen zu kopieren - auch wenn dies aus ökologischer Sicht als unmöglich eingestuft wird -405 so ist dies mit einer gleichbleibenden Wirtschaftsleistung unvereinbar. Ein wichtiger Parameter zur Lösung dieses Problems stellt die Verbesserung der öko
logischen Effizienz dar.406
3.2.1.3 Konzeption der nachhaltigen Entwicklung als Lösungsvor schlag der jüngeren Vergangenheit Auch seitens der Politiker hat man sich der ökologischen Thematik angenommen.407 Es existieren mittlerweile mehrere Berichte, wie der Brandt,- der Brundtland-408 und der Palmebericht409, die sich
mit der globalen Überlebensfrage und der Disharmonie zwischen wirtschaftlicher und ökologischer Entwicklung auseinandersetzen.410
Besondere Bedeutung kommt dem Ansatz der Brundtland-Kommission zu, die nach der norwegi schen Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland benannt wurde. Hier wurde die Erfordernis einer
nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development) deklariert. Die Natur wird, vergleichbar der Neoklassik, nur als Mittel zur Bedürfnisbefriedigung für den Menschen bewertet.411 Grundlegender 401 402 403 404
405 406 407 408 409
410 4,1
Vgl. Schulz [Wert 1985]; Ewers/Jahn [Szenarien 1986]; Wicke [Milliarden 1986], S.9ff.; und Schulz/Wicke [Wert 1987], S.109ff. Vgl. Leipert [Folgekosten 1992], S.l27; und Wicke [Umweltökonomie 1993], S.67. Vgl. Zabel [Orientierung 1992], S.251. Alleine die Reparaturkosten werden jährlich auf sechs Prozent des BSP veranschlagt. Vgl. Klaus [Umweltszenarien 1995], S.71. Vgl. Biedenkopf [Wachstum 1991], S.43; und Hampicke [Ökonomie 1995], S.140. Vgl. Hampicke [Ökonomie 1995], S.140; Schmidheiny et al. [Finanzierung 1996], S.33; und von Weizsäcker et al. [Faktor 1997]. Vgl. beispielsweise Gore [Marshallplan 1994]. Vgl. Hauff [Brundtland-Bericht 1987]; und Strong [Stockholm 1992], S. 119f. Vgl. Simonis/von Weizsäcker [Umweltprobleme 1989], S.l2; und als weiteren Bericht Concil on Environmental Quality [Global 1986]. Vgl. Schmidt-Bleek [Strukturwandel 1992], S.l06. Vgl. zur Berücksichtigung der Ökologie aus ethischen Überlegungen Bimbacher [Natur 1986], S.l33; Fraser-Dar ling [Verantwortung 1986], S.l9; Eschenbach/Müller [Umweltmanagement 1992], S.28; Steinmann [Ethik 1990], S.302; Gege [Motive 1994], S.88; Thielemann [Reflexion 1994], S.l7; und die Nachweise bei Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.49ff.
Seite - 68 -Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Unterschied zu anderen Ansätzen ist die Einbeziehung der Ansprüche künftiger Generationen in die heutige Betrachtung. Es wird gefordert, den nachfolgenden Generationen den gleichen Wohl
stand zu bewahren, wie er der heute lebenden Generation möglich ist.412 Hierzu ist es erforderlich, den bestehenden Kapitalstock der Natur möglichst nicht zu cntsparcn. Dies bedeutet, daß die
Regenerationskraft der Natur nicht überfordert werden darf und nicht-regenerative Naturbestandteile sehr überlegt zu entnehmen sind, wenn hierzu keine Alternativen existieren. Eine Abdiskontierung
künftiger Anforderungen, wie es die Neoklassik vorsieht, ist folglich mit dem Nachhaltigkeitsansatz nicht kompatibel.413
Diese allgemeine Anforderung muß in der Form spezifiziert werden, daß der konkret erlaubte bzw. der mit dem sustainability-Gedanken kompatible Rohstoffverbrauch erkennbar ist. In der strengsten
Ausgestaltung dürfen nur die nachwachsenden Rohstoffe entnommen werden. Der Umfang der Nut
zung muß zudem unter der natürlichen Regenerationsrate liegen. Eine andere Extremposition löst sich von der ökologischen Betrachtung und stellt vielmehr auf das Gesamtvermögen ab. Hierdurch
wird quasi eine Verrechnung des Verzehrs der natürlichen Umwelt mit der Schaffung wirtschaftli cher Werte wie Infrastruktur und Wissen erlaubt. Mit dieser Interpretation wird aber die Intention
des Konzepts unterlaufen, da dessen Anwendung nicht mehr zwingend auf den Erhalt der natürli chen Umwelt abzielt. Zwischen diesen beiden Extremszenarien gibt es noch verschiedene Mittelpfa
de, die ebenfalls diskutiert werden. Diese Zwischenstufen müßten jedoch durch das anwendende
Unternehmen begründet werden, so daß hier eine immense Kommunikationsaufgabe entstünde.414 In
diesem Zusammenhang wird auch die Frage gestellt, wie die Bedürfnisse der kommenden Genera tionen überhaupt artikuliert werden sollen. Auf welche natürlichen Rohstoffe werden nachfolgende Generationen zurückgreifen wollen und in welchem Umfang? Hier ist die Politik in der Pflicht, da
konkrete Rahmenvorgaben erforderlich sind.415 Als weitere Ausgestaltung des Sustainable Developments wird postuliert, daß allen zu einem Zeit
punkt lebenden Menschen der gleiche Naturverbrauch zu gewähren ist. Gemessen an den anderen ökologischen Konzepten ist mit dem Sustainable Development ein Perspektivenwechsel verbunden:
Ausgangspunkt der Betrachtung ist hier nicht mehr die bereits realisierte Naturinanspruchnahme, sondern vielmehr ein langfristig aufrechterhaltbarer Naturverbrauch. Die konsequente Umsetzung
des Konzeptes in seiner strengsten Interpretation wäre nur mit einem tiefgreifenden Strukturbruch
4,2 Auch eine interkontinentale Anpassung des Lebensstandards wird im Rahmen dieses Konzeptes gefordert, den wir anschließend noch näher darstellen. 413 Vgl. Hauff [Brundtland-Bericht 1987]; Sihler [Ökologie-Management 1991], S.33; Kaluza [Technologiemanage ment 1996], S.43; Feess [Sustainable Development 1997], S.33ff; Faber et al. [Entwicklung 1997], S.52; und Schmitt [Untemehmensführung 1998], S.82. 414 Vgl. zu den unterschiedlichen Interpretationen Turner [Sustainability 1993], S.9ff.; Nutzinger/Radke [Konzept 1995], S.24ff.; und Matten/Wagner [Fundierung 1998], S.66f. 415 Vgl. Schmitt, [Untemehmensführung 1998], S.81 ff.; und hierzu sehr kritisch Hampicke [Neoklassik 1992], S.134f.
Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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des momentanen wirtschaftlichen Status-quo möglich.416 In diesem Zusammenhang wird besonders auf das Erfordernis einer globalen CO2-Emissionsminderung hingewiesen.417 Streng genommen handelt es sich beim Sustainable Development nicht primär um ein ökonomi
sches, sondern vielmehr um ein philosophisches Konzept, welches besonders durch Kant und Rawls
geprägt418 ist.419 Wenn jeder Mensch nur sowenig Ressourcen entnimmt, wie es auch jedem Men schen seiner Generation sowie allen Menschen der nachfolgenden Generationen möglich ist bzw. sein soll, dann ist hierin eine Anwendung des Kategorischen Imperativs nach Kant420 zu sehen.421
Eine weitere Basis bildet die Gerechtigkeits-Ethik nach Rawls422.423 1992 ist ein bedeutender Schritt zur Realisierung des Sustainable Developments in Rio de Janeiro
realisiert worden. Im Rahmen der United Nations Conference on Environment and Development
gelang es, den Sustainable Development-Gedanken zu institutionalisieren.424 Inzwischen haben sich
über 900 Unternehmen, wie beispielsweise die Henkel KGaA, die Volkswagen AG, die AB Volvo, die Mitsubishi Corporation und Toyota425 dem Sustainable Development verpflichtet.426 Seine Umsetzung für ein einzelnes Unternehmen ist angesichts der gegebenen Marktverhältnisse äußerst schwierig,427 so daß zwischen theoretischem Anspruch und praktischer Umsetzung eine
signifikante Differenz feststellbar ist.428 In der unternehmerischen Praxis wird sehr oft „...Etikettenschwindel... ”429 betrieben. Jede Tätigkeit im Unternehmen, die auch nur entfernt einen
ökologischen Bezug aufweist, wird als Beitrag zum Sustainable Development bzw. als Beleg für dessen Umsetzung kommuniziert. Eine reale Umsetzung der Leitidee fehlt jedoch meist.430 Zur
wirklichen Realisierung sind volkswirtschaftliche - ja möglichst weltwirtschaftliche - Vorgaben erforderlich.431 Hier stehen die ordnungspolitischen Instrumente,432 die auch bei der Verfolgung anderer ökologischer Zielsetzungen des Staates zum Einsatz kommen, zur Verfügung. In der 416 Vgl. Matten/Wagner [Fundierung 1998], S.52f. 4,7 Vgl. WBGU [Szenario 1995], S. 16ff.; Lippold [Einflüsse 1997], S8f.; Sekretariat der Klimarahmenkonvention [Protokoll 1999]; und zu den Eckpunkten der bisherigen Entwicklung Trittin [Ziele 1999], S.6f. 418 Vgl. zu den weiteren ethischen Elementen Kneese/Schulze [Ethics 1985], S.205ff. 419 Vgl. Matten/Wagner [Fundierung 1998], S.58. 420 Vgl. Kant [Grundlagen 1983]. 421 Vgl. Matten/Wagner [Fundierung 1998], S.58. 422 Vgl. Rawls [Theory 1971]. 423 Vgl. Kneese/Schulze [Ethics 1985], S.202ff.; sowie Vomholz [Ziele 1995], S.89ff. 424 Vgl. O’Riordan [Umweltdebatte 1996], S.37ff.; O’Riordan [Verwaltung 1996], S.604ff.; und Matten/Wagner [Fun dierung 1998], S.56. 425 Nachfolgend werden die Henkel KGaA als Henkel, die Volkswagen AG als VW, die AB Volvo als Volvo und die Mitsubishi Corporation als Mitsubishi bezeichnet. 426 Vgl. Gminder [Development 1996], S.2 Iff.; Schmidheiny et al. [Finanzierung 1996], S.l 7; und Matten/Wagner [Fundierung 1998], S.57. 427 Vgl. Kirchgeorg [Kreislaufwirtschaft 1998], S.6. 428 Vgl. Bodenstein/Spiller [Entwicklungsstränge 1996], S.8; und Schmidheiny et al. [Finanzierung 1996], S.37f. 429 Matten/Wagner [Fundierung 1998], S.60. 430 Vgl. Mayhew [Fading 1997], S. 63ff.; und Matten/Wagner [Fundierung 1998], S.60f. 431 Vgl. Feess [Sustainable Development 1997], S.37ff.; und Faber et al. [Entwicklung 1997], S.54. 432 Vgl. die Ausführungen in Abschnitt 3.2.2.2.
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Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
bisherigen Praxis herrschen Preislösungen wie die Ökosteuer433 und restriktive Vorlagen wie das
Kreislaufwirtschaftsgesetz434 vor.435 Bei einer kritischen Reflexion bleibt festzuhalten, daß in einigen Ländern durchaus Elemente des
Sustainable Development in die (gesetzlichen) Rahmenanforderungen der Unternehmen Eingang gefunden haben. Dieses Konzept übt somit zumindest in den westlichen Industrieländern einen gewissen Einfluß auf die Unternehmen aus.436 In diesem Zusammenhang muß man sich aber auch
vergegenwärtigen, daß es noch viele offene Fragen gibt. Eine besondere Bedeutung kommt hierbei
der noch ungeklärten Kompatibilität zwischen Sustainable Development und den jüngsten Globali sierungstendenzen zu.437
Erweitert man die Betrachtung auf die weltweiten Erfolge, kommt man zu einem stark ernüchtern den Ergebnis. Die Umsetzung in den Ländern des ehemaligen Ostblocks sowie in den Schwellenund Entwicklungsländern ist äußerst gering.438 Dabei würden besonders bei der wirtschaftlichen Entwicklung der Volksrepublik China439 die Chan
cen bestehen, durch einen ökologieverträglichen Aufbau einen wesentlichen Beitrag zum globalen
Sustainable Development zu leisten.440 Die Erfahrungen des ehemaligen Bundesministers für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Klaus Töpfer, machen deutlich, daß in den Entwick lungsländern Vorbehalte bestanden - und wahrscheinlich immer noch bestehen. Diese Vorbehalte
haben zwei Ursachen. Zum einen ist die Angst zu nennen, daß Sustainable-Development mit der wirtschaftlichen Erstarkung dieser Länder nicht kompatibel ist. Zudem ist es den Verantwortlichen
dieser Länder nur schwer zu kommunizieren, daß die weniger entwickelten Länder ihre Ressourcen zum Wohle der gesamten Menschheit schonen sollen und dafür keinen ökonomischen Gegenwert erhalten.441 Zur Realisierung einer wirklich nachhaltigen Entwicklung, ist somit noch ein weiter
Weg zu beschreiten.
4,3 Vgl. hierzu die Ausführungen in Abschnitt 3.1.2.2. 434 Vgl. Kaluza/Pasckert [Kreislaufwirtschaft 1997], S.105ff.; Pasckert [Wertschöpfungskreisläufe 1997]; swie Paskkert [Kreislaufprodukte 1998], S.215. 435 Vgl. Matten/Wagner [Fundierung 1998], S.61 ff. 436 Vgl. Schmitt [Untemehmensführung 1998], S.87. 437 Vgl. Matten/Wagner [Fundierung 1998], S.68. 438 Vgl. Casagrande [Development 1996], S. 12Iff.; Schmitt, [Untemehmensführung 1998], S.80; und Matten/Wagner [Fundierung 1998], S.69. 439 Vgl. Kaluza/Ostendorf [Szenario-Analyse 1997]; und Kaluza/Ostendorf [Entwicklungsperspektiven 1998]. 440 Vgl. Matten/Wagner [Fundierung 1998], S.69. 441 Vgl. Töpfer [Spannungsfeld 1998], S.99ff.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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3.2.2 Betriebswirtschaftliche Relevanz ökologischer Fragen, aufgezeigt an aggregierten Stakeholdergruppen Da volkswirtschaftliche und betriebswirtschaftliche Effizienzen meist auseinanderfallen,442 diskutie
ren wir hier nach der volkswirtschaftlichen443 Perspektive die betriebswirtschaftlichen Ansätze.444
Zur Implementierung einer ökologischen Ausrichtung sind die Unternehmen auf verschiedene Personen(gruppen) angewiesen. Für die gesellschaftlichen Gruppen hat die Umweltthematik an Bedeu tung gewonnen.445 Zur Betrachtung unterschiedlicher Anspruchsgruppen und deren Einfluß auf ein
konkretes Unternehmen findet der Stakeholder-Ansatz Verwendung.446 Wir betrachten hier jedoch kein einzelnes Unternehmen, sondern zeigen die grundsätzlichen Zusammenhänge auf. So ist es
zielfuhrend, die Stakeholder zu Gruppen zu aggregieren, die untemehmensübergreifend bedeutsam sind. Zur sachgerechten Auseinandersetzung nehmen wir eine Dreiteilung vor:
In einem ersten Schritt wird das Verhalten der Konsumenten analysiert, die mit ihrer Kaufentschei
dung einen zentralen Einfluß auf die Unternehmungen ausüben. Diese Bezugsgruppe setzt sich aus den Stakeholdergruppen, Endnachfragen! und der allgemeinen Öffentlichkeit zusammen. Letztlich wirken die Konsumenten mit ihrer ökologischen Ausrichtung auf die ganze Wertkette ein. Auch ein
Unternehmen, das keine direkte Geschäftsbeziehung zu den Konsumenten unterhält, wird bei einer stärkeren Ökologisierung dieser Gruppe mittelbar beeinflußt. Seine Kunden, dies könnten beispiels
weise die Hersteller der Endprodukte oder der Handel sein, werden die an sie gerichteten Anforde rungen - soweit möglich - auch an die vorgelagerten Unternehmen der Wertkette weitergeben. Auch die Mitarbeiter des Unternehmens werden in ihrer Funktion als Konsumenten durch unsere Analyse erfaßt. Eine untemehmensübergreifende Betrachtung der Mitarbeiter in der Funktion der
Arbeitnehmer ist aufgrund der unterschiedlichen Interessenkonstellationen nicht möglich. Von den Mitarbeitern kann ein Druck in Richtung Ökologie ausgehen, wenn diese beispielsweise soziales Prestige über einen ökologisch engagierten Arbeitgeber generieren wollen. Wird jedoch der eigene Arbeitsplatz durch ökologische Vorgaben gefährdet, werden viele Mitarbeiter gegen diese Maßnah
men votieren.447 Eine Betrachtung des Managements über die Funktion der Konsumenten hinaus
erfolgt im Zusammenhang mit der Untersuchung der Untemehmensperspektive.
442 Vgl. schon sehr früh zu dieser Thematik List [System 1925], S.l46; und Wicke et al. [Umweltökonomie 1992], S.671. 443 Unabhängig von den unterschiedlichen Effizienzen hat die Volkswirtschaftslehre die Betriebswirtschaftslehre bei der ökologischen Thematik lange Zeit beeinflußt. Vgl. Wagner [Umweltökonomie 1995], S.84f. 444 Zur Analyse der volkswirtschaftlichen Effizienz betriebswirtschaftlicher Ansätze vgl. Kemper [Umweltproblem 1989], S.33ff. 445 Vgl. Alterogge [Unternehmung 1994], S.225; Böhi [Wettbewerbsvorteile 1995]; Liesegang [Lernprozesse 1995a], S.29; Liesegang [Lernprozesse 1995b], S.l60; und Steger [Konzeption 1997], S.7. 446 Vgl. Freemann [Strategie 1984]; Welge/Al-Laham [Planung 1992], S.51ff.; Ulrich/Fluri [Management 1995], S.79ff.; Pfriem [Umweltmanagement 1997], S.42; und Bodenstein/Spiller [Marketing 1998], S.6 Iff. 447 Vgl. aktuell Krägenow [Protest 1999], S.29.
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Der Gesetzgebung kommt aufgrund der Schaffung des Handlungsrahmens ebenfalls eine hohe Bedeutung zu. Repräsentiert wird die Gesetzgebung durch die Politiker. Diese Gruppe findet sich
so auch in der Stakeholder-Betrachtung. Die abschließende Betrachtung des Finanzsektors bildet den dritten Schritt. In diese Gruppe wer den Eigentümer, Kreditgeber und Versicherungen zusammengefaßt. Auch diese Bezugsgruppe hat
einen sehr großen Einfluß auf die Unternehmen. Den Einfluß der Lieferanten stufen wir in diesem Zusammenhang als gering ein, so daß eine gesonderte Betrachtung unzweckmäßig ist. Zudem ent
sprechen die Interessen der Lieferanten hinsichtlich der Kreditwürdigkeit des jeweiligen Unterneh
mens, denen des Finanzsektors.
3.2.2.1 Betrachtung der Konsumentenperspektive Dem Konsumenten kommt eine zentrale Bedeutung hinsichtlich der Implementierung einer ökolo gisch orientierten Wirtschaft zu.448 Diese, in einer Marktwirtschaft grundsätzliche Bedeutung, wird angesichts der Veränderung der Marktkräfte in Richtung zu Käufermärkten wesentlich verstärkt.449
Eine
wichtige
Voraussetzung
für ein ökologisch
ausgerichtetes
Kaufverhalten
ist das
Umweltbewußtsein450. Bis zur Mitte der 70er Jahre, in denen die Umweltdiskussion in Deutschland
begann,451 war für diese Thematik - auch in Forscherkreisen -452 nahezu keine Sensibilität festzustellen.453 Der Einfluß von Umweltbewegungen,454 besonders von Atomkraftgegnem455 sowie aktuelle Umweltstörfalle, Gesundheitsbeeinträchtigungen und eine verminderte Lebensqualität auf
grund permanenter Belastungen ließen das Umweltbewußtsein jedoch stark steigen.456 Durch die erste Bundestagskandidatur der Grünen wurde der Stellenwert dieser Problematik weiter gesteigert.457 In der Mitte der 80er Jahre bestand stellenweise noch Unsicherheit darüber, ob die
ökologische Orientierung der Konsumenten eine temporäre Ausprägung wäre oder ob hier wirklich 448 Vgl. Binswanger et al. [NAWU-Report 1978], S.302; Fomallaz [Wirtschaft 1991], S.42; Young [Vermeidung 1991], S.l05; Steger [Umweltmanagement 1993]; S.227; und Wimmer [Umweltbewußtsein 1995], S.268. 449 Vgl. Henning/Marks [Management 1990], S.l87; und Kaluza [Wettbewerbsstrategien 1990], S.57. 450 Das Konstrukt Umweltbewußtsein wird regelmäßig in drei Teilbereiche gegliedert: Die kognitive Ebene stellt auf das vorhandene Wissen zur ökologischen Thematik ab. Die affektive Ebene beschreibt die emotionale Verbunden heit mit der Umweltproblematik. Im Rahmen der intentionalen Ebene spiegelt sich die grundsätzliche Handlungsin tention wider, die nicht mit der konkreten Handlung verwechselt werden darf. Vgl. hierzu beispielsweise Boden stein et al. [Konsumentenentscheidungen 1997], S.34f.; sowie Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.123. 451 Vgl. Eberhardt/Ewen [Herausforderung 1994], S.l; und Kleinert [Protest 1999], S.84. 452 Vgl. Hulpke [Aspekte 1986], S.46; und Schneidewind [Ökologie 1995], S.l6. 453 Vgl. Baum [Umweltstrategie 1990], S.214ff; und zu einer frühen empirischen Überprüfung dieser Thematik Meffert/Bruhn [Beurteilung 1978], S.37 Iff. 454 Vgl. Birke/Schwarz [Umweltschutz 1994], S.9. 455 Vgl. Förster/Gelbrich [Ökologie 1992], S.55. 456 Vgl. Gruner + Jahr [Bedeutung 1983]; Kirchgeorg [Untemehmensverhalten 1990], S.69; Borghs [Umweltschutz 1991], S.313; Goeudevert [Zukunft 1991], S.107; Polle [Versicherung 1992], S.122; Kreibich [Zukunft 1993], S.20; Schmidt [Recycling 1997], S.319; und Fohler-Norek/Strunz [Umweltrisiken 1998], S.l47. 457 Vgl. Rohe [Umweltschutz 1992], S.594.
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ein Wertewandel vorliegen würde.458 Andere Autoren waren schon zu diesem Zeitpunkt von einer
zunehmenden ökologischen Sensibilität überzeugt.459
Spätere Veröffentlichungen bestätigten den eingetroffenen Wertewandel, eine weiter steigende Umweltsensibilität und sogar eine Pionierfunktion Deutschlands im internationalen Kanon.460 Zwi
schen 1985 und 1990 erhöhte sich der Anteil der sich als umweltorientiert bezeichnenden Verbrau cher von 39 auf 62 Prozent.461 So kann es auch nicht verwundern, daß die Umweltschutzthematik
1990 als vordringlichstes gesellschaftliches Ziel in Schrifttumsbeiträgen benannt wurde.462 Die in
den 90er Jahren dynamisch fortschreitende Sensibilisierung für die ökologische Thematik463 wird wohl mit dazu beigetragen haben, daß neben Österreich auch Deutschland in der Mitte der 90er Jahre eine führende Position einnimmt.464 Somit handelt es sich bei der aktuellen Auseinandersetzung mit der Umweltthematik um eine Dis
kussion, an der sich viele gesellschaftliche Gruppen beteiligen.465 Regelmäßig zählt die
Umweltproblematik zu den größten Sorgen in Deutschland. Angesichts der angespannten Arbeits marktsituation gibt es aber auch andere wichtige Problembereiche, so daß es durchaus zu temporä ren Verschiebungen kommen kann.466 Diese Verschiebungen bedeuten jedoch keine Interessenab
wendung von der Ökologiethematik,467 vielmehr ist in diesen eine Konsolidierung
auf hohem
Niveau...”^ zu erblicken. Besonderer Fokus des Interesses sind die verkehrsbedingten
Umweltbelastungen469
sowie
die
damit
eng
verbundenen
Luftverschmutzungen470
und
Klimaveränderungen.471 Auch zukünftig ist mit einer ausgeprägten Umweltsensibilität zu rechnen,
458 Vgl. Brunowsky/Wicke [Öko-Plan 1984], S.37; und Markmann [Gewerkschaften 1986], S.22. 459 Vgl. Hulpke [Aspekte 1986], S.45; und Meffert et al. [Umweltschutz 1987], S.34. 460 Vgl. Antes [Umweltschutzinnovationen 1988], S.39; Hauchler [Politikempfehlungen 1989], S.2ff; Krämer [Erschließung 1990], S.139; und Terrahe [Umweltmanagement 1994], S.63. 461 Vgl. Servatius [Evolution 1995], S.72. 462 Vgl. Baum [Umweltstrategie 1990], S.214ff; und Tiebler [Umwelttrends 1992], S.202. 463 Vgl. Förster/Gelbrich [Ökologie 1992], S.55; Steger [Management 1992], S.55; Westerhagen [Umweltschutz 1992], S.27f.; Herker [Konsumentenverhalten 1993], S.l Iff; Heyder [Umweltbewußtsein 1993], S.189ff; Göpfert/Wehberg [Konsumentenverhalten 1994], S.6; Liesegang [Lernprozesse 1995a], S.l29; Bartl et al. [Ferti gungstechnologien 1996], S.4.36; Tischler [Betriebswirtschaftslehre 1996], S.465; und Meffert/Kirchgeorg [Kon sumentenverhalten 1997], S.218. 464 Vgl. Müller [Leistungen 1995], S.l03; und ähnlich Schultz-Wild/Lutz [Industrie 1997], S.8. 465 Vgl. Förster/Gelbrich [Ökologie 1992], S.55; und Hopfenbeck [Management 1994], S.20. Natürlich gibt es immer noch Personengruppen, die umweltsensibler als die Gesamtbevölkerung sind. Vgl. zu einer Untersuchung der BUND-Mitglieder Bodenstein et al. [Umweltschützer 1998]. 466 Vgl. Kaas [Marketing 1994], S.98; Wimmer [Umweltbewußtsein 1995], S.269f.; und Meffert/Kirchgeorg [Konsu mentenverhalten 1997], S.231. 467 Vgl. Tischler [Betriebswirtschaftslehre 1996], S.20. 468 Bodenstein et al. [Konsumentenentscheidungen 1997], S.51. (Im Original ebenfalls Fettdruck). Eine ähnliche Ein schätzung vertreten Wimmer [Einsichten 1993], S.57; und Meffert/Kirchgeorg [Konsumentenverhalten 1997], S.225. 469 Vgl. Hugenschmidt [Ökologie 1995], S.89. 470 Vgl. Wimmer [Umweltbewußtsein 1995], S.269L 471 Vgl. Birke/Schwarz [Umweltschutz 1994], S.10.
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Dynamische ÖkologiefÜhrerschaft als Wettbewerbs Strategie
denn die heute junge Generation wird schon früh mit dieser Thematik konfrontiert und ist entspre
chend sensibilisiert.472 Ähnlich entwickelt sich das Umweltbewußtsein in anderen europäischen Staaten, wenn auch teil weise mit einem gewissen time-lag.473 So wie in Deutschland ist auch auf europäischer Ebene eine
gewisse Dauerhaftigkeit dieser Entwicklung, selbst in wirtschaftlich schwierigen Situationen zu
erkennen.474 In einigen ostasiatischen Schwellenländem hat sich - vielleicht durch das hohe Bela
stungsniveau bedingt -475 ein nennenswertes Umweltbewußtsein herausgebildet.476 Grundsätzlich
kann in diesem Zusammenhang davon ausgegangen werden, daß mit einem steigenden Lebens standard gleichzeitig die Forderung nach einer intakten Umwelt zunimmt.477
Die höheren ökologischen Anforderungen der Konsumenten könnten als externe Bedingung durch
die Unternehmen aufgenommen werden und sich in entsprechenden Produkten niederschlagen. In
diesem Zusammenhang wird im Schrifttum - mit nur wenigen Ausnahmen -478 die mangelnde Zah lungsbereitschaft der Konsumenten fiir ökologisch höherpreisige Produkte thematisiert.479 Teil
weise wird jedoch von einer langsamen, aber dennoch feststellbaren Umsetzung der ökologischen
Orientierung im Kaufverhalten ausgegangen.480 Selbst die vorhandenen Studien, die eine positive Korrelation zwischen ökologischem Bewußtsein und entsprechendem Kaufverhalten nachweisen,481
können nicht darüber hinwegtäuschen, daß es hier eine spürbare Diskrepanz gibt.482 Für Deutschland und Österreich wird ein Kundenpotential für ökologisch ausgerichtete Produkte in einer Bandbreite
von 60 bis 70 Prozent angenommen. Ein ökologisch nachfragewirksames Verhalten wird in beiden Ländern aber nicht einmal von 40 Prozent der Bevölkerung gelebt.483 In einer nicht repräsentativen 472 Vgl. Mreschar [Umweltbewußtsein 1987], S.38; Goeudevert [Zukunft 1991], S.161; Adams [Managementsystem 1995], S.56fT; und Böhm/Hiessel [Trends 1997], S.l34. 473 Vgl. Goeudevert [Zukunft 1991], S.l07; und Kaas [Marketing 1994], S.98. 474 Vgl. Hopfenbeck/Teitscheid [Öko-Strategien 1994], S.24f. mwN. 475 Hier sei nur an die Auswirkungen der Brandrodungen im Herbst 1997 erinnert. Vgl. o.V. [Restwald 1997], S.216; o.V. [Smog 1997], S.190; Haubold [Fassade 1998], S.l; Abramovitz [Erhalt 1998], S.51; Kaluza/Ostendorf [Ent wicklungsperspektiven 1998], S.53f.; und Töpfer/Vorholz [Löschwasser 1998], S.32. 476 Vgl. Günther [Umweltqualität 1994], S.76; und Naisbitt [Megatrends 1995], S.260. 477 Vgl. Steger [Management 1992], S.31; und Schmidheiny et al. [Finanzierung 1996], S.248. 478 Vgl. Klemmer [Effekte 1990], S. 264; und Schmitt [Energiewirtschaft 1990], S.l35. 479 Vgl. Henion [Marketing 1976], S.9f; BJU [Umfrage 1984]; Gierl [Einstellungen 1987], S.2L; Wimmer [Umwelt bewußtsein 1988], S.44ff.; Burghold [Marketing 1990], S.l93; Meffert [Marketing 1990], S.77ff.; Ostmeier [Pro duktinnovationen 1990], S.44; Stähler [Ökologiemanagement 1991], S.206; Diekmann/Preisendörfer [Umweltver halten 1992], S.226ff.; Kaas [Marketing 1992], S.473; Gege [Umweltschutz 1993], S.66; Heyder [Umweltbewußt sein 1993], S.l89ff.; Kaas [Informationsprobleme 1993], S.29f.; Steger [Umweltmanagement 1993], S.228; Wim mer [Einsichten 1993], S.45; Hinterberger/Liedtke [Stoffstrom-Management 1994], S.34; Hopfenbeck [Manage ment 1994], S.304f.; Hopfenbeck/Teitscheid [Öko-Strategien 1994], S.27f.; Kaas [Marketing 1994], S.8; Müller [Leistungen 1995], S.l02; Wimmer [Umweltbewußtsein 1995], S.268; Werner [Mercedes-Benz 1996], S.31; Bodenstein et al. [Konsumentenentscheidungen 1997], S.28; und Nordhause-Janz et al. [Rahmenbedingungen 1998], S.334. 4,0 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1993], S.328; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1995], S.117. 481 Vgl. Wimmer [Umweltbewußtsein 1995], S.271. 482 Vgl. Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.149; und Steger [Konzeption 1997], S.4. 483 Vgl. Müller [Leistungen 1995], S.287.
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aber sehr aufschlußreichen Studie weisen Bodenstein et al. nach, daß mehr als die Hälfte der von
ihnen befragten 287 Teilnehmer ihr eigenes Umweltverhalten kritisch sehen, weil ihnen die Umset zung ihrer ökologischen Einstellung nur unzureichend gelingt.484 Will man diese Unterschiede egalisieren, so ist die Analyse dessen erforderlich, was die Konsumen
ten daran hindert, ihre ökologische Orientierung im Kaufverhalten485 umzusetzen.486 Die Untersu
chung der Ursachen wird als Barrierenforschung bezeichnet. Neben internen Barrieren, die in der Person des Konsumenten begründet sind, existieren auch externe. Beide Gruppen können durch die
Unternehmen beeinflußt werden. Zu den wichtigsten Hürden zählen: •
Ein wesentliches Hindernis ist in einer meist höheren Bepreisung der umweltgerechteren Pro dukte zu sehen.487 Das mit dem Mehrpreis verbundene Opfer darf demnach nicht zu groß wer den. Angesichts abnehmender Realeinkommen breiter Bevölkerungsschichten und einer stei
genden Arbeitslosigkeit muß diesem Aspekt wohl ein sehr großes Gewicht beigemessen
werden.488 Eine so induzierte mangelnde Zahlungsbereitschaft darf nicht zwingend als Inkonse
quenz des Verhaltens interpretiert werden.489 Es besteht schließlich die Tendenz, bei vergleich
baren Konditionen den ökologisch ausgerichteten Hersteller zu bevorzugen.490Einen weiteren wichtigen Aspekt konnte Bänsch in seiner empirischen Untersuchung491 nachweisen: Die kom munizierte Bereitschaft der Teilnehmer, für ökologische Produkte einen höheren Preis zu
zahlen, ist recht ausgeprägt, soweit die Konsumenten der Überzeugung sind, daß die Preisauf schläge nicht dazu dienen, dem Anbieter eine Premiummarge zu generieren, sondern die tat
sächlichen Mehrkosten zu kompensieren. Gleichzeitig vertrat die überwiegende Mehrheit der
Teilnehmer die Meinung, daß die Unternehmen ökologische Produkte mit höheren Margen ver kaufen wollen.492
•
Die mangelnde Nutzungsmöglichkeit, in der Literatur auch als Effizienznachteil bezeichnet,493
die oft mit dem ökologischen Konsum verbunden ist, bildet eine weitere Barriere. In Kombina tion mit der Kollektivgutproblematik, die zu einer einseitigen Kostenbelastung des Käufers
484 Vgl. Bodenstein et al. [Konsumentenentscheidungen 1997], S.48; und hinsichtlich der Untersuchungsgrundgesamt heit und der Repräsentativität S.33. 485 In diesem Zusammenhang weisen Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1993], S.9 Iff. daraufhin, daß dem ökologisch bewußten Konsumenten neben dem ökologisch orientierten Kauf noch weitere Optionen zur Verfügung stehen. Die weiteren Optionen bestehen zweifellos, doch für das Unternehmen ist der Kauf entscheidend. 486 Vgl. schon sehr früh zu dieser Problematik Thomö [Produktgestaltung 1981 ], S. 106. 487 Vgl. Kaas [Marketing 1994], S.100; und Wimmer [Umweltbewußtsein 1995], S.273. 488 Vgl. Steger [Konzeption 1997], S.5. 489 Vgl. Wimmer [Einsichten 1993], S.46ff.; und Steger [Umweltschutz 1994], S.67f. 490 Vgl. Müller [Leistungen 1995], S.270; und Servatius [Evolution 1995], S.72. 491 Grundlage der in den ersten sechs Monaten des Jahres 1990 durchgefiihrten Untersuchung sind 402 Fragebogen, die von unterschiedlichen Personen, nämlich Schülern, Studenten und anderen Erwachsenen Norddeutschlands beantwortet wurden. 492 Vgl. Bänsch [Marketingfolgerungen 1990], S.364f. 493 Vgl. Bänsch [Marketingfolgerungen 1990], S.371; und Bodenstein et al. [Konsumentenentscheidungen 1997], S.28.
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führt, bekommt sie besondere Bedeutung, da der Käufer dann mit zwei Nachteilen konfrontiert
ist: Ein höherer Preis und ein geringerer Nutzen.494
•
Eng verbunden mit diesem Argument ist darüber hinaus die Vermutung, mit seinem eigenen Verhalten nichts bewirken zu können.495 Bänsch spricht in diesem Zusammenhang auch vom
Irrelevanzeindruck.496 •
Stellenweise scheitert der ökologische Konsum auch an der Alternativenlosigkeit, d.h. für den
Konsumenten stehen keine adäquaten ökologischen Produktvarianten zur Verfügung, die vor handenen Alternativen werden nicht als solche wahrgenommen bzw. sind diese nur unter gro ßen Mühen zu erwerben.497
•
In der Untersuchung von Bänsch hat sich die Gewohnheit als weitere starke Barriere herausge
stellt, die von ca. 75 Prozent der Befragten als bedeutsames Hindernis klassifiziert wurde.498 •
In Abhängigkeit von der Produktart kommt dem schlechteren Äußeren von ökologischen Alter nativen ebenfalls eine wichtige Bedeutung zu.499
•
Nicht zu vernachlässigen sind die empfundenen Imagebelastungen, welche die Konsumenten mit dem Kauf von ökologischen Produkten verbinden. Diese Produkte werden oft mit einem
Verzichtsimage oder linken politischen Einstellungen assoziiert, was für anders orientierte Kon sumenten ein Kaufhemmnis darstellt.500
•
Die
fehlende
Fachkenntnis
und
die
grundsätzliche
Unsicherheit
der
Wirkungszusammenhänge, von der selbst Experten betroffen sind,501 wird als weiteres Hinder nis gesehen.502 Hierbei läßt sich jedoch schon seit einiger Zeit nachweisen, daß mit zunehmen der Intensität der produktspezifischen Umweltauswirkungen die Bereitschaft zur ökologisch
determinierten Kaufentscheidung wächst.503 Eine wichtige Ursache504 für die Existenz der externen Barrieren ist ein „... mißbräuchliches Umweltmarketing...”505, in dem eine hohe Umweltverträglichkeit ohne realen Hintergrund
kommuniziert506 wird. Dieses Verhalten bildet keine Seltenheit, so daß viele der Konsumenten ange
sichts der durch Unternehmen kommunizierten Umweltausrichtung mißtrauisch sind. Die schlechte 494 495 496 497
498 499 500 501 502 503 504
505 306
Vgl. Kaas [Marketing 1992], S.474ff.; Hüser [Regelungen 1993], S.280f.; und Kaas [Marketing 1994], S.lOOff. Vgl. Steger [Umweltschutz 1994], S.67f. Vgl. Bänsch [Marketingfolgerungen 1990], S.372f. Vgl. Bänsch [Marketingfolgerungen 1990], S.369; Lenders [Verbraucher 1990], S.252; und Wimmer [Einsichten 1993], S.48. Vgl. Bänsch [Marketingfolgerungen 1990], S.369f. Vgl. Bänsch [Marketingfolgerungen 1990], S.373f. Vgl. Bänsch [Marketingfolgerungen 1990], S.374f. Vgl. Wimmer [Umweltbewußtsein 1995], S.273. Vgl. Thomä [Produktgestaltung 1981], S.96ff.; Schmitt-Tegge [Ökologie 1990], S.70; und Hopfenbeck/Teitscheid [Öko-Strategien 1994], S.27f. Vgl. Monhemius [Divergenzen 1990], S.39. Als weitere Ursachen sind überhöhte Preise für ökologische Produkte, unzureichende Beratung, Anzahl an Vertriebspartnem etc. zu nennen. Vgl. hierzu Bodenstein et al. [Konsumentenentscheidungen 1997], S.28. Bodenstein et al. [Konsumentenentscheidungen 1997], S.28 (im Original nicht fett); und mit einem vergleichbaren Terminus Meffert [Marketing 1998], S.l202. Vgl. zu einer juristischen Auseinandersetzung Ingerl [Werbung 1995], S.4 Iff.
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Informationsbasis - die auch durch veröffentlichte Ergebnisse, die aus Befragungen von Verbrau cherverbänden resultieren, nicht wesentlich verbessert werden kann - ist einer Vielzahl von Konsu
menten durchaus bewußt.507 Somit kann das Verhalten der Konsumenten als rational bezeichnet werden. Die real ökologisch ausgerichteten Unternehmen sind von dem unsachgemäßen Gebrauch
ökologischer Vokabeln dann besonders betroffen.508 Zur Überwindung der verschiedenen existieren den Barrieren werden in der Literatur Lösungsvorschläge diskutiert,509 deren Umsetzung sich in der
Praxis jedoch oft schwierig gestaltet, was an der immer noch geringen Zahlungsbereitschaft deutlich wird. Um das vollständige Ausmaß des Problems erkennen zu können, muß noch ein weiterer Aspekt
betrachtet werden. Viele Konsumenten zahlen zwar nicht mehr für ökologisch orientierte Produkte, sanktionieren aber eine fehlende ökologische Sensibilität in den Unternehmen. So bestätigten 1989 etwa 50 Prozent einer 5.518 Personen510 umfassenden Stichprobe, sich bereits an Boykottaufrufen
gegen Unternehmen beteiligt zu haben.511 Ein Begründungsansatz ist die gezieltere öffentliche Mei nungsbeeinflussung der Umweltschutzgruppen gegen einzelne Unternehmen anstelle der früher
üblichen Auseinandersetzungen mit ganzen Branchen. Die Betroffenheit des kritisierten Unterneh mens ist wesentlich höher, als wenn mit ihm die ganze Branche mit einem Imageverlust konfrontiert
wird.512 Die damit einhergehenden Umsatzeinbußen können für das Unternehmen durchaus spürbare Konsequenzen haben.513 Durch dieses gezielte Vorgehen ist der Einfluß der nichtstaatlichen
Umweltorganisationen im Zeitverlauf gestiegen.514 Frühe Beispiele der teilweise existenzbedrohen den Probleme, mit denen sich Unternehmen aufgrund einer negativen öffentlichen Meinung kon frontiert sehen, sind bei Dyllick ausführlich dargestellt.515 Wie stark in den 90er Jahren die Auswir
kungen auf betroffene Unternehmen sein können, wurde für den Mineralölkonzem Shell bei der ver suchten Versenkung der Bohrinsel Brent Spar offensichtlich.516 Die Reaktionen aufgrund der durch
507 Vgl. Kaas [Marketing 1992], S.474ff.; Ballwieser [Information 1993], S.259f.; Hüser [Regelungen 1993], S.268f.; Kaas [Informationsprobleme 1993], S.32ff.; Eberhardt/Ewen [Herausforderung 1994], S.8; Kaas [Marketing 1994], S.lOOff.; Tischler [Umweltökonomie 1994], S.64; Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1995], S.l 17; Meffert/Kirchgeorg [Zertifizierung 1995], S.l; Spiller [Produktpolitik 1996], S.245; und o.V. [Duales System 1997], S.44. 508 Vgl. Schwarz [Kommunikation 1994], S.88f.; und Spiller [Kreislaufwirtschaftskonzepte 1998], S.147f. 509 Vgl. Bänsch [Marketingfolgerungen 1990], S.364ff. 510 Die entsprechende Grundgesamtheit umfaßte 40,86 Millionen Bundesbürger im Alter zwischen 18 und 70 Jahren. Vgl. Gruner + Jahr [Dialoge 1990], S.l5. 51' Vgl. Gruner + Jahr [Dialoge 1990], S.210. 512 Vgl. Dyllick/Schneidewind [Benchmarks 1995], S.2ff. 513 Vgl. Steven [Produktion 1994], S.2. 314 Vgl. Jänicke [Umweltpolitik 1995], S. 11. 315 Vgl. Dyllick [Management 1989]. 316 Vgl. Drosdek [Management 1996], S.l5; Meffert/Kirchgeorg [Konsumentenverhalten 1997], S.230; Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.42; und Schneidewind [Partnership 1997], S.74.
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Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrateeie
Frankreich durchgeführten Atombombentestserie im Jahre 1995 machten ebenfalls die kritische
Haltung der Konsumenten deutlich.517 Daß hierbei weltweite Boykottaufrufe gegen französische
Unternehmen als Druckmittel gegen die französische Regierung eingesetzt wurden, ist ein interes
santer Wirkungszusammenhang und bestätigt die grundlegende Konsumentenausrichtung. Mit langfristigen Umsatzeinbußen wurde der schweizerische Marktfuhrer für Milchverpackungen
gestraft, der sein Produkt nicht ökologisch ausgerichtet hatte. Dieses Unternehmen hielt noch lange
an schlecht entsorgbaren Kunststoffverpackungen fest, während die Wettbewerber bereits leichter abbaubare Materialien verwendeten. Seine Marktführerposition konnte er auch nach einer Korrektur seines Produktes nicht wieder erreichen. Hier wird deutlich, daß ökologische Belange auch beste
hende Marktstrukturen außer Kraft setzen können.518 Diese Sensibilisierung der Konsumenten für ökologische Fragestellungen ist nicht nur für Europa feststellbar. Auch die Haltung der US-Bürger gegenüber Unternehmen und deren Produkte ist
wesentlich kritischer geworden.519 Bodenstein et al. machen bezüglich des Umweltverhaltens auf zwei wichtige Aspekte aufmerksam.
Zum einen weisen sie daraufhin, daß einige Untersuchungen doch gewisse Mängel enthalten, wobei
sie treffend zum Ausdruck bringen, daß Meffert/Bruhn520 „...eher triviale Sachverhalte...(wie) Abfall trennen... ”521 abfragen. Darüber hinaus merken sie an, daß Meffert/Bruhn522 bei ihren Befra gungen zwischen 1977 und 1994 den gesellschaftlichen Anforderungswandel nicht adäquat berück
sichtigt haben. So stellt die sachgerechte Müllentsorgung heute ein gesellschaftlich übliches Verhal ten dar, welches zu Beginn des Betrachtungszeitraumes nur von einem kleinen Kreis der umwelt
sensiblen Wegbereiter praktiziert wurde.523 Weiterhin weisen Bodenstein et al. zu Recht darauf hin, daß eine konkrete Abgrenzung dessen
fehlt, was umweltbewußtes Verhalten darstellt. Deutlich wird diese Problematik bei der Bewertung
des Umweltverhaltens von Personen, die unterschiedliche Rahmenbedingungen vorfmden: Eine Person legt aufgrund eines unzureichenden öffentlichen Personennahverkehrs täglich eine größere Fahrleistung mit dem PKW zur Arbeit zurück. Für darüber hinausgehende Fahrten wird auf den
PKW aus ökologischen Gründen weitgehend verzichtet. Eine andere Person hat einen kürzeren
Arbeitsweg, der ebenfalls mit dem Auto bewältigt wird, nutzt dieses aber auch für Freizeitfahrten in einem erheblichen Umfang; trotzdem ist die jährliche Fahrleistung der erstgenannten Person 517 Vgl. Behrsing [Champagner 1995], S.8; Drosdek [Management 1996], S.16ff.; Schmidheiny et al. [Finanzierung 1996], S.53; und Walliser/Froehlicher [Reaction 1998], S.220ff. 318 Vgl. Dyllick/Belz [Betroffenheit 1994], S.l. 319 Vgl. Schmidheiny et al. [Finanzierung 1996], S.53. 320 Vgl. Meffert/Bruhn [Umweltbewußtsein 1996], S.6f. und S.31. 321 Bodenstein et al. [Konsumentenentscheidungen 1997], S.27. 322 Vgl. Meffert/Bruhn [Umweltbewußtsein 1996], S.6f. und S.31. 323 Vgl. Bodenstein et al. [Konsumentenentscheidungen 1997], S.39.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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wesentlich größer. Je nach Ziel vergäbe wird jeweils eine andere Person als die umweltorientiertere
ausgewiesen.524 Die grundsätzlichen Zusammenhänge sind in der Abbildung 3.3 dargestellt.
Umwcltbcwußtsein
kognitive Ebene (vorhandenes Wissen)
affektive Ebene (emotionale Betroffenheit) intentionalen Ebene (grundsätzliche Handlungsbereitschaft)
Umweltbewußtsein
+ Überwinden der Barrieren
= Umweltgerechtes Verhalten?!
Quelle: Eigene Erstellung
Abb.3.3: Schematischer Zusammenhang zwischen Umweltbewußtsein und Umweltverhalten
Die Gesamtproblematik zwischen Umweltbewußtsein und Umweltverhalten läßt sich auch als „öko
logischer Gap” bezeichnen und wird in Abbildung 3.4 visualisiert. Dieser - nach unseren Recher chen - in der Literatur noch nicht existierende Terminus beschreibt die Differenz zwischen Anforde rung und Zahlungsbereitschaft der Konsumenten im Zeitverlauf. Durch die Anforderungen entste
hen den Unternehmen (möglicherweise) Kosten, denen nur in begrenztem Umfang Mehrerlöse gegenüberstehen. Wenn das Umweltbewußtsein, wie einige Autoren vermuten,525 künftig weiter steigt, so besteht auch
die Gefahr, daß sich die ökologische Gap vergrößern wird, wenn es den Unternehmen nicht gelingt,
diese Herausforderung zu meistem. Zur Überwindung der Gap muß man sich vergegenwärtigen, daß ein grundsätzlicher Wertewandel bei den Konsumenten festzustellen ist. Der Grundnutzen ver
liert an Bedeutung für die Konsumentscheidung, statt dessen steht vielmehr der Zusatznutzen im
524 Vgl. Bodenstein et al. [Konsumentenentscheidungen 1997], S.27ff.; und zur Differenzierung umweltgerechten Ver haltens Strunz [Umweltmanagement 1993], S.13 Iff.; und Tischler [Betriebswirtschaftslehre 1996], S.466f. 525 Vgl. beispielsweise Ruckelshaus [Corporation 1992], S.76; von Weizsäcker [Umweltschutz 1992], S.44; und Klei nert [Coca-Cola 1997], S.259.
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Dynamische Ökologiefilhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Fokus der Betrachtung.526 Darüber hinaus ist eine zunehmende kritisch differenzierende Haltung der
Konsumenten festzustellen.527 Aus dem Wissen der bisher zusammengetragenen Sachverhalte lassen sich Maßnahmen zur Verminderung der ökologischen Gap ableiten. Die bereits diskutierten Hinde rungsgründe der Konsumenten, ihre ökologischen Vorstellungen in ein ökologisches Verhalten
umzusetzen, bilden dazu die Ansatzpunkte.
3 .2.2.2 Betrachtung des Staates als Gesetzgeber Im geschilderten Spannungsfeld zwischen Anforderungen der Konsumenten und vernünftigem
Regelwerk für den produzierenden Sektor ist es Aufgabe der Politik, das Notwendige auszuloten und gleichzeitig die politische Geduld anderer gesellschaftlicher Gruppen nicht zu überstrapazieren.
Ihr kommt eine wichtige, verantwortungsvolle Aufgabe zur ökologischen Ausrichtung der Gesell
schaft zu.528 Es gibt Autoren, die so weit gehen, der Marktwirtschaft systembedingt die Fähigkeit zu
ökologischer Orientierung abzusprechen.529 Im Rahmen dessen sind sogar gänzlich neue politische 526 Vgl. Tischler [Umweltökonomie 1994], S.28; und Szeliga [Markenpolitik 1996], S.2. 527 Vgl. von Oetinger [Vision 1990], S.151; und Servatius/Krätzer [Kommunikation 1996], S.224. 528 Vgl. Cogoy [Steuerung 1992], S.262; Steger [Umweltmanagement 1993], S.227; und Bodenstein [Qualität 1997], S.23. 529 Vgl. Bonus [Lösungsansätze 1992], S.14ff.
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Systeme, wie eine Ökodiktatur oder eine ökologische Neuauflage der Planwirtschaft, diskutiert
worden.530 Unsere Aufgabe besteht jedoch nicht darin zu betrachten, inwieweit gänzlich neue Systeme zu vernünftigen Ergebnissen fuhren könnten, sondern Wirkungszusammenhänge und
Probleme der politischen Gegenwart zu beleuchten.531 Aufgrund der fehlenden532 oder unzureichenden533 Bepreisung vieler (Roh-)Stoffe zeigen die Preise
für Ressourcen oft die ökologische Unwahrheit.534 Aufgrund dieser Konstellationen herrscht auf zahlreichen Märkten „...kollektive Unvernunft..."535 und die so entstandenen Ergebnisse korrektur
bedürftig, um die Umwelt zu erhalten. Diese Überlegungen bilden die Legitimationsbasis für das
Eingreifen des Staates in die Marktprozesse.536 Hierbei sind an die Umweltaktivitäten des Staates drei EfTizienzkriterien zu richten; nämlich das ökologische, das ökonomische und das innovative.
Ökologisch handelt der Staat immer dann effizient, wenn die realisierte Verschmutzung oder Umweltbeeinträchtigung den vorgegebenen Rahmen nicht übersteigt. Die ökonomische Effizienz läßt sich an der Kostenbelastung der Unternehmen messen. Die staatliche Maßnahme ist immer dann effizient, wenn die vorgegebene Umweltinanspruchnahme nicht mit einer geringeren Bela
stung der Unternehmen realisierbar ist. Innovationseffizienz liegt dann vor, wenn das Forschungs verhalten der Unternehmen gefordert wird. Diesen Anspruch erfüllen nur die Auflagen nicht, die
auch nicht marktkonform sind.537 Für unsere weiter Betrachtung konzentrieren wir uns deshalb auf die anderen Instrumente.
Grundsätzlich stehen dem Staat zwei Möglichkeiten zur Verfügung, marktkonform ökologische Belastungen zu steuern. Er kann die Preise für den Naturverbrauch oder die maximal zulässigen
Belastungsgrenzen vorgeben. Bei einer Preislösung ist jeder Verbrauch und jede Verschmutzung kostenpflichtig, der Nutzer wird quasi mit einer „Strafe” für sein naturschädigendes Verhalten
belegt. Im Rahmen der Mengenlösung limitiert der Gesetzgeber den maximal tolerierten Umwelt
verbrauch und gibt hierfür Zertifikate aus. Dies kann durch freie Emission oder durch Übertragung der Rechte an die momentanen Nutzer erfolgen. Will ein Marktteilnehmer diese Rechte in Anspruch 530 Vgl. Binswanger et al. [NAWU-Report 1978], S.303; Rethmann [Konsequenzen 1990], S.l90; Bonus [Lösungsan sätze 1992], S.l6; Brentei [Arbeit 1992], S.227ff.; Faber/Manstetten [Wurzeln 1992], S.29f.; Fleissner [Marx 1992], S.201ff.; Schultz [Marx 1992], S.225; Linke [Gesellschaft 1993], S.14; Klemmer [Verträglichkeit 1994], S.34L; Tischler [Umweltökonomie 1994], S.74f.; und Schmidheiny et al. [Finanzierung 1996], S.35. 531 Vgl. Schmidt-Bleek [Strukturwandel 1992], S.l06; Dyckhoff [Produktion 1994], S.121; und Kaas [Marketing 1994], S.l 10. Teilweise wird in diesem Zusammenhang auch der Begriff der Öko-Sozialen-Marktwirtschaft disku tiert. Vgl. Wicke [Plädoyer 1992], S.57ff. Ähnliche grundsätzliche Überlegungen finden sich bereits bei Töpfer [Umweltfreundlichkeit 1985], S.36ff. 532 Eine fehlende Bepreisung liegt beispielsweise bei der kostenlosen Nutzung von Sauerstoff für produktive oder kon sumtive Prozesse vor. (Beispielsweise kostenloser Sauerstoffverbrauch beim KFZ-Betrieb.) 533 Unzureichende Bepreisungen liegen in den Fällen vor, in denen die Marktpreise beispielsweise nur die Kosten der Föderung umfassen und die Wirkung auf die Umwelt unberücksichtigt lassen. 534 Vgl. Vorholz [Probleme 1992], S.93; Thoenes [Umweltschutz 1995], S.244f.; und von Weizsäcker et al. [Faktor 1997], S.219ff. 535 Bonus [Umweltökonomie 1992], S.34. 536 Vgl. Bonus [Umweltökonomie 1992], S.34. 537 Vgl. Hartwig [Umweltökonomie 1999], S.148ff.
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nehmen, kann er sie käuflich erwerben, so daß sich ein Preis als Knappheitsindikator bilden kann. Liegt es im Interesse des Staates, die maximale Inanspruchnahme im Zeitverlauf zu reduzieren, kön
nen die Zertifikate nach (vorher) festgelegten Vorgaben entwertet werden, was zu einer Preissteige rung bei dieser Ressource fuhrt. Der sparsame Einsatz bzw. der Versuch, den betreffenden Rohstoff
zu substituieren, würden gefördert.538
Besonders den als sehr effektiv eingestuften Mengenlösungen stehen mehrere Hindernisse entgegen. Beispielsweise findet die Ökonomie bzw. die Globalsicht in der Umweltpolitik zu wenig Berück sichtigung, die sich darin widerspiegelt, daß in den Industrieländern die Technik perfektioniert wird,
obwohl bei globaler Betrachtung539 mit einem wesentlich geringeren Mitteleinsatz in Entwicklungs ländern eine wesentlich höhere Umweltentlastung erreichbar wäre. Ein weiteres Problemfeld ist in
der Einsichtigkeit der Bürger zu sehen. Angesichts des offensichtlichen Raubbaus an der Natur sei es schwer zu vermitteln, daß ein gewisser Verbrauch rechtlich legitimiert und auch über Börsen zur
Handelsware degradiert wird. Die Preislösung und die damit verbundenen Genehmigungen sind
aufgrund des fehlenden ProblemVerständnisses bei den Bürgern leichter darstellbar, denn die Tatsa che, daß eine Genehmigung quasi die Lizenz zum Umweltverbrauch ist, wird nicht von allen Bevöl
kerungskreisen nachvollzogen.540
Simonis hingegen betrachtet Mengen- und Preislösungen nicht als Substitutions-, sondern vielmehr als Komplementärmaßnahmen, deren gemeinschaftlicher Einsatz den höchsten Umweltschutz garantiere.541 Diese Einschätzung spiegelt die Realität deutlich wider, so bilden unter anderem Bela
stungsgrenzen, Verteuerung ökologischer Verbräuche bzw. Belastungen, haftungstechnische Rege lungen und Umweltverträglichkeitsprüfungen vor Produkteinfuhrung regelmäßig eingesetzte Para meter ökologischer Gesetzgebung.542
Neben der Frage der richtigen Mittel sind die Politiker, die als Gesetzgeber fungieren, mit mehreren zusätzlichen Problemen konfrontiert, wenn einzelstaatlich543 ökologisch orientierte Maßnahmen
ergriffen werden sollen:
•
Den Politikern bzw. den staatlichen Institutionen mangelt es in aller Regel am erforderlichen Sachverständnis, um umweltrelevante Themen selbst zu beurteilen.544 Aus diesem Grund sind
531 Vgl. Bonus [Umweltökonomie 1992], S.35ff.; und Kloepfer [Umweltrecht 1992], S.58. 539 Vgl. schon früh zur Problematik der unterschiedlichen Effizienzanforderungen innerhalb einer Volkswirtschaft und den damit verbundenen Wettbewerbswirkungen: Seeliger [Steinkohle 1986], S.86. 540 Vgl. Bonus [Umweltökonomie 1992], S.38ff.; und Kloepfer [Umweltrecht 1992], S.59. 541 Vgl. Simonis [Strukturwandel 1992], S.l09. 542 Vgl. Kuhlmann [Umweltverträglichkeitsprüfung 1990], S.175f.; Brinkhorst [Ökobilanz 1992], S.116; Eberhardt/Ewen [Herausforderung 1994], S.47ff.; und Horbach et al. [Strukturwandel 1995], S.240. 543 Werden von mehreren Ländern parallel Umweltschutzgesetze mit gleichem Inhalt verabschiedet, kommt es inner halb dieser Nationen nicht zu Veränderungen der Wettbewerbssituation. Für die Politiker entfallen somit im Ver hältnis zu den ebenfalls aktiven Staaten die außenwirtschaftlichen Konsequenzen. Vgl. hierzu Prätorius [Umwelt schutz 1992], S. 151. 544 Vgl. Eberhardt/Ewen [Herausforderung 1994], S.4L; und Schneidewind [Strukturwandel 1994], S.67.
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sie auf die Wissenschaft angewiesen.545 Die Forscher, die als Politikberater546 fungieren, können aber selten einhundertprozentige Kausalitäten liefern.547 Wird dies im politischen Raum jedoch als Bedingung verlangt, um beispielsweise die Produzenten eines nur vermeintlich gefährlichen
Stoffes nicht unbegründet mit Auflagen zu konfrontieren, haben die Entscheider kaum die Mög
lichkeit, die Umwelt im Vorfeld zu schützen. Statt dessen kann die Umweltpolitik häufig nur
den suboptimalen Weg einer Schadensbegrenzung bzw. Reparatur verfolgen.548 Natürlich sind wir uns dessen bewußt, daß in hochkomplexen, vernetzten und dynamischen Systemen kausale Zusammenhänge selten vorzufinden sind bzw. Ursache und Wirkung weit auseinander fallen.549
Dennoch werden gerade diese kaum lieferbaren „Beweise” regelmäßig in politischen Verhand lungen gefordert. Als aktuelles Beispiel sei hier nur auf die Haltung der USA im Hinblick auf die Treibhausproblematik verwiesen, die lange Zeit eindeutige Beweise zur Bedingung machten, um sich an Reduktionszielen zu beteiligen.550
•
Aufgrund der unterschiedlichen Zuständigkeiten innerhalb der verschiedenen föderalen Ebenen und Behörden in Deutschland ist ein koordiniertes effizientes Vorgehen beim Umweltschutz
sehr schwierig.551
•
Darüber hinaus verfolgen viele Politiker mit einer angestrebten Wiederwahl eigennützige Inte ressen, so daß sie unpopuläre Maßnahmen gerne umgehen, zumal die besonders betroffenen künftigen Generationen keine Möglichkeit haben, ihren Willen zu artikulieren.552
•
Ein weiterer Aspekt, der restriktive Umweltschutzmaßnahmen erschwert, ist die Angst, Arbeitsplätze zu vernichten. Seit Mitte der 70er Jahre wird der Gesetzgeber immer wieder mit
diesem Argument konfrontiert.553 Eine isolierte Betrachtung der Arbeitsplatzwirkung ist jedoch schwierig durchzufuhren, da Umweltschutzgesetze nur einen Parameter des Arbeitsmarktes dar
stellen und die verbleibenden Variablen nicht konstant bleiben.554 Trotz der Prognoseunsicher heit hinsichtlich der Arbeitsmarktwirkungen von Umweltschutzmaßnahmen wird dieses Argu
ment auch aktuell vorgebracht.555
545 Vgl. Maier-Rigaud [Herausbildung 1992], S.43; und Rau [Spannungsverhältnis 1997], S.22. 546 Vgl. zu einer frühen kritischen Auseinandersetzung mit dieser Personengruppe Wicke [Umweltpolitik 1983], S.163ff. 547 Vgl. Stephan [Wirtschaftsforschung 1992], S.324; Eberhardt/Ewen [Herausforderung 1994], S.4f.; und Faber et al. [Entwicklung 1997], S.58. 548 Vgl. Malinsky [Komponenten 1992], S.120; Stephan [Wirtschaftsforschung 1992], S.324; und Eberhardt/Ewen [Herausforderung 1994], S.4f. 549 Vgl. hierzu Mittelstaedt [Chaos-Schock 1997], S.l 13ff.; und Vester [Welt 1999]. 550 Vgl. Steger [Umweltmanagement 1993], S.l27. 531 Vgl. Knödgen [Behörden 1992], S. 166. 332 Vgl. schon früh zu dieser Thematik Downs [Demokratie 1968]; sowie Schmidheiny/BCSD [Kurswechsel 1992], S.39; Linke [Gesellschaft 1993], S.7f.; Brechtken [Umweltmanagement 1994], S.l5; Leipert/Simonis [Alternativen 1994], S.152f.; und Faber et al. [Entwicklung 1997], S.64. 333 Vgl. Storm [Wirtschaft 1986], S.5; Dehmel [Einfluß 1990], S.l54; Prätorius [Umweltschutz 1992], S. 145ff.; Nissen [Umweltpolitik 1993], S.226; und Gieske [Management 1994], S.l9. Besonders kritisch sind in diesem Zusammen hang Sonderbestimmungen für Großunternehmen zu klassifizieren, da hierdurch eine Wettbewerbsverzerrung zu befürchten ist. Vgl. Klemmer [Effekte 1990], S.267. 334 Vgl. Ullmann/Zimmermann [Umweltpolitik 1981], S.106ff. 333 Vgl. Kessler [Klimaschutz 1996], S.29; und Krägenow [Protest 1999], S.29f.
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•
Dynamische Ökoloßiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Die restriktive Gesetzgebung bei den Umweltstandards impliziert, daß damit für ausländische
Exporteure ein Handelshemmnis verbunden ist.556 Die Politiker stehen bei einer solchen Kon stellation vor dem Problem, daß Maßnahmen zum Schutz der Umwelt von ausländischen Bezugsgruppen oft als Benachteiligung interpretiert wird. •
Es gibt jedoch auch die gegenteilige Aussage, daß die strenge japanische Umweltgesetzgebung mit ihren hohen technischen Anforderungen einen positiven Einfluß auf die internationale
Wettbewerbsfähigkeit japanischer Unternehmen bis in die frühen 90er Jahre ausgeübt hat.557 Dieser positive Effekt wird von zahlreichen Autoren grundsätzlich für restriktive Umweltaufla
gen vermutet.558 •
Gegenläufig wirkt sich die Anspruchshaltung der Konsumenten aus, die durch die Dokumenta tion über akute Umweltprobleme die jeweiligen Gesetze für unzureichend erachten und zum Erhalt der natürlichen Umwelt strengere gesetzliche Auflagen für angemessen halten.559
Trotz oder gerade aufgrund der vorhandenen unterschiedlichen Interessen bezüglich der Verabschie dung von Umweltgesetzen existieren in der Bundesrepublik - mit steigender Tendenz - eine große Zahl an Umweltnormen.560 Steger veranschlagte bereits im Jahre 1994, daß mehr als 2.000
Dekrete561 zu dieser Thematik existieren.562 Bellmann schätzte die Anzahl 1996 auf 7.000 und Ste
ger'1997 auf 9.200 Vorschriften.563 Bei einer solchen Vielzahl von relevanten Anweisungen ist zwangsläufig auch eine gewisse Standardisierung erforderlich; die damit verbundene Unflexibilität
der Verwaltung ist vor allem für kleine und mittlere Betriebe problematisch.564 Besondere Fort schritte erhofft man sich hinsichtlich eines höheren Schutzes und auch einer besseren Handhabung
von der Ausweitung der Gefahrdungshaftung, besonders auf die Medien Luft und Boden. Die Neuerung565 besteht unter anderem darin, daß zur Haftbarmachung nunmehr die Gefährdung aus
reicht und somit die Beweislast umgekehrt wird.566 Insgesamt wird mit erhöhten Anforderungen hin
sichtlich der Umweltverträglichkeit gerechnet.567 Die gleiche Zielrichtung verfolgt die Ausweitung 556 Vgl. Schmidheiny [Untemehmerperspektiven 1992], S.59. 557 Vgl. Brunowsky/Wicke [Öko-Plan 1984], S.89f.; und von Weizsäcker [Wettbewerbsvorteil 1993], S.8. 551 Vgl. o.V. [Zusammenfassung 1987], S.l22; Nitze [Umsetzung 1991], S.8f.; Brinkhorst [Ökobilanz 1992], S.l 14f.; Meadows et al. [Revolution 1992], S.82; Prätorius [Umweltschutz 1992], S.145ff.; Schmidheiny/BCSD [Kurs wechsel 1992], S.l28; Steger [Management 1992], S.24; Günther [Unternehmenskonzept 1993], S.60; Töpfer/ Koch [Herausforderung 1994], S.l5; und Reichardt [Strategien 1995], S.209. 559 Vgl. Rohe [Umweltschutz 1992], S.594. 560 Vgl. Kloepfer [Umweltrecht 1992], S.44 ff.; Steger [Normenstrategien 1992], S.273; Strunz [Umweltmanagement 1993], S.34; Schicht [Umweltmanagement 1994], S.l; Ritter [Deregulierung 1995], S.85; und Bullinger et al. [Inte grationsbasis 1998], S.10. 561 Eberhardt/Ewen [Herausforderung 1994], S.ll, machen die Unternehmen für den großen Regelungsumfang mit verantwortlich, da diese sich auf freiwilliger Basis zu wenig kooperativ zeigten. 562 Vgl. Steger [Management 1994], S.85. 561 Vgl. Bellmann [Gestaltung 1996], S.146; und Steger [Konzeption 1997], S.7. 564 Vgl. schon früh zu dieser Thematik Wicke [Umweltpolitik 1983], S.l58; und Syring [Bilanz 1993], S.86f. 365 In den USA und Japan ist diese „Neuerung” schon lange Realität. Vgl. von Weizsäcker et al. [Faktor 1997], S.209. 366 Vgl. Polle [Versicherung 1992], S.123ff.; Wicke [Plädoyer 1992], S.48; Magoulas [Umwelthaftungsrecht 1993], S.140; Steger [Management 1994], S.78; Strunz [Umweltmanagement 1993], S.116; Strebel [Industrie 1994], S.777ff.; Hopfenbeck et al. [Öko-Audit 1995], S.21; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.l 14f. 367 Vgl. Strebel [Industrie 1994], S.837.
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des umweltinduzierten Strafrechts.568 Das Umweltschutzrecht hat mittlerweile einen solchen Umfang angenommen, daß man es als ein eigenständiges Rechtsgebiet569 einstufen kann.570 Diese
Entwicklung ist ein weiterer Beleg für die verstärkte Umweltsensibilisierung der Gesellschaft.571
Die politischen Maßnahmen, die zum Umweltschutz erlassen wurden, weisen immer noch erhebli che Defizite und damit beträchtliche Ineffizienzen auf:
•
Als ein ganz wesentlicher Problembereich wird die sehr lange Laufzeit von Genehmigungen in einigen Wirtschaftsbereichen, wie zum Beispiel für Großfeuerungsanlagen, angeführt. Hiermit
ist gemeint, daß keine oder viel zu langsame Anpassungen an den technischen Fortschritt erfol gen, nachdem eine Genehmigung einmal erteilt wurde. Die wettbewerbliche Benachteiligung
von sich neu etablierenden Unternehmen, die von vornherein mit den strengeren Auflagen kon frontiert sind, ist ein weiteres Problemfeld dieser Thematik.572 •
Ein ebenso aktueller Kritikpunkt ist die unzureichende Planbarkeit der staatlichen Vorschriften. Für eine strategische Ausrichtung sind für die Unternehmen verläßliche Informa
tionen über kommende Anforderungen unabdingbar erforderlich.573 Aktuelle Beispiele sind die
zögerlichen Umsetzungen des Kreislaufwirtschaftsgesetzes574 und der Elektro-SchrottVerordnung.575 Viele (Entsorgungs-) Unternehmen, die eine schnelle Umsetzung erwarteten und
auf dieser Grundlage Investitionen tätigten, sind in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten.576 Eine weitere Problemkonstellation erwächst aus der europäischen Integration, denn hier sind die verschiedenen nationalen Interessenlagen in Einklang zu bringen.577 So besteht tendenziell die
Gefahr, daß nationale Bestimmungen durch andere Mitgliedsstaaten als Benachteiligung der heimi schen Wirtschaft aufgefaßt werden.578 An dieser Grundhaltung ändert auch die Tatsache wenig, daß der Umweltschutz in den Zielkanon der Europäischen Gemeinschaft (EG) bzw. der Europäischen
Union (EU) aufgenommen wurde. Als Reaktion läßt sich eine verschärfte Umweltpolitik feststellen.579 568 Vgl. zu Einzelheiten Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.l 16f. 569 Vgl. zu detaillierten juristischen Fragen des Umweltschutzes beispielsweise Assmann [Tatbestände 1990], S.217; Zuleeg [Umweltschutz 1993], S.3 Iff.; und Schmidt [Umweltvorsorge 1995], S.97ff. 570 Vgl. Donner [Umweltrecht 1993], S.125f. 571 Vgl. Adams [Umweltschutz-Management 1997], S.31. 572 Vgl. Klemmer [Effekte 1990], S.267; Wicke [Plädoyer 1992], S.42; Wicke et al. [Umweltökonomie 1992], S.592; und schon sehr früh zur Wettbewerbswirkung ökologischen Untemehmensverhaltens Freitag et al. [Umweltschutz 1973]. 573 Vgl. Gregor [Produktion 1993], S.l64; und Strebel [Industrie 1994], S.839. 574 Vgl. zu inhaltlichen Schwerpunkten Kaluza/Blecker [Management 1996], S.386ff.; und Kaluza/Blecker [Untemehmensnetzwerke 1996], S.4ff. 575 Vgl. Sonnenschein [Suchfeldanalyse 1997], S.68f. 576 Vgl. Schmorte/Weber [Umsetzungsprobleme 1995], S.l60. 577 Vgl. Kloepfer [Staat 1998], S.215. 578 Vgl. Lenders [Verbraucher 1990], S.51; Töpfer [Kooperation 1994], S.30; Di Fabio [Produktionssteuerung 1995], S.25; und Spiller [Produktpolitik 1996], S.249. Zu einer grundsätzlich anderen Meinung kommt Bangemann [Rah menbedingungen 1995], S.34, der die EU als Voraussetzung für einen wirksamen Umweltschutz einstuft. 579 Vgl. Strebel [Industrie 1994], S.762.
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Für eine künftige restriktive Umweltpolitik werden jedoch umfangreiche Kompromißbildungsmaß
nahmen befurchtet.580 Bei der europaweiten Einführung des Katalysators konnte eine solche Kon
stellation bereits beobachtet werden. Es wird geschätzt, daß sich in den stärker ökologieorientierten Staaten die Einführung um mehrere Jahre schneller vollzogen hätte, wenn es die Gemeinschaft nicht gegeben hätte.581 Die Koordinationsschwierigkeiten der einzelnen Mitgliedsinteressen blockieren
auch auf europäischer Ebene schon lange eine Reduzierung der CO2-Emission im Straßenverkehr.
Hier werden verschiedene Maßnahmen diskutiert.582 Um zu belegen, welchen Stellenwert der Umweltgesetzgebung außerhalb der EU beikommt und daß auch dort zum Teil recht ineffziente Maßnahmen durch die Gesetzgebung ergriffen werden, skizzie
ren wir hier exemplarisch noch bemerkenswerte Entwicklungen in Ländern, die nicht der EU angehören. •
Ähnlich wie im EU-Raum besteht auch in der Schweiz eine Vielzahl an Vorschriften.583 Dort
wird die verkehrsbedingte Luftbelastung ebenso kritisch gesehen, welches sich in gestiegenen Anforderungen an die Verkehrsträger niedergeschlagen hat.584 •
Der kanadische Bundesstaat Ontario hat eine verbrauchsabhängige Besteuerung der PKW ein-
gefuhrt. Hierbei wird die Zulassung von Fahrzeugen subventioniert, deren Verbrauch unter
sechs Litern Treibstoff je 100 km liegt. Alle anderen Fahrzeuge werden mit steigendem Ver brauch besteuert.585 Einen Überblick gibt die Abbildung 3.5. Einen ähnlichen Weg beschreitet
Österreich, wo ebenfalls mit dem Erwerb eines PKW’s eine verbrauchsabhängige Steuer erho ben wird.586 •
In den USA ist die bundeseinheitliche Gesetzgebung teilweise weniger streng ausgeprägt als etwa die europäische, obwohl sie beispielsweise bei der Katalysatoreneinfuhrung wesentlich früher entsprechende Gesetze verabschiedete. Aufgrund der hohen Autonomie der einzelnen
Bundesstaaten ist hier jedoch eine differenzierte Betrachtung erforderlich. So haben einige Bun desstaaten die einheitlichen Vorschriften kaum modifiziert. In Kalifornien hingegen sind bei
spielsweise im Automobilbereich die strengsten Umweltauflagen weltweit zu finden. Auf Bun desebene ist in den USA schon seit langem die Reformierung des Steuersystems unter Berück sichtigung ökologischer Aspekte im Gespräch. Auch wenn sich bislang noch keine konkreten Maßnahmen ergeben haben, ist man doch für diese Thematik sensibilisiert.587 580 Vgl. Syring [Bilanz 1993], S.8 lf.; Holzinger [Politik 1994], S.43ff.; Klemmer [Grundlagen 1994], S.191; und Ste ger [Management 1994], S.87. Spiller [Produktpolitik 1996], S.60, weist daraufhin, daß der Schwerpunkt der Umweltpolitik in der Gemeinschaft nicht die gesetzliche Restriktion, sondern vielmehr die Information steht, um auch im Bereich der Ökologie ein Wettbewerbsverhalten zu induzieren. 581 Vgl. Holzinger [Politik 1994], S. 177ff. und S.376f. 582 Vgl. Klemmer [Grundlagen 1994], S.192f. J8J Vgl. BUWAL [Panorama 1990]; und Schneidewind [Strukturwandel 1994], S.51. 584 Vgl. Hugenschmidt [Ökologie 1995], S.89ff. 58S Vgl. Huckestein [Produktpolitik 1995], S.36f. 586 Vgl. Appel et al. [Verbrauch 1998], S.l6. 587 Vgl. Steger [Vergleich 1993], S. 139ff.
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Angesichts des hohen Zuspruchs, der ökologischen Parteien schon früh in Osteuropa entgegen
gebracht wurde,588 kann auch hier mit erweiterten Umweltanforderungen gerechnet werden. Diese Aussage bekommt vor dem geplanten Beitritt der osteuropäischen Staaten in die EU eine
noch wesentlich höhere Plausibilität.
Zusammenfassend kann zumindest für die Triade eine starke Angleichung der gesetzgeberischen Umweltanforderungen auf hohem Niveau festgestellt werden.589 So könnte es sich heute kein Pro duktionsbetrieb in einem Industrieland mehr erlauben, umweltrelevante Sachverhalte zu
ignorieren.590
Abb.3.5: Verbrauchsabhängige Besteuerung der Automobile in Ontario Angesichts einer weiter fortschreitenden Umweltbelastung und den momentanen Schwierigkeiten, sich international auf ein wirksames Konzept zu einigen,591 werden künftig stärkere Einschnitte
nötig sein. Besonders die westlichen Industriestaaten werden um weitreichende Maßnahmen nicht umhinkommen.592 Es ist demnach mit einer stetig steigenden Umweltanforderung des politi
schen Systems zu rechnen, sowohl auf nationaler593 als auch auf internationaler594 Ebene.
588 589 590 591 592 593 594
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
French [Wiederherstellung 1991], S.217. Berger [Umweltberatung 1991], S.757; und Rohe [Untemehmensziel 1993], S.547. Strebel [Produktion 1992], S.443. Miltner et al. [Klima 1995], S.140f. Vester/Gleich [Altemativautos 1995], S.98. Kreibich [Zukunft 1993], S.22; und Kessler [Klimaschutz 1996], S.29. Sauemheimer/Ködding [Umweltökonomie 1995], S.73; und Adams [Umweltschutz-Management 1997], S.21.
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3 .Z.2.3 Betrachtung des Finanzsektors als weitere wichtige Bezugsgruppe Dem Finanzsektor kommt über mehrere Parameter ein wichtiger Einfluß auf ökologische Fragestel lungen zu. So determinieren die Investitionen der Gegenwart die Ökoeffizienz der nächsten Deka
den mit.595 Durch seine Kreditbewilligungentscheidungen beeinflußt somit auch der Kreditsektor die ökologische Verträglichkeit der Investitionen. In diesem Themenfeld ist die amerikanische Recht
sprechung sehr ökologieorientiert, denn den Banken wird als Kapitalgeber schon seit längerer Zeit
eine Mitverantwortung für entstehende Umweltschäden angelastet.596 Doch selbst wenn man von diesem haftungsrechtlichen Zusammenhang absieht, haben die Kreditin stitute großes Interesse daran, ökologische Fragen zu thematisieren. Verhält sich ein Darlehensneh
mer nicht umweltkonform, so kommt dies einer Verringerung der Kreditwürdigkeit gleich. Straf
zahlungen, Nachbesserungen von Anlagen etc. belasten das Finanzbudget des Unternehmens und
haben damit letztlich auch negativen Einfluß auf die Tilgungsfähigkeit. Darüber hinaus können
besonders immobile Sicherheiten durch Umweltbelastungen wesentlich an Wert verlieren.597 Somit haben die Kreditinstitute schon aus eigenem Interesse heraus eine Veranlassung, auf ein Min destmaß an Umweltorientierung bei ihren Kunden hinzuwirken. Im besonderen Umfang richten die Entwicklungsbanken ihre Kreditvergabe an ökologischen Kriterien aus, indem sie entsprechende Projekte fördern.598
Wesentlichen Einfluß üben auch die Wertpapiermärkte aus. Gerät ein Unternehmen durch Umwelt
skandale in die öffentliche Diskussion, so ist im Sinne des zuvor Ausgefuhrten mit signifikanten
Umsatzrückgängen zu rechnen. Die Wertpapierbörse kann dies antizipieren, es werden Kursverluste
auftreten. Hierdurch wird die Möglichkeit des Unternehmens, sich künftig über diese Institution zu finanzieren, negativ beeinflußt. Auch die Eigenkapitalgeber der Unternehmen, die nicht an der
Börse notiert sind, werden durch Umweltskandale in Form von geringeren Renditen betroffen. Dies
ist natürlich kein speziell ökologisches Phänomen, da andere Formen von negativer Publizität die gleichen Wirkungszusammenhänge aufweisen, doch angesichts der hohen Umweltsensibilität darf
dieser Aspekt nicht unterschätzt werden.
595 Vgl. Schmidheiny et al. [Finanzierung 1996], S.3 Iff. 596 Vgl. Knörzer [Untemehmensbeurteilung 1994], S. 181 f.; und Keidel [Umwelt-Management 1998], S.51. 597 Vgl. Bruns [Umweltschutz 1991], S.743ff.; Eschenbach/Müller [Umweltmanagement 1992], S.58f.; Krüger [Ban ken 1992], S.705; Schmidheiny et al. [Finanzierung 1996], S. 163f.; Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.l; Keidel [Prüfungsverfahren 1997], S.4ff.; und Schwarze [Umweltorientierung 1997], S.284ff. 598 Vgl. Steger [Umweltmanagement 1993], S.207f.; Hartmann/Rudolph [Umweltprüflisten 1994], S.20; Drosdek [Management 1996], S.107; Schmidheiny et al. [Finanzierung 1996], S.157; und Herbot/Hahn [Umweltschäden 1997], S.18ff.
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Einen ähnlichen Einflußumfang können auch die Versicherungsunternehmen für sich in Anspruch nehmen. Sie können durch das ihnen zur Verfügung stehende große Anlagevolumen entsprechend
an den Wertpapierbörsen agieren. Weiterhin können die Versicherungen durch die Entscheidung über die Absicherung von Umwelthaftungsrisiken bzw. über die Prämiengestaltung auch in ihrem Kemtätigkeitsfeld auf das einzelne Unternehmen einen unmittelbaren Druck ausüben.599 Die Klimaerwärmung und die damit vermutlich verbundene Erhöhung der Häufigkeit sowie Zerstö
rungskraft von Extremwetterlagen wie Wirbelstürmen, üben aufgrund des höheren Schadenvolu mens ebenfalls Einfluß auf die Versicherungsuntemehmen aus. Besonders betroffen sind die Rück
versicherer, die das Schadensrisiko tragen. Die Versicherungswirtschaft hat zur Verbesserung der Kalkulationssicherheit ein ureigenstes Interesse daran, klimaverändemde Maßnahmen zu
regulieren.600 Der Finanzsektor stellt somit eine weitere wichtige Bezugsgruppe für die Unternehmen dar, die bei
entsprechendem taktischen Geschick auch einen maßgeblichen Einfluß auf die Politik ausüben
kann.601
3 .2.3 Betriebswirtschaftliche Auswirkungen ökologischer Fra gestellungen auf die Unternehmen Nachdem wir die Positionen der Anspruchsgruppen in den vorangegangenen Unterabschnitten her ausgearbeitet haben, schließt sich hier die Diskussion der Umsetzung durch die Unternehmen an. Noch zum Dekadenwechsel bekannte ein Vorstandsmitglied der RWE AG, daß die Umweltsensibi
lität vieler Unternehmen noch nicht lange etabliert sei.602 So kann es kaum verwundern, daß die Öffentlichkeit hinsichtlich der Ökologiesensibilität der Unternehmen sehr skeptisch ist.603 Viele
Konsumenten halten die Industrie für den größten Umweltverschmutzer,604 wobei sicherlich auch ein gewisses Maß an Emotionen dieses Urteil begründet. Ursache dieser Emotionen sind die immer
wieder auftretenden spektakulären Störfalle, die eine negative Wirkung auf die natürliche Umwelt nach sich ziehen, sowie die schleichende Umweltbelastung.605 Teilweise wird der mangelnde Wett
bewerbsdruck, dem die multinationalen Unternehmen ausgesetzt sind, als Ursache für ein unzurei
chend ökologisch ausgerichtetes Produktsortiment benannt.606 Sicherlich kommt den Unternehmen eine große Verantwortung zu, denn sie belasten zum einen durch die Produktion die Umwelt und 599 Vgl. Eschenbach/Müller [Umweltmanagement 1992], S.61; Eberhardt/Ewen [Herausforderung 1994], S.55; Jöris sen [Umwelthaftung 1994], S.95ff; und Giarini [Fabrik 1997], S. 131 f. 600 Vgl. von Weizsäcker [Wettbewerbsvorteil 1993], S.2. 601 Vgl. Schmidheiny et al. [Finanzierung 1996], S. 179ff. 602 Vgl. Krämer [Erschließung 1990], S.l40. 603 Vgl. Ridder [Integrationsfähigkeit 1990], S.149f.; und Röglin [Weg 1990], S.40. 604 Vgl. Wimmer [Einsichten 1993], S.60; und Meffert/Kirchgeorg [Konsumentenverhalten 1997], S.233. 605 Vgl. Tischler [Betriebswirtschaftslehre 1996], S. 17f. 606 Vgl. Balderjahn/Menniken [Management 1996], S.24; und Tischler [Betriebswirtschaftslehre 1996], S.57f.
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versorgen darüber hinaus die Konsumenten mit Produkten, deren Gebrauch ebenfalls häufig bela stend auf die Umwelt wirkt.607 Nur die Unternehmen haben die technische Möglichkeit ökologi
schere Produktaltemativen anzubieten, die bei einer Beibehaltung des Lebensstandards die Bela stung der Umwelt verringern.608 Hierbei muß natürlich relativierend darauf hingewiesen werden,
daß die Konsumenten in den meisten Fällen eine Wahlfreiheit haben, ob sie die umweltbelastenden Produkte erwerben oder nicht.
Demgegenüber bestand schon 1991 der Wunsch des größten Teils der Unternehmerschaft, für sich bzw. ihr Unternehmen ein umweltorientiertes Image anzustreben.609 Der Erhalt der Umwelt ist bei strategischer Betrachtung für die Unternehmen ein Selbstzweck, denn die natürliche Umwelt ist die Existenzvoraussetzung für die Gesellschaft und stellt einen nicht unerheblichen Teil der Produkti
onsfaktoren dar.610 Darüber hinaus bildet eine intakte Umwelt auch die erforderliche Legitimations
basis
für
wirtschaftliche
Tätigkeit
und
verbessert
die
Attraktivität
des
jeweiligen
Wirtschaftsstandortes.611
Hierbei sollte aber nicht der Fehler gemacht werden, lediglich industrielle Unternehmen mit dieser Thematik zu assoziieren. Die Betroffenheit durch ökologische Veränderungen betrifft eine Vielzahl
von Branchen.612 Auch im Bereich der Dienstleister können erhebliche Umweltbelastungen festge stellt werden.613 Aus diesen Gründen wird gefordert, den Erhalt der natürlichen Umwelt als gleich berechtigtes Ziel614 in jede Untemehmensausrichtung zu integrieren.615
607 Vgl. Meffert [Marketing 1990], S.73; Meffert [Ökologie-Management 1991], S.9; Necker [Untemehmensführung 1991], S.6; Stähler [Ökologiemanagement 1991], S.6ff; Schmidheiny/BCSD [Kurswechsel 1992], S.13; und Zahn [Umweltmanagement 1996], S.l60. 608 Vgl. Günther [Konzepte 1991], S.454; und Meffert/Kirchgeorg [Konsumentenverhalten 1997], S.233. 609 Vgl. Stähler [Ökologiemanagement 1991], S.20. 6,0 Vgl. Meller [Unternehmen 1990], S.60; Dietrich [Ökologie 1992], S.179f.; Kreibich [Zukunft 1993], S.22; Klaus [Umweltszenarien 1995], S.64; Löbbe/Halstrick-Schwenk [Industriewirtschaft 1995], S.56; und Abramovitz [Natur 1997], S.136f. 611 Vgl. Winter [Untemehmensführung 1991], S.712; Günther [Untemehmenskonzept 1993], S.6I; Conrad [Umwelt management 1995], S.l35; Klaus [Umweltszenarien 1995], S.64; und Löbbe/Wenke [Umweltschutz 1995], S.16f. 612 Vgl. Meffert [Ökologie-Management 1991], S.ll; Meffert/Kirchgeorg [Konsumentenverhalten 1997], S.218; und Meffert [Marketing 1998], S.1200. 611 Vgl. Lüthje [Umweltmanagement 1992]; Stürmer [Gefahrstoffe 1992], S.75ff.; Gege [Motive 1994], S.113; Urban [Öko-Controlling 1994], S.155; und Schikorra [Umweltmanagement 1995], S.102. 614 Vgl. zur Diskussion hinsichtlich der Aufnahme des Umweltgedankens in die Zielhierarchie der Unternehmen und seiner Kompatibilität mit anderen Untemehmenszielen Fritz et al. [Resultate 1987], S.6; Wagner [Umwelt 1990], S.12ff; Nitze [Umsetzung 1991], S.41; Steven [Integration 1991], S.39; Kreikebaum [Produktion 1992], S.l 13; Roth [Ressourcenschutz 1992], S.18ff; Seidel [Verhältnis 1992], S.2; Steger [Normenstrategien 1992], S.273; Staehle [Umweltschutz 1992], S.80; Balderjahn [Stellungnahme 1995], S.805ff.; Conrad [Umweltmanagement 1995], S.125; Fritz [Gewinn 1995], S.820ff.; Fritz [Umweltschutz 1995], S.347ff.; Gemünden/Kaluza [Umwelt schutz 1995], S.813ff.; Kreikebaum [Plädoyer 1995], S.807ff.; Meffert/Kirchgeorg [Stellungnahme 1995], S.817ff.; Meuser [Umweltschutz 1995]; Raffee/Fritz [Umweltschutz 1995], S.344ff.; und Steger [Anmerkungen 1995], S.81 Off. 6,5 Vgl. Meller [Unternehmen 1990], S.60; und Wieselhuber/Stadlbauer [Ökologiemanagement 1992], S.83.
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Dabei ist festzustellen, daß es zahlreiche Studien gibt, die belegen, daß das Konfliktpotential zwi
schen ökologischer und ökonomischer Ausrichtung gering ist616 bzw. daß ökologisch orientierte
Unternehmen langfristig ökonomisch erfolgreicher sind als ihre Konkurrenten.617 Demnach ist „ein gewisses Maß” an Ökologieorientierung zum reinen Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit sogar erfor
derlich. Mit einem solchen Vorgehen kann die Kostensituation verbessert werden, indem beispiels
weise eine effektivere Rohstoffverwendung praktiziert wird, so daß durch Verminderungen im Input- und Entsorgungsbereich Einsparungen realisierbar sind.618 Hierbei ist es notwendig, zwischen
den verschiedenen Implementierungsformen ökologisch bedingter Produktionsänderungen zu unterscheiden:619 •
Additive Umweltschutzmaßnahmen werden zur ökologischen Optimierung bereits bestehender Anlagen verwendet, um beispielsweise zeitlich später entstandenen gesetzlichen Regelungen zu
genügen. In diesem Zusammenhang ist auch der Terminus End-of-Pipe gebräuchlich. Die öko
nomische Effizienz additiver Umweltschutzmaßnahmen muß kritisch gesehen werden, da eine Nachrüstung meist ein hohes finanzielles Budget erfordert und die genannte effizientere Roh
stoffverwendung nicht zu erwarten ist. Auch ökologisch sind die additiven Maßnahmen selten
als optimale Lösung zu klassifizieren, da beispielsweise der Einsatz eines Filters lediglich die Belastung von einem Medium auf ein anderes nach sich zieht und keine grundsätzliche Lösung
darstellt.620 •
Integrierte Umweltschutztechnologien implementieren ökologische Anforderungen in den Pro
duktionsprozeß. Anstatt die entstandenen Schadstoffe nach ihrer Entstehung durch Filter oder ähnliche Maßnahmen zu verringern wird bei diesem Vorgehen versucht, das Entstehen der
Schadstoffe durch eine intelligente Produktion zu reduzieren.621 Hierbei können zwei Dimensio nen unterschieden werden:
•
Im Rahmen der taktischen Produktionsoptimierung können existierende Anlagen hinsicht lich ihres ökologischen Wirkungsgrades verbessert werden.
616 Vgl. Winter [Untemehmensfiihnmg 1991], S.713; Rittershaus [Umweltschutz 1993], S.74; Coenenberg [Auswir kungen 1994], S.39; Tepper/von Schubert [Umweltinitiativen 1994], S.62f.; und Baum et al. [Erfolg 1996], S. 14 ff. 617 Vgl. GTP [Umweltbericht 1992], S.4; Fritz [Umweltschutz 1993], S.20; und Ehrnsperger [Untemehmensgrundsätze 1994], S.l9. 618 Vgl. Meffert [Marketing 1990], S.82; Meller [Unternehmen 1990], S.58f.; Thielemann [Unternehmung 1990], S.45; Dietrich [Ökologie 1992], S.180f.; Schmidheiny/BCSD [Kurswechsel 1992], S.128; Wieselhuber/Stadlbauer [Ökologiemanagement 1992], S.83; Steger [Greening 1993], S.164; Fromme [Ansätze 1997], S.374f.; Hopfenbeck [Management 1994], S.142f.; Conrad [Umweltmanagement 1995], S.135; Schneidewind [Ökologie 1995], S.37ff.; und Gege [Kosten 1997]. 619 Vgl. Kreikebaum [Innovationsmanagement 1990], S.l 16ff.; Kwiatkowski [Umweltschutz 1994], S.l 10f.; und Pasckert [Wertschöpfungskreisläufe 1997], S.77f. 620 Vgl. Kreikebaum [Innovationsmanagement 1990], S. 116ff.; Kwiatkowski [Umweltschutz 1994], S.l 10; Steger [Management 1994], S.87; Kaluza [Technologiemanagement 1996], S.55ff.; Ostendorf/Lee [Umweltauswirkungen 1996], S.204; Böhm/Hiessel [Trends 1997], S.l 12ff.; Kaluza/Pasckert [Kreislaufwirtschaft 1997], S.120ff.; und Pasckert [Wertschöpftmgskreisläufe 1997], S.78ff. 621 Vgl. Kreikebaum [Innovationsmanagement 1990], S.l 16ff.; Kreikebaum [Umweltschutz 1992], S.258ff.; Kwiat kowski [Umweltschutz 1994], S.l 10; Kaluza [Technologiemanagement 1996], S.58; Kaluza/Pasckert [Kreislauf wirtschaft 1997], S.122ff.; Pasckert [Wertschöpfungskreisläufe 1997], S.80ff.; Jäschke et al. [Optimierung 1998], S.56ff.; und Schwarz/Zettl [Prozeßinnovationen 1998], S.31 Of.
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•
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Eine Implementierung ökologischer Aspekte in die strategische Planung wird als zweite Alternative genannt. Hierbei sind natürlich noch mehrere Parameter wählbar.622 Stellen
weise wird dieses Vorgehen im Schrifttum auch als umweltgerechte Innovation
klassifiziert.623 Grundsätzlich ist hierin kein Widerspruch zu sehen, denn eine umweltorien tierte Innovation wird regelmäßig einen entsprechenden Vorlauf erfordern. •
Als dritte Stufe wird im Schrifttum der produktintegrierte Umweltschutz diskutiert. Hier wird
bei der Betrachtung nicht mehr ausschließlich die reine Produktionsanlage, sondern auch das Produkt mit einbezogen. Einer solchen Sichtweise kommt besondere Bedeutung zu, wenn das
Produkt ökologisch wesentlich problematischer einzustufen ist als der Produktionsprozeß. In diesem Zusammenhang kommt der bereits angesprochenen Berücksichtigung des gesamten
Lebenszyklus des Produktes eine entscheidende Bedeutung zu.624
Es muß betont werden, daß es insbesondere End-of-Pipe Maßnahmen sind, die implizit unterstellt
werden, wenn der Umweltschutz als eindimensionaler Kostentreiber klassifiziert wird. Durch die anderen hier diskutierten Vorgehensweisen sind grundsätzlich auch Verbesserungen der Kostensi
tuation möglich.625 Ein weiterer wichtiger Gesichtspunkt ist die Übernahme von Eigenverantwortung, um restriktive
und vor allem inflexible gesetzliche Vorgaben zu verhindern.626 Dies ist natürlich für das einzelne Unternehmen schwer, aber dann besonders erfolgsversprechend, wenn branchenweit ein abge
stimmtes Vorgehen praktiziert wird. Ein weiteres wichtiges Argument, auch innovativ im Umwelt
schutz tätig zu sein, sind Fördermittel, die durch die öffentlichen Auftraggeber vergeben werden.627 Darüber hinaus lassen sich im Inland bereits verwendete Umweltinnovationen häufig sehr gut exportieren. Oft tritt eine öffentliche Institution als Nachfrager auf. Besonderes Merkmal dabei ist,
daß in diesem Markt der Preis eine untergeordnete Bedeutung hat, vielmehr stehen qualitative Aspekte im Zentrum des Interesses.628 Eine Ökologieorientierung, beispielsweise als Antwort auf
622 Vgl. Kaluza/Pasckert [Kreislaufwirtschaft 1997], S. 122ff.; und Pasckert [Wertschöpfungskreisläufe 1997], S.80ff. 623 Vgl. Kreikebaum [Innovationsmanagement 1990], S.l 16ff.; und Kwiatkowski [Umweltschutz 1994], S.l 11. 624 Vgl. Kaluza [Technologiemanagement 1996], S.58f.; Kaluza/Pasckert [Kreislaufwirtschaft 1997], S.124ff.; und Pasckert [Wertschöpftmgskreisläufe 1997], S.84ff. 623 Vgl. Strebel [Umweltschutzmanagement 1992], S.151; Wicke [Plädoyer 1992], S.22fT.; und Schneidewind [Ökolo gie 1995], S.37ff. 626 Vgl. Meller [Unternehmen 1990], S.65; Steger [Untemehmensführung 1990], S.50f.; Thielemann [Unternehmung 1990], S.45; Reuter [Umweltmanagement 1991], S.16; BDI [Evaluierung 1992], S.99ff.; Steger [Umweltmanage ment 1992], S.50ff.; Scharrer [Umweltpolitik 1993], S.529; Hulpke [Umweltmanagement 1994], S.228; und Kösters [Umweltmanagement 1997], S.171. Antes [Organisation 1992], S.488, vertritt hingegen die Auffassung, daß die Unternehmen trotz restriktiver Umweltauflagen noch erheblichen Gestaltungsspielraum vorfanden. 627 Vgl. Antes [Umweltschutzinnovationen 1988], S.80f.; und Hofimann [Finanzhilfen 1991], S.796. 621 Vgl. Wackerbauer et al. [Umweltschutzmarkt 1990], S.35f.; Reuter [Umweltmanagement 1991], S.14; Schmidheiny/BCSD [Kurswechsel 1992], S.128; Hartmann/Rudolph [Umweltprüflisten 1994], S.20; Schulz/Schulz [Öko management 1994], S.217; Löbbe/Halstrick-Schwenk [Industriewirtschaft 1995], S.56; und Lechtenböhmer [Süd ostasien 1997], S.24.
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den Wertewandel der Konsumenten zur Akzeptanzsteigerung der eigenen Produkte, erfüllt eben
falls eine wettbewerbsverbessemde Funktion.629 Eine ökologische Ausrichtung übt auf die künftige630 Wettbewerbsfähigkeit ebenfalls einen positi
ven Einfluß aus, wenn die Unternehmen hiermit einen Teil der eintreffenden Anforderungen
antizipieren.631 In diesem Zusammenhang wird vermutet, daß die bisher wirksamen Wettbewerbs faktoren künftig an Bedeutung verlieren und ökologische Fragestellungen gleichzeitig zu dominie renden Parametern werden.632 Daraus folgert zwangsläufig, daß Unternehmen, die hier mit einem
time-lag reagieren, künftig nur aus einer defensiven Position heraus tätig werden können.633 Auch uneigennützige Ziele, wie die gesellschaftliche oder rechtsstaatliche Verantwortung, werden
als Beweggründe für den Umweltschutz angeführt.634 Hierbei sollte nicht übersehen werden, daß die Erreichung dieser uneigennützigen Ziele zumindest imagesteigemd wirken und somit einen positi ven Einfluß auf die meisten Stakeholdergruppen ausüben dürfte.
Angesichts der Vielzahl der Argumente, die für eine ökologische Ausrichtung sprechen, kann es
kaum verwundern, daß sich ganze Reihen von Unternehmen in diesem Bereich erfolgreich engagiert haben.635 Hierbei kann auf eine Vielzahl von namhaften Unternehmen hingewiesen werden, obwohl es auch Stimmen gibt, die betonen, daß seitens des Untemehmenssektors insgesamt zu wenig Initia tive gezeigt wird.636
629 Vgl. Meller [Unternehmen 1990], S.58; Schmitt [Energiewirtschaft 1990], S.123; Thielemann [Unternehmung 1990], S.45; Nagler [Wirtschaftsethik 1991], S.26; Staehle [Umweltschutz 1992], S.80f.; Wieselhuber/Stadlbauer [Ökologiemanagement 1992], S.84L; Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1993], S.39ff.; Rebe [Risse 1993], S.32; Hartmann/Rudolph [Umweltprüflisten 1994], S.l9; Hulpke [Umweltmanagement 1994], S.227; Strebel [For schung 1994], S.1092; Müller [Leistungen 1995], S.283; Kaluza [Technologiemanagement 1996], S.57; und Fuji tani [Milliardengeschäft 1997], S.28. 630 Eine kurzfristige Verschlechterung der Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Kanon kann jedoch nicht ausge schlossen werden. Vgl. Schneidewind [Ökologie 1993], S.20. 631 Vgl. Töpfer [Umweltfreundlichkeit 1985], S.251; Steger [Untemehmensführung 1990], S.51; Thielemann [Unter nehmung 1990], S.45; Annighöfer [Wettbewerbsvorteile 1991], S.149; Höggren [Importance 1991], S.246; Bonus [Umweltökonomie 1992], S.41; Schmidheiny/BCSD [Kurswechsel 1992], S.l28; Wieselhuber/Stadlbauer [Ökolo giemanagement 1992], S.83; GTP [Umweltbericht 1992], S.4; Birke/Schwarz [Umweltschutz 1994], S.26; Egner/Dietz [Unterstützung 1994], S.75ff.; und Löbbe/Wenke [Umweltschutz 1995], S.21. In diesem Zusammen hang können BUIS einen wichtigen Beitrag leisten. Vgl. Kaluza [Umweltinformationssysteme 1997], S.61 f. 632 Vgl. Dyllick/Belz [Einleitung 1994], S.12; und Liesegang [Lernprozesse 1995b], S.l59. 633 Vgl. Meller [Umweltinitiativen 1992], S.221; und Hartmann/Rudolph [Umweltprüflisten 1994], S.20. 634 Vgl. BJU [Umweltschutz 1989], S.4; Bruhn [Perspektive 1990], S.36ff.; Winter [Untemehmensführung 1991], S.712; und Conrad [Umweltmanagement 1995], S.2. 635 Vgl. Dyllick [Untemehmensführung 1989], S.30; Meffert/Ostmeier [Umweltschutz 1990], S.10; Ehrnsperger [Untemehmensgrundsätze 1994], S.l9; Meerbote/Scholz [Aufbau 1994], S.212; und Gege [Erfolgsbeispiele 1997]. 636 Vgl. Bode [Strategie 1992], S.207ff.; Schmidheiny/BCSD [Kurswechsel 1992], S.125; Günther [Untemehmenskonzept 1993], S.61; und Zahn [Umweltmanagement 1996], S.l57.
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Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Als positive Beispiele werden in der Literatur unter anderem genannt:637 •
•
IBM, wo der Umweltschutz mit zu den dringlichsten Untemehmenszielen gezählt wird.638
Die Einführung des Schlauchbeutels aus Polyethylen als ökologisches Milchverpackungsme
dium ermöglichte dem einführenden Unternehmen, innerhalb eines Jahres fast ein Drittel des
schweizerischen Marktes zu erobern.639 •
Auch die Schmitz-Werke GmbH & Co., ein deutsches mittelständisches Textiluntemehmen, war schon früh mit seiner ökologischen Orientierung erfolgreich. Hier wurden bei der Verwen
dung bestimmter Chemikalien schon im Vorfeld durch die Unternehmensleitung Standards ein
geführt, die später gesetzliche Anforderungen werden sollten.640 •
Schon 1972 implementierte das Unternehmen Winter & Sohn ökologischer Fragestellungen in
ihren Zielkatalog und realisierte diesen selbst formulierten Anspruch mit großem Erfolg in der Praxis.641 •
Auch die in der Bekleidungsindustrie tätige Steilmanngruppe wird zu den erfolgreichen ökolo
•
Besondere Beachtung verdient in diesem Zusammenhang auch die Rank Xerox GmbH, die in
gisch ausgerichteten Unternehmen gezählt.642
der Kopierer-Branche tätig ist. Die Ursprünge ihrer Umweltorientierung liegen bereits mehr als
eine Dekade zurück.643 Initiator der umweltgerechten Ausrichtung waren nicht die Anforderun gen von Stakeholdergruppen, sondern die Erkenntnis, daß hierdurch neben einer Akzeptanzer
höhung, auch direkte positive Auswirkungen auf ökonomischer Ebene zu erwarten waren. Die Zielsetzung der Verbrauchsminimierung hat mittlerweile dazu geführt, daß heutige Produkte
bereits in der Entwicklungsphase unter Beachtung der späteren Wiederverwendung von Kom ponenten konzipiert werden. Die Wiederverwendungsquote eigener Altprodukte in die Produk tion überstieg bereits 1996 die 70 Prozentmarke. Die Recyclingquote erreichte teilweise sogar
bis zu 80 Prozent der eingesetzten Bauteile; gemessen am Gesamtgewicht entspricht dies einem Wert von 97 Prozent.644 Durch diese Vorreiterrolle ist ein Vorsprung erwachsen, der zu einer
Vorwegnahme bzw. Übererfüllung gesetzlicher Standards genutzt wird.645 •
Selbst im Bereich der distributionsorientierten Unternehmen, wie des Otto-Versandes und des
schweizerischen Unternehmens Migros, sind ökologische Orientierungen feststellbar.646
637 Weitere Beispiele finden sich bei Gege [Motive 1994], S. 103ff.; und der Industriellenvereinigung [Umweltmanage ment 1995], S.20ff. 638 Vgl. Rhotert [Umwelt-Auditing 1992], S.l 19ff.; und Gege [Motive 1994], S.96f. 639 Vgl. Dyllick/Belz [Einleitung 1994], S.lOff.; und Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.3f. 640 Vgl. Schmitz [Abwasserkonzept 1994], S.233ff. 641 Vgl. Winter [Unternehmen 1987]; und Winter [Unternehmen 1988], S.54ff. 642 Vgl. Steilmann [Umweltmarketing 1994], S.208. 643 Vgl. Rank Xerox [Umweltschutzbericht 1996], S.42. 644 Vgl. Desler [Stellungnahme 1996], S.5ff.; und Blecker [Aspekte 1998], 645 Vgl. Rank Xerox [Umweltschutzbericht 1996], S.3 und S.38; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.709ff. 646 Vgl. Rogall [Gestaltung 1993], S.209.
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Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Weder erhebt diese Aufzählung den Anspruch auf Vollständigkeit noch soll bestritten werden, daß es auch in der Gegenwart eine Vielzahl von Unternehmen gibt, die trotz der Mißachtung jeglichen
ökologischen Denkens ökonomisch erfolgreich sind. Die obigen Beispiele dienen uns dazu, den immer noch anzutreffenden Stimmen im Schrifttum energisch zu widersprechen, die behaupten,
daß ökologische Orientierung nicht mit ökonomischem Erfolg kompatibel sei.647 Knell
et al.
diskutieren an mehreren weiteren Fallbeispielen erfolgreiche
ökologische
Produktgestaltungen.648 Als Resümee fassen sie zusammen, daß mehrere Parameter einen positiven
Einfluß auf den Geschäftserfolg ausüben. Hierzu zählen sie:649 •
Eine Verbindung aus ökologischer Sensibilität und wirtschaftlicher Orientierung,
•
einen möglichst direkten Kontakt zum Konsumenten
•
sowie die Kompatibilität von Bekenntnis und Handeln.
Die Übereinstimmung von ökologischem Bekenntnis und tatsächlichem Handeln wird auch von anderen Autoren eingefordert.650 Die konkrete Realisierung dieser Anforderung durch die Unterneh men wird hingegen sehr kritisch gesehen und als zentrales Problem auf dem Weg zu einem ökologi schen Marketing eingestuft.651 Hinterfragt man die Ursachen für dieses unkompatible Verhalten so ist ein wichtiges Argument, daß
die sachgerechte Umsetzung ökologischer Aspekte meist nur unter einem hohen finanziellen
Risiko652 möglich ist und zumindest temporär die Ertragskraft des Unternehmens verschlechtert.653 Dies gilt in besonderem Maße für additive Maßnahmen, wie einen zusätzlichen Filtereinsatz.654
Kapitalintensive Investitionen verringern darüber hinaus die Flexibilität des Unternehmens. Die
647 Vgl. Nagler [Wirtschaftsethik 1991], S.26; Ehrnsperger [Untemehmensgrundsätze 1994], S.l9; und Tischler [Betriebswirtschaftslehre 1996], S.558. 648 Vgl. Knell et al. [Senkrechtstarter 1993], S. 15 ff. 649 Vgl. Knell et al. [Senkrechtstarter 1993], S.20 Iff. 650 Vgl. Meffert [Schlußbemerkung 1987], S.124E; Töpfer [Dimension 1992], S.82; Gege [Umweltschutz 1993], S.72; Braun [Umweltkommunikation 1994], S.141; Eberhardt/Ewen [Herausforderung 1994], S.6; Teitscheid [Umwelt schulung 1994], S.l 16; und Volk [Verantwortung 1994], S.l30. 651 Vgl. Bode [Strategie 1992], S.215f.; Däubler [Betriebsverfassung 1992], S.136T; Dressbach [Etikettenschwindel 1992], S.2; Wieselhuber/Stadlbauer [Ökologiemanagement 1992], S.42; Gege [Umweltschutz 1993], S.66; Kaas [Informationsprobleme 1993], S.33; Dyllick/Belz [Untemehmensentwicklung 1994], S.67; Brors [Bewußtsein 1996], S.12; FES [Umweltschutz 1996], S.l; und Bodenstein et al. [Konsumentenentscheidungen 1997], S.28. 652 Vgl. zur Implementierung ökologischer Aspekte in Investitionskalküle Rückle [Investitionskalküle 1989], S.51 ff.; und Rückle [Investition 1992], S.45 Iff. 653 Vgl. o.V. [Zusammenfassung 1987], S.121; Meffert [Marketing 1988], S.l53; Burghold [Marketing 1990], S.221; Meffert [Marketing 1990], S.93; Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.l; und Pfriem [Wettbewerbsvorteile 1997], S.VII. Die oft anzutreffende mangelnde Zahlungsbereitschaft der Konsumenten für ökologische Produkte wurde bereits im Abschnitt 3.2.2.1 thematisiert. Teilweise wird aber auch die unzureichende Erfassung der Erlös komponenten als Ursache für die schlechte ökonomische Beurteilung ökologischer Maßnahmen benannt. Vgl. Endres/Staiger [Umweltpolitik 1995], S.128ff. 654 Vgl. Böhm/Hiessel [Trends 1997], S.l 12.
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Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Anforderung der Stakeholdergruppe, Eigentümer, die eine ertragreiche Anlage realisiert wissen wol len und Arbeitnehmer, die einen krisensicheren Arbeitsplatz fordern, können deshalb mit der ökolo
gischen Anforderung kurzfristig nur schwer in Einklang gebracht werden.655 Relativierend wirkt zumindest bei gesamtwirtschaftlicher Betrachtung, daß die durchschnittliche Belastung der deutschen Industrie mit 1,5 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP) für ökologische Anforderungen kaum von der Belastung anderer Industrienationen abweicht. Natürlich ist dieser
Wert zur Beurteilung der untemehmensindividuellen Situation ungeeignet, da hier Branchenspezi fika keine Berücksichtigung finden.656
Ein weiterer ganz wichtiger Grund für das Auseinanderklaffen zwischen ökologischem Image im Marketing und tatsächlichem Handeln wird von Spiller angesprochen, denn nach seinem Kenntnis stand - und hier schließen wir uns an - ist bisher eine solche Diskrepanz weder „...öffentlich [noch]
... marktwirksam angegriffen... ”657 worden. Stellt ein Unternehmen fest, daß ein ökologischer Anschein - zumindest temporär - genügt, um, wie zuvor beschrieben, seine Wettbewerbsposition zu
verbessern, so entsteht kein Anreiz, wirklich etwas zu verändern.
In Deutschland existieren gegenwärtig verschiedene Förderungsmöglichkeiten für ökologische
Maßnahmen in Unternehmen. Besonders kleine und mittlere Unternehmen kennen diese Möglich keiten jedoch oftmals nicht, da ihnen finanzielle und personelle Ressourcen fehlen, um sich fundiert
zu informieren.658 Ein weiterer Aspekt, der ein Umweltengagement schwierig erscheinen läßt ist die Tatsache, daß gerade die Ingenieure im Umweltbereich wenig sachorientiert sind und die Marktchancen ökologi
scher Produkte zu wenig berücksichtigt werden.659 Um die angeführten Problemfelder zu umgehen, werden verschiedene Vorgehensweisen von nicht umweltorientierten Unternehmen praktiziert. Hierzu zählen:
•
Die Mißachtung von Umweltschutzmaßnahmen,660 welches in Anbetracht der hohen Umwelt sensibilität der Gegenwart ein risikoreiches Vorgehen ist.
•
Produktionsauslagerungen in Länder mit niedrigeren Umweltstandards. Dies ist zwar in eini
gen Fällen nur ein Zeitgewinn, da auch an den neuen Produktionsstandorten die 655 Vgl. Meffert et al. [Marketing 1986], S.l57; Meffert et al. [Untemehmensverhalten 1986], S.7f.; Meller [Unterneh men 1990], S.59; Kreikebaum [Produktion 1992], S.96; Schmidheiny/BCSD [Kurswechsel 1992], S.125; Adam [Anforderungen 1993], S.5ff.; Strebel [Forschung 1994], S.l092; Gressly [Umweltschutzkosten 1995], S.344; FES [Umweltschutz 1996], S.2; und Steger [Konzeption 1997], S.l5. 656 Vgl. Löbbe/Wenke [Umweltschutz 1995], S.l6. 657 Spiller [Produktpolitik 1996], S.243. 658 Vgl. Mink [Betriebskonzepte 1992], S.193; Raffde et al. [Umweltschutz 1992], S.243; und Wicke et al. [Umweltökonomie 1992], S.41. 659 Vgl. Bonus [Umweltökonomie 1992], S.39. 660 Vgl. Terhart [Befolgung 1986], S.48ff.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 97 -
Umweltstandards verschärft werden können.661 Es erscheint bei entsprechender Geisteshaltung und Datenkonstellation jedoch als der oftmals optimale Weg. •
Anlagen, die aufgrund nicht mehr aktueller Bewertungsverfahren genehmigt worden sind, wer
den trotz besserer verfügbarer Technik weiterhin genutzt, bis staatliche Vorschriften eine Ver änderung erzwingen. Auf diesen Zwang haben sich die Unternehmen nicht vorbereitet, so daß
sie dann unter Zeitdruck Abhilfe schaffen müssen. Dieses geschieht häufig nicht mittels eines integrierten Konzeptes, sondern mit (teuren) End-of-Pipe Maßnahmen.662 Für Unternehmen mit
einem solchen Vorgehen gestalten sich die Umweltmaßnahmen dann wirklich als reine
Kostentreiber.663
Die vorgenannten Vorgehensweisen können nicht überzeugen, doch gibt es seitens der Unterneh men Kritikpunkte, die durchaus sachgerecht sind: •
Zur Verbesserung der globalen Umweltsituation ist es sachdienlicher, erste Standards beispiels
weise in den Entwicklungsländern zu initiieren, als in den Industrienationen ohne Rücksicht auf die Kostensituation alles technisch Machbare realisieren zu wollen.664 Wenn diesem Gedanken
auch grundsätzlich gefolgt werden kann, so ist doch die Operationalisierbarkeit in Frage zu
stellen. •
Weitere Kritikpunkte - denen hier gefolgt werden kann - sind der fehlende finanzielle Anreiz zur Unterschreitung gesetzlicher Standards sowie deren mangelhafte Unterstützung auf der
Verwaltungsebene.665
•
Die mangelnde Planbarkeit von künftigen Umweltanforderungen wird durch die Unternehmen
ebenfalls kritisiert.666 Hier scheint unzureichendes Fachwissen der entsprechenden Verantwortli chen des staatlichen Sektors ein maßgeblicher Faktor zu sein. Zusammenfassend für diese gesamtwirtschaftliche Betrachtung läßt sich somit feststellen, daß Unternehmen, die erfolgreich am Markt operieren wollen, ökologische Fragestellungen nicht
661
662 663 664
665
666
Vgl. Wieselhuber/Stadlbauer [Ökologiemanagement 1992], S.82. Schulz/Schulz [Ökomanagement 1994], S.l98, vertreten in diesem Zusammenhang die Auffassung, daß ökologische Anforderungen alleine keinen Standortwech sel verursachen. Vgl. Strunz [Umweltmanagement 1993], S.86; und Müller [Leistungen 1995], S.321 f. Vgl. Wicke [Plädoyer 1992], S.9f. Vgl. Töpfer [Dimension 1992], S.88f.; Müller [Ökonomie 1993], S.144ff.; Müller [Leistungen 1995], S.364; Kaluza [Technologiemanagement 1996], S.59; Kessler [Klimaschutz 1996], S.29; Goffart [Markt 1997], S.l2; und o.V. [Treibhaus 1997], S.228. Vgl. Specht [Organisation 1988], S.45; Klemmer [Effekte 1990], S.266; Klemmer [Umweltschutz 1990], S.20L; Meller [Unternehmen 1990], S.65; Gerybadze [Management 1992], S.413; Eberhardt/Ewen [Herausforderung 1994], S.6; Gieske [Management 1994], S.14; Günther [Umweltqualität 1994], S.73; Hinterberger/Liedtke [Stoff strom-Management 1994], S.38; Umbach [Forschung 1994], S.10; Löbbe/Halstrick-Schwenk [Industriewirtschaft 1995], S.57; Zahn [Umweltmanagement 1996], S.158f.; und Kösters [Umweltmanagement 1997], S.171. Vgl. Dehmel [Einfluß 1990], S.l55; Klemmer [Umweltschutz 1990], S.21 f.; Gregor [Produktion 1993], S.l64; und Eberhardt/Ewen [Herausforderung 1994], S.6f.
Seite - 98 -Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
grundsätzlich ignorieren dürfen. Eine gelebte Umsetzung ist damit aber noch nicht zwingend
verbunden.667
Jedoch kam man im Rahmen der Untersuchung der Forschungsgruppe umweltorientierte Untemehmensführung (FUUF) schon 1991 zu dem Ergebnis, daß die Unternehmen kurz davor stünden, eine umweltorientierte Untemehmensführung zu implementieren, auch wenn die Umsetzung stellen weise defizitär sei.668 Andere Meinungen stufen das Umweltverhalten der meisten Unternehmen als
wenig ausgeprägt ein.669 Die konservative Geisteshaltung vieler Manager ist hierfür als ein wesent
licher Grund zu sehen.670 Der nachrückenden Generation von Managern wird bezüglich dieser The
matik eine größere Sensibilität unterstellt.671 Aufgrund der sich im Bereich ernsthafter Umweltorien tierung oft erst langfristig einstellenden monetären Erfolge entsteht hier ein Interessenkonflikt,672 gerade für das Top-Management. Die Unternehmensleitung ist aus Eigeninteressen oft kurzfristig ausgerichtet, da es fraglich ist, ob strategische Maßnahmen sich in ihrer Amtszeit oder erst in der
ihrer Nachfolger amortisieren.673
Vgl. Schmitt [Energiewirtschaft 1990], S.l23. Vgl. Andreas [Ergebnisse 1991], S.574. Vgl. Wicke et al. [Umweltökonomie 1992], S.671. Vgl. Stähler [Ökologiemanagement 1991], S.21f. Vgl. von Rosenstiel [Führungsnachwuchs 1992], S.l04. Es gehört zu den originären Aufgaben des Topmanagements, die Unternehmung auf strategische Herausforderun gen wie ökologische Fragen vorzubereiten. Vgl. Rittershaus [Umweltschutz 1993], S.74. 673 Vgl. Strebel [Forschung 1994], S.1094ff.
667 668 669 670 671 672
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 99 -
3.3 Instrumente und Wettbewerbsstrategien zur Begeg nung der ökologischen Herausforderung Im betriebswirtschaftlichen Schrifttum gab es bereits in der ersten Hälfte der 70er Jahre erste Ansät
ze, sich mit ökologischen Fragestellungen auseinanderzusetzen.674 Dennoch wird von einigen Auto
ren das Jahr 1978 als Beginn der betriebswirtschaftlichen Ökologiediskussion genannt. Dem Beitrag von Müller-Wenk675 kommt hier eine besondere Bedeutung zu.676 Nach Einschätzung einiger Auto ren wurde der Ökologie lange Zeit nicht genügend Raum677 bzw. Anerkennung678 gewidmet. Diese
anfängliche, möglicherweise vorhandene Geringschätzung ist mittlerweile sicherlich überwunden,
denn heute ist die Thematik durch eine große Anzahl von Veröffentlichungen gekennzeichnet.679
3.3.1 Isolierte ökologische Instrumente Es steht schon seit einiger Zeit außer Frage, daß sich auch die Betriebswirtschaftslehre an die ökolo
gische Herausforderung anpassen muß.680 Zur Operationalisierung dieser Anpassung wird eine Viel
zahl von Instrumenten diskutiert.681 Die in der Literatur besonders kontrovers diskutierten Erschei nungsformen stellen wir nachfolgend vor:
•
Umweltzeichen,
•
Öko-Bilanzen und Öko-Controlling,
•
Öko-Audit und
•
Materialinput pro Serviceeinheit (MIPS) Operationalisierung ökologischer Anforderungen
in die Produktion.
Umweltzeichen:
Das Informationsdefizit der Konsumenten gegenüber den Produzenten wird als ein wesentliches
Hemmnis zu einem ökologisch orientierten Kaufverhalten eingestuft.682 Die vorhandene Informati onsdifferenz soll durch die Vergabe ökologischer Gütesiegel verringert werden.683 Diese Zeichen
können für den Konsumenten komprimierte Informationen hinsichtlich der ökologischen Verträg lichkeit bereitstellen und ihm damit eine Orientierungshilfe bei der Kaufentscheidung Vgl. Eichhorn [Umweltschutz 1972]; und Heinen/Picot [Kostenauffassungen 1974]. Vgl. Müller-Wenk [Buchhaltung 1978]. Vgl. Butterbrodt et al. [Umweltmanagement 1995], S.l03; und Schneidewind [Ökologie 1995], S.l6. Vgl. Stähler [Ökologiemanagement 1991], S.l. Vgl. Seidel/Menn [Lage 1987], S.27. Vgl. Mildenberger [Management 1996], S.253. Vgl. Günther [Konzepte 1991], S.438; Beckenbach [Theorie 1990], S.6ff; und Kreikebaum [Produktion 1992], S.73ff. 681 Vgl. Eberhardt/Ewen [Herausforderung 1994], S.l7. 682 Vgl. Adler/Mackwitz [Öko-Tricks 1992]. 683 Vgl. Bonus [Umweltlizenzen 1995], S.301 f.; und Meffert/Kirchgeorg [Zertifizierung 1995], S.40.
674 675 676 677 678 679 680
Seite - 100 -Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
umweltsensibler Produkte geben.684 Viele Stimmen im Schrifttum beurteilen eine solche Kennzeich
nung als positiv.685
Doch schon zum Dekadenwechsel in die 90er Jahre sah sich der Konsument einer Vielzahl von ver schiedensten Umweltzeichen gegenüber.686 Die Problematik nahm im weiteren Zeitverlauf noch
wesentlich zu.687 Besonderer Kritikpunkt ist die Vergabe eigenständiger Zeichen durch Unterneh men oder Verbände, die lediglich einen isolierten Aspekt in den Vordergrund stellen.688 Zu einer
sachgerechten Beurteilung ist eine differenziertere Untersuchung erforderlich.
Betrachtet man die Vergabe des europaweit gültigen Umweltzeichens689 stellt man bedauerlicher weise fest, daß aufgrund der bestehenden Interessendifferenzen der einzelnen Mitgliedsstaaten die
praktische Relevanz sehr gering ist.690 Spiller weist in diesem Zusammenhang auf die schlechte finanzielle Ausstattung von Vergabeinsti
tutionen für ökologische Zeichen hin. So fehlten selbst der Stiftung Warentest die finanziellen Mög lichkeiten zu einer umfassenden Ökologieverträglichkeitsprüfiing. Institutionen, die im Auftrage der Produzenten handeln, stuft er tendenziell als noch finanzschwächer und damit zwangsläufig noch
abhängiger von der Auftragserteilung ein, so daß hier die Objektivität zumindest sehr kritisch gese
hen werden müßte.691 Dieser Einschätzung schließen wir uns an. Das Umweltbundesamt ist wirtschaftlich unabhängig und will die Vergabe seines Umweltzeichens,
dessen Lizenzen vom Deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V. vergeben wer den, grundsätzlich restriktiv handhaben.692 Trotzdem ist auch das Gütezeichen dieser Institution, der
„Blaue Engel”, in die Kritik geraten.693 Dieses Zeichen wird dann vergeben, wenn das zu beurtei
lende Produkt, gemessen an direkten Konkurrenzprodukten, eine höhere Umweltverträglichkeit auf weist und hinsichtlich Gebrauchsfahigkeit und Sicherheitsaspekten keine Defizite bestehen.694 An
der Vergabe des Umweltengels für Produkte, die grundsätzlich als ökologisch problematisch einge stuft werden, setzt ein Teil der Kritik an.695 Der hierbei gewählte Vergleichsmaßstab, das 684 Vgl. Monhemius [Kaufverhalten 1993], S.147; und Hopfenbeck [Betriebswirtschaftslehre 1998], S.852f. 685 Vgl. Kuby [Wachstum 1983], S.3ff; Stähler [Ökologiemanagement 1991], S.l4; Töpfer [Dimension 1992], S.81; Wicke et al. [Umweltökonomie 1992], S.619f.; Gege [Umweltschutz 1993], S.71; Monhemius [Kaufverhalten 1993], S.l47; Kaas [Marketing 1994], S.104f.; Meffert/Kirchgeorg [Grundlagen 1994], S.56; Steger [Management 1994], S.75; Hopfenbeck [Betriebswirtschaftslehre 1998], S.852f.; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.306f. 686 Vgl. Burghold [Marketing 1990], S.187f.; und Obermeier [Synopse 1990], S.308. 687 Vgl. Ingerl [Werbung 1995], S.60. 688 Vgl. Kaas [Marketing 1994], S.103; und Ingerl [Werbung 1995], S.60. 689 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Zertifizierung 1995], S.5. 690 Vgl. Spiller [Produktpolitik 1996], S.261. 691 Vgl. Spiller [Produktpolitik 1996], S.247 und S.258ff. 692 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.308. 693 Vgl. Tischler [Umweltökonomie 1994], S.64; und Spiller [Produktpolitik 1996], S.260. 694 Vgl. Burghold [Marketing 1990], S.150. 695 Vgl. Berger [Umweltberatung 1991], S.757; und Hopfenbeck [Management 1994], S.321.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
„durchschnittliche”
Produkt
dieser
wenig
Seite - 101 -
umweltsensiblen
Produktart,
wird
als
falsch
klassifiziert.696 Ein anderer Kritikpunkt zielt auf die Kompetenz des Vergabegremiums ab, das stel
lenweise nicht über eine ausreichende Fachkenntnis verfugt.697 Gegen
die
Vergabe
eines
Umweltzeichens durch
einen Branchenverband
spricht
das
Verbandsinteresse des Mitgliederschutzes. Statt eine ökologische Ausrichtung zu dokumentieren,
werden Kennzeichnungen dieser Art eher der Verhinderung strengerer gesetzlicher Auflagen oder
der Benachteiligung nicht verbandsangehöriger Unternehmen dienen.698 Stellenweise wird im Schrifttum dennoch die Initiierung eines branchenweiten Gütesiegels als interessante Alternative
diskutiert.699 Als Fazit bleibt festzuhalten, daß die Umweltzeichen grundsätzlich nicht ausreichend sind, die öko
logische Kompetenz erfolgreich zu beweisen. Dafür ist dieses Instrument zu oft leichtfertig
gebraucht worden.700 Für ein wirklich ökologisch ausgerichtetes Unternehmen besteht die Gefahr, daß es mit der Verwendung dieses Instrumentes zur Kategorie der Unternehmen gezählt wird, die lediglich eine ökologische Ausrichtung kommunizieren, ohne sie mit wirklichem Verhalten zu untermauern.
