Drei Predigten von welchen in den Jahren 1848 und 1849 zwei in Giessen gehalten wurden und eine in Mainz, zu einiger Erwägung für unsere Tage [Reprint 2021 ed.] 9783112432242, 9783112432235


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German Pages 50 [56] Year 1851

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Drei Predigten von welchen in den Jahren 1848 und 1849 zwei in Giessen gehalten wurden und eine in Mainz, zu einiger Erwägung für unsere Tage [Reprint 2021 ed.]
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Drei

Predigten, von welchen in den Jahren

1848

und

1849

zwei in Gießen gehalten wurden und eine in Mainz, r« einiger Erwägung für unsere Tage

herausgegeben

Leopold Schmid. Festpredigten: drittes und letztes Heft.

Gießen. 3- Ricker'sche Buchhandlung.

1830.

Jnhattsanzeige. Am dritten Sonntag in der Fastenzeit.......................................... 1 Bei der Primitz des Herrn Fr. A. Steindecker............................ 14

Am Feste der

DreLfaltigleit......................................................... 34

Borwort. Die Predigten des ersten Heftes wurden im Laufe mehrerer Jahre vor Ausbruch des Deutschkatholicism und ähnlicher Richtungen gehalten, in der Voransficht, daß Derartiges nicht ausbleiben könne, wenn von oben und unten in der damaligen Weife fortgefahren wurde. Als aber die freikirchliche Bewegung hervorgetreten war, zeigte der Verfasser ge­ legentlich in seinem „kurzen Wort" darüber, daß es nicht blos auf dem religiösen Gebiete -renne, sondern auch in vielen andern Sphären das Feuer aufzulodern im Begriff stehe, und wie dem dort zn wehren und hier vorzubeugen fei. Speciell aber zu diesem Zwecke hielt er die Predigten des zweiten Heftes. Er wußte wohl, wie seine Stimme nur ein in's Meer gegossener Tropfen war. Allein er wollte mindestens das Seinige thun. Als endlich in den Jahren 1848 und 1849 kam, was bei dem trotz aller Warnungen unter den verschiedensten Ständen obwaltenden Verhalten mit Bestimmt­ heit vorherzusehen war : hielt er die drei Vorträge dieses dritten und letzten Heftes der vorliegenden kleinen Sammlung. Er hatte anfangs vor, dieselben erst er-

scheinen zu lassen, wenn er noch mehrere Fest­ reden würde gehalten haben. Allein diese Vorträge sind Zeitpredigten, und, so gewiß alle Bestandtheile des Wahrheitsschatzes gleich ewig sind, bedarf doch jede Zeit der besonderen Vorhaltung gerade bestimmter Punkte aus ihm. Bereits aber ändert sich wieder die Zeitflächc sammt ihren nächsten Bedürfnißen; und so würden fernere Predigten nicht mehr fo recht zu jenen passen. Der Verfasser hätte jezt auch an diesen Vorträgen hie und da zu ändern; wie es denn einmal des Menschen demüthigendes, aber auch erhebendes Loos ist, daß er an sich und dem Seinigen zu bessern hienieden stets Grund und Gelegenheit findet. Allein dieselben sind ein­ mal Acten der Zeit, und so mögen sie bleiben, wie sie eben sind. Sind sie aber auch nur Zeitacten, so giebt es doch solche Zeiten, welche

in einem hervorstechenden Grade für alle üb­ rigen reich an Lehren, Mahnungen, Warnungen und Aufschlüßen sind. In diese Klasse scheinen mir auch die zu fallen, auf welche die vorliegen­ den Predigten Bedacht genommen. Gießen am 19. Januar 1850.

Der Verfasser.

Am -ritte« Sormtag i« -er Fastenzeit. (Gehalten zu Gießen im Jahre 1848.)

Wandelt im Geiste; so werdet ihr die Gelüste des Fleisches nicht vollbringen. Gal. 5, 18.

Nur derjenige Ernst führt zum Heil, welcher, von der Freude an Gott erzeugt, feinen Himmel

in und um Ms öffnet.

Die heutige ftohe Botschaft

geleitet uns zunächst in das Wirken eines liebenden Herzens, wie noch keines geliebt.

Dann versezt

sie uns in die Stimmung, in welcher der Scharf­ blick der Liebe die Sünde durchschaut und enthüllt. Endlich vernehmen wir noch das Frohlocken der 8. Schmid. Drei Pred. oder Festpred. 3. Heft. 1

2 zarten Unschuld ob der Macht des guten Geistes

in seiner Unscheinbarkeit über das Gepränge und gesuchte Wesen des Bösen. Das sind auch die Gefühle der Kirche in der

Fastenzeit.

Cs ist der, ob auch noch so sehr von

der Sünde verdeckte Sinn für das Göttliche, was sich in uns, von oben erregt, gegen die ihn um­

garnende Hölle

und ihre dienstbaren Geister aus

allen Kräften anstrengt.

Er ermüdet um so weniger,

als er mitten durch die Schrecknisse des brennenden

Gewissens

hindurch

die

Strahlen

der

göttlichen

Barmherzigkeit in steigender Jnbrünstigkeit einsaugt, bis sie ihm endlich die harte Schaale der Bosheit in

ihrem

letzten Hinterhalte

lösen.

Befreit und

unaussprechlich reich fällt jetzt das arme Herz fernem Gott frohlockend in die Arme.

Und haben wir nicht Alle schon diese Begeg­

nung

des Bösen und Guten

Innem erlebt?

in unserm

eignen

Als du deinem Wohlthäter unge-

3 bührlich von dem Seinem -entzogest, al- du deinem

Verfolger grolltest und du deine Gesundheit leicht­ fertig untergrubest : hat nicht in euch das bessere Selbst das Bemühen,

euch

darüber vor eurem

Gewissen zu rechtfertigen, immer wieder in seiner hingestellt?

Vergeblichkeit

Verspürtet

ihr

nicht,

so ost ihr in euch zu gehm im Begriffe standet, die Vorboten eines himmlischen Wohlgefühls? und

welch ein süßer Friede lächelte euch beim Entschlüße,

Gott die Ehre zu geben, und kehrte endlich mit der Ausführung desselben in euch ein?

Als du

mit Gewalt ermöglichen wolltest, was unmöglich

war, und mit jeder neuen Anstrengung nur in desto

größere Leerheit, Trockenheit und Dästernheit ver­

sankest : war es dir nicht mehr dmn einmal, als

zöge dich eine unsichtbare Hand zmück? leicht

und

und lieber

tragen

und

wohl

in

ward

GeduK»

Opfer

dir,

als du ihr

Mühen

bringen,

Und wie

und

als

folgtest

Leide»

er­

deinen Geist,

4 UM dem Unabweislichm zu mtgehen, noch länger

fruchtlos zerreiben wolltest!

Ohne

freudigen

Aufblick

zu

Gott

in

der

Trübniß über die Sünde ist diese unbesteglich und

jene

vergeblich.

welchen

kein

Der

Strahl

Schmerz

über das Böse,

der Hoffnung

auf Gottes

Erbarmen durchzittert, macht die Seele nur immer

finsterer und fündentbrannter, bis sie fich endlich in dm Abgrund der Verzweiflung stürzt.

Aber auch

jmer Vorgeschmack der Seligkeit in der Rme kann noch zum häßlichm Wahne werden, wenn er und nicht Gott das Ziel der Trauer ist;

Mmsch

sündigt,

um

wenn der

in wohllüstigem Beben die

Schauer der Reue zu kostm, oder in künstlich erregtm Gewissensbissen fich abquält, um ihre Bitter­

süßigkeit zu gmießen.

So verschmitzt ist der böse

Geist, daß er selbst dm Uebergang in den Himmel

s dem Menschen, der sich darauf anhalten läßt, noch zur Hölle umwendet.

Um

so dringender ist es,

die Entlarfung deSselbm im heutigen Schriftabschnitt zu beherzigen.

(Eintheilung.)

Ohne festes Ziel, und ohne

klaren Kern ist sein Schalten haltlos.

O höchstes Gut!

das

Böse

wenden.

weißt du

zu

unserm

Heile zu

ver­

Verleih, daß wir, nachdem wir die Wi­

derwärtigkeit erfahren,

Auch das Uebel und selbst

der

diese

Sünde mit

an

dem

und

in

uns

entschiedensten

selbst

Abscheu

fliehen, und in dm Uebeln der Welt die Schule erkmnen,

uns

durch

nichts

von dir trennm zu

fassen und ewig bei dir zu seyn!

6 (Erster Punkt.)

welche

nach

sich

Von den drei Zügen, durch

dem heutigen

Evangelium

das

Böse characterisirt, ist der eine, daß es von dem einen Aeußersten auf das andere abspringt, ohne

darum sich wesentlich so zu ändern, daß es zum Guten würde.

Läßt es auf der einen Seite ab,

so geschieht es nur, um auf der andern desto übler zu

Hausen.