Diese
Problematik besteht
besonders
für Umweltkennzeichen,
die
durch
Unternehmen, Branchenverbände etc. initiiert werden. Auch Umweltzeichen, die nach einer Prüfung
durch öffentliche Vergabestellen erteilt werden, können kaum nachhaltig als Vorteil verteidigt wer den, d.h. die Konkurrenz wird in absehbarer Zeit ebenfalls eine solche Kennzeichnung anstreben.701 Öko-Bilanz und Öko-Controlling:
Ein wesentliches Defizit der betrieblichen Rechnungslegung wird in den begrenzten Möglichkeiten der Berücksichtigung ökologischer Sachverhalte gesehen. Es gibt nur wenige Ansatzpunkte, ökolo
gische Fragestellungen in die Bilanz zu integrieren. Bestehende Rechnungslegungsvorschriften sehen ausschließlich die Berücksichtigung der monetären Dimension vor, die ökologische Wirkung bleibt für den Leser jedoch weitgehend verborgen.702 So kann es nicht verwundern, daß die Forde rung nach einer weitergehenden Integration der Ökologie in das Rechnungswesen schon lange dis
kutiert wird.703 Stellenweise wird in Instrumenten wie der Öko-Bilanz704 ein möglicher Ansatz 696 Vgl. Eberhardt/Ewen [Herausforderung 1994], S.8. 697 Vgl. Desler [Stellungnahme 1996], S.8. 698 Vgl. Gege [Umweltschutz 1993], S.72; Spiller [Produktpolitik 1996], S.248f.; und Tischler [Betriebswirtschafts lehre 1996], S.505f. 699 Vgl. Schneidewind [Chemie 1995], S.34. 700 Vgl. Schmidheiny et al. [Finanzierung 1996], S.l 10; und Latsch [Siegel 1998], S.56. 701 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Zertifizierung 1995], S.21 f. 702 Vgl. Siegel [Umweltschutz 1995], S.75ff. 703 Vgl. Müller-Wenk [Buchhaltung 1978]; Schreiner [Herausforderungen 1990], S.213; Roth [Ressourcenschutz 1992], S.l7f.; Seidel [Entwicklung 1992], S.234ff; und Bellmann [Rechnungslegung 1997], S.l53. 704 Vgl. zu weiteren Instrumenten für das Rechnungswesen Schreiner [Herausforderungen 1990], S.213; Roth [Umweltkostenrechnung 1992]; Schreiner [Rechnungswesen 1992], S.469ff; Kloock [Entwicklungen 1993], S.179ff; Kloock [Umweltkostenrechnung 1995], S.295ff; Steger [Umwelt-Auditing 1995], S.130ff; und Bell mann [Rechnungslegung 1997], S.157ff.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 102 -
gesehen.705
Eine
Möglichkeit
der
Bewertung
ist
beispielsweise
die
Verwendung
von
Input/Output-Analysen.706 Die Ergebnisse der Öko-Bilanz können auch in einer Kennziffer zusam mengeführt werden, aufgrund der unterschiedlichen Umweltwirkungen der Einzelkomponenten ist ein solches Vorgehen jedoch sehr schwierig.707
Hierbei ist außerdem zu bemerken, daß es keine einheitliche Abgrenzung des Begriffs der Öko-Bi lanz gibt,708 denn es werden hierbei zwei Dimensionen unterschieden. Die erste Dimension, welche
im Schrifttum unterschiedlich gesehen wird, ist die des Vergleichsmaßstabes. Man kann die ökolo
gische Verträglichkeit der eigenen Produktion entweder an einem theoretischen Optimal wert oder
an den realen Werten der Konkurrenz messen. Die zweite Dimension ist der Umfang der Betrach tungen. So können nur die ökologischen Auswirkungen der eigenen Produktion oder - als anderes Extrem - diejenigen, des gesamten Produktlebenszyklus709 betrachtet werden.710 Die Öko-Bilanzen sind demnach in der Lage, Schwachstellen oder Vorteilhaftigkeiten einzelner Einsatzstoffe bzw.
Vorgehensweisen aufzuzeigen.711 Darüber hinaus wird der Öko-Bilanz ein positiver Einfluß auf ökologische Sensibilität im Unternehmen zugeschrieben. Außerdem trägt sie zur Kommunikation
des ökologischen Engagements gegenüber den unternehmerischen Bezugsgruppen bei.712 Aufgrund der hohen Komplexität, die mit der Erstellung einer Öko-Bilanz verbunden ist wird vermutet, daß besonders die Grundstoffindustrie über das erforderliche Wissen verfugt, um vergleichsweise
schnell und kostengünstig eine gut fundierte Öko-Bilanz zu erstellen. Gleichzeitig sind Unterneh men dieser Gruppe aber auch auf ihre Erzeugnisse fixiert, weil sie für ihre Produktion auf die einge setzten Rohstoffe angewiesen sind, Umrüstungsmöglichkeiten oft nicht bestehen oder, wenn sie
doch verfügbar sind, sehr hohe Kosten (außerplanmäßige Abschreibungen) implizieren. Diese aus
geprägten Mobilitätsbarrieren sind im Handel nicht vorhanden. Dort ist es vergleichsweise einfach, einzelne Produkte gegen andere zu substituieren bzw. zusätzliche Produkte aufzunehmen. Gleich
zeitig ist das Wissen zu ökologischen Fragestellungen meist relativ gering ausgeprägt. Im Handel bilden somit weniger ökonomische Aspekte die Hindernisse zur Erstellung der Öko-Bilanzen, son
dern vielmehr das nicht vorhandene Know-how. Eine Zwischenstufe bilden die Produzenten von Konsumgütem, die ein höheres ökologisches Wissen als der Handel und gleichzeitig eine höhere Flexibilität als die Grundstoffindustrie aufweisen. Damit ist aber auch verbunden, daß sie aufgrund
Vgl. Braunschweig/Müller-Wenk [Ökobilanzen 1993]; und Müller-Wenk [Buchhaltung 1994], S. 13ff. Vgl. Butterbrodt et al. [Umweltmanagement 1995], S.76. Vgl. Kwiatkowski [Umweltschutz 1994], S.l09; und Strebel [Industrie 1994], S.844f. Vgl. Liebig [Ökobilanzen 1994], S.25f.; und Baumann/Schiwek [Erfassung 1996], S.9ff. Diese Betrachtung legt auch Türck zugrunde, der mit seiner Produktbewertungsmatrix eine vergleichbare Zielrich tung verfolgt. Vgl. Türck [Produkt 1991], S.4 Iff. 710 Vgl. Dyllick [Untemehmensführung 1992], S.408L; Kalvelage [Erfahrungen 1993], S.97ff.; Kwiatkowski [Umweltschutz 1994], S.108; Liebig [Ökobilanzen 1994], S.29ff.; Butterbrodt et al. [Umweltmanagement 1995], S.75ff.; und Dyckhoff et al. [Produktentstehung 1997], S.212. 711 Vgl. Freimann [Plädoyer 1990], 187ff.; Beschorner [Öko-Bilanzen 1992], S.79; Wild [Ökobilanzen 1993], S.7ff.; Kwiatkowski [Umweltschutz 1994], S.l09; Lind [Informationssysteme 1996], S.233ff.; und Bodenstein et al. [Kon sumentenentscheidungen 1997], S.10. 712 Vgl. Liebig [Ökobilanzen 1994], S.33. 705 706 707 708 709
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrateßie
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der für sie bestehenden Barrieren nicht die Flexibilität des Handels besitzen. Das ausgeprägte ökolo gische Know-how der Grundstoffindustrie ist ebenfalls nicht vorhanden.713 Einen Überblick gibt die
nachfolgende Abbildung 3.6.
gering
hoch
Umstellungsflexibilität Quelle: Spiller [Kreislaufwirtschaftskonzepte 1998], S.l59 (leicht modifiziert)
Abb.3.6: Umstellungsprofile unterschiedlicher Teilnehmer der Wertkette nach Spiller
Der praktische Nutzen wird besonders unter Einbeziehung der anfallenden Kosten stark gemindert.714 Zur wettbewerbsstrategischen Ausrichtung wird die Öko-Bilanz aufgrund der genann
ten Komplexität als unbrauchbar eingestuft.715 Allen gängigen Ausprägungsformen der Öko-Bilan
zen werden erhebliche Schwächen nachgesagt. Zudem ist die Vielzahl der Erscheinungsformen ein weiterer Problembereich.716 Die Inkompatibilität der Ergebnisse wiegt hier besonders schwer, so differieren die Resultate teilweise im dreistelligen Prozentbereich.717 Es kann daher kaum
71J VgJ. auch zu weiteren Details Spiller [Kreislaufwirtschaftskonzepte 1998], S. 156ff. 714 Vgl. Eberhardt [Ansätze 1988], S.361; Beschorner [Öko-Bilanz 1990], S.l74; Bodenstein/Spiller [Umweltmanage ment 1993], S.l; Kreikebaum/Türck [Ansatz 1993], S.133f.; Eberhardt/Ewen [Herausforderung 1994], S.31; Gnam [Öko-Controlling 1994], S.44f.; und Urban [Öko-Controlling 1994], S. 157ff. 715 Vgl. Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.10. 716 Vgl. Dyllick/Belz [Ökologie 1993], S.l5; Schaltegger/Sturm [Entscheidungen 1994], S.67ff.; Strebel [Industrie 1994], S.845; und Haasis [Bilanzierung 1995], S.l34f. Eine andere Auffassung vertreten Karl/Orwat [Untemehmenspublizität 1995], S.337, die sich angesichts eines unzureichenden Forschungsstandes gegen eine zu frühe gesetzliche Normierung aussprechen. 717 Vgl. Kwiatkowski [Umweltschutz 1994], S.l 10; Steinhilper/Friedel [Grenzen 1995], S.ll; Spiller [Produktpolitik 1996], S.360f.; und Spiller [Kreislaufwirtschaftskonzepte 1998], S.l52.
Seite -104-_________________________________________ Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
verwundern, daß die Öko-Bilanzen mittlerweile an Popularität verloren haben.718 Der mißbräuchli che Einsatz durch nur vermeintlich umweltorientierte Unternehmen wird die Attraktivität dieses Instru-ments ebenfalls verringert haben.719 Eine weitere wesentliche Schwachstelle der betrieblichen
Öko-Bilanzen ist, daß mit einer einmaligen Situationsaufnahme die anstehenden Probleme nicht sachgerecht gelöst werden können. Vielmehr wäre eine permanente Anwendung erforderlich.
Während die Öko-Bilanz ein Werkzeug zur Ermittlung bestimmter Umweltwirkungen ist, die im
Extremfall nur eine einmalige Bestandsaufnahme darstellt, geht die Konzeption des Öko-Controllings wesentlich weiter. Hinsichtlich der Abwicklung unterscheidet sich das Öko-Controlling
nicht grundlegend von anderen Controlling-Ansätzen.720 Neben der Situationsanalyse ist es erforder lich, die ökologische Entwicklung zu planen, zu steuern und zu kontrollieren. Die Öko-Bilanz und mit ihr auch die anderen Instrumente der ökologischen Bestandsaufnahme sind dagegen als Werk
zeug zur Situationsanalyse bzw. zur späteren Kontrolle einzustufen.721
Nach Möglichkeit sollte eine Integration des Öko-Controllings in das unternehmerische Controlling erfolgen.722 Durch ein solches Vorgehen kann gewährleistet werden, daß ökologische Belange in sämtliche relevante Untemehmensentscheidungen implementierbar sind. Darüber hinaus besteht die
Möglichkeit, künftige Chancen- und Risikopotentiale frühzeitig zu antizipieren.723 Neben der ökolo
gischen Wirkung wird eine eventuelle Minderung des erforderlichen Rohstoffeinsatzes und die
damit mögliche Ertragsverbesserung als positiver Effekt des Öko-Controllings gewürdigt.724 Ähnlich wie bei der Öko-Bilanz darf auch beim Öko-Controlling die wirtschaftliche Komponente
nicht vernachlässigt werden.725 Es ist selbsterklärend, daß die Güte des Öko-Controllings von der Qualität der verwendeten Werkzeuge determiniert wird. Die hinsichtlich der Öko-Bilanz ange merkte Kritik hat analog Gültigkeit, doch mit der Ausnahme, daß beim Öko-Controlling eine per manente Auseinandersetzung mit ökologischen Problemen vorgesehen ist. Mit seiner umfassenden
Analyse ist das Öko-Controlling geeignet, Chancen und Risiken, die mit der natürlichen Umwelt
verbunden sind, aufzuzeigen. Die Frage der Umsetzung der gewonnenen Erkenntnis in Form eines
718 719 720 721 722
723 724 725
Vgl. Eberhardt/Ewen [Herausforderung 1994], S.6f. Vgl. Bodenstein et al. [EG-Kommission 1992], S.37f.; und Haasis [Bilanzierung 1995], S.l35. Vgl. Bodenstein/Spiller [Marketing 1998], S.239. Vgl. Seidel [Weg 1989], S.78ff.; Pfriem/Hallay [Öko-Controlling 1992], S.295ff.; Urban [Öko-Controlling 1994], S. 155f.; Wagner [Controlling 1995], S.144ff.; und Schaltegger/Kempke [Öko-Controlling 1996], S. 150ff. Vgl. Fischer [Controlling 1993], S.142f.; Günther/Wagner [Ökologieorientierung 1993], S.143ff.; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.41 Off. Vgl. Ebert/Baldauf [Umweltverträglichkeitsprüfung 1992], S.97ff.; und Güldenberg [Öko-Controlling 1997], S.166ff. Vgl. Gnam [Öko-Controlling 1994], S.50ff. Vgl. Ebert/Baldauf [Umweltverträglichkeitsprüfung 1992], S.98ff.; Terrahe [Umweltmanagement 1994], S.70; und Feß/Ostendorf [Anwendbarkeit 1999], S.79ff.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 105 -
ökologisch ausgerichteten Untemehmensverhaltens wird durch die Implementierung des Öko-Con
trollings nicht grundlegend entschieden.726 EG-Öko-Audit:
Die Ursprünge für das Umwelt- oder Öko-Audit727 stammen aus den USA. Bei diesem Instrument
handelt es sich um eine ökologische Revision, die entsprechende Gefahren im Vorfeld offenlegen soll.728 Seit 1993 wird das Umweltaudit in der Europäischen Union durch eine Verordnung geregelt, wobei die Verordnung den Terminus der Umweltbetriebsprüfung verwendet. Den Unternehmen
steht die Teilnahme an diesem Audit frei. Wenn ein Unternehmen sich dem Audit unterzieht ver
pflichtet es sich, alle relevanten Umweltauflagen einzuhalten und seinen betrieblichen Umwelt
schutz fortlaufend zu optimieren.729 Trotz der Freiwilligkeit der Teilnahme wird gehofft, daß sich das Öko-Audit als Industriestandard
durchsetzt und die Unternehmen durch den Markt zur Teilnahme gezwungen werden. Die Zielerrei chung soll mittels der fortschrittlichsten Technik erfolgen, soweit diese ökonomisch verantwortbar ist. In diesem Zusammenhang werden auch Anforderungen an das Management hinsichtlich der
langfristigen und bewußten Planung von Verbesserungen im Umweltbereich formuliert. Darüber hinaus sind die Unternehmen verpflichtet, mindestens durch eine Umwelterklärung ihre Umweltak
tivitäten zu kommunizieren. Ein Umweltgutachter, dessen Status dem des Wirtschaftsprüfers ver gleichbar sei, hat das Unternehmen regelmäßig zu überprüfen.730 An dieses Umweltwerkzeug wer
den zum Teil ganz erhebliche Hoffnungen geknüpft.731 Sehr prägnant fassen Bodenstein/Spiller die Kritik zum Öko-Audit zusammen: "Auch mit einem
testierten Bericht ist eine Fortsetzung des 'Bluffs auf Hochglanzpapier' möglich..."132. Bei einer Operationalisierung der Kritik ist besonders hervorzuheben, daß viele Aspekte sehr unpräzise for
muliert sind und einen erheblichen Interpretationsspielraum eröffnen. So wird die Einforderung der fortschrittlichsten Technologie durch den Wirtschaftlichkeitsaspekt sehr stark relativiert. Grundsätz
lich ist es den Unternehmen nicht gestattet, das Öko-Audit als Marketinginstrument für die Produkte
zu benutzen oder auf den Produkten bzw. ihren Verpackungen einen Hinweis auf die Zertifizierung 726 Dieser Fragestellung geht Hummel ausführlich nach. Vgl. Hummel [Öko-Controlling 1997]. Da der Autor jedoch den strategischen Aspekt in den Mittelpunkt stellt, erfolgt eine Auseinandersetzung im Rahmen der Wettbewerbs strategien. Vgl. Abschnitt 3.3.2.5. 727 Darüber hinaus werden noch weitere Termini in diesem Zusammenhang verwendet. Vgl. Butterbrodt et al. [Umweltmanagement 1995], S.l53. 728 Vgl. Brinkhorst [Ökobilanz 1992], S.l 16ff.; und Niemeyer/Sartorius [Umwelt-Auditing 1992], S.326f. 729 Vgl. zu Detaillfragen Waskow [Umweltmanagement 1997]. 730 Vgl. Eberhardt/Ewen [Herausforderung 1994], S.35; Kösters [Umweltmanagement 1997], S.171f.; Schulz/Schulz [Ökomanagement 1994], S.305ff.; Butterbrodt et al. [Umweltmanagement 1995], S. 154ff.; Feldhaus [Umwelt-Au dit 1995], S.l Off.; Steger [Umwelt-Auditing 1995], S.245ff.; Lind [Informationssysteme 1996], S.24 Iff.; und Jasch [Öko-Audit-Verordnung 1998], S.246ff. 731 Vgl. Feldhaus [Umwelt-Audit 1995], S.30; Hopfenbeck et al. [öko-Audit 1995], S.47; Steger [Umwelt-Auditing 1995], S.250; und Stitzel/Kirschten [Organisationsgestaltung 1997], S.l93. 732 Bodenstein/Spiller [Umweltmanagement 1993], S.l4.
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Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
anzubringen. Ein nachhaltiger Profilierungsvorteil gegenüber der Konkurrenz ist aufgrund des geforderten geringen Standards auch nicht zu erwarten, da die Bedingungen des Audits für alle Wettbewerber erfüllbar sind.733
Ein weiterer - wenn auch konzeptionell bedingter - Kritikpunkt ist, daß die Umweltverträglichkeit
der Produkte nicht berücksichtigt wird.734 Zudem beschränkt sich das Audit lediglich auf die Pro duktion an einem Standort, so daß über andere Produktionsstätten keine Aussagen getroffen werden
können. Doch selbst über die Produktion des auditierten Standortes sind noch immer keine Aussa gen über die tatsächliche Umweltverträglichkeit möglich. Auch wenn ein Unternehmen durch einen konkreten Störfall ökologisch in die Kritik geraten ist, kann trotzdem noch ein Zertifikat erteilt wer den. Wichtig ist nur, daß ein Konzept zur Beseitigung präsentiert werden kann.735 Materialintensität pro Serviceeinheit (MIPS):
Das Konzept der Materialintensität pro Serviceeinheit (MIPS) geht auf Schmidt-Bleek zurück.736 Gegenstand der MIPS-Betrachtung ist der vollständige Materialverbrauch einer Dienst- oder Ser
viceleistung, wobei in diesem Konzept auch ein Produkt als Dienst- oder Serviceleistung definiert
wird. Anfangspunkt der Betrachtung ist die Rohstoffgewinnung, den Endpunkt stellt entweder die Entsorgung des Produktes oder aber seine Wiederverwendung dar. Zu diesem originären Material verbrauch werden auch alle indirekt verursachten Materialverbräuche des Produktes hinzugerechnet,
wie sie beispielsweise bei der Nutzung von Verkehrswegen, Energieträgern etc. anfallen.
Alle Materialverbräuche werden in Gewichtsmaßen addiert, so daß hierüber eine Vergleichbarkeit erreicht wird.737 An der Addition von inkompatiblen Materialverbräuchen, die lediglich mittels ihres Gewichtes bewertet werden, setzt die Kritik an. In diesem Zusammenhang muß betont werden, daß
Schmidt-Bleek diese Schwächen auch selbst einräumt. Zu den Schwachstellen gehören weiterhin die fehlende Berücksichtigung der Flächennutzung und die ökologischen Auswirkungen des Out
puts. Die mangelnde Berücksichtigung der toxischen Wirkung der Produktion und auch die Ver nichtung der Artenvielfalt bilden weitere Schwachpunkte dieses Konzeptes.738 So sind verschiedene
Konstellationen denkbar, in denen ein guter MIPS-Wert für ein Produkt vorliegt, wobei die
733 Vgl. Eberhardt/Ewen [Herausforderung 1994], S.35ff.; Schulz/Schulz [Ökomanagement 1994], S.342ff.; Meffert/Kirchgeorg [Zertifizierung 1995], S.17ff.; Möller [Beiträge 1996], S.l35; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.419f. 734 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Zertifizierung 1995], S.l7. 735 Vgl. Rittershaus [Umweltschutz 1993], S.74; Hopfenbeck et al. [Öko-Audit 1995], S.53; Meffert/Kirchgeorg [Zer tifizierung 1995], S.17; und Kösters [Umweltmanagement 1997], S.175. 736 Vgl. Gotsche [Wertschöpfungsanalyse 1995], S.3. 737 Vgl. Schmidt-Bleek [Umwelt 1994]; Schmidt-Bleek/Tischner [Produktentwicklung 1995], S.36ff.; und SchmidtBleek [MIPS-Konzept 1998]. 738 Vgl. Schmidt-Bleek [Umwelt 1994], S.l 19ff.; und Schmidt-Bleek [MIPS-Konzept 1998], S. 170ff.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Verträglichkeit für den Menschen aber mindestens fragwürdig ist.739 Als ein Beispiel nennt Spiller
den mißbräuchlichen Medikamenteneinsatz in der Tierzucht.740
Zwingende Bedingung für die Einführung des MIPS-Konzeptes ist die kontrollierte Verwendung durch die Unternehmung, wobei als Kontrollinstanz nur neutrale Einrichtungen fungieren dürften.741 Dieser Einschätzung wird hier gefolgt. Schmidt-Bleek hat mit seiner These vermutlich Recht, daß ,yMIPS auf der Packung.... wohl hilfreicher [wäre] als der Grüne Punkt!"™1 Hinsichtlich der Prak tikabilität des MIPS-Ansatzes müssen jedoch noch zusätzliche Zweifel angemeldet werden, denn
die mit einer wirklich vollständigen Ermittlung der Materialbewegungen verbundene Berechnung, die auch Infrastrukturprojekte berücksichtigt, stufen wir als zu aufwendig ein. Zur Profilierung im Wettbewerb müssen ebenfalls Bedenken eingeräumt werden, denn eine Abraumbewegung dürfte für
die meisten Konsumenten noch wesentlich abstrakter sein als andere Umweltwirkungen. Dieses
Argument bekommt durch die systembedingten Mängel des MIPS-Konzeptes besonderes Gewicht. Fazit:
Faßt man die Ergebnisse der isoliert ökologischen Instrumente zusammen, so ist festzustellen, daß
viele wichtige und auch richtige Aspekte thematisiert werden. Wie wir im Vorfeld bereits durch die
Überschriftsbezeichnung zum Ausdruck gebracht haben, handelt es sich bei diesen Instrumenten um isolierte Ansätze, die zu einer Lösung der ökologischen Herausforderung nur einen Partialbeitrag
leisten können. Nachfolgend betrachten wir deshalb die ökologischen Strategieansätze.
3.3.2 Strategische Anpassungen an die ökologische Herausforderung Die grundsätzliche Verschärfung und Dynamisierung des Wettbewerbs hat dazu geführt, daß viele der traditionellen Erfolgsfaktoren heute nur noch eine Mindestanforderung im Wettbewerb darstel
len und zur Profilierung nicht mehr geeignet sind.743 Gleichzeitig hat die Bedeutung ökologischer
Fragestellungen für die Unternehmen sowohl direkt durch ein verändertes Kaufverhalten als auch indirekt durch veränderte Anforderungen der anderen Bezugsgruppen stark zugenommen. Die sach
gerechte Erfüllung ökologischer Ansprüche induziert einen Wettbewerb auf technischer Ebene.744 Die tragende Bedeutung der Produktion für den unternehmerischen Gesamterfolg wird in diesem
Zusammenhang besonders deutlich. Teilweise werden Unternehmen aufgrund ökologischer Verän derungen sogar gezwungen, ihre bisherigen Arbeitsfelder zu verlassen und sich neue 739 740 741 742 743 744
Vgl. Spiller [Produktpolitik 1996], S.442f. Vgl. Spiller [Produktpolitik 1996], S.443. Vgl. Spiller [Produktpolitik 1996], S.444. Schmidt-Bleek [Umwelt 1994], S.230. Vgl. Lorenz [Macht 1992], S.l3; und die Darstellungen im Teil 2 dieser Arbeit. Vgl. Roth [Ressourcenschutz 1992], S.28f.; und Kaluza [Technologiemanagement 1996], S.59.
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Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrateßie
Kemkompetenzen aufzubauen.745 Vor diesem skizzierten Hintergrund ist es nachvollziehbar, daß viele Stimmen im Schrifttum die Ökologie als eine wichtige Größe im Wettbewerb einstufen.746
Diesbezüglich wurde die kurzfristig orientierte Rentabilitätsanforderung, der sich viele Unterneh
men gegenübersehen, schon lange als ein wesentliches Problem erkannt.747 Besonders Unternehmen, die sich an der „typischen” US-amerikanischen Sichtweise ausrichten, sind hier gefährdet.748 Richtet sich ein Unternehmen ökologisch aus, so werden ihm bei einer strategischen Betrachtungsebene
Vorteile im Wettbewerb zugeschrieben, es kann aber auch kurzfristig zu einer Verschlechterung der Ertragssituation kommen.749 Bei einer ökologischen Ausrichtung wird die Betrachtung des vollstän
digen Produktlebenszyklus als eine wichtige Determinante erkannt.750 Angesichts des ökonomischen Hintergrundes wird deutlich, daß eine ökologische Ausrichtung der
Wettbewerbsstrategie wenig mit einer idealistischen Einstellung oder kurzfristigem „... Aktionismus... ”751 gemein hat. Vielmehr wird auf ein sachgerechtes Management der veränderten
Anforderungen abgezielt, das in einer „...weitsichtige (n) umweltorientierte(n) Strategie... ”752 seinen Niederschlag findet.753 Nachfolgend stellen wir wichtige ökologische Strategien vor.754
745 Vgl. Jung [Erschließung 1997], S.344. 746 Vgl. Brenken [Untemehmensführung 1988]; Günther [Konzepte 1991], S.438f.; Schaltegger/Sturm [Rationalität 1990], S.273ff.; Steger [Untemehmensführung 1991], S.l30; Barman [Ökologie 1992], S.415ff.; Dyllick [Unter nehmensführung 1992], S.392ff.; Schmidheiny/BCSD [Kurswechsel 1992], S.l28; Rittershaus [Umweltschutz 1993], S.62; Hopfenbeck et al. [Öko-Audit 1995], S.47; Liesegang [Lernprozesse 1995b], S.l59; Steven/Letmathe [Umweltstücklisten 1996], S.l66; und Zahn [Umweltmanagement 1996], S.l59. 747 Vgl. Meffert et al. [Marketing 1986], S.157; Meffert [Marketing 1990], S.85; Stitzel/Wank [Lehre 1990], S.l 16ff.; Wicke et al. [Umweltökonomie 1992], S.587ff.; und Müller [Leistungen 1995], S.365. 748 Vgl. Ostmeier [Wettbewerbsstrategien 1987], S.l2; und Steger [Management 1994], S.66. ■’47 Vgl. Meffert [Marketing 1990], S.86; Roth [Ressourcenschutz 1992]; S.l4; Kreibich [Zukunft 1993], S.22; Ritter shaus [Umweltschutz 1993], S.62; Scharrer [Umweltpolitik 1993], S.529; Thielemann [Schwierigkeiten 1993], S.l 1; und Meffert/Kirchgeorg [Grundlagen 1994], S.35. 750 Vgl. Sihler [Ökologie-Management 1991], S.38; Günther/Wagner [Ökologieorientierung 1993], S.l52; Belz [Öko logie 1995], S.273f.; Kaas [Marketing 1994], S.99; Steger [Management 1994], S.83; Türck [Erfolgschancen 1994], S.124; Unger [Praxis 1994], S.29f.; Kirschten/Stitzel [Untemehmensführung 1995], S.317; Bellmann [Gestaltung 1996], S.140ff.; Dyllick/Hummel [Umweltmanagement 1996], S.l0f.; Kaluza [Technologiemanage ment 1996], S.55f.; Zahn [Umweltmanagement 1996], S. 167ff.; Böhm/Hiessel [Trends 1997], S.l 13; Dyllick/Hum mel [Umweltmanagement 1997], S.143; und Kaluza/Pasckert [Kreislaufwirtschaft 1997], S.I25ff. 751 Günther [Einleitung 1994], S.7. So ist es ökonomisch meist nicht vertretbar, alle technisch möglichen Erneuerun gen sofort umzusetzen. Hier ist ein vernünftiges Augenmaß erforderlich. Vgl. Meffert [Schlußbemerkung 1987], S.124. 752 Günther [Einleitung 1994], S.7. 753 Vgl. Sihler [Ökologie-Management 1991], S.44; Günther [Einleitung 1994], S.7; und Steger [Management 1994], S.64. 754 Besondere Bedeutung kommt hierbei den Ansätzen von Meffert/Kirchgeorg und Steger bei. Vgl. Hummel [ÖkoControlling 1997], S.30.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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3.3.2.1 Strategische ökologische Positionierung nach Meffert und Kirchgeorg Eine umfangreiche Darstellung und Systematisierung der in der Literatur vorhandenen Ansatz
punkte im Ökologiebereich findet sich bei Meffert/Kirchgeorg. Sie unterscheiden insgesamt fünf Ebenen, die aufeinander aufbauen und jeweils unterschiedliche Ausprägungen beinhalten, die wir
im folgenden in ihren Grundzügen darstellen.755 Einen Überblick vermittelt die Abbildung 3.7. Meffert/Kirchgeorg stellen ein sehr komplexes und umfangreiches System dar, welches sie auch ausführlich diskutieren. Eine vollständige Nachvollziehung des vollständigen Ansatzes müßte stark
verkürzt erfolgen und wäre angesichts der Thematik unserer vorliegenden Schrift nicht zielführend. Vielmehr fokusssieren wir unsere Ausführungen auf die Basis- und Wettbewerbsebene. Obwohl die
einzelnen Strategieentscheidungsmöglichkeiten aufeinander aufbauen ist dieses Vorgehen sachdien lich, da die einzelnen Ebenen untereinander ein hohe Kompatibilität aufweisen. Zudem betrachten wir die ökologische Kosten-Nutzenmatrix zur Überprüfung der Erfolgsaussichten ökologischen
Wettbewerbsverhaltens, der für den hier diskutierten Zusammenhang eine hohe Bedeutung beikommt.
3.3.2.1.1 Darstellung der Basisstrategien Im Rahmen der Basisstrategien wird der grundsätzliche Umgang mit der ökologischen Thematik formuliert. Hierzu existiert eine Vielzahl von Ansätzen, die im Schrifttum diskutiert werden, wobei
Meffert/Kirchgeorg darauf hinweisen, daß gleichlautende Termini auch unterschiedlich belegt
sind.756 Als determinierende Merkmale werden unterschieden:757
•
Verhaltensbezugsebene: Hier wird zwischen der untemehmensintemen und untemeh-
mensextemen Möglichkeit unterschieden. •
Anpassungsverhalten auf ökologische Erfordernisse: Dem Unternehmen stehen die passiven und die aktiven Ausprägungen (durch Adaption bzw. Innovation) zur Verfügung.
•
Zeitpunkt der Strategieentwicklung: Als Alternativen werden agierendes und reagierendes
Verhalten diskutiert. •
Art der Strategieentwicklung: Bei diesem Merkmal kann zwischen unverbundenen und
ganzheitlichen Ausprägungen differenziert werden.
•
Strategiedurchsetzung: Mögliche Optionen sind hier das Vorgehen durch ein einzelnes
Unternehmen oder eine Gemeinschaft mehrerer Unternehmen.
755 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.195ff. 756 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.l97. 757 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.202.
Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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defensiv
◄—
Widerstands strategien
i
Basisstrategieebene
offensiv
Antizipations-/ Innovations strategien ______ i________________ 1________________ 1 Rückzugs strategien
Anpassungs strategien
Kreislaufebene
isoliert
Technologiestrategie Abfall bezogen
----- ►
h* integriert infpnri
Transaktionsbezogene Strategie
Logistik Rückgabe Produkt Induktionsbebezogen bezogen bezogen bezogen ... ___________ 1______________1________________ 1
Wettbewerbsstrategische Ebene Qualitätsfuhrerschaft
Kostenfiihrerschaft
Nischen-/Gesamtmarktstrategie
Internationale Ebene Standardisierung
Differenzierung
produkt- und prozeßbezogen
Risikoebene Vermeidung
Verminderung
Überwälzung
’’Selbst-trägen”
Risikodialog Quelle: Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.l96 (leicht modifiziert)
Abb.3.7: Strategieauswahlmöglichkeiten nach Meffert/Kirchgeorg758 758 Entscheidet sich ein Unternehmen bei den Basisstrategien für den Rückzug oder gar den Widerstand, ist für die nachfolgenden Ebenen die Entscheidung weitgehend vorweggenommen, was in der Abbildung durch die gestri chelten Pfeile gekennzeichnet ist.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Neben diesen Merkmalen werden die Basisstrategien durch weitere vier Kriterien mit unterschiedli chen Ausprägungen gekennzeichnet. Meffert/Kirchgeorg unterscheiden hinsichtlich:759 •
dem Umfang der beteiligten Unternehmen bei der Strategiegenerierung,
•
der Existenz ökologischer Ziele,
•
dem Grad der Legitimation in der Gesellschaft sowie
•
der Verfolgung wettbewerbsstrategischer Zielsetzungen.
Mit Hilfe der unterschiedlichen Merkmalsausprägungen werden insgesamt fünf Strategien
dargestellt. Eine Strategieausprägung ist die Passivität, bei der letztlich nur abgewartet wird, ohne selbst initia tiv zu sein. Diese Strategie wird mit einer Nichtbeachtung der ökologischen Problematik gleichge
setzt. Eng mit dieser Ausprägung ist die Rückzugsstrategie verbunden. Das zurückziehende Unter nehmen sieht keine wirtschaftliche Möglichkeit, die gestellten Anforderungen zu erfüllen. Als Alternativen existieren hierbei die Verlagerung der Produktion und die Aufgabe des betroffenen
Geschäftsfeldes. Das Unternehmen reagiert und paßt sich somit den Gegebenheiten des Marktes
an.760 Ein anderes Ziel verfolgt die Widerstandsstrategie. Im Rahmen der Umsetzung wird versucht, die drohende oder bereits Realität gewordene Entwicklung zu verhindern oder doch zumindest ihre Auswirkungen zu entschärfen. Das Unternehmen wird meistens versuchen, mit anderen Betroffenen
über verschiedene Wege Einfluß auf den Gesetzgeber zu nehmen, um eine Abmilderung zu errei chen. Ein ganzheitlicher Ansatz wird mit einem solchen Vorgehen regelmäßig nicht beabsichtigt. Es ist zu betonen, daß die Strategien Passivität, Rückzug und Widerstand keine Strategien zur öko
logischen Untemehmensausrichtung sind, sondern lediglich dazu dienen, ökologische Anforderun gen zu handhaben bzw. zu umgehen.
Den geänderten Anforderungen trägt die Anpassungsstrategie Rechnung, indem sie die geforderten
Veränderungen entsprechend umsetzt. Ein solches Verhaltensmuster kann durch ein einzelnes Unternehmen oder mehrere Marktteilnehmer verfolgt werden. Im Rahmen dieser Strategie bleibt ein Teil der Möglichkeiten eines Umgangs mit der ökologischen Umwelt ungenutzt, da das Unterneh
men hier nur reagierend tätig ist. Dennoch wird diese Strategie von Meffert/Kirchgeorg als (voll
wertige) ökologische Strategie eingestuft.
Die ökologisch anspruchsvollste Ausrichtung ist die Innovation. Ziel dieser Strategie ist es, durch innovative, individuell erarbeitete Maßnahmen, die möglichst das Produkt als Ganzes betreffen, 759 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.203. 760 Vgl. zu den Ausprägungen der Basisstrategien Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.2O3ff.
Dvnamische Ökoloeieführerschaft als Wettbewerbsstrateßie
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eine hohe gesellschaftliche Akzeptanz zu erreichen.761 Einen schematischen Überblick über die Basisstrategien gibt die Abbildung 3.8.
Anpassung
Innovation
Passivitäts- bzw. Rückzugsstrategie
Widerstand
Passiv
Aktiv
Verhaltensausrichtung Quelle: In Anlehnung an Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.l96
Abb.3.8: Systematisierung der Basisstrategien nach Meffert/Kirchgeorg762
3.3.2.1.2 Darstellung möglicher Wettbewerbsstrategien Im Rahmen der Wettbewerbsstrategien folgen Meffert/Kirchgeorg Porter, dessen Ansatz sie als „...durchgesetzt... ”763 einstufen. Porter entsprechend, unterteilen sie ebenfalls in Differenzierer und Kostenführer. Grundsätzlich ist die Differenzierung764 eher mit einer positiv ökologisch ausge
richteten Basisstrategie vereinbar als der Ansatz der Kostenfuhrerschaft, wobei die Kostenftihrerschaft eine höhere Kompatibilität zu ökologisch negativ ausgerichteten Basisstrategien aufweist.765
761 Vgl. Meffert [Ökologie-Management 1991], S.19ff.; Meffert/Kirchgeorg [Grundlagen 1994], S.36; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.195ff. 762 Zur Darstellung in einer Vier-Felder-Matrix haben wir abweichend von der Skalierung bei Meffert/Kirchgeorg nicht den Umgang mit der ökologischen Thematik mit den Ausprägungen defensiv und offensiv gewählt. Statt des sen erfolgt die Systematisierung mittels der Dimensionen ökologische Verbesserung und Verhaltensausrichtung. 763 Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.221. 764 Vgl. zu den Wettbewerbsstrategien nach Porter die Ausführungen im Unterabschnitt 2.1.2. 765 Vgl. Kirchgeorg [Untemehmensverhalten 1990], S.l 1 Off.; Kirchgeorg [Strategieentscheidungen 1997], S.246; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.221.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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In diesem Zusammenhang müssen wir kritisch hinterfragen, ob Meffert/Kirchgeorg die dargestellten und auch im Schrifttum vielfach diskutierten Schwächen des Porteransatzes übersehen haben oder
aber bewußt ignorieren. Da die Autoren zumindest die Outpacing-Strategies explizit - wenn auch
nur äußerst knapp - erwähnen,766 dürfte ihnen die grundlegende Problematik bekannt sein. Für eine Differenzierung unterscheiden sie grundsätzlich vier mögliche Ansatzpunkte: Die der Pro
duktion vorgelagerten Phase, die Produktionsphase, die Phase der Nutzung und die Entsorgungs phase, d.h. den gesamten Lebenszyklus des Produktes. In Abhängigkeit von den unternehmerischen Gegebenheiten sind die verschiedenen Phasen in den Mittelpunkt der kommunizierten Differenzie rung zu stellen. Die Möglichkeiten und Grenzen, die für ein differenzierendes Unternehmen mit
einer Kreislauforientierung verbunden sind, legen sie explizit dar. Zur Aufrechterhaltung dieses
Strategietyps nennen sie grundsätzlich eine hohe Anpassungsfähigkeit und die Fähigkeit, neue Dif ferenzierungsmöglichkeiten zu generieren. Kann ein Differenzierer die an ihn gestellten Anforde
rungen nicht kurzfristig erfüllen, so halten Meffert/Kirchgeorg ein geordnetes Verlassen des Markt segmentes für das adäquate Vorgehen. Auch wenn ein Differenzierer ökologische Fragen nicht in der Vordergrund stellt, ist er auf ein gutes Image in der Öffentlichkeit angewiesen, so daß er nur in
Ausnahmefallen die Widerstandsstrategie verfolgen sollte. Nur wenn ökologische Auflagen seine bisherigen Differenzierungsmerkmale gefährden ist es für ihn angebracht seine Position durch eine
Widerstandsstrategie zu verteidigen.767 Den Einsatz der Differenzierung als Nischenstrategie beurteilen sie in ihrem aktuellen Beitrag hin
sichtlich der ökologischen Ausrichtung uneinheitlich, da sie diese „...auch als Strategie zur Verrin
gerung der Exponiertheit in der Öffentlichkeit.... (einstufen,)... wodurch Unternehmen u. U. einem geringeren Internalisierungszwang von Umweltschutzerfordernissen ausgesetzt sind. ”768 Gleichzei tig sehen sie bei Verfolgung der Nischenstrategie auch eine Gefahr für das Unternehmen, wenn öko
logische Anforderungen defensiv behandelt werden, da die einzelnen Kundengruppen eine höhere
relative Bedeutung haben und schlechter ersetzt werden können.769 1994 stellten sie die Nischenstra tegie noch ausdrücklich positiv als eine geeignete Vorgehensweise zur ökologischen Positionierung
dar.770 Bodenstein sowie Dyllick et al. sehen hingegen in der Nischenstrategie heute noch die ver breitetste Form der Verbindung zwischen Ökologie und Erfolg im Wettbewerb.771 Diese Einschät zung teilen wir.
Die Kostenfuhrerstrategie stufen Meffert/Kirchgeorg mit einer ökologischen Ausrichtung immer
dann als kompatibel ein, wenn mit einer Produktinnovation der Sprung auf eine neue günstigere Technologie verbunden ist, die gleichzeitig ökologisch verträglicher ist als die bisherige. Auch 766 767 768 769 770 771
Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.230. Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.222ff. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.226. Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.226. Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Grundlagen 1994], S.39. Vgl. Bodenstein [Qualität 1997], S.28ff.; und Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.175f.
Seite -114-Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
wenn es einem Unternehmen im Rahmen der Kostenfiihrerschaft gelingt, den Ausschuß zu minimie
ren oder teure und ökologisch bedenkliche Einsatzstoffe gegen günstigere und ökologieverträgli
chere zu substituieren, ist eine ökologische Ausrichtung mit der Kostenfiihrerschaft zu vereinbaren. Lassen sich durch Recyclingtechnologien preislich günstigere aber in ihrem Äußeren weniger attraktive Produkte herstellen, so hat der Kostenfiihrer vergleichsweise hohe Chancen, daß seine preisorientierte Kundschaft diese akzeptiert. Nach Auffassung von Meffert/Kirchgeorg sind ökolo
gieorientierte Neuprodukte jedoch nur selten mit größeren Kostensenkungspotentialen verbunden.772
Als weiteres Kostensenkungspotential diskutieren sie die, die sich durch eine Kreislauforientierung erzielen lassen und die sie als „...’Economies of Redesign’...* 773 bezeichnen. Zur praktischen Umsetzung dieser Maßnahme sind jedoch vorherige Konstruktions- und Produktionsanpassungen
erforderlich. Durch das Redesign sind grundsätzlich Einsparungen entlang der kompletten Wertkette bzw. des vollständigen Kreislaufes möglich. Jedoch machen sie auch deutlich, daß diese im Schrift tum bisher kaum nachgewiesen werden. Ist die Konstellation gegeben, daß die entsprechenden
Maßnahmen des Redisigns bei ihrer Realisierung die Kostensituation verschlechtern und mit einer verbesserten Ertragssituation bzw. Kostenentlastung erst nach Beendigung der Produktnutzungs
phase zu rechnen ist, liegt eine Vereinbarkeit mit der Kostenfiihrerschaft nur bei einer strategischen Betrachtung vor. Anstelle des Kostenfiihrers sehen sie die Realisierungsmöglichkeiten dieses Kostensenkungspotentials eher beim Differenzierer gegeben, der hiermit eine Möglichkeit hätte,
sich gemäß des Outpacing-Ansatzes774 zu positionieren.775 Bei einer Verbindung der Kostenfiihrerschaft mit einer ökologischen Ausrichtung treten verschie
dene Herausforderungen auf. So kann eine Implementierung gesetzlich nicht geforderter Umwelt
standards den Wettbewerbsvorteil des Kostenfiihrers gefährden. Zudem bildet die Erfordernis der hohen Ausbringungsmenge zur Realisierung dieser Strategie ein Hindernis für die Einführung öko
logisch veränderter Produktionsprozesse, so daß ein Kostenfiihrer seine Wettbewerbssituation tem porär durch den Einsatz von End-of-Pipe-Technologien verbessern kann und nicht auf die strate
gisch günstigeren produktintegrierten Lösungen zurückgreift. Der Kostenfiihrer ist außerdem auf
hohe Ausbringungsmengen angewiesen, die ebenfalls zum Hemmnis fiir ökologische Veränderun gen werden, wenn nur ein (kleiner) Teil seiner Kunden ökologisch orientiert ist. Sind ökologische
Anforderungen auch bei strategischer Betrachtung mit der Kostenfuhrerposition unvereinbar, halten Meffert/Kirchgeorg Widerstand oder Rückzug als Basisausrichtung fiir plausibel. Auch eine Ausla
gerung der Produktion in Staaten mit weniger ausgeprägten Anforderungen kann eine (temporäre)
772 Vgl. Meffert [Ökologie-Management 1991], S.25ff.; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.226ff. 773 Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.226. (Im Original ebenfalls Fettdruck). 774 Dieser wird nur ausnahmsweise als Ergänzung aus der Position des Differenzierers erwähnt und nicht als eigenstän dige Strategie diskutiert. 775 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.227ff.
Dynamische Ökoloeieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 115-
Problemlösung darstellen. Soll ein Produktionsstandort jedoch aufrecht erhalten werden, so sollte auch der Kostenführer Änderungen rechtzeitig antizipieren.776
3.3.2.1.3 Ökologische Kosten-Nutzenmatrix zur Überprüfung der Erfolgsaussichten ökologischen Wettbewerbsverhaltens Eine ökologisch ausgerichtete Wettbewerbsstrategie weist im Gegensatz zu Strategien vieler ande ren Bereiche eine Besonderheit auf: Einen etwaigen Nutzen kann nicht nur dem Käufer selbst, son
dern auch der Allgemeinheit einen Vorteil verschaffen. Aus diesem Grund ist eine differenzierte
Betrachtung erforderlich, an welchen Parametern eine Strategie ansetzt. Einen Überblick gibt die Abbildung 3.9.
2b Etwaige Möglichkeit zur Kostenführung und Differenzierung
3 Gute Möglichkeit zur Differenzierung oder ggf. zur Kostenfuhrerschaft
1 Geringste Ansatzpunkte für eine Vermarktung
2a Differenzierungspotential vorhanden
Individuum
Allgemeinheit Nutznießer
Quelle: In Anlehnung an Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.26
Abb.3.9: Ansatzpunkte für eine ökologische Strategie Die Vermarktung von Produkten, die im Quadranten 1 zu positionieren sind, erweist sich als äußerst
schwierig. Hier kann nur auf einen Wertewandel der Konsumenten oder die Subventionierung durch
staatliche Stellen gewartet werden. Neben einer finanziellen Alimentierung durch entsprechende (Steuer-) Vergünstigungen kann der Staat durch Zulassungsvorschriften ebenfalls unterstützend wir
ken. Nach Meinung von Meffert/Kirchgeorg sind viele Produkte in diesen Quadranten einzuordnen.
Produkte, die im Quadranten 2a zu plazieren sind, unterscheiden sich nicht von anderen Produkten, die mittels einer Differenzierungsstrategie vermarktet werden sollen. Auch im allgemeinen Fall der
776 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.230f.
Seite -116-Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Differenzierung steht ein kundenindividueller Nutzen einem höheren Preis gegenüber. Die Zah
lungsbereitschaft des Kunden hängt vom Einzelfall ab. Ein Beispiel sind ökologisch hochwertigere Nahrungsmittel. Sind die Kosten der Produkte, die im Quadranten 2b einzugliedem sind, geringer als die der Kon
kurrenz, so kann mit der Vermarktung dieser Produkte eine Kostenfuhrerstrategie verfolgt werden, die gleichzeitig ein gewisses Maß an Differenzierung zuläßt. Da der Nutzen dem Käufer aber nicht
allein zufallt, ist das Differenzierungspotential als gering einzustufen. Die vorteilhafteste Möglichkeit der ökologischen Vermarktung ist gegeben, wenn ein Produkt in den Quadranten 3 eingeordnet werden kann. Hierbei kann ein Individualnutzen dem Käufer offeriert
werden, ohne daß ein Mehrpreis anfällt. Sollte gar ein geringerer Preis vertretbar sein, wird die Attraktivität für den Kunden weiter erhöht. Je nach Ausprägung ist hier die Verfolgung einer Differenzierungs- und/ oder Kostenfuhrerstrategie realisierbar.777
Anhand dieser Überlegungen kann ein Unternehmen prüfen, inwieweit es mit der Wahl seiner Basis- und Wettbewerbsstrategie Chancen hat, im Markt erfolgreich zu sein. Wir kommen nicht umhin festzustellen, daß die gemeinsame Darstellung einer gleichen und einer günstigeren Kostensituation als verbesserungsfahig zu klassifizieren ist. Im Unterabschnitt
3.3.3.3 wird aufgezeigt, daß die Handlungsoptionen der Wettbewerber bei gleicher bzw. günstigerer
Kostensituation signifikant voneinander abweichen.
In den bisherigen Ausführungen wurde eine Kompatibilität zwischen Kommunikation und Hand
lung unterstellt. Diese Prämisse ist in der Realität aber nicht immer zutreffend, so daß ein wirklich ökologisch eingestelltes Unternehmen eine weitere Schwierigkeit zu überwinden hat. Hierbei unter
scheiden Meffert/Kirchgeorg drei Stufen: •
das real gelebte Ökologiemarketing,
•
das verkürzte Ökologiemarketing und
•
das Pseudo-Ökologiemarketing.
Das real gelebte Ökologiemarketing entscheidet sich auf allen Betrachtungsebenen für eine ganz
heitliche ökologische Ausrichtung und kommuniziert dies. Das verkürzte Ökologiemarketing stellt einen an der Konkurrenz gemessen ökologisch vorteilhafteren Aspekt in den Mittelpunkt, ohne das vollständige Produkt ökologisch zu optimieren. Das Pseudo-Ökologiemarketing orientiert sich real-
wirtschaftlich nicht ökologisch, sondern kommuniziert dies nur. In den beiden letztgenannten Fällen
777 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Grundlagen 1994], S.25ff; Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1995], S.l 17f.; und Meffert/Kirchgeorg [Konsumentenverhalten 1997], S.234ff.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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ist nach Auffassung von Meffert/Kirchgeorg mit einer verminderten Glaubwürdigkeit zu rechnen.778
Dies kann aber auch das real ökologisch eingestelltes Unternehmen negativ treffen, so sollte auch
diese Herausforderung bei der Entscheidung zur Wahl einer ökologischen Strategie berücksichtigt werden. Das Thema der Glaubwürdigkeit werden wir im Kapitel 4.1 ausführlich diskutieren.
3.3.2.2 Wettbewerbsstrategische Optionen nach Dyllick, Belz und Schneidewind Der Ansatz dieser drei Autoren findet seine Anfänge in Beiträgen, an denen jedoch nicht alle Ver fasser beteiligt waren.779 Eine Gemeinschaftsveröffentlichung stellt momentan den Endpunkt dieser Entwicklung dar, so daß eine gemeinschaftliche Behandlung sachgerecht ist.
Neben der Ableitung konkreter Wettbewerbsstrategien enthält das Konzept von Dyllick et al. auch
eine Analysephase. Diese ist zeitlich vor der Strategieformulierung eingeordnet. Erster Schritt ist die Überprüfung ökologischer Belastungen mittels einer sogenannten ökologischen Belastungsma trix, die für die einzelnen Wertschöpfungsstufen der Branche (z.B. Rohstoffgewinnung,
Herstellung, Anwendung, Entsorgung) und die einzelnen Belastungsarten (z.B. Luft, Wasser, Ener
gieverbrauch, Unfallgefahr) jeweils drei Stufen (gering, mittel und hoch) unterscheidet. Als weiterer Analyseschritt schließt sich die Untersuchung des Einflusses der Bezugsgruppen Markt, Politik
und Öffentlichkeit auf die einzelnen Wertschöpfungsstufen der Branche an, die sie in einer soge nannten ökologischen Anspruchsmatrix aufzeigen. Hinsichtlich der Einflußausprägung werden ebenfalls drei Abstufungen unterschieden. Die Beeinflussung des Marktes kann demnach einmal
direkt von der Öffentlichkeit oder indirekt durch die Einbeziehung der Politik wirken.780 Der Einfluß auf den Markt selbst wird mittels der sogenannten Dominokette erklärt. Damit ist
gemeint, daß die Wertschöpfungsstufen einer Branche, ähnlich wie bei einem Dominospiel, durch eigene Aktivitäten weitere Konsequenzen entstehen lassen. Hierbei wird zwischen „Haupt- und
Nebenketten... ”781 unterschieden. Als Hauptkette werden die Wertschöpfungsstufen des Lebenszy
klus klassifiziert. Die Nebenketten stellen inhaltlich die Zulieferer der Hauptkettenuntemehmen
dar.782 Im Einzelfall dürfte eine exakte Abgrenzung zwischen Haupt- und Nebenketten stark von individuellen Einschätzungen abhängen, so daß hier bei der Anwendung durch unterschiedliche Per
sonen auch verschiedene Resultate möglich sind.
778 Vgl. Meffert [Ökologie-Management 1991], S.23ff; Meffert/Kirchgeorg [Grundlagen 1994], S.24f.; Meffert/ Kirchgeorg [Konsumentenverhalten 1997], S.234f.; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.274. 779 Vgl. Dyllick [Untemehmensführung 1992], S.39 Iff.; Schneidewind [Chemie 1995]; und Belz/Dyllick [Positionie rungsstrategien 1996], S.l70ff. 780 Vgl. Dyllick/Belz [Branchenstrukturwandel 1994], S.23ff.; und Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.9ff. 781 Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.47. 782 Vgl. Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.46ff.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Als
Ergebnis
der
Wettbewerbsfelder...”783
vorherigen
Schritte
ermittelt,
die
wird den
die
Ausprägung
„Endpunkt
des
„...der
ökologischen
ökologischen
Transfor
mationsprozesses... ”784 darstellen. Auch hierbei werden drei Stufen, die in Abbildung 3.10 beispiel haft fiir die Lebensmittelbranche dargestellt sind, unterschieden.
Stadium des öko logischen Wettbewerbsfeldes
Zeitablauf Quelle: Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.62 (leicht modifiziert)
Abb.3.10: Ökologische Wettbewerbsfelder der Lebensmittelbranche nach Dyllick et al.
•
Die schwächste Betroffenheit bezüglich der Umweltrelevanz ist fiir „...potentielle ökologische Wettbewerbsfelder... ”785 festzustellen. Hier sind Fragen der Ökologie noch nicht relevant,
jedoch sind ökologisch relevante Sachverhalte erkennbar. Hinsichtlich der Konkretisierung der
ökologischen Ausrichtung existiert ein doppeltes Risiko, denn es ist unklar, ob die ökologische Komponente jemals marktwirksam wird und wenn ja, zu welchem Zeitpunkt diese Wirksamkeit
eintreten wird. Ein ökologisches Engagement ist mit einem hohen unternehmerischen Risiko verbunden, enthält aber gleichzeitig auch eine überproportionale Chance, beispielsweise selbst
Branchenstandards zu setzen.786
783 784 785 786
Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.57. (Im Original ebenfalls kursiv). Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.57. Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.61. (Im Original ebenfalls kursiv). Vgl. Dyllick/Belz [Ökologie 1993], S.29f.; und Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.57ff.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
•
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Neben den bereits vorhandenen Wettbewerbsfeldem erblicken die Autoren in den „...latenten ökologischen Wettbewerbsfeldern... ”787 eine weitere Erscheinungsform. Hierbei handelt es sich
um Branchen, auf denen ökologische Fragestellungen für die meisten Kunden bislang ohne kon krete Bedeutung sind. Jedoch sind in Nischen bereits ökologisch orientierte Unternehmen erfolgreich.
•
Aktuelle ökologische Wettbewerbsfelder sind dadurch gekennzeichnet, daß die Wettbe
werbskräfte, wie von Porter beschriebenen,788 ökologisch beeinflußt werden. Es existieren öko logische Herausforderungen, über deren Lösung ein Wettbewerbsvorteil errungen werden kann. Hierbei werden die Strategien der Kostenfuhrerschaft und der Differenzierung nach Porter ent
sprechend angewendet, wobei die Autoren auf die Schwierigkeit der Implementierung einer
ökologischen Kostenfuhrerschaft hinweisen. Als Kennzeichen akut existierender ökologischer Wettbewerbsfelder werden vier Merkmale angegeben: •
•
Ökologische Aspekte haben im Bereich der Marketinginstrumente einen hohen Stellenwert. Die Gesamtkosten werden zu einem großen Teil durch ökologische Komponenten determi
niert, so daß diese einen geeigneten Ansatzpunkt zur Kostenoptimierung darstellen. •
Die Marktanteile der nicht ökologisch ausgerichteten Produkte sind rückläufig.
•
Ökologische Zusatznutzen sind zur Begründung einer Differenzierung geeignet.
Unabhängig vom Status der ökologischen Wettbewerbsfelder weisen die Autoren auch darauf hin,
daß ein ökologisches Engagement wirklich relevante Themen und nicht Randgebiete in den Mittel punkt stellen sollte, um die unternehmerische Glaubwürdigkeit zu schützen.789 Ein Hinweis darauf,
daß es auch Branchen gibt, in denen das Stadium des potentiellen ökologischen Wettbewerbs nicht erreicht wird, fehlt jedoch. Mit andern Worten, es gibt Branchen, in denen Ökologie auch nicht
potentiell relevant ist, weil das Produkt ökologisch (nahezu) unbedenklich ist und/oder die Kunden die ökologische Thematik ignorieren.
Hinsichtlich der wettbewerbsstrategischen Ausrichtung wird auch von Dyllick et al. auf eine Vier-
Felder-Matrix zurückgegriffen, deren Betrachtungsebene der Strategiebezug und die Art der strate gischen Positionierung ist. Hierbei betonen sie, daß die einzelnen Strategietypen sich nicht zwin
gend gegeneinander ausschließen müßten, sondern sich auch stellenweise gegenseitig bedingen.790
Einen Überblick gibt die Abbildung 3.11.
787 788 789 790
Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.61. (Im Original ebenfalls kursiv). Vgl. als Übersicht Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], S.32. Vgl. Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.72f. Vgl. Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.76.
Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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c
d Ökologische Marktentwick lungsstrategie
Ökologische Differenzierungs strategie
a
b Ökologische Marktabsiche rungsstrategie
Ökologische Kostenstrategie
Markt
Gesellschaft
Risiken durch Umweltaspekte Quelle: Dyllick et al. [Wettbewerbsfähig keit 1997], S.76 (leicht modifiziert)
Abb.3.11: Ökologische Wettbewerbsstrategien nach Dyllick et al.
Als eine Ausprägung wird die „...ökologische Marktabsicherungsstrategie...”1C)} dargestellt. Das Ziel dieser defensiven Strategie ist es, die Bezugsgruppen noch vor einer Artikulierung konkreter Ansprüche für das Unternehmen, beispielsweise durch die Abgabe einer Selbstverpflichtung, zu
gewinnen. Ökologische Ansprüche sollen hinausgezögert, nach Möglichkeit auch ganz verhindert
oder zumindest hinsichtlich ihrer Auswirkungen gemildert werden. Gegenstand der Absicherungen können beispielsweise Erzeugnisse, aber auch technische Verfahren sein. Hinsichtlich des Absichems kann unterschieden werden, ob es sich um eine untemehmensindividuelle Maßnahme han
delt oder ob hier ein branchenweites Vorgehen vorliegt. Auch der Empfänger steht nicht von vorn herein fest, so daß die Adressaten räumlich sehr eng konzentriert sein oder sich im anderen Extrem
weltweit verteilen können. Einsatzpunkt dieser Strategie sind noch nicht akute Wettbewerbsfelder, deren Wirksamwerden ja gerade verhindert werden soll. Die ökologische Beurteilung dieser Strate
gieausprägung fallt negativ aus. Hinsichtlich ihrer ökonomischen Erfolgsaussichten wird der Markt
absicherung nur ein kurzfristiger Erfolg prognostiziert.792
Die ökologische Kostenstrategie wird ebenfalls als ökologisch defensive Ausprägung klassifiziert. Unternehmen, die hiernach handeln, akzeptieren die vorhandenen Anforderungen durch das Bezugs
feld als Status quo und versuchen, diese möglichst kostengünstig zu erfüllen. In diesem 791 Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.76. 792 Vgl. Belz/Dyllick [Positionierungsstrategien 1996], S.176f.; Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.81ff.; und Schneidewind [Partnership 1997], S.75ff.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Zusammenhang wird darauf aufmerksam gemacht, daß umweltinduzierte Kosten ganz unterschied
lich wirken können. Die tatsächliche Ausprägung der Wirkung hängt davon ab, welchen relativen Anteil die Umweltkosten an den Gesamtkosten ausmachen, wie sich die Kostensituation des Haupt
wettbewerbers darstellt und ob der Preis der ausschlaggebende Wettbewerbsparameter ist. Ein wei terer wichtiger Aspekt, der in diesem Zusammenhang thematisiert wird, ist neben der vollständigen
Erfassung der ökologischen Kosten auch der indirekt erwachsende Zusatznutzen. So können bei spielsweise verminderte Entsorgungskosten noch weitere positive Effekte nach sich ziehen, wie die
Verringerung der erforderlichen Rohstoffmengen. Zur sachgerechten Beurteilung ist eine vollstän dige Erfassung erforderlich.793 Darüber hinaus wird auf einen anderen wichtigen Zusammenhang im Rahmen der ökologischen Kostenfuhrerstrategie hingewiesen, der im Bereich der „herkömmlichen
Kostenfuhrerstrategie” auch seinen Niederschlag gefunden hat,794 nämlich die Ausweitung der Kostenfuhrerschaft-Betrachtung auf den vollständigen Produktlebenszyklus, also das Miteinbezie hen von Unterhalts- bzw. Folgekosten eines Produktes. Durch diese Erweiterung der Sichtweise
können sich die Unternehmen einen „... strategischen Erfolgsfaktor... ”795 schaffen.
Eine defensive Kostenfuhrerstrategie liegt vor, wenn nur die internalisierten Kosten zugrunde gelegt werden und das Unternehmen ausschließlich auf direkte Erfordernisse des Marktes reagiert. Im Rahmen dieser grundsätzlich defensiven Strategieausprägung unterscheiden die Autoren nochmals zwischen einer defensiven und einer offensiven Ausgestaltung. Als offensiv wird die Strategie
gekennzeichnet, wenn auch bislang unberücksichtigte Kostenbestandteile implementiert werden. Das aktive Unternehmen verstärkt demnach die bereits bestehenden Intemalisierungstendenzen oder
initiiert sie gar mit. In dieser Vorgehensweise ist aber auch eine Gefahr zu erblicken, denn wenn die
Unternehmung den gesellschaftlichen Entwicklungen zu sehr vorauseilt, kann dieses mit starken aktuellen Kostennachteilen verbunden sein. Die ökologische Kostenfuhrerstrategie ist auf bereits akuten ökologischen Wettbewerbsfeldem ein setzbar und versucht in ihrer defensiven Variante den geforderten Standard möglichst effizient
umzusetzen. In ihrer offensiven Variante kann sie neben reinen Kostensenkungen auch Differenzie
rungspotentiale eröffnen, so daß eine eindeutige Abgrenzung zur Differenzierungsstrategie tempo rär nicht immer möglich sein wird.796 Hinsichtlich der ökologischen Bewertung wird die offensive ökologische Kostenfuhrerschaft der defensiven Ausgestaltungsform als überlegen vorgezogen.797
Die ökologische Differenzierungsstrategie versucht einen ökologischen Kundennutzen zu imple
mentieren. Besondere Bedeutung wird dieser Art der Differenzierung für die Märkte zuerkannt, die Vgl. Schneidewind [Ökologie 1995], S.36ff.; und Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.l03ff. Vgl. Treacy/Wiersema [Marktführerschaft 1995], S.58ff.; und die Ausführungen im Abschnitt 2.1.2.3. Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.l 13. Dieser Gedanke findet sich bereits bei Porter. Vgl. Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], S.48; sowie die Ausführun gen im Unterabschnitt 2.1.2.3. Diese Konstellation ist aber noch nicht als hybride Wettbewerbsstrategie zu kennzeichnen. 797 Vgl. Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.l 13ff.; und Schneidewind [Partnership 1997], S.78.
793 794 795 796
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Dynamische Ökoloßieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
als gesättigt einzustufen sind und auf denen mit traditionellen Wettbewerbsparametem wie Kosten und Qualität798 nur noch bedingt Vorteile zu erzielen sind.799 Hier ist den Autoren zu folgen, denn
der Grenznutzen des zehnten Airbags im Automobilbereich ist sicherlich fraglich.800 Dabei ist zu betonen, daß die Anwendung der ökologischen Differenzierungsstrategie nicht nur auf
Märkte beschränkt ist, die bereits als akute ökologische Wettbewerbsfelder gekennzeichnet werden
können. Im Einklang mit der Porter’sehen Wettbewerbsstrategie wird auch bei der ökologischen Ausprägungsform ein Zusatznutzen geschaffen. Dieser ökologische Zusatznutzen kann sich auf alle Wertschöpfungsstufen der Wertkette beziehen. Im Gegensatz zur herkömmlichen Differenzierungs
strategie ist die Überzeugungskraft bei der Kommunikation des Zusatznutzens hier von zentraler
Bedeutung, da die Überprüfbarkeit durch den Kunden meist nur sehr bedingt vorhanden ist. Eine Zusammenarbeit mit Organisationen, denen eine hohe ökologische Kompetenz und ein hohes Maß
an Neutralität durch die Konsumenten zuerkannt wird, kann dieses Problem verringern. Eine wei tere Besonderheit der ökologischen Differenzierung ist darin zu sehen, daß der Zusatznutzen nicht
zwingend dem durch etwaige Mehrzahlungen belasteten Käufer auch zukommt.801
Eine wesentliche Voraussetzung zur erfolgreichen Umsetzung einer Differenzierungsstrategie, die
den ökologischen Vorteil in den Mittelpunkt stellt, ist für Dyllick et al., daß „...der Ökologiege
danke bereits in allen Bereichen der Unternehmung weitgehend integriert ist. ”802 Mit diesem
Gedanken setzen wir uns in Kapitel 4.1 kritisch auseinander. Ein wichtiger Faktor zur erfolgreichen Umsetzung einer ökologischen Differenzierungsstrategie ist die Wahl des richtigen Implementierungszeitpunktcs. Ein zu früher Einstieg wird regelmäßig in einem Fehlschlag enden. Erfolgt die Differenzierung hingegen zu spät, kann die Position des Pio niers nicht mehr erreicht werden.
Eine Beurteilung der ökonomischen Erfolgsaussichten dieser ökologischen Strategie wird nicht pau schal, sondern in Abhängigkeit von den Begleitumständen vorgenommen. Auch hinsichtlich der
ökologischen Beurteilung nennen die Autoren negative Aspekte. So könnte auch ein ökologisches Produkt eine erhöhte Nachfrage auslösen oder zu einer Verhaltensänderung fuhren, die die ökologi sche Vorteilhaftigkeit ganz oder teilweise kompensieren würde.803
798 Vgl. Wildemann [Unternehmen 1995], S.5; und Bodenstein [Qualität 1997], S.20f. 799 Vgl. Langmann [Umweltschutz 1985], S.234; Wiedemann et al. [Überprüfung 1988], S.125f.; Belz/Dyllick [Posi tionierungsstrategien 1996], S.l70; Dichtl/Peter [Kundenzufriedenheit 1996], S.29f; Zühlke [Berücksichtigung 1996], S.28; und Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.123. 800 So verfügen beispielsweise die aktuellen BMW der 7er Klasse serienmäßig über acht Airbags. Vgl. BMW [7er Limousine 1997], S.51. 801 Diese Problematik ist bereits bei der Diskussion des Ansatzes nach Meffert/Kirchgeorg thematisiert worden. 802 Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.131. Vgl. hierzu auch Dyllick/Belz [Untemehmensentwicklung 1994], S.64 ff. 805 Vgl. Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S. 123ff.; und Schneidewind [Partnership 1997], S.79.
Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Die vierte Strategievariante wird als ökologische Marktentwicklung bezeichnet. Hinsichtlich der
Vorgehens weise ist diese Strategie mit der Marktabsicherungsstrategie vergleichbar. Hinsichtlich der Zielsetzung ist sie jedoch entgegengesetzt, denn im Mittelpunkt der Marktentwicklung steht
nicht die Verzögerung, sondern die Entwicklung bzw. Beschleunigung ökologischer Ansprüche. Das hierzu erforderliche Vorgehen wird in vier Schritte gegliedert. Anfangspunkt der Marktent wicklung ist die Forschung nach noch unbekannten ökologischen Problembereichen. Sind ökolo
gisch relevante Sachverhalte entdeckt worden, müssen sie entsprechend öffentlich kommuniziert werden. Die Zusammenarbeit mit ökologisch orientierten Gruppen kann die Erfolgsaussichten nach haltig verbessern. Die Beeinflussung des Gesetzgebers zur Schaffung der erforderlichen Rahmenbe
dingungen kann durch das individuelle Unternehmen erfolgen, jedoch auch durch den zuständigen Verband, wobei Verbände dazu neigen, nur Mindestanforderungen zu formulieren. Als Beispiel
wird die Forderung einzelner Unternehmen nach der Einführung einer CO2-Steuer angeführt. Selbst wenn die drei bisher beschriebenen Maßnahmen erfolgreich realisiert worden sind, ist die eigentli
che Marktentwicklung noch ungewiß. Möglicherweise bestehen Strukturen, die den ökonomischen
Erfolg ökologischer Produktvarianten verhindern. Der Ausgang dieser Strategie ist demnach offen. Ein Vorteil eines erfolgreichen Vorgehens kann die Verbesserung der Wettbewerbsposition auf dem
Heimatmarkt sein, weil ausländische Konkurrenten diese Anforderungen nicht erfüllen wollen oder
können. Hinsichtlich der ökologischen Wirksamkeit sind die Autoren vom hohen Wert dieser Stra
tegie überzeugt.804
3.3.1.3 Wettbewerbsstrategische Chancen-Risiko-Orientierung nach Steger Steger gliedert seinen Ansatz auf zwei Ebenen. Hinsichtlich der grundsätzlichen ökologischen Ein ordnung greift auch er auf eine Vier-Felder-Matrix zurück, wählt dabei aber andere Einteilungskri
terien. Er unterscheidet die Dimension Marktchancen durch Umweltschutz, in der untemehmensin-
dividuelle marktbezogene Erwartungen abzubilden sind, und die Risikoexponierung im Umwelt schutz, welche die ökologische Betroffenheit des Unternehmens beschreibt.805 Einen schematischen Überblick gibt die Abbildung 3.12.
Im Quadranten Indifferenz sind Unternehmen einzuordnen, die weder nennenswerte Chancen noch Risiken durch ökologische Fragestellungen zu erwarten haben. Zwar sind partielle ökologische Ver besserungen durchaus möglich, doch sind sie von nachgelagerter Bedeutung, so daß eine ökologi sche Orientierung wenig erfolgsversprechend erscheint.
804 Vgl. Dyllick [Untemehmensstrategien 1995], S.62f.; Belz/Dyllick [Positionierungsstrategien 1996], S.l78; Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S. 155ff.; und Schneidewind [Partnership 1997], S.79ff. 805 Vgl. Steger [Management 1992], S. 155ff.; Steger [Normenstrategien 1992], S.275ff.; Steger [Umweltmanagement 1992], S.54ff.; Steger [Umweltmanagement 1993], S.206ff.; und Steger [Management 1994], S.69ff.
Dynamische ökoloßiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrateeie
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Chancen orientierung
Innovations orientierung
Indifferenz
Risiko orientierung
Gering
Hoch
Risiken durch Umweltaspekte Quelle: Steger [Management 1994], S.70 (leicht modifiziert)
Abb.3.12: Marktchancen-Risiko-Kombinationen nach Steger
Unternehmen, deren Situation durch keine oder nur schwach ausgeprägte Möglichkeiten der ökolo
gischen Profilierung gekennzeichnet ist, die aber gleichzeitig mit ausgeprägten ökologischen Problemfeldem konfrontiert sind, ordnet Steger in die Kategorie Risikoorientierung ein. Ausgangs
punkt der Betrachtung muß das für das Unternehmen geforderte „... ’Sicherheitsniveau’... ”806 sein. Als mögliche Maßnahmen, das tollerierbare Risiko zu erreichen, schlägt er die „...Risiko-Bewälti gungsstrategien: Vermeiden, vermindern überwälzen, versichern, selber tragen.... ”807 vor. Hierbei
betont er das Erfordernis, Risiken aktiv zu handhaben. Nach Stegers Einschätzung erfolgt die Risi kobewältigung oft über technische Veränderungen, z.B. End-of-Pipe, welche die Kostensituation
des Unternehmens erheblich verschlechtern können. Zudem besteht die Möglichkeit, daß mit einer Veränderung des Preisniveaus andere (innovative) Produkte konkurrenzfähig werden, womit eine
weitere Gefährdung des betrachteten Unternehmens möglich wird. Hier stellt sich dem betroffenen
Akteur die Frage, ob er selbst innovative Schritte ergreifen und sich als Pionier positionieren soll oder ob die Position des Folgers erfolgsversprechender ist. Die von Steger dargestellte Bewertung beider Positionen entspricht der gängigen Einschätzung. 806 Steger [Umweltmanagement 1993], S.211. 807 Steger [Umweltmanagement 1993], S.212.
Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Unternehmen, für die ökologische Fragestellungen eine hohe Chancen- und Risikobetroffenheit
bedeuten, sind im Quadranten Innovationsorientierung anzusiedeln. Nach Stegers Auffassung kann in einem so gekennzeichneten Markt der Ausgleich mit den Forderungen der Anspruchsgrup pen durch Innovationen am besten realisiert werden. Der technischen Kompetenz kommt hierbei
eine wichtige Bedeutung bei. Eine Chancenorientierung ist dann vorzunehmen, wenn das Unternehmen kaum mit ökologischen Risiken konfrontiert ist, aber ein umfangreiches Potential vermutet wird. Eine Chancenorientierung
darf dabei aber nicht eindimensional positiv gesehen werden, denn auch mit ihrer Verfolgung sind Risiken verbunden. So kommt hier der Frage der zeitlichen Ausgestaltung eine zentrale Bedeutung
zu. Nach Stegers Überzeugung ist, wenn der Markt das Produkt akzeptiert, die Position des Innova tors wesentlich ertragreicher als die des Imitators. Ein weiteres Problem ist die glaubwürdige Kommunikation der höheren Umweltverträglichkeit.
Besonders die Gruppe der ökologisch orientierten Käufer, die er als erste Zielgruppe benennt, wäre
als besonders skeptisch einzustufen. Um hier erfolgreich zu sein, stuft er die Nischenstrategie als eine durchaus erfolgsversprechende Alternative ein. Ist es dem Unternehmen gelungen, sein Produkt
in einem stark ökologisch orientierten Segment erfolgreich zu plazieren sollte der Versuch unter nommen werden, weitere nicht ausschließlich ökologisch orientierte Käufergruppen zu gewinnen.
Hierbei kann es zur Markteinführung durchaus sinnvoll sein, die ökologischen Produkte mit einer geringeren Marge zu vermarkten.808 In einer zweiten Dimension diskutiert Steger die wettbewerbs
strategische Ausrichtung und greift dabei ebenfalls zu unkritisch auf den Porter-Ansatz zurück. Er untersucht die Kompatibilität von Kostenfiihrerschaft und Differenzierung mit vier verschiedenen
Auswirkungen einer ökologischen Orientierung: •
Eine ökologisch erzeugte Kostenerhöhung hat nach seiner Auffassung für den Kostenführer
eine negative Wettbewerbswirkung. Für die Wettbewerbsposition des Differenzierers ist die Kostensteigerung weit weniger schädlich. •
Dagegen ist eine Einschränkung des Gebrauchswertes für die Wettbewerbssituation des Differenzierers wesentlich schwieriger zu kompensieren als für den Kostenführer.
•
Ein ökologisch begründeter Zusatznutzen verbessert die Marktchancen des differenzieren
den Unternehmens, wohingegen die Wirkung für den Kostenführer als neutral klassifiziert
wird.
•
Für beide Ausprägungen der Wettbewerbsstrategien ist die Durchsetzung einer Innovation
positiv zu beurteilen.809
808 Vgl. Steger [Management 1992], S. 155ff.; Steger [Nonnenstrategien 1992], S.275ff.; Steger [Umweitmanagement 1992], S.54ff.; Steger [Umweltmanagement 1993], S.2061T.; und Steger [Management 1994], S.69ff. 809 Vgl. Steger [Umweltmanagement 1988], S.153ff.; Steger [Umweltmanagement 1992], S.58; Steger [Umweltma nagement 1993], S.208ff.; und Steger [Management 1994], S.7 Iff.
Seite -126-Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Bei seiner Analyse unterscheidet er zwar zwischen Gesamtmarkt und Nischenstrategien, kommt jedoch für beide Ausprägungen zu den gleichen Ergebnissen. In einem weiteren Schritt stellt er dar, wie die einzelnen Auswirkungen ökologischer Aktivitäten bei unterschiedlicher Relevanz der
Umweltthematik zu beurteilen sind. Hierbei unterstellt er: •
Daß in einem ökologisch orientierten Markt ökologisch induzierte Innovationen und
Zusatznutzen positiv wirken. Hier ist ihm zu folgen. Eine Verbesserung der Marktsituation durch eine Nutzenminderung muß hingegen stark angezweifelt werden. Auch die Wettbe werbsneutralität bzw. Verbesserung der Wettbewerbssituation, die er bei einer ökologisch induzierten Kostenerhöhung unterstellt, muß kritisch hinterfragt werden. •
Die Verbesserung der Wettbewerbssituation, wie er sie für einen potentiell umweltsensiblen Markt unterstellt, ist als richtig zu akzeptieren. Die Annahme, daß in einem solchen Markt
Kostenerhöhungen und Nutzenminderungen ungewiß und nicht deutlich negativ wirken, kann angezweifelt werden.
•
Die negativen Wirkungen bei Kostenerhöhungen bzw. Nutzenminderungen in einem Markt, der nicht umweltsensibel ist, trifft vermutlich die Realität. Ein ökologischer Zusatznutzen in
einem solchen Markt wird auf die Wettbewerbssituation neutral wirken. Die Wirkung einer
Innovation zwischen neutral und positiv scheint ebenfalls plausibel.810
3.3.2.4 Weitere traditionelle Ansätze im Schrifttum Neben den hier ausführlich diskutierten Ansätzen gibt es im Schrifttum noch weitere, weniger kom plexe, von denen wir bedeutsame nachfolgend darstellen. Vorgehen nach Gege:
Gege diskutiert in seinem Ansatz zwei Dimensionen der ökologischen Ausrichtung. Auf der zuvor
als Basisstrategieebene klassifizierten Ebene nimmt er eine Dreiteilung vor: •
Eine ökologieorientierte Strategie klassifiziert den Umweltgedanken zum gleichwertigen
Untemehmensziel. Aus dieser Einstufung erfolgt die Ausrichtung der unternehmerischen Funktionsbereiche.
•
Im Rahmen der von ihm diskutierten marktorientierten Strategie werden ökologische Frage
stellungen in Abhängigkeit von der vermuteten Ertragssituation umgesetzt. Ist mit einer ökologischen Ausrichtung ein Profit zu erzielen, so wird dieser realisiert. Als Kritik nennt
er hier die partielle Ausrichtung auf einzelne Fragestellungen.
810 Vgl. Steger [Umweltmanagement 1993], S.21 Off.; und Steger [Management 1994], S.73ff.
Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Die ökologisch verweigernde Strategie seiner Einteilung handelt reaktiv und versucht grundsätzlich Minimalkosten zu realisieren. Als einen Gefahrenpunkt nennt er korrekter
weise die Gefahr des Prestigeverlustes.811 Prinzipiell hat der Ansatz eine hohe Ähnlichkeit mit dem Schema von Meffert/Kirchgeorg. Die Ökologieorientierung erinnert an den Innovator, die marktorientierte Strategie ist wohl zwischen
Anpassung und Passivität anzusiedeln und die verweigernde Haltung scheint zwischen Widerstand und Passivität plaziert zu sein. Der Ansatz von Meffert/Kirchgeorg erscheint dem von Gege auf
grund klarerer Abgrenzungen konzeptionell überlegen. Im Rahmen der Wettbewerbsstrategien nimmt er keine explizite Einteilung vor. Indem er jedoch als Maßnahmen beispielsweise die Kommunikation des höheren Nutzwertes vorschlägt und hin
sichtlich der Produktgestaltung ebenfalls Maßnahmen benennt, die mit einer Kostenfuhrerstrategie grundsätzlich nur schwer zu vereinbaren sind,812 wird zumindest der Anschein erweckt, daß er eine ökologische Differenzierung anstrebt. Diese haben wir bereits thematisiert. Vorgehen nach Türck:
Türck stellt bei der Diskussion des ökologischen Produktes fünf verschiedene Basisstrategien vor. Die ökologisch anspruchsvollste Strategie betrachtet den vollständigen Produktlebenszyklus und
versucht innovativ, künftige gesetzgeberische Anforderungen zu antizipieren. Zur Beurteilung der Wettbewerbswirkung greift er ebenfalls zunächst auf den Porter-Ansatz zurück. Sein Ergebnis ist
mit den bisher dargestellten Resultaten vergleichbar. Auch er hält es grundsätzlich für problema tisch, Kostenführerschaft und ökologische Ausrichtung erfolgreich miteinander zu verbinden. Aus
diesem Grund würden Kostenführer selten eine ökologische Pionierfunktion übernehmen. Im Gegensatz zu der aktuell von Meffert/Kirchgeorg vertretenen Auffassung sieht Türck hingegen gerade die Nischenausrichtung als besonders erfolgsversprechend an, denn hierdurch würde eine
homogene Bezugsgruppe gebildet, die wesentlich zielgerichteter angesprochen und bedient werden
kann. Zur Lösung der Umweltproblematik ist es jedoch erforderlich, den Gesamtmarkt mit der öko logischeren Alternative zu durchdringen. Die meisten Nischenprodukte seien letztlich auf dem Gesamtmarkt mittels einer Differenzierungsstrategie zu vermarkten.813
Um der hohen Dynamik des ökologischen Wettbewerbs Rechnung zu tragen, diskutiert er die Ein
setzbarkeit der Outpacing-Strategies814 für ökologisch orientierte Produkte. Grundsätzlich erkennt er die Schwächen des sequentiell hybriden Vorgehens und spricht sich in Anlehnung an
811 812 813 8,4
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
Gege [Motive 1994], S.93f. Gege [Motive 1994], S. 101. Türck [Produkt 1991], S. 158ff. und S. 172ff.; sowie Türck [Erfolgschancen 1994], S.122ff. die Ausführungen im Unterabschnitt 2.2.2.2.1.
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Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Kleinaltenkamp auch für ein simultan hybrides Vorgehen aus.815 Bei der Umsetzung für ökologische
Produkte orientiert er sich jedoch inkonsistenterweise zurück auf die „reinen” Outpacing-Strategies,
indem er eine sequentielle Abfolge der Strategien Differenzierung und daran anschließender Kostenorientierung aufzeigt.816 Vorgehen nach Zahn und Schmid:
Auch der Ansatz von Zahn und Schmid orientiert sich stark an den generischen Wettbewerbsstra tegien nach Porter. Auf der Ebene der Basisstrategien argumentieren sie für eine Positionierung im
Feld des Innovators. Diese Ausrichtung wird daran offensichtlich, daß sie eine ökologisch zurück haltende Wettbewerbsausrichtung mit geringen umweltinduzierten Kosten ablehnen. Statt dessen
schlagen sie eine Ausrichtung vor, die einen ausgeprägten ökologischen Nutzen umfaßt. Hierzu sei
es erforderlich, nicht mehr reaktiv, sondern agierend den Veränderungen im ökologischen Bereich
zu begegnen. Ist die ökologisch anspruchsvolle Position erreicht, wäre die Frage nach der konkreten Umsetzung als Kostenführer oder Differenzierer im zweiten Schritt zu beantworten. Als dritte zu beantwortende Frage wäre, über den Umfang des Angebotes zu entscheiden. Neben dem Gesamt markt bilden Marktnischen weitere Optionen.817
3.3.2.5 Strategische Überlegungen im Öko-Controlling nach Hum mel als moderner Ansatz Im Rahmen seines Öko-Controlling Ansatzes diskutiert Hummel unter anderem die umweltstrategi sche Ausrichtung des Unternehmens, auch wenn er explizit keine Wettbewerbsstrategie definiert.
Hierbei differenziert er sich deutlich von den bestehenden Ansätzen. Ausgangspunkt seiner bran
chenübergreifenden Betrachtung ist die Dreidimensionalität des ökologisch-konventionellen Profi
lierungsfeldes. Er unterscheidet Kosten, Ökologie und Differenzierung.818 Einen Überblick gibt die Abbildung 3.13. Positiv hervorzuheben ist, daß Hummel diese drei Dimensionen unterscheidet. Ein erfolgreiches
Unternehmen darf branchenspezifische Mindestanforderungen nicht unterschreiten, wenn es im
Wettbewerb bestehen will. Die maximal möglichen Ausprägungen der einzelnen Dimensionen wer den von den Unternehmen vorgegeben, die sich auf die jeweilige Dimension konzentriert haben.
Zwischen den beiden Extrempunkten der einzelnen Dimensionen ist jeder Punkt wählbar, um in Kombination mit den anderen Dimensionen ein untemehmensspezifisches Profil zu realisieren. Eine
8,5 8,6 817 818
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
Türck [Produkt 1991], S.l91. Türck [Produkt 1991 ], S. 191 f.; und Türck [Erfolgschancen 1994], S. 129ff. Zahn/Schmid [Wettbewerbsvorteile 1992], S.68ff.; und Zahn [Umweltmanagement 1996], S.161 ff. Hummel [Öko-Controlling 1997], S.36ff.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite -129-
Ökologie
Kosten
Differenzierung
Quelle: Hummel [Öko-Controlling 1997], S.42 (leicht modifiziert)
Abb.3.13: Dimensionen der unternehmerischen Positionierung nach Hummel
gleichzeitige Optimierung aller drei Ebenen stuft er jedoch als „...kaum möglich... ”819 ein.820 Hierbei
zeigt sich deutlich die mangelnde Einbeziehung der simultan hybriden Wettbewerbsstrategien! Diese Aussage wollen wir genauer belegen: Die Erfordernis, Mindeststandards im Wettbewerb ein
zuhalten, findet sich bereits bei den generischen Wettbewerbsstrategien nach Porter. Dies gilt fiir
den Kostenfiihrer, der „...Qualität, Service und andere Bereiche nicht... ”821 vernachlässigen darf,
genauso wie für den Differenzierer, dem es „...nicht erlaubt (ist,) die Kostenseite ... (zu)
ignorieren... ”822. Angesichts der von Hummel verfolgten Dreidimensionalität ist dieser Anspruch auch auf die Ökologie zu übertragen, selbst wenn ein Unternehmen die generischen Strategien anwendet. Die zu erreichenden Mindeststandards sind in Abbildung 3.13 gezeigt. Vergegenwärtigt 819 820 821 822
Hummel [Öko-Controlling 1997], S.42. Vgl. Hummel [Öko-Controlling 1997], S.36ff. Porter [Wettbewerbsstrategie 1999], S.71. Porter [Wettbewerbsstrategie 1999], S.74.
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man sich weiter, daß Hummel keine allgemeine Untemehmensstrategie formuliert, sondern den
ökologischen Aspekt in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen rückt, so unterstellen wir, daß er bei einer Optimierung von zwei Ebenen die Ökologie mit einbezieht. Ist unsere Annahme falsch, so
würden Kosten und Zusatznutzen optimiert und die Ökologie nur in geringem Umfang beachtet.
Der Ansatz von Hummel wäre somit keine ökologische Wettbewerbsstrategie, sondern eine Strate
gie, die mit der Dynamischen Produktdifferenzierung von Kaluza oder dem Simultaneitätskonzept von Corsten und Will konkurrieren würde (vgl. Abbildung 3.14), da sich auch diese Autoren nicht
gegen das Unterschreiten ökologischer Mindestanforderungen aussprechen. Somit wäre sein Ansatz simultan hybrid aber nicht mehr ökologisch. Dies erscheint unplausibel.
Abb.3.14: Untemehmensausrichtung im dreidimensionalen Raum, ohne die Ökologie schwerpunkt mäßig einzubeziehen
Aufgrund dieser Überlegungen gehen wir davon aus, daß die Ökologie immer zu den zwei zu ver bessernden Dimensionen zählt. Der Ansatz von Hummel ist somit simultan, wenn man mit diesem
Begriff die gemeinsame Verfolgung von mindestens zwei Dimensionen interpretiert. Sie ist jedoch in dem von uns gebrauchten Sinn nicht simultan, da wir eine Optimierung aller drei Dimensionen,
Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 131 -
wie es in Abbildung 3.15 gezeigt ist, anstreben. Aus diesem Grund verwenden wir auch die Bezeichnung der doppelt simultan hybriden Strategie.823
Abb.3.15: Doppelt simultan hybride Untemehmensausrichtung im dreidimensionalen Raum
Zu diesem Ergebnis kommen wir für ein Unternehmen, das Ökologie und Differenzierung schwer punktmäßig optimiert, ebenfalls, wenn die „konventionellen” Strategien den Maßstab bilden, weil auch dort nur bei der gleichzeitigen Verfolgung von Kosten und Differenzierung von simultanen
Strategien gesprochen wird. Einen Überblick zeigt die Abbildung 3.16.
823 Vgl. hierzu auch die Ausführungen im Unterabschnitt 4.1.1.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 132-
Abb.3.16: Konzentration auf Ökologie und Kosten im dreidimensionalen Raum
Bei der Vorstellung seiner Beispiele - Unternehmen der Textilindustrie - ist erneut der sequentiell hybride Charakter seiner Überlegungen erkennbar: •
So legt das Unternehmen Coop-Schweiz bei der NATURA Line seinen Schwerpunkt erst auf die Kombination Ökologie und Kosten,824 um im Zeitverlauf eine stärkere Differenzie rung zu erreichen.825
•
Das zweite Beispieluntemehmen Novotex positionierte sich zuerst mit Hilfe der Ökologie
als
Differenzierer,
um
im Zeitverlauf die Kosten
stärker in
die
Betrachtung
einzubeziehen.826 Wendet man auf dieses Beispiel die Terminologie der „konventionellen” 824 Hierbei ist anzumerken, daß die Erreichung des Kostenziels in diesem Beispiel sehr großzügig interpretiert wird. Die diskutierten Herrenslips verursachen bei einer Stückbetrachtung höhere Kosten von 0,5 SFr, die untemehmensintem subventioniert werden (müssen), da die vollen Kosten offensichtlich nicht am Markt realisierbar sind. 825 Vgl. Hummel [Öko-Controlling 1997], S.215 ff. 826 Vgl. Hummel [Öko-Controlling 1997], S.257ff.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 133 -
Strategien an, so handelt es sich schlicht um ein differenzierendes Unternehmen, welches
im Zeitverlauf und damit sequentiell die zweite Wettbewerbsdimension anstrebt. In beiden Fällen handelt es sich um die sequentielle Annäherung an das Wertoptimum, wie sie im
Rahmen der Outpacing-Strategies beschrieben wird. Die besondere Leistung Hummels ist nach unserer Auffassung die Einbeziehung der dritten Dimension in die Wettbewerbsüberlegungen und
die nach unserem Sprachgebrauch sequentiell hybride Verfolgung dieser drei Dimensionen.
3.3.3 Kritische Betrachtung der dargestellten Ansätze
3.3.3.1 Defizite der bisher verwendeten ökologischen Vier-FelderDifferenzierungsmatrizen Ein weiterer wesentlicher Kritikpunkt der bestehenden Ansätze ist die weite Verbreitung einer Vier-
Felder-Matrix zum Aufzeigen der Ansatzpunkte für ökologische Produktveränderungen. Neben den Nutzen des ökologischen Produktes, die für den Käufer und die Allgemeinheit unterschieden sind,
werden die Kosten als zweite Dimension abgetragen. Hierbei werden gleiche und geringere Kosten für ökologische Produktvarianten zu einer Gruppe zusammengefaßt.827 Als zweite Ausprägung wer den die höheren Kosten abgetragen. Hierin muß eine nicht zu akzeptierende Vereinfachung gesehen
werden. Wir unterteilen für die Ableitung von Handlungsempfehlungen zwischen geringeren, glei
chen und höheren Kosten, so daß auf diese Weise aus der Vier-Felder- zunächst eine Sechs-FelderMatrix entsteht. Eine weitere Schwachstelle ist, daß implizit bzw. explizit der Einsatz der Por
ter’sehen Differenzierungsstrategie bei der Verwendung der Matrix vorausgesetzt wird. Neben dem Differenzierer ist aber auch ein Kostenführer mit der Frage ökologischer Produktgestaltung kon
frontiert. Unternehmen, die hybride Strategien verfolgen, sind - obwohl diese für ökologische Fra gen ebenfalls Relevanz besitzen - auch unberücksichtigt geblieben. Neben den bisher bekannten Dimensionen Nutzen und Kosten erweitern wir die Matrix um die Dimension der verfolgten Wett bewerbsstrategie. Als Ausgestaltungsformen betrachten wir die Kostenführer-, die Differenzie
rungsstrategie und die Verfolgung von hybriden Strategien.828 Eine detaillierte Darstellung einzelner
hybrider Strategien ist nicht erforderlich, da die Handlungsempfehlungen grundsätzlich einander entsprechen. Das Ergebnis ist nunmehr ein Würfel, wie ihn die Abbildung 3.17 zeigt, der die Para
meter Kosten, Nutzen und Wettbewerbsstrategie umfaßt.
827 Vgl. Kaas [Marketing 1992], S.475; Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.l29; Meffert/Kirchgeorg [Kon sumentenverhalten 1997], S.236; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.26. Zwar weisen Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.226, auch auf die partielle Kompatibilität der Kostenfuhrerschaft mit einer ökologischen Ausrichtung hin, implementieren ihr Ergebnis aber nicht in die Vier-Felder-Differenzierungsmatrix. 828 Vgl. zu den Wettbewerbsstrategien die Ausführungen im Teil 2 dieser Arbeit und die dort angegebene Literatur.
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Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Abb.3.17: Würfel zur ökologischen Profilierung in Abhängigkeit von der gewählten Wettbewerbsstrategie Eine räumliche Präsentation hat den Vorteil, die dritte Dimension sachgerecht darzustellen. Aus
Praktikabilitätsgründen überfuhren wir diesen Quader für die detaillierte Diskussion der einzelnen Felder in eine zweidimensionale Form, die in Abbildung 3.18 dargestellt wird.
Auch für nicht ökologisch ausgerichtete Unternehmen sind aus den Konstellationen der dargestell ten Felder folgende Verhaltensweisen abzuleiten. Diese verdeutlichen wir mit einem fiktiven Bei
spiel, der Gemüseproduktion, an dem alle existierenden Felder exemplarisch diskutiert werden sol
len. Hierbei unterstellen wir, daß es als Differenzierungsmerkmal den Nährwert gibt und dieser vom Differenzierungsmerkmal Geschmack unabhängig ist. Wir diskutieren nachfolgend zwei Konstella tionen. In der einen zeichnet sich das ökologisch angebaute Gemüse dadurch aus, daß es durch den
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Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Verzicht auf chemische Dünger und Pestizide das Trinkwasser weniger belastet. Im zweiten Bei spiel ist mit dem biologischen Anbau ein besserer Geschmack verbunden.
Nutzenempfanger I Zwang
III Handlungsdruck
V Zwang
Allgemeinheit
II Zwang
IV Handlungsdruck
VI Zwang
Käufer
VII Option
IX Option
XI Option
Allgemeinheit
VIII Handlungsdruck
X Handlungsdruck
XII Handlungsdruck
Käufer
XIII Handlungsverbot
XV Option
XVII Option
Allgemeinheit
XIV Handlungsverbot
XVI Handlungsdruck
XVIII Option
Käufer
Kostenführer
Differenzierer
Hybride Strategien
geringer
gleich
höher
Strategie
Quelle: Verfasser
Abb.3.18: Operationalisierung des Würfels zur ökologischen Profilierung im Wettbewerb Die Konstellationen I und II erfordern die gleichen Handlungen. Der Kostenführer muß reagieren
und die Kostenvorteile wahmehmen. Dieser Gedanke findet sich für den Kostenfuhrer bereits im
Ansatz von Porter. Demnach soll jede Möglichkeit zur Senkung der Produktionskosten wahrgenom men werden.829 Er hat aber die Option, den Nutzenunterschied zum Differenzierer zu verringern und damit möglicherweise an dessen Kunden sein Produkt ebenfalls vermarkten zu können. Durch seine Maßnahme besteht die Tendenz, daß der ökologische Nutzen zum Branchenstandard wird. Der
kostenführende Gemüseproduzent muß die ökologische Anbauweise, die hier annahmegemäß
kostensenkend830 wirkt, einsetzen, unabhängig davon, ob der Nutzen dem Kunden durch einen bes seren Geschmack oder der Allgemeinheit durch eine geringere Trinkwasserbelastung durch Dünge substanzen zufallt.
Aber auch der Differenzierer darf die Kostenkomponente nicht leichtsinnig vernachlässigen, unter liegt er doch ansonsten bei einem zu hohen Preisunterschied der Gefahr, daß der von ihm offerierte Zusatznutzen nicht mehr ausreicht, um den Mehrpreis zu rechtfertigen. Besteht für ihn die 829 Vgl. Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], S.48. 830 Dieses Beispiel wird im folgenden mit verschiedenen Prämissen angewendet, geringere, gleiche und höhere Kosten als die konventionelle Produktionsweise.
Seite - 136 -_________________________________________ Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Möglichkeit, ein Produkt mit einem weiteren Nutzen zu versehen und damit gleichzeitig seine
Kostensituation zu verbessern, gerät er unter Handlungsdruck, diese Neuerung ebenfalls zu imple mentieren. Dieser Druck ist besonders ausgeprägt, wenn der Nutzen dem Käufer selbst zufallt. Feh
len ihm weitere Differenzierungsmöglichkeiten oder setzt der Kostenfiihrer diese Maßnahme bereits
um, wird der Handlungsdruck sich weiter verstärken. Sind auf seinem Markt Umweltthemen nur von sehr geringer Relevanz bzw. verfugt er über ein ausgeprägtes und intaktes Differenzierungs
merkmal, welches zum Erhalt der höheren Zahlungsbereitschaft ausreichend ist, stellt sich der Handlungsdruck geringer dar. Der über hohen Nährwert differenzierende Gemüseproduzent gerät
unter Handlungsdruck, eine - hier annahmegemäß kostensenkende - ökologische Anbauweise einzu
setzen, wenn der Kundennutzen „besserer Geschmack” damit verbunden ist. Nur wenn für seine
Kunden der Geschmack wenig relevant ist und gleichzeitig eine hohe Zahlungsbereitschaft vor
herrscht, kann er eventuell dieses Potential außer acht lassen. Eine Konkretisierung dieser Konstel lation ist für den Bereich der Hochleistungssportleremährung denkbar, wo dem Nährwert eine zen
trale Bedeutung beigemessen wird, um die sportliche Leistung zu erbringen. Wirkt die ökologische Anbauweise nicht geschmacksverbessemd, sondern entlastet ausschließlich das Trinkwasser, so steht der Differenzierer „nur” unter dem Anpassungsdruck, daß der Kostenvorteil des umsetzenden
Kostenführers zu groß wird und die Zahlungsbereitschaft der Kunden nachläßt.
Für hybrid ausgerichtete Unternehmen besteht eine ähnliche Situation wie für den Kostenführer. Zur gleichzeitigen Realisierung eines möglichst hohen Nutzens und geringer Kosten sollten erkannte
Kostensenkungspotentiale umgesetzt werden. Für diese Unternehmen besteht somit ebenfalls ein
Handlungszwang, der jedoch nicht die gleiche Dringlichkeit besitzt wie beim reinen Kostenführer, da hybride Strategien nicht ausschließlich über geringe Kosten ihre Wettbewerbsfähigkeit generie ren. Der hybrid orientierte Gemüseproduzent generiert über die Kosten und über den hohen Nähr wert den Nutzen für seine Kunden. Er wird in beiden Ausprägungsfallen nicht umhin kommen,
seine Anbauweise zu verändern, da er das Kostensenkungspotential ausschöpfen sollte. Der Zwang
zur Umsetzung ist noch stärker ausgeprägt, wenn der Nutzen dieser Maßnahme dem Konsumenten in Form eines besseren Geschmacks zufallt. In den Feldern VII und VIII ist die Konstellation gegeben, daß der Kostenführer bei gleichen
Kosten einen höheren Nutzen anbieten kann. Der Unterschied liegt darin, daß der Nutzen im Feld VII der Allgemeinheit und im Feld VIII dem Käufer zufallt. Die erste Konstellation eröffnet dem
Kostenführer die Wahl, ob er diese Möglichkeit ergreift oder nicht. Das Feld VIII repräsentiert einen Handlungsdruck, denn ein kostenneutral erzielbarer Zusatznutzen, der dem Kunden selbst zusteht, führt zur Verbesserung der Marktposition. Da seine Marktstrategie nicht auf die Vermitt
lung eines Zusatznutzens ausgerichtet ist, würde er sich nicht theoriekonform verhalten, wenn ihm hierdurch Mehrkosten entstünden. Doch da diese Differenzierung kostenneutral ist, behindert er
seine eigene Ausrichtung nicht, so daß er im Feld VII eine freie Wahlmöglichkeit besitzt und im
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie_________________________________________ Seite - 137 -
Feld VIII unter Handlungsdruck steht. Er hat aber die Option, den Nutzenunterschied zum Differen zierer zu verringern und somit möglicherweise an dessen Kunden sein Produkt ebenfalls vermarkten
zu können. Durch seine Maßnahme besteht die Tendenz, daß der ökologische Nutzen zum Bran chenstandard wird. In der Anwendung für die Gemüseproduzenten wird deutlich, daß beim Indivi dualnutzen besserer Geschmack die ökologischere Option einen Handlungsdruck ausübt, beim Nut
zen, der dem Käufer nicht ausschließlich zuzuordnen ist, hängt die Entscheidung vom Einzelfall ab.
Inwieweit eine Verbesserung der Trinkwasserqualität vom Kunden als Vorteil wahrgenommen wird
muß offen bleiben. Im Feld IX hat der Differenzierer die Möglichkeit, ein Produkt zu gleichen Kosten mit einem höhe
ren Zusatznutzen für die Allgemeinheit anbieten zu können. Inwieweit hier eine Profilierungsmög lichkeit besteht hängt vom Einzelfall ab, der Differenzierer muß folglich situationsabhängig ent
scheiden, ob er durch eine solche Maßnahme glaubt, eine höhere Zahlungsbereitschaft induzieren zu können. Im Fall des Gemüseproduzenten ist dies zu bezweifeln. Wird diese Produktvariante jedoch
bereits vom Kostenführer angeboten, unterliegt er einem gewissen Zwang, diese Maßnahme eben
falls umzusetzen.83 ’ Die Auswirkungen auf das Beispiel des Gemüseproduzenten haben wir bereits beim Kostenführer aufgezeigt.
Im Feld X hat der Differenzierer die Möglichkeit, ein Produkt mit einem erhöhten Käufemutzen bei unveränderten Kosten anbieten zu können. In einer solchen Situation sollte der Differenzierer die
Chance ergreifen und diese Möglichkeit umsetzen. Die Dringlichkeit des Handlungsdrucks wird beim besseren Geschmacks des ökologisch angebauten Gemüses deutlich, die Zahlungsbereitschaft
der Kunden wird tendenziell erhöht. Die Felder XI und XII sind für die hybrid ausgerichteten Unternehmen dadurch gekennzeichnet, daß
sie bei unveränderten Kosten einen höheren Individualnutzen (besserer Gemüsegeschmack) oder einen höheren Nutzen für die Allgemeinheit (höhere Wasserqualität) bereitstellen können. Für ein solches Unternehmen bestehen die gleichen Konstellationen wie bereits für Kostenführer und Diffe
renzierer dargestellt. Für den Kostenführer stellen die Konstellationen, die in den Feldern XIII und XIV aufgezeigt wer
den, keine Handlungsmöglichkeiten dar. Hier darf er nicht aktiv werden, da ansonsten die Gefahr
besteht, den eigenen Wettbewerbsvorteil zu zerstören.832 Werden diese Maßnahmen jedoch zum Branchenstandard, so erwächst für den Kostenführer hieraus ein Handlungszwang. Er muß diese
Änderungen ebenfalls implementieren, um nicht aus dem Markt auszuscheiden. Am Beispiel des Gemüseproduzenten wird der Sachverhalt deutlich. Solange die trinkwasserschonende Produktion 831
Wieselhuber/Stadlbauer [Ökologiemanagement 1992], S.84f., warnen in diesem Zusammenhang davor, in einem bereits etablierten ökologischen Standard ein Differenzierungspotential zu erblicken. 832 Zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dieser These vgl. die Ausführungen im Teil 2 dieser Schrift.
Seite - 138 -Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
bzw. der bessere Geschmack keinen Branchenstandard darstellen, der mindestens erfüllt werden
muß, schwächt der Kostenführer seine eigene Wettbewerbsposition, wenn er die Kostendifferenz zu
anderen Anbietern verringert, die diesen Schritt nicht gehen. Der Differenzierer muß im Feld XV sehr genau abschätzen, wie die Zahlungsbereitschaft seiner Käufer strukturiert ist und wie stark die Kostensteigerung ausfällt. Er kann einen Nutzen für die All gemeinheit anbieten, der einen höheren Preis für den Käufer verursacht. Bei einer überwiegend öko
logisch orientierten Käuferschaft besteht möglicherweise ein interessantes Marktpotential. Ist der Markt hingegen durch eine geringe ökologische Sensibilität gekennzeichnet, so sollte der Differen
zierer diese Option nicht wahmehmen. Bei dem Gemüseproduzenten dürfte die Zahlungsbereit
schaft der Kunden für eine Verbesserung der Trinkwasserqualität - zumindest grundsätzlich - recht gering sein. Die klassische Situation des Differenzierers präsentiert sich im Feld XVI. Der Differenzierer kann ein Produkt zu einem höheren Preis mit einem dem Käufer direkt zuzuordnenden Nutzen anbieten.
Analog der grundsätzlichen Differenzierungsentscheidung muß natürlich auch hier die Frage gestellt werden, ob der Zusatznutzen im angemessenen Verhältnis zum Mehrpreis steht. Unter die
sen Prämissen besteht aber eine konkrete Chance ftir den Differenzierer. Der Gemüseproduzent, der seinen Mehrwert über den Nährwert schafft, kann den besseren Geschmack als weiteres Differenzie rungspotential nutzen, jedoch wird die Zahlungsbereitschaft der Kunden ihre Grenzen finden. Einer äußerst schwierigen Situation sieht sich das hybrid ausgerichtete Unternehmen im Feld XVII
gegenüber. Hier bietet sich zum einen die Chance, einen Mehmutzen zu präferieren, der aber dem Käufer nicht unmittelbar selbst zukommt, sondern der Allgemeinheit. Darüber hinaus verschlechtert
die Produktveränderung die Kostensituation, so daß ein höherer Preis gefordert werden muß. Eine
allgemein gültige Aussage ist für diese Konstellation nicht formulierbar, da die individuellen Markt
gegebenheiten berücksichtigt werden müssen. Hierzu zählt neben der ökologischen Orientierung der Zielgruppe auch deren Preissensibilität. Da der hybride Anbieter gleichzeitig geringe Kosten reali
sieren will, wird er diese Option tendenziell seltener umsetzen als der Differenzierer. Der Gemüse anbieter, der sowohl eine Kosten- als auch Nutzenausrichtung verfolgt, muß die Abwägung zwi schen Zusatznutzen der Gewässerentlastung und Mehrkosten noch sorgfältiger prüfen als der Diffe
renzierer. Das Feld XVIII bietet dagegen ein wesentlich ausgeprägteres Chancenprofil. Ein zusätzlicher Pro duktnutzen, der dem Käufer direkt zukommt, kann mit erhöhten Preisen offeriert werden. Inwieweit
die Nutzenmehrung die Kostenmehrung rechtfertigt hängt vom Einzelfall ab. Das hybrid ausgerich tete Unternehmen muß auch hier sorgfältiger abwägen als der Differenzierer, ob die Verbesserung
des Nutzenpotentials die Kostennachteile ausgleicht. Auch dies wird am Beispiel des
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 139 -
Gemüseproduzenten deutlich, der sowohl kostengünstiges als auch nährstoffreiches Gemüse anbie ten will. Wo legen die Konsumenten ihren Schwerpunkt: Geschmacksverbesserung oder nach wie
vor günstige Preise?
Der von uns vorgestellte Quader gibt den Unternehmen mit unterschiedlichen Wettbewerbsstrate gien Handlungsempfehlungen, ob sie ökologische Verbesserungen implementieren sollten oder
nicht. Hierbei betrachten wir ausschließlich die Konsistenz des Verhaltens zur gewählten Wettbe
werbsstrategie. Zur Beurteilung der Konsistenz haben wir auf die mit der ökologischeren Variante verbundenen Kosten und den Nutzenempfanger zurückgegriffen. Durch die Erweiterung des Betrachtungsrahmens berücksichtigen unsere Handlungsempfehlungen die unternehmerische Situa
tion vollständiger als die bisher im Schrifttum verwendete Vier-Felder-Matrix.
3.3.3.2 Unzureichende Berücksichtigung hybrider Wettbewerbsstrategien Größtes Defizit aller hier diskutierten ökologisch-wettbewerbsstrategischen Betrachtungen ist die unzureichende Implementierung der Dynamik durch die mangelnde Einbeziehung hybrider
Wettbewerbsstrategien.833 Dieses Defizit wiegt besonders schwer, da die Thematisierung der dyna
mischen Wettbewerbsanforderung schon seit nahezu einer Dekade im Schrifttum vertreten wird.834 Auch die Jüngeren” Ansätze zu dieser Thematik stammen zu einem großen Teil aus der ersten
Hälfte der 90er Jahre.835 Eine mangelnde Berücksichtigung der aktuellen Beiträge nach 1995836 wäre entschuldbar, doch die früher publizierten Beiträge, wie beispielsweise der Ansatz der Dynamischen
Produktdifferenzierung,837 hätten auf jeden Fall integriert werden müssen. Dies gilt besonders, da
den Autoren die Problematik grundlegend bekannt ist bzw. war. In vielen Beiträgen finden sich explizite Hinweise auf das dynamische Umfeld, die bei Ausgestaltung der jeweiligen Wettbewerbs strategien dann aber unberücksichtigt bleiben:
833 Dieses Defizit ist nicht auf die hier diskutierten Ansätze beschränkt, sondern grundsätzlicher Natur. Vgl. beispiels weise Wieselhuber/Stadlbauer [Ökologiemanagement 1992], S.65; Monhemius [Kaufverhalten 1993], S.272f.; Rit tershaus [Umweltschutz 1993], S.62; Sparrer [Umweltmanagement 1994], S.238ff.; Wittmann [Rückstandsmanage ment 1994], S.262ff; sowie Tischler [Betriebswirtschaftslehre 1996], S.135f. und 517ff. 834 Vgl. Kaluza [Erzeugniswechsel 1989]. 835 Vgl. Corsten/Will [Wettbewerbsvorteile 1993]; Corsten/Will [Simultaneität 1994], S.286ff.; Corsten/Will [Wettbe werbsstrategien 1994b], S.9ff.; Corsten/Will [Simultaneität 1995], S.238ff.; Corsten/Will [Wettbewerbsvorteile 1995], S.8f.; und D’Aveni [Hyperwettbewerb 1995]. 836 Vgl. Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996a], S.213ff.; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996b], S.25ff.; Kaluza et al. [Telekommunikationstechnologien 1996], S.3Off.; Will [Wettbewerbsvorteile 1996], S.59ff.; Kaluza/Kemminer [Produktdifferenzierungsstrategie 1997a], S.lOff.; und Kaluza/Kemminer [Produktdifferenzie rungsstrategie 1997b], S.7ff. 837 Vgl. die Ausfürhungen im Teil 2 dieser Schrift.
Dynamische Ökoloeieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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•
So bestätigt Steger die hohe Dynamik heutiger Märkte, wenn er von ,y..eme(r) rascheln) Imita
tion
der
Innovationen
Produktgestaltung.. •
von
Wettbewerbern
...,
etwa
bei
der
umweltfreundlichen
berichtet.
Auch Meffert/Kirchgeorg erkennen die hohe Dynamik des ökologischen Wettbewerbs, wenn sie auf „...die Verpflichtung zur schöpferischen Zerstörung existierender Lösungen..”™ hinweisen
oder feststellen, „daß die aus ökologieorientierten Verhaltensweisen resultierenden Vorteile ...
nur für einen bestimmten Zeitraum aufrechtzuerhalten sind. ”840 •
Schon 1994 wendeten sich Dyllick/Belz gegen eine ausschließlich statische Betrachtung der
ökologischen Thematik.841 Den hohen Realitätsbezug der Dynamik bestätigen auch Dyllick et aL, wenn sie die Einführung des Öko-Computers durch IBM analysieren. „Innerhalb weniger
Monate hatte die Konkurrenz mit energiesparenden und recyclingfähigen Computern nachgezo
gen, so dass der vermeintliche Vorteil im Öko-Wettbewerb innerhalb kürzester Zeit zunichte gemacht worden ist.”™1
Eine adäquate Umsetzung dieser Erkenntnisse in dynamische Wettbewerbsstrategien erfolgt jedoch
bedauerlicherweise nicht. Statt dessen wird „...das Portersehe System der sog. generischen Wettbe werbsstrategie ... als in der Literatur ... durchgesetzt...”843 klassifiziert.844 Es wäre nicht einmal erforderlich gewesen, einen eigenen Ansatz zu erarbeiten. Das Miteinbeziehen der simultan hybri
den Wettbewerbsstrategien nach Kaluza und Corsten/Will hätte einen erheblichen Erkenntniszuge winn bedeutet. Die stellenweise vorzufindende situative Einbeziehung des Outpacing-Ansatzes ist
nur als halbherziger und damit unzureichender Schritt einzustufen.
Hummel übertrifft mit seinem als Outpacing-Ansatz angelegten Konzept845 die anderen Autoren. Ein sequentiell hybrides Vorgehen ist zur Erreichung des Wertoptimums im Bereich der Ökologie genauso wie bei den konventionellen Strategien den simultan hybriden Strategien unterlegen. So
gehen auch die Überlegungen von Hummel noch nicht weit genug, um der Dynamik hinreichend
Rechnung zu tragen. Eine sachgerechte Implementierung der dynamischen Komponente in einen eigenständigen Ansatz nehmen wir im Teil 4 vor.
Steger [Umweltmanagement 1993], S.227. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.447. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.l59. Vgl. Dyllick/Belz [Untemehmensentwicklung 1994], S.54. Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S. 136. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.221. Auch andere Autoren wie Trapp [Wettbewerbsvorteile 1993], S.l71; und Steger [Konzeption 1997], S.8ff., ver wendeten 1997 zur Analyse von Wettbewerbsvorteilen den Ansatz nach Porter. 845 Vgl. Hummel [Öko-Controlling 1997], S.36ff. 838 839 840 841 842 843 844
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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33.3.3 Mangelnde Eigenständigkeit der bestehenden Ansätze hin sichtlich der Basisstrategien Neben den bereits explizit diskutierten Ansätzen gibt es noch eine Vielzahl von anderen Schrift tumsbeiträgen, die ökologische Basisstrategien thematisieren. Ein weitreichender Überblick ist bei Meffert/Kirchgeorg zu finden, die vorhandene inhaltliche Parallelen trotz der Verwendung abwei
chender Begriffe systematisch aufgearbeitet haben.846
Häufig werden bis zu vier Strategietypen unterschieden,847 von denen regelmäßig jeweils eine Option ein ökologisch orientiertes Verhalten vorschlägt bzw. dieses verneint.848 Die Bezeichnungen für ein umweltvemeinendes Verhalten sind sehr breit gestreut und umfassen schon lange Attribute
wie defensiv,849 passiv, reaktiv und adaptives Verhalten,850 womit allgemein eine Verweigerungsbzw. Verzögerungsstrategie verbunden ist.851 Einen grundsätzlich anderen Ansatz mit einer hohen
Eigenständigkeit verfolgt jedoch Hummel,852 auf den diese Kritik somit nicht anwendbar ist.
Auch hinsichtlich eines aktiven Umweltmanagements hat sich kein einheitlicher Sprachgebrauch
durchgesetzt. Ein ökologisch ausgerichtetes Verhalten wird mit Begriffen wie offensiv, aktiv, beein
flussend oder ähnlich charakterisiert.853 Inhaltlich ist hiermit eine permanente Auseinandersetzung mit der ökologischen Thematik sowie eine zügige Umsetzung von Neuerungen verbunden.
Darüber hinaus wird auch permanent die mittel- bis langfristige Überlegenheit der ökologisch aus
gerichteten Strategien, gemessen an anderen Ausrichtungen, betont. Hinsichtlich der kurzfristigen
Erfolgsaussichten wird neben der einhellig eingeräumten Gefahr kurzfristiger Kostennachteile im Schrifttum auf eine frühzeitige Antizipation von Gesetzesänderungen hingewiesen. Hiermit kann
ein zeitlicher Vorsprung in Bezug auf die Konkurrenz verbunden sein, der durch eine Pionierposi tion und die damit verbundenen Vorteile ökonomisch verwertbar ist. Um ein entsprechendes Image 846 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.197f. 847 Vgl. Wimmer/Schuster [Marketing 1991], S.827; Minte [Umweltschutz 1993], S.l77; Strunz [Umweltmanagement 1993], S.57ff.; Eberhardt/Ewen [Herausforderung 1994], S.97ff.; Fohler-Norek/Strunz [Umweltrisiken 1998]; und mit einer abweichenden Darstellung Hahn [Portfolio-Konzepte 1999], S.419f. 848 Vgl. Wicke [Umweltschutz 1987], S.74ff.; Berger [Umweltberatung 1991], S.757ff.; Winter [Umweltschutz 1991], S.39; Kreikebaum [Produktion 1992], S.113; Wicke et al. [Umweltökonomie 1992], S.41 ff.; Kreikebaum [Umwelt strategien 1994], S.1038ff.; und Götzelmann [Umweltmanagement 1995], S.964ff. 849 Andere Schrifttumsstellen setzen eine defensive Umweltstrategie mit einer Produktionsauslagerung ins Ausland gleich, um den starken Umweltschutzmaßnahmen der Produktion des Inlandes zu entgehen. Wird das im Ausland gefertigte Produkt ins Inland eingefuhrt und erfüllt es dort die produktspezifischen Anforderungen, um einen erhöhten Preis zu realisieren, so wird auch von Umweltabitrage gesprochen. Vgl. Müller [Leistungen 1995], S.360L 850 Vgl. Ospelt [Untemehmenspolitik 1977] S.35ff.; Lange [Umweltschutz 1978], S.63 ff.; Schultheiß [Umweltschutz 1978], S. 138ff.; und Berger [Umweltberatung 1991], S.757f. 851 Vgl. Eschenbach/Müller [Umweltmanagement 1992], S.52ff.; und Götzelmann [Umweltmanagement 1995], S.964. 852 Vgl. Hummel [Öko-Controlling 1997], S.36ff. 853 Vgl. Ospelt [Untemehmenspolitik 1977] S.35ff.; Lange [Umweltschutz 1978], S.63ff.; Berger [Umweltberatung 1991], S.757L; Strebel [Umweltschutzmanagement 1992], S.147; Götzelmann [Umweltmanagement 1995], S.964; und Steven/Letmathe [Umweltstücklisten 1996], S.l66.
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aufzubauen, ist aber das wirkliche Praktizieren und nicht eine ausschließliche Pseudo-Kommunika tion einer ökologischen Ausrichtung erforderlich.854
Wird ein ökologisch ausgerichtetes Verhalten auf seine wettbewerbsstrategische Ausrichtung hin eingestuft, so erfolgt sehr häufig - analog der aktuellen Einstufung durch Meffert/Kirchgeorg -855 die Zuordnung zur Differenzierungsstrategie nach Porter. Stellenweise wird auch die Besetzung einer
Nische als sachgerechtes Vorgehen klassifiziert, welches sich besonders für kleinere Unternehmen
anbieten würde. Die Strategie der Kostenfiihrerschaft wird mit einer ökologischen Ausrichtung meist als nicht kompatibel eingestuft.856 Vereinzelt wird mit einer ökologischen Untemehmensaus-
richtung auch die Anforderung verknüpft, das Umweltverhalten der Konsumenten positiv zu beeinflussen.857 Auch der Anspruch, aus ökologischer Überzeugung auf Teile des Gewinns zu ver
zichten, wird vorgebracht.858
Eine in der Realität vorkommende Handlungsoption wird teilweise im Schrifttum nicht benannt:
Der bewußte Gesetzesverstoß.859 Es existieren Unternehmen, welche die Höhe einer eventuellen Strafe in Verbindung mit der Wahrscheinlichkeit des Auffallens gegen die Kosten gesetzlicher
Umweltauflagen abwiegen und sich aus einem ausschließlich ökonomisch geprägten Handlungskal kül fiir ein illegales Vorgehen entscheiden.860 Eine solche Strategie lehnen wir natürlich ab, doch zur vollständigen Darstellung aller existierenden Möglichkeiten ist auch diese zu nennen.
Der durch Dyllick et al. vorgestellte Ansatz faßt auf einer Betrachtungsebene Teile aus zwei Ansatz
varianten von Meffert/Kirchgeorg zusammen. So ist die Kostenstrategie bei Dyllick et al. mit der Kostenfiihrerschaft von Meffert/Kirchgeorg kompatibel. Die durch Dyllick et al. vorgestellte Diffe
renzierungsstrategie findet in der Qualitätsfiihrerschaft gemäß Meffert/Kirchgeorg ihre Entspre chung. Eine grundsätzliche Unterscheidung zwischen Gesamtmarkt und Nische findet sich bei Mef
fert/Kirchgeorg, die den Porter-Ansatz auf ökologische Belange anwenden. Die gesellschaftsbezo gene Ausrichtung nach Dyllick findet sich bei Meffert/Kirchgeorg auf einer anderen Betrachtungse bene. Sowohl die Marktabsicherung als auch die Marktentwicklung, wie sie Dyllick et al. zu Kom
plementierung ihrer Vier-Felder-Matrix einsetzen, sind fiir Meffert/Kirchgeorg zwei Varianten der
Basisstrategien und werden dort als Widerstands- bzw. Antizipationsstrategien bezeichnet. Darüber
854 Vgl. Wicke et al. [Umweltökonomie 1992], S.609ff.; Eschenbach/Müller [Umweltmanagement 1992], S.54ff; Tischler [Betriebswirtschaftslehre 1996], S.l81 f.; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.274. 855 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.222ff. 856 Vgl. Wieselhuber/Stadlbauer [Ökologiemanagement 1992], S.65; Monhemius [Kaufverhalten 1993], S.272f.; Rittershaus [Umweltschutz 1993], S.62; Sparrer [Umweltmanagement 1994], S.238ff.; sowie Tischler [Betriebs wirtschaftslehre 1996], S. 135f. und 517ff. 857 Vgl. Tischler [Betriebswirtschaftslehre 1996], S.557f. 858 Vgl. Wicke et al. [Umweltökonomie 1992], S.646. 859 Dieser wird auch nicht durch die beispielsweise bei Meffert/Kirchgeorg diskutierte Widerstandsstrategie abgedeckt, denn diese soll Ansprüche verhindern, bevor sie gestellt sind. Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.203f. 860 Vgl. Schwarz [Prozeßinnovationen 1999], S.l 13f.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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hinaus unterscheiden Meffert/Kirchgeorg lediglich die Rückzugs- und die Anpassungsstrategie als weitere Ausgestaltungsformen der Basisstrategien.861
Zieht man beispielsweise im Vergleich zu Steger das Schema von Meffert/Kirchgeorg heran, so zeigen sich auch hier deutliche Parallelen. Die dort diskutierte Basisstrategieausrichtung der Innova
tion entspricht bei Steger der Chancenorientierung und ebenfalls der Innovation, denn beide Ausprä gungen sind aktiv darauf ausgelegt, eine ökologische Verbesserung herbeizufuhren. Die bei Meffert/Kirchgeorg als Anpassung bezeichnete Basisstrategie findet bei Steger teilweise ihre Ent
sprechung in der Risikoorientierung. Solange es darum geht, ökologische Verbesserungen aufgrund veränderter staatlicher Restriktionen zu implementieren, sind beide Ansätze gleich. Steger sieht allerdings das eigenständige Risikomanagement als Teil dieser Strategieausprägung, womit er dies
bezüglich etwas über die Abgrenzung der Basisstrategien von Meffert/Kirchgeorg hinausgeht. Der Themenkomplex des Risikomanagements stellt bei Meffert/Kirchgeorg eine eigene Strategiedimen
sion dar, die dort ähnlich thematisiert wird, wie es auch Steger vomimmt. Die indifferente Strategie von Steger findet bei Meffert/Kirchgeorg keine Entsprechung, doch aufgrund der mangelnden Mög
lichkeit zur ökologischen Profilierung ist dies kaum als Mangel des Ansatzes von Meffert/Kirchge
org zu werten. In den Betrachtungen von Steger findet sich nur zu den Widerstands-, Passivitätsund Rückzugsstrategien, die durch Meffert/Kirchgeorg thematisiert werden, keine Entsprechung.862
3.33.4 Mangelnde Berücksichtigung, daß es auch Branchen gibt, für welche die Ökologie strategisch unbedeutend ist Nur wenige Autoren differenzieren ausreichend bezüglich einer universellen oder aber einer nur
branchenspezifischen Anwendbarkeit der von ihnen vorgestellten ökologischen Strategieansätze. In erster Linie weist Steger deutlich darauf hin, daß es Unternehmen gibt, deren Branche nur ein
schwach ausgeprägtes Chancen-Risiken-Potential darstellt863 und ordnet diese in eine sogenannte indifferente Gruppe ein. Für diese Unternehmen sieht er im Umweltschutz keine strategische Option.864 Diese Einschätzung teilen wir.
Zahn/Schmid deuten
dies
durch
den
Terminus
„ Umweltgefährdung durch
die
eigene
Unternehmung”^ zumindest implizit an. Meffert/Kirchgeorg erwähnen nur beiläufig, daß unter bestimmten Umständen eine nicht ökologisch geprägte Fortsetzung der bislang verfolgten 861 862
863 8M 865
Vgl. Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.76ff.; Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S. 196ff.; sowie die Ausführungen in den Unterabschnitten 3.3.2.1 und 3.3.2.2. Vgl. Steger [Umweltmanagement 1988], S.153ff.; Steger [Umweltmanagement 1992], S.58; Steger [Umweltma nagement 1993], S.2O8ff.; Steger [Management 1994], S.71ff.; Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S. 196ff.; und die Ausführungen in den Unterabschnitten 3.3.2.1 und 3.3.2.3. Vgl. Steger [Umweltmanagement 1993], S.207. Vgl. Steger [Normenstrategien 1992], S.274; Steger [Management 1994], S.70f.; und unter Bezugnahme auf Ste ger Wittmann [Rückstandsmanagement 1994], S.l87. Zahn/Schmid [Wettbewerbsvorteile 1992], S.66.
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Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Produktausrichtung zu empfehlen sei.866 Dyllick et al. analysieren sechs Branchen genauer und ver weisen darauf, daß in einer wirklich kompletten Produktlebenszyklusanalyse zumindest Verbindun
gen bzw. teilweise Mitnutzungen von umweltrelevanten Branchen bestehen. Dies bedeutet jedoch nicht, daß diese Verbesserungspotentiale aktuell zu einem Wettbewerbsvorteil umgewandelt werden
können.867 Der explizite Hinweis, daß es auch Branchen gibt, in denen ökologische Aspekte auf den
Wettbewerb überhaupt keinen Einfluß ausüben, fehlt jedoch. Dies kann in einem extrem geringen
Ressourcenverbrauch, in einer extremen Ignoranz der Kunden oder einer beliebigen Kombination beider Möglichkeiten begründet sein.
In diesem Zusammenhang ist auch Hummel zu kritisieren, der seine sequentiell hybriden Überle
gungen in der Bekleidungsbranche anwendet. Nach unserer Auffassung ist diese nur bedingt geeig net, da der Ökologie, wie Hummel selbst ausfuhrt, beim Bekleidungskauf die geringste Bedeutung
für die Kaufentscheidung der Konsumenten zukommt.868 Außerdem scheinen die branchenspezifi schen gesetzlichen Anforderungen recht gering zu sein,869 so daß es fraglich ist, ob eine entspre chende Profilierung über die Ökologie möglich ist. Wir gehen davon aus, daß in den Branchen
höhere Erfolgsaussichten existieren, in denen der Umwelt, ob durch gesetzliche Anforderungen, Kundenansprüche oder durch andere Konstellationen, eine höhere Bedeutung beigemessen wird.
In jeder Branche bestehen ökologische Optimierungspotentiale. So kann sich ein Mineralwasserher steller durch die Verwendung von Recyclingpapier im Büro und die Abschaffung von Einwegge
schirr in der Kantine ökologischer ausrichten. Allerdings wird die Kommunikation solcher Maßnah
men kaum eine Veränderung der Wettbewerbsposition mit sich bringen.
Weiterhin gibt es Branchen, die ein operatives ökologisches Profilierungspotential bereitstellen. Das Anbieten eines ökologisch optimierten Produktes kann hier einen temporären Wettbewerbsvorteil mit sich bringen, jedoch sind die Möglichkeiten zu schnell erschöpft, als daß man von einer strate gischen Ausrichtung sprechen könnte. Als Beispiel sollen die Hersteller von Autobremsbelägen
herangezogen werden: Die Eliminierung von Asbest aus diesem Produkt stellte einen ökologisch
indizierten Einschnitt in den Geschäftsverlauf der Anbieter dar. Nachdem sich asbestfreie Bremsbe
läge als Standard durchgesetzt haben, sind uns zumindest keine weiteren ökologisch orientierten
Wettbewerbsvorstöße bekannt. Dieser Aspekt läßt noch einen weiteren Gedankengang zu: Würden die angesprochenen Autoren
diesen Kritikpunkt mit einbeziehen, könnten sie sich nicht mehr im gegebenen Maß auf Porter beru fen. Porter erhebt den Anspruch generischer Strategien, der, wie wir gezeigt haben, nicht mehr auf
rechtzuerhalten ist. 866 867 868 869
Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.l57. Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.lOff. Hummel [Öko-Controlling 1997], S.l54. Hummel [Öko-Controlling 1997], S.l61.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Dieser Gruppe von Branchen stehen die wirklich ökologisch bedeutsamen gegenüber. In dieser
Gruppe werden regelmäßig sowohl die chemische Industrie als auch die Automobilindustrie subsumiert.870 Stellenweise werden auch Energiewirtschaft und Mineralölindustrie dieser Gruppe
zugeordnet.871 Sicherlich wird auf das besondere Chancen- bzw. Risikopotential speziell dieser
Branchen auch im Schrifttum verwiesen,872 doch eine Differenzierung des Wettbewerbsverhaltens in Abhängigkeit des tatsächlichen Potentials erfolgt regelmäßig nicht.