Hier

geht

Einer

murrend umher,

schmäht auf jede, auch die unschuldigste Lebensfreude, .und klagt endlos über das Verderbniß der Zeiten.

Und vordem schwelgte er in Genüssen und schalt die von

Gott

geordneten Grenzen der Heiterkeit

leeren Pfaffenspuck. ändern!

soll

auch

Wie konnte er sich doch

O! er hat sich nicht geändert.

so

Wie einst,

jetzt Alles nur seinem Selbste bienen;

damals seiner Genußsucht, nun seiner innern Oede. Wie hier ein Anderer nicht fromm,

melnd Seufzer Und einst?

sondern ftöm-

ausstößt und die Augen verdreht!

Er war der Fallstrick der Unschuld.

Ist es möglich?

O! es ist dieselbe Lüsternheit,

1 nut daß sie sonst die fleischliche Miene zut Schau

trug und jezt es mit der geistlichen thut. Siehe, wie Dieser rastlos dahinrennt, Nächte

durcharbeitet und seine Kräfte aufzehrt l legte

Und jüngst?

Hände wochenlang

er bequem die

Schoos und pflegte unthätiger Ruhe.

in den

Ist er ein

Andrer geworden?

So wmig er das Maas der

Erholung verstand,

so

wmig

kmnt

er das der

Anstrmgung; und alsbald wird das schnell Errun­ gene, ohne auch nur das Saatkorn zu neuem Er­ folge

übrigzulassen,

in Trägheit

wieder vergeudet seyn.

und Wohlleben

Hinwiederum ist es nichts

Unerhörtes, daß der junge Verschwender zum alten Geizhals wird; und hat nicht dieser wieder seine verschwenderischen Augenblicke?

Warum? aus der

maaslosesten und kleinlichsten Angst um sein Selbst,

für das er statt Gottes Freundschaft bald diejenige unzuverläßiger

Menfchm,

bald

die

Hülse

des

Mammons sucht. Wie

schüchtern,

ja

bis

zur

Zaghaftigkeit

8 sanft jene Kraftnatur dasteht !

Hättest du ihn eben

gesehen, wie er in Jähzorn ausbrach und wild um sich tobte!

Gleichwohl ist seine Gemüthsweise

keine andere gewordm.

In beiden Fällm gebrichts

ihm an der mannhaften Halmng.

Jener, der

sich stolz gegen seinen Fürsten erhebt, hat er nicht jüngst noch zu seinen Füßen gekrochen? und der

jezt blindlings dem Geräusche und Ungefhlm der

Massen

huldigt

und

den

Willm

des Volkes

anbetet, hat er dieses nicht so eben noch von

der Seite nein!

angesehen?

Welche Aenderung?

o

Wie er einst der Schmeichler der Starken

war und das Schwache zertrat: so hält er's pünkt­ lich noch jezt.

Uebermuth und Kleinmuth lösen

einander in ihm ohne Unterlaß ab.

9 Punkt.)

(Zweiter

Der

zweite

Zug- des

Bösen ist seine Verworrenheit unter Dem Scheine des

feinsten

Scharfsinnes.

Mit

den

Schlägen,

welche die Bosheit auf den Herrn richtet, trifft sie sich selbsten.

Des Pharisäers Vorwurf fällt auf

seine eignen Kinder zurück.

Wie geneigt doch der

Mensch ist, an Andern das zu bemäkeln, was er an ihm selbst als hohe Tugend gepriesen wünscht! Führt er

aber damit nicht eben dm Beweis, daß

es in dem, was er am Nächstm grundlos tadelt,

bei ihm gerade nicht mit rechten Dingm zugeht? Nicht der Heiland sucht den Teufel durch den

Teufel auszutreibm, wohl aber die Schaar seiner

Gegner.

Wollm sie nicht die Schwäche des Her-

zms durch die Selbstüberhebung des Geistes, den

Aergemiß

gebendm

Leichtsinn

durch

die

Maske

gleisnerischer Heuchelei, die Gesezlosigkeit durch die den Geist des Gesezes verdrängende leere Förmlich­

keit vertreiben?

Und fleh' einmal um dich!

Was

thut jene Mutter? Damit ihre Tochter achffamer

10 auf sich werde, lockt sie die Eitelkeit an ihr hervor.

Die Nachläßigkeit seines Sohnes will dieser Vater durch dm bösen Geist der Ehrsucht, die Irreligio­ sität seiner Gemeinde ihr Vorsteher durch die Auf­

stachelung des Haffes gegen Andersgläubige tarnten.

"INI —

(Dritter Punkt.)

Der dritte Zug des bösen

Geistes endlich ist seine Unfähigkeit zu irgend etwas Nachhaltigem.

Maaslose Forderungm an Andere

zu stellm, das geht ihm leicht vom Munde. Nach­

dem der Herr seine göttliche Macht auf Erden be­

wiesen, soll er auch

noch

Zeichen

am Himmel

chuu. Welches find ab« die Thatm seiner Lästerer? Sie, die Hüter der heiligen Stadt, bringen md-

lich die Macht der Fremdm gegen sie auf und die

Einheimischen wider einander in

Empörung.

Trümmer Jerusalems, hier steh' ihr Werk !

Die

11 Aber vielleicht sind sie in der Einsicht stärker

als im Handeln?

ihre

So sonnenklar und handgreiflich

Verworrenheit und Unverständigkeit

sich

vor

sie hinstellt: so wenig sind sie im Stande, sie bei

all dieser Augenfälligkeit zu erkennen, uud halten

ihre Thorheit für Weisheit. mit ihrem Willen besser!

Doch steht es wohl

Unerachtet aller Anregung

und Hülfe des göttlichen Erlösers gewinnen sie es

nicht über sich,

dem Heiland zu nahen, währmd

ein schwaches Weib sich voll Entzückm zu ihm wm-

det.

O des Geistes? der aus öden Steppen kömmt,

ob er dm Namen der Freiheit oder des Gehor­ sams, des schönm Neuen oder des guten Altm

glänzend an sich trage, trotz allen Geräusches und Prunkes verödet er das Lebm.

12 (Schluß.)

Sollen wir aber, wenn wir diese

Züge des Bösen nur zu vielfach in und um uns gewahren, darüber dm Muth und die Freudigkeit des Besserwerdens verlieren? Nein! Dm Ursachen

derselben mit aller Entschiedmheit mtgegmzutreten, vor Allem in uns und dann auch um uns, fordert uns die heilige Fastmzeit mit besonderem Nachdruck

Den Unglauben und die Gleisnerei mit dem

auf.

Geiste des Gebetes, die Hartherzigkeit und das Ge­

lüsten

nach

fremdem Gut

durch überall bereites

Wohlthun, die Vergötterung und Wegwerfung sei­

ner selbst in überschwenglichem Freiheitstaumel und

schnödem Sinnenrausch durch Selbstbesinnung und Selbstbezähmung zu bannen, legt sich uns nahe. Das läutert uns Herz, Blick und Willm, dm Finger Gottes zu erkennen und zu ergreifen, ihn, der das Gewölke um uns zertheilt und daraus die

Wonne eines nie gesehmen Tages hervorführt. Ist

er

es doch

selbst,

welcher durch

jme Uebungen

mitten unter Nöthen und den Verlockungen vergäng-

13 kicher Güter uns anregt, in den Versuchungen der Gegmwart die ewigen Schätze liebzugewinnen und

durch die Freude an ihrm Besitzern uns die uner­

schöpfliche Quelle

derselben zu öffnen und es aus

Erfahrung zu verstehen, was

es heißt : ja selig

vielmehr, die das Wort des Herrn vernehmen Md

es bewahren.

Amen.

Predigt -ei -er Primitz -es Herr«

Fr. A. Stein-ecker. (Gehalten am vierten Fastensonntag im Fahr 1848 zu Mainz in der Kirche des hl Emmeran.)

Muß ich mich denn rühme», so will ich mich meiner Leiden

rühmen.

II. Cor. 11, 30.

Sie begehen

heute, theurer Mitarbeiter im

Herrn, zum ersten Mal die heilige Opferhandlung der Christenheit; und von nun an wird ihr Leben

ein fortwährendes Opfer seyn. welcher

mittelst

der

Auflegung

Ist doch derjenige,

der

bischöflichen

Hände Sie nach Ihrer eignen freien Wahl Sich

erkoren und in seine Fußstapfen gestellt hat, in Ei­ nem der ewige Hohepriester und das Lamm, das ewiglich geschlachtet wird. Ohne Opfer kein Erfolg.

15 Auch dem Heiden siel ein Mißklang der Dinge

gegen einander und gegen die Personen und dieser sich schmerzlich auf.

unter

Dort müsse der Ge­

brauch, hier die Stimmung an einem altm Unrecht büßen; die Hemmung des Lebens reiche bis an

seine göttliche Quelle hinan, daher es erst durch

vvrenchaltlose

Gottheit

Dahingabe

wieder

in

bringen sey; ihre

den

oder

Opferung an die

geordneten

Fluß

zu

Weihe erst vermöge dm Sinn

gut und die Venvendung gedeihlich zn machen. Die Opfer steigerten sich von der Einzeldarbringung bis

zur hundertfachen, vom Product der Erde bis zum theuren

noch

Menschenleben.