Zieht man als Beispiel für eine hochsensible Branche die Energiewirtschaft heran so ist es vorstell
bar, daß etwa mit der Stillegung eines Braunkohlekraftwerkes aus ökologischen Gründen ein größe rer Effekt erzielt wird, als mit der vollständig ökologischen Ausrichtung des angeführten Mineral
wasserherstellers. Das Augenmerk liegt an dieser Stelle der Betrachtung darauf, daß eine solche Entscheidung völlig isoliert getroffen werden kann, so daß eine ganzheitliche Orientierung hier gar nicht erforderlich ist, um einen signifikanten Effekt zu erzielen. Trotz der damit verbundenen
hohen ökologischen Verbesserungen würde ein solches Vorgehen von Meffert/Kirchgeorg als „...verkürztes Öko-Marketing...”™ kritisiert werden, da nicht der gesamte Lebenszyklus optimiert wird.
Im Gegensatz zu der im Schrifttum vorherrschenden Auffassung vertreten wir hier die Meinung,
daß längst nicht alle Elemente eines ökologischen Optimierungspotentials kommunizierbar sind. Daraus ergibt sich, daß die Existenz eines ökologischen Verbesserungspotentials nicht als Grund
lage einer Wettbewerbsstrategie ausreicht. Entscheidend ist, daß die geplante Verbesserung dem Kunden als spürbare Umweltentlastung kommuniziert werden kann. Wenn die potentiellen Konsu
menten für dieses Thema nicht sensibilisiert oder sensibilisierbar sind, ist auch der Versuch einer
ökologischen Positionierung nicht zielfuhrend.
3.3.3. 5 Ergebnisse der kritischen Würdigung Mit der nachfolgenden Abbildung 3.19 sind unsere Ergebnisse noch einmal komprimiert zusam mengefaßt. Es wird deutlich, daß die hier diskutierten Kritikpunkte nicht für alle vorgestellten
Ansätze Gültigkeit haben, sondern daß eine differenzierte Betrachtung erforderlich ist, welche Schwächen dem einzelnen Autoren(-teams) zuzuordnen sind. •
So findet die Vier-Felder-Differenzierungsmatrix ihren Einsatz bei Meffert/Kirchgeorg
sowie Dyllick et al..
870 Vgl. Steven [Produktion 1994], S.27f.; Dyckhoff [Grundzüge 1995], S.92; Servatius [Evolution 1995], S.72; und van Suntum [Umwelt 1995], S.356. 871 Vgl. Raffee [Untemehmensziel 1991], S.733; Roth [Ressourcenschutz 1992], S.15; und Steven [Produktion 1994], S.27f. 872 Vgl. Löbbe/Wenke [Umweltschutz 1995], S.21. 873 Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.274. (Im Original ebenfalls Fettdruck.)
Dynamische Ökologiefilhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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•
Steger greift ausschließlich auf wettbewerbsstrategische Ansätze nach Porter zurück. Mef
fert/Kirchgeorg erwähnen (beiläufig) die Existenz des Outpacing-Ansatzes. Dyllick et al treffen keine explizite Aussage zu hybriden Strategien. Mit der Formulierung „ Ökologische
Kosten und ökologische Differenzierungsstrategien ... gehen hier fliessend ineinander über." 874 deuten sie die entsprechende Problematik zumindest an. Positiv hebt sich hier
Hummel ab, der deutlich für ein sequentiell hybrides Vorgehen plädiert. •
Auch bei den Basisstrategien hebt sich Hummel von den - doch sehr ähnlichen - Ansätzen der Konkurrenten ab.
•
Bei der expliziten Berücksichtigung, daß es auch Branchen gibt, für welche die Ökologie
überhaupt keine strategische Bedeutung hat, hebt sich ausschließlich Steger hervor, der diese Konstellation entsprechend würdigt.
Ergebnis bei den ausführlich betrachteten Autoren(-teams) Überschrift im Text (Zielsetzung)
Meffert/ Kirchgeorg
Dyllick et al.
Steger
Hummel
3.3.3.1 Defizite der bisher verwendeten ökologischen Vier-Felder-Differenzierungsmatrizen (Verbesserung eines oft verwendeten Instruments)
Verwendung
Verwendung
Keine Verwendung
Keine Verwendung
3.3.3.2 Unzureichende Berücksichtigung hybrider Wettbewerbsstrategien
K/D und ein Hinweis auf die Outpacing Strategies
Keine explizite Aussage zu hybriden Strategien.
K/D
Sequentiell hy brid und Ökologie als zusätzliche Dimension
3.3.3.3 Mangelnde Eigenständigkeit der Ansätze hinsichtlich der vorgeschlagenen Basisstrategien
Vier-FelderBasisstrategie
3.3.3.4 Mangelnde Berücksichtigung, daß es auch Branchen gibt, für welche die Ökologie strategisch unbedeutend ist
Beiläufiger Hinweis
Umweltstrategien als Kombination von Ökologie und Anforderungen d. Wettbewerbs In den vor Ökologie für Expliziter und gestellten sechs Kunden wenig wertneutraler Branchen war die relevant sowie Hinweis auf diese relativ wenige Ökologie immer Möglichkeit relevant ges. Regelungen
Vier-FelderBasisstrategie
Vier-FelderBasisstrategie
| Legende: K = Kostenführerschaft, D = Differenzierung |
Quelle: Verfasser
Abb.3.19: Zusammenfassung der vorgebrachten Kritik
An den identifizierten Mängeln setzen wir im nächsten Teil mit unserem eigenen Ansatz an.
874 Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.120L
Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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4 Strategie der Dynamischen Ökologieführerschaft und Anwendung am Beispiel der Automobilindustrie Der vierte Teil der Arbeit baut auf der Analyse der diskutierten Wettbewerbsstrategien und den öko
logischen Betrachtungen in den Teilen zwei und drei der Untersuchung auf. Zentrale Aufgabe dieses Teils der Arbeit ist es, die Dynamische Ökologiefuhrerschaft als neue Wettbewerbsstrategie zu
entwickeln, diesen Schritt vollziehen wir in Kapitel 4.1. Zuerst (4.1.1) stellen wir die Grundlagen
der neuen Wettbewerbsstrategie, die keinen generischen Charakter hat, vor. Es ist dabei zweckmä ßig, die einzelnen Wesensmerkmale der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft ausführlich zu untersu chen. In den folgenden Abschnitten werden wir dabei nachfolgende Fragen beantworten:
•
Kann die Dynamische Ökologiefuhrerschaft unabhängig vom ökologischen Branchenpoten tial zielfuhrend eingesetzt werden? (4.1.2)
•
Ist es für alle Unternehmen, die ein ökologisch relevantes Produkt herstellen sinnvoll, die Dynamische Ökologiefuhrerschaft zu verfolgen? (4.1.3)
•
Wie ist die Dynamische Ökologiefuhrerschaft zu operationalisieren? (4.1.4)
•
Wie ist die Dynamische Ökologiefuhrerschaft im Vergleich zu ausgewählten bisherigen
Wettbewerbsstrategien einzuordnen? (4.1.5)
Besonders interessant ist dabei die Frage, wie sich die Dynamische Ökologiefuhrerschaft von dem schon länger existierenden und zunächst einmal ähnlichen Öko-Leadership-Ansatz von Henkel dif ferenziert. Diese Überlegung (4.1.6) bildet den Abschluß dieses Kapitels.
Neben der Herleitung der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft überprüfen wir die Anwendbarkeit dieser neuen Wettbewerbsstrategie auf die Automobilindustrie. Dieser Aufgabe widmen wir uns im zweiten Kapitel (4.2). Ausgangspunkt der Betrachtung ist eine Analyse der Wettbewerbssituation in der Automobilindustrie (4.2.1). Anschließend erarbeiten wir die ökologisch bedeutsamste Phase des
automobilen Lebenszyklus (4.2.2). Auf der Grundlage der erzielten Ergebnisse erfolgt im dritten Abschnitt (4.2.3) eine Darstellung möglicher Ansatzpunkte zur Verbrauchsreduzierung der Automo bilnutzung. Im anschließenden Abschnitt 4.2.4 zeigen wir unterschiedliche verbrauchsbezogene
Anforderungen auf, die an die Automobilindustrie gestellt werden. Aufgabe des anschließenden
fünften Abschnitts (4.2.5) ist die ökologische Positionierung ausgewählter Automobilhersteller auf grund der verbrauchsbezogenen Fortschritte bei ihren Fahrzeugen. Den Abschluß findet dieser Teil in der Konkretisierung der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft für die Automobilindustrie (4.2.6).
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Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
4.1 Entwicklung der Dynamischen Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
4.1.1 Grundlagendarstellung Die generischen Strategien von Porter haben einen hohen Einfluß auf die Unternehmen, sind aber
u.a. aufgrund des veränderten Wettbewerbsumfeldes nicht mehr uneingeschränkt anwendbar. Im
Schrifttum gibt es dazu verschiedene weiterentwickelte Strategievorschläge, deren Umsetzung
erfolgversprechender ist. Ökologische Fragestellungen werden in den meisten dieser Ansätze jedoch nicht explizit thematisiert. Wir halten dies für ein großes Defizit, da die natürliche Umwelt einen
zunehmenden Einfluß auf die Unternehmen ausübt. Die vorherrschenden wettbewerbsstrategischen Ansätze, die einen Schwerpunkt auf die Ökologie
legen, basieren dagegen weitgehend auf den generischen Strategietypen Porters. Aufgrund dessen weisen sie jedoch zwei wesentliche Defizite auf, die wir im Abschnitt 3.3.3 bereits ausführlich dis kutiert haben: Sie berücksichtigen die Dynamik der Märkte nicht in ausreichendem Maße und dif
ferenzieren die Anwendbarkeit ihrer ökologisch orientierten Strategieansätze meist nur sehr bedingt.
An dieser Situation setzen wir mit der neuen Wettbewerbsstrategie, der Dynamischen Ökologie
fuhrerschaft an. Wir verfolgen mit unserem Konzept das Ziel, geeigneten Unternehmen eine Handlungsempfehlung
zur ökologischen Ausrichtung für das erfolgreiche Bestehen im dynamischen Wettbewerb zu
ermöglichen. Die Dynamische Ökologiefuhrerschaft ist somit keine generische Strategie. Neben dem Ziel, geeigneten Unternehmen neue Optionen zu eröffnen, wird der wissenschaftliche Erkennt
nisgewinn gesucht. Die Dynamische Ökologieführerschaft setzt an den dargestellten Schwachstellen der bisherigen ökologisch orientierten Wettbewerbsstrategien an. Sie trägt dazu bei, die aufgezeig ten Defizite zu überwinden und gibt Antworten zur geäußerten Kritik.
Ausgangspunkt der Dynamischen Ökologieführerschaft ist eine ökologische Vision. Diese soll sich
an der Phase des ökologischen Produktlebenszyklusses ausrichten, die das größte ökologische Ver besserungspotential enthält. Eine Einbeziehung mehrerer Phasen sollte nur im Ausnahmefall erfol gen, da sie die Gefahr der Verzettelung mit sich bringt. Mit Hilfe permanenter ökologischer Ver besserungen wird versucht, diese Vision zu erreichen. Ständige Optimierungsschritte tragen der
Dynamik der Märkte und damit der Reaktion der Konkurrenz Rechnung, die versuchen wird, ihre
Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Produkte entsprechend anzupassen. Aufgrund ständiger Verbesserungen ist es dem Unternehmen
dann
möglich,
den
sich
ändernden
ökologischen
Kundenanforderungen
trotz
geringer
Zahlungsbereitschaft875 Rechnung zu tragen. Grundsätzlich gilt natürlich, daß ein objektiv vorhandener Produktvorteil allein nicht ausreicht, um
gegenüber den Wettbewerbern Vorteile zu erzielen. Vielmehr muß der potentielle Kunde diesen Zusatznutzen auch entsprechend erkennen, damit ein Wettbewerbsvorteil erreicht wird.876 Im
Bereich der Ökologie ist man hier mit dem besonderen Problem konfrontiert, daß der durch das Pro dukt gestiftete Nutzen für den Kunden teilweise schwer zu erkennen ist. Dies liegt zum einen in der
Komplexität der Thematik,877 zum anderen in der mangelnden individuellen Erfahrbarkeit
begründet.878 Es besteht deshalb im Bereich ökologischer Produkte die Gefahr der hohen Manipu lierbarkeit durch unseriöse Anbieter.879 Da auch ökologische Zertifizierungen880 und ähnliche Maß
nahmen keinen vollständigen Schutz der Konsumenten vor unseriösen Unternehmen darstellen,881
ist der Aufbau eines guten Rufes besonders bedeutsam. Hierzu bieten sich vor allem solche Produktverbesserungen an, die der Kunde selbst nachvollziehen
kann. Das ökologisch angebaute Gemüse, das durch seinen besseren Geschmack zu erkennen ist,
stellt eine solche Variante dar. Die andere, weit schwierigere Möglichkeit besteht in einer glaubhaf ten Kommunikation des nicht wahrnehmbaren Produktnutzens. Die Einbeziehung von neutralen
Instanzen, die eine entsprechende Umweltverträglichkeit bestätigen, ist hier meist unumgänglich.882
Dieses Vorgehen wurde beispielsweise durch Henkel im Rahmen der Einführung des phosphatfreien Persils praktiziert. In dem Fall, in dem es ein Unternehmen geschafft hat sich als ökologisch kompetent zu positionieren, kann es vermutlich in den Folgeperioden dieses positive Image nutzen. Der Konsument, der durch positive Erfahrungen Vertrauen gebildet hat, wird der Werbeaussage
eher glauben als der unvoreingenommene Verbraucher.883 Besondere Bedeutung kommt dem gewonnenen Vertrauen (Vertrauenseigenschaft) in den Fällen zu, wenn der Kunde die Produktvor teile weder durch Überprüfung im Vorfeld des Kaufs (Sucheigenschaft) noch während der
Gebrauchsphase (Erfahrungseigenschaft) selbst ermitteln kann.884 Dieses Vertrauenskapital kann
875 Vgl. Hinterberger/Liedtke [Stoffstrom-Management 1994], S.34; Kaas [Marketing 1994], S.8; Müller [Leistungen 1995], S.l02; Wimmer [Umweltbewußtsein 1995], S.268; Wemer [Mercedes-Benz 1996], S.31; Bodenstein et al. [Konsumentenentscheidungen 1997], S.28; Nordhause-Janz et al. [Rahmenbedingungen 1998], S.334; und die Dar stellungen in 3.2.2.1. 876 Vgl. Simon [Management 1988], S.13. 877 Vgl. Thome [Produktgestaltung 1981], S.96; und Schmitt-Tegge [Ökologie 1990], S.70. 878 Vgl. Meffert/Ostmeier [Umweltschutz 1990], S.26; und Kaas [Marketing 1994], S.lOOff. 879 Vgl. Thomö [Produktgestaltung 1981 ], S. 100; und Spiller [Produktpolitik 1996], S.221 f. 880 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.303ff. 881 Vgl. Spiller [Produktpolitik 1996], S.28 Iff. 882 Vgl. Bodenstein [Qualität 1997], S.29. Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.l30, weisen in diesem Zusam menhang auf das hohe Ansehen von Umweltschutzorganisationen hin. 883 Vgl. Meffert/Ostmeier [Umweltschutz 1990], S.26; Kaas [Informationsprobleme 1993], S.37f.; und Meffert/Kirch georg [Zertifizierung 1995], S.2f. 884 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.58 und S.311.
Seite -150-Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
auch bei etwaigen Unfällen mit negativen ökologischen Auswirkungen ein wichtiger Vorteil sein,
um den Schaden zu begrenzen.885 Wird sofort das vollständige Ausmaß kommuniziert, so bleibt das Unternehmen in diesem Moment glaubwürdig und entzieht Kritikern die Basis für weitere Anfein dungen. Im Nachhinein kann das hohe öffentliche Interesse erneut zur Kommunikation genutzt werden.886 Festzuhalten bleibt, daß der Einstieg in eine ökologische Orientierung mit einem leicht nachvoll
ziehbaren Vorteil für den Kunden beginnen sollte. Eine andere akzeptable Möglichkeit besteht in der Gewinnung glaubwürdiger Partner, wie zum Beispiel Umweltschutzorganisationen, um das Mißtrauen des Kunden zu neutralisieren. Ein positives Image fuhrt dazu, daß die positive Wahrneh mung verstärkt und die negative verringert wird. Etwaige auftretende Produktmängel werden nicht so gravierend eingestuft und eher übersehen, als wenn daß Produkt ein schlechtes Image hätte. Posi
tive Eigenschaften werden hingegen höher bewertet und als besonders wertvoll erachtet. In der sub jektiven Einschätzung des Käufers wird das Produkt besser.887
Wird ein ökologisches Image in der öffentlichen Wahrnehmung erfolgreich aufgebaut, so kann der Käufer neben dem reinen Produktnutzen auch noch einen Sozialnutzen realisieren.888 Drosdek stuft die Glaubwürdigkeit aufgrund dieser Zusammenhänge als wichtigen Erfolgsfaktor ein.889 Dieser
Aussage schließen wir uns an, denn wenn der Kunde den Untemehmensaussagen vertraut, dann hat er die bisherigen Aktivitäten wahrgenommen. Besonders bei ökologischen Produkten kommt dem
Vertrauen eine hohe Bedeutung zu, so daß auch die Glaubwürdigkeit als sehr wichtig einzustufen ist. Gleichzeitig ist gewonnenes Vertrauen durch die Konkurrenz schwer imitierbar. Die von
Simon formulierten Anforderungen an einen strategischen Erfolgsfaktor890 liegen somit vor.
Im Strategiekonzept der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft werden ständige ökologische Opti mierungen mit einer glaubwürdigen Kommunikation verbunden und bilden gemeinsam den zen
tralen strategischen Erfolgsfaktor. Eine dauerhafte ökologische Produktverbesserung in Verbin
dung mit einer glaubwürdigen Kommunikation fordert das ökologische Image des Unternehmens,
wird vom Kunden wahrgenommen und ist durch Wettbewerber schwer zu imitieren. Ein Unternehmen, welches mit der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft erfolgreich sein will, darf
jedoch den originären Produktnutzen und den Preis nicht vernachlässigen, da es durch eine aus
schließliche ökologische Orientierung seine Produkte kaum vermarkten kann. Vielmehr muß es sich
den existierenden Branchenstandards auch auf allen anderen marktspezifischen Ebenen stellen. In 885 886 887 888 889
Vgl. Demuth [Erfolgsfaktor 1994], S.81. Vgl. Demuth [Erfolgsfaktor 1994], S.187f.; und Drosdek [Management 1996], S.86f. Vgl. Drosdek [Management 1996], S.l04ff. Vgl. Kaas [Marketing 1994], S. 108. Vgl. Drosdek [Management 1996], S.98ff.; und mit einer analogen Einschätzung Dyllick et al. [Wettbewerbsfähig keit 1997], S.l 28. 890 Vgl. Simon [Management 1988], S.4; und Simon [Wettbewerbsvorteile 1988b], S.464f.
Dynamische Ökoloeieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Abhängigkeit vom jeweiligen Markt können diese Standards durch Faktoren wie Gebrauchsfahigkeit, Qualität, Preis und andere Faktoren gebildet werden. Eine Verfolgung der Dynamischen Öko
logiefuhrerschaft schließt die Realisierung anderer Kundenvorteile somit nicht aus. Statt dessen ist eine dauerhafte Generierung weiterer Nutzenpotentiale sogar als ein Wesensmerkmal zu bezeich
nen. Selbst ein temporärer Stillstand bei der Realisierung ökologischer Verbesserungen und einem gleichzeitigen Fortschritt bei einer anderen Nutzendimension ist mit der hier vorgestellten Strategie
kompatibel. Hat sich ein Unternehmen durch mehrfach ökologisch geprägte Produktverbesserungen
zum Dynamischen Ökologieführer entwickelt, so kann es diese Position temporär auch verteidigen,
indem es die nächste Verbesserung auf einer anderen Nutzendimension herausbildet. Dies könnte in der Automobilindustrie beispielsweise die Erhöhung der passiven Fahrzeugsicherheit für mitfah
rende Kleinkinder sein. Als weitere Eigenschaft der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft ist die strikte Ertragsorientie rung zu nennen. Nur wenn es einem Unternehmen gelingt, entsprechende Renditen zu erwirtschaf
ten, wird es am Markt bestehen können. Dieses umfangreiche Anforderungsprofil, welches sich aus einem hohen originären Produktnutzen und ökologischen Verbesserungen bei geringen Kosten bil
det, stellt an das Unternehmen eine große Herausforderung, welche nur durch eine simultan hybride Wettbewerbsstrategie erfüllt werden kann.
Zur Bewältigung der umfangreichen Anforderungen schlagen wir - wie die Ähnlichkeit der Namensgebung bereits andeutet - die Adaption des im Rahmen der Dynamischen Produktdifferen
zierung beschriebenen Vorgehens vor.891 Der Einsatz der strategischen Erfolgsfaktoren Flexibilität, Kosten, Qualität, Zeit und Erzeugnisvielfalt hat sich bei der Dynamischen Produktdifferenzierung bereits bewährt und wird im Schrifttum anerkannt.892 Aufgrund des analogen Einsatzes besteht die Möglichkeit, dem Kunden neben ökologischen auch andere Vorteile zu generieren. Der Service
gehört grundsätzlich nicht zu den strategischen Erfolgsfaktoren der Dynamischen Ökologieführer schaft. Durch ökologische Verbesserungen generiert sie bereits einen sehr anspruchsvollen Zusatz nutzen und grenzt sich hinreichend von anderen Herstellern ab, so daß eine weitere Nutzengenerie rung durch besondere Serviceleistungen nicht erforderlich ist. Zu dieser grundsätzlichen Aussage ist
eine Ausnahme zu nennen: Ist eine hohe Serviceorientierung zur Generierung des originären bran chenüblichen Produktnutzens erforderlich, so müssen Serviceleistungen entsprechend Berücksichti gung finden.893
In Abhängigkeit von der vorgefundenen Wettbewerbskonstellation kann es sinnvoll sein, die Dyna
mische Ökologieführerschaft um eine zusätzliche Komponente zu erweitern. Ist es zur 891 Vgl. Kaluza [Erzeugniswechsel 1989], S.29f.; Kaluza [Wettbewerbsstrategien 1995b], S.77; Kaluza [Wettbewerbs strategien 1995a], S.95; und die Ausführungen im Unterabschnitt 2.2.3.1. 892 Vgl. Corsten/Will [Simultaneität 1994], S.287; Herlitz [Wettbewerbsstrategie 1995], S.47f.; Klenter [Zeit 1995], S.143ff; Will [Wettbewerbsvorteile 1996], S.46f.; Piller [Produkte 1997], S.l6; Komorek [Produktentwicklung 1998], S.175E; Rösner [Service 1998]; S.243ff.; und Schwarz [Prozeßinnovationen 1999], S.91. 893 Vgl. Rösner [Service 1998], zur grundsätzlichen Einstufung des Services als strategischer Erfolgsfaktor.
Seite -152-Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Realisierung wirklich durchgreifender ökologischer Verbesserungen erforderlich, seinen eigenen Wettbewerbsvorteil zu zerstören, so ist auch diese, sicherlich schmerzliche Maßnahme zu ergrei
fen. Hiermit ist aber eindeutig nicht die durch D’Aveni vorgeschlagene Intention gemeint,894 seinen
eigenen Wettbewerbsvorteil permanent zu zerstören und dieses Verhalten regelmäßig zu wiederho len. Vielmehr handelt es sich im Rahmen unseres Konzeptes um eine Ultima Ratio, die einzusetzen
ist, um die Voraussetzungen zur Realisierung der ökologischen Vision zu schaffen. Einen Überblick
der einzusetzenden strategischen Erfolgsfaktoren und der Wesensmerkmale der Dynamischen Öko logiefuhrerschaft vermit-telt die Abbildung 4.1.
Abb.4.1: Strategische Erfolgsfaktoren und Wesensmerkmale der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft
894 Vgl. D’Aveni [Hyperwettbewerb 1995], S.28ff.
Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Durch permanente Realisierung ökologischer Verbesserungen nähert sich das Unternehmen
schrittweise der ökologischen Vision und sichert sich eine vorteilhafte Wettbewerbsposition. Auf grund der gleichzeitigen Verfolgung eines hohen ökologischen und originären Produktnutzens sowie einer vorteilhaften Kostensituation sehen wir die Dynamische Ökologiefuhrerschaft als eine simultan hybride Wettbewerbsstrategie. Faßt man den ökologischen Nutzen als weiteren Zusatz
nutzen auf, der durch ein Unternehmen für seine Kunden generiert wird, so ist die Dynamische Ökologiefuhrerschaft wie auch die Dynamische Produktfuhrerschaft und das Simultaneitätskonzept
als simultan hybride Wettbewerbsstrategie zu klassifizieren. Einen Überblick vermittelt die Abbil dung 4.2.
Zusatznutzen Dynamische Produkt differenzierung
hoch
Differen zierung
Simultaneität von Kosten und Nutzen Dynamische Ökologiefuhrerschaft
Kostenfiihrerschaft
Kosten
hoch
Quelle: In Anlehnung an Kaluza [Erzeugniswechsel 1987], S.31
Abb.4.2: Nutzengenerierung durch die Dynamische Ökologiefuhrerschaft I In diesem Zusammenhang interpretieren wir den ökologischen Nutzen aufgrund der diskutierten hohen Bedeutung der natürlichen Umwelt jedoch als eigenständige Nutzendimension. Somit kann
das Unternehmen drei Dimensionen zur Produktpositionierung einsetzen. Die Vier-Felder-Matrix ist zu einem Acht-Felder-Würfel zu erweitern, welcher in der Abbildung 4.3 dargestellt ist. Die Dyna mische Ökologieführerschaft ist in einem Parallelraum neben den anderen simultan hybriden Wett-
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Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
bewerbsstrategien einzuordnen.895 Aufgrund der gleichzeitigen Optimierung der drei Wettbewerbs
dimensionen Kosten, originärer Produktnutzen und ökologischem Zusatznutzen handelt es sich bei
diesem neuen wettbewerbsstrategischen Konzept um eine doppelt simultan hybride Strategie.
Abb.4.3: Nutzengenerierung durch die Dynamische Ökologiefuhrerschaft II
4.1.2 Branchenanalyse - Sind ausreichende ökologische Ver besserungsmöglichkeiten vorhanden? Wir gehen davon aus, daß nicht jedes Unternehmen gleichermaßen geeignet ist, die Dynamische
Ökologiefuhrerschaft zu verfolgen. Aus diesem Grund haben wir ein Analysenraster, welches in Abbildung 4.4. dargestellt ist, entwickelt, mit dessen Hilfe sich jedes Unternehmen selbst prüfen
kann, ob die neue Wettbewerbsstrategie unter Berücksichtigung der eigenen Rahmenbedingungen anwendbar ist. Dem im Schrifttum zu Recht kritisierten „ ...trial-and-error... ”896 Vorgehen bei der Einführung ökologischer Produkte897 soll hiermit entgegengewirkt werden. Kann ein Unternehmen
das vorgenannte Raster nicht bejahen so sollte nicht versucht werden, die Ökologie als strategische
895 Der Gedanke der Dreidimensionalität von Kosten, Zusatznutzen und Ökologie wird auch bei Hummel [Öko-Con trolling 1997], S.37ff.; und Schneidewind [Unternehmung 1998], S.60f. diskutiert. 896 Bodenstein [Qualität 1997], S.30. 897 Vgl. Bodenstein [Qualität 1997], S.30.
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Profilierungsmöglichkeit einzusetzen. Eine ähnliche Empfehlung findet sich auch bei Steger, der Unternehmen gegebenenfalls zu defensiven Strategien rät.898
Quelle: Verfasser
Abb.4.4: Prüfschema zur Anwendbarkeit der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft Es ist jedoch darauf hinzuweisen, daß Unternehmen, die momentan noch nicht zur Einführung der
neuen Wettbewerbsstrategie geeignet sind, zu einem späteren Zeitpunkt durchaus erfolgreiche Dynamische Ökologiefuhrer werden können. Aus diesem Grund haben wir in die Abbildung 4.4 auch die Rückkoppelung aufgenommen.
Aufgabe der Branchenanalyse ist es, festzustellen, ob und in welchem Bereich ökologische Verbes
serungspotentiale vorhanden sind, die für die Formulierung einer ökologisch anspruchsvollen
Vision ausreichend sind. Es gibt beispielsweise Branchen, die wenig ökologischen Gestaltungsspiel raum bieten. In nur begrenzt ökologisch relevanten Branchen kann der Marktteilnehmer durch die
dynamische Implementierung ökologischer Aspekte sicherlich temporäre Vorteile erzielen. Hiermit 898 Vgl. Steger [Normenstrategien 1992], S.274; und Steger [Management 1994], S.70f.
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ist aber noch nicht die Strategie der Dynamischen Ökologieführerschaft erreicht. Diese bietet sich
nur fiir ausgewählte Branchen an. In einem ersten Schritt ist der ökologische Handlungsbedarf der Branche zu eruieren. Hierzu ist es sinnvoll, eine neue899 Vier-Felder-Matrix einzufiihren, die als
Dimension die tatsächlichen Potentiale ökologischer Optimierung sowie die Wahrnehmung der öko logischen Relevanz durch den Kunden beschreibt. Einen Überblick gibt Abbildung 4.5.
IV
III Abwarten (defensiv) oder Sensibilisierung (offensiv)
Ökologische Chance aggressiv strategisch nutzbar
II
I Momentan vernachlässigen aber beobachten
Ökologische Chance aggressiv operativ nutzbar
gering groß Wahrnehmung der ökologischen Relevanz durch den Kunden Quelle: Verfasser
Abb.4.5: Ökologische Positionierung in Abhängigkeit von Wahrnehmung und Potential Die Frage der Wahrnehmung wurde in den bisherigen Modellen nicht ausreichend genug themati siert: Es ist nicht zwingend, daß der Anknüpfungspunkt mit der größten Öffentlichkeitswirkung auch derjenige mit dem größten realen Verbesserungspotential ist.
•
In das Feld I sind Branchen einzustufen, die sowohl hinsichtlich Wahrnehmung als auch Verbesserungspotential gering einzustufen sind.
•
Das Feld II ist für die Branchen vorgesehen, die eine sensibilisierte Wahrnehmung bei fak tisch geringem Potential aufweisen.
899 Im Schrifttum werden ebenfalls verschiedene Matrizen vorgestellt, doch sind die hierbei verwendeten Dimensionen für unsere Strategie nicht einsetzbar. Vgl. Steger [Management 1994], S.70; Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.l28; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.202ff.
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•
Einordnungen in das Feld III haben zu erfolgen, wenn eine schwache Wahrnehmung trotz
•
Das Feld IV ist für Branchen vorgesehen, die neben einer hohen Umweltrelevanz auch eine
signifikantem Potential vorliegt.
hohe Wahrnehmung durch den Kunden aufweisen.
Die einzelnen Felder der Matrix sind nun mit ausgewählten Beispielen zu verdeutlichen. Ein geringes Potential bietet beispielsweise die Tonträgerbranche. Eine wettbewerbsstrategische
Berücksichtigung der Ökologie ist hier nicht zu empfehlen. Wenn ein Unternehmen sich hier intern ökologisch optimiert ausgerichtet hat, bestehen kaum operative Potentiale für weitere Schritte.
Ebenfalls wird es schwerfallen, die überwiegend produktionsbezogene Optimierung im Wettbewerb zu kommunizieren. Die Tonträgerbranche ordnen wir somit dem Feld I zu. Es kann aber nicht aus
geschlossen werden, daß künftige Erkenntnisse hier weitere Forderungen begründen. Ein Beispiel für das Feld II ist die bereits dargestellte Entwicklung der schweizerischen Verpak-
kungsbranche. Obwohl es bei globaler Betrachtung vermutlich drängendere Umweltprobleme gab,
gelang es einem Hersteller, mit ökologischer ausgerichteten Milchtüten blitzartig die Marktstruktur zu erschüttern.900 Wettbewerbsfelder dieser Natur dürften regelmäßig Potentiale für Vorstöße im Rahmen eines sehr dynamischen Wettbewerbs bereitstellen. Für eine strategisch ökologische Aus richtung scheint diese Branche aus heutiger Sicht zu wenig Potential zu besitzen.
Richtungsweisend für eine Einstufung in das Feld III ist die ökologische Optimierung innerhalb der Motorradbranche. Vermutlich existieren hier noch erhebliche Potentiale, doch in der öffentlichen Wahrnehmung und insbesondere bei der Wettbewerbspositionierung von Motorrädern stehen der
zeit andere Faktoren deutlich im Vordergrund.901 Hier hat das jeweilige Unternehmen die Wahl, den Status quo möglichst aufrechtzuerhalten und somit eine Defensivstrategie zu wählen, wie sie bei
spielsweise Meffert/Kirchgeorg darstellen902 oder aber ein z.B. verbrauchsoptimiertes Motorrad zu
entwickeln und zu vermarkten. Eine solche offensive Strategie führt bei erfolgreicher Anwendung dann dazu, daß die Branche sich aus dem Feld III in das Feld IV bewegen wird. Diese Entwick lungsstrategie hat eine gewisse Ähnlichkeit mit der von Dyllick et al. vorgeschlagenen, welche
jedoch das Branchenpotential nicht berücksichtigt.903 Der Einsatz der Dynamischen Ökologieführer
schaft ist dann - sofem auch die weiteren Voraussetzungen gegeben sind - zu empfehlen. Unternehmen, deren Branche im Feld IV anzusiedeln sind, erfüllen die erste Bedingung, um die
Dynamische Ökologiefuhrerschaft einzufuhren. Diese Branchen verfügen über ein entsprechend großes Potential, so daß eine strategische Ausrichtung zielführend ist. Zudem wird Ökologie durch 900 Vgl. Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.3f. 901 Vgl. Holzer [Motorräder 1999], S. 16ff.; Rheker [Kraftwerk 1999], S.56ff; Rheker [Weg 1999], S.62f.; und Zdrahal [Express 1999], S.30ff. 902 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.l96. 905 Vgl. Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.76ff.
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die Kunden wahrgenommen. Als Beispiel soll aufgrund der näheren Betrachtung die Automobil
branche genannt werden. Nur wenn ein Unternehmen in diesem Quadranten angesiedelt ist bzw. sich deutlich zu diesem bewegt, ist der Einsatz der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft aus der Branchenbetrachtung zu empfehlen. Branchen, die aktuell noch nicht für die Implementierung der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft geeignet sind, können sich jedoch im Zeitverlauf wandeln. Neue Erkenntnisse können in einer bis
her ökologisch kaum relevanten Branche ein großes Potential aufzeigen. Zudem bildet die wan delnde Wahrnehmung ökologischer Relevanz einen weiteren Parameter, der im Zeitverlauf eine
Branche in das Feld IV überfuhren kann. Aus diesem Grund empfehlen wir, die Eignung der Bran che in zeitlichen Intervallen zu prüfen. Treten in der Branche jedoch Strukturveränderungen auf, so
sollte eine außerordentliche Kontrolle durchgefuhrt werden.
4.1.3 Analyse der Unternehmenspotentiale Ist die Branche des Unternehmens in Feld IV der ökologischen Positionierungsmatrix einzuordnen, sollte sich das Unternehmen eine Vision erarbeiten. Hierbei ist zu fragen, wie eine ökologische
Variante des Produktes oder des Produktionsprozesses langfristig aussehen könnte, wobei eine voll ständige ökologische Unbedenklichkeit nicht zwingend verbunden sein muß. Wichtig ist jedoch,
daß in zentralen Problemdimensionen wirkliche Fortschritte erzielt werden. Neben der reinen Lösung der drängendsten ökologischen Probleme kann hiermit auch die Akzeptanz der ökologi
schen Kompetenz des Unternehmens in der Öffentlichkeit stark gesteigert werden. Probleme mit nachgelagerter Bedeutung sollten zeitlich erst nach der Klärung der drängendsten Fragen angegan
gen werden, um die eigenen Kräfte zu bündeln.
Wir widersprechen somit den Autoren,904 die postulieren, daß ein ökologisch führendes Produkt in
allen Belangen optimiert sein muß. Ein Produkt, das selbst durch eine Optimierung in nur einem Punkt allen Konkurrenten weit überlegen ist, muß zur Vermarktung nicht zwingend auch in allen
anderen - ökologisch sekundären - Bereichen den Ökologiegedanken bereits implementiert haben. Aus Konsistenzgründen wäre es sicherlich zu begrüßen, wenn es dort nicht nach allen anderen Wettbewerbern rangiert, eine explizite ökologische Orientierung in diesen nachgelagerten Bereichen
ist eine überzogene Forderung. Die Problematik dieser Forderung wird besonders deutlich wenn man sich vergegenwärtigt, daß eine abschließende ökologische Beurteilung von Produkten momen tan nicht erreichbar ist.905 Eine Ursache dieses Unvermögens ist die hohe Komplexität ökologischer
Zusammenhänge und dem daran gemessenen, bisher unzureichendem generierten Wissen der For
schung. Wenn man zwei Produktaltemativen vergleichen will, fehlt die Maßeinheit, um die 904 Vgl. Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.131; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.274. 905 Vgl. Schmid [Wertschöpfung 1996], S.234; und Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.l28.
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Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
unterschiedlichen Auswirkungen der Produktion bzw. Produktnutzung auf verschiedene Umweltme
dien exakt zu quantifizieren. Eine abschließende Beurteilung über den Lebenszklus bei komplexen
Produkten ist deshalb oft nicht realistisch. Zudem ist es unmöglich, ökologische Produktlebenszy klen ohne negativen Einfluß auf die natürliche Umwelt zu gestalten.906
Neben der Frage des Potentials stellt sich in einem zweiten Schritt die Frage, zu welchem Kosten-/ Nutzenverhältnis die ökologische Variante angeboten werden kann. Zur sachgerechten Beurteilung
ist es wichtig, nicht nur den Verkaufspreis, sondern die gesamte Produktlebensdauer beim Kunden, d.h. vom Erwerb über die Nutzung bis zur Entsorgung, zu betrachten. Die Überlegungen zur Dis
kussion
des
Würfels
zur ökologischen
Profilierung
im
Wettbewerb
sind hier erneut
heranzuziehen.907 Stellt man fest, daß die angedachte Vision nur mit höheren Kosten und einem höheren Nutzen fiir die Allgemeinheit verbunden ist, so muß sehr sorgfältig geprüft werden, ob die
angestrebte Käuferschaft ökologisch sensibel genug ist, um den erforderlichen Mehrpreis aufzubrin
gen. Kann diese Frage nicht bejaht werden, so ist die Verfolgung der Dynamischen Ökologiefuhrer schaft abzulehnen. Doch selbst wenn alle bisherigen Anforderungen an die Branche erfüllt wurden ist nicht allen
Unternehmen vorbehaltlos zu raten, diesen neuen ökologischen Ansatz zu verfolgen. Hierbei ist es vor allem wichtig, die Kompatibilität mit der bisherigen Wettbewerbsausrichtung zu prüfen.908
Ein ehemaliger Kostenfuhrer wird verhältnismäßig große Schwierigkeiten haben, diese neue Stra
tegie erfolgreich umzusetzen. Zum einen wird ihm regelmäßig die ökologische Kompetenz fehlen, um hier die erforderlichen technischen Veränderungen selbst zu kreieren. Alleine die Fähigkeit des Kostenfuhrers zur ökologischen Innovation wird im Schrifttum meist skeptisch beurteilt.909 Darüber hinaus müßte der traditionelle Kostenfuhrer wesentlich flexibler handeln, als es aufgrund seiner bis her verfolgten Strategie erforderlich ist.
Der bisherige Differenzierer hat größere Chancen, mit dieser neuen Strategie am Markt zu bestehen, ist er doch mit ungewöhnlichen Kundenanforderungen wesentlich vertrauter als der
Kostenfuhrer. Besonders vorteilhaft würde sich die Situation gestalten, wenn das Unternehmen sich
bereits über isolierte ökologische Fragestellungen profiliert hat. Hier wäre dann „nur noch” die
erhöhte Flexibilität und Dynamik umzusetzen. Der Kostenführer einer Marktnische (cost focus) kann dagegen diese Strategie einsetzen, wenn er sich bisher als Kostenfuhrer in einer stark ökologisch orientierten Nische behaupten konnte. Beim
906 Vgl. beispielsweise Razim [Spannungsfeld 1994], S.l583. 907 Vgl. die Ausführungen im Unterabschnitt 3.3.3.1. 908 Vgl. zu den Wettbewerbsstrategien Kaluza [Erzeugniswechsel 1987]; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996b]; Porter [Wettbewerbsstrategie 1999], S.70ff.; Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], S.37ff.; und die Ausfüh rungen im Teil 2 dieser Schrift. 909 Vgl. Ostmeier [Produktinnovationen 1990], S.l53.
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Verlassen der Nische scheint es erfolgversprechend, durch die Verbindung mit finanzstarken Part
nern das Potential zu schaffen, um auch den Gesamtmarkt bedienen zu können. Auch der Differen zierer in der ökologischen Marktnische kann durch eine Verbindung mit entsprechend finanzstar-
ken Partnern zum ökologischen Führer aufsteigen, hat er doch hinsichtlich der ökologischen Proble
matik einen Erfahrungsvorsprung. Die Frage, ob die erforderlichen finanzstarken Partner auch zu finden sind, ist situativ zu beantworten.
Besonders gute Aussichten, das Konzept der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft umzusetzen, haben Unternehmen, die vorher die Strategie der Dynamischen Produktdifferenzierung verfolgt haben.
Beide Strategiekonzepte greifen auf die gleichen strategischen Erfolgsfaktoren zurück. Die somit
vorhandenen Flexibilitätspotentiale schätzen wir als sehr gute Grundlage zur Verfolgung der Dyna mischen Ökologiefuhrerschaft ein.
Hat das Unternehmen diesen Prozeß durchlaufen und seine Vision910 ermittelt, sollte gerade zu
Beginn der Strategieimplementierung die Konkurrenz verwirrt werden, indem immer wieder neue Angriffe auf den verschiedensten Ebenen durchgefuhrt werden. Hier können standardmäßig kleine Verbesserungen kurzfristige Vorteile vor der Konkurrenz bedeuten. Als weitere Maßnahmen bieten
sich Preissenkungen an, welche die Wettbewerbsfähigkeit der anderen Marktteilnehmer beeinträch tigt. Aufwendige Werbekampagnen, die mit dem eigentlichen Produkt keinen Zusammenhang auf weisen, bieten einen weiteren Ansatzpunkt. So kann beispielsweise ein Energieversorgungsunter
nehmen, als Ausgleich für CO2-intensive Energieerzeugung, eine gewisse Menge Regenwald anpflanzen. Für Unternehmen, die einem geringeren Wettbewerb ausgesetzt sind, bieten diese
Maßnahmen interessante Optionen. Wird die Verfolgung der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft im weiteren Zeitverlauf offensichtlich, hat das Unternehmen schon einen erheblichen Zeitvorteil reali siert und kann als erstes Unternehmen das neue ökologische Produkt vermarkten.
910 Zur Ermittlung von entsprechenden Neuerungen kommt den Mitarbeitern eine ganz zentrale Bedeutung zu. Vgl. mit grundlegenden Überlegungen zur Menschzentrierung: Sommerlatte [Integration 1990], S.l63; Kaluza [Pro duktdifferenzierungsstrategie 1996a], S.213ff.; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996b], S.25ff.; und Fleig [Umweltschutz 1997], S.252.
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4.1.4 Ansätze zur Operationalisierung der Dynamischen Ökologieführerschaft Im betriebswirtschaftlichen Schrifttum wird die Vorteilhaftigkeit der Position des Innovators inten
siv diskutiert. Über eine allgemeingültige Beurteilung besteht jedoch keine Einigkeit. Es gibt Stim
men, die eine Pionierrolle befürworten,911 unentschieden argumentierende Autoren912 aber auch Mei nungen, die dagegen votieren.913 Grundlegendes Problem ist hier das Risiko der richtigen Antizipation; hat das Unternehmen eine
marktfähige Variation frühzeitig erkannt oder befindet es sich im Irrtum? Wie in anderen Bereichen auch, besteht bei einer ökologischen Innovation ein weiterer Problembereich in der Wahl des richti
gen Zeitpunktes. Weist ein grundsätzlich lukrativer Markt noch nicht die entsprechende Reife auf,
so ist auch ein gutes Konzept zum Scheitern verurteilt.914 In diesem Zusammenhang ist es auch erforderlich, durch geeignete Maßnahmen im Vorfeld, die innerbetriebliche Zustimmung für eine solche Innovation zu sichern.915
Ein weiteres grundsätzliches Risiko des Innovators besteht in den höheren finanziellen Aufwendun gen für Forschung und Entwicklung im Vergleich zu späteren Produzenten. Oft werden sich beim
Innovator Teile der Forschung als nicht zweckgerichtet herausstellen, die dem Nachfolger mögli cherweise erspart bleiben.916 Hierin kann jedoch auch ein großer Vorteil gesehen werden. Einige
Autoren betonen zu Recht, daß durch Fehlschläge ebenfalls Wissen akkumuliert wird, welches zur Überwindung künftiger Herausforderungen eine hervorragende Basis darstellen kann. Die hierfür
beanspruchten Finanzmittel sind demnach keinesfalls als Fehlinvestition einzustufen.917 Die sicher lich vorhandenen Probleme sollen mittels frühzeitiger Analyse vor der Entscheidung zur ökologieorientierten Führerschaft minimiert werden. Ein geeignetes Instrument hierfür stellt
911 Vgl. Spital [Gaining 1983], S.67; Coyne [Struktur 1988], S.23; Perlitz [Wettbewerbsvorteile 1988], S.64f.; Rethmann [Konsequenzen 1990], S.l90; Tumheim [Restructuring 1990], S.47; Bullinger [Produktentwicklung 1991], S.8ff.; Goeudevert [Zukunft 1991], S.72; Albach [Innovationsstrategien 1993], S.456ff.; Rittershaus [Umweltschutz 1993], S.66; Steger [Umweltmanagement 1993], S.367; Pfeiffer/Weiß [Wettbewerbsstrategien 1994], S.280ff.; Töpfer/Koch [Herausforderung 1994], S.l7; Türck [Erfolgschancen 1994], S.l22; Müller [Marke tingstrategien 1995], S.80; Dichtl/Peter [Kundenzufriedenheit 1996], S.26; Witt [Grundlagen 1996], S.l; Pischets rieder et al. [Untemehmenswert 1997], S.l52f.; Roach [US-Unternehmen 1997], S.97ff.; Wildemann [Verbesse rung 1998]; und Wildemann [Wettbewerb 1998], S.l 182. 9,2 Vgl. Porter [Technology 1985], S.68fT.; Weber [Marktstrategien 1992], S.94; von der Oelsnitz [Marktpionier 1998], S.24ff.; und Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], S.243ff. 913 Vgl. Ghemawat [Wettbewerbsvorteile 1988], S.30f.; Kleinschmidt et al. [Markt 1996], S. 11; und Schultz-Wild/ Lutz [Industrie 1997], S.71. 914 Vgl. Gemünden et al. [Management 1992], S.38; Unger [Praxis 1994], S.29f.; und Spiller [Machtstrukturen 1998], S.l38; sowie zu einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit der ökologischen Produktentwicklung Bennauer [Produktentwicklung 1994], S.107ff. 915 Vgl. Kaluza [Promotoren 1983], S.97 Iff. 916 Vgl. Ghemawat [Wettbewerbsvorteile 1988], S.30f.; Steger [Umweltschutz 1994], S.74; und Dyllick et al. [Wettbe werbsfähigkeit 1997], S.l48. 917 Vgl. Pfeiffer/Weiß [Wettbewerbsstrategien 1994], S.285; und Drosdek [Management 1996], S.24.
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aufgrund ihrer Möglichkeiten im Bereich der Interdependenz-Abschätzung die Szenario-Technik dar.918
Als Vorteile der (ökologischen) Innovationseinführung werden besonders die Maßnahmen geschätzt, die ein temporäres Monopol bieten. Diese stellen den Mittelpunkt der folgenden Betrach
tung dar. Hierzu zählen erhöhte Freiheitsgrade und die Möglichkeit der Standardsetzung, Vor sprünge auf der Erfahrungskurve, bessere Marktkenntnis und möglicherweise höhere Bindung von
Unternehmen der vor- und/oder nachgelagerten Wertschöpfungsstufen.919
Eine wichtige Frage in diesem Zusammenhang ist, ob ein Unternehmen versuchen soll, seine Inno vation möglichst lange zum Zweck des Bewahrens einer Monopolstellung zu schützen oder aber entsprechende Lizenzen an die Konkurrenz zu vergeben.920 Hierzu soll ein anderer, bisher ver
gleichsweise selten diskutierter Weg beschrieben werden. Im Bereich der Ökologie bietet es sich an, einen überlegenen Ansatz als gesetzlichen Standard zu etablieren, diese Möglichkeit ist bei vielen anderen Differenzierungsmöglichkeiten nicht gegeben. Die Konkurrenz ist damit gezwungen, den gleichen Weg zu beschreiten und, wenn die erforderliche Lizenz verweigert wird,921 selbst umfang reiche Forschung zu betreiben. Für ein Unternehmen, welches die Ökologie bisher nur defensiv in
seine Strategieüberlegungen implementierte, entstehen unter dieser Konstellation erhebliche Kosten. Grundlage der Überlegung, eigene Standards zur Gesetzesnorm zu entwickeln ist, daß das politisch
administrative System in Europa vielfach auf Informationen aus der Wirtschaft reagiert, um entspre
chende gesetzliche Anforderungen zu formulieren.922 In den USA hingegen werden gewisse Grenz werte als Vorschrift erlassen, selbst wenn die Unternehmen noch nicht über die entsprechenden
technischen Lösungsmöglichkeiten verfugen.923 In diesem Zusammenhang ist zu bemerken, daß der
kalifornische Markt den Anforderungen der anderen Bundesstaaten meist noch vorauseilt.924 Auch für den US-amerikanischen Markt besteht die Möglichkeit der Einflußnahme, wenn die Unter
nehmen andere Lösungen bereitstellen. So verlangte der kalifornische Gesetzgeber ursprünglich gewisse Anteile der Neuzulassungen an sogenannten Zero Emissions Vehicles (ZEV) bereits für
1998.925 Hierbei handelt es sich um Elektrofahrzeuge, wobei die Frage der Stromerzeugung 918 Vgl. Kaluza/Ostendorf [Szenario-Analyse 1997], S.3ff; und Kaluza/Ostendorf [Entwicklungsperspektiven 1998], S.5ff. 919 Vgl. Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.148. 920 Vgl. Porter [Dimensions 1983], S.2 If.; und Kreikebaum [Ökologieverträglichkeit 1994], S.l 11; sowie zur Proble matik unrechtmäßigen Konkurrenzverhaltens Bodenstein/Ziegler [Nachahmung 1988]. 921 Hierzu ist natürlich eine entsprechende Handhabung der erarbeiteten Patente erforderlich. Vgl. Rittershaus [Umweltschutz 1993], S.7 Iff. 922 Vgl. o.V. [Zusammenfassung 1987], S.l22; Hoffmann [Finanzhilfen 1991], S.796; Minte [Umweltschutz 1993], S.l76; Müller [Leistungen 1995], S.363; Petersen/Schallaböck [Mobilität 1995], S.213; Thoenes [Umweltschutz 1995], S.14 Iff.; und Schneidewind [Unternehmung 1998], S.363 ff. 923 Vgl. Petersen/Schallaböck [Mobilität 1995], S.213. 924 Vgl. Steger [Management 1992], S.28. 92S Vgl. Voy [Elektroantrieb 1995], S.198f.; und Strock [Null-Emissions-Gesetzgebung 1996], S.10.
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ausgeklammert wurde. Diese Anforderung wurde zwischenzeitlich revidiert. Aktuell ist nunmehr eine zehnprozentige Quote der ZEV für 2003 vorgesehen.926 Für die Jahre zwischen 1998 und 2003 sind keine festen Quoten vorgeschrieben, wie dies ursprünglich für Hersteller mit einem Absatz von
mehr als 35.000 Fahrzeugen geplant war. Statt dessen hat sich der kalifornische Gesetzgeber auf eine Selbstverpflichtung der betroffenen Automobilhersteller eingelassen, eigenständig gewisse
Mindestmengen von Elektrofahrzeugen auf den Markt zu bringen, um so eine möglichst innovative Implementierung zu erreichen.927 Als eine weitere Gesetzesmodifizierung ist im Gespräch, daß nicht
nur die Nullemission, sondern auch sehr geringe Emissionswerte akzeptiert werden sollen.928 Dies ändert jedoch nichts daran, daß in Kalifornien schon früh restriktive Flottenverbräuche vorge
geben wurden.929 Hätte ein Dynamischer Ökologiefuhrer dem Gesetzgeber hier Schützenhilfe gelei stet, wären auch die diesbezüglichen Anforderungen möglicherweise noch strenger ausgefallen. Das
innovative ökologische Unternehmen hat damit einen ganz anderen Ansatzpunkt, seine Forschungs
ergebnisse zum gesetzlichen Standard zu erheben, als Unternehmen mit anderen Schwerpunkten. Die dynamische Unsicherheit, die für Unternehmen aus den kaum antizipierbaren Handlungen der
Politiker erwächst,930 wird für die Konkurrenzunternehmen des Dynamischen Ökologiefuhrers noch wesentlich gesteigert. Ergreift der Dynamische Ökologiefuhrer diese Chance und unterstützt den
Gesetzgeber bei der Formulierung strengerer Umweltauflagen, welche die Konkurrenz dazu zwingt, seine eigenen Standards ebenfalls umzusetzen, so wird er zu einem Beschleuniger des Wettbewerbs. Selbst wenn die formaljuristische Formulierung als Gesetz ausbleibt, kann über den geschickten
Einsatz von Marketing-Instrumenten931 der Rest der Branche zur Nachahmung gezwungen werden. Die flottenweite Einführung des Katalysators bei der Adam Opel AG932 ist ein gutes Beispiel.933 Der
Imageeffekt dieser Aktion war sehr groß, obwohl dieser Kampagne keine technische Neuerung zugrunde lag. Es ist leicht vorstellbar, um wieviel härter es die Wettbewerber getroffen hätte, wenn die erforderliche Technologie eine Innovation gewesen wäre. Ein Wettbewerbsvorsprung von meh
reren Jahren scheint keine Utopie zu sein. Eine andere Möglichkeit Konkurrenten zu bedrängen besteht darin, Umweltschutzorganisationen
oder andere glaubwürdige Einrichtungen damit zu beauftragen, die Produkte der Konkurrenz zu analysieren und schlechte Ergebnisse zu publizieren. Auch hiermit werden die anderen 926 927 928 929
930 931 932 933
Vgl. o.V. [Kalifornien 1996], S.7; und Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.218. Vgl. Voy [Elektroantrieb 1995], S.206; und o.V. [Blei 1996], S.l85. Vgl. von Weizsäcker et al. [Faktor 1997], S.37f.; und Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.219. Vgl. Steger [Management 1992], S.28; Steger [Vergleich 1993], S.139; Voy [Elektroantrieb 1995], S.206f.; Hatha way [Elektro-Fahrzeuge 1996], S.l9; o.V. [Blei 1996], S.l86; und Strock [Null-Emissions-Gesetzgebung 1996], S.10. Vgl. Antes [Umweltschutzinnovationen 1988], S.l09; und Eberhardt/Ewen [Herausforderung 1994], S.6f. Vgl. grundsätzlich zum Marketing-Instrumentarium Bodenstein/Spiller [Marketing 1998], S.155ff. Die Adam Opel AG wird nachfolgend als Opel bezeichnet. Vgl. Meffert [Marketingstrategie 1990]; Borghs [Umweltschutz 1991], S.316; und Dahlhoff [Ökologie-Manage ment 1991], S.53.
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Unternehmen in eine gewisse Richtung gezwungen. Zwar werden solche Analysen von entsprechen den Institutionen auch eigenständig veröffentlicht,934 doch mit einem finanzstarken Partner aus der Industrie verbessern sich hier die Möglichkeiten. Drosdek weist in diesem Zusammenhang darauf hin, daß viele Konsumenten ein ökologischeres
Verhalten bevorzugen, wenn sie dazu die praktikablen Möglichkeiten besitzen. Dieses Unbehagen
akkumuliert sich und sucht nach einer Entladungsmöglichkeit; ein relativ geringer Anlaß kann schon ausreichen, um ein Unternehmen in diese Funktion zu bringen.935 Wenn es dem Dynamischen
Ökologieführer dann noch gelingt, diese Prozesse auf weniger ökologisch ausgerichtete Konkurren ten zu richten, so erhöht sich erneut die Unberechenbarkeit des Marktes für diese Akteure.
Zur Steigerung der Akzeptanz empfiehlt es sich, Trendsettem die eigenen ökologischen Produkte zum demonstrativen Konsum zu überlassen. Dieses Verhalten ist schon stellenweise anzutreffen,936
ist jedoch noch weiter forcierbar. Durch ein solches Verhalten wird das Produkt entsprechend beworben und den potentiellen Käufern kann der hohe (unverminderte) Gebrauchswert demonstriert werden. Selbstverständlich ist die Nutzung von Sympathieträgem kein Spezifikum der Vermarktung ökologischer Produkte. Generell ist jedoch anzumerken, daß bei der Einführung ökologisch diffe
renzierter Produktvarianten das Instrumentarium des „klassischen” Marketings nicht vernachlässigt werden darf.937 An dieser Stelle ist es wichtig darauf hinzuweisen, daß die ausschließliche Entwicklung einer Inno
vation noch keinen Produkterfolg garantiert. Hier sei nur auf die Marktdurchsetzung des VHS-Vi deosystems hingewiesen, welches dem Video 2000-System technisch unterlegen war. Auch fertigte
Siemens den ersten transistorischen Computer in Serie, von dem selbst IBM eine Lizenz erwerben wollte. Beide Beispiele belegen, daß eine Innovation alleine noch keinen zwingenden Markterfolg induziert.938 Als weiteres Problem wird eine bürokratische Einforderung von Mindestinnovatio nen diskutiert, die unausgereift in den Markt eingeführt werden.939 Doch genau in diese Position
werden die Folger gedrängt, wenn sich der Standard des Dynamischen Ökologieführers zur gesetzli chen oder marktlichen Mindestanforderung entwickelt. Natürlich birgt die Einführung eines unternehmerischen Standards als gesetzliche Anforderung auch
gewisse Risiken in sich. So weist Steger darauf hin, daß es von den untemehmensspezifischen Besonderheiten abhänge, ob das Unternehmen unter einer solchen Voraussetzung seine 934 So greift beispielsweise das Greenpeace Magazin regelmäßig unter dem Slogan „Keine Anzeige” ökologisch bedenkliches Verhalten und/oder Produkte auf. Vgl. zu weiteren Nachweisen Spiller [Produktpolitik 1996], S.243. 935 Vgl. Drosdek [Management 1996], S.50f. 936 Vgl. Servatius/Krätzer [Kommunikation 1996], S.236. 937 Vgl. Bodenstein [Marketing 1987]; Bodenstein/Spiller [Absatzkanalmanagement 1993], S.l024ff.; Schreiber/Spiller [Marketing-Organisation 1997], S.45ff.; und Meffert [Marketing 1998]. 938 Vgl. Coyne [Struktur 1988], S.26; Simon [Management 1988], S.lff.; Beger [Megatrends 1994], S.26; und Simon [Management 1995], S.51. 939 Vgl. Witt [Grundlagen 1996], S. 108.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 165 -
Wettbewerbsposition verbessert oder nicht.940 Doch ist es bei der aktuellen Marktdynamik fraglich, wie das Unternehmen unter anderen Konstellationen abschneiden würde. Durch eine gewollte aggressive Haltung bleibt die permanente Gefahr der Marktdynamik bewußt und es besteht eine
geringere Tendenz, in eine Scheinsicherheit zu verfallen. Eine weitere potentiell interessante Möglichkeit besteht in der Vermarktung des für den heimischen Standort konzipierten ökologischen Fortschritts in ökologisch heute noch nicht so sensiblen
Märkten.941 Die Einführung in anderen Staaten der Triade ist hier wahrscheinlich schon kurzfristig möglich. Weitere Fortschritte auf der Erfahrungskurve sind plausibel. Durch dieses Vorgehen
besteht die Möglichkeit, mittelfristig auch Staaten, die aktuell durch eine noch geringere Umwelt sensibilität seitens der Bezugsgruppen gekennzeichnet sind, mit entsprechend preisgünstigen Alter nativen zu beliefern. Inwieweit der aktuelle technische Standard, der in der Triade verfügbar ist, dort auch marktfähig ist, muß im Einzelfall entschieden werden. Aber auch die Alternative, mit der
man den europäischen Markt heute erschließen möchte, würde für diese Länder in nächster Zukunft
mit Sicherheit einen ökologischen Fortschritt darstellen.
Natürlich stellt sich bei der Implementierung von „...revolutionären Innovationen ... der Innovator ... seiner Umwelt (oft als) ein 'Spinner1 oder ein 'Verrückter' (dar). ”942 Einige Stimmen im Schrift
tum vermuten, daß ein neuer Kondratieff-Zyklus943 bevorsteht.944 Es ist daher nicht abwegig davon auszugehen, daß die nächste wirkliche Basisinnovation eine ökologische Ausprägung haben wird. Inwieweit gerade die Automobilindustrie von solchen Entwicklungen betroffen sein kann wird noch diskutiert.945
Die Vergangenheit hat gezeigt, daß die Markteinführung wirklicher Basisinnovationen zu erhebli chen Strukturveränderungen geführt hat. Als besonders deutliches Beispiel ist hier der Niedergang der Schreibmaschinenindustrie durch die Einführung der EDV-gestützten Textverarbeitung zu
nennen.946 Die vorhandenen, ehemals wertvollen Produktionsstätten verloren binnen kürzester Zeit fast ihren vollständigen Wert.947 In diesem Zusammenhang ist es auch erforderlich, die engen Gren
zen der einzelnen Abteilungen oder Forschungsrichtungen zu überwinden, um wieder das Gesamt produkt
und dessen Optimierung in den Mittelpunkt der Betrachtung zu stellen.948
940 Vgl. Steger [Konzeption 1997], S. 11. 941 Auf diese Möglichkeit wird auch im Schrifttum hingewiesen, vgl. beispielsweise Schultz-Wild/Lutz [Industrie 1997], S.8. 942 Perlitz [Wettbewerbsvorteile 1988]. 943 Vgl. hierzu Kondratieff [Konjunktur 1926], S.573ff.; Gebauer [Waves 1986], S.236; und Gabisch [Konjunktur 1999], S.357. 944 Vgl. Burkhardt [Kosten 1980], S.98ff.; Malik [Führung 1990], S.41; von Weizsäcker [Umweltstandort 1994], S.34; und Piller [Massenproduktion 1998], S.24f. 945 Vgl. die Ausführungen im Unterabschnitt 4.2.4.4. 946 Vgl. Vester [Ausfahrt 1990], S.354; und Spangenberg [Superauto 1994], S.38. 947 Vgl. Schulz/Schulz [Ökomanagement 1994], S.65. 948 Vgl. Wittek [Strategien 1988], S.70.
Seite -166-Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Eindimensionales Denken und Forschen behindert naturgemäß die Entwicklung von wirklich neuen
Ansätzen.949 So weist Braess darauf hin, daß Automobile der nächsten Generation nicht durch eine lineare Weiterentwicklung heutiger Modelle entstehen werden.950 Auch von Weizsäcker et al.
sehen in einer zu geringen ingenieurmäßigen Einbeziehung des Gesamtproduktes ein Haupthinder
nis zu wirklich durchgreifenden Verbesserungen.951
4.1.5 Einordnung der Dynamischen Ökologieführerschaft in ausgewählte Wettbewerbsstrategien Nachdem wir die Dynamische Ökologiefuhrerschaft hergeleitet und vorgestellt haben, systematisie
ren wir ausgewählte Wettbewerbsstrategien und ordnen unser Konzept in die geschaffene Struktur ein. Einen Überblick vermittelt die nachfolgende Abbildung 4.6.
Die historische Entwicklung begann mit den wettbewerbsstrategischen Überlegungen Porters (Posi
tion a), für den eine gleichzeitige Generierung von geringen Kosten und hohem Zusatznutzen nicht möglich ist952 und in dessen Überlegungen die Ökologie keine wettbewerbsstrategische Berück
sichtigung fand und findet.953 Aus diesen entwickelten sich in einem ersten Schritt die sequentiell hybriden Wettbewerbsstrategien. Diese Strategien lösen sich von der Altemativhypothese und ver
folgen das Wertoptimum im Zeitverlauf (Position b 1). Als Kostenführer kann das Unternehmen versuchen, seinen Kunden einen zusätzlichen Nutzen anzubieten. Der Differenzierer kann sich aus
seiner wettbewerbsstrategischen Position durch kostensenkende Maßnahmen dem Wertoptimum nähern. Den abschließenden Entwicklungsschritt stellen die simultan hybriden Wettbewerbsstrate gien dar (Position b 2). Diese berücksichtigen in besonderer Weise die heute auf den Märkten herr
schende hohe Dynamik, indem sie versuchen, geringe Kosten und einen hohen Zusatznutzen für ihre Kunden gleichzeitig zu generieren.954
Eine zweite Entwicklungsrichtung stellen die ökologischen Anwendungen des vorhandenen Porter ansatzes dar. Diese legen ihren Fokus auf die Einbeziehung der natürlichen Umwelt in die Wettbe werbsstrategien (Position c 1). Als großes Defizit dieser Ansätze ist die unzureichende
949 Vgl. schon früh Vester [Ausfahrt 1990], S.334; Canzler et al. [Automobil 1993], S.12L; und Spinrad [Scheuklap pen 1997], S.296. 950 Vgl. Braess [Anforderungen 1996], S.8f. 951 Vgl. von Weizsäcker et al. [Faktor 1997], S.34. 952 Porter [Wettbewerbsstrategie 1999], S.79; und Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], S.44. 953 Porter diskutiert zwar ökologische Aspekte, vgl. Porter/van der Linde [Competitive 1998], S.35 Iff., doch imple mentiert er diese nicht explizit in seine Wettbewerbsstrategien. Vgl. Porter [Wettbewerbsstrategie 1999]; und Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], 954 Vgl. Gilbert/Strebel [Strategies 1987], S.28ff.; Kaluza [Erzeugniswechsel 1987]; Davis [Zukunft 1988], S.l66; Corsten/Will [Analyse 1991]; Gilbert/Strebel [Developing 1991], S.82ff; Corsten/Will [Ansatzpunkte 1992], S.294ff.; Corsten/Will [Wettbewerbsstrategien 1992], S.191; Pine [Massenfertigung 1994]; Kaluza [Produktdiffe renzierungsstrategie 1996a], S. 191 ff.; Kaluza [Produktdifferenzierungsstrategie 1996b]; Porter [Wettbewerbsstrate gie 1999], S.70ff.; Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], S.37ff.; und die Ausführungen im Teil 2.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 167-
Berücksichtigung der herrschenden Marktdynamik festzuhalten. Daran schloß sich die Entwicklung des ökologisch orientierten sequentiell hybriden Vorgehens an (Position c 2). Hier wird der Dyna
mik der Märkte trotz ökologischer Orientierung bereits Rechnung getragen, jedoch noch nicht im ausreichenden Maße.955
VI
III
Simultan hybrid
b2 Wettbewerbsstrategien j k nach Kaluza sowie Corsten/Will
bl
Wettbewerbsstrategien M nach Gilbert/Strebel sowie Davis und Pine
*k
Öko-Controlling nach Hummel
c2 ,L
IV
I
a Alternativ hypothese
Dynamische Ökologieführer schaft VI
II
Sequentiell hybrid
------------------ ► c3
Wettbewerbsstrategien nach Porter
nein
------------------ ► c 1 Ansätze nach Meffert/K irchgeorg, Dyllick et al., Steger etc.
ja
Explizite und konzeptionelle Berücksichtigung der Ökologie Quelle: Verfasser
Abb.4.6: Einordnung der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft in den Kanon ausgewählter Wettbewerbsstrategien Die Erreichung der Position c 2 ist die Weiterentwicklung der sequentiell hybriden ökologischen
Ausrichtung zur doppelt simultan hybriden Strategie. Die Dynamische Ökologiefuhrerschaft ist somit die konsequente Anwendung der simultan hybriden Wettbewerbsausrichtung unter gleichzei
tiger Implementierung der Ökologie. Es werden die Dimensionen Kosten, hoher Zusatznutzen und
955 Vgl. Steger [Management 1992], S. 155ff.; Steger [Management 1994], S.69ff.; Dyllick et al. [Wettbewerbsfähig keit 1997]; Hummel [Öko-Controlling 1997], S.36ff.; Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.22 Iff.; und die Ausführungen im Abschnitt 3.3.2.
Seite - 168 -_________________________________________ Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Ökologie gleichzeitig angestrebt. Aus diesem Grund ist es sachgerecht, die Dynamische Ökologie
fuhrerschaft als doppelt simultan hybride Strategie einzustufen. Teilweise wird im Schrifttum die Akzeptanz eines (zeitweise) verminderten Gewinns956 gefordert.957
Einer Forderung nach Gewinnverzicht können wir nur dann folgen, wenn die Gewinneinbußen tem porärer Natur sind und eine strategische Option eröffnen, denn es besteht regelmäßig zwischen dem
kurzfristigen Gewinnziel und einer strategisch ökologischen Ausrichtung eine Diskrepanz.958 Der
Kritik an zu kurzfristig orientierten finanzwirtschaftlichen Forderungen, wie sie beispielsweise Ste
ger vorbringt,959 kann in diesem Zusammenhang nur gefolgt werden. Hiermit ist aber kein Gewinn verzicht gemeint, vielmehr ist all den Autoren zu folgen, die eine ökologische Ausrichtung nur bei
ökonomischer Profitabilität befürworten.960 Hierzu ist eine professionelle und weniger eine ideali
stische Ausrichtung erforderlich.961 Somit soll eine ökologische Orientierung als Weg zur Gewinn erzielung verstanden werden. Viele Autoren weisen in diesem Zusammenhang daraufhin, daß eine ökologische Ausrichtung bei strategischer Betrachtung auch ökonomisch erfolgreich sein wird.962
Hieraus wird oft eine strategisch-ökonomische Überlegenheit offensiven ökologischen Vorgehens abgeleitet.963 Gegen eine solche grundsätzliche Einstufung spricht der unterschiedliche Zeithorizont.
Was auf der Untemehmensebene als strategisch eingestuft wird, ist im Bereich der Ökologie als kurzfristig zu bezeichnen.964 Somit kann bei unzureichender Zahlungsbereitschaft der Käufer eine ökologisch verneinende Ausrichtung, auch bei einer für Unternehmen langfristigen, Betrachtung
erfolgreicher sein.965 Aus diesen Überlegungen leiten wir die Forderung ab, daß sich ein ökologi sches Engagement bei einer unternehmerisch langfristigen Betrachtung ökonomisch ebenso vor
teilhaft darstellen muß wie jedes andere strategische Vorhaben. Die Umsetzung dieser Forderung entlastet gleichzeitig die Umwelt, denn nur die ökologisch orientierten Unternehmen, welche auch
956 Vgl. Kaluza [Entscheidungsprozesse 1979], S.144, zu einer kritischen Hinterfragung der korrekten Bezugsgröße des unternehmerischen Gewinns. 957 Vgl. Steinmann [Ethik 1990], S.302f.; Stitzei [Gedanken 1992], S.43; Wicke et al. [Umweltökonomie 1992], S.587; Strunz [Umweltmanagement 1993], S.34; und Brechtken [Umweltmanagement 1994], S.22. 958 Vgl. Meffert [Marketing 1990], S.85; Helten [Zusammenfassung 1991], S.76; Meffert/Kirchgeorg [Grundlagen 1994], S.35; Steger [Umweltschutz 1994], S.61; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.47. Der Unterschied zwischen kurz- und langfristiger Orientierung ist jedoch kein Spezifikum der Ökologie, vgl. hierzu Wohlgemuth [Aufbau 1975], S.36f. 959 Vgl. Steger [Konzeption 1997], S.l8; und mit einer grundsätzlich identischen Einschätzung Gälweiler [Untemeh mensführung 1990], S.26f.; Pine [Massenfertigung 1994], S.141 f.; Deschamps et al. [Produktführerschaft 1996], S.l70; sowie Hirschbach/Heidingsfelder [Integration 1996], S.130f. 960 Vgl. beispielsweise Meiler [Unternehmen 1990], S.68; Schmitt [Energiewirtschaft 1990], S.l37; Wieselhuber/Stadlbauer [Ökologiemanagement 1992], S.83; Kirschten/Stitzel [Untemehmensführung 1995], S.31 lf.; Dürand [Schläue 1997], S.l 10f.; und Faber et al. [Entwicklung 1997], S.63. 961 Vgl. Sihler [Ökologie-Management 1991], S.44; und Knell et al. [Senkrechtstarter 1993], S.20 Iff. 962 Vgl. Kreikebaum [Grundzüge 1991], S.219; Meffert [Marketing 1990], S.86; Winter [Untemehmensführung 1991], S.713; Eschenbach/Müller [Umweltmanagement 1992], S.250; Günther/Wagner [Ökologieorientierung 1993], S.80f.; Kreibich [Zukunft 1993], S.22; Scharrer [Umweltpolitik 1993], S.529; Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.l02; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.l9. 963 Vgl. Eschenbach/Müller [Umweltmanagement 1992], S.57; Wicke [Plädoyer 1992], S.lOf; und Hugenschmidt [Ökologie 1995], S.286. 964 Vgl. Stitzei [Gedanken 1992], S.43. 965 Vgl. Steger [Umweltmanagement 1993], S.205.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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ökonomisch erfolgreich sind, werden sich langfristig am Markt behaupten und somit zu einer Inten
sivierung des ökologischen Wettbewerbs beitragen. Ein weiterer ganz wichtiger Ansatz ist der Realitätsbezug der ökologischen Ausrichtung. So gibt es
Autoren, die einen nachhaltigen Konsumverzicht fordern bzw. davor warnen, Lösungen hauptsäch lich durch technische Verbesserungen erzielen zu wollen.966 Hopfenbeck vertritt die Auffassung, daß
beispielsweise ein Automobil niemals ökologisch sein könnte und leitet daraus die Forderung nach einem weitgehenden Verzicht auf Automobile ab.967 Ähnlich argumentiert Tischler, der zwar den Nutzen technischer Verbesserungen nicht bestreitet, diese jedoch für unzureichend hält.968
Vergegenwärtigt man sich in diesem Zusammenhang die Forschungsergebnisse von Bodenstein et al., die vermuten, daß in naher Zukunft "...ein nachhaltiger Konsumstil nicht zu erwarten... "969 ist,970
so halten wir es für sachdienlicher, moderate Ziele zu formulieren und diese auch zu realisieren, anstatt Ansprüche zu stellen, die nicht marktfähig sind. Insofern scheint es angebracht, hier eine technikorientierte Lösung anzustreben.971
Durch die hier vorgeschlagene Vorgehensweise ist die Verringerung der Umweltbelastung eher rea lisierbar, als mit zu anspruchsvoll formulierten Forderungen. Wir sehen hierin eine Chance, den
momentan noch unzureichend entwickelten972 ökologischen Wettbewerb zu entfachen.
Die hier vorgenommene Einteilung kann - wie Abbildung 4.7 verdeutlicht - in einer Vier-FelderMatrix operationalisiert werden. Die dabei als idealistisch eingestuften Ansätze sind nicht gewinno
rientiert, nehmen für sich aber auch keine vollständige ökologische Optimierung in Anspruch. Auf grund der fehlenden monetären Erfolgsorientierung sind solche Ansätze nach unserer Auffassung abzulehnen.
Als unrealistisch werden außerdem die Strategien eingestuft, die nicht auf eine Gewinnorientierung abzielen, dabei aber das komplette Produkt kurzfristig ökologisch optimieren wollen. Der Realitäts
bezug eines solchen Vorgehens ist nicht vorhanden, so daß auch diese Strategien abzulehnen sind. Auch Non-Profitorganisationen wird es nicht gelingen, diesen Anspruch zu realisieren, da zu einer vollständigen ökologischen Produkoptimierung auch eine entsprechende Finanz- bzw. Ertragskraft
erforderlich ist. 966 Vgl. Rock [Theologie 1986], S.98. 967 Vgl. Hopfenbeck [Management 1994], S.21 Of.; und ähnlich FES [Fahrt 1993], S.l4. 968 Vgl. Tischler [Betriebswirtschaftslehre 1996], S.557; und ähnlich Spangenberg [Superauto 1994], S.48, der in tech nisch optimierten Fahrzeugen nur eine Zwischenlösung sieht. 969 Bodenstein et al. [Konsumentenentscheidungen 1997], S.82. 970 Vgl. Bodenstein et al. [Konsumentenentscheidungen 1997], S.82; und ähnlich Bodenstein [Qualität 1997], S.26. 971 Zu dieser Einschätzung kommen auch Reuter [Umweltmanagement 1991], S.14; Roth [Ressourcenschutz 1992], S.28f.; Deter/Appel [Sicherheit 1995], S.l 17; Watanabe [Customizing 1996], S.77; Bellmann [Gestaltung 1996], S.130; Kaluza [Technologiemanagement 1996], S.59; Dürand [Schläue 1997], S.l 10f.; Lovins/Krägenow [Markt 1997], S.24; und Hahn [Portfolio-Konzepte 1999], S.420. 972 Vgl. Schmidt [Wertschöpfung 1996], S.27.
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Dynamische ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Ausgangspunkt Dynamische Ökologiefuhrer schaft
Theoretisches Ideal einer Dynamischen Ökologiefuhrer schaft
Idealistische Strategieansätze
Unrealistische Strategieansätze
Erst langfristig angestrebt
Konkretes und aktuelles Ziel
Vollständige Produktoptimierung Quelle: Verfasser
Abb.4.7: Unterteilungsschema für ökologische Strategien in Abhängigkeit von Gewinn und Ganzheitlichkeitsanspruch
Der hier diskutierte Ansatz der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft ist gewinnorientiert und gibt sich mit einer partiellen ökologischen Verbesserung zufrieden. Aufgrund dieser Einordnung bietet
er für ertragsorientierte Unternehmen - sofern die in den Abschnitten 4.1.2 und 4.1.3 genannten
Voraussetzungen erfüllt sind - einen gangbaren Weg. Eine ökologische Optimierung des vollständigen Produktes bei einer gleichzeitigen Gewinnorientie
rung stellt gewissermaßen das Ideal des hier vorgestellten Ansatzes dar. Eine Realisierung dieses theoretischen Zieles ist, wenn überhaupt, nur langfristig möglich.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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4.1.6 Vergleich zwischen der Dynamischen Ökologieführer schaft und der Öko-Leadership-Strategie von Henkel 4.1.6.1 Darstellung der Öko-Leadership-Strategie von Henkel Schon sehr früh973 geriet die chemische Industrie weltweit974 in die ökologische Kritik.975 Die chemi sche Industrie in Deutschland ist ebenfalls mit ausgeprägten ökologischen Anforderungen konfron
tiert, gleichzeitig kommt ihr aber auch eine große ökonomische Bedeutung bei.976 Diese Branche
wurde in der Vergangenheit mit erheblichen Auflagen konfrontiert, die zum Teil beachtliche Umwelterfolge erzielt haben.977 Bei dieser Branche handelt es sich um die einzige, für die bisher in Deutschland eine Verschlechte
rung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit durch ökologische Auflagen nachgewiesen werden
konnte. Ursache ist, daß effizienzsteigemde Maßnahmen hier nur sehr begrenzt zum Einsatz kamen
und die Fortschritte zum größten Teil auf End-of-Pipe Maßnahmen zurückzufuhren sind.978 Trotz des bisher Erreichten implizieren chemische Prozesse aufgrund ihrer naturgesetzlich bedingten Pro
duktion noch immer ein erhebliches Maß an Umweltbelastung. Vertreter der chemischen Industrien in den Staaten mit strengen Auflagen fordern zum Erhalt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit
eine internationale Harmonisierung. Dies hätte zur Folge, daß entweder weltweit nach einem hohen
Standard zu produzieren wäre oder aber die Anforderungen in den heute ökologisch führenden Nationen verringert werden müßten.979 Kritischen Stimmen gehen die ökologischen Entlastungen
auch in den heute führenden Nationen noch nicht weit genug, so daß sie weitere Reduktionen
einfordem.980 Natürlich sollte man sich vor Pauschalisierungen hüten, denn die chemische Industrie ist in vielen Ländern durch eine heterogene Struktur gekennzeichnet.981 So gibt es auch Unternehmen, die in die
ser ökologisch überaus sensiblen Branche ertragsorientiert und umweltverträglich arbeiten oder dies 973 Vgl. Kwiatkowski [Umweltschutz 1994], S.l06. 974 Vgl. John [Abfallwirtschaftskonzept 1992], S.212. 975 Vgl. Wicke [Umweltschutz 1987], S.74; Schmidheiny/BCSD [Kurswechsel 1992], S.288; Alpers [Umweltschutz 1994], S.32; Hulpke [Umweltmanagement 1994], S.226; und Steven [Produktion 1994], S.27f. 976 Vgl. Schumann et al. [Rationalisierung 1994], S.14; und VCI [Chemiewirtschaft 1995], S.8ff. Eine noch höhere Bedeutung kommt der chemischen Industrie in der Schweiz zu. Vgl. Schneidewind [Strukturwandel 1994], S.31. 977 Vgl. Kreikebaum [Wachstum 1992], S.159ff; Rohe [Umweltschutz 1992], S.596ff.; Schmidt [Umweltschutzver fahren 1993], S.9 Iff.; Mittelstaedt [Produkt 1995], S.90ff; und zu den Ergebnissen eines aktuellen internationalen Vergleichs ökologischer Fortschritte in der chemischen Industrie Palass [Reinigung 1999], S. 128ff. 978 Vgl. Meißner/Gräber-Seißinger [Umweltpolitik 1992], S.l39. 979 Vgl. Rohe [Entwicklungstendenzen 1990], S. 107ff; und Rohe [Umweltschutz 1992], S.602. 980 Vgl. von Osten [Umweltstrategien 1992], S.614. Andere Autoren sehen in unterschiedlichen internationalen Umweltstandards keine Wettbewerbsverzerrung, sondern führen weniger ausgeprägte Vorschriften auf ein geringe res Belastungsniveau zurück. Vgl. Sauemheimer/Ködding [Umweltökonomie 1995], S.73. 981 Vgl. Schneidewind [Strukturwandel 1993], S.4; Schneidewind [Ökologie 1995], S.61; und Krogh/Palaß [Sieg 1996], S.202.
Seite - 172 -Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
zumindest für sich in Anspruch nehmen.982 Als besonders prägnantes Beispiel ist in diesem Zusam
menhang sicherlich Henkel zu sehen.983 In diesem Unternehmen wird der Umweltschutz schon lange als wichtige Komponente gesehen, wobei sich erste Ansätze bereits in den frühen 50er Jahren finden.984 1972 konkretisierte Konrad Henkel den Umweltanspruch des Unternehmens in der Form,
daß "... ’man nicht einfach seine Produkte verkaufen kann, ohne dafür die Verantwortung zu
übernehmen \1,985 Diese zu diesem Zeitpunkt noch recht selten vertretene Meinung sollte sich auch ökonomisch auszahlen.
Mit der Einführung des phosphatfreien Waschmittels Persil konnte sich Henkel trotz seiner Zugehö rigkeit zur Chemiebranche ein sehr gutes Image aufbauen.986 Auch nach der Einführung inhaltlich
entsprechender Produkte durch die Konkurrenz987 - wobei durch den Verkauf entsprechender Lizen zen zusätzlicher Ertrag erzielt wurde988 - konnte Henkel einen Imagegewinn und eine Steigerung sei
nes Marktanteils um einen Prozentpunkt auf dem wettbewerbsintensiven Markt für Waschmittel realisieren.989 Die Einführung des phosphatfreien Persils, welches darüber hinaus auch noch weiterentwickelt wurde,990 war ein Meilenstein in der ökologischen Geschichte Henkels.
Die ökologische Ausrichtung blieb in der weiteren Entwicklung nicht nur auf Persil oder den
Waschmittelmarkt beschränkt, sondern wurde auch auf die anderen Untemehmenssparten ausgedehnt.991 Ein weiteres prägnantes Ereignis hin zur ökologischen Führerschaft war die Anerken
nung und Unterzeichnung der Business Charter for Sustainable Development, als eines der ersten Unternehmen überhaupt, zu Beginn der 90er Jahre. 1993 begann die Unternehmensleitung von Hen kel eine weitere wichtige Maßnahme zu planen, die explizite Verfolgung der Wettbewerbsausrich
982 Vgl. Kaas [Informationsprobleme 1993], S.36f.; Schüttpelz [Ökologie 1994], S.94; Heßling [Stellungnahme 1996], S.34ff.; und Henne/Malle [Organisation 1997]. 983 Vgl. Sihler [Ökologie-Management 1991], S.33ff.; Henkel [Umweltbericht 1996]; Nösler [Antworten 1996], S.86ff.; und Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.4f. 984 Vgl. FES [Umweltschutz 1996], S.47; und Müller-Kirschbaum [Öko-Leadership 1998], S. 173ff. 985 Zitiert nach Schmidheiny/BCSD [Kurswechsel 1992], S.376. 986 Der verwendete Ersatzstoff SASIL erwies sich auch in einer unabhängigen wissenschaftlichen Untersuchung als ökologisch sehr vorteilhaft. Vgl. Monn [Einfluß 1990]. 987 Vgl. Berger [Umweltberatung 1991], S.758. 988 Vgl. Meffert/Ostmeier [Umweltschutz 1990], S.l72; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.550. 989 Vgl. Schulz [Produktinnovationen 1987], S.95ff.; Schmidheiny/BCSD [Kurswechsel 1992], S.376; Dyllick [Unter nehmensstrategien 1995], S.58f.; Belz/Dyllick [Positionierungsstrategien 1996], S.l70; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.538ff. 990 Vgl. Grießhammer [Ökologie 1994], S.24ff.; Hopfenbeck [Management 1994], S.278; Jung/Schmulders [Mega perls 1994], S.22f.; Umbach [Forschung 1994], S.7; und Henkel [Umweltbericht 1995], S.l6f. 991 Vgl. Sihler [Ökologie-Management 1991], S.37ff.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite -173-
tung Öko-Leadership. Zwei Jahre später wurden die Selbstanforderungen, die mit dieser Wettbe
werbsausrichtung verbunden sind, neu formuliert. Sie umfassen aktuell:992 •
Das Bekenntnis zu „...seiner gesellschaftlichen Verantwortung. ”"3 und zu den „...Grundsätzen ... der Internationalen Handelskammer [bezüglich] ... Sustainable Development [und] ...
Responsible Care. ”994 •
Die Zielsetzung, sich weltweit über die Komponenten „...Leistungs- und Qualitätsführerschaft [sowie]... ökologische Führerschaft (Öko-Leadership) ... ”995 zu profilieren.
•
Diese Anforderung umfaßt eine permanente Optimierung hinsichtlich „... der Sicherheit, des Umwelt- und Gesundheitsschutzes sowie der Arbeitssicherheit. ”"6
Auf dieser Grundlage definiert Henkel einen Qualitätsbegriff, der neben den zwei traditionellen
Dimensionen Preis und Leistung auf die zeitgemäße Einbeziehung der Ökologie abstellt. Zukünftig
wird erwartet, daß auch dieser Qualitätsbegriff unzureichend sein wird, so daß eine Erweiterung um die Komponente der sozialen Verträglichkeit langfristig angezeigt erscheint.997 Eine Visualisierung
ist in der Abbildung 4.8 dargestellt. Die Realisation dieses anspruchsvollen Konzeptes erfolgt weltweit für alle Produktsparten durch einen als Regelkreis ausgestalteten Optimierungsprozeß.998 Operationalisiert wird dieses Konzept
durch eine ökologisch ausgerichtete Organisation, den Einsatz von Umweltaudits und die Imple
mentierung der Mitarbeiter in das Umweltmanagement. Im Bereich der Wasch- und Reinigungsmit
tel wird seit Beginn der 90er Jahre auch an einer ökologischen Optimierung der Logistik gearbeitet,
nachdem bereits Produktion, Inhaltsstoffe und Verpackung ökologisch ausgerichtet sind.999 Um die erzielten Erfolge zu kommunizieren, veröffentlicht Henkel im jährlichen Rhythmus einen Umweltbericht.1000
Wie durchschlagend sich die Ökologieorientierung bei Henkel bereits bemerkbar macht, zeigt sich an den Ergebnissen der Untersuchung des Hamburger Umwelt Institutes (HUI). Hier wurden 50 Chemieuntemehmen hinsichtlich ihrer ökologischen Ausrichtung untersucht.1001 In diesem interna
tionalen Vergleichsfeld gelang es Henkel, in den Jahren 1995 und 1997 durchgefuhrten Studien den
Vgl. Henkel [Umweltbericht 1994], S.2f.; und Henkel [Umweltbericht 1997], S.7. Henkel [Grundsätze 1995], S.8. Henkel [Grundsätze 1995], S.8. Henkel [Grundsätze 1995], S.8. Henkel [Grundsätze 1995], S.8. Vgl. FES [Umweltschutz 1996], S.50; und Müller-Kirschbaum [Öko-Leadership 1998], S. 181 f. Vgl. Umbach [Forschung 1994], S.10; und Müller-Kirschbaum [Öko-Leadership 1998], S. 176ff. Vgl. Henkel [Umweltbericht 1993], S.4ff.; Henkel [Umweltbericht 1994], S.4ff.; Henkel [Umweltbericht 1995], S.14ff.; Henkel [Umweltbericht 1998], S.5ff.; und Henkel [Ökologistik o.J.], S.2ff. 1000 Vgl. Müller-Kirschbaum [Öko-Leadership 1998], S.l79. 1001 Einschränkend muß jedoch darauf hingewiesen werden, daß die Unternehmen der chemischen Industrie sehr hete rogene Aufgabenfelder bearbeiten, so daß eine Vergleichbarkeit nicht in allen Bereichen vorbehaltlos unterstellt werden darf.
992 993 994 995 996 997 998 999
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Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Leistung als traditionelle Dimension
Ökologie
Preis als traditionelle
Qualität
als zeitgemäße
Dimension
Dimension
soziale Verträglichkeit als zukünftige
Quelle: In Anlehnung an: MüllerKirschbaum [Öko-Leadership 1998], S.181
Dimension
Abb.4.8: Qualitätsabgrenzung nach Henkel zweiten Platz zu belegen. Bemerkenswert ist, daß Henkel als einziges europäisches Unternehmen einen der ersten sechs Plätze erreichen konnte. Die anderen Spitzenpositionen belegten ausschließ
lich US-amerikanische Unternehmen.1002 1999 plazierte sich Henkel sogar auf dem ersten Platz.1003
Somit ist Henkel ein existierender Beweis dafür, daß ein Unternehmen auch in einer umweltsensiblen Branche, die durch vielfältige Vorschriften am Standort reglementiert ist, die
geforderte Synthese aus ökologischer Verträglichkeit und ökonomischen Erfolg1004 erzielen kann.1005
1002 Vgl. Braungart et al. [Performance 1996]; Krogh/Palaß [Sieg 1996], S.196ff.; und Schneidewind [Benchmark 1996], S.40ff. 1003 Vgl. Palass [Reinigung 1999], S.128ff. In dieser Studie gelang es zwei weiteren europäischen Unternehmen, sich unter den besten sechs Teilnehmern zu plazieren. 1004 Vgl. Meller [Unternehmen 1990], S.61. 1005 Vgl. Sihler [Ökologie-Management 1991], S.36; und Müller-Kirschbaum [Öko-Leadership 1998], S.l79.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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4.1.6.2 Differenzierung zwischen Dynamischer Ökologieführer schaft und Öko-Leadership Henkel setzt mit seiner Strategie des Öko-Leaderships implizit Teile dessen um, was wir für eine ganz bestimmte Parameterkombination als Handlungsempfehlung herausgearbeitet haben. Dies wird nicht zuletzt auch in der Ähnlichkeit der Begriffe deutlich.
Der Unterschied ist einmal auf der konzeptionellen Ebene zu suchen: Während die Dynamische
Ökologieführerschaft ein Ablaufschema als Entscheidungsraster vorstellt und somit Unternehmen
verschiedener Branchen eine Plausibilitätsanalyse der erfolgreichen Anwendbarkeit ökologischer Ausrichtung liefert, ist Henkels Öko-Leadership ein einzelner erfolgreicher Anwendungsfall.
Für Henkel kann das Prüfschema zur Anwendbarkeit der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft, wie wir es in Abbildung 4.3 dargestellt haben, abgearbeitet werden. Dieses Unternehmen besitzt nach
unserer Einschätzung das Potential zur Umsetzung der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft. Es spricht für die intuitive Weitsicht des damaligen Henkel-Managements, eine richtige Entscheidung
auch ohne theoretische Alimentierung getroffen zu haben.
Die explizite Strategieformulierung Henkels macht unter dem Leitsatz „Öko-Rationalität statt Öko-Ideologie"™6 deutlich, daß Henkel die ökonomischen Realitäten nicht vernachlässigt hat, wie wir dies im vorangegangenen Unterabschnitt gefordert haben. Neben einer kontinuierlichen Weiter
entwicklung des Umweltschutzgedankens ist Henkel auch ökonomisch erfolgreich.1007 Auch wenn der Waschmittelmarkt schon vor der Einführung phosphatfreier Waschmittel durch
einen intensiven Wettbewerb gekennzeichnet war,1008 findet sich im Rahmen des Öko-Leadership
keine explizite Berücksichtigung hybrider Wettbewerbsstrategien. Auch dieses Defizit wird durch unseren Strategieansatz beseitigt. Zudem gehen wir mit unserem Strategievorschlag weiter als Henkel, indem wir die Zerstörung eigener Wettbewerbsvorteile im Bedarfsfall explizit als Bestandteil unserer Wettbewerbsstrategie
fordern. Henkel konnte im Rahmen der Einführung des phosphatfreien Persils seine Herstellungs
verfahren grundsätzlich beibehalten, so daß hier keine Entwertung der Produktionsanlagen vorlag. Nachdem Henkel diesen Erfolg im Waschmittelmarkt erzielt hatte, wurden weitere ökologische Fortschritte realisiert.1009 Mittlerweile ist neben den Inhaltsstoffen, der Produktion, der Verpackung
1006 Sihler [Ökologie-Management 1991], S.44. ioo7 vgl. Henkel [Umweltbericht 1993], S.4ff; Henkel [Umweltbericht 1994]; S.4ff.; Henkel [Umweltbericht 1995], S.14ff.; Müller-Kirschbaum [Öko-Leadership 1998], S.l79; und Henkel [Ökologistik oJ.], S.2ff. i°°8 vgi Schulz [Produktinnovationen 1987], S.l03; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.538ff. ioo9 vgi Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.566.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 176 -
auch die Logistik in der gesamten Wasch- und Reinigungsmittelpalette ökologisch optimiert
worden.1010
Auch
andere
Untemehmensbereiche
sind
seit
mehreren
Jahren
im
Optimierungsprozeß.1011 In diesem Punkt entspricht das unternehmerische Verhalten unserem Vor
schlag, die ökologische Orientierung mit einer Bearbeitung der wesentlichen Optimierungspoten tiale zu beginnen. Faßt man das Ergebnis dieses Vergleichs zusammen, so bleibt festzuhalten, daß es sich bei beiden
Ansätzen um moderne Strategien handelt, die auf die Bewältigung der aktuellen unternehmerischen Anforderungen, wie der hohen Dynamik und der ökologischen Herausforderung, abzielen. Im kon kreten Detail gibt es jedoch - wohl auch durch die unterschiedlichen Entstehungswege determiniert erhebliche Unterschiede.
1010 Vgl. Henkel [Umweltbericht 1993], S.4ff.; Henkel [Umweltbericht 1994], S.4ff.; Henkel [Umweltbericht 1995], S. 14ff.; und Henkel [Ökologistik o.J.], S.2ff. 1011 Vgl. Sihler [Ökologie-Management 1991], S.37; Umbach [Forschung 1994], S.10; und Müller-Kirschbaum [ÖkoLeadership 1998], S.l80.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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4.2 Anwendbarkeit der Dynamischen Ökologieführerschaft für die Automobilindustrie Der Automobilbranche und ihrem Produkt kommt in dreifacher Hinsicht eine große Bedeutung zu. Die Automobilindustrie ist ökonomisch eine überaus wichtige Branche.1012 Auf globaler Ebene wurden 1995 34,3 Millionen und 1996 35,8 Millionen PKW umgesetzt.1013 75 Prozent der Produk
tion erfolgte dabei in den Staaten der Triade.1014 Angesichts des westeuropäischen Weltmarktanteils
von ca. 25 Prozent1015 ist die hohe Bedeutung der Automobilindustrie für die gesamte europäische Wirtschaft1016 zu betonen. So ist sie auch als der größte Arbeitgeber in den europäischen Staaten zu
klassifizieren.1017
Zu einem analogen Ergebnis kommt man auch, wenn man die Betrachtung auf Deutschland
fokussiert.1018 Die stark exportabhängige1019 deutsche Automobilindustrie, die 1997 14,8 Prozent der Weltautomobilproduktion fertigte,1020 ist volkswirtschaftlich ebenfalls von zentraler Bedeutung.1021 So gehen Schätzungen davon aus, daß bei einer Zusammenfassung der direkten und indirekten Wir
kungen jeder siebte Arbeitsplatz von dieser Branche abhängt.1022 Trotz einer Verminderung der Wertschöpfung von acht Prozentpunkten vom Beginn der 70er bis zum Beginn der 90er Jahre hat
sie mit ca. 20 Prozent der Bruttowertschöpfung immer noch eine Schlüsselstellung inne1023 - nicht
zuletzt wegen ihrer hohen internationalen Konkurrenzfähigkeit.1024 Auch die positiven technischen
Effekte, von denen andere Branchen, an die entsprechende Anforderungen gestellt werden, partizi pieren, sind nicht zu unterschätzen.1025
1012 Vgl. Hünerberg [Zukunft 1995], S.716; und Glöckner et al. [Auto 1998], S.222ff. 1013 Vgl. Brachat [Kraft 1997], S.6. 1014 Vgl. VDA [Auto 1996], S.8f. Hierbei ist allerdings darauf hinzuweisen, daß der außerhalb der Triade produzierte Weltmarktanteil sich zwischen 1973 und 1993 mehr als verdoppelte. Vgl. VDA [Auto 1994], S.32. 1015 Vgl. VDA [Auto 1996], S.8. 10,6 Vgl. Caspers [Megatrends 1994], S.59; FAW [Zukunftserwartungen 1994], S.2; und Steven [Produktion 1994], S.29. 1017 Vgl. Seitz [Geo-Ökonomie 1994], S.36. 1018 Vgl. Burkhardt [Kosten 1980], S.91; Vester [Ausfahrt 1990], S.l22; Bellmann [Ressourcen 1991], S.l 10; Prätorius [Automobilindustrie 1992], S.63 Iff.; und Schmoeckel [Automobilindustrie 1994], S.l76. 1019 Vgl. Henzler [Globalisierung 1992], S.91; und VDA [Auto 1996], S.21. 1020 Vgl. o.V. [Automobilindustrie 1998], S.2. 1021 Vgl. Kaluza/Ostendorf [Szenario-Technik 1995], S.43ff.; Hausmann [Automobilhersteller 1997], S.28; und Glöck ner et al. [Auto 1998], S.224. 1022 Vgl. Smith [Identifikation 1988], S.14; Vester [Ausfahrt 1990], S.124; Braess [Führerschaft 1994], S.55; Diez [Automobilwirtschaft 1994], S.21; Steven [Produktion 1994], S.29; Creutzing [Automobilhandel 1996], S.l91; Hirschbach/Heidingsfelder [Produktpolitik 1996], S.216; Weber [Automobilindustrie 1998], S.22; und zur Bedeu tung der Importeure VDIK [Bericht 1998], S.l7. 1023 Vgl. Diez [Automobilwirtschaft 1994], S.18ff.; Meckel [Hersteller 1995], S.l07; Cantarella [Innovation 1996], S.37; und Rudolph [Erfolgsfaktoren 1996], S.l87. 1024 Vgl. Beger [Megatrends 1994], S.33; und Glöckner et al. [Auto 1998], S.224. 1025 Vgl. Diez [Automobilwirtschaft 1994], S.22.
Seite - 178 -Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Neben dem ökonomisch bedingten Einfluß auf die Gesellschaft hat das Automobil noch weitere gesellschaftliche Dimensionen.1026 So ist es das wichtigste Instrument zur Befriedigung des
Mobilitätsbedürfnisses.1027 Doch über die reine Zweckbindung hinaus kommt ihm auch als Status symbol eine wichtige soziale Bedeutung zu.1028 In diesem Zusammenhang ist die individuelle Aus-
gestaltbarkeit des Automobils - trotz seines Massenproduktcharakters - herauszuheben.1029 Aus die sen Überlegungen scheint es vergleichsweise schwierig, die reinen Nutzungsmöglichkeiten des Automobils zu vermarkten, wie dies stellenweise angeregt wird. So weisen beispielsweise
Hansen/Schrader auf die Bedeutung der nicht originären Produktnutzen hin.1030
Ein weiteres Branchenmerkmal ist die hohe Umweltrelevanz des Produktes. In diesem Zusammen hang gerät die Automobilbranche regelmäßig in die Kritik.1031 Die gegenwärtig schon vorhandene hohe Bedeutung des Umweltschutzes für den Wettbewerb wird dabei von vielen Autoren hervorge hoben. Für die Zukunft wird eine steigende Tendenz erwartet.1032
Aufgrund der dargestellten Bedeutung der Automobilindustrie und ihrer Komplexität ist sie in der Vergangenheit wiederholt als beispielhaftes Untersuchungsobjekt für wissenschaftliche Zwecke ver
wendet worden.1033 Auch für die vorliegende Fragestellung scheint sie in besonderer Weise geeignet. Nachfolgend wird zur Anwendung der erarbeiteten Ergebnisse zunächst die Wettbewerbssituation
der Branche untersucht. Anschließend werden realisierte Verbesserungen in der Produktion und beim Recycling dargestellt sowie die ökologische Relevanz der Automobilindustrie herausgearbei
tet. Die Analyse möglicher Ansatzpunkte zur Verbrauchsreduzierung bildet einen weiteren Schwer punkt. Die Darstellung verbrauchsbezogener Anforderungen und die ökologische Positionierung ausgewählter Hersteller erfolgt ebenfalls. Den Abschluß dieses Kapitels bildet die Diskussion der
Zwischenergebnisse.
1026 Vgl. Bellmann [Ressourcen 1991], S.l 10; Diez [Automobilwirtschaft 1994], S.23; und Peren [Bedeutung 1996], S.13. 1027 Vgl. Radermacher [Strukturwandel 1994], S.113; Hünerberg [Zukunft 1995], S.709; Meißner/Appel [Stadtauto 1995], S.86; van Suntum [Umwelt 1995], S.357; und Piech [Auto 1996], S.B59. 1028 Vgl. schon früh zu dieser Bedeutung Gabriel/Zimmermann [Strategien 1978], S.l9; Smith [Identifikation 1988], S.l4; Bellmann [Ressourcen 1991], S.l 10; und Steger [Umweltmanagement 1993], S.161. 1029 Vgl. Bickelmann [Herausforderungen 1995], S.642. 1030 Vgl. Hansen/Schrader [Konsum 1997], S.87ff. 1011 Vgl. Burkhardt [Kosten 1980], S.43ff.; Vester [Ausfahrt 1990], S.123; Dahlhoff [Ökologie-Management 1991], S.51; Sander [Deutschland 1991], S.l46; Weinzierl [Krieg 1991], S. 166ff; Kreikebaum [Produktion 1992], S.32; MacKenzie et al. [Rate 1992], S.21 f.; Gege [Umweltschutz 1993], S.91f.; Braess [Führerschaft 1994], S.55; Brand stetter [Umwelttechnik 1994], S.90f.; Lowe [Verbesserung 1991], S. 12 Iff; Holzinger [Politik 1994], S. 155f.; Ste ven [Produktion 1994], S.27f.; Boehmer-Christiansen/Weidner [Politics 1995], S.92; Dyckhoff [Grundzüge 1995], S.92; Hünerberg [Zukunft 1995], S.716; Servatius [Evolution 1995], S.72; und van Suntum [Umwelt 1995], S.356. 1032 Vgl. Vester [Ausfahrt 1990], S.219; Diez [Automobilwirtschaft 1994], S.23; Bangemann [Rahmenbedingungen 1995], S.42; Bickelmann [Herausforderungen 1995], S.639f.; Hünerberg [Zukunft 1995], S.716ff.; Töpfer [TQM 1995], S.580f.; und Peren [Bedeutung 1996], S.20f. 1033 Vgl. Womack et al. [Machine 1990]; Clark/Fujimoto [Automobilentwicklung 1992], S.19f.; Enßlin [Review 1994], S.55lf; Womack/Jones [Production 1994], S.lff.; Gotsche [Wertschöpfungsanalyse 1995], S.3; Kaluza/Ostendorf [Szenario-Technik 1995], S.42ff.; Töpfer [TQM 1995], S.549; und Womack/Jones [Toyota 1997], S.91.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite -179-
4.2.1 Wettbewerbssituation in der Automobilindustrie 4.2.1.1 Betrachtung aktueller Wettbewerbsmerkmale Schon in den ausgehenden 80er Jahren wies Coyne zurecht daraufhin, daß eine detaillierte Betrach tung erforderlich ist, wenn man den Wettbewerb einer Branche entsprechend beurteilen will.’034 Bei
der nachfolgenden Erarbeitung der ökologischen Wettbewerbschancen in der Automobilindustrie ist es deshalb wichtig, zu differenzieren. Betrachtungsgegenstand sind die Automobile, die dem Per sonentransport dienen und nicht die Lastkraftwagen. Aufgrund der verschiedenen Branchenstruk
turen und hohen Heterogenität des Lkw-Marktes1035 wäre bei einer gemeinsamen Betrachtung nur eine oberflächliche Analyse möglich. Die Wettbewerbssituation in der Automobilindustrie ist durch mehrere Spezifika gekennzeichnet.
Eine Dimension ist ein extrem harter - durch Strukturveränderungen gekennzeichneter -1036 Verdrängungswettbewerb.1037 Selbst die drei großen US-amerikanischen Hersteller konnten über
mehrere Jahre im operativen Bereich keine Überschüsse erwirtschaften.1038 Aktuell ist PSA Peugeot
Citroen besonders betroffen, das Unternehmen mußte für das Geschäftsjahr 1997 einen Verlust in Höhe von 900 Millionen DM ausweisen.1039 Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Rover. Obwohl BMW seit der Übernahme ca. vier Milliarden DM investiert hat, entstanden in 1998 noch Verluste von
mehreren 100 Millionen DM. Weitere Investitionen von mehreren Milliarden DM sind vermutlich notwendig, um Rovers Wettbewerbsfähigkeit herzustellen.1040 Diese Entwicklung hat zwangsläufig
auch auf die Gewinnsituation der Bayrischen Motoren Werke AG1041 negativen Einfluß.1042 BMW
nahm in der Vergangenheit eine Sonderstellung ein, da durch konsequente strategische Orientierung,1043 selbst in der Krise zu Beginn der 90er Jahre, im Gegensatz zur Konkurrenz ein operativer Überschuß erzielt wurde.1044 Aufgrund der Ergebnisbelastungen durch Rover und den 1034 1035 1036 1037
1038
1039 1040 1041 1042
1043 1044
Vgl. Coyne [Struktur 1988], S.22. Vgl. Diez [Nutzfahrzeugmarkt 1995], S.215ff. Vgl. FAW [Zukunftserwartungen 1994], S.2. Vgl. Clark/Fujimoto [Automobilentwicklung 1992], S.44; Müller/Reuss [Erfolgsfaktoren 1995], S. 11; Wiedeking [Reengineering 1995], S.206; Dahlhoff [Automobilmarketing 1996], S.75; Peren [Bedeutung 1996], S.14; Riehle [Globalisierung 1996], S.245; Wolters [Systembeschaffting 1995], S.9ff.; Proff/Proff [Möglichkeiten 1997], S.798; Chaveles [Wettbewerbsstrategien 1997], S.233; Eaton/Grolle [Daimler-Chrysler 1998], S.120; Piöch/Rother [Wett bewerbssituation 1998], S.43; und Scheele et al. [Wandel 1998], S.75. Vgl. Kaiser [Nullertrag 1996], S.74; und Kuls [Chrysler 1998], S.l6. Momentan erwirtschaften die amerikanischen Hersteller zwar hohe Gewinne, doch die Überschüsse stammen nur zu geringen Teilen aus dem Kemgeschäft. Vgl. Linden [Globalität 1998], S.56. Vgl. o.V. [Peugeot 1998], S.13. Vgl. Jowit [Output 1999], S.l; Kacher/Schloßmacher [Fusionsfieber 1999], S.63; und Linden [Druck 1999], S.55. Nachfolgend werden die Bayrischen Motoren Werke AG als BMW bezeichnet. Vgl. Frey [Rover 1998], S.14; Rother [Kreide 1998], S.70f.; Griffiths [Rover 1999], S.5; o.V. [Partner 1999], S.21; und Hawranek [Konzemplan 1999], S.75. Die Schwierigkeiten mit dem englischen Tochterunternehmen werden als Grund für die personellen Veränderungen im BMW-Vorstand im Februar 1999 eingestuft. Vgl. Simonian et al. [Chairman 1999], S.l. Vgl. Pischetsrieder et al. [Untemehmenswert 1997], S.l56. Vgl. Kaluza/Ostendorf [Szenario-Technik 1995], S.82.
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Dynamische Ökoloßieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Triebwerkhersteller Rolls-Royce sowie eine wenig innovative Modellpolitik werden aktuell die Gewinnaussichten skeptisch beurteilt.1045
Neben den genannten Unternehmen erwirtschaften auch andere europäische und japanische Auto mobilproduzenten nennenswerte Verluste.1046 Als Kennzeichen der hohen Wettbewerbsdynamik sind besonders folgende Spezifika herauszustellen:
Die hohe Internationalisierung der Anbieter. So sehen sich europäische Anbieter verstärkt der
Konkurrenz durch japanische Transplante gegenüber.1047 Neben den traditionellen Anbietern der Triade treten auch immer mehr Anbieter aus anderen Ländern in den Wettbewerb ein bzw. planen
eine künftige Teilnahme.1048 Die koreanischen Hersteller waren hier in der Vergangenheit besonders hervorzuheben.1049 Doch haben ertragsschmälemde Niedrigstpreisoffensiven, Wechselkursprobleme und eine Erstarkung der internationalen Konkurrenz den koreanischen Expansionsplänen Grenzen
gezeigt.1050 Andere Wettbewerber, die ebenfalls nicht den Staaten der Triade angehören, haben an Konkurrenzfähigkeit gewonnen; so verfugt Skoda momentan über die modernste Fabrik der Welt.1051 Festzuhalten bleibt, daß in vielen Ländern zwischen der Konkurrenz auf dem nationalen Markt und dem Weltmarkt kaum mehr Unterschiede bestehen.1052 Innerhalb der Triade sind starke Marktsättigungstendenzen erkennbar. Zudem existieren interna
tional gravierende Überkapazitäten.1053 Peren hält jährliche Überkapazitäten von zehn Millionen Einheiten durchaus für möglich.1054 In den europäischen Staaten versuchen die Hersteller folglich
massiv in Kundenpotentiale der Konkurrenz einzudringen. Diese Aufgabe ist - trotz verminderter
Kundenbindung -1055 wesentlich teurer als die Erschließung neuer Potentiale.1056 Sollten die 1045 Vgl. Linden [Druck 1999], S.55ff.; und Pischetsrieder et al. [Übernahme 1999], S.76. 1046 Vgl. Abrahams [Nissan 1998], S.l7; Harney [Losers 1998], S.4; Harney [Nissan 1998], S.l8; Nakamee [Mazda 1998], S.17; Rother [Ertragsschwäche 1998], S.100; Rother/Sauer [Blei 1998], S.64ff.; und o.V. [Verkaufsgesprä che 1999], S.ll. 1047 Vgl. Schmoeckel [Automobilindustrie 1994], S.l77. 1048 Vgl. Smith [Identifikation 1988], S.l7; Hünerberg et al. [Marketing 1995], S.5; Struck [Automobilindustrie 1995], S.215 ff.; o.V. [Suarto-Auto 1996], S.l 1; Simon [Management 1995], S.38fE; und Chaveles [Wettbewerbsstrategien 1997], S.233. 1049 Vgl. Burmann [Marktarealstrategien 1995], S.l34; Ludvigsen [Priority 1995], S.302; Gandow [Konglomerate 1996], S.10; Kang [Fordismus 1995], S.283; o.V. [Tiger 1997], S.90ff.; und VDA [Auto 1997], S.15ff. 1050 Vgl. Fischer [Korea 1995], S.243; Gandow [Produzenten 1996], S.33; und o.V. [Daewoo 1999], S.23. 1051 Vgl. Schnitgerhans [Heilsweg 1997], S.20ff. 1052 Vgl. Gadek [Produktpolitik 1988], S.l99; Maddox [Communication 1995], S.279; Claassen/Ellßel [Target Costing 1996], S.l33; und Brachat [Kraft 1997], S.6. 1053 Vgl. Dahlhoff [Ökologie-Management 1991], S.51; Fütterer [Veränderungen 1994], S.38; Schmoeckel [Automo bilindustrie 1994], S.177; Hünerberg et al. [Marketing 1995], S.5; Simon [Management 1995], S.38ff.; Claassen/Ellßel [Target Costing 1996], S.133; Dahlhoff [Automobilmarketing 1996], S.75; Riehle [Globalisierung 1996], S.245; Chaveles [Wettbewerbsstrategien 1997], S.233; Eaton/Grolle [Daimler-Chrysler 1998], S.l20; und Pi6ch [Transformationsprozeß 1998], S.40. 1054 Vgl. Peren [Bedeutung 1996], S.14L; und o.V. [Subventionen 1999], S.20. 1055 Vgl. Beger [Megatrends 1994], S.21f.; Mann [Grundlagen 1995], S.449; Krüger [Erlebniswelten 1996], S.59; und Schmengler [Kundenbindung 1997], S.l8. 1056 Vgl. Dichtl/Peter [Kundenzufriedenheit 1996], S.l5; Bodenstein [Relationship-Marketing 1997], S.9; und Spiller [Beschwerdemanagement 1997], S.44f.
Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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negativen Entwicklungen im ostasiatischen Raum dauerhaft sein, so ist aufgrund dessen mit einer
weiteren Situationsverschlechterung zu rechnen. Viele Hersteller sehen sich unter anderem aufgrund zunehmender Zeitsensibilität der
Nachfrager1057, der immer spezifischer werdenden Nachfragedifferenzierung1058 und steigender gesetzlicher Anforderungen1059 mit einem permanent wachsenden Kostendruck konfrontiert.1060
Diese Entwicklung hat auch vor Nischenanbietem nicht halt gemacht, so daß sich beispielsweise
auch die Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG1061 an die Produktqualitätsmaßstäbe der Japaner anpassen mußte.1062
Auch die Geschehnisse um den ehemaligen Einkaufsvorstand von VW, Lopez, zeigen deutlich,
unter welchem Druck die Branche steht. Dieser war aus leitender Position bei General Motors1063 in den VW-Vorstand gewechselt. Der Vorwurf seitens des ehemaligen Arbeitgebers lautete auf Indu striespionage. Sowohl die US-amerikanische als auch die deutsche Justiz ermittelten in diesem Fall.
Nach mehr als 40 Monaten des öffentlichen Streits einigte man sich außergerichtlich. Noch vor die ser Einigung verließ Lopez, dessen Erfolg bei Kostensenkungsmaßnahmen außer Frage stand, frei willig VW.1064 Der bereits erreichte hohe technische Standard läßt in herkömmlichen Feldern kaum weitere Profi
lierungspotentiale vermuten.1065 Somit gewinnen Produktnebenleistungen wie Service oder eine emotionale Ansprache an Bedeutung.1066
Ein weiteres Merkmal dieser hohen Wettbewerbsdynamik ist, daß sich ein Markteinstieg für ein neues Unternehmen als sehr schwierig gestaltet, da ein extremer Einsatz des Marketing-Instrumen
tariums erforderlich ist.1067 Auf dem deutschen Markt wird die Wahmehmungsschwelle der Konsu menten erst ab ca. 8.000 verkauften Einheiten eines Produzenten erreicht. Die Erfordernis der Pro
duktion hoher Stückzahlen hat sich aufgrund der gestiegenen Flexibilität zwar verringert, doch gilt sie immer noch.1068 1057 Vgl. Peren [Bedeutung 1996], S.14. 1058 Vgl. Hünerberg et al. [Marketing 1995], S.5; und Simon [Management 1995], S.38ff. 1059 Vgl. FAW [Zukunftserwartungen 1994], S.17f.; Hünerberg et al. [Marketing 1995], S.5; und Claassen/Ellßel [Tar get Costing 1996], S.l33. 1060 Vgl. Mühlbacher [Marketing 1990], S.62; Cors [Produktmanagement 1996], S.254; Latz [Sicherung 1996], S.64; und Chaveles [Wettbewerbsstrategien 1997], S.233. 1061 Die Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG wird nachfolgend als Porsche bezeichnet. i°62 vgi Wiedeking [Reengineering 1995], S.206. 1063 General Motors wird nachfolgend als GM bezeichnet. 1064 Vgl. Blüthmann [Weg 1996], S.17; Piech et al. [Autos 1996], S. 133ff.; und Barth et al. [Geld 1997], S145ff. 1065 Vgl. Beger [Megatrends 1994], S.21; FAW [Zukunftserwartungen 1994], S.21; Simon [Management 1995], S.38ff.; Dichtl/Peter [Kundenzufriedenheit 1996], S.l5; Wameck/Handtrack [Automobile-Distribution 1996], S.203ff.; und Chaveles [Wettbewerbsstrategien 1997], S.233. 1066 Vgl. Müller [Dienstleistungsmanagement 1995], S.87; Müller/Reuss [Erfolgsfaktoren 1995], S.ll; und Meckel [Service 1996], S.l89. 1067 Vgi Fischer [Korea 1995], S.243f. io68 vgl. Malitius [Verflechtungen 1994], S.358; und Heise/Hünerberg [Segmentierung 1995], S.l 15.
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Darüber hinaus kommt der Finanzierungskomponente im Absatzbereich eine wichtige Funktion
zu.1069 So gewähren viele Hersteller nahezu fortlaufend Sonderkonditionen im Rahmen der verschie denen Finanzierungsformen.1070 Die hohen Investitionssummen, die für einen Markteinstieg erfor
derlich sind, wirken als klassische Markteintrittsbarrieren, womit neuen Automobilformen und
Antriebsarten ein Markteinstieg nahezu unmöglich gemacht wird, wenn dieser nicht durch finanz
starke Partner gestützt wird.1071 Gleichzeitig wirken die hohen Investitionsvolumen auch für die weniger erfolgreichen Unternehmen als Marktaustrittsbarrieren.1072 Dieser hohe Wettbewerbsdruck hat die Unternehmen zum Handeln gezwungen. Ohne den Anspruch
der Vollständigkeit erheben zu wollen, werden nachstehend ausgewählte Aktivitäten vorgestellt: Eine ganz wesentliche Maßnahme der Hersteller ist in einer drastischen Angebotsausweitung zu
sehen.1073 So wurde in Europa das Modellangebot durch die Hersteller seit dem Beginn der 70er Jahre mehr als verdoppelt.1074 Alleine für den deutschen Markt war für 1998 die Einführung von
mehr als 120 neuen oder zumindest veränderten Automobilmodellen vorgesehen.1075 Hierunter sind
sowohl unterschiedliche Modelle als auch eine zunehmende Anzahl von Modellvarianten zu subsumieren.1076
Darüber hinaus ist eine Produktpalettendiversifikation der Automobilproduzenten feststellbar. Viele
Produzenten versuchen, über ihr angestammtes Marktsegment hinaus Fahrzeuge zu plazieren.1077 Die Kundenzufriedenheit wird als Wettbewerbsparameter auch für europäische Unternehmen wie
der stärker in den Mittelpunkt des Interesses gerückt.1078 Als wirkliches Extrem kann jedoch Toyota genannt werden,1079 denn obwohl die absolute Verkaufszahl in Birma 1994 gerade einmal acht (!) Einheiten ausmachte, begann man schon mit der Planung eines Kundenzentrums.1080
1069 io7o 1071 1072 1071 1074 1075 1076
1077
1078
1079 >080
Vgl. Tessner [Absatzfinanzierung 1997], S.309ff. yg] Schantz/Grzimek [Bedeutung 1995], S.313ff. Vgl. Vester [Neuland 1997], S.120f. Vgl. zu Marktaustrittsbarrieren Porter [Exit 1976], S.21 ff.; und Porter [Wettbewerbsstrategie 1999], S.330ff. Vgl. beispielsweise Zöllter [Ford 1996], S.l73; und Glotz [Modelloffensive 1997], S.64f. Vgl. Wolters [Systembeschaffung 1995], S.22f. Vgl. o.V. [Vorschau 1998], S.8f. Vgl. Pine [Massenfertigung 1994], S.68. Die japanischen Automobilhersteller fertigen aktuell insgesamt ca. 1000 verschiedene Automobilvarianten. Vgl. Itami [Strategies 1998], S.70. Vgl. Dithmer [Innovation 1996], S.678; Efler [Maserati 1998], S.256f.; Grühsem [Händler-Profit 1996], S.l4; Büchelhofer/Rother [Spitze 1997], S.83; Hubbert [Ausführungen 1997], S.4; o.V. [Zukunft 1997], S.93; Schmitt [Powerplay 1997], S.l69; Blüthmann [Falle 1998], S.21; o.V. [Mercedes-Projekte 1998], S.l7; Blüthmann [Motor 1998], S.23f.; Grühsem [VW 1998], S.21; Pischetsrieder/Rother [Zugang 1998], S.60; Rother [Nobelmarke 1998], S.72; Efler [Modellvielfalt 1998], S.232ff; und Schmitz [Autokonzem 1998], S.21. Vgl. Herman [Produktmanagement 1996], S.28; Kamenz [Customer 1996], S.l56; und Meckel [Service 1996], S.l 89. Vgl. Miyaji [Philosophy 1994], S.109. vg] Ziesemer [Strategie 1995], S.99.
Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Auch die Auslieferungsspanne als Zeitraum zwischen Bestellung und Übergabe an den Kunden ist eine weitere Zielkomponente. So werden für die japanischen Kunden von Toyota Auslieferungszei ten von fünf Tagen im Schrifttum genannt.1081 VW strebt langfristig eine vierzehntägige Frist an.1082
Schon in der Mitte der 80er Jahre benötigten die japanischen Anbieter nur drei Jahre, um ein neues Modell auf den Markt zu bringen. Die Entwicklungszeit in Europa bzw. den USA lag zwischen
vier und sechs Jahren.1083 Mittlerweile bringen auch nichtjapanische Hersteller innerhalb von ca. drei Jahren ihre Fahrzeuge auf den Markt.1084 Eine negative Begleiterscheinung dieser Entwicklung ist,
daß die US-amerikanischen Konsumenten überfordert sind, ein japanisches Fahrzeug einem konkre ten Modellzyklus zuzuordnen.1085 Ein anderer negativer Aspekt dieser Entwicklung ist die man
gelnde Ausgereiftheit der Modelle, wie es bei den Einfuhrungsschwierigkeiten der A-Klasse von der Mercedes-Benz AG1086 und des Smarts der Micro Compact Car GmbH1087 sehr deutlich wurde. Die Ertragseinbußen werden auf jeweils 300 Millionen DM geschätzt. Als maßgeblicher Unterschied zu
japanischen Modellen, die nur zu ca. einem Drittel neu konzipiert werden, war der Neuerungsgrad bei diesen Modellen wesentlich größer, galt es doch, ein völlig neues Marktsegment zu erschließen.
Unter den gegebenen Zeitrestriktionen wird das Auftreten von Fehlern als unumgänglich eingestuft.1088
Zur Verringerung der abnehmenden Markentreue werden von den Herstellern differierende Zusatz leistungen generiert.1089 Die unterschiedlichen bisher angebotenen Serviceleistungen gehören nicht
in das Kemgeschäft der Automobilhersteller und haben den Nachteil, daß sie vergleichsweise leicht
nachgeahmt werden können, so daß auch hiermit keine dauerhafte Profilierung im Wettbewerb möglich ist.
1081 Vgl. Pine [Massenfertigung 1994], S.68. 1082 Vgl. Hartz [Unternehmen 1996], S.40f. 1083 Vgl. Bellmann [Ressourcen 1991], S.l 11; und Kersten [Entwicklungszeiten 1998], S432. Relativierend muß jedoch darauf hingewiesen werden, daß die angebotene Farbpalette sowie die Modellvarianten der japanischen Hersteller weniger ausgeprägt sind. Vgl. Harbour [ICDP 1995], S.409. io84 vgi Müller [Zeitvorteil 1990], S.15; Bitzer [Wettbewerbsstrategien 1991]; und Blüthmann [Falle 1998], S.21. 1085 Vgl. Backhaus [Langsamkeit 1997], S.206. 1086 Die Mercedes-Benz AG wird nachfolgend mit Mercedes-Benz bezeichnet. Inzwischen ist Mercedes-Benz zwar Bestandteil der DaimlerChrysler AG geworden, doch da die Marken auch künftig bestehen bleiben sollen, wird bei der Produktbetrachtung die Trennung in Mercedes-Benz und Chrysler Corporation weiterhin beibehalten. Vgl. Daimler-Benz [Information 1998], S.38; DaimlerChrysler [Zusammenschluß 1998], S.l6; und o.V. [Autoindustrie 1999], S.l5. 1087 Die Micro Compact Car GmbH wird nachfolgend als MCC abgekürzt. Vgl. hierzu die Ausführungen im Unterab schnitt 4.2.5.1. 1088 Vgl. Blüthmann [Falle 1998], S.21; und Wiedemann [Erfolg 1998], S.218. io89 vgj Krüger [Erlebniswelten 1996], S.59ff.
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Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
4.2.1.2 Aktuelle Konzentrationstendenzen in der Automobilindustrie Zur Beurteilung der Wettbewerbssituation sind auch die Konzentrationstendenzen in der Autoin
dustrie bedeutsam. Diese umfassen neben Kapital Verschachtelungen, gemeinsamen F&E-Projekten auch identische Modelle, die unter verschiedenen Markennamen vertrieben werden.1090 Die hohe Verflechtung1091 bedingt eine oligopolistische Marktstruktur. Zwar können gerade oligopolisti sche Märkte dazu neigen Kartelle zu bilden,1092 die Zahlungsunfähigkeit der Kia Corporation1093 im
Jahre 1997 - trotz einer Kapitalbeteiligung von fast 25 Prozent durch die Ford MC und die Mazda Motor Corporation -1094 ist jedoch ein deutlicher Beweis für den Wettbewerb in der Branche.1095 Die
steigende übemahmeinduzierte Konzentration innerhalb der Branche nahm ab 1998 noch stark an Dynamik zu. Hierzu zählen: Der Verkauf des britischen Herstellers Rolls-Royce an einen anderen Wettbewerber. Ursprünglich zeichnete sich der Verkauf an BMW trotz eines höheren Angebots aus Wolfsburg ab.1096 Im weite
ren Verlauf kommunizierte Vickers Plc., die Konzemmutter von Rolls-Royce, daß VW aufgrund eines verbesserten Angebots doch berücksichtigt würde. Diese Entwicklung überraschte die Beob
achter, denn BMW hatte schon im Vorfeld angekündigt, daß es seine Zulieferungen an Rolls-Royce einstellt, wenn man es beim Verkauf nicht berücksichtigen würde. Das Recht am Markennamen
wurde als weiteres Problemfeld gesehen, denn dieses stand dem rechtlich eigenständigen Trieb
werkhersteller Rolls-Royce Plc. zu, der bereits seit längerem mit BMW kooperierte.1097 Da BMW die Kaufsumme nicht erhöhte, bestätigte die Hauptversammlung der Vickers Plc. den Verkauf an
VW. Im Nachhinein wurde bekannt, daß die Rolls-Royce Plc. die Rechte am Markennamen zwi
schenzeitlich an BMW veräußert hatte. Die Abhängigkeit der Rolls-Royce-Fertigung von den Zulie ferungen des Konkurrenten erwiesen sich außerdem als umfangreicher als anfänglich angenommen.