Doch

das Herz ward leichter.

Selbst,

wodurch

weder die Sache Das volle, reine

erst die Menschheit sich und die

Dinge in den angemessmen VerhälMiffm bewegt,

vermochte sie nicht

Gott zu opfern und von ihm

weihen

Denn ihr Unglück war eben,

zu lassen.

daß sie es nicht besaß.

16 Ihre dunkle Ahnung, Gott allein könne noch helfen, spannt sich im vorbildlichen Opfer des Judenthums zur hoffenden Gewißheit, er werde helfen;

sein Gesalbter werde sich selbst zum Einen, reinen

und vollen Opfer bringen, er es wohlgefällig an­

sehen und durch es alle Völker segnen. Vor uns aber steht diese Opferhandlung am

Kreuze

vollbrachte Thaffache.

als

jedoch daß in Natur weder

in einander zerfließende,

noch starr

versöhnt sind, in Folge

unaussprechlich

Leben sein Antlitz umfließt. bringung

Mein

Christus Gottheit, Menschheit und

getrennte Wesen, sondern wovon ein

Nicht

seliges

und

herrliches

In Kraft dieser Dar­

opfert von nun an die von ihm erbaute

Menschheit und öffnet dadurch auch sich den Erwei­

sungen der Huld

und Anmuth

von oben.

Das

Eine blusige Opfer Christi bekräfsigt sich durch das

unblutige der Christenheit', wie dieses sich durch je­ nes bewahrheitet;

und

sein

ewiges Hohepriester-

thum bewährt sich nicht minder durch seine fortlau-

17 sende Aufstellung

Priester

al- diese bei

seiner Gemeinde von jenem zeugen.

Das ist chre

zeitlicher

Würde.

Doch nur in dem Grade dringt fie, statt in leerer Förmlichkeit abzustoffen, wesenhaft durch, als der

Geist der willenskräftigen Hingabe

und

der

mannesmuthigen Treue

Wandel deS Priesters Leben durch

weiht,

seinen Tod

an Gott

gegen ihn den

wie der Herr sein

hat.

besiegelt

In

der

Macht des Willens auf den Willen erweiset sich vor Allem der priesterliche Beruf.

Wie aber durch

diesen Menschheit und Natur mit Gott und durch ihn

seyn wollen : so liegt es

unter sich versöhnt

auch im

lebensvollen

Willen,

das

Wissen und

Wirkm, durch beide sich erfüllend, zu ordnen.

Ist

Christus auch

der

doch der Eine

hohe

Priester

Eine Prophet und König. 8. Schmid. Drei Pred. oder Festpre». 3. Heft.

2

18 Wenn jedoch der Priester solcher Gestalt seinem Gott, der Heiligung der Menschheit und der Weih­ ung

der Natur

Leiden ihn

woher sollte

lebt :

kommen?

O

da das

ihm

nicht in ihm und um

daß

der widerstrebenden Mächte nur zu viele wä­

ren, welche, um ihr Unwesen zu ftisten, das AeuKerste gegen ihn wagen.

(Eintheilung.) beständig Leiern-

ren

DeS Priesters Lebm

ist ein

Die Welt hat recht : nur Tho­

werden Priester.

O ja! eine Thorheit aber,

deren Ruhm weit alle ihre Leiden überragt.

Himmlischer Vater! Durch den Apostel belehrst

D« uns heute, daß die Knechtschaft aus der Sünde

und die Freiheit aus Christus ist, und forderst «ns ans, nicht mehr

Knechte,

sondern Freie

Und Dein Evangelist legt es

zu seyn.

uns vor Augen, wie

19 das freie Leben im Herrn nicht im

Zerstören,

sondern in Thaten des Lichtes besteht, in denm eS

sich nicht nur nicht erschöpft, sondem nur immer neue Wunder chut.

Jene wenigen Brode und Fische

haben nicht blos tausende gesättigt, sondem sich durch die Verwendung neuerdings vermehrt.

Erhalte in diesem Deinem Diener dm Freimuth und die Demuth, die Du in iHv gepflanzt,

und die nicht ohne einander seyn können; und laß ihn dadurch als treuen Jünger seines Meisters le­

bendig in das hohe Werk der Religion eingreifm, daß die Freiheit, deren Pulsschlag hmte die Welt

durchzittert, vom Wahne weder gehemmt noch miß­

braucht werde, weder trauemd ihr Antlitz verhülle, »och zümend daS Leben veröde, sondern als Se­

gen GotteS das Erdreich beftuchte zu reichlichem

Ertrag an himmlischen Erzeugnissen.