1090 Vgl. Malitius [Verflechtungen 1994], S.354ff.; Schindler [Konzepte 1995], S.127ff.; Hannemann [3-Liter-Auto 1996], S.25; o.V. [Vorteil 1996], S.73; Wallace [Harmonie 1996], S.128; vmi [Automobilproduktion 1997]; Betts [Fiat 1998], S.26; o.V. [Design 1998], S.39; und o.V. [Mercedes-Projekte 1998], S.17. 1091 Vgl. schon früh Goeudevert [Zukunft 1991], S.232ff.; und zu weiteren Einzelheiten Malitius [Verflechtungen 1994], S.354ff.; sowie vmi [Automobilproduktion 1997]. 1092 Vgl. Cox [Kartelle 1980], S.28ff.; Cox [Strukturanalyse 1981], S.246; Cox [Wettbewerbstheorie 1986], S.18f.; Klemmer [Effekte 1990], S.267; Klemmer [Umweltschutz 1990], S.25; und Bom [Regulierung 1994], S.73f., mwN. 1093 Die Kia Corporation wird nachfolgend als Kia bezeichnet. io« vgi vmj [Automobilproduktion 1997], S.20. Nach längeren Verhandlungen sind Kia und Asia Motors Co. mittler weile mehrheitlich von der Hyundai Business Group übernommen worden. Vgl. Burton [Hyundai 1998], S.21; Burton [Takeover 1998], S.21; Lee [Kia 1998], S.22; o.V. [Hyundai 1998], S.13; o.V. [Kia 1998], S.21; und o.V. [Marktführer 1998], S.13. 1095 Vgl. o.V. [Tops 1998], S.9. io96 vgi Fischermann [Rolls-Royce 1998], S.25; Grühsem et al. [Vickers 1998], S.l5; und Rother et al. [Modelle 1998], S.56ff. 1097 Vgl. Bowley [Volkswagen 1998], S.22; Bowley/Voyle [BMW 1998], S.22; Fischer/Rother [Rolls-Royce 1998], S.56f.; Jones [BMW 1998], S.l; Mahler [Rolls-Royce 1998], S.121; o.V. [Vickers 1998], S.l; Taylor [Patriotism 1998], S.23; und Zöllter [High-Tech 1998], S.189.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Um einem imageschädlichen Rechtsstreit zu vermeiden, einigten sich die beiden beteiligten Auto
mobilproduzenten auf einen Kompromiß. VW wird bis zum Ende des Jahres 2002 sämtliche Rechte des übernommenen Unternehmens nutzen und von BMW wird es mit den erforderlichen Kompo
nenten beliefert. Ab 2003 fuhrt BMW den Markennamen Rolls-Royce weiter und hat das aus schließliche Recht an der existierenden Vertriebsorganisation. Zur Produktion der Fahrzeuge wird ein neues Automobilwerk gebaut, denn das existierende Werk steht ausschließlich VW zu. In die sem Werk erfolgt ab 2003 nur noch die Fertigung des Bentleys. Viele Beobachter sehen BMW als
den klaren Sieger dieser Übernahme, auch wenn durch VW kommuniziert wird, daß man ein her vorragendes Geschäft gemacht habe.1098 Im obersten Marktsegment ist durch die separate Über
nahme der Marken Bentley und Rolls-Royce durch finanzstarke Unternehmen eine weitere Wettbe werbsintensivierung zu erwarten. Eine ähnliche Wirkung dürfte der Rechtserwerb am Markenna
men Bugatti durch VW,1099 die geplante mehrheitliche Übernahme von Lamborghini SpA durch die
Audi AG1100 sowie die durch Mercedes-Benz angekündigte Produktionswiederaufnahme des Merce
des-Maybach haben.1101 Neben den positiven Image-Auswirkungen auf die gesamte Produktpalette hoffen die Automobilhersteller darauf, die Absatzmengen des obersten Markensegmentes wesent
lich zu steigern. Wenn dies nicht gelingt, dürften die Investitionen nicht die erwarteten Überschüsse
erwirtschaften.1102 Eine noch größere Relevanz auf den Automobilmarkt wird der Fusion der Daimler-Benz AG1103 und
der Chrysler Corporation1104 zur neuen DaimlerChrysler AG1105 beigemessen.1106 Hier verbinden sich zwei gesunde Unternehmen, bei denen aufgrund nur geringer Überschneidungen hinsichtlich
der Programmpalette und räumlicher Orientierung Synergieeffekte und damit Einsparungspotentiale von mehreren Milliarden DM vermutet werden. Betrachtet man den mengenmäßigen Umsatz, so
entstand kurzfristig1107 der funftgrößte Automobilproduzent weltweit. Der Ausgleich der differie renden Untemehmenskulturen wird eine der Hauptaufgaben darstellen.1108 Insgesamt wird dieser io98 Vg| Fockenbrock [Rolls-Royce 1998], S.2; Kröger [Kühlerfigur 1998], S.83; Piech et al. [3-Liter-Auto 1998], S.28; Rother/Fischer [Heimat 1998], S.36f.; Steingart [Kalkül 1998], S.72ff.; und Viehöver [Kämpfer 1998], S.174ff. i°99 Momentan steht noch nicht fest, ob VW die Marke Bugatti reaktivieren wird oder ob ein anderes Fahrzeug zur Pla zierung über dem Bentley eingesetzt wird. Die Besetzung dieser Marktnische sei jedoch beschlossen. Vgl. Piech/Ostmann [Chance 1998], S.39. 1100 Die Audi AG wird nachfolgend als Audi bezeichnet. 1101 Vgl. Hawranek [Konzemplan 1999], S.74f. 1102 Vgl. Fockenbrock [Piech 1998], S.2; Glöckner [„Emily” 1998], S.256; Grühsem [Briten 1998], S.2; Kacher [Ober klassenpläne 1998], S.30ff.; Kittler [Bugatti 1998], S.6f.; von Klodt [Hauch 1998], S.136L; o.V. [Edelmarken 1998], S.l 14f.; o.V. [Lamborghini 1998], S.15; Stegemann [Autosalon 1998], S.14ff.; und Taylor [Motors 1998], S.l. 1103 Die Daimler-Benz AG wird nachfolgend als Daimler-Benz bezeichnet. 1104 Die Chrysler Corporation wird nachfolgend als Chrysler bezeichnet. 1105 Die DaimlerChrysler AG wird nachfolgend als DaimlerChrysler bezeichnet. n°6 vgl. hierzu DaimlerChrysler [Zusammenschluß 1998]; und DaimlerChrysler [Company 1999]. 1107 Nach der Beteiligung Renaults an Nissan setzen insgesamt fünf Automobilhersteller mehr Fahrzeuge ab als Daim lerChrysler. Vgl. o.V. [Nissan-Lenkrad 1999], S.l. 1,08 Vgl. Drost [Globalisierung 1998], S.2; König [Daimler-Chrysler 1998], S. 17ff.; Schremp et al. [Mut 1998], S.83ff; Waters/Simonian [Travellers 1998], S.6; und Weishaupt [Fusionen 1998], S.2.
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Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Zusammenschluß von Analysten, Aktionären, Politikern, Gewerkschaften und selbst von Wettbe-
werbshütem positiv bewertet.1109 Gegenteilige Einschätzungen sind - wie es uns kaum verwundern
kann - nur von den Mitwettbewerbem zu vernehmen. Die japanischen Hersteller zeigen sich von dem transatlantischen Konzern besonders beeindruckt. Die Tendenz zur globalen Ausrichtung wird
durch die Entwicklung eines leichten LKW für den asiatischen Markt zusätzlich verstärkt. Hier arbeitete schon Daimler-Benz mit Nissan zusammen. Einige Beobachter vermuteten, daß dies der
Beginn zur Übernahme der Nissan Lkw-Sparte seitens DaimlerChrysler ist. Auch eine Beteiligung am Gesamtkonzem wurde aufgrund der geringen Präsenz des deutsch-amerikanischen Unterneh
mens in Asien für möglich gehalten.1110 Die mittlerweile aufgetretenen innerbetrieblichen Abstimmungs- und Koordinierungsschwierigkeiten zwischen Daimler und Chrysler1111 waren ein wichtiger Grund für den Verzicht auf die Beteiligung an Nissan.1,12 Ende Januar 1999 wurde die Übernahme der Pkw-Sparte Volvos durch die Ford MC fur ca. 11 Mrd DM bekanntgegeben. Es stand lediglich noch die Zustimmung der Aktionäre aus. Die geringe Pro
duktionsmenge und die Ertragsschwäche aufgrund unzureichender Größendegressionen im Pkw-Be reich sprachen gegen die weitere Eigenständigkeit des schwedischen Herstellers. Gleichzeitig eröff net der Verkauf der PKW-Sparte für Volvo die Möglichkeit, seine Wettbewerbsposition im LKW-
Bereich durch eigene Akquisitionen zu verbessern.1113
Für die Ford MC hat die Übernahme mehrere positive Effekte, so wird einmal die Produktlücke zwischen den Fahrzeugen der Muttergesellschaft und denen der Tochter Jaguar geschlossen. Dar über hinaus verringert sich der Abstand zum weltweiten Marktfuhrer GM, so daß durchaus die Chance gesehen wird, mit dessen Absatzzahlen gleichzuziehen.1114 Eine Übernahme Volvos durch
Fiat Auto SpA1115 wurde ebenfalls als sinnvoll erachtet, da sich die Produktprogramme und die Prä senz auf verschiedenen Märkten gut ergänzt hätten. Doch hier befürchtete man das Veto der Klein
aktionäre, die bereit 1993 den Zusammenschluß von Volvo und der Renault S.A.1116 verhindert hat
nw vg] ßeise [Wettbewerb 1998], S.2; Drost [Globalisierung 1998], S.2; Drost/Jocham [Fusionsplan 1998], S.l6; Lin den [Way 1998], S.76; Mahler [Daimler-Chrysler 1998], S.104ff; Martin [Chrysler-Benz 1998] S.15; Simonian et al. [Daimler 1998], S.l; Simonian/Bowley [Chrysler-Benz 1998], S.23; und Sommerlatte/Behrens [Sprung 1998], S.60. 1,10 Vgl. Abrahams/Simonian [Daimler 1998], S.l7; Abrahams/Simonian [Talks 1998], S.l; Gandow [Autoindustrie 1998], S.16; o.V. [Daimler-Benz 1998], S.13; Barber [Decision 1999], S.17; Harney [Talks 1999], S.17; und o.V. [Nissan 1999], S.l 1. Vgl. o.V. [Ernüchterung 1999], S.26. 1112 Vgl. o.V. [Gespräche 1999], S.23; o.V. [Nissan-Gespräche 1999], S.l3; und die anschließenden ausführlichen Dar stellungen zur Nissan-Beteiligung. 1113 Vgl. Burt [Volvo 1999], S.17; Griffiths et al. [Size 1999], S.24; o.V. [Ford 1999], S.l; o.V. [Personenwagen 1999], S.l3; Simonian [Search 1999], S.24; Simonian et al. [Cars 1999], S.l; und Tait et al. [Volvo 1999], S.l. 1114 Vgl. Knipp [Ford-Konzem 1999], S.l4; und Menzel [Ford 1999], S.14. 1115 Die Fiat Auto SpA wird nachfolgend als Fiat bezeichnet. 1116 Die Renault S.A. wird nachfolgend als Renault bezeichnet.
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ten. Der italienische Automobilbauer wird momentan als Verlierer der Fusionsbemühungen eingestuft.1117 Der Übernahme durch die Ford MC stimmte die Hauptversammlung Volvos am 8. März 1999 zu.1118 Nissan ist der zweitgrößte Automobilproduzent Japans. Aufgrund einer verfehlten Modellpolitik
und inflexiblem Management wurde dieses Unternehmen von der asiatischen Wirtschaftskrise
besonders betroffen, so daß seit 1997/98 Jahresfehlbeträge erwirtschaftet wurden. Zudem ist die finanzielle Situation angesichts der Schuldenhöhe von ca. 60 Milliarden DM als schwierig zu
bezeichnen.1119 Die Beteiligungsabsicht des deutsch-amerikanischen Konzerns DaimlerChrysler wurde als Chance betrachtet, die vorgenannte Situation nachhaltig zu verbessern. Doch aufgrund der im Zusammen
hang mit der Verschmelzung von Daimler und Chrysler zu bewältigenden Aufgaben stoppte die Konzemfuhrung die Beteiligungsbemühungen. Darüber hinaus wird in der hohen Schuldenlast
Nissans ein Hindernis zur Übernahme gesehen, zumal einige Beobachter davon ausgehen, daß DaimlerChrysler vorwiegend an der Lkw-Sparte und nicht am ganzen Unternehmen interessiert war.
Zur Überwindung der finanziellen Schwierigkeiten suchte Nissan nach anderen möglichen Partnern. Gleichzeitig intensivierte Renault seine Bemühungen, durch Akquisitionen seine internationale
Wettbewerbsposition zu verbessern.1120 Mit Nissan verhandelte Renault schon seit Juli 1998, so daß die Beteiligung Renaults an Nissan,
kurz nachdem DaimlerChrysler sich zurückgezogen hatte, kommuniziert werden konnte. Am 27. März 1999 wurde vereinbart, daß Renault für fünf Milliarden Euro einen Anteil von 36,8 Prozent von Nissan und 22,5 Prozent der Nutzfahrzeugtochter übernimmt. Zudem besteht für Renault die Option einer Aufstockung. Im Gegensatz zum Zusammenschluß von DaimlerChrysler sind die Mei
nungen bei dieser Beteiligung wesentlich skeptischer, da sich nicht zwei gesunde Unternehmen ver binden. Die Schuldenlast Nissans sowie die Absatzschwierigkeiten sind als wesentliche Hindernisse
zu sehen. Auch wenn bei Renault die aktuelle Beteiligung ohne Kapitalerhöhung realisierbar ist, könnten die Schulden Nissans die Finanzkraft des französischen Herstellers künftig überschreiten. Zudem liegen erhebliche Überschneidungen in der Modellpalette vor. Gleichzeitig werden aber
auch positive Effekte bei der Entstehung des viertgrößten Automobilproduzenten gesehen. Durch die Größe erhofft man sich bereits innerhalb der ersten drei Geschäftsjahre Kostendegressionen in 1117 Vgl. Betts et al. [Interest 1999], S.l; Burt/Rivlin [Investors 1999], S.22; o.V. [Fiat 1999], S.l5; Simonian [Eaton 1999], S.l; und Steuer [Fiat 1999], S.10. "'8 Vgl. Burt [Crown 1999], S.24; Knipp [Volvo 1999], S.18; o.V. [Ford-Volvo 1999], S.14; o.V. [Übernahme 1999], S.l; und o.V. [Volvo-Konzem 1999], S.l8. 11,9 Vgl. Gandow [Chance 1999], S.16; Harney [Alliance 1999], S.22; o.V. [Modellpolitik 1999], S.27; o.V. [Renault 1999c], S.27; und o.V. [Verkaufsgespräche 1999], S.l 1. 1120 Vgl. Hamischfeger [Move 1999], S.l9; Hamey/Tett [Seek 1999], S.l8; Gandow [Gerüchteküche 1999], S.l6; Menzel [Aufholjagd 1999], S.l6; Nakamoto [Rejection 1999], S.l8; Nakamoto/Simonian [Daimler-Chrysler 1999], S.15; o.V. [Gespräche 1999], S.23; o.V. [Nissan-Gespräche 1999], S.13; o.V. [Partnersuche 1999], S.17; o.V. [Skepsis 1999], S.14; und o.V. [Verkaufsgespräche 1999], S.l 1.
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Höhe von drei Milliarden Euro. Auch die regionale Ausrichtung der beiden Unternehmen unter scheidet sich. Während Nissan in Japan und Nordamerika stark engagiert ist, liegt Renaults Schwer punkt eindeutig in Europa. Hier sind erhebliche Synergiepotentiale erkennbar. Angesichts der unter schiedlichen Kulturen in Frankreich und Japan ist in dem Ausgleich der beiden unterschiedlichen
Unternehmen eine große Herausforderung zu sehen, zumal die französische Seite durch den geziel ten Einsatz eigener Manager maßgeblichen Einfluß auf die Führung Nissans nehmen will.1121
Insgesamt beurteilen wir die Beteiligung für Renault als sehr risikoreich und für Nissan als eine der wenigen Möglichkeiten, die momentanen Schwierigkeiten zu überwinden. Gelingt es jedoch die aktuellen Probleme zu überwinden und aus beiden Automobilproduzenten eine Einheit zu bilden, so
ist dieses Unternehmen für den künftigen Wettbewerb gut gerüstet. Neben den beschriebenen Strukturveränderungen des Automobilmarktes waren weitere Konzentrati onstendenzen feststellbar, die jedoch in den europäischen Medien kaum Beachtung fanden. Hier ist
einmal die Übernahme der Automobilsparte der Samsung Corporation1122 durch die Daewoo
Corporation1123 zu nennen.1124 Zudem hat GM die schwachen Kurse der japanischen Börse genutzt, um seine Beteiligungen an Suzuki Motors Co.1125 sowie an Isuzu Motors LTD1126 aufzustocken.1127 Auch hier werden Kräfte gebündelt, um dem stärker werdenden Wettbewerbsdruck adäquat zu begegnen.
Die Konzentration wird aber noch lange nicht als abgeschlossen eingestuft, so daß sich die Spekula
tionen über weitere Zusammenschlüsse fortsetzen. BMW und Porsche waren und sind immer wie
der als mögliche Übemahmekandidaten im Gespräch. Vor allem PSA Peugeot Citroen und Fiat wer
den momentan als möglicher Käufer genannt. Ein Zusammenschluß von GM und Toyota oder eine Beteiligung DaimlerChryslers an Mitsubishi wird ebenfalls nicht ausgeschlossen.
Doch
1,21 Vgl. Gandow [Chance 1999], S.l4; Hamey/Owen [Renault 1999], S.l; Menzel [Bündnis 1999], S.2; o.V. [Automo bilhersteller 1999], S.21; o.V. [Design 1999], S.27; o.V. [Finanzkraft 1999], S.15; o.V. [Modellpolitik 1999], S.27; o.V. [Partnersuche 1999], S.l7; o.V. [Renault 1999a], S.l; o.V. [Renault 1999b], S.27; Owen/Hamey [Renault 1999], S.23; und Owen et al. [Renault 1999], S.l5. 1122 Die Samsung Corporation wird nachfolgend als Samsung bezeichnet. 1123 Die Daewoo Corporation wird nachfolgend als Daewoo bezeichnet. 1124 Vgl. o.V. [Daewoo 1999], S.23. 1125 Die Suzuki Motors Co. wird nachfolgend als Suzuki bezeichnet. 1126 Die Isuzu Motors LTD wird nachfolgend als Isuzu bezeichnet. 1127 Vgl. Eckhardt [US-Autobauer 1999], S.l6.
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auch andere Zusammenschlüsse werden als durchaus plausibel eingeschätzt. Für jede Konstellation
sind Indizien aber auch Dementis zu finden.1128 Es gibt auch kritische Stimmen, die den momentanen Konzentrationsprozeß für übertrieben hal ten, da Größe nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile mit sich bringt.1129 So verringert sich bei
spielsweise die Reaktionsfähigkeit und damit die Flexibilität eines Unternehmens. Darüber hinaus
scheitern auch viele Zusammenschlüsse, wobei die Integration unterschiedlicher (Unternehmens-) Kulturen als eine wesentliche Schwierigkeit des externen Wachstums herausgestellt wird.1130
4.2.1.3 Bewertung der Wettbewerbssituation Als Zwischenresümee kann festgehalten werden, daß die Wettbewerbsintensität sehr hoch ist und
in absehbarer Zeit kaum abnehmen dürfte.1131 Vor diesem Hintergrund scheinen die jüngsten Mel dungen der deutschen Automobilhersteller noch bedeutungsvoller: •
So hat sich der Export wesentlich steigern können. Besonders deutliche Zuwächse wurden
in Japan und in den USA1132 erzielt. •
Die deutschen Modelle sind momentan so gefragt, daß die Käufer Lieferfristen von bis zu zwei Jahren akzeptieren.
•
Darüber hinaus soll eine Vielzahl von neuen Modellen auf den Markt gebracht werden, von denen der VW New Beetle zu den spektakulärsten gehört.
• •
Auch die Beschäftigungszahlen der Branche haben 1998 wieder zugenommen.
Die deutschen Hersteller konnten ihren Produktionsrekord aus dem Jahre 1992 von 5,19 Millionen Einheiten in 1998 überbieten.1133
1121 Vgl. Beger [Megatrends 1994], S.l6; Brors [Autoindustrie 1998], S.l6; Gandow [Autoindustrie 1998], S.l6; Grühsem [Hochzeitsfeiem 1998], S.2; Hamischfeger/Simonian [Group 1999], S.l8; Linden [Volkswagen 1998], S.73; Mahler [Daimler-Chrysler 1998], S.l06; o.V. [Spekulationen 1998], S.l3; Sommerlatte/Behrens [Sprung 1998], S.60; Zeißler/Thomsen [Automobilmarktdynamik 1998], S.22ff.; Kacher/Schloßmacher [Fusionsfieber 1999], S.62ff.; Martin [Core 1999], S.14; Menzel [Sieg 1999], S.2; o.V. [Autohersteller 1999], S.16; o.V. [BMW 1999], S.15; o.V. [Dementis 1999], S.2; o.V. [Smart 1999a], S.20; o.V. [Volvo 1999], S.16; Pischetsrieder/Linden [Dis kussion 1999], S.64; Pischetsrieder et al. [Übernahme 1999], S.74; Simonian [Ford 1999], S.l; Simonian et al. [Takeover 1999], S.l7; und Viehöver [Übemahmewelle 1999], S.275. 1129 Dies gilt besonders bei externem Wachstum im Zuge der Übernahme branchenfremder Unternehmen. Vgl. Porter [Strategy 1998], S.l3Iff. 1,30 Vgl. Hawranek [Konzemplan 1999], S.76; Malone/Laubacher [Netzwerke 1999], S.28ff.; o.V. [Ernüchterung 1999], S.26; o.V. [Lohnkonten 1999], S.l5; Simonian et al. [Cars 1999], S.90f.; Wiedeking/Hawranek [Welt 1999], S.91; Wiedeking/Viehöver [Porsche 1999], S.277; und zur grundsätzlichen Problematik Ruhnke [Kaufpreisober grenzen 1991], S.l 1. 1131 Vgl.o.V. [Honda 1999], S.l5. 1132 Der Erfolg auf dem US-amerikanischen Markt wird auch mit darauf zurückgeführt, daß die deutschen Automobil hersteller die Eigenständigkeit ihrer Modelle bewahrt haben. Vgl. Porter [Competing 1998], S.339. 1133 Vgl. Anzai [Entwicklung 1996], S.290; o.V. [Revolution 1997], S.107ff.; Rother [Vollgas 1997], S.82ff.; Hanne mann [Markt 1998], S.45; o.V. [Autoindustrie 1998], S.l; o.V. [Automobilindustrie 1998], S.2; o.V. [MercedesProjekte 1998], S.l7; Weber [Arbeit 1998], S.2; Zdral [Automobilindustrie 1998], S.54; o.V. [Autoindustrie 1999], S.l5; und o.V. [Porsche 1999], S.l6.
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Doch bei kritischem Hinterfragen dieser Erfolge stellt man fest, daß immer noch einige Problembe reiche verblieben sind:
•
Mehrere Hersteller haben mit der Bewältigung der Modellvielfalt erhebliche technische
•
Die Umsatzrenditen sind im internationalen Vergleich immer noch als gering einzustufen.
Probleme. Außerdem ist ein nicht unerheblicher Gewinnanteil auf Wechselkursveränderungen zurück
zufuhren und nicht als Verdienst der Manager zu klassifizieren. •
Die Erfolge in Japan sind ebenfalls zu relativieren, da der japanische Markt faktisch erst seit wenigen Jahren für Importfahrzeuge geöffnet ist, so daß hier Nachholpotential besteht.1134
Es gibt aber auch Autoren, die die Erfolge der deutschen Automobilhersteller auf eine kurzfristige Orientierung zurückfuhren. Statt die Herausforderung gemeinsam mit Zulieferern und der Beleg
schaft aufzunehmen, habe man das Gegenteil praktiziert. So werden die Erfolge zum großen Teil auf eine einseitige Belastung der Zulieferer und Mitarbeiter zurückgeführt. Auch die Ertragssitua
tion der Händler hat sich signifikant verschlechtert.1135 Ein solches Verhalten wird als langfristig kontraproduktiv eingestuft.1136 Den japanischen Herstellern wird in diesem Zusammenhang eine grundsätzlich langfristigere Ausrichtung bescheinigt.1137 Eine weitere Wettbewerbsverschärfung scheint sich anzubahnen, denn auf vielen wichtigen Märkten
zeichnen sich bereits für 1999 starke Umsatzrückgänge an.1138
1134 Vgl. Clark/Fujimoto [Automobilentwicklung 1992], S.294; o.V. [Revolution 1997], S. 107ff.; Rother [Luft 1997], S.78; Tacke [Pricing 1997], S.993ff; Blüthmann [Falle 1998], S.21; Grühsem [Rekordfahrt 1998], S.2; und o.V. [Autoindustrie 1998], S.l. 1,35 Vgl. Meinig/Heß [Kundenorientierung 1993], S.3 Iff.; Seeba [Dealership 1995], S.524; Hauck [Globalisierung 1996], S.56f.; Genzow [Vertragshändlerrecht 1997], S.185L; Hahn [Privilegien 1997], S.34; Sachs [Autohandel 1997], S.190f.; Johansen [Automobilhandel 1998], S.7; Stehle [Globalisierung 1998], S.223f.; Viehöver [Risiko 1998], S.240; Appel [Verkauf 1999], S.l7; und zur Betrachtung des grundsätzlichen Konfliktverhältnisses zwi schen Hersteller und Handel Bodenstein [Macht 1985], S.6ff.; sowie Bodenstein et al. [Absatzkanalmanagement 1992], S.lff. 1136 Vgl. Malitius [Verflechtungen 1994], S.360f.; Meckel [Hersteller 1995], S.l08; Cors [Produktmanagement 1996], S.255; Latsch [Automobilzulieferer 1998], S.84L; Linden [Automobilvertrieb 1998], S.244ff.; und VDA [Auto 1998], S.57. 1137 Vgl. Hagiwara [Qualität 1993], S.l32. 1138 Vgl. Hannemann [Nische 1998], S.l3; und Zdral [Automobilindustrie 1998], S.54.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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4.2.2 Ökologische Relevanz von Automobilproduktion, Auto mobilnutzung und Automobilrecycling Für eine Beurteilung der ökologischen Relevanz einer Branche bzw. eines Produktes ist eine diffe
renzierte Untersuchung der gesamten Wertkette erforderlich.1139 Betrachtet man die Belastungen des reinen Produktionsprozesses1140 in der Automobilindustrie, so setzt man unter ökologischen Gesichtspunkten einen falschen Fokus. Bei ausschließlicher Beachtung der Produktion gibt es ver schiedene andere Branchen, die eine höhere ökologische Belastung induzieren.1141 Trotzdem werden auch ökologische Fortschritte im Bereich der Produktion und Beschaffung durch die Automobilher steller bzw. Kommentatoren regelmäßig thematisiert. So sind - wohl nicht zuletzt aufgrund gesetzli
cher Restriktionen - in den Bereichen Beschaffung, Produktion und Recycling ganz erhebliche Fort
schritte gemacht worden.1142 Zuerst stellen wir nachfolgend ausgewählte Erfolge dieser Bereiche
dar, um anschließend die ökologische Relevanz der Automobilnutzung und des damit induzierten Kraftstoffverbrauchs als entscheidenden Faktor aufzuzeigen.
4.2.2.1 Ökologische Relevanz der Automobilproduktion und des Automobilrecyclings Ein Bereich, in dem durch viele Hersteller nennenswerte Fortschritte erzielt wurden, ist die Lackie rung der Fahrzeuge. Neben der Erfüllung bzw. Unterschreitung der gesetzlichen Standards wurde
schon früh damit begonnen, umweltverträgliche wasserlösliche Lacke in die Produktion
einzuführen. Bis zur vollständigen Umstellung vergingen allerdings mehrere Jahre.1143 Durch ver
schiedene Produktionsoptimierungen konnten mehrere Hersteller auch den Verbrauch an Trinkwas ser deutlich senken.1144 Als weitere Fortschritte können der FCKW-Verzicht und auch die Verringe
rung der Energieverbräuche in der Produktion genannt werden.1145
1139 Vgl. Bodenstein [Qualitätspolitik 1993], S.22; Hirschbach/Heidingsfelder [Produktpolitik 1996], S.220; und Kaluza/Blecker [Entsorgungsnetzwerke 1998], S.289. 1140 Vgl. Steven [Produktion 1994], S.29; Bartl et al. [Fertigungstechnologien 1996], S.4-36ff., zu einer ausschließli chen Betrachtung industrieller Produktionsprozesse zur ökologischen Optimierung. 1141 Vgl. Dyllick/Belz [Untemehmensentwicklung 1994], S.66; und Löbbe/Halstrick-Schwenk [Industriewirtschaft 1995], S.54. 1,42 Vgl. beispielsweise Klingenberg/Wagner [Umweltschutzstrategien 1992], S.622ff.; Schorsch [Umweltschutz 1994], S.161; Ford MC [Review 1995], S.9; Ford [Geschäftsbericht 1996], S.57; Haepp/Boekhoff [Herausforderung 1996], S.92ff.; Mercedes-Benz [Geschäftsjahr 1996], S.38; Porsche [Geschäftsbericht 1996], S.32f.; Toyota [Pro grams 1996], S18ff.; und Audi [Geschäftsbericht 1997], S.28. 1143 Vgl. Borghs [Umweltschutz 1991], S.316; Dahlhoff [Ökologie-Management 1991], S.65; Steger [Umweltmanage ment 1993], S.323; Gege [Motive 1994], S.106; Seiffert [Automobil 1995], S.57; und Ford [Umwelterklärung 1996], S.16f. 1,44 Vgl. Borghs [Umweltschutz 1991], S.316; Gege [Motive 1994], S.l06; Rieck/Thum [Materialwirtschaft 1994], S.195; Seiffert [Automobil 1995], S.57; und Toyota [Programs 1996], S.20. 1145 Vgl. Borghs [Umweltschutz 1991], S.316; Ford [Geschäftsbericht 1996], S.56; und Toyota [Programs 1996], S.22.
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Als weitere Beispiele für die ökologische Produktionsausrichtung können exemplarisch - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - folgende Maßnahmen aufgefuhrt werden: •
Mercedes-Benz verwendet teilweise in den Polstern seiner Fahrzeuge nachwachsende Roh
•
Bei BMW existiert eine Aufstellung von Produktionsstoffen, die aus ökologischen Gründen
stoffe, die von südamerikanischen Kleinbauern angebaut werden.1146 nicht beschafft werden dürfen.1147
•
Die deutschen Fordwerke verwenden für den Langstreckentransport der Neuwagen seit
1995 ausschließlich den Schiff- und Bahnverkehr.1148 Wenn auch nicht bestritten werden soll, daß alle der aufgelisteten Faktoren einen ökologisch positi
ven Einfluß darstellen1149 ist die Frage zu stellen, mit welchem Prozentwert der ökologischen Gesamtbelastung eines PKW-Lebenszyklus die Polsterung der Sitze wirkt. Wenn auch der damali
ge Daimler-Benz-Vorstandschef Reuter 1991 für das neue Rastatter Werk von Mercedes-Benz in Anspruch nahm, es handele sich um das ökologisch verträglichste der Welt,1150 werden hier nicht
das zentrale Problem, sondern bestenfalls sekundäre Aspekte in den Vordergrund gestellt.1151 Ähn
lich sind die Verbesserungen bei den Lackierungen, die von BMW realisiert wurden, sowie die
Wasserverbrauchsreduzierungen im Bochumer Opelwerk einzustufen. Die Nachrangigkeit wird daran deutlich, daß der Produktionsbereich für „... weniger als zehn Prozent der Abfälle, die ... 1,1152
im automobilen Lebenszyklus entstehen, verantwortlich ist.1153 Mit dieser Praxis steht die Automo
bilindustrie jedoch bei weitem nicht alleine da. Bodenstein weist darauf hin, daß dieses Manko in der empirischen Analyse ökologischer Zusammenhänge oft festzustellen ist.1154
Auch die Verwertung von Altautomobilen bildet einen Problembereich1155 mit erheblichen Einsparpotentialen.1156 So findet diese Thematik im Schrifttum auch ausführlich Würdigung.1157
1146 Vgl. Pollmann [Umweltpolitik 1994], S.62; Riedel [Amazonien 1996], S.l4; und Toepfer [Fahrzeuge 1997], S.29ff. 1147 Vgl. Spiller [Produktpolitik 1996], S.55. 1148 Vgl. Ford [Geschäftsbericht 1996], S.58; und die Ausführungen im Unterabschnitt 5.4.3.1. 1,49 Vgl. zu einer aktuellen Übersicht des Produktionsstandards VCD [Auto-Umweltliste 1996], S.l 1; und VCD [AutoUmweltliste 1997], S.12. 1150 Vgl. Reuter [Umweltmanagement 1991], S.23. 1151 Vgl. Watanabe [Customizing 1996], S.80. 1,52 Bangemann [Automobilproduktion 1999], S.70. 1,53 Vgl. Bangemann [Automobilproduktion 1999], S.70f. 1154 Vgl. Bodenstein [Qualität 1997], S.24f. 1,55 Vgl. Tröge [Rahmenbedingungen 1994], S.376. 1,56 Vgl. Schmitz/Kopp [Wiedereinsatz 1995], S.139. 1,57 Vgl. beispielsweise den Hond/Gronewegen [Automobile 1993], S.343ff.; Härdtle et al. [Altautoverwertung 1994], S.l Iff.; Bauer [Recycling 1995], S.20 Iff.; Benzler et al. [Wettbewerbskonformität 1995], S.66ff; Goldmann [Vor trennung 1995], S.165ff.; Leithner [Möglichkeiten 1995], S.4 Iff.; Meuerer [Verwertung 1995], S.24 Iff.; Nagel/Blümel [Verwertung 1995], S91 ff.; Redmann/Ahrens-Botzong [Behandlung 1995], S. 175ff.; Schleuter [Ver wertung 1995], S.229ff.; Schmiermann et al. [Recycling 1995], S. 14Iff.; Schmitz/Kopp [Wiedereinsatz 1995], S.133ff; Hergeth [Customizing 1996], S.3O3ff.; Milling [Umweltschutz 1996], S.188ff.; und Wallau [Automobil zulieferindustrie 1998], S.192ff.
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Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Besondere Bedeutung kommt aufgrund der mittlerweile geltenden gesetzlichen Vorschriften der Kreislaufführung zu.1158
Neben der theoretischen Auseinandersetzung arbeiten die Unternehmen auch schon seit einigen Jah
ren an der praktischen Umsetzung. So eröffnete BMW weltweit als erstes Automobiluntemehmen auf seinem Werksgelände eine Demontageanlage, die ursprünglich als Pilotprojekt geplant war.1159 Auch bei Mercedes-Benz wird die Verpflichtung des Unternehmens zur sachgerechten Handhabung
der Altprodukte schon früh betont.1160 Es kann daher kaum verwundern, daß diese beiden Unterneh men bereits ausgewählte Bestandteile ihrer Automobile zwecks Wiederverwendung zurücknahmen,
schon bevor gesetzliche Anforderungen dies vorschrieben.1161 So gibt es bereits seit einigen Jahren Rücknahmeversprechen seitens einiger Hersteller.1162 Es ist stringent,
daß
die
Automobilindustrie
bereits
1994
hinsichtlich
der
Organisation
des
Produktrecyclings weit vor anderen - ähnlich betroffenen Branchen - rangierte.1163 So konnte eine
Recyclingquote von 75 Prozent erreicht werden. Diese Erfolge sind auch Ursache dafür, daß nur ein
geringer Anteil der gesamten bundesdeutschen Abfallmenge auf die PKW-Entsorgung entfiel.1164 Die in Deutschland produzierenden Hersteller sind hinsichtlich der Recyclingquote im europäischen Durchschnitt als sehr gut positioniert einzustufen.1165 So ist es den Ford-Werken AG1166 gelungen,
für den Mondeo eine Recyclingquote von 85 Prozent zu realisieren.1167 Hier zeigt sich erneut der positive Einfluß einer restriktiven Gesetzgebung, denn besonders deutsche Unternehmen haben erhebliche Erfahrungsvorsprünge vor der Konkurrenz.1168 Jedoch sollte man in diesem Zusammenhang die deutsche Gesetzgebung nicht zu positiv beurteilen, denn erst nach einer
fünfjährigen Diskussion wurde das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW-/AbfG) im Herbst
1994 verabschiedet. Die Altautoverordnung als Konkretisierung für die Automobilbranche trat zum 01.04.1998 in Kraft und wird erst ab dem Jahre 2002 weiterreichende Anforderungen an die Unter
nehmen stellen.1169 Die Planbarkeit für die Unternehmungen war in vielen Details nicht in
1158 Vgl. Rink [Aluminium 1994], S.92; Milling [Umweltschutz 1996], S.182f.; Meding [Recyclingtechnik 1997], S.22ff.; und Pasckert [Kreislaufprodukte 1998], S.217. 1,59 Vgl. Franze [Recycling 1997], S.302; und Püchert et al. [Autorecycling 1994], S.121f. 1160 Vgl. Walter [Altfahrzeugwiederverwertung 1991], S.216F; und zur aktuellen Entwicklung Huber [Recycling 1997], S.42ff. 1161 Vgl. den Hond/Gronewegen [Automobile 1993], S.362. 1162 Vgl. Pfohl [Bedeutung 1994], S.126; Püchert et al. [Autorecycling 1994], S.l 14ff.; Ford MC [Review 1995]; Haasis [Umweltökonomie 1996], S.l 12. 1163 Vgl. Kirchgeorg [Kreislaufwirtschaft 1995], S.34. 1164 Vgl. Kohler/Eberle [Werkstoffstrategien 1997], S.265. 1165 Vgl. Braess [Führerschaft 1994], S.57. 1,66 Die Ford-Werke AG werden nachfolgend mit Ford bezeichnet. 1167 Vgl. Brandstetter [Umwelttechnik 1994], S.94. 1168 Vgl. den Hond/Gronewegen [Automobile 1993], S.362. 1169 Vgl. Kaluza/Blecker [Stabilität 1998], S.27; Martin [Automobilkabel 1998], S.55; und Steffes [Recycling 1998], S.21.
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ausreichendem Maße gegeben.1170 Auch auf inhaltlicher Ebene sind Schwächen feststellbar, so wird die energetische und stoffliche Verwertung grundsätzlich als gleichrangig eingestuft. Es ist daher
kritisch zu hinterfragen, ob der Anreiz zur Abfallvermeidung als ausreichend eingestuft werden kann.1171 Es ist nicht auszuschließen, daß die ökonomisch erfolgreiche Altautoverwertung erst in einigen Jah
ren erreicht werden kann,1172 obwohl es bereits gegenwärtig entsprechende Überlegungen gibt.1173 Besonders dem Recycling von unreinen Kunststoffen kommt - aufgrund der damit verbundenen Schwierigkeiten - eine zentrale Bedeutung zu.1174 Ein weiterer Problembereich ist die Ausfuhr älte
rer Fahrzeuge in Drittländer, in denen keine entsprechenden gesetzlichen Vorschriften zur Verwer tung existieren.1175
Zur ökologisch verträglichen und ökonomisch erfolgreichen Automobilproduktion ist demnach eine Betrachtung des vollständigen Lebenszyklus der Fahrzeuge erforderlich. Mittlerweile besteht im Bereich des Recyclings eine relativ weit entwickelte gesetzliche Normierung, so daß sich beispiels
weise die Schredderrückstände, die bei der Automobilbeseitigung anfallen, nur auf weniger als zwei Prozent des gesamten Hausmülls bzw. auf weniger als zwei Promille der deutschen Gesamtabfall menge belaufen.1176 Angesichts dieser Umfeldbedingungen bietet die Frage des Recyclings weit weniger Profilierungspotentiale als die Kraftstoffminimierung. Zudem wird die Altautomobilver
wertung in einer branchenweiten Zusammenarbeit angegangen, so daß einzelne Hersteller nur schwer untemehmensspezifische Vorteile herausstellen können.1177 Darüber hinaus steht der Recyc lingaspekt für viele Käufer nicht im Vordergrund des ökologischen Interesses.1178
4.2.2.2 Ökologische Relevanz der Automobilnutzung Betrachtet man die Automobilnutzung, so erkennt man die hohe ökologische Relevanz dieser Bran che. Während der Nutzungsphase sind der Kraftstoffverbrauch und die damit korrelierende Abgas entstehung die primären Faktoren.1179 Die Schätzungen zur Energieverwendung während der
1170 1171 1172 1173 1174 1175 1176 1177 1178
1179
Vgl. Wallau [Altautoentsorgung 1996], S.98ff.; und Franze [Recycling 1997], S.314. Vgl. Kaluza [Technologiemanagement 1996], S.69. Vgl. Schmidt [Stand 1995], S.38. Vgl. Spengler/Rentz [Planungsmodelle 1996], S.86ff.; und Hansen [Austauschteile 1998], S.29. Vgl. Mast et al. [Ressourcenschonung 1991], S.25ff.; Härdtle et al. [Altautoverwertung 1994], S.34ff.; Franze [Recycling 1997], S.3O5ff.; und Kohler/Eberle [Werkstoffstrategien 1997], S.266. Vgl. o.V. [Altautoverordnung 1998], S.23. Vgl. Franze [Recycling 1997], S.293. Vgl. Brandstetter [Umwelttechnik 1994]; und DeCicco [Fuel 1995]. Vgl. Schmitt [Rahmenbedingungen 1995], S.71; Braess [Anforderungen 1996], S.lf.; und Krüger [Erlebniswelten 1996], S.38. Vgl. Bellmann [Ressourcen 1991], S.112; Kreikebaum [Produktion 1992], S.37f.; Alterogge [Unternehmung 1994], S.228; Brandstetter [Umwelttechnik 1994], S.95; Lenz [Beeinflussungsmöglichkeiten 1995], S.3 Iff.; Meißner/Appel [Stadtauto 1995], S.94; Servatius [Evolution 1995], S.72; Schmidt [Stand 1995], S.26f.; o.V. [Spritver brauch 1997], S.8f.; Appel et al. [Verbrauch 1998], S.l5; und Dudenhöffer et al. [Schlüssel-Trends 1998], S.442.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Nutzung schwanken meist zwischen 80 und 90 Prozent.1180 Bereits heute werden weltweit minde
stens 25 Prozent der CO2-Emission durch den Verkehr verursacht, an dem der Gebrauch des Auto
mobils einen ganz wesentlichen Anteil hat.1181 Als eine Ursache ist die geringe Energieumsetzung in Bewegung mit lediglich 25 Prozent zu sehen. Darüber hinaus beträgt das durchschnittliche Fahr zeuggewicht ca. eine Tonne. Dieser zu bewegenden Masse steht das Gewicht der durchschnittlich
anderthalb transportierten Personen von 110 Kilogramm gegenüber. Der Wirkungsgrad, bezogen auf den zu transportierenden Menschen, liegt in der Summe dieser beiden Größen bei fünf Prozent.1182
Trotz erheblicher Verbesserungen sowohl im Motorenbereich als auch in der Variation von Einsatz
stoffen lag der Durchschnittsverbrauch der in Deutschland 1990 zugelassenen Fahrzeuge mit zehn
Litern für eine Fahrleistung von 100 Kilometer auf einem vergleichbaren Niveau wie 1970.1,83 Zwi
schenzeitlich kam es aufgrund von Preissteigerungen auf den Energiemärkten zwar zu deutlichen Verbauchsreduzierungen der Neuwagen1184 und durch den anschließenden Preisverfall auf den Roh
stoffmärkten im Verlauf der 80er Jahre verloren weitere Optimierungsmaßnahmen an Attraktivität und wurden nicht realisiert.1185 Die erzielten Verbrauchsreduzierungen wurden gleichzeitig durch
Gewichtszunahme und eine höhere Motorisierung wieder kompensiert.1186 Dieser Zusammenhang wird auch bei der Betrachtung des durchschnittlichen Kraftstoffverbrauchs
deutlich, denn Fahrzeuge1187 aus deutscher Produktion des Jahres 1998 benötigen im Drittelmix für 100 Kilometer weniger als sieben Liter. Dieser Wert lag 1978 noch bei knapp zehn Litern und fiel
kontinuierlich, bis er 1986 ein vorläufiges Minimum erreichte. In den Folgejahren stieg der durch schnittliche Verbrauch wieder leicht an. Seit 1990 ist ein erneuter deutlicher Abwärtstrend zu beob achten, der 1998, dem Endzeitpunkt der bisherigen Betrachtung, mit einem Durchschnittsverbrauch
von weniger als sieben Litern endete.1188
1180 Vgl. Vester [Ausfahrt 1990], S.l29; Schmidheiny/BCSD [Kurswechsel 1992], S.384f.; und Steffes [Recycling 1998], S.21. 1181 Vgl. Alterogge [Unternehmung 1994], S.228; Petersen/Schallaböck [Mobilität 1995], S.l 1 lf.; Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.82; Vester [Crashtest 1999], S. 146ff.; und die Ausführungen im Abschnitt 3.1.2. 1,82 Vgl. Petersen/Schallaböck [Mobilität 1995], S.123f.; und von Weizsäcker [Geleitwort 1998], S.7. 1183 Vgl. Stelzer [Öko-Autos 1993], S.l04; und van Suntum [Umwelt 1995], S.359. 1184 Vgl. Gadek [Produktpolitik 1988], S.l95; und Petersen/Schallaböck [Mobilität 1995], S.123f. 1185 Vgl. Karl et al. [Erfahrungen 1990], S.498ff. 1186 Vgl. Goeudevert [Zukunft 1991], S.l24; Hüttemann [Hausgeräte 1993], S.l35; van Suntum [Umwelt 1995], S.359; und Prehn et al. [Verkehrsvermeidung 1997], S.10. 1187 Der VDA weist Pkw und Kombi-Fahrzeuge gemeinsam aus. 1188 Vgl. VDA [Auto 1999], S.l27.
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Bezieht man neben dem Durchschnittsverbrauch auch die Mengenausweitung aufgrund des gestiegenen Mobilitätsbedüfnisses1189 mit in die Betrachtung ein, so ist ein stark steigender Ver
brauch der PKW-Flotte zu verzeichnen. Zwischen 1978 und 1988 lag der Verbrauchszuwachs aller
PKW bei etwa 25 Prozent.1190 Hinsichtlich der zukünftigen Fahrleistung werden erhebliche Zuwächse erwartet, so daß mit einer Konsolidierung auf dem momentan hohen Niveau nicht
gerechnet werden darf.1191 Bei einer Betrachtung der gesamten Verkehrsleistung einschließlich des Güterverkehrs bildet die Anwendung der JIT-Beschaffung einen Diskussionsschwerpunkt,1192 dem
aber in dem hier diskutierten Zusammenhang keine unmittelbare Bedeutung zukommt. Jedoch ist die Verschlechterung des gesamten Verkehrsflusses durch einen vermehrten Lkw-Einsatz als indi
rekte Folge nicht zu unterschätzen.1193 Ein weiterer Kritikpunkt ist der hohe Einfluß der Automobilindustrie auf die Entstehung des boden nahen Ozons.1194 Dieser Schadstoff wird unter anderem in Abhängigkeit von der Verbrennungssau
berkeit des Motors gebildet.1195 Ab 180 Mikrogramm (pg) je Kubikmeter (m3) Luft können gesund
heitliche Schädigungen nicht ausgeschlossen werden.1196 Deutsche Spitzenwerte von mehr als 300 pg pro m3 Luft erscheinen - gemessen an den Höchstwerten von mehr als 400 pg je m3, die bei spielsweise für den Großraum Los Angeles regelmäßig registriert werden1197 - zwar gering, doch ist auch schon bei diesem Wert eine nennenswerte gesundheitliche Schädigung zu befürchten.1198 Eine dritte Dimension der ökologischen Problematik ist in der zunehmenden Automobilisierung außerhalb der Triade zu sehen.1199 So stieg der Pkw-Absatz in China in 1996, gemessen am
1,89 Vgl. Breuer [Auto 1983], S.10; Mackenzie et al. [Rate 1992], S.lf.; Lompe [Wirtschaftswachstum 1993], S.60f.; Meffert/Kirchgeorg [Leitbild 1993], S.42; Brandstetter [Umwelttechnik 1994], S.l021; Jörissen [Umwelthaftung 1994], S.95; Steven [Produktion 1994], S.29; VDA [Auto 1995], S.69; Hünerberg [Zukunft 1995], S.709; Simonis [Umweltpolitik 1995], S.47; Hirschbach/Heidingsfelder [Produktpolitik 1996], S.215; VDA [Auto 1996], S.69; und Weber [Verkehr 1998], S. 14ff. 1190 Vgl. Karl et al. [Erfahrungen 1990], S.498; und Faber et al. [Entwicklung 1997], S.60. 1191 Vgl. Steven [Just-in-Time 1993], S.l; von Voigt [Ziel 1993], S.l 11; FAW [Zukunftserwartungen 1994], S17f.; Krause [Mobilität 1994], S.13f.; Tröge [Rahmenbedingungen 1994], S.377; Prehn et al. [Verkehrsvermeidung 1997], S17f.; und Appel et al. [Verbrauch 1998], S.l5. 1192 Vgl. Simonis [Ökologie 1990], S.390; Ihde [Verkehr 1991], S.l92ff.; Miyabayashi [Herausforderung 1993], S.l 18; Steven [Just-in-Time 1993], S.2ff.; von Voigt [Ziel 1993], S.l II; Sparrer [Umweltmanagement 1994], S.l23; Unger [Praxis 1994], S.31; Apel/Henckel [Verkehr 1995], S.230f.; Latz [Sicherung 1996], S.l63; und Thomas [Städte 1996], S.ll. 1193 Vgl. Binnenbruck [Just in Time 1992], S.l Iff. 1194 Vgl. Keiffenheim [Ozonsmog 1997], S.31f.; und Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.l2. 1195 Vgl. Pischinger [Straßenverkehr 1989], S.10; Möse [Auswirkungen 1989], S.4 Iff.; und BMW [Ozon 1998], S.6. 1,96 Das Gefährdungspotential ist neben der Konzentrationsstärke auch von der Einwirkungslänge und der Ausgestal tung der körperlichen Aktivität abhängig. 1197 Bei häufigem Erreichen eines solchen Belastungsniveaus werden bleibende Schäden der Lungenfunktion befurchtet. 1,98 Vgl. Haider [Auswirkungen 1989], S.17L; Tröge [Rahmenbedingungen 1994], S.373; Hartmann [Tempolimit 1995], S.33; Reese [Sommersmog 1994], S.507ff.; Janositz [Sommertheater 1995], S.60; Reye [Aussichten 1995], S.52ff.; und o.V. [Zukunftsfaktor 1997], S.28. Zur grundsätzlichen Bedeutung der NIC’s für global ausgerichtete Unternehmen vgl. Hout et al. [Companies 1998], S.301. 1199 Vgl. Hünerberg et al. [Marketing 1995], S.15f.; o.V. [Crashtest 1996], S.214; Watanabe [Customizing 1996], S.80; Busch [Autobauer 1999], S.21; und Flavin/Dunn [Energiesystem 1999], S.53.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Voijahr, um 16 Prozent. Die Fahrzeugproduktion stieg in diesem Land zwischen 1990 und 1996 um fast 156 Prozent, wobei den deutschen Produzenten eine wichtige Rolle zukam.1200 Auch wenn sich aufgrund der ab Herbst 1997 akut gewordenen Asienkrise die Absatzchancen im ostasiatischen
Raum verschlechtert haben,1201 wird in diesem Wirtschaftsraum noch ein sehr hohes Potential vermutet.1202 Auch der südamerikanische Raum sowie Osteuropa verfugen über ein bislang nicht ausgeschöpftes Absatzpotential.1203 Werden diese Potentiale in dem erhofften Umfang Realität, so
sind spätestens dann die heutigen Pkw-Konzepte aus ökologischen Erwägungen nicht mehr tragfähig.1204 Für die zukünftige Branchenentwicklung wird die CO2-Emission von vielen Stimmen im Schrifttum
als eine zentrale Herausforderung eingestuft.1205 Kommt es zu restriktiven gesetzlichen Vorschriften
in diesem Bereich, so werden starke Strukturveränderungen der gesamten Branche erwartet.1206
4.2.3 Ansatzpunkte zur automobilen Verbrauchsreduzierung als ökologisch besonders relevanter Parameter Durch verschiedene Automobilhersteller sind differenzierte Bemühungen in die Richtung der Ver
brauchsminderung unternommen worden. Neben Gewichtsverringerungen bildet die konzeptio nelle Verbesserung der Motoren einen weiteren wichtigen Ansatzpunkt.1207 Welche Antriebsmög
lichkeit vorzuziehen ist, wird im Schrifttum intensiv diskutiert. Als ein wichtiger Ansatzpunkt der Verbrauchsreduzierung wird der Dieselmotor genannt.1208 Andere Stimmen favorisieren den Benzin
motor als zukunftsfahiges Konzept, weil der Diesel mit schädlichen Rußemissionen nicht akzepta bel sei.1209 Diesel- und Benzinmotoren werden nach Meinungen aus der Industrie noch über minde
stens zwei Dekaden die maßgebliche Technologie darstellen.1210 Als alternative Ansätze, den 1200 Vgl. VDA [Auto 1997], S. 16f. Die Dynamik dieser Entwicklung zeigt sich auch daran, daß bereits 1993 die für 1995 gesetzten Ziele realisiert waren. Vgl. Kiefer [Automobilproduktion 1993], S.27. 1201 Vgl. hierzu und zu möglichen Risiken Kaluza/Ostendorf [Szenario-Analyse 1997]; Kaluza/Ostendorf [Entwick lungsperspektiven 1998]; Ostendorf [Konfuzianismus 1998], S.199ff.; und VDA [Auto 1998], S.l 6. 1202 Vgl. Burmann [Marktarealstrategien 1995], S.137; und Posth/Bergmann [Erschließung 1995], S.145f. 1203 Vgl. Hünerberg et al. [Marketing 1995], S.l5; Hirsche [Umweltschutz 1997], S.41; VDA [Auto 1997], S.l5; und Busch [Autobauer 1999], S.21. ,2M Vgl. Schmidheiny/BCSD [Kurswechsel 1992], S.217; Schlote/Vester [Zukunftsforscher 1993], S.94; Berger/Servatius [Zukunft 1994], S.45ff.; Stemmler/Gawehn [Entwicklung 1995], S.690; Hirschbach/Heidingsfelder [Produkt politik 1996], S.221; Peren [Bedeutung 1996], S.14; Flavin/Dunn [Klimaveränderung 1998], S.148ff.; und von Weizsäcker [Geleitwort 1998], S.7. 1205 Vgl. Hackl [COj-Problem 1992]; Miyabayashi [Herausforderung 1993], S.118; Seiffert [Automobil 1995], S.52; van Suntum [Umwelt 1995], S.357; Tsuda [Anforderungen 1995], S.658ff.; und Bellmann [Gestaltung 1996], S.133. 1206 Vgl. Treacy/Wiersema [Marktführerschaft 1995], S.203; und Lovins et al. [Veränderung 1996], S.96. 1207 Vgl. Canzler et al. [Automobil 1993], S.5; Brandstetter [Umwelttechnik 1994], S.95; Seiffert [Automobil 1995], S.53; Stähler [Stahl 1995], S.31; van Suntum [Umwelt 1995], S.359; Watanabe [Customizing 1996], S.81; und Vester [Crashtest 1999], S.27 Iff.. 1208 Vgl. Mikulic [Ottomotor 1995], S.200; o.V. [Drei-Liter-Diesel 1995], S.l 1; und Wojik [Dieselmotor 1995], S.211. 1209 Vgl. Bartsch [3-Liter-Stadt-Auto 1995], S.21; und Keiffenheim/Kreuels [Öko-Bremse 1996]. S.l3. 1210 Vgl. Seiffert [Automobilwirtschaft 1997], S.l 11.
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Antriebsbereich zu verbessern, werden schwerpunktmäßig neben dem Gasantrieb auch Elektromo
toren und Hybridfahrzeuge diskutiert. Nach der Diskussion von Chancen und (angeblichen) Risiken
der Gewichtsreduzierung stellen wir unterschiedliche Motorenkonzepte vor.
4.2.3.1 Gewichtsminimierung der Fahrzeuge als ein möglicher Parameter zur Verbrauchsreduzierung Ein zentraler Punkt der Verbrauchsoptimierung ist die Gewichtsverminderung, die besonders bei
einer dynamischen Fahrweise negativ wirkt.1211 Diese Tatsache wird sowohl im Schrifttum1212 als auch von Managern aus der Automobilbranche1213 entsprechend kommuniziert. Die Auswirkungen
auf den Treibstoffverbrauch, die mit einer Gewichtsreduzierung von 100 Kilogramm verbunden sind, werden unterschiedlich eingestuft. Die Schätzungen, die vermutlich unterschiedliche Aus gangsgewichte zugrunde legen, diese aber nur selten explizieren, bewegen sich meist in einem Kor
ridor von mindestens 0,2 bis hin zu einem Liter Treibstoff.12,4
Der Optimierung der Karosserie kommt in diesem Zusammenhang eine zentrale Bedeutung zu. Lange Zeit fehlte vielen Branchenteilnehmem hier die erforderliche Flexibilität.1215 Die Anforde rung den Werkstoff Stahl, der zu Beginn der 90er Jahre noch durchschnittlich 68 Prozent des Auto
mobilgewichtes ausmachte, zu verringern, wurde schon früh formuliert. Die Umsetzung ist aber bei vielen Herstellern noch nicht vollzogen. Ursache für diese Veränderungsbemühungen war die Ein
schätzung, daß der Werkstoff Stahl schon nahezu optimiert sei.1216 Erst die Entwicklungen in jüng
ster Zeit belegen, daß auch der Stahleinsatz in der Automobilproduktion noch nennenswerte Poten tiale bietet. Eine Demonstrationskarosserie aus Stahl, die wesentliche Gewichtseinsparungen auf weisen soll, ist in der Entwicklung, ohne dabei den vorhandenen Sicherheitsstandard zu
unterschreiten.1217
1211 Vgl. Braess [Werkstoffe 1991], S.22. 12,2 Vgl. Burghold [Marketing 1990], S.167; Schmidheiny/BCSD [Kurswechsel 1992], S.384f.; Canzler et al. [Automo bil 1993]; S.ll; Bartsch [3-Liter-Stadt-Auto 1995], S.21; und Hirschbach/Heidingsfelder [Produktpolitik 1996], S.219. 1213 Vgl. Goeudevert [Zukunft 1991], S.164; Seiffert [Automobil 1995], S.53; Braess [Weiterentwicklung 1996], S.45; und Piech [Auto 1996], S.B59. 1214 Vgl. Goeudevert [Zukunft 1991], S.l64; Brandstetter [Umwelttechnik 1994], S.l65; Schmidt [Stand 1995], S.26f.; Stähler [Stahl 1995], S.31; und VW [Umweltbericht 1997], S.37. 1215 Vgl. Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1996], S.39f. 1216 Vgl. Braess [Werkstoffe 1991], S.l If. 12,7 Vgl. Winzer/Pfauntsch [ULSAB-Zukunftskarosserie 1997], S.lOff.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Auch wenn die konkrete Umsetzung bei vielen Unternehmen noch auf sich warten ließ, wurden ver
schiedene Altemativstoffe diskutiert. Neben Aluminium1218 wurden auch schon früh Magnesium
und Kunststoffe als Möglichkeiten genannt.1219 In der Umsetzung der Aluminiumkarosserie hat Audi eine Führungsrolle inne. So wird mit dem A8 das erste Fahrzeug der Oberklasse serienmäßig aus Aluminium gefertigt. Im Vergleich zur Kon kurrenz können erhebliche Gewichtseinsparungen realisiert werden, so daß ein 50 PS schwächerer
Motor ausreicht, um das klassenübliche Fahrverhalten zu realisieren.1220 Mit der Einführung des Audi Al2, der kurz vor der Serienreife stehen soll, könnte der Großserieneinsatz der Aluminiumka
rosserie Realität werden.1221 Momentan wird der technische Vorsprung vor der Konkurrenz mit zehn Jahren beziffert, wenn auch mit fallender Tendenz, denn mehrere andere Unternehmen testen erste
Prototypen mit einer Aluminiumkarosserie. Doch für Audi bietet diese Entwicklung auch gewisse Vorteile, so wird die steigende Nachfrage eine wirtschaftlichere Aluminiumproduktion nach sich
ziehen. Deutliche Preisrückgänge sind durch die veränderten Marktbedingungen zu erwarten.1222 Der geringere Verbrauch in der Nutzungsphase wird mit einem höheren Energiebedarf bei der Pro
duktion des Aluminiums erkauft. Im Rahmen einer Lebenszyklusbetrachtung ist der Aluminiumein satz bei den meisten relevanten Umweltbeanspruchungen ökologieverträglicher als der Einsatz einer
Stahlkarosserie. Durch die Verwendung von Sekundäraluminium1223 läßt sich die Vorteilhaftigkeit weiter erhöhen.1224 Auch wenn es der Stahlindustrie gelingen sollte, den Gewichtsunterschied zur Aluminiumbauweise
deutlich zu verringern, so bleibt zu bedenken, daß die Aluminiumindustrie ebenfalls nach zusätzli chen Möglichkeiten sucht, weiteres Gewicht einzusparen.1225 Es scheint somit wenig plausibel, daß der Trend zum verstärkten Aluminiumeinsatz umkehrbar ist.
Bereits zu Beginn der 90er Jahre wurde in der Branche die Verwendungsfähigkeit des Kunststof fes erkannt. Die hohen Preise, die angesichts der geringen Nachfrage auf unzureichende Skalenef
fekte bei der Produktion zurückzufuhren waren, ließen eine Verwendung für Serienfahrzeuge jedoch scheitern. Der bislang erkennbare Preisverfall bei entsprechenden Kunststoffen wurde jedoch schon
1218 Vgl. Braess [Werkstoffe 1991], S.l lf.; und Weiland [Automobilrecycling 1993], S.3. 1219 Vgl. Burghold [Marketing 1990], S.l67; Goeudevert [Zukunft 1991], S.l64; Brandstetter [Umwelttechnik 1994], S.98; Kohler/Eberle [Werkstoffstrategien 1997], S.290; Haepp/Boekhoff [Herausforderung 1996], S.82f.; o.V. [3-Liter-Auto 1996], S.27; Piech [Auto 1996], S.B59; und Scheffels [Dreiliter-Auto 1996], S.27. 1220 Vgl. Sonnenbom/Gärttner [Produktinnovationen 1995], S.265ff.; und Demel [Innovationsmanagement 1997], S.132. 1221 Vgl. Kaiser [Auto 1997], S.l02; und Rehmann [Show 1997], S.8f. 1222 Vgl. Zöllter [Alu-Autos 1998], S.l24. 1223 Die Recyclingquote liegt bei Aluminium aus Fahrzeugen bei 90 Prozent. Vgl. Kösters/Koll [Sekundärrohstoffe 1998], S.66. 1224 Vgl. Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S. 164ff. 1223 Vgl. Scheffels [Dreiliter-Auto 1996], S.27.
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früh prognostiziert.1226 Es ist daher konsequent, daß diese Werkstoffe einen immer breiteren Raum
in der Produktion einnehmen. Die Herstellung kompletter Karosserien ist momentan jedoch nicht verwirklicht.1227 Eine verstärkte Verwendung zur Gewichtsreduzierung scheint heute ökonomisch durchaus realistisch, so daß hier ein nennenswertes Potential zu vermuten ist.
Neben der Werkstoffsubstitution im Bereich des Karosseriebaus bieten sich beispielsweise auch im Bereich der Fahrzeugverglasung erhebliche Optimierungspotentiale. So kann das Gewicht durch
die Verwendung moderner Glassorten vermindert werden. Mit einer Verringerung des Hitzestaus
kann eine Klimaanlage kleiner und damit leichter konzipiert bzw. im günstigsten Fall ganz überflüs sig werden.1228 Auch in diesem Bereich wird Audi ein spürbarer Vorsprung vor der Konkurrenz
bescheinigt. Aber auch dieser Hersteller hat noch nicht alle potentiellen Möglichkeiten umgesetzt.1229
Ein wichtiges Argument gegen Leichtbaufahrzeuge ist im Insassenschutz zu sehen.1230 So entstam men überproportional viele Todesopfer, die durch Frontalzusammenstöße zu beklagen sind, aus
Unfällen mit Kleinfahrzeugen mit einem Gewicht von unter 1.000 Kilogramm.1231 Dieser scheinbare
Zusammenhang war für Mercedes-Benz lange Zeit das ausschlaggebende Argument, das Kleinwa
gensegment nicht zu bedienen. Doch haben interne Studien mit der A-Klasse, bei der im Falle eines Frontalzusammenstoßes der Motorblock unter die Fahrgastzelle gedrückt wird, dieses Vorurteil widerlegt. Für Mercedes-Benz schien es aufgrund von Konstruktionsänderungen nunmehr möglich,
dieses Segment zu bedienen, ohne seinen Ruf als Hersteller mit hohem Sicherheitsniveau zu
gefährden.1232 Anfänglich zeichnete sich auch ein bemerkenswerter Markterfolg ab,1233 doch das mittlerweile all seits bekannte Ergebnis des „Elch-Testes” ließ die Euphorie merklich abkühlen. Die Auslieferung
der A-Klasse wurde gestoppt, die Produktion auf ein Mindestmaß verringert und die betroffenen Sicherheitskomponenten verbessert. Auch ein elektrisches Stabilitätsprogramm (ESP)1234 gehört als Antwort auf diese Ereignisse zur Serienausstattung und soll den Fahrer in kritischen Situationen
1226 VgL Goeudevert [Zukunft 1991], S.164L; und Haldenwanger/Reim [Faserverbundstoff 1991], S.143ff. 1227 Vgl. Hilscher [Stahlblech 1995], S.25; und Zöllter [Cola-Karosserie 1998], S.138f. 1228 Vgl. Arnold et al. [Fahrzeugverglasung 1995], S.53; Hack [Fahrzeugverglasung 1995], S.4; Meisel et al. [Vergla sungssysteme 1995], S.75; und o.V. [Saunaeffekt 1997], S.7. 1229 Vgl. Hoffmann et al. [Dämmglas 1995], S.85ff. 1230 Vgl. Sonnenbom/Gärttner [Produktinnovationen 1995], S.263; und Braess [Weiterentwicklung 1996], S.56. 1231 Vgl. Stegers [Minis 1997], S.21. 1232 Vgl. Grühsem [Benz 1996], S.24; o.V. [Crashtest 1996], S.214L; Sacco/Löwisch [A-Klasse 1996], S.170ff.; Zetsche/Reckziegel [Car-Advocates 1996], S.l49; und Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1996], S.34, die in der A-Klasse eher eine Konkurrenz zum Golf/Escort-Segment als eine Ökologieorientierung sehen. 1233 Vgl. o.V. [Lieferfristen 1997], S.21. 1234 Vgl. zu Einzelheiten Strassmann [ESP 1998], S.62.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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unterstützen. Der mit dem „Elch-Test” verbundene Schaden wird auf mehrere hundert Millionen
DM veranschlagt. Die Auslieferung für die überarbeitete Version erfolgte ab dem Frühjahr 1998.1235 Es gibt jedoch immer noch Stimmen, die das grundsätzliche Sicherheitsproblem der A-Klasse als
nicht gelöst einstufen.1236
Die Stiftung Warentest wies 1997 im Rahmen ihrer Tests erhebliche Verbesserungen des Insassen schutzes gerade in diesem Marktsegment nach. Die Chancen, in einem Kleinwagen einen Frontalzu
sammenstoß zu überleben, sind demnach wesentlich gestiegen. Die veränderte Konstruktion, wie sie durch Mercedes-Benz entwickelt wurde, war dabei in den getesteten Fahrzeugen noch nicht
implementiert.1237 Durch eine Optimierung aller wichtigen Parameter wird ein ausreichender Insas senschutz auch bei Leichtbaufahrzeugen mit einem Gewicht von deutlich unter 1000 Kilogramm für möglich gehalten, so daß die Fahrzeugsicherheit mit der konventioneller Fahrzeuge der gehobenen
Größenklasse durchaus konkurrieren kann.1238 Die Einbeziehung der Möglichkeiten, die eine Ver
wendung entsprechender Kunststoffe bietet, ist dabei noch nicht berücksichtigt. Hier sind die Ent wicklungen noch nicht abgeschlossen.1239
4.2.3.2 Möglichkeiten und Grenzen der Dieseltechnologie Die Dieseltechnologie ist in den letzten Dekaden stark verbessert worden. Neben dem Turbolader wurden auch die Direkteinspritzung und die Saugdirekteinspritzung, die für kleinere Fahrzeuge die
Turbodirekteinspritzung ersetzt, eingeführt. Technisch fortschrittliche Dieselmotoren sind hinsicht
lich der Fahreigenschaften den Benzinmotoren, wenn überhaupt, nur sehr gering unterlegen. Gemes sen an den Werten von 1980 konnte die Partikelemission sehr stark verringert werden, stellenweise
werden Reduzierungen von 70 Prozent genannt.1240 Beim Verbrauch von Treibstoff ist der techno
logisch aktuelle Diesel- dem Benzinmotor überlegen.1241 Für die Realisierung eines Drei-Liter-Fahr zeuges als auch der Flottenverbrauchsreduzierung wird dem Diesel - besonders von europäischen Produzenten - eine wichtige Rolle zugeschrieben.1242 In diesem Bereich nehmen VW und Audi eine
dominierende Position ein.1243
1235 Vgl. o.V. [Auslieferung 1997], S.19; o.V. [Kentern 1997], S.120f.; Schremp et al. [Standards 1997], S.354T; Han nemann [A-Klasse 1998], S.41; und o.V. [ESP 1998], S.8. 1236 Vgl. Doerry [Ende 1998], S.170f. 1237 Vgl. Stiftung Warentest [Chance 1997], S.71. 1238 Vgl. Deter/Appel [Sicherheit 1995], S.224; Schaper/Szilagyi [Rückhaltsysteme 1995], S.250; Walz [Sicherheitspo tential 1995], S.231; und Vester [Crashtest 1999], S.207. 1239 Vgl. o.V. [CCV 1997], S.240. 1240 Vgl. Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1996]; S.3; und o.V. [TDI 1997], S.81. 1241 Vgl. Brandstetter [Umwelttechnik 1994], S.95f.; Bangemann [Fall 1997], S.74; Fischer [Kraft 1997], S.70; Hubbert [Ausführungen 1997], S.9; und Stegemann [Fehde 1997], S.72. 1242 Vgl. Brandstetter [Umwelttechnik 1994], S.95f.; Braess [Weiterentwicklung 1996], S.46; o.V. [Drei-Liter-Diesel 1995], S.l 1; o.V. [3-Liter-Auto 1996], S.27; Kröger/Kutter [Ultragift 1997], S.l 15; und o.V. [TDI 1997], S.81. 1243 Vgl. Petersen/Schallaböck [Mobilität 1995], S.127; König [Musik 1997], S.lOOff.; o.V. [Super-Diesel 1997], S.12; o.V. [TDI 1997], S.81; Grolle [Sieg 1998], S.260; und Westrup [Verbrauchsvergleich 1998], S.63ff.
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Zur sachgerechten Beurteilung eines Dieselmotors muß man sich zunächst einmal darüber klar sein,
daß der geringere Kraftstoffverbrauch in Bezug auf die CO2-Emission nicht aussagekräftig ist. Der
Liter Dieselkraftstoff ist etwa dreizehn Prozent schwerer als der Liter Benzin, womit eine entspre chend höhere CO2-Emission verbunden ist, so daß der geringere Kraftstoffverbrauch nur teilweise
auch einen geringeren CO2-Ausstoß impliziert. Die Vorteilhaftigkeit liegt zwischen fünf und fünf zehn Prozent. Auch ist der Verbrennungsprozeß ein anderer, so daß bei der Dieselverwendung unter
anderem mehr Ruß freigesetzt wird. Gerade die Rußpartikelemission, die von vielen Experten als gesundheitsschädlich eingestuft wird,1244 steht häufig im Mittelpunkt der Dieseldiskussion. Der Vollständigkeit halber müssen wir aber darauf hinweisen, daß es Forschungsbemühungen mit
durchaus greifbaren Resultaten gibt, die Rußpartikelemission zu verringern.1245 Ein weiteres Problem liegt im Herstellungsprozeß von Benzin und Diesel. Hierbei handelt es sich
um Kuppelprodukte, die in einem Prozeß entstehen. Würde es zu einer weitgehenden Verdrängung
des Benzinmotors kommen, müßte der Produktionsprozeß verändert werden, womit gleichzeitig ein
höherer Energieaufwand induziert wäre.1246 Hinsichtlich der ökologischen Vorteilhaftigkeit gehen die Meinungen über den Dieselantrieb aus einander. Befürworter betonen, daß ein Dieselmotor weniger Abgase produziert und daß die
Rußemission beherrschbar ist.1247 Weitere Verbesserungsoptionen sind in der Diskussion, um die Schadstoff- und Rußemission noch mehr zu vermindern.1248 Die Kritiker bemängeln eine zu einsei
tige Orientierung der Industrie auf die Dieselaggregate, stufen den CO2-Emissionsvorteil als sehr
gering ein und sehen in der Rußemission und dem damit verbundenen Krebsrisiko eine bedeutsame
Gesundheitsgefährdung, die gegen eine Verwendung dieser Antriebsform sprechen.1249 Unbestreitbar ist der Rußgehalt der Dieselabgase stark gefallen, doch die verbleibenden Rußbe
standteile werden als besonders gesundheitsgefährdend eingestuft. Rußpartikel, deren Größe unter
2,5 Mikrometern liegt, werden vor allem als problematisch eingeschätzt, weil sie bis in die tiefsten
Lungenverästelungen gelangen und nicht wie größere Partikel vorher abgefangen werden.1250 Japa nischen Forschungen zufolge sollen auch besonders giftige Kohlenwasserstoffe mit den Rußparti keln in den Körper gelangen und einen nennenswerten Anteil an entstehenden Krebserkrankungen 1244 vg] Haider [Auswirkungen 1989], S.19f.; VCD [Auto-Umweltliste 1995], S.13; VCD [Auto-Umweltliste 1996], S.4; und Lohbeck [Lupo 1998], S.29. 1245 Vgl. Haferkamp [Ruß 1998], S.32. 1246 Vgl. VCD [Auto-Umweltliste 1995], S.l3; Petersen/Schallaböck [Mobilität 1995], S.125ff.; Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1996], S.28ff.; und Lohbeck [Lupo 1998], S.29. 1247 Vgl. Goeudevert [Zukunft 1991], S.167L; Hikosaka [Dieselmotor 1995], S.248; Piech [Auto 1996], S.B59; o.V. [Heizöl-Ferrari 1997], S.41; List [Kompromisse 1998], S.25; Lorenz [Emotion 1998], S19ff.; und VDA [Auto 1998], S.32. 1248 Vgl. Kumpfert/Miltner [Auspuff 1995], S.l23; o.V. [Verringerung 1996], S.l8; und Seiffert [Automobilwirtschaft 1997], S114. 1249 Vgl. VCD [Auto-Umweltliste 1989], S.6; Greenpeace [SmILE-Konzept 1996], S.l2; Keiffenheim/Kreuels [ÖkoBremse 1996], S.l3; und o.V. [Ansatz 1996], S.46. 1250 Vgl. Kröger/Kuhn [Dieselpartikel 1997], S.130f.; und o.V. [Lungen 1997], S.214.
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haben. Die deutsche Automobilindustrie, die in der Dieseltechnologie führend ist, sieht hierin den
Versuch, die Dieseltechnologie in Verruf zu bringen. Deutsche Wissenschaftler messen den jünge
ren japanischen Erkenntnissen nur einen geringen Neuigkeitswert bei, zumal sie am Gefahrenpoten tial der Dieselnutzung nichts verändern.1251 Festzuhalten bleibt, daß die Dieseltechnologie zur Verringerung des Kraftstoffverbrauchs und der Emission der Treibhausgase Potentiale bietet, jedoch nicht in dem Umfang wie oft dargestellt wird.
Konzeptionell scheinen die mit dem Dieseleinsatz verbundenen Gefahren weitgehend handhabbar zu sein, so sind Prototypen entsprechender Katalysatoren bereits in der Erprobung.1252 Eine Variante des Dieselkraftstoffes stellt der Biodiesel dar, der aus nachwachsenden Rohstoffen
gewonnen wird.1253 Die Umweltbelastungen sind bei Kohlenmonoxid, Kohlenwasserstoffen und Rußpartikeln wesentlich geringer. Die CO2-Emission beschränkt sich auf die Mengen, welches die
Pflanzen in der Wachstumsphase eingelagert haben, so daß hier ein geschlossener Stoffkreislauf
vorliegt.1254 Als ein Hauptproblem ist die Verfügbarkeit ausreichender Menge zu sehen. Es wird ver mutet, daß der Biodiesel am Gesamtmarkt maximal fünf Prozent erreichen könnte. Zudem ist die
derzeit mangelnde preisliche Konkurrenzfähigkeit mit dem herkömmlichen Diesel ein großes Ver wendungshindemis, so daß die Relevanz dieser Alternative momentan als sehr gering einzustufen
ist.1255
4.2.3.3 Optimierungsbestrebungen bei Benzinmotoren Eine Verbesserung der motorspezifischen Wirkungsgrade ist ein diskutierter Weg, den Verbrauch des Benzinmotors nachhaltig zu senken.1256 Die meisten Motoren sind im Bereich ihrer Hauptnut
zung unwirtschaftlich, so daß hier noch ein erhebliches Verbesserungspotential zu sehen ist.1257 Ein Ansatzpunkt ist die Verwendung eines Dreizylinder-Zweitaktmotors, wie er bereits von der
Daihatsu Motor Company1258 - allerdings nicht primär aus ökologischen Gründen - in Fahrzeugen für den asiatischen Markt Verwendung findet. Durch eine weitere Optimierung verspricht man sich
von diesem Konzept weiteres Potential für eine Verbrauchsminderung.1259 Auch die Ford MC
1251 Vgl. Kröger/Kutter [Ultragift 1997], S114f. 1252 Vgl. Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.l 13. 1253 Vgl. Reinhardt [Umweltauswirkungen 1994], S.170ff.; Hirschbach/Heidingsfelder [Produktpolitik 1996], S.219; und Vester [Neuland 1997], S.123. 1254 Vgl. May et al. [Emissionsverhalten 1994], S.185ff.; Neuhaus/Dierschke [Biodieseleinführung 1995], S15ff.; Scharmer/Golbs [Biodiesel 1997], S. 16ff.; und VW [Umweltbericht 1997], S.38. 1255 Vgl. VW [Umweltbericht 1997], S.38. Aufgrund des geringen tatsächlichen Einsatzes wird der Aspekt der mögli cherweise erforderlichen Monokulturen nicht weiter thematisiert. 1256 Vgl. Burghold [Marketing 1990], S.l67; und Lohbeck [Autobauer 1996], S.l3. 1257 Vgl. Braess [Weiterentwicklung 1996], S.47; und o.V. [Ansatz 1996], S.146. 1258 Die Daihatsu Motor Company wird nachfolgend als Daihatsu bezeichnet. 1259 Vgl. Langkabel [Dreizylindermotor 1996], S.l04.
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arbeitet intensiv an einer Verbesserung des Zweitaktmotors, dessen moderne Ausgestaltungsformen mit den in der DDR verwendeten nicht mehr vergleichbar sind.1260 Wesentlich bekannter ist das Konzept von Mitsubishi. Dieses Unternehmen stellte schon 1995 mit
dem GDI (Gasoline Direct Injection) einen Magermixmotor vor. Mit dieser Innovation wollte der
Hersteller ursprünglich eine Verbrauchs- und CO2-Emissionsreduzierung um bis zu 25 Prozent rea lisieren. Technisch handelt es sich beim GDI um einen Motor, der nach zwei verschiedenen Kon zeptionen in Abhängigkeit von der Beanspruchung arbeitet. Ist die geforderte Leistung gering, so
wird ein Magergemisch1261 hoch verdichtet und verbrannt, welches bei hoher Leistung durch eine
Direkteinspritzung ersetzt wird. Durch diese Kombinationen soll außerdem eine Leistungssteige rung um bis zu zehn Prozent - gemessen an anderen gleichvolumigen Motoren des Herstellers -
möglich sein.1262 Allerdings werden durch die überwiegende Verbrennung eines Magergemisches mit dem herkömm lichen drei-Wege-Katalysator die Abgase nicht in ausreichendem Maße von vermehrt entstehenden
Stickoxiden (NOX) gereinigt.1263 Die sich 1996 abzeichnende Gesetzesverschärfung bezüglich der Abgaswerte ließ Mitsubishi - trotz der damit verbundenen technischen Schwierigkeiten - nicht von
seinen Plänen abweichen. Durch einen zweiten Katalysator sowie eine Abgasrückführung will der Produzent dieses Problem lösen.1264 Toyota arbeitet auch an einem solchen Konzept und vertreibt
diese Fahrzeuge seit 1996 in Japan. In Europa soll noch vor der Jahrtausendwende ein entsprechen
des Modell eingeführt werden.1265 In 1997 wurde mit dem Mitsubishi Carisma das GDI-Konzept zum ersten Mal in einem für Europa
bestimmtes Serienfahrzeug eingeführt.1266 Doch die vollen Vorteile sind in Europa nicht realisierbar, da die europäische Gesetzgebung einen - um den Faktor vier - höheren Schwefelanteil des Benzins
als in Japan zuläßt. Der für den japanischen Markt konzipierte Katalysator ist aufgrund des Schwe felanteils im europäischen Benzin nicht einsetzbar, so daß ein anderer Katalysator verwendet wer
den muß. Mit dem ursprünglich geplanten Magergemisch treten jedoch Kompatibilitätsprobleme auf, so daß in Europa ein wesentlich fetteres Gemisch verbrannt wird. Die Vorteile, die mit dem
GDI maximal zu erreichen sind, verringern sich spürbar. Um diese Problematik zu lösen, sind ver schiedene Katalysatoren in der Forschung. Momentan kann jedoch noch keine Variante wirklich überzeugen.
1260 Vgl. Brandstetter [Umwelttechnik 1994], S.96. 1261 Ein Magergemisch ist durch einen höheren Luft- und einen entsprechend geringeren Kraftstoffanteil gekennzeich net. Vgl. Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.41. 1262 Vgl. Mitsubishi [GDI o.J.]; und o.V. [Konkurrenz 1995], S.l6. 1263 Vgl. Sauer [NOX 1998], S.50. 1264 Vgl. Fischer [Staunen 1996], S.132f.; und o.V. [Ansatz 1996], S.148. 1265 Vgl. Kuhn [System 1997], S.86f.; und Toyota (D) [Unternehmen 1997], S.5. 1266 Vgl. Dohrmann [Jahre 1997], S.69.
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Erforderlich wäre eine Reduzierung des Schwefelanteiles des Benzins. Forderungen dieser Art, die
durch die Automobilindustrie formuliert werden, sind für die europäische Mineralölwirtschaft kurz
fristig nicht akzeptabel.1267 So wird europaweit erst ab dem Jahre 2005 Benzin mit einem Schwefel gehalt von 30 ppm (parts per million) gesetzlich gefordert, mit welchem direkteinspritzende Benzin
motoren optimal arbeiten können.1268 Der zur Zeit noch nicht verfügbare Audi Al2 soll ebenfalls durch einen direkteinspritzenden Motor
(Fuel Direct Injection FDI) angetrieben werden, jedoch greift man hierbei auf einen Dreizylinder motor zurück. Ein Verbrauch von 4,3 Litern pro 100 Kilometer soll damit realisierbar sein. Die Pro
blematik der NOx-Reduzierung wollen die Ingenieure auch bei Audi mit Hilfe eines entsprechenden Katalysators handhaben.1269
Auch andere Hersteller arbeiten an einer Benzindirekteinspritzung, doch scheint eine Serienreife noch nicht gegeben.1270
4.2.3.4 Betrachtung der Elektrofahrzeuge Eine zu gängigen Verbrennungsmotoren diskutierte Alternative stellen Elektrofahrzeuge dar, die an
ihrem Einsatzort emissionsfrei und relativ geräuscharm betrieben werden können.1271 Ihre ökolo
gische Vorteilhaftigkeit wird heftig diskutiert und hängt nach weitgehend einhelliger Einschätzung im Schrifttum zu einem großen Teil von den Verhältnissen bei der Stromerzeugung ab.1272
Bei der Argumentation ist es erforderlich, sich die Interessenkonstellationen der beteiligten Gruppen
zu vergegenwärtigen. Die Automobilindustrie hat, auch wenn einige Hersteller bereits umfangrei che Erfahrungen gemacht haben,1273 nur ein geringes Interesse, ihren angestammten Markt zu
gefährden. Diese Unternehmen bieten Elektrofahrzeuge nur zu überhöhten Preisen an.1274 In diesem 1267 Vgl. Kuhn [System 1997], S.86f.; Langkabel/Efler [Frischluft 1997], S.l62; o.V. [Abgasproblematik 1997], S.226L; und Sauer [NOX 1998], S.50ff. 1268 Vgl. Grolle [Sieg 1998], S.263; Lange/Dohm [Schwefelgehaltssenkung 1998], S.32; und Zapp [Kraftstoffe 1998], S.l 60. 1269 Vgl. Kaiser [Auto 1997], S.l02; und Rehmann [Show 1997], S.6f. 1270 Vgl. Audi [Technik 1997], S.l5 ff.; Kuhn [System 1997], S.86; Petri/Kuhn [Zukunftsprojekt 1997], S.92; und von Wegener/Peitzmeier [Trenn-Kost 1998], S.l6. 1271 Vgl. Vester [Ausfahrt 1990], S.415; Brandstetter [Umwelttechnik 1994], S.98; Glaeser [Schutzmaßnahmen 1995], S.259; und Peren et al. [Elektroauto 1997], S.47. 1272 Vgl. Brandstetter [Umwelttechnik 1994], S.98; Sparrer [Umweltmanagement 1994], S.190ff; Petersen/Schallaböck [Mobilität 1995], S.l32; Seiffert [Automobil 1995], S.56; Blümel/Wein [Kosteneffizienz 1996], S.l64; Hirschbach/Heidingsfelder [Produktpolitik 1996], S.218f; Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1996], S.36; Rei chel [Solarfahrzeuge 1996], S.26; Schindler [BMW-Konzept 1996], S.86; BMW [Elektroantrieb 1997], S.6; Seif fert [Automobilwirtschaft 1997], S115; und Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.210. 1273 Vgl. Citroen [Saxo electrique o.J.]; Nissan [Symbiosis o.J.], S.22; Flavin/Lenssen [Entwurf 1991], S.62L; Becker [Politik 1994], S.59; ISOR [SOLAR+E-MOBIL 1995], S.29ff.; Seiffert [Automobil 1995], S.56; Buchheim [VWErfahrungen 1996], S.64f.; Watanabe [Customizing 1996], S.81; BMW [Elektroantrieb 1997], S.2; Daihatsu [Vehicle 1997], S.24ff.; Honda [Mensch 1997], S.3; und VW [Umweltbericht 1997], S.40. 1274 Vgl. zur Problematik der Markteinführung von Elektrofahrzeugen Meinig [Markteinführung 1997], S. 177ff.
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Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, daß dies ein selbstverweigemder Zyklus ist, denn solange die Fahrzeuge nicht die erforderlichen Stückzahlen aufweisen, um als Großserie gefertigt zu werden, erfolgt das Angebot, gemessen an den konventionell angetriebenen Fahrzeugen, zu unat
traktiven Preisen. Die Nachfrage bleibt somit gering und der Anbieter wird auch in der Folgeperiode einen verhältnismäßig hohen Preis fordern.1275 Noch ausgeprägter ist die Position der Mineralölindustrie, die durch einen Benzin-Nachfragerück
gang ausschließlich negativ betroffen wäre. Alleine in Werbekampagnen gegen die Einführung des
Elektroautos haben die betroffenen Industrien mehr als 100 Millionen US$ investiert.1276 Eine gegenteilige Interessenkonstellation ist bei den Unternehmen vorzufinden, die sich ausschließ
lich mit dem Bau dieser Fahrzeuge beschäftigen. Auch die stromerzeugende Industrie hat zur Sicherung bzw. Ausweitung ihres Kemgeschäftes ein originäres Interesse an der Vermarktung ent
sprechender Elektrofahrzeuge.1277 Angesichts der divergierenden Interessenkonstellationen kann es kaum verwundern, daß die Beur
teilung der ökologischen Vorteilhaftigkeit sehr unterschiedlich ausfällt. Meist sind es der Automo
bil- bzw. Mineralölindustrie nahestehende Autoren, die zu einem schlechten Ergebnis bei der Beur teilung der Elektrofahrzeuge kommen.1278 Ein Teil der Verfasser, die den Elektrofahrzeugen eine
höhere Umweltverträglichkeit nachweisen, stehen den Stromerzeugern bzw. den Elektromobilpro
duzenten doch recht nahe.1279 Dieser Meinungszwiespalt war auch zum Ende eines mit Bundesmit teln unterstützten Großversuchs für Elektrofahrzeuge auf Rügen vorzufmden.1280 Teilweise wird in diesem Versuch der Beweis gesehen, daß Elektrofahrzeuge eine höhere CO2-
Emission, gemessen an herkömmlichen PKW, aufweisen.1281 Doch gibt es auch positive Einschätzungen.1282 Andere Autoren stellen die Aussagekraft des gesamten Tests in Frage, da die
Fahrzeuge nicht originär für den Elektrobetrieb konzipiert waren und demnach ein viel zu hohes Gewicht für ein Elektrofahrzeug gehabt hätten. Auch die verwendeten Batterien werden als für die
sen Versuch ungeeignet bezeichnet.1283
1275 Vgl. schon früh zu dieser Problematik Breuer [Auto 1983], S.l 1 ff.; Jones [Peering 1995], S.703; und Gayer [Ölmo tor 1996], S.B10. 1276 Vgl. Hathaway [Elektro-Fahrzeuge 1996], S.l9. 1277 Vgl. o.V. [Heizung 1996], S.86. 1278 Vgl. o.V. [Heizung 1996], S.85; und Wilhelm [Entwickler 1997], S.38. 1279 Vgl. ARGE Prüfgemeinschaft [Elektroauto 1993], S.6f.; Canzler et al. [Automobil 1993], S.l6; Deter/Appel [Sicherheit 1995], S.127; Jones [Peering 1995], S.703; Voy [Elektroantrieb 1995], S.192f.; Grawe [Chancen 1996], S.38f.; Mackenzie [Remarks 1996], S.42ff.; o.V. [Umweltbilanz 1996], S.8; Peren et al. [Elektroauto 1997], S.47ff.; VDEW [Elektroauto 1998], S.l0f.; und Vester [Crashtest 1999], S.289ff. i28o vgj Sturm/Kröger [Rügen 1996], S.27. 1281 Vgl. o.V. [Heizung 1996], S.85f. 1282 Vgl. Busse [Elektroautos 1995], S.l4. 1283 Vgl. Reichel [Rügen 1997], S.22f.; und Sporckmann [Rügen 1997], S.23f.
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Wird das Elektrofahrzeug in einer Leichtbauform gefertigt und durch Solarenergie angetrieben so
scheint es plausibel, daß bessere Verbrauchswerte erreicht werden. Befürworter dieser Fahrzeuge bezeichnen diese Variante auch als Real Zero Emission Vehicles (RZEV).1284 Mit der Honda Motor Co., LTD1285 hat einer der konventionellen Hersteller auf diesem Gebiet Erfahrungen gesammelt,1286
so daß diese Antriebsart doch einen gewissen Realitätsbezug zu haben scheint. Für den kalifornischen Markt schreibt der Gesetzgeber ab 2003 zehn Prozent der Neuzulassungen
als Elektrofahrzeuge vor. Primäres Interesse ist eine Verminderung der Luftbelastung in den Bal lungsräumen, die unabhängig von der ökologischen Gesamtbeurteilung auf jeden Fall erreichbar ist. Zu dieser Beurteilung kommt auch die Umweltschutzorganisation NRDC (Natural Resource Defense Council).1287
Bei den Batterien, die noch im Zusammenhang mit dem Test der Elektrofahrzeuge auf der Insel Rügen kritisiert worden sind, gibt es mittlerweile Verbesserungen. Mit diesem neuen Batterietyp soll ein entsprechend leichtes Elektrofahrzeug mehr als 500 Kilometer zurücklegen können, ohne
einen Ladestopp zu benötigen. Die Ladezeiten sind demnach auch stark reduziert worden.1288 Somit
scheinen Marktchancen, zumindest für den innerstädtischen Bereich, zukünftig vorhanden zu
sein.1289 Neben den Herstellern, die Elektrofahrzeuge zusätzlich in ihr Sortiment aufnehmen, gibt es bereits einige Unternehmen, die sich ausschließlich mit der Produktion und Vermarktung von Elek trofahrzeugen beschäftigen. Einige dieser Unternehmen sind schon verhältnismäßig lange erfolg
reich am Markt tätig, andere befinden sich noch in einer sehr frühen Phase.1290 Eine Modifikation der bisher dargestellten Elektrofahrzeuge stellen die Fahrzeuge mit Brennstoff zellen dar, die ebenfalls als interessante Antriebsaltemative diskutiert werden.1291 Diese sind zwar
noch nicht serienreif erhältlich, doch befinden sich Mercedes-Benz, Toyota und einige andere Her steller in der Erprobungsphase.1292 Erste Forschungsaktivitäten seitens Mercedes-Benz und BMW
gehen bis in die 70er Jahre zurück.1293 So ist bei Mercedes-Benz bereits die dritte Generation der NEC’s (New Electric Car) in der Erprobungsphase. Gemessen an den ursprünglichen Fahrzeugen
1284 1285 1286 1287 1288 1289
1290 1291 1292
1293
Vgl. Reichel [Solarfahrzeuge 1996], S.26; und Schmidt [Abkürzung 1996], S.l9. Die Honda Motor Co., LTD wird nachfolgend als Honda bezeichnet. Vgl. Honda [Mensch 1997], S.4. Vgl. Bitterly [Energie 1996], S.l29. Vgl. Bitterly [Energie 1996], S.l29. Vgl. Goeudevert [Zukunft 1991], S.l79; ARGE Prüfgemeinschaft [Elektroauto 1993], S.4; Brandstetter [Umwelt technik 1994], S.98; Jones [Peering 1995], S.703; Treacy/Wiersema [Marktfiihrerschaft 1995], S.203; Hathaway [Elektro-Fahrzeuge 1996], S.l9; Knie et al. [E-Fahrzeuge 1997], S.15ff; Wada [Elektrofahrzeuge 1997], S.26; und Legat [Elektroautos 1998], S.265f. Vgl. VDEW [Elektroauto 1998], S.4ff.; und die Ausführungen im Teil 5. Vgl. Ledjeff [Elektrofahrzeuge 1993], S.217ff.; Hirschbach/Heidingsfelder [Produktpolitik 1996], S.219; und Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.243ff. Vgl. Pfauntsch [Brennstoffzellen-Technik 1997], S.9; Thomsen [Batterie 1997], S.262; Toyota (D) [Unternehmen 1997], S.5; Preissner [Technik 1998], S.237ff.; und Tenbrock [Träume 1998], S.33. Vgl. Goeudevert [Zukunft 1991], S.l75; und Becker [Politik 1994], S.59.
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sind bereits beachtliche Fortschritte erzielt worden. Reichweiten von 250 Kilometer scheinen durch
aus realistisch.1294 Der Antrieb erfolgt hierbei, indem Luftsauerstoff mit Wasserstoff in Verbindung gebracht wird. Das Ergebnis ist elektrischer Strom, der direkt an den Elektromotor des Fahrzeuges abgegeben werden
kann. Als Abfallprodukt entsteht lediglich Wasserdampf. Der erforderliche Wasserstoff soll direkt im Fahrzeug mittels einer Gasaufbereitungsanlage aus Methanol gewonnen werden. Bei einer
Betrachtung des gesamten Prozesses verspricht man sich hiervon eine erhebliche Verringerung der CO2-Belastung, gemessen an herkömmlichen Verbrennungsmotoren.1295 Die A-Klasse soll ab dem Jahre 2004 mit einem solchen Antrieb serienmäßig verfügbar sein.1296
4.2.3.5 Kombinierter Einsatz von Verbrennungs- und Elektromo toren bei Hybridfahrzeugen Hybridfahrzeuge besitzen eine Kombination aus einem Elektroantrieb und einem konventionellen
Verbrennungsmotor. Hiermit sollen die Vorteile der beiden Konzepte - nach Möglichkeit unter
Minimierung der jeweiligen Nachteile - kombiniert werden. Die sequentiell konzipierten Fahrzeuge können im städtischen Betrieb durch den Elektroantrieb ohne direkte Emissionen betrieben werden
und sind trotzdem durch den Verbrennungsmotor langstreckentauglich.1297 Wurde diese Fahrzeugart
zu Beginn der 90er Jahre hinsichtlich ihrer Praxistauglichkeit noch sehr skeptisch beurteilt,1298 so sind diese Bedenken zwischenzeitlich zerstreut.1299
Trotzdem gibt es kritische Stimmen, die diese Fahrzeugart aus ökologischen Gründen bei konven
tioneller Stromerzeugung ablehnen. Hierbei wird die analoge Argumentation wie bei den reinen Elektrofahrzeugen angeführt.1300 Teilweise werden an das Hybridkonzept aber auch große Hoffnun gen für die Zukunft geknüpft, da diese Fahrzeugart eine wesentlich breitere Anwendungspalette als
das reine Elektrofahrzeug bietet.1301 Für die Hybridfahrzeuge, die einen Teil des elektrischen Stro mes aus dem Elektrizitätsnetz beziehen, mag die Kritik an der Stromerzeugung vielleicht noch
nachvollziehbar sein. Für die hybriden Fahrzeuge, bei denen der erforderliche Strom von einem
Benzinmotor erzeugt wird, der ständig im optimalen Drehzahlbereich betrieben werden kann, ist 1294 Vgl. Hess [Innovationsoffensive 1996], S.31; Krämer [Japaner 1996], S.144; und o.V. [Wasserdampf 1996], S.28. 1295 Vgl. Wilhelm [Entwickler 1997], S38fT; und VW [Umweltbericht 1997], S.42f. 1296 Vgl. Hubbert [Ausführungen 1997], S.2; Petri/Kuhn [Zukunftsprojekt 1997], S.92; und Panic/Efler [Ingenieure 1998], S.l 12f. 1297 Vgl. Jaggi [Hybridfahrzeug 1996], S.lff.; Calvet [Produktentwicklungsmanagement 1996], S.89; und o.V. [Stadt 1996], S.l9. 1298 Vgl. Goeudevert [Zukunft 1991], S.l77. 1299 Vgl. Seitz [Geo-Ökonomie 1994], S.37; Schamhorst [Fahrzeugkonzepte 1995], S.l 19; Jaggi [Hybridfahrzeug 1996], S.lff.; o.V. [Hybrid 1996], S.31; und o.V. [Smart 1996], S.9. boo vg] Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1996], S.36. 1,01 Vgl. Seitz [Geo-Ökonomie 1994], S.37; Spangenberg [Superauto 1994], S.41f.; und Jaggi [Hybridfahrzeug 1996], S.l ff.
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diesem Argument aber zu widersprechen. Entstehen während der Fahrt Überschüsse, so wird eine Batterie aufgeladen, die bei Leistungsbedarfsspitzen zusätzliche Kraft zur Beschleunigung über den
Elektromotor beisteuert.1302 Überzeugte prominente Befürworter des Hybridfahrzeugs sind Weizsäkker et al., die darüber hinaus durch eine Rückgewinnung der bislang ungenutzten Bremsenergie
durch den Elektromotor wesentliche Verbesserungspotentiale sehen. In Kombination mit weiteren
Fahrzeugverbesserungen verweisen sie auf spektakuläre Verbrauchsoptimierungen.1303 Eine andere erfolgsversprechende Idee ist die Implementierung eines neu entwickelten Elektromo
tors, der die Schwingungen des Motors verringern soll, gleichzeitig als Lichtmaschine (Isad = Inte
grierter - Starter - Alternator) fungiert und seine erzeugte Energie dem Fahrzeug zur Verfügung stellt. Hiermit wird ein hybrider Antrieb ermöglicht, dem positive Wirkungen auf den Kraftstoffver brauch zugeschrieben werden. Mit einer Serienreife sei kurz nach der Jahrtausendwende zu
rechnen.1304
Seit Dezember 1997 hat Toyota in Japan mit dem Prius ein Hybridfahrzeug im Serienangebot, wenn auch nur eine Stückzahl von lediglich 1.000 Einheiten im Monat avisiert ist.1305 Hierbei handelt es
sich um ein Automobil mit parallelem Hybridantrieb, welches auch die Bremsenergie zur Aufla dung der Batterie nutzt. Der Hersteller gibt einen Durchschnittsverbrauch von 3,6 Litern Benzin pro
100 Kilometer an.1306 Eine Entscheidung über eine europäische Markteinführung wird frühestens im Jahr 2000 gefällt.1307
Von den etablierten Automobilherstellem plant Audi mit Einführung des Duo die Plazierung eines Fahrzeuges mit parallelem Hybridantrieb auf dem deutschen Markt. Auch andere Hersteller arbei
ten an diesem Konzept; so gehen beispielsweise die Bestrebungen bei Nissan zu einem sequentiel
len Hybridfahrzeug. Motivation ist nicht zuletzt, die künftigen Anforderungen des kalifornischen Marktes zu erfüllen, obwohl die Bewertung von Hybridfahrzeugen im Rahmen der kalifornischen
Gesetze noch ungeklärt ist.1308 Bei den parallelen Hybridfahrzeugen wirken die zwei vollständigen
Antriebssysteme jedoch nachteilig, denn sie erhöhen sowohl das Fahrzeuggewicht als auch die
Fahrzeugkosten, so daß der Markterfolg solcher Konzepte kaum positiv zu sehen ist.1309
Auch im Segment der Hybridfahrzeuge gibt es Hersteller, die sich schwerpunktmäßig diesem Feld widmen wollen. Hier kann einmal die Sachsenring Automobiltechnik AG1310 genannt werden, die
schon 1996 ein Konzept für ein Hybridfahrzeug vorstellte, doch bei der Suche nach einem 1302 1303 13M 1305 1306 1307 1308 1309 1310
Vgl. o.V. [Hybriden 1998], S.8f. Vgl. von Weizsäcker et al. [Faktor 1997], S.36. Vgl. Kuhn [Überholspur 1998], S.52f. Vgl. Toyota (D) [Unternehmen 1997], S.5. Vgl. Toyota (D) [Hybrid Auto 1997], S.lf. Vgl. Dreßen [Toyota Prius 1998], S.l; und die Ausführungen im Unterabschnitt 4.2.5.4. Vgl. o.V. [Hybriden 1998], S.8f. Vgl. Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998]. S.238. Die Sachsenring Automobiltechnik AG wird nachfolgend als Sachsenring Automobiltechnik bezeichnet.
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fmanzstarken Partner1311 nicht erfolgreich war. Trotzdem wurden im Sommer 1998 zwei weitere
Versionen vorgestellt, mit denen man erfolgreicher agieren möchte. Durch die zwischenzeitlich
durchgefuhrte Kapitalerhöhung dürfte sich auch die Finanzkraft des Unternehmens verbessert haben.1312 1996 plante die Hotzenblitz Mobile Thüringen GmbH1313 die Produktion des Hotzenblitz-Fahrzeugs
als reines Elektromobil mit einem neuen Batterietyp, der einen positiven Einfluß auf die Reichweite hatte.1314 Die Fachpresse lobte das Fahrzeug, lediglich Vester kritisierte die zu hohe (!) Geschwin
digkeit und Reichweite des Fahrzeugs.1315 Doch im Juli 1996 - die TÜV-Genehmigung war gerade
erteilt worden - mußte aufgrund von Finanzierungsengpässen der Konkurs angemeldet werden.1316
Fast schien es, als wenn das Fahrzeug Hotzenblitz keinen Marktdurchbruch schaffen sollte. Doch im
Frühjahr 1998 fand Albiez - der Initiator des Hotzenblitz - neue Partner, die scheinbar das erforder liche Kapital aufbringen können. Doch anstelle der reinen Elektrofahrzeuge ist jetzt die Produktion
von Hybridfahrzeugen geplant. Eine Fertigungsstätte, der Treffpunkt Zukunft - Fahrzeuge & Tech nologien GmbH & Co KG, soll in Duisburg ihren Sitz haben. Hierbei sind zunächst Fertigungsmen
gen von 300 Stück pro Jahr vorgesehen. Für die langfristige Zukunft soll die Produktion - entspre chende Nachfrage natürlich vorausgesetzt - bis auf 20.000 Einheiten ausgedehnt werden.1317
4.2.3.6 Chancen des Erdgasantriebes und weiterer Verbesserungspotentiale Eine weitere Alternative zum herkömmlichen Verbrennungsmotor stellt der Erdgasantrieb dar, der
bereits 1863 erfunden wurde.1318 Als Vorteile werden wesentlich geringere schädliche Emissionen
genannt. Dies gilt sowohl für Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, die Stickoxide als auch für die Koh lenwasserstoffe. Die Beteiligung an der Ozonbelastung bzw. der Smogentstehung ist ebenfalls
signifikant geringer.1319 Nachteilig hingegen wirken sich die erforderlichen größeren Tankvolumen und die leicht verminderten Reichweiten bzw. Leistungen aus.1320 1972 war der erste
1311 1312 1313 13,4 1315 1316 1317
Vgl. o.V. [Stadt 1996], S.l9. Vgl. Kratz [Erfolgskurs 1998], S.30.; o.V. [Sachsenring 1998a], S.13; und o.V. [Sachsenring 1998b], S.21. Die Hotzenblitz Mobile Thüringen GmbH wird nachfolgend als Hotzenblitz bezeichnet. Vgl. Drost [Elektroautos 1996], S.21. Vgl. Vester [Crashtest 1999], S.212f. Vgl. Escher [Kurzschluß 1996], S.26; o.V. [Hoffnung 1996], S.10; und Dürand [Schläue 1997], S.l 11. Vgl. o.V. [Hotzenblitz 1998a], S.W1; o.V. [Hotzenblitz 1998b], S.l; Ring [Hotzenblitz 1998], S.3 If; und TZF&T [Beteiligung 1998]. 1318 Vgl. Brandstetter [Umwelttechnik 1994], S.96; und Grassel [Treibhausgase 1995], S.l9. 1319 Vgl. Brandstetter [Umwelttechnik 1994], S.96; Breitenkamp/Blümel [Schadstoff 1995], S.33; Grassel [Treibhaus gase 1995], S.l9; Mittenzwei [Fahrzeuge 1995], S.l9; VEW [Erdgas 1996]; Honda [Mensch 1997], S.2; Wilhelm [Entwickler 1997], S.38; Steffes [Erdgas 1998], S.23ff; und VW [Umweltbericht 1997], S.39. 1320 Vgl. Grassel [Treibhausgase 1995], S.l9; Mittenzwei [Fahrzeuge 1995], S.l9; Wilhelm [Entwickler 1997], S.38; Strobl [Erdgas 1998], S.l52; und VW [Umweltbericht 1997], S.39.
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Automobilprototyp verfügbar; in anderen Staaten wird der Erdgasantrieb aktuell schon wesentlich
intensiver genutzt.1321 Auch in Deutschland wird die Infrastruktur permanent verbessert, womit gleichzeitig der Anreiz für die Produzenten wächst, entsprechende Fahrzeuge für den deutschen Markt bereitzustellen. Hier ist
eine steigende Tendenz zu erkennen.1322 So plant BMW, bis zum Jahr 2005 100.000 erdgasbetrie bene Einheiten zu vermarkten. Andere Hersteller gehen den gleichen Weg und setzen auf die Kom bination von Gas und Benzin, um die Verwendungsfähigkeit auch bei stellenweise noch unzurei
chender Infrastruktur zu gewährleisten.1323 Neben den hier dargestellten Antriebsaltemativen gibt es weitere Ansätze, die den Motor in den Mittelpunkt der Betrachtungen stellen.1324 Diese weiteren Motorenkonzepte werden von der Indu
strie jedoch kaum beachtet, so daß wir hier auf eine Darstellung verzichten. Verbesserungen bei Roll- und Luftwiderständen bilden weitere Ansatzpunkte zur Verbrauchsre duzierung. Der Rollwiderstand ist bei geringen Geschwindigkeiten ein maßgeblicher Verbrauchs verursacher, dem Luftwiderstand kommt hingegen erst ab Geschwindigkeiten über 60 Stundenkilo
meter eine wichtige Bedeutung bei. Problematisch ist bei der Luftwiderstandsminderung der verrin
gerte Neigungswinkel der Fahrzeugscheiben, womit eine stärkere Fahrzeugaufheizung induziert wird. Der Einsatz von Klimaanlagen zur Kompensation des Wärmestaus wirkt kontraproduktiv.1325
Ein nicht unerheblicher Teil der automobilinduzierten Umweltbelastungen wird durch Verkehrs stauungen verursacht.1326 Somit kann eine optimale Verkehrsführung - besonders durch die Nut zung moderner Telekommunikationsmedien -1327 einen weiteren Beitrag zur umweltverträglicheren Nutzung des Automobils leisten.1328 In diesem Zusammenhang verwundert es kaum, daß seitens der
Automobilindustrie gerne auf dieses Potential verwiesen wird. Die Forschungsbemühungen sind
sehr intensiv,1329 denn diese Konzepte fordern keine Veränderung aktueller Fahrzeugkonstruktionen.
1321 Vgl. BMW [Erdgasantrieb 1995], S.6; und Grassel [Treibhausgase 1995], S.l9. 1322 Vgl. o.V. [Erdgas-Autos 1996], S.12; Honda [Mensch 1997], S.2; und Voigt [Saubermann 1997], S.l04. 1323 Vgl. BMW [Erdgasantrieb 1995], S.4; o.V. [Erdgas-Autos 1996], S.l2; o.V. [Volvo 1997], S.7; und VW [Umwelt bericht 1997], S.39. 1324 Vgl. Poulton [Engines 1994], S.135ff. 1325 Vgl. Seiffert [Automobilwirtschaft 1997], S104ff.; und Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.127ff. 1326 Vgl. FES [Fahrt 1993], S.41; VDA [Auto 1994], S.71ff; Grühsem [Populismus 1995], S.2; VDA [Auto 1995], S.78ff; Braess/Frank [Sustaniable Mobility 1996], S.5; VDA [Auto 1996], S.75ff.; Latsch [Chaos 1998], S.68ff.; zu einer europäischen Betrachtung Dudenhöffer et al. [Schlüssel-Trends 1998], S.442; und mit einer wesentlich zurückhalterenden Beurteilung Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.302ff. 1327 Vgl. Vöhringer [Management 1996], S.l 14. 1328 Vgl. Deter/Appel [Sicherheit 1995], S.l22; van Suntum [Umwelt 1995], S.360f.; und Dudenhöffer et al. [SchlüsselTrends 1998], S.443. 1329 Vgl. Dahlhoff [Ökologie-Management 1991], S.65; Klingenberg/Wagner [Umweltschutzstrategien 1992], S.622ff.; Minte [Umweltschutz 1993], S.l84; Mercedes-Benz [Umwelt-Forum 1994], S.75; und Vöhringer [Management 1996], S.l 14.
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Dynamische Ökoloeieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
4.2.4 Verbrauchsreduzierung - wichtige ökologische Anforde rung an die Automobilindustrie Ziel dieses Abschnitts ist die Darstellung verbrauchsbezogener Anforderungen an die Automobilin
dustrie durch ausgewählte Institutionen bzw. Personen. Wir zeigen zuerst die gesetzlichen Anforde rungen auf. Im zweiten Schritt werden ausgewählte gesellschaftliche Dimension dieses Themas dar
gestellt. Die Forderung nach dem Drei-Liter-Auto wird im Anschluß untersucht. Abschließend
betrachten wir die Einforderung des Hypercars.
4.2.4.1 Gesetzliche Anforderungen an die Automobilnutzung und die Reaktion der Automobilbranche Wir haben bereits auf die gesetzlichen Anforderungen des kanadischen Bundesstaates Ontario1330
sowie des US-amerikanischen Bundesstaates Kalifornien1331 hingewiesen. Besonders dem kaliforni schen Gesetzgeber wird mit seinen Maßnahmen ein sehr positiver Einfluß auf die Innovationsbereit
schaft der Unternehmen bescheinigt.1332 Die vorherige Bundesregierung hat sich zum Verzicht auf ordnungspolitische Maßnahmen ver
pflichtet. Ursache dieses Entgegenkommens war eine seitens der deutschen Automobil Industrie abgegebene Selbstverpflichtung, die in zwei Erklärungen formuliert wurde. Hierin verpflichtet
man sich, eine Verminderung des Kraftstoffverbrauchs auf der Basis des Wertes von 1990 um 25
Prozent bis zum Jahr 2005 zu erzielen. Während die Erklärung aus dem Jahre 1990 noch auf den Gesamtverbrauch abstellt, wird in der „Erweiterung” von 1995 nur der durchschnittliche Verbrauch
genannt.1333 Somit ist das bereits angesprochene Wachstum des PKW-Bestandes, als Verursacher
des gegenwärtigen Schadstoff- und Verbrauchswachstums, entgegen der ursprünglichen Verpflich tung aus der Berechnung ausgeklammert. Die damalige Bundesregierung geriet fiir diese Vereinbarung stark in die Kritik. Ansatzpunkt der
Kritiker waren vor allem die unklaren Formulierungen. So wird nicht explizit festgelegt, ob
•
der gesamte PKW-Bestand als Bewertungsmaßstab anzusehen ist oder nur die in 2005 pro
duzierten Fahrzeuge gemeint sind und •
die gesamte bundesdeutsche Automobilflotte oder nur die Produkte deutscher Hersteller Gegenstand der Selbstverpflichtung sind.1334
1330 1331 1332 1333 1334
Vgl. die Ausführungen im Unterabschnitt 3.2.2.2. Vgl. die Ausführungen im Abschnitt 4.1.4. Vgl. Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.219. Vgl. VDA [Auto 1994], S.l 17; o.V. [Drei-Liter-Diesel 1995], S.l 1; und VDA [Auto 1996], S.142f. Vgl. Petersen/Schallaböck [Mobilität 1995], S.114L; Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1996], S.44ff.; und VCD [Auto-Umweltliste 1996], S.l5.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Es ergeben sich für die Automobilindustrie derart große Interpretationsspielräume, daß der Wert
dieser Erklärung als äußerst gering eingestuft wird. Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch Steger, der ehemals dem VW-Vorstand angehörte.1335 Unklar bleibt vor allem was die Bundesregie
rung motiviert hat, angesichts der völlig offenkundigen Unzulänglichkeit dieser Erklärung eine so weitreichende Bindung einzugehen.
Seit 1996 kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen dem Bundesumweltamt und der Automo bilindustrie über den Erfolg der Verbrauchsreduzierung. Während das Bundesumweltamt der Indu strie zu geringes Engagement vorwirft vertritt der VDA (Verband der Automobilindustrie e.V.) die
Meinung, daß die Bundesregierung die Fortschritte der Branche zu wenig würdigen würde.1336 Wie die seit Oktober 1998 amtierende Bundesregierung mit diesem Thema umgehen wird kann momen tan nicht beurteilt werden. Aufgrund des gegenwärtigen Status quo ist eine geringe Motivation der
Branche zu einer nennenswerten flottenweiten Verbrauchsverringerung zu vermuten.
Als weiterer Mitverantwortlicher für die fahrzeugbedingte Emission ist nach Auffassung des VDA die Mineralölwirtschaft zu nennen. Ihre Verantwortung ist es, die Qualitäten der Kraftstoffe zu
erhöhen, um damit einen weiteren Beitrag zur Verbrauchs- und Schadstoffsemissionsreduzierung zu
leisten.1337 Mit einer ähnlichen Kommunikationspolitik tritt auch der VDIK (Verband der Impor teure von Kraftfahrzeugen e.V.) an die Öffentlichkeit.1338
Trotz der realen Blockadehaltung hinsichtlich der Verbrauchsoptimierungen kommuniziert die Automobil Industrie ihre (vermeintlich) ökologische Ausrichtung.1339 Ein Beispiel war die Forderung
deutscher Automobiluntemehmen nach einer einheitlichen Katalysatoreneinfuhrung in Europa, in der ersten Hälfte der 80er Jahre. Hier versuchten sich besonders die Unternehmen mit einschlägigen Exporterfahrungen in die USA, wo die Katalysatoranforderung schon lange bestand,1340 zu
profilieren.1341 Wie wenig diese Forderung durch reales Handeln bewiesen wurde zeigt sich zum einen darin, daß mit Opel1342 ein Unternehmen ohne Exporterfahrungen in die USA als erstes eine
flottenweite Katalysatoreneinfuhrung durchfuhrte.1343 Als weiterer Beleg sind die Publikationen des deutschen und der europäischen Automobilverbände zu sehen, die wider besseren Wissens noch bis
in die 90er Jahre den maßgeblichen Zusammenhang zwischen Automobilbetrieb und den 1335 VgL Steger et al. [Experimente 1995], S.41. 1336 Vgl. Merkel et al. [Kleinvieh 1996], S.44; o.V. [Belastung 1997], S.8; o.V. [Umweltbundesamt 1997], S.7; und UBA [Jahresbericht 1998], S.216. 1337 Vgl. VDA [Auto 1994], S.l 13; Krumm et al. [Kraftstoffe 1995], S.l77ff.; o.V. [Drei-Liter-Diesel 1995], S.l 1; und o.V. [Einfluß 1998], S.92. 1338 Vgl. VDIK [Bericht 1996]. 1339 Vgl. stellvertretend fiir viele andere Gadek [Produktpolitik 1988], S.199ff.; VDA [Auto 1994], S.22; Cantarella [Innovation 1996], S.39; Haase [Kundenorientierung 1996], S.240; und Watanabe [Customizing 1996], S.80. 1340 Vgl. Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.l3. 1341 Vgl. Holzinger [Politik 1994], S. 186ff. 1342 Aufgrund der Konzemzugehörigkeit zu GM exportiert Opel keine Fahrzeuge in die USA, so daß keine eigenen Produktionserfahrungen vorlagen. 1343 Vgl. Steger et al. [Experimente 1995], S.66f.
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Waldschäden bestritten.1344 In der Diskussion um den Treibhauseffekt wird der Zusammenhang mit
der CO2-Emission seitens der Automobilindustrie auch in der zweiten Hälfte der 90er Jahre stark
heruntergespielt.1345 Die Einführung der Ökosteuer1346 im März 1999 ist eine Anforderung an die Automobilindustrie zur Verbrauchsminderung. Dies gilt besonders, wenn die aktuelle Einführung den ersten Schritt darstellt, dem weitere Steuererhöhungen folgen. Der gesetzlich induzierte Druck auf die Automobil
industrie dürfte wesentlich stärker wirken als dies durch die interpretationsfähigen Selbstverpflich-
tungen der Fall ist.1347
4.2.4.2 Gesellschaftliche Anforderungen an die Automobilindustrie Werden die existierenden Potentiale zu Verbrauchsoptimierungen dem Großteil der Konsumenten
bekannt bzw. setzt ein Unternehmen die diskutierten Möglichkeiten um, so ist mit einer stärkeren Anforderung an die Verbrauchsminimierung durch die Konsumenten zu rechnen. Teilweise sind
solche Tendenzen bereits erkennbar, denn neben gesetzlichen Restriktionen bildet der Anspruch der Konsumenten nach einem "...Kauf mit gutem Gewissen.... ”1348 schon heute eine zweite Grundlage,
die zum Handeln zwingt.1349 Zwar ist eine zunehmende Besorgnis der Bundesbürger über den Kli
mawandel feststellbar, doch gleichzeitig ist das Mobilitätsbedürfnis so stark ausgeprägt, daß nicht einmal eine Verdoppelung der Kraftstoffpreise einen nachhaltigen Rückgang erwarten läßt.1350
Neben der technischen Kompetenz wird somit zunehmend auch eine soziale und ökologische Fähig keit als eigenständige Anforderungsdimension der Automobilhersteller Bedeutung gewinnen.1351 Aktuell wird bereits ein verminderter Kraftstoffverbrauch als Anforderung formuliert.1352 Dieser Anspruch geht soweit, daß "... der aktuelle Kraftstoffverbrauch von breiten Autofahrerkreisen gewissermaßen als Indikator der ökologischen Kompetenz und Gesinnung der Automobilhersteller
1344 1345 1346 1347 1348 1349 1350
Vgl. Holzinger [Politik 1994], S. 133f.; und VDA [Auto 1994], S.103. Vgl. VDA [Auto 1994], S.103; und Opel et al. [CO2-Emission 1996], S.3ff. Vgl. o.V. [Ökosteuer 1999], S.lf.; und o.V. [Rot-Grün 1999], S.l. Vgl. hierzu die Ausführungen im Abschnitt 5.4.4. Drosdek [Management 1996], S.33. Vgl. Steger [Umweltschutz 1994], S.67; und Drosdek [Management 1996], S.33. Vgl. Birke/Schwarz [Umweltschutz 1994], S.10. Als eine wesentliche Ursache ist der vielerorts unzulänglich ver fügbare ÖPNV (öffentlicher Personennahverkehr) einzuschätzen. Vgl. FAW [Zukunftserwartungen 1994], S.17f.; GfK [Umweltproblematik 1994], S.32; Hautzinger [PKW-Nutzung 1995], S.70f.; van Suntum [Umwelt 1995], S.360f.; Schmitt [Rahmenbedingungen 1995], S.70f.; Kampmann/Wagner [Autofahren 1996], S.l93; Preisendörfer [Umweltbewußtsein 1996], S.58; Canzler/Knie [Möglichkeitsräume 1998], S.58ff.; und zur Verkehrsbeteiligung der Deutschen Bahn AG Ellwanger [Verkehrsverlagemngen 1991], S.98ff.; Ludwig [Bundesbahn 1994], S.388f.; Ludewig [Weichenstellung 1999], S.97; und Wille [Konkurrenz 1999], SlOf. 1351 Vgl. Beger [Megatrends 1994], S.21. 1352 Vgl. Schmitt [Rahmenbedingungen 1995], S.70f.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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gewr/e/..."1353 wird. Diese Vorstellung dürfte in nächster Zeit mit noch stärkerem Gewicht formu
liert werden.1354 Das Image der Automobilhersteller wäre entsprechend zu erweitern.1355
Spiller vermutet, daß künftig grundsätzlich in allen Branchen das Produkt noch stärker als die Pro duktion im Zentrum des ökologischen Interesses stehen wird.1356 In der Computerbranche ist diese Entwicklung bereits vollzogen, auch wenn sie nicht ökologisch motiviert ist. Anstelle der Anschaf fungskosten treten verstärkt die Kosten der Nutzung in den Vordergrund. Diese Tendenz wird unter
dem Begriff Total Cost of Ownership zusammengefaßt.1357 Eine weitere Problematisierung der Verbrauchsthematik erfolgt durch die juristische Dimension.
So wurde 1996 eine Entscheidung des OLG (Oberlandesgericht) Hamm durch den BGH (Bundesge richtshof) zur erneuten Entscheidung zurückgewiesen. Der Kläger bemängelte nach dem Erwerb
eines Neuwagens einen um 13 Prozent zu hohen Verbrauch im Drittelmix, gemessen an den Pro spektangaben. Während das OLG auf eine jährliche Betrachtung abstellte und die Klage wegen
Geringfügigkeit der zusätzlichen Betriebskosten ablehnte, betrachteten die Richter des BGH die
gesamte Lebensdauer und kamen zu einem gegenteiligen Ergebnis. In dieser höchstrichterlichen Entscheidung wird eine Signalwirkung für die gesamte Branche gesehen.1358 Es kann somit festge halten werden, daß die Automobilindustrie nur mit einer ökologischen Ausrichtung überlebensfähig
sein wird.1359 Künftige Modelle, so wird beispielsweise von Braess vermutet, werden keinen linea ren Bezug zu den Fahrzeugen der Gegenwart haben.1360
Schon lange weisen Autoren darauf hin, daß durch Verbrauchssenkungen ein Vorteil im Wettbe
werb erzielt werden kann.1361 In Großbritannien ist dies bereits Realität, da hier die Benzinpreise durch Steuererhöhungen inflationsbereinigt um fünf Prozent jährlich steigen.1362 Für andere europäi sche Staaten wird dieses Vorgehen ebenfalls für praktikabel gehalten. In den USA hingegen wird
statt dessen die Subventionierung von verbrauchsarmen und die höhere Belastung von verbrauchsin tensiven Fahrzeugen diskutiert, weil dort eine stärkere Besteuerung der Treibstoffe aktuell politisch nicht durchsetzbar erscheint.1363
Schmitt [Rahmenbedingungen 1995], S.71. Vgl. Braess [Anforderungen 1996], S. 1 f.; und Krüger [Erlebniswelten 1996], S.38. Vgl. Drosdek [Management 1996], S.33f. Vgl. Spiller [Produktpolitik 1996], S.61. Vgl. Friebe [Kostenkontrolle 1997], S.32ff. Vgl. Hess [Automobilhersteller 1996], S.l6. Vgl. Prätorius [Automobilindustrie 1992], S.63 Iff. vg| ßraess [Anforderungen 1996], S.8. Vgl. Sprenger [Umweltschutz 1981], S.10; und stellvertretend für die jüngeren Schrifttumsbeiträge Meffert/Kirch georg [Umweltmanagement 1995], S.l22; sowie Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998]. 1362 Vgl. von Weizsäcker [Umweltstandort 1994], S.53; Dohm [Ökoauto 1998], S.28; und Kriener [Opfer 1998], S.23. 1363 Vgl. Heise [Methodik 1992], S.96ff.; von Weizsäcker et al. [Faktor 1997], S.217f.; Tenbrock [Träume 1998], S.33; und zu weiteren möglichen Maßnahmen van Suntum [Umwelt 1995], S.361. 1353 1354 1355 1356 1357 1358 1359 uw 1361
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Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
4.2.4.3 Einführung des Drei-Liter-Fahrzeuges als operationali sierte Anforderung an die Automobilindustrie Die Produktion eines Drei-Liter-Fahrzeuges ist schon lange ein Diskussionsthema.1364 Dabei wird
von mehreren Autoren unterstellt, daß Konzepte für verbrauchsreduzierte Fahrzeuge bereits verfüg
bar sind, die Umsetzung jedoch an den momentanen Benzinpreisen und den Risiken einer solchen
Markteinführung scheitere.1365 Die kürzlich erfolgte Vorstellung des Toyota Prius kommt dabei mit einer avisierten Stückzahl von 1.000 pro Monat eher einem Feldversuch nahe.1366 In diesem Zusammenhang ist aber nicht nur das oft diskutierte Drei-Liter-Auto zu betrachten, dem
eine Vorreiterrolle zukommt, um Verbrauchsoptimierungen zu demonstrieren. Noch wichtiger ist es, den Verbrauch in den gebrauchsintensiveren Klassen zu optimieren. Hierbei werden als Werte
für die Mittelklasse ein Verbrauch unter fünf und in der Oberklasse ein Verbrauch unter sieben Litem gefordert.1367 Opel kommuniziert in diesem Zusammenhang übereinstimmend, daß nicht die Einführung eines Drei-Liter-Modells, sondern vielmehr die Verbrauchsreduzierung der Gesamt flotte im Vordergrund der Bemühungen stehen müsse.1368 Auch der VW-Vorstandsvorsitzende
Piech betont die Synergieeffekte, die in anderen Klassen aus der Produktion des Drei-Liter-Autos
gewonnen werden können.1369 Der Anforderung, ein Drei-Liter-Serienfahrzeug anzubieten, kam die Industrie jedoch lange nicht nach, obwohl bereits 1995 ein solches Fahrzeug durch japanische Hersteller angekündigt wurde.1370
Mehrere Automobilproduzenten testen verschiedenste Prototypen,1371 doch gilt für die meisten, daß entweder die Fahrzeuge erst in einigen Jahren serienreif sind, die Voraussetzungen der Verbrauchs tests mit der Realität nicht übereinstimmen oder aber die Verbräuche nur geringfügig unter denen
vergleichbarer Serienfahrzeuge liegen.1372 In diesem Zusammenhang werden auch die DIN-Verbräu che sowie Testergebnisse, die den einschlägigen Fachzeitschriften zu entnehmen sind, als nicht aus sagekräftig bezeichnet, denn es gelangen nur Fahrzeuge in den Test, die optimal gepflegt sind, wel ches eine erhebliche Diskrepanz zur Realität darstellt.1373 1364 Vgl. o.V. [Drei-Liter-Diesel 1995], S.l 1. 1365 Vgl. Goeudevert [Zukunft 1991], S.162ff.; Meadows et al. [Revolution 1992], S.82; Spangenberg [Superauto 1994], S.36; Kleinert [Innovationslenkung 1995], S.99; Schmidheiny et aL [Optimist 1996], S.135; VCD [AutoUmweltliste 1996], S.3; und Kriener [Opfer 1998], S.23. 1366 Vgl. die Ausführungen im Unterabschnitt 4.2.5.4. 1367 Vgl. Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1996], S.27ff.; und Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.l 16. 1368 Vgl. Stockmar/Efler [Kilometer 1995], S.l27. 1369 Vgl. Piech [Auto 1996], S.B59. 1370 Vgl. Hirschbach/Heidingsfelder [Produktpolitik 1996], S.218. 1371 Vgl. Scharnhorst [Fahrzeugkonzepte 1995], S. 107ff.; Hannemann [3-Liter-Auto 1996], S.25; und Appel et al. [Ver brauch 1998], S.l7. 1372 Vgl. Tsuda [Anforderungen 1995], S.663; Lohbeck [Autobauer 1996], S.l2; und Petersen/Diaz-Bone [Drei-LiterAuto 1996], S.30ff. 1373 Vgl. Braess [Weiterentwicklung 1996], S.48; Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1996], S.6; und Steffes [Recycling 1998], S16ff.
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Pressemitteilungen war 1998 zu entnehmen, daß VW und Audi 1999 jeweils Drei-Liter-Fahrzeuge
auf den Markt bringen wollen.1374 Der Drei-Liter-Lupo ist mittlerweile am Markt und wird in der Presse positiv bewertet.1375 Die Einführung des AL2 ist hingegen in das Jahr 2000 verschoben
worden.1376 Zudem ist zu beachten, daß es sich auch bei der ersten Dieselvariante, die 4,2 Liter ver braucht, nicht um ein Drei-Liter-Auto handelt. Das reine Angebot von ökologischeren Fahrzeugen
reicht aber noch nicht aus, um diese auch erfolgreich zu vermarkten.
Ein Negativbeispiel der unzureichenden Vermarktung ist im Golf-Ecomatik zu sehen. Dieser war im Stadtverkehr durch selbständiges Auskuppeln im Nullastbetrieb - d.h., wenn der Motor nicht zum Antrieb genutzt wird - verbrauchsgünstiger als die Dieselvariante. Doch die erforderliche kom munikationspolitische Unterstützung seitens des Herstellers und auch die der Händler unterblieb, so
daß dieses Fahrzeug mit 4.000 verkauften Einheiten aufgrund der geringen Nachfrage vom Markt genommen wurde.1377 Die Bepreisung des Drei-Liter-Lupo und die Produktionsbegrenzung auf jähr lich 5.000 Einheiten sind als Hindernis zu sehen.1378 Jedoch wird die aktuelle Technik auch für
andere Lupo-Varianten eingesetzt, so daß hierüber ein zusätzlicher ökologischer Effekt erzielt wird. Hinsichtlich der Vermarktung des AL2 sind wir jedoch optimistisch, da Audi dieses Fahrzeug kom
plett neu entwickelt hat und ausschließlich auf die Leichtbaukomponenten der Karosserie zurück greifen will.1379 Somit wäre eine halbherzige Vermarktung ökonomisch sehr nachteilig, da die Ent wicklungskosten nicht durch entsprechende Umsätze verdient werden könnten.
In diese Diskussion hat Greenpeace mit der Vorstellung eines umgebauten Renault Twingo einge
griffen. Dieses umgebaute Fahrzeug wird SmILE (Small Intelligent Light Efficient) bezeichnet. Ziel dieses Projektes ist es, zu beweisen, daß mit den bekannten und erprobten Komponenten eine signifikante Kraftstoffminimierung möglich ist. Nach dem neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) liegt die Verbrauchsreduzierung bei weit über 40 Prozent im Vergleich zum Serienfahrzeug. So
konnte auf der Teststrecke von Luzern nach Zürich der durchschnittliche Benzinverbrauch je 100 Kilometer auf 3,2 Liter gesenkt werden. Der Original-Twingo verbrauchte auf der gleichen Test strecke 5,6 Liter je 100 Kilometer.1380 Nach den Aussagen von Greenpeace ist die passive Sicherheit
bei dieser Verbrauchssenkung nicht verringert worden. Mittlerweile wird auch an einer neuen
Version des SmILE gearbeitet.1381
1374 Vgl. o.V. [Kunden 1998], S.39. 1375 Vgl. o.V. [Lupo 1999], S.98; Sauer [Direkt-Mandat 1999], S.l 10; Schröder [Lupo 1999], S.löff.; Westrup [Düsen trieb 1999], S.78; und die Ausführungen im Unterabschnitt 4.2.5.3. 1376 Vgl. Eybl [Audi 1999], S.73. 1377 Vgl. Bernhardt [Weiterentwicklungen 1995], S.l72; Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1996], S.35L; VCD [Auto-Umweltliste 1996], S.3; VW [Umweltbericht 1996], S.44L; o.V. [Spritverbrauch 1997], S.9; und Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.147. 1378 Vgl. die Ausführungen im Unterabschnitt 4.2.5.3. 1379 Vgl. Eybl [Audi 1999], S.74; und Hoffman [Audi 1999], S.23. 1380 Vgl. o.V. [Ansatz 1996], S.146. 1381 Vgl. Bode et al. [Verbrauchsreduzierungen 1998], S.l44.
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Die 23 prozentige Gewichtseinsparung des SmILE wird ohne die Nutzung von Kunststoffen erzielt,
bei deren Einsatz würde sich noch weiteres Potential anbieten.1382 Zweiter Ansatzpunkt zur Ver brauchsreduzierung ist die Verwendung eines kleinvolumigen Zweitaktmotors1383 mit Druckwellen
lader, der bereits in unteren Drehzahlbereichen sein Verbrauchsoptimum erreicht und somit einen günstigen Verbrauch im Stadtverkehr ermöglicht.1384 Die Möglichkeit der grundsätzlichen Übertrag
barkeit auf andere Fahrzeugklassen wird als besonderer Vorteil dieses Konzeptes herausgestellt.1385 Diesen Vorteilen steht besonders ein Haupthindernis entgegen; die hohe Kapitalbindung in beste hende Produktionsanlagen. Mit der serienmäßigen Einführung solcher Fahrzeuge würde ein deutli
cher Abschreibungsbedarf entstehen.1386 Außerdem soll ein entsprechender Zweitaktmotor bis zur Serienreife noch mindestens zwei Jahre Entwicklungszeit benötigen.1387
4.2.4.4 Einführung des Hypercars als weitestgehende Anforde rung an die Automobilindustrie Gemessen an den revolutionären Ideen, die ökologische Vordenker des Rocky Mountain Institute
(RMI) vertreten, scheinen die Fahrzeugänderungen von Greenpeace moderat. Hier wird nicht von
Detailverbesserungen, sondern von Neukonzeptionen gesprochen, so daß ein noch wesentlich aus
geprägteres Chancen-Risiko-Potential festzustellen ist. Die Kritik an der Automobilindustrie seitens dieser ökologisch ausgerichteten Forscher ist gravierend. Der Hauptvorwurf gegen die etablierten Automobilhersteller ist ihre geringe Flexibilität hinsichtlich der Implementierung durchgreifen der Neuerungen.1388
In diesem Zusammenhang wurde von Lovins der Begriff Hypercar eingeführt, für ein Fahrzeug, welches kein Optimierungspotential ungenutzt läßt. So hat ein zweisitziges Hybridfahrzeug mit den
Abmessungen einer Corvette im Stadtverkehr von Los Angeles nur 1,16 Liter verbraucht. Die schweizerische ESORO AG stellte bereits ein viersitziges Fahrzeug vor, welches nur wenig mehr als zwei Liter für 100 Kilometer benötigte. Als maßgebliche Verbesserungspotentiale werden das
1382 Neben der Volumenverringerung werden Kunststoffe auch als ökologisch weniger bedenklich eingestuft, so daß durch diese Substitution auch im Hinblick auf das Recycling ein Fortschritt erzielt würde. Vgl. von Weizsäcker et al. [Faktor 1997], S.l09. 1383 Vgl. hierzu Poulton [Engines 1994], S.49ff. 1384 Vgl. Greenpeace [SmILE-Konzept 1996], S.9ff; Keiffenheim/Kreuels [Öko-Bremse 1996], S.lOff.; Lohbeck [Autobauer 1996], S.13; und o.V. [Ansatz 1996], S.146. 1385 Vgl. Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.292. 1386 Vgl. Keiffenheim/Kreuels [Öko-Bremse 1996], S.l3. 1387 Vgl. o.V. [Ansatz 1996], S.l48; und die Ergebnisse im Unterabschnitt 5.4.2.1. 1388 Vgl. Vester [Ausfahrt 1990], S.334; Vester [Neuland 1997], S.l23; und Servatius/Krätzer [Kommunikation 1996], S.236.
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Gewicht, der Luftwiderstand, der Rollwiderstand und die geringere Vernichtung von Energie
durch Bremsvorgänge herausgestellt.1389
Bei der Gewichtsreduzierung wird Aluminium nur als eine Zwischenstufe gesehen. Vielmehr sind
Kunststoffkarosserien zu verwenden, mit denen das Gewicht für ein Familienfahrzeug nicht über 400 Kilogramm liegt. Diese waren 1994 unter Betrachtung der reinen Materialaspekte zwar noch
teurer, in der Gesamtbetrachtung - z.B. inklusive der Kosten für Lackierung und Erosionsschutz aber schon konkurrenzfähig zum Stahl. Durch den zwischenzeitlich eingetretenen Preisverfall hat sich die Situation zu Gunsten des Kunststoffes nochmals verbessert.1390 Bei einem Unfall besteht
kein direkter Zusammenhang zwischen Fahrzeugmasse und Sicherheit. Kunststoffahrzeuge sind
somit durchaus in der Lage, die geforderten Ansprüche zu erfüllen. Dazu muß betont werden, daß Kunststoff bis zum Fünffachen der Crashenergie von Stahl kompensieren kann.1391 Die leichtere Bauweise hat einen positiven Einfluß auf den Rollwiderstand, in Verbindung mit verbesserten Rei fen ist auch hier ein nennenswerter Fortschritt zu erzielen. Durch eine Optimierung der Fahrzeug
form läßt sich der Luftwiderstand auch noch weiter verbessern. Hier werden durchaus Potentiale um
mehr als das Zweifache genannt. Das heutige Fahrverhalten eines Fahrzeugs kann bei Umsetzung der bisher diskutierten Verbesserungen mit einem wesentlich kleineren Verbrennungsmotor erreicht
werden, der seinerseits vier Elektromotoren direkt an den Rädern antreibt. Der leichtere Motor, im
Zusammenhang mit dem Wegfall weiterer schwerer Übersetzungskomponenten, induziert wieder
Gewichtseinsparungen, da die Anforderungen an die Karosserie nochmals verringert werden. Ein weiteres wesentliches Potential ist in der Rückgewinnung der Bremsenergie durch die an den
Rädern montierten Elektromotoren zu sehen, die bei konventionellen Fahrzeugen nutzlos verloren
geht.1392
Auch der Bereich des Recycling würde durch die Einführung dieser Fahrzeuge wesentlich verbes sert, denn neben der Volumenverringerung sind die anfallenden Stoffe auch als ökologisch weniger
bedenklich einzustufen.1393
1389 Vgl. Lovins et al. [Supercars 1993], S.3fK; Lovins [Supercars 1995]; Mascarin et al. [Costing 1996], S.2ff.; Peter sen/Schallaböck [Mobilität 1995], S.l35; von Weizsäcker/Keiffenheim [Blamage 1996], S.25; und von Weizsäcker et al. [Faktor 1997], S.35ff. 1390 Vgl. Spangenberg [Superauto 1994], S.40L; Mascarin et al. [Costing 1996], S.l5; Lovins [Hypercars 1996], S.5; von Weizsäcker et al. [Faktor 1997], S.35fT.; und Vester [Crashtest 1999], S.202ff. 1391 Vgl. Spangenberg [Superauto 1994], S.44; Lovins [Hypercars 1996], S.6; und Lovins et al. [Veränderung 1996], S.94. 1392 Vgl. Spangenberg [Superauto 1994], S.44; Lovins et al. [Veränderung 1996], S.94; von Weizsäcker et al. [Faktor 1997], S.33ff.; und Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.227f. 1393 Vgl. Mascarin et al. [Costing 1996], S.6; Hart [Geschäftsstrategien 1997], S.84; und von Weizsäcker et al. [Faktor 1997], S.l09.
Seite - 220 -Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Eine solche Produktionsveränderung hätte für die Unternehmen und auch die gesamte Wirtschaft weitreichende Folgen. Viele vorhandene Arbeitsplätze würden unwiederbringlich verloren gehen,
dafür würden neue Bereiche von dieser Strukturänderung stark profitieren.1394
Bei der Vorstellung dieser Gedanken wird regelmäßig betont, daß die Kunden diese Fahrzeuge nicht nur aufgrund ihrer ökologischen Verträglichkeit, sondern einfach aufgrund ihrer gesamten Überlegenheit nachfragen werden.1395
In diesem Zusammenhang wird wiederholt der Vergleich zur Schreibmaschinenindustrie herangezo
gen. Denn genauso wie alle Verbesserungen an der Schreibmaschine den Siegeszug der Computer nicht verhindern konnten, sind die Detailverbesserungen an den Automobilen einzustufen.1396 Ein
wirklich innovatives Unternehmen würde die gesamte Branche in ähnliche Schwierigkeiten bringen, wie die Einführung des Computers die Schreibmaschinenbranche getroffen hat. Selbst etablierte
Großunternehmen würden mit der konkreten Gefahr eines Konkurses konfrontiert.1397 Für bereits tätige Unternehmen, die langfristig ihre Wettbewerbskraft erhalten wollen, bleibt somit keine andere Wahl, als die eigenen Produkte frühzeitig durch Hypercars zu ersetzen. Dieses wird besonders den
heute erfolgreichen Unternehmen schwerfallen.1398 Für Nationen, die bisher nicht in der Automobil branche tätig waren besteht die Chance, neue Produkte frühzeitig auf den Markt zu bringen, weil die
Beharrungskräfte nicht vorhanden sind.1399
4.2.5 Ökologische Positionierung ausgewählter Automobil-
hersteller Die Automobilbranche versucht durch ihre Verbände ein ökologisches Image zu erzielen. Darüber
hinaus sind seit dem letzten Jahrzehnt einige Automobilhersteller verstärkt mit dem Einsatz ökolo
gieorientierter Kommunikationspolitik an die Öffentlichkeit getreten oder haben das generell als ökologisch verträglicher geltende Kleinwagensegment zu erschließen bzw. zu intensivieren
versucht. Betrachtet man die 1997 durch die Stiftung Warentest geprüften Fahrzeuge im Bereich der Kleinwa
gen so erkennt man, daß eine Fahrzeugverkleinerung nicht zwingend zu einer Verbrauchssenkung fuhrt. Innerhalb der Untersuchung wurden verschiedene Fahrzeuge über insgesamt 10.000 Kilome
ter getestet. Das Ergebnis war, daß ein Kraftstoffverbrauch von 6,2 Litern Benzin bzw. 5,4 Litern
1394 Vgl. Lovins et al. [Supercars 1993], S.17f.; Spangenberg [Superauto 1994], S.47; und von Weizsäcker et al. [Faktor 1997], S.33ff. 1395 Vgl. Lovins et al. [Veränderung 1996], S.95; und von Weizsäcker et al. [Faktor 1997], S.35ff. 1396 Vgl. Spangenberg [Superauto 1994], S.34; und Lovins et al. [Veränderung 1996], S.96. 1397 Vgl. Vester [Ausfahrt 1990], S.354; und Spangenberg [Superauto 1994], S.38. 1398 Vgl. Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.241. 1399 Vgl. Lovins et al. [Veränderung 1996], S.96.
Dynamische Ökoloßieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 221 -
Diesel den Mindestverbrauch darstellte.1400 Eine durchgreifende ökologische Orientierung ist hier nicht erkennbar. Somit wird deutlich, daß die Einstufung in das Segment der Kleinwagen über eine ökologische Ausrichtung noch wenig aussagt, vielmehr ist dies im Einzelfall zu prüfen.1401 Aus die
sem
Grund
ist
eine
Untemehmensbetrachtung
einer
pauschalen
Branchenbeurteilung
vorzuziehen.1402
Die vorgenommene Auswahl entspricht nach unserer Einschätzung den Unternehmen, die sich bei der Realisierung von Verbesserungspotentialen in ihren aktuellen Fahrzeugen besonders hervorge
tan haben. Hersteller ohne entsprechende (kommunizierte) Aktivitäten bleiben somit unberücksich
tigt.
4.2.5.1 DaimlerChrysler - Mit neuen Modellen zur ökologischen Kompetenz? In Europa haben die Fahrzeuge, die ehemals zur Chrysler Gruppe gehörten nur eine geringe Bedeu
tung, da sich Chrysler auf den nordamerikanischen Markt konzentriert.1403 So lag der Anteil der 1997 in Europa abgesetzten Fahrzeuge bei drei Prozent des gesamten Verkaufsvolumens.1404 Zudem halten wir die Umsetzung von durchgreifenden ökologischen Veränderungen ausschließlich in Fahr
zeugen der ehemaligen Chrysler Gruppe für wenig plausibel. Aus diesen Gründen konzentrieren wir
uns auf die Geschäftssparten DaimlerChryslers, die ihren Schwerpunkt in Europa haben.1405 Neben den Produkten von Mercedes-Benz betrachten wir somit auch die Smart-Fahrzeuge. Mercedes-Benz erweiterte sein Produktprogramm in dem Bereich der Kleinwagen durch den Bau
der A-Klasse, deren Auslieferung im September 1997 begann.1406 Die Motivation des Herstellers
bestand nicht darin, ein ökologisches Fahrzeug auf den Markt zu bringen, sondern sich im Hoch preisbereich der Kleinwagen zu plazieren. Mit einem Verbrauch, der - in Abhängigkeit von der aus
gewählten Motorvariante - zwischen 4,3 und sieben Litern je 100 Kilometer veranschlagt war, tat sächlich aber zwischen fünf und 6,9 Litern liegt, kann dieses Fahrzeug ökologisch nicht wirklich überzeugen.1407 Dieses Konzept kann zwar als ein Schritt in die erforderliche Richtung gesehen
werden, gemessen an den technischen Möglichkeiten hat man jedoch erhebliche Potentiale woo vg] Stiftung Warentest [Diesel 1997], S.70; und mit ähnlichen Ergebnissen Czajka [Anlagen 1997], S.l 12; sowie Weyer [Defizite 1998], S.134ff. 1401 So sieht Schindler [Konzepte 1995], S.l44, in den geplanten Kompaktfahrzeugen eine vielversprechende Kombina tion von hohem Sicherheitsniveau und Verbrauchssenkung. 1402 Vgl. Meffert [Ökologie-Management 1991], S.ll; Rentz [Produktionsmanagement 1991], S.8O3ff.; Kreikebaum [Ökologieverträglichkeit 1994], S.l 10; und Schneidewind [Ökologie 1995], S.95. 1403 Vgl. o.V. [Smart 1999a], S.20. 1404 Vgl. Daimler-Benz [Information 1998], S.l3. 1405 Vgl. DaimlerChrysler [Zusammenschluß 1998], S.l6. 1406 Vgl. Hess [Innovationsoffensive 1996], S.31; und Glotz [Modelloffensive 1997], S.64f. 1407 Vgl. Efler [Mercedes 1996], S.148; Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1996], S.34; o.V. [Crashtest 1996], S.214L; und Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.176f.
Seite - 222 -Dynamische ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
ungenutzt gelassen. Auch im Vergleich zur Konkurrenz muß der Erfolg kritisch gesehen werden,
denn die Dieselvariante des neuen Polo verbraucht auch nur 4,4 Liter pro 100 Kilometer.1408 Zum gegenwärtigen Zeitpunkt scheint es verfrüht, die weiteren geplanten Antriebsvarianten der A-Klasse
näher zu betrachten, da die erforderlichen Daten noch zu wenig fundiert sind.
Im Zusammenhang mit der Gewichtsoptimierung für die vorherige S-Klasse, die seit Beginn der 90er Jahre gefertigt wird, ist Mercedes-Benz stark in die Kritik geraten. Obwohl die Diskussion um die Gewichtsreduzierung bereits akut war, plazierte Mercedes-Benz eine Fahrzeugklasse, welche sowohl hinsichtlich des Gewichtes als auch der Abmessungen die Vorgängerklasse signifikant
übertraf.1409 Entsprechend wurde die Motorisierung „verbessert”. So verfugte die stärkste Motorvari
ante der vorherigen S-Klasse über 300 kW, zum Vorgängermodell eine Steigerung um immerhin 20 Prozent. Dafür hatte man die kleinste Motorvariante mit 120 kW aus dem Programm genommen.1410
Erst das S-Klasse Modell des Jahres 1998 korrigierte diese Entwicklung. Unter anderem durch eine
Gewichtreduzierung von ca. 300 kg werden deutliche Verbrauchseinsparungen realisiert. Doch in dieser Veränderung eine ökologische Ausrichtung zu sehen, ist eine sehr optimistische Einschät zung. Außerdem soll die Modellpalette künftig durch die noch gewichtigeren Maybach-Fahrzeuge
ergänzt werden.1411
Betrachtet man die Aktivitäten im Hause Mercedes-Benz, so sind auch die neuesten Modelle nicht als ökologische Durchbrüche einzustufen. Die Bedienung des Kleinwagensegments hat keinen direkten Bezug zu einer ökologischen Ausrichtung, sie dient mehr der Vervollständigung der Modellpalette. Auch die Verringerung des Flottenverbrauchs, um beispielsweise den Anforderungen
des kalifornischen Marktes Rechnung zu tragen,1412 könnte eine Ursache für die Aufnahme zusätzli cher Fahrzeuge in das Programm sein. Die Veränderungen der S-Klasse sind ebenfalls nicht als öko logische Ausrichtung einzustufen, denn sie korrigieren nur die extreme Fehlentwicklung des Vor gängermodells. Auch die Nutzung der vorhandenen Finanzkraft, um prestigeträchtigere Technolo
gien wie dem Wasserstoffantrieb zu entwickeln, kann über diese Defizite nicht hinwegtäuschen. Mercedes-Benz kommt der Forderung, den Verbrauch seiner Fahrzeuge konsequent zu verringern, somit nicht nach.
Gemeinsam mit Hayek, dem Erfinder der Swatch-Uhren, konzipierte Daimler-Benz den Smart und gründete eine eigenständige Unternehmung.1413 Die Fahrzeuge sind unterhalb des bisherigen Klein wagensegmentes anzusiedeln. Der Auslieferungstermin ist aufgrund ähnlicher Sicherheitsprobleme
wie bei der A-Klasse verschoben worden.1414 Erst im Juli 1998 waren die Fahrzeuge verfügbar. Das 1408 1409 1410 1411 1412 14,1 1414
Vgl. o.V. [Spar-Polo 1998], S.5. Vgl. Spangenberg [Superauto 1994], S.40; o.V. [Revolution 1997], S.l07; und Wilhelm [Entwickler 1997], S.40. Vgl. Canzler et al. [Automobil 1993], S.8f. Vgl. Wiedemann [Erfolg 1998], S.218; Kröger/Kuhn [Luxus 1998], S.66f.; und Kuhn [S-Klasse 1998], S.l60. Vgl. die Ausführungen im Abschnitt 4.1.4. Vgl. Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1996], S.35. Vgl. Drost/Jocham [Autofabrik 1996], S.9; Ostmann [Notbremse 1998], S.3; und o.V. [ESP 1998], S.8.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 223 -
Konzept dieses Kleinstfahrzeugs hat einen deutlich negativen Aspekt, denn aufgrund des geringen
Platzangebotes wird dieses Modell kaum zur ausschließlichen Motorisierung eines Haushaltes ausreichen.1415
Zudem scheint ein Normverbrauch von 4,8 Litern pro 100 km angesichts der Fahrzeuggröße recht hoch. Bereits im Vorfeld gab es kritische Stimmen, die behaupteten, daß der Kraftstoffverbrauch
stark geschönt sei, Verbrauche bis zur doppelten Höhe sind registriert worden.1416 So verbraucht der Smart unter realen Bedingungen genauso viel bzw. nur geringfügig weniger Treibstoff als Serien fahrzeuge, die einen erheblich höheren Normverbrauch ausweisen. Ob die für 1999 geplante Aus führung mit einem Dieselmotor1417 eine bessere Beurteilung zuläßt, kann derzeit nicht beurteilt wer den. Darüber hinaus entspricht das Verkaufspreisniveau dem größerer Konkurrenzfahrzeuge, so daß
der Smart auch hier nicht überzeugt.1418 Die ursprünglich geplanten Hybrid- bzw. Elektroantriebe, die für das Jahr 2000 avisiert waren,1419
stehen momentan aus Kostengründen nicht mehr zur Diskussion. Diese Entscheidung wird als ein wichtiger Grund für den Ausstieg Hayeks aus dem Gemeinschaftsunternehmen genannt. Hayek läßt von seinem favorisierten Hybridantrieb nicht ab und versucht, einen anderen Partner für die Ver wirklichung seiner automobilen Ideen zu finden. In zwei Jahren will er ein hybridgetriebenes Fahr
zeug bis zur Serienreife entwickelt haben.1420
4.2.5.2 Opel - Gelang eine Anknüpfung an die Katalysatorinitiative? In den 80er Jahren war die Diskussion um den sauren Regen ein wichtiges Thema für die Automo bilindustrie. Mit Beginn des Jahres 1985 begann die steuerliche Förderung schadstoffreduzierter PKW. Durch die Einführung des Kadetts mit 1,8 Litermotor und dem Corsa mit 1,3 Litermotor und geregeltem 3-Wege-KataIysator übernahm Opel 1985 unter den deutschen Automobilproduzenten
das erste Mal eine Führungsposition. Zum Endes des darauffolgenden Jahres waren für alle Fahr zeuge Katalysatoren verfügbar. Eine weitere Ökologieoffensive wurde im Frühjahr 1989 gestartet: der Beginn der flottenweiten Katalysator-Ausstattung. Als weitere Maßnahme wurde ein Aktivkoh
lefilter in alle Katalysatorfahrzeuge integriert, um die Emission schädlicher Dämpfe des bleifreien Kraftstoffs zu vermindern.1421
1415 1416 1417 1418
ygi Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.179ff. Vgl. Koch [Nuß 1997], S.48f.; Koch [Triebzwerg 1997], S.83L; und Efler [Nachbarn 1998], S.143. Vgl. Kuhn/Rother [Drei-Liter-Auto 1998], S.80. Vgl. Hamischfeger [Smart 1998], S.30L; Kuhn/Rother [Problemfall 1998], S.59; Leyrer [Smart 1998], S.26ff.; und Sauer [Smart 1998], S.46ff. 14,9 Vgl. o.V. [Smart 1996], S.9; und Kuhn/Rother [Problemfall 1998], S.59. 1420 Vgl. o.V. [Hybrid Auto 1998], S.l4; Rother [Hayek 1998], S.8; und Simonian [Daimler 1998], S.l9. 1421 Vgl. Meffert [Marketingstrategie 1990], S. 15 ff.; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1993], S.493ff.
Seite - 224 -Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
All diese Maßnahmen wurden mit einem geschickten Einsatz des Marketing-Instrumentariums unterstützt, so daß Opel einen erheblichen Wettbewerbsvorteil und auch ein verbessertes Image für sich realisieren konnte.1422 Dieses stieg von 1987 bis 1991 stetig an, um erst im Jahre 1992
zurückzufallen.1423 VW und Ford waren von diesem Vorstoß besonders betroffen, denn zum einen standen sie zu Opel im Kleinwagensegment in direkter Konkurrenzbeziehung, zum anderen war es ihnen nicht möglich, sofort zu reagieren, da die Zulieferer eine solche Nachfrageausweitung nach
Katalysatoren kurzfristig nicht befriedigen konnten. Während und teilweise auch noch nach der Ökologieoffensive erfuhr Opel eine äußerst positive Presse. Auch in mehreren wissenschaftlichen
Beiträgen wurde Opel überaus positiv beurteilt.1424 Die Vorteile für den Kunden waren offensicht lich, denn neben der ökologischen Vorteilhaftigkeit eines 3-Wege-Katalysator-Fahrzeugs konnte der
Käufer das Fahrzeug vergleichsweise preisgünstig erstehen, erzielte gleichzeitig einen Steuervorteil,
sicherte sich bessere Konditionen im Falle eines etwaigen Verkaufs und hatte bei Überschreitung
der Smoggrenzwerte immer noch die Erlaubnis, das Fahrzeug zu betreiben.1425 Doch nach der Katalysator-Offensive verringerte sich das ökologische Engagement bei Opel spür bar. Als ein Indiz hierfür kann beispielsweise die fehlende Darstellung des Katalysator-Falls im
aktuellen Beitrag von Meffert/Kirchgeorg zum Umweltmanagement eingestuft werden,1426 welcher
in der Vergangenheit ausführlich diskutiert wurde.1427 Vergegenwärtigt man sich, daß Meffert die Katalysator-Offensive engagiert dokumentiert hat, wiegt dieses Fehlen besonders schwer. Es wer
den zwar noch vereinzelt ökologisch orientierte Aktivitäten betrieben, doch die ökologische Vorrei
terrolle hat Opel derzeit nicht mehr inne. Auch wenn Opel kommuniziert, daß nicht die Kraftstoffminimierung eines einzigen Modells im
Vordergrund der Bemühungen stehe, sondern vielmehr die Senkung des Flottenverbrauchs,1428 kann dieses Argument kaum überzeugen, denn die Opel-Flotte setzt sich zu einem erheblichen Teil aus
Kleinwagen zusammen, und hier ist das Drei-Liter-Fahrzeug offensichtlich noch nicht serienreif. So
wird in den aktuellen Prospektangaben ein Verbrauch von 5,3 Litern Diesel bzw. 5,7 Litern Benzin je 100 Kilometer nicht unterschritten.1429 Auch in anderen Marktsegmenten kann Opel mit dem Ver brauch seiner Modelle - beispielsweise beim Vectra -1430 nicht überzeugen.
Als Resümee kann festgehalten werden, daß es Opel zum Dekadenwechsel der 90er Jahre gelungen
ist, sich ökologisch sehr erfolgreich zu profilieren. Durch die Engpaßsituation auf dem 1422 Vgl. Meffert [Marketingstrategie 1990], S. 19ff.; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1993], S.505ff. 1423 Vgl. Demuth [Erfolgsfaktor 1994], S.84f. 1424 Vgl. Borghs [Umweltschutz 1991], S.316; Dahlhoff [Ökologie-Management 1991], S.61, mwN; Meffert/Kirchge org [Umweltmanagement 1993], S.493ff.; und Steger [Umweltschutz 1994], S.66f. 1425 Vgl. Dahlhoff [Ökologie-Management 1991], S.53. 1426 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998]. 1427 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1993], S.493ff. 1428 Vgl. Stockmar/Efler [Kilometer 1995], S.l27. 1429 Vgl. Opel [Corsa 1997], S.42. 1430 Vgl. Borchmann [Mittelklasse 1997], S.30.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 225 -
Beschaffungsmarkt konnte dieser Vorteil auch - gemessen an anderen Wettbewerbsvorsprüngen in
der Automobilindustrie - längerfristig verteidigt werden. Entsprechende Imagegewinne ließen sich jedoch nicht langfristig schützen. Obwohl gelegentlich ökologische Aspekte in der Werbung hervor
gehoben wurden ist es Opel nicht gelungen, sich dauerhaft als ökologisch führendes Unternehmen zu plazieren. Vielmehr entsteht der Eindruck, daß nicht einmal ernsthaft der Versuch unternommen wurde. Statt ökologische Akzente zu setzen, wurde beispielsweise beim Vectra die schwächste Motorvariante aus dem Programm genommen.1431 Ein wenig ökologieorientiertes Verhalten.
4.2.5.3 Ökologische Vorstöße des VW-Konzerns Im VW-Konzem profilieren sich besonders Audi und die Konzernmuttergesellschaft durch ökolo
gische Vorstöße, so daß diese Aktivitäten Gegenstand der Betrachtung sind. Wie in den bisherigen Ausführungen bereits deutlich wurde, ist Audi ein technisch sehr innovatives Unternehmen, das
schon früh durch den Einsatz seiner Dieselmotoren und der Aluminiumbauweise nennenswerte Vor sprünge vor der Konkurrenz realisieren konnte. Auf die geplante Einführung des Al2 haben wir
bereits hingewiesen. Auch die Übertragung technischer Erkenntnisse in weitere Fahrzeugklassen
wird angestrebt, jedoch gibt es hier noch Umsetzungsdefizite, so daß sich bisher weder der A4 noch der A6 hinsichtlich des Benzinverbrauchs gegenüber der Konkurrenz durchsetzen konnten.1432
Kritisch muß bemerkt werden, daß für den Al2 ein Preis von ca. 30.000 DM avisiert ist.1433 Die Konkurrenzfähigkeit zu anderen Modellen der gleichen Größenklasse muß deshalb in Frage
gestellt werden. Es ist schwer nachvollziehbar, daß ein Mehrpreis von mehr als 10.000 DM gegen
über anderen Kleinwagen seine Rechtfertigung findet. Sicherlich sind die Aluminiumkarosserie und ein hochwertiger Motor Komponenten, die einen Mehrpreis erklärbar machen, die augenscheinliche Differenz erscheint jedoch unangemessen hoch. Zu einem anderen Ergebnis hinsichtlich der Preis
beurteilung kommt man jedoch dann, wenn man den Al2 als Fahrzeug der höherpreisigen Kompaktklasse1434 einstuft. VW als Konzemmutter Audis profitiert durch die Übernahme ökologischer Fortschritte ebenfalls.
Auch die CO2-Problematik und die Erfordernis der Verbrauchsreduzierung werden als besonders wichtige Herausforderung kommuniziert.1435 Die Einführung des Drei-Liter-Lupo als erstes serien mäßiges Drei-Liter-Fahrzeug zeichnete sich im Frühjahr 1999 ab1436 und ist mittlerweile Realität
1431 Vgl. Hannemann [Opel 1999], S.43. 1432 Vgl. Borchmann [Mittelklasse 1997], S.30; o.V. [Klassenprimus 1997], S.52ff.; und Dünkelmeyer/Wieler [Ver brauchsvergleich 1998], S.26. 1433 Vgl. Opitz [3-Liter-Autos 1998], S.96. 1434 Vgl. hierzu Hoffman [Audi 1999], S. 18ff.; und Eybl [Audi 1999], S.72ff. 1435 Vgl. o.V. [Spritverbrauch 1997], S.8f.; o.V. [Umweltschutz 1998], S.12f.; und VW [Umweltbericht 1997], S.22. 1436 Vgl. VW [Lupo 1999], S.l; und Hoffmann [Lupo 1999], S.39.
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Dynamische Ökoloeiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
geworden.1437 Durch den Einsatz eines überlegenen Dieselmotors,1438 eines verbesserten Automatik
getriebes, einer rollwiderstandminimierenden Bereifung sowie dem forcierten Einsatz von Leicht
metallen kann bei diesem Fahrzeug ein Verbrauch von weniger als drei Litern realisiert werden. Trotz eines Gesamtgewichtes von nur 800 Kilogramm, ca. 200 Kilogramm weniger als das Basis
modell, handelt es sich bei dem Drei-Liter-Lupo um einen vollwertig ausgestatteten Kleinwagen,
der vier Insassen Platz bietet und bis zu 165 Stundenkilometer erreicht. Neben dem geringen Ver brauch im Einsatz, der in ersten Tests bereits bestätigt wurde, konnte auch der Primärenergieeinsatz
bei der Produktion deutlich verringert werden.1439 Insgesamt scheint die ökologische Variante des Lupo - gemessen an den Konkurrenzprodukten - ein Erfolg zu sein, was sich auch in einer sehr
positiven Presse niederschlägt.1440 Jedoch sind auch hier deutliche Einschränkungen festzuhalten.
Der Grundpreis laut Liste ist mit 26.900 DM um 8.450 DM höher als bei der Basisversion mit 50 PS.1441 Vergleicht man nur die beiden Mindestpreise, ohne die Ausstattungsunterschiede zu berück
sichtigen, so ist die Differenz so groß, daß sich das Fahrzeug in der Realität - trotz der Steuerbefrei ung bis zum 31.12.2005 und anschließendem ermäßigten Steuersatz -1442 für den Käufer nicht amor
tisieren wird. Bei einem Vergleich mit den Basispreisen - auch ohne Berücksichtigung der mögli chen Sonderausstattung - der unterschiedlichen besser ausgestatteten Varianten relativiert sich der Preisunterschied. Eine Dieselversion ist sogar um 180 DM teurer.1443
Schon bei dem ursprünglich geplanten Aufpreis von 2.000 DM wurde die Marktfähigkeit dieses
Modells in Frage gestellt.1444 Kritiker sehen in diesem ökonomischen Argument auch die Kapazi
tätsbegrenzung in der Produktion auf maximal 5.000 Einheiten jährlich. Darüber hinaus werden die Argumente ins Feld geführt, die grundsätzlich bei der Verwendung der Dieseltechnologie vorge bracht werden.1445
Positiv an dem Drei-Liter-Lupo ist, daß ein Serienfahrzeug ohne Komforteinbußen mit einem so geringen Verbrauch betrieben werden kann. Natürlich ist mit der Etablierung eines solchen
Nischenfahrzeuges erst ein Schritt zu einer höheren Ökologieverträglichkeit der Gesamtflotte voll
zogen. Doch auch hier muß man VW bescheinigen, daß die Technologie aus dem Drei-Liter-Lupo für andere Modelle durchaus zielführend eingesetzt wird. So findet das Konzept des DreizylinderDiesel in einer stärkeren Ausführung in der 1.4 TDI Version Verwendung. Diese Lupo-Variante, die 1437 Vgl. o.V. [Lupo 1999], S.98; Sauer [Direkt-Mandat 1999], S.l 10; Schröder [Lupo 1999], S.löff.; und Westrup [Düsentrieb 1999], S.78. 1438 Der Motor erreicht einen Wirkungsgrad von über 45 Prozent und übertrifft somit andere Aggregate um fünf Pro zentpunkte. Vgl. Piech/Ostmann [Chance 1998], S.39. 1439 Vgl. Efler [Lupo 1998], S.67; Hack [Liter-Leistung 1998], S.36ff.; Hoppe [Liter 1998], S.6f.; Kittler [Öko-Welt meister 1998], S.34ff.; Piech et al. [3-Liter-Auto 1998], S.28; Schloßmacher [Lupo 1998], S.löff.; Hoffmann [Lupo 1999], S.40; und Weiser [Reifen 1999], S.41. 1440 Vgl. Fleck [Schichtwechsel 1999], S.13; o.V. [Lupo 1999], S.98; und Schröder [Lupo 1999], S. 16ff. 1441 Vgl. Westrup [Düsentrieb 1999], S.81; VW [Preisliste 1999a]; und VW [Preisliste 1999b]. 1442 Vgl. Schröder [Lupo 1999], S.l7; VW [Drei-Liter-Lupo 1999]; und Westrup [Düsentrieb 1999], S.81. 1443 Vgl. VW [Preisliste 1999b]. 1444 Vgl. Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.202. 1445 Vgl. Grolle [Sieg 1998], S.260; Kuhn/Rother [Drei-Liter-Auto 1998], S.79; und Lohbeck [Lupo 1998], S.28f.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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in der Grundversion um 1.700,— DM günstiger als das Drei-Liter-Modell ist, verbraucht 4,3 Liter im Normzyklus und bietet gleichzeitig die Möglichkeit einer sehr dynamischen Fahrweise.1446 Auch der für Sommer 2000 avisierte Lupo FSI (Fuels Stratified Injection), greift auf Komponenten des
Drei-Liter-Lupo zurück. So kommt neben dem Getriebe auch die Karosserie in diesem Modell zum
Einsatz. Durch die Kombination der bewährten Komponenten mit der neuen Benzin-direkteinspritzenden Motorvariante soll trotz einer möglichen Spitzengeschwindigkeit von 199 km/h ein Ver brauch von unter 5 Litern möglich sein.1447
Hinsichtlich der ökologischen Kommunikation ist VW schon lange erfolgreich. So gelang es diesem
Unternehmen bereits schon 1992, sich in entsprechenden Umfragen als umweltfreundlichster Auto mobilhersteller zu plazieren.1448 Bei einer kritischen Betrachtung kommt man jedoch zu dem Ergebnis, daß die Kommunikation
stellenweise wesentlich ökologischer ist als die Realität.
•
Als ein Beispiel sei hier auf die Einführung des Eco-Golfs hingewiesen, der sich aufgrund der mangelnden kommunikationspolitischen Unterstützung nicht durchsetzen konnte,
obwohl die erzielten Verbrauchswerte im Stadtverkehr mit durchschnittlich weniger als vier Litem1449 überzeugend waren.
•
Auch die Durchschnittsverbrauchswerte beim Golf dokumentieren das Gegenteil, so lag der
Golf III mit 9,4 Litern Benzinverbrauch sogar deutlich über dem Golf I, der „nur” 8,6 Liter
benötigte.1450 •
Die Normverbräuche des New Beetle können mit 5,3 Litem Diesel bzw. 8,7 Litern Normal benzin ebenfalls kaum als ökologieorientiert gekennzeichnet werden.1451
Selbst wenn VW das erste Drei-Liter-Fahrzeug auf den Markt bringt ist dies nicht wirklich überzeu
gend, denn gemessen an dem Einsparungspotential, welches technisch möglich ist, relativieren sich die erzielten Erfolge. Die hohe Bepreisung wird vermutlich eine weite Verbreitung des Drei-Liter-
Lupo verhindern, womit eine weitere Abwertung des Konzeptes verbunden ist. Die Aktivitäten VW’s, sich in der automobilen Oberklasse zu etablieren, konterkarieren die Erfolge im Kleinstwa
gensegment. Es ist nicht auszuschließen, daß die Kleinwagen auch bei VW zur Flottenvcrbrauchssenkung eingesetzt werden, um die Möglichkeit zu erhalten, verbrauchsintensive Großfahrzeuge
beispielsweise auf dem kalifornischen Markt anbieten zu können.1452 Die mangelnde Konsequenz
1446 1447 1448 1449 1450 1451 1452
vgj Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.
Westrup [Düsentrieb 1999], S.79ff Fleck [Schichtwechsel 1999], S.13ff. Canzler et al. [Automobil 1993], S.l 85. VW [Umweltbericht 1996], S.44. Canzler et al. [Automobil 1993], S.l 1. Schilling [Beetle 1998], S.l5. Die Ausführungen im Abschnitt 4.1.4.
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der ökologischen Ausrichtung ist bedauerlich, obwohl VW - ähnlich wie Audi - über interessantes
Potential verfugt.
4.2.5.4 Toyota - Ökologisierung mit der Einführung des Prius? Als erster Großserienhersteller hat Toyota mit dem Prius ein Hybridfahrzeug auf den - zunächst
japanischen - Markt gebracht.1453 Der Prius ist dabei kein Kleinwagen, sondern kann der unteren Mittelklasse zugerechnet werden. Vergegenwärtigt man sich in diesem Zusammenhang, daß nicht
dem Drei-Liter-Kleinwagen, sondern Verbrauchsminderungen in den größeren Klassen aufgrund der dort typischen höheren Fahrleistungen das größte Einsparpotential zukommt und hierzu vom Schrifttum für die Mittelklasse ein Fünf-Liter-Auto gefordert wird,1454 ist die Herstellerangabe von
3,6 Litern Verbrauch im japanischen Fahrzyklus bemerkenswert, relativiert sich aber bei Anwen dung des NEFZ, denn dann dürfte der Verbrauch bei ca. 4,5 Litern Benzin liegen.1455 Eine immer
noch beachtliche Leistung. Der Preis von 32.000 DM (umgerechnet) liegt dabei in einem für deut sche Verhältnisse akzeptablen Spektrum. Andererseits ist darauf zu verweisen, daß in Japan zwi
schen dem Prius und dem etwa gleich großen Corolla, je nach Ausstattung, 3.000 bis 8.000 US$ Differenz liegen.1456 Das Hauptproblem ist jedoch, daß der Preis von 32.000 DM nicht kostendeckend ist. Toyota ver
liert mehr als 25% des Preises mit jedem verkauften Exemplar. Andere Stellen im Schrifttum schät zen den Verlust pro Einheit gar auf 12.000 US $.1457 Aus diesem Grund ist die Produktion wohl auf 1.000 Einheiten im Monat begrenzt worden. Kombiniert man diese Angaben ergibt sich der Schluß, daß die Produktionskosten für den Prius etwa um den Faktor drei höher liegen als die des
Corolla.1458 Inwieweit Kostenreduzierungen durch Erfahrungskurvengewinne diese Feststellung ändern kann, bleibt abzuwarten. Die Produktion wird - angesichts der momentanen Ertragslage sehr restriktiv sein. Eine limitierte Auflage wird den ökologischen Anforderungen nicht gerecht, denn nur mit einer Bedienung des Massenmarktes wird ein wirklicher ökologischer Erfolg erzielt.
Trotz des überzeugenden Verbrauchswertes stellt auch der Prius einen isolierten Ansatz dar. Das
Gewicht ist durch die zusätzlichen Hybrid-Bauelemente, die aufgrund des leistungsstarken Motors
gar nicht erforderlich wären,1459 um ca. 150 Kilogramm höher als beim Corolla.1460 Die von den
1453 1454 1455 1456 1457 1458 1459 1460
Vgl. Thornton [Steering 1997], S.37; und Toyota (D) [Hybrid Auto 1997], S.l. Vgl. Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1996], S.27ff. Vgl. Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.236. Vgl. Thornton et al. [Hybrid Cars 1997], S.37; Toyota (D) [Hybrid Auto 1997], S.lff.; und Kageyama [Hybrid Car 1998], S.2. Vgl. Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.237. Vgl. Thornton et al. [Hybrid Cars 1997], S.35; und Kageyama [Hybrid Car 1998], S.2. Vgl. Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.237. Vgl. Kageyama [Hybrid Car 1998], S.2.
Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 229 -
Forschem um Lovins geforderte Abwärtsspirale, die auch zu einer Verringerung der Produktionsko sten beitragen würde, ist bisher nicht verwirklicht.1461
4.2.5.5 Positionierung weiterer Unternehmen Die mit viel Werbewirkung verbundene Einführung des GDI-Motors von Mitsubishi ist sicherlich
auch aus ökologischer Perspektive als Fortschritt zu werten. Die mangelnde Berücksichtigung
unterschiedlicher Schwefelanteile im japanischen und europäischen Benzin muß hierbei aber als Umsetzungsschwachpunkt kritisiert werden, denn durch diese Tatsache wird die optimale Nutzung
des GDI-Motors in Europa verhindert. Außerdem realisiert der neue Motor im oberen Leistungsbe reich keine Vorteile gegenüber konventionellen Antriebsaggregaten.1462 Als konzeptionelle Schwä
che muß darüber hinaus die unveränderte Konstruktion der Fahrzeuge bemängelt werden, denn es
wurde nur eine isolierte Komponente ausgetauscht. Momentan wirkt der ökologische Vorstoß Mitsubishis nicht wie ein geschlossenes Konzept, wel
ches ausreichen kann, eine ökologische Führungsposition einzunehmen.1463 Vielmehr scheint es so,
daß diese Verbesserung bestenfalls einen temporären Vorsprung gegenüber der Konkurrenz dar stellt. Der Werbeaussage („... revolutionärer Fortschritt... ”/433° vg| RUhnke [Konzembuchführung 1995], S.37; und zu grundsätzlichen Fragen der Konzemrechnungslegung von Wysocki/Wohlgemuth [Konzemrechnungslegung 1996]. 1531 Vgl. Perridon/Steiner [Finanzwirtschaft 1999], S.542ff. 1532 Aufgrund der Schwierigkeit, den objektiven Erfolg der Unternehmen zu ermitteln, greifen auch Steinle et al. [Erfolgsfaktoren 1996], S.295f.; und Steinle et al. [Umweltschutz 1998], S.69f., im Rahmen ihrer empirischen Untersuchungen auf die Selbstbeurteilung der Unternehmen zurück.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 263 -
Quelle: Verfasser
Abb.5.14: Erfolgsentwicklung der beteiligten Unternehmen im Überblick Die Teilfrage zum Umsatz wurde von 25 Unternehmen beantwortet, womit hier eine spezifische Rücklaufquote von 50 Prozent vorliegt. Drei Unternehmen (= zwölf Prozent) schätzen ihre eigene
Umsatzentwicklung, gemessen an der Konkurrenz, als wesentlich stärker ein. Immerhin noch oder
elf Teilnehmer (44 Prozent) interpretieren ihre Umsatzentwicklung als stärker im Vergleich zu den
anderen Marktteilnehmern. Sowohl Modus als auch Median entfallen auf diese Antwortaltemative. Eine etwa gleichförmige Umsatzentwicklung in Bezug zur Konkurrenz ist aus neun Antworten zu entnehmen, die 36 Prozent repräsentieren. Jeweils nur ein Unternehmen (vier Prozent) stuft die eigene Umsatzentwicklung im Verhältnis zu anderen Branchenmitgliedem als gering oder wesent
lich geringer ein. Bei der Gewinnentwicklung wurden 23 Antworten gegeben, so daß hier eine spezifische Rücklauf
quote von 46 Prozent vorliegt. Mit 44 Prozent Rücklaufquote bilden die 22 Nennungen zur Cash-Flow-Entwicklung somit die geringste Anzahl der Antworten zu dieser Frage. Gemessen an der Konkurrenz stufte jeweils ein Unternehmen seine Gewinn- (= 4,35 Prozent) bzw. seine Cash-
Flow-Entwicklung (= 4,55 Prozent) als wesentlich stärker ein. Drei Unternehmen (= 13,04 Prozent) sehen ihre eigene Gewinnentwicklung immer noch als stärker an, gemessen an den anderen Markt
teilnehmern. Diese Option wurde für die Cash-Flow-Entwicklung von vier Teilnehmern (= 18,18 Prozent) gewählt. Eine gleichförmige Entwicklung von Gewinn- (= 56,52 Prozent) und
Seite - 264 -Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Cash-Flow-Entwicklung (= 59,09 Prozent) im Verhältnis zu den anderen Marktteilnehmern wird durch 13 Antworten dokumentiert. Für beide Teilfragen entfallen Modus und Median auf diese Ant
wortmöglichkeit. Mit fünf Nennungen (= 21,74 Prozent) der Auswertung gestehen doch recht viele
Unternehmen ein, daß ihre Gewinnentwicklung schwächer ausfallt als die anderer Marktteilnehmer.
Diese Antwortaltemative wurde für den Cash-Flow nur durch drei Nennungen (= 13,64 Prozent) gewählt. In einem Unternehmen wird die eigene Gewinn- (= 4,35 Prozent) und Cash-Flowentwick-
lung (= 4,55 Prozent) als wesentlich schwächer, gemessen an der anderer Branchenmitglieder, emp funden.
Faßt man die Ergebnisse dieser Frage zusammen so stellt man fest, daß es einen deutlichen Unter
schied zwischen der eigenen Umsatz- und Erfolgseinschätzung gibt. Dieser Sachverhalt wird auch an der unterschiedlichen Lage der statistischen Maßzahlen deutlich. Die eigene Umsatzentwicklung
wird wesentlich besser bewertet als die Erfolgsentwicklung. Auch hierin kann ein Indiz für die hohe Wettbewerbsintensität der Branche gesehen werden, denn trotz einer Umsatzausweitung scheint der Erfolg - aus der subjektiven Einschätzung der Unternehmen - nicht entsprechend mitzuwachsen.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 265 -
5 .3 Ermittelte ökologische Ausrichtung der Automobilun ternehmen im Vergleich zu ausgewählten Ergebnissen der branchenübergreifenden empirischen Forschung Im Rahmen dieses Kapitels greifen wir auf unterschiedliche empirische Untersuchungen mit dem Schwerpunktthema Ökologie zurück, um unsere Ergebnisse - soweit dies zielfuhrend ist - zu ver
gleichen. Teilaspekte folgender Erhebungen, die durch einen ökologischem Bezug gekennzeichnet
sind, berücksichtigen wir in den nachfolgenden Abschnitten detailliert:
•
Im Herbst 1985 untersuchten Meffert et al. in Zusammenarbeit mit dem Emnid-Institut in
Bielefeld 286 Unternehmen aus verschiedenen Branchen.1533 •
Meffert/Kirchgeorg befragten 1988 und 1994 branchenübergreifend Unternehmen mit
mindestens 100 Mitarbeitern. Der Stichprobenumfang betrug in der ersten Untersuchung 197, in der zweiten 230 Teilnehmer.1534
•
Die Ergebnisse der Forschungsgruppe umweltorientierter Unternehmensführung (FUUF), die im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) ermittelt wurden, basieren auf
Interviews von 592 Unternehmen aus den verschiedensten Branchen des produzierenden
Gewerbes, die im Jahre 1989 durchgefuhrt wurden. Über diese Studie berichten mehrere Autoren.1535 •
Raffee/Fritz führten 1989/90 eine schriftliche Befragung von 417 Unternehmen durch. Die
Auswahl erfolgte zufallsbedingt aus der Gesamtheit der im Hoppenstedt-Verzeichnis erfaß ten Unternehmen. Die 144 Antworten entsprechen einer Rücklaufquote von 34,53 Prozent.
Diese Erhebung bildet die Grundlage für zahlreiche Veröffentlichungen.1536 •
Dyckhoff/Jacobs befragten 1990/91 im Rahmen ihrer Untersuchung 539 Unternehmen der
metallerzeugenden und -verarbeitenden Industrie mit einem Mindestumsatz von 100 Mio. DM und erzielten mit 132 Antworten eine Rücklaufquote von 24,5 Prozent.1537 •
Coenenberg et al. kontaktierten branchenübergreifend 1.167 ausgewählte Unternehmen aus
den alten Bundesländern. Die Erhebungsphase endete im Mai 1992. 483 Unternehmen (= 41,4 Prozent) beteiligten sich durch die Beantwortung eines Fragebogens.1538
1533 Vgl. Meffert et al. [Untemehmensverhalten 1986]; Meffert et al. [Umweltschutz 1987], S.32ff; und Meffert [Mar keting 1990], S.75. 1534 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltschutz 1989a], S.l Iff; Meffert [Marketing 1990], S.73ff; Kirchgeorg [Untemehmensstrategien 1995], S.59ff; Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.46ff. und S.257ff. 1535 Vgl. UBA [Untemehmensführung 1991], S.183ff; Antes et al. [Untemehmensverhalten 1992], S.375ff; Steger [Umweltmanagement 1992], S.6 Iff; und Steger [Anmerkungen 1995], S.81 Off. 1536 Vgl. Rafföe/Fritz [Dimensionen 1992], S.303ff; Raffee et al. [Umweltschutz 1992], S.24 Iff; Fritz [Untemehmensfiihrung 1992]; Fritz [Umweltschutz 1993]; und Fritz [Umweltschutz 1995], S.347ff. 1537 Vgl. Dyckhoff/Jacobs [Umweltschutz 1994], S.718f. 1538 Vgl. Coenenberg et al. [Untemehmenspolitik 1994], S.83ff; Günther [Controlling 1994]; und Wittmann [Rück standsmanagement 1994].
Seite - 266 -
•
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Dyllick/Belz kontaktierten 1992 alle schweizerischen Lebensmittelhersteller mit minde
stens elf Mitarbeitern. Die Rücklaufquote lag mit 168 auswertbaren Fragebögen bei 32 Prozent.1539 •
Steinle et al. befragten 1995 branchenübergreifend 1025 Unternehmen des niedersächsi
schen Mittelstandes und generierten eine Rücklaufquote von fast 83 Prozent.1540
5.3.1 Strategisch-ökologische Unternehmensausrichtung Mit den Fragen zur strategisch ökologischen Untemehmensausrichtung wurde das Ziel verfolgt, die grundsätzliche Haltung des Unternehmens zur ökologischen Thematik zu erkunden. Zur Ermittlung
dieser Einschätzung wurden den Unternehmen sechs Fragen vorgelegt.
5.3.1.1 Motive ökologischen Handelns in der Automobilindustrie reflektiert an ausgewählten Studien Zur Frage 2.1: Worauf gründet sich Ihre Umweltmotivation? haben wir 35 Nennungen erhalten, so daß hier eine fragenspezifische Rücklaufquote von 70 Prozent festgestellt werden kann. In Abbil dung 5.15 sind die Ergebnisse, die keine Mehrfachnennungen enthalten, zusammengefaßt.
Die unternehmerische Verantwortung wurde mit einer deutlichen Mehrheit ausgewählt. 18 Unter
nehmen (= 51,43 Prozent) begründen ihre ökologischen Aktivitäten mit diesem Argument. So bildet
diese Alternative den Modus. Wir sehen in dieser Antwort das ökologisch anspruchsvollste Motiv, 1539 Vgl. Dyllick/Belz [Betroffenheit 1995], S.581 ff. 1340 Vgl. Steinle et al. [Umweltschutz 1998], S.61 ff. Die Untersuchung aus dem Jahre 1995 bildet einen Ausschnitt aus einem vierjährigen Forschungsprogramm.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 267 -
weil es keine Reaktion auf konkrete marktliche Anforderungen darstellt und somit einen strategi schen Charakter hat. Auf die nächste Abstufung, Möglichkeit der Profilierung im Wettbewerb, ent
fielen zwei Antworten (= 5,71 Prozent). Ein Unternehmen, das sich aus diesem Grund ökologisch
engagiert, handelt aus eigenem Antrieb und wird die Ökologie längerfristig in sein Handeln imple
mentieren, um Profilierungsfelder zu erschließen. Vier Unternehmen (= 11,43 Prozent) entschieden sich für die Alternative Reaktion auf Verhalten
der (potentiellen) Konkurrenz. Die Positionierung dieser Antwortaltemative resultiert ebenfalls aus der Fristigkeit. So wird ein Wettbewerber zur Reaktion auf ökologische Vorstöße des Unternehmens
längerfristiger reagieren (müssen) als wenn er sich darauf beschränkt, eine ganz konkrete Kunden anforderung zu erfüllen. Fünf Unternehmen (= 14,29 Prozent) begründen ihre Umweltaktivitäten
mit der Erfüllung konkreter Kundenanforderungen. Die Höherwertigkeit dieser Ausprägung,
gemessen an der folgenden, die ausschließlich die Erfüllung gesetzlicher Standards verfolgt, ist in der Freiwilligkeit zu sehen. Während die Reaktion auf Kundenwünsche eine Option bildet, müssen
gesetzliche Standards erfüllt werden, so daß die Motivation hier aus einem Zwang erwächst. Dieses Motiv wurde mit sechs Nennungen, 17,14 Prozent aller beteiligten Unternehmen, angesprochen. Eine vollständige direkte Vergleichbarkeit mit anderen Studien liegt nicht vor, jedoch haben Teil
aspekte einen Bezug zu den Ergebnissen anderer empirischer Erhebungen. In der durch das Umweltbundesamt in Auftrag gegebenen Studie sind auch andere als die von uns zugrundegelegten Motive abgefragt worden. Zudem lag eine dreistufige Skalierung vor. Die Teil
nehmer konnten ein erstes, zweites und drittes Motiv angeben. Der Grund, der als erstes Motiv genannt wurde, erfuhr eine dreifache Gewichtung, der als zweites eingestufte eine doppelte Gewich
tung und der dritte Grund ging mit einem Punkt in die Bewertung ein. Auffällig ist, daß sich die Verantwortung der Unternehmen mit 741 Punkten deutlich an erster Stelle plazierte. Als zweitwich
tigstes Argument wurden staatliche Bestimmungen genannt (314 Punkte). Die weiteren Begründun gen, denen teilweise eine annähernde Bedeutung wie der Gesetzeserfullung zugeschrieben wurde,
lassen sich nicht überschneidungsfrei unseren Antwortmöglichkeiten zuordnen, so daß eine Ver
gleichbarkeit nicht angezeigt ist.1541 Die Ähnlichkeit mit den Ergebnissen unserer Erhebung, bei der
auch die unternehmerische Verantwortung dominiert, ist auffällig. Auch die Plazierung der Geset
zeserfullung nach der unternehmerischen Verantwortung ist in beiden Untersuchungen gleich. Die Abstände des zweitwichtigsten Motivs zu den weiteren sind ebenfalls in beiden Erhebungen nicht
mehr stark ausgeprägt.
Auch Dyckhoff/Jacobs fragten die Motive für ein betriebliches Umweltmanagement nicht alterna tiv, sondern in Form funfstufiger Skalen ab. Das Abfallmanagement und die Ökologieverträglich
keit wurden wichtiger eingestuft als ethische Beweggründe. Eine ähnliche Aussageintention ist bei 1541 Vgl. UBA [Untemehmensführung 1991], S.208f.; und Antes et al. [Untemehmensverhalten 1992], S.380.
Seite - 268 -_________________________________________ Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
der hier abgefragten unternehmerischen Verantwortung zu vermuten, die deutlich dominierte. Wäh rend wir nach den Gründen der Umweltmotivation fragen, untersuchen Dyckhoff/Jacobs die Motive für ein betriebliches Umweltmanagement, so daß hier neben den unterschiedlichen Erhebungszeit
punkten ein weiteres Differenzierungsmerkmal zu nennen ist.1542 Auch wenn keine direkte Ver gleichbarkeit vorliegt, ist doch ein tendenzieller Unterschied erkennbar, denn in unserer Untersu chung kommt der nicht ökonomischen Motivation eine dominierende Bedeutung zu. Die Unter schiede lassen sich nicht durch die Einbeziehung der Kleinserienhersteilem begründen, da nur sechs
der 14 Unternehmen (= 42,85 Prozent) dieser Gruppe aus Verantwortung motiviert sind. Von den 21 Großserienherstellem sind es zwölf Unternehmen (=57,14 Prozent). Die ökologische Betroffenheit der Unternehmen durch unterschiedliche Einflußfaktoren ermittelten Meffert/Kirchgeorg auf der Grundlage einer sechsstufigen Skala. Im Rahmen der ersten Untersu
chung kam der Umweltgesetzgebung die mit Abstand höchste Bedeutung zu. 1994 war der ökologi sche Einfluß auf die Unternehmen insgesamt stärker ausgeprägt. Den gesetzgeberischen Anforde
rungen wurde zwar eine etwas höhere Relevanz zugeordnet, jedoch gewann die Kundenanforderung an
Bedeutung
und
bildete
ein
Gegengewicht
zur
Umweltgesetzgebung.
Die
anderen
Einflußfaktoren, mit Ausnahme der europäischen Umweltgesetzgebung, wurden als weniger wichtig
bewertet. Die Betroffenheit aufgrund ethischer Verantwortung wurde nicht einbezogen.1543 Wenn Betroffenheit Motivation zu einer ökologische Ausrichtung induziert, was wir für plausibel halten,
kann hier eine Parallele zu unserer Untersuchung gezogen werden, denn hier kommt der Gesetzes-
erfüllung eine (leicht) höhere Bedeutung als den Kundenanforderungen bei. In der Auswertung von Coenenberg et al. wurden Determinanten ökologischer Entscheidungen in Form einer vierstufigen Skala abgefragt. Im weiteren Sinne können diese Determinanten auch als
Motive ökologischen Handelns interpretiert werden, so daß ein Bezug zu unserem Ergebnis herge
stellt werden kann. Auch in der Publikation von Coenenberg et al. kommt der Gesetzgebung in Form der bereits gültigen und der zu antizipierenden Vorschriften die zentrale Bedeutung bei. Die
Differenz zu den nachfolgenden Determinanten Produktionsprozeß, gesellschaftliche Ökologiedis
kussion und Ansprüche der Eigentümer ist deutlich. Unternehmerische Verantwortung oder andere sogenannte weiche Faktoren sind durch die Autoren nicht abgefragt worden, so daß dieser Aspekt nicht einbezogen werden kann.1544
In der Untersuchung von Steinle et al. wurden keine Motive, sondern Impulsgeber für den Umwelt
schutz dokumentiert. 48,3 Prozent der Unternehmen erhielten ihre Anregungen ausschließlich durch den Gesetzgeber. Die weiteren 51,6 Prozent wurden auch durch andere Stakeholder beeinflußt.1545 1542 Vgl. Dyckhoff/Jacobs [Umweltschutz 1994], S.718f. 1543 Vgl. Kirchgeorg [Untemehmensstrategien 1995], S.59ff.; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.258ff. 1544 Vgl. Coenenberg et al. [Untemehmenspolitik 1994], S.97. 1545 Vgl. Steinle et al. [Umweltschutz 1998], S.63.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 269 -
Die hohe Wichtigkeit des Gesetzgebers bei der Auslösung umweltrelevanter Betroffenheit doku
mentieren auch Dyllick/Belz in ihrer Untersuchung der schweizerischen Lebensmittelhersteller. Den Vorgaben durch den Gesetzgeber wurde unter der ausschließlichen Betrachtung marktbezoge
ner Faktoren ebenfalls die höchste Bedeutung beigemessen.1546 Faßt man die Ergebnisse trotz der Unterschiedlichkeit der Studien zusammen so stellt man fest,
daß weiche Faktoren wie Ethik oder Verantwortung bedeutsam für die ökologische Haltung der Unternehmen sind und dominieren, wenn sie denn abgefragt werden. Im Kanon der marktbezogenen
Einflußgrößen kommt der Gesetzgebung die zentrale Bedeutung bei. Die von uns beschriebene Kooperation mit den staatlichen Stellen, um auch Konkurrenten ein höheres ökologisches Verhalten
abzuverlangen, bestätigt sich somit auch empirisch als wirkungsvoll.
5.3.1.2 Implementierung des Umweltschutzes in das unternehme rische Zielsystem im Vergleich zu den Ergebnissen von Meffert/Kirchgeorg Die Abbildung 5.16 vermittelt einen Gesamtüberblick der Antworten auf die Frage 2.2 Umfaßt Ihr internes Zielsystem den Umweltschutz als eigenständiges Ziel?, an der sich 36 Unternehmen oder 72
Prozent beteiligten.
Ja, schon vor 1990
Ja, seit 1990
Ja, seit 1995
Ja, geplant
Nein Quelle: Verfasser
Abb.5.16: Ökologie als eigenständiger Bestandteil des unternehmerischen Zielsystems
Die ökologische Wertigkeit ergibt sich aus dem Zeitpunkt der Einführung. Somit ist eine Implemen tierung schon vor 1990 als die ökologisch wertvollste Option zu werten. Relativierend muß darauf hingewiesen werden, daß einige Unternehmen erst seit den 90er Jahren am Marktgeschehen betei ligt sind und somit diese Möglichkeit gar nicht wählen konnten. Mit 13 Nennungen entfallen 36,11 1546 Vgl. Dyllick/Belz [Betroffenheit 1995], S.585.
Seite - 270 -Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Prozent aller Antworten auf diese ökologisch hochwertige Alternative, die auch gleichzeitig den
Modus bildet. Immerhin schon seit 1990 haben weitere neun Unternehmen die Ökologie in ihren Zielkanon aufgenommen. Auch diese Unternehmen haben sich somit früh der ökologischen Thema tik zugewandt und bilden einen Anteil von 25 Prozent.
In den Jahren seit 1995 haben lediglich drei Unternehmen (= 8,33 Prozent) ihr Zielsystem um die Ökologie bereichert. Nur zwei Unternehmen (= 5,56 Prozent) planen die Erweiterung des unterneh
merischen Zielsystems durch die Ökologie. Aufgrund der noch nicht realisierten Umsetzung stufen wir diese Alternative als weniger ökologisch orientiert ein. Neun Unternehmen (= 25 Prozent)
beantworten diese Frage schlicht mit nein. Hiermit wird dokumentiert, daß an der Ergänzung des Zielsystems um die Ökologie kein Interesse besteht. Die Wahl dieser Option läßt somit die
schwächste ökologische Orientierung bei dieser Frage erkennen. Im betriebswirtschaftlichen Schrifttum wird die Einbeziehung ökologischer Fragestellungen in das
unternehmerische Zielsystem seit der Mitte 80er Jahre diskutiert. In den älteren Untersuchungen kam umweltbezogenen Zielen noch die geringste Relevanz im Zielkanon der Industrieunternehmen
zu.1547 In den jüngeren Untersuchungen spiegelte sich teilweise der Wertewandel der Gesellschaft
wider, denn ökologische Ziele übertrafen von ihrer Wertigkeit andere unternehmerische Ziele.1548 Eine ähnliche Antwortstruktur wie die von uns verwendete findet sich bei Meffert/Kirchgeorg. Grundlage ist die Erhebung aus 1988.1549 Auch diese Autoren unterschieden, ob die Ökologie bereits
in das unternehmerische Zielsystem integriert wurde, die Einbeziehung geplant ist oder an einer Erweiterung des Zielsystems kein Interesse besteht. Ähnlich wie in der hier vorliegenden Untersu chung differenzieren Meffert/Kirchgeorg auch nach dem Einbeziehungszeitpunkt, jedoch liegen alle
Einbeziehungsdaten vor dem Jahr 1988. Insgesamt repräsentiert diese Gruppe 87,20 Prozent. Faßt man die Gruppen unserer Untersuchung zusammen, die bereits den Umweltschutz in ihr Zielsystem aufgenommen haben, so repräsentieren diese insgesamt 69,44 Prozent. Die Unternehmen, die diesen Schritt planen, stellen bei Meffert/Kirchgeorg 8,40 Prozent, bei uns hingegen 5,56 Prozent dar. Auf fallend ist der Unterschied bei den Unternehmen, die keine Einbeziehung planen. Gemessen an den
hier ermittelten 25,00 Prozent sind diese Unternehmen bei Meffert/Kirchgeorg mit 4,40 Prozent
kaum vertreten.1550 Die verhältnismäßig hohe Ablehnung der ökologischen Zieleinbeziehung ist auf fällig. Eine Erklärung über die Zugehörigkeit zu den Groß- bzw. Kleinserienhersteilem kann diesen
Unterschied nur bedingt erklären. In der Gruppe der konventionellen Herstellern beträgt die Quote mit fünf von 22 Unternehmen 22,72 Prozent, bei den Kleinserienhersteilem mit vier von 14
1547 vgi Töpfer [Untemehmensziele 1985], S.242ff.; und Fritz et al. [Untemehmensziele 1985], S.379ff. 1548 Vgl. Raffee et al. [Umweltschutz 1988]; UBA [Untemehmensfiihrung 1991], S.203; Raffee/Fritz [Dimensionen 1992], S.31 Off; und Steinle [Management 1996], S.10. 1549 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltschutz 1989a], S.l Iff. 1550 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltschutz 1989a], S.l Iff.
Seite - 271 -
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Unternehmen 28,57 Prozent. Der Unterschied zu der zeitlich früheren Studie ist trotzdem noch sehr
deutlich.
Ein anderer Aspekt könnte einen Teil der Differenz klären, so produziert nur eines der großserien fertigenden Unternehmen, welche die Ökologie nicht in ihr Zielsystem aufnehmen, in Deutschland.
Gemessen an den neun in Deutschland produzierenden Unternehmen entspricht dies einem Anteil
von 11,11 Prozent. Die verbleibenden vier Unternehmen fertigen nicht in Deutschland und reprä sentieren gemessen an den 13 Unternehmen dieser Gruppe 30,76 Prozent. Die Differenz der hier
vorgelegten Studie zu den von Meffert/Kirchgeorg präsentierten Werten relativiert sich somit. Eine
Verallgemeinerung, daß die Integration der Ökologie in das Zielsystems in Deutschland höher ist als in anderen Ländern, läßt sich aus unserem Ergebnis nicht ableiten. Um verläßliche Aussagen
über diesen Sachverhalt formulieren zu können, wäre ein größerer Stichprobenumfang und eine nach einzelnen Ländern aufgeteilte Untersuchung erforderlich. Bei einer internationalen Betrach
tung der Automobilindustrie bleibt jedoch festzuhalten, daß die Ökologie vergleichsweise gering in
das unternehmerische Zielsystem einbezogen ist. Anschließend betrachten wir die Kompatibilität der Ökologie mit den (anderen) Untemehmenszielen.
5.3.1.3 Wechselwirkung zwischen dem Umweltschutzziel und anderen Unternehmenszielen im Kanon anderer empiri scher Untersuchungen Mit 34 Nennungen (= 68 Prozent) ist die Rücklaufquote zur Frage 2.3 Wie wirkt sich der Umwelt
schutz insgesamt bei der Verfolgung anderer Unternehmensziele aus? erfreulich hoch. Das Ergebnis wird in Abbildung 5.17 visualisiert.
n=34
Stark komplementär
Schwach komplementär
Neutral
Schwach konträr
Stark konträr Quelle: Verfasser
Abb.5.17: Einfluß der Ökologie auf andere Untemehmensziele
Seite - 272 -Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Unternehmen, die mit der Realisierung ökologischer Vorhaben auch andere Ziele fördern, werden
ein wesentlich größeres Interesse an der Ökologie haben, als wenn der gegenteilige Fall vorliegt.
Der ökologische Wert der Antwort ist demnach um so höher, je stärker das Erreichen ökologischer
und anderer Untemehmensziele miteinander kompatibel ist. Acht Unternehmungen (= 23,53 Pro zent) haben sich für die Option stark komplementär zu anderen Unternehmenszielen entschieden. Weitere neun Nennungen (= 26,47 Prozent) stellen die Wirkung ökologischer Aktivitäten immerhin noch als schwach komplementär zu anderen Unternehmenszielen dar. Somit gibt die Hälfte der hier
antwortenden Unternehmen an, daß die Ökologie einen positiven Einfluß auf andere unternehmeri sche Anforderungen ausübt. Einen Modus gibt es bei den Antworten dieser Frage nicht, vielmehr sind die Nennungen der zweiten und dritten Gruppe gleich oft gewählt worden.
Die dritte Antwortaltemative - neutral zu anderen Unternehmenszielen - repräsentiert mit ihren neun Nennungen ebenfalls 26,47 Prozent der Antworten. Die Antwortaltemativen schwach konträr zu anderen Unternehmenszielen und stark konträr zu anderen Unternehmenszielen wurden von
jeweils vier Unternehmen (= 11,76 Prozent) als zutreffend gekennzeichnet. Somit schreiben nur 23,53 Prozent der Unternehmen einer ökologischen Ausrichtung eine erfolgsmindemde Wirkung zu.
Die Frage der Kompatibilität des ökologischen Ziels mit anderen Untemehmenszielen bildet in
mehreren Untersuchungen einen Forschungsschwerpunkt bzw. sogar den einzigen Untersuchungs gegenstand. Diese Erhebungen greifen teilweise auf Erklärungsmodelle zurück, die hier nicht zielführend einsetzbar sind. Eine direkte Vergleichbarkeit ist nicht gegeben, da andere Autoren die
Kompatibilität zu einzelnen Zielen und nicht zum Zielsystem als Komplex verglichen haben. Ein
Bezug der Ergebnisse zueinander ist trotzdem erreichbar, wenn die Gesamtwirkung auf das Zielsy stem als Betrachtungsobjekt verwendet wird. Hierzu sind als Auswahl der jüngeren Schrifttumsbei
träge die Untersuchungen von Meffert/Kirchgeorg,1551 der FUUF,1552 Raffee et al.,1553 Coenenberg et
al.1554 und Fritz1555 auf die Gesamtwirkung zu untersuchen. Einen Überblick zeigt die Abbildung 5.18.
1551 Vgl. Meffert/Kirchgeorg [Umweltschutz 1989a], S.18ff; und Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.47ff. 1552 Vgl. UBA [Untemehmensführung 1991], S.205f.; und Steger [Umweltmanagement 1992], S.63. 1553 Vgl. Raffte et al. [Umweltschutz 1992], S.250. 1534 Vgl. Coenenberg et al. [Untemehmenspolitik 1994], S.83ff. 1555 Vgl. Fritz [Umweltschutz 1995], S.347ff; und zu der sich daran anschließenden Diskussion: Balderjahn [Stellung nahme 1995], S.805ff; Fritz [Gewinn 1995], S.820ff; Gemünden/Kaluza [Umweltschutz 1995], S.813ff; Kirchge org [Untemehmensstrategien 1995], S.73; Kreikebaum [Plädoyer 1995], S.807ff; Meffert/Kirchgeorg [Stellung nahme 1995], S.817ff; Steger [Anmerkungen 1995], S.81 Off; und Fritz [Marketing 1997], S.129ff.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 273 -
Untersuchung
Veröffent lichung
Ökologie hat eine positive ...
Ökologie hat eine
Ökologie hat eine
indifferente...
negative...
Meffert/ Kirchgerog
1989
Zielbeziehung zu acht an deren Untemehmenszielen
Zielbeziehung zu keinem anderen Untemehmensziel
Zielbeziehung zu drei an deren Untemehmenszielen
positiv
FUUF
1991
Zielbeziehung zu zehn an deren Untemehmenszielen
Zielbeziehung zu vier an deren Untemehmenszielen
Zielbeziehung zu keinem anderen Untemehmensziel
positiv
Raffee et al.
1992
Zielbeziehung zu 23 an deren Untemehmenszielen
Zielbeziehung zu keinem anderen Untemehmensziel
Zielbeziehung zu keinem anderen Untemehmensziel
positiv
Coenenberg et al.
1994
Wirkung auf ein anderes Untemehmensziel
Wirkung auf zwei andere Untemehmensziele
Wirkung auf drei andere Untemehmensziele
negativ
Fritz
1995
Wirkung auf vier andere Untemehmensziele
Wirkung auf kein anderes Untemehmensziel
Wirkung auf kein anderes Untemehmensziel
positiv
Wirkung auf das Zielsy stem in 17 Unternehmen
Wirkung auf das Zielsy stem in neun Unternehmen
Wirkung auf das Zielsy stem in acht Unternehmen
positiv
eigene Erhebung
Gesamt wirkung
Quelle: Daten der genannten Untersuchungen (eigene Erstellung)
Abb.5.18: Zielbeziehungen und Wirkungen der Ökologie auf andere Untemehmensziele im Kontext verschiedener empirischer Erhebungen
Zur Realisierung dieser Darstellung haben wir die einzelnen Ziele gleichgewichtig behandelt und
die Wirkungen jeweils errechnet. Bei der Untersuchung der FUUF und von Coenenberg et al. war
keine Gesamtwirkung zu den einzelnen Zielen ausgewiesen. Statt dessen waren die Anteile der
Unternehmen genannt, die eine positive, negative oder neutrale Wirkung vermuten. Die Zuordnung erfolgte bei der Ausprägung, für die sich die Mehrheit entschieden hatte. Die Ermittlung der
Gesamtwirkung der Ökologie erfolgte nach der einfachen Mehrheit der ermittelten Nennungen. Für die eigene Erhebung haben wir die Unternehmen zusammengefaßt, die der Ökologie eine kom
plementäre oder stark komplementäre Wirkung auf das Zielsystem zuschreiben. Analog haben wir die Unternehmen ermittelt, die der Ökologie eine negative Wirkung zuschreiben bzw. sie indifferent einstufen. Somit ist die Gesamtwirkung vergleichbar, die der Ökologie auf das Zielsystem in den
einzelnen Untersuchungen insgesamt zugeschrieben wird. Auffallend ist, daß von den einbezogenen
Untersuchungen nur Coenenberg et al. der Ökologie eine negative Gesamtwirkung auf die Errei chung anderer Ziele der Unternehmung nachweisen. Steinle et al. kommen zwar zu einer ähnlichen
Einschätzung und betonen, daß die meisten der befragten Unternehmen die verschiedenen Zieldi mensionen nicht für kompatibel einstufen würden.1556 Aufgrund der mangelnden Detaillierung kön nen wir dieses Ergebnis nicht weiter berücksichtigen. Die Erforschung der unterschiedlichen Ein
schätzungen im Rahmen der betrachteten Untersuchungen ist nicht Aufgabe der hier vorliegenden Arbeit.
1556 Vgl. Steinle et al. [Umweltschutz 1998], S.65.
Seite - 274 -_________________________________________ Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Die meisten der hier betrachteten Schrittumsbeiträge weisen auf der Grundlage ihrer empirischen
Untersuchungen nach, daß die Verfolgung ökologischer Ziele einen insgesamt positiven Einfluß auf die Verfolgung anderer unternehmerischer Ziele ausübt. Diese Einschätzung wird auch bei der aus schließlichen Betrachtung der umweltsensibelen Automobilindustrie bestätigt.
5.3.1.4 Integration ökologischer Gedanken in die strategische Pla nung und deren Bewertung, geniessen an den Ergebnissen der FUUF In welcher Form integrieren Sie Umweltschutzgedanken in die strategische Planung? lautet die
Frage 2.4. 35 Unternehmen - womit eine individuelle Quote von 70 Prozent erreicht wird - doku mentierten ihr internes Vorgehen. Einen Überblick der Besetzung der einzelnen Klassen vermittelt die Abbildung 5.19.
12
Grundsätzlich entscheidend
Bei ökologischen Plänen entscheidend
Grundsätzlich beratend
Bei ökologischen Plänen beratend
Keine Einbeziehung Quelle: Verfasser
Abb.5.19: Einbeziehung ökologischer Gedanken in die strategische Planung
In Unternehmen, in denen ökologische Gedanken grundsätzlich entscheidend wirken, bestehen die größten Potentiale zur ökologischen Ausrichtung. Durch diese Antwort wird die höchste Integration
in die strategische Planung dokumentiert.
Finden Umweltschutzgedanken für ökologische Planungsinhalte als Entscheidungsparameter Ver
wendung, so entspricht dies einer partiellen Integration ökologischer Fragen in die strategische Pla nung. Der umfassende Anspruch Umweltschutzgedanken grundsätzlich entscheidend zu berücksich
tigen wird aufgegeben. Eine beratende Funktion wird grundsätzlich geringeren Einfluß ausüben als
eine entscheidende. Zur Beurteilung der Integrationswirkung muß jedoch unterschieden werden, wie umfassend die Beratung ist. Der Einfluß auf die strategische Ausrichtung wird geringer sein, wenn sich die Beratung auf ökologische Planungsinhalte beschränkt und nicht grundsätzlich
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 275 -
ausgeübt wird. Die ökologisch schlechteste Antwortoption dieser Frage stellt die Ignoranz von
Umweltschutzgedanken bei der strategischen Planung dar. Neun Statements entfielen auf die Alternative entscheidend bei allen Planungsinhalten, so daß auf
diese Ausprägung 25,71 Prozent entfallen. Weitere neun Unternehmen nehmen für sich in
Anspruch, daß Umweltschutzgedanken bei ihnen entscheidend bei ökologischen Planungsinhalten wirken. Die häufigste Antwort mit elf Nennungen (= 31,43 Prozent) ist jedoch die
Antwortaltemative beratend bei allen Planungsinhalten, die somit den Modus bildet. Die fünf
Unternehmen (= 14,29 Prozent) der hier zugrunde gelegten Antworten implementieren den Umwelt schutzgedanken beratend bei ökologischen Planungsinhalten und bilden eine Minderheit. Lediglich
die Antwort gar nicht wurde mit einer Nennung (= 2,86 Prozent) noch seltener gewählt. Die Vergleichbarkeit mit anderen Studien ist aus den bereits diskutierten Gründen nur bedingt gege
ben. Eine Ähnlichkeit der Befragung liegt jedoch mit der des Umweltbundesamtes vor.1557 In dieser
Studie wurden ökologische Gedanken durch die Einbeziehung kompetenter Personen in die strategi sche Planung implementiert. Somit ist eine grundsätzliche Vergleichbarkeit gegeben. Das FUUF hat
die Fragen nicht alternativ gestellt, sondern Mehrfachantworten zugelassen, so daß die beiden Extremausprägungen beider Studien miteinander vergleichbar sind. Einen Überblick gibt die Abbil
dung 5.20.
Abb.5.20: Integration ökologischer Fragen in die Untemehmensplanung im Vergleich Die Differenzen der beiden empirischen Erhebungen können mindestens auf drei Größen zurückge-
fuhrt werden: unterschiedliche Erhebungszeitpunkte, Untersuchungsumfang und Bedeutungsunter schiede der Ökologie. Bei der Untersuchung des FUUF übersteigen die Ignoranz (= 14,6 Prozent) 1557 Vgl. hierzu UBA [Untemehmensführung 1991], S.214.
Seite - 276 -Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
und die stärkste Form der Einbeziehung (= 38,2 Prozent) die durch uns ermittelten Werte. Vice
versa gestaltete sich die Besetzung für die Gruppen zwischen diesen beiden Extremfällen. Bei der FUUF-Untersuchung repräsentieren die Teilnehmer 48,40 Prozent. Es scheint so, als ob die Unter
nehmen der Automobilindustrie sich mit der Thematik der Ökologie abgefunden haben. Mit 71,43
Prozent beziehen die meisten Unternehmen die Ökologie mit in die Planung ein, ohne ihr jedoch in allen Bereichen Entscheidungsrelevanz beizumessen. Gegenüber der Untersuchung aus 1989 sind
die durch uns nachgewiesenen 27,71 Prozent der Unternehmen, die die Ökologie grundsätzlich zur
Entscheidung heranziehen, gering. Nur ein Unternehmen (= 2,86 Prozent) unserer Erhebung igno riert ökologische Fragestellungen bei der Planung vollständig. Obwohl dies ein wesentlich geringe rer Wert ist als der von der FUUF ermittelte, muß diese Ignoranz doch verwundern.
Angesichts der in den späten 90er Jahren zunehmenden Bedeutung der Ökologie ist eine solche Hal
tung nicht nachvollziehbar. Diese mangelnde Integration ökologischer Sachverhalte dürfte sich in extrem hohen Kosten in Form von End-of-Pipe Maßnahmen niederschlagen, wenn die ökologischen
Anforderungen an die Automobilindustrie - wie allgemein erwartet1558 - im weiteren Zeitverlauf
gesteigert werden. Eine langfristige Orientierung bietet ein größeres Potential, ökonomisch erfolgs versprechende ökologische Maßnahmen zu ergreifen. Nur eines der von uns befragten Unternehmen
nutzt die möglichen Chancen, die mit einer Implementierung ökologischer Fragen in die strategi sche Planung verbunden sind, überhaupt nicht.
5.3.1.5 Berücksichtigung ökologischer Sachverhalte bei der Pro duktkonzeption, gemessen an den durch Coenenberg et al. generierten Ergebnissen Der Frage 2.5 Werden ökologische Fragestellungen bei der Konzeption neuer Produkte berücksich tigt? kommt im Rahmen unserer Untersuchung eine zentrale Bedeutung zu. Wie die Ausführungen
in Abschnitt 4.2.2. dokumentieren, steht das Produkt und nicht die Produktion bei der Betrachtung ökologischer Belange des Automobils im Vordergrund. Mit 37 Antworten haben sich bei dieser Frage alle Unternehmen beteiligt, die bei unserer Untersuchung geantwortet haben. Eine graphische Aufbereitung des Ergebnisses zeigt die Abbildung 5.21. Unternehmen, die einen Branchenstandard setzen, sind als ökologischer einzustufen als die Markt teilnehmer, die sich nur am gesetzten Branchenstandard orientieren. Da die gesetzlichen Anforde
rungen wiederholt, wie bei der Katalysatoreinführung,1559 geringer waren als der Branchenstandard, stufen wir die Höhe der gesetzlichen Verpflichtungen als geringer ein. Unternehmen, die sich nur
dann über gesetzliche Standards hinaus orientieren wenn es für sie keine Kostenbelastung darstellt,
ist somit eine geringere ökologische Orientierung zu bescheinigen. Die strikte Ausrichtung an dem 1558 Vgl. die Ausführungen im Abschnitt 5.5.1.2 und 5.5.1.3. 1559 Vgl. die Ausführungen im Unterabschnitt 4.2.5.2.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 277 -
was gesetzlich gefordert ist stellt einen noch geringeren Anspruch dar, denn selbst Maßnahmen, deren Realisierung ohne Mehrkosten möglich wäre, werden nicht umgesetzt. Die verbleibende Ant
wortmöglichkeit keine Berücksichtigung ist die schlechteste der hier angebotenen Alternativen und würde vermutlich in Teilbereichen auch eine Gesetzesüberschreitung dokumentieren.
Abb.5.21: Einfluß ökologischer Fragestellungen bei der Produktkonzeption
Mit 22 Nennungen entfallen auf die Option ja, wir setzen Branchenstandards 59,46 Prozent aller Antworten. Diese Alternative stellt eindeutig den Modus dieser Klasse dar. Vor dem Hintergrund
der aktuellen Entwicklung in der Automobilindustrie muß dieses Ergebnis allerdings kritisch gese hen werden. Die Formulierung von Branchenstandards war nur bei wenigen Unternehmen festzu stellen. Als Erklärung für die offensichtlich vorhandenen Differenzen könnte die unterschiedliche Interpretation des Branchenstandards genannt werden. Wir halten es für möglich, daß sich die
Unternehmen hier auf Kleinstverbesserungen beziehen, unsere Intention zielte hingegen auf durch
greifende Verbesserungen ab. Lediglich fünf Unternehmen (13,51 Prozent) votierten für die Option ja, wir orientieren uns an
Branchenstandards. Vice versa zu den Ausführungen der ersten Antwortoption erscheinen uns die Zahl der Antworten zu den drei verbleibenden Möglichkeiten sehr gering. So entfielen auf die Ant wort über die gesetzlichen Vorschriften hinaus, wenn ohne Mehrkosten möglich lediglich drei Nen
nungen (8,11 Prozent). Für die Antwort ja, soweit gesetzlich vorgeschrieben entschieden sich sieben
Unternehmen (18,92 Prozent). Die Alternative nein, ökologische Fragestellungen werden nicht bei der Produktkonzeption berücksichtigt, wurde nicht gewählt. Auch die im Rahmen dieser Frage generierten Antworten wollen wir trotz der damit verbundenen Schwierigkeiten mit den im Schrifttum diskutierten Ergebnissen anderer Untersuchungen
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 278 -
vergleichen. Eine Erhebung, die exakt die hier gestellte Frage diskutiert, ist im Schrifttum nicht
vorhanden. Doch bietet die Untersuchung von Coenenberg et al. einen möglichen Ansatz.1560 Die
Autoren zeigen im Rahmen ihrer Ausführungen die Berücksichtigung ökologischer Fragestellungen in einzelnen Untemehmensbereichen auf. Hierbei stellen sie die F&E sowie die Fertigung separat
voneinander dar. Da Coenenberg et al. in ihrem Fragebogen den F&E-Bereich durch die Themen
„... Grundlagenforschung, Rohstoffwahl... ”1561 beschreiben, scheint hiermit die Produktkonzeption abgefragt worden zu sein. Die Ergebnisse der beiden empirischen Untersuchungen stufen wir als grundsätzlich miteinander vergleichbar ein. Die Abbildung 5.22 zeigt die durch Coenenberg et al.
generierten Ergebnisse.
Vollständig
Weitgehend
Kurzfristig angestrebt
Langfristig angestrebt
Nicht erforderlich
Quelle: Coenenberg et al. [Untemehmenspolitik 1994], S.88 (eigene Erstellung)
Abb.5.22: Einbeziehung von Umweltschutzaspekten in die F&E nach Coenenberg et al. Die Untersuchung von Coenenberg et al. weist einen Schwerpunkt mit 55,00 Prozent der beteiligten
Unternehmen bei der mindestens weitgehenden Einbeziehung von Umweltschutzaspekten in die F&E auf. Hier besteht ein deutlicher Unterschied mit dem von uns erzielten Ergebnis, denn 72,97 Prozent der von uns befragten Unternehmen nehmen für sich in Anspruch, sich mindestens an Bran chenstandards zu orientieren. Die Antwortaltemativen kurzfristig bzw. langfristig angestrebt bei Coenenberg et al. sind mit unseren Antworten nicht vergleichbar, da wir konkrete Realisierungen
abgefragt haben. Ein signifikanter Unterschied besteht bei der Nichtberücksichtigung. So ist der Anteil der durch Coenenberg et al. befragten Unternehmen mit 24,90 Prozent stark ausgeprägt, wobei keines der von
uns befragten Unternehmen sich für die entsprechende Alternative entschied. Wenn sich der
uw vgi den Ausführungen in diesem Unterabschnitt Coenenberg et al. [Untemehmenspolitik 1994], S.88. 1561 Günther [Controlling 1994], S.348; und Wittmann [Rückstandsmanagement 1994], S.372.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 279 -
Umweltschutz im F&E bei Coenenberg et al. ausschließlich auf die Produktkonzeption bezieht, sind die von uns befragten Unternehmen der ökologisch sensiblen Automobilbranche - zumindest was
ihre Selbsteinschätzung anbelangt - ökologischer als der industrielle Durchschnitt.
5.3.1.6 Berücksichtigung ökologischer Sachverhalte in der Pro duktionsgestaltung in der Gegenüberstellung der von Coenenberg et al. erzielten Ergebnisse An der Frage 2.6 Werden ökologische Fragestellungen bei der Neugestaltung von Produktionspro zessen berücksichtigt? beteiligten sich 70 Prozent der befragten Unternehmen. Einen Überblick über
die Verteilung der 35 Antworten gibt die Abbildung 5.23.
Profilierungsmö^ichkcit In allen Bereichen über In vielen Teilbereichen In einigen Teilbereichen Im Rahmen gesetzlicher im Wettbewerb gesetzlichen Standards über gesetzlichen über gesetzlichen Standards Standards Standards Quelle: Verfasser
Abb.5.23: Frühzeitige Implementierung ökologischer Fragen in die Produktion
Die ökologisch anspruchsvollste Option besteht darin, Produktionsprozesse ökologisch zu optimie
ren, um sich damit im Wettbewerb zu profilieren. Dies wird nur möglich sein, wenn das betroffene Unternehmen den Standard der Branche weitgehend beeinflußt. Geringer ist die grundsätzliche
Übererfüllung gesetzlicher Forderungen zu sehen, da hier schon leichte Verbesserungen ausreichen, die zur Profilierung im Wettbewerb vermutlich nicht ausreichend wären. Werden gesetzliche Anfor
derungen nicht immer, sondern lediglich in vielen Teilbereichen überschritten, verringert sich der ökologische Wert. Das Unternehmen wird vermutlich selektiv die Bereiche ausklammem, die mit
hohen Kosten verbunden sind. Noch weniger ökologisches Engagement ist zu vermuten, wenn ein
Unternehmen nur in einigen Teilbereichen gesetzliche Anforderungen übererfüllt. Hier werden ver mutlich die Produktionsbereiche, die mit geringen Kosten oder gar kostenneutral verbessert werden können, über den gesetzlichen Stand ausgerichtet. Der geringste ökologische Anspruch ist damit
verbunden, wenn ein Unternehmen nur die gesetzlichen Anforderungen erfüllt und somit auch keine kostenneutralen Verbesserungen über dem gesetzlichen Standard realisiert.
Seite - 280 -_________________________________________ Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Wie aus Abbildung 5.23 deutlich wird, liegt hier eine gleichmäßigere Verteilung als bei der Frage 2.5 vor. Auf die anspruchsvollste Antwortoption - diese bilden für uns eine Profilierungsmöglich keit im Wettbewerb - antworteten elf Unternehmen (= 31,43 Prozent). Lediglich zwei Unternehmen (=5,71 Prozent) nehmen für sich in Anspruch, in allen Bereichen über die gesetzlichen Standards
hinaus zu gehen. Die Option in vielen Teilbereichen über die gesetzlichen Standards hinaus erreicht 13 Nennungen (= 37,14 Prozent) und bildet den häufigsten Wert. Fünf Unternehmen (= 14,29 Pro
zent) gehen bei der Produktionsprozeßgestaltung nur in einigen Teilbereichen über die gesetzlichen Standards hinaus. Die Plausibilität der Antworten zu dieser Frage wird durch vier Unternehmen (= 11,43 Prozent) erhöht, die sich für die Option - im Rahmen der gesetzlichen Standards - entschieden
haben. Auch wenn eine solche Ausrichtung ökologisch wenig zu begrüßen ist, deutet ihre Antwort
doch auf eine ehrliche Auseinandersetzung mit dem Fragebogen hin. In der Untersuchung von Coenenberg et al. wird die Berücksichtigung von Umweltschutzaspekten in der Fertigung dargestellt.1562 Da Coenenberg et al. in ihrem Fragebogen den Fertigungsbereich durch die Themen „... Verfahrensänderung, Maschinenauswahl...”™* beschreiben, scheint eine Gleichsetzung von Fertigung und Produktion vertretbar. Hierdurch entsteht die Vergleichbarkeit der
beiden Untersuchungen. Einen Überblick der durch Coenenberg et al. generierten Ergebnisse gibt die Abbildung 5.24.
Vollständig
Kurzfristig angestrebt
Langfristig angestrebt
Nicht erforderlich
Quelle: Coenenberg et al. [Untemehmenspolitik 1994], S.88 (eigene Erstellung
Abb.5.24: Einbeziehung von Umweltschutzaspekten in die Fertigung nach Coenenberg et al.
1562 Vgl. zu den Ausführungen in diesem Unterabschnitt Coenenberg et al. [Untemehmenspolitik 1994], S.88. 1563 Günther [Controlling 1994], S.348; und Wittmann [Rückstandsmanagement 1994], S.372.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 281 -
Eine detailliertere Gegenüberstellung ist aufgrund der leicht differierenden Fragestellungen nicht
sachgerecht, da wir die Neugestaltung von Produktionsprozessen abfragen, Coenenberg et al. hinge gen die Berücksichtigung und damit offensichtlich den Status-quo untersuchen. Zudem liegen den
beiden Befragungen unterschiedliche Antwortaltemativen zugrunde; somit ist unklar, inwieweit die Gruppen vollständig und weitgehend unseren Einteilungen entsprechen. Auffällig ist jedoch, daß
bei Coenenberg et al. ein Anteil von 47,40 Prozent Umweltschutzaspekte noch nicht in die Ferti gung integriert hat und somit auch nicht in Teilbereichen über den gesetzlichen Standards liegen dürfte. Vergleicht man diesen Wert mit der ökologisch schwächsten Gruppe unserer Untersuchung,
die ökologische Aspekte nur im Rahmen gesetzlicher Standards in die Produktion implementiert, so
ist der Unterschied auffällig. Diese Gruppe umfaßt bei uns lediglich 11,43 Prozent. Die freiwillige
Implementierung ökologischer Sachverhalte in die Produktkonzeption der untersuchten Automobil hersteller hat offensichtlich einen hohen Stellenwert. Dieses Ergebnis sollte im Hinblick auf die ökologische Orientierung der Automobilhersteller nicht überbewertet werden, da die Produktion der Fahrzeuge ökologisch nur eine nachgelagerte Bedeutung hat.
5.3.2 Organisation ökologischer Unternehmensausrichtung 5.3.2.1 Koordination ökologischer Aktivitäten unter Bezugnahme der durch Steinle et al. generierten Resultate Die Frage 3.1 Wird der Umweltschutz in Ihrem Unternehmen - keine Konzernbetrachtung - von
einer konkreten Stelle koordiniert? weist mit 36 Antworten eine Rücklaufquote von 72 Prozent auf. Die Belegung der einzelnen Felder zeigt Abbildung 5.25. Die Koordination ökologischer Aktivitä
ten gewinnt an Bedeutung, je höher diese Aufgabe angesiedelt ist. Somit ist eine Aufgabenüber
nahme durch das Top-Management am wertvollsten, gefolgt von der Erledigung der Aufgaben durch das Middle- und Lower-Management. Erst danach rangiert die geplante Einrichtung einer
Koordinationsstelle. Als ökologisch schlechteste Option ist die Ausprägung zu werten, in der die
sem Aspekt noch keine Bedeutung zugemessen wird. Der Modus entfallt mit 15 Nennungen (= 41,67 Prozent) auf die Option vom Top-Management.
Somit scheint die Auseinandersetzung mit ökologischen Fragestellungen in der Mehrzahl der Unter nehmen als „Chefsache” eingestuft zu werden. Dieses Ergebnis zeigt die hohe Bedeutung, die den
ökologischen Aktivitäten bei der operativen Umsetzung beigemessen wird. Mit einem Anteil von 25
Prozent stellen die neun Unternehmen, bei denen die Antwort vom Middle-Management zutraf, auch eine beachtliche Größenordnung dar. In einem großen Unternehmen kann es durchaus sinnvoll sein, die Aufgabe organisatorisch nicht auf der obersten Ebene anzusiedeln. Jedoch kann dann in Zwei
felsfallen ein Durchsetzungsproblem gegenüber anderen Ressorts (bzw. Ressortleitern) entstehen, die hierarchisch höher angesiedelt sind.
Seite - 282 -Dynamische ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Ja, vom TopManagement
Ja, vom MiddleManagement
Ja, vom LowerManagement
Ja, geplant
Nein Quelle: Verfasser
Abb.5.25: Abstimmung ökologischen Verhaltens im Unternehmen
Die vier Unternehmen, die eine Koordination vom Lower-Management wahmehmen lassen, nehmen Durchsetzungsprobleme im Konfliktfall in Kauf, so daß der ökologischen Thematik hier nur eine untergeordnete Bedeutung zukommen dürfte. Positiv ist für die 11,11 Prozent der so antwortenden
Unternehmen festzuhalten, daß überhaupt eine Koordinationsinstanz besteht. Die Einrichtung einer Koordinationsstelle wird von einem Unternehmen geplant und repräsentiert im vorgestellten Zusammenhang 2,78 Prozent. Die verbleibenden 19,44 Prozent planen keine entsprechende Stelle,
so daß diese sieben Unternehmen mit nein antworteten.
Auch hier ist eine vollständige Vergleichbarkeit unserer Ergebnisse mit anderen Studien nicht gege ben. Es läßt sich aber zu der Untersuchung von Steinle et al. ein interessanter Bezug herstellen.1564
Diese weisen nach, daß bei 75,90 Prozent der von ihnen befragten Unternehmen die Auseinander
setzung mit ökologischen Fragen in das Aufgabengebiet des Top-Managements fallt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, daß in der empirischen Untersuchung nur Unterneh men mit mehr als vier Mitarbeitern Berücksichtigung finden. Eine detaillierte Unterteilung verschie
dener Managementebenen, wie wir sie vorgenommen haben, ist in der Referenzstudie nicht zu fin
den. Vergleicht man nun die 75,90 Prozent der niedersächsischen Untersuchung mit der organisato rischen Koordination in der Automobilindustrie, so wirken die hier ermittelten 41,67 Prozent gering. Berücksichtigt man jedoch die unterschiedlichen Strukturen der Untersuchung, so ist auch
der Vergleich des Top- und Middle-Managements unserer Untersuchung (= 66,67 Prozent) mit den Ergebnissen von Steinle et al. angebracht. Ein Manager der konventionellen Automobilhersteller,
der im Middle-Management anzusiedeln ist, wird hinsichtlich verfügbarem Budget, Leitungsspanne
etc. größere Verantwortung tragen, als der Geschäftsführer eines Kleinstuntemehmen mit fünf Mit arbeitern. Gegen diese Ausweitung des Managements spricht jedoch, daß der Middle-Manager I5M Vgl. hierzu und im folgenden Steinle et al. [Umweltschutz 1998], S.62ff.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 283 -
eines Automobilherstellers nicht die letzte Entscheidungsbefugnis hat wie die Geschäftsleitung eines Kleinstuntemehmens. Prinzipiell läßt sich diese Überlegung auch auf das Lower-Management übertragen. Der „richtige” Vergleichswert liegt demnach bei 41,67 Prozent, zuzüglich eines nicht
genau zu beziffernden Aufschlags. Festzuhalten bleibt, daß die Automobiluntemehmen zum größten Teil die Koordination des
Umweltschutzes hierarchisch hoch ansiedeln, auch wenn dies nicht immer auf der obersten Füh rungsebene geschieht.
5.3.2.2 Existenz weltweit einheitlicher Standards Einen Überblick über das Ergebnis der Frage 3.2 Produzieren Sie weltweit nach einheitlichen hohen
ökologischen Standards, die auch in Industrieländern akzeptiert würden? zeigt die Abbildung 5.26. Diese Frage wurde aus Akzeptanzgründen nur den konventionellen Herstellern gestellt, da wir bei
der Befragungsplanung befürchteten, daß sich die Kleinstuntemehmen durch diese Frage nicht
emstgenommen fühlen. Aufgrund mangelnder Flexibilität bei der Fragenauswahl wollten wir nicht die Teilnahmebereitschaft verringern. Inhaltlich scheint es zudem wenig plausibel, daß die kleinseri enfertigenden Unternehmen regional stark differenziert agieren.1565
Die ökologische Orientierung ist um so höher, je eher weltweit einheitliche Standards Gültigkeit
haben. Befindet sich eine solche Ausrichtung in der Planung, so ist sie höherwertiger als eine noch
nicht erfolgte Thematisierung.
n=2I
12
Ja, schon vor 1990
Ja, seit 1990
Ja, seit 1995
Ja, geplant
Nein Quelle: Verfasser
Abb.5.26: Weltweit einheitliche Produktionsstandards 1565 Der Fragebogen für die Elektrofahrzeughersteller enthält demnach in diesem Bereich eine Frage weniger, so daß bei den nachfolgenden Fragen die Numerierung beider Gruppen nicht mehr identisch ist; dennoch werden sie gemeinschaftlich - der Numerierung der konventionellen Hersteller entsprechend - diskutiert.
Seite - 284 -Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Gemessen an den 36 Unternehmen, denen diese Frage gestellt wurde, repräsentieren die 21 hier erzielten Nennungen einen Anteil von 58,33 Prozent. Mit zehn Antworten (= 47,62 Prozent) entfällt
der Modus deutlich in die Klasse, die schon vor 1990 weltweit nach höchsten Standards produziert.
Jeweils drei Unternehmen (= 14,29 Prozent) fertigen ihre Produkte seit 1990 bzw. seit 1995 global einheitlich. Zum Zeitpunkt der Befragung verfugen somit insgesamt 13 Unternehmen über langjäh
rige Erfahrungen, wohingegen sich drei Unternehmen noch in der Einstiegsphase befinden. Immer hin noch vier Unternehmen (= 19,05 Prozent) haben die Wichtigkeit einer international einheitli
chen Ausrichtung erkannt und in 1997 geplant, dieses Ziel zu realisieren. Auch wenn noch nicht
abzusehen ist wann die Realisierung erfolgt, ist der Trend zur Festsetzung einheitlicher Standards
erkennbar, denn nur ein Teilnehmer (= 4,76 Prozent) hat diese Frage mit nein beantwortet. Dieses Ergebnis wird jedoch durch die schon beschriebene Tatsache relativiert, daß der Produktion
im Lebenszyklus eines Automobils nur eine verhältnismäßig geringe Bedeutung zukommt. Mit dem
hier erzielten Ergebnis muß folglich noch keine Tendenz zur wirklich ökologischen Ausrichtung
verbunden sein. Wird die Realisierung der hohen Standards nicht aufgrund ökologischer Überzeu gung durchgesetzt, ist dieses Ergebnis ein Beleg dafür, wie sehr die Automobiluntemehmen bemüht sind, wenig Angriffsfläche für vermeidbare ökologische Kritik zu bieten. Eine konzemweite Anpas
sung der Produktion an ökologische Standards der Industrieländer ist offensichtlich leichter umzu setzen als ein ökologisch optimiertes Produkt. Gleichzeitig sind die Folgen direkter zu erkennen, so
daß eine negative Berichterstattung nicht auszuschließen ist.
5.3.3 Allgemeine ökologische Selbsteinschätzung der befragten Automobilhersteller Im Rahmen dieses Abschnitts ziehen wir die Frage 3.10 Ist es vorgekommen, daß von Ihnen entwikkelte Umweltstandards zu gesetzlichen Vorschriften geworden sind? zur operativen-ökologischen
Ausrichtung vor, da sie inhaltlich der Selbsteinschätzung zuzuordnen ist.
5.3.3.1 Selbsteinschätzung der produktspezifischen Umweltaus richtung für den deutschen Markt Die Frage 3.31566 lautet Wie schätzen Sie die Umweltausrichtung Ihrer Produkte für den deutschen Markt ein? Mit einer Rücklaufquote von 70 Prozent kann auch für diese Frage ein erfreulich gutes
Ergebnis verzeichnet werden. Die Visualisierung der unterschiedlichen Antworten zeigt die Abbil
dung 5.27.
1566 Für die Elektrofahrzeugproduzenten handelt es sich - wie oben erwähnt - um die Frage 3.2. Auch im folgenden wird die Zählung für die konventionellen Hersteller weiter verwendet, ohne das wir hierauf erneut hinweisen.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 285 -
Abb.5.27: Produktbezogene Umweltausrichtung auf dem deutschen Markt Die Antwortoption setzen Branchenstandards wurde von acht Unternehmen als zutreffend gekenn
zeichnet. Somit gehören 22,86 Prozent in die ökologisch hochwertigste Kategorie. Die Bewertung
resultiert daraus, daß ein branchenstandardsetzendes Unternehmen als Initiator tätig ist und die anderen Marktteilnehmer durch sein Vorgehen zwingt, höhere Standards zu implementieren. Somit
gibt es durchaus einen nennenswerten Anteil von Unternehmen, die in diesem Bereich vorgeben, sich wie ein Dynamischer Ökologieführer zu verhalten. Hinsichtlich der ökologischen Wertigkeit schließt sich die Klasse übererfüllen gesetzliche Standards in allen Bereichen an, denn eine grund
sätzliche Übererfüllung der relevanten Gesetze stufen wir ebenfalls als wertvoll ein. Die drei Unter nehmen (= 8,57 Prozent) bilden bei dieser Frage jedoch die schwächste Klasse. Die Option überer füllen gesetzliche Standards in Teilbereichen ist ökologisch nach unserer Einschätzung einer grund
sätzlichen Ausrichtung unterlegen, denn die Unternehmen scheuen Übererfüllungen in ausgewähl ten Bereichen, deren Verbesserung wahrscheinlich kostenintensiv ist. Die zwölf Nennungen bilden
in dieser Klasse den Modus. Es erscheint auch plausibel, daß mit 34,29 Prozent ca. jedes dritte Unternehmen eine partielle Gesetzesübererfüllung realisiert. Ökologisch weniger engagiert sind die
sieben Teilnehmer, die in die folgende Klasse fallen. Diese 20 Prozent erfüllen gesetzliche Stan dards vor ihrer Inkraftsetzung. Hierin ist wohl weniger eine ökologische Orientierung als vielmehr
die Vermeidung späterer Produktumstellungen verbunden, die vermutlich teurer sein dürften als
eine frühzeitige Antizipation. Die ökologisch schwächste Klasse Gesetzeserfüllung ab Inkrafttretung wird von fünf Unternehmen als zutreffend gekennzeichnet. Somit gestehen 14,29 Prozent ein,
im wichtigen Produktbereich sehr defensiv ausgerichtet zu sein.
Eine Bezugherstellung zu anderen Untersuchungen ist aufgrund der spezifischen Fragestellung nicht möglich. Zudem bilden die ökologische Optimierung der Produktionsprozesse und die Entsorgungs
frage einen Schwerpunkt der bisherigen Forschung. Bei der Interpretation der Ergebnisse können wir feststellen, daß die meisten Automobilhersteller unter dem hier diskutierten Aspekt von ihrer
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Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstratesie
Selbsteinschätzung über eine geeignete Ausgangsposition verfugen, um die Strategie der Dynami schen Ökologiefuhrerschaft zu implementieren.
5.3.3.2 Verkaufseinstellung aus ökologischen Gründen Mit 28 Nennungen zur Frage 3.4 Haben Sie überwiegend aus ökologischen Überlegungen Produkte
frühzeitig vom Markt genommen? ist hier eine verhältnismäßig geringe Rücklaufquote von 56 Pro zent zu verzeichnen. Die Visualisierung des Ergebnisses zeigt die Abbildung 5.28.
Quelle: Verfasser
Abb.5.28: Produkteliminierung aus ökologischen Gründen
Drei Unternehmen (= 10,71 Prozent) bekennen sich zur ökologisch schlechtesten Variante, sie wur
den gezwungen, ihr Produkt vom Markt zu nehmen. Aufgrund der guten Lobby der Automobilindu strie muß ein Produkt als ökologisch sehr bedenklich eingestuft werden, wenn staatliche Institutio
nen einen solchen Schritt fordern. Der größte Teil (= 71,43 Prozent) der Nennungen entfiel auf nein,
womit diese Klasse den Modus enthält. Diese Antwort wird hier als zweitschlechteste Alternative eingestuft. Die 20 Unternehmen dieser Gruppe konnten auch ihre ökologisch bedenklicheren Pro
duktvarianten ohne Einschränkungen vermarkten und sahen sich aus Eigeninitiative nicht veranlaßt, einen solchen Schritt zu gehen. Eine andere Interpretation kann darauf abstellen, daß diese Unter nehmen nur ökologisch optimierte Produkte offerieren. Doch angesichts der erheblichen Potentiale,
die gerade auf der Produktebene auch heute noch existieren, halten wir diese Argumentation für wenig plausibel. Ähnlich abwegig scheint es uns, daß ökologische Fortschritte grundsätzlich mit
anderen Veränderungen zusammenfielen und ökologisch begründete Produkteliminierungen so nicht erforderlich waren. Die drei Unternehmen (= 10,72 Prozent), die freiwillig in mindestens einem Industriestaat ein Pro
dukt vom Markt nahmen, zeigen eine wesentlich höhere ökologische Sensibilität. In einem
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Industrieland kann zwar aufgrund der relativ hohen ökologischen Orientierung der Bevölkerung auch in der Pflege der Bezugsgruppen ein Teil der Motivation begründet sein, doch selbst wenn dies
zutrifft, ist die ökologische Gesinnung bei diesen Unternehmen unverkennbar. Noch deutlicher wird die ökologische Gesinnung in den beiden folgenden Klassen, die jeweils mit einem Unternehmen (=
3,57 Prozent) belegt sind. Ein Unternehmen, das freiwillig in mindestens einem Schwellenland oder gar freiwillig in mindestens einem Entwicklungsland aus ökologischen Gründen ein Produkt vom
Markt nimmt, muß stark ökologisch orientiert sein, denn die ökologische Sensibilität der Bevölke
rung ist in diesen Staaten als vergleichsweise gering einzustufen.1567 Tendenziell wird sie in den Ent
wicklungsländern aber noch geringer ausgeprägt sein als in den Schwellenländem, so daß eine sol che Maßnahme in einem Entwicklungsland das anspruchsvollste Verhalten darstellt. Hier scheint es
so, als sei wirklich aus ökologischer Konsistenz gehandelt worden. Die von uns hier abgefragten Zusammenhänge wurden bislang noch nicht in empirischen Erhebun gen des betriebswirtschaftlichen Schrifttum thematisiert, so daß ein Vergleich mit anderen empiri schen Arbeiten ausscheidet. Bei der Interpretation der generierten Ergebnisse können wir festhalten,
daß der Großteil der Unternehmen bei der Umsetzung einer ökologischen Ausrichtung noch erhebli che Schwächen aufweist. An diesem Ergebnis wird aber auch deutlich, daß die im Rahmen der
Dynamischen Ökologiefuhrerschaft vorgeschlagene Option, auch eigene Wettbewerbsvorteile zu zerstören, wenn dies für einen ökologischen Durchbruch erforderlich ist, mit deutlichen Widerstän
den konfrontiert sein wird. Demnach wird eine Durchführung dieses Schrittes schwierig sein. Doch
gerade hieraus erwächst eine besondere Chance, denn wenn ein Großteil der Wettbewerber zu die sem Schritt bereit wäre würde die Gefahr bestehen, daß mehrere Unternehmen gleichzeitig an einer
Umsetzung arbeiten. Angesichts der hier erzielten Ergebnisse halten wir diese Gefahr jedoch fiir sehr gering. Wenn ein Unternehmen der Automobilbranche ein neues Automobilkonzept verwirk
licht, bestehen gute Möglichkeiten ein temporäres Monopol zu realisieren.
53.3.3 Selbsteinschätzung der produktionsspezifischen Umwelt ausrichtung Die hier zu diskutierende Frage 3.5 Wie hoch ist die Umweltwirkung ihrer Produktion stellt das pro duktionsspezifische Gegenstück zur bereits behandelten Frage 3.3 dar. Hierbei heben wir mit 30
Antworten eine Rücklaufquote von 60 Prozent erzielt. Zur Frage 3.3 liegen uns fünf Antworten
mehr vor. Die ökologische Bewertung unterscheidet sich nicht von der Frage 3.3. Das Implementie
ren von Standards ist höherwertiger als die grundsätzliche Übererfüllung gesetzlicher Forderungen. Die teilweise Übererfüllung bildet die dritte Klasse. Eine frühzeitige Antizipation gesetzlicher Stan
dards spricht nicht für eine ökologische Haltung, sondern mehr für das Vermeiden von hohen 1567 Vgl. zur Umweltsensibilität im ostasiatischen Wirtschaftsraum Kaluza/Ostendorf [Szenario-Analyse 1997], S.42ff.; und die Ausführungen im Unterabschnitt 3.2.2.1.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 288 -
End-of-Pipe Kosten. Als ökologisch schwächste Antwort ist die Gesetzeserfullung mit der Inkraft setzung zu nennen, denn hier ist keine Eigeninitiative feststellbar. Eine Visualisierung der Antwort
verteilung zeigt die Abbildung 5.29.
Setzen von Branchenstandards
Grundsätzliche Gesetzesüberfilllung
Gesetzesüberfullung in Gesetzeserfüllung vor Teilbereichen
Inkrafttretung
Gesetzeserfilllung ab Inkrafttretung Quelle: Verfasser
Abb.5.29: Selbsteinschätzung der produktionsspezifischen Umweltorientierung
Mit 20 Prozent der erhaltenen Fragebögen stufen sich sechs Unternehmen in die höchste Kategorie setzen von Branchenstandards - ein. Aufgrund des geringeren Stichprobenumfanges unterscheidet
sich hier das Ergebnis mit der Differenz von 2,86 Prozent kaum von dem der Frage 3.3, obwohl dort
zwei Unternehmen mehr in diese Klasse fielen.
Einen deutlichen Unterschied weisen die Votierungen der Klasse übererfüllen gesetzlicher Stan dards in allen Bereichen auf. Trotz des geringeren Stichprobenumfang entfällt bei dieser Frage -
gemessen an Frage 3.3 - eine Nennung mehr auf diese Alternative. Bei einer prozentualen Betrach tung wird der Unterschied deutlich, denn hier entfallen 13,33 Prozent auf diese Klasse, wohingegen
bei der Frage 3.3 nur 8,57 Prozent zu verzeichnen sind. Die Position des Modus fallt bei beiden Fragen auf die dritte Alternative, doch weisen auch diese
erhebliche Unterschiede auf. Während hier 14 Nennungen (= 46,67 Prozent) auf diese Frage entfal len votierten bei der Frage 3.3 lediglich zwölf Unternehmen (= 34,29 Prozent) für diese Option, ein
deutlicher Unterschied ist zu erkennen. Die als verhältnismäßig negativ vorgestellte Wahlmöglich
keit - erfüllen gesetzliche Standards vor ihrer Inkraftsetzung - liegt hier mit nur zwei Nennungen (= 6,67 Prozent) bei ca. einem Drittel des Wertes der Frage 3.3. Eine hohe Ähnlichkeit weisen beide Fragen bei der ökologisch schwächsten Möglichkeit auf. Während bei der hier diskutierten Frage
vier Nennungen (= 13,33 Prozent) auf die Alternative - erfüllen gesetzliche Standards mit ihrer Inkraftsetzung - entfallen, sind es bei der Frage 3.3 fünf Nennungen (= 14,28 Prozent), so daß ein
geringer Unterschied vorliegt.
Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie_________________________________________ Seite - 289 -
Faßt man das Ergebnis der hier diskutierten und der vorherigen Frage zusammen so stellt man fest, daß die ökologische Orientierung auf der Produktionsebene ausgeprägter ist als auf der Produktebe ne. Bereits im Rahmen der theoretischen Diskussion ist die unzureichende Berücksichtigung der
Produktebene kritisiert worden, so daß wir hier eine hohe Kompatibilität zwischen den Fragebogen
ergebnissen und der Literaturanalyse feststellen.1568 Hierin ist ein Indiz auf eine seriöse Beantwor tung der hier gestellten Fragen zu sehen. Zudem wird deutlich, daß die ökologische Profilierung im
Wettbewerb mit Hilfe produktionsspezifischer Verbesserungen in der Automobilindustrie weit weniger erfolgsversprechend ist als die produktbezogene. Auf das höhere Potential im Bereich der Produktnutzung haben wir schon mehrfach hingewiesen. Somit werden unsere Überlegungen zum
Ansatzpunkt der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft auch durch das Ergebnis dieser beiden Fragen bestätigt.
5.3.3.4 Hindernisse eines weiteren Umweltmanagements Die Frage Welche Gründe verhindern ein weiteres Umweltengagement? umfaßt zwei Teilbereiche.
Zehn Detailfragen sind an alle Unternehmen gestellt worden. Darüber hinaus enthält diese Frage noch drei weitere Segmente, die ausschließlich an die Kleinserienhersteller gerichtet wurden.
5.3.3.4.1 Grundsätzliche Hindernisse - Darstellung und Diskussion an den durch Meffert et al. erzielten Ergebnissen Aufgrund der vorgesehenen vollständigen Stichprobe ist bei diesen Fragen eine höhere Rücklauf
quote von mindestens 30 Antworten oder 60 Prozent zu verzeichnen als bei den drei Alternativen, welche ausschließlich an die Kleinserienherstellem adressiert sind. Einen Überblick der Antworten, die durch Befragung aller Unternehmen entstanden sind, visualisiert die Abbildung 5.30. Bei der Begründung - befürchten einen Verlust der internationalen Wettbewerbsfähigkeit - urteilten 32 Unternehmen, von denen sich sieben Unternehmen (= 23,33 Prozent) für die Möglichkeit stim
men gar nicht zu entscheiden. Weitere elf Unternehmen (= 34,38 Prozent) stimmen dieser Begrün dung nicht zu. In diese Antwortaltemative fällt sowohl der Modus als auch der Median. Die Ableh
nungsquote beträgt insgesamt 56,25 Prozent. 25 Prozent der Antworten (= acht Hersteller) weisen ein neutrales Ergebnis auf. Nur eine kleine Minderheit von vier Unternehmen (= 12,50 Prozent)
stimmen zu bzw. zwei Unternehmen (= 6,25 Prozent) stimmen voll zu. In diesem Ergebnis spiegelt sich die bereits angesprochene starke Angleichung der Umweltstandards im internationalen Kanon
wider. Als branchenweiter Erklärungsansatz scheint diese Alternative somit kaum geeignet zu sein.
1568 Vgl. hierzu die Ausführungen im Abschnitt 4.2.2.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Quelle: Verfasser
Abb.5.30: Grundsätzliche Hindernisse für eine stärkere Ökologieorientierung
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Die Begründung - vermuten eine zu geringe Nachfrage - wird von der Hälfte der 34 Unternehmen abgelehnt. Sieben Teilnehmer (= 20,59 Prozent) stimmen gar nicht zu, weitere zehn (= 29,41 Pro zent) - stimmen nicht zu. In dieser Antwortaltemative ist der Modus enthalten. Der Median liegt
zwischen der Ablehnung und der Neutralität. Lediglich fünf Unternehmen (= 14,71 Prozent) beant worten diese Frage neutral. Die Zustimmungsquote ist mit insgesamt 35,29 Prozent deutlich höher
als bei der zuvor diskutierten Begründung. Die Gruppe der Zustimmenden unterteilt sich in neun Unternehmen (= 26,47 Prozent), die zustimmen und drei Unternehmen (= 8,82 Prozent), die voll
zustimmen. Gemessen an der zuvor diskutierten Begründung scheint eine als zu gering eingeschätzte Nachfrage ein stärkeres Hindernis für weitere ökologische Investitionen zu sein. Dieses Ergebnis
bestätigt die durch viele Stimmen im Schrifttum formulierte Einschätzung, daß die mangelnde Zah lungsbereitschaft der Konsumenten ein wichtiges Hindernis zur ökologischeren Untemehmensausrichtung darstellt.1569 33 Unternehmen geben zu der Begründung erwarten Widerstände im Unternehmen eine Stellung
nahme ab. Die Ablehnungsquote dieser Hypothese ist mit 20 Nennungen (= 60,61 Prozent) als besonders hoch einzustufen. Der davon überwiegende Teil von zwölf Statements (= 36,36 Prozent)
stimmen gar nicht zu, diese Antwortaltemative stellt auch den Modus dieser Begründung dar. Der Median fallt in die Gruppe der nicht Zustimmenden. Mit acht Unternehmen (= 24,24 Prozent) ist auch die Anzahl der neutral orientierten Unternehmen vergleichsweise schwach ausgeprägt. Insge
samt ist die Zustimmung zu dieser Begründung mit 15,15 Prozent sehr gering. Hiervon stimmen vier Unternehmen (=12,12 Prozent) zu und nur eine Nennung (= 3,03 Prozent) entfallt auf die volle
Zustimmung. Festzuhalten bleibt, daß vermutete Widerstände der Belegschaft bei einer branchen weiten Betrachtung ein ökologisches Engagement kaum beeinträchtigen. Eine andere Verteilung zeigt sich bei der Begründungsaltemative Wir benötigen für weitere Maß nahmen konkrete gesetzliche Vorgaben. Insgesamt lehnen mit 15 Unternehmen (42,86 Prozent) der
35 Antwortenden diese Begründung ab. Der Anteil der strikt Ablehnenden ist mit sechs Stimmen (= 17,14 Prozent) dabei recht gering. Für die neutrale Alternative haben sich sieben Unternehmen (=
20 Prozent) entschieden. Auf diese Möglichkeit entfällt bei dieser Antwortoption der Median. Der
Modus hingegen entfällt mit elf Nennungen auf die Alternative stimmen zu. Diese 31,43 Prozent
machen zusammen mit den zwei Unternehmen (= 5,71 Prozent), die voll zustimmen, einen Anteil
von 37,14 Prozent aus. Somit scheinen unzureichende gesetzliche Anforderungen ein großes Hin dernis zu sein, eine stärkere Ökologiesierung in der Automobilbranche zu erreichen.
1569 Vgl. Wimmer [Umweltbewußtsein 1995], S.268; Bodenstein et al. [Konsumentenentscheidungen 1997], S.28; Nordhause-Janz et al. [Rahmenbedingungen 1998], S.334; und die Ausführungen im Unterabschnitt 3.2.2.1.
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Dynamische Ökoloßiefilhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Gleichzeitig findet die Begründung Wir befürchten eine Umweltpolitik, die starre Vorgaben setzt
und unsere Investitionen gefährdet eine hohe Zustimmung.1570 Mit 16 der 30 abgegebenen Stimmen bekunden 53,33 Prozent ihre Furcht vor einem solchen staatlichen Vorgehen. Auch wenn nur vier Unternehmen (= 13,33 Prozent) voll zustimmen, ist durch den Anteil von 40 Prozent der zustimmen
den Unternehmen hier der größte Zuspruch der ganzen Begründungsbatterie zu sehen. So entfallen
Modus und Median auf die Zustimmungsvariante. Sechs der Unternehmen, die 20 Prozent repräsen tieren, haben sich für die Wahlmöglichkeit neutral entschieden. Somit dokumentieren nur 26,67 Prozent der Teilnehmer eine Ablehnung dieses Begründungsansatzes. Diese unterteilen sich in drei Unternehmen (= zehn Prozent), die dieser Begründung gar nicht zustimmen und fünf Unternehmen
(= 16,67 Prozent), die nicht zustimmen. Faßt man die beiden zuletzt diskutierten Begründungsansätze zusammen, so bildet sich ein geeigne
tes Potential für einen Dynamischen Ökologieführer, denn viele Marktteilnehmer verharren in Tatenlosigkeit und befürchten gleichzeitig restriktive gesetzliche Anforderungen. Mit einem ent sprechend aggressiven Verhalten kann die Konkurrenz demnach stark unter Druck gesetzt werden,
indem ihre Befürchtungen realisiert werden. Diese Aussagen sind besonders vor dem Hintergrund der Antworten zum Begründungsansatz Wir
sehen augenblicklich kein weiteres Verbesserungspotential zu bewerten, denn dieser wird mehrheit lich abgelehnt. Mit 19 der 33 Antworten sprechen sich 57,58 Prozent gegen diesen Ansatz aus. Zwar stimmen nur fünf Teilnehmer (= 15,15 Prozent) gar nicht zu, doch die Modus und Median
repräsentierende Alternative stimmen nicht zu sorgte dafür, daß dieser Begründungsansatz überwie gend abgelehnt wurde. Sechs Unternehmen (= 18,18 Prozent) konnten sich nicht entscheiden und
wählen die neutrale Alternative. Trotzdem ist mit 24,24 Prozent der Anteil der acht Unternehmen, die zu dieser Frage Zustimmung signalisieren erstaunlich hoch, auch wenn nur ein Unternehmen (=
3,03 Prozent) hier völlig zustimmt. Die deutlichste Ablehnung eines Begründungsansatzes entfallt auf: Wir können den Vorsprung der
Konkurrenz nicht aufholen, deshalb vernachlässigen wir umweltorientierte Fragestellungen. Mit 30
Ablehnungen (= 90,90 Prozent) der hierzu abgegebenen 33 Antworten kommuniziert der dominie rende Teil der Unternehmen, daß sie ihre ökologische Kompetenz als wettbewerbsfähig einstufen.
Mit 22 Stimmen (= 66,67 Prozent) bildet die Möglichkeit stimmen gar nicht zu sowohl den Modus als auch den Median. Für die Alternativen neutral, stimmen zu und stimmen voll zu entscheiden sich jeweils ein Unternehmen (= 3,03 Prozent).
Die Begründung: Wir bedienen ein Marktsegment, das für umweltorientierte Fragen wenig sensibel
ist wird ebenfalls mehrheitlich - wenn auch nicht so deutlich wie der vorherige Erklärungsansatz 1570 Aufgrund des hohen inhaltlichen Zusammenhanges zu der zuvor diskutierten Frage wird hier von der Reihenfolge im Fragebogen abgewichen.
Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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abgelehnt. Zehn der 34 Nennungen (= 29,41 Prozent) votieren für stimmen gar nicht zu. Berücksich tigt man darüber hinaus die 13 Unternehmen (= 38,24 Prozent), die nicht zustimmen, so ergibt sich
eine gesamte Ablehnungsquote von 67,65 Prozent. Die Gruppe der nicht zustimmenden Unterneh men repräsentiert sowohl Modus als auch Median. Mit sieben Nennungen stufen nur 20,59 Prozent der Unternehmen ihre Nachfrager als wenig ökologisch sensibel ein. Die Alternative stimmen voll zu ist mit vier Nennungen (= 11,76 Prozent) etwas stärker ausgeprägt als die weniger deutliche
Alternative mit drei Antworten (= 8,83 Prozent). Die vier verbleibenden Unternehmen (= 11,76 Pro
zent) wählen die Ausprägung neutral. Insgesamt halten 67,65 Prozent der hier befragten Automobil
hersteller ihre Kunden für ökologisch sensibel. Gleichzeitig haben wir bereits herausgearbeitet, daß die mangelnde Nachfrage für ökologische Produkte ein wichtiges Hindernis zur stärkeren ökologi
schen Orientierung darstellt. Der im Schrifttum diskutierte Unterschied zwischen diesen beiden
Größen wird durch unsere Ergebnisse erneut bestätigt.1571 Gleichzeitig wird deutlich, daß ökologi sche Produkte, die ohne Einschränkung des originären Nutzens und zu marktüblichen Preisen ange
boten werden, auch in der Automobilindustrie gute Marktchancen haben dürften. Die Eignung der Dynamischen Ökologieführerschaft für die Automobilindustrie wird erneut bestätigt.
Wir investieren erst dann wieder in den Umweltschutz, wenn sich die bisherigen Investitionen amortisiert haben, wird als Begründungsansatz ebenfalls mehrheitlich abgelehnt. 26 der 33 Antwor ten votieren gegen diese Begründung. Diese 78,78 Prozent unterteilen sich in zehn Unternehmen (=
30,30 Prozent), die gar nicht zustimmen bzw. 16 Unternehmen (= 48,48 Prozent), die nicht zustim men. Sowohl der Modus als auch der Median sind in der gemäßigten Ablehnungsaltemative zu fin den. Mit 9,09 Prozent repräsentieren die drei neutral antwortenden Unternehmen einen vergleichs
weise geringen Anteil. Analog gilt auch die Aussage für die zustimmenden Unternehmen, die insge samt nur vier Nennungen (= 12,12 Prozent) umfaßt. Die beiden Unterfälle sind mit jeweils zwei Nennungen gleichgewichtig vertreten.
Eine deutlich abweichende Verteilung ist bei dem Begründungsansatz: Wir halten das Ökologiear gument vorwiegend aus Marketingüberlegungen für wirklich wichtig zu beobachten. Die Ablehnung
überwiegt mit 38,71 Prozent gegenüber der Zustimmung mit 25,81 Prozent der 31 Antworten. Die Verteilung innerhalb der Ablehnung umfaßt vier gar nicht zustimmende Unternehmen (= 12,90 Pro zent) und acht nicht zustimmende Teilnehmer (= 25,81 Prozent). Innerhalb der Gruppe der bestäti
genden Hersteller sind die drei voll zustimmenden Teilnehmer (= 9,68 Prozent), gemessen an den fünf zustimmenden Produzenten (= 16,13 Prozent), in der Minderheit. Der Modus und der Median
werden durch die neutrale Antwort gebildet. Diese repräsentiert mit elf Stimmen 35,48 Prozent der Antworten. Ein ökologisch orientiertes Unternehmen muß sich demnach auch in der Automobilin dustrie mit Konkurrenten auseinandersetzen, die ökologische Inhalte durch Marketing-Instrumente
1371 Vgl. Müller [Leistungen 1995], S.287; Dyllick et al. [Wettbewerbsfähigkeit 1997], S.149; Steger [Konzeption 1997], S.4; und die Ausführungen im Unterabschnitt 3.2.2.1.