20 Des Priesters Lebm ist etrt

(Erster Theil.)

beständig Leiden.

Hat er das Opfer des Herrn auch in seinem Geiste darzubringen,

und ist -dies nur unter Be-

meisterung der verkehrtm Stellung der Dinge und Personen

zu Gott, zu

Bewußtseyn und Leben

einander

und zu sich im

möglich : so wird sich die

unangemessene Anschauung und Bethätigung des na­ türlichen,. menschlichen und göttlichen Daseyns von

außen und innen,

offen und insgeheim gegen ihn

spannen.

Die eigne und ihn umgebende Natur ist ihm

für

sich

weder

weder platterdings

schlechthin

unheilig noch heilig,

vergänglich noch

unvergänglich;

weßhalb sie vom Menschen weder verkümmert noch vergöttert, sondem ten

gebraucht

und

nach

Gottes

dadurch

heiligen

Absich-

in sich selbst geweiht

21 werden soll,

Von ihrer Durchdringung erwartet er

weder den Stein der Weisen, noch die ewige Sekigkeit, schlägt aber die gründlichste Besitzergreifung von derselben in Geist und Leben um so höher an,

als er weiß, daß sie, nach dem Evangelium, ob­

wohl nicht die Ursache, doch die

Bedingung der

Vollendung der einzelnen, wie allgemeinen Mensch­ heit ist.

Könnte da noch das priesterliche Wirken

denen behaglich seyn, welche die Namr auf der ei­

nen Seite zu den

selbstsüchtigsten und

ftivolsten

Zwecken mißbrauchen und auf der andern als den Einen Gott und Herrn verkündigen?

Vielleicht daß der Priester mehr Geneigtheit bei den

Lenkern der rein-menschlichen Angelegen-

heitm findet!

Die Menscheit und der Mensch sind

ihm weder zur Knechtschaft noch zur unbeschränkten

Selbstherrlichkeit berufen.

Jeder hat seine Aufgabe

dmch freie Selbstbestimmung zu verwirklichen und

dazu ist Jedem sein Wille zu lassen.

Ebendamm

darf keiner seine Freiheit auf Kosten derjmigen des

LS Ander« , sondern muß sie zvr mähren Förderung seines Mchsten verwenden.

fordem

einander

Freiheit und Ordnung

wechselweis.

Berlezt

er

aber

damit nicht aufs Empfindlichste sowohl diejenigen,

welche nur von jener eintägigm Freiheit wissen, die, im Umsturz der Freiheit der Andern bestehend,

sich unter deren Trümmer selbst begräbt, als die,

denen der Maasstab der besten Ordnung ihre Be­ quemlichkeit ist Md die Niederhaltung der vielge­ staltigen Regsamkeit der Freiheit eine minder« Gefahr dünkt, als ihre edelsten, Früchte, die nur in ihrer

Unreife bitter sind, reifen zu lassen?Um so freundlicher werden einander die Ver­

religiösm

treter

der

Oder

sollte das

aus

Angelegenheiten

dem

begegnen,

grauesten Alterthum

stammmde Doppelgeschlecht noch nicht ausgestorbeq

sei«, welches der Anbetung des wahren GottrS hier die der menschlichen Einzelbeliebigkeit, dort die des

vorgeblichen gemeinen Wesens unterschiebt, und die

Augenblicke, in welchen seine entgegengesetzte« Rich-

23 tätigen vom Kawpf gegen einander ausruhm, mit vereint« List und Gewaltthätigkeit diejenigen vor--

folgt, welche ihrem

Gotte wen,

em Vorwurf für fie sind-

davon

auch

innerhalb

auch

Können unsere Tage

so wird es

erzählen,

steh'n,

jenes Vereines

die SAbstständigkett des

schweigend

um

der

so bester von

jeher

religiösen Gebiete- gegen

die Eingriffe der sich überstürzenden Eigenheit wie der

staatlichen Zwingherrschast gleich siegreich ge­

währt hat!

gegen

Aber auch hi« hat sich die Gottinnigkeit

die

Liebhaberei

sowohl

innerhalb des HeikigthumS

lichen Heiligkett

bequemen

Pfade

Ehre sucht.