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Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
kommunizieren ohne ökologisch orientiert zu sein. Die Wichtigkeit der glaubhaften Kommunika
tion der eigenen ökologischen Haltung wird hier deutlich. Eine Möglichkeit unsere ermittelten Daten im Zeitvergleich zu betrachten, bietet die Einbeziehung
der Studie von Meffert et al. aus dem Jahre 1986.1572 Im Rahmen dieser Untersuchung wurden bran chenübergreifend 286 Unternehmen befragt. Eine Gemeinsamkeit mit der Erhebung aus den 80er
Jahren ist die funfstufige Skalierung. Darüber hinaus zielen einige Fragen auf gleiche Sachverhalte
ab. Wir haben unsere Ergebnisse der Darstellung von Meffert et al. angepaßt, wobei wir die volle
Zustimmung einfach-, die Zustimmung zweifach und so weiter bewertet haben. Somit steht ein geringer Wert für eine hohe Zustimmung. Die Gesamtsumme ist durch die Anzahl der antworten
den Unternehmen dividiert worden. Eine Übersicht beider Untersuchungen zeigt die Abbildung
5.31.
Quelle: Datenbasis der genannten Untersuchungen (eigene ErstcDung)
Abb.5.31: Hindernisse weiteren ökologischen Engagements im Vergleich mit den Ergebnissen nach Meffert et al.
1572 Vgl. Hierzu und im folgenden Meffert et al. [Untemehmensverhalten 1986], S.36.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Trotz der Unterschiede hinsichtlich der befragten Unternehmen und der zeitlichen Differenz wer
den die Themen geringe Erfolgsaussichten1573 und unzureichende Nachfrage1574 nahezu gleich bewertet. In den 80er Jahren fürchteten die Unternehmen noch mehr den Verlust der internationalen
Wettbewerbsfähigkeit durch eine verstärkte ökologische Orientierung (3,11 zu 3,53). Die Angst vor
gesetzlichen Unsicherheiten1575 ist in unserer Studie ebenfalls geringer ausgeprägt. Lag der Durch
schnittswert in der Untersuchung von Meffert et al. bei 2,77, erreicht er in unserer Untersuchung den Wert von 3,17. Ein ganz erstaunliches Ergebnis ist, daß die innerbetrieblichen Widerstände in der Automobilindustrie der ausgehenden 90er Jahre stärker als Hemmnis eingestuft werden als in
einer branchenübergreifenden Betrachtung der 80er Jahre. Während Meffert et al. einen Wert von
3,95 auswiesen, erhöhte sich die Zustimmung in 1997 auf 3,79.
Wir können somit festhalten, daß die von uns befragten Automobilhersteller weniger Befürchtungen haben, mit einer ökologischen Ausrichtung ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu gefährden,
als die durch Meffert et al. befragten Unternehmen. Auch wenn die Umweltgesetzgebung für die 1997 befragten Teilnehmer besser abzuschätzen ist, bildet die Befürchtung vor zu inflexiblen Vor
gaben aktuell das Hindernis mit der größten Zustimmung der Teilnehmer. Hier besteht Handlungs potential für den Gesetzgeber.
53.3.4.2 Spezifische Hindernisse für Kleinserienhersteller Die Anzahl der Antworten zu diesen spezifischen Fragen für Kleinserienhersteller liegt zwischen neun und zehn. Die Beteiligungsquote beträgt somit 71,43 bzw. 64,28 Prozent. Eine Ergebnisüber sicht zeigt die Abbildung 5.32.
Die Alternative - verfügen nicht über die erforderliche Finanzkraft - weist die deutlichste Zustim mung auf. Alle zehn Unternehmen stimmen hier zu, 70 Prozent der beteiligten Unternehmen stim men sogar voll zu, so daß auf diese Alternative sowohl der Modus als auch der Median entfallt. Eine
abgeschwächte Einschätzung findet sich bei der Alternative - werden von der Politik zu wenig
unterstützt, z.B. um Finanzengpässe zu überwinden. Nur zehn Prozent der Unternehmen stufen diese Frage als neutral ein. Zustimmung erfahrt diese Alternative von vier bzw. volle Zustimmung von fünf Unternehmen, die insgesamt 90 Prozent repräsentieren. Der Modus liegt somit bei der vollen
Zustimmung und der Median ist zwischen den beiden Zustimmungsklassen anzusiedeln. In den Antworten dieser beiden Fragen findet sich die Bestätigung der bereits angesprochenen Gefahr für 1573 Hier haben wir die Antwortaltemative von Meffert et al. [Untemehmensverhalten 1986], S.36: „Umweltschutz bie tet keine ausreichende Möglichkeit zur Realisierung von Wettbewerbsvorteilen" und unsere Antwortaltemative Wir bedienen ein Marktsegment, das für umweltorientierte Fragen wenig sensibel ist zusammengefaßt. 1574 Die Antwortaltemative von Meffert et al. [Untemehmensverhalten 1986], S.36: „Mangelnde Nachfrage nach umweltfreundlichen Produkten" mit unserer Alternative vermuten eine zu geringe Nachfrage verglichen. 1575 In diesem Vergleich fassen wir die Aussage von Meffert et al. [Untemehmensverhalten 1986], S.36: „Unklare Umweltschutzgesetzgebung" und unsere Antwort Wir benötigen für weitere Maßnahmen konkrete gesetzliche Vor gaben zusammen.
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Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
etablierte Unternehmen, daß diese Kleinserienhersteller durch einen finanzstarken Partner zu star ken Konkurrenten werden können. Es ist offensichtlich, daß mangelnde Finanzkraft als das zentrale
Problem eingestuft wird.1576
Abb.5.32: Spezifische Hindernisse der Kleinserienhersteller für weiteres ökologisches Engagement Wesentlich differenzierter ist das Bild zur dritten Antwortaltemative - werden von den „ etablierten ” finanzstarken Unternehmen bewußt behindert. Mit vier Nennungen stimmen 44,44
Prozent dieser These voll zu, in diese Klasse fallt auch der Modus. Drei Unternehmen (= 33,33 Pro
zent) antworten mit neutral, so daß hier eine übliche Wettbewerbsintensität zu vermuten ist. Auf diese Ausprägung entfallt der Median. Die zwei verbleibenden Unternehmen mit je einem Anteil von 11,11 Prozent stimmen dieser Alternative nicht bzw. gar nicht zu, so daß auf die beiden Klein
serienhersteller durch die etablierten Unternehmen ein geringer Konkurrenzdruck ausgeübt wird, was für sehr spezielle Nischen durchaus auch plausibel ist.
5.3.3.5 Umwandlung des eigenen Umweltschutzstandards zur gesetzlichen Vorlage Der Frage 3.10 Ist es vorgekommen, daß von Ihnen entwickelte Umweltstandards zu gesetzlichen Vorschriften geworden sind? kommt eine äußerst wichtige Bedeutung bei. Erfreulicher weise haben
sich 34 Unternehmen oder 68 Prozent daran beteiligt, so daß wir den vorliegenden Antworten eine
hohe Aussagekraft beimessen. Einen Überblick zur Verteilung der Antworten gibt die Abbildung
5.33. Mit einer Nennung (= 2,94 Prozent) stellt die Alternative auch aufgrund unserer entsprechenden
Initiative eine Minderheit dar. Die Votierung für diese Alternative stellt im Rahmen einer 1576 Zu einer vergleichbaren Einschätzung kommen auch Brinkmann/Kirchgeorg [Untemehmensverhalten 1995], S.388, bei der Beurteilung des ökologischen Engagements von Kleinstuntemehmen.
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Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
ökologischen Orientierung die wertvollste Möglichkeit, verdeutlicht sie doch, daß ein Unternehmen
als Initiator gesetzlicher Standards in der Automobilindustrie aktiv ist. Den sechs Unternehmen (= 17,64 Prozent) die die Alternative ohne unser aktives Handeln als zutreffend kennzeichnen, kann
eine hohe ökologische Kompetenz zugestanden werden. Die Antwortaltemative aber wir erwarten dies wurde von neun Unternehmen als zutreffend eingestuft. Bei diesen 26,47 Prozent der Teilneh
mer sind demnach ökologische Fortschritte erzielt worden, die nach Einschätzung der Beteiligten so anspruchsvoll sind, daß sie als gesetzliche Vorgabe geeignet wären. Der Grad der Einflußnahme auf
den Gesetzgeber kann für diese Unternehmen nicht gemessen werden. Doch scheint es in dem bis her diskutierten Kontext der mangelnden Wettbewerbsbereitschaft bei ökologischen Fragestellun
gen durchaus plausibel zu sein, daß hier nur eine geringe Einflußnahme auf den Gesetzgeber ausge übt wurde. Der Median fallt mit 18 Nennungen (= 52,94 Prozent) eindeutig auf die Alternative
haben wir nicht versucht. Hierbei zeigt sich, daß an ökologischen Durchbrüchen entweder nicht
konsequent genug gearbeitet wird oder aber man sich seitens der Unternehmen weigert, diese aggressiv im Wettbewerb zu nutzen. Kein Unternehmen hat die Alternative obwohl wir es versucht haben gewählt, die im hier diskutierten Zusammenhang die schlechteste darstellt.
Quelle: Verfasser
Abb.5.33: Einflußnahme auf die Formulierung ökologischer Gesetzesvorschriften Die von uns gestellte Frage ist bisher im Schrifttum unberücksichtigt geblieben, so daß zu unseren
Ergebnissen keine Vergleichs werte existieren. Für ein Unternehmen, das sich am Konzept des
Dynamischen Ökologiefuhrers ausrichtet, zeigen die Antworten dieser Frage zwei wichtige Sach
verhalte. So bestätigt unser Ergebnis, daß man das politisch administrative System durchaus dazu
bewegen kann, die von unternehmerischer Seite entwickelten Standards zur gesetzlichen Norm zu machen. Dies hat ein Kleinstuntemehmen in der Realität tatsächlich vollbracht! Gleichzeitig wird aber auch deutlich, daß diese interessante Option bisher in der Automobilindustrie unzureichend
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Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
genutzt wird. Wenn es bereits einem Kleinserienhersteller, der aus finanzwirtschaftlicher Sicht nur
über geringe Ressourcen verfugt gelungen ist, diesen Schritt zu gehen, um wie viel erfolgreicher wäre die Option, wenn ein Global Player mit all seiner Marktmacht hier aktiv würde?
5.3.4 Einfluß der Ökologie auf die Werbung in der Automobilindustrie Im Rahmen dieses Abschnitts fassen wir die drei Fragen unserer Erhebung zusammen, die den Ein
fluß der Ökologie auf ausgewählte kommunikationspolitische Maßnahmen1577 der Automobilindu
strie überprüfen.
5.3.4.1 Ökologische Schwerpunktthemen in der Werbung Mit 32 Antworten entfallt auf die Frage 3.7 Bei Verwendung ökologischer Aspekte setzen Sie wie
die Schwerpunkte? eine Rücklaufquote von 64 Prozent. Einen Ergebnisüberblick gibt die Abbil dung 5.34.
Quelle: Verfasser
Abb.5.34: Schwerpunkte ökologischer Werbeaktivitäten Die Produktorientierung stellt in der Kommunikation zum Kunden den Schwerpunkt dar. Die Ant-
wortaltemativen - nahezu vollständig auf Produktaspekte und überwiegend auf Produktaspekte bilden mit jeweils elf Nennungen einen deutlichen Schwerpunkt. Jede Ausprägung repräsentiert mit 34,38 Prozent mehr als ein Drittel aller Antworten. Eine gleichgewichtige Darstellung sowohl für
die Produktion als auch für die Produkte wird im Rahmen der Kommunikationspolitik von acht
Unternehmen (= 25 Prozent) bekundet.
1577 Vgl. zur grundsätzlichen Diskussion der Kommunikationspolitik Bodenstein/Spiller [Marketing 1998], S.204ff.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Mit jeweils einer Nennung (= 3,13 Prozent) bilden die Alternativen - überwiegend auf Produkti
onsaspekte und nahezu vollständig auf Produktionsaspekte - im Rahmen dieser Untersuchung eine Minderheit. Die Richtigkeit des im vierten Teil herausgearbeiteten Ansatzpunktes - den Schwer punkt der ökologischen Optimierung im Automobilbereich auf die Produktnutzung zu setzen - fin
det demnach in der realen Werbung der Automobilindustrie ihre Bestätigung. Aufgrund der theore
tischen Ausführungen wird hier die weitgehende Berücksichtigung von Produktaspekten als ökolo gisch wertvollste Antwort interpretiert. In diesem Zusammenhang müssen wir noch einmal betonen,
daß wir die Fortschritte im Bereich der Fahrzeuge für unzureichend halten. Die Betonung von Pro duktaspekten dürfte jedoch eher zur weiteren Sensibilisierung der Konsumenten in diesem Bereich fuhren als die Thematisierung anderer ökologischer Fragen.
5.3.4.2 Branchendruckinduzierte Ökologisierung der Automobilwerbung Mit einer Rücklaufquote von 68 Prozent oder 34 Antworten ist die Frage 3.8 Stellen Sie in Ihrer Werbung ökologische Aspekte aufgrund des wahrgenommenen Branchendrucks in
den
Vordergrund? recht zufriedenstellend ausgefallen. Einen Ergebnisüberblick vermittelt die Abbil
dung 5.35.
Abb.5.35: Ökologisch orientierte Werbung als Reaktion auf den Konkurrenzdruck
Nach der Untersuchung der Werbungsinhalte ist nunmehr zu fragen, aus welchem Grund ökologi sche Fragen thematisiert werden. Die ökologisch wertvollste Antwort ist in der Ausprägung nie zu sehen. Die fünf Unternehmen (= 14,71 Prozent) sind in ihrem Verhalten ökologisch konsequent, da man nicht aus kurzfristigen Erwägungen heraus in rein reagierender Form ökologische Themen auf greift. Insofern ist hier die höchste Konsistenz zwischen Handeln und Kommunikation zu vermuten.
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Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Der Modus dieser Frage fällt auf die zweitbeste Antwortaltemative selten, die mit zehn Antworten
29,41 Prozent repräsentiert. Die Argumentation zur ökologischen Wertigkeit haben wir analog zur
ersten Alternative angewendet. Mit acht Unternehmen entscheiden sich 23,53 Prozent für die situa
tive Antwort manchmal. Neun Unternehmen (= 26,47 Prozent) gestehen ein, daß sie ökologische Aspekte oft nur kommunikativ verfolgen. Es erscheint uns plausibel, daß diese Unternehmen ökolo
gische Inhalte nur dann aufgreifen, wenn dies kommunikationspolitischer Branchenstandard ist. In einem solchen Fall darf gezweifelt werden, inwieweit hinter dieser Form ökologischer Werbung
auch wirklich eine inhaltliche Verbesserung steht. Zwei Unternehmen handeln immer nach diesem Schema und repräsentieren bei dieser Frage 5,88 Prozent der Teilnehmer. An diesen Ergebnissen
wird deutlich wie schwer es ist, sich in der Automobilindustrie durch ökologische Werbung zu posi tionieren. Für 19 Unternehmen (= 55,88 Prozent) ist die Anpassung an ökologische Werbeinhalte
ein durchaus gängiges Mittel, um dem Branchendruck zu begegnen. Die Wichtigkeit einer glaub würdigen Kommunikation im Rahmen der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft wird durch unser
Ergebnis unterstrichen. Auch wirklich durchgreifende Produktverbesserungen sind ohne entspre chende kommunikationspolitische Unterstützung nicht hinreichend, um die Position des Dynami
schen Ökologiefuhrers zu erringen. In einer Kombination dieser beiden Maßnahmen besteht jedoch die Möglichkeit, sich von den anderen Konkurrenten deutlich zu distanzieren. Mit den durchgrei
fenden Maßnahmen, die wir vorschlagen, wird den anderen Marktteilnehmern die Chance genom men, nur durch das bloße Kopieren des Werbekonzeptes mit dem Dynamischen Ökologiefuhrer
gleichzuziehen.
5.3.4.3 Sponsoring von Umweltschutzorganisationen Die Frage 3.9 Unterstützen Sie die Arbeit von Umweltschutzorganisationen? weist eine spezifische
Rücklaufquote von 70 Prozent oder 35 Antworten auf. Hinsichtlich der operativ ökologischen Aus
richtung sind auch hier interessante Rückschlüsse möglich, denn eine Unterstützung des „ökologi schen Gegners der Unternehmen” wird nur dann erfolgen, wenn man von der Dringlichkeit ökologi scher Fragestellungen überzeugt ist oder aber eine verkürzte Ökologieorientierung gekonnt kaschie
ren möchte. Einen Ergebnisüberblick visualisiert die Abbildung 5.36. Im Schrifttum wird beim umweltbezogenen Sponsoring darauf hingewiesen, daß diese Unterstüt
zungen nicht isoliert betrieben werden sollten. Nur im Zusammenhang mit ökologischen Fortschrit ten der Produkte und Produktionsprozesse kann die Seriosität dieser Aktivitäten vermittelt
werden.1578 Vor diesem Hintergrund wollen wir die Frage interpretieren. Nur zwei Unternehmen stufen das Statement Umweltschützer werden besonders stark unterstützt als
zutreffend ein. Somit entfallen 5,71 Prozent der Nennungen auf die ökologischste Ausrichtung. Mit 1578 Vgl. Bruhn [Ökosponsoring 1993], S.466fT.; und Bodenstein/Spiller [Marketing 1998], S.215.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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11,43 Prozent votieren doppelt so viele Unternehmen fur die Alternative Umweltschützer werden stark unterstützt. Angesichts der vielen Sponsoringanforderungen, denen sich Unternehmen regel
mäßig gegenüberstehen dürften, scheint es wenig plausibel, daß diese sechs Unternehmen ihr Spon soring nur zur Fundierung einer verkürzten Ökologiestrategie durchfuhren. Die Gefahr scheint recht
groß, mit einem gezielten Ökosponsoring ohne reale Alimentierung das Gegenteil des Angestrebten zu erreichen.
Quelle: Verfasser
Abb.5.36: Förderung von Umweltschutzorganisationen
Die Antwortaltemative auch Umweltschützer gehören zu den unterstützten Gruppen bildet mit 13 Nennungen (=37,14 Prozent) den Modus dieser Frage. Hier ist die Interpretation, daß ökologisches
Sponsoring auch zur Überdeckung eines verkürzten Ökologiemanagements eingesetzt wird, wesent lich plausibler. Ein existierender Branchendruck oder die geringen Erfolgsaussichten anderer Spon
soringaktivitäten können eine solche Ausrichtung begünstigen.1579 Mit elf Unternehmen bekennen 31,43 Prozent der Unternehmen, daß sie grundsätzlich kein Sponsoring betreiben. Vier Unterneh men dieser Gruppe sind den Kleinserienherstellem zuzurechnen. Angesichts der fmanzwirtschaftli-
chen Situation dieser Marktteilnehmer scheint die mangelnde Möglichkeit eine hohe Bedeutung zu
haben. Eine gezielt ökologievemeinende Einstellung wird von 14,29 Prozent der Teilnehmer (= fünf Unternehmen) praktiziert, bekennen diese doch, daß sie Umweltschutzorganisationen gezielt nicht
unterstützen. Dieser Gruppe gehören keine Kleinstuntemehmen an. Die hohe Relevanz des Ökosponsoring in den ausgehenden 90er Jahren1580 können wir mit unserem Ergebnis bestätigen. Selbst neun der Kleinserienhersteller unterstützen ökologische Organisationen.
Trotz der vorhandenen Aktivitäten bieten sich einem potentiellen Dynamischen Ökologieführer gute
Möglichkeiten, sich mit dieser Maßnahme zu profilieren. So zeigt die hohe Verbreitung, daß die 1579 Vgl. Bruhn [Ökosponsoring 1993], S.465. i58o vg] Bodenstein/Spiller [Marketing 1998], S.215.
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Empfänger ihre anfänglichen Berührungsängste1581 überwunden haben und mit Unternehmen Zusammenarbeiten. Zudem legen erst zwei Unternehmen auf das ökologische Sponsoring einen
Schwerpunkt. Somit dürften noch genügend international renommierte Umweltschutzorganisationen
als Partner verfügbar sein. Mit drastischen Verbrauchseinsparungen, wie wir sie im Rahmen der Dynamischen Ökologieführerschaft diskutiert haben, würde auch die Kompatibilität zwischen Sponsoring und Untemehmensausrichtung hergestellt, so daß wir diese Maßnahme als zielführend
ansehen. Bei einem intensiven Sponsoringverhältnis sehen wir darüber hinaus auch die Chance, den Sponsoringpartner gezielt gegen Konkurrenten einzusetzen.
5.3.5 Ökologische Orientierung und deren ökonomische Aus
wirkungen 5.3.5.1 Rentabilität ökologischer und herkömmlicher Produkte sowie Bezugnahme zu den durch Steinle et al. ermittelten Ergebnissen Die Frage 4.1 Wie schätzen Sie die Rentabilität umweltorientierter Produktionsvarianten gemessen an „herkömmlichen” Varianten ein? weist mit 34 Antworten eine erfreuliche Rücklaufquote von 68
Prozent auf. Eine Übersicht des Ergebnisses zeigt die Abbildung 5.37.
Abb.5.37: Rentabilität ökologischer Produktionsvarianten im Vergleich zu „herkömmlichen” Varianten
Aus Gründen der Ertragsorientierung ist der ökonomische Erfolg eines ökologischen Engagements anzustreben. In diesem Zusammenhang stellt ein Unternehmen fest, daß hier eine grundsätzlich
höhere Rentabilität erzielt wird. Zu diesen 2,94 Prozent kommen noch 32,35 Prozent (= elf 1581 Vgl. Bruhn [Ökosponsoring 1993], S.471.
Dynamische Ökologiefilhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Unternehmen) hinzu, die ökologischen Produktionsvarianten eine meist höhere Rentabilität beschei
nigen. Mit 13 Nennungen (= 38,24 Prozent) konstatieren die meisten Unternehmen, daß die Renta bilität ökologischer Varianten in etwa gleich den herkömmlichen ausfällt. In diese Klasse fällt auch der Median. Nur neun Unternehmen, die bei dieser Frage 26,47 Prozent repräsentieren, attestieren
ökologischeren Varianten, daß sie meistens geringer rentabel sind als Vergleichsobjekte. Es scheint
demnach, daß die strikte Ertragsorientierung, die als konstituierendes Merkmal der Dynamischen
Ökologiefuhrerschaft gefordert wird, bei der Vermarktung ökologischer Produktvarianten in der Automobilbranche realisierbar ist.
Im Rahmen dieser Frage bietet sich erneut ein interessanter Vergleich mit der Untersuchung von Steinle et al. an.1582 Im Rahmen der Studie aus 1995 wurde die Wirkung von umweltorientierten
Produkten auf das Betriebsergebnis abgefragt. Die Autoren nahmen eine dreistufige Unterteilung vor. Hierbei sahen 36 Prozent der Unternehmen einen positiven, 46 Prozent einen neutralen und ca.
zehn Prozent einen negativen Einfluß der umweltorientierten Produkte auf das Betriebsergebnis. Wenn ökologische Produktvarianten, wie wir sie abgefragt haben, eine höhere Rentabilität aufwei
sen als herkömmliche, scheint eine positive Wirkung auf das Betriebsergebnis (= 35,29 Prozent) plausibel. Bei einer geringeren Rentabilität (= 38,24 Prozent) gilt die gegenteilige Aussage, bei
einer gleichen Rentabilität unterstellen wir einen neutralen Einfluß. Mit diesen Prämissen sind die beiden empirischen Erhebungen vergleichbar. Einen Überblick vermittelt die Abbildung 5.38.1583
Quelle: Datenbasis der genannten Untersuchungen (eigene Erstellung)
Abb.5.38: Wirkung ökologischer Produkte auf das Betriebsergebnis im Vergleich zur Untersuchung von Steinle et al.
1582 Vgl. hierzu und im folgenden Steinle et al. [Umweltschutz 1998], S.73. 1583 In der Studie von Steinle et al. [Umweltschutz 1998], S.73, addieren sich die negativ, positiv und neutral antwor tenden Unternehmen auf 92 Prozent. Wir vermuten, daß die verbleibenden acht Prozent keine Erfahrung mit ökolo gischen Produkten aufweisen und haben sie entsprechend in unsere Abbildung aufgenommen.
Seite - 304 -_________________________________________ Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Die nahezu identische Einschätzung der positiven Auswirkung ist bei den vorhandenen Unterschie
den beider Untersuchungen bemerkenswert. Im Bereich der Neutralität sind im Rahmen unserer Erhebung weniger Unternehmen anzusiedeln. Gleichzeitig werden ökologische Produkte durch die hier befragten Automobiluntemehmen stärker negativ eingeschätzt als durch die mittel ständischen
Unternehmen Niedersachsens.
Die Ergebnisse der beiden Untersuchungen sind trotz der zweifellos vorhandenen Differenzen inso fern miteinander kompatibel, daß es offensichtlich einem fast gleich großen Teil der Unternehmen
gelingt, ökologischere Produkte erfolgreich zu vermarkten.
5.3.5.2 Realisierung üblicher Rentabilitätsanforderungen durch umweltorientierte Investitionen Ein ähnlicher Erkenntniszweck wird mit der Frage 4.2 Haben Ihre umweltorientierten Investitionen hinsichtlich der Rentabilität bislang ihre Erwartungen erfüllt? verfolgt, deren Beantwortungsquote
mit 58 Prozent oder 29 Nennungen als verhältnismäßig gering zu kennzeichnen ist. Einen Überblick
des Ergebnisses vermittelt die Abbildung 5.39.
Abb.5.39: Erfullungsgrad der Erwartungen umweltorientierter Investitionen
Die als wertvollste Alternative eingestufte Antwort - alle Investitionen haben unsere Erwartungen erfüllt bzw. übererfüllt - wurde von keinem Unternehmen als zutreffend gekennzeichnet. Mit neun
Antworten bestätigen immerhin 31,03 Prozent der Beteiligten, daß die meisten Investitionen unsere Erwartungen erfüllt bzw. übererfüllt haben. Natürlich kommt in diesem Zusammenhang auch der individuellen Erwartungshaltung eine wichtige Rolle zu. Doch mit 14 Nennungen machen die mei sten der hier antwortenden Automobilhersteller deutlich, daß ökologische Investitionen - vermutlich
ähnlich den herkömmlichen - nur im konkreten Einzelfall bewertet werden können. So fallen der
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Modus und der Median dieser Frage mit 48,28 Prozent auf die Antwortaltemative unsere Erfahrun
gen sind uneinheitlich. Insgesamt dokumentierten 20,69 Prozent der Teilnehmer, daß ihre Erwartungen überwiegend nicht erfüllt wurden. So entfallen auf die Antwortmöglichkeit ein großer Teil der Investitionen hat unsere
Erwartungen nicht erfüllt fünf Nennungen (= 17,24 Prozent). Das verbleibende Unternehmen (=
3,45 Prozent) ist der Meinung, daß keine Investition unsere Erwartungen erfüllt hat. Auch wenn das Ergebnis zu dieser Frage nicht so überzeugend ist wie das zu der Frage 4.1, erzielen ökologisch ori
entierte Investitionen hinsichtlich der Erwartungserfüllung ein akzeptables Ergebnis. Interpretiert man die Zielerfüllung als Einfluß auf das Betriebsergebnis, so wirken Untererfüllungen negativ1584 und Übererfüllungen positiv. Bei uneinheitlichen Erfahrungen liegt insgesamt eine Neu
tralität vor. Mit diesen Annahmen sind auch die Ergebnisse dieser Frage mit den durch Steinle et al.
erzielten Resultaten vergleichbar.1585 Eine Visualisierung zeigt die Abbildung 5.40.
Abb.5.40: Einfluß ökologischer Investitionen auf das Betriebsergebnis
Steinle et al. weisen nicht die genauen Werte der einzelnen Kategorien aus, vielmehr sprechen sie von „... fast genau einfem) Drittel...”1586. Wir haben deshalb exakt jeweils ein Drittel zugrunde
gelegt, dieser Wert ist für die Ableitung von Tendenzaussagen hinreichend. Die 31,04 Prozent unse
rer Erhebung für die positive Einstellung entsprechen fast genau dem durch Steinle et al. ausgewie
senen Wert. Deutliche Unterschiede gibt es im Bereich der Neutralität bzw. der negativen Auswir kung. Hier dominiert bei den Unternehmen der Automobilindustrie die Indifferenz mit 48,28 1384 Auch geringe Renditen haben aufgrund der Opportunitätskosten einen negativen Einfluß auf das Betriebsergebnis, denn mit einer anderen Investition wäre es höher ausgefallen. 1383 Vgl. hierzu und im folgenden Steinle et al. [Umweltschutz 1998], S.74. 1386 Steinle et al. [Umweltschutz 1998], S.74.
Seite - 306 -Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Prozent. Die verbleibenden 20,69 Prozent unserer Untersuchung, die ökologischen Investitionen
einen negativen Einfluß zuschreiben, sind dagegen als vergleichsweise gering zu kennzeichnen. Offensichtlich haben sich in der Vergangenheit ökologische Investitionen in der Automobilindustrie
insgesamt positiver gestaltet als in der Referenzstudie. Unsere im Abschnitt 4.2.2 erarbeiteten
Ergebnisse sehen wir hierin bestätigt: Die Automobilindustrie war schon in der Vergangenheit bei
der ökologischen Optimierung im Produktionsbereich erfolgreich. Der Bereich der Produktnutzung bietet demnach weitaus mehr Potential für eine ökologische Untemehmensausrichtung in dieser
Branche.
5.3.5.3 Subventionsbedarf ökologischer Produkte Die Frage 4.3 Sind im Bereich der ökologischen Produkte Quersubventionen von den herkömmli
chen Produkten erforderlich? weist mit 30 Antworten eine individuelle Beantwortungsquote von 60 Prozent auf. In Abbildung 5.41 wird das Gesamtergebnis zusammengefaßt.
Abb.5.41: Subventionierung ökologischer Produkte durch „herkömmliche” Sechs Unternehmen (= 20 Prozent) dokumentieren die anspruchsvollste Alternative - haben wir nie
praktiziert - entschieden; interessanterweise sind diese dem Bereich der Kleinserienhersteller zuzu ordnen. Hat ein Unternehmen hier niemals eine Quersubvention betrieben, so wurde der Ökologie
bereich seit seiner Etablierung als eigenständiges Profitcenter geführt. Die Votierung für diese Ant wort weist somit die höchste Kompatibilität zu einer ökonomisch erfolgreichen ökologischen Aus
richtung auf. Mit acht Unternehmen haben sich 26,67 Prozent der Unternehmen für die Alternative
nein entschieden, die wir aus der bereits geführten Argumentation als ökologisch zweitbeste Alter native einstufen.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Nur noch selten werden ökologische Produkte bei sieben Unternehmen (= 23,33 Prozent) quersub
ventioniert. Mit 26,67 Prozent der hier abgegebenen Antworten (= acht Nennungen) erfahrt die Ant
wortmöglichkeit meistens ebenfalls einen sehr hohen Zuspruch. Somit ist ein Modus in dieser Frage nicht feststellbar. Nur ein Unternehmen (=3,33 Prozent) ist ökologisch so engagiert, daß es grund sätzlich Quersubventionen hin zu ökologischen Produkten vomimmt, wobei auch dieses Unterneh
men zu den Kleinserienherstellem zu zählen ist. Mit der geforderten Ertragsorientierung der Dyna
mischen Ökologiefuhrerschaft ist dieses Verhalten allerdings nicht kompatibel. Zusammenfassend
ist festzustellen, daß es mit 14 Unternehmen fast 50 Prozent aller Beteiligten heute gelingt, ihre ökologisch ausgerichteten Produkte vollständig ohne Quersubventionen zu vermarkten. Auch dieses Ergebnis beweist in eindrucksvoller Weise, daß sich die Vermarktung ökologischer Produkte und
eine Ertragsorientierung des Unternehmens nicht grundsätzlich widersprechen.
5.3.5.4 Amortisationszeiten ökologischer und konventioneller Pro duktionsanlagen im Vergleich Die Abbildung 5.42 visualisiert das Ergebnis der Frage Unterscheiden sich die Amortisationszeiten umweltorientierter Produktionsanlagen gegenüber den konventionellen?, an der sich mit 24 Unter
nehmen ebenfalls 48 Prozent der kontaktierten Unternehmen beteiligen.
Quelle: Verfasser
Abb.5.42: Amortisationszeiten umweltorientierter Produktionsanlagen gemessen an „herkömmli chen”
Auch bei dieser Frage wird die hochwertigste Alternative zur Erreichung der Dynamischen Ökolo giefuhrerschaft - wesentlich geringer als in anderen Bereichen - von keinem Unternehmen als
zutreffend gekennzeichnet. Nur für einen Teilnehmer (=4,17 Prozent) ist die Aussage geringer als in anderen Bereichen zutreffend. Der Modus dieser Frage fällt in die Gruppe mit der Antwort
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nein.^1 Die zwölf Unternehmen, die keine Unterschiede der Amortisationszeiten feststellen können, repräsentieren die Hälfte aller Antworten. Ein weiterer erheblicher Anteil von 37,50 Pro
zent (= zehn Antworten) entfällt auf die Einschätzung länger als in anderen Bereichen. Bei 8,33
Prozent der hier antwortenden Teilnehmer (= zwei Unternehmen) fällt die Amortisationszeit wesent
lich länger als in anderen Bereichen aus. Aus unserer Sicht bietet das Ergebnis interessante Einblicke in die Art der ökologischen Investitio nen. Es ist naheliegend, daß die Unternehmen, die länger oder wesentlich länger brauchen bevor sich ihre ökologischen Investitionen amortisiert haben, in erster Linie in End-of-Pipe Technologien
engagiert sind. Diese Vermutung gilt um so mehr, da immerhin die Hälfte der hier antwortenden
Unternehmen uns bestätigt, daß die Amortisationszeiten ökologischer und konventioneller Investi
tionen keine Unterschiede aufweisen. Mit einem initiativen Vorgehen, wie wir es im Rahmen der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft vorschlagen, eröffnet sich für den Anwender die Möglichkeit,
selbst kurze Amortisationszeiten zu realisieren und die reagierende Konkurrenz zu ökonomisch unvorteilhaften Nachbesserungen zu zwingen.
5.3.5.5 Realisierung von Kostendegressionen im Umweltschutzbereich 48 Prozent der angesprochenen Unternehmen beantworten die Frage 4.4 Haben Sie im Umwelt
schutzbereich bereits Kostendegressionen (gemäß der Erfahrungskurve) realisiert? Das Ergebnis der 24 Antworten ist in der Abbildung 5.43 dargestellt.
Quelle:Verfasser
Abb.5.43: Realisierung von Kostendegressionen im Umweltschutzbereich
1587 Diese Antwortaltemative des Fragebogens ist in der Abbildung mit „Gleich” bezeichnet, um einen logischen Bezug zur Bildunterschrift zu gewährleisten.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Die Alternative - höher als in anderen Bereichen - wird in diesem Zusammenhang als ökologisch hochwertigste Möglichkeit eingestuft, jedoch von keinem Unternehmen bestätigt. Die Einstufung resultiert aus der als konstitutiv formulierten Ertragsanforderung im Rahmen der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft. Mit drei Nennungen entfallen jeweils nur 12,50 Prozent auf die Alternativen -
im gleichen Verhältnis wie in anderen Bereichen - und geringer als in anderen Bereichen. Mit acht Nennungen votieren ein Drittel der antwortenden Unternehmen für die Alternative - teilweise. Der
Modus der Antworten entfallt mit zehn Nennungen (= 41,67 Prozent) auf die Möglichkeit nein.
Interessant erscheint uns hierbei vor allem die offene Frage, aus welchem Grund der Großteil der
Unternehmen bislang keine Kostendegressionen erzielen konnte. Wir fuhren dies in erster Linie dar auf zurück, daß bei den mit nein antwortenden Unternehmen bislang keine oder nur so geringe
Stückzahlen an ökologisch optimierten Fahrzeugen produziert wurden und so die Erfahrungskurve nicht nennenswert nutzen konnten. Bei der Reflektion der hier generierten Ergebnisse mit unseren Resultaten des vorangegangen
Unterabschnittes zeigt sich eine hohe Zahlungsbereitschaft der Konsumenten in diesem Bereich. Denn wie anders ist es zu erklären, daß nur 12,50 Prozent (= drei Teilnehmer) der hier vertretenen
Unternehmen übliche Kostendegressionen realisieren, die Amortisationszeiten jedoch bei 41,67 Pro zent der Unternehmen gleich oder sogar kürzer sind? Angesichts des im vierten Teil dargestellten hohen Wettbewerbsdrucks bietet die Dynamische Ökologiefuhrerschaft eine geeignete Maßnahme
für die Marktteilnehmer, sich auch ertragsorientiert zu positionieren. Ein Großteil des vorhandenen Potentials ist offensichtlich noch nicht ausgeschöpft. Ein Unternehmen, das hier die Initiative ergreift, kann vermutlich erhebliche Pioniervorteile erzielen.
5.3.5. Ö Negative ökonomische Auswirkungen ökologischer Gesetzgebung Das Gesamtergebnis der abschließenden Frage 4.6 Haben Sie durch Gesetzesänderungen im Ökolo giebereich konkretisierbare Nachteile erlitten? wird in der Abbildung 5.44 vorgestellt. Zu dieser
Frage äußern sich 29 Unternehmen, so daß hier eine Rücklaufquote von 58 Prozent zu verzeichnen ist.
Die ökologisch positivste Antwortaltemative dieser Frage wir entwickeln ökologische Standards mit bzw. beobachten die Entwicklung sehr genau wird von 24 Unternehmen (= 82,76 Prozent) als
zutreffend gekennzeichnet. Auf diese Wahlmöglichkeit entfallt somit auch der Modus. Das Ergebnis läßt verschiedene Interpretationen zu: So kann hierin einmal eine herausragende Untemehmensleistung gesehen werden, indem die Gesetzesanforderungen frühzeitig antizipiert werden. Eine andere
Erklärungsaltemative stellt die langwierige Gesetzgebung in den Mittelpunkt der Betrachtung. Das
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Dynamische ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
politisch administrative System ist zeitlich so langsam bei seiner Gesetzesumsetzung bzw. versucht Konsenslösungen zu realisieren, daß keine negativen Auswirkungen erfolgen. Die dritte Möglich
keit zweifelt die Aufrichtigkeit der Antwortenden zu dieser Frage an.
Abb.5.44: Negative Folgen aus Gesetzesänderungen im Ökologiebereich
Mit 6,90 Prozent der Befragten gestehen zwei Unternehmen ein: gesetzliche Standards trafen uns unvorbereitet, so daß wir finanzielle Einbußen erlitten. Ein Unternehmen wurde von einem solchen
Verlust nur einmal getroffen, zwei weitere Unternehmen hingegen mehrfach. Als noch schlechtere
Antwortaltemative ist gesetzliche Standards trafen uns unvorbereitet, so daß wir Marktanteile ver loren haben zu klassifizieren, wobei ein mehrfacher Verlust noch schwerer wiegt als ein einmaliger.
Eine ungewollte Verringerung des Marktanteils wird regelmäßig mit negativen finanziellen Konse
quenzen korrelieren, so daß die beiden hier betroffenen Unternehmen noch wesentlich stärker betroffen waren als die, die lediglich einen finanziellen Verlust erlitten. Mit jeweils einer Nennung
repräsentieren beide Klassen 3,45 Prozent der hier abgegeben Antworten.
Unser Ergebnis zeigt, daß der Gesetzgeber bisher weitgehend auf restriktive Maßnahmen verzichtet hat, so daß für ein Unternehmen, welches sich als Dynamischer Ökologiefuhrer zu etablieren sucht, offensichtlich nennenswertes Potential besteht, gesetzgeberische Prozesse zu begründen bzw. vor
handene zu beschleunigen. Angesichts der hohen Dynamik auf den Märkten sollte diese Option zur
Verbesserung der eigenen Wettbewerbsposition ernsthaft geprüft werden. Besonders problemlos können bisher branchenfremde Unternehmen diese Maßnahme umsetzen. Diese haben keine Inve
stitionen in die „falsche” Technologie vorgenommen und müssen bei Wirksamwerdung strengerer gesetzlicher Maßnahmen keine außerplanmäßigen Abschreibungen durchfuhren.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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5.4 Möglichkeiten der Dynamischen Ökologieführerschaft, überprüft an den Branchenspezifika der Automobil industrie In diesem Kapitel (5.4) wird der zweite Teil des Fragebogens aufbereitet. Neben der Ergebnisdar
stellung überprüfen wir mit Hilfe der empirischen Resultate die Möglichkeiten zur Anwendung der
Dynamischen Ökologiefuhrerschaft. Hierbei folgen wir der Fragebogenstruktur. Im Vergleich zum
ersten Teil wurden hier - vermutlich aufgrund des hohen Detaillierungsgrades der Fragen - teilweise wesentlich geringere Antwortquoten erzielt, so daß einige Fragen nicht diskussionsfahig sind. In diese Kategorie gehören die Fragen neun, zehn, elf, zwölf, 13 und 14. Aus diesem Grund haben wir zur Erhöhung der Übersichtlichkeit die verbleibenden Fragen zu vier Abschnitten zusammengefaßt.
Zu Beginn der Betrachtung untersuchen wir das ökologische Wettbewerbsumfeld der Automobilin dustrie (5.4.1). Anschließend stehen die bereits erzielten Forschungsergebnisse sowie das For
schungsverhalten der Unternehmen im Betrachtungsfokus (5.4.2). Im Rahmen dieses Abschnitts diskutieren wir die Frage 18 des zweiten Fragebogenteils. Zudem prüfen wir die Umsetzung ökolo gischer Maßnahmen (5.4.3). Den Abschluß dieses Kapitels bildet die Diskussion gesetzgeberischer
Maßnahmen und ihre Wirkung auf die Unternehmen (5.4.4).
5.4.1 Untersuchung des ökologischen Wettbewerbsumfeldes der Automobilindustrie 5.4.1.1 Auslöser der ökologischen Sensibilisierung bei Verbrau chern und der Automobilindustrie In diesem Unterabschnitt werden die Fragen eins und zwei des zweiten Teils gemeinsam aufbereitet. Sowohl die erste Frage Welche Ereignisse haben Ihrer Meinung nach das Umweltbe
wußtsein der Verbraucher ganz besonders sensibilisiert? als auch die zweite Frage Welche Ereig
nisse haben das Umweltbewußtsein in der Automobil-Branche maßgeblich geprägt? bieten für die laufende und die beiden vergangenen Dekaden jeweils drei Rangstellen an, wobei die jeweils ersten Prioritäten auswertbar sind und somit nachfolgend dargestellt werden. Die weiteren Nennungen fin
den aufgrund der geringen Beteiligung keine Berücksichtigung in unserer Auswertung. Das Ergebnis der ersten Priorität für die 70er Jahre zeigt die Abbildung 5.45. Es wird hier deutlich,
daß die Frage zur Verbrauchersensibilisierung wesentlich stärker beantwortet ist, die Beteiligung liegt bei 20 Unternehmen, als die Frage nach den Sensibilisierungsgründen innerhalb der Branche,
an der sich nur elf Unternehmen beteiligen. Die spezifische Rücklaufquote liegt somit bei 40 bzw.
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Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Abb.5.45: Ökologische Sensibilisierung in den 70er Jahren durch umweltrelevante Ereignisse 22 Prozent. Die Energiekrise wird mit 75 Prozent der Antworten als wichtigstes Sensibilisierungs ereignis für die Konsumenten eingestuft. Noch deutlicher wird dieses Ergebnis bei den Automobil
hersteilem - trotz geringerem absoluten Zuspruchs
denn diese wurden nach Meinung von 81,82
Prozent der Antwortenden durch die Energiekrise sensibilisiert. Zwei Nennungen (= zehn Prozent) stufen die Abgasproblematik als das Schlüsselereignis fiir die Konsumentensensibilisierung in den
70er Jahren ein. Für die Automobilhersteller sieht ein Unternehmen (= 9,09 Prozent) hierin den ent
scheidenden Grund. An sonstigen Ereignissen werden mit jeweils einer Nennung (= 5,00 Prozent) fiir die Konsumenten der Bericht des Club of Rome, die Abfallproblematik und die Diskussion der
Kernenergie genannt. Für die Automobilhersteller wird die Formulierung gesetzlicher Standards als sonstiger Sensibilisierungsgrund durch einen Teilnehmer (= 9,09 Prozent) genannt.
Eine veränderte Wahrnehmung zeigt sich fiir die 80er Jahre, wie aus der Abbildung 5.46 deutlich wird. Zur Sensibilisierung der Verbraucher liegen 21, fiir die der Automobilhersteller 18 Antworten
vor. Die Energiekrise hat nach Einschätzung der meisten Teilnehmer an Bedeutung verloren, so daß sie nur noch im Bereich Sonstige indirekt enthalten ist. Für die Automobilhersteller enthält die
Kategorie Sonstige die Fokussierung auf Verbrauchswerte und Werkstoßverbesserungen, von denen die erste noch einen mittelbaren Bezug zur Energiekrise aufweist. Ähnlich ist auch die Klasse Sonstige fiir die Konsumenten besetzt, diese sollen durch Solarautomo
bilrennen und steigende Benzinpreise sensibilisiert worden sein. Hier kann ein indirekter Bezug zur
Energiekrise gesehen werden. Die Ozonlochproblematik bzw. der Treibhauseffekt wird ebenfalls fiir die Sensibilisierung sowohl der Verbraucher als auch der Automobilhersteller verantwortlich gemacht. Die eine Nennung (= 4,76 Prozent), die hierin die wichtigste Ursache fiir die
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Bewußtmachung ökologischer Themen für die Kunden sieht, welches gemessen an den drei Teil nehmern (= 16,67 Prozent), die hierin die wesentlichste Größe zur Sensibilisierung der Automobil
branche sehen, ein deutlich geringer Wert ist. Zur Ökologisierung der Verbraucher - nicht aber der Automobilhersteller - tragen Chemieunfälle mit 9,52 Prozent bzw. der Reaktorunfall von Tscherno byl mit 28,57 Prozent bei.
Quelle: Verfasser
Abb.5.46: Ökologische Sensibilisierung in den 80er Jahren durch umweltrelevante Ereignisse Dominiert wird die erste Priorität sowohl für die Sensibilisierung der Verbraucher mit zehn Nen
nungen (= 47,62 Prozent) als auch für die Automobilindustrie mit 13 Nennungen (= 72,22 Prozent) durch die Abgasproblematik. Dieser Thematik wird für die 70er Jahre nur eine untergeordnete Rolle
zugeschrieben. Von den 70er zu den 80er Jahren ist demnach ein deutlicher Themenwechsel zu vermerken. Dar über hinaus bleibt festzuhalten, daß in den 80er Jahren ein nicht unerheblicher Teil der Antworten in branchenfremden Ereignissen wie Chemieunfällen und dem Tschernobyl-Störfall die Ursache für
eine Sensibilisierung der Konsumenten sieht. Damit wird bestätigt, daß auch nicht durch die eigene
Branche verursachte Ereignisse zu einer Ökologisierung beitragen können.
Für die 90er Jahre sind zu den vermuteten Sensibilisierungsgründen der Verbraucher 24 (= 48 Pro zent) und für die Automobilhersteller 28 (= 56 Prozent) Antworten zu verzeichnen. Der globalen Problematik des Ozonloches bzw. des Treibhauseffekts wird die höchste Sensibilisierung der Ver
braucher zugeschrieben. Die 16 Antworten repräsentieren 66,67 Prozent. Nur vier Nennungen (= 14,28 Prozent) sehen in dieser Thematik die Ursache zur Sensibilisierung der Automobilhersteller.
Einen Überblick gibt die Abbildung 5.47.
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Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Abb.5.47: Ökologische Sensibilisierung in den 90er Jahren durch umweltrelevante Ereignisse
Bemerkenswert ist, daß in den 90er Jahren erstmals die Antwortmodi von Verbrauchern und Her stellern weit auseinanderfallen. Das höchste Sensibilisierungspotential innerhalb der Branche wird mit 14 Antworten (=50 Prozent) dem Energieverbrauch zugeschrieben, welcher für die Konsumen
ten mit 4,17 Prozent (= einer Nennung) nur als nachrangig bedeutsam eingeschätzt wird. Die
Abgasproblematik wird in sechs Fragebögen (= 21,43 Prozent) als die maßgebliche Größe zur Sen sibilisierung für die Automobilhersteller ausgewiesen. 12,50 Prozent (= drei Nennungen) stufen diese Thematik bei der Sensibilisierung der Konsumenten den dominierenden Einfluß zu. Der Bereich Sonstiges umfaßt für die Automobilhersteller mit je einer Nennung (= 3,57 Prozent) die
Themen Rio-Konferenz und Recyclingproblematik, mit zwei Nennungen (=7,14 Prozent) wird auf die Wichtigkeit von Gesetzen zur Sensibilisierung innerhalb der Branche hingewiesen. Hierbei muß jedoch offen bleiben, welche Art von Gesetzen gemeint sind. Neben dem Kreislaufwirtschafts- und
Abfallgesetz könnten beispielsweise auch verschärfte Abgasnormen gemeint sein, so daß hier keine
eindeutige Zuordnung möglich ist. Der Bereich Sonstiges umfaßt für die Konsumenten je eine Nen nung (=4,17 Prozent) zu vier Themen. Neben der Bodenozonbelastung wird in der Recyclingher
ausforderung eine weitere Ursache gesehen. Tankerunfalle bzw. die Diskussion um die Bohrinsel „Brent Spar” werden ebenfalls genannt. Bei der Zusammenfassung der Ergebnisse für die drei hier betrachteten Dekaden stellen wir fest, daß die Fahrzeugnutzung sowohl für die Sensibilisierung der Konsumenten als auch innerhalb der
Automobilbranche einen maßgeblichen Einfluß hat. Themen, welche die umweltgerechte Produk
tion betreffen, haben in der Vergangenheit Verbraucher und auch die Automobilindustrie nur unwe sentlich beeinflußt. Dieses Ergebnis entspricht auch der ökologischen Wichtigkeit der automobilen
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Nutzungsphase, wie wir es im Abschnitt 4.2.2 diskutiert haben. Unser empirisch erzieltes Ergebnis
unterstreicht die Bedeutung der Verbrauchsreduzierung als das zentrale Thema zur ökologischen
Profilierung. Mit einer durchgreifenden Verbesserung dieses Parameters spricht das Unternehmen ein ökologisches Thema an, das sensibel wahrgenommen wird. Gleichzeitig vermuten wir, daß die
Konkurrenz hier die größten Hindernisse überwinden muß, um den Vorsprung einzuholen. Aus die sen Gründen bietet sich dieser Aspekt auch als Thema der Kommunikationspolitik an.
5.4.1.2 Ökologische Beurteilung der Branchenteilnehmer hinsicht lich Kommunikation und Technik Die Frage drei des zweiten Fragebogenteils Gibt es auf dem deutschen Automobilmarkt einen/mehrere Anbieter, dem/denen Sie aus Ihrer Einschätzung in der ökologischen Ausrichtung einen signifi
kanten Vorsprung vor der Konkurrenz attestieren? enthält drei Antwortkategorien hinsichtlich der Kommunikation, der Technik und in beiden Bereichen. Einen Ergebnisüberblick zeigt die Abbil
dung 5.48. Die Anzahl der Antworten schwankt zwischen 24 und 29 Nennungen, womit wir eine Quote zwischen 48 und 58 Prozent realisieren. Zu der Teilfrage der Kommunikation sind 27 Ant
worten abgegeben worden. Zehn Nennungen (= 37,04 Prozent) sprechen allen Anbietern einen kom
munikativen ökologischen Vorsprung vor der Konkurrenz ab. Die Antwortaltemative, die einen Wettbewerber als führend klassifiziert, wird von lediglich sechs Unternehmen (= 22,22 Prozent) als
zutreffend gekennzeichnet. Die Antwort eröffnete für die Teilnehmer die Chance, dieses Unternehmen noch genauer zu klassifi
zieren, wobei die Alternativen ein etabliertes Unternehmen, ein Branchen-Newcomer und wir vor gegeben sind. Fünf Nennungen entfallen auf die etablierten Unternehmen und nur ein Teilnehmer
nimmt für sich selbst in Anspruch, im Bereich der ökologischen Kommunikation führend zu sein.
Die Antwortaltemative mehrere Wettbewerber wird bei der Kommunikation mit elf Nennungen (= 40,74 Prozent) am häufigsten gewählt, so daß sie den Modus darstellt. Auch hier bestand für die
Teilnehmer die Möglichkeit, ihre Antwort weiter zu präzisieren, indem sie angeben konnten, ob sie zu diesem Kreis der Wettbewerber gehören. Von dieser erweiterten Möglichkeit machen zehn Unternehmen Gebrauch. Sechs Fragebögen ist zu entnehmen, daß sich die Unternehmen nicht dem
Kreis der kommunikativ ökologisch führenden Unternehmen zugehörig fühlen. Reziprok weisen vier Unternehmen aus, daß sie hinsichtlich der Kommunikation eine führende Rolle innehaben. Dies
entspricht einer Quote von 14,81 Prozent. Insgesamt nehmen fünf Unternehmen für sich in Anspruch, bei der Kommunikation ökologischer
Themen Vorsprünge vor der Konkurrenz erreicht zu haben. Hiervon ist ein Unternehmen der Mei nung, es würde diese Stellung alleine innehaben. Die anderen vier Unternehmen erheben einen so weitgehenden Anspruch nicht.
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Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Abb.5.48: Ökologische Vorsprünge im Bereich Technik und Kommunikation
Die Teilfrage bezüglich der technologischen Führerschaft beantworten 29 Unternehmen. Der Modus
dieser Teilfrage fallt mit 15 Nennungen (= 51,72 Prozent) deutlich auf die Alternative kein Unter nehmen. Lediglich zwei Fragebögen weisen aus, daß ein Wettbewerber in diesem Bereich der Kon kurrenz überlegen ist. Gemessen an den insgesamt hierzu abgegebenen Antworten ist dies ein Anteil von 6,90 Prozent. Ein Unternehmen macht von der Möglichkeit Gebrauch die Antwort weiter zu
detaillieren und schreibt sich selbst den technischen Vorsprung zu.
41,38 Prozent (= zwölf Unternehmen) vertreten die Meinung, daß mehrere Wettbewerber einen deutlichen Vorsprung vor der Konkurrenz innehaben. Lediglich ein Teilnehmer ergreift hierbei die Option der weiteren Antwortaufgliederung nicht. Von den elf detailliert antwortenden Unternehmen
vertreten sieben die Meinung, daß sie zu den technisch führenden gehören. Die anderen vier Teil nehmer fühlen sich diesem Kreis nicht zugehörig. Acht Unternehmen (= 27,59 Prozent) beanspru
chen für sich im Bereich der Ökologie eine technisch führende Position.
Acht Unternehmen nehmen für sich in Anspruch, bei ökologischen Technologien einen Vorsprung
vor der Konkurrenz realisiert zu haben. Nur ein Teilnehmer beansprucht diese dominierende Rolle
für sich allein. Die anderen Automobilproduzenten sehen sich als Angehörige einer überlegenen Gruppe.
Auf den Antwortteil beide Bereiche entfallen insgesamt 24 Nennungen. Somit stellen die 15 Nen nungen (= 62,50 Prozent), die keinem Wettbewerber einen Vorsprung vor der Konkurrenz beschei nigen, deutlich den Modus dar. Zwei Automobiluntemehmen (= 8,33 Prozent) bezeichnen ein
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Unternehmen als ökologisch führend. Eines der beiden Unternehmen stuft einen etablierten Wettbe werber als dominierend ein, das zweite nimmt diesen Status für sich selbst in Anspruch. Die dritte
Antwortmöglichkeit, die mehreren Wettbewerbern im Bereich der Ökologie sowohl hinsichtlich der Kommunikation als auch der Technik einen Vorsprung attestiert, wurde von 29,17 Prozent der Teil
nehmer als zutreffend gekennzeichnet. Von diesen sieben Unternehmen fühlen sich bei einer nicht detaillierten Antwort drei Teilnehmer diesen Unternehmen zugehörig und drei nicht. Nur vier Unternehmen vertreten die Auffassung, in beiden abgefragten Themen eine dominierende
Position innezuhaben. Drei Teilnehmer erheben jedoch keinen alleinigen Führungsanspruch. Zieht man ein Resümee dieser Frage so läßt sich feststellen, daß ein Unternehmen - wenn auch nach unserer Auffassung auf einem geringen Niveau - eine ökologisch führende Position für sich in
Anspruch nimmt. Diese Einschätzung wird von der gesamten Branche nicht geteilt. Überwiegend
wird die Meinung vertreten, daß keinem Unternehmen diese Position zugeordnet werden kann. Ebenfalls häufig ist die Auffassung, daß zumindest in einem der Bereiche Kommunikation bzw. technische Kompetenz einer Gruppe von Wettbewerbern eine Spitzenstellung zukommt.
Die Einschätzungsdifferenzen zwischen technischer und kommunikativer Kompetenz - besonders
auch in der Selbstsicht der Unternehmen - machen erneut deutlich wie wichtig es ist, die von uns geforderten technischen Verbesserungen im Rahmen der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft durch
entsprechende kommunikationspolitische Maßnahmen zu ergänzen. Nur so ist die erforderliche Wahrnehmung auch bei den Kunden zu erreichen. Hierbei vermuten wir, daß der größte Teil der
Kunden diese beiden Dimensionen wesentlich schlechter trennen kann, als die gut informierten Mit arbeiter der Automobilindustrie. Die Wichtigkeit des geschickten Einsatzes des kommunikationspo
litischen Instrumentariums wird hier deshalb auch empirisch unterstrichen, um hohe ökologische Kompetenz und die erforderliche Wahrnehmung beim Kunden gleichmäßig zu entwickeln.
5.4.1.3 Erfolgsvoraussetzung zur ökologischen Positionierung in der Automobilindustrie Die Frage vier des zweiten Teils Wie beurteilen Sie die Bedeutung nachfolgender Größen, um sich
ökologisch am Markt zu etablieren? weist für die einzelnen Alternativen zwischen 32 und 35 Ant
worten aus, womit eine Beteiligungsquote von mindestens 64 Prozent vorliegt. Einen Überblick des
Gesamtergebnisses zeigt die Abbildung 5.49. Die Beurteilung des technischen Vorsprungs erfolgt durch 35 Unternehmen. Bei der Auswertung
wird deutlich, daß in diesem Parameter die wichtigste Voraussetzung für einen ökologischen Markt
erfolg gesehen wird. So stellt die Antwortaltemative sehr wichtig mit 18 Nennungen sowohl den
Modus als auch den Median und repräsentiert hier 51,43 Prozent. Weitere 15 Nennungen (= 42,86
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Prozent) sehen im technischen Vorsprung immer noch eine wichtige Größe. Die geringste Einstu fung ist bei diesem Einflußträger in der Einschätzung neutral zu sehen, die nur von zwei Auto-
mobiluntemehmen (= 5,71 Prozent) als korrekt bezeichnet wird. Die beiden anderen Antwortalter
nativen unwichtig und völlig unwichtig finden keine Zustimmung.
Quelle: Verfasser
Abb.5.49: Bewertung ausgewählter Parameter für einen ökologischen Markterfolg
Ein abweichendes Bild zeigt sich bei der Beurteilung des Teilaspektes Kommunikation einer hohen Ökologiekompetenz. Diese Teilfrage wird auch von 35 Unternehmen beantwortet, so daß die neun
Teilnehmer, die hierin eine sehr wichtige Größe sehen, 25,71 Prozent darstellen. Modus und
Median werden hingegen von der Antwortaltemative wichtig gebildet, auf die mit 16 Nennungen 45,71 Prozent entfallen. Mit neun Unternehmen (= 25,71 Prozent) stuft ein deutlich größerer Teil
der befragten Unternehmen - gemessen an der Bedeutung der technischen Kompetenz - der Kommu nikation eine neutral(e) Rolle zu. Eine Antwort stuft die Kommunikation im hier diskutierten
Zusammenhang als unwichtig ein, die damit lediglich einen Anteil von 2,86 Prozent repräsentiert
und nicht überbewertet werden sollte. Der Aspekt gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bei ökologischen Innovationen wird ebenfalls von 35 Unternehmen bewertet. Mit 16 Nennungen (= 42,86 Prozent) wird auch hier der Modus durch die Antwortaltemative sehr wichtig gebildet. 15 Hersteller (= 45,71 Prozent) stufen diesen Aspekt immer noch als wichtig ein. In diese Ausprägung fallt der Median. Die Möglichkeit neutral wird von 8,57 Prozent (= drei Unternehmen) als zutreffend gekennzeichnet. Nur ein Unternehmen (=
2,86 Prozent) stuft das Preis-Leistungs-Verhältnis als unwichtig ein. In der Belegung dieser Klasse
und der unterschiedlichen Medianlage sind wesentliche Unterschiede zur Bewertung des techni schen Vorsprungs zu sehen.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite -319-
Die Erfahrungen, die für aus der flottenweiten Katalysatoreinfuhrung durch Opel gewonnen
wurden,1588 veranlaßten uns, die Alternative Wettbewerbsvorteile auf dem Beschaffungsmarkt (Aus
schluß von Konkurrenten durch Exklusivverträge mit kurzfristig nicht ersetzbaren Zulieferern) aufzunehmen. Die Verteilung der hierzu abgegebenen 32 Antworten weicht sehr deutlich von den bis
herigen ab. So wird dieser Aspekt von zwei Unternehmen als sehr wichtig gekennzeichnet und ent spricht 6,25 Prozent. Weitere elf Teilnehmer (= 34,38 Prozent) sehen in diesem Aspekt einen wich
tigen Parameter, doch liegen Modus und Median mit zwölf Nennungen (= 37,50 Prozent) bei der
Ausprägung neutral. Auch die Besetzung der Klassen unwichtig und völlig unwichtig weicht stark
von den anderen Fragen ab. 18,75 Prozent (= sechs Unternehmen) stufen diesen Aspekt als unwich tig ein. Die Klasse völlig unwichtig, die ansonsten nicht gewählt wurde, ist hier mit einer Nennung (=3,13 Prozent) vertreten. Für diese Frage bleibt somit festzuhalten, daß die hohe Bedeutung, die
dem Beschaffungsvorsprung Opels bei der Katalysatoreinfuhrung im Schrifttum zukommt, von der
Praxis nicht bestätigt wird. Eine andere Interpretationsmöglichkeit sehen wir in einer Verschärfung
des Zuliefererwettbewerbs,1589 weshalb Beschafiungsengpässe fiir die Automobilhersteller in der zweiten Hälfte der 90er Jahre als weniger problematisch eingeschätzt werden als zum Zeitpunkt der
Katalysatoreinfuhrung.
Die von uns im Rahmen der Dynamischen Ökologiefiihrerschaft geforderte Dreidimensionalität der Ausrichtung wird durch die hier generierten Ergebnisse deutlich unterstrichen. Die höchste Zustimmung erhielt die Aussage gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bei ökologischen Innovationen.
Hieran wird deutlich, daß neben der ökologischen Innovation auch die Preisdimension einen ent scheidenden Einfluß ausübt. Die anderen Leistungsebenen der konventionellen Differenzierung -
wie ein hohes Sicherheitsniveau - dürfen ebenfalls nicht vernachlässigt werden, da sie zur Generie rung eines umfassenden Leistungsprofils unverzichtbar sind.
5.4.1.4 Realisierung ökologischer Durchbrüche und Auswirkun gen für die durchführenden Unternehmen Eine Übersicht über das Gesamtergebnis der Frage fünf des zweiten Teils Haben Sie in den vergan genen zehn Jahren ökologische Durchbrüche erzielt? gibt die Abbildung 5.50. Die Rücklaufquote dieser Frage beträgt mit ihren 26 Antworten 52 Prozent. Die Betrachtungszeit
spanne haben wir mit zehn Jahren bewußt lang gewählt, um möglichst vielen Unternehmen die Chance zu geben, sich hier mit ihren Erfahrungen einzubringen. Einen noch längeren Zeitraum hal ten wir aufgrund der veränderten Umfeldbedingungen für nicht sachdienlich. 1588 Vgl. Meffert [Marketingstrategie 1990], S. 15ff.; Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1993], S.493ff.; und die Ausführungen im Unterabschnitt 4.2.5.2. 1589 Vgl. Gaitanides/Westphal [Gruppen 1995], S.l07; Meckel [Hersteller 1995], S.l08; und die Ausführungen im Abschnitt 4.2.1.
Dynamische Ökoloeieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 320 -
Abb.5.50: Erzielung ökologischer Durchbrüche und ihre Folgen Nur neun der antwortenden Unternehmen haben in der vorgegebenen Dekade keine ökologischen
Durchbrüche erzielt und bilden eine Minderheit, gemessen an den 17 Unternehmen, die hier erfolg
reich waren. Bei einer Analyse der Auswirkungen ökologischer Durchbrüche stellen wir fest, daß hiervon grundsätzlich eine positive Wirkung ausgeht. Nur zwei der Unternehmen hatten mit den
von ihnen induzierten Durchbrüchen einen geringen Markterfolg. Ein weiteres Unternehmen macht in diesem Zusammenhang keine detaillierteren Angaben. Zehn Teilnehmer sprechen zumindest von einem deutlichen Imagegewinn, dessen indirekte posi
tive Wirkungen monetär nicht meßbar sind. Angesichts der schon mehrfach angesprochenen zuneh menden Wettbewerbsdynamik sollte dieser Aspekt nicht unterschätzt werden, da sich in vielen
Bereichen die realen Produktunterschiede verwischen.1590 Jeweils zwei Nennungen bescheinigen dem ökologischen Erfolg einen konkreten Einfluß auf die monetäre Entwicklung in der Form, daß
es zu einer Gewinn- bzw. Umsatzsteigerung kam. Vergegenwärtigt man sich nun, daß somit 82,35 Prozent der Unternehmen, die ökologische Durchbrüche erzielten, auch Erfolge realisieren konnten, so ist auch unter diesem Aspekt die Verfolgung der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft durch
geeignete Unternehmen sehr vielversprechend.
bot
vg] Simon [Management 1995], S.38ff.; Wameck/Handtrack [Automobile-Distribution 1996], S.203ff.; Chaveles [Wettbewerbsstrategien 1997], S.233; und unsere Ausführungen im Unterabschnitt 4.2.1.1.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite-321 -
Ein weiterer Bestandteil dieser Frage ist die Eruierung der ökologischen Maßnahmen. Auch hier ist
eine starke Konzentration erkennbar, wie die Abbildung 5.51 verdeutlicht.
Eindeutiger Schwerpunkt der ökologischen Fortschritte ist im Motorenbereich zu sehen, der mit elf Nennungen häufigerer Ansatzpunkt ist als Gewichtsminderungen und die Katalysatoreinfuhrung bzw. -Optimierung. Auffallend ist auch hier, daß weder die Produktion noch die Entsorgung der Altautomobile, sondern ausschließlich der Bereich der Fahrzeugnutzung genannt wird. Unsere
Empfehlung, sich im Rahmen der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft der Nutzungsphase zuzuwen den, findet somit eine Bestätigung durch die Praxis. Bei der Zusammenfassung dieser Frage kommen wir nicht umhin festzustellen, daß ökologische Innovationen - wenn sie erfolgten - mehrheitlich einen positiven ökonomischen Einfluß auf das
Unternehmen ausüben. Hierbei sollte nicht übersehen werden, daß die bisherigen ökologischen Durchbrüche, im Vergleich zu dem was von ökologisch orientierten Autoren eingefordert wird,1592 unzureichend sind. Wenn jedoch schon diese halbherzigen Verbesserungen positiv wirken sind wir
fest davon überzeugt, daß ökologische Durchbrüche, wie wir sie zur Operationalisierung der Dyna mischen Ökologieführerschaft fordern, auch einen ökonomischen Erfolg des Unternehmens
induzieren.
1591 Vier der 14 beteiligten Unternehmen gaben eine doppelte Nennung zu diesem Thema ab, so daß 18 Antworten zu berücksichtigen sind. 1592 Vgl. die Ausführungen in den Unterabschnitten 4.2.4.3 und 4.2.4.4.
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Dynamische Ökoloeieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
5.4.2 Darstellung wichtiger Forschungsergebnisse und des Forschungsverhaltens in der Automobilindustrie Im Rahmen dieses Abschnitts diskutieren wir die Frage 18 des zweiten Teils Wie beurteilen Sie das
SmILE-Konzept von Greenpeace? nach der Betrachtung der Forschungsergebnisse in den Bereichen Gewichtsreduzierung und alternativer Antriebskonzepte sowie der Überprüfung des Foschungsverhaltens. Diese Frage ist aus inhaltlichen Erwägungen zwischen der Forschung und der Umsetzung
anzusiedeln, so daß wir die strikte Orientierung an der Reihenfolge des Fragebogens durchbrechen.
5.4.2.1 Forschungsergebnisse zur Gewichtsreduzierung und zu alternativen Antriebskonzepten Die Frage sechs des zweiten Teils Welche Ergebnisse haben Sie in folgenden Forschungsgebieten
erzielt? umfaßt 15 Einzelfragen. Die Anzahl der Antworten schwankt zwischen 22 und 27 und ent spricht somit einer Rücklaufquote zwischen 44 und 54 Prozent. Einen Ergebnisüberblick vermittelt
die Abbildung 5.52. Die Wertigkeit der Antworten nimmt mit steigender Erfahrung zu, die Ant wortaltemative keine Erfahrung ist somit als die schlechteste Möglichkeit einzustufen. Die im Fra
gebogen vorgegebene Alternative Serienreife ca. im Jahr... ist in der Auswertung unterteilt worden in die Gruppe derer, die eine bestimmte Erneuerung bis zum Jahr 2000 zur Serienreife bringen kön
nen, und denen, die erst danach diese Möglichkeit haben werden.1593 Die Unternehmen, die im Erhe
bungszeitpunkt die Innovation bereits in Serie hatten, sind natürlich in diesem Punkt noch weiter entwickelt und werden nur noch von den Unternehmen übertroffen, die dieses Vorgehen bereits als Sackgasse erkannt haben. Nur wenn entsprechende Erfahrungen in einem seriennahen Zustand vor liegen, wird man - ernsthaftes Forschen vorausgesetzt - eine Entwicklung als Sackgasse kennzeich
nen können, es sei denn, man forscht an einer parallelen und für konzeptionell überlegen gehaltenen Entwicklung.1594 Hierbei können neben technischen Problemen auch ökonomische Zwänge eine
Technologie zur Sackgasse werden lassen. Es ist durchaus plausibel, daß ein Unternehmen eine technische Innovation als Sackgasse kennzeichnet, während ein anderes Unternehmen die gleiche
Technik in Serie fertigt, denn unterschiedliche Kundensegmente, die verschiedene Ansprüche und Zahlungsfähigkeiten aufweisen, können unterschiedliche Einstufungen durchaus begründen.
1593 Die Klasseneinteilung erfolgt aufgrund einer dreijährigen Produktentwicklungsphase in der Automobilindustrie. Unternehmen, die bis zum Jahr 2000 die Serienreife erreicht haben, würden diese Neuerung somit in der nächsten Fahrzeuggeneration verwenden können. Eine Serienreife nach dem Jahr 2000 kann somit frühestenfalls in der über nächsten Automobilgeneration Verwendung finden. 1594 Zum Beispiel wird ein Unternehmen, das in der Entwicklung der Magnesiumkarosserie den Königsweg sieht, die Forcierung der Aluminiumverwendung als Sackgasse klassifizieren.
Dynamische Ökologiefilhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Aluminiumkarosserie
Magnesiumkarosserie
Verbundstoffkarosseri e
Natri um-Schwefe 1 - Batteri en
Verwendung von Keramik im Motorbau Pflanzenöl-Motoren
PKW mit Elektroantrieb
PKW mit Erdgasantrieb PKW-Tauglichkeit des Zweitakters
PKW mit DreizylinderViertaktantrieb Magermotorenentwicklung
Wankel motorenentw i ckl ung
Hybrid-PKW (ohne Bremsenergieverwendung)
Hybrid-PKW (mit Bremsenergieverwendung) PKW mit Brennstoffzellenantrieb
Abb.5.52: Erfahrungen mit verschiedenen technischen Veränderungspotentialen
Zu den Erfahrungen mit Aluminium im Karosseriebau wurden 27 Nennungen abgegeben. 13
Unternehmen (= 48,15 Prozent) gestehen ein, in diesem Bereich keine Erfahrungen zu haben, so
daß der Modus in diese Ausprägung fällt. Diese setzen sich aus sechs Klein- und sieben
Seite - 324 -Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Großserienhersteilem zusammen. Zwei konventionelle Hersteller (= 7,41 Prozent) forschen an die ser Thematik, sind aber noch nicht so weit fortgeschritten, daß sie noch vor dem Jahre 2000 die Serienreife erreichen werden. Drei Unternehmen (= 11,11 Prozent) wollen dieses Ziel bis zur Jahr
tausendwende erreicht haben, wobei dieser Gruppe ein Kleinserienhersteller angehört. Fünf Unter nehmen oder 18,52 Prozent - von denen zwei den Kleinserienherstellem zuzuordnen sind - fertigen Aluminiumkarosserien bereits in Serie. Drei Kleinserien- und ein Großserienhersteller (= 14,82 Pro
zent), sehen in einer Verwendung dieses Werkstoffes eine Sackgasse. Insgesamt scheint die Ver
wendung von Aluminium - wie ebenfalls im Schrifttum dargestellt -1595 künftig an Bedeutung zu gewinnen. Sicherlich ist mit der Verwendung dieses Werkstoffes ein Gewichtssenkungspotential
verbunden, doch für eine vollständige Neukonzeption des Automobils ist der Aluminiumeinsatz nur bedingt geeignet.1596 Unsere Einschätzung, daß die Kleinserienhersteller teilweise über eine hohe ökologische Kompetenz verfugen, wird hiermit bestätigt.
Eine extremere Verteilung ist bei der Verwendung der Magnesiumkarosserie anzutreffen, zu der 26
Antworten vorliegen. 20 Teilnehmer (= 76,92 Prozent) dokumentieren, daß sie zu dieser Thematik keinerlei Erfahrungen besitzen. Dieser Gruppe gehören neun Kleinserienhersteller an. Nur zwei
(konventionelle) Automobilhersteller (= 7,69 Prozent) planen, diese Neuerung nach dem Jahr 2000
serienmäßig zu verwenden. Kein Unternehmen verwendet eine Magnesiumkarosserie bereits in Serie bzw. plant dies bis zum Jahr 2000. Für 15,38 Prozent der Beteiligten oder vier Unternehmen
kommt der Einsatz von Magnesium nicht in Betracht, weil die Verwendung dieses Werkstoffes als Sackgasse interpretiert wird. Der Magnesiumeinsatz hat in der Automobilbranche aktuell noch
keine praktische Bedeutung. Somit können die Aussagen des Schrifttums1597 durch diese empirische
Arbeit grundsätzlich bestätigt werden. Die Gruppe der Unternehmen, die in Magnesium keine wirk liche Alternative sehen, setzt sich aus zwei Kleinserienherstellem und zwei konventionellen Automobilanbietem zusammen. Inwieweit ein konsequenter Magnesiumeinsatz zu ähnlichen Gewichtscinsparungcn führen kann wie der Einsatz von Verbundstoffen, ist derzeit nicht abschließend zu
beantworten.
Zur Verwendung der Verbundstoffkarosserie haben nur acht der 24 hier antwortenden Unterneh
men (= 33,33 Prozent) keine Erfahrungen. Diese Gruppe setzt sich nur aus konventionellen Auto-
mobilproduzenten zusammen. Keines zu dieser Thematik antwortenden Unternehmen rechnet mit einer Serienreife nach dem Jahr 2000. Vielmehr soll dieser Status in drei Unternehmen (= 12,50
Prozent) bis zum Jahr 2000 realisiert werden. Nur ein Großserienhersteller hat sich dieses Ziel gesetzt. Elf Antworten (= 45,83 Prozent) sagen aus, daß die Verbundstoffkarosserie bereits in Serie
1595 Vgl. die Ausführungen im Unterabschnitt 4.2.3.1. 15% vg] von Weizsäcker et al. [Faktor 1997], S.35fE; und die Ausführungen im Unterabschnitt 4.2.4.4. 1597 Vgl. Scheffels [Dreiliter-Auto 1996], S.27; und Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.l58.
Dynamische Ökoloeieführerschaft als Wettbewerbsstrateeie
Seite - 325 -
gefertigt wird.1598 Diese Ausprägung bildet den Modus. Mit zwei (konventionellen) Anbietern stufen lediglich 8,33 Prozent der Beteiligten diese Möglichkeit als Sackgasse ein. Somit scheinen die Vor
aussetzungen für weitere Gewichtseinsparungen durch eine verstärkte Metallsubstitution durchaus erfüllt zu sein. Die Betrachtung der einzelnen Unternehmen ist dabei sehr aufschlußreich. Die über wiegende Anwendung der Verbundstoffkarosserie erfolgt durch die Kleinserienhersteller mit acht
Unternehmen. Auch hier zeigt sich, daß Unternehmen dieser Gruppe teilweise über interessante
Ansätze verfugen und Ergebnisse erzielt haben, wo viele konventionelle Anbieter noch in der Ent wicklung sind. Die Natrium-Schwefel-Batterie, ein möglicher Energiespeicher für Elektrofahrzeuge, wird von sie
ben Teilnehmern als Sackgasse eingestuft. Gemessen an den 25 Antworten entsprechen diese sieben einem Anteil von exakt 28 Prozent. Keiner der hier antwortenden Branchenteilnehmer verwendet diesen Batterietyp momentan. Lediglich ein (konventioneller) Automobilproduzent (= vier Prozent)
will diese Komponente bis zum Jahr 2000 in Serie verwenden. Vier Großserienhersteller (= 16 Pro
zent) planen, diese Möglichkeit nach dem Jahr 2000 serienmäßig zu nutzen. 13 Unternehmen (= 52 Prozent) haben mit dieser Technik noch keine Erfahrung, so daß diese Ausprägung auch den Modus
bildet. Hier zeigt sich erneut der technische Vorsprung der Kleinserienhersteller, denn sechs Unter
nehmen haben mit der Natrium-Schwefel-Batterie keine Erfahrung bzw. vier Unternehmen erken nen sie als Sackgasse. Die fünf konventionellen Automobilhersteller, die an diesem Konzept arbei
ten, wissen offenbar nicht, daß dieser Batterietyp schon während des Elektrofahrzeugtests auf der Insel Rügen als nicht mehr zeitgemäß galt.1599
Zur Verwendung von Keramik im Motorenbau kommunizieren 24 Unternehmen ihren Entwick
lungsstand. Auch hier bildet die Gruppe der Unerfahrenen mit 15 Nennungen (= 62,50 Prozent) den
Modus. Dieser Gruppe gehören neun Kleinserienhersteller an. Ein (konventioneller) Automobilpro duzent (= 4,17 Prozent) ist in seinen Bemühungen soweit fortgeschritten, daß er nach dem Jahr
2000 diese Möglichkeit in Serienfahrzeugen nutzen will. Ehrgeiziger sind die Pläne von drei Groß-
serienherstellem (= 12,50 Prozent), die schon bis zum Jahr 2000 diesen Stand erreicht haben wollen. Praktische Erfahrungen werden momentan nur von zwei Unternehmen (= 8,33 Prozent) gesammelt. Eines der umsetzenden Unternehmen gehört der Gruppe der Kleinserienhersteller an. Mit drei (großserienfertigenden) Teilnehmern (= 12,50 Prozent) ist die Gruppe derer, die in der
Keramikverwendung keine Option sehen, recht gering. Insgesamt scheint diese Optimierungsmög lichkeit aber verhältnismäßig wenig Bedeutung zu besitzen.
1S98 Es bleibt hierbei leider unklar, ob alle Antwortenden den Begriff der Verbandstoff-Karosserie so definiert haben, wie wir ihn verstanden haben wollten. Gemeint war die Benutzung einer vollständig aus Kunststoff gefertigten Karosserie. Bei zwei konventionellen Unternehmen ist uns zumindest kein entsprechendes Serienmodell der Her steller bekannt. 1599 Vgl. Reichel [Rügen 1997], S.22f.; und die Ausführungen im Unterabschnitt 4.2.3.4.
Seite - 326 -_________________________________________ Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Verwendung von Pflanzenöl-Motoren, zu der 25 Antworten abgegeben wurden. Mit 16 Unternehmen bildet auch hier die Klasse der Unerfahrenen den Modus,
repräsentiert sie doch exakt 64 Prozent. Diese Gruppe setzt sich jeweils zu acht Unternehmen der verschiedenen Größenklassen zusammen. Die Forschungsbemühungen sind hier nicht als umfang
reich zu kennzeichnen. Lediglich ein (konventioneller) Hersteller (= vier Prozent) hat das Ziel, diese
Art Antriebsaggregate nach dem Jahr 2000 in Serie zu fertigen. Die Gruppe der Unternehmen, die dieses Ziel bis 2000 erreichen wollen, ist mit zwei Nennungen (= acht Prozent) - jeweils ein Unter
nehmen jeder Gruppe - sehr gering. Mit drei Antworten sind die Klassen der Anwender und der Gegner gleich groß und repräsentieren dabei zwölf Prozent. Bei der Zusammensetzung der Gruppen
ist festzuhalten, daß die Gegner ausschließlich den Großserienherstellem zuzurechnen sind. In der Gruppe der Anwender ist ein Kleinserienhersteller enthalten. Insgesamt scheint diese Antriebsalter native momentan nur eine sehr begrenzte praktische Relevanz zu besitzen.
Eine nennenswert andere Verteilung ergibt sich bei der Verwendung des Elektroantriebs im PKW, zu der 26 Unternehmen geantwortet haben. Die Gruppe derer, die in absehbarer Zeit hier nicht tätig
werden, umfaßt insgesamt nur sechs Unternehmen, die sich in zwei Gegner (= 7,69 Prozent) und vier Unerfahrene (= 15,38 Prozent) aufteilen lassen. Mit zehn Nennungen (= 38,46 Prozent) ist der
Anteil der serienfertigenden Hersteller vergleichsweise groß, so daß in diese Klasse der Modus
fällt. Auch die Forschungsbemühungen, die bis zum Jahr 2000 in einem serienreifen Produkt enden
sollen, sind mit sechs Nennungen (= 23,08 Prozent) als ausgeprägt zu kennzeichnen. Vier weitere
Unternehmen (= 15,38 Prozent) sind immerhin schon so weit, daß sie eine Serienreife nach dem Jahr 2000 anstreben. Angesichts der Untemehmensprodukte kann es kaum verwundern, daß acht
der Kleinserienhersteller und nur zwei der konventionellen Automobilhersteller in diesem Entwick lungsbereich über Serienerfahrung verfugen. Meinig vertritt hingegen die Auffassung, daß eine
wirkliche Markteinführung der Elektrofahrzeuge durch die Großserienhersteller bisher nicht erfolgt ist.’600 Die Leistung der Kleinserienhersteller ist aufgrund der Annahme Meinigs noch mehr zu wür digen. Interessant dabei ist, daß auch ein Kleinserienhersteller, der in der Vergangenheit Elektro
fahrzeuge produzierte, mittlerweile den reinen Elektroantrieb als Sackgasse einschätzt. In den For
schungsbemühungen sind die konventionellen Automobilproduzenten wiederum führend, denn vier der sechs Unternehmen, die eine Serienreife nach 2000 erreichen wollen, gehören dieser Gruppe an.
Mit drei Unternehmen dominieren die Großserienhersteller auch in der Gruppe, die ihre Produkte
bis 2000 zur Serienreife fuhren wollen. In die Gruppe der unerfahrenen Unternehmen ist kein Klein serienhersteller einzuordnen. Vergegenwärtigt man sich, daß Elektrofahrzeuge teilweise konventio
nelle Automobile substituieren, so ist die Zurückhaltung der Großserienhersteller nachvollziehbar. Hinsichtlich der Erprobung eines PKW ’s mit Erdgasantrieb sind die meisten der hier antwortenden 25 Unternehmen unerfahren. So bildet diese Ausprägung mit elf Unternehmungen (= 44 Prozent) i6oo vg| Meinig [Elektromobile 1997], S.177fT.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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den Modus. Jeweils genau 16 Prozent (= vier Unternehmen) sind bereits in der Erprobung, so daß
sie bis zum Jahre 2000 bzw. danach in Serie gehen wollen. Fünf Unternehmen (=20 Prozent) bieten
diese Antriebsaltemative bereits serienmäßig an. Lediglich ein Unternehmen (= vier Prozent) sieht
im Erdgasantrieb eine Sackgasse. Auch hier ist die Betrachtung der Kleinserienhersteller eine inte ressante Ergänzung. So bieten jeweils zwei Unternehmen bereits einen Erdgasantrieb an bzw. wol len dieses bis zum Jahr 2000 realisieren. Mit sieben Nennungen hat jedoch der größte Teil dieser
Herstellergruppe hier noch keine Erfahrungen sammeln können. Die Kleinserienhersteller fokussie
ren sich überwiegend auf die Produktion von Elektrofahrzeugen und setzen nur vereinzelt andere
Konzepte um. Sechs der 25 hier involvierten Unternehmen (= 24 Prozent) sind als Gegner eines PKWs mit Zwei
taktmotor einzustufen Die Quote der Anwender ist mit drei Teilnehmern (= zwölf Prozent) dagegen als gering zu kennzeichnen. Bei der Beurteilung der Forschungsaktivitäten ist ein differenziertes Bild festzustellen. Es plant kein Unternehmen, welches den Zweitaktmotor noch nicht verwendet,
diesen bis zum Jahr 2000 zur Serienreife zu fuhren. Die technischen Herausforderungen scheinen doch sehr groß zu sein, denn erst nach der Jahrtausendwende sollen mit Zweitaktmotor betriebene
Fahrzeuge serienreif sein. Diese Einschätzung wird von fünf Unternehmen (= 20 Prozent) vertreten. Der Modus wird erneut von der Gruppe derer gebildet, die mit dieser Technologie noch keinerlei Erfahrungen gesammelt haben. Die elf hierauf entfallenen Antworten entsprechen 44 Prozent.
Angesichts der hier erzielten Ergebnisse kann die Skepsis bezüglich der Serienreife des Zweitakt motors als Antriebsaggregat des SmILE-Konzeptes, wie es durch die Industrie kommuniziert wird,
nicht verwundern.1601 Diese Aussage gilt besonders, wenn man die Zusammensetzung der Anwender
überprüft, denn von den drei Anwendern setzt lediglich ein konventioneller Hersteller den Zweitakt
motor um. Jedoch findet diese Antriebsart bei den Kleinserienherstellem auch nicht uneinge schränkte Zustimmung, auch hier gibt es zwei Gegner. Nur ein Unternehmen dieser Gruppe arbeitet
an diesem Konzept, während sechs Gruppenmitglieder über keine Erfahrung verfugen. Bei der Frage nach Verwendung des Dreizylinder-Viertaktantriebs ist die Beantwortung durch 23
der beteiligten Branchenteilnehmer gering. Mit einem Anteil von 56,52 Prozent repräsentieren die
13 unwissenden Unternehmen den Modus dieser Frage. Jeweils zwei Teilnehmer (= 8,70 Prozent)
nutzen diese Technologie schon aktuell in der Serienproduktion oder aber wollen diese Technologie erst nach dem Jahr 2000 zur Serienreife entwickeln. Die Anzahl der Unternehmen, die noch bis zum
Jahr 2000 die Serienproduktion aufnehmen wollen, entspricht derer, die diese Technologie als Sackgasse erkannt haben. Diese Gruppen repräsentieren mit ihren drei Nennungen jeweils 13,04 Prozent. Die Kleinserienhersteller verteilen sich bei dieser Frage auf zwei Antwortaltemativen. So
stellen sie zwei Unternehmen, die einen Einsatz dieser Technologie ablehnen und acht der unerfah renen Unternehmen. iw! vg| Jie Ausführungen im Abschnitt 4.2.4.
Seite - 328 -Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Zur Frage der Verwendung von Magermixmotoren existieren in unserer Auswertung drei gleich
große Klassen, die jeweils ein Unternehmen, also 4,55 Prozent der 22 hier abgegebenen Antworten,
repräsentieren. Hierzu gehört der Anwender, der Gegner und das Unternehmen, das bis zum Jahr 2000 diese Technologie zur Serienreife entwickelt haben will. Alle drei Unternehmen gehören zu den Kleinserienherstellem. Nach dem Jahr 2000 wollen hingegen acht Unternehmen (= 36,36 Pro
zent), darunter ein Kleinserienhersteller, den Magermixmotor in Serie fertigen. Die größte Gruppe
bilden auch bei dieser Frage die Unternehmen, die auf diesem Gebiet ohne Erfahrungen sind. Mit elf Nennungen stellt diese Gruppe genau die Hälfte dar und bildet somit natürlich auch den Modus.
Von den unerfahrenen Unternehmen gehören sechs zu den Kleinserienherstellem. Vergegenwärtigt man sich vor dem Gesamtergebnis dieser Frage die Einführung des Magermixmotors durch Mitsubishi,1602 so erkennt man trotz aller berechtigten Kritik an diesem Konzept den technologi
schen Vorsprung dieses Unternehmens bei dieser Technik, gemessen an den anderen konventionel len Herstellern.1603 Beim Magermixmotor weist die Gruppe der Kleinserienhersteller ein hohes Engagement und einen Vorsprung zu den meisten konventionellen Herstellern auf, so daß die posi
tive Einschätzung dieser Marktteilnehmer erneut bestätigt wird.
Die Frage zum Forschungsstand des Wankelmotors wurde von 27 befragten Unternehmen beant
wortet. Mit neun Unternehmen hat sich zu diesem Antriebsmedium eine ausgeprägte Gegnergruppe
gebildet, die immerhin ein Drittel aller Antworten repräsentiert. Nur ein Kleinserienhersteller ist
dieser Gruppe zuzuordnen. Dennoch liegt der Modus - wie schon so oft im Rahmen dieser Fragen -
in der Klasse derer, die bislang zu diesem Thema noch keine Erfahrungen akkumuliert haben. Diese Gruppe umfaßt acht Kleinserienhersteller und sechs konventionelle Produzenten und stellt mit 14
Gesamtnennungen einen Anteil von 51,85 Prozent dar. Die Forschungen zu dieser Antriebstechnik sind recht gering ausgeprägt, denn nur ein Großserienhersteller (= 3,70 Prozent) der hier Antworten den plant eine künftige Markteinführung bis zum Jahr 2000. Der Anteil der serienfertigenden Her steller ist mit drei Antworten (= 11,11 Prozent) auch nicht umfangreich ausgeprägt, so daß diese
Antriebsaltemative in absehbarer Zukunft nur eine untergeordnete Rolle spielen wird. Dieses gilt besonders, weil zwei der drei Anwender der Gruppe der Kleinstuntemehmen zuzuordnen sind.
Unser hier erzieltes Ergebnis entspricht auch dem Stand der aktuellen Diskussion, denn im Schrift tum zur Verbrauchssenkung wird der Wankelmotor nicht berücksichtigt.1604
Eine davon stark abweichende Verteilung ist beim Verwendungsstand des PKWs mit Hybridan trieb (ohne Bremsenergieverwendung) zu verzeichnen. 25 Unternehmen haben hierzu ihren Forschungsstand mitgeteilt. Einen Einsatz dieser Technologie lehnen vier Unternehmen (= 16 Pro
zent) ab. Zu den ablehnenden Unternehmen gehört nur ein Kleinserienhersteller. Jedoch sind heute 1602 Dieses Unternehmen hat zum Magermixmotor keine Stellungnahme abgegeben. 1603 Vgl. Thornton [Steering 1997], S.37; Toyota (D) [Hybrid Auto 1997], S.l; und die Ausführungen in den Unterab schnitten 4.2.3.3 und 4.2.5.4. i6°4 vg] beispielsweise Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998].
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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nur zwei Kleinserienhersteller (= acht Prozent) technisch schon so weit fortgeschritten, daß sie diese Art der Fahrzeuge als Serienprodukt anbieten können. Die hier antwortenden konventionellen Auto
mobilhersteller haben diesen technischen Stand noch nicht erreicht. Die Forschungsaktivitäten, die sich mit dieser Technik beschäftigen, sind als ausgeprägt zu kennzeichnen. So wollen fünf Unter
nehmen (= 20 Prozent) bis zum Jahr 2000 die Serienreife erreicht haben. Diese fünf Unternehmen
setzen sich aus drei Kleinserienhersteilem und zwei konventionellen Automobilproduzenten zusam men. Nach Ablauf dieser Frist planen sechs weitere Marktteilnehmer (= 24 Prozent) die Einführung eines so konzeptionierten Fahrzeuges, von denen noch ein Unternehmen den Kleinserienhersteilem
zuzuordnen ist. Auch hier wird der Modus erneut von der Gruppe der noch unerfahrenen Branchen mitglieder dargestellt, doch repräsentieren die acht Teilnehmer, hier mit 32 Prozent, einen ver gleichsweise geringen Teil. Der Gruppe der unerfahrenen Unternehmen gehören fünf Großserien
hersteller an. Auch bei diesem Segment wird es deutlich, daß die Kleinserienhersteller den konven tionellen Herstellern hinsichtlich der Anwendung moderner Technologien überlegen sind. Zwar hat
Toyota als Großserienhersteller mit dem Prius auch ein Hybridfahrzeug zur Serienreife gebracht,
doch wird dieses Fahrzeug momentan nur in Japan angeboten. Zudem kann Toyota dieses Fahrzeug zur Zeit nicht kostendeckend vermarkten.1605 Eine massive Subventionierung ist für die Kleinseri
enhersteller wenig plausibel, weil ihnen grundsätzlich die Finanzkraft fehlen wird. Somit gehen wir
davon aus, daß die zwei hier antwortenden Kleinserienhersteller den konventionellen Herstellern bei
der Produktion und Vermarktung von Hybridfahrzeugen überlegen sind. Die Untersuchung der Antworten zur Frage nach dem Einsatz von PKW mit Hybridantrieb (mit
Bremsenergieverwendung) zeigt, daß die 27 hier antwortenden Unternehmen insgesamt an diesem
Konzept sehr interessiert sind. Die Unternehmen ohne Erfahrung bilden trotz der acht Antworten
oder 29,63 Prozent, die dieser Gruppe zuzuordnen sind, nicht den Modus. Die Gruppe der Unerfah renen setzt sich aus zwei Kleinserienherstellem und sechs konventionellen Automobilproduzenten zusammen. Insgesamt forschen 15 Unternehmen in diesem Bereich. Fünf Antworten (= 18,52 Pro
zent) weisen aus, daß diese Forschungsarbeiten nach dem Jahr 2000 in einer Serienproduktion enden sollen. Dieser Gruppe gehört ein Kleinserienhersteller an. Zehn Unternehmen sind hier ehr geiziger und wollen dieses Ziel bis zum Jahr 2000 realisieren. Diese Klasse bildet mit 37,04 Prozent
den Modus zu dieser Frage und setzt sich aus jeweils fünf Großserien- und fünf Kleinserienherstel lem zusammen. Mit jeweils zwei Nennungen (= 7,41 Prozent) ist die Anzahl derer, die diese Tech
nologie nicht verwenden wollen und die der Anwender gleich groß. Während die Gruppe der Unter nehmen, die in einem PKW mit Hybridantrieb (mit Bremsenergieverwendung) eine Sackgasse
sehen, sich aus beiden Herstellergruppen zusammensetzt, gehören beide Anwender den Kleinserien herstellem an. Die Aussage zum PKW mit Hybridantrieb (ohne Bremsenergieverwendung) hat ent sprechende Gültigkeit nur mit dem Unterschied, daß uns derzeit kein konventioneller Automobil produzent bekannt ist, der ein Hybridfahrzeug mit Bremsenergieverwendung serienmäßig anbietet. 1605 Vgl. Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.237.
Seite - 330 -Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Für diese Forschungsrichtung ist die Leistung der Kleinserienhersteller deshalb um so bemerkens werter! Vergegenwärtigt man sich darüber hinaus, daß der Einsatz eines Hybridantriebs (mit Brems
energieverwendung) als eine vielversprechende Option zur Verbrauchsminderung eingestuft wird,1606 so haben Angehörige dieser Untemehmensgruppe hier bereits einen nennenswerten Schritt
realisiert. Die Beteiligung der Unternehmen, die sich zur Verwendung der PKW mit Brennstoffzellenantrieb geäußert haben, ist mit 22 Nennungen die geringste der hier diskutierten Gesamtfrage. Zudem zeigt sich bei der Analyse eine ungewohnte Verteilung. So ist sowohl die Gruppe der Gegner als auch die
der Anwender unbesetzt. Nur zwei Kleinserienhersteller (= 9,09 Prozent) planen die Serienreife bis zum Jahr 2000. Mit vier Teilnehmern (= 18,18 Prozent) ist der Anteil der Unternehmen, die schon
konkrete Vorstellungen zu einer Serienreife haben - wenn auch erst nach der Jahrtausendwende -
ebenfalls sehr gering. Hierbei handelt es sich ausschließlich um Großserienhersteller. Mit 16 Ant
worten fällt der Modus erneut in die Gruppe der hier noch unerfahrenen Unternehmen. Diese reprä sentieren 72,73 Prozent. Neun konventionellen Automobilhersteilem stehen in dieser Gruppe sieben Kleinserienhersteller gegenüber, so daß hier ein nahezu ausgewogenes Verhältnis besteht.
Festzuhalten bleibt, daß die hier diskutierten Veränderungspotentiale meist nur von einem geringen Anteil der befragten Unternehmen bereits in Serienfahrzeugen angeboten werden. Einige Möglich keiten befinden sich noch komplett in der Versuchsphase. Mit einer Ausnahme gibt es aber auch zu
jeder der hier abgefragten technischen Optionen Kritiker, die hierin (für sich) eine Sackgasse sehen. Unsere Vermutung hinsichtlich des hohen Innovationspotentials in der Gruppe der Kleinserien hersteller konnte insgesamt bestätigt werden.
Die Potentiale, sich durch Umsetzung innovativer Maßnahmen einen Vorsprung vor der Konkur
renz im Bereich der Verbrauchssenkung zu erzielen, sind vorhanden. Zudem besteht die Option, sich als konventioneller Automobilhersteller durch eine gezielte Beteiligung an den Kleinstherstel-
lem ökologische Kompetenz zu erkaufen und auf diesem Wege mögliche eigene Forschungsdefizite
zu kompensieren. Aufgrund des von uns empirisch ermittelten Forschungsstandes eignet sich die Automobilindustrie für die Anwendung der Dynamischen Ökologiefiihrerschaft, weil viele uner schlossene Ansatzpunkte im Bereich der besonders relevanten Verbrauchsreduzierung von uns
nachgewiesen wurden.
iw» vg| von Weizsäcker et al. [Faktor 1997], S.35ff; und die Ausführungen im Unterabschnitt 4.2.4.4.
Dynamische Ökoloßieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 331 -
5.4.2.2 Einbeziehung von Wettbewerbern, branchenfremden Un ternehmen und Universitäten in die Forschung der Auto mobilhersteller Die Frage sieben des zweiten Fragebogenteiles Wie klassifizieren Sie das überwiegende For
schungsverhalten Ihres Unternehmens im Umweltbereich? enthielt sechs Antwortmöglichkeiten, die entsprechend zu gewichten waren. Die Anzahl der Nennungen schwankt zwischen 26 und 31. Einen
Ergebnisüberblick liefert die Abbildung 5.53.
Wettbewerbern
beteiligen uns an den Erfolgreichen
Wettbewerber zu nutzen
Quelle: Verfasser
Abb.5.53: Forschungsverhalten der Automobilhersteller Zu der Antwortaltemative Wir forschen völlig allein äußerten sich 31 Unternehmen. Voll stimmt
dieser Aussage nur ein Unternehmen zu, welches 3,23 Prozent repräsentiert. Der Modus dieser Frage fallt mit elf Nennungen oder 35,48 Prozent auf die Zustimmung. Mit 29,03 Prozent oder neun
Teilnehmern, die keine klare Aussage treffen wollten, ist der Anteil der neutral Antwortenden hier ausgesprochen groß. In diese Klasse fällt auch der Median. Diese These wird von zehn Unterneh men abgelehnt, von denen sieben, entsprechen 22,58 Prozent, nicht zustimmen und drei oder 9,68 Prozent hier gar nicht zustimmen können.
Die These Wir forschen gemeinsam mit anderen Wettbewerbern bewerteten ebenfalls 31 Teilneh
mer. Hier ist der Grad der Zustimmung wesentlich größer, so können drei Teilnehmer oder 9,68 Pro zent dieser Aussage voll zustimmen. Der Modus liegt zwar - genau wie bei der vorherigen Frage -
Seite - 332 -Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
im Bereich der Zustimmung, doch ist hier mit 18 Antworten oder 58,06 Prozent eine wesentlich
deutlichere Ausprägung vorhanden, so daß auch der Median dieser Klasse zuzuordnen ist. Mit fünf
Unternehmen beträgt der Anteil der indifferenten Teilnehmer 16,13 Prozent. Eine
Ablehnung
ist einem Fragebogen zu entnehmen, der hier 3,23 Prozent repräsentiert. Deutlich größer ist der Anteil derer, die diese These vollständig ablehnen. In diese Kategorie ordnen sich vier Unterneh
men oder 12,90 Prozent ein. Das Ergebnis bestätigt, daß die Kooperationen der Automobilhersteller
neben anderen Bereichen auch die Forschung umfassen.1607 Die individuelle Beteiligung zur Aussage Wir forschen mit anderen Branchen (wie der Energiewirt
schaft) beträgt 29 Unternehmen. Vier Teilnehmer können dieser Aussage voll zustimmen und reprä sentieren 13,79 Prozent. Analog den beiden bisher diskutierten Alternativen liegt auch hier der
Modus im Bereich der Zustimmung, auf den 14 Nennungen entfallen. Diese vertreten einen Anteil von 48,28 Prozent. Erneut ist der Median ebenfalls in dieser Kategorie anzutreffen. Eine indifferente
Einstellung wurde von 27,59 Prozent der Beteiligten oder acht Unternehmen kommuniziert. Ausge sprochen gering fallt hingegen die Ablehnung mit zwei Nennungen (= 6,90 Prozent) aus. Auch die
vollständige Ablehnung wird nur durch ein Unternehmen als zutreffend gekennzeichnet. Dieses repräsentiert lediglich 3,45 Prozent der Antwortenden. Das Ergebnis zu dieser Fragestellung bewer
ten wir als sehr positiv, da gerade eine zu stark auf Disziplinen konzentrierte Forschung im Schrift
tum immer wieder kritisiert wird. Eine eindimensionale Forschungsausrichtung wird als wesentli
ches Hindernis zur Erzielung durchgreifender Fahrzeugverbesserungen benannt, denn ökologisch verträgliche Automobile müßten sich deutlich von den bisherigen Ansätzen unterscheiden. Hierzu
ist eine interdisziplinäre Ausrichtung erforderlich.1608 Ob die stärkere interdisziplinäre Ausrichtung durch die Kritik der Literatur induziert wurde, kann nicht geklärt werden, ebensowenig, zu welchem Zeitpunkt dieser Trend sich etabliert hat.
Eine gegenüber den bisherigen Fragen sehr unterschiedliche Verteilung ist zu der Antwortmöglich keit Wir lassen Newcomer forschen und beteiligen uns an den Erfolgreichen^ feststellbar, zu der
sich 26 Unternehmen äußern. Der Modus liegt mit acht Nennungen (= 30,77 Prozent) in der Klasse der strikten Ablehnung. Vergegenwärtigt man sich zusätzlich, daß weitere 26,92 Prozent (= sieben
Teilnehmer) diese These ablehnen, so ergibt sich eine Gesamtablehnung in Höhe von 57,69 Prozent. Der Median ist in der Klasse der nicht zustimmenden Unternehmen anzusiedeln. Hier wird ein erhebliches Defizit in der Automobilindustrie deutlich. Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch einen ausgeprägten Anteil der unschlüssigen Unternehmen, deren Gruppe sieben Unternehmen
umfaßt und ebenfalls 26,92 Prozent repräsentiert. Entsprechend gering ist der Anteil der 1607 vgi hierzu die Ausführungen im Abschnitt 4.2.1. 1608 Vgl. Wittek [Strategien 1988], S.70; Vester [Ausfahrt 1990], S.334; Canzler et al. [Automobil 1993], S.12f.; Spin rad [Scheuklappen 1997], S.296; Braess [Anforderungen 1996], S.8f.; und von Weizsäcker et al. [Faktor 1997], S.34. 1609 Bei den Kleinuntemehmen wird mit der Antwortoption Etablierte Unternehmen lassen uns forschen, um sich bei Forschungserfolgen an unserem Unternehmen zu beteiligen, die gleiche Frageintension verfolgt.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 333 -
zustimmenden Unternehmen in Höhe von 11,54 Prozent bzw. drei Teilnehmern und der voll zustim menden Antworten mit 3,85 Prozent bzw. einer Nennung. Wie wir im vorangegangenen Unterab
schnitt aufzeigen konnten, ist das Innovationspotential der untersuchten Kleinserienhersteller in vie len Bereichen stark ausgeprägt. Unternehmen dieser Gruppe haben teilweise erhebliche Vorsprünge gegenüber der großserienfertigenden Konkurrenz realisiert. Die Zurückhaltung bei der Übernahme
erfolgreicher Newcomer ist mit dem Forschungsvorsprung der Kleinserienhersteller kompatibel, denn sonst wären die Forschungsergebnisse den Großserienherstellem bereits bekannt. Eine Beteili
gung an diesen Unternehmen, um deren Forschungsergebnisse zu adaptieren, wäre für beide Par
teien sinnvoll. Die konventionellen Automobilhersteller könnten an die bereits erzielten Ergebnisse anknüpfen und müßten diese nicht selbst entwickeln. Gleichzeitig würde mit der Finanzkraft eines
Großserienherstellers die Chance steigen, daß sich Innovationen der Kleinserienhersteller am Markt durchsetzen. Unseres Erachtens besteht hier Handlungsbedarf! Ähnlich gestaltet sich die Verteilung bei der Antwortmöglichkeit Wir lassen unsere etablierten
Wettbewerber forschen und werden versuchen, Lizenzen zu erwerben bzw. deren Patente zu umge hen, an der sich 29 Unternehmen beteiligt haben. Mit sechs Nennungen ist der Anteil der Teilneh
mer, die diese These strikt ablehnen, als ausgeprägt zu kennzeichnen und stellt einen Anteil von 20,69 Prozent dar. Der Modus dieser Option liegt mit 13 Antworten oder 44,83 Prozent im Bereich der Ablehnung. Somit ergibt sich ein Ablehnungsanteil von insgesamt 65,52 Prozent. Der Anteil der
indifferent eingestellten Teilnehmer beträgt mit fünf Nennungen 17,24 Prozent. Insgesamt entschie den sich genauso viele Unternehmen für die Zustimmung dieser These. Die Gruppe der bejahenden
Antworten gliedert sich in vier Unternehmen (= 13,79 Prozent), die zustimmen bzw. ein Unterneh men, das diese Möglichkeit voll für sich in Anspruch nimmt. Angesichts des hohen Branchenwettbewerbs erscheint der Versuch, an Forschungsergebnissen der
Konkurrenz zu partizipieren, sehr gering. Darüber hinaus wird in der Branchenrealität oft das Gegenteil praktiziert. Beispielsweise orientieren sich mehrere Hersteller an der Dieseltechnologie
von VW bzw. Audi.1610 Auch die Umsetzungserfolge Audis beim Aluminiumeinsatz im Karosserie bau hat mehrere Unternehmen ermutigt, ebenfalls mit diesem Werkstoff zu arbeiten.1611 Ebenso wer den bei den Versuchen der Automobilhersteller, nach der Jahrtausendwende die Magermixmotoren zur Serienreife zu entwickeln, die noch forschenden Unternehmen die Ergebnisse Mitsubishis kaum
ignorieren.
Zur Antwortaltemative Wir beauftragen Universitäten und andere wissenschaftliche Einrichtungen mit Forschungsprojekten gaben 31 Unternehmen Stellungnahmen ab. Dieser These stimmen fünf
Unternehmen oder 16,13 Prozent voll zu. Der Modus fallt in die Gruppe der Unternehmen, die die ser Aussage zustimmen. Für diese Alternative entschieden sich mit 16 Unternehmen 51,61 Prozent. 1610 Vgl. o.V. [Super-Diesel 1997], S.12; und o.V. [TDI 1997], S.81. 16,1 Vgl. Zöllter [Alu-Autos 1998], S.l24.
Seite - 334 -Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Im Vergleich zu allen anderen Teilfragen ist hier der Anteil der unentschiedenen Teilnehmer mit zwei Stimmen am kleinsten. Diese beiden Unternehmen repräsentieren einen Anteil von 6,45 Pro
zent. 16,13 Prozent (= fünf Unternehmen) schließen diese Möglichkeit für sich selbst aus. Eine strikte Absage der hier diskutierten Option erteilen drei Teilnehmer, welche einen Anteil von 9,68
Prozent darstellen. Demnach bildet neben der Forschung mit Wettbewerbern die Zusammenarbeit mit Universitäten bei den hier befragten Unternehmen eine zweite wichtige Grundlage zur Generie rung neuer Erkenntnisse im Bereich der Ökologie.
Als Zwischenergebnis zur Frage nach dem überwiegenden Forschungsverhalten im Umweltbereich
bleibt festzuhalten, daß einige Unternehmen in diesem Bereich kein Interesse an Kooperationen haben. Ein solches Verhalten kann für große finanzstarke Unternehmen durchaus sinnvoll sein,
wenn man die Ergebnisse später ausschließlich nutzen möchte. Ein wesentlich größerer Teil der Unternehmen greift auf Universitäten und Partnerschaften mit anderen Branchenteilnehmem zurück. Mit einem solchen Forschungsansatz können nur begrenzt Vorsprünge vor der Konkurrenz
aufgebaut werden, denn die mitforschenden Wettbewerber werden die Forschungsergebnisse eben
falls nutzen. Auch die Forschungsergebnisse, die mit Universitäten erzielt werden, können der Kon kurrenz schlechter vorenthalten werden, als wenn das betreffende Unternehmen diese Erkenntnisse alleine generiert hätte. Bemerkenswert ist auch, daß mehr der hier befragten Unternehmen bereit sind, Lizenzen von ihren Konkurrenten zu erwerben oder deren Patente zu erwerben, als auf die Ergebnisse von Kleinserienherstellern zurückzugreifen. Die Möglichkeit, von den Ergebnissen
der Newcomer zu profitieren, wird von den meisten befragten Unternehmen ignoriert. Mit einer
Einbeziehung der im Bereich der Kleinserienhersteller generierten Erfahrungen könnte ein konven tioneller Automobilproduzent, selbst wenn er bisher in ökologischen Fragen keine führende Position innehatte, möglicherweise genügend ökologisches Potential erwerben, um sich zum Dynamischen Ökologiefuhrer zu entwickeln. Dieser von uns bereits angesprochenen Option1612 scheint in der
Realität kaum etwas entgegen zu stehen, da die Produzenten der Elektrofahrzeuge bisher kaum in
Forschungsallianzen eingebunden sind. Ein entsprechend interessiertes Unternehmen sollte diese Möglichkeit nutzen, denn auch das Ergebnis dieser Frage belegt, daß es noch ungenutzte Potentiale
gibt, mit deren Aktivierung auch eigene Forschungsdefizite ausgeglichen werden können.
1612 Vgl. die Ausführungen im Abschnitt 4.2.6.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 335 -
5.4.2.3 Einschätzung des SmILE-Konzeptes von Greenpeace Die Frage 18 des zweiten Teils Wie beurteilen Sie das SmILE-Konzept von Greenpeace? weist eine individuelle Antwortquote von 32 Antworten oder 64 Prozent auf. Das Ergebnis ist in Abbildung 5.54 dargestellt.
Uneingeschränkt überzeugend
Greenpeace kam uns
Zweifel an Sicherheit Zweifel an Serienreife
zuvor
Hauptsächlich Werbewirkung Quelle: Verfasser
Abb.5.54: Beurteilung des SmILE-Fahrzeugs von Greenpeace Die von uns als die ökologisch hochwertigste eingestufte Antwort Insgesamt uneingeschränkt über
zeugend wurde durch vier Unternehmen gewählt und repräsentiert einen Anteil von 11,76 Prozent. Die ökologische Stellung ergibt sich daraus, daß in dieser Aussage keine Kritik enthalten ist. Die zweite Antwortaltemative Dieses gute Konzept hätten wir auch vorstellen können, Greenpeace war
einfach schneller/unkonventioneller signalisiert zwar auch eine hohe Zustimmung, jedoch in einem
geringeren Umfang, denn weitere Optimierungspotentiale werden nicht ausgeschlossen. Diese Ant wort wurde allerdings von keinem Unternehmen abgegeben. Als nächste Abstufung ist die Aussage
ökologisch durchaus interessant, jedoch wurden Sicherheitsaspekte deutlich vernachlässigt anzuse hen. Mit dieser Aussage wird die Serienreife und somit die Produktion in der erforderlichen Menge
nicht in Frage gestellt, so daß dieses Konzept durchaus marktfähig wäre. Angesichts der Anlehnung
an ein Serienfahrzeug scheint es plausibel, daß die möglicherweise vorhandenen Sicherheitsmängel beseitigt werden können. Für diese Alternative haben sich sechs Unternehmen bzw. 17,65 Prozent
entschieden. In diesem Zusammenhang ist hier auf die Sicherheitsprobleme der A-Klasse und der
Smartfahrzeuge hinzuweisen, die ebenfalls nachgebessert werden mußten.1613 Die in dieser Antwort implizit verbundene Kritik relativiert sich, denn wenn selbst das größte deutsche Industrieunterneh men eine neues Modell mit Sicherheitsmängeln auf den Markt bringt wäre es von Greenpeace sehr viel verlangt, in einer Machbarkeitsstudie sämtliche Sicherheitsaspekte zu berücksichtigen.
1613 Vgl. Drost/Jocham [Autofabrik 1996], S.9; Ostmann [Notbremse 1998], S.3; und o.V. [ESP 1998], S.8.
Seite - 336 -_________________________________________ Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Die Aussage an der Serienreife haben wir starke Zweifel bildet hier den Modus, denn 13 Unterneh
men haben sich für diese Alternative entschieden. Dies entspricht einem Anteil von 38,24 Prozent.
Die geringe Bewertung resultiert daraus, daß es mittlerweile mehrere Hersteller gibt, die ver
brauchsarme Fahrzeuge als Prototyp entwickelt haben, die Serienreife bisher jedoch nicht realisieren konnten. Mit einer Einstufung in diese Kategorie ist somit eine klare Abwertung verbunden; auch
das SmILE-Fahrzeug wird in die Kategorie der diversen anderen Ansätze eingeordnet. Die ökolo
gisch schlechteste Bewertung ist mit der Antwort sehr viel Werbewirkung mit minimalem ökologi schen Erfolg verbunden. Die neun Unternehmen (= 26,47 Prozent), die diese Bewertung vorgenom
men haben, disqualifizieren Greenpeace letztlich zum „Öko-Blender”. Dieser Aussage wollen wir uns nicht anschließen, sondern stufen diese Haltung vielmehr als Revanche oder Schutzbehauptung ein, denn Greenpeace hat mit diesem Konzept trotz geringem Budget offensichtlich einen Fortschritt
realisiert, der den Großserienherstellem bisher verwehrt blieb. Mit einer Anerkennung des SmILE
als ökologischem Fortschritt würde man sich seitens der Automobilindustrie in Zugzwang bege
ben und bei einer Umsetzung würden erhebliche Kosten entstehen.1614 Zudem sei noch an die bereits aufgezeigten geringen Forschungserfahrungen im Bereich des Zwei
taktmotors erinnert.1615 So verwendet derzeit nur ein Großserienhersteller den Zweitaktmotor in Serie. Lediglich vier weitere Großserienhersteller forschen an dieser Antriebsmöglichkeit, doch rechnet keines der Unternehmen vor dem Jahr 2000 mit einer Serienreife. Auch wenn Umsetzungs
probleme nicht ausgeschlossen werden können, bereichert der Vorstoß von Greenpeace die Diskus sion um die Möglichkeiten der Verbrauchssenkungen. Zudem wird erneut deutlich, daß die Chan cen, sich als Dynamischer Ökologiefuhrer zu positionieren, positiv zu beurteilen sind, denn die
Bereitschaft der meisten Unternehmen, neue unkonventionelle Wege zu beschreiten, ist als gering einzustufen.
1614 Vgl. Keiffenheim/Kreuels [Öko-Bremse 1996], S.l3. 16,5 Vgl. die Darstellungen in 5.4.2.1.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 337 -
5.4.3 Umsetzung ökologischer Maßnahmen
5.4.3.1 Berücksichtigung ökologischer Aspekte bei der Beschaffung Die achte Frage des zweiten Fragebogenteils Berücksichtigen Sie bei der Beschaffung ökologische
Aspekte? weist 34 Antworten auf, das entspricht einer Beteiligung von 68 Prozent und bedeutet eine sehr gute Resonanz. Einen Überblick des Ergebnisses findet sich in der Abbildung 5.55.
Eine ausnahmslose Berücksichtigung ökologischer Fragen in dem Bereich der Beschaffung ist öko
logisch am anspruchsvollsten, da eine stärkere Einbeziehung unmöglich ist. Diese Option wird von
vier Branchenmitgliedem oder 11,76 Prozent in Anspruch genommen. Eine etwas schwächere öko logische Ausrichtung wird durch die Antwortmöglichkeit meistens dokumentiert, denn es gibt
Bereiche, in denen ökologische Fragen nicht einbezogen werden. Mit 19 Nennungen bildet diese Klasse mit 55,88 Prozent aller Antworten den Modus. Für die Option unentschieden votierten 23,53
Prozent oder acht Teilnehmer. Im Rahmen dieser Möglichkeit ist ein ausgeglichenes Verhältnis zwi schen ökologisch und nicht ökologisch orientierter Beschaffung zu vermuten.
Abb.5.55: Berücksichtigung ökologischer Aspekte im Beschaffungsbereich
Eine untergeordnete Rolle spielt die ökologische Beschaffungsausrichtung bei zwei Unternehmen,
die 5,88 Prozent darstellen und bei denen diese Aspekte nur selten Berücksichtigung finden. Bei den Unternehmen dieser Gruppe bildet eine an ökologische Fragen ausgerichtete Beschaffung die Aus
nahme, so daß diese Alternative weniger ökologisches Engagement erkennen läßt. Bei einem Unter nehmen ist - auf die Beschaffung bezogen - die ökologische Ausrichtung noch geringer, da diese
keine Berücksichtigung findet und dieser Aspekt somit völlig ignoriert wird.
Seite - 338 -
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Zur Implementierung ökologischer Fragen in die Beschaffung bietet sich der Vergleich mit der
bereits mehrfach verwendeten Studie von Coenenberg et al. an, die auch die Ökologieorientierung
in der Beschaffung einschließt.1616 Einen Überblick der dort generierten Ergebnisse vermittelt die Abbildung 5.56.
Abb.5.56: Einbeziehung von Umweltschutzaspekten in die Beschaffung nach Coenenberg et al.
Die Vergleichbarkeit der ersten beiden Klassen ist weitgehend gegeben. Zudem ähneln sich auch die Besetzungen. So umfassen diese beiden Gruppen bei Coenenberg et al. 64,40 und bei uns 67,65
Prozent. Die Übereinstimmung der beiden folgenden Gruppen ist nicht gegeben, da wir unterschied liche Realisierungsgrade abfragen, Coenenberg et al. hingegen Absichten erforschen. Diese Unter nehmen können in zwei Richtungen interpretiert werden. Einmal ist es möglich, daß sie ökologische
Aspekte partiell in die Beschaffung integrieren, dann besteht die Vergleichbarkeit unserer schwäch sten ökologischen Gruppe mit der fünften Gruppe von Coenenberg et al. Den bei uns nicht berück
sichtigenden Automobiluntemehmen, die 5,88 Prozent repräsentieren, stünden dann 14,50 Prozent in der Vergleichsuntersuchung gegenüber. Dieser Unterschied ist deutlich. Interpretiert man die durch Coenenberg et al. ermittelten strebenden Unternehmen als Marktteilnehmer, die ökologische
Aspekte in der Beschaffung noch nicht berücksichtigen, so stehen den von uns ermittelten 5,88 Pro zent branchenübergreifend 35,60 Prozent gegenüber. Die ökologische Ausrichtung der Automobil industrie im Bereich der Beschaffung ist unabhängig von der Prämisse als ausgeprägt zu kennzeich
nen. Das Ergebnis dieser Frage bestätigt ebenfalls die theoretisch erarbeiteten Erkenntnisse, daß viele
Unternehmen Randgrößen optimieren, denn wie wir bereits herausgearbeitet haben, kommt der 1616 Vgl. Coenenberg et al. [Untemehmenspolitik 1994], S.88.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Produktnutzung aus ökologischer Sicht die größte Bedeutung bei.1617 Sicherlich ist es zu begrüßen, wenn bei der Beschaffung auch der Aspekt der Ökologie seinen Niederschlag findet, doch zu einer
ökologischen Verbesserung des vollständigen Produktlebenszyklus trägt ein solches Vorgehen nur sehr bedingt bei. Dies soll exemplarisch an einem vom Fragebogen losgelösten Beispiel verdeutlicht
werden. Ford kommuniziert für sein Werk in Saarlouis eine umfassende ökologische Ausrichtung
der Logistik, so werden beispielsweise 50 Prozent der produzierten Fahrzeuge über die Schiene zum Kunden transportiert.1618 Diesem sicherlich positiv zu bewertenden ökologischen Bemühen steht die
Vermarktung des Ka entgegen, der als Kleinwagen in großen Stückzahlen abgesetzt wird,1619 und dessen Verbrauch als sehr hoch einzustufen ist.1620 Ford wird es kaum gelingen, mit einer ökologi
schen Logistik die Mehrverbräuche dieses Modells auch nur ansatzweise zu kompensieren, denn
gemessen am gesamten Energieverbrauch hat die Logistik eine zu geringe Bedeutung.
Angesichts der bisher unzulänglichen Erfolge bei der Verbrauchsoptimierung1621 scheint die Ten
denz der Randgrößenoptimierung branchenweit vorzuliegen. Die Chance, sich mit durchgreifenden
Verbrauchsreduzierungen der Fahrzeuge positiv im Wettbewerb zu positionieren - wie wir es als
Operationalisierung der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft vorgeschlagen haben - erscheint auch aus diesem Aspekt erfolgsversprechend.
5.4.3.2 Grundsätzliche Produktionsmöglichkeiten verbrauchs orientierter Fahrzeuge In diesem Abschnitt werten wir die Fragen 15 Können Sie ein Drei-Liter-Auto im Bereich der Klein
fahrzeuge grundsätzlich herstellen?, 16 Können Sie ein Fünf-Liter-Auto im Bereich der Mittelklas
sefahrzeuge grundsätzlich herstellen? und 17 Können Sie ein Sieben-Liter-Auto im Bereich der Oberklasse grundsätzlich herstellen? des zweiten Fragebogenteils gemeinsam aus. Einen Überblick
zu den ermittelten Ergebnissen liefert die Abbildung 5.57. 26 Unternehmen (= 52 Prozent) antworten auf die Frage, ob ein Drei-Liter-Fahrzeug grundsätzlich
herstellbar ist. Davon nehmen 13 Unternehmen für sich in Anspruch, ein solches Automobil grund sätzlich herstellen zu können. Ebenfalls 13 Antworten weisen die noch nicht vorhandene Möglich
keit aus. Die Bereitschaft Hintergrundinformationen mitzuteilen, war deutlich geringer ausgeprägt.
Insgesamt fünf Unternehmen haben konkrete Vorstellungen zu einem Einführungstermin, so planen drei diesen Schritt noch bis zum Jahr 2000, die beiden anderen erst danach.
1617 Vgl. Schmidheiny/BCSD [Kurswechsel 1992], S.384f.; Steffes [Recycling 1998], S.21; und die Ausführungen im Unterabschnitt 4.2.2.2. 1618 Vgl. Ford [Umwelterklärung 1996], S.20. 16,9 Vgl. KBA [Mitteilungen 1997b], S.33. 1620 Vgl. Fischer [Verbrauch 1998], S.43. 1621 Vgl. unsere Ausführungen im Kapitel 4.2.
Seite - 340 -
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Quelle: Verfasser
Abb.5.57: Möglichkeit der Industrie, verbrauchsreduzierte Fahrzeuge herstellen zu können Zu den Hindernissen, Drei-Liter-Fahrzeuge anzubieten, äußerten sich neun Teilnehmer.1622 Techni sche Probleme werden von fünf Unternehmen dabei als wichtigstes Hindernis bewertet. Hierbei
handelt es sich offenbar nicht um ein grundsätzlich technisches, sondern mehr um ein untemeh-
mensindividuelles Problem, denn für 13 Teilnehmer besteht dieses Hindernis offenbar nicht. Das
Ergebnis entspricht auch dem aktuellen Diskussionsstand, denn bei mehreren Automobilproduzen ten befinden sich Prototypen im Test,1623 so daß die grundsätzliche Möglichkeit einigen Unterneh
men anscheinend gegeben ist. Drei Branchenmitglieder vermuten, daß ihre Kunden andere Anforde
rungen stellen, so daß ein solches Angebot nicht zielgruppengerecht wäre. Diese Vermutung wider
spricht deutlich der Einschätzung durch das Schrifttum, in dem eine nachhaltige Verbrauchssenkung als wichtiger Parameter im Wettbewerb eingestuft wird.1624 Die Widersprüchlichkeit dieser beiden
Aussagen läßt sich vielleicht durch die besondere Marktausrichtung der hier antwortenden Unter nehmen erklären. Es ist durchaus konsistent, daß ein geringer Verbrauch grundsätzlich von den Automobilkäufem als wichtig empfunden wird, in speziellen Marktsegmenten jedoch weniger Beachtung findet. Die Problematik, eine Serienproduktion mit marktfähigen Kosten realisieren zu können, wird von
zwei Unternehmen benannt. Dem Kostenaspekt haben wir bei der Fragebogenkonzeption besondere Bedeutung beigemessen und zusätzlich explizit nach Produktionskosten für Einzelausfertigungen
gefragt. Die sechs antwortenden Unternehmen bilden dabei ein breites Spektrum ab. So können vier
Teilnehmer in einer Preisspanne von 20.000,-- bis 25.000,— DM ein solches Automobil anbieten. 1622 Einer der Teilnehmer nannte zwei Gründe, so daß insgesamt zehn Antworten die Diskussionsbasis bilden. 1621 Vgl. Scharnhorst [Fahrzeugkonzepte 1995], S.107fE; Hannemann [3-Liter-Auto 1996], S.25; und Appel et al. [Ver brauch 1998], S.l7. 1624 Vgl. Sprenger [Umweltschutz 1981], S.10; Schmitt [Rahmenbedingungen 1995], S.70f.; Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1995], S.l22; und Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998],
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 341 -
Die Konkurrenzfähigkeit zu einem voll ausgestatteten „herkömmlichen” Kleinwagen wäre somit gegeben. Würde dann noch ein Serienumfang von 300 Einheiten erreicht, hätte eines dieser Unter
nehmen die Möglichkeit, solche Fahrzeuge für 14.000,- DM anbieten zu können. Mit einer solchen Preisgestaltung würde die Konkurrenzfähigkeit auch zu Basismodellen vieler anderer Kleinwagen erreicht. Betrachtet man die angegebene Preissenkung im Vergleich - Einzelfertigung zu einem Pro
duktionsumfang von 300 Einheiten vor dem Hintergrund des Erfahrungskurvenkonzeptes -, so ist diese Kostensenkung äußerst gering. Die Preissenkung beträgt insgesamt nur 30 Prozent bei mehr
als acht Produktionsverdopplungen. Im Schrifttum wird für jede Produktionsverdopplung ein Kostensenkungspotential von 20 bis 30 Prozent vermutet.1625 Die Angaben des Herstellers scheinen
somit nicht übertrieben optimistisch. Die beiden anderen zu Preisen der Einzelfertigung antwortenden Unternehmen müßten 85.000,—
bzw. 1.500.000,-- DM (sic.!) fordern. Eine Konkurrenzfähigkeit zu aktuell angebotenen Fahrzeugen
des Kleinwagensegmentes wäre nicht gegeben. Das Unternehmen, welches bei einer Einzelfertigung mit Produktionskosten in Höhe von 1,5 Millionen DM rechnet, könnte ab 50.000 Einheiten Produk
tionsmenge zu Preisen von ca. 20.000,- DM anbieten. Setzt man die 15,6 Ausbringungsverdoppe
lungen zu der Preisverringerung in Bezug, so ergibt sich eine Kostenreduktion von durchschnittlich ca. 24 Prozent. Der Unterschied zu dem zuvor diskutierten Unternehmen ist signifikant. Trotzdem liegt diese Produktionskostensenkung immer noch in dem vom Schrifttum diskutierten Korridor von 20 bis 30 Prozent.
Reflektiert man das Ergebnis vor der für 1999 angekündigten Markteinführung des VW Lupo als
Drei-Liter-Fahrzeug, so erscheinen die hier angegebenen Preise sehr gering. Für diese Version wird
ein Preis von ca. 27.000,— DM genannt, der als nicht konkurrenzfähig einzustufen ist.1626 Vergegen
wärtigt man sich darüber hinaus, daß die jährliche Produktion in dieser Ausführung auf nur 5.000 Einheiten beschränkt werden soll,1627 dann stellt sich erneut die Frage der Zielsetzung dieses Unter nehmens. Die bereits formulierte Vermutung, daß VW weniger eine ökologische Ausrichtung denn ein ökologisches Alibi anstrebt, scheint sich hier zu bestätigen. Die hohe Bepreisung und die geringe Auflage des Lupo scheinen sonst nicht sinnvoll zu sein.
Im Bereich der Mittelklassefahrzeuge, der aufgrund der schon ausgefuhrten intensiveren Nutzung
wesentlich relevanter als das Kleinwagensegment ist, sehen sich nur acht Unternehmen in der Lage, die gestellte Anforderung eines Fünf-Liter-Fahrzeugs überhaupt zu erfüllen. Die zehn weiteren
antwortenden Unternehmen verfugen heute noch nicht über die technischen Möglichkeiten.
1625 Vgl. Henderson [Erfahrungskurve 1984]; Gälweiler [Untemehmensführung 1987], S.40; Bodenstein/Spiller [Mar keting 1998], S.72f.; und Corsten [Grundlagen 1998], S.49ff. 1626 Vgl. Grolle [Sieg 1998], S.260. 1627 Vgl. Kuhn/Rother [Drei-Liter-Auto 1998], S.79.
Seite - 342 -Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Ergänzend muß angemerkt werden, daß ein Hersteller, der diese Anforderung schon heute mit sei nen aktuell angebotenen Fahrzeugen erfüllen will zugleich einräumt, daß dies nicht mit den offiziel len Verbrauchszahlen möglich ist, sondern nur bei sparsamer Fahrweise. Der offizielle Kraftstoff
verbrauch nach NEFZ, bezogen auf 100 km Fahrleistung, liegt bei 7,2 Litem. Bei ökologischer Fahrweise ließe sich ein Dieselverbrauch von 5,6 Litern realisieren. Vielfach werden die Verbräu-
che nach dem neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) als nicht real bezeichnet, weil sie zu gering
angesetzt sind. Ein Verbrauch, der unter realen Bedingungen mehr als 20 Prozent unter diesem
Wert liegen soll, scheint kaum möglich. Zudem liegt der Verbrauch mit 5,6 Litern deutlich über dem angegebenen Wert, so daß, selbst wenn dieser Wert real wäre, kein „echtes” 5-Liter-Fahrzeug angeboten würde. Zwei weitere Unternehmen nehmen für sich in Anspruch, ein solches Fahrzeug ohne Einschränkun gen bereits im Programm zu haben. Selbstverständlich haben wir auch diese Angaben überprüft. Als
Grundlage dafür kam die 1997er VCD-Statistik zum Einsatz.1628 Der tatsächliche Verbrauchswert
des Modells eines Herstellers liegt laut NEFZ bei 5,9 Litern Diesel. Somit existiert auf der Grund lage des NEFZ kein echtes Fünf-Liter-Fahrzeug. Der zweite Hersteller hielt unserer Überprüfung stand, eines seiner Mittelklassefahrzeuge wies tatsächlich einen entsprechenden Verbrauch nach
NEFZ auf. Die anderen Hersteller konnten nicht überprüft werden, da sie die Produktion solcher Fahrzeuge noch nicht umgesetzt haben. Nur eines der Unternehmen, die heute noch nicht mit einem Fünf-Liter-Fahrzeug am Markt sind, aber über die entsprechenden Möglichkeiten verfügt, will die
sen Schritt bis zum Jahr 2000 realisieren. Die weiteren vier Teilnehmer, denen diese Option offen
stehen würde, machten überhaupt keine präzisen Angaben. Als Voraussetzung zur Realisierung
eines solchen Konzeptes wurden jedoch zwei Voraussetzungen genannt: So wird zum einen eine
Produktionsmenge von mindesten 50.000 Einheiten als erforderlich eingestuft, ein anderes Unter nehmen ist der Meinung, daß es eine Marktausrichtung auf andere Käufergruppen vornehmen müß
te, da die heutigen Kunden an einer Verbrauchsreduzierung zu wenig Interesse zeigen. Wenn es Toyota gelingt, den Prius als ein Automobil der Mittelklasse mit einem Verbrauch von
weniger als vier Litern zur wirklichen Serienreife zu fuhren,1629 könnte dieses Unternehmen eine
dominierende Position übernehmen. Momentan ist dieses Fahrzeug jedoch noch nicht wirklich
marktfähig, weil die 12.000 jährlich produzierten Einheiten, die sehr gefragt sind, einen Verlust von mehr als 100 Millionen US$ erwirtschaften dürften.1630 Da auch in Japan das Erfahrungskurvenkon zept bekannt ist, würde man eine Produktionsausweitung sicherlich realisieren, wenn der erwünschte Erfolg absehbar wäre. Somit scheint es naheliegend, daß das Erfahrungskurvenkonzept
in diesem speziellen Fall nur bedingt einsetzbar ist. Ein Erklärungsansatz dafür ist, daß die
1628 Vgl. VCD [Auto-Umweltliste 1997], 1629 Vgl. die Ausführungen im Unterabschnitt 4.2.5.4. 1630 Vgl. Thornton et al. [Hybrid Cars 1997], S.35.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 343 -
zusätzlichen hybriden Baukomponenten kurzfristig nicht günstiger beschaffbar und bei den konven tionellen Bauteilen bereits Erfahrungskurvengewinne anderer Modelle integriert worden sind.
Neben dem Marktsegment der Kleinwagen bieten somit auch die Fahrzeuge der Mittelklasse erheb
liches Potential zur ökologischen Profilierung.
Zur Frage der Oberklasse-Fahrzeuge haben sich 16 Unternehmen geäußert. Jeweils acht sagten aus, ein Sieben-Liter-Fahrzeug grundsätzlich produzieren bzw. diese Anforderung nicht erfüllen zu
können. Drei Unternehmen wollen diese Anforderung schon aktuell erfüllen. Auch hier haben wir die Angaben überprüft. Das Ergebnis entspricht dem der funf-Liter-Fahrzeuge. Ein Unternehmen
bietet tatsächlich ein sieben-Liter-Fahrzeug an. Der zweite Automobilproduzent hat ein Modell im Angebot, welches 7,9 Liter verbraucht und somit kein „wirkliches” sieben-Liter-Fahrzeug darstellt.
Das dritte Unternehmen erfüllt nach eigenen Angaben dieses Verbrauchsziel nicht nach dem NEFZ,
sondern nur bei sehr sparsamer Fahrweise, so daß aus den bereits diskutierten Gründen hier starke Vorbehalte angemeldet werden. Die von uns darüber hinaus erhaltenen Informationen sind als aus
gesprochen dürftig zu bezeichnen und enthalten keine neuen Erkenntnisse, so daß wir auf eine wei tere Ausführung verzichten. Festzuhalten bleibt auch für den Bereich der Oberklasse, daß erhebliche
Potentiale zur ökologischen Profilierung bestehen.
Gemessen an der Vision eines Ein-Liter-Automobils muten die hier ermittelten Fortschritte im Bereich der Verbrauchsreduzierung sehr gering an. Wirklich durchgreifende Verbesserungen, die
zur Realisierung des Ein-Liter-Fahrzeuges erforderlich wären, setzen ein Verlassen der bisherigen Automobilkonzeption voraus.1631 Insofern existiert hier eine hohe Kompatibilität mit den Fragen
zum Forschungsverhalten, wo deutlich wurde, daß sich viele Verbesserungspotentiale noch in der Entwicklung befinden. Die Ergebnisse bezüglich der Marktchancen werden mit diesen Aussagen
erneut bestätigt, da das Potential, welches mit einer durchgreifenden Verbrauchsreduzierung ver bunden ist, bislang noch nicht genutzt wird.
1631 Vgl. Lovins et al. [Supercars 1993], S.3ff.; Lovins [Supercars 1995]; und von Weizsäcker et al. [Faktor 1997], S.35ff.
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Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
5.4.4 Betroffenheit von ökologischen Gesetzgebungs maßnahmen 5.4.4.1 Einschätzung ökologischer Gesetzgebungsmaßnahmen Die Frage 19 des zweiten Teils Wie beurteilen Sie folgende Möglichkeiten des Gesetzgebers? bietet den Teilnehmern fünf Möglichkeiten, die Wirkung der einzelnen Maßnahmen auf ihr Unternehmen
zu bewerten. Vergleichbar mit anderen bisher gestellten umfangreichen Fragen ist auch hier eine schwankende Antwortbereitschaft festzustellen, die zwischen 29 und 32 Antworten bzw. 58 und 64 Prozent liegt. Einen Überblick der Ergebnisse liefert die Abbildung 5.58. Die Einführung einer am Verbrauch orientierten Luxussteuer1632 wurde von 30 Unternehmen bewer
tet. Eine solche Steuer wird beim Erwerb von Neufahrzeugen erhoben, wenn das Fahrzeug einen festgesetzten Kraftstoffverbrauch überschreitet. Die Beurteilung der Wirkung einer solchen Luxus
steuer auf die Wettbewerbsposition des Unternehmens dokumentiert, wie der antwortende Hersteller die eigenen Produkte im Vergleich zur Konkurrenz bewertet. Ein Unternehmen wird zu einer nega
tiven Einschätzung neigen wenn es befurchtet, daß seine Produkte mehrheitlich, gemessen an der
Konkurrenz, stärker von dieser Maßnahme betroffen wären und seine Käufer preissensibel reagieren. Mit insgesamt zehn Stimmen steht exakt ein Drittel der Beteiligten zu dieser Einschät
zung. Diese gliedern sich in sechs (= 20 Prozent) sehr negativ wertende Unternehmen und vier (=
13,33 Prozent) negativ urteilende Teilnehmer. Eine neutrale Beurteilung liegt in den Fällen nahe, in denen das Unternehmen durch diese Maßnahme eine relative Konstanz der Anschaffungskosten1633
für seine Kunden erwartet oder seiner Kundschaft nur eine sehr geringe Preissensibilität unterstellt. Sieben Unternehmen (= 23,33 Prozent) dokumentieren eine solche Einschätzung. Diese Kategorie bildet auch gleichzeitig den Median. 13 Unternehmen schätzen den Verbrauch ihrer Fahrzeuge,
gemessen an der Konkurrenz, als gering ein und erwarten eine Verbesserung ihrer eigenen Wettbe werbssituation. So entfallen sechs Nennungen oder 20 Prozent auf die Möglichkeit der positiven Einschätzung und sieben oder 23,33 Prozent auf die der sehr positiven. Ein Modus ist für diese
Frage nicht feststellbar, da auf zwei Ausprägungen sieben Nennungen erfolgten. Insgesamt liegt bei den hier antwortenden Unternehmen eine positive Einschätzung vor.
1632 Ähnlich der in Ontario existierenden Verbrauchssteuer. 1633 Vgl. zur Abgrenzung und Ermittlung der Anschaffungskosten: Wohlgemuth [Anschaffungskosten 1988], S.l Iff.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Abb.5.58: Bewertung gesetzgeberischer Maßnahmen
30 Unternehmen bewerten die für 1997 geplante Änderung des Kraftfahrzeugsteuergesetzes.^ Mit
zwei Nennungen beläuft sich der Anteil der Unternehmen, die diese Änderung als sehr negativ ein stufen, auf 6,67 Prozent. Eine weniger strikte Ablehnung wird von drei Branchenmitgliedem oder zehn Prozent der Antwortenden kommuniziert. Exakt die Hälfte der hier Beteiligten steht dieser
Maßnahme neutral gegenüber. In dieser Gruppe sind auch Modus und Median anzusiedeln. Sechs weitere Antworten, die 20 Prozent repräsentieren, beurteilen eine solche staatliche Maßnahme als
positiv. Sehr positiv wird dieses Vorgehen von vier Unternehmen oder 13,33 Prozent eingestuft. 1634 Zum Zeitpunkt der Fragebogenversendung war die mittlerweile Realität gewordene Änderung noch in der Planung.
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Dynamische ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Eine ähnliche Verteilung wie bei der Änderung des Kraftfahrzeugsteuergesetzes in 1997 ist auch bei den Antworten zu der für 1999 geplanten Änderung des Kraftfahrzeugsteuergesetzes festzustellen, zu der 29 Statements abgegeben wurden. Die sehr negative und negative Einschätzung entspricht
absolut den vorherigen Antworten. Gemessen an den einbeziehbaren Nennungen verschieben sich die relativen Werte geringfügig, so daß auf die sehr negative Einschätzung 6,90 Prozent und auf die
negative 10,34 Prozent entfallen. Median und Modus, die auch hier von den indifferent eingestuften Unternehmen repräsentiert werden, stellen mit zwölf Nennungen einen Anteil von 41,38 Prozent
dar. Der Anteil der positiv eingestellten Unternehmen ist größer als bei der vorherigen Frage und beträgt mit acht Äußerungen 27,59 Prozent. Genauso wie bei der vorangegangenen Frage stufen
auch hier vier Unternehmen die für 1999 geplante Änderung als sehr positiv ein, aufgrund der gerin geren Beteiligung beträgt hier der Anteil 13,79 Prozent.
Wesentlich kritischer wird eine Kfz-Steuererhöhung um mindestens 50% bewertet, die von 32 Unternehmen kommentiert wurde. Mit sechs Nennungen beurteilen 18,75 Prozent diese Maßnahme als sehr negativ. Zusammen mit den zehn Unternehmen oder 31,25 Prozent, die eine solche Vor gabe negativ beurteilen, lehnt exakt die Hälfte aller Beteiligten einen solchen Vorstoß des Gesetzge
bers ab. In die Klasse der negativ eingestellten Teilnehmer fallt somit auch der Modus. Der Median
ist folglich zwischen Neutralität und Ablehnung anzusiedeln. Acht Fragebögen weisen eine indiffe rente Haltung des Unternehmens aus und repräsentieren exakt 25 Prozent. Nur ein Viertel aller hier antwortenden Branchenmitglieder erhoffen sich durch eine solche Maßnahme einen Vorteil. So
bewerten drei Unternehmen oder 9,38 Prozent ein solches Vorgehen als positiv, fünf weitere Unter nehmen (= 15,63 Prozent) als sehr positiv. Faßt man die Ergebnisse zu den verschiedenen Kraftfahrzeugsteuererhöhungen zusammen so stellt
man fest, daß sowohl die 1997er als auch die 1999er kaum negativ eingeschätzt wurden. Die mit
den Gesetzen verbundenen erhöhten Ansprüche werden überwiegend als leicht erfüllbar eingestuft, nur wenige Unternehmen erwarten negative Konsequenzen. Ein Innovationsschub ist mit diesen
Maßnahmen somit kaum verbunden, vielmehr scheint der Rückgriff auf bereits vorhandene Techno logien auszureichen. Eine undifferenzierte drastische Anhebung um mindestens 50 Prozent führt ausnahmslos zu einer erhöhten Fixkostenbelastung des Autobesitzes und findet wohl deshalb eine wesentlich deutlichere Ablehnung als die verbrauchsabhängige Steuer, die nur beim Erwerb anfallt.
Da diese Maßnahme an der Zulassung anknüpft, ist hier wenig Innovationspotential zu erwarten.
Einen hohen aktuellen Bezug hat die Beurteilung einer Mineralölsteuererhöhung um mindestens 50%, an der sich 32 Unternehmen beteiligten. Fünf Teilnehmer oder 15,63 Prozent stufen eine sol che Maßnahme als sehr negativ ein. Ein Anteil von 31,25 Prozent oder zehn Unternehmen bewerten
eine solche Restriktion negativ, so daß der Modus in diese Klasse fallt. Mit nur sechs Nennungen weist diese Frage den geringsten Anteil an neutralen Unternehmen auf, die nur 18,75 Prozent reprä sentieren, dennoch ist der Median hier anzusiedeln. Die Anzahl der Unternehmen, die diese
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Maßnahme positiv einschätzen, ist mit 9,38 Prozent oder drei Unternehmen ebenfalls der geringste Wert der gesamten Batterie. Genau reziprok stellt sich der Anteil der sehr positiv eingestellten
Unternehmen dar, der 25 Prozent beträgt und acht Unternehmen enthält. Bemerkenswert ist darüber
hinaus, daß die häufigsten Werte nicht in benachbarten Klassen anzutreffen sind, sondern sehr weit auseinander liegen. Zu der Frage restriktiver Tempolimits antworteten 31 Unternehmen. Fünf Unternehmen oder 16,13
Prozent bewerten diese Maßnahme als sehr negativ und weitere neun Unternehmen oder 29,03 Pro zent als negativ, was gleichzeitig auch den Modus darstellt. Gemeinsam repräsentieren sie noch
nicht einmal die Hälfte der hier antwortenden Branchenmitglieder. Mit 22,58 Prozent oder sieben Teilnehmern ist der Anteil der indifferent eingestellten hier kleiner als in der vorangegangenen Fra
ge. Trotzdem fallt in diese Klasse der Median. Mit 32,26 Prozent erhofft sich fast ein Drittel der Befragten durch diese Maßnahme eine Verbesserung ihrer Wettbewerbsposition. Diese unterteilen sich in vier Unternehmen oder 12,90 Prozent, die dieses gesetzgeberische Vorgehen positiv bewer
ten bzw. sechs Unternehmen (= 19,36 Prozent), die hierin eine sehr positive Maßnahme sehen.
Das am stärksten differenzierte Profil der Fragen, die die Konsumenten mit finanziellen Mehrbela
stungen konfrontieren, weist die deutliche Erhöhung der MineralöSteuer auf. Weder nachhaltige Kfz-Steuererhöhungen, beim Kauf zu entrichtende Verbrauchssteuern noch restriktive Tempolimits weisen eine so differenzierte Einschätzung auf. Die Marktchancen sparsamer Fahrzeuge würden
sich wesentlich stärker verbessern als bei allen anderen hier diskutierten Maßnahmen, da die finan zielle Belastung der Nutzer durch verbrauchsintensive Fahrzeuge offenbar am höchsten eingestuft
wird. Es ist zu vermuten, daß diese Maßnahme eine wesentlich stärkere Wirkung in Richtung Ver
brauchsminderung auslösen würde. Wenn der Gesetzgeber durchgreifende Verbrauchsminderungen durchsetzen möchte, so scheint die Mineralölsteuererhöhung der wirkungsvollste Weg zu sein. Eine
Maßnahme, die so differenzierte Reaktionen auslöst, fuhrt vermutlich zu den nachhaltigsten Verän derungen im Wettbewerb, auch wenn sie als marktkonform einzustufen ist. Insgesamt ausgesprochen positiv beurteilen die 31 Beteiligten die gesetzliche Rücknahmeverpflich
tung von Altautos, denn kein Fragebogen wies eine sehr negative Einschätzung auf und nur zwei
Teilnehmer oder 6,45 Prozent befürchten negative Konsequenzen. Mit 17 Branchenmitgliedem repräsentiert die neutrale Alternative 54,84 Prozent und stellt gleichzeitig Median und Modus dar.
Insgesamt zwölf Unternehmen stufen diese Aussage als für ihre Wettbewerbsposition forderlich ein, wobei sieben Unternehmen oder 22,58 Prozent mit positiv und fünf Unternehmen oder 16,13 Pro zent sogar mit sehr positiv votieren. Die Recyclingfrage war in der Automobilindustrie schon vor
der Inkraftsetzung der Altautoverordnung zum 01.04.19981635 weitgehend beantwortet. Eine
1635 Weiterreichende Anforderungen werden an die Unternehmen ab dem Jahr 2002 gestellt. Vgl. Martin [Automobil kabel 1998], S.55; und Steffes [Recycling 1998], S.21.
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Fokussierung auf die Nutzungsphase des PKW zur ökologischen Profilierung als Dynamischer Ökologiefuhrer findet sich in den Antworten dieser Frage bestätigt.
Eine gänzlich andere Verteilung ergibt sich bei der Verhängung von Flottenverbrauchsvorgaben auf deutlich unter 101/lOOkm, zu der ebenfalls 31 Nennungen zu verzeichnen sind. So gibt es kein
Unternehmen, welches hierin eine sehr negative Maßnahme sieht. Mit drei Nennungen oder 9,68
Prozent ist der Anteil der Branchenmitglieder, die eine negative Beurteilung vornehmen, ebenfalls sehr gering. Ein Modus kann bei diesem Thema nicht festgestellt werden, denn jeweils zehn Unter
nehmen oder 32,26 Prozent entscheiden sich für die indifferente bzw. positive Ausprägung. Mit
25,81 Prozent repräsentieren die acht Unternehmen, die eine sehr positive Einschätzung vomahmen, den höchsten Anteil, der im Rahmen dieser Fragebatterie auf diese Möglichkeit fällt. Zudem liegt
der Median bei der positiven Ausprägung. Deutlich negativer präsentiert sich das Ergebnis zur Aussage konstante jährliche Reduzierung des Flottenverbrauchs um z.B. 10%. 30 Branchenmitglieder teilten hierzu ihre Meinung mit. Vier Teil
nehmer oder 13,33 Prozent bewerten eine solche Maßnahme als sehr negativ. Exakt zehn Prozent
oder drei Unternehmen beurteilen diesen Vorschlag als negativ. Diese Frage bildet ihren Modus mit neun Stimmen oder 30 Prozent bei einer neutralen Einschätzung. In dieser Klasse ist auch der
Median einzuordnen. 26,67 Prozent repräsentieren die acht positiv wertenden Unternehmen.
Gemeinsam mit den sechs Antworten oder 20 Prozent, die eine sehr positive Option ausweisen, interpretieren jedoch immer noch 46,67 Prozent aller Teilnehmer eine solche Anforderung als posi
tiv. Vergleicht man diese Aussagen mit denen der vorherigen Frage so stellt man fest, daß eine kon tinuierliche Verschärfung des Flottenverbrauchs den Unternehmen offensichtlich wesentlich mehr
Probleme bereitet als eine einmalige Maßnahme. Abgeschlossen wurde diese Fragebatterie mit Zulassungsverbote für Fahrzeuge, die über einem Durchschnittsverbrauch von beispielsweise 151/100 km liegen. Auch hier sind 31 Rückmeldungen
zu verzeichnen. Mit jeweils fünf Stimmen sehen 16,13 Prozent der Beteiligten eine solche Restrik tion sehr positiv bzw. sehr negativ. Mit zwei Nennungen für die Ausprägung negativ wird diese
Klasse mit 6,45 Prozent am geringsten besetzt. Modus und Median liegen - wie schon mehrfach wieder bei der indifferenten Ausprägung. Hier sind elf Nennungen zu verzeichnen, die 35,48 Pro
zent ausmachen. Acht weitere Unternehmen, entsprechen 25,81 Prozent, sehen diese Option für sich
positiv. Die Bewertung der Fragen, die eine direkte Wirkung auf die Automobilproduzenten ausüben und
nicht erst über deren Kunden erkennbar ist, zeigt folgendes Bild: Restriktive Flottenverbräuche
müssen entweder extrem stark formuliert sein oder erzielen nur eine geringe Wirkung. Angesichts der umfassenden Produktpaletten vieler Hersteller ist dieses Instrument offensichtlich zu wenig
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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differenziert. Hersteller mit einer vollständigen Produktpalette verfügen über die Möglichkeit, ver brauchsintensive Fahrzeuge über Modelle mit geringerem Verbrauch zu kompensieren. Darin wäre
eine Benachteiligung von Nischenanbietem zu sehen, die sich auf verbrauchsintensive Fahrzeuge konzentriert haben und den Verbrauch ihrer Fahrzeuge nicht kompensieren können, so daß eine relativ schwach wirkende Maßnahme mit einer erheblichen Nebenwirkung belastet wird. Bei einer
permanenten Reduzierung des Flottenverbrauchs wird diese Wirkung verstärkt. Gleichzeitig steigt aber auch die Betroffenheit der Unternehmen mit stark differenzierten Produktpaletten. Verbrauchs abhängige Zulassungsverbote haben bei den staatlichen Aktivitäten, die direkt den Produzenten
betreffen, die geringste Zustimmung erfahren. Zudem kann ein solcher Vorstoß zu erheblichen
Wettbewerbsverzerrungen führen, wenn beispielsweise ein Nischenanbieter feststellt, daß er seine
Produkte nicht mehr vermarkten darf. Selbst ein Anbieter, der ein breites Produktprogramm auf weist, kann durch eine solche Maßnahme mit Wettbewerbsnachteilen konfrontiert werden, wenn gerade diese Fahrzeuge die höchsten Erträge erwirtschaftet haben. Die Erhöhung der Mineralöl
steuer scheint auch unter Einbeziehung der ordnungspolitischen Aspekte die sinnvollste Alternative zu sein, um eine ökologische Ausrichtung der Automobilindustrie durch den Gesetzgeber zu errei chen, zumal sie unter allen hier diskutierten Möglichkeiten das differenzierteste Profil aufweist.
Einem Dynamischen Ökologiefuhrer kann hiermit durchaus eine politische Unterstützungsfunktion
zukommen. Denn bietet ein solches Unternehmen verbrauchsarme Fahrzeuge an, so daß die Mobili
tät der Wähler durch eine Erhöhung der Energiepreise nicht zwingend verteuert wird, dürfte sich die politische Durchsetzbarkeit1636 einer starken Mineralölsteuererhöhung verbessern.
5.4.4.2 Reaktionen auf restriktive Flottenverbrauchs beschränkungen Zur abschließenden Frage 20 des zweiten Teils Wie würden Sie aufrestriktive Flottenverbrauchsbe
schränkungen des Gesetzgebers reagieren ist eine verhaltene Reaktion feststellbar. Die Beteiligung liegt zwischen 21 und 25 Teilnehmern, so daß hier eine Rücklaufquote zwischen 42 und 50 Prozent
zu verzeichnen ist. Einen Ergebnisüberblick vermittelt die Abbildung 5.59. Zur Option Marktaustritt äußern sich 24 Unternehmen oder 48 Prozent. 13 oder 54,17 Prozent der
Stichprobe schließen ein solches Vorgehen sicher aus. Somit fallen Modus und Median auf diese Option. Weitere acht Teilnehmer (= 33,33 Prozent) halten ein solches Verhalten für kaum
realistisch.
1636 Vg] hierzu die Ausführungen in 3.2.2.2.
Seite - 350 -Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Abb.5.59: Reaktionen auf restriktive Flottenverbrauchsbeschränkungen durch den Gesetzgeber
Mit zwei Nennungen (= 8,33 Prozent) ist der Anteil der Unentschlossenen im Vergleich zu den nachfolgend diskutierten Alternativen gering. Nur ein Unternehmen (=4,17 Prozent) der Teilneh
mer hält einen Marktaustritt für möglich. Legt man die Nennung der zu dieser Frage antwortenden Unternehmen zugrunde, so wäre bei einer solchen Vorgabe nicht mit einer drastischen Verminde rung der Wettbewerbsintensität zu rechnen.
Die zweite zur Diskussion gestellte Option, verstärkt Kleinwagen in die Programmpalette
auf(zu)nehmen, wurde von 23 Unternehmen bzw. 46 Prozent bewertet. Acht Branchenmitglieder
würden diese Möglichkeit sicher nutzen. Diese stellen 34,78 Prozent der Stichprobe dar, so daß in diese Klasse der Modus fallt. Sechs weitere Teilnehmer (= 26,09 Prozent) sehen hierin immer noch
eine mögliche Alternative, so daß hier der Median anzusiedeln ist. Mindestens 60 Prozent der hier antwortenden Unternehmen würden die Intention des Gesetzgebers somit unterlaufen. Weitere
13,04 Prozent oder drei Unternehmen weisen eine indifferente Haltung auf und ziehen damit diese Option auch in Betracht. Die Ablehnung dieser Möglichkeit umfaßt insgesamt nur sechs Stimmen,
von denen vier oder 17,39 Prozent dieses Vorgehen moderat betrachten bzw. zwei Unternehmen
oder 8,70 Prozent dieses entschieden von sich weisen. Eine Flottenausweitung in das Segment der
Kleinwagen ist für Unternehmen nicht möglich, wenn sie bereits dort tätig sind. Auch eine strategi sche Ausrichtung, die das Segment der Kleinwagen ausklammert, bildet einen plausiblen Erklä rungsansatz.
Eine sehr hohe Zustimmung erfahrt der Vorschlag Einsparungspotentiale in allen Flottensegmenten weiter (zu) fokussieren, an dem sich 21 Unternehmen beteiligten. Mit zwölf Votierungen für eine
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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sichere Umsetzung sehen 57,14 Prozent der Beteiligten hierin die Chance, den restriktiven Flotten
verbrauchsbeschränkungen entgegenzuwirken. In diese Klasse fallen auch Median und Modus. Als
mögliche Alternative wird dieser Vorschlag noch von sieben Teilnehmern angesehen, die 33,33 Pro zent repräsentieren. Die Option unentschlossen hat kein Unternehmen bei dieser Frage gewählt. Die
Branchenmitglieder, die ein solches Verhalten moderat oder strikt ablehnen, können als deutliche
Minderheit klassifiziert werden, denn für jede dieser Klassen entscheidet sich nur ein Unternehmen (= 4,76 Prozent). Der Gesetzgeber würde demnach mit einer solchen Maßnahme auch gewünschte Entwicklungen auslösen. Dabei wird deutlich, daß mehr als 90 Prozent der Unternehmen noch Opti
mierungspotentiale vermuten, die sie derzeit noch nicht aktiviert haben. Der Handlungsdruck der verschiedenen Bezugsgruppen ist offensichtlich bisher noch nicht groß genug gewesen. Vor diesem Hintergrund ist der Greenpeace Vorstoß mit dem SmILE emeut positiv hervorzuheben, denn dieser
dürfte zur Verstärkung des Handlungsdruckes beitragen. Ein wesentlich uneinheitlicheres Bild zeichnet sich bei der Frage nach der massiven Einführung von Fahrzeugen mit alternativen Antriebsaggregaten ab, zu der 25 Unternehmen antworteten. Mit acht Nennungen (= 32 Prozent) bildet die strikte Befürwortung den Modus. Als mögliche Option wird
ein solches Vorgehen von fünf Unternehmen (= 20 Prozent) eingestuft. Auf diese Ausprägung ent
fällt der Median. Mit sechs Nennungen (= 24 Prozent) ist der Anteil der Unentschlossenen als aus geprägt zu kennzeichnen. Bei den sechs Teilnehmern, die diese Möglichkeit ablehnen, sind fünf
Unternehmen (= 20 Prozent) als moderat ablehnend und ein Unternehmen (= vier Prozent) strikt ablehnend zu kennzeichnen. Ein Grund für die Ablehnung dieser Option kann einmal mangelnde
Forschungserfahrung sein. Der massive aktuelle Einsatz alternativer Antriebsaggregate läßt eine starke Ausweitung bei einer Gesetzesänderung wenig sinnvoll erscheinen. Auch die Ausrichtung
auf ein Marktsegment, in dem alternative Antriebsaggregate nicht akzeptiert würden wäre ein plau sibles Argument, auf diese nicht zurückzugreifen.
Wir können als Zwischenergebnis festhalten, daß die Einführung einer restriktiven Flottenver brauchsbeschränkung die Wettbewerberzahl kaum verändern würde. Statt dessen würde ein Großteil
der Unternehmen auch versuchen, Flottenverbrauchsrestriktionen durch eine Ausweitung der Pro duktpalette zu umgehen. Mehr als 90 Prozent der Unternehmen geben indirekt zu, daß in ihrer Fahr zeugflotte noch nennenswerte Verbesserungspotentiale existieren, die als Reaktion auf gesetzgeberi sche Maßnahmen aktiviert würden. Der Einsatz alternativer Antriebsaggregate kann deshalb kaum
pauschal beurteilt werden. Die Ausstattung von Fahrzeugen mit zusätzlichen alternativen Antriebs aggregaten ist nicht sinnvoll, da dies Gewichts- und Kostenerhöhungen nach sich ziehen würde.1637 Auch das Umrüsten „herkömmlicher” Fahrzeuge auf andere Antriebsaggregate ist wenig zielfüh
rend, wie der Langzeittest auf der Insel Rügen gezeigt hat.1638 Werden alternative Antriebsaggregate
1637 Vgl. Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.238f. 1638 Vgl. o.V. [Heizung 1996], S.85f.; Reichel [Rügen 1997], S.22f.; und Sporckmann [Rügen 1997], S.23f.
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Dynamische Ökoloeiefilhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
hingegen als Anstoß für die Neukonzeption der Automobile genutzt, können hiermit nachhaltige Erfolge erzielt werden.
Restriktionen bei den Flottenverbräuchen würden insgesamt positive Veränderungen initiieren,
jedoch sollten die Reibungsverluste nicht unterschätzt werden, so daß es sich um eine „second best” Lösung handelt. Auch hier könnte ein praktizierender Dynamischer Ökologiefuhrer als Referenzun-
temehmen, welches die Anforderungen trotz Ertragsorientierung erfüllt, dienen, um die politische Durchsetzbarkeit zu erhöhen.1639
Eine Regelung mittels einer Preislösung wie die Mineralölsteuererhöhung, die auf die Kosten der Automobilnutzung wirkt, scheint uns nach wie vor der ökonomisch effektivste Weg zu sein. Inwie
weit die Mineralölsteuererhöhung politisch gewollt und gegebenenfalls durch andere Maßnahmen zu ergänzen ist, um eine noch stärkere Wirksamkeit zu erzielen,1640 kann nur durch eine gesellschaft liche Diskussion beantwortet werden. Gleiches gilt für die Frage, ob eine Mineralölsteuererhöhung
zur Finanzierung öffentlicher Haushalte genutzt wird oder aufkommensneutral1641 auszugestalten ist. Der im März 1999 verabschiedeten Einführung der Ökosteuer1642 kann in diesem Zusammenhang
eine Signalwirkung in Richtung Verbrauchsverteuerung beigemessen werden. Die Preiserhöhung reicht alleine sicherlich nicht aus, um die Hersteller hinreichend zu motivieren. Doch wenn dieser
Kurs fortgesetzt wird gehen wir davon aus, daß die Wirkung auf die Industrie nicht ausbleibt.
1639 Vgl. hierzu die Ausführungen in 3.2.2.2. im° Vgl. Petersen/Diaz-Bone [Drei-Liter-Auto 1998], S.336ff. 1641 Vgl. Steger [Vergleich 1993], S. 141; Günther [Umweltqualität 1994], S.74; Industrievereinigung [CO2-Positionspapier 1994], S.l6; und FES [Umweltschutz 1996], S.63L Wenn die Aufkommensneutralität politisch gewollt ist, wäre zusätzlich noch die Frage zu entscheiden, wie die Steuerentlastung umzusetzen ist. 1642 Vgl. o.V. [Ökosteuer 1999], S.lf.; und o.V. [Rot-Grün 1999], S.l.
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5.5 Überprüfung der Zukunftserwartungen in der Auto mobilindustrie und deren Reflektion Der dritte Teil des Fragebogens Zukunftseinschätzung bildet die Grundlage dieses fünften Kapitels (5.5). Im ersten Abschnitt (5.5.1) diskutieren wir drei Fragen: Das Wachstumspotential des deut
schen Automobilmarktes (5.5.1.1), die erwartete internationale Entwicklung der ökologischen
Anforderungen durch die Gesetzgeber (5.5.1.2) und die ökologische Sensibilisierung der Konsu menten im internationalen Vergleich (5.5.1.3). Unsere erzielten Ergebnisse vergleichen wir mit der
Einschätzung ausgewählter Schrifttumsbeiträge. Aufgabe des zweiten Abschnittes (5.5.2) ist es, die künftige ökologische Wettbewerbsintensität für die Automobilindustrie zu erforschen. Die Beurteilung des Hypercars nach Lovins bildet einen
ersten Arbeitsschwerpunkt (5.5.2.1). Durch diese prüfen wir die ökologische Kompetenz der Bran
chenteilnehmer. Die Beurteilung der künftigen Konkurrenzfähigkeit von Kleinuntemehmen (5.5.2.3) und den Marktchancen von branchenfremden Unternehmen (5.5.2.3) zeigt die Sensibilität der Automobiluntemehmen für strukturelle Veränderungen, wie sie beispielsweise durch eine stär
kere Ökologisierung ausgelöst werden könnte.
5.5.1 Wachstumspotential des deutschen Automobilmarktes und weltweite Relevanz der Ökologie für die Auto mobilindustrie
5.5.1.1 Wachstumsbeurteilung des deutschen Automobilmarktes An der Frage eins des dritten Fragebogenteils Wie schätzen Sie das Wachstum auf dem deutschen
Automobilmarkt bis zum Jahr 2010 ein? haben sich 34 Branchenmitglieder (= 68 Prozent) beteiligt. Einen Ergebnisüberblick vermittelt die Abbildung 5.60. Nur eine Minderheit von zwei Teilnehmern (= 5,88 Prozent) aller Antworten vermutet für Deutsch
land noch ein starkes Wachstum des Automobilmarktes. Eindeutig liegt der Modus mit 18 Nennun
gen (= 52,94 Prozent) bei der Einstufung mäßiges Wachstum. Neun Unternehmen (= 26,47 Prozent) beurteilen die vermutliche Entwicklung als konstant. Die Option mäßige Verringerung wird von
fünf Beteiligten (= 14,71 Prozent) als zutreffend gekennzeichnet. Eine starke Verringerung des deutschen Automobilmarktes wird von keinem der Fragebögen ausgewiesen. An der Beantwortung
zeigt sich die hohe Kompatibilität der von uns ermittelten Fragebogenergebnisse mit der Auffassung
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Dynamische ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
im Schrifttum. Viele Autoren gehen von einer Marktsättigungstendenz innerhalb der Triade aus.1643 Zu einem ähnlichen Ergebnis für Deutschland kommt auch die Szenarioerstellung der Deutschen
Shell AG, die für den Zeitraum 1995 bis 2020 für die optimistische Variante eine jährliche Wachs tumsrate von unter einem Prozent prognostiziert.1644 Eine konstante bis leicht steigende Entwicklung
des deutschen Automobilmarktes, wie wir sie in dieser Arbeit empirisch ermittelt haben, ist mit die
sen Aussagen kompatibel.
Quelle: Verfasser
Abb.5.60: Beurteilung des Wachstumspotentials des deutschen Automobilmarktes bis zum Jahr 2010
Ein Nachlassen der Wettbewerbsintensität ist in absehbarer Zukunft bei einem nur mäßig wachsen den Markt kaum zu erwarten. Die Unternehmen werden weitere Profilierungsmerkmale suchen
müssen, um erfolgreich am Markt bestehen zu können. Ob sich die Ökologie für künftige Wettbe
werbsvorstöße eignet, prüfen wir in den beiden nachfolgenden Unterabschnitten. Hierbei betrachten wir nicht nur den deutschen Markt, sondern stellen die zu erwartenden ökologischen Anforderungen im internationalen Vergleich dar.
iM3 vgi stellvertretend Hünerberg et al. [Marketing 1995], S.5; Claassen/Ellßel [Target Costing 1996], S.I33; Riehle [Globalisierung 1996], S.245; Chaveles [Wettbewerbsstrategien 1997], S.233; und Seifert [Automobilwirtschaft 1997], S.99. 1644 Vgl. Shell [Motorisierung 1997], S.13fF.
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5.5.1.2 Erwartung internationaler gesetzlicher Umweltauflagen Die zweite Frage des dritten Fragebogenteils Wie schätzen Sie die gesetzlichen Umweltauflagen bis
zum Jahr 2010 ein? enthält acht Einzeloptionen, so daß erneut unterschiedliche Antwortquoten zu verzeichnen sind. Diese schwanken zwischen 29 und 34 Statements (=58 und 68 Prozent). Einen
Ergebnisüberblick vermittelt die Abbildung 5.61.
Deutschland)
Japan) Quelle: Verfasser
Abb.5.61: Erwartung internationaler gesetzlicher Umweltauflagen bis zum Jahr 2010 Mit 34 Antworten wurden für den deutschen Markt die meisten Einschätzungen abgegeben. Acht
Teilnehmer erwarten hier einen starken Anstieg der Anforderungen (= 23,53 Prozent). Für diesen Markt bildet die Option steigend Median und Modus. 18 Unternehmen (= 52,94 Prozent) haben
diese Möglichkeit als zutreffend gekennzeichnet. Mindestens mit konstanten Umweltauflagen rech nen immerhin noch sieben Unternehmen (= 20,59 Prozent). Nur ein Branchenmitglied (= 2,94 Pro
zent) vermutet eine weniger anspruchsvolle Haltung des Gesetzgebers. Berücksichtigt man, daß ins gesamt nur 14 Kleinserienhersteller in der gesamten Untersuchung beteiligt sind, wird deutlich, daß
dieses Ergebnis nicht alleine aus dem Zweckoptimismus1645 dieser Unternehmen resultieren kann, denn 26 Unternehmen (= 76,47 Prozent) prognostizieren hier eine Steigerung der an sie gestellten
1645 Dieser Zweckoptimismus der Kleinserienhersteller ließe sich darauf zurückfuhren, daß man sich bei steigenden Anforderungen bessere Marktchancen erhofft, weil man ökologische Fragestellungen schon intensiv thematisiert hat.
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Anforderungen. Wir beurteilen deshalb die hier abgegeben Einschätzungen als realitätsbezogene
Erwartungen.
Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch für Europa™6 (ohne Deutschland) ab, dessen gesetzgeberi sche Umweltanforderungen von 33 Unternehmen beurteilt wurden. Fünf Unternehmen (= 15,15 Prozent) vermuten hier stark steigende Anforderungen. Es handelt sich hierbei also um einen gerin
geren Anteil als in Deutschland. Doch wird der Modus mit 19 Nennungen (= 57,58 Prozent) noch
deutlicher als in Deutschland durch die Gruppe derer gebildet, die ein steigendes gesetzgeberisches
Niveau erwarten. Hier liegt auch der Median. Mit acht Stimmen vermuten 24,24 Prozent der Bran chenmitglieder, daß es europaweit zu einer Konstanz der Umweltanforderungen kommt. Analog zu
Deutschland gibt es auch hier nur eine Stimme (= 3,03 Prozent), die eine Verringerung des erreich ten Anspruchsniveaus vermutet. Hinsichtlich des möglichen Zweckoptimismusses der Kleinserien
hersteller gilt die für Deutschland geführte Argumentation analog. Insgesamt erwarten 24 Unter nehmen (= 72,72 Prozent) zunehmende ökologische Anforderungen.
Die Einschätzungen für Nordamerika weisen eine durchaus ähnliche Verteilung auf, wie wir sie
bereits für Deutschland und Europa diskutiert haben. Die individuelle Beteiligung liegt hier bei 32
Unternehmen. Mit acht Branchenmitgliedem erwarten exakt 25 Prozent hier einen starken Anstieg. Weitere 17 Stimmen vermuten eine steigende Tendenz. Sie repräsentieren 53,13 Prozent, so daß
diese Ausprägung ebenso wie für Deutschland und Europa Median und Modus darstellt. Sechs Teil nehmer (= 18,75 Prozent) erwarten eine konstante Entwicklung. Ebenfalls eine als gering zu
bezeichnende Minderheit wird durch ein Unternehmen (=3,13 Prozent) repräsentiert, das eine Ver ringerung der Anforderungen vorhersieht. Vergegenwärtigt man sich, daß die wenigsten der Klein serienhersteller auf diesem Kontinent tätig sein dürften, verliert das Argument des Zweckoptimis
musses weiter an Bedeutung. Diese Aussage hat um so mehr Gewicht, daß in Nordamerika mit 78,13 Prozent (= 25 Unternehmen) der bisher höchste Anteil der Unternehmen steigende Umweltanforderungen erwartet.
Zur Entwicklung der japanischen Gesetzeslage haben sich 31 Unternehmen geäußert. Auch hier
werden Median und Modus durch die Ausprägung steigend repräsentiert, für die sich 17 Teilnehmer (= 54,84 Prozent) entschieden haben. Jeweils gleichgewichtig sind die beiden Optionen stark stei
gend bzw. konstant ausgewählt worden, auf die jeweils sieben Stimmen entfallen. Diese repräsentie ren einen Anteil von je 22,58 Prozent. Die weiteren verfügbaren Möglichkeiten wurden hier nicht gewählt. Zur Argumentation des möglicherweise vorhandenen Zweckoptimismusses dürfte die zu Nordamerika formulierte Vermutung analoge Gültigkeit besitzen. Mit 24 Unternehmen (= 77,41
Prozent) ist der Anteil der Unternehmen, die für Japan mindestens steigende Anforderungen vor hersagen, ebenfalls sehr hoch. 1646 Bei der Betrachtung mehrerer Staaten wird es gewisse regionale Unterschiede geben, doch hier und in den nachfol genden Fragen wird eine Globalsicht diskutiert.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 357 -
Die meisten der Nationen aus der Gruppe der asiatischen Staaten - Japan ausgenommen - sind noch auf dem Weg zur Industrienation, auch wenn einige Länder, wie z.B. Südkorea, diesen Schritt bereits vollzogen haben.1647 Doch auch für diesen Kontinent liegt der Modus der 31 abgegebenen
Statements mit 13 Nennungen (= 41,94 Prozent) in der Ausprägung steigend. Der Median ist hier ebenfalls festzustellen. Vier weitere Unternehmen (= 12,90 Prozent) sind gar der Meinung, daß die
gesetzlichen Anforderungen stark steigen werden. Mit elf Teilnehmern (= 35,48 Prozent) ist der
Anteil derer, die konstante Verhältnisse erwarten, größer als in den bisher diskutierten Industrielän dern. Drei Branchenmitglieder vertreten für den asiatischen Raum die Auffassung, daß es hier zu
verringerten Umweltanforderungen kommen wird. Die hierdurch repräsentierten 9,68 Prozent sind ein wesentlich höherer Anteil, als er für die bisher genannten Staaten angegeben wird. Auch für die
sen Kontinent erwartet die Mehrheit (= 54,83 Prozent) der beteiligten Unternehmen steigende Anforderungen.
Eine wesentlich moderatere Umweltentwicklung wird offensichtlich für Südamerika erwartet, zu
dem 30 Nennungen zu verzeichnen sind. Drei Unternehmen (= 10 Prozent) vermuten hier eine starke Steigerung. Mit neun Branchenmitgliedem, die demzufolge 30 Prozent repräsentieren, ist der
Anteil derer, die steigende Anforderungen prognostizieren, ebenfalls gering. So liegen Median und
Modus auch bei der Ausprägung, die eine konstante Entwicklung unterstellt. Für diese Option ent
schieden sich 17 der Beteiligten (= 56,67 Prozent). Lediglich zwei Stimmen (= 6,67 Prozent) halten abnehmende gesetzliche Anforderungen für plausibel. Für diese Region erwartet mit 40 Prozent oder 12 Unternehmen - ein vergleichsweise geringer Anteil eine Erhöhung der gesetzlichen Umweltanforderungen. Das pessimistischste Bild zeichnen die 29 Unternehmen, die sich zur Entwicklung der afrikani schen Gesetzgebung geäußert haben. Nur ein Teilnehmer, der gerade einmal 3,45 Prozent repräsen
tiert, vermutet stark steigende Anforderungen. Mit sechs Nennungen (= 20,69 Prozent) werden stei
gende Anforderungen prognostiziert. Median und Modus der Erwartungen liegen bei einer als kon stant zu kennzeichnenden Entwicklung. Die 17 so urteilenden Unternehmen repräsentieren 58,62
Prozent. Somit entfallt auf eine konstante gesetzgeberische Anforderung in Afrika der höchste abso
lute und relative Wert. Die gleiche Aussage gilt auch für die abnehmende gesetzgeberische Anfor derung, die von fünf Unternehmen (= 17,24 Prozent) erwartet wird. Mit 24,14 Prozent prognosti ziert hier nur eine Minderheit von sieben Unternehmen verstärkte gesetzliche Umweltauflagen. Australien als entwickelte aber extrem dünn besiedelte Nation nimmt in diesem Zusammenhang
eine Sonderstellung ein. Insgesamt 30 Unternehmen beteiligten sich an dieser Einschätzung. Fünf
Nennungen (= 16,67 Prozent) vermuten eine starke Steigerung der gesetzgeberischen Anforderun gen. Modus und Median liegen, wie bei allen anderen Industrienationen auch, bei der Ausprägung
1647 Vgl. Ostendorf [Konfuzianismus 1998], S.190ff.
Seite - 358 -Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
steigend, für die sich 13 Unternehmen (= 43,33 Prozent) entschieden haben. Elf weitere Branchen
mitglieder halten konstante gesetzgeberische Anforderungen für plausibel. Sie repräsentieren 36,67 Prozent. Lediglich ein Unternehmen (= 3,33 Prozent) vermutet, daß der australische Gesetzgeber
künftig geringere Forderungen stellen wird. Die 18 Unternehmen, die mindestens zunehmende gesetzgeberische Auflagen im Ökologiebereich erwarten, entsprechen exakt 60 Prozent.
Faßt man die Ergebnisse dieser Fragebatterie zusammen so stellt man fest, daß alle entwickelten Nationen hier durch drei Merkmale gekennzeichnet sind: •
Modus und Median liegen bei der Ausprägung steigend,
•
abnehmende gesetzgeberische Anforderungen werden von weniger als 3,50 Prozent der Teilnehmer als plausibel eingestuft und
•
mindestens
60
Prozent
der
Unternehmen
erwarten
steigende
gesetzgeberische
Anforderungen.
Für die Wettbewerbssituation der Automobilhersteller ist es aufgrund des von uns ermittelten Ergebnisses plausibel, daß mindestens in den entwickelten Staaten mit steigenden gesetzlichen Anforderungen zu rechnen ist.1648 Die Automobilindustrie wird unter dieser Prämisse ihre Produkte
zwangsläufig ökologischer ausrichten müssen. Die Wettbewerbsstrategie der Dynamischen Ökologieführerschaft bietet den Vorteil, diesen Wandel durch aktives Vorgehen zur Verbesserung der
Wettbewerbssituation zu nutzen. Mit einer frühzeitigen Anwendung der Dynamischen Ökologiefüh rerschaft gestaltet das Unternehmen seine Produkte möglichst ökologisch, so daß es von zunehmen den gesetzlichen Anforderungen nicht negativ beeinflußt wird. Vielleicht besteht sogar die Chance, diesen Prozeß mitzugestalten, denn durch aktives Handeln im Wettbewerb kann dem
Gesetzgeber verdeutlicht werden, was technisch und ökonomisch möglich ist. Es scheint plausibel, daß politische Entscheider1649 ökologische Anforderungen schneller durchsetzen bzw. restriktiver
formulieren können, wenn ein erfolgreiches etabliertes Unternehmen benannt werden kann. Die erwarteten zunehmenden gesetzlichen Anforderungen bedeuten eine große Herausforderung für die Branche und eine Chance für den Dynamischen Ökologiefuhrer!
Ims vg] mjt ejner ähnlichen Einschätzung Adams [Umweltschutz-Management 1997], S.21.
,M9 Vgl. die Ausführungen in 3.2.2.2.
Dynamische Okologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 359 -
5 .5.1.3 Erwartete Umweltanforderungen durch Konsumenten im internationalen Vergleich Die dritte Frage des dritten Fragebogenteils Wie schätzen Sie die Umweltanforderungen der Konsu menten bis zum Jahr 2010 ein? enthält wie auch die vorherige Frage acht Detailaspekte. Auch hier
ist eine schwankende Beteiligung für die einzelnen Segmente feststellbar, denn es sind zwischen 28 und 32 Einschätzungen zu verzeichnen, womit eine Rücklaufquote von 56 und 64 Prozent realisiert
wird. Einen Ergebnisüberblick liefert die Abbildung 5.62.
Deutschland)
Japan) Quelle: Verfasser
Abb.5.62: Erwartete ökologische Anforderungen der Konsumenten bis zum Jahr 2010 im internatio nalen Vergleich
Eine Einschätzung der deutschen Verhältnisse wurde von 32 Teilnehmern vorgenommen. Sieben Teilnehmer (= 21,88 Prozent) vermuten stark steigende Anforderungen. Modus und Median liegen
bei der Ausprägung steigend, die mit 15 Votierungen (= 46,88 Prozent) vertreten ist. Selbst die moderat eingestellten Unternehmen erwarten für den deutschen Markt mindestens konstante Ver
hältnisse, denn die beiden weiteren Optionen wurden nicht belegt. Die zehn Unternehmen, die eine
Seite - 360 -Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Konstanz vermuten, repräsentieren 31,25 Prozent der Antworten. Eine deutliche Mehrheit von 68,75
Prozent (= 22 Teilnehmer) erwartet somit eine zunehmende ökologische Sensibilisierung der deut schen Konsumenten. Zur Entwicklung der europäischen Konsumentenanforderungen - Deutschland ausgenommen - sind
31 Votierungen feststellbar. Hier ist der Anteil der Branchenmitglieder, die stark steigende Anfor
derungen vermuten, mit drei Stimmen oder 9,68 Prozent vergleichsweise gering. Der Modus fällt jedoch auch hier mit 17 Antworten oder 54,84 Prozent auf die Möglichkeit steigend. Ebenso ist der
Median dieser Ausprägung zuzuordnen. Europaweit rechnen zehn Unternehmen, die 32,26 Prozent repräsentieren, mit konstanten Anforderungen. 3,23 Prozent der hier involvierten Unternehmen oder einer Nennung ist zu entnehmen, daß abnehmende Anforderungen vermutet werden. Mit 64,52 Pro
zent (= 20 Antworten) vermutet eine klare Mehrheit stärkere ökologische Anforderungen durch die europäischen Konsumenten. Für Nordamerika repräsentiert das eine Unternehmen, das abnehmende Anforderungen für plausi
bel hält, 3,33 Prozent der insgesamt 30 beteiligten Unternehmen. Der Modus der Einschätzungen
für diesen Kontinent liegt bei der Ausprägung konstant mit 13 Nennungen (= 43,33 Prozent). Kaum geringer ist die Anzahl der Branchenmitglieder, die steigende Anforderungen erwarten. Für diese
Option sind zwölf Votierungen feststellbar, die 40 Prozent repräsentieren. In diese Klasse fallt auch
der Median. Die vier Verbleibenden machen einen Anteil von 13,33 Prozent aus und vermuten stark steigende Anforderungen. Auch die nordamerikanischen Konsumenten werden in der Mehrheit - 18 Unternehmen (= 53,33 Prozent) - der hier abgegebenen Antworten ökologisch aufgeschlossen ein
gestuft, so daß man zunehmende Anforderungen erwartet. An einer Einschätzung zu Japan beteiligten sich 30 Unternehmen, von denen sechs (= 20 Prozent)
einen starken Anstieg erwarten. Modus und Median sind genauso wie für Deutschland und Europa bei der Ausprägung steigend anzusiedeln, für die sich hier 17 Branchenmitglieder entschieden
haben. Sie vertreten einen Anteil von 56,67 Prozent. Die verbleibenden sieben Unternehmen (= 23,33 Prozent) waren alle der Meinung, daß die Konsumentenanforderungen konstant bleiben, so daß die beiden anderen Klassen unbesetzt sind. Mit 23 Nennungen (= 76,67 Prozent) ist der Anteil
der Unternehmen, die den japanischen Konsumenten eine zunehmende ökologische Haltung unter stellen, größer, als bei den anderen hier untersuchten Ländern bzw. Kontinenten.
Ein deutlich anderes Bild zeichnen die 29 Votierungen, die für Anew ohne Japan abgegeben wur den. Nur eine Stimme vermutet stark steigende Anforderungen, so daß diese Ausprägung 3,45 Pro zent darstellt. Zwölf Teilnehmer (= 41,38 Prozent) vermuten ein Ansteigen. Median und Modus hin gegen fallen auf die Option konstant, für die sich 14 Branchenmitglieder (= 48,28 Prozent) entschie
den haben. Gemessen an den Industrienationen ist der Anteil derer, die eine abnehmende Sensibili tät vermuten, mit zwei Stimmen oder 6,90 Prozent als hoch zu kennzeichnen. Den Verbrauchern der
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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hier untersuchten Staatengruppe unterstellen immerhin noch 44,83 Prozent (= 13 Unternehmen)
eine steigende ökologische Sensibilität.
Sowohl absolut mit drei der 28 Votierungen als auch relativ mit 10,71 Prozent repräsentiert die Aus prägung abnehmend für den südamerikanischen Kontinent ebenfalls einen hohen Wert. Median
und Modus sind genauso wie für die asiatischen Staaten bei der Option konstant anzusiedeln, hier sind 15 Votierungen (= 53,57 Prozent) feststellbar. Mit acht Branchenmitgliedem prognostizieren
immer noch 28,57 Prozent steigende Anforderungen. Für Nichtindustriestaaten ist hier in der Kate
gorie stark steigend mit zwei Nennungen (=7,14 Prozent) ein hoher Anteil auszuweisen. Nur zehn Unternehmen (= 35,71 Prozent) erwarten, daß die Konsumenten Südamerikas ökologischere
Anforderungen im Betrachtungszeitraum formulieren.
Die Entwicklung der ökologischen Sensibilität wird fur4/f^a am schwächsten vermutet, wozu sich 28 Unternehmen äußerten. So ist nur ein Teilnehmer (= 3,57 Prozent) der Meinung, daß hier stark steigende Anforderungen Realität werden. Der geringste zur Option steigend ermittelte Wert stellt sich mit sechs Votierungen (= 21,43 Prozent) für den afrikanischen Kontinent ein. 18 Votierungen
(= 64,29 Prozent) entfallen auf die Option konstant, womit diese Möglichkeit im Vergleich zu allen
anderen regionalen Einheiten hier am stärksten favorisiert wird, so daß sie natürlich Modus und
Median darstellt. Mit drei Teilnehmern vertreten 10,71 Prozent die Meinung, daß sich hier abneh mende Anforderungen herausstellen werden. Von den Konsumenten des afrikanischen Kontinents
erwarten insgesamt nur sieben Unternehmen (= 25 Prozent) steigende ökologische Anforderungen. Ebenfalls 28 Meinungen sind zur australischen Entwicklung artikuliert worden. Hierbei zeigt sich ein deutlich anderes Bild, als bei den weniger weit entwickelten Nationen. Zwar sind auch hier nur
zwei Teilnehmer (=7,14 Prozent) der Meinung, daß die australischen Konsumenten stark steigende Umweltanforderungen stellen, doch votieren 18 Unternehmen (= 64,29 Prozent) für die Option stei
gend. Diese Alternative bildet den Modus. Der Median ist ebenfalls in dieser Klasse anzusiedeln. Mit einer Konstanz der Verhältnisse rechnen sieben weitere Unternehmen, die 25 Prozent repräsen
tieren. Lediglich 3,57 Prozent oder eine Stimme vermutet für Australien eine verminderte Umwelt sensibilität der Konsumenten. Eine ökologische Anforderungszunahme von den Australiern ver
mutet eine deutliche Mehrheit von 71,43 Prozent oder 20 Unternehmen.
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Dynamische Okologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Faßt man die Ergebnisse dieser Fragenbatterie zusammen so stellt man fest, daß die Einschätzung
zu den Konsumentenanforderungen der industrialisierten Nationen drei Gemeinsamkeiten
aufweisen: •
Maximal 3,57 Prozent der Teilnehmer sehen die ökologischen Anforderungen der Konsu
menten bis zum Jahre 2010 abnehmend,
•
der Median in diesen Staaten grundsätzlich der Ausprägung steigend zuzuordnen ist und
•
mindestens 53,33 Prozent der Unternehmen vermuten steigende bis stark steigende
Konsumentenanforderungen. Für die weniger industrialisierten Regionen werden mehrheitlich konstante ökologische Konsumen tenanforderungen erwartet.
Unabhängig von der gesetzgeberischen Situation unterstellt die Mehrzahl der hier antwortenden Unternehmen, daß die Konsumenten in den Industrienationen mit der ökologischen Situation unzufrieden sind. Deshalb ist künftig mit verstärkten Anforderungen zu rechnen. Eine steigende
Bedeutung der Ökologie für den Wettbewerb wird auch durch das Schrifttum vermutet.1650 Für die
Automobiluntemehmen erwächst aus dieser Veränderung nahezu die Notwendigkeit der ökologi
schen Orientierung. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund, daß weltweit erhebliche Überkapazi
täten vermutet werden,1651 welche die bestehenden Tendenzen zum Käufermarkt verstärken. Zudem sind andere Profilierungsoptionen bereits weitgehend ausgeschöpft,1652 so daß ökologische Optimie
rungen eine wichtige Größe bilden, dem Kunden einen höheren Wert zu generieren. Die Dynami sche Ökologiefuhrerschaft bietet besonders unter dem Aspekt des hier erzielten empirischen
Ergebnisses eine Möglichkeit der erfolgreichen Positionierung im Wettbewerb.
1650 Vgl. Vester [Ausfahrt 1990], S.219; Rohe [Umweltschutz 1992], S.594; Diez [Automobilwirtschaft 1994], S.23; Bangemann [Rahmenbedingungen 1995], S.42; Bickelmann [Herausforderungen 1995], S.639f.; Hünerberg [Zukunft 1995], S.716ff.; Töpfer [TQM 1995], S.580f.; und Peren [Bedeutung 1996], S.20f. 1651 Vgl. Peren [Bedeutung 1996], S.14f. 1652 Vgl. Beger [Megatrends 1994], S.2I; FAW [Zukunftserwartungen 1994], S.21; Simon [Management 1995], S.38fT.; Dichtl/Peter [Kundenzufriedenheit 1996], S.l5; Wameck/Handtrack [Automobile-Distribution 1996], S.203 ff.; und Chaveles [Wettbewerbsstrategien 1997], S.233.
Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 363 -
5.5.2 Erwartetes ökologisches Wettbewerbsumfeld für die Automobilindustrie
5.5.2.1 Beurteilung des Hypercars nach Lovins Die vierte Frage des dritten Teils Wie schätzen Sie die Forderung des US-Wissenschaftlers Lovins ein, binnen weniger Jahre Autos der Oberklasse mit einem Verbrauch von deutlich unter 2 Litern
serienmäßig anzubieten? wurde von 34 Unternehmen oder 68 Prozent beantwortet.1653 Einen Ergeb nisüberblick vermittelt die Abbildung 5.63.
Abb.5.63: Bewertung des Hypercaransatzes nach Lovins Die ökologisch wertvollste Option bildet die Möglichkeit Werden wir realisieren, die implizit
bereits eine Umsetzung des von uns geforderten Vorgehens darstellt. Doch so ökologisch aggressiv tritt keines der beteiligten Unternehmen auf. Das Statement Unser erklärtes Ziel ist die ökologisch
zweitbeste Variante, denn es wird kommuniziert, daß man sich auf dem Weg zu einer starken ökolo
gischen Orientierung befindet. Zwei Teilnehmer (= 5,88 Prozent) kennzeichnen diese Möglichkeit als für sich zutreffend. Vier Branchenmitglieder, die 11,76 Prozent repräsentieren, dokumentieren,
daß sie zumindest für neue ökologische Wege eine gewisse Offenheit besitzen und wählten auf grund dessen die mittlere Option Interessanter Ansatz. Ökologisch bedenklich wird hier die Mei nung Stark übertriebene Vorstellung bewertet, die von 15 Unternehmen als zutreffend gekennzeich net wird. Diese 44,12 Prozent repräsentieren den Modus und dokumentieren nach unserer Meinung
gleichzeitig eine starre Denkhaltung, die sich vor durchgreifenden Innovationen verschließt. Als schlechteste Alternative bewerten wir die Möglichkeit Völlig realitätsfremd, die von 13 Unterneh
men (= 38,24 Prozent) als zutreffend gekennzeichnet wird. Die Geringschätzung dieser Option 1653 Vgl. zum Hypercar Lovins [Supercars 1995]; von Weizsäcker et al. [Faktor 1997], S.35ff.; und die Ausführungen im Unterabschnitt 4.2.4.4.
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Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
resultiert daraus, daß Teilnehmer, die einen unkonventionellen Vorschlag vollständig ablehnen, für eigene ökologische Durchbrüche nicht in Frage kommen, weil sie viel zu sehr in ihren linearen
Denkstrukturen gefangen sind. Ein besonders interessantes Ergebnis erzielt man bei Betrachtung der
Zugehörigkeit der Unternehmen. So sind die beiden Unternehmen, die das Hypercar als erklärtes Ziel haben, dem Bereich der Kleinserienhersteller zuzurechnen. Die Einschätzung des Hypercars als
interessanter Ansatz wird paritätisch jeweils von zwei Unternehmen der verschiedenen Gruppen als zutreffend gekennzeichnet.
Unser zu dieser Frage ermitteltes Ergebnis macht deutlich, daß eine konservative Denkhaltung im Bereich der konventionellen Automobilhersteller dominiert. Dies bildet ein Hindernis bei der Umsetzung einer Dynamischen Ökologiefuhrerschaft und
bestätigt die Einschätzung, daß die
etablierten Automobilhersteller eine zu geringe Flexibilität hinsichtlich der Implementierung durchgreifender Neuerungen an den Tag legen.1654 Trotz der zweifellos in der Automobilindustrie
akkumulierten Finanzkraft1655 hätten die meisten etablierten Hersteller aufgrund ihrer geringen Fle xibilität große Schwierigkeiten, den innovativen Entwicklungen eines Dynamischen Ökologieführers adäquat zu begegnen. Die Erfolgsaussichten der von uns vorgestellten Wettbewerbsstrategie sind angesichts dieser Wettbewerbssituation als äußerst positiv zu kennzeichnen.
5.5.2.2 Künftige Konkurrenzfähigkeit von Kleinstunternehmen Die Frage fünf des dritten Fragebogenteils wurde in zwei Varianten geteilt, um die Akzeptanz bei den Unternehmen nicht zu gefährden. Den konventionellen Herstellern wurde die Frage Könnten
Kleinunternehmen als künftige Konkurrenten für Ihre Unternehmung eine Bedrohung darsteilen?
gestellt, wohingegen sich die anderen Beteiligten zur Frage Könnten Kleinunternehmen grundsätz
lich für die „etablierten” Unternehmen eine Bedrohung darstellen? äußern sollten. In beiden Fällen wurden die gleichen Antwortaltemativen angeboten, so daß eine gemeinsame Diskussion sachge
recht ist. Insgesamt sind hierzu 31 Meinungen eingegangen. Einen Überblick vermittelt die Abbil dung 5.64.
Vor dem Hintergrund des dynamischen Wettbewerbs stimmen vier Teilnehmer (= 12,90 Prozent) tür die Option Ja, diese Unternehmen sind ernst zu nehmen, da sie viel innovativer sind, welches
auch unserer Auffassung entspricht. Ein wirklich innovativer Durchbruch wird - gegebenenfalls in
Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen - einen Markterfolg nach sich ziehen. Etwas abge schwächt ist die Alternative Ja, diese Unternehmen sind ernst zu nehmen, da sie viel flexibler sind
zu bewerten, denn auch hier wird das Potential vermeintlich schwächerer Gegner nicht unterschätzt. Für diese Möglichkeit votieren fünf Teilnehmer (= 16,13 Prozent). Die mittlere Bewertung fällt der 1654 Vgl. Vester [Ausfahrt 1990], S.334; Vester [Neuland 1997], S.l23; und Servatius/Krätzer [Kommunikation 1996], S.236. 1655 Vgl. die Ausführungen im Abschnitt 4.2.1.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 365 -
Antwortaltemative Nein, diese Unternehmen haben nicht genug Finanzkraft zu. Sicherlich war die
ses Argument in den vergangenen Jahren einer der Hauptgründe, warum sich Innovationen von
Kleinstuntemehmen nicht durchsetzen konnten. Doch durch den zunehmenden Wettbewerb verliert diese Markteintrittsschranke an Bedeutung: Ein kleines Unternehmen kann durch eine Zusammen arbeit mit einem ausländischen Automobilproduzenten oder einem branchenfremden Akteur sein Finanzdefizit ausgleichen. Der Einschätzung des Verfassers folgen 13 der hier beteiligten Unterneh men nicht. Daß diese mit 41,94 Prozent den Modus dieser Frage darstellen, ändert an der Richtig
keit der hier vorgebrachten These nichts.
12 10 -
8 -
Ja, höhere Innovationskraft
Ja, höhere Flexibilität
Nein, fehlende Finanzkraft
Nein, fehlendes Know-how
Nein, MarktSättigung zu hoch Quelle: Verfasser
Abb.5.64: Beurteilung der Konkurrenzfähigkeit von Kleinstuntemehmen Eine weitere Abstufung ist in der Alternative Nein, diese Unternehmen verfügen über zu wenig
Know-how zu sehen. Hierbei wird von sechs Unternehmen (= 19,35 Prozent) einfach ignoriert, daß diese Kleinuntemehmen zum Teil über wesentlich innovativere Ansätze verfugen als die etablierten Unternehmen. Für die schlechteste Möglichkeit Nein, der Markt ist zu gesättigt votieren drei Bran
chenmitglieder, die bei dieser Frage 9,68 Prozent repräsentieren. Die Potentiale, die alleine für den deutschen Markt bei einer ökologischen Ausrichtung zu vermuten sind, wurden bereits im Unterab
schnitt 5.5.1.1 aufgezeigt. Darüber hinaus dürften zur Befriedigung des weltweiten Mobilitätsbe dürfnisses eine stärkere Ökologisierung des Automobils ebenfalls erhebliche Chancen eröffnen. Auch im Rahmen dieser Frage eröffnet die Betrachtung der verschiedenen Herstellergruppen inte
ressante Ergebnisse. So schätzen sich die Kleinserienhersteller ausschließlich selbst als innovativer ein. Die hohe Innovationskraft der Unternehmen dieser Gruppe haben wir schon mehrfach aufge
zeigt, so daß die etablierten Unternehmen sich offensichtlich hier irren. Nur zwei der konventionel len Automobilproduzenten schreiben den Kleinstuntemehmen eine höhere Flexibilität zu. Von den
13 Nennungen, die in der mangelnden Finanzkraft das Haupthindernis sehen, sind fünf Kleinserien hersteller enthalten. Betrachten wir nun diese Frage vor dem Ergebnis der vorherigen so müssen wir
Seite - 366 -Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
feststellen, daß die meisten konventionellen Automobilhersteller nicht nur unflexibel sind, sondern zudem ignorant gegenüber diesen potentiellen Konkurrenten, die teilweise über erhebliches Know-
how verfugen. Gelingt es diesen Kleinstuntemehmen ihre geringe Finanzkraft zu überwinden indem sie eine Allianz mit Großunternehmen schließen, wird sich der Wettbewerb in der Automobilindu
strie vermutlich erhöhen. Daß eine solche Konstellation durchaus möglich ist, beweist die mehrheit liche
Beteiligung
der
Ford
MC
an
der
THINK
Nordic
AS,
einem
norwegischem
Kleinserienhersteller.’656 Hiermit wird die Attraktivität dieser Unternehmen für die konventionellen Hersteller bewiesen.
5.5.2.3 Beurteilung potentieller branchenfremder Konkurrenten Die abschließende sechste Frage des dritten Fragebogenteils Könnten finanzstarke Großunterneh
men aus anderen Branchen als künftige Konkurrenten eine Bedrohung darstellen? weist einen direkten Bezug zur vorangegangenen Frage auf. Einen Überblick des Ergebnisses der 32 involvier ten Unternehmen, die 64 Prozent der Grundgesamtheit darstellen, findet sich in der Abbildung 5.65.
Durch Übernahme von innovativen
Bei sehr großer Finanzkraft
Durchaus denkbares Szenario
Know-how fehlt
Branchen attraktivität zu gering
Abb.5.65: Marktchancen potentieller branchenfremder Konkurrenten
Zehn Antworten entfallen auf die hier als wertvollste Alternative eingestufte Option Ja, wenn sie
kleine innovative Unternehmen aufkaufen, die hier einen Anteil von 31,25 Prozent darstellt. Hierin ist letztlich die Fragestellung der vorherigen Frage nur aus einer anderen Perspektive aufgegriffen
worden. Unter dem hier vorliegenden Blickwinkel wird diese Option erstaunlicherweise von wesentlich mehr Unternehmen als plausibel eingestuft als es zuvor der Fall war. Ja, wenn die
Finanzkraft sehr groß ist bildet die zweite Alternative, denn hier wird eine konkrete Bedingung genannt, die erforderlich ist, um eine Konkurrenzfähigkeit entstehen zu lassen. Vier Unternehmen 1656 Vgl. THINK Nordic AS/Ford MC [THINK 1999].
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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(= 12,50 Prozent) kennzeichnen diese Ausprägung als zutreffend. Die Alternative Ein durchaus denkbares Szenario bildet mit 13 Votierungen (= 40,63 Prozent) den Modus dieser Frage. Inhaltlich sind die Unternehmen indifferent eingestellt, denn sie schließen diese Alternative nicht aus, benen
nen aber auch nicht die erforderlichen Prämissen, unter denen dieses Szenario Realität wird. Mit der
Einschätzung Nein, das Know-how fehlt ist eine weitere Abstufung verbunden. Die hier beteiligten drei Unternehmen (= 9,38 Prozent) verschließen die Augen vor der Realität und flüchten sich in einen Know-how-Vorsprung, der angesichts der hohen Dynamik der Märkte nicht dauerhaft existent
ist. Die zwei verbleibenden Unternehmen (= 6,25 Prozent) sind mit ihrer Einschätzung Nein, die Attraktivität der Branche ist zu gering noch realitätsfremder. Die Marktpotentiale wurden schon mehrfach diskutiert; darüber zeigen die in diesem Markt erzielten Renditen, daß teilweise sehr gut verdient wird. Einige branchenfremde Unternehmen würden sicherlich ihre Rentabilitätsaussichten
verschlechtern, wenn sie in die Automobilbranche investieren, doch dürfte es auch eine ausrei
chende Anzahl von Unternehmen geben, für die damit eine deutliche Verbesserung verbunden wäre. Eine Einbeziehung der zuvor erzielten Ergebnisse zeigt, daß sich ein Großteil der Automobilherstel
ler durchaus der Gefahr bewußt ist, die von branchenfremden Unternehmen ausgehen kann. Die
Möglichkeiten dieser potentiellen Konkurrenten, durch die Übernahme von Kleinstuntemehmen
technisches Know-how aufzuholen, wird dabei jedoch deutlich unterschätzt.
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Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
5.6 Ergebniszusammenfassung und Konsequenzen für die praktische Anwendung der Dynamischen Ökologiefüh rerschaft in der Automobilindustrie Unsere empirische Untersuchung kann mit einer 74 prozentigen Rücklaufquote auf eine überdurch
schnittlich hohe Untemehmensbeteiligung zurückgreifen. Im Rahmen der vorgenommenen Einzel betrachtung haben wir die Ergebnisse unserer Erhebung - soweit dies zielfuhrend war - mit den
Ergebnissen des Schrifttums verglichen. Hierbei konnten wir im Unterabschnitt 5.2.2.1 zeigen, daß mehr als ein Drittel der Automobilher steller, die auf dem Gesamtmarkt tätig sind, hybride Strategien zur Bewältigung der gestiegenen
Wettbewerbsanforderungen einsetzen. Dies entspricht fast dem Wert, der in der herangezogenen
Vergleichsstudie von Backhaus/Schlüter ermittelt wurde.'657 Bei Betrachtung aller Automobilprodu zenten dominieren die Porter’sehen Strategietypen. Gegenstand des Unterabschnitts 5.2.2.2 war die Reflektion der von uns ermittelten strategischen
Erfolgsfaktoren auf der Basis der von Fritz’658 sowie von Diller/Lücking1659 ermittelten Resultate. Unser Ergebnis hat einen stärkeren Bezug zu dem durch Diller/Lücking ermittelten Ergebnis. In bei
den Untersuchungen werden Qualität und Kosten als wichtigste Erfolgsfaktoren eingestuft. Die Untersuchung von Fritz weist die Humanressourcen als wichtigsten Erfolgsfaktor auf und ist mit
unseren Resultaten nicht kompatibel. In diesem Zusammenhang konnten wir herausarbeiten, daß im Rahmen der hier untersuchten Erfolgsfaktorforschung nicht unterschieden wird, ob die Erfolgsfak
toren in die Gruppe der Erfolgspotentiale oder die der Zielgrößen einzuordnen sind. Die durch Kaluza vorgeschlagene Systematisierung1660 bietet hier eine sachgerechte Möglichkeit der
Unterscheidung.
Im Rahmen des Kapitels 5.3 haben wir die ökologische Ausrichtung der Automobiluntemehmen im Vergleich zu den Ergebnissen ausgewählter Studien analysiert.1661 Trotz der Befragung einer beson
ders umweltsensiblen Branche konnten wir in vielen Einzelfragen feststellen, daß die durch uns 1657 1658 1659 1660 1661
Vgl. Backhaus/Schlüter [Wettbewerbsstrategien 1994], S.l 1. Vgl. Fritz [Marketing 1990], S.92ff. Vgl. Diller/Lücking [Erfolgsfaktorenforschung 1993], S.1235ff. Vgl. stellvertretend Kaluza [Wettbewerbsstrategien 1995b], S.76. Vgl. hierzu Meffert et al. [Untemehmensverhalten 1986]; Meffert et al. [Umweltschutz 1987], S.32ff.; Meffert [Marketing 1990], S.75; Meffert [Marketing 1990], S.73ff; UBA [Untemehmensführung 1991], S. 183ff; Antes et al. [Untemehmensverhalten 1992], S.375ff; Fritz [Untemehmensführung 1992]; Raffee/Fritz [Dimensionen 1992], S.303 ff; Raffee et al. [Umweltschutz 1992], S.24 Iff; Steger [Umweltmanagement 1992], S.6 Iff; Fritz [Umwelt schutz 1993]; Coenenberg et al. [Untemehmenspolitik 1994], S.83ff; Dyckhoff/Jacobs [Umweltschutz 1994], S.718f.; Günther [Controlling 1994]; Wittmann [Rückstandsmanagement 1994]; Fritz [Umweltschutz 1995], S.347ff.; Kirchgeorg [Untemehmensstrategien 1995], S.59ff; Dyllick/Belz [Betroffenheit 1995], S.581 ff.; Steger [Anmerkungen 1995], S.81 Off; Meffert/Kirchgeorg [Umweltmanagement 1998], S.46ff; und Steinle et al. [Umweltschutz 1998], S.6 Iff.
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generierten Ergebnisse mit den im Schrifttum diskutierten Untersuchungen kompatibel sind. Beson ders bemerkenswert sind folgende Ergebnisse:
•
Als Motive für ökologisches Handeln dominieren weiche Faktoren, soweit diese in die Untersu
chungen mit einbezogen wurden. Im Rahmen der marktbezogenen Faktoren kommt der Gesetz gebung die höchste Bedeutung bei. •
Mehrheitlich weisen die von uns einbezogenen Untersuchungen eine positive Zielbeziehung
bzw. sogar positive Wirkung der Ökologie auf andere Untemehmensziele nach. Im Rahmen
unserer Erhebung können wir für die Automobilindustrie ebenfalls eine überwiegend positive Wirkung der Ökologie auf das unternehmerische Zielsystem bestätigen.
•
Die Ökologie wird von mehr als 95 Prozent der durch uns befragten Unternehmen mindestens beratend in die strategische Planung integriert. Grundsätzliche Entscheidungsrelevanz besitzt
die Ökologie in einem Viertel der befragten Automobiluntemehmen. Gemessen an der Ver gleichsuntersuchung der FUUF ist in unserer Untersuchung die Entscheidungsrelevanz aber
auch die Ignoranz gegenüber der Ökologie geringer.1662 •
Im Rahmen der Rentabilitätsbetrachtung ökologischer Produkte kamen wir bei der positiven
Einschätzung zu nahezu identischen Ergebnissen wie Steinle et al., deren Ergebnisse wir als Referenz herangezogen haben. Im Bereich der Neutralität sind im Rahmen unserer Erhebung weniger Unternehmen anzusiedeln. Gleichzeitig werden ökologische Produkte durch die hier
befragten Automobiluntemehmen stärker negativ eingeschätzt als in der Vergleichsuntersu
chung. Bei Betrachtung ökologischer Investitionen sind die Unternehmen der Automobilindu strie insgesamt erfolgreicher als die Teilnehmer der Referenzstudie.1663
Auch die Ergebnisse der anderen Fragen des Kapitels 5.3, die wir nicht alle detailliert aufzeigen wollen, bestärken uns in der Überzeugung, daß die Automobilindustrie sich nicht negativ von bran
chenübergreifenden empirischen Erhebungen unterscheidet. Aufgabe des anschließenden Kapitels (5.4) war die Aufnahme des Status-Quo in der Automobilin
dustrie und dessen Interpretation vor dem Hintergrund unserer Wettbewerbsstrategie. Zum ökologi schen Wettbewerbsumfeld der Automobilindustrie haben wir folgende Ergebnisse erzielt: •
Dominierender Auslöser ökologischer Sensibilität war die Produktnutzung und nicht die Pro
duktion der Automobile. Die Richtigkeit unserer Schwerpunktlegung wird durch das empirische Ergebnis bestätigt. •
Die Branchenteilnehmer unterscheiden deutlich zwischen technischer und kommunikativer
Kompetenz. Die Wichtigkeit der von uns eingeforderten glaubwürdigen Kommunikation, als
eigenständigen Erfolgsfaktor neben den ständigen ökologischen Verbesserungen, findet seine iw: vg] hierzu UBA [Untemehmensführung 1991], S.214. 1661 Vgl. Steinle et al. [Umweltschutz 1998], S.73f.
Seite - 370 -Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Bestätigung. Nur auf diese Weise kann sichergestellt werden, daß die technische Kompetenz
auch entsprechend marktwirksam wird. •
Die Wichtigkeit der dreidimensionalen Optimierung von Kosten, Zusatznutzen und Ökologie
findet ebenfalls ihre Bestätigung. Ein gutes Preis-Leistungsverhältnis wird als wichtigste Vor
aussetzung für die Etablierung ökologischer Produktvarianten eingestuft. •
Ökologische Verbesserungen sind von 65,38 Prozent der antwortenden Unternehmen realisiert
worden. Diese haben mehrheitlich von diesen Durchbrüchen profitiert.
Im Bereich der Forschung und Entwicklung sind stark differierende Ergebnisse feststellbar. Einige Möglichkeiten sind bisher noch nicht in Serienfahrzeuge integriert worden, andere befinden sich bereits in den Fahrzeugen mehrerer Unternehmen im Einsatz. Trotz ihrer Finanzschwäche im
Vergleich zu den etablierten Herstellern konnten wir in der Gruppe der Kleinserienhersteller ein
hohes Innovationspotential feststellen. Die Einbeziehung von Kleinstuntemehmen in Forschungs aktivitäten ist trotz der von uns nachgewiesenen hohen Innovationskraft dieser Unternehmen sehr
schwach ausgeprägt. Hier wird offensichtlich vorhandenes Potential nicht genutzt. Die Forschungs ergebnisse aus dem SmILE-Projekt von Greenpeace sind mehrheitlich zurückhaltend bewertet
worden. Im Rahmen der Realisierung ökologischer Maßnahmen haben wir die Beschaffung mit der Studie von Coenenberg et al. verglichen und festgestellt, daß die Automobiluntemehmen hier über Reali sierungsvorsprünge verfügen. Defizite werden im zentralen Bereich der Produktion verbrauchsredu
zierter Fahrzeuge deutlich. Hier bleiben die Unternehmen noch weit hinter den Anforderung'en zurück, welches wir in den Unterabschnitten 4.2.4.3 und 4.2.4.4 aufgezeigt haben.
Bei der Analyse der Sensibilität gegenüber gesetzgeberischen Maßnahmen haben die Unterneh men mit ihren Antworten klar gezeigt, daß sie von einer stärkeren Besteuerung der Kraftstoffe am
wirkungsvollsten zu einer Ökologisierung ihrer Produktpalette bewegt werden können. Da diese Maßnahme zudem marktkonform ist, scheint sie uns der richtige Ansatzpunkt, wenn der Gesetzge
ber aktiv werden will. Der abschließende Teil des Fragebogens, in dem die Zukunftseinschätzungen der Unternehmen
abgefragt wurden, bildet das Kapitel 5.5. Hier können wir festhalten, daß die meisten Unternehmen für den deutschen Markt mit einem maxi
mal mäßigen Wachstum rechnen. Gleichzeitig dokumentieren die zurückerhaltenen Fragebögen, daß die Mehrheit der Teilnehmer innerhalb der Triade steigende Anforderungen der Gesetzgebers
als auch der Konsumenten erwarten. Auch für die weniger entwickelten Staaten wird mehrheitlich mindestens mit einer Konstanz der gesetzlichen und kundenspezifischen Anforderungen gerechnet.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 371 -
Bei der Betrachtung des zu erwartenden ökologischen Wettbewerbsumfeldes der Automobilindu strie stellt sich heraus, daß die meisten etablierten Automobilhersteller einer Auseinandersetzung mit durchgreifenden Veränderungen wenig aufgeschlossen sind. Die Kleinstuntemehmen werden
als Konkurrenten durch die etablierten Hersteller weitgehend ignoriert. Diese Einschätzung steht
unseren Ergebnissen, die dieser Gruppe mehrfach ein hohes Innovationspotential nachgewiesen haben, entgegen. Die Möglichkeit, daß ein branchenfremdes Unternehmen sich in der Automobilin
dustrie etabliert, wird dagegen mehrheitlich als durchaus plausibel eingestuft. Für die Etablierung der Dynamischen Ökologiefiihrerschaft bedeuten unsere Ergebnisse, daß
eine grundsätzlich positive Einstellung zum Thema Ökologie in der Automobilbranche feststellbar ist. Darüber hinaus gibt es einige Unternehmen, die bereits in der Vergangenheit mit ökologischen
Maßnahmen im Produkt- und Investitionsbereich ökonomisch erfolgreich waren. Trotzdem sind die bisherigen Verbesserungen im Produktbereich als unzureichend einzustufen. Mit der Umsetzung
durchgreifender Neuerungen erwarten wir sogar eine noch stärkere positive ökonomische Wirkung. Die positiven ökonomischen Konsequenzen, die mit ökologischen Verbesserungen verbunden sind,
werden sich verstärken, wenn - wie selbst die Mehrheit der beteiligten Automobilhersteller vermutet - künftig noch stärkere Anforderungen an die Branche gestellt werden. Wenn bereits für Unterneh men ohne Berücksichtigung der Ökologie im Rahmen der Wettbewerbsstrategien deutliche Erfolgs
potentiale bestehen, erwarten wir dies für Unternehmen, welche die Dynamische Ökologieführer
schaft verfolgen, noch wesentlich ausgprägter.
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Dynamische Ökoloßieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
6 Statistische Interpretation ausgewählter empirischer Zusammenhänge und Bezugnahme zur Wettbewerbs strategie der Dynamischen Ökologieführerschaft Aufgabe dieses Teils der Arbeit ist es, nachdem wir die Antworten zu den einzelnen Fragen in Teil
fünf detailliert aufbereitet und diskutiert haben, nun eine zusammenfassende Auswertung1664 vorzu
nehmen. Diese erfolgt in zwei Kapiteln. Den Zusammenhang zwischen der gewählten Wettbewerbsstrategie1665 der beteiligten Unterneh men und dem für ihre Kunden wichtigsten strategischen Erfolgsfaktor1666 untersuchen1667 wir im
ersten Kapitel (6.1). Hierbei greifen wir auf das im deutschsprachigen Raum bisher wenig eingesetzte1668 statistische Verfahren der Korrespondenzanalyse zurück, welches wir in seinen
Grundzügen im ersten Abschnitt (6.1.1) vorstellen. Anschließend (6.1.2) verdichten wir unsere empirisch ermittelten Ergebnisse mit Hilfe der Korrespondenzanalyse. Ziel des zweiten Kapitels ist die Gruppierung der beteiligten Unternehmen, in Abhängigkeit von
ihrer empirisch ermittelten ökologischen Ausrichtung und die Messung der durch die einzelnen
Gruppen erzielten und hier ebenfalls dokumentierten Erfolge. Zur Erfüllung dieser Aufgabe sind
verschiedene Fragen zu Skalen zu verdichten wobei gewährleistet sein muß, daß durch die Zusam menfassung die statistische Zuverlässigkeit nicht gefährdet wird. Wir überprüfen die Zuverlässigkeit auf der Grundlage des Cronbach-Alpha-Koeffizienten.1669 Im ersten Abschnitt (6.2.1) ermitteln wir
die Reliabilität für Fragen der Themenfelder ’operativ-ökologische' Ausrichtung, 'strategisch-ökolo
gische' Ausrichtung und den Erfolg. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse ordnen wir im zweiten
Abschnitt (6.2.2) die Unternehmen verschiedenen Gruppen zu und bestimmen den Erfolg der Unternehmen in den von uns gebildeten Klassen. Hierbei beginnen wir unsere Ausführungen mit einer sachlogischen Gruppierung der Unternehmen (6.2.2.1), die wir durch den Einsatz der Clu steranalyse (6.2.2.2) überprüfen. Im abschließenden Unterkapitel (6.2.2.3) erfolgt darauf aufbauend
die Erfolgsanalyse.
1664 Die statistischen Ermittlungen dieses Teils wurden mit Hilfe des Statistikprogramms SPSS Base Modul 7.5.2 S und SPSS Cathegories 7.5 durchgeführt. )«>5 vg] jen wettbewerbsstrategischen Betrachtungen dieses Teils: Kaluza [Erzeugniswechsel 1989], S.23ff.; Fleck [Wettbewerbsstrategie 1995]; Porter [Wettbewerbsstrategie 1999], S.70ff.; Porter [Wettbewerbsvorteile 1999], S.37ff.; und die Ausführungen im Teil 2. 1666 vg| Jen Erfolgsfaktorenbetrachtungen dieses Teils: Simon [Management 1988], S.4; Kaluza/Kemminer [Pro duktdifferenzierungsstrategie 1997a], S.8; Rösner [Service 1998], S.222E; und die Ausführungen im Teil 2 dieser Arbeit. J667 Vg| ^r isoiierten Betrachtung der zugrundeliegenden Fragen die Ausführungen in den Unterabschnitten 5.2.2.1 und 5.2.2.2. 1668 Vgl. Backhaus/Meyer [Korrespondenzanalyse 1988], S.295ff. 1669 Vgl. Kromrey [Sozialforschung 1998], S.240T
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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6.1 Analyse des Zusammenhangs zwischen Wettbewerbs strategie und dem zentralen strategischen Erfolgsfaktor In dieser Arbeit kommt der Überprüfung der wettbewerbsstrategischen Untemehmensausrichtung und dem strategischen Erfolgsfaktor Vorteil eine herausragende Bedeutung zu. In den Fragebögen
werden folgende Wettbewerbsstrategien genannt: Kostenfuhrer, Differenzierer, Nischenausrichtung, Hybridstrategien für den Gesamtmarkt und für die Nischenausrichtung. Als wichtigste strategische
Erfolgsfaktoren werden von den Unternehmen Qualität, Kostenvorteil, Flexibilität, Nische, Ökolo gie und Prestige aufgezeigt. Es liegen somit mehrere zu betrachtende Dimensionen vor. Die Korres
pondenzanalyse wird als geeignetes Instrument zur Visualisierung mehrdimensionaler Sachverhalte auf einer Ebene diskutiert,1670 so daß uns ihr Einsatz sachgerecht ist. Obwohl Backhaus/Meyer schon in den späten 80er Jahren eine stärkere Anwendung dieses Instruments forderten,1671 wird es immer noch vergleichsweise selten eingesetzt.1672 Unsere Ausführungen dienen somit auch der praktischen
Anwendung der Korrespondenzanalyse.
6.1.1 Aussageintention der Korrespondenzanalyse Es ist nicht Aufgabe dieser Arbeit, die mathematischen Grundlagen der Korrespondenzanalyse vor
zustellen und kritisch zu bewerten. Es wird deshalb auf die entsprechende Literatur verwiesen.1673 Doch auch losgelöst von den mathematischen Details kann die Aussageintention der Korrespon
denzanalyse verdeutlicht werden. Ihre Aufgabe ist es, eine Dimensionsreduzierung vorzunehmen, damit eine graphische Darstellung ermöglicht wird.1674 Dieser Sachverhalt soll beispielhaft aufge-
zeigt werden.
In einem dreidimensionalen Raum kann jeder Punkt mittels drei Koordinaten exakt angegeben wer
den. Als Beispiel wählen wir einen Raum mit den strategischen Erfolgsfaktoren Flexibilität, Kosten und Qualität als Dimensionen. Mit den Angaben zu den einzelnen Dimensionen kann dann auch jede Wettbewerbsstrategie innerhalb des Raumes exakt positioniert werden. Einen Überblick
1670 Vgl. Greenacre [Theory 1984]; Blasius [Korrespondenzanalyse 1987], S.3Off.; Benzecri [Analysis 1992]; Gabler [Korrespondenzanalyse 1993], S.22ff.; Backhaus et al. [Analysemethoden 1996], S.l82; Blasius [Analysis 1994], S.23ff.; Blasius/Greenacre [Analysis 1994], S.53fT.; Greenacre [Analysis 1994], S.3ff.; Stenger/Gabler [Korrespon denzanalyse 1995], S.601; und Aaker et al. [Marketing 1997], S.618. 1671 Vgl. Backhaus/Meyer [Korrespondenzanalyse 1988], S.295ff. 1672 Vgl. Backhaus/Meyer [Korrespondenzanalyse 1988], S.3O3ff; Scharf [Produkte 1991], S.260ff.; Gabler/Rimmelspacher [Korrespondenzanalyse 1994], S.83ff.; und Balderjahn/Mennicken [Management 1996], S.33ff. 1673 Vgl. hierzu und im folgenden Greenacre [Theory 1984]; und Blasius [Korrespondenzanalyse 1987], S.3Off. 1674 Die Korrespondenzanalyse ist als ein Spezialfall der kanonischen Korrelationsanalyse anzusehen. Dimensionsredu zierung und graphische Darstellung sind natürlich auch Anliegen der kanonischen Korrelationsanalyse, jedoch geht es bei dieser in erster Linie um die Analyse von Korrelationen zwischen zwei Merkmalgruppen. Vgl. hierzu Bock [Datenanalyse 1984], S.24.
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Dynamische Ökoloeieführerschaft als Wettbewerbsstrateeie
vermittelt die Abbildung 6.1, in deren Tabelle ein Ausschnitt der von uns erhobenen Daten hinter-
Die Tabelle in Abbildung 6.1 zeigt, daß die Unternehmen, die sich an der Differenzierungsstrategie
orientieren, ausschließlich die Qualität als strategischen Erfolgsfaktor einsetzen, dies wird durch den
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 375 -
Wert - 2 - dargestellt. Kosten und Flexibilität werden im Wettbewerb nicht zur Profilierung genutzt, da sie in der Tabellejeweils den Wert - 0 - aufweisen. In der graphischen Umsetzung liegen die dif ferenzierenden Unternehmen genau am Endpunkt der Qualitätsdimension.
Die Unternehmen mit der Wettbewerbsstrategie der Kostenfuhrerschaft greifen neben der Qualität
auch auf den strategischen Erfolgsfaktor der Kosten zurück. Die Flexibilität wird hier nicht als bedeutsam eingestuft, was in der Tabelle mit dem Wert - 0 - dokumentiert wird. Eine ausschließli
che Zuordnung der Kostenfuhrer zur Qualität würde die Ausrichtung der Unternehmen nicht exakt widerspiegeln. Die graphische Positionierung erfolgt deshalb auf der halben Strecke zwischen den Dimensionen Kosten und Qualität.
Aus der Tabelle geht hervor, daß die Unternehmen mit der Nischenstrategie1675 auf die strategischen Erfolgsfaktoren Flexibilität, Kosten und Qualität gleichermaßen zurückgreifen, keiner dieser Fakto
ren weist in der Tabelle den Wert - 0 - auf. Die Fokussierungsstrategie ist somit allen hier betrachte ten Erfolgsfaktoren zuzuordnen. Die graphischen Darstellung erfolgt im Zentrum des Raumes, die
Entfernungen zu den Eckpunkten der einzelnen Dimensionen sind folglich exakt gleich lang.
Eine solche graphische Darstellbarkeit ist bei Vorliegen höherer Dimensionen nicht mehr möglich.
Hier setzt die Korrespondenzanalyse an und reduziert die Dimensionen. In einem n-dimensionalen
Raum bildet der Nullpunkt aller n-Dimensionen den Zentrumspunkt. Jeder beliebige Punkt dieses
n-dimensionalen Raumes läßt sich durch seine spezifische Streuung1676 vom Zentrumspunkt (= sta tistisches Mittel) - ähnlich einem Vektor - darstellen. Ein Beispiel für den Punkt Xj des n-dimensionalen Raumes zeigt die Abbildung 6.2. Hierbei symbolisiert die mit - a - gekennzeichnete Strecke die ursprüngliche Streuung im n-dimen-
sionalen Raum. In unserem Beispiel stellt - a - die „Höhe” des betrachteten Punktes über der Ebene dar. Im Rahmen der mathematischen Operationen der Korrespondenzanalyse wird nun dieser Punkt
in die Ebene projiziert. Die Anforderung an den Punkt in der Ebene ist, daß er ein Maximum der
ursprünglichen Streuung darstellen soll, um möglichst viele Informationen in die Ebene zu überfuh ren. Die Streuung des projizierten Punktes X2 auf der Ebene ist in der Abbildung 6.2 als Strecke - b
- gekennzeichnet. Ist die maximal mögliche Streuung in die Ebene transformiert, bildet der Abstand
zwischen dem Punkt Xi im n-dimensionalen Raum und dem Punkt X2 der Ebene ein Minimum. Dieser kann auch als Reststreuung bezeichnet werden und ist in der Abbildung als Strecke - c -
gekennzeichnet. Durch die Transformation sind mehrdimensionale Sachverhalte so zu visualisieren, wie es in den nachfolgenden Ausführungen für die Beziehung zwischen Wettbewerbsstrategie und wichtigem strategischen Erfolgsfaktor vorgenommen wird.
1675 Eine weitere Spezifizierung der Nischenanbieter in kosten- und differenzierungsorientierte Unternehmen ist auf grund unserer erhaltenen Daten nicht möglich. 1676 Der Originalterminus lautet „Inertia” und wird im Schrifttum auch mit „Massen” übersetzt. Vgl. Blasius [Korrespondenzanalyse 1987], S.36ff.
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Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Abb.6.2: Visualisierung einer Dimensionsreduzierung im Rahmen der Korrespondenzanalyse
Benutzt man nun eine größere Anzahl an Dimensionen werden zunächst entsprechend den Gesetzen
der Vektor-Rechnung die einzelnen Dimensions-Vektoren addiert. Das Resultat läßt sich wiederum als ein Vektor vom Nullpunkt aus angeben, für den nunmehr die oben genannte Projektion vorge
nommen werden kann. Ein Beispiel zur Vektoraddition zeigen wir in der Abbildung 6.3 auf.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
X = +2,0 Y = 0,0
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Quelle: Dörsam [Mathematik 1998], S.l4 (leicht modifiziert)
Abb.6.3: Beispiel einer Vektoraddition
Bei der Addition der Vektoren eins und zwei mit den in der Abbildung angegebenen Koordinaten
entsteht der Gemeinschaftsvektor, der ebenfalls im Nullpunkt beginnt. Bei der graphischen Darstel lung der Korrespondenzanalyse wird entsprechend vorgegangen, jedoch mit dem Unterschied, daß
eine größere Anzahl an Vektoren miteinander zu addieren sind. Der so entstandene Gemeinschafts vektor wird im Rahmen der Korrespondenzanalyse in die Ebene projiziert.
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Dynamische ÖkoloEieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
6.1.2 Wettbewerbsstrategische Unternehmenspositionierung im Bezugsrahmen der strategischen Erfolgsfaktoren Im Rahmen unserer Anwendung der Korrespondenzanalyse betrachten wir wie bereits dargestellt, die Positionierung der verfolgten Wettbewerbsstrategie und des wichtigsten wahrgenommenen Kun
denvorteils. Einen Überblick unserer Ergebnisse vermittelt die Abbildung 6.4. Der Erklärungswert der beiden dargestellten Dimensionen beträgt 88,5 Prozent, so daß die Reststreuung lediglich 11,5 Prozent beträgt. Im Rahmen der Dimensionstransformation werden die Positionen der Objekte in
Bezug zum Nullpunkt angegeben, so daß eine Dimensionsbezeichnung der Achsen nicht sinnvoll ist. Ein solches Vorgehen ist im Rahmen der Korrespondenzanalyse üblich. Grundlage dieses Vor
gehens ist die Standardisierung aller Merkmale, das bedeutet, sie sind mittelwertbereinigt und mit
der entsprechenden Standardabweichung normiert. Die Verwendung einer einheitlichen Größenord nung ermöglicht einen sachgerechten Vergleich unterschiedlicher Dimensionen.1677
Deutlich ist die Positionierung der Differenzierer zwischen Qualität und Prestige. Vor dem Hinter
grund wettbewerbsstrategischer Ansätze ist diese Bewertung konsistent, denn ein Differenzierer vermittelt einen Zusatznutzen, der sich sowohl in einer höheren Qualität als auch in einem Prestige vorteil niederschlagen kann. Kosten hingegen sind für Unternehmen dieser Ausrichtung von unter
geordneter Bedeutung, diese theoretische Anforderung wird hier ebenfalls bestätigt.
Aus statistischem Betrachtungswinkel ist die Positionierung des Kostenführers und die der auf dem Gesamtmarkt hybrid ausgerichteten Unternehmen zwischen den strategischen Erfolgsfaktoren Qua
lität und Kostenvorteil als deutlich einzustufen. Vor dem Hintergrund wettbewerbsstrategischer Überlegungen ist diese Positionierung ebenfalls als sachlogisch zu kennzeichnen: Auch der Kosten fuhrer darf bei der Verfolgung der günstigsten Kostenposition die Qualitätsdimension nicht völlig
vernachlässigen, so daß eine Einordnung zwischen diesen beiden Kundenvorteilen als sachgerecht zu betrachten ist. Ebenfalls als theoriekonform kann die Positionierung der Unternehmen, die mit
einer hybriden Strategie den Gesamtmarkt bedienen, zwischen den strategischen Erfolgsfaktoren Qualität und Kostenvorteil klassifiziert werden. Die, gemessen an den Kostenführem, stärkere Ten
denz hin zur Qualität, ist aufgrund der Verfolgung beider Ziele im Rahmen dieser Strategie eben
falls als konsistent zu werten. Im Rahmen hybrider Nischen- oder Focusstrategien werden vergleichbar der hybriden Gesamt marktausrichtung sowohl Kosten als auch Differenzierungsvorteile angestrebt. Die Nischenstrategie zielt jedoch nicht auf die gesamte Branche, sondern nur auf ein spezielles Segment ab. Die Unter
nehmen, die sich im Rahmen dieser Untersuchung als hybride Nischenanbieter darstellen, sind hier zwischen den strategischen Erfolgsfaktoren Kostenvorteil und Flexibilität anzusiedeln. Aus
1677 Vgl. Greenacre [Theory 1984]; Gabler [Korrespondenzanalyse 1993], S.22ff.; van der Heijden et al. [Analysis 1994], S.81; und Aaker et al. [Marketing 1997], S.624.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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wettbewerbsstrategischen Überlegungen ist diese Positionierung ebenfalls als konsistent zu kenn zeichnen. Die hier betrachteten Unternehmen greifen auf Kosten zurück und generieren gleichzeitig einen Differenzierungsvorteil. Als strategischer Erfolgsfaktor wird die Flexibilität eingesetzt, um
schnell auf sich ändernde Kundenanforderungen reagieren zu können.
Kosten e
brid Nische ▼
Flexibilität £
Kosten führer ▼ Hybrid Gesamtmarkt ▼
▼ Qualität *
Nische/Ökologie •
Differenzierer ▼
Prestige •
f Strategischer Erfolgsfaktor ▼ Wettbewerbsstrategie
-2,0
-1,5
-1,0
-0,5
0,0
0,5
1,0
1,5
2,0 Quelle: Verfasser
Abb.6.4: Korrespondenzanalyse zwischen Wettbewerbsstrategie und Kundenvorteil
Keine eindeutige Zuordnung läßt sich für die reinen Nischenanbieter feststellen. In dieser Gruppe sind sowohl die Kostenfiihrer als auch die Differenzierer der Nische zusammengefaßt. Diese Unter
nehmen weisen eine gewisse Nähe zu den strategischen Erfolgsfaktoren Ökologie und Nischenori entierung auf, die hier exakt die gleiche Position besitzen. Statistisch ist diese Nähe aber nicht als
ausreichend zu kennzeichnen. Aufgrund der heterogenen Zusammensetzung dieser Gruppe war eine
eindeutige Zuordnung auch nicht zu erwarten, denn der kostenführende Nischenanbieter wird andere strategische Erfolgsfaktoren als der differenzierende Nischenanbieter einsetzen müssen. Faßt man diese Ergebnisse zusammen so stellt man fest, daß die Unternehmen auf dem Gesamt
markt ihre Wettbewerbsstrategie schrifttumskonform an strategische Erfolgsfaktoren ausgerichtet
Seite - 380 -Dynamische Ökologiefilhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
haben. Diese Aussage hat auch Gültigkeit für die Nischenanbieter, die sich hybrid orientieren. Bei den Nischenanbietem, die sich entweder auf Kosten oder auf Zusatznutzen konzentrieren, ist eine eindeutige Positionierung nicht möglich. Hier existiert eine leichte Tendenz zur Ökologie, jedoch
keine deutliche Zuordnung. Die Konsequenz dieses Ergebnisses bedeutet, daß es bei keinem der Unternehmen, die den Gesamtmarkt bedienen, eine ökologische Orientierung in der Form gibt, daß
sie als strategischer Erfolgsfaktor genutzt wird. Damit ist aber nicht gemeint, daß hier keine ökolo gischen Aktivitäten zu finden sind, jedoch wird der Stellenwert von Flexibilität, Kosten, Qualität oder Prestige der Ökologie nicht zugestanden. Die Möglichkeit, sich als Dynamischer Ökologiefuh rer mit dem zentralen strategischen Erfolgsfaktor der ständigen ökologischen Optimierung ein schließlich der glaubwürdigen Kommunikation zu etablieren, dürfte vergleichsweise einfach sein,
da kein Unternehmen diese Position bislang besetzt hat. Daß aus Kundensicht der Ökologie - und hier besonders dem Kraftstoffverbrauch - eine hohe Bedeutung beigemessen wird, haben wir mehr
fach herausgearbeitet. Auch die Nischenanbieter haben erhebliches Potential, die Ökologie als strategischen Erfolgsfaktor zu integrieren, denn die hybrid ausgerichteten Unternehmen berücksichtigen die Ökologie bisher überhaupt nicht. Die Nischenanbieter gemäß den Porter’schen Strategien deuten zwar ansatzweise
in diese Richtung, doch eine deutliche Nutzung der Ökologie als zentralen strategischen Erfolgsfak
tor ist ebenfalls nicht festzustellen. Dieses Ergebnis ist mit dem Resultat des vierten Teils kompatibel, in dem wir auf der Literaturana
lyse aufbauend, auch keinem der betrachteten Unternehmen eine wirkliche ökologische Führungs position zuordnen können. Für die hier einbezogenen Branchenteilnehmer liefert dieses Ergebnis die Begründung: Wenn die Ökologie nicht als strategischer Erfolgsfaktor eingesetzt wird, ist eine
deutliche Profilierung über diesen Parameter kaum zu erwarten.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
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6.2 Ökologische Unternehmensausrichtung und Erfolgs zuordnung mit Hilfe der Clusteranalyse Unabhängig vom Einsatz der Ökologie als strategischem Erfolgsfaktor wollen wir nun den Zusam
menhang zwischen ökologischer Untemehmenspositionierung und dem Erfolg messen. Die Unter nehmenspositionierung wird anhand der strategischen und operativen ökologischen Ausrichtung vorgenommen. Die so gebildeten Gruppen werden anschließend auf ihren Erfolg überprüft. Einen
Überblick zeigt die Abbildung 6.5.
Zur Bestimmung der operativen und strategischen ökologischen Ausrichtung liegen die Antworten auf ausgewählte Fragen zugrunde, die zu Gruppen zusammengefaßt werden. Auf der Basis von
jeweils zwei Fragegruppen wird die strategische und die operative Ausrichtung der Unternehmen
sowie der Erfolg ermittelt. Voraussetzung für die statistisch korrekte Verwendbarkeit der Antworten
ist die Überprüfung der Zuverlässigkeit. Hierbei ist die Reliabilität jeder Gruppe als auch die der zwei Gruppen, die später eine Eigenschaft abbilden sollen, zu prüfen. Aus diesem Grund beginnen wir unsere Ausführungen mit der Reliabilitätsprüfung.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 382 -
6.2.1 Reliabilitätsanalyse als Grundlage der Gruppenbildung Eine sachgerechte Analyse erfordert in einem ersten Schritt die Überprüfung, ob die geplanten ein zelnen Fragen zu Gruppen zusammengefaßt werden dürfen, ohne die Zuverlässigkeit zu gefährden.
Zu diesem Zweck erfolgt hier eine Reliabilitätsanalyse mit Hilfe des Cronbach-AlphaKoeffizienten.1678 Dieses Instrument prüft, ob Fragen einzelner Gruppen den gleichen Sachverhalt
messen.1679 Die Reliabilität wird in Werten zwischen null und eins dargestellt, die Formel lautet:1680 „ .. Reliabilität =
kxq ----1 + (k-l)-q
wobei k die Anzahl der standardisierten Items repräsentiert und q sich aus der nachfolgenden For mel errechnet:1681
q
_ Kovarianz zwischen den einzelnen Fragen Varianz der einzelnen Fragen
Mit steigendem Wert nimmt die Zuverlässigkeit der getesteten Fragen zu. Im Schrifttum wird eine Reliabilität von 0,8000 als sehr gut bezeichnet, in der praktischen Analyse werden auch wesentlich
geringere Werte bis zu 0,6000 als aussagekräftig akzeptiert.1682 Wir werden im Rahmen der Reliabi litätsanalyse auch prüfen wie sich der Alpha-Wert verändert, wenn eine Frage nicht einbezogen wird (if Item deleted). Wird die Reliabilität durch die Verringerung der Items verschlechtert, so ist diese grundsätzlich abzulehnen. Bei Reliabilitätswerten über 0,8000 sehen wir ebenfalls von einer
Item-Reduzierung ab. In Fällen, in denen der Wert unter 0,8000 liegt muß sorgfältig abgewogen
werden, ob die Reliabilitätszunahme durch die Item-Verringerung den Verlust an Informationen der einbezogenen Fragen rechtfertigt. Nur wenn die Reliabilitätssteigerung größer als 0,0500 ist, halten
wir eine Item-Verringerung für gerechtfertigt. Bei einer Betrachtung der ‘strategisch-ökologischen’ Ausrichtung ergibt sich nach unserer Anwen
dung folgendes Bild:1683 Von den 37 zurückerhaltenen Fragebögen haben 32 Unternehmen zu allen
sechs Fragen geantwortet. Bei einer Berücksichtigung aller dieser Fragen wird eine Reliabilität von
1678 Vgl. Kromrey [Sozialforschung 1998], S.240f. 1679 Neben dieser Bewertungsmöglichkeit gibt es noch weitere Redundanzmaße, die ähnlich einsetzbar sind. Wir haben uns für den Cronbach-Alpha-Koeffizienten entschieden weil, dieser die höchste Verbreitung besitzt. Vgl. NoruSis/SPSS Inc. [Windows 1993], S.147ff. 1680 Die hier benutzten Formeln entsprechen der Darstellung im SPSS-Programm. Vgl. Nonßis/SPSS Inc. [SPSS 1991], S.B-191. Die Originalformel Cronbachs, die auch so in der Literatur diskutiert wird, weicht hiervon ab. Vgl. Cron bach [Testing 1970], S.160f.; Bortz [Statistik 1993], S.517; und Borg/Staufenbiel [Theorien 1997], S.46f. Nach unseren Überprüfungen kommen beide Berechnungsweisen zum gleichen Ergebnis, so daß hierin lediglich unter schiedliche Darstellungsformen zu sehen sind. 1681 Bei Standardisierung entspricht q dem Korrelationskoeffizient zwischen den einzelnen Fragen. 1682 Vgl. Lienert [Testaufbau 1969], S.309; Lienert/Raatz [Testanalyse 1994], S.213; Bühl [Datenanalyse 1995], S.469; Brockhoff/Leker [Identifikation 1998], S.I211; sowie Schnell et al. [Methoden 1999], S.l47 und 443ff. 1683 Eine Übersichtsdarstellung der statistischen Auswertung findet sich im Anhang auf der Seite 511. Die Fragen der strategisch-ökologischen Ausrichtung sind mit b gekennzeichnet, die Numerierung entspricht der des Fragebogens.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Alpha 0,7628 erreicht. Da diese den Wert 0,6000 übertrifft, ist die Zuverlässigkeit damit im erfor
derlichen Maße gegeben. Würde man die Anzahl der berücksichtigten Fragen verringern, so ließe sich nur bei einem Ausschluß der ersten Frage die Reliabilität noch erhöhen. Eine geringe Erhöhung
der statistischen Güte um 0,0268 auf 0,7896 rechtfertigt ein solches Vorgehen jedoch nicht, da das Vorgefundene Niveau als gut bezeichnet werden kann und zur Optimierung der Aussagekraft nach
Möglichkeit alle Fragen einbezogen werden sollen. Als Ergebnis bleibt festzuhalten, daß die
gemeinsame Verwendung der Fragen statistisch sachgerecht ist, da die Reliabilität im erforderli chen Maß vorliegt. Die hier ermittelte Skala bezeichnen wir im weiteren Fortgang als Skala eins. Die Fragen zur ‘operativ-ökologischen’ Ausrichtung können aus sachlogischen Gründen nicht alle
zur Analyse herangezogen werden. Die zweite Frage wurde nur den Großserienhersteilem
vorgelegt, so daß sie bei einer übergreifenden Analyse nicht berücksichtigt werden darf. Die sechste Frage umfaßt mehrere Einzelfragen, für diese wird eine eigene Skala gebildet. Die siebte und achte Frage stellen auf das Kommunikationsverhalten ab, und dieses kann im Extremfall ohne realen Hin
tergrund beispielsweise nur auf Branchendruck geschehen. Aus diesem Grund werden sie als Maß
stab der ‘operativen-ökologischen’ Implementierung im Unternehmen nicht verwendet. Die verblei
benden sechs Fragen haben wir ebenfalls auf ihre Reliabilität geprüft, sie weisen einen Alphawert von 0,7941 auf.1684 Hierbei können 21 Unternehmen berücksichtigt werden, die alle erforderlichen
Fragen beantwortet haben. Der Ausschluß einzelner Fragen ist auch in diesem Block nicht ange
bracht, denn nur durch Ausschluß der ersten Frage läßt sich die Reliabilität überhaupt erhöhen, und
auch hier nur um 0,0053, so daß ein solches Vorgehen aufgrund der geringen Güteverbesserung abzulehnen ist. Die gemeinsame Verwendung der hier diskutierten Fragen ist aus statistischen Über legungen erlaubt, weil auch aus diesen eine ausreichende Zuverlässigkeit festzustellen ist. Im wei teren Verlauf bezeichnen wir diesen Fragenblock als Skala zwei.
Eine dritte Skala läßt sich für die Fragen zur Ökologie und Rentabilität bilden. Hierzu werden alle sechs Fragen dieses Themas zusammengefaßt.1685 Die Anzahl der Unternehmen, die alle Fragen beantwortet haben, beträgt 20. Die Bewertung ergibt eine Reliabilität von 0,6489, die immer noch
als akzeptabel einzustufen ist. Nur durch Ausschluß der vierten Frage zu diesem Thema kann eine Reliabilitätserhöhung realisiert werden. Doch auch hier ist aufgrund der geringen Gütesteigerung
um 0,0064 ein Ausschluß abzulehnen. Die Reliabilität der Fragen dieses Blockes, den wir nachfol gend als Skala drei bezeichnen, liegt im ausreichenden Maß vor, so daß eine Verwendung stati stisch sachgerecht ist.
1684 Eine Übersichtsdarstellung der statistischen Auswertung findet sich im Anhang auf der Seite 512. Die Fragen der ‘operativ-ökologischen’ Ausrichtung sind mit c gekennzeichnet, die Numerierung entspricht der des Fragebogens. 1685 Eine Übersichtsdarstellung der statistischen Auswertung findet sich im Anhang auf der Seite 513. Die Fragen der ‘strategisch-ökologischen’ Ausrichtung sind mit d gekennzeichnet, die Numerierung entspricht der des Fragebo gens.
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Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Bei einer separierten Betrachtung der sechsten Frage zur operativ-ökologischen Ausrichtung sind zehn Einzelfragen heranzuziehen, die die vierte Skala bilden.1686 27 Unternehmen haben alle Fragen
beantwortet. Die Reliabilitätsanalyse ergibt einen Wert von 0,7983, so daß auch die Antworten die ser Frage eine verläßliche Skala bilden. Durch eine Herausnahme einzelner Fragen läßt sich die
Reliabilitätsgüte zwar erhöhen, doch aus dem schon vorbenannten Grund ist eine Verbesserung um 0,0042 bei dem hier erreichten hohen Niveau nicht zu rechtfertigen. Die hier geprüften Einzelfragen
weisen eine Zuverlässigkeit auf, die eine Verwendung nahe legt. Die Berücksichtigung der Fragen des zweiten Teils beschränkt sich aufgrund der deutlich geringe
ren Beteiligung und der Eignung ftir das hier angestrebte Untersuchungsziel auf die Frage sechs. Diese soll zur Implementierung automobilspezifischer Aspekte einbezogen werden und stellt auf
strategische Sachverhalte ab.
Die Frage sechs umfaßt 15 Einzelfragen, die von 13 Unternehmen vollständig beantwortet sind.1687 Die Auswertung ergibt einen Alphawert von 0,8606, so daß auch hier eine sehr hohe Reliabilität
vorliegt. Die Verwendung dieses Frageblocks ist statistisch zielfuhrend. Durch die Eliminierung der vierten Einzelfrage läßt sich die Reliabilität zwar noch steigern, doch ist ein solches Vorgehen ange
sichts des erreichten Niveaus nicht erforderlich, da die vorliegende Reliabilität den Wert 0,8000
deutlich übersteigt. Eine Verringerung der zu betrachtenden Fragen ist aufgrund des damit verbun
denen Informationsverlustes nicht angezeigt. Im weiteren Verlauf werden diese Fragen als Skala fünf gekennzeichnet.
Aus dem ersten Block des ersten Teils ist die Frage sieben zur weiteren Analyse geeignet, vermittelt
sie doch ein Bild der untemehmenseigenen Einschätzung der Erfolgsentwicklung. 22 Unternehmen haben alle drei Unterfragen beantwortet.1688 Hierbei ergibt sich ein Alphawert von 0,7612, der eine
hohe Reliabilität kennzeichnet. Eine Verbesserung der Reliabilität ist durch eine Eliminierung von
Unterfragen ausgeschlossen, da sich der Alphawert durch eine Reduzierung der Fragen verschlech tert. Für die weitere Analyse ist diese Skala aus statistischer Sicht folglich geeignet, da die Reliabi lität ausreichend gegeben ist. Sie wird nachfolgend als Skala sechs bezeichnet. Nach
1686 Eine Übersichtsdarsteilung der statistischen Auswertung findet sich im Anhang auf den Seiten 514f. Die Einzelfra gen der ‘operativen-ökologischen’ Ausrichtung sind mit c gekennzeichnet. Die Kennzeichnung der einzelnen Fra gen erfolgt alphabetisch. 1687 Eine Übersichtsdarstellung der statistischen Auswertung findet sich im Anhang auf den Seiten 515f. Die sechste Frage des zweiten Teils ist mit ii.6 gekennzeichnet, die Einzelfragen sind alphabetisch gekennzeichnet. 1688 Eine Übersichtsdarstellung der statistischen Auswertung findet sich im Anhang auf der Seite 517. Die Fragen zur Rentabilität sind mit a7_ gekennzeichnet, die Numerierung setzt den Umsatz gleich eins. Die weiteren Auswer tungsprotokolle befinden sich auf den Seiten 518ff.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 385 -
Bildung der Einzelskalen ist es nun erforderlich, die Skalen zu komprimieren, wozu eine Normie rung der Skalen von 0 bis 100 angezeigt ist. Die zusammengefaßten Skalen beziehen sich auf
•
die ’strategisch-ökologische’ Ausrichtung,
•
die ’operativ-ökologische’ Ausrichtung und
•
die Rentabilität.
Zur Bildung der zusammengefaßten strategischen Skala sind die vorher gebildeten Skalen eins und
fünf relevant, die problemlos zusammengefaßt werden können, da sie einen Alphawert von 0,6704 erreichen. Insgesamt sind 13 Unternehmen bei dieser Skalenbildung beteiligt. Aufgrund der vorhan
denen Reliabilität der Gemeinschaftsskala ist es statistisch erlaubt, die explizit zur ‘strategisch-öko logischen’ Ausrichtung formulierten Fragen sowie die Einzelfrage sechs des zweiten Fragebogen
teils zur gemeinschaftlichen Beurteilung der strategischen Ausrichtung zu verwenden. Zur ‘operativ-strategischen’ Einschätzung sind die im Fragebogen entsprechend gekennzeichneten
Fragen heranzuziehen. Hierfür haben wir die Skalen zwei und vier gebildet, die jetzt zu einer Gemeinschaftsskala verdichtet werden. Grundlage der Skalenbildung sind 18 Unternehmen. Der
ermittelte Alphawert von 0,7534 erlaubt - aufgrund der festgestellten Reliabilität - die gesamten Fragen
zur
gemeinschaftlichen
Beurteilung
der
‘operativ-ökologischen’
Ausrichtung
heranzuziehen.
Eine Beurteilung des ökonomischen Erfolges der Unternehmen kann mit den Skalen drei und sechs durchgeführt werden. Skala drei repräsentiert die Fragen zur Ökologie und Rentabilität gemäß der
Fragebogenterminologie, die Skala sechs stellt die Selbsteinschätzung der Unternehmen hinsichtlich Umsatz, Gewinn nach Steuern und Cash-Flow dar. Auch diese Skalen lassen sich zu einer gemein
schaftlichen Skala verdichten, die von elf Unternehmen gebildet wird. Der ermittelte Alphawert von 0,7872 weist ebenfalls eine ausreichende Reliabilität auf, so daß auch diese Skala zur gemein schaftlichen Beurteilung herangezogen werden darf; mit anderen Worten, die Unternehmen, die
generell eine gute Ertrags- und Umsatzentwicklung aufweisen, sind diejenigen, deren ökologisches
Engagement ebenfalls erfolgreich ist.
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Dynamische Ökoloßieftihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
6.2.2 Gruppenbildung und Erfolgsanalyse 6.2.2.1 Sachlogische Herleitung Mit Hilfe der beiden Dimensionen ‘operativ-ökologische’ und ‘strategisch-ökologische’ Ausrich tung sind Gruppen zu bilden. Hierzu sind grundsätzlich zwei Wege möglich. Eine Alternative
besteht darin, nur die Werte zu verwenden, die in beiden komprimierten Skalen enthalten sind. Mit
dieser Vorgehensweise ist jedoch ein gravierender Nachteil verbunden: Die Zahl der beteiligten Unternehmen würde sich auf acht verringern. Eine solche Minderung der Teilnehmeranzahl fuhrt zu einem erheblichen Informationsverlust und verringert die Aussagefähigkeit der Analyse ganz erheb
lich. Zudem besteht die Gefahr, daß die den Unternehmen zugesicherte Anonymität bei einer so
geringen Stichprobe nicht mehr gewährleistet ist. Um diese Schwierigkeiten zu umgehen, werden
neben den Unternehmen, für die in beiden Hauptskalen Werte vorhanden sind, auch die Unterneh men herangezogen, zu denen nur ein Skalenwert zur strategischen bzw. operativen Ausrichtung exi
stiert. Anstelle der Mittelwertbildung aus beiden Skalen wird in diesen Fällen nur eine Skala zur Beurteilung der jeweiligen Ausrichtung verwendet, deren Reliabilität wir bereits ermittelt haben. Bei diesem Vorgehen ist es möglich, 28 Unternehmen in die Positionierung einzubeziehen.
Die Positionierung der Unternehmen erfolgt, indem die einzelnen Fragen bewertet werden. Hierbei
werden für die ökologisch wertvollste Alternative fünf Punkte, für die ökologisch schwächste Ant
wort ein Punkt vergeben. Die ökologische Bewertung haben wir im fünften Teil ausführlich darge stellt. Für jedes Unternehmen wird in Abhängigkeit von der Anzahl der real vorliegenden Antwor ten der maximal mögliche Wert ermittelt. Von diesem wird der Mindestwert - bei der konkreten
Anzahl der Fragen - subtrahiert. Die Differenz bildet die Spannweite. Im nächsten Schritt wird geprüft, wie hoch der real erreichte Wert des Unternehmens ist. Dieser wird um den Mindestwert
verringert und das Ergebnis durch die Spannweite dividiert.
Diese Vorgehensweise wollen wir anhand eines freien Beispiels darstellen. Ein Unternehmen mit zehn Antworten zur ‘strategisch-ökologischen’ Ausrichtung könnte maximal
50 Punkte (10*5) erreichen, die Mindestpunktzahl entspricht zehn Punkte (10 • 1). Die Spannweite liegt somit bei 40; sie ergibt sich durch Subtraktion des Mindestwertes vom Maximalwert.
Insgesamt hat das Unternehmen Antworten gegeben, die mit insgesamt 30 Punkten zu bewerten sind. Von den 30 Punkten müssen die Mindestpunkte subtrahiert werden, so daß die zu berücksich
tigende Punktzahl 20 beträgt. Diese wird nun durch die Spannweite dividiert und ergibt in diesem Beispiel einen Wert von 0,5 oder 50 Prozent der Spannweite. Entsprechend dieser Bewertung sind
die Unternehmen in der nachfolgenden Graphik plaziert worden. Einen Überblick vermittelt die
Abbildung 6.6.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 387 -
Abb.6.6: Gruppenbildung aufgrund strategischen und operativen ökologischen Verhaltens Wir haben drei Gruppen gebildet, denen wir die Unternehmen zuordnen. Die in der Abbildung im
unteren linken Teil positionierten Unternehmen weisen eine geringe 'strategisch-ökologische' Orien tierung auf. Die Grenze liegt mit 0,48 nahezu exakt bei der Hälfte der Skalierung. Eine ausgeprägte Umsetzung ökologischer Maßnahmen im operativen Bereich ist ebenfalls nicht festzustellen. Diese
Unternehmen sind insgesamt als wenig ökologisch ausgerichtet zu kennzeichnen, so daß wir die Bezeichnung desinteressiert gewählt haben.
Die Unternehmen, die den Grenzwert von 0,48 bei der strategischen Ausrichtung überschreiten und gleichzeitig bei der operativen Umsetzung den Wert 0,66 unterschreiten bezeichnen wir als ökolo gisch aufgeschlossen. Kennzeichen dieser Gruppe ist eine ausgeprägte ‘strategisch-ökologische’ Ausrichtung. Die operative Umsetzung ist jedoch noch nicht vollzogen.
Die Unternehmen der dritten Gruppe, die in der Abbildung im rechten oberen Teil zu finden sind,
überschreiten beide Grenzen, daß heißt, sie sind sowohl strategisch als auch operativ ökologisch ausgerichtet. Diese Gruppe bezeichnen wir als verwirklichend, denn neben einer ausgeprägten
Seite - 388 -Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
‘strategisch-ökologischen’ Orientierung weisen diese Unternehmen zudem eine entsprechende ope rative Umsetzung auf.
Aus der Abbildung 6.6 geht hervor, daß der linke obere Teil nicht besetzt ist. Dieses Ergebnis ent spricht auch unserer Überzeugung, daß eine Umsetzung ökologischer Maßnahmen im operativen
Bereich eine strategische Fundierung erfordert. Ein Unternehmen, welches nur auf operativer Ebene ökologische Maßnahmen ergreift, wird kaum die vollen Vorteile einer konsequenten ökologischen Ausrichtung realisieren. Eine stark 'operativ-ökologische’ Ausrichtung bei mangelnder strategischer Fundierung würde demnach als zufällig einzustufen sein. Bei einem so wichtigen Thema wie der
Ökologie ist eine zufällige Umsetzung jedoch wenig plausibel.
Vergegenwärtigt man sich die im Kapitel 5.5.1 nachgewiesene, äußerst hohe Meinungsübereinstim mung, daß die ökologischen Anforderungen in der Zukunft steigende Tendenzen aufweisen werden,
wäre eine nur operativ ökologische Ausrichtung ebenfalls wenig sinnvoll. Das Unternehmen, wel ches nur operativ ökologisch tätig ist, würde die damit verbundenen Vorteile trotz steigendem
Anspruch durch Konsumenten und Gesetzgeber künftig nicht nutzen können.
6.2.2.2 Gruppendeterminierung mittels der Clusteranalyse Wir sehen es auch nicht als Aufgabe dieser Arbeit an, die mathematischen Grundlagen der Clustera
nalyse vorzustellen, zumal dieses Instrument in den Wirtschaftswissenschaften schon lange
gebräuchlich ist.1689 Grundlegende Darstellungen der Clusteranalyse finden sich im einschlägigen und umfangreichen Schrifttum, auf das hiermit verwiesen sei.1690 Somit ist es sachgerecht, hier nur die für das Verständnis der nachfolgenden Aussagen erforderlichen elementaren Grundlagen aufzu
zeigen. Die Clusteranalyse zählt zu den Verfahren der multivariaten Analyse. Ziel der Clusterana lyse ist es, eine Betrachtungsmenge unter Einbeziehung aller Merkmale in Gruppen aufzuteilen. Im
Rahmen einer Clusterung wird gefordert, daß die einzelnen Objekte innerhalb der Gruppen eine möglichst hohe Ähnlichkeit aufweisen und die verschiedenen Gruppen eine hohe Heterogenität
besitzen. Im Schrifttum werden verschiedene Methoden der Distanzmessung unterschieden,1691 wobei der euklidischen Distanz in der Praxis eine hohe Bedeutung beikommt,1692 die wir hier des
halb auch anwenden. 1693
1689 Vgl. Bleymüller [Analyse 1989], S.l33; und zu einer frühen beispielhaften wirtschaftswissenschaftlichen Anwen dung Kaluza [Entscheidungsprozesse 1979], S.682; und Kaluza [Entscheidungsziele 1982], S.148ff. 1690 Vgl. Vogel [Klassifikation 1975]; Steinhausen/Langer [Clusteranalyse 1977]; Späth [Cluster-Formation 1983]; Bleymüller [Analyse 1989], S.129ff; und Backhaus et al. [Analysemethoden 1996], S.26 Iff. 1691 Ein Überblick der verschiedenen Methoden findet sich bei Bock [Klassifikation 1974], S.24ff.; und Backhaus et al. [Analysemethoden 1996], S.264ff. 1692 Vgl. Vogel [Klassifikation 1975], S.84ff.; Kaluza [Entscheidungsprozesse 1979], S.684E; und Bleymüller [Analyse 1989], S.135. 1693 Vgl. Bleymüller [Analyse 1989], S.134ff.; zu einer umfangreichen Darstellung der Vorteilhaftigkeitsprofile unter schiedlicher Distanzmaße.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 389 -
Werden wie im vorliegenden Beispiel ausschließlich zwei Dimensionen betrachtet, entspricht die euklidische Distanz der Hypotenusenlänge innerhalb eines rechtwinkligen Dreiecks. Die Differen zen in den einzelnen Dimensionen bilden die Katheten. Die euklidische Distanz stellt somit die ver
bindende Gerade zwischen den beiden Punkten dar. Einen beispielhaften Überblick gibt die Abbil dung 6.7.