Sowohl

die auf dem sehr

Herabsetzung

die,

Willkührlichen

als an jen« absonder­

zu bewähren, der

am

Anderer ihre

welche dm kirchlich«

OrganiSm zur bloßen Naturordnung herab-, Äs zum

WeltdeSpotism

ausstrannm

ihm Gelegenheit, sich zu «proben.

möcht«,,

gebm

24 Doch wohin verirre ich mich?

unter

Hab' ich Sie

vie Partheien der Naturforscher und Heil­

künstler, der Staatswirthe, Juristen und Publicisten,

der religiösen Zersplitterung und der kirchlichen Ge­ waltherrschaft

zu

geleiten?

In das stille Lebm

einer braven Gemeinde, an dm ftiedlichm Herd eines wackerm Pfarrers, in die Reihm einer trefflichm Geistlichkeit sehe ich Sie tretm.

Und Gott

ftlbst bietet durch die Stellung, in welche er Sie durch Ihre Obem smdet, Jhnm und durch Sie

Bielm feinen Friedm an. Nichts desto wmiger werdm Sie auch hier

in dm Gesinnungen, Herzen und Handlungen der ihrer Obsorge Uebergebmm

all

jene Richtungen

nur zu oft wieder treffm, wmn vielleicht minder ausgeprägt, dafür desto gährmder und zäher» - Aber

auch in Jhnm selbst seine Werkstätte aufzuschlagen, ist für dm Geist jener Berkmnung dev natürlichm,

menschlichen und göttlichen Ordnung um so ver-

lockmder,

je

entlegener das

Heiligthum ist,

in

05 welches Sie sich begeben, und je bestimmter es sich jenen Unholden zu verschließen bestrebt ist. Doch freuen Sie Sich, mein Freund, und

frohlocken Siel

Des Priesters Leiden sind nut

die Geburtswehen unverwelklichen Ruhms.

—*4WH-----

(Zweiter Theil.)

Des Priesters Leiden find

die Quelle feines Ruhm's:

Macht fich derjenige

berüchtigt, welcher das eigne und fremde, sachliche

und persönliche Gut verthut : so folgt dagegen der Gediegenheit und Reinheit des Thuns auf ddtn

Fuße die des Ruhmes vor Gott, mögen auch noch so Bielen ihn mißkemen.

Je reiner aber das

Thuw, desto gründlicher hebt es das Leiden durch

um so freiwilligeres Eingehen darauf.

Sowohl

die priesterliche oder religiöse Denk- und Hand­ lungsweise in ihrer Einfachheit als die irreligiöse

LS M ihrer Vielgestaltigkeit habe« zum Ziel das leidew«

freie herrliche geben. Diese aber will es erzwinge», jene will es

frei als freie Gabe.

Die letztere verursacht durch

verkehrte Selbstbestimmung sich und dem Nächste« Leivm, ohne sie tragen und heben zu wollen.

Sie duldet sie nur gezwungen und sucht sie ge­ waltsam oder listig

Andern zuzuschieben.

Die

erstere ist dagegen nicht allein emsig daranf bedacht, keine Leiden sündigend zu errege», sondern auch

aus freien Stücken bemüht, die vorhandenen durch

Verstopfung ihrer Quelle, durch ihre Uebernahme auf sich und durch freudige Linderung bei den Mitmenschen zu heben.

Darum begibt es sich

auch, daß » während die eine Lebensrichtung das Ziel trotz alles Haschens nm immer in größere Feme rückt, die andere es in Geduld und wie

Mm selbst immerdar erreicht.

Indem der Priester daS reine, volle, freie Opfer des Hellandes zu feinem und der Seinigen

37 Leitstern Macht, wird auch fein Wirken von Gotte­ freier Gnade mit Erfolg gekrönt.

Aüf Her Reinheit des

Gelingen des Wirkens,

Opfers

beruht

das

Daß Go« selbst inEhristus

leid«, giebt dem Leiden seine Kraft, indem in Go«

ihm die unüberwindliche und unantastbare Wirksmm kett zu Grunde liegt. Opfers göttlichen

ist

der

Als Darbringer des wahren

Priester auch der Spender der

Gnaden.

Als

Gottes

Mitarbeiter

in

Beidem geleitet er, Sünde tilgend und das BrS

dos

Lebens

Schwelle des

reichend,

irdischen

den

Menschen

Daseyns

von

det

bis ins Grab.

Nicht nur, daß dieser in der Taufe jenem heiligen Kreise überhaupt geweiht und dann durch die ober*

priesterlichen Hände für sein besonderes Leiden und Wirken gestärkt wirb, und diese auch noch für dsn Fortbestand ver priesterlichen Thätigkeit sorgen; noch

28 bevor sich

sein Blick dem Tageslicht öffnet, wird

feiner gedacht in der Heiligung der Ehe, und wen«

er ihn schließt, wird ihm noch Gottes Segm hin­

über mitgegeben.