Strategisch-ökologische Entfernung
0,0
0,2
0,4
Strategisch-ökologische Ausrichtung Quelle: In Anlehnung an Bleymüller [Analyse 1989], S.l45
Abb.6.7: Beispiel zur euklidischen Distanz Im Schrifttum wird zur Gruppenbildung die Methode von Ward als dominierend eingestuft und
empfohlen, so daß wir sie auch in unserem Fallbeispiel einsetzen. Diese Methode minimiert die Varianz innerhalb der jeweiligen Gruppen.1694 Die mathematische Ermittlung haben wir mit Hilfe
des Statistikprogramms SPSS durchgefiihrt, welche hier nicht weiter verfolgt werden soll. Statt des sen steht das ermittelte Ergebnis im Interesse. Üblicherweise werden die Ergebnisse von Clusterana lysen mittels eines Dendrogramms visualisiert. Bei dem in Abbildung 6.8 dargestellten Dendrogramm werden die Distanzen auf der Abszisse, die einzelnen Unternehmen auf der Ordinate abgetragen.
1694 Vgl. Bergs [Cluster-Analysen 1981], S.96f.; Bleymüller [Analyse 1989], S.176f.; Noru§is/SPSS Inc. [Windows 1993], S.98f.; und Backhaus et al. [Analysemethoden 1996], S.298ff.
Dynamische Ökoloßieführerschaft als Wettbewerbsstrateßie
Seite - 390 -
CLUSTER
***HIERARCHICAL
ANALYSIS***
Dendrogram using Ward Method Rescaled Distance Cluster Combine C A S E 0 5 7 10 15 20 25 Label Num +--------------- +-----+-------- +--------------- +--------------- +--------------- +
19 28 10 29 4 14 17 18 1 26 23 7 13 2 24 22 35 36 30 27 37 9 16 3 34 8 33 6
q— I
aufgeschlossen
II verwirklichend
I III desinteressiert
Quelle: Verfasser
Abb.6.8: Dendrogramm zur ökologischen Positionierung
Die Vereinigungslinien symbolisieren den Zusammenschluß einzelner Unternehmen, welche in der Abbildung 6.8 durch die Numerierung am linken Rand erkennbar sind. Die betrachteten 28 Teilneh
mer bilden jedes für sich den kleinsten möglichen Cluster. Zur Generierung eines Aussagewertes werden die einzelnen Automobilhersteller zu übergeordneten Clustern aggregiert. Endpunkt dieser
Zusammenfassung ist die Einbeziehung aller hier betrachteten, zum Cluster implementierten Unter nehmen. Je mehr Teilnehmer einbezogen werden, desto größer wird die Distanz, innerhalb derer sich die Gruppenmitglieder verteilen. Bei einem Distanzniveau von 25 sind alle Unternehmen ein
bezogen. Setzt die Betrachtung beim maximalen Distanzniveau von 25 an, so zeigt die Abbildung die Zergliederung der Gesamtheit der Unternehmen in immer kleinere Cluster mit geringer werden
den Distanzen. Aus dieser Blickrichtung bildet der einzelne Teilnehmer den Endpunkt der Betrach tung, denn damit ist der Gesamtcluster in 28 Kleinstcluster unterteilt.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 391 -
Zur Analyse ist weder die Betrachtung der gesamten Gruppe als Einheit noch die der 28 Einzeluntemehmen sinnvoll. Bei einem Distanzniveau von sieben ist nach unserer Auffassung die höchste Aussagekraft gegeben, da sie in dem vorliegenden Fall den optimalen Kompromiß zwischen Einzel-
und Gesamtbetrachtung darstellt. Bei Verwendung dieses Verdichtungsniveaus sind drei Gruppen
vorzufinden, die denen in Abbildung 6.6 entsprechen und genauso benannt sind. Die so entstande nen Gruppen sind aufgrund des geringen Distanzniveaus hinsichtlich ihrer ‘strategisch-ökologi
schen’ und ‘operativ-ökologischen’ Ausrichtung weitgehend homogen. Es ist nicht zweckdienlich, durch eine Erhöhung des Distanzniveaus eine Verringerung der Cluster
zahl vorzunehmen, die Besonderheiten der einzelnen Untemehmensgruppen könnten dann nicht so deutlich herausgearbeitet werden. Die Problematik der geringen Gruppenstärke ließe sich durch eine
weitere Verdichtung auch nicht lösen. Eine weitere Differenzierung der Gruppen ist ebenfalls nicht zielfuhrend, da eine Erhöhung der Clu
steranzahl die Gruppengröße weiter verringern würde. Eine Erfolgsbeurteilung, wie wir sie im näch sten Unterabschnitt anstreben, wäre nicht durchführbar. Zudem ist der quantitative Unterschied zwi
schen den einzelnen Clustern mit nur einem Unternehmen in einem und dreizehn in einem weiteren
Cluster unerwünscht hoch, wenn man aus den in Abbildung 6.8 dargestellten Daten sechs Gruppen bildet. Somit sehen wir in diesem Ergebnis eine Bestätigung unserer zuvor sachlogisch herausgear
beiteten Einteilung, die wir deshalb nachfolgend auch weiter verwenden.
6.2.2.3 Erfolgsanalyse Die in den vorherigen Unterabschnitten gebildeten Gruppen werden nun auf ihren Erfolg hin
geprüft. Grundlage der Erfolgsbeurteilung sind drei Bewertungsgrößen. So verwenden wir
• •
die Skala drei, in der die Fragen zur Ökologie und Rentabilität zusammengefaßt sind,
die Skala sechs, welche die untemehmenseigene Einschätzung der Erfolgsentwicklung zum
Inhalt hat und •
die Gemeinschaftsskala.1695
In den Fällen, in denen nur ein Wert verfügbar ist, wurde dieser zur Analyse des Gesamterfolges verwendet. Einen Ergebnisüberblick liefert die Abbildung 6.9.
Betrachtet man den Gesamterfolg in den hier vorgefundenen Gruppen so stellt man fest, daß die ökologisch desinteressierten Unternehmen den geringsten Erfolg aufweisen. So liegt der Median
bei einem Wert von 0,46 und ist der schwächste Median zum Gesamterfolg. Mit anderen Worten
der zentrale Erfolgswert
liegt bei 0,46, so daß 50 Prozent der Unternehmen einen Erfolg
1695 Diese ermittelt sich (Skala drei + Skala sechs) 2
Seite - 392 -
Dynamische Ökoloeieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Abb.6.9: Erfolg innerhalb der herausgearbeiteten Gruppen1696 realisieren, der größer bzw. gleich dem zentralen ist. Die verbleibende Hälfte der desinteressierten
Unternehmen realisiert einen geringen bzw. gleichen Erfolg, gemessen am Median. Diese Aussage
wird durch Betrachtung der Quartile, dem Raum in dem 50 Prozent der mittleren Werte angesiedelt sind, ebenfalls bestätigt und sind hier zwischen den Werten 0,29 und 0,56 anzusiedeln. Besser stellt sich der Gesamterfolg der aufgeschlossenen Automobilhersteller dar, deren Median
bei 0,51 und somit deutlich über dem durch die desinteressierte Gruppe erreichten liegt. Mit anderen
Worten, der zentrale Erfolgswert liegt in diesem Fall bei 0,46, so daß 50 Prozent der Unternehmen einen Erfolg realisieren, der größer/gleich bzw. kleiner/gleich diesem Wert ist. Eine Bestätigung fin det diese Aussage durch die Betrachtung der Quartile, die hier den Werteraum von 0,47 bis 0,58
umfassen. 1696 Die verwendete Darstellungsform entspricht dem statistisch genau definierten Box-Plot. Vgl. hierzu Schnell [Datenanalyse 1994], S.l8ff; Hartung/Elpelt [Statistik 1995], S.597ff.; Bühl [Datenanalyse 1995], S.539f.; und Bleymüller et al. [Statistik 1998], S.23f. Wir sind uns der grundsätzlichen Problematik einer Box-Plotverwendung bei der geringen Fallzahl durchaus bewußt, dennoch ist dieses Vorgehen im Rahmen der Analyse zielführend, um eine Erfolgsbeurteilung vornehmen zu können. Neben der hier verwendeten Box-Plot-Variante werden im einschlä gigen Schrifttum noch weitere Formen unterschieden, deren Anwendung uns angesichts der hier gegebenen Situa tion nicht zielführend erscheint.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 393 -
Den höchsten Gesamterfolg realisieren die Automobilhersteller, die in die Gruppe der verwirkli chenden Unternehmen einzuordnen sind. Der Median des Gesamterfolges liegt bei 0,60 und bildet
den höchsten der hier ermittelten Mediane. Auch bei den verwirklichenden Unternehmen teilt der
Median diese in zwei Hälften.1697 Die Betrachtung der Quartile verstärkt diesen Eindruck, erstreckt sich der dargestellte Quartilsraum doch über den Wertebereich 0,49 bis 0,66.1698
Bei der Betrachtung des Erfolges ökologisch ausgerichteter Produkte stellen wir fest, daß die des interessierten Unternehmen erneut den mit Abstand geringsten Median mit 0,35 aufweisen. Dies
gilt sowohl im Vergleich zum Median der anderen Gruppen als auch bei der Betrachtung der Erfolgsgrößen für die desinteressierten Unternehmen insgesamt. Dieser Eindruck wird ebenfalls
durch die Quartile bestätigt (0,27-0,47). Erstaunlich ist, daß die aufgeschlossenen Unternehmen
hier die Spitzenposition bezüglich der Medianlage mit 0,56 einnehmen. Die Gruppe der verwirkli chenden Teilnehmer weist bei diesem Erfolg mit 0,50 einen deutlich geringeren Median auf. Dieses
Ergebnis wird durch Betrachtung der Quartile (aufgeschlossene Unternehmen: 0,41 - 0,66 und ver
wirklichende Unternehmen: 0,50 - 0,58) ebenfalls verstärkt. Die Unternehmen der desinteressierten und der aufgeschlossenen Gruppe realisieren beim ökono mischen Erfolg einen Median von 0,49. Leicht unterschiedlich ist hier die Lage der Quartile (desin
teressierte Unternehmen: 0,33 - 0,58 und aufgeschlossene Unternehmen: 0,46 - 0,58), doch erzielen
beide Gruppen einen sehr ähnlichen ökonomischen Erfolg. Ganz deutlich ist der Unterschied zu den verwirklichenden Unternehmen, die einen Median von 0,67 erreichen, der somit deutlich über dem
der beiden anderen Gruppen liegt. Die Lage der Quartile (0,58 - 0,74) bestätigt diese Einschätzung. Die Deutlichkeit des Unterschieds wird unterstrichen.
Bei einer Interpretation der Ergebnisse kommen wir nicht umhin festzustellen, daß die desinteres
sierten und aufgeschlossenen Unternehmen ihre ökonomische Situation ähnlich einstufen. Bei der Rentabilitätsrealisierung ökologischer Aktivitäten sind die aufgeschlossenen Unternehmen jedoch
sehr deutlich im Vorteil. Eine mögliche Ursache könnte das unterschiedliche Interesse an ökologi
schen Aktivitäten sein. Die realisierenden Unternehmen schätzen ihre ökonomische Position wesentlich erfolgreicher ein
als ihre Mitwettbewerber. Hinsichtlich der Rentabilität ökologischer Maßnahmen sind die Erfolge jedoch geringer als bei den aufgeschlossenen Unternehmen.
•
Eine Interpretationsmöglichkeit besteht darin, daß das Anspruchsdenken in diesen Unter nehmen wesentlich stärker ist, so daß an den Erfolg ökologischer Maßnahmen ein höherer
1697 Da der Median diese Funktion grundsätzlich erfüllt, werden wir dies bei der Betrachtung des ökologischen und ökonomischen Erfolges nicht mehr betonen. 1698 Die Werte für den Quartilsraum stellen wir bei der Diskussion des ökologischen und ökonomischen Erfolges in Klammem dar.
Seite - 394 -
•
• •
Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Anspruch gestellt wird. (Beispielsweise Frage 2: Haben ihre umweltorientierten Investitio nen hinsichtlich der Rentabilität Ihre Erwartungen erfüllt?) Möglich ist auch, daß der ökologische Bereich noch subventioniert wird, weil er nicht so profitabel ist wie die konventionellen Untemehmensaktivitäten. (Beispielsweise Frage 3: Sind im Bereich der ökologischen Produkte Quersubventionen von den herkömmlichen Pro dukten erforderlich.) Eine - wie auch immer geartete - Mischung beider Ursachen ist ebenfalls möglich. Auch eine rein zufällige Plazierung in der hier dokumentierten Form kann nicht ausge schlossen werden.
Wir können im Rahmen unserer Untersuchung somit festhalten, daß die Automobilhersteller, die
sich strategisch und operativ ökologisch ausrichten und in die Gruppe der verwirklichenden Unter nehmen einzustufen sind, den höchsten ökonomischen Erfolg realisieren. Der Abstand zu den ande
ren hier herausgearbeiteten Gruppen ist sehr deutlich. Diese Aussage hat ebenso bei der Betrachtung
des Gesamterfolges Gültigkeit, denn auch hier sind die verwirklichenden Automobilhersteller erfolgreicher als ihre weniger ökologisch ausgerichteten Konkurrenten. Auch wenn wir über die hier zugrunde liegenden Kausalitäten keine Aussagen treffen können,
bestätigt unser Ergebnis deutlich, daß ökonomischer Erfolg und eine konsequente ökologische
Ausrichtung einander nicht widersprechen. Dies ist für die ökologisch sensible Automobilindustrie ein erfreuliches Ergebnis. Für Unternehmen, denen aufgrund des Analyseschemas, das wir in Kapitel 4.1 vorgestellt haben,
zur Anwendung der Dynamischen Ökologieführerschaft geraten werden kann, sehen wir deshalb auf der Basis der hier ermittelten Ergebnisse gute Chancen für eine erfolgreiche Umsetzung.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 395 -
7 Zusammenfassung und Ausblick Mit der vorliegenden Arbeit galt es, drei wesentliche Aufgaben zu bewältigen:
•
Erarbeitung einer Wettbewerbsstrategie, die sowohl den Erfordernissen der zunehmenden
Wettbewerbsintensität auf den internationalen Märkten Rechnung trägt als auch gleichzeitig
ökologische Anforderungen erfüllt. •
Das Konzept der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft zu operationalisieren und am Bei spiel der Automobilindustrie auf seine Umsetzbarkeit zu überprüfen.
•
Die Durchführung einer eigenen Erhebung zur empirischen Fundierung der Umsetzbar keit der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft.
Ausgangspunkte unserer Analyse bildeten die im betriebswirtschaftlichen Schrifttum diskutierten
wettbewerbsstrategischen Ansätze. Dabei haben wir zusätzlich zu den generischen Wettbewerbs
strategien von Porter auch die hybriden Wettbewerbsstrategien der Autoren Gilbert/Strebel, Pine, Kaluza und Corsten/Will diskutiert. Als Zwischenergebnis konnte festgestellt werden, daß ange
sichts der heute auf den Märkten vorherrschenden hohen Dynamik und der großen Komplexität ein statischer Wettbewerbsansatz häufig nur zu unzureichenden Ergebnissen führt. Es ist deshalb
zwingend notwendig, die dynamischen Veränderungen der Märkte explizit zu berücksichtigen, hierzu sind die simultan hybriden Strategieansätze besonders geeignet. Zudem legen die untersuch ten Wettbewerbsstrategien den Fokus ihrer Betrachtungen nicht auf ökologische Fragestellungen, so
daß die aktuell hohe Relevanz der natürlichen Umwelt nur geringe Beachtung findet. Hier bestand
somit ein großer Forschungsbedarf. Die zunehmende Bedeutung der natürlichen Umwelt machte es in einem weiteren Schritt für die
Unternehmen erforderlich, die relevanten ökologischen Aspekte und ihre bisherige Berücksichti gung im Schrifttum aufzubereiten. Hierbei haben wir den Schwerpunkt unserer Untersuchung auf die Bereiche gelegt, die für eine Betrachtung der Automobilindustrie bedeutsam sind. Einen weite
ren Fokus der Untersuchung bildeten die bisher im Schrifttum vorliegenden ökologischen Wettbe werbsstrategien. Die von Meffert und Kirchgeorg, Dyllick et al., Steger sowie von Hummel ent
wickelten Konzepte haben wir dabei besonders berücksichtigt. Wesentlicher Schwachpunkt dieser Ansätze ist die unzureichende Beachtung der großen Komplexität und der hohen Dynamik auf den
Märkten. So bilden die generischen Strategien von Porter die Basis für die meisten ökologischen wettbewerbsstrategischen Ansätze. Vereinzelt finden sich sequentiell hybrid orientierte Vorschläge.
Die zur Bewältigung der Dynamik besonders geeigneten simultan hybriden Vorgehensweisen fin den in diesem Zusammenhang jedoch keine Anwendung. Doch besonders Unternehmen, welche sich ökologisch erfolgreich positionieren möchten, setzen sich der durch die natürliche Umwelt
induzierten Dynamik, wie z.B. der spezifischen Kundenanforderung, verstärkt aus. So wird von
Seite - 396 -Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
diesen Unternehmen die Erfüllung ökologischer Anforderungen als dritte Wettbewerbsdimension im besonders hohen Maße erwartet. Eine wettbewerbsstrategische Berücksichtigung der Dynamik ist für diese Unternehmen deshalb außerordentlich wichtig.
Als weiteren Kritikpunkt der betrachteten ökologischen Wettbewerbsstrategien haben wir herausge arbeitet, daß diese überwiegend von einer generischen Anwendbarkeit ausgehen, die branchenspe
zifischen Besonderheiten finden somit zu wenig Beachtung. Richtig ist sicherlich, daß ökologische Belange grundsätzlich berücksichtigt werden sollten, um die natürliche Umwelt so wenig wie mög
lich zu belasten. Nach unserer Einschätzung gibt es aber auch Branchen, in denen eine wettbewerbs strategische Positionierung aufgrund ökologischer Vorsprünge wenig sinnvoll ist, weil das hier vor
liegende Potential zu gering sein dürfte, z.B. ist hier die Mineralwasserbranche zu nennen. Um diese Defizite abzubauen, wurde von uns das Konzept der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft
entwickelt. Diese Wettbewerbsstrategie basiert auf vier Wesensmerkmalen. Die umweltrelevante Komponente ist die Entwicklung einer ökologischen Vision. Diese ist als Fernziel der ökologischen
Optimierungsbemühungen einzustufen und stellt eine Orientierungshilfe dar. Eine kurzfristige Erreichung dieser Vision ist deshalb nicht erforderlich. Um im Wettbewerb bestehen zu können, sind die strikte Ertragsorientierung sowie die Generierung eines hohen originären Produktnut zens weitere Wesensmerkmale. Nur ertragsstarke Unternehmen können ihre Wettbewerbsfähigkeit
im Zeitverlauf wahren und am Markt bestehen. Auf diese Weise kann ein dauerhafter Beitrag zum Umweltschutz geleistet werden. Hierzu ist es auch von Bedeutung, daß ein Kauf der ökologischen Produktvarianten für den Kunden keinen Verzicht auf den konventionellen Nutzenebenen bedeutet. Somit muß ein Dynamischer Ökologiefuhrer den originären Produktnutzen und den Preis eben
falls zur Profilierung einsetzen. Als weitere Besonderheit fordern wir explizit die Zerstörung eige
ner Wettbewerbsvorteile. Diese Maßnahme ist jedoch nur bei Wettbewerbskonstellationen zu
empfehlen, in denen sie zur Realisierung wirklich durchgreifender ökologischer Verbesserungen zwingend notwendig ist. Zur Umsetzung dieses hohen Anspruches ist es erforderlich, permanent ökologische Fortschritte zu erzielen und diese auch entsprechend zu kommunizieren. Darüber hinaus greifen wir auf die stra
tegischen Erfolgsfaktoren zurück, die sich im Rahmen der Dynamischen Produktdifferenzierung bereits bewährt haben.1699 Hier sind neben der Flexibilität, der eine besondere Bedeutung zukommt,
auch die Erzeugnisvielfalt, die Zeit sowie Qualität und Kosten zu nennen. Einen Sonderstatus nimmt der Service ein, der nicht zum originären Repertoire der hier eingesetzten strategischen
Erfolgsfaktoren gehört. Wird der Wettbewerb in der entsprechenden Branche jedoch stark serviceo
rientiert geführt, so ist auch dieser im Rahmen der hier vorgestellten Wettbewerbsstrategie einzube ziehen. 1699 Vgl. Kaluza [Erzeugniswechsel 1989], S.29E; Kaluza [Wettbewerbsstrategien 1995b], S.77; und Kaluza [Wettbe werbsstrategien 1995a], S.95.
Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Seite - 397 -
Wir haben darüber hinaus festgestellt, daß nicht jede Branche zur Verfolgung der Dynamischen
Ökologiefuhrerschaft geeignet ist. Nur in Wirtschaftszweigen, in denen ein großes ökologisches Potential vorhanden ist, kann die neue Wettbewerbsstrategie ihre volle Wirksamkeit entfalten.
Neben der Automobilbranche stufen wir die chemische Industrie als besonders geeignet ein. Doch die Zugehörigkeit zu einer ökologisch sensiblen Branche reicht allein noch nicht aus, um einem
Unternehmen die Anwendung der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft anzuraten. Auf der Grund
lage des vorhandenen Potentials ist eine Vision zu entwickeln und anschließend zu prüfen, ob diese Vision zu marktfähigen Preisen angeboten werden kann. Zur Umsetzung ist es dann hilfreich,
wenn das Unternehmen bereits über eine ausgeprägte ökologische Kompetenz verfugt. Beispiels weise werden traditionelle Kostenfuhrer diese Bedingung selten erfüllen, so daß diesen nur bedingt zur neuen Wettbewerbsstrategie geraten werden kann. Eine bessere Eignung zur Über
nahme der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft weisen Unternehmen auf, die bereits als ökologische Differenzierer tätig sind. Besonders gute Möglichkeiten diese Strategie erfolgreich umzusetzen
haben beispielsweise die Unternehmen, die sich bislang als Dynamische Produktdifferenzierer ausgerichtet haben. Durch ihre hohen Flexibilitätspotentiale bringen sie eine wesentliche Vorausset
zung für eine erfolgreiche Anwendung mit.
Im nächsten Schritt erfolgte die Operationalisierung der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft für die Automobilindustrie. Diese Branche ist durch zwei hierzu besonders relevante Spezifika
gekennzeichnet. Das Automobil hat speziell in seiner Nutzungsphase eine sehr hohe ökologische Relevanz,1700 eine Umweltorientierung scheint somit erfolgsversprechend. Zudem ist die Automo
bilindustrie durch eine hohe Wettbewerbsdynamik gekennzeichnet, so daß eine statisch ausgerich tete Ökologieorientierung die Marktanforderungen nur unzureichend berücksichtigt. Die Wesens merkmale der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft haben nach unserer Auffassung folgende Ausgestaltung: •
Als ökologische Vision formulieren wir das Ein-Liter-Fahrzeug.
•
Aufgrund der einbezogenen Literatur halten wir die Produktion eines solchen Fahrzeuges
zu marktfähigen Preisen für möglich. Die Realisierung üblicher Margen zur Erfüllung der Ertragsorientierung scheint somit praktikabel.
•
Ein hoher originärer Produktnutzen läßt sich nur dann erzielen, wenn trotz der Verbrauchs
reduzierung ein vollwertiges Automobil angeboten werden kann. •
Auch eine Zerstörung eigener Wettbewerbsvorteile ist erforderlich. Die ökologische
Vision läßt sich nur durch ein Verlassen der bisherigen Produktkonzepte realisieren. Pro duktionsinduzierte Wettbewerbsvorteile wie eine hohe Qualität gehen dem Dynamischen
Ökologieführer verloren, wenn er ein neues Fahrzeugkonzept verwirklicht.
1700 Vgl. Vester [Ausfahrt 1990], S.l29; Schmidheiny/BCSD [Kurswechsel 1992], S.384f.; und Steffes [Recycling 1998], S.21.
Seite - 398 -_________________________________________ Dynamische Ökologieführerschaft als Wettbewerbsstrategie
Die Entwicklung der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft, die auf den Ergebnissen der modernen
Wettbewerbsstrategien sowie einer ökologischen Ausrichtung basiert und ihre Konkretisierung für
die Automobilindustrie, ist in Abbildung 7.1 zusammengefaßt.
Der theoretischen Betrachtung folgte die empirische Überprüfung der Automobilindustrie. Neben den konventionellen Herstellern wurden auch die kleinserienfertigenden Produzenten einbezogen.
Die Rücklaufquote unserer Fragebogenerhebung ist mit 74 Prozent erfreulich hoch. In einem ersten Schritt erfolgte die detaillierte Darstellung und Diskussion auf der Ebene der einzel
nen Fragen. Hierbei haben wir die Struktur des Fragebogens sukzessive abgearbeitet. Ein primäres Ziel dieses Arbeitsschrittes war die Bewertung der einzelnen Ergebnisse, um diese für eine zusam menfassende Untersuchung verwenden zu können. Darüber hinaus fanden diese Ergebnisse auch
zur weiteren kritischen Reflektion der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft Anwendung. Zudem haben wir die Ergebnisse des allgemeinen Fragebogenteils mit ausgewählten empirischen Untersu
chungen verglichen. Besonders hervorzuheben ist hierbei, daß die meisten der hier befragten Auto mobilhersteller in der Qualität den wichtigsten strategischen Erfolgsfaktor sehen. Dieses Ergebnis
ist mit der durch Diller/Lücking vorgenommenen Befragung der Manager kompatibel,1701 wider spricht jedoch den Ergebnissen anderer Autoren.1702 Ein ebenfalls bemerkenswertes Ergebnis ist,
daß die Mitarbeiter der meisten hier befragten Unternehmen den Umweltschutzmaßnahmen - trotz der hohen ökologischen Relevanz des Automobils - einen positiven Einfluß auf die Verfolgung anderer Unternehmensziele zuschreiben.
Die Antworten aus dem automobilspezifischen Teil des Fragebogens haben wir ebenfalls zur
Reflektion der im Schrifttum diskutierten Aussagen genutzt. Den Schwerpunkt bildete die Erfor schung von Möglichkeiten zur Verbrauchsreduzierung. Als Ergebnis bleibt festzuhalten, daß ein
Teil der Kleinserienhersteller bei den abgefragten Forschungsgebieten - trotz restriktiver Finanz
mittelausstattung - nennenswerte Vorsprünge gegenüber den konventionellen Herstellern realisiert
haben. Eine Übernahme dieser Kleinstuntemehmen zur Nutzung des vorhandenen Potentials wird durch die Großserienhersteller mehrheitlich abgelehnt. Hier wird vorhandenes Potential nicht genutzt. Nur 13 Teilnehmer nehmen für sich selbst in Anspruch, technisch ein Drei-Liter-Fahrzeug herstel
len zu können. Die mit der Produktion eines solchen Fahrzeuges verbundenen Kosten liegen jedoch
teilweise außerhalb des marktfähigen Bereichs. Angesichts der eigenen Probleme, verbrauchsarme
1701 Vgl. Diller/Lücking [Erfolgsfaktorenforschung 1993], S.1235ff. 1702 Vgl. mit einer zusammenfassenden Analyse Fritz [Marketing 1990], S.92ff.
Dynamische Ökoloeiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrate^ie
Abb.7.1: Entwicklungsschema der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft
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Seite - 400 -Dynamische ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Fahrzeugkonzepte umzusetzen, hat uns die vorgefundene Skepsis gegenüber dem von Greenpeace vorgestellten SmILE-Konzept nicht verwundert. Einen weiteren Schwerpunkt des automobilspezifischen Fragebogenteils bildete die Überprüfung der Sensibilität der Industrie auf gesetzgeberische Maßnahmen. Durch ihre Antworten haben die
Unternehmen dokumentiert, daß eine Mineralölsteuererhöhung das effektivste Mittel ist, um ver
brauchssenkende Maßnahmen der Industrie auszulösen. Die Antworten zum zweiten Teil des Frage
bogens haben insgesamt ebenfalls zur weiteren Fundierung der neuen Wettbewerbsstrategie
beigetragen. Der dritte Teil des Fragebogens hat die Zukunftseinschätzungen zum Inhalt. Die meisten der
befragten Teilnehmer gehen von einem mäßigen Wachstum des deutschen Automobilmarktes aus. Diese Einschätzung entspricht der im Schrifttum verbreiteten Meinung. Auch die bis zum Jahr 2010
in den meisten Teilen der Welt überwiegend erwartete Zunahme ökologischer Anforderungen wird ebenfalls im Schrifttum vertreten.1703
Darüber hinaus haben wir die Meinung zu den zukünftigen Chancen des Hypercaransatzes von
Lovins erfragt, welcher jedoch weitgehend abgelehnt wurde. Angesichts der ermittelten Schwierig keiten, die schon bei der Umsetzung des eigenen Drei-Liter-Fahrzeuges dokumentiert wurden, ist diese Haltung konsequent. Die Konkurrenzfähigkeit von Kleinstunternehmen gegenüber den
konventionellen Herstellern scheitert nach der mehrheitlichen Meinung der Befragten auch künftig an der unzureichenden Finanzkraft dieser Produzenten. Gleichzeitig halten die meisten Teilnehmer
den Markteintritt eines finanzstarken branchenfremden Unternehmens für möglich. Durch die Über
nahme bereits tätiger innovativer Kleinstuntemehmen könnte ein solches Unternehmen zu einer
ernsthaften Konkurrenz werden. Durchgreifende Veränderungen bei der Produktgestaltung wären für branchenfremde Unternehmen kein Hindernis, da sie ja gerade keine Finanzmittel in existie rende Produktionsanlagen gebunden haben. Somit macht unsere Erhebung deutlich, daß momentan
auch branchenfremde Unternehmen zum Dynamischen Ökologieführer in der Automobilindustrie werden können. Diese empirischen Ergebnisse untermauern ebenfalls unsere theoretisch abgeleitete-
ten Überlegungen.
Einen schematischen Überblick der überprüfenden Arbeitsschritte vermittelt die Abbildung 7.2, die
neben den bisher beschriebenen Einzelbewertungen auch die zusammenfassenden empirischen Untersuchungen der hier vorgestellten Wettbewerbsstrategie enthält.
1703 Vgl. Vester [Ausfahrt 1990], S.219; Rohe [Umweltschutz 1992], S.594; Diez [Automobilwirtschaft 1994], S.23; Bangemann [Rahmenbedingungen 1995], S.42; Bickelmann [Herausforderungen 1995], S.639f.; Hünerberg [Zukunft 1995], S.716ff.; Töpfer [TQM 1995], S.580f.; und Peren [Bedeutung 1996], S.20f.
Dynamische Ökologiefuhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Abb.7.2: Überprüfungsschema der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft
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Dynamische Ökologiefiihrerschaft als Wettbewerbsstrategie
Zu diesem Zweck wurden ausgewählte Antworten zur •
Ermittlung des Zusammenhangs zwischen strategischem Erfolgsfaktor und Wettbewerbs
•
ökologischen Gruppierung der Unternehmen und Erfolgsmessung innerhalb der einzelnen
strategie sowie zur Gruppen
eingesetzt. Mit Hilfe der im deutschsprachigen Raum bisher wenig eingesetzten1704 Korrespondenzanalyse wurde der Zusammenhang zwischen wettbewerbsstrategischer Ausrichtung und dem wichtigsten strategischen Erfolgsfaktor geprüft. Es stellte sich dabei heraus, daß die strategischen Erfolgsfak
toren deutlich den entsprechenden Wettbewerbsstrategien zuzuordnen sind. So plazieren sich die auf dem Gesamtmarkt tätigen differenzierenden Unternehmen zwischen den strategischen Erfolgs faktor-Zielgrößen Prestige und Qualität. Eine klare Ausrichtung an der Ökologie fehlt jedoch bei
allen betrachteten Untemehmensgruppen. Somit besteht für ein Unternehmen die Möglichkeit, die sen Faktor als erstes im Wettbewerb einzusetzen und damit eine Führungsposition aufbauen zu kön
nen. Bei der Gruppenbildung der beteiligten Unternehmen haben wir - losgelöst von den Ergebnissen der Korrespondenzanalyse - auf die Antworten zur ’strategisch-ökologischen’ und ’operativ-ökologi
schen' Ausrichtung zurückgegriffen und diese zu Skalen verdichtet. Auch den Erfolg haben wir aus schließlich auf der Basis unseres generierten und skalierten Datenmaterials gemessen. Bevor die inhaltliche Auswertung beginnen konnte, mußte zuvor die statistische Zuverlässigkeit der zur Beur
teilung gebildeten Skalen geprüft werden. Angesichts der vorgefundenen Reliabilität ist eine zusam menfassende Auswertung statistisch sachgerecht. Erst anschließend erfolgte die Gruppierung
anhand der ’strategisch-ökologischen’ und ’operativ-ökologischen’ Ausrichtung. Hierbei kristallisier ten sich drei verschiedene Unternehmenstypen heraus, die auch mittels einer Clusteranalyse bestä
tigt werden konnten: Die Desinteressierten, die weder strategisch noch operativ eine ökologische
Ausrichtung verfolgen. Dieser Gruppe stehen die Aufgeschlossenen gegenüber, die sich auf einer strategischen Ebene für die Ökologie entschieden, ihre Umsetzung jedoch noch nicht vollzogen
haben. Die Verwirklichenden bilden die dritte Gruppe und haben diesen Schritt bereits vollzogen. Besonders hervorzuheben ist das Ergebnis der Erfolgsanalyse dieser Gruppen. Hier wurde der öko nomische, der ökologische und der gesamte Erfolg der Unternehmen der einzelnen Gruppen unter
sucht. Hinsichtlich des ökonomischen und des gesamten Erfolges stellte sich die Gruppe der Ver
wirklichenden als führend heraus. Beim ökologischen Erfolg dominierten hingegen die aufge
schlossenen Unternehmen. Den geringsten Erfolg auf allen Betrachtungsebenen realisierten die 1704 Vg] ßackhaus/Meyer [Korrespondenzanalyse 1988], S.295ff.
Dynamische Ökologiefilhrerschaft als Wettbewerbsstrategie
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Desinteressierten. Über die Kausalität dieser Ergebnisse kann hier keine Aussage gemacht werden. Grundsätzlich bestehen drei Möglichkeiten;
•
die ökologische Orientierung fordert den ökonomischen Erfolg,
•
nur ökonomisch erfolgreiche Unternehmen können sich den „Luxus” einer ökologischen Ausrichtung leisten und
•
die Richtigkeit beider Erklärungsansätze in Abhängigkeit von den untemehmensindividuel-
len Besonderheiten. Unabhängig von der zugrunde liegenden Kausalität haben wir jedoch bewiesen, daß eine ökologi sche Ausrichtung dem ökonomischen Erfolg auch in der Automobilindustrie nicht entgegensteht.
Die Möglichkeiten, die sich bieten, wenn Hersteller dieser Branche den strategischen Erfolgsfaktor
Ökologie im Rahmen der hier vorgestellten Wettbewerbsstrategie einsetzen, schätzen wir als erheb lich ein. Der Einsatz einer dynamischen Ökologieorientierung - auch das haben die Ergebnisse die
ser Arbeit gezeigt - ist in der Automobilindustrie zur Zeit jedoch noch nicht vorzufinden. Wir haben die Dynamische Ökologiefuhrerschaft entwickelt und auf der Basis theoretischer Überlegungen auf die Automobilindustrie angewandt. Zudem konnten wir auch die grundsätzliche Praktikabilität dieser Wettbewerbsstrategie aufgrund der erzielten empirischen Ergebnisse nach
weisen. Als eine verbleibende Aufgabe, die nicht Gegenstand dieser Arbeit sein konnte, ist die kon krete Implementierung in ein geeignetes Unternehmen. Ein wesentliches Argument gegen die Ein
führung wird der erforderliche Ressourcenbedarf zur Realisierung sein. Im aktuellen Schrifttum wird jedoch die Möglichkeit diskutiert, die eigene unternehmerische Ressourcenausstattung durch die Beteiligung an Netzwerken zu verbessern.1705 Besonders für finanzschwache Unternehmen kann
dieser Ansatz eine interessante Option zur Anwendung der Dynamischen Ökologiefuhrerschaft bil den.
Die Überprüfung der Eignung anderer Branchen für den Einsatz der Dynamischen Ökologieführer
schaft sowie die dazu erforderliche Konkretisierung der einzelnen strategischen Erfolgsfaktor-Ziel größen bieten ebenfalls Ansatzpunkte für künftige Arbeiten.
1705 Vgl. Kaluza/Blecker [Entsorgungsnetzwerke 1998], S.266ff.; und Blecker [Unternehmung 1999], S.205ff.
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Anhang
Seite
I
Begleitschreiben und Fragebögen
489
Begleitschreiben einschließlich Fragebogendeckblatt
490
Fragebogen für die Großserienhersteller
493
Fragebogen für die Kleinserienhersteller
502
II
Protokolle zu statistischen Berechnungen
510
III
Schriftwechsel mit Toyota Deutschland
521
Anhang
-
Fragebögen
Seite - 489 -
Begleitschreiben und Fragebögen
Seite - 490 -
Anhang
Ralf Jürgen Ostendorf
-
Fragebögen
Maringer Str. 20
45663 Recklinghausen
Tel.: 02361/62990 Herm XY
Autofirma Z
Reifenstr. 35
Recklinghausen, 20.01.1997
99999 X-Stadt Unser heutiges Telefonat
Sehr geehrter Herr XYZ,
für Ihre in unserem heutigen Telefonat signalisierte Bereitschaft, mich bei meiner empirischen Untersuchung unterstützen zu wollen, möchte ich mich herzlich bedanken.
Ich freue mich, daß ich die XYZ AG in die empirische Untersuchung meines Dissertationsvorhabens
einbeziehen darf. Ohne Ihre freundliche Unterstützung wäre dieser Teil meiner Arbeit zum Scheitern verurteilt.
Bei der Beantwortung der geschlossenen Fragen bitte ich Sie, nur eine Möglichkeit anzugeben. Bei den offenen Fragen bitte ich Sie, auch um Schätzungen, wenn Ihnen genaue Daten nicht verfügbar sind.
Sollten Sie einzelne Fragen nicht beantworten, so senden Sie mir trotzdem den Fragebogen zurück, so daß
ich wenigstens einen Teil der erhofften Daten erhalte. Die Umfrageergebnisse werden strengstens vertraulich behandelt. Alle gemachten Angaben werden vor
Beginn der Auswertung von Ihren untemehmenspezifischen Daten getrennt. Diese erfrage ich nur, um Ihnen, als Dank fiir Ihre Unterstützung, die Dokumentation der empirischen Untersuchung zukommen zu lassen, eine Planungsgrundlage für die Vorbereitung des
Workshops zu bekommen und Ihnen
wunschgemäß weitere Veröffentlichungen zusenden zu können (siehe hierzu die letzte Seite des
Fragebogens).
Es würde mich freuen, wenn ich dazu beitragen könnte, Ihnen durch diese Arbeit Aufschlüsse über die
Wettbewerbswirkung der Ökologie in der Automobilbranche geben zu können. Für die Beantwortung meiner Fragen möchte ich mich schon jetzt ganz herzlich bedanken. Bei eventuellen Rückfragen stehe ich Ihnen gerne telefonisch zur Verfügung. Mit freundlichen Grüßen
Anlagen:
Begleitschreiben von Herm Prof. Dr. Bernd Kaluza Fragebogen
Anhang
-
Seite - 491 -
Fragebögen
Fachbereich 5 Wirtschaftswissenschaft Produktion und Industrie Prof. Dr. Bernd Kaluza
Gerhard Mercator Universität • Gesamthochschule Duisburg 47057 Duisburg, Lotharstraße 65 Tel.: 02 03 / 379 28 63/-26 24 Fax.: 02 03/379-29 22
Duisburg, 17.01.1997
Unterstützung des Promotionsvorhebens von Herrn DipL-ök. DipL-Soz.-Wiss. Ostendorf:
Empirische Untersuchung zur ökologischen Wettbewerbssituation in der Automobilindustrie Sehr geehrte Damen und Herren,
von einem meiner Doktoranden wird im Rahmen seiner Dissertation das Thema „Öko-Leadership als eine Wettbewerbsstrategie”, bei der das Wettbewerbsverhalten in der Automobilindustrie betrachtet werden soll, erarbeitet. Aufgrund der hohen ökonomischen als auch ökologischen Bedeutung dieser Branche, kommt den Ergebnissen dieser Dissertation sowohl für die unternehmerische Praxis als auch für die Theorie eine große Bedeutung zu. Primäres Ziel der Untersuchung ist es, Erkenntnisse über das ökologische Verhalten in der Automo bilindustrie zu gewinnen. Um eine aussagekräftige Promotion erstellen zu können, ist Herr Ostendorf auf eine möglichst breite Unterstützung der ausgewählten Unternehmen angewiesen. Ich wende mich deshalb mit der Bitte an Sie, den beiliegenden Fragebogen auszufüllen und möglichst bald zurück senden. Ihre Angaben, welche selbstverständlich streng vertraulich behandelt werden, sind ausschließlich für die wissenschaftliche Untersuchung bestimmt. Ich bitte Sie freundlich, trotz Ihrer großen Zeitbelastung, diese empirische Untersuchung zu unter stützen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden wir Ihnen - in anonymer Form - zur Verfügung stellen. Sollte das Interesse der beteiligten Unternehmen an den Ergebnissen dieser Studie groß genug sein, werden wir einen Workshop veranstalten, auf dem die Ergebnisse diskutiert werden können. Falls auch Sie an einer solchen Veranstaltung interessiert sind, vermerken Sie dies bitte am Ende des Fragebogens. Sollten Sie außerdem an einem früher erstellten Diskussionsbeitrag „Szena rio-Technik als Instrument der strategischen Untemehmensplanung - Theoretische Betrachtung und empirische Analyse in der Autoindustrie” interessiert sein, vermerken Sie dies bitte auch am Ende des Fragebogens. Wir senden Ihnen dann umgehend ein Exemplar des Diskussionsbeitrages zu.
Auch für den Fall, daß einige Fragen für Sie nicht zutreffen sollten, bitte ich Sie trotzdem, den ausge füllten Fragebogen an Herm Ostendorf zurückzusenden. Für Ihre freundliche Unterstützung danke ich Ihnen sehr. Mit freundlichen Grüßen
(Prof. Dr. Bernd Kaluza)
Seite - 492 -
Anhang
-
Fragebögen
GERHARD-MERCATOR - UNIVERSITÄT - GH DUISBURG
- Fachbereich Wirtschaftswissenschaft -
Empirische Untersuchung
zum Promotionsvorhaben
Öko-Leadership als mögliche Wettbewerbsstrategie Theoretische Betrachtung und empirische Überprüfung
in der Automobilindustrie
Prüfer: Ralf J. Ostendorf
Prof. Dr. Bernd Kaluza
Maringer Str. 20
Fachgebiet: Industrie und
45663 Recklinghausen
Produktion
Anhang
-
Fragebögen
Seite - 493 -
Teil 1: Fragen zum Unternehmen und seiner Ausrichtung
1 Allgemeine Untemehmensdaten 1 In wie vielen Ländern produzieren Sie?
2 In wie vielen Ländern werden Ihre Produkte angeboten? 3 Seit wann sind Sie Anbieter auf dem deutschen Markt?
4 Wie setzt sich Ihr Umsatz zusammen?
% Deutschland % Europa (ohne Deutschland) % Nordamerika % Südamerika
______ % Japan ______ % Asien (ohne Japan) ______ % Australien ______ % Afrika 100 % Gesamt
5 Welche Wettbewerbsstrategie verfolgen Sie? □ Kostenfuhrerschaft (d.h. Kosten als dominanten Erfolgsfaktor gegenüber dem wichtigsten Hauptkonkurrenten) □ Differenzierung (d.h. Sie bieten Ihren Kunden einen Zusatznutzen) durch Serviceleistung
Zeitvorteile
Qualität
□
Imagevorteile
□
□
Sonstige
□
□
□ Nischenstrategie (d.h. Konzentration auf ein besonderes Segment) □ Sonstige ____________________________________________________________________________________________
6 Welcher langfristig verteidigungsfähige Vorteil wird von Ihren Kunden als der wichtigste eingeschätzt?
7 Wie entwickelten sich nachstehende Untemehmensdaten seit 1980 im Vergleich zu Ihren Konkurrenten? Stärker
Wesentlich
stärker
Schwä
Wesentlich
cher
schwächer
□ □ □
□ □ □
□ □ □
Umsatz Gewinn nach Steuern Cash-Flow
Etwa
gleich
□ □ □
□ □ □
2 Fragen zur strategisch-ökologischen Ausrichtung des Unternehmens 1 Worauf gründet sich Ihre Umweltmotivation? Erfüllung gesetzlicher Standards
□
Möglichkeit der Profilierung im Wettbewerb
Erfüllung konkreter Reaktion auf Verhalten der Kundenanforderungen (potentiellen) Konkurrenz
□
□
□
Unternehmerische Verantwortung
□
2 Umfaßt Ihr internes Zielsystem den Umweltschutz als eigenständiges Ziel? Ja, schon vor 1990
□
Ja, seit 1990
□
Ja, seit 1995
□
Ja, geplant
□
Nein
□
3 Wie wirkt sich der Umweltschutz insgesamt bei der Verfolgung anderer Untemehmensziele aus? Stark komplementär zu anderen Untemehmenszielen
□
Schwach komplementär zu anderen Untemehmenszielen
□
Neutral zu anderen Untemehmenszielen
□
Schwach konträr zu anderen Untemehmenszielen
□
Stark konträr zu an deren Untemehmenszielen
□
4 In welcher Form integrieren Sie Umweltschutzgedanken in die strategische Planung? Gar nicht
□
Beratend bei ökologischen
Planungsinhalten
□
Beratend bei allen Planungsinhaltcn
□
Entscheidend bei ökologischen Planungsinhalten
□
Entscheidend bei allen Planungsinhalten
□
Seite - 494 -
Anhang
-
Fragebögen
5 Werden ökologische Fragestellungen bei der Konzeption neuer Produkte berücksichtigt? Nein
Ja, über die gesetzlichen Vorschriften
Ja, soweit gesetzlich
□
vorgeschrieben
Ja, wir orientieren
□
□
Ja, wirsetzen
uns an Branchenstandards
hinaus, wenn ohne Mehrkosten möglich
Branchenstandards
□
□
6 Werden ökologische Fragestellungen bei der Neugestaltung von Produktionsprozessen berücksichtigt? Ja, im Rahmen der gesetzlichen Standards
□
Ja, in einigen Teilbereichen über die gesetzlichen Standards hinaus
□
Ja, in vielen Teilbereichen über die gesetzlichen Standards hinaus
□
Ja, in allen Bereichen über die gesetzlichen Standards hinaus
Ja, diese bilden für uns eine Profilierungsmöglichkeit im Wettbewerb
3 Fragen zur operativen-ökologischen Ausrichtung des Unternehmens 1 Wird Umweltschutz in Ihrem Unternehmen - keine Konzembetrachtung - von einer konkreten Stelle koordiniert? Ja, vom Top-Management
Ja, vom Lower-Management
Ja, vom Middle-Management
□
□
Ja, geplant
□
Nein
□
□
2 Produzieren Sie weltweit nach einheitlichen hohen ökologischen Standards, die auch in Industrieländern akzeptiert würden? Ja, schon vor 1990
Ja, seit 1990
□
Ja, seit 1995
Ja, geplant
□
□
Nein
□
□
3 Wie schätzen Sie die Umweltausrichtung Ihrer Produkte auf dem deutschen Markt ein? Wir erfüllen gesetzliche Stan-
Wir erfüllen gesetzliche Stan-
Wir Übererfüllen gesetzliche
Wir Übererfüllen gesetzliche
Wir setzen Bran-
dards mit ihrer Inkraftsetzung
dards vor ihrer Inkraftsetzung
Standards in Teilbereichen
Standards in allen Bereichen
chenstandards
□
□
□
□
□
4 Haben Sie überwiegend aus ökologischen Überlegungen Produkte frühzeitig vom Markt genommen? Ja, wir wurden gezwungen
Ja, freiwillig in mindestens einem Industriestaat
Nein.
□
□
□
Ja, freiwillig in mindestens einem Entwicklungsland
Ja, freiwillig in mindestens einem Schwellenland
□
□
5 Wie hoch ist die Umweltwirkung Ihrer Produktion? Wir setzen Bran-
Wir Übererfüllen gesetzliche
Wir Übererfüllen gesetzliche
Wir erfüllen gesetzliche Stan-
Wir erfüllen gesetzliche Stan-
chenstandards
Standards in allen Bereichen
Standards in Teilbereichen
dards vor ihrer Inkraftsetzung
dards mit ihrer Inkraftsetzung
□
□
□
□
□
6 Welche Gründe verhindern ein weiteres Umweltengagement? Stimmen
Stimmen Neutral
Stimmen
Stimmen
voll zu
zu
nicht zu
gar nicht zu
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
Wir befürchten einen Verlust der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Wir vermuten eine zu geringe Nachfrage. Wir erwarten Widerstände im Unternehmen. Wir benötigen für weitere Maßnahmen konkretere gesetzliche Vorgaben. Wir sehen augenblicklich kein weiteres Verbesserungspotential. Wir befürchten eine Umweltpolitik, die starre Vorgaben setzt und unsere Investitionen gefährdet. Wir können den Vorsprung der Konkurrenz nicht aufholen, deshalb vernachlässigen wir umweltorientierte Profilierungsversuche. Wir bedienen ein Marktsegment, das für umweltorientierte Fragestellungen wenig sensibel ist. Wir investieren erst dann weiter in den Umweltschutz, wenn sich die bisherigen Investitionen amortisiert haben. Wir halten das Ökologieargument vorwiegend aus Marketing überlegungen für wirklich wichtig. Sonstiges_____________________________________________________________
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
7 Bei Verwendung ökologischer Aspekte in der Werbung setzen Sie wie die Schwerpunkte? Nahezu vollständig auf
Überwiegend auf
Produktionsaspekte
Produktionsaspekte
□
□
Gleichgewichtig
Überwiegend auf
Nahezu vollständig
□
Produktaspekte
□
□
auf Produktaspekte
Anhang
-
Fragebögen
Seite - 495 -
8 Stellen Sie in Ihrer Werbung ökologische Aspekte aufgrund des wahrgenommenem Branchendrucks in den Vordergrund? Manchmal
Immer
□
Selten
Nie
Nein, wir betreiben grundsätzlich kein Sponsering
Nein, wir sponsern gezielt keine Umwelt schützer
□
□
9 Unterstützen Sie die Arbeit von Umweltschutzorganisationen? Ja, Umweltschützer werden stark unterstützt
Ja, Umweltschützer werden besonders stark unterstützt
□
□
Ja, auch Umweltschützer gehören zu den unter stützten Gruppen
□
□
□
10 Ist es vorgekommen, daß von Ihnen entwickelte Umweltstandards zu gesetzlichen Vorschriften geworden sind? Ja, ohne unser aktives Handeln
Ja, auch aufgrund unserer entsprechenden Initiative
□
Nein, aber wir erwarten dies
□
□
Nein, haben wir nicht versucht
□
Nein, obwohl wir es versucht haben
□
4 Fragen zu Ökologie und Rentabilität 1 Wie schätzen Sie die Rentabilität umweltorientierter Produktionsvarianten gemessen an den „herkömmlichen” Varianten ein? Meistens geringer
Grundsätzlich geringer
□
□
In etwa gleich
Meistens höher
□
□
Grundsätzlich höher
□
2 Haben Ihre umweltorientierten Investitionen hinsichtlich der Rentabilität bislang Ihre Erwartungen erfüllt? Ja, die meisten Investitionen haben unsere Erwartungen erfüllt bzw. übererfüllt
Ja, alle Investitionen haben unsere Erwartungen erfüllt bzw. übererfüllt
□
□
Nein, ein großer Teil der Investitionen hat unsere Erwartungen nicht erfüllt
Unsere Erfahrungen sind uneinheitlich
□
□
Nein, keine Investition hat unsere Erwartungen erfüllt
□
3 Sind im Bereich der ökologischen Produkte Quersubventionen von den herkömmlichen Produkten erforderlich? Ja, meistens
Ja, grundsätzlich
□
□
Nein
Nur noch selten
Nein, haben wir nie praktiziert
□
□
□
4 Haben Sie im Umweltschutzbereich bereits Kostendegressionen (gemäß der Erfahrungskurve) erzielt? Nein
Teilweise
□
□
Ja, aber geringer als in
Ja, im gleichen Verhältnis Ja, höher als in anderen
anderen Bereichen
wie in anderen Bereichen
□
□
Bereichen
□
5 Unterscheiden sich die Amortisationszeiten umweltorientierter Produktionsanlagen gegenüber den „konventionellen”? Ja, wesentlich geringer als in anderen Bereichen
□
Ja, geringer als in anderen Bereichen
□
Nein
□
Ja, länger als in anderen Bereichen
□
Ja, wesentlich länger als in anderen Bereichen
□
6 Haben Sie durch Gesetzesänderungen im Ökologiebereich konkretisierbare Nachteile erlitten? Ja, gesetzliche Standards Ja, gesetzliche Standards trafen uns mehrfach unvor trafen uns unvorbereitet, bereitet, so daß wir Markt so daß wir Marktanteile
Ja, gesetzliche Standards trafen uns mehrfach unvor bereitet, so daß wir finan
Ja, gesetzliche Standards trafen uns unvorbereitet, so daß wir finanzielle Ein
Nein, wir entwickeln ökologische Standards mit bzw. beobachten
anteile verloren haben.
zielle Einbußen erlitten.
bußen erlitten.
Entwicklung sehr genau
□
verloren haben.
□
□
□
□
Seite - 496 -Anhang
-
Fragebögen
Teil 2: Branchenspezifische Fragen zur Automobilindustrie 1 Welche Ereignisse haben Ihrer Meinung nach das Umweltbewußtsein der Verbraucher ganz besonders sensibilisiert? In den 1970em
In den 1980em
In den 1990em
1._____________________ _______
1.______________________ ___________
1.______________________________
2._____________________ _______
2.______________________ ___________
2.______________________________
3._____________________ _______
3.______________________ ___________
3.______________________________
2 Welche Ereignisse haben das Umweltbewußtsein in der Automobil-Branche maßgeblich geprägt? In den 1970em
In den 1980em
In den 1990em
1._____________________________
1.__________________________________
1.______________________________
2._____________________ _______
2.______________________ ___________
2.______________________________
3._____________________ _______
3.______________________ ___________
3.______________________________
3 Gibt es auf dem deutschen Automobilmarkt einen/mehrere Anbieter, dem/denen Sie aus Ihrer Einschätzung in der ökologischen Ausrichtung einen signifikanten Vorsprung vor der Konkurrenz attestieren? Hinsichtlich der Kommunikation
Hinsichtlich der Technik
In beiden Bereichen
□ Nein □ Ja, ein Wettbewerber □ Ein etabliertes Unternehmen □ Ein Branchen-Newcomer
□ Nein □ Ja, ein Wettbewerber □ Ein etabliertes Unternehmen □ Ein Branchen-Newcomer □ Wir □ Ja, mehrere Wettbewerber □ Wir gehören nicht dazu
□ Ja, ein Wettbewerber □ Ein etabliertes Unternehmen □ Ein Branchen-Newcomer □ Wir □ Ja, mehrere Wettbewerber □ Wir gehören nicht dazu
□ Wir □ Ja, mehrere Wettbewerber □ Wir gehören nicht dazu □ Wir gehören dazu
□ Nein
□ Wir gehören dazu
□ Wir gehören dazu
4 Wie beurteilen Sie die Bedeutung nachfolgender Größen, um sich ökologisch am Markt zu etablieren? Sehr wichtig
Wichtig
□
□ □ □ □
__________________________________ □
□
Technischer Vorsprung Kommunikation einer hohen Ökologiekompetenz Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bei ökologischen Innovationen Wettbewerbsvorteile auf dem Beschaffimgsmarkt (Ausschluß von Konkur renten durch Exklusivverträge mit kurzfristig nicht ersetzbaren Zulieferern) Andere Gründe, z.B._____________________________________________
□ □ □
Neutral
□ □ □ □ □
Un
Völlig un
wichtig
wichtig
□
□
□ □ □ □
□ □ □ □
5 Haben Sie in den vergangenen zehn Jahren ökologische Durchbrüche erzielt?
□ Nein
□ Ja, welche______________________________________________________________________________ □ ohne nennenswerten Markterfolg □ mit deutlichen Imagegewinnen □ mit deutlichen Umsatzsteigerungen □ mit deutlichen Gewinnsteigerungen. Wie reagierte Ihr wichtigster Konkurrent?_________________________________________ __
Anhang
-
Fragebögen
Seite - 497 -
6 Welche Ergebnisse haben Sie in folgenden Forschungsgebieten erzielt? Keine Er- Serienreife fahrung
ca. im Jahr...
Aluminiumkarosserie
□
□________
Magnesiumkarosserie
□
□________ □________
Verbundstoffkarosserie
□
Natrium-Schwefel-Batterien
□
□________
Verwendung von Keramik im Motorbau
□
□________
Pflanzenöl-Motoren
□
□________
PKW mit Elektroantrieb
□
□________
PKW mit Erdgasantrieb
□
□________
PKW-Tauglichkeit des Zweitakters
□
□________
PKW mit Dreizylinder-Viertaktantrieb
□
□________
Magermotorentwicklung
□
□________
Wankelmotorentwicklung
□
□________
PKW mit Hybridantrieb (ohne Bremsenergieverwendung)
□
□________
PKW mit Hybridantrieb (mit Bremsenergieverwendung)
□
□________
PKW mit Brennstoffzellenantrieb
□
□________
Sonstiges:________________________________
□
□________
Bereits
als Sackgas
in Serie
se erkannt
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
7 Wie klassifizieren Sie das überwiegende Forschungsverhalten Ihres Unternehmens im Umweltbereich?
Wir forschen völlig allein Wir forschen gemeinsam mit anderen Wettbewerbern Wir forschen mit anderen Branchen (wie mit der Energiewirtschaft) Wir lassen Newcomer forschen und beteiligen uns an den erfolgreichen Wir lassen unsere etablierten Wettbewerber forschen und werden versuchen, Lizenzen zu erwerben bzw. deren Patente zu umgehen Wir beauftragen Universitäten und andere wissenschaftliche Einrichtungen mit Forschungsprojekten
Stimmen
Stimmen Neutral
Stimmen Stimmen
voll zu
zu
nicht zu
□
□
□ □ □
□ □ □
□
□
□
□
□ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □
gar nicht zu
□ □ □ □ □ □
8 Berücksichtigen Sie bei der Beschaffung ökologische Aspekte? Ausnahmslos
Meistens
Unentschieden
□
□
Nein
Selten
□
□
□
9 Seit wann... bieten Sie den Katalysator serienmäßig an? bieten Sie Dieselrußfilter serienmäßig an? verzichten Sie auf die Verwendung von Asbest fiir die Bremsbeläge? verzichten Sie auf die Verwendung von Asbest für die Kupplungsbeläge? verwenden Sie Aktivkohlekammem zur Dämpfung der Benzoldämpfe? verwenden Sie wasserlösliche Lacke?
Oberklasse
—
Mittelklasse
-
Gesamtflotte
---------------------------
10 Wie hoch war/ist Ihr weltweiter Umsatz-Anteil der PKW, die serienmäßig mit Katalysator ausgestattet waren/werden? 1980
1985
1990
1995
2000
__ %
__ %
__ %
__ %
____ %
11 Wie haben/werden sich folgende Werte bei Ihrem Kleinwagen-Modell (sofem angeboten) in der schwächsten Motorisierung bei Minimalausstattung entwickelt/entwickeln? 1980
1985
1990
1995
2000
____
___
___
___
___
Drehmoment in NM
____
___
___
___
___
Luftwiderstand in cw
____
___
___
___
___
Rollwiderstand Benzinverbrauch in Liter je 100 km (Drittelmix)
____ ____
___ ___
___ ___
___ ___
___ ___
Diesel verbrauch in Liter je 100 km (Drittelmix)
____
___
___
___
___
Gewicht in kg
Seite - 498 -
Anhang
-
Fragebögen
12 Wie haben/werden sich folgende Werte bei Ihrem Mittelklasse-Modell (sofern angeboten) mit der gängigsten Motorisierung und Ausstattungsvariante entwickelt/entwickeln? 1980
1985
1990
1995
2000
___
___
___
___
___
Drehmoment in NM
___
___
___
___
___
Luftwiderstand in cw
___
___
___
___
___
Rollwiderstand
___
___
___
___
___
Benzinverbrauch in Liter je 100 km (Drittelmix)
___
___
___
___
___
Dieselverbrauch in Liter je 100 km (Drittelmix)
___
___
___
___
___
Gewicht in kg
13 Wie haben/werden sich folgende Werte bei Ihrem Oberklasse-Modell (sofern angeboten) mit der stärksten Motorisierung in Vollausstattung entwickelt/entwickeln? Gewicht in kg
1980
1985
1990
1995
2000
___
___
___
___
___ ___
Drehmoment in NM
___
___
___
___
Luftwiderstand in cw
___
___
___
___
___
Rollwiderstand
___
___
___
___
___
Benzinverbrauch in Liter je 100 km (Drittelmix)
___
___
___
___
___
Diesel verbrauch in Liter je 100 km (Drittelmix)
___
___
___
___
___
14 Wie haben/werden sich folgende Werte bei Ihrer gesamten PKW-Flotte - gemäß der kalifornischen Flottenab grenzung entwickelt/entwickeln? 1980 1985 1990 1995 Gewicht in kg ___ ___ ___ ___
2000
___
Drehmoment in NM
___
___
___
___
Luftwiderstand in cw
___
___
___
___
___
Rollwiderstand
___
___
___
___
___
Benzinverbrauch in Liter je 100 km (Drittelmix)
___
___
___
___
___
Dieselverbrauch in Liter je 100 km (Drittelmix)
___
___
___
___
___
15 Können Sie ein „Drei-Liter-Auto” schon heute im Bereich der Kleinfahrzeuge grundsätzlich herstellen? □ Nein - Wann rechnen Sie mit einer Einführung? - Welche Probleme stehen einer sofortigen Einführung entgegen? □ Ja
- Zu welchem Preis können Sie Einzelausfertigungen anbieten? - Ab welcher Absatzmenge können Sie hinsichtlich des Preises mit „herkömmlichen” Fahrzeugen konkurrieren?
- Welches sind die wichtigsten Veränderungen gegenüber den üblichen Modellen?
16 Können Sie ein „Fünf-Liter-Auto” schon heute im Bereich der Mittelklasse-Fahrzeuge grundsätzlich herstellen? □ Nein - Wann rechnen Sie mit einer Einführung? - Welche Probleme stehen einer sofortigen Einführung entgegen? □ Ja
- Zu welchem Preis können Sie Einzelausfertigungen anbieten? - Ab welcher Absatzmenge können Sie hinsichtlich des Preises mit „herkömmlichen” Fahrzeugen konkurrieren?
- Welches sind die wichtigsten Veränderungen gegenüber den üblichen Modellen? 17 Können Sie ein „Sieben-Liter-Auto” schon heute im Bereich der Oberklasse-Fahrzeuge grundsätzlich herstellen? □ Nein - Wann rechnen Sie mit einer Einführung? - Welche Probleme stehen einer sofortigen Einführung entgegen? □ Ja
- Zu welchem Preis können Sie Einzelausfertigungen anbieten?
- Ab welcher Absatzmenge können Sie hinsichtlich des Preises mit „herkömmlichen” Fahrzeugen konkurrieren?
- Welches sind die wichtigsten Veränderungen gegenüber den üblichen Modellen?
___
-
Anhang
Seite - 499 -
Fragebögen
18 Wie beurteilen Sie das Smile-Konzept von Greenpeace?
□
Insgesamt uneingeschränkt überzeugend
□ □ □ □
Dieses gute Konzept hätten wir auch vorstellen können, Greenpeace war einfach schneller/unkonventioneller Ökologisch durchaus interessant, jedoch wurden Sicherheitsaspekte deutlich vernachlässigt An der Serienreife haben wir starke Zweifel Sehr viel Werbewirkung mit minimalem ökologischen Erfolg
19 Wie beurteilen Sie folgende mögliche Maßnahmen des Gesetzgebers? Die Maßnahme wirkt auf die Wettbewerbssituation unseres Unternehmens:
Sehr
Positiv
Neutral
Negativ
positiv
Die für 1997 geplante Änderung des Kraftfahrzeugsteuergesetzes Die für 1999 geplante Änderung des Kraftfahrzeugsteuergesetzes Mineralölsteuererhöhung um mindestens 50% Kfz-Steuererhöhung um mindestens 50% Restriktive Tempolimits Flottenverbrauchsvorgaben auf deutlich unter 10 1/100 km Konstante jährliche Reduzierung des Flottenverbrauchs um z.B. 10% Am Verbrauch orientierte Luxussteuer (ähnlich wie in Ontario) Gesetzliche Rücknahmeverpflichtung von Altautomobilen Zulassungsverbote für Fahrzeuge, die über einem Durchschnittsverbrauch von beispielsweise 15 1/100 km liegen Sonstiges_______________________________________________________
Sehr negativ
□ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □
□ □
□ □
□ □
□ □
20 Wie würden Sie auf restriktive Flotten-Verbrauchsbeschränkungen des Gesetzgebers reagieren?
Marktaustritt Verstärkt Kleinwagen in die Programmpalette aufhehmen. Einsparungspotentiale in allen Flottensegmenten weiter fokussieren Massive Markteinführung von Fahrzeugen mit alternativen Antriebsaggregaten Sonstige Maßnahmen wie..._______________________________________
Ja, sicher
Ja, möglich
Ungewiß Nein, kaum
Nein, sicher
□ □ □ □
□ □ □ □
□ □ □ □
□ □ □ □
□ □ □ □
□
□
□
□
□
Teil 3: Zukunftseinschätzung 1 Wie schätzen Sie das Wachstum auf dem deutschen Automobilmarkt bis zum Jahr 2010 ein? Starkes Wachstum
Mäßiges Wachstum
□
□
Konstanz
□
Mäßige Verringerung
Starke Verringerung
□
□
2 Wie schätzen Sie die gesetzlichen Umweltauflagen bis zum Jahr 2010 ein? Stark
Steigend
Konstant
Abnehmend
□ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □
steigend
Deutschland Europa (ohne Deutschland) Nordamerika Japan Asien (ohne Japan) Südamerika Afrika Australien
□ □ □ □ □ □ □ □
Stark abnehmend
□ □ □ □ □ □ □ □
Seite - 500 -___________________________________________________________________________ Anhang
-
Fragebögen
3 Wie schätzen Sie die Umweltanforderungen der Konsumenten bis zum Jahr 2010 ein? Stark
Steigend
Konstant
Abnehmend
steigend
□ □ □ □ □ □ □ □
Deutschland Europa (ohne Deutschland) Nordamerika Japan Asien (ohne Japan) Südamerika Afrika Australien
Stark abnehmend
□ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □
4 Wie schätzen Sie die Forderung des US-Wissenschaftlers Lovins ein, binnen weniger Jahre Autos der Oberklasse, mit einem Verbrauch von deutlich unter 2 Litern serienmäßig anzubieten? Werden wir realisieren
□
Unser erklärtes Ziel
□
Interessanter Ansatz
□
Stark übertriebene Vorstellung
□
Völlig realitätsfremd
□
5 Könnten Kleinuntemehmen als künftige Konkurrenten fiir Ihre Unternehmung eine Bedrohung darstellen? Nein, der Markt ist zu gesättigt
□
Nein, diese Unter nehmen verfügen über zu wenig Know-how
□
Nein, diese Unternehmen haben nicht genug Finanzkraft
□
Ja, diese Unternehmen sind ernst zu nehmen, da sie viel flexibler sind
□
Ja, diese Unternehmen sind ernst zu nehmen, da sie viel innovativer sind
□
6 Könnten finanzstarke Großunternehmen aus anderen Branchen als künftige Konkurrenten eine Bedrohung darstellen? Nein, die Attraktivität Nein, das Know-how der Branche ist zu gering fehlt
□
□
Ein durchaus mögliches Szenario
□
-Ende des Fragebogens-
Ja, wenn die Finanzkraft sehr groß ist
□
Ja, wenn sie kleine innovative Unternehmen aufkaufen
□
Anhang
-
Fragebögen
Seite - 501 -
Tür Ihr Entgegenkommen, diesen Fragebogen auszufüllen und mir damit die Möglichkeit zu geben, eine Dissertation mit empirischem Anteil zu erstellen, möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bedanken! Bitte senden Sie den Fragebogen baldmöglichst zurück an: Ralf Jürgen Ostendorf Maringer Str. 20 45663 Recklinghausen
Für eventuelle Rückfragen stehe ich Ihnen unter der Rufnummer 02361/ 372568 gerne zur Verfügung. Ich hoffe, daß die kostenlose, anonymisierte Untersuchungszusammenfassung Ihnen wertvolle Hinweise geben wird, um Ihre Wettbewerbsfähigkeit durch die adäquate Einbeziehung ökologischer Fragestellungen zu verbessern.
Um die Dokumentation der empirischen Untersuchung auch Ihnen gezielt zustellen zu können, geben Sie bitte Ihre Anschrift an: Name des Unternehmens:______________________________________________ Name des Beantworters:_______________________________________________ Funktion des Beantworters:_____________________________________________
An einem Workshop würden wir teilnehmen. □ Nein □ Ja, mit Personen
An der kostenlosen Überlassung einer Publikation zum Thema Szenario-Technik in der Autoindustrie sind wir interessiert □ Nein □ Ja
Seite - 502 -___________________________________________________________________________ Anhang
-
Fragebögen
Teil 1: Fragen zum Unternehmen und seiner Ausrichtung
1 Allgemeine Untemehmensdaten 1 In wie vielen Ländern produzieren Sie?
2 In welchen Ländern werden Ihre Produkte angeboten?__________________________________
3 Seit wann sind Sie Anbieter auf dem deutschen Markt? 4 Wie viele Fahrzeuge haben Sie bisher insgesamt verkauft?
5 Wie viele Fahrzeuge haben Sie in 1996 verkauft?
6 Welche Wettbewerbsstrategie verfolgen Sie? □ Kostenfuhrerschaft (d.h. Kosten als dominanten Erfolgsfaktor gegenüber dem wichtigsten Hauptkonkurrenten)
□ Differenzierung (d.h. Sie bieten Ihren Kunden einen Zusatznutzen) durch Qualität
Zeitvorteile
□
Serviceleistung
Imagevorteile
Sonstige
□
□
□
□
□ Nischenstrategie (d.h. Konzentration auf ein besonderes Segment) □ Sonstige _____________________________________________________________________________________________
7 Welcher langfristig verteidigungsfähige Vorteil wird von Ihren Kunden als der wichtigste eingeschätzt?
8 Wie entwickelten sich nachstehende Untemehmensdaten seit 1980 im Vergleich zu Ihren Konkurrenten? Wesentlich stärker
□ □ □
□ □ □
Umsatz Gewinn nach Steuern Cash-Flow
Etwa
Schwä
Wesentlich
gleich
cher
schwächer
Stärker
□ □ □
□ □ □
□ □ □
2 Fragen zur strategisch-ökologischen Ausrichtung des Unternehmens 1 Worauf gründet sich Ihre Umweltmotivation? Erfüllung gesetzlicher Standards
□
Erfüllung konkreter Kundenanforderungen
□
Reaktion auf Verhalten der (potentiellen) Konkurrenz
Möglichkeit der Profilierung im Wettbewerb
□
□
Unternehmerische Verantwortung
□
2 Umfaßt Ihr internes Zielsystem den Umweltschutz als eigenständiges Ziel? Ja, schon vor 1990
□
Ja, seit 1990
□
Ja, seit 1995
□
Ja, geplant
Nein
□
□
3 Wie wirkt sich der Umweltschutz insgesamt bei der Verfolgung anderer Untemehmensziele aus? Stark komplementär zu anderen Untemehmenszielen
□
Schwach komplementär zu anderen Untemehmenszielen
□
Neutral zu anderen Untemehmenszielen
□
Schwach konträr zu anderen Untemehmenszielen
□
Stark konträr zu an deren Untemehmenszielen
□
4 In welcher Form integrieren Sie Umweltschutzgedanken in die strategische Planung? Gar nicht Beratend bei ökologischen
□
Planungsinhalten
□
Beratend bei allen Planungsinhalten
□
Entscheidend bei ökologischen Planungsinhalten
□
Entscheidend bei allen Planungsinhalten
□
Anhang
-
Fragebögen___________________________________________________________________________ Seite - 503 -
5 Werden ökologische Fragestellungen bei der Konzeption neuer Produkte berücksichtigt? Nein
□
Ja, soweit gesetzlich
Ja, über die gesetzlichen Vorschriften
□
Ja, wir setzen
Ja, wir orientieren uns an Branchenstandards
hinaus, wenn ohne Mehrkosten möglich
vorgeschrieben
□
Branchenstandards
□
□
6 Werden ökologische Fragestellungen bei der Neugestaltung von Produktionsprozessen berücksichtigt? Ja, im Rahmen der gesetzlichen Standards
□
Ja, in einigen Teilbereichen über die gesetzlichen Standards hinaus
□
Ja, in allen Bereichen über die gesetzlichen Standards hinaus
Ja, in vielen Teilbereichen über die gesetzlichen Standards hinaus
Ja, diese bilden für uns eine Profilierungsmöglichkeit im Wettbewerb
□
□
□
3 Fragen zur operativen-ökologischen Ausrichtung des Unternehmens 1 Wird Umweltschutz in Ihrem Unternehmen - keine Konzembetrachtung - von einer konkreten Stelle koordiniert?
□
□
Ja, geplant
Ja, vom Lower-Management
Ja, vom Middle-Management
Ja, vom Top-Management
□
Nein
□
□
2 Wie schätzen Sie die Umweltausrichtung Ihrer Produkte auf dem deutschen Markt ein? Wir erfüllen gesetzliche Stan-
Wir erfüllen gesetzliche Stan-
Wir übererfüllen gesetzliche
Wir übererfüllen gesetzliche
Wir setzen Bran-
dards mit ihrer Inkraftsetzung
dards vor ihrer Inkraftsetzung
Standards in Teilbereichen
Standards in allen Bereichen
chenstandards
□
□
□
□
□
3 Haben Sie überwiegend aus ökologischen Überlegungen Produkte frühzeitig vom Markt genommen? Ja, wir wurden gezwungen
Ja, freiwillig in mindestens einem Industriestaat
Nein.
□
□
Ja, freiwillig in mindestens einem Entwicklungsland
Ja, freiwillig in mindestens einem Schwellenland
□
□
□
4 Wie hoch ist die Umweltwirkung Ihrer Produktion? Wir setzen Bran-
Wir übererfüllen gesetzliche
Wir übererfüllen gesetzliche
Wir erfüllen gesetzliche Stan-
Wir erfüllen gesetzliche Stan-
chenstandards
Standards in allen Bereichen
Standards in Teilbereichen
dards vor ihrer Inkraftsetzung
dards mit ihrer Inkraftsetzung
□
□
□
□
□
5 Welche Gründe verhindern ein weiteres Umweltengagement?
Wir verfügen nicht über die erforderliche Finanzkraft. Wir werden von den „etablierten” finanzstarken Unternehmen bewußt behindert. Wir werden von der Politik zu wenig unterstützt, z.B. um Finanzengpässe zu überwinden. Anderes Beispiel?_________________________________ Wir befürchten einen Verlust der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Wir vermuten eine zu geringe Nachfrage. Wir erwarten Widerstände im Unternehmen. Wir benötigen fiir weitere Maßnahmen konkretere gesetzliche Vorgaben. Wir sehen augenblicklich kein weiteres Verbesserungspotential. Wir befürchten eine Umweltpolitik, die starre Vorgaben setzt und unsere Investitionen gefährdet. Wir können den Vorsprung der Konkurrenz nicht aufholen, deshalb vernachlässigen wir umweltorientierte Profilierungsversuche. Wir bedienen ein Marktsegment, das für umweltorientierte Fragestellungen wenig sensibel ist. Wir investieren erst dann weiter in den Umweltschutz, wenn sich die bisherigen Investitionen amortisiert haben. Wir halten das Ökologieargument vorwiegend aus Marketing überlegungen für wirklich wichtig. Sonstiges_______ _ __________________________________________
Stimmen
Stimmen Neutral
Stimmen
Stimmen
voll zu
zu
nicht zu
gar nicht zu
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
6 Bei Verwendung ökologischer Aspekte in der Werbung setzen Sie wie die Schwerpunkte? Nahezu vollständig auf
Überwiegend auf
Produktionsaspekte
Produktionsaspekte
□
□
Gleichgewichtig
□
Überwiegend auf
Nahezu vollständig
Produktaspckte
auf Produktaspekte
□
□
Anhang
Seite - 504 -
-
Fragebögen
7 Stellen Sie in Ihrer Werbung ökologische Aspekte aufgrund des wahrgenommenem Branchendrucks in den Vordergrund? Immer
Manchmal
Oft
□
□
Nie
Selten
□
□
□
8 Unterstützen Sie die Arbeit von Umweltschutzorganisationen? Ja, Umweltschützer werden besonders stark unterstützt
Ja, Umweltschützer werden stark unterstützt
Ja, auch Umweltschützer gehören zu den unter stützten Gruppen
Nein, wir betreiben grund sätzlich kein Sponsering
Nein, wir sponsern gezielt keine Umwelt schützer
□
□
□
□
□
9 Ist es vorgekommen, daß von Ihnen entwickelte Umweltstandards zu gesetzlichen Vorschriften geworden sind? Ja, auch aufgrund unserer entsprechenden Initiative
Ja, ohne unser aktives Handeln
□
□
Nein, aber wir erwarten dies
□
Nein, haben wir nicht versucht
Nein, obwohl wir es versucht haben
□
□
4 Fragen zu Ökologie und Rentabilität 1 Wie schätzen Sie die Rentabilität umweltorientierter Produktionsvarianten gemessen an den „herkömmlichen” Varianten ein? Meistens geringer
Grundsätzlich geringer
□
□
In etwa gleich
Grundsätzlich höher
Meistens höher
□
□
□
2 Haben Ihre umweltorientierten Investitionen hinsichtlich der Rentabilität bislang Ihre Erwartungen erfüllt? Ja, alle Investitionen haben unsere Erwartungen erfüllt bzw. übererfüllt
Ja, die meisten Investitionen haben unsere Erwartungen erfüllt bzw. Übererfüllt
□
□
Nein, ein großer Teil der Investitionen hat unsere Erwartungen nicht erfüllt
Unsere Erfahrungen sind uneinheitlich
□
□
Nein, keine Investition hat unsere Erwartungen erfüllt
□
3 Sind im Bereich der ökologischen Produkte Quersubventionen von den herkömmlichen Produkten erforderlich? Ja, grundsätzlich
Nur noch selten
Ja, meistens
□
□
Nein, haben wir nie praktiziert
Nein
□
□
□
4 Haben Sie im Umweltschutzbereich bereits Kostendegressionen (gemäß der Erfahrungskurve) erzielt? Nein
□
Teilweise
Ja, aber geringer als in
Ja, im gleichen Verhältnis Ja, höher als in anderen
□
anderen Bereichen
wie in anderen Bereichen
□
□
Bereichen
□
5 Unterscheiden sich die Amortisationszeiten umweltorientierter Produktionsanlagen gegenüber den „konventionellen”? Ja, wesentlich geringer als in anderen Bereichen
□
Ja, geringer als in anderen Bereichen
Nein
□
□
Ja, wesentlich länger als in anderen Bereichen
Ja, länger als in anderen Bereichen
□
□
6 Haben Sie durch Gesetzesänderungen im Ökologiebereich konkretisierbare Nachteile erlitten? Ja, gesetzliche Standards Ja, gesetzliche Standards trafen uns mehrfach unvor- trafen uns unvorbereitet, bereitet, so daß wir Markt- so daß wir Marktanteile
Ja, gesetzliche Standards trafen uns mehrfach unvor bereitet, so daß wir finan
Ja, gesetzliche Standards trafen uns unvorbereitet, so daß wir finanzielle Ein
Nein, wir entwickeln ökologische Standards mit bzw. beobachten
anteile verloren haben.
zielle Einbußen erlitten.
bußen erlitten.
Entwicklung sehr genau
□
verloren haben.
□
□
□
□
Teil 2: Branchenspezifische Fragen zur Automobilindustrie 1 Welche Ereignisse haben Ihrer Meinung nach das Umweltbewußtsein der Verbraucher ganz besonders sensibilisiert? In den 1970em
In den 1990em
In den 1980em
1.___________________________
__________
1.______________ _______________ ________
1.______________________
2._____________________
_______
___________ 2.______________________
2._________________
3.
3.
3.
Anhang
-
Seite - 505 -
Fragebögen
2 Welche Ereignisse haben das Umweltbewußtsein in der Automobil-Branche maßgeblich geprägt? In den 1980em
In den 1970em
1.___________________________
__________
In den 1990em
1._____________________________ _______________
1.______________________
2._____________________ _______
2.______________________ ___________
2.____________________________ _
3._____________________ _______
3.______________________ ___________
3._____________________________ _
3 Gibt es auf dem deutschen Automobilmarkt einen/mehrere Anbieter, dem/denen Sie aus Ihrer Einschätzung in der ökologischen Ausrichtung einen signifikanten Vorsprung vor der Konkurrenz attestieren? Hinsichtlich der Kommunikation
Hinsichtlich der Technik
In beiden Bereichen
□ Nein □ Ja, ein Wettbewerber □ Ein etabliertes Unternehmen □ Ein Branchen-Newcomer □ Wir
□ Nein □ Ja, ein Wettbewerber □ Ein etabliertes Unternehmen □ Ein Branchen-Newcomer □ Wir
□ Ja, mehrere Wettbewerber □ Wir gehören nicht dazu
□ Ja, mehrere Wettbewerber □ Wir gehören nicht dazu
□ Nein □ Ja, ein Wettbewerber □ Ein etabliertes Unternehmen □ Ein Branchen-Newcomer □ Wir □ Ja, mehrere Wettbewerber
□ Wir gehören dazu
□ Wir gehören dazu
□ Wir gehören nicht dazu □ Wir gehören dazu
4 Wie beurteilen Sie die Bedeutung nachfolgender Größen, um sich ökologisch am Markt zu etablieren? Sehr wichtig
Wichtig
Neutral
□ □ □
□ □ □ □
□ □ □ □
□
□
□
Technischer Vorsprung Kommunikation einer hohen Ökologiekompetenz Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bei ökologischen Innovationen Wettbewerbsvorteile auf dem Beschaffungsmarkt (Ausschluß von Konkurrenten durch Exklusivverträge mit kurzfristig nicht ersetzbaren Zulieferern) □ Andere Gründe, z.B._____________________________________________
Un
Völlig un
wichtig
wichtig
□
□
□ □ □ □
□ □ □ □
5 Haben Sie in den vergangenen zehn Jahren ökologische Durchbrüche erzielt?
□ Nein
□ Ja, welche______________________________________________________________________________ □ ohne nennenswerten Markterfolg □ mit deutlichen Imagegewinnen □ mit deutlichen Umsatzsteigerungen □ mit deutlichen Gewinnsteigerungen. Wie reagierte Ihr wichtigster Konkurrent?_______________________________________________
6 Welche Ergebnisse haben Sie in folgenden Forschungsgebieten erzielt? Keine Er Serienreife
Aluminiumkarosserie Magnesiumkarosserie
Verbundstoffkarosserie
Natrium-Schwefel-Batterien Verwendung von Keramik im Motorbau Pflanzenöl-Motoren
PKW mit Elektroantrieb PKW mit Erdgasantrieb
PKW-Tauglichkeit des Zweitakters PKW mit Dreizylinder-Viertaktantrieb
Magermotorentwicklung Wankelmotorentwicklung
PKW mit Hybridantrieb (ohne Bremsenergieverwendung) PKW mit Hybridantrieb (mit Bremsenergieverwendung) PKW mit Brennstoffzellenantrieb
Bereits
als Sackgas
fahrung
ca. im Jahr...
in Serie
se erkannt
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
□____ □____ □____ □____ □____ □____ □____ □____ □____ □____ □____ □____ □____ □____ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
Seite - 506 -
Anhang
-
Fragebögen
7 Wie klassifizieren Sie das überwiegende Forschungsverhalten Ihres Unternehmens im Umweltbereich?
Wir forschen völlig allein Wir forschen gemeinsam mit anderen Wettbewerbern Wir forschen mit anderen Branchen (wie mit der Energiewirtschaft) Etablierte Unternehmen lassen uns forschen, um sich bei Forschungserfolgen an unserem Unternehmen zu beteiligen Wir lassen unsere etablierten Wettbewerber forschen und werden versuchen, Lizenzen zu erwerben bzw. deren Patente zu umgehen Wir beauftragen Universitäten und andere wissenschaftliche Einrichtungen mit Forschungsprojekten
Stimmen
Stimmen Neutral
Stimmen
Stimmen
voll zu
zu
nicht zu
gar nicht zu
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□
□
8 Berücksichtigen Sie bei der Beschaffung ökologische Aspekte? Ausnahmslos
□
Unentschieden
Meistens
Nein
Selten
□
□
□
□
9 Seit wann... bieten Sie den Katalysator serienmäßig an? bieten Sie Dieselrußfilter serienmäßig an? verzichten Sie auf die Verwendung von Asbest für die Bremsbeläge? verzichten Sie auf die Verwendung von Asbest fiir die Kupplungsbeläge? verwenden Sie Aktivkohlekammem zur Dämpfung der Benzoldämpfe? verwenden Sie wasserlösliche Lacke?
Oberklasse
Mittelklasse
Gesamtflotte
10 Wie hoch war/ist Ihr weltweiter Umsatz-Anteil der PKW, die serienmäßig mit Katalysator ausgestattet waren/werden? 1980
1990
1985
__ %
__ %
2000
1995
__ %
__ %
____ %
11 Wie haben/werden sich folgende Werte bei Ihrem Kleinwagen-Modell (sofern angeboten) in der schwächsten Motorisierung bei Minimalausstattung entwickelt/entwickeln? Gewicht in kg
1980
1985
1990
1995
2000
___
___
___
___
___
Drehmoment in NM
___
___
___
___
___
Luftwiderstand in cw
___
___
___
___
___
Rollwiderstand
___
___
___
___
___
Benzinverbrauch in Liter je 100 km (Drittelmix)
___
___
___
___
___
Diesclverbrauch in Liter je 100 km (Drittelmix)
___
___
___
___
___
12 Wie haben/werden sich folgende Werte bei Ihrem Mittelklasse-Modell (sofern angeboten) mit der gängigsten Motorisierung und Ausstattungsvariante entwickelt/entwickeln? 1980 1985 1990 1995 2000 Gewicht in kg ___ ___ ___ ___ ___ Drehmoment in NM
___
___
___
___
___
Luftwiderstand in cw
___
___
___
___
___
Rollwiderstand
___
___
___
___
___
Benzinverbrauch in Liter je 100 km (Drittelmix)
___
___
___
___
___
Diesel verbrauch in Liter je 100 km (Drittelmix)
___
___
___
___
___
13 Wie haben/werden sich folgende Werte bei Ihrem Oberklasse-Modell (sofern angeboten) mit der stärksten Motorisierung in Vollausstattung entwickelt/entwickeln? 1980
1985
1990
1995
2000
___ ___
___ ___
___ ___
___ ___
___ ___
Luftwiderstand in cw
___
___
___
___
___
Rollwiderstand
Benzinverbrauch in Liter je 100 km (Drittelmix)
___ ____
___ ___
___ ___
___ ___
___ ___
Diesel verbrauch in Liter je 100 km (Drittelmix)
___
___
___
___
___
Gewicht in kg Drehmoment in NM
Anhang
-
Seite - 507 -
Fragebögen
14 Wie haben/werden sich folgende Werte bei Ihrer gesamten PKW-Flotte - gemäß der kalifornischen Flottenab grenzung entwickelt/entwickeln? 1980 1985 1990 1995 2000 Gewicht in kg
___
___
___
___
Drehmoment in NM
___
___
___
___
___ ___
Luftwiderstand in cw
___
___
___
___
___ ___
Rollwiderstand
___
___
___
___
Benzinverbrauch in Liter je 100 km (Drittelmix)
___
___
___
___
___
Dieselverbrauch in Liter je 100 km (Drittelmix)
___
___
___
___
___
15 Können Sie ein „Drei-Liter-Auto” schon heute im Bereich der Kleinfahrzeuge grundsätzlich herstellen? □ Nein - Wann rechnen Sie mit einer Einführung? - Welche Probleme stehen einer sofortigen Einführung entgegen?
□ Ja
- Zu welchem Preis können Sie Einzelausfertigungen anbieten? - Ab welcher Absatzmenge können Sie hinsichtlich des Preises mit „herkömmlichen” Fahrzeugen konkurrieren? - Welches sind die wichtigsten Veränderungen gegenüber den üblichen Modellen?
16 Können Sie ein „Fünf-Liter-Auto” schon heute im Bereich der Mittelklasse-Fahrzeuge grundsätzlich herstellen? □ Nein - Wann rechnen Sie mit einer Einführung?
- Welche Probleme stehen einer sofortigen Einführung entgegen? □ Ja
- Zu welchem Preis können Sie Einzelausfertigungen anbieten? - Ab welcher Absatzmenge können Sie hinsichtlich des Preises mit „herkömmlichen” Fahrzeugen konkurrieren? - Welches sind die wichtigsten Veränderungen gegenüber den üblichen Modellen?
17 Können Sie ein „Sieben-Liter-Auto” schon heute im Bereich der Oberklasse-Fahrzeuge grundsätzlich herstellen? □ Nein - Wann rechnen Sie mit einer Einführung? - Welche Probleme stehen einer sofortigen Einführung entgegen?
□ Ja
- Zu welchem Preis können Sie Einzelausfertigungen anbieten? - Ab welcher Absatzmenge können Sie hinsichtlich des Preises mit „herkömmlichen” Fahrzeugen konkurrieren?
- Welches sind die wichtigsten Veränderungen gegenüber den üblichen Modellen? 18 Wie beurteilen Sie das Smile-Konzept von Greenpeace?
□ □ □ □ □
Insgesamt uneingeschränkt überzeugend Dieses gute Konzept hätten wir auch vorstellen können, Greenpeace war einfach schneller/unkonventioneller Ökologisch durchaus interessant, jedoch wurden Sicherheitsaspekte deutlich vernachlässigt An der Serienreife haben wir starke Zweifel Sehr viel Werbewirkung mit minimalem ökologischen Erfolg
19 Wie beurteilen Sie folgende mögliche Maßnahmen des Gesetzgebers? Die Maßnahme wirkt auf die Wettbewerbssituation unseres Unternehmens:
Sehr
positiv
Die für 1997 geplante Änderung des Kraftfahrzeugsteuergesetzes Die für 1999 geplante Änderung des Kraftfahrzeugsteuergesetzes Mineralölsteuererhöhung um mindestens 50% Kfz-Steuererhöhung um mindestens 50% Restriktive Tempolimits Flottenverbrauchsvorgaben auf deutlich unter 10 1/100 km Konstante jährliche Reduzierung des Flottenverbrauchs um z.B. 10% Am Verbrauch orientierte Luxussteuer (ähnlich wie in Ontario) Gesetzliche Rücknahmeverpflichtung von Altautomobilen Zulassungsverbote für Fahrzeuge, die über einem Durchschnitts verbrauch von beispielsweise 15 1/100 km liegen Sonstiges_________ _____________________________________________
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
Positiv
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
Neutral
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
Negativ
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
Sehr negativ
□ □ □ □ □ □ □ □ □ □ □
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Anhang
-
Fragebögen
20 Wie würden Sie auf restriktive Flotten-Verbrauchsbeschränkungen des Gesetzgebers reagieren?
Marktaustritt Verstärkt Kleinwagen in die Programmpalette aufhehmen. Einsparungspotentiale in allen Flottensegmenten weiter fokussieren Massive Markteinführung von Fahrzeugen mit alternativen Antriebsaggregaten Sonstige Maßnahmen wie...______________________________________ _
Ja,
Ja,
sicher
möglich
□ □ □ □
□ □ □ □
□
□
Ungewiß Nein,
Nein,
kaum
sicher
□ □ □ □
□ □ □ □
□ □ □ □
□
□
□
Teil 3: Zukunftseinschätzung 1 Wie schätzen Sie das Wachstum auf dem deutschen Automobilmarkt bis zum Jahr 2010 ein? Starkes Wachstum
□
Mäßiges Wachstum
□
Mäßige Verringerung
Konstanz
□
Starke Verringerung
□
□
2 Wie schätzen Sie die gesetzlichen Umweltauflagen bis zum Jahr 2010 ein? Stark
Steigend
Konstant
Abnehmend
steigend
□ □ □ □ □ □ □ □
Deutschland Europa (ohne Deutschland) Nordamerika Japan Asien (ohne Japan) Südamerika Afrika Australien
Stark abnehmend
□ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □
3 Wie schätzen Sie die Umweltanforderungen der Konsumenten bis zum Jahr 2010 ein? Stark
Steigend
Konstant
Abnehmend
steigend
□ □ □ □ □ □ □ □
Deutschland Europa (ohne Deutschland) Nordamerika Japan Asien (ohne Japan) Südamerika Afrika Australien
□ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □
□ □ □ □ □ □ □ □
Stark abnehmend
□ □ □ □ □ □ □ □
4 Wie schätzen Sie die Forderung des US-Wissenschaftlers Lovins ein, binnen weniger Jahre Autos der Oberklasse, mit einem Verbrauch von deutlich unter 2 Litern serienmäßig anzubieten? Werden wir realisieren
□
Unser erklärtes Ziel
□
Interessanter Ansatz
□
Stark übertriebene Vorstellung
□
Völlig realitätsfremd
□
5 Könnten Kleinunternehmen grundsätzlich für die „etablierten” Unternehmen eine Bedrohung darstellen? Nein, der Markt ist zu gesättigt
□
Nein, diese Unter nehmen verfügen über zu wenig Know-how
□
Nein, diese Unternehmen haben nicht genug Finanzkraft
□
Ja, diese Unternehmen sind ernst zu nehmen, da sie viel flexibler sind
□
Ja, diese Unternehmen sind ernst zu nehmen, da sie viel innovativer sind
□
6 Könnten finanzstarke Großunternehmen aus anderen Branchen als künftige Konkurrenten eine Bedrohung darstellen? Nein, die Attraktivität Nein, das Know-how der Branche ist zu gering fehlt
□
□
Ein durchaus mögliches Szenario
□
Ja, wenn die Finanzkraft sehr groß ist
□
Ja, wenn sie kleine innovative Unternehmen aufkaufen
□
---------------------------------------------------------------------------- Ende des Fragebogens----------------------------------------------------------------------------------------------------
Anhang
-
Fragebögen
Seite - 509 -
Tür Ihr Entgegenkommen, diesen Fragebogen auszufullen und mir damit die Möglichkeit zu geben, eine Dissertation mit empirischem Anteil zu erstellen, möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bedanken! Bitte senden Sie den Fragebogen baldmöglichst zurück an: Ralf Jürgen Ostendorf Maringer Str. 20 45663 Recklinghausen
Für eventuelle Rückfragen stehe ich Ihnen unter der Rufnummer 02361/ 372568 gerne zur Verfügung. Ich hoffe, daß die kostenlose, anonymisierte Untersuchungszusammenfassung Ihnen wertvolle Hinweise geben wird, um Ihre Wettbewerbsfähigkeit durch die adäquate Einbeziehung ^ökologischer Fragestellungen zu verbessern.
Um die Dokumentation der empirischen Untersuchung auch Ihnen gezielt zustellen zu können, geben Sie bitte Ihre Anschrift an: Name des Unternehmens:______________________________________________ Name des Beantworters:_______________________________________________ Funktion des Beantworters:_____________________________________________ An einem Workshop würden wir teilnehmen. □ Nein □ Ja, mit Personen
An der kostenlosen Überlassung einer Publikation zum Thema Szenario-Technik in der Autoindustrie sind wir interessiert □ Nein □ Ja
Seite - 510 -
Anhang
-
Protokolle zu statistischen Berechnungen
Protokolle zu statistischen Berechnungen
Anhang
-
Protokolle zu statistischen Berechnungen
Seite-511 -
EXECUTE. RELIABILITY /VARIABLES=bl b2 b3 b4 b5 b6 /FORMAT=NOLABELS /SCALE(ALPHA)=ALL/MODEL=ALPHA /STATISTICS=DESCRIPTIVE SCALE /SUMMARY=TOTAL. Reliabilität Anmerkungen Filter Gewichtung Aufgeteilte Datei Anzahl der Zeilen in der Arbeitsdatei 37 Syntax RELIABILITY /VARIABLES=bl b2 b3 b4 b5 b6 /FORMAT=NOLABELS /SCALE(ALPHA)=ALL/MODEL=ALPHA /STATISTICS=DESCRIPTIVE SCALE /SUMMARY=TOTAL.
*
***** Method 1 (space saver) will be used for this analysis ******
RELIABILITY ANALYSIS - SCALE (ALPHA)
1. 2. 3. 4. 5. 6.
Mean 3,7813 3,5000 3,4688 3,5938 4,2188 3,3438
Bl B2 B3 B4 B5 B6
Statistics for SCALE
Cases 32,0 32,0 32,0 32,0 32,0 32,0
Mean Variance Std Dev 21,9063 30,7974 5,5495
Item-total Statistics Scale Mean if Item Deleted
Bl B2 B3 B4 B5 B6
Std Dev 1,5603 1,6461 1,2696 1,1601 1,1566 1,3346
18,1250 18,4063 18,4375 18,3125 17,6875 18,5625
N of Variables 6
Crrected Scale Variance Itemif Item Total Deleted Correlation
Alpha if Item Deleted
23,8548 20,2490 25,7379 22,4153 21,7702 20,3831
,7896 ,7246 ,7833 ,6993 ,6825 ,6711
,2958 ,5291 ,2676 ,6406 ,7125 ,7164
Reliability Coefficients : N of Cases =
32,0
N of Items = 6
Alpha =
,7628
Anhang
Seite - 512 -
-
Protokolle zu statistischen Berechnungen
RELIABILITY /VARIABLES=cl c3 c4 c5 c9 clO /FORMAT=NOLABELS /SCALE(ALPHA)=ALL/MODEL=ALPHA /STATISTICS=DESCRIPTIVE SCALE /SUMMARY=TOTAL. Reliabilität Anmerkungen Filter Gewichtung Aufgeteilte Datei Anzahl der Zeilen in der Arbeitsdatei 37 Syntax RELIABILITY /VARIABLES=cl c3 c4 c5 c9 clO /FORMAT=NOLABELS /SCALE(ALPHA)=ALL/MODEL=ALPHA /STATISTICS=DESCRIPTIVE SCALE /SUMMARY=TOTAL. ****** Method 1 (space saver) will be used for this analysis ******
RELIABILITY ANALYSIS - SCALE (ALPHA)
1. 2. 3. 4. 5. 6.
Mean 3,8571 2,9524 2,0476 3,2381 2,5714 2,8571
Cl C3 C4 C5 C9 CIO
Statistics for SCALE
Std Dev 1,4590 1,2836 ,8047 1,3002 ,8701 ,9636
Cases 21,0 21,0 21,0 21,0 21,0 21,0
Mean Variance StdDev 17,5238 23,0619 4,8023
N of Variables 6
Item-total Statistics
Scale Mean if Item Deleted
Cl C3 C4 C5 C9 CIO
13,6667 14,5714 15,4762 14,2857 14,9524 14,6667
Scale Corrected Variance ItemAlpha ifltem Total if Item Deleted Correlation Deleted 15,7333 14,3571 19,2619 14,1143 18,4476 18,1333
,4493 ,7255 ,4463 ,7429 ,5160 ,4874
Reliability Coefficients : N of Cases =
21,0
,7994 ,7143 ,7858 ,7089 ,7728 ,7763 N of Items = 6
Alpha =
,7941
-
Anhang
Protokolle zu statistischen Berechnungen
Seite - 513 -
RELIABILITY /VARIABLES=dl d2 d3 d4 d5 d6 /FORMAT=NOLABELS /SCALE(ALPHA)=ALL/MODEL=ALPHA /STATISTICS=DESCRIPTIVE SCALE /SUMMARY=TOTAL. Reliabilität Anmerkungen Filter Gewichtung Aufgeteilte Datei Anzahl der Zeilen in der Arbeitsdatei 37 Syntax RELIABILITY /VARIABLES=dl d2 d3 d4 d5 d6 /FORMAT=NOL ABELS /SCALE(ALPHA)=ALL/MODEL=ALPHA /STATISTICS=DESCRIPTIVE SCALE /SUMMARY=TOTAL. * ***** Method 1 (space saver) will be used for this analysis ******
RELIABILITY ANALYSIS - SCALE (ALPHA) Mean Std Dev Cases
1. 2. 3. 4. 5. 6.
DI D2 D3 D4 D5 D6
Statistics for SCALE
3,0000 3,0000 3,0500 1,9500 2,4500 4,4500
,7947 ,9177 1,1459 1,0990 ,7592 1,1910
20,0 20,0 20,0 20,0 20,0 20,0
Mean Variance Std Dev 17,9000 13,0421 3,6114
N of Variables 6
Item-total Statistics
DI D2 D3 D4 D5 D6
Corrected Scale Scale Variance ItemMean Total if Item if Item Correlation Deleted Deleted 14,9000 ,3235 10,7263 8,7263 ,6407 14,9000 14,8500 9,0816 ,3833 10,0500 ,2560 15,9500 ,4534 10,2605 15,4500 9,3132 ,3179 13,4500
Reliability Coefficients : N of Cases =
20,0
Alpha if Item Deleted ,6256 ,5127 ,6063 ,6553 ,5905 ,6365 N of Items = 6
Alpha =
,6489
Anhang
Seite - 514 -
-
Protokolle zu statistischen Berechnungen
RELIABILITY /VARIABLES=ca cb cc cd ce cf cg ch ci cj /FORMAT=NOLABELS /SCALE(ALPHA)=ALL/MODEL=ALPHA /STATISTICS=DESCRIPTIVE SCALE /SUMMARY=TOTAL. Reliabilität Anmerkungen Filter Gewichtung Aufgeteilte Datei Anzahl der Zeilen in der Arbeitsdatei 3 7 Syntax RELIABILITY /VARIABLES=ca cb cc cd ce cf cg ch ci cj /FORMAT=NOLABELS /SCALE(ALPHA)=ALL/MODEL=ALPHA /STATISTICS=DESCRIPTIVE SCALE /SUMMARY=TOTAL.
*
***** Method 1 (space saver) will be used for this analysis ****** RELIABILITY ANALYSIS - SCALE (ALPHA)
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
CA CB CC CD CE CF CG CH CI CJ
Statistics for SCALE
Std Dev Mean 3,4074 1,1851 1,3472 3,2593 1,1875 3,7778 3,3704 1,2136 3,4444 1,0860 2,6667 1,2403 1,0141 4,4815 3,7407 1,3183 4,0370 ,9398 3,0741 1,1743
Cases 27,0 27,0 27,0 27,0 27,0 27,0 27,0 27,0 27,0 27,0
Mean Variance Std Dev 35,2593 49,1994 7,0142
N of Variables 10
Anhang
-
Protokolle zu statistischen Berechnungen
Seite-515-
Item-total Statistics Scale Mean if Item Deleted
CA CB CC CD CE CF CG CH CI CJ
31,8519 32,0000 31,4815 31,8889 31,8148 32,5926 30,7778 31,5185 31,2222 32,1852
Corrected Scale Variance ItemAlpha if Item Total if Item Deleted Correlation Deleted 41,5157 37,0769 38,7208 38,2564 42,4644 42,9430 41,2564 42,1823 41,1026 41,9259
,4111 ,6283 ,6136 ,6308 ,3925 ,2902 ,5307 ,3083 ,5986 ,3876
Reliability Coefficients N of Cases =
27,0
,7878 ,7599 ,7636 ,7611 ,7893 ,8025 ,7754 ,8020 ,7701 ,7904
N of Items = 10
RELIABILITY /VARIABLES=ii6a iiöb ii6c ii6d ii6e ii6f ii6g ii6h ii6i ii6j ii6k ii61 ii6m ii6n ii6o /FORMAT=NOLABELS /SCALE(ALPHA)=ALL/MODEL=ALPHA /STATISTICS=DESCRIPTIVE SCALE /SUMMARY=TOTAL. Reliabilität Anmerkungen Filter Gewichtung Aufgeteilte Datei Anzahl der Zeilen in der Arbeitsdatei 3 7 Syntax RELIABILITY /VARIABLES=ii6a ii6b ii6c ii6d ii6e ii6f ii6g ii6h ii6i ii6j ii6k ii61 ii6m ii6n ii6o /FORMAT=NOLABELS /SCALE(ALPHA)=ALL/MODEL=ALPHA /STATISTICS=DESCRIPTIVE SCALE /SUMMARY=TOTAL.
Alpha =
,7983
Anhang
Seite - 516 -
-
Protokolle zu statistischen Berechnungen
****** Method 1 (space saver) will be used for this analysis ******
RELIABILITY ANALYSIS - SCALE (ALPHA)
Mean
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15.
II6A II6B II6C II6D II6E II6F II6G II6H II6I II6J II6K II6L II6M II6N II6O
Statistics for SCALE
2,6154 2,0000 3,3846 2,7692 2,0769 2,2308 3,3077 2,1538 2,3077 2,4615 2,0000 2,6154 2,5385 2,5385 1,5385
Std Dev 1,7578 1,7321 1,1929 1,9215 1,4979 1,6909 1,3156 1,2810 1,8879 1,8081 1,2910 1,8947 1,7134 1,5064 ,7763
Cases 13,0 13,0 13,0 13,0 13,0 13,0 13,0 13,0 13,0 13,0 13,0 13,0 13,0 13,0 13,0
Mean Variance Std Dev N of Variables 36,5385 190,9359 13,8180 15
Item-total Statistics Scale Mean if Item Deleted II6A 33,9231 II6B 34,5385 II6C 33,1538 II6D 33,7692 II6E 34,4615 II6F 34,3077 II6G 33,2308 II6H 34,3846 II6I 34,2308 II6J 34,0769 II6K 34,5385 II6L 33,9231 II6M 34,0000 II6N 34,0000 II6O 35,0000
Scale Variance if Item Deleted 177,0769 164,6026 175,3077 196,1923 162,2692 153,3974 179,5256 165,2564 154,8590 166,2436 174,1026 156,7436 157,1667 162,5000 174,5000
Corrected ItemTotal Correlation ,2302 ,5250 ,4497 -,1662 ,6924 ,8280 ,2746 ,7299 ,6920 ,4595 ,4452 ,6451 ,7177 ,6813 ,7720
Reliability Coefficients N of Cases =
13,0
Alpha if Item Deleted ,8672 ,8507 ,8548 ,8909 ,8424 ,8332 ,8619 ,8427 ,8404 ,8547 ,8548 ,8434 ,8396 ,8429 ,8487
N of Items = 15
Alpha =
,8606
Anhang
-
Seite - 517 -
Protokolle zu statistischen Berechnungen
RELIABILITY /VARIABLES=a7_l a7_2 a7_3 /FORMAT=NOLABELS /SCALE(ALPHA)=ALL/MODEL=ALPHA /STATISTICS=DESCRIPTIVE SCALE /SUMMARY=TOTAL. Reliabilität Anmerkungen Filter Gewichtung Aufgeteilte Datei Anzahl der Zeilen in der Arbeitsdatei 37 Syntax RELIABILITY /VARIABLES=a7_l a7_2 a7_3 /FORMAT=NOLABELS /SCALE(ALPHA)=ALL/MODEL=ALPHA /STATISTICS=DESCRIPTIVE SCALE /SUMMARY=TOTAL .
*
***** Method 1 (space saver) will be used for this analysis ******
RELIABILITY ANALYSIS - SCALE (ALPHA)
1. 2. 3.
Mean 3,5909 2,9091 3,0455
A7_l A7_2 A7_3
Statistics for SCALE
Std Dev ,7341 ,8679 ,8439
Mean Variance Std Dev 9,5455 4,0693 2,0172
Item-total Statistics Scale Mean if Item Deleted
Scale Variance if Item Deleted
5,9545 6,6364 6,5000
2,3312 1,9567 1,7857
A7_l A7_2 A7_3
Cases 22,0 22,0 22,0
Corrected ItemTotal Correlation
,5349 ,5598 ,6968
Reliability Coefficients N of Cases =
22,0
N of Variables 3
Alpha if Item Deleted
,7428 ,7212 ,5527
N of Items = 3
Alpha =
,7612
Seite - 5 J 8 -
Anhang
-
Protokolle zu statistischen Berechnungen
COMPUTE sei = bl + b2 + b3 + b4 + b5 + b6 . COMPUTE sc2 = cl + c3 + c4 + c5 + c9 + clO. COMPUTE sc3 = dl + d2 + d3 + d4 + d5 + d6. COMPUTE sc4 = ca + cb + cc + cd + ce + cf + cg + ch + ci + cj. COMPUTE sc5 = ii6a + ii6b + ii6c + ii6d + ii6e + ii6f + ii6g + ii6h + ii6i + ii6j + ii6k + ii61 + ii6m + ii6n + ii6o. COMPUTE sc6 = a7_l + a7_2 + a7_3. EXECUTE.
COMPUTE pscl = (sei - 6) / 24 . COMPUTE psc2 = (sc2 - 6) / 24 . COMPUTE psc3 = (sc3 - 6) / 24 . COMPUTE psc4 = (sc4 -10) / 40 . COMPUTE psc5 = (sc5 -15) / 60 . COMPUTE psc6 = (sc6 - 3) /12 . EXECUTE. RELIABILITY /VARIABLES=pscl psc5 /FORMAT=NOLABELS /SCALE(ALPHA)=ALL/MODEL=ALPHA /STATISTICS=DESCRIPTIVE SCALE /SUMMARY=TOTAL.
Reliabilität Anmerkungen Filter Gewichtung Aufgeteilte Datei Anzahl der Zeilen in der Arbeitsdatei 37
Syntax RELIABILITY /VARIABLES=pscl psc5 /FORMAT=NOLABELS /SCALE(ALPHA)=ALL/MODEL=ALPHA /STATISTICS=DESCRIPTIVE SCALE /SUMMARY=TOTAL. *
***** Method 1 (space saver) will be used for this analysis ******
RELIABILITY ANALYSIS - SCALE (ALPHA)
1. 2.
PSC1 PSC5
Statistics for SCALE
Mean ,6474 ,3590
Std Dev ,2677 ,2303
Mean Variance 1,0064 ,1876
Cases 13,0 13,0
Std Dev N of Variables ,4331 2
Anhang
-
Protokolle zu statistischen Berechnungen
Item-total Statistics Scale Mean if Item Deleted ,3590 PSC1 PSC5 ,6474
Scale Variance if Item Deleted ,0530 ,0716
Corrected ItemTotal Correlation ,5100 ,5100
Seite - 519 -
Alpha if Item Deleted
Reliability Coefficients N of Cases =
13,0
N of Items =2
Alpha =
RELIABILITY /VARIABLES=psc2 psc4 /FORMAT=NOLABELS /SCALE(ALPHA)=ALL/MODEL=ALPHA /STATISTICS=DESCRIPTIVE SCALE /SUMMARY=TOTAL. Reliabilität Anmerkungen Filter Gewichtung Aufgeteilte Datei Anzahl der Zeilen in der Arbeitsdatei 3 7 Syntax RELIABILITY /VARIABLES=psc2 psc4 /FORMAT=NOLABELS /SCALE(ALPHA)=ALL/MODEL=ALPHA /STATISTICS=DESCRIPTIVE SCALE /SUMMARY=TOTAL.
*
***** Method 1 (space saver) will be used for this analysis ******
RELIABILITY ANALYSIS - SCALE (ALPHA) Mean
1. 2.
PSC2 PSC4
Statistics for SCALE
,4676 ,6000
Std Dev ,2137 ,1696
Mean Variance 1,0676 ,1194
Cases 18,0 18,0
Std Dev ,3455
N of Variables 2
,6704
Anhang
Seite - 520 -
Item-total Statistics Scale Mean if Item Deleted PSC2 ,6000 PSC4 ,4676
Corrected Scale ItemVariance Total if Item Deleted Correlation ,6207 ,0287 ,6207 ,0457
Reliability Coefficients N of Cases =
-
Protokolle zu statistischen Berechnungen
Alpha if Item Deleted
N of Items = 2
18,0
Alpha =
,7534
RELIABILITY /VARIABLES=psc3 psc6 /FORMAT=NOLABELS /SCALE(ALPHA)=ALL/MODEL=ALPHA /STATISTICS=DESCRIPTIVE SCALE /SUMMARY=TOTAL. Reliabilität Anmerkungen Filter Gewichtung Aufgeteilte Datei Anzahl der Zeilen in der Arbeitsdatei 37 Syntax RELIABILITY /VARIABLES=psc3 psc6 /FORMAT=NOLABELS /SCALE(ALPHA)=ALL/MODEL=ALPHA /STATISTICS=DESCRIPTIVE SCALE /SUMMARY=TOTAL.
****** Method 1 (space saver) will be used for this analysis ******
RELIABILITY ANALYSIS - SCALE (ALPHA)
1. 2.
Mean ,5227 ,5303
PSC3 PSC6
Statistics for SCALE
Std Dev ,1691 ,2245
Mean Variance 1,0530 ,1302
Item-total Statistics Scale Mean if Item Deleted ,5303 PSC3 PSC6 ,5227
Cases 11,0 11,0
Std Dev N of Variables ,3609 2
Corrected Scale Variance Itemif Item Total Deleted Correlation ,0504 ,6753 ,6753 ,0286
Reliability Coefficients N of Cases =
11,0
Alpha if Item Deleted
N of Items = 2
Alpha =
,7872
Anhang
-
Schriftwechsel mit Toyota
Schriftwechsel mit Toyota Deutschland
Seite - 521 -
Anhang
Seite - 522 -
-
Schriftwechsel mit Toyota
® TOYOTA TOYOTA DEUTSCHLAND GMBH
Herrn Ralf Ostendorf Maringer Str. 20
45663 Recklinghausen
Datum: 02.04.1998 Zeichen: MB/mld Durchwahl: 102-2691
TOYOTA Prius Ihr Anruf vom 01.04.1998
Sehr geehrter Herr Ostendorf,
vielen Dank für Ihren Anruf und Ihr Interesse an den Produkten von TOYOTA. Gerne übersenden wir Ihnen als Anlage Kopie unserer Presseinformation über den TOYOTA Prius. Leider steht noch nicht fest, ob dieses Fahrzeug in Europa eingeführt wird. Frühestens in zwei Jahren wird die Entscheidung hierüber fallen. Sollte der TOYOTA Prius in Deutschland eingeführt werden, können Sie rechtzeitig entsprechende Informationen der Presse entnehmen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.
Mit freundlichen Grüßen TOYOTA DEUTSCHLAND GMBH
Marie-Luise Dreßen Kundenbetreuung*
8 Ü i
OKMMdhB KiyoaiaHaMnoao.KarMlakuEnaais. ShrtSak*. tAtauo Tanaka. ToahanAi TautUi &U * Gn Hirt-ah K» AmtaoancM K» WB 4070
Huiromt Toyota Dautatfitaal (MH Toyola**aa2 K»Mara»34) 102-0 Fu O»34| 102-70
Bankart Oautacha Bank AOK» BLZ 3 TOTO «4 1079709 WaalLBK»(BLZ 370M0001190X3 WGZ-Bank DuaaaMort (M 7 30090010) 264 074
Stichwortverzeichnis
Stichwortverzeichnis
Seite - 523 -
DaimlerChrysler 185ff., 22Iff.
D’Aveni, Richard A. 152
Davis, S. M. 6, 35ff.
Jnpassungsstrategie, ökologische 111, 143 Antriebsaggregate, (alternative) 229, 326L, 251
Dendrogramm 389f.
Diesel
Altautoverordnung 193, 347
-
Aluminium 199, 219, 225, 323ff., 333
- Technologie 20Iff., 333
Audi 105f., 185, 199f., 205, 209, 217, 225, 228, 232, 333
Automobilindustrie 3f., 7f., 37, 48, 52, 145, 147, 151, 165, 177fT, 234ff., 394f. 397f., 400,403
Motor 197,217, 22Iff., 225f.
Differenzierung 1, 6, 12, 17, 19f., 22, 25f., 28ff., 32, 38L, 45,48, 112f., 115f., 119, 121f., 125, 127f., 131 ff., 142, 145, 146, 162, 175, 254ff, 258, 268, 319,374. 378f.
Automobilnutzung 7, 147, 191, 194ff., 212ff., 352
Diller, Hermann 257ff., 368, 398
Automobilwerk Eisenach 237
Dimensionsreduzierung 373, 376
Distanz, euklidische 3 89ff.
^arrierenforschung 75ff. Backhaus, Klaus 253ff, 268
Basisstrategien, ökologische 109ff., 126ff, 141ff., 146
Drei-Liter-Auto/-Fahrzeug 7, 201, 212, 216ff., 224f., 227f, 230, 339ff., 398, 400
Drittelmix 195, 215 Dyckhoff, Harald 265, 267f.
Batterie(n) 206f., 209f., 325
Dyllick, Thomas 77
Belz, Frank 6, 117ff., 140, 266,269
Dyllick, Thomas et al. 6,48, 113, 117ff., 140, 142, 144ff, 157, 266, 269,395
Bentley 185 Benzinmotor 197, 20Iff., 208
BMW 179, 184f., 188, 192f., 207,211 Brennstoffzelle 207, 330
Bruhn, Manfred 78
Bruttosozialprodukt 66 Bugatti 185
|ash-Flow 262ff, 385 China 49, 70, 196 Chrysler 185ff., 221
Citroen 179, 188
Club of Rome 50, 312 Cluster 372, 381ff., 402
Coenenberg, Adolf Gerhard et al. 265, 268, 272f., 276ff., 338, 370
Corsten, Hans 6, 26, 45ff., 130, 140, 395 CO2 53, 59f., 123, 160, 208, 225 CO2-Emission 48, 52, 54ff, 69, 86, 195, 197, 202ff., 206,214 Crashenergie 219
Cronbach-Alpha-Koeffizienten 372, 382
Dynamik lf., 24f.,42, 46ff., 127, 139L, 148, 159, 166, 176, 184,232, 256, 310, 367, 395f. Dynamische Ökologieführerschaft - Analyse der Untemehmenspotentiale 158ff. - Ansätze zur Operationalisierung 161 ff. - Anwendbarkeit für die Automobilindustrie 177ff. - Branchenanalyse 154ff. - Einordnung in ausgewählte Wettbewerbsstrategien 166ff. - empirische Reflektion 234ff. - Grundlagendarstellung 148ff. - Verglichen mit der Öko-Leadership-Strategie von Henkel 171 ff. - Wesensmerkmale 12, 147, 152, 231, 396f. Dynamische Produktdifferenzierung 12, 40ff.
|in-Liter-Fahrzeug 230, 343, 397 Elektroantrieb 208, 223, 326
Elektrofahrzeug(e) 8, 163f., 206ff., 211, 252, 329ff., 338 End-of-Pipe 91f., 97, 114, 124, 171,276, 288,308
Energiesteuer 61 Entwicklungszeit für Auomobilmodelle 183, 218
Jaewoo 188 Daihatsu 203
Daimler-Benz 185f., 192, 222
Erdgasantrieb 21 Off., 326f.
ESORO218, 327 ESP 200
External isierung 64
Seite - 524 -
Jahrzeugmodelle - Audi A4 225 - Audi A6 225 -Audi A8 199 - Audi A12 199,205,225,332 - Ford Fiesta 229 - Ford Ka 229, 339 - Mercedes A-Klasse 183, 200f., 208, 22 lf., 325 - Mercedes Maybach 185, 222 - Mercedes S-Klasse 222 Smart 222f, 238 -SmILE217f, 336,351 - Toyota Prius 209, 216, 228f., 232, 329, 342 VW Golf 227, 232 VW Lupo 217, 225ff., 232,341 VW New Beetle 189, 227
Fahrzeugverglasung 200
Stichwortverzeichnis
Jnsassenschutz 200L, 230 Jacobs, Rolf 265,267f.
Japan 188ff., 204, 209,228, 329,342, 356f., 360
jjalifomien 86, 163, 212
Kaluza, Bernd 6,40ff., 45f., 130, 140, 260, 268, 395 Kapitalbindung 218 Kausalität 83
Katalysator 86, 163, 203ff, 213, 223f, 276, 319, 321 KBA 236f, 240f, 252
Keramik 325 Kernenergie 59, 312
FCKW 53, 56
Kirchgeorg, Manfred 6, 48, 109ff., 127, 140ff., 145f., 157, 224, 268ff., 395
FDI 205
Kleinaltenkamp, Michael 32ff., 128
Fiat 186, 188
Kleinserienhersteller 237f., 243, 250, 252ff., 268, 270, 289, 295f, 298, 301, 306f., 324ff., 333f., 355f., 364ff., 370, 398
Fleck, Andree 28f., 31, 40
Flottenverbrauch 230
Ford 224, 229, 339 Ford MC 184, 186f, 203, 230, 366 Forschungsgruppe umweltorientierte Untemehmens führung (FUUF) 98, 265, 272ff„ 369
Kleinstuntemehmen 232, 237, 255, 282f, 297, 301, 328, 364ff., 367, 370ff„ 398,400 Kleinwagen 200f., 220ff., 224ff., 339, 341, 343, 350
Klimagipfel 63
Fritz, Wolfgang 257ff, 265, 272, 368
Kohlendioxid siehe CO2
FSI 227
F&E23, 184, 278f.
Konsument(en) 2, 6, 48, 62, 7Iff., 84, 89f., 93, 95, 99f., 107, 115, 122, 136, 139, 142, 144f., 149, 164, 181, 183,214, 291, 299,309, 312ff., 347, 353, 359ff., 370, 388
general Motors 181, 186, 188
Korrespondenzanalyse 4, 9, 262, 372f., 375ff., 402
GDI 204, 229, 232
Kostenführerschaft 1, 12, 17, 19ff., 25f., 30, 32, 45, 112, 114, 119, 121, 125, 127, 142, 254ff, 375
Gewichtsverringerungen/-reduzierungen 197ff., 218ff„ 222, 32Iff. Gilbert, X. 6, 32, 34f, 395
Greenpeace 217f., 322, 335f., 351, 370,400
Kia 184, 238
Kraftstoffverbrauch 191, 194f., 202L, 209, 212, 214, 220, 223, 342, 344, 380
Kraftfahrzeugsteuergesetz 345
jjenkel 69, 148, 150, 172ff.
HIM 44 Hotzenblitz 210
Levi Strauss 36
HUI 173
Lopez, Jose Ignacio 181
Hummel, Johannes 6, 48, 128ff, 140f., 144, 146, 395
Lovins, Amory, B. 218, 229, 353, 363f, 400
Hybridantrieb 209, 223, 328ff.
Luftwiderstand 211,219
Lücking, Joachim 257ff, 368, 398
Hybridfahrzeug 198, 208ff„ 218, 228, 237, 253, 329
Hypercar 7, 213, 219ff., 231, 254, 364f., 401
Hyundai 184
jjagermixmotor 204, 328, 333
Magnesium 199, 324 Markteintrittsbarrieren 182
Stich wortverzeichn is
Seite - 525 -
Mass Customization 35ff.
Produktionsausrichtung, ökologische 192
Materialinput pro Serviceeinheit 99, 106f.
Produktnutzen (originärer) 25, 34f., 138, 149ff., 178, 396f.
Meffert, Heribert 6, 30,48, 78, 109ff., 127, 140ff, 145, 157, 224,265, 268ff., 395 Meffert, Heribert et al. 265,289ff.
Jaffee, Hans 265,272
Mercedes-Benz 183, 185, 192f., 200f., 207, 221 f.
Real Zero Emission Vehicles 207
Metallsubstitution 325
Reliabilität 372, 38Iff., 402
Micro Compact Car 183, 237f.
Renault 186ff., 217
Mindestfahrzeugbestand 252
Rocky Mountain Institute 218
Mineralölsteuererhöhung 346f., 349, 400
Rolls-Royce 180,184f.
Mitsubishi 69, 188, 204, 229, 232, 328, 333
Rollwiderstand 211,219
Motor(en) 58, 195ff., 203ff., 207,209,211, 219, 22Iff., 225, 227, 229, 321, 325f.
Rücknahmeverpflichtung von Altautos, gesetzliche 347
Nachhaltige Entwicklung; siehe Sustainable Development
Nischenanbieter 20, 22,26, 181, 232, 255f., 349, 378ff. Nissan 37, 186ff., 209
Rückzugsstrategie als ökologische Basisstrategie 111, 143
Ruß 197, 202f.
^achsenring Automobiltechnik 209, 232, 237 Samsung 188
Schlüter, Stefan 253 ff., 268 jjko-Audit 99, 104fT.
Schneidewind,Uwe 6, 117ff.
Oko-Bilanzen 99, lOlff.
Schwefel 204f., 229
Öko-Controlling99, lOlff., 128
Ökologiemarketing 116
Selbstverpflichtung der Automobilindustrie 163, 212,214
Ökosteuer 62, 70,214,352
Serienerfahrung 326
Ontario 86f., 212
SkalaZSkalen 267f, 294, 372, 383ff., 391,402
Opel 163, 192,213,216,223ff., 319
SPSS 372, 389
Osteuropa 87, 197
Suzuki 188
Outpacing-AnsatzZ-Strategies 12,32ff., 113f., 127f., 133, 140, 146
Stahl 198,219
Sustainable Development 67ff., 172f.
Ozon, bodennahes 196, 210
Steger, Ulrich 6, 48, 84, 123ff., 140, 143, 146, 155, 164, 168,213,395
jartikelemission 201
Steinle, Claus 261, 266, 268, 273, 281, 302f, 305, 369
Passivität als ökologische Basisstrategie 111, 127, 143
Perlmutter, H.V. 30 Pflanzenöl-Motoren 326
Piech, Ferdinand 217 Pine, B. Joseph 6, 35ff., 395
PIMS 258, 260 Porsche 181, 188
Porter, Michel, E. 1 f., 6, 12, 16fF., 28ff., 32, 36, 39ff., 45,47, 112f., 119, 122, 125, 127ff., 133, 135, 140, 142, 144, 146, 148, 166, 254, 368, 380,395 Prestige 71, 127, 257, 260f., 373, 378, 380, 402
Produktdifferenzierung 32, 39
Strategische Erfolgsfaktoren - Erfolgsfaktorenforschung 257, 259 - Erfolgspotentiale 12f., 230,260ff., 368, 371 - Erzeugnisvielfalt 13, 42, 151, 396 - Erzeugniswechselpotential 41 - Flexibilität 13,42, 151, 159, 206f., 257, 373, 375,378ff., 396 - Kosten 1, 13, 19, 26,28f.,35, 39,41f., 47, 116, 122, 128, 130ff., 146, 151, 154, 159, 166f., 260fT., 368, 370, 373,375, 378ff., 396 - Qualität 13, 21, 42, 122, 129, 151, 260ff., 368, 373ff., 378, 380, 396ff., 402 -Service 13, 19,42, 129, 151, 181,396 -Zeit 13,42, 151,396 - Zielgröße(n) 12f., 42, 260ff., 368
Seite - 526 -
Stichwortverzeichnis
Strebel, P. 6, 32, 34f., 395
JCD342
[CO 25
VDIK 213, 236
VDA 213 TDI 226
Vester, Frederic 66, 210
Toyota37, 69, 182f\ 188, 204, 207, 209,216, 228f., 232, 329, 342
Verkehrsführung, optimale 211
Triade 21, 87, 165, 177, 180, 196,354,370
Vier-Felder-Matrix/-Matrizen 6, 48, 119, 123, 133, 139, 142, 145, 153, 156, 169 Volvo 69, 186, 230
^mwelt, natürliche 2, 52, 66, 68, 70, 74, 81, 83f., 89£, 104, 111, 144, 148, 153, 159, 166, 168, 395
Umwelt, untemehmensbezogen 1, 22, 165 Umweltbundesamt 100, 265, 267, 275
Umweltschutz (allgemein) 2, 73, 77, 82f., 85, 92ff., 96, 105, 113, 123, 143, 172, 175, 178, 268ff., 274f, 278£, 280f, 283, 293, 296, 308,338, 396, 398 Umweltschutzmaßnahmen - additive 91 - integrierte 91 - produktintegrierte 92 Umweltschutzorganisationen 150, 163,207, 300ff.
VW 181, 183ff., 189, 201,217, 224ff„ 333, 341
jjankelmotor 328
Wettbewerbsfelder, ökologische 188ff., 122, 157 Wettbewerbsstrategie 2ff., 6f, 9, 12, 14, 19, 30, 39, 45,47, 108, 115, 116, 122, 128, 130, 133, 134, 139£, 145, 147f., 151, 153ff, 175, 235, 253ff, 262, 358, 364, 369, 372f., 375, 378f, 395ff., 400, 402f.
Wettbewerbsvorteil - allgemein 1, 224 - strategisch 15,21 £, 35f, 114, 119, 144, 149 - Zerstörung 137, 152, 175, 396f.
Umweltzeichen 99ff.
Widerstandsstrategie als ökologische Basisstrategie 111, 113, 142
Umweltdynamik 23,41
Will, Thomas 6, 25f, 45£, 130, 140, 395
Umsatz 77f„ 88, 185, 190, 250, 252,258, 263f., 320, 385
Würfel zur ökologischen Profilierung 133f.
Untemehmenspositionierung 378, 381
jeitsensibilität 181
Untemehmenstypen (ermittelte) - aufgeschlossen 387, 392f., 402 - desinteressiert 387, 39Iff., 402f. - verwirklichend 387, 393f., 402
ZEV162f.
USA 58, 61, 63, 83, 86, 105, 162, 183, 189,213, 215
Zweitaktmotor 204, 218, 327, 336 Zukunftseinschätzungen 8, 370,400 Zulassungsverbote für Fahrzeuge 348
Zuverlässigkeit 372, 381 ff., 402