So ist es das Haus der gött­

lichen Herrlichkeit, wofür der Priester sein Leben lang säet, begießt und einheimset. zu leidm

Wo für Gott

oder in seinem Namen zu wirken ist,

triffst du ihn, als den Helfer der Armen, dm Trost der Sünder, die Stüze der Kranken, dm schirmmdm

Freund der Jugmd, dm Rath der Unschlüßigerr, und mit Heldenmuth für das zerbrechliche

Alter.

Mit diesem Zusammmhang vo« Leidm und

Thun fällt und steht auch die Sicherheit uud Klar­

heit seines Schrittes und Blickes.

Was er weiß,

das übt er, und was er übt, das weiß er, aus

dem Grunde, ausser welchem kein anderer gelegt ist; in einer Innigkeit und Einfalt, welche freilich

gegen

dis

endlose

Zersplitterung

wie

gegm die

abgründliche Mischung der profanen Weisheit Md

Kunstfertigkeit

nur allzusehr

absticht.

Unbeachtet

29 mitten im Geräusche der unter glänzenden Namen

>»»»«» —

(Schluß.)

der

Es leuchtet ein, daß der Verfall

menschlichen Gesellschaft aus der Unftömmig-

keit stammt, und dieselbe nur wiederhergestellt werden

kann, wenn sie die Gottesfurcht zur Grundlage des

Lebens nimmt.

Allein was hilft es mich, wenn

ich mich noch so sehr um geordnete Selbstständig­ keit, freie Einigkeit nnd um ein Gott wohlgefälliges

Familien-, Gemeinde-, Staats- und Kirchenwesen

abmühe,

die

Andern

aber

nicht

wollen?

handelt sich ja dabei um ein Wechselverhältniß. r. Schmit, ©tri Pred. »der Festpred. 3. Heft.

4

Es

50 Zage nicht!

Dein Heiland hat außer Dir

noch zahlreiche Anhänger. harrlich an ihm.

Halte nur du recht be­

Wären es übrigens auch nur Du,

und Dieser und Jener, er würde schon durch euch

unvermerkt Viele

und

Fähigen an sich ziehen.

allmälig

alle

der

Hülfe

Der volle christliche Sinn

besteht nicht allein in der Festigkeit des Glaubens und in der Innigkeit der Liebe; den Muth der Hoffnung.

Amen.

er fordert auch

Von demselben Verfasser ist beim nämlichen Ver­ leger so eben erschienen : Ueber die jüngste Mainzer Bischofswahl. Ein Beitrag zur Kirchengeschichte und praktischen Theologie unserer Tage, bestehend in Aktenstücken und einigen wenigen Bemerkungen dazu. Preis 24 fr.

Erschien früher : Der Geist des Katholicism, oder die Grundlegung der christ­ lichen Jrenik. Erstes Buch. Auch unter dem besondern Titel : Die Idee des Katholicism oder Grundriß der spekulativen Theologie. 1848. Preis fl.l. 12fr. Desselben Werses zweites Buch. Auch unter dem besondern Titel: Die Selbst-- bestimmung der Idee des Katholicism im christ­ lichen Alterthum oder Grundriß der patristischen Dog­ mengeschichte. 1848. Preis fl.l. 12 fr.

Nächste Ostern erscheint : Desselben Werses drittes Buch. Auch unter dem besondern Titel : Die Selbstbestimmung der Idee des Katholicism im Mittelalter, oder Grundriß der scholastischen Dog­ mengeschichte. Desselben Werkes viertes und letztes Buch. Auch unter dem be­ sondern Titel : Die Selbstbestimmung der Idee des Katho­ licism in der neuern Zeit, oder Grundriß der symbo­ lischen Dogmengeschichte.

Ferner ist von demselben Verfasser erschienen : Festpredigten. Erstes Heft. Auch unter dem besondern Titel : Fünf Predigten zu einiger Erwägung für unsere Tage. 1845. Preis 27 fr. — Zweites Heft. Auch unter dem besondern Titel : Sieben Predigten zu einiger Erwägung für unsere Tage. 1847. Preis 45 fr. Ueber die menschliche Erfenntniß. Eine philosophische Grundfrage. 1844. Preis 27 fr. Ein kurzes Wort über die gegenwärtige religiöse Bewe­ gung. 1845. Preis 12 fr.